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Full text of "Der Deutsche Herold - Zeitschrift für Wappen-, Siegel- und Familienkunde 39.1908"

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Der Deulſche. Herold 


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Verantwortlicher Herausgeber: Verlag: 
Carl Heymanns Verla. 


Ad. O. Hilbrbrandf. 


Anpaltsverzeidpnis des ML Jahrgangs 1908. 


> 
I. Wappenkunde. 
Brandenburg, Wappen des Markgrafen Johannes von — 
als Ritter des Dliesordens, S. 122. 
Detmold, Katalog der Fürſtl. Waffenſammlung, mit Ab— 
bildung, S. 146. 
v. Engelboftel, das Wappen der Familie —, S. 
Enkircher Wappen, nochmals das —, S. 122. 
Exotiſche Länderwappen 
1. Britiſch Honduras, S. 8, 
Jamaika, S. 82, 
. Rio Grande del Sul, S. 141, 
Neuſüdwales, S. 160, 
. Auftralien, S. 195, S. 
. Mauritius, S. 196. 
Flamme, die, auf Ördensinfignien, S. 115. 
Forchheim, Malereien im Schloß zu —, S. 128, 17%. 
Heraldik, die, auf der Ausſtellung vom Goldenen blies zu 
Brügge 1907 (mit Hunſtbeilage), S. 73. 
Hiſtoriſch⸗heraldiſche Unterſuchung 
Ölgemälde, S. 224. 
Japaniſche Familienzeichen, S. 169. 
Japaniſche Stadtwappen (Nachtrag), S. 85. 
Originalzeichnung, eine unbekannte — Goethes mit dem 
Wappen Selters (mit Abbildung), S. 27. 
Salzburg, Wappen auf dem Peterskirchhof zu — (mit 
Kunftbeilage), S. 64. 
F. v. Schillers Wappen im Adelsdiplom, mit Abbildung, S. 21s. 
Gräfl. v. Schwerin ſches Wappen, Glasgemälde von L. Menzel, 
S. 230: 
Seltenheit, eine heraldiſche —, S. ga. 
v. Stöcken, das Wappen der Familie —, S. 134. 
Waffenkunde. Was ſoll der Heraldiker von hiſtoriſcher 
Waffenkunde wiſſen? Mit Abbildung, S. 51, 155. 
v. Weltze, das Wappen der Familie —, S. 134. 
Willkomm, (Prunfbecher) in Helmform (mit Abbildung), 
S. 198. 
Felter Medaille, S. 32. 


II. Kiegelkunde. 
Das Siegel der Hüttener Harde (Bergharde), S. 37. 
Barfte, ein Siegel des Amts —, S. 216. 
Petſchaft des Papſtes, S. 230. 


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über ein altes 


Siegel, ein unbekanntes — der Göttinger ſtädtiſchen 
Altertumsſammlung, S. 85. 

Siegelſammlung, verkäufliche, 5. 199. 

Sigillum oblativum prioris claustre virginum septi- 


stagnensium, S. 218. 


III. Familienkunde. 


Abwehr, zur, S. 60. 

Ahnentafeln, die —, des Herrn Dr. Roller, S. 141. 
Adelige in den Berliner Bürgerbüchern, S. 118. 
Altena, Burg, S. 116, (44. 


Altena, Iſt Burg — eine Stammburg der Hohenzollern? S. 16. 

Baden, der Grabſtein der Markgräfin Anna von — (F 1574), 
S. 55. 

v. Baden, zwei Gedenkſteine der Herren — auf Kiel (mit 
Abbildung), S. 7. 

Bärtling bzw. von Bärtling, 
Familie —, S. 120. 

Beſitzfeier, eine 625 jährige, (v. Weſternhagen) (mit Ab⸗ 
bildung), S. 153. f 

v. Boſe, Buze und Boz, S. 190. 

Fiſchbeck, Aufſchriften und Wappen der Särge in der Krypta 
der Stiftskirche zu —, S. 76, 100. 

Fiſchbeck, Steininſchriften zu Stift —, S. 58, 76, 199. 

v. Flemming, der Schillſche Leutnant —, bürgerlich, S. 9. 

Gedenkbuch einer böhmiſchen Erulantenfamilte in der Herzog⸗ 
lichen Bibliothek zu Wolfenbüttel, S. 97. 

— Hufage dazu, S. 192. 

Genealogiſches Hilfswerk, ein, (in Dänemark), S. 60. 

Grabinſchriften der luth. Kirche in Rinteln, S. 35, 57. 

Goethe- Ahnen, S. 161. 


Sur Stammtafel der 


SGoetheſche Ahnentafeln, S. 60. 


Goethes Ahnen, von Carl Knetſch, S. 176, 196. 

Bartungs Brief vom Jahre 1667, S. 37. 

Henckel v. Donnersmarck, Beiträge zur 
Genealogie der Familie —, S. 212. 

Nenßelbuch, das, der Stadt Sontra, S. 175. 

Heroldsamt; Die SFuſtändigkeit des Kal. Heroldsamts gegen: 
über den Gerichten bei Entſcheidung über das Recht zur 
Führung adliger Prädikate in Preußen, S. 150. 

Kekule von Stradonitz, S. 208. 

Kemnitzer Hirchenbuch, aus dem älteſten —, S. 179. 

Kirchenbücher Eſtlands, S. 56. 

UMirchenbücher in der Mark, S. 98. 

Theodor Koerners Dorfahren, S. 229. 

Kurfus über Familienforſchung und Vererbungslehre, S. 82, 
168. Programm desſelben, S. 95. 

v. Loen, die Familie —, S. 226. 

Das Orthſche Familienbuch, S. 96. 

Orth. die Familie — in Heilbronn, Frankfurt a. M. und 
Holland, S. 194. 

v. Randow, die Familie —, S. 159. 

Schillers ı6ftellige Ahnentafel, S. 102. 

v. Schönfeld, Heinrich, S. 78. 

— Ergänzungen dazu, S. 146, 164, 174. 

Schönfeld Frage, noch einiges zur —, S. 115. 

Schottelius, die Familie —, S. 14, 34, 164. 

Schottelius, Verbindungen der Familie —, S. 2134. 

Soehle, Freiherrn v. Soehlenthal und Soehlen von Aichberg, 
Bruchſtückweiſe Genealogie, S. 156. 

v. Sommerfeld, die Bezeichnungen Cumnitz und Cſchaslaw 
im Familiennamen der — in Schleſien und Böhmen, S. 139. 

Stammbuch des Elias Pilgram aus Nürnberg 1626— 1631, 
Se 102: 


v. Weſternhagen, f. Beſitzfeier. 


Geſchichte und 


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IV. Bücherſchan. 


Albrecht, Rud., Die Wappendenkmale und Inſchriften in 


Rothenburg o. d. T. 1907, S. 198. 

Archives heraldiques suisses, S. 163. 

v. Arnswaldt, W. C., Aus der Geſchichte der Familie 
Warnetrapp 1908, S. 38. 

v. Arnswaldt, W. C., Petersburger Tagebuch der Frau 
Erbprinzeſſin Auguſte Karoline Sophie von Sachſen-HMoburg⸗ 
Saalfeld (793, S. 18. 

v. Blumenthal, Herr Graf —, Geſchichte des Geſchlechts 
der Grafen und Herren von Blumenthal 1908, S. 39. 

Danmarks Adels Urboog 1908, S. 53. 

Dengler, B., Geſchichte einer Dorfkirche, 1908, S. 62. 

Deutſcher Ordens ⸗ Almanach, 1908, S. 104. 

v. Doerr, Aug., Beiträge zur Geſchichte und Genealogie der 
Familie Henckel v. Donnersmarck und die legitimierten 
Nachkommen der letzten Herzöge von Teſchen aus piaſtiſchem 
Geblüt, S. 105. 

Ebell, Mar, Perlen der Sandſteinvogeſen, 1908, S. 62. 

Ebhardt, Bodo, Die Hohkönigsburg, 1908, S. 144. 

v. Enckevort, Geſchichte der Familie, S. 217. 

v. Frankenberg, Karl, Rückblick auf Kultur und Geſchichte 
des Adels in Schleſien, 1907, S. 197. 

Groeneveld, Emmo, Feſtſchrift betr. das Marktrecht der 
Stadt Leer, 1908, S. 62. 

Habicht, Max Eberhardt, Stammtafeln der Familie Habicht, 
1907, S. 18. 

Helmolt, Hans F., Weltgeſchichte, 9. Bd. 1907, S. 61. 

Dr. Heydenreich, Das Recht zur Wappenführung, S. 217. 

v. Rösle, Die alten Papiermühlen der freien Reichsſtadt 
Augsburg, 1907, S. 62. 

Hervyn de Lettenhove, Baron H., Les chefs - d'oeuvre 
d'Art ancien 4 l' Exposition de la Toison d'or a Bruges 
en 1907, S. 181. 

Kleinfhmidt, Die Herren und Freiherren von Holzhauſen, 
1908, S. 145. 

„ H., Der Lindauer Sweig der Familie Heider, 1908, 

. 145. j 

Kiefer, Karl, Frankfurter Blätter für Familiengeſchichte, 
1908, S. 64. 

Kiefer, Karl, Haus- und Siegelmarfen aus der Stadt 
Lindau i. B., 1908, S. 217. 

Knetſch, Dr. Carl, Goethes Ahnen, 1008, S. 182. 

Koerner, Dr. B., Genealogiſches Handbuch bürgerlicher 
Familien, 14. Bd. 1908, S. 85. 

Leuſchner, Familiengenealogie, 3. Aufl., S. 40. 

Limpert, Grundſteine zu einer Stammtafel der heſſiſch— 
thüringiſchen Familie —, S. 145. 

£omer, Dr. Georg, Bismarck im Lichte der Naturwiſſen⸗ 
ſchaft, 1907, S. 162. 

Lorenz, Dr. Ottokar, und Devrient, Dr. Ernſt, Handbuch 
der europäiſchen Staatengeſchichte, 1008, S. 107. 

Dr. Lorenz und J. Galgowski, Mitteilungen des Vereins 
für kaſſubiſche Volkskunde, Heft I. 1908, S. 62. 
v. Lüttgendorff⸗Leiburg, Familiengeſchichte, 

baum und Ahnenprobe, S. 199. 

Macco, H. Fr., Aachener Wappen und Genealogien, I, 1907, 
S. 65. Berichtigung dazu S. 86. 

Macco, Aachener Wappen und Gen., II., S. 217. 

Machholz, Familiennachrichten aus altpreußiſchen Kirchen⸗ 
büchern, S. 62. 

v. Maltzahn, A. A. Fhr., Eliſabeth, Landgräfin von Heſſen⸗ 
Homburg, geb. Prinzeſſin von Großbritannien und Irland. 
Ein Lebensbild, 1908, S. 216. 


Stamm⸗ 


v. Manſtein, E., Geſchichte der Familie v. Manſtein, S. (at. 

Mitzſchke, Dr. Paul, Mitteilungen aus dem Mitzſchkeſchen 
Familienverbande, 1908, S. 198. 

Ordens-Almanach, Deutſcher, für 1908/9, S. 165. 

Poffe, Otto, Die Siegel des Adels der Wettiner Lande, III, 
S. 181. 

v. Reichenbach, H. Graf, Urkundliche Geſchichte der Grafen 
von Reichenbach in Schleſien, 1908, S. 63. 

Roſenbach, Adolf, Genealogie der Familie Roſenbach, 1908, 
S. 107. 

Schmidt, Berthold, Geſchichte des Geſchlechts von Maltzan 
und von Maltzahn, II, 1907, S. 17, 40. 

Schmidt, Dr. Gg., Das Geſchlecht von Bismarck, 
S. 40. 

Schmidt, Dr. Gg., Das Geſchlecht 
1908, S. 105. 

J. Siebmachers Großes und Allgemeines Wappenbuch, 
neue Auflage, S. 217. 

Stein, Guſtav und Richard, Nachrichten aus der Familie —, 
S. 145. | 

Tiroler Adels-Stammſitze, S. 216. 

v. d. Velden, Dr. G., Das Kirchenbuch der franzöſiſch— 
reformierten Gemeinde zu Heidelberg und Frankenthal 
i. d. Pfalz, 1908, S. 229. 

verzeichnis, vollſtändiges, der deutſchen Städte uſw., welche 
für den Sammler von Ortswappen in Betracht kommen, 
S. 85. 

Dogtherr, Dr. Friedrich, Geſchichte der Familie Dogtherr 
im Lichte des Kulturlebens, S. 40. 

Waldbott Rfrhr. v. Baſſenheim, Graf Oswald Gobert 
von Wolkenſtein, 1008, S. 144. 

Wappenfibel, 2. Aufl., 1908, S. 145, 198. 

Wecken, Dr. Fr., Genealogiſches über Familien des Namens 
Wecke, Wecken, 1907, S. 40, (44. 

Welcker, Beiträge zur Geſchichte der Familie —, 


1908, 


von der Schulenburg, 


1908, 


Wolleſen, P., Beiträge zur Geſchichte des Kreiſes Ofter- 
burg, III. Bd. 1008, S. 217. 


V. Vermiſchtes. 


Archiv, ein fürftliches, S. 199. 

Beſuchskarten, künſtleriſch ausgeſtattete, S. 64. 

Bienſches Wappen, S. 41. 

v. Bülowſche Bibliothek verkäuflich, S. 88. 

Celle, das Daterländifhe Muſeum zu —, S. 64. 

Dellemannſcher Familientag, S. 218. 

Dimpfel, Arthur, Auszeichnung, S. 64. 

Exlibris, ſeltene, S. 217. 

Familienforſchung, Abhandlung über —, von C. Stichler 
in der Tägl. Kundſchau, S. 42. | 

Samilien-Wamen im Cuxhavener Tageblatt, S. 41. 

Betr. Fiſchbeck, Wappen in der Stiftskirche und Ahnen⸗ 
tafeln der Stiftsdamen, S. 199. 

Frankfurter Hausmarken und Wappen in der Frankf. 
Kl. Preſſe, S. 41. 

Genealogiſcher Abend in Leipzig, S. 42. 

Großkmehlen bei Ortrand, Familienwappen in der Kirche 
zu —, S. 182. 

Heider, Genealogiſche Notizen, S. 41. 

Hanau, Gedenkſteine auf dem Friedhof daſ., S. 199. 

Dr. Heydenreich, Vortrag über das Recht zur Wappen 
führung, S. 88. 

Hohkönigsburg, zur Einweihung derſelben, mit Kunſt⸗ 
beilage, S. 105. 


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v. Honftedt, Adelsgeſchlecht erloſchen, S. 105. 

v. HiilfensHaefeler, Urſprung des Namens, S. 230. 

Internationale heraldiſche Konvention, S. 41. 

Internationaler Kongreß für hiſtoriſche Wiſſenſchaften 
zu Berlin 1908, S. 85. 

Hirchenbücher des kath. Pfarramts zu Alpen, S. 105. 

Korreſpondenzblatt des Geſamtvereins, S. (08. 

Leipzig, Friedhofausſchuß, S. 164. 

Lenzſcher Familientag, S. 122. 

Maillinger⸗ Sammlung, die, S. 122. 

Mansfelder Bergwerke, Urkundenbuch derſelben, S. 145. 

Mirus, Lebenslauf des + Hofrats, S. 145, 164. 

Praktiſcher Wegweiſer, Wochenſchrift, S. 217. 

Schaumburg, die, bei Rinteln, S. 164. 

Dr. Gg. Schmidt, Auszeichnung, S. 41, 250. 

Schottelius, der Name, S. 164. 

v. Seydlitz, Hauptmann a. D., 7, S. 105. 

Stiftungen und Stipendien für Mitglieder des deutſchen 
Adels, S. 105. 

Studentiſche Kunſt, Ausſtellung für —, S. 64. 

Daterländifhes Geſchichtswerk (Fhr. v. Mansberg, Die 
Erbanwartſchaft wettiniſcher Lande), S. 105. 

Verluſt deutſcher Namen in Polen, S. 42. 


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IV — 


Waldeckiſche Geſchichte, S. 164. | 
Seulenroda, Hotel zum Gold. Anker, S. 42. 
v. Siegler ſches Stipendium, S. 182. 


Anfragen: S. 19, 43—45, 64—66, 88 —90, 106108, 123, 
146, (od, 182— 184, 199, 218 — 220, 250. 


Antworten: S. 45, 66—068, 90, 108, 124, 148, 165, 184, 
220, 251. 


Briefkaſten: S. 68, 108, 184. 
Familiennachrichten: S. 21. 


Geſamtverein der deutſchen Geſchichts- und Altertums- 
Vereine: S. 187. 


Am ſchwarzen Brett: S. 88, 123. 


Protektorat Sr. Kal. Hoheit des Prinzen Friedrich Karl 
von Heſſen (mit Bildnis): S. 1. f 

Sitzungsberichte: S. 2, 4, 6, 24, 26, 47, 49, 20, 71, 9, 
95, 110, 112, 125, 126, (49, 185, 205, 206, 221, 223. 


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Verzeichnis der Mitarbeiter. 


Zu vorliegendem 59. Jahrgange des Deutſchen Herold haben Beiträge geliefert die Herren: 


v. Arnswaldt, W. C., Halle a. S. 

v. Aspern, Doberan. 

v. Bardeleben, C., Exzellenz, Berlin. 
v. Boſe, E., Oberfranfleben. 
Bötticher, A., Frankfurt a. O. 

Fräulein v. Bülow, A., Hoffelde. 
Clog, Ad., Friedenau. 

v. Dachenhauſen, A., Freiherr, Brüſſel. 
v. Damm, R., Dr., Hannover. 

v. Doerr, A., Schloß Smilkau. 

Eggers, H. K., Lübeck. 

Ehrenberg, H., Dr., Münſter. 
Gritzner, E., Dr., Weimar. 

Grube, M. W., Stettin. 
Herrenberger, Ulm. 

Jachmann, H., Charlottenburg. . 
Kekule v. Stradonitz, Dr., Gr. Lichterfelde. 
Kiefer, H., Frankfurt a. M. 

Koerner, B., Dr., Berlin. 

de Lorme, Ed., Hannover. 

Loſch, Ph., Dr., Steglitz. 

Lüſtner, Lothar. 


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Meyermann, Dr., Göttingen. 

v. Mülverſtedt, G. A., Magdeburg. 
ath, Fr., Rellinghanfen. 

zur Nieden, Dr., Berlin. 

v. Oidtman, E., Lübeck. 


v. Kauch, Dr., Heilbronn. 
v. Richthofen, W., Hirſchberg. 


v. Röbel, Gr. Lichterfelde. 
Roller, Dr., Karlsruhe i. B. 
Sabel, G., Bamberg. 
Schlawe, K., Breslau. 

v. Schoenermarck, G., Berlin. 
Seyler, G. A., Berlin. 
Sommer, Dr., Gießen. 
Sommerfeld, Dr., Königsberg Pr. 
Strohl, 8. G., Wien. 

v. Törne, Dr., Reval. 

v. d. Velden, Dr., Weimar. 
Derweyen, J., Gelſenkirchen. 
Wagner, Dr., Berlin. 
Weinitz, Dr., Berlin. 
Wentzel, K. G., Ober-Kemnth. 


Verlags -Archlo 4553. 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Hofbuchdrucker., Berlin W. 


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Hiegel- und Familienkunde“ 8 ME. Einzelne Nummern foften 1 Mk. — Anzeigen für den „Deutfchen Herold’ werden von 
Earl Heymanns Derlag, Berlin W., Manerftr. 43. 44, entgegengenommen. 


Mit hoher Freude bringen wir zur Kenntnis der Mitglieder des Vereins Herold, daß 


Se. Hoheit Friedrich Karl Prinz von Seffen 
die Gnade gehabt haben, das | 
Protektorat 


über den Verein zu übernehmen. Das gnädige Handſchreiben Seiner Hoheit iſt an der Spitze 
des Berichts über die 769. Sitzung in dieſem Blatte abgedruckt. 
Das Bildnis unſeres nunmehrigen hohen Schutzherrn nach der neueſten Aufnahme 


legen wir dieſer Nummer bei. Der Gorſtand des Wereins Herold. 


Jubalts verzeichnis: Bericht über 768. Sitzung vom 19. No⸗ Die Pereinsbibliothek befindet ſich W. 62, Aleiflſtr. 4, 
ps m ae 1255 2. 769. anne ac 5. De- | Auergebände I., und if Mittwochs von 2—5, Soun- 
zember 1902. — Hauptverfammlung vom 3. Dezember 1907. = A 
— Swei Gedenkſteine der Herren von Baden auf Kiel. (Mit | a Ld 
einer Tafel.) — Exotiſche Länderwappen. (Mit Abbildung.) re 
— Der ſchillſche Leutnant Hans v. Flemming — bürgerlich. 


— Die Familie Schottelius. — Jft Burg Altena eine Stamm: Alle Vereins- und Fachgenoſſen (Mitglieder und nicht 

burg der Hohenzollern? — Bücherſchau. — Anfragen. mitglieder) werden infolge des Pereinsbeſchluſſes vom 

17. Dezember 1895 gebeten, dem Schriftführer des Vereins, 

Geheimrat Seyler, Berlin 8. W., Gneiſenauſtr. 99, ge- 

Bereins nachrichten. | fällige mitteilen zu wollen: 

8 1. die wiſſenſchaftlichen Themata, Probleme oder Spezial- 

„ Rex Situngen des Yersins derold gebiete, deren Erforſchung und Bearbeitung fie ſich 
Dienstag, den 21. Januar 1908 zur Aufgabe geſtellt haben; 


Cloß: „Was muß der Heraldiker . „, fragen, welche in das umſchriebene Gebiet einſchlagen, 
von der Waffenkunde wiſſen d“) | 7½ Uhr, zu beantworten; 
Dienstag, den 4. Februar 1908 3. hinſichtlich welcher Punkte ihnen Mitteilungen, Auf- 
im „Jurssrafen hof, Aurfürftenfir. 91. klärung, Beiträge ufw. willkommen wären. 


5 


Die Mitglieder des Vereins Herold werden freundlichſt erſucht, folgendes beachten zu wollen: 

1. Alle den Herein im allgemeinen betreffenden Korreſpondenzen find zu richten an den Porſitzenden 
Herrn Generalleutnant z. D. v. Bardeleben, Erzellen, Berlin W. 50, Zurfürkendamm 240, oder an den 
Schriftführer, Herrn Geheimrat Seyler, Berlin W. 30, Nolendorſſtr. 10. 

2. Alle Anfragen, Wappen und Wappenkunſt betreffend, ferner Manufkripte für die Vereins publikationen 
und Mitteilungen, welche die Bibliothek des Vereins betreffen: an Herrn Profeffor Ad. M. Hildebrandt, 


Berlin W. 62, Schinſtr. 3. 


3. Alle Mitteilungen genealogifher und familiengeſchichtlicher Art: an Herrn Kammerherrn Dr. Kekule 
v. Siradonit in Groß Limterfelde, Marienſtr. 16. 


A, Alle Anfragen und Mitteilungen über Siegel und Siegelweſen: an Herrn Geheimrat Seyler, 


Berlin W 30, Nollcndorffir. 10. 


Die Mitgliedsbeiträge find an den Deutſchen Kreditverein, Berlin W. 66, Mauerſtr. 86/88, zu leiſten. 
Anmeldungen neuer Mitglieder nehmen alle vorſtehend genannten Herren entgegen. 


Bericht 
über die 768. Sitzung vom 19. November 1907. 
Vorſitzender: Se. Erz. Herr Generalleutn. 3. D. v. Bardeleben. 


Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz ver— 
lieſt eine Bemerkung S. E. des Herrn Grafen 
v. Pettenegg zu dem in Nr. 11 S. 188 der Monats- 
ſchrift abgedruckten Sitzungsberichte, dahingehend, daß 
der dort erwähnte Biſchof von Chur, Ortlieb v. Brandis, 
nicht zu dem tyrolifchen, ſondern zu dem hochfreien 
räthiſchen Geſchlechte dieſes Namens gehört habe. 


Zu korreſpondierenden Mitgliedern werden erwählt: 


1. Herr Dr. phil. Eduard Heydenreich, Regierungs: 
rat, Profeffor, Kommijjar für Adelsangelegen⸗ 
heiten im Königl. Sächſ. Miniſterium des Innern, 
Dresden⸗A., Blumenſtr. 45 IL; 

2. Herr Dr. Martin Wagner in Berlin; 

3. Herr Dr. phil. Richard Wendelmuth, Herzogl. 
Sächſ. Hofrat, Herausgeber des Gothaiſchen 
Hofkalenders und der Genealog. Taſchenbücher, 
Gotha, Herrenwieſenweg 6. 


Als Mitglieder werden angemeldet: 

*1. Herr Benno Frederking, Fabrikbeſitzer zu Dorpat, 
Livland; 

2. Herr Alexander Giertz, Pfarrer zu Petershagen, 
Oſtbahn⸗Vorort; 

5. Herr Franz Junckersdorf, Dresden -A. 5. 

Auf den Antrag des Herrn ſtellvertretenden Dor- 
ſitzenden wird beſchloſſen, Herrn Kammerherrn 
Dr. Hekule v. Stradonitz, welcher der IV. Haupt. 
verſammlung der Sentralſtelle beiwohnen wird, die 
Vertretung des Dereins auf diefer Derfammlung zu 
übertragen. — Der Herr Vorſitzende verlieſt die Ein. 
ladung zur Hauptverſammlung der Dereinigung zur 
Erhaltung deutſcher Burgen (27. d. M.). 

S. E. Herr Oberpräſident Dr. Freiherr v. Maltzahn ; 
Gültz hatte die Güte zu überſenden: Geſchichte des 
Geſchlechts v. Maltzan und v. Maltzahn von Dr. Berthold 
Schmidt (Schleiz 1907. 8° II. Abt. I. Band. — Es 
find weiter eingegangen: J. Urkunden und Regeften 
zur Genealogie derer von Scheven, II. Heft. Be» 
arbeitet von Curt v. Scheven, Oberft 3. D. (Geſchenk 


des Herrn Verfaſſers). 2. Genealogiſcher Taſchen⸗ 
kalender der Familie Holle v. Wehdem 1906. Dort⸗ 
mund. 3. Sommerfeldt, Sur Geſchichte der Grafen 
v. Tübingen, zirka 1455-1490. S. A. (Geſchenk des 
Herrn Verfaſſers). Sodann gab der Vorfigende von 
dem Inhalte der beiden letzten Hefte der Rivista 
araldica einen kurzen Überblick und berichtete über die 
Ankäufe. Der Herr Kammerherr machte die erfreuliche 
Mitteilung, die finanzielle Tage des Vereins werde es 
geftatten, in den Etat für 1908 für Bücherankäufe den 
Bet rag von 1000 Mk. wieder einzuſetzen. Herr Oberft 
v. Scheven bittet, bei den Ankäufen Weſtfalen mehr als 
bisher zu berückſichtigen und namentlich auf den Erwerb 
der Werke von Steinen bedacht zu ſein. 

Sum Schluß verlas der Herr Vorſitzende ein im 
Geheimen Staatsarchiv gefundenes Schreiben des 
v. Koetteritz an den Kurfürſten Johann Sigismund 
v. Brandenburg vom 4. Mai 1609 über Änderungen 
des kurſürſtlichen Wappens durch den Anfall der 
J ülichſchen Ecbfchaft. Herzog Johann Wilhelm v. Jülich, 
Cle ve und Berg war am 25. März 1609 geſtorben 
und der Kurfürft hotte ſofort den Auftrag erteilt, die 
Wappen der angefallenen Lande dem kurfürſtlichen 
Wappen einzuverleiben. Koetteritz überſendet nun dem 
Kur fürſten das neue Wappen, wie er es im Einver⸗ 
nehmen mit etlichen der anderen Räte hat ordinieren 
und abmalen laſſen. Eines der neuen Siegel war 
größer ausgefallen, als befohlen, weil der Siegelgraber 
erklärt habe, es wäre unmöglich, in eine kleinere 
Platte alle Helme und Schilde und was dazu gehört, 
kenntlich zu ſchneiden. Übrigens führten Fürſten und 
Herren im Reiche, die dem Kurfürften an Fanden und 
Leuten bei weitem nicht zu vergleichen wären, ebenfo 
große Sekrete in ihren Kanzleien. Er überſendet dem 
Ku rfürſten das Sekret durch den Trompeter Blaſius 
Brackwage, welcher hochbeteuerlich verſprochen, es 
gleich feinem Ceib und Leben zu verwahren. Es ſoll 
nun noch ein kleineres Siegel von der Größe eines 
Ortstalers nur mit den prinzipalſten Inſignien und 
dem Kurhute auf dem Schilde in Silber geſtochen 
werden. 

Der Schriftführer berichtete, der Inhaber einer 
Wappenfabrik zu Dresden habe eine Schrift über 
Wappenſymbolik erſcheinen laſſen, welche den Laien, der 


ee 


für feine Familiengeſchichte Intereſſe hat, für die ehr⸗ 
würdige Sitte der Wappenführung gewinnen und ein 
reiches Material vor ihm ausbreiten will, aus dem er 
nur zu wählen brauche; ſie ſchließt mit einer Reklame 
für die Fabrik des Verfaſſers. Der Verein „Herold“ 
hat ſeit ſeinem Beſtehen dieſen Wappenfabriken den 
Krieg erklärt, weil ſie mit dem verwerflichen Mittel 
der Täuſchung das Wappenweſen geſchäftsmäßig 
popularifieren wollen; er kann daher auch dieſen Anlaß 
nicht vorübergehen laſſen, ohne dem Unweſen entgegen⸗ 
zutreten. 

Herr Generalkonſulatsſekretär Fiſcher zu Ober: 
caſſel⸗Düſſeldorf hat überſandt einen Ausſchnitt aus 
Nr. 45 der deutſchen Wochenzeitung für die Nieder⸗ 
lande vom 10. November 190ẽ, enthaltend eine Ab⸗ 
handlung über die Frage, wie die deutſche Kaiſerkrone 
in das Wappen der Stadt Amſterdam gekommen ſei. 
Der römiſche König Maximilian I., der ſich beſtändig 
in Geldnot befand, hatte wiederholt von der Stadt 
bedeutende Darlehen erhalten. Bei einer derartigen 
Verhandlung, als der Konig Rüſtungen zur Unters 
werfung von Rotterdam vornehmen mußte, verlangte 
die Stadt das Recht, die Krone des Römiſchen Reichs 
im Wappen führen zu dürfen. In der Cat verlieh 
der König am 11. Februar 1489 für ewige Seiten der 
Stadt das Recht, ihr Wappen zum Andenken an die 
Gunſt des Königs mit der Reichskrone zu ſchmücken. 
Die Urkunde weicht nach ihrem ganzen Wortlaute von 
der hergebrachten Form der Wappenbriefe ab. Es 
fragt ſich, ob der König bei Lebzeiten feines Vaters, 
Friedrich III. ( 1495) berechtigt geweſen fei, das Recht 
zu erteilen; mindeſtens darf man annehmen, daß er 
nicht die Kaiſer-, ſondern die römiſche Königskrone 
habe verleigen wollen. Durch die dem Schilde auf⸗ 
geſetzte Krone wurde das Anſehen der Amſterdamer 
Flagge weſentlich erhöht, und die begünſtigte Stadt 
wurde von den ſeehandeltreibenden Städten Brabants 
und Flanderns, namentlich von Antwerpen und Brügge, 
ſehr beneidet. 

Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz 
legte vor I. einen Abdruck des Siegels des Herzogs 
Karls des Kühnen von Burgund, das die Schweizer am 
Tage von Granſon erbeutet hatten und das ſich jetzt 
im Archive in Luzern befindet. Er bemerkt dazu, die 
Schweiz, die viele burgundiſche Reliquien beſitzt, habe 
ſich leider gar nicht an der diesjährigen Dließausftellung 
in Brügge beteiligt. 2. Drei Photographien der 
Amtskette des Oberherolds vom Goldenen Dließ, die 
im Jahre 1517 hergeſtellt wurde; ſie bildet gewiſſer⸗ 
maßen einen Rahmen für 52 Wappen in zwei Reihen; 
je ein Platz war für die 50 Ordensritter und zwei 
Plätze für das Ordenshaupt beſtimmt. Nach dem 
Tode eines Ritters wurde deſſen Schild heraus. 
genommen und durch den des neuen Ritters erſetzt. 
Infolge davon iſt die Ausführung der Wappen une 
gleich. 3. Photographiſche Abbildung des Siegels der 
Stadt Stadthagen an einer Urkunde von 1324 (Cor: 
gebäude mit drei Türmen, in der Toröffnung das fos 


3 


genannte Neſſelblatt freiſtehend). Er behalte fich vor, 
eine Abhandlung über das Siegel für die Monats⸗ 
ſchrift zu bearbeiten. — Dann bemerkte der Herr 
Kammerherr, das Monatsblatt der k. k. heraldifchen 


SGeſellſchaft in Wien habe jetzt den Vortrag des Herrn 


Ritters v. Bauer über die notwendige Planmäßigkeit 
der heraldiſch⸗genealogiſchen Forſchung feinem Wort- 
laute nach veröffentlicht. Er bleibe dabei, daß Lehr: 
ſtühle für Genealogie und Heraldik notwendig ſeien, 
um die Arbeitskräfte zu erziehen. 

Herr Profeſſor Adolf Clog zeigte galvaniſche 
Abgüffe von zwei Helmfiegeln des bekannten Berniſchen 
Geſchlechts v. Mülinen aus dem 14. Jahrhundert. 

Herr Profeſſor Ad. M. Hildebrandt legte vor 
1. eine Reihe älterer heraldifcher Stiche, die von ihm 
kürzlich für die Vereinsſammlung angekauft worden 
find. 2. Die von Herrn Direktor Kötſchau in Weimar 
eingefandte Photographie der Goetheſchen Hand- 
zeichnung des Wappens Selter, welche als Vorlage 
für die Zelter-Medaille gedient hat. Der beigegebene 
Spruch lautet: 


Der Natur und Kunſt getreu. 


5 Den Proſpekt des in Vorbereitung begriffenen 
Prachtwerkes „Das Königshaus und der Adel von 
Württemberg“ herausgegeben von Friedrich Freiherrn 
v. Gaisberg ⸗Schöckingen unter Mitwirkung der Herren 
Hofrat Th. Schön und Geſchichtsmaler Ad. Clog. 
4. Eine Suſchrift des Herrn Freiherrn E. Grote, in 
welcher die Frage erörtert wird, ob die auf der Rückſeite 
der angehängten Siegel häufig ſichtbaren Finger⸗ 
abdrücke von den Ausſtellern der Urkunden ſelbſt her- 
rühren könnten. Es ſei bei dem niederen Adel denkbar, 
daß die urkundenden Perſonen perſönlich die Siegelung 
vollzogen. Wenn die Abdrücke der Siegel von dem 
Notar genommen würden, fo müßten alle an einer Ure 
kunde hängenden Siegel die gleichen Fingerabdrücke 
zeigen. Die Sache verdient wiſſenſchaftlich unterſucht 
zu werden. — Der Herr Profeſſor berichtete ſodann, 
daß in einem Berliner Mädchengymnaſium die jungen 
Damen von dem Geſchichtslehrer über Stamm . und 
Ahnentafeln belehrt werden. Die Frauen ſind in der 
Kegel die Träger des Familienſinnes; einige Unter- 
weiſung in der Technik der Genealogie kann daher nur 
nützlich ſein. Der Verein zollt der Einſicht dieſes 
Lehrers feine ganze Hochachtung. 

Der Vortragende ſchloß mit einem Kurioſum. Den 
Beſuchern des Vergnügungslokals Moulin rouge in 
Paris wurde kürzlich zugleich mit dem Theaterzettel 
der Proſpekt eines Wappenbuches (Armorial général, 
armoiries des familles nobles ou bourgeoises) in die 
Hand gedrückt. 

Das Ehrenmitglied Herr H. Fr. Macco legte vor 
I. eine Anzahl Aachener Totenzettel, deren älteſter 
aus dem Jahre 1758 ſtammt; der Inhalt entſpricht im 
weſentlichen den heutigen Traueranzeigen. 2. Die 
Nachbildung eines Dürer’fchen Stiches (Schild: Löwe; 
Helm: Hahn) aus einem Auktionskatalog von 


Müller u. Co. in Amſterdam. 3. als Geſchenk: 
Worthmann, Die Friedenskirche zur heiligen Dreifaltig- 
keit, Schweidnitz 1902. 

Herr Georg Otto legte einige Arbeiten ſeines 
Vaters vor, darunter die Ehemedaille auf den Fürſten 
Friedrich und die Fürſtin Cuiſe v. Solms⸗Baruth und 
meiſterlich aus geführte Plaketten; ferner eigene Arbeiten 
auf dem Gebiete der Exlibris, Originalzeichnungen mit 
den verkleinerten Abdrücken. Das eine (für Mathilde 
Freifrau v. Heyl zu Herrnsheim) war nach einer 
Zeichnung des Profeſſors Otto Hupp ausgeführt. 

Herr Hofwappenmaler O. Roick legte vor: 
1. Originalzeichnung zu einem Exlibris für S. D. den 
Fürſten Leopold zur Lippe. 2. Zeichnung des Titel 
blattes zum Katalog der Waffenkammer im Fürſtlichen 
Reſidenzſchloß Detmold. 3. Eine farbige Zeichnung des 
Vollwappens S. M. des Kaiſers. 4. Die Ahnentafel 
des Hofmarſchalls Grafen v. Rittberg. 5. Seichnung 
des Titelblattes für einen rumäniſchen Kalender mit 
dem königlichen Ehewappen. 

Herr v. Trebra übergab eine Nummer der 
Seitung für Hinterpommern, enthaltend den Bericht 
über einen Vortrag: Die ältefte Geſchichte der Stadt 
und des Landes Stolp. 

Herr Leutnant v. Brandenſtein übergab eine 
handſchriftliche Stammtafel des pommerſchen Geſchlechts 
v. Owſtien. Es gab urſprünglich zwei benachbarte 
Stämme dieſes Namens; der eine, der in geſpaltenem 
Schilde rechts drei Eberköpfe, links einen Flügel führte, 
erloſch gegen Mitte des 16. Jahrhunderts und wurde 
von dem anderen noch blühenden Stamme beerbt, der 
einen roten Sparren urſprünglich im ſilbernen, ſeit etwa 
100 Jahren im goldenen Felde führt. 

Herr Rechtsanwalt Dr. Eiſermann beſprach den 
§ 73 des Geſetzes über die Beurkundung des Perſonen⸗ 
ſtandes, welcher beſtimmt, daß den mit der Führung 
der Kirchenbücher bisher betraut geweſenen Behörden 
und Beamten die Berechtigung und Verpflichtung 
verbleibe, über die bis zur Wirkſamkeit des Geſetzes 
eingetragenen Fälle Seugniſſe zu erteilen. Er iſt der 
Anſicht, daß die §$ 810 und 811 des Bürgerl. G. B. 
eine genügende Handhabe gewähren, um wenigſtens 
die Einſicht in Kirchenbücher und Standesregiſter zu 
erhalten, vorausgeſetzt, daß man nach richterlichem Er: 
meſſen ein rechtliches Intereſſe daran hat. Die 
Paragraphen gewähren ein Klagerecht. Noch kein 
Standesbeamter hat ſich bis jetzt geweigert, gegen Be» 
zahlung der geringen Gebühren dem Erſuchen der Rechts- 
anwälte auf Erteilung von Standesregiſter-Auszügen 
ſtattzugeben. Wer vom Standesbeamten die gewünſchte 
Urkunde nicht erhalten kann, follte ſich an einen Rechts⸗ 
anwalt wenden. 

Seyler. 


Bericht | 
über die 769. Sitzung vom 3. Dezember 1907. 
Vorſitzender: Se. Erz. Herr Generalleutn. 3. D. v. Bardeleben. 


Der Herr Vorſitzende verlas folgendes Schreiben: 


d. d. Frankfurt a. M., 28. November 1907. 

Derehrter Herr Generalleutnant! Für das freund» 
liche Schreiben, welches E. E. als Erſter Dorfigender 
des Vereins Herold an mich gerichtet haben, ſpreche 
ich meinen beſten Dank aus. Seit einer Reihe von 
Jahren als Mitglied dem Verein angehörend, habe 
ich deſſen Tätigkeit auf den verſchiedenen Gebieten, 
beſonders auf denjenigen der Heraldik und Genealogie 
ſtets aufmerkſam verfolgt und Belehrung empfangen, 
für die ich dankbar bleibe. Unvergeſſen wird mir auch 
der freundliche Anteil ſein, welchen mir der Verein 
Herold durch Ueberſendung einer ſchönen Adreſſe bei 
meiner Vermählung erwies. Wenn nun durch E. E. 
vermittelt, der Wunſch des Dorftandes nach Uebernahme 
des Protektorats über den Verein an mich herantritt, 
jo wollen Sie überzeugt fein, daß ich dieſer Aufforde- 
rung mit um ſo größerem Vergnügen nachkomme, als 
ich das darin ſich ausdrückende Vertrauen auszeichnend 
empfinde. E. E. möchte ich daher bitten, dem Vorſtande 
mitzuteilen, daß ich das Protektorat über den Verein 
Herold angenommen habe und daß ich mit meinem 
lebhaften Danke die aufrichtigſten Wünſche für das 
weitere Blühen des Vereins verbinde. 

(gez.) Friedrich Karl Prinz von Heffen. 

Mit freudigem Beifalle begrüßte die Derfammlung 

dieſe höchſte Kundgebung. 


Als Mitglieder wurden angemeldet: 


1. Herr Carl Cleve, Major im Anhaltiſchen In⸗ 
fanterieregiment Nr. 95 zu Deſſau; 

2. Herr Ernſt Frensdorff, Verlagsbuchhändler in 
Berlin SW. Il, Königgrätzerſtr. 44; 

5. Herr Karl v. d. Groeben, Gberſtleutnant in 
Solingen (Rheinland): 

4. Herr Emil Freiherr Orgies⸗Rutenberg, Königl. 
Bibliothekar in Berlin W., Faſanenſtr. 53; 

5. Herr Paul Senfft von Pilſach, Hauptmann im 
Regiment Königin Auguſta in Berlin SW., 
Schleiermacherſtr. 21. 

Der Herr Vorſitzende legte vor J. das von der 
Derlagsanftalt „Vaterland“ herausgegebene großartige 
Prachtwerk „Deutſche Gedenkhalle, Bilder aus der 
vaterländiſchen Geſchichte.“ Dem Kaiferlichen Urteile, 
das Werk müſſe „durch die Gediegenheit ſeines Inhalts 
und den vornehmen Geſchmack ſeiner Ausſtattung ein 
Denkmal deutſcher Buchkunſt genannt werden“, iſt un⸗ 
bedingt zuzuſtimmen. Alle bei der Herausgabe betet 
ligten Inſtanzen haben ihr beſtes getan, ein Muſterwerk 
deutſchen Fleißes und deutſcher Kunſt zu ſchaffen. 
2. Freiherr v. Grote-Ebſtorff, Beiträge zur Geſchichte 
der Elbinſeln vor Hamburg. Herausgeg. vom Verein 
für Heimatkunde in Wilhelmsburg (Geſch. d. H. Verf.). 


Herr Auguſt v. Doerr auf Smilkau hat in einer 
Abhandlung über die Adels diplome der Brüder Koch 
ſich in bemerkenswerter Weiſe über die Ritterſtands⸗ 
verleihungen in Böhmen geäußert. Die Erteilung des 
Ritterftandes fei damals (1671) mit der Beförderung 
in einen höheren Adelſtand nicht gleichbedeutend ge— 
weſen. Die Aufnahme in den böhmiſchen Ritterftand 
mußte nach der damaligen ſtändiſchen Verfaſſung durch 
einen Majeſtätsbrief geſchehen; wie der Inkolat war 
fie zur Erwerbung eines der Landtafel einverleibten 
Gutes und zur Vererbung desſelben auf die Nach— 
kommen notwendig. Durch dieſen Gnadenakt trat man 
erſt in den Genuß aller Privilegien des Adels, welche 
man von feinen Vorfahren ererbte oder früher von 
dem Monarchen erteilt bekommen hatte. Der Ausdruck 
Ritter deutet an, daß der Betreffende Sitz und Stimme 
auf dem Landtage hatte. Mit der Erteilung des alten 
Ritterftandes war ein Vorrang in der Seffion bei den 
Candtagsverhandlungen verbunden. Erſt fpäter hat 
ſich in Oeſterreich der Brauch eingelebt, zwiſchen dem 
Adel und Freiherrenſtand ein Swiſchen⸗ oder Switter— 
ding, nämlich den Ritterſtand als Adelsgrad einzu— 
ſchieben. — Sur Beſichtigung war vorgelegt von den 
Antiquaren K. A. Stauff u. Co. in Köln das von dem 
Kaifer Leopold II. zu Wien 15. Februar 1792 dem 
Friedrich Auguſt Opitz, Rents und Oekonomiedirektor 
der Standesherrſchaft Muskau in der Oberlquſitz, 
erteilte Reichsadeldiplom. Es wird geſagt, daß Opitz 
aus einer guten, in den ſächſiſchen Landen wohl⸗— 
angeſehenen bürgerlichen Familie abſtamme; er habe 
ſein eigentümlich beſeſſenes Rittergut Sſchorne anſehnlich 
melioriert. Nun habe er im Herzogtum Sagan in 
Schleſien die Rittergüter Dubran und Schrotthammer 
erkauft, zu deren Beſitz ihm der Reichsadelſtand 
erforderlich ſei. Das Wappen iſt von Rot und Gold 
quadriert und zeigt im J. und 4. Felde ein heraldiſches 
ſilbernes Kreuz, im 2. und 3. ein ſchwarzes Hufeiſen. 

Herr Bürgermeifter Dr. Baffermann: Jordan in 
Deidesheim hatte eine Poſtkarte eingeſandt, verziert 
mit dem Wappen der Stadt, die ehemals zum Fürſt⸗ 
bistum Speier gehörte und daher im blauen Schilde 
ein ſilbernes Kreuz, rechts oben und links unten von 
einem goldenen Stern bewinkelt, führt. Für dieſen 
außeramtlichen Gebrauch des Wappens iſt ein Helm: 
ſchmuck hinzugefügt, ein geharniſchter Arm, der eine 
Traube trägt, und als Schildhalter rechts ein ſchmucke⸗ 
Mädchen in Landestracht, welches einen Korb mit 
Trauben auf dem Kopfe trägt, links ein gelbgehörnter 
weißer Ziegenbock. Darunter befindet ſich das Fakſimile 
einer Urkunde des Bürgermeiſteramtes, welche beſagt, 
daß im Jahre 1906 der von der Gemeinde Lambrecht 
gelieferte 500. Geisbock um 112 M. an einen Weinwirt 
zu Mannheim verſteigert worden ſei. Mit dieſem Bock 
hat es folgende Bewandtnis. Im Deidesheimer Walde 
hat ſeit unvordenklichen Seiten die Nachbarſtadt Lame 
brecht das Weiderecht mit der Caſt, der Stadt Deides⸗ 
heim alljährlich am Pfingſtdienstag einen Bock zu liefern. 
Die älteſte Urkunde über dieſes Verhältnis ſcheint vom 


— ne 
— —————⏑6 34 . —12— EE aE eae 


en 


Jahre 140% zu fein. Nach der Beſtätigungsurkunde 
Napoleons I. von 1809 muß der Bock „bien cornu et 
capable“ (!) fein. An die Verſteigerung des Bockes 
ſchließt ſich ein Volksfeſt an, welches den Sinsbock 
populär gemacht hat und auch wohl die Urſache ſein 
wird, daß ſich dieſe Kurioſität des Mittelalters bis zur 
Gegenwart erhalten hat. | 

Herr Kammerherr Dr. Kefule v. Stradonitz 
legte vor eine photographiſche Nachbildung des Wappens 
des Markgrafen Johannes von Brandenburg mit dem 
Orden vom Goldenen Diieß nach dem Griginale in 
der Kathedrale zu Barcelona. Karl V. verheiratete 
dieſen ſeinen Jugendfreund 1519 mit ſeiner Stief— 
großmutter Germaine, Witwe des Königs Ferdinand 
des Katholiſchen von Spanien. Das „junge“ Ehepaar 
erhielt nachher das Amt eines Generalkapitäns des 
Königreiches Valencia, der Markgraf ſtarb aber {chon 
am 5. Juli 1525. 

Herr Profeſſor Ad. M. Hildebrandt legte eine 
(verkäufliche) Urkunde des berühmten Malers Tizian 
Decelli vom Jahre 1568 zur Anſicht vor: kraft der 
ihm vom Kaiſer Karl V. verliehenen Würde eines 
Nofpfalzgrafen erteilte er einem Prieſterkinde die Rechte 
eines ehelich geborenen Kindes. 

Herr Hofwappenmaler O. Roid legte vor: J. das 
Exlibris Paul v. Troſchke (Oberleutnant im 2. Dra: 
gonerregiment Lüneburg). 2. Ein Gedenkblatt zur 
Vermählung Sr. Kaiſerlichen und Königlichen Hoheit 
des deutſchen Kronprinzen. 5. Eine Poſtkarte zur Er- 
innerung an den Beſuch des Vereins „Kleeblatt“ in 
Detmold am 16. Juni d. J., gezeichnet im Auftrage 
des fürftlichen Hofmarſchallamtes. 

Unſer Ehrenmitglied Herr Herm. Fried. Macco 
ſprach über: „Die Bedeutung des Königlichen Staats» 
archivs zu Wetzlar für Geſchichte, Genealogie und 
Heraldik“. 

Aus der einleitenden allgemeinen Ueberſicht iſt 
hervorzuheben, daß das Reichskammergericht im Jahre 
1495 durch Kaiſer Maximilian eingeſetzt wurde und 
zunächſt nur über Landfriedensbruchſachen urteilte, bald 
aber ſeine Kompetenzen erheblich erweiterte. Der Sitz 
war zuerſt Frankfurt a. M., wechſelte dann aber. 
zwiſchen Speier und Aſchaffenburg und war ſeit 1695 
ſtändig Wetzlar. Es erloſch 1806 mit der Auflöſung 
des Deutſchen Reiches. 

Alle damals noch vorhandenen Prozeßakten wurden 
nach Wetzlar gebracht und auf Befehl des Fürftprimas 
von Dalberg repertoriſiert. Das Generalrepertorium, 
welches 1846 - 52 durch eine von der deutſchen Bundes⸗ 
verſammlung eingeſetzte Reichskammergerichts⸗ Archiv- 
Kommiffion erweitert wurde, umfaßt rund 80 000 Pros 
zeſſe. Es enthält alphabetiſch geordnet die Namen 
von Klägern und Beklagten, ein kurzes Regeſt über den 
Gegenſtand des Streites, den Namen der Dorinſtanz 
und das Jahr der Einführung beim Reichskammer⸗— 
gericht. Von jenen 80000 Prozeßakten ruhen heute 
noch rund 55000 im Königlichen Staatsarchiv zu 
Wetzlar, ungefähr 50 000 find durch die vorerwähnte 


Kommiſſion an die einzelnen deutſchen Bundesſtaaten, 
beziehungsweiſe an Gſterreich, Belgien und Holland 
ausgeliefert worden, d. h. an diejenigen Staaten, zu 
deren damaligem Gebiet der betreffende Rechts ſtreit 
gehörte. Die Nauptmaſſe entfiel auf Preußen, im ganzen 
rund 30 000 Stück. 

Unter den heute in Wetzlar ruhenden Akten ſind 
tauſende, deren vorinſtanzliche Akten ſich noch in dem 
kunſtvoll verſchnürten Urzuſtande befinden, die alſo 
beim Reichskammergericht niemals zur Verhandlung 
gelangten. An der ſprichwörtlichen Derfchleppung der 
beim Reichskammergericht anhängig gemachten Prozeſſe 
trug in erſter £inie der Mangel an Diäten für die 
Richter die Schuld: die Abgaben der Reichsſtände, die 
ſogenannten Kammerzieler, kamen nicht ein, infolge 
deſſen konnte das Gericht oft monatelang nicht zufammen- 
treten. Dazu kamen die vielfachen Mißbräuche, unter 
denen die Beſtechlichkeit obenan ſtand. Prozeſſe, welche 
über 100, ja 150 und 200 Jahre dauerten, ſind keine 
Seltenheit. Wie Goethe berichtet, waren 1767 über 
20 000 Streitſachen am Wetzlarer Reichskammergericht 
anhängig. Die von Kaiſer Joſef II. eingeſetzte Viſitations⸗ 
Deputation leiſtete gar nichts, und als fie 1776 aus- 
einanderging, zählte man nunmehr 60 000 unerledigte 
Prozeſſe. 

Der Wert der Wetzlarer Archivbeftände für die 
Geſchichts forſchung, für Genealogie und Heraldik liegt 
in erſter Linie in der großen Anzahl der vorhandenen 
Akten, dann aber darin, daß in ihnen meiſt Feſtſtellungen 
über örtliche Einrichtungen, Gebräuche, Sitten, Recht 
und Herkommen, Ämter, Familien und Beſitz in aus: 
führlicher Weiſe erhoben und zum Teil erſchöpfend 
klar gelegt werden. Das Material wird durch die 
Beleuchtung ſtreitiger Punkte zu einem Werte 
erhoben, den gewöhnliche Urkunden überhaupt 
nicht beſitzen. 

Geſchichtlich wie auch genealogiſch am wertvollſten 
ſind die Erbſchafts⸗ und Beſitzſtreitigkeiten, unter deren 
Beweisſtücken ſich nicht nur zahlreiche Erwerbs und 
Teilungsurkunden befinden, ſondern auch Eheberedungen, 
Teftamente, Auszüge aus alten Zins und Lehns⸗ 
-regiftern uſw. Beiſpielsweiſe enthält ein Prozeß, 
welchen 1726 der Hofrat von Metternich - Müllenark 
gegen die Kurtrierſche Regierung anhängig machte, 
chronikaliſche Nachrichten über das von Pipin von Landen 
geſtiftete Kloſter Nivelles, dem einſt das umſtrittene 
Gut zu Rheinbrohl gehörte, dann zwei päpſtliche und 
zwei kaiſerliche Urkunden des 9. bis 15. Jahrhunde ris, 
ſonſtige Urkunden aus dem 16. bis 18 Jahrhundert, 
ſo daß ſich alſo die Nachweiſe über einen Seitraum 
von 1000 Jahren erſtrecken. In einem Haäuſerſtreit 
des Jahres 1765 zwiſchen Burtſcheider Bürgern griff 
man auf Kaiſerurkunden Ottos III., Heinrichs II. und III., 
Friedrichs II. und Karls IV. zurück. Wir finden hier 
ferner wertvolle Auszüge aus dem verſchollenen Regalien⸗ 
buch des Reichsſtifts Burtſcheid, aus dem Dogtgeding, 
alten Rent) und Grundbüchern uſw. In manchen 
Akten finden ſich mehr oder minder künſtleriſch aus ⸗ 


geführte Seichnungen und Malereien umſtrittener 
Burgen, Schlöſſer und adeliger Güter und Häuſer, 
welche für die Geſchichte deutſcher Burgen heute 
von beſonderm Werte ſind. 

Große politiſche und hiſtoriſche Ereigniſſe ſpiegeln 
ſich in den Reichskammergerichtsakten wider. Sahlreich 
ſind z. B. diejenigen Prozeſſe, welche mit der Reforma⸗ 
tion und Gegenreformation in Sufammenhang ſtehen, 
wie denn Redner feine Arbeiten über die Reformations: 
unruhen in Aachen während des 16. Jahrhunderts im 
weſentlichen auf dieſer Grundlage aufbaute. Und doch 
hat niemand vor ihm jene für dieſe Epoche äußerſt 
wichtigen Akten je benutzt! Die aufmerkſame Durch⸗ 
ſicht der Wetzlarer Regeſten ergibt allein ſchon eine 
Fülle von wertvollen Einzelheiten zur allgemeinen 
Geſchichte, zur Genealogie, Rechtsgeſchichte, Heraldik, 
Burgen⸗ und Güterkunde, zur Geſchichte der Rechts. 
anſchauungen, zur Wirtſchaftsgeſchichte, Topographie 
und allgemeinen Kulturgefchichte, es bedarf aber der 
erfahrenen Hand, um für eine beſtimmte Forſchung 
alle in Betracht kommenden Akten aus dem großen 
Material herauszugreifen, damit der Erfolg nicht hinter 
den Erwartungen zurückſteht. 

Die unter der Abteilung „Standeserhebungen“ in 
Wetzlar ruhenden Archivalien umfaſſen im ganzen 
770 Nummern. Sie teilen ſich in folgende Gruppen: 


a) Mitglieder noch jetzt ſouveräner Häuſer und vor: 
malige Kurfürſten (69 Nummern); 

b) Nicht mehr fouverdne Herzöge und Fürſten, und 
Erhebungen in den Stand der Herzöge und 
Fürſten (51 Nummern); 

c) Grafen und Marcheſen, und Erhebungen in den 
Grafenſtand (220 Nummern); 

d) Erhebungen in den Adel» oder Freiherrenſtand, 
ſowie an Adelige, Freiherren, Ritterfchaften und 
Städte verliehene Prädikate oder Titel, und 
ſonſtige beſondere Begnadungen (450 Nummern). 


Der Vortrag wurde mit lebhaftem Intereſſe an- 
gehört. Seyler. 


Hauptverſammlung vom 3. Dezember 1907. 


Auf den Antrag des Rechnungsprüfers Herrn 
Direktor Jachmann wurde dem Herrn Schatzmeiſter 
für das Rechnungsjahr 1906 Entlaſtung erteilt, mit 
dem Ausdrucke des Dankes für die ſorgſame treue 
Verwaltung des ODereinsſchatzes. Der Etat für 1908 
wurde nach dem Vorſchlage des Herrn Schatzmeiſters 
genehmigt. 

Hierauf wurden die Mitglieder des Dorftandes, 
der Rechnungsprüfer und die Abteilungsvorſtände eins 
ſtimmig wiedergewählt. Seyler. 


Zwei Gedenkſteine der Herren von Baden auf Liel 


Ziuei Gedenkſteine der Herren 


von Baden auf Tiel. 
(Mit einer Tafel.) 


Die beiden hier abgebildeten Wappenſteine, faſt 
gleichzeitig entſtanden, in ihrem Stil jedoch ſtark von 
einander abweichend, gehören beide einer und derſelben 
Perſon an. 

Der erſte, an der Nordſeite der Kirche zu Liel in 
Baden eingemauert, in reichem italieniſchen Renaiſſance⸗ 
ſtil ausgeführt, beſteht aus gebranntem gelben Ton. 
Er iſt nicht ſehr groß und hat etwa die halbe Höhe 
des zweiten. 

Auf der heraldiſch rechten Seite ſeines Mittelſtückes 
ſehen wir die Geſtalt der Gerechtigkeit mit Schwert 
und Wage, und neben ihr den Kranich mit einem 
Stein in der emporgehobenen Kralle als Symbol der 
Wachſamkeit. 

Von ihr durch einen Mittelpfeiler mit einer Karyatide 
getrennt, iſt das Wappen des 1830 erloſchenen Ge⸗ 
ſchlechtes der Freiherren von Baden, der geſchachte 
Schild, mit einem Greifen geviert, und oberhalb dieſes 
Wappens eine Kartouche mit dem Abzeichen des Ritter⸗ 
kantons Hegäu (auch Allgäu — Bodenſee genannt), 
hervorgegangen aus den Turniergeſellſchaften „Sum 
Fiſch und Falken“, recht gut heraldiſch dargeſtellt. 

Der obere Aufſatz des Steines gibt eine Darſtellung 
des jüngſten Gerichts, und ſeinen unteren Abſchluß 
bildet eine, wahrſcheinlich für eine Inſchrift reſerviert 
geweſene Fläche, die durch zwei geflügelte und nach 
unten in ein Rollenornament endigende Einhornrümpfe 
begrenzt wird. 

Wem dieſer Gedenkſtein geſetzt wurde, darüber 
gibt uns der zweite Stein, der in der Sakriſtei derſelben 
Kirche eingemauert iſt, Auskunft. Letzterer iſt der Grab⸗ 
ſtein des 1555 geſtorbenen Johann Hieronymus 
von Baden, Erbherrn auf Ciel. Dieſer Stein zeigt 
dasſelbe mit dem Greifen gevierte Schachwappen. 

Da aber die von Baden ſtets nur einen geſchachten 

Schild führten, ſo muß der Greif, mit welchem das 
Wappen hier geviert iſt, eine perſönliche Beziehung zu 
dem Verſtorbenen gehabt haben. 

Ohne die Helmzier des Greifenwappens zu kennen, 
wäre letzteres bei der Häufigkeit des Vorkommens dieſes 
Ungeheuers als Wappentier ſchwer zu beſtimmen. 

Er mochte entweder das Wappen eines ererbten 
oder erworbenen größeren Beſitzes, oder einer Gefell- 
ſchaft ſein, der der Verſtorbene angehört, oder aber 
das Wappen einer Gattin, konnte endlich auch ein 
Ordenszeichen vorſtellen. 

Oberfileutnant Kindler von Knobloch bezeichnet 
Johann Hieronymus von Baden in ſeinem oberbadiſchen 
Geſchlechterbuche als Mitglied der Geſellſchaft zum 
Ritter, kennt aber deſſen Gattin nicht und ſagt bei ihm 
auch nichts weiter über neuerworbene Beſitzungen. 
Wir vermuteten deshalb zuerſt in dem Greifen das 
Zeichen der Geſellſchaft zum Ritter. 


7 


— 


Inzwiſchen ermittelte jedoch der k. u. k. Oberſt— 
leutnant a. D. Camillo Freiherr von Althaus in Frei— 
burg i. B, den wir um ſeine gütige Mitwirkung gebeten, 
daß der Greif das Wappen der Familie Stürgel 
von Buchheim ſei. 

In dem Kontraftbuche der Stadt Freiburg fand er 
einen Eintrag, wonach am 5. Juni 1552 ein Vertrag 
zwiſchen Dr. Jakob Stürtzel von Buchheim und Frau 
Afra Spielmennin, Witwe Conrad Stürtzels, und deren 
Kinder, darunter Barbara Stürtzel als Ehefrau des 
Iheronimus von Baden, abgeſchloſſen wurde. Die 
Stürtzel führen einen Greifen im Wappen. 

Die Vierung des Manneswappens mit dem feiner 
Gattin iſt zwar etwas ungewöhnlich auf einem Grab- 
ſteine des Mannes, indeſſen kann in dieſem Falle kein 
Sweifel darüber obwalten, daß wir hier in dem Greifen 
das Wappen der Gattin des Hieronymus vor uns haben. 

Dieſer zweite Stein gibt uns gleichzeitig Aufklärung 
über die Seit der Entſtehung des erſten Steines, was 
nach den ſo ſehr verſchiedenen Stilarten der beiden und 
ohne Beſtimmung des Greifenwappens zuerſt kaum 
moglich fchien. 

Der Grabſtein, der jedenfalls bald nach dem Tode 
des Inhabers angefertigt iſt, wurde offenbar von einem 
ſimplen Dorfſteinmetzen ausgehauen, vielleicht ſogar von 
zweien, dem Meiſter und ſeinem Geſellen, da die ſehr 
gut und ſauber eingehauene Umſchrift eine geübte Hand 
erkennen läßt, der Wappenſchild mit Helm und Helmsier 
jedoch ſehr ſtümperhaft — beſonders in den Figuren 
der zwei Greifen bemerkbar — behandelt ſind. 

Die Helmdecke wurde jedenfalls nach älterem 
Muſter entworfen. Die Entſtehung des Gedenkſteins 
aus gebranntem Thon iſt wohl einige Jahre fpäter 
anzuſetzen. 

Gerade in dieſer Seit ließ der Sohn des Johann 
Hieronimus, Johann Balthafar von Baden nach feinen 
noch vorhandenen Aufzeichnungen aus den Jahren 1551 
bis [593 die Kirche zu Liel renovieren, und errichtete 
ſeinen Vorfahren Gedächtniſſe. Er ſagt für die Seit 
von 1551 bis 1560, ohne ſie näher zu beſtimmen: 

„Weiter hab Ich wie oben gemelt, der Jahr: 
zall nach angefangen das Gotshauß, die Kirchen, 
die Begräbnuß meiner frommen Doreltern Lob- 
lichen gedechtnuß In der Kirchen und darvor 
das Epitavium zur gedechtnuß wie man das ſieht 
und befindt allen abgeſtorbenen zue den Ehren 
und Dienſt Gotts zum beſten bedenkhen“. 

Johann Balthaſar wird wohl mit dem Epitaphium 
vor der Kirche gerade dieſen Gedenkſtein aus gebranntem 
Thon gemeint haben, da ſich ein anderes Epitaphium 
vor oder in der Kirche nicht vorfindet, und wäre deſſen 
Anfertigung mithin in die Jahre 1555 bis 1560 zu 
ſetzen. 

Nun fanden wir nach unſerer Abreiſe von Kiel in 
dem badiſchen Städtchen Dillingen eine für ſolch' kleine 
Stadt hervorragend fchöne ſtädtiſche Altertumsſammlung, 
welche eine ganze Anzahl ebenſolcher alter, trefflich ge— 
arbeiteter gebrannter Thonplatten, wie die Kieler, ents 


hält, zum Teil biblifhe Szenen und Allegorien, zum 
Teil Wappen darbietend; die meiſten der Platten wohl 
als Mittelſtücke in die Hauptwände alter großer Kachel— 
öfen angefertigt. 

Dem Anſcheine nach könnte die Lieler Platte von 
der Hand des alten Villinger Hafnermeiſters Hans 
Kraut, der von 1532 bis 1592 lebte und viele ſolcher 
ſchöner Platten modellierte, herrühren. Stimmt dieſe 
Annahme, dann kommen wir der Wahrheit vielleicht 
am nächſten, wenn wir die Anfertigung des Steines in 
die Jahre 1556 bis 1558 ſetzen, denn 1556 war Hans 
Kraut 24 Jahre alt, ein Alter, in welchem ſein bedeutendes 


8 


| 


I, Britiſch Honduras. 

Die feit 1855 die Bezeichnung „British Honduras“ 
tragende englifche Kolonie in Sentralamerifa, an der 
Oſtküſte der Halbinſel Yucatan gelegen, hieß früher 
nach dem Fluſſe Belize, Belize oder Balize (der Haupt: 
ort führt heute noch dieſen Namen) und erhielt durch 
die Gewinnung und Verſchickung des wertvollen Maha— 
goniholzes einige Bedeutung, welche Hauptbeſchäftigung 
der Koloniften auch im Wappen der Kolonie zum Aus» 
drucke gelangt. 

Der Schild iſt von Silber, Gold und Blau durch 
einen Göppelſchnitt geteilt und zeigt oben rechts ein 


Talent ſchon ziemlich ausgereift geweſen fein konnte.] mit einem Handbeil fic) kreuzendes Ruder (Paddle), 


Heute imitiert 
und modelliert der 
Hafnermeifter Jo- 
hann Glatz in Dil: 
lingen, angeregt 
durch die dortige 

Altertumsſamm⸗ 
lung, ebenſolche 
Tonplatten mit 
vielem Geſchick. 

Alex. Freiherr 
v. Dachenhauſen. 


Erotifche 
Canderwappen. 
Don H. G. Strohl. 

Mit der neben- 
ſtehenden Figur 
beginnt eine Folge 
von Territorial⸗ 
wappen, von de» 


nen wohl die 
meiſten in keiner 
der bisher er: 


ſchienenen Publikationen von Staats- und Provinzial— 
wappen zu finden ſind, obgleich ſie die heraldiſchen 
Symbole von Ländern bilden, die mit ihren Flächen— 
maßen die der europäiſchen Staaten oft fehr weit 
überbieten. — 

In den „Heraldiſchen Mitteilungen“ des heraldiſchen 
Vereines „Sum Kleeblatt“ in Hannover begann bereits 
Ende 1906 eine Folge von „Exotiſchen Städtewappen“ 
zu erſcheinen, die dieſe hier dargebotene Reihe von 
Cänderwappen zu einer Art „Exotiſcher Wappen: 
rolle“ ergänzen wird. 

Die Vorlagen zu dieſen Wappendarſtellungen wurden 
von dem Verfaſſer mit Beihilfe der öfterreich.-ungarifchen 
und der deutſchen Konfulate, ſowie fonftiger durch die 
Verbreitung des „Heraldiſchen Atlaſſes“ erworbener 
überſeeiſcher Freunde und Bekannter an Ort und Stelle 
eingeholt und dürften deshalb vollkommen zuverläſſig ſein. 


| 


welche Werkzeuge 
aber zur Hälfte 
mit dem britiſchen 
Union Jack über: 
legt ſind, der, an 
der SHildfante 
ſtehend, in ge— 
ſtürzter Form zu 
ſehen iſt. 

Oben links er- 
ſcheint eine mit 
einer Hacke ge— 
kreuzte Handſäge, 
alle dieſe Gegen— 
ſtände in ihren 
natürlichen Tink— 
turen. 

Das untere Feld 
enthält ein nach 
rechts auf dem 
Meere ſegelndes 
Schiff mit roter 
Flagge und eben— 
ſolchen Wimpeln. 
Als Creft dient 
ein, einem filbern- 
blau gewundenem 
Wreath entwachſender Mahagonibaum. (Swietenia 
Mahagoni L.) — 

Der Schild wird von zwei weißbehoſten Negern 
gehalten, die je eine Hacke und eine Paddle ſchultern. 
Sie ſtehen beide auf einem Bande, das die Deviſe: 
SUB UMBRA FLOREO aufweiſt. 

Das alte Flaggenbadge der Kolonie, das der 
jeweilige Gouverneur von Britiſch Honduras in der 
Unionflagge führt, zeigt ein ähnliches Schildbild, nur 
enthält das erſte Feld den Union Jack allein, frei— 
ſchwebend und nicht geſtürzt, das zweite die vier Werk— 
zeuge: Handbeil, Hacke, Paddle und Säge, untereinander 
in paralleler Lage angeordnet. 


— 9 — 


Der ſchillſche Teutnant Hang v. Flemming 
— bürgerlich. 


Don Amtsgerichtsrat Arno Bötticher, Frankfurt a. G. 


In Deutſchland gibt es nur zwei adlige Familien 
Flemming: die uradlig pommerſche, zu der auch die 
hauptſächlich dem polnifch-fächfifchen Staate bedienſteten, 
ausgeſtorbenen Grafen Flemming gehören, und die 
briefadlig fächfifche, insbeſondere lauſitziſche oder falken⸗ 
heinſche, die mit dem am 11. September 1745 durch 
den Kurfürſten von Sachſen als Reichs vikar“) in den 
Reichsadelſtand erhobenen Rittergutsbeſitzer Chriſtian 
Friedrich Flemming auf Falkenhain bei Cuckau beginnt.“) 
Beide Familien haben vollſtändige und überſichtliche 
Stammbäume; insbeſondere hat gerade die pommerſche 
einen 1794 amtlich aus den Cehnsakten aufgeſtellten und 
von der Familie bis auf die Gegenwart ſorgfältig fort: 
geführten Stammbaum. In beiden Stammbäumen 
kommt aber der mit zehn anderen ſchillſchen Offizieren 
von den Franzoſen am 31. Mai 1809 gefangen gee 
nommene und am 16. September 1809 in Weſel kriegs 
gerichtlich erſchoſſene Leutnant Hans v. Flemming 
nicht vor. Trotzdem iſt in der Citeratur die Anſicht ver- 
treten, daß mit ihm die trebenowſchen Flemming, eine 
Nebenlinie der pommerſchen Flemming, ausgeſtorben 
ſeien. Seiner Abſtammung nachzugehen, war daher 
intereſſant; die Nachforſchungen hatten aber auch das 
überraſchende und eigentümliche Ergebnis, daß Hans 
v. Flemming bürgerlicher Abſtammung iſt. 

Sollte er ein Pommer ſein, ſo iſt es auffällig, daß 
wohl über die Perſönlichkeit feiner beiden pommerſchen 
Leidens genoſſen, der Brüder Karl und Albert v. Wedel, 
nicht aber über ſeine Perſon Klarheit herrſcht. In der 
Schillliteratur wird er ſelten Hans, meiſtens Ernſt oder 
Ernſt Friedrich, zwar als der neunzehn Jahre alte, 
im April 1790 geborene Sohn des als Poſtmeiſter 
in Glogau verſorgten früheren Offiziers Friedrich 
v. Flemming und einer Charlotte geb. v. Tieſeln, 
der vorher im oflpreußifchen Refervebataillon ſtand, 
bezeichnet, aber als Geburtsort bald Rheinsberg 
i. d. Mark, bald Rheinberg in Preußen genannt. In 
Frage kam nur das märkiſche Städtchen; von dort 
waren jedoch keine Nachrichten zu holen, nach den 
dortigen Kirchenbüchern hatte dort eine Familie weder 
von Stemmung noch von Tiefeln gelebt. Es mußte daher 

*) Haiſer Karl VII., Kurfürſt von Bayern, war am 
20. Jannar 1745 geftorben, und fein Nachfolger Franz J., 
Herzog ven Lothringen und Großherzog von Toscana, wurde 


erft am 13. September 1745 gewählt und am 4. Oftober 
gekrönt. 

**) Er gehört zu den fog. jüterbogſchen Flemming, die 
bis zu einem um 1655 lebenden Urban Flemming, Ackers 
mann (mit drei Winkelhufen, zwei Gärten, einer Wieſe, 
zwei Scheunen und einem Brauhaus) in Beelitz (Kreis 
Sauch⸗Belzig) hinaufkommen und für die das Amtsgericht in 
Jüterbog reiche, von Urban Flemmings Frau Eliſabeth 
Junack herrührende Lehnsſtiftungen verwaltet. 


angenommen werden, daß der ſchillſche Flemming der 
Johann Friedrich Ludwig iſt, der nach Auskunft des 
Pfarramts in Glogau am 25. Oktober 1790 in 
Glogau dem Königlichen Poſtdirektor Friedrich 
Wilhelm v. Flemming und der Charlotte Auguſte 
Tieſel geboren wird, eine Annahme, die ſich durch 
die weiteren Forſchungen beſtätigte. 

Aber woher ſtammte nun der Poſtdirektor Friedrich 
Wilhelm v Flemming? Poſtakten über ihn waren 
nicht mehr vorhanden. Die Königliche Oberpoſt⸗ 
direktion in Liegnitz beſitzt aber ein 1805 beginnende 
und 1875 fchliegendes Aktenſtück, das die Unterſtützung 
ſeiner am 20. Mai 1835 ſterbenden Witwe und dreier 
un verheirateter Töchter Wilhelmine, Amalie und 
Karoline betrifft, von denen zuletzt die jüngſte Karoline 
1875 ſtirbt. Die Vornamen des Mannes und Vaters 
ſind in den Akten nie genannt. Die Witwe ſelbſt nennt 
ſich (nicht Charlotte Auguſte, ſondern) Johanna Auguſte 
und als ihre Eltern den Juſtizkommiſſarius und Juſtiz⸗ 
rat Tieſel in Genthin bei Magdeburg und eine geb. 
v. Werder, Schweſter des (1800 geftorbenen) Staats: 
miniſters Hans Ernſt Dietrich v. Werder auf Rogäſen 
bei Genthin. In Genthin, wo nach den ſpäteren 
Aktenangaben einer Tochter der Vater vor Glogau das 
Poſtamt gehabt haben follte, weiſen aber die Kirchen⸗ 
bücher die Namen Tieſel und Flemming nicht auf, hat 
alſo insbeſondere die Trauung der Eltern nicht ſtatt⸗ 
gefunden; dieſe iſt vielmehr, wie ſpäter durch Sufall 
herauskam, in Berlin, in der Nikolaikirche erfolgt, 
wobei der Vater als Hauptmann der Armee und Poft- 
direktor Friedrich Wilhelm v. Flemming in Groß— 
Glogau und deſſen Schwiegervater als weiland 
Höniglich Preußiſcher Juſtizrat Johann Chriſtoph Tieſel 
bezeichnet iſt, ſodaß entweder dieſer überhaupt in Berlin 
gelebt hatte oder die Tochter ſich bei dem Onkel 
v. Werder in Berlin aufhielt. 

Die Poſtakten beginnen mit einem Geſuch der 
Witwe um Unterſtützung vom 5. September 1805 für 
ſich und ihre neun 1 Kinder, das ſie mit 
der Darſtellung des Lebenslaufs und der Vermögens⸗ 
lage ihres am 29. Juni 1805 geftorbenen Mannes be- 
gründet. Aus ihm ergibt fich folgendes. 

Friedrich Wilhelm v. Flemming war zu Anfang 
des ſiebenjährigen Krieges (1756) in das 
Regiment v. Hardt oder v. Hordt (undeutlich ge⸗ 
ſchrieben) eingetreten und in ihm bis zum Hauptmann 
und Kompagniechef avanciert. Seine bei Leuthen 
(4757) erhaltenen ſchweren Verwundungen vere 
hinderten feinen Beitritt zur Allgemeinen Witwen- 
DerpflegungssAnftalt und waren ſchließlich auch die 
Urſache feines Todes. Nach dem Frieden 1765 ents 
laſſen, war er fünfzehn Jahre lang ohne Penſion und 
ohne Anſtellung. Bei Beginn des bayerifchen Erb— 
folgekrieges (1778) trat er wieder in ſein altes Regiment 
ein; aber bei deſſen Beendigung im nächſten Jahre 
wurde er wieder und ohne Penſion entlaſſen. Nach 
einigen Jahren erhielt er endlich eine Sivilanſtellung 
bei der Seeſalz⸗- Handlung in Klein: Polen, die 


— 10 — 


aber auch nur zwei Jahre dauerte, da dieſer Handels⸗ 
zweig einging. „Nachdem er mehrere Beweiſe ſeiner 
Brauchbarkeit im Sivildienſt gegeben hatte, wurde ihm 
1787 das Poftamt in Glogau anvertraut, dem er 
achtzehn Jahre vorſtand.“ Uber ſeinen Nachlaß wurde 
der Liquidationsprozeß eröffnet, in dem fein mit 


5500 Taler belaſtetes Haus nur für 5600 Taler vers | 


ſteigert wurde. 


Im ganzen hatte er „12 Kinder, von 


denen die beiden alteften im letzten franzöſiſchen Kriege?) 
ihr Ceben auf dem Felde der Ehre geendet haben und | 
nur eine Tochter verheiratet iſt.“ Die Witwe zählt aber 
Schillliteratur „Ernſt Friedrich“, in den Liſten der 
Geheimen Kriegskanzlei „Hans Ernſt Ludwig") war 


nur neun lebende Kinder auf, ſo daß überhaupt wohl 
nur elf Kinder geweſen ſein werden, und bezeichnet 
die ſechs letzten als ihre „rechten“ Kinder, ſo daß ſie die 
zweite Frau war und, nach dem Alter des erſten dieſer 
Kinder gerechnet, etwa 1787 geheiratet hatte: „Auguſte 
Friederike Eleonore (etwa dreißig Jahre alt), Kouife 


Archive, der Geheimen Kriegskanzlei (Hauptmann 
Schellwitz) und der Millitärkirchenbücher in Berlin, 
Ernſt Moritz Arndts Gedicht „Generalmarſch wird ge- 
ſchlagen zu Weſel in der Stadt“, des 1005 in Berlin 
erſchienenen Buches „Briefe einer Braut“ (des Albert 
v. Wedel), der Familie v. Byern auf Sabakuk und 
Parchen bei Genthin und der Kollektio Königiana) 
weiter geforſcht und gebaut und ſchließlich folgender 
Lebenslauf von Sohn und Vater v. Flemming feft- 
geſtellt worden. 

Johann Friedrich Ludwig v. Flemming (in der 


am 25. Oktober 1790 in Glogau als Sohn des 


Hauptmanns a. D. und Poſtdirektors in Glogau 


(27 Jahre alt, verheiratet mit dem Gutsbeſitzer v. Byern 


auf Sabakuck bei Genthin, Bez. Magdeburg), Friederike 
Couiſe (26 Jahre alt), Johanna Friederike Wilhelmine 
(17 Jahre alt), Johann Friedrich Ludwig (16 Jahre 
alt, Junker im vakant v. Grävenitzſchen Inf.⸗ Reg. und 
mit dem Reg. ausgerüdt), Amalie Ernſtine Chriſtiane 
(15 Jahre alt), Ernſtine Karoline £ouife (13 Jahre 


alt), Eduard Hermann 7 Jahre alt) und Auguft 


Heinrich Ferdinand (23/4 Jahre alt).“ Bei fpäteren 
Geſuchen und Eingaben der Witwe und Töchter er: 
wähnen fie ftets die Söhne und Brüder. 


Von Johann | 


wird mit dem Suſatz „der älteſte“ mehrfach gefagt, er 


ſei von den Franzoſen „füſiliert“ oder dem Major 
v. Schill gefolgt und 1809 als Opfer feiner Vaterlands⸗ 
liebe zu Weſel erſchoſſen worden. Hermann verſcholl, 
34 Jahre alt, nachdem er es nur bis zum Referendar 
gebracht hatte und ſchon 1835 von Ratibor, wo er am 
Oberlandesgericht arbeitete, eine Seit lang ver- 
ſchwunden war. Heinrich ftarb 1824 als CTeutnant 
im 7. Infanterie Regiment „infolge ſeines Dienſt⸗ 
eifers bei einer Übung in oder bei Liegnitz“. Die 
Mutter ſtarb am 20. Mai 1735 auf dem Gut Tuchorze 
bei Wollſtein, wo ſie zum Beſuch ihrer Tochter Karoline 
und der Familie des Baron v. Hottwitz war. Am 
17. Auguſt 1854 ſtirbt Wilhelmine in Karlsbad auf 
einer Reiſe mit der Familie des Kammergerichtsrat 
v. Dziembowski in Berlin. 
Familie tritt Amalie, die nachher beim Prdfidenten 
v. Meding in Merſeburg, dann bei einem Fräulein 
v. Kottwitz in Kunersdorf lebt und im Januar 1858 
als geſtorben bezeichnet wird. Karoline ſtirbt am 
14. September 1875 in Glogau. 


An ihre Stelle in dieſer 


Auf Grund dieſes Akteninhalts iſt dann mit Hilfe 


von Pfarrämtern (in Glogau, Genthin, LCaſſan, 
Schmiedeberg, Berlin und Sorau), des Magiſtrats in 
Glogau, des Geheimen Staatsarchivs und der See⸗ 
handlungsdirektion in Berlin, der Staatsarchive in 
Breslau und Poſen, des Hauptſtaatsarchivs in Dresden, 


— 


Friedrich Wilhelm v. Flemming und der Johanna 
Auguſte Charlotte Tieſel geboren, trat bereits im 
Januar 1805 als überzähliger Junker in. das 
Infanterie-Regiment v. Grävenitz Nr. 57 in Glogau 
ein, wurde im Auguſt desſelben Jahres Gefreiter 
Korporal, am 30. November 1806 infolge Kapitulation 
von Glogau inaktiv, aber neun Monate fpäter als 
Portepeefahnrid in das neuformierte 6. Oſtpreußiſche 
Referve-Bataillon in Königsberg i. Pr. eingeſtellt, 
aber im Dezember 1807 wegen Auflöfung des Bataillons 
nochmals inaktiv. Am 28. April 1809 als Sefond: 
Leutnant Teilnehmer am Suge des Majors 
v. Schill von Berlin nach Sachſen und Weſtfalen 
und von dort über Magdeburg und Stralſund ges 
worden wurde er mit noch zehn anderen Offizieren, 
darunter die Brüder Karl und Albert v. Wedel aus 
Pommern, am 31. Mai oder Anfang Juni 1809 in 
oder bei Stralfund (nach der Geheimen Kriegskanzlei 
am 5. Mai 1809 in Dodendorf bei Magdeburg) von 
den Franzoſen gefangen genommen. Am 
7. Juni 1809 ſchreiben die Brüder Karl und Albert 
v. Wedel von Stralſund aus einen Brief an einen 
Herrn v. Werder in Brettin bei Genthin, dem ſie 
folgende Nachſchrift geben: „der Ceutnant v Flemming, 
der ebenfalls mit uns gefangen iſt, bittet bei einer Ge⸗ 
legenheit ſeiner Schweſter der Frau v. Byern in 
Sabakuck dies ſagen zu laſſen“.“ 


*) Die Stiefſchweſter Louiſe v. Flemming war mit 
Theodor Ferdinand Curd v. Byern, Erb- und Gerichtsherrn 
auf Sabafud und Güſſow am 13. September 1809 in „Sorau, 
allwo dieſelbe zuſammentrafen, in Gegenwart und mit Ein— 
willigung der Brant Vaters und der Braut Tante der Hoch⸗ 
wohlgeborenen Frau v. Schleinitz“ getraut worden. Sie 
ſtirbt auf dem ehemännlichen Gute Kriegsdorf bei Merſeburg 
am 26. Dezember 1833, laut Kirchenbuch ,aus Laſſan in 
Schwediſch⸗ Pommern“ und „angeblich 54 Jahre alt“, 
alſo geboren etwa 1779. In der Kirche iſt ihr ein Leichen⸗ 
ſtein geſetzt, der aber jetzt durch eine nach dem Grgelchor 
führende Treppe verbaut und nicht mehr lesbar iſt In 
ihrem Teſtument bittet fie, ihrem „armen ungllcklichen 
Bruder Karl v. Flemming in Schmiedeberg in Schleſien 
die ihm bisher gewährte Unterſtützung von 70 Thlr. nicht 
zu entziehen“. Dieſer muß einer der beiden älteſten Söhne 
geweſen fein, die nach dem Unterſtützungsgeſuch der Stief- 


Die elf gefangenen Offiziere wurden nach Weſel ge⸗ 
ſchafft und dort nach vorangegangenem Kriegsgericht 
am nächſten Tage, den 16. September 1809, ers Soldat und zwar am 28. November Portepeefähnrich 
ſchoſſen. Hans v. Flemmming war derjenige von | mit Patent vom 23. Oktober im aus Sachen neu: 
ihnen, der bei der Hinrichtung mit dem Wurf feiner formierten Infanterie⸗Regiment Prinz Friedrich (Nr. 10) 
Mütze in die Luft und mit dem Ruf „Boch lebe zu Wittenberg und, als diefes am 1. Auguſt 1757 auf- 
Preußens König“ das Seichen zum Schießen gab;**) vor ı gelöft wurde, im’ Infanterie-Regiment Alt Braun 
der Hinrichtung hatte er folgenden Brief an feine | ſchweig (Nr. 5). Nach den Verluſtliſten des Generals 
Mutter („Ihro Bochwohlgeboren der Frau v. Flemming ſtabswerkes wurde er bei Leuthen am 5. Dezember 
zu Groß⸗Glogau in Schleſien“) geſchrieben, der von den verwundet. Er wurde am 20. April 1758 Seconds. 
Franzoſen nicht abgeſchickt wurde, 1814 in den Beſitz Leutnant und kam am 9. Dezember desſelben Jahres 
der preußiſchen Militärverwaltung kam und in der in das in Berlin zuſammengeſtellte Freiregiment 
Geheimen Kriegskanzlei aufbewahrt wird: des ehemaligen ſchwediſchen Oberſt Ludwig Graf 

ciebe Mutter! Verzeih, daß ich Dir nicht ſchon v. d. Nordt, das nach Stargardt ging, ſeit September (259 
längſt von meiner Lage unterrichtet, allein bishero | zu den Truppen des General v. Manteuffel und 
war mein Schickſal noch unbeſtimmt. Heute den HufareneOberft v. Belling gehörte, die Friedrich der 
16. September 1800 werde ich mit 10 meiner Große nach Pommern gegen die Schweden und dann 
Kameraden auf Befehl des Kaiſers von Frankreich auch gegen die Ruffen ſchicken mußte, und ſich im 
erſchoſſen und zwar unſchuldiger Weiſe. Bedauere Dezember in Köslin, wohin Flemming Ernennung 

Deinen unglücklichen Sohn. Touiſe wird Dir ſchon zum Premier⸗LCeutnant expediert wurde, 1760 in 


preußiſchen Heeresdienſt zwang. So wurde auch 
Friedrich Wilhelm v. Flemming preußiſcher 


Nachricht von meinem bisherigen Schickſal geben. Priemen, Anklam und Stolp, 1761 in Demmin, 1762 
Mit der Gelaffenheit und Entſchloſſenheit eines im März in Malchin in Mecklenburg, aber im Mai 
Mannes werde ich meinem Tode entgegengehen. bereits wieder in Schleſien und zwar im Kantonnement 
Derzeih, daß ich nur fo wenig mitteile, aber meine Kriſchanowitz befand. Am 27. Juli 1762 wurde 
Seit iſt nur ſehr kurz. Lebe wohl liebe Mutter auf Flemming Stabs- Kapitän. Infolge des Friedens zu 
ewig Dein Dich liebender Sohn Bubertsburg am 15. Februar 17653 wurde das Regiment 
weſel, den 16. Sept. 1809. H. v. Flemming. v. d. Hordt Anfang März in Pommern, wohin es 
Grüße alle meine Geſchwiſter von Ihrem un- wieder geſchickt war, ‚aufgelöft und Flemming entlaffen 
glücklichen Bruder und alle meine einde und ſtellungslos. Er und fein Chef Graf Hordt treffen 
Rows : ſich aber fehr balb in Berlin, wo Flemming, der fich 
Der Vater Friedrich Wilhelm v. Flemming während des Feldzuges in Pommern mit Eleonore 
war „in Sachſen“ geboren und zwar im Februar Sophie Eliſabeth aus dem vorpommerſchen Geſchlecht 
1758, da er laut Kirchenbuch in Glogau dort am 


a a v. Horn verheiratet hatte, laut Barnifon»Beburts- 
„29. Juni 1805 um 1 Uhr früh an der Waſſerſucht | regifter von 1763 5. 469 am 14. März in der Garnifon- 
alt 67 Jahr und 4 Monat” ftirbt. 1756 am 29. Auguft 


RSTO t. A ' firche fein am 7. März geborenes erftes Kind Anton 
wird er Unteroffizier im kurſächſiſchen Infanterie Friedrich Erdmann taufen läßt und Friedrich v. Horn, 
Regiment Prinz Maximilian, das 1711 für den aus Graf Hordt und Kapitän v. Haack Gevattern ſind.“) 
Pommern ſtammenden polniſch⸗ſächſiſchen General der Wie und wo Flemming nunmehr feinen Unterhalt ge- 
Kavallerie Jacob Heinrich Graf Flemming errichtet funden hat, iſt unbekannt. Am 6. Januar 1766 wird 
worden war und bis etwa 175% in Torgau geſtanden ihm der in Schmiedeberg 1840 geſtorbene Karl 
hatte. Am 6. Oktober noch desſelben Jahres war er Friedrich Cudwig geboren, aber wo? Don ſpäteſtens 
an der Kataftrophe von Pirna beteiligt, wo Friedrich 1770 bis 1778 hat er ſich in dem Städtchen Laffan 
der Große zu Anfang des fiebenjahrigen Krieges, in vorpommern aufgehalten, wo er wohl Beziehungen 
nachdem er Dresden eingenommen und die zum Entſatz von dem Feldzuge her und durch ſeine Frau gehabt 
herbeieilenden Gſterreicher bei Cowoſitz in Böhmen ge- hat. Dort läßt er laut Kirchenbuch am 10. Auguſt 1770 
ſchlagen hatte, am 16. Oktober 1756 das fächfifche Heer | feine Tochter Friderike Eleonore Dorothee Au guſte 
gefangen nahm und Mannſchaften und Offiziere zum 


(Paten ſind nicht angegeben. Sie ſtirbt unverheiratet 
am 26. Dezember 1824 in Sabakuck) und am 
29. Mai 1778 die zweite Tochter Hinrigetta Loiſa 
Beate Ulrike Wilhelmine (Paten: Frau Witwe 


mutter „im letzten franzöfifhen Kriege ihr Leben auf dem 
Felde der Ehre geendet haben“; er war alſo nicht gefallen, 


ondern damals nur verſchollen; er ſtirbt in Schmiedeberg am REN, 
1 Mai 1840 „Karl 1 5 1 3 als v. Cagerſtröm, Fräulein v. Horn, Herr Hans v. Auſtihn), 


penfionierter engliſcher Premier-Leutnant im Alter von | die ſpätere Frau v. Byern, taufen; Namen der Mutter 

74 Jahren 4 Monaten 22 Tagen“, hatte alſo den zweiten Se 

Hoalitionskrieg in engliſchen Dienſten mitgemacht und war *) pon dieſem Sohne hören wir jpäter nichts mehr. Er 

am 6. Januar 1766 geboren. | if der älteſte der beiden Söhne, von denen die Stie mutter 
**) Auf Albert v. Wedel mußte noch ein zweites Mal in ihrem Unterſtützungsgeſuch von 1805 ſagt, daß ſie „im 

geſchoſſen werden, da er beim erſten Mal gar nicht getroffen letzten franzöſiſchen Kriege ihr Leben auf dem Felde der 

und ſtehen geblieben war. Ehre geendet haben“. f 


find nicht angegeben, der Dater ijt nur „Hauptmann 
v. Flemming“ genannt. Über die dritte Tochter 
Friederike Couiſe, die nach dem Unterſtützungsgeſuch 
der Stiefmutter von 1805 damals 26 Jahre alt, alſo 
1779 geboren war, iſt weder im Caſſanſchen noch in 
irgend einem anderen Nirchenbuche etwas gefunden 
worden. Von Laſſan eilt der unbeſchäftigte Hauptmann 
v. Flemming im Frühjahr 1788 in den ſchon drohenden 
bayerifchen Erbfolgekrieg, der im Juli 1778 ausbricht. 
Am 1. April wird er als Premier: Kapitän und 
Kompagnie Chef (in den Ciſten wird er zum erſten Mal 
mit den drei Vornamen Georg Friedrich Wilhelm 
genannt und ſteht weiter: aus Sachſen, 58 Jahr alt, 
10 Jahr gedient bei Prinz von Preußen, Alt-Braun⸗ 
ſchweig und Freiregiment Graf Hordt als Stabs- 
kapitän) bei dem in Oranienburg bei Berlin neu: 
errichteten Freiregiment Graf v. d. Hordt eingeſtellt 
und am 28. Juli rückt er bei der zweiten Armee unter 
Prinz Heinrich in Böhmen ein. Hier ſtanden Preußen 
und Gſterreicher lange untätig in beobachtenden 
Stellungen fic) gegenüber; es entſtanden Nahrungs- 
mangel und Krankheiten. Dieſer Art Strapazen war 
Flemming nicht gewachſen: im Oktober, noch ehe die 
Preußen im November nach Sachſen zurückgehen, wird 
er „wegen ſchwerer Bleſſuren“ (mit denen nur die 
bei CTeuthen erhaltenen gemeint fein können, da der 
bayeriſche Erbfolgekrieg faſt unblutig war) verab— 
ſchie det. Nun war er wieder ſtellungslos; er bemüht 
ſich um Stellung und Einkommen, fand aber beides 
erſt zum J. September 1780, indem er von der Sees 
handlungs⸗Sozietät bei ihrer polniſchen Salz⸗Entrepriſe 
und der damit verbundenen Pachtung der polniſchen 
Salzſchuppen gegen jährlich 600 Taler, ſeit 1781 auf 
ſein Geſuch 800 Taler Gehalt angeſtellt wurde und in 
Sawigroſt, Krakau und Sendomir, hauptſächlich aber 
in Sendomir als Disponent oder Direktor der 
Seehandlungs⸗Kompagnie-Kommiſſion lebte. 
Mit dem Eingehen dieſes Betriebes Ende April 1782 
verlor er wieder Stellung und Einkommen; er erhielt 
beides erſt nach fünf Jahren wieder, als er I787 als 
Poſtdirektor das Poſtamt in Glogau erhielt, wo es 
ihm kümmerlich genug ging, da er fich ſelbſt die Hilfs- 
beamten halten mußte und, um ſie nicht vollſtändig in 
Geld bezahlen zu brauchen, an ſeinem Tiſch beköſtigte, 
und wo er am 29. Juni 1805 (ſ. o.) ſtarb und am 
1. Juli begraben wurde. Die Anftellung in Glogau er: 
möglichte oder veranlaßte ſeine zweite Verheiratung: 
am 24. März 1787 wird in der Nicolaikirche in Berlin 
„Friedrich Wilhelm v. Flemming, Hauptmann der 
Armee und Königlicher Poſtdirektor in Groß-Glogau 
mit Johanna Auguſte Charlotte Tieſel, Tochter des 
weiland Königlich Preußischen Juſtizrats Johann 


*) Wann und wo feine erfte Frau geftorben, iſt un- 
bekannt. Die polnifte Seit hat fie noch erlebt, denn 
Flemming klagte über die Hoſiſpieligkeit feines Haushalis, 
den er ſo oft und lange ſeiner Inſpektionsreiſen wegen ver⸗ 
laſſen mußte. 


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12 — 


Chriftoph Tieſel“ getraut. Aus dieſer Ehe entſproſſen 
die ſechs in Glogau geborenen Kinder, die die 
Mutter in ihrem Unterſtützungsgeſuch von 1805 auf: 
führt. Die Taufnamen des älteſten, Wilhelmine ge— 
rufenen, am 11. Mai 1788 geborenen Kindes lauten 
im Kirchenbuch Ernſtine Eliſabeth Auguſte Friederike 
Charlotte; ihre Paten find Etats ⸗Miniſter Friedrich 
v. Werder, Exzellenz in Berlin, „deſſen Gemahlin“, 
Demoiſelle Tieſel. Paten des Hans ſind wieder das 
Ehepaar v. Werder und dann Major v. Bergen vom 
Regiment v. Schlieben. Paten der am 17. Dezember 179 
geborenen Amalie Ernſtine Chriſtiane ſind Geheimer 
Generalpoſtſekretär Apfelſtedt aus Berlin und Frau 
und Fräulein v. Witzleben aus Werben bei Kottbus. 
Paten des am 9. Auguſt 1799 geborenen Eduard 
Hermann ſind Miniſter v. Werder, Geheimer Finanz— 
rat v. Segeboth und Kabinettsrat Golſter. Bei Beur- 
kundung dieſer Taufe im Kirchenbuch war die Mutter 
mit Vornamen Sophie genannt, ein Fehler, der 1859 
zu einer Anmerkung und Berichtigung dahin führte, 
daß die Eltern laut vorgelegtem Trauſchein am 
24. März 1787 in der St. Nicolaikirche in Berlin ges 
traut ſeien und die Mutter nicht Sophie, ſondern 
Johanna Auguſte Charlotte heiße; auf dieſe Weiſe 
wurden Trauungsort und „zeit der Eltern und die drei 
richtigen Vornamen der Mutter bekannt. 

Alles Vorſtehende haben genaue Nachforſchungen 
in den vorgenannten Quellen ergeben, aber gerade der 
für die Ermittelung der Herkunft und Abſtammung des 
Friedrich Wilhelm v. Flemming wichtige Geburtsort 
war nirgends angegeben, außer an einer Stelle: in der 
in der Handſchriftenabteilung der Königlichen Bibliothek 
in Berlin ſtehenden Sammlung genealogiſcher Nach— 
richten des um 1800 lebenden Miniſterialſekretärs und 
Johanniterordensrats Anton Balthaſar König (Kollektio 
Königiana), einer Stelle, deren Nachrichten kritiklos 
und ohne Quellenangabe zuſammengeſchrieben, be— 
kanntermaßen unzuverläffig find und vor Gebrauch 
nachgeprüft werden müſſen, ſich aber nicht immer nach⸗ 
prüfen laſſen. Im vorliegenden Falle war jedoch auf 
Grund des vorſtehenden Materials eine Nachprüfung 
möglich. König bringt an vier verſchiedenen Stellen 
Nachrichten über Friedrich Wilhelm v. Flemming, 
zuerſt kurze Nachrichten, zum Teil anſcheinend aus der 
Schillliteratur entnommen, dann zwei Mal: „v. Flemming, 
Hauptmann und Poſtdirektor in Glogau + daſelbſt 
20. 6. 1805 alt 64 Jahre, vidua: Charlotte geb. Tiefel“ 
und „Friedrich Wilhelm v. Flemming, Hauptmann der 
Armee und Poſtdirektor im 67. Jahre 7 29. 6. 1805 
in Groß Glogau“, fo daß hiernach Friedrich Wilhelm 
v. Flemming, 1741 oder 1758 geboren wäre; der letzteren 
Sahl gebührt der Vorzug, weil in der erſten Nachricht 
ebenſo wie das f in Tieſel auch die 4 in 64 auf einem 
Lofer oder Schreibfehler beruhen wird. Die vierte 
Nachricht Königs iſt länger und lautet: „Friedrich 
Wilhelm v. Flemming aus Wurtzen gebürtig, kam, 
da die ſächſiſche Armee bei Pirna gefangen 
wurde, 1756 in preußiſche Dienſte. Er blieb beim 


x 


= 5 se 


Regiment ehemals Prinz Friedrich, welches in 
preußiſchen Dienſten den Prinz von Preußen zum 
Chef erhielt, als Fähnrich, welches er zuvor geweſen 
war, ftehen, iſt nach Aufhebung desſelben ad interim 
bei Alt⸗Braunſchweig geſetzt, bei welchem er die 
Bataillen bei Roßbach und bei Leuthen mitmachte 
und in letzterer durch die Bruſt verwundet wurde. 
Nach ſeiner Retablierung wurde er von dem damaligen 
General v. Wopersnow als Ceutnant zum neu 
errichteten Freiregiment v. Hordt geſetzt, bei dem 
er bis zum Frieden gedient und als Kapitän reduziert 
wurde. Erſt 1780 erhält er die Direktorſtelle in 
Sendomir bei der polniſchen Salz⸗Entrepriſe 
der Seehandlungskompagnie, die 1782 aufgehoben 
wurde. Im April 1782 wurde er, da er alſo wiederum 
ſein Brot verloren, zu anderweitiger Verſorgung emp— 
fohlen“. Sollten alſo alle bisherigen Ermittelungen 
richtig ſein und Friedrich Wilhelm v. Flemming, den 
Vater des ſchillſchen Ceutnant Hans v. Flemming be— 
treffen, ſo müßte (Georg) Friedrich Wilhelm v. Flemming 
im Februar 1758 in Wurzen geboren ſein. Auf ein 
Schreiben an das evangeliſche Pfarramt ging dann 
folgender Geburts- und Taufſchein aus Wurzen 
in Sachſen ein: „George Friedrich Wilhelm Flemming, 
geboren zu Wurzen den dreizehnten (15.) Februar 1738, 
getauft zu Wurzen den vierzehnten (14.) Februar 1758, 


eheliches Kind des Herrn George Ehrenreich 


Flemming, Königlich Pohlniſchen und Churfürſtlich 
Sächſiſchen Stifts⸗Raths in Wurzen. Paten waren 
|. Herr Friedrich v. Jordan, Kammerjunker, 2. Fräulein 
Katharina Magdalena v. Wolffersdorff aus dem Hauge 
Pulßniz, 3. Herr Chriſtian Albing Sahn, Stiffts-⸗Canzler. 
Wurzen, den 22. Juli 1907. Das evangelifch-Iutherifche 
Pfarramt. (Siegel) Ebert, Pfarrer“. | 

Hiernach war der Vater des ſchillſchen Ceutnant 
Hans v. Flemming bürgerlicher Geburt. Davon, daß 
er ſelbſt oder etwa ſchon ſein Vater, der Stiftsrat 
Flemming in Wurzen, ſpäter in den Adelsſtand erhoben 
worden ſind, iſt nichts bekannt. 

Es darf nicht verwundern, daß Friedrich Wilhelm 
Flemming den Adel annahm, eine bewußte Anmaßung 
braucht darin durchaus nicht gelegen zu haben. Erwäge 
man, daß die Grafen v. Flemming, die zwei 1700 
und 1721 in den Reichsgrafenſtand erhobenen Zweigen 
der martentinfchen Linie der pommerſchen Flemming 
angehören, ſchon vor 1700 dem polniſch-ſächſiſchen Staat 
hohe und verdiente Beamte gegeben haben, daß das 
Andenken an ſie noch nicht erloſchen war, vielmehr durch 
zahlreiche junge im ſächſiſchen und preußiſchen Heere 
dienende Offiziere aus den beiden adligen. Häuſern 
Flemming, zwiſchen denen wohl kein Unterſchied gemacht 
wurde oder überhaupt bekannt war, friſch erhalten 
wurde und daß vielleicht ſogar die Anſicht verbreitet 
war, daß alle Träger des Namens Flemming eine und 
dieſelbe Familie und daher adlig ſeien. Dazu nehme 
man noch folgende Beiſpiele. 

Der Vorfahre einer jetzt in der Provinz Sachſen 
und im Rheinlande lebenden bürgerlichen Familie 


Flemming war der als ſächſiſcher Artilleriehauptmann a. D. 
und preußiſcher Hauptzollamtsrendant a. D. 1840 in 
Dresden geſtorbene Karl Wilhelm Friedrich Flemming. 
Er macht am 12. Januar 1802, als er noch Seughaus⸗ 
bedienter in Dresden war, an ſeine vorgeſetzte Behörde 
ein Bittgeſuch um Beförderung und ſchreibt in ihm 
über ſeinen um 1750 lebenden Großvater: 

„Wäre mein (um 1750 lebender) Großvater, der 
aus uraltem pommerſchen Adel war, nicht durch ſehr 
langwierige Familienprozeſſe bey einer ſtarken Familie 
von 12 Kindern und einer geringen K. preußiſchen 
Bedienung als Kupferwerks⸗Factor fo ganz in Armuth 
gerathen, fo daß er deshalb feinen Kindern den Wele= 
ſtand verheimlichte, und ihnen unter fremden Leuten 
geringe Handwerke mußte lernen lagen, fo wäre ich 
jetzt wahrſcheinlich auch glücklicher, beſonders da der 
Adelige gegen den Bürgerlichen immer einen ſehr 
großen Pas voraus hat.“ 

Sein älteſter Sohn, preußiſcher Artillerieleutnant a. D. 
und Domänenrat, geht dieſer Überlieferung nach, 
wandte ſich gleich an die „richtige“ Stelle und Quelle, 
ein „Wappenbureau in Breslau“, und erhält das 
Wappen der pommerſchen Flemming (Wolf mit Rad)! 
— 1772 wird dem Kanzler am Stift Sancta Klara 
in Breslau Leopold v. Flemming wegen ſeines Adels 
der Prozeß gemacht (Staatsarchiv Breslau J.⸗Nr. 200. 
1905). Auf Bericht der Kriegs⸗ und Domänenkammer 
an den dirigierenden Miniſter Schleſiens und Chefs 
präſidenten in Breslau v. Hoyen verbietet dieſer ihm 
die Adelsführung. Leopold v. Flemming macht noch 
eine jammernde Eingabe an den Miniſter, die ihm 
aber nichts nützt; er kann nur nachweiſen, daß ſein 
Vater, der Kaiſerliche Acciſe-Reviſions⸗Commiſſarius in 
Liegnitz Johann Balthafar und deſſen kinderlos ge— 
ſtorbener Bruder, der Königliche Regierungsrat in 
Liegnitz, Georg Albert Rudolf, ſich v. Flemming ges 
nannt haben, und behauptet, daß der mit ſeinem Onkel 
bekannt geweſene polniſch - ſächſiſche Beneralfeldmarfchall 
und pommerſche Erblandinarjhall Jacob Heinrich 
Reichsgraf v. Flemming jenen in der Annahme beſtärkt 
habe, ſeine Vorfahren hingen mit dem pommerſchen 
Ritter Claus Flemming zuſammen, der um 1400 mit 
dem pommerſchen Herzog Erich nach Dänemark, wo 
dieſer zum Konig der ſkandinaviſchen Reiche gewählt 
worden war, ausgewandert ſei und deſſen Nachkommen 
unbekannt wären, und ſeien mit Guftav Adolf (1650) 
nach Deutſchland gekommen, ſo daß auch er mittelbar zu 
den pommerſchen uradligen Flemming gehöre. Es 
wird ihm aber nachgewieſen, daß ſeine Vorfahren 
nicht nur ſchon vor 1630 in Deutſchland, fondern ins: 
beſondere ſeit 1603 öſterreichiſche Reichsräte (Soll. und 
Finanzräte) bürgerlichen Namens geweſen ſind. 

Schließlich ſteht nach den „Beiträgen zur Lettowſchen 
Familiengeſchichte 1799 in Mogilno (Provinz Poſen) 
eine Anna Bogumilla v. Flemming Pate bei der Tochter 
Amalie Bogumilla des Kapitäns Chriſtian Friedrich 
v. £ettow in Mogilno. Es iſt nachträglich feſtgeſtellt, 
daß ſie bürgerlichen Standes und die Tochter eines in 


können, ob der Name urfprünglich Schotte oder Schottel 

Ludwig Flemming war, der als Offizier im fieben- geweſen ift; er tritt uns in den älteſten Mitteilungen 

jährigen Kriege ſich bewährt hatte, 1777 Bürgermeiſter | ſogleich als Schottelius entgegen. Wenn fich fpäter 

in Mogilno wurde und als ſolcher und bürgerlichen der Gelehrte Juſtus Georgius Schottelius manchmal 
| 


Treuenbrietzen am 4. April 1720 geborenen Johann 


Namens am 14. Dezember 1794 ftarb. Mit dem Adel | Schottel gefchrieben hat, fo hat er das in feinem Be⸗ 
hatten Vater und Tochter nur infofern etwas zu tun, ſtreben der Verdeutſchung getan?); nicht er hat den 
als fie Abkömmlinge des Urban Flemming in Beelitz Namen latiniſiert, fein Vater und andere Mitglieder 
find, der auch der Ahn der eingangs erwähnten 174b der Familie vor ihm hießen nachweislich ſchon Schottelius. 
geadelten Falkenhainer Flemming iſt. Die älteſten bekannten Träger des Namens find 

Zu entſcheiden, ob Friedrich Wilhelm Flemming Andreas Sch., Henningus Sch., und Juſtus Sch. Wer 
und feine Söhne etwa dem Militär- oder Kriegsadel von ihnen der altefte geweſen iſt und in welchem Der- 
zuzurechnen ſind, wäre auf Bericht des Heroldsamts wandtſchafts verhältnis ſie zu einander geſtanden haben, 
königliches Boheitsrecht. Dieſe Entſcheidung hat aber | fteht nicht feſt, nur das Geburtsjahr des Henningus, 
kein Intereſſe mehr, da Friedrich Wilhelm Flemmings 1545, iſt bekannt. Vermutlich waren Andreas und 
Söhne ohne Söhne geſtorben ſind.“) — Henningus Brüder, während Juſtus in einem ents 
fernteren Verwandtſchafts verhältnis zu ihnen ſtand und 
jünger war. 

Andreas, der Stammvater der Familie, war ein 
angeſehener Bürger und Ratsverwandter der Stadt 
Einbeck. Sein Geburtsjahr wird zwiſchen 1550 und 
1550 liegen; ob er in Einbeck geboren iſt, ſteht zwar 
nicht beſtimmt feſt, iſt aber wohl anzunehmen, da er 
ſonſt, d. h. wenn er von auswärts zugezogen wäre, in 
damaliger Seit ſchwerlich Rats verwandter geworden 
ſein würde. Aus dieſer Tatſache läßt ſich vielmehr 
fchliegen, daß mindeſtens feine Eltern, vielleicht auch 
ſchon weitere Vorfahren, in Einbeck Bürger geworden 
ſind. Da bei den verſchiedenen Bränden in Einbeck 
die Kirchenbücher aus jener Seit und alle ſonſtigen 
Urkundenbücher vernichtet find, fo befteht keine Ausſicht, 
jemals näheres über Andreas und ſeine Verfahren zu 
erfahren. 

Henningus iſt am Monlag nach Jacobi 1543 in 
Einbeck geboren. Er hat eine für die damalige Seit 
ſehr ſorgfältige Erziehung und Ausbildung genoſſen: 
nachdem er zuerſt die Schule in Einbeck und dann ſieben 
Jahre lang die in Braunſchweig beſucht und „ſein 
fundamentum grammaticale ziemlich wohl gelernt“ hatte, 
iſt er in die ſchon damals berühmte Schule zu Ilfeld 
am Harz gekommen und dort unter anderen von 
Michael Neander ausgebildet worden. 1566 um 
Bartholomäi wurde er Konrektor zu Nordhauſen und 
1569 oder 1570 Kaplan zu Markoldendorſ im Amte 
Erichsburg; ſeine Ordination erfolgte zu Daſſel. 
8 Jahre lang hat er in Markoldendorf gewirkt und 
daneben zeitweitig das Pfarramt zu Lüthorft verwaltet, 
als der dortige Pfarrer, ein Ciſterzienſer Mönch, ſeines 
Amtes enthoben und des Landes verwieſen war. 
Henningus hatte ſich früh der reinen Lehre Luthers 
zugewandt und wirkte eifrig für ihre Verbreitung; die 
15 Wochen feines Wirkens in Lüthorſt hatten genügt, 
die Gemeinde für Luthers Lehre zu gewinnen, fo 
) Erft nach Drucklegung dieſes Aufſatzes wird dem daß die Eingeſeſſenen, auch nachdem dort wieder ein 
verfaſſer bekannt, daß kürzlich im „Univerſum“ ein Roman katholiſcher Geiſtlicher eingeſetzt war, treue Lutheraner 
erſchienen iſt, deſſen Heldin die Gattin „Friedrich Wilhelm blieben, das Gotteshaus in Tüthorſt mieden und „in 
von“ Flemmings iſt. 3 | 

1) Joh. ener, Daſſelſche und Einbeckſche Chronik, 3) Daher iſt die Ausführung bei Klippel, Deutſche Lebens ; 
Erfurt 1596 durch Johann Beck. und Charafterbilder (Bremen 1853), S. 228 Anm. 2 irrtümlich. 


Die Familie Schottelius. 
Don 7 Regierungsrat Dr. jur. C. Schottelius. 
(Aus deſſen Nachlaß veröffentlicht und überarbeitet von 
Referendar Dr. jur. Richard v. Damm.) 


Die Heimat der Familie Schottelius, deren Gee 
ſchichte ſich bis in das 16. Jahrhundert zurück verfolgen 
läßt, befindet ſich im Herzen Niederſachſens, im Leine. 
tal zwiſchen Harz und Solling; in Einbeck, Markolden⸗ 
dorf und Northeim taucht der Name Schottelius in den 
alten Chroniken zu der Seit, als die Hammerſchläge des 
großen Reformators Luther an die Wittenberger Schloß⸗ 
kirche durch die deutſchen Gaue und weit über Deutſch⸗ 
lands Grenzen hinaus ſchallten, zuerſt auf. Es darf 
wohl mit ziemlicher Sicherheit angenommen werden, 
daß in Ahlshaufen bei Gandersheim, wo ſich bis in 
die jüngſte Seit eine Bauernfamilie Schottel erhalten 
hat, oder doch in der nächſten Umgebung von Ganders⸗ 
heim die Familie ſchon Jahrhunderte vor dem 16. Jahre 
hundert, bei deſſen Beginn ſie aus dem Dunkel der 
Dergefjenheit auftauchte, anſäſſig geweſen und dem 
Bauern- und vielleicht dem kleinen Handwerferftande 
angehért hat. 

Ob der in Letzners Chronik!) genannte Güntzel 
Schotte, welcher als Junker im Jahre 1359 den Herzog 
Otto von Braunſchweig auf ſeinem Suge nach Neapel 
begleitet hat, ein Sproß der Familie Schottelius ge» 
weſen iſt, ſcheint mir zweifelhaft. Es iſt nicht unmöglich, 
da die lateiniſche Endung des Namens dieſem jedenfalls 
in ſpäterer Seit als um die Mitte des 14. Jahrhunderts 
hinzugefügt tft; andererſeits läßt ſich aber der Suſammen⸗ 
hang des Güntzel Schotte mit der Familie Schottelius 
nicht nachweiſen. Insbeſondere habe ich nicht ermitteln 


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ganzen Scharen” (jo: Einbecker Kreisblatt vom 31. Of: 


tober 1885) des Sonntags nach Markoldendorf zogen, 


um von dem Kaplan Henningus Schottelius die Predigt 
des reinen Evangeliums zu hören. 

Am 14. März 1576 traten Henningus und niehrere 
andere Geiſtliche aus dem Amts und Gerichts- Bezirk 
Erichsburg in Daſſel zuſammen, um ſich der chriſtlichen 


ebenſo wie die Lehrer gezwungen, der Kriegsunruhen 
wegen die Stadt zu verlaſſen. Juſtus Georg ging nach 


Braunſchweig und wurde hier Hauslehrer in einer 


Lehre halber mit einander zu vereinigen (Cetzner, Teil! 


Band 5 Kap. 46 S. 45), und ſetzten die Bekenntnis⸗ 
ſchriften, auf die ſie ſich verpflichteten, feſt; am Tage 
Jacobi 1577 kamen dieſelben zuſammen und trafen ein 
Abkommen dahin, daß bei Vakanz die Amtseinkünfte 
eine Seit lang den Witwen und den Waiſen zufallen 
ſollten: das Vorbild der ſpäteren allgemeinen Witwen: 
und Waiſen⸗Verſorgung. 

Über den ſpäteren Lebenslauf und den Cod des 


Familie v. Hahn. In dieſer Stellung wurde er mit 
einflußreichen Männern bekannt, die ihn ſo hoch ſchätzen 
lernten, daß fie ihn dem regierenden Herzoge Auguſt d. J., 
als dieſer einen Erzieher und Lehrer für den Prinzen, 
nachmaligen Herzog Anton Ulrich, ſuchte, für dieſen 
Pojten empfahlen. Er erhielt denn auch dieſe ehren⸗ 
volle Berufung und leitete bis 1646 die Erziehung des 
Genannten ſowie die deſſen jüngerer Geſchwiſter Sybille 
Urſula, Karoline Auguſte und Ferdinand Albrecht. 
Schon während dieſer Stellung hatte ihn der Herzog 
1642 zum Aſſeſſor am Fürſtlichen Hofgerichte ernannt, 


1645 folgte feine Ernennung zum Konfiftorialrat und 


Henningus iſt nichts bekannt; vielleicht iſt fein Cod mit 
dem Ende ſeiner Amtstätigkeit in Markoldendorf 1587 ' 


oder 1588 zuſammengefallen. 

Juſtus ſtammte aus Northeim und wurde um 1595 
Schulmeiſter zu Daſſel. Er war ein guter Muſiker 
und Inſtrumentiſt und wird geſchildert als freudiger, 
aufrichtiger, treuer Geſelle, beſeelt von großer Wander⸗ 


luft. Sweimal hat er feine Wanderungen bis nach 


Livland ausgedehnt, bei der Rückkehr von der letzten 
Reije nach dort iſt er in Duderſtadt von einem gewiſſen 
Hans von Hagen ermordet; in Duderſtadt hat er ſeine 
letzte Ruheſtätte gefunden (Letzner, Teil 1 Band 5 
Kap. 2 S. 5). 


Kinder der beiden Letztgenannten ſind nicht bekannt, 
dagegen kennen wir einen Sohn des Andreas: 


Johannes Sch.; er war in Einbeck geboren und 
war in den Jahren 1588 — 1596 Honrektor an der Ratss 
ſchule daſelbſt. In letzterem Jahre wurde er als erſter 
Prediger an die Neuſtädter Kirche in Einbeck berufen 
und hat als ſolcher gewirkt, bis er am 12. September 
1626 an der Peſt ſtarb. Verheiratet war er mit 
Margarete Ilſe, der Tochter des Bürgers, Kaufmanns 
und Stadtvoigts in Einbeck Hans Ilſe. Bekannt find 
drei Kinder von ihm, nämlich eine an den Amtmann 
Paul Cleve in Bevern verheiratete Tochter, ein Sohn 
Juſtus Georgius, über den gleich zu ſprechen ſein wird, 
und ein Sohn Johannes, über den wir weiter nichts 


wiſſen; ob Johannes noch mehrere Kinder gehabt hat, 


ſteht dahin. 

Juſtus Georgius Sch. war am 23. Juni 1612 
geboren. Er ſollte nach dem frühen Tode feines Vaters 
Kaufmann werden, doch die Liebe zum Gelehrtenberuf 
führte ihn nach kurzer Seit auf die Schule zurück, und 
zwar ging er 1627 auf das Andreanum in Hildesheim 
und 1650 auf das Gymnaſium in Hamburg. 1635 bezog 
er zum Studium der Rechtswiſſenſchaft die Univerfität 
Leyden, wo damals beſonders Daniel Heinſius ein 
führender Geiſt war. 1656 zurückgekehrt, wurde ihm 
die Konrektorſtelle in Einbeck angeboten, er lehnte jedoch 
ab und begab ſich zur fortfegung feiner Studien nach 
Wittenberg. 1638 ſahen ſich die dortigen Studierenden 


1655 zum Hof⸗, Kammer- und Kanzleirat. 1642 wurde 
er in Helmſtedt nach einer lateiniſchen Disputation „de 
poenis juxta cuiusque delecti meritum juste aestimandis“ 
Lizentiat der Rechte, und 1646 erwarb er daſelbſt die 
Wiirde eines Doftors beider Rechte. 1642 wurde er 
auch auf Dorfchlag des Sürften Ludwig von Anhalt 
Mitglied der von diefem 1617 geſtifteten Sprachgeſell⸗ 
ſchaft „Fruchtbringende Geſeliſchaft“ oder „Halmenorden“, 
und erhielt als ſolches den Namen „Der Suchende“. 

Juſtus Georg war zweimal verheiratet; ſeine erſte 
ſihm am 8. September 1646 angetraute Ehefrau, Anna 
Margarete Eleonore Cleve, deren Bruder der Mann 
einer Schweſter war, ſtarb ſchon genau ein Jahr nach 
der Hochzeit, ihm ein Töchterchen zurücklaſſend, und 
zwei Jahre darauf verheiratete er ſich mit Anna 
Margarete Sobbe, einer Einbeckerin, die ihm fünf 
Kinder geſchenkt hat. 


Es iſt hier nicht der Ort, auf die Bedeutung 
Juſtus Georgs als Gelehrter und Schriftſteller ſowie 
auf die Verdienſte, die er ſich um die deutſche Sprache 
erworben hat, einzugehen. Statt deſſen möge hier ein 
Verzeichnis ſeiner Werke ſowie ein Verzeichnis der mir 
bekannt gewordenen Schriften über ihn Platz finden. 


Er hat geſchrieben: 


1. Teutſche Sprachkunſt, Braunſchweig 1641 (2. Auf: 
lage 1651), 
2. Teutſche Vers⸗ und Reimfunft, Wolfenbüttel 1645, 
Fruchtbringender Cuſtgarten, voller geiſtlichen und 
weltlichen neuen Erfindungen, Wolfenbüttel 1647, 
Der teutſchen Sprache Einleitung, Lübeck 1643, 
Ausführliche Arbeit von der teutſchen Haupt- 
ſprache, Braunſchweig 1665, 
Horrendum bellum grammaticale Teutonum anti- 
quissimorum, Braunſchweig 1673, 
Eigentliche und ſonderbare Vorſtellung des jüngſten 
Tages, Braunſchweig 1668, 
8. Grauſame Beſchreibung und Vorſtellung der Hölle, 
Wolfenbüttel 1676, 
Neu erfundenes Freudenſpiel, Wolfenbüttel 1642, 
10. Jeſu Chrifti Namens Ehre, Wolfenbüttel 1666, 
I\. Lamentatio Germaniae exspirantis, Braunſchweig 


1640, 


Cl -R 


ee ae 


12. Kurker Tractat von unterfchiedlichen Rechten in daß er am 29. Juni 1676 von Dr. jur. utr. Friedrich 

Teutſchland, Frankfurt und Leipzig 1671, | Anton Limburg den vor und in dem Dorfe Evenfen 

15. Brevis et fundamentalis munducatio ad Ortho- Amts Wolfenbüttel belegenen halben Korn- und Fleiſch⸗ 
graphiam, Braunſchweig 1670, Sehnten kaufte. 

und über ihn iſt geſchrieben, beziehungsweiſe er iſt von den ſechs Kindern Juſtus Georgs heiratete 

erwähnt in: die älteſte, Sophie Charlotte, den Nof-Gerichts-Aſſeſſor 

|. Dätrius, Brandanus, Ceichenpredigt auf J. G. und Kanonikus am Dome St. Blaſii in Braunſchweig 

| Sch., Wolfenbüttel 1676, Johann Ludwig Behrens, der dann folgende Anton 

2. Sacer, Wilh., Abdankungsrede bei dem Leichen: Albert ſtarb als Canonikus an St. Blaſii und hatte in 

begängnis J. G. Schottelius, Wolfenbüttel 1676, kinderloſer Ehe mit der Tochter des Phyfifus £aureatius 

5. Allgemeines hiftorifches Lexikon 1722, a a ee 5 nal 

; a5 ode an den General- r 2 

E Allgemeine ie Biographie, 90,02 nave heiratete, drei weitere Kinder ſtarben jung, und nur 


bis 412 (von Max v. Waldberg), ae ; 
5. Reichard, Derfuch einer wo der deutſchen CM Sohn, Chriftoph, hat den Stamm fortgeſetzt. 
Sprachkunſt, Hamburg 1747, S. 149 ff., Chriftoph Sh. war in Wolfenbüttel, als Juſtus 
6. Paul, Grundriß der deutſchen Philoſophie I 7 ff., Georgs jünſter Sohn am 5. Sunt 1659 geboren; er ift 
7. Rückert, Gefchichte der neuhochdeutſchen Schrift: | am 50. April 1677 in die Matrikel der Univerſität 
ſprache II 292 ff., Helmſtedt eingetragen und hat {pater als Hof Gerichts 
8. Jördens, Lexikon deutſcher Dichter und Proſaiſten Aſſeſſor in Braunſchweig gelebt. Das iſt ſo ziemlich 
Bd. IV S. 614 ff., " alles, was man von ihm weiß; es hat ſich weder feſt⸗ 


9. Borinsti, Poetik der Renaiffance, Berlin 1886 ſtellen laſſen, wann und wo er geſtorben iſt, noch mit 
S. 140 ff., wem er verheiratet geweſen iſt. Seine Frau wird aber 


10. Bouterweck, Fr., Geſchichte der Poeſie, Bd. 10 zweifelsohne aus einer angeſehenen Familie geſtammt 

S. 225 ff., | haben, darauf laſſen die Paten feiner Kinder — 3. B. 
11. Gervinus, Deutſche Wational- Literatur, die Ehefrau des heffen-nafjauifchen und hanſeſtädtiſchen 
2. Kurtz, Geſchichte der deutſchen Literatur Bd. II, | Refidenten zu Paris, ferner Prinz Auguſt Wilhelms 
15. v. Raumer, Geſchichte der germaniſtiſchen Philo— Gemahlin u. a. — ſchließen. 


ſophie, Chriſtoph hat nachweislich acht Kinder gehabt, 
14. Geſenius, Meierrecht I S. 255—238, ſechs Söhne und zwei Töchter; die Familie hat in 
15. Barrland, Geſchichte der Stadt Einbeck, Eins geſchwiſterlicher Eintracht auf dem Gute Esbeck wenn 
beck 1859 Bd. II S. 399, nicht dauernd gelebt, fo doch ihren Dereinigungspunft 
16. Woltereck, Chronik Wolfenbüttels, 5.54 und gehabt und längere Seit im Jahre regelmäßig zu: 
S. 626, | gebracht. Das noch jetzt ſtehende Herrenhaus auf dem 
17. Cruſius, Dr. G. F. Eduard, Geſchichte der Stadt | Gute Esbeck iſt 1752 von den damals noch am Leben 
Goslar, Oſterode 1842, S. 417. befindlichen vier Brüdern Philipp Ludwig, Friedrich 
18. Barthold, Geſchichte der fruchtbringenden Gee Ernſt, Maximilian Chriftoph und Juſtus Chriftoph 
ſellſchaft, Berlin 1848, erbaut; das bekundet eine Inſchrift, die der 1774 auf 
19. Hannoverſches Magazin 1854 Nr. 105 — 105, Esbeck geborene Juſtus Friedrich Sch. bei einem Beſuche 
20. Augsburger Allgemeine Seitung, Beilage zu des Gutes am 26. Auguſt 1835 noch an dem Ofen ein- 
Nr. 155 vom Donnerſtag, 5. Juni 1852, gegoſſen gefehen hat. 
21. Klippel, G. H., Deutſche Lebensbilder, Bd. |, von den acht Kindern Chriftophs haben nur zwei, 
Bremen 1855, 5. 226— 257, Friedrich Ernſt und Maximilian Chriſtoph, den Stamm 


22. Braunſchweigiſches Magazin 1862 S. 451 Stück 42, fortgeſetzt, die übrigen Brüder find, ſoweit bekannt, 
25. Schwarſow, Aug., Leibnitz und Schottelius, Straß⸗ kinderlos beziehungsweiſe unverheiratet geſtorben. 
burg 1877 (Heft XIII der Quellen und Forſchungen (Schluß folgt.) 
zur Sprachgeſchichte), 
24. Einbecker Kreisblatt vom 51. Oktober 1883, | | | 
25. Braunſchweigiſche Landeszeitung Nr. 28 und 62 Aſt Burg Altena eine Stammburg der 


vom 28. 2. u. 4. 5. 1886 (Aufſatz von Fr. Boſſe: Hohenzollern? 
9 55 Sch., ein Meiſter der deutſchen Sprach. Don Univerſitätsprofeſſor Dr. Z. Ehrenberg. 
nſt“), rn | | 
26. Koldewey, F. E., Juſtus Georg Schottelius, Die Ausführungen des Herrn Oberregierungsrats 
Wolfenbüttel 1899, " | Dr. zur Nieden haben in Nr. 12, 1907 des Herold eine 


Don Juſtus Georg iſt ferner zu berichten, daß er | ſachkundige Widerlegung durch Herrn Alexander fret» 
am 16. September 1651 von Ludwig von Schwichelt herrn von Dachenhauſen gefunden. Es ſei mir, da ich 
das Gut Esbeck im damaligen Amte Winzenburg kaufte, zwar ohne Namensnennung, aber deutlich erkennbar 
das rund 125 Jahre in der Familie geblieben iſt, und | von Herrn Dr. zur Nieden angegriffen war, geſtattet, 


nochmals auf die Angelegenheit zurückzukommen, da ſie 


| mir eine grundſätzliche Bedeutung zu haben fcheint. 


Seit Jahrzehnten kämpft der Deutſche Herold für 
eine wiſſenſchaftliche Ausgeſtaltung der Genealogie und 
gegen die immer wiederkehrende Aufwärmung alter 
Familien Cegenden. Und nun haben wir es im Falle 


Altena erleben müſſen, daß ſelbſt ausgezeichnete Forſcher 


von einer ſolchen Legende ſich irre leiten laſſen, wenn 
ſie nur mit ſtarkem Nachdruck ins Feld geführt wird 
(vgl. Herold 1907 Nr. 10). Bereits Schannat, Eiflia 
illustrata 1824, I. 196 bringt, worauf mich Herr Profeſſor 
Dr. Schmitz Kallenberg aufmerkſam macht, den richtigen 
Sachverhalt, daß nämlich die Grafen von Altena-Marf 
von den Grafen von Berg abftammen (und nicht um: 
gekehrt). Auch Voigtel Cohns Stammtafeln enthalten 
dies Ergebnis. Und Archivdireftor Dr. Ilgen in 
Düſſeldorf, der allgemein als ein ſehr beſonnener und 
umſichtiger Gelehrter gilt, hat in ausführlichſter Be— 
gründung dies zu erhärten gewußt (Seitſchrift des 
bergiſchen Geſchichts vereins Bd. 36, Elberfeld 1905). 
Und trotz alledem konnten die alten Fabeln wieder auf 
leben und zur Grundlage einer ausgedehnten öffentlichen 
Werbe Tätigkeit gemacht werden; ja es wurde gegen 
mich, der ich zuerſt auf die Ergebniffe der neueren 
Urkunden⸗Forſchung aufmerkſam machte, ſcharf zu Felde 
gezogen und man hat nicht einmal Bedenken gehegt, 
den unrichtigen Sachverhalt an allerhöchſter Stelle vor: 
zutragen. Ich möchte deshalb an dieſem Ort, der mir 
hierfür der berufenſte zu ſein ſcheint, die Frage auf⸗ 
werfen, ob hierin für die Zukunft nicht Wandel geſchaffen 
werden könnte, damit unliebſame Irreführungen vere 
mieden werden. Das Einfachſte wäre vielleicht, daß die 
Derfafjer familiengeſchichtlicher Aufſätze erneut ſich 
veranlaßt ſehen möchten, ſie dem Herold einzureichen 
und daß ſie hier, je nach der Bedeutung der Familie, 
mehr oder weniger eingehend beſprochen würden. Aber 
ich bin mir nicht ſicher, ob dieſer Vorſchlag für alle 
Fälle ausreicht, und würde mich freuen, wenn dieſer 
Punkt noch weiter erwogen würde. Es erſcheint mir 
bei dem ungeheueren Anſchwellen der geſchichtlichen 
Literatur hier ein gemeinſames Intereſſe aller Freunde 
der Genealogie vorzuliegen. | 

Auch ein zweiter Punkt, der bei der Erörterung 
der Altena⸗Frage eine Rolle ſpielte und gleichfalls bereits 
im Herold geſtreift wurde, iſt grundſätzlicher Natur. 
Es iſt die Frage nach der Bedeutung des Wortes 
Stammburg. Nach den oben erwähnten urkundlichen 
Feſtſtellungen konnte es für mich gar keiner Frage unter. 
liegen, daß die öffentlich verbreitete Behauptung, Altena 
ſei eine Stammburg der Hohenzollern mütterlicherfeits, 
grundfalſch fet. Don anderer Seite wurde freilich darauf 
hingewiefen, daß Altena immerhin diejenige Stelle ſei, 
von der aus der jüngere Sweig der bergiſchen Grafen 
ſich in Weſtfalen ausgebreitet habe, und deshalb Stamm: 
burg genannt werden müſſe. Damit ſcheint jedoch der 
Begriff der Stammburg völlig verſchoben; eine derartige 
Begründung läuft auf ein nutzloſes Spiel mit Worten 
und Begriffen hinaus. Auf dieſe Weiſe würde eigentlich 


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faft jede Dynaſten⸗ und Grafen» Burg in Deutſchland 
als Stammburg eines ſo alten und weitverzweigten Ge— 
ſchlechts, wie der Hohenzollern, angeſehen werden müſſen. 
Damit würde die Hervorhebung des Begriffes Stamm— 
burg allen Wert verlieren; wenn alle Burgen Stamme 
burgen ſind, dann hat es keinen Sweck mehr, zu betonen, 
daß eine Burg eine Stammburg ſei. Um aber völlig 
ſicher in dieſer Frage zu gehen, habe ich mich an Herrn 
Dr. Crome in Göttingen gewandt, der im Auftrage des 
Deutſchen Reiches den betreffenden Teil des bekannten 
großen Grimmſchen Wörterbuches der deutſchen Sprache 
bearbeitet und ſomit als eine hervorragende Autorität 
auf dieſem Gebiete bezeichnet werden darf. Nach ſeinen 
Unterſuchungen iſt „Stammburg natürlich zunächſt und 
ausſchließlich eine Burg, von welcher ein Geſchlecht 
abſtammt, ſeine Herkunft leitet; ſie bleibt ſtets im Beſitz 
des eigentlichen Lehnsträgers, welcher nicht nur die 
Einkünfte aus dem ſchon vorhandenen Lehnsbeſitze vers 
waltet und unter die einzelnen Familienmitglieder ver— 
teilt, ſondern auch neu zu empfangende Lehen für die 
ganze Familie ſich allein übertragen läßt. Es iſt alſo 
ein Wort mit ſehr ſtarker Phyſiognomie geweſen, ſo 
daß ſolche Verblaſſungen, wie die von Ihnen wider: 
ſprochene, wenn ſie nicht mehr ſind denn bloße Defini— 
tionen eines müßigen Mannes, ganz unſtatthaft ſind.“ 
Hiernach erſcheint es mir ausgeſchloſſen zu ſein, 
die Burg Altena als Stammburg der Grafen Altena— 
Mark und damit als Stammburg der Hohenzollern 
mütterlicherſeits zu bezeichnen. Diejenigen, die ſich näher 
für dieſe Frage intereſſieren, glaube ich auf meine Schrift 
„Moderne Denkmalspflege und die Burg Altena“ 
(2. Auflage, Münſter, Weſtf., Univerfitäts-Buchhandlung 
Coppenrath, 1907) aufmerkſam machen zu dürfen. 


Bücherſchau. 


Geſchichte des Geſchlechts von Maltzan und von Malt ; 
zahn. II. Abteilung, 1. Band. Das Mittelalter. Im 
Auftrage des Geſchlechts herausgegeben von Dr. Bert- 
hold Schmidt, Fürſtl. Reuß j. L., Archivrat in Schleiz. 
Mit 4 Lichtdrucktafeln und einer Beſitzkarte. Gr. 80 V 
und 425 Seiten. Schleiz 1907. F. Webers Nachfolger. 

In den „Baltiſchen Studien“ (Neue Folge. Bd. V bis 

VII. Stettin, Herre & Lebeling. 1902 u. f.) hatte der aus 

Mecklenburg gebürtige, in der geſchichtlichen Forſchung wohl— 

bekannte und hochgeſchätzte Fürſtlich Reußiſche j. L. Archivrat 

Dr. Berthold Schmidt in Schleiz eine eingehende, auf gründ— 

lichen archivaliſchen Studium beruhende genealogiſche Studie 

über „die Herkunft der Familie von Maltzahn und ihr Auf— 
treten in Pommern“ veröffentlicht. Die Geſchichtswiſſenſchaft, 
ſpeziell aber die genealogiſche Forſchung, wird es daher mit 
lebhaftem Dank und aufrichtiger Freude begrüßen, daß Schmidt 
nach jahrelangen emſigen Nachforſchungen ſoeben im Auf— 
trage des Geſchlechts von Maltzahn uns den erſten, ſehr 
umfangreichen Band der auf mehrere Bände berechneten dar— 
ſtellenden Geſchichte dieſer Familie beſchert hat. Er behandelt 
das Mittelalter. Der Bearbeiter, welcher für ſeine wirklich 
anſprechende und feſſelnde Darſtellung die oben genannte 


sees PR) ex 


genealogifhe Studie hier zum großen Teil wörtlich benngte 
und an einigen Stellen erweiterte, hat ſich dabei an fein 
beſtimmtes Schlußjahr gebunden, fondern die ſtärker hervor- 
tretenden Perſönlichkeiten als Endpunkte gewählt; daher 
ſchließt die Linie Oſten⸗Cummerow mit Hartwig II. (1500) 
die Linie Grubenhagen mit Wedige I. (1526) und die Linie 
Wolde⸗Penzlin mit Bernd II. (1525) ab. Der vorliegende 
geſchmackvoll ausgeſtattete Band bildet den 1. Band der 
II. Abteilung des Geſamtwerkes, da die vor mehreren Jahren 
bereits im Druck (Schleiz 1900) erſchienenen, ebenfalls von 
Schmidt bearbeiteten Stamm- und Ahnentafeln jener Familie 
den 1. Band der I. Abteilung bilden. Die Geſchichte dieſes 
ſo ſtark ausgebreiteten Geſchlechts, wie die Maltzahn es ſind, 
gleicht, wie Derfaffer im Vorwort bemerkt, „einem Spiegel, 
welcher die Kulturzuftände der verſchiedenen Zeitläufte mehr 
oder minder deutlich zurückwirft. Sie gleicht ferner einer 
vom Winde bewegten Waſſerfläche. Gewiſſe Charakterzüge 
der Familie kehren in ſichtbarer Weiſe immer wieder, wie 
fließende Wellen. Fuweilen ſchlagen fie aufſchäumend hoch 
und höher. Dann ſinken ſie zurück und gleiten ruhig dahin. 
Mit anderen Worten, in ſolcher Familiengeſchichte wechſeln 
Perſönlichkeiten mit genealogiſchen Nummern ab“. Schmidt 
hat bei der Herausgabe mit Recht auf die Anführung der 
vorhandenen Vorarbeiten, der einſchlägigen Literatur und 
des archivaliſchen Quellenmaterials verzichtet, da diefe An» 
gaben bereits in der Vorrede zu den obengenannten Stamm- 
und Ahnentafeln ſich finden und die Fußnoten des vor⸗ 
liegenden Bandes alles weitere ergeben. Wenn auch die 
Kapiteleinteilung auf den erſten Blick etwas kompliziert er⸗ 
ſcheint, ſo muß man doch zugeben, daß ſte aus rein praktiſchen 
Gründen durchaus geboten war, um die einmal gewählte 
Einteilung der Stammtafeln auch hier durchzuführen. Im 
1. Hapitel erörtert Schmidt die Vorgeſchichte der Maltzan 
(3. B. die Herkunft der Moltzan, die von Moltzen, die Moltzan 
im Lüneburgiſchen, die Einwanderung der Moltzan und ihrer 
Sippe in das Wendland, die mit den Moltzan verſippten 
Familien, das Wappen der Moltzan) und kommt in den 
drei folgenden Kapiteln auf die Stammodter, auf den ſtreit⸗ 
baren Biſchof Hermann II. Moltzan von Schwerin und die 
ausgeſtorbenen Linien des Mittelalters (Trechow⸗Meetzen, 
CribefchendorfeRothenmoor, Schorſſow, Goldberg) und deren 
Gütergeſchichte, ſowie auf das Erblandmarſchallamt im 
Fürſtentum Wenden des näheren zu ſprechen. Während der 
5. bis 7. Abſchnitt ſich mit den Linien Often-Cummerow bis 
zum Code Hartwigs II. im Jahre 1500, Grubenhagen bis 
zum Tode Wediges I. im Jahre 1526 und Wolde-Penzlin 
bis zum Tode Bernds II. im Jahre 1525 und deren Erb- 
gütern befaſſen (die Fortſetzung der Geſchichte dieſer drei 
Linien folgt im nächſten Bande), handelt das letzte 8. Kapitel 
von den Moltzan bezw. Maltzan, deren Zugehörigkeit zur 
Familie zweifelhaft iſt. Das am Schluß beigefügte ausführ⸗ 
liche Regiſter erleichtert die Benutzung des Bandes ſehr und 
bietet auch manchem etwas, der ſonſt in keiner näheren Be» 
ziehung zu dieſer Familie ſteht. Da ſich bei der Bearbeitung 
vorliegenden Bandes einige und zum Ceil recht wichtige 
Abänderungen der Stammtafeln nötig machten, iſt nicht allein 
im Text desſelben darauf animerffam gemacht, ſondern auch 
am Schluſſe unter den Berichtigungen eine beſondere Su: 
ſammenſtellung ſolcher Abänderungen gegeben worden. Um 
Verwirrungen zu vermeiden, ſind hier und im Regiſter die 
hinter den Vornamen der Maltzahn ſtehenden Ordnungs⸗ 
zahlen bei den Linien OftensCummerow und Wolde⸗Penzlin 
doppelt angeführt, und zwar einmal nach der Veränderung, 
wie fie die Umwechſelung der bisherigen Stammväter dieſer 


— — .,, , , 


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— — ö—ͤ . — —ÿP8— 


Linien erforderte, und dann in Klammern nach der früheren 
Zählung in den Stammtafeln. Mehr zur Ausſchmückung 
als zum Bedürfnis ſind, wie Schmidt mit Recht angibt, die 
für dieſe Familie wichtigen Urkunden von 1193 und 1276 
(Oktober 28), ſowie eine Tafel mit den älteſten Griginal⸗ 
ſiegeln der Familie in Lichtdruck beigegeben. Da ſchon Liſch 
in ſeiner Urkunden⸗Sammlung zur Geſchichte des Geſchlechts 
von Maltzahn mehrere Siegeltafeln gebracht hat, wurde von 
Schmidt auf ſolche hier nur verwieſen. Auch die mittelalterliche 
Grabſteine der Maltzahn ſind bei Liſch ſchon abgebildet, ſo 
daß als Ergänzung nur der auf Tafel IV abgebildete Neve⸗ 
riner Grabſtein für die Familie Lütkes des Jüngeren Moltzan 
beigefügt werden konnte. Die Gütergeſchichte iſt in den 
Nebenbetrachtungen noch beſonders behandeit worden; zu ihr 
gehört die am Schluß beigefügte überſichtliche Beſitzkarte, 
welche aus der bekannten, bezüglich der Namenſchreibung 
allerdings ſehr mangelhaften v. Schmettauifchen Karte her- 
geſtellt iſt; letztere mußte genommen werden, weil die be⸗ 
treffenden Sektionen der hiſtoriſchen Grundkarten noch aus⸗ 
ſtehen. Mit lebhafter Spannung ſehen wir den hoffentlich 
bald erſcheinenden weiteren Bänden entgegen. Den ver⸗ 
ehrten Verfaſſer beglückwünſchen wir für dieſe muſtergiltige 
und fchöne Arbeit, die unſeres Erachtens zu den beſten der 
bisher veröffentlichten Familiengeſchichten gehört und ein 
rorbildliches Beiſpiel iſt, in welcher Weiſe derartige Werke 
zu bearbeiten find, auf daß fie wiſſenſchaftlichen Wert haben, 
den Leſer anregen und nicht durch bloße Aneinanderreihung 
von Daten und Tatſachen ermüden. | 
Met. Dr. K. v. Kauffungen. 


Petersburger Tagebuch der Frau Erbprinzeſſin Auguſte 
Karoline Sophie von Sachſen⸗Moburg Saalfeld, geb. 
Gräfin Reuß j. A. 1795. Mit Vorwort und An⸗ 
merkungen verſehen von Werner Conſtantin 
v. Arnswaldt. Darmftadt, C. F. Winter'ſche Buch⸗ 
druckerei, 1902. (M. 1.—.) 

Es iſt ein verdienſtliches Unternehmen unſeres geſchätzten 
Mitarbeiters, dieſes Tagebuch — welches (bezw. eine gleich ⸗ 
zeitige Kopie desſelben) fic) im Beſitz der Fran Mutter des 
Herausgebers befindet — zu veröffentlichen. Sehr intereſſant 
ſind die Schilderungen der Prinzeſſin, welche ſich durch ſcharfe 
Beobachtungsgabe auszeichnen, über das Leben am Peters - 
burger Hofe zur Seit der Kaiferin Katharina und über dieſe 
ſelbſt, über ihr Außeres und ihren Charakter. Dankenswert 
iſt das Vorwort mit den genealogiſchen Erläuterungen und 
den Mitteilungen über die hohe Derfafferin des Cagebuches. 


Stammtafeln der Familien Rabbicht. I. Teil: Altere 
Laute nbacher, des Aftes Niederjoſſa II. Sweig, jüngere 
Schmalkaldener. Sufammengeftellt von Max Eber- 
hardt Habicht. Luda S.-W, 1907. 

Dies Geſchlecht Habicht gehört zu den älteſten Bürger ⸗ 
familien Deutſchlands, beſonders Heſſens, von welcher zahl- 
reiche Linien bereits um 1500 nachweislich blühten. 

Die Schreibweiſe des Namens iſt — wie dies ja auch 
bei vielen anderen Namen der Fall iſt — eine vielfach 
wechſelnde: ein Umſtand, welcher die Forſchungen oft ſehr 
erſchwert. Nichtsdeſtoweniger iſt es dem Verfaſſer gelungen, 
für mehrere Zweige des Geſchlechts gute Stammtafeln auf⸗ 
zuſtellen, welche in vorliegendem Heft überſichtlich dargeboten 
werden. Zweckmäßig iſt die Beifügung einer Sufammen- 
ſtellung aller in dem Hefte vorkommenden Ortsnamen, der 
verſchwägerten Familien und der Taufnamen aller Familien⸗ 


=. 10: ui 


mitglieder. Auch ſchmückt das Heft ein in Farbendruck aus- 
geführtes Wappen, welches dem Georg Philipp H. bei der 
Erhebung in den Reichsadelnand, 5. April 1784, verliehen 
wurde. 

Die Forſchungen ſind noch nicht abgeſchloſſen, wir legen 
daher den Leſern des „Deutſchen Herold“ gern die Bitte des 
Derfaffers ans Herz, ihm alles, was ihnen etwa über den 
Namen Habbehl bekannt iſt (Urkunden, Briefe, Gelegenheits- 
ſchriften uſw.), mitteilen zu wollen. (Adreſſe: M. E. Habbicht, 
Lucka S.⸗A.) 


Anfragen. 

Unter dieſer Rubrik ſteht Vereinsmitglieder— 
und Abonnenten ½ Spalte (16 Druckzeilen) koſten⸗ 
frei zur Verfügung. 

Für überſchießende Seilen find die tarifmäßigen 
Inſertionsgebühren zu entrichten. 


126. 

Geſucht werden Nackrichten über die Familie Pur- 
ſchian; jede, auch die kleinſte Notiz iſt willkommen. Der 
Name dürfte identiſch fein mit Burfian, Purſſian uſw. 
Ernft Gottlob P. aus Breslau promovierte 1768 bei der 
philoſophiſchen Fakultät in Halle. Stammheimat ſcheint 
Sachſen zu ſein. Freundl. Antw. erbeten durch die Redaktion 
d. Bl. 


1. 

Im Schleſiſchen Muſeum für Kunſtgewerbe und 
Altertümer in Breslau befindet ſich ein Totenſchild des 
Oberſten Jobſt Philipp v. Cividelli, f 2. Oktober 1657, aus 
der Hirche zu Oltaſchim bei Breslau. Das dort vorhandene 
Wappen ift genau das der Familie von Gellhorn. 

Cividelli ſcheint dem Namen nach Italiener zu ſein. 
Kann mir jemand über das Wappen und ſonſt näheres 
darüber mitteilen? 

Berlin NW. 6, Lniſenſtr. 25. 

Otto v. Gellhorn. 


2. 

Die Nachrichten über die Grafen Eberſtein zu Naugord 
in Pommern find ſehr ſpärlich. Für jegliche diesbezügliche 
Unsfunft wäre ich ſehr dankbar. 

Stettin I. von Schoenermarck, Rittmeifter. 


3: 

Curdt Welder aus Creyfa (Reg’erunasbezirf Caffel) 
wurde am 26. November 1563 in Al:fed (Oberheſſen) als 
Bürger aufgenommen. Nachkemmen bekannt, Vorfahren 
geſucht Jede, auch die kleinſte Nachricht über die Welcker 
aus Treyfa vor 1563 erbiitet 

Düjjedo.f, Kanonierfir. 12. Carl Welder, 
Oberleutnant a. D. 


. 

1. Erbitte gefällige Nachrichten über die Eltern und 
Großeltern der Frau Angelika von Keſſel, geb. Schock, 
* 12.8.1281, T 11. 10. 1857, Gemahlin des Gencralleutnants 
und Komman anten des Invalidenhauſes v. Keſſel. 

2. Wer war die Gattin des Johan de Witt, F 22. 5. 
1251, Sohn des Johan de Witt, Herren der Lehnsgüter Huyd- 
und Noord -Lindſchoten, Heeentorp und Yſſelvern nud hatte 
derſelbe eine Tochter d 


3. Kann die Gemahlin des Polizeipräſidenten J. F. 
von Eifenbardt (* 1733, fF 1804), die eine geborene de 
Witt war, eine Tochter des oben genannten Johan de Witt’ 
ſeind 

Für jede kleine Notiz wäre ich ſehr dankbar. 

Stendal (Altmark). H. von Rohr. 


5. 
Clas Hine x Anna Johann & Cathrina 
rich Quaade Jeſſen. Mortoſt, Margaretha 
Penfioudr auf müller und Trülſen 
Pommerby Hrüger in oder Cornelia, 
und Krons= Gelting, T 1.9. 1294, 
gaard, T 12. 12. 17668 (81½ J. ali). 
7 5. 10. 1770. (78 J. at). 


—— — 

Auguſt Dietrich Quaade, X 21. 6. 1271 Magdalena 

Penſionär auf Pommerby, Margaretha Morioft 

T 24 2. 1811 (64 J alt) oder Mord horſt, 

war 1784 Pechter in Haſſel⸗ T 5. 9. 1830 (5 ½½ J. al‘) 
beig. konfirmiert 1259 zu G lting. 


— ..—— 

Dorftehente Namen und Daten hat Herr Paſtor Boch 
in Gelting mit größtem Wahlwollen im dortigen Kirchen ⸗ 
buche für mich aufgeſucht, und ich würde außerordentlich 
dankbar fein für weitere Ahnen der 4 Perfonen oder für 
Vervollſtändigung der angegebenen Daten. 

Johann Mortoſt war des vormaligen Hufners in Groß— 
Flimbek und Anna geb. ehelicher Sohn. Die Quaaden 
ſtammen vielleicht aus dem Hannoverſchen. Für Auskunft 
über die Familie Quaade würde ich beſonders e ſein. 

LCangeſö —Odenſe, Dänemark. 

Hans Frhr. v. Berner Schilden Holften. © 


| 6. 

Im „Handbuch der deutſchen Kunſtdenkmäler“ 
Bd. II von Georg Deb io iſt unter: Tremeſſen, Provinz 
Poſen, Auguſtiner Abtei- Hirche, ein Reliquiarium für die 
Hand des beil. Adalbert erwähnt, ein Kaften von Silberblech 
mit flach gebogenem Deckel, mit gravierten Heiligengeſtalten 
und fpdtem Maßwerk; 1507 rom Goldſchmied Peter Selber 
in Poſen gefertigt. 

In von dieſem Peter Gelhor ſonſt irgend etwas bekannt, 
und wo könnte ich näheres über ihn erfahren? 

Berlin NW. 6, Luiſenſtr. 25. 

Otto v. Gellhorn. 

(Dieſer Name Gelhor dürfte auf das blonde Haar des 
Betrenenden bezw. eines feiner Vorfahren zurückzuführen 
fein: Gelhor = Geel Hor — Gelbhaar. Anm. d. Red.) 


2; 

Major v. Roos vom Leib-Grenadier⸗Regiment Frank⸗ 
furt a. O. bittet bei nachftetenden Perſonen die fehlenden 
Daten, Namen und Taufnamen (auch über die Eltern) ſo 
weit möglich zu ergänzen, auch der Stand des Vaters iſt ere 
wünſcht. 

Johann v. Mondry-Dombromwsfy, * den 1787 
3 in Pommern. Mutter: 
Dienſteintritt: März 1794. 8. März 1796 Fähnrich beim In⸗ 
fanterie Regiment von Thadden Nr. 5. Oktober 1297 Sefond- 
leutnant. Im April 181% geftorben; wor 

Wilhelm Friedrich Auguſt v. Schmiedeberg, * den 

Anguſt 1767 zu in der Neumark. Vater: 
Mutter: sis. 3 te : Im Februar (783 wahre 


ae Oi 2 


ſcheinlich beim Infanterie-Regiment v. Möllendorff Nr. 25. ſich dieſelbe anfangs des XIV. Jahrhunderts in voller: Blüte 
11. Auguſt 1813 als Major zum Kolberg’fhen Infanterie | befand. . 


Regiment. Im Gktober 1815 an feinen Wunden ge: „Anno 1555 Daniel Miftrud dictus vraiſing “ 
ſtorben. | Es ift anzunehmen, daß fie aus Freiſing (Oberbayern) 
Ludwig v. Tempelhof, * den .. Auguſt (795 zu | ftammte. Man wäre demjenigen, der mittels eines Dokumentes 
ae in der Neumark. Vater... Mutter.. | vom XIII. oder XIV. Jahrh. das beweiſen könnte, ſehr dankbar. 
Dienſteintritt: April 1812 beim Leib - Infanterie» Regiment. Udine (Italien). nob. d' Enrico del Torſo. 


1813 Sekondleutnant. 14. Oktober 1814 zum Kaifer Alexander⸗ 


Regiment. Am 4. April 1816 geſtorben. 9. N 
Sigismund Rudolf, v. Kanitz, * den 1288 Erbeten werden Nachrichten über Wohnort und Nach⸗ 

BT cn, secur vater Leutnant im HZuſaren- Regiment kommen von Sir James und Sir Philipp Richards — 

Prinz Eugen von Württemberg Nr. 4. Mutter geb. 3. und 4. Baronet —, ferner über die Familien Ricard — 


Natzmer. Dienfteintritt: 1800 beim Regiment Pelchczin Nr. 36. Riccards — Richard — Rider — Richel und ähnliche 
1815 dem Leib-Grenadier-Gataillon aggregiert. März ı822 | Schreibarten; — um 1870 ſoll in der Umgegend von Frank- 
ausgeſchieden mit Inaktivitätsgehalt. September 1839 pen⸗ furt a. M. ein Baron Richer oder Richel oder Rider anfäffig 


ſioniert. Am 21. Dezember 1840 geſtorben; wo ? geweſen ſein. 
Johann Romuald v. Koc, * den .. November 1788 Arnsberg p. Tharau, Oſt⸗Preußen. 
in Preußen. Vater: mutter: . . . Dienſt⸗ Helene Motherby. 


eintritt: April 1800 beim Infanterie-Regiment Alt⸗Lariſch 
Nr. 26. 1806/18072 beim Schill'ſchen Korps. — 28. Oktober 
1807 dimittiert. — 22. Januar 1808 dieſe Dimiſſion zurück⸗ 
genommen. 20. Auguft 1808 zum Leib-Infanterie⸗Regiment. 
Am 6. September 1810 geſtorben; wod 

Carl v. Adelsdorff, rden zu Hunzendorff in 
Schleſien. Vater: .... Polizei⸗Bürgermeiſter. Mutter: .... 
geb. Reinhardt. 1805 als Junker beim Inſanterie-Regiment 
v. Schimonsky Nr. 40. 12. Auguſt 1838 Aus ſicht auf Sivil⸗ 
verſorgung für die erloſchene Ausſicht auf Anſtellung bei 
Garniſon⸗Truppen. Am 7. Januar 1852 geſtorben; wo d 

Wilhelm, v. Roſen, * den .. September 1292 zu 
a in Preußen. Eltern unbekanntd 1808 Junker beim 
Leib-Infanterie Regiment. Februar 1810 in der Rangliſte 
nicht mehr aufgeführt. 

Joſeph v. Schalſcha, * Dezember 1780 in Schleſien. 
Vater: Landedelmann. Mutter: v. Kloch. 1797 beim In⸗ 
fanterie-Regiment Huits Nr. 8 eingetreten. 1826 als Kapitän 
mit Armeenniform und Penſion dimittiert. T 1. Juli 
1852; wor Welcher Familie gehört dieſes W Antwort er⸗ 

Moritz, Hugo v. Sell, * Juli 1806 in Schleſien. beten durch die Redaktion.. 

Vater: Oberft u. Kommandeur des 22. Infanterie-Regiments. 

Mutter: v. Schellerbeck. November 1821 als Freiwilliger beim U. 

Keib- Infanterie-Regiment Nr. 8 eingetreten. 1822 ausge | Eine Urkunde 1663 1. Mai nennt den „Wohledeln und 
ſchieden. Wannd Manhafften Peter von Bornum, geweſenen Hauptmann 

Ludwig v. Beyer, * 1792 Weſtpreußen. Vater: Edel- in Hoch ⸗Fürſtl. Hefj. Regiment uſw.“ | 
mann. Mutter: Heimzius. 1813 als Freiwilliger beim 1. Sind dem Verein Herold Quellen bekannt, woraus 
Leib-Infanterie-Regiment eingetreten. Juni 1815 Sekonde⸗ Material über die Familie von Bornum bezw. über die Dore 
leutnant beim 2. Schleſiſchen Landwehr⸗Regiment. 1816 eltern des Peter von Bornum geſchöpft werden kannd 
dimittiert. f 15. März 1862; wo P 2. Iſt ein Wappen von Bornum befannt? 

Wilhelm v. Crailsheim. Juni 1788 Magdeburg. 3. Läßt das Prädikat „wohledel“ darauf ſchließen, daß 
Vater: Major. Mutter: P War Regierungs⸗ Referendar. Peter von Bornum vom Adel ward — Peters Sohn, „Hanf 
1815 als freiwilliger Jäger in das Jäger⸗Detachement 2. Bat. Peter von Bornum“, nach derſelben Urkunde in Dorſten ge⸗ 
Leib-Infanterie⸗Regiments eingetreten. 1813 Sekondleutnant. boren, war verheiratet mit Maria Anna von Stecke. In 
T November 1815; wor Dorſten war die Familie von Bornum nur ganz vorübergehend. 

8. | Für gefl. Nachrichten im voraus herzl. Dank. 


Man wünſcht Auskunft über den Urſprung der Familie | Dortmund, Löwenſtr. 10. Fritz Sarid, Lehrer, 
miſtruzzi. Freiſinger aus . set sem wo | une des pete ee 


— — ——ä— - — —— u 
— — 


2. 1 5 ‘Sedenthein der nn von are: anf Kiel. a 


Derantwortlicher er Ad. m. gildebra ndt in Berlin, w. 62. dinnrag⸗ BU — e des vereins gerold; e elon von 
Carl Heymanns Verlag in Berlin, W. Mauerftraße 43. 44. — Julius Sittenfeld, Hofbuchdruder. in Berlin W. 


— u —— 


Familien-Nadridten ans Württemberg 1906. 


(Abkürzungen: 8. — Sohn geb., T. — Tochter geb., >< vermählt, + geſtorben, [ begraben.) 


3 


Alberti, Eduard, Ingenieur, geb. Schwenningen 1. Juni 1827, + 
Heilbronn 27. Juni 1006, S. des 1878 F Pal. württ. Bergrats 
a. D. Friedrich Auguſt v. A. und der 1875 7 Julie geb. Freiin 
v. Degenfeld. Wwe. Karoline geb. Schöllhammer. 

v. Arand Edle v. Ackerfeld, Anna (rerm. Freifrau v. Malchus) 
geb. Stuttgart 19. Januar 1868, + Heidelberg 3. April 1906, 
[] Tettnang, T. des 1872 + Fol. württ. Art.⸗ Hauptmanns Hein 
rich A. E. v. A. und der Marie geb. Freiin v. Malchus. Wwr. 
Otto Frhr. v. Malchus, Pol. württ. Kammerherr und Hof: 
marſchall S. D. des Fürſten zu Wied. 

v. Auer, Sofie, geb. Stuttgart 31. Dezember 1827, + Stuttgart 28. OF 
tober 1906, T. des 1855 f Fal. württ. Hauptmanns Roain Max. 
Ferd. v. A. und der 1804 F Henriette geb. Dapp. 

v. Bank, Johann Baptiſt, Mühlenbeſitzer, geb. Langenſchemmern 
5. Juni 1827, F daſelbſt 4. Januar 1906, S. des 1865 F Matthäus 
r. B. und der 1886 F Maria Anna geb. Miller. Wwe. Franziska 
geb. Fuchs. 

v. Beauvais, Dora, geb. Stuttgart 12. November 1883, T. des 1898 
+ Kaufmanns Wilhelm v. B. und der Thereſe geb. Wiliſch; 
Horn, Otto, Bankbeamter, geb. Tübingen 2. Dezember 1871, 
S. des 1882 f+ Bankdirektors Friedrich 5. und der 1905 f Thekla 
Dayhinger. >< Stuttgart 30. Juni 1006. 

. Blandenhagen, Eliſabeth, geb. Drobbuſch (Livland) 27. Juli 1824 
7 Winnenden 29. September 1906, T. des 7 Rittergutsbeſitzers 
Johann v. B. und der + Maria Louiſe Anna geb. v. Wolff. 

. Brandenftein, Mathilde Apollonia geb. v. Siebold, geb. St. Martin 
bei Boppard a. Rh. 27. September 1850, F Ulm 29. Auguſt 1906, 
T. des 1866 f Dr. med. und Fol. niederländ. Oberſten im 
Generalſtab Franz Philipp Balthaſar Jonkheer v. S. und der 
+ Ida Helene Karoline v. Gagern. Wwe. des 1905 7 Fal. 
württ. Generals d. Inf. 3. D. Gujtav Karl Wilhelm v. B. 

Buderus v. Carlshauſen, Pauline geb. Gräfin v. Normann-Ehren— 
fels, geb. Tudwigsburg 3. Februar 1833, + Stuttgart 21. März 
1906, T. des 1847 + Fol. württ. Rittmeiſters Karl Friedrich 
Ferdinand Graf v. WE. und der 1881 7 Mathilde geb. Freiin 
v. Schütz⸗Pflummern. Wwe. des 1876 fF Fal. württ. Majors 
a. D. Ernſt Wilhelm Emil B. v. C. 

Campbell tof Treesbank and Céßnack, George James, Fal. 
württ. Rutmeifter a. D., geb. Mannheim 1831, T Langenargen 
25. April 1006. Wwe. Pauline geb. Freiin v. Veſſelrode— 
Hugenpoet. 

v. Cariſien, Hedwig Emilie Mathilde, geb. Berlin 2. Auguſt 1838, 
+ Mannheim |. Februar 1906, L] Cannſtatt (Württ.), T. des 
1861 T kgl. preuß. Generalmajors Guſtav Ehrenreich v. C. und 
der 1858 F Mathilde Fried. geb. Schmolz. (Die Letzte ihres 
Geſchlechts). 

v. Collas, Anna (verm. Freifrau v. Ow-Wachendorf), geb. Birn⸗ 
baum 20. Auguſt 1837, + Dorf Kreuth 26. Oktober 1006, T. des 
+ Hennig Baron v. C. und der 7 Antonie geb. Aſchenborn. 
Wwe. des 1882 T Hans Karl Reichsfreiherrn v. O. W. 

v. Faber du Faur, Georgine geb. Wechßler, geb. Stuttgart 28. Juni 

1839, 4 daſelbſt 9. April 1906, T. des 1859 7 Kaufmanns Georg 

W. und der Charlotte geb. Breitſchwerdt. Wwe. des 1882 7 

kgl. württ. Oberſten a. D. Moriz v. F. d. F. 


3 


3 


v. Gleich, Marie Marg. Aloyſia Amalie geb. Wieſt, geb. Ulm 25. 
Dezember 1852, 7 Stuttgart 10. März 1006, T. des 1861 + Ober: 
juſtizprokurators Andreas W. und der 1834 + Eliſabeth geb. 
Fortenbach. Wwe. des 1896 f kgl. württ. Generalleutnants 
3. D. Alarich Karl Anton v. G. 

v. Grävenitz, Karl, Major im Inf.-Regt. „Haiſer Friedrich“ No. 125 
(7. württ.); v. Arnim! Urſula; S. Stuttgart, 6. Januar 1906. 

v. Grävenitz, Albrecht, geb. Stein bei Blumenau 26. Auguſt 1004, 

7 Stuttgart 25. März 1006, S. des kgl. württ. Majors Karl 
v. G. und der Urſula geb. v. Arnim. 

de Greiff, Alfons, Fal. württ. Rittmeijter im Drag.⸗Regt. „Königin 
Olga“ No. 25 (1. württ.), Jobſt Mathilde; S. Guido Hermann 

Anton, geb. Tudwigsburg u. September 1906. 

v. Groll, Max, Leutnant und Bat.⸗Adj. im Gren.⸗Regt. „Königin 
Olga” Nr. ug (1. württ.); v. Wöllwarth⸗Lauterburg, Freiin 
Klothilde; S. Stuttgart, 6. April 1906. 

. Guérard, Franz Eberhard, Dr. der Fahnheilkunde, geb. Elberfeld 
25. Juni 1805, 7 Ulm 22. Februar 1906, S. des + Hofzahnarzts 
und Geheimen Hofrats Wilhelm v. G. und der 7 Amalie geb. 

Rütten. Wwe. Pauline Eugenie geb. Berger. 


. Zadländer, Eugen Eberhard, Schrifiſteller, geb. Stuttgart 5. Woe 
vember 1851, f daſelbſt 15. Februar 1906, S. des 1877 F Fal. 
württ. Nofrats und Direktors der Pol. Bauten und Gärten 
Friedrich Wilhelm v. H. und der 1900 7 Karoline geb. Gpitz. 

. Haldenwang, Maximilian Georg, Fal. württ. Oberleutnant im 
Inf.⸗Regt. No. 154, geb. Stuttgart 9. Juli 1870, 8. des 1897 + 
kgl. württ. Generals der Inf. a. D. Otto v. H. und der Pauline 
Ejdenmayer; Hentſchel, Eliſabeth Maria, geb. Lorzendorf bei 
Breslau 9. November i882, T. des Fabrikbeſitzers Albert H. 
und der Agnes Gillner. & Jauer 27. September 1900. 

Heider, Karoline, geb. Ulm u. Juli 1885, T. des fal. württ. £and- 
gerichtsdirektors Wilhelm Auguſt v. B. und der Mathilde geb. 
Heim; Bürglen, Hermann, Fabrikant und Leutnant der Reſerve 
im Ulanen-Regt. „König Karl“ No. 10 (1. württ.), geb. Ulm 
18. Januar 1874, S. des Kommerzienrats Erhard B. und der 
Emilie geb. Eckhardt. * Ulm 8. November 1906. 

. Jan, Karl, fal. württ. Poſtinſpektor; Schuſter, Johanna; T. Ruth, 

geb. Stuttgart 24. Mai 1006. 
Jan, Ludwig Karl Fritz, Dr. phil., Oberlehrer; Gelshorn, Irm— 
gard; S. Werner Alexander Hugo, geb. Straßburg 24. Juni 1006. 

. Rapff, Anna Babette Mathilde geb. Wieland, geb. Ulm 5. Juli 

1864, T Berlin 23. Januar 1006, [ Ulm, Tochter des Kommerzien— 

rats Philipp Jakob Wieland und der Mathilde geb. Wieland. 

Wwr. Karl v. H., Pal. württ. Major a. D. 


v. 


v. Kapff, Wilhelm, Dr. jur., Fal. württ. Landrichter; Kröner, Anna; 
S. Hans Sixt, geb. Heilbronn 21. Mai 1906. 
v. Karaß Nikolaus, ‘fal. württ. Generalmajor a. D. und kal. Bad. 


kommiſſär in Wildbad, geb. Moskau 26. November 1836, 7 
Stuttgart 15. März 1006, S. des + Gutsbeſitzers Theophil v. . 
und der Emilie v. Reinhard. Wwe. Frida geb. Gräfin 
v. Lippe⸗Falkenflucht. 


v. Kellenbach, Karoline geb. v. Baer, geb. Stuttgart 27. Januar 
init, 7 Stuttgart (7. Auguſt 1006, Tochter des + Pal. württ. 
Poſtmeiſters Louis v. B. und der * Margarete geb. Graff. 
Wwe. des 1855 7 Schloßgutsbeſitzers Heinrich v. K. 

“v. Langsdorff, Anna, geb. Adelshofen 29. September 1855, 
+ Rappenau Januar 1006, Tochter des 1897 Pfarrers 
Julius v. L. und der Charlotte geb. Hölder. 

* v. Langsdorff, Guſtav Wilhelm, Ful. preuß. Major, geb. Adels: 

hofen 20. Juni 1859, 7 Burgthal bei Stockach 8. September 

1906, S. des wor + Pfarrers Julius v. T. und der Charlotte 

geb. Bolder. Wwe. Berta geb. Lang. 

Joſef, Hopfengutsbeſiger, geb. Tettnang 28. Auguſt IR5T, + 

Tübingen Juni 100%, S. des eg + Gutsbeſitzers Franz 

Xaver Lott und der 1858 / Joſephine Lanz. Wwe. Wilhelmine 

geb. Werner v. Kreit. 

v. Marchtaler, Hans Erhard, 
Art.⸗Regt. No. 65 4. ee) 
akademie; Lienhard, Annie; 8 
Berlin 5. Februar 1900. 

v. Marchtaler, Adolf Albert Heinrich Erhard, fal. württ. Landrichter; 
v. Baumbach, Emilie; T. Marie Erneſtine, geb. Ulm 25. OP. 
tober 1906. 

v. Maur, Karl, Spediteur; Marſchall, Lilly, T. Stuttgart 1. April 1906. 

Mayr, Sofia, geb. Tettnang 6. Mai oc, T. des 1807 + fal. württ. 

Gerichtsnotars Joſef v. M. und der 188 7 Roſa geb. Kugel. 
Stipek, Joſef, Ingenieur, geb. Budweis 26. Juli 1849. >< 
Korſchach 1. Februar 1906. | 

v. Mayr, Marta Joſefa Klara (verm. Rothfelder) geb. Saulgau 
46. November 1828, 7 daſelbſt we. März 1006, T. des 1867 + 
Fal. württ. Gerichtsnotars Joſef v. M. und der 1855 7 Joſefa 
Nußbaumer. Wwr. Johann Rothfelder, Güterbuchskommiſſär. 


v. Neubronner, Rudolf Karl Julius, Leutnant im Drag. Regt. 
„König“ > 20 (2. württ.) geb. Schloß Lichtenegg 20. Sep: 
tember 1878, S. des Fal. württ. Kammerherrn und Rr. d. Joh. Oro. 
Karl Georg Rudolf v. N. und der Julie geb. ron Mauffmann; 
v. Palm, Freiin Clara Eleonore Joſ. Marianne, geb. Gries 
bei Bozen 5. April ıssı, T. des K. u. K. Oberleutnants und 
Kr. d. Joh. Ord. Ernſt Frhr. v. P. und der Clara Hengelmüller 
de Hengerwär. o< Mühlhauſen a. N. 25. Oktober 1006. 

v. Olnhauſen, Wilhelmine (verm. Bort) geb. Nordheim 16. März 
1859, 7 Stuttgart 2. Januar 1006, T. des Gottlieb v. O). und 
der Eliſabeth Kühner. Wwr. Georg Bort. 

v. Olnhauſen, Wilhelm, approb. Apotheker, geb. Heilbronn 29. Mai 
1880, * Heilbronn 3. Norember 1906, [ Cöln a. Rh., S. des 
Direktors G. v. 0). und der Ida geb. Höllwarth. 

v. Olnhauſen, Liſette geb. Thym, geb. Mittelfiſchach 27. März 1827, 
+ Tettnang 29. Norember 1006, T. des + Kaufmanns Gottfried 
Friedr. Chym und der F Margarete Daun. Wwe. des 1885 4 
Pal. württ. Gerichtsnotars Karl Friedr. v. 00. 

v. d. Often, Karl Friedrich Mar, Fol. württ. Hauptmann im Gren Regt. 
„Königin Olga“ No. 0 (1. württ.); v. Sommerlatt, Hedwig 
Klara Hildegard; T. Stuttgart 15. Oktober 1000. 

v. Pomer, Emilie geb. Ammon, geb. Unterweißach 12. Februar 1832, 
+ Crailsheim 5. Juli 1906, T. des 1845 T Pfarrers Philipp A. 
und der 1804 7 Julie Drechſel. Wwr. Kircbenpfleger Ludwig v. P. 

v. Poſt, Henriette (verm. Schwab), geb. New Vork 15. Dezember 1831, 
! Leſum bei Bremen 7. Juni 1900, [| Siuttgart; T. des 39 

Kaufmanns Heinrich v. P. und der 1830 * Margarethe geb. 
Maier. wwe. des 18835 7 Profejjors Dr. Chriſtof Schwab. 


gott, 


Fal. württ. Oberleutnant im Feld. 
komm. z. Fal. pre Kriegs 
Hans Ulrich Adolf Erhard, geb. 


s 


v. Rantzau, Adele Marie Cath., ehemal. Priorin von Unterſen, In— 
haberin des Fol. preuß. TCouiſen- Ordens, geb. Straßburg i. E. 
30. Auguſt 1821, + Stuttgart 3. Februar 1900, T. des 1858 + 
Fal. württ. Oberſten Johann Friedrich Hannibal v. R. und der 
+ Henriette geb. Lienhardt. 

v. Reinöhl, Guſtav, Ingenieur, geb. Kircenlellimsfurth 7. November 
1869, 7 Lüttich 13. Februar 1906 (auf der Heimreiſe von Braſilien), 
S. des + Gutsbeſitzers und Poſtbeamten Friedrich an 
Bernhard v. R. und der Adelheid geb. Teichmann. 

v. . Sofie Eliſe Charlotte, geb. Heilbronn 25. Suni 1831, 1 daſelbſt 

Februar 1905, T. des 1874 + Pal. württ Regierungsrats 
Christian Gottlieb v. R. und der 7 Karoline geb. Baakh. 

v. Schweinichen, Stefanie, geb. Metz 18. Juli 1885, T. des Fal. preuß. 
Oberſts z. D. Hans v. Sch. und der Stefanie geb. Brauns; 
Spemann, Kurt, Leutnant im Feld. Art. Regt. „Prinzregent 
Luitpold v. Bayern” No. 29 (2. württ.), geb. Düſſeldorf 51. OF: 
tober en S. des Derlaasbucbbandlers Adolf Sp. unde der Julie 
Weife. >< Stuttgart ic. September 1906. 

v. Sick, Alfred, kal. würıt. General der Kavallerie 3. D., geb. Ludwigs- 
burg 8. April 1845, T Baden-Baden 27. Dezember 1906, [ Stutt- 
gart, Sohn des 1892 7 kal. württ. Generalmajors a. D. Hermann 
v. S. und der 1902 + Marie Wiß; Wwe. Wanda geb. Gräfin 

Schlieben. 

v. viſcher. Ihingen, Richard Guſtav Adolf, Pal. württ. Kammer: 
herr und Oberleutnant der Landwehr-Havallerie, geb. Stutt- 
gart 21. April 1862, + daſelbſt 9. Februar 1006, [] Aglishardt, 
S. des 180 f K. u. M. Oberleutnants a. D. und Ritterguts- 
beſitzers Adolf v. D.-J. und der Marie geb. Vellnagel. 

v. Malter, Pauline Agnes geb. Thumm, geb. Peterzell 18. Dezember 
1850, 7 Degerloch 9. Oktober 1000, T. des * Pfarrers Carl 
Wilhelm Ch. und der 7 Sofie geb. Löffler. Wwr. Eugen v. W., 
kal. württ. Oberbaurat a. D. 

v. Weckherlin, Wilhelm Ferdinand Heinrich, Pal. niederländ. Bot— 
ſchafter a. D., Staatsrat, Exzellenz, geb. Haag 21. Mai 182, 
Tübingen 14. Dezember 106, &. des + Pal. württ. Staats 
rats Karl Wilhelm v. W. und der F Marie geb. Handel. 

Werner v. Kreit, Eduard, ittergutsbeſitzer, geb. Moſisgreut 10. Juni 
1867, S. des 1905 7 Rittergutsbeſitzers Ferdinand Jakob W. v. M. 
und der 1005 7 Wilhelmine geb. Sterk; Rothenhäusler Sofie. 
>< Moſisgreut 30. Mai 1906. 

Werner v. Kreit, Karl, Gutsbeſitzer, geb. Sigmarshofen 21. April 
1869, 7 daſelbſt u. Oktober 1906; S. des 1899 f Gutsbeſitzers 
Eduard W. v. U. und der Seraphine Heine. Wwe. Sofie 
geb. Ibele. 

v. Winter feld, Albert, Schriftſteller, geb. Landsberg a. W. 
1852, F Stuttgart 3. April 1005. 

v. Zeppelin, Albrecht Guſtav Melchior, Hauptmann im Gren. Regt. 
„Hönigin Olga’ No. 19 (dl. Württ.), geb. Ellwangen 27. März 
186), S. des 1880 7 Pal. württ. Gberförſters Guſtav Adolf 
Melchior v. FH. und der Klara Mathilde geb. Winter; Junghans, 
Erika geb. Schramberg 3. April 1884, T. des Geh. Kommerzien« 
rats Arthur J. und der Marie Louiſe geb. Hauff. >< Strutt 
gart 15. Auguſt 190%. 


27. Auguſt 


4 Dain bad. Adel angehörig. 
Stuttgart, im Oktober 1907. 


0 Uiitgeteilt von Adolf Straub. 


N 


ar 
heruuggegeben vont rein en in Berſin. 7 


— a 


a m 


Ar. 2. Berlin, Februar 1908. XXXIX 


der jährliche Preis des „Beutfcen Herold — monatlich ein Heft — beträgt 12 UE, der „Vierteljahrsſchriſt für Wappen-, 
Siegel- und Familienkunde“ 8 mk. Einzelne Nummern koſten 1 Mk. — Anzeigen für den „Deutſchen Herold“ werden von 
Carl Heymanns Verlag, Berlin W., Mauerſtr. 43. 44, entgegengenommen. 


Inghalls verzeichnis: Bericht über die 770. Sitzung vom 17. De⸗ Alle Vereins- und Fachgenoſſen (Mitglieder und Nicht- 
zember 1907. — Bericht über die 771. Sitzung vom mitglieder) werden infolge des Pereinsbeſchluſſes vom 
7. Januar 1908. — Eine unbekannte Griginalzeichnung 17, Dezember 1895 gebeten, dem Schriftführer des Vereins, 


Goetnes mit dem Wappen Selters. (Mit einer Tafel und u S. W., Gneiſenauſtr. 99, ae- 
Abbildung.) — Danmarks Adels Aarboog 1908. — Die . „Guneiſenauſtr. 99, g 


Familie Shottelins. (Schluß) — Grabinſchriften der luthe⸗ 


riſchen Kirche in Rinteln. — Das Siegel der Hüttener 1. die wiſſenſchaftlichen Themata, Probleme oder Spezial ⸗ 
Harde [Bergharde]. (Mit Abbildung.) — Fu J. G. Hare gebiete, deren Erforſchung und Searbeitung fie ſich 
tungs Brief vom Jahre 1667. — Bücherſchau. — Der zur Aufgabe geftellt haben; 
mifchtes. — Anfragen. — Antworten. — Briefkaſten. 2. inwieweit fie imſtande bezw. gewillt ſeien, An- 
fragen, welche in das umſchriebene Gebiet einſchlagen, 
Bereingnachrichten. m beantworten; 
. 3. hinſichtlich welcher Punkte ihnen Mitteilungen, Auf 
‘ = on Fikungen des Vereins Herold iter, Beiträge uſw. willkommen oh 
nden flatt: 
Dienstag, den 18. Februar 1908 abends 
Dienstag, den 3. Mar; 1908 } 7½ Ahr, Da der Herr Schatzmeiſter des Vereins Dr. Stephan 
im , Surggrafenkof", Aurfürſtenſtr. 91. Kekule von Stradonitz zu Groß- Lichterfelde, Marien- 


. ſtraße 16, auch die Führung der Pereinsmatrikel über 

Die Pereinsbibliothek befindet ſich W. 62, Kleiffir. 4, nommen hat, werden die geehrten Mitglieder des Herald 
Qnergebäude I., und tft Mittwochs von 2—5, Sonn- hierdurch ergebenſt erſucht, alle Veränderungen betreffend 
abends von 10—1 Ahr geöffnet. Der Katalog if gegen | Wohnung, Titel uſw. gefilligh dem Shakmeifier anzeigen 
Ginfendung von 3,20 Mark vom Bibliothekar zu beziehen. zu wollen. 


Die Mitglieder des Vereins Herold werden freundlichſt erſucht, folgendes beachten zu wollen: 
1, Alle den Verein im allgemeinen betreffenden Korreſpondenzen find zu richten an den Porſitzenden 
Herrn Generalleutnant z. D. v. Bardeleben, Exzellenz, Berlin W. 50, Aurfürſtendamm 240, oder an den 
Schriftführer, Jerrn Geheimrat Seyler, Berlin W. 30, Nollendorfſtr. 10. 
2. Alle Anfragen, Wappen und Wappenkun ft betreffend, ferner Mannſkripte für die Vereinspublikationen 
und Mitteilungen, welche die Pibliothek des Vereins betreffen: an Herrn Profeſſor Ad. M. Hildebrandt 
Berlin W. 62, Schillſtr. 3. 
3. Alle Mitteilungen genealogiſcher und familiengeſchichtlicher Art: an Herrn Kammerherrn Dr. Aekule 
v. Stradonik in Srof Lichterfelde, Marienſtr. 16. 
4. Alle Anfragen und Mitteilungen über Siegel und Siegelweſen: an Herrn Geheimrat Seyler ⸗ 
Berlin W. 30, Nollendorfſtr. 10. 
Die Mitgliedsbeiträge find an den Deutſchen Areditverein, Berlin W. 66, Wauerfir. 86/88, zu leiſten. 
Anmeldungen neuer Mitglieder nehmen alle vorſtehend genannten Herren entgegen. 


— 


Bericht | 
über die 770. Sitzung vom 17. Dezember 1907. 
Vorſitzender: Se. Erz. Herr Generalleutn. 3. D. v. Bardeleben. 


Der Herr Vorſitzende verlas ein Telegramm aus 
Leipzig vom 4. d. M., mittels deſſen die Sentralſtelle 
dem Vereine Herold beim Eintritt in das neue Vereins- 
jahr Glückwünſche darbringt und der Hoffnung auf 
weitere erfolgreiche und möglichft gemeinſame Arbeit 
Ausdruck gibt. 

Als Mitglieder wurden angemeldet: 


*. Herr Charles A. Bernau, Walton-on-Thames, 
Pendeen, Bowes Road (England). 

2. Herr Referendar v. Brauſe in Charlottenburg, 
Engliſche Straße J, Eingang 2 III I. 

Herr Carl Freiherr Hiller von Gärtringen, 
Hauptmann im I. Garde ⸗Reg. z. F., Pots dam, 
Jägerallee 4. 

Frau Alma v. Kalckreuth, geb. v. Simmermann 
in Samſt bei Meſeritz, Provinz Poſen. 
Herr Caymann, Oberleutnant im 5 


~ 


O. 


4. 


5. Magde⸗ 
burgiſchen Infant.⸗Reg. Nr. 66, kommandiert zur 
Kriegsakademie, Berlin W., Naſſauiſcheſtr. 2 II. 

Herr Georg von Wedel, Major im Colberg⸗ 
ſchen Grenadier⸗Reg., Stargard i. Pom., Villen⸗ 
ſtraße Ib. 

Herr Schloßhauptmann v. Cranach von der Wart, 

burg legte das ſoeben an das Licht getretene prachtvolle 

Wartburgwerk zur Beſichtigung vor. Gründer des: 

ſelben iſt weiland Carl Alexander, Großherzog von 

Sachſen, der Wiederherſteller der Wartburg, der ſich 

auch mit eigener ſchriftſtelleriſcher Arbeit an dem Werke 

beteiligte. An die Bedeutung der Wartburg für das 

Leben des deulſchen Volkes erinnern folgende Punkte: 

Sängerkrieg, heil. Elifabeth, Martin Luther, Wartburg: 

feſt der deutſchen Burſchenſchaft. Das Werk iſt in der 

Tat ein Denkmal deutſcher Geſchichte und Kunft nach 

feinem Inhalte und feiner glanzvollen äußeren Erſchei— 

nung; zu feiner Herftelung war ein Aufwand von 
einer Viertelmillion erforderlich. Ein Suſchuß aus 

Staatsmitteln wurde nicht geleiſtet. 

Der Herr Vorſitzende machte folgende Mitteilungen: 

I. Lehenbrief des Herzogs Georg von Mecklenburg vom 

14. April 1817 dem Bernhard Ulrich v. Behr hinſichtlich 

des Gutes Gentzkow erteilt. Das Gut war vorher im 

Beſitze der v. Bardeleben, die es 1715 von den 

v. Mergen erkauften. 2. Nach einer vom Herrn Vizekonſul 

v. Grumbkow mitgeteilten Nachricht engliſcher Blätter 

hat Se. Majeſtät der Kaiſer beim Beſuche der Abtei 

Beaulieu in dem Wappen des Sir Thomas Wriothſley 

(der die Abtei von Heinrich VIII. erkauft hatte) ein Feld 

bemerkt, das den deutſchen Reichsadler ſchwarz in Gold 

enthält. Auf die Frage des Kaiſers, wie dieſes Wappen 
dorthin komme, vermochte niemand Auskunft zu geben. 

5. Die von Paul Heitz (Straßburg 1907) gefundene 

angebliche Abbildung der Hohkönigsburg aus der erſten 


24 


Hälfte des 16. Jahrhunderts. 4. Einen Auszug aus dem 
Inhaltsverzeichniſſe des IX. Bandes der Acta borussica 
(Behördenorganiſation). Das Buch enthält wichtiges 
Material über die Privilegien und die Konſervation des 
Adels. 

Sodann regte der Herr Dorſitzende die Frage an, 
wie ſich der Derein gelegentlich des Internationalen 
Kongrefjes für hiſtoriſche Wiſſenſchaften zu betätigen 
habe. Herr Amtsgerichtsrat Dr. Béringuier ſprach 
ſich für die Veröffentlichung einer wiſſenſchaftlichen Arbeit, 
Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz für die 
Neubearbeitung der beim großen Stiftungsfefte aus · 
gegebenen Dereinsgefcichte aus. Die Beſchlußfaſſung 
hierüber wird vertagt. 

Frau v. Kalckreuth, geb. v. Zimmermann, in Samſt 
hat folgende Frage geſtellt: Der Adel des Geſchlechtes 
von Simmermann wird von dem böhmifchen Ritter: 
ſtandsdiplome von 1710 datiert. Nun findet ſich aber 
im Staatsarchiv zu Breslau die Eheberedung des 
Chriftoph Adam von S. mit Marie Magdalene v. Niebel⸗ 
ſchütz von 1605. Er unterſchreibt „von“ vor Gericht; 
fein Siegel zeigt die Buchſtaben C. A. v. Z. 1686. Hiernach 
iſt es wahrſcheinlich, daß ſchon vor 1710 ein Diplom 
in die Familie gekommen war. Eine Anfrage bei unſerem 
verehrten Mitgliede Herrn A. v. Doerr auf Smilkau 
dürfte die Aufklärung herbeizuführen geeignet ſein. 

Herr Major v. Trotha legte vor ein dem Herrn 
Leutnant v. d. Kühe gehöriges intereſſantes Stammbuch 
aus Pergament, das im Jahre 1660 bei Gelegen- 
heit der polniſch⸗ſchwediſchen Traktaten angelegt worden 
iſt, mit den Wappen und Inſchriften der teilnehmenden 
Geſandten, an deren Spitze ſich Antonius de Cambres, 
Geſandter des Chriftianiffimus Rex zeigt. Der Beſitzer 
des Stammbuches war vielleicht der kurbrandenburgiſche 
Geſandte, deſſen Wappen wir in dem Stammbuche ver⸗ 
miſſen. Derſelbe Herr zeigte die Ahnentafel eines Fräu⸗ 
leins v. Kottulinsky, Tochter des weiland Georg a. d. 
Baufe Hohen ⸗Friedeberg in Mähren, der ſich im Fürſten 
tume Brieg mit einem adligen Gut und Ritterſpitze 
poſſeſſioniert gemacht, und ſeiner Gemahlin Hedwig, geb. 
v. Sebottendorf. 

Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz übergab 
zwei von ihm veröffentlichte Abhandlungen: I. Allerlei 
von den Bernadotte; 2. Die Leipziger Ahnen des 
Fürſten Bismarck (aus Nr. 40 der Grenzboten v. v. J.). 
Auf den Antrag des Herrn Kammerherrn wird be⸗ 
ſchloſſen, auf die „Frankfurter Blätter für Familien- 
gefchichte”, herausgegeben von Karl Kiefer, zu abonnieren, 
zunächſt für ein Jahr. 

Herr Major v. Schoeler legte vor: Vom Leben 
am preußiſchen Hof 1815-52. Aufzeichnungen von 
Caroline v. Rochow, geb. v. d. Marwitz und Marie 
de la Motte ⸗Fouqué, bearbeitet von Luife v. Marwitz. 
(Berlin 1908. Mittler & Sohn.) Die Schrift enthält 
einige intereſſante Bemerkungen über Dinge, die zum 
Wappenweſen gehören, und iſt auch für die Genealogie 
von Wert. 


„ 


Seine Exzellenz Herr Generalleutnant v. Uſed om 
erwähnte in lobender Weiſe ein neu erſchienenes Werk, 
die von Ceutnant Neuſchäfer, Erzieher am Kadettenhaufe 
Coeslin, im Auftrage des Kommandos herausgegebene 
Stammliſte des Kadettenhaufes Culm-Coeslin. Die ge: 
ſamten 130 Jahre des Beſtehens der Anftalt werden 
hier behandelt und die Kommandeure, Offiziere, Sivil 
erzieher, Prediger und Arzte, ſowie auch die ſämtlichen 
Kadetten, welche in der Anſtalt ſeit 1776 erzogen wurden, 
aufgeführt. Soweit es ſich feſtſtellen ließ, ſind bei den 
5720 Kadetten der Stand des Daters und der Geburts: 
name der Mutter angegeben, weshalb das mit erſtaun⸗ 
lichem Fleiße bearbeitete Werk auch für die Genealogie 
von großem Werte iſt. 

Herr v. Gellhorn zeigte die Abbildung eines 
Totenſchildes auf den Oberſten Jobſt v. Cividelli, 
+ 2. Oktober 1667. Das Wappenbild (ein Hiefhorn) 
iſt dem der von Gellhorn ähnlich. — Derſelbe Herr 
teilte mit, daß der Graf v. Mülinen in Bern Vorleſungen 
über Berner Wappenweſen an der dortigen Univerſität 
halten werde. 

Herr Profeſſor Ad. M. Hildebrandt teilte mit, 
daß vorausſichtlich im März oder April 1908 in Ham- 
burg in den Räumen des Muſeums für Kunft und 
Gewerbe eine heraldiſche Aus ſtellung ſtattfinden werde. 
Das Muſeum, die Stadtbibliothek und verſchiedene 
Sammler werden ihre heraldiſchen Schätze zur Schau 
bringen. Es iſt mit Sicherheit zu erwarten, daß die 
Ausſtellung heraldiſche Anregung in weitere Kreife 
tragen wird. Derſelbe Herr verlas eine ſogenannte 
„Familienchronik“ voll traurigen Blödſinns, welche ein 
Deutfchamerifaner aus einer Deutſchen Wappenfabrik 
erhalten hat. Sodann legte er vor ein neues Formular 
für Ahnentafeln, welches von der Firma C. A. Starke 
in Görlitz in den Handel gebracht wird. 

Herr F. T. Wurfbain in Amſterdam bittet um 
Nachrichten über den Verbleib eines Wappenbriefes 
vom Jahre 1597 für Hans Wurfbain, der noch im 
Jahre 1858 im Befite des Antiquars Herdegen in 
Nürnberg geweſen iſt. 

Herr Rechts anwalt Baſſermann in Mannheim hat 
für die Vereinsbibliothek eingeſandt: Baſſermannſche 
Familien⸗Nachrichten Heft 1; Ludw. Baſſermann 1781 
bis 1828. Eine Lebensſkizze; Nachrichten über die 
Familie Frohn. 

Herr Macco feinen Vortrag fortſetzend, bewies an 
einigen Beiſpielen den ungeahnt großen Wert der in 
den Wetzlarer Akten, und hier beſonders unter den 
Beweisſtücken, enthaltenen Dokumente für die Genealogie. 
Die Nachweiſe der PDrozeßakten greifen ſtets mehrere 
Generationen zuruck, manchmal ſogar 5, und vereinzelt 
6 und 7 Generationen. Er verbreitete ſich dann über 
die Bedeutung der Akten für die Geldwährung und 
Wirtſchaftsgeſchichte, denn zu einer Seit, in welcher 
meiſt noch in Naturalien bezahlt wurde, kam es bei 
der Abſicht dieſe in Münze abzulöfen, zu zahlreichen 
Streitigkeiten. So finden fich denn Jahrzehnte hindurch 
ſorgfältige Verzeichniſſe der Getreidepreife und inter: 


eſſante Umrechnungen in verſchiedene Münzſorten. 
Aus den mannigfachen Abſchriften alter Geſchäftsbücher 
laſſen ſich gewichtige Schlüſſe ziehen, welche bei all⸗ 
gemeinen Kenntniffen der Handelsgeſchichte ſich zu wert⸗ 
vollen Berichten über dieſe zuſammenſchließen. 

Auch über das Fehdeweſen und Fehden bieten die 
Wetzlarer Beſtände reiches Material. Am häufigſten 
wird auf die jülicher Fehden des 16. Jahrhunderts 
zurückgegriffen, durch welche der Handel Deutſchland⸗ 
nach den Niederlanden für kurze Seit faſt vollſtändig 
unterbunden und lahm gelegt worden war. 

Die Städte Eöln und Aachen litten unter ihnen 
am meiſten. Ein anſchauliches Bild jener Suſtände 
bietet der Prozeß des reichen Aachener Handelsherrn 
Peter Peltzer gegen die herzoglich jülichſche Regierung. 
Pelger war, auf einer Reife von Heſſen kommend, 1591 
in der Nähe von Jülich aufgegriffen, und in die Feſtung 
Juͤlich gebracht worden. Dort wurde er in Eiſen 
gelegt, ſeine mitgeführten Warenladungen konfisziert, 
und erſt im März 1592 erlangte er durch Fürſprache 
des Landgrafen Wilhelm von Heſſen gegen 6000 Atlr. 
Löjegeld die Freiheit. 

Redner wandte ſich dann den Seugenvernehmungen 
zu, die durch Angaben über Alter, Geburtsort, Eltern, 
Beſchäftigung, Verwandſchaft zu den Parteien uſw. eine 
Fülle des intereſſanteſten Materials für genealogiſche 
Forſchungen bieten. Die Vernehmung 90. und 100 jähriger 
Greiſe konnte wiederbolt feſtgeſtellt werden, ſie erſtaunt 
über die geiſtige Friſche und die ſcharfe Beobachtungs⸗ 
gabe dieſer Seugen. Die Seugenausſagen ergaben 
aber auch mehrfach den Beweis für Namensänderung. 
Trotz ehelicher Geburt nahm mitunter der Sohn den 
Familiennamen der Mutter an, in die Stadt gezogene 
Edelleute, welche ſich einem bürgerlichen Beruf gewidmet 
hatten, legten auch die äußeren Kennzeichen ihrer Her- 
kunft ab, andere nahmen ſtatt des bisherigen Familien- 
namens den Namen des Haufes oder Gewerbes oder 
ihres früheren Wohnſitzes an. 

Für die allgemeine Kulturgefchichte beachtenswert 
ſind eine Reihe von Prozeſſen aus dem Gebiete des 
Hexenweſens, dann Entführungsgeſchichten, welche meiſt 
der Romantik nicht entbehren. 

Die Sittengeſchichte früherer Jahrhunderte wird 
eigentümlich beleuchtet durch hier und dort eingeſtreute 
gelegentliche Angaben, aus denen hervorgeht, daß auch 
in Aachen, dem „deutſchen Rom“, wie man es gerne 
nannte, der katholiſche Klerus ſich Konkubinen hielt, ja 
ſich ungeſcheut und öffentlich zur Vaterſchaft bekannte 
und feinen Baſtarden Vermächtniſſe hinterließ. 

Für die Rechtsgeſchichte und lokale Gebräuche find 
die verſchiedenen Formen bei Beſitzergreifung, Lehns⸗ 
öffnung⸗ und Übertragung, gerichtlichen Verkauf, Der- 
gleich und dem Schwur bei Laien und Geiſtlichen von 
Intereſſe. 

Sum Schluſſe gab Herr Macco die Wege an, 
welche für die Benutzung des Königlichen Staatsarchivs 
erforderlich ſind. Man hat unter Angabe des Swecks 
an den Oberprafidenten der Rheinprovinz in Coblenz 


zn. 96 2m 


ein Geſuch zu richten. Gilt die Forſchung der Genea— 
logie und zwar nicht der eigenen Familie, dann iſt die 
Suſtimmung eines Familienmitgliedes nachzuweiſen. 
Sollen endlich die Akten nicht in Wetzlar ſelbſt benutzt 
werden, ſo iſt dies im Geſuch zu bemerken und zugleich 
eine Erklärung desjenigen Archivs oder der Bibliothek 
beizulegen, in welcher unter deren Verpflichtung für 
feuerſichere Aufbewahrung die Akten eingeſehen werden 
ſollen. In Städten mit einem Staatsarchiv werden die 
Akten nur an dieſes abgegeben. — Redner rühmte auch 
die ſtets bereitwillige Unterſtützung, welche ihm der 
Hüter der Sammlung, Herr Geheimer Archivrat Dr. 
Veltman gewährt hat. 

Herr Profeſſor Hermann Hahn bezeichnete es als 
eine vaterländiſche Aufgabe, die Schätze des Wetzlarer 
Archivs durch einige Gelehrte bearbeiten und bekannt 
machen zu laſſen. Seyler. 


Bericht 
über die 771. Sitzung vom 7. Januar 1908. 
Vorfitzender: Se. Exz. Herr Generalleutn. z. D. v. Bardeleben. 


Der Herr Vorſitzende teilte mit, daß der Verein 
zwei alte treue Mitglieder, den General der Kavallerie 
3. D. v. Albedyll in Potsdam und den General der 
Infanterie 3. D. v. Raab in Dresden, welche ſeit 1887 
und 1885 Mitglieder geweſen waren, durch den Cod 
verloren habe. Die Anweſenden erhoben ſich zu Ehren 
der Derftorbenen. 

Als Mitglieder wurden angemeldet: 

1. Herr v. Hirſchfeld, Amtsrichter zu Konitz (Weft: 

preußen), Danziger Straße 2. 

Herr Franz Julius Klitzke, Königl. Poſtaſſiſtent 
a. D., Bromberg, Danziger Straße 72 JI. 
Herr Armin Freiherr von der Oſten, genannt 
Sacken, Major a. D., Blankenburg a. Harz, 
Helfungerftr. 6. 
4. Herr Hans Freiherr von Schleinitz, Hauptmann 
a. D., Dorftand der Gberſchleſiſchen Aftiengefells 
ſchaft Schießwollfabrik für Armee und Marine in 
Kriewald, P. Nieborowitz. 
Herr Guftao Stein, Kaufmann 
(Rheinland), Bismarckſtr. 24. 

Eine der vorgelegten Schriften gab dem Herrn 
Dorfigenden Anlaß zu der Bemerkung, es werde in 
neuerer Seit vielfach behauptet, daß Kurfürſt Joachim II. 
nicht in Spandau, fondern in Berlin (Cöln an der Spree) 
zum erſten Male das heilige Abendmahl in beiden Ge— 
ſtalten genoſſen habe. Su Anfang des 18. Jahrhunderts 
hat ſchon der Geſchichtſchreiber der Reformation Veit 
Cudwig v. Seckendorf dieſes behauptet. Man ſollte 
glauben, daß die brandenburgiſchen Archive direkte 
Ausſagen über dieſes für die Mark Brandenburg und 
das evangeliſche Deutſchland bedeutſame Ereignis ent. 
halten müſſen. ; 


2 


3. 


5. in Düren 


| 


Den „Familiengeſchichtlichen Blättern“ entnabm der 
Herr Vorſitzende einen Beitrag zur Beleuchtung der Frage 
wegen Aufbewahrung der Kirchenbücher. In Hamburg 
werden die Kirchenbücher zum größten Teile im Staats» 
archive aufbewahrt. Einem Fachmann, der die Bücher 
einzuſehen gewünſcht hatte, wurde eröffnet, daß (ab: 
geſehen vom Mangel an Platz) die Kirchenbücher Privat. 
perſonen überhaupt nicht zugänglich gemacht, ſondern 
daß Ermittelungen nur von den Archivbeamten gegen 
Entrichtung einer feſtgeſetzten und in die Staatskaſſe 
fliegenden Gebühr vorgenommen würden, wenn der 
Antragſteller in der Lage fet, feine Zugehörigkeit zu 
der betreffenden Familie nachzuweiſen. — Gerade ſolche 
bureaukratiſche Schwierigkeiten waren es, was 
einzelne Fachgenoſſen ſeit Jahren ſchon als die Folge 
der Übergabe der Kirchenbücher an die Archive befürchtet 
und vorausgeſagt haben. Die Sache iſt in Hamburg 
fo ſchön eingerichtet, daß von dem Dorhandenſein der 
Kirchenbücher vielleicht noch einige Stipendiaten Nutzen 
haben können. In den meiſten Fällen braucht man 
eben die Kirchenbücher zu dem Beweiſe, daß man zu 
einer beſtimmten Familie gehört! — Iſt es rechtlich 
zuläſſig, die öffentlichen Kirchenbücher, das Eigentum 
der Kirchengemeinde, zu einem Teile des Geheimarchives 
zu machen? 

Sodann legte der Herr Vorſitzende vor: J. Stamm: 
tafeln der v. Waldow 1—8. (Geſchenk des Herrn 
Staatsminifters v. Koeller zu Straßburg i. Elſaß.) 
2. Offizier Stammlifte des Infanterieregiments Graf 
Barfuß (4. Weſtfäl.) Nr. 17. Suſammengeſtellt von 
Pratſch, Berlin 1908. Der Herr Vorſitzende bedauert, 
daß bei den älteren Offizieren die genealogiſchen Nach⸗ 
richten fehlen; dieſe wären ohne ſehr große Schwierig⸗ 
keiten zu erlangen geweſen. 3. Geſchichte des Geſchlechts 
der Grafen und Herren von Blumenthal. Suſammen⸗ 
geſtellt durch Hans Graf Blumenthal. 

Der Schriftführer, Geheimer Kanzleirat Seyler, 
erinnerte daran, daß er ſchon vor einiger Seit von der 
Bedeutung des Wortes familia im Catein des Mittel 
alters und von den oft recht komiſchen Mißverſtänd⸗ 
niſſen geſprochen habe, in welche ſelbſt hervorragende 
Schriftſteller durch Fehldeutung des Wortes verwickelt 
wurden, indem ſie es mit dem Worte Familie des 
modernen Sprachgebrauchs für gleichwertig hielten. 
Die Urkundenſprache des Mittelalters verſteht aber unter 
familia die Hörigen, Leibeigenen eines Fürſten oder 
hochfreien Herrn. Es iſt dem Vortragenden jetzt ein 
Fall vorgekommen, der zeigt, wie durch ſolche Fehl⸗ 
deutung die gröbſten geſchichtlichen Irrtümer entftehen 
können. Kaiſer Otto II. ſchenkte im Jahre 976 dem 
von feinem Vetter Otto, Herzog von Schwaben und 
Bayern, geftifteten SS. Peters und Alerander-Stifte zu 
Aſchaffenburg die „egregia familia“, die ſich zu Wert⸗ 
heim befindet, mit der Maßgabe, daß der Stiftspropſt 
allen Perſonen männlichen und weiblichen Geſchlechts, 
welche ihm zu feinem und der Stiftsherren Dienſt geeignet 
ſcheinen, das Recht der Miniſterialen ſchenken könne. 
Die gewöhnlichen Hörigen mußten dem Stiftsvogt jähr- 


lich ein Dierteil Hafer und einen Denar entrichten, die 
zum perſönlichen Dienſt berufenen Miniſterialen aber 
waren von dieſer Abgabe befreit. Hinſichtlich der weib⸗ 
lichen Miniſterialen iſt in der Urkunde geſagt, daß dieſe 


die für den Kirchendienſt notwendigen Leinen ⸗, Wollen⸗ 


und Seidengewebe herzuſtellen hatten. Der Heraus⸗ 
geber der Urkunde, Valentin Ferdinand v. Gudenus, 
Aſſeſſor des Reichskammergerichts zu Wetzlar (1743), 
machte die Anmerkung, daß unter der egregia familia“ 
die Grafen v. Wertheim zu verſtehen ſeien! 
Geſchichtſchreiber dieſes Hauſes, Profeffor Dr. Joſef 


27 


Der 


Aſchbach zu Bonn (1845), beſchränkte ſich darauf zu 


beweiſen, doß jene „ausgezeichnete Familie“ nicht in 
dem Grafenfige Wertheim am Main, ſondern in dem 
Dorfe Wirtheim bei Gelnhauſen zu ſuchen fei. 
er nahm alſo an der Fehldeutung des Wortes familia 
keinen Anſtoß. Nach unſeren Erläuterungen bedarf es 
kaum noch des Hinweiſes, daß in der Urkunde überhaupt 
nicht von einer beſonderen Familie im modernen Sinne, 
ſondern von auserlefenen Leibeigenen des KHaiſers zu 
Wertheim oder Wirtheim die Rede iſt, welche dem 
Stifte zu Aſchaffenburg geſchenkt werden. 

Herr Kammerherr Dr. Kekule von Stradonitz übergab 
den Schaumburg - £ippefchen Kalender für 1907 und 
Sonder ⸗Abdrücke der von ihm verfaßten Abhandlungen 
„Monte Carlo“ und „Hohenzollern als Ritter des Ordens 
vom Goldenen Dließ“. Ferner eine Schrift des korre 
ſpondierenden Mitgliedes Herrn J. O. Hager in Bafel: 
Ein Kapitel aus der Deſzentorik. Die Arbeit bewegt 
ſich auf dem von dem Verfaſſer beſonders gepflegten 
Teile der wiſſenſchaftlichen Genealogie, und ſie vollzieht 
gewiſſermaßen an demſelben den Taufakt. Wenn etwas 
zu bedauern iſt, ſo iſt es der Umſtand, daß Herr Hager 
bei feinen ſehr willkommenen Neuſchöpfungen auf dem 
Gebiete der Kunſtſprache die deutſche Sprache unberück⸗ 
ſichtigt läßt. Das Begleitſchreiben des Herrn Hager 
verlas der Herr Kammerherr. 

Herr Hofmedailleur v. Kawaczynski zeigte eine 
Abbildung des für ein Königl. Sächſiſches Regiment neu⸗ 
gefchaffenen Helmaufſatzes und legte neben dieſe den von 
unſerm Mitgliede Herrn Bildhauer Haun ausgeführten 
Entwurf. Es iſt zu bedauern, daß nicht der viel ſchönere 
Haunſche Entwurf zur Ausführung gewählt wurde. 

Herr Profeſſor Ad. M. Hildebrandt legte vor eine 
Anzahl illuſtrierte heraldiſche Abhandlungen des Herrn 
E. A. Stückelberg: Die Goldene Roſe des Münſter⸗ 
ſchatzes von Baſel (mit Wappen der Grafen von Arberg) 
— Wappen aus Basler Kirchen von Rundpfeilern der 
Riefen{chitfe, — Wandgemälde der Peterskirche, — 
Basler Wappen in einer Brüſſeler Handſchrift, — 
Aargauiſche Krugformen, — und einzelne hochintereſſante 
Tafeln aus des Verfaſſers „Denkmäler zur Basler 
Geſchichte“. — Su der Abhandlung über die goldene 
Rofe bemerkte Herr Kammerherr Dr. Kekule von Strado- 
nitz, die Behauptung, es hätte ſich von Hunderten von 
Exemplaren einzig das Basler Stück erhalten, ſei unrichtig. 

Herr Rechtsanwalt und Notar Enno Groeneveld in 
Weener teilt mit, daß er mit der Bearbeitung eines 


Auch 


— — — — — — é ä 7 ö. — . ůů—ꝛ—.œç—iöiö—̃ Dp . ——-T——— — 


Stammbuches Oſtfrieſiſcher Geſchlechter beſchäftigt ſei. 
Er rechnet zu dieſen ſolche Geſchlechter, die mindeſtens 
in drei aufeinanderfolgenden Generationen in Oſtfries⸗ 
land anſäſſig geweſen ſind. Da zahlreiche Mitglieder 
der ausgeſtorbenen oſtfrieſiſchen Häuptlingsfamilien in 
jetzt noch blühende adelige und bürgerliche Familien 
hineingeheiratet haben und dadurch zu Stammmüͤttern 


ſolcher Geſchlechter geworden ſind, ſo würde auch außer⸗ 


halb Oſtfrieslands viel Intereſſe fiir das Stammbuch 
vorhanden ſein. 

Herr v. Treba berichtete, in Dresden ſei vor kurzem 
der Geheime Hofrat Dr. J. Erbſtein vom Grünen 
Gewölbe geſtorben, deſſen umfangreiche Medaillen⸗ 
und Münzſammlung im Laufe der nächſten Jahre bei 
Heß Nachf. in Frankfurt (Main) zum Verkaufe gelangt. 
Auch die Familienforſcher dürften auf den Katalog 
aufmerkſam zu machen ſein. . 

Herr v. Kawaczynski wünſcht die Mitteilungen 
über den Preis der Seitſchriften, die regelmäßig unter 
dem Kopfe der Monatsſchrift abgedruckt werden, eins 
gehender abgefaßt und die Vorteile der Mitgliedſchaft 
hervorgehoben zu ſehen. Der Vorſtand wird zu erwägen 
haben, ob die fraglichen Mitteilungen einer Abänderung 
bedürftig find. 

Der Herr Schatzmeiſter erklärte ſich gegen die 
Anwendung von Überredungskünſten zur Umwandlung 
der für den Dereinshaushalt fo wertvollen und für den 
Schatzmeiſter fo angenehmen Poſtabonnenten in Mit⸗ 
glieder. Unter dieſen befinden ſich zahlreiche deutſche 
und außerdeutſche Bibliotheken, die als ſolche Mitglieder 
nicht werden können und deren Vorſtände gar kein 
perſönliches Intereſſe an der Mitgliedſchaft haben. — 
Die von Herrn v. Kawaczynski gewünfchten Mitteilungen 
paſſen am beſten in diejenigen Rundſchreiben des Vor⸗ 
ſtandes, welche auf Anfragen oder auf den Antrag 
von Mitgliedern an beſtimmte Perfdnlichfeiten zum 
Swede der Werbung verſandt werden. Seyler. 


Eine untekannte Griginalzeichnung 


Goethes mit dem Mappen Selters. 
(Mit einer Tafel.) 
Don Dr. Stephan Kekule von Stradonitz. 


In einem Aufſatz: „Eine heraldiſche Epiſode aus 
Goethes Leben”, der im XVII. Jahrgang, Heft 7 vom 
März 1905, S. 101 ff. der Velhagen und Klaſingſchen 
Monatshefte erſchienen iſt, habe ich nachſtehendes aus⸗ 
geführt, und zwar unter Beigabe mehrerer Abbildungen: 

„In den Geſprächen Goethes findet ſich ein 
ſolches mit Eckermann vom 6. April 1829 aufgezeichnet, 
aus dem ich nach der Ausgabe des Freiherrn Woldemar 
von Biedermann (Bd. 7, S. 51 ff.) folgendes wörtlich 
wiedergebe: 

»Das Geſpräch wendete ſich auf Selter. Sie 
wiſſen, ſagte Goethe, daß Selter den preußiſchen 


Orden bekommen. Nun hatte er aber noch fein 


28 


| 


Wappen, aber eine große Nachkommenſchaft ift da 
und femit die Hoffnung auf eine weit hinaus dauernde 


Familie. Er mußte alſo ein Wappen haben, damit 
eine ehrenvolle Grundlage ſei, und ich habe den 
luſtigen Einfall gehabt, ihm eins zu machen. Ich 
ſchrieb an ihn und er war es zufrieden, aber ein 
Pferd wollte er haben. Gut, ſagte ich, ein Pferd 
ſollſt Du haben, aber eins mit Flügeln. — Sehen Sie 


darauf mit einer Bleifeder den Entwurf gemacht. 

Ich nahm das Blatt und betrachtete die Seich⸗ 
nung. — 

Es iſt Eckermann, der ſpricht. — 

„Das Wappen ſah ſehr ſtattlich aus, und die 
Erfindung mußte ich loben. Das untere Feld zeigte 
die Turmzinne einer Stadtmauer, um anzudeuten, 
daß Selter in früherer Seit ein tüchtiger Maurer 
geweſen. Ein geflügeltes Pferd hebt ſich dahinter 
hervor, nach höhern Regionen ſtrebend, wodurch ſein 
Genius und Aufſchwung zum Höhern aus geſprochen 


ein Roß, ſo muß es wenigſtens Flügel haben und aus 
einem Felde ins andere ſpringen, welches noch weiter 
zu überlegen ſeyn wird. 

Goethe nimmt alſo den Gedanken des redenden 


Wappens mit dem Selter auf, aber er will dieſem eine 


höhere ſymboliſche Bedeutung geben, ihn zum Pegaſus 


‚ umgeflalten. Unzweifelhaft ſchwebte ihm bei dem Ges 


war. Dem Wappenſchilde oben fügte ſich eine Cyra 
auf, über welcher ein Stern leuchtete, als ein Symbol | 


der Kunſt, wodurch der treffliche Freund unter dem 
Einfluß und Schuß günftiger Geſtirne fih Ruhm 
erworben. Unter dem Wappen an hing der Orden, 


womit ſein König ihn beglückt und geehrt als Seichen 


gerechter Anerkennung großer Derdienfte. 

Ich habe es von Facius ſtechen laſſen, ſagte 
Goethe, und ſie ſollen einen Abdruck ſehn. Iſt es 
aber nicht artig, daß ein Freund dem andern ein 


danken des Springens aus einem Felde ins andere der 


i i ae D de de 
fih einmal um, hinter Ihnen liegt ein Papier, habe oppelberuf des Freundes vor 


Das hat auch Selter gleich verſtanden, wie jeine 
Antwort vom 9. März beweiſt: 

»Dein Gedanke zu einem Siegel iſt mir voll 
kommen gefällig ja ſchmeichelnd. Könnteft Du mir 
einen Entwurf dazu ſchaffen, ſo bin ich abermal in 
Deiner Schuld. 


Am 28. März ſchreibt Goethe an Selter: 

»Meinen Entwurf zu Deinem Wappen habe ich 
Facius überliefert; ich will es gleich ſtechen laſſen, 
denn was hilft da viel Fragen und Sandern; iſt der 
Stempel da ſo ſiegelt man damit und gewöhnt ſich 
dran. Möge Dir das Gebildete gefallen und ich es 
oft auf Deinen Briefen zu begrüßen haben. Mit 
dem guten Meyer konnte ich darüber nicht conferiren, 
er iſt ſchon mehrere Wochen unwohl. 


Dieſer Briefabſchnitt iſt wertvoll, weil man daraus 
erfährt, daß das Wappen Goethes ureigenſte Er⸗ 


findung iſt. 


~ 


Wappen macht und ihm dadurch gleichſam den Adel 


gibt? Wir freuten uns über den heitern Gedanken, 


und Goethe ſchickte zu Facius, um einen Abdruck 


holen zu laſſen. “ 
Und weiter: 


„Über das Wappen iſt im Briefwechſel zwiſchen 


Goethe und Selter, herausgegeben von Riemer, in 
Band 5 und 6 (Berlin 1834), viel die Rede. 


Am 21. Februar 1829 ſchreibt Selter an Goethe: 
»Solte wohl unſer alte tüchtige Meyer mir einen 
Gedanken geben zu einem Familienſiegel? Meine 
Kinder dringen ſchon lange darauf, da ich einen 
einzigen Enkel meines Namens und keinen Sohn 
mehr habe. Die Hauptperſon im Felde könnte ein 
Pferd ſeyn oder ein Theil davon und da Meyer weis 
was ſonſt an mir iſt ſo findet er was dazu. Hier 
will Keiner dergleichen können und ich kann's auch 


nicht. 


Wie man ſieht, wünſchte Selter ein ſogenanntes 
redendes Wappen. Er wünſchte das Pferd, den 
Zelter in den Schild. 
Am 4. März antwortet Goethe: 
»Wegen des Wappens will ich mit Meyern 
ſprechen, ſobald ich ihn ſehe; er iſt nicht wohl und 
wir kamen lange nicht zuſammen. Verlangſt Du aber 


— — — 


—— — 13 —— — — — —— — 


Am 31. März antwortet Selter: 


»Schönften Dank im Voraus über Deinen Ent: 
wurf zu einem Siegel für mich. Gröſſere Freude 
hätteſt Du mir nicht machen können. Aufrichtig geſagt: 
mit Meyern, das war nur ein Wink mit dem rechten 
Fuße um Dich nicht ſelber zu infomodiren und daß 
es Facius ſchneidet iſt mir vollkommen recht; Du biſt 
wohl fo gut, mir nachher ein anftändiges Honorar 
für ihn vorzufchlagen.« 


Der Seitfolge nach ſchiebt ſich hier das im Ein. 
gang mitgeteilte Geſpräch vom 6. April mit Eckermann 
ein, aus dem man die genaue Beſchreibung des Wappens 
und die von Goethe beabſichtigte Bedeutung der darin 
angebrachten Bilder kennen lernt. 


Am 10. April ſchreibt Selter an Goethe: 
»Gefternabend iſt das fchöne Siegel angekommen 
deſſen Erfindung und Ausführung mir gleiche Freude 
macht, der Gedanke geſund und natürlich und der 
Schnitt ſo rein und derb. Habe den ſchönſten Dank 
dafür und ſage mir was ich dem guten Facius gebe? « 


Gleich den nächſten Brief hat Zelter mit dem neuen 
Detfchaft geſiegelt, wie aus dem Schreiben Goethes 
vom 28. April hervorgeht: 

»Höchſt erfreulich war es den Abdruck des ge: 
wagten Siegels auf dem erſten Deiner Briefe zu 
ſehen. Wir hatten unſer Mögliches gethan, ich und 
der gute Facius, und ſo war denn auch der Beyfall 


— 


des Beſitzers ausgeſprochen. Möge ich es oft wieder: 
holt erleben.. 


Am I. Mai ſchreibt Selter: 


»Mein Siegel wird mir täglich wehrter, da es 
auch Andern gefällt, die die Bedeutung errathen. 
So habe ich denn abermalen zu danken. 


Damit iſt der Meinungsaustauſch zwiſchen Goethe 
und Selter über dieſen Gegenſtand vorläufig zu Ende. 

Das Petſchaft, von dem hier die Rede iſt, war 
bisher verſchollen. Es gelang mir, es im Beſitze der 
Nachkommen Selters aufzufinden, wo es, wie begreiflich, 
als ein Kleinod gehütet wird. Gegenwärtige Eigen- 
tümerin iſt Frau Cäcilie Selter in Berlin. 

Es iſt ein einfaches Petſchaft mit hölzernem Griff, 
deſſen Geſamtgröße 75 mm beträgt. Die gravierte 
Meſſigplatte iſt eirund. Die große Achſe iſt 30 mm, 
die kleine Achſe 24 mm. Die Verbindung zwiſchen dem 
Holzgriff nnd der gravierten Meſſingplatte iſt durch ein, 
wenige Millimeter ftarfes Stück Horn oder Bein her⸗ 
geſtellt. 

Das Wappen ſelbſt beſteht regelrecht aus Schild 
und Helm nebſt Kleinod und Helmdecken. Es zeigt im 
Schilde über einer Sinnenmauer im blauen, das heißt 
durch die für Blau üblichen wagerechten Striche als 
blau bezeichneten, Felde ein nach links ſpringendes ge⸗ 
flügeltes Roß (Pegaſus). Auf dem ungekrönten Helme 
befindet ſich als Helmzier zwiſchen einem offenen Fluge 
eine Teier, über der Leier ein Stern. Unter dem 
Schilde hängt der Rote Adler Orden. Der Sinn, den 
Goethe mit dieſen Wappenbildern verband, iſt in den 
Aufzeichnungen Edermanns überliefert. Das Wappen 
iſt einmal redend: es enthält das Roß, den Selter. 
Aber das Roß iſt geflügelt, es iſt der Pegaſus, der fich 
über die Sinnenmauer emporſchwingt. Die Zinnenmauer 
deutet auf den Beruf Selters als Maurer. Vom Hand⸗ 
werker wurde er zum Künſtler, zum erfolgreich eine 
der höchſten Künſte, die Muſik, Ausübenden, zum Dichter, 
denn auch der Komponift ift Dichter, deshalb ſchuf 
Goethe den Selter zum Pegaſus um. 

Damit aber kein Sweifel ſei, daß es ſich um einen 
Komponiften handelte, ſetzte Goethe als Kleinod auf 
den Helm die Leier. Daß er fie zwiſchen das feit 
uralten Seiten verbreitete Kleinod des offenen Fluges, 
alſo zwiſchen zwei Adlersflügel, ſetzte, entſpricht nur 
einem weitverbreiteten heraldiſchen Gebrauche. Über 
der Leier ſteht der Stern, den man ebenſogut mit Ecker⸗ 
mann ſo deuten kann, daß Selter unter dem Einfluß 
günftiger Geſtirne ſich durch die Leier Ruhm erworben 
habe, wie derart, daß ihm die Muſik, die Leier, zum 
Stern, zum Ruhme wurde. 

Was die Erfindung des Wappens durch Goethe 
betrifft, fo kann man nur fagen, daß es kaum möglich 
geweſen wäre, für den Komponiften Selter ein glück⸗ 
licheres und finngemäßeres Wappen zu erfinden. Auch 
liegt in der Erfindung ſelbſt keinerlei Verſtoß gegen die 
Regeln der Wappenkunſt. Es ſind nur Bilder ver⸗ 
wendet, welche die Wappenkunſt ſeit je und häufig 


29 


gebraucht hat. Die Sinnenmauer, das Flügelroß, der 
offene Flug, die Leier, der Stern find ſämtlich weitver- 
breitete Wappenbilder. Es iſt auf das glücklichſte ver- 
mieden, das, was zum Ausdruck gebracht werden ſollte, 
durch Dinge anzudeuten, welche zu Schild und Helm 
nicht paſſen wollen, weil ſie einer ſpäteren Seit ange⸗ 
hören. Deshalb hatte Goethe auch allen Grund, ſich 
ſeiner Erfindung zu freuen, und mit Recht ſagte er in 
einem Briefe an Selter vom 19. Februar 1851, das 
Wappen habe ihm ein guter Geiſt eingegeben. 
Su tadeln iſt an dem Petſchaft folgendes. Suerſt 
die eiförmige Schildesform. Sur Seit der eigentlichen, 
guten, praktiſchen Heraldik exiſtierte ſie, wenigſtens in 
Deutſchland, nicht. Nur vor und nach der Blütezeit 
der Wappenkunſt war dieſe Schildes form in wirklichem 
Gebrauche. Dagegen findet ſie ſich in Italien häuſig, 
auch in der beſten Zeit, obwohl hier meiſt das Eirund 
nach unten ein wenig in eine Spitze ausgezogen iſt. 
Es iſt unbekannt, ob die eirunde Schildes form im 
Selterpetſchaft gleichfalls von Goethe angegeben iſt 
oder ob fie von dem Graveur Facius herrrührt. Für 
die Urheberſchaft von Facius ſpricht, daß dieſe Geſtalt 
des Schildes gerade in jener Seit tiefen Derfalles der 
Wappenkunſt ſehr gebräuchlich war, für die Urheberſchaft 
Goethes, daß der eirunde Schild in Italien, auch in 
der beſten Seit, ſo verbreitet war, daß er Goethen von 
dort her offenbar bekannt war. Die ſehr ſchwache 
Spitze des italieniſchen Eirundſchildes nach unten kann 
Goethe entgangen ſein. Dem ſei wie ihm wolle, als 
einen wirklichen Fehler, als einen Derftoß gegen die 
Regeln der Wappenkunſt wird man die Anwendung des 
eirunden Schildes nicht bezeichnen können. Es wird 
ſich auch zeigen, daß Goethe die Schildform fpäter ab: 
geändert hat. Ebenſo ift vielleicht zu tadeln, daß von 
dem Bande des, dem Wappen angehängten, Ordens 
zuviel zu ſehen iſt, fo viel, daß das Band vollſtändig 
um den unteren Teil des Schildes gelegt erſcheint. Das 
entſpricht nicht dem nach meiner Anſicht allein richtigen 
Gebrauche. Selter hatte den Noten Adler ⸗Orden dritter 
Klaſſe erhalten. Will man einen Orden dritter oder 
vierter Klaſſe am Schilde anbringen, ſo darf, weil dieſe 
Klaſſen im Knopfloch getragen werden, nur ganz wenig 
von dem Bande, an dem der Orden hängt, unter dem 
Schilde zu ſehen ſein. Nur bei zweiten Klaſſen, die um 
den Hals getragen werden, halte ich es für zuläſſig, 
das Band ganz oder teilweiſe um den Schild zu 
ſchlingen. Jedenfalls iſt dieſes, wenn überhaupt, ein 
Derftoß der geringfügigſten Art. Auch kann die gewählte 
Form des Bandes auf künſtleriſchen Erwägungen 
beruhen.“ 
Und endlich: 
„Am 7. Januar 1831 ſchreibt Selter an Goethe: 
Denn habe ich noch ein Anliegen Dir insgeheim 
zu eröffnen. Die kleine artige Facius hat meinen 
Kopf ſo artig in Wachs pouſſiert, daß ich mir ſelber 
darinn gefalle. Ich ſolls nicht wiſſen, aber Doris 
ſagt mir, daß man es zu einer Medaille brauchen 
will 


— 2 


Man iſt aber über die Kehrſeite nicht im Reinen 
und ich fürchte daß fie mir ein Leid damit anthun 
und mit dem Ermel verderben was die Hand gut 
gemacht. Ich weiß nicht gewiß ob man ſich damit 
an Dich gewendet hat aber da ich mit dem Siegel 
daß Du mir erfunden ſo überaus zufrieden bin ſo 
wäre ein Gedanke von Dir über die Kehrſeite der 
genannten Medaille ein Geſchenk daß Du mir nicht 
allein machſt. An Probeſtükken dieſer Art die den 
Suſtand der heutigen Kunft ausſprechen wäre kein 
Mangel und ſo mit unter zu laufen iſt nie meine 
Sache geweſen; ich habe es nur mit den Beſten ge⸗ 
halten und was mich zufrieden gemacht hat war 
wenn die Beſten es mit mir hielten. Im genannten 
Falle nun glaube ich es wäre hinlänglich wenn ge⸗ 
dachte Kehrſeite nur eine Wiederholung meines Sie ⸗ 
gels enthielte das mir ſo viel Freude macht. Das 
ſey Dir ganz anheim geſtellt wenn ich nur weiß ob 
man Dich gefragt hat. 

Am 12. Januar antwortet Goethe in längerer, 
wohldurchdachter und trefflicher Ausführung: 

Wegen der Medaille hat man bey mir nicht 
angefragt; aber Dir, mein Theurer, will ich gleich 
erwiedern daß ich den Gedanken, das Wappen auf 
die Kückſeite zu ſetzen, höchlich billige, wie Du allen · 
falls in meinen Namen erklären kannſt. 

Su Ende des 15. und zu Anfang des 16. Jahr⸗ 
hunderts, ſetzten Fürſten, Ritter, Staats⸗Männer, Ge⸗ 
lehrte ihr Wappen auf die Kückſeite. 

Ein Hauptpunct aber iſt: daß der gelmſchmuck, 
Flügel, Cyra und Stern größer und in beſſere 
Evidenz geſetzt würden. 

Doch dies iſt alles zu frühzeitig; es kommt da- 
rauf an, ob man dort dazu geneigt iſt. Man ver⸗ 
ſetzt ſich oft höchſt unſchicklich ins Mittelalter zurück, 
hier aber kann man eine recht löbliche Gewohnheit 
wieder, mit Derftand und Geſchmack, erneuern. Es 
würde manchen Ehrenmann angenehm ſeyn ſtatt der 
wunderlichen mythologiſchen, alle goriſchen, über ⸗ und 


unter ſinnlichen Figuren, fein Wappen auf der Rück⸗ | 


feite des Bildniſſes, zu feiner. und der Seinigen | 
Ehren ausgeprägt zu fehen. 

Köhlers Münzbeluſtigungen acter die ſchönſten 
Beyſpiele. Auch H. Friedländer wird dergl. mit 
theilen können. 


ſchließen; 


Schwierigkeit, weil es complicirt, 
Belmfchmud gleichfalls bedeutend if. Hier gilt nun 
freylich nicht, was bey einfachen en dem 
Künftler in die Hände fiel.« 
Am I. Februar ſchreibt Selter: 

»Dein Wort über die Rückſeite der Medaille iſt 
in meinem Sinne —< 
und am 3. Februar Goethe: 

»Die Rückſeite Deiner Medaille hat mich feither 
beſchäftigt; eine fehr faubere Seichnung, an der ich 


Sollte man ſich nach Betrachtung 
ſolcher Vorgänge, dort, nach Deinen Wünſchen ent⸗ 
ſo ſtehe mit einigen Bemerkungen zu 
Dienſten; denn bey Deinem Wappen hat es einige 
reich und der 


| 
| 
| 
| 
| 


| 


freygebig war. 


immer noch rüde und fchiebe, ſteht ſchon auf dem 
Papier. So weit ich ſie auch hier bringen kann 
muß ich doch noch eine Titaney von Forderungen 
ſchriftlich hinzuthun, und alles kommt auf Sinn und 
Geſchmack desjenigen an der ſie dort ausführen 
wird. Die Wappenriidjette einer Medaille muß 
durchaus nicht ausſehen wie ein Petſchaft, und doch 
müßte man wünſchen damit zu ſiegeln. Wäre dort 
ein Künſtler der eingriffe, fo ſollten wir die gräß⸗ 


lichen allegoriſchen Figuren eine Seitlang los ſeyn 
und jede Familie ſähe ſich in ihrem Wappen, es 


möchte ſeyn wie es wollte, geehrt und gegründet. 
Doch das Weitere nächſtens. 


Am 8. Februar antwortet Selter darauf: 


»Der Fleiß womit Du unſere Medaille ehrſt ſoll 
mir wohl thun wie alles was Du thuſt und erwarte 
ich Deine Litaney von Forderungen. Ich meinte, 
da die kleine Facius den Kopf ſo artig geſchnitten 
hat wie er mir gefällt, fo würde fie auch wohl Lehre 
annehmen die ihrem ſchönen Talente um ſo mehr 
zu Gute würde. Wir werden ja ſehen und uns 


Seit nehmen. 


Am 4. Februar hatte Goethe folgenden gehalt⸗ 


vollen Brief folgen laſſen: 


»Hier kommt die Seichnung des Wappens, 
welches freylich von einem geiſtreichen, in dieſer Art 
geübten Künſtler ausgeführt werden müßte. Wenn 
Du die Seichnung Deinem Pettſchaft gegenüber 
hälſt, ſo wirſt Du den Unterſchied bemerken und ein 


Cüftchen des 16. Jahrhunderts ſollte Dich anwehen. 


Die Hauptſache iſt, daß die ſtrenge Symetrie auf⸗ 
gehoben und durch ein geiſtreiches Gleichgewicht er⸗ 
ſetzt werde. Man ſieht zarte Linien durch den 
Mittelpunct gezogen und ſich im rechten Winkel 
kreuzend. Nun bemerke: Helm, Lyra, Stern alles iſt 
gegen die rechte Seite gerückt, die Helmdede, nach 
ächter alter Art angebracht, zieht das Auge durch 


eine ſtärkere Maſſe gegen die Linke, der eigentliche 


Mittelpunct iſt ganz leer, wodurch das Auge von 
einer ſtrengen Vergleichung der beiden Seiten ent⸗ 
bunden iſt. Das Pferd iſt etwas zu lang; der 
Thurm mag angehen; das Ordenskreuz fteht rein 
auf der Mittellinie und nöthigt das Auge ins Bley⸗ 
gewicht. 

Die Flügel konnten etwas mehr zuſammen⸗ 
gedrückt werden, die Ceyer ſchmäler ſeyn und eine 
beſſere Form haben, auch begnügte man ſich, dächte 
ich, mit drey Saiten, mit denen mein Seichner zu 
Das Motto nach Belieben. 

Seh ich die Seichnung recht ſcharf mit plaſtiſcher 
Intention an und laſſe die Linien biegſam und 
lebendig ſeyn, ſo ſeh ich wohl wie mit wenigen Rücken 
und Biegen das Ganze ſeine wahre Stimmung er⸗ 
halten könnte, aber weder ich noch mein Seichner 
haben Seit es nochmals durchzuarbeiten und am 
Ende kommt doch darauf alles an inwiefern der 
dortige Künſtler in den Gedanken eingeht; denn er 


1 


iſt es doch zuletzt von dem die gefällige Harmonie 
der Compofition abhängt. Sollte fie Ang. Facius 
unternehmen, ſo wäre es hübſch wenn ſie es in 
derſelben Große in Wachs modellierte, man fähe wie 
ſie ſichs nach ihrem Sinne zugerichtet hat und ſo 
konnte, durch guten Rath und Nachgiebigkeit, immer 
noch etwas Erfreuliches zu Stande kommen. 

Daß die Medaille gelinge iſt mein eifrigſter 
Wunſch; das Medaillenweſen iſt nach und nach ſo 
trivial geworden, daß man ſich gar nicht mehr geſteht, 
wie löblich und wichtig dergleichen immer geweſen 
fey und bleibe. Freylich iſt der große plaſtiſche Ernſt, 
womit man dieſe Angelegenheit in früherer Seit 
behandelt ſo gut wie verſchwunden; indeſſen die 
Technik immer an Fertigkeit zunimmt. Mein Sohn 
ſchickte mir von Mayland aus, wohl hundert Stück 
aus dem 15. und 16. Jahrhundert, worunter ſich 
erſtaunenswerthe Dinge befinden. Und ſomit Gruß 
und Seegen, wie er ſich in die Ferne zum treuſten 
und beſten überliefern läßt. 

Laß Dich Dorftehendes nicht verdrießen, wenn 
es auch hie und da abſtruß ausſehen ſollte. Denke 
Dir daß hier etwas Fugenartiges für die Augen 
geleiſtet werden ſoll, das, wenn es recht gelänge, in 
größter Regelmäßigkeit regellos erſchiene und durch 
alle Verwirrung etwas Anmutiges durchblicken ließe. 
Uebereile die Sache nicht, aber laß ſie nicht ſtocken 
und denke dabey daß eine Medaille länger aushält 
als man denken mag.« 


Am 11. Februar beſtätigt Zelter den Empfang der 
Seichnung und ſchreibt: | 

»Die Seichnung ſelbſt hat meinen vollen Beyfall 
und die wiſſenſchaftl. Enukleation derſelben iſt ein 
Dokument das mich umſomehr erbaut, da es durch 
meine perſönl. Angelegenheit entſteht. Die gute 
facius wird fie erft kopieren und nachher in der 
Größe der Seichnung in Wachs modelliren; wir 
werden uns Seit nehmen doch die Sache nicht liegen 
laſſen. 


Am 19. Februar kommt Goethe wieder auf den 
Gegenſtand zurück: 

»Dein Wappen, das mir ein guter Geiſt ein⸗ 
gegeben, wird mir immer lieber. Überhaupt muß 
man ſich nicht verſagen dasjenige aber und abermal 
gut zu finden was uns und andern einmal gelang, 
da dergl. nicht immer zur Hand kommt. Daß ja die 
gute Facius in dem bisherigen Sinne fortfahre! 
Sendet mir das Refultat Eurer Bemühungen.. 

Am 10. Mai ſchreibt Selter an Goethe: 

»Die kleine Facius iſt ſehr vergnügt über Deine 
Zufriedenheit mit ihrer Arbeit an dem Wappen und 
erwartet nun das Weitere. Das Motto auf der 
Seichnung iſt: 

Der Natur und Kunft getreu. 

Am 29. Mai ſchreibt Selter weiter: 


— . —6—— . ⁊ —ñßůßů3—ꝛ3ꝛ;ꝛQ“C—23333x˙3˙ s ˙—3xsꝛͤꝛĩ˙ ....8.83833——2ꝛ—3sꝛ—— 


»Wenn das Wappen fertig iſt fo laß es nur ab- 
gehn, ich muß das Perſönchen anhalten wenn etwas 


fertig werden ſoll denn fie braucht viel Zeit wenn 
fie ſich entſchließen foll.« 
Am I. Juni ſchreibt wiederum Goethe: 
Das Wappen kommt nächſtens zurück mit 
abſchließlichen Bemerken. Glück auf! der guten 
Künftlerin.« 


Am 9: Juni ſchickt dann Goethe diefe in Ausficht 


geftellten abſchließenden Bemerkungen: 


»Um nunmehr mit dem unternommenen Wappen 


abzuſchließen, ſende das Modell unſerer guten Künſt⸗ 


lerin zuruck und lege noch ein anderes bey, welches 
auch die Sache noch nicht ganz entſcheidet. 

Nun wünſche ich daß unfre liebe Künſtlerin fich 
beſonders an den Helm halte wie er im Weimariſchen 
Modell geſtaltet iſt; die Helmdece liegt drüber her, 
dabey bleibts; auf derſelben aber findet fic) ein Wulſt, 
von welchem die Flügel ausgehen und worauf der 
Kopf der Cyra eigentlich ruht. Flügel und Lyra find 
einigermaßen in Perſpectiv geſetzt, um die ſchiefe 
Stellung des Helms einigermaſſen zu accompagniren. 

Was nun aber das Verhältniß des Helmes zum 
Schilde betrifft, ſo halte ich für beſſer daß man ihn 
mehr in die Mitte rücke, fo daß der Kragen zwiſchen 
den Hals und die Flügel des Pferdes hereintrete; 
dadurch kommt dann freylich der obere Stern und 
das untere Ordenskreuz völlig in eine Perpendikular⸗ 
linie, welche ſich auch nicht übel ausnehmen wird. 
Was die Helmdede ſelbſt betrifft, fo gefällt mir die 
Anlage auf dem Berliner Modell ſehr wohl, nur 


müßte ſie in nicht gar zu kleine Spitzen und Schnörkeln 


endigen und etwas annehmen von den einfacheren 
Einſchnitten und Weimariſchen Modells. Doch wird 
dieſes dem Geſchmack und Gefühl unſrer lieben 
Künftlerin anheim gegeben. 

Das Weimarifche Pferd fcheint etwas tüchtiger, 
doch find ich die drey Tragfteine des Berliner Churms 
kunſtgemäßer; wie den auch zu wünſchen wäre, daß 
der Thurmkranz und die Sinnen etwas mehr die 
Rundung des Churms andeuteten. N 

Was den Wahlſpruch betrifft ſo würde ich die 


Worte desſelben nunmer ſo ſtellen: 


Getreu der Natur und Kunst, 
als dem lakoniſchen Ausdruck des Sinnes gemäßer. 

Weiter wüßt ich nichts zu ſagen und wünſche 

das Beſte zu glücklicher Vollendung. 
Am 15. Juni ſchreibt Selter: 

»Dagegen ſizzeſt Du in Deinem Nezze wie eine 
fleiſſige Spinne und arbeiteſt an — meinem Wappen. 
Wenn dies Thorheit iſt, fo bringſt Du Methode hinein, 
denn ich weiß auch nicht wie ich zu der Ehre komme 
an mir ſelber zur Wappenkenntniß zu kommen 


und in einer am 18. Juni geſchriebenen Fortſetzung 
desſelben Briefes: 


»Das Modell zu dem Wappen iſt entweder noch 
nicht angekommen oder die kleine Künſtlerinn hat es 
mir noch nicht gezeigt. Der Wahlſpruch ſoll nach 
Deiner Abänderung gemacht werden.« 


— 32 


Am 22. Juni kann dann Selter melden: 

»Das Kiſtchen mit den Wachsmodellen iſt vor⸗ 
geſtern unverſehrt angelangt und ſogleich nebſt den 
aus Deinem Briefe ausgezogenen Anweiſungen der 
Künftlerinn übergeben die nach Deinen Wünſchen zu 
arbeiten willig ift.« 

Die Sache iſt von jetzt an vorab erledigt. Erſt 
die Vorlegung der fertigen Medaille gab Goethe die 
Deranlafjung, am 27. Januar 1832 an Selter zu ſchreiben: 

„Nun, von Deiner Medaille zu reden, fo kann 
man mit derſelben gar wohl zufrieden ſeyn; der 
Kopf iſt natürlich und tüchtig, mit dem Wappen bin 
ich erſt recht einig, ſeit es Hofrath Meyer, beym 
erſten Anblick gleichſam überraſcht, welches ihm nicht 
leicht begegnet, für huübſch und gut erklärte. Er 
wußte nämlich zeither von der ganzen Sache nichts. « 

Betrachtet man nun die Selter = Medaille, wie fie 
ſchließlich geworden iſt, fo zeigt fie auf der Dorderfeite 
den Kopf Selters in trefflicher Charakteriſtik. Die 
Umſchrift lautet: 

K. PR. PROF. D. TONK. DR. RI TT. C. F. ZELTER. 


Über dem Kopf ſteht: 
V. SEIN. VEREHR. AM 11. DEC. 1831. 


Am Halsſchnitt ſteht: 
ANG. FACIUS F. 


Die Rückſeite zeigt das von Goethe erfundene 
Wappen Selters mit der Umſchrift in Goethes Faſſung: 


»GETREU DER NATUR UND KUNST«. 


Seinem Inhalte nach ift das Wappen dasfelbe wie 
auf dem Petſchaft. Es ift der nach links ſpringende 
Pegaſus über der Sinnenmauer im Schilde, die Leter 
vom Stern überragt zwiſchen dem offenen Fluge auf 
dem Helme. Aber die künſtleriſche Darſtellung iſt eine 
ganz andere. Der eirunde Schild des Petſchaftes iſt 
aufgegeben und durch eine nach rechts geneigte Tartſche 
erſetzt. Die Sinnen⸗ oder Turmmauer iſt eleganter. 
Die Schraffierung, welche nach dem Gebrauch der 
Wappenkunſt die blaue Farbe anzeigt, hinter dem 
Flügelroß, iſt weggelaſſen. Der Neigung des Schildes 
entſprechend ſteht der Helm auf dem linken, alſo oberſten 
Eck des Schildes. Der Helm iſt nach links gewendet. 
Das iſt nun freilich ein Verſtoß gegen heraldiſche 
Regeln. Den Regeln entſpricht es, auf einen nach 
rechts geneigten Schild einen rechtsſehenden, auf einen 
nach links geneigten Schild einen linksſehenden Helm 
zu ſetzen, wenn man den Helm nicht etwa »ins Geficht« 
ſtellt, d. h. den Beſchauer anſehen läßt. Dagegen ent⸗ 
ſpricht es nicht den Regeln, auf einem nach rechts 
geneigten Schild einen linksſehenden Helm zu ſetzen, 
wie auf der Seltermedaille geſchehen iſt. Indeſſen 
würde es voreilig fein, aus dieſem Verſtoß gegen die 
alten Regeln der Wappenkunſt Goethen und der 
Künftlerin Angelica Facius einen Vorwurf zu machen. 
Die erwähnte Regel war zu jener Seit völlig unbekannt 
und wurde erſt viel fpdter durch Vergleichungen wieder 
aufgefunden. Das Helmkleinod iſt in glücklicher Weiſe 


— 


etwas »ins Profil geſetzt -, wie Goethe fagt, es folgt 
der Richtung des Helmes. Es iſt alſo der noch heute 
oft gemachte Verſtoß vermieden, auf einem nach rechts 
oder links gewendeten Helme das Helmkleinod ſo anzu⸗ 
bringen, als ob der Helm nach vorne ſähe. Die Helm⸗ 
decken find ſehr gelungen. Das allzu üppig wuchernde 
Ranfenwerf iſt vermieden. Es iſt vielmehr eine wirk⸗ 
liche Decke mit Sacken und Einſchnitten. Das Ganze 
iſt mit ſolcher Leichtigkeit und Sierlichkeit aufgebaut, es 
iſt ſo vorzüglich, daß man kaum eine Linie geändert 
ſehen möchte. Daß auf der Medaille dem Pegaſus 
die Flügel aus dem Halſe und nicht, wie auf dem Pet⸗ 
ſchaft, aus dem Rücken wachſen, iſt die einzige 
Abänderung, die man kaum als eine Derbefjerung wird 
bezeichnen können. Indeſſen iſt dieſer Punkt fo gering⸗ 
fügig, daß er das günſtige Geſamturteil nicht beein⸗ 
trächtigen kann. 

Daß das Wappen auf der Selter⸗Gedächtnis⸗Münze 
fo gut ausgefallen iſt, iſt im weſentlichen das Derdienft 
Goethes.“ 

So ſchrieb ich damals. 

Sachlich habe ich dem auch heute nichts hinzuzufügen. 

Dagegen gelangte der Verein „Herold“ vor kurzem 
durch die Güte des Herrn Hofrats Dr. Karl Koetſchau, 
Direktors des Großherzoglichen Muſeums und des 
Goethe National- Muſeums in Weimar, in den Beſitz 
einer Originalzeichnung von Goethe mit dem Selterſchen 
Wappen (vergl. die Abbildung). 

Es iſt unzweifelhaft die „ſehr ſaubere Seichnung“, 
von der Goethe am 3. Februar 1831 geſchrieben, die 
er am 4. Februar des gleichen Jahres („hier kommt die 
Seichnung des Wappens“) an Selter geſandt hat. 

Die Worte Wappenꝰêçeꝰ“ẽl 
Selters in Berlin gez. u. entw. v. Göthe“ bezeugen 
die Echtheit der Vorlage, an der um ſo weniger zu 
zweifeln iſt, als die Zeichnung mit der Beſchreibung, 
die Goethe ihr in dem Briefe vom 4 Februar [83] 
zum Geleit gegeben hat, vollkommen übereinſtimmt. 

Es iſt die dritte, bisher bekannte Originalzeichnung 
Goethes, die ein Wappen zum Gegenſtand hat. Swei 
Seichnungen von ihm, das Wappen des Benvenuto Cellini 
darſtellend, die ſich im Goethe⸗Schiller⸗Archiv zu Weimar 
befinden, habe ich an dem, im Eingang angegebenen 
Orte, bereits beſchrieben und abgebildet. 


Sum Vergleiche mit der neu aufgefundenen Zeichnung 
gebe ich hier nochmals die Abbildung der Rückſeite der 
Helter + Medaille. 


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Danmarks Adels Aarboog 1908. 


Es liegt uns der 25. Jahrgang vor und wir rufen 
dem Werk gern einen aufrichtigen Glückwunſch zu. 
Möge es fortfahren auf der bislang beſchrittenen Bahn, 
von rein ſachlichen Grundſätzen und ſtrengſter Gewiſſen⸗ 
haftigkeit geleitet, ſo wird es mehr und mehr auch die 
offizielle, wohl verdiente Anerkennung finden. 

Nur geringe Veränderungen innerhalb der däniſchen 
Adelsgeſchlechter haben im verfloſſenen Jahre ſtatt⸗ 
gefunden. Der letzte Freiherr Juul⸗Ryſenſteen tit ge⸗ 
ſtorben und fein älteſter Schwiegerſohn, Baron Holger 
Gyldenfrone, hat am 18. Juli 1907 die königliche Er⸗ 
laubnis für ſich und feine 2 Söhne erhalten, den Namen 
Ryfenfteen dem feinen anzufügen, und dem Legations⸗ 
ſekretär Frederik Kaſtenſkiold. Benzon iſt das vereinigte 
Wappen Kaftenffiold-Benzon beſtätigt worden. Als 
Zuwachs iſt allein das Geſchlecht Boyſen zu nennen, 
deſſen Anſpruch auf den däniſchen Adel im Jahr- 
gang 1907 dieſes Blattes bereits beſprochen worden iſt. 
Es war ihm nicht gelungen, eine Adelsbeſtätigung von 
ſeiten des däniſchen Juſtizminiſteriums zu erlangen, 
„da man annehmen müſſe, das 1488 dem Stammvater 
des Geſchlechts von König Hans erteilte Privileg fet 
kein Adelsbrief“. Schon die vorſichtige Faſſung dieſes 
Beſcheides deutet an, daß die Frage damit wohl nicht 
für immer abgetan ſein würde, und wie man ſieht hat 
ſich das Adels jahrbuch auch trotzdem entſchloſſen, die 
Familie Boyſen aufzunehmen, d. h. ſeiuerſeits ſie für 
adelig zu halten und zwar nach reiflicher Prüfung, die 
in dem Vorwort des Buches dargelegt iſt und die im 
weſentlichen darauf fußt, daß unter dem 8. No⸗ 
vember 1649 von König Friedrich III. eine Konfirmation 
ausgefertigt iſt, die ganz unzweideutig die Beleihung 
mit adeligen Privilegien, Schild und Helm aus ſpricht. 
Das Geſchlecht führt einen durch Sinnenſchnitt von 
rot und weiß geteiltem Schild und als Helmſchmuck 
einen weißen Apfel, beſteckt mit 3 roten Straußen- 
federn. | 


mehrere von Geſchlechtern deutſcher Herkunft, die des: 
halb auch in Deutſchland Intereſſe erwecken werden. 
Behandelt ſind die folgenden: af Gyldenfeldt, Kaalund, 
von Klöcker, Paris Paslid, Paſſow, Pax, Pig (2), 
Putbus und Wedel. Mit dem Namen af Gyldenfeldt 
wurde am 11. Juli 1761 der däniſche Major Chriftian 
Schousboe geadelt, wobei ſeinem Antrag, mit dem 
Namen Gyldenftierne bedacht zu werden, weil feine 
Frau von dieſem erloſchenen Geſchlecht herſtamme, wie 
erſichtlich, nur bezüglich der erſten Hälfte des Namens 
entſprochen wurde, und zwar mit Recht, da das Ge: 
ſchlecht Gyldenſtierne noch heute nicht erloſchen iſt. Die 
auf Gyldenfeld blühen noch, zum Teil in Deutſchland. 

Kaalund heißt ein altes Pfarrergeſchlecht, aus dem 
Hans Wilhelm K. am 6. April 1731 und nach feinem 
kinderloſen Tode fein Neffe Hans Wilhelm K. am 
21. November 1766 geadelt wurden. Dieſe adelige 


Unter den vollſtändigen Genealogien befinden ſich 


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Cinie iſt am 27. Mai 1899 erloſchen, dagegen blühen 
noch andere Linien im bürgerlichen Stande und das 
Jahrbuch hat der Vollſtändigkeit wegen auch dieſe mit 
aufgeführt, nicht ohne ſie im Druck durch andere 
Schrift als nicht zum Adel gehörig zu kennzeichnen. 
Trotz des deutſch klingenden Namens von Klöcker 
iſt der Stammvater des Geſchlechts ein aalborger 
Bürger Jens Palleſen, der ſich 1664 mit Helvig 
Klöcker vermählte und deſſen vierter Sohn Abraham von 
Klöder, + 1750, mit Eliſabeth von Cengerke vermählt 
war. Deren Sohn, Etatsrat und Bürgermeiſter von 
Kopenhagen, welcher angab von einem deutſchen, 
1586 von Kaiſer Rudolf geadelten Geſchlecht herzu⸗ 
ſtammen — wobei offenbar das großmütterliche Ge⸗ 
ſchlecht gemeint war —, erhielt am 16. Auguſt 1757 
für ſich und ſeines Bruders Kinder eine kaiſerliche 
Adelsbeſtätigung und am 31. März 1760 die Naturalis 
ſation als däniſcher Adel. Auch dies Geſchlecht iſt noch 
in Blüte. Die Paris führten zwei ſchwarze Flügel im 
weißen Schilde, alſo ein ähnliches Wappen wie die 
Brahe in Schweden und die mit dieſen ſtamm⸗ 
verwandten v. Platen in Rügen, und ſollen aus 
Pommern oder Mecklenburg gekommen ſein. Doch 
führte die pommerſche Familie Paris ein anderes 
Wappen. Die kleine und wenig bekannte Familie läßt 
ſich von 1556 — 1504 hauptſächlich auf der Inſel See⸗ 
land nachweiſen. Sicher iſt dagegen die pommerſche 
Herkunft des Geſchlechts Paslick, welches dem pommer⸗ 
ſchen Uradel angehörte, ſich urſprünglich Paſewalk 
ſchrieb und fchon 1565 Tiddow beſaß. Caſpar Paslick 
auf Ciddow, vermählt mit Judith Freeſe, wurde 1557 
Däniſcher Rat, ſpäter Deutſcher Sekretär, Dekan in 


Roskilde und Tehnsmann und erwarb Jerslev, Rönne⸗ 


bäfsholm und Grevensvänge. Mit feinem Urenkel, 
dem Capitän Frederik Paslick, erloſch das Geſchlecht 
1750, nachdem es in Pommern bereits 1627 eingegangen 
war. Den Derfafiern dieſes Artikels iſt es offenbar 
nicht gelungen, über die älteren Generationen des 
Geſchlechts Nachrichten zu finden, fo daß der Zu- 
ſammenhang des Caspar P., f 1597, mit dem Stamm: 
vater Pribe Paſewalk, 1594, wie mit der bis 1627 auf 
Liddow anſäſſigen pommerſchen Linie nicht erfichtlich iſt. 
Mit dem Namen Paſſow iſt von dänifchen Genealogen 
eine kleine Familie belegt worden, die einen von weiß 
und ſchwarz geſpaltenen Schild, aber keinen Geſchlechts⸗ 
namen führte, wohl nur weil es ein deutſches Geſchlecht 
Paſſow mit ſolchem Wappen gab, denn ein Suſammen— 
hang iſt nicht nachweisbar und ſogar durchaus une 
wahrſcheinlich. Es ſind nur 3 Generationen bekannt, 
aus denen die erſte, alſo der Stammvater Anders 
Jenſen, f nach 1474, Ritter und Reichsrat, die bes 
deutendſte Perſönlichkeit war. 

Eine Tinie des Geſchlechts von Feſtenberg gen. 
Packiſch hat in Dänemark unter dem Namen Par ge» 
blüht. Criftoph v. P., geboren 1511 zu Kreibau in 
Schleſien und Sohn von Martin v. P. und Käte 
v. Bibern, erhielt am 6. Juli 1575 däniſche Naturali⸗ 
ſation als Adelsmann, war ſchon 1551 in däniſchem 


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Hofdienft, ſeit 1561 mehrmals belehnt, erwarb Bonderup 
und durch ſeine Heirat mit Sophie Galt auch Kindholm 
und Torup und F 1608. Später kamen noch Bregen⸗ 
holm, Daerholm, Eriks holm, Nast, Stenshede und 
Hörbylund zumeift durch Beirat in Beſitz der Familie, 
die mit Holger Pax am 3. Januar 1608 erloſchen iſt. 
Unter dem Namen Pig ſind 2 Geſchlechter behandelt. 
Das erſte führte eine weiße Muſchel im roten Schilde 
und als Helmſchmuck, wohnte im 14. und 15. Jahr- 
hundert auf Röſeröd und Gaaſevad in Schonen und 
muß, nach ſeinen Heiraten und nach der mehrfach 
ſeinen Mitgliedern zuteil gewordenen Ritterwürde zu 
ſchließen, zum Hochadel gerechnet werden. Im gehörte 
Catharina Pig an, welche um 1450 mit Ragnald 
Magnuſſon in Hiddenfö, alfo nach Rügen hin, vermählt 
war. Das andere, kleine Geſchlecht Pig in Jütland, 
deſſen Wappenbild — man kennt es nur aus 2 Ahnen⸗ 
tafeln — einmal als ein Pfeil zwiſchen 9 Kugeln, das 
andere Mal als 3 Leuchter bekannt iſt, lebte ebenfalls 
im 14. und 15. Jahrhundert und zählte zum Kleinadel. 

Don dem berühmten Geſchlecht Putbus oder nach 
dänischer Schreibweiſe Podebusk kennen wir bereits die 
Stammtafel von Dr. Viktor Locbe. Mit Rückſicht hier: 
auf glaube ich mich auf die Bemerkung beſchränken zu 
dürfen, daß der Artikel des däniſchen Jahrbuches ſehr 
gut mit der Toebeſchen Stammtafel übereinſtimmt, je⸗ 
doch noch eine Menge neuer Angaben bringt und des⸗ 
halb von jedem, der ſich eingehender mit der Genealogie 
des Geſchlechts befaſſen will, nicht übergangen werden 
darf. 

Es folgt ein gleich dem vorigen ſehr umfangreicher 
Artikel über die Grafen Wedel und zwar die 3 Linien 
Wedelsborg, Jarlsberg und Evensburg. In der Ein⸗ 
leitung wird ausführlich über die mannigfachen 
Wappenvermehrungen und Standeserhebungen berichtet, 
darauf die Abſtammung der genannten gräflichen 
Linien von dem Stammvater Heinrich, 1140 Vogt zu 
Ottenbiittel, nachgewiefen, worauf die vollftändige 
Genealogie der in den däniſchen Grafenſtand auf⸗ 
genommenen £inien folgt. Über dieſe liegt meines 
Wiffens eine gedruckte Stammtafel von ſolcher Voll⸗ 
ſtändigkeit und Suverläſſigkeit noch nicht vor, wenn auch 
das Gothaer Taſchenbuch der gräflichen Häuſer den 
Perſonalbeſtand regiſtriert haben mag. 

Ganz beſonders reich iſt dieſer Jahrgang ſowohl 
mit farbigen Wappenabbildungen wie mit Porträts 
ausgeſtattet. Von erſteren ſind die folgenden vor⸗ 
handen: Kaftenjfiold-Benzon, af Gyldenfeldt, Kaalund, 
von Kidder, Paris, Paslid, Paſſow, Pax, Pig, Pode- 
busk, däniſche Freiherren af Putbus, Wedel, Grafen 
Wedell af Wedellsborg, Grafſchaft Wedellsborg, 
Barone Wedell⸗Neergaard, Grafen Wedel⸗Jarlsberg, 
Grafſchaft Jarlsberg, und Grafen Wedel⸗Friis, von 
Porträts: Bardenfleth 2, Friis J, Kaalund 2, Kaas 2, 
Knuth 1, Lange I, Munk I, Marſvin I, Moltke 1, 
Quaade I, Selby 2 und Wedel nicht weniger wie 30! 
An dieſe Porträts möchte ich einige Erklärungen 
knüpfen. Chriſtian Friis, F 1659, war däniſcher Reichs: 


i — — — — — . . ů ͤT— 


fanzler, Mogens Kaas, + 1656, Reichsrat, und Niels 
Kaas, + 1594, ebenfalls Reichskanzler und alle drei 
gehören zu den um ihr Vaterland hoch verdienten 
Männern, denen die Geſchichte längſt ein Denkmal ge⸗ 
ſetzt hat. Um ſo erfreulicher, iſt es auch an dieſer 
Stelle ihr Bild bewahrt zu ſehen. Auch Jens Iverſen 
Lange, T. 1482, Biſchof von Aarhus, war ein berühmter 
Kirchenfürſt und tüchtiger Staatsmann. Zu ſeinem Ge⸗ 
ſchlecht mit den 3 Rofen im Schilde gehörte auch 
Ludwig Munk, ¢ 1602, vermählt mit Ellen Marfvin. 
Das Ehepaar verdient deshalb Beachtung, weil ſein 
einziges Kind, Kirſten Munk, die angetraute Geliebte 
König Chriftian IV. war, die ihm zahreiche Kinder 
ſchenkte. Georg Joachim Quaade, + 1889, wird aus 
der Seit ſeiner Tätigkeit als Geſandter in Berlin viel⸗ 
leicht noch manchem Leſer in der Erinnerung fein. Er 
gehörte nicht zum däniſchen Adel, ſondern verdankt die 
Aufnahme ſeines Porträts ſeiner Verſchwägerung mit 
der Familie Selby, welcher ſeine erſte und ſeine zweite 
Gattin entſtammten. 

Sodann iſt noch ein großes Sandſteindenkmal mit 
den Porträtfiguren des Alexander Rabe von Papenheim 
zu Liebenau, T 16351, und feiner Frau Regige Grube 
zu Snedinge, f 1656, aus der Grslevkirche abgebildet, 
das mit dem in Band XX wiedergegebenen Denkmal 
für Chriſtian Grube in der Kongftedtlirche eine auf ⸗ 
fallende Ahnlichkeit hat. Man kann mit Sicherheit ane 
nehmen, daß beide Schwäger denſelben Bildhauer mit 
der . ues Grabmäler beauftragt hatten. 

Mar W. Grube. 


Die Familie Schottelius. 


von Referendar Dr. jur. ar v. Damm. 
= 0 Schluß.) 

Wie am Schluſſe des Aue in voriger Nummer 
erwähnt, haben zwei Söhne Chriſtoph Ernſts den Stamm 
in der fünften Generation fortgeſetzt. Der jüngere, 
Maximilian Ludwig, geb. in Braunſchweig am 
9. Juni 1698, geſt. am 23. Oktober 1747, der auf 
Esbeck lebte, hatte aus ſeiner Ehe mit Anna Eliſabeth 
Weiberg 6 Kinder, darunter aber nur einen Sohn, der 
1766 in Göttingen als stud. jur. ſtarb. Die Töchter 
waren ſämtlich verheiratet. Der ältere, Friedrich Ernſt, 
geb. in Braunſchweig am 13. Mai 1691, geſt. in 
Goslar am 6. Juli 1751, war daſelbſt Sehnt⸗Einnehmer; 
aus ſeiner Ehe mit Wilhelmine Sabine Heſſe ſtammen 
5 Kinder, 4 Söhne und 1 Tochter. 

Yon dieſen 4 Söhnen war der älteſte, Otto Baſilius 
Friedrich, Juſtizbeamter in Bahrdorf und Calvörde 
und ſtarb in letzterem Orte am 9. Januar 1786, beerbt 
von einem ſpäter unverheiratet geſtorbenen Sohn und 
3 minderjährigen Töchtern, deren 2 ihm in den nächſten 
5 Monaten im Tode folgten und deren eine 1791 
einen Kaufmanu Buſch in Bahrdorf heiratete. 

Der zweite Sohn Friedrich Ernſt's, Urban Philipp 
Gottfried, war Stadtſchreiber in Lautenthal am Harz; 


— 35 


er war mit Friederike Juliane Happen verheiratet und 
hatte einen Sohn Friedrich Ernſt. 

Der dritte Sohn, Carl Friedrich Ernſt, war Bitten: 
meifter am Harz. Nachdem er fic) in Cautenthal mit 
einer geborenen Spörer verheiratet hatte, fcheint feine 
Familie in Esbeck gelebt zu haben, wenigſtens find ihm 
dort in den Jahren 1765 — 1776 eine Reihe von 
Kindern geboren; geſtorben iſt er in Altenau. 

Der jüngſte endlich, Maximilian Chriftoph Cudwig 
war, am 16. Mai 1734 in Gos lar geboren, verheiratet 
mit feiner Kufine, einer Tochter Maximilian Ludwigs 
auf Esbeck, die ihn auf Esbeck in den Jahren 
1767 — 1774 mit 4 Kindern beſchenkte. Seine Familie 
und die feines zwe itjüngſten Bruders ſcheinen in großer 
Eintracht gemeinſam in Esbeck gelebt zu haben. 
Maximilian war Offizier in braunſchweigiſchen Dienſten 
und war am 4. Mai 1759 Leutnant und am 
27. Januar 1767 Kapitän geworden. Als England 
fih im Winter 1775/6 zur wirkſameren Bekämpfung 
der ſeinen Kolonialbeſitz gefährdenden Aufſtändiſchen 
Amerikas Hilfstruppen von fremden Staaten zu vers 
ſchaffen ſuchte und ſo auch mit Braunſchweig einen 
Vertrag abſchloß, nach dem Herzog Carl I. 4300 Mann 
ſtellen wollte, beſchloß Maximilian, ſich dieſem Expeditions: 
korps anzuſchließen. Er wurde als Kompagniefuͤhrer 
bei dem unter Führung des Majors v. Baerner 
ſtehenden Jägerbataillon eingeſtellt, verließ mit dieſem 
Ende Mai 1776 den deutſchen Boden und landete 
Ende September vor Quebeck. Er zeichnete ſich im 
Gefecht bei Hubertstown am 7. Juli 1777 aus, geriet 
dann, nachdem es zur Kapitulation von Saratoga ge» 
kommen war, mit in die Gefangenſchaft und kehrte 
erſt nach Beendigung des Krieges, der den Nord» 
amerifanern die Freiheit gab, [783 nach Deutſchland 
zurück. Er trat hernach noch in braunſchweigiſche Poſt⸗ 
dienſte und ſtarb als Poſtmeiſter zu Holzminden am 
3. Dezember 1807. Während ſeiner Abweſenheit von 
Deutſchland war das Gut Esbeck in andere Hände 
übergegangen, ob durch Verkauf oder auf welche Weiſe 
ſonſt hat ſich nicht feſtſtellen laſſen, ebenſo wenig der 
genaue Seitpunkt; auch das Königliche Archiv in Hannover 
hat keine Auskunft zu geben vermocht. 

In der 7. Generation iſt die ſeltene Erſcheinung 
zu beobachten, daß die Nachkommen zweier Brüder 
einem wirtſchaftlichen und geſellſchaftlichen Niedergange 
entgegengehen, während nur die des dritten ſich auf 
der Höhe halten. Der Sohn Urban Philipp Gottfrieds, 
Friedrich Ernſt, wurde Hüttenmann in Cautenthal und 
die Söhne von Karl Friedrich Ernſt, Anton Friedrich 
Ernſt und Claus Ludwig, wurden gleichfalls Berg: 
arbeiter am Harz. Von dieſen dreien lebt jetzt in 
der 10. und 11. Generation eine zahlreiche Nach ⸗ 
kommenſchaft in größtenteils untergeordneten Stellungen 
als Bergarbeiter oder Bauern am Harz, in Mecklen⸗ 
burg und anderswo, von denen erſt neuerdings wieder 
einige in angefehenere Stellungen ſich emporzuarbeiten 
beſtrebt ſind. Nur die Nachkommen Maximilians haben, 
wie geſagt, ihre Stellung zu wahren gewußt. Von 


— 


deſſen 4 Kindern ſtarben 2 jung, die einzige Tochter 
verheiratete ſich an den Poſtmeiſter Auguft. Raabe in 
Holzminden, hernach in Wolfenbüttel (Großeltern des 
Schriftſtellers Wilhelm Raabe in Braunſchweig), und 
der einzige überlebende Sohn Juſtus Friedrich war 
Juriſt. Er war Advokat und Anwalt in Holzminden 
und wurde dort am 8. September 1796 zum Notar 
ernannt. Später übernahm er auch die Geſchäfte der 
Poſtverwaltung daſelbſt, wurde am 5. April 1805 Poſt⸗ 
ſekretär und am 12. Mai 1854 Poſtmeiſter. Er war 
verheiratet mit Amalie Ehringhaus aus Holzminden 
und ſtarb, 76 Jahre alt, 1850 in Braunſchweig. 

Er hatte (8. Generation) 7 Kinder, 4 Söhne und 
5 Töchter. Von letzteren heiratete eine den Kaufmann 
Overlach in Helmſtedt, eine den Oberbürgermeiſter 
Gottſchald in Plauen i. V. und eine den Oberförſter 
Richter in Sommerſchenburg, von den Söhnen ſtarb der 
älteſte, Adolph, als Advokat⸗Anwalt und Notar in 
Helmſtedt, der zweite, Heinrich, als Rittergutsbeſitzer in 
der Provinz Sachſen, der dritte, Carl, als Groß— 
kaufmann in Harzburg und der jüngſte, Rudolph, als 
Kaiſerlicher Oberpoftdireftor uud Geheimer Poſtrat in 
Braunſchweig. 

von den Sproſſen der 9. Generation ſeien 
ſchließlich genannt: der 1901 in Braunſchweig ver- 
ſtorbene Candgerichtsdirektor Dr. jur. Juſtus Sch., der 
190% in Hannover im beften Mannesalter verſtorbene 
Regierungsrat Dr. jur. Carl Sch. (Verfaffer des Auf⸗ 
ſatzes in voriger Nummer) und der in Freiburg i. B- 
wirkende o. ö. Profeſſor der Hygiene an der Univerſität 
daſelbſt, Großherzoglich Badiſche Geheime Hofrat 
Dr. med. Max Sch. 

Im übrigen ſei auf den kürzlich fertiggeſtellten 
gedruckten Stammbaum hingewieſen, den ich Inter⸗ 
eſſenten gern koſtenfrei zuſende, ſoweit der Vorrat reicht 
(Adr.: Hannover, Adelheidftr. 25). 


I. Grabinſchriften der lutheriſchen Kirche 
in Rinteln. 


Geſammelt von Werner Conſtantin von Arns waldt. 
1. Anno Domini 1574 am Dage der unſchuldigen 
Kinder is de edel vnd ernveſt Hans von Oberg Haubt⸗ 
man fines Olders im 74. Jare chriſtlich in Godt ent: 
ſlapen, Dem Godt gnade. Amen. | 
Unten (Als Widmung): Hans von Oberg fein nadı- 
gelaßen Widwe anno (Anna?) poft. 


| Wappen: 
von Oberg: Sbm. I, 179. Der Poft: Grote C. 62. 


von Steinberg: Sbm. I, 185. von Wartenslef: Hinter 
8 einem aus linksſeitigem 
(Sbm. = Sibmaders Bügel hervorwachſenden 
Wappenbuch. mit Eicheln bewachſenem 


Buſch (2 Stämme) hervor- 
ſpringender Wolf. Helm: 
die Schildzeichnung. 


Grote = deſſen Wappen: 
buch des Königreichs 
Hannover.) 


von Steinberg: f. oben. 


von Alvenslef: Sbm. I. 169. 
Swei Querbalken mit drei 
(2 u. 1) Roſen belegt. Helm 
(Variante): Swei Büffels⸗ 
Hörner mit je zwei Quer⸗ 
balken, deren jeder mit 
einer Rofe belegt iſt. 


Zu. Ge aes 


Der Baren: Schreitender 


von Werpfe: 


Bär mit Halsband. Helm: | Eine aufrechte Canzenſpitze. 


Pfauenfederbuſch. 


Exſter: Ein liegendes brei⸗ 
tes Steinbockshorn Helm: 
5 (2 u. 1) liegende Stein⸗ 
bodshörner zwiſchen zwei 
ſchräggeſtellten Hörnern mit 
Pfauenwedeln. 


Auf dem ſehr gut erhaltenen Grabſtein kniet ein älterer 
Herr in ritterlicher Kleidung mit ſeiner ſcheinbar viel 
jüngeren Gemahlin vor einem Kruzifix. 

Anm.: Hans von Obergs Gemahlin, Anna (d), war 
eine Tochter Joachims d. A. Poſt (F 1577) und der Agnes 
von Wartensleben (F 1564), Joachim Poſts Eltern: Stats 
. (Unaftafius) Poſt zu Bodenenger, Rinteln und Oldendorp 
(T 1535) und Iſabella von Bar zu Barenburg; Agnes 
von Wartenslebens Eltern: Johann von Wartensleben zu 
Rinteln und Exten und Anna von Eckerſtein (Exter). 


2. 
Anno 1577 den 21. Junii 
iſt der Edeler und Ernveſter 
Joachim Poſt der Elter 
chriſtlich in Godt enflapen 
fines Alters im 7]. Jar. 
Anno 1557 den 21. Martii iſt ſin Son Statz in Godt 
entſlapen ſines Alters im 19. Jar. 


Anno 1563 den 20. Sept. iſt fin Dochter G (ief)el (oder 
Gel = Gela d) in Godt entſlapen ires Alters im 18. Jar. 


Anno 15727 den 25. Dezemb. iſt fin Dochter Margreta 
in Godt entſlapen ires Alters im 25. Jar. 
Der ſelen Godt genade. 


Auf dem ſehr gut erhaltenem Grabſtein kniet auf 
der einen Seite ein Ritter mit ſeinem Sohn, auf der 
anderen Seite ſeine Gemahlin mit zwei Töchtern vor 
einem Kruziſty. 


Anno 1564 den 7. Aprilis 

iſt fin Busfruwe Angneſa 

v. W. in Godt enflapen 
ires Alters im 55. Jar. 


Wappen: 


Der Poſt: von Wartens lefe: 
S. I., doch ſteht der Löwe ſ. J., doch iſt auf dem 
im Schilde aufrecht. Helme die Schildfigur 


Der Baren: 
S. I., doch ſchreitet auf 
dem Helme der Bär vor 
einer mit einem ‚Pfauen- 
federbuſch beſteckten Säule. 

Der Boke: 
Aufſpringender Steinbock, 
1 des Steinbods. 


2 hate * 


von Gropendorp: 
Ein Keffel mit zwei Henkeln 
und drei Füßen. (Grope.) 
Helm: die Schildfigur. 


zwiſchen zwei ſchräggeneig ; 
ten Säulen mit Pfanen- 
wedeln. 


von Exter: 


Sl; 


von Rottorp: 
Ein aufrechter Anker, deffen 
linker Widerhaken abge: | 
brochen iſt. 
Straußenfedern. 
Der Gelen (Chalon gen. G.): 
Ein Kreuz von vier Ringen 
begleitet. Helm: zwiſchen 
offenem Fluge ein Menſchen⸗ 
kopf. 


Helm: drei 


| 


Helm: zwei auswärts ge- 
neigte Canzenſpitzen. 


von Langen: 
Eine aufrechte Schaffchere. 
Helm: offener Flug. 


von Catenſen (Lathufen): 

In einem Querbalken drei 

ſechsſtrahlige Sterne. Helm: 
Birkhahnſpiel. 


Der Melcher: (coloriert). 
In Weiß ein roter fünf⸗ 
lätziger Turnierkragen, 
oben von zwei roten Rofen 
begleitet. Helm: zwiſchen 
zwei auswärtsgeneigten 
roten Turnierkragen eine 
rote Roſe ſchwebend. 


Anmerkung: S. I. 


von Aſſeburch: 
Ein ſpringender Wolf. 
Helm: vor einer mit Pfauen⸗ 
federn beſteckten Säule ein 
Kleeblatt. 


von Munchuſen: 
Ein wandernder Mönch, 
einen Stab und Roſenkranz 
in der Hand. Helm: der 
Mönch. 


von Bornftede (d Borne d): 


Swei Querbalken, über 
dem oberen vier, über 
dem unteren drei Wecken. 
Helm: zwei Straußen⸗ 

federn. 


De Gogreve: 
Drei aufrechte Wolfs angeln 
nebeneinander Helm: eine 
Säule mit ene 


Stats Pofts, Eltern waren 
Ritter Friedrich Poſt und N. N. Bock. 


hen ae an 
/ 


3. Dies Ehrengedechtnis hat die Edle und Diel- 


tugendreiche 


Fraue Sophia von Ahlden Joachims 


Weſtphalens ſeliger nachgelaßene Wittibe ſetzen laßen 


den 18. Febr. 1620. 


Oelbild: Ein Ritter mit vier Söhnen und ſeine 
Frau mit einer Tochter, die eine Krone auf dem Haupte 
trägt, knieen vor einem Kruzifix. 


Wappen (gemalt): 


Weſtphalen: 
Sbm. I, 170, 190. 


Die Poſdt: 
S. oben. 


von Exter: 
Swei auswärts gewandte 
rote aufrechte Steinbocks⸗ 
hörner in Gold. Helm: 
drei übereinander liegende 
rote Steinbodshörner zwi⸗ 
en zwei goldenen Säulen, 
die mit Pfauenfedern bes 

ſteckt find. 


von Hufen: 
In Rot ein filbernes Haus 
mit zwei Sinnen. Helm: 
zwei einander zugewandte 
ſchwarze Bärenpranken. 


von Ahlden: 
In Silber ein ſchwarzer 
rechts gebogener geſtümmel⸗ 
ter Aſt. Helm: zwei rote 
Büffelhörner. 


von Hodenberg: 
Grote C. 


von Mandelſen (Mandels⸗ 
loh): 
Sbm. I, 181. 


Die Freſen: 
In Rot ein ſilbernes Kreuz, 
das den Schildrand nicht 
berührt. Helm: drei rote 
Straußenfedern. 


von Wartensleben: 
S. oben. 


Die e (Meyſen · 


ug): 
Sbm. I, 141 (andere 
Farben). 


De Gudenburch: 
In Schwarz ein aufrechter 
filb. gebildeter Halbmond. 


Helm: der Halbmond lie 
gend vor ſchwarzem Birk. 


hahnſpiel. 


Baren: 
Sbm. II, 189. 


— 37 — 


Die Bicker: 
In Schwarz ein von ſil⸗ 
bernen Kugeln umgebener 
ſilber «rot quergeſtreifter 
Herzſchild. Helm: zwei 
Büffelhörner, ſilber · rot und 
rot · ſilber quergeteilt. 


von Burtfeld: 
Sbm. I, 171. 
In Silber zwei ins An⸗ 
dreaskreuz gelegte aus⸗ 
warts gebogene rote TLilien⸗ 
ftabe. Helm: fünf Straußen⸗ 
federn, abwechſelnd rot 
und filbern. 


von Elding: 
In Rot zwei ſilberne Löwen 
an einem ſilb. Baum mit 
jederſeits einer ſchwarzen 
Rofe klimmend. Helm: 
goldene Garbe zwiſchen 
zwei filbernen einwärts ge⸗ 
kehrten Sicheln vor einer 
filbernen mit Pfauenfedern 
beſteckten Säule. 


von Bülau: 
Maſch, Wel. WB. X. 36. 
In Blau 14 (4, 4, 3, 2, J) 
goldene Kugeln. Helm: 
zwifchen zwei blauen mit 
goldenen Kugeln belegten 
Büffelhörnern ein goldener 

Dogel figend. 


4. Ein Serſſenſches ſchlecht erhaltenes Epitaph, 
Oelgemälde, worauf ein Ritter mit 4 Söhnen und feine 
Gemahlin mit drei Töchtern, von denen eine in Ordens 
tracht iſt, knieen (ohne Inſchrift). 

Wappen (ſchlecht erhalten, daher keine genauen 
Beſchreibungen möglich): 


von Serſſen 
von Holle 
Werpup 
? (Münchhaufen?) 
von Reden 
von Mandels loh 
Büſchen 
7 (Oberg d) 


von Serſſen 
von Melſchede 
Rau von Holzhauſen 
von Canſtein 
von der Malsburg 
von Neuhoff gen. Ley 
von der Thann 
von Munſter. 


Anmerkung: Die Großeltern väterlicherſeits des 


Herrn von Serſſen waren Levin von Serſſen (F 1541) 
und Anna von Werpup (F 31. Mai 1586), des Groß⸗ 
vaters Mutter eine von Reden, der Großmutter Mutter 
eine Büſchen. Seine Großeltern mütterlicherſeits waren 
wahrſcheinlich Johann von Holle, Droſt zu Bockeloh und 
Uchte, Johanns (fF 1526) und der Geſa von Mandelsloh 
Sohn, und Eliſabeth von Münchhauſen, Stats’ und der 
Margaretha von Oberg Tochter. 

Die Mutter der Frau von Serſſen, geb. von Serſſen, 
war eine von Melſchede. Ihre Großeltern väterlicher⸗ 
ſeits Hermann von Serſſen zu Mengeringhauſen 


(n. 1516 T 1588), Adrians auf Rinteln und der Eliſabeth 
von der Malsburg Sohn, und Clara Rau von Holz⸗ 
hauſen, Heinrichs und der Catharina von der Thann 
Tochter (nach Anderen ſollen ihre Eltern Johann und 
N. von Dalwigk geweſen ſein). Die Eltern der Frau 
von Serſſen, geb. von Melſchede, waren: Johann 
von Melſchede, deſſen Mutter eine Neuhoff war, und 
Anna von Canſtein (X 1566), Erbin von Nienburg, 
£ippolds und der Anna von Munſter (nicht Münſter) 
Tochter. (Fortſetzung folgt.) 


Tu J. Z. Dartungs Brief vom Jahre 1667. 


Gefälligem Hinweis, der mir von befreundeter Seite 
zuteil wurde, verdanke ich die Kenntnis, daß der Adreſſat 
des von mir im „Deutſchen Herold“ 1907, S. 212/213, 
mitgeteilten Briefes des Hönigsberger Genealogen 
Hartung in der Tat ein Mitglied der dort von mir 
bezeichneten Familie Halbach von der Pforten gewefen 
iſt. Der Nürnberger Doktor Halbach hieß Chriſtian 
und iſt als Sohn — nicht Neffe — des Profeffors 
Daniel Halbach von der Pforten am 5. Oktober 1622 
zu Königsberg i. Pr. geboren. Bei Gallandi (Alt. 
preußiſche Monatsſchrift 19, S. 211) iſt Chriſtian unter 
den Kindern Daniels nicht genannt. Seinem Lebens ⸗ 
alter nach gehört er zwiſchen die zwei älteſten bei 
Gallandi S. 211 erwähnten Töchter Daniels, deren 
erſtere, Anna, am 17. September 1618, die zweite, 
Katharina, am 6. Auguſt 1624 geboren iſt. Chriſtian 
Halbach ſtudierte an der Univerſität zu Altdorf, wo er 
1656 zum Doctor med. promoviert wurde, praktizierte 
ſeit 1657 als Arzt in Nürnberg und war dreimal ver⸗ 
mählt. Seiner zweiten Ehe, mit Anna Magdalena 
Gwandſchneider, entſtammte ein Sohn Jakob Chriftian, 
während die beiden andern Ehen anſcheinend kinderlos 

blieben. Sein Tod ſoll am 19. Februar 1690 er⸗ 
folgt ſein. 
Königsberg i. Pr. 


Dr. Guſtav Sommerfeldt. 


Das Siegel der Hüttener Harde 
(Bergharde). 


Die Siegel der ehemaligen Harden des Herzog: 
tums Schleswig ſind heutigentags faſt vergeſſen, zum 
großen Teile aber, wie es ſcheint, verloren. Im 
Jahre 1828 veröffentlichte der ſpätere Geheimrat, Pro⸗ 
feſſor Dr. A. T. J. Michelſen das Siegel der Böking⸗ 
harde in feiner Arbeit „Nordfriesland im Mittelalter.“ !) 


1) Staatsbürgerliches Magazin, hrgg. v. N. Falck, Bd. s. 
Schleswig 8, Heft 3/4, S. 453 — 740; mit 1 Tafel. — Erſchien 
auch als ſelbſtändige Schrift, Schleswig 1828, ohne als Son: 
derabdruck kenntlich gemacht zu ſein. 


1865 machte Archivfefretär C. M. A. Matthieſſen in 
Kopenhagen vier weitere Hardenſiegel bekannt,!) das 
der Kalvslundharde (Kalslundharde, ein Stück davon 
gehört zum heutigen Jütland), der Tonderharde, der 
Nübelharde und der Horsbüll -, ſpäteren Wieding⸗ 
harde. 

Ein ſechstes Hardenſiegel hat Herr Willers 
Jeſſen in Edernförde vor dem gänzlichen Verderben 
bewahrt. Es hängt an einer auf Pergament geſchrie⸗ 
benen Urkunde des Hardesvogts Hans Blome vom 
11. April 1375, die weiter unten mitgeteilt wird, und 
iſt auf grünem Wachs abgedruckt. Die Mitte, ein 
Hirſch zwiſchen Hügeln mit Bäumen, iſt noch recht gut 
erhalten. Die Umſchrift, die ungewöhnlicherweiſe 
zwei Seilen füllt, iſt an manchen Stellen befchädigt und 
deshalb nicht immer mit vollkommener Sicherheit les⸗ 
bar. An manchen Stellen ergibt ſich die Ergänzung 
gleichſam von ſelbſt. Nicht ganz Ä 
fiher bleibt es, ob SEGEL oder 
INSEGEL zu leſen if. Die Um⸗ 
ſchrift lautet alſo: 


IK KONINK FREDERICK 
HEBBE DIT SEGEL 
GVNT VN GEVEN VT SVNDER 
GNADE BARGHARDE 
VNDE OREN 
NAKAMELLINGE 1527. 


Bemerkenswert ift an dem 
Siegel nicht nur der doppelte 
Legendenrand, ſondern auch die 
jedenfalls ſehr ſeltene Form des 
Textes der Umſchrift; ebenſo iſt 
die landſchaftliche Darſtellung im 
Wappenbilde hoͤchſt merkwürdig 
und eine heraldiſche Seltenheit, 
ſo daß alſo das Siegel eine ſphragiſtiſche Rarität bildet. 

Die Urkunde trägt auf dem Rücken: 


„Dingeswinde zwiſchen der kerken tho Ekelnforde 
grundt der Rauenshorſt vnd F. G. dorp Gofefeldern 
anno 1575.“ 

Gedruckt ift dieſe Urkunde mit geringfügigen Ver: 
ſehen bei Noodt, Beiträge. Ch. 2, St. 3, S. 453 f.; 
unter ihr ſteht: L. S. ein Hirſch 1527. Don hier iſt fie 
übergegangen in C. G. Hanffen, Verſuch einer Chronik 
von Eckernförde, Kiel 1835, S. 46. — Der jetzige Be⸗ 
ſitzer, herrn Willers Jeſſen, hat Urkunde und Siegel 
der Seitſchrift bereitwillig zur Veröffentlichung mitgeteilt 
und den Abdruck im Deutſchen Herold freundlichſt ge⸗ 
ſt attet. | 


1) Slesvigſke Herredsfegl, in: Slesvigſke Provindfial. 
efterretninger, Bd. 4, Haderslev 1865, S. 209—212; mit 
ı Tafel. 


Blüͤcherſchau. 


Werner Conſtantin von Arnswaldt. — Aus der 
Geſchichte der Familie Darrentrapp. Frank⸗ 
furt a. M. 1908. HKommiſſions verlag von Gebr. Knauer. 
Grofoftav, 146 und XV Seiten und 7 Tafeln. — 
Preis broſchiert M. 8,—. 

In dem vorliegenden Werk hat der Derfafler das an- 
ſchauliche und feſſelnde Bild der Herkunft und Entwickelung 
einer alten und ſehr angeſehenen Familie von Frankfurt a. M. 
entworfen, die, wie ſo viele tüchtige und ausgezeichnete 
dentfche Familien, ſich aus dem alten freien weſtfäliſchen 
Bauernſtand herleitet. 

Eingehende Vorbereitungen hierzu hatte der 1906 vere 
ſtorbene rühmlich bekannte Genealoge Dr. H. von Nathuſius⸗ 
Neinſtedt hinterlaſſen Biographiſche Nachrichten über einige 
der hervorragendſten Mitglieder der Familie aus deren ge 
lehrten Fach und Freundeskreiſen lagen bereits vor, und fo 
konnte es dem Derfafler gelingen, in 
kurzer Seit ein familiengeſchichtliches 
Werk entſtehen zu laſſen, das ſich 
keineswegs auf die Aufzählung ge⸗ 
nealogiſcher Daten und Nachrichten 
beſchränkt, ſondern ſich zum großen 
Teil wie eine feſſelnde Erzählung, 
wie eine kulturgeſchichtliche Studie 
lieſt und ſich viele Freunde erwerben 
wird. 

Da die Familie Varrentrapp 
nie ſehr ausgebreitet war, da eine un⸗ 
unterbrochene Stammreihe aus Man: 
gel an Quellen nur bis zum Beginn 
des 17. Jahrhunderts zurückzuverfolgen 
iſt und da von der Beſprechung der 
lebenden Generationen, außer von 
deren Aufzählung in den Stammtafeln, 
abgeſehen iſt, fo nimmt der rein genea · 
logiſche Teil nur wenig Raum ein. 
Viel Fleiß iſt dem Vorkommen des 
alten Hofes „Varentrappe“, 6 km nördlich von Barmen, 
zwiſchen dieſer Stadt und Hattingen gelegen, in den Urkun⸗ 
den des früheren und ſpäteren Mittelalters gewidmet, auch 
die älteſten bekannten Träger des Namens, einige geiſtliche 
Herren des 15. Jahrhunderts, ſind eingehend behandelt. 

Doch darf nicht ohne weiteres geſchloſſen werden, daß es 
ſich hier um Mitglieder der heutigen Familie Darrentrapp 
im jetzigen Sinne des Wortes handelt. Denn auch die Ehe⸗ 
männer der Erbtöchter und die Käufer der unteilbaren weft: 
fäliſchen Bauernhöfe pflegten, ſelbſt bis in die neuere Seit 
vielfach, ſich nach dem neuen Beſitz zu nennen. Der alte 
Familienname kam dann nach und nach gänzlich in Vergeſſen⸗ 
heit, was zu vielen genealogiſchen Fehlſchlüſſen geführt hat. 

Da die freien Hofesleute aber ſtreng darauf hielten, nur 
mit ihresgleichen Ehen einzugehen, fo iſt immerhin als ſicher 
anzunehmen, daß es ſich hier um einen uralten Stamm freier 
Bauern handelt. ö 

Der Stammvater der jetzigen Darrentrapp war feit 
1622 im benachbarten Hattingen anſäſſig; um 1680 erſcheinen 
zwei Brüder Darrentrapp als Handelsleute in Frank- 
furt a. M. 

Franz Darrentrapp, 1706— 1786, der Sohn des einen 
diefer Brüder, follte für das deutſche Feitungsweſen und den 
Verlagsbuchhandel, in dem Frankfurt damals noch eine lei ⸗ 


— 


tende Stellung in Deutſchland einnahm, eine bedeutſame 
Perſönlichkeit werden. Sehr anziehend ſind die Beziehungen 
mit hervorragenden Männern ſeiner Seit geſchildert, mit 
Voltaire, mit Kaiſer Karl VII., der ihn ſchätzte und deſſen 
politiſcher Agent er war. Auch ſind die Mitteilungen über 
das damals in höchſter Blüte ſtehende Nachdruck⸗Unweſen, 
an dem, wie fie es alle taten, auch Varrentrapp ſich jepheft 
beteiligte, fehr lefenswert. 

Beſonders eingehend iſt mit Recht das Leben von franz’ 
Enkel und Urenkel, Johann Conrad Darrentrapp, 1779 
bis 1860, und Johann Georg Darrentrapp, 1809 — 1886, 
geſchildert, zwei hervorragenden und hochverdienten Aızten 
in ihrer Daterftadt, deren Wirken, von großen Geſichtspunk⸗ 
ten geleitet, dauernde Spuren hinterlaſſen hat. Insbeſondere 
iſt es der letztere, der im Gefängnisweſen und auf den ver⸗ 
ſchiedenſten Gebieten der öffentlichen Geſundheitspflege im 
Beginn der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts 
zu den erfolgreichſten Bahnbrechern zu zählen iſt und warme 
Anerkennung, nicht nur in feinem Vaterland gefunden hat. 

Noch wäre Joh. Georgs Bruder, der brannfdweiger 
Profeffor der techniſchen Chemie, Franz Darrentrapp, 
1815— 1877, zu nennen, deſſen erfolgreiche Arbeiten der 
Förderung der chemiſchen Technik galten, in der heute Deutſch⸗ 
land allen anderen Völkern voranſteht. 

Eine Ahnentafel der Brüder Joh. Georg und Franz 
zu 32 Ahnen vervollſtändigen glücklich das genealogiſche Bild. 
Die äußere Ausſtattung des Buches iſt vorzüglich, was auch 
von den zahlreichen Kunftblättern gilt, die den Stammhof, 
alte Bildniſſe und Hänuſer darſtellen. 

Ungerügt kann die leidige Unart vieler Photographen 
nicht bleiben, landſchaftlichen Aufnahmen einen falſchen, 
ſchiefen Horizont zu geben, der, wenn auch unfichtbar, doch 
wagrecht liegen muß, und die ſenkrechten Linien des Bildes 
ſchief zu ſtellen, ſodaß, wie auf dem Bild des Gehdftes 
Darrentrapp, alle Gebäude umfallen! 

Doch dieſer Punkt kann den Wert des empfehlenswerten 
Buches nicht beeinträchtigen und mag nur zeigen, daß der 
Unterzeichnete auch gegen Fehler nicht blind iſt. 


Weimar. Dr. A. von den Velden. 


Geſchichte des Geſchlechts der Grafen und Herren 
von Blümenthal. Sufammengeftellt durch Hans 
Graf Blumenthal. Bielefeld, Velhagen & Klafing. 
270 S. 80 und Beilagen (Stamm- und Ahnentafeln). 


Die Reihe der Geſchichten märkiſcher Adelsfamilien hat 
durch vorliegendes Werk eine willkommene Bereicherung er- 
fahren. Veranlaſſung zur Heransgabe des Werkes gab eine 
Anregung des weiland Generalfeldmarſchalls Grafen von 
Blumenthal, welcher ſelbſt Notizen zur Geſchichte ſeines Ge⸗ 
ſchlechts geſammelt hatte und den Derfaffer zur Ausarbeitung 
ermutigte, wobei die Arbeiten des verewigten Herrn Waldemar 
von B. benutzt wurden. Weiteres Material boten, außer 
den einſchlägigen Druckwerken, die Staats: und Familien- 
archive und ſonſtige handſchriftliche Quellen. (Bei dieſer 
Gelegenheit möge bemerkt werden, daß die Werke von An⸗ 
gelus, Bucelinus, König und ähnliche als zu verläſſig 
nicht zu betrachten ſind.) 

Das Werk enthält zunächſt allgemeines über die Heimat 
der Familie, die Mark Brandenburg, insbeſondere die Prignitz, 
die älteſten Nachrichten und das Wappen. 
Angaben alter Chroniſten werden mit Recht in das Gebiet 
der Fabel verwieſen. Stammfitze waren offenbar das Rittergut 
Blumenthal bei Kyritz und Horft und Velow in der Oſt⸗ 


39 


Die fagenhafien 


prignitz. Schwierig iſt die genaue Feſtſtellung des Wappens, 
da leider ältere Siegel nicht erhalten ſind. 

Aus dem folgenden Kapitel: Allgemeine Geſchichte, ift 
zu entnehmen, daß als primus gentis Nikolaus de Blumendal 
in einer Urkunde vom 17. Juni 1241 auftritt. Don da ab 
ift die Geſchichte des Geſchlechts mit der des brandenburgiſchen 
Staates eng verknüpft und zahlreiche Mitglieder haben ſich in 
Hof- und Kriegsdienſten ehrenvoll ausgezeichnet; fo Georg J., 
der letzte katholiſche Biſchof in der Mark, Joachim Friedrich, 
Kaiferliher General⸗Kriegskommiſſarins und Kurfürftlicher 
Geheimer Etatsrat; Ludwig, Oberſt und Kommandeur der 
Leibdragoner, der am 20. Januar 1201 Reichsgraf wurde, 
und viele andere. Die Derdienfte des Feldmarſchalls Grafen 
Leonhard v. B. im Kriege 1870 / 71 find noch in friſcher Ere 
innerung. Das trefflich geſchriebene und viele intereſſante 
Mitteilungen enthaltende Werk iſt mit gutem Bilder ſchmuck 
(Bildniſſe, Landſchaften) ſchön ausgeſtattet. Einige kleine 
Bemerkungen mögen hier noch Platz finden: die Angabe 
S. 22, daß Kurfürſt Joachim II. das heilige Abendmahl in 
beiderlei Geſtalt in der Nikolaikiiche zu Spandan genommen 
habe, iſt durch neuere Forſchungen beſtritten; es iſt wahr⸗ 
ſcheinlich, daß der feierliche Akt im Dom zu Berlin ſtattfand. 
— S. 26 iſt zu leſen der Wappenſchild, nicht das. In 
den Stammtafeln hätten wir ſtatt der Bezeichnungen „Heir.“ 
und „geb.“ lieber die vom Verein Herold eingeführten Be⸗ 
zeichnungen „ und „“ geſehen. 

Eine Anzahl kleinerer Abhandlungen ſind uns von den 
Herren Derfaffern — denen hierdurch der aufrichtige Dank 
des Vereins ausgeſprochen ſei — eingeſandt worden: 

Keiſeinſtruktion für Georg Friedrich Freiherrn 
zu Eulenburg (14. Mai 1652) und die auf Preußen, Schleſien, 
Poſen und Polen bezüglichen Nachrichten des von ihm geführten 
Tagebuchs. Von Dr. Guſt. Sommerfeldt. Sonderdruck aus 
Heft 15 (1908) der Mitieilungen der Maſovia. Abdruck der 
von Jonas Kafimir zu Eulenburg verfaßten Infliuftion für 
deſſen und feines Gefährten Ahasverus v. Lehndorff in Be ⸗ 
gleitung ihres Präzeptors Simon Seegers Studienreiſe (ſog. 
Havaliertour). Das Original v. 14. 5. 1652 befindet ſich in 
der v. Wallenrodt'ſchen Bibliothek zu Königsberg i. Pr. und iſt 
dem auf der Reife geführten Tagebuch vorgebunden. Neben 
ausführlichen Regeln für das ſtitliche Wohlverhalten der 
jungen Kavaliere, iſt der Reifeplan genau vors eſchrieben; 
das ganze Schriftſtück läßt einen intereſſanten Blick ıun in 
die Erziehungsweiſe damaliger Seit. 

In der gleichen Seitſchrift veröffentlichte derſelbe fleißige 
Derfaffer „Die Begründung des freiherrlich Eulen- 
burg'ſchen Regiments zu Fuß und deſſen erſte Entwicklung 
(i. d. J. 1656— 1657) — eine Schilderung der Bildung des 
Regiments durch Jonas Kaſtmir Frhrn. zu Eulenburg am 
6. 1. 1614, feiner Fuſammenſetzung und ſeiner Schickſale. 
Das Regiment iſt fpäter in das Infanterie⸗Regiment Nr. 5 
übergegangen, welches nach der Hapitulation von Magde⸗ 
burg i. J. 1802 der Auflöſung verfiel. 

„über einige altere Angehörige des Geſchlecht⸗ 
von Wirſing, ihre Siegel und Wappen“ veröffentlichte 
unſer vieljähriges Mitglied Herr Dr. W. v. Boetticher eine 
in kleiner Auflage als Feſtſchrift zu einer Familienfeier ver⸗ 
öffentlichte Abhandlung, welche die uradelige, nahe bei Görlitz 
ſchon im 13. Jahrhundert angeſeſſene Familie v. Wirſing 
(Wirſyng) betrifft, deren erſtes Auftreten in das Jahr 1234 
zu ſetzen iſt und die ſpäter in der Niederlauſitz auftritt. 
Ebenfalls erſcheint der Name ſchon in der Mitte des 15. Jahre 


— 40 — 


hunderts in Niederſachſen, in der erſten Hälfte des 14. Jahr⸗ 
hunderts in Breslau. Ein wohl zweifellos ganz anderes 
Geſchlecht iſt die Augsburger vornehme Patrizierfamilie 


gleichen Namens, die am 16. Mai 1474 einen Wappenbrief | 


erhielt. — Die Siegel des Kaufiger Geſchlechis zeigen einen 
Schild mit s balkenweiſe geſtellten Roſen im Schildhaupt, 
bezw. auf einem Querbalken. 


Genealogifhes über Familien des Namens 
Wecke, Wecken (I. Heft: die Nachkommen des Gerlach 
Wecken (aeb. 1662) in Hannover veröffentlicht Archivar Dr. 
Friedr. Wecken, M. d. Herold; Würzburg 1907. Das Heft iſt das 
erſte einer Folge von genealogiſchen Zuſammenſiellungen 
über ve ſchiedene Familien des Namens W. aus Hannover, 
aus Petershagen bei Minden, aus Baden hauſen bei 
Oſterode, aus Barme, aus Calvörde, aus Annaberg uſw., 
deren Sufammenhang bisher nicht nachweisbar war. 

Das vorliegende Heit bringt in 4 Stammtafeln die 
Nachkommenſchaft von Gerlach Wecken, * 1662, + P >< 1688, 
Ilſe Magdalena Gieſeke * 1669, 7 d, und auf 40 Seiten die 
ausführlichen Lebensdaten und biographiſche Notizen. 


Geſchichte der Familie Dogtherr im Lichte des 


Kulturlebens. Don Dr. Friedrich Dogtherr. 
175 S. Gr. 8% Leicht geb. 3,50 M. Ansbach, Fr. 
Seybold. 


Die hier behandelte Familie, welche auf eine mehr als 
vierhundertjährige Geſchichte zurückblickt, zählt zu ihren Un- 
gehörigen zahlreiche Geiſtliche und Lehrer, Arzte und Be⸗ 
amte, berühmte Künftler, tüchtige Handwerker und erfolg⸗ 
reiche Kaufleute. Geſchichtlich bekannt find z. B. Georg D., 
der Reformator von Feuchtwangen, und Heinrich D. d. Ältere, 
der Straßburger Maler und Holzſchneider, Klemens D., der 
im 17. Jahrh. ein bedeutender Vertreier der Augsburger 
Goldſchmiedekunſt war, nfw. Die Kebensbeſchreibungen find 
vielfach recht feſſelnd und auch für weitere Kreife leſenswert. 
— An Illuſtrationen find ein Wappen in Buntdruck und in 
Nolzſchnitt beigefügt, ſowie Bildniſſe und Nachbildungen ans 
Vogtherr'ſchen Werken. 

Für die behauptete Abſtammung des Geſchlechts von den 
Herren von Vogtsberg werden eine Reihe von Gründen an» 
geführt, indeſſen halten wir den Beweis nicht für gelungen. 


— — — — — 


Familien⸗ Genealogie. Ein Buch für Familien ⸗Geſchichte 
und für die Erziehung der folgenden Generationen 
von B. Leuſchner. Dritte Auflage. Paderborn, 
Druck und Verlag von Ferdinand Schöningh. — 186 S. 
Geb. 6 M. 


In neuerer Seit ſind mehrfach ähnliche Bücher erſchienen, | 


welche den Swed haben, die Sufammenftellung von Familien- 
geſchichten zu erleichtern und Solchen, die nicht recht wiſſen, 
wie ſie die genealogiſchen Nachrichten zuſammenſtellen und 
aufbewahren ſollen, eine Unterlage dafür in die Hand zu 
geben. Der Swed iſt ſehr löblich und wir können dem Vor⸗ 
wort des obengenannten Werkes nur zuſtimmen, wenn es 
darin heißt: 

„Mehr denn je fehlt hent dem Werke der Erziehung 
die ſo überaus notwendige Ruhe und Stetigkeit. Das heran⸗ 
wachſende Kind verfieht die Eltern und ihre Ratſchläge nicht, 
und in unſerer raſchlebigen Seit verhallen ſo oft auch die 
beſtgemeinten Worte der beſorgten Eltern. Kommt aber die 
Heit, in welcher der Einfluß, der ſchützende Rat der Eltern 
beſonders von Nutzen wäre, dann iſt die leitende Hand fort, 


die guten Eltern ſind gar oft ſchon zur Ruhe gegangen. Da 
ſoll uns die Familien ⸗Genealogie helfen! 

Ich bin feſt überzeugt, daß es von überaus ſegens⸗ 
reichem Einfluß gerade in unſerer Seit fein wird, wenn wir 
den Blick der jungen Generationen auf das in allen ſeinen 
Fügen ſo einfache und doch ſo überaus glückliche Familien⸗ 
leben unſerer Eliern und Großeltern lenken. Es wird die 
Familie vor allem anregen, gleich den Vorfahren ein Kapital 
religidfen S nnes im Haufe anzuſammeln, das unſer materielles 
Streben heilſam beeinfluſſen, unſeren Kindern aber das beſte 
Erbteil fein wird.“ 

Wir können aber die Befürchtung nicht unterdrücken, 
daß das Ausfüllen der vielen Vordrucke, überhaupt die ganze 
ſchematiſche Behandlung vielfach eher hinderlich als vorteil⸗ 
haft fein wird. Die Catſache, daß bereits die dritte Auf⸗ 
lage erſchienen iſt, ſpricht allerdings dafür, daß das Unter⸗ 
nehmen viel Anklang gefunden hat. 

Es möge noch bemerkt werden, daß das Buch in erſter 
Linie für katholiſche Kreiſe beſtimmt iſt. 


Das Geſchlecht von Bismarck von Dr. Georg 
Schmidt. Verlag von Eduard Cremendt, Berlin. 
1908. Preis broſchiert 3,75 Mk., gebunden 5 Mk. 

Eine Geftidte des Geſchlechtes v. Bismarck macht ver⸗ 

traut mit der Sitten⸗ und Kulturgeſchichte der Seiten. Sie 

führt nach Stendal und Prenzlau in die Häuſer vornehmer 

Patrizier, welche durch kirchliche Stiftungen ihre Frömmigkeit 

bekunden, — in die blutigen Fehden zwiſchen den umwoh⸗ 

nenden Adel und den benachbarten Städten und Klöſt. rn zu 
den geharniſchten Rittern, in die einfachen Verhältniſſe an⸗ 
ſpruchsloſer Edelhdfe nach Burgſtall, wo die Markgrafen von 

Brandenburg bei ihren getreuen Dafallen auf deren aus ge⸗ 

dehnter Wildbahn der Jagdluſt fröhnten, zu dem ſteifkragigen 

Mantel der Reformationszeit, — (auf Grund eines Kriegs- 

tagebuches von Chriſtoph v. Bismarck) in verwüſtete Dörfer 

und ausgebrannte Schlöſſer, zum Federhut und Lederkollet 
des großen Krieges, infolgedeſſen Schénhanfen Jahre lang 
wüſte lag’ — auf das Schlachtfeld von Fehrbellin, von wo 


ein Bismarck die erbeuteten Feldzeichen nach Cölln a. d. 


Spree überführte, in die Kriege gegen den Erbfeind nach 
Ungarn, — an die Höfe deutſcher und außerdeutſcher Fürſten 
nach Petersburg, wo die Kaferin Anna den hochzeitszug 


des Gouverneurs Ludolf von Bismarck an der Spitze von 


30 fehsfpännigen Wagen eröffnete, zur ſteifen Grandezza 
des Grand Musquetair, — auf die Kriegs- und Siegesfeider 
des fiebenjährigen Krieges nach Czaslan, wo der Urgroß- 
vater des Fürſten als Kommandeur eines Kavallerie- 
Regiments fein Laben verblutete, zum ſchlichten Soldatenrock 
und zum Haarbeutel des großen Königs, — auf die Schlacht- 
felder der Befreiungskriege, aus denen die ſämtlichen Vise 
marck, welche nicht auf dem Felde der Ehre blieben, das 
Eiſerne Kreuz in die Heimat brachten und ſtellt die Perſön⸗ 
lichkeiten von Schill, Lützow und Jahn, welche im Herren⸗ 
hauſe zu Schönhanſen Gaſtfreundſchaft genoſſen, vor unſeres 
Geiſtes Auge. Auch von den großen Ereigniſſen der Jahre 
1866 und 1870 3. B. vom Todesritt bei Mars la Tour, wo 
Graf Herbert eine ſchwere Verwundung empfing, während 
Graf Bill durch ſein verwundetes Pferd gedeckt, unverſehrt 
blieb, erhalten wir Kunde. Das vorliegende Buch bringt 
aber auch ſehr intereſſante Nachrichten über einzelne Perſön⸗ 
lichkeiten, z. B. durch Abdruck einer kurzen Selbſtbiographie 
eines direkten Vorfahren des Fürſten, der durch eine wunder⸗ 
bare Ironie des Schickſals an den Kriegszügen teil nahm, 
in deren Folge blühende Landesteile dem deutſchen Dater- 


— 4 — 


lande entriffen wurden, die zurück zu erwerben feinem großen 
Des zenden en gelang — Der Verfaſſer erklärt in der Ein- 
leitung, daß die Geſchichte einer Familie weſentlich nur für 
die Angehörigen derſelben von Wert ſei. Da das große 
Publikum für das Geſchlecht v. Bismarck eigentlich nur 
Intereſſe habe, weil Deutſchlands größter Sohn ihm ent⸗ 
ſproſſen, ſo habe er Urteile und Gedanken, denen der Fürſt 
Bismarck bei den verſchiedenſten Gelegenheiten einen Aus- 
druck verliehen, in die Behandlung hereingezogen, damit der 
mühſam zuſammengetragene fpröde Stoff tür weitere Kreife 
verdaulich und ſchmackhaft werde: Unverhüllt ſpricht der Fürſt 
feinen Arger über die Hohenzollern aus, welche feinen Vor 
fahren als Entſchädigung für das ihnen gewaliſam entriffene 
Burgſtall nur ein Butterbrot dargeboten. Unter die im 
Archiv zu Schdnhaufen liegende Lebens beſchreibung des 
Junkers Achaz, eines leichtſiunigen Abenteurers, hat er mit 
ſeinen großen charakteriſtiſchen Buchſtaben geſchrieben: „Ein 
ſchamloſer Lump in meiner Familie ufw. uſw.“ — Die bei⸗ 
gegebenen Ahnentafeln mit dem Motto: „Ahnen find für 
den nur Nullen, der als Null zu ihnen tritt. Steh als Sahl 
an ihrer Spitze und die Nullen zählen mit“ find nicht nur 
deswegen von Wert, weil mit ihrer Hilfe eine große Sahl 
von Familien des deutſchen Adels ihre verwandtſchaftlichen 
Beziehungen zum großen Kanzler des großen Kaifers ver- 
folgen können, ſondern vielmehr von dem Geſichtspunkt der 
Vererbung aus. Denn erſt ganz kürzlich (Gren, boten 1907 
Nr. 49) hat Dr. Kefule v. Stradonitz darauf aufmerkſam ge⸗ 
macht, daß in der mütterlichen Ahnentafel des Fürſten eine 
große Zahl von Rechtsgelehrten, Domherren, Stifisſyndici, 
Senatoren und Ratsherren fic) findet, und daß deren Blut 
in Verbindung mit dem alten Soldaten und HKrantjunfer- 
blut der Bismarck die einzigartige Anlage hervorbringen 
konnte, welche die Mit- und Nachwelt bei Otto v. Bismarck 
zu bewundern alle Urſache habe. — Der Verraffer ſtellt ſich 
wohl auf den Standpunkt, daß die höhere Stellung, welche 
der deutſche Adel in der bürgerlichen Geſellſchaft einnimmt, 
nicht nur auf der Geſchichte des Geſchlechts, ſondern auch 
auf den Brundbefi beruht. Von dieſem Geſichtspunkt aus hat er 
in den mannigfachen Geſchlechtsgeſchichten, welche er geſchrieben, 
der Geſchichte der Familiengüter einen beſonderen Abſchnitt 
gewidmet. So werden denn auch hier aus ührliche Nach⸗ 
richten über Shönhaufen, Friedrichsruh, Karlsburg, Plotho uſw., 
ſoweit als die Quellen vorlagen, dargeboten. Das vor⸗ 
liegende Buch (ohne die Beilagen 25 Bogen ſtark), welches 
zum erſten Male die Geſchichte des ganzen Geſchlechtes be- 
handelt, iſt als eine erfreuliche Erweiterung der Bismarck⸗ 
Literatur zu begrüßen. 


— dur Beſprechung der von Maltzahn'ſchen 
Familiengeſchichte in der vorigen Nummer iſt nachzu⸗ 
tragen, daß der Band zum Preiſe von 15 Mark (gebunden 
12 Mark) durch die J. A. Stargardtfhe Buchhandlung, 
Berlin W., Lützowſtr., oder auch direkt durch Herrn Freiherrn 
v. Maltzahn⸗Gültz, Exzellenz, in Stettin zu beziehen iſt. 


Bermiſchtes. 


— Die internationale heraldiſche Konvention 
hat ſich, wie aus Paris unter dem 31. Dezember 1907 ge: 
meldet wird, konſtituiert. 


Der Vorſtand iſt zuſammengeſetzt, wie folgt: 
Ehrenpräfident: Comte de Pohl, Erſter Vorſitzender des 
Conſe il Héraldique de France, Paris. 


wirklicher Präfident: Comte de Colleville, Vorſitzender 
des Conſeil Héraldiqne de France, Geheimkämmerer Seiner 
Heiligkeit, Delegierter des lateiniſchen Patriarchates von 
Jeruſalem in Frankreich, Bailli des Ordens vom Heiligen 
Grabe in Paris. 

Erftee Dizep.äfident: Marquis de Pimodan, Duc de Rare- 
court · Pimodan, Mitglied des Conſeil Héraldique de France, 
Paris 

Vizepräsidenten: Se. Exzellenz Don Francisco⸗Fernandez 
de Béthencourt, Kämmerer Seiner katholiſchen Majı ftät, 
Senator des Königreichs Spanien, Mitglied der Königlichen 
Hiftorifhen Akademie. Madrid. 

Profeſſor Ad. M. Hildebrandt, Mitglied des Vereins 
rhero.d” und Redakteur feiner Seitſchrift „Der Deutſche 
Herold“, Berlin. 

Comte F. Paſini Fraſſoni, Präſtdent des „Collegio Aral 
dico“, und Leiter der „Ric iſta Araldica“, Rom. 

Vicomte de San Bartholomen de Meſſines, Offizier des 
General Sekretariats der Nationalen Bibliotheken und 
Urchioe, Liffabon. 

Erſter Schriftführer: Comte de Brémond d' Ars, Mitglied 
des Conſeil Héraldiqne de France, Chatean de Guillp, 
Finiſtère, Frank. eich. 

Erſter ſtellvertretender Schriftführer: Comte Yves de Colles 
ville, Geheimkämmerer Seiner Heiligkeit, Paris. 

Sweiter ſtellver tretender Schriftführer: Chevalier de Sepelin, 
Ritter des Ordens vom heiligen Grabe, Paris. 

Kanzler: Baron du Roure de Paulin. Vicomte de Pleyne, 
Advokat am Appellhofe zu Paris, Mitgl ed des Conſeil 
Héraldique de France, Sekretär der Franzöſiſchen Geſell⸗ 
ſchaft der Exlibris Sammler, uſw., Paris. 

Stellvertretender Kanzler: René Droz, Mitglied des Conſeil 
Héraldiqne de France, des „Collegio Araldico“ in Rom, 
der Exlibris⸗Geſellſchaft uſw., London. 


— Das Ehrenmitglied des Vereins Herold, Herr Dr. 
Georg Schmidt zu Halle iſt zum Mitglied der hiſtoriſchen 
Kommiffion für die Provinz Sachſen und für das Herzogtum 
Anhalt gewählt worden. Es wäre ſehr erfreulich, wenn auch 
die hiſtoriſchen Kommiſſionen in anderen Landesteilen eine 
gleiche Berückſichtigung der Genealogie und Heraldik wider⸗ 
fahren ließen. | 


— Das „Cuxhavener Tageblatt“ Nr. 288 vom 
8. Dezember 1907 brachte unter der Überſchriſt „Allerhand 
vom Namen“ eine flott geſchriebene Betrachtung über Be⸗ 
deutung und Umbildung von Familiennamen. 


— Die „Frankfurter Kleine Preſſe“ Nr. 161 und 
165 brachte im Juli v. J. mehrere intereffante, mit zahlreichen 
Abbildungen verſehene Abhandlungen über alte Frankfurter 
Nansmarken und Wappen von H. Pfeff. 


— In Nr. 120 des „Allgäuer Volksfreund“ vom 
Jahre 1907 veröffentlichte unſer Mitglied Bere Karl Kiefer 
einen Artikel über den Ort Lauben bei Leutkirch mit genealo⸗ 


giſchen Notizen über die Familie Haider, welche ſeit Anfang 


des 15. Jahrhunderts Lauben zu Lehen hatten. Das a. a. O. 
abgebildete älieſte Haid erſche Siegel (das des Hans HB. vom 
Jahre 1423) zeigt im Schilde eine Pflanze mit drei länglichen 
gezahnten Blättern und drei Früchten. 


— Zu dem Artikel „Goethe ſche Ahnentafeln“ in 
Nr. 11 des „Deutſchen Herold“, S. 197, geſtatte ich mir zum 
Wappen Bien's zu bemerken, daß dasjenige, was der Mann 


— 42 


der Helmzier in der Linken hält, meines Erachtens keine 
Saufeder oder dergleichen iſt, ſondern zweifellos ein Boots. 
haken. Ein ſolcher paßt auch beſſer zu dem Anker, als ein 
Jagdſpieß. p. Bien iſt offenbar ein Rheinſchiffer geweſen. 
: v. As pern. 

— Einen beträchtlichen Einblick in den großen Derluft 
deutſcher Namen gewährt eine Stelle aus der Hart 
knochſchen Chronik „Alt. und Neues Preußen“ (1684), den 
die Danziger Zeitung Nr. 486 vom 16. Oktober wiedergibt. 
Es iſt die Rede von der Seit Kaſimirs III. (1437-92), wo 
das Deutſche auf dem Lande allmählich verdrängt wurde. 
Und der Chroniſt ſchreibt: „Ja, ſo weit iſt es gekommen, 
daß, obgleich noch zur Seit viel von den alten Teutſchen Ge- 
ſchlechtern im Lande übrig ſeyn, man dieſelbe nunmehro 
weder auß den äuſſerlichen Sitten, Kleidung und Sprachen, 
noch auß dem Namen von den anderen polniſchen Ge⸗ 
ſchlechtern unterſcheiden kan. Denn wenn ſich ein jedes Land 
nach feines Herrn Sitten richtet, fo hat auch in dieſem Pohl ⸗ 
niſchen Preußen die Ritterſchaft meiſtentheils Pohlniſche 
Kleidung, Sprachen und Nahmen angenommen. Er: mpel- 
weiſe etwas anzuführen, fo hat Stolinsfi vohrmals geheißen 
von Kalkſtein. Sakrzewski und auch Wipscinski — von 
Selden. Teczinski — von Landen. Goluchowski — von 
Gluchaw (Gluchau). Bonkowski — von Noſtiz. Elzanowski 
von Elſenan. Kanarsfi — von Schleiwiz. Krokowski — 
von Krokau. Dombrowski — von Damerau. Powalski — 
von Lechwald. Pleminski — von Schaffenburg. Dorpowski 
— von Dorpuſch. Prebendowski — von Prevendan. Don 
Heidenftein ſetzten den Namen Solescius ihrem Namen nach. 
Die von Konopat werden Conopadi genannt. Aus Polen 
kam unter Sigismund III. (1587 - 1632) Johannes Sawadzki 
nach Preußen, ein Geſchlecht, daß vor Seiten in Deutſchland 
den Namen von Bieberſtein führte. Das Jus indigenatus 
in Preußen bekam Andreas Morſtin, ein ebenfalls aus 
Deutſchland ſtammendes Geſchlecht, früher Mondſtern, nach 
ihrem uralten Wappen. Auch Johannes Albertus Radjivil, 
des heil. römifchen u ee f 


— Gu einem erften cn Abend hatte für 
am 15. Januar der Leipziger Ortsausſchuß der Hentralſtelle 
für deutſche Perſonen⸗ und Familiengeſchichte nach 
dem Hotel Sachſenhof am Johannisplatz eingeladen. Es 
war die Abſicht, in der Deranſtaltung dieſer Abende allen 
Freunden und Intereſſenten familiengeſchichtlicher und. genea⸗ 
logiſcher Forſchung für Leipzig und Umgegend einen zwang⸗ 
loſen Sammelpunkt ohne Vereinsgründung oder Hwang zum 
Anſchluß an einen etwa ſchon beftehenden Verein zu bieten. 
Die Beteiligung von Damen und Herren an dem jetzigen 
erſten Verſuch war eine fo erfreulich zahlreiche, daß ſchon mit 
dieſem erſten Abend dieſe Einrichtung als dauernd geſichert 
gelten darf. Der nächſte Abend wird vorausſichtlich Anfang 
März an der gleichen Stelle ſtattfinden. Den Vortrag des 
geſtrigen Abends hielt der bekannte Genealoge der Familie 
Bismarck, Paſtor em. Dr. Georg Schmidt aus Halle a. S. 
über „Die Gräfliche Familie v. Hohenthal”. Der Vor⸗ 
tragende beſprach in überaus feſſelnder Weiſe in Anlehnung 
an fein Werk: „Die Familie der Grafen v. Hohenthal“ 
(Ralle 1896) beſonders die älteſte Geſchichte des Geſchlechtes. 
Der erſte Hohenthal war bekanntlich der Erbauer des be: 
rühmten Hohmannſchen Hauſes in der Petersftraße in Leipzig, 
einer der ſchöͤnſten und umfangreichſten Barockbauten der 
Stadt. Peter Hohmann (geboren im Juli 1663, geftorben 
2. Januar 1232) war in jungen Jahren als Handelslehrling 


— 


nach Leipzig gekommen. Sein kaufmänniſcher Entwidelungs- 
gang bis zu der Rolle eines „norddeutſchen Fugger“ wurde 
eingehend beſprochen. Peter Hohmann wurde als reicher 
Leipziger Handelsherr und Mitglied des Rates 1217 als 
„edler Pannerherr v. Hohenthal” vom Kaifer in den Adels- 
ſtand erhoben. Der Urſprung der Familie führt nach Cönnern 
zurück. Bier war der gleichnamige Vater des Leipziger 
Peter Hohmann Stadtrat und Stadtgutbeſitzer; er ſtarb 1688. 
Dr. Georg Schmidt hat in Cönnern die Familie, die urs 
ſprünglich Hofmann hieß, bis 1519 zurückverfolgt. Auch von 
den Nachkommen des erſten Hohenthal, die zunächſt in den 
Freiherrn⸗ und dann in den Grafenſtand erhoben wurden, 
und die dann zunächſt noch als Handelsherren, dann zumeiſt 
als Staatsbeamte und Diplomaten hervorragende Stellungen 
eingenommen hatten, wurden durch den Vortragenden noch 
mehrere beſprochen. Den Abſchluß des äußerſt anregend 
verlaufenen Abends bildete die Dorlegung neuer Samilien- 
und perſonengeſchichtticher Literatur durch den Verlagsbuch⸗ 
händler Degener, ſowie das Dorzeigen zum Teil überaus 
koſtbarer alter Stammbücher, Urkunden uſw. 


— Ein Leſer dieſes Blattes teilt uns mit: das Hotel 
zum Goldenen Anker in Zeulenroda hat auf feinen Brief— 
papieren uſw. folgenden Vermerk: 


Telephon⸗Anſchluß 
Central -⸗Heizung 


Ausſtellungs · und Schreibzimmer 


der Gothaer Hoffalender liegt aus. 


Sehr empfehlenswert. Es wäre gut, wenn alle beſſeren Gaſt⸗ 
häuſer dem Beiſpiel folgen und nicht nur die Gothaer 
Kalender, fondern auch den Deutſchen Herold und das 
Geneal. Handbuch der bürgerlichen Familien auslegen wollten. 


—— — — 


— Recht förderlich zur Derbreitung richtiger Anſichten 
über Familien⸗ und Wappenkunde iſt es, wenn die Tages- 
preſſe öfter allgemein verſtändliche, durch ihre Faſſung das 
große Publikum intereſſierende Artikel über dieſe Wiſſenſchaft 
bringt. Eine ſolche Abhandlung aus der Feder unſeres ge⸗ 
ſchätzten Mitgliedes Karl Stichler, Fürich, fanden wir kürzlich 
in der Unterhaltungsbeilage der „Tägl. Rundſchau“ Vr. 17, 
1908. Vach einigen einleitenden Worten ſchildert der Ver⸗ 
faſſer zunächſt die Bedeutung der Familienforſchung für die 
Kechtswiſſenſchaft, beſonders die Strafrechtspflege, ferner für 
die geſchichtliche Forſchung, für Kunft- und Kulturgeſchichte. 
Er warnt dann vor der Sucht der Emporkömmlinge (befon- 
ders jenſeits des großen Teiches) ſich „echte Familiengeſchichten“ 
und „uralte Familienwappen“ anfertigen zu laſſen, wobei 
dann natürlich der arme Karl der Große, der ſich gegen den 
Unfug nicht mehr wehren kann, Dienſte leiſten muß. Weiter 
warnt der Artikel vor dem genealogiſchen Unverſtand, der ſich 
ſchon im 16. Jahrhundert in dicken Folianten — 3. B. in 
Riirners Turnierbuch — breit machte, und noch heutzutage 
in den „Heraldiſchen Inſtituten“ wuchert. Sehr richtig wird 
bemerkt, daß in den beliebten Familienchroniken faſt nie die 
Angabe fehlt, ein Vorfahr fei in der Vorzeit zum Ritter ge- 
ſchlagen; aber nie findet ſich die Meldung, daß einer in der 
guten alten Seit gehängt oder geköpft wurde. Weiter ver- 
breitet ſich der Verfaſſer über die Aufſtellung von Stamm- 
tafeln; ſeine Bemerkung, daß man hochgebildet und akademiſch 
graduiert ſein und doch nicht befähigt ſein kann, eine ein⸗ 
fache Stammtafel richtig aufzuſtellen, iſt nur zu wahr. 


— 43 — 


Bei diefer Gelegenheit kann ein Bedauern darüber nicht 
unterdrückt werden, daß angeſehene Seitungen, welche frets 
Platz haben für breite Erörterung von Skandalgeſchichten 
und für ſeichte Feuilletons, ſich nur Außerft ſchwer und nach 
langem Sträuben dazu entſchließen, einmal einem Artikel aus 
dem ſo intereſſanten Gebiet der Stammkunde ihre Spalten öffnen. 


Anfragen. 

Unter dieſer Rubrik ſteht Vereinsmitgliedern 
und Abonnenten ½ Spalte (16 Druckzeilen) koſten - 
frei zur Verfügung. 

Für überſchießende Heilen find die tarifmäßigen 
Inſertionsgebühren zu entrichten. 


126. 

Geſucht werden Nachrichten über die Familie Pur- 
ſchian; jede, auch die kleinſte Notiz iſt willkommen. Der 
Name dürfte identiſch fein mit Burfian, Purſſian ufo. — 
Ernſt Gottlob P. ans Breslau promovierte 1768 bei der 
philoſophiſchen Fakultät in Halle. Stammheimat ſcheint 


Sachſen zu ſein. Freundl. Antw. erbeten durch die Redaktion 
d. Bl. 


a 12. 

Peter von Bornum, „Hauptman im Heſſiſchen ſchwarten 
Regiment’, kam im 30 jährigen Hriege (vermutlich 1655) mit 
feinem Regiment nach Dorften im Regierungsbezirk Münſter. 
Sein Sohn, geboren in Dorſten, hieß Hans Peter. Die ehe⸗ 
liche Geburt desſelben iſt laut Urkunde vom 1. Mai 1663 
durch „Bürgermeiſter, Scheffen und Raht der Statt Durſten“ 
bezeugt. Hans Peter von Bornum war verheiratet mit Maria 
Anna von Stecke, Tochter des Johann Henrich von Stecke, 
„zeitlebens geweſener Raths verwandter“, und Schweſter von 
Johann Arnold von Stecke, 1738 „geweſener Rittmeiſter“. 

Woher ſtammt oben genannter Peter von Bornum und 
wer waren feine Eltern? Wo gab es um 1650 - 1700 Rats- 
herren von Stecke d f 

Um freundliche Mitteilung bittet 


Dortmund, Löwenſtr. 10. Fritz Barich. 
13. 

Hirchenbuch Buttelſtedt, S. 364. 1714 den 21. Auguſt, 
Herr Johann Franciscy Frederking der hocadligen 
Göſchauſenſcher Güter allhier Pachtinhaber, Herrn Johann 
Frederkings, geweſenen Höniglich Preußiſchen Amtmanns und 
Pachtinhabers der hochherrlichen Mänſebachiſchen Güter, ehe⸗ 
leiblicher Sohn, mit Fräulein Juliane Magdalena von Klug, 
des ſeligen Herrn Hauptmanns Albrecht von Klugens aus 
Daasdorf älteſtes Fräulein, allhier aufgeboten, in Daasdorf 
aber copuliert worden. 

Im Kirchenbuch zu Blankenhain fteht Jobann Franz 
Arnold Frederking als Königlich Preußiſcher und Hurfürſtlich 
Brandenburgiſcher Kavallerielentnant verzeichnet. Außerdem 
ſteht bei den Angaben über feine Frau: vidua (Wittwe) 1743 
den 16. April. Um Nachrichten über die Doreltern der Ge⸗ 
nannten bittet 


Dorpat, Livland. B. Frederking. 


| | 14. 
1. Melanie von Treskow, * 21.6. 1819, f 25. 3. 1873 
ift die Tochter des Gutsbefiters ... . . - Schüler-Bandefjon, 


ca. 1845 begraben auf dem reform. Kirhhefe zu Schocken in 
Poſen. 

Geſucht wird: 1. der Sufammenhang dieſer mit der gleich- 
namigen Metzer Refugié -Familie. 2. das Datum und Grund 
der Namensvereinigung der Familie Schüler und Bandeſſon, 
welche beide in den Stammtafeln der franzöſiſchen Kolonie 
vorkommen. 

2. Jeanette von Treskow, verwitwete Hedmann, 
geborene Espagne, * 11.9. 1803, 1 Poſen 25. 4. 1850 iſt die 
Tochter des Höniglich Preußiſchen Gberpoſtdirektor Espagne 
zu Poſen. | 

Geſucht werden die Perfonalien ihrer Eltern und deren 
Suſammenhang mit der Franzöſiſchen Kolonie. 

v. Treskow, Leutn. im 2. Leib-Hufaren-Rat. 
mitglied des Herold. 


15. 

Erbeten werden Nachrichten jeder Art über Familie Beck⸗ 
mann [Bekeman, Beekmann, Becmanns, v. Beck 
mann), beſonders aus der Zeit vor 1700. 

Bekannt: Georg Beckmann, Paftor in Leeſe bei 
Stoltzenau (Hannover) von 1589 bis 1610, *...?P in . 
T. . . d . 5, fein Sohn: Heinrih Beckmann, juris 
consult, in .. . d, Xx. . . d, im... d, . . . d, x mit 
Mm. Hubs, Tochter des Joh. Huhs, Verwalter im Fürſtentum 
Minden, deren Sohn Joh. Georg Beckmann, Sekretär der 
Hriegskanzlei zu Wismar, ... d, in... d, f 8. 2. 1680 
in Holgbaaden, >< Doroth. Hedw. Oldehorft aus Hamburg. 

Don da ab befannt. 


Leipzig ⸗Gohlis, Pölitzſtr. 10. 
Beckmann, Oberleutnant, 


16. 

1. Adele von Garnier, gebor. Gräfin Huc de Bethufy, 
* 19. 6. 1788 in .. P, T 9. 6. 1812 in .. ? (event. Goslau, 
Obeiſchleſien). 

2. Franz Xaver von Garnier, Herr auf Turawa, & Maria 
Thereſia, Freiin v. Sedlitz⸗Leipe, am 20. 1. 1784 in . . d 

3. Am 2. Dezember 1788 trat Karl Albrecht Schmer- 
tins, früher Offizier bei den Luckner⸗Huſ., als Premier-Xent- 
nant in preußiſche militäriſche Dienſte. Die Ranglifte von 
Juni 1773 nennt ihn Premier-Leutnant Furbach, Jäger⸗ 
Regiment v. Spitznas (ſtand früher bei Kuckner⸗Huſaren). 
Die Identität beſtätigt durch Verfügung der Königl. Preuß. 
Geheimen Kriegs-Kanzlei d. d. 9. Dezember 1845. Furbach 
nannte ſich nach dem Gute Furbach bei Duderſtadt, welches 
ihm mitbrachte ſeine Frau Juſtine Eleonore geb. Schütz. Die 
Schmertius ſollen aus Flandern bezw. Brabant ſtammen 
und zum alten Adel gehören. Einer ſeiner Vorfahren ſoll 
Smetius a Leide geweſen fein. Wer kennt die Familie 
Smetius? 

Hugo von Garnier, 
Oberleutnant im Gren. Reg. Vr 2 in Stettin. 
Mitglied des Herold. 


12. 

Erbitte gefällige Nachrichten über die Dorfahren des nad 
Ausweis des Kirchenbuches der Evangeliſchen Militärgemeinde 
Spandau am 29. 9. 1778 geborenen und am K. 10. 1778 
getauften Chriſtian Friedrich Stutterheim, bezw. wo fie 
geboren und getauft ſind. Es iſt wahrſcheinlich, daß meine 
Vorfahren dem Adelſtande angehört haben, und daß einer 


8 


von ihnen den Adel nicht fortgeführt hat, — ein Petſchaft 
mit Wappen iſt vorhanden. 
Steglitz, Südendſtr. 14. 
Theodor Stutterheim, Privatier. 


18. 

g. Heife, + 28. 10. 1862, beſaß 1817—1827 das adlige 
Gut Rohlftorf, Kr. Segeberg. Deffen Sohn Marcus Cor» 
nelius Ludwig, Rohlftorf 11. 1. 1817, 4 Warnemünde, Be- 
ſitzer des Gutes Poppendorf (Mecklbg.), wurde 17. (22.) 12.1845, 
unter dem Namen „von Heife-Rotenburg“ in den Mecklen⸗ 
burg ⸗Schwerinſchen Adelſtand aufgenommen. 

woher ſtammt der Name „Rotenburg“ d War Marcus’ 
vater etwa in Rotenburg (Hannover) geboren, oder gehörte 
feine Mutter vielleſcht einer Familie von R. and Was iſt 
über letztere bekannt? 


Doberan. v. Aspern. 


19. 

weitere Nachrichten werden erbeten über: . 

Johann Peter Ed, Ugl. bayr. Major in Augsburg 
1810, deffen Frau Louiſe 1808 als Hauptmannsgattin genannt 
wird; eine Tochter Marie Margarethe war in Ingolſtadt, 
29. Auguſt 1788 geboren. Die Perſonalakten aus jener Seit 
find in Augsburg nicht mehr vorhanden. Jede Nachricht 
über Gerfommen und Familienſtand wird deshalb dankend 
angenommen. 


Augsburg, D. 48. H. Weißbecker. 


20. 

Woher ſtammte und wo ſtudierte zwiſchen 1620 und 1654 
Johann Chriſtof Kauffmann (Kaufmann, vielleicht auch 
als Meriator eingetragen) evangeliſche Theologie. Er wurde 
im März 1654 zweiter evangeliſcher Pfarrer zu Selb in 
Oberfranken und ſtarb dort am 2. Juli 1661 im Alter von 
56 Jahren 7 Monaten. An welchen Univerfitäten wurde 
damals überhaupt evangeliſche Theologie geleſen. 

Darmſtadt. W. C. v. Arnswaldt. 


° 21. 

wer kann mir gütigft Näheres über die alte ſächſiſche 
Familie von Groß gen. v. Deuſchin (Seuſchin oder 
Sewetſchin) mitteilen? Ferner über die ſächſiſche jetzt aus: 
geſtorbene Familie v. Tentein. Welche Wappen führten 
diefe beiden Geſchlechter d 

Die im „Korrefpondenzblatt der Deutſchen Altertums⸗ 
vereine“ angeführten Daten ſind mir bekanut. 

Danzig, Krieasfchule. Fähnrich v Groß. 


22. 

Erbitte mir Nachrichten über die Familie Leich und 
deren Vorkommen in alter und neuer Seit. Familie ſtammt 
wahrſcheinlich aus Sachſen (Kreis Langenſalza). Welches iſt 
das Wappen? Ä 

Harpen b. Bochum. Pfarrer K. Leid. 

a | 23. 

Im Cagebuche des Dichters Joſeph Freiherrn von Eichen- 
dorff, welches noch vor Oſtern d. J. im Druck erſcheinen ſoll, 
werden eine Anzahl von Perſonen erwähnt, über welche bis 
jetzt noch nichts Näheres ermittelt werden konnte. Über die 
Nachſtehenden werden Nachrichten durch die Redaktion er ⸗ 
beten. 

Graf Magnis (zwei Brüder) beſuchten 1802 — 08 das kathol. 
Gymnaſium in Breslau. 


Graf Haugwit (Mutter ſcheint 1802 geftorben zu fein, be» 
ſuchte 1802 —05 das kath. Gymnafium in Breslau. 

Anton von Trzinsky und Bruder beſuchten 1802— 1805 
das kath. Gymnaſium in Breslau. 

v. Piotrowsky, beſuchte 1802 — 0s das kath. Gymnaſium zu 
Breslau. 

Baron Sedlitz (Mutter wohnte in Breslau) beſuchte 1802 - 05 
das kath. Gymnaſinm in Breslau. 

von Bronikowsky, Offizier im Kiraffter- Regiment Dolfs 
1802 

Graf Pinto, Offizier in Breslau 1803. 

Geſandter von Wiſikierski (d), Breslau 1803. 

Leutnant von Sad, von Raczeck, von Pluczinsky 1805 
(Ratibor d) 5 

von Corneruth, von Boehm, von Scheliha, Offiziere 
(in Breslau d). " 

Franz Leopold Freiherr von Kloch auf Ellguth⸗Maßel 
(Gattin? — Kinder?) 

Johannes und Eliſabeth von Paulor (Stiefgefhwifter 
des Vaters des Dichters, lebten 1787 in Radoſchau O. /S.) 

v. Strachwitz 1806 in Halle. 

Wilhelm Wedell, Baron Lüttwitz in Halle. 

Baron Skrbenski (ungar. Huſarenoffizier), Baron Lüttwitz 
aus Fürkwitz, Baron Wiplar, Baron Bibra (zwei 
Brüder, einer war k. k. Hauptmann) — 1806 in Troppau. 

v. Wichmann, Livländer bezw. Kurländer, 1807 in Halle. 

v. Ungern⸗Sternberg, Livländer bezw. Kurländer, 1807 in 
Halle (als ruff. Offizier bei Anſterlitz verwundet, ſtudierte 
in Dorpat). | | 

v. Hörde, v. Roth, Kivländer bezw. Hurländer, 1802 in 
Halle. 

v. Mengden, v. Reußner, Livländer bezw. Kurländer, 
1802 in Kalle. 

v. Brunnow, v. Meerveld, Livländer bezw. Kurländer, 
1807 in Halle. 

Hriegelſtein (Schleſien), v. Kloch (Badenſer), 1807 in Halle. 

Prinz Iſenburg, Graf Fugger, 1807 in Halle. 

v. Rothkirch 1809 in Breslau. 

v. Höckritz (Huſarenrittmeiſter) 1809 in Breslau. 

Graf Wedell (Nichte Komteſſe Maltzan) 1809 in Breslau. 

Baron Watz dorf (Page der Königin von Sachſen) 1809 in 
Berlin. 

Baron Hülſch (in Konftantinopel geboren). 

General v. Lippa und Bruder 1810 in Ratibor. 

Frau v. Tluck 1810 in Ratibor. 

v. Sternberg (Huſarenleutnant) 1810 in Ratibor. 

Frau v. Gusnar 1810 in Ratibor. 

Frau v. Schal ſcha (Polin) 1810 in Ratibor. 

v. Fuglar (Foglar) 1810 in Ratibor. 

Kittmeiſter Schmidt 1810 in Katibor. 


24. 

Unterzeichneter, der ein Schweinitzſches Bilderwerk heraus ⸗ 
gibt, wäre dankbar für jeden Hinweis auf Schweinitzſche 
Porträts und mit Schweinitz' Wappen gefhmädte Gläſer, 
möbel, Silber uſw., ſowie für Nachrichten über Schweinitzſche 
Grabfteine vor 1840. Bekannt find die in Schleſien, 
Herrnhut, Leuba, Freyberg und Tübungen befindlichen. An 
Porträts find, außer den in Schweinitzſchem Beſitz befind- 
lichen bekannt: 

1. Kupferſtiche: Hans Chriſtoph v. 5. a. Friedersdorf, 
Chriftian Ludwig v. S. a. Langenau, David Chriftian v. S. 
a. Lauterbach, David v. S. a. Seiffersdorf, Friedrich Freiherr 
v. S. a. Rudelftadt, Sybilla Freiin v. S., geb. Frieſen. 


2. an gemalten Porträts die im Beſitze von Graf 
Rantzau, Breitenberg, Freiin v. Senden, Görlitz, Major von 
Leutſch, Breslau, Regierungsrat Kleinftüber, Fr. Geh. Baurat 
Hlopſch, Fr. Baronin Richthofen, Leipitz, befindlichen. 


Aachen, LKütticherſtraße 123. 
Eberhardt Graf Schweinitz. 


25. 


Untenſtehendes Wappen (Fig. 1) befindet fich in der Georg 
Pfaundlerſchen Sammlung im Muſeum Ferdinandeum in 
Innsbruck ohne jede weitere 
Erflä: ung. 

Ich erlaube mir die höfliche 
Anfrage: Welcher Quelle hat 
Pfaundler dieſes Wappen ent⸗ 
nommen, welchem Mitgliede des 
Geſchlechtes „Umhäuſer“ ge: 
hörte dasſelbe an, und welche 
Landesregierung hat dasfelbe 
verliehen, und wann? Der: 
gebens war mein bisheriges 
Forſchen, ich konnte es bisher 
in keinen Archiven, Heroldse 
ämtern in Oſterreich-Ungarn 
und Deutſchland auffinden. 

Wo ließe ſich Näheres über 
Abſtammung und Nachkommen 
der Familie von Schreiner, 
deren Wappen (Fig 2) hier 
abgedruckt iſt, auffindend Für 
richtige Löſungen Honorar. 

Bitte an die P. C. Städte, 
Staats-, uradeligen und altade- 
ligen Archiv⸗ Verwaltungen, fo 
auch Privatarchive in Deutſch— 
land: Könnten in alten Urchiv-Beftinden des 13. bis 16. nicht 
Nach forſchungen in den Heirats-, Canf-, Todes. Kaufs, Ver: 
faufs«, Stiftungs- und Der- 
mächtnis⸗ Urkunden ange: 
ſtellt werden, ob dort Ra— 
men sträger der Familien 
Um menhufen, Ummen⸗ 
hufer, Ummenhauſer, 
Um menhäufer, Umb⸗— 
haufen, Dmbhaufer, 
Dm bhaus, Umhaus, 
Um nora Sih als Derfaffer, 
Siegler oder Sengen auf Ur. 
kunden vorfommen? Rechts ⸗ 
gültige legalifierte Abſchrif⸗ 
ten von Orignalurfunden 
werden gern honoriert. 

Geſucht wird der Tauf⸗ 
ſchein und die Familien⸗ 
daten des „Mathias Umb- 
häufer“, * 1215. Honorar 
20 Kronen. Erbeten werden 
genaue Auskünfte über das 
deutſche Heimatsland, den 
Geburtsort und die Ge⸗ 
burtsdaten meiner Ahnen- 
Großmütter: 

. Katharina Waft, Daft, Dajte, notiert aus dem 
„Reiche“, getraut in Oraviczabäuya, Ungarn, am 19. Juni 
1744 mit Mathias Umhäufer, * 1713. 

2. Katharina Anna, oder Anna Marie Molter, 
getraut in Oraviczabänya, Ungarn, am 20. Auguſt 1275 mit 
Joh. Georg Umbäuſer. 16. Auguſt 1750. Für richtige 
Löſung dankbar und erkenntlich. 


Karl Umhäuſer, Budapeſt IV, Kigyoter 5. 


45 


— — 


26. 
(Hans) Reuter, Amtsſchultheis in Bretten 
> 


Johann ; 
.. . . 1502 x mit Elifabeth Renchlin 


(Baden) 
aus Pforzheim. 

Tochter Barbara *....? + Sommer 1529 < 1496 
mit Georg Schwarzerd, Waffenſchmied, + 1508. 

Sohn aus dieſer Ehe: Philipp Schwarzerd * 16. Februar 


| 1497, } 19. April 1560, iſt der berühmte Humanift Melanchthon. 


Seine Nachkommenſchaft iſt bekannt. . 
Mit Philipp Melanchthon ließ deſſen Großvater feine 
Enkel Johann Reuter und den jüngeren Georg Schwarzerd 
auf der Pforzheimer Lateinſchule und weiter ausbilden. 
Es fehlen bezüglich Reuter von 1500 ſichere Daten bis 
auf Johann Daniel Reuter, Scholarum Rector in Hochheim, 
deſſen Sohn * 16. November 1698 als Amtsſchreiber und 
Polygraph zu Gernshem .. . 1786 geſtorben iſt. Des 
letzteren Nachkommenſchaft ſteht wieder feſt. Dieſer Johann 
Ludwig Reuter, kurpfälziſcher Beamter, überliefert, daß er ein 
direkter Nachkomme jenes kurpfälziſchen Amtsſchultheiſes 
Johann Reuter zu Bretten (um 1500) und alſo auch des 
Georg Reuter ſei, der mit ſeinem Vetter Melanchthon 
ſtudiert hat. 5 i 
Es ſind 1 in Süddeutſchland mit gleichen oder 
ähnlichen Familienwappen: N 
Philipp Reuter, 1562 Bürger zu Nürnberg, Siebmacher V. I. 
Taf. 95. 
Georg er 1623 im Stammbuch des Lorenz Strauß, 
Venedig, Siebmacher V. 5. Taf. 14. . 
Wolfgang Keuter, (688 Stadtbaumeifter zu München, Sieb— 
macher V. 1. Taf. 75. 
Reutter um 1700, Familie in Biberach, Siebmacher V. 3. 


r 
Es bleibt der Stammbaum vor ı 07 und bis etwa 1700 
zu ergänzen: 
Reuter’fhe Familienwappen ſind fonft noch bekannt: 
1494 Johann R. Gewandſchneider und Bürgermeiſter von 
Nördlingen (Siebmacher V. 1. Taf. 75). 
1600 (etwa) Lübecker Familie zur Kaufleute-Compagnie ge- 
hörig (Siebmacher V. 5. Taf. 71). 
1620 M. Sigm. Salomon R. Duanus, Ellbogen i. Böhmen, 
(Siebmacher V. 3. Taf. 31). 
nach 1700 Georg Adam von Reider, Kurf. Mainz. u. Hoch- 
fürſtl. Bamberg. Hoff u. Reg. Rath mit gleichem Wappen. 
Für jede Nachricht die Familie Reuter betreffend wird 
dankbar ſein 
Küdersheim, a. Rh. Fritz Reuter, 
Mitglied des Herold. 


27. 
Fu einer familiengeſchichtlichen Arbeit bedarf ich not— 
wendig des Trauſcheines meiner Urgroßeltern Heinrich Gott 
lieb Kirchner und Marie Juliane Henriette Sander aus 
den Jahren 1792— 1799. Der Trauort iſt unbekannt, doch 
weiſen Spuren auf die Provinz Brandenburg. 
Für jeden Hinweis würde ſehr dankbar ſein 
Hüttigweiler bei Illingen, Bez. Trier. 
H. Kirchner, Lehrer. 


Antworten. 


| Betreffend die Anfrage 2 in Nr. 1 des „D. Herold“ von 1908. 


Eberhard oder Burchard Graf von Eberſtein, 
Beſitzer der Feſtung Hohentwiel. 
' Bruno, von König Heinrich I. den Obotriten zum Haupt 
geſetzt. 
Ludwig, 935 auf Turnier zu Magdeburg der Vornehmſte 
unter dem Fähnlein Hönig Heinrichs J. 

Wendelgard Gräfin von Eberſtein & Ulricus Graf 
zu Lintzgow und Buchhorn. 
Conrad II. 1106. 

a 


Ludwig I, Graf von Eberſtein, Kerr zu Naugarten. 
| 
Lu wig II., 2 Jahre Biſchof zu Camin. 
Georg, fürſtl pommerſcher Geheimer Rat. 
| 


Ludwig III., 1556 auf dem Reichstag zu Regensburg von 
Kaifer Ferdinand J. zum Geh. Rat beftellt, dann wird er 
churſächſiſcher Geh. Rat. 


| 
Georg Caſpar, Propſt zu Camin. 


| 
Ludewig Chriftoph, * 46. Dezember 1595, nahm Geil am 
Hriege in Rußland und in Böhmen; dann am Warſchauer Hofe. 


Conſtantin Hedwig Conſtantin Charlotte 
Hedwig Eleonore Cunegunde. 
* * 
* 


Graf von Eberftein, Herr zu Naugarten und Waſſow, 

x Erandi 1610 Dorothea von Dieſtelmeier, * 20. Mai 

ee F 4. März 1615, beigeſetzt in der S. Nicolai - Mirche zu 
erlin. 


Setreffend die Anfrage 7 in Nr. 1 des „D. Herold“ von 1908. 
„1804 leben in Schleſien Franz v. Schalſcha, auf Obere 
Lagiewnick im Beuthenſchen. 2 Söhne: 1. Fran 3 18 Jahre 
alt; 2. Joſe ph 9 Jahre alt. 
Bruder Johann v. Schalſcha, auf Hos lowagura im 
Beuthenſchen, Landesälteſter und Kreisdeputierter. 

Carl Ignaz v. Schalſcha, auf Nieder-⸗Newiadow im 
Ratiborſchen. 

Johann v. Schalſcha, auf Ober ⸗Newiadow. 2 Söhne: 
1. Johann 3 Jahre alt; Joſeph 2 Jahre alt. 

Johann v. Schalſcha befitzt ein Freignt Wzißwka im 
Groß -Strehlitzſchen. 2 Söhne: 1. Ludwig 9 Jahre alt; 
2. Anton 7 Jahre alt. 

Franciska verwitw. v. Schalſcha, geb. v. Hloch, 
wohnte in der Stadt Woifhnid. 2 Söhne: 1. Nepomuc 
30 Jahre alt; 2. Joſeph 24 Jahre alt. Leutnant bei Ruits. 


Setreffend die Anfrage 59 in Ur. 4 des „D. Herald“ von 1907. 
14. 10. 1280. Petrus dictus Sner de Eppelnsheim gee 
nannt in Urkunde des Biſchofs von Worms. 
. 2%. 6. 155 l. Jacob dictus Snerre, miles des gl. in Ur- 
kunde des Klofters Eberbach. 
5. 2. 1355. Jacob dictus Snirre, miles desgl. in Urkunde 
des Hloſters Eberbach. 
12. 6. 1554. Derſelbe in Notariats inſtrument. 
30. 12. 1525 „heredes quondam Hanemanni militis dicti 
Snerre, item 1 juger in dem Geren consulc. predicti heredes“. 
Es handelt ſich um Güter zu Bertheim. Item habemus 
in campo versus Herlesheim situs. : “8 
„item an dem Guntheimer Wege II jugera tendencia 
super paffen phat consulc. Nybelungus dictus Snerre, miles.“ 
Dann nod je einmal! 
Nybelungus & 
heredes Hannemanni. 


Frankfurt a. M. Karl Wiefer. 
Betreſſend die Anfrage 103 in Ar. 10 des „D. Herold“ von 1907. 
Nach v. Fichards handſchr. Samml. im Stadt- Archiv zu 
Frankfurt a. M. entführte Johann Chriftian de Grot die 
Sophie Marie von Lersner (welche 1723 ſtarb) und ließ 


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| 
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Bellage: Selters Wappen, gezeichnet 


Groth von Groote geadelt wurde, + 


— 


ſich mit ihr zu Anfang des Jahres 1706 in Gberingelheim 
trauen. Seine Eltern ſind nicht angegeben, laſſen ſich aber 
wohl aus der Craneintragung in Gberingelheim ermitteln. 
Don feinen Kindern war Louife Sibylle oder Sofie Marie 
1424 in das Catharinenkloſter eingetreten, Joh. Max Ludw. 
und Joh. Chriftian waren 1728 in Kaiferl. Kriegsdienften in 
Brabant, ſcheinen dort geblieben zu ſein, Soph. Chriftiane, 
T 1776, verm. 1764 mit Friedr. Mar. Baur von Eißeneck, 
T 1222, Anna Cathar., + ledig 1795, Friedr. Auguſt, der als 
als Oberft 1295, während 


ſeine Gattin Joh Rebecca von Lersner ſchon 1766 ge⸗ 


ſtorben war. 


Darmſtadt. W. C. v. Arnswaldt. 


Berichtigung zur Anfrage 112 in Ur. 11, 1907 dieſes Blattes. 
Seile 12 iſt zu leſen: „Hamburg“ nicht Homburg. 


Setreffend die Anfrage 115 in Ar. 11 des „D. Herold“ von 1907. 
„Den halben Teil an dem Gericht zu Spreitbach, Fimmer⸗ 

bach und Durlangen haben gekauft Johann 

Bücheler, Spitalmeiſter, 1537 von Quirin v. Hordheim. 


Betreffend die Anfrage 117 in Nr. 12 des „D. Herold“ von 1907. 


5. Des preußiſchen Generalmajors Teuffel v. („Pirden- 
ſee“) Birkenſee Bruder Karl Wilhelm (zu Teuplitz im 
Pfalz-Neuburgiſchen) hatte ſich am 16. Februar 1780 aus 
Melancholie ſelbſt entleibt. 

4. Eberhardina Lonifa v. maſſenbach, * 26. Mai 
1210, Tochter des Reinhold von Maſſenbach ( 22. März 1650 
zu Memel, + 4. September 1730 zu Maſſenbach), und der 
Helena Maria v. Neipperg (* 18. Juli 1665 zu Schweigern, 
* 127. Oktober 1681, F 15. Januar 1735 zu Maſſenbach), 
x Karl Wilhelm Markgraf von Baden» Durlach. Eine 
Tochter Carolina Lniſa v. Wangen (26. Mai 1758), & am 
16. September 1225 Wilhelm Friedrich Schilling v. Canſtatt, 
Baden ⸗Durlachſchen Geh. Rat und Staatsrat. 


Dr. Wagner. 


Betreffend die Anfrage 117 in Ar. 112 des „O. Herold“ von 1907. 


Dorothea Eleonore Hofer v. Lobenſtein, ſeit 1694 verm. 
mit Albrecht Ernſt Schenk v. Geyern, war nicht die Tochter 
des Friedrich Ernſt F. v. L., ſondern deſſen Schweſter. Die 
Eltern beider waren: Wolf Chriſtian Hofer v. Lobenſtein, 
Onolzbachiſcher Rat und Oberamtmann zu Stauff, geb. 1642 
und F 1229 und Margaretha Erneftine v. Crailsheim. Friedrich 
Ernſt, Onolzbachiſcher Rittmſtr., F vor 1725 und vermählt mit 
Maria Eliſabeth v. Helmftadt, hatte außer anderen Kindern 
eine Tochter: Maria Erneſtine, geb. 1200, verm. 1720 mit 
Philipp Albrecht Schenk v. Geyern. 


Chotebor. Gf. Dobrzensky. 


Briefkaften. 


Herrn T. u. D. in 8. Eine fehr reichhaltige Sammlung 
von Nachrichten und genealogiſchen Daten über füddentfche, 
namentlich bayerifche, pfälzifhe, auch öſterreichiſche Familien 
beſitzt Herr Buchhalter Joſef Sierer in Nürnberg, Hün⸗ 


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Berlin, März 1908. XXXIX 


Der jährliche Preis des „Deutſchen Zerold“ — monatlich ein Heft — beträgt 12 Mk., der „Pierteljahrsſchriſt für Wappen., 
Siegel- und Familienkunde“ 8 mk. Einzelne Nummern koſten 1 Mk. — Anzeigen für den „Deutſchen Herold” werden von 
Carl Heymanns Verlag, Berlin W., Mauerſtr. 43. 44, entgegengenommen. 


Juhalts verzeichnis: Bericht über die 772. Sitzung vom 21. Ja: 
nuar 1908. — Bericht über die 773. Sitzung vom 4 Fe⸗ 
bruar 1908. — Was ſoll der Heraldiker von hiſtoriſcher 
Wappenkunde wiſſen. (Mit Abbildungen.) — Der Grab» 
ſtein der Markgräfin Anna von Baden (F 1474). (Mit 
Abbildung.) — Kirchenbücher Eſtlands. — Grabinſchriften 
der lutheriſchen Kirche iu Rinteln. (Schluß.) — Steins 
inſchriften zu Stift Fiſchbeck in der Grafſchaft Schaum: 
burg. — Goethe'ſche Ahnentafeln. — Ein genealogiſches 
Hülfswerk. — Sur Abwehr. — Bücherſchau. — Der: 
miſchtes. — Fur Kunftbeilage. — Anfragen. — Ant⸗ 
worten. — Briefkaſten. 


Vereins nachrichten. 


Die nächſten Sitzungen des Pereins Herold 
finden ſtatt: 


Dienstag, den 17. Mars 1908 Abends 
Dienstag, den 7. April 1908 ; 

7½ Ahr 

Vortrag des Herrn H. F. Macco. . 


im „Burggrafenhof‘, Aurfürſtenſtr. 91. 


Alle Vereins- und Fachgenoſſen (Mitglieder und Nicht - 
mitglieder) werden infolge des Pereinsbeſchluſſes vom 
17. Dezember 1895 gebeten, dem Schriftführer des Vereins, 
Geheimrat Seyler, Berlin W., Nollendorfſtraße 10, ge- 
fülligſt mitteilen zu wollen: 

1. die wiſſenſchaftlichen Themata, Probleme oder Spezial- 
gebiete, deren Erforſchung und Bearbeitung fie ſich 
zur Aufgabe geſtellt haben; 

2. inwieweit fie imſtande bezw. gewillt ſeien, An ⸗ 
fragen, welche in das umſchriebene Gebiet einſchlagen, 
zu beantworten; 

3. hinſichtlich welcher Punkte ihnen Mitteilungen, Auſ⸗ 
klärung, Beiträge uſw. willkommen wären. 


Die Vereinsbibliothek befindet ſich W. 62, Aleiſtſtr. 4, 
Quergebiude I., und ik Mittwochs von 2—5, Sonn- 
abends von 10—1 Uhr geöffnet. Der Katalog iſt gegen 
Einſendung von 3,20 Mark vom Bibliothekar zu beziehen. 


Da der Herr Schatzmeiſter des Vereins Dr. Stephan 
Kekule von Stradonit zu Grof-Lidterfelde, Marien- 
firafe 16, auch die Führung der Pereinsmatrikel über 
nommen hat, werden die geehrten Mitglieder des Herold 
hierdurch ergebenſt erſucht, alle Berinderungen betreffend 
Wohnung, Titel uſw. gefilligh dem Fchatzmeiſter anzeigen 
zu wollen. 


Herr Kammerherr Dr. jur. et phil. Aekule v. Stradonitz 
hält am Sonnabend den 14. März, abends 7½ Uhr, im 
Bürgerfanle des Nathauſes, im „Verein für die Geſchichte 
Berlins“, einen Vortrag über 


„Don Domenico Emmanuele Cajetano Conte de 
Ruggiero, der Goldmacher König Friedrichs I.“ 


Die Mitglieder des Vereins Herold werden hierdurch 
zu dieſem Vortrag eingeladen. Der Eintritt iſtkoſtenfrei. 


Bericht 
über die 772. Sitzung vom 21. Januar 1908. 
Vorſitzender: Se. Erz. Herr Generalleutn. 3. D. v. Bardeleben. 


Als Mitglieder werden vorgeſchlagen: 
I. Herr Hermann Hoffmann, Sivilingenieur in 
Frankfurt a. M., Finkenhofſtraße 26 IL 
2. Herr K. Pierer, Stadtrat in Altenburg, 
Sachſen⸗Altenburg. 


— 48 — 


Der Herr Vorfigende teilte mit | 


J. daß die Sentralftelle zu Leipzig einen monatlichen 


„Genealogiſchen Abend“ zu veranſtalten gedenke 
und den Wunſch hege, daß ſich die Ceipziger Mitglieder 
des Vereins „Herold“ an dieſen Abenden beteiligen 
möchten. Der Ausſchuß iſt bereit, den Mitgliedern für 
jeden Abend eine beſondere Einladung zu ſenden. Wir 
machen unſere Mitglieder auf dieſes dankenswerte Ent⸗ 
gegenkommen aufmerkſam und empfehlen ihnen, ihre 
Adreſſe dem Dorſitzenden der Sentralſtelle, Herrn 
Rechtsanwalt Dr. Breymann, Leipzig, Neumarkt 29, 
mitzuteilen. 

2. Es ſei die Frage geſtellt worden, ob Eberhard 
v. Dankelman, der um 1700 vermählt war mit 
Cacilie Juliane v. Morien, der Erbin verfchiedener 
Güter der v. Nünum gen. v. Dücker, u. a. des Gutes 
Dückerhaus in dem alten kurkölniſchen Amte Oedt 
(Rheinland), identiſch fet mit dem erſten Ratgeber des 
Kur fürſten Friedrich III. von Brandenburg. Die Frage 
iſt zu bejahen; es iſt bekannt, daß der Miniſter mit 
einer v. Morien vermählt geweſen iſt. Die Eheleute 
verkauften im Jahre 1705 das erwähnte Gut Dücker⸗ 
haus ſchuldenhalber an die Abtei Gladbach. Nach 
dem Sturze des Miniſters und der Einziehung ſeiner 


Güter waren die außerhalb Brandenburg⸗ Preußens 


gelegenen Erbgüter feiner Gemahlin der einzige Beſitz, 
über welchen er verfügen konnte. 
3. Die Geſchenke: Archivrat Georg Schuſter, 


Derwandifchaft der Hdufer Sachſen und Brandenburg, 


Sonderdruck aus dem Hohenzollernjahrbuch für 1907. 
— Chronik der Baarmann-⸗Geſellſchaft, zuſammen⸗ 
geſtellt von Ernſt v. Schrimpff, Leipzig 1907 (Geſchenk 
des Herrn Georg v. Metzſch). — Ermländiſcher 
Bauernverein 1882 1907. Feſtſchrift. — 8. Tag der 
Denkmalpflege, Mannheim, September 1907. — Ber- 
mann Eſſen, Hohenlimburg und Elſey. Ein Beitrag 
zur weſtfäliſchen Orts- und Territorialgeſchichte, Dort⸗ 
mund 1908. — Wilckens, Die Kurpfälziſche und 
Bayeriſche Armee unter Karl Theodor im Jahre 1785. 
Der Herr Vorfigende richtet bei dieſer Gelegenheit an 
die Bearbeiter ſolcher wertvollen Nachſchlagewerke er⸗ 
neut die dringende Bitte um Beifügung brauchbarer 
Regifter. — Bildliche Darftellungen zur Geſchichte der 
Grafen und Herren von der Groeben, Titel, Caf. | 
‘und 10a (Geſchenk des Herrn Oberfileutn. v. d. Groeben 
in Solingen). 

Sodann erwähnte der Herr Dorfigende, daß das 
neulich vorgelegte Prachtwerk über die Gimbelſche 
Waffenſammlung den Mitgliedern unſeres Vereins zum 
Preiſe von 2.50 Mk. zur Verfügung ſtehe. 

Herr J. Cußmann zu Neckargerach (Baden) hatte 
die Photographie eines holzgeſchnitzten Wappens, von 
einer alten Mühle im Kochertale herrührend, ein⸗ 
geſandt. Die Darſtellung iſt ſonderbarerweiſe dem 
zweitälteſten Siegel der Stadt Berlin entnommen. 

Der Schriftführer berichtete über den von der 
Convention Internationale d' Heraldique aufgeſtellten 
Entwurf der heraldiſchen Grundregeln. 


Herr Stadtbaurat Grube in Stettin hat für das 
Wappenbilderlexikon eine Reihe von Wappenangaben 
überfandt, die an verſchiedenen Orten meiſt nach Grabs 
mälern, gemalten Fenſtern und dergl. gefammelt find. 
Es befindet ſich darunter das Wappen des Kaiferlichen 
Pfalzgrafen Rift zu Wedel an der Elbe. In dem 
vom Kaiſer Ferdinand III. zu Regensburg 15. Ok⸗ 
tober 1653 erteilten Bofpfalzgrafdiplome wird er 
Mathematicus, Astronomus et Poéta laureatus titus 
liert. Gemeint iſt der evangelifche Prediger und 
Kirchenliederdichter Johann Rift, der am 31. Aus 
guſt 1667 zu Wedel geſtorben iſt, der Verfaſſer des 


Liedes „O Ewigkeit, du Donnerwort“ und vieler 
anderer den evangeliſchen Chriſten wohlbekannter 
Lieder, Der Schild iſt quadriert und zeigt im J. und 


4. weißen Felde einen goldenen Halbmond und goldenen 
Stern, im 2. und 3. blauen einen auf Waſſer ſchwim⸗ 
menden Schwan mit Halskrone und erhobenen Flügeln. 
Auf dem gekrönten Helm zeigt ſich eine wachſende blau 
gekleidete Jungfrau mit gelbem Haar, in der Rechten 
einen Corbeerkranz, in der Linfen Halbmond und Stern 
haltend. — Ein Stein im Kreuzgange zu Halberſtadt 
gibt das redende Wappen des Hermann Feurbom, 
Kanonikus zu Halberſtadt T 1669; der Schild zeigt 
einen Baum, der aus Feuerflammen hervorwächſt. Der 
Kanonikus Mathias Günther + 1693 führte einen ge⸗ 
fpaltenen Schild, darin war ein wachjender wider⸗ 
fehender Hirfch, hinten ſiebenmal quergeteilt; deſſen 
Ehefrau Apollonia, geb. Pagel, + 1690, führte drei 
Ahren im Schilde. 

Herr Generalmajor Graf Ferdinand v. Brühl 
ſprach ſich für die Übergabe der Kirchenbücher an 
die Archive aus, trotz der in der vorigen Sitzung er— 
wähnten Erfahrungen, die in Hamburg mit dieſer 
Einrichtung gemacht worden find. Die Übergabe fei 
für die Kirchenbücher die einzige Rettung. Herr 
v. Trebra erzählte Betrübendes über das Verſchwinden 
von Kirchenbüchern, die er ſelbſt vor einigen Jahren 
noch benutzt hat. Es iſt wirklich die höchſte Seit, daß 
Anſtalten zur Sicherung der Kirchenbücher getroffen 
werden. — Herr v. Gellhorn legte vor Abbildungen 
des herrlichen Grabdenkmales auf Gerhard v. Goch, 
Biſchof v. Naumburg, f 15. Mai 1422 und der höchſt 
intereſſanten Felſenreliefs aus dem Weinberge bei 
Großjena, die auch für Familiengeſchichte und Heraldik 
Bedeutung haben. Für die bevorftehende Reiſezeit iſt 
auf dieſe merkwürdigen Bildwerke aufmerkſam zu 
machen. 

Herr Amtsgerichtsrat Conrad übergab die von 
ihm bearbeitete „Geſchichte der Königsberger Ober⸗ 
gerichte“; mit 9 Lichtdrucken (Leipzig (907). Der Herr 
Verfaſſer hat erfreulicherweiſe die Beamtenliſten mit 
möglichft viel Perſonalien ausgeſtattet. Weiter legte er 
vor Medaillen auf die Kanzler des Königreichs 
Preußen Carl Wilhelm von Schrötter von 1819 und 
C. T. A. von Wegnern von 1844. 

Herr Hofmedailleur v. Kawaczynsfi legte vor 
J. einen Abdruck des Petſchafts S. E. v. Leyden, 


Hanglyos ur Joygarajsaayag IS wag Inv uamalqvag uoa uaddoag 


Digitized by Google 


— 49 — 


2. das zweite Heft der Heimatblatter „Aus den Coburg. 
Gothaiſchen Landen“ von 190%, enthaltend eine Ab- 
handlung über das Coburg⸗Gothaiſche Staatswappen 
mit Abbildung in Farbendruck. 

Herr Hiftorienmaler Clog hielt einen mit großem 
Beifall aufgenommenen Vortrag über die Be» 
ziehungen der Wappenkunſt zur Waffenkunde, 
welcher in der Monatsſchrift zum Abdruck gelangen 
wird. 

Herr Bildhauer Haun trat den Ausführungen des 
Dorredners bei; es konne nicht ſcharf genug betont 
werden, daß das Durcheinandermiſchen von Rüſtzeug 
aus der Seit der Gotik und der Kenaiſſance unftatt- 
haft ſei. Die Fehler werden aber gemacht und werden 
geduldet! 

Herr Generalmajor 3. D. Freiherr v. Ledebur 
bemerkt zu der Abhandlung des Herrn Kammerherrn 
Dr. Kekule von Stradonitz über das Siegel der Stadt 
Stadthagen, dieſes ſei offenbar bei weitem älter als 
der Abdruck und gehöre der Seit von etwa 1250 an, 
ſtehe alſo dem Siegel des Grafen Adolf IV. zeitlich ſehr 
nahe. Damals ſchon war die Schildverzierung der 
Grafen von Holftein in die Neſſelblattform über⸗ 
gegangen. 

Herr Hofwappenmaler O. Roid legte vor: die 
Originalzeichnungen zu zwei Exlibris: Frida Freifrau 
v. Richthofen und Charlotte Raßler, Reichsfreiin 
v. Gamerſchwang. 

Herr Rechtsanwalt Dr. ESiſermann legte vor: 
Nr. 48 des Reichsgeſetzblattes von 1907, enthaltend die 
Kaiſerl. Verordnung vom 9. Oktober 1907, wodurch 
die Verordnung von 1892, betreffend die Reichsdienſt⸗ 
flagge und § 3 Ziffer | folgende Faſſung erhält: „Im 
Bereiche des Auswärtigen Amtes und des Reichs⸗ 
Kolonialamtes einſchließlich der Kaiferlichen Be: 
hörden und Fahrzeuge in den deutſchen Schutzgebieten 
(find die Flaggen Abzeichen) der Reichsadler mit der 
Kaiſerlichen Krone.” Seyler. 


| Bericht | 
über bie 773. Sitzung bom 4. Februar 1908. 
Dorfigender: Se. Exz. Herr Generalleutn. z. D. v. Bardeleben. 

Der Herr Dorfigende teilte mit, daß der Verein 
zwei Mitglieder durch den Tod verloren habe: Das 
Ehrenmitglied Generalmajor z. D. Wilhelm v. Knobels: 
dor ff zu Hannover, der fich bis in die letzten Jahre feines 
hohen Alters mit unſeren Fachwiſſenſchafen beſchäftigt 
hat, und das hieſige Mitglied Guſtav Rottſchalk, ſeit 
vielen Jahren ein fleißiger Beſucher unſerer Sitzungen. 
Die Anweſenden erhoben ſich zu Ehren der Vorſtorbenen 
von ihren Sitzen. 

Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz ſprach 
über die mit vorbildlichem Fleiße zuſammengebrachte 
Daufenfammlung des Generals v. Knobels dorff, welche 
hoffentlich der Verein „Kleeblatt“ geerbt hat. 


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Der Herr Vorfigende und Herr Dr. v. Kekule be⸗ 
richteten, daß ſie die hohe Ehre gehabt hätten, bei der 
jüngſten Anweſenheit des Prinzen -⸗Protektors in Berlin 
von Sr. Hoheit empfangen zu werden. 


Als Mitglieder wurden angemeldet: 


1. Herr v. Dunker, Major im Generalſtabe des 
Gouvernements zu Cöln am Rhein. 

2. Herr Dr. Franz Fiſcher, Königl. Sanitäts rat, 
Stabsarzt zu Langfuhr bei Danzig, Hermanns: 
hofweg 16 J. 

. Herr Eduard Haber, Geh. Regierungsrat, vor: 
tragender Rat im Reichs⸗Kolonialamt in Berlin 
W. 50, Freiſinger Str. 8. 

4. Herr Friedrich Freiherr Hiller v. Gärtringen, 

Profeſſor in Berlin W. 30, An der Apoſtelkirche 8. 
5. Herr Hans von Maltitz, Ceutnant a. D., Ritter- 
gutsbeſitzer zu Stangenhagen bei Trebbin, 
Kr. Teltow. 
. Herr Walther E. Noack, stud. jur. in Göt- 
tingen, Schildweg 8. 
7. Herr Heinrich Pfannttiel, 
Weimar. 

8. Herr Heinrich Haubold v. Santhier, Rittmeifter 
a. D. und Rittergutsbefiger, Dechowshof bei 
Damgarten, Vorpommern. 


Herr Oberftleutnant Weißenborn legte vor feine 
vom Verein Roland preisgekrönte Schrift: Quellen und 
Hilfsmittel der Familiengeſchichte, welche in hohem 
Grade geeignet iſt, Anfänger in das Weſen und die 
Methode der familiengeſchichtlichen Forſchung einzu⸗ 
führen. Su beherzigen ſind zwei neue Forderungen 
des Verfaſſers; einmal daß von jeder eingeheirateten 
Frau eine Ahnentafel zu 8 Ahnen gegeben werde; fo- 
dann die Herſtellung ſynchroniſtiſcher Seittafeln, welche 
auf der einen Seite die wichtigſten Tatſachen der Welt,, 
TCandes⸗ und Grtsgeſchichte, auf der anderen das 
Wichtigſte aus der Familiengeſchichte enthalten, wodurch 
für dieſe der Hintergrund und das „Milieu“ geſchaffen 
wird. Der Vorlegende erbittet die Beſprechung ſeines 
Buches möglichſt in der Form von Hinweiſen auf Dinge, 
die zu verbeſſern wären. 

Der Herr Vorfigende legte vor Mitteilungen aus 
der Geſchichte der Stadt Alt-Kieberofe von K. Krüger 
(1904), ein Geſchenk des Derfaſſers; ſchenkt die ziemlich 
ſelten gewordene Roſſelſche Ausgabe der Limburger 
Chronik, welche mit ſphragiſtiſchen Beigaben verſehen 
iſt. Sodann beſprach der Herr Vorſitzende eine Reihe 
von Werken zur Geſchichte der Städte (Bielefeld, Pader⸗ 
born, Deſſau), welche für die Bibliothek angeſchafft 
worden find, und machte auf den genealogiſch- heraldi⸗ 
ſchen Inhalt der Tauſchſchriften und auf die in der 
Unterhaltungsbeilage der Täglichen Rundſchau vom 
21. und 22. Januar, enthaltend eine Abhandlung unſeres 
Mitgliedes Carl Stichler in Sürich „Deutſche Familien⸗ 
forſchung und Geſchichtskunde“ aufmerkſam. Endlich 
legte der Herr Vorſitzende noch vor ein Bild der Stadt 
Bardowick in Niederſachſen (gez. von Friſe 1585, ge⸗ 


O 


Tedertechniker in 


=. 50 = 


ſtochen von Braun & Hogenberg 1595), ftammend aus 


ö 


einem bekannten Atlas, deſſen einzelne Blätter durch 


Ausſchlachten in den Altbuchhandel zu gelangen pflegen. 

Der Schriftführer, Geh. Kanzleirat Seyler, 
berichtete über eine Siegelfälſchung des Prof. Franz 
Joſ. Bodmann zu Mainz. Im Jahre 1805 ließ 
der Benediktiner Placidus Sprenger die diploma: 
tiſche Geſchichte der Abtei Banz in Franken, ein 
ſich weſentlich mit Genealogie befchäftigendes Werk, 
erſcheinen, in welchem auch Otto von Schwein⸗ 
furt, Herzog von Schwaben, 
wird. Sprenger teilt von dieſem Otto ein Reiter: 
ſiegel mit, welches an einer Urkunde vom Jahre 
1040 im Archiv des Domkapitels Mainz erhalten fein 
ſoll; die Seichnung habe ihm „der um die Gelehrſamkeit 
jo verdiente Herr Profeſſor Bodmann in Mainz mit: 
geteilt”. Die Umſchrift lautet: Otto marchio dux 
Orientalis. Das Siegel entſpricht in keiner Weiſe der 
Seit und den allerdings zu Bodmanns Seit noch wenig 
gekannten Lebensverhältniſſen des Herzogs Otto, es ift 
eine grobe Fälſchung. 

Herr Profeſſor Dr. Chilenius in Hamburg teilte 
mit, ſein Altvater Johann Heinrich Thilenius (1696 bis 
1766) habe ein Siegel geführt, welches einen mit einer 
Caubkrone bedeckten ſchwarz⸗weiß quadrierten Schild, auf 
der Bruſt eines gekrönten Doppeladlers (mit leeren 
Fängen) liegend, enthält. In der Umſchrift nennt er 
ſich medicinae doctor et comes palatinus. Das Adels. 
archiv im K. K. Miniſterium des Innern zu Wien 
enthält keine Aktenſtücke hinſichtlich der Ernennung des 
Thilenius zum Comes palatinus, es fet auch nach deſſen 
Charakter unwahrſcheinlich, daß er den Suſatz caesareus 
weggelaſſen haben würde, wenn er die Lomitive uns 
mittelbar vom Kaiſer erhalten hätte. Es ſei daher 
anzunehmen, daß ſie von einem größeren Hofpfalzgrafen 
erteilt wurde. Dazu iſt zu bemerken, daß auch dieſe 
berechtigt waren, Kaiſerliche Bofpfalsgrafen zu ers 
nennen. Man könnte daher glauben, daß Thilenius 
ein kurpfälziſcher oder ein päpftlicher Comes palatinus 
geweſen iſt, wenn nicht der Doppeladler im Siegel auf 
das Reich als Urquell ſeiner Würde hinwieſe. Dem 
Verein war die fragliche Perſönlichkeit aus den Dors 
arbeiten für das Wappenbilderlexikon bekannt und das 
Wappen iſt auch im bürgerlichen Wappenbuch des 
neuen Siebmacher veröffentlicht, aber ein Diplom für 
oder von Thilenius iſt dem Verein nie vorgekommen. 
Auch die umfangreichen Arbeiten des verſtorbenen 
Hauptmanns Heyer v. Rofenfeld, welche das Germani: 
ſche Muſeum verwahrt, gewähren keinen Aufſchluß. Im 
bürgerlichen Wappenbuch findet ſich das Wappen eines 
Chriſtian Dilenius Dr. med. in Solothurn (nach einer 
dortigen Sunftrodel), ein mit ſiebenperliger Krone 
bedeckter quadrierter Schild, in jedem Felde ein be» 
ſonderes Bild und im goldenen Herzſchild ein ſchwarzer 
Doppeladler. Trotz der verſchiedenen Schreibweiſe im 
Anlaute iſt es gar nicht unwahrſcheinlich, daß dieſe 
beiden Perſönlichkeiten in naher Derwandtichaft ſtehen. 
Johann Heinrich übte ſeine Praxis im Umherziehen 


aus; er wurde 1752 Leibmedikus der Herzogin Anna 
von Württemberg ⸗Mömpelgard; von 1735 an ſcheint er 
ſein vagierendes Leben aufgegeben und ſich dauernd in 
ſeinem Heimatsorte Eddigehauſen bei Göttingen nieder⸗ 
gelaſſen zu haben. Der Name iſt aus Chile latiniſiert. 

Herr Kammerherr Dr. Kekule von Stradonitz 
teilte mit: 

1. Eine geſchätzte Suſchrift des Herrn Freiherrn 


v. Haller in Straßburg (Elſ.) betreffend den Artikel 


ar des Herrn Dr. Sommerfeldt S. 212 der Monatsſchrift: 
ausgiebig behandelt 


„In einer Sammlung genealogiſcher Nachrichten zu 


Nürnberg (Privatbefig) fand ich folgende Eintragung 


über Dr. Halbach: „Chriſtian Halbach war von Königs» 
berg aus Preußen gebürtig und ein Sohn des Daniel 
Halbach, Med. Dr. et Professoris bey der Univerſität 
daſelbſt, auch brandenburg. Hof⸗Medici; war allhier 
Med. Dr. und Physicus ordinarius, Genannter 1660 
und 1600.“ Sodann: ,Chriftianus Halbach Regiomon- 
tanus Borussus natus 1622 5. Octobr., obiit 1690 
19. Febr.“ Schließlich in ſpäterer Schrift: „Halbach 
zur Pforten, Daniel Med. Dr. et Prof. ord. zu Hönigs⸗ 
berg geb. 11. Decbr. 1581 zu Lobten in Preußen, 
3. Januar 1635 zu Königsberg. Von deſſen Leben 
und Schriften vid. Joechers Allg. Gel.⸗Cex. II. Teil.“ 

2. Photographiſche Abbildungen des Amtsrockes, 
welchen der Herold des Königs Philipp II. von Spanien 
zu tragen hatte; die eine iſt nach dem zu Madrid be- 
findlichen Modell, die andere nach der in Wien ver⸗ 
wahrten Griginalſtickerei hergeſtellt. Beide waren im 
vorigen Jahre zur Ausſtellung vom goldenen Dließ in 
Brügge geſandt worden. 

5. Den Barnifh des Grafen Eitelfriedrich von 
Sollern, welcher von feinem Baufe der erſte Ritter des 
goldenen Dließes geweſen iſt; eine Abbildung zeigt den 
ganzen Harniſch, die andere den Bruſtpanzer in bevor⸗ 
zugter Beleuchtung. | 

4. Die in einem befonderen Beihefte zuſammen⸗ 
gefaßten Beſprechungen von Helmolts Weltgeſchichte, 
welches Werk jetzt mit dem IX. Band zum Abſchluß 
gediehen iſt. 

5. Das Preisausſchreiben zur Erlangung von 
künſtleriſch ausgeſtatteten oder geſchmuͤckten Beſuchs⸗ 
karten. Karten dieſer Art, die vielfach mit Exlibris 
verwechſelt worden ſind, waren im 18. Jahrhundert 
ſehr beliebt. 

6. Ein Schreiben des Herrn Kammerers und 
Majors Freiherrn v. Crailsheim über deſſen heraldi⸗ 
ſche und genealogiſche Arbeiten. Es iſt darin u. a. die 
Rede von einer in „Wappenform zuſammenklappbaren 
Ahnentafel (P) faſt ſämtlicher europäiſcher Fürſten⸗ 
geſchlechter“. | 

Binfihtlich des Antrages, die günſtigere Finanzlage 
zum Druck eines Nachtrages zum Bibliothekkatalog zu 
benutzen, bemerkte der Herr Schatzmeiſter, daß dieſe 
Ausgabe im Stat nicht vorgeſehen ſei. Jedenfalls 
könne erſt nach den Ferien mit dem Druck begonnen 
werden. 


sect BP ek 


Sum Schluß erwähnte der Herr Kammerher, er 
habe feine Ahnenbezifferungsmethode im Jahre 1898 
in der Dierteljahrsfchrift des Vereins zuerſt entwickelt. 
Fünf Vierteljahre ſpäter habe Herr Dr. Manfred Meyer 
in München die Methode noch einmal erfunden und in 
einem Aufſatze der „Allgemeinen Seitung“ beſprochen. 
Da von dem Nacherfinder wiederholt fein geiſtiges 
Eigentumsrecht betont worden ſei, habe der Redner 
ſich genötigt geſehen, ſich in einer Suſchrift an den 
genannten Herrn ſein Prioritätsrecht zu wahren. 
Daraufhin habe Herr Dr. Manfred Meyer in den 
„Heraldiſch⸗ Genealogiſchen Blättern“ Nr. 12 eine Ere 
klärung abgegeben, die ihm inhaltlich vollkommen ge⸗ 
nüge, aber auf dem fogenannten „Schmutztitel“, der 
beim Binden abgeriſſen wird, ſei alſo wiſſenſchaftlich 
gar nicht vorhanden. In der geſamten periodiſchen 
Cite ratur gelte der Grundſatz, daß man Berichtigungen 
in der Seitſchrift ſelbſt zu veröffentlichen habe, nicht auf 
dem Schmutztitel. 

Herr Amtsgerichtsrat Dr. Béringuier kam noch 
einmal auf die erſte Feier des heiligen Abendmahls des 
Kurfürſten Joachim II. zurück. Berlin und Spandau 
ſtreiten ſich darum, der Schauplatz dieſer Handlung zu 
ſein; beweiſen laſſe ſich heute weder das eine noch 
das andere. Die gleichzeitige Notiz eines Herrn 
v. Schwanebeck, daß er, dem Beiſpiele des Kurfürften 
folgend, in Spandau zum heiligen Abendmahl gegangen 
fei, bezieht ſich ſelbſtverſtändlich nur auf den Akt, nicht 
aber auf den Schauplatz desſelben. Herr Kammerherr 
Dr. v. Kekule bezeichnet es als wahrſcheinlich, daß in 
auswärtigen Archiven aufklärende Akten z. B. Geſandt⸗ 
ſchaftsberichte zu finden ſeien. Der Herr Vorſitzende, 
welcher die Rofakten jener Seit genau kennt, ſprach 
ſich dahin aus, daß der Übertritt des Kurfürſten wenn 
auch nicht heimlich, fo doch unauffällig und ohne bes 
ſonderem Pomp ſich vollzogen habe, und daß aus dieſem 
Grunde die Akten gänzlich über den Vorgang ſchweigen. 

Herr Major v. Trotha legte vor: I. Kopie eines 
Stammbuchblattes, Wappen mit der Unterſchrift Wolf 
Friedrich v. Trotha auf Kroſigk * 21. 12. 1671, + 26. 8. 
1722 zu Kroſigk. 2. Abbildung eines intereſſanten Denk⸗ 
mals in der Stadtkirche zu Wettin a. d. Saale. Es ſtellt 
höchſtwahrſcheinlich dar, Friedrich von Trotha der 1504 
(nach dem Tode ſeines Vaters Friedrich, Ritters und 
Obermarſchalls) zuerſt erwähnt wird und 1543 oder 
kurz vorher geſtorben iſt. Das Bild iſt ein knieender 
Ritter, zu deſſen Füßen das alte Trothaſche Wappen. 

Herr v. Gellhorn legte Photographien von vier 
Grabſteinen aus der Kirche von Kunzendorf, Kreis 
Schweidnitz, vor, und zwar a) des Hans v. Gelhorn 
auf Prſchiderwitz, T 3. Auguſt 1613, b) deſſen erſte 
Gemahlin Urſula geb. Sedlitzen von Briſtru, + 1565, 
c) deſſen zweite Gemahlin Barbara, geb. Ctzeſchken 
v. der Rottirche 7 1594 und d) feiner ſechs Söhne, von 
denen der letzte aus der dritten Ehe des Hans v. ©. 
und einer geb. Peterswald a. d. H. Peterswalde ſtammt, 
ſowie einen Ring mit dem Gellhorn - Wappen, den 
Blichſtaben N. G. und der Sahl 1536 (?) und Abbildungen 


eines mit dem Wappen v. Kappen (?) und v. Gellhorn 
geichmüdten Glaspokals. 

Herr Profeſſor Ad. M. Hildebrandt legte vor: 
I. den foeben erſchienenen 14. Band des Genealogiſchen 
Handbuchs Bürgerlicher Familien, welches wiederum die 
Genealogie einer Anzahl angeſehener Geſchlechter 
bringt und ſich durch ſeine Erſcheinung an die Spitze 
aller derartigen Werke ſtellt. 2. Die auf ein Viertel 
verkleinerte Nachbildung einer kupfernen Wanne im 
Beſitze der Familie Wolff, in welcher die Neugeborenen 
der Familie ihr erſtes Bad erhalten. Gleich nach dem 
Baden wird der Name und Geburtstag in die Wanne 
eingraviert, und die Eltern behalten dieſe, bis ſie von 
anderen Familienmitgliedern gebraucht wird. Wir 
leſen auf der Wanne u. a. den Namen des Dichters 
Julius Wolff. 

Herr Major v. Obernitz bemerkte dazu, daß in 
vielen Familien Taufbecken und Taufhemdchen exiſtieren, 
welche jedesmal bei der Taufe eines Neugeborenen 
benutzt werden. 3. Den Stammbaum des märkiſchen 
uradeligen Geſchlechts v. Pfuel, nach dem von dem 
verſtorbenen Ritterſchafts⸗Direktor v. Pfuel und Herrn 
Geh. Archivrat v. Mülverſtedt geſammelten Material 
von dem Vorlegenden gezeichnet und von C. A. Starke 
in Görlitz in Lichtdruck veröffentlicht. 

Regierungsrat Dr. Koerner übergab wertvolle 
Angaben für das Wappenbilderlexikon, die er in den 
Akten der Gffizierwitwenkaſſe geſammelt hat; weiter 
zeigte er meiſterhaft in Griginalgröße ausgeführte 
Photographien von Urkunden ſeiner Familie, die bis 
in den Anfang des 17. Jahrhunderts zurüdreichen, und 
einen Wappenbrief des kaiſerlichen Hofpfalzgrafen Dr. 
Georg Heher d. d. Gaildorf in der Herrſchaft Limpurg, 
30. September 1611 für Chriſtoph Stein, des Wol⸗ 
geborenen Albrecht Herrn zu Limpurg, d. h. R. Reichs 
Erbſchenken und Semperfreien Forſtmeiſter zu Gaildorf. 
Der Schild zeigt in Gold auf weißem Dreifelſen einen 
ſchwarzen Steinbock mit gelbem Halsband. Derfelbe Herr 
ſprach feine Mißbilligung aus, daß in den genealogiſch⸗ 
wiſſenſchaftlichen Arbeiten, welche von Arzten zur Be⸗ 
leuchtung der Vererbungsfrage veröffentlicht werden, 
die wirklichen Familiennamen unterdrückt werden. 

Herr v. Trebra erwähnte, daß dem Berliner Vor- 
orte Sehlendorf das von ihm erwählte Ortswappen 
von der Regierung verweigert worden fet. Die Ge- 
meindevertretung habe beſchloſſen, trotzdem das Wappen 
in Gebrauch zu nehmen. Seyler. 


Was foll der Beraldiker von hiſtoriſcher 
Waffenkunde wiſſen! 


Pre oft habe ich die Erfahrung gemacht, daß 
ſonſt gut gezeichnete moderne Wappendarſtellungen doch 
nicht recht befriedigten, ohne daß ſich der Befchauer 
zunächſt darüber klar werden konnte, aus welchem 
Grunde d 


2 


In vielen Fällen iſt es die ungenügende Kenntnis 
des Künſtlers in der hiſtoriſchen Waffenkunde, die die 
Geſamtwirkung ſeiner Darſtellung beeinträchtigt, den 
Eindruck der „Unechtheit“ hervorruft. 

Ich will deshalb nachſtehend, von verſchiedenen 
Seiten dazu angeregt, einige kurze Winke 
geben, um die Hauptpunkte zu charakte⸗ 
riſieren. 

Natürlich wähle ich hierzu nur die aller⸗ 
typiſchſten Formen, unter Binweglafjung 
aller Abſonderlichkeiten der Mode und aller 
Übergänge in der Waffentracht. 

Die vorgotiſche Periode (bis ca. 1500) 
kommt für meinen Sweck nicht in Betracht, 
da Wappen in dieſem frühen Stil, 3. T. ine 
folge ſeiner Unbeholfenheit, wohl ſelten auf⸗ 
geriſſen werden. . 

Für maßgebend in der Entwicklung der 
heraldiſchen Figuren halte ich die Gotik, ein: 
mal weil in ihrer Seit die „Stiliſierung“ über⸗ 
haupt entſtanden iſt, andererſeits die gotiſchen 
Formen auf unſerem Gebiet auch für die Seit 
der Renaiſſance immer noch maßgebend find. 
Sie zeigen hier eine Anpaſſung an die fort⸗ 
geſchrittene Darſtellungskunſt und den Seit⸗ 
geſchmack in ihren Einzelheiten, nicht aber in den all⸗ 
gemeinen Formen. Bedeutende heraldiſche Meiſter in 
der Renaiſſancezeit z. B. Joſt Amman, ſtellen die Waffen: 
tracht in Beziehung auf Wappen 
archaiſtiſch dar und nennen dies 
dann „alt⸗fränkiſch“. 

Ich beginne mit der Frühgotik, 
die in Deutſchland bis etwa 1400 
herrſchte, während ihre Formen, 
wenigſtens in der Wappendar⸗ 
ſtellung in Frankreich noch bis etwa 
1440, in England noch länger bei⸗ 
behalten worden ſind. 

Als typiſch und für den moder: 
nen Wappenmaler für die Früh⸗ 
gotik immer unbedingt richtig — 
falls er nicht etwa eine ganz be⸗ 
ſtimmte andere Seit dieſer Periode 
darſtellen ſoll — erachte ich die Waf⸗ 
fentracht von etwa 1350. (Fig. |.) 

Der frühgotifche Ritter trägt 
liber dem nicht ſichtbaren Rod 
von Leder oder Panzergeflecht, 
£endner genannt, der auf der 
Bruſt mit einer ovalen Eiſenplatte verſtärkt iſt, an der 
ſich öfters 2 Ringe befinden, an denen links das 
Schwert, rechts der Dolch an einer Kette hängen, den 
blaſonierten Wappenrock, ſelten mit kurzen Armeln, der 
bis an das Knie reicht. (Am Ende der Periode wird 
er dagegen auffallend kurz und eng anliegend.) Er 
zeigt das Wappen gerade wie im Schild, nur nicht 
auf deſſen Formen Kückſicht nehmend, und ihn möglichft 
aus füllend. 


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Den Kopf und die Schultern deckt eine Kapuze 
von Panzergeflecht, nicht um den Hals anliegend, 
ſondern gerade herunterfallend, darüber figt die 
Beckenhaube, mitunter oben gerundet, meiſtens aber 
ſpitz zulaufend. Sie iſt an der Kapuze vermittelſt 
Ringen befeſtigt, durch die ein dünner Ceder⸗ 
riemen gezogen iſt. Vielfach findet ſich am 
Kinnſtück der Kapuze ein Panzerſtreifen, 
der über die Naſe heraufgeſchlagen werden 
kann, zu welchem Sweck ſich an der Stirn⸗ 
ſeite der Beckenhaube ein drehbarer Zapfen 
zum Feſthalten derſelben befindet. 

Darüber ſetzt er, im allgemeinen aber 
nur zu Pferd, den Topfhelm, der im 
Gegenſatz zu dem früheren Kübelhelm auf 
Schultern und Bruſt aufſitzt, weshalb ſein 
Geſichtsteil nicht eingezogen erſcheint, ſondern 
gerade heruntergeht. Auf dem Copfhelm iſt 
die plaſtiſche Helmzier und die Helmdecke 
befeftigt, welch letztere ganz kurz und mit⸗ 
unter am Rand ſchwach „gezaddelt“ iſt. In 
Frankreich und England zeigt fie öfters eben⸗ 
falls das Wappenbild des Schildes. Kange, 
wallende und zerſchnittene Helmdecken paſſen 
nicht zum Charakter der Frühgotik. 

Arme und Beine, ſowie die Füße, ſind durch 
Panzergeflecht, mitunter mit Lederſtreifen und eiſernen 
Buckeln beſetzt, gejchüßt, die Ellbogen und Knie decken 
eiſerne Scheiben, an den Knien 
iſt deren ledernes, unten ge- 
zaddeltes Futter ſichtbar. id 

Die Bandfchuhe find mit 
furzen, runden, eifernen Stulpen 
verjehen, die Hand deckt ein 
einziges Stück, die Finger ſtecken 
in Panzerzeug, ſelten in eiſernen 
Fingergeſchieben. 

Die Sporen ſind kurz, die 
großen Räder mit kurzen Spitzen. 
Sie ſind deutlich ſichtbar über 
den Schuh geſchnallt. Ä 

Das Schwert ift kurz und 
breit, der Dolch in der Form 
einfach, beide hängen ſenkrecht 
an dem breiten, links tiefer 
herabhängenden Gürtel, der vorn 
mit einer großen Schnalle ge⸗ 
ſchloſſen iſt. | 

Dazu gehört der Dreieck⸗ 
ſchild, an einem Riemen um den Hals gehängt und 
auf der linken Schulter getragen. | 

Soll der Ritter zu Fuß dargeftellt werden, fo kann 
man ihm den Schild auch in die Hand geben, doch fo, 
daß ſein oberer Rand wagerecht läuft. Der Topfhelm 
kann auf eine der Schultern ſchräg aufgeſetzt werden, 
oder hält er ihn in der Hand. 2 

Erſcheint der Ritter zu Pferd (Fig. 2), fo trägt dieſes 
die heraldifche Pferdedecke, ,Covertiire”. Ich rate jedem 


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2 


heraldifchen Maler, das Wappenbild in diefer fo 
groß als möglich zu machen, damit es fie moͤglichſt 
aus füllt, man kann den vorderen Teil, Hals und 
Bruſt als ein Feld und den hinteren Teil als das 
andere behandeln. Bei manchen Wappen halte ich 
es aber für beſſer, den Hals und die Bruſt je 
als ein geſondertes Feld aufzufaſſen, damit das 
vordere Bild nicht zu ſehr in die Lange gezogen wird. 
Auch laſſen ſich auf einer beliebig gefärbten Decke 
3 Schildchen auf Hals, Bruſt und Hinterteil mit dem 
Wappen anbringen. 

Der Sattel iſt vorn niedrig und hinten hoch, die 
Zügel find entweder eine Kette oder 
ein mit Stoff bezogener Lederriemen, 
meiſtens nur Kandarenzügel. Der Saum, 
öfters auch die Sattelbögen, find eben: 
falls mit dem Schildbild geziert. 

Die Kandare iſt kurz und gerade, 
auf der Stirn befindet ſich manchmal 
eine runde eiſerne Scheibe, aber ohne die 
ſpäter übliche lange Spitze in der Mitte. 

Charakteriſtiſch für die Darftellungs- 
weiſe des frühgotifchen Ritters zu Pferde 
iſt feine Haltung, der Körper aufrecht, 
die Beine kurz, nicht über den Bauch 
des Pferdes herabhängend. 

Gänzlich gegen den Charakter der 
Seit ſind wallende Federbüſche von 
Straußenfedern. 

Die frühgotiſche Canze iſt ziemlich 
kurz, mit breiter, beinahe quadratiſcher 
Spitze, ohne Handgriff und niemals 
kannelliert. 

Uber die Fahnen dieſer und der 
nächſten Periode gedenke ich ein anderes 
Mal eingehender zu ſprechen. 

Für die Periode der Spätgotik wähle 
ich als beſonders charakteriſtiſch die Zeit 
von etwa 1470. 

Dies ift die Zeit der vollftandigen 
Plattenrüftung, die entweder deutfche 
oder italieniſche Form haben kann. 

Die deutſche Rüſtung zeichnet ſich durch ihre durch⸗ 
brochenen Ränder und die feinen Querkehlungen vor 
der italieniſchen aus, die glatt iſt. 

Ich perſönlich halte für heraldiſche Malereien die 
italieniſche wegen ihrer Einfachheit für geeigneter, da 
namentlich die Kehlungen in ſehr kleinen Darſtellungen 
leicht einen kindiſchen Eindruck machen. Beide Arten 
von Rüſtungen wurden von allen abendländiſchen 
Nationen getragen. 

Den Kopf des Ritters (Fig. 5) bedeckt die Schallern, 
Salade, manchmal auch der Eiſenhut, letzterer hoch mit 
breiter Krämpe; an der Seite der Schallern befindet 
ſich mitunter eine ſenkrechte Hülſe, in der ein Reiher- 
buſch, Pfauenſtoß oder einzelne Straußfedern ſtecken, 
auch hier niemals ein großer wallender Buſch. 

Das Kinn ſchützt der Bart, mit der Bruſt durch 


535 — 


einen Federzapfen, der durch einen Kloben greift, oder 
durch einen breiten Riemen verbunden. 

Der Bruſtharniſch iſt kurz, mit ſchlanker Taille und 
in feiner Schweifung gewölbt. Er beſteht immer aus 
2 Teilen, entweder aneinander geſchiftet oder ge— 
ſchnallt. Der untere Teil (mitunter auch mehrere) 
greift über den oberen, beim Rückenſtück, das immer 
aus mehr Teilen beſteht, iſt es umgekehrt. 

An der rechten Seite des oberen Teils des Bruſt— 
ſtücks befindet ſich der Rüſthacken, ziemlich dünn und 
nach aufwärts gebogen, in einem Scharnier laufend 
und zum Auf- und Abſchlagen eingerichtet. 

Den Unterleib decken die Bauch— 
reifen, 3 oder 4, öfters hängen daran die 
dachziegelförmigen, mitunter gefältelten 
Beintafchen, bei italieniſchen Rüſtungen 
auch manchmal an der Seite und hinten. 

Die Schulterdecken ſind entweder ſehr 
groß, namentlich hinten, die rechte wegen 
des Riifthadens weit ausgeſchnitten, öfters 
mit Stoßkragen verſehen, die aber nicht 
dicht am Hals, ſondern auf der Höhe der 
Schultern ſitzen, oder ſie ſind klein in Form 
eines Geſchiebes, das nach dem Hals nach 
oben, am Oberarm nach unten geſchoben 
iſt, bis an den Ellbogen reichend. Die 
fo entſtehenden Öffnungen an der Achfel- 
höhle ſind durch Schwebſcheiben gedeckt. 

Iſt die Achſel groß, ſo reicht ſie 
bloß bis in die Mitte des Oberarms, 
wo ſie dann über eine kurze Armſchiene 
geſchnallt iſt. Niemals läuft ſie in dieſer 
Zeit, wie ſpäter üblich, in einer Füh— 
rungsſchiene. 

Die Ellbogen ſind durch hinten ſpitze 
Kacheln geſchützt, die entweder mit leder: 
nen Schnüren aufgebunden oder an das 
Ober- und Unterarmzeug mit Geſchieben 
verbunden ſind. 

Die Handſchuhe haben lange ſpitze 
Stulpen, entweder „Tatzen“ oder ge— 
gliederte, niemals „geſchuppte“ Finger. 

Die Oberſchenkel deckt der „Diechling“, der hoch 
hinauf reicht und hier nach oben geſchoben iſt, unter 
der Schiebung läuft quer eine kantige Wulſt. 

An der Seite iſt mit kurzen Riemen oder Char: 
nieren noch eine ſchmale Schiene beſeſtigt, die das Bein 
nach hinten deckt. 

Die Kniekacheln haben an der Seite große Flüge. 

Die Beinröhre iſt ſchlank und hinten nach der 
Wade ſtark herausgetrieben, an den Knöcheln mit 
leichten halbkugeligen Auftreibungen verſehen. Auf der 
inneren Seite werden die Beinröhren durch Federzapfen 
oder Riemen geſchloſſen. 

Die Schuhe, geſchoben, ſind nie feſt mit der Bein— 
röhre verbunden, wie ſpäter, mit einer langen, zu Fuß 
abzuſteckenden Spitze verſehen, die offenbar dazu dienen 
ſollte, daß der Reiter nicht ſo leicht die Bügel verliert. 


— SC 


— 54 — 


Öfters werden aber auch rote oder ſchwarze 
Cederſchuhe getragen. Niemals find die Ränder diefer 
Küſtungen „geſchnürt“. 

Uber den Bruſtharniſch trägt der Ritter in den 
weſtlichen Ländern noch den Wappenrock, der hemdartig, 
mit großen Schulterdecken ſein kann, oder aber eng an⸗ 
liegend, in die Taille geſchnitten und unr unterhalb 
derſelben in 5 Falten „gefältelt“. Dies iſt die burgun⸗ 
diſche Mode. In jedem Fall muß ſich das Schildbild 
vorn, hinten und auf beiden Schultern wiederholen. 

Die Sporen ſind lang, häufig mit gewundenen 
Hals, die Räder mit langen, ſtern förmigen Spitzen. 

Das Schwert iſt lang und dünn, mit langem Griff 
und wird hoch an der Hüfte an einem dünnen Riemen 
getragen, nur in England 
kommt der Rittergürtel auch 
noch in dieſer Periode vor. 
Er wird dann ganz unten 
an den Bauchreifen, wag⸗ 
recht ringsherumlaufend ge⸗ 
tragen, links hängt dann 
auch noch der Dolch, der 
in dieſer Seit in Deutſch⸗ 
land mehr bei der Haus⸗ 
tracht erſcheint. 

Der Schild iſt der be⸗ 
kannte fpätgotifhe Runde 
ſchild, oft auch die viereckige 
Tartſche mit Canzenaus⸗ 
ſchnitt. In England und 
Frankreich kommen in dieſer 
Periode auch noch Dreieck⸗ 
ſchilde vor, in England 
neben der Tartſche aus⸗ 


Pferdeharniſch muß natürlich mit dem des Reiters 
in der Arbeit übereinſtimmen. 

Der Sattel iſt vorn hoch, hinten niedrig, der Sitz 
öfters nach hinten ausgeladen, die Kandare iſt ſehr 
groß und zweimal gebogen, der Kandarenzügel mit 
Eifen belegt, die Trenſe kann ein Riemen oder eine 
Kette fein, aber auch ganz fehlen. 

Der Reiter wird hier etwas nach vorn gebeugt, 
mit lang über den Bauch des Pferdes herabhdngenden 
Beinen dargeſtellt. N 

Früh⸗ oder ſpätgotiſche Ritter zu Fuß ſtellt man 
gern auf einen liegenden CTöwen, ſolche zu Pferd auf 
einen geblümten Boden. 

Die Canze iſt in dieſer Seit ſehr lang, mit Hand⸗ 
griff und etwa von / der 
Lange an mit Kannellierun⸗ 
gen verſehen, die Spitze iſt 
lang und dünn, haufig mit 
einem zweimal herumge⸗ 
legten Fuchsſchweif verziert; 
niemals zeigt die Lange eine 
heraldiſche Farbe, oder iſt 
ſie gar in mehreren Farben 
geringelt, doch kann man 
ſie auf ſtiliſierten Bildern 
gelb tingieren. 

Um auch noch über 
die am häufigſten vorkom⸗ 
mende Stangenwaffe, die 
Helmborte, einige Worte zu 
ſagen, ſo bemerke ich, daß 
dieſe in der ganzen goti⸗ 
ſchen Periode kurz iſt, mit 


ſchließlich, engliſche Rund⸗ Yo NON rg 95 
ſchilde aus dieſer Seit ſind WII MM Spätgotik längerer Klinge. 


mir nicht befannt. 

Will man den Ritter 
diefer Seit in Verbindung 
mit einem Wappen zu Fuß darſtellen, ſo kann man 
dieſes vollſtändig aufrecht (Helm und Schild) an ſeine 
Seite ſtellen, wenn man nicht vorzieht, ihm den Schild 
umzuhängen, den Helm, Stechhelm oder Spangenhelm, 
aber geſondert irgendwo anzubringen. 

Da die Salade im allgemeinen keine Helmzier trägt, 
der Stahl- oder Spangenhelm fic) aber, einer Figur zu 
Fuß aufgeſetzt, nicht gut ausnimmt, ſo wird ſich immer 
dieſe Darſtellungsweiſe empfehlen. 

Su Pferde dagegen machen ſich die beiden letzteren 
Helme, mit langfliegender, zerſchnittener, bandartiger 
oder ſonſt ſtiliſierter Helmdecke, ſehr fchön. (fig. 4.) 
| Für heraldiſche Darſtellungen halte ich den zu 
dieſen Rüſtungen gehörigen „ſchweren Roßharniſch“ 
mit Rofftirn, Halsdecke (Kanz), Fürbug und Gelieger 
nicht für beſonders geeignet. Ich ziehe auch hier die 
Kovertüre vor, vielleicht in Verbindung mit der Roß⸗ 
ſtirn und dem Fürbug, welch letzterer an der Seite 
eine halbkugelföͤrmige Auftreibung haben muß. Der 


‘ af 


Wo, Nd , N 


Das Beil iſt an der Schneide 
meiſt gerade, ſchräg von 
unten immer nach oben 
außen verlaufend, mit einem Kreuz Kleeblatt oder 
Dreipaß durchbrochen. 

Mitunter iſt das Beil nach außen gebogen, nie 
mals nach innen, dieſe Form gehört der Renaiſſance an. 

Mit genauer Beachtung der der gleichen Seit an- 
gehörigen Waffenftiide wird man ftets Wappen auf⸗ 
reißen können, die einen einheitlichen Eindruck machen, 
denn gepanzerte Arme, Beine, Helme und dergl. 
müſſen eben unbedingt den Charakter ihrer Seit 
tragen und dürfen nicht aus verſchiedenen Jahr- 
hunderten zuſammengeſtoppelt ſein. 

Ich habe leider häufig gefunden, daß die heral- 
diſchen Künſtler der hiſtoriſchen Waffenkunde viel zu 
wenig Aufmerkſamkeit ſchenken, für ſie, wie für die 
meiſten Leute iſt eben Rüſtung Riiftung, ohne daß man 
bedenkt. welche Wandlungen die Waffentracht im Laufe 
der Jahrhunderte durchgemacht hat, ſonſt würde man 
nicht fo oft Ritter in Maximiliansharniſchen der Re⸗ 
naiffance oder gar Küraffiere des 50 jährigen Krieges 


aS SER. zu 

mit frühgotiſchen Dreieckſchilden, ſpätgotiſche, gepanzerte] Ahnenwappen wegen, zur Abbildung und Beſprechung. 

Arme als Helmzier auf Kübelhelme und ähnliche, den vielleicht gelingt es dieſer Anregung weiterer Kreife- 

Eindruck verderbende Anachronismen ſehen müſſen. von Fachgenoſſen durch die auf dem Steine abge⸗ 

über die Curnierrüſtungen, Fahnen und die bildeten Wappen die Art der Ahnendarſtellung zu er⸗ 
1 


bürgerliche Tracht in Beziehung zur Heraldik werde mitteln. . 
ich vielleicht ſpäter einmal Gelegenheit haben, mich Es iſt der Grabſtein der Markgräfin Anna von 
eingehend zu äußern. G. Adolf Cloß. Baden, F am 6. Juni 1574 als dritte und kinderloſe 
| Gemahlin des Markgrafen Ernft von Baden und Hoch⸗ 
berg. Sie war eine geborene von Hohenheim, genannt 
Bombaſt, und nach Hofrat Th. Schön in Stuttgart die 
Tochter Sebaſtians und der Anna Marie geb. Schilling 
von Canſtatt. ö 

Ihre acht Ahnen ſind, ſoweit bekannt, die fol⸗ 
genden: 


Der Grabſtein der Markgräfin 
Anna von Baden (F 1574). 


Wir bringen hier einen Grabſtein aus der Stadte 
kirche zu Sulzburg in Baden, ehemaliger markgräflicher 
Reſidenz, feiner in ungewöhnlicher Weiſe gewählten 


Hans v. Margarete, 2222 2:2 .... Heinrich VII. Anna von | 
Hohenheim Tochter von Schilling Werdenau v. v. 

genannt Trentweins Speth von a Venningen Gültlingen 

Bombaſt von Canſtatt 

T vor 1443 Dayhingen + 1520. 

1415, (445 

eS —Lͤ—UU— T—¼— 

Wilhelm von Hohenheim Anna Heinrich VIII. 1. Dorothea 

genannt Bombaſt von Speth Schilling von Canſtatt von Denningen 
1455, 1470. T 1533 
322 8 
Sebaſtian von Hohenheim N Anna Marie Schilling von Canſtatt 
genannt Bombaſt. 1526. f verm. 1493. T 6. Februar 1546 


| Anna von Hohenheim genannt Bombaft, f 6. Juni 1574, verm. mit Ernſt Markgrafen von Baden. 


Der Grabftein (Abbild. S. 56) zeigt in feiner oberen Auch auf der mütterlichen Seite fehlen die Wappen 
Rundung das Wappen des Gemahls der Derftorbenen, | Werdenau, Venningen und Gültlingen und find durch 
des Markgrafen Ernſt, und darunter die 2 Wappen andere erſetzt. Einen Anhalt gibt uns die Stammtafel 
ihrer Eltern Hohenheim und Schilling von Canſtatt. der von Dachenhauſen. Anna von Dachenhauſen, 
Die auf beiden Seiten der Porträtfigur folgenden | Tochter Albrechts III. und der Husli geb. von Wippen: 
Ahnenſchilde find jedoch nicht ihre 8 Ahnenſchilde, wie burg, heiratete Heinrich VI. Schilling von Canſtatt, 
man auf den erſten Blick vermuten ſollte. Welche | Herrn zu Böhringen und Vogt zu Blaubeuren. Aus 
ihrer Ahnen ſtellen fie dann aber vor, und welche | diefer Ehe ſtammt der in der oberſten Reihe genannte 
Reihenfolge iſt die hier angewandte ? Heinrich VII. Sch. v. C. Wenn wir auf der linken 

Da uns keine Stammtafel der Hohenheim genannt | Seite nun zählen: 3, I, 2, 4 und an Stelle I Heinrich 
Bombaſt zur Verfügung fteht, auch nicht bekannt iſt, den VII. Schilling v. C., an Stelle 2 feine Gattin Anna 
und auch die Spethſchen Stammtafeln und die Schilling | von Dachenhauſen, an Stelle 3 die Mutter Heinrichs, 
von Canſtattſche Familienchronik hier verſagen, fo wollen | und an Stelle 4 die Mutter Annas, Husli von Nippen⸗ 
wir verſuchen, die Frage nach den Wappen zu löfen. | burg ſetzen, dann würden die Schilde J, 2 und 4 

Auf der heraldiſch rechten Seite fehen wir die | ftimmen und Heinrichs Mutter (3) wäre dann eine von 
Schilde: 1. Angeloch (P); 2. von Hohenheim oder von | Bauftetten gewefen. 

Werdenau; 3. ein Cöwe (kann alles mögliche fein); 4. eine Wir hätten dann auf dieſer Seite die 4 Ahnen⸗ 
Hand mit Armſtumpf (Handſchuchsheim, Anckenreute ?) fchilde des mütterlichen Urgroßvaters der Anna, des 

Auf der linken folgen die Schilde: I. Bauſtetten; Heinrich VII. Schilling von Canſtatt vor uns. Demnach 
2. Schilling von Canſtatt; 5. Dachenhauſen; 4. Nippen | fonnten wir ſchließen: Auf der väterlichen Seite müſſen 
burg oder Nothaft von Wernburg. gleicherweiſe die 4 Ahnenſchilde des väterlichen Urgroß⸗ 

Wir fehen nun, daß auf der rechten Seite das vaters Annas, des Hans von Hohenheim genannt 
väterliche Wappen Hokeim an zweiter Stelle, und auf | Bombaft ftehen. Hanſens Mutter käme demnach das 
der linken ebenſo das mütterliche Wappen Schilling an] Löwenwappen zu, ſeiner väterlichen Großmutter das 
zweiter Stelle ſteht. Jedoch ſuchen wir in der oben | Wappen Angeloch und feiner mütterlichen Großmutter 
gegebenen achtfeldigen Ahnentafel vergebens nach das Wappen Handſchuchsheim reſpektive Anckenreute. 
Alliancen der Hohenheim mit den Geſchlechtern Ange⸗ Warum aber — wenn dieſe Annahme ſtimmt — 
loch, Bandichuchsheim oder Anckenreute und einer Familie, gab man der Anna von Hohenheim nicht ihre richtigen 
die einen Löwen im Schilde führt. Die Trentwein von [8 Ahnenſchilde mit auf den Stein, und gerade die je 
Dayhingen führten einen Fiſch uſw. im Wappen. | 4 Ahnen ihrer 2 Urgroßväterd Wahrſcheinlich deshalb, 


— 5 — 


weil die Trentwein von Vayhingen kein adeliges, fondern Wierland. St. Catharinen 1711. Halljall 1690. St. 
ein bürgerliches Geſchlecht Dayhingens war, und Anna Jakoby 1697. Hlein⸗Marien 1690. St. Simonis 1722. 
deshalb im Sinne der Ahnenproben keine adeligen | Wefenberg ca. 1772. 


8 Ahnen beſaß. 

Oder, ſtimmt unſere 
Annahme der urgroß⸗ 
väterlichen Ahnen nicht, 
gab man ihr vielleicht 
aus ihren 16 oder 32 
Ahnen eine beliebige 
Auswahl ſolcher Wappen 
ſchilde, die den älteren 
und angeſeheneren Fami⸗ 
lien angehörten, mit auf 
den Stein? Kann einer 
der günſtigen Leſer durch 
ſeine Sammlungen zu 
einer Klärung dieſer 
Frage beitragen d Das 
Großherzogliche General⸗ 
landesarchiv in Karls» 
ruhe beſitzt kein Material 
uͤber die Ahnen der 
Anna und der Familie 
von Hohenheim genannt 
Bombaſt, da dieſes Ge⸗ 
ſchlecht ein ſpeziell würt- 
tembergiſches war. Wo 
findet ſich gedrucktes Ma⸗ 
terial über dasſelbe d 

Alex. Schr. 
von Dachenhauſen. 


Kirchenbücher 
Eſtlands. 
(Geb. Hop. Derftorb.) 


Oſt⸗Harrien. KHoſch 
1694. St. Johannis 1689. 
St. Jürgens 1658. Jege⸗ 
jecht 1725. Jörden 1729 
Kufal 1770. 

Weſt⸗Harrien. Bale 
tiſchport 1786. St. Matthias 
1785. Kreuz 1746 Haggers 
1711. Tih: reichen zum 
Teil in das 17. Jahrh. 
1685— {715 im Jahre 1869 
u. 70 abhanden gegangen, 
von 1716 an vorhanden. 
Kegel 1615—34. 1710. 
Kappel 1773. 

Allentacken. Jawe 
1212. Iſaak 1738. Tuggen 
hufen 1786. Maholm 1694 
Waiwara 1753. 


Grabftein der Markgräfin Anna von Baden. F 1754. 


Jarwen. St. Johannis 
1706. St. Mat hai 1236. 
Weißenſtein 1724. St. 
Annen 1739. St. Marien 
Magdalenen 1726. Turgel 
1712. St Petri 1224. Ampal 
17 25. 

Candwiek. Solden⸗ 
beck 1691. Merjama 1215. 
Fickel 1796. Laal⸗Kirrefer 
1796. St. Michaelis⸗Soon⸗ 
tack 1679. 

Strandwiek. Hanehl 
1690. Werpel 1805 (be: 
dient vom Hanehlſchen 
Paſtor). St. Martens. 1893 
wurde auf Befehl Hönig 


Johann III. das erſte Kir- 


chenbuch angefertigt. Die 
Kirchenbücher fangen von 
1821 an, weil die älteren 
verbrannt find. — Karufen 
1685. Hapſal 1657. Don 
1593 finden ſich kirchliche 
Verordnungen uſw. Rithel 
1683. Dom Ende des 16. 
Jahrhunderts finden ſich 
Verordnungen uſw. Nuckd 
1659. — (Heinis auf der 
Inſel Dagd 1709. Diſtta⸗ 
tionsprotokoll 1596. Püh⸗ 
halep auf der Inſel Dagd 
171m. Roicks 1228. Emmaſt 
auf Dagd (abgeteilt von 
Heinis) 1867. N 
Stadt Reval in Har⸗ 
rien. St. Olai (dentfd. 
Gem.). Beerdigte 1603. Geb. 
und Kopulierte 1652. — St. 
Nicolai (deutſche Gem.). 
Totenbuch der Kirchen St. 
Nicolai 1629 bis 1781 (altes 
Leichenſteinbuch, worinnen 
auch Leichen vom 16. Jahrh. 
erwahnt werden). Geb., 
Kop. und Beerdigte 1652. — 
Dom (deuiſch). Hopulierte 
1679. Geb. 1666. Derftorbene 
1691. — St. Michaelis 
ee Finnen und 
eutfche) 1697. — Frühere 
Karlstırde (Eſten, Finnen). 
Beichtbuch der alten Karis: 
kirve 1704 —17. — Heilige 
Geiſtkirche (jetzt eſtniſche 


Gemeinde, früher Ratskirche) 


1695 Früher Deutſche, Schwe · 
den, Finnen, Eften uſw. — 
Neue Karlsgemeinde 1870 
(Eſten). — St. Johannis - 
gemeinde 1867 (Eſten). 
In der St. Nicolai⸗ 
gemeinde in Reval befindet 
ſich auch ein altes, ſehr 
intereſſantes Rechnungsbuch 
vom Jahre 1465 ff. 
Mitgeteilt von Herrn 
G. v. Törne. 


— 582 


Grabinſchriften der lutheriſchen Kirche 
| in Winteln. 


Gefammelt von Werner Conftantin von Arnswaldt. 


(Schluß.) 


5. Ein gut erhaltenes Epitaph mit langem lateini⸗ 
ſchen Text für 
Mag. Bruno Samſonius aus Riga. 


Derſelbe war der Sohn des verſtorbenen Super⸗ 
intendenten in Livland und Profeſſors Hermanns 
Samſonius und der Helena Hartmanniana, ſtudierte zu 
Leyden, Leipzig, Wittenberg, wo er Magiſter wurde, 
Marburg und ſtarb, als er in Rinteln ſtudierte. 

Seine Eltern werden beide „nobiles“ genannt. 


Er iſt geboren zu Riga 7. Mai 1620 f zu Rinteln 
6. Nov. 1647, ſeine Mutter hat ihm das Epitaph ſetzen 
laſſen. | . 


Wappen: 


Geſpalten: Vorn unkenntlich; hinten in Gold ein 
ſchwarzer Büffelkopf. Helm: linker ſchwarzer Flügel, 
rechts davon ſchwebt ein ſchwarzer Stern. 


6. Ein ganz abgetretener Grabſtein eines 
von Mengerſſen, 


von dem nur die Unterſchriften der Wappen noch zu 
erkennen ſind: | 
von Mengerſen von Langenbach 

von Borne | von Hoenberg 

Die Großeltern väterlicherſeits des Verſtorbenen 
waren: Hermann von Mengerſſen auf Reinkirchen, Horn, 
Hülſede und Helpenſen und Ilſe von Borne a. d. H. 
Borlingshaufen in der Grafſchaft Ravensberg. Das 
Wappen der letzteren iſt nach einer Fiſchbecker Ahnen⸗ 
tafel: In Silber ein ſchwarzer Querbalken, oben von 
vier, unten von fünf ſchwarzen Wecken begleitet. 
Bewulſteter Helm mit einer ſchwarzen und einer ſilbernen 
Pfauenfeder beſteckt. (Vergl. 2. Bornſtede.) 


7. Ein gut erhaltenes Epitaph, deſſen Wappen, 
da es zu hoch aufgehängt, nicht alle genau zu erkennen. 
Vor einem Kruzifix knien ein Ritter mit zwei erwachſenen 
und drei ganz jungen Söhnen, die als Kinder ftarben, 
und ſeine Gemahlin mit vier erwachſenen und vier ganz 
jungen Töchtern. (Oelbild.) 


Friedrich Ulrich von Münchhauſen, Erbherr zu Rinteln 

* (625 7 10. Jan. 1685 X mit 

Anna Dorothea von dem Busſche a. d. H. Ippenburg 

* 1641, lebte im Eheſtande 24 Jahr, zeugte 15 Kinder, 

+ 21. April 1725. | 

Alexander Johann von Münchhauſen, der 5. und letzte von 

den Söhnen, iſt ohne Erben geſtorben d. 50. Sept. 1696. 

Alſo iſt Alles eitel, ein Geſchlecht gehet, ein anderes 
kommet. ö | 


Wappen: 
von Münchhauſen: von dem Busiche: 
Grote C. 19. Sbm. I, 185. 
Ä In Silber drei (2 u. J) rote 
aufrechte Pflugſcharen. 


Helm: zwei geſtürzte ins 

Andreaskreuz gelegte ſil⸗ 

berne Bifthörner mit roten 
Ringen umgeben. 


von Kergenbrod: de Wrede: 
Sbm. I, 170. Grote C. 4. 
von Münchhauſen: von Münchhauſen: 
S. oben. S. oben. 
von Donop: von Donop: 
Sbm. I, 184. S. oben. 
von Reden: von Aſcheberg: 
Grote C. 14. Sbm. II, 118. 
von Langen: von Treße: 
S. oben. (muß Terße heißen.) 


Don Gold und Blau quae 
driert. I u. 4: eine ſchwarze 
Wolfs angel aufrecht. Zu. 5: 
drei ſilberne Rauten ſchräg⸗ 
links. Helm: Offener Flug, 
rechts Blau, links Gold mit 
je drei ſilbernen Rauten 
V,. 


(Sollte Canſtein fein!) 


belegt. 
- Büfchen: Büfchen: 
In Blau eine filberne S. vorne. 


Cilie. Helm: die Lilie vor 
ſchwarzem Hahnenſchweif. 
von Amelunxen: 
Sbm. I, 180. 
(Sollte Cangen fein!) 


Anmerkung: Eine der Töchter des Friedrich 
Ulrich von Münchhauſen, Sophia Gertraud, wurde am 
14. Sept. 1695 von Jobſt Johann von Reden auf 
Hameln und Haſtenbeck und Niclaus Adolf von Haus 
auf Einbeckhauſen, Wunſtorff und Steinlage im Stift 
Fiſchbeck mit folgenden Ahnen aufgeſchworen: 

Eltern: Friedrich Ulrich von Münchhauſen auf 
Rinteln und Schwöbber und Anna Dorothea von dem 
Busſche aus dem Haufe Ippenburg. Großeltern J.: 
Börries von Münchhauſen zu Rinteln und Schwöbber 
und Anna Dorothea von Kerßenbrock a. d. H. Wierborn 
und Barntrup. Großeltern II.: Philipp Sigmund von 
dem Busſche zu Ippenburg und Herlinghauſen und 
Catharina Elifabeth de Wrede a. d. H. Ulenburg. Ur⸗ 
großeltern I. Hilmer von Münchhauſen auf Rinteln 
und Schwöbber und Dorothea von Münchhauſen a. d. H. 
Apelern und. Oldendorf. II. Rabe von Kerßenbrock 
auf Barntrup und Wierborn und Ilſe von Donop 
a. d. FB. Borckſen, Lemgo und Blomberg. III. Albert 
von dem Busſche zu Ippenburg, Hünnefeld und Loke 
und Beidewig von Münchhaufen a. d. H. Apelern und 
Oldendorf. IV. Philipp Eberhard de Wrede, Erbherr 
zu Schellenſtede und Ulenburg und Anna von Donop 
a. d. HB. Borckſen, Lemgo und Blomberg. Ururgroß⸗ 


von Langen: 
S. vorne. 


5 


eltern I: Hilmer von Münchhauſen, Obrifter und Herr 5. Im Jar vnſers Salichmakers Gebort 1556 
zu Rinteln und Schwöbber und Cucia von Reden a. d. JH. Sonavents na Mathias Apli ftarf de Erw. vnd Edle 
Pattenſen. II. Börries von Münchhauſen auf Apelern Jongefrv Maria von Sſerzen Abdiſſa 

und Heilewig Büſchen, Erbin von Oldendorff. III. Franz | der Sele Godt gnedich fi. Amen. 

von Kerßenbrock auf Barntrup und Wierborn und Wappen: 

Anna von und zu Canſtein a. d. F. Warburg. IV. Chri- von Zerfien: de Wendt: 

ſtoph von Donop auf Borckſen, Lemgo und Blomberg Ein Keffelhafen. drei (2 u. I) Eiſenhüte mit 
und Dorothea von Langen a. d. H. Kreyenberg. Halsriemen. 

V. Clamor von dem Busſche zu Ippenburg, Hünnefeld 4. Job. 19. Ick wedt dat min Vorloſer levet. 


und Tohe und Anna von Aſcheberg a. d. F. Bieging. Ano Diti 1580 den II. Octob. ſtarf de Erw. vnd Edle 
VI. = Ururgroßeltern II; VII. Rembert von Wrede auf Catrina võ Rottorp Abdiſſa 
Schellenſtede und Anna von Cerffe a. d. H. Dermunden; | fo dot Stift 25 Jar chriſtlich in goden Frede regeret 
VIII. = Ururgroßeltern IV. vnd wol vorgeſtanden 
| Der Sele Godt gnedich fi. Amen. 
| 


Dor einem Kruzifix kniende Ordensfrau. 


| Wappen: 
Rottorp: Fridag: 
1 zu Stift Fiſchbeck Drei (Ju. 2) aufeedité halbe Drei (I u. 3 Ringe. 
n der Grafſchaft Schaumburg. . Kammräder. 
Gefammelt von Werner Conftantin von Arnswaldt. Spiegelberg: Groͤpeling: 
3 Querbalken mit drei Roſen Ein Keſſel mit einem großen 


belegt. oberen und zwei feitwart- 
ö ſigen kleinen Henkeln und 
drei Füßen. 

Anmerkung: Die Eltern der Catharina von Rots 

torp waren: Johann auf Hüͤlſede, deſſen Mutter eine 

Spiegelberg, und Catharina von Freitag (F 1567), deren 

Mutter eine Gröpeling. 

5. Im Jar na vnſers Salichmakers Gebort Anno 

1587 am Ofteravent den 15. Aprilis ſtarf de Erwerdige 
vnd Godfruechtige Ede Jungfer 


1. Schöner gotiſcher Grabſtein mit der Umſchrift: 
Anno dö MCCCLXXIII octã petri et pauli obiit nobilis 
dm̃a luckardis de halremöt abba in Visbeke 
hic sepulta que hunc conv. XXX annos honorifice 

rexit cui® aia reqescat in perpetua pace amen. 

Swiſchen vier Wappen aufrecht ſtehende Nonne 
mit einem Kreuz auf dem Stirntuch und gefalteten 
Händen. N 


PR le PR Anna von Alten Abdiſſa 
alremot. uerſten: Der Sele Got gnedich fi. Amen. G. v. M. Me fieri fecit. 
Drei (2 u. 1) fünfblättrige Aufrecht ſchreitender links⸗ (unten 1 Den 4. May.) == 
Rofen. gewandter gekrönter Löwe. w . 
Sladem: Adenois: e 
Aufrecht ſchreilender rechts · Aufrechter Sparren. von Alten: von Marenholz: 


Ein Schrägrechtsbalken von Quergeteilt, auf der Mitte 
ſieben ſchräglinksgeſtellten der Teilungslinie eine Rofe. 

Nauten gebildet. | 

Anmerkung: Ihre Eltern waren Thönnies 
(Antonius) von Alten, Droſt zu Polle, und Anna 
(Armgard) von Marenholtz. Der Grabſtein ihres 
Bruders Simon von Alten (F 1562) zu Fritzlar zeigt 
folgende Wappen: Alten, Marenholtz, Mandelsloh, 


gewandter gefrénter Cöwe. 
2. Anno dni 1547 vp den dach S. Mangni Con- 
fessoris starf de erbar vn dogetsä 
Margareta vä oppen 
Christoffer va monechusé eliker husfroue d'y° ga. 
Weibliche Figur knieet vor einem Kruzifix. 


Münchauf Wappen: 8 Alvensleben. „Bülow, Klenke, Decken. 
een Fa ; 6. Ano Dni 1562 8. dic Martii venerabilis Diric® Sel- 
EN VV winder huis coenobii praeses infata concessit cuis afia 
Bar: (d) Canitz: ö reqescat ĩ pace ani. Hic bene rexit Visbecä in pristinũ 
Schräglinfs aufwärts Andreaskreuz von vier locu restituit et pie vixit. 
„ Bär, deſſen Rofen befeitet. (Ohne Wappen.) 
opf mit drei Pfauen- 7. Wilhelm Klot Burger zu Lemgo heft dut 
federn beſteckt iſt. mae R 
Anmerkung: Chriftoph von Münchhauſen Anno 1581, 5 Wechen na Michels 
(y+ 17. Aug. 1550), deſſen Mutter Engel von Freſe Dei Erſam Nolte Hauffmefter. 
geweſen ſein ſoll, war vermählt mit Margaretha Daget geweſt zu der Stadt⸗Hagen, Langen Holdte 


von Oppen (F 6. Sept. 1547). buffer in der Peſt entflapen. 14 Dage fin Dochter 


Anna nach em zu Rummeke in Chrifto entſlapen, erres 
Alders 21. Jare. De Wedewe Dorothea Ruter ich 
mich wedder geben laten 4 Wechen nach Michelis im 
Jar 1582. Den 13. Aprilis 1607 in Chriſto entflapen. 

Ohne Wappen. Vor einem Kruzifix knieen zwei 
Männer, eine Jungfrau und eine Frau in bürgerlicher 
Kleidung (Arnold Hoffmeifter, Wilhelm Klot, Anna 
Hoffmeifter und Dorothea Klot, verwitwete Hoffmeifter, 


geb. Ruter). 


8. In einem der Gänge des Stiftes iſt ein Stein 
mit zwei kolorierten Wappen eingemauert: 
Metta van Frencke me ſieri ſecit. 
Catrina va Frencke 
Anno Domi 1586. 30. Aprilis. 


Wappen: 


von Frencke: 
In Silber drei aufrechte 
ſchwarze Keffelhafen, einer 
rechts ·, zwei links gewandt. 
Bewulſteter Helm: zwei 
auswärts geneigte Keffel- 
haken, dazwiſchen eine 
weiße a ri Pfauen ; 


von Mandelsloh: 
S. Rinteln 3. 


uſch. 
9. Die Weiland Hocwürdige Wohlgeb. Fr. Ub: 


batiſſin 


Ilſa Sidonia von Arenſtet | 


fo dieſes Stift mit großen Nutzen und Ruhm 27 Jahr 

und? Monath regieret ward gebohren den 9. Sept. as 1650, 

ftarb ſelig den 10. Maii ae 1701 ihres Alters 70 Jahr 
7 Monath. 


Hiob 16, V. 19. 


Auch fiehe da, mein Zeuge ijt im Himmel, und der 


mich kennet, iſt in der Höhe. 


Wappen: 


von Arnſtet: 
Schrägrechts geteilt, ſchräg⸗ 
links drei Rofen balken⸗ 
weiſe geſtellt. Helm: offener 
Flug mit je drei Roſen 
pfahlweiſe belegt. 
von Hake: 
Swei auswärtsgeftellte auf⸗ 
rechte Gamskrickeln. Helm: 
zwiſchen offenem Flug die 
beiden Gamskrickeln. 


von Hidden: 
Swei aufrechte auswärts⸗ 
gewandte Beile. Helm: 
zwei auswärts geneigte 
Beile. 


von Frencken: 
S. 8 


doch fehlt auf dem Helme 
die Säule mit dem Feder⸗ 
buſch. 


von Bennigſen: 
Ein ſchrägrechts geſtellter 
Armbruſtſchaft. Helm: zwei 
aufrechte Armbruſtſchäfte. 


Fortgehauen! (von Gittelde: 
Swei aufrechte mit den 
Bärten auswärtsgekehrte 
Schlüſſel. Helm: Säule 
mit Pfauenbuſch, von einem 
Schlüffel quer durchbohrt.) 


von Weltze: 
Querbalken mit je drei 
Quaſten oben und unten 
beſetzt. Helm: Säule mit 
Pfauenbuſch, jederſeits mit 
drei Quaſten beſetzt. 


von Boventen: 
Schild geſpalten: rechts auf. 
rechter Schlüſſel mit rechts⸗ 
gewandtem Bart, links am 
Spalt aufgerichteter Cöwe. 
Helm: offener Flug. 


59 — 


Anmerkung: Die Eltern der Ilſe 
auf Otzdorf uſw. Domherr zu Halberſtadt (* 1606 F 1658) 
und Sidonia von Bennigſen aus dem Haufe Banteln; 
ihres Vaters Eltern waren Friedrich von Arnſtedt auf 
Bardeleben, Domherr zu Magdeburg (* 1548 + 22. Febr. 
1608), Hennigs (T 25. Nov. 1566) auf Alſtedt und 
Nieder ⸗Reblingen und der Erdmuthe von Klöden Sohn, 
und feine 2. Gemahlin Magdalena Hake a. d. H. Ohr 
( 1594), Hieronimus auf Ohr und Diederſen und der 
Margaretha von Frencken a. d. F. Hehlen Tochter. 


| Sidonia von Bennigſens Eltern waren Johann auf 


Banteln, Gronau und Ddgen, Erasmus’ auf Bennigſen 
und Döldfen und der Margaretha von Weltze a. d. H. 
Natzungen Sohn, und Maria von Sittelde, des Hans 
auf Gittelde und Wildershauſen und der Anna 
von Boventen a. d. F. Olenhuſen Tochter. Ihre 
16 Ahnen find demnach: Arnſtedt, Krikte, Klöden, Roſſau, 
Hake, Rheden, Frencken, Münchhauſen, Bennigſen, 
Rommel, Weltze. Rumbſchotel, Gittelde, Berge, Boven⸗ 
den, Steinberg. 

Bei 10— 15 find die langen, überſchwänglichen 
Texte gekürzt und auf das Notwendigſte beſchränkt. 

10. Anna Eliſabeth von Oberg, Kapitularin des 
Kaiferl. Freien Stifts Fiſchbeck, 30. Jan. 1651, auf⸗ 
geſchworen 14. Juli 1675, 12. Juli 1732, 81 Jahr 
5 Mon. 12 Cage alt. 

Wappen: 
von Oberg: vou der Lippe: 
S. Rinteln 1. Sbm. I, 173. 

Anmerkung: Ihre Eltern waren Franz Friedrich 
von Oberg auf Duttenſtedt und Anna Catrin von der 
£ippe a. d. 5. Wintrup. Sie wurde mit folgenden 
Ahnen aufgeſchworen: Oberg, Münchhauſen, Kis leben, 


Gadenſtedt, Steinberg, Aſſeburg, Wrisberg, Rebod, 7 
~ yf 
2 


I. 
11. Maria Magdalena von der Kubla, Abbatifjin | 


Sippe, Malsburg, Kanne, Ragenberg, Eppe, Grafſchaft 
Hörde, Wettberg. 


zu Fiſchbeck, 28. Juni 1662 morgens 35 Uhr, als geiſtl. 
Kapitularin inveſtiert 11. Nov. 1684, zur Abtiſſin erwählt 
11. Jan. (717, ſtarb, nachdem fie der abteilichen Würde 
20 Jahr höchſtrümlich vorgeftanden, 11. Jan. 1737 
abends 5 Uhr, 74 Jahr, 6 Mon. 17 CT. alt 

und 12. Engel Elifabeht von der Kubla, Kapitularin 
in Fiſchbeck, ſpäter Seniorin, geb. Haus Marſel im Stift 
Bremen 10. März 1674, aufgeſchworen zu Fiſchbeck 
22. April 1700, f 7. Sept. 1752. aetat 77! Jahr. 


Wappen bei beiden Schweſtern: 


von der Kuhla: von Reden: 
In Silber eine aufrechte S. Rinteln 7. 
rote Spitze. Bewulſteter 
Helm: drei Straußenfedern. 


(Schluß folgt.) 


rv 


Sidonia *, | 
von Arnſtedt waren Hieronimus Brand von Arnſtedt 


4 


a 160) sae 


Goetheſche Ahnentafeln. 


Nachtrag von H. Kiefer, Frankfurt a. M. 


Auf Seite 145 des „Herold 1007“ iſt nur der Vater 
der Barbara Dürr angegeben. Ihre Ahnen ſind, wie 
auf folgender Tafel feſtgeſtellt, zu ergänzen: 


Dürr, Dans Orberts oder 
in Gelchsheim Arboes, Hans 
bei Ochſenfurt in Barthaufen 

b. Mergentheim 


ne — 
Orberts oder Urboes, 
Margaretha, Wittwe des 
Philipp Geßner, geb. in Harte 
haufen, f 6. Juni 1603. 
cop. in festo circumcisionis 1604 in Naſſau. 


Dürr, Georg 
Bauer, * in Geldsheim 
T vor 1632. 


| Dürr, Barbara 
geboren 1. Oktober 1605 in Naſſau b. Weikersheim. 


Ein genealogiſches Hülfs werk. 


Was es für genealogiſche Forſchungen zu bedeuten 
hat, wenn man in den zu bearbeitenden Archivalien ein 
und denſelben Namen wiederholt findet, ohne feſtſtellen 
zu können, welche Perſönlichkeit wirklich damit gemeint 
iſt, das weiß jeder zur Genüge, der auch nur einmal 
vor der Löſung ſolcher Rätſel geſtanden hat. Unſere 
Archive entbehren der dazu nötigen Sammelwerke leider 
nur zu ſehr, namentlich weil ihnen vor allem die Geld— 
mittel fehlen, um ſie auch nur handſchriftlich zuſammen⸗ 
ſtellen zu laſſen. Um ſo lebhafter war unſere Freude, 
als wir im vorigen Jahre gelegentlich eines Aufent⸗ 
haltes zu Studienzwecken im Königl. Dänifchen Reichs ⸗ 
archive zu Kopenhagen ein Werk fanden, und Dank der 
Hochherzigkeit feines Derfaffers, auch erfolgreich aus- 
nutzen durften, das der im Königl. Däniſchen Reichs. 
archive angeſtellte Herr Oberftleutnant J. C. W. Birfch 
im Laufe mehrerer Jahrzehnte mit mühſeligſtem Fleiße 
und ebenſoviel Sachkenntnis als Genauigkeit geſchaffen 
hat, in einem Verzeichniſſe ſämtlicher Gffiziere, 
Oberbeamten, Arzte, Feldprediger uſw. nach 
ihrer Dienſtlaufbahn, die in der Zeit von 16481814 
der däniſch⸗ norwegiſchen Armee angehört haben. 
(Fortegnelse over Danske og Norske Officerer m. f. fra 
1648 — 1814.) Dorldufig noch in Handſchrift bildet 
es in der ſtattlichen Reihe feiner zwölf ftarfen 
Foliobände für jeden Forſcher, der das Königliche 
Reichsarchiv zu Kopenhagen beſucht, um genealogiſche 
oder ſonſt Perfonalverhältniffe aus der däniſchen Ge: 
ſchichte zu durchforſchen, eine wahre Goldgrube für 
ſeine Swecke. Namentlich iſt dies der Fall auch für 
unſere engere vaterländiſche Geſchichtsforſchung, vor 
allem aber für das weite Gebiet der Familien und 
Adels geſchlechterforſchung. Unter den über 32 000 Per: 
ſonen, deren Dienſtlaufbahn in dem genannten Werke 


— — Æôm— .... ...ͤ⁊ ̃ͤ . ̃ ͤ —=̃ ̃³˙³ . ˙ßu——3...ͤ———.......... ..... ne 


Aufnahme gefunden — und je nach Gelegenheit hat 
ſie der Verfaſſer zu recht wertvollen Biographien, 
wiederholt auch zu größeren Darſtellungen wichtiger 
Ereigniſſe ausgeſtaltet — befinden ſich allein mehrere 
Tauſende Glieder Deutſcher, namentlich Preußifcher, 
Mecklenburgiſcher, Schleswig⸗Holſteiniſcher Adelshäuſer. 
Yon dem Brandenburgiſchen Adel des 17. Jahrhunderts 
iſt hier faſt kein Geſchlecht unvertreten, und wie viele 
werden hier mit hohen Zahlen genannt. Don den ver⸗ 
ſchiedenen Haufern der Platen finden ſich allein einige 
20, und, was nun allerdings hocherſtaunlich ſein dürfte, 
von den Bülow nicht weniger wie 250. Da wächſt 
ſich das ſo beſcheiden mit Fortegnelse, Verzeichnis, be⸗ 
nannte Werk freilich zu einem ſehr wertvollen Quellen⸗ 
und Urkundenwerke auch für die Geſchichte unſeres 
norddeutſchen Adels aus. Es ſollte von keinem Forſcher 
auf dem Gebiete der Geſchichte unſrer Adelsgeſchlechter 
unberührt gelaſſen werden. Den Gewinn, den es bietet, 
lohnt allein ſchon eine Reiſe nach Kopenhagen. Sein 
Bauptwert liegt aber nicht in feiner umfaſſenden Weite, 
ſondern in ſeiner untrüglichen Suverläſſigkeit, denn 
was an Zahlen und Daten gegeben wird, iſt tatſächlich 
alles an Urkunden, Akten und ſonſt ſicheren hiſtoriſchen 
Quellen genau geprüft. Freilich hat aber eine Lebens- 
arbeit dazu gehört, dieſe Genauigkeit und Richtigkeit 
zu bewirken, und eine beiſpielloſe Hingabe an die Durch⸗ 
führung eines Gedankens, der an ſich ſo nahe liegend 
doch bei den unendlichen Schwierigkeiten, die zu über⸗ 
winden ſind, ſo ſelten zur Ausführung gebracht wird. 
Tatſächlich liegt hier eine ganz einzigartige Ceiſtung 
vor, deren Bedeutung durch Nichts ſo die rechte Weihe 
empfangen könnte als dadurch, daß ihr auch anderswo 
recht viele Nachfolge bereitet würde. Wie wir hören, 
ſteht der Derfaffer in Unterhandlung wegen Überlaſſung 
ſeines Werkes an das Königl. Däniſche Reichsarchiv. Möge 
fie den beſten Erfolg nehmen. Vor allem aber wünſchen 
wir, daß ſie dann auch dazu führen möge, daß dies 
wertvolle Werk in den Druck und dadurch zum Gemein⸗ 
gut aller Archive und Bibliotheken gebracht würde. 
M. Sch. 


Sur Abwehr. 


In Nr. 9 des „Deutſchen Herold“ 1907 iſt in 
bezug auf die von mir bearbeiteten und vom Großh. 
Bad. General⸗- Landesarchiv herausgegebenen „Ahnen⸗ 
tafeln der letzten regierenden Markgrafen von Baden: 
Baden und Baden ⸗Durlach“ ein ſehr abfälliges Urteil 
wiederholt, welches Herr Dr. Otto Freiherr von Dungern 
kurz in ſeinem „Problem der Ebenbürtigkeit“ und aus⸗ 
führlicher in ſeinen „Ahnen Deutſcher Fürſten, I. Baus 
Sollern“ über meine „Ahnentafeln“ gefällt hat. 

Eine auch nur einigermaßen ausreichende Be: 
gründung feines ſcharfen, abfälligen Urteils, welches 
mir Oberflächlichkeit und ähnliches mehr vorwirft, hat 


— 61 — 


Herr von Dungern an keiner der genannten Stellen 
verfucht, obwohl er ſolche Angriffe in zwei ab— 
geſchloſſenen Werken erhob, in welchen der Ange⸗ 
griffene ſich nicht verteidigen kann. Überdies lag gar 
kein ſachlicher Anlaß für ihn vor, ſich mit den von 
ihm beanſtandeten Teilen meiner Arbeit zu beſchäf— 
tigen, da er ſie für die ſeinige gar nicht heranziehen 
durfte, weil ſie für ganz andere, nämlich nur für 
genealogiſch⸗ſtatiſtiſche Unterſuchungen beſtimmt waren. 
Aus gelegentlichen, privaten Außerungen des Herrn 
v. Dungern geht hervor, daß er mir die in der Einleitung 
meiner Arbeit bis zur XIII. Reihe aufgeſtellte Ahnentafel 
des Großherzogs Karl Friedrich von Baden wegen der 
hier zuerſt und verſuchsweiſe gegebenen Anordnung (Auf— 
löſung der Ahnentafel in Stammesliſten) und wegen 
der benutzten bezw. nicht benutzten Hilfsmittel zum 
Vorwurf macht. Beide Vorwürfe rühren wieder von 
ſeiner Verkennung des Sweckes meiner Aufſtellung her. 
Die ihm anſtößige Anordnung und Auswahl waren 
lediglich durch die ſtatiſtiſche Unterſuchung über die 
maſſenhaften Ahnenverluſte und Ahnenverſchiebungen 
in den höheren Reihen bedingt, wozu ein großes 
Material nötig war, bei dem es weniger auf die 
genaue Feſtſtellung jedes einzelnen Individuums an⸗ 
kam, welches nur einmal oder felten auf der Ahnen: 
tafel vorkommt, als vielmehr auf diejenigen Ahnen, 
welche oft und wiederholt erſcheinen. Daher wäre 
eine Akribie, wie fie Herr von Dungern allerdings 
bei ſeinen kleinen Ahnentafeln unbedingt anwenden 
mußte, für mich wegen des großen unnötigen Seite 
aufwandes völlig unrationell geweſen, vielmehr mußte 
ich hierbei in erſter Cinie nur zuverläſſige Stammtafeln 
der hauptſächlich in Betracht kommenden fürſtlichen 
und mediatiſierten Familien heranziehen; für die 
anderen meiſt nur ein. bis dreimal (durch Ahnenverluſt) 
auftretenden Familien und Perſonen zog ich jedesmal 
die beſte, mir leicht und ohne großen Seitverluſt zu⸗ 
gängliche Stammtafel heran, allerdings wohl nicht 
immer die abſolut befte, ſodaß ich dabei manche Irr— 
tümer mit übernommen haben mag. Auf letzteres 
habe ich bereits ſelbſt (a. a. O. Seite XIX) hingewieſen 
und glaubte hierdurch, ſowie durch die ausdrückliche An⸗ 
führung meiner hauptſächlichſten literariſchen Quellen 
den auch ſonſt hervorgehobenen rein ſtatiſtiſchen Swed 
meiner genealogiſchen Aufſtellungen deutlich gemacht zu 
haben, eben weil ich den verſchiedenen Wert und 
Charakter meiner literariſchen Bezugsquellen“) für hin⸗ 
länglich bekannt hielt. Allerdings habe ich dabei nur 
an ſolche Leſer gedacht, welche derartiges richtig zu 
verſtehen imſtande ſind. Daß die Ahnentafel in 
Stammesliſtenform in der Einleitung meiner Arbeit für 
andere als genealogiſch⸗ſtatiſtiſche Swede zu benutzen 
nicht ratſam iſt, ſtellt alſo keine Entdeckung des Herrn 


*) Aus Bucelin habe ich nur die Ahnentafeln, die ſich 
gegenſeitig kontrollieren ließen, benutzt. Die obigen Aus- 
führungen beziehen ſich nur auf die eee ee 
in der Einleitung meiner Arbeit. 


v. D. dar, dem ich übrigens jede von ihm beanſtandete 
Stelle preiszugeben gerne bereit bin, da ſeine Be— 
anſtandungen an meinen Ergebniſſen über die Blut— 
miſchung des Probanden nichts ändern. Dies alles 
hatte Herr v. D. ſelbſt bemerken können. Dann hätte 
er nicht den ſchweren Vorwurf der Oberflächlichkeit 
gegen mich erhoben, zu dem er ſelbſt am letzten be— 
rechtigt ſein dürfte. Sum Beweiſe dafür will ich hier 
nur ein recht bedenkliches Derfehen Herrn von Dungerns, 
ſtatt mehrerer anderer ihm unterlaufener anführen. 
Für die Herausgabe meiner Badiſchen Ahnentafeln 
ſtellt Herr v. D. in feinem Solleriſchen Ahnenwerke 
die Badiſche hiſtoriſche Kommiſſion in auffällig 
ſcharfer Tonart zur Rede, obwohl dieſe Körperſchaft 
meine Arbeit gar nicht herausgegeben hat und über- 
haupt nicht in ihr genannt wird. Den gleichen Irrtum 
hat er bereits ſchon einmal in ſeinem „Problem der 
Ebenbürtigkeit“ begangen. Herrn v. Dungern zu ant⸗ 
worten, hatte ich nach dieſer Leiſtung nicht für ange⸗ 
bracht gehalten. Erſt nachdem Herr Kammerherr 
Dr. Kekule von Stradonitz a. a. O. auf das Urteil 
des Herrn v. Dungern Bezug nahm, erſchien es mir 
nötig, den verkannten Sachverhalt nochmals darzulegen. 


Karlsruhe, im Januar 1908. Dr. Roller. 


Bücherſchau. 


Weltgeſchichte, A von Ha F. Semele 
Verlag des Bibliographiſchen Inſtituts in Leipzig und 
Wien. Neunter Band. Nachträge. Quellenkunde. 
Generalregiſter. 1907. * 3 


Der vorliegende Band iſt der Schlußband des gewaltigen 
Werkes, von dem mit Recht geſagt worden iſt, daß es eine 
„neue Art des Wiſſens von der Welt“ biete, als „eine Ges 
Geſchichte des Erdballs“: „eine wiſſenſchaftliche Tat“ ſei, 
„neue Perſpektiven in der Weltgeſchichte eröffne“, einen 
„unbeſtreitbaren Fortſchritt' und einen „Anfang einer neuen 
Phaſe in der Literatur“ darſtelle, und von dem ich ſelbſt 
gerade in dieſer Feitſchrift wiederbolt rühmend hervorheben 
konnte, daß in ihm die Familienkunde und die genealogiſchen 
Darſtellungsformen ausgiebige Berückſichtigug gefunden 
haben. 

Erſte Gelehrte, wie Oskar Jaeger, Rudolf Virchow, 
Martin Philippſon, Alfred Kirchhoff njw. haben dem Werfe 
das größte £ob gefpendet. 

Der in Rede ftehende neunte Band enthält, um zu⸗ 
nächſt dieſes hervorzuheben, auf S. 475 bis S. 677, alſo auf 
rund 200 Seiten ein überans forgfältiges Gefamtinhaltss 
verzeichnis: den Schlüſſel alſo des Werkes, der es als 
Nachſchlagewerk benutzbar macht. 

Auf S. 325 bis 472 enthält das Werk eine aus gezeich· 
nete, vom Herausgeber in Verbindung mit andern zufammen- 
geſtellte Quellenkunde, die ſich in ihren Abſchnitten: 
„Bibliographiſches und Methodologiſches“ und „Geſchichts⸗ 
kalender, Tabellen, Genealogie und Chronologie“ ſelbſt für 
ſolche Leſer dieſer Seitſchrift als] nützlich erweiſen wird, die 
in familiengeſchichtlichen Arbeiten ſchon etwas geübt ſind. 


2, 160? ce 


Textlich bietet der Band noch vier wichtige Ergänzungs- 
abſchnitte: „Großbritannien und Irland feit dem Tode 
Georgs III.“ (bis zur Gegenwart): „Weſteuropas Wiffen- 
ſchaft, Kunſt- und Bildungsweſen vom 16. Jahrhundert bis 
zur Gegenwart (Schluß)“, der ſich mit drei Abteilungen über 
„die bildenden Künſte“, „die Naturwiſſenſchaften“ und „die 
Geiſteswiſſenſchaften“ im 19. Jahrhundert an den Anfang 
des gleichen Abſchnittes in Bd. VIII. anſchließt; „die deutſche 
Auswanderung“ und „Methodologiſcher Rückblick auf die Er⸗ 
gebniſſe der „‚Weltgeſchichte““. 

Ich beſchränke mich am Schluſſe, indem ich auf meine 
früheren Beſprechungen einzelner Bände in dieſer Seitſchrift 
verweiſe, darauf, hervorzuheben, daß das Geſamtwerk 
51 Karten und 170 Bildertafeln in Holzſchnitt, Kupferdgung 
und Farbendruck enthält und broſchiert 9>x<8 22 Mark, 
in Halbleder gebunden 9 >< 10 90 Mark koſtet, ſich alſo auch 
in feinem Preiſe an die große Sahl aller gebildeten Hans: 
ſtände in Deutſchland wendet. 

Ich ſtehe nicht an, zu ſagen, daß es nach Preis und 
Inhalt für die Kreife der Gebildeten ein Geſchenkwerk 
darſtellt, wie es die Gegenwart kaum zum zweiten Male auf⸗ 
zuweiſen hat. Alt und Jung werden in ihm in gleicher 
Weiſe Belehrung und Anregung finden, ſobald ihnen nur 
Kunf und Wiſſenſchaft nicht überhaupt vollkommen gleich⸗ 
gültig find. 

Für denjenigen, der geſchichtlich, auf einem wie 
immer gearteten Gebiete, arbeiten will, iſt es als geradezu 
unentbehrlich zu bezeichnen, ſchon allein deshalb, weil man 
ſich darin überall über den neueſten Stand der Wiſſenſchaft 
und Erkenntnis unterrichten kann. 


Dr. Stephan Kefule von Stradonitz. 


— ee ee 


Geſchichte einer Dorfkirche. Der Kirchengemeinde Rauſſe, 
Kreis Neumarkt in Schleſien, zu ihrem 500 jährigen 
Jubiläum dargereicht von ihrem derzeitigen Geiſtlichen 
B. Dengler, Paſtor. Im Selbſtverlage des Derfaffers. 
Preis 1,50 Mark. (Su haben in der Buchdruckerei der 
Rettungsanftalten zu Diesdorf, Kreis Striegau. 

Es ift fehr erfreulich wahrzunehmen, daß in neuerer Seit 
vielfach Ortsgeiſtliche bemüht find, ſich mit der Geſchichte der 
ihrer Obhut unterftellten Gemeinden zu befhäftigen und in 
den Pfarrkindern durch ortsgeſchichtliche Abhandlungen die 
Liebe zur heimatlichen Scholle und das Intereſſe an der Der- 
gangenheit ihrer Gemeinde zu wecken, ihnen das Gute, der 
Erinnerung Werte aus der Geſchichte der Doreltern und ihrer 
Schutzherren ins Gedächtnis zu rufen. Das vorliegende 
Werkchen iſt unter dieſen Geſichtspunkten in tiefflicher Weiſe 
verfaßt und bringt einen wenn auch nicht erſchöpfenden, 
ſo doch ganz zweckentſprechenden Überblick über die fünf⸗ 
'hundertjährige Geſchichte des Pfarrdorfes unter beſonderer 
Berückſichtigung der kirchlichen Verhältniſſe. Namentlich find 
hier zu erwähnen die Mitteilungen über die Familie v. Hundt 
und Alten⸗Grottkau mit Abbildung des Epitaphs des Wenzel 
v. Hundt und feiner 1. Gemahlin Margarethe v. Noſtiz, ferner 
die ausführliche Beſchreibung der übrigen in der Rauſſer Kirche 
befindlichen Denkmäler und Wappen, betreffend die Fa— 
milien v. Höckritz, v. Keul, v. Borwitz ufw. Das Denkmal 
Chriſtoph II. v. Borwitz und ſeiner Gemahlin iſt abgebildet. 
Auch ſonſtige genealogiſche Notizen über eine Reihe ſchleſiſcher 
Geſchlechter ſind eingeſtreut und geben dem Buche beſonderen 
Wert; wir können es unſeren Leſern, die ſich für Schleſien 
intereſſieren, zur Anſchaffung beſtens empfehlen. 


— — 


Mitteilungen des Vereins für Kafhubifche Volks ⸗ 
kunde, herausgeg. von Dr. F. Lorenz und J. Gal -; 
gowski. Heft I. Leipzig. Otto Harraffowig. 1908 
(0, M.) 

Dieſe neugegründete Seitſchrift hat auch die Familien- 
geſchichte in ihr Arbeitsgebiet gezogen. Das vorliegende 
1. Heft enthält, neben manchem anderen Intereſſanten, den 
Anfang einer Abhandlung von Ivan Baron von der Dameran- 
Dambrowski: Waren die von Dombrowski der Kaſchubei 
„Mondri“ oder waren die von Mondri der Kaſchubei Dome 
browskid Der Derfaffer wendet ſich darin mit großer Schärfe 
gegen die Behauptung, daß der kaſchubiſche Adel nichts 
weiter als eine ſpätgeſchichtliche oder dann eigentlich erſt 
nachgeſchichtliche, willkürlich⸗künſtliche, politiſche Schöpfung 
des ſiebenzehnten Jahrhunderts ſei. 


Feſtſchrift, herausgeg. aus Anlaß der 400. Wiederkehr des 
Gallimarktes zu Leer, Oſtfriesld. Von Enno Groene⸗ 
veld. Leer. D. HJ. Zopf. 30 Pf. 

Aus Anlaß der vierhundertjährigen Wiederkehr des 
Tages, an welchem der Stadt Leer das Marktrecht vom 
Grafen Edzard I. von Oftfriesland verliehen wurde, erſchien 
die vorliegende Broſchüre, welche die Lebensbeſchreibung des 
in der Geſchichte Oſtfrieslands eine hervorragende Stelle 
einnehmenden Grafen Edzard J. (F 14. 2. 1528, 66 Jahr 
alt). Beigegeben iſt ein Bildnis des Grafen, deſſen Ahnen ⸗ 
tafel zu 8 Ahnen und eine Abbildung des Wappens von 
Oſtfriesland. 


Die alten Papiermühlen der freien Reichs ſtadt 
Augsburg, ſowie alte Papiere und deren Waſſer⸗ 
zeichen im Stadt⸗Archiv und der Ureis⸗- und Stadt: 
Bibliothek zu Augsburg. Von Friedrich v. Hösle. 
Augsburg. 1907. 

Die Geſchichte der Papiermühlen fällt nicht in das 
Forſchungsgebiet des Herold; die Heraldiker intereſſiert jedoch 
die vielfach wappengemäße Form der Waſſerzeichen, von 
denen eine große Sahl auf den 36 Tafeln des Werkes ab» 
gebildet ſind; außer dem bekannten Augsburger Stadtwappen 
finden ſich Reichsadler, Löwen, Kronen, Bären und viele 
andere heraldiſche Seiden. 


Unſer Mitglied, Hauptmann Max Ebell, der ſchon wieder: 
holt ſchriftſtelleriſch an die Gffentlichkeit trat und deſſen 
genealogiſche Arbeit „Geſchichte des Geſchlechts Ebell“ viel 
Anerkennung gefunden hat, gab kürzlich heraus: „Perlen der 
Sandſteinvogeſen, Streif,iige durch Sabern und Umgebnug“ 
(Verlag von J. H. Ed. Heitz in Straßburg), ein ſehr an ⸗ 
regend und friſch geſchriebenes Buch, welches durch eine 
Keihe hübſcher Abbildungen geſchmückt iſt. Wenn das Werk 
auch nicht heraldiſcher Natur iſt, fo mochten wir es doch allen 
unſeren Leſern, welche fic für die Neichslande und deren 
bauliche und landſchaftliche Schönheiten intereſſieren, warm 
empfehlen. 


Familien⸗ Nachrichten aus altpreußiſchen UHirchen⸗ 
büchern. I. Das Hirchenbuch der reformierten Hirchen ⸗ 
gemeinden Soldau⸗Mohrungen. Von Machholz, Konfift.- 
Supernumerar, Königsberg i / Pr., Heplerſtraße 3/4. 


Dieſe verdienſtliche Arbeit, welche elwa 230 Beurkun⸗ 
dungen enthält und rund 330 verſchiedene, in der Mehrzahl 


act. 63. = 


adelige Familien nennt und welcher ausführliche Namen ⸗ 

verzeichniſſe beigegeben find, iſt durch den Derfaffer zum Dre 

von nur 2 M. zu beziehen. 

Urtundlige Geſchichte der ere von Reichenbach 
in Schleſien, von Heine. Graf v. Reichenbach⸗Goſchütz 
(Mitgl. d. „Zerold“). 2 Bände und 1 Band Stamm- 
tafeln. Breslau 1906. Gr. 40. 

Das vorliegende Werk iſt nicht allein für die Familie, 
deren Geſchichte es in erſchöpfender Weiſe behandelt, ſondern 
überhaupt für die ſchleſiſche Adelsgeſchichte von großer, her⸗ 
vorragender Bedeutung. Es iſt die Frucht mühſamer Arbeit 
von faſt anderthalb Jahrzehnten, aufgebaut unter ſorgfältiger 
Benutzung urkundlicher Quellen und unter Berückſichtigung 
der geſamten einſchlägigen Literatur — ſeinem Inhalte und 
ſeiner Ausſtattung nach ein Werk, wie es ähnlich nur wenige 
Geſchlechter aufzuweiſen haben. Unter den einzelnen Ab- 
ſchnitten der Geſchlechtsgeſchichte werden den Hiftorifer be- 
ſonders intereſſieren: Die Kolonifierung Schleſiens durch die 
deutſchen Erbodgte im 13. und 14. Jahrhundert; die De⸗ 
poſſedierung des Glatzer Adels während des dreißigjährigen 
Krieges; die fridericianiſchen Siedelungen in Schleſien, an 
denen das Geſchlecht hervorragenden Anteil hatte. Unter 
den Biographien find von allgemeinem Intereſſe die des 
Fabian v. R., Landeshauptmanns von Münſterberg⸗Franken⸗ 
ſtein (Bd. II S. 425 ff.), Heinrichs v. R. (ebenda S. 152 ff.), 
des Grafen Heinrich Leopold (ebenda S. 181 ff.), des Grafen 
Fabian (ebenda S. 263 ff.), des Grafen Heinrich Leopold 
Gottlob (eben da S. 212 ff.), ſowie die kulturgeſchichtlich merk⸗ 
würdige Heiratsgeſchichte des George Hieronymus (ebenda 
S. 360 ff.). Auch in den übrigen Lebensbeſchreibungen findet 
ſich manches Bemerkenswerte, wenn auch naturgemäß einzelne 
derſelben manche trockene Ausführungen enthalten, die aber 
ein gewiſſenhafter Familiengeſchichtsſchreiber niemals wird 
übergehen dürfen. Außer den trefflichen Stammtafeln werden 
für den Genealogen die beigegebenen Ahnentafeln wichtig 
und willkommen ſein, beſonders da bei ihnen die Quellen 
angegeben ſind; namentlich iſt unter dieſen auf den bekannten 
„Ahnentafel Atlas“ von Dr. Kekule v. Stradonitz Bezug ge ⸗ 
nommen. 

Den Heraldiker wird die Unterſuchung der älteſten R. ſchen 
Siegel beſonders intereffieren. Der Verfaſſer legt dar, daß 
das an ſich ſchwer zu erklärende Wappenbild mit der Scheibe 
(Ring), die jetzt als Mühlſtein geführt wird, mit den drei in 
Schaͤcherkreuz⸗Form daran befeſtigten Streithämmern am 
wahrſcheinlichſten zu deuten iſt als eine Falle früheſter 
Konftruftion (decipula, Wolfsſenſe, vgl. Bd. II S. 12). Beis 
gegeben find in farbiger Ausführung das Stammwappen und 
die verſchiedenen diplommäßigen Wappenvermehrungen; 
ferner find wertcoll viele bisher noch nie veröffentlichte Ab ⸗ 
bildungen von Grabſteinen, Kunſtgegenſtänden uſw. ſowie 
die vielen in Lichtdruck ausgeführten Bildniſſe, wie denn die 
ganze Ausſtattung des Prachtwerkes eine ſehr opulente iſt. 

Es ſei noch bemerkt, daß der Verfaſſer die Grabſteine 
ſämtlich an ihren Fundorten in den verſchiedenſten Kirchen 
Schleſtens auf eigene Koften für die Familie wiederherſtellen ließ! 

Das ganze wertvolle Werk iſt zu dem beſpiellos billigen 
Preiſe von 35 M. geheftet zu beziehen (vgl. Inſerat in vor⸗ 
liegender Nummer). 


Aachener Wappen und Baader Ein Beitrag zur 
Wappenkunde und Genealogie Aachener, Limburgiſcher 
und Jülicher Familien von Herm. Friedr. Macco. 
I. Band. Aachen 1907. Großquart, 324 Seiten und 
70 Wappentafeln. 


mit dem vorliegenden Werk übergibt der Verfaſſer den 
| erften Teil feiner groß angelegten Genealogie der Gffentlich⸗ 
keit, deren Wappentafeln den Leſern des „Herold“ bereits 
bekannt ſind. Ein zweiter, nicht minder umfangreicher Band 
ſoll in Kürze folgen, ferner aber verſpricht Herr Macco in 
der Vorrede zu Band I das baldige Erſcheinen einer beſon⸗ 
deren genealogiſchen Geſchichte der Aachener Schöffen⸗ 
geſchlechter und eine ſolche der Aachener Familien des 
19. Jahrhunderts. 

Nachdem bereits früher die familiengeſchichtlichen Mono⸗ 
graphien Peltzer und Paſtor und andere Arbeiten des 
gleichen Verfaſſers erſchienen ſind, wird daher nach Fertig⸗ 
ſtellung der angekündigten Werke Aachen in der genealogiſchen 
Durchforſchung ſeiner einſtigen und jetzigen Bewohner allen 
Städten Deutſchlands voranſtehen, ja eine beneidenswerte 
Sonderſtellung auf dieſem Gebiet einnehmen. Die Aus⸗ 
dauer, die Findigkeit und der Bienenfleiß, mit denen der 
Derfaffer das zerſtreute, außerordentlich umfangreiche und 
zum Ceil nur noch in Bruchſtücken vorhandene Material anf: 
zuſpüren, zu ſichten und nutzbar zu machen verſtanden hat, 
iſt erſtaunlich und muß warme Anerkennung finden. Be⸗ 
ſonders auch hat er das bisher von den Genealogen viel zu 
wenig beachtete Archiv des Reichskammergerichts zu Wetzlar 
ausgiebig verwertet und hierdurch auf deſſen Bedeutung und 
reiche Schätze erneut hingewieſen. 

Daß bei der großen Anzahl der behandelten Familien — 
wie viele es ſind, vermag ich nicht zu ſagen, da ein Inhalts ⸗ 
verzeichnis wohl erſt im II. Band folgt — daß hierbei die 
einzelnen Genealogien meiſt nur in mehr oder minder kurzen 
Bruchſtücken beſtehen können, iſt ſelbſtverſtändlich, ſchon weil 
ein ſehr großer Teil der Familien nur durch wenige Ge⸗ 
ſchlechtsfolgen in Aachen ſelbſt oder deſſen Umgebung vor⸗ 
kam. Viele der berührten Familien und beſonders auch 
Nachkommen durch die Frauen, die in alle Welt zerſtreut noch 
blühen, werden aber trotzdem ein höchſt ſchär bares Quellen 
material in den „Aachener Genealogien“ finden, das weitere 
Forſchung anregt und ermoglicht. 

Andererfeits iſt es eine nicht geringe Anzahl von Familien, 
die ſehr ausführliche und eingehende Behandlung erfahren 
haben, wie die Am va, Buirette, von Collen, Fremerey, 
von der Heggen, Kalckbrenner, Keſſelkaul (deren 
Wappenfrage den „D. Herold“ bereits früher beſchäftigt hat), 
Kettenis, Knops, Lerſch (Leers), von Lintze nich, 
Mees und viele andere. 

Die reichliche Angabe von Quellen verdient mit Aner⸗ 
kennung erwähnt zu werden. Bezüglich derjenigen Nach⸗ 
richten, bej denen ſpezielle Qnuellennachweiſe nicht gegeben 
find, waren hierfür wohl beſondere Gründe Deranlaffung, 
über die der Verfaſſer ſich jedenfalls im Fortgang ſeiner 
Arbeit noch äußern wird; fo iſt z. B. bei den Hirchenbuch⸗ 
nachrichten ans Aachen der Umſtand zu beachten, daß alle 
katholiſchen Kinder zu St. Foillan getauft werden mußten, 
gleichviel aus welcher Pfarre ſie kamen. | 

Einige Druckfehler werden wohl im II. Band verbeffert 
werden. 

Die treffliche Ausſtattung des Buches entſpricht den 
. größeren Publikationen des Verfaſſers. Der Preis 
— 20 M. der Band für Subffribenten bis Juni, dann 25 m. 

— iſt in Anbetracht des Gebotenen ein ſehr mäßiger. Dem 
werk iſt weite Verbreitung zu wünſchen und den verdienſt⸗ 
lichen Beſtrebungen des Derfaſſers Nachahmung anch in 
anderen Städten unſeres Vaterlandes! 

Weimar. A. von den Velden. 


— 64 — 


Frankfurter Blätter für Familiengeſchichte. 
gegeben von Karl Kiefer, Frankfurt a. M. 
Wir begrüßen gern dieſes junge Unternehmen unſeres, 
den Leſern des „Herold“ durch feine Beiträge bekannten Mit 
gliedes. Wie der Titel befagt, ift die monatlich erſcheinende 
Seitſchrift hauptſächlich beſtimmt, eine Sammlung des bedeu⸗ 
tenden genealogiſchen Materials der ehemaligen freien Reichs ⸗ 
ſtadt Frankfurt a. M., und im Zuſammenhang damit des⸗ 
jenigen der anderen Reichsſtädte und der benachbarten Gebiete 
Heſſen⸗Naſſau uſw. zu bilden. Schon die beiden erſten Hefte 
bringen eine große Menge von familiengeſchichtlichem Stoff, 
Stamm- und Ahnentafeln, ferner Bücherbeſprechungen, Frage- 
kaſten, Kunſtbeilagen. Jährlich erſcheinen zwölf Hefte im 
Quartformat zu je etwa 16 Seiten; der Preis beträgt für 
das Jahr 12 Mark. Beſtellungen find an den Herausgeber, 

Frankfurt a. M.⸗Sachſenhauſen, Schulſtraße 10, zu richten. 


Heraus- 


Bermiſchtes. 


— Das vaterländifhe Mufeum zu Celle war 
ſchon bei feiner Einweihung (1907) im Beſitz eines glänzen ⸗ 
den Fenſters mit den Wappen von 165 Familien des hanno⸗ 
verſchen Adels. Dem Unterzeichneten iſt es gelungen, auch 
die Wappen von 60 bürgerlichen hannoverſchen Familien zu⸗ 
ſammenzubringen, die nach Feichnungen des Prof. Ad. M. 
Hildebrandt angefertigt in der Kunſtanſtalt von F. Müller in 
Quedlinburg, in einem anderen Fenſter dem anſprechenden 
Bau zur Sierde gereichen. Ä 

Es find die Wappen: Abeken, Adami, Alberti, Bace 
meifter, Baring, Blumenbach, Bomann, Braun, Buff, Bug 
mann, Cammann, Carftens, Chappuzeau, Cleve, Denefe, 
Detmering, Echte, Eggeling, Eggers (2 Linien), Eggersf, 
Erythropel, Griſebach, Grotefend, Habich, Haccius, Hage⸗ 
mann, Heine, Hoppenſtedt, Jochmus, Hern, Keftner, Hotzebue, 
Seifew 8, Lodemann, Sodtmann, Meifter, Mirow, Mührp, 
Münter, Niemeyer, Pflanmbaum, Pieper, Poten, Roſcher, 
Rumann, Salteur, Schaumann, Schlemm, Schulte, Seelhorſt, 
von Sehnde, Stakemann, Stüve, Strudmann, Wellenkamp, 
Wichmann, Wierß, Winkelmann, Wynefen. 

Der unermüdlich auf die Ausflattung und vervollſtändi 
gung des patriotiſchen Werkes bedachte Dorftand des Mnſeums 
wird eine weitere Stiftung e Wappen mit Freude 
begrüßen. 

Gerade die nach ſtilgerechten Muſtern zur Darſtellung 
gelangenden Wappen find wohl geeignet. die Freude an dem 
ſchöͤnen Muſeum und das Verftandnis für den geſchichtlichen 
und Pünftlerifhen Wert folder Symbole des Familien 
zuſammenhangs zu erhöhen. 


Lübeck, im Februar 1908. H. K. Eggers. 


— Die heraldifhen Zeichner. unter unferen Leſern wird 
es intereffieren, daß die Königliche Akademie für graphiſche 
Künfte und Buchgewerbe und der Dorftand des Deutſchen 
Buchgewerbe⸗Dereins ein Preisausſchreiben für kuünſtleriſch 
ansgeftattete Beſuchskarten erlaſſen haben, in welchem auch 
beſonders der heraldiſche Schmuck genannt iſt. Exemplare 
des Preisausſchreibens find durch den Vorſtand des Deutſchen 
Buchgewerbe⸗Dereins, Dr. L. Volkmann, Leipzig, erhältlich. 


— Unſerem Mitgliede und geſchätzten Mitarbeiter Herrn 
Kaufmann Arthur Dimpfel zu Leipzig, Vorſtands mitglied 
der „Fentralſtelle“, iſt von Sr. Maj. dem König von Sachſen 
das Ritterkreuz I. zul des nn verliehen. 


— Wiederholt weifen wir auf die in dieſem Jahre von dem 
Königlichen Landesgewerbe⸗Muſeum zu Stuttgart geplante 
Ausſtellung für ſtudentiſche Kunſt hin. Da ſich hier eine 
Gelegenheit bietet, die ſo oft abfällig beurteilte ſtudentiſche 
Heraldik durch gute Muſter zu reformieren, ſo werden alle 
Lefer dieſes Blattes, welche Künftler oder Kunſtgewerbe , 
treibende ſind, hierdurch aufgefordert die Ausſtellung zu be⸗ 
ſchicken. Alles Nähere ift durch das Hönigl. Landesgewerbe- 
muſeum zu Stuttgart zu erfahren. 


— Berichtigung zu S. 41 d. Bl. Der Ehrenpräfident 
reſp. Erſte Dorfiende des Conseil héraldique de France 
heißt Poli und war meines Erinnerns noch vor nicht langer 


Seit Vicomte oder Marquis, jedenfalls iſt Pohl unrichtig. 
| v. H 


Tur Kunſtbeilage. 


Jedem Heraldiker, welcher Salzburg beſucht, werden die 
prächtigen Wappendarſtellungen an den auf dem St. Peterse 
kirchhof befindlichen Grabſteinen aufgefallen fein. Wir geben 
auf anliegender Tafel Abbildungen einiger beſonders ſchöner 
Stücke, die ſich als Vorlage für heraldiſche Reliefs, auch für 
Siegel und Plaketten, gut eignen. Nr 4 und 5 find Mufter 
für Ehewappen (der Helm follte jedoch beſſer nach Rechts 
gewendet ſein), Nr. 2 und 5 für die Vereinigung des 
Wappens eines Ehemannes mit denen zweier Frauen. 


Anfragen. 
Unter dieſer Rubrik ſteht Dereins mitgliedern 
und Abonnenten ½¼ Spalte (16 Druckzeilen) koſten ⸗ 
frei zur Der fügung. 
Für überſchießende Seilen find die tarifmäßigen 
Inſertionsgebühren zu entrichten. 


f 28. 

Erbitte Nachrichten (Urkunden, Briefe, Gelegenheits- 
ſchriften, Bilder, Wappen uſw.) über die Familie Schöler 
(Schoeler, v. Schöler, v. Schoeler) aus der Rheinprovinz, 
Weftfalen, Heſſen⸗Raſſau und den angrenzenden Gebieten 
vor dem Jahre 1763. | 

Görlitz, Mühlweg 11. v. Schoeler, 
Oberftleutnant 3. D. 


29. 
Gebeten wird um gefl. Auskunft, wo ſich Bildniffe (G. 
gemälde) folgender Perſonen befinden: 


1. Der Schwediſche Feld marſchall Johan Banér (von 
Mierevelt möglicherweiſe gemalt). 


6 


2. Seine 3 Gemahlinnen: 

Catharine Eliſabeth von Pfuel, + 1656, Eliſabeth 
Juliana von Erpach, T 1640, und Johanna Margarethe 
von Baden⸗ Hochberg (mit Graf von Churn im Jahre 
1648 wieder verheiratet). 

Gefl. Antworten werden durch die Redaktion erbeten. 


30. 
An einer Urkunde v. J. 1633, die Hohkönigsburg betr., 
befindet ſich ein v. Lichten auſches Siegel: im Schilde zwei 
mit den Rücken gegeneinander gewendete Löwen, auf dem 
Helm 2 Flügel, jeder anſcheinend mit einem Löwen belegt. 
Wo iſt näheres über dieſe Familie bezw. das Wappen 
zu finden d 
Nach Sibmacher und anderen Quellen war das v. L. ſche 
Wappen ein Schrägbalken unter einem Schildhaupt. 
Gefl. Mitteilungen erbittet die Redaktion d. Bl. 


51. 
Exiſtieren Nachkommen von 


Ludw. Ferd. Rud. v. Bran denſtein, Herrn der Burg 
Wüſtenſtein, fürſtl. ansbachſchem Kammerherrn, Oberſt— 
leutnant uſw., aus ſeiner 1250 geſchloſſenen Ehe mit 
Chriſt. Doroth. Magd. v. Seefried. 

Joh. Karl Chriſtian v. Heßberg auf Eißhauſen, herzogl. 
ſachſen⸗hildburgh. Geh. Rat u. Generalmajor, aus feiner 
1751 geſchloſſenen Ehe mit Wilh. Syb. Loniſe Henriette 
v. Seefried. 


Heinr. Wilh. Karl v. Heßberg auf Eißhauſen, herzogl. 


ſächſ. Kammerterin und Major, aus feiner 1780 ges 
ſchloſſenen Ehe mit Karoline Freiin v. Seefried, 


aus der 2. Ehe (1803) der letzteren mit Ferd. Afrhn. v. u. 
3. Bibra auf Brennhauſen, pfalz-bayer. Kämmerer, 
Untererbmarſchall der Herzogt. Franken, ſächſ.⸗hildburgh. 
Oberforſtmeiſter, 

von Joh. Friedr. Traugott Frhrn. v. Marſchall gen. 
Greiff, ſächſ.⸗hildburgh. Kammerjunker u. Oberforſt⸗ 
meiſter aus ſeiner Ehe (1790) mit Chriſtiane Freiin 
v. Seefried, 

aus der 1. Ehe der Johanna Chriſt. Charl. Freiin von 
Crailsheim mit Traugott Friedr. v. Obernitz, 1798 
(in 2. Ehe) verehelichten Freifrau Alexander v. Seefried, 

ferner jetzt noch Mitglieder der im 18. Jahrhundert in Anhalt 
u. Württemberg bedienſteten Familie v. Pfan; wann 
wurde dieſe geadelt?*) 

Direkte Antwort erbittet | 
Wien XIII /, Hieginger Hauptſtr. 80. 
Graf Seefried. 


32. 
Erbeten werden Nachrichten über: 
1. Chriftian Ludwig von Reſtorff, Königl. preußifcher 
Landrat des Soldiner Kreiſes, zu Lippehne, Neuſtadt i / Meckl. 


) Nach: Gritzner, Standeserhebungen, S. 2, wurde 
Wilhelm Eruſt Carl Pfau, Herzogl. Anhalt⸗Bernburgiſcher 
Kanzler (F 1841 kinderlos), am 12. Juni 1828 geadelt. 

Anm. der Red.) 


1733, 6. April, Lippehne i/ Neumark 1296, 31 Mai, x II. 
Fouife Caroline Margarethe Charlotte von. Blankenſee, 
„ 1e . . 5. . . d > wod 1767, 9. Juli 
(nach Aufzeichnung in Samilienbibel des Chriſtian 
Ludwig v. Reftorff), Lippehne 1776, 7. Juli (zweite 
Tochter des 1767 ſchon verftorbenen Hauptmanns v. Blankenſee 
anf Schlagentin i, Pomm.), ebenfalls nach Familienbibel. 
Wo und wann iſt ſie geborend Wo hat ſie geheiratetd 
Wer waren ihre Eltern: Vorname des Vaters und Dore und 
mädchenname der Mutterd 


Schwerin i / Meckl, Wismarſche Straße 32. 
C. von Reſtorff. 


33. 

Wo findet man gedruckte Nachrichten über das Patrizier 
geſchlecht Wogau in Halle an der Saale (vor der Eiu- 
wanderung nach Memmingen) d Jede weitere Nachricht über 
dasſelbe iſt ſehr erwünſcht. 

Stuttgart. Hofrat Schön. 
34. 

Carl Leberecht Sirſchky wurde nach feiner Bürger⸗ 
aufnahmeurkunde zu Frankfurt a. M. (laut beigebrachten 
Taufſcheins, der jetzt nicht mehe vorhanden iſt) zu Chemnitz 
in Sachſen am 11. März 1759 als ehelicher Sohn des 
gl. preuß. Leutnants von Sirſchky und der Regine 
Magdalene Hertel geboren. Als Vater würde nur in 
Betracht kommen Johann Gottlieb von Tſchirſchky 
a. d. 5. Tädelwit, * 25. April 1732, der In preuß. Mititär⸗ 
dienſten ſtand und „ſich nachher verloren hat“. Derſelbe 
ſtand in Koſel oder Brieg, wo über ſeine Trauung und die 
Geburt des Sohnes nichts zu erfahren; auch in ſämtlichen 
Pfarrämtern in Chemnitz tft vergeblich geſucht. Für die be: 
glaubigte Abſchrift des Trauſcheins v. Sirſchky — Hertel oder 
Abſchrift des Taufſcheins des Carl Leberecht Sirſchky iſt 
eine Prämie von 25 Mark aus geſetzt. 

Darmſtadt. W. C. v. Arnswaldt. 


35. 

1. Ich ſuche die Leichenpredigt auf Hans Steininger, 
des gr. Rats zu Augsburg, F 1634. Das in dem Verzeichnis 
der Augsburger Stadtbibliothek aufgeführte Exemplar iſt nicht 
aufzufinden, auch ijt fie ſonſt weder in Augsburg noch in Nürn⸗ 
berg nachweisbar. Auch in Stolberg befindet ſie ſich nicht. 

2. Wer waren die Eltern des Nürnberger Kaufmanns 
Conrad Kod, * 1561, F 1659 (X 1585 mit Eſther Reher) d 
Er ſtammte aus dem bekannten Memminger Geſchlecht, von 
dem ein Zweig fpäter unter dem Namen Koch von Bailen- 
bach den Reichsadel erhielt, 

Alfeld a. d. L. Landrat Burchard. 
36. 

Bitte um gütige Nachrichten über folgendes: 

1. Die Eltern und das Familienwappen von Johan 
Peter Abreſch. Er war geboren in Durdorf 1657 oder 58, 
geft. in Naſſau⸗Dietz 28. Febr. 1726, heiratete in Heffen- 
Homburg (d) 28. Febr. 1686 Margaretha Sibilla Reitz, * 1637, 
+ 1741, Tochter von Adam R. (* 1630. f 28. Febr. 1666), 
Inſpektor zu Heidelberg, und Sibilla Hartung. 

2. Die Eltern und Großeltern von Dorothea Sophia 
Chriftine Henriette Normann, * zu Bremen 2. April 1792. 
Ihre Mutter war Altmann. Möglichſt ihre Familien- 
wappen. 


— 56 — 


3. Geheimrat Dr...... Lift, * zu Durlach P).... 
Sohn von . ... und heiratete zu... Tochter von 
Er war Leibarzt des Großherzogs von Baden. Aus ihrer 
Ehe war u. a. ein Sohn namens Dr. Ernſt Friedrich 
Lift geboren. Dieſer heiratete zu .. Jeanne Charlotte 
Pitſch, Tochter von dem Major bei der Cavallerie ... P. 
undd 

Haag, Regentesplaan 47. 

PD. J. W. von Romondt, 
Oberſtleutnant im Regiment Grenadiere und Jäger. 


37. 

1. Johannes Strack, Stadtpräzeptor in Gießen, ift am 
22. März 1722 geſtorben, 49 Jahre, 6 Monate, 6 Cage alt. 
Wo iſt er geboren und wer waren feine Eltern? Derehelicht war 
er mit Anna Margaretha .. . ?; wo hat die Trauung ftatt 
gefunden und wie war der Mädchenname der Fraud 

2. Sein Sohn, M. Johann Nicolaus Strack, iſt 1768 als 
Pfarrer in Oberwiddersheim in Heſſen geſtorben. Auf feinem 
Grabſtein iſt ein Sehn, Johann Heinrich Strack genannt, 
deſſen Stand und Wohnort jedoch unleſerlich ſind. Iſt über 
ihn etwas bekanntd 

Karlsruhe, Friedrichsplatz 13. 

Kechtspraktikant Dr. Roth. 


38. 

L. Heiſe, ) + 28. Oktober 1867, beſaß 1812-1827 das 
Gut Rohlſtorf, Kr. Segeberg. Deſſen Sohn Marcus Cor 
nelius Ludwig, * Rohlſtorf 11. 1. 1817, F Warnemünde, Be- 
ſitzer des Gutes Poppendorf (Mecklenb.), wurde 17 (22) De- 
zember 1845 unter dem Namen „von Heiſe⸗ Rotenburg“, in 
den Mecklenburg ⸗Schwerinſchen Adelſtand aufgenommen. 

Woher ſtammt der Name „Rotenburg“? War Marcus’ 
Vater etwa in Rotenburg (Hannover) geboren, oder gehörte 
ſeine Mutter vielleicht einer Familie v. K. and Was iſt über 
letztere bekanntd 


Doberan. v. As pern. 


39. 

Geſucht werden Nachrichten über Familien namens Koch, 
deren Stammväter auf Rügen gelebt haben. Wer kann Nach⸗ 
richt geben über Geburts- xc, Daten eines Johann Ernſt 
Koch, der um 1800 herum als Gaſtwirt in Burkvitz auf 
Kügen gelegt haben ſoll und mit Marie Louiſe Boffmann 
verheiratet ward Jede weitere Nachricht über deſſen Dors 
fahren wird mit Dank angenommen. 

Cuxhaven, Weſterwiſchweg 16. 


Kod, Marine-Oberzahlmeiſter. 


40. 
Erbeten werden Nachrichten jeder Art über die Familie 
v. Hadeln. Wappen: 3 Keffelhafen. 
Zu Gegendienſten bin ich gern bereit. 
Kopenhagen. Haud: €atisboll, 
Perſonalhiſtorisk Bureau 


*) Dal. Grigner, Standeserhebungen ꝛc. S. 595. Ludwig 
Heife war Beſitzer des Ritterguts Rotenburg, daher der Name. 
Anm. d. Red. 


41. 

Iſt einem Lefer dieſes Blattes Näheres bekannt über ver⸗ 
wandtſchaftliche Beziehungen zwiſchen der Bremenſer Familie 
Adami und den Familien v. Freitag und v. Faldernd 

Gefällige Nachrichten werden durch die Redaktion diefes 
Blaltes erbeten. 


42. 

Wer kann mir, event. gegen Belohnung, angeben, 
wo das Taufzeugnis des Carl Sigismund Gabriel v. Lies 
benroth aufzufinden iſt, der als Preußiſcher General— 
leutnant 1857 in Breslau verſtarbd Er war der Sohn 
von Carl Wilhelm Dankegott v. Liebenroth, Preußiſchem 
Premierleutnant a. D. und Salzfaktor in Marienwerder, dann 
in Neuenburg in Weſtpreußen, und der Charlotte Sophie 
Ceopold, und wurde am 10. Oktober 1272 geboren. 


Antworten. 


— 


Hetreffend die Anfrage 108 in Nr. 11 des „D. Herald” von 1907. 


Im Adreßbuche der Stadt Braunſchweig 1905 ſind vier 
Träger des Namens Duderſtadt verzeichnet. Familie 
Wilhelm D. ebenda 1904. Bäckermeiſter Heinrich D. >< ebd. 
märz 1906 Frieda Engel. — Hufſchmied Friedrich D., 
Magdeburg-Sudenburg. 1906. — Superintendent D. zu Frey⸗ 
burg >< Sufanna, Tochter des 1685 7 Caſpar Bertram 
(o. Dreyhaupt S. 17). — Des Liborius D., Bornmeiſters zu 
Halle (Saale) Tochter Catharina, f 6. 2. 1656 an der Peſt, 
< 1598 Nicolaus Brüchting gen. Schmid (ebd. S. 22). 
— über das Wappen des Andreas D. auf Petersdorf, 
16. Jahrh., vgl. Siebmacher VI II 5. 75 und Tafel 43, 2. 
Wappen v. Duderſtadt ebd. S. 16 und Tafel s. 

Berlin NW. 82, Elberfelderſtr. 4. 


Rechts anwalt a. D. Fiſcher. 


Betreffend die Anfrage 105 in Ar. 11 des „D. Herold“ von 1907. 

Chriftoph Hauſchild, Seugmacher aus Lohmen (Sachſen), 
wurde am 16. 8. 1727 Bürger zu Berlin. — Hartwig Stude- 
mund, Medifus zu Wittenburg, ſpäter Gaſtwirt zu Schwerin 
(meckl.), & 12. 10. 1668 Eva Hauſchild (Gen. Handb. 
b. F. uu, 426). — Hauſchild⸗Stiftung an der Kal. Sächſ. 
Hochſchule zu Dresden. — Leichenpredigt auf M. Joh. Timoth. 
Hauenſchild, Paftor zu Langenbach, in der Fürſtl. Bücherei 
zu Stolberg (Harz). — Carl Hauenfhild, * Wreſcherode 
1. 3. 1860 (Braunſchw. Anz. 1905, S. 1611). 

Berlin NW. 87, Elberfelderſtr. 4. 

Rechtsanwalt a. D. Fiſcher. 


Betreffend die Anfrage 6 in Nr. 1 des „D. Herold‘ von 1908. 
über peter Gelhor fiehe: Kothe, Verzeichnis der 
Kunftdenfmäler der Provinz Poſen I. Bd. SS. 78, 80, 126; 
IV, Bd. S. 70; Warſchauer in der „Feitſchr. der hiſtor. 
Geſellſchaft f. d. Prov. Poſen“ IX. Bd. S. 4. 
Breslau XIII. Karl Schlawe 


Bea 


67 


Ketreffend die Anfrage 12 in Nr. 2 des „D. Herold“ von 1908. 

Johann Henrich von Stecke, 1655 belehnt mit Lehn⸗ 

gut und Hof Oberbeck bei Mühlheim a. d. Ruhr, die 1658 

als frei und allodial überlaſſen ihm und ſeiner Gemahlin 

Maria Irmengard (Tochter des Arnold Schmellingh 
(Smolinzg) und Eliſabeth v. N.) 


Johann Arnold von Stecke 1686, 1701 zu Oberbeck. 
Nähere Nachrichten auch über ſpätere v. Stecke vorhanden. 
Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. Dr. Wagner. 


Betreffend die Aufrage 14 in Nr. 2 des „D. Herold“ von 1908, 
Melanie von Treskow, geb. Shüler-Baudeffon 
iſt die Tochter des Guts beſitzers Louis Schüler ⸗Baudeſſon 


Johann Arnold 
in Dillendorf, get. 


("0 *}) 


Johann Franz Schüler, 
Weinhändler in Berlin, 
* Dillendorf bei Kirchberg, 
(Hunsrück) 7. 1. 1705, f Berlin 
(Dom) 25. 11. 1765. 


Anna 


dorf 29. 7. 1720. 
Andreas Ernſt 


in Berlin, Berli 
Chriftiane 8. 11. 1213 mit 
Sadfe, * Berlin 
11. 3. 1216, f daf. 
3. 2. 1797. 


Elifabeth 
9 


Nikolai) | Anna Eleonora 


-0081 8 IN ( uojoAH “Euva$) J vo 
221 IC ela F uur ho 


‘9b21 ZI 1 (mod) uhhzeg y ' 


1685. 


14. 9. 1673, >< 1702 (P). 
Maria (Stummp), 
* (Sohrfcheid?) 1685, T Dillen« 


Kammerrat und Reg -Quare 
tiermftr. des Regts. zu Fuß 


get. Berlin (Nikolai) 24. 2. 


— 


in Bechlin bei Neuruppin, letzterer ein Sohn des Rendanten 
der Allg. Witwen⸗Verpflegungsanſtalt und ſpäteren Hof⸗ 
Juweliers in Berlin Johann Friedrich Schüler und der 
Charlotte Marie Baudeſſon, und zwar wahrſcheinlich 
der am 22. 8. 1785 geborene Louis Claude Sch.-⸗B. 
(& Berlin 20. 1. 1811 mit Charlotte Fettſchow aus 
Berlin, Tochter des Chriſtian Wilhelm Benjamin F. 
und der Charlotte Blanvalet), möglicherweiſe auch der 
15. 10. 1289 geborene Sohn Adolf Louis Friedrich Sch.⸗B. 

melanie v. Cr. erſcheint noch 2. 9. 1855 als Patin, 
kann alſo nicht ſchon um 1845 geſtorben fein. 


Die Ahnentafel ihres Vaters lautet: 


MathisSchäler, 
Franz Schüler in Dillen- Bürger in 
dorf, * 1640, begr. Kirch⸗ Kirchberg. 
berg 28. 9. 1705, >< daf. 
Schüler g n ; 
: 7. 11. 1671 mit Philipp Diete, 
Kirchberg Eva Rofina Diete a Müller in 
Dillendorf. Dillendorf. 


Andreas Balthaſar Sachſe, 1622 Fähnrich 
bei der Churf. Garniſon in Berlin, ſpäter 
Oberſtleutnant daſelbſt, & Berlin (Nikolai) 
20. 10. 1672 mit 

Sophia Eliſabeth Bade, 
(Marien) 9. 6. 1719. 

Ernſt Walter, Chirurg und Gaſtwirt in Berlin, 
* Breslau, X Berlin (Nikolai) 27. 11. 1683 


mit 
Eliſabeth Danies, begr. Berlin (Nikolai) 
25. 12.17 14. 


Sachſe, 
begr. Berlin 


n (Nikolai) 


Walter, 


Die Ahnentafel ihrer Mutter lautet nach den Regiftern der Franz. Kolonie: 


* 
x ose 
aga 
2 Daniel Baudeffon, Hofjuwelier ana Mares 
* 


in Berlin, * daſ. 15. 8. 1716, 
T daſ. 22. 11. 1785, >< daſ. 


12. 10. 1741 mit 1740. 


+ Berlin 5. | 

Eliſabeth Friot, * Berlin 109. 9. 
1722, T daf. 24. 4. 1789. 

N Elifabeth La 

23. 2. 1699, + 


bes! g 0 “Jog 4 9821 ‘ol g u 
‘uojlagunog sap 


"rans i “yor nu 8221 ol 81 


Die Photographie eines kleinen Bildniſſes der Charlotte 
Marie Baudeſſon fleht auf Wunſch zur Verfügung. 

Die Namensvereinigung Schüler-Baudeſſon erfolgte, 
nachdem das Ausſterben der Berliner Familie Baudeſſon 
im Mannesſtamm mit Sicherheit vorauszuſehen war. Ur⸗ 
kundlich tritt die Namens vereinigung anſcheinend zum erften 
Mal auf bei der Trauung des obengenanten Lonis Claude, 
20. 11. 1811. Bei der Trauung feiner Schweſter Charlotte 
Henriette (25. 5. 1808) mit Karl Friedrich Wilhelm 
Jobſt v. Lemberg heißt der Familienname noch Schüler. 

Alfeld a. d. L. Landrat Burchard. 


Hetreffend die Anfrage 17 in Mr. 2 des „D. Herold“ von 1908. 

Daß es eine dem thüringiſchen Uradel angehdrende 
Familie von Stutterheim gibt, macht es nicht wahrſchein⸗ 
lich, daß die Vorfahren einer bürgerlichen Familie Stutter- 


Buchholz 1686, 


Louis Friot, Gärtner und Brannt- 
weinbrenner in Berlin, * Metz 1694, 


10. 12. 1716 mit 


Franz Baudeſſon, Schuhmacher in 
Berlin, * Metz 1688, 7 Berlin 


Krüger, * Franz. 
T Berlin 21. 11. 

Samuel Friot, Bäcker in Branden⸗ 
burg (d), * Metz. 

Suſanne Clement, * Metz. 


David La Walle, Gärtner in Berlin, 
* Metz Courcelles 1657, 7 Berlin 
15. 5. 1713. 

Madeleine Houillette, * Metz 
Courcelles, f Berlin 28. 2. 1722. 


5 


I. 1220, X dafelbft 


Walle, * Berlin 
daf. 2. 2 1765. 


heim adlig waren, ihren Adel aber abgelegt haben. Wie 
die erftere, kann auch die letztere ihren Namen von Stottern⸗ 
heim bei Großrudeſtedt herzuleiten haben. Möglich iſt auch 
uneheliche Abkunft von einem Mitgliede der adeligen Familie 
(3. B. ſtammt fo eine Familie Bodungen im Eichsfelde 
von den von Bodungen ab). 

Berlin NW. 82, Elberfelderſtr. 4. Adolf Fiſcher. 


Betreffend die Anfrage 16 in Ar. 2 d. „D. Herold“ u. 1908. 
Ernſt Philipp, Graf d'Zuc de Bethuſy auf Bethuſy und Vers 
done, kurſächſiſcher Leutnant bei der Leibgrenadiergarde. 
< Alma Amalia Eleonora Gräfin von Pofadowsfy aus 
Poſtelwitz. 


Adelaide Eliſabeth Anna Charlotte,“ zu Dresden 19. Juni 1787. 
Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. Dr. Wagner. 


— 68 — 


Betreffend die Anfrage 4 in Nr. 1 des „D. Herold“ von 1908. | Selreffend die Anfrage 7 in Ur. 1 des „D. Herold“ von 1908. 
Johan de Witt, Herr von Süd- und Nord. Linſchoten, Adelsdorf. Nach den „Schleſ. Provinzialblättern“ 
Hefendorp uſw., Kaiferlicher Finanzrat in Brüſſel (Enkel des 10. Bd. (1789) Seite 384 hat 11. Oktober 1789 einen Sohn 
berühmten Ratpenfiondrs Johan de Witt) * am 11. Dee geboren: Frau Leutnant v. Adelsdorf zu Kunzendorf im 
zember 1694, T zu Brüſſel 27. Mai 1751, heiratete 2. Sep. | Steinauiſchen. 
tember 1721 Maria Catharina Thereſta von Heydendyd, Breslau XIII. H. Schlawe. 
T zu Brüſſel 16. November 1758. Aus dieſer Ehe 3 Kinder: 
1. Wilhelmina Maria de Witt, * 20. März 1723, f un- 
verheiratet zu Brüſſel 14. November 1798; 
2. Johan de Witt, * 22. September 1724, 7 unver- 
heiratet zu Brüſſel 30. Januar 1783; ö 
3. Anna Maria Therefia de Witt, * 25. März 1726, 
F 6. Oktober 1726. 
Von einer Frau v. Eiſenhardt geb. de Witt iſt hier 
nichts bekannt. 


Betreffend die Anfrage 16 in Nr. des „D. Herold“ von 1908. 


Adele v. Garnier, geb. Gräfin BethufyHuc, + 9. VI. 
1812 in Goslan („Schleſ. Provinzialblätter 55. Bd. [1812] 
Seite 576). 

Breslau XIII. HK. Schlawe. 


Setreffend die Anfrage 15 in Nr. 2 des „D. Hersld“ von 1908. 


: v. Beckmann, mit dem Lehen Lackenſchneiders Brede bei 
Betreffend die Anfrage 23 in Ur. 2 des „D. Herold“ von 1908. | aura begütert. Ben 
Carl Heinrich Freiherr von Kloh >< Anna Catharina von 


Schweinich und Collni aus dem Haufe Stokowitz. Leonhardt Gottfriedt. 


—— —üñä—ä . 
Henriette Eleonora >< Dethmar Rudolph v. Schmitz, 
Hgl. preuß. Richter zu Soeſt. 

Ludolff v. Beckmann (Bruder des Leonhardt Gottfriedtd) 
— . — —́6wᷓ— 


Carl Wentzel aus dem Franz Leopold Baron Klod von 
Hauſe Kornit, * 4. Jan. Uornitz und Beſtevin, Kal. preuß. 
1226 zu Bujakow, Hauptmann und Gerichtsherr auf 


= — ——ö ͤ¶ä6——— — —— 
‘ 


+ 24. Mai 1799, & von Ellguth, Canitz, Maſſel, Neurode, ri 

Heine, verwittw. Land. Buchwald, 5 und Joſt Edmund 1727. Alexander, däniſcher Leutnant. 
rätin v. Studnitz. „ „„ erlin N. llerſtr. 2. 

— of enemy Helena Elitabeth v. Höckritz ean LEN etn 
Rs es Cochter. ary Friedland, Erb. und Berichts» | 
aron rau auf Maſſel, Neurode, Buch» 

von Eichen⸗ i 15 an (mes ‚Schweinern. ‘i Geireffend die Anfrage 24 in Ur. 2 des „D. Herold“ von 1908. 

dorff. T 12. Oktober 1805 zu Ellguth im Nach v. Kamienski's Bilder Verzeichnis S. 62 befindet 

69. Jahr. ſich ein Paſtellbild (a. d. J. 1775) des Seconde-Sientenanis 


1. Ehe: Friedrich Leo⸗ 1. Ehe: Jüngſter 2. Ehe: 
pold Ferdinand auf Carl liein⸗ Sohn ans Johanna 


Hans Karl Friedrich v. Schweinitz im Offizier-Hafino des 
5. Dragoner-Regiments in Bromberg. — 


Boguslawitz, wurde rich, 1805 2. Ehe: Helene | Doberan. v. Uspern. 
im 27. Jahr durch Erbherr Leopold Charlotte 
den Umſturz einer auf Otto Fer- Henriette, 


Eiche getötet, nach⸗ Mancker⸗ dinand, lebt 1805. richti 1 
dem er fih 17 Tage witz. 1299 Berichtigung der 5 an 17 in Ar. 12 des 


zuvor miteiner Gräfin 7 Jahre 
von Dyhrn aus dem alt, lebt Das Geburtsdatum 26. Mai 1710 gehört zu Carolina 
Haufe Knefewitz vere noch 1805. Zu Louiſa Gräfin von Wangen, f 26. Mai 1758, nicht zu Eber⸗ 
vue icht. f n e hardina Louiſa v. Maſſenbach. 
Friedrich v. Kloch, Leutnant in Dolfs Küraſſier⸗Regiment a 
1292. en N. 39, Selleiftr. 2. Dr, Wagner. 
Berlin N. 59, Sellerftr. 2. Dr. Wagner. 
* * 


* 


1806 lebt zu Breslau ein verabſchiedeter invalider Leutnant 
v. Sfrbensfy, X 


Vriefkaften. 


reese, 
Erdmann Moritz Eberhard, * zu Breslau im Juli 1806. 
* * 

8 : 2 Herrn Dr. v. O. in 3. Wir empfehlen Ihnen, bei Herrn 

v. Lüttwitz, dv. Stoſch, lebt 92 zu Sagan. Dr. a M. Wagner, En N, Arie a * 

v. Lüttwitz, Premier Leutnant im Küraſſier Regiment derſelbe beſitzt eine große Anzahl von Nachrichten über nord. 

v Beifing, X 14. Juni 1802 zu Drehnow mit Wilhelmine und mitteldeutſche Familien, iſt überhaupt ein ſehr fleißiger 
Juliane Friderica v. Kottwitz. und erfolgreicher Arbeiter auf genealogiſchem Gebiete; er 
3 N. 59, ZONE 2. Dr. Wagner. übernimmt auch größere eee Ausarbeitungen. 


— — — —e—e—ê— nn 


Beilage: Meppen an ı Grabdenkmälern auf dem St. e zu Sag 


Verantwortlicher Herausgeber: Ad. m. Hildebrandt in Berlin, W. 62. Shillkrafs 8 Ul. — Selbſtverlag des vereins Herold; 5 verlegt von 
Carl Heymanns Verlag in Berlin, W. Mauerſtraße 43. 44 — Julius Sittenfeld, Hofbuchdruder. in Berlin W. 


Berlin, April 1908. 


Der jährliche Preis des „Deutſchen Herold“ — monatlich ein Heft — beträgt 12 Mk., der „Vierteljahrsſchrift für Wappen-, 
Siegel- und Familienkunde“ 8 Mk. Einzelne Nummern koſten 1 Mk. — Anzeigen für den „Deutſchen Herold’ werden von 
Carl Heymanns Verlag, Berlin W., Mauerſtr. 43. 44, entgegengenommen. 


Zuhalts verzeichnis: Bericht über die 774. Sitzung vom 18. fe Die ſtilgerechte Ausführung heraldiſcher und heraldiſch 
bruar 5 E epee neg! die 1 wees vom 80 Ds verzierter Arbeiten, 3. B.: 
1908. — Die Heraldif auf der Ausftellung vom Goldenen s 
Dlies zu Brügge 1907. (Mit sine Ta ano Abbildung.) Wappenmalereien aller Art, r e Familien 
— Steminſchriften zu Stift Fiſchbeck in der Grafſchaft chroniken, Adreſſen, Er-libris, Glasgemälde, Por- 
Schaumburg. (Schluß.) — Aufſchriften und Wappen der zellane, Gravierungen, Hildnis-Medaillen, Gedenk- 
Särge in der Krypta der Stiftskirche zu Fiſchbeck. — münzen für Familienereigniſſe, Votivtafeln, Fahnen, 
Heinrich von Schönfeld. — Exotiſche Wappen. (Mit Ub- Burjeinbände, Ledertreibarbeiten, Hildhauerarbeiten 
bildung.) — Ein Kurſus über Familienforſchung und Ber⸗ in Hols und Stein (für Möbel, Denkmäler uſw.), Gold- 
erbungslehre. — Internationaler Kongreß für hiſtoriſche und Silbergeräte mit heraldiſcher Dekorierung ufw., 


bebt eee > Ein ee best bec vermittelt die Redaktion des Deutſchen Herolds (Berlin W., 


Göttinger ftädtifhen Altertumsſammlung. — Nachtrag zu Silke. 3); Re ſteht zu dieſem Zweck mit tüchtigen Künstlern 
den japaniſchen Städte wappen (1907, Nr. 1). — Bücher- und Kunſtgewer betreibenden in Verbindung. 

ſchau. (Mit Abbildungen.) — Deimifchtes. — Am ſchwarzen Jede Auskunft wird bereitwilligſt erteilt. 

Brett. — Anfragen. — Antworten. 


Die geehrten Lefer d. Bl. werden ergebenſt erſucht, der 


VBereingna ; | 
Dan richten Redaktion d. Bl. Mitteilungen über ihnen bekannte heral- 


Die nächſten Sibungen des Vereins Herold finden ſtatt: 
Dienstag, den 21. April 1908 | 


diſche Kunſtwerke (3. B. alte Schnitzereien, feltene Siegel, 
Grabdenkmäler, Glasgemälde, Metallarbeiten uſw.), 
welche ſich zur Abbildung in der Zeitſchrift eignen, zugehen 
laſſen zu wollen. Viele Vereinsmitglieder werden, nament- 
lich auf Reifen, Gelegenheit haben, dergleichen zu ſehen, 
und würden uns durch eine kurze Notiz ſehr verpflichten. 


Dienstag, den 5. Mai 1908 abends 
Vortrag des Herrn Geſchichtsmaler [ 7½ Ahr, 
Ad. Closs. 


im ,,Surggrafenhof", Aurfürſtenſtr. 91. 


Die Mitglieder des Vereins Herold werden freundlichſt erſucht, folgendes beachten zu wollen: 
1. Alle den Verein im allgemeinen betreffenden Korreſpondenzen find zu richten an den Borfigenden, 
Herrn Generalleutnant z. D. v. Bardeleben, Grsellens, Berlin W. 50, Rurfurfendamm 240, oder an den 
Schriftführer, Herrn Geheimrat Seyler, Berlin W. 30, Mollendorfftc. 10. 
2. Alle Anfragen, Wappen und Wappenkun betreffend, ferner Manufkripte für die Pereins publikationen 
und Mitteilungen, welche die Bibliothek des Vereins betreffen: an Herrn Profeſſor Ad. M. Hildebrandt, 
Berlin W. 62, Schillſtr. 3. 
3. Alle Mitteilungen genealogiſcher und familiengeſchichtlicher Art: an Herrn Kammerherrn Dr. Kekule 
v. Stradonitz in Groß Lichterfelde, Marienſtr. 16. 
4. Alle Anfragen und Mitteilungen über Ziegel und Siegelweſen: an Herrn Geheimrat Seyler, 
Berlin W. 30, Nollendorfär. 10. 
Die Mitgliedsbeiträge find an den Deutſchen Kredituerein, Berlin W. 66, Mauerſtr. 86/88, zu leiſten, 
Anmeldungen neuer Mitglieder nehmen alle vorſtehend genannten Herren entgegen. 


— 70, = 


Bericht 
über bie 774. Sitzung bom 18. Februar 1908. 
Dorfigender: Se. Exz. Herr Generalleutn. z. D. v. Bardeleben. 


Im Anſchluß an den Bericht über die vorige 
Sitzung gab Herr Generalmajor 3. D. Freiherr von 
Ce de bur intereſſante Aufſchlüſſe über den in der vorigen 
Sitzung erwähnten Comes palatinus Johann Heinrich 
Chilenius, deſſen Siegel (abgefehen von der Umſchrift) 
eine verkleinerte Nachbildung des Siegels ſei, welches 
Philipp Wilhelm Reichsgraf von Boyneburg (F 1717), 
der faſt fouverdne Verwalter der kurmainziſchen Provinz 
Erfurt führte. Dieſer war der einzige, ſeinen Vater 
überlebende Sohn des Freiherrn Johann Chriſtian 
v. Boyneburg (F 1672), der vom Kaifer die erbliche 
große Komitive erhalten hatte, welche das Recht ein: 
ſchloß, kleine Hofpfalzgrafen zu ernennen. Es fei mit 
Sicherheit anzunehmen, daß Graf Philipp Wilhelm den 
Thilenius zum Hofpfalzgrafen ernannte; das an der 
Urkunde hängende Siegel: der ſchwarz⸗weiß quadrierte 
Boyneburgiſche Schild mit der Caubkrone bedeckt auf 
der Bruſt des Kaiſerlichen Doppeladlers, muß Thilenius 
als ein hofpfalzgräfliches Dienſtſiegel angeſehen haben, 
weil er ſich für berechtigt hielt, es in allen Einzelheiten 
einſchließlich des Boyneburgiſchen Familienwappens für 
ſein eigenes Siegel zum Muſter zu nehmen. Damit iſt 
das Rätſel dieſes Siegel gelöſt. Akten hinſichtlich der 
Ernennung des Thilenius dürften ſich in dem Archive 
der Grafen v. Schönborn befinden. 

Als Mitglieder werden angemeldet: 

I. Herr Carl A. Diehl, Architekt zu Höchft am 
Main. 

2. Herr Mallinckrodt, 
Beeskow. 

3. Herr Hermann Quitzow, Militär- Intendantur⸗ 
didtar, Münſter i. Weſtf., Neubrückenſtr. 30 I. 

Unſer würdiges, hochgeſchätztes Mitglied Herr Hof- 
graveur Rudolf Otto feierte am 8. Februar ſeinen 
70. Geburtstag; mdge ihm ein langer Cebensabend mit 
ſchöner, befriedigender Tätigkeit beſchieden ſein. 

Der von dem Vorſtande der Altertumsſammlung 
des Kreifes Beeskow⸗Storkow und der Stadt Bees kow 
zu Beeskow geſtellte Antrag auf Aberlaſſung eines 
Exemplares der Monatsſchrift wird für 1908 genehmigt. 

Der Herr Vorſitzende teilte folgendes mit: Die von 
Seiner Exzellenz neulich vorgelegte Anſicht von Bardowieck 
ſtamme aus dem Städteatlas (Civitates orbis terrarum) 
von Braun und Hagenberg. Vorträge find an: 
gemeldet zum 7. April von Herrn Macco; zum 
5. Mai von Herrn Cloß. Eingeſandt iſt eine Nummer 
der Mecklenburger Warte, welche in einer Korreſpondenz 
aus Konftantinopel ſich darüber ausläßt, daß man den 
mit preußiſchen Offizieren verlobten Töchtern des 
Paſchas Melhamé ungewöhnliche Titulaturen beigelegt 
haben 3. B. „Marie Selim Paſcha Melhamé“, was 
ungefähr dasſelbe wäre wie „Marie Geheimrat Fritz 


Regierungs⸗Aſſeſſor zu 


— — . äü—ẽäẽ d d. — m — he —— — EZ r — 


Müller.“ Herr v. Bötticher bemerkte hierzu, daß ähn⸗ 
liches auch in Rußland vorkomme. — Freiherr Handel: 
Mazzetti (Mitglied des Adler) fragt nach dem Geſchlechte 
v. Tunderſtedt. 


Sodann beſprach Seine Exzellenz die eingegangenen 
Tauſchſchriften, Ankäufe und die Geſchenkwerke, als: 
1. Aus der Geſchichte der Familie Darrentrapp von 
W. C. v. Arnswaldt (Frankfurt 1908). 2. Joh. Mieſer, 
die alten Papiermühlen Augsburgs. Mit Papierzeichen. 
5. Geſchichte der Familie Vogtherr. Ansbach 1908. 8°. 
Der Verfaſſer macht den unglücklichen Verſuch, das 
Geſchlecht von dem im früheren Mittelalter erloſchenen 
Geſchlechte v. Dogtsberg abzuleiten, und beruft ſich 
dafür auf „mündliche Tradition“ !! 4. Familie Wecke, 
Wecken vom Archivar Wecken. 5. Geſchlecht von Wir⸗ 
fing von Berrn Dr. v. Boetticher in Bautzen. 6. Oſt⸗ 
friesland unter Graf Edzard I. von Groeneveld. 
7. Geſchichte von Kauſſe in Schleſien von Dengler. 
8. Stammtafeln und Ahnentafeln derer von Schweinichen. 
Dom Herrn Major v. Schweinichen auf Pawelwitz. 


Allen Schenfgebern wird namens des Vereins der 
beſte Dank geſagt. 

Herr Konſulatsſekretär Finſter in Obercaſſel über. 
ſandte den intereſſanten Ausſchnitt: Studentenleben des 
Wolff v. Totenwart in Jena um 1630. 

Der Schriftführer, Geh. Kanzleirat Seyler, ſprach 
über das in der Reichskanzlei zuweilen vorgekommene 
Surückdatieren der Diplome. Für gewöhnlich war das 
Datum der Refolution auch das Datum des Diploms. 
Wünfche der Empfänger hinſichtlich des Datums be⸗ 
gegneten aber keinen Schwierigkeiten; die Verſchiebung 
des Datums wurde oft auf dem Konzepte nicht notiert. 
Daher kommmen die vielen Unterſchiede in der Datie⸗ 
rung der Diplome und Konzepte, für welche man in 
den repertoriſchen Werken Gritzners viele Belege 
findet. — Herr Generalmajor 3. D. Freiherr v. Ledebur 
bezeichnet die landesherrliche Entſchließung als maß⸗ 
gebend für die Datierung. Herr Profeſſor Dr. Haupt- 
mann betonte die Derfchiedenheit des juriſtiſchen und 
des hiſtoriſchen Geſichtspunktes. Der Candesherr fet 
berechtigt, einen Gnadenakt aus beſonderen Gründen 
zurückdatieren zu laſſen; für den Mann des Rechts ſei 
die in den geſetz · und rechtmäßigen Formen ausgefertigte 
Urkunde maßgebend. Dem Hiſtoriker aber fet die Auf⸗ 
gabe geſtellt, widerſprechende Daten zu erläutern, den 
Hergang bei der Sache darzuſtellen. Herr Kammerherr 
Dr. Kefule von Stradonitz bemerkte, daß die Frage 
nach Praxis und Recht in den verſchiedenen Tändern 
verfchieden zu beurteilen fei. Der Kaifer von Gſterreich 
habe, nachdem das alte Reich untergegangen war, noch 
eine Reihe von Diplomen unter dem Titel und Siegel 
des Römiſchen Kaiſertums ausfertigen und entſprechend 
zurückdatieren laſſen. 

Herr Generalmajor 3. D. Freiherr v. Tedebur 
legte eine Handſchrift vor, welche die Osnabrückiſchen 
Cehnsprotokolle von 1561 und 1600 enthält, und machte 
eingehende Mitteilungen über die Verhandlungen 


ae OI 


von 1561. Landesherr war damals der Fürſtbiſchhof 
Johann IV. Graf von Hoya (1555 — 1574), der 1567 
auch das Bistum Münſter, 1568 das von Paderborn 
erhielt. Von der Ritterſchaft hatten ſich 90 Perſonen 
als Cehensempfänger eingefunden. Der Belehnung 
voraus ging die Verlautbarung des in der Weiſe der 
alten Dolfsgerichte durch Frag und Antwort feſtgeſtellten 
Osnabrüdifchen Tehnsrechtes. Die adeligen Cehnträger 
gehörten 65 verſchiedenen Geſchlechtern an. Außerdem 
wurden belehnt 56 Erbmänner, Bürger und Gilden zu 
Osnabrück, 20 Bürger und Einwohner in anderen 
Städten des Landes, 21 Stifts -, Pfarrkirchen und Geiſt⸗ 
liche, 53 gemeine Hausleute. 

Herr Kammerherr Dr. Kekule von Stradonitz 
übergab: J. Die Ankündigung eines bedeutſamen Werkes 
über die Ausſtellung vom Goldenen Dließ zu Brügge 
1907 (Les chefs-d’oeuvre d'art ancien à l' Exposition de 
la Toison d'or a Bruges en 1907). Die gewöhnliche 
Ausgabe wird 100 Franken koſten. 2. Den Ausſchnitt 

„Sinn und Wert der ä Von Max Freiherrn 
v. Crailsheim. 


Herr Profeſſor Ad. M. Hildebrandt legte vor: 
Il. Das Aachener Wappen - und Geſchlechterbuch von 
von H. F. Macco, Band I. 2. Cebensbeſchreibung des 
candeshauptmanns der Provinz Oſtpreußen von Amts⸗ 
gerichtsrat G. Conrad (Geſchenke der Herren Verfaſſer). 


Bericht 
über die 775. Sitzung vom 3. März 1908. 
Vorfitzender: Se. Erz. Herr Generalleutn. 3. D. v. Bardeleben. 


Als Mitglieder werden angemeldet: 
1. Herr v. Groß, Referendar zu Königsberg i. pr., 
Mitteltragheim 15 II, 
2. Herr Detlof Graf von Ranzow, Korvetten- 
Kapitän a. D., Charlottenburg 4, Wielandſtr. 14, 
3. Herr Baron von der Ropp in Oberſchöneweide 
bei Berlin. 
Der Herr Vorſitzende machte folgende Witter 
lungen: Herr Oberleutnant a. D. Welder bittet darauf 


hinzuweiſen, daß für Forſchungen im Archiv des Reichs: 


| 


5. Bericht des Leipziger Cageblattes vom 14. Februar 


d. J. über eine Sitzung des Schöffengerichts, betreffend 
die Klage des Dr. jur. Beſſert +» Nettelbeck gegen den 


Schriftſteller Dr. M. Mendheim, welcher des Klägers 
Familie in der öffentlichung Achtung herabgeſetzt habe. 
— Derſelbe Herr teilte mit, daß ſich im Beſitze eines 
Dereinsmitgliedes ein ausgezeichnetes (in England ge: 
arbeitete) Großkreuz des früheren hannoverſchen 
Guelphenordens befinde. Kaufangebote find an die 
Redaktion des Monatsblattes zu richten. Der Herr 
Profeſſor ſprach ſodann in ſehr anerkennender Weiſe 
über die Erfahrungen, die er jüngſt mit Königlich 
Sächſiſchen Pfarrämtern bei Kirchenbuchforfchungen 
gemacht hat. Die Erledigung der Geſuche vollzog ſich 
pünktlich und in liebenswürdigen Formen. — Eine 
Anfrage veranlaßte zum Schluſſe noch eine Beſprechung 
über die Begriffe alter Adel, Uradel. Herr Kammer: 
herr Dr. von Kekule von Stradonitz führte an, daß 
Profeſſor Rehm auch Briefadel als alten Adel gelten 
laſſe und das Jahr 1582 aus irgend einem Grunde als 
Grenzjahr aufgeſtellt habe. Herr Profeſſor Dr. Haupt: 
mann bemerkte hierzu, das dieſes Jahr für das Stirften: 
recht von Bedeutung ſei; deſſen Übertragung auf den 
Adel fet finnlos. Su dem Uradel ſeien diejenigen Ge⸗ 
ſchlechter zu zählen, deren Vorfahren im Mittelalter 
dem Berufsſtande der Ritter angehört hätten. 


Seyler. 


1 
\ 
t 


| 


ſchenk des Kurfürften Joachim II., 


hofrat, 


Urkunden, 


Kammer Gerichts zu Wetzlar Herr Pfarrer Allmenröder 
in Oberbriel beſtens zu empfehlen fet: Don mehreren 
Seiten wurde betont, daß in erſter Cinie Herr Archivrat 
Deltman um die Ausführung ſolcher Forſchungen zu 
bitten ſei. — Frau von Bonin, geb. v. Hahn, hat ein 
Kryſtallpetſchaft mit dem Ehewappen v. Stein-⸗KHoch⸗ 
berg: Rotenhan zur Beſtimmung eingeſandt. Herr 
Generalmajor Freiherr v. Cedebur ftellte feſt, daß 
Chriftian Ludwig Freiherr v. Stein⸗Kochberg, Reichs: 
auf Grobenreuth, Gr. und Kl. Hochberg, 
Schwiegervater der Freundin Goethes, Frau v. Stein, 
geweſen ſei. — Für die Herausgabe des Tagebuches 
des Prinzen Heinrich werden Anhaltspunkte zur genauen 
Beſtimmung der Perſönlichkeit dreier Fräulein v. Wade: 
nig gebeten. — Herr Hauptmann v. Aigner erbittet die 
Anſicht des Vereins über die abſchriftlich mitgeteilte 
Urkunde d. d. Worms 22. Mai 1545, durch welche 
Kaiſer Karl V. dem Wolfgang Aigner ein Wappen 
erteilt [mit Stechhelm, Pön 20 Mark lötigen Goldes]. 
Es kann kein Sweifel darüber beſtehen, daß die Urkunde 
ein ſchlichter Wappenbrief, kein Adelsbrief iſt. 

Sodann beſprach der Herr Vorſitzende die Ge⸗ 
ſchenke: J. Nachträge zu den Stammtafeln der v. Lepel. 
2. Ebell, Die Dogeſen, intereſſante heraldiſche Mittei⸗ 
lungen aus Pfalzburg enthaltend. 5. Chronik der 
Familie Piderit, mit der Schreibmaſchine hergeſtellt, mit 
intereſſanten Beigaben (photographiſche Abbildung von 
Siegeln uſw.) ausgeſtattet. Der un 
gerechtfertigte Ausfall gegen den Uradel bildet in dem 
Aufbau des Werkes einen groben Fehler. Der Verfajfer 
kann unmöglich wiſſen, welche Rolle ſeine Urväter 
in dem Fehdeweſen des Mittelalters geſpielt haben. 
Überhaupt darf jener Intereſſenkampf nicht mit dem 
Maßſtabe moderner Kechtsanſchauungen gemeſſen 
werden. 

Der Herr vorſitzende ſprach hierauf über den 
vorübergehenden Beſitz eines Teiles von Schönhauſen 
(Altmark) ſeitens des Andreas v. Bardeleben, der Mund» 
ſpäter Kammer» 
junfer bei deſſen Sohn, Erzbifchhof Friedrich von Magde⸗ 
burg und ſeit deſſen Tod 1542 bei dem ſpäteren Kur- 
fürſten Johann Georg geweſen war. Für ſeine lange 
jährigen Dienſte erhielt Andreas 1554 jenen Teil des 


Gutes zu Lehen, er ftarb aber fchon im Jahre 1561. 
Seine Erben verkauften den Beſitz [563 an den Kur: 
fürften, dem diefer Erwerb fehr willfommen war, da 
er nunmehr das ganze Gut Schönhaufen für das von 
ihm wegen der Jagd fo ſehr begehrte Burgſtall der 
Familie v. Bismarck übergeben konnte. Weiter teilte 
der Herr Vorſitzende aus der von Caspar Sigismund 
Heidefampf geführten Schatullrechnung des Großen 
Kurfürften vom Jahre 1683 mit, der Kurfürft habe den 
Franzoſen Jean Aimé und Jacques Munier, welche 
der Religion halber aus ihrem Daterlande geflüchtet 
find und ſich in Berlin ſetzen wollen, je 10 Taler Unters 
ſtützung bewilligt. 

Herr Amtsgerichtsrat Dr. Beringuier legte vor 
die Schön ausgeſtattete Weihnachtsausgabe des „Deutſchen 
Buch⸗ und Steindrucker“ für 100ẽ, enthaltend eine wert⸗ 
volle Abhandlung von Stroehl: Wappen der Städte in 
der graphiſchen Kunſt. 

Herr Rittergutsbeſitzer Wentzel auf Ober⸗Kemnitz 
(OGberlauſitz) machte intereſſante Mitteilungen aus der 
Chronik von Kemnitz, die ſich auf Perſönlichkeiten aus 
den Geſchlechtern v. Gersdorf, v. Noſtitz, v. Kyaw u. a. 
beziehen. Beſonders eingehend ſchildert die Chronik 
das Leben des Johann Reichwald von Kämpfen, der 
1600 zu Semcaden in Litauen geboren war, 1627 für 
ein halben Taler Handgeld ſchwediſcher Soldat wurde. 
Nach mancherlei Wechſelfällen, die wir nicht verfolgen 
können, wurde er 1642 Oberſt und Kommandant von 
Sittau, heiratete am 10. März 1645 Suſanna v. Kyaw 
aus dem Hauſe Kemnitz, nahm 1647 feinen Abfchied, 
dann übernahm er 1648 das Rittergut Kemnitz für 
18000 Taler und 100 Gulden, gab das verwiiftete und 
verddete Land der Kultur zurück und ſtarb dort am 
28. Februar 1662. Sein dort noch vorhandenes Grab⸗ 
mal, eine ganz eigenartige Arbeit, gibt die ſympathiſchen 
Süge des Mannes ſicher mit Porträtähnlichkeit wieder 
und zeigt auch das Wappen (ein Baum und eine Fahne, 
mit einer Krone belegt, nebeneinander). | 
Der Schriftführer machte Bemerkungen über die 
Ahnlichkeit, welche die Makonda⸗Frauen durch eine 
künſtliche Derunftaltung der Oberlippe mit dem heraldi⸗ 
ſchen Kranichmenſchen erhalten. 

Vor einiger Seit wurde eine Frage geſtellt über 
den Adel des ſchleſiſchen Geſchlechts v. Simmermann, 
der in der Regel von einem böhmifchen Ritterſtands⸗ 
diplom von 1710 datiert wird. Nun findet ſich aber 
im Staatsarchiv zu Breslau die Eheberedung des 
Chriſtoph Adam v. Simmermann mit Maria Magdalena 
v. Niebelſchütz von 1695. Er unterſchreibt „von“ vor 
Gericht, auch ſein Siegel zeigt die Adelspartikel. Es 
erſchien hiernach wahrſcheinlich, daß ſchon vor 1710 
ein Adelsdiplom in die Familie gekommen war. 

Herr A. v. Doerr auf Smilfau, der beſte Kenner 
des Diplomadels in den Tändern der Krone Böhmen, 
hat den Fall nach den Akten des Miniſterial⸗Adelsarchivs 
in Wien unterſucht und teilt mit: Chriſtoph Adam 
Simmermann (ohne von) erhält zu Wien 27. Januar 
1710 den böhmiſchen Ritterftand mit dem Ehrenworte 


72 — 


„von“, ein Wappen und die Rotwachsfreiheit. Das 
Wappen, im blauen Schilde und auf dem Helme ein 
geharnifchter Schwertarm, habe einen rein militäriſchen 
Charakter und könne auf keines der von 1710 an gleich⸗ 
namige Perſonen verliehenen Wappen Bezug haben. 
Man werde den Chriſtoph Adam und feine Vorfahren 
in Schleſien für adlig gehalten haben. In dem Diplom 
heißt es, daß deſſen Familie mit denen v. Rothfirch, 
v. Candskron und Müſchelwitz verwandt fet, daß er 
ſelbſt eine geborene v. Niebelſchuͤtz zur Ehefrau habe 
und das Rittergut Seebenitz im Fürſtentum Liegnitz 
gekauft hat. Er hatte früher Kriegs dienſte geleiftet und 
ſeine zwei Brüder waren vor dem Feinde gefallen. 
Sein verſtorbener Vater Valentin hatte von der Pike 
auf gedient und es bis zum Hauptmann gebracht. Für 
Schleſien könnten nur zwei Diplome vor 1710 in Be⸗ 
tracht kommen: |. Beſtätigung des rittermäßigen Adels⸗ 
ſtandes für Georg Simmermann, Bürger in Breslau, 
und ſeinen Bruder Wolf, d. d. Prag, 16. Auguſt 1589. 
Das Wappen iſt ein blauer Sparren, beſeitet von zwei 
gelben Sternen in Silber, einſchließend das Dorderteil 
eines goldenen Cöwen, ein grünes Kleeblatt haltend, in 
Schwarz. 2. Adelsſtand für Daltin Zimmermann aus 
Breslau wegen der von feinen Doreltern geleifteten 
Kriegsdienſte, d. d. Prag, 8. Januar 1598. Der Schild 
it blau ⸗ golden geteilt, oben ein wachſender goldener 
Löwe. 

Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz 
macht zu der Frage der Rivista araldica, ob der Mal» 
teſerorden fouverdn fei, folgende Bemerkung: Der 
Orden hat in Wien einen außerordentlichen Geſandten 
und bevollmächtigten Miniſter, ſei alſo durch eine 
europäifche Großmacht, den Kaiferftaat Gſterreich, als 
ſouverän anerkannt. Heine der in Wien vertretenen 
Mächte habe jemals gegen die Gleichberechtigung 
dieſes Vertreters Proteſt erhoben. — Derſelbe Herr 
übergab 1. einen Aufſatz über die Schreibweiſe des 
Namens Grotthuß. 2. den Führer durch die Samm⸗ 
lungen des Deutſchen Muſeums in München, mit dem 
von Profeſſor Otto Hupp gezeichneten ſchönen Titel. 
bilde. 3. den von Herrn G. A. Abeken in Quacken⸗ 
brück eingeſandten Ausſchnitt „Moltkes in der Osna⸗ 
brücker Gegend“. 

Herr Profeffor Ad. M. Hildebrandt teilte mit: 
1. daß die ſeit 1893 bei der Kurländiſchen Geſellſchaft 
für Literatur und Kunſt beſtehende Sektion für Genea⸗ 
logie, Heraldif und Sphragiſtik“ ſich nunmehr als ſelb⸗ 
ſtändige Genealogiſche Geſellſchaft der Oftfee- 
provinzen zu Mitau konſtituiert hat. 2. Ein Schreiben 
des Herrn Finanzrats Wilckens, welcher dafür eintritt, 
daß genealogiſche und heraldiſche Werke auf haltbarem, 
holzfreiem Papier gedruckt werden. Während die Vere 
öffentlichungen des Herolds fic) gut bewährt haben, hat 
die chemiſche Unterſuchung anderer wiſſenſchaftlicher 
Werke ein ſehr ungünſtiges Reſultat ergeben; 3. B. iſt 
der „Neue Sibmacher“ auf ein Papier gedruckt, 
welches dieſem fo wichtigen Werke keinen langen Be⸗ 
ſtand ſichert. Der Verein Herold möge den Derleger 


5 


des „Neuen Sibmacher“ die Bitte ans Herz legen, in 
Sukunft nur Papier zu verwenden, welches abſolut frei 
von Holzſtoff iſt, ſelbſt wenn ſich dadurch der Preis der 
Lieferungen erhöhen würde. 5. das Stammbuch feines 
Sohnes, des Leutnants Hildebrandt, welches der Beſitzer 
mit zahlreichen ſtilgerechten Wappenmalereien ver⸗ 
ziert hat. 

Herr Hauptmann Freiherr v. Bock in Poſen hat eins 
geſandt: 1. Familienbuch des Abraham v. Bock. 2. Ahnen; 
tafel des Nicol. Gottl. Joſ. v. Woſtrowsky. 3. Nachrichten 
über die Familie v. Woſtrowsky. Dieſe iſt zu Ende 
des vorigen Jahrhunderts im Mannes ſtamm erloſchen. 
Geborene v. Woſtrowsky ſind Freifrau Aſſolda v. Bock, 
Frau Cyza v. Watzdorf und Frau Erna von Groeling. 
Außerdem lebt noch Frau Alice v. Woſtrowsky⸗Skalka, 
geb. v. Schickfuß. 

Herr v. Gellhorn übergab einen Ausſchnitt aus 
der „Ciegnitzer Zeitung“ vom 25. März, betreffend die 
Ausſchmückung der dortigen Liebfrauenkirche, ſpeziell die 
Herftellung eines Fenſters mit den Wappen von 
60 Geſchlechtern des ſchleſiſchen Adels. Die alten 
Epitaphien der zahlreichen in der Kirche beigeſetzten 
Mitglieder des ſchleſiſchen Adels wurden durch den 
Brand von 1822 vernichtet. Dafür bietet jetzt das 
erwähnte Fenſter, welches in der Anſtalt des Profeſſors 
Cinnemann zu Frankfurt a. M. hergeſtellt wurde, einen 
Erſatz. 

Herr Generalmajor 3. D. Freiherr v. Cedebur 
legte die von feinem verſtorbenen Vater bearbeitete 
Ahnentafel zu 256 Ahnen in der Griginalhandſchrift 
zur Anſicht vor. Seyler. 


Die Heralbik auf der Ausitellung vom 


Goldenen Blies zu Brügge 1907. 
Don Dr. Stephan Kekule von Stradonitz. 
(Mit einer Tafel.) 


Die vom Mai bis Oktober des verfloſſenen Jahres 
zu Brügge in Belgien veranſtaltete, dem Gedächtnis 
des Ordens vom Goldenen blies gewidmete Aus: 
ſtellung “) war in hervorragender Weiſe eine heraldiſche 
und mußte es, dem Weſen der Sache nach, ſein. 


*) Exposition de la Toison d'Or a Bruges. Catalogue. 
Chapitre I: Peintures, Unterabteilung d: Tableaux heraldiques, 
par Pol de Mont, Conservateur du Musée Royal des Beaux- 
Arts d’Anvers (dieſe Unterabteilung enthielt in 24 Nummern 
lediglich 24 Bildniſſe von Mitgliedern des Hauſes Croy mit 
Wappen); Chapitre II: Miniatures, manuscrits, livres et 
reliures, par le Baron Albert van Zuylen van Nyevelt, Con- 
servateur des Archives de I’Etat à Bruges et le R. P. J. 
van den Gheyn S. J., Conservateur des manuscrits à la 
Bibliotheque royale de Belgique; Chapitre IV: Colliers et 
Joyaux, par W. Papeians de Morchoven, Avocat a Brug es; 
Chapitre IX: Empreintes de sceaux exposées, par Aimé 
Mesdagh, Sigillographe des Archives Gencrales du Royaume; 


Daß fie diefes fein mußte, beweiſt ſchon ihre Ge— 
ſchichte. 

Der verſtorbene Baron de Béthune, Gouverneur 
der Provinz Weſtflandern, hatte ſchon im Jahre 1889 
in Gent eine heraldiſche Ausſtellung unternommen, in 
der der Orden vom Goldenen Dlies eine Hauptrolle 
ſpielte. 

Im Jahre 1905 faßte er es ins Auge, in Brügge, 
im Jahre 1907, bei Gelegenheit der Einweihung des 
neuen Seehafens, eine, nunmehr dem Orden vom 
Goldenen Dlies allein gewidmete, Ausſtellung zu vers 
anſtalten, dieſes Seehafens, der der alten Stadt gewiſſer— 
maßen die Bedeutung als Handelsſtadt wiedergeben 
ſoll, die ſie zur Seit der burgundiſchen Herzöge, des 
Stifters und der erſten Oberherrn des Ordens, gee 
habt hat. 

Der Plan wurde von demjenigen Schöffen der 
Stadt, dem die fchönen Künſte unterſtehen, Herrn 
J. Schramme, mit Begeiſterung aufgenommen, dann in 
einem Arbeitsausſchuß, dem der Staatsminiſter Vernaert 
vor ſaß, in allen Einzelheiten durchberaten, dabei aber 
weſentlich geändert. Er wurde nämlich zeitlich beſchränkt, 
fachlich erweitert, indem beſchloſſen wurde, in die ge⸗ 
ſamte Ausſtellung nicht nur die Bildniſſe der Ordense 
ritter, ihre Waffen, ihre Wappen, ihre Schaumünzen, 
Erinnerungsſtücke an ſie, kunſtgewerbliche Arbeiten, die 
für fie hergeſtellt worden waren ufw. uſw. aufzunehmen, 
ſondern auch hervorragende Werke der bildenden 
Künfte von folchen Meiſtern einzubegreifen, die unter dem 
Schutze der Herzöge von Burgund oder mächtiger 
Ordensritter gearbeitet haben. Es wurde endlich be⸗ 
ſchloſſen, die Seitgrenze, die die Ausſtellung umfaſſen 
ſollte, auf die Seit von der Gründung des Ordens 
(10. Januar 1430) bis zum Jahre 1598, dem Todes- 
jahre Königs Philipp II. von Spanien, des ſechſten 
Ordensoberherrn, zu beſchränken. 

Die zeitliche Beſchränkung rechtfertigte ſich aus 
allgemeinen geſchichtlichen Gründen, wie aus Gründen, 


Chapitre X: Blasons, par le Baron Albert van Zuylen 
van Nyevelt etc. 

Les Chefs - d'oeuvre d'Art ancien a l'’Exposition de la 
Toison d'Or a Bruges en 1907. Public sous les auspices 
du Comité de VExposition. Miniatures, par le R. P. J. 
van den Gheyn etc.; Blasons, par M. le Baron A. van Zuylen 
van Nyevelt etc.; Sceaux, par M. A. Mesdagh etc. 

(PDrachtwerk in 49 mit ungefähr einhundert Dollbildern, 
Preis 100 Franken, ſteht dicht vor dem Erſcheinen, mir noch 
nicht zugänglich) 

Für die allgemeine kultur. und kunſtgeſchichtliche Be: 
deutung und Einwirkung des Ordens vom Goldenen Dlies- 
La Toison d'Or, par le Baron H. Kervyn de Lettenhove, 
Président de Il' Exposition de la Toison d'Or (Bruges, Juin- 
Septembre 1907). Das ausgezeichnete, hervorragend aus- 
geſtattete, mit zahllofen Abbildungen verſehene, ungewöhnlich 
billige Werk wurde ron mir im „Deutfchen Herold“ Nr. 10, 
vom Okiober 1907, bereits angezeigt. 

Sämtliche vorſtehenden Werke ſind bei der „Librairie 
Nationale d'Art et d'Histoire G. van Oest & Cie.“ in 
Brüſſel 1902 bezw. (908 verlegt. 


die in der inneren Geſchichte des Ordens felbft liegen. 
Ich kann hierauf an dieſer Stelle nicht weiter eingehen. 
Die ſachliche Ausdehnung auf die hervorragenden 
Werke der bildenden Kunſt ſolcher Meiſter, die unter 
dem Schutze der 5 von Burgund oder mächtiger 
Ordensritter gearbeitet haben, war eigentlich jo felbft- 
verſtändlich, daß ſie keiner näheren Begründung bedarf. 
Wenn allerdings ein Berichterſtatter, wie es zu leſen 
war, nicht einmal weiß, daß der große Maler Jan 
van Eyck, um 1386, + 1440, im unmittelbaren Hof: 
dienſt Philipps des Gütigen vor Burgund, des Stifters 
des Ordens, und zwar mit ſtändigem Gehalt, angeſtellt 
war, ſo darf man ſich nicht wundern, wenn er nicht 
begreift, wieſo es berechtigt war, die berühmte „Ver⸗ 
kündigung“ Jan van Eycks aus der Kaiſerlichen Eremi- 
tage zu St. Petersburg in einer Ausſtellung „vom 
Goldenen Dlies“ auszuſtellen. Doch das nebenbei. 

Schon von der Stiftung des Ordens ab war es 
Satzung, bei jedem Kapitel des Ordens, in der be: 
treffenden Kirche, die Wappen derjenigen Ritter zum 
Gedächtnis aufzuhängen, die an dieſem Kapitel teil⸗ 
genommen hatten. 

Da die Generalkapitel des Ordens, von denen im 
ganzen dreiundzwanzig ſtattgefunden haben, immer 
möglichft in verſchiedenen Kirchen, wiederholt allerdings 
an den gleichen Orten abgehalten wurden, da zur 


Berftellung dieſer Gedächtnistafeln immer ganz vor 


treffliche Wappenmaler zur Verfügung ſtanden, ſo kann 
ſich jeder Kenner der burgundiſchen Leiſtungen jener 
Seiten auf dem Gebiete der Wappenkunſt leicht vorſtellen, 
was für heraldiſche Schätze auf dieſe Art entſtanden find. 

Don dieſen Wappenmalern nenne ich zunächſt: 
Hue de Boulogne, der mit feinem Sohne Jean die 
Wappen der Dliesritter des Kapitels des Jahres 1445 
für die St. Bavokirche zu Gent anfertigte, die dort, 
37 Stück, noch vorhanden ſind und eine Sierde der 
Brügger Ausſtellung bildeten. Ich nenne Pierre 
Couſtain, der mit Jehan Hennequart die Wappen des 
Kapitels von 1468 für die Notre Dame-Kirche zu 
Brügge und die des Kapitels von 1478 für die Sale 
vator » Kirche zu Brügge malte. Auch bei der Her⸗ 
ſtellung der Wappentafeln des Kapitels vom Jahre 
1481 zu Herzogenbuſch war Couſtain tätig. Ich nenne 
endlich den ausgezeichneten Lucas de Heere, von deſſen 
Band die etwa fünfzig Wappen des Kapitels von 1559 
in der St. Bavo⸗Kirche zu Gent herrühren. Außer den 
vorgenannten waren in Brügge ausgeſtellt: die Wappen⸗ 
tafeln des Kapitels zu Mecheln vom Jahre 1491 und 
[2 weitere Wappenmalereien dieſer Art, im ganzen 
einhundertachtundneunzig ſolche Dliesritter - Wappen⸗ 
Tafeln! Alles Meiſterwerke der Wappenkunſt! 
Es iſt im höchften Grade zu bedauern, daß von unſeren 
deutſchen Wappenmalern von Beruf, ſoweit ich 
wenigſtens feſtſtellen konnte, auch nicht ein einziger zu 
Studienzwecken in der „Ausftellung vom Goldenen Vlies“ 
längere Seit geweilt hat. Eine derartig große Sahl 
muftergültiger Vorbilder hervorragender Art kommt 
nicht leicht wieder zuſammen. 


24 — 


Da die Wappenkunde und «Kunft beim Orden vom 
Goldenen Dlies eine fo große Rolle gefpielt haben, fo 
kann es nicht wunder nehmen, daß es zahlreiche Hand- 
ſchriften mit dem Wappen der Ritter des Grdens ge⸗ 
geben hat, die ſowohl für den Gebrauch der Ordens; 
ritter, wie namentlich für den Gebrauch der Grdens⸗ 
beamten beſtimmt waren. Eine im Beſitze des Vereins 
„Herold“ befindliche Handſchrift dieſer Art (J., 37 des 
Derzeichniffes der Bücherſammlung), einundvierzig 
bemalte oder beſchriebene Blätter ſtark, in Pergament 
gebunden, aus dem 16. Jahrhundert, war durch meine 
Vermittelung gleichfalls zur Austellung gelangt und 
fand bei den Fachleuten gebührende Beachtung. Ich 
weiſe in dieſem Suſammenhange beſonders auf die, 
Bl. 45 und Bl. 52 v. befindlichen, Wappen des Grafen 
Eitelfriedrich II. von Sollern und des Markgrafen 
Johannes von Brandenburg, Vizekönigs von Valencia, 
hin, der beiden erſten Dliesritter aus dem Hauſe 
Hohenzollern, über die ich kürzlich in meinem Aufſatze: 
„Nohenzollern als Ritter des Ordens vom Goldenen 
Vlies in alter Seit“ im Hohenzollernjahrbuch 1907 ein 
gehender berichtet habe. 

In re ichs deutſchem Beſitze befinden ſich naturgemäß 
nur wenige derartige Dlieshandſchriften.“) 


Solcher Wappenhandſchriften des Dliesordens und 
anderer Bandfchriften, teils geſchichtlicher, teils familien ⸗ 
geſchichtlicher, teils heraldifcher Natur, war in der 
Brügger Ausſtellung naturgemäß eine überaus reiche 
Sahl vorhanden; großartige Schätze zum Teil. Die koſt⸗ 
barſten aus den Reften der „Bibliothèque de Bourgogne“ 
in Brüffel und dem Toiſon- Archive in Wien. Man 
kam hier aus dem Schauen tatſächlich nicht heraus. 
Die nähere Prüfung allein dieſer Handſchriftenſchätze 
hätte mindeſtens eine Woche erfordert, während mir 
für das Studium der ganzen Ausſtellung nur drei, 
genauer geſagt: nur zwei ruhige Tage zur Verfügung 
ſtanden, da an einem der vorerwähnten Tage der 
Beſuch des Königs der Belgier in der Ausſtellung 
ſtattfand, bei dem wir auswärtige Mitglieder der ver⸗ 


- *) Ich hebe hier die Handſchrift Msc. hist. 4° Nr. 4 in 
der Ständiſchen Landesbibliothek in Kaffel beſonders hervor, 
weil Graf Harl Emich zu Leiningen⸗Weſterburg ſie im 
„Deutſchen Herold“, XVII. Jahrg., Berlin 1886, S. 84 ff. 
beſchrieben hat. Sie war nicht in Brügge und ich erwähne 
fie an dieſer Stelle nur, um einen Leſefehler Leiningens oder 
einen Druckfehler aufzuklären A. a. O. ſtebt nämlich auf 
S. 84 zu lefen, die S. 2 der Handſchrift trage die Eintragung: 
„Thomas Baacq a qui je suids“ (Ich bin Eigentum des uſw.), 
während es unzweifelhaft: „Thomas Iſaacq“ heißen muß. 

Dieſer Thomas Iſaacg ift eine, in der Geſchichte des 
Dliesordens ganz bekannte Perſönlichkeit. Er war zuerſt 
Herold des Ordens unter dem Amtsnamen: „Fufil“ (fo heißen 
die „Feuerſtahle“ der Ordenskette), wurde am 22. Juni 1492 
Wappenkönig, d. h. oberſter Herold des Ordens, genannt 
„Toison d'Or“, ſtarb im Jahre 1539 oder 1540 und iſt zu 
Brüſſel in der Hirche Notre-Dame du Sablon vor dem von 
ihm geſtifteten Untonins-Altar, wo auch fein n ane 
gebracht wurde, begraben. Ä 


8 


ſchiedenen Ausſtellungsausſchüſſe dem Könige vorgeftellt | befindet fic) jetzt im Schatze der Kathedrale von Toledo 
und ins Geſpräch gezogen wurden. (ſiehe die Certabbildung). Es iſt ein ſehr verkleinertes, 
Über dieſe handſchriftlichen Schätze kann noch Eins aber mit Diamanten beſetztes, Wid— 
gehenderes hier auch aus Riidfichten des Raumes nicht | derfell an ſeidener Schnur. 
weiter berichtet werden, ich muß vielmehr zum Schluſſe über die Schnur aber ſind 
eilen. Nur dem Wunſche ſoll in bezug auf die Wappen⸗ zahlreiche goldene, mit Dia: 
handſchriften des Dliesordens an dieſer Stelle Ausdruck manten beſetzte, Ringe ge- 
gegeben werden, daß ſich bald ein ſachkundiger Forſcher zogen und nebeneinander 
finden möge, der ſich der Aufgabe unterzieht, möglichft | geſchoben. 
alle derartigen Handſchriften zuſammenzuſtellen und Der materielle Ge— 
eingehend zu beſchreiben. | ſamtwert der aus: 
An ganzen Abteilungen der Ausſtellung waren | geftellten Gegen— 
von beſonderer Bedeutung und Anziehungskraft für | ftände war ein 
den Wappenkundigen noch die Abteilungen: „Waffen ungeheuerer. 


und Riiftungen” (V), über die ich unter dem Titel | Er dürfte 
„Von der Dliesausftellung und dem Turnier zu Brügge | mit 35 
1907" in der „Seitſchrift für Hiftorifche Waffenkunde“, | bis 56 
Bd. 4 Heft9 vom 15. Januar 1908, S. 271 ff. eins 
gehend berichtet habe, ferner: „Münzen und Schau— 
münzen“ (VII) und „Siegel“ (IX), 

Doch enthielten auch noch andere Abteilungen der 
Ausſtellung manches für den Heraldiker hoch bedeut— 
ſame Stück. So die Abteilung: „Teppichwebereien, 
Stickereien und Spitzen“ (III) und die Abteilung Hals- 
kleinode und Juwelen“ (IV). In erſterer befanden 
ſich u. a., ſich in der Ausſtellung in über⸗ 
raſchender Weiſe zuſammenfindend, 
das Modell und die Ausführung in 
Stickerei des prachtvollen „Tapperts“ 
des Herolds König Philipps des 
Sweiten von Spanien (fiehe die Kunft- 
beilage), dann der berühmte Mantel 
des Guillaume Fillaſtre aus dem 
ſtädtiſchen Muſeum zu Tournai, mit 
Beſtandteilen des Wappens dieſes 
Kirchenfürſten (Hirſchköpfen und Mer: 
letten) beſät, über den ich demnächſt, unter Bei— 
gabe einer Abbildung, in der „Muſeumskunde“ 
berichten werde. In der Abteilung „Halsketten und 
Juwelen“, war etwa ein Dutzend höchſt merkwürdiger 
Halsketten von Gilden und Brüderfchaften, mit Wappen 
und Dliesabzeichen geſchmückt, dann eine Anzahl älterer 
und neuerer Ordenskleinode des Goldenen Dliejes ausge: 
ſtellt. Für die Ritter des Ordens beſtand eine ſehr ſtrenge | 
Tragepflicht. Das war hinfichtlich der ſchweren, goldenen | Millio- 
Halskette, mit anhangendem goldenen Widderfell natur- | nen Fran— 
gemäß eine Unbequemlichfeit. Außerdem lief der Träger | fen nicht zu 
Gefahr, das koſtbare Kleinod zu verlieren. Infolge hoch bemeſſen 
deſſen kam es frühe auf, das Widderfell für gewöhnlich fein. Im gan 
nicht an der ſchweren, aus Feuerſtahlen und Feuerſteinen zen war es eine 
beftehenden, goldenen Kette, fondern an einer, in früher Ausftellung, wie fie 
Seit meiſt ſchwarzen, ſpäter roten, feidenen Schnur | fo eigene und einzig: 
zu fragen, oder auch an einer leichten Gliederkette. [artig noch nicht dage⸗ 
Obwohl die Generalkapitel des Ordens in der erften | weſen iſt und wohl nie 
Seit gegen dieſen Gebrauch mit Entſchiedenheit auf- wiederkehren wird. Und der | 
traten, waren fie nicht imftande, dieſe „Interims- [unermüdliche Baron Henri 
Dliefe” zu befeitigen. Ein folches „Interims » Dlies“ | Kervyn de Lettenhove, der Sohn 
ſeltenſter Art beſaß König Karl II. von Spanien, es des berühmten Geſchichtsforſchers, 


ee Ge 


des Barons Joſeph Bruno Maria Kervyn de Letten⸗ 
hove, hatte, als Präfident der Ausftellung, mit feinem 
trefflichen Stabe von Mitarbeitern infolge deſſen allen 
Grund, mit dem größten Stolze auf das über alles 
Erwarten gelungene Werk zu blicken, das übrigens 
eine außerordentliche Sahl von Fremden nach dem alt⸗ 
berühmten Brügge gezogen hat. 


Steininſchriften zu Stift Fiſchbeclk 
in der Grafſchaft Schaumburg. 


Geſammelt von Werner Conſtantin von Arnswaldt. 


(Schluß.) 

Anmerkung: Maria Magdalena von der Kuhla 
iſt 1684 von Johann Anton von Serſſen und Levin 
Adolf von Bennigſen mit folgenden Ahnen aufge: 
ſchworen: 

Kuhla, Meding, Marſchalck, Brobergen, Iſſen⸗ 
darff, Düring, Hude, Hude. 

Reden, Schwicheldt, Rottorp, Busſche, Heimburg, 
Münchhauſen, Oppershaufen, Bothmer. 

Die Eltern der Schweſtern von der Kubla waren: 
Johann von der Kubla anf Kuhla und Maſſel und 
Sabine Helene von Reden a. d. H. Haſtenbeck. 


15. Catharina Juliane von Haus, Abtiſſin 

weil. Claus Adolfs von Haus, Kgl. Großbrit. und 
churfürſtl. braunſch. lünebg. Schatzrats, Erbherrn zu 
Einbeckghauſen, Wunſtorff und Steinlage und weil. 
Magdalena Dorothea von Reden a. d. F. Stemmen 
Tochter, geb. Einbeckhauſen 18. Sept. 1697, aufge. 
ſchworen Fiſchbeck 30. Octob. 1750, zur Abtiſſin erwählt 
30. Oct. 1755, f I. Jan. 1763, 65 Jahr, 3. Mon. und 
I? Tage alt. 


Wappen: 
von Haus: von Reden: 
Cinks gebogener geſtümmel⸗ S. oben. 
ter Sweig. Bewulſteter 


Helm: zwei auswärts ge⸗ 

bogene Sweige. 

Anmerkung: Ihre Eltern hatten ſich 1684 ver⸗ 
mählt. Sie war aufgeſchworen von Heinrich von Ledes 
bur auf Mühlenburg und Arenshorſt, Domherrn zu 
Minden, und Cord Philip von Mengerſen auf Hels 
penſen mit folgenden Ahnen: 

Haus, Rottorff, Kalenberg, Rodenhauſen, Werpup, 
Schwartz, Serſſen, Hege. 

Reden, Rottorff, Heimburg, Öppershaufen, Reden, 
Schlabberndorff, Lenthe, Marenholtz. 


14. Johanne Fridrique von Haren 
gebohren den 17. Aug. Anno 1751, Erwählte Abbatiſſin 
zu Fiſchbeck den 5. Januar Anno 1765, In Gott ſeelig 
verſtorben den 17. Febr. Anno 1785. 

In der Weldt habet ihr Angſt, aber ſeyd getroſt, 
ich habe die Weldt überwunden. Joh. am 16. Ders 538. 


Wappen: 
von Haren: 
Sbm. I, 147. 
Drei (2 u. I) aufrechte Spindeln. 
Bewulſteter Helm: zwei auswärts geneigte Spindeln. 
Anmerkung: Die Eltern der Abtiſſin von Haren 
waren: Herbert Daniel von Haren a. Hopen und 
Quadenbrüd, Ritterſchaftsdirektor (n. 21. Sept. 1671, 
+ 12. Sept. 1743) und feine zweite Gemahlin Dorothea 
von Münchhauſen a. d. F. Oldendorf. Sie wurde zu 
Fiſchbeck am 18. April 1754 vom Cantzlei Rat Adolf 
Alexander Georg von Arnſtedt aus Rinteln und 
dem Oberhauptmann Chriftoph Achatz von Hake mit 
folgenden Ahnen aufgeſchworen: 
Haren, Schaden, Harling, Wahlen, Dincklage, Korff, 
Schele, Heyden. 
Münchhauſen, Bismarck, Hammerftein, 
Busſche, Münchhauſen, Stedingk, Grapendorff. 


Klenke, 


Aufſchriften und Wappen der Särge in 
der Urnpta der Stiftskirche zu Fiſchbeck. 


Geſammelt von Werner Conftantin von Arnswaldt. 


1. Bier ruhen die Gebeine der weil. Hochwoll⸗ 

gebohrn: Freulein 
Frl. Hedewig von Mengerſſen 
welche das Licht dieſer Weld auf dem Adelichen Haufe 
Helpenſen Im Jahre 1691 den 29. April erblicket und 
Anno 1754 den 29. April in das adeliche Stift Fiſchbeck 
zu einer geiſtl. Capitularin auf genommen, auch daſelbſt 
den 20. Jan. 1757 abents um 7 Uhr in und auf ihren 
Erlöhſer entſchlafen iſt; ihres Alters 65. Jahr, 8 Mo⸗ 
nath, 21 Tage. 
Wappen der Eltern: 


Adolph  Chriftoph von Eevefe Catharina von 
Mengerſſen, Erbherr auf Campen a. d. H. Poggen⸗ 
Helpenſen: hagen: 
Grote C. 40. Quergeteilt: oben in Gold 
ſchwarzer ſchreitender owe, 
unten in Schwarz drei rote 
Pfähle. Gekrönter Helm: 
zwiſchen einer roten und 
einer ſchwarzen Straußen⸗ 
feder der ſchwarze Löwe 
wachſend. 
Anmerkung: Heidewig von Mengerſſen wurde 


173% von Joachim Ernſt von Haus, Kgl. preuß. Major 
a. d. F. Einbeckhauſen und Albrecht Ernſt von Land» 
berg, Kgl. Großbrit. Rittmeifter, a. d. H. Wormsthal 
mit folgenden Ahnen aufgeſchworen: 

Mengerſen, Borne, Freitag, Knigge, Münchhauſen, 
Büſchen, Bismarck, Schenck v. Flechting. 

Campen, Wettberg, Hodenberg, Hodenberg, Münch⸗ 
hauſen, Büſchen, Bismarck, Schenck v. Flechtingen. 


— 2e — 


2. Hier ruhet in Gott die weyland Hochwürdige 
Hochwohlgebohrne Fräulein Fräulein 
Johanna Magdalena von Bismarck a. d. H. Schönhaufen 
gebohren den 19ten Aug. 1690, In hieſigen hochadelichen 
Stiffte als geiſtliche Capitularin auffgenommen den 
17. Aug. 1712, Im Herren Selig entſchlaffen den 
Sten May 1762, 

Ihres Alters 71 Jahr 8 Mon. 19. Dage. 
Pſalm LXXIII. v. 25. 26. Herr, wenn ich nur dich 

. habe, fo frage ich nichts nach Himmel und Erde; wenn 
mir gleich Leib und Seele verſchmachten, fo bift du doch, 
Gott, allezeit meines Herzens Croft und mein Teil. 


Wappen der Eltern: 
Chriftoph Fridrich von Lonife Margareta von der 
Bismarck Sr. Königl. Maj. Aſſeburg a. d. H. Neien⸗ 
in Preußen Genral Major dorff. 
und Commandant inCüſtrin. Sbm. I, 185. 
Erbherr auf Schönhauſen 
und Känitz. 

Sbm. III, 141. 

Anmerkung: Johanna Magdalena von Bismarck 
wurde 1712 vom Capitain⸗Cieutenant b. preuß. Garde 
du Corps von Münchhauſen zu Oldendorf und vom 
Rittmeifter von Weſternhagen auf Berlingerode auf dem 
Eichsfeld mit folgenden Ahnen aufgeſchworen: 

Bismarck, Alvensleben, Aſſeburg, Alvensleben, 
Bardeleben, Arnim, Bülow, Schulenburg, 

Aſſeburg, Alvensleben, Aſſeburg, Quitzow, Arn: 
ſtedt, Hake, Bennigſen, Gittelde. 


5. Hier Ligen die Gebeine der in Gott Ruhenden 

Hochwuͤrdigen, Hochwohlgebohrnen Fräulein 
Fräulein Augneſa Johanna Lonife von Arenſtedt 
a. d. H. Broumby 

fie erblickte daß Licht dieſer Welt Im Jahre Chriſti 
1710 den 19. Novmb. und wurde anno 1757 den 
4. Apr. als Chanoineße in dieſen Keyferlichen Freyen 
Stiffte auf geſchwohren, Nach einer Landwierigen 
Schmertzhafften Kranckheit erfolgete Ihe abſterben den 
29. Janu. 1760. Ihr Leichen · Text find folgende worte: 

Eccles. Cap. 2. V. 8— 14. Das iſt die Stimme 
meines Freundes. Siehe, er kommt und hüpft auf 
den Bergen, und ſpringet auf den Hügeln uſw. 


Wappen der Eltern: 
Herr Philip Chriftian von Frau Felicitas von Delt: 


Arnſtedt, Königl. preuß. heim a. d. H. Alvensleben. 
Candt⸗Rath, Erbherr auf Grote C. 25. 
Brumby. 
Sbm. I, 175. 


A. J. L. von Arnſtedt iſt 1757 von Ernſt Friedrich 
von Reden a. d. H. Stemmen, Königl. Großbrit. Capi: 
tain⸗Cieutenant und Johann Friedrich von Behr a. d. H. 


Stellichte, Königl. Großbrit. Cornet mit folgenden 
Ahnen aufgeſchworen: 
Arnſtedt, Hake, Bennigſen, Gittelde, Veltheim, 


Münchhausen, Bodungen, Hardenberg. 
Veltheim, Münchhaufen, Wulffen, Wrisberg, Hone 
rodt, Bordtfeld, Weferling, Capaun. 


4. Dorothee Eleonore Couiſe von Hammerſtein 
war gebohren den 18. Sept. (750, als Fräulein Capitus 
ların eingeführt den 14. Martii 1771 zur hiefigen Ab» 
tiffin erwählet den 10. April 1799, ſtarb den 27. April 
1803. 

Wappen der Eltern: 

von Hammerftein: von Münchhauſen: 
In Silber drei (2 u. I) rote S. Rinteln 7. 
goldgeränderte Kirchen 
fahnen. Helm: roter ſilber⸗ 
geſtülpter Hut mit drei 
roten Fahnen an roten 

Kreuzſtangen. 

Anmerkung: Die Eltern der Abtiſſin von Hammer: 
ſtein waren Ludwig von Hammerſtein zu Gesmold 
K. K. wirklicher Cammerer (geb. 6. Aug. 1702 T 3. Juni 
1786) und ſeine zweite Gemahlin Dorothea Sophie 
Erneſtine von Münchhauſen, verwitwete von Cornberg, 
zu Rinteln, Schwöbber und Bodenwerder (geb. 11. Juni 
1717, + 12. März 1795). Sie wurde mit folgenden 
Ahnen aufgeſchworen: 

Dammerftein, Wrede, Münchhauſen, Bismarck, 
Schenck von Winterſtedt, Remching, Voß, Münchhauſen. 

Münchhauſen, Kerßenbrock, Bornſtedt, Knigge, 
Reden, Bennigſen, Münchhauſen, Wenfe. 


5. Eliſabeth Maria von der Aſſeburg 
a. d. H. Neuendorf 
iſt gebohren Anno [659 den 25. Nov., Ins Keyſerliche 
Freie Stifft Fiſchbeck introducieret anno 1693 den 
25. Febr., zur Aebtiſſin darin erwehlet anno 170] den 
10. May, ſeelig entſchlaffen anno 1717 den 9. Jan. 
Ihres Alters 57 Jahr 1 Mon. 14 Cage. 

Pſalm 94. Vers 19. Ich hatte viel Bekümmernis 
in meinem Hertzen, aber deine Cröſtungen ergetzten 
meine Seele. 

Wappen: 
von der Aſſeburg: 
S. 2. 

Anmerkung: Die Abtiſſin von der Aſſeburg war 
als Tochter Ludwigs und der Anna Margareta von 
Arnſtedt 1695 von Henrich Fritz von Serßen auf Rinteln 
und Jochen Wilhelm von Guſtedt auf Deersheim und 
Bexheim mit folgenden Ahnen aufgeſchworen: 

Aſſeburg, Cramm, Alvensleben, Bartensleben, Aſſe⸗ 
burg, Cramm, Quitzow, Veltheim. 

Arnſtedt, Klöden, Hake, Frencken, Bennigſen, Weltze 
Gittelde, Bovenden. 

Sie war alſo eine Schweſtertochter der Abtiffin 
von Arnſtedt (f. II. 9). 


6. Hier ruhet der entſeelte Körper der weil. Hoch: 
würdigen und Hochwohlgeb. Fräulein Capitularin 
Sophie Thereſie Dorothea von Oynhauſen 
gebohren den 16. Jan. 1750, als geiſtliche Capitularin 
des hieſigen Stifftes eingefiihret den J. Febr. 1765, und 
den 2. April 1792 durch den Tod zur ewigen Ruhe 
eingegangen. 


— 78 


. Offenb. Joh. 14. Ders 15. 
die in dem Herrn fterben. 


Seelig ſind die Toden 


Wappen: 
von Oeynhauſen X von Haren: 
Schild geſpalten: rechts in Blau eine aufrechte 
vierſproſſige Leiter, links in Silber drei (2 u. I) 
rote aufrechte Spindeln 2 Helme: I. zwei aus» 
wärts gekehrte halbe ſilbene Ceitern. 2. zwei 
auswärts geneigte rote Spindeln. 


Anmerkung: Die Eltern der Capitularin von 
Oeynhauſen waren nach ihrer von Bodo Wilhelm 
Cudolf von Stockhauſen, Droſten zu Grohnde, und dem 
hannov. Obrift- Lieutenant Gottlob Friedrich Wilhelm 
von Hardenberg aufgeſchworenen Ahnentafel: Friedrich 
Adolf von Oeynhauſen von der Oldenburg und Grevens 
burg a. d. Jg. Nordborchen und Elſabe Sidonia von 
Haren a. d. H. Hopen. Ihre Ahnen waren: 

Oeynhauſen, Schutzbar, Münchhauſen, Kerßenbrock, 
Barthaufen, Brae, Schulenburg, Schulenburg. 

Haren, Harling, Dindlage, Schele, Münchtzauſen, 
Hammerftein, Busſche, Stedingk. 


2. A. von Cornberg. 
1768-1700. 
Wappen: 
von Cornberg: von Freitag: 
Grote C. 1. Grote C. 61. 


Anmerkung: Auguſt Carl von Cornberg, ge 
boren 5. Jan. 1767 als Sohn des Carl Wilhelm Ludwig 
v. C. auf Auburg und der Sophie Charlotte Wilhel⸗ 
mine Eliſabeth von Freitag a. d. H. Bödens, 7 als 
heſſen⸗caſſelſcher Cammerrath zu Fiſchbeck, wo feine 
Schweſter Sophie Wilhelmine Henriette (ſpäter ver- 
mählt I. m. Phil. Heinr. Ludw. von Quernheim, II. Ge- 
neral von Reitzenſtein) Stiftsdame war, am 4. Sept. 
1799. Die Ahnen der Geſchwiſter waren: 

Cornberg, Quernheim, Bortfeld, Marwitz, Münch: 
hauſen, Bornſtedt, Reden, Münchhauſen. 

Freitag, Münchingen, Auer, Fuchs, Münchhauſen, 
Bornſtedt, Reden, Münchhauſen. 

(Schluß felgt.) 


Heinrich von Schönfeld. 


Ein Beitrag zur Berichtigung der Mafrikel des Schwarzen 
Adlerordens von Dr. Philipp Loſch. 


Daß ſelbſt fo hochoffizielle, aktenmäßig von fad): 
kundigen Hiftorifern bearbeitete Publikationen wie die 
Matrikel der Ritter des Schwarzen Adlerordens einen 
Irrtum enthalten können, das möchte ich im folgenden 
zu beweiſen ſuchen. Seit längerer Seit intereſſiere ich 
mich für die Lebensgeſchichte des Generals v. Schön— 
feld, des Erbauers des nach ihm benannten Schlößchens 
in der Nähe von Caſſel. Dieſer Mann iſt trotz ſeiner 
nicht alltäglichen Schickſale und Taten bisher von den 


— — . vu w.kk'ʒ ᷑ ͤQ—Ul— — 


Hiſtorikern merkwürdig ſtiefmütterlich behandelt worden. !) 
Obwohl er ein Menſchenalter in heſſiſchen Dienſten 
zugebracht hat, ſo ſchweigen die heſſiſchen Quellen über 
ihn faſt vollſtändig. So konnte es einem anerkannt 
vortrefflichen Kenner der heſſiſchen Militärgefchichte 
paffieren, daß er in einem vor mehreren Jahren im 
Caſſeler Geſchichtsverein gehaltenen Vortrag die Der: 
mutung ausſprach, Schönfeld fet wohl nur ein Hofmann 
geweſen, der als Soldat keine nennenswerte Rolle ge: 
ſpielt habe. Dabei war Sch. einer der erſten Ritter 
des ſelten verliehenen heſſiſchen Ordens pour la vertu 
militaire, den er ſich für ſein tapferes Verhalten im 
Siebenjährigen Kriege, wo er ſchwer verwundet wurde, 
erworben hatte. Allerdings fällt die wichtigſte Periode 
der militäriſchen Laufbahn Schönfelds nicht mehr in die 
Seit ſeines heſſiſchen Dienſtes. Dafür hat er aber in 
den wenigen Jahren ſeit ſeinem Ausſcheiden aus dem 
heſſiſchen Dienſt bis zu feinem Tode dreimal Gelegen- 
heit gehabt in ganz hervorragender Stellung, wenn 
auch nicht immer glücklich, ſich auf dem Schlachtfeld 
zu betätigen. Das erſte Mal 1790 als Gberbefehls⸗ 
haber der belgiſchen Inſurgenten gegen Gſterreich, 
dann 1795 bei der Belagerung und Einnahme von 
Mainz als Kommandeur der vereinigten rechtsrheiniſchen 
preußiſchen, heſſiſchen und ſächſiſchen Truppen und 
ſchließlich 1794 als kommandierender preußiſcher General 
im Feldzuge gegen die Polen. Trotz dieſer hervorragen⸗ 
den Stellungen und obwohl Schönfeld durch das Ver— 
trauen feiner Monarchen mit den höchiten Ehren und 
Orden ausgezeichnet wurde, fließen auch über ſeine 
nachheſſiſche Cebensperiode die Quellen äußerſt dürftig, 
ſo dürftig, daß es geradezu auffällig iſt. Keines der 
mir bekannten biographiſchen Werke über preußiſche 
Militärperſonen enthält ſeinen Namen. Selbſt das im 
Jahre 1840 zu Berlin erſchienene Buch von Schöning 
„Die Generale der preußiſchen Armee“, das ſämtliche 
nachweisbare brandenburgiſchen und preußiſchen Generale 
bis zu dieſem Jahre enthalten ſoll, kennt ihn nicht. 
Dabei war Heinrich von Schönfeld ſeit 1791 preußiſcher 
Generalleutnant der Kavallerie und bis 1795 Gouverneur 
der Feſtung Schweidnitz. Wie ſoll man ſich das erklären d 
Die Generalleutnants ſind ſelbſt in Preußen niemals 
ſo zahlreich geweſen, daß man einen davon ganz über⸗ 
ſehen konnte, und Heinrich v. Schönfeld hatte noch dazu 


1) Ich hatte ee die Abſicht, dieſe Unterlaſſungs— 
fünde durch eine Darſtellung von Schönfelds Leben und Wirken 
etwas gut zu machen, habe aber dieſen Plan wieder zurück— 
geſtellt, ſeitdem neuerdings in den Beiheften zum Militär— 
Wochenblatt 1906 S. 419 ff. ein Aufſatz „Aus dem Leben 
des Generalleutnants Heinrich v. Schönfeldt“ von dem Ober— 
leutnant Ernſt v. Schönfeldt erſchienen iſt. Die obigen 
Zeilen geben nur einige Ergänzungen beziehungsweiſe Ye» 
richtigungen zu dieſer verdienſtlichen Arbeit, die vorzugsweiſe 
die ſpätere, preußiſche Dienſtzeit Sckönfelds behandelt, leider 
ohne Quellenangabe und auch ohne der auffallenden Tatſache 
zu gedenken, daß Schönſelds Name in den Liſten der preußiſchen 
Generale, in den Adelslexicis, in der Matrikel des Schwarzen 
Adlerordens uſw. vollſtändig felt. 


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s König Philipps II. von Spanien (Bruftfeite). 


das Modell, Malerei auf Leinwand (Madrid); 


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Herold 


Oben: 


Tappert des 


unten das Original, Stickerei auf Sammet (Wien). 


Digitized by Google 


— 7 — 


mehrmals, wie erwähnt, eine hervorragende Stellung 
eingenommen. Ich glaube die Urſache dieſes auffallenden 
Schweigens gefunden zu haben. Die alte preußiſche 
Unſitte, daß Offiziere und Beamte im offiziellen Leben 
ihre Vornamen verlieren, hat zur Folge gehabt, daß 
Sch. mit einem Namensvetter verwechſelt worden iſt 
und dadurch gewiſſermaßen in einer Verſenkung ver⸗ 
ſchwunden iſt. Dieſe Annahme wird durch folgendes 
beſtätigt. 

Da es mir darauf ankam genaueres über Herkunft 
und Familie Schönfelds zu ermitteln, und da wie bereits 
erwähnt, alle einſchlägigen biographiſchen Hilfsmittel, 
auch die Adelslexika (Kneſchke, Ledebur uſw.) verſagten, 
kam mir der Gedanke die Hilfe der Generalordens: 
kommiſſion zu erbitten. Schönfeld war der Überlieferung 
nach Ritter des Schwarzen Adlerordens geweſen, 
ſein Name mußte ſich alſo in den Akten und Liſten 
dieſes Ordens finden. Eine vor drei Jahren geſchehene 
Anfrage bei der Generalordenskommiſſion hatte aber 
leider wieder ein negatives Reſultat. Ich ließ damals 
die Sache durch den Mißerfolg entmutigt liegen, bis 
mir vor kurzem die gedruckte Matrikel der Ordensritter 
in die Hände fiel. Dieſelbe iſt im Jahre 1901 zu 
Berlin erſchienen unter dem Titel „Die Ritter des 
Höniglich Preußiſchen hohen Ordens vom Schwarzen 
Adler und ihre Wappen (1701—1901),” beruht auf 
archivaliſchen Quellen und erſcheint ihrer ganzen Anlage 
nach als ein Muſter von Exaktheit und Genauigkeit. 
Unter den 1129 namentlich aufgeführten Rittern (als 
deren letzter der jetzige Reichskanzler v. Bülow erſcheint) 
kommt nur einmal der Name v. Schönfeld vor: Nr. 548. 
Georg Auguſt von Schönfeld, Generalleutnant und 
Chef des Infanterie Regiments Nr. 30, geboren im 
Januar 1725 zu Cottbus, F 31. Dezember 1793 zu 
Anklam. Wappen: 
Baumſtamm mit geſtummelten Äften in goldenem Feld. 
Er erhielt den Orden am 24. Juli 1795 „für Aus- 
zeichnung bei der Belagerung von Mainz“. Das konnte 
unmöglich der Geſuchte ſein; 
Eebensdaten ſtimmten nicht. Ob das Wappen identiſch 
mit dem Heinrichs v. Schönfeld ſei, konnte ich nicht 
beſtimmen, da ich nicht ſicher weiß, ob er dem alten 
ſächſiſchen Geſchlecht der Schönfeld auf Cottbus und 
Werben, die dies Wappen führen, angehörte. Meine 
erſte Annahme war daher im Vertrauen auf die Authenti⸗ 
zität der Matrikel, daß Heinrich v. Schönfeld wohl gar 
nicht Ritter des Schwarzen Adlerordens geweſen und 
vielleicht mit ſeinem Namensvetter verwechſelt worden 
ſei. Auffällig war nur der Umſtand, daß Georg Auguſt 
v. Schönfeld den Orden anläßlich der Belagerung 
von Mainz erhalten haben ſollte, an der doch auch 
Heinrich v. Schönfeld hervorragenden Anteil genommen 
hatte. Möglicherweife hatten auch beide den Orden 
erhalten. Um ganz ſicher zu gehen, wandte ich mich 
nun direkt an das Sekretariat des Schwarzen Adler⸗ 
ordens, nannte meine Bedenken und ſprach die Vers 
mutung aus, daß entweder zwei Schönfelds Ordensritter 
geweſen ſeien, oder daß Heinrich v. Schönfeld mit dem 


denn Vornamen und 


Schrägrechtsliegender. ſchwarzer 


—— — 


General Georg Auguſt v. Schönfeld verwechſelt worden 
ſei. Eine genaue Prüfung der Ordensakten mußte doch 
hier Klarheit ſchaffen. Die am 7. Juni v. J. erfolgte 
Antwort lautete: „daß nach den hier vorhandenen 
Unterlagen nicht der Freiherr Heinrich v. Schönfeld, 
ſondern der Generalleutnant Georg Auguſt v. Schön⸗ 
feld . .. Ritter des hohen Ordens vom Schwarzen 
Adler geweſen if. Uber den Erſtgenannten iſt hier 
nichts bekannt.“ 

Dieſe beſtimmte aktenmäßige Erklärung zerſtörte 
alle meine Hoffnungen auf Aufklärung des Rätſels. 
Einen Augenblick kam mir ſogar der Gedanke, ob nicht 
am Ende gar mein Heinrich v. Schönfeld ein Fabel⸗ 
weſen ſei, das garnicht in Wirklichkeit exiſtiert habe. 
Seinem Namensvetter war ich öfters in der biographie 
ſchen Literatur begegnet, deſſen Exiſtenz konnte alſo nicht 
gut geleugnet werden. Der andere dagegen war nirgends 
zu faſſen. Aber das niedliche Schlößchen, das ſeinen 
Namen trägt, ſteht doch noch immer in dem verwüſteten 
Parke!) und die Namen feiner beiden Frauen hatte ich 
doch erſt unlängſt in den Caſſeler Kirchenbüchern ge⸗ 
funden! Und ſein Grabſtein exiſtiert doch auch noch, 
wie ich dem Sekretär des Ordens mitgeteilt hatte, und 
enthält die Behauptung, daß der Todte den höchſten 
preußiſchen Orden getragen habe. Aber freilich, Grab⸗ 
ſteine ſind nicht immer untrügliche Quellen, wie das 
gefälfchte Grabmonument Charles Heſſes auf dem Petri⸗ 
kirchhof zu Frankfurt 2) beweiſt. Aber diesmal ſollte doch 
der Stein Recht behalten. 

Den Beweis dafür lieferten mir im weſentlichen 
die Stamm- und Rangliften der preußiſchen Armee, zu 
denen ich als letzte Hilfsmittel der Unterſuchung meine 
Zuflucht nahm. Mit ihrer Hilfe konnte ich folgendes 
feſtſtellen: 

In den neunziger Jahren des 18. Jahrhunderts 
gab es drei Generale des Namens v. Schönfeld in der 
preußiſchen Armee: Heinrich v. Schönfeld, Georg 
Auguſt v. Schönfeld und Friedrich Wilhelm v. 
Schönfeld. Das oben erwähnte Buch von Schöning 
kennt davon nur die beiden letzten. Der jüngſte von 
ihnen Friedrich Wilhelm kann für unſere Unterſuchung 
gleich ausſcheiden. Swar hat er als Regiments komman⸗ 
deur im Jahre 1795 den Feldzug am Rhein und die 


1) Mein Aufſatz iſt Mitte vorigen Jahres geſchrieben. 
Sei dem ſoll nach Seitungs nachrichten die Stadt Caſſel, die 
jetzige Eigentümerin des Parkes, feine Wiederherſtellung in 
Angriff genommen haben. 

2) Die Inſchrift dieſes 1870 renovierten Monumentes 
behauptet, daß hier der Prinz Carl von Heffen-Philipps- 
thal (+ 1795) begraben liege. In Wirklichkeit iſt aber der 
Leichnam dieſes bei der Erſtürmung von Frankfurt durch die 
Heſſen 2. Dezember 1792 tödlich verwundeten Prinzen zu 
Philippsthal beigeſetzt, während unter dem Frankfurter Grab— 
ſtein Prinz Carl Conſtantin von Heffen-Rheinfels: 
Rotenburg (F 1821) ruht, der als Jakobiner Charles Heffe 
in der franzöſiſchen Revolution ſich eine traurige Berühmtheit 
erwarb. Dergl. darüber „Heſſiſche Blätter“ Jahrg. 1906 
Nr. 3250 ff. 


Belagerung von Mainz mitgemacht, wurde aber erft 
1795 zum Generalmajor befördert und ſtarb 1805 in 
Penfion. Die Ranglifte führt ihn als Ritter des Ordens 
pour le mérite auf, den er 1792 bei Aubange erhielt. 

Der zweite Schönfeld Georg Auguſt war ein 
Sohn des Cafp. Siegm. v. Schönfeld und einer geb. 
v. Metzrad (nach Königs Biographiſchem Lexikon aller 
Helden in Preußiſchen Dienſten 5, 400 übrigens nicht 
zu Cottbus, ſondern auf Guhrow in der Neumark 
geboren). 1741 trat er in preußiſche Dienſte, machte 
die ſchleſiſchen Kriege mit, wurde bei Kunersdorf vers 
wundet, erhielt 1782 das 30. Infanterieregiment (früher 
Teufel v. Birkenſee) und das Patent als General- 
major und wurde am 21. Mai 1789 zum General⸗ 
leutnant befördert. 
Auguſt v. Schönfeld ſoll alſo nach der offiziellen Matrikel 
am 23. Juli 1795 vor Mainz den Schwarzen Adlerorden 
erhalten haben. Nach den Stamm- und Rangliften, die 
über die Verleihung des Schwarzen und Roten Adler- 
ordens ſowie des Ordens pour le mérite genau berichten, 
hat er überhaupt keinen Orden beſeſſen. Vor Mainz 
konnte er ſchon darum ſich nicht auszeichnen, weil er 
den Feldzug am Rhein im Jahre 1795 überhaupt nicht 
mehr mitgemacht hat. Er war bereits ihm Jahr zuvor 
penſioniert worden. Sein Regiment erhielt 1792 der 
Obrift v. Wegnern, und als dieſer bald darauf bei 
Ensheim gefallen war, der Generalmajor v. Rüchel. 
Schon vorher war Schönfeld am 51. Januar 1795 in 
ſeiner letzten Garnifon Anklam unverehelicht geſtorben. 
Er war nach Königs Lexikon ein tapferer Soldat ge: 
weſen, aber eine Ordensauszeichnung hat er nach den 
un verdächtigen Quellen nie erhalten. Sein Name ſteht 
darum zu Unrecht in der Matrikel des Schwarzen Adler⸗ 
or dens und muß erſetzt werden durch den feines Namens⸗ 
vetters: Heinrich v. Schönfeld. 

Daß dieſer, der letzte der drei in Betracht kommenden 
Schönfelds, wirklich den Schwarzen Adlerorden erhalten 
hat, darüber kann ſchon nach dem oben Geſagten ein 
Zweifel nicht mehr beſtehen. Zum Überfluß beweiſen 
es die Stamm» und Rangliften. Heinrich v. Schönfeld 
war im Jahre 1793 der einzige aktive preußiſche General- 
leutnant dieſes Namens. Sein Patent iſt nach der 
Ranglifte von 1794 vom 2. November 1791, nach der 
von 1795 vom 5. Februar 1791 datiert. Uber feine 
Dekorationen bemerkt die Ranglifte von 1795, daß er 
1792 den Roten Adlerorden, die von 1794, daß er 


1793 den Schwarzen Adlerorden „vor Maynz“ erhalten 


habe. Eine Verwechſelung iſt ausgeſchloſſen, trotz der 
mangelnden Vornamen, da Heinrich zum Unterſchied 
von ſeinem Namensvetter, dem Infantriſten Georg 
Auguſt, „Generalleutnant von der Kavallerie und 
Gouverneur v. Schweidnitz“ war. Auch das preußiſche 
Staatshandbuch von 1794 führt unter den vier neuen 
Rittern des Ordens: „v. Schönfeldt, Generalleutnant von 
der Kavallerie“ auf. Somit dürfte der Beweis gelungen 
ſein, daß nicht der Name des Generalleutnants der 
Infanterie Georg Auguſt v. Schönfeld, ſondern der des 
Generalleutnants der Kavallerie Heinrich v. Schön⸗ 


Dieſer Generalleutnant Georg 


—— —————— en = ‘ni 
— a PTT 


80. — 


feld Aufnahme in die Matrikel der Ritter des 
Schwarzen Wdlerordens verdient. 

Nun noch einige Worte über die Gründe, die zu 
der Verwechſelung geführt haben. Offenbar iſt die 
jetzige Lifte der Ordensritter erſt in ſpäterer Seit an⸗ 
gelegt worden. Ihr Verfaſſer wußte nur, daß ein 
Generalleutnant v. Schönfeld 1795 den Orden erhielt, 
und da, wie geſagt, die Quellen über die Perſon 
Heinrichs v. Schönfeld faſt gänzlich ſchweigen, ſo hat 
man den ungefähr zu gleicher Seit lebenden Namens» 
vetter Georg Auguſt an ſeine Stelle geſetzt. Bei der 
kurzen Dauer der Ordensritterſchaft Schönfelds, der 
ſchon nach zwei Jahren ſtarb, ohne inveſtiert zu ſein, 
war dieſe Verwechſelung leicht möglich, um fo mehr, als 
die preußiſchen Rangliſten ſchon damals die Vornamen 
der Offiziere und Beamten gefliſſentlich unterdrückten. 
Dazu kommt noch der allerdings höchſt auffallende 
Umſtand, daß die Rangliſte auch über Lebensalter, 
Dienſtalter und Herkunft Heinrich v. Schönfelds nichts 
enthalten, während ſonſt bei allen anderen Offizieren 
die für dieſe Angaben beſtimmten Rubriken faſt aus⸗ 
nahmslos mehr oder weniger richtig ausgefüllt ſind. Es 
mögen darum dieſe Daten, ſoweit ſie mir bekannt ſind, 
hier kurz angeführt werden, um künftigen Bearbeitern 
preußiſcher und heſſiſcher Militärgeſchichte, ſowie auch 
einem eventuellen Neubearbeiter der Matrikel des 
Schwarzen Adlerordens als Anhalt zu dienen. 

Heinrich v. Schönfeld iſt am 9. März 1755 ge: 
boren. Über ſeine Familie, ſeinen Geburtsort und ſeine 
Eltern kann ich ganz ſichere Angaben nicht machen. 
Auf eine öffentliche Anfrage in den Mitteilungen der 
deutſchen Sentralſtelle für Familiengeſchichte habe ich 
allerdings ſeine angebliche Ahnentafel zu 52 Ahnen zu⸗ 
geſandt erhalten, aber leider iſt damit nichts anzufangen, 
da ſchon die Eltern unrichtig angegeben ſind. Dieſe 
Ahnentafel beruht auf Angaben des Oberleutnants 
Ernſt v. Schönfeldt, der auch in feinem Aufſatz im 
„Militär ⸗ Wochenblatt“ Beibl. 1906 S. 419 behauptet: 
Schönfelds Vater fei Adam Gottlieb v. Schönfeld, 
feine Mutter Cuiſe Eliſabeth Schenck zu Schweins 
berg geweſen. Daß dieſe Annahme unrichtig iſt, geht 
ſchon daraus hervor, daß die Ehe dieſer beiden erſt am 
3. September 1737 geſchloſſen wurde, während Heinrich 
{chon 4/ Jahr vorher das Licht der Welt erblickte. Der 
Güte des Herrn Archivdirektors Dr. Guftav Freiherrn 
Schenck zu Schweinsberg in Darmſtadt verdanke ich 
außerdem die Mitteilung, daß aus der erwähnten Ehe 
des Adam Gottlieb v. Schönfeld mit Cuiſe Eliſabeth 
Schenck zu Schweinsberg nur ein Sohn entſproſſen iſt, 
der Johann Siegmund Wilhelm Ferdinand hieß und 
177% Regierungsaſſeſſor war. 

Aller Wahrſcheinlichkeit nach war Heinrich v. Schön- 
feld ein Sohn des Kapitäns in einem Landbataillon 

1) Nach Angabe Ernſt v. Schönfeldts a. a. O. Nach der 
Marburger Monduitenliſte war Sch. am 1. Jannac 1789 
55 Jahre 3 Monate alt, wäre demnach erſt im Herbſte 1753 
geboren. 


dais 8, as 


Caſpar Heinrich v. Schönfeld auf Schlönwitz in 
der Neumark und der Dorothea Chriftine v. 
Schwerin!). Nach beſtimmten Angaben einer im 
Marburger Archiv befindlichen heſſiſchen Konduitenliſte 
ſtammt nämlich Schönfeld aus Schlönwitz in der Neumark. 
Allerdings findet ſich in den Kirchenbüchern dieſer Ge⸗ 
meinde von 1710 — 1740 keine auf feine Geburt bezüg⸗ 
liche Eintragung, dagegen werden zwei Töchter jenes 
Ehepaares (Eliſabetha * 1725 und Margarethe * 1727) 
dort erwähnt. Vielleicht iſt Heinrich v. Schönfeld nicht 
in Schlönwitz ſelbſt geboren, hat aber doch den Wohn⸗ 
ort ſeiner Eltern als ſeine Heimat angegeben, falls 
nicht die Kirchenbücher lückenhaft ſind. 

Heinrich v. Schönfeld trat mit 14 Jahren in preußi« 
ſche Militärdienſte, wurde 21. September 1754 Fähnrich, 
12. Oktober 175% Leutnant im Regiment Gensd'armes, 
machte den Siebenjährigen Krieg mit und wurde bei 
Prag ſchwer bleſſiert. Am 21. Oktober 1758 zum Stabs- 
rittmeiſter ernannt, nahm er 1761 ſeinen Abſchied und 
trat in heſſen⸗kaſſelſche Dienfte über, wo er am 2. Februar 
1761 als Major im Leibdragoner⸗Regiment übernommen 
wurde. Hier zeichnet er ſich 1762 beim Treffen von Nau⸗ 
heim und auf dem Rüdzuge vom Kloſter Ahrensberg und 
Grimbergen aus. Am 29. November 1762 wurde er in 
das Regiment der Garde du Corps als Rittmeifter (mit 
Majorsrang) verſetzt und zum Flügeladjutanten und 
Kammerjunfer des Candgrafen ernannt. (763 wurde er 
Stallmeiſter, 1765 Kammerherr, 18. Mai (766 Major im 
Regiment der Garde du Corps (mit dem Range eines 
Oberſtleutnants), 5. März 1769 Ritter des Ordens pour 
la vertu militaire, 20. Mai 1776 erhielt er den Rang eines 
Oberſten, 22. Mai 1778 wurde er zum Gberſchenken, 
1780 zum Generaladjutanten ernannt. Am 2. Dezember 
1782 wurde er Oberſtleutnant in der Garde du Corps 
(mit dem Rang eines Generalmajors). 1785 wurde er 
zum wirklichen Generalmajor befördert. 1787 ernannte 
ihn der neue Landgraf Wilhelm IX. zum Oberftall- 
meiſter. Am 25. Februar 1789 ging er vom Regiment 
Gardedukorps, dem er 27 Jahre angehört hatte, ab 
und quittierte am 16. März 1790 überhaupt den land⸗ 
gräflich heſſiſchen Dienſt, um als Generalleutnant die 
Führung der belgiſchen Aufſtändiſchen zu übernehmen. 
Am 20. November 1790 erbat er auch hier nach dem 
kurzen unglücklichen Feldzug ſeinen Abſchied und trat 
Anfangs 1791 wieder in preußiſche Dienſte. Sein Patent 
als preußiſcher Generalleutnant von der Kavallerie 
wurde anfangs vom 2. November, ſpäter vom 5. Februar 
1791 datiert. Su gleicher Zeit wurde er zum Gouverneur 
der Feſtung Schweidnitz ernannt, machte aber den Feld⸗ 
zug in der Champagne, dann 1705 als Korpskommandeur 
den Rheinfeldzug und die Belagerung von Mainz mit. 
Für feine Meriten erhielt er 1792 den Roten Adler- 


) Die „Biographiſchen Nachrichten über das Geſchlecht 
v. Schwerin“ von Gollmert und v. Schwerin (Berlin 1878) 
geben auf Stammtafel 20 fälſchlich Clara Sophie v. Schwerin, 
eine Schweſter der Dorothea Chriſtina, als Gemahlin Caſpar 
Heinrichs v. Schönfeldt an. Bier wird auch nur eine Tochter 
aus dieſer Ehe (Henr. Jul. Margr. * 1732) erwähnt. 


orden (der von Preußen erſt nach dem Anfall von 
Ansbach Bayreuth übernommen war) und 1795 den 
Schwarzen Adlerorden. Nach dem Ausbruch des 
polniſchen Aufſtandes wurde Schönfeld 24. Mai 1794 
mit dem Oberbefehl über alle nördlich der Weichſel 
ſtehenden preußiſchen Truppen, das ſogenannte Narew— 
korps, betraut, den er am 29. September infolge Wieder— 
aufbrechens ſeiner alten Wunden wieder niederlegen 
mußte. Er zog ſich nach ſeinem Gouvernement Schweidnitz 
zurück, wo er ſchon im nächſten Jahre, am 22. Auguſt 
1795, ſtarb. 

Schönfeld war zweimal vermählt. Seine erſte Frau 
war Marie Eleonore Dorothea v. Wintzingerode 
* 28. Sebrur 1755 zu Kirchohmfeld als zweite Tochter 
des Generals Wasmuth Levin v. Wintzingerode aus dem 
Haufe Adelsborn. Sie war (feit dem 20. Februar 1752) 
in erſter Ehe verheiratet geweſen mit dem nachmaligen 
churhannöveriſchen Major Achaz Philipp v. Wintzin— 
gerode von der Bodenſteiner Linie ihres Geſchlechts, 
der am 14. Oktober 1758 an einer im Gefecht bei 
Lutterberge erhaltenen Wunde zu Caſſel geſtorben war. 
Aus dieſer erſten Ehe der beiden Wintzingerode ent⸗ 
ſtammten drei Kinder, unter denen ihr Sohn Georg 
Ernſt Levin, (* 27. November 1752 zu Walesrode, 
24. Oktober 1854 zu Stuttgart) ſpäter den Grafentitel 
erhielt und ſich als Freund der verwitweten Fandgräfin 
Philppine v. Heffen!) und als württembergiſcher 
Miniſter einen Namen machte. Die zweite Ehe der 
Marie Eleonore Dorothea v. Wintzingerode mit Heinrich 
v. Schönfeld war kinderlos. Sie ſtarb am 19. Jul 
1780 zu Caſſel infolge eines unglücklichen Sturzes aus 
einem Wagen, den ſie ſelbſt gelenkt hatte. 

Noch vor dem Ende des Trauerjahres vermählte 
ſich Heinrich v. Schönfeld zum zweiten Male mit Marie 
Charlotte v. Belcaſtel. Die Trauung fand am 
25. Juni 1781 zu Caſſel in der fürſtlichen Orangerie 
im Simmer der Candgräfin ſtatt, zu deren Hofdamen 
die Braut ebenſo wie die erſte Frau Schönfelds gehörte. 
Auch dieſe zweite Ehe war kinderlos. Nach Schönfelds 
Tode kehrte ſeine Witwe nach Caſſel zurück, wo ſie erſt 
im Jahre 1825 geftorben if. Vor ihrem Weggang 
von Schweidnitz hatte ſie ihrem Gemahl auf dem dortigen 
Garniſontotenhof ein Denkmal errichten laſſen, das 
denſelben franzöſiſchen Ders trägt wie das Grabmal 
auf dem alten Caſſeler Cotenhofe, das die Candgräfin 
Philippine der verunglückten erſten Gemahlin Schönfelds 
gewidmet hatte: 

Victime d'un coup imprévuu, 
Objet digne des pleurs 


) Geborene Prinzefjin von Brandenburg -Schwedt, zweite 
Gemahlin des Landgrafen Friedrich II. von Heſſen, T als 
Witwe am 1. Mai 1800 zu Berlin im 55. Lebensjahre. Die 
ſeit der Mitte des vorigen Jahrhunderts von ſeiten der 
Familie v. Wintzingerode verbreitete Behauptung: die 
Landgrdfin habe eine heimliche Ehe mit dem Grafen Ernſt 
Levin Wintzingerode geſchloſſen, iſt ſeitdem in verſchiedene 
werke, auch in den Gothaiſchen Kalender übergegangen. 
Ein Beweis für dieſe Behauptung iſt bisher nicht erbracht 
worden, dürfte auch ſchwerlich erbracht werden. 


Que ton sort fait repandre; 
Si quelque monument 
Annonce ici ta cendre, 
La main de l’amitie 
Le pose à la vertu.') 

Denn merkwürdigerweiſe hat Heinrich v. Schönfeld 
einen ähnlichen Tod gefunden wie feine erſte Frau, 
nämlich durch einen Sturz von einem ſcheuen Pferde, 
das er zureiten wollte. 


Exotiſche Länderwappen. 
Don H. G. Strobl. 


II. Jamaica. 

Jamaica („ Wald und Waſſerland“), 
größeren weſtindiſchen Inſeln, 
entdeckt und von ihm „San— 
tiago“ benannt, ſeit 1659 
in britiſchem Beſitz, führt 
als Wappen in Silber das 
rote St. Georgskreuz von 
England, belegt mit fünf 
naturfarbigen Ananasfrüch— 
ten. Auf dem Schilde ruht 
ein goldener Helm mit 
ſechs Spangen (Königlicher 
Helm), der auf feinem filber- 
rot gewundenen Wreath 
einen naturfarbigen Alliga— 
tor als Kleinod trägt. Die 
Helmdecke . ift rot > filbern 
tingiert. Als Schildhalter 
dienen eine zimtbraune, mit 
bunten Federn geſchmückte 


| eine der 
1494 von Columbus 


Ey 


R 1 


Karibe. Sie trägt einen 
Korb mit Früchten, er hält 
mit der Linfen einen Bogen. 
Beide ſtehen auf einem 
Deviſenband, das die In— 


82 


— 


7 


0 
‘ 
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Karibin und ein ebenfolcher & a bl 


5 ae 


die eigens zu diefem Swede nach einem Originale in 
der Regierungsbibliothek zu Spanifhtown auf Jamaica 
angefertigt wurde. 

Als Flaggen- Badge des Gouverneurs von 


Jamaica wird innerhalb einer weißen, kreisrunden 
Scheibe ein gelb ein gefaßter ovaler Schild, Helm 
mit Kleinod, aber ohne Decke, benutzt. Schildhalter 


und Deviſenband fehlen ebenfalls. 


Ein urfus über Familienforſchung und 
Vererbungslehre.) 


Don Profeſſor Dr. Sommer in Gießen. 


Bei den beiden Kurfen, die 1906 und 1907 in 
Gießen einerſeits über Behandlung und Erziehung der 
| angeborenen Schwachſinni⸗ 

gen, andererſeits über foren⸗ 
ſiſche Pſychologie und Pſy⸗ 
chiatrie abgehalten worden 
ſind, iſt an weſentlicher 
Stelle die angeborene Anlage 
und ihre Bedeutung für 
das Gebiet der Pſychologie, 
Pſychiatrie, Pädagogik und 
Kriminalpfychologie behan- 
delt worden. Gerade die 
Darſtellung dieſes wichtigften 
Faktors der menſchlichen 
Handlungen hat bei den 
beiden Kurfen, wie ich wohl 
ſagen darf, das lebhafte 
Intereſſe von nicht nur in 
ihrem Fache, ſondern auch 
im weiteren Umkreiſe des 
praktiſchen Lebens erfahre- 
nen Arzten, Lehrern, Juriſten 
und auch Geiſtlichen erregt. 
Da die angeborne An— 
lage im Suſammenhang mit 


5 | 


ſchrift: INDUS UTERQUE Janzakes. der mediziniſchen Pſychologie 
SERVIET UNI“ zeigt. nur auf dem Boden einer 
So elegant das Schildbild fic) präſentiert, ebenſo | methodiſchen Familienforſchung verftanden werden kann, 


ungünſtig wirkt das Helmkleinod, das mit ſeiner Un— 
geſchlachtheit und bloßen Breitenausdehnung das ganze 
Wappen beeinträchtigt. Selbſt wenn man den Schwanz 
des Alligators über den Rücken nach vorne ſchlingen 
würde, um an Höhe etwas zu gewinnen — was 
übrigens gegen die offizielle Darſtellung wäre —, fo 
würde das Wappenbild kaum viel dadurch gewinnen. 

Das Wappen dieſer britiſchen Kolonie wird zu— 
meiſt nicht ganz fehlerfrei dargeſtellt; die vorliegende 
Seichnung wurde nach einer Photographie gearbeitet, 


) Dies iſt der Wortlaut auf dem Caſſeler Denkmal. 
Die Schweidnitzer Grabſchrift weiſt einige unweſentliche Ab- 
weichungen auf, die ſich wohl dadurch erklären, daß der Vers 
aus dem Gedächtnis dort rekonſtruiert iſt. 


wurde fchon bei den genannten Kurfen hierauf mehr- 
fach Bezug genommen. Es haben ſich nun gerade in 
den letzten Jahren die Beziehungen des Studiums der 
angeborenen Anlage und der Familienforſchung einer— 
ſeits zu der Genealogie, andererſeits zu den natur— 
wiſſenſchaftlichen Erfahrungen im Gebiete der körper— 
lichen Medizin, der Entwickelungsgeſchichte, ſowie der 
Botanik und Soologie, beſonders was die Entſtehung 
und Süchtung von Arten betrifft, ſo eng geſtaltet, daß 
es nahe liegt, die bei den früheren Kurſen gegebene 


— — 


1) Abdruck aus der Pſpychiatriſch-Neurologiſchen Wochen- 
ſch ift. Unter Benützung amtlichen Materials redigiert von 
Oberarzt Dr. Joh. Bresler, Lublinitz (Schleſien). IX. Jahrg. 
Nr. 48. 


u OR 


Darſtellung der angebornen Anlage in den genannten 


Richtungen zu vervollftändigen, ähnlich wie ich es in | 


dem Buch über Familienforſchung und Vererbungslehre 


getan habe. Dabei erſcheint es nötig, bei einem Kurſe 
dieſer Art die Behandlung der genannten Teilaufgaben 
in die Hände von erfahrenen Fachmännern zu legen, 
um das ganze Gebiet von allen Seiten zu beleuchten. 

Auf Grund von dieſen Überlegungen iſt nunmehr 
der beſtimmte Plan entſtanden, Anfang Auguſt (3. bis 6) 
dieſes Jahres an der Univerſität Gießen einen Kurs 
dieſer Art zu veranſtalten. 

Die Wahl der Seit iſt dadurch bedingt, daß im 
Frühjahr 1908 (23. bis 26. April) der III. Kongreß für 
experimentelle Pſychologie in Frankfurt a. M. ftattfindet, 
ſo daß für den Kurs erſt die Seit am Schluß des 
Sommerſemeſters in Betracht kommt.“) 

Die Darſtellung der angebornen Anlage im Gee 
biete der normalen Pſychologie, Pſychopathologie und 
Kriminalpſychologie ſoll wie bei den beiden früheren 
Gelegenheiten von mir und Profeſſor Dannemann in 
Gießen geſchehen. Sur Behandlung des genealogiſchen 
Teils hat fic) Herr Dr. Kekule von Stradonig in Grog: 
Lichterfelde als bekannter Sachverſtändiger in dieſem 
Gebiete auf meinen Wunſch bereit erklärt. Außerdem 
werden folgende Themata aus den damit zuſammen⸗ 
hängenden Gebieten behandelt werden: 

1. Die Keimzellen und ihre Entwickelung, von 
Dr. Strahl, Profeſſor der Anatomie in Gießen. 

2. Die Vererbung körperlicher Krankheiten. 

3. Uber Variation, Vererbung und Artenbildung 
bei den Pflanzen von Dr. Hanfen, Profeſſor der Botanik 
in Gießen. 

% Die Entwickelung und Züchtung von Tierarten, 
von Dr. Martin, Profeſſor der Deterinäranatomie in 
Gießen. 


je eine Woche dauernden Kurfen waren viele Teilnehmer 
hier im Auftrag und mit Hilfe von ſtaatlichen und 
ſtädtiſchen Behörden, da die Themata ſich unmittelbar 
auf die Intereſſen beſtimmter Fachkreiſe (Irrenärzte, 
Lehrer, Juriſten) bezogen. Bei dem entwickelten Plan, 
bei dem die Beziehung zu den Aufgaben von beſtimmten 
Berufskreiſen nicht ſo deutlich zutage tritt, können wir 


wohl auf eine Förderung des Kurſus von ſeiten der 


— ¶!— . — — —— nn — —— ͤ 6üũZ r . ͤ — 


Dieſes Programm läuft nicht auf eine populari⸗ 


fierende Verflachung des zurzeit modernen. Themas 
hinaus, ſondern auf eine konzentriſche Bearbeitung der 
ſozial grundlegenden Erſcheinung der Familie in natur⸗ 
wiſſenſchaftlichem Sinne durch Sachverſtändige aus den 
einzelnen Teilgebieten. 

Als Teilnehmer dieſes Kurſus denke ich mir, wie 


bei den früheren, in erfter Cinie Arzte, Lehrer, Juriſten, 


auch Geiſtliche, ſodann aber auch ſonſtige Gebildete, 
welche die Bedeutung der angebornen Anlage, der 


Abſtammung und Familie erkannt haben und ſich genauer 


darüber unterrichten wollen. Dabei find auch. Aus⸗ 
länder willkommen, wie bei den erſten Kurfen. 

Die zeitliche Ausdehnung dieſes Kurſes mußte aus 
folgenden Gründen trotz des umfaſſenden Stoffes auf 
drei bis vier Tage beſchränkt werden. Bei den erſten 


1) Im Hinblick auf eine Reihe von Anfragen bemerke 
ich hierbei, daß eine Wiederholung des internationalen Kurſus 
55 gerichtliche Pſychologie und Pſychiatrie im Frühjahr 1909 

d. h. vor dem Jahre des internationalen Honareſſes für 
Kriminal- „Anthropologie ſtattfinden fell, eine Wiederholung 
des Kurfes über Behandlung und Erziehung von N 
Sdhwadfinnigen eventuell 1910. 5 


Behörden durch Abſendung von Teilnehmern, wenigſtens 
in früherem Umfange, kaum rechnen, vielmehr wird es 
in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle der perſön⸗ 
lichen Entſchließung des einzelnen zum Beſuche des 
Kurſes bedürfen. Bei dieſer Sachlage muß auf die 
Koften des Aufenthalts Rückſicht genommen und die 
Dauer des Kurſes beſchränkt werden.“) 

Ich verhehle mir dabei nicht, daß der Plan bei 
dieſem ſcheinbaren Mangel einer ſpeziell beruflichen 
Beziehung überhaupt ſchwer durchführbar erſcheint und 
daß ich mit einem Mißerfolg rechnen muß. Es hat 
ſich jedoch bei den erſten beiden Kurfen eine alle Er⸗ 
wartungen ſo ſehr überſteigende Anteilnahme gezeigt, 
daß ich bei der tatfächlich vorhandenen engen Beziehung 
des Themas zu den Aufgaben und Intereſſenkreiſen 
der ſeitherigen Kurſe doch auf Beteiligung auch jetzt 
zu hoffen wage. -~ 

Es handelt ſich darum, die fundamentale Bedeutung 
der angebornen Anlage bei der Auffaſſung praktiſcher 
Aufgaben im Intereſſegebiet der Arzte, Lehrer, Juriſten 
und Seelſorger, im weiteren Sinne auch der Soziologen 
und Politiker im Suſammenhange darzuſtellen. 

Vorläufige Anmeldungen ohne bindende Verpflich- 
tung bitte ich an Herrn Profeſſor Dr. Dannemann in 
Gießen, Klinik für pfvchifche und nervöſe Krankheiten, 
zu richten. 


Internationaler Kongreß für hiſtoriſche 
Wiſſenſchaften zu Berlin 1908. 


Wie bereits mehrfach in den Sitzungen des Vereins 
zur Erwähnung gelangt iſt, findet in den Tagen vom 
6.— 12. Auguſt des laufenden Jahres zu Berlin ein 
Internationaler Kongreß für hiſtoriſche Wiſſenſchaften ftatt. 

Bei dem Kongreß wird als 8. Sektion eine ſolche 
für hiſtoriſche Hilfswiſſenſchaften (Archiv ⸗ und 
Bibliotheksweſen, Chronologie, Diplomatik, Epigraphik, 


Genealogie, hiſtoriſche Geographie, Heraldik, 
Numismatik, Paläographie, Sphragiſtik) gebildet 
werden. | 


Die Derfammlungen des Kongrefies finden in all: 
gemeinen Verſammlungen und in den Sitzungen der 
Sektionen par | 


„ Wie bei den erſten Kurſen wird zur Deckung der 
Koften, Dortragshonorare uſw. eine Gebühr von zwanzig 
Mark erhoben werden. f 


a) 


Die Verhandlungen werden in deutſcher, englifcher, 
franzöſiſcher, italieniſcher oder lateiniſcher Sprache 
geführt. 

Allgemeine Verſammlungen werden an ſechs Tagen 
in den Stunden von 12 —2 abgehalten. Die vorans 
gehenden und folgenden Stunden werden zur Verfügung 
der Sektionen freigehalten. 

Die Sitzungen finden ſtatt in den Räumen des 
Berrenhaufes und Abgeordnetenhaufes (SW. II, Prinz⸗ 
Albrecht⸗Straße 5) und der Philharmonie (SW. II, 
Bernburger Straße 22/23). 

Das Organiſationskomitee bittet, die Anmel⸗ 
dungen zur Teilnahme und den Mitgliedsbeitrag, 
der 20 Mark beträgt, möglichſt zeitig einzufchiden: 

Die Einſen⸗ 
dung des "its 
gliedsbeitrages 
wird bis zum 
31. Juli an den 

Schatzmeiſter 
des Kongreſſes, 
Herrn Koppel, 
Berlin NW. 7, 
Pariſer Platz 6, 
erbeten, die ers 
folgte Einſen⸗ 
dung wolle man 
gefälligſt gleichs 
zeitig mit ge⸗ 
nauer Angabe 
von Name, 
Wohnort und 
Adreſſe dem 
Schriftführer, 
Herrn Dr. Cas. 
par, Berlin W. 
15, Kaiſer Allee 
17, mitteilen. 

An alle, die 
ſich auf dieſe 
Weiſe durch Einſendung des Mltgliedsbeitrags feſt an⸗ 
gemeldet haben, wird von Mitte Juli an das genaue 
Programm zugleich mit der Mitgliedskarte zur Ver— 
ſendung gelangen. 

Die Teilnehmer, die ſich erſt nach dem 31. Juli 
anmelden, werden erſucht, den Mitgliedsbeitrag im 
Bureau des Kongreſſes (Abgeordnetenhaus, Prinz- 
Albrecht Straße 5) perſöͤnlich einzuzahlen, das am Sonne 
abend den I. und Montag den 3. Auguſt von 10 Uhr 
morgens bis 3 Uhr nachmittags, von Dienstag den 
4, Auguſt an von 9 Uhr morgens bis 7 Uhr abends 
geöffnet ſein wird. j 

Das vorläufige Programm kann von dem Schrift. 
führer des Kongreſſes, Herrn Dr. Caspar, Berlin W.15, 
Kaifer- Allee 17, ſchon jetzt bezogen werden. 

Den Herren Mitgliedern des Vereins Herold 
wird die Teilnahme an dem Kongreß ſeitens des 
Dorftandes des Vereins warm empfohlen. 


Eine heraldiſche Seltenheit? 


In der Kirche zu Erſingen an der Donau, einem 
unter der Oberhoheit der Reichsſtadt dem evangeliſchen 
Konvent der Sammlungsfrauen zu Ulm gehörigen Dorfe, 
war Hans Grimel, einem Memminger Patriziergeſchlecht 
angehörig, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts 
fonventualer Vogt. Seiner 1585 verſtorbenen Ehefrau 
widmete er ein auf eine hölzerne Tafel gemaltes Epita- 
phium, welches in urſprünglichem und unverſehrtem 
Suſtand in der Sakriſtei aufgehängt iſt. In reicher 
Staffage iſt die Auferſtehung Chriſti, im Hintergrund 
die Stadt Jeruſalem dargeſtellt. 

Im Vordergrund ſtehen 2 Wappen: rechts das 
Grimmelſche vollſtändige Wappen (Muſchel) 
mit Helm und Decken, daneben der Stifter 
knieend, links in ſymmetriſcher Allianzſtellung 
das Wappen feiner Ehefrau (ſchwarze Haus» 
marke in gelb) ohne Helm, alſo ein bloßer Schild. 

Die Inſchrift lautet: 
Anno Domini 1585 Jar den 23 aprilis 

Starb die Erendtwürde Fraw Regina Widen⸗ 

mene (d. i.: Widenmännin) des Ernhafften Und 

Fürnemen Hans Grimels Der Seit Vogt zu 

Erſſingen Ehliche Hanffraw, Dero Gott ain 

Fröliche Dfferfteung In Chriſto Iheſũ Verleihen 
Welle Amen. 

An dem Epi- 
taphium iſt zu⸗ 
nächſt auffal⸗ 
lend, daß das 
Manneswappen 
vollſtändig aus» 
gebildet, das 

Frauenwappen 

aber nur mit 

einem Schild 
dargeſtellt iſt. 

Wenn eine ſol⸗ 

che Sufammen: 

ſtellung auch mir noch nie aufgeſtoßen iſt, ſo werden 
ähnliche Fälle anderweits vorkommen und ſind erklärlich 

(ſiehe unten). Das merkwürdigſte an dem Epitaphium 

ift jedoch der Umſtand, daß das Grimmelwappen !) voll- 

ſtändig weiß gemalt iſt. Alſo Schild, Figur, Helmzier 
und Helmdecken: alles weiß. Selbſt der Stahlhelm 
ſcheint abſichtlich auffallend weiß aufgehört zu ſein. 

Auf meine Anfrage bei hochangeſehenen Fachleuten 
wegen des gewiß ſelten vorkommenden Beiſpiels mit 
einer Tinktur erhielt ich die Antwort, daß der Maler 
die Farbe nicht gewußt habe, oder: daß er mit ſeiner Ar⸗ 
beit nicht fertig geworden ſei, oder: daß das Auftragen 
der blauen Farbe aus irgend einem Grund unterblieb. 


) Die + G. in Memmingen führten: in blau eine weiße 
Muſchel, Helm: blauer Flügel mit der weißen Muſchel belegt, 
Decken: blau-weiß. Später kam ein blau weiß gewundener 
Wulſt dazu, der 1738 bei der Erhebung in den Adelsſtand 
eine Krone Platz machte. 


— 85 


Hierauf habe ich zu entgegnen: 

Die Wappen ſind mit vielem Fleiß gemalt. Ins⸗ 
beſondere find die ſchön ausgeſchnittenen Renaiffances 
ſchilde, der Flügel, die Decken mit grauen Schatten 
aufs pünklichſte plaſtiſch ausgeführt. Wenn der Maler 
auf die Angabe der Tinkturen hätte warten müſſen, 
ſo hätte er doch nicht das Wappen fertig gemalt. 
Das Epitaphium macht den Eindruck einer urſprüng⸗ 
lichen, abgeſchloſſenen Arbeit. 

Iſt es ferner denkbar, daß der Patrizier Grimmel 
in der wappenfrohen Seit um 1585 die Tinkturen 
ſeines Wappens nicht gekannt hat, als er die Tafel in 
Beſtellung gab und als er ſie vom Maler übernahm 
und in der Kirche aufhängen ließ d 

Iſt hier nicht ein anderer Grund der ganz weißen 
Darſtellung zu ſuchen als der der zufälligen Unvollen⸗ 
dung d Iſt das ganz weiße Wappen vielleicht als ein 
Beizeichen anzuſehen d 

Die Ehefrau des Grimmel war aus einer gewöhn⸗ 
lichen bürgerlichen, wenn nicht bäuerlichen!) Familie 
entſproſſen (daher der Schild ohne Helm und Decken), 
welche wohl kein Wappen führte. Die Hausmarke 
war vielleicht ad hoc erfunden, wenn ſie nicht dem 
Sackzeichen?) des Bauernhofs nachgemacht wurde. 

Jft hier nicht an eine Mesalliance zu denken, 
derzufolge dem Vogt die Führnng ſeines angeſtammten 
Wappens von der Familie unterſagt wurde, worauf 
Grimmel ſich entſchloſſen hat, aller heraldiſchen Gee 
pflogenheit zum Trotz fein Wappen ganz weiß zu führen d 

Sind ähnliche Fälle von vollſtändigen Wappen mit 
einer Tinktur bekannt d 


Ulm a. d. D. Herrenberger. 


Ein unbekanntes Siegel der Göttinger 
ſtädtiſchen Altertumsſammlung. 


In der ſtädtiſchen Altertumsſammlung zu Göttingen 
befindet ſich ein, durch feine Verwandtſchaft mit dem 
großbritanniſchen Wappen von 1706— 1714 auffallendes 
Privatſiegel, deſſen Zugehörigkeit nicht ermittelt werden 
konnte. Es ſcheint einem Baſtard des engliſchen Königs⸗ 
hauſes gehört zu haben. Die Gravierung iſt recht roh, 
der Griff beſteht aus nur gedrechſeltem, unpoliertem 
weißen Holze. Der von Lome und Einhorn gehaltene 
gevierte Schild iſt mit einem Schrägbalfen überlegt. 
Feld | und 4 laſſen oben einen aufgerichteten, unten einen 
ſchreitenden Löwen erkennen. Vermutlich ſoll das Feld 
von England und Schottland geſpalten ſein und iſt vom 
Graveur nicht verſtanden, Feld 2 und 3 geben zweifel 
los Frankreich und Irland wieder. Die Krone ähnelt 
der franzöſiſchen Baronskrone, iſt aber zwiſchen 


nn 


1) Die Widemanns find heute noch in und bei Ulm als 
bäuerliche Sippe anſäſſig. 

2) Die Bauern in Schwaben führen auf ihren Frucht, 
ſäcken Marken und Figuren (ähnlich den Hausmarken), die 
ſich von Geſchlecht zu Geſchlecht forterben. 


A großen Perlen mit einem auf Antoniuskreuz ſtehenden 
Vogel beſteckt. Der Wahlſpruch „Et decus et 
pretium recti“ iſt der gleiche, welchen die engliſche 
Familie Fitz⸗Roy, duke of Grafton, führt. Die zu Seiten 
des Schildes ſtehenden Buchſtaben W — F geben, wenn man 
den Vogel auf der Krone als Falken anſprechen darf, 
der Vermutung Raum, daß der Beſitzer des Siegels 
Falke geheißen habe.!) G. M. 


Machtrag zu den „Japaniſchen Städte- 
wappen“ (1907, Mr. 1). 


Es war mir im Vorjahre nicht möglich, eine Erklärung 
der Wappenfigur der Stadt Hiroſhima zu geben. Nach 
eingeholten Erkundigungen iſt mir dies endlich heute möglich: 

Birofhima („Breite Inſel“; Hiro = breit, ſhima = Jnfel) 
liegt im Delta des Fluſſes Ota, der ſich in das japaniſche 
Mittelmeer ergießt, iſt alſo vom Fluſſe und Meere umzogen, 
daher die Bezeichnung ,fhima”. Das Mon der Stadt mit 
ſeinen drei übereinander liegenden Wellenbalken bezieht ſich 
auf die drei Arme des Fluſſes Ota, welche die Stadt durch- 
ſtrömen. H. G. St. 


Bücherſchau. 


Im Verlage von Cornel Herzog in Eſchweiler (Rheinl.) iſt 
ein „Vollſtändiges Verzeichnis der deutſchen 
Städte, ſowie aller Markt- und Landgemein« 
den, welche für den Sammler heraldiſcher 
Ortswappen in Betracht kommen“ erſchienen. 
(Preis 60 Pf.) 5 

Es enthält — wie der Name beſagt — ein mindeſtens 
recht reichhaltiges deutſches Ortſchaftsverzeichnis unter Her ⸗ 
vorhebung der Städte und Gemeinden, von denen heraldiſche 

Papieroblaten (Briefoberſchlüſſe) bekannt find, und ſetzt be- 

ſonders durch die Menge Landgemeinden mit Wappenoblaten 

in Erſtaunen. Das Hefichen, zu dem in dem im gleichen 
verlage erſcheinenden Sammlerorgan „Das Blaue Blatt“ 
von Seit zu Heit Nachträge erſcheinen, kann Freunden dieſer 

Gattung hera'diſcher Kunjtübung empfohlen werden. 

Breslau XIII. H. Schlawe. 


Herausgegeben von Dr. jur. Bernhard Körner, 
mitgl. des Kgl. Preuß. Heroldsamts, mit Zeichnungen 
von Ad. M. Hildebrandt und Alex. Schrn. von 
Dachenhauſen. 14 Bd. 1908. Druck und Verlag 

von C. A. Starke, Görlitz. 
Erſt vor kurzem zeigten wir hier das Erſcheinen des 
15. Bandes an, und ſchon haben wir die Freude, die Voll— 


1) Anm. d. Red.: Unſerer Anſicht nach iſt das Siegel 
wahrſcheinlich eine Fälſchung; derartige Stempel wurden 
von Schwindlern zu betrügerifchen Sweden angefertigt und 
kommen öfter vor. Hierfür ſpricht die ſehr flüchtige und une 
geſchickte Gravierung des Stempels., Das dargeſtellte Wappen 
zeigt einige Ahnlichkeit mit dem der Fitz Roy; die Schild. 
halter desſelben — Leopard und Windhund — ſind durch 
die engliſchen: Leopard und Einhorn, erſetzt. D. Red. 


— 86 


endung des 14. Bandes mitteilen zu können. Dieſe raſche 
Aufeinanderfolge der Bände iſt der beſte Beweis dafür, welche 
Anerkennung das ausgezeichnete Unternehmen genießt und 
wie die Beteiligung an demſelben zunimmt. Das Vorwort 
ftellt feſt. daß das genealogiſche Intereſſe ſich unter den 
Bürgergeſchlechtern immer weiter entwickelt. Die Anregung, 
weiche das Handbuch gibt, äußert fic) auch darin, daß eine 


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Branca, 


Kauffmann. 


große Anzahl Familien frühere Lücken ausgefüllt und ver- 
altete Artikel in neuer Bearbeitung übergeben hat. 

Don allgemeinem Intereſſe ift die Erklärung der Redaktion, 
daß niemand fie rechtlich hindern kann, in Archiven, Kirchen— 
büchern, Handfcriften und Druckwerken enthaltene, jedermann 
zugängliche genealogiſche Daten zu veröffentlichen, auch wenn 
die Beteiligten ihre Suftimmung nicht 
gegeben haben. . 

Außer einer Anzahl kleiner Artikel 
bringt Bd. 14 umfaſſende Genealogien 
der Familie Eggers (v. Eggers uſw.), 
Gruner (v. Gruner), Heyer (Heyer v. 
Rofenfeld), Hörſchelmann, Kauffmann, 
Roeder, Rogge, Starke u. v. a., 3. T. mit 
fhénen Reproduktionen alter Familien- 
bilder. Mit gütiger Erlaubnis des Der- 
lages drucken wir hier einige der 
Wappenkliſchees ab, von denen die 
Sggersſchen durch Herrn Gberſtleutnant 
Eggers in Lübeck freundlichſt zur Ver— 
fügung geſtellt wurden. | 


Schillers Ahnen, von. Profefjor 
Weltrih, ein Werk, welches die bis— 
herigen Schillerforſchungen widerlegen ſoll 
und anſcheinend in der Abſicht geſchrieben 
iſt, des Derfaffers Ehre als Geſchich's— 
forſcher und Genealoge gegen manche 
Angriffe zu verteidigen, bietet für die 
Genealogie der Familie des Dichters 
nichts nennenswert Neues. Die vom Derfaffer angegebenen 
Quellen ſind bereits bearbeitet worden; er bringt ſogar 
einen bis auf den heutigen Tag exiſtierenden Neben— 
zweig der Familie Schiller, welche heute noch in Stuttgart, 
Ludwigsburg, Nürnberg, in der Pfalz uſw. wohnt, der 
bereits von einem anderen Schillerforſcher in verſchiedenen 
Zeitungen veröffentlicht iſt. Dieſe Träger des Namens ahnten 
damals alle nicht, daß ſie die einzigen waren, die mit der 
Dichterfamilie in Sufammenhang ſtanden. Die von Prof. 
Weltrich für dieſe Nachricht angegebene Quelle iſt unrichtig. 


Eggers, Stammwappen. 


Bedauerlich iſt, daß in dem Werke die Arbeit eines 
ſehr gewiſſenhaften Forſchers herabgeſetzt wird: die des 
Prof. Dr. Albert in Freiburg i / B. „Die Schiller von Herdern“. 
Allerdings werden darin Herrn Prof. Weltrich Fehler nach 
gewieſen, die einem Geſchichtsforſcher nicht begegnen ſollten. 
Prof. Dr. Alberts Werk bleibt als ein muſtergiltiges Ur— 
kundenbuch über die Familie der erloſchenen Schiller v. B. 


A 
BS 5 Bi > 


2 


Cinckersdotf. 


beitehen, und es fet hier betont, daß dieſer Gegner Weltrichs 
das Material über die Schiller v. H. mit größter Mühe geſichtet 
und nur urkundlich ſicher feſtgeſtellte Nachrichten verwertet hat. 
Ferner greift Profeſſor Weltrich in gleicher Weiſe den 
Pfarrer Luppold in Rintenau an; mit welchem Rechte, kann 
ich hier nicht unterſuchen, jedenfalls werden eingeweihte Lefer . 
nicht ohne weiteres von der Richtigkeit 
der Angriffe überzeugt ſein können. 
Schließlich wendet der Verfaſſer ſich 
auch gegen einen Schiller-Genealogen, 
der bislang noch garnichts über 
die Schiller v. H. veröffentlicht 
hat; hierzu geben ihm die Arbeiten 
des Prof. Dr. Albert und des Stadt— 
pfarrers Maier in Pfillingen Anlaß. 
Ich bin weit davon entfernt, letzterem 
Herrn den Ruhm, etwas Neues in der 
Genealogie der württembergiſchen Schiller 
bearbeitet zu haben, zu nehmen, jedoch 
war die Arbeit wohl weder ſchwierig 
noch zeitraubend geweſen; nur muß der 
Vorwurf, Wahrheit und Dichtung gee 
miſcht dem Lefer vorzuſetzen, einen Be— 
rufsgenoſſen doppelt ſchwer treffen. 
weder Haffner, noch Meier und wie ſie 
alle heißen, am wenigſten aber Weltrich 
haben bislang das Kaͤtſel der Abſtammung 
und Herkunft des großen Dichters geldft. 
weltrichs Arbeit bringt in der Erfor- 
ſchung des Dichterſtammbaums nichts 
Beſonderes, vielmehr nur eine fritifierende Abhandlung über 
die Forſchungen anderer. Für uns bleibt der älteſte Ahne des 
Dichters nach wie vor der Neuſtädter Bürger und Inwohner 
Stephan Schiller; ob das Ratfel der Herkunft dieſes Stephan 
je gelöſt wird, bleibt eine Frage der Zukunft. . 


Berichtigung. 
In der Beſpreckung des Werkes „Aachener Wappen 
und Genealogien“ S. 63 der Nr. 3 dieſes Blattes find aus 


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Freiherr v. La gers. 


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1562, 1726, 1872. 


— 88 — 


redaktionellen Gründen einige weſentliche Sätze ausgeſchaltet 
bezw. gekürzt worden. 

Auf Wunſch des Autors, ohne deſſen Wiſſen dies geſchah, 
wird dies hier ausdrücklich vermerkt. D. Red. 


Bermiſchtes. 


— „Das Recht zur Wappenführung“ war der 
Gegenſtand eines überaus intereſſierenden Vortrages, den 
Herr Regierungsrat Prof. Dr. Eduard Heydenreich, Kal. 
Kommiffar für Adelsangelegenheiten im Hal. Sächſiſchen 
Miniſterium des Innern, einer der bedeutendſten Genealogen 
Sachſens, bei dem am 4. März in Leipzig veranſtalteten 
zweiten „Genealogiſchen Abend“ hielt. — Der Vortragende 
führte aus, daß das Recht zur Wappenführung durchaus 
kein Vorrecht des Adels ſei. 
Archiv erweiſe unzweideutig, daß ſchon bei dem erſten Dor: 
kommen der Wappen ſolche gleichzeitig von Adligen und 


Bürgerlichen geführt wurden. Im großen und ganzen weiſe 


das Wappenrecht in den verſchiedenen Seiten keine großen 
Veränderungen auf. Die einzige größere Anderung, die wir 
bisher finden, fet eine Vergrößerung der Kreife, bei denen 
es in Übung war. Auch als Länder, Städte, Klöfter, religiöfe 
Orden, Turnier⸗Geſellſchaften und Fünfte als wappen⸗ 
fähig galten, war ein Einfluß dieſer Vergrößerung des 
Kreifes der Wappenfähigen wie auf den Begriff des Wappens 
ſo auch auf die diesbezüglichen Rechtsanſchauungen nirgends 
bemerkbar. Der Vortragende erörterte nun die öffentlich— 
rechtlichen und privatrechtlichen Beziehungen des Wappens, 
das Weſen des Wappenheimfallrechts und die Wirkung des 
Gewohnheitsrechtes auf die das Wappenweſen betreffende 
Kechtſprechung. Auch das Warenzeichenrecht Deutſchlands 
und Gſterreichs wurde behandelt, und es wurde dabei betont, 
daß die Verwendung des Wappens als eines Warenzeichens im 
geſchäftlichen Verkehr von den Mitgliedern derjenigen Familie, 
deren Wappen als Warenzeichen benutzt werde, auf dem 
KRechtswege nicht beanſtandet werden könne. Schließlich 
wurden die Vikariats- und Palatinats-Diplome erörtert und 
betont, daß, wenn in den Wappen- und Adelsbriefen Text 
und Abbildung nicht ſtimmten, die Wappenbeſchreibung 
(Blaſonierung) vor ungeſchickten Malereien bevorzugt und als 
Kichtſchnur genommen werden müſſe. Der Redner ſchloß 
mit dem Wunſche, daß auch der Bürgerſtand von ſeinem 
Rechte zur Wappenführung unter Vermeidung zahlreich ein- 
geriſſener heraldiſcher Unſitten immer reichlicheren Gebrauch 
machen möge. 

An den Vortrag ſchloß fic eine Diskuſſion über genea- 
logiſche und heraldiſche Fragen und eine Beſprechung von 
literariſchen Neuerſcheinungen, die zur Beſichtigung ausgelegt 
worden waren. 


— Don dem Katalog der durch J. A. Stargardt, Ver: 
lagsbuchhandlung und Antiquariat, verkäuflichen Bibliothek 
des fF Geh. Archivrats Dr. G. v. Bülow iſt foeben Teil II 
ausgegeben und durch genannte Firma (Berlin W. 35, Lützow⸗ 
ſtraße 47) zu beziehen. Er enthält eine große Anzahl 
bedeutender und z. T. ſeltener Werke, insbeſondere betreffend 
die Geſchichte Deutſchlands (mit einer ſpeziellen Abteilung 
Brandenburg ⸗Preußen), Oſterreich⸗Ungarns, der Schweiz, 
ferner deutſche Literatur und „Varia“, Geſchichte der Literatur 
des Auslandes, Hoſtüme, Kuriofa, Inkunabeln, Kunft, 
Orientalia uſw. 


Ein Gang in jedes größere 


Am ſchwarzen Brett. 


An der Südfront des von der Reichsbank neuerbauten 
Dienftgebäudes in Göttingen find über den 7 Fenſtern des 
Erdgeſchoſſes große, mit Blättergewinden behängte und mit 
Phantaſiekronen beſetzte ovale Scheiben (Kartuſchen) zur Auf⸗ 
nahme ron Städtewappen ausgehauen. Sie find ſämtlich 
wagerecht ſchraffiert, obgleich die meiſten der betreffenden 
Wappen keine blaue Feldfarbe haben! s diefer Hartuſchen 
geben folgerichtig nur die Schildſiguren der Wappen wieder, 
weil ſie als Schilde gedacht ſind. Die mittelſte dagegen zeigt 
das vollſtändige Wappen von Göttingen mit dem Ober: 
wappen, und zwar, obwohl das Gebäude durchaus moderne 
Stilformen hat, im Stil der Gotik von etwa 1400 — gelehnte 
Tartſche, Stechhelm und tuchartige Helmdecken — eine Kopie 
des an dem gotiſchen Stadtbauſe befindlichen Wappens. 


Anfragen. 


45. 

Geſucht werden Nachrichten jeder Art über die Familie 
Breuſing (Preuſing, Preifing, Breuſinger, Preu⸗ 
ſinger und ähnlich). Dieſelbe ſcheint ſich nach 1600 von 
der Grafſchaft Wittgenſtein aus im Naſſauiſchen und 
auf dem Weſterwald ſowie auch in der Landgraftchaft Heffen- 
Kaffel ausgebreitet zu haben. Es gingen aus ihr vielfach 
Pfarrer und Lehrer hervor, und intereſſieren beſonders auch 
Nachrichten über den Präzeptor Fudw. Breuſing, um 1640 
in Siegen. 

Freundliche Mitteilungen erbittet 


Grevenbroich (Niederrhein). Wilh. Breuſing. 


44. 

In der „Collectio Koenigiana” ift dem Artikel über 
meine Familie eine Druckſchrift vorgeheftet mit dem Titel: 
„Authentiſche Briefe des Hauptmanns von Arens- 
wald, der ſich am 29. September 1781 erſchoß, nebſt der 
Geſchichte feines Todes mit Anmerkungen herausgegeben.“ 
Frankfurt und Leipzig 1782 (56 Seiten 8%. Trotz vieler 
Mühe habe ich das Schriftchen im Buchhandel nicht bekommen 
können und richte daher an die Mitglieder des „Herold“ die 
Bitte, mir mitzuteilen, wo dasfelbe im Kauf oder Tauſch zu 
erwerben iſt. 


Darmſtadt. W. C. v. Arnswaldt. 


45. 

Ich beſitze Bildchen (gemalte Silhouetten) von 
Adolph Selb aus Brünn, 
G. R. Hantzſch aus Dresden, 
Georg Surhellen aus Aachen, 
Alphons von Hoffmann aus Trieft, 
Samuel Schindler 
Julius Lorck 
Adolph Gerber 

Die Genannten ließen die Bildchen Oftern 1847 fertigen, 
als fie von der hiefigen berühmten Nandelslehranſtalt ab 
gingen, fie waren damals ſamtlich etwa is Jahre alt. 

Ich gebe die Bildchen an Familienangehörige koſtenlos 
ab; im Fall erbitte ich als Austauſch das Bild meines Vaters, 
Carl Dimpfel aus Leipzig, wenn fi dies durch Zufall gleich 
falls irgendwo erhalten hat. 


Leipzig, Schwägrichenftraße 11. 


| ohne Herfunftsangabe. 


Arthur Dimpfel. 


= 160). 


46. 

Dor feinem Übertritt in die Zivilverwaltung in Brom: 
berg (Februar 1816), als Regierungs⸗Präſidial⸗Bote, ſtand 
Johann Friedrich Biagoſch als Unteroffizier beim Garde- 
Dragoner-Regiment (4. Eskadron) — Woher ſtammte er? 
— Wer waren feine Eltern? — Als Invalide ſcheint 
ec den Militärdienft verlaſſen zu haben. Die Kirchenbücher 
in Bromberg ſind erfolglos eingeſehen worden. Desgleichen 
waren Anfragen beim Landrat des Bromberger Landkreiſes, 
beim Regierungs-Präfidenten in Bromberg und beim 1. Garde⸗ 
Dragoner-Regiment, Königin Viktoria von Großbritannien 
und Irland in Berlin ergebnislos. 

Gefällige Antworten erbittet die Sentralftelle für deutſche 
Perfonen- und Familiengeſchichte, Leipzig, Neumarkt 29. 


4ꝛ. 
Woher kann ich Abdrücke des Wappens der Familien 
v. Taubenheim, Sch. (d) v. Boden, v. Plato, v. Rauch ⸗ 
haupt, v. Brey(i)mann bekommend Die Abdrücke (Siegel 
oder Papier iſt gleichgültig) würden gegen andere eingetauſcht 
oder auch angekauft werden. 


Diedenhofen. Frhr. von Lützow. 


48. 

1. welches Wappen führte das altſächſiſche, namentlich 
auch im Schwarzburgiſchen begüterte Geſchlecht v. Wölnitz 
und des v. Pegaud 

2. Was weiß man über die Familie des 1592 und 1608 
in Sachſen lebenden (oder begütertend) Hans Sigmund 
v. Weickhartd 

3. Wo finden ſich Archivalien über ein Geſchlecht v. Weida, 
dem die Gebrüder Sigmund und Peter v. W. angehörten, 
die in Cottbus wohnten und 1520 ihre Beſitzungen in 
Cottbus, Gahlow, Radun und Silow (?) verkauften d 

Gefl. Auskunft wird an die Redaktion erbeten. 


49. 

Die Süricher Familie Schnorf führt folgendes Wappen: 
in Blau auf ſilb. Felſen ein goldener Löwe, welcher in der 
rechten Pranke einen g. Reichsapfel hält. 

Welche Bedeutung hat hier der Reichsapfel> 

Kommen Linien der Familie Schnorf mit gleichem Wappen 
in Deutſchland vord 

Wie iſt der Name Schnorf zu deutend 

Das Wappen der ebenfalls ſchweizeriſchen Familie Zup⸗ 
pinger zeigt einen geteilten Schild: oben ſchreitender g. Löwe 
in B., unten 4 g. Löwenköpfe balfenförmig geſtellt. Nach- 
richten über Vorkommen und Herkunft des Geſchlechts Zup⸗ 
pinger, mit gleichem Wappen, in Deutſchland ſind erwünſcht, 
ebenſo Erklärung des Namens. 

Gefl. Antworten werden durch die Redaktion erbeten. 


50. 

Erbeten werden folgende Daten: 

1. Wer war die Mutter der Julie Eleonore Auguſte, 
Tochter des churſächſiſchen Oberſten Karl Auguſt v. Lüttich au, 
* 17. März 1252 d 

2. Wann und wo iſt geboren Graf Carl Axel v. Lö wen⸗ 
hjelm, königl. ſchwed. Generalleutnant und Staatsrat 
(r 9. Juni 1861) und wo ftarb er? 

3. Wann und wo heiratete Oberft Freiherr Wigand 
v. Tützelburg, Erbherr auf Niederjährig, Gräfin Anna 
Judith von Schönburg⸗Penig, 14. Juni Juni 1641, wann 
und wo iſt er geboren und geftorben d 

4. Wann und wo iſt geboren Graf Johann Wilhelm 
v, Ronow, qhurſächſiſcher Obriſtleutnant, gefallen 19. Juli 
1700 vor Rigar 


5. Wer war die Mutter der 14. September 1714 geborenen 
Charlotte Henriette, Tochter des Julius Hermann v. Weißen⸗ 
bach auf Thurm? 

5. Wann und wo iſt geboren Carl Adolf (Udolf) von der 
Heyden ( 9. Juni 1793), kurſächſiſcher Kittmeiſter auf 
Mißlareithe und Gutenfürſtd An welchem Monatstag und 
wo heiratete er 17895 

6. Wie hieß die Mutter von Sophie Wilhelmine Prin- 
zeſſin v. Schönaich Carolath, * 14. Januar 17665 

7. Wann und wo iſt geboren Magdalene Eleonore von 
Boxdorf (Bürdorf), Tochter des königlich polniſchen und 
churſächſiſchen Oberſtleutnants Caspar Friedrich v. B. auf 
Schemmendorf (> Schlabberndorf), und wie hieß ihre Mutter d 

8. Wann und wo iſt geboren und geſtorben Friedrich 
Auguſt v. Ponickau, Hauptmann, X 1. Juni 1651 mit 
Gräfin Wilhelmine Johanne Louiſe v. Schönburg⸗Glauchau— 
Remiffaur 

9. Wann und wo iſt geboren der königl. preuß. Obriſt⸗ 
leutnant Leopold Ludwig v. Kleift (+ 5. Mai 1290), wo 
ſtarb er d 

10. Wer waren die Eltern der Freiin Urſula Ludmilla 
v. Reiswitz, * 25. Mai 16655 

11. Wann und wo iſt geboren Joachim Andreas Schlick, 
Graf zu Paſſau und Weißenkirchen, & 16. November 1658 
mit Fräulein Chrifttana Maria v. Schönburgd : 

12. Wann und wo tft geboren der königlich polnifche und 
churſächſiſche Obriſt Statius Friedrich v. Tullen auf Marklen⸗ 
berg (T 28. Oktober 1704), wo ftarb er, wo heiratete er 
Ii. Oftober 1699 Gräfin Juliana Maria v. Schönburg 
Glauchau-Remiſſanud, wo und wann ſtarb letztere d 

13. Wann und wo iſt geboren Johann Chriſtian von 
Watzdorff, der die Witwe des Dorhergenannten heiratete? 
Wo und wann fand dieſe Heirat flatt? 

14. Wie hieß der Freiherr v. Trachen mit Vornamen, 
der 1710 Gräfin Chriſtiane Elifabeth von Schönburg; 
Glauchau-Remiſſau heiratete, wann und wo iſt er ge— 
boren und geſtorben, wann und wo ſtarb ſeine Frau, an 
welchem Monatstag und an weſchem Ort fand dieſe Trauung 
ſtatt? 

15. Wer war die Mutter der Johanna, der 1555 geborenen 
Tochter Gabriels Strein v. Schwarzenaud 

16. Wer war die Mutter Annas (F 15. September 1568), 
Tochter Wilhelms Schenk v. Landsberg? 

17. Die Mutter der 15. März 1688 geborenen Sophie 
Catharine Magdalena, Tochter des Freiheren Erdmann von 
Stein auf Perkach, Schwarzenbach und Förbaud 

18. Wie hieß die Mutter der 1. Januar 1683 geborenen 
Brigitte Sidonie, Tochter des Freiherrn Heinrich Sittich von 
Hagen auf Hippſtädt und Ober- und Nieder⸗Grſcheld 

19. Wer war die Mutter von Eva (F 31. Auguſt 1613) 
und Elifabeth ( 2. Februar 1895) Tochter Wilhelms Schenk 
v. Kandsberg? 

20. Wann ſtarb Friedrich v. Scherfenſtein, 
Spielberg, geb. 1543? 


Herr zu 


51. 

Bitte um Auskunft über: 

1. Johann Martin Hiller — Gio. Martino da Ziller 
a Gaertringen (Seugnis der venezianiſchen Botſchaft in Wien 
vom 26. 8. 1765 (pb), bei der er Stallmeifter war) — Joannes 
Martinus de Hiller a Gaertringen (Haiſerlicher Reiſepaß 
1265) — * 13. 12. 1702, 7 wann? (Seine Eltern find be- 
kannt.) >< Edmunde Wilhelmine von Areden oder Aredin, 
die 1765 noch lebt; geboren wann? F wann? Eltern und 
Heimat? Kinder? . 


as: 00 ae 


2. Caroline Louiſe Baron (I) de Hiller, Née Baron () 
de Bünau (fo unterſchrieben am 18. 3. 1222) Gattin des (be⸗ 
kannten Johann Carl Chriftoph Freiherr Hiller von Gaer— 
tringen, k. k. Rittmeiſter in Preßburg. Sie ſtammte (nach 
Faber Broll- Stiftung) aus Sachſen. Eltern? * wann? 


7 wanı? Ihr Gatte war 1218 zu Gärtringen geboren, 


vom 6. 9. 1755 —4. 6. 1236 Fähnrich in der Weimarer Garde 
zu Fuß. 

3. Frl. H. von Montmartin, Dorname? * P +P 
Johann Wilhelm Ferdinand Freiherr Hiller von Gaer— 
tringen (20. I. 1730—31. 8. 1788), deſſen militärifche Karriere 
in Württemberg bis 1766 bekannt (am 28. 12. 1766 als 
wirklicher Major reduziert); ſpäter ansbachiſcher Obriſt und 
Kommandant in Wolu)nſidel. Es fehlen die Ansbachiſchen 
Daten der betreffenden Patente. Seine beiden Söhne ſollen 
als preußiſche Kadetten geſtorben ſein: Karl Ludwig Freiherr 
H. v. H, 2. 7. 1785--22. 9. 1800, Chriftian Ludwig v. H., 
1. 11. 1782 14. 2. 1800.) 

Für jede Auskunft wird dankbar fein, auch alle mit Er- 
ledigung verbundenen Unkoſten gern erſetzen 

Berlin, den 12. März 1908. 


Prof. F. Fehr. Hiller von Gaertringen. 


52. 

Sind den Leſern d. Bl. ſchöne alte Darſtellungen Kur- 
fürſtlich Sächſiſcher Wappen (16.— 18. Jahrhundert) bekannt 
— namentlich ſolche auf Teppichen, Gobelins, Prunfgeräten 
uſw. d 

Giitige Binweiſe werden durch die Redaktion erbeten. 


53. 

Nachricht wird erbeten über Abſtammung u. Geſchwiſter von 
Johann Hermann v. Sobbe. Folgendes iſt bekannt: * 1578 
(wor), war Here auf Heltrop, aud) Holtroh, bei Borgentreich 
(Kr. Warburg), & (wann d) Anna v. Amelunxen, Tochter von 
Heinrich v. A. und Anna v. Donop. 1657 rom Kaif. General 
v. Merode nach Schleſien geführt, kehrte 1640 verarmt zurück, 
verkaufte ſeine Güter an ſeinen Schwager Adam v. A., 
+ 1642 in Lemgo. Wer war der Vorbeſitzer von Heltrop? 
Auch die kleinſten Nachrichten willkommen. 


St. Johann (Saar). Dr. v. Sobbe, Amtsrichter. 


54. 

Leben in Deutſchland noch Nachkommen des Freiherrn 
Johann Theodor von Freisheimd 

J. Ch. v. Fr. wurde 1209 Gouverneur von Heuſchen, 
fpäter von Herzogenbuſch (Holland). Früher war er Kapitän 
der Infanterie, dann Kommandant der Artillerie. Er ſoll 
einige Seit Hauptoffizier der holländiſchen und weſtfrieſiſchen 
Regiments -Berufsſoldaten geweſen fein. Er ftarb 1233. 
Sein Grabdenkmal hatte er in Heufchen {don bei feinen £ch- 
zeiten errichten laſſen. 


Osnabrück, Riedenftr. 1. Hans Abeken. 


Antworten. 


Betreffend die Anfrage 241 in Ar. 2 des „D. Herold“ von 1908. 

Im Kataloge 112 von L. Rofenthals Antiquariat, 
München, finden ſich unter Nrn. 1673/74 verzeichnet: ein 
Kupfer mit Wapken von David v. ee in . 


— — — 


Verantwortlicher Hera gebe 


— j — 


und von Hans Friedr. Frhrn. v. Schweinitz; zum Preiſe von 
4 Mark 50 Pf. und 5 Mark. 


Doberan. v. Aspern. 


Betreffend die Anfrage 28 in Ar. 3 des „D. Herold“ von 1908. 

Adelsbrief für den Ingenieur Capitain Johann 
Friedrich Wilhelm Schöler, Berlin, 21. März 1769. 
Wappen desfelben: quadrierter Schild, im 1. und 4. goldenen 
Feld ſchwarzer Querbalken mit zu beiden Seiten abgewedhjel« 
ten Zinnen, oben 4 und unten 3, und im blauen 2. und 
2. Feld drittehalb ſilberne Pfähle; über dem Helm ein Pfauen ⸗ 
ſchwanz. 

Johann Friedrich Wilhelm Schöler, 1751 in der Graf⸗ 
ſchaft Homberg, 5. Auguſt 1756 beftallt als Kondukteur beim 
Waſſerbauweſen am Rhein, 1758 — 1763 im Heere des Herzogs 
Ferdinand von Braunſchweig als Ingenieur, als folder dann, 
wie {don früher, in Weſel, fpäter Ingenieur ⸗Major; 1769 
verlobt mit der einzigen Tochter des 1750 verſtorbenen 
holländiſchen Kapitän v. Kloudt, ſtarb i. J. 1817. Seine 
Söhne: Friedrich und A. v. Schöler. 

* : * 

Moritz Ludwig Wilhelm v. Schöler, kgl. preuß. Leutnant 

zu Weſel, * zu Weſel 2. September 1771. >< 15. Januar 

1296 Friderique Sophie Eleonore Helene Gräfin v. Dohna- 
Lauck, * |. April 1777 zu Weſel. 


Friedrich Ludwig Robert Johann, * ı1. November 1792. 
* * 


* 
Friedrich v. Schöler, Leutnant i. Rat. v. Kunitzkp, 


>< 28. Januar 1796 Ungnfta v. Kunitzky zu Wefel 
— —ÄꝑEã — 


Franz Wilhelm Ludwig, + 19. Auguſt 1297, 8 Monate alt. 
* * 


* 
Friedrich v. Schöler, Fal. preußiſcher Obrift-Leutnant und 
Flügeladjutant, X 


Alexander Emil, F zu St. 
Petersburg 29. November 
1810, 18 Monate alt. 


Berlin N. 39, Sellerftr. 2. 


Betreffend die Anfrage 31 in Nr. 3 des „D. Herold“ von 1908. 
Aus der Ehe v. Gbernitz ſind keine Kinder entſproſſen. 


v. Obernitz. 


Betreffend die Anfrage 31 in Nr. 3 des „O. Herold“ von 1908. 
Johann Heinrich von Pfau, Major im im 3. Bataillon 
des Rats. v. Reinhardt, + 16. Mai 1805 zu Lyck im Alter 
von 56 J. 10 M. 8 CT, hatte 35 Jahre gedient. >< Charlotte 
v. Dobeneck, Tochter des Obriſten v. Dobeneck und N. v. Lentz. 
—. —xrñ ———ůĩ—ů——— 


Rudolphine. 
Dr. Wagner. 


Tochter * daſelbſt 10. März 
1811. 


Dr. Wagner. 


Henriette. 
Berlin N. 39, Sellerftr. 2. 


Betreffend die Anfrage 33 in Ur. 3 d. „D. Herold“ v. 1908. 
Nachrichten und Quellen über das Halleſche Patrizier 
geſchlecht Wogau enthält die klaſſiſch bearbeitete „Geſchichte 
der Stadt Halle“, von Univ.-Prof. G. F. Hertzberg, daſelbſt. 
Auch Lambert, das Halleſche Patriziat, dürfte, u. a., im 
vorliegenden Falle von Intereſſe ſein. 
eee eee Bez. Dresden. Direktor Licfeld. 


— — — —— — —ö ́ —ũ ——gy—+᷑— — 
— ͤ — . —-— n— 


Getlage: Cappert des Herolds König Philipps U. von spanien (Brufieit) 


Ad. m. Hildebrandt in Berlin, W. 68. Shilfrafe 8 D. — Selb ſwerlag des Din Herold; diiftceaswelle verlegt von 


Carl Hermanns Verlag in Berlin, W. Mauerſtraße 43. 44. — Julius Sittenfeld, Hofbuchdrucker. in Berlin W. 


— 2 — 


XXXXI 


Berlin, Mai 1908. 


Der jährliche Preis des „Deutſchen Herold“ — monatlich ein Heft — beträgt 12 mi., der „Vierteljahrsſchriſt für Wappen-, 
Siegel- und Familienkunde“ 8 Mk. Einzelne Nummern koſten 1 Mk. — Anzeigen für den „Deutſchen Herold“ werden von 


Jnhalts verzeichnis: Bericht über die 776. Sitzung vom 
17. März 1908. — Bericht über die 777. Sitzung vom 
7. April 1908. — Programm für den Kurfus über Fa⸗ 
milienforfhung und Vererbungslehre zu Gießen vom 
3. — 6. Auguſt 1908 (auf Anregung von Profeſſor Sommer). 
— Das OGrihſche Familienbuch. — Ein Gedenkbuch einer 
böhmiſchen Exulantenfamilie in der Herzoglichen Bibliothek 
zu Wolfenbüttel. — Kirchenbücher in der Mark. — Auf⸗ 
ſchriften und Wappen in der Krypta der Stiftskirche zu 
Fiſchbeck. (Schluß.) — Schillers 16 ſtellige Ahnentafel. — 
Bücherſchau. — Vermiſchtes. — Fur Kunftbeilage. — An⸗ 
fragen. — Antworten. — Briefkaſten. 


Vereins nachrichten. 


Die nächſten Hithungen des Vereins Herold finden ſtatt: 
Dienstag, den 19. Mai 1908 abends 
Dienstag, den 2. Juni 1908 a Ube, 

im „Burggrafenhof‘, Aurfürfienfir. 91. 


Die ſtilgerechte Ausführung heraldiſcher und heraldiſch 
verzierter Arbeiten, 3. B.: 
Wappenmalereien aller Art, Stammbäume, Familien- 
chroniken, Adreſſen, Er-libris, Glasgemülde, Por - 
zellane, Gravierungen, Bildnis-Medaillen, Gedenk- 
münzen für Familienereigniſſe, Potivtafelu, Fahnen, 
Hucheinbände, Ledertreibarbeiten, Bildhanerarbeiten 
in Holz und Stein (für Möbel, Denkmäler ufw.), Gold- 
und Silbergeräte mit heraldiſcher Dekorierung ufw., 
vermittelt die Redaktion des Deutſchen Herolds (Berlin W., 
Schillſtr. 3); fie ſteht su dieſem Zweck mit tüchtigen Künflern 
und Kunſtgewerbetreibenden in Verbindung. 
Jede Auskunft wird bereitwilligh erteilt. 


Carl Heymanns Verlag, Berlin W., Mauerſtr. 45. 44, entgegengenommen. 


Die geehrten Lefer d. Bl. werden ergebenſt erſucht, der 
Redaktion d. Bl. Mitteilungen über ihnen bekannte heral- 
diſche Aunſtwerke (3. 3. alte Schnitzereien, ſeltene Siegel, 
Grabdenkmäler, Glasgemälde, Metallarbeiten uſw.), 
welche ſich zur Abbildung in der Zeitſchriſt eignen, zugehen 
laſſen zu wollen. Miele Pereinsmitglieder werden, nament⸗ 
lich auf Reifen, Gelegenheit haben, dergleichen zu ſehen, 
und würden uns durch eine kurze Notiz ſehr verpflichten. 


Bericht 
über die 776. Sitzung vom 17. März 1908. 
Vorſitzender: Se. Erz. Herr Generalleutn. 3. D. v. Bardeleben. 


Als Mitglieder werden angemeldet: 


I. Herr Gottfried Banſa, cand. jur. zu Frank- 
furt a. M., Gärtnerweg 46. 

2. Herr Karl von Rettberg, Hauptmann und 
Kompagniechef im Kaiſer Alexander » Garde: 
Grenadier-Regiment Nr. | zu Berlin NW. 23, 
Claudiusftr. 11. 

Sum Berichte über die vorige Sitzung bemerkte 
Herr Amtsgerichtsrat Dr. Beringuier, daß im Jahre 
1687 ein Munier, armurier de la Cour und ein Aimeß 
chirurgien bei der franzöſiſchen Kolonie vorkommen. 

Der Herr Vorſitzende legte vor |. das für unfere 
Bibliothek längſt erſehnte Werk von v. Steinen, Weft. 
fäliſche Geſchichte, 6 Bände, welches unſer verehrtes 
Ehrenmitglied Herr Generalmajor z. D. Freiherr 
v. Ledebur dem Verein geſchenkt hat, ſicher zur 
Freude aller Mitglieder, welche die Bibliothek benutzen. 
2. Die Druckſachen der neubegründeten Vereinigung 
zur Förderung deutſcher Kunſt im Aus lande. 


sie OD ie 


Vorſitzender iſt Herr Geh. Reg-R. Platz in Friedenau, 
Wielandſtr. 15. Die Tätigkeit der Vereinigung ſoll den 
guten Werken der deutſchen Kunft bei allen Völkern der 
Erde die erforderlichen Abſatzgebiete gewinnen helfen. 
3. Auswahl aus einer Sammlung von Leichenpredigten, 
die kürzlich für die Dereinsbibliothe? angekauft worden 
ſind betr. die Familien v. Bützow, v. Eſtorf, v. d. 
Busſche⸗Haddenhauſen, v. Brietzke, v. Beulwitz, v. Cinſtow, 
v. Quitzow, v. Saldern, Schenk zu Winterſtedt, v. Wik: 
leben, v. Wittorf, v. Sülow. . 

Sodann berichtete Seine Exzellenz über die branden⸗ 
burgiſche Leibgarde, Trabanten, Einſpännige, Adels» 
burſchen. Die Einſpännigen, ſo genannt, weil ſie nur 
ein Streitroß hatten, bezogen 1572 einen monatlichen 
Sold von 10 Talern, wovon ſie ihren Unterhalt, Futter, 
Harniſch uſw. zu beſtreiten hatten, dann jährlich ein 
Hofkleid. Die Trabantenleibgarde wurde 1592 auf 
29 Artikel vereidigt; fie hatte auf des Kurfürſten Leib 
mit getreuem Fleiß zu warten, die Herrſchaft zu ſchützen, 
ſo lange ſie die Wehr in den Fäuſten führen konnte. 
Die Adelsburſchen hatten jährlich 75 Taler Sold, 
52 Taler Kleidergeld, freien Tiſch bei Hofe, ein Stüb- 
chen Landwein und zwei Reigenfemmel. Sie waren 
auf ein Jahr verpflichtet zu dienen, brachten Pferd und 
Barnifh mit; die Waffen erhielten fie aus der Kurs 
fürſtlichen Rüſtkammer. Dier hielten täglich vor dem 
Kur fürſtlichen Gemach Wache, die anderen hatten bei 
Tafel aufzuwarten. Dieſe adlige Leibgarde beſtand 
1596 aus 12 (früher 24) Perſonen unter dem Haupt⸗ 
mann Balzer v. Schönaich. Im Wortlaute teilte der Herr 
Vorſitzende mit die Beſtallung und den Eid des 1595 
als Trabantenleutnant eingeſtellten Chriſtoph Friedrich 
v. Dobeneck. Den Eid leiſtete er im Beiſein des Cras 
bantenhauptmanns Lewin Tüdicke und des Kammer: 
fefretarius Wolf Theuring. — Über die Schweizer 
Ceibgarde unter König Friedrich I. hat unſer Mitglied 
Herr Carl Stichler in Zürich dem Herrn Vorſitzenden 
intereſſante Mitteilungen gemacht. Im Dezember [697 
berichtete Oberſt Rolas du Roſey, KapitdnsKommandant 
der eidgenöſſiſchen Leibgarde Ihrer Churfürſtlichen Durch⸗ 
laucht zu Brandenburg, dem Bürgermeiſter und Rat 
zu Sürich, wie die Garde dem Kurfürſten präfentiert 
und die Eide abgelegt würden. Der Stadtſchreiber 
wurde beauftragt, Herrn du Rofey freundl. Dank und 
ſeiner Gn. H. tragende Satisfaktion zu bezeugen 
und zu trachten, daß die Korreſpondenz kontinuiert 
werde. f 

Hinſichtlich der Beteiligung des Vereins an den 
Arbeiten des Hiſtoriſchen Kongreſſes, welcher im Auguſt 
d. J. hier tagen wird, ſtellte Herr Kammerherr 
Dr. Kekule v. Stradonitz den Antrag: den erſten 
Vorſitzenden und die Sektionschefs für Heraldik, Sphra- 
giſtik und Genealogie als Mitglieder des Internationalen 
Kongreſſes für hiſtoriſche Wiſſenſchaften zu Berlin 
(6. bis 12. Aug. 1908) ſeitens des Vereins mit Sufügung 
der Amtsbezeichnung anzumelden und die Mitglieds- 
beiträge für dieſe Herren auf die Vereinskaſſe zu über— 
nehmen. 


Nachdem der Vorfteher der Abteilung für Sphra⸗ 
giſtik erklärt hatte, daß er in der fraglichen Seit von 
Berlin abweſend ſein werde, wird an deſſen Stelle der 
Name des Herrn Prof. Hahn in den Antrag eingerückt 
und ſodann dieſer einſtimmig angenommen. des 
weiteren wurde beſchloſſen, eine die Geſchichte des 
Vereins Herold, deſſen Zwecke und Siele behandelnde 
Feſtſchrift bei dieſer Gelegenheit herauszugeben. 

Herr Amtsgerichtsrat Dr. Béringuier legte vor: 
drei Siegelſtempel der v. Scharden und das vom Herrn 
Profeſſor Hildebrandt gemalte 26. Blatt zu ſeinem 
Geburtstag, welches wiederum eine Begebenheit aus 
feinem vergangenen Lebensjahre in heraldiſcher Bilder— 
ſchrift zur Darſtellung bringt. 

Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Str adonitz 
teilte mit, daß auf Anregung des Profeſſors Dr. Sommer 
ein Kurſus über Familienforſchung und Vererbungslehre 
vom 5. bis 6. Auguſt in Gießen werde abgehalten 
werden. Die Vorträge werden ſich beziehen auf an⸗ 
geborene Anlage, Grundbegriffe nnd Methoden der 
Genealogie, die Keimzellen und ihre Entwickelung, Vers 
erbung und Artenbildung bei den Pflanzen, Entwickelung 
und Süchtung von Tierarten. 

Herr Generalmajor 3. D. v. Löwenfeld in Naum⸗ 
burg hatte im Original mitgeteilt das Diplom des 
Kaiferlichen und Päpſtlichen Hofpfalzgrafen Franciscus 
Antonins Oretti, Priors des mediziniſchen Kollegiums 
der Univerfitat Bologna vom 7. Juni 1712; erteilt auf 
Grund der vom Kaifer Karl V. am 15. Januar 1530 
der Univerſität verliehenen und vom Papſt Paulus III. 
erweiterten Privilegien. Der Begnadigte iſt ein Schleſier, 
Johann Joſef Dulter v. Löwenfeld, welchem die Ritter⸗ 
würde und ein Wappen verliehen wird: quadriert, mit 
rotem Herzſchild, darin ein auffliegender Geier (lat. 
vultur) als Namensanſpielung; im erſten Felde am 
Spalt ein halber ſchwarzer Adler, im 2. und 3. blauen 
Felde ein gelber Lowe, im 4. grünen vier gelbe Schräg⸗ 
balken. Den Schild decken zwei gekrönte Helme; auf 
dem erſten zeigt ſich der Geier, auf dem zweiten der 
Löwe wachſend. Die Decken find grün ⸗ rot · blau · gelb 
gemiſcht. Das Siegel des Verleihers iſt in eine Oblate 
abgedrückt, deren Papierauflage in Form eines Doppel⸗ 
adlers ausgefchnitten if. Der genannte Dulter ſteht 
zur Familie des Herrn Einſenders nicht in der Beziehung 
eines Verwandten. 

Bere Wilhelm Stelljes in Eiſenach hatte zur 
Beſichtigung eingeſandt: I. Stammbuch des Magiſters 
Joſeph Kupfer aus Dresden, Sohnes des Jakob Kupfer, 
angelegt im Jahre 1615. Die älteſten Inſchriſten 
dürften fein die des Kurfürſten Johann Georg von 
Sachſen und des Dr. jur. Martin Aichmann, vormaligen 
herzogl. württembergiſchen Hoffanzlers, nunmehrigen 
kurſächſ. geh. Rats. Noch im Jahre 1615 machte er 
eine Reiſe nach Hamburg, von wo er die Selbſtſchriften 
von vier Senatoren zurückbrachte. Die zahlreichen 
Wappenmalereien ſind nicht gerade Meiſterwerke, zeigen 
aber Sorgfalt in der Verteilung des Stech⸗ und Spangen- 
helmes und enthalten manches bisher Unbekannte. Su 


vO. 
 ratlan- 


gr. po. 
Horſtein 


Hohkönigsburg-Wappen. 


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ogle 


Dresden 1610 ſchrieb ſich ein Georg Heuptvogel, der 
identiſch ſein kann mit jenem Georg Haubtvogel, der 
vom Kaifer s. d. Prag, 18. November 1578 ein Wappen 
erhielt. Die Malerei ſtimmt mit dem Diplom überein: 
ein goldblau geteilter Schild, oben der Rumpf eines 
ſchwarzen Adlers, unten ein gelber Stern. Der kur⸗ 
ſächſiſche Boten und Poſtmeiſter Chriſtian Hauptvogel 
und fein Bruder Wolfgang Ernſt wurden vom Kaijer 
Ferdinand III. am 19. September 1658 in den Adelſtand 
erhoben; bei dieſer Gelegenheit wurde das Wappen 
geändert. Der herzoglich pommerſche Hofrat Conrad 
Carpzow ſchreibt 1619 zu Wittenberg: Multa sperata 
non veniunt, multa veniunt non sperata. Auf zwei 
gegenüberftehenden Seiten find zwei Neumärker gleich- 
zeitig eingetragen: Hartwich v. Rohwedel auf Cranzin 
und Albert Berling aus Dramburg am 28. September 
1620 zu Dresden. Als Wappen der Rohwedel iſt 
gegeben in Rot ein ſchwarzer Adler ohne Kopf, hinter 
dem ein Pfeil aufgerichtet iſt, auf dem Helm ein Pfauen⸗ 
buſch. 2. Einen intereſſanten Klebeband heraldiſchen 
Inhalts, entſtanden durch Ausſchlachtung von Stamm⸗ 
und Familienbüchern, Adelsdiplomen und Kupferſtichen. 
Beiträge haben geliefert die Stammbücher der Nürn⸗ 
berger Patrizier Johann und Jakob Oelhafen (1562), 
Ulrich Broll (1585), Johann Heinrich Tesher (1581), 
Johann Stengel (1625) und andere, deren Eigentümer 
nicht erkennbar find. Der größere Teil des Stamm: 
buches Jakob Oelhafen befand ſich in einem anderen 
Klebebande, der dem Verein vor 6 Jahren vor- 
gelegen hat. 

Herr Direktor Jachmann legte vor ein hand⸗ 
ſchriftliches Familienbuch, welches Dominikus Orth, 
Stadtſyndikus zu Heilbronn, im Jahre 1618 anlegte. 
Derſelbe gehörte zu einem Geſchlechte, welches vom 
Kaiſer Karl V. im Jahre 1542 in den Perfonen von 
Philipp und Peter Orth ein Wappen erhielt: in Gold 
ein roter Löwe, in der rechten Vorderpranke einen Pfeil 
geſenkt haltend. Das Buch wurde bis zum Jahre 1852 
fortgeführt, großenteils von Frauen, die ja ſehr oft 
mehr Verſtändnis und Intereſſe für Familienforſchung 
zeigen als die Männer. Das Geſchlecht ſtammt aus 
Selbold in der Grafſchaft Njenburg, kam dann nach 
Frankfurt a. M. und 1509 mit Philipp Orth nach Heil: 
bronn. Der Vortragende berührte zwei Fragen von 
grundſätzlicher Bedeutung, die Anwendung der Helme 
(des Spangen und des Stechhelmes) und die Bedeutung 
des Patriziats, und veranlaßte dadurch eine ſehr an⸗ 
geregte Beſprechung, in welcher hinſichtlich des letzteren 
Punktes konſtatiert wurde, daß die Entwickelung des 
Patriziats örtlich verſchieden war, in Städten von 
ariſtokratiſcher und demokratiſcher Verfaſſung, in großen 
und kleinen, mittel⸗ und unmittelbaren Städten, im 
Norden und im Süden. Der Vorſitzende nahm die 
zweitfolgende Sitzung für eine erneute Beſprechung der 
Frage in Ausſicht und bat die Teilnehmer der Dis⸗ 
kuſſion, ſich auf dieſe Sitzung mit urkundlichem Material 
vorzubereiten. — Sodann wurden die verſchiedenen Be— 
deutungen des Wortes ort beſprochen: Spitze (davon 


93 — 


das Ortband an der Spitze des Seitengewehres det 
Infanterie), Ede, die Schuftersahle. Herr Prof. Rahn 
hält den Namen Orth für die Abkürzung eines Perſonen⸗ 
namens wie Ortlieb. 

Herr Profeffor Hildebrandt legte vor eine Reihe 
aquarellierter Seichnungen, darſtellend Reſte heraldiſcher 
Freskomalereien aus der Domkirche zu Königsberg i. Pr. 
Die Wappen gehören ihrem Stile nach dem 14. Jahre 
hundert an. Leider ſind ſie ſo ſtark verwittert, daß ſie 
ſich nur teilweiſe beſtimmen laſſen. — Derſelbe Herr 
brachte zur Sprache, daß das Wappen des Geſchlechts 
v. Werthern, urſprünglich ein ſchräggeſtellter Aſt mit 
drei Ahornblättern, ſeit etwa 1500 eine Vermehrung 
zeigt, einen roten Löwen in goldenem Felde. Nach der 
Überlieferung beruht dieſer Zuwachs auf einer Kaifer- 
lichen Verleihung; ſeine Urſache liegt gänzlich im 
Dunkeln. Man hat ſie mit dem von dem Geſchlechte 
bekleideten Erbkammertürhuͤteramt in Verbindung bringen 
wollen. Herr General Freiherr von Ledebur be— 
merkte, daß die Siegel der v. Werthern ganz außer⸗ 
ordentlich variieren; es kommen ſtatt des Aſtes auch 
Ranken und fogar Blätter ohne Stamm vor. 

Herr Major v. Encke vort teilte mit, daß ſich das 
Lehnbuch des Hans Sigmund v. Schaumberg in feinem 
Beſitze befinde. Seyler. 


Bericht 
über die 777. Sitzung vom 7. April 1908. 
Dorfigender: Se. Erz. Herr Generalleutn. z. D. v. Bardeleben 


Der Herr Vorſitzende teilte mit, daß die Mitglieder: 
Geheimer Regierungsrat Profeſſor Dr. Walther Wolff 
(Rheinsberg) und Dr. Klemm (Cichterfelde) verſtorben 
ſeien. Die Anweſenden erhoben ſich zu Ehren der 
Dahingefchiedenen. 


Als Mitglieder werden angemeldet: 


1. Heer Dr. Wilh. Ewald zu Köln am Rhein, 
Frankſtr. 7. 

2. Frau Frickewirth, geb. Axt, TCetzlingen, Alt 
mark. 


5. Herr Hans von. Hiller, Hauptmann a. D., 
Berlin SW. 4e, Großbeerenſtr. 76 I. 

4, Herr Ernſt von Schönfeldt, Oberleutnant, 
Bremen, Sonnenftr. 8. 

Herr Ernſt v. Strzemieczny, Oberleutnant im 
großherzoglich heſſiſchen Seldartillerie = Regiment 
Nr. 25, Charlottenburg, Sybelftr. 51. 

Sr. Hoheit dem Protektor hat der Dorftand wegen 

der Ernennung zum Gberſt und Regiments⸗Kommandeur 

eine Glückwunſchdepeſche geſandt. Die Antwortdepeſche 

Sr. Hoheit wird der Verſammlung mitgeteilt. 

Dem Antrage der Geſellſchaft für lothringiſche 
Geſchichte und Altertumsurkunde zu Metz auf monat- 
liche Suſendung des „Herold“ wird ſtattgegeben. 

Es wird beſchloſſen, von der Ausgabe einer Feſt⸗ 
ſchrift gelegentlich des Suſammentrittes des Inter⸗ 


cl 


nationalen Kongreffes für hiſtoriſche Wiſſenſchaften ab- 
zuſehen. 

Der Herr Vorfitzende machte aufmerkſam auf die 
nützliche Tätigkeit des „Auskunftsbureaus der deutſchen 
Bibliotheken“, Berlin W. 64, Behrenſtr. 70. — Als Ge⸗ 
ſchenk iſt eingegangen die Familiengeſchichte der Haider 
und die Chronik der v. Manſtein. Unter den Tauſch⸗ 
ſchriften nennt der Herr Vorſitzende die recht inhalts- 
reiche Nr. 1 der Familiengeſchichtlichen Blätter. Die 
Deröffentlihungen der hiſtoriſchen Geſellſchaft der Pro⸗ 
vinz Poſen enthalten viele für uns intereſſante Mit⸗ 
teilungen. 

Herr Amtsgerichtsrat Dr. Beringuier legte vor 
J. eine Reihe von Glückwunſchkarten, Originalzeichnun⸗ 
gen von Hanns Hildebrandt, dem talentierten Sohne 
des Herausgebers unſerer Seitſchriften. 2. vier Oktav⸗ 
bände, enthaltend Bildniſſe, prachtvolle Bleiſtiftzeich⸗ 
nungen, ausgeführt von der Gemahlin des Kammer⸗ 
herrn v. Tronchin, geb. Gräfin Hahn, Herren und 
Damen, in der Regel mit Namenangabe. Das Ver⸗ 
zeichnis der Sammlung verdient im Intereſſe der be⸗ 
teiligten Familien veröffentlicht zu werden. Die wert⸗ 
volle Sammlung iſt Eigentum des Buchhändlers Jaeckel 
in Potsdam. 

Der Schriftführer berichtete über eine Frage hin⸗ 
ſichtlich der Schiffsbanner der Kloſterſchiffe, welche der 
Bearbeiter eines nautiſch⸗hiſtoriſchen Werkes an ihn 
gerichtet hat. 

Her Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz machte 
auf den ſoeben erſchienenen engliſchen „Kirchenbuch⸗ 
ſchlüſſel“ (Key to the ancient Parish Registers of 
England and Wales by Arthur Meredyth Burke, 
London 1908. 80) aufmerkſam. Ähnliches Material, 
wie es hier in einen handlichen Band zuſammengefaßt 
iſt, iſt bei uns in hundert Nummern der verſchiedenſten 
Seitſchriften zerſtreut, alſo zu Nachſchlagezwecken gänz- 
lich unbrauchbar. Sodann legte der Herr Kammer: 
herr vor die Schrift von Octave George Lecca: 
Familie Boereste, Romane, Bucaresti 1899. 80. 


Herr Prof. Ad. M. Hildebrandt legte vor J. ein 
durch Seichnung und Technik hervorragendes Glas⸗ 
gemälde „Wappen der Grafen von Schwerin“, aus» 
geführt von unſerem Mitgliede Fräulein Cuiſe Menzel. 
(Kunſtanſtalt für Glasmalerei.) 2. eine Pergament⸗ 
handſchrift, Familienbuch der Sauerzapf, eines bayrifch- 
fränkiſchen, in einer Linie geadelten Geſchlechtes, mit 
den Wappen der eingeheirateten Frauen in recht guter 
Malerei. Durch Vererbung in weiblicher Cinie gelangte 
das Buch nach Sachſen und wurde dort von Verfchiedenen 
fortgeſetzt. Gerade in dieſer Abteilung findet ſich eine 
Anzahl bürgerlicher Wappen, die gänzlich unbekannt 
waren. 3. ein Preisverzeichnis der Weinhandlung 
O. F. Söhle zu Hamburg und Traben a. Moſel mit 
einem von Lorenz Rheude ſehr hübſch gezeichneten Titel⸗ 
blatt, darſtellend die Wappen der berühmten Weinorte, 
mit ſachgemäßen Erläuterungen in einem Vorworte. 
4. zwei däniſche Schriftſtücke mit beigedruckten großen 


Möniglichen Siegeln (Verabſchiedungsdekrete für zwei 
Offiziere des Namens Wroblewski). 

Herr Georg Otto zeigte eine ſtattliche Mappe 
Original zeichnungen zu den feit etwa 10 Jahren von 
ihm ausgeführten Bibliothekszeichen, Speiſenfolgen uſw., 
überwiegend heraldifchen Inhalts. Herr v. Kawaczynski 
befürwortet die Veröffentlichung einer Auswahl dieſer 
Blätter, einer zweiten Folge, die für ausübende Künfller 
ſehr belehrend ſein würden. 

Herr Dr. v. Boltenftern übergab als Geſchenke 
für die Vereins bibliothek das Jahrbuch der Provinz 
Pommern für 1824 und legte zur Anſicht vor: „Genea⸗ 
logiſche Darſtellung aller Regenten in der Mark 
Brandenburg als eine Geſchichtskarte beim Vortrage 
der vaterländiſchen Geſchichte anwendbar.“ Berlin 1811. 
Bearbeiter dieſes Cehrmittels war Friedrich Straß, Pro⸗ 
feſſor der Geſchichte am Königl. Kadeitenkorps, der 
auch die Tafel „Der Strom der Seiten oder bildliche 
Darſtellung der Weltgeſchichte bis Ende des 18. Jahr⸗ 
hunderts“ herausgegeben hat. 

Herr Major v. Obernitz machte zu der neuer⸗ 
dings ergangenen Verfügung über die ſtaatliche Wieder⸗ 
verwendung verabſchiedeter Offiziere die Bemerkung, 
daß ein Teil dieſer Arbeitskraft für genealogiſche 
Forſchungen, namentlich für die Ausbeutung ſtädtiſcher 
und kirchlicher Archive benutzt werden könnte. Die 
Sahl der Familien, welche ihre Geſchichte erforſchen 
laſſen, mehrt ſich beſtändig und damit auch die Frage 
nach Arbeitskräften, welcher Forſchun gen der erwähnten 
Art übergeben werden können. Seyler. 


Herr H. F. Macco, Ehrenmitglied des Vereins, 
hielt einen Vortrag über den Hausrat eines Aachener 
Patriziers im 15. Jahrhundert. Er ſtützte ſich dabei 
vornehmlich auf Aktenſtücke eines beim ehemaligen 
KReichskammergericht anhängigen Erbſchaftsſtreites, 
welche ſich heute im Königl. Staatsarchiv zu Wetzlar 
befinden. Das Haus, um welches es ſich hier handelt, 
gehörte dem 1476 f Patrizier Heinrich Gartzweiler 
welcher in I. Ehe mit Beilwigis Paftoir (F 1466 
kinderlos) und in 2. Ehe mit Sibylla von Wirth ver⸗ 
mählt war. Der Vater der letzteren, Paulus von 
Wirth, war der Ahnherr des großen Reitergenerals 
Jan von Werth. Die junge Witwe heiratete ihren 
Neffen Hermann Paftoir, der um 1500 als Bürger» 
meifter und Rentmeiſter eine Rolle in der Stadtgeſchichte 
geſpielt hat. Unter den Nachkommen Gartzweilers 
machte ſich der Badearzt Dr. Johann Gartzweiler einen 
Namen. Er behandelte im Jahre 1742 den nach den 
Strapazen des J. Schleſiſchen Krieges erholungs- 
bedürftigen König Friedrich den Großen, welcher am 
25. Auguſt mit dem Prinzen Heinrich von Preußen, 
dem Herzog Ferdinand von Braunſchweig, dem Prinzen 
von Holſtein⸗Beck, einigen Offizieren und 20 Mann 
Leibgarde in der alten Kaiferftadt angelangt war. 
Originell iſt, daß der Arzt dem Hönig verbot, während 
der Kur Verſe zu machen, noch überhaupt zu denken; 


: 


— 95 — 


Im Jahre 1846 ſtarb die Familie Gartzweiler im 
Mannesſtamme aus. 

Infolge der erwähnten Heirat zwiſchen Hermann 
Paſtoir und der Witwe von Heinrich Gartzweiler 
(F 1426), entſtand ein Streit über die Hinterlaſſenſchaft 
von Gartzweilers J. Frau zwiſchen den Brüdern Johann 
und Joiſt Paſtoir einerſeits und Hermann Paſtoir 
andererſeits. Man wird nicht fehlgehen, wenn man 
dieſen Streit mit der Entſtehung des Inventarverzeich⸗ 
niſſes in Verbindung bringt, zumal feſtſteht, daß es 
1477 von Hermann Paſtoir angefertigt wurde. Der 
Vortragende gab alsdann einen Überblick über Cage, 
Bauart und Ausdehnung des Gartzweilerſchen Hanfes 
und ging dann an Hand des Inventars zur Be⸗ 
ſchreibung der einzelnen Räume über, die uns heute 
wie ein Rundgang durch ein Muſeum anmuten. Die 
Ausftattung der im Erdgeſchoß gelegenen Küche ift fo 
reich, daß ſelbſt in unſerer Seit manche Hausfrau die 
ſtattliche Ciſte nicht ohne Verlangen leſen würde. Teller, 
Tabletten, Keſſel, Pfannen, Weinkannen, Schüſſeln, 
Siebe, Töpfe uſw. find in großen Mengen da, zwei 
Dorratsfchränfe bergen Obſttöpfe, Servietten, Bande 
und Tellertücher. Sahlreiches Kupfergeſchirr, Tiegel, 
Eimer, Leuchter, Schaumlöffel, Kerzenfcheren, Waſſer⸗ 
fäſſer mit Tragſtangen, Kannen, Tröge und dergl. ver⸗ 
teilen ſich in dem weiten Raum, der neben der „Koch- 
bank“ zur Bequemlichkeit noch Seſſel mit Lederkiſſen 
und 3 Bänke enthält. An die Küche ſchließt ſich ein 
reich ausftaffiertes Schlafzimmer mit den Schränken für 
Sinngeſchirr und Gläſer. 

Die RAfitammer iſt mit unzähligen Wehrſtücken ges 
füllt, wir finden dort Armbruſten, Beinſchienen, filberne 
Sporen, Panzer, Kleider und Wamſe, goldbeſchlagene 
Gürtel, Koller, Feuerpfanne, Pulvermörſer, koſtbare 
Perlſtickereien, Seidengewebe uſw. Ein gefchnißter 
gotiſcher Schrank verwahrt einen Vorrat wappen⸗ 
geſchmückter Römer⸗ und ſonſtiger Trinkgläſer. Weiter 
lagern dort 600 Pfund Sinnwerk, wie Teller, Schüſſeln 
und Kannen. In der ſogenannten „großen Kammer“, 
deren Wände mit 38 Tafelbildern und einem großen 
Spiegel geſchmückt find, ſtehen 3 Betten. Neben dem 
Kamin hängen ziſelierte Panzer, Bruſtharniſche. Eiſen⸗ 
handſchuhe und Belme des Hausherrn. Ein Beiligen- 
ſchrein und fechs Beiligenbilder im Erkerzimmer deuten 
auf den frommen Sinn der jungen Hausfrau, der reiche 
Vorrat an geſponnenem Garn auf ihren Fleiß. Im 
Erker find weiter 3 Gemälde, ein Schrank, eine Truhe 
mit Pergamenturkunden, 1 Himmelbett mit ſchwerem 
Seidenbehang und Körbe voll Leinenzeng. 

Breite Stufen führen zum I. Stock. Der ſtraßen⸗ 
wärts gelegene Saal bewahrt die reichlich vorhandenen 

Pretioſen. In mehreren Eiſentruhen liegen Silber⸗ 
ſchmuck, prunkvolle Schauſtücke und das Silbergeſchirr. 
Auf den Geſimſen und Tifchen ſtehen vergoldete und 
filberne Kannen, Becher und Pokale, Trinkkrüge, 
Doſen, Elfenbeinſchnitzereien und Schalen, 2 Dutzend 
ſilberne oder vergoldete Löffel und viele Raritäten 
und Kunftgegenftande. Da find weiter goldene 


Ringe, in vergoldetem Silber getriebene und 
mit Perlen beſetzte figürliche Darſtellungen, 2 mit 
Diamanten verzierte goldene Bilder, Rubin, Jaſpis, 
loſe Perlen und Perlenketten, kunſtvoll gearbeitete 
Degen, filber- und goldbeſchlagene Schlüſſelriemen, mit 
Perlen beſetzte Samtgürtel u. a. m. Wir ſehen dort 
auch eine Monſtranz aus Edelmetall, aus Korallen und 
Perlen gefertigte Roſenkränze, koſtbare Nadeln, Arbeiten 
aus Elfenbein und Holz, Trinkhorn, I Taſche aus 
Silberſchuppen, Korallenzweige ufw. Der Reichtum iſt 
faſt unerfchöpflich. 


Programm für den Kurſus über 
Familienforſchung und Vererbungslehre 
zu Gießen vom 3.—6. Auguit 1908 (auf 

Anregung von Prof. Sommer).“ 


Es ſoll dabei die angeborene Anlage und ihre 
Bedeutung fiir das Gebiet der Pſychologie, der Medizin 
im allgemeinen und der Pſvychiatrie im beſonderen, 
ferner der Pädagogik mit Berückſichtigung des an⸗ 
geborenen Schwachſinnes, ſowie der Kriminalpſychologie 
dargeſtellt werden. 

Der Kurſus iſt daher in erſter Linie für Arzte, 
ſpeziell Irrenärzte, Lehrer, beſonders von Bilfsfchulen 
und Idiotenanſtalten, Juriſten, die mit dem Straf⸗ 
verfahren zu tun haben, und Geiſtliche beſtimmt, ſo⸗ 
dann für alle ſonſtigen Gebildeten, welche die Bedeutung 
der angeborenen Anlage, der Abſtammung und Familie 
erkannt haben. 

Das Studium der angeborenen Anlage führt zur 
Familienforſchung. Bei dieſer müſſen einerſeits die 
Genealogie, andererſeits die naturwiſſenſchaftlichen Er⸗ 
fahrungen im Gebiet der körperlichen Medizin, der 
Entwickelungsgeſchichte, ſowie der Botanik und Soologie 
berückſichtigt werden. 

Es werden vortragen: 

1. und 2. Prof. Dr. Sommer und Prof. Dr. 
Dannemann in Gießen: Die angeborene An⸗ 
lage im Gebiet der Pfychologie, Pfychiatrie, 
Pädagogik (in bezug auf den angeborenen 
Schwachſinn) und Kriminalpſychologie. 

3. Dr. Stephan Kekule von Stradonitz, Groß- 
Cichterfelde bei Berlin: Grundbegriffe und 
Methoden der Genealogie. 

4. Dr. Strahl, Profeſſor der Anatomie in Gießen: 
Die Keimzellen und ihre Entwicklung. 

5. Dr. Banfen, Profeffor der Botanik in Gießen: 
Über Variation, Vererbung und Artenbildung 
bei den Pflanzen. 

6. Dr. Martin, Profeffor der Veterindranatomie 
in Gießen: Die Entwicklung und Süchtung von 
Tierarten. 


*) Dal. „Denifcher Herold”, Heft 4 vom April 1908. 


= 0G == 


Dorläufige Anmeldungen ohne bindende Derpflichtung 
können an Prof. Dr. Dannemann, Gießen, Klinik für 
pſychiſche und nervöſe Krankheiten, gerichtet werden. 
Sur Deckung der Koſten, Vortragshonorare uſw. 
wird eine Gebühr von 20 Mk. erhoben. 


Das Orthſche Familienbuch. 


Im Jahre 1618 hat der Stadtſyndikus von Heil: 
bronn Dominikus Orth mit der Niederſchrift des von 
ihm über ſeine Familie geſammelten Materials be— 
gonnen, deſſen Daten bis in das 15. Jahrhundert zurück⸗ 
reichen. Sein Sohn und ganz beſonders ſein Enkel 
Heinrich Orth haben ſich dann die Fortſetzung der 
Chronik angelegen ſein laſſen. 

Nach einem Sonderabdruck aus den Veröffent- 
lichungen des Heilbronner Geſchichtsvereins über die 
in der dortigen Kilians-Kirche befindlichen bürgerlichen 
Wappen hat Kaifer Karl V. dem Geſchlecht in Perfon 


von Philipp und Peter Orth im Jahre 1542 ein 


Wappen verliehen. Die Urſchrift dieſes Wappenbriefes 
iſt noch vorhanden, es iſt mir aber bis jetzt leider 
nicht gelungen, feine Hierherſendung zu erreichen. Das 
Wappen zeigt in Gold einen aufrecht ſchreitenden 
roten Lowen mit abwärts gerichtetem Pfeile (roter 
Schaft mit ſilberner Spitze) in der erhobenen rechten 
Dorderpranfe. Als Helmzier dient der Rumpf der 
Schildſigur; Helmdecken außen rot, innen gold. Dieſes 
Wappen kehrt das ganze Geſchlechtsbuch hindurch 
wieder und zwar mit wenigen Ausnahmen farbiger 
Darſtellung als direkt auf das dauerhafte Papier 
übertragener Kupferftich. So oft ein weibliches Familien 
mitglied eingetragen ſteht, erſcheint die Schildfigur meiſt 
ſtilgemäß nach rechts gewendet. 

Die Eintragungen beginnen, wie ſchon geſagt, mit 
dem erſten Jahre des großen deutſchen Krieges 1618 
und ſchließen mit dem Jahre 1852 ab. 
gelaſſene Blätter bezeugen, daß die Ausführungen der 
Veranlagung der hierzu Berufenen nicht immer ent⸗ 
ſprochen haben. Dielfach ſcheinen die weiblichen Mit⸗ 
glieder der Familie das größere Intereſſe für den 
Fortbeſtand der Chronik gehabt zu haben, denn die 
Schriftzüge laſſen häufig die Annahme zu, daß eine Frau 
die Schreiberin war. N | 

Der genannte Herr Dominikus Orth hatte in Er- 
fahrung zu bringen gewußt, daß der ältefte Träger 
feines Namens, Johannes Orth, Gerichtsbeamter in 
Selbold in der Grafſchaft Eyſenburg unweit Hanau 
geweſen ſei, deſſen Nachkommen, Sohn und Enkel ſich 
in Frankfurt a. M. niederließen, während der Urenkel, 
Philipp Orth im Jahre 1509 nach Heilbronn über⸗ 
ſiedelte, wo er Ratsmitglied und Stifter einer ſogenannten 
Patrizierfamilie wurde, die dort heute noch vertreten 
ſein ſoll. 

Begreiflicherweiſe überwiegen in der älteren Seit 
die Verſchwägerungen mit Heilbronner Familien, deren 


Viele leer 


Wappen ſtets in das Geſchlechtsbuch eingemalt und in 
der Regel redende geweſen ſind. Möglicherweiſe iſt 
auch das Orthſche Wappen als ein ſolches anzuſprechen, 
da „Ort“ mittelhochdeutſch „Spitze“ (hier als Pfeilſpitze) 
aufgefaßt werden könnte. Der künſtleriſche Wert der 
an ſich im allgemeinen korrekten Wappenmalereien, 
wenn von einem ſolchen überhaupt die Rede ſein darf, 
iſt ungleich. N 

Bei näherer Betrachtung der einzelnen Wappen— 
abbildungen drängte ſich mir die Frage auf hinſichtlich 
der Anwendung des offenen Turnierhelmes beziehungs- 
weiſe des geſchloſſenen Stechhelmes: Während eines 
ganzen Seitraumes, bis etwa 1650, werden in der 
Chronik die Wappen der bürgerlichen Geſchlechter, alſo 
auch das Orthſche, mit dem geſchloſſenen Stechhelm 
verſehen, wobei nur das faſt regelmäßig wiederholte 
anhängende Kleinod auffällt. An verhältnismäßig zahl⸗ 
reichen Stellen dagegen wird der offene Helm bei 
Geſchlechtern gewählt, deren Adelsqualität immerhin 
ſehr zweifelhaft fein dürfte, 3. B. bei Neuhaus 
Bd. I, S. 6; bei Braun, Bd. J, S. 27 und bei Krafft 
ebenda uſw. 


Eine weitere Frage wäre die, mit welchem Rechte 
ſchließlich einige Vertreter der Familie Orth plötzlich 
angefangen haben, ihrem Namen das Adelsprädikat 
vorauszuſetzen. Die Chronik berichtet über die Ves 
rechtigung hierzu nichts; lediglich auf S. 88 Bd. II 
findet ſich bei den Notizen über Auguſtus Mauritius 
Benjamin Orth (geb. 1748) eine ſichtlich von anderer 
Hand nachgetragene Randbemerkung, die auf die 
Berechtigung zur Adelsführung Bezug hat. — Er. 
wähnt ſei hier auch gleichzeitig, daß über dieſen 
Auguſt Moritz Benjamin Orth, ſowie über den 1741 
geb. Alexander Bippolytus Orth ein Stuttgarter 
Genealoge Straub, wie aus einem beiliegenden Settel 
hervorgeht, vor einigen Jahren Auskunft erbeten und 
erhalten hat. 


Was die inhaltliche Einteilung der beiden Bände 
anlangt, ſo gibt der erſte Band gewiſſermaßen das 
Gerippe, während der zweite die Hülle darſtellt, welche 
je mehr man ſich der neueren Seit nähert, deſto kom⸗ 
pakter wird. Dieſe neuere Seit nimmt dadurch ein 
trauriges Kolorit an, als mehr und mehr der Nieder⸗ 
gang dieſes ſtolzen Geſchlechtes in die Erſcheinung 
tritt, auf dem ein Verhängnis geruht haben ſoll: Frau 
Eberhardine Wilhelme Sidonie Orth, verehelichte 
Moſer hat den Ihrigen, wie die Chronik Bd. II, S. 95 
berichtet, häufig davon erzählt, und auch Ferdinand 
Orth (geb. 1785) glaubte, (Bd. II, S. 116) den Unter⸗ 
gang der Familie vorausſagen zu können; woraus 
ſich dieſe Andeutung herleitet, darüber ſagt die 
Chronik nichts. , 

Don Intereſſe ift es vielleicht, noch einzelne in dem 
Geſchlechts buch bei verſchiedenen Gelegenheiten erwähnte 
andere Familiennamen und Daten anzuführen, die für 
die Allgemeinheit Intereſſe haben dürften. Es werden 
vereinzelt folgende Namen genannt: 


— 97 — 


Hiller Herrenberg 1564 (Bd. I, S. 715 und 97), 
Krafft-Hanan (Bd. I, S. 27), von Spreckelſen⸗Hamburg 
(Bd. I, 5.29), Keppler Beſigheim (Bd. I, S. 37), 
Steinmetz⸗Frankfurt (Bd. I, S. 80), Speidel Heilbronn 
(Bd. I, S. 90, Wappen und Genealogiſches 1472 bis 
1521), Pfeil- Heilbronn (Bd. II, S. 2), Ludwig Bernhard 
von Sternenfels auf Ochfenburg (Sd. II S. 80 Tauf⸗ 
zeuge 1737) uſw. 

Adlige Verbindungen iſt die Familie Orth anſcheinend 
nur zweimal eingegangen: I. mit einer preußifchen 
Hauptmannswitwe von Linkersdorff und zwar feitens 
des bereits genannten Auguſt Moritz Benjamin und 
2. hat eine am 8. Februar 1815 zu Heilbronn geb. 
Erneftine von Orth am 28. Januar 1837 den Ober: 
leutnant von Stengel in München geheiratet. 

Über Swed und Anlage der Familienchronik äußert 
ſich der Heilbronner Ratsherr Heinrich Orth im Jahre 
1682; ſeine beherzigenswerten Worte leiten den II. Band 
der Chronik ein. J. 


Ein Gedenkbuch einer böhmiſchen 
Erulantenfamilie in der Herzoglichen 


Bibliothek zu Wolfenbüttel. 
Mitgeteilt von Dr. Stephan Kekule von Stradonitz. 


Im Sommer des Jahres 1906 fand ich, bei Ge⸗ 
legenheit eines Aufenthaltes in Wolfenbüttel, in der 
dortigen, altberühmten Herzoglichen Bibliothek ein altes 
böhmiſches Familienbuch, das ich auf den erſten Blick 
als dasjenige einer Exulantenfamilie erkannte. 

Bald darauf konnte ich den ausgezeichneten 
Kenner und Freund aller familiengeſchichtlichen 
Dinge und namentlich der böhmiſchen Genealogie, 
Herrn Auguft von Doerr auf Schloß Smilkau in 
Böhmen, auf das Büchlein aufmerkſam machen, der 
auch nicht ſäumte, es im März 1907 an das k. und k. 
Haus-, Hof⸗ und Staats-Archiv nach Wien kommen 
und durch Herrn Profeſſor Auguſt Sedlacef, 
k. k. Schulrat in Piſek in Böhmen, einer genauen 
Unterſuchung unterziehen und durch dieſen genauen 
Kenner auch beſchreiben zu laſſen. 

Durch die Güte des Herrn von Doerr bin ich in 
die Cage geſetzt, die Beſchreibung, die Herr Pro- 
feſſor Sedlatef aufgezeichnet hat, hier wörtlich folgen 
zu laſſen. 


„Gedenkbuch des Bokek Materopvsty 
MS bibl. Wolfenbüttel 1123 Nov. No. 10. 
Buch Kleinquart in Atlasformat. 

Fol. 2. Bild des Königs Guſtav Adolf „des 
Großen“ in Medaillon und Eobrede auf ihn. 


Fol. 4. Abbildungen des Beſitzers und ſeiner Ge⸗ 


mahlin mit ihren Wappen. Das Wappen des Erſteren 
in Schwarz, ein weißes Windſpiel mit goldenem Hals⸗ 


band, Decken weiß⸗ſchwarz, goldene Krone und aus 
derſelben ſpringendes Windſpiel, dabei BMZ M (Bokek 
Matekowsky 3 Waterova). 

Das Wappen der Frau: in Blau, weißer ſpringender 
Wolf, Decken blau, außen rot, goldene Krone, ſitzender 
Wolf, dabei AM MZK (Ama? Marie? Matetowska 
3 Koutkova). 

Dabei Anmerkung, daß das gemalt wurde 1635 
in Pirna, als Bokek 60 Jahre und ſeine Frau 56 Jahre 
alt waren reſp. werden ſollten. 

Fol. 6. Bild des Gekreuzigten und fromme 
Sprüche. 

Fol. 8. Abbildung eines nackten Menſchen, 
fromme Sprüche und Betrachtungen. 

Fol. 10. Vier Wappen der Matekovsky und An⸗ 
merkungen. 

AMZM, deſſen Leichnam iſt in der Kirche Schus 
denka begraben. 

EMZM FMZM, dieſe zwei ſind zu Cowoſitz be» 
begraben. 

NMZM, dieſer ift in Groß -⸗CTzernoſek begraben. 

MBM Z“, dabei das Wappen der Tabor v. Lufo: 
vec (rotes Einhorn in Weiß, weißes Einhorn in Rot). 
Dieſe Frau ift bei der böhmiſchen Kirche in Pirna be⸗ 
graben. 

(Es iſt das Maria Barbara Matekovsky geb. 
v. Cukovec [ 1655 am 19. Februar). 

ASSSMZM (Albrecht Staftny Matekowsky z. 
Materova, Sohn des Bokek) dabei Wappen und Lebens⸗ 
geſchichte. 

Kam 1624 als Page zum Oberften Adolf, Herzog 
von Holſtein, mit dem er ſich nach Holſtein begab. 
Von dort abgerufen, blieb er in Böhmen bei dem 
Vater, bis zu deſſen Auswanderung. Als Friedrich, 
Herzog von Holftein, 1650 in Dresden heiratete, kam 
er zu ihm als Aufwärter, begab ſich nach Holſtein, 
wurde ſodann Stallmeiſter bei Adolf und kehrte wieder 
nach Pirna zurück. Im Jahre 1651 wurde er Kornet 
bei dem böhmiſchen Regiment des oberſten Centnants 
Jaroslaus Schaffmann (v. Hemrles), 1652 wurde er 
unter Guftayv Adolf Rittmeifter, 1638 wurde er in 
Schleſien, bei Stein v. Waldſtein gefangen genommen, 
163% kam er mit Banner nach Böhmen. In der 
Schlacht bei Wittſtock (1636, 4. Oktober) wurde er in 
den Kopf geſchoſſen und ſtarb 28 Jahre 19 Wochen alt. 

Wurde 7. Oktober in der Kirche zu Wittſtock durch 
Herzog Franz Heinrich und ſeinen Bruder Adam mit 
militäriſchen Ehren begraben. 

AM + MZK (dabei Wappen der Ulk v. Uvitkor), 
die Gemahlin des Bokek, verlebte mit ihm in der Ehe 
35 Jahre, 38 Wochen und 5 Tage und im Exil zu 
Pirna (8) Jahre 46 Wochen. Starb 1637 in der 
Nacht vom II. zum 12. Februar um ½ 12 Uhr 
58 Jahre alt. Wurde 15. Februar auf dem Kirchhofe 
bei der böhmiſchen Kirche zu St. Nicolaus (Pirna) be⸗ 
graben. 

Fol. II. 
Sprüche. 


dabei 


Abbildung eines Kelches und fromme 


— 98 


A tergo Wappen der Watefovsty und eigens 
händige Anmerkungen des Bokek. Daraus geht hervor, 
daß er 24 Jahre alt nach Ungarn zog (alſo 1500), 
in der Schlacht bei Stuhlweißenburg als Arkebuſier 
teilnahm, wobei von 25000 Türken angeblich 14 777 
fielen; darauf wurde Ffylekau belagert und ger 
nommen, ſodann zog man weiter (das Ende fehlt). 

1631, 17. September war Bokek in der Schlacht 
bei Breitenfeld im böhmifchen Regiment Jaroslavs 
Schafmann und Rittmeiſter Chriſtof Erazim Sommer: 
feld von Tumitz. In demſelben Heere befanden 
ſich zwei Söhne von ihm, Wenzel als Korporal und 
Albrecht Felix als Kornet. Alle drei blieben unverſehrt. 

Fol. 15—28. Sammlung von Gebeten und 
Pſalmen (darunter einige in Form von Liedern). 
Fol. 24 iſt ein Gebet, welches ſich Bokek ſelbſt „auf: 
ſchrieb“ (= verfaßte). 

Fol. 29. Beſchreibung des Aufſtandes 1618 1620 
und der Hinrichtung 1621, 21. Juni. Endet 1632 mit 
dem Tode Friedrichs von der Pfalz. 

Fol. 32. 1655. Beſchreibung einer Reife Borels 
nach Trachenberg zu dem Regimente des Oberſten 
v. Fels, wo Albrecht Felix, ſein Sohn, als Rittmeiſter 
diente. Sie beide und der Rittmeifter Sadovsky 
wurden bei Stein gefangen genommen (10. Oktober), 
16. Oktober nach Sagan geführt, 14. November von 
da entlaſſen, fuhren ſodann bis Kolberg und von da 
nach Magdeburg, von wo Bokek 1634, 16. Mai, nach 
Pirna zurückkehrte. 

Fol. 33. Gefangennahme und Entlaſſung des 
Herzogs Franz Albrecht v. Sachſen (1634-1635) 
wegen Verbindung mit Waldſtein. 

Fol. 35 p. v. Gefangennahme der Derbündeten 
Waldfteins. Hinrichtung des Oberften Schaffgotſch. 

Beſchreibung des ſächſiſchen Einfalls im Jahre 1631. 

Fol. 34. Beſchreibung der Kriegsereigniſſe 
1654— 1656. 

Fol. 37. Beſchreibung der Schlacht bei Wittſtock 
1636, 4. Oktober. Tod des Oberſtleutnants Albrecht 
Betfoosty und des Rittmeiſters Albrecht Felix 
Matekovsky (beide im ſchwediſchen Heere). 

Fol. 41. Beſchreibung von Begebenheiten nach 
dieſer Schlacht. Merkwürdige Sufälle, welche ſich da⸗ 
mals ereigneten und als Unzufriedenheit Gottes über 
das Gebahren des Kurfürften von Sachſen (Friede von 
Prag 1635) gedeutet wurden. 

Fol. 42. Fortſetzung deſſen. Anmerkung über den 
Tod Kaifer Ferdinands II. 

Fol. 44. Letztes Stück. Beſchreibung von Be⸗ 
gebenheiten nach dem Tode König Guftav Adolfs.“ 

Soweit die Beſchreibung des Herrn Profeſſor 
Sedlatef. 

Ich aber glaubte, fie durch Veröffentlichung alls 
gemein zugänglich machen zu ſollen. 


kirchenbücher in der Mark. 


Erläutert an Forſchungen über die von Röbel. 
Don Adolf von Röbel. 


Als ich im Jahre (895 den ſchon längſt gehegten 
Gedanken, eine Familiengeſchichte zu bearbeiten, endlich 
zur Wirklichkeit werden ließ, wußte ich zuerſt eigentlich 
nicht, wie und wo ich die Sache anfangen ſollte, weil 
mir ſo gut wie gar kein Material zur Verfügung ſtand. 
Da kam mir der Gedanke, einmal die alten Kirchen» 
bücher derjenigen Ortichaften, die einſt im Beſitze 
meiner Familie geweſen, um Rat zu fragen. Fidicins 
Territorien der Mark Brandenburg nannten mir dieſe 
Orte und der liebenswürdige Herr Pfarrer Betke in 
Hohenſchoöͤnhauſen bei Berlin gab mir ein Namens⸗ 
verzeichnis ihrer Seelſorger. Nun ſchrieb ich an dieſe 
Herren und bat ſie, mir durch recht genaue Auszüge 
aus ihren Kirchenbüchern bei meiner ſchweren Aufgabe 
behilflich zu ſein. Bald hatte ich durch die Bereit⸗ 
willigkeit dieſer geehrten Herren ein bedeutendes 
Material geſammelt, das, geordnet, mir ein ſicheres 
Fundament für den ferneren Aufbau gab. 

Su meiner Verwunderung bekam ich aber nicht 
nur ſtatiſtiſches Material, ſondern auch weitgehende 
Auskunft über die mich intereffierenden Perfonen, fowie 
über bemerkenswerte Orts» und Candesereigniſſe. Ein 
Geiſtlicher, der mir auf meine allgemein gehaltene An⸗ 
frage zuerſt nur mitteilen konnte, daß in ſeinen Kirchen⸗ 
büchern der Name meiner Familie überhaupt nicht 
vorkomme, lieferte mir einige Seit ſpäter, nachdem ich 
ihm noch nähere Anhaltspunkte angegeben, die mir in⸗ 
zwiſchen aus anderen Kirchenbüchern geworden, ſogar 
eine kleine Familiengeſchichte für ſich. Er ſchrieb mir 
dabei: „Die in meinem erſten Briefe ausgeſprochene 
falſche Nachricht beruht darauf, daß ich aus Ihrem 
mir verloren gegangenen Briefe die Jahreszahl nicht 
mehr wußte und ein ganz ungerechtfertigtes Mißtrauen 
gegen meine Kirchenbücher hatte. Das eingehende 
Studium hat mich nun eines beſſeren belehrt. Ihre 
Familie hat nach dem Kirchenbuche zu ſchließen in X 
ihren eigentlichen Wohnſitz gehabt, und ein durch Freud 
und Leid reich bewegtes Familienleben muß ſich hier 
abgeſpielt haben. Ich kann ſagen, daß mir das 
Studium Ihrer Familiengeſchichte ein Genuß geweſen 
iſt, und ich mich gern in jene Seit zurückverſetzt habe 
und wünſchte, die Seiten kämen einmal wieder.“ 

Auch die Kirchenbücher des ehemaligen Klofters 
Friedland, die vom Jahre 1663 an vorhanden find, 
gaben mir eine gute Beiſteuer. Beſonders hat der 
Pfarrer Johann Junge mit Sorgfalt alles, was ihm 
aus ſeiner Seit bemerkenswert erſchien, niedergeſchrieben, 
wovon folgendes ein Beiſpiel gibt: 

„Den 20 Junij (1695) iſt der wollgebohrene Herr 
Herr Friedrich Adolph von Köbel, Sr. Ehurfl. Durchl. 
zu Sachſen wollverdienter Leutenant unter Dero Leib⸗ 
regiment in Swingeberg an der Bergſtraße von der 
gantzen Armee der Franzoſen überfallen und nachdem 


er ſich vorher tapfer gewehret, vor Seinen Feind auf 
dem Bette der Ehren ohne allen Sweifel ſeel. ver⸗ 
ſchieden. Es haben den Seel. Herrn nicht allein ſeine 
Cameraden, ſondern auch Seine Churf. Durchl. ſelbſt 
ſehr bedauert. Und hat alſo unſer liebes Vaterland eine 
ſtarke Seule, ich und meine Kinder einen höchſtgünſtigen 
Derforger und das Geſchlecht der Herren von Roͤbel 
einen lieben tapfern Bruder verlohren. Der Coͤrper iſt 
noch nicht wiedergefunden worden und wie vermuthet 
wird Er im Brande der Stad von den Franzoſen an⸗ 
gezündet geblieben fem. Der liebe Gott tröſte die 
Herrn Gebrüder, und vereinige Leib und Seele am 
Jüngſten Tage zum ewigen Seeligen Leben Amen! 
Aber Gott Cob im folgenden Auguſti kahm die fröhliche 
Post, daß der vor Cott gehaltene Herr von Röbel 
von den Franzoſen in Philipsburg gefangen ge⸗ 
halten worden, nunmehro aber Gottlob wider frei!” 

Aber nicht nur eine wertvolle Quelle für Ab⸗ 
faſſung von Orts und Samiliengefchichten bieten unfere 
alten Kirchenbücher, ſondern dort find auch hiſtoriſche 
Notizen, die Beachtung verdienen, zu finden. So ent⸗ 
halt z. B. das Hohenwalder Kirchenbuh vom Jahre 
1687, in dem auch noch frühere Nachrichten enthalten 
ſind, zwei Schriftſtücke, die hierzu einen Beweis liefern. 
Es ſind dies Abſchriften zweier Briefe, die im Turm⸗ 
knopf der dortigen Kirche liegen. Das ältere lautet: 

„Im Namen der ungeteilten Dreifaltigkeit, Gottes 
des Vaters, Gottes des Sohnes, und Gottes des h. 
Geiſtes. Amen. 

Nach Chriſti, unſeres alleinigen Seligmachers heil 

ſamer Menſchwerdung und Geburt im Jahre 1607, 
den 20. Auguſt hat Ehrentreich von Röbel zu Biegen 
Joachims fel. Sohn .. dieſe Kirche und Turm 
und erbauen laſſen. 
.. . Joachim von Röbel iſt durch Gottes hülfe fo 
weit gekommen, daß er zu 2 verſchiedenen Malen dem 
heil. römifchen Reich für einen Feldmarſchall gedienet 
hat, als erſtlich . . 1530 vor Magdeburg, welches 
von dem römifchen Reich im Jahre 1566 mit Heeres - 
macht beſuchet, erobert und die Feſtung dann (Grammen⸗ 
ſtein genannt) geſchleifet. Es hat auch einige Seit 
hernach die Kaiferlihe Majeſtät den Herzog von 
Sachſen, ſo ſich in der Feſtung zur Gegenwehr geſtellet, 
gefänglich angenommen und in der fanglichen Haft die 
Seit ſeines Lebens in der Steuermark einem Städtlein, 
Neuſtadt genannt, behalten, da dann Ihre Kurfürſtl. 
Durchlaucht mit Tode verblichen auch nach Coburg ge⸗ 
führet und allda Kurfürſtl. Ceremonie nach zur Erde 
beſtattet worden, welches Begräbnis allda zu finden. 

Sum andern fo iff er auch des Kurfürften zu 
Sachſen, Herzog Moritz Feldmarſchall geweſen im Jahre 
1552, wie der Kurfürſt zu Sachſen, Marggraf Albrecht 
und Herzog Georg zu Mecklenburg mit Carlo Quinto 
in Unwillen und großer Uneinigkeit geraten, ſoweit, 
daß fie gegeneinander Krieg geführet, da dann Ihre 
Kaiſerl. Majeſtät fo weit verfolget, daß Ihre Kaiſerl. 
Majeſtät in der Klauſe überfallen und ſich in die Flucht 
geben mußten, dergeſtalt, daß die Fürſten Ihrer Kaiſerl. 


W 


Majeſtät Eſſen auf dem Tiſch ſtehend geſehen und ge⸗ 
funden haben. Danach iſt er auch des Kurfürften 
Moritz fein Feldmarſchall geweſen anno 1553 als fich 
Kurfürſt Moritz und Marggraf Albrecht entzweiet und 
großen Krieg mit einander geführet und einer dem 
anderen eine große Schlacht geliefert haben, da denn 
über 18000 Mann im Felde geblieben und erleget 
worden find, der Kurfürft von Sachſen Herzog Moritz 
auch in gemeldeter Schlacht von einem Jungen unter 
feinem Volk iſt tötlich geſchoſſen worden, daß er danach 
über 2 Tage nicht mehr gelebet hat, welcher Seele 
Gott gnädig fei... Es find damals große Kriege 
von Kaiſerl. Majeſtät dem Andern geführt wider den 
Türken, und die weil damals von den Katholiſchen 
eine Porſekution iſt in Ungarn durch einen Ungarifchen 
Herrn unter dem Schein der Religion halber ane 
gegangen, iſt ein großer Abfall von Kaiſerl. Majeſtät 
in Ungarn und Siebenbürgen gefchehen, dermaßen, daß 
der Kaiſer wider 2 Feinde hat zu ſtreiten gehabt. Im 
Niederlande ift der Krieg mit dem König von Spanien, 
mit den Holländern und Seeländern ziemlich heftig ge⸗ 
weſen. Die Hollander und Seeländer haben auf der 
See auf die ſpaniſchen und portugieſiſchen Schiffe, ſo 
in Oſtindien haben laufen wollen, hart geſtreifet, und 
haben eine gute Beute davon gebracht. Der König 
im England, ob er ſchon der reformierten Religion iſt, 
fo hat er ſich mit dem König aus Spanien vertragen, 
des Handels und Wandels halber, daß ihre Unterthanen 
einen freien Paß der Religion halber ungehindert 
haben mögen. Der König aus Frankreich it mit dem 
Könige aus Spanien auch verglichen; aber die Trau 
iſt klein und ſchlecht unter ihnen. 

Regierender Herr und Kurfürft iſt geweſen Warf. 
graf Joachim Friedrich. .. Dieſer löbliche Kurfürft 
hat lebendige junge Söhne, erſtlich Marggraf Johann 
Siegmund, ſo ſich mit dem Fräulein aus dem Herzog⸗ 
tum Preußen beehelichet, anjetzo zu Sechlin Hof 
haltend; der andere Marggraf Johann Georg, ge: 
weſener Biſchof zu Straßburg, welchem Ihre Kurfürſtl. 
Gnaden das Herzogtum Jägerndorf eingeräumt, da er 
darin feine Reſidenz hat. Der 3. Marggraf Ehriftian 
Wilhelm, erwählter Biſchof zu Magdeburg; der 
4. Marggraf Erneſtus, welcher ſtch am meiſten bei 
Ihrer Kurfürſtl. Gnaden, feinem lieben Herrn Vater 
aufhält. Eben in dieſem Jahre haben Ihre Kurfiirft 
liche Gnaden Gott zu Ehren, dem ganzen gemeinen 
Daterlande zum Beſten ein publicum gymnasicum zu 
Gremnitz oder Joachimsthal, da vor die Glashiitte ge- 
weſen und Glas gebrannt worden, damit die freien 
Künfte, infonderheit aber die reine lutheriſche Lehre 
möchte erhalten werden, aufgerichtet, in welchem 
gymnasio Ihre fürſtl. Snaden aus gnädiglich mit 
leidendem Herzen gegen die Armut 100 armer Leute 
Kinder nicht allein geſpeiſet, ſondern mit allem Sugehör 
victu et amictu erhalten werden, dafür Gott der all⸗ 
mächtige höchlih zu danken und männiglich Ihre Kurs 
fürſtl. Gnaden als patrem patriae rühmen, loben und 
preiſen ſoll. Eben zu der Seit haben die vornehmſten 


Woywoden Optimes und Primates wider Ihre Königl. 
Majeftät den König in Pohlen Tumult und seditiones 
erregt. Was es für ein Ende gewinnen werde, wird 
die Seit geben. Das liebe Getreide ift bald in Kauf 
geweſen und zugleich um 10 Thaler ein Wiſpel ver⸗ 
kauft worden. Gott dem Allmächtigen fei dafür ge- 
danket, er wolle nun verleihen, daß man ſolche Gabe 
fröhlich genießen möge. | 

Geſchrieben den 25. Auguſt im 

Dorfe Hohenwalden anno 1607.“ 


Schon der Frankfurter Geſchichtsprofeſſor und 
Hiftorifer Johann Chriſtoph Becmann, der von 1641 
bis 1717 lebte, kannte den Wert der Kirchenbücher 
und hat in ſeinem verſtreuten handſchriftlichen Nachlaſſe 
Berichte aus den Kirchenbüchern der Mark Branden: 
burg gebracht, die ihm die damaligen Geiſtlichen aus 
ihrer und älterer Seit lieferten. 

Die meiſten Kirchenbücher beginnen freilich erſt 
nach dem dreißigjährigen Kriege, aber es iſt ſchon 
intereſſant genug, wenn man ſo annähernd 250 Jahre 
zurückblättern kann und lieſt, was klarblickende Männer 
uns über ihre Seit und Mitmenſchen erzählen. Einige 
Kirchen⸗Rechnungsbücher reichen weiter zurück. Auch 
fie find für den Forſcher nicht ohne Wert und nennen 
unter anderem die Namen der Patrone und Pfarrer 
ihrer Kirchen. 

Nun befinden ſich dieſe wertvollen Schätze zwar in 
ſehr guten Bänden, aber ihre Aufbewahrungsſtätten, 
die meiſt leicht gebauten Pfarrhäuſer, zumal auf dem 
Lande und in den kleinen Städten, bieten keine Garantie 
für ihre dauernde Erhaltung. Ihr hauptſächlichſter 
Feind, die Feuersgefahr, umlauert ſie dort ſtets. 

Als vor vielen Jahren in meinem Heimatsorte Karvin 
das Pfarrhaus in Abweſenheit des Pfarrers und ſeiner 
Familie gänzlich niederbrannte, wurde nichts gerettet, als 
nur die neueſten Kirchenakten. Der brave Küſter hatte ſie 
mit Lebensgefahr aus dem Studierzimmer des Pfarrers 
geholt; aber ſein Beruf hatte ihn ſein Augenmerk nur 
auf die neueren richten laſſen und die alten verbrannten 
ſämtlich. 

Auf dieſe oder ähnliche Weiſe iſt wohl ſchon 
manches alte Kirchenbuch ohne menſchliches Verſchulden 
vernichtet worden. Da wäre es eigentlich erwünſcht, 
wenn einer der Herren Geiſtlichen, von denen ſo mancher 
ſich mit genealogiſchen Studien beſchäftigt und treffliche 
Chroniken gefchrieben, an unſere oberſte Kirchenbehörde 
einmal die Anfrage richtete, ob ſich nicht ein gemein: 
ſames Heim für die noch vorhandenen alten, für den 
laufenden Dienſt nicht mehr in Betracht kommenden 
Kirchenbücher ſchaffen ließe, wo dieſe wohl geordnet 
und regiſtriert aufbewahrt würden. Alsdann wäre 
doch die Sicherheit geboten, daß ſie uns und der Nach⸗ 
welt erhalten blieben. 


*) Um dies zu ermöglichen, find bereits vielfach große 
Anſtrengungen gemacht, leider vergeblich. (Anm. d. Red.) 


Auffchriften und Wappen der Särge in 
der Krnpta der Stiftskirche zu Fiſchbeck. 


Geſammelt von Werner Conſtantin von Arnswaldt. 


(Schluß.) 
8. Doppelwappen: „ 
von Arnſtedt; x von dem Werder: 
S. 3 Sbm. I, 168, III, 197. 


Doc find die Rofen golden. 

Anmerkung: Dies find die Wappen der Eltern 
der Seniorin zu Fiſchbeck Sabine Juliane Friedrike von 
Arnſtedt, Moritz Heinrich von Arnſtedt und Johanne 
Chriftiane von dem Werder. Die Seniorin T 15. März 
1799 und war am 9. November 1752 von Hauptmann 
Friedrich Auguſt von Serfen auf Cauenau und Echtring- 
haufen und von Leutnant Johann Wilhelm von Lin: 
fing a. d. H. Berdefeldt und Udra mit folgenden Ahnen 
aufgeſchworen: 

Arnſtedt, Hake, Bennigſen, Gittelde, Baus, Calen⸗ 

berg, Bennigſen, Lenthe. 

Werder, Alvensleben, Bartensleben, Lützendorff, 
Aſſeburg, Münchhauſen, Kroſigk, Behr. 


9. Henriette Charlotte von Veltheim. 
Wappen: 
von Veltheim. 
S. 3. 

Anmerkung: H. C. v. V. war eine Tochter 
Heinrich Adrian v. V. (F 1709) auf Alvensleben und der 
Anna Sophia von der Schulenburg (F 1724) a. d. H. 
Altenhauſen. Sie wurde am 25. Oktober 1756 von 
Franz Chriſtian von Haus, Kgl. Großbrit. OGbriſt⸗ 
Wachtmeiſter a. d. H. Einbeckhauſen und Ernſt Philipp 
von Grotthaus, Kgl. Großbrit. Rittmeifter, Erbherrn 
zur Cedenburg aufgeſchworen. Ahnen: 

Veltheim, Münchhauſen, Bodungen, Hardenberg, 
Stammer, Tresckow, Bennigſen, Amelunxen. 

Schulenburg, Alten, Schenck v. Flechting, Bredow, 
Bismarck, Aſſeburg, Motwitz, Loeben. : 

Sie + 18. Februar 1780; an ihren Sarg gehörte 
wohl ein einzelnes Schulenburgſches Wappen. 


10. Ein Sargbrett mit dem Münchhauſenſchen 
Wappen, da aber in der Seit der Benutzung der 
Krypta ungefähr 12 Fräulein von Münchhauſen Stifts- 
damen zu Fiſchbeck waren, iſt die Perſon, der der Sarg 
gehört, nicht zu beſtimmen. 


11. Das Wappen derer von Stülpnagel iſt 
zweimal vertreten: 
In Silber ein rotes ſechsſpeichiges Nad. 

Auf dem bewulſteten Helme ein ftehender 
ſilberner Igel, deſſen Schnauze mit drei 
roten Straußenfedern beſteckt iſt. 

Annmerkung: Sophie Friederike von Stülpnagel 
wurde in Fiſchbeck aufgeſchworen am 29. März 1781 
und ſtarb daſelbſt am 9. Juli 1826. Ihre Ahnentafel 
iſt nicht mehr vorhanden. 


12. Swei zufammengehörige Wappen von einem 


Sarge: f | 
Herrmann von Ufflen: D. von Schalon gen. Gehlen. 
Sbm. I, 156. In Rot ein goldenes An⸗ 


dreaskreuz von vier gol⸗ 


— 101 — 


denen Ringen bewinkelt. 
Helm ein rotgekleideter und 
bemützter Mannesrumpf 
zwiſchen rechts goldenem 
und links rotem offenem 
. Fluge. 

Anmerkung: In dem Sarge lag wohl Victoria 
Dorothea. von Ufflen a. d. H. Burgufflen und Höxter 
(F 30. Juni 1709), deren Vater Hermann von Ufflen 
war, dieſelbe war am 7. Oktober 1697 von Elmerhaus 
von Wartens leben, Obriften und Erbherrn zu Exten, 
und Chriſtoph Friedrich von dem Busſche, Major und 
Erbherrn zu Haddenhauſen, mit folgenden Ahnen auf: 
geſchworen: a 

Uffeln, Baus, Spiegel, Calenberg, 
Allern, Wendt, Chalon gen. Gehlen. 

Chalon gen. Gehlen, Quernheim, Helverſen, Bock 
von Nordholz, Reden, Münchhauſen, Staffhorſt, Reden. 


13. Swei zufammengehörige Wappen von einem 
Sarge: 
C. H. von Bornſtedt: 
Sbm. I, 54, 177. 


A. M. von ie 


belegter Querbalfen. Auf 
bewulftetem Helm ein 
grüner Pfauenſchweif. 
Anmerkung: Caspar Henrich von Bornſtedt, 
Fürſtl. Heſſiſcher Oberforftmeifter, und Anna Maria 
von Lathaufen waren die Eltern der Seniorin zu Fiſch⸗ 
beck Anna Eliſabeth von Bornſtedt, die mit folgenden 
Ahnen aufgeſchworen iſt: 
Bornſtedt, Dinau (? Thüna), Stöcken, Kopffen, 
Bertell, Sorn, Heine, Geiſen. | | 
Lathufen, Kanne, Bennigfen, Welleßen, Mengerſen, 
Knigge, Amelunxen, Adelebſen. 


14. Doppelwappen: 


Guſtav George von Halde Anna Lucia Engel von 
Sr. Bochfürftl. Durchl. des Bodelſchwingh a. d. H. 
Herrn fandgraven zu Ickern, Erbtochter zu 
Heſſen ⸗Caſſel Geheimder Hohenover ohnfern der 
Rath und Regierungs⸗ Stadt Hamm gelegen. 
Praeſident. In Gold ein roter Quer- 
In Blau drei (2 u. I) balken, auf dem eine blaue 
goldene Mörfer mit Henkeln weckenförmige Schnalle 
an beiden Seiten. Be-, ſteht. Gekrönter Helm: 
wulſteter Helm: ein Mörſer offener goldener mit je 
mit drei Stößern. einem roten Schrägbalken 
| | belegter Slug, zwifchen 
dem eine blaue Schnalle 
ſchwebt. 


Anmerkung: Die obengenannten waren die Eltern 
der Seniorin zu Fiſchbeck Charlotte von Halcke (geb. 
Schmalkalden 1. März 1695, f Sifchbed 25. April 1771), 
welche am 7. Juli 1710 vom Regiernngs-Rat zu Mar⸗ 
burg Guftav von Einſiedel und dem Forſtmeiſter Johann 
Friedrich von Münchhauſen, Erbherrn zu Rinteln, mit 
folgenden Ahnen aufgeſchworen wurde: 

Balde, Schammer, Hertell, Hein, Plotho, Dorftadt 
Bülow, Stöpler. 


Bodelſchwingh, Wachtendonck, Rasveld, Mecheln, 


Gehnard, Heyden, Mengerſen, Brock. 


Edelkirchen, 


In Blau ein ſilberner mit 
drei goldenen Füllhörnern 


15. | Doppelwappen. 
Cordt Philipp von Sophia Catharina von 
Mengerſen: Haren 
Kal. u. churf. Candt⸗ und a. d. H. Hopen. 
Schatzrath, Erbherr auf S. 6. 
Helpenſen. 


Sl; | 

Anmerkung: Dies waren die Eltern der Anna 
Dorothea von Mengerſen (F 15. Auguſt 1758), welche 
am II. Oktober 1742 von Auguſt Friedrich von Serßen 
auf Cauenau und Schtringhauſen und Friedrich Adolf 
von Oeynhauſen, heſſiſchem Kapitän a. d. H. Greven⸗ 
burg mit folgenden Ahnen aufgeſchworen wurde: 

Mengerſen, Freitag, Münchhauſen, Bismarck, 
Lampen, Hodenberg, Münchhauſen, Bismarck. 

Haren, Harling, Dincklage, Schele, Hammerftein, 
Münchhauſen, Schenck von Winterſtedt, Voß. 


16. Doppelwappen: 

von Dincklage: von dem Busſche: 
In Silber drei rote Roſen S. Rinteln 7. 
balkenweiſe über drei (2 
u. I) roten Andreaskreuzen. 
Helm bewulſtet: drei gol⸗ 


dene Tanzen mit ſilbernen 


Fähnlein, deren jedes mit 

einer roten Roſe und einem 

roten Andreaskreuz belegt 
iſt. 

Anmerkung: Hermann Eberhard von Dincklage 
zum Campe und Eleonore Auguſte von dem Busſche 
zu Haddenhauſen waren die Eltern der Aebtiſſin zu 
Fiſchbeck (18. Februar 1785 — f 9. April 1790) Elifabeth 
Sibille von Dincklage, welche am 29. Marz 1755 von 
Georg Adolf Alexander von Arnſtedt a. Eisbergen und 
Adolf Herbert von Mengerſen mit nachſtehenden Ahnen 
aufgeſchworen war: 

Dincklage, Korff, Schele, Heiden, Brave, Pletten⸗ 
berg, Grotthaus, Ledebur. . 

Busſche, Münchhauſen, Stedingk, Grapendorff, 
Ledebur, Busſche, Hatzfeld, Voß. 


17. Doppelwappen: 
Johann Wilcken von dem Margaretha Eliſabeth von 
Buſch: Ledebur: 
S. 16. Sbm. I, 187. 
Anmerfung: Die Genannten waren die Eltern 
der Abtiffin zu Fiſchbeck (11. Januar 1757 — F 29. Ok- 
tober 1753) Charlotte Eliſabeth von dem Busſche, einer 
Mutterſchweſter von 16. Die Ahnen derſelben waren: 
Busſche, Aſcheberg, Münchhauſen, Münchhauſen 
Stedingk, Kerßenbrock, Grapendorff, Holle. 
Ledebur, Nagel, Busſche, Münchhauſen, Haßfeldt, 
Bockenförde, Voß, Dahrendorf. 


18. Doppelwappen: 
Johann Albert von Lede Eva von Hatzfeld aus dem 
bur auff Mellenberg: Haufe Wildenburg: 

S. 1%. Quadriert: I u. 4 in Gold 
ein ſchwarzer Maueranker. 
2 u. 3 in Silber drei (2 
u. I) rote Roſen. Gekrönter 
Helm: zwiſchen offenem 
goldenen Flug ein ſchwarz⸗ 
gekleideter Mannsrumpf. 


zii 102, 


Anmerkung: Diefe waren der Vater (50. Mai | 694) 
und die Mutter (F 1682) der Margaretha Eliſabeth 
von Ledebur (geb. 20. März 1664 f 16. Oktober 1747), 
der Mutter von 17. Sie ſtarb bei ihrer Tochter zu 
Fiſchbeck. Ihre acht Ahnen ſiehe 17. 


19. Swei zujammengehörige Wappen: 


von Haus: von Bennigſen: 
S. II, 13. S. II, 9. 
Anmerkung: Casper Henrich von Haus auf 


Einbeckhauſen, Wunſtorff und Steinlage und Ilſe Sophia 
von Bennigſen waren die Eltern der Sophia Maria 
von Haus ( I. März (708), welche am II. November 
1684 von Johann von der Kuhla auf Kubla und 
Maßel und Friedrich Chriſtian von Münchhauſen mit 
nachſtehenden Ahnen zu Fiſchbeck aufgeſchworen wurde: 

Haus, Serſſen, Rottorp, Busſche, Calenberg, 
Tramm, Rodenhauſen, Schleien. 


20. Das Kopf- und Fußende eines Sarges mit 


den Wappen: 
von Serſſen: 
Grote C. 55. 
In Silber ein ſchwarzer 
Keſſelhaken. Gekr. Helm: 
ein roter Hahnenrumpf. 
Anmerkung: Franzlina Catharina von Serſſen, 
Seniorin zu Fiſchbeck ( Weibe 8. Mai 1756), Tochter 
des Georg Otto von Serßen zu Rinteln und der Anna 
Jofina Eliſabeth de Wendt zum Kragenftein, nicht zu 
verwechſeln mit II, 3 wurde am 21. Februar 1695 von 
Ernſt Freiherrn von Beveren, Domſcholaſter und 
Archidiakonus zu Osnabrück, und dem Hauptmann 
Cudwig Johann von Rochanw mit folgenden Ahnen 
eingeſchworen: 
Serſſen, Malsburg, Ohlen, Dorffeldt, Dalwigk, 
Hattenbach, Gaugrebe, Schade. 


von Wendt: 
Sbm. I, 182, 188. 


Bennigſen, Romel, Weltze, Rumſchottel, Lenthe, Wendt, Kettler, Kettler, Botzelar, Bredenoldt, 
Borckſe, Alten, Rufcheplate. Schorlemer, Spiegel, Olden. 
Schillers 16 ſtellige Ahnentafel. 
Don K. Kiefer Frankfurt a. M. 
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 13 16 
8 * ‘ 2 8 : 
5 23 5 2 sos C = 
a u 8 = — 8 = — 2 = = 8 
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ar get ss 2 ee 2 3 u == ES . 5 = 3 2 2 
RN C . S & ‘ot 85 so GS 8 S 5 a 8. a. 
x 18. 8. 1646 >< 18. 8. 1646 > J. 3. 1663 x 1662 
Waiblingen Waiblingen Marbach 
Schiller, Hans Haag, Anna Schatz, Joh. Kunckel, Afra, Kodweiß, Uſchalk, unna Munz, war Pfleiderer, 
Caspar, Cathar, Heinrich, * 26. 11. 1657 Johann, Eliſab., katholiſch,) Anna Cathar., 
Bäcker, * 8 8. 1647 Uhrmacher, Alfdorf Bäcker und * 26. 7. 166? Johannes a. 3. 2. 1734 
* 21. 12. 1649 Waiblingen, 12. 12. 1659 Bürgermeiſter Pleidelsheim, rae Röͤrach, Roͤrach bei 
Waiblingen, (fie heiratet Dürrnhof, * 25. 4. 1666 f 1. 1. 1740 “ Hinterflei- Rietenan 
T 4. 9. 1687 10. 7. 1688 7 9. 7. 1693 Marbach, Marbach nenberg bei 
Bittenfeld den Hans Alfdorf. 7 5. 10. 1745 Alfdorf, 
| Michel Herold Marbach T 24. 4. 1733 
in Lautenbach Rörach 


x 15. 8. 1671 Waiblingen * 5. 2. 1684 Alfdorf 


—ßlᷓ—!!.. Te Te 
Schatz, Eva Margarethe,“) 


* 2. 8. 1690 Alfdorf, 
* 20. 10. 1682 Bittenfeld, + 21. 9. 1778 
T UL. 6. 1733 Bittenfeld 
x 30. 10. 1708 Bittenfeld 


— 
Schiller, Johann, Bäcker und 
Schultheiß i / B. 


— Gi 
Hodweiß, Georg Friedrich, 
Bäcker und Löwenmwirt, 
* A. 6 1698 Marbach, 


* 


ATLL 


T 23. 6. 1771 Marbach 


x? 


x 9. 4. 1695 Backnang 


Mung, Anna Maria, 
* 25. l. 1689 Roradhof, 
T 28. 1. 1273 Marbach 


(OS oe 
Hodweiß, Elifabethe Dorothea, * 13. 12. 1732 Marbach, 


Schiller, Johann Caspar, Felöſcher, dann Offizier, feit 1775 
+ 29. 4. 1802 Cleverſulzbach 


Inſpektor der Baumſchule a. d. Solitude, * 27. 10. 1723 
Bittenfeld, F 2. 9. 1796 Solitude, begraben zu Gerlingen 
22. 7. 1749 Marbach 


Johann Chriſtof Friedrich (von) Schiller,“ 10. 11. 1259 Marbach a / Neckar, T 9. 5. 1805 Weimar. 


1) und trat zur evang. Kirche über. — 9 Sie heiratete in zweiter Ehe am 15. 11. 1740 Johannes Ganns in Murr (F 1259). 


—— 


— 103 — 


Bücherſchau. 


Dr. Georg Schmidt, Das Gefhleht von der Schulen ⸗ 
burg (Urſprung, Wappen, Lehensweſen uſw.). 
Beetzendorf 1908, im Buchhandel zu beziehen durch 
die Hofbuchhandlung von Mittler in Berlin. 


Georg Waitz hat erklärt: „Vielleicht keine Wiſſenſchaft 


hat mehr vom Dilettantismus zu leiden als die Geſchichte“, 


und Röſe in dem Artikel „Genealogie“ in Erſch und Grubers 
allgemeiner Encyklopädie behauptet: „Familiengeſchichten und 
Genealogien find von jeher ein wahrer Tummelplatz teils 
ſagenhafter, teils ganz bewußt erfundener Fälſchung geweſen. 
Familieneitelkeit hat in der Surädführung der Stammbäume 
auf fernliegende Jahrhunderte das Unglanblichſte geleiſtet.“ 
Dieſen ſehr ſchroffen Urteilen darf man cum grano salis die 
Suſtimmung nicht verfagen. Denn noch heute wird es häufig 
genug zur Verherrlichung der zu behandelnden Familie 
mit der hiſtoriſchen Kritik nicht genau genommen. Im 
Gegenſatz zu derartigen genealogiſchen Verſuchen nimmt 
Dr. Schmidt nach dem Vorbild des Altmeiſters deutſcher 
Genealogie und Heraldik v. Mülverſtedt in der v. d. Schulen 
burgiſchen Geſchlechtsgeſchichte, deren dritter und letzter Band 
hier vorliegt, nur inſofern Ridfidht auf die alten Familien ⸗ 
überlieferungen, als er ſich mit ihnen kritiſch auseinander ⸗ 
ſetzt. Dieſer Band des großartigen Werkes behandelt das 
Wappen und den Urſprung des Geſchlechts, das Lehens⸗ 
weſen und die zahlreichen Patronate der Familie, die viel⸗ 
fachen zu milden Sweden ins Leben gerufenen Stiftungen 
und endlich, wohl von dem Geſichtspunkte aus, daß der 
Grundbeſitz für den Sufammenhang der Linien den Halt 
und für die höhere Stellung des Adels in der bürgerlichen 
Geſſellſchaft neben feiner Geſchichte eine feſte Grundlage 
bildet, auf mehr als 500 Seiten 1047 zumeiſt im König- 
reich Preußen, aber auch in Braunſchweig, Mecklenburg und 
Sachſen gelegene Güter, von denen noch heute ſich eine 
ganze Reihe in den Händen der Familie befindet. — Der 
Vornehmheit des altmärkiſch ſchloßgeſeſſenen Geſchlechts ent⸗ 
ſpricht auch die äußere Ausſtattung des Buches, welches mit 
den Bildern von ſtolzen Schlöſſern prächtig geſchmückt iſt, 
während mannigfache Beigaben überſichtlich die Succeſſions⸗ 
ordnungen für die einzelnen Fideikommiſſe darſtellt. Der 
Derfaffec hat durch feine, nach den Worten der Vorrede 
zwanzigjährige, Arbeit der weitverzweigten Familie, welche 
durch ihr Alter, durch ihren Grundbeſitz und durch die große 
Sahl ihrer Glieder, welche ſich auf ſozialem Gebiete, in 
der Kriegs- und Militärgeſchichte und auf dem Felde der 
Staatsverwaltung ausgezeichnet haben, als eine der erſten 
des norddeutſchen Adels eingeſchätzt werden muß, aber auch 
ſich ſelbſt ein Denkmal geſetzt aere perennius. v. R 


Auguſt von Doerr, „Beiträge zur Seſchichte und 
Genealogie der Familie Henckel von Donners- 
marck“ und „Die legitimierten Nachkommen 
der letzten Herzöge von Teſchen aus Piafti- 
ſchem Geblüt“. Sonder⸗ Abdrücke. Kommiffionsverlag 
von C. A. Starke, Kgl. Hoflieferant, Görlitz 1908. 

Beide Abhandlungen ſind zuerſt im „Jahrbuch“ der 

„k. k. Heraldiſchen Geſellſchaft Adler“ in Wien für das Jahr 

1907, deſſen Ausgabe bevorſteht, veröffentlicht. Sie ſind beide 

änßerſt intereſſant. Erſtere, die weitaus umfangreichere, iſt 

offenſichtlich eine Frucht jahrelanger Mühen und andauernden, 
zäheften Sammelfleißes des gelehrten Herrn Verfaſſers, der, 
als Schloßeigentümer, Großgrundbeſitzer und Grandſeigneur 


in Böhmen, die Familienforſchung lediglich aus Liebhaberei 
betreibt, ſich aber, wegen feiner außerordentlichen genealo> 
giſchen und adelsgeſchichtlichen Kenntniſſe und der Suver- 
läſſigkeit ſeiner Arbeitsweiſe in der Fachwelt eines berech⸗ 
tigten Anſehens erfreut, ſo daß die Ergebniſſe ſeiner Forſchung 
beſondere Beachtung verdienen. 

Seine, durckweg auf Urkunden fußenden, Mitteilungen 
verbreiten zum erſtenmal über die Dorgeſchichte des, heute 
gräflichen und teilweiſe fürſtlichen, Geſchlechtes Henkel oder 
Henckel wirkliches Licht. 

giernach iſt nun zunächſt die angebliche Abſtammung der 
Henckel von Donnersmarck von dem ungariſchen, berühmten, 
im Jahre 16372 in der Perſon des Grafen Michael Thurzo 
im Mannesſtamme erloſchenen Geſchlechte der „ungarifchen 
Fugger“, wie man ſie treffend genannt hat, der „Thurzo von 
Arva“ endgültig in das Fabelland zu verweiſen. Möglich, 
wegen der Wappenähnlichkeit, aber urkundlich unerwieſen ift 
dagegen eine gemeinſame Abſtammung mit den Thurzo von 
bisher unbekannten, gemeinſamen Vorfahren. 

Urkundlich tritt die Familie Henckel oder Henkel zum 
erſten Male bereits 1364 und dann 1435, hier in einem One 
ſammenhange auf, der beweift, daß dieſe Henkel damals als 
dem ungarifchen Kleinadel angehörig anerkannt waren. Don 
da an bis zum Jahre 1560 bezw. 1567/68 erſcheinen dann 
die Henckel urkundlich ununterbrochen: in Leutſchau und Um⸗ 
gegend bezw. im Sipſer Komitat, alfo beides in Ungarn. 
Eine und eine halbe Meile von Leutfhau liegt der Ort 
„Quintoforum“, ungariſch „Tſötörökhély“, d. h. „Markt am 
fünften Tage der Woche“, „Donnerſtmarkt“, nach dem das 
Geſchlecht von Handelsherren, von dem gleich die Rede ſein 
wird, ſpäter den Namen „von Donnersmarck“ erhielt. 

Im Jahre 1579 erſcheint nun ein Sebaſtian Henkel 
als Kaiferliher Einnehmer in Neuenſalz, und im Jahre 
1581 ein Lazarus Henkel als Handelsmann in Wien, 
Höchſtwahrſcheinlich waren fie Bruder und Sohn 
eines Johann Henkel, der 1559 urkundlich erwähnt wird, 
das „Dreißigeramt“ in Leutſchau inne hatte, ſich am 9. Januar 
1560 von den zuſtändigen Behörden des Sipſer Komitats 
ſein angeſtammtes Wappen beſtätigen ließ, offenbar alſo aus 
der erwähnten kleinadeligen Familie gleichen Namens in 
Leutſchau und Umgegend ſtammte und durch den Brand von 
Leutſchau in völlige Mittelloſigkeit geraten war, ſo daß ihm 
1560 durch Haiſerlichen Befehl eine monatliche Sahlung von 
zwanzig Gulden bewilligt wurde. 

Lazarus Henkel ober Henckel iſt es, mit dem das 
Aufſteigen des Geſchlechtes und der Erwerb großen Reich⸗ 
tums einſetzt, die ſich bis in die Gegenwart fortgeſetzt haben, 
während die Linie des Sebaſtian um 1650 erloſchen zu ſein 
ſcheint. Aber bezeichnenderweiſe iſt es, genau wie bei dem 
erſten nach Augsburg gekommenen Ahnherrn des Haufes der 
Fugger, das Mittel einer reichen Heirat, durch das die Grund⸗ 
lage zum Erwerbe eines großen Vermögens gelegt wird. 
Lazarus Henckel machte „in Geldgeſchäften“, auch mit dem 
Kaiferhanfe, und war bald ein ſchwerreicher Mann. Am 
27. April 1593 erhielt er mit feinem Detter Georg aus der 
Sebaſtians⸗Linie für ſämtliche Mitglieder der Familie die 
Haiſerliche Beſtätigung des Ungariſchen Adels und des 
Prddifates „de Quintoforo, aliter Donnersmardh”. Am 
26. Februar 1602 wurde er Kaiſerlicher Rat und erhielt 
unter Beſtätigung ſeines Wappens zahlreiche Privilegien und 
Freiheiten, am 12. Januar 1622 das ſogenannte „Inkolat“ 
in Böhmen, womit die Aufnahme in den böhmiſchen Ritter⸗ 
ſtand verbunden war, nachdem ſein Sohn Lazarus der Jüngere 
diefes ſchon am 25. Mai 1609 erhalten hatte. 


=. 404 - = 


Lazarus der Altere kaufte nun allmählich großen Grund: 
und Herrſchaftsbeſitz zufammen, u. a. die Herrſchaft Gföhl 
mit Ddfendorf, nach der dann fein, ſchon erwähnter, Sohn 
Lazarus der Jüngere am 18. Dezember 1656 aus der 
böhmiſchen Kanzlei den Reichs freiherrnſtand (alſo nicht 
den Freiherrnſtand des Heiligen Römiſchen Reichs Deutſcher 
Nation!) erhielt, und zwar mit „von Donnersmarck auf Gfell 
und Weſendorf.“ 

Lazarus der Ältere ftarb vor dem 19. Juli 1624. Er 
war zweimal vermählt. Suerft mit einer Anna Ettinger, 
eben derjenigen, die es ihm durch ihre bedeutende Mitgift 
ermöglicht hat, nachmals feinerzeit zu fo großem Reichtum zu 
gelangen. Sie war alſo keineswegs eine „Anna v. Oettingen 
zu Greißen“ oder „von Greiß“, noch weniger eine „Gräfin 
von Oettingen“, wozu gefällige Genealogen ſie gemacht 
haben. Don dieſer feiner erſten Ehefran ſtammen die ſämt⸗ 
lichen Kinder Lazarus des Älteren ab, namentlich der ſchon 
erwähnte Lazarus der Jüngere. In zweiter Ehe war 
£azarus der Altere vermählt mit Barbara, Tochter des David 
Hagen, Freiherrn von Steinberg und Werffenſtein. Dieſe 
Ehe aber blieb kinderlos, was jedoch nicht hinderte, daß, be⸗ 
zeichnenderweiſe, die letztgenannte Ehefrau, ſtatt der erſteren, 
in der Maltefer-Ahnenprobe ſpäterer Grafen Henckel von 
Donnersmarck auftritt. Es war dieſes ja ein bekannter 
Kunftariff, um die vorgeſchriebene Hahl adeliger Ahnen zu⸗ 
ſammenzubringen, den die Genealogen früherer Seiten gegen 
gute Bezahlung oft angewendet haben. 

Lazarus der Jüngere brachte dann den Grafen ſtand 
an die Familie. Damit aber hat es eine eigene Bewandnis. 
Verleiher war nämlich der Erzherzog Ferdinand Karl von 
Tirol: „anſtatt der erhofften Bezahlung ihrer zu höchſten 
Nöten geleiſteten Darlehen“, und zwar verlieh er den 
Keichs grafenſtand (29. Juli 1651). wozu er ſtaatsrechtlich 
garnicht befugt war, am allerwenigſten an einen Mann, der 
garnicht Tiroler Landesuntertan war. 

Der Wiener Hof kam dadurch in die peinlichſte Lage. 
Den Erzherzog desavonieren wollte man nicht, die mächtige 
Familie Henckel, der man offenbar ſehr viel Geld ſchuldig 
war (1605 ſchon „einige Hunderttaufend!”); vor den Kopf 
ſtoßen, das konnte man nicht. Man zog die Sache zunächſt 
einige Jahre hin. Schließlich wurde ein Ausweg darin ge- 
funden, daß Lazarus dem Jüngeren Henckel am 5. März 
1661 der böhmiſche Grafenſtand verliehen wurde. Grafen 
des Heiligen Römiſchen Reichs Deutſcher Nation ſind alſo 
die Bendel nie geweſen, fo oft ihnen dieſer Titel in der 
Folgezeit auch beigelegt worden ſein mag. 

Dieſer Lazarus der Jüngere, erſter Graf Henckel von 
Donnersmarck, iſt der gemeinſame Stammvater alller heute 
lebenden Grafen dieſes Namens. Auch des gegenwärtigen 
Grafen Guido Henckel, durch Preußiſche Erhebung vom 
18. Januar 1901 „Fürſten von Donnersmarck“, eines der 
reichſten Magnaten Schleſiens. 

So ſieht alſo die ältere Geſchichte des Hauſes in Wirk⸗ 
lichkelt aus, gereinigt von den Schlacken, die im Laufe der 
Jahrhunderte darum aufgehäuft worden waren. Sie iſt vor- 
nehm genug, und es war daher durchaus nicht nötig, fie 
durch allerlei „Zutaten“, wie die Abſtammung von den 
Thurzo, die Verſchwaͤgerung im Mittelalter mit dieſem Ge— 
ſchlecht, Beilegung volltönender Adelsnamen an bürgerliche 
Ehefrauen, Verſchweigen ſolcher Ahnfrauen, Reichs grafen— 
titel uſw. noch vornehmer machen zu wollen. 

Scherzes halber verdient noch Erwähnung, daß ſich der 
Sipſer Hiſtoriſche Verein vor einiger Seit an die Familie 
Henckel von Donnersmarck gewandt hat, um Beitcge für die 


Wiederherſtellung der herrlichen gothiſchen Kapelle der 
Herzogin Hedwig von Teſchen zu Leutſchau zu erhalten. Die 
überraſchende und erheiternde Antwort lautete: dieſe 
Donnersmarckſche Kapelle und der Ort ſelbſt gebe die Grafen 
Hendel von Donnersmarck und deren Familie garnichts an! 

Die zweite der in der Überſchrift genau verzeichneten 
Abhandlungen iſt weſentlich kürzer als die vorbehandelte. 
Gleichwohl enthält ſie eine hübſche Entdeckung. Sie bringt 
nämlich zum erſtenmale urkundliche Nachrichten über zwei 
bisher ganz unbekannte Nachkommen unehelicher Herkunft von 
den letzten Herzoglich Teſchenſchen Piaſten, einen Wenzel Gott- 
fried und eine Maria Magdalena, die unter dem 8. Mai 1640 
den böhmiſchen Herrenftand erhielten, und zwar unter dem 
Namen „von Hohenſtein“. Dieſe Erhebung iſt eine ſtaats⸗ 
rechtliche Merkwürdigkeit, ja fie iſt ſogar inſofern einzig⸗ 
artig, als ſie unter gleichzeitigem Ausſchluß der 
Landtafelfähigkeit erfolgte. 

Für die genealogiſchen Einzeltatfahen muß ich auf 
die Abhandlung ſelbſt verweiſen. a 

Muftergültig iſt bei beiden Arbeiten das, was ich die 
„urkundliche Durchführung“ nennen möchte. Alles, was an 
Urkundenſtoff über die in Betracht kommenden Perfonen 
irgendwie erreichbar war, iſt zuſammengetragen und, dem 
weſentlichen Inhalte nach, mitgeteilt. 

Dr. Stephan Kefule von Stradonig. 


Ende April diefes Jahres erfchien der Jahrgang 1908/09 
des Deutſchen Ordens-Ulmanads (Dentfde Ordens⸗ 
liſte), Handbuch der Ordensritter und Ordensdamen deutſcher 
Staatsangehörigkeit, herausgegeben unter amtlicher Förde⸗ 
rung und nach amtlichen Quellen. Der ſtattliche Band ent⸗ 
hält außer dem alphabetiſchen genauen Verzeichnis der 
Ordensritter und Ordensdamen deutſcher Staatsangehörigkeit 
ufw. uſw. an Aufſätzen über das Ordenswefen: 1. „Die 
Bausorden von Mecklenburg ⸗Schwerin, Sachſen⸗Coburg⸗Gotha, 
Lippe, Waldeck und Pyrmont und Hohenzollern“ von Prof. 
Dr. phil. Georg Epſtein, Literariſchem Direktor am Deutſchen 
Ordens ⸗Almanach, und 2. „Der Königlich Preußiſche Kronen ⸗ 
Orden“ von Dr. jur. Karl Adolf Freiherr von der Horft, 
Regierungs-Uffejfor a. D. und Mitglied des Königlichen 
Heroldsamtes. Der neue Jahrgang bringt die Bilder des 
Großherzogs Friedrich Franz IV. von Mecklenburg ⸗Schwerin, 
des Herzogs Alfred von Sachfen-Coburg-Gotha, des Fürſten 
Leopold IV. zur Lippe, des Fürſten Friedrich von Waldeck 
und Pyrmont und des Fürſten Wilhelm von Hohenzollern, 
ferner das Bild des Chefs des Geheimen Sivilkabinetts 
Sr. Maj. des Kaifers und Königs, Wirklichen Geheimen 
Rats Dr. jur. et med. v. Lucanus. 

Der ſtarke, gut und ſorgſam gebundene Band iſt zum 
Preife von 10 Mark von der Deutſchen Ordens⸗Almanach— 
Geſellſchaft in Berlin SW. 48, Wilkelmftrage 122 a, fowie 
durch jede Buchhandlung zu beziehen. 


Bermiſchtes. 


— Korrefpondenzblatt des Geſamtvereins. der 
deutſchen Geſchichts- und Altertumsvereine. Heraus- 
gegeben im Auftrage des Gefamtvereins ron Dr. Baillen, 
Geheimer Archivrat. Abonnements⸗ Bedingungen: 1 Exemplar 
jährlichs Mark. Ermäßigungen für die Mitglieder 
des Vereins Herold: bei mindeſtens 5 Exemplaren Ves 
zugspreis jährlich 3 Mark, bei mindeſtens 30 Exemplaren 
Bezugspreis jährlich 2 Mark. 


K 


=. 105. = 


Das Korrefpondenzblatt, Organ und Eigentum des gegens 
wärtig (Mai 1908) 185 deutſche Gefdicis: und Altertums⸗ 
vereine umfaſſenden Gefamtvereins, erſcheint monatlich in 
Stärke von 2½ bis 3 Bogen und enthält außer den offiziellen 
Berichten über die Jahresverſammlungen des Geſamtvereins, 
des Verbandes ſüd⸗ und weſtdeutſcher Vereine für römiſch⸗ 
germaniſche Altertums forſchung, des nordweſtdeutſchen Der- 
bandes für Altertums forſchung und des Archivtags, folgende 
Rubriken: Angelegenheiten des Geſamtvereins, Abhandlungen, 
Wirkſamkeit der einzelnen Vereine, Nachrichten aus hifto- 
riſchen Muſeen, Archivweſen, Heimatfdhus und Denkmal— 
pflege, Vorgeſchichtliche Forſchungen und Funde, Römiſch— 
germaniſche Forſchungen und Funde, Volkskunde, Orts-, 
Flur und Perſonennamenforſchung, Kleine Mitteilungen, 
Perſonalien, Literatur. 

Beſtellungen nimmt die Redaktion des Deutſchen Herold 
entgegen. 

— (Daterländiſches Geſchichtswerk.) Oberſt⸗ 
leutnant 3. D. Frhr. v. Mansberg in Dresden hat nunmehr 
ſein Geſchichtswerk „Die Erbanwartſchaft wettiniſcher Lande, 
urkundliche Beiträge zur oberſächſiſchen Landes und Orts: 
geſchichte in Regeſten vom 12. bis 16. Jahrhundert“ beendet. 
Es enthält in vier Bänden nicht weniger als 25 152 Regeften, 
wozu noch 72 Stammtafeln und 237 Holzſchnitte nach alten 
Wappen und Siegeln treten. 


— Derſchiedene Zeitungen bringen folgende Notiz: „Ein 
Enkel des großen Reitergenerals von Sepdlitz iſt jetzt in 
Droſſen (Neumark) in der Perſon des Hauptmanns a. D. 
von Seydlitz im Alter von 81 Jahren geſtorben. Mit dem 
jetzt Heimgegangenen iſt die Familie ausgeſtorben.“ Der 
letztere Satz iſt falſch; die Familie von Sepolitz blüht noch. 


— Auf dem kath. Pfarramte von Alpen, Kreis 
Mörs, befinden fic: die Taufregifter ab 1750, Heirats⸗ 
regiſter ab 1767, Beerdigungsregiſter ab 1775 in Abſchrift 
und getrennten Büchern. Auf dem Standes amte daſelbſt 
befinden ſich die Originale der gleichen Seit bis 1798 in 
einem Buche. 

In einem Regifter im Staatsarchiv zu Düſſeldorf ſteht 
von weiteren Kirchenbüchern dieſer Pfarrei nichts. 

Trotzdem bin ich ſicher, daß vor dieſer Zeit ein Kirchen- 
buch exiſtiert hat. Der Umſtand, daß die einzelnen Regifter 
zu fo verſchiedenen Seiten, und das am Ende des 18. Jahr- 
hunderts, beginnen, ſpricht dafür. 

Ich denke mir, daß man das angefangene Buch, wie ſo 
häufig, auch hier in 3 Teile einteilte und dann mit dem 
Taufregiſter zu kurz kam. Man begann daher 1750 mit dem 
neuen Buche. Erſt 1767 reſp. 1775 begann man mit den 
Eintragungen der Heiraten und een da erſt jetzt 
das erſte Buch voll war. | 

Diefes Buch hat alfo von 1775 - 1798, da jetzt die franz. 
Regierung die Kirchenbiicer beſchlagnahmte, auf dem Pfarr- 
amte gelegen und wird wohl kaum während diefer Seit von 
dort weggekommen ſein. 

Das beſchlagnahmte neuere Buch wurde nach Rheinberg 
gebracht und bei Errichtung des Standesamtes in Alpen nach 
Alpen. — Auch in Rheinberg iſt von dem älteren Buche 
nichts bekannt. 

Ich bin gerne bereit, für die Angabe, wo ſich das Bud) 
befindet, 20 Mark zu zahlen. 

Ich möchte noch bemerken, daß das Pfarrhaus nebſt 
Inventar 1715 oder 16 abbrannte, und wird damit auch das 


genoſſenſchaft 
jenigen Stifte, Stipendien und Stiftungen jeg⸗ 


von mir geſuchte Kirchenbuch beginnen. Auf der Pfarrei 
ſelbſt habe ich auf dem Speicher die alten Bücher durchſtöbert, 
doch war ein Hirchenbuch nicht darunter. Die vorhandenen 
Kirchenbücher ſind gut aufbewahrt. 

Gelſenkirchen, Sellhorſtr. 26. 

J. Derweyen, Ingenieur. 

— Die „Deutſche Volkszeitung“ ſchreibt: „Der königlich 
hannoverſche Hauptmann a. D. Adolf von Honſtedt ift im 
77. Lebensjahre zu Hannover verſtorben. Einem uralten 
Lüneburgiſchen Adelsgeſchlecht entſtammend, wurde er am 
12. November 1831 in Eicklingen bei Celle als Sohn des 
Droſten v. Honftedt geboren und trat nach dem Beſuche der 
Kektorſchule in Hoya a. W. und der Ritterakademie in Läne⸗ 
burg in das Garde⸗Regiment in Hannover ein, in dem er 
1850 Leutnant und 1853 Premierleutnant wurde. Kur; 
darauf nahm er aus Geſundheitsrückſichten feinen Abſchied; 
ſpäter wurde ihm vom Hönig Georg V. noch der Charakter 
als Hauptmann verliehen. Er bewirtſchaftete zunächſt fein 
Gut Frankenfeld bei Verden und dann das feinem Neffen, 
dem Wirkl. Geheimen Rat v. d. Wenſe in Gmunden, ge⸗ 
hörende Gut Eicklingen bei Celle. Seit 10 Jahren wohnte 
er in Hannover. Mit feinem Tode iſt das Geſchlecht von 
Honftedt im Mannesſtamm erloſchen.“ — Das Wappen des- 
ſelben — roter Eberkopf in Silber — iſt abgebildet bei Sieb ⸗ 
macher I 182, Grote C. 47; das Geſchlecht iſt nicht zu ver- 
wechſeln mit der gleichnamigen, aber ein ganz anderes 
Wappen führenden Familie von Hohnftedt in der Provinz 
Sachſen und in der Mark. 


Stiftungen. | 
Der Sentral: Hilfsverein der Deutſchen Adels- 
führt ein Verzeichnis über die⸗ 


licher Art, welche den Mitgliedern des Deutſchen 
Adels bezw. den einzelnen adeligen Familien 3u- 
gänglich ſind. . 

Da es ungemein ſchwierig ift, über die im 
ganzen Reich zerſtreuten Wohlfahrtseinrichtungen 


näheres zu erfahren, bittet der Sentral-Hilfs verein 


die Standesgenoſſen, ihre Kenntniſſe in dieſer 
Beziehung dem Verein zugänglich zu machen und 
die betreffenden Angaben gütigſt einſenden zu 
wollen. Beſonders erwünſcht find auch Nach 
richten über Stifte, welche die Anwartſchaft für 
fpdtere Aufnahme gegen Zahlung gewähren. 

Suſchriften find an den Zentral ⸗Hilfs verein der 
Deutſchen Adelsgenoſſenſchaft, Berlin W., Derfflingerſtr. 2, 
zu richten. 


Zur Kunſtbeilage. 


An der am 13. Mai ſtattgehabten Einweihung der 
wiederhergeſtellten Hohfönigsburg nimmt auch der Herold 
freudigen Anteil. Reicher heraldiſcher Schmuck ziert den 
großartigen Bau, teils find alte, der Serftdrung entgangene 
Reite von Wappen und Wappenteilen wieder angebracht, 
teils ſind heraldiſche Darſtellungen verſchiedenſter Art nach 
beſten alten Muſtern ſtilgemäß neu entworfen und als Sier⸗ 
ſtücke verwendet. So am Portal ein mächtiges altes Haiſer⸗ 
wappen, refonfirniert aus Bruchſtücken, die im Burgbrunnen 
aufgefunden wurden, daneben das große Wappen des Aller- 
höchſten Bauherrn, S. M. des Uaiſers; ferner zahreiche 


\ 


\ 
Anna v. Flemming a. d. H. Boek zwiſchen 1610-1660. 


des Grafen Fabian v. Reichenbach auf Seſſel. 


06 


Wappen der einſtigen Bewohner der Burg, der Grafen von 
Tierſtein, der Ratſamhauſen, der Hohenſteiner, der Sickinger 
uſw. Näheres iſt in der ſoeben in E. Wasmuths Verlag zu 
Berlin erſchienenen, reich illuſtrierten Feſtſchrift von Bodo 
Ebhardt zu erſehen. 

Bedauerlich iſt, daß von verſchiedenen Tagesblättern der 
Derfuh unternommen worden ift, mit recht fragwürdigen 
Mitteln — durch Abbildung eines angeblich die Hohkönigs⸗ 
burg darſtellen ſollenden alten Holzſchnittes und einer an⸗ 
geblich alten, die Burg zeigenden Elfenbeinplakette, welche 
wir für eine moderne Fälſchung halten, die Freude an 
der Schöpfung des Baumeiſters, unſeres Heroldmitgliedes 
Bodo Ebhardt, zu ſtören. 

Auf der vorliegenden Tafel geben wir die Wappen der 
in beſonders engen Beziehungen zur Hohfsnigsburg geſtande⸗ 
nen Familien nach alten Originalen. Sum Wappen von 
Sickingen iſt zu bemerken, daß noch Franz v. S., der be⸗ 
rühmte Ritter, den Schild ſo führte, wie hier abgebildet, da⸗ 
gegen feine Söhue bereits mit der rolen Schildeinfaſſung. 


Anfragen. 


55. 

Erbeten werden Nachrichten über die Namen: Junderse 
dorf, Guntersdorf, Gondersdorp, Laube, Dieh- 
weger, Fritz. 

Porto und ſonſtige Auslagen werden vergütet. 

Dresden. A. 3. Franz Junckers dorf. 


56. 

Johann Carl Bach, noch 1817 Inſpektor am Königl. 
Pädagogium zu Halle, iſt mit dem Komponiſten Johann 
Sebaſtian Bach nahe verwandt geweſen. Die Art der ver⸗ 
wandtſchaftlichen Beziehungen iſt leider nicht bekannt, und 
bitte ich um gefällige, möglihft ausführliche Auskunft über 
dieſelbe. v. C., Leutn. u. M. d. H. 

57. 

1. Ferdinand Traugott Adolf v. Lützow, * 1803, 
+ Trebnitz am 12. 1. 1858 „mit Hinterlaffung von Frau und 
Hind(ern) P“ 1821 beim 11. Inf.⸗Kegt eingetreten, 1826 
zum 1. Ulan.⸗Regt. verſetzt, 1827 zur Kriegsreferve entlaſſen. 
Eltern d und Gattin? 

2. Chriſtiane Henriette Amalie v. Lützow, (P22. 9. 
1796), 1 Allerheiligen 2. 6. 1829, >< Seſſel 25. 7. 1824 
Ernſt Wilhelm Leitlof, Paſtor. Sie war eine Pflegetochter 
Eltern d 

3. Wilhelm v. Lützow, * Schwerin 1792, f Stralſund 
12. 1. 1835 als Leutnant der 5. Divif. Garn. Komp., 
X. . Philippine Schmid v. Schmiedſeck,“ Spandau am 
24. 11. 1767, 7 Seſſel am 8. 3. 1824. Eltern? Die Mutter 
ſoll eine geb. v. Biberftein geweſen fein. 

4. Friedrich Wilhelm v. Lützow, * Juli 1287 in 
mecklenburg, ... 1801 b. Drag.⸗Regt. Nr. 6 in Königs- 
berg eingetreten, 1805 Leutn., 1808 Abſchied, 1809 Charakter 
als Ritim. Eltern? Ob vermähltd 

» Nachrichten erbittet direkt 

Frankfurt, Oder. Frhr. v. Lützow, Major. 


58. 


Geſucht werden die acht Ahnen des Wulff v. Stein⸗ 


wehr auf Fiddichow und Selchow und ſeiner Gemahlin 


Nachrichten erbittet 
Frau Werner von Wenckſtern, Mitglied. 


59. 

Nachrichten werden erbeten über etwaige Nachkommen 
von Jochen Ulrich Heinrich Kod, * 1766, wann d. . wor 
.. X 1796 Johanna Luiſe Sophie Kinzel. Der 
Vater dieſes Hoch war Jochen Heinrid) Koch, Amts meiſter 
des Schneidergewerks in Bergen auf Rügen. Wann und 
wo war dieſer geboren und mit wem war er verheiratet? 

Cuxhaven, Weſterwiſchweg 16. 


Koch, Mar.⸗Oberzahlmeiſter. 


60. 

Im April 1890 ſah ich beim Antiquar May in der 
auerſtraße zu Berlin eine auf Holz gemalte Ahnentafel für 
Detlef Albrecht v. Rantzau a. d. H. Putlos, * am 
17. 10. 1728. 
dieſe Tafel geblieben iſt. N 
Nachfragen in neuerer Seit bei Herrn May hatten keinen 

Erfolg. Graf von Ranzow, Korvetten-Kapitän a. D. 


61. 

Ich bitte um Auskunft über den Bosniakenhetman 
Osman, welcher etwa 1775 in Goldap als Rittmeifter? 
ſtand. Er ſoll nach der Geſchichte von Oſtpreußen (v. Baczko) 
Swillingsſöhne gehabt haben, von denen der eine Ritter⸗ 
gutsbeſitzer und Königl. Preuß. Amtmann in Wolhynien 
(Südpreußen) war und Tekla v. Boczkows ka geheiratet 
hat. Über letztere Heirat find Urkunden vorhanden. Es wird 
geſucht: 1. War Osman Türke oder Bosnierd 2. Wer war 
die Mutter ſeiner Kinderd 3. War der Amtmann ſein Sohn 
oder fein Enkel d 

Stettin, Bogislawſtr. 2. 

von Baruier, Oberſtl. i. Gren.⸗Regt. 2, M. d. H. 


62. 

Beauftragt mit der Bearbeitung des Stammbaums der 
aus dem früheren Königreich Hannover, ſpeziell dem Lande 
Hedingen ſtammenden uradligen Familie v. Goeben, erſucht 
Unterzeichneter die außerhalb Deutſchlands und Gſerreichs 
lebenden v. Goeben ſich zwecks Aufnahme in den Stamm ⸗ 
baum unter Beifügung der über ihre Abkunft vorhandenen 
Nachweiſe baldigſt an den Unterzeichneten zu wenden. 

Osnabrück, Straßb. Pl. 4. 


Schr. v. d. Busſche⸗Ippenburg, 
Mitglied des Vereins Herold zu Berlin. 


63. 

Johann Rautter, * zu „ am. . „ T in 
am.. . „ X (vor 1668) in Am a Marie 
Catherine Sohier de Dermandois, * Beverwyf am 2. Februar 
1647, T in. am . . (vor April 1669). 

(Johann Rautter war Sohn des. .. und der... .) 

Aus diefer Ehe: Johann Conſtantin Rautter, in 
am. . „ T in am. . , X in am 
Halte er Descendenten d 

Johann Rautter war Herr in Arle)nſtein und Diepenſee 
(Tiefenſee). Wo liegen dieſe Güter d 

Alle Koften werden gern vergütet. 
füllung der Lücken bittet höflichſt 

Haag (Holland), Adelheidſtr. 188. 


64. 
Gefuht die 16 Ahnen des Kurfähf. Oberſten und 
Amtshauptmanns zu Swickau und Werdau, Herrn auf Mylau, 
Netzſchkau, Schweinsburg uſw. Carol v. Boſe, * Langen ⸗ 


Um freundl. Aus⸗ 


D. G. v. Epen. 


heſſen am 10. 8. 1596, 7 Schweinsburg am 12. 1. 1667. 


Ich würde dankbar ſein, zu erfahren, wo 


— 10? 


65. 

Weiß jemand von den verehrten Mitgliedern näheres 
fiber einen um 1770 im Amt gewefenen Bürgermeiſter 
Shloenbah? Wo war derſelbe Bürgermeifter? 

Wilmersdorf, Ringbahnſtr. 12. 

w. Braſch, Mitglied d. Herold. 


66. 

Wie lauten die Ahnentafeln von: 

1. Eliſabeth Adelheid v. Schlegel (Schlägel), 
* 15. 1. 1638, F 11. 3. 1698 als Gemahlin des Aſſeburgiſchen 
Amtmanns Juſtus Oldenburger zu Meindorf, 

2. Margarethe Eliſabeth v. Frieſen, & um 1675 
David Ernſt v. Sobbe, Amtmann zu Rinteln, 

3. Amalia Maria Wippermann (v. d. Wipper), 
x um 1645 Simon Henrich v. Sobbe, Amtsſchultheiß 
zu Rinteln, 

4. Margarethe Wippermann 15 d. Wipper), 
x um 1570 Johann Paſtel, Rea tsverwandter zu 
Minden d 


Alfeld a. d. L. Landrat Burchard. 


67. 

Erbeten wird Nachricht über: 

1. Geburts-, Sterbe-Datum und Ort des Franz Matthias 
von Malſchitzki, Beſitzers von Dargow, Kr. Stolp i / Pom. 
ums Jahr 1800, welcher vermählt war mit Friedrike Amoinette 
Sophie Philippine v. Sitzewitz, 7 1800, 

2. Vor- und Sunamen, Geburts-, Sterbedatum und «Ort 
der Eltern der von Malſchitzki, 

3. ev. Daten über Vermählung der Angeführten. 

Naumburg a / Saale, Claudiusſtr. 18. 


Otto von Wenden, Oberſtleutnant a. D. 


68. 

welches waren die Eltern und Vorfahren, ſowie Ge: 
burtsort von 

Philipp Pfersdorff, * 1619, f 1697, Verwalter des 
Sachſ. Weißenfelsſchen Kammergutes zu Langendorf? Aus 
feiner Ehe (1668) mit Roſina Händel, älteren Schweſter 
des berühmten Komponiften, entſproſſen 5 Söhne: 

a) Friedrich Juſtus, * 1669, F 1732, Chirurg, kam 
als gräfl. Stolbergſcher Kammerdiener nach Ortenberg (Heſſen), 
wo er Nachkommen hinterließ. Wie erhielt er dieſe Charged 

b) Georg Philipp, * 1676, 7 1746, X Urfula Sophia, 
Tochter des Kal. preuß. Amtmanns Joh. Ernft von Lands. 
berg in Rothenburg a. S. (Näheres über diefen erwünſcht). 
War zuerſt Pachtverwalter in Wehlitz, dann Amtsſteuerein⸗ 
nehmer in Freiburg a. U. und zuletzt Schulverwalter in 
Pforta. Sein Sohn Joh. Friedrich, fürſtl. Heidesheimer 
und Keiningenfher Juſtiz-Amtmann, hatte einen Sohn 
Friedrich Philipp Gottlob, * 17250, f ?, Stadtrichter in 
Sorau, Niederlauſitz, der 5 Töchter hinterließ. Zwei heirateten 
einen Grafen von Bünau; Näheres unbekannt. Dieſe Linie 
ſcheint ausgeſtorben zu ſein. 

c) Johann Chriftian, * 1681, f 1762, fürſtl. Ober⸗ 
förſter in Pirmaſens, deſſen Deszendenz mir bekannt iſt. 
Sein älteſter gleichnamiger Sohn, * 1711, f 1771, Major im 
fürſtl. Bataillon in Pirmafens, ſoll geadelt worden fein. 
Don wem und wannd Catſächllch zeigt fein Wappen eine 
Derbejjerung. 

In ſämtlichen Zweigen des Geſchlechts befteht die 
Tradition der adeligen Abkunft. Das Familienwappen zeigt 


i —ͤ—ͤ—ñ— . ̃ — — — a — 


— ————— ſͤ—ĩ . ͤ——́———— dä. — — 
1 


bei allen das Pferd und das Hiſſen (mit kleinen Varianten 
wie bei Kietſtap), wie es auch Luck in feinem 1870 beim 
Brande der Stadtbibliothek Straßburg zerſtörten Wappenbuch 
mit folgender Notiz gab: „15542. Das edele Geſchlecht 
Pferdtdorff iſt an das Stifft Würtzburg kommen als Xehen- 
leute (Chron. Hennenb. Fol. 190.“ Wo finde ich über dieſes 
adelige Geſchlecht eingehende Auskunft? *) 

Etwaige Gebühren werden gern entrichtet. 

Mülhanſen (Elſaß). 

Ernſt Meininger, Mitglied des Herold. 


69. 

Es waren vermählt: 

1. Markgraf Ernſt von Baden-Durlach, * 1482, 
+ 2. 2. 1533; >< in 2. (morg.) Ehe 1518 als Witwer 
des Hoffrdulein Urſula von Rofenfeld, welcher Che 
ein Sohn Karl, * geb. 1529, entſtammt, der mit Genehmi- 
gung Haiſer Karls V. Markgraf von Baden Durlach 
geworden (1552/55). 

2. Georg Pfalzgraf bei Rhein, Herzog in 
Bayern, Graf von Spanheim und Simmern, 
* 20. 2. 1518, f 17. 5. 1569, X in 2. (morg.) Ehe 1564 als 
Witwer Fräulein Eliſabeth von Rofenfeld, ge⸗ 
nannt Heyerin, * um 1526, welcher Ehe 2 Söhne ent: 
ſtammten: Adam und Georg, die vom Kaiſer Maximilian II. 
d. d. Wien, 21. Dezember 1566 zu „Herren von . 
erhoben wurden. 

Welchen Familien entſtammen dieſe beiden Ge⸗ 
mahlinnen Urfula bezw. Elifabeth, wo und wann 
ſind dieſelben geboren, wie hießen deren Eltern und 
was für ein Wappen führten dieſelben, und welches 
Wappen führten die Herren von Ravenspurg? 

Gefällige Auskünfte hierüber ſind ſehr erwünſcht 
und werden an die Redaktion dieſer Seitſchrift ergebenſt 
erbeten. 


70. 

1. Welches Wappen rahele die fränkiſche Familie Wolf. 
ſtrie geld 
Das Epitaphium der Walburg Landſchadin von Steinach, 
geb. v. Ratenberg in der Pfarrkirche zu Neckarſteinach weist 
einen (ſilbernend) Wolf, der anſcheinend auf dem Kopfe 
einen Striegel trägt, im ſchwarzen Felde auf, während nach 
einer Auskunft des Honig! Allgemeinen Reichsarchivs zu 
München Conrad Wolfſtriegel im Jahre 1556 mit einem 
Siegel ſiegelt, das einen Striegel im Schilde führt. 
Welches Wappen iſt das richtiged Welches ſind 
die richtigen Tinkturend 
2. In derſelben Ahnentafel fehlen uns die Eltern des 
mit Dorothea von Fronhofen (Tochter Chriſtophs, + 1556, 
und der Sophie von Schwaigern) vermählten Wolfgang 
(Wolff) von Bühel. Dem Wappen nach gehörte Wolff zu 
dem ſchwäbiſchen Geſchlecht von Bühel; das Wappen 
feiner Gemahlin tt das bekannte der Roth von Schreden- 
ſtein, nur mit verwechſelten Feldern: rechts von Silber und 
Schwarz dreimal geteilt, links in Schwarz ein ſilbernes, rot 
bewehrtes Einhorn. Iſt eine Allianz Bühel⸗-Roth ums Jahr 
1500 nachzuweiſen? Oder handelt es ſich um ein anderes 


) Dol. v. Hefner, Stammbuch, III. 152; Schannat, Fuld. 
Lehnshof, 159; Biedermann, Rhön u. Werra, 414, ufo. — 
Wappen bei Siebmacher und v. Meding. Stammſitz Pferds- 
dorf bei Kiffingen. Das Geſchlecht ſoll 1475 ausgeftorben 
ſein. (A. d. Red.) 


Geſchlecht, das ein ähnliches Wappen geführt hat wie die 
Roth von Schreckenſtein d 

5. Weiter fehlen einzelne Daten für die Ahnentafel der 
1578 geſtorbenen Margarethe von Erlickheim, Gattin des 
Johann Landſchad von Steinach, F 1571. Margarethens 
Großeltern väterlicherſeits waren wahrſcheinlich Michel (9) 
von Erlickheim und Criſta (?) von Neipperg ( 1513), die 
Urgroßeltern N. N. (Ruprecht d, F 1502) von Erlidheim, 
N. N. von Schauenburg, N. N. (Engelhard 5, + 1445) von 
Neipperg und N. N. von Stain zu Rechtenftein oder N. N. 
von Stadion. 

Die Wappen find Erlickheim (1), Schauenburg d (5), 
Neipperg (5), Stain zu Rechtenjtein oder Stadion d (7). 

4. In der Ahnentafel des Hans Landſchad von Steinach 
fehlen die Eltern der Magdalena Krays von Lindenfels; 
N. N. Krays von Lindenfels und N. N. von Leonrodt. 

In der Ahnentafel der Margaretha von Fleckenſtein 
(T 1550) find die Großeltern väterlicherſeits: (Johann d, 
T 1485) von Fleckenſtein, (Margaretha ?) von 
KRathſamhauſen, und die Urgroßeltern: (Hein: 
rich p) von Fleckenſtein, N. N. von Müllen⸗ 
heim, N. N. von Rathſamhauſen, N. NM. 
zweifelhaft. Die Wappen ſind: Fleckenſtein (1), 
Müllenheim ? (3), Rathſamhauſen (2), N. N. 
(4) in nebenſtehender, uns unbekannter Form. 

5. Endlich fehlen die um 1450 lebenden Eltern der Anna 
von Hornftein, Gemahlin des Bernhard von ippenbura. 
Dem Wappen nach könnte ihre Mutter eine Andlau ge— 
weſen ſein. 

Halle a. S., Paradeplatz 2. 


W. C. v. Arnswaldt. 


71. 
Jegliche Daten über Dr. med. Ludwig Holle und ſeine 
Gattin Catharina Charlotte geb. Rentzhauſen, und 
deren Familien werden geſucht. Dr. Holle lebte 1806-08 in 
Dorum (bei Bremerhaven). Erwünſcht wären namentlich 
fein und feiner Gattin Geburts- und Hochzeitsdatum Sweck— 
dienliche Antwort wird auf Wunfch honoriert. 
Bonn a. Rh., Auguſtſtr. 10. Dr. Höfflinger. 


Antworten. 


Für den Herrn Cinfender der Anfrage Nr. 50 
ſind zahlreiche Antworten eingegangen und liegen 
in der Redaktion d. Bl. bereit. 


Betreffend die Anfrage 46 in Nr. 4 des „D. Herold“ von 1908. 

Die Heimat des Johann Friedrich Biagoſch wird 
das Archiv des Preußiſchen Kriegsminiſteriums aus den dort 
vorhandenen „Maß und Stammrollen“ des Regiments feſt— 
ſtellen können. 


Alfeld a. d. L. Landrat Burchard. 


Betreffend die Anfrage 38 in Ar. 3 des „D. Herold“ von 1908. 


Die Angabe in Gritzners „Standeserhebungen“ iſt eine 


irrtümliche. 


Verantwortlicher Herausgeber: 


geile ne: Bohtönigshurg Wappen. 


Herr Oberjtlt. Eggers in Lübeck teilt mit, daß nach 
„Bueck, Hamburgijhe Bürgermeiſter und Oberalten“ der 
Name von der alten, ausgeſtorbenen Familie Rodenborg 
(Rotenburg) ſtamme, deren Kapelle in der Petrikirche (Ham⸗ 
burg) in den Beſitz der Familie Heife durch Heiraten über— 
ging. 

Stammtafel: 
Anna Catharina Rodenborg, * Hamburg am 18. 8. 1720; 
>< dafelbft am 28. 1. 1738 Senator Peter Behrmann. 


| 
N. N. Behrmann & Johann Ludwig Barthold Heife. 


Ludwig Heiſe, T am 28. 10. 1867. 


Ich halte Buecks Angaben für richtiger, umſomehr, als 
ich beſtimmt weiß, auch durch die Familie v. H. K. ſelbſt, 
daß Ludwig Heife, nach dem Verkaufe Rohlſtorfs, nach 
Mecklenburg gezogen iſt und daſelbſt das Gut Poppendorf ge— 
kauft hat. 

Ein Rittergut „Rotenburg, o. ähnl. gibt es, nach Ritters 
Geogr. Lexikon, weder in Mecklenburg, Schleswig-Holſtein, 
noch überhaupt ſonſt. 

Als p. Heife geadelt wurde, hat er vermutlich den Namen 
„Rotenburg“ aus dem Grunde gewählt, weil ſolcher ihm 
feudaler klang, als der Name „Behrmann“, deſſen Annahme 
ſonſt eigentlich näher lag. 

v. Aspern, M. d. „D. Herold“. 
Betreffend die Anfrage 22 in Ar. 1 des „D. Herold“ von 1908. 

Mr. Johan de Witt, FT 27. 5. 1751, X 2. Sept. 1721 
Maria Catharina Thereſia van Heydenryd. Aus dieſer Ehe 
5 Kinder: 

a) Wilhelmina Maria, * 20. 3. 1723, f unvermählt in 
Brüſſel 14. 11. 1798, 

b) Johan, * 22. 9. 
30. |. 1783, 

c) Anna Maria Cherefia, * 25. 5. 1726, T 6. 10. 1726. 


's Gravenhage. Kolonel J. D. Wagner. 


1724, T unvermählt in Brüſſel 


Betreffend die Anfrage 53 in Ar. 4 des „D. Herold“ von 1908. 
Anna v. Donop, Tochter des Chriſtoph v. Donop und 

Dorothea v. Langen, T 1622, 25. Februar, 67 Jahre alt, 

15 Jahre Witwe, beigeſetzt zu Lemgo in der Altſtädt. Kirche. 
Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. Dr. Wagner. 


Druckifehler⸗ Berichtigungen. 
In No. 4 d. Bl. S. 84 Sp. 2 Seile 7 v. u. lies „auf: 
gehöht“ ſtatt: aufgehört. Ebenda, Anmerkung Seile 1 v. u. 
„einer Krone“ ftatt: eine Krone. 


Briefkaſten. 


Herrn v. Sch. in D. Formulare (Vordrucke) für Ahnen— 
tafeln in verſchiedenartigen Ausführungen (für 8, 16 njw. 
Ahnen, mit und ohne Wappen) find bei C. A. Starke, Kal. 
e ORNS: ER DIENEN und von dort zu beziehen. 


— Oe 


A d. m. iin we in Berlin, w. 62. Shilltrafe 8 


UI. — Selbftverlag | des Dereins gerold e verlegt von 


Carl Hermanns Verlag in Berlin, W. Mauerſtraße 43. . — Julius Sittenfeld, Hofbuchdrucker. in Berlin W. 


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Berlin, Juni 1908. 


Der jährliche Preis des „Deutſchen Herold“ — monatlich ein Heft — beträgt 12 Mk., der „Vierteljahrsſchriſt für Wappen-, 
Siegel- und Familienkunde“ 8 Mk. Einzelne Nummern koſten 1 Mk. — Anzeigen für den „Deutfchen Herold“ werden von 
Carl Heymanns Verlag, Berlin W., Mauerſtr. 43. 44, entgegengenommen. 


Jnhalls verzeichnis: Bericht über die 228. Sitzung vom 
21. April 1908. — Bericht über die 779. Sitzung vom 
5. Mai 1908. — Die Flamme auf Ordensinfignien. — 
Noch Einiges zur Schönfeld⸗Frage. — Burg Altena. — 
Adelige in den Berliner Bürgerbüchern. — Nochmals das 
Enkirchner Wappen. — Stammtafel der Familie „Bärtling“ 
bezw. „v. Bartling’. — Fur Stammtafel der Familie 
„Bärtling” bezw. „v. Bartling”. — Bächerſchau. — Hur 
Kunſtbeilage. — Dermifdtes. — Am ſchwarzen Brett. — 
Anfragen. — Antworten. a 


Bereins nachrichten. 


Die nächſten Hitungen des Pereins Herold finden ſtatt: 
Dienstag, den 16. Zuni 1908 abends 
Dienstag, den 7. Juli 1908 7½ Ahr, 


im „Furggrafenhof“, Kurfürſtenſtr. 91. 


Die geehrten Lefer d. Bl. werden ergebenſt erſucht, der 
Redaktion d. Bl. Mitteilungen über ihnen bekannte heral - 
diſche Aunſtwerke (3.8. alte Ichnitzereien, ſeltene Siegel, 
Grabdenkmäler, Glasgemälde, Metallarbeiten uſw.), 
welche fi zur Abbildung in der Zeitſchrift eignen, zugehen 
laſſen zu wollen. Diele Pereinsmitglieder werden, nament- 
lich auf Retfen, Gelegenheit haben, dergleichen zu ſehen, 
und würden uns durch eine kurze Notiz ſehr verpflichten. 


Da der Herr Schatzmeiſter des Pereins Dr. Stephan 
Aekule von Stradonit zu Groß- Lichterfelde, Marien 
ſtraße 16, auch die Führung der Pereinsmatrikel über- 
nommen hat, werden die geehrten Mitglieder des Herold 
hierdurch ergebenſt erſucht, alle Meränderungen betreffend 
Wohnung, Titel ufw. gefilligh dem Jchatzmeiſter anzeigen 
zu wollen. 


Die Pereinsbibliothek if uon Ende Juni bis Mitte 
Anguſt geſchloſſen. 


Die Mitglieder des Vereins Herold werden freundlichſt erſucht, folgendes beachten zu wollen: 


1. Alle den Perein im allgemeinen betreffenden Jorreſpondenzen find zu richten an den Porſitzenden, 
Herrn Generalleutnant z. D. v. Hardeleben, Erzellenz, Berlin W. 50, Aurfürſtendamm 240, oder an den 
Schriftführer, Herrn Geheimrat Seyler, Berlin W. 30, Nollendorfſtr. 10. 
2. Alle Anfragen, Wappen und Wappenkunſt betreffend, ferner Manufkripte für die Pereinspublikationen 
ſowie Anfragen und Antworten für den Aufrageteil der Jeitſchrift und Mitteilungen, welche die Bibliothek 
, des Pereins betreffen: an Herrn Prsfefor Ad. M. Hildebrandt, Berlin W. 62, Schillſtr. 3. 
3. Alle Mitteilungen gensalogiſcher und familiengeſchichtlicher Art (aber nicht die zum Abdruck in der 
Seitſchrifſt beſtimmten): an Herrn Kammerherrn Dr. Kekule v. Itradenitz in Groß Lichterfelde, 


Marienſtr. 16. 


4. Alle Anfragen und Mitteilungen über Siegel und Fiegelweſen: an Herrn Geheimrat Jeyler 


Berlin W. 30, Nollenderfſtr. 10. 


Die Mitgliedsbeiträge find an den Dentfchen Kredituerein, Serlin W. 66, Manerfir. 86/88, zu leiſten. 
Anmeldungen neuer Mitglieder nehmen alle vorstehend genannten Herren entgegen. 


— 110 — 


Bericht 
fiber bie 778. Sitzung vom 21. April 1908. 
Vorfigender: Herr Amtsgerichtsrat Dr. Béringuier. 


Als Mitglieder wurden angemeldet: 


1. Herr Carl Alfred Reinicke, Fabrikant, Rittmeifter 

d. R. zu Gera-Untermhaus, Prinzenftr. 1. 

2. Herr Hugo Simon, Oberleutnant in Char 
lottenburg, Sybelftr. 66. 

3. Herr Richard vonSteinau-Steinrüd, Major a. D., 
Heidelberg, Sähringerſtr. 45. 

Der Herr Vorſitzende machte folgende Mittei« 
lungen: Nach einem Urteil des Reichsgerichts vom 
16. Januar d. J. entſcheidet ſich die Befugnis, den 
Adelstitel zu führen, nicht nach Reichsrecht. Das 
Reichsgericht iſt deshalb bei divergierenden Entſchei⸗ 
dungen der Oberlandesgerichte nicht zuſtändig. — Am 
Sonntag den 26. April wird das auf Betreiben des 
Majors Noel für das Heldenmädchen Johanna Stegen 
(1813) errichtete Denkmal in Gegenwart von Vers 
tretern der Stadt Lüneburg zur Einweihung gelangen. 
— Im Jahre 1830, als die Jeruſalemer und die Neue 
Kirche uniert wurden, ſeien die Kirchenbücher in der 
Art verteilt worden, daß die der lutheriſchen Gee 
meinden zur Jeruſalemer, die der reformierten Bee 
meinden zur Neuen Kirche gegeben wurden. Sodann 
legte der Herr Vorſitzende vor: |. Die neuerfchienene 
Familiengeſchichte der zur Nedden. 2. Das von Herrn 
Profeffor Ad. M. Hildebrandt gezeichnete Wappen⸗ 
Exlibris des Mr. John Gordon Wilſon. 

Der Schriftführer, Geh. Kanzleirat Seyler, auf 
einen zur heutigen Sitzung vertagten Gegenſtand zu— 
rudfommend, führte aus: wenngleich das Wort Ort, 
welches in der Kunſtſprache eine beſtimmte heraldiſche 
Figur bezeichnet, als Familienname in vielen oder ſogar 
in den meiſten Fällen als Abkürzung von Perfonen« 
namen wie Ortlieb, Ortwein uſw. anzuſehen ſei, ſo 
liege es doch nahe, der Bedeutung auch des Wortes 
Ort nachzugehen, da bei ſogenannten redenden Wappen 
ganz ſicher dieſe zugrunde gelegt worden iſt. Nicht 
die Herkunft, ſondern die überlieferte Form des Namens 
iſt bei der Wappenwahl maßgebend, ganz abſichtlich 
und mit gutem Grunde, da man die in dem gewählten 
Bilde enthaltene Anſpielung den Seitgenoſſen verftänd- 
lich machen will. Die Theoretiker des ausgehenden 
17. Jahrhunderts beſpöttelten die Auswüchſe dieſes 
Strebens mit der Anekdote, es habe ſich jemand, der 
Bartholomäus hieß, ein „paar tolle Mäus“ zum Wappen⸗ 
bild erwählt. — Nach Grimm heißt Ort urſprünglich 
Schneide oder Spitze, dann Ecke und Winkel, worin 
ebenfalls noch die Vorſtellung des Scharfen und 
Schneidenden liegt, da ſich in dem Endpunkte zwei 
£inien ſchneiden und eine Spitze bilden. Da zwei ſich 
ſchneidende Tinien vier Eden oder Winkel bilden, fo 
bezeichnet Ort auch den vierten Teil einer Sache. In 
der Bibelüberſetzung von 1493 (Ev. Markus) heißt es 


3. B.: eine arme Wittwe was kummen, die legt darein 
zwei ort, das iſt ein helbling. Ort iſt der vierte Teil 
einer Münze, daher Ortstaler, Ortsgulden. Sodann 
bezeichnet Ort ſowohl den Anfangspunkt, wie in der 
Redensart von dem orte bis an das ende, als den 
Endpunkt z. B.: ungeſtillt iſt die Klage bis an den 
Ort all meiner Tage. Endlich bezeichnet das Wort 
auch die Wohnſtätte, den Platz, 3. B. Pſalm 26: ich 
habe lieb die Stätte deines Hanfes und den Ort, da 
deine Ehre wohnet. In der Bergmannſprache iſt „Ort“ 
das Ende eines Grubenbaues, beſonders häufig in dem 
Ausdrucke „vor Ort“. — Nach den Akten des Wiener 
Adelsarchives erhielten die Brüder Philipp und Peter 
Ort vom Kaiſer Karl V. einen Wappenbrief d. d. 
Toledo, 14. Februar 1559. Das Wappen iſt in Gold 


“ein roter Löwe, der einen weißbefiederten roten „Stral⸗ 


pfeil“ mit eiſerner Spitze zum Wurfe hält; auf dem 
Stechhelm wiederholt ſich der Löwe wachſend. Nach 
einem aus Derfehen des Konzipiften undatiert ge⸗ 
bliebenen Konzepte erteilte Karl V. dieſes Wappen 
auch dem Bürger von Antwerpen Johann Orth sen. 
aus Frankfurt a. M. Von dem oben genannten Philipp 
ſtammen ab: die Gebrüder Johann Philipp und Philipp 
Cudwig Orth, Ratsperfon zu Frankfurt a. M., die vom 
Kaiſer durch Diplom d. d. Wien, 4. Mai 1665, den 
rittermäßigen Adelſtand erhielten; bei dieſer Gelegen- 
heit wurde der Wappenlöwe gekrönt und der Stech⸗ 
helm durch einen gekrönten Turnierhelm erſetzt. Ein 
anderer Abkömmling Philipps, Auguſt Moritz Orth, 
Kauf- und Handelsmann zu Heilbronn, erhielt vom 
letzten römiſchen Kaiſer zu Wien am 15. April 1804 
den Reichsritterftand mit „Edler von“. Su dem alten 
Wappen von 1539 erhielt er noch einen zweiten Helm, 
der mit drei Straußenfedern verziert iſt. Su Heilbronn, 
der Stammheimat des beſprochenen Geſchlechts, gab es 
noch Orth mit anderem Wappen. Wilhelm Friedrich 
Orth, Lizentiat beider Rechte, Patrizier von Heilbronn, 
wurde vom Kaifer Franz I. durch Diplom d. d. Wien, 
3. Oktober 1758, in den Adelſtand erhoben. Das 
Wappen iſt in Schwarz auf grünem Hügel ein goldener 
Cöwe, in der linken Pranke einen goldenen Kelch und 
in der rechten den dazu gehörigen Deckel haltend. Auf 
dem gekrönten Helm der Löwe wachſend zwiſchen ge⸗ 
ſchloſſenem ſchwarzen Flug. 

Herr Generalmajor 3. D. Freiherr v. Cedebur 
hat in einem gemalten Wappenbuche des 17. Jahr- 
hunderts ein Wappen Ort v. Hagen, geſpalten, vorn 
der Orthſche Cöwe, hinten das Wappen der v. Hagen 
zu Moſſen (Balken, von je neun Schindeln in zwei 
Reihen 5, 4 begleitet) im unteren Felde zeigt ſich noch 
ein Doppelhaken oder der Buchſtabe 2. Su anderen 
Geſchlechtern gehören Johann Anton und Paul Ortt, 
welche vom Kaiſer Friedrich III. im Heere bei Neuß 
am 17. Juni 1475 einen Wappenbrief erhielten (drei 
Olivenzweige im roten Schilde) und der kaiſerliche 
Hauptmann Matthias und deſſen Bruder Johann Orth, 
die vom Kaiſer Rudolf II. zu Prag am 20. Juni 1580 
in den Adelſtand erhoben wurden (Schachbalken, Stern 


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Beilage zum Deutſchen Herold 1008, Nr. 6. 


= A. 


und Löwe im fchwarzen Schilde). Zu der zweiten 
Frage, den Derhältnifjen des Patriziats übergehend, 
bemerkte der Schriftführer, daß es fich lohnen würde, 
auch andere ſtädtiſche Intereſſentengruppen, wie die in 
landesherrlichen Städten vorkommenden Münzer-Haus- 
genoſſen und die Erbſälzer oder die an Knoten. 
punkten der Binnenſchiffahrt ſitzenden Erbausfergen, 
zum Vergleiche heranzuziehen. Hausgenoſſe iſt die 
Verdeutſchung des in der Urkundenſprache des Mittel- 
alters gebräuchlichen Wortes familiaris. Ihrer großen 
Mehrzahl nach waren die familiares eines Fürſten un: 
freie Miniſterialen, ſie konnten als ſolche, auch wenn 
ſie in einer Stadt ihren erblichen Wohnort hatten, 
dort nicht das Bürgerrecht erwerben, weil die Städte 
nur freie Leute als Bürger aufnahmen. Wenn einmal 
eine Stadt unwiſſentlich einen Ceibeigenen aufnahm, fo 
bekam fie ſtets Handel mit ſeinem Herrn. Urſprüng— 
lich unterſchieden ſich alſo die Hausgenoſſen ſehr ſcharf 
von dem Patriziate, obgleich ſie eine dieſem ähnliche 
Stellung einnahmen. Sie waren aus dem Stande 
der Rittermäßigen hervorgegangen, waren von ihrem 
Fürſten in erblicher Reihe mit dem Münzamte betraut 
worden und bildeten nächſt den Patriziern den ge— 
achtetſten Stand der Stadt. Erſt in ſpäterer Seit, dem 
15. und 16. Jahrhundert, als ſich die Erinnerung an 
das Miniſterialitätsverhältnis und die perſönliche Un, 
freiheit verwiſcht hatte, kam es vor, daß Hausgenoſſen— 
geſchlechter in den Stand der Patrizier übertraten. — 
Nur die großen Handelsftadte, und unter dieſen vor— 
zugsweiſe die Reichsſtädte haben einen ſtarken Patriziat 
ausgebildet. Der Nährboden derſelben war der Groß— 
handel und die fabrikmäßige Warenerzeugung. Wo 
dieſe Vorausſetzung fehlt, gibt es auch keinen Patriziat. 
In kleineren Orten vermochten ſich die Mittelfreien 
nicht dauernd auf ihrer Höhe zu erhalten, weil ſie 
keinen ihrem Stande angemeſſenen Tätigfeitsfreis vor— 
fanden und es dulden mußten, daß ſich ihre Nach— 
kommen mit Gemeinfreien verſippten. Die Vorſorge 
für ſtandesgemäße Vermählung ließ in den großen 
Städten neben den herrſchenden Geſchlechtern noch 
einen zweiten Stand entſtehen, den man als ebenbürtig 
anerkannte, in der Herrenftube zuließ und den man hin— 
ſichtlich gewiſſer ſtädtiſcher Amter bevorzugte. In 
Nürnberg nannte man dieſen Stand die „Ehrbaren“, 
in Augsburg die „mehrere Geſellſchaft“ (im Gegenſatz 
zu der „niederen Geſellſchaft“ der Kleinkaufleute), 
ſpäter fälſchlich „Mehrer der Geſellſchaft“. Wenn ſich 
die Sahl der herrſchenden Geſchlechter durch Aus: 
ſterben oder Auswanderung verminderte, wurde der 
Abgang aus dem zweiten Stande durch Kooptation 
ergänzt. 

Herr Amtsgerichtsrat Dr. Béringuier bemerkte, 
daß auch der Berliner Patriziat Großhandel u. a. nach 
der Oder hin getrieben habe. 

Herr Braſch verlas den Artikel des Sedlerſchen 
Univerſallexikons über das Stichwort „Patriziat“, deſſen 
Ausführungen heute nicht mehr haltbar ſind. 


Herr Hiftorienmaler Clog bemerkte, daß auch die 
kleineren württembergiſchen Städte, wie Schorndorf, 
ihren Patriziat hatten, den man die „Ehrbarkeit“ 
nannte. 

Herr Frhr. v. Dungern betonte die Vielgeſtaltigkeit 
in der Entwickelung des Patriziats; in jeder Stadt war 
die Entwickelung anders; es müſſen auch die Ver— 
ſchiedenheiten der Seit gehörig beachtet werden. 
Sweifellos ſei es, daß der Patriziat um 1200 vom 
Ritterftande war. 

Herr Oberſt v. Scheven iſt der Meinung, daß der 
Gegenſatz zwiſchen Cand- und Stadtadel erſt hervor» 
getreten ſei, als ſich die Ritterſchaften bildeten. 

Se. Exzellenz Herr Generalleutnant v. Uſedom 
legte ein vom Königlichen Seughauſe erworbenes Buch 
vor, welches, im Jahre 1550 zu Augsburg gedruckt, 
über 100 figürliche Darſtellungen alter Augsburgiſcher 
Geſchlechter enthält. Jedes Bild zeigt eine ganze 
Figur in Wehr und Waffen, welche ſich auf das be» 
treffende Familienwappen ſtützt. Die Farben der 
Wappen ſind im Anhange angegeben. Dieſe Dar— 
ſtellungen bieten nicht nur ein heraldiſches, ſondern 
auch in hervorragender Weiſe ein koſtüm- und waffen- 
geſchichtliches Intereſſe, da die Ausſtattung der Figuren 
nach Kleidung und Wehr von erſtaunlicher Mannig— 
faltigkeit iſt. 

Herr Oberſt v. Scheven hielt einen intereſſanten 
Vortrag über die Abſtammung der Grafen v. Altena— 
Mark von den Grafen v. Berg, welche ſich von dem 
Sitze Berg bei Düſſeldorf benannten. Die Burg 
Altena ſei wahrſcheinlich durch Heirat mit einer Tochter 
des gräflichen Haufes Arnsberg erworben worden. 
Graf Eberhard nennt ſich 1161 zum erſten Male von 
Altena. Der Vortragende behandelte eingehend die 
Wappenentwickelung in den verſchiedenen Sweigen des 
gräflichen Hauſes. 

Das Ehrenmitglied Herr Generalmajor z. D. Frei— 
herr v. Ledebur teilte mit, daß der General Hein 
rich v. Schönfeld, von dem Ä 
Dr. Philipp Coſch in der neueſten 
Nummer der Monatsſchrift ge- 
handelt hat, zweifellos zu dem 
Geſchlechte des ſächſiſchen Ur— 
adels gehörte, welches in G 
einen ſchräggeſtellten Baum- 
ſtamm führte. Den Beweis 
liefert das Alliancewappen 
v. Schönfeld ⸗Belcaſtel, welches der Herr General in 
ſeiner reichen Siegelſammlung beſitzt. 

Herr Profeffor Hildebrandt legte vor: I. Das 
„Beuferfche Familienbuch“, herausgegeben von Kam» 
merdirektor Friedr. Wilh. Heufer; Geſchenk des Herrn 
Derfaffers. 2. Einige neue, von der Firma C. A. 
Starke in Görlitz in den Handel gebrachte Formulare 
für Ahnentafeln. Seyler. 


Bericht 
über die 779. Sitzung vom 5. Mai 1908. 


Vorſitzender: Se. Exz. Herr Generalleutn. 3. D. v. Bardeleben. 


Der Herr Vorſitzende widmete den verſtorbenen 
Mitgliedern Herren Hermann v. Benckendorf zu Jendel 
und Profeſſor Krohn zu Saarbrücken einen Nachruf. 
Die Anweſenden erhoben ſich von ihren Sitzen. 

Su dem Berichte über die vorige Sitzung bemerkte 
Herr Oberſt v. Scheven hinſichtlich der Stellung der 
Patrizier, daß nach einer Behauptung Fahnes in den 
Urkunden des Mittelalters, deren Seugen ſtets nach 
dem Range geordnet waren, die Ritter vor den con- 
sules, dieſe aber vor den Knappen genannt werden. 
Die Sache verdient an der Hand einer größeren An⸗ 
zahl rheiniſcher Urkunden unterfucht zu werden. 

Herr Generalmajor 3. D. Freiherr v. Cedebur, 
Ehrenmitglied, legte eine Sammlung von Siegeln der 
Grafen zur Mark vor, welche geeignet ſind, die an⸗ 
ſcheinende Willkür in der Geſtaltung des gräflichen 
Wappens zu beleuchten. In dem fehr ſchönen Reiter⸗ 
fiegel des Grafen Engelbert II. (1518-1328) trägt der 
Reiter einen Schild, der mit dem Schachbalken belegt 
iſt, während in dem rückwärts aufgedrückten Kontre⸗ 
ſiegel dem Schachbalfen der wachſende Lome hinzu⸗ 
gefügt iſt. Dieſe Erſcheinung zeigt ſich bis zum Aus. 
gange des Geſchlechts, indem auch da, wo ſich in der 
Führung des Wappens ein ziemlich feſter Gebrauch 
herausbildet, der wachſende Löwe oft in auffälliger 
Weiſe zugeſetzt oder weggelaſſen wird. Jedenfalls iſt 
der Schachbalken das eigentliche und wichtigere Wappen⸗ 
bild, das in keiner Darſtellung fehlt. 

Als Mitglieder wurden angemeldet: 


J. Herr Georg v. Klüfer, Amtsgerichtsrat, Ehren⸗ 
ritter des Johanniterordens zu Diepholz, Pro- 
vinz Hannover. 

2. Herr Alfred Troje, Korvetten Kapitan a. D., 
Seehauſen, Kr. / W., Reg.⸗Bez. Magdeburg. 


Der Herr Dorſitzende berichtete J. über ſeine 
jüngfte Reiſe, die auch nicht ohne Ergebniſſe für unfere 
Wiſſenſchaften geweſen iſt, u. a. über die Schrift von 
Fridolin Plant: Das geheimnisvolle Wandgemälde in 
der Durchgangshalle des Meraner Pfarrturmes. Kunft- 
geſchichtliches aus Brandenburg und Tirol (Meran 1905). 
Das fragliche Bild wird auf den falſchen Waldemar 
gedeutet. Herr Amtsgerichtsrat Dr. Beringuier bes 
merkte, daß Seine Exzellenz auch auf feinen Erholungs» 
reiſen der Intereſſen des Vereins eingedenk bleibe und 
ſagte im Namen der Anweſenden dem Herrn Vorfigen: 
den beſten Dank. 2. Über die Gründung der Guido 
v. Liſt⸗Geſellſchaft in Wien, deren Aufruf die Unter: 
ſchriften von Friedrich v. Gaisberg ⸗Schöckingen, Ed. 
Corenz Meyer zeigt. Es herrſcht allfeitiges Einverſtänd⸗ 
nis, daß unſer Verein als ſolcher nicht Mitglied werden 
kann. 3. Herr Rittergutsbeſitzer Wentzel auf Ober⸗ 
Kemnig habe das mit biographiſchen Daten reich aus⸗ 


geſtattete chronologiſche Verzeichnis ſämtlicher Mitglieder 
der Loge zur goldenen Mauer eingefandt. Seine Er- 
zellenz bezeichnete es als wünfchenswert, ähnliche Der: 
Sffentlidhungen von allen deutſchen Cogen für die Vereins ⸗ 
bibliothek zu ſammeln. Herr Amts gerichtsrat Dr. Bes 
ringuier verſprach, über dieſe für Familienforſcher 
wertvolle Literatur Erkundigungen einzuziehen. 4. Herr 
Dr. Bernhard Koerner habe geſchenkt die Handſchrift 
zu Band XIV des Genealogiſchen Handbuchs bürger⸗ 
licher Familien und eine Anzahl Blätter für das 
Wappenbilderlexikon, die ſich meiſt auf Berlin beziehen. 
5. Herr Kurt Freiherr v. Reibnig hat geſchenkt die 
von ihm verfaßte Schrift: Familienfideikommiſſe; ihre 
wirtſchaftlichen, ſozialen und politiſchen Wirkungen (1008). 
6. Herr Diviſionspfarrer Pfefferkorn in Hohenſalza 
bittet um Nachrichten über das Geſchlecht von der 
Noddgerie zu Pfefferkorn, beſonders um den Nach⸗ 
weis, in welchem Kirchenbuch die Daten über die Ge⸗ 
burt ſeines Urgroßvaters (ca. 1740) geſucht werden 
könnten. Nach den Überlieferungen der Familie ſoöll 
dieſer den Namen „von der Noddgerie“ eines Streites 
wegen abgelegt haben. Deſſen Vater ſoll am Mann⸗ 
heimer Hofe höherer Beamter geweſen fein. Die Fragen 
werden den Mitgliedern beſtens empfohlen. Herr 
Dr. Bernhard Körner bemerkte, daß das Geſchlecht 
von der Noddgerie noch gegenwärtig eriftiere. 

Herr Charles Graf v. Rhoden legte zwei farbige 
Ausführungen von eigener Hand zur Anſicht vor: Ahnen⸗ 
tafel des Oskar Immanuel v. Kretſchmann, geb. 1879, 
und Stammtafel des ſchottiſchen Geſchlechts Boyd 
v. Kilmarnock. 

Herr Amtsgerichtsrat Dr. Beringuier legte vor 
die von der Religiöſen Büchergeſellſchaft zu Toulouſe 
in drei Bänden neu herausgegebene Histoire des Mar- 
tyrs ſeit der Seit der Apoſtel bis zur Gegenwart (1610) 
von Jean Crespin, welche man wohl auch als „Ge⸗ 
ſchichte der Märtyrer des Proteſtantismus in Frankreich“ 
zitiert findet. Das Werk iſt durch die Fülle feiner 
perſonalgeſchichtlichen Mitteilungen für Familienforſcher 
von hohem Intereſſe. Es wird beſchloſſen, das Werk 
für die Bibliothek anzuſchaffen. 

Herr Arthur v. Geldern ⸗Crispendorf hatte die 
von ihm bearbeiteten Mitteilungen über das Chemnitzer 
Patriziergeſchlecht Neefe eingeſandt. Nach einer wahr: 
ſcheinlich im 16. Jahrhundert fabrizierten, von Drey⸗ 
haupt zwar mit einem „ſoll“ aber doch mit ernſter 
Miene vorgetragenen Sage ſtammten die Neefe ab von 
jenem Cr. Naevius, deſſen Cicero in ſeinem Werke de 
officiis gedenkt! In Chemnitz find die Neefe ſeit dem 
15. Jahrhundert geſchichtlich nachweisbar; Hans Neefe 
1444 war Mitglied der Tuchmachergilde, die in Chem⸗ 
nig eine fo anſehnliche Rolle ſpielte. Sieben Bürger⸗ 
meiſter der Stadt ſind dem Geſchlecht entſproſſen. 
Kaiſer Ferdinand I. erhob durch Diplom d. d. Augs: 
burg 20. Mai 1559 die Gebrüder Johann und Kafpar, 
beide Doktoren der Medizin, Paul und Jakob, die 
Neffen, in den Adelſtand. Das verliehene Wappen 
zeigt in Gelb zwei ſchräggekreuzte ſchwarze Adlerfüße, 


von einem blauen Stern überhöht. Der erwähnte 
Dr. Johann Neefe war 1499 zu Chemnitz geboren, 
Leibarzt der Kurfürſten Moritz und Auguſt von Sachfen, 
einer der berühmteſten Arzte ſeiner Seit. Er wurde 
wiederholt zu dem ſchwer leidenden Kaifer Ferdinand 
nach Wien berufen und verweilte lange Seit am 
Kaiferlichen Hoflager. Seine Aufzeichnungen über die 
an der Kaiſerlichen Tafel geführten Geſpräche wurden 
1673 von dem ſächſiſchen Bibliothekar David Schirmer 
in den Druck gegeben. Die Jahreszahl des Adels⸗ 
diplomes 1559 trägt auch das ſchöne Renaiffance- Portal 
des Patrizierhauſes am Markt zu Chemnitz, welches bis 
1804 im Beſitze des Geſchlechts ſich befand und jetzt 
dem Hotel zum Römiſchen Kaifer als Domizil dient. 
Es entſteht die Frage, ob die heute lebenden Abkömm⸗ 
linge der im Jahre 1559 geadelten Perſönlichkeiten als 
adlig anzuſehen find. Etwa 100 Jahre nach dem Tode 
Ferdinands I. wurde es erſt üblich, den neugeadelten 
Geſchlechtern, auch wenn ihr Name nicht von einem 
Orte entlehnt war, die Partikel „von“ zu verleihen, 
dieſe Neuerung konnte aber den wohlerworbenen Rechten 
des älteren Briefadels, welcher ſich des „von“ nicht be⸗ 
diente, nicht ſchädlich werden. Wie der Verfaffer kon⸗ 
ſtatiert, entſtammen die in der Stammreihe ſeit der 
Nobilitation der Neefen vorkommenden Frauen ſämtlich 
alten angeſehenen Geſchlechtern, der Adel iſt alſo nicht 
durch ſchlechte Derfippung oder durch andere Umſtände 
verloren gegangen. Daraus dürfte folgen, daß das 
Geſchlecht bis zum heutigen Tag adlig iſt, wenn es 
auch die Adelspartikel nicht führt. 

Der Schriftführer gab Kenntnis von einem 
Schreiben des Herrn Kammerherrn v. Bila auf Hain: 
rode, in welchem hinſichtlich der von Herrn Profeſſor 
Dr. Hauptmann aufgeſtellten Norm geſagt wird: „Nach 
unſerer Anſicht gehören zum Uradel nur die Geſchlechter, 
welche vor dem Jahre 1350 in Urkunden als zu einem 
ritterbürtigen Geſchlecht gehörig vorkommen. Es müſſen 
in einer Urkunde Mitglieder des Geſchlechts als Ritter 
oder Knappen aufgeführt ſein.“ 

Herr Oberſt v. Scheven teilte mit, daß das In- 
stitut généalogique international zu Groningen (Holland) 
ein Goldenes Buch des polniſchen Adels heraus⸗ 
zugeben beabſichtige. 

Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz gab 
Aufklärungen über das Anbringen von Ahnenwappen 
auf Grabſteinen. Es komme vor, daß auf Grabſteinen, 
die in Kirchen, welche ſchon viele Denkmale des Ge⸗ 
ſchlechts verwahren, aufgeſtellt werden ſollen, das 
Wappen dieſes Geſchlechts als bekannt fortgelaſſen 
werde; die Vierzahl der Wappen wird dann ergänzt 
durch Hinzunahme des Wappens der Mutter des Groß⸗ 
vaters. — Sodann beſprach der Herr Kammerherr die 
Schrift von Dr. med. Rob. Sommer, Goethes Wetzlarer 
Derwandtichaft (Leipzig 1008). Es wird in der Schrift 
verſucht, die Bedeutung des Dr. Cornelius Cindheim 
als Ahne Goethes nachzumweifen. 

Herr v. Gellhorn legte vor eine Photographie 
des kürzlich von ihm beſprochenen Wappenfenſters, 


welches von einer Reihe ſchleſiſcher Geſchlechter in die 
reſtaurierte Kirche zu Liegnitz geſtiftet worden iſt. 

Herr Profefjor Ad. M. Hildebrandt legte vor 
J. eine von ihm gezeichnete und in Farbendruck aus: 
geführte Wappentafel, enthaltend die Wappen der Ge— 
ſchlechter, welche zur Geſchichte der Hohkönigsburg in 
Beziehung ſtehen. Dieſelbe wird der Feſtſchrift bei— 
gegeben, welche zur bevorſtehenden Einweihung der 
Burg im Verlage von Ernſt Wasmuth erſcheinen wird. 
Die Hohkönigsburg überraſcht ihre Beſucher durch 
reichen heraldiſchen Schmuck; einzelne alte Wappen, 
wie die der Grafen v. Thierſtein, der v. Sickingen ſind 
noch erhalten, andere ſind in zeitgemäßer Ausführung 
von neuem angebracht worden. Ein altes Kaiſerwappen 
wurde im Brunnen gefunden; ſorgfältig erneuert wurde 
es mit dem Wappen des jetzigen Kaiſerlichen Burgherrn 
über dem Portal angebracht. Verwandtſchaftstafeln 
der Thierſteiner und Oettinger Grafen, der Herren 
v. Sickingen, Ratſamhauſen, Hohenftein zieren die Wände. 
Weitere Mitteilungen werden in der nächſten Sitzung 
erfolgen. 2. Eine Anzahl moderner Beſuchskarten mit 
3. T. heraldiſchen Verzierungen, feine Arbeiten des 
Kupferſtechers Nawrocki in Stuttgart. 3. Abdrücke von 
Holzſtöcken, die von dem Xylographen Franz Henning 
in Berlin, Alte Jakobſtr. 1 II, geſchnitten ſind. Die 
durch die neueren Atzungsverfahren faſt ganz verdrängte 
Kunſt des Holzſchnitts könne ſich nur in der Weiſe der 
vorliegenden Blätter, nämlich durch meiſterhafte Arbeit, 
konkurrenzfähig erhalten. 

Herr Oberſtleutnant v. Flotow berichtete, daß 
ſich im Staats ⸗Archive zu Wetzlar die Aktenſtücke über 
43 PDrozeſſe feines Geſchlechtes befunden hätten, die im 
Jahre 1851 an Mecklenburg abgegeben worden ſeien. 
Herr Hauptmann v. Tresckow fügte hinzu, daß die 
Wetzlarer Akten an die Archive von Schwerin und 
Strelitz verteilt worden ſeien. In beiden Archiven werde 
der Herr Vorredner nach den auf fein Geſchlecht bezüg⸗ 
lichen Prozeßakten zu ſuchen haben. 

Herr Hiftorienmaler G. Adolf Clog gab die Forte 
ſetzung ſeines Vortrages: Was ſoll der Heraldiker von 
hiſtoriſcher Waffenkunde wiſſen ? Heute war es vorzugs⸗ 
weiſe die Turnierrüſtung, welche der Vortragende mit 
ſeiner den Gegenſtand vollſtändig beherrſchenden Sach⸗ 
kenntnis behandelte. Der Vortrag wird in der Monats⸗ 
ſchrift zum Abdruck gelangen. Seyler. 


Die Flamme auf Ordens inſignien. 
Don Lothar Lüſtner. 


Bezüglich der Verwendung einzelner Deforations- 
ſtücke zum Schmucke von Ordensinſignien iſt bis jetzt 
noch kaum ein Hinweis erfolgt. Kronen, Schwerter, 
Eichenlaub und Wappentiere zieren Kreuze und Sterne, 
alles Attribute, deren ſymboliſche Bedeutung offenkundig. 
Eine eigenartige Stellung dagegen nimmt die Flamme 
ein, jenes leuchtende Signum des Ewigen, Läuternden 


— 14 — 


wie des Vergänglichen. Nur felten tritt fie in ſtarker 
ſymboliſcher Faſſung auf, während ihre Hauptanwen⸗ 
dung auf dekorativen Intentionen beruht. Beachtens⸗ 
wert iſt hier die Mannigfaltigkeit, welche die Flamme 
als Sierat bei Ordenskleinodien, Ketten und Sternen 
offenbart, bei letzteren ſogar die Strahlen erſetzend. 
Mit dieſen darf der Begriff Flamme nicht verwechſelt 
werden; nur das züngelnde kann als ihr Charakteriſtikum 
gelten. Meiſt iſt ſie in goldenem Scheine wieder⸗ 
gegeben, nur in wenigen Fällen (Großherzogl. Toskan. 
St. Joſephs⸗Orden) trägt fie ihre rote Färbung. Die 
ſymboliſche Bedeutung der Flamme ſtrahlt uns aus 
zwei Orden entgegen. Sunächſt dem Goldenen Dließ, 
1429 geſtiftet, deſſen Deviſe: Ante ferit quam flamma 
micet (Bevor die Flamme erglänzt, ſchlägt man) Anlaß 
genug bot zu ihrer Verwendung. Als wichtiges Ketten⸗ 
glied, Feuerſteine umzüngelnd, zeigt ſie ſich, ferner als 
Teil des Kleinods ſelbſt in deutlich ausgeprägter Form 
direkt über dem Widder (bei der Halsdeforation am 
Bande allein, dagegen nicht bei dem Kleinod an der 
Kette). Das zweite Beiſpiel gewährt der (erloſchene) 
Königl. Franzöſiſche Orden vom Heiligen Geiſte, ge: 
ſtiftet 1578. Wie die Erſcheinung des göttlichen 
Wunders ſich durch Feuerflammen ſichtbar machte, war 
ihr Vorkommen auf dem Orden dadurch gleichſam Er⸗ 
fordernis. Man findet dieſe bei der Kette; ſämtliche 
Glieder beſtehen aus Flammenzungen, auf denen ab⸗ 
wechſelnd das Lilienmotiv, H überdeckt mit der Königs ⸗ 
krone und ſchließlich Helmzieraten angebracht find. 
Bei Unterſuchung der Frage, inwieweit die Flamme 
lediglich als Dekorations ſtück dient und welche Rolle 
ihr dabei zugewieſen, läßt ſich folgende Einteilung feſt⸗ 
ſtellen. Die Flamme erſcheint als: I. Kettenglied oder 
Beſtandteil eines ſolchen, II. Strahlen erſetzender Be⸗ 
ſtandteil bei Sternen, III. Verzierung oder Teil des 
Kleinods, dabei in gewiſſem Sinne formbeſtimmend, 
IV. Beigabe zu einem Ordens⸗Schmuckſtück, V. Beigabe 
zu einem dem Orden affilierten Teil. In betreff der 
nun folgenden Ordens ⸗ Aufzählungen wird der Forme 
charakter, nicht das chronologiſche Moment maßgebend 
ſein. Bei der Verwendung als Kettenglied dient, wie 
ausgeführt, der Orden vom Goldenen Dließ, wie auch 
der Orden vom Heiligen Geiſte in hervorragender 
Weiſe als Beiſpiel. In dieſelbe Kategorie gehört der 
(erloſchene) Orden des Heiligen Blutes zu Mantua, 
1608 geſtiftet; eine in acht Spitzen auszüngelnde Flamme 
umgibt das Schildchen mit dem Bilde der Monſtranz, 
und das nächſte ovale Glied iſt von kleineren Flammen⸗ 
zungen umrahmt. Der Großherzogl. Toskaniſche St. 
Joſephs . Orden (erlofchen) aus dem Jahre 1514 bringt 
die Flamme in ziemlich großer Form, zweimal aus⸗ 
ſtrahlend, in deren Mitte ein kreisrundes Kettenglied 
ſitzt. Bei dem Königl. Bayerifchen Verdienſt⸗Orden 
vom Heiligen Michael, 1693 geſtiftet, iſt bereits das 
Oval als Kettenglied größer geworden. Die Flammen⸗ 
zungen oben und unten ſind dagegen weſentlich kleiner, 
und damit ergibt ſich die Überleitung zu dem Falle, 
daß die Flamme mehr und mehr ihrer urſprünglichen 


Sweckleiſtung als Kettenglied entrückt wird, um ſich 
zum Dekorationsſtück eines Nebenteiles auszuwachſen. 
Der Königl. Bayerifche St. HBubertus⸗Orden, 1444 gee 
ſtiftet, zeigt als Hauptbeftandteil fungierende Initialen 
(C. T.), denen an beiden Enden Flammenzungen an: 
haften. Wir finden bei den Initialen zweier anderer 
bayeriſcher Orden (dem Militär ⸗ Max- Joſephs⸗Orden, 
geftiftet 1797, ſowie dem Derdienftorden der Bayerifchen 
Krone von 1808) ebenfalls die Flammenzungen, jedoch 
weſentlich kleiner, an den Enden des Buchſtabens 3; 
hier ſind ſie ein unweſentlicher Schmuck, zum Charak⸗ 
teriſtikum der Kette nichts mehr beitragend. — Die be⸗ 
deutendſte, zugleich auch eigenartigſte Rolle iſt der 
Flamme bei dem Stern zugedacht; ſie wirkt direkt 
formbeftimmend und -geftaltend. Das erfte Beiſpiel 
liefert der Königl. Großbritann. Bath⸗Orden, 1725 
geſtiftet. Statt Strahlen weiſt der Großkreuzſtern 
züngelnde Flammen auf, wodurch ein dekorativ präch⸗ 
tiger Effekt erzielt wird. Bei dem ſehr erhabenen 
Orden des Kaiſerl. Sterns von Indien, der dem Jahre 
1861 ſeine Entſtehung verdankt, hat man zu dieſem 
Verfahren mit viel Glück zurüdgegriffen. Das Crachat 
iſt flammenumzüngelt, jedoch halten dieſe ſich meiſt in 
derſelben Höhenlinie. In phantaſtiſcher Weiſe fand 
jene Manier eine Weiterbildung in dem 1884 geſtifteten 
Königl. Siameſiſchen Orden Maha Chakrki. Nicht 
nur das mittelſte Kleinod iſt flammenumſpielt, gewiſſer⸗ 
maßen in Flammenbündeln zu je 5 und 3 Sungen 
bilden fie den Stern, echt orientalifch in Form und Ge ⸗ 


ſtaltung. Auch der Päpftliche Pius⸗Ordens⸗Stern zeigt 


Flammen ſtatt Strahlen. Die dritte Abteilung beginnt 
mit dem Orden des Goldenen Dließes (Hals dekoration 
am Bande), wobei die Flamme, wie ſchon oben er⸗ 
wähnt, einen Hauptteil des Kleinods ausmacht; irgend 
welche Analogie iſt bei keinem anderen Ordenszeichen 
nachweisbar, dagegen ſind die Fälle, in denen die 
Flamme als Verzierung des Kleinods dient und hier 
der Form gewiſſe Geſtaltungen verleiht, ſchon zahl⸗ 
reicher. So umgeben flammenartige Embleme im 
Kreisrund das Kleinod des erwähnten Königl. Siame- 
ſiſchen Ordens Chakrki, charakteriſtiſch für die geſamte 
Form. Nicht minder bedeutungsvoll erſcheint der 
Flammenzungenkranz um den ovalen Mittelſchild des 
Königl. Bayerifchen Verdienſt⸗Ordens vom Heiligen 
Michael, der ganzen Dekoration ein eigenes Gepräge 
verleihend. Auch der längſt erloſchene Kaiſerl. Orden 
des Burgundiſchen Kreuzes, 1555 von Karl V. ge 
ſtiftet, ſcheint in dieſe Kategorie zu gehören; iſt uns 
doch überliefert, daß das Kleinod, aus einem goldenen 
Feuerzeuge beſtehend, mit Flammen umgeben geweſen 
ſei. In den Winkeln der Kreuzbalken hat man ſie in 
ihrer weiteren Verwendung zu ſuchen. Am auffälligſten 
iſt dies bei dem Päpſtlichen Pius⸗Orden, geſtiftet 1847. 
In ſtarker Schwellung heben ſich die Flammen zwiſchen 
den einzelnen Kleinodgliedern hervor, dergeſtalt groß, 
um die Dekoration der Form eines Sternes nahe zu 
bringen. Ebenfalls das Geſamtausſehen beſtimmend 
wie in glücklichſter Weiſe dekorativ find Flammen in 


— 15 — 


den Winkeln des Königl. Bayerifchen Militär⸗Verdienſt⸗ 
ordens vom Jahre 1866 angebracht. Weniger be⸗ 
deutend erſcheinen die Flammen in den Winkeln des 
Kaiſerl. Ruſſiſchen Weißen Adler⸗Ordens, 1713 ges 
ſtiftet. Merkwürdige Wandlungen hat der Kaiſerl. 
Ruffifhhe St. Annen⸗Orden zu verzeichnen. Die ur⸗ 
ſprüngliche, 1735 geftiftete Faſſung zeigte, dem Wort⸗ 
laut alter Beſchreibungen folgend, ein „flammigtes 
Creutz“, aus den vier Winkeln ſprühte je eine Flamme. 
Den 1797 neuerrichteten Verordnungen zufolge verlor 
das Kreuz ſeine „flammigte“ Form, an deſſen Stelle 
traten glatte Ränder. Als letzte Erinnerung an das 
erſte Kreuz iſt es in dem Mittelſchildchen des Sterns 
in der alten Weiſe erhalten. Die kleinen Winkel⸗ 
flämmchen dagegen haben ſich in Ornamente aufge⸗ 
löͤſt. — „Als Beigabe zu einem Schmuckſtück“ lautete 
der vierte Dispoſitionspunkt. Hierher gehört die fos 
genannte „Herz⸗Jeſu⸗ Dekoration“, welche den Königl. 
Portugieſiſchen Orden (Chriſtus⸗, S. Bento d' Aviz⸗, 
und S. Jago-⸗Orden) am Ring, auf dem Kleinod ſelbſt 
und dem Crachat beigegeben if. Aus dem Herzen 
Jeſu entſpringt eine Flamme. Ferner iſt erwähnens⸗ 
wert der ſchwarze Adler (als Kettenglied) des gleich⸗ 
namigen preußiſchen Ordens; in ſeinen Fängen zucken 
Flammen, darunter Blitze. Vergegenwärtigen wir uns 
noch das häufige Erſcheinen des Symbols in Form der 
Darſtellung auf den Email Medaillons, iſt fie auch 
meiſt winzig und unbedeutend, ſo ſei doch der Fall 
erwähnt. Als letzte und — entſchieden aparteſte An⸗ 
wendung fei die bei dem Mantel des Königl. Franzöſi⸗ 
ſchen Ordens vom Heiligen Geiſte regiſtriert: dieſer 
ſchwarzſamtene, mit orangefarbenem Atlas gefütterte 
Mantel iſt überall mit goldenen Flammen beſtickt. — 
Wohl kaum ein anderes Symbol oder Emblem durfte 
in ähnlicher Vielgeſtaltigkeit und Mannigfaltigkeit bei 
Orden zu finden ſein wie das erwähnte. 


ach einiges zur Schänfeld-Frage. 


Welcher Freund der Preußiſchen Militärgefchichte 
und genealogiſcher Forſchung wird nicht das größte 
Intereſſe an der trefflichen, muſterhaften Deduktion des 
Herrn Dr. Philipp Coſch in der April⸗ Nummer 1908 
dieſer Seitſchrift nehmen und die hohe Befriedigung 
empfinden, ein arges Derjehen in der fo bedeutſamen 
Matrikel der Ritter des Schwarzen Adler Ordens feſt⸗ 
geſtellt und beſeitigt zu ſehend Es kann eigentlich 
keine „Frage“ vorliegen, denn den oder die Verfaſſer 
jener Matrikel hätte ein Einblick in die offiziellen Rang⸗ 
liſten der Preußiſchen Armee doch leicht und ſicher 
belehren müſſen, daß jener mit dem höchften Preu- 
ßiſchen Orden im Jahre 1793 ausgezeichnete General 
v. Schönfeld nicht der Generallieutenant Georg 
Auguſt v. Schönfeld war, ſondern der 1792 bis 
1795 als Gouverneur von Schweidnitz fungierende 


Generallieutenant der Kavallerie von der Ar— 
mee (alfo nicht regimentierte) v. Schönfeld. Durch 
die Einſicht der Rangliften würde das Verfehen nicht 
begangen und der Beweis zugunſten des Letztgenannten 
weſentlich vereinfacht worden ſein. 

Denn wie Herr Dr. Coſch richtig hervorhebt, beſaß 
Georg Auguſt v. S. einen Preußiſchen Orden ber: 
haupt nicht, wie die Rangliften ausweiſen, und er 
konnte den Schwarzen Adler ⸗Orden für Wohlverhalten 
vor Mainz im Jahre 1795 nicht erhalten, da es in 
der Ranglifte für das Jahr 1795 anhangsweiſe (unpa⸗ 
giniert) unter den Suſätzen vermerkt (Regt. v. Wegnern) 
heißt, daß der Generallieutenant (G. A.) v. Sch. mit 
Penſion verabſchiedet fei, was alſo 1792 erfolgt war. 
Dagegen finden ſich über den Generallieutenant von 
der Kavallerie v. Sch. folgende offizielle Angaben, 
nämlich 

1. in der Ranglifte für [792 S. 204, daß fein Patent 
vom 2. Novbr. 1791 datiere und S. 228, daß er 
als Gouverneur von Schweidnitz fungiere; 

2. in der Ranglifte für 1795 S. XXXVIII, daß er 
1792 den Roten Adler Orden erhalten habe; 

5. in der Ranglifte für 1794 S. XL dasfelbe und 
S. LIX iſt bei ſeinem Namen der Stern des 
Schwarzen Adler-Ordens beigefügt. Dies 
wiederholt ſich auch 

A. in der Kangliſte für 1795 S. LIX, während hier 
5. XL vermerkt iſt, daß fein Generallientenants- 
patent vom 5. Februar 1791 datiere. 

In der Ranglifte für 1796 ift der Gouverneur: 
pojten vakant. Sonach war das Richtige ſehr leicht 
aus den obigen Quellen zu entnehmen, wie denn auch 
v. Schöning in ſeinem Werke über die Preußiſchen 
Generale bis 1840 S. 125 Georg Auguſt v. S. nicht 
als Beſitzer des hohen Ordens bezeichnet, nicht minder 
König in ſeinem Militäriſchen Pantheon IV. S. 409. 
Trotzdem findet ſich in des Frhrn. v. Zedlitz Adels⸗ 
lexikon im J. Supplementband S. 404 die Angabe, daß 
Generallieutenant Georg Auguſt v. S. 1793 den Orden 
erhalten habe. Freilich war über die militärifche Cauf⸗ 
bahn des Generallieutenants und Gouverneurs von 
Schweidnitz v. Sch. in der gedruckten Militärliteratur 
nichts zu ermitteln, fo daß man deshalb auf die Ver⸗ 
mutung kommen mußte, er habe vorher entweder gar 
nicht oder nicht dauernd in Preußiſchen Kriegsdienſten 
geſtanden. Dies klar feſtgeſtellt zu haben, iſt ein zweites 
dankenswertes Derdienft des Herrn Dr. Coſch. 

Es ſei zum Schluſſe mir noch vergönnt, auf die 
von Herrn Dr. £ofch in fo gründlicher Weiſe erforſchten 
Perſonalien des Generallieutenants Heinrich 
v. Sch. zurückzukommen. | 

Es erfchien mir etwas auffällig, daß Generals 
lieutenant Heinrich v. Sch. nur dieſen einen Taufnamen 
geführt habe, da doch alle feine Zeitgenoffen im Preu⸗ 
ßiſchen Heere damals immer — mit den wenigſten Aus« 
nahmen — zwei führten. Und das beſtätigte ſich auch 
ſicher, denn in einer mir vor längeren Jahren vorge⸗ 
legenen handſchriftlichen für Hönig Friedrich II. be⸗ 


— 16 — 


ſtimmten, zuletzt in der Bibliothek des verewigten 
Prinzen Friedrich Karl von Preußen befindlichen Rang⸗ 
liſte heißt es in der des Regiments Gensd' armes 
für das Jahr 1756, daß Nikolaus Heinrich v. Sch. 
am 14. Oktober 1754 zum Lieutenant bei genanntem 
Regiment befördert worden ſei. !) Die ferneren An⸗ 
gaben über ſein Avancement im Preußiſchen Heere 
dürften in den Akten der Geh. Kriegskanzlei zu Berlin 
ihre Quelle haben und die über das heſſiſche in den 
handſchriftlichen Rang⸗ und Stammliften der heſſiſchen 
Armee im Staatsarchiv zu Marburg, die ich einſt auch 
benutzte und daraus notierte — wenn kein Derfehen 
meinerſeits vorliegt —, daß er am 7. Februar 1761 
zum Major beim Leib ⸗Dragonerregiment befördert wurde. 

Die Angabe in der obigen Seitſchrift S. 81, daß 
Sch. bei Prag (am 6. Mai 1757) ſchwer bleſſiert ſei, 
ließ ſich aus den mir vorgelegenen Quellen?) nicht be⸗ 
ſtätigen. Die Verluftlifte von Prag im 5. Bande von 
Pauli Leben großer Helden benennt nicht das Regiment 
Gensd' armes als an dem Derluft beteiligt?); daß es 
aber in der Schlacht mitfocht, beſagt die Stammlifte 
vom Jahre 1795 S. 180.4) 

Was den als Vater des Generallieutenants wohl 
mit Recht angenommenen Kafpar Heinrich v. Sch., 
Capitän „bei einem Tandregiment“ auf Schlönwitz in 
der Neumark betrifft, ſo wird ſein Gut wohl eines der 
Nittergüter in Schlönnenwig im Kr. Schivelbein, nicht 
Schlönwitz im Kr. Schlawe geweſen fein.5) Bei welchem 
Regiment er geſtanden, bleibt fraglich, da oft Land⸗ 
mit Garniſon⸗Regimentern und umgekehrt verwechſelt 
werden.) Die Standeseintragungen der Landregimenter 
fanden in den ſogen. Garniſonkirchenbüchern, nicht in 
den Kirchenbüchern der Sivilgemeinden ſtatt, und daher 
wird auch dort die Geburt der Kinder Kaſpar Heinrichs 
eingetragen ſein. 


1) Statt „Fähnrich“ iſt S. 81 der Monatsſchrift richtig 
Hornet zu leſen. 

2) Ich habe Derluftliften der ganzen Preußiſchen Armee 
in allen Schlachten, Gefechten und Belagerungen von 1656 
bis 1806 zuſammengeſtellt. 

3) Auch in der Ordre de Bataille im Lager von Hlokotz 
vom 29. April 1257 (unter Schwerin) in der Sammlung 
Ungedr. Nachrichten II. S. 114 iſt das Regiment Gensd'armes 
nicht genannt. 

4) An feinen bei Prag erhaltenen Wunden flarb am 
16. Mai 1757 Kafpar Friedrich v. Schönfeld, Kapitän im 
Infant.-Regiment v. Winterfeld. Bei Kay fiel 1759 der 
Lieutenant v. S. vom Inf.⸗Reg. Goltz, bei Kunersdorf wurde 
1259 der Capitän Karl Wilhelm v. S. vom Grenadier⸗Bat. 
v. d. Heyde bleſſiert; 1759 fiel „bei Palzig“ (Kunersdorf) der 
Premierlieutenant vom Inf.⸗Regt. Goltz Joh. Sigmund v. Sch. 
(Sammlung Ungedr. Nachrichten I. S. 497.) Schon 1683 war 
Siegfried Jogann v. S. gefr. Korporal von der Komp. 
v. Kochanski vor Ofen totgeſchoſſen worden. 

) Im Schivelbeinſchen war 1688 Philipp v. Schwerin 
begütert. 

6) Stand er wirklich bei einem Landregiment, ſo würde 
wohl zunächſt das Stettiner in Frage kommen; die Chefs des⸗ 
ſelben datieren aber erſt vom Jahre 1735. 


Das Verzeichnis der Preußiſchen Generale in 
Königs Milit. Pantheon und in v. Schönings Werk 
„Die Generale uſw.“ iſt alſo unvollſtändig; beide Autoren 
hätten nach den Rangliften von 1795 bis 1795 dies 
Derfehen vermeiden können.“) G.⸗A. v. M. 


Burg Altena. 


Am 2. Juli 1907 beſprach ich in dem Verein 
Herold die Pläne des Denkmal ⸗Nomitees, das in Weſt⸗ 
falen unter der Führung des Oberpräſidenten dieſer 
Provinz Freiherrn v. d. Recke und des früheren Landes 
hauptmanns Overweg wirkt und ſich zum Siel geſteckt 
hat, zur Erinnerung an die 300 jährige Zugehörigkeit 
der Grafſchaft Mark zu dem Staate Brandenburg 
(Preußen) die alte Burg Altena a. d. Tenne auszu⸗ 
bauen. Dieſe Frage, ob Altena auszubauen fei, be⸗ 
handelte ich dann eingehender in einer Druckſchrift: 
„Iſt Altena eine Stammburg der Hohen: 
zollernd“ Das Referat über meinen Vortrag ers 
ſchien im Oktober 1907 (fiehe Nr. 10, 1907, S. 163 
der Seitſchrift „Deutſcher Herold“), meine Druckſchrift 
folgte im November. Gegen meine Entwickelungen 
wendete ſich Alex. Freiherr v. Dachenhauſen im Deut⸗ 
ſchen Herold im Dezember 1907 — No. 12 S. 216. 
Es ſcheint aber, als ob ihm nur das Referat über die 
Juli⸗Sitzung damals vorgelegen hat — nicht aber 
meine Druckſchrift. Im Eingang der Beſprechung 
bezieht er ſich auch nur auf die 763. Sitzung des 
Vereins Herold. 

Im Januar 1908 folgte dann eine Außerung 
des Univerſitätsprofeſſors Dr. Ehrenberg in Münſter 
über das in Frage ſtehende Thema. Seine Darlegung 
gipfelt in folgendem Vorſchlage für eine wiſſenſchaft⸗ 
liche Ausgeſtaltung der Genealogie: „Das einfachſte 
wäre vielleicht, daß die Verfaſſer familiengeſchichtlicher 
Aufſätze erneut ſich veranlaßt ſehen möchten, ſie dem 
Herold einzureichen und daß fie hier, je nach der Be. 
deutung der Familie, mehr oder weniger eingehend 
beſprochen würden.“ Ein verwandter Gedanke leitete 
mich, als ich am 2. Juli 1907 mein Thema in der 
Sitzung des Herold behandelte. Nach dem Vortrage 


7) In meiner Wappenſiegelſammlung befindet ſich der 
Abdruck eines Petſchafts, das einen mit einer Adelskrone 
bedeckten, einen ſchräglinks liegenden abgehauenen, knorrigen 
Baumſtumpf oder »Aſt (alſo das Schildzeichen der Meiß⸗ 
niſchen v. S) im Schilde zeigt, um welchen eine Ordensfette 
gelegt iſt, an der ein achtſpitziges Kreuz herabhängt; die 
Kette beſteht anfcheinend aus Gliedern mit je zwei Buch⸗ 
ſtaben. Vielleicht tft es der Heſſiſche Orden pour la vertu 
militaire, den der Generallieutenant v. Sch. beſaß. In einem 
Aufſatze Ernſts v. S. zur Geſchichte ſeiner Familie im Sonn⸗ 
tagsblatte zur Kreuzzeitung vom 23. Juni 1878 wird der 
Generale nicht gedacht. 


wurde ich erfucht, gegen die Deröffentlichungen des 
Herrn Ehrenberg das Wort zu ergreifen. 

Herr Ehrenberg hat ferner nach ſeiner Außerung 
im Deutſchen Herold vermißt, daß ſein Name im 
Herold⸗Referat über meinen Vortrag nicht ausdrücklich 
genannt ſei. Es iſt dies aber meinerſeits geſchehen, 
wo dies nöthig war; in weiterer Ausdehnung be: 
handelte ich das Eingreifen des Herrn Ehrenberg 
in meiner Druckſchrift — vergl. S. 10 ff. Letztere 
ſcheint ihm aber ganz entgangen zu ſein. 

Früher wie die vorbeſprochene Erwiderung er⸗ 
ſchien in Folge des Referats über meinen Vortrag im 
Verein Herold eine Entgegnung des Freiherrn Alex. 
v. Dachenhauſen, auf die ich nachſtehend näher ein⸗ 
gehen will. 

Für das Geſchlecht der Grafen v. d. Mark (Greve 
van der Marke oder toe der Marke) werden drei Pe⸗ 
rioden zu unterſcheiden ſein, nämlich: 

I. Die AltenasZeit d. i. die Seit bis zum Erwerb 
des Oberhofes Mark bei Hamm durch den Grafen 
Friedrich I., bezw. bis zu Adolf III., welcher die Stadt 
und Feſtung Hamm vereint mit dem Oberhofe Mark 
ſo ausbaute, daß ſie zuſammen als ein hervorragend 
feſter Punkt für die erweiterte Grafſchaft gelten konnten. 
Dieſen Seitpunkt werden wir etwa im Jahre 1240 
oder auch noch fpdter zu ſuchen haben (vergl. S. 5 
meiner Druckſchrift). 

II. Die Mark⸗Seit d. i. die Seit von 1240 an bis 
zu Adolf IV. (14528 - 134 ), der durch feine Derhei- 
rathung mit Margarethe, der Tochter des Grafen 
Diederich von Cleve die Anwartſchaft auf dieſes Land 
gewann, bezw. bis zu Adolf V., der die Clevefche 
Erbſchaft antrat, d. i. bis zur Mitte des 14. Jahr- 
hunderts. 

III. Die Cleve⸗Zeit d. i. die Seit von dem Cleves 
ſchen Erbanfall bis zum Tode des Herzogs Johann 
Wilhelm von Cleve d. i. bis zum Erloͤſchen des 
Mannesſtammes. 

In der III. Periode führte Engelhardt III (1347 
bis 1501) ein einfach gehaltenes ſchönes Wappen für 
Altena und Mark „Geſchachter Quer⸗ 
balken und über ihm ein wachſender 
Löwe" (fiehe nebenſtehende Figur | 
bezw. Figur 4 meiner Druckſchrift). 
Dr. Fr. Philippi, Kgl. Archiv⸗Sekre⸗ 
tär, zeichnet und beſchreibt diefes 
Wappen in dem Werk „Die weſt⸗ 
fäliſchen Siegel Tafel XVI“. Der 
Stellung des Löwen oben im 
Wappen (liber dem Schachtbalken) 
iſt eine beſondere Bedeutung bei⸗ 
zumeſſen und zwar die, daß die 
Grafen Altena / Mark noch im Aus: 
lauf des 14. Jahrhunderts dem Cöwen im Wappen 
den Vorzug gaben. Sie waren des Stammwappens 
und der Stammburg Altena ſich noch voll be— 
wußt. Dies will ich hier beſonders betonen. 


UL M ae 


Fig. 1. 


Im übrigen iſt nicht zu verkennen, daß nach dem Anfall 
von Cleve der Löwe in dem Wappen mehr und mehr 
ſchwand; dies beobachten wir nicht allein im Gebiete 
Mark, ſondern ſogar in Gebietsteilen der Grafſchaft 
Altena. Der Schachbalken wurde während der Pe⸗ 
riode III insbeſondere in den Städtewappen vorherr⸗ 
ſchend. Dielleicht iſt dies darauf zurückzuführen, daß 
der Schwerpunkt des Landes — der Sitz der Be⸗ 
herrſcher — ſich bedeutend nach Weſten verſchoben 
hatte, aus dem wenig fruchtbaren Gebirge an Tenne 
und Ruhr nach der Rhein⸗Niederung; fo kam denn 
auch die Mitte des geſammten Landes Mark ⸗Hamm 
mehr zur Geltung. 

Für die II. Periode verzeichne ich nach Philippi 
die Weſtfäliſchen Siegel (Reiterfiegel): 


„Tafel X Grafen von der Mark, 

Adolf I. 11908 — 1249 (in meiner Druckſchrift als 
Adolf III. aufgeführt) 

2. Der Graf, gerüftet nach rechts galoppierend 
. . . . über die Bruſt gehängten Schild, auf 
welchem der Schachbalken und darüber ein 
wachſender Löwe zu ſehen iſt. Umſchrift: 
Sigillum comi[tis Adolfi de Ald lena.“ 


Es war dies der Graf, der Stadt und Feſte Hamm 
ausbaute und ſich zuweilen bereits Graf von der Mark 
nannte (Greve van der Marke). Hier auf ſeinem 
Reiterfiegel nennt er ſich Comes de Aldena, führt 
aber bereits außer dem Löwen auch den Schachbalfen 
im Wappen. . 

Durch vorftehende Erhebungen ſcheint mir das 
Herkommen des Geſchlechts der Grafen „de Aldena“ 
unzweifelhaft erwieſen zu ſein. Dem wird auch Herr 
v. Dachenhauſen die Anerkennung nicht verſagen 
können. 

Es ſchien mir nun von beſonderem Wert, die fol⸗ 
gende Seit zu erforſchen. Die rückliegende Seit ſtellte 
eine weſentliche Ausbeute nicht in Ausſicht, denn man 
pflegt anzunehmen, daß die erſte Hälfte des 13. Jahr» 
hunderts in der fraglichen Gegend die erſten Wappen 
brachte, ſowie daß weiter zurück die vorheraldiſche 
Seit liegt. Für dieſe wird nur das eine als feſt⸗ 
ſtehend betrachtet, daß nämlich die Stämme der Grafen 
von Berg und Altena, die wohl allgemein als nahe 
verwandt gelten, übereinſtimmend den Löwen im 
Wappen hatten. Die Wappen unterſchieden ſich nur 
in den zur Anwendung kommenden Farben. 

Für die nach Adolf folgende Seit fand ich in der 
Heraldik wenige Anhaltspunkte. 

Aus den Regierungsjahren von Engelbert I, 
1249—1277 und Eberhard II. 1277—1308 ermittelte 
ich Bemerkenswertes nicht; dasſelbe gilt von Engelbert II. 
und Adolf IV. Aus der Seit von Engelbert III. 
(41547 — 1391) haben wir dagegen die ſchöne Suſammen⸗ 
ſtellung für die Wappen von Altena und Mark, die 
ich nebenſtehend unter J darſtellte (vergl. Dr. Fr. Philippi, 
die weſtfäliſchen Siegel, Tafel XVI). 


Aus der Zeit Engelberts möchte ich noch folgende 
Stadtfiegel von Hamm erwähnen, die ich nachſtehend 
darſtelle: 


A 0 Er i) * 


es 
oa u: 


Fig. . 


Wappen 
von Hamm aus 
ſpäterer Seit. 


Die Feſte Hamm ſiegelt alſo noch in der Mitte 
des 14. Jahrhunderts mit dem Wappen des alten 
Grafenſtammes (Fig. 3) und ebenſo mit dem Wappen 
des neuen Herrn (Fig. 2) fie wendet ſowohl den halben 
wie den ganzen Cöwen an. Hamm zeigt damals auch 
(Fig. J) eine Suſammenfügung beider Wappenbilder. 
Die weniger einfachen Formen der Wappen, wie ſie 
hierbei entſtehen, ſind in der Folgezeit nicht mehr 
beliebt und man kehrt mehr und mehr zu einfachen 
Formen zurück, wie eine ſolche oben in Figur | ge⸗ 
geben wurde. 

Dieſe Ergebniſſe der Wappenkunde (Siegelkunde) 
ſcheinen mir ſchwerwiegender zu fein als die Geſchichts⸗ 
daten aus jener Seil, deren ſchwache Füße immer ſchon 
ſattſam bekannt waren und deren Unſicherheit Ilgen 
erneut hat erweiſen wollen. 


Noch möchte ich auf Seite 8 meiner Druckſchrift 
und die daſelbſt befindliche Beſprechung des Stadt⸗ 
wappens von Altena zurückkommen, das über dem 
Schachbalken eine Frauengeſtalt zeigt. Die Frauen⸗ 
geftalt hat in einer Hand ein Schwert in der andern 
ein Sahnrad. An der vorgenannten Stelle ſagte ich, 
vielleicht würde das Altenaer Stadtarchiv noch Wiſſens⸗ 
wertes bringen. Darauf erhielt ich eine freundliche 
Mitteilung des Herrn Bürgermeiſters, vor einigen 
Jahren ſeien in betreff des Stadtwappens durch Re⸗ 
gierung, Miniſterium und Heroldsamt Erhebungen an⸗ 
geſtellt worden; infolge derſelben iſt die Sahnung 
des Rades beſeitigt und an die Stelle der Zähne find 
gebogene Nägel getreten. Die Frauengeſtalt hat ſomit 
die Attribute der heiligen Katharina, das Rad iſt nun 
voll — nicht ein zerbrochenes. Die in meiner Druck⸗ 
ſchrift behandelte Frage hat durch die Forſchung nach 
dem Stadtwappen von Altena eine Wendung nicht 
erfahren; dahin ging auch die auf Seite 9 meiner 
Schrift ausgeſprochene Vermutung. 

zur Nieden. 


Adelige in den Berliner Bürgerhüchern. 


Daß auch für den Adel die Bürgerbücher als 
genealogiſche Quelle in Betracht kommen, mag vor⸗ 
läufig die folgende Suſammenſtellung beweiſen, die aus 
den über die Anträge auf Erteilung des Bürgerrechts 
in Berlin in der Seit vom 23. Mai 1812 bis 7. Juli 1814 
aufgenommenen Verhandlungen gewonnen iſt. 

In der Regel wurden dem Antragſteller folgende 
Fragen vorgelegt: I. Wo er bürtig? 2. Wer feine 
Eltern gewefenP 3. Wovon er ſich ernähren wolle? 
4. Ob er bei einem Königlichen Regimente enrolliert 
gewefenP 5. Ob dieſe, feine Ausſage, der Wahrheit 
gemäß, und er ſolches mit in ſeinen Eid nehmen könne. 
In den Antworten auf die erſte Frage finden wir An⸗ 
gaben über den Geburtsort, das Alter oder aber öfters 
die genauen Geburts- oder Taufdaten und das Religions- 
bekenntnis. Bei 2 werden Vornamen und Beruf des 
Vaters ſowie deſſen etwaige Bürgereigenſchaft ange · 
geben. Bei 4 wird meiſt vermerkt, wann und von 
welchem Regimente Antragſteller verabſchiedet worden 
iſt, und welche Behörde bei den als „Cantoniſt“ Ent⸗ 
laſſenen die Genehmigung zu ſeinem „Etabliſſement“ in 
Berlin erteilt hat. Am Schluſſe der Verhandlung, in 
der oben angegebenen Seit jedoch ſchon bei der Ant⸗ 
wort auf Frage 3, findet ſich eine Angabe über die Ge⸗ 
winnung des Meiſterrechts. Endlich werden gegebenen⸗ 
falls Umſtände angeführt, die eine Herabminderung 
oder Erlaſſung des Bürgergeldes rechtfertigen. 

Beim Adel beſchränkte man ſich meiſt auf die erſte 
Frage und vermerkte nur den Grund, der zur Bürger- 
rechts gewinnung berechtigte bezw. verpflichtete. Wäh⸗ 
rend ein Bürgerlicher „erfcheint” oder „ ſich geſtellt“ 
und „gehorſamſt bittet, ihn zum Bürger anzunehmen“, 
„meldet ſich“ der Adelige und „erklärt ſich zur Gewin⸗ 
nung des Bürgerrechtes bereit“. 

Vorhanden find in Berlin die Bürgerbücher von 
1453 bis 1851. Die älteren Bücher bis 24. Auguſt 1793 
liegen im Ratsarchive, während die fpdteren ſowie die 
Aufnahmeverhandlungen bei der Städtiſchen Gewerbe⸗ 
deputation verwahrt werden. Von den Verhandlungen 
find jedoch diejenigen für die Seit von 1750, 1761, 
1762, 21. September bis 31. Dezember 1764, (776 und 
23. Mai 1812 bis 7. Juli 1814 im Ratsarchive zu 
finden. Dieſe bedauerliche Teilung erſchwert fehr die 
Benutzung. Unſeres Erachtens gehörten alle dieſe Ur⸗ 
kunden ins Ratsarchiv, das indes nicht einmal über 
genügenden Platz verfügt, um alle Bände verwahren 
zu können! 

Wer ſich mit dieſem nach vielen Richtungen hin 
verwertbaren Urkundenmateriale beſchäftigt hat, wird 
mit mir das Bedauern teilen, daß Herr Dr. phil. Walter 
Gräbner feinen auch in dieſen Blättern feiner Seit an- 
gekündigten Plan, die berliner Bürgerliſten heraus- 
zugeben, bislang nicht verwirklicht hat. Bis auf das 
Regifter liegen ja dieſe Liften vom I, Januar 1701 bis 
31. Dezember 1750 ſeit mindeſtens 3 Jahren im Rein: 


zu > 


drucke vor. Ohne erhebliche Schwierigkeiten ließe fich 
ſicher ein baldiges Erſcheinen dieſes Werkes ermög- 
lichen! | 

In das nachfolgende Verzeichnis find außer ſämt⸗ 
lichen adeligen Bürgern auch die Namen einiger Land: 
räte aufgenommen worden, auf die wir in den Auf⸗ 
nahmeverhandlungen gelegentlich geſtoßen ſind. 


7 v. Alo peus ſ. Freiin v. Veltheim. 
Gr. v. Arnim ſ. v. Cramm. 

v. Berg ſ. v. Häſeler. 

v. Bord, Bernhardine Helene, aus Berlin gebürtig, 
72 Jahre alt, Witwe des Generalleutnants 
v. Saldern, ſeit vielen Jahren Eigentümerin 
des Hauſes Unter den Linden 78 (Prot. v. 8. 8. 
1812 S. 250). 

v. Borcke, Landrat, Kanfelfig, 24. 7. 1811 (Prot. 1812 
S. 225). 

de Bouillon, Lucie Eliſabeth, verwitwete Renelle, 

- £imdenftr. 170, aus Beſançon gebürtig, 67 J., 
franzöſiſch reformiert, als Erwerberin des Hauſes 
Jägerſtr. 26 (Prot. v. 19. 6. 1812 S. 197). 

v. Bredow, Landrat, Sentzke, 8. 5. 1811 (Prot. 1812 
S. 214). 

v. Clermont, Magdalene Sophie Erneſtine, aus 
Berlin gebürtig, 40 J., luth., Ehefrau des Kanz⸗ 
lers des Johanniterordens und Kammerherrn 
Grafen v. Wplich und Lottum, feit 1790 
Eigentümerin des Hauſes Unter den Linden 12 
(Prot. v. 14. 7. 1812 S. 230). 

v. Cramm, Freda Antoinette, 63 J., luth., Frau 
Geh. Staatsrat Grf. v. Arnim, ſeit 24. 5. 1802 
Eigentümerin des Hauſes Wilhelmſtr. 64 (Prot. 
v. 19. 3. 1813 S. 117). 

Oberburggr. v. Dönhoff ſ. Gr. v. Schwerin. 

v. Görtzke, Witwe Caroline Sabine, geb. v. Holgen: 
dorff, auf Groß Beuthen, Kreis Teltow, aus 
Bruchhagen, Uckermark, gebürtig, 50 J., luth., 
durch ihren Sohn Hans Carl Wilhelm v. G., ſie 
will Sophienkirchgaſſe 2 annehmen, Stellvertreter: 
Oberſt v. G., Kronenſtr. 41 (Prot. v. 6. 4. 1813 
S. 127). 

von der Gröben, Frl. Catharine Charlotte Dorothee, 
aus Cöwenbruch gebürtig, 74 J., luth., als Mit⸗ 
eigentümerin (zuſammen mit ihrer Schweſter Frl. 
£uife Wilhelmine Amalie v. d. Gr.) des Hauſes 
Wilhelmſtr. 68 (Prot. v. 25. 3. 1815 S. 110). 

o. Bade, Landrat, Genshagen, 24. 12. 1811 (Prot. 

| 1812 S. 215), ſ. v. Hake. 

v. Häſeler, Friederique Caroline, feparierte Kammer. 
herr v. Berg, aus Berlin gebürtig, 59 J., luth., 
Eigentümerin des 1802 ererbten Hauſes Unter 

den Linden 2 (Prot. v. 8. 7. 1812 S. 223). 

Gr. v. Fäſeler, Auguſt Ferdinand, Kgl. Kammer: 
herr, in Magdeburg geb., 50 J., luth., ſeit 21. 4. 
1804 Beſitzer des Hauſes Wilhelmſtraße (Nr. ift 
offen gelaſſen) (Prot. v. 26. 3. 1813 S. 123). 


v. Hake, Landrat, Genshagen 7.1.1812 (Prot. S. 100), 
ſ. v. Hacke. 

—, Frl. Caroline Wilhelmine, Krauſenſtr. 16, aus 
Heinersdorf gebürtig, 56 J., luth., weil ſie das 
Friedrichsſtr. 210 belegene Haus des Prdlaten 
v. Putkammer zugeſchlagen erhalten habe (Prot. 
v. 10. 7. 1812 S. 226). 

Fürſt v. Hatzfeldt zu Trachenberg, Franz, Kol. 
Generalleutnant, aus Boron (P) jenſeits des Rheins 
gebürtig, 55 J., kath., hat 6. 7. 1814 als Eigen- 
tümer des Hauſes im Quarree 2 (jetziger Pariſer 
Platz) den Bürgereid eigenhändig unterſchrieben 
(Prot. S. 49). 

v. Beugel, Maximilian Gottlieb, Kgl. Obriſtleutnant 
a. D., aus Grunau in Schleſien, 74 J., luth., ſeit 
1802 Eigentümer des Hauſes Simmerſtr. 94. 

Fürſt v. Hohenlohe-Teuenftein-Ingolfingen in 
Oehringen, Auguſt, in Breslau geb., 26 J., 
luth., aus dem Teſtamente vom Juli 1811 Eigen» 
tümer des „Fürſtlich Sackſchen Palais“ in der 
Wilhelmſtraße (Prot. v. 1.2.1813 S. 11 u. 125). 

Holtzendorff ſ. v. Söͤrtzke. 

Kahl, Friedrich Wilhelm, Baumgaſſe 30, aus Neu⸗ 
wied „in den Niederlanden“ gebürtig, 32 J., luth., 
Poſamentiergeſelle, Sohn des 7 Leutnants in 
Reſſen⸗Darmſtädt. Dienſten (Prot. v. 27. 6. 1814 
S. 46). 

v. Kahlden, Leopold Wilhelm Ferdinand, Cinien⸗ 
fir. 8, Gutsbeſitzer von Möwenwerder bei Havel⸗ 
berg, in Berlin als S. des 7 Generals in Kal. 
preuß. Dienſten geb., 60 J., reform., Käufer des 
Grundſtücks Friedrichsſtr. 219, hat in jüngeren 
Jahren als Leutnant im damaligen Regimente 
v. Tottum gedient (Prot. v. 4. 8. 1813 S. 147). 

v. Karſtedt, Frau Charlotte Sophie Cuiſe, verwitwete 
Baroneſſe v. Lichnowsky, geb. zu Kaltenhof 
b. Perleberg, 55 J., luth, Witwe des Majors 
im Hufaren-Regiment v. Rudolff (P), will das 
Haus Kochſtr. 9 erſtehen (Prot. v. 17. 6. 1814 
S. 30). 

Köckeritz, Landrat, Mechau, 9. 11. 1811 (Prot. 1812 
S. 200). 

Koenen, Frau Johanne Wilhelmine Erneſtine, 
geb. Müller, Lindenſtr. 45, aus Liebenwalde ge- 
bürtig, 38 J., luth., Witwe des Kammergerichts⸗ 
Dizepräfidenten, muß Kochſtr. 8 sub hasta erftehen 
(Prot. v. 25. 6. 1812 S. 208). 

v. Köpden, Johann, ehemal. Dechant des Kolle- 
giatſtifts S. Petri Pauli zu Magdeburg, Ritter⸗ 
gutsbefiger zu Kloſtermansfeld, Eigentümer des 
Hauſes Unter den Linden 77, zu Magdeburg geb., 
74 J., luth. (Prot. v. 13.3. 1813 S. 110. 

Tentcken, Frau Marie Sophie £uife, Mittelſtr. 57, 
in Berlin geb., 74 J., luth., Witwe des Kriegs ⸗ 

rats Gobbin, Mutter des Poſtſekretärs Fer⸗ 
dinand G., Käuferin des Hauſes Leipzigerſtr. 10 
(Prot. v. 19. 11. 1812 S. 311). 


8 8 


8 


8 


8 


— 120 — 


Baroneſſe v. £ichnowsfy f. v. Karftedt. 

v. Coſch, Landesdirektor, Tilſit, 2. 2. 1812 (Prot. 
S. 220, 226). 

v. Michaelis, Friedrich Wilhelm, Leipzigerſtraße 28, 
penf. Oberſt vom Huſaren⸗Regiment v. Uſedom, 
in Köpenick geb., 71 J., luth., Adjudikatar des 
hinter dem Haufe des Stallmeifters Lieber in der 
Behrenſtraße belegenen Gartens (Prot. v. 19. J. 1815 
S. 8). : 

v. Pannwitz, Landrat, Berlin, II. 7. und 29, 12. 1811 
(Prot. 1812 S. 191 u. 208). 

v. Pfuhl, Sophie Chreſtinne Philippine, geb. Holi(en) 
(Unterſchrift Holeen), Möbelhändlerin, Ger— 
traudtenſtr. 8, geb. zu Kolberg, Tochter eines dor⸗ 
tigen T Platzmajors, 40 J., luth., Ehefrau des 
Hauptmanns (Prot. v. 31. 5. 1814 S. 35). 

Prittwitz, Landrat, Liegnitz 31. 5. 1812 (Prot. 
S. 18]). | 

.Putlammer, Prälat, 1812, f. v. Rafe. 

Reichenbach, Landrat zu Freienwalde, aus Berlin 

gebürtig, 67 J., hat das Güßefeldſche Haus 
als Kreditor erwerben müſſen (Prot. v. 19. 6. 1812 
S. 198). 

v. Rochow, Landrat, Golzow, 23. 4 1812 (Prot. 18 15 
S. 10). 

v. Ruits ſ. v. Sorn. 

v. Saldern ſ. v. Borck. 

v. Schätzell, Hauptmann, Berlin, 26. 5. 1812 Bevoll⸗ 
mächtigter der Frau Generalmajor v. Ruits. 
Gräfin v. Schmettau, Henriette Amalie Friederique, 
ſeit 12. 6. 1789 Eigentümerin des Hauſes Unter 
den Linden 16, aus Braunau i. Schleſ. gebürtig, 

55 J., reform. (Prot. v. 18. 7. 1812 S. 235). 

v. Schütz, Frau Caroline Wilhelmine geb. Stoe ver, 
Köpeniderfir. 115, Ehegenoſſin des Majors, laut 
Kaufvertrag vom 28. 3. 1806 Eigentümerin des 
Baufes Kronenſtr. 31, aus Berlin gebürtig, 41 J., 
luth. (Prot. v. 9. 10. 1812 S. 294). 

Gr. v. Schwerin, Friedrich Carl Ceopold, kgl. General⸗ 
major von der Kavallerie und Ritter des Johan: 
niter Ordens, in Berlin geb., 64 J., reform., hat 
Unter den Linden 75 von Frau Oberſtallmeiſterin 
Gräfin von Schwerin erworben (Prot. v. 21.2. 1814 
S. 9). 

—, Frau Sophie Dorothee Henriette, geb. —, vers 
witwete O berburggräfin von Dönhoff, 
Exzellenz, ſeit Januar 1809 Eigentümerin des 
Baufes Wilhelmſtraße 63, aus Wolffshagen in 
der Uckermark gebürtig, 48 J., luth. (Prot. v. 
5. 7. 1812 S. 12). 

v. Sprenger, Landrat, Cremmen, 23.8. 1811 (Prot. 
1812 S. 185). 

Freiin v. Veltheim, Frau £uife Charlotte Auguſte 
Friederique, Gemahlin des ruſſ. kaiſ. Wirkl. Geh. 
Rats und Minifters a. D. v. Alopeus, aus 
Braunſchweig gebürtig, 43 J., luth., ſeit 1804 
Eigentümerin des Grundſtücks Wilhelmſtraße 76 
(Prot. v. 9. J. 1815 S. 5). 


S 


8 8 


v. Dernezobre, Landrat, Hohenfinow, 28. 8. 1810 
(Prot. 1812 S. 183). | 

v. Vogt, Auguſtine Friederique, Friedrichsſtraße 207, 
vereheliht an den Kondukteur in der Kaiſerlich 
Franzöſiſchen Garde CToyré, in Küſtrin als €. 
des F Forſtrats geboren, 42 J., luth., Eigen⸗ 
tümerin der Grundſtuͤcke Friedrichsſtraße 207 und 
Neue Schönhauſerſtraße 4 (Prot. v. 9. 12. 1815 
S. 163). 

v. Voß, Landesdireftor der Provinz Prignitz, Langer» 
wiſch, 24. 4. 1812 (Prot. 210). 

v. Walter und Cronegf, Landrat, Kapatſchütz, 
16. 7. 1811 (Prot. 1812 S. 180). 

v. Wartenberg, Ludewig Henning Ehrenreich, penſ. 

Major im ehem. Regimente Graf v. Kunheim, 
Erfteher des Hauſes Große Frankfurterſtraße 97, 
zu Dergenthin in der Prignitz geboren, 62 J., 
luth., (Prot. v. 19. 6. 1812 S. 198). 

Gr. v. Wartensleben, Alexander, Berlin, 17.6. 1814 
Bevollmächtigter der verwitweten Baroneſſe 
v. Cichnowsky (Prot. S. 39). 

v. Wedell, Landrat, Prenzlau, 17.9.1810 (Prot. 1812 
S. 190). 

v. Wolff, Heinrich Matthias, Kloſterſtraße 76, Entre⸗ 
preneur des Kgl. Cagerhauſes, aus Berlin ge⸗ 
bürtig, 34 J., re form., feit 1805 etabliert (Prot. 
v. 16. 10. 18 12 S. 297). 

Gr. v. Wylich und Lottum ſ. v. Clermont. 

v. Siethen, Landrat, Wuſtrau, 11.4.1810, 12. 6. 1811, 
30. 4. 1812 (Prot. 1812 S. 210 u. 222). 

v. Sorn, Dorothee Wilhelmine, verwitwete Generals 
major v. Ruits, Hoſpitalſtraße 69, aus Groß- 
Glogau gebürtig, 61 J., luth., übernimmt die 
Häuſer Neue Königsftraße 76 und 77 (Prot. v. 
26. 5. 1812 S. 176). 

Berlin NW. 87, 
Elberfelderſtraße 4. 


Adolf Fiſcher, 
vorm. Rechtsanwalt. 


Tur „Stammtafel der Familie Bartling 
| bezw. v. Bärtling“. 


Don Dr. jur. Richd. v. Damm. 


Nachſtehend abgedrudtes Fragment einer „Stamm- 
tafel der Familie Bärtling bezw. v. Bärtling“ dürfte 
m. E. für die mit dieſer Familie verwandten Ge⸗ 
ſchlechter bezw. auch für die Lefer des „Herold“ über- 
haupt von Intereſſe ſein und zu weiteren Forſchungen 


anregen. Aus dieſem Grunde veröffentliche ich die 
Tafel hier. 
Sie beruht |. auf den in der Graf Oeyn⸗ 


hauſenſchen genealogiſchen Sammlung (in Hannover, 
Königliches Palais in der Privatbibliothek des Herzogs 
Ernſt Auguſt zu Braunſchweig und Lüneburg) vor⸗ 
handenen Aufzeichnungen, 2. auf den ſich aus den 
Bauptbüchern des v. Hanſingſchen Familien Stipendiums 
ergebenden Namen und Daten (geſtiftet von Frau 


v. Banfing geb. Bartling; Verwaltung in Hannover; 


vgl. meinen Aufſatz in Nr. 3—6 der „Familiengeſchicht⸗ 
lichen Blätter”; Jahrgg. 1905) und 3. auf eigenen 
vornehmlich in Wolfenbüttel vorgenommenen Forſchun⸗ 
Das auf eigenen Forſchungen Beruhende 
durch ſchrägen Druck hervorgehoben, und nur dafür 
kann ich natürlich voll einſtehen; aber aus genommenen 


gen. 


iſt 


Stichproben glaube ich ſchließen zu können, daß auch 
die anderen Angaben richtig ſind. 


Georg Bärtling, * Eſſen 10. Januar 1633, 


merken. 
lichung zu ihrer Ergänzung beitrüge. 
wäre eine Ergänzung beſonders inſofern erwünſcht, 
als ich zur Dervollftandigung von Ahnentafeln Nach⸗ 
richten über die Familien des Vizekanzlers Senck und 
des Forſtmeiſters Köhler ſuche. 


Su der Stammtafel ſelbſt iſt ſonſt nichts zu Bee 


Es ſollte mich freue 


n, wenn ihre Deröffent- 
Mir perſönlich 


Stammtafel der Familie „Bärtling“ bezw. „v. Bärtling“. 


Johann Bartling, in Effen i. W. & Catharine Wiſchhof 


Heinrich Bartling, Kaufmann in Eſſen i. W. >< Brigitte Grote gen. Minneſang aus Effen 


T Einbeck . . . 1716 Kaufmann daſelbſt, ſeit 1699 Bürgermeiſter daſelbſt, 


Einbeck, 5. Februar 1662 Engel Marie Frölinghauſen, Tochter des Ratsherrn Anton Frölinghauſen daſelbſt 


Johann 
Georg 
Bärtling 
Bürger: 
meifter 
in Einbeck 
en 


Albertine 
Erneſtine 
v. Bärtling 
* Wolfen- 
biittel 
11. August 
1707 


Unton 
Ludwig, 
1755 Hof- 
gerichts⸗ 
Aſſeſſor u. 
Kloſterrat, 
sO a 2 


verſchiedene Kinder, 


Engel Georg Heinrich Anna Margarete Peter Conrad Bartling, 
Dorothee v. Bartling, Braun: Bartling, * d * Einbeck 24. November 
Bärtling ſchweigiſch⸗Lüneburgi⸗ 17. Juli 1671, 1678, + Braunſchweig 
9. TR, ſcher Hof- u. Konſiſtorial. + d am d 1693, 16. April 1734, Paftor 
. rat u. Geheimer Juſtizrat, d 29, April an St. Katharinen in 
Wesling geadelt 19. Februar 1723, 1686, Karl Rudolf Braunſchweig, x.... 

*, f d, & in d 21. Ok. Schachtrupp, Kaufe am... 1706 Sufanne 
tober 1700, Anna Kae mann in Klause Regine Rettberg, Tochter 
tharina Köhler, Tochter thal des Hofrats Rettberg aus 
des braunſchweigiſchen Oſterode u. der Juliane 
Forſtmeiſters Köhler geb. Fiſcher 

Anton Eliſabetb Otto Maximilian v. Bärtling, Klofterrat Auguſt 

Ulrich Friederika * Wolfenbüttel 16. Mai 1721, 7 Braun- Ferdinand 
v. Bartling v. Bärtling schweig 30. Juni 1798, & 1. Wolfen- v. Bärtling 
Braun · * ? (212, büttel 18. April 1748 Wilhelmine Louise e 
ſchweigi⸗ F 27. Zenck, * ? 20. Januar 1725, 7 Wolfen- 

{cher £e- März 1793 büttel 29. November 1749, Tochter des 
jationsrat, Dizefanzlers Adam Send und der Marie 
sis ee Regine Seiz, 2. Wolfenbüttel 18. Januar 
>» 1752 Louise Friederike Sophie Zenck, * ? 
19. September 1728, 7 Wolfenbüttel 21. Mai 
1756, Schweſter der Dorigen, 3. ? am d 
Anna Catharina Steinbeck,“ d am d 1743, 
+P am . . Auguſt 1775, Tochter des d 
und der d 
Ernſt Auguſt, Daniel Eliſabeth Eleonore Eliſabeth Johanna Karl 
Braunſchweigi⸗ Karl Chriftiane Wilhel⸗ Friederike, Wolfen- Albrecht 
ſcher Oberft- Friedrich, * Berlin mine d, büttel, 23. November Friedrich, 
leutnant u. Chef Kapitän i. 26. Norem- f d, >< d 1748,7 Braunschweig Forſtmann 
der Grenadiere, Regiment ber 1736, am? Erich 30. April 1832, & da- * Wolfen: 
T Maaſtricht „Riedeſel“, 7 Zeitz Daniel selbst 16. November büttel 21. 
31. Dezember 1792, my 6. Oktober v. Lieb- 1773 Friedrich Julius November 
< Wolfenhiittel + Münfter 1793, <P? haber, v. Damm, Herzoglich 1749 d 
16. Februar 1768 ... 1285 am? Carl Herzogl. braunschweigischer 
Johannaklisabeth v. Grone, raun.  Kommissionsrat, als 
Charlotte Athen- Kaiferl. ſchweigi ⸗ dessen zweite Frau 
stedt, Tochter des Kapitän, ſcher Hof- (* daselbst 6. Juni 
T Georg Christoph 7 27. Marz rat 1773, 7 daselbst 14. 
Athenstedt 1774 September 179.3) 


Frau Oberftleutnant Bußmann in Goslar, ſämtlich verftorben. 


u. a.: Frau Paftor Hamann in Flechtingen, Frau Abt Lenz in Wolfenbüttel, 


Marie Jobſt 
Hedwig Dietrich 
Bartling Bartling 
* p, +P, Kaufmann 

<P Stiffer in Ham- 
burg, d, 
+? 


Juliane Marie Bartling * P, 

7 Wettbergen 5. November 

1764, x Pam... 1734 

Johann Friedrich v. Hanſing, 

Herr auf Wettbergen, Hönig⸗ 

lich hannoverſcher £egations- 
rät 


Juliane Juftine Anna 
Wilhelmine, Char- 
* Wolfenbüttel lotte 
10. Mai 1754, *..am 
7 Braunschweig .. Juni 
27. Juni 1773, 17271 
daselbst 18. F 2 
März 1773 Fried- am 
rich Julius 1852 


v. Damm, Herzog- 
lich braunschwet- 
gischer Kommis- 
sionsrat,als dessen 
erste Frau 


— 109 ze 


Rochmalg dag Enktircher Wappen, 
(Vergl. „Deutſcher Herold” 1907 Nr. g.) 


Nach freundlicher Mitteilung der Archivverwaltung 
zu Coblenz befindet ſich die bis jetzt bekannte älteſte 
Darſtellung des Enkircher Wappens auf einem Siegel 
einer Urkunde von 1590 des Urkundenarchivs der Graf⸗ 
ſchaft Sponheim im Coblenzer Staatsarchiv. Das Siegel 


zeigt im freien Siegelfelde den bekannten geſtürzten 
Anker, der aber ſtatt der beiden Schaufeln zwei Dreieck⸗ 
ſchilde mit dem Sponheimer Wappen trägt, jedenfalls 
eine heraldiſche Merkwürdigkeit. Die Umſchrift des 
Siegels lautet: „K S’SIGIULVO’U VHIVERSITATIS 
I ENKERICh”. In der Urkunde ſelbſt heißt es, daß 


die „Geſchworenen“ von Enkirch ſiegeln. 
* * 


* 

Ebenfalls findet ſich an einer Urkunde im Coblenzer 
Staatsarchiv, aus dem 18. Jahrhundert, das Wappen 
des oberhalb Trarbach gelegenen Dorfes Wolf an der 

Moſel. Das Wappen zeigt einen 

) Wolfstopf, deſſen Ober» und Unters 

kiefer von einer Wolfsangel durch» 

bohrt iſt. Nach Vorſchlag des Staats» 

archivs wäre das Wappen in den 

Farben der hinteren Grafſchaft Spon⸗ 

heim zu tingieren. Alſo in Rot ein 

filberner Wolfskopf. Die Wolfsangel wäre dann, ähn- 

lich der „Bewehrung“ in einer dritten, von Schildbild 

und Fläche verſchiedenen Farbe zu bemalen, hier alſo 
mit Gold. 


Blicherſchau. 


Beiträge zur Geſchichte der Familie Welcker (aus 
Treyſa u. Alsfeld). Als Manuſfript gedruckt. Gießen 
1908. 51 8. 8 0. 

- Über die Oberheſſiſche Familie Welcker, deren Abſtam⸗ 
mung auf den Alsfelder Bürger Conrad (Curd) W., * um 
1540, zurückführt, liegen beteits mehrere Derdffentlidungen 
vor: „Urkunden und Aufſtellungen zur Genealogie und Gee 
ſchichte der Familie Welcker“, und die „Stammtafel des Ge⸗ 
ſchlechts“ in Bd. XI des Genealog. Taſchenbuchs bürgerlicher 


Familien, von welcher ein Sonderabdrud erſchienen ijt. Das 
vorliegende Heft enthält nun eine Reihe von Ergänzungen 
und biographiſchen Anmerkungen über einzelne Perſonen der 
Stammtafel. Eingefügt ſind zahlreiche Abbildungen (nach 
Merian, Dillich uſw.) von oberheſſiſchen Städten, die zur Ge - 
ſchichte der Welcker Beziehungen haben: Alsfeld, Meela, 
Allendorf, Nidda, Grünberg, Groß⸗Gerau, Darmſtadt, Lichten ⸗ 
berg, Gießen, ſowie einige Bildniſſe. Den Anhang bildet 
ein Stammbaum. 


Tur Kunſtbeilage. 


Im neueſten Bande des Hohenzollern: Jahrbudes 
(Jahrgang 1902) habe ich unter der Überfchrift „Hohenzollern 
als Dliesritter in alter Zeit” unter anderem auch über den 
markgrafen Johannes von Brandenburg, den zweiten 
Ritter dieſes hohen Ordens aus dem vorgenannten Haufe, 
berichtet. Wegen der näheren Einzelheiten muß ich hier auf 
dieſen Aufſatz verweiſen. 

Der Markgraf war am 9. Januar 1495 im Schloſſe zu 
Plaſſenburg geboren und wurde, als Ingendfreund Karls 
des Fünften, beim 18. Kapitel des Ordens vom Goldenen 
Vlies, das im Jahre 1516 zu Brüſſel ſtattfand, zum Ritter 
gewählt. Am 19. Kapitel, das im Jahre 1818 zu Barcelona 
ſtattfand, hat er gleichfalls teilgenommen. 

Swiſchen dem 6. März und dem 26. April 1519 ver⸗ 
mählte er ſich mit der Witwe des Königs Ferdinand des 
Katholifhen von Spanien, Germaine, Tochter des Vicomte 
Jean de Narbonne aus dem Haufe der Foix⸗Grailli, alfo der 
Stiefgroßmutter Karls. Durch Urkunde vom 27. März 1523 
wurde er General⸗UMapitän des Hönigreichs Valencia. Am 
5. Juli 1525 iſt er im dortigen Schloſſe geftorben. 

Bei jedem Generalkapitel des Dliesordens wurden die 
Wappen der Teilnehmer in der betreffenden Kirche auf⸗ 
gehängt. Infolge deſſen findet ſich in der Kathedrale zu 
Barcelona auch dasjenige des Markgrafen Johannes in 
prachtvoller Ausführung. Über jedem Chorftuhl iſt dort ein 
ſolches Wappen. Beſonders bemerkenswert iſt der durch den 
Flug des Helmes der rechten Seite geſteckte „Pilgerſtab“. 
Aus welchem Grunde er angebracht wurde, ließ ſich bisher 
nur vermuten, da Markgraf Johannes nachweislich niemals 
im heiligen Lande geweſen iſt. f 

Dr. Stephan Kefule von Stradonitz. 


Bermiſchtes. 


— Denjenigen Mitgliedern des Vereins Herold, welche in 
dieſem Sommer München beſuchen, wird der Beſuch der 
Maillinger- Sammlung im Biftorifhen Stadtmuſeums⸗ 
gebäude, St. Jakobsplatz 1, empfohlen; die neue Serien ⸗ 
ausſtellung bringt Künftlerarbeiten aus der Seit König 
£udwigs I. von Bayern; gleichzeitig findet ebenda eine 
Jubiläumsausſtellung zum Gedächtnis des 700 jährigen 
Stadtjubiläums im Jahre 1858 ſtatt. 

— Familientag. Das alte weitverzweigte Geſchlecht 
der Lentz, Lentze, Lenz hielt am 50. Mai in Berlin ſeinen 
5. Familientag ab. 56 Vertreter der angeſchloſſenen Familien 
waren erſchienen, darunter Vettern aus Wien, Schanghai und 
Buffalo (Amerika). Hauptpunkt der Verhandlungen war dies- 
mal ein Familienſtatut und Konftituierung des Geſchlechts 
als rechtsfßähiger Verein. Ferner wurde mit anſehnlichem 


= DZ 


Grundſtock eine Unterſtützungskaſſe und ein periodifh er- 
ſcheinendes Familienblatt „Der Lenzgarten“ begründet. Aus 
Anlaß der Tagung wurde eine Anſichtskarte herausgegeben, 


auf welcher die Adels. und Bürgerwappen des Geſchlechts 


zuſammengeſtellt ſind. 

Es iſt dringend zu wünſchen, daß der Familienſinn in 
unſerem deutſchen Bürgertum erftarfe, denn er iſt das ſicherſte 
Unterpfand vaterländiſcher Geſinnung. Träger des Namens 
Lentz, Lentze oder Lenz werden gebeten, ſich an Herrn 
Othmar Lenz, Berlin, Waldſtr. 26, zu wenden. 


Am ſchwarzen Brett. 


Dummheit oder Schwindeld Die „Frankf. Stg.“ 
vom 5. Mai d. J. enthält folgendes ſchöne Inſerat: 

Kauf event. Tauſch gegen Aktien und Kuren 
Schloßbeſitzung mit Adeltitel. Freiherr von und 
zu (ſeinen Namen oder den Namen der 
Schloßbeſitzung) kann ſich derjenige nennen, 
welcher die Beſitzung erwirbt. Die Schloßbeſitzung 
verkaufe ich mit Urkunde, Wappenrechte (ö) und 
darin befindlichen Antiquitäten um den Geſamtpreis 
von 250000 Mark. Nur Leute erhalten Auskunft, 
welche über größeres Vermögen verfügen, ſehr ſolvent 
und in der Lage find, den vorſtehenden Preis teils 
in bar ſofort auszahlen zu können. Off. u. E. U. 3145 
Exped. 

Ja, das möchte wohl mancher! Freiherr von und zu 
Tulpenthal oder von und zu Silberſtein klingt auch höchſt 
verlockend! Glücklicherweiſe iſt die Sache nicht ſo einfach, 
wie gewiſſe Leute, die „nicht alle werden“, ſich denken. 


Anfragen.“) 


12: 

Erbeten werden Nachrichten über Hugo Auguſt Eding, 
Apellationsgerichtsrat wod geb. 17. Novbr. 1809, verheiratet 
wann d wor mit wem? und deſſen Sohn Leopold Wilhelm 
Cuitke Eding, geb. 7. Novbr. 1842. 


Braunſchweig, Wolfenbüttler Str. 1. 
Arnold Rim pau. 


75. 

1. Wer waren die Eltern des Adolf Gotthilf v. Rothe, 
Kal. Preuß. Hauptmann d (F 1801; & Philippine v. Mil. 
titz, Herrin a. Neuenhagen u. Lietzow i. Pomm., * 1757, 
T 1826). 

2. Wer weiß näheres über Pierre Schockd (F 1784; 
tätig an der Regierung i. Potsdam). 

35. Gab es in der franzöſ. Kolonie eine Marquiſe 
de Dernier? Wann lebte dieſed Mit wem verheiratetd 

Entſtehende Unkoſten werden gern erſetzt. 


3. S. Berlin W., Augsburger Str. 25. 
H. v. Rohr. 


*) Alle Eiufendungen für dieſe Rubrik, ebenſo Ant- 
worten, find an die Redaktion d. Gl., Berlin W., 
Schillſtr. 3, einzuſenden, nicht an Vorſtandz mitglieder. 


74. 

Erbeten werden Nachrichten über die Vorfahren des 
Johann Gottfried (v. d) Randow, * Berlin 20. 5. 1700, 
Lizenzbuchhalter in Königsberg O / Pr., & Elifabeth 
Unger, den Großvater Carl Benjamins v. Randow auf 
Groß-Wilfawe u. Sytniav, Kal. preuß. Juſtizrat u. Landrat 
d. Kr. Wielun. Johann Gottfrieds Vater ſoll ein Kgl. preuß. 
Offizier v. Randow a. d. H. Randau geweſen fein. 

Bin auch für kleinſte Nachricht ſehr dankbar. 


Nirſchberg i. Schl., Inſpektorſtr. 1. 
W. Frhr. v. Richthofen. 


75. 

Erbeten werden Nachrichten über die beiden Erfurter Rats- 
herren Caspar Weſtermann und Balthaſar Weſter⸗ 
mann, welche während der Reduktion von Erfurt 1647 — 1665 
Stellen im Rate einnahmen. 

1. Wer waren die Eltern genannter Ratsherren d 

2. In welchem verwandtſchaftlichen Verhältnis ſtanden 
ſie zu einanderd 

3. Wer waren ihre Nachkommend 

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts muß die Familie 
weſtermann von Erfurt nach Leipzig gekommen ſein. 
Chriſtof C. Heinrich Weſtermann, geb. 1777 in Leipzig, 
geſt. 1835 ebenfalls in Leipzig, war dort Goldſchmied. Wer 
waren feine Eltern und Großeltern d 

In v. Tettaus „Reduction von Erfurt“ wird noch ein 
Chriſtian Weſtermann als Verfaſſer einer Chronik er⸗ 
wähnt. Weſtermann ſoll um 1720 geſtorben fein. 

Alle Nachrichten über dieſe Familie Weſtermann ſind 
ſehr erbeten, ſowohl im „Herold“ als auch direkt an 


Braunſchweig, Petri -Thorwall 32. 
Edwin Löbbecke, Mitglied d. Herold“. 


76. 

Nachrichten werden erbeten über die Familie Pfarr 
(Fahr), bis ca. 1550 in Böhnen, nun in Wachenheim in 
der Pfalz. Die Familie beſitzt ein Wappen, zwei Felder, 
oben Taube mit Glzweig, unten ſpringender Bock. Dies 
Wappen foll 1379 unter Wenzel geſtiftet und 1485 von 
H. Friedrich III. verliehen ſein. 

77. 

Ums Jahr 1650 iſt ein Albert Cursmann, der fpäter 
Schultheiß und Gerichtsverwandter in Hangenweisheim (Rhein: 
heſſen) war, in Krefeld nachweisbar. Die Familie, die ſich 
ſtark ausgebreitet hat, heißt ſpäter Curſchmann. Iſt die 
Familie noch in Krefeld vorhanden und find ältere Nach⸗ 
richten über ſie ſonſtwie bekanntd Auch wären Nachrichten 
über den Berliner Zweig dieſer Familie erwünſcht. Für alle 
etwaigen Auskünfte dankt ſchon jetzt herzlich 


Friedberg (Heſſen), Kaiferftr. 175. 
Au guſt Gebhard, Oberlehrer. 


78. 

Erbeten werden die beglaubigten Seugniffe von 

1. der Trauung des Jobſt Frh. von Dinde mit Eber- 
hardine Franziska v. Dalwigk Lichtenfels 
{{. 3. 1796 wo? 

2. dem Code der Eberhardine Freiin v. Dinde geb. 
Freiin v. Dalwigk, + 7. 2. 1801 wo? 

3. der Geburt von Friederike Luiſe Charlotte Gräfin 
Solms-Sonnewalde, * 5. 12. 17% wor 

4. der Trauung von Gr. Julius v. d. Busſche⸗Ippen⸗ 
burg mit Thora Gräfin v. Bernsdorff 8.3 1828 wor 


a 4, 


5. der Geburt von Baroneffe Charlotte Wilh. Erneſt. 
v. Hoffftedt, 9. 5. 1767 wor 

6. vom Code der letzteren, vermählt an Jan Krift 
v. Linſchoten verwitw. Tölltenitz (737 wo? 

Nachrichten unter Nachnahme erbeten! 8 


Halle, Bernburger Str. 30. Dr. Gg. Schmidt. 


79. 

Ein Generalmajor Friedrich v. Apenborg, * 27.2. 1724, 
T 4. 11. 1794, der letzte männliche Sproß feines Geſchlechts, 
x Anna Charlotta v. Podi, geb. d, geſt. 24. 11. 1794. 

Wer kennt dieſes Adelsgeſchlecht der Gattin und ver⸗ 
mag näheres darüber anzugebend 

S. 42, Großbeerenſtr. 26. v. Hiller. 
| 80. 

Wo befinden fid jetzt Überrefte der Archive der aus⸗ 
geſtorbenen Adelsgeſchlechter v. Altdorf gen. Wollſchlager 
und v. Altdorf gen. Krobsbergd Aus genealogiſchen 
Gründen iſt anzunehmen, daß Teile dieſer Archive an die 
v. Mauchenheim gen. Bechtolsheim, v. Bellers heim, v. Thüngen, 
Schelm v. Bergen, Riedeſel, Jett v. Müntzenberg, v. Enſch⸗ 
ee und v. Entzenberg gefallen find. Um gütige Nachricht 

itte 


Grunewald b. Berlin, Dachsberg 18. H. Hahn. 
81. 

Henri Jean Garrigues, * Halle a. d. S. 18. Juli 
1284, T Kopenhagen Aug. 1857, & zu.. Maria Anna 
Dorothea geb. Palmié, * Nürnberg 6. Mai 1798, T Kopen- 
hagen 27. Januar 1855 — Großkaufmann und Generalfon{ul 
für Portugal, Brafilien ufw. 

Beide ſtammten von Nefugies, die Garrigues aus Süd. 
frankreich, ein Gebirgszug der Sevennen führt denſelben 
Namen. 

Obiger Garrigues führt im petſchaft folgendes Wappen: 
im ... Schildhaupt einen Zweig mit 4 Eichenblättern und 
2 Eicheln, aus .. .. Schildfuß, 5 .. . Bäume, gekrönter 
Zelm, zwiſchen 2 Hörnern gerüſtetec Arm, in der Band einen 
Sweig mit ı Eichenblatt und 2 Sicheln. Geſucht find die 
Farben des Wappens und näheres über die Vorfahren. Die 
Kolonieliſte von 1699 von Dr. Rich. Béringuier führt unter 
2962 in Magdeburg Le Sr. Moyse Garrigues Joallier et Or- 
fevre de Mazament en Languedoc uſw. an. 

Rietftap kennt andere Garriguesſche Wappen. 


82. 
Erbeten werden Nachrichten über: 


1. das Heir.⸗Datum, Jahr u. Ort des Rittmſtrs. Chriftoph 
du Puits a. Wehnendorf i. Meckl. mit Ida v. Goeben, 
desgl. fein Sterbejahr, Datum u. Ort. Seine Frau + 
15. 12. 1808 zu Ribnitz i. Meckl.; 

2. das Heir.⸗Datum, Jahr u. Ort von Leonhard v. Wickede 
( 26.8. 1845 3. Dargun i. Meckl.) mit Maria v. Goeben, 
wahrſcheinlich 1292 in Roftod verheir.; | 

3, das Heir.-Datum, Jahr u. Ort des Rittmſtrs. Daniel 
v. Goeben a. Sehlendorf u. Bartelshagen i. Pom. 
(T 27. 8. 1757) mit Ida Aug. v. Levetzow, Tochter 


des Kittmſtrs. Theod. v. Levetzow a. Belkendorf, Sarm- 
ſtorf uſw. 

Zu Gegendienſten gern bereit 

Osnabrück, Straßb. Pl. 4. 


Frhr. v. d. Busſche⸗Ippenburg. 


83. 

Es werden Nachrichten erbeten über Daniel Groß, 
fpdter Pfarrer in Schwartzſtein, Kr. Raſtenburg O / Pr., und 
deſſen Eltern. Derſelbe iſt zwiſchen 1686 und 1690 ge⸗ 
boren, vermutlich in Lyck O / Pr., beſuchte die Schule der 
Löbenichtſchen Kirche in Königsberg O / Pr. (schola loebe- 
nichensis), wurde am 30. September 1707 in der Hönigs⸗ 
berger Univerſität immatrikuliert, am 23. Oktober 1715 zu 
Königsberg in der Schloßkirche ordiniert und war von 1713 
bis 1244 Prediger in Schwartzſtein. Dort verheiratete er ſich 
am 26. September 1715 mit Anna Chriſtina Thimm. Am 
18. März (738 erwarb er das Adl. Gut Glombowen nebft 
Meteuſſek (Amt Rhein) und iſt in der Dafallentabelle des 
Amts Rhein von 1751 unter den „adeligen Dafallen” auf- 
geführt. Er ſtarb 1774 in Clauſſen O / Pr. 

Königsberg i / Pr., Krugſtr. 15 A, II. v. 

v. Groß, Referendar (Mitgl. d. Herold). 


Antworten. 


Zu der Antwort in Ar. 3 von 1908 5. 67 iſt nachzu⸗ 
tragen, daß die Entſtehung der Namens⸗Vereinigung Schüler⸗ 
Bandeffon auf einer Kab..Ordre vom 21. 4. 1788 beruht, 
durch die dem Joh. Friedr. Schüler die Führung dieſes 
Doppelnamens geſtattet wurde. 

Die Ahnentafel der Charlotte Marie Baudeſſon 
iſt noch dahin zu ergänzen, daß Anna Margarethe Krüger 
die Tochter des Michael Krüger, Bürgers und Böttchers 
zu Buchholtz, war und am 28. 8. 1715 bei der Parochialkirche 
zu Berlin mit Franz Baudeſſon getraut wurde. 

Alfeld a. d. L. Landrat Burchard. 


Ketrefend die Anfrage 50 in Nr. 4 des „D. Herold“ von 1908. 
5. Julius Hermann v. Weißenbach & Anna Dorothea 
v. Endend, aus dem Haufe Drosdorff. 
Caſpar v. Boxdorf 


7 
* 1656. Caſpar. Jacob zu Schlaberndorf. 

. Auguft Friedrich von Ponikau, Sohn des Carl 
Friedrich von Ponikau, Leutnant, auf Prirtitz. 

9. Ludwig Leopold v. Kleiſt, * 19. Juli 1723 zu Pots= 
dam, f 5. Mai 1790 auf feinem Gute Klinge unweit Cottbus. 

10. Freiin Ludomilla v. Reis witz. Tochter des Freiherrn 
Heinrich von Reiswitz und Anna Maria von Mutſchelnitz, 
Kadızin und Graboffa. 

16. Margarita Gräfin v. Rebberfruitd 

17. Erdmuth Sophia Freiin vom Stein. 

19. Eva Freiin v. Schönburgd, F 1618. 

Ausführlichere genealogiſche Nachrichten vorhanden über 
v. Hleiſt, vom Stein. 


Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. 


Dr. Wagner. 


Betlage: Wappen des Markgrf. Johannes von Brandenburg als Ritter des Goldenen Dlies, in der Kathedrale zu Barcelona. 


Verantwortlicher Herausgeber: Ad. M. Hildebrandt in Berlin, W. 68. chi rate 8 II. — Selbfiverlag des Vereins Herold; auftrags welſe verlegt von 
Carl Heymanns Verlag in Berlin, W. Mauerfiraße 45. 44. — Julius Sittenfeld, Hofbuchdrucker. in Berlin W. 


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Der jährliche Preis des „Deutſchen Herold“ — monatlich ein Heft — beträgt 12 ME, der „Pierteljahrsſchriſt für Wappen 
Siegel- und Familienkunde“ 8 Mk. Einzelne Nummern koſten 1 Mk. — Anzeigen für den „Deutſchen Herold” werden von 
Carl Heymanns Verlag, Berlin W., Mauerſtr. 45. 44, entgegengenommen. 


Juhalts verzeichnis: Bericht über die 780. Sitzung vom ſtraße 16, auch die Führung der Bereinsmatrikel über- 
29. Mai 1908. — Bericht über die 281. Sitzung vom nommen hat, werden die geehrten Mitglieder des Herold 
2. Juni 1908. — Die kürzlich freigelegten Malereien im hierdurch ergebenſt erſucht, alle Veränderungen betreffend 
Schloß zu Forchheim in heraldiſcher Beleuchtung und Wohnung, Titel ufw. gefalligh dem Schatzmeiſter anzeigen 
Folgerung für das Stadtwappen. — Das Wappen der Fa- zu wollen. 
milie v. Engelboſtel, v. Stöcken und v. Weltze. (Mit Abbild.) 
— Was ſoll der Heraldiker von hiſtoriſcher Waffenkunde 
wiſſend (Mit einer Tafel.) — Die Bezeichnung Tumnitz 
(Tumitz) und Tſchaslaw im Familiennamen der von Sommer— 
feld in Schleſien und Böhmen. — Exotiſche Länderwappen. 
(mit Abbildung.) — Die Ahnentafeln des Herrn Dr. Roller. 
— Betreffend Burg Altena. — Bücherſchau. — Vermiſchtes. 


Bericht 
über die 780. Sitzung vom 29. Mai 1908. 
Dorfigender: Se. Erz. Herr Generalleutn. 3. D. v. Bardeleben. 


— Su den Beilagen. — Anfragen. — Antworten | Als Mitglieder wurden angemeldet: 
I. Herr Robert Eders, WMagiftrats-Affiftent zu 
Dereingnadjridten. Cöln am Rhein, Roonftr. 84 II. 


2. Herr Dr. jur. Paul Wiedenfeld, Landrat des 
Candkreiſes Bremervörde. 


3 W 5 nn 3 Ratt: Der Herr Dorfigende machte intereffante Mit— 
Stag, den 15. BEN er abends 7½ Abr, teilungen über die Einweihung der Hohfönigsburg. 
im „Burggrafenhof‘‘, Aurfürſtenſtr. 91. Die erneuerte Burg iſt ein wunderbarer, genialer 


u; Bau; Meiſter Bodo Ebhardt hatte den ficherften Führer 
Die geehrten Lefer d. Bl. werden ergebenſt erſucht, der | in den noch vorhanden geweſenen Grundmauern; diefen 
Bedaktion d. Bl. Mitteilungen über ihnen bekannte heral- gegenüber kommt die Abbildung einer Burg im Mäuſe— 
diſche Bunfwerke (3. B. alte Schnitzereien, feltene Ziegel, krieg. di illkürli di königsburg b 
Grabdenkmäler, Glasgemälde, Metallarbeiten ufw.) VPP pa aa I das BPR ee 72 
welche ſich zur Abbildung in der Zeitfehrift eignen, sugehe i zogen wurde, nicht in Betracht. ‚Eine Photographie 
laſſen zu wollen. Viele Vereinsmitglieder werden, nament- des „Willkomm für die Rohksnigsburg“, wh Iche 
lich auf Reifen, Gelegenheit haben, dergleichen zu ſehen, namens der Burgenfreunde S. M. dem Kaifer über— 
und würden uns durch eine kurze Notiz ſehr verpflichten. reicht wurde, lag vor. Der Willkomm, von dem Hof: | 
2 juwelier J. B. Werner in Berlin W. ausgeführt, zeigt 
Die Vereinsbiblisthek if von Ende Juni bis Mitte die Formen eines ſpätgotiſchen Spangenhelmes mit dem 
Auguſt geſch loſſen. N 3 a Helmfchmud der Grafen v. Chierftein, einem ſoge— 
— nannten Tier oder Stuckwild (Hirſchkuh), iſt aus 
Da der Herr Schatzmeiſter des Vereins Dr. Stephan maſſivem Silber getrieben, zum Teil vergoldet. Die 
Bekule von Stradonik zu Grof-Lichterſelde, Marien- | Krone, vergoldetes Silber, iſt mit 15 Halbedelſteinen 


— 126 — 


und 5 großen echten Perlen befegt; in der Krone 
liegt ein bergiges Stück Malachit, auf welchem das 
„Tier“ ſteht und mit dieſem ein Bild des Namens oder 
ſogenanntes redendes Wappen der Grafen v. Thier- 
ſtein darſtellt. Die Halskette beſteht aus maſſivem 
Golde, an ihr hängt eine echte Münze aus dem Jahre 
1480. Nach Abnahme der Krone erblickt man den im 
Helm ſtehenden Ehrenbecher. Der Marmorſockel iſt 
ein ſehr ſeltenes Stück rouge royal. Das Ganze iſt ein 
ſinnreiches und ſchönes gediegenes Werk. Den Ent⸗ 
wurf hat Bodo Ebhardt unter Beirat des Profeſſors 
Hildebrandt ausge führt. Überhaupt haben die aus⸗ 
führenden Künſtler alle Wappenfragen im Einver— 
nehmen mit dem Verein Herold behandelt. — Ceider 
hatte die feſtliche Handlung unter der ungünftigen 
Witterung zu leiden; die Pracht des Feſtzuges kam 
infolge deſſen nicht recht zur Geltung. S. E. rühmte 
dann noch die Gaſtfreundſchaft der Stadt Schlettſtadt; 
der Ort hat ſich ſeit den Kriegsjahren ſehr gehoben. 

Herr Amtsgerichtsrat Dr. Béringuier, welcher 
zu dem Feſte ebenfalls eingeladen war, zeigte eine von 
Profeſſor Hildebrandt gezeichnete und von C. A. 
Starkes Hofkunſtanſtalt in Görlitz in zwölf Farben ge- 
druckte Tiſchkarte mit 70 Wappen deutſcher ſtandes⸗ 
herrlicher Geſchlechter. Herr Major v. Schoeler 
ſprach den Wunſch aus, daß eine Abbildung des 
Willkomms der Monatsſchrift beigegeben werden 
möchte. 

Der Herr Vorſitzende legte fodann vor: I. Oris 
ginalurkunden und Aktenſtücke des Dominiums Buckow, 
Kreis Tebus, welche der Eigentümer Herr v. Flemming 
freundlichſt geliehen hatte. Es kommen in dieſen zahl⸗ 
reiche Geſchlechter der Mark Brandenburg vor; die 
älteſte Urkunde iſt ein Lehenbrief des Kurfürften 
Joachim II. vom Jahre 1547 für ſeinen „Diener“ 
Wolf v. Kloſter. Man muß fich hierbei des Der- 
brauches der Titulaturen erinnern, auf den wir ſchon 
oft hingewieſen haben: Im 16. und 17. Jahrhundert 
heißt „Diener“ etwa ſoviel wie „Beamter“. 2. Bei⸗ 
träge zum Wappenbilderlexikon, welche Herr Dr. Bern: 
hard Koerner nach Küfters Altem und Neuem Berlin 
bearbeitet hat. 3. Die für den Verein angekaufte 
Teichenpredigt auf Hans v. Thümen, kurfürſtl. brand. 
geh. Kammerrat und Hofmarſchall, T 10. Dezember 
1505. Schließlich gab S. E. die übliche Seitſchriften⸗ 
ſchau. 

Herr Amtsgerichtsrat Dr. Beringuier legte vor: 
Heft 8 der Seitſchrift „Deutſcher Buch- und Stein: 
drucker“ vom Mai 1908, enthaltend eine Abhandlung 
von H. G. Strohl über das ſogenannte „Künftler- 
wappen“, zu welcher er bemerkt, die Meinung, der 
verſtorbene Clericus habe mit ſeiner Farbentopftheorie 
nur einen ſchlechten Witz beabſichtigt, dürfte den Kennern 
dieſer eigenartigen Perſönlichkeit gar nicht unwahr⸗ 
ſcheinlich erſcheinen. Er erinnert an die Stammbuch⸗ 
Imitation, mit welcher Clericus noch nach ſeinem Tode 
ein Pröbchen ſeiner witzigen Bosheit gegeben habe. 
Der Teſtamentsvollſtrecker hatte die Imitation für ein 


echtes Stammbuch gehalten und ſie als ſolches eines 
Tages im Verein vorgelegt. 

Der Schriftführer berichtete über die von Herrn 
Auguſt v. Doerr im Jahrbuche der k. k. heraldiſchen 
Geſellſchaft in Wien veröffentlichten Beiträge zur Ge⸗ 
ſchichte des Geſchlechtes Henckel v. Donnersmark. 

Das Großkanzleramt des Königl. Bapyeriſchen 
Haus Ritterordens vom heil. Georg hat das Mitglieder⸗ 
verzeichnis nach dem Stande vom 23. April 1908 zu 
überſenden die Güte gehabt. 

Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz legte 
vor ein nicht ganz vollſtändiges Exemplar des Bildnis⸗ 
werkes von Schrenk v. Notzing (1542), welches zu er⸗ 
mäßigtem Preiſe angeboten wird. Der Ankauf wird 
beſchloſſen. | 

Der Antrag, das von Herrn Poftrat a. D. 
Dr. Dehms bearbeitete und in den Druck gegebene 
„Stammbild“ als Beilage zur Vierteljahrsſchrift anzu⸗ 
nehmen (gegen Erſatz der Druckkoſten) wird im Hine 
blick auf andere Verpflichtungen des Vereins abgelehnt. 

Herr Profeffor Hildebrandt fragte namens eines 
auswärtigen Mitgliedes nach dem Wappen des 
pommerſchen Geſchlechtes v. Vidante und legte ein 
dem Verein zum Kauf angebotenes Manuffript vor: 
Stammbaum der Familie v. Tſchudi in allen ihren 
Verzweigungen. 

Herr Dr. Bernh. Koerner bemerkte, daß der 
ältere bis in das 9. Jahrhundert zurückgehende Teil 
der Genealogie jedenfalls auf den Geſchichtsfälſchungen 
des Chronikenſchreibers Tſchudi beruhe und darum 
wertlos ſei. — 

Kerr Dr. v. Boltenftern zeigte das Hofpfalz⸗ 
grafendiplom, welches Kaiſer Ferdinand III., s. d. Prag 
20. November 1652, dem Georg Plank, Kanzler im 
Markgraftume der Wiederlaufig, erteilte. Seyler. 


Bericht 
tiber die 781. Sitzung vom 2. Juni 1908. 
Vorſitzender: Se. Erz. Herr Generalleutnant v. Bardeleben. 


Als Mitglieder wurden angemeldet: 

1. Herr Erich Blankenhorn, Leutnant im 3. Ba- 
diſchen Dragoner⸗Regiment zu Mülhaufen im 
Elſaß. . 

2. Herr Wilhelm Henning, Leutnant im 5. Bas 
diſchen Dragoner-Regiment zu Mülhaufen im 
Elſaß. | 

5. Herr R. Knoblauch, Kaufmann, in Firma Jul. 
Wettſtein Nachfolger, zu Heidelberg, Haupt- 
ſtraße. 

* 4. Frau v. Münchhauſen, geb. v. d. Gabelentz, 
in Hannover, Landſchaftſtr. 2. 

5. Herr Kurd Freiherr v. Nordeck, Major und 
Eskadronschef im 3. Badiſchen Dragoner ⸗Re⸗ 
giment zu Mülhauſen im Elſaß, Enſisheimer⸗ 
ſtraße. | 


— 127 — 


6. Herr Pfarrius, Kapitänleutnant, komm. zur 
Marine ⸗Akademie in Kiel, Olshaufenftr. 19. 

7. Herr Adolf v. Röbel, Leutnant a. D. zu Groß⸗ 
Cichterfelde, Werderſtr. 12. 

Herr Bankdirektor Dr. Bahrfeldt ſtellt an den 
verein die Aufforderung, ſich an der Arbeit des Ge⸗ 
famtvereins der deutſchen Geſchichts⸗ und Altertums 
vereine, welcher im September zu Lübeck tagen wird, 
nicht bloß paſſiv durch Anweſenheit des Vertreters, 
ſondern auch durch Vorträge zu beteiligen. Einen 
Vortrag übernahm ſofort das Ehrenmitglied Herr H. 
F. Macco; weitere Anregungen werden von ſeiten des 
Vereins ergehen. 

Der Herr Vorſitzende legte vor: Druckſachen der 
vereinigung zur Förderung deutſcher Kunft im Aus» 
lande. Es wird befürwortet, die Beſtrebungen derſelben 
durch Beitritt zu unterſtützen. 

Herr Major v. Poſeck hatte eine in den Bau⸗ 
und Kunſtdenkmälern Thüringens erwähnte geſtickte 
Betpultdecke aus der Kirche zu Bösleben bei Arnftadt 
eingeſandt; ſie zeigt ein Ehewappen, das heißt zwei 
nebeneinander ftehende Schilde, überhöht von den Buch⸗ 
ſtaben M. V. B., mit der Sahl 1577, die ſich ſowohl 
auf das Jahr der Anfertigung der Decke, als auf das 
der Eheſchließung beziehen kann. Der Schild des 
Mannes iſt recht undeutlich geworden, doch ſcheint er 
einen Wedel zu enthalten; der Schild der Frau zeigt 
in Rot einen w. Balken von drei Lilien begleitet. 

Weiter teilte der Herr Dorfigende mit, daß in der 
Bibliothek des Grauen Kloſters noch mehrere Bände 
£eichenpredigten aufgefunden worden find. Su dem 
Derzeichniffe der Sammlung, welches der Verein ver: 
öffentlicht hat, wird daher ein Nachtrag erſcheinen. Eine 
Apoſtrophe der Ravensberger Blätter wegen des 
Wie deraufbaues der Burg Schaumburg in Weſtfalen be⸗ 
antwortet Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz 
dahin, daß die geäußerten Befürchtungen gänzlich 
grundlos ſeien. Die fürſtliche Regierung in Bückeburg 
beabſichtige lediglich Erhaltungsmaßregeln. 

Wellers Archiv hat einer „Abhandlung“ des 
Wappenfabrikanten Gründel in ſeinen Spalten Raum 
gewährt und dadurch den Intereſſen jener Fabrik eine 
wertvolle Förderung angedeihen laſſen. 

Sum Schluß legte Seine Exzellenz vor: J. die von 
Neuſchäfer bearbeitete Stammliſte des Königl. Kadettens 
hauſes Culm-Coslin 1776 1907. 2f die Familie 
von Salza und Lichtenau, von O. Poſſe. 3. einige für 
die Bibliothek angefaufte Bücher. 

Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz 
verlas eine Erwiderung des Herrn v. Doerr auf die 
Ausführungen des Schriftführers über die Geſchichte 
der Henckel von Donnersmarck, die an anderer Stelle 
zum Abdruck gelangen werden. — Derſelbe Herr be⸗ 
fürwortete den Ankauf einer ſehr ſeltenen Druckſchrift, 
betreffend die Familie Coeber, und beſprach feine Ab⸗ 
ſicht, nach den verſchollenen genealogiſch⸗heraldiſchen 
Manuffripten des Goswin von Michels Nachforſchungen 
anzuſtellen. Der Herr Kammerherr legte ſodann das 


angekaufte Urkundenbuch der Deutſchordensballei Utrecht 
vor und bemerkte hinſichtlich der dortigen Aufſchwö⸗ 
rungen, daß die Ballei früher 4 Ahnen und überdies 
noch einen weiter zurückgehenden 200 jährigen Adel 
verlangt habe; dermalen werde außer den 4 Ahnen 
nur hundertjähriger Adel verlangt. Die Probanden 
müſſen dem reformierten Bekenntniſſe angehören. 

Das Ehrenmitglied Herr H. F. Macco gab einen 
intereffanten Beitrag zur Geſchichte der Sitten unmittel⸗ 
bar nach Beendigung des 30 jährigen Krieges. Bei 
der Hochzeit des Gerdt Heye mit Tahlke Oltkens im 
Jahre 1650 traten die Gäſte mit gefüllten Bierkrügen 
während der Trauung an den Altar und begannen 
ſchon dort das mehrere Tage währende Gelage, bei 
welchem 4 Tonnen Bier getrunken wurden. 

Herr v. Arnswaldt legte feine Abſchrift der 
Fiſchbecker Ahnentafeln (mit Regifter) zur Beſichtigung 
vor und ſprach ſodann die Forderung aus, daß bei 
der Veröffentlichung von Kirchenbuchauszügen ſtets der 
volle Wortlaut zu geben ſei. 

Herr Profeffor Ad. M. Hildebrandt legte vor: 
J. eine Seitungsnachricht über die 600. Jahrfeier der 
Burg Banftein (12.— 14. Juni). 2. die von dem Ge— 
nealogen Herrn Kiefer in Frankfurt a / M. mitgeteilte 
Ahnentafel zu 32 Ahnen des Prinzen Boris von Tirnowa, 
Thronfolgers von Bulgarien. 3. Photographien von 
Nachbildungen alter Riiftungen, wie folche von Herrn 
Hauptmann a. D. Schönbeck (in Berlin O.) täuſchend 
ähnlich hergeſtellt werden (Preis etwa 100 Mark). 
4. eine Anſichtspoſtkarte mit Abbildung der Burg 
Hirfhkorn am Neckar und eingeprägtem Stadtſiegel, 
welches das Wappen der 7 Herren von Hirſchhorn 
zeigt mit der merkwürdigen Umſchrift: + Sigillum. 
civitas . dictum . hirtzhorn. — Der Herr Profeſſor ſprach 
ſodann über die befremdliche Anwendung des Prädikats 
„RNitterbürtig“, die man feit einiger Seit in Sei- 
tungen wahrnehmen könne, ſeitens ſolcher Perſonen, 
die auf adelige Abſtammung Anſpruch erheben, ohne 
zum Gebrauche der Adelspartikel berechtigt zu ſein. 
Wie können ſich Perſonen ritterbürtig nennen, in deren 
Stammreihe ein wirklicher Ritter überhaupt nicht vor⸗ 
kommt, Abkömmlinge von „Patriziern” einer kleinen 
Stadt, die in ihrer ſtädtiſch⸗ bürgerlichen Lebensweife 
den vollkommenſten Gegenſatz des Rittertums bildeten! 

Herr Staatsrat von Boetticher legte unter ane 
derem vor den Katalog des von der Adelsfamilie 
Bonacina begründeten heraldiſchen Archivs Dillardi in 
Mailand. Einer der Stammväter des Geſchlechts 
Bonacina war Kaiſerl. Hof- und Pfalzgraf. Später⸗ 
hin hatten die Bonacina ein auch von Deutſchland mit 
zahlreichen Aufträgen beehrtes Wappenbureau, deſſen 
Ausfertigungen gänzlich unzuverläſſig und wertlos ſind. 
Die berüchtigten Wappenfabriken in Berlin, Dresden 
und anderwärts haben ſich nach dem Muſter von 
Bonacina gebildet. Seyler. 


— 128 — 


Die kürzlich freigelegten Malereien im 

Schloß zu Forchheim in heraldiſcher Be⸗ 

leuchtung und Folgerung für das Stadt⸗ 
wappen. 


Von G. Sabel, Kirchenrat und Gymnaſialprofeſſor 
zu Bamberg. 


Gelegentlich einer kollegialen Suſammenkunft in Bam⸗ 
berg erhielt ich durch Herrn Gymnaſiallehrer Dr. Räbel 
in Forchheim, den Vorftand des dortigen hiſtoriſchen 
Vereins, die Mitteilung, daß in dem ehemaligen fürſt⸗ 
biſchöflichen Schloß daſelbſt im gotiſchen Saal des Erd- 
geſchoſſes Malereien neu aufgedeckt worden ſeien. Unter 
dieſen befänden ſich zwei gemalte Wappenſchilde, von 
welchen er einen mit einem Cöwen in Photographie 
nach einer Pauſe der Konturen mir vorlegte. 

Nach genauer Beſichtigung konnte ich ihm mitteilen, 
daß in dieſem Schilde unverkennbar und unzweifelhaft 
der böhmiſche Cöwe enthalten fet und daß der Stil auf 
das Ende des 14. oder den Anfang des 15. Jahr- 
hunderts hinweiſe. Da mich die Sache ſehr intereſſierte, 
kam ich am 11. April l. Js. nach Forchheim und be⸗ 
fichtigte die Malereien mit Herrn Dr. Rabel eingehend 
an Ort und Stelle. 

Die genannten Wappenſchilde befinden ſich zu beiden 
Seiten eines Pfeilers auf der Südwand des Saales. 
Der Cöwenſchild ſteht heraldiſch links, alſo an zweiter 
Stelle, und zeigte nun auch in ſeinen Farben in der 
Cat den weißen gelbgefrénten und bewehrten Cowen 
von Böhmen in rotem Feld. Daß es gerade der böh- 
mifche Cöwe iſt und kein anderer, geht, abgejehen von 
den Farben, ganz unzweifelhaft hervor aus der Bildung 
ſeines Doppelſchwanzes, der ſo geordnet iſt, daß er 
über einem Knotenring nahe der Schwanzwurzel zwei 
gleich lange übers Kreuz gelegte Schwanzenden zeigt 
mit hochſtehenden Endquaſten. 

Dieſem Löwenfchild ſteht heraldiſch rechts, alſo an 
erſter Stelle, ein gelber Schild mit einem einköpfigen 
ſchwarzen Adler gegenüber, der nach dem Cöwenſchild 
hinblickt. Dieſe Stellung beweiſt zunächſt die Suſammen⸗ 
gehörigkeit der beiden Schilde. Vom Adlerſchild iſt 
allerdings nur der linke obere Teil mit dem Kopf und 
dem rechten Oberflügel erhalten geblieben und das 
Übrige leider zerſtört, aber der erhaltene Reft genügt 
vollſtändig zur Feſtſtellung des Adlers ſelbſt und einer 
weiteren genaueren Seitbeſtimmung. Während die 
beiden gotifchen „Schildformen“ mit einwärts gerunde- 
ten Oberrändern auf die Seit von 1520 bis 1410 bes 


ſtimmt hinweiſen, der Löwe aber in ſeinen Konturen 


auf die Seit von 1550 bis 1410, weiſen die Konturen 
des Adlers in ihrer Form ſicher auf die Seit von 1590 
bis 1410 hin. Die Sachſen des Adlers nämlich nahmen 
von 1390 ab ſtatt der bisher beliebten Flachbogenform 
eine Halbfreisform an mit radial geſtellten Schwingen; 
der Kopf iſt nun etwas zurückgeworfen mit kleinem 
Kropfanſatz und die Sunge iſt deutlich aus geſtreckt. 


Dies findet ſich alles im Adlerſchild. Die ſich aus dem 
Geſagten ergebende nähere Seitangabe für die ge⸗ 
malten Schilde iſt alfo die Seit von 1390 bis 1410. 
Der Adlerſchild rechts der Cöwenſchild links ſtehend 

in ihrer Beziehung zu einander weiſen aber deutlich 
auf ein „deutſches Reichs oberhaupt“ hin, einen Kaifer 
oder König. Denn ſeit Rudolf dem Habsburger iſt der 
Adler nicht nur Sinnbild der „deutſchen Kaiſermacht“, 
ſondern iſt zum „deutſchen Reichswappen“ geworden. 
würde die Seitbeftimmung auf 1320 gehen, fo könnte 
an ein „Kaiſerwappen“ gedacht werden. Da aber feit 
cudwig dem Baiern (ca. 1530) die Kaifer den Doppel; 
adler führten, ſo kann der Cöwenſchildinhaber kein 
Kaifer fein. Eine Aufklärung über den einföpfigen 
Adler gibt uns der Thüringer Johannes Rothe in 
feinem „Ritterſpiegel“ ca. 1570. Er fingt: 

„Der keiser furit den adilarn, 

Daz der erstir herschild ist; 

Der konig muez sine stad bewarn, 

Wo man des keisers vormisst. 

Doch habin die arn ein undirscheid: 

Des keisers sehit uf beide sitin, 

Des konigis sin houbit treid 

Also vor sich an einer litin.“ 


Der Kaifer führt demnach in dieſer Seit den Doppel⸗ 
adler, der König den einköpfigen Adler. Wir haben 
alſo in Forchheim den „Königsadler“ vor uns und zu⸗ 
gleich ergibt ſich, daß der „König“ nur ein Glied des 
Hauſes „Böhmen Cuxemburg“ fein kann, fomit nur 
„König Wenzel“, welcher von 1578 bis 1400 als 
deutſcher König regierte. Seine beiden Wappenſchilde 
ſtehen ſicher beſtimmt auf der Südwand des Saales, 
gemalt in der Seit zwiſchen 1590 bis 1400. 

Gehen wir nun zu dem gotiſchen Freskogemälde auf 
der Weſtwand des Saales über. Hier ſieht man eine 
große hochgebaute Herrſchergeſtalt mit Krone, Hermelin 
und Zepter in der Linken auf einem Throne ſitzen, 
während ſeine Rechte auf ein fliegendes Schriftband 
deutet mit den Worten: „(Gerechtigk) ... eit iſt hie 
ein Bord und bringt uns ewig Freuden dort.“ Um 
den Thron befinden ſich allegoriſche Tiergeſtalten, wäh- 
rend über feinem Kopf ein einköpfiger Adler in einem 
gekrönten Schild fich befindet. Links unten am Chron 
figt ein Löwe, welcher einem kleineren Lowen, der gegen 
ihn hinftrebt, liebkoſend die rechte Vorderpranke ent⸗ 
gegenſtreckt. Der kleine Löwe läßt deutlich noch die 
ſchwarze Färbung ſeiner Vorderpranken erkennen. Mit 
allem Grund iſt ſomit anzunehmen, daß der ſitzende 
Cöwe der böhmifche fein ſoll, der ſich liebreich des 
kleinen ſchwarzen Bamberger Bistumslöwen annimmt, 
eine deutliche Symboliſierung der Fürſorge der böhmiſch⸗ 
deutſchen Königsmacht für das Bistum Bamberg. 

Rechts vom Thron ſtehen neben einander ein gelber 
Elefant, naiverweiſe zwiſchen den Stoßzähnen mit 
einer veritabeln Trompete an Stelle des Rüſſels aus⸗ 
geſtattet, mit einem roten nach vorn geöffneten baldachin⸗ 
artigen Aufbau auf dem Rücken, unter welchem moͤg⸗ 
licherweiſe eine nicht mehr ſichtbare Figur geſeſſen haben 


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Titelblatt. 
Seichnung von O. Roid. 


Beilage zum Deutſchen Herold. 1908. Nr. 7. 


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— 129 — 


mag, und vorne davorſtehend ein lediges „weißes ge⸗ 
ſatteltes Roß“. In dem letzteren glaube ich, namentlich 
mit Rücficht auf die Hauptfigur des Bildes, das „weiße 
geſattelte Roß der fagenhaften Herzogin Libuſſa“ von 
Böhmen erkennen zu dürfen, der Gründerin von Prag, die 
durch des Roſſes Vermittlung Przemysl, ihren Gemahl, 
gewann. Beide follen die Ahnen des böhmiſchen Königs- 
hauſes ſein, welches von 900 bis 1506 regierte und mit 
Wenzel V. erloſch. Seine Schweſter war Eliſabeth, mit 
deren Hand Böhmen an das Haus Luxemburg kam. 
Dieſe Allegorie wäre dann eine Anſpielung auf Böh— 
mens Glanzzeit und das jetzige Haus der Tuxemburger 
ſelbſt, deſſen Ahnfrau ſie geweſen ſein ſollte. Der 
„Elefant“ läßt ſich allerdings ſchwer deuten, dürfte 
aber möglicherweije gleichfalls eine Allegorie auf das 
£uremburger Haus fein, die ich nicht kenne. 

Wer iſt nun aber die Hauptperfon des Bildes, der 
auf den Thron ſitzende Herrſcher? Jedenfalls ein 
deutſcher König, wie dies ſchon der Schild mit dem 
Königsadler über feinem Kopf andeutet. Der Kopf 
ſelbſt, mit dem rotblonden geteilten Bart und Haar 
und dem ſtarken Schnurrbart, die hohe Geſtalt und der 
ganze Geſichtsaus druck laſſen nach Vergleich zeitgenöſſi⸗ 
ſcher Abbildungen unſchwer den deutſchen König Wenzel 
aus dem Haus der Luxemburger erkennen. Auf feinen 
Vater Karl IV. würde zwar Bart und Haarwuchs auch 
zur Not paſſen, nicht aber der Schild mit einköpfigem 
Adler und nicht die Figur, wie man deutlich beim Der: 
gleich feines Bildes auf der Miniatur der Prachthand⸗ 
ſchrift der goldenen Bulle, jetzt in der Hofbibliothek zu 
Wien, erſehen kann. Er war ein gutes Stück kleiner 
als Wenzel, welcher von ſeinen Seitgenoſſen als ein 
Mann von ſtarkem und großem Körper gefchildert wird. 
Auch ſeinen jüngeren Bruder Sigismund kann das Bild 
bei aller Ahnlichkeit der Füge nicht vorſtellen, obwohl 
auch dieſer den Königsadler bis 1435 führte, weil deſſen 
Figur gleichfalls weit unterſetzter war, wie man deut. 
lich beim Vergleich ſeines Bildes auf der gemalten 
zeitgenöſſiſchen Darſtellung der Belehnung des Burg: 
grafen Friedrich von Nürnberg mit der Mark Branden: 
burg am 18. April 1417 erſehen kann. Dieſes Bild 
befindet fic) auf der Handſchrift Ulrich Reichenthals 
von Konſtanz über das dortige Konzil (1415 bis 1418), 
jetzt in der Univerſitätsbibliothek zu Prag. Die Figur 
auf dem Freskogemälde der Weſtwand des Saales iſt 
ſomit unzweifelhaft König Wenzel, und dies Bild iſt 
mit den zwei Wappenſchilden der Südwand offenbar 
gleichfalls zwiſchen 1590 und 1400 gemalt. 

Welche Veranlaſſung war aber wohl gegeben, daß 
König Wenzel und ſeine Wappenſchilde an die Saal. 
wände des fürſtbiſchöflichen Schloſſes in Forchheim, der 
zweiten Reſidenz der Fürſtbiſchöfe, gemalt wurden, oder 
mit anderen Worten, welche Beziehungen beſtanden 
zwiſchen Wenzel und dem damaligen Bamberger Fürſt— 
biſchof d 

Wie bereits deſſen Wappen in Stein mit einem 
Angelhaken an der Außenſeite der Oſtwand des Schloſſes 
erkennen läßt, hatte Biſchof Lambert von Brunn oder 


Born (1374 bis 1398) ein kunſtſinniger Mann auf dem 
Platze, auf welchem die alte karolingiſche Forchheimer 
Königspfalz geſtanden, welche der Gegenkönig Fried: 
richs II. Heinrich Rafpe zerftört hatte, das heute noch 
ſtehende Schloß bis 1580 neu erbaut. 

Er ſtammte aus dem Elſaß, wurde Benediktiner⸗ 
Conventual zu Neuweiler und noch in jüngeren Jahren 
Retchsabt der Benediktinerabtei Gengenbach, hatte ſich 
als Biſchof von Brixen (1350 bis 1365), Speier (1365 
bis 1571) und Straßburg (1371 bis 1374) lange Seit hin- 
durch am Hofe Kaiſer Karls IV. aufgehalten und war 
einer ſeiner einflußreichſten Räte und ſein Vertrauter 
geworden, denn der Kaifer nannte thn ſelbſt 1567 feinen 
„heimlichen Rat“. Er begleitete 1365 Karl IV. nach 
Avignon, folgte ihm 1568 und 1569 nach Italien, 1373 
und 1377 in die Mark Brandenburg, und 1377/78 
auch nach Frankreich, wurde von ihm des öfteren mit 
den wichtigſten Sendungen betraut, ſo 1566 nach Avignon, 
1576 nach der Lombardei, und ſtand ihm bei ſeinen 
erfolgreichſten Unternehmungen treu zur Seite. Dafür 
belohnte ihn der Kaiſer mehrfach, namentlich durch ihm 
gewährte Privilegien und Güter für ſeine verſchiedenen 
Bistümer. Auch mit dem König Wenzel, dem Sohne 
ſeines Gönners, ſtand er nach dem Tode Kaiſer Karls IV. 
am 29. November 1578 auf gutem Fuße und bewahrte 
ihm gleichfalls ſeine treue Anhänglichkeit. Auf dem 
Reichstage zu Nürnberg unterfertigte er am 9. März 
1585 als „Reichskanzler“ des Königs deſſen Befehl an 
ſchwäbiſche Städte. Wenzel ſandte ihn von Vürnberg 
aus als Geſandten nach Padua zu einer Friedens- 
ſtiftung und beauftragte ihn, mit Papſt Urban VI. zu 
unterhandeln, was allerdings nicht zuſtande kam. 1584 
war er als Reichskanzler im Gefolge Wenzels in Curem: 
burg und wurde von ihm nach Italien geſandt. Ende 
1586 war er beim Könige in Prag, 1587 auf dem 
Reichstage in Mergentheim. In der Seit des Städte⸗ 
kriegs 1588 war er neben andern als Bevollmächtigter 
Wenzels in Nürnberg für die Friedensverhandlungen 
tätig, wirkte in gleicher Weiſe im Auftrage des Königs 
1589 am Rhein und in Nürnberg und ſchloß am 29, Ok⸗ 
tober 1590 zu Heidelberg zugleich mit andern Bevoll⸗ 
mächtigten des Königs einen Bündnisvertrag mit König 
Karl VI. von Frankreich ab. 1594 half er den von 
ſeinem Vetter Jobſt von Mähren gefangen genomme⸗ 
nen Wenzel wieder befreien und ſtand ihm weiter als 
Rat zur Seite, bis ihn Alter und Krankheit nötigten, 
1598 dem Bistum zu entſagen. 

Als Biſchof von Bamberg hatte Lambert nach An⸗ 
tritt ſeines Bistums vor allem Frieden und Sicherheit 
herzuſtellen verſucht. Um das Bistum tunlichſt von un⸗ 
bequemen Schulden frei zu machen, traf er Anordnun⸗ 
gen, gegen welche ſich die Bamberger Bürgerſchaft 
auflehnte, ſo daß er 1580 die Stadt verlaſſen mußte. 
Er ging nach Forchheim, wo er in dem von ihm er: 
bauten Schloß nach dem Städtekrieg dann ſtändig res 
ſidierte. König Wenzel kam nach Nürnberg und ſchlich⸗ 
tete den Swieſpalt in Bamberg am 2. Februar 1581. 
Neue Bürgerunruhen brachen aber wieder gegen Ende 


— 130 — 


feines Lebens aus, und nach Schlichtung derſelben durch 
Papſt Bonifaz IX. ſtarb Lambert, kaum 1 Jahr nach 
ſeiner Refignation, zu Forchheim 1509. 

Aus dem gebotenen Überblick ſeines Lebens iſt die 
engſte Beziehung Camberts zum Hauſe Böhmen-£urem- 
burg vollauf erſichtlich. 

So erklären ſich die Wandmalereien im Saale des 
Erdgeſchoſſes des Schloſſes ganz einfach, aber ebenſo 
das Gemälde auf der Oſtwand im großen Mebenfaal 
der Kapelle im Obergeſchoß mit der „Verkündigung 
Mariä“, welches mit den prächtigen gotiſchen Malereien 
der Kapelle aus derſelben Seit ſtammt. Dieſe Vere 
kündigung iſt der Darſtellung im Mariale des Erz— 
bifchofs Erneſt v. Pardubig von Prag (1545 bis 1364) 
ſo ähnlich, daß direkt zu vermuten iſt, es habe dieſelbe 
dem Forchheimer Gemälde zum Muſter gedient, was 
ja bei den berührten Beziehungen zwiſchen Biſchof 
Cambert und Böhmen, reſpektive Prag, vollkommen 
wahrſcheinlich erſcheint. Die heitern Gemälde im ane 
ſtoßenden Gemach der Kapelle ſind gleichfalls aus der⸗ 
ſelben Seit. 

Es fragt ſich nur noch, ob Biſchof Lambert ſelbſt 
oder König Wenzel den Auftrag für alle dieſe Male⸗ 
reien gegeben hat. Denn gerade der König hatte allen 
Grund, ſich ſeinem Kanzler erkenntlich zu zeigen. Sei 
dem aber, wie ihm wolle, jedenfalls ſind alle dieſe 
Malereien in der Seit zwiſchen 1590 und 1598, wo 
Cambert aus Altersſchwäche reſignierte, ausgeführt 
worden, wahrſcheinlich aber nicht erſt gegen 1398, fon: 
dern ſchon um 1390 herum. 

Mit dieſen Ausführungen wäre nun eigentlich die 
hiftorifch-heraldifche Unterſuchung in betreff der Gemälde 
des Erdgeſchoßſaales beendet. Allein ſchon ſeit Jahren 
hatte ich die Meinung gefaßt, daß das Forchheimer 
„Stadtwappen“ in ſeinen Farben von einem „böhmiſchen 
Könige“ herrühren könne, nur hatte ich bisher für dieſe 
Vermutung keine eigentlichen Anhaltspunkte gefunden. 
Die Ergebniſſe der bisherigen Unterſuchung aber ließen 
mit einem Schlage dieſe Vermutung als wahrſchein⸗— 
lich erſcheinen. Sugleich konnte eine Unterſuchung nach 
dieſer Seite wohl auch neue hiſtoriſche Seitangaben für 
die Stadtgeſchichte von Forchheim zutage fördern. Dieſe 
Erwägungen trieben mich dazu, Herrn Dr. Rabel um 
etwa vorhandene ſtädtiſche Urkunden mit Siegeln der 
Stadt zu erſuchen. Durch ſein Entgegenkommen konnte 
ich 11 Pergamenturfunden mit Stadtſiegeln und ein 
altes Stadtrechtsbuch zur näheren Unterſuchung erhalten. 
Weitere 55 Urkunden bot mir das Bamberger Kreis- 
archiv. Die älteſte Urkunde mit anhängendem Stadt— 
ſiegel erhielt ich aus dem Reichsarchiv zu München 
vom Jahre 1310 und zugleich Angaben über weitere 
15 Urkunden der alteften Seit bis 1567 aus dem Reichs⸗ 
archiv, ſo daß 81 Urkunden mit Stadtſiegeln von Forch— 
heim von 1510 bis, 1720 von mir in Betreff dieſer 
Frage geprüft werden konnten. Da dieſe neue Unters 
ſuchung in der Tat in urſächlichem Suſammenhang mit 
der obigen ſteht, geſtatte ich mir, dieſelbe der erſteren 
unmittelbar folgen zu laſſen. 


Die Befiedelung Forchheims erfolgte, wie ſchon die 
Endung des Ortsnamens auf „heim“ beweiſt, durch die 
Franken. Seit der Mitte des 6. Jahrhunderts hatte in 
Forchheim der alte „Königshof“ (ſo genannt in Urk. 805), 
die Pfalz geſtanden, und der Ort, welcher? fic), nach und 
nach aufbaute, war ein „Hönigsgut“, welches um ſeiner 
bedeutſamen Cage willen eine hervorragende Stellung 
unter dieſen Gütern im Main- und Regniggebiet zu ers 
langen berufen war. 

Was zunächſt den Namen „Forchheim“ betrifft, ſo 
lauten die Schreibweiſen desſelben Doraha, Foraheim 
(ſo 805), Forahheim, Foracheim, Forheim, Vorchem, 
Vorcheim, Forcheim, Vorchheim und Forchheim. Bis 
heute ſind die Etymologen noch nicht völlig einig, ob 
der Ortsname von der Forelle oder Fohre (salmo fario) 
oder von der Föhre (pinus silvestris) abzuleiten iſt, welche 
im ganzen Regnitzgebiet fic) befindet. Dicht bei Forch⸗ 
heim mündet nämlich in die Regnitz die Wieſent, ein 
Forellenwaſſer erſten Ranges, welches ſeit alter Seit 
die biſchöfliche Tafel zu Bamberg mit dieſem Edelſiſch 
verſorgte. Da es nun nicht meine Aufgabe ſein kann, 
hier Etymologie zu treiben, ſo verzichte ich auf eine 
weitere Erörterung des Ortsnamens und führe an dieſer 
Stelle nur an, daß der Ort in allen ſeinen Siegeln {pater 
zwei „Forellen“ führte, kann aber doch die Bemerkung 
nicht unterdrücken, daß man ſich im Mittelalter bei der 
Aufſtellung „redender Wappenbilder“ ſtets mehr um den 
Klang als um die Etymologie des Namens kümmerte. 

Kehren wir nach dieſem Intermezzo zum Königshof 
Forchheim zurück. Urkundlich erſcheint der Ort erſt 741. 
Der häufige Beſuch desſelben durch Kaiſer aus dem 
Haufe der Karolinger, die vielen glänzenden Reichstage 
und die Königswahlen, welche hier ſtattfanden, gaben 
dem Ort immer größeres Anſegen. Doch verlor {chon 
bald danach, obſchon nach dem Franken Konrad I. 
auch ſächſiſche Kaiſer ſich noch daſelbſt einfanden, der 
Königshof gerade unter ihnen raſch feine frühere Bes 
deutung, da nun andere für die Sachſen günſtiger ge⸗ 
legene Orte für die Reichstage auserkoren wurden. 
Nichts deſtoweniger ließ bereits Kaiſer Heinrich J., der 
Städtegründer (919 —936), den urkundlich noch 5. Juli 
976 „villa“ = Dorf genannten Grenzort, wohl zum 
Schutze der Pfalz, befeſtigen. Kaiſer Heinrich II. (1002 
bis 1024) aber gab gegen Forchheim Königshofen an 
das Bistum Würzburg in Tauſch und begabte mit dem 
alten Königshof 26. Oktober 1007 das von ihm neu⸗ 
gegründete Bistum Bamberg. Swei Urkunden finden 
ſich über dieſe Schenkung vom I. November 1007. In 
der einen ſteht nur der Ausdruck: „das Gut Vorchem“, 
in der zweiten iſt der Ort noch immer „Dorf“ genannt. 
Dagegen erfcheint, nachdem Heinrich III. (1059 bis 1056) 
die Schenkung Forchheims an das Bistum Bamberg 1040 
wieder rückgängig gemacht, ſein Sohn Heinrich IV. (1056 
bis 1106) jedoch den Ort „Vorcheim“ dem Bistum end⸗ 
gültig wieder zurückgegeben hatte, in der Überſchrift der 
der neuen Schenkungsurkunde (Bamb. Kreisarchiv) vom 
13. Juli 1062 der Ort bereits unter der N 
„Oppidum“ = Candſtädtchen. 


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Beilage zum Dentſchen Herold. 1908. Nr. 7. 


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Da noch zwei alte Formulare vorhanden find für 
Erhebung eines „Dorfs“ zur „Stadt“, welche das For⸗ 
mularbuch des Regiftrators der Reichskanzlei Johannes 
von Gelnhauſen (1566 bis 1560) enthält, fo ergibt ſich 
aus dieſen und aus dem Freibrief Karls IV. für das 
würzburgifche Städtlein Homburg a / M. 1366, daß die 
Dörfer zur Seit unmittelbar Städte werden konnten und 
daß damals das „Weſen einer Stadt“ die Befeſtigung, 
die Freiheit der Bewohner, das Stadtrecht und eventuell 
die Marktgerechtigkeit ausmachte. Es iſt alſo ziemlich 
ſicher anzunehmen, daß das Dorf Forchheim in der 
Seit zwiſchen 1007 und 1062, wahrſcheinlicher erſt zwi⸗ 
ſchen 1040 und 1062 (die Bifchöfe Suidger (1040 bis 
1046) und Günther (1057 bis 1065) waren nämlich 
beide „kaiſerliche Kanzler“), „unmittelbar“ die „Stadt⸗ 
gerechtigkeit“ erhielt. Damit befaß aber das neue 
Städtchen (oppidum) noch lange Seit weder ein „Stadt⸗ 
ſiegel“ noch ein „Stadtwappen“. 

In der Urkunde vom 7. Dezember 1310 heißt es 
ſpäter deutſch: „in der Stadt zu Forchheim“ und „nach 
der Stadt Recht“. Das noch vorhandene „Stadtrechts⸗ 
buch“ enthält neben datierten Aufzeichnungen (ſo von 
1547, 1556, 136%, 1373 und 1380) als erſte eine une 
datierte. Sie beginnt: „Dem erſamen hern hn Wül⸗ 
fingen von gots gnaden Biſchof zu Bamberg, meinem 
liben Hern enpeut ich ulreich von wiſentauw der eltor 
Schultheiz zu forcheym meine getreuwen dinſt. Als ir 
mich ſchickt und auch hizt, daz ich verhören ſcholt von 
den elteſten zwelfen irer alten recht zu hören, der in 
empfremdet waren. Daz tun ich ew (euch) kunt auf 
meinen Ayt, daz ich daz getan han an geverde (ohne 
böſe Abſicht)“ uſw. Daraus folgt nun, daß Biſchof 
Wülfing von Stubenberg die feither in Dergeffenkeit 
geratenen „Gerechtſame“ neu aufzunehmen befohlen hatte, 
was hiermit geſchah. 

Wülfing, Biſchof von Lavant, erhielt durch Bulle 
Papſt Benedikts XI. vom 31. Januar 150% den Bam⸗ 
berger Biſchofsſtuhl. Suerſt weilte er in Rom, begab 
ſich erſt im Sommer 1505 nach Franken und fertigte 
die erſte Urkunde in Bamberg am 2. Juli 1305 aus. 
Unter Bezug auf die zuvor genannte Urkunde von 1510 
ergibt ſich damit beſtimmt, daß die Aufnahme der erſten 
Aufzeichnung des Stadtrechtsbuchs zwiſchen 1505 und 
1510 erfolgt ſein muß. 

Wenden wir uns nun zu den Stadtſiegeln. Vor 
dem Beginn des 13. Jahrhunderts gab es nur ſehr 
wenige Städteſiegel und nur in Städten von großer 
Bedeutung, fo 3. B. in Köln, welches wohl als erfte 
deutſche Stadt 1149 ein großes Siegel führte. Dem⸗ 
nach begannen die Städte ſich eigener Siegel überhaupt 
erſt ſeit der Mitte des 12. Jahrhunderts zu bedienen. 
Von 1220 ab fand jedoch ein Aufſchwung des ſtädti⸗ 
ſchen Siege lbrauchs ſtatt und von 1230 an mehrten ſich 
die Stadtſiegel raſch. So beſaßen Siegel außer Köln 
3. B. die Städte Trier 1172, Mainz 1175, Aachen, 
Eiſenach, Schweinfurt, Solothurn und Soeſt noch vor 
dem Ende des 12. Jahrhunderts, Boppard ca. 1200, 
Speier 1210, Erfurt 1217, Bern 1224, Baſel, Freiburg 


in Burgund und Zürich 1225, Freiberg i / S. 1227, 
Memmingen und Cübeck 1250, Thorn 1232, Bremen 
1254, Bamberg 1235, Augsburg 1257, München und 
Wien 1259, Hamburg 1241, Nürnberg 1245, Schaff- 
hauſen 1250, Ueberlingen 1251, Bingen 1254, Gießen 
und Schwerin 1255, Nördlingen und Wismar 1256, 
Ettlingen 1257, Bonn 1260, Gengenbach 1267, Bruchſal 
und Lorch 1277, Berlin 1280, Leipzig 1287, Spandau 
1289, Cadenburg, Marburg, Münnerſtadt und Sins- 
heim noch vor Ende des 13. Jahrhunderts uſw. 

Nach der Beſtimmung des ſchwäbiſchen Candrechts 
(ca. 1275), des „Schwabenſpiegels“ (aufgenommen aus 
dem wohl ſchon um 1220 er laſſenen Reichsgeſetz): „dye 
Stett sullen auch Insiegel han, doch mit Ir Herrn 
(= £andesherrn) willen, und haben sy es anders, so 
habent sy nicht chrafft, wann umb ir Stett geschäfft“, 
konnten die Städte nicht eigenmächtig Siegel annehmen, 
ſondern ſolche nur durch landesherrliche oder kaiſerliche 
Verleihung oder mit deren Suſtimmung erhalten. Für 
die Verleihung an Reichsfiddte war der Kaifer allein 
zuſtändig. Abgeſehen von Siegeln mit „landesherrlichen 
Wappen“, welche ſelbſtverſtändlich ſtets in einem „Schild“ 
ftehen müſſen, ſtanden alle ſtädtiſchen Sinnbilder, die 
lange Seit gar nicht wappenmäßig gebildet waren, ſo 
lange die Städte noch keine „Wappen“ beſaßen, immer 
freiſtehend im Siegelfeld der meiſt runden Siegel, um⸗ 
geben vom , Schriftrand”, welcher vom 15. Jahrhundert 
ab regelmäßig auch gegen das Siegelfeld abgegrenzt 
iſt, während in den älteſten Seiten die Umſchrift ohne 
Abgrenzung um das Siegelfeld läuft. 

Sehen wir uns die Forchheimer Stadtſiegel, die alle 
Rundfiegel find, näher an. 

I. (62 mm) an Urkunden von 1310 bis 1399 (Archive 
München und Bamberg), 1458 und 1485 (Forchheim). 
Der Schriftrand iſt mit Perlenrand abgegrenzt. Die 
Umſchrift in „lateiniſcher glatter Majuskel“ lapidaren 
und unzialen Charakters lautet: „ Sigillum K civitatis 
civium * in Vorcheim.“ Im Siegelfeld fteht ein 
„gotiſcher“ Dreiecksſchild mit 2 Forellen, beide nach 
rechts gewendet. Das Siegelfeld füllen Ranken mit 
Lindenblattern. 

2. (62 mm) a. U. 1492, 1502, 1507, 1511, 1536 (§.). 
Umſchrift in Majuskelſchrift mit Knöpfen in den Buch⸗ 
ſtaben in einem „Rundband“ mit gerollten Enden, von 
unten beginnend: „Sigillum di (Ranke) & Judicii # 
Vorcheim à . Im Siegelfeld, gefüllt mit Ranken⸗ 
ornamenten, fteht ein „halbrunder” Schild mit den zwei 
Forellen. Dies Siegel dürfte um 1410 geſchnitten ſein. 

3. (47 mm) a. U. 1555 (F.). Umſchrift wie bet 2., 
in einem „Rundband“ mit gerollten Enden, unten be» 
ginnend: „Secretum + civium ꝙ in ++ Vorcheim.* Im 
Siegelfeld ein gotifcher Dreipaß, mit einer Lilie in den 
Winkeln beſetzt und Spitzbogen nach innen. Im 
Dreipaß ſteht ein „halbrunder Schild“ mit den zwei 
Forellen. Dies Siegel dürfte um 1430 geſchnitten ſein. 

4. (46 mm) a. U. 1560, 1572 (A. B.), 1570, 1607 
(F.). Im Doppelrand ſteht die Umſchrift in „gotiſcher 
Minuskel“, oben beginnend: K Secretum & civitatis K 


i Vorcheim (Rofe und Rankenfüllung).“ Im Siegelfeld 
ein gotifcher Dreipaß mit einer Rofe in den Winkeln 
befegt, darin ein „halbrunder Schild“ mit den zwei 
Forellen. Den Dreipaß füllen gerundete Kerbſchnitte. 
Dies Siegel dürſte um 1460 geſchnitten ſein. 

5. (22 mm) a. U. 1589 (A. B.). Umſchrift ähnlich 
wie Nr. I, welcher das Siegel nachgebildet zu fein 
ſcheint: „KS de. Vorchheim.“ Spätgotiſcher Drei: 
ecksſchild mit den zwei Forellen, im Siegelfeld Ranken. 
Dieſes Siegel dürfte wegen der Schildform und des 
Namens „Vorchheim“ erft Ende des 15. oder Anfang 
des 16. Jahrhunderts geſchnitten ſein. 

6. (60 mm) a. U. 1613 (F.) und 1626 (A. B.). 
Swiſchen Doppelrandlinien mit lateiniſcher Capidarſchrift 
die Umſchrift: „K Sg. T Comunitatis (Blatt) civium 
(Blatt) in (Blatt) Vorcheim 1579 (got. Sahlen).“ Im 
Siegelſchild ſteht ein „Renaiſſanceſchild“, mehrfach eins 
gekerbt und gerollt, mit den zwei Forellen. Durch den 
Schild laufen Wellenlinien. 

7. (56 mm) a. U. 1641 (A. B.). Swiſchen zwei 
£inien in „lateiniſcher Majuskel“ die Umſchrift: 
„& Sigill $ civitatis & Vorcheimiensis (Rankenverzie— 
rung).“ Im Siegelfeld ſteht ein „Barockſchild“, mit 
Oval, in welchem die zwei Forellen, unter dem Schild 
ſteht V. Dies und das folgende Siegel dürften ca. 1610 
geſchnitten ſein. 

8. (22 mm) a. U. 1720 (A. B). Siegelaufdruck 
auf Papierurkunde. Schriftrand mit Perlenkreis innen. 
Umſchrift: „& S & civ & Vorcheim & &.“ Im Siegel: 
feld dasſelbe wie bei 7. 

Da wir früher gehört haben, daß die Städte, ehe 
s „Städtewappen“ gab, ihre Sinnbilder immer fret 
ſtehend im Siegelfeld führten, bei Forchheim aber vom 
älteſten Siegel an ſchon die zwei Forellen, im „Schild“ 
erſcheinen, alſo bereits ein „Wappenbild“ ſein müſſen, 
ſo treten uns zunächſt zwei Fragen entgegen, die wir 
beantworten müſſen: I. find die zwei Forellen im Schild 
etwa das eigene „Wappenbild“ „eines Landesherrn“, 
d. h. eines Bamberger Bifchofs oder ein freigewähltes 
„redendes Wappenbild“, welchem ein Kandesherr feine 
Farben gab oder 2. auf wen ſonſt ſind als Urheber 
Stadtſiegel und Stadtwappen zugleich zurückzuführen d 

Wir verſuchen zunächſt die Cöſung der erſten Frage. 
Stadtſiegel kommen, wie wir hörten, erſt ſeit 1250 in 
größerer Sahl in Aufnahme, ja die Hauptſtadt Sam: 
berg ſelbſt erhielt erſt 1255 ihr Siegel von Biſchof 
Edbert. Da das älteſte Stadtſiegel von Forchheim aber 
1510 an Urkunde auftritt, urkundlich 1522 als ,ane 
hängendes Stadtſiegel“ benannt iſt und die Entſtehungs⸗ 
zeit desſelben um ſeines Schnittes und ſeiner Ausſtattung 
willen (3. B. die Verzierung und Füllung des Siegel— 
feldes mit Lindenblattranken) früheſtens bis zur Mitte 
des 13. Jahrhunderts hinaufreichen kann, ſo haben wir 
die Wappen der LCandesherrn zunächſt von 1250 ab 
bis 1310 auf die mögliche Ableitung des s 
zu prüfen. 

Im Jahre 1242 1257 iſt Biſchof von Bamberg 
Heinrich I., bisher „von Schmidelfeld“ genannt, weil 


man aus der Derzichtsurfunde feines Vetters Konrad 
von Schmidelfeld auf die bambergiſche Vogtei in Theriſſe 
(Theres) vom 14. Januar 1242, der den Biſchof darin 
ſeinen consanguineus nennt, ſchloß, dieſer ſei desſelben 
Geſchlechts. Die Schmidelfelder waren Reichsminiſterialen 
und führten nach dem der Urkunde anhängenden Drei⸗ 
ecksſchildſiegel Konrads einen Rechtsſchrägbalken mit 
drei Lilien belegt, Umſchrift: K S. Cuonradi de Smidel- 
feldt. Nun iſt aber durch G. Boſſert nachgewieſen 
aus einer Urkunde vom März 1240, daß Biſchof Bein- 
richs Bruder ein Konrad Mönch „von Bilversheim“ 
Vogt von Wimpfen war. Dieſe Urkunde ſiegelt Kon⸗ 
rad. Das Dreiecksſchildſiegel zeigt drei ſchrägrechts 
geſtellte Schwerter, die Kndufe nach oben; die Um⸗ 
ſchrift lautet: K S. Cu(n)radi monach(i) a(d)vocati 
Winpine (ſ. Württemberg Urkundenbuch 4, 29). An 
weiteren Urkunden vom 26. Juni 1241 und vom I. Ok- 
tober 1245 zu Nürnberg finden ſich ſeine Siegel. Hier 
heißt er: Chuonrad de Pilversheim, dictus monachus. 

Biſchof „Heinrich J.“ iſt alſo ein „Bilversheimer“ 
(der Name lautet auch Bilverninckeim, Bilverskeim) 
aus dem heutigen badiſchen Ort Pülfringen bei Tauber⸗ 
bifchofsheim. Die Wappenfarben find bisher nicht be» 
fannt geworden. Da aber die Schwerter wohl faum 
anders als weiß fein dürften (mit gelben Knäufen), fo 
dürfte ein rotes Feld ſich mit großer Waohrſcheinlichkeit 
ergeben — denn zu Weiß tritt im Bereiche der Bis 
timer Würzburg und Mainz faft immer Rot. 


Biſchof Heinrih I. war es, der von Kaiſer 
Friedrich II. unter anderen Rechten, als Sehnten und 
Sölle zu erheben, im Jahre 1242 auch das Münzrecht 
erwarb, wozu ihm der Kaifer die bisher mehrfach be- 
ſtrittenen Kandeshoheitsrechte verlieh, fo daß er zuerſt 
„Fürſtbiſchof“ und „wirklicher Tandesherr“ des bam: 
bergiſchen Gebiets ward. 

Auf ihn folgte Berthold Graf von Leiningen (1258 
bis 1285). Er führte drei weiße Adler in Blau. 

Arnold Graf von Solms (1286 bis 1296) führte 
einen blauen Löwen in Gelb. — Leupold I, von Grind⸗ 
lach (1296 bis 1303) führte im gefpaltenen Schild vorn 
in Rot zwei gelbe Leoparden, hinten von Schwarz und 
Gelb ſechsfach ſchrägrechts geteilt. — Wülfing von 
Stubenberg (1504 bis 1318) führte in Schwarz einen 
weißen geſtürzten Anker mit gelbem Baarzopf (oder 
Tau) durch den Ring. 

Da die erſten „Städtewappen“, im „Schild“ ftehend, 
nachweisbar bereits um 1250 auftreten, wie ſich dies 
namentlich aus „redenden“ Wappen ergibt, bei welchen 
das Eigentumsrecht nicht in Frage ſtehen kann, ſo z. B. 
der Landſchaft Uri 1248, Aarberg 1249, Aarau 1266, 
Biel 1273, Waldkirch 1299, Horn i/ Gſterr. 1512, Brieg 
1518, Bifchofftein 1585 uſw., jo fteht nichts im Wege, 
daß Forchheim in der fraglichen Seit zwiſchen 1249 
und 1257 wie ein Siegel, ſo auch ein eigentliches 
„Wappen“ durch den Landesherrn Heinrich I. von 
Bilversheim erhalten haben kann, welcher der Stadt 
alſo nicht ſeinen „eigenen Wappenſchild“, ſondern ein 


„redendes Wappen“ in feinen Farben, alſo zwei weiße 
Forellen in Rot, gegeben hätte. 

Es bleibt aber auch noch die Möglichkeit, daß der 
Siegel⸗ und Wappenverleiher ein Kaiſer oder König 
wäre, welcher der Stadt ſein Wappenbild ſelbſt nicht 
geben mochte, weil er nicht der zuſtändige Candesherr 
war, und ſich deshalb darauf beſchränkte, ein „redendes“ 
Wappenbild mit ſeinen eigenen Farben auszuſtatten. 
Wer könnte dies aber in der Seit von 1250 bis 1510 
getan haben d 

Die Hohenſtaufen bis zu Konradin führten in Gelb 
einen ſchwarzen Löwen. Sur Seit des Interregnums 
führte Wilhelm von Holland (1247 - 1256) im roten 
Schildhaupt über Blau einen wachſenden gelben Cöwen, 
Richard von Kornmallis (1257 — 1272) in Weiß einen 
roten gekrönten Löwen, umgeben von einer ſchwarzen 
Bordur, die mit elf gelben Münzen belegt iſt, Alphons 
von Kaſtilien im gevierten Schild: 1. und 4. in Rot ein 
gelbes dreitürmiges Kaſtell, 2. und 5. in Weiß einen 
roten Löwen. Die beiden Habsburger Rudolf I. (1275 
bis 1201) und Albrecht I. (1208 bis 1508) führten einen 
roten gekrönten Löwen in Gelb als Hausfarben; *) 
Adolf von Naſſau (1291 bis 1298) führte einen gelben 
gekrönten Löwen im blauen mit gelben Schindeln be ⸗ 
ſäten Feld und Heinrich VII. von Luxemburg (1308 bis 
1314) einen gekrönten roten Löwen in einem von Weiß 
und Blau zehnmal geteilten Schild. — 

Unter den genannten Kaiſern und Königen könnte 
ſomit Albrecht I. (1208 1308), der allein die Farben 
Weiß in Rot führte, gleichfalls der Stadt Forchheim 
ihr Siegel und das redende Wappenſchild in ſeinen 
Farben verliehen haben. 

Da dieſe zwei Möglichkeiten offen ſind, ſo müſſen 
mir uns fragen, welche die größere Wahrſcheinlichkeit 
für ſich hat. Albrecht I. reicht mit feiner Regierungs- 
zeit bis nahe an das Jahr der erſten Urkunde 1810 
hin, nach welchem die noch erhaltenen Urkunden mit 
dem älteſten Stadtſiegel in faſt konſtanter Reihe folgen 
(jo: 1510, 1322, 1524, 1527, 1529, 1535, 1556, 1540, 
1542, 1347, 1351, 1352, 1555, 1354, 1556, 1360 uſw.) 
und dies hätte in dieſer Hinficht die größere Wahr ⸗ 
ſcheinlichkeit für ſich, auf der andern Seite aber ſpricht 
für Heinrich I. von Bilversheim und feine Verleihung 
von „Stadtſiegel“ und „Stadtwappen“ an Forchheim 
die klare Norm des ſchwäbiſchen Candrechts, die dies 
Derleihungsrecht dem „Landesherrn“ insbeſondere vor— 
behält, ſo daß ich für meine Perſon trotz der fehlenden 
Urkunden zwiſchen 1257 und 1510 mich für den letzteren 
entſcheide. Übrigens ſind ſtädtiſche Urkunden vor 1500 
nur ſelten noch erhalten. 

Meine frühere Meinung, daß beides von einem 
böhmifchen König herrühren werde, hat ſich fomit als 
irrig herausgeſtellt. Freilich hatte bei Annahme ſpäterer 
Verleihung dieſe Meinung eine hiſtoriſche Wahrſcheinlickh⸗ 
keit für ſich, denn Kaiſer Karl IV. verlieh auf dem 

*) Der Letztere aber war ſeit 1282 Herzog von Gſterreich 
und führte ſeitdem in Rot einen weißen Balken. 


133 — 


Reichstage zu Nürnberg im November und Dezember 
1555 dem Nachbarort Sorchheims, Baiersdorf, auf 
Verlangen ſeiner Beſitzer, der Burggrafen Johann II. 
und Albrecht von Nürnberg, zugleich mit Wunſiedel 
und anderen Orten, „Stadtgerechtigkeit“, worauf der 
Burggraf Johann dem neuen Candſtädtchen ein 
„Wappen“ gab; und ebenſo erhielt der zweite Nachbar— 
ort Forchheims, Erlangen, welcher 1561 noch als 
„Dorf“ durch den Bamberger Fürſtbiſchof Ceupold III. 
von Bebenburg an Kaifer Karl IV., beziehungsweiſe die 
Krone Böhmen, verkauft worden war, bald darauf 
durch Karl als „Landesherrn“ 14. Oktober 1575 „Markt⸗— 
gerechtigkeit“ und durch König Wenzel 7. Juli 1598 
„Stadtgerechtigkeit“ mit „Siegel und Wappen“ (in 
Rot über einer weißen Sinnenmauer wachfend der 
weiße doppelſchwänzige gekrönte böhmiſche CTöwe mit 
gelben Waffen, das typiſche Bild böhmiſcher Städte), 
kam jedoch ſchon 1402 als böhmifches Lehen von 
König Wenzel an feinen Schwager, den Burggrafen 
Johann III. von Nürnberg. 


Wenn wir am Schluſſe die Ergebniſſe der Unters 
ſuchungen noch einmal rekapitulieren, ſo finden wir: 

1. Die Wandmalereien im Erdgeſchoß und Obers 
ſtock des Schloſſes find um 1500 unter Biſchof Lambert 
von Brunn gemalt, dem Erbauer des Schloſſes bis 
1580. 

2. „König Wenzel“ und „feine Wappen“ find im 
Erdgeſchoß mit allegoriſchen Beziehungen auf das 
Bistum und das böhmiſch⸗luxemburgiſche Haus dar⸗ 
geſtellt. 

5. Swiſchen Biſchof Lambert von Brunn und 
Karl IV., wie Wenzel, beſtanden die allerengſten Be⸗ 
ziehungen, da er deren einflußreicher Rat und Reichs⸗ 
kanzler war. 

4. Die Dermutung der Nachbildung der Verkündi⸗ 
gung Mariä nach der Prager Darſtellung dürfte ſomit 
als wahrſcheinlich erwieſen ſein. 

5. Die erſte Urkunde des „Stadtrechtsbuchs“ datiert 
En 1505 bis 1310 unter Biſchof Wülfing von Stuben⸗ 
erg. 

6. Die Stadt Forchheim dürfte zwiſchen 1040 und 
1062 bereits unter Biſchof Suidger (dem ſpäteren Papſt 
Clemens II.) oder Biſchof Günther „Stadtrecht“ er: 
halten haben. 

7. Das älteſte „Stadtſiegel“ und zugleich das 
„redende Stadtwappen“: zwei weiße Forellen in Rot 
dürfte die Stadt durch Biſchof Heinrich I. von Bilvers⸗ 
heim zwiſchen 1249 und 1257 ſchon, oder ſpäteſtens 
durch Kaiſer Albrecht I. auf Antrag des Biſchofs zwiſchen 
1298 und 1508 erhalten haben. 

8. Die Forchheimer Siegel find entftanden: 1. ca. 
1255, ſpäteſtens ca. 1505; 2. ca. 1410; 5. Sekret ca. 
1450; 4. Sekret ca. 1460; 5. ca. 1500; 6. 1579; 
7. ca. 1610; 8. ca. 1610. 


Das Mappen der Familien v. Engelboſtel, 
v. Stöcken und v. Weltze. 


Das nachſtehende Wappen: in Gold ein roter Quer⸗ 
balken (auch Schrägbalken), oben und unten mit je drei 
ſilbernen Garben beſetzt, welche von einem roten Bande 
in der Mitte umſchlungen ſind; auf dem Helm ein 


rot-goldener Wulſt, darüber ein Pfauenbuſch; Decken 
roth golden; Variante: ſtatt der Garben: Mauerpinſel 
mit roten Griffen, haben die Familien v. Engelboſtel, 
v. Stöcken und v. Weltze geführt. Mit Rüdficht auf das 


ye 
ni 


gleiche, fonft nicht vorfommende Wappen und die Wake 
ihrer Stammſitze — in der nächſten Umgebung von 
Hannover — ſind die Familien als ſtammverwandt an⸗ 
zuſehen. : 

v. Engelboſtel, Engelborſtel, Engelingborſtolde, Ede- 
lingboſtelde, Engelincheborſtele. Der Stammſitz dieſer 
Familie — Engelboftel — liegt nordweſtlich von Han⸗ 
nover. Der Ort iſt ſehr alt und kommt ſchon 1035 
als „Helingaburſtalla“ vor. Suerſt erſcheinen urkund⸗ 
lich im Jahre [223 Renoldus, Chidericus I. und Ludo- 
wicus I. Mit £udwig IV., welcher noch 1360 vor: 
kommt, aber 1367 verſtorben ift, ift die Familie erlofchen. 


Reinold (Renoldus) Dietrich I(Tidericus) Ludwig I 1223 


1225 — 1230 1223 
Johann I 1276 Ludwig II 1256 1286 Dietrich II 
> Adelheid 1240 — 1266 


Dogt zu Hannover 1260 
„ 


Arnold 1272 TLudwig III 1272 — 1315 
X Eliſabeth 1299 
Vogt zu Hannover 1306 


Hartwig! Hardeke Harte ⸗ Johann II Brüning 1299 f 11. Juni 
wicus 1299 — 1338. 1299 f vor 1545. Dekan in Minden 
Vogt zu Rahden 1320 1329 1306 — 1323, 1331. Bi⸗ 


bis 1334 * Sydefe ſchof in Minden 1324. 
Domprobſt in Minden 
15357 — 1545 
Bart- Johann III Ludwig IV 1329 + vor 1367 (Ultimus) 
wig II 1319 X Fredeke 1342 
1348 f 22. Juli 1552 Burgmann auf dem Grinenberg 1350. 


Die v. Engelboftel waren Mindenſche Lehnsvaſallen 
und hatten Cehnsbefig zu: 
Duendorf, wüft bei Wunſtorf, jetzt noch Domäne; 
auf dem Brühl in Hannover; 
Debberode (Detborgerode), wüſt bei Hannover; 


Garbſen, Kreis Neuſtadt a / R.; 

Kirchrode und Engelboftel, Candkreis Hannover; 

Geſtorf, Kreis Springe; 

Bothmer, Kreis Fallingboſtel; 

Brockum, Kreis Diepholz; 

Rheinfen, Kreis Rinteln; 

Varel und Rhaden, Kreis Lübbecke i / W.; 

Dornhagen, Habichhorſt und Heuerſen (Schaum⸗ 

burg · Cippe). | | 
Das Wappen der v. E. findet fih abgebildet Grupen, 

orig. et antiq. Hanov. S. 100. 


Literatur und Quellen. 


Calenberger Urkundenbuch von v. Hodenberg: I. 18, 45, 83, 
96. 101, 103, 10%, 111, 168; III. 186, 250, 262, 345, 
455, 440, 616 Anm., 639 Anm.; V. 41, 69; VI. 9, 10, 
62, 63, 76, 93; VII. 39, 114; IX. 14, 20, 54. 

Sudendorf, Urkundenbuch I. 171, 184 Nr. 34 u. 634. 220, 
262, 311, 401. 517; II. 22, 23, 22, 297, 350, 470, 567, 
III. 313. | 

Hoyer Urkundenbuch von v. Hodenberg: I. 1050; VI. 21; 
VIII. 129. 

Diepholzer Urkundenbuch von v. Hodenberg: I. 25. 

Marienroder Urkundenbuch Nr. 281, 283, 284. (Heft IV des 
Urkundenbuchs des Hiſtoriſchen Vereins für Niederſachſen.) 

Wippermann, Urkundenbuch des Stifts Obernkirchen Nr. 159 
u. 286. 

Urkundenbuch der Stadt Hannover Nr. 17, 86, 88, 107. 
(Heft V des Hiſtoriſchen Vereins für Niederſachſen.) 

Grupen, orig et antiq. Han. S. 100, 101, 197. 

Treuer, Geſchichte der v. Münchhauſen, Urkundenſammlung 
S. 16, (2, 26. 

Geſchichte der v. d. Busſche, Urkunde Nr. 91. 

Samey, Geſchichte der Grafen v. Ravenftein S. 106 

Seyfer, Geſchichte der Grafen v. Wunſtorf S. 32. 

Spilker, Geſchichte der Grafen v. Wölpe S. 235, Urkunde 
Nr. 55 u. S. 134. (Ort.) 

Würdtwein, nov. subs. dipl. IX. S. 100 104, 106, 135, 140, 
145, 148, 153, 171, 424 427, 430; X. S. 68 71, 73, 82, 
91, 121. 123, 125, 150; XI. S. 162, 200. 

Nieſert, Münſterſche Urkundenſammlung V. S. 157. 

Scheidt, vom Adel S. 455. 

Mithoff, Kunſtdenkmale im Hannover.hen III. S. 28, 208. 

Kunstdenkmäler der Provinz Hannover — Landkreis Han- 
nover — S. 15. 

möſer, Geſchichte von Osnabrück III. S. 196. 

Culemann, Mindenſche Dompröbſte S. 69, 85. 

Weidemann, Geſchichte des Kloſters Loccum S. 142, Urk. 
XXVa. 

Vierteljahrsſchrift des Herold 18990 Heft I =. 52, 53. 

Vaterländiſches Archiv des Königreichs Hannover V. S. 225 
bis 255, Jahrgang 1829 I. S. 349— 555, 1830 II. S. 515 
bis 321, 1856 S. 469 ff. 

v. Mülverſtedt, ausgeſtorbener Adel der Provinz Sachſen 
Suppl. I. Text, S. 21. 


II. 
v. Stöcken, Stockhem, Stochem, Stockheimb. 
Der Stammſitz dieſer Familie liegt nördlich von 
Hannover. Der Ort kommt ebenfalls urkundlich bereits 
1033 vor. Suerſt erfcheint urkundlich Henricus de 


— 135 — 


Stochem 1211. Mitte oder Ende des 14. Jahrhunderts 
dürfte die Familie erlofchen fein. 
Heinrich 1211 —1215 


Brüder: Diedrich I Ludwig I Conrad 1267 
1255 — 1277 1255 — 126 
Ludwig II. 1295 Diedrich II. Berthold 1320 
1297 — 1520 F vor 1336 


Ludolf 1356 — 1348 
Die v. Stöcken waren Mindenſche Lehns vaſallen und 
hatten Lehnsbeſitz zu: 
Stöcken und Ihme, Landkreis Hannover; 
Barrigſen, Harenberg und Stedegem, wüſt bei 
Ceveſte, Landkreis Linden. 


Das Wappen der v. Stöcken findet ſich abgebildet 
| Grupen 5. 128. 


Siteratur und Quellen. 
Calenburger Urkundenbuch I. 46, 72, 96, 103, 119, 125, 126; 

III. 509, 567, 595 Anm. 1; VI 4, 50, 54; IX. 53, 60. 

Sudendorf I. 184 Ur. 29 u. 148. 
Urkundenbuch der Stadt Hannover Ur. 17, 36, 66, 88, 198, 
229 — 231, 265, 266. 
Treuer, v. Münchhauſen, Urkundenſammlung S. 20. 
Grupen S. 99, 127-129, 140. 
v. Mülverſtedt, Suppl. I Text S. 21. 
Seitſchrift des hiſtoriſchen Vereins 1868 S. 108. 
Es hat im Calenbergſchen und Hildesheimfchen meh⸗ 
rere Familien v. Stöcken gegeben, deren Mitglieder 
ſchwer auseinander zu halten ſind: 
Es mögen hier folgende Familien erwähnt ſein: 
I. v. Stöcken, Stammſitz gleichen Namens, Pur bei 
Sorſum weſtlich von Hildesheim; 

2. v. Stöcken, Stammſitz gleichen Namens, Kreis 
Fallingboſtel; 

3. v. Stöcken, Stammfig gleichen Namens, Kreis 
Neuſtadt a / R.; 

4. v. Stöcken, Stammſitz gleichen Namens, wüſt bei 
Hameln; Wappen: ein Widderkopf; 

5. v. Stöcken, Stammſitz Stöckheim, Kreis Einbeck; 
Wappen: ein Schrägbalken; 

6. v. Stöcken, Stammſitz Stöckheim an der Oder; 
Wappen: ein abgehauener Stamm. 


III. 
v. Weltze, Weltzen, Welſe, Welſede, Delzedhe, Vel⸗ 
ſtede, Velſede. 

Der Stammſitz dieſer Familie lag zwiſchen Ronnen⸗ 
berg und Gehrden (bei Hannover). Dieſer Ort kommt 
urkundlich vor: Calenberger Urkundenbuch I. 68, 129, 
229, VII. 53, IX. 170 S. 139; Sudendorf VI. 109 
Nr. 27, 72, 269, 310, 545. An die Wüſtung erinnert 
noch das „Dehliter Holz“ bei Ronnenberg und die 
„Vehlſter Prieche“ in der Kirche zu Ronnenberg. 

Die v. Weltze waren anſäſſig zu Redderfe, Cand⸗ 
kreis Linden, und zu Wevelſe wüſt bei Herrenhauſen. 
Die Wevelſer Maſch — der Volksmund hat hieraus 
Weſermaſch gemacht — gibt noch Kunde von dieſer 
Wüſtung. 


Suerſt kommt Henricus de Welsede 1242 bis 1260 
urkundlich vor. Ludolf v. Welſede war 1568 Probſt 
zu Barſinghauſen. 

Die v. Weltze find ſpäter, wie eine Reihe von Sa: 
milien des Calenberger Uradels, infolge ihrer Eigen- 
ſchaft als Mindenſche Tehnsvaſallen nach Weſtfalen 
gekommen. 

1509 finden wir Jasper v. Welze gen. Engeling» 
boſtel als Burgmann auf dem Schloß Friedewalde 
(Kreis Minden) und im 16. und 17. Jahrhundert war 
die Familie zu Natzungen, Kreis Warburg, anſäſſig. 
Ende des 17. Jahrhunderts dürfte die Familie aus- 
geſtorben ſein. 

Das Wappen findet ſich bei v. Spießen, „Weſtfäli⸗ 
{cher Adel“, Tafel 550. Ferner auf Epitaphien in den 
Kirchen zu: 

Flegeſſen, Kreis Springe, Mithoff I 33; 

Wennigſen, Landkreis Linden, Mithoff I 177, 178; 

Rheden, Kreis Gronau, Mithoff III 216, 217; 

Fiſchbeck, Braffhaft Schaumburg, „Herold“ 1908 
Nr. 3 S. 59; 

Geſtorf, Kreis Springe; 

Haſtenbeck, Kreis Hameln. 

Das bei v. Meding, Nachrichten über adlige Wappen 
Bd. II Nr. 957, fälſchlich unter v. Weltzien angegebene 
Wappen dürfte hierher zu rechnen ſein. 

Die Familie iſt nicht zu verwechſeln mit einer aus⸗ 
geſtorbenen Familie gleichen Namens, deren Stammſitz 
„Welſede“ in der Grafſchaft Schaumburg liegt. Die⸗ 
ſelbe war auch zu Münder, Kreis Springe, und Reher, 
Kreis Hameln, anſäſſig, erſcheint in Urkunden des 
Stifts Hameln und des Stifts Obernkirchen im 15. und 
14. Jahrhundert und führte im Wappen einen ge— 
flügelten Greif. 


Literatur und Quelleu. 
Calenberger Urkundenbuch I. 26, 39; III. 645; V. 42; VII. 
40, 164. 
Treuer v. Münchhauſen, Urkundenſammlung S. 29 u. 54. 
Seitſchrift des Hiftorifchen Vereins 1868 S. 121. 
Vierteljahrsſchrift des „Herold“ 1899 Heft J S. 126. 
Hönig, Adelshiſtorie Bd. II. S. 88. 


Syke. Amtsgerichtsrat v. Bennigſen. 


Was fall der Beraibiker von hiſtoriſcher 
Waffenkunde wiſſen? 
Mit einer Tafel. 


II. 

Ich beginne meinen heutigen Vortrag mit Be— 
ſprechung der Turnierrüſtungen, die in ihren Formen 
der Spätgotik und dem Anfang der Renaiſſance ges 
meinſam find und nur in der Stiliſierung der Einzel. 
heiten ſich dem jeweiligen Seitgeſchmack anſchließen. 

Die Rüftung für die älteren Turniere unterſchied 
ſich nicht von derjenigen für den Krieg, als aber ſpäter 


— 156 — 


das Turnier zu einer Art Sport (ich möchte den Aus: 
druck „Spielerei“ vermeiden) umgeſtaltet wurde und 
kaum mehr als Vorübung zum Kriege gelten konnte, 
fo wurden die Rüftungen den verſchiedenen Arten des» 
ſelben entſprechend geformt und bildeten fic) unab⸗ 
hängig von der Kriegsrüſtung weiter. Man unterſchied 
vier Hauptarten von Turnier, von denen die beiden 
erſten in zahlreichen Varianten ausgeübt wurden. 

Es find dies: IJ. das Geſtech, 2. das Rennen, 
5. das Kolbenturnier, 4. das Fußturnier. 

Sum Geſtech gehörte das „Stechzeug“. Der Helm, 
Stechhelm, iſt ſehr groß und plump; er hat ſich aus 
dem Topfhelm entwickelt, bei dem das Gefichts- und 
Nackenſtück immer mehr eingezogen wurden (je älter 
der Stechhelm, deſto ſteiler iſt er), beide Teile erhielten 
einen fortlaufenden Anſatz, damit der Helm auf Bruſt, 
Schultern und Rücken aufſaß. Der Hinterkopf iſt ſtark 
herausgetrieben. Der Helm beſteht aus drei Stücken: 
dem Geſichtsteil, dem Stirn und dem Nackenſtück, die 
mit großen (vielfach meſſingenen) Nägeln miteinander 
verbunden find. An den Seiten des Vackenſtücks be⸗ 
finden ſich reihenweis angeordnete, im Seitgeſchmack 
ornamentierte Luftlöcher, das Scheitelſtück zeigt eine 
Anzahl, meiſt acht, paarweis geſetzte Löcher zum Be⸗ 
feſtigen des Helmfutters, der Harnaſchkappe, deren 
Schnüre hindurchgezogen und außen zuſammengebunden 
wurden. Bei italieniſchen Stechhelmen hat das Gefichts- 
ſtück häufig rechts ein kleines „Fenſter“ zum Aufklappen. 
Der Ritter ſieht mit geſenktem Kopf durch den zwiſchen 
dem Scheitel und Geſichtsſtück freigelaſſenen „Sehſpalt“. 
Dorn und hinten ift der Stechhelm an das Bruft- bezw. 
Kückenſtück angeſchnallt, oder aber vorn mit Hilfe eines 
ſtarken Scharniers angeſchraubt, hinten greift eine lange, 
vertikal ſtehende Schraube (Helmzagelſchraube) mit ihrem 
unteren, nach innen gekrümmten Ende in ein Loch des 
Kückenſtücks, durch feſtes Anziehen der Schraube wird 
der Helm feſtgehalten. (Fig. 1.) 

Die Bruſt iſt plump gewölbt, ohne Grat, unten 
ein kurzer „Bruech“ mit den Bauchreifen angeſchraubt, 
daran ſind die kurzen, unten meiſt eckigen „Schöße“ 
angeſchoben oder angefchnallt. 
falls geſchoben. Der Rüden iſt aus zwei Teilen 
zuſammengeſetzt, deren unterer an den oberen angenietet 
und häufig in der Taille ſehr ſchmal ausgeſchnitten iſt. 


Er läuft meiſt in ein ſchmales, nach unten breiter 


werdendes Stück, das „Schwänzel“, aus. Bruſt und 
Kücken, die mit ſtarken aufgeſchraubten Scharnieren zu— 
ſammengehalten werden, find an der rechten Seite abe 
geflacht, um den großen hinteren Rüſthaken, deſſen Griff 
ſich nach unten biegt, anbringen zu können, am Bruft- 
ſtück iſt er mit zwei großen Schrauben befeſtigt; über 
ihm ſitzt der kleinere vordere Rüſthaken, unbeweglich, 
leicht nach oben gekrümmt. 

Ein eiſerner Halsfragen gehört zu keiner, 
weder Feld- noch Turnierrüftung, der gotiſchen 
Periode und iſt erſt ſpäter erfunden worden. 

Das Armzeug hat kleine Vorder. und größere 
Binterflüge, der rechte Vorderflug iſt wegen der Canze 


Dieſe ſind meiſt eben⸗ 


und iſt an die Bruſt unbeweglich angeſchraubt. 


ausgeſchnitten, daran hängen große Schwebeſcheiben, 
deren rechte unten abgeſchnitten iſt. Die Schiebung 
der Oberarmſchienen if, im Gegenſatz zur Kriegs» 
rüſtung, ſtets von unten nach oben gehend. 

Beim Unterarmzeug läuft die innere Schiene nach 
oben zu in eine große Muſchel aus, welche die Arm— 
beuge deckt. Das linke Unterarmzeug läuft in eine 
unbewegliche kantige „Tatze“ aus, die die linke (Stigel-) 
Hand deckt. 

Handſchuhe und Beinzeug gehörten im allgemeinen 
nicht dazu. 

Die Stechtartfche iſt oben eckig, unten leicht gee 
rundet und auf der linken Seite des Bruſtſtücks auf⸗ 
gebunden. 

Der Sattel iſt ſehr hoch, ſo daß der Reiter darin 
fteht, fein Dorderbogen läuft um die Bruſt des Pferdes 
und iſt fo groß, daß er die Beine des Reiters voll: 
ſtändig deckt. Der hintere Bogen iſt nur ein ſchmales 


Geſtell, deſſen obere Querleiſte ſich halbkreis förmig um 


den Körper des Reiters legt. Dies heißt der Sattel 
im „hohen Gezeug“. | 

Die Lanze, Stechftange, ift ſehr lang und did, 
häufig mit Stoff bezogen, unten mit einem Schußblech 
für die Hand und oben mit einem dreiſpitzigen Eiſen, 
dem „Krönig“, verſehen. Sie iſt niemals kannelliert. 

Das Pferd trägt eine eiſerne Rofftirne, die bei 
manchen Arten des Geſtechs keine Augenausſchnitte hat, 
„geblendet“ iſt. Außerdem trägt das Pferd die 
Kovertüre. (Fig. 2.) 

Es kam beim Geſtech darauf an, die Tanzen zu 
ſplittern, nicht aber den Reiter aus dem Sattel zu 
heben, daher deſſen Konftruftion. 

Die Rüſtung zum Rennen heißt „Rennzeug“. 
Bruſt und Rücken ſind ähnlich wie beim Stechzeug, nur 
die Armausſchnitte des Rückens ſehr groß und die 
(vorderen) Schöße bedeutend länger. 

Der Helm iſt eine Art Schallern, „Rennhut“ 
genannt. | 

Der „Rennbart“ entſpricht dem „Bart“ der Feld— 
rüſtung, nur geht er höher hinauf und tiefer herab 
Die 
beiden Rüſthaken entſprechen denen des Stechzeugs. 

Arm: und Beinzeug, fowie Handſchuhe wurden 
nicht getragen. 

Der Sattel hat einen hohen Vorder- und gar keinen 
Hinterbogen, da der Swed des Rennens, abgeſehen 
von einigen beſonderen Arten, war, den Gegner aus 
dem Sattel zu heben, hinter das „Roß zu ſetzen“. Su 
beiden Seiten des Sattels hängen die „Streiftartſchen“, 
die die Beine ſchützen ſollten. 

Die Tanze iſt nicht fo ſchwer wie die Stechſtange, 
jie hat eine kurze eiſerne Spitze und über dem Hand» 
griff eine große Brechſcheibe, die häufig die ganze rechte 
Seite des Reiters deckt. 

Der Schild, die „Renntartſche“, iſt ebenfalls ſehr 
groß, oben der Form des „Bartes“ entſprechend ge— 
wölbt, den ſie bedeckt, und links ſich weit nach außen 
verbreiternd, ſo daß ſie die ganze linke Seite des 


Reiters fchüßt. 
angeſchraubt. 

Die Ausſtattung des Pferdes iſt dieſelbe wie die 
beim Geſtech. (Fig. 3.) 

Ich muß es mir hier, als aus dem Rahmen meiner 
Darſtellung fallend, verſagen, auf die einzelnen Arten 
des Stechens und Rennens einzugehen und verweiſe 
auf die vortreffliche Erläuterung in Wendelin Böheim's 
„Waffenkunde“. 

Beim Kolbenturnier, das mit hölzernen Streit⸗ 
kolben oder ſtumpfen Schwertern ausgefochten wurde, 
entfprechen Bruft, Rücken⸗ und Armzeug der Feld— 
rüſtung, aber ohne Beinzeug, dazu kommt der Sattel 
im „hohen Gezeug“, ſowie der „Spangenhelm”. (Sig. 5.) 

Alte Abbildungen geben zwei Arten von Spangen⸗ 
helmen, eine größere kugelförmige, mit gewölbtem Gitter 
vor dem Geſicht, und eine kleinere mit (meiſt fünf) ſenk⸗ 
rechten Spangen, deren mittelſte immer über die Naſe 
läuft. Von den erſteren haben ſich verſchiedene Stücke 
in Muſeen erhalten, die sie abgebildet und all» 
gemein befannt find. 

Don der zweiten Art aber ift merkwürdigerweiſe 
nicht ein einziges Stück auf uns gekommen, fo daß es 
ſchwer iſt, ſich ein naturaliſtiſches Bild davon zu machen. 
Ganz ſinnlos iſt der Rekonſtruktionsverſuch bei Diollet- 
le-Duc (Bd. II S. 353), der dieſen Helm von der 
früheſten Art des Difierhelms, dem Kugelhelm, ableiten 
will, während er doch ſicher eine Abart des Stechhelms 
iſt, worauf die gleichzeitigen Abbildungen durch ihre 
ganze Darſtellungsart hindeuten. 

Ich möchte bei dieſer Gelegenheit überhaupt einige 
Worte über Viollet-le-Duc verlieren, der nach meiner 
Anſicht vielfach ſehr überſchätzt wird. Dieſer Autor 
gibt zwar vortreffliche Abbildungen, wenn er vor⸗ 
handene Originale wiedergibt, verliert ſich aber in die 
ſonderbarſten Phantafien, wenn er auf Grund alter 
Miniaturmalereien Rekonſtruktionsverſuche macht. Die 
alten Miniaturmaler waren meiſtens Mönche, alſo keine 
Fachleute, die den allgemeinen Eindruck des Ge: 
ſchauten allerdings gut wiedergaben, in allen Einzel⸗ 
heiten aber unzuverläſſig find. Wäre Viollet-le-Duc ſich 
hierüber klar geweſen, fo würde er keine Bilder ge⸗ 
bracht haben, wie Bd. V S. 357, Bd. VI S. 286 u. 287, 
oder die Tanze mit den Stahlkugeln am Handgriff 
Bd. VI S. 162, und viele andere, ganz abgefehen von 
der unkritiſchen Art, wie er die auf Pl. 2 Bd. V ab- 
gebildete Riiftung beſpricht, die doch zweifellos aus 
nichtzufammengehörigen Teilen beſteht und wohl auch 
teilweiſe ſpäter ergänzt iſt, die er außerdem — wie faſt 
alles — viel zu früh datiert. Die einzig authentiſchen 
Quellen für die Datierung find eben in der Hauptſache 
mit Jahreszahl verſehene Grabſteine und ſonſtige 
plaſtiſche Bildwerke. Ich würde dies nicht befonders 
erwähnen, wenn nicht auf ſeine Autorität hin dieſe 
Dinge fetther durch alle Koſtümwerke und hiſtoriſchen 
Bilder die Runde gemacht und das ohnehin ſchon 


Sie iſt am Bruſtſtück und am Bart 


ſchwierige Kapitel ſtatt geklärt noch mehr verwirrt 


hätten. 


158“ — 


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Sum Fußturnier, dem „alten deutſchen Fuß 
kampf“, trug der Ritter den „Kampfharniſch“ mit 
einem modifizierten Kriegshelm der jeweiligen Periode 
als Kopfbedeckung. Beide Achſeln ſind gleichartig ge— 
formt, da hier keine Canze, alſo auch kein Rüfthafen 
zur Verwendung kam. Die Schöße werden durch einen 
rings umgehenden, abſtehenden Schurz erſetzt. Für heral— 
diſche Swecke kommt dieſe Rüſtung kaum in Betracht. 

Was nun die vielfach verbreitete Anſicht betrifft, 
daß die dekorative Ausſtattung der Turnierausrüſtung 
eine heraldiſche geweſen ſei, ſo finde ich dieſe durch 
gleichzeitige Darſtellungen in keiner Weiſe beſtätigt. 

Abgeſehen von dem ſogenannten Turnierbuch des 
Königs René, in dem Kolbenturnierer mit großen 
Spangenhelmen, Helmzieren nebſt Decken, ſowie heral— 
diſchen Kopvertüren abgebildet find, und den bei Ströhl 
(Heraldifher Atlas, Tafel III und IV) veröffentlichten 
Figuren finde ich nirgends in die Augen fallende 
heraldiſche Verzierungen. 

Ich führe beſonders folgende bekannteren Bilder an. 

J. Die Tafeln 152 und 133 bei Conrad Grünen- 
berg. Die erſte ſtellt ein Kolbenturnier dar. Darauf 
haben die Helme weder Simier noch Decke, die Kover— 
türen ſind meiſt einfarbig, eine zeigt einen Wahlſpruch 
mit Ornamenten. Das zweite Blatt zeigt einen Schwert» 
kampf. Hier haben die Spangenhelme zwar Belmzier 
und Decken, die Kovertiiren find aber ebenfalls ein 
farbig, nur eine hat ein ſehr beſcheidenes Wappen» 
ſchildchen. 

2. Das mittelalterliche Hausbuch des Fürſten Wald. 
burg Wolfegg. Bier iſt auf Tafel 20b und 21a ein 
Geſtech, auf 21 b und 22a ein Rennen dargeſtellt Auf 
20b und 21a zeigen die Pferdedecken Wahlſpruch und 
Ornamente, auf 21b und 22a haben die Pferde gar 
keine Decken, auf beiden tragen die Helme keine Simiere. 

3. Der berühmte Kupferſtich von Mathäus Saſinger. 
Im Dordergrunde iſt ein Rennen abgebildet, wobei die 
Rennhiite allerdings mit allerhand Gegenſtänden ver— 
ziert find, die Helmzieren fein können, die Pferdedecken 
aber ebenfalls keine heraldiſchen Embleme tragen. Im 
Hintergrunde naht eine Schar Turnierer zum Geſtech, 
ohne irgend welche Wappenverzierung. 

4. Für die ſpätere Seit der Triumpfzug Kaiſer 
Maximilians von Hans Burgkmaier. Hier haben die 
Helme entweder keine Verzierung oder wallende Feder— 
büſche von Straußfedern, ganz vereinzelt helmzierartige 
Gegenſtände. Die Pferdedecken ſind ornamentiert, mit 
Spruchbändern, Amoretten und ähnlichem geſchmückt. 

Ich muß aus dieſem allem ſchließen, daß eine heral⸗ 
diſche Verzierung der Turnierausrüſtung in dieſer Seit 
für gewöhnlich nicht üblich war. 

Spätere Turnierbücher des 16. Jahrhunderts zeigen 
allerdings die Helme mit Simier und Decke, die Schilde 
und die Kovertüren mit Wappen, allein ich glaube, 
daß man hierbei zwiſchen ſolchen Darſtellungen unter- 
ſcheiden muß, die das vom Künftler geſehene, das wirk⸗ 
liche Ceben wiedergeben ſollen (alfo die oben erwähnten 
Bilder) und denen, die in der Form von turnierenden 


— 138 — 


Rittern lediglich eine Anzahl Wappen geben wollen, 
alſo nur eine Art Wappenbücher ſind. Hierfür ſpricht 
auch, daß die letzteren meiſt aus einer Seit ſtammen, 
in der die dargeſtellten Rüſtungsformen längſt nicht 
mehr im praktiſchen Gebrauch waren, ſondern nur noch 
in der Wappenkunſt Verwendung fanden. 

Dielfachem Wunſche entſprechend, will ich nun auch 
noch die Riiftungen der ſpäteren Seit kurz beſprechen. 

Sunächſt tft zu erwähnen die Maximilians rüſtung, 
fälſchlich „Mailändiſche“ genannt. Sie tritt in ihrer 
erſten Form, ohne Kanellierungen, zuerſt etwa 1500 
auf. Charakteriſtiſch iſt der geſchloſſene Helm (Diſier⸗ 
helm), der auf dem Scheitelſtück vielfach ein bis drei 
geſchnürte Wulſte hat. Manchmal „geht er im Kragen 
um“, d. h. dem aufgetriebenen Oberrand des nun auf- 
kommenden Barnifchfragens. Andernfalls ift das Nacken⸗ 
ſtück unten dreimal quer geſchoben. Der Kragen hat 
meiſt drei Geſchiebe, die nach oben verlaufen. Die 
Achſeln hängen entweder wie bisher an Federzapfen 
oder ſie werden vom Kragen aus angeſchnallt. Sie 
ſind entweder groß, die rechte ausgeſchnitten, mit hohen 
Stoßkragen, oder einfache Schulterdecken, ſogenannte 
Spangröls, dann vielfach mit Schwebeſcheiben verſehen. 
Das Achſelſtück reicht auch hier bis in die Mitte des 
Oberarms und läuft dann in einem rund um die Arm 
ſchiene gehenden Führungswulſt. 

Die Handſchuhe, mit kurzen rund umlaufenden 
Stulpen, haben über den Knöcheln einen Wulſt. Sie 
find ſelten gefingert, ſondern geſchobene Tatzen, Hengen 
genannt. 

Der Bruſtharniſch iſt kurz in der Taille und hoch 
gewölbt. Der Rücken iſt auffallend flach, die oberen 
Ränder beider verlaufen horizontal oder nach oben 
konkav. Die Bruſt trägt den beweglichen, jetzt ſchon 
mitunter geraden Rüſthaken. An die Bauchreifen find 
die meiſt geſchobenen Schöße befeſtigt. 

Die Diechlinge haben keine Seitendeckung, am oberen 
Rand einen dicken Wulſt, weiter unten einen zweiten 
ihm folgenden. 

Die vorn breiten Schuhe („Bärenfüße“ oder „Kuh⸗ 
mäuler“) find an die Beinröhren angeſchoben. 

Mit Ausnahme der Beinröhren ſind die einzelnen 
Stücke der Rüſtung häufig der Länge nach mit feinen 
Kanellierungen bedeckt, ſie unterſcheiden ſich von den 
Kehlungen der Gotik dadurch, daß ſie ſtäbchenartig 
her ausgetrieben find. Sämtliche Ränder find aufge⸗ 
worfen und wie auch die Wulſten geſchnürt. (fig. 6.) 

Der Sattel entſpricht in der Form dem ſpätgotiſchen, 
ſtimmt aber in der Arbeit mit der übrigen Rüſtung überein. 

Pferdedecken werden jetzt zur Kriegsrüftung nicht 
mehr getragen, ſondern der ſchwere Noßharniſch. 

Der Helm wird nun häufig mit einem großen Buſch 
von Straußfedern geziert. 

Die Canze ijt noch der Reisſpieß des 15. Jahr- 
hunderts, jetzt aber mit einer eiſernen Brechſcheibe 
über dem Handgriff verſehen. 

Die Turnierrüſtung entſpricht, wie oben angeführt, 
der gotiſchen, zeigt aber ebenfalls die Kanellierungen. 


In dieſen Formen erhält fich der Harniſch bis ans 
Ende des 16. Jahrhunderts, nur verſchwindet die Kae 
nellierung von etwa 1555 ab, das Bruſtſtück erhält 
einen ſchwachen Grat und wird unterhalb der Mitte 
ſpitzig herausgetrieben, die ſogenannte „Tapul“; der 
Helm hat einen hohen Kamm, die Schuhe werden 
wieder fchmäler. 

Da der Bruſtharniſch jetzt weiter nach dem Hals 
hinaufläuft, fo iſt auch fein Oberrand rund ausge⸗ 
ſchnitten. 

Etwa 1550 verlängert ſich die Bruſt, dem Wams 
der ſogenannten ſpaniſchen Tracht entſprechend, nach 
unten, anſtatt der Tapul wird die Heraustreibung eben⸗ 
falls heruntergerückt und kleiner, dieſe Form heißt 
„Gansbauch“. (Sig. 7.) 

Die Beinröhren, mit nur ſchwachen Waden, haben 
jetzt vielfach ein Knöchelgeſchiebe und die Schuhe fpigen 
ſich wieder zu (die „Entenſchnabelform“), ebenſo die 
Stulpen der Handſchuhe, die meiſt gefingert find. 

Für das Turnier dienten aufzuſchraubende Ver⸗ 
ſtärkungsſtücke, namentlich auf der Stoßſeite des Helms 
und auf der linken Schulter. Letzteres erſetzt den außer 
Gebrauch gekommenen Schild. Sum Fußturnier wird 
der umlaufende Schurz beibehalten. 

Um die Wende des Jahrhunderts verſchwinden die 
Diechlinge und Beinröhren, die Schöße reichen, vielfach 
geſchoben und mit einer Kachel abgeſchloſſen, bis ans 
Knie. Anfänglich ſind ſie an die Bauchreifen geſchnallt, 
ſpäter, als letztere außer Gebrauch kamen, hängen ſie 
in Sapfen am untern Rand des nunmehr ſehr kurzen 
und ſchweren Bruſtſtücks und werden vorn quer durch 
einen Riemen zuſammengehalten. | 

Der Helm wird niedriger und hat einen vorſpringen⸗ 
den Augenſchirm, das Pifier, mit Querſchlitzen für die 
Augen und Luftlöchern verſehen, läuft faſt vertikal, 
mitunter beſteht es auch aus ſenkrechten Spangen. Der 
Kamm iſt niedriger oder verſchwindet ganz, dann ſteht 
auf dem höchſten Punkt des Helms vielfach eine Spitze 
oder ein Knopf. 

Da die Lanze in den meiſten Heeren etwa 1600 
abgeſchafft iſt, ſo fehlt der Rüſthaken und der Ausſchnitt 
der rechten der ſehr großen Achſeln. (Fig. 8.) 

Die Handſchuhe haben große zugeſpitzte und gee 
ſchweifte Stulpen. 

Der Halskragen, der immer unter Bruft- und 
KRückenharniſch getragen wird, hat nur noch felten 
ein Geſchiebe. | 

Das Schwert, das bis 1540 noch in der alten Weiſe 
getragen wurde — in dieſer Seit kam auch der Dolch 
an der rechten Hüfte wieder auf —, wird ſpäter, mit 
ſtarken Spangen und Bügeln verſehen, in einer „Taſche“ 
faſt wagrecht getragen. 

Dies find die letzten vollſtändigen Rüſtungen, die bis 
etwa 1650 im Gebrauch geweſen ſind. 

Seit dem 3. Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts bildete 
ſich die Rüſtung des Fußſoldaten und leichten Reiters 


ſelbſtändig weiter: es entſteht der ſogenannte Trab- 


harniſch. Bruſt und Rücken entſprechen denen der 


Reiterrüftung, nur fehlt der Rüſthaken, der Halskragen 
hat angeſchobene Schulterdecken (die oben erwähnten 
„Spangröls“), die Schöße ſind meiſt etwas länger. Als 
Kopfbedeckung dient die Backenhaube (nicht zu vers 
wechſeln mit der früheren „Bedenhaube”) mit hohem 
Kamm, Augenſchirm und Backenklappen, oder der Mor 
rion, kugelförmig ebenfalls mit hohem Kamm und vorn 
und hinten in die Höhe geſchweiftem Rand; nur ſelten 
hat er kleine geſchobene Backenklappen. Die Schützen 
tragen die „Schützenhaube“, um das Anlegen des Ges 
wehrs zu erleichtern (bis dahin wurde die Handbüchſe 
zum Abfeuern unter dem rechten Arm gehalten). (Fig. 9.) 

Dieſe Art von Rüſtungen erhielten ſich bis zum 
Schluß des 30 jährigen Krieges. 

Um die Wende des 16. Jahrhunderts kam dann 
noch eine neue Art von Helm, einer polniſchen oder 
ungariſchen Mode folgend, die „Siſchägge“ auf, mit 
langem breitem geſchobenem Nackenſchutz, kleinen Baden: 
klappen, großem flachen Augenſchirm, durch den eine 
über das Geſicht herabziehbare eiſerne Feder — mit 
einer Schraube feſtgehalten — geſteckt iſt, meiſt ohne 
Kamm, dagegen mit einem Ring oder Knopf auf der 
Spitze. Dieſe Helme wurden bis in den Beginn des 
18. Jahrhunderts in manchen Heeren getragen. Sie 
ſind die Grundform der modernen Pickelhaube, nament⸗ 
lich der Küraffierhelm erinnert noch in feinen Einzel⸗ 
heiten daran. 

Don etwa 1520 an werden die Rüſtungen vielfach 
geſchwärzt oder ſchwarz mit blanken Streifen oder ande» 
ren Seichnungen, beſonders Lilien geziert. Schon bei 
den Maximilians harniſchen kommt dieſe Art der Vers 
zierung vor. Die blanken Stellen zeigen vielfach reiche 
Agung udgl., im 30 jährigen Kriege find fie aber, 
Prunkharniſche ausgenommen, entweder ganz blank 
oder ganz ſchwarz. 

Dieſe Schwärzung ſcheint ihren Grund in der milt: 


täriſchen Zweckmäßigkeit, namentlich auch der leichteren. 


Inſtandhaltung zu haben. 

Der letzte Fußſoldat, der eine Rüſtung trug, war der 
Pikenier des 17. Jahrhunderts. Die kurze Bruſt mit 
kurzen, in der Mitte faſt aneinanderſtoßenden, viereckigen 
Schößen entſpricht in ihrer Form der Reiterriiftung, 
dazu kommt der Halskragen mit Schulterdecken und 
große gefingerte, bis an den Ellbogen reichende Hands 
ſchuhe. 

Die Kopfbedeckung iſt eine Art Eiſenhut mit kleinen 
geſchobenen Backenklappen, kleiner und ſpitziger als der 
Eiſenhut des 15. Jahrhunderts, ſchmaler, horizontaler 
Krempe und einem Kamm, der vorn bis auf den 
Scheitelpunkt aufſteigt, hier dann aber gerade abge- 
ſctmitten iſt. 

Ich ſchließe meine Erörterungen mit dem Wunſch, 
daß fie denjenigen, die ſich mit dieſen Dingen beſchäfti · 
gen wollen oder miiffen, kurze und beſtimmte Anhalts⸗ 
punkte geben, um wenigſtens die gröbſten Fehler zu 
vermeiden. G. Adolf Cloß. 


mann, Bepyträge zur Beſchreibung von Schleſien. 


Die Bezeichnungen Cumnitz (Cumitz) 
und Cſchaslaw im Familiennamen der 
von Sommerfeld in Schleſien und Böhmen. 

Don Dr. Guſtav Sommerfeldt in Königsberg i / Pr. 


Auf Chriftoph Erasmus (Erazim) Sommerfeld 
von Tumitz, den Herr Dr. St. Kekule von Stras 
donitz im „Deutſchen Herold” 1908, Seite 98 aus dem 
„Gedenkbuch“ des Bokek Materonsty zum September 
1651 als Chef einer Kompagnie des Jaroslav Schaf ⸗ 
mannſchen Regiments zu Pferde nachgewieſen hat, war 
ich vor längerer Seit aufmerkſam geworden bei Durch⸗ 
ſicht der Heidelberger Univerfitätsmatrifel, wo er, wie 
die Eintragung ergibt, am 10. Auguſt 1618 unter dem 
Namen Chriftophorus Erafimus a Sommerfeld et Tumitz 
unter die Sahl der Studierenden aufgenommen wurde. “) 
Wenn aber der Herausgeber der Univerſitätsmatrikel, 
G. Toepke, bezüglich der Bedeutung des Wortes 
Tumitz im Sweifel iſt und die Frage aufwirft, ob 
vielleicht damit Temnitz oder Tiemitz gemeint ſei,?) ſo 
werden wir uns für keinen dieſer zwei böhmiſchen 
Octe zu entſcheiden haben, ſondern für Tomnitz bei 
Frankenſtein in Schlefien. 

Tomniß?) iſt heute Dorf mit Dorwerfen, ehemals 
aber war es Gut. Daß die Familie von Sommerfeld, 
die in einem Zweige um den Anfang des 16. Jahr: 
hunderts aus Schleſien nach Böhmen eingewandert ſein 
wird, auf dem ſchleſiſchen Tomnitz anſäſſig geweſen 
iſt, heben Kneſchke, Adelslexikon VIII, S. 529 und 
v. Tedebur, Adelslexikon II, S. 457 mit Recht hervor. 
Allein wenn ſie das Jahr 1545 als das des Erwerbs 
von Tomnitz durch die von Sommerfeld annehmen 
möchten, ſo geht ihre Anſicht wohl ganz auf eine 
Notiz bei Sinapius4) zurück, der zufolge Konrad 
(Cuntz) Sommerfeld, Tſchaſſel genannt, 1545 „auf 
Tomnitz im Münſterbergiſchen unter Herzoge Friedrichen 
zu Cignig und Brieg, Pfandesherrn des Fürſtenthums 
Münſterberg“ feinen Guts beſitz hatte. Indeſſen hat, 


) S. Toepke, Die Matrikel der Univerſität Heidelberg. 
Bd. II. Heidelberg 1886. S. 290. 

2) G. Toepke, Bd. III, S. 461. 

3) Die Bannbulle des Bifhofs Konrad von Breslau 
gegen den Domherrn Nikolaus Gramis in Breslau und Hain 
von Tſchirrn d. d. Breslau, 22. November 1442 (Codex diplo- 
maticus Silesiae Bd. XV. Breslau 1890. S. 251) ſpricht von 
„Tompnicz in Wratislaviensi districtu*, F. A. Simmer: 
Bd. IV. 
Brieg 1785. S. 182 ſagt, daß Tomnitz in alten Briefen auch 
„Tumpniz“ heiße. Urkundlich wird es zu den Jahren 1441, 
1457, 1470, 1477 als Thomicze bezeichnet: C. Grünhagen 
und H. Markgraf, Lehns- und Beſitzurkunden Schleſteus 
und ſeiner einzelnen Fürſtentümer im Mittelalter. Bd. II. 
Leipzig 1883. S. 586, 610, 614—615. Auch die Bezeichnung 
CThumnitz kommt vor, vgl. u. a. Kgl. Staatsarchiv zu Breslau 
Rep. 4 F, Münfterberg Urkunde Nr. 240. 

4) J. Sinapins, Schleſiſcher Curioſttäten erſte Dore 
ſtellung nfm. Bd. I. Leipzig 1720. S. 91s. 


— 140 — 


wie Simmermann®) erwähnt, Tomnitz fchon 1530 
diefem Konrad von Sommerfeld gehört, und fraglos 
haben die von Sommerfeld ſchon längere Seit vorher 
in oder bei Tomnitz ihre Niederlaſſung gehabt, zumal 
die Akten des Breslauer Staatsarchivs von 1520 ab 
bereits den Konrad von Sommerfeld als den Beſitzer 
des Guts Tomnitz nennen, das ſeiner Familie auch bis 
zum Jahre 1650 verblieben iſt. 

Für einen „Erasmus von Sommerfeld“, der um 
1556 lebte und zu den fogenannten Böhmiſchen Brüs— 
dern zählte, iſt es bezeugt, daß er ſich „Tumice“ ge— 
nannt habe. Er begab ſich im Auftrag der Böhmiſchen 
Brüder zum Sweck der Wahrung von deren Intereſſen 
1556 nach Wittenberg zu Cuther.“) Erasmus iſt in 
dieſem Falle augenſcheinlich als Vorname zu betrachten, 
während er bei der eingangs genannten Matrikelein⸗ 
tragung als Familienbezeichnung aufzufaſſen iſt, die im 
Laufe der Jahre für alle Angehörigen des von Som: 
merfeldſchen Geſchlechts fich eingebürgert hatte.) 

Die Bezeichnung tritt freilich in der Mehrzahl der 
Fälle dann unter diminutiver Weiterbildung nicht als 
Erasmus, ſondern meiſt als Tſchaslaw oder Czaſtl 
auf, s) fo immerhin, daß Tſchaslaw (Tſchasla), und zwar 
ohne Tumnitz, ſchon in Urkunde vom 25. November 
1435 angewandt iſt, einer Erklärung der Ratsmänner 
zu Breslau, worin dieſe aus beſonderem Anlaß es be 
ſtätigen, daß vor ihnen Tſchasla und Konrad, Ge— 
brüder von Sommerfeld, an Ulrich und Johann 
von Pock 1 Mark jährlichen Sinſes für 11 Mark ver⸗ 
kauft haben.?) Entſprechend wird der nämliche als 


5) Simmermann a. a. O. Bd. IV S. 182. 

6) Sedler, Univerfallerifon. Bd. 28, Spalte 698. Das 
Allgemeine über die Geſandtſchaften der Böhmiſchen Brüder 
vom Jahre 1555 und 1536 ſiehe bei A. Gindely, Quellen 
zur Geſchichte der Böhmiſchen Brüder (Fontes rerum Austria- 
carum Bd. 19) Wien 1859. S. 14— 24. — G. C. Rieger, 
Die alten und die neuen Böhmiſchen Brüder. Bd. III. 
Hüllichau 1739, S. 169 nennt den obigen „Erasmus Sommers 
feld a Tumike, ein Herr von Adel“. 

7) Daß ein ähnlicher Vorgang, die Entwicklung nämlich 
der urſprünglichen Vornamen zu Familienbezeichnungen, bei 
den meiſten ſchleſiſchen Adelsgeſchlechtern anzutreffen iſt, hat 
G. A. Stenzel, Geſchichte Schleſiens. Bd. 1. Breslau 1853. 
S. 186 — 188 unter Anführung zahlreicher Beiſpiele nach: 
gewieſen. 

8) Dal. hierüber auch G. Sommerfeldt in Seitſchrift 
des hiſtoriſchen Vereins für den Regierungsbezirk Marien» 
werder 42, 1903, S. 42, Anm. 3. Wir finden andererſeits den 
Namen Tſchaslaw, der, wie angedeutet, dem fo häufig vor- 
kommenden Erasmus entſpricht, in Böhmen ſowohl in der 
Stadt Czaslau vor, als auch in dem kleineren Orte Caſtolowitz 
(Kreis Höniggrätz), welchen Namen A. Moſchkau, Burg 
Oybin S. 102, von der mittelalterlichen Perſonenbezeichnung 
Caſtolaus herleiten möchte. 

9) OriginalurPunde des Breslauer Katharinenflofters, 
Nr. 279, jetzt Depoſitum im Staatsarchiv zu Breslau. Über 
die von Pogk (auch Pock) in der Niederlauſitz, zu deren 
Gütern auch Anteile auf Sommerfeld um die Mitte des 16. Jahr- 
hunderts gehörten, ſiehe v. Ledebur a. a. O. II. S. 214, 
Auf den Tod des 1588 verſtorbenen Heinrich von Pack, Erb— 


Tichasla von Sommerfeld ferner auch zum 15. Sep⸗ 
tember 1451 genannt. 19) 

Der gleiche Vorgang iſt für Böhmen zu konſtatieren, 
wo ein dem Ritterſtande angehöriger „Erasmus 
von Sommerfeld, anderft Czaftl von Tumnitz“ (= Sumer⸗ 
feld jinak Ezaftll 3 Cumnic) im Jahre 1552 das Gut 
Skriwan und das Dorf Mſtichnow (das heutige 
Stihnow) käuflich erwarb. Beide ſind im jetzigen Kreiſe 
Jièin (Gitſchin), und zwar öſtlich von Neu⸗Bidſchow, 
gelegen und blieben länger als 100 Jahre im Beſitz 
der Familie von Sommerfeld. So wird Johann 
von Sommerfeld, anderſt Ezafll von Tumnitz, wohl 
ein Sohn des obigen Erasmus, zum Jahre 1589 als 
auf Skriwan begütert erwähnt. Am 7. Dezember 1661 
ſcheint der böhmifche Zweig dann ausgeſtorben zu fein 
mit Chrijtoph Erasmus von Sommerfeld, anderſt 
Czaftl von Tumnitz, der ein Alter von 61 Jahren er- 
reicht hatte und in der Kirche zu Neu⸗Bidſchow bei⸗ 
geſetzt wurde. 11) Sein Teſtament, durch das er ſeine 
Gemahlin Suſanna, geborene Stoſch von Kaunitz, zur 
Erbin einſetzt, wurde am 3. Februar 1662 eröffnet. 

Wenn wir die hier erwähnten von Sommerfeld 
ſämtlich als die Nachkommen jenes Gotfrit von Sumir- 
velt, miles, der in Urkunde des Herzogs Heinrich V. 
von Breslau 1294 als deſſen Dafall auftritt, 2) an- 
ſehen können und den Umſtand der frühzeitigen Be⸗ 
lehnung mit Comnitz, andererſeits mit den anfangs 
wenig umfangreichen Beſitzungen der Gegend von 
Neumarkt 13) in Betracht ziehen, ſcheint ſoviel mit Sicher⸗ 
heit ſich zu ergeben, daß die in Schleſien anſäſſigen 
von Sommerfeld ſich im 15. Jahrhundert, wenn nicht 
ſchon vorher, in die beiden Linien der bei Frankenſtein 


berrn auf Sommerfeld und Papitz in der Niederlauſitz, ver- 
öffentliche G. Selnecker eine Gedächtnisſchrift, die gedruckt 
bei J. Beyer in Leipzig erſchien (20 Blatt). 

10) Katharinenflofter, Urkunde Nr. 389. Die von Sommers 
feld treten um dieſe Seit wiederholt als Mannen des Herzogs 
Konrad von Oels (F 1451) auf. Dal. P. Pfotenhauer, 
Adel des Fürſtentums Oels im 16. Jahrhundert (Seitſchrift 
des Vereins für die Geſchichte Schleſiens 21, 1887, S. 346, 
Anm. 100). 

1) Daß Bydzow in der kirchlichen Einteilung Böhmens 
ſeit alters ein eigenes Dekanat bildete, dem Krivany (Skriwan) 
und Mſtichnow (Stihnow) als Seelſorgspfründen untergeordnet 
waren, erwähnt A. Frind, Kirchengeſchichte Böhmens. Bd. J. 
Prag 1864. S. 387. 

1) Grünhagen und Markgraf a. a. O. II, S. 7. Der 
ältere Abdruck der Urkunde von 1294 bei F. W. v. Sommers: 
berg, Sileslacarum rerum scriptores, Bd. J. Leipzig 1729. 
S. 891 iſt antiquiert. Dal. Gothaiſches genealogiſches Taſchen⸗ 
buch der uradeligen Käufer. Ig 8, 1907, S. 699. 

13) Nur 5 Hufen Ackers im Dorf Falkenhain bei Neu— 
markt erwarb 1456 Tſchaslaw von Sommerfeld (Urkunde im 
Staatsarchiv zu Breslau). — Bedeutenderen Umfang muß es 
gehabt haben, als 1524 die in der Gegend anſäſſigen Brüder 
Chriftoph und Johann von Sommerfeld, genannt Cidaslaw, 
mit dem Propſte von Neumarkt in Streit lagen: J. Heyne, 
Dokumentierte Geſchichte des Bistums Breslau. Bd. III, 
1018 u. 1023. Die von Sommerfeld find noch 1590 im Befit 
des Guts Falkenhain nachweisbar (Staatsarchiv zu Breslau). 


— 


auf Tomnitz und der bei Neumarkt auf Falkenhain 
Begüterten geteilt haben. Die nach Böhmen gewan— 
derten von Sommerfeld gehörten dem erſteren Sweige 
an und haben, um ſich des Gegenſatzes dauernd be— 
wußt zu bleiben, genannte Bezeichnung als Beſtandteil 
ihres Namens angenommen und ſie unbedenklich auch 
dann weitergeführt, als im Jahre 1556 infolge eines 
Beſchluſſes der vier Brüder Ernſt, Chriſtoph, Georg 
und Franz von Sommerfeld der Name Tſchaslaw 
(= Erasmus) bei allen in Schleſien lebenden An- 
gehörigen der Familie 
beſeitigt und durch die 
Bezeichnung von Falken— 
hayn als Nebennamen 
erſetzt wurde. 


Erotifche 
Tänderwappen. 
Don H. G. Ströhl. 


III. Rio Grande do Sul. 


Rio Grande do Sul, 
einer der Bundesſtaaten 
der „Estados Unidos do 
Brazil“, bekannt durch 
ſeine zahlreichen deutſchen 
Kolonien, führt als Staats. 
wappen, richtiger Staats- 
emblem, einen ovalen 
Schild, der mit einem 
weißen Band umzogen: ift, 
der oben die Inſchrift: 

REPUBLICA RIO 

GRANDENSE, unten 
20 DE SETEMBRO DE 
1855 aufweiſt. 

Als Wappenſchild er— 
ſcheint auf luftgetöntem 
Grunde zwiſchen zwei goldenen, mit je einer Kugel beſteckten 
Säulen, die auf grünberaſten Abhängen ſtehen, zwiſchen 
welchen unten Waſſer ſichtbar wird, eine Raute,*) von 
Grün, Rot und Gold quergeteilt, die Ecken durch ein 
ſilbernes Rechteck abgetrennt, in welchem zwiſchen zwei 
kranzartig gelegten grünen Corbeerzweigen auf einer 
Stange eine rote Freiheitsmütze aufgepflanzt iſt. Im 
grünen Edfeld iſt ein goldener, im goldenen ein roter 
fünfſtrahliger Stern angebracht. Hinter dem Schilde 
kreuzen ſich zwei Paar Candesfahnen an roten Stangen, 
grün, rot und gelb ſchräg links geteilt, mit roten, gold— 


) Die Rautenform iſt wahrſcheinlich dem braſilianiſchen 
Flaggenbilde entnommen, das in Hellgrün eine gelbe Raute 
zeigt, ein Bild, das übrigens bereits die frühere kaiſerliche 
Flagge ebenfalls aufweiſt und die von den Franzoſen boshaft, 
aber nicht ſo ganz unzutreffend, mit „Spinat mit Ei“ be— 
zeichnet wurde (Le plat d’epinards aux ocufs). 


al 


| 


befranften Bandfchleifen an den goldenen Stangenfpigen 
geſchmückt. Swiſchen den Fahnen werden oben eine 
Sturmgabel, Canzen und die Bajonette zweier Gewehre 
ſichtbar, unten eine goldene Trompete und ein goldenes 
Kanonenrohr, vor dem ſich zwei blanke, goldbegriffte 
und bequaſtete Säbel kreuzen. In einem weißen, oben 
golden, unten rot bordierten Bande erſcheint die Deviſe: 
LIBERDADE, IGUALDADE, HUMANIDADE („Frei- 


heit, Gleichheit, Menſchlichkeit“. 


Im Staatsbanner iſt dieſes Wappenbild innerhalb 
eines gelblich getönten 
Ovales im roten Schrag: 
links ſtreifen der Trikolore 
zu ſehen. 


Die Ahnentafeln 
des 
Herrn Dr. Voller. 


1902 gab das badiſche 
Generallandesarchiv ein 
prachtvoll ausgeftattetes 
Werk heraus: „Ahnen— 
tafeln der letzten Mark— 
grafen von Baden-Baden 
und Baden-Durlach“, bee 
arbeitet von O. K. Roller. 
Die Genealogen fanden 
darin an neuem Material 
einigediplomatiſche Daten— 
firierungen, die angeblich 
archivaliſch feſtgeſtellte 
Ahnentafel der Marie von 
Eycken, die dem Eben- 
burtsforſcher als ver— 
geblich beanſtandete ba— 
diſche Ahnfrau intereſſant 

8 iſt!) und die Aufſtellung 
einer weit zurückreichenden Ahnentafel. Bis dahin war 
m. W. kein Druckwerk über die Reihe der 1024 Ahnen 
hinausgegangen. Roller ging bis zur Reihe der 8192 
Ahnen des erſten Badiſchen Großherzogs und ver: 
wertete feine Ermittlungen über die 16585 Perſonen 
dieſer Ahnentafel zu einer Darſtellung des Ahnen: 
verluſtes, der Blutzuſammenſetzung uſw. 

Das badiſche Generallandesarchiv war der Ans 
ſicht, daß dieſe Arbeit wiſſenſchaftlich wertvoll war. 
Denn nachdem ich dem Werk in meinem „Problem der 
Ebenbürtigkeit“ (1905) und in meinen „Ahnen deutſcher 


1) Die Ahnentafel findet ſich genau ſo ſchon bei Bucelin 
und Speuer. Durch die Enkelin Unna Wilhelmine von Baden, 
Gattin Ferdinand Auguſts ron Lobkowitz (F 1715) und deren 
Tochter Luiſe Anna Franciska von Lobkowitz (* 1683, f 1750) 
it Marie von Eyden Ahnfrau des Kaiſers. Dal. meine 
„Ahnen deutſcher Fürſten“ J. Tafel 42, Nr. 59. 


— 42 — 


Fürſten“ (1906) wegen feiner Fehler und Cücken jeden 
Quellenwert abgefprochen hatte, wurde ich im Xo- 
vember 1906 von der Direktion des Generallandes⸗ 
archivs zu öffentlicher Begründung meiner Kritik auf⸗ 
gefordert. Ich antwortete brieflich mit Aufzählung 
von ca. 50 der ſchlimmſten Errata und Ommiſſa und 
fragte, ob hiernach eine Publikation noch erwünſcht ſei. 
Eine Antwort wurde mir in Ausſicht geſtellt, iſt aber 
nicht eingetroffen. Dagegen hat ſich Herr Dr. Roller 
in einem Artikel „Zur Abwehr“ in Nr. 3 des „Deut— 
ſchen Herold“, 1908, über meine Kritik energiſch be. 
ſchwert. Als Antwort veröffentliche ich nun einige 
meiner Einwendungen, kann aber wegen des be 
ſchränkten Raumes nur weniges aus der Fülle heraus- 
greifen und halte mich an ſolche Nachrichten, die 
auf etwas allgemeineres Intereſſe rechnen können. 
Eine umfaſſende Korrektur würde übrigens den 
völligen Neuaufbau der großen Ahnentafel Rollers 
erfordern. 

Für ſeine badiſchen Ahnen hat Herr 
Dr. Roller die bisher beſte badiſche Stamm: 
tafel von Behr (Genealogie, II. Aufl. 1870, 
Suppl. 1890)2) nicht benutzt. Das Nichtkennen 
dieſer heute noch in vieler Beziehung unübertroffenen 
Sammlung von Stammtafeln regierender Häuſer hat 
ſich für Roller verſchiedentlich gerächt. Am ſchlimmſten 
bei Einreihung der Magdalene von Waldeck, nach 
Behr: Tochter Philipps II. und der III. Jutta von Iſen⸗ 
burg, Gattin I. Phil. Cudw. I. von Hanau, II. Joh. II. 
von Naſſau Siegen. In Cohns vielverbreiteten, aber 
ſchon bei ihrem Erſcheinen faft in allen Teilen über- 
holten Tafeln fehlt jene Magdalene. In einer Hübner⸗ 
aus gabe, in „Les 1024 quartiers“ uſw. und danach 
neuerdings verſchiedentlich wird Magdalene Tochter 
Graf Samuels von Waldeck ( 1570) und der Anna 
von Schwarzburg genannt. So führt ſie Roller auf, 
bei dem ſie zweimal unter den 128 Ahnen erſcheint. 
Wegen der Filiation verweiſt Roller auf Marburger 
Archivalien als Quelle. Wie überall, ſo auch in der 
Genealogie, pflegt man die jüngfte Darſtellung, zumal 
wenn ſie ſich auf Archivalien beruft und ihr nur un⸗ 
beglaubigte Angaben entgegenſtehen, als Verbeſſerung 
anzuſprechen. Wegen der hohen Meinung, die ich von 
Behrs Gewiſſenhaftigkeit habe, zögerte ich aber, ſeine 
Angabe nach Rollers Archivalien zu korrigieren. 
Rollers diplomatiſche Arbeit geht nicht auf eigene 
Studien zurück, ſondern auf das Abſchreiben von von 
fremden Archivaren ausgefüllten Fragebogen. Sufällig 
erfuhr ich, daß die Marburger Archivleitung es 
abgelehnt hatte, Rollers Fragebogen voll zu beant⸗ 
worten. In Marburg wird das Waldeckſche Familien- 
archiv verwahrt. Durch gnädige Vermittlung des 
Fürſten zu Waldeck wandte ich mich dorthin, als ich 
die Gräfin Magdalene in meine „Ahnen deutſcher 

2) Eine verbeſſerte Stammreihe der mitte lalterlichen 
Generationen hat neuerdings Witte im Regiſter zu Feſters 
badiſchen Kegeſten gebracht. 


— —w—— . ——ʒ — — ũ:i .— — — '. — ö '. — —— 4 


Fürſten“ einreihen mußte, und erfuhr, daß nach den 
Marburger Archivalien Behr die Gräfin 
Magdalene richtig eingereiht hat. So ſteht es 
alſo mit dem archivaliſch „geſicherten“ Teil von Rollers 
Arbeit! Auch die vielen guten Datenfirierungen, die da 
verarbeitet ſind, werden natürlich wertlos, wenn man 
ſieht, daß man ſich nicht auf den Bearbeiter verlaſſen 
kann. Jeder Laie, der die unbelegten Angaben meiner 
„Ahnen“ Herrn Dr. Rollers „archivaliſchen“ Angaben 
gegenüberhält, muß meine abweichenden Angaben für 
falſch halten; deshalb habe ich in der Einleitung zu 
meinen „Ahnen“ Rollers Tafeln diskreditiert. 3) 

Daß eine Ahnentafel von 8192 Ahnen für ſta⸗ 
tiſtiſche Swecke wertlos iſt, wenn ſie ſchon zwei von 
den 128 Ahnen falſch filiirt, liegt auf der Hand. 
Aber von der Reihe der 512 Ahnen an, wo die 
diplomatiſche „Sicherung“ aufhört, iſt Rollers Statiſtik 
überhaupt nur noch naive Spielerei. Das geht ſchon 
aus ſeinen Quellenangaben hervor. Er ſcheut ſich 
nicht, Bucelin, Rittershufius, Hübner, Kremer als 
Quellen zu nennen und die kritiſche Kontrolle ihrer 
Angaben auch nur durch ein Studium der modernen 
Citeratur als zu beſchwerlich prinzipiell abzulehnen. 
1846 ſchrieb Brömmel im Vorwort zu feinen Tabellen: 
„Ein Blick in die genealogiſchen Tabellen, welche vor 
dem 17. Jahrhundert erſchienen find, reicht hin, um 
von ihrem Gebrauche abzuſchrecken“ und von Doigtel: 
„wie gedankenlos er den alten Hübner ausgeſchrieben 
hat“ uſw. Und nun ſind dieſe Alten wieder Quellen 
für eine archivaliſche Publikation geworden! Bei ſolcher 
Arbeits methode konnte es Herrn Dr. Roller paffieren, daß 
er eine Burggrafenfamilie von „Dönitz“ einfach erfand. 
Schon der alte Phil. Jak. Spener hätte belehrt, daß 
die Burggräfin Magdalene, um die es ſich handelt, 
aus dem Hauſe Dohna war. Näheres in „Die 
Donius“, 1876. Vergl. auch meine „Ahnen“ CT. [7 
Nr. 31. Die wenigen Werke der neueren Literatur, 
die der Sufall Herrn Dr. Roller in die Hand geſpielt 
hat, hat er unglaublich flüchtig geleſen. So hat er 
Citta falſch abgeſchrieben (3. B. bei den Ahnen der 
Kurfürſtin Cecilie von Sachſen, T 1430/4, a. d. H. da 
Carrara — auch einer Sollernahnfrau). Grotefend 
hat er benutzt, ohne die Nachträge zu ſtudieren, wie 
die Einreihung der Salome von Czaſtalowitz, FT 1489 
(sic), Gattin Wilhelms von Troppau ergibt (ebenfalls 
Sollernahnfrau; vergl. meine „Ahnen“ T. 16 Nr. 31). 
Den Leſefehler der ſtandes herrlichen Stammtafel Salm 
Othinlliers ſtatt l'Nuiller weiß er nur durch Bucelins 
Schreibweiſe Tülliers zu verbeſſern! Über die Ahnen 
König Georg Podjebrads von Böhmen und feiner Ge— 
mahlinnen (wiederum Sollernahnen, vergl. meine 
„Ahnen“ T. 12 Nr. 5 und T. 15 Nr. 11) hätte Roller 
ſchon in Palackys böhmifcher Geſchichte einiges mehr 


3) Ich bemerke dazu, daß in meinen „Ahnen“, die nicht 


auf öffentliche, ſondern auf meine eigenen Koften gedruckt 


ſind, die umfangreichen Belege aus Sparſamkeitsrückſichten 
leider fortfallen mußten. 


— 43 — 


gefunden. Meine Angaben hierzu gehen meiſt auf ſehr 
gütige Mitteilungen des Herrn Profeſſor Sedlacek aus 
deſſen urkundlichen Studien zurück. — Einige Familien- 
ſtammtafeln will Herr Dr. Roller in eigener Forſchung 
aufgebaut oder nachgeprüft haben: Bolchen, Sirk, 
Virneburg, Hohenſtein (ſoll heißen Hohnſtein). Inwie⸗ 
fern iſt mir unklar. Was er über Bolchen bringt, iſt 
längſt gedruckt. Bei Sirf hat er beſonders Pech ge 
habt. Seit 1895 liegt ein gutes Werk über die Familie 
vor (von Florange). Aus Florange ergibt ſich, daß die 
kümmerlichen „Neu“ feſtſtellungen Rollers fehlerhaft find. 
Auch das Wiesbadener Archiv, das Roller viel zitiert, 
aber nicht ſtudiert hat, hätte ihm hier alles geliefert! 
Bei Sully merkt Roller ſeltſame Vermutungen über die 
Herkunft der Familie an. Jedes einfchlagende Texikon 
hätte ihm geſagt, daß die Herren von Sully vom 
Stamme Blois Champagne waren und in den Blois⸗ 
ſchen Stammtafeln hätte er alle Sullys gefunden, die 
er als „nicht ermittelt“ ausläßt. Und ſo geht es durch 
das ganze Werk fort — zu ſchweigen von falſcher 
Namenſchreibung, von chronologifchen Ungeheuerlich⸗ 
keiten, die auf den erſten Blick Fehler enthüllen müſſen, 
aber ruhig „ſtatiſtiſch“ verwertet werden; z. B. bei 
Schaunberg, Rieneck, Sweibrücken, Familien, über die 
ſogar Gundlach genügende Vorarbeiten aufzählt. Aber 
die moderne Forſchung exiſtiert ja für Herrn Dr. Roller 
nicht, und chronologiſche Unmöglichkeiten überſehen ſich 
leicht, wenn man gegen Korrektheit der Daten ſo gleich⸗ 
gültig iſt wie er. Vollends phantaſtiſch wird Rollers 
Arbeit, wo er auf das karolingiſche Blut ſeines Groß⸗ 
herzogs zu ſprechen kommt. Das Märchen von der 
karolingiſchen Abſtammung der Landgrafen von Thü⸗ 
ringen wird ruhig wiederholt, allerdings nach Lorenz, 
der ſich dafür auf Hopf ſtützen konnte. Aber ſelbſt 
Cohn iſt da korrekt (vergl. auch neueſtens Diemer, 
S. d. heſſ. Altert.⸗V. 1903). Edith von England, 
Gattin Ottos des Großen, ſoll Urenkelin der Judith, 
Tochter Karls des Kahlen, geweſen fein. Aber Ediths 
Vater, Eduard I., war 869 geboren und deſſen Grog: 
vater Aethelwolf war erſt feit 856 mit der Judith ver: 
heiratet! Eduard ſtammte aus einer viel früheren erſten 
Ehe. Natürlich wird auch Alpais, die ſagenhafte Groß⸗ 
mutter Werners von Worms, für einen karolinger 
Deszent verwertet. Trotz dieſer falſchen Deszents iſt 
es Roller nicht gelungen, Karl den Großen auch nur 
100 000 Mal unter den Ahnen ſeines „Probanden“ 
feſtzuſtellen. Der geringſte Überblick über das Material, 
mit dem er rechnet, hätte ihm die Feſtſtellung eines 
10 Millionenfachen Vorkommens ermöglicht. Herr Hager 
(Baſel) glaubt ein 100 Millionenfaches Vorkommen noch 
zu gering angeſetzt. Die ganz eigenartigen Probleme, 
die ſich mit ſolcher Häufung des Vorkommens einer 
Perſon in einer Ahnenreihe eröffnen, bedürfen eben 
wiſſenſchaftlicher Durcharbeitung, wenn man ſie auch 
nur berühren will. 

Die Herleitung der Karolinger und damit ihrer 
badiſchen Nachkommen von den merowingiſchen und 
burgundiſchen Königen hätte dem Kiſtoriker Roller 


eigentlich nicht paffieren dürfen; denn der Hiftorifer 
muß doch einmal etwas von den Jahrbüchern der 
deutſchen Geſchichte gehört haben, die anfangen mit 
Bonnels „Anfängen des Karolingifchen Hauſes“ (1866) 
und da für alle, die mit deutſcher Geſchichte arbeiten, 
jene Sage erledigt haben. Roller benutzt den angeb- 
lichen merowingiſch⸗burgundiſchen Deszent zu einer 
beſonderen Glorifikation des badiſchen Herrſcherhauſes. 
Warum geht er da nicht wieder auf Aeneas zurück 
wie die Genealogen des [7. und 16. Jahrhunderts, 
wenn er doch ſchon die Forſchung jener Seit wieder 
zur Grundlage moderner Wiſſenſchaft machte, ſei es 
auch nur auf dem geduldigen Feld der Genealogie und 
Statiſtik! 

Der Herausgeber von Rollers Tafeln, der in: 
zwiſchen verſtorbene rühmilichſt bekannte Hiſtoriker Herr 
von Weech, hat (Einleitung S. VIII) die Publikation 
ausdrücklich als eine wiſſenſchaftliche Leiſtung qualifiziert. 
Roller ſelbſt ſagt (Einl. S. CDVVI, CCIV), „alle Une 
ſicherheiten ſind durch Fragezeichen angedeutet“ und 
hofft, daß das Werk mit ſeinen „Stammbäumen, welche 
zum Teil hier zum erſten Male aufgeſtellt ſind, auch 
manchem Hiſtoriker erwünſchte Auskunft bieten möge“. 
Dieſe Selbſttäuſchung iſt eigentlich das ſchlimmſte an dem 
Werk; und daß Herr Dr. Roller in ſeiner „Abwehr“ 
ſich gerne bereit erklärt, die von mir beanſtandeten 
Stellen preiszugeben, da ſie an ſeinen Ergebniſſen über 
die Blutzuſammenſetzung des erſten badiſchen Grog: 
herzogs nichts änderten. Er iſt während ſeiner Arbeit 
von autoritativer Seite gewarnt worden. Dor meiner 
Kritik find ihm von anderer Seite fundamentale Irr⸗ 
tümer nachgewieſen worden. Und doch will er dem 
Ergebnis ſeiner Statiſtik wiſſenſchaftlichen Wert wahren! 
Dagegen muß ſogar ein Heroldmitglied Verwahrung 
einlegen, das jede Förderung genealogiſcher Studien 
um der guten Sache willen mit Freude begrüßt, auch 
wenn es ſich einmal um dilettantiſche Erſtlingsverſuche 
handelt. Eines miiffen auch wir fordern: ernſte gewiſſen⸗ 
hafte Arbeit. 


Gern benutze ich die Gelegenheit, mein Bedauern 
öffentlich zu wiederholen, daß ich die badiſche hiſtoriſche 
Kommiſſion ſtatt des Generallandesarchivs als Heraus- 
geber der Rollerfchen Tafeln genannt habe — irre 
geführt durch Bemerkungen des Verlegers über die 
Identität der leitenden perſönlichen Initiative. Als 
eifriger Genealoge hoffe ich, das Generallandesarchiv 
wird die reichen Mittel, die es für Rollers Tafeln 
flüſſig machte, auch fernerhin für genealogiſche Publi 
kationen bereitſtellen; aber künftig für ebenſo brauch 
bare, wie ſie uns die Unterſtützung der badiſchen 
hiſtoriſchen Kommiſſion feit Jahren beſchert. 


Dr. Otto Frhr. v. Dungern. 


— u — 


Betreffend Burg Altena. 
(Siehe Nr. 6 d. Bl.) 


Sur Ergänzung möchte ich auf folgende Siegel der 
Grafen von der Mark hinweiſen: 1. Engelbertus de 
Marcka et Everhardus filius eius 1277, Siegel an der 
Urkunde bei Fahne, Salm II, S. 41 Urk. 60 erwähnt, 
Original im Staatsarchiv Düſſeldorf. 2. Everhardus 
comes de Marka et Engelbertus eius filius 1299, Siegel 
abgebildet bei Fahne, Hövel II, S. 15 und Urkunden 
bei Fahne, Salm II, S. 71 u. 72 Anm. zeigt Schach⸗ 
balken, oberhalb wachſender Löwe. 3. Engelbert ſiegelt 
1528 mit Schachbalken. Der Helm zeigt ein mit Pfau⸗ 
federn beſtecktes Schirmbrett. Urkunde Nr. 1229 im 
Stadtarchiv Köln. 4. Ailf älteſter Sohn des Grafen 
von der Marck, im Text der Urkunde auch Ailf von 
Arberg genannt (da ſeine Mutter Mechtilde von Arberg 
(Arenberg) war) ſiegelt 1528 mit Schachbalken in aus⸗ 
gezacktem Schildrand. Urkunde Nr. 1229 im Stadt⸗ 
archiv Köln. ‘ 

Der Wiederaufbau der Burg Altena follte mit 
Freude begrüßt werden. Schloß Burg a. d. Wupper, 
von welchem auch nur dürftige Reſte vorhanden waren, 
iſt nach feiner Wiederherſtellung bezw. Aufbau ein viel. 
beſuchter Mittelpunkt des bergiſchen Landes geworden 
und dient zur ſtolzen Erinnerung an glorreiche Seiten 
des Mittelalters. Mit freudiger Genugtuung habe ich 
es erlebt, daß in letzter Stunde auch die Stammburgen 
der Herzöge von Jülich⸗Hengebach, die Burgen Heim 
bach a. Roer und Nideggen, vor weiterer Zerftörung 
und Vernichtung gerettet worden ſind. Nun fehlt noch 
die würdige Wiederherſtellung des alten Reſidenz⸗ 
ſchloſſes der Herzoge von Cleve in Cleve, bekannt durch 
die Cohengrinſage und als erſtes Reſidenzſchloß der 
Kurfürſten von Brandenburg, Könige in Preußen in 
rheiniſchen Landen. 

Für die patriotiſche Begeiſterung der heran 
wachſenden Jugend gebraucht das Vaterland geradezu 
würdig wiederhergeſtellte Burgen und Schlöſſer der 
früheren Landesherren, fchon aus dem Grunde, damit 
mit falſchen Geſchichtsſagen und Märchen gründlich 
aufgeräumt, lebhafte Anregung für die Landesgefchichte 
geweckt wird. Nie werde ich das große Intereſſe vers 
geſſen, mit welchem eine Schule, als ich Schloß Burg 
a. d. Wupper beſuchte, die vielen dort aufbewahrten 


Andenken an die früheren Landesherrn beſichtigte und 


mit welchem Jubel die Jungens hoch oben vom neu 
errichteten Bergfried ins herrliche Land der „ruhm— 
reichen“ Berge hinausſchauten. 

Cübeck. Ee. v. Oidtman. 


Bücherſchau. 


Don der Geſchichte der Familie v. Manſtein, heraus- 
gegeben von E. v. Manſtein, iſt ſoeben eine zweite Auflage 


erſchienen, welche, gegenüber der ſ. §. von uns angezeigten, 


erſten, eine Reihe von Derbefferungen aufweiſt. Der Umfang 


iſt von 100 auf 147 Seiten geſtiegen; während unfichere. 


Angaben fortgelaſſen find, iſt reiches neues Material hinzu⸗ 
gekommen und zahlreiche Fehler find korrigiert; auch die (von 
O. Roi ausgeführten) Abbildungen find beſſer als die 
früheren. Su bedauern iſt das Fehlen eines Inhalts- bezw. 
Perſonenverzeichniſſes. 


Die Hohfdönigsburg, von Bodo Ebhardt, Supplementheft 
zu den „Deutſchen Burgen“, zugleich Feſtſchrift zur 
Einweihung der Hohfinigsburg. Berlin 1908. Verlag 
von Ernſt Wasmuth. 

Bei dem lebhaften Intereſſe, welches die Wiederherſtellung 
der alten berühmten Burg im ganzen Reiche erregt hat, wird 
das Erſcheinen dieſes Werkes überall dankbar begrüßt werden. 
Dasſelbe gibt außer einem Abriß der Geſchichte der Burg und 
ihrer wechſelvollen Schickſale eine überſichtliche Baugeſchichte 
der Burg und ihrer Wiederherſtellung auf Grund authentiſchen, 
urkundlichen Materials, welche, unterftiigt durch eine Reihe 
trefflicher Abbildungen, es jedem Lefer ermöglicht, ſich ſelbſt 
ein Urteil über die gelungene Wiederherſtellung der Burg zu 
bilden, und geeignet iſt, die vielfach verbreiteten irrigen An⸗ 
ſichten darüber klarzuſtellen und zu berichtigen. Unter den 
Illuſtrationen wird eine große in Farbendruck ausgeführte 
Beilage, welche die Wappen aller ehemaligen Beſitzer und 
Bewohner der Burg ſowie ſonſtiger zu ihr in Beziehung 
ſtehenden Geſchlechter bringt, beſonders den Heraldikern will. 
kommen fein. Sr. Majeſtät der Kaifer haben geruht, bei der 
Einweihungsfeier ein Exemplar des Werkes entgegenzunehmen 


Genealogiſches über Familien des Namens Wecke, 
Wecken. II. Heft: Die Nachkommen des Hermann 
Wede, geb. 1659 in Barme, Prov. Hannover. Don 
Anton Wecke. Mit 3 Stammtafeln. 8° Ohlau. 
1908. 

Dem unlängſt hier angezeigten 1. Hefte iſt raſch ein 
zweites gefolgt, von welchem der Derfaffer der Bibliothek des 
Herold ein Exemplar freundlichſt überſandte. Die Genealogie 
beginnt mit Diedrich W., geb. 1618 zu Barme, und iſt bis 
auf die neueſte Seit, in überſichtlicher Weiſe geordnet, fort: 
geführt, während die Stammtafeln noch einen ſchnellen Über⸗ 
blick über die Verzweigung der Familie gewähren. 


Graf Oswald Gobert von Wolkenſtein, ſeine direkte 
Abſtammung väterlicher und mütterlicher Seite von 
den Fürſtenhäuſern Räköczy und Hohenzollern. Don 
Friedrich Rfrhr. Waldbott von Baſſenheim. 
Budapeſt, 1908. 46 S. 80. M. 4. 

Die im Titel genannte Abſtammung beruh', wie der 
Derfaffer nachweiſt, auf der Vermählung des Ferdinand 
Gobert R.⸗Grafen von Aspermont-Linden, 1208, mit 
Juliane Barbara Prinzeſſin Räköczy; fie wird veranſchaulicht 
durch die dem Werke beigefügte Stammtafel, welche ſowohl 
die je vier Ahnen des Grafen — unter denen ſich die Prin- 
zeſſin Anna Maria von Hohenzollern⸗Hechingen befindet — 
als die ſeiner Gemahlin enthält und weiter die Nachkommen 
des genannten Ehepaares bis zum Grafen Oswald Gobert 
von Wolkenſtein zeigt, deſſen Mutter ebenſowohl wie der 
Vater von dieſem Ehepaar abſtammte. Weiter ſind bei— 
gegeben die beglaubigten Ahnentafeln des Grafen Joſeph 
Gobert von Aspermont und des Grafen Joſeph von Wolken— 
ſtein⸗Troſtburg. Vorauf gehen der Abhandlung einige ge— 
ſchichtliche Nachrickten über die Herren von Wolkenſtein, 


e 


— 145 — 


insbeſondere über den Minneſänger Oswald v. W., ſodann 
verbreitet ſich der Verfaſſer ausführlicher über die einzelnen 
in den Ahnentafeln genannten Perſönlichkeiten, deren Lebens⸗ 
ſchickſale und verwandtſchaftliche Verhältniſſe. 

verſchiedene in Lichtdruck wiedergegebene Bildniſſe ge- 
reichen der Arbeit zur Sierde. 


Die Herren und Freiherren von Holzhaufen in Frankfurt 
a. M. Nach den Quellen. Von Dr. Arthur Klein ⸗ 
ſchmidt. Deſſau, 1908. 

In zehn Stammtafeln führt der Derfaffer die Der- 
zweigung und Entwickelung des bekannten Frankfurter Ge⸗ 
ſchlechts vor, beginnend mit Giſelbert von Holzhaufen, der 
1296 T. Dorauf geht ein kurzgefaßter geſchichtlicher Abriß; 
die Holzhauſen waren urſprünglich Burgmänner zu Holz» 
haufen bei Homburg v. d. H., nach deſſen Seritörung fie nach 
Frankfurt zogen, wo ſie bald unter den Geſchlechtern die 
hervorragendfte Stelle einnahmen; ſiebenundſechszig mal 
haben Mitglieder des Geſchlechts das Bürgermeiſteramt be⸗ 
kleidet. Der Stammbaum liegt von 1273 bis heute lückenlos 
und urkundlich beglaubigt vor; — ſtets erfreute ſich das Gee 
ſchlecht reichen Grundbeſitzes und großen Vermögens, welches 
es vielfach für bedeutende wohltätige und kirchliche Zwecke 
verwendete; an zahlreichen Stellen der einſtigen freien 
Keichsſtadt prangt noch heute das alte ſchoͤne Wappen, die 
drei ſilbernen rot-befamten Roſen im ſchwarzen Felde; be- 
rähmt iſt der kunſtvolle Grabſtein Johanns v. H., F 1393, 
im Dom zu Frankfurt; eine lange Reihe hochangefehener 
Wanner, deren Namen mit Frankfurts Geſchichte ruhmvoll 
verknüpft ſind, waren ſeine Nachkommen, und noch heute 
blüht das Geſchlecht in freiherrlichem Stande. 


der heſſiſch⸗ 


Grundſteine zu einer Stammtafel 
Kopenhagen, 


thüringiſchen Familie Limpert. 
1907. 59 S. 80. 

Eine fleißige Arbeit, um ſo anerkennenswerter, als die 
Verfaſſerin — Fraun Lina Hennings geb. Limpert, die 
Gattin unſeres geſchätzten Dereinsmitgliedes Dr. Hennings 
— mangels aller Vorarbeiten und Familiennachrichten darcuf 
angewieſen war, das Material mühſam allmählich zu ſammeln 
und aus Kirchenbüchern wie Archiven zuſammenzutragen. 
Uber den Anfang des 17. Jahrhunderts kommen viele bürger⸗ 
liche Stammtafeln nicht hinaus; auch die Limpertſche beginnt 
erſt mit Andreas L., * um 1609, 7 als Gerichtsſchöffe zu 
Haltennordheim 1662, Von da ab find die Nachrichten dann 
bald reichhaltiger, was wohl dem Umſtande zu danken iſt, 
daß zahlreiche Mitglieder des Geſchlechts ſich dem geiſtlichen 
Stande widmeten; auch die Töchter vermählten ſich vielfach 
mit Pfarrern. Später bekleideten Angehörige des Stammes 
angeſehene Stellungen als Juriſten, Baumeiſter, Offiziere uſw. 
Dieſer Familie entſtammte auch die erſte Gemahlin des 7 
H. Preuß. Staatsminiſters v. Budde. 

Beigegeben ſind vielfach genealogiſche Nachrichten über 
die Nachkommen von Töchtern, wodurch das Werk an all. 
gemeinem Intereſſe gewinnt. Leider fehlt ein Namens⸗ 
regiſter. 

Nachrichten aus der Familie Stein. 1907. Bearbeitet 
von Guſtav und Richard Stein. 

Der Name Stein iſt in Deutſchland ziemlich häufig. In 
vorliegender Arbeit, welche 68 kleine Stammtafeln enthält, 
handelt es ſich um die aus Gaildorf ſtammende Familie, 
deren Wappen — laut Wappenbrief vom 30. 9. 1611 für 


den Forſtmeiſter Chriftoph Stein — in Gold einen auf drei 
Felſen aufgerichteten, behalsbandeten ſchwarzen Steinbock, 
auf dem Helm einen auf einem Waldhorn blaſenden wach⸗ 
ſenden Mann in gold⸗ſchwarz gefpaltener Kleidung zeigt. 
Für die Stammtafeln ſind amtliche Quellen, namentlich 
Kirchenbücher benutzt worden. Sehr intereſſant ift eine wört⸗ 
lich abgedruckte Familienchronik, welche der Sohn des oben- 
genannten Chriſtoph Stein verfaßte und die auch von 
mehreren Nachkommen fortgeſetzt wurde. 


Von der „Wappenfibel“, herausgegeben im Auftrage 
des Vereins Herold von Ad. M. Hildebrandt, erſcheint im 
Laufe dieſes Monats die ſiebente, durchgeſehene und 
mit Sufadgen vermehrte Auflage. (Verlag von Heinrich 
Keller, Frankfurt a. M.; Preis 1,50 M.) 


Als Sonderdruck aus den Schriften des Vereins für 
Geſchichte des Bodenſees, Heft XXXVI, erſchien — nur in 
100 Exemplaren — „Der Lindauer Sweig der Familie Haider, 
von Heider und von Heider zu Gitzenweiler, eine genealogiſche 
Skizze“ von K. Kiefer, dem fleißigen Herausgeber der treff⸗ 
lichen Frankfurter Blätter für Genealogie. Die Familie Heider 
(Haider), deren Urſprung in St. Gallen zu ſuchen ſein dürfte, 
hat ſich nicht nur in hohem Maße um die Stadt Lindau ver- 
dient gemacht, ſondern es haben einzelne Mitglieder weit über 
die Grenzen ihrer Heimat hinaus Bedeutung erlangt. Uber 
ſie gibt die vorliegende Abhandlung ausführliche Nachrichten, 
während die Stammtafel den ganzen Sweig der Lindauer 
Neider enthält. Der Letzte des Geſchlechts ſtarb, obwohl drei⸗ 
mal verheiratet, am 16. Juni 1753. Eine Anzahl Abbildungen: 
Reproduktionen von Glbildern und Grabdenkmälern, die Photo⸗ 
graphie eines Siegels des Hans Heider v. J. (423 und eine 
farbige Darſtellung des Wappens ſind beigegeben; letzteres 
zeigt im ſchwarzen Herzfchilde des gevierten Schildes einen 
g. Balken, in Feld ı u. 4 einen mit w. Pfeil und Schild 
bewehrten ſchwarzen Heiden in G., im 2. u. 3. ſchwarzen 
Felde 4 g. Schräglinksbalken. Swei gekr. Helme: 1. der 
wachſende Heide, 2. zwei g. Straußfedern. Decken g. ſch. 
Die Familie hat folgende Diplome erhalten: 
a) Wappenbrief für den Bürgermeiſter Georg Haider in 
Nördlingen, 24. 5. 1566. 

b) Erblicher Adel für Dr. Daniel Heider in Lindau und 
feine Söhne Valentin u. Jakob, 26. 4. 1641. 

c) Adelsernenerung u. Wappenbeſſerung für Johann Une 
dreas, David Auguſt, und Johann Jakob v. Heider, 
25. 3. 1708. 


Bermiſchtes. 


— Unlängſt iſt eine „Mein Lebenslauf“ betitelte Selbſt⸗ 
biographie des verſtorbenen Hofrates Dr. Mirus in Leisnig 
von Karl Vollmöller herausgegeben worden. Das Heftchen 
ſchildert mit großer Anſchaulichkeit das reichgeſegnete Leben 
dieſes verdienten Mannes, dem namentlich die deutſche Ge⸗ 
nealogie ſo vieles zu verdanken hat. 


— Ein Urkundenbuch der Mansfelder Bergwerke 
ſoll im Laufe dieſes Jahres erſcheinen. Trotz der umfang⸗ 
reichſten archivaliſchen Forſchungen konnten jedoch einzelne 
wichtigere Bergwerksurkunden, insbeſondere: a) das Original 


— 146 — 


des dem Grafen Gebhard zu Mansfeld von Kaifer Karl IV. 
am 21. Juni 1564 zu Budweis erteilten Bergwerksprivilegs, 
b) die Mansfelder Berggerichtsordnungen von 1521 und 1536 
im Original oder in Abſchrift, c) das Original des Frei- 
laſſungspatentes des Kurfürſten Johann Georg II. von Sachſen, 
Dresden, den 28. April 1671, bisher nicht ermittelt werden. 
Es werden deshalb diejenigen Privatperſonen, welche ſich 
etwa im Beſitze der vorgenannten Urkunden oder anderweiter 
Mansfelder Bergwerksurkunden aus der Seit bis 1600, 
namentlich auch von Gerichts büchern der Berggerichte Eisleben, 
Mansfeld und Hettſtedt befinden oder ſachdienliche Auskunft 
über deren Standort geben können, angelegentlich gebeten, 
Mitteilung an den Herausgeber des Urkundenbuches, Herrn 
Referendar a. D. Mück zu Eisleben, Berggewerkenhaus, 
freundlichſt gelangen zu laſſen. 


— (Betr. v. Schönfeld.) Im Hochfürſtlich Heſſen⸗ 
Caffeler Staatse u. Adreß Calender a. d. J. 1770 finde ich, 
daß der Cammerherr (S. 34), Flfigel-Udjutant, Gberſt⸗ 
Lieutenant bey der Cavallerie (S. 64), Major im Garde du 
Corps (Uniform: Paille Collets, pon ceaurote Aufſchläge, 
Kragen und Weſten, mit Silber) (S. 65) Herr Heinrich von 
Schönefeld bei der erſten Rezeption 5. März 1769, Ritter 
des „Pour la vertu militaire“ Ordens geworden if. — In 
demſ. Staats-Kalender, jedoch a. d. J. 1786, ſteht S. 18: 
Ober ⸗Schenk u. Hammerherr, Herr Gen.⸗Major Henr. von 
Schönfeld, Ritter des O. pour la vertu militaire, auch 
General-⸗Adjutant. Carl v. Heffe, 

Mitglied des Vereins „Herold“. 


Zu den Beilagen. 


Die beiliegende 1. Tafel bringt die von Herrn Gee 
ſchichtsmaler A. Cloß gezeichneten Abbildungen verſchiedener 
Küſtungen aus dem 15. und 16. Jahrhundert als Illuſtrationen 
zu deſſen in vorliegender Nummer befindlichen Artikel; die 
2. Tafel iſt das von Herrn Hofwappenmaler O. Roick ge⸗ 
zeichnete Titelblatt eines nur in ganz kleiner Auflage ge⸗ 
druckten Hataloges der Fürſtlichen Waffenſammlung im 
Fürſtlichen Reſidenzſchloſſe zu Detmold. 


Anfragen. 


Unter dieſer Rubrik ſteht Dereinsmitgliedern 
und Abonnenten ! Spalte (16 Druckzeilen) Poften- 
frei zur Verfügung. 

Für überſchießende Zeilen find die tarifmäßigen 
Inſertionsgebühren zu entrichten. 


84. 

An dem Grabmal des Erasmus Günther von Saltz, 
gefallen als Oberſt eines Regiments Kroaten zu Roß am 
8. Mai 1646 zum Pentz bei Görlitz, find die üblichen 4 Ahnen⸗ 
wappen angebracht. 


ee 
3 4 


1: v. Salza; 2: geſpalten, vorn aufgerichteter Ochs oder 
Kind, hinter mehrere Schrägrechtsbalken; Helm: der Ochs 
wachſend zwiſchen zwei Büffelhörnern; 3: v. Maren; 4: ge- 


ſpalten, überdeckt mit durch s Lilien belegten Querbalken; 
Helm: 2 Flügel, belegt mit dem fhräg geſtellten Lilien⸗ 
balken, dazwiſchen ein unkenntlicher Gegenſtand. 

Welcher Familie gehören dieſe beiden Wappen and 2 hat 
etwas Ahnlichkeit mit v. Kittlitz. 


85. 

Die Familie von Schuckmann, deren Vorfahren aus 
Weſtfalen (Osnabrück letzter uns bekannter Heimatsort) 
ſtammen, ſoll den „Schudelmann“ im Wappen führen. Wer 
weiß eine Erklärung für dieſe Figurd Auch andere Nach⸗ 
richten über die Familie v. Schuckmann ( früher aud) Schock. 
mann, Schuckemann, Skuckmann geſchrieben) nimmt dankbar 
entgegen 


Poſen D. 3. Hauptmann v. Schuckmann. 


86. 

Nachrichten werden erbeten über eine Familie Glüer. 
1764 war ein Oberft von Glüer Kommandant von Roſtock. 
Es gibt jetzt noch in Berlin Perſonen der Familie Glüer. 
Woher ſtammt die Familie Glüerd Zuſchriften werden an 
die Redaktion erbeten. 


87. 

Laut Beerdigungsſcheins der Eliſabethkirche zu Breslau 
ſtarb am 18. März 1790 die Ehefrau des Albrecht Eberhard 
von Klüfer, Maria Catharina geb. Arndtin im Alter 
von 67 Jahren. Da ſonſtiges über die Gatten nicht bekannt 
iſt, wird um freundliche Mitteilung etwaiger, auch ſcheinbar 
unwichtiger Notizen über ſie gebeten. Vermutlich ſtammte 
der Mann aus dem Herzogtum Bremen, die Frau aus Breslau. 
Der Name des Albrecht Eberhard mag auch Clüver, Clüfer, 
Klüver gelautet haben. 

Diepholz (Hannover), 14. Juni 1908. 

von Klüfer, Amtsgerichtsrat. 


88. 

Ich ſuche Nachrichten über die württembergiſche Beamten⸗ 
familie Hdlder (oder Helder), namentlich über die Farben 
und den Urſprung ihres Wappens. (Die Angaben bei 
Georgii ſind bekannt.) 

Leipzig, Schwägrichenſtr. 11. 

Arthur Dimpfel, Mitgl. des „Herold“. 


89. 

Im 16. Jahrh. exiſtierte bei Weimar ein Adelsgeſchlecht 
„Leich“. Wappen: ſchräg rechts liegender Baumſtamm mit 
3 gefappten Aſten. 

Im 18. Jahrh. ſiegelte Wilh. Leich in Langenſalza mit 
einem Anker auf rotem (?) Grunde. 

Am Rhein war ein Geſchlecht Leick; Wappen: ſchwarzer 
Löwe auf ſilb. Feld. 

1570 ſiegelte ein Daniel Leicher mit Fiſch in fließendem 
Waſſer; Helmzier: Mann mit Fiſch in den Händen. 

Wer kann mir über etwaiges Vorkommen dieſer Wappen 
und Namen bezw. über noch andere in Betracht kommende 
Wappen Auskunft gebend 


Harpen b. Bochum. H. Leich, Pfarrer. 

90. 

Es werden Nachrichten erbeten: 

I. über den „Churfürſtlich⸗Sächſiſchen Major Carl £ud- 
wig v. Groß aus Reichenbach, Amt Meißen, und 
deſſen Eltern. Derſelb kam etwa 1678 nach Oſt⸗ 
preußen, um ſich hier anzukaufen. Von ſeinen beiden 


— —ñ—— — — — 


— I — 


Söhnen war Johann v. Groß fpdter ſächſiſcher Ge- 
ſandter am ruſſiſchen Hof, während Chriſtoph v. Groß 
mit Barbara v. Lentein verheiratet war, aus welcher 
Ehe Daniel v. Groß, ſpäter Pfarrer in Schwartzſtein, 
Kr. Raſtenburg O / Pr., hervorging; 

über den am 29. Mai 1686 zu Altenhayn verſtorbenen 
Erb- und Gerichtsherrn auf Ober⸗ und Nieder⸗Allen⸗ 
hayn Ulrich v. Groß (Große), verheiratet mit Anna 
Eliſabeth, geb. d, und deſſen Eltern. Von ſeinen 
Söhnen war ſein dritter Sohn Carl Heinrich v. Groß 
(Große), geb. d. 24. Dezember 1674, geſt. d. 17. Fe⸗ 

bruar 1745, Kal. Polniſcher und Churfürſtlich⸗Sächſiſcher 
General-Major der Kavallerie, Herr auf Altenhayn 
und Kötterit, auch ſeit 1708 auf Roitzſch. 

Wie hießen die anderen Söhne des Ulrich v. Groß? 

Königsberg i / Pr., Krugſtr. Nr. 13 A, II. r. 


Carl Heinrich v. Groß, Referendar, 
Mitglied des „Herold“. 


Ergänzung erbeten: 

Wolf. Chriſt. Treuſch von Buttlar, * 1764, 7 
wann 1815 zu ?; Kurfürſtl. Heſſ. Major; verm. I. d mit Jo: 
hanna Wilh. Chrift. v. Seitz,“ wann 1764 zu d, T April 
1792 zu d; II. mit Carol. v. Hammerftein a. d. H. Bes: 
mold, wann d zu d, * zu d 16. März 1761, F 12. Februar 
1803 zu d. 

Ernft Sudwig Friedrich Treuſch von Buttlar, 
* 1798, + Karlshafen 1852, Kurf. Heſſ. Fptm.; verm. I. zu 5 
20. Nov. 1822 mit Luiſe v. Hammerftein a. d. H. Gesmold, 
* zu d 11. Nov. 1292, f zu P 1. Juni 1829. 

Caroline Treuſch v. Buttlar, * 1774, verm. wann 
zu d mit Gottfried v. Eſſen, Ruff. Bataillonschef, wann zu d. 


Wohlau i. Schl. N. v. Buttlar, M. d. H. 


92. 

1. Jakob Heinrich van Asperen , . zu . ..; 1685 
bis 1689 Regimentsfeldſcheerer b. d. Ugl. Leibgarde z. F.; 
T Kopenhagen 29. 3. 17155; X. . . zu . . . m. N. N. ((. 
zu .. ., T Kopenhagen 5. 9. 1711). 

2. Dorothea Magdalene v. A., geb. von Pippenbringlen), 
Schwiegertochter zu 1, * um 1698 zu. . ., T Kopenhagen 
16. 8. 12625 >< Kopenhagen 14. 2. 1237 mit Matthias Wil. 
helm van Asperen. 

3. Hedewig Eleonore v. A., verw. Hoppe, geb. von 
Wolff, * Eckernförde (d) 6. 12. 1715, 7 Altona 25. 9. 1766; 
>< Hamburg 17. 5. 1754 m. Jakob Wilhelm von Aspern. 

Um Ausfüllung der Lücken wird gebeten. 

Die Familie van Asperen ſtammt aus den Niederlanden 


und iſt ſie nicht zu verwechſeln mit der aus dem Dorfe 


Aspern bei Barmſiedt (Holftein) ſtammenden, noch in Süd⸗ 
weftholftein, Altona und zum Teil in Hamburg wohnhaften 
Familie von Aspern oder mit den Bremiſch-Hannoverſchen 
tho Aspern’s. 
Doberan. v. Aspern. 
95. 

Dem Hans Klitzken überließ d. d. 9. Juli 1708 der 
Landrat Doering Jacob v. Krockow und deſſen Frau Liebſte 
Elifabeth Sophia geb. von, Blücherin „zu ihres Eheherrn und 
ihrem eigenen Beſten und Stillung gewiſſer Angelegenheit“ 
den Freiſchulzenhof zu Buslar bei Polzin. 


— — 


Wer kann über die Familien Klitzke, Nehring, Red⸗ 
dingen, Neubauren, Schulzen, Klützcke, Klitzcke 
Klitzki, Klicke, Klicki, v. Klitzky Auskunft erteilen? 

Woher kommt der Name des um 1510—1556 dem Jacob 
von Sitzewitz auf Muttrin erbſeſſen zum Kauf a 
Ulemptzſchen Anteils des Gutes: „Klitzkendorf“d 

Ferner ſteht auf einem Leichenſtein vor dem Altar der 
Hirche zu Gr. Tromnau Kr. Marienwerder: 

Hier liegt begraben die hochedle Frau Anna Magdalena 
von der Gabelentz, geborene von Rohren, verwittwete OGberſt⸗ 
lientenant und Erbfrau auf Lang ⸗Seifersdorf, Klickenhaus 
und Buchwalden, obiit 25. Januar 1692, 


Wappen 
v. Rohr. 
v. Lehwald. v. Bernſtein. v. Borſchwitz. 
v. d. Mülbe. v. d. Gabelentz. 
Iſt der Name Klitzke vielleicht auf den edlen Wenden 
Clits oder die polniſche Familie Klicki zurückführbar d 
Bromberg, Schillerſtraße 32. 


Franz Klitzke, Mitgl. d. Herold. 


v. Kos pot. 
v. Brandt. 


Antworten. 


Ketreffend die Anfrage 63 in Nr. 5 des „D. Herold“ von 1908. 

Ein Gut Diepenfee liegt im Kreife Teltow (Prov. 
Brandenburg), ferner ein Gut Arnſtein und ein Dorf 
Tiefenſee im Kr. Heiligenbeil (Prov. Oſtpreußen). 

Es erſcheint mir nicht unwahrſcheinlich, daß letztere die 
Gemeinten find, und daß der p. Rautter zur Familie 
von Rantter (W.: In Rot ein frei ſchwebender, oben drei ⸗ 
zinniger filberner Schrägrechtsbalken) gehört, welche mit 
Niclas v. R. 1474, angeblich von Gſterreich, nach Preußen 
gekommen und in der Provinz Oſtpreußen das Gut Will⸗ 
kamm (Kr. Gerdauen) erhielt. Die Familie, 1814 im 
Mannesftamme mit Hauptmann Guſtav Ludwig v. R. ere 
loſchen, beſaß eine Anzahl Güter im Ur. Gerdauen; die 
ihren Vater überlebende Tochter Auguſte vermählte ſich am 
10. 6. 1833 mit Otto Bernhard von Preſſentin, welcher 
infolge Diploms vom 8. 8. 1833 für ſich und feine Nach⸗ 
kommen den Namen „v. Preſſentin gen. v. Rautter“ ans 
nahm. Ein Samuel Chriſtoph Sigismund von Rautter iſt 
aus Schleſien ebenfalls nach Oſtpreußen eingewandert. 


Doberan. v. Aspern. 


Setreffend die Anfrage 63 in Ar. 5 des „D. Herold“ von 1908. 
Hans v. Rantter (Sohn des Hans v. R., 1541, 
1657, Landrat u. Amtshauptmann zu Pr. Holland, auf 
Arnſtein etc. u. der Maria v. Rippe a. d. H. Gr.⸗Lanke 
* 1603, T 1681, wiederverh. an OGberburggrafen Chriftoph 
v. Troſchke), getauft Pr.⸗Holland 18. Sept. 1654, holländiſcher 
Major, auf Arnſtein, Tiefenſee, Lichtenfeldt, Lütkenfürſt, war 
nach der Stammtafel verh. mit Anna Catharina, des Joachim 
v. Bruchdorf auf Nixdorf u. der Hedwig v. Secheftedt a. d. H. 
Neuenhoff Tochter. | 

Kinder: 1. Johann Konftantin, f jung vor 1696 
in Königsberg. 

2. Maria Hedwig, * 25. 4. 1661, 7 April 1738. 
Gem.: I. Meinhard Dietrich v. Auer auf Peken, Oberſtlt. 
II. Ludwig Friedrich v. Auer auf Feldſchmiede, Gberſt, 
T 1724. 


— us — 


Alſo muß wohl die Tochter aus erſter Ehe mit der 
v. Bruchdorf, der Sohn ans der zweiten Ehe mit M. C. 
Schöer de Vermandois geweſen fein. 

Alle genannten Ortſchaften find in Oſtpreußen. 

Königsberg, 5. Juni 1908. Galland. 


Hetreffend die Anfrage 67 in Mr. 5 des „D. Herold“ von 1908. 
Sophie Philippine v. Sitzewitz war die Tochter 
des George Chriſtian v. Sitzewitz und in zweiter Ehe ver⸗ 
mählt mit Franz Matthias v. Malſchitzki. 
Berlin N. 39, Sellerſt. 2. Dr. Wagner. 


Betreffend die Anfrage 68 b in Nr. 5 des „D. Herold“ von 1908. 
Rudolf von Bünau, * Freiberg 2 1. 1284, + Pförten 

9. 9. 1827, X . . . Friederike Pfersdorf, * Ta 
Doberan. v. A2 


Betreffend die Anfrage 69 in Nr. 5 des „D. Herold“ von 1908. 

Aus der Ehe des Markgrafen Ernſt mit Urſula 

v. Roſenfeld waren vor Karl noch zwei Söhne, nämlich 

Albrecht und Leonhard, die vor dem 1553 verftorbenen 

Vater ſtarben. — Pfalzgraf Georg ſtarb 1569 ohne Erben. 
Dr. Wagner. 


Betreffend die Anfrage 70° in Ar. 5 des „D. Herold“ von 1908. 
Jörg der Alte v. Schauenburg, Ritter. 1441— 1472. sep. in 
Maulbronn, wo ſein Wappen. 

x Katharina v. Sickingen, Hofmeifterin. 


Suſanna v. Schauenburg (mit 4 Geſchwiſtern). 
x Ruprecht v. Erlikheim. 1486 — 1490. 
Regeſten: 

1. 1486. April 24. Ruprecht v. Erlikheim und ſeine Ehe⸗ 
frau Suſanne v. Schauenburg verkaufen ein Gut zu Heddes⸗ 
heim an Dieter v. Handſchuhsheim. (Seitſchr. des Oberrheins 
XXVI. S. 66.) 

2. 1490. Novbr. 28: Pfalzgraf Philipp ſucht (Sonntag 
nach Kathrin) einen Streit zu ſchlichten zwiſchen Swicker und 
Konrad v. Sickingen, Bornhard, Swicker und Philipp v. Schauen« 
burg ſowie (deren Schwager) Ruprecht v. Erlikheim über eine 
Erbfchaft von 2000 fl. aus dem Vachlaſſe des 7 Ritters 
Swicker v. Sickingen. Die Hälfte jener 2000 fl. erhalten die 
Sickinger, die andere die Schauenburg und Ruprecht v. E. 
r Nun hat aber an dieſem Gelde, das Katharina 
v. Sickingen , des Jörg v. Schauenburg Witwe, „unferer 
Hofmeifterin”, gebührte, Philipp v. Schauenburg ſchon 300 fl., 
Swicker 200 fl., Ruprecht v. Erlifheim 800 fl. als Eheſteuer 
feiner Ehefrau erhalten. — Der Streit wird anno 1514 durch 
Kaifer Max I. in Worms entſchieden. (Karlsruhe Gen. 
L. Arch. Perg.⸗Orig.) 

3. Beim Reichskammergericht in Wetzlar appelliert i. J. 
1514: Hans v. Erlikheim gegen Schwicker v. Schauenburg in 
Oberkirch gegen Urteil des Hofgeridts in Heidelberg auf 
Sahlung von 88 fl. aus einer Obligation des Ruprecht 
v. Erlikheim. Akten: Wetzlar, jetzt Gen.⸗L.⸗Arch. Karlsruhe. 


Schr. v. S. 


Betreffend die Anfrage 81 in Ur. 6 des „Y. Herold“ von 1908. 
Dem Anfragenden wird empfohlen, in Leyden bei der 
Collection des ſiches anzufragen. 


Ketreifend die Anfrage 73 in Ar. 6 des „D. Herald“ von 1908. 
Victor Sigismund v. Miltitz, zu Neuenhagen 178}, 
x 1755 Anna Dorothea Louiſe v. Blücher aus dem 
Haufe Fimmerhauſen, ~ 1760 im Auguſt 
Sophia Philippine Charlotte Ulrique, * 1757, X 1782 
Adolph ev. Rothe, kgl. preußiſcher Major; diente bis 1787 
im Infänterie- mn v. Braun. 
Berlin N. 39, Sellerftr. 2 Dr. Wagner. 


Hetreffend die Anfrage 78 in 25 6 des „Y. Herold“ von 1908. 
5) Charlotte Erneſtine Wilhelmine v. Hoffftedt, 

x Wilhelm Juftinian Baron v. Thöldenitz, Erb-, 

£chn- und Geridtsherr anf Marxleben. 
Berlin N. 39, Sellerftr. 2. 


Betreffend die Anfrage 79 in Mr. 6 des „D. Hersld* ven 1908. 


Dr. Wagner. 


Ernſt Bogislav v. Apenburg auf Groß Wackratz auf 


Wollin, X 11. Februar 1698 Helena Maria Leggerow 
VV Ernſt Friedrich x Eva Eleonore 


1717, F 1267, X v. Hahnomw 
Juliana v. Apenburg, 
feines Vaters Bruders 

Tochter 

—— . —— 
Friedrichwilhelm Juliane Lewin Gideon 
71795, 28. Dezember, Chriſtiane, Friedrich, 7 4. No- 

so Jahre alt, zu > v.Hiller vember !794, 72 Jahre 
Königsberg i. pr. alt zu Hönigsberg 

i. Pr. x v. Pod 


(podin) + 29. No · 
vember 1794 im 
67. Jahr zu Orſchen 
b. Landsberg i. Pr. 


Bernhard Friedrich 
Heinrich v. Hiller. 
Dr. Wagner. 


Friedrich Eugen 
Erdmann v. Hiller. 


Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. 


Bie diesjährige Hauptverſaumlung des Geſamtuerelus 
der dentſchen Geſchichts⸗ und Altertums vereine findet, in 
Merhindung mit dem Ardivtage und dem Tage für Beuk- 
malpflege, in der Noche vom 20. bis 26. September zu 
Lübeck ſtatt. Die Beteiligung daran fteht jedermann frei; 
dir Mitglieder des Vereins Herold werden gebeten, ſich recht 


zahlreich einzufinden. Für die Gigungen der A. Abteilung . 


(Künz-, Wappen- und Siegelkundr, Genealogie) find inter- 
eſſante Vorträge angemeldet. Zur Geſprechung geeignete 
Themata wolle man gefl. bet Herrn Geheimen Ardiurat 
Dr. flaillen, Berlin C. Kloſterſtraße (Königliches Staats- 
archiv) anmelden. 


Bas Programm des Internationalen Rongreffes für 
hiſtoriſche Miffenfdaften, welcher vom 6. bis 12. Auguſt d. J. 
in Berlin tagen wird, iff ſoeben ausgegeben und umfaßt 
46 Seiten. Die Arbeiten der Sektion VIII umfaſſen: Archiu⸗ 
und Sibliothekmefen, Chronologie, Diplomatik, Epigraphik, 
Genealogie, hiſtoriſche Geographie, Heraldik, Numismatik, 
Baläographie, Sphragiftik. 

Anmeldungen zur Teilnahme find zu richten an Herrn 
Dr. Caspar, Verlin w. 15, Kaiſeraller * 


— ————— — — — nn 


Beilagen: 1 |. Mirtelalterlihe Agen gezeichnet von 2. Cloß. 


. Titelblatt, ze von O. Roid. 


Verantwortlicher Herausgeber: Ad. M. Hildebrandt in Berlin, W. 62. $diN rage 3 l. — Selbſtverlag Bad Vereins Herold; . verlegt von 


Carl Hermanns Verlag in Berlin, W. Manerſtraße 43. 44. — Julius Sittenfeld, Hofbuchdrucker. in Berlin W. 


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— 


Berlin, Auguſt 1908. XXXXI 


Der jährliche Preis des „Deutſchen Herold“ = monatlich ein Heft — beträgt 12 Mk., der „Pierteljahrsſchriſt für Wappen- 
Siegel- und Familienkunde“ 8 Mk. Einzelne Nummern koſten 1 Mk. — Anzeigen für den „Deutſchen Herold“ werden von 
Carl Heymanns Verlag, Berlin W., Mauerſtr. 45. 44, entgegengenommen. 


Juhalls verzeichnis: Bericht über die 782. Sitzung vom 
16. Juni 1908. — Die Huftdndigheit des Kol. Heroldsamies 
gegenüber den Gerichten bei Entſcheidung über das Recht zur 
Führung adliger Prädikate in Preußen. — Eine 625 jährige Be- 


ſitzfeier. (Mit einer Tafel.) — Die Dynaſten Strang von Ciill-. 


ſtedt im Lande Lebus, Schleſiens nordöſtlichſtem Odergebiete. — 
Das „Henßelbuch“ der Stadt Sontra und die darin vorkommen⸗ 
den Familiennamen. — Btuchſtückweiſe Genealogie der braun: 
ſchweigiſchen Familie Soehle, Freiherrn von Soehlenthal 
und Soehlen von Aichberg. — Die Familie v. Randow 
aus dem Haufe Groß⸗Wilkawe (Kr. Trebnitz, Schleſ.). — 
Goethe Ahnen. — Exotiſche Länderwappen. (Mit Ab- 
bildung.) — Bücherſchau. — Vermiſchtes. — Anfragen. — 
Antworten. 


Bereinßp nachrichten. 


Die nächte Fikung des Vereins Herold findet ftatt: 
Dienstag, den 15. September 1908 abends 7½ Ahr, 
im „Burggrafenhof‘, Aurfürſtenſtr. 91. 


Die geehrten Lefer d. Bl. werden ergebenſt erſucht, der 
Redaktion d. Sl. Mitteilungen über ihnen bekannte beral- 
diſche Aunſtwerke (1. B. alte Schnitzereien, ſeltene Siegel, 
Grabdenkmäler, Glasgemälde, Metallarbeiten uſw.), 
melche ſich zur Abbildung in der Zeltſchriſt eignen, zugehen 
laſſen zu wollen. Piele Pereinsmitglieder werden, nament⸗ 
lich auf Reifen, Gelegenheit haben, dergleichen zu ſehen, 
und würden uns durch eine kurze Notiz ſehr verpflichten. 


Die Vereinsbibliothek if von Ende Juni bis Mitte 
Auguſt geſch loſſen. 


Da der Herr Schatzmeiſer des Vereins Dr. Stephan 
Sekule vou Htradonik zu Sroß-Jichterſelde, Marien - 
Arafe 16, auch die Führung der Pereinsmatrikel über 


nommen hat, werden die geehrten Mitglieder des Herald 


hierdurch ergebenſt erſucht, alle Peränderungen betreffend 
Wohnung, Citel uſw. gefällig dem Fchatzmeiſter anzeigen 
m wollen. 


Die ſtilgerechte Ausführung heraldiſcher und heraldiſch 
verzterter Arbeiten, 3. B.: 
Wappenmalereien aller Art, Stammbäume, Familien ⸗ 
chroniken, Adreſſen, Er-libris, Glasgemülde, Por- 
sellane, Gravierungen, Bildnis-Medaillen, Gedenk- 
münzen für Familienereigniſſe, Potivtafelu, Fahnen, 
Hucheinbände, Ledertreibarbeiten, Fildhauerarbeiten 
in Hols und Stein (für Möbel, Denkmäler uſw.), Gold- 
und Silbergeräte mit heraldiſcher Dekorierung uſw., 
vermittelt die Redaktion des Veutſchen Herolds (Berlin W., 
Schillfr. 3); fie ſteht zu dieſem Zweck mit tüchtigen Aünſtlern 
und Aunfgewerbetreibenden in Perbindung. 
Jede Auskunft wird bereitwilligh erteilt. 


Bericht 
über die 782. Sitzung vom 16. Juni 1908. 
Vorſitzender: Se. Exz. Herr Generalleutn. 3. D. v. Bardeleben. 


Der Herr Vorſitzende übergab die Geſchenke des 
Herrn k. k. Oberpoftverwalters Heyer zu Gablonz für 
die Vereinsbibliothek: Kurheſſiſcher Staats kalender von 
1818, kurfürſtl. heffifcher Hofkalender von 1875, Ge⸗ 
denkblätter an den Kurfürften von Heſſen Friedrich 
Wilhelm den Standhaften (Prag 1875), ſodann inter⸗ 
eſſantes Material über die kurheſſiſchen Orden (Eiſerner 
Helm, Goldener Lowe, Wilhelmsorden) und den heſſiſchen 
Orden Pour la vertu militaire von 1760. Dem Herrn 
Schenkgeber wird namens des Vereins beſtens gedankt. 


— 150 — 


Der geſchäftsführende Ausſchuß für Deutſche Per⸗ 
fonen= und Familiengeſchichte in Leipzig hat die An- 
regung gegeben, mit dem Kurſe über Familienforſchung 
und Vererbungslehre, der vom 3. bis 6. Auguſt zu 
Gießen abgehalten werden ſoll, eine Suſammenkunft 
zur Beſprechung verſchiedener wichtiger Fragen zu ver— 
binden: J. die Aufſtellung von Formularen zur Samm— 
lung genealogiſchen Materials, in denen die Fragen 
zuſammengeſtellt find, die von Genealogie und Natur: 
wiſſenſchaft geſtellt werden, die aber zur Aus füllung 
ſeitens des gebildeten Publikums geeignet ſein müſſen. 
2. Eine Beſchlußfaſſung hinſichtlich der „gemeinſamen 
Aufſtellung einer genealogiſchen Bibliographie“ herbei- 
zuführen. — Gegen die „gemeinſame“ Bearbeitung der 
Bibliographie erklärten ſich Herr Freiherr von Dun— 
gern und der Schriftführer. Es wurde beſchloſſen, 
Herrn Kammerherrn Dr. Kekule von Stradonitz zu 
bitten, auf der beabſichtigten Derfammlung den Verein 
vertreten und ſich eventuell an der Beſprechung der 
Fragen beteiligen zu wollen. Verpflichtungen irgend- 
welcher Art einzugehen, iſt der Verein nicht in der Cage. 

Sodann legte der Herr Vorſitzende vor: einen 
Probeband der in der Bibliothek des Grauen Klofters 
neu aufgefundenen Teile der Leichenpredigtenſammlung. 
Das Verzeichnis derſelben wird in der Vierteljahrs⸗ 
ſchrift veröffentlicht werden. Endlich machte S. E. 
Mitteilungen aus der Handſchriften⸗ Sammlung der 
Königlichen Bibliothek: Brandenburgiſches Hof⸗Cere⸗ 
moniel, Empfänge von Geſandten. Der furbranden: 
burgiſche Botſchafter Freiherr von Coeben (1654) wurde 
durch einen Kaiſerlichen Kämmerer, den Grafen 
von Mansfeld, in zwei ſechsſpännigen Kaiſerlichen 
Kutſchen von Wien nach Ebersdorf geleitet. Der 
Kaifer, unter einem Thronſtuhle ſtehend, bot mit ent— 
blößtem Haupte die Hand und nötigte zu decken. Mit 
bedecktem Haupte verrichtete der Botſchafter fein Un: 
bringen und wurde in der gleichen Weiſe zurückgeleitet. 
Kaiſerlichen Botſchaftern, die am kurbrandenburgiſchen 
Hofe empfangen werden ſollten, wurden einige Karoſſen 
„ein Feld Weges von der Reſidenz“ entgegengeſchickt, 
ein Graf führte thn in die Reſidenz, wo er mit einigen 
Kanonenſchüſſen begrüßt, nach vormaliger Manier drei 
Tage lang traktiert und dann zur Audienz gefordert 
wurde. Die Aufholung geſchah durch einen Kämmerer 
und etliche Kavaliere in drei ſechsſpännigen Kutſchen, 
die Wache unter dem Tor präſentierte das Gewehr 
„unter rührendem Spiel“. Der Oberhofmarſchall 
empfing ihn nebſt den Kurfürſtlichen Räten und Ka- 
valieren unten an der mit Hellebardieren beſetzten 
Stiege, oben empfing ihn der Oberkämmerer. Der 
Kurfürſt ging ihm bis zur Tür des Audienzzimmers 
entgegen, einen Fuß über die Türſchwelle ſetzend, 
nötigte zu decken und hörte die Botſchaft ſtehend oder 
ſitzend mit bedecktem Haupte. Bei weitem einfacher 
geſtaltete ſich der Empfang des Kaiſerlichen „Ab— 
geſandten“. . 

Der Schriftführer ſprach über die Gſterreichiſchen 
Hausprivilegien von 1453. 


— T — . ) — —³25d2. . . . ̃7˙˖˙»¾ , ⏑ — 


Herr Profeſſor Ad. M. Hildebrandt legte vor: 
J. das neueſte Jahrbuch der k. k. heraldiſchen Geſell— 
ſchaft „Adler“ (1908). 2. Die von Herrn Oberſten a. D. 
von Muffel in München bearbeiteten und für die 
Vereinsbibliothek geſandten Nachrichten über fein Gee 
ſchlecht. — Herr Rittmeifter von Höckritz auf Mondſchütz 
will die Güte haben, über den in Wohlau aufgefun⸗ 
denen wappengeſchmückten kupfernen Sarg näheres 
demnächſt einzuſenden. 

Herr Dr. Freiherr von Dungern beſprach eine 
im Vereinsorgan geſtellte Frage nach einer Ahnfrau 
der von Fleckenſtein, die er als eine geborene von Ochſen⸗ 
ſtein ermittelt hat; zu dieſer Ahnengruppe gehören auch 
die bekannten elſäſſiſchen Geſchlechter Andlau, Müllen⸗ 
heim, Waſichenſtein u. a. Intereſſant iſt es, daß durch 
die Heirat einer Enkelin Fleckenſtein mit einem Grafen 
von Leiningen dieſe Fleckenſteiniſchen Ahnen zugleich 
Ahnen des Kaifers Wilhelm II. geworden find. Herr 
Profeffor H. Hahn bemerkte, daß die von Fleckenſtein 
zu dem dynaſtiſchen Adel gehörten und ſtets den Titel 
„Herr“ geführt haben, der im Mittelalter das Kenn> 
zeichen des hohen Adels iſt. 

Auf den Antrag des Herrn Staatsrats von Boets 
ticher wurde beſchloſſen, mit der Hiſtoriſch : genealogiſchen 
Geſellſchaft in Moskau in den Schriftenaustauſch zu treten. 

Herr Oberft von Scheven übergab zwei Aus. 
ſchnitte aus Seitungen, betreffend die Ortswappen von 
Wilmersdorf und Johannisthal und beſprach ſehr ein⸗ 
gehend das für weſtfäliſche Orts- und Familiengeſchichte 
wertvolle Werk von Hermann Eſſer, Hohenlimburg und 
Elſey (Dortmund 1908). Die Grafſchaft Cimburg, auf 
zwei Seiten von den Flüſſen Ruhr und Tenne begrenzt, 
hatte einen Flächeninhalt von kaum 2½ U Meilen, fie 
gehörte einſt zu der (ſüdlich angrenzenden) Grafſchaft 
Altena und bildete einen Teil des ſog. Süder⸗ oder 
Sauerlandes. Der Vortragende ſprach eingehend über 
das Haus der Grafen von Iſenberg (nicht zu verwechſeln 
mit den Iſenburg). Friedrich von Iſenberg ermordete 
1225 den Erzbiſchof Engelbert von Köln, welche Cat 
Walther von der Vogelweide in dem Rachegefang 
„Swes leben ich lobe“ beklagte. Nachkommen des 
Mörders find die Grafen von Limburg. 

Herr von Trebra machte auf die im Beſitze des 
Mansfelder Geſchichtsvereins befindliche Fockſche Ge⸗ 
nealogiſche Sammlung aufmerkſam. Es dürfte ſich 
empfehlen, Erkundigungen über Inhalt und wiſſen⸗ 
ſchaftliche Bedeutung der Sammlung einzuziehen. 

Seyler. 


Die Zuftändigkeit des gl. Heroldsamtes 

gegenüber den Gerichten bei Entſcheidung 

über das Uecht zur Führung adliger Pra- 
diſtate in Preußen. 


Unter Bezeichnungen wie „Der Kampf um den 
Adelstitel“ und ähnlichen lieſt man faſt täglich in der 
Preſſe Deröffentlichungen von Urteilen, in denen das 


— 151 — 


Kgl. Heroldsamt „eine empfindliche Niederlage“ er- 
litten habe. Oft werden ſolche Nachrichten von Adels» 
Anmaßern oder anderen Intereſſierten in die betreffen⸗ 
den Seitungen lanziert, dagegen etwaige Urteile höherer 
Inſtanz, die derartige „Niederlagen“ wieder „gut 
machen“, nicht publiziert. Da erſcheint es denn als ein 
Recht der Billigkeit, wenn den LCeſern des „Herold“ 
zwei höchſtrichterliche Entſcheidungen mitgeteilt werden, 
in welchen nun endgültig ausgeſprochen wird, daß die 
Gerichte an eine Entſcheidung des Königs oder 
der von ihm delegierten zuſtändigen Adels behörde 
über die Zugehörigkeit eines preußiſchen Staatsange⸗ 
hörigen zum Adelsftand oder zu einer höheren Adels- 
ſtufe gebunden ſind. 

Da beide Entſcheidungen nicht nur für die Juriſten, 
ſondern auch wohl für die große Mehrzahl der adligen 
Mitglieder des Vereins „Herold“ von Intereſſe fein 
dürften — zumal ſich aus ihnen auch die Entſtehungs⸗ 
geſchichte des Heroldsamts ergibt —, ſollen die Gründe, 
welche die beiden folgend näher bezeichneten oberſten 
Gerichte ihres Bezirks zu jenen Entſcheidungen bewogen 
haben, wie folgt mitgeteilt werden: 

In der Sitzung vom 21. Mai 1008 entfchied das 
Kal. Kammergericht zu Berlin, daß die Entſcheidungen 
des Heroldsamtes auf dem Gebiete der freiwilligen 
Gerichts barkeit, insbeſondere hinſichtlich der Berichtigung 
der Standesamtsregifter, für die Gerichte bindend find; 
es führt in der Begründung u. a. aus: 

In Preußen iſt das Recht, den Adel zu verleihen, 
anzuerkennen oder zu erneuern, ein Staatshoheitsrecht, 
deſſen Ausübung Seiner Majeſtät dem Könige vorbe— 
halten ift.!) Verleihung und Erneuerung des Adels 
find Akte Königlicher Gnade. Dagegen erfordert die 
Anerkennung eines beſtehenden oder die Nichtanerken⸗ 
nung eines zweifelhaften Adels (ſog. „Rechtsſachen“ im 
Gegenſatze zu den „Gnadenſachen“) eine Entſchei— 
dung über das Adelsrecht des Untertanen. Das Adels- 
recht iſt öffentlichen?) Charakters. Der ihm ent— 
ſpringende Anſpruch auf Anerkennung der Zugehörig- 
keit zum Adelſtande kann ſich daher nur gegen den 
König, als den Träger der Adelshoheit, richten und 
infolgedeſſen nicht unmittelbar Gegenſtand einer bürger⸗ 
lichen Rechtsſtreitigkeit fein.3) Er iſt vielmehr der 
Geltendmachung im ordentlichen Rechtswege und das 
mit der direkten Entſcheidung durch den Prozeßrichter 
entzogen.“) 


') Dal. S$ 9 ff., 95 ff. A. L. K. II. 9, Anh. § 120; § 2 

A. L. R. II. 13; Art. 4, 50 d. Verfaſſ.-Urk. vom 51. Januar 
1850. 
9 Vgl. auch S. 162 des „Deutſchen Herold” 1904; auf 
dem Gebiete des öffentlichen Rechtes herrſcht Territoriali— 
täts-Prinzip Dieſes Prinzip gilt auch für „sujets mixtes“; 
val. ebd. S. 163. 

) Pal. Gerichts- Verfaſſungsgeſetz $ 15; § 12 B. G. B. 
kommt ſomit hier nicht in Betracht. 

) Dal. Reffript des Kabinettsminifteriums vom 23. Mai 
1799 bei Rabe, Sammlung Preuß. Geſetze und Verordnungen, 
Bd. 5 S. 461; § 56 des Auszuges aus der Verordnung vom 


Auch dem Richter der freiwilligen Gerichtsbarkeit 
ift die unmittelbare Entſcheidung über die Zugehörigkeit 
zum Adelsſtande nirgends übertragen worden. Aus 
der Dorfchrift des § 95 A. L. R. II 9: 

„Wenn eine adlige Familie ſich in zwei Gee 
ſchlechtsfolgen ihres Adels nicht bedient hat: ſo 
muß derjenige, welcher davon wieder Gebrauch 
machen will, ſich bei dem Candes-Juſtizkollegio 
der Provinz melden und ſeine Befugnis dazu 
nachweiſen.“ 

hätte man vielleicht die Suftändigfeit der Gerichte her⸗ 

leiten können. Allein ſchon in der Deklaration vom 

24. September 17985) hat der König ausgeſprochen: 
„ad Part. II Tit. 9 § 95 finden Wir den Suſatz 
nötig: 

daß den Candes⸗Kollegiis nicht die Befugnis 

zuſtehe, die in dem angezeigten Falle wegen 

des Adels geführte Nachweiſung für hin— 
reichend zu auctorifieren, daß fie ſich des 

Adels wiederum bedienen könne, ſondern dies 

vielmehr der näheren Beurtheilung Unſeres 

Cabinets⸗Miniſterii vorbehalten bleibe.“ 

Hierdurch hat klargeſtellt werden ſollen, daß an dem 
beſtehenden Suftande, wonach die Landeshoheitsfachen 
gleich den Angelegenheiten des Königlichen Haufes von 
dem unter der perſönlichen Leitung des Königs ftehens 
den Kabinettsminiſterium erledigt wurden, 6) nichts 
geändert worden war. Der Anhangsparagraph 120 über: 
trägt jene Beurteilung dem Lehns departement. Auf 
dieſes waren bald nach jener Deklaration die Landes: 
hoheitsſachen uſw. übergegangen. Weiter heißt es, 
nachdem die Angelegenheiten des Königlichen Hauſes 
und die Hofſachen durch Verordnung vom 27. Oktober 
1810, G. S. 5.3, auf den Staatskanzler und von 
dieſem durch Allerhöchſte Kabinettsorder vom 11. Ja- 
nuar 1819, 6.5. S. 2, auf den Miniſter des König- 
lichen Hauſes übergegangen waren, in der Inſtruktion 
vom 7. April 1859, G. S. S. 154, ausdrücklich, daß „die⸗ 
jenigen Standes verhältniſſe, welche hauptſächlich eine 
ſtaatsrechtliche Bedeutung haben, 3. B. ob jemand von 


26. Dez. 1808, Geſ. S. 1817 S. 283; Inſtruktion vom 7. April 
1859, G. S. S. 134; Erkenntnis des Obertribunals v. 4. Nov. 
1861, Entſch. Bd. 46 S. 193; Erk. d. Gerichtshofes zur Ente 
ſcheidung d. Kompetenzkonflikte vom 16. Febr. 1895, J M. Bl. 
S. 426; Urteile des Reichsgerichts vom 7. Mai 1880, Entſch. 
2, 145; vom 22. Okt. 1881, Entſch. Bd 5 S. 171; vom 1. Juni 
1897, Entſch. Bd. 39, S. 502; vom 6. April 1898 bei Gruchot 
Bd. 42, S. 982; vom 8. März 1890, J. M. Bl S 652; vom 
16. Juni 1904 bei Gruchot Bd. 50 S. 881. 

5) Rabe, Bd. 5 S. 210 unter VI. 

*) Rabe, Sammlung Bd. 4 S. IV; Hinſchius, Juriſt. 
Wochenſchr. 1840 S. 468; von Roenne (Horn), Das Staats- 
recht der preuß. Monarchie, 5. Aufl. Bd. 2 S. 346 ff. 

Dem entſpricht es, daß in dem „auf Sr. Kgl. Majeſtät 
allergnädigſten Spezialbefehl“ ergangenen Reffript des Ha— 
binettsminiſteriums vom 25. Mai 1799 (Rabe a. a. O. Bd. 5 
S. 461) bei Adelsprüfungen die „Enutſcheidung“ als zur 
Suſtändigkeit des Kabinettsminiſteriums gehörig bezeichnet 
worden iſt. b 


— 152 — 


Adel, Mitglied einer Stadtgemeinde uſw. ſei, an und 
für ſich kein Gegenſtand eines Rechtsftreits fein, viel: 
mehr nur im Derwaltungswege’) oder durch 
Allerhöchſte Entſcheidung Seiner Majeſtät feſtgeſtellt 
werden können.“ Daraus ergibt ſich, daß nicht nur 
die Verleihung und Erneuerung des Adels, ſondern 
auch die Entſcheidung über die Sugehörigkeit 
zum Adel als ein Recht dem König bezw. der von ihm 
mit der „Bearbeitung“ der Standesſachen beauf— 
tragten Behörde, damals dem Miniſter des Kgl. Haufes, 
zuſtand. 8) 

An dieſem Rechtszuftande änderte der an das 
Staatsminiſterium gerichtete Allerhöchſte Erlaß vom 
3. Oktober 1848, G. S. S. 269, nur inſofern etwas, als 
es die Angelegenheiten betr. „die Thronlehne und die 
Standesſachen“ den Miniſtern der Juſtiz und des 
Innern gemeinſchaftlich übertragen hat. Eine Selbft- 
beſchränkung des Königs in der perſönlichen Ausübung 
des Derleihungs-, Erneuerungs⸗ und Anerkennungs- 
rechts enthielt dieſer Erlaß nicht. Ebenſowenig hat die 
Adelshoheit des Königs durch die Verfaſſungsurkunde 
vom 31. Januar 1850 eine Anderung erfahren.?) Dies 
entſpricht auch dem Grundſatze, daß dem Könige alle 
Rechte verblieben, deren er ſich nicht ausdrücklich be⸗ 
geben hatte. Nachdem der Adel aller „Vorrechte“ ent: 
kleidet war, blieb der König in der Verleihung des 
Adels (und folglich auch in deſſen Erneuerung und 
Anerkennung) unbeſchränkt. Insbeſondere bedurfte und 
bedarf er bei Verleihung uſw. des Adels als einer mit 
Dorrechten nicht verbundenen königlichen Auszeichnung 
nicht der Gegenzeichnung eines Staatsminifters. 

Durch Allerhöchſten Erlaß vom 16. Auguſt 1884, 
G. S. S. 516, wurde die „Bearbeitung“ der Standes 
ſachen wiederum dem Miniſterium des Kgl. Haufes 
überwieſen. Durch einen weiteren Erlaß vom 14. März 
1855 wurde, obgleich ſich ein Bericht des Staats: 
miniſteriums gegen die Einſetzung eines Heroldamtes, 
als einer ſelbſtändig entſcheidenden Behörde, ausge» 
ſprochen hatte, das Heroldsamt errichtet. Dieſer 
Allerhöchſte Erlaß, der weder die Gegenzeichnung eines 
Miniſters trägt, noch zur Veröffentlichung durch die 
Geſetzſammlung gelangt iſt, lautet, ſoweit er hier in 
Betracht kommt, dahin: | 

„Auf den Bericht vom 5. d. Mts. will Ich nun⸗ 
mehr das von mir bereits angeordnete Heroldsamt als 
eine dem Hausminiſter untergebene Behörde ins Leben 
treten laſſen und demſelben die Bearbeitung der Stan— 
des» und Adels angelegenheiten als Geſchäftskreis über⸗ 
weiſen. Dasſelbe ſoll ein Kollegium bilden und aus 


7) Dal. „Deutſcher Herold“ 1904 S. 162. 
8) Letzteres iſt in den Verfügungen des Juſtizminiſters 
vom 16. Februar und 17. Oktober 1858 (v. Kamps, Jahrb. 
Bd. 51 S. 177, Bd. 52 S. 675) als ſelbſtverſtändlich angeſehen 
worden. | 

9) Dal. auch die ſtenogr. Berichte über die Derbandlungen 
der Erſten Kammer 1849, Bd. 5 S. 1221, 1511, und der 
Zweiten Kammer Bd. 1 S. 330, 544. — Derfaſſung Artikel 4 
u. 50. 


einem Dorftand, zwei Mitgliedern und einem Juſtitiar 10) 
beſtehen, welch letzterer zugleich als Staatskommiſſar 
den Miniſter des Innern zu vertreten hat, ſoweit die 
zu bearbeitenden Angelegenheiten das Reſſort desſelben 
berühren. In Fällen, welche zu Meiner unmittelbaren 
Kenntnis und eventuellen Entſcheidung gelangen müſſen, 
hat das Heroldsamt an Mich unmittelbar zu be— 
richten, jedoch ſollen die Berichte vor dem Abgange 
Ihnen 11) zur Mitzeichnung vorgelegt werden. Auch 
ſind die von Mir zu vollziehenden Ordres wegen 
Standeserhöhungen und Namensveränderungen im 
Adel von Ihnen und, wo es erforderlich, von dem 
Miniſter des Innern zu kontraſignieren, und bewendet 
es auch bei der hergebrachten Verfaſſung, wonach in 
Adoptionsfällen und wo es ſonſt notwendig erſcheint, 
das Gutachten des Juſtizminiſters einzuholen iſt.“ 

Das Heroldsamt iſt hiernach vom Könige mit den 
gleichen Befugniſſen ausgeſtattet worden, wie ſie am 
16. Auguſt 1854 dem Hausminifterium zurückübertragen 
waren. Das perſönliche Entſcheidungsrecht des Königs 
war unbeſchränkt geblieben, wie oben ausgeführt; die 
Übertragung dieſes Rechtes auf die eine oder andere 
Behörde bedurfte daher ebenſowenig der Gegenzeich⸗ 
nung eines Miniſters oder der Veröffentlichung durch 
die Geſetzſammlung wie eine vom Könige ſelbſt er— 
laſſene Entſcheidung. Es iſt niemals zweifelhaft ge 
weſen, daß dem Betroffenen gegen die Nichtanerkennung 
ſeines Adels durch die vom Könige beſtellte Behörde 
die unmittelbare Anrufung der Allerhöchſten Entſchei⸗ 
dung offenſtand. Wenn daher die letztere ohne die 
Gegenzeichnung eines Miniſters gültig !2) iſt, fo bedurfte 
auch die Übertragung des Entſcheidungsrechtes, ſei es 
im Einzelfalle, ſei es im allgemeinen, keiner beſonderen 
Förmlichkeit. Von der Rechtswirkſamkeit des Aller⸗ 
höchſten Erlaſſes vom 14. März 1855 in Anſehung der 
Suſtändigkeit des Herolds amtes zur Entſcheidung der 
öffentlich rechtlichen Frage, ob ein preußiſcher Untertan 
dem Adel oder einer gewiſſen Adelsſtuſe angehört, 
geht denn auch die Verfügung des Juſtizminiſters vom 
15. Juni 1855, J. M. Bl. S. 175, und im Anſchluſſe 
hieran die Rechtſprechung der höchſten Gerichte aus. 3) 

Wenn nun das Kammergericht in dem Beſchluſſe 
vom 21. November 1904 (Jahrb. Bd. 28, S. A. 167) 
folgerte, daß den Entſcheidungen der Adelsbehörde nur 

10) Die Hahl der Juſtitiare iſt durch Ernennung eines 
vortragenden Rates aus dem Juſtizminiſterium als Dertreter 
des Juſtizminiſters außer dem Hommiſſar des Miniſters des 
Innern (als erſtem Juſtitiar) auf zwei inzwiſchen vermehrt 
worden. 

1) Die Order iſt an den Hausminiſter gerichtet. 

12) Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß der Uönig Entſcheidungen 
in Adelsſachen mit Gegenzeichnung eines Miniſters treffen 
kann. Er bedarf und bedurfte ihrer aber nicht. 

13) Dal. Urt. d. R. G. vom 8. März 1900; J. M. Bl. S. 652; 
vom 16. Juni 1904 bei Gruchot Bd. 50 S. 881; Erk. d. Ge: 
richtshofes zur Entſcheidung der Kompetenzfonflifte vom 
16 Februar 1895, J. M. Bl. S. 426; vgl. anch Entſch. d. 
Kammerger. Bd. 25 S. A. 192, Bd. 28 S. A. 167. 


eine gutachtliche, nicht eine das Gericht bindende Be: 
deutung zukomme — fo erklärt dieſer neue Kammere 
gerichts⸗Beſchluß ſelbſt —, ſo hält dieſe Folgerung einer 
erneuten Prüfung nicht Stand. 

Während im Prozeßverfahren “) den Entſcheidungs⸗ 
gründen keine Rechtskraft innewohnt und ſich über die 
Bauptentjcheidung hinaus niemand auf den Inhalt der 
Gründe berufen kann, fo liegt dies bezüglich der Ent- 
ſcheidung über die Eintragung des Adels in die Stan: 
des amtsregiſter anders. Denn die Eintragung des 
Adels in das Standesamtsregifter hat gerade den Swed, 
ihn für alle Fälle, in denen das Standesregiſter 
überhaupt Beweiskraft hat, zu beweiſen. Deshalb kann 
der Grundſatz, daß die Gerichte ſelbſtändig ihre Ent- 
ſcheidungen zu begründen befugt find, bei der Ente 
ſcheidung über die Eintragung des Adels in das Stan⸗ 
desregiſter nicht Platz greifen. Es liegt eben im Weſen 
der Herftellung einer Beweis urkunde, als einer repro- 
duktiven, an ſich unſelbſtändigen Tätigkeit, daß ſie ſich 
der über die Richtigkeit der zu beurkundenden Tatſache 
von der zuſtändigen Behörde getroffenen Entſcheidung 
anpaßt und an ſie gebunden iſt. 

In gleicher Weiſe hat das Oberlandesgericht zu 
Königsberg in einem Urteile vom 9. April 1908 (unter 
ähnlicher Begründung wie oben) die Entſcheidung des 
Herolds amtes auch für den Strafrichter für bindend erklärt. 

Durch die vorgenannten Urteile iſt die 1904 S. 163 
des „Herold“ angedeutete Befürchtung, daß neben 
dem vom Staatsoberhaupte verliehenen bezw. aner⸗ 
kannten Adel — unter Ignorierung der im Namen des 
Königs auf dieſem Gebiete entſcheidenden Adelsbehörde 
— im Namen desſelben Königs von den Gerichten ein 
Adel geſchaffen werden könnte, der nur auf der An— 
erkennung der Gerichtsurteile baſierte, beſeitigt. 

Dr. jur. Bernhard Koerner. 


Eine 623 jährige Beſitzfeier. 
Mit einer Tafel. 


Unt 28. Juni feierte das Geſchlecht der von 
Weſternhagen das Jubiläum feines 625 jährigen Be: 
figftandes in dem im unteren Eichsfeld, unfern Duder— 
ſtadt, gelegenen Dorfe Teiſtungen. 

Der Ort gehörte, ehe er in den Beſitz der von Weſtern⸗ 
hagen gelangte, den Herren von der Mark. Es war 
im Jahre 1283, als Ritter Conrad von Hagen, zu dem 
Geſchlechte de Indagine gehörig, von dem die ſpäteren 
von Weſternhagen (1501) abſtammen, dem Ritter Hugo 
von der Mark deſſen zu Teiſtungen liegenden Güter 
mit allen dazu gehörigen Feldern, Wieſen, Weiden und 
Wäldern zum Preife von 29 Mark feinen Silbers ab- 
kaufte. Die Bluts verwandten des genannten Conrads, 


100 Die juriſtiſche Begründung iſt hier weſentlich gekürzt, 
da fie an anderer Stelle (Juriſt. Zeitſchriften uſw.) eingehend 
erörtert iſt und für die Mitglieder des „Herold“ wohl weniger 
Intereſſe bietet. 


Ritter Hermann von Wefternhagen und ſeine Brüder 
erhielten bei dieſem Kauf die geſamte Hand am neu 
erworbenem Beſitz der damals ſchon im Eichsfeld reich 
begüterten Familie de Hagen. 

Als Seugen in dem hierüber aufgenommenen 
Kaufvertrag, einem jetzt vergilbten Pergamentſtreifen, 
welcher ſich noch heute auf Schloß Unterhof zu 
Teiſtungen befindet, erſcheinen Geiſtliche, Ritter und 
Bürger, es ſind: Heinrich und Ordemar von Boden— 
hauſen, Ernſt und Hildebrand von Uslar, Theodor 
von Esplingerode, Conrad von Rufteberg, Hartmann 
von Minnigerode, Siegfried von Bülzingslöwen, Were 
ner ven Kerſtlingerode, Conrad von Linde, der Propſt 
von Beuren, Heidenreich Rieme und Barthold Amilie, 
Bürger in Duderſtadt. 

4 mit Pergamentbändern befeſtigte, noch ziemlich 
wohlerhaltene und erkennbare Wachsſiegel hängen an 
der Urkunde, ſie zeigen die Wappen des Propſtes, der 
von Bodenhauſen und der beiden Herren von Uslar. 

Gute und böſe Tage, Seiten des Wohlſtandes und 
bitterer Not, des ſegenbringenden Friedens und des 
erbitterten, alles vernichtenden Kampfes haben die von 
Weſternhagen in der langen Reihe von Jahren auf 
dieſem ſchönen Beſitz erlebt, der wohl verdient, „der 
goldnen Mark“ zugerechnet zu werden. Den Land- 
grafen von Thüringen, den Herzögen von Braun 
ſchweig und hierauf lange Seit den Kurbifchöfen von 
Mainz diente das Geſchlecht als treue Dienſtmannen. 
Als zu Beginn des vorigen Jahrhunderts das Eichs⸗ 
feld zum Königreich Preußen geſchlagen wurde, traten 
viele Glieder in deſſen Heer und haben es darin zu 
hohen Stellungen gebracht; noch heute zählt die Armee 
19 aktive Offiziere dieſes Namens. Auch als Beamte 
in der Verwaltung und Juſtiz finden wir die von 
Weſternhagen in größerer Sahl. 

Sur Feier des ſeltenen Feſtes waren nach dem am 
Tage zuvor in Duderſtadt abgehaltenen erften familien» 
tag der von Weſternhagen zahlreiche Mitglieder des 
Geſchlechts mit Frauen und Töchtern nach dem alten 
Sitze Teiſtungen geeilt und fanden hier auf dem Unter— 
hof, der jetzt dem Major Oscar von Wefternhagen 
angehört, eine glänzende, gaſtfreie Aufnahme. 

Die Gemeinde Teiſtungen hatte es ſich nicht nehmen 
laſſen, der Gutsherrſchaft und dem ganzen Geſchlecht 
ihre Huldigung zum Ehrentag darzubringen und die 
Anhänglichkeit zu zeigen. Zu dieſem Sweck war von 
den Ortsbewohnern (1057 Seelen) ein hiſtoriſcher Feſt⸗ 
zug veranſtaltet, in welchem aus der 625 jährigen Be⸗ 
ſitzzeit verſchiedenartige Szenen zur Darſtellung gebracht 
wurden. Da ſah man zu Roß und zu Fuß, auf Wagen 
und Karren ſtolze Rittergeftalten, Edeldamen, Burg— 
fräuleins, Tandsknechte, Bürger und Bauern des Eichs⸗ 
felds in Trachten und Waffen all dieſer Jahrhunderte. 
Den Glanzpunkt des ganzen Suges bildete die Gruppe, 
welche die Beſitzergreifung und den Einzug des Ritters 
von Weſternhagen darſtellte. Hoch zu Roß erſchien 
Herr Conrad mit Gefolge in Rittertracht des 15. Jahre 
hunderts. Auf dem ſchweren Topfhelm prangten die 


Hiebfänger mit dickem Pfauenwedel beſteckt, der breite 


Schild führte das alte Weſternhagenſche Wappen, das 


weiße grimmige Pantertier im blauen Felde, dasſelbe 
wiederholte ſich auf den Turnierdecken des mächtigen 
Rennpferdes. (Helm und Schild, ſiehe nebenftehende 
Abbildung, waren von Herrn Hauptmann Schönbeck, 
der Heraldik jener Seit genau entſprechend, gut ſtiliſiert 
hergeſtellt.) 

Gleichzeitig mit dem Jubiläum der Gutsherrſchaft 
wurde ein altes eigenartiges Volksfeſt begangen, das 
„Gemeinde-Bier“ genannt. Das Feſt verdankt der 
hochherzigen Stiftung eines von Weſternhagen ſeine 
Entſtehung. Nach beendetem dreißigjährigen Kriege 
ſchenkte Oberſtleutnant Hans Albrecht von Weſtern— 
hagen, derzeit Kommandant des Eichsfelds und der 
Feſtungen Duderſtadt und Gleichenſtein, der Gemeinde 
Teiſtungen eine Wieſe mit der Beſtimmung, daß aus 
deren Ertrag alle 3 Jahre beim Schützenfeſt, bei dem 
der beſte Schütze noch heutigen Tages einen neuen Hut 
als Preis erhält, der ganzen Dorfbewohnerſchaft Frei— 
bier verzapft werde. An der aus jener Seit ftam- 
menden Schützenkette befindet ſich noch jetzt Name und 
Wappen des edlen Stifters ſowie feines Oberſtwacht⸗ 
meiſters Chriſtian von Prettelack. (Aus dem preußiſchen 
Geſchlecht von Prettlad, W.: in Blau r. ein halber 
Mond, l. 5 Sterne.) 

Das Seft hat im Laufe der Jahre noch nichts an 
ſeiner Fröhlichkeit und Urwüchſigkeit eingebüßt, noch 
jetzt werden nach alter Sitte diejenigen Männer, welche 
nicht auf dem Feſtplatz erſcheinen, von den Frauen und 
Mädchen aus ihren Wohnungen abgeholt und auf 
Wagen und Schiebkarren dahin gefahren. Hier wird 
der Schuldige auf einen Stuhl geſetzt, um welchen die 
Frauen unter Abſingen eines Liedes, in welchem ihm 
ſein Nichterſcheinen vorgeworfen, einen Reigen tanzen. 
Sum Schluß bekommt er als Strafe 5 Schläge mit 
einer Pritſche auf den unteren Teil des Ridens. 

Jubelfeier und Volksfeſt verliefen, vom herrlichſten 
Wetter begünſtigt, zur allgemeinen Freude aller Teilhaber. 

Herr Major O. von Wefternhagen, unſer lang— 
jähriges, treues Vereinsmitglied, wurde aus Anlaß des 
Jubiläums von Sr. Maj. dem Kaifer durch Verleihung 
der Kammerherrnwürde ausgezeichnet. Von der ges 
ſamten Familie von Weſternhagen ging beim Feſtmahl 
ein Huldigungs: und Dankestelegramm an Se. Majeſtät 
nach Kiel ab, hierauf traf von Allerhöchſt demſelben 
folgende telegraphiſche Antwort ein: 

„Herrn Kammerherrn Major von Weſternhagen. 
Se. Maj. der Kaiſer und König haben den treuen 
Gruß der zur Jubelfeier des 625 jährigen Allodial⸗ 
beſitzes von Teiſtungen vereinten Familien von Weſtern— 
hagen mit Freuden entgegengenommen und laſſen 
Euer Hochwohlgeboren erſuchen, allen beteiligten 
Mitgliedern der Familie Allerhöchſt Ihren beſten 
Dank zum Ausdruck zu bringen. 

A. Allerh. Befehl gez. von Eucanus.” 


Carl von Bardeleben. 


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Die Dunaſten Strantz von Cüllſtedt im 
Lande Debus, Schleſiens nordöſtlichſtem 


Gdergebiete. 
Von Kurd v. Strantz. 


Noch zur Karolingerzeit, im Jahre 845, taucht ein 
thüringiſcher Edelherr Immo v. Tüllſtedt in Thüringen 
auf, der das Klofter Fulda im benachbarten Heſſen, 
Deutſchlands größte Mönchsſtiftung, reich begabt. In 
der nächſten Geſchlechtsfolge um 900 folgen Balderich 
und Eisprecht mit gleichem Seelengeräte, und zwar 
gehört Tonna, das heutige Gräfentonna, dazu, wo ſich 
ſpäter der Hauptſitz der bisher unbedeutenden Grafen 
v. Gleichen erhob, die dieſen Beſitz als Schutzvögte des 
Klofters erhielten. So ſchuf ſich ſchon zu Beginn feiner 
Geſchichte das Geſchlecht der Strange v. Tüllſtedt durch 
eigene „Milde“ einen gefährlichen Nebenbuhler um die 
Macht im thüringiſchen Nordgau. Im Jahre 1000 
wird zuerſt der ſpätere Beiname Strantz bei einem 
Merſeburger Domherrn Heinrich I erwähnt. Strang 
iſt Strangizzo, die Verkleinerung von Strango, engliſch 
strong, und bedeutet „Degen, Recken, Helden”, woraus 
ſpäter in der oſtpreußiſchen Mundart der ſtarke, faule 
Bärenhäuter als Spottname wurde. 

Als Hüter feines Volkstums brach Ludwig der 
Heilige, Landgraf von Thüringen, 1224 zur Vergeltung 
für die Plünderung heimiſcher Kaufleute von Meißen 
aus in das polniſche, zum piaſtiſchen Schleſien gehörige 
Grenzland ein und nahm Lebus mit ſtürmender Hand. 
Dadurch wurde erſt das Ländchen im Laufe des Jahr— 
hunderts deutſch und der deutſche Biſchofsſitz das Boll⸗ 
werk der neuen Siedler, an dem ſich die brandenden 
Wogen der ſarmatiſchen Reiterſcharen nun oft brechen 
ſollten. Die Wiedereindeutſchung dieſes ſemnoniſchen 
Candſtriches erfolgte in gleicher Schnelle und Art, wie 
im benachbarten vandaliſchen Niederſchleſien der Si— 
lingen. Die Einwanderung aus dem nördlichen Thü⸗ 
ringen ſcheint beſonders nachhaltig und ſtark geweſen 
zu ſein, wie die entſprechenden Ortsnamen in der 
benachbarten Neumark beweiſen, wie Aurieth, Born⸗ 
ftedt, Breitenſtein, Cauchſtedt, Landsberg, Liebenau, 
Himmelſtadt, Hermsdorf, urſpr. Hermannsdorf, Salfens 
ſtein, Mansfeld, Nordhauſen u. a. Im 14. Jahrhundert 
wuchs dieſer Drang nach dem Oſten noch mehr, zumal 
es ſich nicht um Beutezüge oder bloße Abwehr, ſondern 
um eine zielbewußte Befiedlung handelte. Aus dynaſti⸗ 
ſchem Intereſſe wurde dieſe Seitrichtung gerade in 
Thüringen und ſeinen Tochterlanden genährt. 

Der deutſche König, Tudwig der Bayer, ſtand in 
doppelter Beziehung zur Heimat der Strantz v. Tüll⸗ 
ſtedt. Er war Erbe der Beſitzungen eines Grafen 
Henneberg in Südthüringen und hatte ſeine Tochter 
Mechthild mit dem Candgrafen Friedrich dem Ernſthaften 
vermählt, dem Sohn des Bedrängers des Geſchlechts 
der Strange. Er war zugleich Derwefer der Mark als 
Vormund feines unmündigen Sohnes Ludwigs des 
Alteren, dem er dieſes Fahnenlehen erteilt hatte. Aber 


die ſo plötzlich ſtark angeſchwollene wittelsbachiſche 
Nausmacht wurde heftig beſtritten, und gerade die 
arme Mark war der Tummelplatz ihrer zahlreichen 
Gegner. Es ſei nur an die verſchiedenen falſchen 
Waldemare erinnert. Ein Thüringer, Graf Berthold 
v. Henneberg, war Pfleger der Mark an des Kaiſers Statt. 

Von dem reiſigen Heere des Schwarzburgers blieben 
auch nach dem Siege der wittelsbachiſchen Partei zahl- 
reiche thüringiſche Edelinge im Lande und erſcheinen 
dauernd im Gefolge des neuen Markgrafen, ſo Hein⸗ 
rich Reuß, Vogt v. Gera, Otto v. Fahner, Peter 
v. Purtzig, Kunemund v. Stutterheim und Fritz v. Warn 
genheim. 1325 erfolgte der letzte große polniſche Der: 
geltungszug, der Lebus als Wüſtenei zurückließ, aber 
den Sieg des Deutſchtums beſiegelte. Nun machten 
ſich die v. Barfuß aus Meißen im Lande Lebus, die 
v. Bornſtedt aus der Grafſchaft Mansfeld und die 
v. Bersleben aus Herbsleben, dem Tüllſtedt benach⸗ 
barten Dorfe und Miniſterialen der Dynaſten Strantz, 
in der Neumark anſäſſig. Während der erſte märkiſche 
Strantz auch noch auf ſeinen thüringiſchen Burgen — 
6 deckten den dortigen Beſitz, der vom Eichsfeld bis 
zum Main reichte — gelegentlich hauſte, ward ſein 
Sohn Konrad (Kuntze) dauernd Burgmann von Lebus. 
Wie alle dieſe eingewanderten Geſchlechter des deutſchen 
Oſtens verloren auch die Strantze v. Tüllſtedt ihren an⸗ 
geſtammten Heimatsnamen und führten bloß den jlinge- 
ren Beinamen Strantz, wodurch allein ſich der Urſprung 


aus Mitteldeutſchland mit Sicherheit nachweiſen läßt, 


was ſonſt nur bei wenigen Familien der Fall iſt. 
Ihrem Beinamen getreu, den ſie als reckenhafte 
Führer in den Sorbenkriegen der erſten deutſchen Kaiſer 


(1000 n. Chr.) erworben hatten, bezogen fie wieder die 


Wacht gegen das Slaventum. Das Land Cebus ward 
ihre neue Heimat. Außer wechſelndem Grundbeſitz 
bildeten Petersdorf, Sieversdorf, Petershagen, Madlitz, 
Crepplin und Brieſen die Stammgüter, die jedoch durch 
Erbtöchter bei Ausgang des 17. Jahrhunderts um die 
drei letzten geſchmälert wurden. Mutmaßlich iſt das 
Dorf Lichtenberg unfern Sieversdorf eine Strantziſche 
Siedlung, die nach der thüringiſchen Familienburg 


— 


Leuchtenberg genannt wurde. Die Erinnerung an den 


dynaſtiſchen Herrenſtand, den alten hohen Adel, der 
weit beſſerer Herkunft als der heutige, blieb aber anch 
im neuen Cande haften, wo das Geſchlecht zum lehns⸗ 
pflichtigen Candesadel herabgeſunken war. Noch 1416 
wird Heinrich VII., Schloßhauptmann v. Oderberg, der 
„edele“ H. Str. genannt, und zwar im Sinne des 
nobilis. Der Miniſterialadel wurde nur als „geſtrenger“ 


bezeichnet und war das Beiwort „edel“ dem dynaſtiſchen 


leigentlichen) Adel vorbehalten. Freier und Edler Herr 
lautete der volle Titel eines Dynaſten. Graf und Her⸗ 
zog waren urſprünglich nur Amtsbezeichnungen, die 
natürlich auch nur dem Amtsträger ſelbſt bei Erblichkeit 
gebührten, alſo nicht den nachgeborenen Brüdern und 
Söhnen. | 

Das Lebuſer Vorwerk erhielt den Namen Kietz 
Strang, wie auch das polniſche Strubenow im Netze⸗ 


bruch ſich in Strantz verwandelte. Als Schloßgeſeſſene 
bewahrten die Strange übrigens auch als nunmehriger 
Lehnsadel einen höheren Rang. Kaiſer Karl IV. erhob 
alle Burgleute der Mark zu barones imperii, den älte— 
ſten Reichsfreiherren, war er doch ſelbſt Markgraf von 
Brandenburg und reſidierte mit Vorliebe in Tanger— 
münde. In Frankfurt beſaß das Geſchlecht einen Stadt- 
hof und übte die Sollgerechtigkeit als wittelsbachiſches 
£ehn aus. Trotz der mangelhaften Lehnsverzeichniſſe 
laſſen ſich noch Beerfelde und Klieſtow als Familien⸗ 
beſitz im Lande Lebus nachweiſen. Im 17. Jahre 
hundert lag die Hauptbegiiterung in der Mittelmark 
und erſtreckte ſich bis nach Pommern, ſpäter auch in 
der Neumark. 


Das „henßelbuch“ der Stadt Sontra und 


die darin vorkommenden Familiennamen, 
Don Friedrich Wath, Kellinghauſen bei Eſſen (Ruhr). 


Vor einigen Jahren weilte ich in Sontra, einem 
alten Städtchen im Regierungsbezirk Kaſſel gelegen, um 
dort Familienforſchungen zu betreiben. Bei dieſer Ge⸗ 
legenheit beſichtigte ich auch das dortige, freilich durch 
öftere Brände arg mitgenommene Stadtarchiv; hier 
erregte u. a. ein dickleibiges handſchriftliches, in Ceder 
gebundenes Buch mein beſonderes Intereſſe, es iſt das 
„Henßelbuch“ der Stadt Sontra, welches eine große 
Anzahl von Namen und Daten, und zwar vom Jahre 
1648 bis 1746 enthält. 

Auf den erſten Seiten des Buches befindet ſich eine 
nähere Auslaffung über die Entſtehung und den Swed 
des Henßelbuches, dann folgen auf einigen hundert 
Seiten mehr oder weniger ausführliche Angaben über 
Perſonen, welche hier verzeichnet ſind. So finden ſich 
annähernd 400 Daten über Eheſchließungen und den 
hierbei als Henßelzeugen aufgetretenen Perſonen, die 
vielfach in verwandtſchaftlicher Beziehung mit den Ehe- 
ſchließenden ftehen. 

Ich habe nun mit Erlaubnis des Bürgermeiſters 
von Sontra mir eine genaue Abſchrift des mir für die 
Familienforſchung, beſonders der bürgerlichen, inter⸗ 
eſſanten Buches genommen und alsdann eine alpha⸗ 
betiſche Ordnung aller vorkommenden Namen vore 
genommen. 

Das Wort „Henßeln“ bedeutet nun ſoviel wie 
„abgeben“, alſo bedeutet das Henßelbuch ein Buch, in 
welches die Perſonen eingetragen wurden, welche eine 
Abgabe oder eine Gebühr zu entrichten hatten, oder 
wie es hieß, „gehenßelt“ wurden und fomit die Ere 
laubnis erhielten, ſofern es Kaufleute und nicht in der 
Stadt anſäſſig waren, ihre Waren feilzuhalten, oder wie 
es in dem mir vorliegenden Henßelbuch der Fall iſt, 
mußten die Junggeſellen, welche einer hochzeitlichen 
Feier zum erſten Male beiwohnten, mochten ſie nun 
Söhne der Stadt oder von außerhalb fein, eine Henßel⸗ 
gebühr entrichten und ſich bei dem „gehenßelt werden“ 
durch Seugen gewiſſermaßen legitimieren laſſen. Bei 


— 156 — 


den Junggeſellen beftand nun das „gehenßelt werden“ 
in der Verpflichtung, den in der Stadt befindlichen 
Junggeſellen „eine ergetzliche Verehrung am Reiniſchen 
Wein, zum geringſten zwei Maß“, ſofern es junge Leute 
von außerhalb, und ſo ſie in der Stadt anſäßig waren, 
„ein Maß“ zum beſten zu geben. 

Der Wein mußte nun aus dem ſtädtiſchen Rats: 
keller bezogen werden und wurde alſo dadurch eine 
Einnahmequelle für die Stadt. 

Es mag nunmehr gewiſſermaßen das Vorwort zu 
dem Henßelbuch dem Wortlaut nach folgen: 

„Kundt vndt zu wißen ſey hiermit Männiglich, 
daß nach dem die Stadt Sontra von den durch— 
lauchtigen hochgeborenen Fürſten von Heßen berechtigt 
worden vndt begnadigt worden, daß fie nicht allein 
vor eine freye Hengelftadt erkläret, ſondern auch da⸗ 
hin geordnet, daß nicht allein vor die vorigen vier 
Jahr Markte noch drey Jahrlichen gemelter Stadt 
geordtnet, ſondern auch daß alle vndt jede Kauffleut 
vom höchſten biß zum geringſten, welche waß zum 
Kauff auf die Jahr Markte oder ſonſt hierher 
bringen, auch ſolches bezeugen können, ehe dann 
vndt zuvor ſie etwaß verkauffen, durch die Jederzeit 
von Bürgermeiſter ondt Rath darzu verordtnete 
Bengel Meiſter durch ein rechtmäßiges gebühr vndt 
Henßelgelt, nach dem der Derfäuffer vndt deſſen 
Wahren außweißen henßeln laſſen ſolte. Ingleichen 
dan auch hierbey verordtnet, daß alle vnd jede 
Jungegeſellen fo nicht mehr bey hochzeitlichen Ehren 
tagen in dieſer Stadt geweßen, noch ſolches bezeugen 
können, allerwege den dritten Tag der Hochzeit den 
anweſenten Jungengeſellen eine ergetzliche Der- 
ehrung an Reinifhen Wein zum geringſten zwei 
Maß, ondt fo ein ein Wohner dieſer Stadt ein Maß 
geben ſollen, geftalt dan ſolche auch bishero wie 
Männiglich vndt Jedermann, fo in dieſer Stadt mit 
Kauffen vndt Derfauffen gehandelt, auch vf. Rod): 
zeiten geweßen, bezeugen vndt bekreftigen müßen, in 
guter Dbung geweßen, zu welchem endte das jeder 
Seit fo wohl bey Burgermeiſter vndt Rath ein 
gewißes hierzu verortnetes buch gehalten, darinnen 
die Jungegeſellen benannten ihren Seugen, deren 
jeglich ein oder zwen bitten muß, durch den ver: 
ordtneten Stadt ⸗Schreiber geſchrieben worden. 

Weill nun ſolche privilegien jeder Seit in guter 
bung erhalten worden, bey dieſen beſchwehrlichen 
Kriegs leufften ondt hochverdirblichen erlittenen brandt, 
ſolche bißher verbrandt; die Drfundten aber genugſam 
am Tage vndt zu beſcheinen, alß ift nicht allein 
heudt dato den 3. h. january 1648 ein neues Henſel⸗ 
buch vor die Jungegeſellen mit Consens Bürger: 
meiſter vndt Rath bey Jacob Atterodts als Bräuti⸗ 
gam vndt Dorothea Brückin, deſen vielge liebte Braut, 
deren hochzeitlichen Ehrentag wiederaufgerichtet wor⸗ 
den, ſondern auch zu Wahrer veſter vndt Steiffer 
Haltung ſolcher gerechtigkeit mit meiner Stadt. Inſigul 
gekräfftigt.“ 

(Siegel der Stadt Sontra.) 


In welcher Weiſe die Eintragungen in das Buch 
geſchahen, mag folgendes als Beiſpiel dienen: 

„Anno 1654 den 12 Aprilis find vf. Dalten Rohr- 
bachs*) hochzeitlichen Ehrentag nachvolgente 
in diß Henſelbuch geſchrieben worden. 

Peter Hochftein auß Bergiſchem landt von Elber⸗ 
feldt, defen Zeugen Frantz Ulrich Brück vndt 
Johann Davidt Rohrbach. 

Hanß Badt von Saltzwedel in der alten Mark 
Brandenburgk, Seugen Johannes Schreiber 
vndt Martin Rohrbach. 

Daniel Knabt von Cauterbach, ſeine Seugen Frantz 
Ulrich Brück vndt Davit Schreiber. 

Arnoldt Sander von Kaßell, feine Zeugen Jo— 
hannes Schreiber vndt Martin Rohrbach. 


In alphabetiſcher Reihenfolge mögen nun die 
Namen derer folgen, welche ſich in dem Buch ver: 
zeichnet finden. 

Abe, Adam, Ambach, Ambell, Almerodt, Atterodt, 
Anhalt, Aßbrandt, Appell, Aſchenbörner, Aßmann, 
Albrecht, Andreä. 

Braun, Brück, Bornſcheuer, Bronßell, Badt, 
Baddenhaufen, Bruckmann, Bringmann, Bornmann 
(Bornemann), Braſcher, Bodenſtein, Beck, Becker, 
Borſchell, Brill, Baum, Bach, Baurhenn, Biel, 
Bomhard, Böttner, Barchfeldt, Berger, v. Biedes 
feldt, Binder, Bölke, Bierſpond, Borlach, Baumm, 
Bein, Buche, Bortſam, Börner, Bierſchenk, Beyer, 
Bourdonn, Beßeler, v. Baumbach, Braunrott, Berg⸗ 
holdt. 

Colmann, Crauge (Kraufe), Corrumpf, Enyrim, 
Coll, Clauß, Croll, Conradi, Calenberg (Kahlenberg). 

Dieffenhardt, Dietmar (Ditmar), Drieße, Diede⸗ 
rich, Domeyer, Druſt, Dreydorf, Deiß (Theiß), Diegk. 

Hierzu bemerke ich noch, daß vorſtehende Namen 
mit den verſchiedenſten Vornamen vorkommen, und daß 
ich beabſichtige, dieſen weitere folgen zu laſſen. — 
Sollte jemand von den gefchäßten Leſern eine Aus- 
kunft über die genannten Perſonen haben wollen, ſo 
bin ich gern, ſoweit möglich, dazu bereit. 


Bruchſtückweiſe Genealogie der braun— 
ſchweigſchen Familie Soehle, Freiherrn 
von Soehlenthal und Soehlen von Nichberg. 


Don W. C. v. Arnswaldt. 


Auf der ſehr ſchwierigen Suche nach einer Ahn⸗ 
frau hat ſich im Laufe der Jahre ziemlich viel Material 
über die erſten bekannten Generationen dieſer Familie 
bei mir angeſammelt, welches ich, obgleich es nicht den 
Anſpruch auf Vollftandigfeit machen kann, veröffent⸗ 
lichen will, damit auch andere Familienforſcher ihren 


*) Don 1628 ab finden fi dann auch meiſtenteils die 
Namen der Braut. 


— 152 — 


Nutzen aus meiner Arbeit ziehen können. Da die 
Soehlens Ehen mit den Grafen Reuß, den Familien 
von Kauffberg, von Anderten, von Windheim, von 
Hammerftein, von Rauchhaupt, von Keiffenſtein, von 
Werder uſw. geſchloſſen haben, ſo dürfte dieſe Abhand⸗ 
lung wohl an Allgemeinintereſſe gewinnen. Für allen 
fallſige Ergänzungen wäre ich ſehr dankbar. 

In der Adelsliteratur iſt dieſe Familie wenig aus- 
führlich behandelt. Kneſchke gibt an, daß ſie ein aus 
dem Braunſchweigſchen ſtammendes Adelsgeſchlecht ſei, 
in welches der Reichsadel durch Joachim Friedrich 
Soehlen, * Wolfenbüttel 1620, 7 daſelbſt 1672, herzog- 
lich braunſchweigſchen Geheimerrat, kam. Ledebur 
gibt die genaueren Daten desfelben an, die er wahr- 
ſcheinlich aus der Leichenpredigt, gedruckt Wolfenbüttel 
1678, entnommen hat. Dieſelbe perfönlich einzuſehen, 
iſt mir nicht gelungen, da ſie ſich trotz der Angabe im 
Regiſter in der Sammlung in Stolberg nicht finden 
läßt. (Übrigens iſt das mir nicht nur des häufigeren 
mit Leichenreden aus der Stolbergſchen Bibliothek, 
ſondern mit allen wichtigeren Urkunden über meine 
Familie im Fürſtl. Stolbergſchen und im Kirchenarchiv 
zu Stolberg, die nach den Regestis Stolbergicis dort 
vorhanden ſein müſſen, vorgekommen.) 3 
Friedrich Soehle war zu Wolfenbüttel am 14. Mai 
1620 als Sohn des HKammerſchreibers (Kämmerers) 
Johannes Soehle und der Elifabeth von An— 
derten, die ſich ſpäter mit Heinrich Gieſecke wieder⸗ 
vermählte, ) daſelbſt geboren und ſtarb als Geheimer 
Juſtizrat in ſeiner Daterftadt am 26. Januar 1672. 
Er war zweimal vermählt: ſeine erſte Frau Anna 
Hedwig Cautitz, Tochter des Landrentmeiſters 
Joachim L., wurde am 23. Juli 1658 begraben, feine 
zweite Dorothea Schrader, des Kanzlers Schr. 
Tochter, hat ihn überlebt. 

Herr Archivrat Dr. Simmermann in Wolfenbüttel 
hält Rudolf Caspar Freiherrn von Soehlenthal für 
ſeinen Sohn, dem widerſpricht aber die ſpäter erwähnte 
Kranoldtſche Angabe und auch die des Grafen Oeyn⸗ 
haufen. Sein Sohn aus zweiter Ehe war ſicher Heine 
rich Joachim Soehlen, Guelpherbytanus, der am 
20. Oktober 1675 in die Helmſtedter Univerſitäts⸗ 
matrikel eingetragen wurde und zu Paris am 16. Juli 
1682 ſtarb. 

Ein Bruder des Geheimen Juſtizrats war der 
bramnfchweig-lüneburgfche Oberförſter in Blankenburg 
am Harz Friedrich Ulrich Soehle, der um 1655 
als Oberförſter dorthin kam und daſelbſt am 2. Februar 
1685, 61 Jahre alt, geſtorben iſt. Seine Trauung iſt 
bisher nicht ermittelt. Seine Gattin hieß Catharina 
Eliſabeth Paulons. Der Chronift der Goldenen 
Aue, Johann Conrad Kranoldt, Paſtor zu Dietersdorf, 


) Gräfl. Oeynhauſenſche Sammlungen unter Anderten. 
Ihre Eltern waren Joachim von Anderten (geb. am Catha- 
rinentage 1558, 7 5. Februar 1619, Dr. jur., Mindenſcher 
Stiftsrat, und Elifebeth Blum (verm. 14 Oktober 1586, 
T 26. November 1638). 


Joachim 


| herr von Soehlenthal, Kgl. preuß. Geh. Rat. 


gibt in ſeiner in der Fürſtl. Stolberſchen Bibliothek zu 
Roßla aufbewahrten handſchriftlichen Chronik bei Ge— 
legenheit einer Biographie des Stolberg-Roßlaiſchen 
Konſiſtorialrats Johann Heinrich von Soehlen einige 
Notizen über deſſen Geſchwiſter, die Kinder des Über: 
förſters Soehle, die hier Platz finden mögen: „Bierbey 
kann ich nicht umhin nur etwas zu melden, wie wun⸗ 
derlich der große Gott die Söhliſche Familie geführt 
und erhoben hat; es waren vier Gebrüder und zwei 
Schweſtern, davon der 
I. zum Würckl. Reichshofrath in Wien von Ihro 
Kayſerl. Majeſtät berufen und in den Reichs: 
freiherrnſtand allergnädigſt erhoben worden, wie 
denn deſſen Herren Söhne unter den Namen 
Barones von Soehlenthal in England, Dane: 
marck und Preußen renomiert ſind. — Der 
. war Würckl. Etats⸗RNath bei Ihro Majeſt. in 
Dänemarck, wohnhaft in Glückſtadt, erlangte 
ebenfalls den Titel Baron von Soehlenthal, war 
fromm und teilte eifrig in die Armen und 
Waiſenhäuſer Almoſen aus, hat ein großes Der- 
mögen an ſeine Freunde hinterlaſſen, beſuchte 
unterſchiedliche Mal feinen Herrn Bruder in 
Roßla. — Der 
ſtund bey Ihro Durchl. zu Sachſen⸗Weißenfels 
als £andsLammerrath in Dienſten, kam durch 
eine beſondere Fatalität um ſein Leben. — Dieſem 
folgte 
4. dieſer unſer Herr Hof- und Conſiſtorial-Rath. — 
Die beiden Geſchwiſter wurden 
5. an den bekannten und chriſtl. 
von Kauffberg uf Berga, und 
6. an den Herrn Bürgermeiſter von Hannover vers 
ehelicht, dieſe ftarb in Roßla, wie unten bey der 
Kirchen derſelben gedacht, jene aber ging anno 
1750 in Berga in ihre Ruhe.“ 

Außer dieſen ſechs Kindern hatte der Oberförſter 
Soehle zu Blankenburg noch zwei Söhnlein, die am 
15. April 1656 und am 16 Oktober 1670 dort ſtarben, 
und einen Sohn Joachim Ernſt, der am 10. Januar 
1664 daſelbſt geboren wurde und am 24. Juni 1676 
dort wieder ſtarb. 

ad J. Rudolf Caspar Soehle aus Blanfen- 
burg ſtudierte zu Helmſtedt ſeit 12. Mai 1671, muß 
1654 geboren fein, er vermählte ſich 1683 mit Hedwig 
Anna Graven und war 1688 Hofrat in Hannover; 
1698 war er als Reichshofrat in Wien und hieß da- 
mals bereits Edler von Soehlenthal. Den Reichs: 
Sreiherrnftand bekam er 1706 mit folgendem Wappen 
verliehen: Schild geviert: 1. in Blau drei (2 u. J) gol. 
dene Sterne; 2. in Silber eine Seejungfrau, die in 
zwei emporgehobenen Fiſchſchwänzen endigt; 3. in 
Silber ein einwärtsſehender halber Hirfh und 4. in 
Blau zwei Eicheln an einem Stiel ohne Blätter. — 
Rudolf Caspar Freiherr von Soehlenthal ftarb zu 
Wien am 4 Auguſt 1706. Von feinen Kindern find 
mir folgende bekannt: I. Eberhard Chriſtian Frei— 
2. Rue 


ID 


O 


Kaiſerl. Rath 


dolf (alias Cudolf) Carl Freiherr von Soehlenthal, 
Usnigl. preuß. Geheimer Regierungsrat zu Magdeburg 
(4755 - 1759) war 1756 vermählt mit Johanna 
Caroline von Rauchhaupt, des Letzten von Stock— 
heim Witwe. 3. Heinrich Friedrich Freiherr 
von Soehlenthal, Präfes des Schleswigſchen Hofrats 
und Amtmann zu Rendsburg. 4. Beate Henriette 
Freiin von Soehlenthal, * 1696, heiratete zu Selbitz (5) 
am 28. Juli 1716 den heffen-caffelfhen Oberſt Hein: 
rid) XXIII. Grafen Reuß zu Lobenſtein-Hirſchberg 
(* 21. Oktober 1680, f 20 Oktober 1725), ſchenkte ihm 
vier Söhne, die ganz jung ſtarben, und eine Tochter 
Beate Antonie Auguſte, ſpäter Gemahlin des däniſchen 
Kammerherrn Wilhelm von Bierregaard, wurde Hof: 
meiſterin der Kronprinzeſſin von Dänemark und ſtarb 
ſchließlich als Dechantin des Stifts Walloe am 
22. Auguſt 1757. 5. Johanna Friedrike Freiin 
von Soehlenthal, wohl auch zu dieſer Geſchwiſterreihe 
gehörend, war 1725 mit einem Herrn von Hammer: 
ſtein, preußiſchem Oberſten, verheiratet. 

ad 2. Friedrich Ulrich Soehle aus Blanfen- 
burg ſtudierte ſeit 12. November 1679 zu Helmſtedt, er 
war zu Blankenburg am 23. Dezember 1658 (1659 7 
nach feinem Leichenſtein) geboren und war 1687 braun: 
ſchweig ⸗lůneburgſcher Hofrat in Hannover. 1706 war 
er Regierungsrat zu Glückſtadt und nannte ſich damals 
von Soehlenthal. Er ſtarb am 10. März 1721, 61 Jahre, 
2 Monate, 21 Tage alt. Sein Grabmal iſt in der 
Stiftskirche B. M. V. zu Halberftadt. Kinder ſcheint er 
nicht hinterlaſſen zu haben, da ihn ſeine Neffen Eber- 
hard Chriftian und Rudolf Carl Freiherrn von Soehlen⸗ 
thal beerbten. 

ad 3. Joachim Friedrich Soehle, geboren zu 
Blankenburg am 27. Januar 1662, war 1695 Dr. med. 
in Hamburg, dann in Nordhauſen (1698), ſpäter 
Sachſen⸗Weißenfelsſcher Kommiffions- und Landrat in 
Weißenfels. Als folcher ſcheint er als „von Soehlen“ 
geadelt worden zu ſein. Durch welche „beſondere 
Fatalität“ er, wie Kranoldt ſagt, um ſein Leben kam, 
iſt mir unbekannt. Er ſtarb am 28. Mai 1712 abends 
nach 8 Uhr zu Kelbra und wurde dort am „50. May 
Abends nach 9 Uhr unterm Cäuten mit allen dre- 
Glocken und 24 brennenden Fackeln, ſo hieſige Schul⸗ 
knaben trugen, in des Herrn Kayferl. Raths (von Hauff; 
berg) Begrabnis beygeſetzet“. Er ſcheint keine Kinder 
hinterlaſſen zu haben. 

ad 4. Über den Hof- und Konfiftorialrat meldet 
die Kranoldtſche Chronik: „Licentiat Johann Hein 
rich von Soehlen?) bey Blanckenburg aus einem re- 
nomierten Geſchlechte gebürtig (er war zu Blankenburg 
am I. Januar 1656 geboren), nachdem derſelbe die 
Univerſitätsjahre zurückgelegt, begab er ſich auf Reifen, 
ging durch Holland in Frankreich, hielt ſich einige Seit 
in Paris auf, wurde nach zurückgelegter Reife Hoch⸗ 
gräfl. Stolbergſcher Reiſerath, hernach anno 1692 ge- 
meinſchaftlicher Hof- und Amtsrath in Roßla, anno 


2) Nach Graf Oeynhauſen: Joachim Heinrich S. 


1720 wurde ihm zugleich die Confiftorialrathsftelle con- 
feriert; er mußte wider ſein Anſuchen und Intention 
den Adelsſtand annehmen, fintemal Ihro Rom. Kayferl. 
Majeſtät ihn in den Reichsritterftand erhuben und 
wurde ihm das Diplom dieſerwegen von Wien nach 
Roßla überſendet.“ 

Johann Heinrich Soehlen war zweimal verheiratet: 
J. vor 1688 mit Anna Catharina Miedhofin 
(von Mitthof), dieſe wurde zu Roßla am 17. Juni 1703 
beigeſetzt. 2. vor 1706 mit Eliſabeth Hedwig 
von Reiffenſtein, die auch vor ihm das Zeitliche 
ſegnete, und er hatte aus beiden Ehen vier Söhne und 
zwei Töchter. Sein Adelsſtands⸗Beſtätigungs⸗Diplom, 
d. d. Wien d. 15. Jan. 1714, nennt ihn Johann Hein⸗ 
rich Soehlen von Aichberg und legt ihm das Wappen 
der tiroler Soell von Aichberg zu: im roten Schilde 
auf grünem Dreiberg einen ſilbernen Stiel mit zwei 
nach den Seiten abhangenden ſilbernen Eicheln; auf 
dem gekrönten Helme zwiſchen offenem roten Fluge die 
ſilberne Schildfigur auf grünem Dreiberg. Natürlich 
hat er mit den Soell von Aichbergs garnichts zu tun. 
Don ſeinen Kindern verheiratete ſich eine Tochter 
Dorothea Maria zu Roßla am 12. Februar 1710 
mit Gebhard Henrich von Werder auf Cade, Ros 
gäſen und Belicke (* 1678, T 28. September 1763). Sie 
ſtarb am 7. Januar 1758, nachdem fie ihm 7 Töchter 
und 2 Söhne geſchenkt hatte, und die 7 letzten Jahre 
ihres Lebens geiſteskrank geweſen war. Ihre Schweſter 
Catharine Charlotte von Soehlen war 1722 
Patin bei einem ihrer Kinder. Der ältefte Sohn 
Johann Friedrich von Soehlen, getauft zu Kelbra 
am 6. November 1692, wurde im Paedagogium zu Halle, 
ſpäter unter dem Rektor Vockerodt in Gotha erzogen, 
beſuchte 1711 die Univerſität Jena, ging dann auf 
Reifen nach Frankreich, Holland und anderen Ländern; 
Kranoldt ſagt von ihm: „ſeine wunderlichen Führungen 
und harten Fatalitäten ſind ſattſam bekannt,“ ich habe 
aber nichts davon in Erfahrung bringen können. Er 
war zu Lebzeiten feines Vaters Hofrat beim Kaiſerl. 
freien Reichsſtifte zu Quedlinburg und bekam 1722 den 
väterlichen Poſten zu Roßla. Der zweite Sohn des 
Hofrats, Friedrich Ulrich von Soehlen, geboren 
am 19. Juli 1699, kam auch auf das Paedagogium 
regium zu Halle, ſtudierte zwei Jahre Rechtswiſſenſchaft 
zu Jena, dann in Wittenberg, ging dann in Königl. 
polniſche und kurſächſiſche Kriegsdienſte, darauf in 
Kaiſerliche Dienſte unter Prinz Eugens Leib⸗Dragoner⸗ 
Regiment. Im Februar 1750 zog er über Innsbruck 
nach Italien, war einige Seit in Cremona, dann im 
Felde an der Spaniſchen See als Fähndrich, er iſt dann 
verſchollen. Der dritte Sohn des Hofrats, Johann 
Heinrich von Soehlen, geboren am 19. April [70], 
wurde zu Hauſe erzogen, ging zum Studieren nach 
Jena, dann „da ihm bekannt, daß Königliche Majeſtät 
in Preußen auf anſehnliche Perſonen reflectierte“ in 
preußiſche Kriegsdienſte ins Graf Dönhoffſche Infanterie⸗ 
Regiment, das teils in Halberftadt, teils in Quedlinburg 
ſtand; dort hatte er einen nahen Befreundeten an dem 


Obrift-€ientenant von Hammerſtein und wurde bald 
Fähndrich. Als fein Vater (1722) ftarb, war er bereits 
beim alten Grafen Dönhoff und beim General von der 
Marwitz gut angeſchrieben. Der König fah ihn bei 
einer Revue und nahm ihn bald darauf nach Potsdam 
in das Leibregiment von den großen Grenadieren. 
Kurz darauf wurde er Leutnant; im Dezember 1740 
bekam er eine Kompagnie, mit der er in Brandenburg 
zu ſtehen kam. Er lebte noch 1756. Joachim Fried- 
rich von Soehlen, der jüngſte Sohn des Hofrats, 
der einzige aus deſſen zweiter Ehe, war am 30. Auguſt 
1711 geboren. Er wurde zu Haufe erzogen, erlernte 
die Jägerkunſt zu Ilmenau mit anderen von Adel, 
begab ſich 1756 in Kurſächſiſche Kriegsdienſte; ging 
aber bald darauf nach Roßla, um fein väterliches Erbe 
zu übernehmen. Er ſtarb zu Kelbra am 14. Februar 
1779. Der Hofrat Johann Heinrich von Soehlen ſtarb 
zu Roßla am 15. Juli 1722 und wurde dort in der 
Kirche beigeſetzt. Kranoldt gibt uns die Inſchrift ſeines 
leider jetzt verſchwundenen Grabſteins: 


D. O. M. S. 


Viri generosissimi Dmi. Johannis Heinrich a Soeh- 
len, celss. Comitum Stolberg. Consiliarii aulici, 
nati anno 1656 d. 1. Jan, denati anno 1722 d. 
15. Jul., viri vitae integritate, anımi sinceritate, 
morum comitate, satis superque probati, qui dum 
officium utriumque per XL fere annos fideliter 
administrasset, bis ex duplici conjugio viduus, 
vitae tandem honorum, operum bonorumque satur, 
id quod mortale habuit ac terrenum huic terrae, 
quod immortale coelo, anno aetatis LXVI, men- 
sium VI. reddidit, nemini non praeclaram sui 
nominis memoriam relinquens, abi lector et mor- 
tem nec mortalium honoribus nec virtutibus, post 
fata tamen superstitibus parcere, disce! 


ad 5. Catharina Margaretha Soehle, ſpäter 
von Soehlen,?) geboren zu Blankenburg am 24. März 
1666, vermählte ſich zu Kelbra, wo ſie wohl bei ihrem 
Bruder Johann Heinrich weilte, am 25. Auguſt 1685 
mit dem damaligen ſchwarzburgſchen Amtsſchöſſer zu 
Kelbra Johann Caſpar Kauffmann, geboren auf 
Schloß Schwarzburg am 8. Mai 1650, der ſpäter als 
Kaiſerlicher Rat und Erbherr zu Döllſtedt und Berga 
als von Kauffberg am 13. Mai 1707 geadelt wurde 
und zu Berga am 8. März 1724 ſtarb, während feine 
Frau daſelbſt am 20. Februar 1759 entſchlief. 

ad 6. Anna Elifabeth Soehle, ſpäter von 
Soehlen, geboren zu Blankenburg am 27. März 1660 
(getauft 2. April), vermählte ſich vor 1787 mit Anton 
Levin von Windheim, Bürgermeiſter von Hannover, 
und ſtarb zu Roßla bei ihrem Bruder Johann Heinrich 
als Witwe am 6. Mai 1704. Auch ihr ſchöner, mit 
Figuren ausgehauener Grabſtein iſt bei dem Neubau 
der Kirche in Roßla beſeitigt; nach Kranoldts Angabe 
hatte er die Inſchrift: 


3) Nach Graf Oeynhauſen: Efther Margarethe S. 


„Leichentext J. Timotheus 5. Das iſt aber eine 
rechte Witwe, die einſam iſt, die ihre Hoffnung 
auf Gott ſtellet und bleibet am Gebet Tag und 
Nacht. — 1705. — Hiob XIX V. 25: Ich weiß, 
daß mein Erlöfer lebt. 

Frau Anna Eliſabeth von Windheim, gebohrene 
von Soehlen, Herrn Anton Levin von Windheim. 
J. U. Licent. vornehmen patritii und Bürger— 
meifters in der Reſidenzſtadt Hannover Eheliebſte, 
iſt geboren den 27. Martii 1660 und geſtorben 
den 6. May 1704.“ 

Ein dritter Sohn des Kämmerers Johann Soehle 
in Wolffenbüttel und der Elifabeth von Anderten war 
ſchließlich noch der Amtmann zu Fürſtenberg und Holz— 
minden Johann Otto Soeble, der mit einem Fräulein 
von Broitzem verheiratet war und am 12. Dezember 
1682 ſtarb. 


Die Familie v. Ganda aug dem Hauſe 
Groß-Wilſtawe (Ur. Crebnitz, Schleſ.), 


Die uradelige Familie v. Randow, die zu den älteften 
magdeburgiſchen Familien gehört, ift allgemein bekannt. 
Weniger bekannt dürfte es jedoch ſein, daß noch eine 
zweite Familie v. Randow eriftiert, die ihre Zufammen- 
gehörigfeit mit der erfteren bisher noch nicht nachzu⸗ 
weiſen vermochte. Es ſind dies die Nachkommen des 
preußiſchen Juſtizrats Karl Benjamin v. Randow, deſſen 
Adel d. d. Berlin, 25. Juni 1804 vom König anerkannt 
wurde. Die Familie iſt im Mannesſtamm ausgeſtorben 
und die letzte ihres Stammes iſt Frau Helene Tieſcho⸗ 
witz v. Tieſchowa geb. v. Randow (die in Breslau, 
Nöfchenſtr. 106, lebt), die Enkelin Karl Benjamins und 
die Tochter Alexander Alfreds v. Randow (* 26. Auguſt 
1810, f 18. März 1849 zu Wirſitz), Landrats des Kreiſes 
Wirſitz (Pofen), und feiner Gemahlin Pauline Adelheid 
Tatzler aus Poſen (* 31. Juli 1811, T 6. November 
1876 zu Schönlanke). Über die Vorfahren des Karl 
Benjamin (v.) Randow geben die Akten im Geheimen 
Staatsarchiv zu Berlin folgendes an: 

Karl Benjamin ſei der Sohn des Gottfried Ben⸗ 
jamin Randow, geb. Königsberg (Oſtpr.) 1740, getauft 
daſelbſt in der Sackheimſchen Kirche 14. Juni 1740, 
geſt. Schöneck (Weſtpr.) 2. November 1801, & Sophie 
Charlotte Clemens. Er war Acciſeeinnehmer und Rats» 
verwandter in Schöneck. 

Deſſen Vater war: 

Johann Gottfried Randow, * Berlin 20. Mai 1700, 
Cizenzbuchhalter in Königsberg (Oftpr.), & Eliſabeth 
Unger. 

Johann Gottfried nun ſoll der Sohn eines Herrn 
v. Randow aus dem Hauſe Randow (Randau, Magde⸗ 
burg) der Überlieferung nach geweſen ſein, doch ließ 
ſich dies bisher noch nicht feſtſtellen. 

Karl Benjamin (v.) Randow, der Erwerber der 
Adelsanerkennung, * zu Schöned i / Weſtpr. 22. Auguſt 
1771, 7 5. Dezember 1827 zu Rawitſch, Kgl. preuß. 


— 160 — 


Juſtizrat und Landrat des Kreifes Wielun in Süd— 
preußen (jetzt Ruſſiſch-Polen), Beſitzer des Rittergutes 
Gr. Wilkawe (Kr. Trebnitz), vormals auf Sytinow 
(Kr. Wielun), x I. 14. Juli 1795 zu Militſch Erneſtine 
Cuiſe Euphrofine v. Puſch ((. . 17. „ 7 14. März 
1813 zu Gr. Wilkawe); & II. 2. Dezember 1815 zu 
Gr. Glaugau Jeanette v. Lightone; X III. 30. Of- 
tober 1821 zu Gr. Glogau Julie v. Lightone (Schweſter 
der 2. Frau). 

Alexander Alfred v. R. ſtammt aus der I. Ehe 
feines Vaters mit £uife v. Puſch. 

Unter den Beweiſen ſeiner Abſtammung von der 
uradeligen Familie v. Randow bringt Karl Benjamin 
(v.) R. folgende: 

I. Er führe noch bis auf den heutigen Tag (1804) 
das von feinem Vater erhaltene Wappen der noch im 
Magdeburgiſchen 
und in Schleſien 
exiſtierenden adeli— 
gen Familie v. Ran- 
dow. 


hören; dazu noch, daß eigentlich noch fein, des Amts- 
rats Vater, alſo Karl Benjamins Großvater von Adel, 
der Sohn eines Offiziers geweſen ſei und dieſer, oder 
ſchon deſſen Vater, durch mehrere Unglücksfälle ges 
zwungen, den Adel verleugnet habe. 

IV. Carl Benjamin (v.) Randow verweiſt auch 
auf die in einem von Leopold Heinrich v. Randow ihm 
zugeſtellten Manuſkript enthaltenen „Kuriofitäten“ des 
Archidiakonus Müller, die die Stelle enthalten, daß 
einige Herren v. Randow in den unglücklichen Seiten 
den Adel hätten fahren laſſen. | 

V. Johann Gottfried Randow habe ſich nachweis- 
lich in ſeiner Jugend bei einem Freiherrn v. Bülow 
aufgehalten, der ſich ſeiner annahm. Nach Müllers 
„Kurioſitäten“ habe nun ein v. Bülow eine geborene 
v. Randow im Jahre 1605 geheiratet; ſo ſei zu ver— 
muten, meint Karl 
Benjamin, daß ſich 

obiger Freiherr 
von Bülow des 
Johann Gottfried 


II. Die beiden Randow als eines 
älteſten Mitglieder Be, Verwandten am 
der beiden jetzt vor⸗ SS See genommen, fei es 
handenen Cinien 5 13 aA feiner Frau oder 
dieſes adeligen Ge⸗ \ E 155 =F feiner Mutter Der: 
ſchlechts, der Ma - e 40 ww 75 e wandten; Johann 
jor von der Armee, 5 4 -  YURTE 7 Ike 29 51 Gottfrieds Vater 

Johann Auguſt I RED en werde wakeſchein⸗ 
v. Randow im ADS = == lich weniaftens in 
Magdeburgiſchen at =n = ſeiner Jugend fic) 
und der Erbherr == Ä Bt: B des Adelstitels be⸗ 
Ceopold Heinrich : | . 7 dient haben und 
2 rare 8 a — * geweſen 
ogſchütz in es ein. 
fien haben Karl Aus all diefem 
Benjamin (v.) R. geht, wenn auch 


für einen wahren 
Abkömmling ihrer 
adeligen Vorfahren aus dem Haufe Randow im Magde— 
burgiſchen förmlich anerkannt. (Dieſe ſchriftliche An— 
erkennung befindet ſich im Kgl. geheimen Staatsarchiv 
zu Berlin.) 

a) Der Major Johann Auguſt v. Randow bezeugt, 
daß er noch einen Onkel oder Großonkel gehabt, der 
Offizier geweſen und Kinder hinterlaſſen, von denen 
man jedoch nichts weiteres gehört habe. 

b) Leopold Heinrich v. Randow auf Bogſchütz be— 
zeugt, er habe in ſeiner Jugend oft von ſeinem Vater 
gehört von der Verarmung der früher exiſtierten dritten 
£inie derer v. Randow auf dem Gute Randow im 
Magdeburgiſchen, die durch die in Folge von Unglücks— 
fällen eingetretene Verarmung gezwungen, ſich des 
Adelstitels nicht mehr zu bedienen. 

III. Von feinem Vater und feines Vaters einzigem 
vorhandenen Bruder, dem Amtsrat und Kammer: 
Re giſtrator Randow in Plock (T kinderlos), hat Karl 
Benjamin (v.) Randow ungefähr dasſelbe erzählen 


nicht mit voller Be⸗ 
ſtimmtheit, ſo doch 
mit großer Wahrſcheinlichkeit hervor, daß die Herren 
v. Randow auf dem Gute Gr. Wilkawe zu der urade— 
ligen Familie v. Random auf dem Gute Randau im 
Magdeburgiſchen gehören. W. v. R. 


Exotiſche Wänderiuappen. 
Von H. G. Ströhl. 


IV. Neuſüdwales. 

New South Wales, im Oſten des britiſchen 
Kolonialſtaatenbundes „Commonwealth of Australia“, 
führte früher in Weiß ein rotes Kreuz (Georgskreuz), 
das in der Mitte mit einem der goldenen Cöwen von 
England belegt war, der in den Kreuzarmen von vier 
achtſtrahligen goldenen Sternen begleitet wurde. Im 
Jahre 1906 erfolgte eine Vermehrung dieſes Wappens. 
Der Schildwurde blau tingiert und mit dem alten 
Wappenbilde belegt, wobei vom früheren weißen Schild» 


felde nur bordartige Streifen längs des Kreuzes ficht- 
bar blieben. In den blauen Quartieren iſt in | 


161 


und 4 je ein goldenes Dließ mit weißer Bandſchlinge, 


in 2 und 3 eine goldene Korngarbe untergebracht, 
Schafzucht und Ackerbau ſymboliſierend. Als Creſt 
erſcheint eine aufgehende goldene Sonne, deren Strahlen 
mit roten Flämmchen beſetzt ſind. Der Wreath des 
Creft’s iſt weiß blau gewunden. Als Schildhalter dienen 
einer der goldenen Löwen von England und ein goldenes 
Kanguru, beide auf einem weißen Deviſenbande fußend, 
das die Inſchrift: ORTA . RECENS . QUAM - 
PURA NITES in ſchwarzen Lettern zeigt. 

Der betreffende Wappenbrief, d. d. 11. Oktober 
1906, lautet im Original: 


„Edward the Seventh by the Grace of God of 
the United Kingdom of Great Britain and Ireland 
and of the British Dominions beyond the Seas, King, 
Defender of the Faith, ‘To Our Right Trusty and 
Right Entirely beloved Cousin and Councillor Hzary, 
Duke of Norfolk Earl Marshal and Our Hereditary 
Marshal of England, Knight of Our Most Noble 
Order of the Garter, Knight Grand Cross of Our 
Royal Victorian Order, Greeting: Whereas, for the 
greater honor and distinction of Our State of New 
South Wales, We are desirous that Armorial Ensigns 
and Supporters should be assigned for that State. 


Know ye therefore that We of Our Princely 
Grace and Special Favour have granted and assigned 
and by these Presents do grant and assign the 
following Armorial Ensigns and Supporters for the 
said State of New South Wales that is to say for 

Arms: „Azure a Cross Argent voided Gules charged 
in the centre chief point with a Lion passant quar- 
dant, and on each member with a Mullet of eight 
points Or between in the first and fourth quarters a 
Fleece of the last banded of the second and in the 
second an third quarters a Garb also Or: And for 
the „Crest on a Colours A Rising Wreath of the 
Sun each Ray tagged with a Flame of fire proper: 
And for the Supporters On the dexterside A Lion 
rampant quardant And on the sinister side „A 
Kangorvo both Or“ together with this Motto, ,Orta 
Recens Quam Pura Nites“, as the same are in the 
painting hereunto annexed more plainly depicted to 
be borne for the said Stateon Seals Shields, 
Banners, Flags or otherwise according to the Laws 
of Arms. 


Our Will and Pleasure therefore is that you 
Henry Duke of Norfolk to whom the cognizance of 
matters of this nature doth properly belong do re- 
quire and command that this Our Concession and 
Declaration be recorded in Our College of Arms in 
order that our Officers of Arms and all other Public 
Functionaries whom it may concern may take full 
notice and have knowledge thereof in their several 
and respective departments. And for so doing this 
shall be your Warrant. 


| 


— 


Given at Our Court at St. James's this eleventh 
day of October, 1906, in the Sixth year of Our 
Reign.“ 

By Illis Majesty's Command 
Elgin. 

I hereby Certify that the foregoing Copy of the 
Royal Warrant assigning Armorial Ensigns and 
Supporters for the State of New South Wales is 
faithfully extracted from the Records of the College 
of Arms, London. 

As witness my hand at the said College this 
twentieth day of November 1906. 

A. S. Scott-Gatty, Garter. 


Am 22. Februar 1907 wurde das neue Staats 
wappen in der „Government Gazette of the State of 
New South Wales“ publiziert. 


Goethe⸗Ahnen. 


Herr Archivar Dr. Riedner in Speier a / Rh. hat 
ſich in verdienſtvoller Weiſe bemüht, über die Speierer 
Goethe- Ahnenfamilie Bien (ſiehe „Herold“ 1907 
S. 147 u. 197) noch weiteres zu ermitteln und teilte 
mir nachfolgendes mit: 

Die Ehefrau des Ratsherrn Georg Bien hieß 
Elifabetha Bloch, fie lebte noch 17. Januar 1599 
in Speier. 

Als Kinder dieſer Ehe ſind anzuſehen: 


1. Catharina Bien, Gattin des Speierer Bürgers 
Moritz Rogbecher. 

2. Gerhard Bien, immatrikuliert 22. Mai 1581 
in Heidelberg, baccalaureus artium II. Mai 1582, 
wahrſcheinlich gleich nach Beendigung ſeiner 
Studien nach Mainz verzogen, wo fein Vater 
1585 ſtarb. In Speier wird Gerhard B. 7. Juli 
1700 (als „Bürger zu Mentz, geboren zu Speier“) 
als Pate genannt. 

3. Anna Bien, des Leonhard Wolffen L. T. D., 
camere advocati ac procuratoris Hausfrau. Beide 
laſſen am II. Februar 1595 einen Sohn Chriſtian 
Marcilius taufen. Die Frau, letztmals erwähnt 
24. September 1596, ſtarb bereits in den nächſten 
Jahren, denn am 15. Oktober 1602 erſcheint 
Dr. Leonh. Wolf, der immer in Speier geblieben 
war, mit einer zweiten Frau: Catharine Buchner 
oder Buch verheiratet, die noch 19. Auguſt 1603 
genannt wird. 


Herr Dr. Riedner hält nun dafür, daß der an ſich 
ganz unverſtändliche zweite Vorname „Lioma“, der ſich 
in Speier niemals erwähnt findet, weiter nichts als 
aus „Bienin“ verleſen iſt, welcher Anſicht ich mich voll 
und ganz anſchließe, um ſo mehr, als z. B. die Familie 
Wolf v. Todenwarth im Freih. Taſchenbuch 1859 als 
Gattin des Dr. Leonhard W. nur angibt: Anna Lioma. 


— 162 — 


Es dürfte ziemlich fiher hier durch Schreibfehler aus 
dem Sunamen. Bienin der zweite Vorname Cioma 
fälſchlich entſtanden fein. 

Der obengenannte — 11. Februar 1505 getaufte — 
Chriſtian Marcilius Wolf z. C. war Obriſt zweier 
Regimenter und mit Salome von Doppesheim -vers 
mählt, feine Linie ift erloſchen, während die heute noch 
blühenden Freiherrn Wolff von und zur Todenwarth 
von ſeinem Bruder Johann Jacob (geboren 1585, 
geſtorben 1655) heſſ. Rat und Geſandter beim Friedens⸗ 
ſchluß zu Münſter, abſtammen. 

K. Kiefer. 


8 Bücherſchau. 


Dr. Georg Lomer, Bismarck im Lichte der Natur- 
wiſſenſchaft. Halle a. S., 1907. Verlag von Karl 
Marbold. Preis 3 Mark. 

Ein wichtiges Werk, da cs der erſte Verſuch if, „Bis⸗ 
marcks Perſönlichkeit vom Standpunkte moderner Natur» 
wiſſenſchaft, insbeſondere der Anthropologie, Pſrckologie und 
Medizin, zu erfaſſen und zu verftehen“ | 
Insbeſondere aber ein Werk, an dem diejenigen Genea: 
logen, die ſich für die Fragen der „Vererbung“ und der „über- 
fommenen Anlagen“ intereifieren, in Sufunft nicht achtlos 
werden vorüber gehen dürfen. 

Ich gebe zunächſt einen Überblick über den Inhalt: 

I. Die Wurzeln von Bismarcks Weſen. 

Einleitung. 
Seine Herkunft väterlicherſeits. 
Seine Herkunft mütterlicherſeits. 
Die Miſchung der beiden elterlichen Keimtendenzen. 
II. Bismarcks Weſen. 
Seine äußere Erſcheinung. 
Sein geiſtiges Weſen. 
bis zum Entwicklungsalter, 
bis zur Seit des „tollen Bismarck“, 
bis zur Heirat. 
III. Die pſychologiſchen Grundlagen ſeiner Politik. 
IV. Bismarck als Künſtler und Nervenmenſch. 
Der Künſtler. 
Status ner vosus. 
Nachhall. 

Dieſe Inhalts überſicht allein zeigt ſchon, daß es ſich um 
bedeutſame Dinge handelt. 

Die Abſchnitte nun, die beſonders die Aufmerkſamkeit 
des Genealogen in Anſpruch nehmen, ſind die Abſchnitte 
desjenigen Teiles, den der Verfaſſer: „Die Wur;eln von 
Bismarcks Weſen“ überſchrieben hat. 

Unvergeſſen ſoll hier dem Verfaſſer die Ausführung auf 

S. 5 f. bleiben: 5 
„Wollen wir das Weſen eines Menſchen aus ſeinen 
Ahnen heraus begreifen, ſo wird es ſelten Schwierigkeiten 
machen, uns über ſeine beiden Eltern in genügender 
Weiſe zu unterrichten. Mehr Schwierigkeiten, Aus- 
reichendes zu erfahren, erwachſen uns oft bereits bei den 
wa beiden Großvätern und Großmüttern, und nod mehr 
ſteigert ſich dieſe Schwierigkeit in bezug auf die vier 

Urgroßvater und ebenſo vielen Urgroßmütter. In jeder 

Generation rückwärts verdoppelt ſich ja die Sahl der 

Ahnen, und die Ahnentafel dehnt ſich ſchließlich ins 


der v. Dewitz“ von L. Wegner, ann 1868, 


Ungeheure aus. Dabei müffen wir annehmen, daß alle 
dieſe Gejdletter den Nachfahren ein gewiſſes Erbteil 
latent oder manifeſt, d. h. als aktive oder als im Keim 
verhandene Eigenſchaft vermacht haben. 

Will man alſo ſämtliche wirklichen Quellen 
der perſönlicken Erb. Eigenſchaften eines Individuums 
kennen lernen, ſo führt es keineswegs zum Siele, wenn 
man nur die räterliche Linie, ſoweit ſie die Trägerin des 
betreffenden Namens iſt, oder die Linie, welche Trägerin 
des mütterlichen Namens iſt, betrachtet. Ein ſolches 
Vorgehen iſt Stückwerk und ſtellt nur einen winzigen 
Teil der wirklichen Ahnen feſt.“ 


Das ſind treffliche Worte, die zeigen, daß der Derfaffer 
den Wert der „Ahnentafel“ und die Bedeutung der „Aſzen⸗ 
denzbeobachtung“ für das Studium von Dererbungsfragen 
richtig erkannt hat. Leider gebraucht er in ſeiner weiteren 
Darlegung das Wort „Stammtafel“ gelegeutlich als gleich- 
bedeutend mit „Ahnentafel“, was keine genaue Kenntnis der 
z genealogiſchen Grund- und Darſtellungsformen“ verrät. 

Der Derfaffer legt feinen Betrachtungen lediglich eine 
Ahnentafel des Vaters des großen Hanzlers zu 4 Ahnen 
und eine ſolche zu ebenſoviel Ahnen ſeiner Mutter, alſo 
eine Ahnentafel Ottos von Bismarck zu 8 Ahnen, zu Grunde. 

Wahrſcheinlich, weil er über die geiſtigen und körper 
lichen Eigenſchaften der „is Ahnen“ nichts e er⸗ 
mitteln konnte. 

Das iſt eben der Fehler des Verfaſſers. Wie fo viele, 
die die „Quellen der perſönlichen Erb— Eigenſchaften“ eines 
großen Mannes kennen lernen wollen, wie vor allem noch faſt 
immer die Arzte und Pſychiater bei Unterſuchung derartiger 
Fragen, kennt er die genealogiſche Literatur nicht aus- 
reichend. 

Hätte er ſie gekannt, ſo hätte ihm nicht entgehen können, 
daß über die beiden väterlichen Urgroß mütter des Keichs⸗ 
kanzlers: Stephanie Charlotte von Dewitz und Sophie Eleonore 
von Dewitz immerhin einiges aus der „Familiengeſchichte 
zu er⸗ 
fahren war. 

Hätte er fie 8 fo hätte ihm vor allem nicht ent. 
gehen können, daß, da dieſe zwei Urgroßmütter Ottos 
von Bismarck dem gleichen Geſchlechle entſtammten, nots 
wendig in den höheren Ahnenreihen fogenannter „Ahnen⸗ 
verluſt“, d. h. das wiederholte Vorkommen eines Dewitzſchen 
Stammelternpaares eintreten muß, ſo daß die Frage entſteht, 
ob dieſes wiederholte Vorkommen gewiſſer Ahnen ſich nicht 
irgendwie in dem UÜUberkommen gewiſſer Eigenſchaften gee 
äußert hat. 

Am ſchlimmſten rächt ſich dieſe Unkenntnis der genea- 
logiſchen Literatur bei Lomers Betrachtung der Ahnentafel 
zu 4 Ahnen der Mutter Bismarcks.“ 


Hätte der Verfaſſer auch nur die „Ahnentafel des Fürſten 
Otto von Bismarck“ (zu s Ahnen) von Dr. Walther Graebner 
(„Deutſcher Herold“, XXXI. Jahrg., Berlin 1900, S. 95 und 
Beilage) gekannt, ſo hätte er den Namen der väterlichen 
Großmutter von Bismarcks Mutter, der Luiſe Maria Witten, 
Ehefrau des Profeſſors Gottfried Ludwig Mencke, nicht un⸗ 
ausgefüllt laſſen können. 


Hätte er ferner meinen Aufſatz: „Über einen mütter- 
lichen Ahnen Bismarcks“ („Grenzboten“, 65. Jahrg., Nr. 3 
vom 18. Januar 1906) gekannt, fo hätte er an meiner An⸗ 
nahme, daß Otto von Bismarck hervorſtechende Eigenſchaften 
ſeines zweifachen mütterlichen Ahnen: Michael J. Bütner, 
F 1677, Domherrn, Stiftsfeniors und Stiftsrats zu Ganders- 


Erinnerungsſtücke aus dem Beſitz der Familie v. Wefternhagen 


Beilage zum Deutſchen Herold 1908, Nr. g. 


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— 163 — 


heim, befeffen habe, nicht vorübergehen dürfen. Er hätte fie 
billigen. oder ablehnen müſſen. [Mein zweiter Aufſatz: „Die 
Leipziger Ahnen des Fürſten Bismarck“ („Grenzboten“, 1907, 
IV. Quart.) iſt wohl gleichzeitig oder kurz nach dem Lomerſchen 
Buche erfchienen.] 

Dieſe Unkenntnis der genealogiſchen Literatur iſt be⸗ 
dauerlich. — f ; 

Die folgenden Abſchnitte („Bismarcks Weſen“, S. 22 - 85; 
„die pſychologiſchen Grundlagen feiner Politik“, S. 86— 122; 
„Bismarck als Künftler und Nervenmenſch“, S. 123— 154) 
ſind höchſt anregend und für jedermann von höchſtem Inter⸗ 
eſſe, wenn auch nicht jeder alles billigen wird. 

Alles in allem: ein ſehr empfehlenswertes Buch; auch 
für den Genealogen von Fach, trotz den oben hervor⸗ 
gehobenen Mängeln. 


Dr. Stephan Kefule von Stradonitz. 


Deutfher Ordens⸗Almanach (Deutſche Ordens liſte), 
Handbuch der Ordensritter und Ordens-Damen deutfter 
Staatsangehörigkeit. (Dritter) Jahrgang 1908/09. 
Herausgegeben unter amtlicher Förderung und nach 
amtlichen Quellen. Verlag: „Deutſcher Orders: Als 
manach“, G. m. b. H., Berlin S. W. 48, Wilhelmſtr. 122 a. 

In gleichem Gewande, aber in weſentlich verſtärkter 
Geſtalt ſtellt ſich der neue Jahrgang des „Deutſchen Ordens 
Almanachs“ diesmal denjenigen vor, die gewohnt ſind, ihn 
als bequemes Nachſchlagewerk zu benutzen. | 

Der Grund dieſes vermehrten Umfanges liegt darin, 
daß ſich der neue Jahrgang „zur ſpeziellen Aufgabe gemacht 
hat, die Militärs im Aftiven- wie im Beurlaubtenſtande, ſoweit 
fie Ordensritter find oder Oidensaus zeichnungen, Medaillen 
und Ehrenzeichen beſitzen, den vorgenannten Kategorien der 
deutſchen Ordensritter“ (aus privaten Berufen und der Be⸗ 
amtenwelt) „in gleich genauer und gewiſſenhafter Behand— 
lung zuzugeſellen. So ſind auch die Inhaber der Landwehr⸗ 
dienſtaus zeichnungen 1. und 2. Klaffe, dieſes durch vorwurfs⸗ 
freie und getreue Erfüllung der militäriſchen Ubungen und 
Pflichten in der Referve und Landwehr zu erwerbenden mili- 
täriſchen Ehrenzeichens, durchweg in dieſem Jahrgange auf— 
geführt“ Und das mit Recht. 

Möglichſte Vollſtändigkeit, Richtigkeit und Suverläſſigkeit 
iſt erſtrebt, das merkt man dem Werke überall an. Daß der 
Kundige bei Stichproben unſchwer Druck- oder Leſefehler, 
Derfehen u. dergl. findet, liegt in der Natur der Dinge und 
wird ſich erſt ganz allmählich vermeiden laſſen. Der Grund⸗ 
gedanke des Werkes iſt jedenfalls ein geſunder und als Nach⸗ 
ſchlagewerk iſt es deshalb ſehr brauchbar. An derartigen 
Nachſchlagewerken ſcheint in der Gegenwart ein Bedürfnis 
vorzuliegen, wie der Erfolg von „Wer iſt'sd“ beweiſt. Hier 
iſt das einigende Band ein gewiſſes Hervortreten über das 
Durchſchnittsmaß durch Leiſtungen. Beim „Deutſchen 
Ordens-Almanach“ iſt das einigende Band das Hervortreten 
durch eine öffentliche Auszeichnung. Beide Werke 
können alſo ſehr wohl neben einander beſtehen und ſich in 
glücklicher Weiſe ergänzen. — 
| Dorangeftellt find dem Hauptteil des Werkes, dem „Ver. 
zeichnis der Ordensritter und Ordensdamen deutſcher Staats- 
angehörigkeit“, das nunmehr nicht weniger als eintanfend- 
ſiebenhundertundvierunddreißig Seiten umfaßt, zwei „Auf- 
ſätze über das Ordensweſen“. 

Nämlich: „Die Hansorden von Mecklenburg ⸗Schwerin, 
Sachſen⸗Coburg⸗Gotha, Lippe, Waldeck und Pyrmont und 
Hohenzollern“ von Profeſſor Dr. phil. Georg Epſtein, Litera: 
riſchem Direktor am „Deutſchen Ordens ⸗ Almanach“, und „der 


Höniglich preußiſche Kronen ⸗Orden“ von Dr. jur. Karl. Adolf 
Freiherr von der Horft, Regierungsaffeffor a. D. und Nit 
glied des Königlichen Heroldsamtes. Sodann ein „Verzeichnis 
derjenigen Regenten, welche Orden und Ehrenzeichen ver- 
leihen, unter Angabe der Genealogie ihrer engeren Familie, 
bezw. bei republikaniſchen Staatsweſen Verzeichnis der Prä⸗ 
ſidenten.“ 

Fu dem erſten Aufſatze habe ich zu bemerken, daß ich 
die in deſſen Einganysworten gegebene Begriffsbeſtimmung 
für ,Hausorden” für falſch halte. Unter „Hausorden“ find, 
nach meiner Anſicht, im fachwiſſenſchaftlichen Sinne nicht 
„Familienorden zu verſtehen, die ihren fürſtlichen Hau- 
fern — oft durch das Datum oder die Deranlaffung 
zu ihrer Stiftung — in der Reihe der von dieſen 
verliehenen Ordensauszeichnungen am nächſten 
ſtehen“, ſondern ſchlechthin ſolche Orden, die den (männ⸗ 
lichen) Mitgliedern des betreffenden regierenden hauſes 
regelmäßig vom Familien- und Ordensoberhaupt, lediglich 
wegen der Zugehörigkeit zu dem betreffenden hohen Haufe, 
in einem gewiſſen Lebensalter, oder gleich bei der Geburt, 
oder bei der Konfirmation uſw uſw., verliehen werden, ohne 
daß Derdienft vorliegt, wobei dann reine Hausorden, Orden, 
die Haus: und Ritterorden, Orden, die Hause und Vers 
dienſtorden ſind, uſw. unterſchieden werden müſſen. Abge⸗ 
ſehen von dieſer einleitenden Auseinanderſetzung enthält der 
vorbezeichnete, erſte ordensgeſchichtliche Aufſatz nichts neues. 
Dagegen ift in dem zweiten Aufſatze den „Akten der Genera! 
Ordensfommiffion und des Geheimen Sivilkabinetts“ manche 
Einzelheit beigebracht, die nicht ohne Intereſſe iſt. 

Ein ſehr auffälliges Derfehen iſt dem Derfaffer da⸗ 
gegen in folgendem zugeſtoßen. Er verbreitet ſich ſehr 
eingehend über die „Urkunde betreffend des Tragen der Jn- 
ſignien des Rothen⸗Adler⸗Ordens I. Klaffe und des Kronen: 
Ordens I. Klaſſe bei gleichzeitigem Befi beider Orden“ vom 
18. Januar 1865, d. h. über das Tragen der Emaillebänder 
des eiſtbeſeſſenen dieſer beiden Orden um Stern und Kreuz 
des letzterhaltenen. Er weiß aber nicht, daß dieſe Urkunde am 
4. Mai 1888 wieder aufgehoben worden iſt, fo daß ſeitdem 
die beiden erſten Klaſſen der vorbenannten Orden wieder 
nebeneinander getragen werden. Hätte er das treffliche Werk 
von Dr. Walther Schultze: „Deutſchlands Ritter. und Der- 
dienft Orden der Gegenwart“, Berlin 1900, das in feiner 
Literaturüberſicht und auch in derjenigen des Aufſatzes von 
Epſtein fehlt, zu Rate gezogen, fo hatte ihm diefe „Auf 
hebung“ nicht entgehen können. 

Dr. Stephan Kekule von Stradonth. 


Archives Héraldiques Suisses. (Schweizeriſches 
Archiv für Heraldik.) Organe de la Société Suisse 
d’Heraldique, 21. Jahrgang (1907). 126 Seiten, 
8 Tafeln u 21 Textbilder. Sütich, Schultheß & Co. 

Aus dem vielſeitigen, aber wieder (vergl. Herold 1907 
S. 89) vorwiegend ſchweizer Derhältniffe behandelnden Inhalt 
hebe ich folgende Aufſätze hervor: Das Wappenbild der Abtei 
und der Stadt St. Gallen in älteren Bannern und Siegeln, 
von F. Gull. — Das Schwyzer und das Unterwaldner Panner, 
von Dr. Robert Durrer. — Oberdeutſche Wappenſcheiben, 
von W. Wertmann. — Das älteſte Basler Biſchofſiegel, von 
E. A. Stückelberg. — Descendance de D. Antonis I, Prieur 
de Crato, XVIIIe roi de Portugal, par A. de Faria. 

Als Beilage erſcheint wieder wie früher die Fortſetzung 
des „Genealogiſchen Handbuches zur Schweizer Geſchichte“ 
(Seite 337— 408 des Textes) mit 4 Siegel- und 7 Stamm- 
tafeln, deſſen erſter Band inzwiſchen wohl vollſtändig er⸗ 


ſchienen iſt. Nach dem bereits vorliegenden Inhaltsverzeichnis 
behandelt dieſer Band 39 Familien, darunter die Könige von 
Burgund a. d. H. der Welfen, die Herzoge von Gſterreich und 
Säringen, die Grafen von Habsburg, Kirburg, Rapperswil, 
Toggenburg, Neuenburg, Montfort und Werdenberg uſw. 
Auch für den nicht⸗ſchweizer Forſcher wird das Werk de: halb 
eine Fundgrube ſein, um die wir die Herausgeberin — die 
Schweizer herald. Geſellſchaft — wohl beneiden dürfen. 
Breslau XIII. Karl Schlawe. 


Unſere Heimat. Mitteilungen des Heimatbundes, Verein 
für Heimatkunde im Kreife Schlüchtern. 1908. 

Don dieſem neuen Blatte liegen uns die beiden erſten 

Nummern vor, aus denen wir mit Freude erſehen, daß auch 


Heraldik und Familienkunde von der Schriſtleitung berück. 


ſichtigt werden. In Nr. ı beginnt eine längere Abhandlung 
unſeres geſchätzten Mitgliedes Dr. Caner über die zahl. 
reichen Grabdenkmäler in den Hirchen zu Schlüchtern, von 
denen leider ein großer Teil im vorigen Jahrhundert ver— 
nichtet worden iſt. Nr. 2 bringt den Schluß dieſes Artikels, 
ferner einen Abriß der Geſchichte der Burg Schwarzenfels, 
eine Abbildung des Siegels des Schlüchterner Konvents aus 
dem 13. Jahrhundert und anderes. 


Permifchten. 


— Die 2. Beilage zur Leipziger Feitung Nr. 16%, 1908, 
enthält eine Bekanntmachung des Friedhofausſchuſſes zu 
Dresden, betreffend die Gräber auf dem Crinitatis: Friedhof 
dafeibft, welche ſich in verwahrloſtem Zuſtande befinden und 
über die weiter verfügt werden wird, ſofern nicht Perſonen, 
welche an der Erhaltung Intereſſe haben, ſich innerhalb ſechs 
Monaten in der Sriedhofsfanzlei — Schulgaſſe 2 — melden. 

Das Derzeihnis der Beſtatteten iſt ſehr umfangreich; 
von bekannteren Namen finden ſich u. a.: v. Zulhafo; 
v. Dolgoruky, Fürſt; v. Grabowski, Graf; v. Beuſt; Böhlau; 
v. Boxberg; v. Bünau; v. Cramer; v. Einſiedel; v. Ferſen; 
v. Firks; v. Gärtner; v. Hochlitzka; Hlaproth; v. Krebs; 
Graf Lambsdorff; Graf Leutrum v. Ertingen; Frhr. v. Leyſer; 
Graf v. Maltzahn; v. Moſch; v. Mühlenfels; v. d. Planitz; 
v. Polenz; Graf v. Raben; v. Rochow; v. Rothkirch; Graf 
Sayn; Frhr. v. Seckendorff; Senft v. Pilſach, u. a. m. 


— Aus dem Nachlaß des am 21. Nocember 1907 aus 
dem Leben geſchiedenen Hofrats Dr. Carl Adolf Mirus 
zu Leisnig hat kürzlich deſſen Schwiegerſohn K. Dollmöller 
den ſelbſtrerfaßten Lebens lauf des Derewigten herausgegeben. 
Das Heft wird deſſen zahlreichen Freunden eine willkommene 
Gabe ſein; es ſchildert das Leben eines edlen, warmherzigen, 
fröhlichen, wohltätigen, für alles Gute und Schöne be— 
geiſterten und frommen Mannes, der ein wirklicher Lebens- 
künſtler geweſen iſt und deſſen Andenken dauern wird. Hof— 
rat Mirus war eifriger Genealoge, ſeine familiengeſchicht— 
lichen Hefte ſandte er regelmäßig an die Bibliothek des 
Vereins „Herold“. Seit Jahrzehnten war er auch regel, 
mäßiger Beſucher der Hauptverſammlungen des Geſamt— 
vereins der deutſchen Geſchichts vereine. 


— Hu dem Namen Schottelius. Dieſer dürfte urfprüng- 
lich Schottel gelautet haben, nicht Schotte, da hierfür die 
richtige Latiniſierung doch wohl Scotus oder Schottus ge- 
weſen wäre. Fr. v. M. 


| 


— Swei Bemerkungen zur vorigen Nummer. 

Su S. 127. Don der Schaumburg (bei Rinteln) als in 
Weſtfalen liegend zu reden iſt nur bedingt richtig. Unzweifel⸗ 
haft gehörte dieſe Grafſchaft S. früher zum Weſtfäliſchen 
Kreife; ſeit dem weſtfäliſchen Frieden aber zu Heſſen, 
wenigſtens der Teil, in dem die Burg liegt. Heute iſt es 
der Kreis Rinteln, zur Provinz Heſſen⸗Naſſau gehörig, fo daß 
die Inventariſation der Bau und Kunſtdenkmäler dieſer 
Provinz, in dem Hefte, das dem genannten Kreife gewidmet 
und vor kurzem erſchienen iſt, auch die Schaumburg aufzue 
nehmen hatte. 


Zu S. 142. Wer ſich mit der Waldeckiſchen Ge— 
ſchichte beſchäftigt, darf Varnhagens Grundlage der 
Waldeckiſchen Landes, und Regentengeſchichte 


(2. Bd. 1825 u. 1855), nicht unbeachtet laſſen. Uber Mag- 
dalene, Tochter Philipps IV. (nicht des Sweiten dieſes 
Namens!) und Stiefſchweſter Samuels ſehe man im 2. Bande 
S. 70 u. 71 nach. Auch Hoffmeifter erwähnt fie natürlich 
in feinem Hiſtor. genealog. Handbuche der Grafen und 
Fürſten von Waldeck und Pyrmont (1885) und zwar auf S. 27. 


Berlin, Juli 1908 Franz Weinitz. 


(Su Seite 146. Schönfeld betr.) Landgräfl. Heſſen⸗ 
Caſſelſcher Staats- u. Adreß⸗Calender von 1795, Seile XI: 
Orden pour la vertu militaire; Seine Excell. Hr. Heinr. 
v. Schönfeld H. Prfeuß.) General) L(ieutenant). 

Rec(ipirt) den 5. März 1769. 


Anfragen. 

Unter dieſer Rubrik ſteht Dereinsmitgliedern 
und Abonnenten ½ Spalte (16 Druckzeilen) koſten⸗ 
frei zur Derfügung. 

Für überſchießende Seilen find die tarifmäßigen 
Inſertions gebühren zu entrichten. 


94. 

Mitteilung, betreffend ev. Vorkommen des Namens 

Welder (Welker) in Heſſen, beſonders in Creyfa 

a. d. Schwalm vor dem Jahre 1500 erbeten (Heſſ. Urkunden⸗ 
bücher bekannt) 

Düſſeldorf, Scheibenſtr. 25 J. 


95. 


Carl Welcker. 


Nachricht erbeten: 


1. Über Geburtsort des Guts verwalters Chriſtian 


Friedrich Troje, F in Alt-Sippnow (Weſtpreußen) 1828, 


* 175% wod 

2. Uber deſſen Vater Martin Troje, * 1730 wor, Guts 
verwalter zu Parchlin (Pommern), und deſſen Vorfahren. 

Für Nachweis der Abſtammung dieſer von den 
v. Troje, v. Tropen, Troje v. d. Woldenburg (f. Zedlitz, 
Kneſchke, Ledebur) zahle ich 500 4. - 

Auch für alle ſonſtigen Angaben über die Familie Troje 
beſten Dank. 

Seehauſen, Kr. W. Troje, 
Korvetten-Kupitän a. D. 


96. | 
Erbitte Mitteilungen aller Art, Hinweife auf die gedruckte 
ortsgeſchichtliche Literatur, Angaben über das Vorhandenſein 
von Porträts, Nachrichten über Wappen, Leichenſteine, 
Stammbuch Einträge, Inſchriften auf irgendwelchen Gegen ⸗ 


ET 


1 ere — — — * 


> 


— 165 — 


ſtänden, Lebensbeſchreibungen, Leichenpredigten und Uirchen⸗ 


buchauszüge vor 1785 fiber die Familien: v. Brixen (v. Brix, 
Briex v. und zu Montzel) Schleſien, Denckert Heſſen und 
Potsdam nebſt Umgegend. Förſter (oe). Katholiſch. — Frau 
des preußiſchen Majors v. Brixen (Brix) im Hahnenfeldſchen 
Infanterie⸗Regiment zu Neiße war eine geb. F.; v. B. ftand 
bis 1786 in Breslav, wo am 12. April 1784 die älteſte 
Tochter in der St. Adalbert⸗Kirche getraut wurde; Schleſien, 
v. Kunitzky (i, idi); Pommern und Polen, Cudtemafer, 
Mac-Alifter (Makaleſter), v. Pelden gen. v. Eloudt, 
(v.) Ruehl, Rumpf, Schöler und Schuppert, Weſtfalen 
und Rheinlande. 
Görlitz, Mühlenweg 11, p. 
v. 81 Oberſtleutnant 3. D. 


97. 

1. Wo finde ich wohl das Adelsdiplom des Reichs 
freiherrn von der Noddgerie zu Pfefferkornd Auf dem 
Heroldsamt zu Berlin und beim Adelsarchiv in Wien iſt 
vergeblich danach geſucht worden. Es muß doch aber irgend- 
wo ein Adelsbrief zu finden ſein. 

2. Sind etwa im 16., 17. und 18. Jahrhundert die 
reichsfreien Städte auch berechtigt geweſen, Erhebungen 
in den Reichsfreiherrnſtand vorzunehmen? (Nein. A. d. Red.) 

3. Im Jahre 1794 ſteht nach einem Tauffchein aus 
Weſtpreußen ein als abweſender Pate eingetragener „Haupt- 
mann von der Noddgerie zu Pfefferkorn“ „in pfälzifhen 
Dienſten“. Wo könnte ich über dieſen etwas Näheres (Dore 
namen, Standort, Perfonalien ꝛc.) erfahren d Anfragen beim 
Kriegsarchiv in München, beim Staatsarchiv in Düſſeldorf 
und Darmſtadt haben über den Geſuchten keine näheren Un: 
gaben erbracht. 

Hohenſalza (Poſen). 

Pfefferkorn, Hal. Diviſtons pfarrer. 


98. 

v. Gronsfeld⸗Diepenbrock. Wer beſitzt eine Genea⸗ 
logie dieſer Familie und iſt geneigt hieraus Mitteilungen zu 
machen? ſpeziell über Gräfin v. GD. geb. 1747, Tochter 
des Grafen Friedrich und der Caroline v. Bentheim werden 
Nachrichten höflichſt erbeten. 


Haag (Holland). D. G. v. Epen. 


99. 
Für den Nachweis der Exiſtenz einer ſüddeutſchen Familie 
v. Teltingen oder Tebtingen, Tetinger u. v. Dettinger 
und wo Näheres über fie zu erfahren wäre, würde man 
ſehr dankbar ſein. Auskunft bittet man an die Redaktion 
dieſes Blattes gelangen zu laſſen. 


100. 

1. Wer kann mir Quellen über die Familie von Hagen, 
welche etwa von 1450 bis 1650 in Angeln, Provinz Schles⸗ 
wig-Holftein, angeſeſſen war, nachweiſend 
2. Hat im 18 Jahrhundert und früher eine Einwande⸗ 
sat ge Geſchlechter in Schleswig ftattgefunden und 
woher? — 


Einbeck in Hannover. von Hagen, Major. 


101. 
1. Johann Michael Kühn, Buchdrucker, zu Cottbus, 
geb. d +P verehelicht mit? Vorfahren d 
2. Sohn: Johann Gottlieb Kühn, Buchdrucker zu 
Cottbus, geb. 1232, + 1807 daſelbſt; verehelicht mit d 
Nachkommend 


3. Lebte um 1797 ein Buchdrucker Kühn in Wittenberg d 
Geb. d FP verehelicht mit Dorothea Sophie geb. d 
Vorfahren d Nachkommen d 

Um gefällige Auskunft, ſowie um gütige Überfendung 

bezw. käufliche Überlaffung von gedruckten Gelegenheits⸗ 
ſchriften bittet 


Berlin, Paſſauerſtr. 17. Dr. Kühne. 


Antworten. 


getreffend die Anfrage 48 in Nr. 4 des „D. Herold“ von 1908. 

Das Wappen der v. Wöllnitz muß ſich im Weimariſchen 
Archiv auf einem Wachsſiegel finden und — wenn ich nicht 
ganz irre — aus einer Lilie beſtehen. Ich habe die Aus⸗ 
kunft vor Jahren erbeten und erhalten, als ich für eine 
Ahnenprobe die Wappen v. Wöllnitz und Baulwar ſuchte, 
habe das Material aber nicht hier. 

C. Freifrau v. Münchhauſen. 


Retreffend die Anfrage 63 in Nr. ö des „D. Herold“ von 1908. 

In meiner Antwort (S. 142) ſind folgende Druckſehler 
zu berichtigen: 

* 1541 muß heißen: 1591; Dr. Lanke = Dr. Lauth; 
v. Secheſtedt = v. Seheſtedt; Meinhard Dietrich v. Auer auf 
Peken = Pellen; Ludwig Friedrich v. Auer auf Feldſchmiede 
= SGoldſchmiede; Schder = Schier. 

Herr Graf D. v. Ranzow teilt mir mit, daß Joachim 
v. Brockdorff auf Nixdorf ufw. (+ 1644) X 1638/9 Hedwig 
v. Seheſtedt aus Depenan (vir. 1655) eine Tochter Anna 
Katharina v. B. hatten; fie war 1645 noch minderjährig; 
ihr Brautſchatz betrug 1660 25 000 Taler. >< v. Rautter⸗ 
Ahrenftein.. 

Königsberg. Gallandi. 


Betreffend die Anfrage 84 in Nr. 7 des „D. Herold“ von 1908. 
Procop v. Salga & Urſula v. Röder 


Günther & Eleonore v. Döbſchütz 
—— . — — pẽ— . 


Günther & Sabine v. Noſtitz. 
Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. Dr. Wagner. 


Betreffend die Anfrage 85 in Nr. 7 des „Y. Herold“ von 1908. 
Kammerherr v. Schuckmann beſaß 1830 Battinsthal, 
Hr. Randow (Balt. Stud. I 267). — Keichenpredigt auf 
Heinrich Schuckmann, fürſtl. mecklenb. Vizedirektor nfw., 
1706, auf der Fürſtl. Bibliothek zu Stolberg (Harz). — Here 
mann Schuckman, Doktor und Profeſſor der Theologie, 
Dekan, Roſtock, 1648. . 
Berlin N. W. 87, Elberfelderſtr. 4. 
f Rechtsanwalt a. D. Fiſcher. 


Setreffend die Anfrage 86 in Ur. 7 des „D. Herold“ son 1908. 
Generallieutenant von Gluer führt am 1. 8. 1788 
Mecklenburger Hülfstruppen nach den Niederlanden und 
trifft mit dieſen am 1. 9. 1788 in s'Hertogenboſch ein. v. G. 
kehrt 1790 wieder nach Mecklenburg zurück. 
(v. Preſſentinſches Familienbuch, S. 94/95.) 


Detreffend die Anfrage 86 in Ar. 7 des „D. Herold“ von 1908. 

Pfarrer Hermann Glüer zu Gr. Simnan b. Wodigehnen, 
* 16. 6. 1863, ordiniert 19. 5. 1889, wurde 1906 zum Nach⸗ 
folger des Miſſionsinſpektors Sauberzweig ſeitens des Komi ⸗ 


— 166 — 


tees der Geſellſchaft zur Beförderung der evangeliſchen 

Miffionen unter den Heiden gewählt. — Die Familie Glö er 

it zum Genuſſe der Steinmann ⸗Schmidtſchen Stipendien⸗ 

ftiftung zu Itzehoe berechtigt; die Stammtafel, aus der die 

Berechtigung zu erſehen iſt, liegt beim Candratsamte daſelbſt. 
Berlin N. W. 87, Elberfelderſtr. 4. 


Rechtsanwalt a. D. Fiſcher. 


getreffend die Anfrage 86 in Nr. 7 des „D. Herold“ von 1908. 
über bürgerliche Glüer's (hauptſächlich Paſtorenfamilie 
in Mecklenburg) habe viele Auszüge aus Hirchenbüchern, wo⸗ 
mit ich eventl. nach vorheriger Vereinbarung zu Dienſten ſtehe. 
3. 3. Schwerin i. Mecklenburg, Hotel du Nord. 
Frhr. Rodde. 


Getreffend die Anfrage 86 in Nr. 7 des „Y. Herold“ son 1908. 
Eine Familie Glüer iſt anfäffig in Gergehnen b. Saale 
feld, Oſtpreußen. 


Arnsberg b. Charau, 19. 2.08. Helene Motherby. 


Betreffend die Anfrage 88 in Nr. 5 des „DO. Herold“ von 1908. 

Nachrichten über die württembergiſche Beamtenfamilie 
Hölder finden ſich auch in den Genealogiſchen Nachrichten 
von der Bilfinger⸗Familie 1802, S. 25, im Genealogiſchen 
Handbuch bürgerlicher Familien 5 5.578, 10 S. 102, 240, 
ſowie in den Akten der Riegerſchen Stipendienſtiftung zu 
Ludwigsburg, der Baperſchen, der Brollſchen, der Nürn⸗ 
bergiſch⸗Tafingerſchen und der Seller⸗Stählinſchen Stiftung 
zu Tübingen. — Über den Spruch der leipziger Schöppen 
um 1550 betr. Müllergeſellen Hans Helder vgl. Seitſchrift 
für die geſamte Strafrechtswiſſenſchaft 10 S. 45 af. 

Berlin N. W. 87, Elberfelderſtr. 4. 

Rechtsanwalt a. D. Fiſcher. 


Getreffend die Anfrage 89 in Ar. 7 des „D. Herold“ sen 1908. 

Des Valentin Leich, Kaufmanns zu Leipzig, Tochter 
Juſtina Margaretha vermählte ſich 1716 mit Johann Benedikt 
Earpzov (v. Dreyhanpt S. 26). — Leichenpredigt auf Daniel 
Leicher, Aſſeſſor des kurſächſiſchen Schöppenſtuhls zu Leipzig, 
1612, auf der Fürſtlichen Bibliothek zu Stolberg (Harz). — 
Magdalene Leicher, Ehefrau des Pfarrers Michael Schulze 
(Pratorins) zu Creutzberg in Thüringen (wohl Creutzburg 
a. d. Werra); ihre Tochter Maria Prätorius, * 1554, T 1601, 
war in 1. Ehe mit M. Marx Hefe, Diakonus, in 2. mit dem 
Bürgermeiſter Jakob von Jena und in 3. mit Elias Ulrich 
gen. von Cranach, ſämtlich zu Serbſt, vermählt. — Außer 
dem Anfrager verzeichnet das Adreßbuch der geſamten evan⸗ 
geliſchen Geiſtlichkeit Deutſchlands, 1902, noch Karl Leich, 
2. Pfarrer zu Gelſenkirchen (feit 1869); * 7. 12. 1859 und 
ordiniert 26. 5. 1867. 

Berlin NW. 87, Elberfelderſtr. 4. 


Rechtsanwalt a. D. Fiſcher. 


Hetreffend die Anfrage 89° in Nr. 7 des „D. Herold“ von 1908. 
Wappen der Familie van der Leck (Prov. Holland): 
In Silber ein goldgekrönter ſchwarzer Löwe, Zunge und 
Krallen rot. Helm: gekrönt. Helmzeichen: Der Löwe, wachſend 
zwiſchen offnem filbernen Fluge. 
(Rietſtap, De. Wapens van den Nederlandschen Adel, 
; Groningen 1890, S. 358.) 


Bellage: Erinnerungsſtücke aus dem Beſitz der Familie v. Weſternhagen. 


| getreffend die Anfrage 90 in Ur. 7 des „J. Herald“ ven 1908. 


Es lebten 1627 Heinrich Groß zu Pillau, 1646 
Friedrich Groß. — Nachrichten über Groß vom 14.— 16. 
Jahrhundert vorhanden. — 1749 überläßt die Witwe des 
churheſſiſchen Generals v. Groß, geb. v. Arnſtedt ihr Gut 
Großen⸗Werther an Hauptmann v. Arnſtedt. 

Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. Dr. Wagner. 


Hetreffend die Anfrage 91 in Nr. 7 des „D. Herold“ von 1908. 
Ein Wolf Chriftian Treuſch v. Buttlar, Sohn des 

Ad am Ludwig Treuſch v. Buttlar, war Fahnenjunker 

beim Leib⸗Dragoner Regiment. . : 
Berlin N. 39, Sellerftr. 2. Dr. Wagner. 


Setreffend die Anfrage 93 in Ar. 7 des „D. Herold“ son 1908. 

Peter Kligfe, Propſt zu Brandenburg, vor 1448 
(Dieterich, Hiftor. Nachr. v. d. Grafen zu Lindow n. Ruppin, 
Berlin 1725, S. 99). — Keichenpredigt auf Anna Urſula, Ehe- 
fran des fürſtl. pfalz-fponheim. Hofpredigers Johann Peter 
Klicke, 1702, auf der Fürſtl. Bibliothek zu Stolberg (Harz). — 
Der Name Klitzke iſt vielleicht auf Kletzke, Kreis Weſpriegnitz, 
oder Kletzko (Klecko), Kr. Gneſen, zurückzuführen. — Sol- 
gende Ortsnamen ſind wohl dem Anfrager noch willkommen: 
Kligfau, Kr. Konig; Klicken (Klycken), Kr. Sifhhanfen; 
Sum Klick, Kr. Sulingen; Klützkow, Kr. Schivelbein; 
Klüden, Kr. Pyritz; Klütz, Kr. Uſedom⸗Wollin; Klütz, 
R. A. Grevesmühlen. 

Nehring: 1645 zu Neinſtedt (Kleemann S. 70). — Bane 
meiſter N., Berlin, 1695 (Moderne Kunſt, 17. Jahrg., S. 93). 
— Forſtrat N., Harzburg, 1903. — Albert N., Grimſchleben, 
1906. — Witwe des Rittergutsbeſitzers Emil Lange ⸗Altroden, 
Martha geb. Nehring, Hohenfalza, 1906. — Geheimrat Prof. 
Wladislaus N., Breslau, 1907. 

Berlin NW. 87, Elberfelderſtr. 4. 


Rechtsanwalt a. D. Fiſcher. 


Betreffend die Anfrage 93 in Ar. 7 des „D. Herold“ son 1908. 
Nach Bl. 14 des Jaſtrower Protokollbuches (Stadtarchiv 
Jaſtrow) erſcheint am Tage Mariae Empfängnis 1611 Hans 
Kliczke von groſſen Poplo (Groß Poplow bei Polzin i. Pom.), 
des edlen Junker Gert Manduvels Dndterthan (= Leibeigner), 
mit ſeiner Mutter und fordert den Nachlaß ſeines verſtorbenen 
Halbbruders Hennig Manduenel (bäuerl. Herkunft). 

Über die Schulzen⸗ und Freigutsbeſitzer⸗Geſchlechter 
Nehring und Neubaur (Nigbuhr) habe ich zahlreiche 
Nachrichten. 

Berlin N. W. 23 


Dr. Koerner, 
Klopftodftr. 55. 


miigl. d. Herolds. 


Bie diesjährige Hauptverſammlung des Geſamtvereins 
der deutſchen Geſchichts- und Altertumsverelne findet, in 
Merbindung mit dem Ardivtage und dem Tage für Benk- 
malpflege, in der Woche vom 20. bis 26. September zu 
Liber: ſtatt. Ate Beteiligung daran ſteht jedermann frei; 
die Kitglieder des Bereing Herold werden gebeten, ſich recht 
zahlreich einzufinden. Für die Sitzungen der A. Abteilung 
(Künz-, Wappen- und Siegelkunde, Genealogie) find inter- 
eſſante Vorträge angemeldet. Zur Geſprechung geeignete 
Themata wolle man gefl. bei Herrn Geheimen Archivrat 


Dr. Baillen, Berlin C. Kloſterſtraße (Königliches Staats- 
archin) anmelden. 


Verantwortlicher Herausgeber: Ad. M. Hildebrandt in Berlin, V. 62. Fanilſtrafts B II. — Selbſtverlag des Vereins Herold; auftrags weiſe verlegt von 
Carl Hermanns Verlag in Berlin, W. Mauerſtraße 43. 44. — Julius Sittenfeld, Hofbuchdrucker. in Berlin W. 


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Berlin, September 1908. 


Der jährliche Preis des „Veutſchen Herold” — monatlich ein Heft — beträgt 12 Mk., der „Vierteljahrsſchriſt für Wappen“, 
Siegel- und Familienkunde“ 8 mk. Einzelne Nummern koſten 1 Mk. — Anzeigen für den „Deutſchen Herold“ werden von 
Carl Heymanns Verlag, Berlin W., Mauerſtr. 43. 44, entgegengenommen. 


Inhalts verzeichnis: Bericht über den Kurfus über Familien- Die ſtilgerechte Ausführung heraldiſcher und heraldiſch 
forſchung und Vererbungslehre vom 2. bis 6. Auguſt 1908 verzierter Arbeiten, 3. B.: 
in Gießen. — Japaniſche Familienzeichen. (Mit 2 Tafeln.) Wappenmalereien aller Art, Stammbäume, Familien 
— Derzeichnis derjenigen Perſonen, die ſich in das Stamm: chroniken, Adreſſen, Er-libris, Glasgemälde, Por- 
buch des Elias Pilgram aus Nürnberg, der 1626— 1651 in sellane, Gravierungen, Bildnis-Medaillen, Gedenk 
Altdorf ſtudierte, eingetragen haben. — Ergänzungen zur münzen für Familienereigniſſe, Votivtaſeln, Fahnen, 
Schönfeldtfrage. — Das „Henßelbuch“ der Stadt Sontra Bucheinbünde, Ledertreibarbeiten, Bildhauerarbeiten 
und die darin vorkommenden Familiennamen. (Schluß.) — in Hols und Stein (für Möbel, Denkmäler ufw.), Gold- 
Die Malereien im Schloß zu Forchheim. — Goethes Ahnen und Silbergerite mit heraldiſcher Dekorierung uſw., 


von Carl Knetſch. — Aus dem älteſten Kemnitzer Kirchen- z ermittelt die Redaktion des Deutſchen Herolds (Berlin W., 
buche. — Bücherſchau. — Vermiſchtes. — Anfragen. — Schillſtr. 3); fie ſteht zu dieſem Zweck mit tüchtigen Künſtlern 
— Antworten. — Druckfehlerberichtigung. — Briefkaſten. und Aunfigewerbetreibenden in Verbindung. 


Jede Auskunft wird bereitwilligſt erteilt. 
Hereing nachrichten. Sees 
Die Sitzungsberichte der Hauptverfammlung des Ge- 
Die nächſten Sitzungen des Vereins Herold ſamtvereins der Deutſchen Geſchichts- und Altertumsvereine 


finden ſtatt: zu Mannheim 1907 find jetzt erſchienen und gegen Gin- 
Dienstag, den 15. Seytbr. 1908 ) abends ſendung des Portobetrages von 20 Pfennig koftenfret von 
(Vortrag des Herrn Frhn. v. Dungern) Ts Whe, der Redaktion dieſes Blattes zu beziehen. — Auch von den 
Dienſtag, den 6. Oktober 1908 Protokollen früherer Jahre können, ſoweit der Vorrat reicht, 


im „Burggrafenhof“, Aurfürſtenſtr. 91. noch Gremplare abgegeben werden. 


Die Mitglieder des Vereins Herold werden freundlichſt erſucht, folgendes beachten zu wollen: 

1. Alle den Verein im allgemeinen betreffenden Korreſpondenzen find zu richten an den Vorſitzenden, 
Herrn Generalleutnant z. D. v. Bardeleben, Erzellenz, Berlin W. 50, Kurfürſtendamm 240, oder an den 
Schriftführer, Herrn Geheimrat Seyler, Berlin W. 30, Nollendorfſtr. 10. 

2. Alle Anfragen, Wappen und Wappenkunft betreffend, ferner Manufkripte für die Vereinspublikationen 
ſowie Anfragen und Antworten für den Anfrageteil der Zeitſchrift und Mitteilungen, welche die Bibliothek 
des Vereins betreffen: an Herrn Profeſſor Ad. M. Hildebrandt, Berlin W. 62, Schillſtr. 3. 

3. Alle Mitteilungen genealogiſcher und familiengeſchichtlicher Art (aber nicht die zum Abdruck in der 
Seitſchrift beſtimmten): an Herrn Kammerherrn Dr. Rekule v. Stradonitz in Groß Lichterfelde, 
Marienſtr. 16. 

4. Alle Anfragen und Mitteilungen über Siegel und Siegelwefen: an Herrn Geheimrat Seyler, 
Berlin W. 30, Nollendorfſtr. 10. 

Die Mitgliedsbeiträge find an den Deutſchen Areditverein, Berlin W. 66, Mauerſtr. 86/88, zu leiſten. 
Anmeldungen neuer Mitglieder nehmen alle vorſtehend genannten Herren entgegen. 


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Die Bereinsbiblisthek befindet ſich W. 62, Bleififir. 4, 
Quergebinde I., und tf Mittwochs von 2—5, Sonn- 
abends von 10—1 Uhr geöffnet. Der Katalog tft gegen 


Einſendung ven 3,20 Mark vom Biblisthekar zu beziehen. 


Bericht über den Kurfus über Familien- 
forſchung und Vererbungslehre vom 2. bis 
6. Auguſt 1908 in Gießen. 


Der „Kurfus über Familienforſchung und Vers 
erbungslehre“ in der Pfychiatrifchen Klinik der Unie 
verſität Gießen, den Profeſſor Dr. Robert Sommer, 
Ordinarius für Pſychiatrie und Nervenheilkunde an 
der Univerſität und Direktor dieſer Klinik, veranſtaltet 
hatte und auf den in dieſer Seitſchrift in den Sitzungs- 
berichten und ſonſt mehrfach hingewieſen worden iſt, 
hat in der geplanten Weiſe und mit beſtem Erfolg 
ſtattgefunden. f 

Unter den etwa ſechzig Teilnehmern befanden ſich 
Geiſtliche, Schulmänner, Arzte, Rechtskundige, einige 
Familienforſcher uſw., auch einige Damen. Darunter 
war auch das Ausland (Holland, Schweiz, Nordamerika, 
Rußland) vertreten. 

Als Vortragende wirkten: Profeſſor Dr. Sommer: 
Gießen, Profeſſor Dr. Dannemann-Gießen, Profeſſor 
Dr. Strahl- Gießen, Geheimrat Profeſſor Dr. Hanfene 
Gießen und der Berichterſtatter. 

Die Vorleſungen fanden zum größten Teil im 
Hörſaal der Klinik für Pſychiatrie und Mervenfrant. 
heiten, teilweiſe auch im Hörſaal der Anatomie ſtatt. 
Lehrreiche Demonſtrationen und Experimente dienten 
zur Erleichterung des Verſtändniſſes. 

Der Berichterſtatter ſprach in fünf Stunden über 
„die Darſtellungsformen der Genealogie“ und „die 
Methode der Genealogiſchen Forſchung“ und gab am 
Schluſſe eine „Einführung in die genealogiſche Lites 
ratur“. 

Die Vererbung von Eigenſchaften in bezug 
auf die einzelnen Menſchen und die Erſcheinung von 
ähnlichen Anlagen, die uns in Form von Stammes- 
und Volkseigenſchaften entgegentreten, beruht im Grunde 
auf der Beſchaffenheit und dem Suſammentreffen von 
Keimelementen beſtimmter Art. Daher iſt bei Be— 
trachtung der Vererbung, Artenbildung und Variation 
die Unterſuchung der Keimzellen erforderlich und 
deren Betrachtung notwendig. 

Die Darſtellung dieſes Gebietes hatte Profeſſor 
Dr. Strahl übernommen und führte fie in wiſſen— 
ſchaftlicher und zugleich gemeinverſtändlicher Form 
durch, wobei er feine Ausführungen durch ſehr lehr- 
reiche Modelle und mikroſkopiſche Präparate erläuterte. 

Nach dieſem Einblicke in die menſchliche Keim: 
entwicklung bot Geheimrat Profeſſor Dr. Hanſen eine 
umfaſſende Überſicht über die Fragen der Vererbung, 
Artenentwicklung, Bildung von Dariationen bei den 
Pflanzen, wobei er die von Mendel entdeckten Der- 
erbungsregeln in bezug auf die Blütenfarbe beſtimmter 


—— . . ̃ —ßH——— n. ̃ r ̃ rNldʒBt!rr T0 ]] ß 


Pflanzenarten durch ſehr anſchauliche überſichts tafeln 
erläuterte. — Die Teilnehmer haben grade auch die 
Darſtellung der genannten Probleme durch die Fach⸗ 
vertreter mit großem Intereſſe aufgenommen. 

Auf dieſer breiten genealogiſchen und naturwiſſen⸗ 
ſchaftlichen Grundlage erörterte ſodann Profeſſor 
Dr. Sommer die angeborene Anlage des Menſchen 
vom pſycho · phyſiologiſchen Standpunkte, beſonders als 
Ausgangspunkt aller Betrachtungen über die Vererbung 
von Eigenſchaften. Er behandelte die Frage, wie weit 
ſich dieſe Anlage bei genauerer Unterſuchung mit be⸗ 
ſtimmten Methoden in geſetzmäßiger Weiſe zum Aus⸗ 
drucke bringen läßt, wobei er auf Grund von zwölf- 
jährigen Studien über dieſe Fragen eine Anzahl von 
ſchlagenden Beiſpielen gab. Im Suſammenhange da⸗ 
mit fand eine Erläuterung der Unterſuchungsmittel und 
der Laboratorien der Klinik für pfychifche und nervöſe 
Krankheiten ſtatt. Durch vergleichende Anwendung 
derſelben Methoden auf Normale, Nervöſe und Geiſtes⸗ 
kranke hat ſich eine Reihe von Einblicken in die Be⸗ 
jonderheit von angeborenen Anlagen und die Art ihrer 
Abweichungen und Störungen ergeben. Bei der Dar⸗ 
ſtellung der angeborenen Anlage im Gebiete der 
Normal⸗Pſychologie erörterte der Vortragende auch 
die Fragen der Erziehbarkeit und Strafbarkeit. In 
zwei weiteren Vorträgen faßte er ſodann die Tatſachen 
der Degeneration und die für die Regeneration in 
Betracht kommenden Mittel zuſammen. In ſeinem 
Schlußvortrage erläuterte er dann, daß, abgeſehen von 
einer Reihe von anderen Mitteln zur Regeneration, es 
hauptſächlich darauf ankomme, daß der natürliche Adel 
in der Ahnenreihe der einzelnen Menſchen möglichſt 
zahlreich vertreten ſei, d. h., daß die einzelnen Menſchen 
bei der Auswahl ihrer Ehegatten ſich von der Rück⸗ 
ſicht auf körperliche und geiſtige Tüchtigkeit leiten laſſen 
ſollten. 

Profeſſor Dr. Dannemann erläuterte das Thema 
der angeborenen Anlage im Gebiete der Geiſteskrank⸗ 
heiten und der Kriminalität auf Grund von umfang⸗ 
reichen Forſchungen, unter vielfacher Benutzung von 
Stammbäumen, Krankengeſchichten und Gutachten. 
Daran wurde eine Reihe von Betrachtungen über die 
zweckmäßige Behandlung von erblich Anormalen ge⸗ 
knüpft. ü 

Auch ein öffentlicher, ſehr gut beſuchter Dor- 
tragsabend wurde veranſtaltet, bei dem zuerſt der Be⸗ 
richterſtatter über „Bismarck im Lichte der Vererbung“, 
dann Profeſſor Dr. Sommer über „Goethe im Lichte 
der Vererbung“ ſprachen. Dabei zeigte ſich die be⸗ 
merkenswerte Tatſache, daß die genealogiſche Medizin, 
vertreten durch Sommer, und die naturwiſſenſchaftliche 
Genealogie, vertreten durch den Berichterſtatter, ohne 
irgend welche vorherige Vereinbarung darüber und 
ganz von einander unbeeinflußt, genau die gleiche 
Methode der Betrachtung anwandten. 

Die von dem verdienſtvollen Deranftalter des 
Kurfes, Profeſſor Dr. Sommer, zum erſten Male vers 
wirklichte Beſtrebung, den Problemen der Vererbung 


angeborener Anlagen beim Menſchen durch konzentriſches 
Cosgehen auf denſelben Gegenſtand von den verſchie⸗ 
denſten Seiten her beizukommen, die „naturwiſſenſchaft⸗ 
liche Genealogie“, um es ſo auszudrücken, und die 
hiſtoriſche Genealogie zu gemeinſamer Arbeit zu ver⸗ 
einen, die Vertreter beider Richtungen auch perfönlich 
mit einander in Berührung zu bringen, bedeutet einen 
Markſtein in der Weiterentwicklung der wiſſenſchaftlichen 
Genealogie. 

Die innere Teilnahme der Hörer war auch er⸗ 
ſichtlich eine außerordentlich rege. 

In der „freien Ausſprache“ machte Dr. Adolf 
von den Delden:Weimar Mitteilungen über die 
Ahnentafel des Generals der Kavallerie 3. D. Grafen 
Ferdinand von Seppelin, die ſeitens der Kursteilnehmer 
mit dem lebhafteſten Intereſſe aufgenommen wurden. 
Es ergab ſich die bemerkenswerte Tatſache, daß die 
Ahnentafel des Grafen einen auffallend ſtarken Ein⸗ 
ſchlag von franzöfifchem und franzöͤſiſch · ſchweizeriſchem 
Blute aufweiſt. 

Am Schluſſe des Kurſes fand ein mehrſtündiger 
Meinungsaustauſch über eine „Organiſation der nature 
wiſſenſchaftlich genealogiſchen Forſchung“ ſtatt. Es 
wurde dabei nachſtehende Reſolution beſchloſſen: 

1. Ein Suſammenſchluß der naturwiſſenſchaftlichen 
und der genealogiſchen Arbeit zum Sweck einer 
exakten Familienforſchung beſonders im Hinblick 
auf die Erſcheinungen der Vererbung, Degeneras 
tion und Regeneration iſt notwendig. 

2. Su dieſem Swede wird eine Kommiffion, be⸗ 
ſtehend aus den Herren: 

Profeffor Dr. Sommer-Gießen, 

Profeſſor Dr. Dannemann: Giegen, 

Dr. med. Kaup- Berlin (Vertreter der Zentrale 
für Dolfswohlfahrt), 

Dr. med. Ploetz · München (Herausgeber des Urs 
chivs für Rafjen- und Geſellſchafts⸗Biologie), 

Rechtsanwalt Dr. Breymann⸗Leipzig (Dor: 
figender der Sentralftelle für deutſche Per⸗ 
ſonen und Familiengeſchichte in Leipzig), 

Dr. Stephan Kefule von Stradonig- 
Groß · Cichterfelde, 

Dr. von den Velden ⸗Weimar 

eingeſetzt. | 

3. Sur Sammlung familiengeſchichtlicher Tatſachen 
iſt die Leipziger „Sentralſtelle für Perſonen⸗ und 
Familien⸗Geſchichte“ geeignet. Der Beitritt zu 
derſelben wird anheimgegeben. 

Eine Wiederholung des Kurſes, vielleicht in er⸗ 

weiterter Form, iſt in Ausſicht genommen. 
Ich kann am Schluſſe meines Berichtes nicht unter⸗ 
laſſen, der Überzeugung Ausdruck zu geben, daß der 
„Herold“, will er nicht ins Hintertreffen geraten, dieſen 
naturwiſſenſchaftlich · genealogiſchen Beſtrebungen eine 
höhere Teilnahme zuwenden muß, als bisher. 

Vielleicht am beſten nicht dadurch, daß er in ſeinen 
Monatsheften, dem „Deutſchen Herold“, ſtreng wiſſen⸗ 
ſchaftliche, naturwiſſenſchaftlich⸗genealogiſche, um es fo 


auszudrücken, Aufſätze zum Abdruck bringt, die ihre 
richtige Stätte vielmehr in ſeiner ſtreng wiſſenſchaft⸗ 
lichen „Vierteljahrsſchrift für Wappen-, Siegel ⸗ und 
Familienkunde“ finden würden, ſondern indem er 
bei jeder Gelegenheit betont und betätigt: 

1. daß die umfangreiche fachliche Bibliothek des 
Vereins „Herold“ den Familienforſchern, auch den 
mediziniſch⸗genealogiſchen Familienforſchern, eine 
Fundquelle bietet, wie ſie in Deutſchland nirgends 
ſonſt zugänglich iſt; 

2. daß der „Herold“ jede Familienforſchung, auch 
die naturwiſſenſchaftlich⸗genealogiſche, in jeder 
Binficht fördert und unterſtützt, daß ihm überhaupt 
die Swecke, zu denen Familienforſchung unter⸗ 
nommen wird, gleich lieb find, mögen es nun 
geſchichtliche, rechtliche, kulturgeſchichtliche, familien⸗ 
geſchichtliche, naturwiſſenſchaftliche oder mediziniſche 
ſein, wenn es nur wiſſenſchaftliche ſind; 

5. daß er jederzeit den Satz hochhält, jede Familien⸗ 
forſchung ſei gleichwertig, möge es ſich um die 
Genealogie von hochadeligen, adeligen, bürger⸗ 
lichen, bäuerlichen oder von Arbeiterfamilien 
handeln, da ja auch die Grundbegriffe der 
Genealogie für alle dieſe Fälle die gleichen ſind. 

Dr. Stephan Kekule von Stradonitz. 


Japaniſche Familienzeichen. 
von H. G. Ströhl. 
Mit zwei Tafeln. 


Die hier beifolgenden japaniſchen Familienzeichen 
oder Mon gehören zum größten Teile Samuraifamilien 
an, die im Dienſte der Shogunatsregierung (Bakufu) 
geftanden haben und deren Mon nebſt jener der Daimyo 
in den Bukan oder „Spiegel der Krieger“ eingetragen 
erſcheinen. Ich habe ſeinerzeit zwei ſolche mehrbändige 
Bukanl) erzerpiert und die in denſelben vorgefundenen 
Wappenbilder in mein 1906 erſchienenes „Japaniſches 
Wappenbuch“ (Nihon moncho) aufgenommen, von jenen 
des niederen Adels allerdings nur ſo viele, als auf 
den mir vom Verleger zugewieſenen Druckbogen Platz 
finden konnten. Die übrigen Mon, den Reſt, darunter 
manch eigenartiges und intereſſantes Stück, habe ich 
auf den beiden vorliegenden Tafeln zur Abbildung 
gebracht und bilden nun dieſe gewiſſermaßen eine Er⸗ 
gänzung des erwähnten kleinen Werkes. 

Merkwürdigerweiſe iſt nur eine minimale Anzahl 
diefer Mon in jenen neueren Wappenfammelbüchern?) 


1) „Bunsei bukan“ (Spiegel der Buke oder Krieger aus 
dem Nengo oder der Periode Bunsei, 1818—1829). 

„Kayei bukan“ (Spiegel der Krieger aus dem Nengo 
Kayei, 1848 - 1859). 

2) „Jrohabiki moncho* (Wappenbuch nach dem I-ro-ha, 
d. h. nach dem japaniſchen Alphabet geordnet), mit 1314 
Wappen (1881). | 

„Kodai moyo. Koeki moncho“. (Muſter aus alter 
Seit. Dermehrtes Wappenbuch) mit 2340 Wappen (1891), 


— 1270 — 


auffindbar, die außer den Abbildungen der Familien: 
zeichen auch deren Blaſonierung enthalten, ſo daß bei 
manchem Mon, an dem nicht die geringſten Anhalts⸗ 
punkte für eine Erklärung vorhanden ſind, eine ſolche 
felbftverftändlich auch nicht beigeſetzt werden konnte. 
Sum Glück ſind es nur wenige, die den europäiſchen, 
aber auf dieſem fremdländiſchen Gebiete einigermaßen 
erfahrenen Heraldiker ganz im Stiche laſſen, und wäre 
ich dem freundlichen Leſer für eine diesbezügliche Mit⸗ 
teilung dankbar, wenn er vielleicht zufälliger Weiſe auf 
eine Löſung eines oder des anderen dieſer Rätſel 
ſtoßen ſollte. 

Über das japaniſche Wappen im allgemeinen habe 
ich ſeinerzeit in dieſen Blättern (Jahrgang 1904, 
Nr. 10) bereits einen allerdings ſehr kurz gefaßten 
Abriß gegeben und kann mir hier alſo eine weitere 
Auseinanderſetzung über das Weſen und die äußere 
Erfcheinung der japaniſchen Familienzeichen jetzt er- 
ſparen. Wer ſich mehr für dieſe eigenartige Heraldik 
Oftafiens intereſſieren ſollte, den verweiſe ich auf mein 
f „Nihon moncho* (Wien, 1906), ſowie auf die 

Spezialartikel, Kiku“, eine kleine Monographie 
über das Chryſanthemumwappen („Deutfcher 
Buch- und Steindrucker“ Berlin, 1906 Nr. 10), 
„Redende Familienzeichen der Japaner“ 
(Schweizer Archiv für Heraldif, 1906), 
„Blumen und Blüten in der japaniſchen 
Heraldik“ („Kunſt und Kunſthandwerk“, 
Monatsſchrift des k. k. öſterr. Muſeums für 
Kunſt und Induſtrie, Wien, 1907) und 
„Der Fächer als Familienzeichen 
Japaner“ (ebendaſelbſt, 1908). 

Im Texte zu den 58 hier vorgeführten Familien- 
zeichen erſcheint zuerſt der Name der betreffenden 
Familie, die das Seichen gefuhrt oder noch führt, dann 
der deutſche und japaniſche Wortlaut der Blaſonierung 
ſowie die Uberſetzung der in der japaniſchen Blaſo⸗ 
nierung vorkommenden Begriffe, foweit dies zum Der: 
ſtändnis der Sache unbedingt notwendig ſchien und ſo 
gut dies meine mir zur Verfügung ſtehenden Hilfsmittel 
erlaubten. Dieſe Wortüberſetzungen ſind nur je beim 
erſten Auftreten des fraglichen Wortes eingeſchaltet 
und werden ſpäter nicht wiederholt. 

Wie ja bekannt ſein dürfte, wird „ei“ wie ein 
langes „e“ mit einem kurzen Nachklang des „i“, „ai“ 
wie „ai“, „5“ gleich dem deutſchen „j“, „g“ innerhalb 
eines Wortes wie „ng“, „ch“ wie „tsch“, „j“ wie 
„dsch“, „sh“ wie „sch“, „s“ wie „N“ und „2“ wie 
weiches „s“ ausgeſprochen. Das „u“ und auch das 
„i“ verſchwinden in manchen Fällen gänzlich, 3. B. 
Mitsu, ſprich: mits’, futatsu, ſprich: f'tats', uſw. 

I. Kondo. Geteiltes Geweih im Rund — Maru 
ni warizuno; maru — Rund, ni = in, waru = teilen, 
tsuno = Geweih, Horn (hier das ts zu 2 erweicht, das 
wie weiches s ausgeſprochen wird). 

Die Familie Kondo führt auch das Mon: Geteiltes 
Geweih ein Rund bildend = Warizuno-maru, alſo dies 
ſelbe Figur, aber ohne Einfaſſung, und das Mon: Zur 


der 


einander geneigte Geweihe = Dakizuno (ſiehe „Nihon 
moncho“, Fig. 436 u. 437). n 

2. Fuse. Eine Falkenfeder im Viereck mit ge⸗ 
ſtutzten Ecken = Sumikirigaku ni hitotsu taka no ha; 
sumi — €de, kiri = ftugen, abſchneiden, (shi) kaku 
= Viereck (hier das k zu einem g erweicht), hitotsu 
= Yamato (altjapaniſches) Sahlwort für J, taka = 
Falke, no = des, ha = Feder. 

3. Hisanag a. Wildgans im Rund = Maru ni 
karigane; kari, gan = Wildgans. 

Die Familie Hisanaga führt auch noch das Mon: 
Drei von Kreifen umſchloſſene Wildgänſe = Mitsu 
kokumochi-karigane; mitsu — Vamato-Sahlwort für 3, 
kokumochi —= Kreisform (fiehe „Nihon moncho“ 
Sig. 441). 

Eine nicht ftilifierte, fondern natürlich gezeichnete 
Wildgans bezeichnet der japaniſche Heraldiker kurzweg 
mit „gan“. 

4. Shibata. Zwei Wildgänſe im Rund = Maru 
ni futatsu karigane; futatsu = Yamato-Zahlwort für 2. 

Die Masuyama, ehemalige Daimyo zu Nagashima 
in der Provinz Ise, führen dasſelbe Mon, die Wilds 


gänſe aber ſchrägrechts auffliegend (ſiehe „Nibon 
moncho“, fig. 20). 
5. Hanabusa. Drei Wildganfe = Mitsu- 


karigane. 

Die Familie Hanabusa führt auch noch das Mon: 
drei Knotenwildgänſe = musubi-mitsu karigane; musubi 
= Knoten, knüpfen (fiehe „Nihon moncho“, Fig. 442). 

6. Nagakura. Knotenwildgans im Rund = 
Maru ni musubi-karigane. 

7. Ikeda. Panzerſchmetterling im Viereck mit 
geſtutzten Eden = Sumikirigaku ni yoroi-cho; yoroi = 
Panzer, cho = Schmetterling. 

Die Ikeda, ehemalige Daimyo zu Okayama in der 
Provinz Bizen, führen den Panzerſchmetterling ohne 
Umrahmung (ſiehe „Nihon moncho“, Fig. 30). 

8. Koide. Eine Variation der Kirſchblüte, Prunus 
pseudocerasus (Sakura). 

9. Nagai. Eine Variante des Mon: Apfelſchnitt⸗ 
fläche = Karanashi-kiri-kuchi; Karanashi = alter Aus · 
druck für beniringo; beni — rot, ringo = Apfel. 
Kiri-kuchi — Schnittfläche, von kiri = abſchneiden. 

Die Nagai, ehemalige Daimyo zu Kano in der 
Provinz Mino, benutzen das Mon: Karanashi-kiri-kuchi, 
die Nagai zu Shinjo in der Provinz Yamato dieſelbe 
Figur, aber in einem Rund (ſiehe „Nihon moncho“, 
Fig. 215a u. b). 

10. Ooka. Nicht ausgeführtes Epheublatt im 
Rund — Maru ni so no tsuta; so no = nicht anse 
geführt, nicht vollendet, tsuta = Epheu. 

11. Omae. Aprikoſenblatt Epheu = Gyoyo- 
tsuta; gyoya = Aprikoſenblatt, eine fehr häufig in der 
japanischen Heraldik angewandte Formation der Blatt. 
ftellung, die mittelſt verſchiedener Pflanzen gebildet 
wird. 

12. Kamio. Dielleicht zu blafonieren: Ein Drew — 
blatt, deſſen Blatteile durch Ranken verbunden find, 


L 


ESS 


fs) N 
NEF 


Japaniſche Familienzeichen 
I. 


Beilage zum Deutſchen “ Herold 1908, Nr. 9. 


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Japaniſche Familienzeichen 
II. 


— 


U 


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im Rund — Maru ni tsuru-tsunagi mitsuba; tsuru — 
Ranfe, tsunagi = verbinden, ha = Blatt (hier das 
h in b verwandelt). 

13. Neku. Dariante des Mon: Sueinander ge- 
neigter Ingwer = Daki-myoga; myoga = Ingwer, 
Zingiber amomum myoga. 

14. Suzuki. Dieſes Mon kommt in keinem der 
mir vorliegenden Wappenbüchern vor und aus der 
ſehr primitiven Form dieſer bloßen Konturzeichnung 
läßt ſich die Pflanze ebenfalls nicht erkennen. 

15. Suzuki. Dariante des Mon: Gegenüber 
ſtehende Reispflanzen = Mukai-ine; mukau = gegen: 
über ftehen, ine = Reispflanze. 

16. Ono. Das Mon zeigt die Suſammenſtellung 
eines Bambusringes = Take-wa; take = Bambus, 
wa = Ring, mit einer Paulownia imperialis — Kiri, 
und zwar einer Go-shichi no kiri (go = 5, shichi = 7, 
die Anzahl der Blüten an den Dolden), wie befannt, 
das Wappenbild des kaiſerlichen Haufes. 

17. Kanamori. Drei fünfblättrige, niedere Bam- 
bufe im Kreife = Kokumochi ni mitsu gomai sasa; 
kokumochi = Kreisform, go = 5, mai = Blatt, sasa 
niederer, nicht verholzender Bambus, Arundinaria 
japonica. 

18. Honda. Aufrechtſtehende Malvenblätter im 
Kreiſe = Kokumochi ni tachi—aoi; tachi = aufrecht 
ftehen, aoi = Malve, Althaea rosea. (Ob unter „aoi“ 
wirklich die Malve zu verftehen fei, ift nicht fo ganz 
ficher, es gibt darüber verfchiedene Meinungen.) 

19. Haneta. Aufrechtſtehender Waſſerwegerich 
im flachgeſtellten Brunnenrohr = Hira-izutsu ni tachi- 
omodaka; hira = flach, eben, izutsu = Brunnenrohr, 
omodaka = waſſerwegerich. f 

Die hier vorgeführte Umrahmung gleicht dem alt- 
chineſiſchen Brunnenſchling, wie er heute noch hie und 
da in Gärten zu ſehen iſt. Das Brunnenrohr kommt 
auch über Ed geftellt vor: sumitate — izutsu; tate 
ſenkrecht. 

20. Kinoshita. Su einander geneigte Wafer: 
wegeriche in einer Raute mit nach außen gebogenen 
Seiten = Soto-soribishi ni daki-omodaka; soto = 
außen, sori = gebogen, hishi = Raute (hier das h 
in b verwandelt). 

Die Kinoshita, ehemalige Daimyo zu Hiji in der 
Provinz Bungo, führen als ihr Jomon oder Haupt- 
wappen: Daki-omodaka ohne Umrabmung (fiehe „Nihon 
moncho“, Fig. 150). 

21. Togawa. Drei (Stämme) Sugibäume = 
Sambon-sugi; San = Sahlwort für 3 (hier das n 
vor b in m verwandelt), hon = Stamm, Stiel, Stengel, 
ein Klaffenzahlwort?) für längliche Gegenſtände (hier 
das h in b verwandelt), sugi = japanifche Ceder, 
Cryptomeria japonica. 

22. Yamasaki. 
Rund. 


Drei Gentianen (Rindo) im 


3) Wie tm Deutfden: 
Chee uſw. 


3 Bund Heu, 5 Taffen 


23. Shinjo. Glycinentomoe in einem Viereck mit 
geſchweiften Seiten = Unerigaku ni fujidomoe; fuji — 
Glycine, Glycinia oder Wistaria chinensis; tomoe (das 
t hier zu d erweicht) = Bild auf dem Tomo; tomo = 
fommaförmiges Pölfterchen am linken Arm der Bogen: 
ſchützen zum Schutze gegen den Rückſchlag der Bogen: 
ſehne, e = Bild. 

Über die Entſtehung und Bedeutung des Tomoe 
ſind übrigens ſehr verſchiedene Meinungen vorhanden. 

Im vorliegenden Mon erſcheint ein nach links ſich 
drehendes, dreifaches Tomoe —= Hidari mitsudomoe 
(hidari links) aus Glycinen gebildet. 

Die Shinjo, ehemalige Daimyo zu Aso in der 
Provinz Hitachi, führen als Jomon oder Hauptwappen 
dasſelbe Fujidomoe, aber ohne Umrahmung (ſiehe 
„Nihon moncho“, Fig. 82). 

Ein wirkliches Tomoe kommt übrigens im Bilde 44 
zur Darſtellung. 

24. Noda. Ein nach rechts fic) drehendes ein⸗ 
faches Tomoe, die ganze Figur aus Glycinenblättern 
gebildet, wenn das Mon nicht etwa doch verzeichnet 
worden iſt, und nicht ein Blätterzweig, ſondern eine 
Blütendolde erſcheinen ſollte. In dieſem Falle wäre 
das Mon als ein Migi-hitotsu ſujidomoe (Migi = rechts) 
zu blaſonieren. 

25. Noda. Eine Dariante der vorigen Figur, 
von derſelben Familie geführt. 

26. Hasegawa. Drei Kiefernadelbüfchel über⸗ 
einander (Sang ai-matsu; san — 3, kai = Stockwerk, 
Stufe, hier das k zu g erweicht, matsu = Kiefer) 
nebſt fünf Kotoftege () (Kotoji; koto = ein liegendes 
Saiteninſtrument der Japaner) in einem Rund. 

Die fünf oben angebrachten Figürchen beſitzen 
große Ahnlichkeit mit dem Kotoji (fiehe das Bild 58), 
doch könnte ich die Richtigkeit dieſer Annahme nicht 


beſchwören. 
22. Ota. Ein halbes Rad (Kuruma) zwiſchen 
Alten (d). 

28. Hosoi. Sauerklee in einem Diered mit etn 


anten Eden = Oriiregaku ni katabami; katabami 
= Sauerklee, Oxalis corniculata. 

29. Kohor i. Blüte in ſich kreuzenden Ringen = 
Hana-wachigai; hana = Blüte, wa = Ring, chigai = 
kreuzen. 

30. Hiraoka. Mokkofigur im flachgeſtellten Diers 
eck = Hiragaku ni mokko; mokko = eine blütenartige 
Figur, vielleicht den Durchſchnitt einer Baummelone 
darſtellend. 

351. Sano. Wolfofigur mit altjapaniſchen Schwer: 
tern im Rund = Maru ni ken-mokko; ken = alte 
japaniſches, zweiſchneidiges Schwert. 

52. Aoki. Blütenform unbekannten Namens in 
einem Rund. 

55. Jidzuka. Schildkrötenform im Kreife = 
kokumochigikko; kikko — Schildkrötenform, eigentlich 
Schildpattform (hier das k zu g erweicht), eine ſechs⸗ 
ſeitige Rahmenform, die in der japaniſchen Heraldik 
ſehr beliebt iſt. 


3%. Koide. Dielleiht als doppelter Pflaumen- 
blüte-Blumentopf = Yae-umebachi anzufprechen. Yae 
= doppelt, ume = Pflaume, uekibachi = Blumen» 
topf, hier der Topf mit dem Grundriß einer Pflaumen- 
blüte. 

55. Nakanobo. Rückſeite des Pflaumenbliite- 
Blumentopfs (Ura-umebachi, ura g Rückſeite) von 
einem Kreiſe durchſchnitten. 

36. Mitarashi. Blitz im Rund 
inazuma; inazuma Blitz. 

37. Ota. Sich kreuzende dazugeſteckte (Pfeile) — 
Chigai-uwazashi; uwazashi — dazugeſteckte, d. h. in den 
Kocher zu anderen Pfeilen geſteckte. 

58. Nishitori. Variante des Mon: Ein Pfeil im 
Rund — Maru ni hitotsu ya; ya = Pfeil. 

59. Nose. Vielleicht als: Sich kreuzende, bor: 
dierte Pfeilkerbe — Kage chigai-yahazu anzuſprechen. 
Kage = Schatten, ſchattiert, gleichbedeutend mit bors 
diert, hazu = Kerbe. 

Die Nose führen auch noch zwei weitere Dar- 
ſtellungen dieſer Figur, die ſich wenig von einander 
unterſcheiden (ſiehe „Nihon moncho“, Fig. 515 u. 516). 

40. Ogusa. Dreiſtöckige Raute (Sangaibishi) 
unter einem Kotofteg (Kotoji), wenn letztere Figur nicht 
etwa ein ſtiliſiertes Schriftzeichen vorſtellen ſoll, wie 
ſolches in der japaniſchen Heraldik ziemlich oft vorzu⸗ 
finden iſt und deren Entzifferung mitunter ſelbſt dem 
Eingeborenen große Schwierigkeit bereitet. 

41. Shibata. Vermutlich eine Metallſchließe oder 
ein Metallgriff. Die Figur fand ich in keinem der 
Wappenbücher eingetragen. 

42. Fukumura. Über Eck geſtellte, ſich kreuzende 
(verſchlungene) Vierecke im Rund = Maru ni sumitate- 
gaku-wachigai. 

45. Shirasu. 
Kikko-wachigai. 

44. Kawajiri. Variante eines dreifachen, nach 
rechts ſich drehenden Tomoe im Rund — Maru ni 
migi-mitsudomoe. 

45. Itakura. Dielleicht als ein zerlegtes oder 
zerfallenes Mitsudomoe anzuſprechen. 

Die Itakura, ehemalige Daimyo zu Fukushima in 
der Provinz Mutsu, zu Anaka in der Provinz Kodzuke, 
zu Niwase und zu Matsuyama in der Provinz Bitchu, 
führen alle das Mitsudomoe in verſchiedenen Das 
riationen. 

46. Okumura. Dider Ring im Diered mit gee 
ſtutzten Ecken = Sumikirigaku ni futo-wa; futo-wa = 
dider Ring, futoi = did und rund. 

47. Takai. Swei Striche im Viereck mit ge- 
ſtutzten Eden — Sumikirigaku ni futatsubiki; futatsu — 
Namatozahlwort für 2, hikiryo = Strich oder Balken 
(hier das h in b verwandelt). 

48. Hayashi. Ein Strich im ſchmalen Ring 
Hoso-wa ni hitotsubiki; hosoi = fchmal, dünn. 

Es gibt in der japanischen Heraldik verfchieden 
ſtarke Ringe, die ſich aber ſehr ſchwer präziſe blafo- 
nieren laſſen, weil die Seichnungen nicht immer genau 


Maru ni 


— 


Derfchlungene Schildfrötformen = 


172 


a BEEFOEEEERET 
nn 
. ̃ ͤ ͤ— — ie —¹ — . ——ꝛ—¼ . Eee 


gearbeitet ſind, ſo daß ein „ſchmaler“ von einem Faden⸗ 
ring (Ito-wa) kaum zu unterſcheiden iſt, ja, oft iſt das 
Rund „Maru“ nicht viel breiter gehalten als der ſchmale 
Ring, oder wieder faft fo breit, wie der mittelſtarke 
Ring (Naka-futo-wa), 

40. Ninagawa. Ein ſchmaler Ring (Hoso-wa) 
über zwei Strichen (ſutatsubiki). , 

50. Kawaguchi. Uber Ed geftellte vier Augen 
im Kreife = Kokumochi ni sumitate-yotsume; yotsu — 
Namatozahlwort für 4, me = Auge, eine Konftruf- 
tionsfigur. 

51. Tsukushi. 
yotsume. 

52. Yokota. Ein Viertel der vorigen Figur 51. 


Die nachfolgenden Bilder 53—57 laſſen ſich gar 
nicht blaſonieren, kommen auch in keinem der Wappen⸗ 
bücher, die Blaſonierungen enthalten, vor. 

53. Taniguchi. 

54. Kusaiwa. 

55. Hondo. Ein {chachbrettartiges Muſter, das 
innerhalb eines Rund auch von der Kugefamilie Hondo 
benutzt wird (ſiehe „Nihon moncho“, Fig. 435). 

56. Komaki. . 

57. Ando. Ehemalige Daimyo zu Iwakidaira in 
der Provinz Mutsu, die dieſe eigenartige Figur als 
Kaemon oder Nebenwappen führen und endlich Bild 

58. Drei ſich kreuzende Kotoftege (Mitsu chigai 
kotoji) in ſich ſchneidenden Ringen, ein Mon, das ich 
auf einem Cheatervorhange gefehen habe. 

Aus dem wenigen, das hier geboten werden konnte, 
iſt aber doch zu erſehen, daß die japaniſche Heraldik 
ganz reizende Formationen in ihrem Motivenſchatze 
birgt — ſiehe 3. B. die Bilder 9, 16, 17, 18, 22, 30, 
44 und 58 —, und die eigenartige Blaſonierung zeigt 
dabei ſo vieles mit unſerer Verwandtes, ich verweiſe 
nur auf die Rechts» und Linksbezeichnung bei den 
Bildern 23 und 24, daß man ſich in kurzer Seit unter 
dieſen zwar farbloſen, aber dafür feinempfundenen und 
ſtets korrekten Seichnungen ganz heimifch fühlen kann. 


Eine Variante von Sumitate- 


Verzeichnis derjenigen Perſonen, die ſich 

in das Stammbuch des Elias Pilgram 

aus Nürnberg, der 1626 — 1631 in Alt- 
dorf ftubferte, eingetragen haben. 


1. Janus Radziwill, Birzarum ac Dubinkorum 
Dux, S.R. J. Princeps. Altdorf, 2. März 1631. 
(Janus Radziwill, Herzog von Birze und 
Dubinki, ließ ſich mit feinem Gefolge am 
20. Januar 1631 in die akademiſche Matrikel 
der Univerſität Altdorf eintragen. Er wurde 
von dem Profeſſor Egidius Agricola, bei dem 
er auch ſeine Wohnung nahm, im Namen der 
Univerſität empfangen und mit 12 Kannen 
Wein beſchenkt. — Will, Geſch. v. Altdorf.) 


— 175 


2. Wolf Carl Freiherr zu Polheim und War- 
tenburg. 26. Juni 1628. 

3. Georg Ehrenreich Freiherr von Epybis⸗ 
wald zum Purgſtall. 9. Auguſt 1628. 

4. Hans Friedrich Galler, Freiherr zu Schwam- 
berg, Laynach und Waltſchach, Herr am Waaſen. 
9. Auguſt 1628. 

5. Hans Carl von Glo yach, Herr zu St. Georg 
und Neudorf. 9. Auguſt 1628. 

6. Johann Gerhard Frauenburger, U. J D. 
Prof. et Consiliarius Noricus, pt. Rector. 2. März 
1626. 

(Rechtsgelehrter, geb. 1589 zu Nürnberg, 
wo ſein Vater Genannter des größeren Rats 
war, 1618 Prof. zu Altdorf, T daf. 1650). 1) 

7. Metrophanes, Hieromonachos aus Berda in 
Mazedonien. 

(Critopulus Metrophanes, ein griechiſcher 
Mönch vom Berg Athos und Großſiegelbe⸗ 
wahrer der patriarchaliſchen Kirche zu Kon⸗ 
ftantinopel, von Berrhöa gebürtig, bereifte im 
Anfang des 17. Jahrhunderts Deutſchland und 
England. Er wurde ſpäter Patriarch von 
Alexandrien. — JJöcher, Gelehrten⸗Cexikon.) 

8. Johann Georg Wefritz, Vetter des Elias 
Pilgram. Nürnberg, 25. Januar 1628. 

(Mit foloriertem Wappen?) und einem 
Aquarell. — 2 Blätter.) 

9. Andreas Dinner JC. 3). 4. März 1626. 

(Rechtsgelehrter, Sohn eines Würzburger 
Profeſſors, 1606 Prof. zu Altdorf, f daſ. 1633.) 

JO. Erasmus Ungepaur (Ungebauer) D. et P. P. 
20. März 1626. 

(Rechtsgelehrter, 1614 Prof. zu A., ging 
1635 nach Jena, wo er 1650 ſtarb.) 

11. Aegidius Agricola,) JC. P. P. Consiliarius 

ö Norimberg. et Decanus. 7. März 1626. 

(Rechts gelehrter, 1615 Prof. zu A. f 1646 daſ.) 

12. Kafpar Hofmann, Med. D. et P. P. 13. März 
1626. 

(1607 Prof. der Medizin zu A., T 1648 daf.) 

13. Georg Noeßler, Med. et Phil. D. et P. P. 
Archiater Palatinus. 13. März 1626. 

(4618 Prof. der Medizin und Philoſophie 
zu A., 7 1650 daſ.) 

14. Michael Dirdung, P. P. 5. April 1626. 

(1605 Prof. der Geſchichte zu A., 7 1657 
daſ. Er galt als der vorzüͤglichſte tragiſche 
Dichter ſeiner Seit.) 


1) Die in Klammer geſetzten Bemerkungen find, fofern 
nichts anderes angegeben iſt, Wills Nürnberger Gelehrten- 
Lexikon entnommen. 

) In + eine blaue Spitze mit goldner Glocke, begl. von 
zwei g. Sternen. Kleinod: Mann mit bl. Wams und roter 
Mütze, auf derſelben 5 bl. Straußenfedern, in der Linken die 
Glocke, in der Rechten ein blaues Szepter haltend. D.: Hg. 

3) Ictus. = Juris Consultus. 

) Vergl. oben Nr. 1. 


15. M. Georg Mauricius, 4. November 1629. 


16. 


18. 


19. 


21. 


22. 


52. 


(1623 Prof. der Poefie zu A., F 1631 dal. 
als Reftor.) 
Eberhard Golling, Tremoniensis (aus Dort» 
mund) D. U. J. 20. Februar 1628. 
(1627 Dr. jur. zu A. — Feuerlein, Cata- 
logus Candidatorum Juris.) 


. M. Cornelius Marci (Marx), Diac. et P. P. 


26. Mai 1628. 

(* 1594 in Nürnberg, 1623 Prof. der Theo⸗ 
logie zu A., f 1646 als Prediger zu St. Lorenz 
in Nürnberg.) 

Georg Theodor Hoffmann, P. L. C. Aul. 
Leining. quondam Pastor, p. (ro) r. (eligione) exul. 
Ao. 1650. 

David Schmugk (Schmuck), D. 8. Juni 1628. 

(Aus Nürnberg, 1626 Dr. jur. zu A., 1627 
Dr. legens, 1628 Konfulent und Syndikus zu 
Schweinfurt.) 

M. Johann Conrad Dannhawer (Dannhauer), 
P. L. Theol. Stud. 9. Juli 1627. 

(Magister legens zu A.) 

M. Michael Gros, 28. Oktober 1629. | 

(Aus Nürnberg, 1625 Magiſter zu A., 1629 
Kaplan an der Marienkirche in Nürnberg, 
+ daſ. 1632.) | 

M. Benedikt Mauricius, 9. November 1629. 

(Aus Altdorf, 1621 Magiſter daſ. + 1650 
als Diacon. bei St. Lorenz in Nürnberg.) 

M. Stephan Bierdümpfel, designatus pastor 
Leinburg., 4. November 1650. 

(Aus Bilpurghaufen, 1620 Magiſter zu A., 
1650 Pfarrer in Leinburg, 7 Saf. 1635.) 

M. Paul Bühner (p), Nürnberg ao. 1650. 
Georg Chriſtoph Paumgartner a Paum— 
garten, Patr. August. et Noric. 27. September 
1630. 


. M. Magnus Koch, 4. März 1631. 
. M. Johannes Fritſchel, Theol. Stud. Norim- 


bergensis. 28. März 1631. 


. M. Wolfgang Jakob Dümler, Norimberg. 


Nürnbg. 4. März 1635 
— Mit einem Aquarell. — 
(1652 Magiſter zu A., 1655 Pfarrer in 
Vürnbg., f daſ. 1676.) 
G. Schober, |. September 1626. 
— Mit einer Federzeichnung (Ehriftus). — 
Johannes Hubrigius, Olsna-Silesius, Be 
Paschae, (4. April 1629). 


David Bohemus, Bernstadio-Silesius. April 


1629. 
Hans Conrad vietor, Bandelsdiener. 14. Dee 
zember 1635. 
(Er nennt den Magiſter Elias Bilgram 
ſeinen zukünftigen Schwager.) 
— Mit einem Aquarell (Merkur). — 


35. Wolf Andreas Guldten, Nürnberg, 20. Oktober 
1633. 
(Elias Bilgram wird . ebenfalls Ma⸗ 
giſter genannt.) 
— Mit einem Aquarell. — 
34. Tudwig Calirtus, Renspurga-Holsatus. Stadensis 
Gymn. Con-R. 19, November 1630. 
35. M. Juſtus Jakob Leibnitz, Noricus. 
1651. 


26. März 


(4650 Magiſter zu A., + 1683 als Prediger 
zu St. Sebald in Nürnbg.) 
36. M. Valentin Beber (Heger d). 9. März 1626. 
57. Martin Seiller, Styrus, N. C. 10. Auguſt 1628. 
(Der bekannte Geograph, * 1589 f 1661. 
— Sedler, Univerſall.) 
58. M. Geonhard Ayrer (p). 19. Februar 1629. 
59. Johann Paul Felwinger ($elbinger) Noriberg. 
Altdorf, 9. Oktober 1628. 
(1658 Prof. der Philoſophie und Meta— 
phyſik zu A., 7 1681 daſ) 
40. Chriſtoph Adam Ruprecht (Rupertus). 2. April 
1631. 
(Aus Altdorf, 1637 Prof. der Geſchichte 
daſ. als Nachfolger Dirdungs, deſſen Trauer: 
rede er hielt, + 1647 daſ.) 


Die zu den Namen eingetragenen Sentenzen find 
meiſtens lateinifch, einige griechifch und hebräiſch; die 
Widmungen ſind in deutſcher oder lateiniſcher, eine in 
griechiſcher Sprache abgefaßt. 

Das Stammbuch, ein gut erhaltener brauner Leder⸗ 
band mit Goldſchnitt und reicher Goldpreſſung, befand 
ſich im Nachlaß meines 1889 zu Stuttgart verſtorbenen 
Onkels, des Kunft- und Portrdtmalers Carl Wilhelm 
Pilgram, ) der wohl ein Nachkomme oder Verwandter 
des Elias Pilgram war. Dieſer ſtudierte in den Jahren 
1626 bis 1651 zu Altdorf vielleicht zuerſt Rechtswiſſen⸗ 
ſchaft, hernach aber Philoſophie und Theologie und 
ſcheint darauf Magiſter geworden zu ſein. Weiteres 
über ihn iſt mir nicht bekannt. Wahrſcheinlich ent⸗ 
ſtammte er dem Nürnberger „ehrbaren Geſchlecht“ des 
Namens — im Stammbuch wird er öfters der „ehr- 
bare“ genannt — aus dem folgende Glieder Genannte 
des größeren Rats waren:) 

Heinrich Pilgram 1560, 

Hans Pilgram 1593, 
Heinrich Pilgram 1594, 
Hans Heinrich Pilgram 1617. 

Das Wappen dieſes „ehrbaren Geſchlechts“, deſſen 
ſich auch Carl Wilhelm Pilgram bediente, war ein von 


5) Vergl. Allgemeines Künſtlerlexikon von Singer, Frank, 
furt 1898. — Carl Wilhelm Pilgram war ein Nachkomme 
des Elias Bilgram, Steuerſchreibers in Memmingen, der 
eiwa 1670 mit Magdalena Pfeiffer verheiratet war. (Schel⸗ 
horn, Lebensbeſchreibung einiger des Andenkens würdiger 
Männer von Memmingen.) 

6) Vergl. Roth, Verzeichnis der Genannten. 


gold und blau geteilter Schild, im unteren Feld drei 
ſilberne Muſcheln. Kleinod: Pilger mit bl. Wams 
und Mütze, die mit den drei Muſcheln belegt iſt.7) 


Ed. de Corme. 


Ergänzungen zur Schünfeldtfrage. 


Die ſehr ſachgemäßen Nachforſchungen des Herrn 
Dr. Ph. LCoſch über den General v. Schönfeldt, den 
Ritter des hohen Ordens vom ſchwarzen Adler be: 
dürfen noch einiger Ergänzungen, bezüglich der beiden 
Generale George Auguſt und Friedrich Wilhelm 
v. Schönfeldt. 

Beide Generale find die Söhne des Kaſpar Sigis 
mund v. Schönfeldt, Herrn auf Guhrow, * 1688, 
+ Guhrow 25. Dezember 1752. Verheiratet: I. 1712 
mit Eleonore Gottliebe v. Metzradt, ) * 1692, / 10. April 
1726; II. 1720 mit Brigitte Tugendreich v. Oertzen,“) 
* Horno 23. Juli 1707, f 10. Mai 1779. 

Der ältere von beiden, George Jobſt, ward am 
24. Februar 1724 geboren. Im Caufregiſter iſt er 
unter dieſem Namen eingetragen. Später nannte er 
ſich ſtets George Auguſt und finden wir dieſen Namen 
auch in allen £iften und Nachweiſungen. Ein Grund 
zur Anderung des Namens iſt nicht erſichtlich. Übri⸗ 
gens hieß ſein Großvater auch Georg Jobſt. 

Die Daten aus ſeiner militäriſchen Caufbahn find 
folgende: 

1735 Eintritt in das Kadettenkorps. 

1740 Eintritt in das Inf.⸗Kegiment Jung: Dohna 

(Nr. 38). 

1744 am 2. April Sekond⸗Cieutenant, ſpäter Ad⸗ 

jutant des Generals von Brandes. 

1764 Major im Regiment Nr. 43, {pater Homman: 

deur des Regiments. 

1782 Generalmajor und Chef des Regiments Teuffel 

(Nr. 30). 

1789 am 21. Mai Generalleutnant. 

1792 am 6. November Abſchied. 

1795 am 51. Dezember + in Anklam, unverheiratet 

(nicht 51. Januar, wie Dr. Coſch fagt). 


Der jüngere Bruder, Friedrich Wilhelm, wurde 
geboren in Guhrow im Jahre 1730. 
1746 am 6. Oktober Eintritt in das Regiment Jung: 
Dohna, in dem ſein Bruder ſtand, deſſen 
Kompagnie er 1764 übernahm. 


7) Peter Kieners Wappenbuch der adelichen und für⸗ 
nehmen Bürger zu Nürnberg, Nürnbg. 1590. Fol. 55: „die 
alten Bilgram“. Im Stadtarchiv zu Nürnberg. 

) Ihre Eltern waren: Joh. Chriftoph v. Metzradt Guts⸗ 
pächter in Brieſen und Brahmow (Kr. Kottbus) und Sophie 
Juliane, geb. v. Radel ( Guhrow 15. April 1605). 

2) Ihre Eltern waren: Georg Heinrich v. Oergen, Herr 
auf Horno, Bagenz und Laubsdorf, Kurfürftl. Sächſ. und 
Polniſch. General, F 1715 und deſſen Frau Chriftine Gott, 
liebe v. Bomsdorff a. d. H. Weißack, f 1749. 


— 175 — 


1751 am 8. Februar Fähnrich, 

1779 am I. Dezember Major. 

1788 am 29. Juni Gberſtleutnant. 

1790 am 14. September Oberft und Kommandeur 
| des Regiments. 

1795 am 15. Januar Generalmajor und Chef des 
| Regiments Nr. 40. 

1800 am 2. Oktober Abſchied. 

1803 am 19. Oktober F in Berlin. 

Er war Ritter des Ordens pour le mérite. 
Friedrich Wilhelm war dreimal verheiratet: 


| eee eer ee mit N. N. von Arenholdt. 
2. 1770 mit deren Schweſter Anna Henriette von 
Arenholdt, * 1750, f Neiße 9. November 1798. 
5. 1799 mit Gottliebe Caroline von Bomsdorff, 
F Köpenick 1855. 
Dieſe heiratete nach dem Tode des Generals am 
26. Januar 1806 in Breslau N. N. von Tſchirſchky⸗ 
Bögendorff auf Domanze und nach deſſen Tode einen 
Major von Schätzel im 4. Küraſſier⸗Regt. 
Friedrich Wilhelm hatte aus der erſten Ehe 
2 Söhne, die wohl jung geſtorben ſind. Aus der 
3. Ehe ſtammte ein Sohn Eduard Auguſt, geboren 
28. September 1802. Er war Rittmeiſter im Leibgarde 
Aufarenregiment und ſtarb verabfchiedet in Hannover 
am 6. April 1879. Mit ihm ſtarb der letzte Schönfeldt 
a. d. F. Guhrow. Die Silhuetten der beiden Generale 
befinden ſich im Befiß des Derfaffers. 
E. v. S. 
Anmerkung: Ergänzende Daten, beſonders was 
die Frauen des Friedrich Wilhelm anbetrifft, wären 
mir ſehr erwünſcht. 


Vas „Benßelbuch⸗ der Stadt Sontra und 


die darin vorkommenden Familiennamen. 
Don Friedrich Math, Rellinghaufen bei Eſſen (Ruhr). 


(Schluß.) 

Sur Illuſtration der Art und Weiſe, in welcher 
die Eintragungen gefchahen, mögen noch folgende 
Wiedergaben dienen: | 

Anno 1680 den 21. May Iſt Johannes Rehm von 
Gauchsheim, Johanneg Briids Eydam alß Brautgamb 
auff feinen alhier gehaltenen Ehrentag gehenfelt wors 
den, defen Zeugen: Did Attlerodt v. Johannef Crauge, 
deßgleichen der Edle Kunſterfahrene H. Ambroſius 
Sorter, Oculifte Steine vndt Bruchſchneider, Heil- vndt 
wundtarzt, defen Zeugen: Did Attlerodt vndt Johann 
Crauße. 

Anno 1755 den J7. Juny Synd auff Herrn George 
Friedrich Schimmelpfennigs, alhiefigen Zollvervalters, 
mit Igfr. Marthen Eliſabethen, Mſtr. Henrich Eber⸗ 
hardts geweſenen Mittelmüllers Tochter gehaltenen 
Nochzeitl. Ehrentag nachfolgende Jungegeſellen gehän- 
felt und eingefchrieben worden: | 


1. Ms. Johannes Pfaf, damahliger Schreiber bey 
dem H. Richter Schlemmer zu Nentershauſen, fo 
alhier wohnhaft undt Brautdiener bey dieſer 
Hochzeit, deßen Zeugen Chriſtopf Eberhardt der 
2te Brautdiener, und Henrich Winterſtein. 

2. Johann Bernhard Nölde, Mſtr. Barthol Nolcken 
Sohn, deßen Seugen Dieterich Dreydorf undt 
Henrich Winterſtein. | 


Die im genannten Buch ferner ſich vorfindenden 
Namen ſind: 

Eißel, Ebald (Evaldt), Eſchſtruth, Engell, Eber⸗ 
hardt, Einner, Eichholtz, Engelhardt, Eckhardt. 

Fehr, Freundt, Fuchs, Faupell (Daupel), Ferber, 
Fleiſchgut, Franck, Funck, Fiſchbach, Fülgräbe (Fullgräve), 
Feige (Feyge), Frölich, Fernau, Sorter, Folckradt, From⸗ 
man, Fincke. N 

Geilfuß, Greulich, Gundelach (Gundlach), Georg, 
Güldemann (Gültemann), Gieſeler, Gliem, Graff, Grau, 
Gudenus, Günter, Gerlach, Gummermann, Geiſeler, 
Gliemerodt, Groſting, Gödding, Gickking, Gemeling, 
Gerhardt, Gleimerodt, Göbell (Göpel, Göpell), Germe⸗ 
rott, Gottlieb, Große. | 

Hoffmann (Hofmann, Hofman), Heinemann, Holzen, 
Haſſel (Haſell), Hoppe, Heffe, Hekmann, Hofmeifter, 
Homeiſter, Heiße, Holle (Helle), Hupfelt, Horetz, Hoch 
ſtein, Hillebrandt, Hornickel, Holtzgeuer, Bartmann 
(Hardtmann), Horbigf, Holung, Hardeßen, Hartart 
(Hartardt), Hüter, Holftein, Beuermann, Hoßbach, 
Hilchen, Homberger, Hoppach, Hertz, Hyronimus, Hering, 
Herſchelmann, Helmerich, Hage, Hütterodt, Habedank, 
Bachenberg, Hervig, Heck, Hilher, Hilmers, Hüner, 
Hulterich, Holdftein. 

Jörich, Jungemann, Jäger, Ihring, Jacob, Iba. 

Kleim, Krapff, Koch, Krunewaldt, Knabt, Kräſchell, 
Kuhl, Kümmell (Kümell, Kummel), Kelner, Klarmundt, 
Kuchenberg, Kauffmann (Kaufman), Külmar, Kleim- 
rodt, Knobelius, Kahlenberg (Calenberg), Keller, 
Kahwey, Klinkerfuß, Kauffunger, Kill, Kerften, Köpping, 
Kornhaſe. 

Caun, Lentz (Centze), Landau (Candaw), Landes 
eldt, Leinhoſ(e), Cudeloff (Cudloff, CTudolf), Leiſa, 
Cipfſius, Tindtmann, Lippert, Loſe, Lechſerod, Lieb, 
Löffler (Ceffler), Langhut, Cangius, Limbach (Leimbach), 
Cibrum, Lappe, Liſtemann, Lechß. 

Moßbach (Moſebach), Möller, Margardt (Mar⸗ 
gart, Mergart), Metz (Metzer, Metze), Meyer, Minor, 
Mundtheim (Mondtheimb), Meſſerſchmitt, Meyfurt, 
Magerſuppe, Mens, Müller, Molitor, Mathaei, Men ⸗ 
kowitz, Meiſter, Michell, Mench, Marck, Malkomes, 
Meinung, May, Mengel, Wend (Wench). 

Nuſis, Niemandt, Math (Wadt), Nölke (Nölcke, 
Nylke, Nylck), Nödding (Nöding, Nöting), Nothnagel. 
6 Oeringk, Otterich, Oſan, Ottinger, Overmann, 

ſte 


pforr (Pfurr), Pfetzing, Paul, Pauli, Pein 
(Peinius), Petri, Pfaf, Pomhardt (Bomhardt), Pfaffen- 
bach. 


= 176: = 


Reitz, Reinhardt, Rohrbach, Rode (Roden, Rodt), 
Renner, Rehm (Rähm), Riechardt, Raudter, Rupprecht, 
KRückhardt, Redel, Ruppel (Rüppell), Roft, Rübeſam, 
Raab, Ratz, Reyer, Raußel, Rabe, Rößing, Röhnius, 
v. Reined, Röhrich, Reewald, Römer. 

Schreiber, Sander, Siepel (Sieppell), Schneider, 
Schmauch, Schmuch, Soldan, Sangmeifter, Stein, Schel⸗ 
haf (Schalhafe), Storch, Stotzmann, Schröter, Stephan, 
Schwalbe, Schaue, Schofter, Schimmelpfennig, Schmit 
(Schmidt, Schmitt), Siebald (Siebolt), Schaub, Stuckradt 
(Stiidradt), Schalles, Sartorius, Scheffer, Seelig, 
Straube, Suck, Schnitzer, Sandrock (Sandtrog), Strin, 
Stung, Schack, Schweisborgk, Siebert, Steng(e), Saum⸗ 
berger, Stäberr, Stüberr, Stick (Stück), Schnitteler, 
Sauer (Saver, Saur), Schultz, Sperling, Schnabel, 
Stebel, Satzkorn, v. Schorlemer, Schley, v. Speth, 
Schlemmer, Schweitzer, Steube, Saltzmann. 

Thornack, Teichunger, Trill, Thöring, Theitzerer, 
Tiegel, Theiß, Trombedach, Tegenhardt, v. Trott, 
Tiſcher, Tuchhendt, Trübe. 

Ulrich, Uthe, Umbach, Ulifer. 

Vogel, Vogeler, Vogelgeſang, Dölder, Viehbach, 
Daupel (Faupell). 

Waßermann, Wiedekindt, Windter (Winter), Win. 
terſtein, Wetzel, Weitzell, Wentzell, Weißenborn, Wacker, 
Werckmeiſter, Wagner, Wegener, Weidelich, Wiegandt, 
Weysberg, Wahl, Wettich, Weging, Weiß, Wilhelm, 
Willner, Walter, Wetteraw, Wißkomann, Werner, 
Wallbrunn, Wöllner, Weinrich, Wagenmeyer, v. Wil: 
mowski, Würtzeler, Wentiger. 

Zeuch, Sulch (Sülch), Sibrecht 
(Sipprecht). 


Süchterling, 


Die Malereien im Schloß zu Forchheim. 


Don Archivar Dr. Gritzner in Weimar. 


In der Juli⸗Nummer des „Deutſchen Herold“ hat 
Herr Kirchenrat Sabel die kürzlich freigelegten Male⸗ 
reien im Schloß zu Forchheim einer Beſprechung unter⸗ 
zogen, welche z. T. von unrichtigen Vorausſetzungen 
ausgeht und dadurch ein falſches Bild gibt. Ich er⸗ 
laube mir daher die folgenden Berichtigungen, be- 
treffend die zwei freigelegten Wappen des einköpfigen 
Adlers und des böhmiſchen Cöwen, auf Grund meiner 
Arbeit über „Symbole und Wappen des alten Deutſchen 
Reichs“ (Leipzig, Teubner 1902, S. 96 ff.) zu geben. 

Herr Kirchenrat Sabel behauptet (S. 128 Spalte 2), 
daß ſeit Kaiſer Ludwig dem Bayern die deutſchen 
Kaiſer den Doppeladler geführt hätten, und daß alſo 
ſchon im 14. Jahrhundert offiziell eine Unterſcheidung 
zwiſchen kaiſerlichem und königlichen Wappen gemacht 
worden wäre. Er beruft ſich dabei auf die (a. a. O. 
zitierten). Derfe aus dem Ritterſpiegel des Johannes 
Rothe, den er um ca. (370 ſetzt. 

Ohne leugnen zu wollen, daß man ſchon im 14. 
Jahrhundert der Anſicht war, eine ſolche Unterſcheidung 
zwiſchen doppeltem und einköpfigen Adler für das 


Kaifer- reſp. Königswappen beſtünde, fo find die Fälle 
viel zu vereinzelt; auch kann gerade die zitierte Stelle 
aus dem Ritterfpiegel nicht als Beleg dafür dienen, 
weil das Werk des Rothe ja erſt am Anfang des 
15. Jahrhunderts entſtanden iſt (Germania VI, 45 ff.); 
um dieſe Seit aber wurde allerdings offiziell durch 
Sigismund die genannte Unterſcheidung anerkannt. 

Aber da man doch allein die Siegel der deutſchen 
KHerrſcher als Beweisſtücke dafür anzuſehen hat, 
welche Wappen der Kaiſer bezw. der König führte, ſo 
wird man gerade im 14. Jahrhundert weder für Bein- 
rich VIL, Cudwig IV., noch Karl IV. den Doppel: 
adler in den Chron: oder Sekretſiegeln nachweiſen können. 
Gerade Karl IV., dem der Herr Verfaſſer die zwei fraglichen 
Wappen nicht zuerteilen will, da der Adler des einen 
einköpfig iſt, war nun der erſte deutſche Kaiſer, der 
in fein Thronſiegel, auch in die goldene Kaiferbulle 
Wappen aufnahm und zwar rechts von dem Thron 
den ein köpfigen Adler als Reichswappen, links den 
böhmifchen Löwen im Schild. Dieſe Gegenüberſtellung 
des Reichs» und des böhmiſchen Wappens läßt ſich auch 
ſonſt noch gerade für Karls IV. Seit zu dutzend Malen 
nachweiſen. Um nur einige Belege herauszugreifen: 
An der Faſſade der bekannten Lorenzkirche zu Nürn⸗ 
berg, wo fogar dem doppeltgeſchwänzten Löwen der 
Vorrang vor dem Adler durch die heraldiſch rechte 
Schildſtellung gelaſſen wird; nach P. J. Rée, Nürnberg 
(Berühmte Kunſtſtätten Nr. 5, Leipzig 1900) S. 44 iſt 
die Faſſade dieſer Kirche unter Karl IV. entſtanden. 
Ferner in Nürnberg an der Brüſtung des vorgebauten 
Portals der Liebfrauenkirche (entſtanden 1355 — 1361): 
Der einköpfige Adler neben dem böhmiſchen Löwen 
und den anderen Kurfürſtenwappen. Auch im ſoge⸗ 
nannten Patriarchenfenſter im Erfurter Dom von 
ca. 1570 („Der deutſche Herold”, 1898, Nr. 4/5), ſowie 
auf dem Knauf des von Karl IV. erneuerten Schwertes 
Karls des Großen (vergl. Bock, die Kleinodien des 
h. Röm. Reichs, S. 156) läßt ſich die Gegenüberſtellung 
beider angeführter Wappen nachweiſen. 

Die Bedenken wegen der in Forchheim abgebildeten 
fürſtlichen Geftalt, die auf der oben berichtigten irrigen 
Anſicht beruhen, daß nur Wenzel wegen des einköpfigen 
Adlers in Frage kommen könne, find vom Derfafler 
ſelbſt als unerheblich angeſehen. Da auch ſonſt keine 
weiteren kunſthiſtoriſchen vorliegen, fo werden ſomit 
die Malereien reſp. die Wappen auf den weit 
kunſtfreudigeren, reicheren und mächtigeren 
Kaifer Karl IV. zurückzuführen fein, als auf den 
ſtets geldarmen Schlucker Wenzel. 


Goethes Ahnen von Carl Unetſch. 
Ein offenes Sendſchreiben an den Verfaſſer. 


Da ich auf Seite 9 des ebengenannten Werkes 
derartig angegriffen werde, daß es meinem Rufe als 
Genealoge ſchaden könnte, fo fei es mir an dieſer 


=. 177 ee 


Stelle, wo meine Feder nicht ganz unbekannt fein 
dürfte, geſtattet, mich zu verteidigen und zugleich einige 
kritiſche Eichtftrahlen auf das Werk des Herrn Dr. Knetſch 
zu werfen. 

Durch den Goethes Ahnentafel darſtellenden 
Wandteppich des Herrn Dr. A. von den Velden, 


der im Märzhefte des „Herold“ von 1906 ab- 
gebildet iſt, angeregt, gelang es mir ohne große 
Mühe, dieſe Ahnentafel, die ſeinerzeit von Herrn 


Dr. Knetſch aufgeſtellt war, zu vervollſtändigen, da ich 
für eine andere Arbeit faſt täglich in den Standesamts⸗ 
büchern zu Frankfurt a / M. zu arbeiten hatte. Ich hatte 
urſprünglich nicht vor, dieſe Notizen zu veröffentlichen, 
ſondern nur Herrn Dr. von den Velden, damit er 
einige Nachträge auf ſeinen Teppichen machen konnte, 
mitzuteilen. Von einer Autorität auf genealogiſchem 
Gebiete wurde ich jedoch um Veroffentlichung im „Herold“ 
gebeten. 

Ich mußte meine Notizen bald darauf in Bücke⸗ 
burg verarbeiten, wo mir, wie ich auch in der Ein⸗ 
leitung meines kurzen Aufſatzes bemerkte, Literatur über 
Goethes Ahnen, die mir zwar ſchon bekannt, aber nicht 
im Gedächtnis war, nicht zugänglich war. Dadurch 
kamen in meinen Aufſatz Sachen, die bereits publiziert 
waren, hinein, die ſich aus dem Sufammenhange der 
Eintragungen in den Frankfurter Standesamtbüchern, 
die bisher zur Ahnentafel Goethes noch nicht benutzt 
zu ſein ſchienen, ergaben. Einige Suſätze verdankte ich 
noch Strieders heſſiſchen Gelehrtengeſchichte, die ſcheinbar 
ſchon früher von Herrn Dr. Knetſch benutzt war. 

Einige Fehler find in dem Drucke meines Auf- 
ſatzes im „Herold“ ſtehen geblieben, nämlich „Fuch“ 
ſtatt „Fech“, außerdem fehlt das Fragezeichen vor 
„Johanns von Windecken“. Den Leſefehler „Mehrin- 
gen“ ſtatt „Wettringen“ gebe ich zu, entſchuldige ihn 
aber mit den beſonders kleinen, ſchlecht geratenen 
Buchſtaben, die einen Vergleich mit anderen auf der⸗ 
ſelben Seite erſchwerten, und die auch Kiefer den 
Namen fälſchlich als „Weckeringen“ leſen ließen. Mein 
„Auelen“, das Kiefer für „Ruelen“ halten will, erhalte ich 
aufrecht, geſtützt auf die Beſtätigung des Herrn Dr. von 
den Velden, dem ich die Stelle ſelbſt vorlegte. Es 
waren durch meinen Aufſatz immerhin für die 8⸗Ahnen⸗ 
reihe Goethes ein Namen, für die 16er Reihe 5 Na⸗ 
men, für die 32 er Reihe 6 Namen gewonnen, es konnten 
alſo die 63 Namen der 52 Ahnentafel von 33 auf 45 
ergänzt werden. Das eben war der Sweck meiner 
Arbeit, daß ich die von Herrn Dr. von den Velden ge- 
malte Ahnentafel, die ich auch im Frankfurter Goethe: 
mufeum hatte hängen ſehen, möglichſt vervollſtändigen 
wollte. 

Obwohl Herr Dr. K. bereits fünf Jahre früher 
das Neue, das ich brachte, in ſeinem ganz dürftigen 
Aufſatze über Goethes Ahnen (im „Herold“ 1902) hätte 


bringen können, — da er ſich nur der Mühe zu 
unterziehen brauchte, die Frankfurter Standesamts⸗ 
bücher einzuſehen, — machte er an meinem Aufſatze 


Ausſtellungen und brachte zu gleicher Seit einige Nach— 


träge, die ziemlich belanglos waren. Meine Druck⸗ 
und Leſefehler blieben an ſich in dem Aufſatze Herrn 
Dr. Knetſchs beſtehen, ein Seichen dafür, daß er dieſe 
Frankfurter Quellen bis zum März 1907 noch nicht 
bearbeitet hatte. 

Als nun vollends Carl Kiefer mit ſeinen fleißigen, 
jahrelangen, uneigennützigen Forſchungen, die zwar 
nicht ganz fehlerfrei ſind, auf meine Veranlaſſung im 
„Herold“ hervortrat — ich hätte, wenn ich früher von 
dieſer Fülle von Material etwas geahnt hätte, ſicherlich 
mein Weniges ihm nicht vorweg genommen —, da trat 
Herr Dr. Knetſch auf, als wenn Goethe ihn allein 
zum Hüter ſeiner Ahnen geſetzt hätte, wahrſchein⸗ 
lich, weil Kiefer der Vollſtändigkeit halber in feinem 
Aufſatze („Rerold“ 1907 Sept.) die kurz vorher ver⸗ 
öffentlichten Neuigkeiten des Herrn Dr. Knetſch mit 
Quellenangabe und in beſonders kenntlich gemachtem 
Drucke wiederholte. Es war alſo die Kieferſche Arbeit 
bis zum Erſcheinen des Knetſch'ſchen Buches die aus⸗ 
führlichſte Arbeit über Goethes Ahnen. 

Kiefer brachte in feiner Arbeit in der 8-Ahnen⸗ 
reihe einen neuen Namen, in der 16er Reihe 2 neue, 
brachte jedoch einen, oder wenn die neue Knetich’fche 
Lesart richtig iſt, zwei Fehler hinein. In der 32er 
Reihe tritt bei Kiefer nur ein neuer Name auf, in der 
64 er Reihe 7, darunter durch falſche Cesart des Kirchen- 
buchführers in Crailsheim ein vielleicht falſcher Familien⸗ 
name, in der 128 er Reihe [3 neue, es find alſo für 
die unteren ſieben Generationen durch Kiefers Arbeit 
24 Namen gewonnen, von denen einer ſicher, zwei 
vielleicht falſch find. Durch einige Nachträge Kiefers 
ergaben ſich noch weiter für die 32er Reihe ein neuer, 
für die 64er Reihe zwei, für die 128er Reihe ein 
neuer Name. Die höheren Generationen ſollen hier 
nicht weiter beſprochen werden. 

Herr Dr. Knetſch bietet in ſeinem Buche in der 
16er Reihe ein neues Datum (Tauftag des Georg 
Walther), verändert das Geburtsjahr des Johann Wolf⸗ 
gang aus 1637 in 1658, kann aber bei Georg Walther 
Textors Vermählung nicht berechnen, wann im Jahre 
1665 im Hohenlohiſchen der zweite Oftertag fällt, er 
bringt hier zwei um drei Wochen differierende Daten, 
den 2. Oſtertag alten und neuen Styls, und ſchreibt 
dahinter in Klammern feria 2. pasch. Für die 32er 
Reihe des Herrn Dr. Knetſch ergeben ſich zwei neue 
Namen, ein dritter war bei Kiefer ſcheinbar durch 
falſche Lesart des betreffenden Pfarramts entſtellt, 
dafür iſt wieder ein Kalenderfehler in die Knetſch'ſche 
Arbeit hineingekommen „in festo circumcisionis“ iſt 
bekanntlich der 1. und nicht der J7. Januar. Außer⸗ 
dem iſt als Geburtstag des Mag. Wolfgang Weber 
ſcheinbar fälſchlich ſtatt des 25. Januars 1588 der 
25. Mai desſelben Jahres angegeben. In der 6 er 
Keihe find fünf neue Namen und zwei Vornamen von 
Frauen, ein Familienname bei Kiefer ſcheint durch 
falſche Leſeweiſe des Crailsheimer Pfarramts ver⸗— 
ſtümmelt zu ſein. Swei Namen, die Kiefer als ſicher 
angibt, läßt Knetſch zweifelhaft, während er zwei ganz 


— 18 — 


zweifelhafte Namen hinzufügt. In dem bei Knetich 
angegebenen Geburtsdatum des Johann Kindheimer 
kann möglicherweife eine Verwechſelung mit einem 
gleichnamigen Namensvetter Johann Lindheimer ob- 
walten. Die 128er Reihe des Herrn Dr. Knetſch bringt 
ſieben neue Namen und zwei Frauennamen, wirft da⸗ 
gegen vier Namen Kiefers, und zwar zwei ohne hin» 
reichenden Grund, um. Es ſtehen alſo in den ſieben 
unterſten Generationen den [4% neuen Namen des Herrn 
Dr. Knetſch in ſeinem Buche — die er auf Grund von 
Kiefers Forſchungen erſt gefunden hat, wie der Aufſatz 
Knetſchs im Märzhefte des „Herold“ klar darlegt, wo 
Herr Dr. Knetſch noch nichts von den ſchwäbiſchen 
Pfarrämtern wußte, die Kiefer in feiner Abhandlung 
erwähnte — 24 neue Namen Kiefers entgegen, wovon 
möglicherweiſe vier nicht richtig ſind; außerdem kann 
Kiefer ſieben Namen ebenſogut wie Herr Dr. Knetfch 
in ſeinem Märzheftaufſatze einer gedruckten Quelle, 
Strieders heſſiſchen Gelehrtengeſchichte, entnommen 
haben, es kann alſo von einem Plagiat, das Kiefer in 
Anlehnung an Herrn Dr. Knetſchs Arbeit verübt haben 
ſoll, gar keine Rede ſein. Die höheren Generationen 
ſollen hier nur ſummariſch erwähnt werden: Knetſch 
gibt in der 256er Generation 9 neue Namen, 
Kiefer 12; in der 512er Generation Knetſch 6 neue 
Namen, Kiefer 6; in der 102 er Generation Knetſch 17, 
Kiefer keinen. 

Wenn bei Herrn Dr. Knetſch in der 1024er Reihe 
faktiſch nur 27 Namen vorhanden ſind, ſo kann man 
es wohl als nutzloſe Spielerei bezeichnen, wenn Herr 
Dr. Knetſch ſich mit unzähligen Fragezeichen in die 18. 
und 20., ſogar in einem Falle ohne Fragezeichen in 
die 19. Generation verſteigt, alſo einen einzigen von 
den 262 144 Ahnen Goethes, nämlich Wigand von Saſſen 
zu Grünberg 1214, nennen kann. Acht Tafeln könnten 
folglich, da ſie vollſtändig mit Fragezeichen durchſetzt 
ſind, ganz fortgelaſſen ſein. 

Unglaublich klingt es, wenn man Herrn Dr. Knetſch 
vorwerfen muß, daß er, der ein abgeſchloſſenes Werk 
herausgibt, ſich nicht einmal die Mühe nimmt, die 
älteren Todeseintragungen in den Standesamts⸗ 
büchern in Frankfurt a / M. ſelbſt aufzuſuchen. Es 
fehlen dadurch in ſeinem Buche mindeſtens 38 Daten 
aus den unterſten neun Generationen, neun von 
den vorhandenen ſind von Kiefer entnommen, 
zwei ſind neu. Es iſt das eine nicht zu unterſchätzende 
Fahrläſſigkeit und Gleichgültigkeit, die bei den häufig 
doppelt vorkommenden Dornamen, beſonders von 
zwei verſchiedenen Frauen gleichen Vornamens, manch 
mal zu groben Fehlern führen kann. Woran liegt 
dieſe Indolenz) Weil Herr Dr. Knetſch ſich nicht 
die Mühe nehmen wollte, die Eintragungen, worüber 
bis 1700 nur ſtellenweiſe Regifter vorhanden find, 
Eintrag auf Eintrag durchzuſehen. Das müßte man 
aber doch von dem Autor eines Werkes, das ſich 
wiſſenſchaftlich nennt, verlangen können. Bei den in 
größerer Anzahl gegebenen Tauf- und Traudaten 
iſt das meiſte von Kiefer entnommen. 


Ein merkwürdiger Sufall darf hier bei der Ent⸗ 
ſtehungsgeſchichte des Knetſchen Buches nicht unerwähnt 
bleiben. Um Kiefer zu kontrollieren, richtete Herr 
Dr. Knetſch brieflich einige Anfragen an das Standes» 
amt I. in Frankfurt a / M. Da die dortigen Beamten 
damit nicht fertig werden konnten, wurde ich — der 
ſchlechte Interpret ohne wiſſenſchaftliche Grundlage nach 
Dr. Knetſch — da ich tagtäglich dort auf dem Standes⸗ 
amte Studien machte, gebeten, die Eintragungen vor⸗ 
zuleſen. Es iſt ſchade, daß dadurch doch viel Unficher- 
heit in das Buch kommt, man ſollte doch für Standes⸗ 
beamte und Kirchenbuchführer ein palaeographifches 
Studium, wie ich es bei Profeſſor Erben in Innsbruck 
genoſſen habe, vorſchreiben, um ſich ganz auf ſie ver⸗ 
laſſen zu können. | 

Bezeichnend für die Arbeit des Herrn 
Dr. Knetſch iſt, daß er von Marburg aus Seit und 
Gelegenheit findet, in Schwaben überall in den Orten, 
die er Kiefers Arbeit verdankt, herumzureiſen, um 
Kiefer zu kontrollieren, während er es nicht für der 
Mühe wert erachtet, nach Berka zu fahren, das er von 
Marburg aus in wenigen Stunden bequem er⸗ 
reichen kann, um nach Goethes väterlichen Ahnen zu 
forſchen. 

Im übrigen zeigt Herr Dr. Knetfch ſelbſt durch 
mehrere Abänderungen, die er nach Herausgabe ſeines 
Aufſatzes im Märzhefte 1907 des „Herold“ in ſeinem 
Buche getroffen hat, daß auch ſeine Arbeiten, die er 
als druckreif im „Herold“ veröffentlicht, an manchen 
Stellen verbeſſerungsbedürftig find. 

Swei Tendenzen leiten das Buch des Herrn 
Dr. Unetſch. Die eine iſt, möglichſt viel, auch gänzlich 
Belangloſes hineinzubringen, um einen größeren Ume 
fang des Werkes zu erzielen, die andere, die Leute, 
die die Mühe und Arbeit dem Autor abgenommen 
haben, herabzuſetzen. 

Dieſe Suſammenſtellung der Goetheſchen Ahnen 
iſt zum großen Teil ein Abdruck von früheren 
Publikationen ohne Quellenangabe. Das von Herrn 
Dr. Knetſch gebrachte Neue würde nach den früheren 
Deröffentlichungen im „Herold“ an dieſer Stelle nur 
einen kurzen Aufſatz gegeben haben. Ein beſonderer 
Wert ruht alſo in dem Buche, abgeſehen von einigen 
Stammtafeln, die nicht aus eigenen eingehenden 
Studien des Herrn Dr. Knetſch entſtanden find, 
ſondern Herrn Archivdirektor Dr. G. Freiherrn Schenk 
zu Schweinsberg in Darmſtadt und Herrn Profeſſor 
Hod) in Meiningen zu Autoren haben, nicht. Es 
iſt bedauerlich, daß ſich dieſe Tafeln in einem Buche 
verlieren müſſen, deſſen wiſſenſchaftlicher Wert ſtark 
durch die beſprochenen Fehler beeinträchtigt wird, 
ftatt z. B. im „Herold“ einen würdigen Platz gefunden 
zu haben. 


Bückeburg. W. C. v. Arnswaldt. 


u. 2170: = 


Aug dem älteften Itemnitzer Kirchenbuche. 


Anno 1678. 

I) den 26. Jan. habe ich allhier auf dem adelichen 
Hofe copuliret den hochwohledlen gebohren, geſtrengen, 
veſten und hochbewehrten Herrn Heinrich Gottlob 
von Oberländer auf und Reichenbach 

Und die hochwohledelgebohrne Sitte und Tugend⸗ 
belobteſte Jungfrau Johannin Suſannen gebohrne 
Reichwaldin von Kaempffen, Jungfrau auf Kemniß. 

Dabei bekam ich an Opfer 10 Chir. I gl. 


1664. 

10) den 27. Octob. habe ich M. Siegfried Uſäus 
Pfarrer in Kemnig einen Sohn der den 21. Octob. 
umb 11 Uhr frimittag auf die Welt kommen, in der 
Kirche tauffen laſſen durch Z. Michel Engelmann 
Pfarrherrn in Biſchdorf welcher Sohn in der Taufe 
Johann Chriftfried genannt wurde. 

Die Pathen ſind geweſen 

|. Junker Guſtavus Adolphus von Gersdorff auf 
Muſtrichen. 

2. Frau Sufanna Reichwaldin von Kämpffen ges 
bohrne Kyauin Lehnsfrau zu Kemniß. 

3. Herr George Hübner Pfarrherr zu Tauchritz an 
deſſen flat Herr Adam Prätorius mein Schwager 
Organiſt zu Kemnitz geſtanden. 

4. Mein Herr Vater M. Chobias raue Dfarrkerr 

| zu Rohna. 

5. Meine Muhme und er Schweſter Frau Anna 
Maria H. Georgi in Sorau eheweib. 

6. Herr Chriſtoph Mangoldt Pfarrher zu 
bey Jehna in Thüringen. 

7. Jungfrau Eliſabeth Bortmannin, des H. Amts- 
ſchreibers Tochter zu Jehna. 


1667. 
10) den 27. Octobris ift allhier des abends nach 
9 Uhr geſtorben der hochwohledelgebohrne, geſtrenge, 
veſte und hochbewehrte Herr Guſtavus Adolphus von 
Gersdorf der Lehnsherr zu Kemnitz, welcher den 
7. Vovem. mit gebräuchlichen Soleniteten beerdigt 
wurde. 
f Die Stoknin predigt hat Herr Pfarr zu 
Börthelsdorf die Leichenpredigt M. Siegfried Uſäus 
Pfarrer in Kemnig und die Abdankung ein (Seuge 
Biſchofs werder d). 
Vor die Leichenpredigt bekam ich den 23. Nov. 
10 Thaler. 


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1782. 
Tauftag 22. Febr. Auguſte Amalie Charlotte d. 
18. bij. hor. 9 mat. 
Pater Sr. Hochwohlgeb. Herr Wolff Ludwig 
v. Damnitz hieſiger Erb⸗Cehns⸗ und Gerichts ⸗Herr. 
Mater Tit, tot. frau Johanna Eleonora Charlotte 
von Noſtitz und Jenkendorff. 


Pathen, Cavaliers: 

|. Tit. tot. Herr Wolff Ehriftian v. Schoenberg, 
Sandeshaupt Mann hiefigen Marggrafthums, 
Hr. auf Weicha. 

2. Tit. tot. Herr Johann Wolfgang Gotthelf 
v. Noſtitz, Königl. Pohleß. Cammer Herr, Herr 
auf Ullersdorf, Baarsdorf u. Gersdorf. 

3. Tit. tot. Herr Johann Adolph Gotthold v. Noſtitz, 
Landes Comiſſarius des Görlitzer Kreyßes, Herr 
auf Colm. 

4. Tit. tot. F. Wolff Sigismund v. Uechtritz in 
Ober⸗Sohland. 

5. Tit. tot. H. Carl Adolph Gottlob v. Schachen 
H. auf Königshayn und Linda. 

6. Tit. tot. Herr Carl Heinrich Ludwig v. Heynitz 
an ſtatt ſeiner Fr. Mutter der Tot. tit. Frau 
Sophien Chriſtiane v. Be geb. v. Damnig. 


Damen: 

1. Tit. deb. Frau Chriftiana Sophia Wilhelmine 
v. Schoenberg geb. v. Broitzem, Fr. Landes 
Hauptmannin. ö 

2. Tit. tot. Frau Chriſtiane Eliſabet Charlotte ver- 
wittw. v. Kieſenwetter geb. v. Noſtitz Geheime 

Kriegs Rathin. 

3. Tit. tot. Fr. Johanna Charlotte Chriſtiana verw. 
0 Noſtitz geb. v. Noſtitz Fr. Majorin auf Stein 

[fa. 

4. Tit. tot. Fr. Antoinette Amalia von Schachmann 
geb. von Damnig. 

5. Tit. tot. Fräul. Friederigce Henriette v. Gersdorff 
aus dem Hauſe Gloßen. 

6. Tit. tot. Fräul. Gottliebe Helena v. Uechtritz aus 
dem Hauſe Ober Sohland. 


Anno 1721. 

20. Oct. hi. 

Die erſte Hochzeit in dieſem Jahre iſt eine fonder- 
bahre Merkwürdigkeit in Kemnitz, weil das gleiche hier 
und in der Nachbahrſchaft noch niemahls gehabet 
worden iſt. Es hat nehmlich Chriſtoph Neumann 
(7+ 1726) geweſenen vieljährigen Kirchvater und Bauer 
allhier, feines alters 80 /] Jahr mit feinem Eheweibe 
Rofinen (F 1725) gebohrnen Jähnin, welche 75 Jahre 
alt iſt 54 Jahr beyſammen in einer liebreichen Ehe 
gelebet hat ihr ſolennes Gedächtnis Jubiläum celebrirt. 
Die gnädige Verordnung und völlige Ausrichtung, hat 
die hochfreyherrl. Gnädige Herrſchaft aus eigner hoher 
Bewegnis gethan. Ihr Kirchgang geſchahe unter an⸗ 
dächtiger Muſici in Begleitung ihrer Kind, Kindes⸗ 
Kinder und eines Kindes Kindes Kindes und den meiſten 
Theilen ihrer nächſten Blutsverwandte. 

Berrfchaftl. bedienten und anderen Freunden, da 
dann der alte Bräutigam an dem Hirchthore von Tit. 
Herrn M. Johann Chriftfried Uſeo wohlverdientem 
Catecheten und Diacon in Löbau (deſſen feel, Herr 
Vater als mein Antecessor fie copuliret hat). Die 
Braut aber von mir Johann Mentzern als itzigen 
Pastor angenommen und in die Kirche vor den Altar 


=> (80. 


geführet wurde, da ihm Stühle gefeget und das Haupt 
mit Lorber und Roßmarin Kräntzen gezieret wurde. 

Alsdann ward geſungen das Gerhardiſche Lied 
aus X-SXXI Herr Dir trau' ich all meine Tage, dar: 
auff gefchahe von mir eine Rede von dieſer Kemnitzſchen 
Merkwürdigkeit. Nach derſelben die Einfegnung mit 
einem abſonderl. auff ſie gerichteten Gebethe, welches 
ſie auf den Knieen ſamt mir verrichteten. 

Suletzt ward über fie das Vater Unſer gebethet 
und der Kirchen Segen geſprochen. 

Der Beſchluß geſchahe mit dem Liede — Nun 
danket alle Gott. 

Dieſem ſolennen Actus wohnte ſo viel Volkes aus 
der Nachbarſchaft bey, daß die Kirche durch und durch 
gedrunges voll war, die Heimfiihrung geſchahe gleich: 
falls wiederumb unter dem Geleite von uns Predigern 
bis ans Kirchhoffsthor und von herrſchaftl. Bedienten 
und der gantzen Freundſchaft biß hinein in Michel 
Schönfelders des Eydams Hauß Allwo über 40 Perſonen 
auff gn. Herrfchafft milde Vorſorge, genüglich bewirthet 
wurden. Dabey andächtig muſiciret und geſungen ward. 

Gelobet ſey Gott für dieſes Wunder ſeiner Güte, 
welches er mich in meinen 64ſten Kebens- Jahr erleben 
laſſe. Sein vergelte der hochfreyherrl. Gn. 
Herrſchaft ſämtlich ſolche große Gnade gegen dieſe 
lieben Alten. Er ſey ferner mit Dir fein werthes Eh 
Paar bis an ihr Ende, und laſſe dieſes Gedächtniß allen 
Nachkommen zur Erweckung ſeines Preiſes Dienen. 

Amen! 
Anno 1765. Copuliret. 

den 4. Oct. Ihro Hochwohlgeb. der gnädiger 
Herr, Herr Adolf Ludwig v. Damnitz Erblehn u. Ge⸗ 
richtsherr auf Kemnitz, Collator allhier, und das Hoch⸗ 
wohlgebohrn Fräulein, frau Johanna Charlotta Eleo- 
nora von Noſtitz aus dem Hochedl Stamm Haufe Ullers⸗ 
dorf dern noch lebende gnädige Mama Beſitzerin der 
Güter Culmen u. Kreckwitz iſt. Der Herr begleite das 
ſo hohe Paar in dero Ehr überall mit Segen u. ſchaue 
Sie mit Wohlgefallen. 

1702. 

12. In dieſes Toten Regifter haben wir noch mit 
Begräbniß auff dieſes Jahr mitzuführen, den Weyl, 
Hochgebohrn Herrn Herrn Nicol, des heil Röm. Reichs 
Erb Panner und Frey Herrn von Gersdorff Herrn auf 
Baruth, Hennersdorff, Beetnig, Kemnitz, Haugmalde, 
Berthelsdorff, Buchwalde, Näckel, Kreckwitz. Sr. Königl. 
Majeſt. in Pohlen und Churf. Durchl zu Sachſen höchſt 
meritirter Würkl. Geheimter Raths Direkorren und 
bevollmächtigter Land Voigt, Seine Hochfreiherrl 
Excell. und Geh. unſern höchſt gnädigen Erb: und 
Cehns - Herrn, welchen Gott d. 23. Aug. von uns zu ſich 
in ſeine Herrlichkeit eingeholet hat. Zu unſerer großen 
Beſtirzung. Darauf ihm auch hier, wie anderswo, d. 
6. Sept. ſein Leichengedächtnis iſt gehalten worden. 

f 1717. 

15) Die Hochgebohrne Fräulein Chriftiana Sophia 

Frey⸗Fräulein von Gerßdorff, des Hochwohlgebohrnen 


Herrn, Herrn Johann Georges des H. R. R. Edlen 
Panners und Freyherr von Gerßdorff Herr auf Brett⸗ 
nig, Haugwalde, Kemnitz, Königl. Majeſt. in Pohlen 
und Churfl. Durchl. zu Sachſen hochbeftalten Kammer⸗ 
herrn, unſeres gnädig Lehns Herrn und ſeiner herzl. 
Frau Gemahlin der wohlgebohrnen Frau, Frauen 
Chriftianen Dorotheen, Freyfrau von Gerßdorff ges 
bohrne von Caubenheim (Tobersheim) Fr. Cammer⸗ 
herrn allerliebſtes Fräulein Töchterchen, welches A. 1716 
d. 8. October nach Mittage umb 4 Uhr zu Brettnig 
gebohren den 15 ejd getaufft worden. A. 1717 d. 
18. Mey allhier zu Kemnitz nach Stägiger Krankheit 
von Gott ſeelig wieder abgefordert und am 23 Ejd 
mit einer Parentation, in die neue Hochfreyherrl. Gruft, 
als die erſte Beylage beygeſetzt worden iſt. 


1725. | 

4. den 3. May ift zu unſerer aller höchſten Bes 
trübniß allhier beygefeget worden, die Weil Hochwohl⸗ 
geborhene Frau, Frau Johanna Sophia Freyfrau von 
Gersdorff, gebohrne von Houwaldt, Frau auff Baruth 
Buchwalde, Hemnitz, Radel, Frau Geheimts Räthin und 
Cammer Herrin, unſere Hochgnädige Lehns⸗Frau. des 
Hoch Wohlgebohrnen Herrn, Herrn Gottlob Friedrichs, 
des Heil Röm. Reichs Edlen Panners und Freyherrn 
von Gersdorff, Erb. und Tehns Herrn auf Baruth, 
Buchwalde, Kemnitz, Radel, Königl. Maj. in Pohlen 
und Churfſ. Durchl. zu S. Hochbetrauter würkl Ge- 
heimten Raths und Cammer Herrns unſeres Hochgnä⸗ 
digen Lehns, Herrn, Berzliebfte Gemahlin, welche am 
28 April in Dreßden nach 55 Wochen lang ausge⸗ 
ſtandener ſchmerzl. Krankheiten in Dreßden ſeelig ent— 
ſchlafen iſt. 

Jesu miserere! 

1720. 

14. 6. Oct. Abends nach 9 Uhr ward Ihre Hoch 
freyherrl. Excell und Geh. des Königl und Churf. S. 
Würkl. Herrn Geheimten Raths, unſeres gnädigen 
Herrn Junger Herr P. T. Herr Heinrich Friedrich 
Freyherr von Gerßdorff im angehenden 17. Jahre feines 
ſchönſt blühenden Alters, zu Dero hochſeeligen Mama 
in der Hochfreyherrl. Gruft beygeſetzet, nachdem dieſer 
liebe Herr durch einen unglückl. Schuß mit einem ins 
Piftol geladenen Schwärmer, auf feines Gnädig Papas 
Weinberge den 2. Oct. unverſehens und ſchmerzlich 
umbs Leben kommen war. 

Ach Du Gott alles Throſtes laß doch dieſes Jam⸗ 
mer Fall unſeren Hochtheuerſten Gnädigen Herrn durch 
Deine Krafft erträglich werden und verhüte größeres 
Herzeleid umb Jeſu Willen Amen! 


Copulirte 1776. 

den 7. April T. d. Herr George Heinrich magnus 
v. Schrader Churfſtl. Sächſ. Lieutenant beym Carls- 
burgſchen Infant.⸗Regiment mit 

1. d. Fräulein Eleonora Carolina Wilhelmina 
v. Bomsdorff weyl. H. Friedr. Wilhelm v. Bomsdorff 
geweſ. Churfſt. Sächſ. Oberſt⸗Cieutenant nachgel. ältefte 
Fräulein Tochter erſter Ehe. 


Bücherſchau. 


Les chefs-d’oeuvre d'Art ancien a l' Exposition de 
ta Toison d'or a Bruges en 1907. Texte de 
MM. le Baron H. Kervyn de Lettenhove — Pol de 
Mont — I. Van den Gheyn, S. J. — I. Florit y Arizcun 
— E. van Overloop — L, Maeterlinck — Ch.-Léon 
Cardon — G. Macoir — le Baron A. van Zuylen 
van Nyevelt — V. Tourneur — A. Mesdagh. — (Die 
Meifterwerfe alter Kunft auf der Ausftellung vom 
Goldenen Dließ zu Brügge im Jahre 1902 nfo.) 
Brüſſel 1908 Librairie Nationale d'Art et d'Histoire. 
G. Van Oest & Cie. Großquart. XVI u. 265 u. 6 S. mit 
103 Tafeln. 20 Exemplare auf Japan-Papier, numeriert 
ı bis XX, 500 Exemplare auf holländifchem Papier, 
numeriert 1 bis 500. Seichnungspreis für letztere 
(Seichnung geſchloſſen): 100 Fr., Ladenpreis: 125 Fr. 


Das große Prachtwerk, auf deſſen bevorſtehendes Er⸗ 
ſcheinen ich mehrfach hingewieſen habe („Deutfcher Herold“, 
Nr. 4 des 39. Jahrganges vom April 1908, S. 23 Note, 
„Seitſchrift für hiſtoriſche Waffenkunde“, Bd. 4 Heft 9 vom 
Januar 1908, S. 271, Note) liegt nunmehr fertig vor. Eine 
herrliche Gabe der Erinnerung an die unvergeßliche Samm⸗ 
lung von Meiſterwerken aller Art, die ſich im Sommer des 
Jahres 1907 zum Ehrengedächtnis des Ordens vom Goldenen 
ließ in Brügge zuſammengefunden hatten. 

Den Hauptraum des Werkes nehmen naturgemäß Werke 
der Malerei ein. Ihnen ſind nicht weniger als 62 der großen, 
vortrefflich gelungenen Dollbilder gewidmet. Auf ? Tafeln 
ſind Miniaturen wiedergegeben. 6 Tafeln gelten Werken 
der Bildhauerkunſt. 

Von beſonderem Intereſſe ſind für die Leſer dieſer 
Seitſchrift außer dem, heraldiſch geſchmückten, Mantel des 
Guillaume Fillaſtre (S. 156 und Tafel 75; vergl. meinen 
Aufſatz: „Die Wappenkunde an den Muſeen als Hilfsmittel 
kunſtgeſchichtlicher Forſchung“ in der „Muſeumskunde“, Bd. IV, 
Heft 3 S. 128 f.) und dem Tappert des Herolds König 
Philipp II. von Spanien (S. 162 und Tafel 77; vergl. meinen 
Aufſatz: „Die Heraldik auf der Ausſtellung vom Goldenen 
Vließ zu Brügge 1902“ im „Deutſchen Herold“, Nr. 4 des 
39. Jahrganges vom April 1908, S. 75): die in dem Abſchnitt 
„Blaſons“ (S. 219 ff.) vom Baron A. van Zuylen van yes 
velt beſchriebenen prachtvollen Kapitelwappen von Ordens- 
rittern, von denen 16 auf 4 Volltafeln ganz vorzüglich ab⸗ 
gebildet ſind, Meiſterwerke der Wappenkunſt, ferner einige 
Münzen und Medaillen mit Wappenſchmuck und endlich der 
Abſchnitt: „La Sigillographie de la Toison d'Or“ von Aimé 
Mesdagh (S. 257 ff.) mit 12 höchſt lehrreichen Siegelabbildungen 
auf zwei Tafeln. 

Die Ausſtattung des Werkes iſt über jedes Lob erhaben. 
Schönes, ſchweres holländiſches Büttenpapier mit dem Waſſer⸗ 
zeichen: „Toison d'Or“, prächtiger Druck und ganz vorzüglich 
gelungene Bildertafeln, die die Uunſtwerke mit allen Sein- 
heiten und in fabelhafter Treue wiedergeben! 

Möge das ſchöne Werk auch in deutſchen Kreiſen die 
Würdigung finden, die es verdient! 


Dr. Stephan Ketule von Stradonitz. 


Die Siegel des Adels der Wettiner Lande bis zum 
Jahre 1500. Im Auftrage der Königlih Sächſiſchen 
Staatsregierung herausgegeben von Otto Poſſe. 


] 


a a SS —vqᷣ̃ '! ñ— —y 2yir;᷑ꝗ k EEE — 


III. Band, Buchſtabe D bis Hen. Mit einer Karte. 
141 S. und 53 Tafeln in Lichtdruck. Dresden, Verlag 
von Wilhelm Baenſch 1908. 

Uber die Bedeutung und den hohen Wert dieſes ganz 
hervorragenden Werkes hat ſich der Herold bereits beim Er⸗ 
ſcheinen der beiden erſten Bände geäußert. Auch jetzt kann, 
nachdem der dritte Band vorliegt, nur nachdrücklich betont 
werden, daß hier eine in genealogiſcher, heraldiſcher und 
ſphragiſtiſcher Beziehung fo vollendete, hochbedeutfame Arbeit 
vorliegt, daß ihre Benutzung nicht warm genug empfohlen werden 
kann. Namentlich in bezug auf Wappen- und Siegelweſen 
reicht ihre Bedeutung weit über die Grenzen der Wettiner 
Lande hinaus, um fo mehr, als die ganze Art der Behand- 
lung des reichen Stoffes muſtergültig und vorbildlich iſt. 

Wie in den früheren Bänden, ſo finden wir auch hier 
über eine größere Sahl von Familien ausführlichere genea- 
logiſche Nachrichten mit Stammtafeln; das reiche Wiſſen des 
Verfaſſers bringt damit eine Menge der dankenswerteſten 
Aufſchlüſſe: fo 3. B. über die Geſchlechter Denſtedt, Dienſtedt, 
Döben, Dohna, Eberſtein, Eilenburg, Erdmannsdorf, Falkenau⸗ 
Raab, Feilitzſch, Frankenſtein, Friedeburg, Gans v Weber⸗ 
ſtedt mit den verwandten Goldacker, Karftell, Mihla, Greuſſen, 
Funke, Salza, Geilsdorf mit Abzweigungen, Gleichen, Gleiß— 
berg, Golßen und Wettin, Grau, Groß und Seſchau, Hafe- 
born, Heilingen, Helmoldt, Henneberg u. a. m. 

Ein beſonders ausführlicher Abſchnitt iſt der Familie 
v. Salza gewidmet, in welchem zum erſten Male die Herkunft 
dieſes alten angeſehenen Geſchlechts auf Grundlage urfund- 
licher Forſchung klargelegt wird. Poſſe wendet ſich hier ent⸗ 
ſchieden gegen Knothe“), welcher der Familie die Uradels⸗ 
qualität abſpricht, und begründet ſeine abweichenden Refultate 
in ſcharffinniger Weiſe. Auf urkundliche Unterlagen geſtützt, 
liefert Poffe den vollgültigen Beweis, daß die v. Salza in 
der Oberlauſitz von jeher uradliger Abkunft und fiets ritter⸗ 
bürtig geweſen ſind. Beſonders bemerkenswert ſind die Er⸗ 
gebniſſe des Derfaffers aus dem Görlitzer Stadtbuche vom 
Jahre 1305, deſſen Original Knothe gar nicht benutzt hat, 
und allgemein intereſſierend feine Bemerkungen über Stadt. 
bürger im Beſitz von Ritterlehen und Adlige als ftädtifche 
Bürger. Cine Stammtafel (genealogiſche Uberfidt), beginnend 
mit Heinrich (Heilmann) v. Salza 1298, bringt das Ergebnis 
der urkundlichen Forſchungen in klarer Form zur Anſchauung. 
Beigefügt if eine Karte, welche den ausgedehnten Grund— 
beſitz der Herren v. Salza in der Gberlauſitz umfaßt.“) 

Die Siegeltafeln des Werkes ſollte jeder, der für mittel⸗ 
alterliche Heraldik Sinn und Derftändnis hat, aufs forg- 
fältigſte ſtudieren. Sie ſind eine Fundgrube nicht allein für 
die wiſſenſchaftliche Heraldif, ſondern auch für das Studinm 
heraldiſchen Stils und heraldiſcher Kunſt, daher auch für aus⸗ 
übende Hünſtler (Architekten, Maler, Graveure) ſehr wichtig. 
Die Hähne in den Siegeln der Liebſtedt (Taf. 1), die Ge: 
weihe der Dohna (Caf. 4), die Löwen der Eberſtein (Caf. 8) 
und Frankenſtein (Taf. 20), die Adler der Siebichenſtein 
(Taf. 26), die Leoparden der Gleichen (Taf. 27 und 28), die 
Nennen der Henneberge (Taf. 45 u. f.) find wahre Pracht. 
ſtücke altheraldiſcher Stiliſierung. 

Die Ausſtattung, Papier und Druck iſt eine überaus 
gediegene; die Lichtdruckabbildungen find vortrefflich und 
geben die Siegel greifbar deutlich wieder. 

*) Knothe, Geſchichte des Oberlauſitzer Adels S. 462. 

**) Einen Sonderabdruck dieſer Abhandlung verdankt der 
Verein Herold der Güte des Herrn Freiherrn Hugo v. Salza 
in Dresden. 


— 182 — 


Hocherfreulich iſt die Mitteilung des Dorworts, daß der 
vierte Band (Her bis O) noch Ende dieſes Jahres in Druck 
gegeben werden kann und auch die Vorarbeiten für den 
fünften Band (P bis S) ſo weit vorgeſchritten ſind, daß auch 
die Drucklegung des ſechſten Bandes (Schluß und Hauptreaifter) 
ſich in raſcher Folge anſchließen wird. Dem hochverdienten 
Forſcher, Ehrenmitglied des Vereins Herold, ein herzliches 
Glückauf für die Weiterarbeit! 


Goethes Ahnen. Don Dr. Carl Knetſch. Leipzig 1908. 
verlag von Klinkhardt & Biermann. 8% X u 745. 
Text, 9 S. Regifter, 30 genealogiſche Tafeln. 

Durch- dieſes Werk iſt der Wunſch, den ich im Goethe⸗ 
Jahrbuch 1908*) ausgeſprochen habe, daß nämlich alle zur 
Kenntnis der Blutmiſchung in Goethe nunmehr vorliegenden 
Ergebniſſe der Forſchung durch einen berufenen Bearbeiter 
zuſammengefaßt, kritiſch geprüft und dann überſichtlich dar⸗ 
geſtellt werden möchten, ſchneller verwirklicht worden, als ich 
es damals dachte. Knetſch hatte ſich ſchon vorher um die 
Erforſchung der Ahnentafel Goethes namhafte Derdienfte er: 
worben. In dieſer neuen, umfangreichen ODeröffentlichung 
liefert er noch manches bisher Unbekannte, und unzweifelhaft 
iſt mit ihr die Ahnenforſchung über Goethe nunmehr zu 
einem gewiſſen Abſchluß gebracht. 

Etwas peinlich wirkt in der Vorrede der Ausfall gegen 
den Verein „Herold“. Ich kann ihn für zutreffend nicht 
halten und ſinde ihn deshalb bedauerlich. 

Eine ungewöhnlich verſtändnisloſe Beurteilung iſt dem 
Werke kürzlich in einer großen Tageszeitung zuteil geworden. 

Es heißt da: „Ich halte ſolche Studien für unfruchtbar. 

Die Galerie ehrbarer, unbedentender Leute, deren Namen 
mühſam aus der Vergeſſenheit geriſſen wird, macht gar keinen 
lebendigen Eindruck, ſelbſt auf Menſchen, die ſich gern mit 
Einzelheiten der Vergangenheit beſchäftigen. Der Autor ver⸗ 
weiſt wohl in feiner Vorrede darauf, daß der Adel ſich an- 
andauernd mit Stammbäumen uſw. befchäftigt; er überſieht 
aber, daß dies hauptſächlich aus dem Grunde geſchieht, alte 
Rechte feſtzuſtellen und zu erhalten, wie Stiftsplätze, Orden 
und ähnliches.” 
Alle Achtung! Der große Maler Lukas Cranach der Ältere, 
+ 1555 und der Weimariſche Rat und Kanzler Chriftian 
Pontanus, Schwiegervater des Dorftehenden, der zu Gotha 
am 16. April 1562 zuſammen mit Wilhelm von Grumbach 
(Grumbachiſche Händel) lebendig gevierteilt wurde, die beide 
zuerſt Unetſch auf der Ahnentafel Goethes (Ahnenziffer 
Nr. 982 und 490!) nachgewieſen hatte, waren wohl „ehr⸗ 
bare, unbedeutende Leute“ d 

Don den Problemen der Blutmiſchung im Menſchen, der 
Vererbung angeborener Anlagen und der Ererbung des Genies 
hat der Verfaſſer dieſer Anzeige anſcheinend nie etwas ge⸗ 
hört! Das kommt davon, wenn man die Beſprechung eines 
genealogiſchen Werkes durch einen Literaten, und nicht 
durch einen Genealogen, oder wenigſtens einen Hiftorifer, 
ſchreiben läßt, weil es zufällig — Goethe zum Gegen⸗ 
ſtand hat. 

Dr. Stephan Kefule von Stradonitz. 


*) „über die neuere, Goethe und Schiller betreffende 
genealogiſch heraldiſche Literatur“, a. a. O. S. 196 ff. 


Bermiſchtes. 


— Durch die Stände der Gberlauſitz wird demnächſt 
eine Jahresrate des v. Sieglerſchen Stipendiums für 
Fräulein von altem Adel verliehen. Bevorzugt ſind die 
Nachkommen des Stifters Joachim v. Siegler und Klipp- 
haufen. Bewerbungen find vor dem 15. Oktober d. Js. an 
den Landeshauptmann der Oberlanfi zu Görlitz einzureichen. 


— Wie uns Herr Simmermeiſter Ang. Wolf in 
Ortrand freundlichſt mitteilt, befinden ſich in der Kirche zu 
Großkmehlen bei Ortrand die in Sandſtein gehauenen und 
bemalten Wappen folgender Familien: v. Miltitz; v. Ende; 
v. Hopfgarten; v. Schleinitz; v. Pflug; v. Seebach; v. Bünam; 
v. Boyneburg; v. Kreffe; v. Haugwit; v. Ende; v. Salhauſe 
v. Rechenbergk; v. Loghaw; v. Hörbitz; v. Schleinitz; v. Mar⸗ 
ſchalk; v. Polentz; v. Loß; v. Polentz; v. Sabeltiz; v. Pflug; 
v. Haugwitz; v. Schlieben; v. Starſchedel; v. Hönneritz; 
v. Naugwitz; v. Gabelentz; v. Schleinitz; v. Pflug; v. Hang⸗ 
witz; v. Schönberg. Swei Doppelwappen: v. Karlowig 
und v. Lüttichau; v. Bernſtein und v. Lüttichau; ein großes 
Wappen v. Gregori. Ferner auf zwei Holztafeln gemalt: 
v. Belttroffen; v. Einlen; v. Ponickau; v. Lodo; v. Staupitz; 
v. Trauſchwitz; v. Pflug; v. Ende; v. Schönfeld; v. Eichen⸗ 
bergk. Ferner ſind noch einige ohne Namen vorhanden. Ebenfalls 
befindet ſich dort ein gemaltes Reiterbild mit der Inſchrift: 
„Im Jahre 1164 iſt von dem Herzog Wölffen von Baiern, 
Herr zu Horſika und Sardinien, zu Zürich ein Turnier ge- 
halten worden, mit 480 Pferden und 70 Curnier-Helmen 
von Adel, da iſt der Bernhard von Küttichau auch 
dabei geweſen.“ An Jahreszahlen find vorhanden: 1605, 
1648, 1682, 1699. 


Anfragen. 


101. 

Hans Schaper (Schapper), 29. November 1611 Kurf. 
Sadi. Oberförſter zu Prata (Pratau) bei Wittenberg, 8. Mai 
1620 desgl. zum Lohmen bei Pirna, 25. September 1621 
desgl. zum Roten Haufe Amts Gräfenhainichen. (Kal. Sächſ. 
Nauptſtaats archiv.) 

Wann, wo *... und . . . d. 

Matthäus Schaper (Schaper), 22. 4. 1620 Kurf. Sädf. 
Oberforfter zu Prata (f. ob.), F Pratau 1653, begr. 29. No- 
vember, 64 J. alt, alfo * 1589. Gattin: Elifabeth. 

Wann, wo . . . d. 

Weitere Nachrichten über die Familie erbitte höflichſt, 
etwaige Koften erſtattet 

Friedenau, Moſelſtr. 10. 

Schapper, Oberſt u. Regimentskommandeur a. D. 


102. | ‘ 

Nachſtehendes Wappen: „im Schilde der harfefpielende 

König David; auf dem Helme die Harfe allein“, foll vom Kur- 

fürſten Friedrich Wilhelm von der Pfalz einer Familie Hönig 

verliehen worden ſein. Iſt Näheres über die Verleihung bezw. 
über den Verbleib des Wappenbriefes bekanntd 

Gefällige Offerten durch die Redaktion d. Blattes erbeten. 


105. 
Bitte um Nachrichten über: 
|. Wolfgang Andreas Metſch v. Laineck ((. . d 
12. .) und feine Gemahlin Joh. Florent. v. Reitzen⸗ 
ſtein ((. . . d, 7 1. Auguſt 1753) und ihre Vorfahren. 


u RZ: eas 


2. Die Eltern ic. des Oberbürgermeiſters von Poſen 
J. Tatzler ((. .. d, f 28. Auguſt 1831 zu Poſen) und feiner 
A Agnes v. Woierzſchowsky (Woycieſchowsky ?) 
(*. Pre 

5. Die Eltern der Jul. Caroline v. Walther und 
Croneck geb. Hieliher (* 10. September 1746, f 6. Januar 
18 16). 

4. Woher ſtammt . . . (v.) Randow (4. . d, T. . 5) 
Fgl. a Offizier in Berlin, x mit... Heßler (.. . d, 


oo „ « feo 


pon ee Chriftoph v. Wutge- Roſina v.? Korn: 
multomsfy nau auf Neuhoff (Hr. eicher aus d. Hauſe 
und Oels) den 10. Auguſt Mühlwitz; * ’ 
Kornitz 1678 in den böhmi- 1 14. März 1684 


ſchen Herrenſtand er- 
hoben; *. d, f 15. Sep⸗ 
tember 1685 zu Püh- 
lau, alt 76 J. 3 Tg. 


zu Pühlau, alt 64 
Jahr 44 Wochen. 


N— —— ü̊ ä —ͤ— — 

Georg Friedrich v. Rymultows ty u. Kornitz auf Ober- 

Bludowitz und Spluchow; . i 169 . 
Elijabeth Maria von Wutgenan; RE BEE Sp AP eae 


Anna Candida von Rymultowsky u. Hornig; . . . 1699, 
T Oſſieczko 9. April 1770, X 1726 Boguslaw Jakob von 
Blacha und Lubie auf Bujakow. 


Hirſchberg, Inſpektorſtr. J. W. Fehr. v. Richthofen. 


104. 

Benedikt sen. Kranichfeld (um 1401, Handelsherr zu 
Gotha und Erfurt), geboren und geſtorben wannd Sein Sohn 
Benedikt jun. K. (* 1436 T 1525, Bandelsherr, von 1501 ab 
Bürgermeiſter in Gotha) hat unter 2 Kindern den Johann 
jun. (* 146? f 1545 zu Erfurt, 1557 ff. Ratsbaumeifter) 
.. . . Sein Sohn Peter K. (* 1498, Bürgermeifter in 
Arnſtadt, Thüringen, >< in zweiter Ehe Margaretha 
Maurer — zuſammen 24 Kinder) 7... Sein Sohn Se- 
baſtian H. (* 1558 in Arnſtadt, F 1399 an Peſtilenz) Geburts- 
und Todestag? 


Petershagen, Oſtbahn. Giertz, Pfarrer. 


° 105. 
Nachrichten erbeten über: 

Nathanael v. Schmieden, Bürgermeiſter von Danzig, 
der 1658 das polniſche Indigenat erhielt, und Erasmus 
v. Sch., 1667 Aſſeſſor am Dorpater Hofgericht, 1687 geadelt, 
der dasſelbe Wappen führt wie obiger, den Mann mit dem 
Hammer aber in einen Mohren verwandelt. In welchem 
Sufammenhang ſtanden die beiden? (Notiz im N. Sieb- 
macher bekannt.) 

Mödling bei Wien. H. Strobl. 
106. 

Fur Geſchichte der Familie Troje. 

1. Schlönwitz: Curt Friedrich Conrad v. Troy, 
F 18. 12. 1695 f 1772 >< 1731 in Geiglitz Sophie Cata- 
rina v. d. Often, foll bis 1740 etwa in Schlönwitz gelebt 
haben und wird 1757 in einer Urkunde als Beſitzer von 


Molſtow erwähnt. (Sein Vater war Adam Chriftoph, 
x am 6. 7. 1695 mit Maria Eliſabeth v. d. Often in 
Geiglitz.) 


2. Klemgow: 51. 5. 1758 Curt Friedrich v. Troy vers 
mählt mit Frau Witwe v. Woyersnon (zweite Fraud). 

3. Alexander Hinrich v. Troy 1705 X Fräulein 
v. Santhfy, 1717 & (zweite Frau) Barbara Dorothea 
Louiſe v. Benkendorff. 


Haben die unter 1 bis 3 genannten: Kinder, be» 
ſonders Söhne, hinterlaſſen oder iſt die Familie 
ſomit aus geſtorbend 


107. 

Unterzeichneter bittet um Aufſchluß über folgende Daten: 

1. v. Buddenbrock: 

a) Johann Albrecht v. Buddenbrock (Ff 174 im Lager 
bei Brandenburg). Wann geboren, wann ver: 
heiratet, welcher iſt der Todestagd Johann Albrecht 
war verheiratet mit Anna Barbara, Tochter des 
Höniglich Preußiſchen Tribunalrates Joh. Ernſt 
v. Lehwald auf Hans Ottlau bei Marienwerder 
und der Maria Barbara v. Streim aus dem 
Haufe Leſſenau. Wann war Anna Barbara ge» 
boren, wann geftorben? 

b) Der Enkel des vorgenannten Friedrich Ernſt Wil— 
helm Freiherr v. Buddenbrock⸗Ottlau war geboren 
in Strehlen (Schleſien) 30. 8. 1781, verheiratet in 
Paris im Hauſe ſeines Schwagers Leslie 15. 9. 1815. 
Wann iſt er geftorben? Seine Frau Emilie Chriſtine 
Henriette v. Leslie iſt geboren in Warſchau 1792. 
An welchem Tage? Sie ſtarb zu Dogelsdorf bei 
Berlin 6. 11. 1828. 

2. v. Arzat: Ernſt Friedrich v. Arzat und Groß— 
Schottau, Erbherr auf Geppersdorf und Wammer und 
ſeine Frau Chriſtine Friderike Sophie v. Burgsdorf 
aus dem Hauje Kummelswitz. Wann find die beiden 
geboren, verheiratet und wann find fie geſtorbend 

5. v. Leslie: David Chriſtian v. Leslie, Vater der 
Emilie Chriſtine Henriette 1b, General-Chirurgus bei 
dem Regiment von Thile in Warſchau. Soll geboren 
fein 1. 12. 1245, wor Wen hat er geheiratet und 
wann? Geburts- und Todestag der Frau, ſowie Ge- 
burts⸗, Heirats⸗ und Todestag ihrer Eltern? Wann 
ſtarb David Crijttan und wer waren feine Eltern? 
Ihr Geburts-, Heirats- und Todestagd 


4. v. Sobbe: N 
a) Friedrich Chriſtian v. Sobbe, geboren in Berlin 
4. 4. 1716. Wann verheiratet, wann geftorben? 


Seine Frau Dorothea Margharete Dietrichs wann 
geboren? T 1791, an welchem Tage und wor 

b) Friedrich Chriſtian Martin v. Sobbe auf Schilda, 
* 12.9. 1742 wo? & 22. 11. [TBT wo? f 25. 12. 
1805 wor Seine Frau Ulrike Philippine Mari— 
miliane v. Manteuffel, wo geboren? Ihre Eltern 
Hauptmann Gerhard Ehrhard v. Manteuffel und 
eine v. Birkholz. Wo und wann geboren, ver— 
heiratet, geſtorben? 

c) Friedrich Auguſt v. Sobbe, Königlich Preußiſcher 
Obriſtlieutenant, geboren in Belgard 24. 12. 1702, 
verheiratet mit Auguſte v. Buch zu Stolpe 16. 4. 
1822. Wann und wo tit er geſtorbend 

Burg Schaubeck, Poſt Klein-Bottwar, Württemberg. 
Frepherr v. Bruxelle-Schaubeck, 
Mitglied des Herold. 


108. 

Geburts», Beirats: und Todesdaten, auch Eltern uſw., 
des Martin von der Weihe (auch von Weyer oder Weiher 
gefchrieben) >< Magdalene Barmbrock, Vater des 1651 aes 
borenen Albert von der Weihe, fF bäuerliche Familie auf 
Weiher bei Soltau (Hannover), ſucht 

Göttingen. Dr. G. Meyermann. 


109. : Großeltern: Karl Gottlob v. Lüttichau, kurſächſiſcher 
1. Am 2. September 1755 heiratet zu Berlin der Profeffor | Kammerherr auf Kmehlen, + Marburg 2. Juli (749 & Hroppen 
der Theologie J. P. C. Nadt Sophie Dorothea Frauendorff, 2. April 1228 Friederike Auguſte Gräfin v. Werthern, 
jüngſte Tochter des Capitain Johann Friedrich Sranen | * im Haag 16. Juli 1212, F Kroppen 16. Januar 1748. 
dorff, fie ftarb 19. Oktober 1746 zu Berlin im Alter von 


28 Jahr und etlichen Monaten (nach dem Kirchenbuch). — Betreffend die Anfrage 96 in Ar. 8 des „D. Herold“ von 1908. 
1736 ift Pate: Leeganda v. Frauendorff, geborene v. Rangeier; Rumpff. 

1759 iſt Pate: Levin Philipp v. Frauendorff, Major bei der Angelika Eleonore Elidie Rumpff, * Soeft 22. Dezember 
Infanterie und dem Korps der Ingenieurs in Berlin. — | 1822, + Bonn 3. Juni 1875, heir. Karl Friedrich Sigismund 


2. Dorothea Juſtina Nadt war verheiratet mit dem Freiherrn v. d. Goltz. Kal. preuß. Baurat a. D., * Herford 
Stadtſekretär Friedrich Ihringk zu Berlin, welcher 1745 ftarb. | 2. Oktober 1802, + Burgſteinfurt 2. November 1878. 


wer kann über die Familien Frauendorff bezw. Schöler 
v. Frauendorff und Friedrich Ihringk bezw. ſeine Spi g ; a = 
n „ : 3 ; ; pießen, Wappenbuch des Weſtfäliſchen Adels, S. 115. 
ee eee nene 1 5 v. Papius, Geſchichte der Salinen zu Werl in Weſtfalen. 
Friedrich Wath. Schöler (Klingenberg gen. Schöler), Erbfälzer zu Werl. 1776 


ausgeſtorben. Wappen: In W. ein ſchw. Sparren von drei 
ſchw. Lilien begleitet. 
Wolfenbüttel, Neuer Weg 65. 


In der Anfrage 99 (Auguſt⸗Nummer diefes Blattes) iſt 
zu leſen: v. Tettingen oder Tettinger. 
v. Kettler, 


Hauptmann beim Stabe des 
niederſächſ. Feld⸗Art.⸗Regts. Nr. 46. 


Antworten. 


Betreffend die Anfrage 100 in Nr. 8 des „D. Herold“ von 1908. 
Nach der „Topographie des Herzogtums Schleswig“, 
Betreffend die Anfrage 48 in Nr. 4 des „D. Herold“ von 1908. Kiel 1855, Bd. II, S. 70, gehörte das adlige Gut Nübel 
An Originalurfunden und in Akten des Geheimen Haupt. (Angeln) von 1459 bis 1618 den von Hagen. Daſelbſt, 
und Staatsarchivs zu Weimar haben ſich folgende Siegel | 5. 28: Das adlige Gut Lundsgaard (Angeln) gehörte 1580 
der v. Wölnitz (Welnitz) in Thüringen gefunden: und noch 1598 Hennefe von Hagen auf Nübel. P. von 
1. Albrecht von Welnitz genannt Prage ſiegelt Kobbe, Scleswig-Bolfteinifche Geſchichte, Altona 1854, S. 44, 
1460 Juli 21. in feinem Urfehdebrief mit einem runden nennt als Günſtling des Georg Heinrich von Schlitz, gen. 


| 
wachsſiegel, darin ein Schild mit einer prächtig ftilifierten, von Görtz, um {708 einen von Hagen, welcher ſpäter durch 
heraldiſchen Lilie (Orig.⸗Urkunden). Selbſtmord endete. v. Aſpern, Doberan. 
| 


2. Feyne von Welnitz genannt Prage fiegelt 1462 | gerreffend die Anfrage 86 in Ur. 7 des „P. Herold“ von 1908. 
mit Dollwappen: im Schild die Lilie (wie oben), auf dem mit 8 fl 3 ne ee Hoffmann ſteht: 
Blätterkrone gezierten Stechhelm ein Zweig mit 3 Stengeln, Nr. 2490. Am 22. Juni 1619 wurde in Schulpforta im Alter 
daran je eine Roſe. (Orig.⸗Urkunden.) . von faſt 14 Jahren aufgenommen Johannes Glüer aus 

3. Anna, Albrechts v. Welnitz Witwe „zum Markneukirchen, er ging ab nach 1621. 

Hayn“, ſiegelt 1495 Dezember 12. mit ihres Sohnes Baldes Erfurt e 
wein Siegel, enthaltend das Vollwappen, im Schild die Lilie. : 
Der Helmſchmuck ift leider undeutlich. (OGrig.⸗Urkunden.) 

4. Lipmann von Wölnitz zu Brugkla fiegelt 1576 
März 13. mit Dollwappen in dem Schild die Lilie. Auf dem = 
Helm dagegen 5 Straußfedern. (Akten Abt. A. Nr. 2774.) Berichtigung. 

5. Dagegen ſiegelt Friedrich Hildebrand v. Wölnitz — 
zu Dolmershain 1658 Auguſt 26. (Hofgerichtsarchiv von S. 101. Feile 20 von unten muß es lauten: Crest on 
Jena, Abt. Altenburg Nr. 1657) mit einem Dollwappen: im | a Wreath of the Colours A Rising... und nicht: „Crest 
Schild ein mit 3 Roſen belegter Querbalken. Die Helmfigur on a Colours A Rising Wreath of the ...; weiter unten: 
iſt aber gleich der von 2. State on und nicht: Stateon. 

Weimar. Archivar Dr. Gritzner. 


Betreffend die Anfrage 50! in Ar. 4 des „D. Herold“ von 1908. 


Juliane Eleonore Auguſte v. Lüttichau, “ Kmehlen Brieffſtaſten. 
31. März; 1764, get. 4. April. 

Eltern: Karl Auguſt v. Lüttichau, * Kroppen 3. Juli 
1732, kurſächſiſcher Oberſt, auf Großkmehlen n. T. und Bloch— Herrn Dr. T. in G. Schablonen (Schild, Helm und 
witz, + 1798. Kmeblen 27. April (roy Magdalene Luiſe Decken) zum Einzeichnen von Wappen in verſchiedenen Stile 
Auguſte Eſſenius auf Uleinkmehlen, jüngſten hinterbl. | arten ſind durch C. A. Starke, H. Hoflieferant, Görlitz, zu 
Taler des Hof- und Hin tales Franz Auguſt es beziehen. Der Block r as as 1 Mark. 


an — ä — — — — — — — — — — In ee — 


Beilage: Japanifce Samilienzeichen, 2 Tafeln, 


Verantwortlicher Herausgeber: Ad. M. Hildebrandt in Berlin, w. 62. Schilgrag⸗ BH. — Selb verdag des Vereins Herold; fed eile verlegt von 
Carl Heymanns Verlag in Berlin, W. Mauerſtraße 43. 44. — Julius Sittenfeld, Hofbuchdrucker. in Berlin W. 


— 74. 
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Der jährliche Preis des „Deutſchen Herold“ — monatlich ein Heft — beträgt 12 Me, der „Vierteljahrsſchriſt für Wappen-, 


Siegel- und Familienkunde“ 8 Mk. 


Einzelne Nummern koſten 1 Mk. — Anzeigen für den „Deutſchen Herold“ werden von 


Carl Heymanns Verlag, Berlin W., Mauerſtr. 43. 44, entgegengenommen. 


Inhaltsverzeichnis: Bericht über die 783. Sitzung vom 
7. Juli 1908. — Die Hauptverfammlung des Geſamtvereins 
der deutſchen Geſchichts- und Altertumsvereine. — Ge— 
hören die in Mansfelder, Serbfter und Merſeburger Ur- 
kunden von 1230 an vorkommenden Ritter Buze und Boj 
zu dem jetzigen Boſeſchen Geſchlechtd — Einige SFuſätze 
zu der Mitteilung über „ein Gedenkbuch einer böhmiſchen 
Exulantenfamilie in der herzoglichen Bibliothek zu Wolfen— 
büttel“ in Nr. 5 des „Herold“ vom 5. Mai 1908. — Die 
Familie Orth in Heilbronn, Frankfurt a. M. und Holland. 
— Erotifhe Länderwappen (mit Abbildungen). — Goethe— 
Ahnen. — Bächerſchau. — Fur Kunſtbeilage. — Der: 
miſchtes. — Anfragen. — Antworten. 


Inhalt des 3. Heftes der Vierteljahrsſchriſt 1908: Ems; 
ländiſche Geſchlechter in Emden von Dr. Hermann Schön- 
hoff. — Die Grabdenkmale des Marktes Oberkotzau in 
Oberfranken von Poſtexpeditor I. Kl. Ernſt Kießkalt in 
Nürnberg. — Ein Lehnstag im 16. Jahrhundert. — Die 
Geſchlechtsfolge der Familie Cranach von Max Senf, 
Wittenberg. — Nachtrag zu Württembergiſchen Standes- 
erhöhungen und Gnadenakten 1880 bis 1908 von Carl 
Straub. — Die Leichenpredigten und Gelegenheitsgedichte 
der Bibliothek des grauen Klofters von dem Bibliothekar 
der Anſtalt Profeſſor Dr. Nohl (Nachtrag). 


Vereins nachrichten. 


Die nächſten Sitzungen des Bereins Herold 
finden ſtatt: 


Dienstag, den 20. Oktbr. 1908 | 
Dienftag, den 3. Novbr. 1908 | A 
(Stiftunasfeft) | 2 Ahr, 


im „Burggrafenhof“, Aurfürſtenſtr. 91. 


u 


Die Dereinsbibliothek befindet ſich W. 62, Rleifftr. 4, 
Quergebiude I., und iſt Mittwochs von 2—5, Sonn- 
abends von 10—1 Uhr geöffnet. Der Katalog iſt gegen 
Einſendung von 3,20 Mark vom Bibliothekar zu beziehen. 


Die ſtilgerechte Ausführung heraldiſcher und heraldiſch 
verzierter Arbeiten, 3. B.: 
Wappenmalereien aller Art, Stammbäume, Familien- 
chroniken, Adreſſen, Gr-libris, Glasgemälde, Por- 
zellane, Gravierungen, Hildnis-Medaillen, Gedenk- 
münzen für Familienereigniſſe, Votivtafeln, Fahnen, 
Bucheinbände, Ledertreibarbeiten, Bildhauerarbeiten 
in Hols und Stein (für Möbel, Denkmäler ufw.), Gold- 
und Silbergeräte mit heraldiſcher Dekorierung uſw., 
vermittelt die Redaktion des Deutſchen Herolds (Berlin W., 
Schillſtr. 3); ſie ſteht zu dieſem Zweck mit tüchtigen Künſtlern 
und Kunſtgewer betreibenden in Verbindung. 
Dede Auskunft wird bereitwilligſt erteilt. 


Bericht 
über die 783. Sitzung vom 7. Juli 1908. 
Vorſitzender: Se. Erz. Herr Generalleutn. z. D. v. Bardeleben. 


Als Mitglieder wurden aufgenommen: 

|. Herr Haad, Gerichtsreferendar, Leutnant d. R. 
des Mansfelder Feldartillerie-Regiments 75 in 
Berlin W. 35, Potsdamerſtr. 113 Villa 4. 

Herr Roſe, Plantagenleiter, Leutnant d. C., 
Kibaranga bei Ngomeni, Poſt Tanga, Deutſch— 
Oftafrifa. 

Herr Herbert Freiherr v. Shady auf Schönfeld, 
Leutnant, 3. S. komm. z. Dienftleiftung beim Gren.“ 
Reg. Il, Breslau, Neue Antonienftr. 18. 

4. Herr Arthur von Weſternhagen, Major a. D. 

in Erfurt. 


ID 


—1 


— 186 — 


Der Herr Vorfigende teilte mit, daß der Verein 
das alte Mitglied Major Otto von Daſſel zu Döbeln 
durch den Tod (5. Juni) verloren habe. Die An⸗ 
weſenden erhoben ſich zu Ehren des Derftorbenen von 
ihren Sitzen. 

Eine Depeſche brachte von der Feſtverſammlung 
des Harzvereins Grüße des Herrn Prof. Hildebrandt. 

Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz als 
erwählter Vertreter des Vereins auf der anfangs 
Auguſt unter der Aegide des Prof. Sommer zu Gießen 
ftattfindenden Verſammlung der naturforſchenden und 
der hiſtoriſchen Genealogie ſprach über die Anträge der 
Leipziger Sentralſtelle, welche bei dieſer Gelegenheit 
erörtert werden ſollen. Den Fragebogen zur Sammlung 
genealogiſcher Daten erklärt er für eine ſehr nützliche 
Sache; auf diefem Wege werden ſich die beiden Rich⸗ 
tungen der Genealogie gegenſeitig über dasjenige be⸗ 
lehren, was verzeichnenswürdig iſt. Bisher haben die 
Arbeiten der Naturforſcher und der Hiſtoriker zu ſehr 
dem Verhalten von Arbeitern geglichen, die von vers 
ſchiedenen Seiten einen Berg durchſtechen, ungewiß, ob 
fie je in der Mitte aufeinandertreffen werden. Hine 
ſichtlich der Bücherkunde ſtehe er auf einem anderen 
Standpunkte als die Sentralſtelle; er halte es zunächſt 


für notwendig, nach ſchweizeriſchem Muſter einen Weg ⸗ 


weiſer durch die genealogiſche Literatur zu ſchaffen. — 
Im Anſchluſſe hieran teilte der Herr Kammerherr mit, 
daß Herr Profeſſor Dr. Heidenreich in Dresden, der 
ſächſiſche Adelskommiſſar, im Jahre 1909 eine Familien- 
geſchichtliche Quellenkunde erſcheinen laſſen werde. Der 
Subſkriptionspreis ift auf 10 AM feſtgeſetzt. 

Der Herr Vorſitzende berichtete über die eigen⸗ 
artige intereſſante Feier, mit welcher der Kammerherr 
Herr v. Weſternhagen und ſein Geſchlecht kürzlich den 
625 jährigen Beſitz des Dorfs Teiſtungen begangen haben. 
Er legte vor eine Photographie der Urkunde vom Jahre 
1285, mittels welcher Hugo dominus de Marchia an die 
Herren v. Hagen (de Indagine), die Ritter Konrad und 
Hermann, alle feine Güter in Teiſtungen mit Ausnahme 
des Patronatsrechtes und einiger Leibeigenen, für 20 
feinen Silbers verkaufte. An der Pergamenturkunde 
hängen 4 Siegel, die zum Teil ſehr gut erhalten ſind. 

Herr Oberſt v. Weſternhagen zu Erfurt hat 
geſchenkt: Dr. Engelhardt, Hausinſchriften in Duderſtadt, 
(Duderſtadt 1891). Weitere Eingänge: Feſtſchrift des 
Harzvereins: Alt-Wernigerode von Dr. Ed. Jakobs. — 
Heinrich Mappes, Frankfurter Kriegsgefährten 1870 — 71 
(Frankf. 1906). Katalog des Fürſtl. Seughauſes zu 
Schwarzburg. Führer durch das Märkiſche Muſeum 
(Berlin 1908). 

Herr Amtsgerichtsrat Dr. Beringuier legte vor 
ein von Hildebrandt d. Jüngeren (H. H.) für R. Be, 
gezeichnetes Exlibris, und teilte folgenden Rechts fall mit: 

In einem gemäß § 368 Abf. 8 des Straf.⸗G. B. 
eingeleiteten Strafverfahren iſt bei Beurteilung der 
Frage, ob der Angeklagte zur Führung des Adels⸗ 
prädikates berechtigt iſt, der Strafrichter an die Ente 
ſcheidung des Königl. Heroldsamtes gebunden. Entſch. 


des O. C.⸗G. Königsberg 9. April 1908. — Anderer 
Anſicht iſt das Kammergericht (II. Strafſenat) in ſeinem 
Urteile vom 9. November 1907 (ſ. Deutſche Juriften- 
zeitung 1008 S. 600). — Weiter legte der Herr Amts; 
gerichtsrat vor das ,fefte und Auslandsheft“ des 
„Papierfabrikant“ 1908 (Verlag von Otto Elsner in 
Berlin). In dieſem ſchönausgeſtatteten Bande nimmt 
ein Aufruf von Friedrich von Hößle zum Betriebe 
planmäßiger papiergeſchichtlicher Forſchungen unſer 
Intereſſe in Anſpruch, da die alten Waſſerzeichen und 
die Geſchichte der im Mittelalter meiſt von Patriziern 
betriebenen Papiermühlen die Gebiete der Heraldik und 
der Genealogie nahe berühren. 

S. E. Herr Generalleutnant v. Uſedom teilte mit, 
daß er vor einigen Wochen die S. George's Chapel 
in Windſor beſucht habe, in deren Chor ſich die Stühle 
der Ritter des Hofenband - Ordens, alſo auch des 
deutſchen Kaiſers und Kronprinzen befinden. Über 
jedem Stuhl ſind Schwert und Wappen aufgehängt. 
Auf dem Helm die betreffende Krone; die Helmdecken 
hängen zu beiden Seiten in eine lange Spitze aus 
laufend herab, in einer Kugel endigend. Uber den 
Wappen iſt horizontal die Fahne mit dem Wappen 
des betreffenden Ritters angebracht. Unter dieſen 
fehen wir auch den Stuhl einer Dame, der Königin, 
neben dem ihres hohen Gemahls ſtehend. Die zahl⸗ 
reichen in Gold, Silber und bunten Farben ſchimmern⸗ 
den Fahnen und Wappen machen einen ſehr feierlichen 
und impoſanten Eindruck. Die gleiche Anordnung der 
Stühle, Schwerter, Wappen und Fahnen fand S. E. 
auch in der Weſtminſter⸗Abtei zu London und zwar in 
der Kapelle Heinrichs VII, woſelbſt die Ritter des 
Bath⸗Ordens ihre Sitze haben. 

Siegelſammlungen werden zum Kaufe angeboten 
von: 

Natalie von Vikitin, Kunftmalerin in München, 
Amalienſtr. 70/2. 

Frau B. Schilling in Gröbendorf bei Gr. Beſten 
in der Mark. 

Herr Kammerherr Dr. Kekule von Stradonitz 
übergab I. Nr. 36 der „Sukunft“ v. 6. Juni 1908 ent- 
haltend ſeine Abhandlung über das Kapitel des Ordens 
vom Goldenen Dließ. 2. „Der Deutſche“ Wochenſchrift 
Heft 9 vom 30. Mai 1908 enthaltend feine Abhandlung 
liber den Adler von Monthermer. Im Frühjahr brachten 
engliſche Blätter die Nachricht, dem Kaiſer ſei bei 
feinem Beſuche von Beaulieu - Abbey in einem bunten 
Glas fenſter das Wappen des Sir Thomas Wriothesley 
aufgefallen, weil es in einem ſeiner Felder einen 
ſchwarzen Adler in Gold (das Reichswappen) auf ⸗ 
weiſe. Der Vortragende wies nun nach, dieſer Adler, 
aber grün in Gold, ſei das Wappen der Barone 
von Monthermer, welche 1340 im Mannesſtamme aus: 
ſtarben. Durch Vererbung in weiblicher Linie, die er 
von Stamm zu Stamm darlegt, gelangte das Wappen 
an den im Jahre 1581 geftorbenen Henry Wriothesley, 
Carl of Southampton, deſſen Vater Thomas von 
Hönig Heinrich VIII. die Abtei Beaulieu erkauft hatte. 


Entwurf und Model. von Bodo Ebhardt. 


„Ulillkomm“ 
Seiner Majeſtät dem Kaiſer und König 
Wilhelm II. 


dargeboten von der Vereinigung zur Erhaltung Deutſcher Burgen bei der Einweihung der Hol Hönigsburg 


Beilage zum Deutſchen Herold 1908, Ur. 


10. 


Der Herr Kammerherr teilte mit, daß Herr 
Georg Starke in Görlitz ſtimmberechtigtes Mitglied 
bleiben wolle. 

Herr Major v. Schoeler legte vor den Bericht 
über die Hilfstätigkeit des Roten Kreuzes während des 
japaniſch⸗ruſſiſchen Krieges 1004— 05 (Leipzig 1908). 

Das Ehrenmitglied Herr Macco übergab |. 
Le livre d'or de la famille de Borman (Liege 1906). 
2. Chev. Camille de Bormann, les orgines belges de 
notre dynastie (Brux. 1905). 3. Des nämlichen Ver⸗ 
faſſers Schrift: Thierry de Lynden, — était - il Batard? 

Seyler. 


Die Hauptherfammlung des Geſamtvereins 
der deutſchen Geſchichts⸗ und Altertums⸗ 
vereine, 
deſſen Mitglied der „Herold“ ſeit vielen Jahren iſt, 
tagte in dieſem Jahre unter Vorſitz des Geh. Archiv⸗ 
rats Dr. Wolfram aus Metz in der an heraldiſchen 
Schätzen reichen Hanſeſtadt Lübeck. Der Verſammlung 
ging, wie gewöhnlich, der Archivtag vorauf, aus deſſen 
Verhandlungen für unſere Swede beſonders der Vortrag 
des Herrn Senatsſekretär Dr. Hagedorn aus Hamburg 
über „Das Hamburger Staats archiv und die Perſonen⸗ 

forſchung“ hervorzuheben iſt. 

Das Hamburgiſche Staatsarchiv beſitzt, wie der 
Vortragende ausführte, ein ſehr reiches Material zur 
Perſonen⸗ und Familiengeſchichte, nämlich die Sivil⸗ 
ſtandsregiſter aus der Seit der franzöſiſchen Okkupation, 
ferner die nach deren Beendigung eingeführten Tauf-, 
Trau- und Sterberegiſter bis zum Jahre 1865 und 
weiter von 1866 ab die Sivilſtandsregiſter, iſt alſo in 
der Cage, für dieſe Seit über alle Perſonenfragen 
genaue und ausführliche Auskunft geben zu können. 

Weiteres Material für die genealogiſche Forſchung 
iſt in den Umſchreibungsliſten des ehemaligen Bürger⸗ 
militärs, das find jährliche Bevölkerungs aufnahmen 
ſeit 1831, enthalten, und in den aus dem 17. und 
18. Jahrhundert erhaltenen Fremdenliſten der Bürger⸗ 
kapitäne. Aus den erwähnten Umſchreibungsliſten hat 
beiſpielsweiſe feſtgeſtellt werden können, in welchem 
Baufe Johannes Brahms geboren worden fei. Ferner 
kommen für die genealogiſche Forſchung in Betracht die 
Wetteprotofolle, die bis ins Jahr 1655 zurückgehen, 
die Mitgliederliſten der Zünfte und Amter und anderer 
Korporationen, die Militäraushebungsrollen, die ſeit 
1797 aufbewahrt worden find, die Stammrollen des 
Hamburgiſchen Bundeskontingents, für Amerikaner be⸗ 
ſonders die Auswandererliſten, ſeit 1887 vorhanden, 
ferner die große Sahl von Teſtamenten, ſeit Beginn 
des 14. Jahrhunderts etwa 3000, die Sammlung Ham⸗ 
burgiſcher Genealogien, die Hamburger Kirchenarchive 
und Kirchenbücher bis 1850, die dem Staatsarchiv eins 
verleibten Archive von Behörden, Gerichten, öffent⸗ 
lichen Anſtalten und Stiftungen, die alten Staatsarchive 
von Ritzebüttel, Bergedorf u. a. Su dieſem hand⸗ 


ſchriftlichen Material kommt dann noch das gedruckte. 
Das genealogiſche Material kann von jedermann in 
Anſpruch genommen werden, und das geſchieht in 
ſtändig erheblich ſteigendem Maße. Die von dem 
Hufumer Bürgermeiſter Dr. Schüding in feinem Pam⸗ 
phlet über die innere Verwaltung Preußens aufgeſtellte 
Behauptung, die Sunahme der genealogiſchen Forſchung 
fet ein Seichen der Verdunkelung des deutſchen Lebens, 
iſt durchaus zurückzuweiſen; die genealogifche Forſchung 
iſt vielmehr von hoher ſittlicher Bedeutung. Die Bes 
nutzung des genealogiſchen Materials des Hamburger 
Staatsarchivs wird amtlich überwacht, damit einer 
kritikloſen Aneignung von Stammbäumen und Wappen 
und ſonſtigem Mißbrauch des Materials vorgebeugt 
werde. Die Kirchenbücher ſind nur ſtreng wiſſen⸗ 
ſchaftlichen Arbeiten zugänglich; für Familienforſchungen 
werden die Arbeiten von Beamten des Archivs ge⸗ 
macht. 

Dem Vortrage folgte eine Ausſprache, in welcher 
u. a. an den Referenten die Frage gerichtet wurde, 
wie ſich das Hamburger Staatsarchiv gegenüber Be⸗ 
rufsgenealogen verhalte, die oftmals darauf ausgingen, 
ſich Material zu gewinnſüchtigen Sweden zu verſchaffen. 
Die Frage wurde dahin beantwortet, daß dieſe Lente, 
ſoweit irgend angängig, rundweg abgewieſen würden. 
Unter dieſen „Berufsgenealogen“ dürften aber doch 
wohl wiſſenſchaftlich arbeitende Gelehrte, welche gegen 
Honorar die Ausarbeitung von Familiengeſchichten 
übernehmen, nicht zu verſtehen ſein. 

Für unſere Mitglieder ſind auch die von Herrn 
RNeichsarchivaſſeſſor Dr. Striedinger in München bereits 
auf dem vorigen Archivtage aufgeſtellten Theſen, be⸗ 
treffend die Verſendung von Archivalien, von Intereſſe. 
Sie gelangten bei der diesmaligen Tagung zur ers 
neuten Beratung und wurden in folgender Form an- 
genommen: 

1. Die Derfendung von Archivalien kann vielfach 
entbehrlich gemacht werden durch Maßnahmen, 
wie: Amtliche Herſtellung von kürzeren Abſchriften 
und Kollationen, Sulaſſung und nötigenfalls Be: 
ſorgung fähiger Kopiften, jegliche Förderung des 
Herſtellens von Photographien, Unabhängig⸗ 
machung der Benutzerzeiten von den eigentlichen 
Amtsſtunden. 

2. Soweit die Verſendung nicht durch Geſetz oder 
Verordnung geboten iſt, ſtellt ſie eine ausnahms⸗ 
weiſe Vergünſtigung dar, die nicht ohne ſtich⸗ 
haltige Begründung gewährt werden ſoll. 

3. Sind Unterſchiede zu machen 
a) nach der Perſon des Antragſtellers, indem für 

Dilettanten und Anfänger nicht, für bewährte 
Forſcher und für Inſtitute jedoch in geeigneten 
Fällen verſendet wird, 

b) nach dem Wert und der Beſchaffenheit der 
Archivalien, indem beſonders koſtbare oder 
ſchwer verſendbare Stücke in der Regel von 
der Verſendung ausgeſchloſſen werden. 


— 188 — 


4. In den geeignet erſcheinenden Fällen iſt indes 
nur in kleineren Partien und nur auf kurze Friſt 
zu verſenden. 

5. Die Ausdehnung der Verſendung auf nichtamt⸗ 
liche Stellen und Privatperſonen iſt nur in be⸗ 
ſonderen Fällen und nur dann zuläſſig, wenn die 
üblichen Vorſichtsmaßregeln beobachtet worden 
find, jedoch foll die Verſendung an Archive oder 
Bibliotheken die Regel bleiben. 


Anſchließend an den Archivtag war für die ganze 
Woche in der Katharinenkirche eine prächtige Aus» 
ſtellung von Urkunden aus dem Lübeder Staatsarchiv 
veranſtaltet, welche die lebhafte Bewunderung der Be» 
ſucher hervorrief. In heraldiſcher Beziehung war u. a. 
bemerkenswert eine Urkunde der Grafen Johann und 
Gerhard von Holſtein vom Jahre 1247 mit einem 
ſchön erhaltenen Siegel mit dem ſcharf ausgeprägten 
gezackten Schildrand; ferner verſchiedene Wappenbriefe, 
die Privilegien für die Sirkel⸗Geſellſchaft“) und die 
Junkerkompagnie mit den ſchön eingemalten Ordens⸗ 
ketten, der Wappenbrief Napoleons I. für die gute 
Stadt Lübeck mit dem in napoleoniſcher Weiſe verball- 
hornten Stadtwappen, illuſtrierte Handſchriften des 
Tübiſchen Rechts und vieles andere. 

Da die Protokolle der Derfammlung, die im „Kor⸗ 
reſpondenzblatt“ demnächſt erſcheinen, über die öffent⸗ 
lichen Sitzungen und Vorträge ausführlich berichten, 
ſo will ich hier nur einiges über die ſtark beſuchten 
Sitzungen der vierten Abteilung mitteilen. Hier ſprach 
Herr Stadtbaninfpeftor M. Grube, langjähriges Mit- 
glied und treuer Mitarbeiter des „Herold“, über Alt 
Lübecker Heraldik. Swar hat die Heraldik in Lübeck 
keine ausgeprägten Sondermerkmale, ſondern hat ſich 
in gleicher Weiſe wie im übrigen Norddeutſchland ent- 
wickelt, aber ſie tritt hier beſonders reich in Erſchei⸗ 
nung — an Denkmälern, Epitaphien und Gebäuden, 
gemalt, geſchnitzt und in Stein gehauen und in den 
verſchiedenſten Stilarten. Schon aus dem 14. Jahr 
hundert finden ſich Grabſteine mit heraldiſchem Schmuck, 


*) ber die Kübeckiſche adelige Hirkelgeſellſchaft brachte 
Jahrg. 5 der Seitſchrift des Vereins für Lübeckiſche Geſchichte 
(Vorſitzender Herr Prof. Dr. Reuter, Mitglied des „Herold“) 
ausführliche Nachrichten: S. 293 392 eine Abhandlung des 
verdienftvollen Staatsarchivars Dr. Wehrmann über das 
Lübeckiſche Patriziat, in welcher zugleich (S. 374) das Statut 
der Geſellſchaft vom Jahre 1586 mitgeteilt und das Namen 
verzeichnis der Mitglieder abgedruckt iſt; dieſe gehörten zu 
der nicht großen Fahl von Familien, welche in der Umgegend 
von Lübeck Landgüter beſaßen. Am längſten gehörten der 
Geſellſchaft die v. Wickede und die v. Brömbſen an. — 
S. 395 gibt Dr. W. Brehmer ein Verzeichnis der Mitglieder 
nebſt Angaben über ihre perſönlichen Derhdltnijje. Die 
Geſamtzahl, von der Gründung bis zur Auflöſung bei 
Beginn der franzöſiſchen Herrſchaft, betrug 415. 

Auch ſonſt enthalten die Bände der Seitſchrift zahlreiche 
Mitteilungen über Kübeckiſche Genealogie und Heraldik, 
3. B. Band 2 eine ausführliche Abhandlung über die Grab— 
ſteine im Dom von Dr. F. Techen. 


Schilde mit und ohne Helm, vielfach in Verbindung 
mit den Figuren der Verſtorbenen. Reicher ausge- 
ſtattet ſind die Denkmäler aus dem 15. Jahrhundert, 
namentlich die foftbaren Erzplatten, meiſt flandrifche 
Arbeiten; ausgezeichnet ſtiliſiert iſt beſonders das 
Wappen auf dem plaſtiſchen Grabmal des Bifchofs 
Bokholt, + 1341, im Chor der Domkirche. Am Vat⸗ 
hauſe ſehen wir auf allen Seiten den friesartig ver⸗ 
wendeten Cübeckiſchen Wappenſchild. Daß ehedem 
auch die Privathäufer außen reichen Wappenſchmuck 
trugen, beweiſen die Refte von alten Beiſchlagſteinen 
im Muſeum, darunter ein Wappen mit Schildhalter, 
einem Löwen, der den zugehörigen Helm über den 
Kopf geſtülpt trägt. Reichlich ſind in den Kirchen 
Wappen erhalten, welche zur Erinnerung an Dona⸗ 
toren und Spender angebracht wurden. Wer einen 
Altar ſtiftete und dazu eine Kapelle als An- oder Ein- 
bau errichtete, ließ ſeinen Wappenſchild an weithin 
ſichtbarer Stelle anbringen, nämlich als Schlußſtein des 
Gewölbes. Darunter befinden ſich hervorragend ſchöne 
Stücke, z. B. Schild und Helm der Familie Crispin an 
den Schlußſteinen im nördlichen Seitenſchiff von St. 
Katharinen. In derſelben Kirche zeigt ein Schlußſtein 
von 1564 das redende Wappen des Bürgermeiſters 
Gallin, eine Henne, gallina. Unter der weißen Tünche 
der Wände wird ſicher noch viel heraldiſcher Schmuck 
verborgen fein. In der Kirche des Hl. Geift-Hofpitals 
erblickt man an der Wand die vor 50 Jahren bloß— 
gelegten Bilder der Gründer und Wohltäter mit ihren 
Wappen in Dreieckſchilden. Altartafeln, Votivbilder 
udgl. tragen faſt immer die Wappenbilder ihrer Stifter; 
beſonders ſchöne, ſtilreine finden ſich im Dom und in 
der Marienkirche. 5 

In anderer Weiſe kam die Heraldik nach der 
Reformation zur Verwendung, aber ebenfalls in reicher 
und ſchöner Art; fo namentlich an den prunkvollen Epi- 
taphien mit ihren Ahnenreihen, an dem koſtbar ge— 
ſchnitzten Geſtühl, an den Wandvertäfelungen in öffent» 
lichen und privaten Gebäuden. Auch aus dieſer Seit 
finden wir in Lübeck eine verſchwenderiſche Fülle von 
heraldifchen Arbeiten, aus denen einzelnes hervorzu⸗ 
heben faſt unmöglich iſt. In genealogiſcher Beziehung 
ſind beſonders die vielen Epitaphien beachtenswert, an 
denen wir die Wappen nicht nur der berühmten 
Lübeder Stadtgeſchlechter, ſondern auch der vielfach 
mit dieſen verſippten pommerſchen, holſteiniſchen, weſt⸗ 
fäliſchen und niederſächſiſchen Adelsfamilien finden. 
Eine Seltenheit ſind mehrere Denkmäler, ſo des Albert 
v. Daſſel, T 1659, des Gottſchalk v. Wickede, 7 1667, 
die nicht die Ahnenwappen, ſondern die Wappen der 
Doreltern: Großvater, Urgroßvater uſw. mit ihren 
Frauen zeigen, alſo Wappenſtammbäume; an dem 
v. Wickede ſchen ſind auch noch die Wappen der 
Schwiegerſöhne angebracht. Über viele dieſer Denk⸗ 
mäler machte der Vortragende noch nähere Mite 
teilungen, ebenſo über den Wappenfhmud an den 
reichen Portalen der alten Kaufmannshdufer und an 
anderen öffentlichen Bauten, ferner verwies er auf 


die Abbildungen lübeckiſcher Wappen in der fogenannten 
Ratslinie in der Stadtbibliothek, im alten Sibmacher, 
in den Wochenbüchern der St. Marienkirche, in Mildes 
Werk über Lübecker Bürgerſiegel uſw. Der Dor: 
tragende hat ſelbſt mehr als 1200 Wappen aus Lübeck 
geſammelt. oak zZ | 

Herr H. F. Macco, Ehrenmitglied des Herold, 
ſprach ſodann über die Bedeutung des Wetzlarer 
Staatsarchivs für die Geſchichte und ihre Hilfswiſſen⸗ 
ſchaften, insbeſondere die Genealogie. Er gab zunächſt 
einen Überblick über die Entſtehung des Reichskammer⸗ 
gerichts 1405 unter Maximilian J, über die Kompetenz 
des Gerichts, ſeine vielgeſchmähte Verſchleppung der 
Prozeſſe infolge Mangels an Diäten für die Richter 
und ging dann zu der Einteilung der Aktenbeſtände 
über, die heute den einzigen Beſtandteil des Kgl. 
Staatsarchivs bilden. — Nächſt den Kirchenbüchern 
und Sivilſtandsregiſtern kommen für genealogiſche 
Forſchungen die in den Cokalarchiven ruhenden Akten, 
die Univerſitätsmatrikeln, Sunftbücher uſw. in Betracht; 
dann in zweiter Reihe die Staatsarchive, unter denen 
das Wetzlariſche eine beſondere Stellung einnimmt. 
Die dort liegenden Prozeßakten, die ſich über einen 
Seitraum von mehreren Jahrhunderten erftreden, 
bilden eine. Quelle für Familienforſchung, welche zu 
den reichſten gehört, die wir beſitzen, und deren Wert 
in der großen Anzahl und dem Umfang der vorhan⸗ 
denen Akten beruht, dann aber darin, daß in ihnen 
Feſtſtellungen über örtliche Einrichtungen, Gebräuche, 
Sitten, Beſitz uſw. in zum Teil erſchöpfender Weife 
klargelegt werden. f 

Redner machte ferner ausführliche Mitteilungen 
über den Inhalt der Akten aus welchem er eine 
Reihe von beſonders intereſſanten Einzelheiten hervor⸗ 
hob; 3. B. betonte er, wie aus den Erbſchaftsprozeß⸗ 
akten ſich nicht nur ganze Genealogien zuſammen⸗ 
ſtellen laſſen, ſondern auch die Vermögensverhältniſſe, 
die Einrichtung und die Neigungen der betreffenden 
Perſonen beurteilt werden können, wofür eine Reihe 
von Beiſpielen mitgeteilt wurde. 


Ganz wichtig ſind die Akten auch für die Wappen⸗ 


forſchung; Redner fand ſchon bis rund 100 Siegel 
in einem Aktenbündel, und wenn man durchſchnittlich 
nur zehn Siegel auf einen Prozeß rechnet, ſo würde 
man doch bei den 33 000 heute noch in Wetzlar ruhen⸗ 
den Aktenbündeln auf die reſpektable Summe von über 
500 000 Siegeln und Wappen kommen. Dabei handelt 
es ſich nicht allein um die Wappen bekannter adliger 
oder patriziſcher Familien, ſondern auch — und darin 
liegt der Hauptwert — um eine nicht geringe Sahl 
von Siegeln bürgerlicher Familien, von Sünften, 
Städten, Dörfern, Gerichten und Korpora: 
tionen. Dazu kommt noch eine beſondere Abteilung 
in Betracht, nämlich die unter dem Rubrum „Standes⸗ 
erhebungen“ ruhenden Archivalien, welche 770 Nummern 
umfaſſen. Sehr wichtig ſind — neben vielem anderen 
— die oft den Akten beigefügten Seichnungen und 
Malereien, welche ſich auf die umſtrittenen Beſitzungen 


beziehen oder einzelne Umänderungen mit allen Einzel— 
heiten ſorgfältig darſtellen; ſie gehören zu den inter⸗ 
reſſanteſten und wertvollſten Beweisſtücken, welche wir 
zur Geſchichte deutſcher Burgen und Schlöſſer bei— 
bringen können. Es iſt unmöglich, in Kürze alles auf- 
zuzählen, worüber die Akten überraſchende Auskunft 
geben. Der Vortragende empfahl dringend einen 
Beſuch des alten Wetzlar und die Beſichtigung des 
Staatsarchivs, wo der liebenswürdige Hüter der Schätze, 
Herr Geh. Archivrat Veltman, gern Auskunft erteilt. 

In der folgenden Diskuſſion riet Herr Dr. Lille, 
jeder einzelne Verein möge ſchleunigſt ermitteln, was 
in Wetzlar auf ſein Gebiet Bezügliches liege; erſt dann 
ſei es möglich, auch die einzelnen Stücke feſtzuſtellen, 
was jetzt noch äußerft ſchwierig fei. Die Cokalfor ſchung 
müſſe hier eingreifen und zwar raſch. Vielleicht könne 
eine geeignete Perſönlichkeit von mehreren Vereinen 
zugleich beauftragt werden, das vorhandene Material 
zu bearbeiten. 

Herr Macco bemerkte, daß er hierüber ſchon in 
Berlin geſprochen habe und dieſen Winter einen län- 
geren Vortrag in Dresden halten werde. Er ſelbſt 
hat ſeit 11 Jahren regelmäßig in Wetzlar gearbeitet 
und bis jetzt rund 4000 Akten durchgeſehen. Man 
ſolle einen jungen Gelehrten nach Wetzlar ſenden, um 
dort für Städte und Vereine zu arbeiten. Augen⸗ 
blicklich fehlt es jedoch im Archiv noch an einem geeig⸗ 
neten Platz, namentlich im Winter. 

Von den fonftigen Verhandlungen find zu er: 
wähnen ein Vortrag des Archivdirektors Dr. Kretſchmar 
über das Lübecker Staatsarchiv, deſſen erſte Erwähnung 
ſchon in das Jahr 1298 fällt, ferner der in genealo- 
giſcher Hinſicht bemerkenswerte des Geh. Archivrats 
Dr. Grotefend über das Volkszählungsmaterial im 
Schweriner Archiv von 1496 bis 1800. Letzterer Vor: 
trag ſchloß mit dem gewiß von allen Genealogen ge⸗ 
teilten Bedauern darüber, daß im Jahre 1900 in 
Preußen und einigen anderen Bundesſtaaten die Sähl⸗ 
karten vernichtet ſind und 1905, auf Bundesratsbeſchluß, 
fogar in allen Bundesftaaten vernichtet werden mußten. 
Das gleiche ift leider auch für die nächſte Zählung zu 
erwarten. Hiergegen ſollte energiſch Einſpruch erhoben 
werden, da durch die Vernichtung ſehr wertvolles Ma⸗ 
terial über die Bevölkerungsbewegung verloren geht. 

Sehr bedauerlich war, daß unſere Wiener Fach⸗ 
genoſſen von der Geſellſchaft Adler durch Krankheit 
am Erſcheinen verhindert waren und ſomit von einer 
weiteren Beſprechung der im vorigen Jahre aufge— 
ftellten Chefen abgeſehen werden mußte. 

Nicht unterlaſſen möchte ich darauf hinzuweiſen, 
daß die Aufnahme der Verſammlung durch die Stadt 
Ciibed und durch den dortigen Geſchichtsverein eine 
ſehr freundliche war, und daß die Tübeckiſche Zeitung 
nicht nur an ihrer Spitze einen warmen Begrüßungs- 
artikel, ſondern auch laufend ausführliche von Sac: 
kenntnis zeugende Berichte über die Sitzungen brachte. 

Ad. M. H. 


Gehören die in Mansfelder, Zerbfter und IMerfe- 

burger Urkunden von 1230 an barkammenten 

Ritter Buze und Woz zu dem jetzigen Wafefchen 
Geſchlecht: 


Wenn ich dazu komme, dieſe Frage zu bejahen, 
trotzdem mir bekannt iſt, daß im allgemeinen nur die 
Familien als desſelben Urſprungs angeſehen werden, 
welche dasſelbe Wappen führen, will ich verſuchen, hier 
die Gründe, welche mich zu dieſer Überzeugung brachten, 
auseinanderzuſetzen. 

Bei der Fülle der Urkunden, welche bei genauerem 
Prüfen ihres Sufammenkangs mir die Überzeugung 
der Abſtammung der Stift Merſeburger Boſes von den 
Mansfelder Buze oder Boz geradezu aufgedrängt 
haben, halte ich die Verſchiedenheit der Wappen in 
dieſem Fall nicht für ausſchlaggebend, weil die früheften 
bis jetzt bekannten Siegel erft 1329 und 1352 reſp. 1367 
und 1377 vorkommen; zu einer Zeit, zu der eine räumliche 
Trennung des Geſchlechts ſchon eingetreten war und 
wohl keine Verbindung desſelben untereinander mehr 
beſtand. Ein Umſtand, der in der damaligen politiſchen 
Cage ſeine hinreichende Erklärung findet, auf die jedoch 
näher einzugehen hier zu weit führen würde. Es war 
die Seit, in der Friedrich der Erlauchte und ſeine 
Söhne um den Beſitz von Thüringen und ſpäter um 
ihre anderen Lander kämpften, welche Kämpfe [308 durch 
die Schlacht bei Cuda zu Gunſten der Wettiner Fürſten 
entſchieden wurde. 

Um 1271 traten die Ritter Buz und Boz im 
Hodjtift Merſeburg mit Nicolaus Boz zuerſt auf, 
während fie vorher, von 1250, an nur in Mansfeldiſchen 
und Serbſter Urkunden zu finden ſind. Man kann 
alſo das Jahr 1271 als das ihrer Seßhaftmachung im 
Stift Merſeburg anſehen. 1309 gaben aber die Söhne 
des Nicolaus Rulecho und Johannes ihre Beſitzungen 
in Spergau im Stift Merſeburg wieder auf. Wir 
finden den erſteren 1510 und ſpäter deſſen Söhne in 
Anhaltiſchen Kriegsdienſten gegen die Pommernherzöge 
und dann bei Königsberg i. d. Neumark angeſeſſen, 
während der zweite 1328 als militaris in Urnftede 
lietzt Arnſtedt bei Hettſtedt) genannt wird. Beidenricus 
Boſe dagegen bleibt mit ſeinen Brüdern, den Rittern 
Diezmann, Conrad und Albertus im Stift Merſeburg 
zurück, woſelbſt Conrad ebenfalls in Spergau einen 
Hof und I Hufe beſitzt. Die Beſitzungen der anderen 
Brüder lagen in unmittelbarer Nähe davon, wie wir 
ſpäter ſehen werden. Dieſe zuletzt genannten gehören 
aber zweifellos zu dem jetzigen Boſeſchen Geſchlecht, 
welches den geſpaltenen Schild führte. 

Teider finden ſich die erſten gut erhaltenen Siegel 
erſt 1377 an einer Urkunde im Domarchiv zu Merſeburg 
St. Sixti Nr. 77, und merkwürdigerweiſe haben die 
beiden Söhne des obengenannten Heidenricus zwei 
ganz verſchiedene Siegel. 

Hans der älteſte Sohn führt den geſpaltenen 
Schild, während ſein jüngerer Bruder Albrecht ein 


Mühlrad oder einen Ring im Wappen hat. Daß das 
Siegel des Albrecht wirklich ſein eigenes und kein 
fremdes Siegel iſt, beweiſt die Umſchrift: T S. Albrecht 
Boze de Kotzen (Hötzſchen bei Merſeburg), die Um⸗ 
ſchrift des Siegels von Hans lautet: S. Johi Boſe 
de Oſterwicz (Oſterwicz jetzt Unterfrankleben). 

Dieſelben Siegel habe ich noch an einer älteren 
Urkunde vom 25. Mai 1352 gefunden im Domarchiv 
zu Merſeburg Nr. 308. Doch find fie leider in einem 
ſehr ſchlechten Suſtand. Es läßt ſich aber doch ſoviel 
erkennen, daß es dieſelben ſind, wie an der Urkunde 
vom I4. Februar 1377. 

Außerdem führt aber auch Hans, der Sohn des 
Conrad, den dieſelbe Urkunde als den Vetter der 
beiden obengenannten Brüder bezeichnet, auch das 
Mühlrad, während ſein jüngerer Bruder Conrad 
fpdter den geſpaltenen Schild führt, ebenſo wie Heinrich 
Boſe, der Sohn des Albrecht. 

Dieſe Siegel ſind abgebildet in dem Werk des 
Dr. Poſſe: Die Siegel des Adels der Wettiner Tande 
bis zum Jahre 1500 (II Tafel 32 und 33). 

Der ſchon erwähnte Sohn des Nicolaus, Rulecho 
Buz, führt dagegen 1329 an einer Urkunde im Stadt⸗ 
archiv zu Königsberg i. d. N. ein ganz anderes Siegel, 
nämlich eine ſchräge Sinnenmauer. Deröffentlicht iſt 
dies Siegel in Doßberg: Die Siegel der Mark Branden⸗ 
burg, wo es fälſchlich als ein Beuſtſches Siegel be⸗ 
zeichnet iſt (Tafel D Nr. 14). Dasſelbe Siegel haben 
deſſen Söhne Johannes (Heyne) 1567 und Rodolfus 
1579, veröffentlicht in Dr. Otto Poſſe Siegel des Adels 
der Wettiner Lande bis 1500 (II Tafel 40). 

Wenn alſo 1377 das Boſeſche Wappen noch nicht 
ſo beſtimmt feſtſtand, daß Brüder verſchiedene Wappen 
führten, ſo iſt nicht verwunderlich, wenn Vettern zweiten 
und dritten Grades in einer anderen Gegend und noch 
dazu Ritter von Fürſten und Grafen, die ſich gerade 
zu jener Seit mit den Waffen in der Hand feindlich 
gegenüber ftanden, ſich eines anderen Wappens be⸗ 
dienten. 

Ich möchte hier folgende Vermutung ausſprechen, 
welche die Führung der drei verſchiedenen Wappen 
erklären könnte, da ſie manches für ſich hat. 

Das Wappen mit der fchrägen Sinnenmauer iſt 
das älteſte und gemeinſame Wappen des Geſchlechts, 
während der geſpaltene Schild erft ſpäter angenommen 
iſt. Es gab nämlich noch 2 andere Geſchlechter, 
welche zu derſelben Zeit im Stift Merſeburg ſaßen 
und den ſchwarz⸗ſilbernen Schild führten, nämlich die 
v. Portzig und die v. Schaderitz. Sollte der geſpaltene 
Schild etwa das Wappen eines aus geſtorbenen Gee 
ſchlechts geweſen ſein, in deſſen Beſitzungen ſich die 
drei Familien geteilt haben d 

Die Farbenzuſammenſtellnng von Schwarz auf 
Silber kommt bei den älteſten Thüringiſch⸗Meißniſchen 
Familien ſehr häufig vor. Eine ähnliche Bewandtnis 
könnte es mit dem dritten Wappen, dem Mühlrad oder 
Ring haben. Das Geſchlecht derer v. Spira führte 
einen Ring im Schilde und der alte Sorbiſche Name 


=— = 


für Spergau, welches um 1271 in Boſeſchen Beſitz 
kam, hieß Spirawa. Wenn nun eine Verbindung des 
Geſchlechts von Spira mit dem Ort Spirawa nad) 
zuweiſen wäre, ſo wäre die Herkunft dieſes Wappens 
erklärt. Bis jetzt habe ich leider noch nichts finden 
können, was hierfür einen Anhalt bietet. Ich habe nur 
feſtſtellen können, daß die Thüringiſche Familie von Spira 
mit den Rheiniſchen v. Spira, Spire und v. Speier 
nichts zu tun hat — ſie hat ein anderes Wappen und 
es fehlt jede Verbindung. Das Wappen wird als 
Boſeſches mit dem Beginn des 15. Jahrhunderts nicht 
mehr gefunden. 

Die geſchichtlichen Gründe einer Suſammengehoͤrig⸗ 
keit der Mansfelder Buſe und Stift Merſeburger Boſe 
ſind aber derart zwingend, daß man einen Suſammen⸗ 
hang annehmen muß, trotz der Derfchiedenheit der 
Wappen. Dazu kommt auch noch die häufige Wieder: 
kehr derſelben Vornamen und derſelben Schreibweiſe 
des Familiennamens ſowohl bei den Mansfeldern wie 
bei den Merſeburgern. Wir finden bei beiden ziemlich 
willkürlich, bis in das 15. Jahrhundert hinein, die 
Schreibweiſe cognomento dictus Buz, Buſe, Boz und 
Buße. So lautet z. B. die Umſchrift eines Siegels 
des fpdteren Biſchofs Johannes Boſe von Merſeburg 
S. Johan . bussse . canonici ecclesie . merseburgensis 
v. J. 1424. Dieſer gehört aber zweifellos zu der 
Merſeburger Linie. 

Doch jetzt will ich die Urkunden reden laſſen. 

In zwei Urkunden vom 25. und 27. März 1509 
verkaufen nämlich die honesti viri dominus Rulecho et 
dominus Johannes quondum filii domini Nicolai dicti 
Buz je 2 Hufen Landes in Spergau der Kurie in 
Merſeburg (vgl. v. Heinemann Codex dipl. Anhaltinus, 
III. 181. Durch eine große Sahl von Urkunden, die an⸗ 
zuführen der Raum hier nicht geſtattet, iſt aber er⸗ 
wieſen, daß Nicolaus, ſowohl wie ſeine Brüder 
Henricus Boz und Bertoldus Boz, beide Ritter, zu den 
Rittern der Grafen Burchard III. und IV. von Mans⸗ 
feld⸗ Querfurt gehörten. Sie hatten ihre Beſitzungen 
zwiſchen Eisleben reſp. Mansfeld und Wettin. Boeſen⸗ 
burg und Lochwig werden in einer Urkunde als die 
Stammatiter, unsem vederlicken erve dat dar lyt tue 
Boesenburg, bezeichnet. 

Dieſe beiden Grafen Burchard von Mansfeld 
hatten aber nach Kehr, Urkundenbuch des Hochſtifts 
Merſeburg, S. 616 und 734, ſelbſt Beſitzungen in 
Spergau, 6 Hufen, wie fie überhaupt noch andere 
Beſitzungen in Stift Merſeburg hatten ſo Schkeuditz 
1508 und die 12 Dörfer Gundorf, Boehlitz, Ehrenberg, 
Burghaufen, Jaucha, Wölkau, Reipiſch, Sſcherneddel, 
Steuden, Atzendorf, Wallendorf und Punteyme (jetzt wüſt). 

Die Schlöſſer Carsdorf und Bündorf, die ſchon 
früher zum Stift gehört hatten, feit 1270, verkaufte 
Burchard IV. wieder an ſeinen Vetter den Biſchof 
Gebhard von Merſeburg 1326, wobei Tecemannus et 
Conradus dicti Bosen Seugen find. Dieſe beiden find 
die Brüder des Heidenricus Boſe, mit dem die Stamm⸗ 
reihe des Geſchlechts beginnt. 


1555 iſt der landgräfliche Hof zu Spergau, der im 
Frieden zu Weißenfels 1333 dem Landgrafen Friedrich 
von Meißen zugefallen war, wieder im Beſitz der 
Grafen von Mans feld⸗Querfurt. 

Wie eng die Beziehungen der Grafen von Mans⸗ 
feld Querfurt mit dem Stift Merſeburg waren, geht 
daraus hervor, daß fie von 1270 bis 1351 55 mal in 
Urkunden des Hochſtifts vorkommen. 

Nun übereignet 1540 der Biſchof Heinrich von 
Merſeburg der Pfarre in Alsleben eine Rufe Land 
und einen Hof in Spergau, welche Conradus dictus 
Bose pie memoria beſeſſen hatte (vgl. Kehr S. 877), der 
alſo ſchon tot war. 

Dieſer Conrad gehört aber zu dem Stift Merfee 
burger Boſes. Er iſt derſelbe, der bei dem Verkauf 
von Bündorf als Seuge auftritt, 1326, und der 
Bruder des Heidenricus, da die beiderſeitigen Söhne 
in den Urkunden als Vettern bezeichnet werden. Ein 
Conrad kommt bei den Mansfelder Buzes nicht vor. 

Daspig, welches dicht bei Spergau liegt, iſt ganz 
im Boſeſchen Beſitz, denn 1377 verkaufen die Sohne 
des Heidenricus, Hans geſeſſen zu Oſtirwicz (Unter⸗ 
frankleben), und Albrecht, geſeſſen zu Kötzſchen, und 
Conrad, ihr Vetter, der Sohn des oben erwähnten 
Conrad, 14 Hufen Land zu Daspig an das St. Sirti- 
Stift zu Merſeburg. 

Dann war auch in Cröllwitz, welches zwiſchen 
Spergau und Daspig an der Saale liegt, Boſeſcher 
Beſitz, denn 1341 beftätigt Biſchof Heinrich von Merſe⸗ 
burg dem Vikar Dietrich eine Hufe Land in Cröllwitz, 
die dieſer von Conrad und den Brüdern Diezmann 
und Albert Boſe, den Söhnen des Ritters Ticzemannus, 
gekauft hatte, und zwar zu Lebzeiten des Biſchofs Geb- 
hardt. Dieſe Hufe Tand hatten die Boſes von dem 
Grafen Burkhard von Mansfeld erhalten, welcher ſie 
wiederum von der Kirche zu Merſeburg zum Lehn 
trug, wie in der Urkunde ausdrücklich geſagt iſt, vgl. 
Kehr, Urkundenbuch des Hochftifts Merſeburg, S. 814 
und 815. 

Es müſſen demnach auch Beziehungen zwiſchen 
dem Grafen Burkhard von Mansfeld und Conrad 
und Ticzemanus Boſe beftanden haben, denn Diezmann 
und Albert werden als famuli, Knappen, bezeichnet, 
waren alſo damals noch nicht lehnsfähig, als der 
Biſchof Gebhard lebte, und es dürfte wohl nicht zweifel; 
haft ſein, daß die erſteren dieſelben ſind, welche den 
Verkauf der Schlöffer Cars dorf und Bündorf an das 
Stift Merſeburg 1526 mit bezeugen. Es ſind die 
Bruder des Heidenricus, wie ich ſchon erwähnt habe. 

1556 gehören 6 Hufen dem Heinricus dictus Buſe, 
dem Sohn des Albrecht zu Kößfchen, welche in Wüſten⸗ 
Eutſch auf dem rechten Saaleufer gegenüber von 
Daspig liegen, und 4 weitere Hufen in Cöben bei Pegan. 

Ferner hatten noch die Boſes am Ende des 14. 
Jahrhunderts in Schladebach, Kötzſchau und Witzſchers⸗ 
dorf Beſitzungen. 

Faßt man dies alles zuſammen, ſo kommt man zu 
dem Schluß, daß es doch kaum möglich fet, daß in 


demſelben Ort zu gleicher Seit ein Rittergeſchlecht 
Buz und ein anderes mit Namen Boſe geſeſſen haben 
ſollte, deren Mitglieder ſich auch öfter Buſe und Buſſe 
genannt haben und die beide in Beziehungen zu den 
Grafen von Mansfeld geſtanden haben, da ſie Lehen 
von ihnen empfangen haben, ſondern ſie müſſen das⸗ 
ſelbe Geſchlecht ſein. 

Nimmt man aber eine Verwandtſchaft an, fo iſt 
es höchſt wahrſcheinlich, daß der 1258 bezeugte Den- 
ricus Boz ein Bruder des Nicolaus Buz und der 
Vater des Heidenricus Boſe miles iſt, welcher bisher 
als Stammvater des Boſeſchen Geſchlechts gegolten 
hat, und daß der 1250 in einer Mansfelder Urkunde 
bezeugte Tedolfus Busz der Vater der beiden iſt. 

Dieſer würde demnach als der gemeinſame Stamm⸗ 
vater der Mansfelder und Merſeburger Linien anzu⸗ 
ſehen ſein. Die Boſe könnten ihre Stammreihe ſtatt 
bis 1507 bis 1230, alſo zwei Generationen weiter 
zurückführen. 

Von Ende des 15. Jahrhunderts an finden wir 
das Boſeſche Geſchlecht nicht mehr in der Gegend von 
Spergau, ſondern im Geiſeltal angeſeſſen, wo es vor 
1555 ſchon Unterfrankleben, Beuna und Kößfchen beſaß. 
Es breitete ſich dann auch zwiſchen Merſeburg und 
Halle, an der Saale, und Elſter und fpäter im Doigt⸗ 
lande und im Meiningenſchen aus. 

Noch heute gehören zu den in ununterbrochenem 
Beſitz der Familie befindlichen Rittergütern Ober. und 
Unterfranfleben, ſogenannte Mansfelder Kehnftüde, 
welche jetzt noch ſo bezeichnet werden. 

Über die Söhne des Nicolaus, Rulefo (Rudolph) 
und Johannes, hat der Geh. Archivrat von Mülverſtedt 
in der Seitſchrift des Harzvereins 1875 unter dem 
Titel: Mansfelder Adelsgeſchlechter in Mecklenburg 
eine intereſſante Abhandlung geſchrieben. Die Nach⸗ 
kommen des erſteren ſind im 15. Jahrhundert aus⸗ 
geſtorben. 

Der zweite Sohn des Nicolaus, Johannes, war 
im Mansfeldiſchen geblieben, wo er 1528 als Militaris 
in Arnſtedt erſcheint und noch in mehreren anderen 
Orten erwähnt wird. 

Dieſen halte ich für den Stammvater der Familie 
von Bauſe und Pauſe auf Groß Gerner und Soernitz, 
denn dieſe führen auch die Sinnenmauer im Wappen. 
Der 1355 bezeugte Hinrif Buſſe auf Poezekow und 
der 1559 genannte Bruno Buz, famulus, in Mehringen 
(ogl. v. Heinemann V Anhang 11 und III 218) find 
offenbar die Söhne des Johannes, da fie die Be- 
ſitzungen desſelben haben. Von dem letzteren ſind die 
1422 und 1445 vorkommenden beiden Brüder Bruno 
und Rudolf Nachkommen. 

Den Bruno Buſſe halte ich für denſelben, den 
Herr von Mülverſtedt als Bruno v. Pauſe erwähnt 
und der 1441 zwei Sattelhöfe in Leimbach kauft. Der 
Bruno v. Pauſe auf Gr. Oerner und Soernitz 1506 kann 
ein Sohn von ihm ſein. Bei den weiteren Gliedern 
dieſer Familie wiederholen ſich die Namen Bruno, 


Heinrich, Hans und Rudolf. 


1625 ſind dieſe v. Pauſe 
aus geſtorben. 

Mir würde es eine ganz beſondere Freude be— 
reiten, wenn vielleicht durch dieſe Seilen veranlaßt 
ein Mitglied dieſer Familie ſich mit mir in Verbindung 
ſetzte und es gelänge, die ſeit gerade 600 Jahren 
getrennten Tinien desſelben Geſchlechts wieder mit eine 
ander in Berührung zu bringen. 

Ernſt v. Boſe 
Kittmeijter a. D. auf Ober⸗Frankleben. 


Einige TZuſätze zu der Mitteilung über 

„ein Gedenltbuch einer böhmiſchen Exu⸗ 

lantenfamilie in der herzoglichen Bibliothelt 

zu Wolfenbüttel“ in Pr. 5 des „Herold“ 
vom 5. Mai 1908. 


Karl Friedrich Schilling von Cannſtadt führt in 


ſeiner „Geſchlechtsbeſchreibung derer Familien von 
Schilling“ 1) folgende Ahnen vom e des Gedenk⸗ 
buches auf: 

Georg Johanna Johann Anna 

Adelbert Dobrzensky Rodovsky Schellendorff 
Materowsfy von ron Buftiran von Berrens- 
von Niaterovd Dobizenih. auf berg. 
* um 1515. Neznaſſow. 

Albrecht Materowsky Apollon ia 


von Waterov auf Hatyn 
* um 1545. 
„Tr!!! — ä 
Boref Materovsfy von Materov 
* um 1574, T nach 1636. 


Bosdek's Tochter Eliſabeth vermählte ſich 1627 mit 
Georg Kameitzky von Elftibor auf Groß Czernoſek, 
Cibochowan und Praskowitz und iſt durch ihren Sohn 
Wilhelm Bore? Kameitzky von Elftibor die Stammutter 
zahlreicher Mitglieder deutſcher Familien geworden. 

Als Beiſpiel führe ich folgende Nachkommen⸗— 
ſchaft an: 
Wilhelm Sore? Kameitzky von Elftiboi, 
* um 1640, fürſtl. brandenb.. anfp. Geh. Rat und Haushof- 
meiſter zu Onoldsbach. >< 1666 25. Mai mit 
Anna Katharina Schilling von Cannſtadt zu Oberlenningen. 

(Heiratsurkunde, d. d. Stuttgart, ſ. Schilling a. a. O. 

S. 105.) | 


Rodovsfy von Huftiran. 


| 
Chriſtian Eberhardt Hameitzky von Elftibor auf Rückingen, 
* um 1680, 
* Eliſabeth Dorothea von Gemmingen. 
| 


1) Aale 1807, S. 245. 


Maria Anna Uameitzky von Elſtibor, * 1709, + 1760 11. Mai, 
* Friedrich Auguſt von Veltheim auf Harbke, 
* 1709 20. Oktober, F (2775 19 April. 


Sophie Charlotte von Veltheim, * 1733 26. Januar, 
+ 1795 13. November. 
>< 1752 10. Februar Gebhard Werner Graf von der Schulen- 
burg Wolfsburg, * (722 20. Dezember, 1788 25. Auguſt. 


Borek's Gemahlin, Anna Marie DIE von Kvitfow, 
* um 1578, & 1605 18. Mai, T zu Pirna 1657 
11. Februar, begraben daſelbſt St. Nikolai 15. Februar, 
hatte folgende Ahnen:?) 


Johann DIE Katharina Johann Johanna 

von Kvitkov Haplir Wojitfy Wachtel 
auf von Sulowitz. auf Wojitz. vonpantenau. 

Nemislovicz, . 

* um 1515. 


Wenzel DIF von Kvitfow 
auf Neuſedlo, 
* um 1545. 


Anna Maria DIE von Kvitfoo, 
f. o. 


Eliſabeth Wojitzky 
von Neudorf. 


Über das dem böhmifchen Ritterſtande angehörende 


Geſchlecht DIE von Kvitfoo (DIE = Wolf, vergl. Wap: 
pen der Anna Maria in Borkek's Gedenkbuch, Kvitkov 
ein zur Herrfchaft Neuſchloß gehöriges Dorf im Kreife 
Leitmeriß), welches bis zum Anfang des 17. Jahr: 
hunderts in Böhmen ſehr zahlreich und begütert war, 
finden ſich im böhmifchen Landesarchiv in Prag fol. 
gende Nachrichten: 


J. 1554. Adam auf Czakovicz. 
Albrecht. | 
Bohuniek. . 
Burian auf Milleetitz. 
Heinrich. 
Johann. 
Niklas. 
Wenzel. 
Kunat auf Horymierz. 
(Böhm. Titular v. J. 1534.) 
2. 1546. Donnerſtag vor S. Gregor läßt Wenzel 
DIE v. K. die Güter Smiedowicz (Schnedovitz) und 
Krzeſſow, wie fie Vorfahren und Vater lange genoſſen, 
und er ſelbſt im Beſitz hatte, nach der neuen Verord— 
nung bei der Landtafel einlegen. (Candt. Inſt.⸗Buch 
Nr. 250 J. 28.) 


ond 


5. 1552. Samstag nach S. Vinzenz verkauft Georg 
DIE v. K. dem Wenzel Sadowsky von Sloupna den 
Teich Slupitzky ſammt einem kleineren. (Candt. Inſt. 
Buch Nr. 49 J. 2.) f 

4. 1555. Georg DIE v. K. auf Domaslovicz auf 
dem allgemeinen Landtag anweſend. 

5. 1558. Mittwoch nach S. Johann Bapt. kauft 
Georg DIE v. K. von Johann Hradeczky von Bukowan 


) Schilling a. a. O. S. 245. 


den Hof 
D. 22.) 

6. 1564. Montag nach S. Johann Bapt. ver⸗ 
kaufen die Brüder Niklas und Johann Adam Ulk v. K. 
dem Wilhelm Trozka von Lippe das Dorf Warty. 
(Landt. Inſt.⸗Buch Nr. 56 N. 20.) 

7. 1618. 20. Februar Einladung des Kaiſers zur 
Hochzeit zu Prag des Hans Albrecht Welck von Quit: 
kow (sic) mit Eliſabeth jüngſter Tochter des Niklas 
von Gerſtorf. (Hofkammer ⸗Archiv Wien, Familien⸗ 
akten.) : 

8. 1622, 25. April. Schuldbrief der Frau “Jos 
hanna Eufebia DIE v. K. geb. von Haraſow über 
500 Schock meißniſch. (Origin. im Neuhauſer Archiv, 
Abſchrift im böhm. Landesarchiv.) 

9. 1625. Johann Georg DIF v. K. wird von der 
Konſiskations⸗Kommiſſion zum Lehen verurteilt (con- 
demnatus ad feudum), hatte aber kurz vorher fein Gut 
Klein⸗Bratric (Kreis Münchengrätz) fchuldenhalber dem 
Albrecht von Waldſtein für 9000 Schock meißniſch 
verkauft. 

Johann Albrecht DIE v. K. auf Schnedovic und 
Cafovic (Kreis Leitmeritz), ebenfalls zum Zehen ver- 
urteilt, leiſtete 1626 21. Auguſt die Lehenspflicht nur 
auf das erſtere Gut und trat es dann den Brüdern 
ſeiner Gattin Eliſabeth: Wilhelm und Wolf Bernhard 
von Gersdorf ab. 

Das zweite Gut wurde wegen nicht geleiſteten 
Cehnseides infolge Kaiferlicher Reſolution vom 25. März 
165% eingezogen und den genannten Brüdern von Gers: 
dorf überlaſſen. 

Johann d. Jüngere DIE v. K. wurde von der 
Konftstations-Kommiffion am 2. Oktober 1625 frets 
geſprochen. > 

10. 1627. Johann der Ältere und der Jüngere 
DIE v. K. auf dem allgemeinen Landtag anwefend. 


11. [638 15. März. Wilhelm Slavata verfpricht 
der Polyrena von Lobfovic, der Frau Olk die Vers 
längerung des Termins zur Rückkehr in die katholiſche 
Kirche zu erwirken. (Orig. im Raudniger Archiv, Ab— 
ſchrift im Landesarchiv.) | 

12. 1640 16. September. Johanna Ulk v. K., 
geb. v. Dobienic, ſchreibt aus Teſchno der Frau Sus 
ſanna Cernin von Chudenic, ſie werde die Dokumente 
aufſuchen, die ihr Gemahl aus Böhmen nach Polen 
mitnahm. (Orig. im Neuhauſer Archiv, Abſchrift im 
Landesarchiv.) 

15. 1650 10. September. Statth. Relat. an die 
Landtafel, wonach Sdenko Ferdinand Ulk v. K. zufolge 
der d. d. Wien, 1650 20. Juni eingetroffenen Bewilli⸗ 
gung am 5. September den Erbhuldigungseid bei der 
Statthalterei abgelegt hat. (Inſt.- Buch des ftänd. 
Arch. Nr. 55 B. 25.) 

14. 1655 15. April. Die Brüder Johann Felix, 
Wratislav und Adam DIE v. K. verkaufen dem Hein- 
rich Wolf Berka von Duba und Lippe das Gut 
Nemislovicz. (Candt, Inſt. Buch Nr. 509 Q. 14.) 


Raſchowitz. (Candt. Inſt.-Buch Nr. 55 


15. 1666 12. Mai. Geſuch der Ludmilla Jen: 
kovsky, geb. DIE v. K., an den Kaiſer, daß ihrem ver: 
bannten Gemahl der freie Paß nach und aus Böhmen 
bis zur Beendigung ihrer ſchwebenden Prozeſſe gewährt 
werde. (Orig. im böhm. Statth.⸗Archiv, Abſchrift im 
Candesarchiv.) 

Suſatz: Johann Jenkovsky nebſt Gattin Ludmilla, 
geb. DIE v. K., ſchenkten der böhmiſchen Kirche in 
Dresden ein Leichentuch. (Peſcheck, die böhm. Exulanten 
in Sachſen. Leipzig, Hirzel 1857 S. 29.) 

16. 1676. Anna Olk v. K. bittet den Erzbiſchof 
in Prag um die Erlaubnis, in Jungbunzlau zu wohnen, 
und verſpricht dafür, täglich in die katholiſche Kirche 
zu gehen. (Regeft. Erzbiſch. Archiv in Prag.) 


Über den als Proteſtant erulierten Johann den 
Älteren DIE v. K. (vergl. oben Nr. 10 und 12) haben 
ſich im Bauptftaatsarchiv in Dresden?) Nachrichten er- 
halten, welche der frühere Urchivdireftor Dr. v. Weber 
im Jahre 1861 zu einem Aufſatze!) verwertet hat. 

Johann DIE von Kvitkov, geb. um 1590 (Mutter: 
Barbara, geb. v. Mitrovic) auf Sbenic (geerbt 1614 
von feinem Oheim Georg Wratislav v. Mitrovic, vers 
kauft 1618) und Swiketic im Kreiſe Bunzlau, vere 
mählte ſich 1618 mit Johanna Eufebia Homut v. Haras 
(vergl. oben Nr. 8). 

Wegen Teilnahme am böhmifchen Aufftand 1618 
bis 1620 wurde er vor der Konfiskations-Kommiſſion 
am 29. Oktober 1622 zum Derluft der Hälfte feines 
Vermögens verurteilt. Zwiretic wurde deshalb ein⸗ 
gezogen, auf 82 246 Schock meißn. taxiert und für 
80 000 Schock meißn. dem nachmaligen Herzog von 
Friedland, Albrecht v. Waldſtein, verkauft; die Hälfte 
der Kaufſumme ſollte DIE von der böhmiſchen Kammer 
erhalten. Die Anſprüche von. Johanns Gattin auf 
10 000 Schock meißn. und auf ihr Heiratsgut von 
6000 Schock meißn., welches ihr DIE 1618 auf dem 
Gute Svitetic verſichert hatte, wurden nicht berück⸗ 
ſichtigt. Noch im Jahre 1690 war die Forderung der 
Dorothea DIE auf 1100 Schock meign. auf genanntem 
Gute vor der Revifions-Kommiffion unerledigt. 

Nach dem Tode feiner Gattin verlobte ſich DIE 
mit Johanna, der proteſtantiſchen Tochter des Kaiſerl. 
Rats Heinrich Kunath von Dobsenic auf Worel und 
Cibanic; und deſſen zweiter Gattin Margaretha von 
Bubna. Don Pirna aus, wo Olk mit feinen Kindern 
eine Zuflucht gefunden hatte, holte er ſich heimlich ſeine 
Braut, die von den katholiſch gebliebeuen Verwandten 
für ein Kloſter beſtimmt worden war, traf mit ihr am 
1%. November 1628 in Pirna ein und wurde dort zwei 
Tage darauf von dem böhmiſchen Ordinarius M. Sa⸗ 
muel Martinus getraut. Da er ſich vor den Verfole 
gungen von Johannas Stiefbruder, Heinrich von Doe 
brenic, in Pirna nicht ſicher fühlte, floh er mit ſeiner 


3) Böhmiſche Sachen Bd. III. 1629. 
) Dr. v. Weber, Aus vier Jahrhunderten. Neue Folge. 
1. Band. Leipzig, Tauchnitz, 1861, S. 65 ff. 


194 — 


Familie nach Torgau, wo er von dem Bürger Chriftoph 
Siegel aufgenommen wurde. 

Am 24. Jannar 1629 trug Kaifer Ferdinand beim 
Kurfürſten Johann Georg auf Dits Auslieferung an, 
und auf den eingeforderten Bericht des Rats in Tor- 
gau antwortete der Kurfürſt am 16. März 1629: „DIE 
ſolle zwar wieder auf freien Fuß geftellt werden, fich 
aber, zu ſeiner ſelbſt Derficherung, nebſt den Seinigen 
lieber aus den ſächſiſchen Landen retirieren.“ 

Der Rat berichtete hierauf, Ulk habe ſeine Sachen 
einfchlagen laſſen und Torgau am 4. April 1629 ver- 
laſſen. 

Im Jahre 1631 marſchierte Ulk mit den ſächſiſchen 
Truppen nach Prag und wurde deshalb von der fried- 
ländifchen Konfisfations-Kommiffion am 25. Januar 
165% zum Derlufte feines ſämtlichen Vermögens vere 
urteilt, fo daß die oben erwähnte rückſtändige Hälfte 
des Kaufpreiſes von Hpifetic dem Herzog von Fried⸗ 
land zugeſprochen wurde. 

Das weitere Schickſal von Johann Ulk und ſeiner 
Familie iſt nicht bekannt; es ſcheint, daß er 1640 (vergl. 
oben Nr. 11 und 12) nicht mehr am Leben war. 

Frhr. H. von Welck. 


Die Familie Orth in Heilbronn, Frank- 


furt a. M. und Holland. 
Don Dr. M. v. Rauch in Heilbronn. 


Su dem in der Mai- und Juninummer des Herold 
über die Familie Orth Geſagten mögen hier noch 
einige Ergänzungen folgen. 

Auguſt Moriz Benjamin v. Orth (1748 - 180ẽ), 
der im Jahr 1804 den Reichsadel erhielt, war Tuch⸗ 
und Tabakfabrikant in Heilbronn und feine Mobilis 
tierung ſtand wahrſcheinlich in Suſammenhang mit 
Tuchlieferungen ſeiner Firma Orth Scheuermann & Co. 
für das öſterreichiſche Militär. Seine Frau war nicht 
eine verwitwete, fondern eine geborene v. Linfersdorf : 
Eliſabet Chriftiane Ferdinande (1757. 1828), Tochter 
des 1762 bei Schweidnitz gefallenen preußiſchen Haupt- 
manns Friedrich Ferdinand von Linkersdorf und der 
Sufanna Margaretha geb. Böhm; letztere (geft. 1808) 
heiratete als verwitwete v. Linkersdorf den Bruder 
ihres Schwiegerſohns, den Heilbronner Kaufmann 
Alexander Orth (1741—1800), von deſſen J. Ehe mit 
Charlotte Rund die noch jetzt in Heilbronn lebenden 
Glieder der Familie Orth abſtammen. 

Auguſt v. Orths Nachkommen find im briefade · 
ligen Taſchenbuch von 1907 verzeichnet. Unrichtig tft, 
wenn das Taſchenbuch den im Jahr 1665 an die zwei 
Brüder Johann Philipp und Philipp Tudwig Orth 
verliehenen rittermäßigen Reichsadel dem Urgroßvater 
Auguſt v. Orths, Philipp Ludwig (1620 1697) in 
Heilbronn und Talheim, zuteil werden läßt. Dieſer 
Philipp Ludwig Orth hatte keinen Bruder Johann 


— 195 — 


Philipp; den Reichsadel erwarben vielmehr die Frank— 
furter Brüder Johann Philipp (geb. 1628), hanauſcher 
Rat in Babenhaufen, und Philipp Ludwig Orth (1632 
bis 1680), Bürgermeiſter zu Frankfurt, die übrigens, 
ſo wenig wie ihre Nachkommen, von ihrem Adel 
Gebrauch machten. Sie waren Söhne des aus Heil- 
bronn nach Frankfurt zurückgewanderten Frankfurter 
Bürgermeiſters Jeremias Orth (1577 — 1635), der 
ſeinerſeits ein Enkel des von Frankfurt nach Heilbronn 
ausgewanderten, von Karl V. im Jahr 1539 mit 
einem Wappenbrief begabten Heilbronner Steuerherrn 
Philipp Orth (1509 1555) war (3. T. nach Mite 
teilungen von Herrn Karl Kiefer in Frankfurt a. M.). 
Eine Ge— 
nealogie der Fa⸗ 
milie Orth, na⸗ 
mentlich ihrer 
Heilbronner 
Verzweigungen, 
gibt Profeſſor 
Max Cramer 
im Heilbronner 
Gymnaſial⸗ 
programm von 
1905  (be» 
ſprochen vonCh. 
Schön im Herold 
von 1905, 
Me. II). K 
die über die 
Kirchenbücher 
zurückgehende 
Seit hat ſich 
Cramer an einen 
gedruckten hol— 
ländiſchen 
Stammbaumge— 
halten: 
Het Geslacht 
Ortt en Orth 
van 1470 - 1900 
door P. C. Bloys van Treslong Prins (Scheveningen— 
Brussel 1900) mit Nachtrag (Scheveningen 1900). 
Dieſer holländiſche Stammbaum beruht für die 
ältere Seit jedenfalls auf einer Abſchrift des in 
der Heroldnummer vom Mai 1908 beſprochenen Grth— 
{hen Familienbuchs, von deſſen Vorhandenfein in 
Heilbronn Cramer noch nichts wußte. Bei Vergleichung 
des holländifchen Stammbaums mit dem OGrthſchen 
Familienbuch ergibt ſich aber die auffallende Tatſache, 
daß der Stefan Orth, durch den die in Holland blühen- 
den Jonkheers van Ortt von den Heilbronner Orth 
abſtammen ſollen, im Familienbuch nicht ſteht. Das 
Familienbuch läßt den erſten Heilbronner Orth, Philipp, 
und feine Frau Magdalena Schirnagel [2 Kinder haben, 
deren Geburtstage uſw. genau angegeben werden, der 
holländiſche Stammbaum aber gibt Philipp Orth 
15 Kinder, indem er zwiſchen dem am 25. Dezember 1559 


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geborenen Johann und der am 5. Oktober 1541 ge» 
borenen Anna noch einen Stefan bringt, der am 
16. November 1540 in Heilbronn geboren ſein ſoll. 
Unmäglich wären diefe drei fo raſch auf einander 
folgenden Geburten zwar nicht (bei den übrigen 
Kindern des Ehepaars Orth iſt allerdings die kleinſte 
Pauſe 13 Monate), aber das Mißtrauen gegen den 
angeblichen Stefan Orth wird dadurch verſtärkt, daß 
ihn der holländifche Stammbaum fchon am [7. No- 
vember 1559, alſo mit 19 Jahren, in Antwerpen 
heiraten und noch im gleichen Jahr (!) Vater einer 
Tochter Margaretha werden läßt. Ein 1562 geborener 
Sohn Stefans, Abraham, zog nach dem holländiſchen 
Stammbaum 
nach St. Omer 
und deſſen Sohn 
Johann 
(4595 — 1654) 
gründete eine 
Amſterdamer 
Cinie. Aus dieſer 
erhielt Hendrik 
Jakob Ortt 
(1764 — 1826) 
am 21. Juni 
1818 den 
niederländifchen 
Adel mit dem 
Prädikat 
Jonkheer; das 
Wappen der 
Jonkheers van 
Ortt iſt das 
der Heilbronner 
Orth (Cöwe mit 
Pfeil), doch mit 
gefröntem Helm 
und gehalten 
von 2 Greifen. 
Daß die hollän⸗ 
diſche Familie 
mit der urſprünglich aus Cangenſelbold ſtammenden 
Frankfurt⸗Heilbronner Familie zufammenhängt (wenn 
auch nicht fo, wie es der holländifche Stamm— 
baum angibt), iſt ſehr wahrſcheinlich, denn die Frank, 
furter Orth hatten tatſächlich Beziehungen zu den 
Niederlanden: ein von Karl V. mit einem Wappen 
begabter Antwerpener Bürger Johann Orth senior 
war aus Frankfurt (Juninummer des Herold) und 
ein Philipp Orth in Holland wurde im Jahre 
1600 Pate bei einem Sohn des Frankfurter Bürger⸗ 
meiſters Johann Philipp Orth; der Nachtrag des 
holländiſchen Stammbaums führt einen Johann Orth 
an, der 1520 Sekretär in Amſterdam war und 
ein Sohn des Langenfelbolder Richters Johann Orth 
(um 1470) geweſen fein ſoll, des älteſten bekannten 
Ahnherrn der Sranffurt-Heilbronner Familie. 
Nicht im Suſammenhang mit der Familie ſteht 


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eine im Anfang des 17. Jahrhunderts aus Weinheim 
nach Heilbronn eingewanderte Familie Orth; aus dieſer 
erhielt der gräflich Fuggeriſche Kanzler und kaiſerliche 
Rat Wilhelm Friedrich von Orth (geb. 1716) im Jahr 
1756 den Reichsadel, wobei das ſchon vorher von der 
Familie geführte Wappen (CTöwe mit Kelch, genauer 
beſchrieben in der Juninummer des Herold) einen 
gekrönten Helm erhielt. Ob von Wilhelm Friedrich 
v. Orth, der in Wien lebte und wahrſcheinlich katholiſch 
wurde, Nachkommen exiſtieren, iſt mir nicht bekannt; 
in Heilbronn erloſch der Mannesſtamm dieſer Familie 
Orth im Jahr 1778 (Cramer a. a. O.). 


Erotifche Wänderwappen. 
Don H. G. Strohl. 


V. Auſtralien. 

Die britiſche Kolonie, der auftra: 
liſche Bundesſtaat, die Common— 
wealth of Australia, hat end— 
lich auch ein eigenes Staatswappen 
erhalten, das am 8. Auguſt 1908 
publiziert wurde. Der weiße, blau 
bordierte Schild enthält das rote 
St. Georgskreuz von einem ſchmalen, 
blauen Bord begleitet, das Kreuz 
mit fünf ſechsſtrahligen weißen 
Sternen belegt. Der blaue Schild» 
bord enthält ſechs weiße Schild: 
chen, die je einen roten (erniedrig⸗ 
ten) Sparren (Chevron) aufweiſen. 

Als Creft dient ein goldener, 
facettierter ſiebenſtrahliger Stern 
über einem weiß blau gewundenen 
Wreath — Als Schildhalter 
dienen zwei für Auſtralien 
charakteriſtiſche Tierfiguren, rechts 
ein Känguruh, links ein! Emu, 
beide in ihren natürlichen Farben und auf grünem 
Rafenboden fugend. In dem weißen, blau ſchattierten 
Deviſenbande erſcheint in goldenen Lettern die Inſchrift 
ADVANCE AUSTRALIA. 


VI. Mauritius. 


Die Inſel Mauritius, vormals Isle de france 
genannt, angeblich 1507 von dem portugieſiſchen See- 
fahrer Mascarenhas entdeckt, von dem Admiral van Neck, 
1598, für Holland in Beſitz genommen und Mauritius 
getauft, kam 1712 unter franzöſiſche, 1810 unter eng- 
liſcher Herrfchaft. Das Wappen der Inſel zeigt einen 
gevierten Schild, der mit der engliſchen Königskrone 
geſchmückt iſt. In J erſcheint im lichtblauen Felde ein 
Dreimaſter, in 2 in Gold drei grüne Pflanzen (wahr: 
ſcheinlich Zuckerrohr) J, 2 geſtellt, in 5 ein goldener 
Schlüſſel in Schwarz, in 4 in Dunkelblau über grünlichem 
Waſſer ein weißer, ſechsſtrahliger Stern, der auf die 


— — 


Mauritius. 


Waſſeroberfläche einen Lichtſtrahl wirft. Im Deviſen— 
bande erſcheint die Inſchrift: STELLA CLAVISQUE 
MARIS IND ICI. 


Goethes Ahnen. 


Antwort auf das offene Sendſchreiben 
Herrn v. Arnswaldt. 


des 


Wohl ſelten iſt ein Menſch in dieſer Seitſchrift ſo 
ungerechtfertigt angegriffen worden wie ich von Herrn 
W. C. v. Arnswaldt in der letzten Nummer des Deut— 
ſchen Herold. Es hat ja eigentlich keinen Swed, auf die 
ungemein ſtarken Ausfälle und Angriffe im einzelnen 
einzugehen, ich möchte aber doch 
einiges feſtſtellen. Meine 1902 
veröffentlichte Ahnentafel Goethes, 
die auf einem gelegentlichen hand- 
ſchriftlichen Funde beruhte, habe 
ich als Grundlage mit dem aus— 
geſprochenen Wunſche abdrucken 
laſſen, daß nun auch die archiva: 
liſchen Quellen ausgiebig benutzt 
werden möchten. Das iſt der „ganz 
dürftige Aufſatz“, von dem Herr 
v. A. redet. Ich ſelbſt hatte da— 
mals weder die Abſicht noch als 
Beamter (in Danzig) Seit und 
Freiheit, dieſe Arbeit in Angriff 
zu nehmen. Was mir aber in 
den nächſten Jahren über den Ge— 
genſtand bekannt wurde, ſammelte 
ich felbftverftändlich. Der Wunſch, 
die Bücher des Frankfurter Standes. 
amts durchzuſehen und dieſe wich— 
tigſten Quellen auszuſchöpfen, regte 
ſich bei mir, als Herr v. A. feine 
Auszüge im Januarheft des Herold 
von 1907 veröffentlichte, die die 
Reichhaltigkeit dieſer anſcheinend von ihm benutzten 
Bücher (die Quelle war nicht angegeben) ahnen ließen. 
Mein anderes Material hatte ſich mittlerweile fo ver- 
mehrt, daß ich nun den Plan faßte, das Thema in 
größerem Umfange weiter zu bearbeiten. Einen Teil 
meiner geſammelten Notizen über eine Reihe von ane 
geſehenen altheſſiſchen Familien, die zu Goethes Ahnen 
zählten, (nach v. A. „ziemlich belanglos“) brachte dann 
mit einer kurzen, in keiner Weiſe verletzenden Kritik des 
Arnswaldtſchen Aufſatzes im März 1907 der Deutſche 
Herold. Damals ſchon bemerkte ich, daß ich „in Kürze 
die Ergebniſſe meiner Forſchungen über Goethes Ahnen 
zuſammenzufaſſen und in Buchform zu veröffentlichen“ 
gedächte. Als ich nun am 25. März von befreundeter 
Seite erfuhr, daß noch eine dritte Perſönlichkeit, Herr 
Kiefer, mit der Bearbeitung desſelben Gegenſtandes 
beſchäftigt ſei, wandte ich mich erklärlicherweiſe der Sache 
etwas intenſiver zu, ſobald ein Urlaub mir die Möglich— 


==: 197 = 


keit gab, Marburg, wohin ich einige Zeit vorher verſetzt 
worden war, für 14 Tage zu verlaſſen. Am 18. Mai 1907 
erhielt ich die offizielle Erlaubnis, die ſtandesamtlichen 
Bücher Frankfurts zu benutzen, in demſelben Monat 
habe ich in einer Reihe von ſüddeutſchen Städtchen 
die Kirchenbücher für meine Swecke durchgeſehen und 
in Frankfurt auf dem Standesamt gearbeitet. Im 
Laufe des Sommers ift die Arbeit vollendet worden 
bis auf einige Suſätze und Nachträge, die ich im 
Dezember 1907 bei einem zweiten und dritten Beſuche 
in Frankfurt auf dem Standesamte und im Stadtarchiv, 
ſowie im Darmſtädter Staatsarchiv gewonnen habe. 
Die Kieferſche Arbeit, mit der ich mich hier nicht zu 
befaſſen habe, iſt erſt im September erſchienen, zu einer 
Seit, wo ich im weſentlichen abgeſchloſſen hatte. Nun 
wird mir an verſchiedenen Stellen unverhohlen von 
Herrn v. A. Abſchreiberei vorgeworfen. Das muß 
ich auf das energiſchſte zurückweiſen. Meine Arbeit 
beruht durchaus auf eigenen Forſchungen, ſoweit ich 
nicht das Gegenteil angegeben habe; alles für mich 
Weſentliche habe ich ſelbſt aus den Frankfurter Büchern 
ausgezogen. Meine von Herrn v. A. angezogene An⸗ 
frage beim Standesamt, wobei es ſich um Unklarheiten 
in der Genealogie der Familie Appel handelte, hat 
am 24. September vom Standesamt eine Antwort ere 
halten, die nicht zu verwerten war. Daß ich dieſe 
Herrn v. A. ſelbſt zu verdanken hatte, war mir bis 
dahin unbekannt. 

Wenn am Schluß von Herrn v. A. betont wird, 
daß das einzig Wertvolle in meinem Buche nicht mein 
geiſtiges Eigentum ſei, ſondern daß es die Herren 
Archivdirektor Dr. G. Freiherrn Schenk zu Schweins⸗ 
berg in Darmſtadt und Herrn Profeffor Koch in Mei— 
ningen zu Autoren habe, ſo ſteht es Herrn v. A. ja 
frei, ſich bei den betreffenden Herren über den Grad 
und die Art ihrer Mitarbeit zu erkundigen. Wenn mir 
irgend jemand mehr oder weniger ausführliche Ant⸗ 
wort auf Anfragen gibt, ſo pflege ich mich bei ihm zu 
bedanken, auch im Text oder der Einleitung des 
Buches, worin die Angaben verwertet ſind. Daß nun 
das mit Beihülfe dieſes übermittelten Rohftoffes ent⸗ 
ſtandene Produkt das alleinige Eigentum des gelegent 
lichen Belfers fet, iſt mir neu. Die mir von Herrn 
Archivdireftor Dr. Freiherrn Schenk gemachten Mit⸗ 
teilungen befinden ſich übrigens zum großen Teile auf 
den von Herrn v. A. wegen der vielen Fragezeichen, 
die ich auch bei Daten von großer Wahrſcheinlichkeit 
nur aus Gewiſſenhaftigkeit geſetzt habe, für vollſtändig 
überflüſſig erklärten 8 Tafeln. 

Die von Herrn v. A. bemängelten chronologiſchen 
Daten halte ich ebenſo wie meine anderen auf Grund 
der Quellen gemachten Angaben aufrecht. Das Datum 
der Kopulation von Georg Dürr und Margarethe Er- 
bart (nicht „Orberts oder Arboes“) iſt der 17. Januar, 
die Bezeichnung „in festo circumcisionis“ (J. Januar) 
gehört nicht hierher, ſondern zu dem vorhergehenden 
Eintrag im Kirchenbuche; ebenſo iſt der Tauftag (nicht 
Geburtstag) des M. Wolfgang Weber nach dem Kirchen⸗ 


buche der 25. Mai (nicht Januar). Hilfswiſſenſchaft. 
liche Kollegs bei Herrn v. A. zu hören, habe ich nicht 
nötig, wenn ich auch nicht zweifele, daß er in der 
Innsbrucker Dorlefung über Palaeographie recht viel 
gelernt hat. 


Marburg, den 20. Septbr. 1008. Dr. Knetſch. 


Bücherſchau. 


Genealogie der Familie Roſenbach. Stammbäume und 
biographiſche Skizzen, zuſammengeſtellt von Dr. phil. 
Adolf Roſenbach. Göttingen 1908. 45 S. 8". 

Ausgehend von Heinrich Rof(en)bad, der als Senator 
und Stadtrichter zu Butzbach am 26. 4. 1615 ſtarb, gibt der 

Derfafjer eine zehn Generationen umfaſſende Stammtafel 

ſeines Geſchlechts, welches zum großen Teil bis in die neuere 

Heit in Hannov., Münden blühte, ſowie eine Reihe von Lebens⸗ 

beſchreibungen hervorragender Mitglieder der Familie, von 

denen viele ſich dem ärztlichen Berufe erfolgreich gewidmet 
haben. Das auf dem Titel abgebildete Familienwappen iſt 
ein redendes und zeigt drei Roſen, welche aus einem Bach 
wachſen. Beigegeben iſt auch ein Abdruck der Humbracht'ſchen 

Stammtafel der Familie v. Roſenbach; für eine Verwandtſchaft 

dieſer mit den Butzbacher Roſenbachs fehlen jedoch die Beweiſe. 


Rückblick auf Kultur und Geſchichte des Adels in 
Schleſien. Vortrag, gehalten am 11. Februar 1907 
zu Breslau in der Bezirksabteilung Schleſien der Deut⸗ 
ſchen Adelsgenoſſenſchaft von Karl von Franken, 
berg. (Mitglied d. D. Herold.) 

Dem Herrn Autor verdankt die Dereinsbibliothef ein 
Exemplar dieſer zuerſt im Deutſchen Adelsblatt erſchienenen 
Abhandlung, welche in dem Rahmen eines Vortrages einen 
Überblick über die Entſtehung und Entwickelung der ſchleſiſchen 
Kitterſchaft, ihre kulturelle Entwickelung, ſowie ihr Der- 
hältnis zu Staat und Kirche in einem Seitraum von ſieben 
Jahrhunderten gibt. 

Genealogiſches Handbuch der Europäiſchen Staaten: 
geſchichte von Dr. Ottokar Lorenz, weiland Pro- 
feſſor an der Univerſität Jena. Dritte, vermehrte 
Auflage des „Genealogiſchen Hand- und Schulatlas“. 
Bearbeitet von Dr. Ernſt Devrient. Stuttgart und 
Berlin 1908. J. G. Cottaſche Buchhandlung Nach— 
folger. 8° XVIII S. Vorwort uſw., 44 + 17 Tafeln, 
5 S. Regifter. Preis: 14 Mk. 

In einer weſentlich erweiterten, berichtigten und ver⸗ 
beſſerten Geſtalt ſtellt ſich der „neue Lorenz“ dem Benutzer 
vor. Die weſentlichſte „Verbeſſerung“ erblicke ich darin, daß 
überall auf die beſten Quellen verwieſen iſt. 

Wer ein beſonderes Intereſſe für kleine, noch ftehen ges 
bliebene Irrtümer und Verſehen hat, dem fei das Studium 
von Hans F. Helmolts ausführlicher Anzeige in der „Bei⸗— 
lage der Münchener Neueſten Nachrichten“, Nummer 21 vom 
24. Juli 1908 angelegentlichſt empfohlen. Hinzufügen möchte 
ich dann noch, daß ich bei der „2. Stammmutter“ der Habs» 
burger: Simburga, Gemahlin Ernſt des Eiſernen, gewünſcht 
hätte, der FHuſatz „mit der großen Lippe“ wäre geſtrichen 
worden. Die Annahme, ſie habe beſonders große, d. h. 
vorſtehende Lippen gehabt, und namentlich: ſie ſei die 
eigentliche „Quelle“ der ſogenannten „Habsburger Unter: 
lippe“, iſt, nach dem neueſten Stande der Forſchung, nicht 
mehr ohne weiteres haltbar, worüber die diesbezüglichen Aus⸗ 


— 198 — 


führungen in meinem Aufſatz: „Streifzüge durch die neuere 
mediziniſch⸗genealogiſche Literatur“, in den „Mitteilungen der 
Sentralftelle für deutſche Perſonen- und Familiengeſchichte“, 
3. Heft, Leipzig 1908, S. 42 ff., verglichen werden mögen. 

Das ſoll kein Tadel ſein, mußte aber erwähnt werden, 
weil die, im übrigen ſehr zu wünſchende, weite Verbreitung 
der neuen Auflage des Handbuches ſehr wahrſcheinlich die 
Folge haben wird, daß die „dicklippige Cimburgis“ noch 
längere Seit weiter ſpukt. — 

Mit Recht beglückwünſcht Helmolt den Bearbeiter. Ich 
ſchließe mich dem aus vollem Herzen an. 

Dr. Stephan Kefule von Stradonitz. 


Die Wappendenkmale und Inſchriften in NRothen- 
burg ob dem Tauber. Herausgegeben von Rud. 
Albrecht. Heft 1. 1907. (1,50 M.) 

Die Kunſtanſtalt von Rud. Albrecht in Rothenburg o. C. 
hat mit der Herausgabe einer Sammlung der zahlreichen 
und ſchönen Skulpturen begonnen, die in der berühmten 
alten Stadt an Kirchen und Profanbauten erhalten ſind. 
Das vorliegende erſte Heft beginnt mit dem Grabſtein des 
Leupold von Leudenberg (f 1449). Darauf folgen das ſchöne 
Wappen der von Winterbach auf dem Schlußſtein ihres ehe⸗ 
maligen Wohnhaufes, des jetzigen Gaſthofs zum Eiſenhut; 
der Grabſtein des Conrad von Köſch (F 1481) und feiner Ge⸗ 
mahlin Chriſtina von Rein (F 1472); ein Ehewappen Mar⸗ 
fart-Defner von 1588; das Wappen des Bürgermeiſters 
Joh. Georg Albrecht (1704); eine Tafel mit dem Wappen der 
Bürgermeiſter Joh. Bernhard von Winterbach und Nikolaus 
Wilhelm von Seybothen und des Kloſterſchultheißen Joh. 
Daniel Renger; das Grabmal von Götz v. Berlichingens 
Großvater Dietrich (F 1484); der Grabftein des Keichsſchult⸗ 
heißen Crib (7 1378); die ſchön ſtiliſierten Wappen der 
Familien Homburg und von Rein an deren Hdufern an der 
Herrenſtraße und am Markt; die Grabdenkmäler von Hans 
von Beulndorf ( 1504) und ſeiner Gemahlin Margarete 
von Ehenheim (F 1496), und endlich der Grabſtein des bei 
der Belagerung von Rothenburg durch Tilly 1634 gefallenen 
Bürgermeiſters Joh. Georg Perkhöfer von Otzingen mit dem 
Ehewappen und den Ahnenwappen Perkhöfer, vou der Grön, 
von Hermersperg, Sauerzapf, von Krafthofen, von Adelis⸗ 
hufen, von Oberweltz, von Tannhauſen. 

Der Umſchlag iſt auf der Innenſeite mit einer Anſicht 
von Rothenburg nach einem alten Stich, und der Abbildung 
des Grabſteins des Bürgermeiſters Toppler (T 1408), auf 
der Rückſeite mit der Abbildung eines alten Stadtſiegels 
geziert. Die auf photographifhem Wege hergeftellten Ab⸗ 
bildungen der Bildwerke ſind ſehr gut und geben alle 
Einzelheiten genau wieder. Der den Abbildungen beige⸗ 
gebene Text iſt leider recht dürftig und mangelhaft. Es 
wäre wünſchenswert, daß der Herausgeber kurze Erläute⸗ 
rungen zu den Wappen nach Art der für den Münchener 
Kalender von Herrn Geh. Kanzleirat Seyler verfaßten und 
namentlich auch eine vollſtändige Blaſonierung gäbe; bei 
allen Wappenbeſchreibungen, ſoweit ſie überhaupt vorhanden 
ſind, fehlen die Angaben über Helm und decken gänzlich. 
Vielleicht wird dieſem Mangel in den folgenden Heften, es 
iſt auf 10 bis 12 gerechnet, abgeholfen. Dr. Schwartz. 


Mitteilungen aus dem Mitzſchkeſchen familien» 
Verbande. Erſtes Stück. September 1908. Schrift⸗ 
leiter Dr. Paul Mitzſchke in Weimar. 

Der genannte Herausgeber dieſes neuen Familienblattes 
hat bereits im Jahre 1877 einen längft vergriffenen Abriß 


der Geſchichte des Geſchlechts M. herausgegeben: „Die 

Familie Mitzſchke“; da die Vorarbeiten für eine neue Auf- 

lage noch nicht abgeſchloſſen find, erſcheint in zwiſchen dies 

Familienblatt, welches beſtimmt iſt, den Zuſammenhang 

zwiſchen den Familienmitgliedern und das Intereſſe für die 

Geſchichte des Geſchlechts wach zu erhalten. 

Die vorliegende Nummer enthält die Satzungen des 
Familien verbandes, den Perſonalbeſtand (3. 5. in 3 Gene- 
rationen 19 männliche und 39 weibliche, zuſammen 58 Un- 
gehörige), einen Bericht über die beiden erſten Familientage, 
eine Abhandlung über das (neu angenommene) Familien- 
wappen und über die Ableitung und Bedeutung des Namens 
Mitzſchke, der als „kleiner Nikolaus“ oder „Sohn des Ni⸗ 
kolaus“ zu erklären iſt. 

Wappenfibel. Kurze Suſammenſtellung der hauptſäch⸗ 
lichſten heraldiſchen und genealog'ſchen Regeln. Im 
Auftrage des Vereins „Herold“ herausgegeben 
von Ad. M. Hildebrandt, Redakteur des „Deutſchen 
Herold“. Mit 28 Illuſtrationen und 4 Tafeln. Siebente 
durchgeſehene und vermehrte Auflage. Frankfurt a. M. 
Heinrich Keller. Oktav 73 Seiten. eleg. geh. 1,50 Mk. 

Wenn ein Buch wie das vorſtehende in verhältnismäßig 
kurzer Seit in ſiebenter Auflage erſcheint, fo iſt das ein 
Zeichen für die Brauchbarkeit des Inhalts. Das Werkchen 
iſt aus dem Bedürfnis hervorgegangen nach einem billigen 
und ſchnell zu überſehenden Ratgeber, in dem man raſch über 
ſo manche Frage der heraldiſchen Wappenzeichnung Auskunft 
holen kann. Man bekommt in ihm auf wohl alle einſchlägigen 
Fragen kurz und bündig Antwort, man wird nicht nur raſch 
belehrt, wie man's machen ſoll, ſondern es wird auch vor den 
üblichen Fehlern gewarnt, ſo daß die unnötigen und oft 
ſtörenden heraldiſchen Böcke immer mehr vermieden werden 
können. man erhält unter anderem Auskunft über Adler, 
Ahnentafeln, Anwendung von Wappen, Bibliothekszeichen, 
Helme, Kronen, Bürgerliche Wappen, Ehewappen, Farben, 
Flaggen, Frauenwappen, Grabdenfmaler, Orden, Petſchafte, 
Kangſtufen, Reichsadler, Schilde, Siegel, Städtewappen, Stile 
uſw. Es find zur Veranſchaulichung viele Abbildungen bei⸗ 
gegeben über Wappentiere, Wappenſchilde, Farbenbezeichnung, 
17 verſchiedene Rangkronen, über die verſchiedenen Wappen 
ſtile, Gotik, Renaiſſance, Barock, Rokoko uſw. Jedem Freunde 
der Heraldik, jedem Hünſtler, Architekten, Bildhauer, Maler 
und Kunftgewerbetreibenden fet daher das Büchlein an: 


gelegentlichſt empfohlen. 


Tur ktunſtbeilage. 


Bei der feierlichen Einweihung der Hohkönigsburg am 
13. Mai d. J. wurde der auf der Beilage abgebildete Prunk⸗ 
becher, ein fog. Willkomm, von der Dereinigung zur Er: 
haltung deutſcher Burgen Seiner Majeftät dem Kaiſer als 
Stiftung dargeboten und von Allerhöhft demſelben Aller- 
gnädigſt entgegengenommen. 

Der Becher, entworfen vom Architekten Bodo Ebhardt, 
ausgeführt unter künſtleriſcher Mitwirkung des Profeſſors 
Ad. M. Hildebrandt von dem Königlichen Hofjuwelier 
J. 8. Werner in Berlin, ſtellt einen ritterlichen Bügel⸗ 
helm aus der Seit um 1500 dar; der Helm ſelbſt iſt aus 
Silber getrieben, mit reicher Vergoldung; die Halskette, mafftv 
golden mit anhängender echter Münze, iſt die genaue Nach⸗ 
bildung einer alten Originalkette im Beſitz der Frau Gee 
heimrat Warnecke hierſelbſt. Die mit zahlreichen Edelſteinen 


we — — ͥ ʒwà v. —— ͤ 0ꝓͤ —uÜ————— = 2 


== 9): = 


und Perlen reich beſetzte Krone umſchließt einen aus einem 

Malachitblock gebildeten Felſen, auf dem das Wappenbild 
der Grafen von Tierſtein, eine ſilbergetriebene Hirſchkuh, 
ſteht. Krone und Helmzier find abnehmbar, um den im 
Innern des Helms ſtehenden eigentlichen filbernen Trink⸗ 
becher herausnehmen zu können. Das Ganze ruht auf 
einem ſeltenſchönen Block von dunkelrotem Marmor. 


Bermiſchtes. 


— Zu den Mitteilungen des Herrn von Arns⸗ 
waldt über die Wappen in der Krypta der Stifts ⸗ 
kirche zu Fiſchbeck und die Ahnentafeln der Stifts ⸗ 
damen. Nr. 4 und 5 des „D. Herold“ 1906. Die Ahnen⸗ 
tafel der Sophie Friederike von Stülpnagel (Nr. ı1 des gee 
nannten Aufſatzes) befindet ſich jetzt im Beſitz der Familie 
v. Stülpnagel auf Grünberg U.⸗M., nachdem fie von einem 
Verwandten zufällig bei einem Althändler entdeckt worden 
war. — Ahnen: 

Stülpnagel, Holtzendorff, Ortzen, Sepelin, Pfuhl, Bar- 
fuß, Arnim, Hetelhak, Schulenburg, Mandelsloh, Frhr. v. d. 
Schulenburg, Veltheim, Mündhanfen, Heimburg, Selmnitz, 
Werthern. 

Beſchworen Fiſchbeck 29. März 1781 vom Frhrn. Chriſtoph 
Achatz Hake, Landdroſt, Land und Schatzrat, und von Friedrich 
Auguſt Engelbrecht ron Düring ..., Droſt zu Großen . .P 
Dieſe letzte Unterſchrift iſt etwas abgegriffen und daher nicht 
ganz vollſtändig, der Name „von Düring“ aber durch das 
Siegel (Querbalken begleitet von 2 - | Widderköpfen) ge. 
ſichert. A. v. B. 


— Der „Hanauer Anzeiger“ enthält in feiner 
Nr. 219 d. J. ein Verzeichnis derjenigen Gedenkſteine, 
welche auf dem Deutſchen Friedhofe zu Hanan im Jahre 1893 
noch ſtanden und lesbar waren und welche noch heute im 
Adreßbuche verzeichnet ſtehen. — Das Verzeichnis umfaßt 
etwa 200 Namen. 


— Eine recht amüſante Schilderung eines fürſtlichen 
Archivs finden wir in dem Roman „Ein Opfer“ von 
O. Elſter, der in der Badiſchen Volkszeitung erſcheint. 
Uber die „ſtaubigen Aktenfaszikel gebeugt“ arbeitet der alte 
„halbtaube“ Archivrat v. Wengen an dem Stammbaum der 
hochfürſtlichen Familie von Kalenburg — ſeit 25 Jahren, 
und „noch iſt keine Ausſicht auf Beendigung der Arbeit 
vorhanden“. Die Mitglieder der fürſtlichen Familie laſſen 
den alten Archivrat „einfach gewähren“, der für den Titel 
„Geheimer Archivrat“ gern „auf eine Erhöhung feines ge» 
ringen Gehalts verzichtet.“! 


— Don dem vortrefflichen Werke „Familiengeſchichte, 
Stammbaum und Ahnenprobe. Kurzgefaßte An- 
leitung für Familiengeſchichtsforſcher“ von W. L. 
Chr. Freiherrn v. Lüttgendorff⸗Leinburg, Verlag von 
Heinr. Heller in Frankfurt a. M., welches ſchon vielen 
Familiengenealogen ſehr nützlich geweſen iſt, wird, wie wir 
hören, demnächſt eine zweite vermehrte Auflage erſcheinen. 


— die bedeutende Siegelſammlung unſeres verſtorbenen 
Mitgliedes, des Herrn Ch. Rottſchalck, ijt verkäuflich. Näheres 
durch die Redaktion d. Bl. 


Anfragen. 

Unter dieſer Rubrik ſteht Dereinsmitgliedern 
und Abonnenten ½ Spalte (16 Druckzeilen) koſten⸗ 
frei zur Verfügung. 

Für überſchießende Feilen find die tarifmäßigen 
Inſertionsgebühren zu entrichten. 


110. 

1. Wo war der braunſchweig⸗lüneburgiſche Oberförſter 
Friedrich Ulrich Soehle früher angeſtellt, ehe er um 
1655 nach Blankenburg a. Harze kam, wo heiratete er vor 
1655 Catharina Eliſabeth Paulonsd 

2. Wo iſt der am 15. März 1658 geborene, zu Bebra 
bei Sondershaufen am 17. März 1715 verſtorbene ſchwarz⸗ 
burg ⸗ſondershauſer Förſter Juſt Leopold Kragenberg 
geboren, wann und wo hat er ſich mit Anna Dorothea 
N. N. verheiratet (fie war geboren im Februar (667 und 
ſtarb zu Bebra b. S. 2. Dezember 1720) und wann und 
wo wurde dieſem Ehepaare eine Tochter Anna Sophie 
Kratzenburg geboren, die ſich zu Bebra b. S. am 7. Se 
bruar 1720 mit Johann Martin Hendrich verheiratete d 

3. Wo iſt der ſpätere preuß. Kriegs- und Domainenrat, 
Erb-, Lehns⸗ und Gerichtsherr zu Beuchlitz Johann Paul 
Stecher am 12. Januar 1662 *) geboren? Wahrſcheinlich 
ſtammt er aus der Chemnitzer Gegend, wo es zu jener Seit 
eine Müllersfamilie des Namens Stecher gab. Wo hielt er 
ſich auf, ehe er um 1694 als Mühlenpächter nach Rothen⸗ 
burg a. d. Saale kam, wo heiratete er vor 1694 ſeine Frau 
Eliſabeth N. N. und wo wurden ihm feine beiden älteften 
Söhne, Johann Paul, ſpäter preuß. Geh. Rat, Com- 
miſſionsrat und Oberamtmann zu Rothenburg a. d. Saale 
(1731— 1741) und Johann Friedrich 1739 preußiſcher 
Ingenieur⸗Hauptmann zu Hoym geboren? 

Bückeburg. W. C. v. Arnswaldt. 


111. 
„Erbitte Kichtigſtellung, Ausfüllung der Lücken und An⸗ 
gabe der Vorfahren: 

1. Joh. Friedr. Wilh. Schöler, Ohl, zwiſchen Ober und 
Kirch⸗ Wiehl, Kr. Gummersbach, 24. Maid 1731; 
>< I. Weſel 5. Juli 1769 Charl. Henr. v. Pelden 
gt. Cloudt *P (Briefadel. Taſchenb. bef); 

2. Franz George v. Kunigfy, *? in Pommern 14736? 
>< Potsdam? 1776 als Homp.-Chef b. 1. Bat. Garde 
Anna Soph. Kath. Rah. Dendert, * in Heffen oder 
Potsdam d Oktober d 

5. Joh. v. Brixen (v. Briex). * zwiſchen Juli 1744 u. April 
1745 in Gberſchleſien (Jaſtrzemb oder Jacubowitz d); 
<P Breslau? vor 1784 als Pr.-£t. beim Markgrafen 
Heinrich (Nr. 42) Joh. Foerfter, *P 1750? 

4. Joh. Wilh. Adolf v. Pelden gt. Cloudt, * d, + 12505; 
x LP Eliſ. Dor. v. Haeften zu Verwolde, * d, fd, 
II. Joh. Mac Alifter-£oop, *P 17205, Tochter des 
Kapt. in der Holl. Schotten⸗Brig. Duncan und einer 
geb. Luchtemakerd 


Görlitz, Mühlweg 11, p. v. Schoeler.“ 


112. 
In einer Lebensbeſchreibung für Johann Daniel Leers 
ſteht: Quod vero ad originem Ejus attinet, hanc lucem 
adspexit d. XXIII Febr. 1727 Wonsideliae, Baruthi urbe, 


*) Diefes Geburtsdatum ift an feinem Epitaph in der 
Hirche zu Bendlit. 


— 200 — 


ubi pater ejus Sebasthusia oriundus, Joannes Paulus Benignus 
Leers, mercaturam magnariam exercebat. 
Was bedeutet das Wort „Sebasthusia“ p 
Ludwigsluſt. Kammerherr v. Leers. 


115. 

Wer kann Nachricht geben über 
Familie von Plonski (auch v. Plontzky, Plocki, 
kowski, Ploncygaski genannt)? 


Naumburg a. S. 


den Urſprung der 
Plons- 


von Wenden. 


114. 

Nach dem „Bistum Augsburg“ Bd. 7 S. 140 ff. war im 
17. Jahrhundert Reinhard Haug von Döffingen Schloß. 
herr zu Ebenhofen, Bezirksamt Oberdorf, der das Gut 1627 
um 7500 Gulden an ſeinen Schwager Wolf Dietrich von 
Hallweil zu Luxburg veräußerte. 

Magdalena Haug von Döffingen, geb. von Gaisberg, 
ſtiftete in der erſten Hälfte des 17. Jahrhunderts einen 
Jahrtag in der Pfarrkirche zu Unterthingen. 

Woher ftammt die Familie Haug von Döffingen? Wo 
iſt etwas über ſie zu findend Sind dies die Augsburger 
Haug mit dem Elefanten im Wappen, die auch in Ulm vore 
kommend (Siebm. bayr. Adel I. Bayern S. 73 C. 72.) Wo 
iſt das Döffingen, nach dem ſich das Geſchlecht ſchriebd 

Fr. Schr. v. Gaisberg⸗Schöckingen 
zu Schöckingen (Württ.). 


115. 

Barbara v. Querfurt, 1500 Gattin Ernſts von 
Mansfeld, Tochter Brunos VIII. von Querfurt (T 1496), 
kann chronologiſch nicht aus Brunos erſter Ehe mit Anna 
von Gleichen ſtammen, deren älteſte Tochter Anna ſchon 
vor 1457 geheiratet hatte, ſondern muß eine ſpätgeborene 
Tochter Brunos aus deſſen zweiter Ehe mit Eliſabeth von 
Mansfeld (Seitſchr. d. Harz⸗Vereins 1821 S. 94) geweſen 
fein. Wer waren die Eltern dieſer Elifabeth von Mans⸗ 
feld? — Barbara iſt begraben in Eisleben. — Für Anhalts⸗ 
punkte wird dankbar ſein 


Dr. Frhr. v. Dungern 


3. Seit: Berlin W. 15, Lietzenburger Str. 48. 


116. 

Nachrichten werden erbeten über den Freund Martin 
Luthers Dr. med. Baſilius Axt, ſowie über einen 
Hyeronimus Axt, Leibmedikus bei Albrecht von Preußen 
und um 1525 angeblich mit demſelben von Sachſen nach 
Oſtpreußen verzogen. Lebte Baſilius, der Schleſier ſein ſoll, 
in Sachſen und war er möglicherweiſe Stammvater der in 
der Provinz ſowie im Königreich Sachſen verzweigten Jäger., 
Paftoren- und Gelehrtenfamilien Axt? Sind Eltern, Geburts- 
ort und Daten feſtzuſtellen des Gottfried Conrad Axt, 
Kreisamtmann und Hofrat in Wittenberg, 7 1821, Schüler 
von St. Afra in Meißen, 12 Advokat (maxime dignus), 
1275 Aktuar in Bitterfeld d 

Für jede Auskunft ſagt verbindlichen Dank 

Letzlingen, Bez. Magdeburg. 

Frau Frickewirth⸗ Art, 
Mitglied des „Deutſchen Herold“. 


117. 

Alle Nachrichten über Familie Roſe geſucht. 

Der Nachweis der Geburt des Hürſchnermeiſters Johann 
Gottlieb Roſe (Rhofe), der am 8. November 1809 in 
Pr. Rolland in Oſtpreußen verſtarb, wird geſucht (ca. 1748 
bis 1749). Roſe heiratete am 15. Auguſt 1722 zu Pr. Holland 


die Chriſtine Helbing, 26. Oktober 1755 Pr. Holland, 16. April 
1817 zu Pr. Holland. 

Für den Nachweis der Geburt werden 100 mi. 
gezahlt. 

Die Fortſetzung und Ergänzung nachſtehender Ahnentafel 
wird erbeten. Porto und ſonſtige kleinere Unkoſten werden 
erſetzt. 

Charlotte Caroline 
Joſepha v. Gilgen: 
heim 


Rupertus Emanuel 


Johann Carl] % Gilgenheim 


m Grundherr auf 
* 6. Oktober 1281 zu] Franzv. Gilgen⸗ j 
Ober-Lajjoth in eke Ob 1 . 5 
Oberſchleſien rbherr auf Ober⸗ f . 
> 18. 391 1595 zu] Laſſoth 5 N in 
Ober⸗Caſſoth mit (get. 28. November ork 
Johann Michaelf 12740 zu Ober: 
Reymann Laſſoth 
get. 30. Septbr. 1767 | F 6. Novbr. 1796 
zu Keuber (Ober: | zu Ob.⸗Laſſoth > 
Schleſien) mit Caroline 
+ 10. November 1850| v. Kahlbach 
zu Neuſtadt (Ober ⸗ 
ſchleſien) | 
Liegnitz, Sophienſtr. 9. R. Roſe, 
Pla ntagenbeſitzer u. Leutnant d. L. 


| 118. 
Nachrichten erbelen über Sophie von Burgsdorf, 
geb. von Buddenbrod, * 1. Januar 1780, F 16. April 1844 
zu Mallypark. | | 
Wo ift fie geboren und getraut? Wer waren ihre 
Eltern und Vorelternd Iſt ein Bildnis von ihr befannt? 
Ihre Schweſtern waren eine Gräfin Egloffſtein⸗Arklitten, 
eine Gräfin Groeben und eine Frau von Kunheim. 
Koln Lindenthal, Kappelmannſtr. 1. 
Major von Dunker, M. d. H. 


119. 

Jegliche Auskunft wird erbeten über Johann Friedrich 
Wilhelm von Metzſch, 1779 brandenburg⸗bayreuth. Geh. 
Rat, Obrift der Garde du Corps, Oberamtmann von Pegnitz. 
Schwabelwaid und Ofternohn, Ritter des Roten Adlerordens, 
1791 Generalmajor. Derſelbe befand ſich auch bei den 
Bayreuther Truppen in Nordamerika und zwar beim Regiment 
v. Seybothen. 

Wer waren feine Eltern, Großeltern uſw. d Hat er 
Hinder gehabt und hinterlaſſend Wer war ſeine Fraud 

Dresden, Strehlenerſtr. 12 II. G. v. Metzſch, M. d. B. 
120. 

Bitte um Nachricht über Wilhelm Thielen, von 
1684— 1754 Paſtor zu Holtenfen b. Hameln a. Weſer, ſoll 
dort 1254 76 jährig verftorben fein. — Derſelbe war vermählt 
in erſter Ehe am .. .P mit Magdalena Dorethea Greve(np), 
in zweiter Ehe am 10. 10. 1712 mit Engel Eliſabeth Kues d 
verwitwete Dr. Pottend aus Münder a. Deiſter, hat 1680 in 
Jena ſtudiert. — Wo und wann iſt derſelbe geboren, wer 
find feine Eltern? 

Was hat wohl der Ort Thielen in Belgien, bezw. der 
Ort Thülen in Weftfalen oder der Thielen⸗Berg bei Arolfen 
mit der Familie Thielen zu tun? 

Wodurch hat Familie Thielen auf ein Köwenſen⸗S ellen⸗ 
ftädt- Stipendium Anſpruch und wo wird dasſelbe verwaltet? 

Erbitte überhaupt Mitteilungen aller Art über die 
Familie Thielen. Porto und ſonſtige Auslagen werden vers 
gütet. Nachrichten erbittet direkt 

Hildesheim. Thielen, Hauptmann a. d. 


==: 20f: == 


1 5 2 5 

Erbeten werden Nachrichten über die Familie Wißmann 
vor 1700. In Betracht kommen beſonders Württemberg, 
Heſſen⸗Darmſtadt, Weſtfalen, Lippe-Detmold, Hannover evtl. 
auch Mecklenburg. Alte Familienhdfe waren in Wiffentrup 
und Ehrentrup (Lippe Detmold) ſowie in Versmold (Weſtfalen). 

Alteſte Nachrichten: 1384 Henne Wisman als Schöffe 
zu Hofftetten (bei Gemünden a. Main), 1490 Hinrich Wisman 
Hauptmann zu Dortmund. 


Danzig, Bundegafje 126 I. | Uffeffor Wifmann. 


Antworten. 


Setreffend die Anfrage 96 in Mr. 8 des „D. Herold“ von 1908. 

Johann v. Briexen, + 14. November 1810 auf dem 
Gute Potſchepntof in der Statthalterſchaft Kursk in Mittel- 
Rußland bei feiner Schweſter, & Johanna Förſter, F in 
Warſchau 8. Dezember 1802 im 53. Jahre. 


Conſtanze, 
x Franz von Kinsfy 
und Cettan. 


Juliane, Ernft 
T (786 im Auguſt 
zu Breslan, 

2 Jahre 4 Monate alt. s 

Nachrichten vorhanden über v. Brixen, ebenſo über die 
Vorfahren des Mauritz Wilhelm Ferdinand Cornelius 
Friedrich Frhr. v. Pelden gen, v. Cloudt, * 16. Juni 1786 
zu. Meurs, und den Kammerherrn v. Cloudt zu Sauers⸗ 
forth, 1797, 1799 u. A. m., ferner über v. Förſter (in 
Albrechts Genealog. Handbuch und Hörſchelmanns Genealog. 
Tabellen), ſowie über den Ingenieur Major Schöler, 1761, 
1788, und v. Rüehle, 1792, 1808. 

Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. Dr. Wagner. 


Betreffeud die Anfrage 98 in Nr. 8 des „D. Herold“ von 1908. 
Karoline Sidonie £uife Friederike, * 29. 12. 1747. 
Eltern: Friedrich Reichsgraf von Gronsfeld, 5. 12. 1705, 
+ 6. 6. 1754. Karoline Friederike Henriette Marie von 
Bentheim, * 2. 6. 1726, >< 30. I. 1747, 7 5. 3. 1783. 
Gr.⸗Eltern: Johann Bertram Arnold, erſter Reichsgraf von 
Gronsfeld aus dem Haufe Diepenbroick, * 1657, + 1720. 
Marie Wilhelmine Charlotte von Wartensleben, * 1683, 
* 1204, T 1742. | 
Friedrich Karl Reichsgraf von Bentheim-Steinfurt, * (703, 
+ 1233. Franziska Charlotte zur Lippe, * 1204, & 1724, 
+ 1738. 
Urgr.⸗Eltern: Johann Hermann Freiherr von Diepenbroid. 
Sibille Chriftine von der Oye. 
Alexander Hermann Reichsgraf von Wartensleben. Sophie 
Dorothee von May. 
Ernſt Reichsgraf von Bentheim⸗Steinfurt. Iſabelle Juftine 
von Hornes. 
Friedrich Adolf Reichsgraf zur Lippe. 
u. ſ. w. 


Amalie von Solms. 


Dr. Frhr. v. Dungern. 


Petreſfend die Anfrage 98 in Nr. 8 des „D. Herold“ von 1908. 

Erhebung des Hennich Werner v. Diepenbroick, 
Herrn zu Bulderen und Heiden in den Freiherrn⸗Stand, 
Wien 26. Juni 1713, Adelsverleihung an die Gebrüder 
Friedrich, Alexander Conrad Carl, Hermann Ludwig und 
Bertram Philipp Siegmund Albrecht v. Diepenbroick, die 
verwandt mit den Gronsveld und Reefen, Grafen 
v. Brondhorft und Herrn auf Hennepel und Empel. 

Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. Dr. Wagner. 


Betreffend die Anfrage 99 in Nr. 8 des „D. Herold“ von 1908. 
Generalleutnant von Dettinger war 1896 Diviſions⸗ 
kommandeur in Stuttgart. In der Ranalifte 1908 iſt Leut ⸗ 
nant der Referve Grenadier⸗ Regiments 123 Dettinger in Reute 
lingen und Leutnant Dettinger beim Jnfanterie-Regiment 132 
in Straßburg i / E. aufgeführt. v. Burkersroda. 


Betreffend die Anfrage 99 in Nr. 8 des „J. Herold“ von 1908. 

Georgii - Georgenan „Biographifch -genealogifhe Blätter 
aus und über Schwaben“ verzeichnen S. 159 von Dettinger, 
Johann, Major im Generalſtab der 26. (1. Württembergiſchen) 
Divifion, X Marie Luiſe Elben (* 5. 1. 1856), ferner S. 583 
Marie Dettinger, X Guftav Möride, einem Detter des 
Dichters, und S. 751 einen Garnifonsprediger J. H. Det- 
tinger (im 18. Jahrhundert). 

Fritz Hölder 


Leipzig. 
(mitgeteilt durch Dimpfel, M. d. H.). 


Beireffend die Anfrage 100 in Nr. 8 des „D. Herold“ von 1908. 
Genealogiſche Arbeiten von Theodor v. Steinmetz und 
Thomas Philipp von der Hagen, Berlin 1758, der bemerkt, 
daß in Holſtein das Geſchlecht der v. Hagen bereits vor 
100 Jahren ausgeſtorben ſein ſoll, und verweiſt auf Angeli, 
Nolſteinſche Chronik. 
Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. 


Betreffend die Anfrage 103 in Mr. 9 des „D. Herold“ von 1908. 
Wolfgang Andreas Metſch v. Lainecks Vater war 
Heinrich Lorentz Mötſch auf Krdtenbrud und Wolfslohe, 
fürſtl. brandenburg. Rat und Oberamtmann zu Münchberg. 
Er, Wolfgang Andreas, iſt geboren 5. Mai 1694 und ſtarb 
29. April 1726 (wo weiß ich nicht). Er vermählte ſich zu 
Konradsrenth bei Hof 5. März 1719 mit Johanne Florentine 
v. Reigenftein. Dieſelbe iſt zu Konradsreuth am 6. Oktober 
1686 geboren worden. Wo ſie ſtarb, iſt mir unbekannt. 


Dresden, Strehlenerſtr. 12 II. G. v. Metzſch, M. d. H. 


Betreffend die Anfrage 104 in Ar. 9 des „O. Herold von 1908. 
Geftorbene zu Kelbra am Hyffhäuſer; 1689 April 11: 

„eines Vertriebenen Edlen aus der Grafſchaft Kiel Arn. 

Johann Chriftof von Kranichfelds jüngſtes Söhnl. 
Bückeburg, Feldſtr. 2. W. C. v. Arnswaldt. 


Betreffend die Anfrage 105 in Nr. 9 des „D. Herold“ von 1908. 
Sebaftian Schmieden (alias Schmitt) >< Dorothea Storm 
(zog um 1580 nach Danzig) 


Dr. Wagner. 


Johann Schmieden >< Barbara Falkner 
| 
Stephan Schmieden < Maria Bolner 


Nathanel Schmieden >< 1623 Catharina Brandner. 

Aathanael (v.) Schmieden, * 8. Febr. 1601 zu Danzig, 
ſtudierte zu Gießen, 1654 in den Danziger Rat gewählt, 
1644 Oberjägermeiſter der Nehrung, 1658 Kal. Burggraf, 
+ Ut. Mai 1663. Der Ahnherr Sebaſtian nannte ſich Schmitt, 
erſt Nathanael nahm den Namen „Schmieden“ an. Nach 
anderer Nachricht ſtammt er aus altem adligen Geſchlecht des 
Deutſchen Reiches. 

Lebenslauf und Leichenpredigt in der hiefigen Stadt- 
bibliothek Danzig. Aſſeſſor Wißmann. 


Betreffend die Anfrage 107 1 in Ar. 9 des „D. Herold.“ von 1908. 
Ottlau iſt noch heute im Beſitze der Familie Budden- 
brock. Die beſte Auskunft auf die Anfrage dürfte Herr 


— 202 — 


Kittergutsbeſitzer Freiherr v. Buddenbrock auf Kl. Ottlan 
bei Marienwerder (Weſtpr.) geben können. 
Danzig. Aſſeſſor Wißmann. 


Getreffend die Anfrage 107 in Mr. 9 des „Y. Herald“ von 1908. 

2. v. Ar zat, Ernſt Friedrich, * 10. April 1706, & 22. Juni 
1746, 3. Gemahlin Chriſtiana Sophia Friederica v. Burgs- 
dorf. 16. Oktober 1721. . 

3. v. Leslie, David Chriftan, F zu Warſchau 1806 im 
61. Jahre, hatte 43 Jahre gedient, >< Maria Sophia Lutz, 
Tochter eines Lohgerbers zu Berlin; fie lebte 1818 zu 
Charlottenburg. 

4. v. Sobbe. 

a) Friedrich Chriſtian v. Sobbe aus Berlin, F zu Weſel 
25. Mai 1777, 62 Jahre alt, < Diederichs. 

b) Sein Sohn Friedrich Chriſtian v. Sobbe, f 25. Dezem- 
ber 1805 zu Schilde bei Dramburg in der Neumark, preußi- 
ſcher Major feit 1798. 

Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. Dr. Wagner. 
SetreFend die Anfrage 108 in Nr. 9 des „D. Herold“ von 1908. 

Peter von der Weihe, der Rechte Doctor, Fürſtl. 
Biſchöfl. Halberſtädter Rat, >< Anna v. Bert, die fF 1595, 
begraben in der Domkirche zu Halberſtadt. 

Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. Dr. Wagner. 
Setreffend die Anfrage 107 in Ar. 9 des „D. Herold“ won 1908. 

Su 1a: Johann Albrecht v. Buddenbrock 1694. Anna 
Barbara v. Lehwald, 1711; T 2. 4. 1788. 

Su 1b: Friedrich Ernſt Wilhelm v. 
+ Berlin 1s. 1. 1867. 

Su Ab: Friedrich Chriſtian Martin v. Sobbe, + Schilde 
(R.» Bez. Cöslin), nicht Schilda. Maximiliane Ulrike 
Philippine v. Manteuffel, * Frankfurt a. OG., 26. 2. 1775. 
Gerdt Ewald v. Manteuffel, * Collatz 17. 1. 1750; f dafelbft 


Buddenbrock, 


12. 10. 1287. 
v. Birkholz, . 
Doberan. 


. 24. 8. 1770 mit Chriſtine Wilhelmine 
. . 9. 8. 1780. 
v. Aspern. 


SetreFead die Anfrage 109 in Nr. 9 des ,,B. Herald“ von 1908. 
v. Frauendorff, preußifher Major von den Ingenieurs. 
T 1754. 


Johann Friedrich, ruſſiſcher 
Brigadier, + 1266, 
x Maria Elifabeth v. Stock 
in Mosfan. 


Peter, Johann, Carl ſtanden 

1766 als Sergeanten bei der 

Semenowſchen Leibgarde in 
Petersburg. 


Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. Dr. Wagner. 


Getreffend die Anfrage 86 in Nr. 7 des , D. Herold ven 1908. 

Die Familien Oliier, Glier, Klier, Glüber uſw. 
finden ſich in größerer Fahl in und um Klingenthal, Mark. 
neukirchen, Graßlitz uſw. verbreitet. — Eine mir perſönlich 
bekannte Familie Glier wohnt mehrere Generationen in 
Klingenthal, und glauben dieſe böhmiſche Emigranten oder 
Exulanten zu ſein. Wappen: In Gold eine ſchwarze 
Bärentatze. 

Friedrichs walde Bez. Dresden. 

Direktor Liefeld, M. d. B. 


Betreffeud die Anfrage 86 in Ar. 7 des „D. Herold“ von 1908. 

(Glier.) Kurfädf. Reichs vikariatsadelſtand d. d. 22. Jan. 
1242, anerkannt von Mecklenburg⸗Schwerin d. d. 8. Anguſt 
1744. Wappen: in Blau auf vielzackigem hohen, filbernen 
Felſen eine rotbewehrte ſilberne Taube. Auf dem blan-filbern 
bewulſteten Helm 5 Straußenfedern, rot und ſilbern wechſelnd. 
Decken: blau-ſilbern. (M. Gritzner, Standeserhebungen und 
Gnadenakte. S. 529 und 704). 


Carl Friedrich, ruſſtſcher 
General⸗Major, ſtand 1766 
zu Omskoy an der Grenze 

von China. 


Tochter & v. Peſtel Poſt 
irektor in Moskau. 


Dietrich Magnus Glüer (Diplomempfänger), Herzoglich Mecklenburgiſcher Kapitänlieutenant, dann Mecklenburgiſcher Amts⸗ 

hauptmann und Geheimer Kammerrat, Herr auf Fienſtorf und Steinfeld in Mecklenburg, beſaß auch Pannekow nebft Cuchow 

und Wüſtenfelde, welches er 16. Oktober 1751 dem Major v. Kardorff zu Roſtock für 51 000 Kthlr. n ¼ verkaufte. + im 
Februar 1759, begraben 23. Februar 1759 zu Dolfenshagen bei Rowershagen in mecklenburg — uxor: unbekannt. 


— —— . . —— — ee — . . — FEO 

Joachim Chriſtoph Dietrich von Glüer ), mecklenburgiſcher Generallieutenant und Chef des Leibregiments, geb. 1724/5, 

+ zu Dummerſtorf 3. Auguſt 1803, >< zu Schwerin 5. Oktober 1749 Hedwig Albertine v. Both, geb. zu Kankendorf 

2./3. Auguſt 1727, f zu Schwerin, 15. März 1811, Tochter des mecklenburg. Oberjägermeiſters und Kammerherrn Exzellenz 
Hartwig Ulrich v. Both auf Rankendorf und der Margarethe Juliane geborene v. d. Kühe. 


Sophie £nife Chriftine Karl Diet- Ludwig Chriſtiane Caroline 1 Tochter, 1 Kind, 
(fälſchlich im Totenſchein Chriſtiane rich Ulrich, Bans Eliſabeth, Friederike, F zu + zu 
Friederike Kuife genannt), * 1750, getauft Julius, getauft Juliane Schwerin Schwerin 
+ zu Siilow 10. Februar 1776, x dem 27. Dezember getauft 13. Januar getauft zu 3. April 8. April 
mecklenburg. Oberforſt⸗ u. Oberjäger⸗ 1751 28. Dezember 1754 Schwerin 1758 1760. 
meifter Cord Friedrich v. Peng a. d. 1752 24. April 
Baufe Dolzrade, Herrn auf Goldenitz, 1755 


+ zu Schwerin 22. Dezember 1788 Archivar Dr. Grigner, 


Weimar. 
1) Beim Tode lebten 1 Sohn und 1 Enkel. Familie dürfte ca. (830 erloſchen fein. 


d Pieler Hummer liegt eine Roſtkarte bei, welche unſere geehrten Mitglieder zur Anwerbung neuer Mitglieder 
freundlichſt benutzen wollen! 


ZT 


Bellage: Willkomm, Seiner Majeſtät dem Kaifer und König Wilhelm II. dargeboten von der Vereinigung zur 
Erhaltung deutſcher Burgen bei der Einweihung der Hohkönigsburg. 


Verantwortlicher Herausgeber: Ad. M. Hildebrandt in Berlin, V. 62. chillſtrats 8 I. — Selbfiverlag des Vereins Herold; auftragsweiſe verlegt von 
Carl Hermanns Verlag in Berlin, W. Mauerſtraße 43. 44. — Julius Sittenfeld, Hofbuchdrucker. in Berlin W. 


Himilienſtunde, 
herausgegeben vom rein Keo in Berſiu. N 


Ar. 11. Berlin, November 1908. XXXIX 


Der jährliche Preis des „Deutſchen Jerold“ — monatlich ein Heft — beträgt 12 MF., der „Viertellahrsſchriſt für Wappen- 
Siegel- und Familienkunde“ 8 Mk. Einzelne Nummern koſten 1 Mk. — Anzeigen für den „Deutſchen Herold” werden von 
Carl Heymanns Verlag, Berlin W., Mauerſtr. 43. 44, entgegengenommen. 


Ouhalts verzeichnis: Bericht über die 784. Sitzung vom Bericht 
„ | erich 
15. September 1908. — Bericht über die 785. Sitzung | 
vom 6. Oktober 1908. — Kefule von Stradonitz. — Bei- | Uber die 784. Sitzung vom 15. September 1908. 
| 


träge zur Geſchichte der Genealogie der Familie Henckel 
von Donnersmark. — Derbindungen der Familie Schotte» 
lius. — Ein Siegel des Amts Harſte. — Bücherſchau. — 
Dermifhtes. — Sur Kunftbeilage. — Anfragen. — Ant⸗ 


Dorfigender: Se. Erz. Herr Generalleutn. z. D. v. Bardeleben. 


Der Herr Vorſitzende begrüßt die Derfammlung 
| zum Wiederbeginne der Sitzungen. Während der Ferien 
— hat der Verein eine Anzahl Mitglieder durch den Tod 


worten. 

verloren: Rittergutsbefiger Moritz v. Schlieben⸗Rackith, 
* ereins nachrichten. Geſandter v. Saldern in Charlottenburg, Regierungs- 
präfident v. Barnekow, Kunftmaler Barlöſius, Regie⸗ 
„ V rungsrat Serlo, Major van der Wiyd in Brüſſel und 
5 das vor kurzem ausgeſchiedene Mitglied Arthur van 

ienstag, den 17. br. 19 
5 e ne | abends Merghelijnk de Beauvord zu Ypern (Belgien). Die 
(Banpteeriammlana) J 7½ Ahr. Anweſenden erheben fic) zu Ehren der Derftorbenen. 


Unſer Mitglied Herr Leutnant v. Holleuffer im 
Oſtfrieſiſchen Feldartillerie-Regiment Nr. 62 hat feine 
Verlobung mit Fräulein Elifabeth v. Eſtorff angezeigt. 
Die Anweſenden ſenden an das ſehr geſchätzte Mitglied 
eine Glückwunſchkarte ab. 


Als Mitglieder werden angemeldet: 


im ,Surggrafenkof", Kurfürſtenſtr. 91. 


Bu der am 
Dienstag, den 1. Dezember abends 7½ Uhr 
im „Burggraſenhof“ Aurfürſtenſtraße 91 zu Berlin fiatt- 


. 5 I. Herr Haſſo v. Beſſer, Oberleutnant im Kaifer 
Hauptverſammlung des Vereins Herold Franz⸗Grenadier-Regiment, zurzeit Pehlitz bei 
werden die Mitglieder hierdurch ergebenſt eingeladen. Friedeberg, Neumark. 

Tagesordnung: 2. Herr Willy v. Dirkſen, Kaiſerlicher Geſandter, 
1. Neuwahl des Vorſtandes, der Abteilungsuorhände Mitglied des Reichstags und des preußiſchen 
und des Rechnungsprüfers, Abgeordnetenhauſes in Berlin, Margarethen— 

2. Gnilaſtung des Schatzmeiſters für das Rechnungs⸗ ſtraße 11 (Gröditzberg in Schleſien). 
jahr 1907, 5. Herr Friedrich IV Carl Esbach, Regierungs- 
3. Auſſtellung des Voranſchlages für das Redynungs- referendar a. D. (vom I. Januar 1909 an), Vor- 
jahr 1909. ſitzender der Landesgruppe Schleſien Pofen des 
Der Borfland des Wereins Herold. S. Michael - Vereins deutſcher Edelleute, in Bres⸗ 


Dr. Bcringuter, Amtsgerichtsrat, ſtellvertr. Vorſitzender. lau, Auguſtaſtr. 78. 


— 204 — 


4. Berr Paul Gronemann, Hauptmann in Span- 
dau, Potsdamer Str. 44, III. 
5. Herr Dr. jur. Hertzog, Referendar m Char: 

lottenburg, Hardenbergſtr. 18. 

6. Herr Carl Kahler, Rentner in Detmold, Villa 
Waldfrieden. 

7. Herr Fritz v. Lindenau, Leutnant im Infanterie. 
Regiment Nr. 155, Altenburg, S.A. 

8. Herr Manger, Generaldirektor zu Cleve, Rhein— 
land. 

9. Herr Karl Neuburger, Bankier zu Berlin: 
Grunewald. 

10. Herr Rudolf v. Recum, Kaufmann in Frau— 
lautern a. Saar. 

Il. Herr Salomonſohn, Stadtrat in Rohenſalza, 
Markt 5. 

12. Herr Hans v. Schack, Generalleutnant 3. D., 
Exzellenz, in Berlin, Cuxhavener Str. 15, II. 

15. Herr Hans v. Schlieben, Oberleutnant im An— 
haltiſchen Infanterie- Regiment Nr. 95, Adjutant 
des Landwehrbezirks Deſſau, zu Deſſau, Albrecht— 
ſtraße 12. 

\4. Herr Carl Wilhelm Teske, cand. phil., zu 
Picher bei Ludwigsluſt in Mecklenburg. 

Der Herr Dorfigende teilte mit: J. Frau Marie 
Nottſchalk in Charlottenburg (Grolmanſtr. 15, Gartens 
haus), Witwe unſeres jüngſt verſtorbenen Mitgliedes, 
wünſche deſſen hinterlaſſene Siegelſammlung und Bücher 
zu verkaufen. 2. Herr Oberregierungsrat Dr. zur Nieden 
habe von dem Altenger Komitee mehrere Suſchriften 
erhalten, in welchen anerkannt wird, daß die Der: 
öffentlichung feiner Forſchungen hinſichtlich der Herkunft 
der Grafen von Altena für die Tätigkeit des Komitees 
weſentliche Stützpunkte geweſen ſind. Dieſes hat mit 
dem Ausbau der Burg Altena begonnen und hofft bis 
Sommer 1909 den erſten bedeutſamen Teil fertig zu 
ſtellen. Die Derdienfte des Herrn Dr. zur Nieden um 
die Förderung dieſer Sache würden in Alteng dankbar 
gewürdigt. 3. Unſer Mitglied Herr Carl Stichler in 
Sürich hat verſchiedene ſehr intereſſante Poſtkarten aus 
den Muſeen zu Zürich und eine Abhandlung „Militär- 
genealogiſche und hiſtoriſche Unrichtigkeiten“ freundlichſt 
eingeſandt. Dieſe wird der Redaktion übergeben. 

Sodann beſprach der Herr Vorſitzende die zahl: 
reich eingegangenen Geſchenke und Tauſchſchriften. Die 
„Schleswig-Holſteiniſche Kundſchau“ (1908 Heft 3) ent: 
hält die Abhandlung „Die Deutung der Schleswig: 
Holſteiniſchen Wappen“ von Guido v. Lift, die auf 
einem ſinnreichen Spiel mit Worten beruht. Jedes 
Wappen wird auf eine beſondere Art blaſonniert oder 
vielmehr der Inhalt desſelben in einer beſtimmten 
Reihenfolge angegeben, die Worte werden in das Alt— 
germaniſche überſetzt und nach einer den Worten unter— 
gelegten Nebendeutung der Sinn des Wappens ans: 
gezogen. Man ſollte denken, daß zu ſolchem Verfahren 
nur ſolche Wappen geeignet wären, deren Urſprung 
bis in das frühe Mittelalter zurückgeht. Guido v. Lift 
erſtreckt es aber auch auf ſolche Stücke, deren Suſtande— 


kommen die Alteren von uns noch erlebt haben. Der 
Cauenburgiſche Pferdekopf iſt eine Erfindung der däni— 
ſchen Verwaltung nach dem Wiener Kongreß und die 
ſchwarz-weiß geſtückte Einfaſſung des Schildes iſt ſogar 
erſt nach der preußiſchen Beſitzergreifung dazu ge— 
kommen. Freilich kommt es bei einer Sache, die ſo ſehr 
auf Willkür beruht, auf ſolche Divergenzen wenig an. 

Herr Kammerherr Dr. Kefule v. Stradonig 
ſtellte den Antrag: „In jedem der Ausgabe eines 
Heftes der Vierteljahrsſchrift gleichzeitigen oder 
unmittelbar folgenden Monatshefte der Veröffent— 
lichungen des Vereins ein Verzeichnis der Aufſätze, die 
in dem betreffenden Hefte der Vierteljahrsſchrift ſtehen, 
zum Abdruck zu bringen.“ Der Antrag wurde ein— 
ſtimmig angenommen und in das Beſchlußbuch einge: 
tragen. 

Der Schriftführer Geheimrat Seyler bemerkte, 
daß die Familienforſcher oft in die Lage kommen, hin- 
ſichtlich der Geburts-, Dermählungs- oder Sterbedaten 
beſtimmter Perſönlichkeiten die Kirchenbücher zu Rate 
ziehen zu müſſen. In die gleiche Lage kann jeder 
Staatsbürger kommen, wenn beiſpielsweiſe in Erbfchafts- 
angelegenheiten von den Behörden ſolche Nachweiſe 
verlangt werden. Die Forſchung iſt verhältnismäßig 
leicht, wenn es ſich um kleine Orte handelt, welche nur 
eine Kirche beſitzen. Eine ſchwere Geduldsprobe und 
eine koſtſpielige Sache wäre aber die Forſchung in einer 
Großſtadt wie Berlin, wenn man gar keinen Anhalts— 
punkt hat hinſichtlich der Kirche, bei welcher die Fälle 
gebucht ſein könnten, und auch wohl die Seit nur an— 
nähernd beſtimmen kann. Mit aufrichtigem Dank iſt es 
daher zu begrüßen, daß die kirchlichen Behörden von 
Berlin eine „Sentraljtelle zur Ermittelung von 
Eintragungen in den Regiſtern der evangeli— 
ſchen Kirchen in Berlin“ (N. 65, Seeſtraße 68 I) 
errichtet haben. In einem beſonders ſchwierigen Falle, 
welcher dem Berichterſtatter anvertraut worden war, 
hat die Sentralſtelle innerhalb kurzer Seit und gegen 
mäßige Gebühren den gewünſchten Nachweis geliefert. 
Er ftellt den Antrag, in jeder künftigen Januar. 
nummer der Monatsſchrift die Adreſſe der Sentral— 
ſtelle unter den Vereinsnachrichten abzudrucken. Auch 
dieſer Antrag wurde angenommen. 

Sodann erzählte der Schriftführer, er habe gegen 
Ende ſeines diesjährigen Urlaubs einige Tage bei 
Verwandten in Neuvorpommern, der kunſtſinnigen Fa— 
milie Hecht⸗Neuhof verweilt, und als er ſich in das 
Stammbuch des Hauſes einſchreiben ſollte, in dieſem 
eine ſeine Aufmerkſamkeit in hohem Grade feſſelnde 
Seichnung der Malerin Fräulein Edith Alberti aus 
Potsdam geſehen. Auf den erſten Blick und auch bei 
näherer Prüfung ſchien ihm die Seichnung zu ſein der 
geiſtreiche Derfuch eines neuen Aufbaues der Ahnen: 
tafel. Nachher hörte er, Fräulein Alberti habe bei 
einem Spaziergange durch das Gefilde des an einer 
Bucht der Oſtſee gelegenen Gutes Neuhof eine Miſtel— 
ſtaude gefunden und eine genaue Seichnung derſelben 
als künſtleriſche Beigabe ihrer Stammbucheintragung 


— 205 


benutzt. Wunderbar einfach und gefällig ift dieſes durch 
die Natur ſelbſt gegebene Vorbild der Ahnentafel: der 
aus dem Nährbaume gekommene Stamm teilt ſich in 
zwei Afte, deren jeder wieder und wieder zwei neue 
Aſte bildet; erſt in den oberen Reihen wird der Bau 
etwas unklar. Es iſt vielfach ſchon verſucht worden, 
das herkömmliche fteife Schema der Ahnentafel künſtle— 
riſch zu geſtalten. Der Vortragende hält die Seichnung 
des Fräuleins Alberti zu einem ſolchen Verſuche geeignet. 
Es wäre erfreulich, wenn die Entdeckerin der genea— 
logiſchen Pflanze ſelbſt die Cöſung der Aufgabe ver- 
ſuchen würde. 

Herr Dr. med. Stein zu Königsberg i. Pr. hat 
einen Seitungsausſchnitt mitgeteilt, aus dem ſich ergibt, 
daß die evangeliſche Kirche zu Gallingen, einer Lands 
gemeinde von nur 505 Einwohnern (1905) im Kreiſe 
Friedland, eine ſtattliche Bibliothek beſitzt, die von einem 
im Jahre 1674 verſtorbenen Freiherrn v. Eulenburg 
geſtiftet worden iſt. Dieſelbe ſoll intereſſante alte Drucke 
und auch Handſchriften enthalten, 3. B. eine Chronik 
des Geſchlechts v. Eulenburg, Patrone der Gallinger 
Kirche. Es läßt ſich vermuten, daß ſich auch zahlreiche 
Ceichenpredigten dort befinden. Die bibliographiſche 
Aufnahme der für Genealogie und Heraldik wichtigen 
Beſtandteile der Bibliothek und deren Erſchließung für 
das größere Publikum muß als erwünſcht bezeichnet 
werden. — Es wurde mitgeteilt, daß eine bekannte 
Berliner Gravieranſtalt nunmehr auch unter die Wappen. 
fabriken gegangen ſei und die Leiſtungen der berüchtigten 
Firmen in Dresden noch überbiete durch die Verheißung 
eines „ſogenannten Wappenbriefes“ in Buchform mit 
anhängender Siegelkapſel! Man braucht nur den 
Namen und 20 Mk. einzuſenden, um den „Wappen— 
brief“ zu erhalten — auf vorherige Verhandlungen mit 
den Familien läßt ſich die Fabrik nicht ein. Es iſt un⸗ 
verſtändlich, wie eine Firma ihren Ruf der Solidität 
gegen einen derartigen unehrbaren, auf Betörung und 
Irreführung des Publikums hinauslaufenden Geſchäfts⸗ 
betrieb auf das Spiel ſetzen mag. 

Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz 
legte vor J. ein auf feine Veranlaſſung mit der Schreib: 
maſchine durchgeſchlagenes Exemplar der Schrift: 
LCebensgeſchichte des Herrn M. Gotthilf Friedemann 
£öber, Herzoglich Sächſiſchen Geheimen Konfijtorialrats 
in Altenburg (Cable 1795). 2. Zwei von ihm verfaßte 
Abhandlungen; die eine, abgedruckt in der „Geitſchrift 
für Bücherfreunde“ (Auguſt 1908), behandelt den 
„Prinzen“ oder „Fürſten Demetrius Rhodocanakis 
Kaiferliche Hoheit“, einen Adelsabenteurer der neueſten 
Seit, der am 15. Dezember 1840 als Sohn eines Bank⸗ 
herrn zu Hermupolis auf der Inſel Syra geboren, feit 
1862 Kaufmann in London war, mit feinem Bruder 
Theodor ein Geſchäft betrieb, welches 1874/75 Bankerott 
machte. Damals ſchon hatte Demetrius gewiſſermaßen 
eine Doppelexiſtenz; in einem Teile von London war 
er der Kaufmann Rhodocanachi, in einem anderen der 
Prinz Rhodocanakis, Kaiferliche Hoheit. Er behauptete 
dieſe Würde bis an ſein Lebensende mit Hilfe von 


— ů 


Fälſchungen, durch welche die Redaktion des Almanachs 
von Gotha. Maximilian Gritzner, Rietſtap, Crollalanza 
und andere Schriftſteller ſich täuſchen ließen. Die zweite 
Abhandlung bezieht ſich auf die Wappenkunde an den 
Muſeen als Hilfsmittel kunſtgeſchichtlicher Forſchung 
Es wird darin u. a. ausgeführt, daß noch immer 
Gruppen von 4, 8, 16 uſw. Wappen an Kunftwerfen, 
die jeder Fachmann als Ahnenproben erkennt, von den 
Kunſtgelehrten als Einzelwappen verſchiedener Perſonen, 
die auf gemeinſame Koſten das betreffende Kunſtwerk her- 
geſtellt hätten, angeſehen werden. Der lehrreiche Artikel 
iſt in der Seitſchrift Muſeumskunde“ (Band IV Heft 5) 
erſchienen, hoffentlich findet er die verdiente Beachtung. 

Herr Profeſſor Ad. M. Hildebrandt legte vor: 
1. Poſtkarten mit den in Farbendruck hergeſtellten Nach— 
bildungen der alten Wappenſchilde, welche in der Weſt— 
minſter⸗Abtei zu London hängen; es befindet ſich dare 
unter der Schild des Hohenftaufen, Kaiſers Friedrich II. 
(einfacher ſchwarzer Adler in Gold). 2. Die dem Vor: 
tragenden vom Kaiſer verliehene Medaille zur Ein— 
weihung der Hohkönigsburg, auf der Vorderſeite das 
Bruſtbild des Kaijers, auf der Rückſeite ein Bild der 
erneuerten Burg enthaltend. 5. Ein handſchriftliches 
Wappenbuch aus dem 17. Jahrhundert, ein Geſchenk 
des Muſeumsdirektors Herrn Kötzſchau in Weimar; es 
hält 185 Wappen mitteldeutſcher Geſchlechter ſowie 
einige ſehr ſaftige Stammbuchinſchriften in ſich. 4. Photo» 
graphien zweier Albumdeckel mit ſtudentiſchen Wappen, 
welche Heinr. Pfannſtiel zu Weimar in Lederſchnitt 
ausgeführt; eine anerkennenswerte Arbeit; die eigen— 
artige moderne Stiliſierung fand nicht ungeteilten Bei- 
fall. 5. Einen Wachsabdruck des Siegels der Geſell— 
ſchaft für Cothringiſche Geſchichte und Altertumskunde 
ſowie einen Abdruck des für die Stiftungsurkunde des 
Panzers „Lothringen“ hergeſtellten Siegels, vortreffliche 
Arbeiten, entworfen und modelliert von dem Architekten 
Heppe in Dic; ferner eine Reihe ſchöner zeichneriſcher 
Arbeiten desſelben Künftlers, darunter mehrere heral— 
diſche Exlibris, das Mitgliedsdiplom der Geſellſchaft für 
lothringiſche Geſchichte und Altertumskunde. 6. Abdrücke 
von Waffeleiſen aus dem Jahre 1551, im Beſitze des Herrn 
Apoihefers Bohlmann zu Braunſchweig. Die Platten 
ſind aus Bronze, zeigen innerhalb eines Doppelkreiſes 
einen Adler, einen Pelikan mit drei Jungen, drei ver— 
ſchränkte Fiſche und einen Töwen. Deutung dieſer 
Suſammenſtellung it erwünſcht. 7. Nummer | der 
„Ehronitblätter der Nachkommen im Mannesſtamm des 
Broder Mumſen zu Bopslut am Vordſeeſtrande“ her- 
ausgegeben von unſerem Mitgliede Knud Hanſen in 
Detroit. 8. Urſprung und ältefte Geſchichte der Grafen 
Adelmann v. Adelmannsfelden und deren Beziehungen 
zu Hohenſtadt. Vom Hofkammerpräſidenten Grafen 
Adelmann v. Adelmannsfelden. Geſchenk des Herrn 
Derfajjers. 9. Die von L. Rheude gezeichnete Emp: 
fehlungskarte der Weingroßfirma O. F. Söhle in Ham: 
burg, verziert mit den Wappen der wichtigſten Wein— 
orte; ein ſchönes Kunftblatt, geſchenkt von Herrn 
Herm. Lange in Hamburg. 


Herr Hauptmann Th. Hoffmann auf Schloß Ber: 
wartſtein teilt mit, daß Herr Rentner Alfons Cefils zu 
Cöln, Werderſtr. 25, II, ſich aus Liebhaberei ſeit Jahren 
mit Forſchungen zur Geſchichte der Apotheken in Cöln 
und mit Herſtellung von Nämenregiſtern zu den Kirchen— 
büchern der Stadt Cöln beſchäftigt und daher imſtande 
iſt, mit Auskünften und Nachrichten über rheiniſche, 
insbeſondere ſtadtcölniſche Familien zu dienen. 

Auf die Frage des Bibliothekars, wie es mit dem 
Verleihen der Dierteljahrsfchrift zu halten fet, erwiderte 
Herr Kammerherr Dr. Kefule v. Stradonitz, daß es 
bei allen Geſellſchaften, die Seitſchriften herausgeben, 
Uſus ſei, die neueſten Jahrgänge, welche überall leicht 
zu haben ſind, nicht zu verleihen. Es wurde darauf be— 
ſchloſſen, je die drei neueſten vollſtändigen Jahrgänge von 
der Verleihung aus der Dereinsbiblistbef auszuſchließen. 

Herr Kiefer aus Frankfurt a. M. berichtete über 
den Diebſtahl der Goethe-Geburtsurkunde: die Kirchen— 
bücher der Stadt Frankfurt beginnen mit dem Jahre 
1555 und reichen lückenlos bis zur Gegenwart; ſie 
exiſtieren in Form einer Kladde und in Reinſchrift. An der 
Reinfchrift iſt der Diebſtahl begangen worden; der Vor— 
tragende zeigte eine Photographie der Kladdenſeite, auf 
welcher Goethes Geburtstag verzeichnet iſt. Hieran knüpfte 
der Vortragende Bemerkungen über die Priorität und 
Selbſtändigkeit ſeiner Forſchungen über Goethes Ahnen. 

Herr Major v. Schoeler berichtete über böchſt 
ſehenswürdige Ausſtellungen, die im Anſchluß an den 
hiſtoriſchen Kongreß im Sommer hier veranſtaltet wor— 
den find, die Papyrusausſtellung im Kupferſtichkabinett, 
Bildniſſe aus der Seit Maximilians I, Holzſchnitte des 
15. Jahrhunderts u. a. 

Alexander v. Gleichen - Rußwurm hat in einer Tages» 
zeitung bei Gelegenheit einer Kritik Ahnenforſchungen 
für unfruchtbar erklärt und behauptet, daß der Adel 
ſich mit Stammbäumen nur beſchäftige, um alte Rechte 
feſtzuſtellen und zu erhalten, wie Stiftsplätze, Orden 
und ähnliches! Dieſer Behauptung gegenüber verlieſt 
das Ehrenmitglied Herr H. F. Macco einen Abſchnitt 
aus der von ihm auf dem Familientage der Wupper— 
mann 1908 gehaltenen Anſprache, welche in ſehr zu— 
treffender Weiſe Swe und Bedeutung der Genealogie 
erörtere: daß ſie berichte von Leben und Taten der 


Vorfahren, von ihrer Anteilnahme an dem Geſchicke 


des Vaterlandes, von ihrem Kämpfen und Ringen, von 
Mühe und Erfolgen. Der Nachwuchs ſchöpfe Tatkraft 
aus den Kämpfen der Vorfahren, Mut und Suverſicht 
aus ihren Erfolgen. 

Herr Freiherr v. Dungern hielt einen Vortrag 
über den Herrenſtand und die Entſtehung des ritter— 


Lee . — Il — — — . — 


mäßigen Adels in Deutſchland. Etwa 20000 Geſchlechter 


des niederen Adels treten um 1200 wie mit einem Schlage 
in die Erſcheinung. Er erörterte die Frage, woher die 
Geſchlechter und die ungeheuren Güter, mit denen dieſe 
begabt waren, genommen worden ſeien. Herr Kammer— 
herr Dr. Kekule v. Stradonitz fügte hinzu, daß gegen: 
wärtig alle dieſe Geſchlechter bis auf höchſtens 1400 
zuſammengeſchmolzen ſeien. Seyler. 


206 — 


Bericht 
über die 785. Sitzung vom 6. Oſitober 1908. 
Worſitzender: Se. Erz. Herr Generalleutnant v. Bardeleben. 


Aus Anlaß des Trauerfalles, der Herrn v. Kae 
waczynski betroffen hat, wird der Schriftführer mit der 
Aufgabe betraut, dem treuen Mitgliede das aufrichtige 
Beileid der Verſammlung kundzugeben. 


Als Mitglieder wurden angemeldet: 

I. Herr Fr. T. Bellaire, Chemiker, Thomas- 
ſchlackenmahlwerke zu Völklingen a. Saar, Bis- 
marckſtr. 106. 

2. Herr Georg Thielen, Hauptmann a. D., Hildes⸗ 

heim, Kloſterſtr. 8. 

Herr Albert Wiehen, Kaufmann zu Hamburg, 

Hallerſtr. 46. 


Die Nommiſſion zur Vorbereitung des Stiftungs- 
feſtes, in welche Herr Major v. Schoeler als drittes 
Mitglied gewählt wird, tritt wieder in Tätigkeit. — 
Hinſichtlich der Sitzungen unmittelbar vor und nach den 
Ferien wird auf den Antrag des Herrn Amtsgerichts 
rats Dr. Beringuier und des Herrn Kammerherrn 
Dr. Kekule v. Stradonitz beſchloſſen, eine Anderung 
nicht eintreten zu laſſen. 

Der Herr Dorfißende legte vor: J. die „Ans 
leitung zur Herſtellung der Stammtafel eines Geſchlechts 
vermittels der Hoffmannſchen Stammtafelſchemata“. 
Dieſen kann das Prädikat „zweckmäßig“ nicht zu— 
erkannt werden. Die genealogiſch wichtigen Daten ſind 
in dem von dem Schriftführer des Vereins aufgeſtellten 
und im Verlage von C. A. Starke in Görlitz edierten 
Formulare für Familienaufnahmen zuſammen— 
geſtellt. Die meiſten Familienforſcher werden ſich die 
Arbeit eigenartig geſtalten und noch andere Daten als 
die abſolut notwendigen ſammeln; die Kegelung dieſer 
Tätigkeit muß aber ihrem Geſchmacke und ihrer Ein- 
ſicht überlafjen bleiben. Die Hoffmannfchen Schemata 
find für jeden ſelbſtändig arbeitenden Forſcher unbrauch— 
bar. — 2. Die Abſchrift eines Fehdebriefes, welchen 
die Brüder Jakob, Hans und Buſſe v. Bartensleben 
1454 an den Kurfürften Friedrich den Alteren von 
Brandenburg ergehen ließen. Sie waren des Mark— 
grafen Friedrichs des Jüngeren Feind geworden, weil 
dieſer ſie mit Unrecht ihres väterlichen Erbes entwältigt 
hatte; eine Klage bei dem RKurfürſten habe nichts gee 
fruchtet. Die Abſage iſt auf ein OGktapblatt grauen 
Papiers geſchrieben und mit ſchwarzem Wachs geſiegelt. 
Das Original befand ſich auf der Ausſtellung, welche 
das Geheime Staatsarchiv bei Gelegenheit des hiſtori— 
{chen Kongreſſes veranftaltet hatte. 3. Die von Herrn 
Archivar Dr. Gritzner in Weimar mitgeteilte Abſchrift 
einer Urkunde von 1424, durch welche Abtiſſin und 
Konvent des Klofters Plötzke ſich mit den Dorftehern 
der Pfarrkirche zu Gommern, Hans v. Görtzke und 
Claus Wulf, einigen wegen eines halben Wiſpels 
Roggen, den Conefe v. Bardeleben zu einem ewigen 


o 


Gedächtniſſe für feine Seele geitiftet hat. Die Urkunde 
befindet ſich im Erneſtiniſchen Geſamtarchiv zu Weimar. 

Sodann legte Se. Erzellenz die durch Schenkung, 
Kauf und Tauſch zur Dereinsbibliotbef gelangten 
Schriften zur Anſicht vor: das J. Stück der Mitteilungen 
aus dem Mitzſchkeſchen Familienverbande (Sept. 1908), 
u. a. eine intereſſante Ausführung über das neuerwählte 
Familienwappen enthaltend. Die von O. v. Daſſel be— 
gründeten „Familiengeſchichtlichen Blätter“ ſind in die 
Teitung unſeres ſehr geſchätzten Mitgliedes Herrn 
C. Freiherrn v. Rodde übergegangen. Geſchenkt ſind: 
5 Schriften des Geheimen Archivrats v. Mülverſtedt 
über das Geſchlecht v. Kalckſtein. F. Kegelboom, Die 
Geſchichte des alten Amtes Oedt bis 1815, Nachrichten 
über die v. Nunum gen. v. Dücker enthaltend. C. Frei: 
herr v. Stotzingen, Cronbergiſches Diplomatarium (S. A.). 

Aus Anlaß eines vorliegenden Tauſchgeſuches plä— 
diert der Herr Vorſitzende für eine Einfchränfung des 
Tauſchverkehrs, welcher die Bibliothek belaftet mit 
Maſſen von Druckſachen, die für unſere Mitglieder 
nicht das geringſte Intereſſe haben und auch nie ver— 
langt werden. 

Herr Profeſſor Ad. M. Hildebrandt erftattet Be. 
richt über die Lübecker Tagung des Geſamtvereins. 

Herr Amtsgerichtsrat Dr. Béringuier legte vor 
den zweiten Band des Aachener Patrizierwappenbuches, 
welchen das Ehrenmitglied Herr H. F. Macco ſoeben 
herausgegeben hat. Sodann berichtete er über einige 
in Sürich unter Führung des dortigen Mitgliedes Herrn 
Karl Stichler ſehr angenehm verlebte Tage. Die älte— 
ſten Wappenmalereien enthielt das Haus Sum Loch, zu 
Anfang des 15. Jahrhunderts erbaut, von der Sage 
zur Reſidenz des Kaiſers Karl des Großen erklärt. Er 
konnte auch das Haus der Schilderzunft zum Schneggen, 
deren Obmann der bekannte Hiſtoriker Profeſſor Gerold 
Weyer v. Knonan iſt, beſichtigen. Die Geſellſchaft zählt 
verfaſſungsmäßig 65 Mitglieder, abgeſehen von den 
außerordentlichen, den ſogenannten Stubenhitzern, 
weil fie einen Beitrag zur Heizung zahlen mußten. — 
Das Wappenweſen ſteht bis zum heutigen Tage in der 
Schweiz in hoher Blüte, alle ſeßhaften bürgerlichen 
Familien führen dort ein Wappen. Eine Anzahl Poſt— 
karten, die der Vortragende mitgebracht hatte, gab den 
Anweſenden ein Bild von den Herrlichkeiten Sürichs. 
Sodann teilte der Herr Amtsgerichtsrat mit, daß der 
Journaliſt Maximilian Roſenthal gen. Roſen auf Brief— 
bogen „Deutſches Adelsarchiv“ firmiert. 

Der Schriftführer Geheimer Rechnungsrat Seyler 
legte vor: das Feſtbuch zum 15. Stiftungsfeſte des Ge— 
ſangvereins Eintracht zu Enkirch a. d. Moſel, welches 
eine ganz ungewöhnliche Beigabe enthält: „Allerlei 
aus der Geſchichte Enkirchs“, bearbeitet von unſerem 
Mitgliede Herrn Dr. H. Knüsli. Wahrhaft löblich iſt 
es, wenn der Kenner und Freund der vaterländiſchen 
Geſchichte ſeine Tätigkeit nicht mit den Arbeiten bei 
der Studierlampe für abgeſchloſſen hält, ſondern ſich in 
das öffentliche Leben ſtellt, an den Freuden und Leiden 
ſeiner Mitbürger Anteil nimmt und ihnen bei jeder 


207 


paſſenden Gelegenheit Bilder aus der Dergangenbeit 
aufrollt. Das iſt eine edle freiwillige Lehrtätigkeit, 
welche ſicherlich nicht ohne Frucht bleiben wird. Kennt— 
nis der Geſchichte geſchehener Dinge gibt, wie ſchon 
im 15. Jahrhundert der Bearbeiter des Hohenlohefchen 
Lehenbuches geſagt hat, auch dem jungen Manne eine 
Reife des Urteils, vermöge deren er ſich dem erfahre— 
nen Alter an die Seite ſtellen darf. 

Der Schriftführer berichtete über folgende Frage 
des Barons Magnus Stackelberg in Wiborg (Sinn 
land): Das im 15. Jahrhundert nach Kivland einge— 
wanderte Geſchlecht Stackelberg iſt deutſchen Urſprunges; 
es führt zwei aus einem Dreiberg wachſende Aſte 
(Staken) im Schilde. Bei den Forſchungen nach dem 
Stammort des Geſchlechts iſt kürzlich im Archive der 
Stadt Kübel eine Urkunde vom Jahre 1594 gefunden 
worden, welche Ritter Peter Stackelberg, Herr zu Brun— 
beyne in der Grafſchaft Chiny (belgiſche Provinz 
Luxemburg) beſiegelt. Sein Schild iſt quadriert, zeigt 
im erſten und vierten Felde drei Cöwenhäupter, im 
zweiten und dritten das oben beſchriebene Wappen. 
Die Vereinigung zweier verſchiedener Wappen in quas 
driertem Schilde iſt etwa Mitte des 15. Jahrhunderts 
in Spanien erfunden worden für das Bedürfnis des 
Königs, die Wappen von Kaftilien und Leon zu ver— 
binden. Die Neuerung hat in den übrigen Wappen— 
ländern Europas nur ſehr langſam Eingang gefunden. 
Bis Ende des 14. Jahrhunderts iſt dieſe Wappenform 
ſelbſt bei dem hohen Adel immer eine Seltenheit, und 
eigentliche Modeſache wurde ſie erſt unter Kaiſer Fried— 
rich III. ſeit Mitte des 15. Jahrhunderts. Der Schild 
des Ritters Peter Stackelberg entſpricht dieſer ſpäteren 
ſpaniſchen Wappenform; er iſt deshalb anzuſehen als 
eine Verbindung von zwei verſchiedenen Wappen, deren 
eines das Stammwappen darſtellt, während das andere 
vielleicht durch Erbheirat erworben wurde. Auf welchem 
Wege die Stackelberg ihren Beſitz in der Grafſchaft 
Chiny erworben und ob fie das Wappen mit den drei 
Löwenhäuptern von ihren Dorbeſitzern überkommen 
haben, dürfte durch Forſchungen in belgiſchen Archiven 
feſtzuſtellen ſein. | 

Herr Freiherr v. Schleinitz zu Kriewald hat zwei 
Briefe mitgeteilt, die ein Martin Schleinitz, augenſchein— 
lich Verwalter des Gutes Wallersdorf in Mähren, an 
den Sdeln und Deiten Herrn Thomas Hladny, gräflich 
Würbniſchen Hofmeiſter zu Prag, gerichtet hat. In 
dem erſten Schreiben, vom 7. Juni 1558, berichtet er, 
daß Ihr Gnaden der Beſtandherr (Graf Würbna) in 
der Stadt Olmütz in der Weiten Gaſſe ein Haus um 
700 Gulden bares Geld erkauft habe und ſolches auch 
in kürzeſter Seit zu beziehen vermeine, es ſei auch gar 
ein ſchlechtes Haus, in dem gar viel zu bauen fei. 
„Sonſten kann auch der Herr nicht glauben, was er 
vor ein wankelmütiger Mann iſt. Auf ſeine vorige 
Widerwertigkeit, was ich dem Berrn (Hladny) habe in 
Olmütz in der Eil ſchreiben müſſen, gibet er widerum 
gut Wort. Und ich kann auch nicht glauben, daß er 
zuvor in Polen viel Leut hat gevexieret.“ Am 3. Fes 


bruar 1565 fchreibt er dem Hofmeiſter, er hätte fich 
vertröſtet, der Herr werde auf dem Rückwege von 
Fulnek bei ihm übernachten und logieren, er hätte ihm 
gerne das noch vorhandene Getreide gezeigt. „Ich 
weiß nicht, wie ich ſolches um den Herrn verſchuldet 
habe, und bitte, der Herr wolle noch alles wie zuvor 
mein alter guter Freund verbleiben.“ Martin Schleinitz 
führt nicht das Wappen des uradeligen Geſchlechts; ſein 
Siegel zeigt einen von den Buchſtaben M. S. B. über— 
höhten Schild, darin ein Schrägbalken mit einem Ein— 
horn belegt und von zwei geſtielten Eicheln begleitet. 
Ein legitimer Sproſſe des Freiherrlichen Geſchlechtes iſt 
er jedenfalls nicht. Vielleicht vermag das K. K. Adels 
archiv in Wien Aufſchluß über die Perſönlichkeit zu geben. 

Herr Kammerherr Dr. Kefule v. Stradonitz 
legte vor: J. einige Seichnungen unbekannter ordens: 
ähnlicher Kreuze und Sterne, die Herr Major v. Gentil 
de Lavallade zur Beſtimmung eingeſandt hat. Don 
mehreren Seiten wurde angedeutet, daß die Stücke Frei— 
maurerabzeichen ſein könnten. Bilder der Mittelſchilde 
ſind das Auge Gottes, die Sonne, zwei Arme mit in— 
einander gelegten Händen, die ſogenannte ,Handtrene”. 
2. Die von Herrn Gerichtsaſſeſſor Wißmann in Danzig 
eingeſandten handſchriftlichen Stammtafeln der Wißmann. 
Beigefügt iſt der Abdruck eines von den Wißmann in 
Nymwegen geführten Siegels, deſſen Erklärung Eins 
ſender wünſcht. Das Wappenbild iſt ein Sirkel im 
Schild und auf dem Helm, ein Berufsabzeichen, welches 
jeder Techniker führen kann und zum Gebrauche als 
Familienwappen gänzlich ungeeignet iſt. 3. Die von 
Herrn Apotheker Strebel in Remſcheid eingeſandte Druck. 
ſchrift „Strebliſches Geſchlechtsregiſter“ (Ansbach 1764) 
mit vielen handſchriftlichen Beilagen. 4. Seine Ab- 
handlung „Über die neuere, Goethe und Schiller be- 
treffende genealogiſch-heraldiſche Citeratur“, abgedruckt 
im Goethe-Jahrbuch 1908. — Sodann berichtete der 
Herr Kammerherr über den genealogiſchen Kurfus in 
Gießen, der von 60 Teilnehmern beſucht war. Leider 
war der Verein Herold ſehr wenig unter dieſen 
vertreten. Hoffentlich wird bei der Wiederholung des 
Kurſus von ſeiten unſerer Mitglieder ein ſtärkerer 
Sudrang ſtattfinden. — 

Herr Major v. Schoeler hat die Hauptverfamme 
lung des deutſchen Geſamtvereins in Lübeck und auf 
dem Rückwege Lüneburg und Schwerin beſucht und 
berichtet nun über das Erlebte. Lüneburg rühmt er in 
den wärmſten Ausdrücken als einen ſchönen Ort und 
wahre Schatzkammer für den Heraldiker. Von Schwerin 
hat er die Photographie eines ſchönen Gobelins mit— 
gebracht, ſtammend aus dem Inventar der Herzogin 
Eliſabeth geb. ſchwediſchen Prinzeſſin, darſtellend die 
reich mit Wappen geſchmückte Ahnentafel des Königs 
Guſtav Waſa. 

Herr Leutnant a. D. Paul v. Brocke hat eine 
Abhandlung über das Wappen der Stadt und der 
Abtei Weißenburg im Elſaß eingeſandt. Die Stadt, 
welche bis dahin ein redendes Wappen, eine weiße 
Burg in rotem Felde, geführt hatte, erhielt von dem 


208 


Kaiſer Sigismund 1451 das Recht, den ſchwarzen 
Reichsadler über der Burg führen zu dürfen. Nach 
dem weſtfäliſchen Friedensſchluß wurde der Reichsadler 
durch die Königlich franzöſiſchen Cilien verdrängt, bis 
dieſen die Revolution den Garaus machte. Nach dem 
Wiedergewinne des Reichslandes 1870/71 beſtimmte 
die Kaiſerliche Regierung, daß Weißenburg den Kaifer- 
lichen Adler im Siegel zu führen habe. Das im Jahre 
1875 geftellte Geſuch um Wiederherſtellung des alten 
redenden Wappens der Stadt wurde ablehnend be— 
ſchieden. 

Herr Profeſſor Ad. M. Hildebrandt beſprach die 
Anregung, lokale Sektionen des Vereins zu bilden. Herr 
Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz bemerkte, daß 
derartige Sektionen im Statut nicht vorgeſehen ſeien; 
wenn dieſe ein Bedürfnis wären, ſo würden ſie ſpontan 
in der Provinz ſich bilden. 

Herr Reaierungsaffeffor Dr. Koerner iſt für die 
Bildung der Sektionen, welche dem Vorftand einen 
Teil ſeiner Arbeiten abnehmen würde. 

Herr Profeſſor Hildebrandt erinnert daran, daß 
der befreundete Verein zur Erhaltung deutſcher Burgen 
im Februar 1900 fein 10 jähriges Beſtehen feiert. Es 
dürfte dies eine Gelegenheit für uns ſein, unſere 
Sympathie für die Beſtrebungen und die Tätigkeit des 
Burgenvereins kundzugeben. 

Sum Bericht über die vorige Sitzung äußerte Herr 
Dr. Koerner ſich dahin, daß Guido v. Liſt doch nicht 
a limine abzuweiſen fet. Es habe tatſächlich eine Bee 
heimſprache der Herolde exiſtiert. Dann bemerkte er 
noch, daß in dem vorliegenden Werke über die v. Kalck⸗ 
ſtein die polniſchen Sweige nicht erwähnt ſeien. 

Herr Georg Otto legte verſchiedene Arbeiten von 
ſich vor: Originalzeichnungen zu Exlibris; Vorſchlag für 
ein bürgerliches Wappen Priebe; Stammbuchblatt mit 
Shewappen und Unterſchrift der Gräfin Margarethe zu 
Stolberg-Wernigerode geb. Gräfin zu Stolberg-Wer— 
nigerode (1908) u. a. Seyler. 


liekule von Stradonitz. 


Als vor jetzt etwas mehr als einem Jahrzehnt 
zuerſt meinem Vater, dem verſtorbenen Geheimen Re» 
gierungsrat und Profeſſor an der Univerſität Bonn, 
Dr. Friedrich Auguſt Kekule (“ Darmftadt 1829, Sep- 
tember 7; T Bonn 1896, Juli 15) und dann meinem 
Verwandten, dem Geheimen Regierungsrat und Pros 
feſſor an der Univerſität Berlin, auch Direktor an den 
Königlichen Muſeen daſelbſt, Dr. Reinhard Kekule 
(* Darmftadt 1859, März 6) durch die Gnade Seiner 
Majeſtät Kaiſer Wilhelms II., als Mönigs von Preußen, 
der altböhmiſche Adel mit dem überkommenen Wappen 
mittels Diplom anerkannt und beſtätigt und als ein 
nunmehr preußiſcher erneuert wurde, befand ſich der 
von mir in langjährigen Mühen, unter Beiſtand des 
trefflichen böhmiſchen Kenners Dr. Vincenz Pinsfer 


2.909; es 


damals in Wottitz, jetzt in Prag, und mit, nebenbei 
bemerkt, vielen tauſend Mark baren Unkoſten zuſammen 
gebrachte Abſtammungs beweis in folgender Lage: 

Die eheliche Abſtammung der beiden vorgenannten 
Erwerber preußiſcher Anerkennungsdiplome von dem, 
beiden gemeinſchaftlichen, gleichzeitig erſten Darm— 
ftädtifchen Stammvater des, nach Deutſchland ver: 
ſprengten, Sweiges des böhmiſchen Geſchlechts, dem 
Quartiermeiſter in der Fürſtlichen Leibgarde zu Darm— 
ftadt, Johann Wilhelm Kefule (7 PP; & Darm: 
jtadt 1725, Dezember 17 mit Marie Elifabeth Frey) 
ſtand durch Kirchenbucheintragungen uſw. urkundlich 
vollkommen feſt. 

Desgleichen ſtand durch den Wortlaut ſeines 
Trauſcheines zweifellos feſt, daß der vorgenannte 
Quartiermeiſter Johann Wilhelm: der, Neuhof bei 
Fulda 1687, Juli 6 geborene, älteſte Sohn des Fürſt— 
äbtlich Fuldiſchen „Amtsvogts“ zu Neuhof (1686 bis 
1702): Johann Wilhelm Kekule und deſſen Ehefrau 
Gertrud Baumgard (>< Neuhof 1687, Januar 28) war. 

Darüber hinaus verſagten die Neuhofer Kirchen— 
bücher und nur durch Seugenausſagen in einem Streit 
um das Gerſteſchneiden auf Udern in der Nähe von 
Neuhof (Staatsarchiv Marburg) durfte als feſtgeſtellt 
gelten, daß der Amtsvogt Johann Wilhelm Kekule zu 
Neuhof nicht bloß der Amtsnachfolger, ſondern auch 
der Sohn des Amtsvogts zu Neuhof (1665 — 1685) 
Wilhelm Kefule geweſen war. 

Für die Abſtammung des letzteren von dem böh— 
miſchen Adelsgeſchlecht Kekule von Stradonitz hatte ich 
einen umfangreichen Wahrſcheinlichkeitsbeweis beige— 
bracht, deſſen Hauptpunkte ich nicht unterlaſſen möchte, 
im nachſtehenden kurz anzuführen. 

Ein Wilhelm Dionyfius (Divis) Kefule von Stra: 
donitz, der in den Urkunden bald ſchlechthin „Wilhelm“, 
bald „Wilhelm Dionyſius“ genannt wird, deſſen Ruf: 
namen alſo Wilhelm war, Sohn eines Wilhelm 
Kefule von Stradonitz, zuerſt auf Kunowitz, dann in 
Wſcherau (beides in Böhmen) und der Amabilie 
Dlafaty von Domoslav hatte während des dreißig— 
jährigen Krieges und infolge der Proteftantenverfol- 
gungen in Böhmen, als „Exulant“, ſein Vaterland 
verlaſſen. Er war Miterbe des Albrecht Kekule 
von Stradonitz auf Sobochleben, Geyersberg uſw. (bei 
Teplitz) und Stradonitz (bei Slonitz) und des Wenzel 
Kefule von Stradonitz auf Prawonin. 

Den „Adelsbeweis“ für ihn zu erbringen, war 
ein Kinderſpiel. 

Da er ſich während des ſogenannten „Sachſenein— 
falles“ in Böhmen (1651/52), als Offizier in Kur: 
ſächſiſchen Kriegsdienſten, wider ſeinen angeſtammten 
Candesherrn „hatte gebrauchen laſſen“, wurde er von 
der ſogenannten „Friedländiſchen Konfiskationskommiſ— 
ſion“ durch Kontumazial-⸗Urteil vom 26. Januar 1634 
als „Rebell“ zum Derluft feiner Güter und feines Ver— 
mögens, vor allem ſeiner Anteile an den obigen Erb— 
ſchaften, nicht aber zum Verluſt des Lebens und der 
Ehre, verurteilt. 


Im Jahre 1627 war er, wie urkundlich feſtſteht, noch 
minderjährig geweſen. Im gleichen Jahre bezeugte 
nämlich ſein, katholiſch und daher in Böhmen verbliebener, 
leiblicher Bruder Burkhard Kekule von Stradonitz, daß er 
nicht wiſſe, ob ſein Bruder Wilhelm Dionyſius „am 
Leben oder tot fei”, im Lande fet er nicht anweſend, 
wo er ſich aufhalte, ſei ihm unbekannt. 

Befugter Wilhelm Dionyfius Kekule von Stra 
donitz war alſo zwiſchen [608 und 1614 geboren. 

Da nun der Name „Kekule“ ein böhmiſcher iſt, 
dieſer Wilhelm Dionyfius erweislich der einzige Ke- 
kule von Stradoni war, der in jener Seit fein Dater- 
land verlaſſen hat, da der Name Kekule andererſeits 
in der Gegend von Neuhof vor 1665 nicht vorkommt, 
da der Amtmann Wilhelm Kefule zu Neuhof (1665 bis 
1685) und ſein Sohn Johann Wilhelm, gleichfalls Amt— 
mann zu Neuhof (1686 - 1702) nachweislich in ihren 
Petſchaften das Wappen der Kefule von Stradonitz 
(drei [filberne] Haken [in Rot] in Schächerfreusftellung, 
die Winkel mit drei kleinen [grünen] Blättchen beſteckt; 
auf dem Helme: einen Hafen zu Pfahl), und zwar 
mit den Buchſtaben W. K. V. S. und I. W. K. V. S. 
führten, fo konnte die Abſtammung dieſer beiden Amts» 
leute von dem böhmiſchen Adelsgeſchlechte der Kefule 
von Stradonitz ebenſo als erwieſen gelten, wie die 
Identität des Amtsvogtes Wilhelm Kekule zu Neuhof 
(4665 - 1685) mit dem, 1654 zur confiscatio bonorum 
verurteilten, Wilhelm Dionyſius Kekule von Stra: 
donitz. Letzteres umſo mehr, als Wilhelm Dionyfius, 
wie oben gezeigt wurde, zwiſchen 1608 und 1614 ge- 
boren war, dieſes Geburtsjahr alſo für ſeine Er— 
nennung zum Amtmann in Neuhof (1665) ein Alter 
von 51—57 und für feinen Tod (1685) ein Alter von 
71— 77 Jahren ergab. 

Infolgedeſſen hatte das zuſtändige k. k. Bezirks: 
gericht zu Tuſchkau in Böhmen in einem Feſtſtellungs— 
urteil vom 16. März 1895, rechtskräftig geworden am 
20. April 1895, es ausgeſprochen, daß mein Vater 
der vierte eheliche Urenkel des Wilhelm Kekule 
von Stradonitz und der Amabilie Dlafaty von Do: 
moslav fet. 

Das Königliche Herolds-Amt zu Berlin hielt dieſen 
Abſtammungsbeweis für überzeugend, ſonſt wäre 
ja meinem Dater in dem Koniglid) Preußiſchen 
Adels- Anerkennungs-, Erneuerungs- und Beſtätigungs⸗ 
diplom vom 27. März 1895, und ebenſo nachher 
meinem Verwandten Reinhard Kefule von Stradonitz, 
nicht das unveränderte alte Kefule von Stra— 
donitzſche Wappen mit unveränderten Farben be— 
ſtätigt worden, auch wären nicht bloß, wie es ges 
ſchehen iſt, die halben Taxen und Gebühren zur 
Hebung gelangt. 

Aber es hielt den Abſtammungsbeweis andrerſeits 
auch nicht für zwingend („ſtringent“) und brachte 
dieſes im Diplom dadurch zum Ausdruck, daß darin 
der Satz Aufnahme fand, „der Beweis ſei in faſt 
überzeugender Weiſe“ erbracht, und zugleich die 
Anerkennung, Erneuerung und Beſtätigung des Adels 


= DO. = 


nur „unter Allergnädigfter Ergänzung der Cücke im 
Beweiſe“ ausgeſprochen wurde. 

Ich leugne nicht, daß ich, wie für den Sammler 
des Beweisſtoffes und den Bearbeiter des Abſtam— 
mungsbeweiſes begreiflich iſt, die vorſtehende Teno— 
rierung des Diplomes damals etwas bitter empfand, 
während meinem Vater umgekehrt die hinzugetretene 
Königliche Gnade zur lebhaften Freude gereichte. 

Heute, nach langjähriger Erfahrung in Abſtam— 
mungs- und Adelsbeweiſen, muß ich zugeben, daß das 
Königliche Herolds-Amt ſich mit feiner Beurteilung der 
Sachlage vollkommen im Rechte befand. 

Der, damals vorgelegte, Abſtammungsbeweis 
war in höchſtem Grade wahrſcheinlich, er war über— 
zeugend, aber zwingend („ſtringent“) war er nicht. 

Es blieben immerhin noch allerlei „Möglichkeiten“. 

Es war vor allem aus den Seugenausſagen in 
dem Streite um das Gerſteſchneiden auf den Ackern 
in der Nähe von Neuhof (ſiehe oben) zwar als feſt— 
geſtellt zu erachten, daß der Amtsvogt Johann Wilhelm 
Kekule zu Neuhof der Sohn ſeines Amtsvorgängers 
Wilhelm Kefule war, er konnte aber immerhin mög— 
licher Weiſe ein, im Jahre 1665 mit dem Dater dort 
eingewanderter, unehelicher, fälſchlich für ehelich aus» 
gegebener, oder ein an Kindesftatt angenommener, 
fälſchlich für leiblich ausgegebener Sohn, trotz Führung 
des Familiennamens Kekule, ſein. ' 

Es konnte außerdem der Amtsvogt Wilhelm 
Kefule, der Stammvater des Geſchlechts im Fuldiſchen, 
ſtatt, wie aus den Altersverhältniſſen geſchloſſen wurde, 
mit dem, aus Böhmen ausgewanderten, Wilhelm 
Dionyſius Kekule von Stradonitz identiſch zu fein, 
deſſen Sohn ſein, wie überhaupt dieſe Identität nur 
durch einen ſtarken Wahrſcheinlichkeits beweis ge— 
ſtützt war. 

Es fehlte eben die Swifchenftation des Wilhelm 
Dionyſius Kefule von Stradonitz ſeit er als Offizier in 
Kurſächſiſchen Dienſten im Jahre 1651/52 den Sachſen— 
einfall in Böhmen mitgemacht hatte, bis zum Jahre 16065, 
dem Jahre ſeiner Anſtellung als Amtsvogt zu Neuhof. 

In den 15½½ Jahren, die ſeitdem verfloſſen find, 
habe ich naturgemäß nicht aufgehört, Stoff uud Urs 
kunden zur Geſchichte der Familie zu ſammeln. Dabei 
wurde manches Intereſſante und Neue ermittelt. 

So ergab ſich als möglich, daß Wilhelm Dionyfius 
Kefule von Stradonitz dabei beteiligt war, als 
am 15. Auguſt 1648 Karl Alexander Regnier von Bley, 
leben „von Kurſächſiſchen Offizieren nach einer Gafte. 
rei“ angeſichts der vorher Kekuleſchen Burg Geyers: 
berg (ſiehe oben) „erſtochen worden iſt“. Die Bley 
leben beſaßen nämlich damals die Kekuleſchen Güter 
Sobochleben, Geyersberg uſw. bei Teplitz, die früher 
dem Albrecht Kekule von Stradonitz, dem Erblaſſer 
(fiche oben) des Wilhelm Dionyfius, gehört hatten. 

So konnte ich ferner ermitteln, daß im 16. Jahr— 
hundert ein Johann Kefule von Stradonitz in die Ge— 
fangenſchaft mohammedaniſcher Seeräuber gefallen und 
dann „ranzioniert“ worden war. 


So weiter, daß Wilhelm Kekule von Stradonitz 
auf Kunowig und in Wſcherau, der Dater des Wilhelm 
Dionys, ſeinerſeits ein Sohn des Johann Kekule 
von Stradonitz in Mirotitz und deſſen zweiter Frau 
Johanna Selizko von Turov war. 

So endlich, daß mindeſtens zweimal im Kaufe des 
15. und 16. Jahrhunderts ſich die Kekule von Stra- 
donitz in Böhmen durch Verheiratung mit Töchtern 
aus dem Geſchlechte von Schwamberg, mit dieſem 
hochvornehmen Herrenſtandsgeſchlechte, einem der 
erſten des Landes, verſchwägert haben. 

Aber die Swiſchenſtation, an der ſich Wilhelm 
Dionyſius Kefule von Stradonitz nach feinem Aufent- 
halt in kurſächſiſchen Dienſten (1651/52) und feiner 
Verurteilung in Böhmen (1654) bis zu ſeiner Anſtellung 
als Amtsvogt zu Neuhof (1665) aufgehalten hatte, 
wollte ſich nicht finden. 

Da brachte eines ſchönen Tages im Juli ver— 
gangenen Jahres ein glücklicher Zufall dem verehrten 
Schriftführer des Vereins , Herold’, Herrn Geheimrat 
Guſt. A. Seyler, eine Anfrage des Herrn Expeditors 
Anton Koeberlein in Hof a. S. auf den Schreib— 
tiſch, der, ſelbſt einer Familie aus der Gegend von 
Hammelburg entſtammend, in dortigen, örtlichen 
Akten eingehende genealogiſche Nachforſchungen ange» 
ftellt, dabei auch einige Träger des Namens Kekule 
ermittelt hatte und nun in Erfahrung bringen wollte, 
wie dieſe mit den böhmiſchen Kekule von Stradonitz 
einerſeits, mit den Neuhofer Kefule andrerfeits zu— 
ſammen hingen. 

Herr Seyler ſchickte mir dieſen Brief am 6. Juli 1907 
ins Haus — und ich erkannte an der Hand meiner 
Familienpapiere ſofort, daß die Swiſchenſtation des 
Wilhelm Dionyfius Kekule von Stradonitz zwiſchen 
Kurſachſen und Neuhof, ja, daß ſogar die Geburts: 
beſcheinigung des Johann Wilhelm Kefule, Amtsvogts 
zu Neuhof (1686 - 1702), in Hammelburg ermittelt war. 

Ich ſetzte mich alsbald mit Herrn Koeberlein in 
unmittelbare Verbindung, erfuhr von ihm das Nähere, 
erhielt durch feine gütige Vermittelung ſchließlich be— 
glaubigte Abſchriften der betreffenden Eintragungen 
und lege das Ergebnis im nachſtehenden vor. 

Die Kirchenbücher des katholiſchen Pfarramts 
Hammelburg beginnen erft mit dem Jahre 1660. 

Es find aber in Hammelburg drei Bände „Ge— 
nealogiſche Manualien“ des Rates der Stadt 
Hammelburg vorhanden, die gleichfalls beim katholiſchen 
Pfarramt daſelbſt aufbewahrt werden. 

Von dieſen enthalten: 

Bd. I: a) die Taufen von 1527 — 1620, 
b) „ Trauungen von 1546-1620, 
c) „ Todesfälle der vornehmeren Gee 
ſchlechter von 1560-1590; 
Bd. II: a) die Taufen von 1620-17109, 


b) „ Trauungen von 1620 — 1719; 
Bd. III: a) „ Taufen von 1720-1790, 
b) „ Trauungen von 1720-1751, 


alles nach gütigen Mitteilungen des Herrn Koeberlein, 


Hierin fand fic) vor allem, daß am 18. Februar 1651 
zu Hammelburg ein „Wilhelm Keckule“, Kapitän- 
leutenant „von Sem Heſſiſchen Regiment Ein böh- 
miſcher Freiherr“ ein Töchterlein Eva Juliana hat 
taufen laſſen. 

Am 24. Movember 1655 läßt Wilhelm Kekule 
„Capitain Ceutenant“ einen Sohn Johann Ernſt taufen. 

Am 22. Februar 1656 ift „Johann Wilhelm 
Salentin Hl. Wilhelm Keckule Capitänl. Sohn“ 
getauft. N 

Am 3. März 1659 heißt der Vater zur Abwech— 
ſelung „Keckhule“ ohne Amtsbezeichnung und läßt 
einen Sohn „Hansz Michael“ taufen. 

Am 2. Januar 1664 wird „Joannes Gerhard, 
N. Wilhelm Keckhule Staat+ Wachtmeifters Sohn“ 
getauft, ? 
alles nach den „Genealogiſchen Manualien des Rates” 
der Stadt Hammelburg. 


Von der letzten Taufe findet ſich, nach der obigen 
Angabe über den Beginn der Kirchenbücher, auch eine 
(lateiniſche) Eintragung im Kirchenbuch: (Parentes) 
„Dominus Wilhelmus Kekule et Dorothea conjuges“ 
(Infans) „Joannes Gerardus“. 


Erläuternd bemerke ich dazu Folgendes: 


I. Der am 22. Februar 1656 zu Hammelburg ge: 
taufte Johann Wilhelm Salentin Kekule, der dieſe 
drei Vornamen von ſeinem Paten Johann Wilhelm 
Salentin Weyshans erhielt, iſt kein anderer, als der 
ſpätere Amtsvogt zu Neuhof (1686 - 1702) Johann 
Wilhelm Kekule. 


Dieſes ergiebt ſich mit unbedingter Gewißheit aus 
folgendem: ' 

Im Kirchenbuch des katholiſchen Pfarramts zu 
Neuhof ſteht zu leſen: (1687) „28. Januarii concessu 
celsiss. principis Placidi .. copulavi more cath, 
D. praefectum Joem Wilhelmum salntinum Kekule.... 
cum honesta virgine Gertrude, honesti Stephani Baum- 
gart in Engelburg filia uſw.“ 

Das ift alfo der Trauſchein des Amtsvogts 
(Praefectus) Johann Wilhelm! 

Das Wort „salntinum“ zwiſchen „Wilhelm“ und 
„Kekule“ in Neuhofer Eintrag hat mir ſeinerzeit nicht 
geringe Schwierigkeiten gemacht. Der Pfarrer las 
damals: „solutinum“, was keinen Sinn gibt. Ich 
interpretierte: „palatinum“ und bezog es auf „prae- 
fectum“ („praefectus palatinus“ = Amtmann auf der 
„Burg“). Auf „Salentin” („salntinum“) kam niemand! 

Nun iſt die Cöſung gefunden, aber grade fie be— 
weiſt unwiderleglich, daß der Taufſchein des „Johann 
Wilhelm Salentin“ in Hammelburg derjenige des 
ſpäteren Amtsvogts Johann Wilhelm und daß letz 
terer ein ehelicher Sohn des Wilhelm iſt. 

II. Der Suſatz „Ein böhmiſcher Freiherr“ bei der 
Eintragung von 1651 dürfte auch den leiſeſten Sweifel 
ſchwinden machen, daß der Hammelburger Kapitän» 
leutnant und nachher Stadtwachtmeiſter, ſpäterer Amts⸗ 


vogt zu Neuhof, Wilhelm Kekule ſelbſt identiſch iſt 
mit dem einzigen, aus Böhmen ausgewanderten 
Kekule von Stradonitz, eben dem Wilhelm Dionyfius.: 
Er verſchwindet 1664 aus den Kirchenbüchern uſw. 
von Hammelburg, 1665 wurde er, wie urkundlich feſt— 
ſtellt, zum Amtsvogt in Neuhof ernannt. „Böhmiſcher 
Freiherr“ iſt er allerdings nie geweſen, d. h. er hat 
nicht dem böhmiſchen Herrenftande, dem hohen Adel 
Böhmens, angehört, ſondern er war „Dladyk“ oder 
„Ritter“, alſo ein Mitglied des nie deren Adels feines 
Heimatlandes. Der brave Ratsbeamte in Hammel: 
burg, der die Eintragung vornahm, wird mit dem Titel 
„Vladyk“ oder „Ritter“ nichts anzufangen gewußt 
haben und hat dafür friſchweg die, ihm bekannte, 
niederſte Titulatur des niederen Adels geſetzt! 

III. Bekannt iſt jetzt wenigſtens auch der Vor— 
name „Dorothee“ der Ehefrau des Wilhelm Diony- 
ſius. Die Entſchleierung des Familiennamens muß 
allerdings der Sukunft vorbehalten bleiben. 


IV. Dunkel iſt auch das „heſſiſche Regiment.“ 
Iſt es ein bloßes Schreibverſehen für „ſächſiſch“, da 
ja Wilhelm Dionyfius, wie feſtſteht, kurſächſiſcher 
Offizier war! Iſt er nachher etwa aus kurſächſiſchen 
in Heſſen⸗Kaſſeliſche oder in Heſſen⸗Darmſtädtiſche 
Kriegsdienſte gegangen? Einen Anhaltspunkt könnte 
vielleicht gewähren, daß er in kurſächſiſchen Dienſten 
nachweislich „unter dem Rittmeifter Ulrich von Rzitſchan“ 
geftanden hat und vielleicht mit dieſem in einen ane 
deren Heeresdienſt übergetreten iſt, da die unteren 
Offiziere in jener Seit vielfach dem Kriegsdienſt des 
Oberführers zu folgen pflegten. 

Wer weiß etwas über die Lebensſchickſale 
des Ulrich von Rzitſchand Er ſoll es mir ſchreiben, 
es wird dankbarſt aufgenommen werden. 

Jedenfalls glaube ich, daß mein Abſtam— 
mungsbeweis jetzt „ſtringent“ iſt! 

Die erſte urkundliche Erwähnung der Kekule 
von Stradonitz in Böhmen iſt übrigens vom 16. De— 
zember 1576. In dieſer Urkunde iſt Bürge: Jesco 
Kekule miles de Stradonitz* (Ferdinand ‘ladra, Acta 
judiciaria consistorii Pragensis, Prag 1893, 5. 176). 

Da er Bürge war, muß er damals alfo großjährig 
geweſen ſein. Er iſt ſomit ſpäteſtens 1559 geboren. 

Damit erreicht meine Familie aber das Unters 
ſcheidungs jahr 1550 für den Uradel nicht ganz (Gothaiſches 
Genealogiſches Taſchenbuch der Uradeligen Häuſer, 
8. Jahrg., Gotha 1907, Vorwort) und deshalb fehlen die 
Kefule von Stradonitz in dem angegebenen Nach 
ſchlagewerke, obwohl alle Sachkenner, wie Doerr, 
Pinsker, Sedlacef uſw., nicht daran zweifeln, daß 
ſie zum böhmiſchen Uradel gerechnet werden müſſen. 

Es iſt immer gut, wenn man ein bequemes, {ches 
matiſches Unterſcheidungsjahr aufſtellt, und des halb 
tut der vorgeſchilderte Sachverhalt den vortrefflichen 
Beziehungen zwiſchen der Schriftleitung der Gothaiſchen 
Genealogiſchen Taſchenbücher und mir, wie ſelbſtver— 
ſtändlich iſt, keinen Abbruch! — 


— 29 * 


Warum ich das alles hier erzählt habeP Damit 
die jüngeren und weniger erfahrenen Familiengeſchichts⸗ 
forſcher daraus lernen, daß man bei Nachforſchungen 
niemals denken ſoll, es ſei nichts weiter zu finden. 


Dr. Stephan Kefule von Stradonitz. 


Beiträge zur Geſchichte und Genealogie 
der Familie Henckel von Donnersmark. 


Der Geheime Rechnungsrat Herr Guſtav A. Seyler 
hatte die Freundlichkeit, in den Vereinsſitzungen vom 
. Mai und 16. Juni d. J. meine Studie: „Beiträge 
zur Geſchichte und Genealogie der Familie Henckel von 
Donnersmark“ (Kommiffionsverlag von C. A. Starke 
in Görlitz) zu beſprechen und hat hierbei bezüglich 
zweier Punkte eine meiner Auffaſſung entgegengeſetzte 
Anſicht ausgeſprochen. Da es ſich in beiden Fällen um 
rechtshiſtoriſche Fragen handelt, deren Erörterung von 
allgemeinem Intereſſe iſt, ſo glaube ich an dieſer Stelle 
den Standpunkt, welchen ich dieſen Fragen gegenüber 
einnehme, etwas näher erklären zu ſollen. 


Es handelt ſich um folgende zwei Punkte: 


J. Kann man nach dem Stande der bisherigen For— 
ſchungen mit Gewißheit auf den adeligen oder 
bürgerlichen Stand der Vorfahren des Cazarus J. 
Henckel von Donnersmark ſchließen? 

2. Hatten die Erzherzöge von Gſterreich als Candes⸗ 
fürſten von Tirol das Recht, höhere und niedere 
Adelsgrade nicht allein im Namen der öfterreichi« 
ſchen Erbländer, was niemals beſtritten wurde, 
ſondern auch im Namen des h. Röm. Reichs 
zu erteilen? | 


Die erſte Frage muß ich entſchieden verneinen. 
In Ungarn gab es ſeit jeher bloß zwei Adelsklaſſen, 
nämlich Magnaten und ESdelleute. Erſtere beſaßen 
wohl einen größeren politiſchen Einfluß, weil jeder von 
ihnen Sitz und Stimme auf dem Reichstage hatte, wah» 
rend die Edelleute, weil zu zahlreich, ſich durch Abge» 
ordnete aus ihrer Mitte vertreten laſſen mußten; im 
übrigen genoſſen jedoch Magnaten und Edelleute ganz 
die gleichen Rechte. Einen Unterſchied zwiſchen Uradel, 
altem und neuem Briefadel kannte man in Ungarn 
nicht, ſo daß die Bezeichnung einer „unterſten Adels— 
klaſſe“, weil an die grundverſchiedenen Adelsverhältniſſe 
im deutſchen Reiche erinnernd, zu Mißverſtändniſſen 
Anlaß geben kann. Durch den Dorgang bei Ein— 
wanderung Adeliger von einem in das andere Land 
wird das Fehlen von Adelsabſtufungen in Ungarn am 
beſten gekennzeichnet. Wollte ſich z. B. ein ungariſcher 
Edelmann im Königreich Böhmen anſäſſig machen, ſo 
mußte er unbeſchadet des Alters und des Anſehens 
feines Namens bis zum Jahre 1627 zuerſt die Auf— 
nahme in den Ritterſtand von ſeiten der böhmiſchen 
Stände, nach 1627 aber eine Erhebung in den Ritter— 


ſtand vom Könige von Böhmen erwirken, während, 
wenn umgekehrt ein böhmiſcher Ritter ſich in Ungarn 
anſiedelte, er dort nicht als Ritter, ſondern als einfacher 
| Edelmann galt, weil es eben keine andere Adelsklaſſe 
gab. Der mit einem einfachen Wappenbrief Begnadete 
konnte daraufhin keinesfalls, wenn der Adel nicht aus: 
drücklich erteilt worden war, ein adeliges Gut ermerben 
und auf dieſe Weiſe durch adeligen Beſitz und qdelige 
Cebensweiſe den Adelſtand erwirken, wie es im deutſchen 
Reiche der Fall war. Hierzu gehörte eine königliche 
Donation. Erfolgte eine ſolche, ſo war andererſeits 
die Erwirkung eines neuen Adelſtandsdiplomes neben 
dem beſtehenden Wappenbriefe unnötig. 

Ich verweiſe hier auf den fünften Titel des erſten 
Theiles des Opus tripartitum consuetudinarii von Ste- 
phan v Werböcz, wo es wörtlich heißt: 

„Qui quidem nobiles, utroque modo creati (per 
donationem possessionariam et creationem) et eorundem 
cuncti haeredes, per lineam virilis sexus descendentes 
(si etiam arma, scu insignia nobilitaria, aut literas super 

armorum figuris et collationibus editas non habeant), 
veri tamen semper nobiles censentur. 

Arma enim a principe cuipiam concessa, non sunt 
de necessitate sed solumodo de bene esse nobilitatis. 
Nam armorum collatio simpliciter facta non nobilitat 
quemquam; cum etiam civium et plebeorum hominum 
multi habeant armorum insignia per principem donata, 
per haec tamen in numerum nobilium non computantur.“ 

Dieſes Opus tripartitum, erfchienen im Jahre 151%, 
ift eine auf Deranlafjung des Königs Wladislaus kodi⸗ 
fizierte Sammlung der im Königreich Ungarn beftehen- | 
den Gefege und alten Gewohnheitsrechte, nach welchem 
dann bis zum Jahre 1848 in Ungarn Recht geſprochen 
wurde. Da nicht der geringſte Anhaltspunkt vorliegt, 
welcher darauf ſchließen ließe, daß vor 1514 andere 
Normen über Wappenbriefe und Adelsſtand beſtanden, 
ſo kann man mit Gewißheit annehmen, daß auch unter 
König Sigmund und feinen Vorgängern dieſelben An⸗ 
ſchauungen maßgebend waren. Hätte es ſich im Jahre 
1514 um ein neueres Geſetz gehandelt, ſo wäre gewiß 
der Urſprung desſelben zitiert worden. 

Wenn nun wirklich die Henckel einen Wappenbrief | 
von König Sigismund erhalten haben follten, was nadı 
den vorliegenden fehlerhaften und ſich widerſprechenden 
Tranſumpten ſehr zweifelhaft iſt, ſo wäre dadurch ledig— 
lich ihr Recht, ſich des verliehenen Wappens zu be: 
dienen, durchaus aber nicht ihr adeliger Stand dokumen— 
tiert. Dagegen ſteht es urkundlich feſt, daß es adelige 
Henckel gegeben hat, weil ſolche im Beſitz einer könig— 
lichen Donation waren, und der Umſtand, daß ſich deren 
Edelſitz vor den Toren der Stadt Leutſchau befand, in 
welcher felben Stadt die Vorfahren der ſpäteren Henckel 
von Donnersmark im Bürgerſtande lebten, ließ mich 
auf die Wahrſcheinlichkeit gemeinſamer Abſtammung 
ſchließen. So lange es aber nicht möglich iſt, einen 
genealogiſchen Suſammenhang zwiſchen den in Frage 
ſtehenden Perſonen nachzuweiſen, kann die Frage mit 
Gewißheit nicht beantwortet werden. 

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Was den zweiten die öſterreichiſchen Privilegien 
betreffenden Punkt der Erörterung anbelangt, ſo ergibt 
ſich aus dem in meinem Aufſatze angeführten Texte 
des Majeftäts-Briefes Kaifer Friedrichs vom Jahre 1455, 
daß den zur Regierung der Cänder Steyermarf, 
Karnthen und Krain gelangenden Erzherzögen das 
Recht verliehen wurde, ihren Untertanen auch im 
Namen des h. Römifchen Reichs die höheren Adels» 
grade zu verleihen. Die drei genannten Lander waren 
im Beſitze des Kaiſers ſelbſt, und es war ihm angen 
ſcheinlich darum zu tun, mit dieſem Privilegium ſeinem 
Sohne und deſſen ſpäter in den drei genannten Erb— 
ländern zur Regierung gelangenden Nachkommen eine 
bevorzugte Stellung im Reiche zu ſichern, für den 
Fall als die Kaiſerwahl ein oder das andere Mal 
nicht zu deren Gunſten ausfallen würde. — Man darf 
nicht außer acht laſſen, daß der Kaiſer ein derartiges 
Drivilegium nicht aus eigener unumſchränkter Macht— 
vollkommenheit erteilen konnte, ſondern daß deſſen 
Suſtandekommen das Refultat langwieriger Unter— 
handlungen mit den Kurfürſten war und immer durch 
eine Reihe von Gegenkonzeſſionen erkauft werden 
mußte. Sei es nun, daß der Kaiſer das Privilegium 
auf die Geſamtheit des Hauſes Habsburg nicht aus: 
dehnen wollte, oder daß er dies durch den Wider— 
ſtand der Kurfürſten nicht erreichen konnte, Tatſache 
iſt, daß es auf den jeweiligen Beſitzer von Steyers 
mark, Kärnthen und Krain beſchränkt blieb und auch 
ſpäter eine Ausdehnung auf Tyrol niemals ſtattge⸗ 
funden hat. Weder das k. und k. Haus», Hof und 
Staatsarchiv in Wien, noch das k. k. Statthalterei— 
Archiv in Innsbruck kennen ein derartiges Nachtrags— 
Privilegium. Daß die 1455 verliehenen Vorrechte eins 
ſchließlich des Erzherzogstitels aber nur für die Steyer- 
märkiſche reſp. Friedrichs Linie beſtimmt waren, findet 
eine weitere Beſtätigung in dem Umſtande, daß Sig- 
mund von Tyrol den Erzherzogtitel durch kaiſerliches 
Privileg vom 7. Dezember 1477, alſo erſt 20 Jahre 
ſpäter, ohne weitere Vorrechte erhielt und den Kaifer 
in ſeinem diesbezüglichen Geſuche verſichert, daß dies 
ihm und feinen Erben an ihren Landen und Gerech— 
tigkeiten, fürſtlichen Würden und Freiheiten keinen 
Schaden bringen ſoll. (Cichnowsky, Geſchichte des 
Haufes Habsburg, Band 7 S. 462 Nr. 2125.) 

Der Kaiſer hatte auch keinerlei Intereſſe, für eine 
Erweiterung des Privilegiums vom Jahre 1453 den 
Kurfürſten gegenüber neue Opfer zu bringen, denn 
fein Detter Ladislaus Poſthumus ſtarb 2 Jahre, fein 
Bruder Albrecht 9 Jahre ſpäter und es blieb nur der 
kinderloſe Sigmund von Tyrol übrig, ſo daß mit der 
Vereinigung aller Erbländer unter der Regierung 
ſeines Sohnes Maximilian gerechnet werden konnte. 
Die ſpäter erfolgten drei Teilungen der öſterreichiſchen 
Erbländer konnte der Kaiſer nicht vorausſehen, die 
Privilegien alſo für derartige Eventualitäten nicht 
vorbereiten, abändern oder teilen, denn dies hätte nur 
mit Suftimmung des Reiches geſchehen können. Aus 
demſelben Grunde iſt die Möglichkeit ausgeſchloſſen, 


EEE 


daß eine Übertragung des Privilegiums auf Tyrol 
anläßlich einer dieſer Erbteilungen oder durch Teſta— 
mente hätte erfolgen können, und tatſächlich iſt denn 
auch in dem Übereinkommen über die erſte Teilung 
der Erbländer, welche noch bei Cebzeiten Ferdinand 1. 
und zwar am 25. Februar 1554 zu Stande kam, 
keine Rede davon. — 

Wenn nun fpäter die Landesfürſten von Tyrol 
neben den öſterreichiſchen erbländiſchen höheren und 
niederen Adelsgraden, zu deren Verleihung ſie ein 
unbeſtrittenes Recht hatten, auch ſolche im Namen des 
heiligen Römiſchen Reichs erteilt haben, ſo beruht 
dies meiner Anſicht nach auf einer irrtümlichen Aus- 
legung des Privilegiums vom Jahre 1455. — Würde 
man dasſelbe ſo auffaſſen, als ſei damit den Nach— 
kommen Kaifer Friedrichs das Recht erteilt worden, in 
allen jenen Cändern, in welchen fie zur Regierung 
gelangen würden, ihren jeweiligen Untertanen die 
höheren Adelsgrade auch im Namen des heiligen 
Römiſchen Reiches zu verleihen, fo käme man logiſcher 
Weiſe zu der Konſequenz, daß nicht allein die Landes: 
fürſten von Tyrol, ſondern auch die Könige von 
Böhmen, ja ſelbſt die Könige von Ungarn und Spanien 
inſoweit fie dem Haufe Habsburg angehörten, dieſes 
Recht hätten ausüben können. Ich glaube daher be: 
haupten zu dürfen, daß die von Tyrol aus erfolgten 
Reichs grafen⸗ oder Reichs freiherren⸗Diplome einer 
rechtlichen Begründung ebenſo entbehren, wie die zahl⸗ 
reichen von Maria Thereſia ebenfalls im Namen des 
heiligen Römiſchen Reiches verliehenen gleichen Titel. 
Wenn derartige Diplome niemals widerrufen wurden, 
ſo ſpricht dies noch lange nicht für deren rechtliche 
Begründung, ſondern erklärt ſich in ganz natürlicher 
Weiſe. Die Begnadeten begnügten ſich damit, den 
ihnen verliehenen Titel, welcher ihnen dekorativer 
ſchien als der einfache Grafentitel, in den Erbländern 
zu führen, wo er ihnen verliehen worden war und 
von keiner Behörde beſtritten wurde. — Ein Verſuch 
auf Grundlage eines derartigen Diplomes Sitz und 
Stimme auf der Grafenbank im Reiche in Anſpruch 
zu nehmen, wurde nie gemacht, weil die wirklichen 
Reichsgrafen dies nie geduldet hätten, und da auch 
der Erzkanzler von Mainz von derartigen Erhebungen 
nicht verſtändigt wurde, ſo entfiel auch von dieſer Seite 
die Veranlaſſung zu einem Einſchreiten. Nach der 
Wahlkapitulation Kaiſer Leopold I. Art. 44 waren alle 
nicht unter dem Namen des Kaifers und nicht aus 
der Reichskanzlei erfloſſenen Nobilitationen für das 
Ke ich null und nichtig. Wenn die Wahlkapitulation 
auch die Nomine Archi-Ducali erfloſſenen Diplomata 
gelten läßt, fo find darunter doch nur jene Standes- 
erhöhungen gemeint, die der Kaiſer als Erzherzog ers 
läßt, weil, wenn man eine Ausdehnung des Privi— 
legiums auf andere Mitglieder des Erzhauſes im 
Sinne gehabt hätte, der Text eine andere Stiliſierung 
hätte erfahren müſſen. Sum Überfluſſe fordert die 
Kapitulation, daß ſich der König mit dem Kurfürſten 
von Mainz über die zwiſchen der Reichs- und Öfter- 


reichiſchen Hofkanzlei 
Irrungen vergleiche. 


= 214 


diefermegen obſchwebenden 
Don den anderen Kanzleien 


wird nicht gefprochen, ihre Diplome find für das zn 
null und nichtig. 

Die Anſicht, daß die Nachkommen jener Perſonen, 
welche ein derartiges Reichsgrafenſtands⸗Diplom von 
Tyrol oder der Kaiſerin Maria Thereſia erhalten hatten, 
weiter berechtigt ſind, dieſen Titel im jetzigen neuen 
Deutſchen Reiche zu führen, hat wohl manches für ſich. 


Diefe Diplome wurden ſ. 3. 


im guten Glauben an 


die Berechtigung zu deren Erteilung erworben, und es 


fehlt die Möglichkeit, 


dieſelben nachträglich durch die 


Reichskanzlei beſtätigen zu laſſen, zwei Momente, welche 
billiger Weiſe zu berückſichtigen wären, andererſeits 
beruhen dieſelben aber nur auf einer Fiktion, was ich 
durch obige Auseinanderſetzung bewieſen zu haben 
glaube. 


Smilkau, im Oktober 1908. 


Auguſt von Doerr. 


Verbindungen der Familie Schotteliug.') 


9. 


. Böhlen, 


Don Referendar Dr. jur. Richard v. Damm. 
Verbindungen männlicher Mitglieder. 
Barkhauſen, Marie, & Hildesheim 24. 8. 1852 
Carl Sch., Großkaufmann. 


. Bliefath, Marie, verw. Konow, & Vorwerk bei 


Demmin 2. 4. 1864 Ludwig Sch, Kutfcher, als 
deſſen 2. Frau (vgl. Nr. 4). 

Caroline, & Braunſchweig 5. 3. 1844 
Rudolph Sch., Kaiſerlicher Ober Poft = Direktor 
und Geheimer Poſtrat. 


Böttcher, Cuife, & Kittendorf (Mecklbg.) 7. I. 1849 


Cudwig Sch., Kutſcher, als deſſen I. Frau (val. 
Nr. 2). 


Bruns, Emma, & Göttingen 22. 6. 1875 Juſtus 


Sch., Dr. jur. utr., Berzogl. Braunſchw. Candes⸗ 


gerichts direktor. 


. Cleve, Anna Margarete Eleonore, & Braunfchweig 


8. 9. 1646 Juſtus Georgius Sch., Dr. jur utr., 


Herzogl. Braunſchw. Hof, Kammer-, Kanzlei- 
und Konſiſtorial- Rat, als deſſen 1. Frau (vgl. 
Nr. 50). 


. Enyrim, Agnes, & Allendorf a. W. 2. 6. 1873 


Guſtav Sch., Eifenbahn-Technifer. 


Dietz, Marie, & Göritz a. O. 9. 9. 1890 Here 


mann Sch., Königlicher Maſchinenſteiger, als deſſen 
1. Frau (vgl. Nr. 40). 
Drews, Auguſte, & Metſchow 4. 12. 1891 Wil- 
am Sch, Hofbeſitzer. 


1) Da te fämtliche befannt gewordene Perfonen des 


Namens Scottelius berückſichtigt find, kommen aus den in 
dem Aufſatz in Nr. ı und 2 dieſes Jahrganges erwähnten 
Gründen die verſchiedenartigſten Berufe vor, 


= — —— —— EEE, — — öᷣ ——äů— — — mn 
oe — es 


10. Edert, 
11. 


12. 


15. 


14. 


15. 


16. 


17. 


18. 


(9. 


20. 


24. 


20. 


20. 


Happen, Friederike Juliane, K. 


Haucke, Ida, 


Jaackſch, Johanne, 


Ilſe, Margarete, & Einbeck 


Juliane, & Grund 27. 12. 1842 Carl 
Sch., Hüttenarbeiter. 

Ehringhaus, Amalie, < Holzminden 15. 11. 1800 
Juſtus Friedrich Sch., Herzogl. Braunſchw. Advokat⸗ 
Anwalt, Notar und Poſtmeiſter. 8 
Engelke, Dorothea, >< Herzberg 20. 9. 1818 
Wilhelm Sch., Gewehrfabrikant, als deſſen J. Frau 
(vgl. die folgende). 

Engelke, Johanne, & Herzberg 23. 11. 1825 
Wilhelm Sch., Gewehrfabrikant, als deſſen 2. Frau 
(vgl. die vorige). 

Eißler, Bertha, & München 22. 4. 1905 Walter 
Sch., Dr. jur. utr., Herzogl. Braunſchw. Gerichts 
Aſſeſſor. 

Gieſecke, Georgine, * Grund a. H. 13. 10. 1861 
Auguſt Sch., Simmermann. 

Gieſeler, Anna Catharina, & Braunſchweig 
25. II. 1679 Anton Albert Sch., Kanonikus zu 
St. Blaſii (<2) General ⸗Major Caſpar v. Dölder). 
Granſee, Cuife, & Spandau 20. 10. 1888 Wil: 
helm Sch., Ober⸗Telegraphen-⸗Aſſiſtent, als deſſen 
1. Frau (vgl. Nr. 22). 

Greune, Cuife, & Engelade a. Harz 5. 12. 1858, 
Auguſt Sch., Bergmann, als deſſen I. Frau (vgl. 
Nr. 32). 

Gutheil, Clara, & Hamburg 9. 5. 1876 Max 
Sch., o. 6. Profeſſor der Hygiene an der Uni— 
verſität Freiburg, Dr. med., Großhzgl. Badiſcher 
Geheimer Hofrat. 


. Hager, Margarete, & Mloſchwitz 8. 7. 1889 


Paul Sch., Rittergutspachter. 

am 

(vor 1758) Urban Philipp Gottfried Sch., Stadt. 
Schreiber in Cautenthal. 

x Spandau 16. 4. 1906 Wilhelm 
Sch., Ober⸗Telegraphen⸗Aſſiſtent, als deſſen 2. Frau 
(vgl. Nr. 17). 

Henkel, Marie, x Altenau i. Harz 9. 5. 1794 
Anton Friedrich Ernft Sch., Bergmann, als deſſen 
2. Frau (vgl. Nr. 40). 

Befje, Wilhelmine Sabine, .. am 
(vor 1727) Friedrich Ernſt Sch., Zehnteinnehmer 
in Goslar. 

Holſten, Anna Catharina, K. . am 
(vor 1758) Johann Adam Sch., Schneider in 
Clausthal. 

Bolzhaufen, Sophie Charlotte, & Gleiwitz 16. 5 
1850 Carl Heinrich Sch., Königlicher Mafchinen: 
Inſpektor und Fabrikbeſitzer. 

* Cautenthal 16. 11. 1828 
Georg Sch., Bergmann. 


2929 8 @ „ © 


Jahns, Caroline, & Braunſchweig 3. 5. 1868 


Heinrich Sch., Former. 


(vor 1612) Johannes Sch., Konrektor. 


. Jürgens, Johanne, & Königslutter 27. 11. 1871 


Hans Sch., Ingenieur. 


Das Wappen Friedrich v. Schiller’s 
photographifch wiedergegeben nach dem Griginal-Adels⸗Diplom im Goethe-Schiller-Archiv zu Weimar. 


(Aus dem im Verlage von Jul. Hoffmann in Stuttgart erſcheinenden Schillerwerke von Oberlt. Richard e in Sree ‚mit uns 
des Derfajfers abgedruckt.) N 17 


Nachdruck verboten. Seilage zum 1 sae « 1908, No. 10. 


315 


sas, 28 


Kammien, Henriette, & Neuſtrelitz 16. 3. 1888 
Wilhelm Sch., Diener. 


51a. Konow, Marie, vgl. unter Blieſath. 


32. 


35. 
54. 


. Mathies, Johanne (verw. Stützer), & Münden 


49. 


50. 


51. 


S2. 


Neubauer, Johanne, X .... 


Neuendorf, Cuiſe . 


Reinecke, Emilie, & Hannover 21. 


. Biefen, Johanne Sophie, X 


. Sander, Marie, 


. Schlarf, Friederike, 


. Schmidt, Friederife, 


. Schottelius, 


Kreyenberg, Caroline, & Hannover 15. 4. 1866 
Auguſt Sch., Bergmann, als deſſen 2. Frau (vgl. 


Nr. 18). 


Krüger, Martha, & Weferlingen 27. 5. 1897 
Wilhelm Sch., Rohrmeiſter. 

Caes, Emilie, & Iſernhagen 19. 12 1895 Adolph 
Sch., Hofbefiger. 


. 1855 Friedrich Sch, Sattlermeiſter. 


Merl, Marie Sophie, & Lautenthal 13. 6 1782 


Friedrich Ernſt Sch., Bergmann. 

am. . . (vor 
1805) Claus Cudmig Sch., Bergmann in Cautenthal. 
ere: ||| TER (vor 1818) 
Heinrich Sch., Hofbefiger in Carlsruhe in Medlen- 
burg. 

4. 1891 Carl 
Sch., Dr. jur. utr., Höniglich preußifcher Re- 
gierungsrat. 

am 
(vor 1790) Anton Friedrich Ernſt Sch., Bergmann, 
als deſſen I. Frau (vgl. Nr. 23). 

* Wenigenlupnitz 29. 5. 1884 
Otto Sch., Rittergutspachter. 


. Sander, Nanni, & Neukirchen 18. 9. 1850 Bein- 


rich Sch., Nittergutsbeſitzer. 


Scheer, Emma, & Berlin 26. 4. 1883 Otto Sch., 


Schloſſer. 

* Törpin I. 5. 1852 Carl 
Sch., Hofbefiger. 

am . (vor 
1762) Otto Baſilius Iriedrich Sch., Herzogl. 
Braunſchw. Juſtizbeamter in Bahrdorf. 


2 o % 8 


Schmincke, Margarete, & Göttingen 26. 12. 1907 


Adolph Sch., Kaiſerlich Deutſcher Bezirksrichter. 


. Schottelius, Antoniette Henriette, < Esbeck 9. 9. 


1766 Maximilian Sch., Berzogl. Braunſchw. 
Hauptmann und Poſtmeiſter, Herr auf Esbeck. 
Wilhelmine, & Wiener - Neujtadt 
30. 10. 1885 Ernſt Sch., Kaiſerl. Königl. öſterr. 
Eiſenbahn Stations: Vorſteher. 

Schubert, Auguſte, 
Hermann Sch., Königlicher Maſchinenſteiger, als 
deſſen 2. Frau (vgl. Nr. 8). 

Sobbe, Anna Margarete, * 12. 6. 1649 
Juſtus Georgius Sch., Dr. jur. utr., Herzoglich. 
Braunſchw. Hof, Kammer-, Kanzlei⸗ und Kon: 
fiftorial-Rat, als deſſen 2. Frau (vgl. Nr. 6). 
Spör, Emma, < Grund 22. 11. 1891 Wilhelm 
Sch., Bergmann. 

Spörer, Juliane Johanne, & Lautenthal 29. 10. 
1754 Carl Sch., Bergmann. 


O2a. Stützer, Johanne, vgl. unter Mathies (Nr. 55). 


Bielſchowitz 28. 8. 1904 | 


55. 


54. 


. Weiberg, Anna Elifabeth, <x... 


Wiek, A 


. Wimmer, 


. Beyling, Wilhelm, Rittergutspächter, 
Brinkmann, Chrijtian, Hofbeſitzer, 
. Bufch, Gottlieb, Kaufmann, .. 


. Cleve, Paul, Amtmann in Bevern, X 


Drews, 


Goslar, 


Hanſen, Johann, 


Hartmann, 


Dibrans, Cuiſe, & Helmſtedt 10. 5. 1855 Adolph 
Sch., Advokat Anwalt und Notar, als deſſen 
I. Frau (vgl. die folgende). 

Dibrans, Dorothea, >< Helmſtedt 2. 6. 1842 
Adolph Sch., Advokat Anwalt und Notar, als 
deſſen 2. Frau (ogl. die vorige). 

am 
(vor 1756) Maximilian Chriſtoph Sch., Herr auf 
Esbeck. 


... am.. . . (vor nicht allzu 
langer Zeit) Ernſt Sch., Schloſſer i in Hammersbeck 
bei Vegeſack [Trotz wiederholter Anfrage iſt 
keine Auskunft zu erhalten gewefen.] 

Catharina Charlotte, & Clausthal 
21. 10. 1790 Johann Friedrich Wilhelm Sch., 
Schulmeiſter an der lateiniſchen Schule. 


Winkler, Henriette, & Berlin 24. 11. 1861 Frie⸗ 


drich Sch., Sergeant. 


Verbindungen weiblicher Mitglieder. 
Behrens, Johann Ludwig, Hof⸗Gerichts⸗Aſſeſſor, 


Kanonikus an St. Blaſii, & Braunſchweig 
(um 1670) Sophie Charlotte Sch. 

Behrens, Johann Friedrich, Paſtor in Brunkenſen, 
x Esbeck 5. 10. 1762 Catharine Luife Sch. 

x Neu⸗ 
kirchen 24. 9. 1874 Margarete Sch. 

X Carlsruhe 
i. Mecklbg. 13. 5. 1881 Luiſe Sch. 

. 8.2. 1791 
Magdalene Friederike Sch. 


am. . . (um 1640)... . Sc. 


v. Damm, Richard, Rittergutspächter, & Barmke 


27. 12. 1864 Anna Sch. 
Chriftoph, Hofbeſitzer, X Carlsruhe 
i. Mecklbg. 27. 11. 1892 Auguſte Sch. 


. Ebeling, Johann Chriftoph, Kirchenälteſter in 


Grund, x Esbeck 6. 10. 1782 Johanne Philippine 
Cuiſe Sch. 


. Giejede, Louis, Bergmann in Grund, & daſelbſt 


26. 4. 1891 Auguſte Sch. 
Juſtus Ecbald, Advokat in Celle, x 
Esbeck, 13. 2. 1755 Henriette Charlotte Sch. 


Gotthard, Johann Chriſtoph, Verwalter in Esbeck, 


x Esbeck 7. 11. 1773 Amalie Sch. 


Gottſchald, Wilhelm, Oberbürgermeiſter in Plauen 


i. Doigtland, >< Braunſchweig 29. 11. 1835 


Mathilde Sch. 


Häger, Earl, Bergmann in Cautenthal, X daſelbſt 


17. 8. 1851 Caroline Sch. 

Arbeiter, & Loitz i. Mecklbg. 
21. 10. 1883 Luiſe Sch. 

Chriftian, Reitknecht in Weende, * 
Herzberg 10. 6. 1849 Dorothea Sch. als deren 
I. Mann (vgl. Nr. 55 und Nr. 20). 


. Herrnleben, Richard, Buchhalter in Eſſen (Ruhr), 


x Bann. Münden 4. 8. 1877 Clementine Sch. 


so @ oe @ @ 


18. Jürgens, Johann, Arbeiter, X Utzedel 

(um 1880) Saghie Sch. 

. Kubel, Wilhelm, Dr. phil., Apotheker in Holz- 
minden, & Braunſchweig 27. 2. 1872 Elsbeth Sch. 

. Lowe, Ernſt Heinrich, Sattlermeifter, >< Claus: 
thal 6. 4. 1862 Dorothea Sch. als deren 3. Mann 
(vgl Nr. 15 und Nr. 35). 

v. Lützow, Auguſt Samuel Gottfried, braunſchw. 
und hannov. Leutnant in holländifchen Dienſten, 
x Oelper 21. 11. 1747 Marie Dorothee 
Sophie Sch.!) 

. Meyer, Auguſt, Arbeiter, 
16. 9. 1905 Bertha Sch. 

Meyer, . . ., General- Superintendent, K.. 
am. . . . (um 1750) . . .. Sch. 

Overlach, Auguſt, Kaufmann in Helmftedt, >< 
Braunſchweig 11. 5. 1823 Auguſte Sch. 

. Peters, Friedrich, Erbpächter, & Carlsruhe 
i. Mecklbg. 24. 7. 1885 Emma Sch. 

. Pilz, Auguſt, Bergmann in Lautenthal, & daſelbſt 
26. 12. 1889 Auguſte Sch. 

Baabe, Auguſt, Poflmeiſter, & Holzminden 22. 10. 
1798 Charlotte Eleonore Sch. 

. Raven, Johann Gottlieb, Advokat in Einbeck, 
x Esbeck 7. 10. 1749 Marie Sch. 

Richter, Johann Friedrich Daniel, OGberförſter in 
Sommerſchenburg, & Braunfchweig 11. 4. 1826 
Emilie Sch. 

Röpke, Robert, Arbeiter in Braunſchweig, X 

daſelbſt 6. 8. 1892 Dora Sch. 

Rudzinshi, Fedor, Maurermeiſter, < Gleiwitz 21. 9. 

1858 Caura Sch. 

Schottelius, Ernſt, Kaiſerl. Königl. öſterr. Eiſen⸗ 

bahn ⸗ Stations: Vorſteher a. D., & Wiener ⸗Neuſtadt 

50. 10. 1885 Wilhelme Sch. 

. Schottelius, Maximilian, Herzogl. Braunſchw. 
Hauptmann und Poſtmeiſter, Herr auf Esbeck, 
* daſelbſt 9. 9. 1766 Antoniette Henriette Sch. 

. Spör, Ernſt, Bergmann in Grund, oo dafelbft 
7. 2. 1886 Caroline Sch. 

Stoll, „Tiſchlermeiſter, K. am... 

(zwiſchen 1850 und 1860) Dorothea Sch. als deren 

2. Mann (vgl. Nr. 15 und 20). 

Torkildſen, Karl Otto, Bäckergeſelle in Hammers: 

beck, & Grund 26. 12. 1905 Hermine Sch. 

Wilgallis ...., Arbeiter. . am 

(um 1850) £uife Sch. 

Willert, Heinrich, Hofbeſitzer, & Carlsruhe 

i. Mecklbg. 27. 5. 1842 Cuiſe Sch. 


| 


31. 


32. 


36. 
37. 


38. 


1) Es hat noch nicht feſtgeſtellt werden können, in welchem 
verwandtſchaftlichen Verhältnis dieſe Marie Dorothee zur 


Familie Sch. ſteht. 


Ein Siegel des Amts Harſte. 


Ein in der Göttinger ſtädtiſchen Altertumsſammlung 


befindliches Siegel des Amts Harſte bei Göttingen, wo- 


| 


>< Linden Hannover | 


von eine Abbildung beigefügt ift, dürfte in mehrfacher 
Beziehung interefjantfein. 
Es ſcheint aus dem acht⸗ 
zehnten Jahrhundert zu 
ſtammen, iſt oval und trägt 
die Umſchrift: Fürſtl. Amts 
Harſte Siegel. Das Sie- 
gelfeld iſt geteilt, und man 
erwartet, entſprechend 
dem Wappen der Land⸗ 
ſchaft Calenberg ⸗Goͤttin⸗ 
gen: Grubenhagen, oben in 
Rot das ſilberne Sachſen⸗ 
roß, unten in Rot einen 
ſchreitenden goldenen Löwen. Das Roß erſcheint nun 
zwar im oberen Felde, aber währeud es ſonſt ſtets im 
Profil dargeſtellt wird, ſpringt es hier halbrechts und 
ſieht den Beſchauer an. Im unteren Felde finden 
wir den Löwen des Fürſtentums Lüneburg (in Gold 
mit roten Herzen beftreut ein blauer Löwe), deſſen Auf⸗ 


treten in dieſem Siegel ich nicht erklären kann. 
G. M. 


Bücherſchau. 


Tiroler Adels⸗-Stammſitze; Kurze Schlöffer- und Burgen 
Chronik. Don einem Alttiroler. Bozen, Verlag der 
„Tyrolia“. 64 S. 8° (1,50 M.). 

Vielen, die das ſchöne Land Tirol bereiſen, wird der 
Beſuch des einen oder anderen ſeiner prächtigen alten 
Schlöſſer hohen Genuß bereitet haben; aber an mancher 
verſteckt gelegenen Burg geht der Reifende vorüber, ohne 
eine Ahnung von ihrem Daſein zu haben. Deshalb iſt das 
vorliegende Büchlein allen zu empfehlen, die gern in alten 
Mauern herumſtöbern. Es ijt eine erftaunli große Sahl 
von Burgen, Schlöſſern und Edelſitzen, die Tirol noch beſitzt 
und deren Namen der ODerfaſſer in alphabetiſcher Reihen- 
folge gibt; bei jedem iſt die Lage kurz vermerkt, Entſtehung 
und Beſitzer in e Hass angegeben. 


Eliſabeth, gandgräfin von Geffen: Homburg, Hönig 
lihe Prinzeffin von Großbritannien und 
Irland. Ein Lebensbild, verfaßt zur Enthüllung 
ihres Denkmals von Schr. Axel Albrecht v. Malt: 
zahn. Mitgl. d. V. Herold.) 45 S. 8°. 

Die vor kurzem ſtattgefundene Enthüllung des auf Bes 
fehl Seiner Majeſtät des Kaifers in Homburg aufgeſtellten 
Denkmals der Landgräfin Eliſabeth gab dem Herausgeber 
des vorliegenden Heftes Veranlaſſung, weiteren Kreifen eine 
ausführliche Lebensbeſchreibung dieſer hervorragenden Fürſtin 
darzubieten, deren Lektüre wir unferen Leſeru ſehr empfehlen 
können. In genealogifher Beziehung ijt dieſe Arbeit in- 
ſofern bemerkenswert, als der Derfaffer ihr eine die ge: 
ſamte Nachkommenſchaft des Königs Georg III. von Groß; 


Auer 


britannien umfaſſende Stammtafel, ferner eine ſolche des 
Hauſes Heſſen⸗Homburg, ſowie die Ahnentafeln (zu 64 Quer: 
linien) des Landgrafen Friedrich VI. Joſef von Heſſen, der 
Landgräfin Eliſabeth, und die 52 Ahnen Königs Georg J. 
beigefügt hat. Eine Reihe guter Abbildungen gereichen dem 
Buche zur Sierde. 


272 Haus und Siegelmarken aus der Stadt Lindau 
im Bodenſee. Gezeichnet und herausgegeben von 
Karl Kiefer, Frankfurt a M., 1908. 

Der 7 Kgl. Reichsarchivrat Trimbs in München beſaß 
ein Heft mit Lindauer Marken, die er aus Urkunden des 
Reichs archivs in München, aus Hausbriefen und von Häuſern 
in Lindau geſammelt hatte. Das Heft gehört jetzt dem Stadt- 
archiv der Stadt Lindau, mit deren Erlaubnis der Herausgeber 
die Wappen und Marken in einheitlicher Weiſe zeichnete. 
Das Heft iſt ein dankenswerter Beitrag der Wappenkunde 
der deutſchen bürgerlichen Familien. 


Don J. Siebmachers Großem und Allgemeinem Wappen: 
buch, Neue Auflage, Verlag von Bauer u. Raspe, 
Nürnberg, ſind unlängſt wieder eine Anzahl neuer 
Lieferungen erſchienen. 

Der unermüdliche Heraldiker Herr Geh. Archivrat G. A. 
v. Mülverſtedt, dem der Neue Siebmacher' bereits eine lange 
ſtattliche Reihe von Bänden verdankt, bearbeitete die Kiefe- 
rungen 527 und 530: den abgeftorbenen Adel der Fürſten- 
tümer Schwarzburg⸗Sondershauſen und Schwarzburg-Rudol: 
ſtadt — eine Arbeit, welche mangels brauchbarer Vorarbeiten 
mit beſonderen Schwierigkeiten verbunden war. Die Sahl 
der bearbeiteten Familien beträgt rund 500. 

Don Herrn Geh. Rat G. A. Seyler iſt der große und 
umfaſſende Band „Abgeſtorbene Baperiſche Geſchlechter“ 
wieder um zwei Lieferungen (526 und 528) bereichert 
worden, die bei der bekannten Gründlichkeit des Der: 
faſſers viele Aufſchlüſſe über ſonſt wenig bekannte Geſchlechter 
bringen. 

Derſelbe Autor bearbeitete auch wieder zwei neue Liefe⸗ 
rungen (527 und 531) des Wappenbuchs der Bürgerlichen Ge- 
ſchlechter, in denen für eine große Sahl bürgerlicher Familien 
die hiſtoriſch rechtmäßigen Wappen nachgewieſen werden. 
Das Bürgerliche Wappenbuch beginnt hiermit ſeinen achten 
Band. 


Wie wir ſoeben erfahren, wird noch in dieſem Jahre 
die Geſchichte der Familie v. Enckevort im Derlage 
von C. A. Starke in Görlitz erſcheinen, umfaſſend 26 Druck— 
bogen mit Stammtafeln, Urkunden, Anſichten der Herren- 
häufer, Wappen, Quellenangaben und Regiſter. — Ein 
kleiner Teil iſt zum Verkauf (für 28 M.) beſtimmt, Be» 
ſtellungen find möglichſt bald an den Verlag zu richten. 


Aachener Wappen und Genealogien. Ein Beitrag zur 
Wappenkunde und Genealogie Aachener, Limbur- 
giſcher und Jülicher Familien von Herm. Friedr. 
Macco II. Band. Aachen 1908. Großgquart. 
255 Seiten und 41 Wappentafeln (Nr. 71— 111), 
17. Seiten Regifter (256 — 273). 

Dem im Jahre 1907 erſchienenen I. Bande ſeines 
großen Werkes (vgl. „Anzeige“ im 39. Jahrgang des 
„Deutſchen Herold” Nr. 3 vom März 1908, S. 63 und Nr. 4 
vom April 1908, S. 86 f.) hat der Derfaffer ſchnell den II. 
folgen laſſen. Alles, was in der vorbezeichneten Anzeige 
des I. Bandes zum Lobe des Werkes geſagt iſt, vermag ich, 
auch hinſichtlich des II. Bandes, nur durchaus zu unter⸗ 


— —— — — ——— öꝛ—ẽ—ůk᷑ —·?2[2a¹˖ä— — ———t.ù — — ¶—“—ß3;i᷑ò2!23 ] wuWwͤö1ä˖!k 0—— • '09V]ww6.].¾.]92k 888 
— — —— — — 


21e — 


ſchreiben. Auch in dieſem ſind die zahlreichen mehr oder 
weniger umfangreichen Genealogien mit der Sorgfalt, die 
wir bei dem Herausgeber gewöhnt ſind, bearbeitet. Ihre 
Bedeutung für die Familienkunde geht vielfach weit über 
den im Titel bezeichneten Kreis hinaus; deshalb darf das Werk 
allen Familienforſchern aufs beſte empfohlen werden, zumal 
da es ſchon an ſich eine Freude iſt, eine ſo ausgezeichnet ge— 
ſchriebene, gut illuſtrierte und ſchön ausgeſtattete Publikation 
zu leſen. Der gelehrte und unermüdliche Derfaffer iſt zum 
Abſchluſſe dieſes Unternehmens ebenſo warm zu beglück— 
wünſchen, wie die Stadt Aachen. Nicht nur hinſichtlich der 
Arbeitsleiſtung, ſondern -auch pekuniär opferwillig, hat er 
hier ein Werk fertiggeſtellt, um das die alte Kaiferftadt 
von allen anderen Städten Deutſchlands beneidet werden 
kann. Dr. Stephan Kekule von Stradonitz. 


Das Recht zur Wappenführung. Vortrag, gehalten am 
2. März 1908 von Regierungsrat Profeſſor Dr. Heyden⸗ 
reich. Kommiſſar für Adels angelegenheiten im Königl. 
Miniſterium des Innern in Dresden uſw. 

Von dieſem ganz vortrefflichen Vortrag, welcher im 

3. Hefte der „Mitteilungen der Sentralſtelle“ erſchien, iſt jetzt 
ein Sonderdruck (Verlag von Breitkopf & Härtel, Leipzig) 
erſchienen, den wir der Beachtung unſerer Leſer warm em— 
pfehlen. Der Derfaffer entwickelt darin auch die für Wappen- 
führung Bürgerlicher geltenden Grundſätze, in Über— 
einſtimmung mit den ſtets vom „Herold“ vertretenen An- 
ſchauungen. 


Don den „Beiträgen zur Geſchichte des Kreifes 
Oſterburg“ herausgegeben vom Mberpfarrer Wolleſen in 
Werben a. d. Elbe, iſt nunmehr der 3. Band erſchienen. Wir 
haben das treffliche Werk, welches in warmer Heimatliebe 
mit voller Sachkenntnis geſchrieben iſt, ſchon nach Erſcheinen 
der erſten Bände beſprochen; auch der vorliegende verdient 
beſtens empfohlen zu werden, namentlich wegen der zahl— 
reichen Nachrichten über altmärkiſche Geſchlechter, Wappen: 
beſchreibungen, Denkmäler uſw. Das Heft iſt für den geringen 
Preis von 2 Mark vom Derfaffer zu beziehen. 


Bermiſchtes. 


Die ſehr viel verbreitete Wochenſchrift „Praktiſcher Weg— 
weiſer“ bringt unter der Rubrik „Vermittelungsamt“ in be- 
ſonderer Abteilung „Gum Sweck familiengeſchichtlicher For— 
ſchungen“ Anfragen genealogifher Art, z. B. in der letzten 
Nummer ſolche über die Familien Böning, Glatzel, Rublack, 
Sommer, Starkloff, Leicht. 


— Seltene Exlibris. Das bekannte Jacques Roſen— 
thalſche Buch⸗ und Kunftantiquariat in München, Karlitr. 10, 
hat ſoeben ſeinen Katalog 45, 156 S, über 1000 Exlibris 
enthaltend, veröffentlicht. 

Die Beſchreibung der Exlibris iſt, namentlich bei ſolchen, 
die weder von F. Warnecke noch von Gr. Leiningen⸗Weſterburg 
angeführt ſind, knapp und doch ſehr ſorgfältig gegeben. Die 
54 Fakſimiles, vorzüglich reproduziert, ſtellen einen reizenden 
Schmuck dieſes intereſſanten Katalogs dar und gewinnen 
um ſo mehr an Wert, als der Herausgeber faſt nur ſolche 
ausgewählt hat, die ſich noch in keinem anderen Erlibris- 
werk vervielfältigt finden. 


= De 


Wir machen unfere Lefer befonders darauf aufmerffam, 
weil die älteren Exlibris durchweg prächtige Wappen- 
darſtellungen zeigen. 

Auf einzelnes einzugehen, fehlt hier der Raum; wir 
wollen nur die Namen einiger Familien nennen, deren 
Exlibris vertreten ſind: Baumgärtner, Behaim v. Schwarz— 
bach, Blarer v. Wartenſee, Dürer, Fürer v. Haimendorf, 
v. Graveneck, Haller v. Hallerftein, Hellemans, v. Bolzſchuher, 
v. Keutſchach, Koler, Kreß, Nadler, v. Delhafen, Tettenbeck, 
v. Pfinzing, Pirckheimer, Pömer, Praun, v. Rabenhaupt, 
Kichter, v. Schaumberg, Schenk v. Limpurg, Scheurl, v. Schlüſſel⸗ 
felder, Truchſeß v. Waldburg, Waldſtromer, v. Werdenſtein, 
Wolff u. a. Der Preis der einzelnen Blätter variiert 
zwiſchen 50 Pf. bis 2000 M. Der Katalog koſtet 2 M. 


Geh. Rechnungsrat Seyler beſprach in der Sitzung vom | 


20. Oktober den Abdruck eines dem Kunſtſammler Apotheker 
Bohlmann in Braunſchweig gehörigen großen viereckigen 
Siegels mit der Umſchrift: sigillum oblativum prioris 
claustre (ftatt claustri) virginum septistagnensium. Nach 


dem um 1220 geſchaffenen Siegelrechte war der Siegler für 
urkundliche Verpflichtungen, die mit ſeinem Siegel verſehen 
waren, unbedingt haftbar. Sigillum oblativum dürfte ein 
freiwillig angebotenes Siegel ſein, deſſen Beifügung zu 
nichts verpflichtet; Rechtsurkunden konnten mit einem ſolchen 
Siegel nicht verſehen werden. Dielleiht ſollte es zur Der: 
ſiegelung von kirchlich religiöſen Schriftſtücken und Gegen⸗ 
ſtänden, wie ſie an Wallfahrtsorten begehrt ſind, benutzt 
und durch die Umſchrift ein Mißbrauch zu fremdartigen 
Swecken verhindert werden, weil derartige rechtlich wertloſe 
Siegel jedenfalls nicht von dem Prior des Klofters ſelbſt, 
ſondern von untergeordneten Mitgliedern des’elben zur Bee 
dienung des Volkes geführt und verwahrt wurden. Das 
Bild des Siegels iſt ein blumenendiges Hreuz, in der Mitte 
belegt mit dem Haupte einer Religiofen, neben welchem die 
Buchſtaben S. T. ſtehen; an die obere Kreuzblume ſchließt 
ſich ein aus fieben Punkten oder Ballen beftehender Halb— 
kreis. Vielleicht findet fi das Klofter, welches dieſes Siegel 
einſt benutzte, auf der ähnlich gelagerten Inſelgruppe Stag- 
none an der Weſtküſte von Sizilien. 


tagen kleinbürgerlicher Familien gehört. 


— Die „deutſche Volkszeitung“ vom 15. Oktober ſchreibt: 
„Familientag. Die in H:iligenftadt alteingeſeſſene Familie 
Dellemann hielt dort am 13. Oktober d. J. ihren erſten 
Familientag ab. Es iſt das ein Novum; denn bisher hat 
man nur von Familientagen alter Adelsgeſchlechter oder 
alter Patrizierfamilien, aber noch niemals von Familien- 
Die Familie hat 
ihren Stammbaum bis jetzt bis zum Jahre 1553 feſtgeſtellt. 
Bei dem Feſtmahl, an dem 87 Mitglieder der Familie teil: 
nahmen, hielt der Familienſenior Maurerpolier Dellemann 
eine Anſprache.“ — Die „Deutſche Volkszeitung“ irrt; es gibt 
eine ganze Anzahl von bürgerlichen Familien, welche Fas 
milientage abhalten, ohne den Anſpruch zu erheben, zu den 
alten Patrizier familien zu gehören. 


Zur Munſtbeilage. 


Als Feſtgabe zu dem im nächſten Jahre ſtattfindenden 
150. Geburtstage Friedrich v. Schillers erſcheint im 
Verlage von Jul. Hoffmann in Stuttgart ein jetzt 
im Druck befindliches umfangreiches, mit Abbildungen, 
Wappen und Genealogien aufs reichſte ausgeſtattetes 
Schillerbuch, herausgegeben von unſerem Dereinsmitaliede 
Herrn Oberleutnant Rich. Schiller. Mit gütiger Erlaubnis 
des Autors bringen wir in dieſer Nummer das Wappen 
des Dichters, wie es ſich in deſſen Original-⸗Adelsdiplom im 
Goethe- Schiller⸗Archiv zu Weimar befindet, in photogra- 
phiſcher Wiedergabe.“) Das Wappen iſt in dieſer Form 
bisher noch niemals veröffentlicht worden. 


Anfragen. 


122. 

Über Herkunft, verwandtſchaftliche Beziehungen und 
Nachkommen der im folgenden bezeichneten Perſonen werden 
Nachrichten irgend welcher Art erbeten: 

1. Johannes Donatus aus Namslau in Schl., Sohn 
des dortigen Pfarrers Georg Donatus, wurde 1611 Pfarrer 
in Nebra, 1621 in Garnſee in Weſtpreußen, heiratete am 
25. 6. 1611 ſeines Vorgängers Tochter Anna. 

2. N. Donatus, 1532 Pfarrer an der Königl. Kirche 
in Löwenſtein. 

3. Andreas Donatus, von 15272 bis 1609 Pfarrer 
in Aucklitten und Schönwalde. Don Geburt Thüringer, war 
er zuvor (1571) Kantor und Rektor in Friedland. 

4. Johann Donatus, feit 1622 Pfarrer an der Hirche 
zu Roſenberg (Erbamt Schönberg). (Vielleicht identiſch mit 
dem zu 1 Genannten). 

5. Chriſtian Donat, (653 Pfarrer in Gels. 

6. Wilhelm Donat, 1568 in Roſtock immatrikuliert, 
1576 Paſtor an der Jakobskirche, dann an der Domkirche 
in Riga, geſt. 1582. 

2. Anton Donat, Thorner Bürgermeiſter, geſt. 1663. 

8. Johann Donat, 1662 Fähnrich im Regiment 
KRaczowski. 

Auch für die dürftigſte Auskunft verbindlichſten Dank! 


Freienwalde a. O. v. Donat, Regierungsaffeffor. 


) Nach einer Aufnahme von Louis Held, Hofphotograph 
in Weimar. 


123. 

Erbeten werden folgende Nachrichten und Daten: 

David Schindelmeißer, 1282 aus Salzburg ver⸗ 
trieben, wann dort *..., X mit.. ... Kinder? 
Wer Eltern, Großeltern uſw. d (möglichſt mit Daten), kommt 
1238 nach Königsberg, Oſtpr. (gründet Firma Dav. Sch. 
Blutgericht.) Sein Sohn Balthaſar (geb. . .. d in Salz 
burg, f 1. 9. 18015) mit wem X ?, wieviel Kinder, 
Namen und Daten. 5 Söhne bekannt, Johann, Abraham 
(* 4. 6. 1763), David. 

1. Johann *P... Tr... ( 1290) Florentine 
Wilhelmine Wernecke *?... Tr... (vor 17292). Ein Sohn 
Guſtav (*P...) 

2. Abraham (Dat. bef.) < 1. Schwägerin F. W. Wer⸗ 
necke (ſ.oben) >< 2. Henriette Brock (bekannt.) 

I. Ehe: Ein Sohn Fritz („d. . . 17292). 

3. David ((. . Ff... 1802) & 1. Elifab. Conſt. 
Wernecke (*...? T... vor 1801.) >< 2. Luiſe Caroline 
Quaſſowsky (bekannt.) 

I, Ehe: Eine Tochter Amalie ((.. D fF... d) 
K. . . 7 Thouflaint. ((d.. . 19 . . . ) Stand? 

Alles in Königsberg i. Oſtpr. Dort lebende Nachkommen 
wiſſen nichts darüber. 

Degl. Angaben erbitte ich frdl. an die Red. oder direkt an 


Hamburg, Haller Str. 46. Albert Wiehen. 


124. 

Ich bitte um Nachricht, ob und wo Bilder vorhanden 
ſind von Oberſt Bernt Joachim v. Mörner, gefallen bei 
Fehrbellin, und ſeinem Schwiegerſohn General Joachim 
Baltaſar von Dewitz, ſowie um Angabe des Geburts- 
datums und Ortes für erſteren. 


Stettin, Grabower Str. 31. von Schoenermarck. 


125. 

Die Familie Froelich (Oſtpreußen) beſitzt ein Wappen: 
Geſpalten, rechts Mann mit Stab in der Rechten, links 
Löwe; Helm: offener Flug. Wie find die Farbend Gehört 
es vielleicht einer der verwandten Familien Höldſchue, Hauen- 
ſtein, Albrecht, Deithoefer? 

Gefällige Auskunft an die Redaktion erbeten. 


126. 

Für Nachrichten über folgende Geſchlechter wäre ich ſehr 
dankbar: 

1. Falcke, Dalde aus Werden a. d. Ruhr. — Bekannt 
find: Franz Anton Falcke, Kommandant des reichs- 
abteil. Kaftells zu Werden, ... d, x 8.4. 1733 Maria 
Joſefa Rathing; er F 22. 1. 1748 zu Werden. Söhne: 
1. Ber hard Chriſtoph Gottfried F., 16. 4. 1734 zu Wer den 
2. Bernhard Jofer Franz F., * 30. 6. 1730 zu Werden. 
Bernh. Joſ. Fr. F. war eine Seitlang zu Eickel, Kreis 
Gelſenkirchen, anſaͤſſig. Er war >< mit Johanna Fran- 
ziska Meeus aus Löwen, von der er eine Tochter, 
Mar ia Friederica Joſepha, * 22. 2. 1790 zu Eickel, 
hatte (ſpäter verehel. Wallrath). 

Nach alter Familienüberlieferung waren dieſe Falcke 
adliger Abkunft. Ich vermute nun, daß fle eines Stammes 
find mit den nach Anton Fahne v. Roland („Die Herren 
und Freiherren v. Hövel“) ange bl. bereits 1731 f weſtf. 
Geſchlechte Dalde; vergl. auch v. Spieſſen, Wappenbuch des 
Weſtf. Adels 1901— 1903. Mitglieder dieſer v. Falcke er⸗ 
ſcheinen mehrfach als Lehnsleute der Aebte v. Werden. 

2. Frieling, eingeſeſſen in Neheim bei Arnsberg i. Weſtf. 
Das älteſte Datum, das mir vorliegt, iſt aus 1751. 


Da die Kirchenbücher 1807 verbrannt find, iſt die 
Hauptquelle vernichtet. 

3. Schonnat, auch Schanat, aus Herdringen bei Neheim. 
Ob vielleicht ſtammverwandt mit dem berühmten 
Hiftorifer Johann Friedrich Schannatd Wo finde ich 
Nachrichten über deſſen Geſchlechtd 

4. Runkel aus der Grafſchaft Wied. Dieſe Familie er⸗ 
ſcheint ſehr zahlreich um die Mitte des 17. Jahrh. 
in der Neuwieder Gegend, wo ſie bis heute blüht. 
Für Nachrichten über Abſtammung dieſer Runkel 
wäre ſehr dankbar. 

An gaben über die etwaigen Wappen oderhhaus marken wären 
beſonders erwünſcht. — Porto uſw. Hoſten werden gerne erſetzt. 


Cöln, Roonſtraße 83 II. 
Fr. Eg. Robert Eders, M. d. H. 


122. 

Bekanntlich rief König Friedrich der Große einem preu⸗ 
ßiſchen Offizier aus dem altadligen oſtpreußiſchen Geſchlechte 
v. Pokrziewnicki nach der verlangten Nennung feines 
Namens zu: „Ach was, er heißt Bock“, da dem König die 
langen polniſchen Namen nicht behagten. Er und andere 
ſeiner Familie nannten ſich infolge deſſen v. Bock bezw. 
v. Bock et Pokrziewnicki, namentlich zwei der preußiſchen 
Armee noch zu Anfang des vorigen Jahrhunderts ange⸗ 
hörige höhere Offiziere der Infanterie- Regimenter Alt- 
Lariſch und Prinz Ferdinand v. Preußen. Es liegt nun die 
Frage vor, ob dieſe Obigen oder andere ihrer Familie ihr 
angeſtammtes Wappen (Hufeiſen und Kreuz) abgetan und 
ſich ein anderes mit einem ſpringenden Bock im Schilde 
beigelegt haben. Denn es beſteht die Wahrſcheinlichkeit, 
daß drei vorliegende ältere Siegel aus der 2. Hälfte des 
18., bezw. Anfange des 19. Jahrhunderts, nämlich mit dem 
Namen v. Bock überlieferte, 


1. mit ſpringendem Bock im Schilde und wachſendem 
auf dem Helm, 

2. mit gleichem Schilde und Schwertern auf dem Helm, 

3. mit gleichem von Armaturen umgebenen Schilde und 
wachſendem Bock vor den Schwertern auf dem Helm, 


Mitgliedern des obigen neu benannten Geſchlechts angehört 
haben, da ein anderes Geſchlecht v. Bock mit einem der 
obigen Wappen nicht bekannt iſt. Es wird gebeten, falls 
in alten Siegelſammlungen authentiſche Abdrücke der 
Siegel eines der obengenannten Offiziere ſich befinden, der 
Redaktion d. Bl. gefällige Mitteilung machen zu wollen. 


128. 
Exiſtiert ein ausführlicher Stammbaum der Familie 
Sobbe, v. Sobbe und wo iſt derſelben einzuſehend 
Düſſeldorf, Scheibenſtraße 23 J. Carl Welcker. 


129. 

1. Geſucht werden Nachrichten über Luthers Schwager 
Georg Kauffmann, ſowie über die Mansfelder und Eis: 
lebener Kauffmann im 16. Jahrhundert. Jede Notiz ſehr 
willkommen. 

2. Von großer Wichtigkeit wäre mir zu erfahren, wo 
Johann Chriſtoph Kauffmann, Diakon zu Selb, im 
Dezember 1604 geboren iſt? Aus den Unirverſitäts⸗-Ma⸗ 
trifein müßte fein Geburtsort zu erſehen fein. Wer hilft 
ſuchen d 

Mannheim, 

Bildaftr. 15. 


Otto Kauffmann, Fabrikant 
Mitglied des „Herold“. 


130. 
Wer gibt Auskunft über den Geburtsort des am 
9. April 1808 zu Dresden verſtorbenen Gkonomiedirektor, 
Kammergutpäcdter und Schriftſteller Ferd. Chriſt. Touch yd 
Derſelbe war, wie nachſtehendes Dekret beſagt, Fürſtl. Agent 
am Dresdener Hof. 
Dekret. 

„Nachdem Wir den Fürſtl. Iſenburgſchen Sefretair 
in Dresden, Ferdinand Chrift. Condy zu Unſerm 
Agenten daſelbſt ernennet haben: ſo laßen Wir ſolches 
Unſerer Regierung hierdurch unverhalten ſeyn, mit 
dem goͤſten Befehl ſich darnach zu richten.“ 

Schloß Ballenftedt, den 23. Dezbr. 1776. 

F. A., Fürſt z. Anhalt p. 


Eduard Touch y 
Bureauchef. 


Duisburg⸗Meiderich. 


151. 

Johann Altgelt, Stadtſchöffe in Siegen, vermählt 
mit Margaretha Müncker, lebte dort i. J. 1567 und iſt der 
Stammvater der noch blühenden Familien Altgelt und 
Altgeldt. Wurde das von dieſer Familie heute geführte 
Wappen: „Schild ſenkrecht geteilt, in der linken Hälfte ein 
halbierter doppelköpfiger roter Adler, in der rechten ein auf 
blaues Feld gelegter, von rechts oben nach links unten ge⸗ 
zogener weißer Schrägbalfen, der letztere belegt mit einer 
goldenen Lilie, auf dem Helm ein Flug, bereits von 
dieſem Stammvater gebraucht? Beruht das Wappen anf 
Verleihung, ſei es kaiſerlich oder ſonſtiger und iſt eine 
Urkunde darüber vorhanden? Wo befindet fic) dieſelbe und 
wo erhält man nähere Auskunft über dieſes Wappend 
Näheres erwünſcht von 


Dresden, Strehlſtr. 12 II. G. v. Metzſch, M. d. h. 


132. 

Wer fann mir angeben, welder 
Familie das nebenbei abgebildete 
Wappen gehört. Es befindet fi 
auf dem Grabmal des kurf. ſächſi⸗ 
ſchen Oberſten Carl v. Boſe 
in der Marienkirche zu Swickau 
in der Ahnenreihe an 15. Stelle 
vom Jahre 1657. 

Die anderen Wappen ſind 
die der 


. v. Boſe. 


1 2. v. Geilsdorf. 

3. v. Maltitz. 4. v. Feilitzſch. 

5. v. Witzleben. 6. v. Wellenberg. 

7. v. Schönberg. 8. v. Beulwitz. 

9. v. Heynitz. 10. v. Gedtwitz. 

11. v. Schönberg. 12. v. Bünen. 

13. v. Sehmen. 14. v. Redtwig. 

B 16. Marſchall von Aten: 
gottern. 


Antwort wird durch die Redaktion des „Herold“ erbeten. 


220 


Antworten. 


Meine Antwort in Nr. 10 Seite 202 des „Herold“ ent⸗ 
hält inſofern Druckfehler, als es darin nicht Glüber ſondern 
Glüher, auch nicht wohnt, ſondern wohnte heißen muß. 

Friedrichswalde, Direktor Lie feld 

bei Pirna a. E. M. d. g. 


Die Mitteilung des Herrn Archivars Dr. Gritzner, 
Weimar, in Nr. 10 dieſes Jahrgangs des „Deutfchen Herold“ 
ergänze ich dahin, daß die Ehefrau des Diplomempfängers 
Dietrich Magnus v. Glüer Lucie (von?) Lindemann 
war und daß der Sohn Beider, General v. Gliier, am 
17. März (nicht im Mai) 1724 in Mölſchow, Kirchfpiel 
Crummin, Inſel Uſedom, geboren und am gleichen Tage 
getauft iſt. Im übrigen verweiſe ich auf den Artikel über 
die Familie von Glüer in Nr. 10 des „Deutſchen Herold“, 
Jahrgang 1896 und bemerke, daß das Original des Adels- 
diploms der Familie Glüer ſich im Kal. Sächſ. Hauptſtaats⸗ 
archiv zu Dresden befindet. M. C. Pulß. 


Setreffend die Anfrage Ar. 38 (Leich). 

In der Geſchichte der Stadt Leipzig von Carl Große 
bezieht ſich der Verfaſſer auf: 

Joh. Heinrich Leich: De origine et incrementis typo- 
graphiae Lipsiensis, ubi varia de litterariis urbis studiis 
et viris doctis qui in ea claruerunt inseruntur. Lips. 1740. — 
Dieſe Notiz befindet fi im I. Band Seite 424. 

Leipzig. R. A. Dimpfel. 


Seireffend Anfrage 86 in Mr. 7 von 1908, (bezw. die 
darauf ergangene Antwort von Herrn Direktor Liefeld, 
Friedrichswalde). Das Wappen: in Sold eine ſchwarze 
Bärentatze, ift das der hannoverſchen Familie v. Clüver. 

Windiſchleuba i. S.⸗ Altenburg. 


Baronin v. Münchhauſen, 
geb. v. d. Gabelentz. 


Betreffend die Anfrage 111 in Ar. 10 des „D. Her ld“ von 1908. 

1. Joh. Friedr. Wilhelm Schöler, & mit der ein⸗ 
zigen Tochter des 1750 zu Meurs f hollandifden Kapitäns 
v. Cloudt. 

5. Johann v. Brixen 1724 29 Jahre alt, 14. No⸗ 
vember 1810, >< Johanna Förſter, F zu Warſchau 8. De- 
zember 1802 im 53. Jahre. 

4. Wilhelm Adolf v. Pelden gt. Eloudt 1224 
2 Jahre alt, Sohn des Joſt Wirich Frhr. v. Pelden, 
gt. Clondt, 1724 56 Jahre alt, F 3. Juli 1739, und der 
Magdalene Eliſabeth v. Kinsky, f 1739. 


Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. Dr. Wagner. 


Betreffend die Anfrage 118 in Ar. 10 des „O. Herold“ von 1908. 
Sophie Freiin von Buddenbrod * Skandlack 1. 1. 1281; 
>< dafelbft.. 1810 Friedrich Wilhelm Karl von Burgsdorff. 


Doberan. v. Aspern. 


im Goethe-⸗Schiller⸗Archiv zu Weimar. 


Verantwortlicher Herausgeber: Wd. M. Hildebrandt in Berlin, W. 68. Schill traſte 8 UI. — Selbfiveriag des Vereins Herold; auftrags weiſe verlegt von 


Carl Hermanns Verlag in Berlin, W. Manuerſtraße 45. 44. — Julius Sittenfeld, Hofbuchdrucker. in Berlin W. 


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Berlin, Dezember 1908. XXXIX 


Der jährliche Preis des „Deutſchen Herold“ — monatlich ein Heft — beträgt 12 ME, der „Vierteljahrsſchriſt für Wappen- 
Siegel- und Familienkunde“ 8 mk. Einzelne Nummern koſten 1 Mk. — Anzeigen für den „Deutſchen Herold” werden von 


Juhalts verzeichnis: Bericht über die 786. Sitzung vom 
20. Oktober 1908. — Bericht über die 787. Sitzung 
vom 3. November 1908. — Hiſtoriſch-heraldiſche Unter- 
ſuchung über ein altes Gemälde. — Die Familie von 
Loen in Köln und Frankfurt a. M. — Theodor Körners 
Vorfahren. — Bücherſchau. — Zur Kunftbeilage. — Der: 
miſchtes. — Anfragen. — Antworten. 


Vereins nachrichten. 


Die nächſten Sitzungen des Pereins Herold 
finden ſtatt: 

Dienstag, den 15. Dezember 1908 
(Vortrag des Herrn H. v. Wedel: „An- 
lage und Ausbildung der Burg als Wehr: 
und Wohnplatz“. 

Dienſtag, den 5. Januar 1909 


im „Burggrafenhof“, Kurfürſtenſtr. 91. 


Bericht 
über die 786. Sitzung vom 20. Olttober 1908. 
Vorſitzender: Herr Amtsgerichtsrat Dr. Beringnier. 


7½ Ahr, 
abends 


Ein Dankſchreiben des Herrn v. Kawaczynski wird 
verleſen. 
Als Mitglieder werden angemeldet: 
|. Herr Dr. Karl Boſeck, Arzt, Kaif. Marineftabs- 
arzt d. R., Dilla Boſeck zu Stolp in Pommern. 
2. Herr Philipp Egert, Kaufmann in Amſterd am, 
Sarphatiftraat 11. 
5. Frau Setta v. Hinüber geb. Gräfin Schwicheldt 
in Flachſtöckheim bei Gr. Flöthe (Hannover). 
4. Herr Alexander Freiherr v. Cersner, Architekt 
zu Frankfurt a. M,, Klüberſtr. 16. 
5. Herr Rudolf Ritter Otto v. Ottenfeld, d. 8. 
Rektor der Kunftafademie in Prag. 


Carl Heymanns Verlag, Berlin W., Mauerſtr. 43.44, entgegengenommen. 


6. Herr Wilhelm Ritter, Architekt, Dynamitfabrik 
Krümmel bei Geeſthacht a/ Elbe, Hamburg. 

7. Herr Herm. Schultheiß, Arzt in Hüls, Reg.“ 
Bez. Düſſeldorf. 

Der Herr Vorſitzende berichtete, daß auf dem 
Tag für Denkmalpflege Provinzialkonſervator Profeſſor 
Dr. Clemen für den Schutz der Grabdenkmäler und 
Friedhöfe eingetreten ſei. Er wies darauf hin, daß 
der Purismus die ſchönſten, reichſten Barockdenkmäler 
aus den Kirchen entfernt habe und dieſe dadurch ver- 
öden ließ. Dieſen Geiſt der Unduldſamkeit haben wir 
hoffentlich jetzt überwunden, wir erkennen, daß es kein 
Fehler iſt, wenn die in einem Kirchenraum nach und 
nach aufgeſtellten Denkmäler die Entwicklung der Bild- 
kunſt widerſpiegeln. Ein anderes, zur Erhaltung der 
Denkmäler mahnendes Moment iſt die Erwägung, daß 
in ihnen die Ahnenreihen ganzer Gemeinden verkörpert 
find. Von ihrer Verpflichtung zur Erhaltung der Grab: 
denkmäler in Kirchen und auf Friedhöfen hören die 
Gemeinden nicht gern reden. Ungünſtig der Erhaltung 
ſind die neuen Friedhofordnungen, welche den Gräbern 
eine Dauer von nur 20—30 Jahren zuteilen; die Kurz⸗ 
lebigkeit kommt gewiß auch bei der Schaffung der 
Denkmäler zur Geltung, wirkt ſomit nachteilig auf die 
Entwicklung der Grabmalkunſt. Die Erhaltung der in 
Kirchen aufgeſtellten Denkmäler iſt leicht, weil dieſe 
ſchmücken. Grabplatten, die in Gefahr ſind, abgetreten 
zu werden, müſſen an den Wänden aufgerichtet werden. 
Gefüllte Friedhöfe ſollten in der Eigenſchaft ſtädtiſcher 
Parke erhalten bleiben. Die Uberfiedlung auf andere 
Friedhöfe iſt möglich durch Anordnung kreuzgangartiger 
Hallen an der Umfaſſungsmauer oder durch Anlegung 
beſonderer Kapellen für die wertvolleren Denkmäler. — 


Weiter legte der Herr Vorſitzende vor die Süricher 


— 222 — 


Wochenchronik 1906 Nr. 30 und 58, enthaltend Ab⸗ 
handlungen über das in der vorigen Sitzung erwähnte 
Geſellſchafts haus zum Schneggen und über den Kreuz - 
gang des alten Barfüßerkloſters in Zürich (verfaßt von 
unferem Mitgliede Karl Stichler), ferner Nr. 10 des 
Bulletin mensuel de la Société des lettres etc. de Bar- 
le-Duc von 1908, enthaltend einen Artikel über die 
Nachkommenſchaft des Ligier Richier und deren Ver⸗ 
breitung nach Deutſchland. 

Der Schriftführer, Geh. Rechnungsrat Seyler, be⸗ 
ſprach den Abdruck eines dem Kunſtſammler Herrn Bohl⸗ 
mann in Braunſchweig gehörigen großen viereckigen 
Siegels mit der Umſchrift sigillum oblativum prioris 
claustre (ftatt claustri) virginum septistagnensium. Nach 
dem um 1220 geſchaffenen Siegelrechte war der Siegler 
für urkundliche Verpflichtungen, die mit ſeinem Siegel 
verſehen waren, unbedingt haftbar. Sigillum oblativum 
dürfte ein freiwillig angebotenes Siegel ſein, deſſen 
Beifügung zu nichts verpflichtet. Rechtsurkunden konnten 
mit einem folchen Siegel nicht verſehen werden. Diel- 
leicht ſollte es zur Verſiegelung von kirchlich religiöſen 
Schriftſtücken und Gegenſtänden, wie fie an Wallfahrts⸗ 
orten begehrt find, benutzt und durch die Umſchrift ein 
Mißbrauch zu fremdartigen Swecken verhindert werden, 
weil derartige rechtlich wertloſe Siegel jedenfalls nicht 
von dem Prior des Kloſters ſelbſt, ſondern von unter⸗ 
geordneten Mitgliedern desſelben zur Bedienung des 
Volkes geführt und verwahrt wurden. Das Bild des 
Siegels iſt ein blumenendiges Kreuz, in der Mitte be⸗ 
legt mit dem Haupte einer Religioſen, neben welchem 
die Buchſtaben S. T. ſtehen; an die obere Kreuzblume 
ſchließt ſich ein aus ſieben Punkten oder Ballen be⸗ 
ſtehender Halbkreis. Dielleicht findet ſich das Klofter, 
welches dieſes Siegel einſt benutzte, auf der ähnlich 
gelagerten Inſelgruppe Stagnone an der Weſtküſte von 
Sizilien. | 

Ein auswärtiges Mitglied ftellt die Frage, wie 
der merkwürdige Umſtand zu erklären ſei, daß die fran⸗ 
zöſiſchen Seigneurs Dax d' Axat ebenfo wie die abge⸗ 
ſtorbenen ſchleſiſchen Dax v. Polsnitz einen Dachs als 
Belmfhmud führen? Sollten daraus Schlüſſe auf 
genealogiſche Beziehungen zwiſchen den genannten Ge⸗ 
ſchlechtern zu ziehen fen? Merkwürdig iſt hier nur 
der Umſtand, daß ein franzöſiſches Geſchlecht ein deutſch⸗ 
redendes Wappen führt. Im übrigen iſt das Su⸗ 
ſammentreffen ſogenannter redender Wappen bei gleich⸗ 
namigen Geſchlechtern eine Erſcheinung, die ſich mit 
Regelmäßigkeit darbietet und ſich ſehr einfach durch die 
ſeit etwa 1220 die Heraldik beherrſchende Vorliebe für 
redende Wappen erklärt, ſomit geradezu ein Argument 
gegen die Annahme genealogiſcher Beziehungen bildet. 

Herr Kammerherr Kekule v. Stradonitz teilte 
mit, daß die lange verſchollen geweſene Prachthand⸗ 
ſchrift des von Johann Wolf Freyman auf Hohen⸗ 
randeck zu Ende des 16. Jahrhunderts verfaßten 
Stamm, Wappen- und Freundſchaftsbuches nunmehr 
wieder zum Vorſchein gekommen fei. Sie werde Mitte 
November bei C. G. Boerner in Leipzig zur Verſteige⸗ 


rung gelangen. O. T. v. Nefner in feiner altbayeri- 
ſchen Heraldik erwähnt eine in der Münchener Stadt- 
bibliothek verwahrte Abſchrift des Werkes; das Original 
ſolle ſich in £inz befinden. Von dort iſt "tätfächlich die 


jetzt zum Derfanfe ftehende Hand{chrift gekommen. 


Hoffentlich wird dieſe jetzt in feſte Hände und nicht in 
das Ausland gelangen. — Der Herr Kammerherr 
übergab: Die Familie Schultheß von Suͤrich. Feſtſchrift 
zur Feier des 150 jährigen Beſtehens der Familien- 
ſtiftung. Von Hans Schultheß. Sürich 1908. Das 
mit vielen ſchönen Bildniſſen und Stammtafeln aus⸗ 
geftattete Werk iſt ein Geſchenk des Herrn Verfaſſers. 

Herr Profeſſor Ad. M. Hildebrandt teilte mit 
den Brief eines auswärtigen Mitgliedes, welches den 
Dorfchlag macht, es möchten in Deutſchland an Stelle 
der vielen Orden von Seite der Landesherren lieber 
Wappen verliehen werden. Ein vom Landesherrn als 
Auszeichnung verliehenes Wappen, welches auf die 
Nachkommen vererbt werden kann, würde vielen lieber 
fein als ein Orden. Es würde dadurch der Familien- 
ſinn von oben herab geſtärkt und auch geweckt werden. 
Sodann wies Herr Profeſſor Hildebrandt darauf hin, 
daß der Verein Herold oder die Redaktion der Seit⸗ 
ſchriften oft für Irrtümer verantwortlich gemacht wer⸗ 
den, die in einzelnen veröffentlichten Artikeln vorkommen, 
3. B. für falſche Lefungen in der Inſchrift eines Grab- 
ſteines oder für ungenaue Daten in einer Stammtafel. 
Die Redaktion iſt gar nicht in der Cage, die beſonderen 


Angaben der eingeſandten Abhandlungen nachprüfen 


zu laſſen. Für den ſachlichen Inhalt derſelben ſind 
einzig die unterzeichneten Derfaffer verantwortlich. Nur 
ſolche Fehler, die aus theoretiſchen und allgemeinen 
Erwägungen heraus erkennbar find, können der Re- 
daktion zum Vorwurfe gemacht werden. | 

Das Ehrenmitglied Herr HB. F. Macco legte vor 
das von feinem Vorfahren Johann Joſef Macco 1790 
angelegte Stammbuch mit vielen intereſſanten Inſchriften 
namentlich aus Franken, Silhouetten und anderem bild- 
lichen Schmuck. 

Herr v. Gellhorn legte vor |. die von Frau 
M. v. Gellhorn geb. v. Kleiſt gemalte Ahnentafel der 
Elifabeth v. Kleiſt und die dazu gehörige in Cederſchnitt 
ausgeführte Kapſel; 2. das von dem Prinzen von 
Preußen unter dem Namen des Königs Friedrich Wil⸗ 
helm IV. s. d. Babelsberg, 18. Auguſt 1859 erteilte 
Adelsdiplom für den Leutnant im 11. Inf.⸗Regt. Her⸗ 
mann Carl Friedrich Franz Hüner. Der unter dem 
Namen Hüner v. Woſtrowsky Geadelte war der erſte 
und letzte ſeines Stammes. Kammerherr Dr. Kekule 
v. Stradonitz beſprach die in dem Diplom enthaltene 
„Standesklauſel“, welche unter Friedrich Wilhelm IV. 
eine Seitlang uͤblich war und beſagt, daß ein mit der 
Standesehre des Adels nicht vereinbarer Lebensberuf 
den Adel aufhebt. Er ſchilderte auch eingehend die 
äußere Ausſtattung der Diplome früher und jetzt; unter 
der Leitung des jetzigen Heroldsmeifters Herrn v. Bors 
witz wurde ſie hinſichtlich aller Teile der Urkunde und 
deren Zubehör wefentlich reicher und geſchmackvoller. 


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Gräflich Schwerin’fches Wappen. 


Entwurf und Glasmalerei von Frl. Luiſe Menzel. 


Beilage zum Deutſchen Herold 1908, Nr. 12. 


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— 225 — 


Es wird mitgeteilt, der Geh. Regierungsrat Pro- 
feſſor Dr. Geiger, der Herausgeber des Goethe- Jahre 
buches, habe in der Einleitung zu dem ſehr intereſſanten 
Werke über „Goethe und die Seinen“ geſprochen über 
die verſchiedenen Begriffe, die man mit dem Worte die 
„Seinen“ verbinden könne: die Heraldiker könnten 
meinen, es handle ſich um des Dichters Stammbaum! 
Alſo auch dieſer hervorragende Forſcher kann die Be— 
griffe Heraldik und Genealogie nicht unterſcheiden. 

Herr Freiherr v. Reibnitz ſprach über die Frage, 
ob die ſchon verheirateten Töchter eines Geadelten im 
Rechtsbegriffe adlig ſeien oder nicht. Herr Kammer: 
herr Dr. Kekule v. Stradonitz bemerkte, die Frage 
fet nach den Beſtimmungen des Bürgerl. G. B. zu vers 
neinen, da dieſe erklären, daß eine Tochter mit ihrer 
Verheiratung vollſtändig aus der Familie ihres Vaters 
ausſcheide. Von anderer Seite wurde darauf hin— 
gewieſen, daß die Verheiratung die Kindſchaft nicht 
aufhebe; in den Adelsdiplomen fet nicht die Rede von 
Familienangehörigen, ſondern von den Kindern, welche 
gleichzeitig mit dem geadelten Vater den Adelſtand er— 


werben. Seyler. 
Bericht 
über die 787. Sitzung vom 3. November 1908 
(Stiftungsfeſt). 


Vorſitzender: Herr Amts gerichtsrat Dr. Béringuier. 


Als Mitglieder werden angemeldet: 

J. Herr Max Falckenberg, Fabrikbeſitzer, Ritt— 
meiſter der Landwehr-Kavallerie, Lagardes: 
mühlen bei Cüſtrin N. 

Herr Georg von Roebel, Major und Bataillons— 
Kommandeur im Inf.-Reg. v. d. Goltz (7. Pomm.) 
Nr. 54 zu Kolberg, Pommern. 

* 5. Herr Kurd Schäffer, Kaufmann in Sürich, 

Hirfchengraben 82. 
4. Herr Adolf Strebel, Apotheker zu Remſcheid, 
Cölnerſtr. 40. 

Herr Hermann Dergin, Rechnungsrat im land: 
wirtſchaftl. Miniſterium, Berlin S. W., Halleſches 
Ufer 21. ‘ 

6. Herr Walter Dergin, Leutnant im Regiment 
Markgraf Ludwig Wilhelm (Badiſches Nr. 111), 
kommandiert nach Spandau, Wilhelmſtr. 5 II. 

Sum Stiftungsfeſt hatten Grüße geſandt S. E. Herr 

Generalleutnant v. Bardeleben 3. S. auf Malta, Herr 

Wirkl. Geh. Legationsrat Ottmar v. Mohl in Cairo 

und Herr Aſſeſſor Wiſſmann in Danzig. Der Herr 

Dorfigende übergab: |. Heft 4 der in Düſſeldorf er— 

ſcheinenden „Seitſchwingen“, enthaltend eine Abhandlung 

unſeres Mitgliedes Herrn Carl Stichler: Hiſtoriſche 

Illuſtrationen und Hiſtorienmalerei“ 2. Stammliſte des 

Ulanen-Regiments Kaijer Alexander II. von Rußland 

(l. Brandenb.) No. 5, von der Errichtung 1809 bis 

1908. Berlin 1908. Sin Geſchenk des Verfaſſers 


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Oberleutn. Freih. v. Maltzahn. Das Werk bietet eine 
Fülle genealogiſcher und biographiſcher Daten. Der 
Schriftführer Geh. Rechnungsrat Seyler ſprach über 
das Herkommen des Geſchlechts v. Sandt, welches 
in faſt allen Nachſchlagewerken als ein rheiniſches 
bezeichnet wird, während es in Wirklichkeit ein ober— 
pfälziſches, nach dem Orte Sandt im Gerichte Amberg 
genanntes Geſchlecht iſt. Weiter legte er vor eine von 
Herrn Maler Fr. Malchin jun. in Schwerin (Meckl.) 
eingeſandte Seichnung des Grabmals Till Eulenfpiegels 
(Kirhbof zu Mölln im Herzogtum Kauenburg). 

Herr Oberleutnant von Holleufer legte einen 
reichgeſtickten Kiffenüberzug vor, in deſſen Mitte ſich 
ein Doppelwappen zeigt; der erſte Schild enthält zwei 
ſchräggekreuzte Biſchofſtäbe, der zweite iſt quadriert 
von einem Vogel und drei Sparren (v. Schladen und 
— YP). 

Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz 
machte erfreuliche Mitteilungen über den Stand des 
Dereinhaushalts. Der Überſchuß aus dem Jahre 1907 
beträgt über 2000 AM. Sodann beſprach der Herr 
Kammerherr die in dem Berichte des Herrn Prof. 
Hildebrandt erwähnte Außerung des Archivdirektors 
Dr. Hagedorn hinſichtlich gewiſſer Erſchwerungen der 
Archivbenutzung ſeitens der „Berufsgenealogen“. Nur 
ſolche Perſonen, welche weder wiſſenſchaftlich legitimiert 
ſind, noch einen Auftrag der Familie vorweiſen 
können, ſoll die Erſchwerung treffen. 

Herr Ingenieur Ueltzen⸗Barkhauſen aus Leipzig 
ſprach über ſeine Arbeiten zur Erforſchung der mütter— 
lichen Vorfahren des Fürſten Bismarck und legte das 
Bild eines derſelben vor, des Leonhard Soller, des 
Rats und Stadthauptmanns im Petersviertel zu Leipzig; 
Kupferſtich von Bernigeroth. 

Herr Aſſeſſor Arthur Lignitz übergab feine in 
der Voſſiſchen Zeitung (Sonntagsbeilage Nr. 44) vers 
öffentlichte Abhandlung „Die Taler“. 

Nach dem Schluß der geſchäftlichen Sitzung ver: 
ſammelten ſich die ſehr zahlreich erſchienenen Mit. 
glieder in dem Speiſeſaale, der von der altbefreun⸗ 
deten Firma Rudolf Hertzog und unſerem Mitgliede 
Herrn Heinrich Timm prächtig mit Fahnen und Waffen 
geſchmückt war. Herr Oscar Roick hatte ausgelegt: 
I. zwei Gobelins (Hohenzollern und Brandenburg), 
2. einen gemalten Stammbaum der aus Salzburg ein— 
gewanderten, ſeit 1752 in Oſtpreußen anſäſſigen Sas 
milie Beyer, bis auf das Jahr 1577 zurückgehend, 
3. zwei Exlibris für den Fürſten zur Lippe, welche 
nach ſeiner Seichnung in der vortrefflichen Kunſtanſtalt 
unſeres Mitgliedes Georg Starke in mehrfarbigem 
Druck ausgeführt waren. Während des Eſſens wurden 
Trinkſprüche ausgebracht von dem Herrn Vorſitzenden 
auf S. Mi. den Karner, von dem Herrn Kammerherrn 
auf S. H. den Prinzen-Protektor, von Herrn Major 
v. Weſternhagen auf den Vorſtand. Herr Uelzen-Barck— 
hauſen überbrachte die Grüße und Glückwünſche der 
Teipziger Sentralſtelle. Herr General v. Kracht brachte 
ein Hoch aus auf Herrn Gberſtleutn. Möſchke, der 


heute zum 25. Male das Stiftungsfeſt beſucht, trotz 
feines hohen Alters von 85 Jahren in voller Srijche. 
Der Gefeierte wandte ſich zum Schluſſe feiner Dankes— 
rede mit einigen kernigen Worten an die jungen 
Herren Offiziere. Herr Prof. Hahn ließ die von aus: 
wärts zur Feier gekommenen Mitglieder, ingleichen die 
Firma R. Hertzog, die Herren Heinr. Timm und 
Gg. Starke und den Zeichner der Tiſchkarte, Herrn 
Oskar Roick hochleben. Gegen Schluß des Feſteſſens 
erſchien noch das Ehrenmitglied Se. Erz. der Wirkl. 
Geh. Rat Herr Graf von Pettenegg, Erzbiſchof von 
Damitia, Großkapitular des Deutſchen Ordens aus 
Wien, von dem Herrn Vorſitzenden und der Ver— 
ſammlung freudig begrüßt. Seyler. 


Hiſtoriſch-heraldiſche Unterſuchung 
über das alte Ölgemälde eines ſitzenden Biſchofs (mmi) in 
vollem Ornat mit rummſtab, der einem vor ihm ſich beit: 
genden mittelalterlich gelileideten hohen „Berrn' (rechts) 
die Band reicht. Oben rechts ein Wappen mit 3 ſchwarzen 
Löwen (in Gelb), Darüber ein Heim mit (ſchwarzgelben) Decken 
und doppeltem (grünem) Pfauenbuſch über einem (roter) 
Kiffen mit der Unterſchriſt: „Dux Sueviae Dapifer M. — “. 


Bei Überſendung der Photographie des Gemäldes 
wurde vom Beſitzer die Meinung ausgeſprochen, hier 
das „fürſtlich Wolfeggſche Wappen“, genauer das der 
Fürſten Waldburg, angebracht zu finden. Die weitere 
Erörterung wird darüber den nötigen Aufſchluß geben. 

Sunächſt iſt die Unterſchrift unter dem Wappen: 
„Dux Sueviae Dapifer M. —“ von größter Bedeutung, 
denn hiermit wird das Wappen als das des „Herzog— 
tums“ Schwaben erklärt. — Sehen wir daraufhin die 
Geſchichte an. 

„Herzöge von Schwaben“ gab es, ſeit der Gau- 
graf Burchard III. ſich zum Herzog von Schwaben als 
Burchard I. 917 aufſchwang und 919 von Kaiſer 
Heinrich I. als ſolcher anerkannt wurde. Er ſtarb 926. 
Auf ihn folgte durch Vermählung ſeiner Witwe mit 
dem Grafen Hermann J. von Oſtfranken dieſer als 
Herzog von Schwaben. Er vermählte ſeine einzige 
Tochter Ida mit Kaifer Ottos I. Sohn Cudolf, der 
dadurch 948 Herzog von Schwaben ward, jedoch infolge 
feiner Empörung gegen feinen Vater abgeſetzt wurde, 
worauf das Herzogtum 954 an den Burchardinger 
Burkhard II. kam. Als er 973 kinderlos ſtarb, verlieh 
Kaifer Otto II. dem Sohn Ludolfs, ſeinem Neffen 
Otto I, das Herzogtum Schwaben, 
976 auch Herzog von Bayern ward. Nach ſeinem 
frühen Tod erhielt es 982 Konrad J., Sohn des 
Grafen Udo von der Wetterau, eines Oheims Otto I. 
Dieſem folgte 997 fein Sohn oder Neffe Hermann IL, 
der auch das Elſaß beſaß, und auf dieſen kam 1004 
fein Sohn Hermann III. Ihn beerbte 1012 feine 
Schweſter Giſela, die Gemahlin des Markgrafen Ernſt 
von Gſterreich aus dem Hauſe der Babenberger. Sie 


während diefer. 


224 — 


führte nach feinem Tode die Vormundſchaft über ihren 
unmündigen Sohn Ernſt II. und vermählte ſich nochmals 
1016 mit dem ſpäteren König Konrad II., dem Salier 
oder Franken. Ernſt II. empörte ſich gegen feinen Stief- 
vater, weshalb er 1050 Schwaben verlor, welches nun 
von Konrad II. mit Burgund an Giſelas zweiten Sohn 
erſter Ehe Hermann IV. verliehen wurde. Als dieſer 
1058 kinderlos ſtarb, folgte ihm des Kaifers eigener 
Sohn, fein Stiefbruder Heinrich J., welcher als Bein- 
rich III. 1059 den deutſchen Thron beſtieg. Dieſer be⸗ 
lehnte 1045 den Pfalzgrafen Otto II. bei Rhein mit 
Schwaben und nach deſſen Tode 1047 den Markgrafen 
Otto III. von Schweinfurt, der 1057 ohne Erben ftarb. ‘ 
Die Witwe Kaifer Heinrichs III. und Dormünderin ihres 
Sohnes Heinrich IV. Kaiſerin Agnes gab 1057 Schwa: 
ben ihrem Eidam, dem Grafen Rudolf von Rhein- 
felden, der, 1077 als Gegenkönig Heinrichs IV. gewählt, 
1080 an der Eliter geſchlagen wurde und ftarb. Bee 
reits 1079 hatte Heinrich IV. Schwaben an Friedrich l., 
den älteren Grafen von Hohenſtaufen, verliehen. Der— 
ſelbe hinterließ 1105 bei ſeinem Tode Schwaben ſeinem 
Sohne Friedrich II., dem Einäugigen, während deſſen 
Bruder Konrad Herzog von Franken wurde und nach 
Kaifer Lothars Tod 1137 deutſcher Kaiſer. Mit ihm 
kam das Hohenſtaufiſch-ſchwäbiſche Haus auf den Kaifers 
thron. Sein Sohn Friedrich von Rothenburg erhielt durch 
Herzog Friedrich III. von Schwaben — ſeit 1147 —, 
nachdem Friedrich III. als Friedrich I. Barbaroſſa 1152 
Kaiſer geworden war, Schwaben und Franken als 
Friedrich IV. und als Herzog Friedrich IV. 1169 ſtarb, 
gab der Kaijer die beiden Herzogtümer nebſt dem Elſaß 
ſeinem eigenen Sohn Friedrich V. Als dieſer 1101 
ſtarb, kam das Herzogtum Schwaben an ſeinen Bruder 
Konrad III. Nach deſſen Tod 1196 verlieh es Kaifer 
Heinrich VI. ſeinem jüngſten Bruder Philipp, Mark— 
grafen von Toskana, der 1198 deutſcher König wurde. 
Nach feiner Ermordung 1208 vermählte ſich der Gegen- 
könig Otto IV. von Braunſchweig mit feiner Tochter 
Beatrix, wodurch ihm Schwaben als Allod zufiel. Da 
Beatrix frühzeitig ſtarb, mußte er Schwaben an Fried: 
rich VI., den Sohn Heinrichs VI., zurückgeben, der als 
Kaiſer Friedrich II. hieß und ſchon 1219 Schwaben 
ſeinem 5 jährigen Sohne Heinrich II. zuerkannte. Da 
dieſer Sohn ſich als deutſcher König gegen feinen Vater 
empörte, fo gab Kaiſer Friedrich II. das Herzogtum 
255 dem fpäteren deutſchen König Konrad IV., der 
es nach ſeinem Tod 1254 ſeinem erſt zweijährigen 
Sohne Konrad V. oder Konradin vererbte. 

Im Jahre 1266 bei feinem Abzuge nach Italien, um 
ſein Erbe in Sizilien in Beſitz zu nehmen, verpfändete 
er ſeine ſchwäbiſchen Beſitzungen mit dem Marſchallamt 
in Schwaben an den Grafen Eberhard den Erlauchten 
von Württemberg. Nach Konradins jähem Tod auf 
dem Blutgerüſt zu Neapel wurde das „Herzogtum 
Schwaben“ nicht wieder beſetzt. 

Die 26 Herzöge gehörten alſo den verſchiedenſten 
Häuſern an. Sie lebten größtenteils in „vorheraldiſcher 


Seit“. 


— 225 


Obwohl Kaifer Rudolf I., der Habsburger, den 
mißlungenen Derfuch gemacht hatte, feinen zweiten Sohn 
Rudolf zum Herzog von Schwaben zu machen, verblieben 
doch feitdem die „Gerechtſame der Herzogswürde“ dem 
Reiche und die Kaiſer ließen als Titularherzöge von 
Schwaben durch Land vögte in Ober. und Nieder» 
ſchwaben das alte Herzogtum verwalten. Graf Eber— 
hard von Württemberg erhielt durch König Albrecht l. 
von Gſterreich nach der Schlacht bei Göllheim 1298 das 
Candvogtamt in Niederſchwaben, welches er unter Kös 
nig Heinrich VII., dem Cuxemburger, um feiner Gewalt- 
tätigkeiten willen 1500 wieder verlor. An ſeine Stelle 
trat 1510 Graf Konrad von Weinsberg. Dem Grafen 
Eberhard gelang es aber, von König Ludwig dem 
Bayern 1322 die Candvogtei in Niederſchwaben zugleich 
mit derſelben in Oberfranken wieder zu erhalten, drei 
Jahre vor feinem Tode. Kaiſer Ludwig beſtätigte 
ſeinem Sohne Graf Ulrich III. 1350 dieſelbe Würde. 
Seine Übergriffe aber veranlaßten 1351 die Bildung 
des „Schwäbiſchen Städtebundes“. Als die Landvdgte 
Herzog Rudolf IV. von Gſterreich in 5 
und Graf Eberhard der Greiner, Ulrichs Sohn, i 
Niederſchwaben 1357 ſich gegen die Städte en 
gebot der Kaiſer Karl IV. Frieden, erlangte ihn aber 
erſt, nachdem er Eberhard in der Schlacht bei Schorn: 
dorf 1560 überwunden hatte. Hierauf löſten die Städte 
die Candvogtei von Württemberg ein, Gſterreich aber 
vermehrte ſeine Macht in Schwaben aufs neue. Nach 
den Kämpfen mit dem Schleglerbund bemächtigte ſich 


Eberhard mit Gewalt der Landvogtei, mußte fie aber 


158 wieder herausgeben. Nach der berühmten Schlacht 
bei Döffingen gegen die ſchwäbiſchen Städte 1588 wagten 
ſich dieſe nicht mehr an den Grafen mit größeren Unter: 
nehmungen, doch dauerten die Fehden bis zur Auflöſung 
des Schleglerbunds 1595 fort. Nach dem Marbacher 
Bund 1405 für Aufrechterhaltung des Landfriedens zur 
Seit Graf Eberhards des Milden verpfändete Kaiſer 
Sigismund 1415 zu KHonſtanz mit Bewilligung der 
Reichs fürſten die Reichs vogtei in Schwaben an 
den Grafen Hans I, Truchſeß zu Waldburg. Sie 
blieb den Waldburgern, und zwar bis 1475 als uns 
mittelbares, ſeit 1486 als öſterreichiſches Pfandlehen. 

Kehren wir nun zum Gemälde zurück, fo ift erficht: 
lich, daß in dieſem Bilde ein ſtarker „Anachronismus“ 
liegt. Während es ſeit Rudolf I. von Habsburg keine 
wirklichen, ſondern nur noch „Titularherzöge“ von 
Schwaben, nämlich die Kaiſer, geben kann, iſt durch 
die Inſchrift des Bildes der „hohe Herr“ rechts als 
Herzog von Schwaben erklärt. Er ſelbſt und der Biſchof 
ſind in der Tracht vom letzten Drittel des 16. und dem 
erſten Drittel des 17. Jahrhunderts abgebildet, während 
die Form des Wappens beſtimmt auf das 16. Jahr- 
hundert hinweiſt. 

Um die hier vorliegenden Ratfel zu löſen, müſſen 
wir uns den Ausdruck „Dapifer“ näher beſehen. Er 
bedeutet „Truchſeß“. Somit iſt der „Herzog von Schwa: 
ben“ als „Truchſeß eines Bistums“ bezeichnet. Bei 
den Bistümern bekleideten vielfach Reichsfürſten die 


Erbämter als im Dienſte der Kirche, darum Gottes, 
ſtehend. Die Herzöge von Schwaben, ſo lange es ſolche 
gab, waren aber Erbtruchſeſſen des Bistums Brixen 
in Tirol. Somit iſt der ſitzende Biſchof auf dem Ge— 
mälde ein Biſchof von Brixen. 

Das Hochſtift hatte ſeinen älteſten Sitz in Seben 
und ward in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts 
gegründet. Es war urſprünglich dem Patriarchat Aqui 
le ja untergeordnet, kam 798 zur Salzburger Kirchen— 
provinz und erhielt 1058 unter Hartwig, Grafen von 
Görz, ſeinen Sitz zu Brixen. 

Was kann nun der Anlaß zu dieſem Bilde ge— 
weſen ſein d 

Auf die Herzöge von Schwaben waren in der 
Folgezeit die Grafen von Caſtelrut, dann die Grafen 
von Wolkenſtein im Truchſeſſenamt gefolgt. Die Hoch: 
ſtifte aber ſonnten ſich je und je gerne am alten Glanz. 
So konnten es die Brirener Fürſtbiſchöfe offenbar nicht 
vergeſſen, daß ihre Truchſeſſen einft dem Hohenſtaufiſchen 
Kaiſerhaus angehört hatten, ihre Marſchälle die Hers 
zöge von Bayern, ihre Kammerer die Herzöge von 
Kärnthen, ihre Schenken die Herzöge von Meranien 
gewefen waren. Sur Verherrlichung des Hochſtiftes 
ließ darum „im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts“ 
der damalige Biſchof nach beſtehendem Brauch „in der 
Tracht dieſer Seit“ den Treueid des Schwabenherzogs 
als Erbtruchſeß durch Handgelübde bildlich darſtellen. 
Der beſtellende Biſchof mit ſeinen prägnannten Sügen 
iſt deshalb wohl porträtähnlich dargeſtellt, wohl auch 
der damalige Truchſeß Graf Wolkenſtein als Vertreter 
des Schwabenherzogs. Wer iſt aber damals Biſchof 
von Brixen und ſomit Beſteller des Gemäldes d 

Chriſtof III., Freiherr von Madruzzo, regierte von 
1542 bis 1578 und auf ihn folgte Joh. Thomas Frei— 
herr von Spaur 1578 bis 1591. Sein Nachfolger war 
Andreas von Gſterreich, Markgraf von Burgau, 1591 
bis 1600. Da dieſer dem Haufe entſtammte, das nomis 
nell den Berzogstitel von Schwaben bis 1806 führte, 
dürfte er außer Frage ſtehen, und der erſtgenannte wird 
kaum bei ſeinem hohen Alter noch den Auftrag für das 
Gemälde gegeben haben, zumal ſeine Regierungszeit 
nur knapp bis zur genannten Seit reichte. Somit dürfte 
der Biſchof Joh. Thomas von Spaur, 1578 bis 1591, 
der Bifchof auf dem Bilde fein. Da der alten Bistums» 
ſage nach das Bistum Brixen zur Seit Kaiſer Hein» 
richs II. unter Biſchof Albuin, der 1006 geſtorben ſein 
ſoll, von Seben nach Brixen verlegt worden ſein ſollte, 
fo ſteht wohl deshalb unter dem „Dux Sueviae Dapifer“ 
mit dem „Hohenſtaufenwappen“ M. = 1000 als Jahr- 
zahl, was freilich ein abermaliger Anachronismus iſt. 
Allein mit ſolchen nahm man es im kritikloſen Mittel- 
alter ſehr leicht. Übrigens könnte es auch die Zeit- 
angabe für die Übernahme der Erbtruchſeßwürde durch 
Schwaben um dieſe Zeit fein ſollen. 

Wenden wir uns nun dem Wappen zu. Die 
Photographie iſt zwar hier ſehr undeutlich. Ich glaube 
mich aber in der gegebenen Beſchreibung und den 
Farben nicht zu irren. 


— 226 — 


„Wappen“ gibt es überhaupt erit feit der Seit 
der Kreuzzüge, alſo ſeit der Hohenſtaufenzeit, und das 
Wappen von „Schwaben“ ſtammt ohnehin von den 
Hohenſtaufen her. Diele führten als Stammwappen 
nur einen ſchwarzen Löwen in Gelb. Kaifer Fried: 
rich II. aber verdreifachte den Löwen als „Wider— 
wappen“ gegen ſeinen Gegner, den Welfen Otto IV., 
der drei gelbe Leoparden in Rot im Schild führte, und 
gab dies Wappen ſeinem zum Herzog von Schwaben 
ernannten Sohn Heinrich II. Auf Siegeln desſelben 
tritt es ſchon 1216 auf in Schild und Banner. Ein 
Helmkleinod führt derſelbe hier nicht auf ſeinem Helm. 
Der Pfauenbuſch wurde ſpäter als Helmkleinod der 
Titularherzöge von Schwaben, der Gſterreicher, dem 
alten Wappen von Schwaben hinzugedichtet. Die 
Wappenbücher führten jedoch als Helmkleinod auch 
ſpäter noch den ſchwarzen Kaiferadler der Hohen— 
ſtaufen an (fo der alte Sibmacher von 1605 in Band II 
Seite 2). 

Sum Schluß noch die Frage: Wie kommt es, daß 
die Truchſeſſen von Waldburg genau dasſelbe Wappen 
im Schild führen, unterſchieden nur mit rot-weißen Helm: 
decken außer dem roten Kiſſen, was den Pfauen— 
buſch zugleich als von Gſterreich herrührend deutlich 
macht P 


Sie erſcheinen ſeit Mitte des 12. Jahrhunderts als 


Miniſterialen der Welfen, feit Ende desſelben als Dienft- 


mannen der Hohenſtaufen. Heinrich von Waldburg 
wird 1197 zum erſten Male „Truchſeß“ genannt. 1528 
erhielt Truchſeß Georg die Anwartſchaft auf das Reichs— 
Erbtruchſeßamt, welches auf dem Reichstag zu Regens— 
burg 1594 von Waldburg zum erſten Male verwaltet 
wurde. 


Die Nachricht, daß der genannte Heinrich von 
Waldburg als Begleiter und Bannerträger Konradins 
von Schwaben 1258 (!) von dieſem das Löwenwappen 


erhalten habe, was nach deſſen Tode Konradins Vetter, 


König Peter III. von Aragonien, beftätigt haben ſollte, 
iſt ſelbſtverſtändlich eine Sage. 

Das ältefte Siegel des Geſchlechts, das „Eberhardi 
Dapiferi de Walpurg“ an einer Urkunde von 1225 im 
Großherzoglichen Archiv zu Schwerin, zeigt ſchon die 
drei ſchreitenden Löwen, eine Tatſache, die ſich einfach 
daraus erklärt, daß fie bereits damals Miniſterialen 
der Hohenftaufen waren und ebenſo, wie es in une 
zähligen ähnlichen Fällen nachweislich iſt, als Dienſt— 
leute das Wappen ihrer Lehensherren der Schwaben— 
herzöge führten, was ihnen nach deren Erlöſchen fpäter 
verblieb. Die Süricher Wappenrolle um 1556 aibt als 
ihr Helmfleinod bereits den doppelten Pfauenbuſch an, 
aber über einem „goldenen Kiffen mit roten Quaſten“ 
nicht umgekehrt wie ſpäter. 


G. Sabel, 
Uirchenrat und Gymnaſialprofeſſor in Bamberg 


— — — — a — . — 


| 


nn 


Die Familie von Doen in Hain und 
Frankfurt a. M. 


Don A. von den Velden, Weimar.“) 


Es iſt bekannt, daß Goethe im 2. Buch von 
„Wahrheit und Dichtung“ den Oheim ſeiner Mutter 
Johann Michael von Coen und deſſen literariſche 
Bedeutung erwähnt und daß er noch im Alter mit 
den in Deſſau lebenden Söhnen Joh. Michaels in 
Beziehung ſtand. Schon deshalb lohnt es ſich, nach 
Herkunft und Schickſalen der von Coen zu forfchen 
worüber bisher kaum etwas bekannt wurde und ſelbſt 
Goethe ſonderbarerweiſe nur ganz mangelhaft und 
falſch unterrichtet war. 

Denn Goethe ſagt irrtümlich, Johann Michael 
von Coen ſei „nicht von Frankfurt gebürtig“ geweſen, 
während tatſächlich er ſelbſt und auch ſchon fein Dater 
und Großvater in Frankfurt geboren waren. 

Eingehende genealogiſche Nachrichten über die 
Freiherren von Coén vom Ende des 18. Jahr- 
hunderts ab finden ſich zwar im Gothaer Taſchenbuch 
freiherrlicher Häufer, das Wenige aber, das dort 
(Jahrg. 1855) über die früheren Geſchlechtsfolgen der 
Familie geſagt wird, iſt wegen zahlreicher Fehler und 
Ungenauigkeiten faſt wertlos. 

Die von Coen gehören wahrſcheinlich zu den 
Ende des 16. Jahrhunderts der Religionverfolgungen 
wegen aus den Niederlanden nach Deutſchland aus— 
gewanderten Bekennern der reformierten Lehre. Denn 
ſie ſtanden mit dieſen in engſten Beziehungen und von 
mehreren Trägern des Namens, die um 1600 in Köln, 
Frankfurt, Frankenthal und Hanau vorkommen, iſt die 
Herkunft teils aus Brüſſel, teils aus Antwerpen nach— 
weisbar. Da deren Suſammenhang mit den Vorfahren 
Joh. Michaels von Coen jedoch nicht feſtſteht, iſt hier 
von ihnen abgeſehen. 

Wo die Vorfahren Johann Michaels lebten, 
ehe ſie Ende 16. Jahrhunderts nach Köln kamen 
und unter welchen äußeren VDerhältniſſen, konnte ich 
nicht ermitteln. Von etwa 1620 bis 1750 wohnte der 
Hauptitamm der Familie in Frankfurt, während einzelne 
Glieder noch in Köln und Breslau genannt werden. 
Die meiſten trieben Banks und Handelsgeſchäfte; 
Goethes Großoheim war der erſte, der ſtudierte und 
die Beamtenlaufbahn einſchlug und ſeine Nachkommen 
damit in neue Verhältniſſe und nach Norddeutichland 
verpflanzte. Sein älteſter bekannter direkter Dore 
fahre iſt: 

I. Godard van Coen, Handelsmann in Köln?) 
und Mitglied der dortigen heimlichen niederländiſchen 
reformierten Gemeinde. Doch finden ſich über ihn nur, 
wenige urkundliche Nachrichten aus den Jahren zwiſchen 
1592 und 1621: 


1) Wo nicht anders bemerkt, nach den Tauf- und Trau— 
regiſtern von Frankfurt a. M. 
2) Proklamationsbuch Frankfurt (Stadtarchiv) 1623. I. 12. 


— 220 — 


1592. IV. 23. Anna Lumeens Hausfrau v. Godefroit van Loo 
iſt Taufzeuge. (Taufreg. d. niederl. ref. Gem. Köln; 
Stadtarchiv. — Godefroit wahrſcheinlich irrtümlich für 

Godard.) 

1505. V. 15. Gotthardt von Loin und Anna taufen ihren 
Sohn Jacob; Taufzeuge iſt u. a. Joeſt Lummen. 
(Konſiſtorialrätl. Protokollbuch d. proteſt. Gem. Köln 
1594-1596; Stadtarchiv.) 

1610 VII. 22. Gotthard von Lohn und Marie de la Court, 
Witwe v. Peter Leonart werden verkündigt. (Hon⸗ 
ſiſtorialprot. d. hochdeutſchen ref. Bem. Köln, II Fol. 
74; Archiv d. evang. Gem. Köln.) 

1618. XII 30. Marie de la Court femme de Gndert van Lone 
iſt Taufzeuge. (Taufreg. d. franzöſ. ref. Gem. Köln; 
Stadtarchiv.) 

1620. II. 27. Goddert van Loon iſt Taufzeuge. 
niederländ. ref. Gem. Köln.) 

1621. IV. 21. Goddart van Loon und ſeine Hausfrau ſind 
Taufzeugen. (Ebenda.) 

Godard van Loon war alſo 1592 und wahr- 
ſcheinlich noch 1595 mit Anna Lumeens oder 
Cummen 3) verheiratet, heiratete nochmals 1610 
Marie de la Court, die Witwe Peter Ceonarts,“) 
und ſtarb zwiſchen 21. April 1621 und 12. Jan. 16252). 
Kinder Godards ſind: 

1. Jacob, getauft Köln 15. Mai 1595; als feine 
Mutter ift Anna (Cumens p) genannt. 

2. Joſt, folgt (I). 

II. Joſt von Coen, geb. gegen oder um 1600. 
Seine Geburtsurkunde iſt nicht aufzufinden, doch wird 
er bei ſeiner Proklamation in Frankfurt am 
12. Jan. 16232) als der nachgelaſſene Sohn des 
Handelsmannes in Köln Gothard von Lahn be 
zeichnet. Seine Mutter war wahrſcheinlich Anna 
Lumen. Joſt war Handelsmann in Frankfurt und 
heiratete daſelbſt am 18. Febr. 1625 Margarethe, 
die hinterlaſſene Tochter des Frankfurter, aus den 
Niederlanden ſtammenden Handelsmannes Johann 
(de) Neef und ſeiner Ehefrau Sara Leonart. 

Nach dem Gothaer Tafchenbuch freiherrlicher 
Häuſer ſoll am 28. März 1655 Joſt von Coen den 
Reichsfreiherrenftand erworben haben, doch werden 
nach Mitteilung des k. k. Adelsarchibvs in Wien dort 
keinerlei Urkunden verwahrt, die die genannte Standes» 
erhebung vermerken. Auch die Reichstaxbücher von 
1655 enthalten keinen dahingehenden Eintrag und 
ebenſowenig iſt in den Frankfurter Tauf- und Trau- 
regiſtern der Freiherrentitel erwähnt. 


(Taufreg. d. 


3) Proklamationsbuch Frankfurt (Stadtarchiv) 1623. I. 12. 

3) Ob es ſich hier um ein Glied der Familie van Lu— 
mene gen. van Marcke handelt, iſt weder nachweisbar 
noch wahrſcheinlich Erwähnt muß werden, daß im freih. 
Taſchenbuch 1855 die Schwiegertochter Godarts, die Ehe— 
frau Joſts von Koen, fälſchlich Anna Lumen de la Mark 
genannt wird. 

) 1604 III 11 waren Peter, Sohn von Lenart 
Lenarts und Marie, Tochter von Chriſtian de la Court 
verkündigt worden. (Konfiftorialprot. d. hochdeutſchen ref. 
Gem. Köln.) . 


Joſt von Coen und Margarethe hatten vier in 
Frankfurt geborene Kinder: 

J. Johann folgt (II). 

2. Anna, getauft 50. Jan. 1651, verh. Frankfurt 
16. Nov. 1652 mit Michael Jordis, dem Sohn des 
dortigen Einwohners und Handelsmannes Samuel 
Jordis. 

5. Anna Margarethe, getauft 16. Juni 1635, 
verh. Frankfurt 8. Februar 1659 mit dem Lic. jur. 
und kurpfälziſchen Hofgerichtsrat Philipp Friedrich 
Hagen, dem Sohn des Syndikus der freien Reichs 
ritterfchaft Georg Hartmann Hagen. 

4. Katharina, getauft 51. Juli 1654. 

II. Johann von Loen, getauft Frankfurt 
8. Nov. 1628, war wie fein Vater Handelsmann in 
Frankfurt und heir. daſelbſt 11. Nov. 1656 Anna, die 
Tochter des angeſehenen Handelsmannes Samuel 
Jordis. Dieſer, angeblich einem Neuſſer Patrizier- 
geſchlecht entſtammend, gehörte ebenfalls dem refor⸗ 
mierten Bekenntnis an und war [644 von Worms 
nach Frankfurt übergeſiedelt. Kinder Johanns, ge— 
boren in Frankfurt, ſind: 

|. Anna Maria, getauft 22. Sept. 1657. 

2. Sufanna Margarethe, getauft 5. Mai 1659. 

5. Margarethe, getauft 23. Okt. 1660. 

4. Johann Gotthard, getauft 4. Okt. 1661. 
Sein Taufpate war Johann Gotthard von Loen, 
Handelsmann in Köln. 

5. Michael, folgt (IV). 

6. Suſanna, getauft 19. Juni 1664. 

7. Daniel, getauft 3. Nov. 1665. 

8. Anna, getauft 12. März 1667, heir. Frankfurt 
19. Januar 1715 den Witwer Johann Daniel 
Greuhm, Bürger und Kellner des Haufes „Alten Lim: 
burg“, den Sohn des Pfarrers zu Kronberg im Taunus, 
Johann Greuhm. 


IV. Michael von LToen, getauft Frankfurt 
14. Mai 1663, war ein angefehener Handelsmann in 
feiner Daterftadt und heir. daſelbſt (I.) 5. Aug. 1690 
Anna Maria Paffavant, T 17. April 1697, die 
Tochter des angeſehenen Frankfurter Handelsmannes 
Rudolf Emanuel Paſſavant und feiner erſten Che: 
frau Jeanne (de) Baſſompierre. Die Familie 
Paſſavant war des reformierten Bekenntniſſes wegen 
aus Frankreich nach Baſel ausgewandert, von wo aus 
ſie über Straßburg und Hanau nach Frankfurt kam. 
Michael von Coen heiratete (II.) Frankfurt 15. Sep» 
tember 1704 Johanna Maria, die nachgelaſſene 
Tochter des Frankfurter Bürgers und Handelsmannes 
Philipp Ce Cong, und hatte aus erſter Ehe drei 
Söhne, aus zweiter Ehe eine Tochter, ſämtlich in 
Frankfurt geboren: 

I. Johann Rudolf, getauft 22. Nov. 1691. 

2. Rudolf, getauft 25. Mai 1695, } 26. Nov. 1729, 
Bürger und Bankier in Frankfurt, heir. daſelbſt (J.) 
17. Okt. 1723 Johanna, die Tochter des Frankfurter 
Bandelsmannes Franz Meerman; (I) 22. Juni (728 


— 228 — 


Rahel Eliſabeth, die Tochter des Frankfurter Bankiers 
Friedrich Campoing und ſeiner Ehefrau Walburg 
Eliſabeth du Fay. Die Familien Meerman und 
Campoing gehörten ebenfalls der niederländifchen 
reformierten Kolonie in Frankfurt an. Beide Ehen 
Rudolfs von Coen waren kinderlos; ſeine Witwe 
heiratete 1755 den Lic. jur., Advokaten, Hof- und Reg. 
Rat Johann Noa de Neufville in Frankfurt. 

3. Johann Michael, folgt (W. 

4. Maria Magdalena, getauft 13. Mai 1708, 
verh. 20. Febr. 1750 zu Frankfurt mit dem dortigen 
Bürger und Handelsmann Cornelius Baum hauer, 
dem Sohn von Paul Baumhauer zu Aachen. 


V. Johann Michael von Coen, der Großoheim 
Goethes, war in Frankfurt am 13. Dez. 1694 getauft 
worden und ſtarb als preußiſcher Wirkl. Geh. Rat 
und Regierungsprafident um 1776. Nach juriſtiſchen 
Studien und den üblichen Reifen hatte er ſich in 
Frankfurt niedergelaſſen und heiratete 1729 Katharina 
Sibilla, die Tochter des Reichskammergerichtsadvo⸗ 
katen in Wetzlar Cornelius Cindheimer, die 
Schweſter der Frau Stadtſchultheiß Textor. Deren 
Ahnentafel iſt als ein Teil der Ahnentafel Goethes 
den Eefern des „Deutſchen Herold“ aus den Arbeiten 
von C. Knetſch u. a. wohlbekannt und zeigt, daß die 
Kinder Joh. Michaels von Coen durch ihre 
Mutter ebenſo wie Goethe Nachkommen u. a. von 
Cucas Cranach dem älteren find. 

In Frankfurt beſaß Johann Michael ein Garten: 
haus vor dem Galgentor, an der Windmühle, alſo 
nicht weit vom heutigen Hauptbahnhof; in dieſem 
Gartenhaus wurde am 20. Aug. 1748 die Hochzeit 
ſeiner Nichte Katharina Eliſabeth Textor mit 
dem kaiſerl. Rat Goethe gefeiert.)) Wenige Jahre 
ſpäter, 1752, folgte v. Coen einem Ruf Friedrichs des 
Großen, der durch Coens literariſche Tätigkeit auf 
ihn aufmerkſam geworden war, als Regierungspräſident 
nach Lingen, und ſeitdem iſt der Name Coen in 
Frankfurt nicht mehr vertreten. Es waren hier 
7 Kinder Johann Michaels geboren: 

I. Johanna Katharina, getauft 25. Juli 1750. 

2. Johann Michael, getauft 10. Aug. 1731. 

3. Johann Wolfgang, getauft 9. Okt. 1752, 
wobei Johann Wolfgang Textor Taufpate war, 
16. Nov. 1785. Im Oktober 1757 wurde er in 
Frankfurt proklamiert mit CTuiſe Henriette Alber 
tine, der Tochter des Solmſiſchen Regierungsrats 
Georg Chriſtoph von Klotz. Über ſeine wie ſeines 
Bruders Johann Joſt noch jetzt blühende Nach— 
kommen gibt das CTaſchenbuch freiherrlicher Häufer 
eingehende Auskunft. 

4. Rudolf, geb [4, getauft 15. März 1754, 
verh. Frankfurt 14. Juni 1778 mit Johanna Elis 
ſabeth Franziska, der nachgelaſſenen Tochter von 
Johann Daniel Fleiſchbein von Kleeberg und 


5) J. Düntzer, Goethes Stammbäume. () Gotha 1894. S. 24. 


„alten Deſſauers“ 


deſſen Ehefrau Anna Sibilla von Stallburg. 
Kinder Rudolfs find in Frankfurt nicht verzeichnet. 

5. Johann Joſt, geb. und getauft 3. Jan. 1737, 
+ 1803, verh. 1779 mit der 1744 geborenen Prinzeſſin 
Agnes von Anhalt-Deſſau, der Tochter des regies 
renden Fürſten Leopold Max (und feiner Gemahlin 
Agnes von Anhalt- Köthen), der Enkelin des 
und der Annelieſe Föſe. 
Auch von Johann Joſt von Coen (nicht Juſt, wie 
im Taſchenbuch freiherrl. Häufer ſteht, auf das ver⸗ 
wieſen ſei) blühen noch jetzt zahlreiche Nachkommen. 

6. Paul Friedrich, geb. und getauft den 
27. März, + den 12. Juli 1738. Sein Taufpate war 
Paul von Coen in Breslau.) 

Die folgende kleine Ahnentafel Johann Michaels 
von Coen zeigt deſſen zum großen Teil niederländiſche 
und franzöſiſche Herkunft. Dies fremdländiſche Blut 


mag Goethe zu dem irrigen Glauben veranlaßt 
haben, der Oheim ſeiner Mutter ſei „nicht von 
Frankfurt gebürtig“ geweſen. | 
Joſt Marg. Sa» p Clau- Anna Iſaac Rachel 
von de muel dius Srey’) (de) du 

Soen Neef Jordis Paſſa⸗ Bafe Bois 

x vant’) fom 

1623 pierre 

x 

Hanau 

1644 

———— 

Joh. Anna Jordis Rudolf E. Jeanne 
von Loen Paſſavant Baſſompierre 
>< 1656 >< Hanau 

(662 


SSS fe — — 
Michael von Loen & 1690 Anna Maria Paſſavant 
Joh. Michael von Loen * 1694. 


vorkommende Namen. 


Anhalt-Deffau Hagen 
— Köthen Jordis 
(de) Baſſompierre von Klotz 
Baumchauer Ce Long 
du Bois Leonart 
Eampoing Cindheimer 
de la Court Lumen, Cumeens uſw. 
Cranach — gen. van Marcke 
du Fay Meerman 
Fleiſchbein von Kleeberg (de) Neef 
Föſe | de Neufville 
Srey Paſſavant 
Goethe von Stallburg 
Gogel Textor. 
Greuhm 
6) Am 21. Juni 1741 heiraten zu Frankfurt Paul 


Heinrich von Loen, Handelsmann zu Breslau, Paul 

von Loen, Bürgers und Handelsmanns daſelbſt ehelicher 

Sohn, und Maria Gertrud, Johann Noa Gogels, 

Bürgers und Handelsmanns in Frankfurt eheliche Tochter. 
7) Nach Cornill. J. D. Paſſavant. Frankfurt 1864. 


2 290: = 


Cheobor Horners Vorfahren. 

Bereits im 11. Bande des Genealogiſchen Hand. 
buchs bürgerlicher Familien S. (99 ff. iſt verzeichnet, 
was mir über den Mannesſtamm des Geſchlechtes des 
Dichters Theodor Körner bekannt war. Ebendort 
findet ſich auch eine Überficht über die Ahnen des Ge⸗ 
nannten; wir finden unter ihnen die Halliſchen vor- 
nehmen Geſchlechter Olearius, Wogau, Schäffer 
(die angeblich von Peter Schäffer, um 1450 Uhr⸗ 
macher zu Gernsheim, und deſſen Gattin Chriſtina 
Fauſt, Tochter des Johann Fauſt, Bürgers und erſten 
Buchdruckers zu Mainz abſtammen). Unter den Ahnen 
findet ſich ferner Tilemann Heshufius (T 1588), 


Biſchof von Smaland und Profeſſor zu Helmſtedt, 


endlich auch das alte Cauſitzer Geſchlecht der Preibiſch. 

Während demnach die weiblichen Vorfahren 
Theodor Körners. ſich 3. T. weit zurück verfolgen 
laſſen, waren die unmittelbaren männlichen Vorfahren 
des Mannesſtammes nur bis zum Jahre 1688 er⸗ 
mittelt. Jetzt iſt es Herrn Fr. Roſenthal,!) Pfarrer em. 
und Aſſiſtenten der Univerfitatsbticheret zu Leipzig, ge» 
glückt, weitere Nachrichten zu finden. Der früher 
älteſt bekannte Vorfahr Theodor Körners, Johann 
(Hanns) Körner, wurde in der Nikolaikirche zu Leipzig 
am 28. Oktober 1678 getraut, er wird im Kirchenbuch 
als „gebürtig von Lumtzig bei Altenburg“ bezeichnet. 
Als Geburtsjahr ergibt fic) aus der Alters bezeichnung 
bei der Todeseintragung das Jahr 1651. 

Im Kirchenbuche zu Lumpzig in Sachſen⸗Altenbu“g 
findet ſich nun die Angabe: „Im Jahre 1651 N. 
1. Aprilis iſt Johann Koerners Schafmeifters Werib 
allhier zu TCumpzig mit göttlicher Hülff eines jungen 
Sohnes geneſen, welcher den 27. Aprilis war damals 
der Sonntag Cantate getauft und Johannes genannt 
worden“. Leider iſt dies die einzige Erwähnung des 
Namens Körner im Cumpziger Kirchenbuche um jene 
Seit. Johann Koerner ſcheint nur kurze Seit in 
Cumpzig geweſen zu fein. 1645 und 1655 werden 
andere Namen für den Schafmeiſter genannt. Es er⸗ 
giebt ſich ſomit folgende Namensreihe: 

Johann Koerner, Schafmeiſter zu Lumpzig in Sachſen— 
Altenburg; .. 
„rr!!! — Ree en 
Johannes (Hanns) Körner, * Lumpzig 1. 4. . 151, 
y Leipzig 10. 10. 1202, Bürger, Wein- und Bierſchröter, 
auch Bierzieher zu Leipzig, wohnte in der Nikolaiſtr.; 
* Leipzig (Nik. K.) 28. 10. 1678 mit Barbara Münch 
(Munch), . . . 1648, ) f Leipzig (Rats kirchenbuch, Stadt- 
archiv) 16. 7. 1720, Tochter des Hans Munch, geweſ. Ein. 
wohners zu Mehlitz bei Schkeuditz. 
Johann Chriftoph Körner, * Leipzig (St. Thomas) 
ll. 3. 1688, T Weimar (Stadtk.) 15. 8. 1756, Magiſter, 
Archidiaconus an der Stadtkirche St. Petri und Pauli zu 


) Den ich übrigens beſtens für ähnliche Forſchungen 
empfehlen kann. 

4) Die Kirchenbücher für Mehlitz find in Schkeuditz 1685 
verbrannt. 


Weimar; & Leipzig 25. 6. 1225 mit + Criftiane Eliſabeth 
Olearius, * Leipzig 25. 6. 1702, 1 Tochter des 
+ Gottfried Olearius, Leipzig 25. 7. 1622, T ebd. 
10. 11. 1715, Doktor und Profeſſor der Theologie zu Leipzig, 
Domherr des Hodftifts Meißen; &.. . 13. 9. 1701 mit 
Chriſtiana Sophia Alberti, *... 9. 11. 1685, . . . 2 2. 1702). 
„TT.... ... 8 


Johaun Gottfried Körner, * Weimar (Stadt?) 15. 9. 1726, 
T Leipzig 4. 1. 1785, Dr. theol., Superintendent und Pfarrer 
an St. Thomas zu Leipzig, Aſſeſſor des Konſiſtoriums und 
ordentlicher Profeſſor der Theologie, Domherr des Hochſtifts 
Meißen; X. . . 1755 mit Sophia Margaretha Stirner, 
R225 „. . 1785, Tochter des Chriſtian Stirner, Kanf- 
manns zu Leipzig, u. ſ. Gem. Johanna Sophia Bloch. 


Ehriftian Gottfried Körner, * Leipzig 2. 7. 1756, 
T Berlin 15. 5. 1851, Dr. jur., Ugl. Preuß. Staatsrat, 
Geheimer Ober- Regierungsrat und vortragender Rat im 
Miniſterium der Geiſtlichen-, Unter richzs⸗ und Medizinal- 
Angelegenheiten, Mitglied des Ober-Senfur-Kollegiums im 
Miniſterium des Innern zu Berlin; & Leipzig (Nik. H.) 
7. 8. (785 mit Anna Maria Jacobine Stock, Leipzig 
tl. 3. 1762, 7 Berlin 20. 8. 1845 (Tochter des Johann 
Michael Stock, Nürnberg. . . 1739, f Leipzig 30. 1. 1773, 
Seihner und Kupferfteher ebd.; & Nürnberg. . 1755 
mit Marie Helene Schwabe, verw. En dner, . . 12733, 
1. . 16. 1. 1282. 


Karl Theodor Körner, * Dresden 23. 9. 1791, f Lützow 
bei Gadebuſch i. Mkbg. 26. 8. 1813, der Dichter und Frei- 
heitskämpfer. 


Für eine freundliche Vervollſtändigung, beſonders 
der durch Punkte gekennzeichneten Lücken wäre ich 
dankbar. 


Berlin N W. 23, Klopſtockſtr. 55. 
Dr. jur. Bernhard Koerner. 


Bücherſchau. 


Das Kirdhenbuch der franzöſiſchen reformierten 
Gemeinde zu Heidelberg 1569—1577 und fran: 
kenthal in der Pfalz 1577—1596. Herausgegeben 
Dr. G. von den Velden. Weimar 1908. 

Unſer hochverehrtes Mitglied hat ſich durch die Heraus, 
gabe des älteſten Frankenthaler Kirchenbuchs den Ruhm er: 
worben, in Deutſchland den Anfang mit der Publikation von 
KHirchenbüchern gemacht zu haben. Herr Dr. von den Velden 
beſchreibt in den Vorbemerkungen das Suftandefommen einer 
kalviniſtiſchen Gemeinde zu Heidelberg ans franzöſiſchen, 
walloniſchen und italieniſchen Mitgliedern bald nach 1560 
unter dem kalviniſtiſchen Kurfürſten Friedrich III. von der Pfalz 
und die Vertreibung der Reformierten nach Friedrichs Tode 
durch Kurfürſt Ludwig VI., der der lutheriſchen Lehre anhing; 
die Anhänger Kalvins zogen im Sommer 1527 über den 
Rhein nach Frankenthal und gründeten dort jene durch ſeine 
Induſtrie bekannt gewordene reformierte Gemeinde, indem 
ſie ſich mit einer kleinen dort ſchon vorhandenen nieder— 
ländiſchen Kolonie und der ebenfalls aus Schönau bei Heidel— 
berg vertriebenen reformierten Gemeinde unter dem Schutze 
des reformierten Pfalzgrafen Johann Haſimir, zu deſſen 
Territorium Frankenthal gehörte, vereinigten. 


— 230 — 


Das Kirhenbucd enthält zuerft Derzeidnijje von Gemeinde— 
gliedern aus Heidelberg und Frankenthal, die Herr Dr. vou 
den Velden wörtlich hat abdrucken laſſen. 

Bei den meiſtens nach einer beſtimmten Schablone ge— 
machten Eintragungen der Todesfälle (ſeit 15. Mai 1580), 
der Eheſchließungen (ſeit 16. Dezember 1572) und der Taufen 
(ſeit 5. Juni 1569) hat der Herausgeber, um Raum zu ſparen, 
die Eintragungen in einer Weiſe gekürzt, die dem Verſtänd— 
niſſe und der Nutzbarkeit keinen Abbruch tut, es find 3. B. 
alle Namen der Paten bei den Taufen aufgeführt. Daran 
ſchließen ſich als Anlagen Perſonalnotizen über die Geiſtlichen, 
Alteſten und Diakone der Gemeinde und eine Statiſtik über 
die Sahl der Einträge. Ein genaues Derzeichnis, in dem 
auch wieder die Namen der nur als Paten rorkommenden 
Perſonen berückſichtigt find, erleichtert den Gebrauch des Buches. 

Möge die peinliche Sorgfalt und die Überſichtlichkeit, mit 
der dieſes Kirchenbuch bearbeitet iſt, viel Nachahmung finden, 
und mögen ſich dieſer Bearbeitung bald viele andere an: 
ſchließen, wenn auch die Schwierigkeiten nicht zu verkennen 
find, die in der Bearbeitung von Kirchenbüchern folder Ge— 
meinden liegen, deren Glieder nicht einen ſo engen Su— 
ſammenhalt haben, wie die der Frankenthaler Gemeinde. 

W. C. v. Arnswaldt. 


Zur Kunſtbeilage. 


Das beiliegende Lichtdruckblatt iſt die Wiedergabe einer 
von Fräulein Luiſe Menzel (Anſtalt für Glasmalerei, Char- 
lottenburg, Galvaniſtr. 2) hervorragend ſchön gemalten Scheibe, 
darſtellend das Wappen der Grafen von Schwerin (Linien 
Walsleben, Wildenhoff, Wolfshagen, Reichs- und erbländ. 
Grafenſtand vom 11. September 1790, Kurbrand. Anerk. 
26. September 1790). 


Vermiſchtes. 


— Dr. Georg Schmidt in Halle iſt vom heraldiſchen 
Verein zum Kleeblatt in Hannover zum Ehrenmitglied und 
vom Verein St. Michael in Bamberg zum korreſpondierenden 
Mitglied ernannt worden. 


— Wie bereits früher wiederholt, ſo haben auch jetzt 
aus Anlaß des Todes des Generaladjutanten Grafen 
v. Hülſen⸗Haeſeler die Seitungen vollſtändig falſche Un: 
gaben über die Suſammenſetzung des Namens Hülſen— 
Haefeler gebracht. Der damalige Major Dietrich v. Hitifen 
ſiegte gegen feinen Onkel Dodo v. Kuyphaufen und feinen 
Veiter Georg v. Schoenermarck in einem Prozeß, den letzt— 
genannter für feinen kürzlich als Leutnant im Garde-Füſilier— 
regiment verſtorbenen Sohn Heinrich (Harry) führte. Es 
handelte ſich um ein Fideikommiß urſprünglich aus der Herr: 
ſchaft Leuthen beſtehend, ſpäter in ein Geldfideikommiß um— 
gewandelt von der Stifterin Gräfin Hordt geborenen Gräfin 
Podewils, in zweiter Ehe vermählten v. Zaeſeler. An den 
Beſitz war u. a. die Bedingung geknüpft: vier adlige Ahnen 
und Annahme des Namens Haeſeler. 

Der letzte Beſitzer war der Vater des Generalfeldmar— 
ſchalls Grafen Haefeler, jetzigen Beſitzers von Harnefop, der 
eine bürgerliche Großmutter hat. 

Mit dem einſtigen Ausſterben der Gräflich Haeſelerſchen 
Linie hat die Sufammenfegung Hülſen-Haeſeler nichts zu 
tun. Der Fideikommißerbe iſt der Bruder, der General— 


— — ——— — —— — — — — — 


intendant. Für die Familie Hülfen ergibt ſich eine eigen- 
artige Namenzuſammenſtellung. 
Generaladjutant: 
v. Hülſen — Graf Hülſen⸗Haeſeler. 
Sein älteſter Sohn: 
v. Hülſen — Graf Hiilfen. 
Sein Bruder: 
v. Hülſen — v. Hülſen⸗Haeſeler. 
und damit auch verſchiedene Wappenführung. 
v. Schönermarck. 


— S. M. der Kaijer ſchenkte dem Papfte zu feinem 
fünfzigjährigen Prieſterjubiläum ein koſtbares Petſchaft aus 
Goldtopas mit dem päpitlihen Wappen, deſſen kunſtvolle 
Gravierung von dem Altmeiſter Hofgraveur Rudolf Otto 
(mitglied des Herold) ausgeführt wurde. 


Anfragen. 


35. 

1. Wer waren die Eltern von Peter von Courcelles Herrn 
von St. Liebaud, Tainlep uſw. und die von feiner Ge— 
mahlin Pregenta von Mélun (verm. ca. 1440)? 

2. Wer waren die Eltern und beiderſeitigen Großeltern der 
Elifabeth Stuart a. d. H. Athol, verm. um 1500 mit 
Johannes Stuart zu Lenox, der väterlichen Groß— 
eltern des durch ſeine Vermählung mit Maria Stuart 
berühmt gewordenen und fpäter ermordeten Heinrich 
Stuart, Lord Darnleyd 

Halle a. d. S., 
Sophienſtr. 29 J. W. C. v. Arnswaldt. 
134. 

»Es werden Nachrichten erbeten über: 

l. Sophie Juliane v. Blücher verw. v. Carnitz, deren 
Elven, Geburt uſw., verm. mit Adam Friedr. v. Brann: 
ſchweig den 19 5. 1707. (Erbherr auf Karnitz uſw. Hr. 
Greiffenberg i. P., Ravenftein, Lagow uſw 

2. Johanna £uife Rolas du Rofay, geb. d geft. zu 

Lagow Kr. Pyrit, zweite Gemahlin des David Vincenz 

v. Braunſchweig, Herrn auf Lagow, Landrat d. Kr. Pyrit;, 

verm. 1758, auch über deren Familie. 

Sind in dieſen Familien Bilder von v. Br. und Gat: 
tinnen vorhanden? 
Hans Klaptau b. Lüben i. Schlef. 


Ernſt von Braunſchweig, Major a. D. 
Mitglied d. Deutſchen Herold. 


155. 

1. Wie heißen die Eltern der Gräfin Katharina 
Schlik, deren Gemahl Graf Mathias Schlik anno 1487 
ſtarb und der Bruder des bekannten Kanzlers Caspar Schlik 
geweſen iſtd Heydenreich, Historie des Hanjes Schwarzburg, 
Erfurt 1743, Seite 78 nennt fie eine Cotter Graf 
Günthers XXXI. von Schwarzburg, Hübner, Tab. 670, be: 


zeichnet fie als eine Tochter des Grafen (d) Erkinger 


von Schwarzenberg. 

2. Wie heißen die Eltern der Gräfin Johanna 
zu Gleichen, die nach Hönig, Sächſ. Adelshiſtorie, III. Teil, 
S. 110, die Gemahlin des Freiherrn Chriſtian von Wilden— 
fels geweſen iſt und deren Tochter Eliſabeth von Wildenfels 
ſich um 1600 mit dem Grafen Diftor Schlik vermählte d 
(Hübner, Cab. 670). 

Um gef. Auskunft bittet 


Vöcklabruck, Oberöfterreih. Freiherr von Beulwitz. 


— 231 


136. 

In dem Werke: „Die Kunſt⸗ und Geſchichtsdenkmäler 
des Großherzogtums Mecklenburg ⸗Schwerin. Im Auftrage 
des Großh. Miniſteriums des Innern herausgegeben von 
der Kommiffion zur Erhaltung der Denkmäler, bearbeitet 
vom Muſeumsdirektor Hofrat Prof. Dr. Schlie 1902“ heißt 
es Band V Seite 491: | 

„In der St. Marien⸗Kirche zu Röbel i. M.: Ovale 
ſilberne Oblatendoſe mit einem Bülowſchen Allianz. 
wappen aus der Rokokozeit. 

Auf dem Schilde der Frau oben nach rechts zwei 
Pferdeköpfe, darunter nach rechts ein fpringender Löwe und 
unten nach rechts wieder ein Pferdekopf. Als Helmzier der 
Leib einer Jungfrau.“ 5 | 

Ich wäre für gütige Nachricht, welche Familie diefes 
Wappen geführt hat oder noch führt, dankbar. 

Caſſel, Kaiſerplatz 14. v. Santen, 

Leutnant im Huſaren⸗Regiment 14. 


137. : 
Geſucht das Wappen und die Eltern der Schweſtern 

a) Antoinette Gertrud von Winsheim, & Eiler 
Chriftian von Stadtlandern zu Brunswarden, 

b) Wilhelmine Hedwig von Winsheim, geboren 
zu Cleve 1659, f 11. Dez. 1710, & Céonne Grube zu 
Lyſtrup f 1721. 

Sie ſollen einer 1589 geadelten Familie auf Lampen. 

haufen im Cleveſchen angehören.“) 


Stettin, Birkenallee 19. Max w. Grube. 


138. | 
Geſucht wird der Vater von Johann Chriftian 
Senger (Sänger, Saenger), diefer war 1740 bis 1763 
Arendator in Schwarzow bei Stettin, + im Januar 1763, 
geb. etwa 1720 bis 1726. 


Eine urkundliche Beglaubigung der Filiation 


honoriere ich mit 50 m. 


Halle, Berburger Str. 30. Dr. Gg. Schmidt. 


. 139. 

Geſucht werden die Eltern und beiderfeitigen Grog. 
eltern der Fran Baronin Charlotte Amalie von Hohberg 
geborenen von Crotha, Witwe Car! Otto Chriftians Frhrn. 
von Hohberg, geweſenen Kal. preuß. Kammerherrn, Krieg 
und Domänenrats, Herrn auf Prausnit, Haafel uſw. Sie 
ſtirbt zu Liegnitz am 25. Februar 1801 im Alter von 
58 Jahren 1 Monat und 13 Tagen. 

vermählt: Berlin 27. 12. 1758. 


Auleben, Prov. Sachſen. | Frhr. v. Schlotheim. 


140. 
Exiſtieren Urkundenbücher uſw. über die Abtei Fuldad 
Welche Werke kommen für dieſe Gegend in Betracht d ** 


Düſſeldorf, Scheibenſtr. 23 J. Carl Welcker. 


| 141. 
Ich bitte um genaue Angaben über die Wappen der 
Familien v. Burſchwitz, v. Strobſchütz und Digeon 


*) Nach v. Spieſſen, Weſtfäl. Wappenbuch, führten die 
v. Winsheim 3 Ringe im Schilde, was vielleicht auf eine 
. Perwandtfhaft mit den v. Windheim deuten kann. 


n Anm. d. Red. 
**) U. A.: Schannat, Fuldiſcher Lehnshof, Frankfurt a. M. 
1726. Anm. d. K. 


v. Monteton. Don letzterer Familie kenne ich den Schild, 
möchte aber wiſſen, ob ein Siegel vorhanden iſt, das auch 
einen Helm mit Kleinod zeigt. 


Bremen, Sonnenſtr. s. Ernſt von Schönfeldt. 
142. 

Wo und wann ſind die Brüder Martin und Chriſtian 
Ludwig Lemke geboren? Martin wohnte von 1773 bis zu 
feinem Tode 1288 in Brandt bei Drieſen; Chriſtian Ludwig, 
Stadtchirurgus von Driefen, von etwa 1756 bis zu feinem 
Tode 1805 in Dordamm bei Drieſen. Wo kommt vor 1750 
der Name Lemke vor? f 

Berlin NW. 87, Elberfelderſtr. 4. 

Rechtsanwalt a. D. Fiſcher. 
143. 9 ö 

Wo iſt die von Albinus, Hiftorie von dem Geſchlechte 
der Herren v. Werthern (Leipzig 1205) angeführte consignatio 
D. Cristophori Balnhusii zu finden d a 

Berlin NW. 87, Elberfelderſtr. 4. 


Rechtsanwalt a. D. Fiſcher. 


144. 

„100 (hundert) Mark zahle ich demjenigen, der mir Ge⸗ 
burts: oder Taufzeugnis meines Ur-Ur⸗Großvaters Gottlieb 
Wilhelm Franz von Hoscielski verſchafft. Derſelbe iſt 
geſtorben zu Ponoſchau in Ob.⸗Schleſ. am 13. 8. 1806 und 


liegt begraben anf dem evangeliſchen Kirchhof in Mollna’. - 


Oskar von Koscielski, 
Oberleutnant i. Infant.⸗Reg. 31. 


Altona - E. 
Wielandſtr. 29, Ir. 


145. ’ 
Im Kopulationsregiſter der St. Pauli⸗Kirche zu Bremen 


befindet fic) der Eintrag, daß am 23. Dez. 1770 ehelich ver⸗ 
bunden ſind: | 
Johann Ehriftoffer Clüver aus Plöhn und 
Maria Dorothea Matthiſen aus dem Amte Sinn⸗ 
dorff P. 

Da die Forſchungen nach Herfunft und Verbleib dieſer 
Perſonen ſcheiterten, werden die geehrten Leſer des „Herold“ 
um Mitteilung gebeten, welches Plöhn und welches Sinndorff 
gemeint ſein kann. Beſtens dankend 

Diepholz (Hannover). 

Amtsgerichtsrat Georg von Klüfer. 


146. 

Magdalene von Platen 1522 [und 1545 genannt, 
vermählt mit Johann v. d. Kneſebeck a. d. H. Cylfen. Wer 
waren ihre Eltern? Aus welchem Haufe ſtammte fie? Wo 
und wann vermählt? Sind die Daten ihrer Geburt und 


ihres Todes bekanntd 
W. 30, Bambergerſtr. 16. H. von Platen, 


Tt. a. D., Mitglied des Herold. 


142. = 
Erbitte höflihft Auskunft über Moritz von Platen 


a. Franzkow od. Panko. Er war < mit Anna von Schwerin 

a. d. F. Grellenberg geb. um 1500, Tochter des Andreas a. 

Grellenberg u. Eliſabeth v. d. Lühe a. d. H. Schulenburg. 
Wer waren die Eltern des Moritzd 


Oldenburg i. Gr. 


— - — 
— 


a 
{ 
\, 


Frau Werner von Wenckſtern, \ 


— 232 — 


Antworten. 


getr. Anfr. in Jahrg. 1892 5. 53, 1905 8. 44 und 5. 98 
und 1906 5. 38 uſw. des „Veutſchen Herold“. 

Kauffmann (ſpäter von Hauffberg vergl. 1907 S. 160). 
Auszüge aus dem Beerdigungsregiſter zu Königjee (Schwarz. 
burg) 1674 Nr. 29. „Fr. Clara⸗Sophia, Hr. Friederici Kaufe 
manns, Amtsſchöſſers allhier, liebgeweſene⸗ Eheweib, iſt 
mit Chriſtl. Ceremonien und einer Leichpredigt, beerdigt 
worden am 2. Nov.“ 

1688 Nr. 16. „Hr. Friedrich Kaufmann, geweſener 
Amptsſchöſſer des Ampts-Schwartzburg, emeritus, in die 
80 Jahre alt, wurde mit einer Leichpredigt beerdigt den 
27. Maji.“ ö 

Halle a. d. S., 

Sophienſtr. 29 J. W. C. v. Arnswaldt. 


getreffend die Anfrage 110 in Nr. 10 des „D. Herold“ von 1908. 

6. Eine Tochter des Johann Paul Stecher, der 1209 
zu Berlin, Fal. Ober-Mühlen⸗Inſpektor und fal. preuß. Geh. 
Rat war, war & Chriftoph v. Billerbeck, preuß. Obriſt, 
T zu Galle 16. Movember 1790 im 277. Jahre, und F zu 
Halle 5. Februar 1805 im 65. Jahre. Paul Stecher, 
Magdeburgiſcher Kriegs. und Damainenrat zu Schönebeck, 
+ im März 1765. 

Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. 


getreffend die Anfrage 118 in Ar. 10 des „D. Herold“ ven 1908. 


Dr. Wagner. 


Johann Wilhelm Dietrich 

v. Buddenbrod, 

* 13. März 1704 zu Tilfe- 

wiſchken, f 22. Auguſt 1765 
zu Sandlack. 


Leopold, preuß. Hauptmann 
* 12744, f 1798, & Friede⸗ 
rique LTouiſe v. Glaubitz, 
* 27. November 1755, 
T 23. März 1808. 


Charlotte Louiſa Wilhemine 
< Graf v. d. Gröben. 


* 


Dorothea Charlotta 
v. Knobelsdorff, 

* 27. Dezember 1212 a. 
d. F. Barthen, + daſ. 
18. September 1782. 


Sophia Louiſa Charlotta, 
* 17. Juli 1756 zu Sandlack, 
T 22. September 1776 zu 
Lamgarten x Otto Friedrich 
Keichsgraf v. Egloffſtein 
* 25. September 1753 zu 
Lamgarten. 


Gottlieb Friedrich Leopold 

>< l. Henriette Sophie fran: 

cisca Friederica Albertine 

Reichsfreiin v. Egloff- 

ſtein, * 6. Juli 4773, 

ſepariert 1802, wieder 
v. Beaulieu. 

2. Nany v. Viereck. 
— — 
Carl Auguſt 
*24. Oktober 1795 3ulDeimar. 

* 


* 
Sophie Louiſe Charlotte v. Buddenbrock, F 29. Januar 1808 
zu Barthen, >< nn en Friedrich v. d. Gröben. 


Albrecht v. ere 


" Anna "Barbara v. Lehwald. 


„—rr! eC ee 
Sophia Dorothea, 


>< 1763 Sigismund Dietrich v. Kunheim. 


Berlin N. 39, Sellerſt. 2. 


Dr. Wagner. 


Getreffend die Anfrage 114 in Nr. 10 des „d. Herald” von 1908. 


Ein Dorf Döffingen liegt im Neckarkreiſe, Oberamt 
Böblingen in Württemberg. Vielleicht iſt es das Geſuchte. 


Doberan. v. Aspern. 


getreffend die Anfrage 124 in Nr. 11 des „D. Herold“ von 1908. 
Bernt Joachim v. Moerner, T 18. Juni 1675, 

54 Jahre 3 Monate alt. — KHupferſtich vorhanden nur von 

Ulrich Otto v. Dewitz * 14. Juni 4611 f 5. Auguſt 1725. 
Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. Dr. Wagner. 


Betreffend die Anfrage 125 in Ar. 11 des „D. Herold“ von 1908. 
Ein Leutnant vom Regt. Württemberg. Huſaren Frölich 
1787 geadelt. 
Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. 


getreffend die Anfrage 126 in Nr. 11 des „, J. gerald“ n 1908. 
1. Über Falcke in Wefifalen vergl. Siber, Wappenbuch. 
4. Wappen eines Hauptmanns Andreas v. Kunkel 
zu Peitz, 1627, und eines Bernard v. Runkel, 1780, 
vorhanden. 
Berlin N. 59, Sellerftr. 2. 


getreffend die Anfrage 128 in Ar. 11 des „D. Herold" sen 1908. 
Serſtreute genealogiſche Nachrichten vorhanden über 
v. Sobbe in Berlin, Weſel, nen Schlagenthin, Kichſtädt 
in Mecklenburg. 
Berlin N. 39, Seller fir. 2. 


Setreffend die Anfrage 130 in Ar. 11 des „D. Herold.“ von 1908. 
liber Ferdinand Chriſtian Touch y vgl. Schmidt, Anhalt. 
Schriftſteller-⸗Lexikon S. 7 und die dort angegebenen Werke. 
Berlin NW. 87, Elber felderſtr. 4. 

Rechtsanwalt a. D. Fiſcher. 


Betreffend die Anfrage 132 in Nr. 11 des „D. Hersld“ vex 1908. 
Hüter v. Bofe findet man in den Aufſchwörungen im 
Domſtift Naumburg auf folgenden Tafeln Nachrichten: 
Nr. 8, 14, 16, 28, 44, 73, 80, St, 85, 86, 88, 92, 
100 und Tafel Nr. III, eine Unterſchrift in Tafel 59. 
v. Obernitz. 


Betreffend die Anfrage 132 in Ar. 11 des „O. Jersld“ ven 1908. 

Wiewohl ich glaube, daß das fragliche Wappen auch 
anderweit erkannt worden ſein wird, will ich doch die 
Familie angeben, der es zugehörig, weil die Ban. zu denen 
gehört. welche bei der Indventariſation der Bau- u. Kunft- 
denkmäler des Har. Sachſen, nämlich aus Anlaß einer Yeu- 
auflage der früheren Hefte (von Steche) der Beantwortung 
harren! Es iſt das Wappen der frhn. v Meggan. Die Figuren 
find verkannt. Es fin) Schaufeln. Der Querſtrich oben iſt 
bei der ſchlechten Erhaltung des Epitappiums nicht erkannt 
worden. (Alter Siebmacher I. 2). Dieſes Epitaphium ſowohl 
als das Boſeſche Erbbegräbniß und weiter ein Freigrab des 
Oberſten Carl v. Bofe find beſchrieben in dem oben an- 
geführten Werke Heft 12, Amtshauptmannſch. Swickau, 
Dresden 1889, S. 114 ff. Wie bekannt ſchrieb ſich die 
Familie auch Mecka uſw. Ausgang des 15. Ihrdts. war 
Joh. v. M. Abt von Altenzella und ſein Wappen befindet ſich 
an einem der Stiftshäuſer am Meißner Domplatz. Daß 
dieſes alte erloſchene Geſchlecht früher zum meißniſchen Adel 


gehörte, iſt wohl bekannt. 
Dresden N., Carlſtr. 6. Frhr. v. Fedtwitz. 


Dr. Wagner. 


Dr. Wagner. 


Dr. Wagner. 


Zn — — T ͤ — —ꝛ. ͤ —— . 


Deilage: Gräflich von Schwerin' ſches Wappen, Blasgemalde von Luiſe Menzel. 


— 


Verantwortlicher Herausgeber: Ad. M. Hildebrandt in Berlin, W. 62. Schill trate 8 l. — Selbſtverlag des Dereins Herold; auftragsweiſe verlegt von 


Carl Heymanns Verlag in Berlin, W. Mauerſtraße 43. M — Julins Sittenfeld, Hofbuchdrucker. in Berlin W 


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