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Verantwortlicher Herausgeber: Verlag:
Carl Heymanns Verla.
Ad. O. Hilbrbrandf.
Anpaltsverzeidpnis des ML Jahrgangs 1908.
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I. Wappenkunde.
Brandenburg, Wappen des Markgrafen Johannes von —
als Ritter des Dliesordens, S. 122.
Detmold, Katalog der Fürſtl. Waffenſammlung, mit Ab—
bildung, S. 146.
v. Engelboftel, das Wappen der Familie —, S.
Enkircher Wappen, nochmals das —, S. 122.
Exotiſche Länderwappen
1. Britiſch Honduras, S. 8,
Jamaika, S. 82,
. Rio Grande del Sul, S. 141,
Neuſüdwales, S. 160,
. Auftralien, S. 195, S.
. Mauritius, S. 196.
Flamme, die, auf Ördensinfignien, S. 115.
Forchheim, Malereien im Schloß zu —, S. 128, 17%.
Heraldik, die, auf der Ausſtellung vom Goldenen blies zu
Brügge 1907 (mit Hunſtbeilage), S. 73.
Hiſtoriſch⸗heraldiſche Unterſuchung
Ölgemälde, S. 224.
Japaniſche Familienzeichen, S. 169.
Japaniſche Stadtwappen (Nachtrag), S. 85.
Originalzeichnung, eine unbekannte — Goethes mit dem
Wappen Selters (mit Abbildung), S. 27.
Salzburg, Wappen auf dem Peterskirchhof zu — (mit
Kunftbeilage), S. 64.
F. v. Schillers Wappen im Adelsdiplom, mit Abbildung, S. 21s.
Gräfl. v. Schwerin ſches Wappen, Glasgemälde von L. Menzel,
S. 230:
Seltenheit, eine heraldiſche —, S. ga.
v. Stöcken, das Wappen der Familie —, S. 134.
Waffenkunde. Was ſoll der Heraldiker von hiſtoriſcher
Waffenkunde wiſſen? Mit Abbildung, S. 51, 155.
v. Weltze, das Wappen der Familie —, S. 134.
Willkomm, (Prunfbecher) in Helmform (mit Abbildung),
S. 198.
Felter Medaille, S. 32.
II. Kiegelkunde.
Das Siegel der Hüttener Harde (Bergharde), S. 37.
Barfte, ein Siegel des Amts —, S. 216.
Petſchaft des Papſtes, S. 230.
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über ein altes
Siegel, ein unbekanntes — der Göttinger ſtädtiſchen
Altertumsſammlung, S. 85.
Siegelſammlung, verkäufliche, 5. 199.
Sigillum oblativum prioris claustre virginum septi-
stagnensium, S. 218.
III. Familienkunde.
Abwehr, zur, S. 60.
Ahnentafeln, die —, des Herrn Dr. Roller, S. 141.
Adelige in den Berliner Bürgerbüchern, S. 118.
Altena, Burg, S. 116, (44.
Altena, Iſt Burg — eine Stammburg der Hohenzollern? S. 16.
Baden, der Grabſtein der Markgräfin Anna von — (F 1574),
S. 55.
v. Baden, zwei Gedenkſteine der Herren — auf Kiel (mit
Abbildung), S. 7.
Bärtling bzw. von Bärtling,
Familie —, S. 120.
Beſitzfeier, eine 625 jährige, (v. Weſternhagen) (mit Ab⸗
bildung), S. 153. f
v. Boſe, Buze und Boz, S. 190.
Fiſchbeck, Aufſchriften und Wappen der Särge in der Krypta
der Stiftskirche zu —, S. 76, 100.
Fiſchbeck, Steininſchriften zu Stift —, S. 58, 76, 199.
v. Flemming, der Schillſche Leutnant —, bürgerlich, S. 9.
Gedenkbuch einer böhmiſchen Erulantenfamilte in der Herzog⸗
lichen Bibliothek zu Wolfenbüttel, S. 97.
— Hufage dazu, S. 192.
Genealogiſches Hilfswerk, ein, (in Dänemark), S. 60.
Grabinſchriften der luth. Kirche in Rinteln, S. 35, 57.
Goethe- Ahnen, S. 161.
Sur Stammtafel der
SGoetheſche Ahnentafeln, S. 60.
Goethes Ahnen, von Carl Knetſch, S. 176, 196.
Bartungs Brief vom Jahre 1667, S. 37.
Henckel v. Donnersmarck, Beiträge zur
Genealogie der Familie —, S. 212.
Nenßelbuch, das, der Stadt Sontra, S. 175.
Heroldsamt; Die SFuſtändigkeit des Kal. Heroldsamts gegen:
über den Gerichten bei Entſcheidung über das Recht zur
Führung adliger Prädikate in Preußen, S. 150.
Kekule von Stradonitz, S. 208.
Kemnitzer Hirchenbuch, aus dem älteſten —, S. 179.
Kirchenbücher Eſtlands, S. 56.
UMirchenbücher in der Mark, S. 98.
Theodor Koerners Dorfahren, S. 229.
Kurfus über Familienforſchung und Vererbungslehre, S. 82,
168. Programm desſelben, S. 95.
v. Loen, die Familie —, S. 226.
Das Orthſche Familienbuch, S. 96.
Orth. die Familie — in Heilbronn, Frankfurt a. M. und
Holland, S. 194.
v. Randow, die Familie —, S. 159.
Schillers ı6ftellige Ahnentafel, S. 102.
v. Schönfeld, Heinrich, S. 78.
— Ergänzungen dazu, S. 146, 164, 174.
Schönfeld Frage, noch einiges zur —, S. 115.
Schottelius, die Familie —, S. 14, 34, 164.
Schottelius, Verbindungen der Familie —, S. 2134.
Soehle, Freiherrn v. Soehlenthal und Soehlen von Aichberg,
Bruchſtückweiſe Genealogie, S. 156.
v. Sommerfeld, die Bezeichnungen Cumnitz und Cſchaslaw
im Familiennamen der — in Schleſien und Böhmen, S. 139.
Stammbuch des Elias Pilgram aus Nürnberg 1626— 1631,
Se 102:
v. Weſternhagen, f. Beſitzfeier.
Geſchichte und
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Foyer 4 1063508
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IV. Bücherſchan.
Albrecht, Rud., Die Wappendenkmale und Inſchriften in
Rothenburg o. d. T. 1907, S. 198.
Archives heraldiques suisses, S. 163.
v. Arnswaldt, W. C., Aus der Geſchichte der Familie
Warnetrapp 1908, S. 38.
v. Arnswaldt, W. C., Petersburger Tagebuch der Frau
Erbprinzeſſin Auguſte Karoline Sophie von Sachſen-HMoburg⸗
Saalfeld (793, S. 18.
v. Blumenthal, Herr Graf —, Geſchichte des Geſchlechts
der Grafen und Herren von Blumenthal 1908, S. 39.
Danmarks Adels Urboog 1908, S. 53.
Dengler, B., Geſchichte einer Dorfkirche, 1908, S. 62.
Deutſcher Ordens ⸗ Almanach, 1908, S. 104.
v. Doerr, Aug., Beiträge zur Geſchichte und Genealogie der
Familie Henckel v. Donnersmarck und die legitimierten
Nachkommen der letzten Herzöge von Teſchen aus piaſtiſchem
Geblüt, S. 105.
Ebell, Mar, Perlen der Sandſteinvogeſen, 1908, S. 62.
Ebhardt, Bodo, Die Hohkönigsburg, 1908, S. 144.
v. Enckevort, Geſchichte der Familie, S. 217.
v. Frankenberg, Karl, Rückblick auf Kultur und Geſchichte
des Adels in Schleſien, 1907, S. 197.
Groeneveld, Emmo, Feſtſchrift betr. das Marktrecht der
Stadt Leer, 1908, S. 62.
Habicht, Max Eberhardt, Stammtafeln der Familie Habicht,
1907, S. 18.
Helmolt, Hans F., Weltgeſchichte, 9. Bd. 1907, S. 61.
Dr. Heydenreich, Das Recht zur Wappenführung, S. 217.
v. Rösle, Die alten Papiermühlen der freien Reichsſtadt
Augsburg, 1907, S. 62.
Hervyn de Lettenhove, Baron H., Les chefs - d'oeuvre
d'Art ancien 4 l' Exposition de la Toison d'or a Bruges
en 1907, S. 181.
Kleinfhmidt, Die Herren und Freiherren von Holzhauſen,
1908, S. 145.
„ H., Der Lindauer Sweig der Familie Heider, 1908,
. 145. j
Kiefer, Karl, Frankfurter Blätter für Familiengeſchichte,
1908, S. 64.
Kiefer, Karl, Haus- und Siegelmarfen aus der Stadt
Lindau i. B., 1908, S. 217.
Knetſch, Dr. Carl, Goethes Ahnen, 1008, S. 182.
Koerner, Dr. B., Genealogiſches Handbuch bürgerlicher
Familien, 14. Bd. 1908, S. 85.
Leuſchner, Familiengenealogie, 3. Aufl., S. 40.
Limpert, Grundſteine zu einer Stammtafel der heſſiſch—
thüringiſchen Familie —, S. 145.
£omer, Dr. Georg, Bismarck im Lichte der Naturwiſſen⸗
ſchaft, 1907, S. 162.
Lorenz, Dr. Ottokar, und Devrient, Dr. Ernſt, Handbuch
der europäiſchen Staatengeſchichte, 1008, S. 107.
Dr. Lorenz und J. Galgowski, Mitteilungen des Vereins
für kaſſubiſche Volkskunde, Heft I. 1908, S. 62.
v. Lüttgendorff⸗Leiburg, Familiengeſchichte,
baum und Ahnenprobe, S. 199.
Macco, H. Fr., Aachener Wappen und Genealogien, I, 1907,
S. 65. Berichtigung dazu S. 86.
Macco, Aachener Wappen und Gen., II., S. 217.
Machholz, Familiennachrichten aus altpreußiſchen Kirchen⸗
büchern, S. 62.
v. Maltzahn, A. A. Fhr., Eliſabeth, Landgräfin von Heſſen⸗
Homburg, geb. Prinzeſſin von Großbritannien und Irland.
Ein Lebensbild, 1908, S. 216.
Stamm⸗
v. Manſtein, E., Geſchichte der Familie v. Manſtein, S. (at.
Mitzſchke, Dr. Paul, Mitteilungen aus dem Mitzſchkeſchen
Familienverbande, 1908, S. 198.
Ordens-Almanach, Deutſcher, für 1908/9, S. 165.
Poffe, Otto, Die Siegel des Adels der Wettiner Lande, III,
S. 181.
v. Reichenbach, H. Graf, Urkundliche Geſchichte der Grafen
von Reichenbach in Schleſien, 1908, S. 63.
Roſenbach, Adolf, Genealogie der Familie Roſenbach, 1908,
S. 107.
Schmidt, Berthold, Geſchichte des Geſchlechts von Maltzan
und von Maltzahn, II, 1907, S. 17, 40.
Schmidt, Dr. Gg., Das Geſchlecht von Bismarck,
S. 40.
Schmidt, Dr. Gg., Das Geſchlecht
1908, S. 105.
J. Siebmachers Großes und Allgemeines Wappenbuch,
neue Auflage, S. 217.
Stein, Guſtav und Richard, Nachrichten aus der Familie —,
S. 145. |
Tiroler Adels-Stammſitze, S. 216.
v. d. Velden, Dr. G., Das Kirchenbuch der franzöſiſch—
reformierten Gemeinde zu Heidelberg und Frankenthal
i. d. Pfalz, 1908, S. 229.
verzeichnis, vollſtändiges, der deutſchen Städte uſw., welche
für den Sammler von Ortswappen in Betracht kommen,
S. 85.
Dogtherr, Dr. Friedrich, Geſchichte der Familie Dogtherr
im Lichte des Kulturlebens, S. 40.
Waldbott Rfrhr. v. Baſſenheim, Graf Oswald Gobert
von Wolkenſtein, 1008, S. 144.
Wappenfibel, 2. Aufl., 1908, S. 145, 198.
Wecken, Dr. Fr., Genealogiſches über Familien des Namens
Wecke, Wecken, 1907, S. 40, (44.
Welcker, Beiträge zur Geſchichte der Familie —,
1908,
von der Schulenburg,
1908,
Wolleſen, P., Beiträge zur Geſchichte des Kreiſes Ofter-
burg, III. Bd. 1008, S. 217.
V. Vermiſchtes.
Archiv, ein fürftliches, S. 199.
Beſuchskarten, künſtleriſch ausgeſtattete, S. 64.
Bienſches Wappen, S. 41.
v. Bülowſche Bibliothek verkäuflich, S. 88.
Celle, das Daterländifhe Muſeum zu —, S. 64.
Dellemannſcher Familientag, S. 218.
Dimpfel, Arthur, Auszeichnung, S. 64.
Exlibris, ſeltene, S. 217.
Familienforſchung, Abhandlung über —, von C. Stichler
in der Tägl. Kundſchau, S. 42. |
Samilien-Wamen im Cuxhavener Tageblatt, S. 41.
Betr. Fiſchbeck, Wappen in der Stiftskirche und Ahnen⸗
tafeln der Stiftsdamen, S. 199.
Frankfurter Hausmarken und Wappen in der Frankf.
Kl. Preſſe, S. 41.
Genealogiſcher Abend in Leipzig, S. 42.
Großkmehlen bei Ortrand, Familienwappen in der Kirche
zu —, S. 182.
Heider, Genealogiſche Notizen, S. 41.
Hanau, Gedenkſteine auf dem Friedhof daſ., S. 199.
Dr. Heydenreich, Vortrag über das Recht zur Wappen
führung, S. 88.
Hohkönigsburg, zur Einweihung derſelben, mit Kunſt⸗
beilage, S. 105.
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v. Honftedt, Adelsgeſchlecht erloſchen, S. 105.
v. HiilfensHaefeler, Urſprung des Namens, S. 230.
Internationale heraldiſche Konvention, S. 41.
Internationaler Kongreß für hiſtoriſche Wiſſenſchaften
zu Berlin 1908, S. 85.
Hirchenbücher des kath. Pfarramts zu Alpen, S. 105.
Korreſpondenzblatt des Geſamtvereins, S. (08.
Leipzig, Friedhofausſchuß, S. 164.
Lenzſcher Familientag, S. 122.
Maillinger⸗ Sammlung, die, S. 122.
Mansfelder Bergwerke, Urkundenbuch derſelben, S. 145.
Mirus, Lebenslauf des + Hofrats, S. 145, 164.
Praktiſcher Wegweiſer, Wochenſchrift, S. 217.
Schaumburg, die, bei Rinteln, S. 164.
Dr. Gg. Schmidt, Auszeichnung, S. 41, 250.
Schottelius, der Name, S. 164.
v. Seydlitz, Hauptmann a. D., 7, S. 105.
Stiftungen und Stipendien für Mitglieder des deutſchen
Adels, S. 105.
Studentiſche Kunſt, Ausſtellung für —, S. 64.
Daterländifhes Geſchichtswerk (Fhr. v. Mansberg, Die
Erbanwartſchaft wettiniſcher Lande), S. 105.
Verluſt deutſcher Namen in Polen, S. 42.
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Waldeckiſche Geſchichte, S. 164. |
Seulenroda, Hotel zum Gold. Anker, S. 42.
v. Siegler ſches Stipendium, S. 182.
Anfragen: S. 19, 43—45, 64—66, 88 —90, 106108, 123,
146, (od, 182— 184, 199, 218 — 220, 250.
Antworten: S. 45, 66—068, 90, 108, 124, 148, 165, 184,
220, 251.
Briefkaſten: S. 68, 108, 184.
Familiennachrichten: S. 21.
Geſamtverein der deutſchen Geſchichts- und Altertums-
Vereine: S. 187.
Am ſchwarzen Brett: S. 88, 123.
Protektorat Sr. Kal. Hoheit des Prinzen Friedrich Karl
von Heſſen (mit Bildnis): S. 1. f
Sitzungsberichte: S. 2, 4, 6, 24, 26, 47, 49, 20, 71, 9,
95, 110, 112, 125, 126, (49, 185, 205, 206, 221, 223.
a — —
Verzeichnis der Mitarbeiter.
Zu vorliegendem 59. Jahrgange des Deutſchen Herold haben Beiträge geliefert die Herren:
v. Arnswaldt, W. C., Halle a. S.
v. Aspern, Doberan.
v. Bardeleben, C., Exzellenz, Berlin.
v. Boſe, E., Oberfranfleben.
Bötticher, A., Frankfurt a. O.
Fräulein v. Bülow, A., Hoffelde.
Clog, Ad., Friedenau.
v. Dachenhauſen, A., Freiherr, Brüſſel.
v. Damm, R., Dr., Hannover.
v. Doerr, A., Schloß Smilkau.
Eggers, H. K., Lübeck.
Ehrenberg, H., Dr., Münſter.
Gritzner, E., Dr., Weimar.
Grube, M. W., Stettin.
Herrenberger, Ulm.
Jachmann, H., Charlottenburg. .
Kekule v. Stradonitz, Dr., Gr. Lichterfelde.
Kiefer, H., Frankfurt a. M.
Koerner, B., Dr., Berlin.
de Lorme, Ed., Hannover.
Loſch, Ph., Dr., Steglitz.
Lüſtner, Lothar.
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Meyermann, Dr., Göttingen.
v. Mülverſtedt, G. A., Magdeburg.
ath, Fr., Rellinghanfen.
zur Nieden, Dr., Berlin.
v. Oidtman, E., Lübeck.
v. Kauch, Dr., Heilbronn.
v. Richthofen, W., Hirſchberg.
v. Röbel, Gr. Lichterfelde.
Roller, Dr., Karlsruhe i. B.
Sabel, G., Bamberg.
Schlawe, K., Breslau.
v. Schoenermarck, G., Berlin.
Seyler, G. A., Berlin.
Sommer, Dr., Gießen.
Sommerfeld, Dr., Königsberg Pr.
Strohl, 8. G., Wien.
v. Törne, Dr., Reval.
v. d. Velden, Dr., Weimar.
Derweyen, J., Gelſenkirchen.
Wagner, Dr., Berlin.
Weinitz, Dr., Berlin.
Wentzel, K. G., Ober-Kemnth.
Verlags -Archlo 4553.
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Hofbuchdrucker., Berlin W.
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Hiegel- und Familienkunde“ 8 ME. Einzelne Nummern foften 1 Mk. — Anzeigen für den „Deutfchen Herold’ werden von
Earl Heymanns Derlag, Berlin W., Manerftr. 43. 44, entgegengenommen.
Mit hoher Freude bringen wir zur Kenntnis der Mitglieder des Vereins Herold, daß
Se. Hoheit Friedrich Karl Prinz von Seffen
die Gnade gehabt haben, das |
Protektorat
über den Verein zu übernehmen. Das gnädige Handſchreiben Seiner Hoheit iſt an der Spitze
des Berichts über die 769. Sitzung in dieſem Blatte abgedruckt.
Das Bildnis unſeres nunmehrigen hohen Schutzherrn nach der neueſten Aufnahme
legen wir dieſer Nummer bei. Der Gorſtand des Wereins Herold.
Jubalts verzeichnis: Bericht über 768. Sitzung vom 19. No⸗ Die Pereinsbibliothek befindet ſich W. 62, Aleiflſtr. 4,
ps m ae 1255 2. 769. anne ac 5. De- | Auergebände I., und if Mittwochs von 2—5, Soun-
zember 1902. — Hauptverfammlung vom 3. Dezember 1907. = A
— Swei Gedenkſteine der Herren von Baden auf Kiel. (Mit | a Ld
einer Tafel.) — Exotiſche Länderwappen. (Mit Abbildung.) re
— Der ſchillſche Leutnant Hans v. Flemming — bürgerlich.
— Die Familie Schottelius. — Jft Burg Altena eine Stamm: Alle Vereins- und Fachgenoſſen (Mitglieder und nicht
burg der Hohenzollern? — Bücherſchau. — Anfragen. mitglieder) werden infolge des Pereinsbeſchluſſes vom
17. Dezember 1895 gebeten, dem Schriftführer des Vereins,
Geheimrat Seyler, Berlin 8. W., Gneiſenauſtr. 99, ge-
Bereins nachrichten. | fällige mitteilen zu wollen:
8 1. die wiſſenſchaftlichen Themata, Probleme oder Spezial-
„ Rex Situngen des Yersins derold gebiete, deren Erforſchung und Bearbeitung fie ſich
Dienstag, den 21. Januar 1908 zur Aufgabe geſtellt haben;
Cloß: „Was muß der Heraldiker . „, fragen, welche in das umſchriebene Gebiet einſchlagen,
von der Waffenkunde wiſſen d“) | 7½ Uhr, zu beantworten;
Dienstag, den 4. Februar 1908 3. hinſichtlich welcher Punkte ihnen Mitteilungen, Auf-
im „Jurssrafen hof, Aurfürftenfir. 91. klärung, Beiträge ufw. willkommen wären.
5
Die Mitglieder des Vereins Herold werden freundlichſt erſucht, folgendes beachten zu wollen:
1. Alle den Herein im allgemeinen betreffenden Korreſpondenzen find zu richten an den Porſitzenden
Herrn Generalleutnant z. D. v. Bardeleben, Erzellen, Berlin W. 50, Zurfürkendamm 240, oder an den
Schriftführer, Herrn Geheimrat Seyler, Berlin W. 30, Nolendorſſtr. 10.
2. Alle Anfragen, Wappen und Wappenkunſt betreffend, ferner Manufkripte für die Vereins publikationen
und Mitteilungen, welche die Bibliothek des Vereins betreffen: an Herrn Profeffor Ad. M. Hildebrandt,
Berlin W. 62, Schinſtr. 3.
3. Alle Mitteilungen genealogifher und familiengeſchichtlicher Art: an Herrn Kammerherrn Dr. Kekule
v. Siradonit in Groß Limterfelde, Marienſtr. 16.
A, Alle Anfragen und Mitteilungen über Siegel und Siegelweſen: an Herrn Geheimrat Seyler,
Berlin W 30, Nollcndorffir. 10.
Die Mitgliedsbeiträge find an den Deutſchen Kreditverein, Berlin W. 66, Mauerſtr. 86/88, zu leiſten.
Anmeldungen neuer Mitglieder nehmen alle vorſtehend genannten Herren entgegen.
Bericht
über die 768. Sitzung vom 19. November 1907.
Vorſitzender: Se. Erz. Herr Generalleutn. 3. D. v. Bardeleben.
Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz ver—
lieſt eine Bemerkung S. E. des Herrn Grafen
v. Pettenegg zu dem in Nr. 11 S. 188 der Monats-
ſchrift abgedruckten Sitzungsberichte, dahingehend, daß
der dort erwähnte Biſchof von Chur, Ortlieb v. Brandis,
nicht zu dem tyrolifchen, ſondern zu dem hochfreien
räthiſchen Geſchlechte dieſes Namens gehört habe.
Zu korreſpondierenden Mitgliedern werden erwählt:
1. Herr Dr. phil. Eduard Heydenreich, Regierungs:
rat, Profeffor, Kommijjar für Adelsangelegen⸗
heiten im Königl. Sächſ. Miniſterium des Innern,
Dresden⸗A., Blumenſtr. 45 IL;
2. Herr Dr. Martin Wagner in Berlin;
3. Herr Dr. phil. Richard Wendelmuth, Herzogl.
Sächſ. Hofrat, Herausgeber des Gothaiſchen
Hofkalenders und der Genealog. Taſchenbücher,
Gotha, Herrenwieſenweg 6.
Als Mitglieder werden angemeldet:
*1. Herr Benno Frederking, Fabrikbeſitzer zu Dorpat,
Livland;
2. Herr Alexander Giertz, Pfarrer zu Petershagen,
Oſtbahn⸗Vorort;
5. Herr Franz Junckersdorf, Dresden -A. 5.
Auf den Antrag des Herrn ſtellvertretenden Dor-
ſitzenden wird beſchloſſen, Herrn Kammerherrn
Dr. Hekule v. Stradonitz, welcher der IV. Haupt.
verſammlung der Sentralſtelle beiwohnen wird, die
Vertretung des Dereins auf diefer Derfammlung zu
übertragen. — Der Herr Vorſitzende verlieſt die Ein.
ladung zur Hauptverſammlung der Dereinigung zur
Erhaltung deutſcher Burgen (27. d. M.).
S. E. Herr Oberpräſident Dr. Freiherr v. Maltzahn ;
Gültz hatte die Güte zu überſenden: Geſchichte des
Geſchlechts v. Maltzan und v. Maltzahn von Dr. Berthold
Schmidt (Schleiz 1907. 8° II. Abt. I. Band. — Es
find weiter eingegangen: J. Urkunden und Regeften
zur Genealogie derer von Scheven, II. Heft. Be»
arbeitet von Curt v. Scheven, Oberft 3. D. (Geſchenk
des Herrn Verfaſſers). 2. Genealogiſcher Taſchen⸗
kalender der Familie Holle v. Wehdem 1906. Dort⸗
mund. 3. Sommerfeldt, Sur Geſchichte der Grafen
v. Tübingen, zirka 1455-1490. S. A. (Geſchenk des
Herrn Verfaſſers). Sodann gab der Vorfigende von
dem Inhalte der beiden letzten Hefte der Rivista
araldica einen kurzen Überblick und berichtete über die
Ankäufe. Der Herr Kammerherr machte die erfreuliche
Mitteilung, die finanzielle Tage des Vereins werde es
geftatten, in den Etat für 1908 für Bücherankäufe den
Bet rag von 1000 Mk. wieder einzuſetzen. Herr Oberft
v. Scheven bittet, bei den Ankäufen Weſtfalen mehr als
bisher zu berückſichtigen und namentlich auf den Erwerb
der Werke von Steinen bedacht zu ſein.
Sum Schluß verlas der Herr Vorſitzende ein im
Geheimen Staatsarchiv gefundenes Schreiben des
v. Koetteritz an den Kurfürſten Johann Sigismund
v. Brandenburg vom 4. Mai 1609 über Änderungen
des kurſürſtlichen Wappens durch den Anfall der
J ülichſchen Ecbfchaft. Herzog Johann Wilhelm v. Jülich,
Cle ve und Berg war am 25. März 1609 geſtorben
und der Kurfürft hotte ſofort den Auftrag erteilt, die
Wappen der angefallenen Lande dem kurfürſtlichen
Wappen einzuverleiben. Koetteritz überſendet nun dem
Kur fürſten das neue Wappen, wie er es im Einver⸗
nehmen mit etlichen der anderen Räte hat ordinieren
und abmalen laſſen. Eines der neuen Siegel war
größer ausgefallen, als befohlen, weil der Siegelgraber
erklärt habe, es wäre unmöglich, in eine kleinere
Platte alle Helme und Schilde und was dazu gehört,
kenntlich zu ſchneiden. Übrigens führten Fürſten und
Herren im Reiche, die dem Kurfürften an Fanden und
Leuten bei weitem nicht zu vergleichen wären, ebenfo
große Sekrete in ihren Kanzleien. Er überſendet dem
Ku rfürſten das Sekret durch den Trompeter Blaſius
Brackwage, welcher hochbeteuerlich verſprochen, es
gleich feinem Ceib und Leben zu verwahren. Es ſoll
nun noch ein kleineres Siegel von der Größe eines
Ortstalers nur mit den prinzipalſten Inſignien und
dem Kurhute auf dem Schilde in Silber geſtochen
werden.
Der Schriftführer berichtete, der Inhaber einer
Wappenfabrik zu Dresden habe eine Schrift über
Wappenſymbolik erſcheinen laſſen, welche den Laien, der
ee
für feine Familiengeſchichte Intereſſe hat, für die ehr⸗
würdige Sitte der Wappenführung gewinnen und ein
reiches Material vor ihm ausbreiten will, aus dem er
nur zu wählen brauche; ſie ſchließt mit einer Reklame
für die Fabrik des Verfaſſers. Der Verein „Herold“
hat ſeit ſeinem Beſtehen dieſen Wappenfabriken den
Krieg erklärt, weil ſie mit dem verwerflichen Mittel
der Täuſchung das Wappenweſen geſchäftsmäßig
popularifieren wollen; er kann daher auch dieſen Anlaß
nicht vorübergehen laſſen, ohne dem Unweſen entgegen⸗
zutreten.
Herr Generalkonſulatsſekretär Fiſcher zu Ober:
caſſel⸗Düſſeldorf hat überſandt einen Ausſchnitt aus
Nr. 45 der deutſchen Wochenzeitung für die Nieder⸗
lande vom 10. November 190ẽ, enthaltend eine Ab⸗
handlung über die Frage, wie die deutſche Kaiſerkrone
in das Wappen der Stadt Amſterdam gekommen ſei.
Der römiſche König Maximilian I., der ſich beſtändig
in Geldnot befand, hatte wiederholt von der Stadt
bedeutende Darlehen erhalten. Bei einer derartigen
Verhandlung, als der Konig Rüſtungen zur Unters
werfung von Rotterdam vornehmen mußte, verlangte
die Stadt das Recht, die Krone des Römiſchen Reichs
im Wappen führen zu dürfen. In der Cat verlieh
der König am 11. Februar 1489 für ewige Seiten der
Stadt das Recht, ihr Wappen zum Andenken an die
Gunſt des Königs mit der Reichskrone zu ſchmücken.
Die Urkunde weicht nach ihrem ganzen Wortlaute von
der hergebrachten Form der Wappenbriefe ab. Es
fragt ſich, ob der König bei Lebzeiten feines Vaters,
Friedrich III. ( 1495) berechtigt geweſen fei, das Recht
zu erteilen; mindeſtens darf man annehmen, daß er
nicht die Kaiſer-, ſondern die römiſche Königskrone
habe verleigen wollen. Durch die dem Schilde auf⸗
geſetzte Krone wurde das Anſehen der Amſterdamer
Flagge weſentlich erhöht, und die begünſtigte Stadt
wurde von den ſeehandeltreibenden Städten Brabants
und Flanderns, namentlich von Antwerpen und Brügge,
ſehr beneidet.
Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz
legte vor I. einen Abdruck des Siegels des Herzogs
Karls des Kühnen von Burgund, das die Schweizer am
Tage von Granſon erbeutet hatten und das ſich jetzt
im Archive in Luzern befindet. Er bemerkt dazu, die
Schweiz, die viele burgundiſche Reliquien beſitzt, habe
ſich leider gar nicht an der diesjährigen Dließausftellung
in Brügge beteiligt. 2. Drei Photographien der
Amtskette des Oberherolds vom Goldenen Dließ, die
im Jahre 1517 hergeſtellt wurde; ſie bildet gewiſſer⸗
maßen einen Rahmen für 52 Wappen in zwei Reihen;
je ein Platz war für die 50 Ordensritter und zwei
Plätze für das Ordenshaupt beſtimmt. Nach dem
Tode eines Ritters wurde deſſen Schild heraus.
genommen und durch den des neuen Ritters erſetzt.
Infolge davon iſt die Ausführung der Wappen une
gleich. 3. Photographiſche Abbildung des Siegels der
Stadt Stadthagen an einer Urkunde von 1324 (Cor:
gebäude mit drei Türmen, in der Toröffnung das fos
3
genannte Neſſelblatt freiſtehend). Er behalte fich vor,
eine Abhandlung über das Siegel für die Monats⸗
ſchrift zu bearbeiten. — Dann bemerkte der Herr
Kammerherr, das Monatsblatt der k. k. heraldifchen
SGeſellſchaft in Wien habe jetzt den Vortrag des Herrn
Ritters v. Bauer über die notwendige Planmäßigkeit
der heraldiſch⸗genealogiſchen Forſchung feinem Wort-
laute nach veröffentlicht. Er bleibe dabei, daß Lehr:
ſtühle für Genealogie und Heraldik notwendig ſeien,
um die Arbeitskräfte zu erziehen.
Herr Profeſſor Adolf Clog zeigte galvaniſche
Abgüffe von zwei Helmfiegeln des bekannten Berniſchen
Geſchlechts v. Mülinen aus dem 14. Jahrhundert.
Herr Profeſſor Ad. M. Hildebrandt legte vor
1. eine Reihe älterer heraldifcher Stiche, die von ihm
kürzlich für die Vereinsſammlung angekauft worden
find. 2. Die von Herrn Direktor Kötſchau in Weimar
eingefandte Photographie der Goetheſchen Hand-
zeichnung des Wappens Selter, welche als Vorlage
für die Zelter-Medaille gedient hat. Der beigegebene
Spruch lautet:
Der Natur und Kunſt getreu.
5 Den Proſpekt des in Vorbereitung begriffenen
Prachtwerkes „Das Königshaus und der Adel von
Württemberg“ herausgegeben von Friedrich Freiherrn
v. Gaisberg ⸗Schöckingen unter Mitwirkung der Herren
Hofrat Th. Schön und Geſchichtsmaler Ad. Clog.
4. Eine Suſchrift des Herrn Freiherrn E. Grote, in
welcher die Frage erörtert wird, ob die auf der Rückſeite
der angehängten Siegel häufig ſichtbaren Finger⸗
abdrücke von den Ausſtellern der Urkunden ſelbſt her-
rühren könnten. Es ſei bei dem niederen Adel denkbar,
daß die urkundenden Perſonen perſönlich die Siegelung
vollzogen. Wenn die Abdrücke der Siegel von dem
Notar genommen würden, fo müßten alle an einer Ure
kunde hängenden Siegel die gleichen Fingerabdrücke
zeigen. Die Sache verdient wiſſenſchaftlich unterſucht
zu werden. — Der Herr Profeſſor berichtete ſodann,
daß in einem Berliner Mädchengymnaſium die jungen
Damen von dem Geſchichtslehrer über Stamm . und
Ahnentafeln belehrt werden. Die Frauen ſind in der
Kegel die Träger des Familienſinnes; einige Unter-
weiſung in der Technik der Genealogie kann daher nur
nützlich ſein. Der Verein zollt der Einſicht dieſes
Lehrers feine ganze Hochachtung.
Der Vortragende ſchloß mit einem Kurioſum. Den
Beſuchern des Vergnügungslokals Moulin rouge in
Paris wurde kürzlich zugleich mit dem Theaterzettel
der Proſpekt eines Wappenbuches (Armorial général,
armoiries des familles nobles ou bourgeoises) in die
Hand gedrückt.
Das Ehrenmitglied Herr H. Fr. Macco legte vor
I. eine Anzahl Aachener Totenzettel, deren älteſter
aus dem Jahre 1758 ſtammt; der Inhalt entſpricht im
weſentlichen den heutigen Traueranzeigen. 2. Die
Nachbildung eines Dürer’fchen Stiches (Schild: Löwe;
Helm: Hahn) aus einem Auktionskatalog von
Müller u. Co. in Amſterdam. 3. als Geſchenk:
Worthmann, Die Friedenskirche zur heiligen Dreifaltig-
keit, Schweidnitz 1902.
Herr Georg Otto legte einige Arbeiten ſeines
Vaters vor, darunter die Ehemedaille auf den Fürſten
Friedrich und die Fürſtin Cuiſe v. Solms⸗Baruth und
meiſterlich aus geführte Plaketten; ferner eigene Arbeiten
auf dem Gebiete der Exlibris, Originalzeichnungen mit
den verkleinerten Abdrücken. Das eine (für Mathilde
Freifrau v. Heyl zu Herrnsheim) war nach einer
Zeichnung des Profeſſors Otto Hupp ausgeführt.
Herr Hofwappenmaler O. Roick legte vor:
1. Originalzeichnung zu einem Exlibris für S. D. den
Fürſten Leopold zur Lippe. 2. Zeichnung des Titel
blattes zum Katalog der Waffenkammer im Fürſtlichen
Reſidenzſchloß Detmold. 3. Eine farbige Zeichnung des
Vollwappens S. M. des Kaiſers. 4. Die Ahnentafel
des Hofmarſchalls Grafen v. Rittberg. 5. Seichnung
des Titelblattes für einen rumäniſchen Kalender mit
dem königlichen Ehewappen.
Herr v. Trebra übergab eine Nummer der
Seitung für Hinterpommern, enthaltend den Bericht
über einen Vortrag: Die ältefte Geſchichte der Stadt
und des Landes Stolp.
Herr Leutnant v. Brandenſtein übergab eine
handſchriftliche Stammtafel des pommerſchen Geſchlechts
v. Owſtien. Es gab urſprünglich zwei benachbarte
Stämme dieſes Namens; der eine, der in geſpaltenem
Schilde rechts drei Eberköpfe, links einen Flügel führte,
erloſch gegen Mitte des 16. Jahrhunderts und wurde
von dem anderen noch blühenden Stamme beerbt, der
einen roten Sparren urſprünglich im ſilbernen, ſeit etwa
100 Jahren im goldenen Felde führt.
Herr Rechtsanwalt Dr. Eiſermann beſprach den
§ 73 des Geſetzes über die Beurkundung des Perſonen⸗
ſtandes, welcher beſtimmt, daß den mit der Führung
der Kirchenbücher bisher betraut geweſenen Behörden
und Beamten die Berechtigung und Verpflichtung
verbleibe, über die bis zur Wirkſamkeit des Geſetzes
eingetragenen Fälle Seugniſſe zu erteilen. Er iſt der
Anſicht, daß die §$ 810 und 811 des Bürgerl. G. B.
eine genügende Handhabe gewähren, um wenigſtens
die Einſicht in Kirchenbücher und Standesregiſter zu
erhalten, vorausgeſetzt, daß man nach richterlichem Er:
meſſen ein rechtliches Intereſſe daran hat. Die
Paragraphen gewähren ein Klagerecht. Noch kein
Standesbeamter hat ſich bis jetzt geweigert, gegen Be»
zahlung der geringen Gebühren dem Erſuchen der Rechts-
anwälte auf Erteilung von Standesregiſter-Auszügen
ſtattzugeben. Wer vom Standesbeamten die gewünſchte
Urkunde nicht erhalten kann, follte ſich an einen Rechts⸗
anwalt wenden.
Seyler.
Bericht |
über die 769. Sitzung vom 3. Dezember 1907.
Vorſitzender: Se. Erz. Herr Generalleutn. 3. D. v. Bardeleben.
Der Herr Vorſitzende verlas folgendes Schreiben:
d. d. Frankfurt a. M., 28. November 1907.
Derehrter Herr Generalleutnant! Für das freund»
liche Schreiben, welches E. E. als Erſter Dorfigender
des Vereins Herold an mich gerichtet haben, ſpreche
ich meinen beſten Dank aus. Seit einer Reihe von
Jahren als Mitglied dem Verein angehörend, habe
ich deſſen Tätigkeit auf den verſchiedenen Gebieten,
beſonders auf denjenigen der Heraldik und Genealogie
ſtets aufmerkſam verfolgt und Belehrung empfangen,
für die ich dankbar bleibe. Unvergeſſen wird mir auch
der freundliche Anteil ſein, welchen mir der Verein
Herold durch Ueberſendung einer ſchönen Adreſſe bei
meiner Vermählung erwies. Wenn nun durch E. E.
vermittelt, der Wunſch des Dorftandes nach Uebernahme
des Protektorats über den Verein an mich herantritt,
jo wollen Sie überzeugt fein, daß ich dieſer Aufforde-
rung mit um ſo größerem Vergnügen nachkomme, als
ich das darin ſich ausdrückende Vertrauen auszeichnend
empfinde. E. E. möchte ich daher bitten, dem Vorſtande
mitzuteilen, daß ich das Protektorat über den Verein
Herold angenommen habe und daß ich mit meinem
lebhaften Danke die aufrichtigſten Wünſche für das
weitere Blühen des Vereins verbinde.
(gez.) Friedrich Karl Prinz von Heffen.
Mit freudigem Beifalle begrüßte die Derfammlung
dieſe höchſte Kundgebung.
Als Mitglieder wurden angemeldet:
1. Herr Carl Cleve, Major im Anhaltiſchen In⸗
fanterieregiment Nr. 95 zu Deſſau;
2. Herr Ernſt Frensdorff, Verlagsbuchhändler in
Berlin SW. Il, Königgrätzerſtr. 44;
5. Herr Karl v. d. Groeben, Gberſtleutnant in
Solingen (Rheinland):
4. Herr Emil Freiherr Orgies⸗Rutenberg, Königl.
Bibliothekar in Berlin W., Faſanenſtr. 53;
5. Herr Paul Senfft von Pilſach, Hauptmann im
Regiment Königin Auguſta in Berlin SW.,
Schleiermacherſtr. 21.
Der Herr Vorſitzende legte vor J. das von der
Derlagsanftalt „Vaterland“ herausgegebene großartige
Prachtwerk „Deutſche Gedenkhalle, Bilder aus der
vaterländiſchen Geſchichte.“ Dem Kaiferlichen Urteile,
das Werk müſſe „durch die Gediegenheit ſeines Inhalts
und den vornehmen Geſchmack ſeiner Ausſtattung ein
Denkmal deutſcher Buchkunſt genannt werden“, iſt un⸗
bedingt zuzuſtimmen. Alle bei der Herausgabe betet
ligten Inſtanzen haben ihr beſtes getan, ein Muſterwerk
deutſchen Fleißes und deutſcher Kunſt zu ſchaffen.
2. Freiherr v. Grote-Ebſtorff, Beiträge zur Geſchichte
der Elbinſeln vor Hamburg. Herausgeg. vom Verein
für Heimatkunde in Wilhelmsburg (Geſch. d. H. Verf.).
Herr Auguſt v. Doerr auf Smilkau hat in einer
Abhandlung über die Adels diplome der Brüder Koch
ſich in bemerkenswerter Weiſe über die Ritterſtands⸗
verleihungen in Böhmen geäußert. Die Erteilung des
Ritterftandes fei damals (1671) mit der Beförderung
in einen höheren Adelſtand nicht gleichbedeutend ge—
weſen. Die Aufnahme in den böhmiſchen Ritterftand
mußte nach der damaligen ſtändiſchen Verfaſſung durch
einen Majeſtätsbrief geſchehen; wie der Inkolat war
fie zur Erwerbung eines der Landtafel einverleibten
Gutes und zur Vererbung desſelben auf die Nach—
kommen notwendig. Durch dieſen Gnadenakt trat man
erſt in den Genuß aller Privilegien des Adels, welche
man von feinen Vorfahren ererbte oder früher von
dem Monarchen erteilt bekommen hatte. Der Ausdruck
Ritter deutet an, daß der Betreffende Sitz und Stimme
auf dem Landtage hatte. Mit der Erteilung des alten
Ritterftandes war ein Vorrang in der Seffion bei den
Candtagsverhandlungen verbunden. Erſt fpäter hat
ſich in Oeſterreich der Brauch eingelebt, zwiſchen dem
Adel und Freiherrenſtand ein Swiſchen⸗ oder Switter—
ding, nämlich den Ritterſtand als Adelsgrad einzu—
ſchieben. — Sur Beſichtigung war vorgelegt von den
Antiquaren K. A. Stauff u. Co. in Köln das von dem
Kaifer Leopold II. zu Wien 15. Februar 1792 dem
Friedrich Auguſt Opitz, Rents und Oekonomiedirektor
der Standesherrſchaft Muskau in der Oberlquſitz,
erteilte Reichsadeldiplom. Es wird geſagt, daß Opitz
aus einer guten, in den ſächſiſchen Landen wohl⸗—
angeſehenen bürgerlichen Familie abſtamme; er habe
ſein eigentümlich beſeſſenes Rittergut Sſchorne anſehnlich
melioriert. Nun habe er im Herzogtum Sagan in
Schleſien die Rittergüter Dubran und Schrotthammer
erkauft, zu deren Beſitz ihm der Reichsadelſtand
erforderlich ſei. Das Wappen iſt von Rot und Gold
quadriert und zeigt im J. und 4. Felde ein heraldiſches
ſilbernes Kreuz, im 2. und 3. ein ſchwarzes Hufeiſen.
Herr Bürgermeifter Dr. Baffermann: Jordan in
Deidesheim hatte eine Poſtkarte eingeſandt, verziert
mit dem Wappen der Stadt, die ehemals zum Fürſt⸗
bistum Speier gehörte und daher im blauen Schilde
ein ſilbernes Kreuz, rechts oben und links unten von
einem goldenen Stern bewinkelt, führt. Für dieſen
außeramtlichen Gebrauch des Wappens iſt ein Helm:
ſchmuck hinzugefügt, ein geharniſchter Arm, der eine
Traube trägt, und als Schildhalter rechts ein ſchmucke⸗
Mädchen in Landestracht, welches einen Korb mit
Trauben auf dem Kopfe trägt, links ein gelbgehörnter
weißer Ziegenbock. Darunter befindet ſich das Fakſimile
einer Urkunde des Bürgermeiſteramtes, welche beſagt,
daß im Jahre 1906 der von der Gemeinde Lambrecht
gelieferte 500. Geisbock um 112 M. an einen Weinwirt
zu Mannheim verſteigert worden ſei. Mit dieſem Bock
hat es folgende Bewandtnis. Im Deidesheimer Walde
hat ſeit unvordenklichen Seiten die Nachbarſtadt Lame
brecht das Weiderecht mit der Caſt, der Stadt Deides⸗
heim alljährlich am Pfingſtdienstag einen Bock zu liefern.
Die älteſte Urkunde über dieſes Verhältnis ſcheint vom
— ne
— —————⏑6 34 . —12— EE aE eae
en
Jahre 140% zu fein. Nach der Beſtätigungsurkunde
Napoleons I. von 1809 muß der Bock „bien cornu et
capable“ (!) fein. An die Verſteigerung des Bockes
ſchließt ſich ein Volksfeſt an, welches den Sinsbock
populär gemacht hat und auch wohl die Urſache ſein
wird, daß ſich dieſe Kurioſität des Mittelalters bis zur
Gegenwart erhalten hat. |
Herr Kammerherr Dr. Kefule v. Stradonitz
legte vor eine photographiſche Nachbildung des Wappens
des Markgrafen Johannes von Brandenburg mit dem
Orden vom Goldenen Diieß nach dem Griginale in
der Kathedrale zu Barcelona. Karl V. verheiratete
dieſen ſeinen Jugendfreund 1519 mit ſeiner Stief—
großmutter Germaine, Witwe des Königs Ferdinand
des Katholiſchen von Spanien. Das „junge“ Ehepaar
erhielt nachher das Amt eines Generalkapitäns des
Königreiches Valencia, der Markgraf ſtarb aber {chon
am 5. Juli 1525.
Herr Profeſſor Ad. M. Hildebrandt legte eine
(verkäufliche) Urkunde des berühmten Malers Tizian
Decelli vom Jahre 1568 zur Anſicht vor: kraft der
ihm vom Kaiſer Karl V. verliehenen Würde eines
Nofpfalzgrafen erteilte er einem Prieſterkinde die Rechte
eines ehelich geborenen Kindes.
Herr Hofwappenmaler O. Roid legte vor: J. das
Exlibris Paul v. Troſchke (Oberleutnant im 2. Dra:
gonerregiment Lüneburg). 2. Ein Gedenkblatt zur
Vermählung Sr. Kaiſerlichen und Königlichen Hoheit
des deutſchen Kronprinzen. 5. Eine Poſtkarte zur Er-
innerung an den Beſuch des Vereins „Kleeblatt“ in
Detmold am 16. Juni d. J., gezeichnet im Auftrage
des fürftlichen Hofmarſchallamtes.
Unſer Ehrenmitglied Herr Herm. Fried. Macco
ſprach über: „Die Bedeutung des Königlichen Staats»
archivs zu Wetzlar für Geſchichte, Genealogie und
Heraldik“.
Aus der einleitenden allgemeinen Ueberſicht iſt
hervorzuheben, daß das Reichskammergericht im Jahre
1495 durch Kaiſer Maximilian eingeſetzt wurde und
zunächſt nur über Landfriedensbruchſachen urteilte, bald
aber ſeine Kompetenzen erheblich erweiterte. Der Sitz
war zuerſt Frankfurt a. M., wechſelte dann aber.
zwiſchen Speier und Aſchaffenburg und war ſeit 1695
ſtändig Wetzlar. Es erloſch 1806 mit der Auflöſung
des Deutſchen Reiches.
Alle damals noch vorhandenen Prozeßakten wurden
nach Wetzlar gebracht und auf Befehl des Fürftprimas
von Dalberg repertoriſiert. Das Generalrepertorium,
welches 1846 - 52 durch eine von der deutſchen Bundes⸗
verſammlung eingeſetzte Reichskammergerichts⸗ Archiv-
Kommiffion erweitert wurde, umfaßt rund 80 000 Pros
zeſſe. Es enthält alphabetiſch geordnet die Namen
von Klägern und Beklagten, ein kurzes Regeſt über den
Gegenſtand des Streites, den Namen der Dorinſtanz
und das Jahr der Einführung beim Reichskammer⸗—
gericht. Von jenen 80000 Prozeßakten ruhen heute
noch rund 55000 im Königlichen Staatsarchiv zu
Wetzlar, ungefähr 50 000 find durch die vorerwähnte
Kommiſſion an die einzelnen deutſchen Bundesſtaaten,
beziehungsweiſe an Gſterreich, Belgien und Holland
ausgeliefert worden, d. h. an diejenigen Staaten, zu
deren damaligem Gebiet der betreffende Rechts ſtreit
gehörte. Die Nauptmaſſe entfiel auf Preußen, im ganzen
rund 30 000 Stück.
Unter den heute in Wetzlar ruhenden Akten ſind
tauſende, deren vorinſtanzliche Akten ſich noch in dem
kunſtvoll verſchnürten Urzuſtande befinden, die alſo
beim Reichskammergericht niemals zur Verhandlung
gelangten. An der ſprichwörtlichen Derfchleppung der
beim Reichskammergericht anhängig gemachten Prozeſſe
trug in erſter £inie der Mangel an Diäten für die
Richter die Schuld: die Abgaben der Reichsſtände, die
ſogenannten Kammerzieler, kamen nicht ein, infolge
deſſen konnte das Gericht oft monatelang nicht zufammen-
treten. Dazu kamen die vielfachen Mißbräuche, unter
denen die Beſtechlichkeit obenan ſtand. Prozeſſe, welche
über 100, ja 150 und 200 Jahre dauerten, ſind keine
Seltenheit. Wie Goethe berichtet, waren 1767 über
20 000 Streitſachen am Wetzlarer Reichskammergericht
anhängig. Die von Kaiſer Joſef II. eingeſetzte Viſitations⸗
Deputation leiſtete gar nichts, und als fie 1776 aus-
einanderging, zählte man nunmehr 60 000 unerledigte
Prozeſſe.
Der Wert der Wetzlarer Archivbeftände für die
Geſchichts forſchung, für Genealogie und Heraldik liegt
in erſter Linie in der großen Anzahl der vorhandenen
Akten, dann aber darin, daß in ihnen meiſt Feſtſtellungen
über örtliche Einrichtungen, Gebräuche, Sitten, Recht
und Herkommen, Ämter, Familien und Beſitz in aus:
führlicher Weiſe erhoben und zum Teil erſchöpfend
klar gelegt werden. Das Material wird durch die
Beleuchtung ſtreitiger Punkte zu einem Werte
erhoben, den gewöhnliche Urkunden überhaupt
nicht beſitzen.
Geſchichtlich wie auch genealogiſch am wertvollſten
ſind die Erbſchafts⸗ und Beſitzſtreitigkeiten, unter deren
Beweisſtücken ſich nicht nur zahlreiche Erwerbs und
Teilungsurkunden befinden, ſondern auch Eheberedungen,
Teftamente, Auszüge aus alten Zins und Lehns⸗
-regiftern uſw. Beiſpielsweiſe enthält ein Prozeß,
welchen 1726 der Hofrat von Metternich - Müllenark
gegen die Kurtrierſche Regierung anhängig machte,
chronikaliſche Nachrichten über das von Pipin von Landen
geſtiftete Kloſter Nivelles, dem einſt das umſtrittene
Gut zu Rheinbrohl gehörte, dann zwei päpſtliche und
zwei kaiſerliche Urkunden des 9. bis 15. Jahrhunde ris,
ſonſtige Urkunden aus dem 16. bis 18 Jahrhundert,
ſo daß ſich alſo die Nachweiſe über einen Seitraum
von 1000 Jahren erſtrecken. In einem Haäuſerſtreit
des Jahres 1765 zwiſchen Burtſcheider Bürgern griff
man auf Kaiſerurkunden Ottos III., Heinrichs II. und III.,
Friedrichs II. und Karls IV. zurück. Wir finden hier
ferner wertvolle Auszüge aus dem verſchollenen Regalien⸗
buch des Reichsſtifts Burtſcheid, aus dem Dogtgeding,
alten Rent) und Grundbüchern uſw. In manchen
Akten finden ſich mehr oder minder künſtleriſch aus ⸗
geführte Seichnungen und Malereien umſtrittener
Burgen, Schlöſſer und adeliger Güter und Häuſer,
welche für die Geſchichte deutſcher Burgen heute
von beſonderm Werte ſind.
Große politiſche und hiſtoriſche Ereigniſſe ſpiegeln
ſich in den Reichskammergerichtsakten wider. Sahlreich
ſind z. B. diejenigen Prozeſſe, welche mit der Reforma⸗
tion und Gegenreformation in Sufammenhang ſtehen,
wie denn Redner feine Arbeiten über die Reformations:
unruhen in Aachen während des 16. Jahrhunderts im
weſentlichen auf dieſer Grundlage aufbaute. Und doch
hat niemand vor ihm jene für dieſe Epoche äußerſt
wichtigen Akten je benutzt! Die aufmerkſame Durch⸗
ſicht der Wetzlarer Regeſten ergibt allein ſchon eine
Fülle von wertvollen Einzelheiten zur allgemeinen
Geſchichte, zur Genealogie, Rechtsgeſchichte, Heraldik,
Burgen⸗ und Güterkunde, zur Geſchichte der Rechts.
anſchauungen, zur Wirtſchaftsgeſchichte, Topographie
und allgemeinen Kulturgefchichte, es bedarf aber der
erfahrenen Hand, um für eine beſtimmte Forſchung
alle in Betracht kommenden Akten aus dem großen
Material herauszugreifen, damit der Erfolg nicht hinter
den Erwartungen zurückſteht.
Die unter der Abteilung „Standeserhebungen“ in
Wetzlar ruhenden Archivalien umfaſſen im ganzen
770 Nummern. Sie teilen ſich in folgende Gruppen:
a) Mitglieder noch jetzt ſouveräner Häuſer und vor:
malige Kurfürſten (69 Nummern);
b) Nicht mehr fouverdne Herzöge und Fürſten, und
Erhebungen in den Stand der Herzöge und
Fürſten (51 Nummern);
c) Grafen und Marcheſen, und Erhebungen in den
Grafenſtand (220 Nummern);
d) Erhebungen in den Adel» oder Freiherrenſtand,
ſowie an Adelige, Freiherren, Ritterfchaften und
Städte verliehene Prädikate oder Titel, und
ſonſtige beſondere Begnadungen (450 Nummern).
Der Vortrag wurde mit lebhaftem Intereſſe an-
gehört. Seyler.
Hauptverſammlung vom 3. Dezember 1907.
Auf den Antrag des Rechnungsprüfers Herrn
Direktor Jachmann wurde dem Herrn Schatzmeiſter
für das Rechnungsjahr 1906 Entlaſtung erteilt, mit
dem Ausdrucke des Dankes für die ſorgſame treue
Verwaltung des ODereinsſchatzes. Der Etat für 1908
wurde nach dem Vorſchlage des Herrn Schatzmeiſters
genehmigt.
Hierauf wurden die Mitglieder des Dorftandes,
der Rechnungsprüfer und die Abteilungsvorſtände eins
ſtimmig wiedergewählt. Seyler.
Zwei Gedenkſteine der Herren von Baden auf Liel
Ziuei Gedenkſteine der Herren
von Baden auf Tiel.
(Mit einer Tafel.)
Die beiden hier abgebildeten Wappenſteine, faſt
gleichzeitig entſtanden, in ihrem Stil jedoch ſtark von
einander abweichend, gehören beide einer und derſelben
Perſon an.
Der erſte, an der Nordſeite der Kirche zu Liel in
Baden eingemauert, in reichem italieniſchen Renaiſſance⸗
ſtil ausgeführt, beſteht aus gebranntem gelben Ton.
Er iſt nicht ſehr groß und hat etwa die halbe Höhe
des zweiten.
Auf der heraldiſch rechten Seite ſeines Mittelſtückes
ſehen wir die Geſtalt der Gerechtigkeit mit Schwert
und Wage, und neben ihr den Kranich mit einem
Stein in der emporgehobenen Kralle als Symbol der
Wachſamkeit.
Von ihr durch einen Mittelpfeiler mit einer Karyatide
getrennt, iſt das Wappen des 1830 erloſchenen Ge⸗
ſchlechtes der Freiherren von Baden, der geſchachte
Schild, mit einem Greifen geviert, und oberhalb dieſes
Wappens eine Kartouche mit dem Abzeichen des Ritter⸗
kantons Hegäu (auch Allgäu — Bodenſee genannt),
hervorgegangen aus den Turniergeſellſchaften „Sum
Fiſch und Falken“, recht gut heraldiſch dargeſtellt.
Der obere Aufſatz des Steines gibt eine Darſtellung
des jüngſten Gerichts, und ſeinen unteren Abſchluß
bildet eine, wahrſcheinlich für eine Inſchrift reſerviert
geweſene Fläche, die durch zwei geflügelte und nach
unten in ein Rollenornament endigende Einhornrümpfe
begrenzt wird.
Wem dieſer Gedenkſtein geſetzt wurde, darüber
gibt uns der zweite Stein, der in der Sakriſtei derſelben
Kirche eingemauert iſt, Auskunft. Letzterer iſt der Grab⸗
ſtein des 1555 geſtorbenen Johann Hieronymus
von Baden, Erbherrn auf Ciel. Dieſer Stein zeigt
dasſelbe mit dem Greifen gevierte Schachwappen.
Da aber die von Baden ſtets nur einen geſchachten
Schild führten, ſo muß der Greif, mit welchem das
Wappen hier geviert iſt, eine perſönliche Beziehung zu
dem Verſtorbenen gehabt haben.
Ohne die Helmzier des Greifenwappens zu kennen,
wäre letzteres bei der Häufigkeit des Vorkommens dieſes
Ungeheuers als Wappentier ſchwer zu beſtimmen.
Er mochte entweder das Wappen eines ererbten
oder erworbenen größeren Beſitzes, oder einer Gefell-
ſchaft ſein, der der Verſtorbene angehört, oder aber
das Wappen einer Gattin, konnte endlich auch ein
Ordenszeichen vorſtellen.
Oberfileutnant Kindler von Knobloch bezeichnet
Johann Hieronymus von Baden in ſeinem oberbadiſchen
Geſchlechterbuche als Mitglied der Geſellſchaft zum
Ritter, kennt aber deſſen Gattin nicht und ſagt bei ihm
auch nichts weiter über neuerworbene Beſitzungen.
Wir vermuteten deshalb zuerſt in dem Greifen das
Zeichen der Geſellſchaft zum Ritter.
7
—
Inzwiſchen ermittelte jedoch der k. u. k. Oberſt—
leutnant a. D. Camillo Freiherr von Althaus in Frei—
burg i. B, den wir um ſeine gütige Mitwirkung gebeten,
daß der Greif das Wappen der Familie Stürgel
von Buchheim ſei.
In dem Kontraftbuche der Stadt Freiburg fand er
einen Eintrag, wonach am 5. Juni 1552 ein Vertrag
zwiſchen Dr. Jakob Stürtzel von Buchheim und Frau
Afra Spielmennin, Witwe Conrad Stürtzels, und deren
Kinder, darunter Barbara Stürtzel als Ehefrau des
Iheronimus von Baden, abgeſchloſſen wurde. Die
Stürtzel führen einen Greifen im Wappen.
Die Vierung des Manneswappens mit dem feiner
Gattin iſt zwar etwas ungewöhnlich auf einem Grab-
ſteine des Mannes, indeſſen kann in dieſem Falle kein
Sweifel darüber obwalten, daß wir hier in dem Greifen
das Wappen der Gattin des Hieronymus vor uns haben.
Dieſer zweite Stein gibt uns gleichzeitig Aufklärung
über die Seit der Entſtehung des erſten Steines, was
nach den ſo ſehr verſchiedenen Stilarten der beiden und
ohne Beſtimmung des Greifenwappens zuerſt kaum
moglich fchien.
Der Grabſtein, der jedenfalls bald nach dem Tode
des Inhabers angefertigt iſt, wurde offenbar von einem
ſimplen Dorfſteinmetzen ausgehauen, vielleicht ſogar von
zweien, dem Meiſter und ſeinem Geſellen, da die ſehr
gut und ſauber eingehauene Umſchrift eine geübte Hand
erkennen läßt, der Wappenſchild mit Helm und Helmsier
jedoch ſehr ſtümperhaft — beſonders in den Figuren
der zwei Greifen bemerkbar — behandelt ſind.
Die Helmdecke wurde jedenfalls nach älterem
Muſter entworfen. Die Entſtehung des Gedenkſteins
aus gebranntem Thon iſt wohl einige Jahre fpäter
anzuſetzen.
Gerade in dieſer Seit ließ der Sohn des Johann
Hieronimus, Johann Balthafar von Baden nach feinen
noch vorhandenen Aufzeichnungen aus den Jahren 1551
bis [593 die Kirche zu Liel renovieren, und errichtete
ſeinen Vorfahren Gedächtniſſe. Er ſagt für die Seit
von 1551 bis 1560, ohne ſie näher zu beſtimmen:
„Weiter hab Ich wie oben gemelt, der Jahr:
zall nach angefangen das Gotshauß, die Kirchen,
die Begräbnuß meiner frommen Doreltern Lob-
lichen gedechtnuß In der Kirchen und darvor
das Epitavium zur gedechtnuß wie man das ſieht
und befindt allen abgeſtorbenen zue den Ehren
und Dienſt Gotts zum beſten bedenkhen“.
Johann Balthaſar wird wohl mit dem Epitaphium
vor der Kirche gerade dieſen Gedenkſtein aus gebranntem
Thon gemeint haben, da ſich ein anderes Epitaphium
vor oder in der Kirche nicht vorfindet, und wäre deſſen
Anfertigung mithin in die Jahre 1555 bis 1560 zu
ſetzen.
Nun fanden wir nach unſerer Abreiſe von Kiel in
dem badiſchen Städtchen Dillingen eine für ſolch' kleine
Stadt hervorragend fchöne ſtädtiſche Altertumsſammlung,
welche eine ganze Anzahl ebenſolcher alter, trefflich ge—
arbeiteter gebrannter Thonplatten, wie die Kieler, ents
hält, zum Teil biblifhe Szenen und Allegorien, zum
Teil Wappen darbietend; die meiſten der Platten wohl
als Mittelſtücke in die Hauptwände alter großer Kachel—
öfen angefertigt.
Dem Anſcheine nach könnte die Lieler Platte von
der Hand des alten Villinger Hafnermeiſters Hans
Kraut, der von 1532 bis 1592 lebte und viele ſolcher
ſchöner Platten modellierte, herrühren. Stimmt dieſe
Annahme, dann kommen wir der Wahrheit vielleicht
am nächſten, wenn wir die Anfertigung des Steines in
die Jahre 1556 bis 1558 ſetzen, denn 1556 war Hans
Kraut 24 Jahre alt, ein Alter, in welchem ſein bedeutendes
8
|
I, Britiſch Honduras.
Die feit 1855 die Bezeichnung „British Honduras“
tragende englifche Kolonie in Sentralamerifa, an der
Oſtküſte der Halbinſel Yucatan gelegen, hieß früher
nach dem Fluſſe Belize, Belize oder Balize (der Haupt:
ort führt heute noch dieſen Namen) und erhielt durch
die Gewinnung und Verſchickung des wertvollen Maha—
goniholzes einige Bedeutung, welche Hauptbeſchäftigung
der Koloniften auch im Wappen der Kolonie zum Aus»
drucke gelangt.
Der Schild iſt von Silber, Gold und Blau durch
einen Göppelſchnitt geteilt und zeigt oben rechts ein
Talent ſchon ziemlich ausgereift geweſen fein konnte.] mit einem Handbeil fic) kreuzendes Ruder (Paddle),
Heute imitiert
und modelliert der
Hafnermeifter Jo-
hann Glatz in Dil:
lingen, angeregt
durch die dortige
Altertumsſamm⸗
lung, ebenſolche
Tonplatten mit
vielem Geſchick.
Alex. Freiherr
v. Dachenhauſen.
Erotifche
Canderwappen.
Don H. G. Strohl.
Mit der neben-
ſtehenden Figur
beginnt eine Folge
von Territorial⸗
wappen, von de»
nen wohl die
meiſten in keiner
der bisher er:
ſchienenen Publikationen von Staats- und Provinzial—
wappen zu finden ſind, obgleich ſie die heraldiſchen
Symbole von Ländern bilden, die mit ihren Flächen—
maßen die der europäiſchen Staaten oft fehr weit
überbieten. —
In den „Heraldiſchen Mitteilungen“ des heraldiſchen
Vereines „Sum Kleeblatt“ in Hannover begann bereits
Ende 1906 eine Folge von „Exotiſchen Städtewappen“
zu erſcheinen, die dieſe hier dargebotene Reihe von
Cänderwappen zu einer Art „Exotiſcher Wappen:
rolle“ ergänzen wird.
Die Vorlagen zu dieſen Wappendarſtellungen wurden
von dem Verfaſſer mit Beihilfe der öfterreich.-ungarifchen
und der deutſchen Konfulate, ſowie fonftiger durch die
Verbreitung des „Heraldiſchen Atlaſſes“ erworbener
überſeeiſcher Freunde und Bekannter an Ort und Stelle
eingeholt und dürften deshalb vollkommen zuverläſſig ſein.
|
welche Werkzeuge
aber zur Hälfte
mit dem britiſchen
Union Jack über:
legt ſind, der, an
der SHildfante
ſtehend, in ge—
ſtürzter Form zu
ſehen iſt.
Oben links er-
ſcheint eine mit
einer Hacke ge—
kreuzte Handſäge,
alle dieſe Gegen—
ſtände in ihren
natürlichen Tink—
turen.
Das untere Feld
enthält ein nach
rechts auf dem
Meere ſegelndes
Schiff mit roter
Flagge und eben—
ſolchen Wimpeln.
Als Creft dient
ein, einem filbern-
blau gewundenem
Wreath entwachſender Mahagonibaum. (Swietenia
Mahagoni L.) —
Der Schild wird von zwei weißbehoſten Negern
gehalten, die je eine Hacke und eine Paddle ſchultern.
Sie ſtehen beide auf einem Bande, das die Deviſe:
SUB UMBRA FLOREO aufweiſt.
Das alte Flaggenbadge der Kolonie, das der
jeweilige Gouverneur von Britiſch Honduras in der
Unionflagge führt, zeigt ein ähnliches Schildbild, nur
enthält das erſte Feld den Union Jack allein, frei—
ſchwebend und nicht geſtürzt, das zweite die vier Werk—
zeuge: Handbeil, Hacke, Paddle und Säge, untereinander
in paralleler Lage angeordnet.
— 9 —
Der ſchillſche Teutnant Hang v. Flemming
— bürgerlich.
Don Amtsgerichtsrat Arno Bötticher, Frankfurt a. G.
In Deutſchland gibt es nur zwei adlige Familien
Flemming: die uradlig pommerſche, zu der auch die
hauptſächlich dem polnifch-fächfifchen Staate bedienſteten,
ausgeſtorbenen Grafen Flemming gehören, und die
briefadlig fächfifche, insbeſondere lauſitziſche oder falken⸗
heinſche, die mit dem am 11. September 1745 durch
den Kurfürſten von Sachſen als Reichs vikar“) in den
Reichsadelſtand erhobenen Rittergutsbeſitzer Chriſtian
Friedrich Flemming auf Falkenhain bei Cuckau beginnt.“)
Beide Familien haben vollſtändige und überſichtliche
Stammbäume; insbeſondere hat gerade die pommerſche
einen 1794 amtlich aus den Cehnsakten aufgeſtellten und
von der Familie bis auf die Gegenwart ſorgfältig fort:
geführten Stammbaum. In beiden Stammbäumen
kommt aber der mit zehn anderen ſchillſchen Offizieren
von den Franzoſen am 31. Mai 1809 gefangen gee
nommene und am 16. September 1809 in Weſel kriegs
gerichtlich erſchoſſene Leutnant Hans v. Flemming
nicht vor. Trotzdem iſt in der Citeratur die Anſicht ver-
treten, daß mit ihm die trebenowſchen Flemming, eine
Nebenlinie der pommerſchen Flemming, ausgeſtorben
ſeien. Seiner Abſtammung nachzugehen, war daher
intereſſant; die Nachforſchungen hatten aber auch das
überraſchende und eigentümliche Ergebnis, daß Hans
v. Flemming bürgerlicher Abſtammung iſt.
Sollte er ein Pommer ſein, ſo iſt es auffällig, daß
wohl über die Perſönlichkeit feiner beiden pommerſchen
Leidens genoſſen, der Brüder Karl und Albert v. Wedel,
nicht aber über ſeine Perſon Klarheit herrſcht. In der
Schillliteratur wird er ſelten Hans, meiſtens Ernſt oder
Ernſt Friedrich, zwar als der neunzehn Jahre alte,
im April 1790 geborene Sohn des als Poſtmeiſter
in Glogau verſorgten früheren Offiziers Friedrich
v. Flemming und einer Charlotte geb. v. Tieſeln,
der vorher im oflpreußifchen Refervebataillon ſtand,
bezeichnet, aber als Geburtsort bald Rheinsberg
i. d. Mark, bald Rheinberg in Preußen genannt. In
Frage kam nur das märkiſche Städtchen; von dort
waren jedoch keine Nachrichten zu holen, nach den
dortigen Kirchenbüchern hatte dort eine Familie weder
von Stemmung noch von Tiefeln gelebt. Es mußte daher
*) Haiſer Karl VII., Kurfürſt von Bayern, war am
20. Jannar 1745 geftorben, und fein Nachfolger Franz J.,
Herzog ven Lothringen und Großherzog von Toscana, wurde
erft am 13. September 1745 gewählt und am 4. Oftober
gekrönt.
**) Er gehört zu den fog. jüterbogſchen Flemming, die
bis zu einem um 1655 lebenden Urban Flemming, Ackers
mann (mit drei Winkelhufen, zwei Gärten, einer Wieſe,
zwei Scheunen und einem Brauhaus) in Beelitz (Kreis
Sauch⸗Belzig) hinaufkommen und für die das Amtsgericht in
Jüterbog reiche, von Urban Flemmings Frau Eliſabeth
Junack herrührende Lehnsſtiftungen verwaltet.
angenommen werden, daß der ſchillſche Flemming der
Johann Friedrich Ludwig iſt, der nach Auskunft des
Pfarramts in Glogau am 25. Oktober 1790 in
Glogau dem Königlichen Poſtdirektor Friedrich
Wilhelm v. Flemming und der Charlotte Auguſte
Tieſel geboren wird, eine Annahme, die ſich durch
die weiteren Forſchungen beſtätigte.
Aber woher ſtammte nun der Poſtdirektor Friedrich
Wilhelm v Flemming? Poſtakten über ihn waren
nicht mehr vorhanden. Die Königliche Oberpoſt⸗
direktion in Liegnitz beſitzt aber ein 1805 beginnende
und 1875 fchliegendes Aktenſtück, das die Unterſtützung
ſeiner am 20. Mai 1835 ſterbenden Witwe und dreier
un verheirateter Töchter Wilhelmine, Amalie und
Karoline betrifft, von denen zuletzt die jüngſte Karoline
1875 ſtirbt. Die Vornamen des Mannes und Vaters
ſind in den Akten nie genannt. Die Witwe ſelbſt nennt
ſich (nicht Charlotte Auguſte, ſondern) Johanna Auguſte
und als ihre Eltern den Juſtizkommiſſarius und Juſtiz⸗
rat Tieſel in Genthin bei Magdeburg und eine geb.
v. Werder, Schweſter des (1800 geftorbenen) Staats:
miniſters Hans Ernſt Dietrich v. Werder auf Rogäſen
bei Genthin. In Genthin, wo nach den ſpäteren
Aktenangaben einer Tochter der Vater vor Glogau das
Poſtamt gehabt haben follte, weiſen aber die Kirchen⸗
bücher die Namen Tieſel und Flemming nicht auf, hat
alſo insbeſondere die Trauung der Eltern nicht ſtatt⸗
gefunden; dieſe iſt vielmehr, wie ſpäter durch Sufall
herauskam, in Berlin, in der Nikolaikirche erfolgt,
wobei der Vater als Hauptmann der Armee und Poft-
direktor Friedrich Wilhelm v. Flemming in Groß—
Glogau und deſſen Schwiegervater als weiland
Höniglich Preußiſcher Juſtizrat Johann Chriſtoph Tieſel
bezeichnet iſt, ſodaß entweder dieſer überhaupt in Berlin
gelebt hatte oder die Tochter ſich bei dem Onkel
v. Werder in Berlin aufhielt.
Die Poſtakten beginnen mit einem Geſuch der
Witwe um Unterſtützung vom 5. September 1805 für
ſich und ihre neun 1 Kinder, das ſie mit
der Darſtellung des Lebenslaufs und der Vermögens⸗
lage ihres am 29. Juni 1805 geftorbenen Mannes be-
gründet. Aus ihm ergibt fich folgendes.
Friedrich Wilhelm v. Flemming war zu Anfang
des ſiebenjährigen Krieges (1756) in das
Regiment v. Hardt oder v. Hordt (undeutlich ge⸗
ſchrieben) eingetreten und in ihm bis zum Hauptmann
und Kompagniechef avanciert. Seine bei Leuthen
(4757) erhaltenen ſchweren Verwundungen vere
hinderten feinen Beitritt zur Allgemeinen Witwen-
DerpflegungssAnftalt und waren ſchließlich auch die
Urſache feines Todes. Nach dem Frieden 1765 ents
laſſen, war er fünfzehn Jahre lang ohne Penſion und
ohne Anſtellung. Bei Beginn des bayerifchen Erb—
folgekrieges (1778) trat er wieder in ſein altes Regiment
ein; aber bei deſſen Beendigung im nächſten Jahre
wurde er wieder und ohne Penſion entlaſſen. Nach
einigen Jahren erhielt er endlich eine Sivilanſtellung
bei der Seeſalz⸗- Handlung in Klein: Polen, die
— 10 —
aber auch nur zwei Jahre dauerte, da dieſer Handels⸗
zweig einging. „Nachdem er mehrere Beweiſe ſeiner
Brauchbarkeit im Sivildienſt gegeben hatte, wurde ihm
1787 das Poftamt in Glogau anvertraut, dem er
achtzehn Jahre vorſtand.“ Uber ſeinen Nachlaß wurde
der Liquidationsprozeß eröffnet, in dem fein mit
5500 Taler belaſtetes Haus nur für 5600 Taler vers |
ſteigert wurde.
Im ganzen hatte er „12 Kinder, von
denen die beiden alteften im letzten franzöſiſchen Kriege?)
ihr Ceben auf dem Felde der Ehre geendet haben und |
nur eine Tochter verheiratet iſt.“ Die Witwe zählt aber
Schillliteratur „Ernſt Friedrich“, in den Liſten der
Geheimen Kriegskanzlei „Hans Ernſt Ludwig") war
nur neun lebende Kinder auf, ſo daß überhaupt wohl
nur elf Kinder geweſen ſein werden, und bezeichnet
die ſechs letzten als ihre „rechten“ Kinder, ſo daß ſie die
zweite Frau war und, nach dem Alter des erſten dieſer
Kinder gerechnet, etwa 1787 geheiratet hatte: „Auguſte
Friederike Eleonore (etwa dreißig Jahre alt), Kouife
Archive, der Geheimen Kriegskanzlei (Hauptmann
Schellwitz) und der Millitärkirchenbücher in Berlin,
Ernſt Moritz Arndts Gedicht „Generalmarſch wird ge-
ſchlagen zu Weſel in der Stadt“, des 1005 in Berlin
erſchienenen Buches „Briefe einer Braut“ (des Albert
v. Wedel), der Familie v. Byern auf Sabakuk und
Parchen bei Genthin und der Kollektio Königiana)
weiter geforſcht und gebaut und ſchließlich folgender
Lebenslauf von Sohn und Vater v. Flemming feft-
geſtellt worden.
Johann Friedrich Ludwig v. Flemming (in der
am 25. Oktober 1790 in Glogau als Sohn des
Hauptmanns a. D. und Poſtdirektors in Glogau
(27 Jahre alt, verheiratet mit dem Gutsbeſitzer v. Byern
auf Sabakuck bei Genthin, Bez. Magdeburg), Friederike
Couiſe (26 Jahre alt), Johanna Friederike Wilhelmine
(17 Jahre alt), Johann Friedrich Ludwig (16 Jahre
alt, Junker im vakant v. Grävenitzſchen Inf.⸗ Reg. und
mit dem Reg. ausgerüdt), Amalie Ernſtine Chriſtiane
(15 Jahre alt), Ernſtine Karoline £ouife (13 Jahre
alt), Eduard Hermann 7 Jahre alt) und Auguft
Heinrich Ferdinand (23/4 Jahre alt).“ Bei fpäteren
Geſuchen und Eingaben der Witwe und Töchter er:
wähnen fie ftets die Söhne und Brüder.
Von Johann |
wird mit dem Suſatz „der älteſte“ mehrfach gefagt, er
ſei von den Franzoſen „füſiliert“ oder dem Major
v. Schill gefolgt und 1809 als Opfer feiner Vaterlands⸗
liebe zu Weſel erſchoſſen worden. Hermann verſcholl,
34 Jahre alt, nachdem er es nur bis zum Referendar
gebracht hatte und ſchon 1835 von Ratibor, wo er am
Oberlandesgericht arbeitete, eine Seit lang ver-
ſchwunden war. Heinrich ftarb 1824 als CTeutnant
im 7. Infanterie Regiment „infolge ſeines Dienſt⸗
eifers bei einer Übung in oder bei Liegnitz“. Die
Mutter ſtarb am 20. Mai 1735 auf dem Gut Tuchorze
bei Wollſtein, wo ſie zum Beſuch ihrer Tochter Karoline
und der Familie des Baron v. Hottwitz war. Am
17. Auguſt 1854 ſtirbt Wilhelmine in Karlsbad auf
einer Reiſe mit der Familie des Kammergerichtsrat
v. Dziembowski in Berlin.
Familie tritt Amalie, die nachher beim Prdfidenten
v. Meding in Merſeburg, dann bei einem Fräulein
v. Kottwitz in Kunersdorf lebt und im Januar 1858
als geſtorben bezeichnet wird. Karoline ſtirbt am
14. September 1875 in Glogau.
An ihre Stelle in dieſer
Auf Grund dieſes Akteninhalts iſt dann mit Hilfe
von Pfarrämtern (in Glogau, Genthin, LCaſſan,
Schmiedeberg, Berlin und Sorau), des Magiſtrats in
Glogau, des Geheimen Staatsarchivs und der See⸗
handlungsdirektion in Berlin, der Staatsarchive in
Breslau und Poſen, des Hauptſtaatsarchivs in Dresden,
—
Friedrich Wilhelm v. Flemming und der Johanna
Auguſte Charlotte Tieſel geboren, trat bereits im
Januar 1805 als überzähliger Junker in. das
Infanterie-Regiment v. Grävenitz Nr. 57 in Glogau
ein, wurde im Auguſt desſelben Jahres Gefreiter
Korporal, am 30. November 1806 infolge Kapitulation
von Glogau inaktiv, aber neun Monate fpäter als
Portepeefahnrid in das neuformierte 6. Oſtpreußiſche
Referve-Bataillon in Königsberg i. Pr. eingeſtellt,
aber im Dezember 1807 wegen Auflöfung des Bataillons
nochmals inaktiv. Am 28. April 1809 als Sefond:
Leutnant Teilnehmer am Suge des Majors
v. Schill von Berlin nach Sachſen und Weſtfalen
und von dort über Magdeburg und Stralſund ges
worden wurde er mit noch zehn anderen Offizieren,
darunter die Brüder Karl und Albert v. Wedel aus
Pommern, am 31. Mai oder Anfang Juni 1809 in
oder bei Stralfund (nach der Geheimen Kriegskanzlei
am 5. Mai 1809 in Dodendorf bei Magdeburg) von
den Franzoſen gefangen genommen. Am
7. Juni 1809 ſchreiben die Brüder Karl und Albert
v. Wedel von Stralſund aus einen Brief an einen
Herrn v. Werder in Brettin bei Genthin, dem ſie
folgende Nachſchrift geben: „der Ceutnant v Flemming,
der ebenfalls mit uns gefangen iſt, bittet bei einer Ge⸗
legenheit ſeiner Schweſter der Frau v. Byern in
Sabakuck dies ſagen zu laſſen“.“
*) Die Stiefſchweſter Louiſe v. Flemming war mit
Theodor Ferdinand Curd v. Byern, Erb- und Gerichtsherrn
auf Sabafud und Güſſow am 13. September 1809 in „Sorau,
allwo dieſelbe zuſammentrafen, in Gegenwart und mit Ein—
willigung der Brant Vaters und der Braut Tante der Hoch⸗
wohlgeborenen Frau v. Schleinitz“ getraut worden. Sie
ſtirbt auf dem ehemännlichen Gute Kriegsdorf bei Merſeburg
am 26. Dezember 1833, laut Kirchenbuch ,aus Laſſan in
Schwediſch⸗ Pommern“ und „angeblich 54 Jahre alt“,
alſo geboren etwa 1779. In der Kirche iſt ihr ein Leichen⸗
ſtein geſetzt, der aber jetzt durch eine nach dem Grgelchor
führende Treppe verbaut und nicht mehr lesbar iſt In
ihrem Teſtument bittet fie, ihrem „armen ungllcklichen
Bruder Karl v. Flemming in Schmiedeberg in Schleſien
die ihm bisher gewährte Unterſtützung von 70 Thlr. nicht
zu entziehen“. Dieſer muß einer der beiden älteſten Söhne
geweſen fein, die nach dem Unterſtützungsgeſuch der Stief-
Die elf gefangenen Offiziere wurden nach Weſel ge⸗
ſchafft und dort nach vorangegangenem Kriegsgericht
am nächſten Tage, den 16. September 1809, ers Soldat und zwar am 28. November Portepeefähnrich
ſchoſſen. Hans v. Flemmming war derjenige von | mit Patent vom 23. Oktober im aus Sachen neu:
ihnen, der bei der Hinrichtung mit dem Wurf feiner formierten Infanterie⸗Regiment Prinz Friedrich (Nr. 10)
Mütze in die Luft und mit dem Ruf „Boch lebe zu Wittenberg und, als diefes am 1. Auguſt 1757 auf-
Preußens König“ das Seichen zum Schießen gab;**) vor ı gelöft wurde, im’ Infanterie-Regiment Alt Braun
der Hinrichtung hatte er folgenden Brief an feine | ſchweig (Nr. 5). Nach den Verluſtliſten des Generals
Mutter („Ihro Bochwohlgeboren der Frau v. Flemming ſtabswerkes wurde er bei Leuthen am 5. Dezember
zu Groß⸗Glogau in Schleſien“) geſchrieben, der von den verwundet. Er wurde am 20. April 1758 Seconds.
Franzoſen nicht abgeſchickt wurde, 1814 in den Beſitz Leutnant und kam am 9. Dezember desſelben Jahres
der preußiſchen Militärverwaltung kam und in der in das in Berlin zuſammengeſtellte Freiregiment
Geheimen Kriegskanzlei aufbewahrt wird: des ehemaligen ſchwediſchen Oberſt Ludwig Graf
ciebe Mutter! Verzeih, daß ich Dir nicht ſchon v. d. Nordt, das nach Stargardt ging, ſeit September (259
längſt von meiner Lage unterrichtet, allein bishero | zu den Truppen des General v. Manteuffel und
war mein Schickſal noch unbeſtimmt. Heute den HufareneOberft v. Belling gehörte, die Friedrich der
16. September 1800 werde ich mit 10 meiner Große nach Pommern gegen die Schweden und dann
Kameraden auf Befehl des Kaiſers von Frankreich auch gegen die Ruffen ſchicken mußte, und ſich im
erſchoſſen und zwar unſchuldiger Weiſe. Bedauere Dezember in Köslin, wohin Flemming Ernennung
Deinen unglücklichen Sohn. Touiſe wird Dir ſchon zum Premier⸗LCeutnant expediert wurde, 1760 in
preußiſchen Heeresdienſt zwang. So wurde auch
Friedrich Wilhelm v. Flemming preußiſcher
Nachricht von meinem bisherigen Schickſal geben. Priemen, Anklam und Stolp, 1761 in Demmin, 1762
Mit der Gelaffenheit und Entſchloſſenheit eines im März in Malchin in Mecklenburg, aber im Mai
Mannes werde ich meinem Tode entgegengehen. bereits wieder in Schleſien und zwar im Kantonnement
Derzeih, daß ich nur fo wenig mitteile, aber meine Kriſchanowitz befand. Am 27. Juli 1762 wurde
Seit iſt nur ſehr kurz. Lebe wohl liebe Mutter auf Flemming Stabs- Kapitän. Infolge des Friedens zu
ewig Dein Dich liebender Sohn Bubertsburg am 15. Februar 17653 wurde das Regiment
weſel, den 16. Sept. 1809. H. v. Flemming. v. d. Hordt Anfang März in Pommern, wohin es
Grüße alle meine Geſchwiſter von Ihrem un- wieder geſchickt war, ‚aufgelöft und Flemming entlaffen
glücklichen Bruder und alle meine einde und ſtellungslos. Er und fein Chef Graf Hordt treffen
Rows : ſich aber fehr balb in Berlin, wo Flemming, der fich
Der Vater Friedrich Wilhelm v. Flemming während des Feldzuges in Pommern mit Eleonore
war „in Sachſen“ geboren und zwar im Februar Sophie Eliſabeth aus dem vorpommerſchen Geſchlecht
1758, da er laut Kirchenbuch in Glogau dort am
a a v. Horn verheiratet hatte, laut Barnifon»Beburts-
„29. Juni 1805 um 1 Uhr früh an der Waſſerſucht | regifter von 1763 5. 469 am 14. März in der Garnifon-
alt 67 Jahr und 4 Monat” ftirbt. 1756 am 29. Auguft
RSTO t. A ' firche fein am 7. März geborenes erftes Kind Anton
wird er Unteroffizier im kurſächſiſchen Infanterie Friedrich Erdmann taufen läßt und Friedrich v. Horn,
Regiment Prinz Maximilian, das 1711 für den aus Graf Hordt und Kapitän v. Haack Gevattern ſind.“)
Pommern ſtammenden polniſch⸗ſächſiſchen General der Wie und wo Flemming nunmehr feinen Unterhalt ge-
Kavallerie Jacob Heinrich Graf Flemming errichtet funden hat, iſt unbekannt. Am 6. Januar 1766 wird
worden war und bis etwa 175% in Torgau geſtanden ihm der in Schmiedeberg 1840 geſtorbene Karl
hatte. Am 6. Oktober noch desſelben Jahres war er Friedrich Cudwig geboren, aber wo? Don ſpäteſtens
an der Kataftrophe von Pirna beteiligt, wo Friedrich 1770 bis 1778 hat er ſich in dem Städtchen Laffan
der Große zu Anfang des fiebenjahrigen Krieges, in vorpommern aufgehalten, wo er wohl Beziehungen
nachdem er Dresden eingenommen und die zum Entſatz von dem Feldzuge her und durch ſeine Frau gehabt
herbeieilenden Gſterreicher bei Cowoſitz in Böhmen ge- hat. Dort läßt er laut Kirchenbuch am 10. Auguſt 1770
ſchlagen hatte, am 16. Oktober 1756 das fächfifche Heer | feine Tochter Friderike Eleonore Dorothee Au guſte
gefangen nahm und Mannſchaften und Offiziere zum
(Paten ſind nicht angegeben. Sie ſtirbt unverheiratet
am 26. Dezember 1824 in Sabakuck) und am
29. Mai 1778 die zweite Tochter Hinrigetta Loiſa
Beate Ulrike Wilhelmine (Paten: Frau Witwe
mutter „im letzten franzöfifhen Kriege ihr Leben auf dem
Felde der Ehre geendet haben“; er war alſo nicht gefallen,
ondern damals nur verſchollen; er ſtirbt in Schmiedeberg am REN,
1 Mai 1840 „Karl 1 5 1 3 als v. Cagerſtröm, Fräulein v. Horn, Herr Hans v. Auſtihn),
penfionierter engliſcher Premier-Leutnant im Alter von | die ſpätere Frau v. Byern, taufen; Namen der Mutter
74 Jahren 4 Monaten 22 Tagen“, hatte alſo den zweiten Se
Hoalitionskrieg in engliſchen Dienſten mitgemacht und war *) pon dieſem Sohne hören wir jpäter nichts mehr. Er
am 6. Januar 1766 geboren. | if der älteſte der beiden Söhne, von denen die Stie mutter
**) Auf Albert v. Wedel mußte noch ein zweites Mal in ihrem Unterſtützungsgeſuch von 1805 ſagt, daß ſie „im
geſchoſſen werden, da er beim erſten Mal gar nicht getroffen letzten franzöſiſchen Kriege ihr Leben auf dem Felde der
und ſtehen geblieben war. Ehre geendet haben“. f
find nicht angegeben, der Dater ijt nur „Hauptmann
v. Flemming“ genannt. Über die dritte Tochter
Friederike Couiſe, die nach dem Unterſtützungsgeſuch
der Stiefmutter von 1805 damals 26 Jahre alt, alſo
1779 geboren war, iſt weder im Caſſanſchen noch in
irgend einem anderen Nirchenbuche etwas gefunden
worden. Von Laſſan eilt der unbeſchäftigte Hauptmann
v. Flemming im Frühjahr 1788 in den ſchon drohenden
bayerifchen Erbfolgekrieg, der im Juli 1778 ausbricht.
Am 1. April wird er als Premier: Kapitän und
Kompagnie Chef (in den Ciſten wird er zum erſten Mal
mit den drei Vornamen Georg Friedrich Wilhelm
genannt und ſteht weiter: aus Sachſen, 58 Jahr alt,
10 Jahr gedient bei Prinz von Preußen, Alt-Braun⸗
ſchweig und Freiregiment Graf Hordt als Stabs-
kapitän) bei dem in Oranienburg bei Berlin neu:
errichteten Freiregiment Graf v. d. Hordt eingeſtellt
und am 28. Juli rückt er bei der zweiten Armee unter
Prinz Heinrich in Böhmen ein. Hier ſtanden Preußen
und Gſterreicher lange untätig in beobachtenden
Stellungen fic) gegenüber; es entſtanden Nahrungs-
mangel und Krankheiten. Dieſer Art Strapazen war
Flemming nicht gewachſen: im Oktober, noch ehe die
Preußen im November nach Sachſen zurückgehen, wird
er „wegen ſchwerer Bleſſuren“ (mit denen nur die
bei CTeuthen erhaltenen gemeint fein können, da der
bayeriſche Erbfolgekrieg faſt unblutig war) verab—
ſchie det. Nun war er wieder ſtellungslos; er bemüht
ſich um Stellung und Einkommen, fand aber beides
erſt zum J. September 1780, indem er von der Sees
handlungs⸗Sozietät bei ihrer polniſchen Salz⸗Entrepriſe
und der damit verbundenen Pachtung der polniſchen
Salzſchuppen gegen jährlich 600 Taler, ſeit 1781 auf
ſein Geſuch 800 Taler Gehalt angeſtellt wurde und in
Sawigroſt, Krakau und Sendomir, hauptſächlich aber
in Sendomir als Disponent oder Direktor der
Seehandlungs⸗Kompagnie-Kommiſſion lebte.
Mit dem Eingehen dieſes Betriebes Ende April 1782
verlor er wieder Stellung und Einkommen; er erhielt
beides erſt nach fünf Jahren wieder, als er I787 als
Poſtdirektor das Poſtamt in Glogau erhielt, wo es
ihm kümmerlich genug ging, da er fich ſelbſt die Hilfs-
beamten halten mußte und, um ſie nicht vollſtändig in
Geld bezahlen zu brauchen, an ſeinem Tiſch beköſtigte,
und wo er am 29. Juni 1805 (ſ. o.) ſtarb und am
1. Juli begraben wurde. Die Anftellung in Glogau er:
möglichte oder veranlaßte ſeine zweite Verheiratung:
am 24. März 1787 wird in der Nicolaikirche in Berlin
„Friedrich Wilhelm v. Flemming, Hauptmann der
Armee und Königlicher Poſtdirektor in Groß-Glogau
mit Johanna Auguſte Charlotte Tieſel, Tochter des
weiland Königlich Preußischen Juſtizrats Johann
*) Wann und wo feine erfte Frau geftorben, iſt un-
bekannt. Die polnifte Seit hat fie noch erlebt, denn
Flemming klagte über die Hoſiſpieligkeit feines Haushalis,
den er ſo oft und lange ſeiner Inſpektionsreiſen wegen ver⸗
laſſen mußte.
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12 —
Chriftoph Tieſel“ getraut. Aus dieſer Ehe entſproſſen
die ſechs in Glogau geborenen Kinder, die die
Mutter in ihrem Unterſtützungsgeſuch von 1805 auf:
führt. Die Taufnamen des älteſten, Wilhelmine ge—
rufenen, am 11. Mai 1788 geborenen Kindes lauten
im Kirchenbuch Ernſtine Eliſabeth Auguſte Friederike
Charlotte; ihre Paten find Etats ⸗Miniſter Friedrich
v. Werder, Exzellenz in Berlin, „deſſen Gemahlin“,
Demoiſelle Tieſel. Paten des Hans ſind wieder das
Ehepaar v. Werder und dann Major v. Bergen vom
Regiment v. Schlieben. Paten der am 17. Dezember 179
geborenen Amalie Ernſtine Chriſtiane ſind Geheimer
Generalpoſtſekretär Apfelſtedt aus Berlin und Frau
und Fräulein v. Witzleben aus Werben bei Kottbus.
Paten des am 9. Auguſt 1799 geborenen Eduard
Hermann ſind Miniſter v. Werder, Geheimer Finanz—
rat v. Segeboth und Kabinettsrat Golſter. Bei Beur-
kundung dieſer Taufe im Kirchenbuch war die Mutter
mit Vornamen Sophie genannt, ein Fehler, der 1859
zu einer Anmerkung und Berichtigung dahin führte,
daß die Eltern laut vorgelegtem Trauſchein am
24. März 1787 in der St. Nicolaikirche in Berlin ges
traut ſeien und die Mutter nicht Sophie, ſondern
Johanna Auguſte Charlotte heiße; auf dieſe Weiſe
wurden Trauungsort und „zeit der Eltern und die drei
richtigen Vornamen der Mutter bekannt.
Alles Vorſtehende haben genaue Nachforſchungen
in den vorgenannten Quellen ergeben, aber gerade der
für die Ermittelung der Herkunft und Abſtammung des
Friedrich Wilhelm v. Flemming wichtige Geburtsort
war nirgends angegeben, außer an einer Stelle: in der
in der Handſchriftenabteilung der Königlichen Bibliothek
in Berlin ſtehenden Sammlung genealogiſcher Nach—
richten des um 1800 lebenden Miniſterialſekretärs und
Johanniterordensrats Anton Balthaſar König (Kollektio
Königiana), einer Stelle, deren Nachrichten kritiklos
und ohne Quellenangabe zuſammengeſchrieben, be—
kanntermaßen unzuverläffig find und vor Gebrauch
nachgeprüft werden müſſen, ſich aber nicht immer nach⸗
prüfen laſſen. Im vorliegenden Falle war jedoch auf
Grund des vorſtehenden Materials eine Nachprüfung
möglich. König bringt an vier verſchiedenen Stellen
Nachrichten über Friedrich Wilhelm v. Flemming,
zuerſt kurze Nachrichten, zum Teil anſcheinend aus der
Schillliteratur entnommen, dann zwei Mal: „v. Flemming,
Hauptmann und Poſtdirektor in Glogau + daſelbſt
20. 6. 1805 alt 64 Jahre, vidua: Charlotte geb. Tiefel“
und „Friedrich Wilhelm v. Flemming, Hauptmann der
Armee und Poſtdirektor im 67. Jahre 7 29. 6. 1805
in Groß Glogau“, fo daß hiernach Friedrich Wilhelm
v. Flemming, 1741 oder 1758 geboren wäre; der letzteren
Sahl gebührt der Vorzug, weil in der erſten Nachricht
ebenſo wie das f in Tieſel auch die 4 in 64 auf einem
Lofer oder Schreibfehler beruhen wird. Die vierte
Nachricht Königs iſt länger und lautet: „Friedrich
Wilhelm v. Flemming aus Wurtzen gebürtig, kam,
da die ſächſiſche Armee bei Pirna gefangen
wurde, 1756 in preußiſche Dienſte. Er blieb beim
x
= 5 se
Regiment ehemals Prinz Friedrich, welches in
preußiſchen Dienſten den Prinz von Preußen zum
Chef erhielt, als Fähnrich, welches er zuvor geweſen
war, ftehen, iſt nach Aufhebung desſelben ad interim
bei Alt⸗Braunſchweig geſetzt, bei welchem er die
Bataillen bei Roßbach und bei Leuthen mitmachte
und in letzterer durch die Bruſt verwundet wurde.
Nach ſeiner Retablierung wurde er von dem damaligen
General v. Wopersnow als Ceutnant zum neu
errichteten Freiregiment v. Hordt geſetzt, bei dem
er bis zum Frieden gedient und als Kapitän reduziert
wurde. Erſt 1780 erhält er die Direktorſtelle in
Sendomir bei der polniſchen Salz⸗Entrepriſe
der Seehandlungskompagnie, die 1782 aufgehoben
wurde. Im April 1782 wurde er, da er alſo wiederum
ſein Brot verloren, zu anderweitiger Verſorgung emp—
fohlen“. Sollten alſo alle bisherigen Ermittelungen
richtig ſein und Friedrich Wilhelm v. Flemming, den
Vater des ſchillſchen Ceutnant Hans v. Flemming be—
treffen, ſo müßte (Georg) Friedrich Wilhelm v. Flemming
im Februar 1758 in Wurzen geboren ſein. Auf ein
Schreiben an das evangeliſche Pfarramt ging dann
folgender Geburts- und Taufſchein aus Wurzen
in Sachſen ein: „George Friedrich Wilhelm Flemming,
geboren zu Wurzen den dreizehnten (15.) Februar 1738,
getauft zu Wurzen den vierzehnten (14.) Februar 1758,
eheliches Kind des Herrn George Ehrenreich
Flemming, Königlich Pohlniſchen und Churfürſtlich
Sächſiſchen Stifts⸗Raths in Wurzen. Paten waren
|. Herr Friedrich v. Jordan, Kammerjunker, 2. Fräulein
Katharina Magdalena v. Wolffersdorff aus dem Hauge
Pulßniz, 3. Herr Chriſtian Albing Sahn, Stiffts-⸗Canzler.
Wurzen, den 22. Juli 1907. Das evangelifch-Iutherifche
Pfarramt. (Siegel) Ebert, Pfarrer“. |
Hiernach war der Vater des ſchillſchen Ceutnant
Hans v. Flemming bürgerlicher Geburt. Davon, daß
er ſelbſt oder etwa ſchon ſein Vater, der Stiftsrat
Flemming in Wurzen, ſpäter in den Adelsſtand erhoben
worden ſind, iſt nichts bekannt.
Es darf nicht verwundern, daß Friedrich Wilhelm
Flemming den Adel annahm, eine bewußte Anmaßung
braucht darin durchaus nicht gelegen zu haben. Erwäge
man, daß die Grafen v. Flemming, die zwei 1700
und 1721 in den Reichsgrafenſtand erhobenen Zweigen
der martentinfchen Linie der pommerſchen Flemming
angehören, ſchon vor 1700 dem polniſch-ſächſiſchen Staat
hohe und verdiente Beamte gegeben haben, daß das
Andenken an ſie noch nicht erloſchen war, vielmehr durch
zahlreiche junge im ſächſiſchen und preußiſchen Heere
dienende Offiziere aus den beiden adligen. Häuſern
Flemming, zwiſchen denen wohl kein Unterſchied gemacht
wurde oder überhaupt bekannt war, friſch erhalten
wurde und daß vielleicht ſogar die Anſicht verbreitet
war, daß alle Träger des Namens Flemming eine und
dieſelbe Familie und daher adlig ſeien. Dazu nehme
man noch folgende Beiſpiele.
Der Vorfahre einer jetzt in der Provinz Sachſen
und im Rheinlande lebenden bürgerlichen Familie
Flemming war der als ſächſiſcher Artilleriehauptmann a. D.
und preußiſcher Hauptzollamtsrendant a. D. 1840 in
Dresden geſtorbene Karl Wilhelm Friedrich Flemming.
Er macht am 12. Januar 1802, als er noch Seughaus⸗
bedienter in Dresden war, an ſeine vorgeſetzte Behörde
ein Bittgeſuch um Beförderung und ſchreibt in ihm
über ſeinen um 1750 lebenden Großvater:
„Wäre mein (um 1750 lebender) Großvater, der
aus uraltem pommerſchen Adel war, nicht durch ſehr
langwierige Familienprozeſſe bey einer ſtarken Familie
von 12 Kindern und einer geringen K. preußiſchen
Bedienung als Kupferwerks⸗Factor fo ganz in Armuth
gerathen, fo daß er deshalb feinen Kindern den Wele=
ſtand verheimlichte, und ihnen unter fremden Leuten
geringe Handwerke mußte lernen lagen, fo wäre ich
jetzt wahrſcheinlich auch glücklicher, beſonders da der
Adelige gegen den Bürgerlichen immer einen ſehr
großen Pas voraus hat.“
Sein älteſter Sohn, preußiſcher Artillerieleutnant a. D.
und Domänenrat, geht dieſer Überlieferung nach,
wandte ſich gleich an die „richtige“ Stelle und Quelle,
ein „Wappenbureau in Breslau“, und erhält das
Wappen der pommerſchen Flemming (Wolf mit Rad)!
— 1772 wird dem Kanzler am Stift Sancta Klara
in Breslau Leopold v. Flemming wegen ſeines Adels
der Prozeß gemacht (Staatsarchiv Breslau J.⸗Nr. 200.
1905). Auf Bericht der Kriegs⸗ und Domänenkammer
an den dirigierenden Miniſter Schleſiens und Chefs
präſidenten in Breslau v. Hoyen verbietet dieſer ihm
die Adelsführung. Leopold v. Flemming macht noch
eine jammernde Eingabe an den Miniſter, die ihm
aber nichts nützt; er kann nur nachweiſen, daß ſein
Vater, der Kaiſerliche Acciſe-Reviſions⸗Commiſſarius in
Liegnitz Johann Balthafar und deſſen kinderlos ge—
ſtorbener Bruder, der Königliche Regierungsrat in
Liegnitz, Georg Albert Rudolf, ſich v. Flemming ges
nannt haben, und behauptet, daß der mit ſeinem Onkel
bekannt geweſene polniſch - ſächſiſche Beneralfeldmarfchall
und pommerſche Erblandinarjhall Jacob Heinrich
Reichsgraf v. Flemming jenen in der Annahme beſtärkt
habe, ſeine Vorfahren hingen mit dem pommerſchen
Ritter Claus Flemming zuſammen, der um 1400 mit
dem pommerſchen Herzog Erich nach Dänemark, wo
dieſer zum Konig der ſkandinaviſchen Reiche gewählt
worden war, ausgewandert ſei und deſſen Nachkommen
unbekannt wären, und ſeien mit Guftav Adolf (1650)
nach Deutſchland gekommen, ſo daß auch er mittelbar zu
den pommerſchen uradligen Flemming gehöre. Es
wird ihm aber nachgewieſen, daß ſeine Vorfahren
nicht nur ſchon vor 1630 in Deutſchland, fondern ins:
beſondere ſeit 1603 öſterreichiſche Reichsräte (Soll. und
Finanzräte) bürgerlichen Namens geweſen ſind.
Schließlich ſteht nach den „Beiträgen zur Lettowſchen
Familiengeſchichte 1799 in Mogilno (Provinz Poſen)
eine Anna Bogumilla v. Flemming Pate bei der Tochter
Amalie Bogumilla des Kapitäns Chriſtian Friedrich
v. £ettow in Mogilno. Es iſt nachträglich feſtgeſtellt,
daß ſie bürgerlichen Standes und die Tochter eines in
können, ob der Name urfprünglich Schotte oder Schottel
Ludwig Flemming war, der als Offizier im fieben- geweſen ift; er tritt uns in den älteſten Mitteilungen
jährigen Kriege ſich bewährt hatte, 1777 Bürgermeiſter | ſogleich als Schottelius entgegen. Wenn fich fpäter
in Mogilno wurde und als ſolcher und bürgerlichen der Gelehrte Juſtus Georgius Schottelius manchmal
|
Treuenbrietzen am 4. April 1720 geborenen Johann
Namens am 14. Dezember 1794 ftarb. Mit dem Adel | Schottel gefchrieben hat, fo hat er das in feinem Be⸗
hatten Vater und Tochter nur infofern etwas zu tun, ſtreben der Verdeutſchung getan?); nicht er hat den
als fie Abkömmlinge des Urban Flemming in Beelitz Namen latiniſiert, fein Vater und andere Mitglieder
find, der auch der Ahn der eingangs erwähnten 174b der Familie vor ihm hießen nachweislich ſchon Schottelius.
geadelten Falkenhainer Flemming iſt. Die älteſten bekannten Träger des Namens find
Zu entſcheiden, ob Friedrich Wilhelm Flemming Andreas Sch., Henningus Sch., und Juſtus Sch. Wer
und feine Söhne etwa dem Militär- oder Kriegsadel von ihnen der altefte geweſen iſt und in welchem Der-
zuzurechnen ſind, wäre auf Bericht des Heroldsamts wandtſchafts verhältnis ſie zu einander geſtanden haben,
königliches Boheitsrecht. Dieſe Entſcheidung hat aber | fteht nicht feſt, nur das Geburtsjahr des Henningus,
kein Intereſſe mehr, da Friedrich Wilhelm Flemmings 1545, iſt bekannt. Vermutlich waren Andreas und
Söhne ohne Söhne geſtorben ſind.“) — Henningus Brüder, während Juſtus in einem ents
fernteren Verwandtſchafts verhältnis zu ihnen ſtand und
jünger war.
Andreas, der Stammvater der Familie, war ein
angeſehener Bürger und Ratsverwandter der Stadt
Einbeck. Sein Geburtsjahr wird zwiſchen 1550 und
1550 liegen; ob er in Einbeck geboren iſt, ſteht zwar
nicht beſtimmt feſt, iſt aber wohl anzunehmen, da er
ſonſt, d. h. wenn er von auswärts zugezogen wäre, in
damaliger Seit ſchwerlich Rats verwandter geworden
ſein würde. Aus dieſer Tatſache läßt ſich vielmehr
fchliegen, daß mindeſtens feine Eltern, vielleicht auch
ſchon weitere Vorfahren, in Einbeck Bürger geworden
ſind. Da bei den verſchiedenen Bränden in Einbeck
die Kirchenbücher aus jener Seit und alle ſonſtigen
Urkundenbücher vernichtet find, fo befteht keine Ausſicht,
jemals näheres über Andreas und ſeine Verfahren zu
erfahren.
Henningus iſt am Monlag nach Jacobi 1543 in
Einbeck geboren. Er hat eine für die damalige Seit
ſehr ſorgfältige Erziehung und Ausbildung genoſſen:
nachdem er zuerſt die Schule in Einbeck und dann ſieben
Jahre lang die in Braunſchweig beſucht und „ſein
fundamentum grammaticale ziemlich wohl gelernt“ hatte,
iſt er in die ſchon damals berühmte Schule zu Ilfeld
am Harz gekommen und dort unter anderen von
Michael Neander ausgebildet worden. 1566 um
Bartholomäi wurde er Konrektor zu Nordhauſen und
1569 oder 1570 Kaplan zu Markoldendorſ im Amte
Erichsburg; ſeine Ordination erfolgte zu Daſſel.
8 Jahre lang hat er in Markoldendorf gewirkt und
daneben zeitweitig das Pfarramt zu Lüthorft verwaltet,
als der dortige Pfarrer, ein Ciſterzienſer Mönch, ſeines
Amtes enthoben und des Landes verwieſen war.
Henningus hatte ſich früh der reinen Lehre Luthers
zugewandt und wirkte eifrig für ihre Verbreitung; die
15 Wochen feines Wirkens in Lüthorſt hatten genügt,
die Gemeinde für Luthers Lehre zu gewinnen, fo
) Erft nach Drucklegung dieſes Aufſatzes wird dem daß die Eingeſeſſenen, auch nachdem dort wieder ein
verfaſſer bekannt, daß kürzlich im „Univerſum“ ein Roman katholiſcher Geiſtlicher eingeſetzt war, treue Lutheraner
erſchienen iſt, deſſen Heldin die Gattin „Friedrich Wilhelm blieben, das Gotteshaus in Tüthorſt mieden und „in
von“ Flemmings iſt. 3 |
1) Joh. ener, Daſſelſche und Einbeckſche Chronik, 3) Daher iſt die Ausführung bei Klippel, Deutſche Lebens ;
Erfurt 1596 durch Johann Beck. und Charafterbilder (Bremen 1853), S. 228 Anm. 2 irrtümlich.
Die Familie Schottelius.
Don 7 Regierungsrat Dr. jur. C. Schottelius.
(Aus deſſen Nachlaß veröffentlicht und überarbeitet von
Referendar Dr. jur. Richard v. Damm.)
Die Heimat der Familie Schottelius, deren Gee
ſchichte ſich bis in das 16. Jahrhundert zurück verfolgen
läßt, befindet ſich im Herzen Niederſachſens, im Leine.
tal zwiſchen Harz und Solling; in Einbeck, Markolden⸗
dorf und Northeim taucht der Name Schottelius in den
alten Chroniken zu der Seit, als die Hammerſchläge des
großen Reformators Luther an die Wittenberger Schloß⸗
kirche durch die deutſchen Gaue und weit über Deutſch⸗
lands Grenzen hinaus ſchallten, zuerſt auf. Es darf
wohl mit ziemlicher Sicherheit angenommen werden,
daß in Ahlshaufen bei Gandersheim, wo ſich bis in
die jüngſte Seit eine Bauernfamilie Schottel erhalten
hat, oder doch in der nächſten Umgebung von Ganders⸗
heim die Familie ſchon Jahrhunderte vor dem 16. Jahre
hundert, bei deſſen Beginn ſie aus dem Dunkel der
Dergefjenheit auftauchte, anſäſſig geweſen und dem
Bauern- und vielleicht dem kleinen Handwerferftande
angehért hat.
Ob der in Letzners Chronik!) genannte Güntzel
Schotte, welcher als Junker im Jahre 1359 den Herzog
Otto von Braunſchweig auf ſeinem Suge nach Neapel
begleitet hat, ein Sproß der Familie Schottelius ge»
weſen iſt, ſcheint mir zweifelhaft. Es iſt nicht unmöglich,
da die lateiniſche Endung des Namens dieſem jedenfalls
in ſpäterer Seit als um die Mitte des 14. Jahrhunderts
hinzugefügt tft; andererſeits läßt ſich aber der Suſammen⸗
hang des Güntzel Schotte mit der Familie Schottelius
nicht nachweiſen. Insbeſondere habe ich nicht ermitteln
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— 15
ganzen Scharen” (jo: Einbecker Kreisblatt vom 31. Of:
tober 1885) des Sonntags nach Markoldendorf zogen,
um von dem Kaplan Henningus Schottelius die Predigt
des reinen Evangeliums zu hören.
Am 14. März 1576 traten Henningus und niehrere
andere Geiſtliche aus dem Amts und Gerichts- Bezirk
Erichsburg in Daſſel zuſammen, um ſich der chriſtlichen
ebenſo wie die Lehrer gezwungen, der Kriegsunruhen
wegen die Stadt zu verlaſſen. Juſtus Georg ging nach
Braunſchweig und wurde hier Hauslehrer in einer
Lehre halber mit einander zu vereinigen (Cetzner, Teil!
Band 5 Kap. 46 S. 45), und ſetzten die Bekenntnis⸗
ſchriften, auf die ſie ſich verpflichteten, feſt; am Tage
Jacobi 1577 kamen dieſelben zuſammen und trafen ein
Abkommen dahin, daß bei Vakanz die Amtseinkünfte
eine Seit lang den Witwen und den Waiſen zufallen
ſollten: das Vorbild der ſpäteren allgemeinen Witwen:
und Waiſen⸗Verſorgung.
Über den ſpäteren Lebenslauf und den Cod des
Familie v. Hahn. In dieſer Stellung wurde er mit
einflußreichen Männern bekannt, die ihn ſo hoch ſchätzen
lernten, daß fie ihn dem regierenden Herzoge Auguſt d. J.,
als dieſer einen Erzieher und Lehrer für den Prinzen,
nachmaligen Herzog Anton Ulrich, ſuchte, für dieſen
Pojten empfahlen. Er erhielt denn auch dieſe ehren⸗
volle Berufung und leitete bis 1646 die Erziehung des
Genannten ſowie die deſſen jüngerer Geſchwiſter Sybille
Urſula, Karoline Auguſte und Ferdinand Albrecht.
Schon während dieſer Stellung hatte ihn der Herzog
1642 zum Aſſeſſor am Fürſtlichen Hofgerichte ernannt,
1645 folgte feine Ernennung zum Konfiftorialrat und
Henningus iſt nichts bekannt; vielleicht iſt fein Cod mit
dem Ende ſeiner Amtstätigkeit in Markoldendorf 1587 '
oder 1588 zuſammengefallen.
Juſtus ſtammte aus Northeim und wurde um 1595
Schulmeiſter zu Daſſel. Er war ein guter Muſiker
und Inſtrumentiſt und wird geſchildert als freudiger,
aufrichtiger, treuer Geſelle, beſeelt von großer Wander⸗
luft. Sweimal hat er feine Wanderungen bis nach
Livland ausgedehnt, bei der Rückkehr von der letzten
Reije nach dort iſt er in Duderſtadt von einem gewiſſen
Hans von Hagen ermordet; in Duderſtadt hat er ſeine
letzte Ruheſtätte gefunden (Letzner, Teil 1 Band 5
Kap. 2 S. 5).
Kinder der beiden Letztgenannten ſind nicht bekannt,
dagegen kennen wir einen Sohn des Andreas:
Johannes Sch.; er war in Einbeck geboren und
war in den Jahren 1588 — 1596 Honrektor an der Ratss
ſchule daſelbſt. In letzterem Jahre wurde er als erſter
Prediger an die Neuſtädter Kirche in Einbeck berufen
und hat als ſolcher gewirkt, bis er am 12. September
1626 an der Peſt ſtarb. Verheiratet war er mit
Margarete Ilſe, der Tochter des Bürgers, Kaufmanns
und Stadtvoigts in Einbeck Hans Ilſe. Bekannt find
drei Kinder von ihm, nämlich eine an den Amtmann
Paul Cleve in Bevern verheiratete Tochter, ein Sohn
Juſtus Georgius, über den gleich zu ſprechen ſein wird,
und ein Sohn Johannes, über den wir weiter nichts
wiſſen; ob Johannes noch mehrere Kinder gehabt hat,
ſteht dahin.
Juſtus Georgius Sch. war am 23. Juni 1612
geboren. Er ſollte nach dem frühen Tode feines Vaters
Kaufmann werden, doch die Liebe zum Gelehrtenberuf
führte ihn nach kurzer Seit auf die Schule zurück, und
zwar ging er 1627 auf das Andreanum in Hildesheim
und 1650 auf das Gymnaſium in Hamburg. 1635 bezog
er zum Studium der Rechtswiſſenſchaft die Univerfität
Leyden, wo damals beſonders Daniel Heinſius ein
führender Geiſt war. 1656 zurückgekehrt, wurde ihm
die Konrektorſtelle in Einbeck angeboten, er lehnte jedoch
ab und begab ſich zur fortfegung feiner Studien nach
Wittenberg. 1638 ſahen ſich die dortigen Studierenden
1655 zum Hof⸗, Kammer- und Kanzleirat. 1642 wurde
er in Helmſtedt nach einer lateiniſchen Disputation „de
poenis juxta cuiusque delecti meritum juste aestimandis“
Lizentiat der Rechte, und 1646 erwarb er daſelbſt die
Wiirde eines Doftors beider Rechte. 1642 wurde er
auch auf Dorfchlag des Sürften Ludwig von Anhalt
Mitglied der von diefem 1617 geſtifteten Sprachgeſell⸗
ſchaft „Fruchtbringende Geſeliſchaft“ oder „Halmenorden“,
und erhielt als ſolches den Namen „Der Suchende“.
Juſtus Georg war zweimal verheiratet; ſeine erſte
ſihm am 8. September 1646 angetraute Ehefrau, Anna
Margarete Eleonore Cleve, deren Bruder der Mann
einer Schweſter war, ſtarb ſchon genau ein Jahr nach
der Hochzeit, ihm ein Töchterchen zurücklaſſend, und
zwei Jahre darauf verheiratete er ſich mit Anna
Margarete Sobbe, einer Einbeckerin, die ihm fünf
Kinder geſchenkt hat.
Es iſt hier nicht der Ort, auf die Bedeutung
Juſtus Georgs als Gelehrter und Schriftſteller ſowie
auf die Verdienſte, die er ſich um die deutſche Sprache
erworben hat, einzugehen. Statt deſſen möge hier ein
Verzeichnis ſeiner Werke ſowie ein Verzeichnis der mir
bekannt gewordenen Schriften über ihn Platz finden.
Er hat geſchrieben:
1. Teutſche Sprachkunſt, Braunſchweig 1641 (2. Auf:
lage 1651),
2. Teutſche Vers⸗ und Reimfunft, Wolfenbüttel 1645,
Fruchtbringender Cuſtgarten, voller geiſtlichen und
weltlichen neuen Erfindungen, Wolfenbüttel 1647,
Der teutſchen Sprache Einleitung, Lübeck 1643,
Ausführliche Arbeit von der teutſchen Haupt-
ſprache, Braunſchweig 1665,
Horrendum bellum grammaticale Teutonum anti-
quissimorum, Braunſchweig 1673,
Eigentliche und ſonderbare Vorſtellung des jüngſten
Tages, Braunſchweig 1668,
8. Grauſame Beſchreibung und Vorſtellung der Hölle,
Wolfenbüttel 1676,
Neu erfundenes Freudenſpiel, Wolfenbüttel 1642,
10. Jeſu Chrifti Namens Ehre, Wolfenbüttel 1666,
I\. Lamentatio Germaniae exspirantis, Braunſchweig
1640,
Cl -R
ee ae
12. Kurker Tractat von unterfchiedlichen Rechten in daß er am 29. Juni 1676 von Dr. jur. utr. Friedrich
Teutſchland, Frankfurt und Leipzig 1671, | Anton Limburg den vor und in dem Dorfe Evenfen
15. Brevis et fundamentalis munducatio ad Ortho- Amts Wolfenbüttel belegenen halben Korn- und Fleiſch⸗
graphiam, Braunſchweig 1670, Sehnten kaufte.
und über ihn iſt geſchrieben, beziehungsweiſe er iſt von den ſechs Kindern Juſtus Georgs heiratete
erwähnt in: die älteſte, Sophie Charlotte, den Nof-Gerichts-Aſſeſſor
|. Dätrius, Brandanus, Ceichenpredigt auf J. G. und Kanonikus am Dome St. Blaſii in Braunſchweig
| Sch., Wolfenbüttel 1676, Johann Ludwig Behrens, der dann folgende Anton
2. Sacer, Wilh., Abdankungsrede bei dem Leichen: Albert ſtarb als Canonikus an St. Blaſii und hatte in
begängnis J. G. Schottelius, Wolfenbüttel 1676, kinderloſer Ehe mit der Tochter des Phyfifus £aureatius
5. Allgemeines hiftorifches Lexikon 1722, a a ee 5 nal
; a5 ode an den General- r 2
E Allgemeine ie Biographie, 90,02 nave heiratete, drei weitere Kinder ſtarben jung, und nur
bis 412 (von Max v. Waldberg), ae ;
5. Reichard, Derfuch einer wo der deutſchen CM Sohn, Chriftoph, hat den Stamm fortgeſetzt.
Sprachkunſt, Hamburg 1747, S. 149 ff., Chriftoph Sh. war in Wolfenbüttel, als Juſtus
6. Paul, Grundriß der deutſchen Philoſophie I 7 ff., Georgs jünſter Sohn am 5. Sunt 1659 geboren; er ift
7. Rückert, Gefchichte der neuhochdeutſchen Schrift: | am 50. April 1677 in die Matrikel der Univerſität
ſprache II 292 ff., Helmſtedt eingetragen und hat {pater als Hof Gerichts
8. Jördens, Lexikon deutſcher Dichter und Proſaiſten Aſſeſſor in Braunſchweig gelebt. Das iſt ſo ziemlich
Bd. IV S. 614 ff., " alles, was man von ihm weiß; es hat ſich weder feſt⸗
9. Borinsti, Poetik der Renaiffance, Berlin 1886 ſtellen laſſen, wann und wo er geſtorben iſt, noch mit
S. 140 ff., wem er verheiratet geweſen iſt. Seine Frau wird aber
10. Bouterweck, Fr., Geſchichte der Poeſie, Bd. 10 zweifelsohne aus einer angeſehenen Familie geſtammt
S. 225 ff., | haben, darauf laſſen die Paten feiner Kinder — 3. B.
11. Gervinus, Deutſche Wational- Literatur, die Ehefrau des heffen-nafjauifchen und hanſeſtädtiſchen
2. Kurtz, Geſchichte der deutſchen Literatur Bd. II, | Refidenten zu Paris, ferner Prinz Auguſt Wilhelms
15. v. Raumer, Geſchichte der germaniſtiſchen Philo— Gemahlin u. a. — ſchließen.
ſophie, Chriſtoph hat nachweislich acht Kinder gehabt,
14. Geſenius, Meierrecht I S. 255—238, ſechs Söhne und zwei Töchter; die Familie hat in
15. Barrland, Geſchichte der Stadt Einbeck, Eins geſchwiſterlicher Eintracht auf dem Gute Esbeck wenn
beck 1859 Bd. II S. 399, nicht dauernd gelebt, fo doch ihren Dereinigungspunft
16. Woltereck, Chronik Wolfenbüttels, 5.54 und gehabt und längere Seit im Jahre regelmäßig zu:
S. 626, | gebracht. Das noch jetzt ſtehende Herrenhaus auf dem
17. Cruſius, Dr. G. F. Eduard, Geſchichte der Stadt | Gute Esbeck iſt 1752 von den damals noch am Leben
Goslar, Oſterode 1842, S. 417. befindlichen vier Brüdern Philipp Ludwig, Friedrich
18. Barthold, Geſchichte der fruchtbringenden Gee Ernſt, Maximilian Chriftoph und Juſtus Chriftoph
ſellſchaft, Berlin 1848, erbaut; das bekundet eine Inſchrift, die der 1774 auf
19. Hannoverſches Magazin 1854 Nr. 105 — 105, Esbeck geborene Juſtus Friedrich Sch. bei einem Beſuche
20. Augsburger Allgemeine Seitung, Beilage zu des Gutes am 26. Auguſt 1835 noch an dem Ofen ein-
Nr. 155 vom Donnerſtag, 5. Juni 1852, gegoſſen gefehen hat.
21. Klippel, G. H., Deutſche Lebensbilder, Bd. |, von den acht Kindern Chriftophs haben nur zwei,
Bremen 1855, 5. 226— 257, Friedrich Ernſt und Maximilian Chriſtoph, den Stamm
22. Braunſchweigiſches Magazin 1862 S. 451 Stück 42, fortgeſetzt, die übrigen Brüder find, ſoweit bekannt,
25. Schwarſow, Aug., Leibnitz und Schottelius, Straß⸗ kinderlos beziehungsweiſe unverheiratet geſtorben.
burg 1877 (Heft XIII der Quellen und Forſchungen (Schluß folgt.)
zur Sprachgeſchichte),
24. Einbecker Kreisblatt vom 51. Oktober 1883, | | |
25. Braunſchweigiſche Landeszeitung Nr. 28 und 62 Aſt Burg Altena eine Stammburg der
vom 28. 2. u. 4. 5. 1886 (Aufſatz von Fr. Boſſe: Hohenzollern?
9 55 Sch., ein Meiſter der deutſchen Sprach. Don Univerſitätsprofeſſor Dr. Z. Ehrenberg.
nſt“), rn | |
26. Koldewey, F. E., Juſtus Georg Schottelius, Die Ausführungen des Herrn Oberregierungsrats
Wolfenbüttel 1899, " | Dr. zur Nieden haben in Nr. 12, 1907 des Herold eine
Don Juſtus Georg iſt ferner zu berichten, daß er | ſachkundige Widerlegung durch Herrn Alexander fret»
am 16. September 1651 von Ludwig von Schwichelt herrn von Dachenhauſen gefunden. Es ſei mir, da ich
das Gut Esbeck im damaligen Amte Winzenburg kaufte, zwar ohne Namensnennung, aber deutlich erkennbar
das rund 125 Jahre in der Familie geblieben iſt, und | von Herrn Dr. zur Nieden angegriffen war, geſtattet,
nochmals auf die Angelegenheit zurückzukommen, da ſie
| mir eine grundſätzliche Bedeutung zu haben fcheint.
Seit Jahrzehnten kämpft der Deutſche Herold für
eine wiſſenſchaftliche Ausgeſtaltung der Genealogie und
gegen die immer wiederkehrende Aufwärmung alter
Familien Cegenden. Und nun haben wir es im Falle
Altena erleben müſſen, daß ſelbſt ausgezeichnete Forſcher
von einer ſolchen Legende ſich irre leiten laſſen, wenn
ſie nur mit ſtarkem Nachdruck ins Feld geführt wird
(vgl. Herold 1907 Nr. 10). Bereits Schannat, Eiflia
illustrata 1824, I. 196 bringt, worauf mich Herr Profeſſor
Dr. Schmitz Kallenberg aufmerkſam macht, den richtigen
Sachverhalt, daß nämlich die Grafen von Altena-Marf
von den Grafen von Berg abftammen (und nicht um:
gekehrt). Auch Voigtel Cohns Stammtafeln enthalten
dies Ergebnis. Und Archivdireftor Dr. Ilgen in
Düſſeldorf, der allgemein als ein ſehr beſonnener und
umſichtiger Gelehrter gilt, hat in ausführlichſter Be—
gründung dies zu erhärten gewußt (Seitſchrift des
bergiſchen Geſchichts vereins Bd. 36, Elberfeld 1905).
Und trotz alledem konnten die alten Fabeln wieder auf
leben und zur Grundlage einer ausgedehnten öffentlichen
Werbe Tätigkeit gemacht werden; ja es wurde gegen
mich, der ich zuerſt auf die Ergebniffe der neueren
Urkunden⸗Forſchung aufmerkſam machte, ſcharf zu Felde
gezogen und man hat nicht einmal Bedenken gehegt,
den unrichtigen Sachverhalt an allerhöchſter Stelle vor:
zutragen. Ich möchte deshalb an dieſem Ort, der mir
hierfür der berufenſte zu ſein ſcheint, die Frage auf⸗
werfen, ob hierin für die Zukunft nicht Wandel geſchaffen
werden könnte, damit unliebſame Irreführungen vere
mieden werden. Das Einfachſte wäre vielleicht, daß die
Derfafjer familiengeſchichtlicher Aufſätze erneut ſich
veranlaßt ſehen möchten, ſie dem Herold einzureichen
und daß ſie hier, je nach der Bedeutung der Familie,
mehr oder weniger eingehend beſprochen würden. Aber
ich bin mir nicht ſicher, ob dieſer Vorſchlag für alle
Fälle ausreicht, und würde mich freuen, wenn dieſer
Punkt noch weiter erwogen würde. Es erſcheint mir
bei dem ungeheueren Anſchwellen der geſchichtlichen
Literatur hier ein gemeinſames Intereſſe aller Freunde
der Genealogie vorzuliegen. |
Auch ein zweiter Punkt, der bei der Erörterung
der Altena⸗Frage eine Rolle ſpielte und gleichfalls bereits
im Herold geſtreift wurde, iſt grundſätzlicher Natur.
Es iſt die Frage nach der Bedeutung des Wortes
Stammburg. Nach den oben erwähnten urkundlichen
Feſtſtellungen konnte es für mich gar keiner Frage unter.
liegen, daß die öffentlich verbreitete Behauptung, Altena
ſei eine Stammburg der Hohenzollern mütterlicherfeits,
grundfalſch fet. Don anderer Seite wurde freilich darauf
hingewiefen, daß Altena immerhin diejenige Stelle ſei,
von der aus der jüngere Sweig der bergiſchen Grafen
ſich in Weſtfalen ausgebreitet habe, und deshalb Stamm:
burg genannt werden müſſe. Damit ſcheint jedoch der
Begriff der Stammburg völlig verſchoben; eine derartige
Begründung läuft auf ein nutzloſes Spiel mit Worten
und Begriffen hinaus. Auf dieſe Weiſe würde eigentlich
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i?
faft jede Dynaſten⸗ und Grafen» Burg in Deutſchland
als Stammburg eines ſo alten und weitverzweigten Ge—
ſchlechts, wie der Hohenzollern, angeſehen werden müſſen.
Damit würde die Hervorhebung des Begriffes Stamm—
burg allen Wert verlieren; wenn alle Burgen Stamme
burgen ſind, dann hat es keinen Sweck mehr, zu betonen,
daß eine Burg eine Stammburg ſei. Um aber völlig
ſicher in dieſer Frage zu gehen, habe ich mich an Herrn
Dr. Crome in Göttingen gewandt, der im Auftrage des
Deutſchen Reiches den betreffenden Teil des bekannten
großen Grimmſchen Wörterbuches der deutſchen Sprache
bearbeitet und ſomit als eine hervorragende Autorität
auf dieſem Gebiete bezeichnet werden darf. Nach ſeinen
Unterſuchungen iſt „Stammburg natürlich zunächſt und
ausſchließlich eine Burg, von welcher ein Geſchlecht
abſtammt, ſeine Herkunft leitet; ſie bleibt ſtets im Beſitz
des eigentlichen Lehnsträgers, welcher nicht nur die
Einkünfte aus dem ſchon vorhandenen Lehnsbeſitze vers
waltet und unter die einzelnen Familienmitglieder ver—
teilt, ſondern auch neu zu empfangende Lehen für die
ganze Familie ſich allein übertragen läßt. Es iſt alſo
ein Wort mit ſehr ſtarker Phyſiognomie geweſen, ſo
daß ſolche Verblaſſungen, wie die von Ihnen wider:
ſprochene, wenn ſie nicht mehr ſind denn bloße Defini—
tionen eines müßigen Mannes, ganz unſtatthaft ſind.“
Hiernach erſcheint es mir ausgeſchloſſen zu ſein,
die Burg Altena als Stammburg der Grafen Altena—
Mark und damit als Stammburg der Hohenzollern
mütterlicherſeits zu bezeichnen. Diejenigen, die ſich näher
für dieſe Frage intereſſieren, glaube ich auf meine Schrift
„Moderne Denkmalspflege und die Burg Altena“
(2. Auflage, Münſter, Weſtf., Univerfitäts-Buchhandlung
Coppenrath, 1907) aufmerkſam machen zu dürfen.
Bücherſchau.
Geſchichte des Geſchlechts von Maltzan und von Malt ;
zahn. II. Abteilung, 1. Band. Das Mittelalter. Im
Auftrage des Geſchlechts herausgegeben von Dr. Bert-
hold Schmidt, Fürſtl. Reuß j. L., Archivrat in Schleiz.
Mit 4 Lichtdrucktafeln und einer Beſitzkarte. Gr. 80 V
und 425 Seiten. Schleiz 1907. F. Webers Nachfolger.
In den „Baltiſchen Studien“ (Neue Folge. Bd. V bis
VII. Stettin, Herre & Lebeling. 1902 u. f.) hatte der aus
Mecklenburg gebürtige, in der geſchichtlichen Forſchung wohl—
bekannte und hochgeſchätzte Fürſtlich Reußiſche j. L. Archivrat
Dr. Berthold Schmidt in Schleiz eine eingehende, auf gründ—
lichen archivaliſchen Studium beruhende genealogiſche Studie
über „die Herkunft der Familie von Maltzahn und ihr Auf—
treten in Pommern“ veröffentlicht. Die Geſchichtswiſſenſchaft,
ſpeziell aber die genealogiſche Forſchung, wird es daher mit
lebhaftem Dank und aufrichtiger Freude begrüßen, daß Schmidt
nach jahrelangen emſigen Nachforſchungen ſoeben im Auf—
trage des Geſchlechts von Maltzahn uns den erſten, ſehr
umfangreichen Band der auf mehrere Bände berechneten dar—
ſtellenden Geſchichte dieſer Familie beſchert hat. Er behandelt
das Mittelalter. Der Bearbeiter, welcher für ſeine wirklich
anſprechende und feſſelnde Darſtellung die oben genannte
sees PR) ex
genealogifhe Studie hier zum großen Teil wörtlich benngte
und an einigen Stellen erweiterte, hat ſich dabei an fein
beſtimmtes Schlußjahr gebunden, fondern die ſtärker hervor-
tretenden Perſönlichkeiten als Endpunkte gewählt; daher
ſchließt die Linie Oſten⸗Cummerow mit Hartwig II. (1500)
die Linie Grubenhagen mit Wedige I. (1526) und die Linie
Wolde⸗Penzlin mit Bernd II. (1525) ab. Der vorliegende
geſchmackvoll ausgeſtattete Band bildet den 1. Band der
II. Abteilung des Geſamtwerkes, da die vor mehreren Jahren
bereits im Druck (Schleiz 1900) erſchienenen, ebenfalls von
Schmidt bearbeiteten Stamm- und Ahnentafeln jener Familie
den 1. Band der I. Abteilung bilden. Die Geſchichte dieſes
ſo ſtark ausgebreiteten Geſchlechts, wie die Maltzahn es ſind,
gleicht, wie Derfaffer im Vorwort bemerkt, „einem Spiegel,
welcher die Kulturzuftände der verſchiedenen Zeitläufte mehr
oder minder deutlich zurückwirft. Sie gleicht ferner einer
vom Winde bewegten Waſſerfläche. Gewiſſe Charakterzüge
der Familie kehren in ſichtbarer Weiſe immer wieder, wie
fließende Wellen. Fuweilen ſchlagen fie aufſchäumend hoch
und höher. Dann ſinken ſie zurück und gleiten ruhig dahin.
Mit anderen Worten, in ſolcher Familiengeſchichte wechſeln
Perſönlichkeiten mit genealogiſchen Nummern ab“. Schmidt
hat bei der Herausgabe mit Recht auf die Anführung der
vorhandenen Vorarbeiten, der einſchlägigen Literatur und
des archivaliſchen Quellenmaterials verzichtet, da diefe An»
gaben bereits in der Vorrede zu den obengenannten Stamm-
und Ahnentafeln ſich finden und die Fußnoten des vor⸗
liegenden Bandes alles weitere ergeben. Wenn auch die
Kapiteleinteilung auf den erſten Blick etwas kompliziert er⸗
ſcheint, ſo muß man doch zugeben, daß ſte aus rein praktiſchen
Gründen durchaus geboten war, um die einmal gewählte
Einteilung der Stammtafeln auch hier durchzuführen. Im
1. Hapitel erörtert Schmidt die Vorgeſchichte der Maltzan
(3. B. die Herkunft der Moltzan, die von Moltzen, die Moltzan
im Lüneburgiſchen, die Einwanderung der Moltzan und ihrer
Sippe in das Wendland, die mit den Moltzan verſippten
Familien, das Wappen der Moltzan) und kommt in den
drei folgenden Kapiteln auf die Stammodter, auf den ſtreit⸗
baren Biſchof Hermann II. Moltzan von Schwerin und die
ausgeſtorbenen Linien des Mittelalters (Trechow⸗Meetzen,
CribefchendorfeRothenmoor, Schorſſow, Goldberg) und deren
Gütergeſchichte, ſowie auf das Erblandmarſchallamt im
Fürſtentum Wenden des näheren zu ſprechen. Während der
5. bis 7. Abſchnitt ſich mit den Linien Often-Cummerow bis
zum Code Hartwigs II. im Jahre 1500, Grubenhagen bis
zum Tode Wediges I. im Jahre 1526 und Wolde-Penzlin
bis zum Tode Bernds II. im Jahre 1525 und deren Erb-
gütern befaſſen (die Fortſetzung der Geſchichte dieſer drei
Linien folgt im nächſten Bande), handelt das letzte 8. Kapitel
von den Moltzan bezw. Maltzan, deren Zugehörigkeit zur
Familie zweifelhaft iſt. Das am Schluß beigefügte ausführ⸗
liche Regiſter erleichtert die Benutzung des Bandes ſehr und
bietet auch manchem etwas, der ſonſt in keiner näheren Be»
ziehung zu dieſer Familie ſteht. Da ſich bei der Bearbeitung
vorliegenden Bandes einige und zum Ceil recht wichtige
Abänderungen der Stammtafeln nötig machten, iſt nicht allein
im Text desſelben darauf animerffam gemacht, ſondern auch
am Schluſſe unter den Berichtigungen eine beſondere Su:
ſammenſtellung ſolcher Abänderungen gegeben worden. Um
Verwirrungen zu vermeiden, ſind hier und im Regiſter die
hinter den Vornamen der Maltzahn ſtehenden Ordnungs⸗
zahlen bei den Linien OftensCummerow und Wolde⸗Penzlin
doppelt angeführt, und zwar einmal nach der Veränderung,
wie fie die Umwechſelung der bisherigen Stammväter dieſer
— — .,, , ,
—
— — ö—ͤ . — —ÿP8—
Linien erforderte, und dann in Klammern nach der früheren
Zählung in den Stammtafeln. Mehr zur Ausſchmückung
als zum Bedürfnis ſind, wie Schmidt mit Recht angibt, die
für dieſe Familie wichtigen Urkunden von 1193 und 1276
(Oktober 28), ſowie eine Tafel mit den älteſten Griginal⸗
ſiegeln der Familie in Lichtdruck beigegeben. Da ſchon Liſch
in ſeiner Urkunden⸗Sammlung zur Geſchichte des Geſchlechts
von Maltzahn mehrere Siegeltafeln gebracht hat, wurde von
Schmidt auf ſolche hier nur verwieſen. Auch die mittelalterliche
Grabſteine der Maltzahn ſind bei Liſch ſchon abgebildet, ſo
daß als Ergänzung nur der auf Tafel IV abgebildete Neve⸗
riner Grabſtein für die Familie Lütkes des Jüngeren Moltzan
beigefügt werden konnte. Die Gütergeſchichte iſt in den
Nebenbetrachtungen noch beſonders behandeit worden; zu ihr
gehört die am Schluß beigefügte überſichtliche Beſitzkarte,
welche aus der bekannten, bezüglich der Namenſchreibung
allerdings ſehr mangelhaften v. Schmettauifchen Karte her-
geſtellt iſt; letztere mußte genommen werden, weil die be⸗
treffenden Sektionen der hiſtoriſchen Grundkarten noch aus⸗
ſtehen. Mit lebhafter Spannung ſehen wir den hoffentlich
bald erſcheinenden weiteren Bänden entgegen. Den ver⸗
ehrten Verfaſſer beglückwünſchen wir für dieſe muſtergiltige
und fchöne Arbeit, die unſeres Erachtens zu den beſten der
bisher veröffentlichten Familiengeſchichten gehört und ein
rorbildliches Beiſpiel iſt, in welcher Weiſe derartige Werke
zu bearbeiten find, auf daß fie wiſſenſchaftlichen Wert haben,
den Leſer anregen und nicht durch bloße Aneinanderreihung
von Daten und Tatſachen ermüden. |
Met. Dr. K. v. Kauffungen.
Petersburger Tagebuch der Frau Erbprinzeſſin Auguſte
Karoline Sophie von Sachſen⸗Moburg Saalfeld, geb.
Gräfin Reuß j. A. 1795. Mit Vorwort und An⸗
merkungen verſehen von Werner Conſtantin
v. Arnswaldt. Darmftadt, C. F. Winter'ſche Buch⸗
druckerei, 1902. (M. 1.—.)
Es iſt ein verdienſtliches Unternehmen unſeres geſchätzten
Mitarbeiters, dieſes Tagebuch — welches (bezw. eine gleich ⸗
zeitige Kopie desſelben) fic) im Beſitz der Fran Mutter des
Herausgebers befindet — zu veröffentlichen. Sehr intereſſant
ſind die Schilderungen der Prinzeſſin, welche ſich durch ſcharfe
Beobachtungsgabe auszeichnen, über das Leben am Peters -
burger Hofe zur Seit der Kaiferin Katharina und über dieſe
ſelbſt, über ihr Außeres und ihren Charakter. Dankenswert
iſt das Vorwort mit den genealogiſchen Erläuterungen und
den Mitteilungen über die hohe Derfafferin des Cagebuches.
Stammtafeln der Familien Rabbicht. I. Teil: Altere
Laute nbacher, des Aftes Niederjoſſa II. Sweig, jüngere
Schmalkaldener. Sufammengeftellt von Max Eber-
hardt Habicht. Luda S.-W, 1907.
Dies Geſchlecht Habicht gehört zu den älteſten Bürger ⸗
familien Deutſchlands, beſonders Heſſens, von welcher zahl-
reiche Linien bereits um 1500 nachweislich blühten.
Die Schreibweiſe des Namens iſt — wie dies ja auch
bei vielen anderen Namen der Fall iſt — eine vielfach
wechſelnde: ein Umſtand, welcher die Forſchungen oft ſehr
erſchwert. Nichtsdeſtoweniger iſt es dem Verfaſſer gelungen,
für mehrere Zweige des Geſchlechts gute Stammtafeln auf⸗
zuſtellen, welche in vorliegendem Heft überſichtlich dargeboten
werden. Zweckmäßig iſt die Beifügung einer Sufammen-
ſtellung aller in dem Hefte vorkommenden Ortsnamen, der
verſchwägerten Familien und der Taufnamen aller Familien⸗
=. 10: ui
mitglieder. Auch ſchmückt das Heft ein in Farbendruck aus-
geführtes Wappen, welches dem Georg Philipp H. bei der
Erhebung in den Reichsadelnand, 5. April 1784, verliehen
wurde.
Die Forſchungen ſind noch nicht abgeſchloſſen, wir legen
daher den Leſern des „Deutſchen Herold“ gern die Bitte des
Derfaffers ans Herz, ihm alles, was ihnen etwa über den
Namen Habbehl bekannt iſt (Urkunden, Briefe, Gelegenheits-
ſchriften uſw.), mitteilen zu wollen. (Adreſſe: M. E. Habbicht,
Lucka S.⸗A.)
Anfragen.
Unter dieſer Rubrik ſteht Vereinsmitglieder—
und Abonnenten ½ Spalte (16 Druckzeilen) koſten⸗
frei zur Verfügung.
Für überſchießende Seilen find die tarifmäßigen
Inſertionsgebühren zu entrichten.
126.
Geſucht werden Nackrichten über die Familie Pur-
ſchian; jede, auch die kleinſte Notiz iſt willkommen. Der
Name dürfte identiſch fein mit Burfian, Purſſian uſw.
Ernft Gottlob P. aus Breslau promovierte 1768 bei der
philoſophiſchen Fakultät in Halle. Stammheimat ſcheint
Sachſen zu ſein. Freundl. Antw. erbeten durch die Redaktion
d. Bl.
1.
Im Schleſiſchen Muſeum für Kunſtgewerbe und
Altertümer in Breslau befindet ſich ein Totenſchild des
Oberſten Jobſt Philipp v. Cividelli, f 2. Oktober 1657, aus
der Hirche zu Oltaſchim bei Breslau. Das dort vorhandene
Wappen ift genau das der Familie von Gellhorn.
Cividelli ſcheint dem Namen nach Italiener zu ſein.
Kann mir jemand über das Wappen und ſonſt näheres
darüber mitteilen?
Berlin NW. 6, Lniſenſtr. 25.
Otto v. Gellhorn.
2.
Die Nachrichten über die Grafen Eberſtein zu Naugord
in Pommern find ſehr ſpärlich. Für jegliche diesbezügliche
Unsfunft wäre ich ſehr dankbar.
Stettin I. von Schoenermarck, Rittmeifter.
3:
Curdt Welder aus Creyfa (Reg’erunasbezirf Caffel)
wurde am 26. November 1563 in Al:fed (Oberheſſen) als
Bürger aufgenommen. Nachkemmen bekannt, Vorfahren
geſucht Jede, auch die kleinſte Nachricht über die Welcker
aus Treyfa vor 1563 erbiitet
Düjjedo.f, Kanonierfir. 12. Carl Welder,
Oberleutnant a. D.
.
1. Erbitte gefällige Nachrichten über die Eltern und
Großeltern der Frau Angelika von Keſſel, geb. Schock,
* 12.8.1281, T 11. 10. 1857, Gemahlin des Gencralleutnants
und Komman anten des Invalidenhauſes v. Keſſel.
2. Wer war die Gattin des Johan de Witt, F 22. 5.
1251, Sohn des Johan de Witt, Herren der Lehnsgüter Huyd-
und Noord -Lindſchoten, Heeentorp und Yſſelvern nud hatte
derſelbe eine Tochter d
3. Kann die Gemahlin des Polizeipräſidenten J. F.
von Eifenbardt (* 1733, fF 1804), die eine geborene de
Witt war, eine Tochter des oben genannten Johan de Witt’
ſeind
Für jede kleine Notiz wäre ich ſehr dankbar.
Stendal (Altmark). H. von Rohr.
5.
Clas Hine x Anna Johann & Cathrina
rich Quaade Jeſſen. Mortoſt, Margaretha
Penfioudr auf müller und Trülſen
Pommerby Hrüger in oder Cornelia,
und Krons= Gelting, T 1.9. 1294,
gaard, T 12. 12. 17668 (81½ J. ali).
7 5. 10. 1770. (78 J. at).
—— —
Auguſt Dietrich Quaade, X 21. 6. 1271 Magdalena
Penſionär auf Pommerby, Margaretha Morioft
T 24 2. 1811 (64 J alt) oder Mord horſt,
war 1784 Pechter in Haſſel⸗ T 5. 9. 1830 (5 ½½ J. al‘)
beig. konfirmiert 1259 zu G lting.
— ..——
Dorftehente Namen und Daten hat Herr Paſtor Boch
in Gelting mit größtem Wahlwollen im dortigen Kirchen ⸗
buche für mich aufgeſucht, und ich würde außerordentlich
dankbar fein für weitere Ahnen der 4 Perfonen oder für
Vervollſtändigung der angegebenen Daten.
Johann Mortoſt war des vormaligen Hufners in Groß—
Flimbek und Anna geb. ehelicher Sohn. Die Quaaden
ſtammen vielleicht aus dem Hannoverſchen. Für Auskunft
über die Familie Quaade würde ich beſonders e ſein.
LCangeſö —Odenſe, Dänemark.
Hans Frhr. v. Berner Schilden Holften. ©
| 6.
Im „Handbuch der deutſchen Kunſtdenkmäler“
Bd. II von Georg Deb io iſt unter: Tremeſſen, Provinz
Poſen, Auguſtiner Abtei- Hirche, ein Reliquiarium für die
Hand des beil. Adalbert erwähnt, ein Kaften von Silberblech
mit flach gebogenem Deckel, mit gravierten Heiligengeſtalten
und fpdtem Maßwerk; 1507 rom Goldſchmied Peter Selber
in Poſen gefertigt.
In von dieſem Peter Gelhor ſonſt irgend etwas bekannt,
und wo könnte ich näheres über ihn erfahren?
Berlin NW. 6, Luiſenſtr. 25.
Otto v. Gellhorn.
(Dieſer Name Gelhor dürfte auf das blonde Haar des
Betrenenden bezw. eines feiner Vorfahren zurückzuführen
fein: Gelhor = Geel Hor — Gelbhaar. Anm. d. Red.)
2;
Major v. Roos vom Leib-Grenadier⸗Regiment Frank⸗
furt a. O. bittet bei nachftetenden Perſonen die fehlenden
Daten, Namen und Taufnamen (auch über die Eltern) ſo
weit möglich zu ergänzen, auch der Stand des Vaters iſt ere
wünſcht.
Johann v. Mondry-Dombromwsfy, * den 1787
3 in Pommern. Mutter:
Dienſteintritt: März 1794. 8. März 1796 Fähnrich beim In⸗
fanterie Regiment von Thadden Nr. 5. Oktober 1297 Sefond-
leutnant. Im April 181% geftorben; wor
Wilhelm Friedrich Auguſt v. Schmiedeberg, * den
Anguſt 1767 zu in der Neumark. Vater:
Mutter: sis. 3 te : Im Februar (783 wahre
ae Oi 2
ſcheinlich beim Infanterie-Regiment v. Möllendorff Nr. 25. ſich dieſelbe anfangs des XIV. Jahrhunderts in voller: Blüte
11. Auguſt 1813 als Major zum Kolberg’fhen Infanterie | befand. .
Regiment. Im Gktober 1815 an feinen Wunden ge: „Anno 1555 Daniel Miftrud dictus vraiſing “
ſtorben. | Es ift anzunehmen, daß fie aus Freiſing (Oberbayern)
Ludwig v. Tempelhof, * den .. Auguſt (795 zu | ftammte. Man wäre demjenigen, der mittels eines Dokumentes
ae in der Neumark. Vater... Mutter.. | vom XIII. oder XIV. Jahrh. das beweiſen könnte, ſehr dankbar.
Dienſteintritt: April 1812 beim Leib - Infanterie» Regiment. Udine (Italien). nob. d' Enrico del Torſo.
1813 Sekondleutnant. 14. Oktober 1814 zum Kaifer Alexander⸗
Regiment. Am 4. April 1816 geſtorben. 9. N
Sigismund Rudolf, v. Kanitz, * den 1288 Erbeten werden Nachrichten über Wohnort und Nach⸗
BT cn, secur vater Leutnant im HZuſaren- Regiment kommen von Sir James und Sir Philipp Richards —
Prinz Eugen von Württemberg Nr. 4. Mutter geb. 3. und 4. Baronet —, ferner über die Familien Ricard —
Natzmer. Dienfteintritt: 1800 beim Regiment Pelchczin Nr. 36. Riccards — Richard — Rider — Richel und ähnliche
1815 dem Leib-Grenadier-Gataillon aggregiert. März ı822 | Schreibarten; — um 1870 ſoll in der Umgegend von Frank-
ausgeſchieden mit Inaktivitätsgehalt. September 1839 pen⸗ furt a. M. ein Baron Richer oder Richel oder Rider anfäffig
ſioniert. Am 21. Dezember 1840 geſtorben; wo ? geweſen ſein.
Johann Romuald v. Koc, * den .. November 1788 Arnsberg p. Tharau, Oſt⸗Preußen.
in Preußen. Vater: mutter: . . . Dienſt⸗ Helene Motherby.
eintritt: April 1800 beim Infanterie-Regiment Alt⸗Lariſch
Nr. 26. 1806/18072 beim Schill'ſchen Korps. — 28. Oktober
1807 dimittiert. — 22. Januar 1808 dieſe Dimiſſion zurück⸗
genommen. 20. Auguft 1808 zum Leib-Infanterie⸗Regiment.
Am 6. September 1810 geſtorben; wod
Carl v. Adelsdorff, rden zu Hunzendorff in
Schleſien. Vater: .... Polizei⸗Bürgermeiſter. Mutter: ....
geb. Reinhardt. 1805 als Junker beim Inſanterie-Regiment
v. Schimonsky Nr. 40. 12. Auguſt 1838 Aus ſicht auf Sivil⸗
verſorgung für die erloſchene Ausſicht auf Anſtellung bei
Garniſon⸗Truppen. Am 7. Januar 1852 geſtorben; wo d
Wilhelm, v. Roſen, * den .. September 1292 zu
a in Preußen. Eltern unbekanntd 1808 Junker beim
Leib-Infanterie Regiment. Februar 1810 in der Rangliſte
nicht mehr aufgeführt.
Joſeph v. Schalſcha, * Dezember 1780 in Schleſien.
Vater: Landedelmann. Mutter: v. Kloch. 1797 beim In⸗
fanterie-Regiment Huits Nr. 8 eingetreten. 1826 als Kapitän
mit Armeenniform und Penſion dimittiert. T 1. Juli
1852; wor Welcher Familie gehört dieſes W Antwort er⸗
Moritz, Hugo v. Sell, * Juli 1806 in Schleſien. beten durch die Redaktion..
Vater: Oberft u. Kommandeur des 22. Infanterie-Regiments.
Mutter: v. Schellerbeck. November 1821 als Freiwilliger beim U.
Keib- Infanterie-Regiment Nr. 8 eingetreten. 1822 ausge | Eine Urkunde 1663 1. Mai nennt den „Wohledeln und
ſchieden. Wannd Manhafften Peter von Bornum, geweſenen Hauptmann
Ludwig v. Beyer, * 1792 Weſtpreußen. Vater: Edel- in Hoch ⸗Fürſtl. Hefj. Regiment uſw.“ |
mann. Mutter: Heimzius. 1813 als Freiwilliger beim 1. Sind dem Verein Herold Quellen bekannt, woraus
Leib-Infanterie-Regiment eingetreten. Juni 1815 Sekonde⸗ Material über die Familie von Bornum bezw. über die Dore
leutnant beim 2. Schleſiſchen Landwehr⸗Regiment. 1816 eltern des Peter von Bornum geſchöpft werden kannd
dimittiert. f 15. März 1862; wo P 2. Iſt ein Wappen von Bornum befannt?
Wilhelm v. Crailsheim. Juni 1788 Magdeburg. 3. Läßt das Prädikat „wohledel“ darauf ſchließen, daß
Vater: Major. Mutter: P War Regierungs⸗ Referendar. Peter von Bornum vom Adel ward — Peters Sohn, „Hanf
1815 als freiwilliger Jäger in das Jäger⸗Detachement 2. Bat. Peter von Bornum“, nach derſelben Urkunde in Dorſten ge⸗
Leib-Infanterie⸗Regiments eingetreten. 1813 Sekondleutnant. boren, war verheiratet mit Maria Anna von Stecke. In
T November 1815; wor Dorſten war die Familie von Bornum nur ganz vorübergehend.
8. | Für gefl. Nachrichten im voraus herzl. Dank.
Man wünſcht Auskunft über den Urſprung der Familie | Dortmund, Löwenſtr. 10. Fritz Sarid, Lehrer,
miſtruzzi. Freiſinger aus . set sem wo | une des pete ee
— — ——ä— - — —— u
— —
2. 1 5 ‘Sedenthein der nn von are: anf Kiel. a
Derantwortlicher er Ad. m. gildebra ndt in Berlin, w. 62. dinnrag⸗ BU — e des vereins gerold; e elon von
Carl Heymanns Verlag in Berlin, W. Mauerftraße 43. 44. — Julius Sittenfeld, Hofbuchdruder. in Berlin W.
— u ——
Familien-Nadridten ans Württemberg 1906.
(Abkürzungen: 8. — Sohn geb., T. — Tochter geb., >< vermählt, + geſtorben, [ begraben.)
3
Alberti, Eduard, Ingenieur, geb. Schwenningen 1. Juni 1827, +
Heilbronn 27. Juni 1006, S. des 1878 F Pal. württ. Bergrats
a. D. Friedrich Auguſt v. A. und der 1875 7 Julie geb. Freiin
v. Degenfeld. Wwe. Karoline geb. Schöllhammer.
v. Arand Edle v. Ackerfeld, Anna (rerm. Freifrau v. Malchus)
geb. Stuttgart 19. Januar 1868, + Heidelberg 3. April 1906,
[] Tettnang, T. des 1872 + Fol. württ. Art.⸗ Hauptmanns Hein
rich A. E. v. A. und der Marie geb. Freiin v. Malchus. Wwr.
Otto Frhr. v. Malchus, Pol. württ. Kammerherr und Hof:
marſchall S. D. des Fürſten zu Wied.
v. Auer, Sofie, geb. Stuttgart 31. Dezember 1827, + Stuttgart 28. OF
tober 1906, T. des 1855 f Fal. württ. Hauptmanns Roain Max.
Ferd. v. A. und der 1804 F Henriette geb. Dapp.
v. Bank, Johann Baptiſt, Mühlenbeſitzer, geb. Langenſchemmern
5. Juni 1827, F daſelbſt 4. Januar 1906, S. des 1865 F Matthäus
r. B. und der 1886 F Maria Anna geb. Miller. Wwe. Franziska
geb. Fuchs.
v. Beauvais, Dora, geb. Stuttgart 12. November 1883, T. des 1898
+ Kaufmanns Wilhelm v. B. und der Thereſe geb. Wiliſch;
Horn, Otto, Bankbeamter, geb. Tübingen 2. Dezember 1871,
S. des 1882 f+ Bankdirektors Friedrich 5. und der 1905 f Thekla
Dayhinger. >< Stuttgart 30. Juni 1006.
. Blandenhagen, Eliſabeth, geb. Drobbuſch (Livland) 27. Juli 1824
7 Winnenden 29. September 1906, T. des 7 Rittergutsbeſitzers
Johann v. B. und der + Maria Louiſe Anna geb. v. Wolff.
. Brandenftein, Mathilde Apollonia geb. v. Siebold, geb. St. Martin
bei Boppard a. Rh. 27. September 1850, F Ulm 29. Auguſt 1906,
T. des 1866 f Dr. med. und Fol. niederländ. Oberſten im
Generalſtab Franz Philipp Balthaſar Jonkheer v. S. und der
+ Ida Helene Karoline v. Gagern. Wwe. des 1905 7 Fal.
württ. Generals d. Inf. 3. D. Gujtav Karl Wilhelm v. B.
Buderus v. Carlshauſen, Pauline geb. Gräfin v. Normann-Ehren—
fels, geb. Tudwigsburg 3. Februar 1833, + Stuttgart 21. März
1906, T. des 1847 + Fol. württ. Rittmeiſters Karl Friedrich
Ferdinand Graf v. WE. und der 1881 7 Mathilde geb. Freiin
v. Schütz⸗Pflummern. Wwe. des 1876 fF Fal. württ. Majors
a. D. Ernſt Wilhelm Emil B. v. C.
Campbell tof Treesbank and Céßnack, George James, Fal.
württ. Rutmeifter a. D., geb. Mannheim 1831, T Langenargen
25. April 1006. Wwe. Pauline geb. Freiin v. Veſſelrode—
Hugenpoet.
v. Cariſien, Hedwig Emilie Mathilde, geb. Berlin 2. Auguſt 1838,
+ Mannheim |. Februar 1906, L] Cannſtatt (Württ.), T. des
1861 T kgl. preuß. Generalmajors Guſtav Ehrenreich v. C. und
der 1858 F Mathilde Fried. geb. Schmolz. (Die Letzte ihres
Geſchlechts).
v. Collas, Anna (verm. Freifrau v. Ow-Wachendorf), geb. Birn⸗
baum 20. Auguſt 1837, + Dorf Kreuth 26. Oktober 1006, T. des
+ Hennig Baron v. C. und der 7 Antonie geb. Aſchenborn.
Wwe. des 1882 T Hans Karl Reichsfreiherrn v. O. W.
v. Faber du Faur, Georgine geb. Wechßler, geb. Stuttgart 28. Juni
1839, 4 daſelbſt 9. April 1906, T. des 1859 7 Kaufmanns Georg
W. und der Charlotte geb. Breitſchwerdt. Wwe. des 1882 7
kgl. württ. Oberſten a. D. Moriz v. F. d. F.
3
3
v. Gleich, Marie Marg. Aloyſia Amalie geb. Wieſt, geb. Ulm 25.
Dezember 1852, 7 Stuttgart 10. März 1006, T. des 1861 + Ober:
juſtizprokurators Andreas W. und der 1834 + Eliſabeth geb.
Fortenbach. Wwe. des 1896 f kgl. württ. Generalleutnants
3. D. Alarich Karl Anton v. G.
v. Grävenitz, Karl, Major im Inf.-Regt. „Haiſer Friedrich“ No. 125
(7. württ.); v. Arnim! Urſula; S. Stuttgart, 6. Januar 1906.
v. Grävenitz, Albrecht, geb. Stein bei Blumenau 26. Auguſt 1004,
7 Stuttgart 25. März 1006, S. des kgl. württ. Majors Karl
v. G. und der Urſula geb. v. Arnim.
de Greiff, Alfons, Fal. württ. Rittmeijter im Drag.⸗Regt. „Königin
Olga“ No. 25 (1. württ.), Jobſt Mathilde; S. Guido Hermann
Anton, geb. Tudwigsburg u. September 1906.
v. Groll, Max, Leutnant und Bat.⸗Adj. im Gren.⸗Regt. „Königin
Olga” Nr. ug (1. württ.); v. Wöllwarth⸗Lauterburg, Freiin
Klothilde; S. Stuttgart, 6. April 1906.
. Guérard, Franz Eberhard, Dr. der Fahnheilkunde, geb. Elberfeld
25. Juni 1805, 7 Ulm 22. Februar 1906, S. des + Hofzahnarzts
und Geheimen Hofrats Wilhelm v. G. und der 7 Amalie geb.
Rütten. Wwe. Pauline Eugenie geb. Berger.
. Zadländer, Eugen Eberhard, Schrifiſteller, geb. Stuttgart 5. Woe
vember 1851, f daſelbſt 15. Februar 1906, S. des 1877 F Fal.
württ. Nofrats und Direktors der Pol. Bauten und Gärten
Friedrich Wilhelm v. H. und der 1900 7 Karoline geb. Gpitz.
. Haldenwang, Maximilian Georg, Fal. württ. Oberleutnant im
Inf.⸗Regt. No. 154, geb. Stuttgart 9. Juli 1870, 8. des 1897 +
kgl. württ. Generals der Inf. a. D. Otto v. H. und der Pauline
Ejdenmayer; Hentſchel, Eliſabeth Maria, geb. Lorzendorf bei
Breslau 9. November i882, T. des Fabrikbeſitzers Albert H.
und der Agnes Gillner. & Jauer 27. September 1900.
Heider, Karoline, geb. Ulm u. Juli 1885, T. des fal. württ. £and-
gerichtsdirektors Wilhelm Auguſt v. B. und der Mathilde geb.
Heim; Bürglen, Hermann, Fabrikant und Leutnant der Reſerve
im Ulanen-Regt. „König Karl“ No. 10 (1. württ.), geb. Ulm
18. Januar 1874, S. des Kommerzienrats Erhard B. und der
Emilie geb. Eckhardt. * Ulm 8. November 1906.
. Jan, Karl, fal. württ. Poſtinſpektor; Schuſter, Johanna; T. Ruth,
geb. Stuttgart 24. Mai 1006.
Jan, Ludwig Karl Fritz, Dr. phil., Oberlehrer; Gelshorn, Irm—
gard; S. Werner Alexander Hugo, geb. Straßburg 24. Juni 1006.
. Rapff, Anna Babette Mathilde geb. Wieland, geb. Ulm 5. Juli
1864, T Berlin 23. Januar 1006, [ Ulm, Tochter des Kommerzien—
rats Philipp Jakob Wieland und der Mathilde geb. Wieland.
Wwr. Karl v. H., Pal. württ. Major a. D.
v.
v. Kapff, Wilhelm, Dr. jur., Fal. württ. Landrichter; Kröner, Anna;
S. Hans Sixt, geb. Heilbronn 21. Mai 1906.
v. Karaß Nikolaus, ‘fal. württ. Generalmajor a. D. und kal. Bad.
kommiſſär in Wildbad, geb. Moskau 26. November 1836, 7
Stuttgart 15. März 1006, S. des + Gutsbeſitzers Theophil v. .
und der Emilie v. Reinhard. Wwe. Frida geb. Gräfin
v. Lippe⸗Falkenflucht.
v. Kellenbach, Karoline geb. v. Baer, geb. Stuttgart 27. Januar
init, 7 Stuttgart (7. Auguſt 1006, Tochter des + Pal. württ.
Poſtmeiſters Louis v. B. und der * Margarete geb. Graff.
Wwe. des 1855 7 Schloßgutsbeſitzers Heinrich v. K.
“v. Langsdorff, Anna, geb. Adelshofen 29. September 1855,
+ Rappenau Januar 1006, Tochter des 1897 Pfarrers
Julius v. L. und der Charlotte geb. Hölder.
* v. Langsdorff, Guſtav Wilhelm, Ful. preuß. Major, geb. Adels:
hofen 20. Juni 1859, 7 Burgthal bei Stockach 8. September
1906, S. des wor + Pfarrers Julius v. T. und der Charlotte
geb. Bolder. Wwe. Berta geb. Lang.
Joſef, Hopfengutsbeſiger, geb. Tettnang 28. Auguſt IR5T, +
Tübingen Juni 100%, S. des eg + Gutsbeſitzers Franz
Xaver Lott und der 1858 / Joſephine Lanz. Wwe. Wilhelmine
geb. Werner v. Kreit.
v. Marchtaler, Hans Erhard,
Art.⸗Regt. No. 65 4. ee)
akademie; Lienhard, Annie; 8
Berlin 5. Februar 1900.
v. Marchtaler, Adolf Albert Heinrich Erhard, fal. württ. Landrichter;
v. Baumbach, Emilie; T. Marie Erneſtine, geb. Ulm 25. OP.
tober 1906.
v. Maur, Karl, Spediteur; Marſchall, Lilly, T. Stuttgart 1. April 1906.
Mayr, Sofia, geb. Tettnang 6. Mai oc, T. des 1807 + fal. württ.
Gerichtsnotars Joſef v. M. und der 188 7 Roſa geb. Kugel.
Stipek, Joſef, Ingenieur, geb. Budweis 26. Juli 1849. ><
Korſchach 1. Februar 1906. |
v. Mayr, Marta Joſefa Klara (verm. Rothfelder) geb. Saulgau
46. November 1828, 7 daſelbſt we. März 1006, T. des 1867 +
Fal. württ. Gerichtsnotars Joſef v. M. und der 1855 7 Joſefa
Nußbaumer. Wwr. Johann Rothfelder, Güterbuchskommiſſär.
v. Neubronner, Rudolf Karl Julius, Leutnant im Drag. Regt.
„König“ > 20 (2. württ.) geb. Schloß Lichtenegg 20. Sep:
tember 1878, S. des Fal. württ. Kammerherrn und Rr. d. Joh. Oro.
Karl Georg Rudolf v. N. und der Julie geb. ron Mauffmann;
v. Palm, Freiin Clara Eleonore Joſ. Marianne, geb. Gries
bei Bozen 5. April ıssı, T. des K. u. K. Oberleutnants und
Kr. d. Joh. Ord. Ernſt Frhr. v. P. und der Clara Hengelmüller
de Hengerwär. o< Mühlhauſen a. N. 25. Oktober 1006.
v. Olnhauſen, Wilhelmine (verm. Bort) geb. Nordheim 16. März
1859, 7 Stuttgart 2. Januar 1006, T. des Gottlieb v. O). und
der Eliſabeth Kühner. Wwr. Georg Bort.
v. Olnhauſen, Wilhelm, approb. Apotheker, geb. Heilbronn 29. Mai
1880, * Heilbronn 3. Norember 1906, [ Cöln a. Rh., S. des
Direktors G. v. 0). und der Ida geb. Höllwarth.
v. Olnhauſen, Liſette geb. Thym, geb. Mittelfiſchach 27. März 1827,
+ Tettnang 29. Norember 1006, T. des + Kaufmanns Gottfried
Friedr. Chym und der F Margarete Daun. Wwe. des 1885 4
Pal. württ. Gerichtsnotars Karl Friedr. v. 00.
v. d. Often, Karl Friedrich Mar, Fol. württ. Hauptmann im Gren Regt.
„Königin Olga“ No. 0 (1. württ.); v. Sommerlatt, Hedwig
Klara Hildegard; T. Stuttgart 15. Oktober 1000.
v. Pomer, Emilie geb. Ammon, geb. Unterweißach 12. Februar 1832,
+ Crailsheim 5. Juli 1906, T. des 1845 T Pfarrers Philipp A.
und der 1804 7 Julie Drechſel. Wwr. Kircbenpfleger Ludwig v. P.
v. Poſt, Henriette (verm. Schwab), geb. New Vork 15. Dezember 1831,
! Leſum bei Bremen 7. Juni 1900, [| Siuttgart; T. des 39
Kaufmanns Heinrich v. P. und der 1830 * Margarethe geb.
Maier. wwe. des 18835 7 Profejjors Dr. Chriſtof Schwab.
gott,
Fal. württ. Oberleutnant im Feld.
komm. z. Fal. pre Kriegs
Hans Ulrich Adolf Erhard, geb.
s
v. Rantzau, Adele Marie Cath., ehemal. Priorin von Unterſen, In—
haberin des Fol. preuß. TCouiſen- Ordens, geb. Straßburg i. E.
30. Auguſt 1821, + Stuttgart 3. Februar 1900, T. des 1858 +
Fal. württ. Oberſten Johann Friedrich Hannibal v. R. und der
+ Henriette geb. Lienhardt.
v. Reinöhl, Guſtav, Ingenieur, geb. Kircenlellimsfurth 7. November
1869, 7 Lüttich 13. Februar 1906 (auf der Heimreiſe von Braſilien),
S. des + Gutsbeſitzers und Poſtbeamten Friedrich an
Bernhard v. R. und der Adelheid geb. Teichmann.
v. . Sofie Eliſe Charlotte, geb. Heilbronn 25. Suni 1831, 1 daſelbſt
Februar 1905, T. des 1874 + Pal. württ Regierungsrats
Christian Gottlieb v. R. und der 7 Karoline geb. Baakh.
v. Schweinichen, Stefanie, geb. Metz 18. Juli 1885, T. des Fal. preuß.
Oberſts z. D. Hans v. Sch. und der Stefanie geb. Brauns;
Spemann, Kurt, Leutnant im Feld. Art. Regt. „Prinzregent
Luitpold v. Bayern” No. 29 (2. württ.), geb. Düſſeldorf 51. OF:
tober en S. des Derlaasbucbbandlers Adolf Sp. unde der Julie
Weife. >< Stuttgart ic. September 1906.
v. Sick, Alfred, kal. würıt. General der Kavallerie 3. D., geb. Ludwigs-
burg 8. April 1845, T Baden-Baden 27. Dezember 1906, [ Stutt-
gart, Sohn des 1892 7 kal. württ. Generalmajors a. D. Hermann
v. S. und der 1902 + Marie Wiß; Wwe. Wanda geb. Gräfin
Schlieben.
v. viſcher. Ihingen, Richard Guſtav Adolf, Pal. württ. Kammer:
herr und Oberleutnant der Landwehr-Havallerie, geb. Stutt-
gart 21. April 1862, + daſelbſt 9. Februar 1006, [] Aglishardt,
S. des 180 f K. u. M. Oberleutnants a. D. und Ritterguts-
beſitzers Adolf v. D.-J. und der Marie geb. Vellnagel.
v. Malter, Pauline Agnes geb. Thumm, geb. Peterzell 18. Dezember
1850, 7 Degerloch 9. Oktober 1000, T. des * Pfarrers Carl
Wilhelm Ch. und der 7 Sofie geb. Löffler. Wwr. Eugen v. W.,
kal. württ. Oberbaurat a. D.
v. Weckherlin, Wilhelm Ferdinand Heinrich, Pal. niederländ. Bot—
ſchafter a. D., Staatsrat, Exzellenz, geb. Haag 21. Mai 182,
Tübingen 14. Dezember 106, &. des + Pal. württ. Staats
rats Karl Wilhelm v. W. und der F Marie geb. Handel.
Werner v. Kreit, Eduard, ittergutsbeſitzer, geb. Moſisgreut 10. Juni
1867, S. des 1905 7 Rittergutsbeſitzers Ferdinand Jakob W. v. M.
und der 1005 7 Wilhelmine geb. Sterk; Rothenhäusler Sofie.
>< Moſisgreut 30. Mai 1906.
Werner v. Kreit, Karl, Gutsbeſitzer, geb. Sigmarshofen 21. April
1869, 7 daſelbſt u. Oktober 1906; S. des 1899 f Gutsbeſitzers
Eduard W. v. U. und der Seraphine Heine. Wwe. Sofie
geb. Ibele.
v. Winter feld, Albert, Schriftſteller, geb. Landsberg a. W.
1852, F Stuttgart 3. April 1005.
v. Zeppelin, Albrecht Guſtav Melchior, Hauptmann im Gren. Regt.
„Hönigin Olga’ No. 19 (dl. Württ.), geb. Ellwangen 27. März
186), S. des 1880 7 Pal. württ. Gberförſters Guſtav Adolf
Melchior v. FH. und der Klara Mathilde geb. Winter; Junghans,
Erika geb. Schramberg 3. April 1884, T. des Geh. Kommerzien«
rats Arthur J. und der Marie Louiſe geb. Hauff. >< Strutt
gart 15. Auguſt 190%.
27. Auguſt
4 Dain bad. Adel angehörig.
Stuttgart, im Oktober 1907.
0 Uiitgeteilt von Adolf Straub.
N
ar
heruuggegeben vont rein en in Berſin. 7
— a
a m
Ar. 2. Berlin, Februar 1908. XXXIX
der jährliche Preis des „Beutfcen Herold — monatlich ein Heft — beträgt 12 UE, der „Vierteljahrsſchriſt für Wappen-,
Siegel- und Familienkunde“ 8 mk. Einzelne Nummern koſten 1 Mk. — Anzeigen für den „Deutſchen Herold“ werden von
Carl Heymanns Verlag, Berlin W., Mauerſtr. 43. 44, entgegengenommen.
Inghalls verzeichnis: Bericht über die 770. Sitzung vom 17. De⸗ Alle Vereins- und Fachgenoſſen (Mitglieder und Nicht-
zember 1907. — Bericht über die 771. Sitzung vom mitglieder) werden infolge des Pereinsbeſchluſſes vom
7. Januar 1908. — Eine unbekannte Griginalzeichnung 17, Dezember 1895 gebeten, dem Schriftführer des Vereins,
Goetnes mit dem Wappen Selters. (Mit einer Tafel und u S. W., Gneiſenauſtr. 99, ae-
Abbildung.) — Danmarks Adels Aarboog 1908. — Die . „Guneiſenauſtr. 99, g
Familie Shottelins. (Schluß) — Grabinſchriften der luthe⸗
riſchen Kirche in Rinteln. — Das Siegel der Hüttener 1. die wiſſenſchaftlichen Themata, Probleme oder Spezial ⸗
Harde [Bergharde]. (Mit Abbildung.) — Fu J. G. Hare gebiete, deren Erforſchung und Searbeitung fie ſich
tungs Brief vom Jahre 1667. — Bücherſchau. — Der zur Aufgabe geftellt haben;
mifchtes. — Anfragen. — Antworten. — Briefkaſten. 2. inwieweit fie imſtande bezw. gewillt ſeien, An-
fragen, welche in das umſchriebene Gebiet einſchlagen,
Bereingnachrichten. m beantworten;
. 3. hinſichtlich welcher Punkte ihnen Mitteilungen, Auf
‘ = on Fikungen des Vereins Herold iter, Beiträge uſw. willkommen oh
nden flatt:
Dienstag, den 18. Februar 1908 abends
Dienstag, den 3. Mar; 1908 } 7½ Ahr, Da der Herr Schatzmeiſter des Vereins Dr. Stephan
im , Surggrafenkof", Aurfürſtenſtr. 91. Kekule von Stradonitz zu Groß- Lichterfelde, Marien-
. ſtraße 16, auch die Führung der Pereinsmatrikel über
Die Pereinsbibliothek befindet ſich W. 62, Kleiffir. 4, nommen hat, werden die geehrten Mitglieder des Herald
Qnergebäude I., und tft Mittwochs von 2—5, Sonn- hierdurch ergebenſt erſucht, alle Veränderungen betreffend
abends von 10—1 Ahr geöffnet. Der Katalog if gegen | Wohnung, Titel uſw. gefilligh dem Shakmeifier anzeigen
Ginfendung von 3,20 Mark vom Bibliothekar zu beziehen. zu wollen.
Die Mitglieder des Vereins Herold werden freundlichſt erſucht, folgendes beachten zu wollen:
1, Alle den Verein im allgemeinen betreffenden Korreſpondenzen find zu richten an den Porſitzenden
Herrn Generalleutnant z. D. v. Bardeleben, Exzellenz, Berlin W. 50, Aurfürſtendamm 240, oder an den
Schriftführer, Jerrn Geheimrat Seyler, Berlin W. 30, Nollendorfſtr. 10.
2. Alle Anfragen, Wappen und Wappenkun ft betreffend, ferner Mannſkripte für die Vereinspublikationen
und Mitteilungen, welche die Pibliothek des Vereins betreffen: an Herrn Profeſſor Ad. M. Hildebrandt
Berlin W. 62, Schillſtr. 3.
3. Alle Mitteilungen genealogiſcher und familiengeſchichtlicher Art: an Herrn Kammerherrn Dr. Aekule
v. Stradonik in Srof Lichterfelde, Marienſtr. 16.
4. Alle Anfragen und Mitteilungen über Siegel und Siegelweſen: an Herrn Geheimrat Seyler ⸗
Berlin W. 30, Nollendorfſtr. 10.
Die Mitgliedsbeiträge find an den Deutſchen Areditverein, Berlin W. 66, Wauerfir. 86/88, zu leiſten.
Anmeldungen neuer Mitglieder nehmen alle vorſtehend genannten Herren entgegen.
—
Bericht |
über die 770. Sitzung vom 17. Dezember 1907.
Vorſitzender: Se. Erz. Herr Generalleutn. 3. D. v. Bardeleben.
Der Herr Vorſitzende verlas ein Telegramm aus
Leipzig vom 4. d. M., mittels deſſen die Sentralſtelle
dem Vereine Herold beim Eintritt in das neue Vereins-
jahr Glückwünſche darbringt und der Hoffnung auf
weitere erfolgreiche und möglichft gemeinſame Arbeit
Ausdruck gibt.
Als Mitglieder wurden angemeldet:
*. Herr Charles A. Bernau, Walton-on-Thames,
Pendeen, Bowes Road (England).
2. Herr Referendar v. Brauſe in Charlottenburg,
Engliſche Straße J, Eingang 2 III I.
Herr Carl Freiherr Hiller von Gärtringen,
Hauptmann im I. Garde ⸗Reg. z. F., Pots dam,
Jägerallee 4.
Frau Alma v. Kalckreuth, geb. v. Simmermann
in Samſt bei Meſeritz, Provinz Poſen.
Herr Caymann, Oberleutnant im 5
~
O.
4.
5. Magde⸗
burgiſchen Infant.⸗Reg. Nr. 66, kommandiert zur
Kriegsakademie, Berlin W., Naſſauiſcheſtr. 2 II.
Herr Georg von Wedel, Major im Colberg⸗
ſchen Grenadier⸗Reg., Stargard i. Pom., Villen⸗
ſtraße Ib.
Herr Schloßhauptmann v. Cranach von der Wart,
burg legte das ſoeben an das Licht getretene prachtvolle
Wartburgwerk zur Beſichtigung vor. Gründer des:
ſelben iſt weiland Carl Alexander, Großherzog von
Sachſen, der Wiederherſteller der Wartburg, der ſich
auch mit eigener ſchriftſtelleriſcher Arbeit an dem Werke
beteiligte. An die Bedeutung der Wartburg für das
Leben des deulſchen Volkes erinnern folgende Punkte:
Sängerkrieg, heil. Elifabeth, Martin Luther, Wartburg:
feſt der deutſchen Burſchenſchaft. Das Werk iſt in der
Tat ein Denkmal deutſcher Geſchichte und Kunft nach
feinem Inhalte und feiner glanzvollen äußeren Erſchei—
nung; zu feiner Herftelung war ein Aufwand von
einer Viertelmillion erforderlich. Ein Suſchuß aus
Staatsmitteln wurde nicht geleiſtet.
Der Herr Vorſitzende machte folgende Mitteilungen:
I. Lehenbrief des Herzogs Georg von Mecklenburg vom
14. April 1817 dem Bernhard Ulrich v. Behr hinſichtlich
des Gutes Gentzkow erteilt. Das Gut war vorher im
Beſitze der v. Bardeleben, die es 1715 von den
v. Mergen erkauften. 2. Nach einer vom Herrn Vizekonſul
v. Grumbkow mitgeteilten Nachricht engliſcher Blätter
hat Se. Majeſtät der Kaiſer beim Beſuche der Abtei
Beaulieu in dem Wappen des Sir Thomas Wriothſley
(der die Abtei von Heinrich VIII. erkauft hatte) ein Feld
bemerkt, das den deutſchen Reichsadler ſchwarz in Gold
enthält. Auf die Frage des Kaiſers, wie dieſes Wappen
dorthin komme, vermochte niemand Auskunft zu geben.
5. Die von Paul Heitz (Straßburg 1907) gefundene
angebliche Abbildung der Hohkönigsburg aus der erſten
24
Hälfte des 16. Jahrhunderts. 4. Einen Auszug aus dem
Inhaltsverzeichniſſe des IX. Bandes der Acta borussica
(Behördenorganiſation). Das Buch enthält wichtiges
Material über die Privilegien und die Konſervation des
Adels.
Sodann regte der Herr Dorſitzende die Frage an,
wie ſich der Derein gelegentlich des Internationalen
Kongrefjes für hiſtoriſche Wiſſenſchaften zu betätigen
habe. Herr Amtsgerichtsrat Dr. Béringuier ſprach
ſich für die Veröffentlichung einer wiſſenſchaftlichen Arbeit,
Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz für die
Neubearbeitung der beim großen Stiftungsfefte aus ·
gegebenen Dereinsgefcichte aus. Die Beſchlußfaſſung
hierüber wird vertagt.
Frau v. Kalckreuth, geb. v. Zimmermann, in Samſt
hat folgende Frage geſtellt: Der Adel des Geſchlechtes
von Simmermann wird von dem böhmifchen Ritter:
ſtandsdiplome von 1710 datiert. Nun findet ſich aber
im Staatsarchiv zu Breslau die Eheberedung des
Chriftoph Adam von S. mit Marie Magdalene v. Niebel⸗
ſchütz von 1605. Er unterſchreibt „von“ vor Gericht;
fein Siegel zeigt die Buchſtaben C. A. v. Z. 1686. Hiernach
iſt es wahrſcheinlich, daß ſchon vor 1710 ein Diplom
in die Familie gekommen war. Eine Anfrage bei unſerem
verehrten Mitgliede Herrn A. v. Doerr auf Smilkau
dürfte die Aufklärung herbeizuführen geeignet ſein.
Herr Major v. Trotha legte vor ein dem Herrn
Leutnant v. d. Kühe gehöriges intereſſantes Stammbuch
aus Pergament, das im Jahre 1660 bei Gelegen-
heit der polniſch⸗ſchwediſchen Traktaten angelegt worden
iſt, mit den Wappen und Inſchriften der teilnehmenden
Geſandten, an deren Spitze ſich Antonius de Cambres,
Geſandter des Chriftianiffimus Rex zeigt. Der Beſitzer
des Stammbuches war vielleicht der kurbrandenburgiſche
Geſandte, deſſen Wappen wir in dem Stammbuche ver⸗
miſſen. Derſelbe Herr zeigte die Ahnentafel eines Fräu⸗
leins v. Kottulinsky, Tochter des weiland Georg a. d.
Baufe Hohen ⸗Friedeberg in Mähren, der ſich im Fürſten
tume Brieg mit einem adligen Gut und Ritterſpitze
poſſeſſioniert gemacht, und ſeiner Gemahlin Hedwig, geb.
v. Sebottendorf.
Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz übergab
zwei von ihm veröffentlichte Abhandlungen: I. Allerlei
von den Bernadotte; 2. Die Leipziger Ahnen des
Fürſten Bismarck (aus Nr. 40 der Grenzboten v. v. J.).
Auf den Antrag des Herrn Kammerherrn wird be⸗
ſchloſſen, auf die „Frankfurter Blätter für Familien-
gefchichte”, herausgegeben von Karl Kiefer, zu abonnieren,
zunächſt für ein Jahr.
Herr Major v. Schoeler legte vor: Vom Leben
am preußiſchen Hof 1815-52. Aufzeichnungen von
Caroline v. Rochow, geb. v. d. Marwitz und Marie
de la Motte ⸗Fouqué, bearbeitet von Luife v. Marwitz.
(Berlin 1908. Mittler & Sohn.) Die Schrift enthält
einige intereſſante Bemerkungen über Dinge, die zum
Wappenweſen gehören, und iſt auch für die Genealogie
von Wert.
„
Seine Exzellenz Herr Generalleutnant v. Uſed om
erwähnte in lobender Weiſe ein neu erſchienenes Werk,
die von Ceutnant Neuſchäfer, Erzieher am Kadettenhaufe
Coeslin, im Auftrage des Kommandos herausgegebene
Stammliſte des Kadettenhaufes Culm-Coeslin. Die ge:
ſamten 130 Jahre des Beſtehens der Anftalt werden
hier behandelt und die Kommandeure, Offiziere, Sivil
erzieher, Prediger und Arzte, ſowie auch die ſämtlichen
Kadetten, welche in der Anſtalt ſeit 1776 erzogen wurden,
aufgeführt. Soweit es ſich feſtſtellen ließ, ſind bei den
5720 Kadetten der Stand des Daters und der Geburts:
name der Mutter angegeben, weshalb das mit erſtaun⸗
lichem Fleiße bearbeitete Werk auch für die Genealogie
von großem Werte iſt.
Herr v. Gellhorn zeigte die Abbildung eines
Totenſchildes auf den Oberſten Jobſt v. Cividelli,
+ 2. Oktober 1667. Das Wappenbild (ein Hiefhorn)
iſt dem der von Gellhorn ähnlich. — Derſelbe Herr
teilte mit, daß der Graf v. Mülinen in Bern Vorleſungen
über Berner Wappenweſen an der dortigen Univerſität
halten werde.
Herr Profeſſor Ad. M. Hildebrandt teilte mit,
daß vorausſichtlich im März oder April 1908 in Ham-
burg in den Räumen des Muſeums für Kunft und
Gewerbe eine heraldiſche Aus ſtellung ſtattfinden werde.
Das Muſeum, die Stadtbibliothek und verſchiedene
Sammler werden ihre heraldiſchen Schätze zur Schau
bringen. Es iſt mit Sicherheit zu erwarten, daß die
Ausſtellung heraldiſche Anregung in weitere Kreife
tragen wird. Derſelbe Herr verlas eine ſogenannte
„Familienchronik“ voll traurigen Blödſinns, welche ein
Deutfchamerifaner aus einer Deutſchen Wappenfabrik
erhalten hat. Sodann legte er vor ein neues Formular
für Ahnentafeln, welches von der Firma C. A. Starke
in Görlitz in den Handel gebracht wird.
Herr F. T. Wurfbain in Amſterdam bittet um
Nachrichten über den Verbleib eines Wappenbriefes
vom Jahre 1597 für Hans Wurfbain, der noch im
Jahre 1858 im Befite des Antiquars Herdegen in
Nürnberg geweſen iſt.
Herr Rechts anwalt Baſſermann in Mannheim hat
für die Vereinsbibliothek eingeſandt: Baſſermannſche
Familien⸗Nachrichten Heft 1; Ludw. Baſſermann 1781
bis 1828. Eine Lebensſkizze; Nachrichten über die
Familie Frohn.
Herr Macco feinen Vortrag fortſetzend, bewies an
einigen Beiſpielen den ungeahnt großen Wert der in
den Wetzlarer Akten, und hier beſonders unter den
Beweisſtücken, enthaltenen Dokumente für die Genealogie.
Die Nachweiſe der PDrozeßakten greifen ſtets mehrere
Generationen zuruck, manchmal ſogar 5, und vereinzelt
6 und 7 Generationen. Er verbreitete ſich dann über
die Bedeutung der Akten für die Geldwährung und
Wirtſchaftsgeſchichte, denn zu einer Seit, in welcher
meiſt noch in Naturalien bezahlt wurde, kam es bei
der Abſicht dieſe in Münze abzulöfen, zu zahlreichen
Streitigkeiten. So finden fich denn Jahrzehnte hindurch
ſorgfältige Verzeichniſſe der Getreidepreife und inter:
eſſante Umrechnungen in verſchiedene Münzſorten.
Aus den mannigfachen Abſchriften alter Geſchäftsbücher
laſſen ſich gewichtige Schlüſſe ziehen, welche bei all⸗
gemeinen Kenntniffen der Handelsgeſchichte ſich zu wert⸗
vollen Berichten über dieſe zuſammenſchließen.
Auch über das Fehdeweſen und Fehden bieten die
Wetzlarer Beſtände reiches Material. Am häufigſten
wird auf die jülicher Fehden des 16. Jahrhunderts
zurückgegriffen, durch welche der Handel Deutſchland⸗
nach den Niederlanden für kurze Seit faſt vollſtändig
unterbunden und lahm gelegt worden war.
Die Städte Eöln und Aachen litten unter ihnen
am meiſten. Ein anſchauliches Bild jener Suſtände
bietet der Prozeß des reichen Aachener Handelsherrn
Peter Peltzer gegen die herzoglich jülichſche Regierung.
Pelger war, auf einer Reife von Heſſen kommend, 1591
in der Nähe von Jülich aufgegriffen, und in die Feſtung
Juͤlich gebracht worden. Dort wurde er in Eiſen
gelegt, ſeine mitgeführten Warenladungen konfisziert,
und erſt im März 1592 erlangte er durch Fürſprache
des Landgrafen Wilhelm von Heſſen gegen 6000 Atlr.
Löjegeld die Freiheit.
Redner wandte ſich dann den Seugenvernehmungen
zu, die durch Angaben über Alter, Geburtsort, Eltern,
Beſchäftigung, Verwandſchaft zu den Parteien uſw. eine
Fülle des intereſſanteſten Materials für genealogiſche
Forſchungen bieten. Die Vernehmung 90. und 100 jähriger
Greiſe konnte wiederbolt feſtgeſtellt werden, ſie erſtaunt
über die geiſtige Friſche und die ſcharfe Beobachtungs⸗
gabe dieſer Seugen. Die Seugenausſagen ergaben
aber auch mehrfach den Beweis für Namensänderung.
Trotz ehelicher Geburt nahm mitunter der Sohn den
Familiennamen der Mutter an, in die Stadt gezogene
Edelleute, welche ſich einem bürgerlichen Beruf gewidmet
hatten, legten auch die äußeren Kennzeichen ihrer Her-
kunft ab, andere nahmen ſtatt des bisherigen Familien-
namens den Namen des Haufes oder Gewerbes oder
ihres früheren Wohnſitzes an.
Für die allgemeine Kulturgefchichte beachtenswert
ſind eine Reihe von Prozeſſen aus dem Gebiete des
Hexenweſens, dann Entführungsgeſchichten, welche meiſt
der Romantik nicht entbehren.
Die Sittengeſchichte früherer Jahrhunderte wird
eigentümlich beleuchtet durch hier und dort eingeſtreute
gelegentliche Angaben, aus denen hervorgeht, daß auch
in Aachen, dem „deutſchen Rom“, wie man es gerne
nannte, der katholiſche Klerus ſich Konkubinen hielt, ja
ſich ungeſcheut und öffentlich zur Vaterſchaft bekannte
und feinen Baſtarden Vermächtniſſe hinterließ.
Für die Rechtsgeſchichte und lokale Gebräuche find
die verſchiedenen Formen bei Beſitzergreifung, Lehns⸗
öffnung⸗ und Übertragung, gerichtlichen Verkauf, Der-
gleich und dem Schwur bei Laien und Geiſtlichen von
Intereſſe.
Sum Schluſſe gab Herr Macco die Wege an,
welche für die Benutzung des Königlichen Staatsarchivs
erforderlich ſind. Man hat unter Angabe des Swecks
an den Oberprafidenten der Rheinprovinz in Coblenz
zn. 96 2m
ein Geſuch zu richten. Gilt die Forſchung der Genea—
logie und zwar nicht der eigenen Familie, dann iſt die
Suſtimmung eines Familienmitgliedes nachzuweiſen.
Sollen endlich die Akten nicht in Wetzlar ſelbſt benutzt
werden, ſo iſt dies im Geſuch zu bemerken und zugleich
eine Erklärung desjenigen Archivs oder der Bibliothek
beizulegen, in welcher unter deren Verpflichtung für
feuerſichere Aufbewahrung die Akten eingeſehen werden
ſollen. In Städten mit einem Staatsarchiv werden die
Akten nur an dieſes abgegeben. — Redner rühmte auch
die ſtets bereitwillige Unterſtützung, welche ihm der
Hüter der Sammlung, Herr Geheimer Archivrat Dr.
Veltman gewährt hat.
Herr Profeſſor Hermann Hahn bezeichnete es als
eine vaterländiſche Aufgabe, die Schätze des Wetzlarer
Archivs durch einige Gelehrte bearbeiten und bekannt
machen zu laſſen. Seyler.
Bericht
über die 771. Sitzung vom 7. Januar 1908.
Vorfitzender: Se. Exz. Herr Generalleutn. z. D. v. Bardeleben.
Der Herr Vorſitzende teilte mit, daß der Verein
zwei alte treue Mitglieder, den General der Kavallerie
3. D. v. Albedyll in Potsdam und den General der
Infanterie 3. D. v. Raab in Dresden, welche ſeit 1887
und 1885 Mitglieder geweſen waren, durch den Cod
verloren habe. Die Anweſenden erhoben ſich zu Ehren
der Derftorbenen.
Als Mitglieder wurden angemeldet:
1. Herr v. Hirſchfeld, Amtsrichter zu Konitz (Weft:
preußen), Danziger Straße 2.
Herr Franz Julius Klitzke, Königl. Poſtaſſiſtent
a. D., Bromberg, Danziger Straße 72 JI.
Herr Armin Freiherr von der Oſten, genannt
Sacken, Major a. D., Blankenburg a. Harz,
Helfungerftr. 6.
4. Herr Hans Freiherr von Schleinitz, Hauptmann
a. D., Dorftand der Gberſchleſiſchen Aftiengefells
ſchaft Schießwollfabrik für Armee und Marine in
Kriewald, P. Nieborowitz.
Herr Guftao Stein, Kaufmann
(Rheinland), Bismarckſtr. 24.
Eine der vorgelegten Schriften gab dem Herrn
Dorfigenden Anlaß zu der Bemerkung, es werde in
neuerer Seit vielfach behauptet, daß Kurfürſt Joachim II.
nicht in Spandau, fondern in Berlin (Cöln an der Spree)
zum erſten Male das heilige Abendmahl in beiden Ge—
ſtalten genoſſen habe. Su Anfang des 18. Jahrhunderts
hat ſchon der Geſchichtſchreiber der Reformation Veit
Cudwig v. Seckendorf dieſes behauptet. Man ſollte
glauben, daß die brandenburgiſchen Archive direkte
Ausſagen über dieſes für die Mark Brandenburg und
das evangeliſche Deutſchland bedeutſame Ereignis ent.
halten müſſen. ;
2
3.
5. in Düren
|
Den „Familiengeſchichtlichen Blättern“ entnabm der
Herr Vorſitzende einen Beitrag zur Beleuchtung der Frage
wegen Aufbewahrung der Kirchenbücher. In Hamburg
werden die Kirchenbücher zum größten Teile im Staats»
archive aufbewahrt. Einem Fachmann, der die Bücher
einzuſehen gewünſcht hatte, wurde eröffnet, daß (ab:
geſehen vom Mangel an Platz) die Kirchenbücher Privat.
perſonen überhaupt nicht zugänglich gemacht, ſondern
daß Ermittelungen nur von den Archivbeamten gegen
Entrichtung einer feſtgeſetzten und in die Staatskaſſe
fliegenden Gebühr vorgenommen würden, wenn der
Antragſteller in der Lage fet, feine Zugehörigkeit zu
der betreffenden Familie nachzuweiſen. — Gerade ſolche
bureaukratiſche Schwierigkeiten waren es, was
einzelne Fachgenoſſen ſeit Jahren ſchon als die Folge
der Übergabe der Kirchenbücher an die Archive befürchtet
und vorausgeſagt haben. Die Sache iſt in Hamburg
fo ſchön eingerichtet, daß von dem Dorhandenſein der
Kirchenbücher vielleicht noch einige Stipendiaten Nutzen
haben können. In den meiſten Fällen braucht man
eben die Kirchenbücher zu dem Beweiſe, daß man zu
einer beſtimmten Familie gehört! — Iſt es rechtlich
zuläſſig, die öffentlichen Kirchenbücher, das Eigentum
der Kirchengemeinde, zu einem Teile des Geheimarchives
zu machen?
Sodann legte der Herr Vorſitzende vor: J. Stamm:
tafeln der v. Waldow 1—8. (Geſchenk des Herrn
Staatsminifters v. Koeller zu Straßburg i. Elſaß.)
2. Offizier Stammlifte des Infanterieregiments Graf
Barfuß (4. Weſtfäl.) Nr. 17. Suſammengeſtellt von
Pratſch, Berlin 1908. Der Herr Vorſitzende bedauert,
daß bei den älteren Offizieren die genealogiſchen Nach⸗
richten fehlen; dieſe wären ohne ſehr große Schwierig⸗
keiten zu erlangen geweſen. 3. Geſchichte des Geſchlechts
der Grafen und Herren von Blumenthal. Suſammen⸗
geſtellt durch Hans Graf Blumenthal.
Der Schriftführer, Geheimer Kanzleirat Seyler,
erinnerte daran, daß er ſchon vor einiger Seit von der
Bedeutung des Wortes familia im Catein des Mittel
alters und von den oft recht komiſchen Mißverſtänd⸗
niſſen geſprochen habe, in welche ſelbſt hervorragende
Schriftſteller durch Fehldeutung des Wortes verwickelt
wurden, indem ſie es mit dem Worte Familie des
modernen Sprachgebrauchs für gleichwertig hielten.
Die Urkundenſprache des Mittelalters verſteht aber unter
familia die Hörigen, Leibeigenen eines Fürſten oder
hochfreien Herrn. Es iſt dem Vortragenden jetzt ein
Fall vorgekommen, der zeigt, wie durch ſolche Fehl⸗
deutung die gröbſten geſchichtlichen Irrtümer entftehen
können. Kaiſer Otto II. ſchenkte im Jahre 976 dem
von feinem Vetter Otto, Herzog von Schwaben und
Bayern, geftifteten SS. Peters und Alerander-Stifte zu
Aſchaffenburg die „egregia familia“, die ſich zu Wert⸗
heim befindet, mit der Maßgabe, daß der Stiftspropſt
allen Perſonen männlichen und weiblichen Geſchlechts,
welche ihm zu feinem und der Stiftsherren Dienſt geeignet
ſcheinen, das Recht der Miniſterialen ſchenken könne.
Die gewöhnlichen Hörigen mußten dem Stiftsvogt jähr-
lich ein Dierteil Hafer und einen Denar entrichten, die
zum perſönlichen Dienſt berufenen Miniſterialen aber
waren von dieſer Abgabe befreit. Hinſichtlich der weib⸗
lichen Miniſterialen iſt in der Urkunde geſagt, daß dieſe
die für den Kirchendienſt notwendigen Leinen ⸗, Wollen⸗
und Seidengewebe herzuſtellen hatten. Der Heraus⸗
geber der Urkunde, Valentin Ferdinand v. Gudenus,
Aſſeſſor des Reichskammergerichts zu Wetzlar (1743),
machte die Anmerkung, daß unter der egregia familia“
die Grafen v. Wertheim zu verſtehen ſeien!
Geſchichtſchreiber dieſes Hauſes, Profeffor Dr. Joſef
27
Der
Aſchbach zu Bonn (1845), beſchränkte ſich darauf zu
beweiſen, doß jene „ausgezeichnete Familie“ nicht in
dem Grafenfige Wertheim am Main, ſondern in dem
Dorfe Wirtheim bei Gelnhauſen zu ſuchen fei.
er nahm alſo an der Fehldeutung des Wortes familia
keinen Anſtoß. Nach unſeren Erläuterungen bedarf es
kaum noch des Hinweiſes, daß in der Urkunde überhaupt
nicht von einer beſonderen Familie im modernen Sinne,
ſondern von auserlefenen Leibeigenen des KHaiſers zu
Wertheim oder Wirtheim die Rede iſt, welche dem
Stifte zu Aſchaffenburg geſchenkt werden.
Herr Kammerherr Dr. Kekule von Stradonitz übergab
den Schaumburg - £ippefchen Kalender für 1907 und
Sonder ⸗Abdrücke der von ihm verfaßten Abhandlungen
„Monte Carlo“ und „Hohenzollern als Ritter des Ordens
vom Goldenen Dließ“. Ferner eine Schrift des korre
ſpondierenden Mitgliedes Herrn J. O. Hager in Bafel:
Ein Kapitel aus der Deſzentorik. Die Arbeit bewegt
ſich auf dem von dem Verfaſſer beſonders gepflegten
Teile der wiſſenſchaftlichen Genealogie, und ſie vollzieht
gewiſſermaßen an demſelben den Taufakt. Wenn etwas
zu bedauern iſt, ſo iſt es der Umſtand, daß Herr Hager
bei feinen ſehr willkommenen Neuſchöpfungen auf dem
Gebiete der Kunſtſprache die deutſche Sprache unberück⸗
ſichtigt läßt. Das Begleitſchreiben des Herrn Hager
verlas der Herr Kammerherr.
Herr Hofmedailleur v. Kawaczynski zeigte eine
Abbildung des für ein Königl. Sächſiſches Regiment neu⸗
gefchaffenen Helmaufſatzes und legte neben dieſe den von
unſerm Mitgliede Herrn Bildhauer Haun ausgeführten
Entwurf. Es iſt zu bedauern, daß nicht der viel ſchönere
Haunſche Entwurf zur Ausführung gewählt wurde.
Herr Profeſſor Ad. M. Hildebrandt legte vor eine
Anzahl illuſtrierte heraldiſche Abhandlungen des Herrn
E. A. Stückelberg: Die Goldene Roſe des Münſter⸗
ſchatzes von Baſel (mit Wappen der Grafen von Arberg)
— Wappen aus Basler Kirchen von Rundpfeilern der
Riefen{chitfe, — Wandgemälde der Peterskirche, —
Basler Wappen in einer Brüſſeler Handſchrift, —
Aargauiſche Krugformen, — und einzelne hochintereſſante
Tafeln aus des Verfaſſers „Denkmäler zur Basler
Geſchichte“. — Su der Abhandlung über die goldene
Rofe bemerkte Herr Kammerherr Dr. Kekule von Strado-
nitz, die Behauptung, es hätte ſich von Hunderten von
Exemplaren einzig das Basler Stück erhalten, ſei unrichtig.
Herr Rechtsanwalt und Notar Enno Groeneveld in
Weener teilt mit, daß er mit der Bearbeitung eines
Auch
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Stammbuches Oſtfrieſiſcher Geſchlechter beſchäftigt ſei.
Er rechnet zu dieſen ſolche Geſchlechter, die mindeſtens
in drei aufeinanderfolgenden Generationen in Oſtfries⸗
land anſäſſig geweſen ſind. Da zahlreiche Mitglieder
der ausgeſtorbenen oſtfrieſiſchen Häuptlingsfamilien in
jetzt noch blühende adelige und bürgerliche Familien
hineingeheiratet haben und dadurch zu Stammmüͤttern
ſolcher Geſchlechter geworden ſind, ſo würde auch außer⸗
halb Oſtfrieslands viel Intereſſe fiir das Stammbuch
vorhanden ſein.
Herr v. Treba berichtete, in Dresden ſei vor kurzem
der Geheime Hofrat Dr. J. Erbſtein vom Grünen
Gewölbe geſtorben, deſſen umfangreiche Medaillen⸗
und Münzſammlung im Laufe der nächſten Jahre bei
Heß Nachf. in Frankfurt (Main) zum Verkaufe gelangt.
Auch die Familienforſcher dürften auf den Katalog
aufmerkſam zu machen ſein. .
Herr v. Kawaczynski wünſcht die Mitteilungen
über den Preis der Seitſchriften, die regelmäßig unter
dem Kopfe der Monatsſchrift abgedruckt werden, eins
gehender abgefaßt und die Vorteile der Mitgliedſchaft
hervorgehoben zu ſehen. Der Vorſtand wird zu erwägen
haben, ob die fraglichen Mitteilungen einer Abänderung
bedürftig find.
Der Herr Schatzmeiſter erklärte ſich gegen die
Anwendung von Überredungskünſten zur Umwandlung
der für den Dereinshaushalt fo wertvollen und für den
Schatzmeiſter fo angenehmen Poſtabonnenten in Mit⸗
glieder. Unter dieſen befinden ſich zahlreiche deutſche
und außerdeutſche Bibliotheken, die als ſolche Mitglieder
nicht werden können und deren Vorſtände gar kein
perſönliches Intereſſe an der Mitgliedſchaft haben. —
Die von Herrn v. Kawaczynski gewünfchten Mitteilungen
paſſen am beſten in diejenigen Rundſchreiben des Vor⸗
ſtandes, welche auf Anfragen oder auf den Antrag
von Mitgliedern an beſtimmte Perfdnlichfeiten zum
Swede der Werbung verſandt werden. Seyler.
Eine untekannte Griginalzeichnung
Goethes mit dem Mappen Selters.
(Mit einer Tafel.)
Don Dr. Stephan Kekule von Stradonitz.
In einem Aufſatz: „Eine heraldiſche Epiſode aus
Goethes Leben”, der im XVII. Jahrgang, Heft 7 vom
März 1905, S. 101 ff. der Velhagen und Klaſingſchen
Monatshefte erſchienen iſt, habe ich nachſtehendes aus⸗
geführt, und zwar unter Beigabe mehrerer Abbildungen:
„In den Geſprächen Goethes findet ſich ein
ſolches mit Eckermann vom 6. April 1829 aufgezeichnet,
aus dem ich nach der Ausgabe des Freiherrn Woldemar
von Biedermann (Bd. 7, S. 51 ff.) folgendes wörtlich
wiedergebe:
»Das Geſpräch wendete ſich auf Selter. Sie
wiſſen, ſagte Goethe, daß Selter den preußiſchen
Orden bekommen. Nun hatte er aber noch fein
28
|
Wappen, aber eine große Nachkommenſchaft ift da
und femit die Hoffnung auf eine weit hinaus dauernde
Familie. Er mußte alſo ein Wappen haben, damit
eine ehrenvolle Grundlage ſei, und ich habe den
luſtigen Einfall gehabt, ihm eins zu machen. Ich
ſchrieb an ihn und er war es zufrieden, aber ein
Pferd wollte er haben. Gut, ſagte ich, ein Pferd
ſollſt Du haben, aber eins mit Flügeln. — Sehen Sie
darauf mit einer Bleifeder den Entwurf gemacht.
Ich nahm das Blatt und betrachtete die Seich⸗
nung. —
Es iſt Eckermann, der ſpricht. —
„Das Wappen ſah ſehr ſtattlich aus, und die
Erfindung mußte ich loben. Das untere Feld zeigte
die Turmzinne einer Stadtmauer, um anzudeuten,
daß Selter in früherer Seit ein tüchtiger Maurer
geweſen. Ein geflügeltes Pferd hebt ſich dahinter
hervor, nach höhern Regionen ſtrebend, wodurch ſein
Genius und Aufſchwung zum Höhern aus geſprochen
ein Roß, ſo muß es wenigſtens Flügel haben und aus
einem Felde ins andere ſpringen, welches noch weiter
zu überlegen ſeyn wird.
Goethe nimmt alſo den Gedanken des redenden
Wappens mit dem Selter auf, aber er will dieſem eine
höhere ſymboliſche Bedeutung geben, ihn zum Pegaſus
‚ umgeflalten. Unzweifelhaft ſchwebte ihm bei dem Ges
war. Dem Wappenſchilde oben fügte ſich eine Cyra
auf, über welcher ein Stern leuchtete, als ein Symbol |
der Kunſt, wodurch der treffliche Freund unter dem
Einfluß und Schuß günftiger Geſtirne fih Ruhm
erworben. Unter dem Wappen an hing der Orden,
womit ſein König ihn beglückt und geehrt als Seichen
gerechter Anerkennung großer Derdienfte.
Ich habe es von Facius ſtechen laſſen, ſagte
Goethe, und ſie ſollen einen Abdruck ſehn. Iſt es
aber nicht artig, daß ein Freund dem andern ein
danken des Springens aus einem Felde ins andere der
i i ae D de de
fih einmal um, hinter Ihnen liegt ein Papier, habe oppelberuf des Freundes vor
Das hat auch Selter gleich verſtanden, wie jeine
Antwort vom 9. März beweiſt:
»Dein Gedanke zu einem Siegel iſt mir voll
kommen gefällig ja ſchmeichelnd. Könnteft Du mir
einen Entwurf dazu ſchaffen, ſo bin ich abermal in
Deiner Schuld.
Am 28. März ſchreibt Goethe an Selter:
»Meinen Entwurf zu Deinem Wappen habe ich
Facius überliefert; ich will es gleich ſtechen laſſen,
denn was hilft da viel Fragen und Sandern; iſt der
Stempel da ſo ſiegelt man damit und gewöhnt ſich
dran. Möge Dir das Gebildete gefallen und ich es
oft auf Deinen Briefen zu begrüßen haben. Mit
dem guten Meyer konnte ich darüber nicht conferiren,
er iſt ſchon mehrere Wochen unwohl.
Dieſer Briefabſchnitt iſt wertvoll, weil man daraus
erfährt, daß das Wappen Goethes ureigenſte Er⸗
findung iſt.
~
Wappen macht und ihm dadurch gleichſam den Adel
gibt? Wir freuten uns über den heitern Gedanken,
und Goethe ſchickte zu Facius, um einen Abdruck
holen zu laſſen. “
Und weiter:
„Über das Wappen iſt im Briefwechſel zwiſchen
Goethe und Selter, herausgegeben von Riemer, in
Band 5 und 6 (Berlin 1834), viel die Rede.
Am 21. Februar 1829 ſchreibt Selter an Goethe:
»Solte wohl unſer alte tüchtige Meyer mir einen
Gedanken geben zu einem Familienſiegel? Meine
Kinder dringen ſchon lange darauf, da ich einen
einzigen Enkel meines Namens und keinen Sohn
mehr habe. Die Hauptperſon im Felde könnte ein
Pferd ſeyn oder ein Theil davon und da Meyer weis
was ſonſt an mir iſt ſo findet er was dazu. Hier
will Keiner dergleichen können und ich kann's auch
nicht.
Wie man ſieht, wünſchte Selter ein ſogenanntes
redendes Wappen. Er wünſchte das Pferd, den
Zelter in den Schild.
Am 4. März antwortet Goethe:
»Wegen des Wappens will ich mit Meyern
ſprechen, ſobald ich ihn ſehe; er iſt nicht wohl und
wir kamen lange nicht zuſammen. Verlangſt Du aber
— — —
—— — 13 —— — — — —— —
Am 31. März antwortet Selter:
»Schönften Dank im Voraus über Deinen Ent:
wurf zu einem Siegel für mich. Gröſſere Freude
hätteſt Du mir nicht machen können. Aufrichtig geſagt:
mit Meyern, das war nur ein Wink mit dem rechten
Fuße um Dich nicht ſelber zu infomodiren und daß
es Facius ſchneidet iſt mir vollkommen recht; Du biſt
wohl fo gut, mir nachher ein anftändiges Honorar
für ihn vorzufchlagen.«
Der Seitfolge nach ſchiebt ſich hier das im Ein.
gang mitgeteilte Geſpräch vom 6. April mit Eckermann
ein, aus dem man die genaue Beſchreibung des Wappens
und die von Goethe beabſichtigte Bedeutung der darin
angebrachten Bilder kennen lernt.
Am 10. April ſchreibt Selter an Goethe:
»Gefternabend iſt das fchöne Siegel angekommen
deſſen Erfindung und Ausführung mir gleiche Freude
macht, der Gedanke geſund und natürlich und der
Schnitt ſo rein und derb. Habe den ſchönſten Dank
dafür und ſage mir was ich dem guten Facius gebe? «
Gleich den nächſten Brief hat Zelter mit dem neuen
Detfchaft geſiegelt, wie aus dem Schreiben Goethes
vom 28. April hervorgeht:
»Höchſt erfreulich war es den Abdruck des ge:
wagten Siegels auf dem erſten Deiner Briefe zu
ſehen. Wir hatten unſer Mögliches gethan, ich und
der gute Facius, und ſo war denn auch der Beyfall
—
des Beſitzers ausgeſprochen. Möge ich es oft wieder:
holt erleben..
Am I. Mai ſchreibt Selter:
»Mein Siegel wird mir täglich wehrter, da es
auch Andern gefällt, die die Bedeutung errathen.
So habe ich denn abermalen zu danken.
Damit iſt der Meinungsaustauſch zwiſchen Goethe
und Selter über dieſen Gegenſtand vorläufig zu Ende.
Das Petſchaft, von dem hier die Rede iſt, war
bisher verſchollen. Es gelang mir, es im Beſitze der
Nachkommen Selters aufzufinden, wo es, wie begreiflich,
als ein Kleinod gehütet wird. Gegenwärtige Eigen-
tümerin iſt Frau Cäcilie Selter in Berlin.
Es iſt ein einfaches Petſchaft mit hölzernem Griff,
deſſen Geſamtgröße 75 mm beträgt. Die gravierte
Meſſigplatte iſt eirund. Die große Achſe iſt 30 mm,
die kleine Achſe 24 mm. Die Verbindung zwiſchen dem
Holzgriff nnd der gravierten Meſſingplatte iſt durch ein,
wenige Millimeter ftarfes Stück Horn oder Bein her⸗
geſtellt.
Das Wappen ſelbſt beſteht regelrecht aus Schild
und Helm nebſt Kleinod und Helmdecken. Es zeigt im
Schilde über einer Sinnenmauer im blauen, das heißt
durch die für Blau üblichen wagerechten Striche als
blau bezeichneten, Felde ein nach links ſpringendes ge⸗
flügeltes Roß (Pegaſus). Auf dem ungekrönten Helme
befindet ſich als Helmzier zwiſchen einem offenen Fluge
eine Teier, über der Leier ein Stern. Unter dem
Schilde hängt der Rote Adler Orden. Der Sinn, den
Goethe mit dieſen Wappenbildern verband, iſt in den
Aufzeichnungen Edermanns überliefert. Das Wappen
iſt einmal redend: es enthält das Roß, den Selter.
Aber das Roß iſt geflügelt, es iſt der Pegaſus, der fich
über die Sinnenmauer emporſchwingt. Die Zinnenmauer
deutet auf den Beruf Selters als Maurer. Vom Hand⸗
werker wurde er zum Künſtler, zum erfolgreich eine
der höchſten Künſte, die Muſik, Ausübenden, zum Dichter,
denn auch der Komponift ift Dichter, deshalb ſchuf
Goethe den Selter zum Pegaſus um.
Damit aber kein Sweifel ſei, daß es ſich um einen
Komponiften handelte, ſetzte Goethe als Kleinod auf
den Helm die Leier. Daß er fie zwiſchen das feit
uralten Seiten verbreitete Kleinod des offenen Fluges,
alſo zwiſchen zwei Adlersflügel, ſetzte, entſpricht nur
einem weitverbreiteten heraldiſchen Gebrauche. Über
der Leier ſteht der Stern, den man ebenſogut mit Ecker⸗
mann ſo deuten kann, daß Selter unter dem Einfluß
günftiger Geſtirne ſich durch die Leier Ruhm erworben
habe, wie derart, daß ihm die Muſik, die Leier, zum
Stern, zum Ruhme wurde.
Was die Erfindung des Wappens durch Goethe
betrifft, fo kann man nur fagen, daß es kaum möglich
geweſen wäre, für den Komponiften Selter ein glück⸗
licheres und finngemäßeres Wappen zu erfinden. Auch
liegt in der Erfindung ſelbſt keinerlei Verſtoß gegen die
Regeln der Wappenkunſt. Es ſind nur Bilder ver⸗
wendet, welche die Wappenkunſt ſeit je und häufig
29
gebraucht hat. Die Sinnenmauer, das Flügelroß, der
offene Flug, die Leier, der Stern find ſämtlich weitver-
breitete Wappenbilder. Es iſt auf das glücklichſte ver-
mieden, das, was zum Ausdruck gebracht werden ſollte,
durch Dinge anzudeuten, welche zu Schild und Helm
nicht paſſen wollen, weil ſie einer ſpäteren Seit ange⸗
hören. Deshalb hatte Goethe auch allen Grund, ſich
ſeiner Erfindung zu freuen, und mit Recht ſagte er in
einem Briefe an Selter vom 19. Februar 1851, das
Wappen habe ihm ein guter Geiſt eingegeben.
Su tadeln iſt an dem Petſchaft folgendes. Suerſt
die eiförmige Schildesform. Sur Seit der eigentlichen,
guten, praktiſchen Heraldik exiſtierte ſie, wenigſtens in
Deutſchland, nicht. Nur vor und nach der Blütezeit
der Wappenkunſt war dieſe Schildes form in wirklichem
Gebrauche. Dagegen findet ſie ſich in Italien häuſig,
auch in der beſten Zeit, obwohl hier meiſt das Eirund
nach unten ein wenig in eine Spitze ausgezogen iſt.
Es iſt unbekannt, ob die eirunde Schildes form im
Selterpetſchaft gleichfalls von Goethe angegeben iſt
oder ob fie von dem Graveur Facius herrrührt. Für
die Urheberſchaft von Facius ſpricht, daß dieſe Geſtalt
des Schildes gerade in jener Seit tiefen Derfalles der
Wappenkunſt ſehr gebräuchlich war, für die Urheberſchaft
Goethes, daß der eirunde Schild in Italien, auch in
der beſten Seit, ſo verbreitet war, daß er Goethen von
dort her offenbar bekannt war. Die ſehr ſchwache
Spitze des italieniſchen Eirundſchildes nach unten kann
Goethe entgangen ſein. Dem ſei wie ihm wolle, als
einen wirklichen Fehler, als einen Derftoß gegen die
Regeln der Wappenkunſt wird man die Anwendung des
eirunden Schildes nicht bezeichnen können. Es wird
ſich auch zeigen, daß Goethe die Schildform fpäter ab:
geändert hat. Ebenſo ift vielleicht zu tadeln, daß von
dem Bande des, dem Wappen angehängten, Ordens
zuviel zu ſehen iſt, fo viel, daß das Band vollſtändig
um den unteren Teil des Schildes gelegt erſcheint. Das
entſpricht nicht dem nach meiner Anſicht allein richtigen
Gebrauche. Selter hatte den Noten Adler ⸗Orden dritter
Klaſſe erhalten. Will man einen Orden dritter oder
vierter Klaſſe am Schilde anbringen, ſo darf, weil dieſe
Klaſſen im Knopfloch getragen werden, nur ganz wenig
von dem Bande, an dem der Orden hängt, unter dem
Schilde zu ſehen ſein. Nur bei zweiten Klaſſen, die um
den Hals getragen werden, halte ich es für zuläſſig,
das Band ganz oder teilweiſe um den Schild zu
ſchlingen. Jedenfalls iſt dieſes, wenn überhaupt, ein
Derftoß der geringfügigſten Art. Auch kann die gewählte
Form des Bandes auf künſtleriſchen Erwägungen
beruhen.“
Und endlich:
„Am 7. Januar 1831 ſchreibt Selter an Goethe:
Denn habe ich noch ein Anliegen Dir insgeheim
zu eröffnen. Die kleine artige Facius hat meinen
Kopf ſo artig in Wachs pouſſiert, daß ich mir ſelber
darinn gefalle. Ich ſolls nicht wiſſen, aber Doris
ſagt mir, daß man es zu einer Medaille brauchen
will
— 2
Man iſt aber über die Kehrſeite nicht im Reinen
und ich fürchte daß fie mir ein Leid damit anthun
und mit dem Ermel verderben was die Hand gut
gemacht. Ich weiß nicht gewiß ob man ſich damit
an Dich gewendet hat aber da ich mit dem Siegel
daß Du mir erfunden ſo überaus zufrieden bin ſo
wäre ein Gedanke von Dir über die Kehrſeite der
genannten Medaille ein Geſchenk daß Du mir nicht
allein machſt. An Probeſtükken dieſer Art die den
Suſtand der heutigen Kunft ausſprechen wäre kein
Mangel und ſo mit unter zu laufen iſt nie meine
Sache geweſen; ich habe es nur mit den Beſten ge⸗
halten und was mich zufrieden gemacht hat war
wenn die Beſten es mit mir hielten. Im genannten
Falle nun glaube ich es wäre hinlänglich wenn ge⸗
dachte Kehrſeite nur eine Wiederholung meines Sie ⸗
gels enthielte das mir ſo viel Freude macht. Das
ſey Dir ganz anheim geſtellt wenn ich nur weiß ob
man Dich gefragt hat.
Am 12. Januar antwortet Goethe in längerer,
wohldurchdachter und trefflicher Ausführung:
Wegen der Medaille hat man bey mir nicht
angefragt; aber Dir, mein Theurer, will ich gleich
erwiedern daß ich den Gedanken, das Wappen auf
die Kückſeite zu ſetzen, höchlich billige, wie Du allen ·
falls in meinen Namen erklären kannſt.
Su Ende des 15. und zu Anfang des 16. Jahr⸗
hunderts, ſetzten Fürſten, Ritter, Staats⸗Männer, Ge⸗
lehrte ihr Wappen auf die Kückſeite.
Ein Hauptpunct aber iſt: daß der gelmſchmuck,
Flügel, Cyra und Stern größer und in beſſere
Evidenz geſetzt würden.
Doch dies iſt alles zu frühzeitig; es kommt da-
rauf an, ob man dort dazu geneigt iſt. Man ver⸗
ſetzt ſich oft höchſt unſchicklich ins Mittelalter zurück,
hier aber kann man eine recht löbliche Gewohnheit
wieder, mit Derftand und Geſchmack, erneuern. Es
würde manchen Ehrenmann angenehm ſeyn ſtatt der
wunderlichen mythologiſchen, alle goriſchen, über ⸗ und
unter ſinnlichen Figuren, fein Wappen auf der Rück⸗ |
feite des Bildniſſes, zu feiner. und der Seinigen |
Ehren ausgeprägt zu fehen.
Köhlers Münzbeluſtigungen acter die ſchönſten
Beyſpiele. Auch H. Friedländer wird dergl. mit
theilen können.
ſchließen;
Schwierigkeit, weil es complicirt,
Belmfchmud gleichfalls bedeutend if. Hier gilt nun
freylich nicht, was bey einfachen en dem
Künftler in die Hände fiel.«
Am I. Februar ſchreibt Selter:
»Dein Wort über die Rückſeite der Medaille iſt
in meinem Sinne —<
und am 3. Februar Goethe:
»Die Rückſeite Deiner Medaille hat mich feither
beſchäftigt; eine fehr faubere Seichnung, an der ich
Sollte man ſich nach Betrachtung
ſolcher Vorgänge, dort, nach Deinen Wünſchen ent⸗
ſo ſtehe mit einigen Bemerkungen zu
Dienſten; denn bey Deinem Wappen hat es einige
reich und der
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freygebig war.
immer noch rüde und fchiebe, ſteht ſchon auf dem
Papier. So weit ich ſie auch hier bringen kann
muß ich doch noch eine Titaney von Forderungen
ſchriftlich hinzuthun, und alles kommt auf Sinn und
Geſchmack desjenigen an der ſie dort ausführen
wird. Die Wappenriidjette einer Medaille muß
durchaus nicht ausſehen wie ein Petſchaft, und doch
müßte man wünſchen damit zu ſiegeln. Wäre dort
ein Künſtler der eingriffe, fo ſollten wir die gräß⸗
lichen allegoriſchen Figuren eine Seitlang los ſeyn
und jede Familie ſähe ſich in ihrem Wappen, es
möchte ſeyn wie es wollte, geehrt und gegründet.
Doch das Weitere nächſtens.
Am 8. Februar antwortet Selter darauf:
»Der Fleiß womit Du unſere Medaille ehrſt ſoll
mir wohl thun wie alles was Du thuſt und erwarte
ich Deine Litaney von Forderungen. Ich meinte,
da die kleine Facius den Kopf ſo artig geſchnitten
hat wie er mir gefällt, fo würde fie auch wohl Lehre
annehmen die ihrem ſchönen Talente um ſo mehr
zu Gute würde. Wir werden ja ſehen und uns
Seit nehmen.
Am 4. Februar hatte Goethe folgenden gehalt⸗
vollen Brief folgen laſſen:
»Hier kommt die Seichnung des Wappens,
welches freylich von einem geiſtreichen, in dieſer Art
geübten Künſtler ausgeführt werden müßte. Wenn
Du die Seichnung Deinem Pettſchaft gegenüber
hälſt, ſo wirſt Du den Unterſchied bemerken und ein
Cüftchen des 16. Jahrhunderts ſollte Dich anwehen.
Die Hauptſache iſt, daß die ſtrenge Symetrie auf⸗
gehoben und durch ein geiſtreiches Gleichgewicht er⸗
ſetzt werde. Man ſieht zarte Linien durch den
Mittelpunct gezogen und ſich im rechten Winkel
kreuzend. Nun bemerke: Helm, Lyra, Stern alles iſt
gegen die rechte Seite gerückt, die Helmdede, nach
ächter alter Art angebracht, zieht das Auge durch
eine ſtärkere Maſſe gegen die Linke, der eigentliche
Mittelpunct iſt ganz leer, wodurch das Auge von
einer ſtrengen Vergleichung der beiden Seiten ent⸗
bunden iſt. Das Pferd iſt etwas zu lang; der
Thurm mag angehen; das Ordenskreuz fteht rein
auf der Mittellinie und nöthigt das Auge ins Bley⸗
gewicht.
Die Flügel konnten etwas mehr zuſammen⸗
gedrückt werden, die Ceyer ſchmäler ſeyn und eine
beſſere Form haben, auch begnügte man ſich, dächte
ich, mit drey Saiten, mit denen mein Seichner zu
Das Motto nach Belieben.
Seh ich die Seichnung recht ſcharf mit plaſtiſcher
Intention an und laſſe die Linien biegſam und
lebendig ſeyn, ſo ſeh ich wohl wie mit wenigen Rücken
und Biegen das Ganze ſeine wahre Stimmung er⸗
halten könnte, aber weder ich noch mein Seichner
haben Seit es nochmals durchzuarbeiten und am
Ende kommt doch darauf alles an inwiefern der
dortige Künſtler in den Gedanken eingeht; denn er
1
iſt es doch zuletzt von dem die gefällige Harmonie
der Compofition abhängt. Sollte fie Ang. Facius
unternehmen, ſo wäre es hübſch wenn ſie es in
derſelben Große in Wachs modellierte, man fähe wie
ſie ſichs nach ihrem Sinne zugerichtet hat und ſo
konnte, durch guten Rath und Nachgiebigkeit, immer
noch etwas Erfreuliches zu Stande kommen.
Daß die Medaille gelinge iſt mein eifrigſter
Wunſch; das Medaillenweſen iſt nach und nach ſo
trivial geworden, daß man ſich gar nicht mehr geſteht,
wie löblich und wichtig dergleichen immer geweſen
fey und bleibe. Freylich iſt der große plaſtiſche Ernſt,
womit man dieſe Angelegenheit in früherer Seit
behandelt ſo gut wie verſchwunden; indeſſen die
Technik immer an Fertigkeit zunimmt. Mein Sohn
ſchickte mir von Mayland aus, wohl hundert Stück
aus dem 15. und 16. Jahrhundert, worunter ſich
erſtaunenswerthe Dinge befinden. Und ſomit Gruß
und Seegen, wie er ſich in die Ferne zum treuſten
und beſten überliefern läßt.
Laß Dich Dorftehendes nicht verdrießen, wenn
es auch hie und da abſtruß ausſehen ſollte. Denke
Dir daß hier etwas Fugenartiges für die Augen
geleiſtet werden ſoll, das, wenn es recht gelänge, in
größter Regelmäßigkeit regellos erſchiene und durch
alle Verwirrung etwas Anmutiges durchblicken ließe.
Uebereile die Sache nicht, aber laß ſie nicht ſtocken
und denke dabey daß eine Medaille länger aushält
als man denken mag.«
Am 11. Februar beſtätigt Zelter den Empfang der
Seichnung und ſchreibt: |
»Die Seichnung ſelbſt hat meinen vollen Beyfall
und die wiſſenſchaftl. Enukleation derſelben iſt ein
Dokument das mich umſomehr erbaut, da es durch
meine perſönl. Angelegenheit entſteht. Die gute
facius wird fie erft kopieren und nachher in der
Größe der Seichnung in Wachs modelliren; wir
werden uns Seit nehmen doch die Sache nicht liegen
laſſen.
Am 19. Februar kommt Goethe wieder auf den
Gegenſtand zurück:
»Dein Wappen, das mir ein guter Geiſt ein⸗
gegeben, wird mir immer lieber. Überhaupt muß
man ſich nicht verſagen dasjenige aber und abermal
gut zu finden was uns und andern einmal gelang,
da dergl. nicht immer zur Hand kommt. Daß ja die
gute Facius in dem bisherigen Sinne fortfahre!
Sendet mir das Refultat Eurer Bemühungen..
Am 10. Mai ſchreibt Selter an Goethe:
»Die kleine Facius iſt ſehr vergnügt über Deine
Zufriedenheit mit ihrer Arbeit an dem Wappen und
erwartet nun das Weitere. Das Motto auf der
Seichnung iſt:
Der Natur und Kunft getreu.
Am 29. Mai ſchreibt Selter weiter:
— . —6—— . ⁊ —ñßůßů3—ꝛ3ꝛ;ꝛQ“C—23333x˙3˙ s ˙—3xsꝛͤꝛĩ˙ ....8.83833——2ꝛ—3sꝛ——
»Wenn das Wappen fertig iſt fo laß es nur ab-
gehn, ich muß das Perſönchen anhalten wenn etwas
fertig werden ſoll denn fie braucht viel Zeit wenn
fie ſich entſchließen foll.«
Am I. Juni ſchreibt wiederum Goethe:
Das Wappen kommt nächſtens zurück mit
abſchließlichen Bemerken. Glück auf! der guten
Künftlerin.«
Am 9: Juni ſchickt dann Goethe diefe in Ausficht
geftellten abſchließenden Bemerkungen:
»Um nunmehr mit dem unternommenen Wappen
abzuſchließen, ſende das Modell unſerer guten Künſt⸗
lerin zuruck und lege noch ein anderes bey, welches
auch die Sache noch nicht ganz entſcheidet.
Nun wünſche ich daß unfre liebe Künſtlerin fich
beſonders an den Helm halte wie er im Weimariſchen
Modell geſtaltet iſt; die Helmdece liegt drüber her,
dabey bleibts; auf derſelben aber findet fic) ein Wulſt,
von welchem die Flügel ausgehen und worauf der
Kopf der Cyra eigentlich ruht. Flügel und Lyra find
einigermaßen in Perſpectiv geſetzt, um die ſchiefe
Stellung des Helms einigermaſſen zu accompagniren.
Was nun aber das Verhältniß des Helmes zum
Schilde betrifft, ſo halte ich für beſſer daß man ihn
mehr in die Mitte rücke, fo daß der Kragen zwiſchen
den Hals und die Flügel des Pferdes hereintrete;
dadurch kommt dann freylich der obere Stern und
das untere Ordenskreuz völlig in eine Perpendikular⸗
linie, welche ſich auch nicht übel ausnehmen wird.
Was die Helmdede ſelbſt betrifft, fo gefällt mir die
Anlage auf dem Berliner Modell ſehr wohl, nur
müßte ſie in nicht gar zu kleine Spitzen und Schnörkeln
endigen und etwas annehmen von den einfacheren
Einſchnitten und Weimariſchen Modells. Doch wird
dieſes dem Geſchmack und Gefühl unſrer lieben
Künftlerin anheim gegeben.
Das Weimarifche Pferd fcheint etwas tüchtiger,
doch find ich die drey Tragfteine des Berliner Churms
kunſtgemäßer; wie den auch zu wünſchen wäre, daß
der Thurmkranz und die Sinnen etwas mehr die
Rundung des Churms andeuteten. N
Was den Wahlſpruch betrifft ſo würde ich die
Worte desſelben nunmer ſo ſtellen:
Getreu der Natur und Kunst,
als dem lakoniſchen Ausdruck des Sinnes gemäßer.
Weiter wüßt ich nichts zu ſagen und wünſche
das Beſte zu glücklicher Vollendung.
Am 15. Juni ſchreibt Selter:
»Dagegen ſizzeſt Du in Deinem Nezze wie eine
fleiſſige Spinne und arbeiteſt an — meinem Wappen.
Wenn dies Thorheit iſt, fo bringſt Du Methode hinein,
denn ich weiß auch nicht wie ich zu der Ehre komme
an mir ſelber zur Wappenkenntniß zu kommen
und in einer am 18. Juni geſchriebenen Fortſetzung
desſelben Briefes:
»Das Modell zu dem Wappen iſt entweder noch
nicht angekommen oder die kleine Künſtlerinn hat es
mir noch nicht gezeigt. Der Wahlſpruch ſoll nach
Deiner Abänderung gemacht werden.«
— 32
Am 22. Juni kann dann Selter melden:
»Das Kiſtchen mit den Wachsmodellen iſt vor⸗
geſtern unverſehrt angelangt und ſogleich nebſt den
aus Deinem Briefe ausgezogenen Anweiſungen der
Künftlerinn übergeben die nach Deinen Wünſchen zu
arbeiten willig ift.«
Die Sache iſt von jetzt an vorab erledigt. Erſt
die Vorlegung der fertigen Medaille gab Goethe die
Deranlafjung, am 27. Januar 1832 an Selter zu ſchreiben:
„Nun, von Deiner Medaille zu reden, fo kann
man mit derſelben gar wohl zufrieden ſeyn; der
Kopf iſt natürlich und tüchtig, mit dem Wappen bin
ich erſt recht einig, ſeit es Hofrath Meyer, beym
erſten Anblick gleichſam überraſcht, welches ihm nicht
leicht begegnet, für huübſch und gut erklärte. Er
wußte nämlich zeither von der ganzen Sache nichts. «
Betrachtet man nun die Selter = Medaille, wie fie
ſchließlich geworden iſt, fo zeigt fie auf der Dorderfeite
den Kopf Selters in trefflicher Charakteriſtik. Die
Umſchrift lautet:
K. PR. PROF. D. TONK. DR. RI TT. C. F. ZELTER.
Über dem Kopf ſteht:
V. SEIN. VEREHR. AM 11. DEC. 1831.
Am Halsſchnitt ſteht:
ANG. FACIUS F.
Die Rückſeite zeigt das von Goethe erfundene
Wappen Selters mit der Umſchrift in Goethes Faſſung:
»GETREU DER NATUR UND KUNST«.
Seinem Inhalte nach ift das Wappen dasfelbe wie
auf dem Petſchaft. Es ift der nach links ſpringende
Pegaſus über der Sinnenmauer im Schilde, die Leter
vom Stern überragt zwiſchen dem offenen Fluge auf
dem Helme. Aber die künſtleriſche Darſtellung iſt eine
ganz andere. Der eirunde Schild des Petſchaftes iſt
aufgegeben und durch eine nach rechts geneigte Tartſche
erſetzt. Die Sinnen⸗ oder Turmmauer iſt eleganter.
Die Schraffierung, welche nach dem Gebrauch der
Wappenkunſt die blaue Farbe anzeigt, hinter dem
Flügelroß, iſt weggelaſſen. Der Neigung des Schildes
entſprechend ſteht der Helm auf dem linken, alſo oberſten
Eck des Schildes. Der Helm iſt nach links gewendet.
Das iſt nun freilich ein Verſtoß gegen heraldiſche
Regeln. Den Regeln entſpricht es, auf einen nach
rechts geneigten Schild einen rechtsſehenden, auf einen
nach links geneigten Schild einen linksſehenden Helm
zu ſetzen, wenn man den Helm nicht etwa »ins Geficht«
ſtellt, d. h. den Beſchauer anſehen läßt. Dagegen ent⸗
ſpricht es nicht den Regeln, auf einem nach rechts
geneigten Schild einen linksſehenden Helm zu ſetzen,
wie auf der Seltermedaille geſchehen iſt. Indeſſen
würde es voreilig fein, aus dieſem Verſtoß gegen die
alten Regeln der Wappenkunſt Goethen und der
Künftlerin Angelica Facius einen Vorwurf zu machen.
Die erwähnte Regel war zu jener Seit völlig unbekannt
und wurde erſt viel fpdter durch Vergleichungen wieder
aufgefunden. Das Helmkleinod iſt in glücklicher Weiſe
—
etwas »ins Profil geſetzt -, wie Goethe fagt, es folgt
der Richtung des Helmes. Es iſt alſo der noch heute
oft gemachte Verſtoß vermieden, auf einem nach rechts
oder links gewendeten Helme das Helmkleinod ſo anzu⸗
bringen, als ob der Helm nach vorne ſähe. Die Helm⸗
decken find ſehr gelungen. Das allzu üppig wuchernde
Ranfenwerf iſt vermieden. Es iſt vielmehr eine wirk⸗
liche Decke mit Sacken und Einſchnitten. Das Ganze
iſt mit ſolcher Leichtigkeit und Sierlichkeit aufgebaut, es
iſt ſo vorzüglich, daß man kaum eine Linie geändert
ſehen möchte. Daß auf der Medaille dem Pegaſus
die Flügel aus dem Halſe und nicht, wie auf dem Pet⸗
ſchaft, aus dem Rücken wachſen, iſt die einzige
Abänderung, die man kaum als eine Derbefjerung wird
bezeichnen können. Indeſſen iſt dieſer Punkt fo gering⸗
fügig, daß er das günſtige Geſamturteil nicht beein⸗
trächtigen kann.
Daß das Wappen auf der Selter⸗Gedächtnis⸗Münze
fo gut ausgefallen iſt, iſt im weſentlichen das Derdienft
Goethes.“
So ſchrieb ich damals.
Sachlich habe ich dem auch heute nichts hinzuzufügen.
Dagegen gelangte der Verein „Herold“ vor kurzem
durch die Güte des Herrn Hofrats Dr. Karl Koetſchau,
Direktors des Großherzoglichen Muſeums und des
Goethe National- Muſeums in Weimar, in den Beſitz
einer Originalzeichnung von Goethe mit dem Selterſchen
Wappen (vergl. die Abbildung).
Es iſt unzweifelhaft die „ſehr ſaubere Seichnung“,
von der Goethe am 3. Februar 1831 geſchrieben, die
er am 4. Februar des gleichen Jahres („hier kommt die
Seichnung des Wappens“) an Selter geſandt hat.
Die Worte Wappenꝰêçeꝰ“ẽl
Selters in Berlin gez. u. entw. v. Göthe“ bezeugen
die Echtheit der Vorlage, an der um ſo weniger zu
zweifeln iſt, als die Zeichnung mit der Beſchreibung,
die Goethe ihr in dem Briefe vom 4 Februar [83]
zum Geleit gegeben hat, vollkommen übereinſtimmt.
Es iſt die dritte, bisher bekannte Originalzeichnung
Goethes, die ein Wappen zum Gegenſtand hat. Swei
Seichnungen von ihm, das Wappen des Benvenuto Cellini
darſtellend, die ſich im Goethe⸗Schiller⸗Archiv zu Weimar
befinden, habe ich an dem, im Eingang angegebenen
Orte, bereits beſchrieben und abgebildet.
Sum Vergleiche mit der neu aufgefundenen Zeichnung
gebe ich hier nochmals die Abbildung der Rückſeite der
Helter + Medaille.
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Danmarks Adels Aarboog 1908.
Es liegt uns der 25. Jahrgang vor und wir rufen
dem Werk gern einen aufrichtigen Glückwunſch zu.
Möge es fortfahren auf der bislang beſchrittenen Bahn,
von rein ſachlichen Grundſätzen und ſtrengſter Gewiſſen⸗
haftigkeit geleitet, ſo wird es mehr und mehr auch die
offizielle, wohl verdiente Anerkennung finden.
Nur geringe Veränderungen innerhalb der däniſchen
Adelsgeſchlechter haben im verfloſſenen Jahre ſtatt⸗
gefunden. Der letzte Freiherr Juul⸗Ryſenſteen tit ge⸗
ſtorben und fein älteſter Schwiegerſohn, Baron Holger
Gyldenfrone, hat am 18. Juli 1907 die königliche Er⸗
laubnis für ſich und feine 2 Söhne erhalten, den Namen
Ryfenfteen dem feinen anzufügen, und dem Legations⸗
ſekretär Frederik Kaſtenſkiold. Benzon iſt das vereinigte
Wappen Kaftenffiold-Benzon beſtätigt worden. Als
Zuwachs iſt allein das Geſchlecht Boyſen zu nennen,
deſſen Anſpruch auf den däniſchen Adel im Jahr-
gang 1907 dieſes Blattes bereits beſprochen worden iſt.
Es war ihm nicht gelungen, eine Adelsbeſtätigung von
ſeiten des däniſchen Juſtizminiſteriums zu erlangen,
„da man annehmen müſſe, das 1488 dem Stammvater
des Geſchlechts von König Hans erteilte Privileg fet
kein Adelsbrief“. Schon die vorſichtige Faſſung dieſes
Beſcheides deutet an, daß die Frage damit wohl nicht
für immer abgetan ſein würde, und wie man ſieht hat
ſich das Adels jahrbuch auch trotzdem entſchloſſen, die
Familie Boyſen aufzunehmen, d. h. ſeiuerſeits ſie für
adelig zu halten und zwar nach reiflicher Prüfung, die
in dem Vorwort des Buches dargelegt iſt und die im
weſentlichen darauf fußt, daß unter dem 8. No⸗
vember 1649 von König Friedrich III. eine Konfirmation
ausgefertigt iſt, die ganz unzweideutig die Beleihung
mit adeligen Privilegien, Schild und Helm aus ſpricht.
Das Geſchlecht führt einen durch Sinnenſchnitt von
rot und weiß geteiltem Schild und als Helmſchmuck
einen weißen Apfel, beſteckt mit 3 roten Straußen-
federn. |
mehrere von Geſchlechtern deutſcher Herkunft, die des:
halb auch in Deutſchland Intereſſe erwecken werden.
Behandelt ſind die folgenden: af Gyldenfeldt, Kaalund,
von Klöcker, Paris Paslid, Paſſow, Pax, Pig (2),
Putbus und Wedel. Mit dem Namen af Gyldenfeldt
wurde am 11. Juli 1761 der däniſche Major Chriftian
Schousboe geadelt, wobei ſeinem Antrag, mit dem
Namen Gyldenftierne bedacht zu werden, weil feine
Frau von dieſem erloſchenen Geſchlecht herſtamme, wie
erſichtlich, nur bezüglich der erſten Hälfte des Namens
entſprochen wurde, und zwar mit Recht, da das Ge:
ſchlecht Gyldenſtierne noch heute nicht erloſchen iſt. Die
auf Gyldenfeld blühen noch, zum Teil in Deutſchland.
Kaalund heißt ein altes Pfarrergeſchlecht, aus dem
Hans Wilhelm K. am 6. April 1731 und nach feinem
kinderloſen Tode fein Neffe Hans Wilhelm K. am
21. November 1766 geadelt wurden. Dieſe adelige
Unter den vollſtändigen Genealogien befinden ſich
33 —
Cinie iſt am 27. Mai 1899 erloſchen, dagegen blühen
noch andere Linien im bürgerlichen Stande und das
Jahrbuch hat der Vollſtändigkeit wegen auch dieſe mit
aufgeführt, nicht ohne ſie im Druck durch andere
Schrift als nicht zum Adel gehörig zu kennzeichnen.
Trotz des deutſch klingenden Namens von Klöcker
iſt der Stammvater des Geſchlechts ein aalborger
Bürger Jens Palleſen, der ſich 1664 mit Helvig
Klöcker vermählte und deſſen vierter Sohn Abraham von
Klöder, + 1750, mit Eliſabeth von Cengerke vermählt
war. Deren Sohn, Etatsrat und Bürgermeiſter von
Kopenhagen, welcher angab von einem deutſchen,
1586 von Kaiſer Rudolf geadelten Geſchlecht herzu⸗
ſtammen — wobei offenbar das großmütterliche Ge⸗
ſchlecht gemeint war —, erhielt am 16. Auguſt 1757
für ſich und ſeines Bruders Kinder eine kaiſerliche
Adelsbeſtätigung und am 31. März 1760 die Naturalis
ſation als däniſcher Adel. Auch dies Geſchlecht iſt noch
in Blüte. Die Paris führten zwei ſchwarze Flügel im
weißen Schilde, alſo ein ähnliches Wappen wie die
Brahe in Schweden und die mit dieſen ſtamm⸗
verwandten v. Platen in Rügen, und ſollen aus
Pommern oder Mecklenburg gekommen ſein. Doch
führte die pommerſche Familie Paris ein anderes
Wappen. Die kleine und wenig bekannte Familie läßt
ſich von 1556 — 1504 hauptſächlich auf der Inſel See⸗
land nachweiſen. Sicher iſt dagegen die pommerſche
Herkunft des Geſchlechts Paslick, welches dem pommer⸗
ſchen Uradel angehörte, ſich urſprünglich Paſewalk
ſchrieb und fchon 1565 Tiddow beſaß. Caſpar Paslick
auf Ciddow, vermählt mit Judith Freeſe, wurde 1557
Däniſcher Rat, ſpäter Deutſcher Sekretär, Dekan in
Roskilde und Tehnsmann und erwarb Jerslev, Rönne⸗
bäfsholm und Grevensvänge. Mit feinem Urenkel,
dem Capitän Frederik Paslick, erloſch das Geſchlecht
1750, nachdem es in Pommern bereits 1627 eingegangen
war. Den Derfafiern dieſes Artikels iſt es offenbar
nicht gelungen, über die älteren Generationen des
Geſchlechts Nachrichten zu finden, fo daß der Zu-
ſammenhang des Caspar P., f 1597, mit dem Stamm:
vater Pribe Paſewalk, 1594, wie mit der bis 1627 auf
Liddow anſäſſigen pommerſchen Linie nicht erfichtlich iſt.
Mit dem Namen Paſſow iſt von dänifchen Genealogen
eine kleine Familie belegt worden, die einen von weiß
und ſchwarz geſpaltenen Schild, aber keinen Geſchlechts⸗
namen führte, wohl nur weil es ein deutſches Geſchlecht
Paſſow mit ſolchem Wappen gab, denn ein Suſammen—
hang iſt nicht nachweisbar und ſogar durchaus une
wahrſcheinlich. Es ſind nur 3 Generationen bekannt,
aus denen die erſte, alſo der Stammvater Anders
Jenſen, f nach 1474, Ritter und Reichsrat, die bes
deutendſte Perſönlichkeit war.
Eine Tinie des Geſchlechts von Feſtenberg gen.
Packiſch hat in Dänemark unter dem Namen Par ge»
blüht. Criftoph v. P., geboren 1511 zu Kreibau in
Schleſien und Sohn von Martin v. P. und Käte
v. Bibern, erhielt am 6. Juli 1575 däniſche Naturali⸗
ſation als Adelsmann, war ſchon 1551 in däniſchem
— 34 —
Hofdienft, ſeit 1561 mehrmals belehnt, erwarb Bonderup
und durch ſeine Heirat mit Sophie Galt auch Kindholm
und Torup und F 1608. Später kamen noch Bregen⸗
holm, Daerholm, Eriks holm, Nast, Stenshede und
Hörbylund zumeift durch Beirat in Beſitz der Familie,
die mit Holger Pax am 3. Januar 1608 erloſchen iſt.
Unter dem Namen Pig ſind 2 Geſchlechter behandelt.
Das erſte führte eine weiße Muſchel im roten Schilde
und als Helmſchmuck, wohnte im 14. und 15. Jahr-
hundert auf Röſeröd und Gaaſevad in Schonen und
muß, nach ſeinen Heiraten und nach der mehrfach
ſeinen Mitgliedern zuteil gewordenen Ritterwürde zu
ſchließen, zum Hochadel gerechnet werden. Im gehörte
Catharina Pig an, welche um 1450 mit Ragnald
Magnuſſon in Hiddenfö, alfo nach Rügen hin, vermählt
war. Das andere, kleine Geſchlecht Pig in Jütland,
deſſen Wappenbild — man kennt es nur aus 2 Ahnen⸗
tafeln — einmal als ein Pfeil zwiſchen 9 Kugeln, das
andere Mal als 3 Leuchter bekannt iſt, lebte ebenfalls
im 14. und 15. Jahrhundert und zählte zum Kleinadel.
Don dem berühmten Geſchlecht Putbus oder nach
dänischer Schreibweiſe Podebusk kennen wir bereits die
Stammtafel von Dr. Viktor Locbe. Mit Rückſicht hier:
auf glaube ich mich auf die Bemerkung beſchränken zu
dürfen, daß der Artikel des däniſchen Jahrbuches ſehr
gut mit der Toebeſchen Stammtafel übereinſtimmt, je⸗
doch noch eine Menge neuer Angaben bringt und des⸗
halb von jedem, der ſich eingehender mit der Genealogie
des Geſchlechts befaſſen will, nicht übergangen werden
darf.
Es folgt ein gleich dem vorigen ſehr umfangreicher
Artikel über die Grafen Wedel und zwar die 3 Linien
Wedelsborg, Jarlsberg und Evensburg. In der Ein⸗
leitung wird ausführlich über die mannigfachen
Wappenvermehrungen und Standeserhebungen berichtet,
darauf die Abſtammung der genannten gräflichen
Linien von dem Stammvater Heinrich, 1140 Vogt zu
Ottenbiittel, nachgewiefen, worauf die vollftändige
Genealogie der in den däniſchen Grafenſtand auf⸗
genommenen £inien folgt. Über dieſe liegt meines
Wiffens eine gedruckte Stammtafel von ſolcher Voll⸗
ſtändigkeit und Suverläſſigkeit noch nicht vor, wenn auch
das Gothaer Taſchenbuch der gräflichen Häuſer den
Perſonalbeſtand regiſtriert haben mag.
Ganz beſonders reich iſt dieſer Jahrgang ſowohl
mit farbigen Wappenabbildungen wie mit Porträts
ausgeſtattet. Von erſteren ſind die folgenden vor⸗
handen: Kaftenjfiold-Benzon, af Gyldenfeldt, Kaalund,
von Kidder, Paris, Paslid, Paſſow, Pax, Pig, Pode-
busk, däniſche Freiherren af Putbus, Wedel, Grafen
Wedell af Wedellsborg, Grafſchaft Wedellsborg,
Barone Wedell⸗Neergaard, Grafen Wedel⸗Jarlsberg,
Grafſchaft Jarlsberg, und Grafen Wedel⸗Friis, von
Porträts: Bardenfleth 2, Friis J, Kaalund 2, Kaas 2,
Knuth 1, Lange I, Munk I, Marſvin I, Moltke 1,
Quaade I, Selby 2 und Wedel nicht weniger wie 30!
An dieſe Porträts möchte ich einige Erklärungen
knüpfen. Chriſtian Friis, F 1659, war däniſcher Reichs:
i — — — — — . . ů ͤT—
fanzler, Mogens Kaas, + 1656, Reichsrat, und Niels
Kaas, + 1594, ebenfalls Reichskanzler und alle drei
gehören zu den um ihr Vaterland hoch verdienten
Männern, denen die Geſchichte längſt ein Denkmal ge⸗
ſetzt hat. Um ſo erfreulicher, iſt es auch an dieſer
Stelle ihr Bild bewahrt zu ſehen. Auch Jens Iverſen
Lange, T. 1482, Biſchof von Aarhus, war ein berühmter
Kirchenfürſt und tüchtiger Staatsmann. Zu ſeinem Ge⸗
ſchlecht mit den 3 Rofen im Schilde gehörte auch
Ludwig Munk, ¢ 1602, vermählt mit Ellen Marfvin.
Das Ehepaar verdient deshalb Beachtung, weil ſein
einziges Kind, Kirſten Munk, die angetraute Geliebte
König Chriftian IV. war, die ihm zahreiche Kinder
ſchenkte. Georg Joachim Quaade, + 1889, wird aus
der Seit ſeiner Tätigkeit als Geſandter in Berlin viel⸗
leicht noch manchem Leſer in der Erinnerung fein. Er
gehörte nicht zum däniſchen Adel, ſondern verdankt die
Aufnahme ſeines Porträts ſeiner Verſchwägerung mit
der Familie Selby, welcher ſeine erſte und ſeine zweite
Gattin entſtammten.
Sodann iſt noch ein großes Sandſteindenkmal mit
den Porträtfiguren des Alexander Rabe von Papenheim
zu Liebenau, T 16351, und feiner Frau Regige Grube
zu Snedinge, f 1656, aus der Grslevkirche abgebildet,
das mit dem in Band XX wiedergegebenen Denkmal
für Chriſtian Grube in der Kongftedtlirche eine auf ⸗
fallende Ahnlichkeit hat. Man kann mit Sicherheit ane
nehmen, daß beide Schwäger denſelben Bildhauer mit
der . ues Grabmäler beauftragt hatten.
Mar W. Grube.
Die Familie Schottelius.
von Referendar Dr. jur. ar v. Damm.
= 0 Schluß.)
Wie am Schluſſe des Aue in voriger Nummer
erwähnt, haben zwei Söhne Chriſtoph Ernſts den Stamm
in der fünften Generation fortgeſetzt. Der jüngere,
Maximilian Ludwig, geb. in Braunſchweig am
9. Juni 1698, geſt. am 23. Oktober 1747, der auf
Esbeck lebte, hatte aus ſeiner Ehe mit Anna Eliſabeth
Weiberg 6 Kinder, darunter aber nur einen Sohn, der
1766 in Göttingen als stud. jur. ſtarb. Die Töchter
waren ſämtlich verheiratet. Der ältere, Friedrich Ernſt,
geb. in Braunſchweig am 13. Mai 1691, geſt. in
Goslar am 6. Juli 1751, war daſelbſt Sehnt⸗Einnehmer;
aus ſeiner Ehe mit Wilhelmine Sabine Heſſe ſtammen
5 Kinder, 4 Söhne und 1 Tochter.
Yon dieſen 4 Söhnen war der älteſte, Otto Baſilius
Friedrich, Juſtizbeamter in Bahrdorf und Calvörde
und ſtarb in letzterem Orte am 9. Januar 1786, beerbt
von einem ſpäter unverheiratet geſtorbenen Sohn und
3 minderjährigen Töchtern, deren 2 ihm in den nächſten
5 Monaten im Tode folgten und deren eine 1791
einen Kaufmanu Buſch in Bahrdorf heiratete.
Der zweite Sohn Friedrich Ernſt's, Urban Philipp
Gottfried, war Stadtſchreiber in Lautenthal am Harz;
— 35
er war mit Friederike Juliane Happen verheiratet und
hatte einen Sohn Friedrich Ernſt.
Der dritte Sohn, Carl Friedrich Ernſt, war Bitten:
meifter am Harz. Nachdem er fic) in Cautenthal mit
einer geborenen Spörer verheiratet hatte, fcheint feine
Familie in Esbeck gelebt zu haben, wenigſtens find ihm
dort in den Jahren 1765 — 1776 eine Reihe von
Kindern geboren; geſtorben iſt er in Altenau.
Der jüngſte endlich, Maximilian Chriftoph Cudwig
war, am 16. Mai 1734 in Gos lar geboren, verheiratet
mit feiner Kufine, einer Tochter Maximilian Ludwigs
auf Esbeck, die ihn auf Esbeck in den Jahren
1767 — 1774 mit 4 Kindern beſchenkte. Seine Familie
und die feines zwe itjüngſten Bruders ſcheinen in großer
Eintracht gemeinſam in Esbeck gelebt zu haben.
Maximilian war Offizier in braunſchweigiſchen Dienſten
und war am 4. Mai 1759 Leutnant und am
27. Januar 1767 Kapitän geworden. Als England
fih im Winter 1775/6 zur wirkſameren Bekämpfung
der ſeinen Kolonialbeſitz gefährdenden Aufſtändiſchen
Amerikas Hilfstruppen von fremden Staaten zu vers
ſchaffen ſuchte und ſo auch mit Braunſchweig einen
Vertrag abſchloß, nach dem Herzog Carl I. 4300 Mann
ſtellen wollte, beſchloß Maximilian, ſich dieſem Expeditions:
korps anzuſchließen. Er wurde als Kompagniefuͤhrer
bei dem unter Führung des Majors v. Baerner
ſtehenden Jägerbataillon eingeſtellt, verließ mit dieſem
Ende Mai 1776 den deutſchen Boden und landete
Ende September vor Quebeck. Er zeichnete ſich im
Gefecht bei Hubertstown am 7. Juli 1777 aus, geriet
dann, nachdem es zur Kapitulation von Saratoga ge»
kommen war, mit in die Gefangenſchaft und kehrte
erſt nach Beendigung des Krieges, der den Nord»
amerifanern die Freiheit gab, [783 nach Deutſchland
zurück. Er trat hernach noch in braunſchweigiſche Poſt⸗
dienſte und ſtarb als Poſtmeiſter zu Holzminden am
3. Dezember 1807. Während ſeiner Abweſenheit von
Deutſchland war das Gut Esbeck in andere Hände
übergegangen, ob durch Verkauf oder auf welche Weiſe
ſonſt hat ſich nicht feſtſtellen laſſen, ebenſo wenig der
genaue Seitpunkt; auch das Königliche Archiv in Hannover
hat keine Auskunft zu geben vermocht.
In der 7. Generation iſt die ſeltene Erſcheinung
zu beobachten, daß die Nachkommen zweier Brüder
einem wirtſchaftlichen und geſellſchaftlichen Niedergange
entgegengehen, während nur die des dritten ſich auf
der Höhe halten. Der Sohn Urban Philipp Gottfrieds,
Friedrich Ernſt, wurde Hüttenmann in Cautenthal und
die Söhne von Karl Friedrich Ernſt, Anton Friedrich
Ernſt und Claus Ludwig, wurden gleichfalls Berg:
arbeiter am Harz. Von dieſen dreien lebt jetzt in
der 10. und 11. Generation eine zahlreiche Nach ⸗
kommenſchaft in größtenteils untergeordneten Stellungen
als Bergarbeiter oder Bauern am Harz, in Mecklen⸗
burg und anderswo, von denen erſt neuerdings wieder
einige in angefehenere Stellungen ſich emporzuarbeiten
beſtrebt ſind. Nur die Nachkommen Maximilians haben,
wie geſagt, ihre Stellung zu wahren gewußt. Von
—
deſſen 4 Kindern ſtarben 2 jung, die einzige Tochter
verheiratete ſich an den Poſtmeiſter Auguft. Raabe in
Holzminden, hernach in Wolfenbüttel (Großeltern des
Schriftſtellers Wilhelm Raabe in Braunſchweig), und
der einzige überlebende Sohn Juſtus Friedrich war
Juriſt. Er war Advokat und Anwalt in Holzminden
und wurde dort am 8. September 1796 zum Notar
ernannt. Später übernahm er auch die Geſchäfte der
Poſtverwaltung daſelbſt, wurde am 5. April 1805 Poſt⸗
ſekretär und am 12. Mai 1854 Poſtmeiſter. Er war
verheiratet mit Amalie Ehringhaus aus Holzminden
und ſtarb, 76 Jahre alt, 1850 in Braunſchweig.
Er hatte (8. Generation) 7 Kinder, 4 Söhne und
5 Töchter. Von letzteren heiratete eine den Kaufmann
Overlach in Helmſtedt, eine den Oberbürgermeiſter
Gottſchald in Plauen i. V. und eine den Oberförſter
Richter in Sommerſchenburg, von den Söhnen ſtarb der
älteſte, Adolph, als Advokat⸗Anwalt und Notar in
Helmſtedt, der zweite, Heinrich, als Rittergutsbeſitzer in
der Provinz Sachſen, der dritte, Carl, als Groß—
kaufmann in Harzburg und der jüngſte, Rudolph, als
Kaiſerlicher Oberpoftdireftor uud Geheimer Poſtrat in
Braunſchweig.
von den Sproſſen der 9. Generation ſeien
ſchließlich genannt: der 1901 in Braunſchweig ver-
ſtorbene Candgerichtsdirektor Dr. jur. Juſtus Sch., der
190% in Hannover im beften Mannesalter verſtorbene
Regierungsrat Dr. jur. Carl Sch. (Verfaffer des Auf⸗
ſatzes in voriger Nummer) und der in Freiburg i. B-
wirkende o. ö. Profeſſor der Hygiene an der Univerſität
daſelbſt, Großherzoglich Badiſche Geheime Hofrat
Dr. med. Max Sch.
Im übrigen ſei auf den kürzlich fertiggeſtellten
gedruckten Stammbaum hingewieſen, den ich Inter⸗
eſſenten gern koſtenfrei zuſende, ſoweit der Vorrat reicht
(Adr.: Hannover, Adelheidftr. 25).
I. Grabinſchriften der lutheriſchen Kirche
in Rinteln.
Geſammelt von Werner Conſtantin von Arns waldt.
1. Anno Domini 1574 am Dage der unſchuldigen
Kinder is de edel vnd ernveſt Hans von Oberg Haubt⸗
man fines Olders im 74. Jare chriſtlich in Godt ent:
ſlapen, Dem Godt gnade. Amen. |
Unten (Als Widmung): Hans von Oberg fein nadı-
gelaßen Widwe anno (Anna?) poft.
| Wappen:
von Oberg: Sbm. I, 179. Der Poft: Grote C. 62.
von Steinberg: Sbm. I, 185. von Wartenslef: Hinter
8 einem aus linksſeitigem
(Sbm. = Sibmaders Bügel hervorwachſenden
Wappenbuch. mit Eicheln bewachſenem
Buſch (2 Stämme) hervor-
ſpringender Wolf. Helm:
die Schildzeichnung.
Grote = deſſen Wappen:
buch des Königreichs
Hannover.)
von Steinberg: f. oben.
von Alvenslef: Sbm. I. 169.
Swei Querbalken mit drei
(2 u. 1) Roſen belegt. Helm
(Variante): Swei Büffels⸗
Hörner mit je zwei Quer⸗
balken, deren jeder mit
einer Rofe belegt iſt.
Zu. Ge aes
Der Baren: Schreitender
von Werpfe:
Bär mit Halsband. Helm: | Eine aufrechte Canzenſpitze.
Pfauenfederbuſch.
Exſter: Ein liegendes brei⸗
tes Steinbockshorn Helm:
5 (2 u. 1) liegende Stein⸗
bodshörner zwiſchen zwei
ſchräggeſtellten Hörnern mit
Pfauenwedeln.
Auf dem ſehr gut erhaltenen Grabſtein kniet ein älterer
Herr in ritterlicher Kleidung mit ſeiner ſcheinbar viel
jüngeren Gemahlin vor einem Kruzifix.
Anm.: Hans von Obergs Gemahlin, Anna (d), war
eine Tochter Joachims d. A. Poſt (F 1577) und der Agnes
von Wartensleben (F 1564), Joachim Poſts Eltern: Stats
. (Unaftafius) Poſt zu Bodenenger, Rinteln und Oldendorp
(T 1535) und Iſabella von Bar zu Barenburg; Agnes
von Wartenslebens Eltern: Johann von Wartensleben zu
Rinteln und Exten und Anna von Eckerſtein (Exter).
2.
Anno 1577 den 21. Junii
iſt der Edeler und Ernveſter
Joachim Poſt der Elter
chriſtlich in Godt enflapen
fines Alters im 7]. Jar.
Anno 1557 den 21. Martii iſt ſin Son Statz in Godt
entſlapen ſines Alters im 19. Jar.
Anno 1563 den 20. Sept. iſt fin Dochter G (ief)el (oder
Gel = Gela d) in Godt entſlapen ires Alters im 18. Jar.
Anno 15727 den 25. Dezemb. iſt fin Dochter Margreta
in Godt entſlapen ires Alters im 25. Jar.
Der ſelen Godt genade.
Auf dem ſehr gut erhaltenem Grabſtein kniet auf
der einen Seite ein Ritter mit ſeinem Sohn, auf der
anderen Seite ſeine Gemahlin mit zwei Töchtern vor
einem Kruziſty.
Anno 1564 den 7. Aprilis
iſt fin Busfruwe Angneſa
v. W. in Godt enflapen
ires Alters im 55. Jar.
Wappen:
Der Poſt: von Wartens lefe:
S. I., doch ſteht der Löwe ſ. J., doch iſt auf dem
im Schilde aufrecht. Helme die Schildfigur
Der Baren:
S. I., doch ſchreitet auf
dem Helme der Bär vor
einer mit einem ‚Pfauen-
federbuſch beſteckten Säule.
Der Boke:
Aufſpringender Steinbock,
1 des Steinbods.
2 hate *
von Gropendorp:
Ein Keffel mit zwei Henkeln
und drei Füßen. (Grope.)
Helm: die Schildfigur.
zwiſchen zwei ſchräggeneig ;
ten Säulen mit Pfanen-
wedeln.
von Exter:
Sl;
von Rottorp:
Ein aufrechter Anker, deffen
linker Widerhaken abge: |
brochen iſt.
Straußenfedern.
Der Gelen (Chalon gen. G.):
Ein Kreuz von vier Ringen
begleitet. Helm: zwiſchen
offenem Fluge ein Menſchen⸗
kopf.
Helm: drei
|
Helm: zwei auswärts ge-
neigte Canzenſpitzen.
von Langen:
Eine aufrechte Schaffchere.
Helm: offener Flug.
von Catenſen (Lathufen):
In einem Querbalken drei
ſechsſtrahlige Sterne. Helm:
Birkhahnſpiel.
Der Melcher: (coloriert).
In Weiß ein roter fünf⸗
lätziger Turnierkragen,
oben von zwei roten Rofen
begleitet. Helm: zwiſchen
zwei auswärtsgeneigten
roten Turnierkragen eine
rote Roſe ſchwebend.
Anmerkung: S. I.
von Aſſeburch:
Ein ſpringender Wolf.
Helm: vor einer mit Pfauen⸗
federn beſteckten Säule ein
Kleeblatt.
von Munchuſen:
Ein wandernder Mönch,
einen Stab und Roſenkranz
in der Hand. Helm: der
Mönch.
von Bornftede (d Borne d):
Swei Querbalken, über
dem oberen vier, über
dem unteren drei Wecken.
Helm: zwei Straußen⸗
federn.
De Gogreve:
Drei aufrechte Wolfs angeln
nebeneinander Helm: eine
Säule mit ene
Stats Pofts, Eltern waren
Ritter Friedrich Poſt und N. N. Bock.
hen ae an
/
3. Dies Ehrengedechtnis hat die Edle und Diel-
tugendreiche
Fraue Sophia von Ahlden Joachims
Weſtphalens ſeliger nachgelaßene Wittibe ſetzen laßen
den 18. Febr. 1620.
Oelbild: Ein Ritter mit vier Söhnen und ſeine
Frau mit einer Tochter, die eine Krone auf dem Haupte
trägt, knieen vor einem Kruzifix.
Wappen (gemalt):
Weſtphalen:
Sbm. I, 170, 190.
Die Poſdt:
S. oben.
von Exter:
Swei auswärts gewandte
rote aufrechte Steinbocks⸗
hörner in Gold. Helm:
drei übereinander liegende
rote Steinbodshörner zwi⸗
en zwei goldenen Säulen,
die mit Pfauenfedern bes
ſteckt find.
von Hufen:
In Rot ein filbernes Haus
mit zwei Sinnen. Helm:
zwei einander zugewandte
ſchwarze Bärenpranken.
von Ahlden:
In Silber ein ſchwarzer
rechts gebogener geſtümmel⸗
ter Aſt. Helm: zwei rote
Büffelhörner.
von Hodenberg:
Grote C.
von Mandelſen (Mandels⸗
loh):
Sbm. I, 181.
Die Freſen:
In Rot ein ſilbernes Kreuz,
das den Schildrand nicht
berührt. Helm: drei rote
Straußenfedern.
von Wartensleben:
S. oben.
Die e (Meyſen ·
ug):
Sbm. I, 141 (andere
Farben).
De Gudenburch:
In Schwarz ein aufrechter
filb. gebildeter Halbmond.
Helm: der Halbmond lie
gend vor ſchwarzem Birk.
hahnſpiel.
Baren:
Sbm. II, 189.
— 37 —
Die Bicker:
In Schwarz ein von ſil⸗
bernen Kugeln umgebener
ſilber «rot quergeſtreifter
Herzſchild. Helm: zwei
Büffelhörner, ſilber · rot und
rot · ſilber quergeteilt.
von Burtfeld:
Sbm. I, 171.
In Silber zwei ins An⸗
dreaskreuz gelegte aus⸗
warts gebogene rote TLilien⸗
ftabe. Helm: fünf Straußen⸗
federn, abwechſelnd rot
und filbern.
von Elding:
In Rot zwei ſilberne Löwen
an einem ſilb. Baum mit
jederſeits einer ſchwarzen
Rofe klimmend. Helm:
goldene Garbe zwiſchen
zwei filbernen einwärts ge⸗
kehrten Sicheln vor einer
filbernen mit Pfauenfedern
beſteckten Säule.
von Bülau:
Maſch, Wel. WB. X. 36.
In Blau 14 (4, 4, 3, 2, J)
goldene Kugeln. Helm:
zwifchen zwei blauen mit
goldenen Kugeln belegten
Büffelhörnern ein goldener
Dogel figend.
4. Ein Serſſenſches ſchlecht erhaltenes Epitaph,
Oelgemälde, worauf ein Ritter mit 4 Söhnen und feine
Gemahlin mit drei Töchtern, von denen eine in Ordens
tracht iſt, knieen (ohne Inſchrift).
Wappen (ſchlecht erhalten, daher keine genauen
Beſchreibungen möglich):
von Serſſen
von Holle
Werpup
? (Münchhaufen?)
von Reden
von Mandels loh
Büſchen
7 (Oberg d)
von Serſſen
von Melſchede
Rau von Holzhauſen
von Canſtein
von der Malsburg
von Neuhoff gen. Ley
von der Thann
von Munſter.
Anmerkung: Die Großeltern väterlicherſeits des
Herrn von Serſſen waren Levin von Serſſen (F 1541)
und Anna von Werpup (F 31. Mai 1586), des Groß⸗
vaters Mutter eine von Reden, der Großmutter Mutter
eine Büſchen. Seine Großeltern mütterlicherſeits waren
wahrſcheinlich Johann von Holle, Droſt zu Bockeloh und
Uchte, Johanns (fF 1526) und der Geſa von Mandelsloh
Sohn, und Eliſabeth von Münchhauſen, Stats’ und der
Margaretha von Oberg Tochter.
Die Mutter der Frau von Serſſen, geb. von Serſſen,
war eine von Melſchede. Ihre Großeltern väterlicher⸗
ſeits Hermann von Serſſen zu Mengeringhauſen
(n. 1516 T 1588), Adrians auf Rinteln und der Eliſabeth
von der Malsburg Sohn, und Clara Rau von Holz⸗
hauſen, Heinrichs und der Catharina von der Thann
Tochter (nach Anderen ſollen ihre Eltern Johann und
N. von Dalwigk geweſen ſein). Die Eltern der Frau
von Serſſen, geb. von Melſchede, waren: Johann
von Melſchede, deſſen Mutter eine Neuhoff war, und
Anna von Canſtein (X 1566), Erbin von Nienburg,
£ippolds und der Anna von Munſter (nicht Münſter)
Tochter. (Fortſetzung folgt.)
Tu J. Z. Dartungs Brief vom Jahre 1667.
Gefälligem Hinweis, der mir von befreundeter Seite
zuteil wurde, verdanke ich die Kenntnis, daß der Adreſſat
des von mir im „Deutſchen Herold“ 1907, S. 212/213,
mitgeteilten Briefes des Hönigsberger Genealogen
Hartung in der Tat ein Mitglied der dort von mir
bezeichneten Familie Halbach von der Pforten gewefen
iſt. Der Nürnberger Doktor Halbach hieß Chriſtian
und iſt als Sohn — nicht Neffe — des Profeffors
Daniel Halbach von der Pforten am 5. Oktober 1622
zu Königsberg i. Pr. geboren. Bei Gallandi (Alt.
preußiſche Monatsſchrift 19, S. 211) iſt Chriſtian unter
den Kindern Daniels nicht genannt. Seinem Lebens ⸗
alter nach gehört er zwiſchen die zwei älteſten bei
Gallandi S. 211 erwähnten Töchter Daniels, deren
erſtere, Anna, am 17. September 1618, die zweite,
Katharina, am 6. Auguſt 1624 geboren iſt. Chriſtian
Halbach ſtudierte an der Univerſität zu Altdorf, wo er
1656 zum Doctor med. promoviert wurde, praktizierte
ſeit 1657 als Arzt in Nürnberg und war dreimal ver⸗
mählt. Seiner zweiten Ehe, mit Anna Magdalena
Gwandſchneider, entſtammte ein Sohn Jakob Chriftian,
während die beiden andern Ehen anſcheinend kinderlos
blieben. Sein Tod ſoll am 19. Februar 1690 er⸗
folgt ſein.
Königsberg i. Pr.
Dr. Guſtav Sommerfeldt.
Das Siegel der Hüttener Harde
(Bergharde).
Die Siegel der ehemaligen Harden des Herzog:
tums Schleswig ſind heutigentags faſt vergeſſen, zum
großen Teile aber, wie es ſcheint, verloren. Im
Jahre 1828 veröffentlichte der ſpätere Geheimrat, Pro⸗
feſſor Dr. A. T. J. Michelſen das Siegel der Böking⸗
harde in feiner Arbeit „Nordfriesland im Mittelalter.“ !)
1) Staatsbürgerliches Magazin, hrgg. v. N. Falck, Bd. s.
Schleswig 8, Heft 3/4, S. 453 — 740; mit 1 Tafel. — Erſchien
auch als ſelbſtändige Schrift, Schleswig 1828, ohne als Son:
derabdruck kenntlich gemacht zu ſein.
1865 machte Archivfefretär C. M. A. Matthieſſen in
Kopenhagen vier weitere Hardenſiegel bekannt,!) das
der Kalvslundharde (Kalslundharde, ein Stück davon
gehört zum heutigen Jütland), der Tonderharde, der
Nübelharde und der Horsbüll -, ſpäteren Wieding⸗
harde.
Ein ſechstes Hardenſiegel hat Herr Willers
Jeſſen in Edernförde vor dem gänzlichen Verderben
bewahrt. Es hängt an einer auf Pergament geſchrie⸗
benen Urkunde des Hardesvogts Hans Blome vom
11. April 1375, die weiter unten mitgeteilt wird, und
iſt auf grünem Wachs abgedruckt. Die Mitte, ein
Hirſch zwiſchen Hügeln mit Bäumen, iſt noch recht gut
erhalten. Die Umſchrift, die ungewöhnlicherweiſe
zwei Seilen füllt, iſt an manchen Stellen befchädigt und
deshalb nicht immer mit vollkommener Sicherheit les⸗
bar. An manchen Stellen ergibt ſich die Ergänzung
gleichſam von ſelbſt. Nicht ganz Ä
fiher bleibt es, ob SEGEL oder
INSEGEL zu leſen if. Die Um⸗
ſchrift lautet alſo:
IK KONINK FREDERICK
HEBBE DIT SEGEL
GVNT VN GEVEN VT SVNDER
GNADE BARGHARDE
VNDE OREN
NAKAMELLINGE 1527.
Bemerkenswert ift an dem
Siegel nicht nur der doppelte
Legendenrand, ſondern auch die
jedenfalls ſehr ſeltene Form des
Textes der Umſchrift; ebenſo iſt
die landſchaftliche Darſtellung im
Wappenbilde hoͤchſt merkwürdig
und eine heraldiſche Seltenheit,
ſo daß alſo das Siegel eine ſphragiſtiſche Rarität bildet.
Die Urkunde trägt auf dem Rücken:
„Dingeswinde zwiſchen der kerken tho Ekelnforde
grundt der Rauenshorſt vnd F. G. dorp Gofefeldern
anno 1575.“
Gedruckt ift dieſe Urkunde mit geringfügigen Ver:
ſehen bei Noodt, Beiträge. Ch. 2, St. 3, S. 453 f.;
unter ihr ſteht: L. S. ein Hirſch 1527. Don hier iſt fie
übergegangen in C. G. Hanffen, Verſuch einer Chronik
von Eckernförde, Kiel 1835, S. 46. — Der jetzige Be⸗
ſitzer, herrn Willers Jeſſen, hat Urkunde und Siegel
der Seitſchrift bereitwillig zur Veröffentlichung mitgeteilt
und den Abdruck im Deutſchen Herold freundlichſt ge⸗
ſt attet. |
1) Slesvigſke Herredsfegl, in: Slesvigſke Provindfial.
efterretninger, Bd. 4, Haderslev 1865, S. 209—212; mit
ı Tafel.
Blüͤcherſchau.
Werner Conſtantin von Arnswaldt. — Aus der
Geſchichte der Familie Darrentrapp. Frank⸗
furt a. M. 1908. HKommiſſions verlag von Gebr. Knauer.
Grofoftav, 146 und XV Seiten und 7 Tafeln. —
Preis broſchiert M. 8,—.
In dem vorliegenden Werk hat der Derfafler das an-
ſchauliche und feſſelnde Bild der Herkunft und Entwickelung
einer alten und ſehr angeſehenen Familie von Frankfurt a. M.
entworfen, die, wie ſo viele tüchtige und ausgezeichnete
dentfche Familien, ſich aus dem alten freien weſtfäliſchen
Bauernſtand herleitet.
Eingehende Vorbereitungen hierzu hatte der 1906 vere
ſtorbene rühmlich bekannte Genealoge Dr. H. von Nathuſius⸗
Neinſtedt hinterlaſſen Biographiſche Nachrichten über einige
der hervorragendſten Mitglieder der Familie aus deren ge
lehrten Fach und Freundeskreiſen lagen bereits vor, und fo
konnte es dem Derfafler gelingen, in
kurzer Seit ein familiengeſchichtliches
Werk entſtehen zu laſſen, das ſich
keineswegs auf die Aufzählung ge⸗
nealogiſcher Daten und Nachrichten
beſchränkt, ſondern ſich zum großen
Teil wie eine feſſelnde Erzählung,
wie eine kulturgeſchichtliche Studie
lieſt und ſich viele Freunde erwerben
wird.
Da die Familie Varrentrapp
nie ſehr ausgebreitet war, da eine un⸗
unterbrochene Stammreihe aus Man:
gel an Quellen nur bis zum Beginn
des 17. Jahrhunderts zurückzuverfolgen
iſt und da von der Beſprechung der
lebenden Generationen, außer von
deren Aufzählung in den Stammtafeln,
abgeſehen iſt, fo nimmt der rein genea ·
logiſche Teil nur wenig Raum ein.
Viel Fleiß iſt dem Vorkommen des
alten Hofes „Varentrappe“, 6 km nördlich von Barmen,
zwiſchen dieſer Stadt und Hattingen gelegen, in den Urkun⸗
den des früheren und ſpäteren Mittelalters gewidmet, auch
die älteſten bekannten Träger des Namens, einige geiſtliche
Herren des 15. Jahrhunderts, ſind eingehend behandelt.
Doch darf nicht ohne weiteres geſchloſſen werden, daß es
ſich hier um Mitglieder der heutigen Familie Darrentrapp
im jetzigen Sinne des Wortes handelt. Denn auch die Ehe⸗
männer der Erbtöchter und die Käufer der unteilbaren weft:
fäliſchen Bauernhöfe pflegten, ſelbſt bis in die neuere Seit
vielfach, ſich nach dem neuen Beſitz zu nennen. Der alte
Familienname kam dann nach und nach gänzlich in Vergeſſen⸗
heit, was zu vielen genealogiſchen Fehlſchlüſſen geführt hat.
Da die freien Hofesleute aber ſtreng darauf hielten, nur
mit ihresgleichen Ehen einzugehen, fo iſt immerhin als ſicher
anzunehmen, daß es ſich hier um einen uralten Stamm freier
Bauern handelt. ö
Der Stammvater der jetzigen Darrentrapp war feit
1622 im benachbarten Hattingen anſäſſig; um 1680 erſcheinen
zwei Brüder Darrentrapp als Handelsleute in Frank-
furt a. M.
Franz Darrentrapp, 1706— 1786, der Sohn des einen
diefer Brüder, follte für das deutſche Feitungsweſen und den
Verlagsbuchhandel, in dem Frankfurt damals noch eine lei ⸗
—
tende Stellung in Deutſchland einnahm, eine bedeutſame
Perſönlichkeit werden. Sehr anziehend ſind die Beziehungen
mit hervorragenden Männern ſeiner Seit geſchildert, mit
Voltaire, mit Kaiſer Karl VII., der ihn ſchätzte und deſſen
politiſcher Agent er war. Auch ſind die Mitteilungen über
das damals in höchſter Blüte ſtehende Nachdruck⸗Unweſen,
an dem, wie fie es alle taten, auch Varrentrapp ſich jepheft
beteiligte, fehr lefenswert.
Beſonders eingehend iſt mit Recht das Leben von franz’
Enkel und Urenkel, Johann Conrad Darrentrapp, 1779
bis 1860, und Johann Georg Darrentrapp, 1809 — 1886,
geſchildert, zwei hervorragenden und hochverdienten Aızten
in ihrer Daterftadt, deren Wirken, von großen Geſichtspunk⸗
ten geleitet, dauernde Spuren hinterlaſſen hat. Insbeſondere
iſt es der letztere, der im Gefängnisweſen und auf den ver⸗
ſchiedenſten Gebieten der öffentlichen Geſundheitspflege im
Beginn der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts
zu den erfolgreichſten Bahnbrechern zu zählen iſt und warme
Anerkennung, nicht nur in feinem Vaterland gefunden hat.
Noch wäre Joh. Georgs Bruder, der brannfdweiger
Profeffor der techniſchen Chemie, Franz Darrentrapp,
1815— 1877, zu nennen, deſſen erfolgreiche Arbeiten der
Förderung der chemiſchen Technik galten, in der heute Deutſch⸗
land allen anderen Völkern voranſteht.
Eine Ahnentafel der Brüder Joh. Georg und Franz
zu 32 Ahnen vervollſtändigen glücklich das genealogiſche Bild.
Die äußere Ausſtattung des Buches iſt vorzüglich, was auch
von den zahlreichen Kunftblättern gilt, die den Stammhof,
alte Bildniſſe und Hänuſer darſtellen.
Ungerügt kann die leidige Unart vieler Photographen
nicht bleiben, landſchaftlichen Aufnahmen einen falſchen,
ſchiefen Horizont zu geben, der, wenn auch unfichtbar, doch
wagrecht liegen muß, und die ſenkrechten Linien des Bildes
ſchief zu ſtellen, ſodaß, wie auf dem Bild des Gehdftes
Darrentrapp, alle Gebäude umfallen!
Doch dieſer Punkt kann den Wert des empfehlenswerten
Buches nicht beeinträchtigen und mag nur zeigen, daß der
Unterzeichnete auch gegen Fehler nicht blind iſt.
Weimar. Dr. A. von den Velden.
Geſchichte des Geſchlechts der Grafen und Herren
von Blümenthal. Sufammengeftellt durch Hans
Graf Blumenthal. Bielefeld, Velhagen & Klafing.
270 S. 80 und Beilagen (Stamm- und Ahnentafeln).
Die Reihe der Geſchichten märkiſcher Adelsfamilien hat
durch vorliegendes Werk eine willkommene Bereicherung er-
fahren. Veranlaſſung zur Heransgabe des Werkes gab eine
Anregung des weiland Generalfeldmarſchalls Grafen von
Blumenthal, welcher ſelbſt Notizen zur Geſchichte ſeines Ge⸗
ſchlechts geſammelt hatte und den Derfaffer zur Ausarbeitung
ermutigte, wobei die Arbeiten des verewigten Herrn Waldemar
von B. benutzt wurden. Weiteres Material boten, außer
den einſchlägigen Druckwerken, die Staats: und Familien-
archive und ſonſtige handſchriftliche Quellen. (Bei dieſer
Gelegenheit möge bemerkt werden, daß die Werke von An⸗
gelus, Bucelinus, König und ähnliche als zu verläſſig
nicht zu betrachten ſind.)
Das Werk enthält zunächſt allgemeines über die Heimat
der Familie, die Mark Brandenburg, insbeſondere die Prignitz,
die älteſten Nachrichten und das Wappen.
Angaben alter Chroniſten werden mit Recht in das Gebiet
der Fabel verwieſen. Stammfitze waren offenbar das Rittergut
Blumenthal bei Kyritz und Horft und Velow in der Oſt⸗
39
Die fagenhafien
prignitz. Schwierig iſt die genaue Feſtſtellung des Wappens,
da leider ältere Siegel nicht erhalten ſind.
Aus dem folgenden Kapitel: Allgemeine Geſchichte, ift
zu entnehmen, daß als primus gentis Nikolaus de Blumendal
in einer Urkunde vom 17. Juni 1241 auftritt. Don da ab
ift die Geſchichte des Geſchlechts mit der des brandenburgiſchen
Staates eng verknüpft und zahlreiche Mitglieder haben ſich in
Hof- und Kriegsdienſten ehrenvoll ausgezeichnet; fo Georg J.,
der letzte katholiſche Biſchof in der Mark, Joachim Friedrich,
Kaiferliher General⸗Kriegskommiſſarins und Kurfürftlicher
Geheimer Etatsrat; Ludwig, Oberſt und Kommandeur der
Leibdragoner, der am 20. Januar 1201 Reichsgraf wurde,
und viele andere. Die Derdienfte des Feldmarſchalls Grafen
Leonhard v. B. im Kriege 1870 / 71 find noch in friſcher Ere
innerung. Das trefflich geſchriebene und viele intereſſante
Mitteilungen enthaltende Werk iſt mit gutem Bilder ſchmuck
(Bildniſſe, Landſchaften) ſchön ausgeſtattet. Einige kleine
Bemerkungen mögen hier noch Platz finden: die Angabe
S. 22, daß Kurfürſt Joachim II. das heilige Abendmahl in
beiderlei Geſtalt in der Nikolaikiiche zu Spandan genommen
habe, iſt durch neuere Forſchungen beſtritten; es iſt wahr⸗
ſcheinlich, daß der feierliche Akt im Dom zu Berlin ſtattfand.
— S. 26 iſt zu leſen der Wappenſchild, nicht das. In
den Stammtafeln hätten wir ſtatt der Bezeichnungen „Heir.“
und „geb.“ lieber die vom Verein Herold eingeführten Be⸗
zeichnungen „ und „“ geſehen.
Eine Anzahl kleinerer Abhandlungen ſind uns von den
Herren Derfaffern — denen hierdurch der aufrichtige Dank
des Vereins ausgeſprochen ſei — eingeſandt worden:
Keiſeinſtruktion für Georg Friedrich Freiherrn
zu Eulenburg (14. Mai 1652) und die auf Preußen, Schleſien,
Poſen und Polen bezüglichen Nachrichten des von ihm geführten
Tagebuchs. Von Dr. Guſt. Sommerfeldt. Sonderdruck aus
Heft 15 (1908) der Mitieilungen der Maſovia. Abdruck der
von Jonas Kafimir zu Eulenburg verfaßten Infliuftion für
deſſen und feines Gefährten Ahasverus v. Lehndorff in Be ⸗
gleitung ihres Präzeptors Simon Seegers Studienreiſe (ſog.
Havaliertour). Das Original v. 14. 5. 1652 befindet ſich in
der v. Wallenrodt'ſchen Bibliothek zu Königsberg i. Pr. und iſt
dem auf der Reife geführten Tagebuch vorgebunden. Neben
ausführlichen Regeln für das ſtitliche Wohlverhalten der
jungen Kavaliere, iſt der Reifeplan genau vors eſchrieben;
das ganze Schriftſtück läßt einen intereſſanten Blick ıun in
die Erziehungsweiſe damaliger Seit.
In der gleichen Seitſchrift veröffentlichte derſelbe fleißige
Derfaffer „Die Begründung des freiherrlich Eulen-
burg'ſchen Regiments zu Fuß und deſſen erſte Entwicklung
(i. d. J. 1656— 1657) — eine Schilderung der Bildung des
Regiments durch Jonas Kaſtmir Frhrn. zu Eulenburg am
6. 1. 1614, feiner Fuſammenſetzung und ſeiner Schickſale.
Das Regiment iſt fpäter in das Infanterie⸗Regiment Nr. 5
übergegangen, welches nach der Hapitulation von Magde⸗
burg i. J. 1802 der Auflöſung verfiel.
„über einige altere Angehörige des Geſchlecht⸗
von Wirſing, ihre Siegel und Wappen“ veröffentlichte
unſer vieljähriges Mitglied Herr Dr. W. v. Boetticher eine
in kleiner Auflage als Feſtſchrift zu einer Familienfeier ver⸗
öffentlichte Abhandlung, welche die uradelige, nahe bei Görlitz
ſchon im 13. Jahrhundert angeſeſſene Familie v. Wirſing
(Wirſyng) betrifft, deren erſtes Auftreten in das Jahr 1234
zu ſetzen iſt und die ſpäter in der Niederlauſitz auftritt.
Ebenfalls erſcheint der Name ſchon in der Mitte des 15. Jahre
— 40 —
hunderts in Niederſachſen, in der erſten Hälfte des 14. Jahr⸗
hunderts in Breslau. Ein wohl zweifellos ganz anderes
Geſchlecht iſt die Augsburger vornehme Patrizierfamilie
gleichen Namens, die am 16. Mai 1474 einen Wappenbrief |
erhielt. — Die Siegel des Kaufiger Geſchlechis zeigen einen
Schild mit s balkenweiſe geſtellten Roſen im Schildhaupt,
bezw. auf einem Querbalken.
Genealogifhes über Familien des Namens
Wecke, Wecken (I. Heft: die Nachkommen des Gerlach
Wecken (aeb. 1662) in Hannover veröffentlicht Archivar Dr.
Friedr. Wecken, M. d. Herold; Würzburg 1907. Das Heft iſt das
erſte einer Folge von genealogiſchen Zuſammenſiellungen
über ve ſchiedene Familien des Namens W. aus Hannover,
aus Petershagen bei Minden, aus Baden hauſen bei
Oſterode, aus Barme, aus Calvörde, aus Annaberg uſw.,
deren Sufammenhang bisher nicht nachweisbar war.
Das vorliegende Heit bringt in 4 Stammtafeln die
Nachkommenſchaft von Gerlach Wecken, * 1662, + P >< 1688,
Ilſe Magdalena Gieſeke * 1669, 7 d, und auf 40 Seiten die
ausführlichen Lebensdaten und biographiſche Notizen.
Geſchichte der Familie Dogtherr im Lichte des
Kulturlebens. Don Dr. Friedrich Dogtherr.
175 S. Gr. 8% Leicht geb. 3,50 M. Ansbach, Fr.
Seybold.
Die hier behandelte Familie, welche auf eine mehr als
vierhundertjährige Geſchichte zurückblickt, zählt zu ihren Un-
gehörigen zahlreiche Geiſtliche und Lehrer, Arzte und Be⸗
amte, berühmte Künftler, tüchtige Handwerker und erfolg⸗
reiche Kaufleute. Geſchichtlich bekannt find z. B. Georg D.,
der Reformator von Feuchtwangen, und Heinrich D. d. Ältere,
der Straßburger Maler und Holzſchneider, Klemens D., der
im 17. Jahrh. ein bedeutender Vertreier der Augsburger
Goldſchmiedekunſt war, nfw. Die Kebensbeſchreibungen find
vielfach recht feſſelnd und auch für weitere Kreife leſenswert.
— An Illuſtrationen find ein Wappen in Buntdruck und in
Nolzſchnitt beigefügt, ſowie Bildniſſe und Nachbildungen ans
Vogtherr'ſchen Werken.
Für die behauptete Abſtammung des Geſchlechts von den
Herren von Vogtsberg werden eine Reihe von Gründen an»
geführt, indeſſen halten wir den Beweis nicht für gelungen.
— — — — —
Familien⸗ Genealogie. Ein Buch für Familien ⸗Geſchichte
und für die Erziehung der folgenden Generationen
von B. Leuſchner. Dritte Auflage. Paderborn,
Druck und Verlag von Ferdinand Schöningh. — 186 S.
Geb. 6 M.
In neuerer Seit ſind mehrfach ähnliche Bücher erſchienen, |
welche den Swed haben, die Sufammenftellung von Familien-
geſchichten zu erleichtern und Solchen, die nicht recht wiſſen,
wie ſie die genealogiſchen Nachrichten zuſammenſtellen und
aufbewahren ſollen, eine Unterlage dafür in die Hand zu
geben. Der Swed iſt ſehr löblich und wir können dem Vor⸗
wort des obengenannten Werkes nur zuſtimmen, wenn es
darin heißt:
„Mehr denn je fehlt hent dem Werke der Erziehung
die ſo überaus notwendige Ruhe und Stetigkeit. Das heran⸗
wachſende Kind verfieht die Eltern und ihre Ratſchläge nicht,
und in unſerer raſchlebigen Seit verhallen ſo oft auch die
beſtgemeinten Worte der beſorgten Eltern. Kommt aber die
Heit, in welcher der Einfluß, der ſchützende Rat der Eltern
beſonders von Nutzen wäre, dann iſt die leitende Hand fort,
die guten Eltern ſind gar oft ſchon zur Ruhe gegangen. Da
ſoll uns die Familien ⸗Genealogie helfen!
Ich bin feſt überzeugt, daß es von überaus ſegens⸗
reichem Einfluß gerade in unſerer Seit fein wird, wenn wir
den Blick der jungen Generationen auf das in allen ſeinen
Fügen ſo einfache und doch ſo überaus glückliche Familien⸗
leben unſerer Eliern und Großeltern lenken. Es wird die
Familie vor allem anregen, gleich den Vorfahren ein Kapital
religidfen S nnes im Haufe anzuſammeln, das unſer materielles
Streben heilſam beeinfluſſen, unſeren Kindern aber das beſte
Erbteil fein wird.“
Wir können aber die Befürchtung nicht unterdrücken,
daß das Ausfüllen der vielen Vordrucke, überhaupt die ganze
ſchematiſche Behandlung vielfach eher hinderlich als vorteil⸗
haft fein wird. Die Catſache, daß bereits die dritte Auf⸗
lage erſchienen iſt, ſpricht allerdings dafür, daß das Unter⸗
nehmen viel Anklang gefunden hat.
Es möge noch bemerkt werden, daß das Buch in erſter
Linie für katholiſche Kreiſe beſtimmt iſt.
Das Geſchlecht von Bismarck von Dr. Georg
Schmidt. Verlag von Eduard Cremendt, Berlin.
1908. Preis broſchiert 3,75 Mk., gebunden 5 Mk.
Eine Geftidte des Geſchlechtes v. Bismarck macht ver⸗
traut mit der Sitten⸗ und Kulturgeſchichte der Seiten. Sie
führt nach Stendal und Prenzlau in die Häuſer vornehmer
Patrizier, welche durch kirchliche Stiftungen ihre Frömmigkeit
bekunden, — in die blutigen Fehden zwiſchen den umwoh⸗
nenden Adel und den benachbarten Städten und Klöſt. rn zu
den geharniſchten Rittern, in die einfachen Verhältniſſe an⸗
ſpruchsloſer Edelhdfe nach Burgſtall, wo die Markgrafen von
Brandenburg bei ihren getreuen Dafallen auf deren aus ge⸗
dehnter Wildbahn der Jagdluſt fröhnten, zu dem ſteifkragigen
Mantel der Reformationszeit, — (auf Grund eines Kriegs-
tagebuches von Chriſtoph v. Bismarck) in verwüſtete Dörfer
und ausgebrannte Schlöſſer, zum Federhut und Lederkollet
des großen Krieges, infolgedeſſen Schénhanfen Jahre lang
wüſte lag’ — auf das Schlachtfeld von Fehrbellin, von wo
ein Bismarck die erbeuteten Feldzeichen nach Cölln a. d.
Spree überführte, in die Kriege gegen den Erbfeind nach
Ungarn, — an die Höfe deutſcher und außerdeutſcher Fürſten
nach Petersburg, wo die Kaferin Anna den hochzeitszug
des Gouverneurs Ludolf von Bismarck an der Spitze von
30 fehsfpännigen Wagen eröffnete, zur ſteifen Grandezza
des Grand Musquetair, — auf die Kriegs- und Siegesfeider
des fiebenjährigen Krieges nach Czaslan, wo der Urgroß-
vater des Fürſten als Kommandeur eines Kavallerie-
Regiments fein Laben verblutete, zum ſchlichten Soldatenrock
und zum Haarbeutel des großen Königs, — auf die Schlacht-
felder der Befreiungskriege, aus denen die ſämtlichen Vise
marck, welche nicht auf dem Felde der Ehre blieben, das
Eiſerne Kreuz in die Heimat brachten und ſtellt die Perſön⸗
lichkeiten von Schill, Lützow und Jahn, welche im Herren⸗
hauſe zu Schönhanſen Gaſtfreundſchaft genoſſen, vor unſeres
Geiſtes Auge. Auch von den großen Ereigniſſen der Jahre
1866 und 1870 3. B. vom Todesritt bei Mars la Tour, wo
Graf Herbert eine ſchwere Verwundung empfing, während
Graf Bill durch ſein verwundetes Pferd gedeckt, unverſehrt
blieb, erhalten wir Kunde. Das vorliegende Buch bringt
aber auch ſehr intereſſante Nachrichten über einzelne Perſön⸗
lichkeiten, z. B. durch Abdruck einer kurzen Selbſtbiographie
eines direkten Vorfahren des Fürſten, der durch eine wunder⸗
bare Ironie des Schickſals an den Kriegszügen teil nahm,
in deren Folge blühende Landesteile dem deutſchen Dater-
— 4 —
lande entriffen wurden, die zurück zu erwerben feinem großen
Des zenden en gelang — Der Verfaſſer erklärt in der Ein-
leitung, daß die Geſchichte einer Familie weſentlich nur für
die Angehörigen derſelben von Wert ſei. Da das große
Publikum für das Geſchlecht v. Bismarck eigentlich nur
Intereſſe habe, weil Deutſchlands größter Sohn ihm ent⸗
ſproſſen, ſo habe er Urteile und Gedanken, denen der Fürſt
Bismarck bei den verſchiedenſten Gelegenheiten einen Aus-
druck verliehen, in die Behandlung hereingezogen, damit der
mühſam zuſammengetragene fpröde Stoff tür weitere Kreife
verdaulich und ſchmackhaft werde: Unverhüllt ſpricht der Fürſt
feinen Arger über die Hohenzollern aus, welche feinen Vor
fahren als Entſchädigung für das ihnen gewaliſam entriffene
Burgſtall nur ein Butterbrot dargeboten. Unter die im
Archiv zu Schdnhaufen liegende Lebens beſchreibung des
Junkers Achaz, eines leichtſiunigen Abenteurers, hat er mit
ſeinen großen charakteriſtiſchen Buchſtaben geſchrieben: „Ein
ſchamloſer Lump in meiner Familie ufw. uſw.“ — Die bei⸗
gegebenen Ahnentafeln mit dem Motto: „Ahnen find für
den nur Nullen, der als Null zu ihnen tritt. Steh als Sahl
an ihrer Spitze und die Nullen zählen mit“ find nicht nur
deswegen von Wert, weil mit ihrer Hilfe eine große Sahl
von Familien des deutſchen Adels ihre verwandtſchaftlichen
Beziehungen zum großen Kanzler des großen Kaifers ver-
folgen können, ſondern vielmehr von dem Geſichtspunkt der
Vererbung aus. Denn erſt ganz kürzlich (Gren, boten 1907
Nr. 49) hat Dr. Kefule v. Stradonitz darauf aufmerkſam ge⸗
macht, daß in der mütterlichen Ahnentafel des Fürſten eine
große Zahl von Rechtsgelehrten, Domherren, Stifisſyndici,
Senatoren und Ratsherren fic) findet, und daß deren Blut
in Verbindung mit dem alten Soldaten und HKrantjunfer-
blut der Bismarck die einzigartige Anlage hervorbringen
konnte, welche die Mit- und Nachwelt bei Otto v. Bismarck
zu bewundern alle Urſache habe. — Der Verraffer ſtellt ſich
wohl auf den Standpunkt, daß die höhere Stellung, welche
der deutſche Adel in der bürgerlichen Geſellſchaft einnimmt,
nicht nur auf der Geſchichte des Geſchlechts, ſondern auch
auf den Brundbefi beruht. Von dieſem Geſichtspunkt aus hat er
in den mannigfachen Geſchlechtsgeſchichten, welche er geſchrieben,
der Geſchichte der Familiengüter einen beſonderen Abſchnitt
gewidmet. So werden denn auch hier aus ührliche Nach⸗
richten über Shönhaufen, Friedrichsruh, Karlsburg, Plotho uſw.,
ſoweit als die Quellen vorlagen, dargeboten. Das vor⸗
liegende Buch (ohne die Beilagen 25 Bogen ſtark), welches
zum erſten Male die Geſchichte des ganzen Geſchlechtes be-
handelt, iſt als eine erfreuliche Erweiterung der Bismarck⸗
Literatur zu begrüßen.
— dur Beſprechung der von Maltzahn'ſchen
Familiengeſchichte in der vorigen Nummer iſt nachzu⸗
tragen, daß der Band zum Preiſe von 15 Mark (gebunden
12 Mark) durch die J. A. Stargardtfhe Buchhandlung,
Berlin W., Lützowſtr., oder auch direkt durch Herrn Freiherrn
v. Maltzahn⸗Gültz, Exzellenz, in Stettin zu beziehen iſt.
Bermiſchtes.
— Die internationale heraldiſche Konvention
hat ſich, wie aus Paris unter dem 31. Dezember 1907 ge:
meldet wird, konſtituiert.
Der Vorſtand iſt zuſammengeſetzt, wie folgt:
Ehrenpräfident: Comte de Pohl, Erſter Vorſitzender des
Conſe il Héraldique de France, Paris.
wirklicher Präfident: Comte de Colleville, Vorſitzender
des Conſeil Héraldiqne de France, Geheimkämmerer Seiner
Heiligkeit, Delegierter des lateiniſchen Patriarchates von
Jeruſalem in Frankreich, Bailli des Ordens vom Heiligen
Grabe in Paris.
Erftee Dizep.äfident: Marquis de Pimodan, Duc de Rare-
court · Pimodan, Mitglied des Conſeil Héraldique de France,
Paris
Vizepräsidenten: Se. Exzellenz Don Francisco⸗Fernandez
de Béthencourt, Kämmerer Seiner katholiſchen Majı ftät,
Senator des Königreichs Spanien, Mitglied der Königlichen
Hiftorifhen Akademie. Madrid.
Profeſſor Ad. M. Hildebrandt, Mitglied des Vereins
rhero.d” und Redakteur feiner Seitſchrift „Der Deutſche
Herold“, Berlin.
Comte F. Paſini Fraſſoni, Präſtdent des „Collegio Aral
dico“, und Leiter der „Ric iſta Araldica“, Rom.
Vicomte de San Bartholomen de Meſſines, Offizier des
General Sekretariats der Nationalen Bibliotheken und
Urchioe, Liffabon.
Erſter Schriftführer: Comte de Brémond d' Ars, Mitglied
des Conſeil Héraldiqne de France, Chatean de Guillp,
Finiſtère, Frank. eich.
Erſter ſtellvertretender Schriftführer: Comte Yves de Colles
ville, Geheimkämmerer Seiner Heiligkeit, Paris.
Sweiter ſtellver tretender Schriftführer: Chevalier de Sepelin,
Ritter des Ordens vom heiligen Grabe, Paris.
Kanzler: Baron du Roure de Paulin. Vicomte de Pleyne,
Advokat am Appellhofe zu Paris, Mitgl ed des Conſeil
Héraldique de France, Sekretär der Franzöſiſchen Geſell⸗
ſchaft der Exlibris Sammler, uſw., Paris.
Stellvertretender Kanzler: René Droz, Mitglied des Conſeil
Héraldiqne de France, des „Collegio Araldico“ in Rom,
der Exlibris⸗Geſellſchaft uſw., London.
— Das Ehrenmitglied des Vereins Herold, Herr Dr.
Georg Schmidt zu Halle iſt zum Mitglied der hiſtoriſchen
Kommiffion für die Provinz Sachſen und für das Herzogtum
Anhalt gewählt worden. Es wäre ſehr erfreulich, wenn auch
die hiſtoriſchen Kommiſſionen in anderen Landesteilen eine
gleiche Berückſichtigung der Genealogie und Heraldik wider⸗
fahren ließen. |
— Das „Cuxhavener Tageblatt“ Nr. 288 vom
8. Dezember 1907 brachte unter der Überſchriſt „Allerhand
vom Namen“ eine flott geſchriebene Betrachtung über Be⸗
deutung und Umbildung von Familiennamen.
— Die „Frankfurter Kleine Preſſe“ Nr. 161 und
165 brachte im Juli v. J. mehrere intereffante, mit zahlreichen
Abbildungen verſehene Abhandlungen über alte Frankfurter
Nansmarken und Wappen von H. Pfeff.
— In Nr. 120 des „Allgäuer Volksfreund“ vom
Jahre 1907 veröffentlichte unſer Mitglied Bere Karl Kiefer
einen Artikel über den Ort Lauben bei Leutkirch mit genealo⸗
giſchen Notizen über die Familie Haider, welche ſeit Anfang
des 15. Jahrhunderts Lauben zu Lehen hatten. Das a. a. O.
abgebildete älieſte Haid erſche Siegel (das des Hans HB. vom
Jahre 1423) zeigt im Schilde eine Pflanze mit drei länglichen
gezahnten Blättern und drei Früchten.
— Zu dem Artikel „Goethe ſche Ahnentafeln“ in
Nr. 11 des „Deutſchen Herold“, S. 197, geſtatte ich mir zum
Wappen Bien's zu bemerken, daß dasjenige, was der Mann
— 42
der Helmzier in der Linken hält, meines Erachtens keine
Saufeder oder dergleichen iſt, ſondern zweifellos ein Boots.
haken. Ein ſolcher paßt auch beſſer zu dem Anker, als ein
Jagdſpieß. p. Bien iſt offenbar ein Rheinſchiffer geweſen.
: v. As pern.
— Einen beträchtlichen Einblick in den großen Derluft
deutſcher Namen gewährt eine Stelle aus der Hart
knochſchen Chronik „Alt. und Neues Preußen“ (1684), den
die Danziger Zeitung Nr. 486 vom 16. Oktober wiedergibt.
Es iſt die Rede von der Seit Kaſimirs III. (1437-92), wo
das Deutſche auf dem Lande allmählich verdrängt wurde.
Und der Chroniſt ſchreibt: „Ja, ſo weit iſt es gekommen,
daß, obgleich noch zur Seit viel von den alten Teutſchen Ge-
ſchlechtern im Lande übrig ſeyn, man dieſelbe nunmehro
weder auß den äuſſerlichen Sitten, Kleidung und Sprachen,
noch auß dem Namen von den anderen polniſchen Ge⸗
ſchlechtern unterſcheiden kan. Denn wenn ſich ein jedes Land
nach feines Herrn Sitten richtet, fo hat auch in dieſem Pohl ⸗
niſchen Preußen die Ritterſchaft meiſtentheils Pohlniſche
Kleidung, Sprachen und Nahmen angenommen. Er: mpel-
weiſe etwas anzuführen, fo hat Stolinsfi vohrmals geheißen
von Kalkſtein. Sakrzewski und auch Wipscinski — von
Selden. Teczinski — von Landen. Goluchowski — von
Gluchaw (Gluchau). Bonkowski — von Noſtiz. Elzanowski
von Elſenan. Kanarsfi — von Schleiwiz. Krokowski —
von Krokau. Dombrowski — von Damerau. Powalski —
von Lechwald. Pleminski — von Schaffenburg. Dorpowski
— von Dorpuſch. Prebendowski — von Prevendan. Don
Heidenftein ſetzten den Namen Solescius ihrem Namen nach.
Die von Konopat werden Conopadi genannt. Aus Polen
kam unter Sigismund III. (1587 - 1632) Johannes Sawadzki
nach Preußen, ein Geſchlecht, daß vor Seiten in Deutſchland
den Namen von Bieberſtein führte. Das Jus indigenatus
in Preußen bekam Andreas Morſtin, ein ebenfalls aus
Deutſchland ſtammendes Geſchlecht, früher Mondſtern, nach
ihrem uralten Wappen. Auch Johannes Albertus Radjivil,
des heil. römifchen u ee f
— Gu einem erften cn Abend hatte für
am 15. Januar der Leipziger Ortsausſchuß der Hentralſtelle
für deutſche Perſonen⸗ und Familiengeſchichte nach
dem Hotel Sachſenhof am Johannisplatz eingeladen. Es
war die Abſicht, in der Deranſtaltung dieſer Abende allen
Freunden und Intereſſenten familiengeſchichtlicher und. genea⸗
logiſcher Forſchung für Leipzig und Umgegend einen zwang⸗
loſen Sammelpunkt ohne Vereinsgründung oder Hwang zum
Anſchluß an einen etwa ſchon beftehenden Verein zu bieten.
Die Beteiligung von Damen und Herren an dem jetzigen
erſten Verſuch war eine fo erfreulich zahlreiche, daß ſchon mit
dieſem erſten Abend dieſe Einrichtung als dauernd geſichert
gelten darf. Der nächſte Abend wird vorausſichtlich Anfang
März an der gleichen Stelle ſtattfinden. Den Vortrag des
geſtrigen Abends hielt der bekannte Genealoge der Familie
Bismarck, Paſtor em. Dr. Georg Schmidt aus Halle a. S.
über „Die Gräfliche Familie v. Hohenthal”. Der Vor⸗
tragende beſprach in überaus feſſelnder Weiſe in Anlehnung
an fein Werk: „Die Familie der Grafen v. Hohenthal“
(Ralle 1896) beſonders die älteſte Geſchichte des Geſchlechtes.
Der erſte Hohenthal war bekanntlich der Erbauer des be:
rühmten Hohmannſchen Hauſes in der Petersftraße in Leipzig,
einer der ſchöͤnſten und umfangreichſten Barockbauten der
Stadt. Peter Hohmann (geboren im Juli 1663, geftorben
2. Januar 1232) war in jungen Jahren als Handelslehrling
—
nach Leipzig gekommen. Sein kaufmänniſcher Entwidelungs-
gang bis zu der Rolle eines „norddeutſchen Fugger“ wurde
eingehend beſprochen. Peter Hohmann wurde als reicher
Leipziger Handelsherr und Mitglied des Rates 1217 als
„edler Pannerherr v. Hohenthal” vom Kaifer in den Adels-
ſtand erhoben. Der Urſprung der Familie führt nach Cönnern
zurück. Bier war der gleichnamige Vater des Leipziger
Peter Hohmann Stadtrat und Stadtgutbeſitzer; er ſtarb 1688.
Dr. Georg Schmidt hat in Cönnern die Familie, die urs
ſprünglich Hofmann hieß, bis 1519 zurückverfolgt. Auch von
den Nachkommen des erſten Hohenthal, die zunächſt in den
Freiherrn⸗ und dann in den Grafenſtand erhoben wurden,
und die dann zunächſt noch als Handelsherren, dann zumeiſt
als Staatsbeamte und Diplomaten hervorragende Stellungen
eingenommen hatten, wurden durch den Vortragenden noch
mehrere beſprochen. Den Abſchluß des äußerſt anregend
verlaufenen Abends bildete die Dorlegung neuer Samilien-
und perſonengeſchichtticher Literatur durch den Verlagsbuch⸗
händler Degener, ſowie das Dorzeigen zum Teil überaus
koſtbarer alter Stammbücher, Urkunden uſw.
— Ein Leſer dieſes Blattes teilt uns mit: das Hotel
zum Goldenen Anker in Zeulenroda hat auf feinen Brief—
papieren uſw. folgenden Vermerk:
Telephon⸗Anſchluß
Central -⸗Heizung
Ausſtellungs · und Schreibzimmer
der Gothaer Hoffalender liegt aus.
Sehr empfehlenswert. Es wäre gut, wenn alle beſſeren Gaſt⸗
häuſer dem Beiſpiel folgen und nicht nur die Gothaer
Kalender, fondern auch den Deutſchen Herold und das
Geneal. Handbuch der bürgerlichen Familien auslegen wollten.
—— — —
— Recht förderlich zur Derbreitung richtiger Anſichten
über Familien⸗ und Wappenkunde iſt es, wenn die Tages-
preſſe öfter allgemein verſtändliche, durch ihre Faſſung das
große Publikum intereſſierende Artikel über dieſe Wiſſenſchaft
bringt. Eine ſolche Abhandlung aus der Feder unſeres ge⸗
ſchätzten Mitgliedes Karl Stichler, Fürich, fanden wir kürzlich
in der Unterhaltungsbeilage der „Tägl. Rundſchau“ Vr. 17,
1908. Vach einigen einleitenden Worten ſchildert der Ver⸗
faſſer zunächſt die Bedeutung der Familienforſchung für die
Kechtswiſſenſchaft, beſonders die Strafrechtspflege, ferner für
die geſchichtliche Forſchung, für Kunft- und Kulturgeſchichte.
Er warnt dann vor der Sucht der Emporkömmlinge (befon-
ders jenſeits des großen Teiches) ſich „echte Familiengeſchichten“
und „uralte Familienwappen“ anfertigen zu laſſen, wobei
dann natürlich der arme Karl der Große, der ſich gegen den
Unfug nicht mehr wehren kann, Dienſte leiſten muß. Weiter
warnt der Artikel vor dem genealogiſchen Unverſtand, der ſich
ſchon im 16. Jahrhundert in dicken Folianten — 3. B. in
Riirners Turnierbuch — breit machte, und noch heutzutage
in den „Heraldiſchen Inſtituten“ wuchert. Sehr richtig wird
bemerkt, daß in den beliebten Familienchroniken faſt nie die
Angabe fehlt, ein Vorfahr fei in der Vorzeit zum Ritter ge-
ſchlagen; aber nie findet ſich die Meldung, daß einer in der
guten alten Seit gehängt oder geköpft wurde. Weiter ver-
breitet ſich der Verfaſſer über die Aufſtellung von Stamm-
tafeln; ſeine Bemerkung, daß man hochgebildet und akademiſch
graduiert ſein und doch nicht befähigt ſein kann, eine ein⸗
fache Stammtafel richtig aufzuſtellen, iſt nur zu wahr.
— 43 —
Bei diefer Gelegenheit kann ein Bedauern darüber nicht
unterdrückt werden, daß angeſehene Seitungen, welche frets
Platz haben für breite Erörterung von Skandalgeſchichten
und für ſeichte Feuilletons, ſich nur Außerft ſchwer und nach
langem Sträuben dazu entſchließen, einmal einem Artikel aus
dem ſo intereſſanten Gebiet der Stammkunde ihre Spalten öffnen.
Anfragen.
Unter dieſer Rubrik ſteht Vereinsmitgliedern
und Abonnenten ½ Spalte (16 Druckzeilen) koſten -
frei zur Verfügung.
Für überſchießende Heilen find die tarifmäßigen
Inſertionsgebühren zu entrichten.
126.
Geſucht werden Nachrichten über die Familie Pur-
ſchian; jede, auch die kleinſte Notiz iſt willkommen. Der
Name dürfte identiſch fein mit Burfian, Purſſian ufo. —
Ernſt Gottlob P. ans Breslau promovierte 1768 bei der
philoſophiſchen Fakultät in Halle. Stammheimat ſcheint
Sachſen zu ſein. Freundl. Antw. erbeten durch die Redaktion
d. Bl.
a 12.
Peter von Bornum, „Hauptman im Heſſiſchen ſchwarten
Regiment’, kam im 30 jährigen Hriege (vermutlich 1655) mit
feinem Regiment nach Dorften im Regierungsbezirk Münſter.
Sein Sohn, geboren in Dorſten, hieß Hans Peter. Die ehe⸗
liche Geburt desſelben iſt laut Urkunde vom 1. Mai 1663
durch „Bürgermeiſter, Scheffen und Raht der Statt Durſten“
bezeugt. Hans Peter von Bornum war verheiratet mit Maria
Anna von Stecke, Tochter des Johann Henrich von Stecke,
„zeitlebens geweſener Raths verwandter“, und Schweſter von
Johann Arnold von Stecke, 1738 „geweſener Rittmeiſter“.
Woher ſtammt oben genannter Peter von Bornum und
wer waren feine Eltern? Wo gab es um 1650 - 1700 Rats-
herren von Stecke d f
Um freundliche Mitteilung bittet
Dortmund, Löwenſtr. 10. Fritz Barich.
13.
Hirchenbuch Buttelſtedt, S. 364. 1714 den 21. Auguſt,
Herr Johann Franciscy Frederking der hocadligen
Göſchauſenſcher Güter allhier Pachtinhaber, Herrn Johann
Frederkings, geweſenen Höniglich Preußiſchen Amtmanns und
Pachtinhabers der hochherrlichen Mänſebachiſchen Güter, ehe⸗
leiblicher Sohn, mit Fräulein Juliane Magdalena von Klug,
des ſeligen Herrn Hauptmanns Albrecht von Klugens aus
Daasdorf älteſtes Fräulein, allhier aufgeboten, in Daasdorf
aber copuliert worden.
Im Kirchenbuch zu Blankenhain fteht Jobann Franz
Arnold Frederking als Königlich Preußiſcher und Hurfürſtlich
Brandenburgiſcher Kavallerielentnant verzeichnet. Außerdem
ſteht bei den Angaben über feine Frau: vidua (Wittwe) 1743
den 16. April. Um Nachrichten über die Doreltern der Ge⸗
nannten bittet
Dorpat, Livland. B. Frederking.
| | 14.
1. Melanie von Treskow, * 21.6. 1819, f 25. 3. 1873
ift die Tochter des Gutsbefiters ... . . - Schüler-Bandefjon,
ca. 1845 begraben auf dem reform. Kirhhefe zu Schocken in
Poſen.
Geſucht wird: 1. der Sufammenhang dieſer mit der gleich-
namigen Metzer Refugié -Familie. 2. das Datum und Grund
der Namensvereinigung der Familie Schüler und Bandeſſon,
welche beide in den Stammtafeln der franzöſiſchen Kolonie
vorkommen.
2. Jeanette von Treskow, verwitwete Hedmann,
geborene Espagne, * 11.9. 1803, 1 Poſen 25. 4. 1850 iſt die
Tochter des Höniglich Preußiſchen Gberpoſtdirektor Espagne
zu Poſen. |
Geſucht werden die Perfonalien ihrer Eltern und deren
Suſammenhang mit der Franzöſiſchen Kolonie.
v. Treskow, Leutn. im 2. Leib-Hufaren-Rat.
mitglied des Herold.
15.
Erbeten werden Nachrichten jeder Art über Familie Beck⸗
mann [Bekeman, Beekmann, Becmanns, v. Beck
mann), beſonders aus der Zeit vor 1700.
Bekannt: Georg Beckmann, Paftor in Leeſe bei
Stoltzenau (Hannover) von 1589 bis 1610, *...?P in .
T. . . d . 5, fein Sohn: Heinrih Beckmann, juris
consult, in .. . d, Xx. . . d, im... d, . . . d, x mit
Mm. Hubs, Tochter des Joh. Huhs, Verwalter im Fürſtentum
Minden, deren Sohn Joh. Georg Beckmann, Sekretär der
Hriegskanzlei zu Wismar, ... d, in... d, f 8. 2. 1680
in Holgbaaden, >< Doroth. Hedw. Oldehorft aus Hamburg.
Don da ab befannt.
Leipzig ⸗Gohlis, Pölitzſtr. 10.
Beckmann, Oberleutnant,
16.
1. Adele von Garnier, gebor. Gräfin Huc de Bethufy,
* 19. 6. 1788 in .. P, T 9. 6. 1812 in .. ? (event. Goslau,
Obeiſchleſien).
2. Franz Xaver von Garnier, Herr auf Turawa, & Maria
Thereſia, Freiin v. Sedlitz⸗Leipe, am 20. 1. 1784 in . . d
3. Am 2. Dezember 1788 trat Karl Albrecht Schmer-
tins, früher Offizier bei den Luckner⸗Huſ., als Premier-Xent-
nant in preußiſche militäriſche Dienſte. Die Ranglifte von
Juni 1773 nennt ihn Premier-Leutnant Furbach, Jäger⸗
Regiment v. Spitznas (ſtand früher bei Kuckner⸗Huſaren).
Die Identität beſtätigt durch Verfügung der Königl. Preuß.
Geheimen Kriegs-Kanzlei d. d. 9. Dezember 1845. Furbach
nannte ſich nach dem Gute Furbach bei Duderſtadt, welches
ihm mitbrachte ſeine Frau Juſtine Eleonore geb. Schütz. Die
Schmertius ſollen aus Flandern bezw. Brabant ſtammen
und zum alten Adel gehören. Einer ſeiner Vorfahren ſoll
Smetius a Leide geweſen fein. Wer kennt die Familie
Smetius?
Hugo von Garnier,
Oberleutnant im Gren. Reg. Vr 2 in Stettin.
Mitglied des Herold.
12.
Erbitte gefällige Nachrichten über die Dorfahren des nad
Ausweis des Kirchenbuches der Evangeliſchen Militärgemeinde
Spandau am 29. 9. 1778 geborenen und am K. 10. 1778
getauften Chriſtian Friedrich Stutterheim, bezw. wo fie
geboren und getauft ſind. Es iſt wahrſcheinlich, daß meine
Vorfahren dem Adelſtande angehört haben, und daß einer
8
von ihnen den Adel nicht fortgeführt hat, — ein Petſchaft
mit Wappen iſt vorhanden.
Steglitz, Südendſtr. 14.
Theodor Stutterheim, Privatier.
18.
g. Heife, + 28. 10. 1862, beſaß 1817—1827 das adlige
Gut Rohlftorf, Kr. Segeberg. Deffen Sohn Marcus Cor»
nelius Ludwig, Rohlftorf 11. 1. 1817, 4 Warnemünde, Be-
ſitzer des Gutes Poppendorf (Mecklbg.), wurde 17. (22.) 12.1845,
unter dem Namen „von Heife-Rotenburg“ in den Mecklen⸗
burg ⸗Schwerinſchen Adelſtand aufgenommen.
woher ſtammt der Name „Rotenburg“ d War Marcus’
vater etwa in Rotenburg (Hannover) geboren, oder gehörte
feine Mutter vielleſcht einer Familie von R. and Was iſt
über letztere bekannt?
Doberan. v. Aspern.
19.
weitere Nachrichten werden erbeten über: .
Johann Peter Ed, Ugl. bayr. Major in Augsburg
1810, deffen Frau Louiſe 1808 als Hauptmannsgattin genannt
wird; eine Tochter Marie Margarethe war in Ingolſtadt,
29. Auguſt 1788 geboren. Die Perſonalakten aus jener Seit
find in Augsburg nicht mehr vorhanden. Jede Nachricht
über Gerfommen und Familienſtand wird deshalb dankend
angenommen.
Augsburg, D. 48. H. Weißbecker.
20.
Woher ſtammte und wo ſtudierte zwiſchen 1620 und 1654
Johann Chriſtof Kauffmann (Kaufmann, vielleicht auch
als Meriator eingetragen) evangeliſche Theologie. Er wurde
im März 1654 zweiter evangeliſcher Pfarrer zu Selb in
Oberfranken und ſtarb dort am 2. Juli 1661 im Alter von
56 Jahren 7 Monaten. An welchen Univerfitäten wurde
damals überhaupt evangeliſche Theologie geleſen.
Darmſtadt. W. C. v. Arnswaldt.
° 21.
wer kann mir gütigft Näheres über die alte ſächſiſche
Familie von Groß gen. v. Deuſchin (Seuſchin oder
Sewetſchin) mitteilen? Ferner über die ſächſiſche jetzt aus:
geſtorbene Familie v. Tentein. Welche Wappen führten
diefe beiden Geſchlechter d
Die im „Korrefpondenzblatt der Deutſchen Altertums⸗
vereine“ angeführten Daten ſind mir bekanut.
Danzig, Krieasfchule. Fähnrich v Groß.
22.
Erbitte mir Nachrichten über die Familie Leich und
deren Vorkommen in alter und neuer Seit. Familie ſtammt
wahrſcheinlich aus Sachſen (Kreis Langenſalza). Welches iſt
das Wappen? Ä
Harpen b. Bochum. Pfarrer K. Leid.
a | 23.
Im Cagebuche des Dichters Joſeph Freiherrn von Eichen-
dorff, welches noch vor Oſtern d. J. im Druck erſcheinen ſoll,
werden eine Anzahl von Perſonen erwähnt, über welche bis
jetzt noch nichts Näheres ermittelt werden konnte. Über die
Nachſtehenden werden Nachrichten durch die Redaktion er ⸗
beten.
Graf Magnis (zwei Brüder) beſuchten 1802 — 08 das kathol.
Gymnaſium in Breslau.
Graf Haugwit (Mutter ſcheint 1802 geftorben zu fein, be»
ſuchte 1802 —05 das kath. Gymnafium in Breslau.
Anton von Trzinsky und Bruder beſuchten 1802— 1805
das kath. Gymnaſium in Breslau.
v. Piotrowsky, beſuchte 1802 — 0s das kath. Gymnaſium zu
Breslau.
Baron Sedlitz (Mutter wohnte in Breslau) beſuchte 1802 - 05
das kath. Gymnaſinm in Breslau.
von Bronikowsky, Offizier im Kiraffter- Regiment Dolfs
1802
Graf Pinto, Offizier in Breslau 1803.
Geſandter von Wiſikierski (d), Breslau 1803.
Leutnant von Sad, von Raczeck, von Pluczinsky 1805
(Ratibor d) 5
von Corneruth, von Boehm, von Scheliha, Offiziere
(in Breslau d). "
Franz Leopold Freiherr von Kloch auf Ellguth⸗Maßel
(Gattin? — Kinder?)
Johannes und Eliſabeth von Paulor (Stiefgefhwifter
des Vaters des Dichters, lebten 1787 in Radoſchau O. /S.)
v. Strachwitz 1806 in Halle.
Wilhelm Wedell, Baron Lüttwitz in Halle.
Baron Skrbenski (ungar. Huſarenoffizier), Baron Lüttwitz
aus Fürkwitz, Baron Wiplar, Baron Bibra (zwei
Brüder, einer war k. k. Hauptmann) — 1806 in Troppau.
v. Wichmann, Livländer bezw. Kurländer, 1807 in Halle.
v. Ungern⸗Sternberg, Livländer bezw. Kurländer, 1807 in
Halle (als ruff. Offizier bei Anſterlitz verwundet, ſtudierte
in Dorpat). | |
v. Hörde, v. Roth, Kivländer bezw. Hurländer, 1802 in
Halle.
v. Mengden, v. Reußner, Livländer bezw. Kurländer,
1802 in Kalle.
v. Brunnow, v. Meerveld, Livländer bezw. Kurländer,
1807 in Halle.
Hriegelſtein (Schleſien), v. Kloch (Badenſer), 1807 in Halle.
Prinz Iſenburg, Graf Fugger, 1807 in Halle.
v. Rothkirch 1809 in Breslau.
v. Höckritz (Huſarenrittmeiſter) 1809 in Breslau.
Graf Wedell (Nichte Komteſſe Maltzan) 1809 in Breslau.
Baron Watz dorf (Page der Königin von Sachſen) 1809 in
Berlin.
Baron Hülſch (in Konftantinopel geboren).
General v. Lippa und Bruder 1810 in Ratibor.
Frau v. Tluck 1810 in Ratibor.
v. Sternberg (Huſarenleutnant) 1810 in Ratibor.
Frau v. Gusnar 1810 in Ratibor.
Frau v. Schal ſcha (Polin) 1810 in Ratibor.
v. Fuglar (Foglar) 1810 in Ratibor.
Kittmeiſter Schmidt 1810 in Katibor.
24.
Unterzeichneter, der ein Schweinitzſches Bilderwerk heraus ⸗
gibt, wäre dankbar für jeden Hinweis auf Schweinitzſche
Porträts und mit Schweinitz' Wappen gefhmädte Gläſer,
möbel, Silber uſw., ſowie für Nachrichten über Schweinitzſche
Grabfteine vor 1840. Bekannt find die in Schleſien,
Herrnhut, Leuba, Freyberg und Tübungen befindlichen. An
Porträts find, außer den in Schweinitzſchem Beſitz befind-
lichen bekannt:
1. Kupferſtiche: Hans Chriſtoph v. 5. a. Friedersdorf,
Chriftian Ludwig v. S. a. Langenau, David Chriftian v. S.
a. Lauterbach, David v. S. a. Seiffersdorf, Friedrich Freiherr
v. S. a. Rudelftadt, Sybilla Freiin v. S., geb. Frieſen.
2. an gemalten Porträts die im Beſitze von Graf
Rantzau, Breitenberg, Freiin v. Senden, Görlitz, Major von
Leutſch, Breslau, Regierungsrat Kleinftüber, Fr. Geh. Baurat
Hlopſch, Fr. Baronin Richthofen, Leipitz, befindlichen.
Aachen, LKütticherſtraße 123.
Eberhardt Graf Schweinitz.
25.
Untenſtehendes Wappen (Fig. 1) befindet fich in der Georg
Pfaundlerſchen Sammlung im Muſeum Ferdinandeum in
Innsbruck ohne jede weitere
Erflä: ung.
Ich erlaube mir die höfliche
Anfrage: Welcher Quelle hat
Pfaundler dieſes Wappen ent⸗
nommen, welchem Mitgliede des
Geſchlechtes „Umhäuſer“ ge:
hörte dasſelbe an, und welche
Landesregierung hat dasfelbe
verliehen, und wann? Der:
gebens war mein bisheriges
Forſchen, ich konnte es bisher
in keinen Archiven, Heroldse
ämtern in Oſterreich-Ungarn
und Deutſchland auffinden.
Wo ließe ſich Näheres über
Abſtammung und Nachkommen
der Familie von Schreiner,
deren Wappen (Fig 2) hier
abgedruckt iſt, auffindend Für
richtige Löſungen Honorar.
Bitte an die P. C. Städte,
Staats-, uradeligen und altade-
ligen Archiv⸗ Verwaltungen, fo
auch Privatarchive in Deutſch—
land: Könnten in alten Urchiv-Beftinden des 13. bis 16. nicht
Nach forſchungen in den Heirats-, Canf-, Todes. Kaufs, Ver:
faufs«, Stiftungs- und Der-
mächtnis⸗ Urkunden ange:
ſtellt werden, ob dort Ra—
men sträger der Familien
Um menhufen, Ummen⸗
hufer, Ummenhauſer,
Um menhäufer, Umb⸗—
haufen, Dmbhaufer,
Dm bhaus, Umhaus,
Um nora Sih als Derfaffer,
Siegler oder Sengen auf Ur.
kunden vorfommen? Rechts ⸗
gültige legalifierte Abſchrif⸗
ten von Orignalurfunden
werden gern honoriert.
Geſucht wird der Tauf⸗
ſchein und die Familien⸗
daten des „Mathias Umb-
häufer“, * 1215. Honorar
20 Kronen. Erbeten werden
genaue Auskünfte über das
deutſche Heimatsland, den
Geburtsort und die Ge⸗
burtsdaten meiner Ahnen-
Großmütter:
. Katharina Waft, Daft, Dajte, notiert aus dem
„Reiche“, getraut in Oraviczabäuya, Ungarn, am 19. Juni
1744 mit Mathias Umhäufer, * 1713.
2. Katharina Anna, oder Anna Marie Molter,
getraut in Oraviczabänya, Ungarn, am 20. Auguſt 1275 mit
Joh. Georg Umbäuſer. 16. Auguſt 1750. Für richtige
Löſung dankbar und erkenntlich.
Karl Umhäuſer, Budapeſt IV, Kigyoter 5.
45
— —
26.
(Hans) Reuter, Amtsſchultheis in Bretten
>
Johann ;
.. . . 1502 x mit Elifabeth Renchlin
(Baden)
aus Pforzheim.
Tochter Barbara *....? + Sommer 1529 < 1496
mit Georg Schwarzerd, Waffenſchmied, + 1508.
Sohn aus dieſer Ehe: Philipp Schwarzerd * 16. Februar
| 1497, } 19. April 1560, iſt der berühmte Humanift Melanchthon.
Seine Nachkommenſchaft iſt bekannt. .
Mit Philipp Melanchthon ließ deſſen Großvater feine
Enkel Johann Reuter und den jüngeren Georg Schwarzerd
auf der Pforzheimer Lateinſchule und weiter ausbilden.
Es fehlen bezüglich Reuter von 1500 ſichere Daten bis
auf Johann Daniel Reuter, Scholarum Rector in Hochheim,
deſſen Sohn * 16. November 1698 als Amtsſchreiber und
Polygraph zu Gernshem .. . 1786 geſtorben iſt. Des
letzteren Nachkommenſchaft ſteht wieder feſt. Dieſer Johann
Ludwig Reuter, kurpfälziſcher Beamter, überliefert, daß er ein
direkter Nachkomme jenes kurpfälziſchen Amtsſchultheiſes
Johann Reuter zu Bretten (um 1500) und alſo auch des
Georg Reuter ſei, der mit ſeinem Vetter Melanchthon
ſtudiert hat. 5 i
Es ſind 1 in Süddeutſchland mit gleichen oder
ähnlichen Familienwappen: N
Philipp Reuter, 1562 Bürger zu Nürnberg, Siebmacher V. I.
Taf. 95.
Georg er 1623 im Stammbuch des Lorenz Strauß,
Venedig, Siebmacher V. 5. Taf. 14. .
Wolfgang Keuter, (688 Stadtbaumeifter zu München, Sieb—
macher V. 1. Taf. 75.
Reutter um 1700, Familie in Biberach, Siebmacher V. 3.
r
Es bleibt der Stammbaum vor ı 07 und bis etwa 1700
zu ergänzen:
Reuter’fhe Familienwappen ſind fonft noch bekannt:
1494 Johann R. Gewandſchneider und Bürgermeiſter von
Nördlingen (Siebmacher V. 1. Taf. 75).
1600 (etwa) Lübecker Familie zur Kaufleute-Compagnie ge-
hörig (Siebmacher V. 5. Taf. 71).
1620 M. Sigm. Salomon R. Duanus, Ellbogen i. Böhmen,
(Siebmacher V. 3. Taf. 31).
nach 1700 Georg Adam von Reider, Kurf. Mainz. u. Hoch-
fürſtl. Bamberg. Hoff u. Reg. Rath mit gleichem Wappen.
Für jede Nachricht die Familie Reuter betreffend wird
dankbar ſein
Küdersheim, a. Rh. Fritz Reuter,
Mitglied des Herold.
27.
Fu einer familiengeſchichtlichen Arbeit bedarf ich not—
wendig des Trauſcheines meiner Urgroßeltern Heinrich Gott
lieb Kirchner und Marie Juliane Henriette Sander aus
den Jahren 1792— 1799. Der Trauort iſt unbekannt, doch
weiſen Spuren auf die Provinz Brandenburg.
Für jeden Hinweis würde ſehr dankbar ſein
Hüttigweiler bei Illingen, Bez. Trier.
H. Kirchner, Lehrer.
Antworten.
| Betreffend die Anfrage 2 in Nr. 1 des „D. Herold“ von 1908.
Eberhard oder Burchard Graf von Eberſtein,
Beſitzer der Feſtung Hohentwiel.
' Bruno, von König Heinrich I. den Obotriten zum Haupt
geſetzt.
Ludwig, 935 auf Turnier zu Magdeburg der Vornehmſte
unter dem Fähnlein Hönig Heinrichs J.
Wendelgard Gräfin von Eberſtein & Ulricus Graf
zu Lintzgow und Buchhorn.
Conrad II. 1106.
a
Ludwig I, Graf von Eberſtein, Kerr zu Naugarten.
|
Lu wig II., 2 Jahre Biſchof zu Camin.
Georg, fürſtl pommerſcher Geheimer Rat.
|
Ludwig III., 1556 auf dem Reichstag zu Regensburg von
Kaifer Ferdinand J. zum Geh. Rat beftellt, dann wird er
churſächſiſcher Geh. Rat.
|
Georg Caſpar, Propſt zu Camin.
|
Ludewig Chriftoph, * 46. Dezember 1595, nahm Geil am
Hriege in Rußland und in Böhmen; dann am Warſchauer Hofe.
Conſtantin Hedwig Conſtantin Charlotte
Hedwig Eleonore Cunegunde.
* *
*
Graf von Eberftein, Herr zu Naugarten und Waſſow,
x Erandi 1610 Dorothea von Dieſtelmeier, * 20. Mai
ee F 4. März 1615, beigeſetzt in der S. Nicolai - Mirche zu
erlin.
Setreffend die Anfrage 7 in Nr. 1 des „D. Herold“ von 1908.
„1804 leben in Schleſien Franz v. Schalſcha, auf Obere
Lagiewnick im Beuthenſchen. 2 Söhne: 1. Fran 3 18 Jahre
alt; 2. Joſe ph 9 Jahre alt.
Bruder Johann v. Schalſcha, auf Hos lowagura im
Beuthenſchen, Landesälteſter und Kreisdeputierter.
Carl Ignaz v. Schalſcha, auf Nieder-⸗Newiadow im
Ratiborſchen.
Johann v. Schalſcha, auf Ober ⸗Newiadow. 2 Söhne:
1. Johann 3 Jahre alt; Joſeph 2 Jahre alt.
Johann v. Schalſcha befitzt ein Freignt Wzißwka im
Groß -Strehlitzſchen. 2 Söhne: 1. Ludwig 9 Jahre alt;
2. Anton 7 Jahre alt.
Franciska verwitw. v. Schalſcha, geb. v. Hloch,
wohnte in der Stadt Woifhnid. 2 Söhne: 1. Nepomuc
30 Jahre alt; 2. Joſeph 24 Jahre alt. Leutnant bei Ruits.
Setreffend die Anfrage 59 in Ur. 4 des „D. Herald“ von 1907.
14. 10. 1280. Petrus dictus Sner de Eppelnsheim gee
nannt in Urkunde des Biſchofs von Worms.
. 2%. 6. 155 l. Jacob dictus Snerre, miles des gl. in Ur-
kunde des Klofters Eberbach.
5. 2. 1355. Jacob dictus Snirre, miles desgl. in Urkunde
des Hloſters Eberbach.
12. 6. 1554. Derſelbe in Notariats inſtrument.
30. 12. 1525 „heredes quondam Hanemanni militis dicti
Snerre, item 1 juger in dem Geren consulc. predicti heredes“.
Es handelt ſich um Güter zu Bertheim. Item habemus
in campo versus Herlesheim situs. : “8
„item an dem Guntheimer Wege II jugera tendencia
super paffen phat consulc. Nybelungus dictus Snerre, miles.“
Dann nod je einmal!
Nybelungus &
heredes Hannemanni.
Frankfurt a. M. Karl Wiefer.
Betreſſend die Anfrage 103 in Ar. 10 des „D. Herold“ von 1907.
Nach v. Fichards handſchr. Samml. im Stadt- Archiv zu
Frankfurt a. M. entführte Johann Chriftian de Grot die
Sophie Marie von Lersner (welche 1723 ſtarb) und ließ
[m — —— —
rn En — —— ́ —LT—E—— — — m
= —
|
|
|
|
|
|
Bellage: Selters Wappen, gezeichnet
Groth von Groote geadelt wurde, +
—
ſich mit ihr zu Anfang des Jahres 1706 in Gberingelheim
trauen. Seine Eltern ſind nicht angegeben, laſſen ſich aber
wohl aus der Craneintragung in Gberingelheim ermitteln.
Don feinen Kindern war Louife Sibylle oder Sofie Marie
1424 in das Catharinenkloſter eingetreten, Joh. Max Ludw.
und Joh. Chriftian waren 1728 in Kaiferl. Kriegsdienften in
Brabant, ſcheinen dort geblieben zu ſein, Soph. Chriftiane,
T 1776, verm. 1764 mit Friedr. Mar. Baur von Eißeneck,
T 1222, Anna Cathar., + ledig 1795, Friedr. Auguſt, der als
als Oberft 1295, während
ſeine Gattin Joh Rebecca von Lersner ſchon 1766 ge⸗
ſtorben war.
Darmſtadt. W. C. v. Arnswaldt.
Berichtigung zur Anfrage 112 in Ur. 11, 1907 dieſes Blattes.
Seile 12 iſt zu leſen: „Hamburg“ nicht Homburg.
Setreffend die Anfrage 115 in Ar. 11 des „D. Herold“ von 1907.
„Den halben Teil an dem Gericht zu Spreitbach, Fimmer⸗
bach und Durlangen haben gekauft Johann
Bücheler, Spitalmeiſter, 1537 von Quirin v. Hordheim.
Betreffend die Anfrage 117 in Nr. 12 des „D. Herold“ von 1907.
5. Des preußiſchen Generalmajors Teuffel v. („Pirden-
ſee“) Birkenſee Bruder Karl Wilhelm (zu Teuplitz im
Pfalz-Neuburgiſchen) hatte ſich am 16. Februar 1780 aus
Melancholie ſelbſt entleibt.
4. Eberhardina Lonifa v. maſſenbach, * 26. Mai
1210, Tochter des Reinhold von Maſſenbach ( 22. März 1650
zu Memel, + 4. September 1730 zu Maſſenbach), und der
Helena Maria v. Neipperg (* 18. Juli 1665 zu Schweigern,
* 127. Oktober 1681, F 15. Januar 1735 zu Maſſenbach),
x Karl Wilhelm Markgraf von Baden» Durlach. Eine
Tochter Carolina Lniſa v. Wangen (26. Mai 1758), & am
16. September 1225 Wilhelm Friedrich Schilling v. Canſtatt,
Baden ⸗Durlachſchen Geh. Rat und Staatsrat.
Dr. Wagner.
Betreffend die Anfrage 117 in Ar. 112 des „O. Herold“ von 1907.
Dorothea Eleonore Hofer v. Lobenſtein, ſeit 1694 verm.
mit Albrecht Ernſt Schenk v. Geyern, war nicht die Tochter
des Friedrich Ernſt F. v. L., ſondern deſſen Schweſter. Die
Eltern beider waren: Wolf Chriſtian Hofer v. Lobenſtein,
Onolzbachiſcher Rat und Oberamtmann zu Stauff, geb. 1642
und F 1229 und Margaretha Erneftine v. Crailsheim. Friedrich
Ernſt, Onolzbachiſcher Rittmſtr., F vor 1725 und vermählt mit
Maria Eliſabeth v. Helmftadt, hatte außer anderen Kindern
eine Tochter: Maria Erneſtine, geb. 1200, verm. 1720 mit
Philipp Albrecht Schenk v. Geyern.
Chotebor. Gf. Dobrzensky.
Briefkaften.
Herrn T. u. D. in 8. Eine fehr reichhaltige Sammlung
von Nachrichten und genealogiſchen Daten über füddentfche,
namentlich bayerifche, pfälzifhe, auch öſterreichiſche Familien
beſitzt Herr Buchhalter Joſef Sierer in Nürnberg, Hün⸗
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Berlin, März 1908. XXXIX
Der jährliche Preis des „Deutſchen Zerold“ — monatlich ein Heft — beträgt 12 Mk., der „Pierteljahrsſchriſt für Wappen.,
Siegel- und Familienkunde“ 8 mk. Einzelne Nummern koſten 1 Mk. — Anzeigen für den „Deutſchen Herold” werden von
Carl Heymanns Verlag, Berlin W., Mauerſtr. 43. 44, entgegengenommen.
Juhalts verzeichnis: Bericht über die 772. Sitzung vom 21. Ja:
nuar 1908. — Bericht über die 773. Sitzung vom 4 Fe⸗
bruar 1908. — Was ſoll der Heraldiker von hiſtoriſcher
Wappenkunde wiſſen. (Mit Abbildungen.) — Der Grab»
ſtein der Markgräfin Anna von Baden (F 1474). (Mit
Abbildung.) — Kirchenbücher Eſtlands. — Grabinſchriften
der lutheriſchen Kirche iu Rinteln. (Schluß.) — Steins
inſchriften zu Stift Fiſchbeck in der Grafſchaft Schaum:
burg. — Goethe'ſche Ahnentafeln. — Ein genealogiſches
Hülfswerk. — Sur Abwehr. — Bücherſchau. — Der:
miſchtes. — Fur Kunftbeilage. — Anfragen. — Ant⸗
worten. — Briefkaſten.
Vereins nachrichten.
Die nächſten Sitzungen des Pereins Herold
finden ſtatt:
Dienstag, den 17. Mars 1908 Abends
Dienstag, den 7. April 1908 ;
7½ Ahr
Vortrag des Herrn H. F. Macco. .
im „Burggrafenhof‘, Aurfürſtenſtr. 91.
Alle Vereins- und Fachgenoſſen (Mitglieder und Nicht -
mitglieder) werden infolge des Pereinsbeſchluſſes vom
17. Dezember 1895 gebeten, dem Schriftführer des Vereins,
Geheimrat Seyler, Berlin W., Nollendorfſtraße 10, ge-
fülligſt mitteilen zu wollen:
1. die wiſſenſchaftlichen Themata, Probleme oder Spezial-
gebiete, deren Erforſchung und Bearbeitung fie ſich
zur Aufgabe geſtellt haben;
2. inwieweit fie imſtande bezw. gewillt ſeien, An ⸗
fragen, welche in das umſchriebene Gebiet einſchlagen,
zu beantworten;
3. hinſichtlich welcher Punkte ihnen Mitteilungen, Auſ⸗
klärung, Beiträge uſw. willkommen wären.
Die Vereinsbibliothek befindet ſich W. 62, Aleiſtſtr. 4,
Quergebiude I., und ik Mittwochs von 2—5, Sonn-
abends von 10—1 Uhr geöffnet. Der Katalog iſt gegen
Einſendung von 3,20 Mark vom Bibliothekar zu beziehen.
Da der Herr Schatzmeiſter des Vereins Dr. Stephan
Kekule von Stradonit zu Grof-Lidterfelde, Marien-
firafe 16, auch die Führung der Pereinsmatrikel über
nommen hat, werden die geehrten Mitglieder des Herold
hierdurch ergebenſt erſucht, alle Berinderungen betreffend
Wohnung, Titel uſw. gefilligh dem Fchatzmeiſter anzeigen
zu wollen.
Herr Kammerherr Dr. jur. et phil. Aekule v. Stradonitz
hält am Sonnabend den 14. März, abends 7½ Uhr, im
Bürgerfanle des Nathauſes, im „Verein für die Geſchichte
Berlins“, einen Vortrag über
„Don Domenico Emmanuele Cajetano Conte de
Ruggiero, der Goldmacher König Friedrichs I.“
Die Mitglieder des Vereins Herold werden hierdurch
zu dieſem Vortrag eingeladen. Der Eintritt iſtkoſtenfrei.
Bericht
über die 772. Sitzung vom 21. Januar 1908.
Vorſitzender: Se. Erz. Herr Generalleutn. 3. D. v. Bardeleben.
Als Mitglieder werden vorgeſchlagen:
I. Herr Hermann Hoffmann, Sivilingenieur in
Frankfurt a. M., Finkenhofſtraße 26 IL
2. Herr K. Pierer, Stadtrat in Altenburg,
Sachſen⸗Altenburg.
— 48 —
Der Herr Vorfigende teilte mit |
J. daß die Sentralftelle zu Leipzig einen monatlichen
„Genealogiſchen Abend“ zu veranſtalten gedenke
und den Wunſch hege, daß ſich die Ceipziger Mitglieder
des Vereins „Herold“ an dieſen Abenden beteiligen
möchten. Der Ausſchuß iſt bereit, den Mitgliedern für
jeden Abend eine beſondere Einladung zu ſenden. Wir
machen unſere Mitglieder auf dieſes dankenswerte Ent⸗
gegenkommen aufmerkſam und empfehlen ihnen, ihre
Adreſſe dem Dorſitzenden der Sentralſtelle, Herrn
Rechtsanwalt Dr. Breymann, Leipzig, Neumarkt 29,
mitzuteilen.
2. Es ſei die Frage geſtellt worden, ob Eberhard
v. Dankelman, der um 1700 vermählt war mit
Cacilie Juliane v. Morien, der Erbin verfchiedener
Güter der v. Nünum gen. v. Dücker, u. a. des Gutes
Dückerhaus in dem alten kurkölniſchen Amte Oedt
(Rheinland), identiſch fet mit dem erſten Ratgeber des
Kur fürſten Friedrich III. von Brandenburg. Die Frage
iſt zu bejahen; es iſt bekannt, daß der Miniſter mit
einer v. Morien vermählt geweſen iſt. Die Eheleute
verkauften im Jahre 1705 das erwähnte Gut Dücker⸗
haus ſchuldenhalber an die Abtei Gladbach. Nach
dem Sturze des Miniſters und der Einziehung ſeiner
Güter waren die außerhalb Brandenburg⸗ Preußens
gelegenen Erbgüter feiner Gemahlin der einzige Beſitz,
über welchen er verfügen konnte.
3. Die Geſchenke: Archivrat Georg Schuſter,
Derwandifchaft der Hdufer Sachſen und Brandenburg,
Sonderdruck aus dem Hohenzollernjahrbuch für 1907.
— Chronik der Baarmann-⸗Geſellſchaft, zuſammen⸗
geſtellt von Ernſt v. Schrimpff, Leipzig 1907 (Geſchenk
des Herrn Georg v. Metzſch). — Ermländiſcher
Bauernverein 1882 1907. Feſtſchrift. — 8. Tag der
Denkmalpflege, Mannheim, September 1907. — Ber-
mann Eſſen, Hohenlimburg und Elſey. Ein Beitrag
zur weſtfäliſchen Orts- und Territorialgeſchichte, Dort⸗
mund 1908. — Wilckens, Die Kurpfälziſche und
Bayeriſche Armee unter Karl Theodor im Jahre 1785.
Der Herr Vorfigende richtet bei dieſer Gelegenheit an
die Bearbeiter ſolcher wertvollen Nachſchlagewerke er⸗
neut die dringende Bitte um Beifügung brauchbarer
Regifter. — Bildliche Darftellungen zur Geſchichte der
Grafen und Herren von der Groeben, Titel, Caf. |
‘und 10a (Geſchenk des Herrn Oberfileutn. v. d. Groeben
in Solingen).
Sodann erwähnte der Herr Dorfigende, daß das
neulich vorgelegte Prachtwerk über die Gimbelſche
Waffenſammlung den Mitgliedern unſeres Vereins zum
Preiſe von 2.50 Mk. zur Verfügung ſtehe.
Herr J. Cußmann zu Neckargerach (Baden) hatte
die Photographie eines holzgeſchnitzten Wappens, von
einer alten Mühle im Kochertale herrührend, ein⸗
geſandt. Die Darſtellung iſt ſonderbarerweiſe dem
zweitälteſten Siegel der Stadt Berlin entnommen.
Der Schriftführer berichtete über den von der
Convention Internationale d' Heraldique aufgeſtellten
Entwurf der heraldiſchen Grundregeln.
Herr Stadtbaurat Grube in Stettin hat für das
Wappenbilderlexikon eine Reihe von Wappenangaben
überfandt, die an verſchiedenen Orten meiſt nach Grabs
mälern, gemalten Fenſtern und dergl. gefammelt find.
Es befindet ſich darunter das Wappen des Kaiferlichen
Pfalzgrafen Rift zu Wedel an der Elbe. In dem
vom Kaiſer Ferdinand III. zu Regensburg 15. Ok⸗
tober 1653 erteilten Bofpfalzgrafdiplome wird er
Mathematicus, Astronomus et Poéta laureatus titus
liert. Gemeint iſt der evangelifche Prediger und
Kirchenliederdichter Johann Rift, der am 31. Aus
guſt 1667 zu Wedel geſtorben iſt, der Verfaſſer des
Liedes „O Ewigkeit, du Donnerwort“ und vieler
anderer den evangeliſchen Chriſten wohlbekannter
Lieder, Der Schild iſt quadriert und zeigt im J. und
4. weißen Felde einen goldenen Halbmond und goldenen
Stern, im 2. und 3. blauen einen auf Waſſer ſchwim⸗
menden Schwan mit Halskrone und erhobenen Flügeln.
Auf dem gekrönten Helm zeigt ſich eine wachſende blau
gekleidete Jungfrau mit gelbem Haar, in der Rechten
einen Corbeerkranz, in der Linfen Halbmond und Stern
haltend. — Ein Stein im Kreuzgange zu Halberſtadt
gibt das redende Wappen des Hermann Feurbom,
Kanonikus zu Halberſtadt T 1669; der Schild zeigt
einen Baum, der aus Feuerflammen hervorwächſt. Der
Kanonikus Mathias Günther + 1693 führte einen ge⸗
fpaltenen Schild, darin war ein wachjender wider⸗
fehender Hirfch, hinten ſiebenmal quergeteilt; deſſen
Ehefrau Apollonia, geb. Pagel, + 1690, führte drei
Ahren im Schilde.
Herr Generalmajor Graf Ferdinand v. Brühl
ſprach ſich für die Übergabe der Kirchenbücher an
die Archive aus, trotz der in der vorigen Sitzung er—
wähnten Erfahrungen, die in Hamburg mit dieſer
Einrichtung gemacht worden find. Die Übergabe fei
für die Kirchenbücher die einzige Rettung. Herr
v. Trebra erzählte Betrübendes über das Verſchwinden
von Kirchenbüchern, die er ſelbſt vor einigen Jahren
noch benutzt hat. Es iſt wirklich die höchſte Seit, daß
Anſtalten zur Sicherung der Kirchenbücher getroffen
werden. — Herr v. Gellhorn legte vor Abbildungen
des herrlichen Grabdenkmales auf Gerhard v. Goch,
Biſchof v. Naumburg, f 15. Mai 1422 und der höchſt
intereſſanten Felſenreliefs aus dem Weinberge bei
Großjena, die auch für Familiengeſchichte und Heraldik
Bedeutung haben. Für die bevorftehende Reiſezeit iſt
auf dieſe merkwürdigen Bildwerke aufmerkſam zu
machen.
Herr Amtsgerichtsrat Conrad übergab die von
ihm bearbeitete „Geſchichte der Königsberger Ober⸗
gerichte“; mit 9 Lichtdrucken (Leipzig (907). Der Herr
Verfaſſer hat erfreulicherweiſe die Beamtenliſten mit
möglichft viel Perſonalien ausgeſtattet. Weiter legte er
vor Medaillen auf die Kanzler des Königreichs
Preußen Carl Wilhelm von Schrötter von 1819 und
C. T. A. von Wegnern von 1844.
Herr Hofmedailleur v. Kawaczynsfi legte vor
J. einen Abdruck des Petſchafts S. E. v. Leyden,
Hanglyos ur Joygarajsaayag IS wag Inv uamalqvag uoa uaddoag
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— 49 —
2. das zweite Heft der Heimatblatter „Aus den Coburg.
Gothaiſchen Landen“ von 190%, enthaltend eine Ab-
handlung über das Coburg⸗Gothaiſche Staatswappen
mit Abbildung in Farbendruck.
Herr Hiftorienmaler Clog hielt einen mit großem
Beifall aufgenommenen Vortrag über die Be»
ziehungen der Wappenkunſt zur Waffenkunde,
welcher in der Monatsſchrift zum Abdruck gelangen
wird.
Herr Bildhauer Haun trat den Ausführungen des
Dorredners bei; es konne nicht ſcharf genug betont
werden, daß das Durcheinandermiſchen von Rüſtzeug
aus der Seit der Gotik und der Kenaiſſance unftatt-
haft ſei. Die Fehler werden aber gemacht und werden
geduldet!
Herr Generalmajor 3. D. Freiherr v. Ledebur
bemerkt zu der Abhandlung des Herrn Kammerherrn
Dr. Kekule von Stradonitz über das Siegel der Stadt
Stadthagen, dieſes ſei offenbar bei weitem älter als
der Abdruck und gehöre der Seit von etwa 1250 an,
ſtehe alſo dem Siegel des Grafen Adolf IV. zeitlich ſehr
nahe. Damals ſchon war die Schildverzierung der
Grafen von Holftein in die Neſſelblattform über⸗
gegangen.
Herr Hofwappenmaler O. Roid legte vor: die
Originalzeichnungen zu zwei Exlibris: Frida Freifrau
v. Richthofen und Charlotte Raßler, Reichsfreiin
v. Gamerſchwang.
Herr Rechtsanwalt Dr. ESiſermann legte vor:
Nr. 48 des Reichsgeſetzblattes von 1907, enthaltend die
Kaiſerl. Verordnung vom 9. Oktober 1907, wodurch
die Verordnung von 1892, betreffend die Reichsdienſt⸗
flagge und § 3 Ziffer | folgende Faſſung erhält: „Im
Bereiche des Auswärtigen Amtes und des Reichs⸗
Kolonialamtes einſchließlich der Kaiferlichen Be:
hörden und Fahrzeuge in den deutſchen Schutzgebieten
(find die Flaggen Abzeichen) der Reichsadler mit der
Kaiſerlichen Krone.” Seyler.
| Bericht |
über bie 773. Sitzung bom 4. Februar 1908.
Dorfigender: Se. Exz. Herr Generalleutn. z. D. v. Bardeleben.
Der Herr Dorfigende teilte mit, daß der Verein
zwei Mitglieder durch den Tod verloren habe: Das
Ehrenmitglied Generalmajor z. D. Wilhelm v. Knobels:
dor ff zu Hannover, der fich bis in die letzten Jahre feines
hohen Alters mit unſeren Fachwiſſenſchafen beſchäftigt
hat, und das hieſige Mitglied Guſtav Rottſchalk, ſeit
vielen Jahren ein fleißiger Beſucher unſerer Sitzungen.
Die Anweſenden erhoben ſich zu Ehren der Vorſtorbenen
von ihren Sitzen.
Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz ſprach
über die mit vorbildlichem Fleiße zuſammengebrachte
Daufenfammlung des Generals v. Knobels dorff, welche
hoffentlich der Verein „Kleeblatt“ geerbt hat.
— — 222 ̃ ⁵ͤ — ü -... —— — h— — —
Der Herr Vorfigende und Herr Dr. v. Kekule be⸗
richteten, daß ſie die hohe Ehre gehabt hätten, bei der
jüngſten Anweſenheit des Prinzen -⸗Protektors in Berlin
von Sr. Hoheit empfangen zu werden.
Als Mitglieder wurden angemeldet:
1. Herr v. Dunker, Major im Generalſtabe des
Gouvernements zu Cöln am Rhein.
2. Herr Dr. Franz Fiſcher, Königl. Sanitäts rat,
Stabsarzt zu Langfuhr bei Danzig, Hermanns:
hofweg 16 J.
. Herr Eduard Haber, Geh. Regierungsrat, vor:
tragender Rat im Reichs⸗Kolonialamt in Berlin
W. 50, Freiſinger Str. 8.
4. Herr Friedrich Freiherr Hiller v. Gärtringen,
Profeſſor in Berlin W. 30, An der Apoſtelkirche 8.
5. Herr Hans von Maltitz, Ceutnant a. D., Ritter-
gutsbeſitzer zu Stangenhagen bei Trebbin,
Kr. Teltow.
. Herr Walther E. Noack, stud. jur. in Göt-
tingen, Schildweg 8.
7. Herr Heinrich Pfannttiel,
Weimar.
8. Herr Heinrich Haubold v. Santhier, Rittmeifter
a. D. und Rittergutsbefiger, Dechowshof bei
Damgarten, Vorpommern.
Herr Oberftleutnant Weißenborn legte vor feine
vom Verein Roland preisgekrönte Schrift: Quellen und
Hilfsmittel der Familiengeſchichte, welche in hohem
Grade geeignet iſt, Anfänger in das Weſen und die
Methode der familiengeſchichtlichen Forſchung einzu⸗
führen. Su beherzigen ſind zwei neue Forderungen
des Verfaſſers; einmal daß von jeder eingeheirateten
Frau eine Ahnentafel zu 8 Ahnen gegeben werde; fo-
dann die Herſtellung ſynchroniſtiſcher Seittafeln, welche
auf der einen Seite die wichtigſten Tatſachen der Welt,,
TCandes⸗ und Grtsgeſchichte, auf der anderen das
Wichtigſte aus der Familiengeſchichte enthalten, wodurch
für dieſe der Hintergrund und das „Milieu“ geſchaffen
wird. Der Vorlegende erbittet die Beſprechung ſeines
Buches möglichſt in der Form von Hinweiſen auf Dinge,
die zu verbeſſern wären.
Der Herr Vorfigende legte vor Mitteilungen aus
der Geſchichte der Stadt Alt-Kieberofe von K. Krüger
(1904), ein Geſchenk des Derfaſſers; ſchenkt die ziemlich
ſelten gewordene Roſſelſche Ausgabe der Limburger
Chronik, welche mit ſphragiſtiſchen Beigaben verſehen
iſt. Sodann beſprach der Herr Vorſitzende eine Reihe
von Werken zur Geſchichte der Städte (Bielefeld, Pader⸗
born, Deſſau), welche für die Bibliothek angeſchafft
worden find, und machte auf den genealogiſch- heraldi⸗
ſchen Inhalt der Tauſchſchriften und auf die in der
Unterhaltungsbeilage der Täglichen Rundſchau vom
21. und 22. Januar, enthaltend eine Abhandlung unſeres
Mitgliedes Carl Stichler in Sürich „Deutſche Familien⸗
forſchung und Geſchichtskunde“ aufmerkſam. Endlich
legte der Herr Vorſitzende noch vor ein Bild der Stadt
Bardowick in Niederſachſen (gez. von Friſe 1585, ge⸗
O
Tedertechniker in
=. 50 =
ſtochen von Braun & Hogenberg 1595), ftammend aus
ö
einem bekannten Atlas, deſſen einzelne Blätter durch
Ausſchlachten in den Altbuchhandel zu gelangen pflegen.
Der Schriftführer, Geh. Kanzleirat Seyler,
berichtete über eine Siegelfälſchung des Prof. Franz
Joſ. Bodmann zu Mainz. Im Jahre 1805 ließ
der Benediktiner Placidus Sprenger die diploma:
tiſche Geſchichte der Abtei Banz in Franken, ein
ſich weſentlich mit Genealogie befchäftigendes Werk,
erſcheinen, in welchem auch Otto von Schwein⸗
furt, Herzog von Schwaben,
wird. Sprenger teilt von dieſem Otto ein Reiter:
ſiegel mit, welches an einer Urkunde vom Jahre
1040 im Archiv des Domkapitels Mainz erhalten fein
ſoll; die Seichnung habe ihm „der um die Gelehrſamkeit
jo verdiente Herr Profeſſor Bodmann in Mainz mit:
geteilt”. Die Umſchrift lautet: Otto marchio dux
Orientalis. Das Siegel entſpricht in keiner Weiſe der
Seit und den allerdings zu Bodmanns Seit noch wenig
gekannten Lebensverhältniſſen des Herzogs Otto, es ift
eine grobe Fälſchung.
Herr Profeſſor Dr. Chilenius in Hamburg teilte
mit, ſein Altvater Johann Heinrich Thilenius (1696 bis
1766) habe ein Siegel geführt, welches einen mit einer
Caubkrone bedeckten ſchwarz⸗weiß quadrierten Schild, auf
der Bruſt eines gekrönten Doppeladlers (mit leeren
Fängen) liegend, enthält. In der Umſchrift nennt er
ſich medicinae doctor et comes palatinus. Das Adels.
archiv im K. K. Miniſterium des Innern zu Wien
enthält keine Aktenſtücke hinſichtlich der Ernennung des
Thilenius zum Comes palatinus, es fet auch nach deſſen
Charakter unwahrſcheinlich, daß er den Suſatz caesareus
weggelaſſen haben würde, wenn er die Lomitive uns
mittelbar vom Kaiſer erhalten hätte. Es ſei daher
anzunehmen, daß ſie von einem größeren Hofpfalzgrafen
erteilt wurde. Dazu iſt zu bemerken, daß auch dieſe
berechtigt waren, Kaiſerliche Bofpfalsgrafen zu ers
nennen. Man könnte daher glauben, daß Thilenius
ein kurpfälziſcher oder ein päpftlicher Comes palatinus
geweſen iſt, wenn nicht der Doppeladler im Siegel auf
das Reich als Urquell ſeiner Würde hinwieſe. Dem
Verein war die fragliche Perſönlichkeit aus den Dors
arbeiten für das Wappenbilderlexikon bekannt und das
Wappen iſt auch im bürgerlichen Wappenbuch des
neuen Siebmacher veröffentlicht, aber ein Diplom für
oder von Thilenius iſt dem Verein nie vorgekommen.
Auch die umfangreichen Arbeiten des verſtorbenen
Hauptmanns Heyer v. Rofenfeld, welche das Germani:
ſche Muſeum verwahrt, gewähren keinen Aufſchluß. Im
bürgerlichen Wappenbuch findet ſich das Wappen eines
Chriſtian Dilenius Dr. med. in Solothurn (nach einer
dortigen Sunftrodel), ein mit ſiebenperliger Krone
bedeckter quadrierter Schild, in jedem Felde ein be»
ſonderes Bild und im goldenen Herzſchild ein ſchwarzer
Doppeladler. Trotz der verſchiedenen Schreibweiſe im
Anlaute iſt es gar nicht unwahrſcheinlich, daß dieſe
beiden Perſönlichkeiten in naher Derwandtichaft ſtehen.
Johann Heinrich übte ſeine Praxis im Umherziehen
aus; er wurde 1752 Leibmedikus der Herzogin Anna
von Württemberg ⸗Mömpelgard; von 1735 an ſcheint er
ſein vagierendes Leben aufgegeben und ſich dauernd in
ſeinem Heimatsorte Eddigehauſen bei Göttingen nieder⸗
gelaſſen zu haben. Der Name iſt aus Chile latiniſiert.
Herr Kammerherr Dr. Kekule von Stradonitz
teilte mit:
1. Eine geſchätzte Suſchrift des Herrn Freiherrn
v. Haller in Straßburg (Elſ.) betreffend den Artikel
ar des Herrn Dr. Sommerfeldt S. 212 der Monatsſchrift:
ausgiebig behandelt
„In einer Sammlung genealogiſcher Nachrichten zu
Nürnberg (Privatbefig) fand ich folgende Eintragung
über Dr. Halbach: „Chriſtian Halbach war von Königs»
berg aus Preußen gebürtig und ein Sohn des Daniel
Halbach, Med. Dr. et Professoris bey der Univerſität
daſelbſt, auch brandenburg. Hof⸗Medici; war allhier
Med. Dr. und Physicus ordinarius, Genannter 1660
und 1600.“ Sodann: ,Chriftianus Halbach Regiomon-
tanus Borussus natus 1622 5. Octobr., obiit 1690
19. Febr.“ Schließlich in ſpäterer Schrift: „Halbach
zur Pforten, Daniel Med. Dr. et Prof. ord. zu Hönigs⸗
berg geb. 11. Decbr. 1581 zu Lobten in Preußen,
3. Januar 1635 zu Königsberg. Von deſſen Leben
und Schriften vid. Joechers Allg. Gel.⸗Cex. II. Teil.“
2. Photographiſche Abbildungen des Amtsrockes,
welchen der Herold des Königs Philipp II. von Spanien
zu tragen hatte; die eine iſt nach dem zu Madrid be-
findlichen Modell, die andere nach der in Wien ver⸗
wahrten Griginalſtickerei hergeſtellt. Beide waren im
vorigen Jahre zur Ausſtellung vom goldenen Dließ in
Brügge geſandt worden.
5. Den Barnifh des Grafen Eitelfriedrich von
Sollern, welcher von feinem Baufe der erſte Ritter des
goldenen Dließes geweſen iſt; eine Abbildung zeigt den
ganzen Harniſch, die andere den Bruſtpanzer in bevor⸗
zugter Beleuchtung. |
4. Die in einem befonderen Beihefte zuſammen⸗
gefaßten Beſprechungen von Helmolts Weltgeſchichte,
welches Werk jetzt mit dem IX. Band zum Abſchluß
gediehen iſt.
5. Das Preisausſchreiben zur Erlangung von
künſtleriſch ausgeſtatteten oder geſchmuͤckten Beſuchs⸗
karten. Karten dieſer Art, die vielfach mit Exlibris
verwechſelt worden ſind, waren im 18. Jahrhundert
ſehr beliebt.
6. Ein Schreiben des Herrn Kammerers und
Majors Freiherrn v. Crailsheim über deſſen heraldi⸗
ſche und genealogiſche Arbeiten. Es iſt darin u. a. die
Rede von einer in „Wappenform zuſammenklappbaren
Ahnentafel (P) faſt ſämtlicher europäiſcher Fürſten⸗
geſchlechter“. |
Binfihtlich des Antrages, die günſtigere Finanzlage
zum Druck eines Nachtrages zum Bibliothekkatalog zu
benutzen, bemerkte der Herr Schatzmeiſter, daß dieſe
Ausgabe im Stat nicht vorgeſehen ſei. Jedenfalls
könne erſt nach den Ferien mit dem Druck begonnen
werden.
sect BP ek
Sum Schluß erwähnte der Herr Kammerher, er
habe feine Ahnenbezifferungsmethode im Jahre 1898
in der Dierteljahrsfchrift des Vereins zuerſt entwickelt.
Fünf Vierteljahre ſpäter habe Herr Dr. Manfred Meyer
in München die Methode noch einmal erfunden und in
einem Aufſatze der „Allgemeinen Seitung“ beſprochen.
Da von dem Nacherfinder wiederholt fein geiſtiges
Eigentumsrecht betont worden ſei, habe der Redner
ſich genötigt geſehen, ſich in einer Suſchrift an den
genannten Herrn ſein Prioritätsrecht zu wahren.
Daraufhin habe Herr Dr. Manfred Meyer in den
„Heraldiſch⸗ Genealogiſchen Blättern“ Nr. 12 eine Ere
klärung abgegeben, die ihm inhaltlich vollkommen ge⸗
nüge, aber auf dem fogenannten „Schmutztitel“, der
beim Binden abgeriſſen wird, ſei alſo wiſſenſchaftlich
gar nicht vorhanden. In der geſamten periodiſchen
Cite ratur gelte der Grundſatz, daß man Berichtigungen
in der Seitſchrift ſelbſt zu veröffentlichen habe, nicht auf
dem Schmutztitel.
Herr Amtsgerichtsrat Dr. Béringuier kam noch
einmal auf die erſte Feier des heiligen Abendmahls des
Kurfürſten Joachim II. zurück. Berlin und Spandau
ſtreiten ſich darum, der Schauplatz dieſer Handlung zu
ſein; beweiſen laſſe ſich heute weder das eine noch
das andere. Die gleichzeitige Notiz eines Herrn
v. Schwanebeck, daß er, dem Beiſpiele des Kurfürften
folgend, in Spandau zum heiligen Abendmahl gegangen
fei, bezieht ſich ſelbſtverſtändlich nur auf den Akt, nicht
aber auf den Schauplatz desſelben. Herr Kammerherr
Dr. v. Kekule bezeichnet es als wahrſcheinlich, daß in
auswärtigen Archiven aufklärende Akten z. B. Geſandt⸗
ſchaftsberichte zu finden ſeien. Der Herr Vorſitzende,
welcher die Rofakten jener Seit genau kennt, ſprach
ſich dahin aus, daß der Übertritt des Kurfürſten wenn
auch nicht heimlich, fo doch unauffällig und ohne bes
ſonderem Pomp ſich vollzogen habe, und daß aus dieſem
Grunde die Akten gänzlich über den Vorgang ſchweigen.
Herr Major v. Trotha legte vor: I. Kopie eines
Stammbuchblattes, Wappen mit der Unterſchrift Wolf
Friedrich v. Trotha auf Kroſigk * 21. 12. 1671, + 26. 8.
1722 zu Kroſigk. 2. Abbildung eines intereſſanten Denk⸗
mals in der Stadtkirche zu Wettin a. d. Saale. Es ſtellt
höchſtwahrſcheinlich dar, Friedrich von Trotha der 1504
(nach dem Tode ſeines Vaters Friedrich, Ritters und
Obermarſchalls) zuerſt erwähnt wird und 1543 oder
kurz vorher geſtorben iſt. Das Bild iſt ein knieender
Ritter, zu deſſen Füßen das alte Trothaſche Wappen.
Herr v. Gellhorn legte Photographien von vier
Grabſteinen aus der Kirche von Kunzendorf, Kreis
Schweidnitz, vor, und zwar a) des Hans v. Gelhorn
auf Prſchiderwitz, T 3. Auguſt 1613, b) deſſen erſte
Gemahlin Urſula geb. Sedlitzen von Briſtru, + 1565,
c) deſſen zweite Gemahlin Barbara, geb. Ctzeſchken
v. der Rottirche 7 1594 und d) feiner ſechs Söhne, von
denen der letzte aus der dritten Ehe des Hans v. ©.
und einer geb. Peterswald a. d. H. Peterswalde ſtammt,
ſowie einen Ring mit dem Gellhorn - Wappen, den
Blichſtaben N. G. und der Sahl 1536 (?) und Abbildungen
eines mit dem Wappen v. Kappen (?) und v. Gellhorn
geichmüdten Glaspokals.
Herr Profeſſor Ad. M. Hildebrandt legte vor:
I. den foeben erſchienenen 14. Band des Genealogiſchen
Handbuchs Bürgerlicher Familien, welches wiederum die
Genealogie einer Anzahl angeſehener Geſchlechter
bringt und ſich durch ſeine Erſcheinung an die Spitze
aller derartigen Werke ſtellt. 2. Die auf ein Viertel
verkleinerte Nachbildung einer kupfernen Wanne im
Beſitze der Familie Wolff, in welcher die Neugeborenen
der Familie ihr erſtes Bad erhalten. Gleich nach dem
Baden wird der Name und Geburtstag in die Wanne
eingraviert, und die Eltern behalten dieſe, bis ſie von
anderen Familienmitgliedern gebraucht wird. Wir
leſen auf der Wanne u. a. den Namen des Dichters
Julius Wolff.
Herr Major v. Obernitz bemerkte dazu, daß in
vielen Familien Taufbecken und Taufhemdchen exiſtieren,
welche jedesmal bei der Taufe eines Neugeborenen
benutzt werden. 3. Den Stammbaum des märkiſchen
uradeligen Geſchlechts v. Pfuel, nach dem von dem
verſtorbenen Ritterſchafts⸗Direktor v. Pfuel und Herrn
Geh. Archivrat v. Mülverſtedt geſammelten Material
von dem Vorlegenden gezeichnet und von C. A. Starke
in Görlitz in Lichtdruck veröffentlicht.
Regierungsrat Dr. Koerner übergab wertvolle
Angaben für das Wappenbilderlexikon, die er in den
Akten der Gffizierwitwenkaſſe geſammelt hat; weiter
zeigte er meiſterhaft in Griginalgröße ausgeführte
Photographien von Urkunden ſeiner Familie, die bis
in den Anfang des 17. Jahrhunderts zurüdreichen, und
einen Wappenbrief des kaiſerlichen Hofpfalzgrafen Dr.
Georg Heher d. d. Gaildorf in der Herrſchaft Limpurg,
30. September 1611 für Chriſtoph Stein, des Wol⸗
geborenen Albrecht Herrn zu Limpurg, d. h. R. Reichs
Erbſchenken und Semperfreien Forſtmeiſter zu Gaildorf.
Der Schild zeigt in Gold auf weißem Dreifelſen einen
ſchwarzen Steinbock mit gelbem Halsband. Derfelbe Herr
ſprach feine Mißbilligung aus, daß in den genealogiſch⸗
wiſſenſchaftlichen Arbeiten, welche von Arzten zur Be⸗
leuchtung der Vererbungsfrage veröffentlicht werden,
die wirklichen Familiennamen unterdrückt werden.
Herr v. Trebra erwähnte, daß dem Berliner Vor-
orte Sehlendorf das von ihm erwählte Ortswappen
von der Regierung verweigert worden fet. Die Ge-
meindevertretung habe beſchloſſen, trotzdem das Wappen
in Gebrauch zu nehmen. Seyler.
Was foll der Beraldiker von hiſtoriſcher
Waffenkunde wiſſen!
Pre oft habe ich die Erfahrung gemacht, daß
ſonſt gut gezeichnete moderne Wappendarſtellungen doch
nicht recht befriedigten, ohne daß ſich der Befchauer
zunächſt darüber klar werden konnte, aus welchem
Grunde d
2
In vielen Fällen iſt es die ungenügende Kenntnis
des Künſtlers in der hiſtoriſchen Waffenkunde, die die
Geſamtwirkung ſeiner Darſtellung beeinträchtigt, den
Eindruck der „Unechtheit“ hervorruft.
Ich will deshalb nachſtehend, von verſchiedenen
Seiten dazu angeregt, einige kurze Winke
geben, um die Hauptpunkte zu charakte⸗
riſieren.
Natürlich wähle ich hierzu nur die aller⸗
typiſchſten Formen, unter Binweglafjung
aller Abſonderlichkeiten der Mode und aller
Übergänge in der Waffentracht.
Die vorgotiſche Periode (bis ca. 1500)
kommt für meinen Sweck nicht in Betracht,
da Wappen in dieſem frühen Stil, 3. T. ine
folge ſeiner Unbeholfenheit, wohl ſelten auf⸗
geriſſen werden. .
Für maßgebend in der Entwicklung der
heraldiſchen Figuren halte ich die Gotik, ein:
mal weil in ihrer Seit die „Stiliſierung“ über⸗
haupt entſtanden iſt, andererſeits die gotiſchen
Formen auf unſerem Gebiet auch für die Seit
der Renaiſſance immer noch maßgebend find.
Sie zeigen hier eine Anpaſſung an die fort⸗
geſchrittene Darſtellungskunſt und den Seit⸗
geſchmack in ihren Einzelheiten, nicht aber in den all⸗
gemeinen Formen. Bedeutende heraldiſche Meiſter in
der Renaiſſancezeit z. B. Joſt Amman, ſtellen die Waffen:
tracht in Beziehung auf Wappen
archaiſtiſch dar und nennen dies
dann „alt⸗fränkiſch“.
Ich beginne mit der Frühgotik,
die in Deutſchland bis etwa 1400
herrſchte, während ihre Formen,
wenigſtens in der Wappendar⸗
ſtellung in Frankreich noch bis etwa
1440, in England noch länger bei⸗
behalten worden ſind.
Als typiſch und für den moder:
nen Wappenmaler für die Früh⸗
gotik immer unbedingt richtig —
falls er nicht etwa eine ganz be⸗
ſtimmte andere Seit dieſer Periode
darſtellen ſoll — erachte ich die Waf⸗
fentracht von etwa 1350. (Fig. |.)
Der frühgotifche Ritter trägt
liber dem nicht ſichtbaren Rod
von Leder oder Panzergeflecht,
£endner genannt, der auf der
Bruſt mit einer ovalen Eiſenplatte verſtärkt iſt, an der
ſich öfters 2 Ringe befinden, an denen links das
Schwert, rechts der Dolch an einer Kette hängen, den
blaſonierten Wappenrock, ſelten mit kurzen Armeln, der
bis an das Knie reicht. (Am Ende der Periode wird
er dagegen auffallend kurz und eng anliegend.) Er
zeigt das Wappen gerade wie im Schild, nur nicht
auf deſſen Formen Kückſicht nehmend, und ihn möglichft
aus füllend.
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Den Kopf und die Schultern deckt eine Kapuze
von Panzergeflecht, nicht um den Hals anliegend,
ſondern gerade herunterfallend, darüber figt die
Beckenhaube, mitunter oben gerundet, meiſtens aber
ſpitz zulaufend. Sie iſt an der Kapuze vermittelſt
Ringen befeſtigt, durch die ein dünner Ceder⸗
riemen gezogen iſt. Vielfach findet ſich am
Kinnſtück der Kapuze ein Panzerſtreifen,
der über die Naſe heraufgeſchlagen werden
kann, zu welchem Sweck ſich an der Stirn⸗
ſeite der Beckenhaube ein drehbarer Zapfen
zum Feſthalten derſelben befindet.
Darüber ſetzt er, im allgemeinen aber
nur zu Pferd, den Topfhelm, der im
Gegenſatz zu dem früheren Kübelhelm auf
Schultern und Bruſt aufſitzt, weshalb ſein
Geſichtsteil nicht eingezogen erſcheint, ſondern
gerade heruntergeht. Auf dem Copfhelm iſt
die plaſtiſche Helmzier und die Helmdecke
befeftigt, welch letztere ganz kurz und mit⸗
unter am Rand ſchwach „gezaddelt“ iſt. In
Frankreich und England zeigt fie öfters eben⸗
falls das Wappenbild des Schildes. Kange,
wallende und zerſchnittene Helmdecken paſſen
nicht zum Charakter der Frühgotik.
Arme und Beine, ſowie die Füße, ſind durch
Panzergeflecht, mitunter mit Lederſtreifen und eiſernen
Buckeln beſetzt, gejchüßt, die Ellbogen und Knie decken
eiſerne Scheiben, an den Knien
iſt deren ledernes, unten ge-
zaddeltes Futter ſichtbar. id
Die Bandfchuhe find mit
furzen, runden, eifernen Stulpen
verjehen, die Hand deckt ein
einziges Stück, die Finger ſtecken
in Panzerzeug, ſelten in eiſernen
Fingergeſchieben.
Die Sporen ſind kurz, die
großen Räder mit kurzen Spitzen.
Sie ſind deutlich ſichtbar über
den Schuh geſchnallt. Ä
Das Schwert ift kurz und
breit, der Dolch in der Form
einfach, beide hängen ſenkrecht
an dem breiten, links tiefer
herabhängenden Gürtel, der vorn
mit einer großen Schnalle ge⸗
ſchloſſen iſt. |
Dazu gehört der Dreieck⸗
ſchild, an einem Riemen um den Hals gehängt und
auf der linken Schulter getragen. |
Soll der Ritter zu Fuß dargeftellt werden, fo kann
man ihm den Schild auch in die Hand geben, doch fo,
daß ſein oberer Rand wagerecht läuft. Der Topfhelm
kann auf eine der Schultern ſchräg aufgeſetzt werden,
oder hält er ihn in der Hand. 2
Erſcheint der Ritter zu Pferd (Fig. 2), fo trägt dieſes
die heraldifche Pferdedecke, ,Covertiire”. Ich rate jedem
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2
heraldifchen Maler, das Wappenbild in diefer fo
groß als möglich zu machen, damit es fie moͤglichſt
aus füllt, man kann den vorderen Teil, Hals und
Bruſt als ein Feld und den hinteren Teil als das
andere behandeln. Bei manchen Wappen halte ich
es aber für beſſer, den Hals und die Bruſt je
als ein geſondertes Feld aufzufaſſen, damit das
vordere Bild nicht zu ſehr in die Lange gezogen wird.
Auch laſſen ſich auf einer beliebig gefärbten Decke
3 Schildchen auf Hals, Bruſt und Hinterteil mit dem
Wappen anbringen.
Der Sattel iſt vorn niedrig und hinten hoch, die
Zügel find entweder eine Kette oder
ein mit Stoff bezogener Lederriemen,
meiſtens nur Kandarenzügel. Der Saum,
öfters auch die Sattelbögen, find eben:
falls mit dem Schildbild geziert.
Die Kandare iſt kurz und gerade,
auf der Stirn befindet ſich manchmal
eine runde eiſerne Scheibe, aber ohne die
ſpäter übliche lange Spitze in der Mitte.
Charakteriſtiſch für die Darftellungs-
weiſe des frühgotifchen Ritters zu Pferde
iſt feine Haltung, der Körper aufrecht,
die Beine kurz, nicht über den Bauch
des Pferdes herabhängend.
Gänzlich gegen den Charakter der
Seit ſind wallende Federbüſche von
Straußenfedern.
Die frühgotiſche Canze iſt ziemlich
kurz, mit breiter, beinahe quadratiſcher
Spitze, ohne Handgriff und niemals
kannelliert.
Uber die Fahnen dieſer und der
nächſten Periode gedenke ich ein anderes
Mal eingehender zu ſprechen.
Für die Periode der Spätgotik wähle
ich als beſonders charakteriſtiſch die Zeit
von etwa 1470.
Dies ift die Zeit der vollftandigen
Plattenrüftung, die entweder deutfche
oder italieniſche Form haben kann.
Die deutſche Rüſtung zeichnet ſich durch ihre durch⸗
brochenen Ränder und die feinen Querkehlungen vor
der italieniſchen aus, die glatt iſt.
Ich perſönlich halte für heraldiſche Malereien die
italieniſche wegen ihrer Einfachheit für geeigneter, da
namentlich die Kehlungen in ſehr kleinen Darſtellungen
leicht einen kindiſchen Eindruck machen. Beide Arten
von Rüſtungen wurden von allen abendländiſchen
Nationen getragen.
Den Kopf des Ritters (Fig. 5) bedeckt die Schallern,
Salade, manchmal auch der Eiſenhut, letzterer hoch mit
breiter Krämpe; an der Seite der Schallern befindet
ſich mitunter eine ſenkrechte Hülſe, in der ein Reiher-
buſch, Pfauenſtoß oder einzelne Straußfedern ſtecken,
auch hier niemals ein großer wallender Buſch.
Das Kinn ſchützt der Bart, mit der Bruſt durch
535 —
einen Federzapfen, der durch einen Kloben greift, oder
durch einen breiten Riemen verbunden.
Der Bruſtharniſch iſt kurz, mit ſchlanker Taille und
in feiner Schweifung gewölbt. Er beſteht immer aus
2 Teilen, entweder aneinander geſchiftet oder ge—
ſchnallt. Der untere Teil (mitunter auch mehrere)
greift über den oberen, beim Rückenſtück, das immer
aus mehr Teilen beſteht, iſt es umgekehrt.
An der rechten Seite des oberen Teils des Bruſt—
ſtücks befindet ſich der Rüſthacken, ziemlich dünn und
nach aufwärts gebogen, in einem Scharnier laufend
und zum Auf- und Abſchlagen eingerichtet.
Den Unterleib decken die Bauch—
reifen, 3 oder 4, öfters hängen daran die
dachziegelförmigen, mitunter gefältelten
Beintafchen, bei italieniſchen Rüſtungen
auch manchmal an der Seite und hinten.
Die Schulterdecken ſind entweder ſehr
groß, namentlich hinten, die rechte wegen
des Riifthadens weit ausgeſchnitten, öfters
mit Stoßkragen verſehen, die aber nicht
dicht am Hals, ſondern auf der Höhe der
Schultern ſitzen, oder ſie ſind klein in Form
eines Geſchiebes, das nach dem Hals nach
oben, am Oberarm nach unten geſchoben
iſt, bis an den Ellbogen reichend. Die
fo entſtehenden Öffnungen an der Achfel-
höhle ſind durch Schwebſcheiben gedeckt.
Iſt die Achſel groß, ſo reicht ſie
bloß bis in die Mitte des Oberarms,
wo ſie dann über eine kurze Armſchiene
geſchnallt iſt. Niemals läuft ſie in dieſer
Zeit, wie ſpäter üblich, in einer Füh—
rungsſchiene.
Die Ellbogen ſind durch hinten ſpitze
Kacheln geſchützt, die entweder mit leder:
nen Schnüren aufgebunden oder an das
Ober- und Unterarmzeug mit Geſchieben
verbunden ſind.
Die Handſchuhe haben lange ſpitze
Stulpen, entweder „Tatzen“ oder ge—
gliederte, niemals „geſchuppte“ Finger.
Die Oberſchenkel deckt der „Diechling“, der hoch
hinauf reicht und hier nach oben geſchoben iſt, unter
der Schiebung läuft quer eine kantige Wulſt.
An der Seite iſt mit kurzen Riemen oder Char:
nieren noch eine ſchmale Schiene beſeſtigt, die das Bein
nach hinten deckt.
Die Kniekacheln haben an der Seite große Flüge.
Die Beinröhre iſt ſchlank und hinten nach der
Wade ſtark herausgetrieben, an den Knöcheln mit
leichten halbkugeligen Auftreibungen verſehen. Auf der
inneren Seite werden die Beinröhren durch Federzapfen
oder Riemen geſchloſſen.
Die Schuhe, geſchoben, ſind nie feſt mit der Bein—
röhre verbunden, wie ſpäter, mit einer langen, zu Fuß
abzuſteckenden Spitze verſehen, die offenbar dazu dienen
ſollte, daß der Reiter nicht ſo leicht die Bügel verliert.
— SC
— 54 —
Öfters werden aber auch rote oder ſchwarze
Cederſchuhe getragen. Niemals find die Ränder diefer
Küſtungen „geſchnürt“.
Uber den Bruſtharniſch trägt der Ritter in den
weſtlichen Ländern noch den Wappenrock, der hemdartig,
mit großen Schulterdecken ſein kann, oder aber eng an⸗
liegend, in die Taille geſchnitten und unr unterhalb
derſelben in 5 Falten „gefältelt“. Dies iſt die burgun⸗
diſche Mode. In jedem Fall muß ſich das Schildbild
vorn, hinten und auf beiden Schultern wiederholen.
Die Sporen ſind lang, häufig mit gewundenen
Hals, die Räder mit langen, ſtern förmigen Spitzen.
Das Schwert iſt lang und dünn, mit langem Griff
und wird hoch an der Hüfte an einem dünnen Riemen
getragen, nur in England
kommt der Rittergürtel auch
noch in dieſer Periode vor.
Er wird dann ganz unten
an den Bauchreifen, wag⸗
recht ringsherumlaufend ge⸗
tragen, links hängt dann
auch noch der Dolch, der
in dieſer Seit in Deutſch⸗
land mehr bei der Haus⸗
tracht erſcheint.
Der Schild iſt der be⸗
kannte fpätgotifhe Runde
ſchild, oft auch die viereckige
Tartſche mit Canzenaus⸗
ſchnitt. In England und
Frankreich kommen in dieſer
Periode auch noch Dreieck⸗
ſchilde vor, in England
neben der Tartſche aus⸗
Pferdeharniſch muß natürlich mit dem des Reiters
in der Arbeit übereinſtimmen.
Der Sattel iſt vorn hoch, hinten niedrig, der Sitz
öfters nach hinten ausgeladen, die Kandare iſt ſehr
groß und zweimal gebogen, der Kandarenzügel mit
Eifen belegt, die Trenſe kann ein Riemen oder eine
Kette fein, aber auch ganz fehlen.
Der Reiter wird hier etwas nach vorn gebeugt,
mit lang über den Bauch des Pferdes herabhdngenden
Beinen dargeſtellt. N
Früh⸗ oder ſpätgotiſche Ritter zu Fuß ſtellt man
gern auf einen liegenden CTöwen, ſolche zu Pferd auf
einen geblümten Boden.
Die Canze iſt in dieſer Seit ſehr lang, mit Hand⸗
griff und etwa von / der
Lange an mit Kannellierun⸗
gen verſehen, die Spitze iſt
lang und dünn, haufig mit
einem zweimal herumge⸗
legten Fuchsſchweif verziert;
niemals zeigt die Lange eine
heraldiſche Farbe, oder iſt
ſie gar in mehreren Farben
geringelt, doch kann man
ſie auf ſtiliſierten Bildern
gelb tingieren.
Um auch noch über
die am häufigſten vorkom⸗
mende Stangenwaffe, die
Helmborte, einige Worte zu
ſagen, ſo bemerke ich, daß
dieſe in der ganzen goti⸗
ſchen Periode kurz iſt, mit
ſchließlich, engliſche Rund⸗ Yo NON rg 95
ſchilde aus dieſer Seit ſind WII MM Spätgotik längerer Klinge.
mir nicht befannt.
Will man den Ritter
diefer Seit in Verbindung
mit einem Wappen zu Fuß darſtellen, ſo kann man
dieſes vollſtändig aufrecht (Helm und Schild) an ſeine
Seite ſtellen, wenn man nicht vorzieht, ihm den Schild
umzuhängen, den Helm, Stechhelm oder Spangenhelm,
aber geſondert irgendwo anzubringen.
Da die Salade im allgemeinen keine Helmzier trägt,
der Stahl- oder Spangenhelm fic) aber, einer Figur zu
Fuß aufgeſetzt, nicht gut ausnimmt, ſo wird ſich immer
dieſe Darſtellungsweiſe empfehlen.
Su Pferde dagegen machen ſich die beiden letzteren
Helme, mit langfliegender, zerſchnittener, bandartiger
oder ſonſt ſtiliſierter Helmdecke, ſehr fchön. (fig. 4.)
| Für heraldiſche Darſtellungen halte ich den zu
dieſen Rüſtungen gehörigen „ſchweren Roßharniſch“
mit Rofftirn, Halsdecke (Kanz), Fürbug und Gelieger
nicht für beſonders geeignet. Ich ziehe auch hier die
Kovertüre vor, vielleicht in Verbindung mit der Roß⸗
ſtirn und dem Fürbug, welch letzterer an der Seite
eine halbkugelföͤrmige Auftreibung haben muß. Der
‘ af
Wo, Nd , N
Das Beil iſt an der Schneide
meiſt gerade, ſchräg von
unten immer nach oben
außen verlaufend, mit einem Kreuz Kleeblatt oder
Dreipaß durchbrochen.
Mitunter iſt das Beil nach außen gebogen, nie
mals nach innen, dieſe Form gehört der Renaiſſance an.
Mit genauer Beachtung der der gleichen Seit an-
gehörigen Waffenftiide wird man ftets Wappen auf⸗
reißen können, die einen einheitlichen Eindruck machen,
denn gepanzerte Arme, Beine, Helme und dergl.
müſſen eben unbedingt den Charakter ihrer Seit
tragen und dürfen nicht aus verſchiedenen Jahr-
hunderten zuſammengeſtoppelt ſein.
Ich habe leider häufig gefunden, daß die heral-
diſchen Künſtler der hiſtoriſchen Waffenkunde viel zu
wenig Aufmerkſamkeit ſchenken, für ſie, wie für die
meiſten Leute iſt eben Rüſtung Riiftung, ohne daß man
bedenkt. welche Wandlungen die Waffentracht im Laufe
der Jahrhunderte durchgemacht hat, ſonſt würde man
nicht fo oft Ritter in Maximiliansharniſchen der Re⸗
naiffance oder gar Küraffiere des 50 jährigen Krieges
aS SER. zu
mit frühgotiſchen Dreieckſchilden, ſpätgotiſche, gepanzerte] Ahnenwappen wegen, zur Abbildung und Beſprechung.
Arme als Helmzier auf Kübelhelme und ähnliche, den vielleicht gelingt es dieſer Anregung weiterer Kreife-
Eindruck verderbende Anachronismen ſehen müſſen. von Fachgenoſſen durch die auf dem Steine abge⸗
über die Curnierrüſtungen, Fahnen und die bildeten Wappen die Art der Ahnendarſtellung zu er⸗
1
bürgerliche Tracht in Beziehung zur Heraldik werde mitteln. .
ich vielleicht ſpäter einmal Gelegenheit haben, mich Es iſt der Grabſtein der Markgräfin Anna von
eingehend zu äußern. G. Adolf Cloß. Baden, F am 6. Juni 1574 als dritte und kinderloſe
| Gemahlin des Markgrafen Ernft von Baden und Hoch⸗
berg. Sie war eine geborene von Hohenheim, genannt
Bombaſt, und nach Hofrat Th. Schön in Stuttgart die
Tochter Sebaſtians und der Anna Marie geb. Schilling
von Canſtatt. ö
Ihre acht Ahnen ſind, ſoweit bekannt, die fol⸗
genden:
Der Grabſtein der Markgräfin
Anna von Baden (F 1574).
Wir bringen hier einen Grabſtein aus der Stadte
kirche zu Sulzburg in Baden, ehemaliger markgräflicher
Reſidenz, feiner in ungewöhnlicher Weiſe gewählten
Hans v. Margarete, 2222 2:2 .... Heinrich VII. Anna von |
Hohenheim Tochter von Schilling Werdenau v. v.
genannt Trentweins Speth von a Venningen Gültlingen
Bombaſt von Canſtatt
T vor 1443 Dayhingen + 1520.
1415, (445
eS —Lͤ—UU— T—¼—
Wilhelm von Hohenheim Anna Heinrich VIII. 1. Dorothea
genannt Bombaſt von Speth Schilling von Canſtatt von Denningen
1455, 1470. T 1533
322 8
Sebaſtian von Hohenheim N Anna Marie Schilling von Canſtatt
genannt Bombaſt. 1526. f verm. 1493. T 6. Februar 1546
| Anna von Hohenheim genannt Bombaft, f 6. Juni 1574, verm. mit Ernſt Markgrafen von Baden.
Der Grabftein (Abbild. S. 56) zeigt in feiner oberen Auch auf der mütterlichen Seite fehlen die Wappen
Rundung das Wappen des Gemahls der Derftorbenen, | Werdenau, Venningen und Gültlingen und find durch
des Markgrafen Ernſt, und darunter die 2 Wappen andere erſetzt. Einen Anhalt gibt uns die Stammtafel
ihrer Eltern Hohenheim und Schilling von Canſtatt. der von Dachenhauſen. Anna von Dachenhauſen,
Die auf beiden Seiten der Porträtfigur folgenden | Tochter Albrechts III. und der Husli geb. von Wippen:
Ahnenſchilde find jedoch nicht ihre 8 Ahnenſchilde, wie burg, heiratete Heinrich VI. Schilling von Canſtatt,
man auf den erſten Blick vermuten ſollte. Welche | Herrn zu Böhringen und Vogt zu Blaubeuren. Aus
ihrer Ahnen ſtellen fie dann aber vor, und welche | diefer Ehe ſtammt der in der oberſten Reihe genannte
Reihenfolge iſt die hier angewandte ? Heinrich VII. Sch. v. C. Wenn wir auf der linken
Da uns keine Stammtafel der Hohenheim genannt | Seite nun zählen: 3, I, 2, 4 und an Stelle I Heinrich
Bombaſt zur Verfügung fteht, auch nicht bekannt iſt, den VII. Schilling v. C., an Stelle 2 feine Gattin Anna
und auch die Spethſchen Stammtafeln und die Schilling | von Dachenhauſen, an Stelle 3 die Mutter Heinrichs,
von Canſtattſche Familienchronik hier verſagen, fo wollen | und an Stelle 4 die Mutter Annas, Husli von Nippen⸗
wir verſuchen, die Frage nach den Wappen zu löfen. | burg ſetzen, dann würden die Schilde J, 2 und 4
Auf der heraldiſch rechten Seite fehen wir die | ftimmen und Heinrichs Mutter (3) wäre dann eine von
Schilde: 1. Angeloch (P); 2. von Hohenheim oder von | Bauftetten gewefen.
Werdenau; 3. ein Cöwe (kann alles mögliche fein); 4. eine Wir hätten dann auf dieſer Seite die 4 Ahnen⸗
Hand mit Armſtumpf (Handſchuchsheim, Anckenreute ?) fchilde des mütterlichen Urgroßvaters der Anna, des
Auf der linken folgen die Schilde: I. Bauſtetten; Heinrich VII. Schilling von Canſtatt vor uns. Demnach
2. Schilling von Canſtatt; 5. Dachenhauſen; 4. Nippen | fonnten wir ſchließen: Auf der väterlichen Seite müſſen
burg oder Nothaft von Wernburg. gleicherweiſe die 4 Ahnenſchilde des väterlichen Urgroß⸗
Wir fehen nun, daß auf der rechten Seite das vaters Annas, des Hans von Hohenheim genannt
väterliche Wappen Hokeim an zweiter Stelle, und auf | Bombaft ftehen. Hanſens Mutter käme demnach das
der linken ebenſo das mütterliche Wappen Schilling an] Löwenwappen zu, ſeiner väterlichen Großmutter das
zweiter Stelle ſteht. Jedoch ſuchen wir in der oben | Wappen Angeloch und feiner mütterlichen Großmutter
gegebenen achtfeldigen Ahnentafel vergebens nach das Wappen Handſchuchsheim reſpektive Anckenreute.
Alliancen der Hohenheim mit den Geſchlechtern Ange⸗ Warum aber — wenn dieſe Annahme ſtimmt —
loch, Bandichuchsheim oder Anckenreute und einer Familie, gab man der Anna von Hohenheim nicht ihre richtigen
die einen Löwen im Schilde führt. Die Trentwein von [8 Ahnenſchilde mit auf den Stein, und gerade die je
Dayhingen führten einen Fiſch uſw. im Wappen. | 4 Ahnen ihrer 2 Urgroßväterd Wahrſcheinlich deshalb,
— 5 —
weil die Trentwein von Vayhingen kein adeliges, fondern Wierland. St. Catharinen 1711. Halljall 1690. St.
ein bürgerliches Geſchlecht Dayhingens war, und Anna Jakoby 1697. Hlein⸗Marien 1690. St. Simonis 1722.
deshalb im Sinne der Ahnenproben keine adeligen | Wefenberg ca. 1772.
8 Ahnen beſaß.
Oder, ſtimmt unſere
Annahme der urgroß⸗
väterlichen Ahnen nicht,
gab man ihr vielleicht
aus ihren 16 oder 32
Ahnen eine beliebige
Auswahl ſolcher Wappen
ſchilde, die den älteren
und angeſeheneren Fami⸗
lien angehörten, mit auf
den Stein? Kann einer
der günſtigen Leſer durch
ſeine Sammlungen zu
einer Klärung dieſer
Frage beitragen d Das
Großherzogliche General⸗
landesarchiv in Karls»
ruhe beſitzt kein Material
uͤber die Ahnen der
Anna und der Familie
von Hohenheim genannt
Bombaſt, da dieſes Ge⸗
ſchlecht ein ſpeziell würt-
tembergiſches war. Wo
findet ſich gedrucktes Ma⸗
terial über dasſelbe d
Alex. Schr.
von Dachenhauſen.
Kirchenbücher
Eſtlands.
(Geb. Hop. Derftorb.)
Oſt⸗Harrien. KHoſch
1694. St. Johannis 1689.
St. Jürgens 1658. Jege⸗
jecht 1725. Jörden 1729
Kufal 1770.
Weſt⸗Harrien. Bale
tiſchport 1786. St. Matthias
1785. Kreuz 1746 Haggers
1711. Tih: reichen zum
Teil in das 17. Jahrh.
1685— {715 im Jahre 1869
u. 70 abhanden gegangen,
von 1716 an vorhanden.
Kegel 1615—34. 1710.
Kappel 1773.
Allentacken. Jawe
1212. Iſaak 1738. Tuggen
hufen 1786. Maholm 1694
Waiwara 1753.
Grabftein der Markgräfin Anna von Baden. F 1754.
Jarwen. St. Johannis
1706. St. Mat hai 1236.
Weißenſtein 1724. St.
Annen 1739. St. Marien
Magdalenen 1726. Turgel
1712. St Petri 1224. Ampal
17 25.
Candwiek. Solden⸗
beck 1691. Merjama 1215.
Fickel 1796. Laal⸗Kirrefer
1796. St. Michaelis⸗Soon⸗
tack 1679.
Strandwiek. Hanehl
1690. Werpel 1805 (be:
dient vom Hanehlſchen
Paſtor). St. Martens. 1893
wurde auf Befehl Hönig
Johann III. das erſte Kir-
chenbuch angefertigt. Die
Kirchenbücher fangen von
1821 an, weil die älteren
verbrannt find. — Karufen
1685. Hapſal 1657. Don
1593 finden ſich kirchliche
Verordnungen uſw. Rithel
1683. Dom Ende des 16.
Jahrhunderts finden ſich
Verordnungen uſw. Nuckd
1659. — (Heinis auf der
Inſel Dagd 1709. Diſtta⸗
tionsprotokoll 1596. Püh⸗
halep auf der Inſel Dagd
171m. Roicks 1228. Emmaſt
auf Dagd (abgeteilt von
Heinis) 1867. N
Stadt Reval in Har⸗
rien. St. Olai (dentfd.
Gem.). Beerdigte 1603. Geb.
und Kopulierte 1652. — St.
Nicolai (deutſche Gem.).
Totenbuch der Kirchen St.
Nicolai 1629 bis 1781 (altes
Leichenſteinbuch, worinnen
auch Leichen vom 16. Jahrh.
erwahnt werden). Geb.,
Kop. und Beerdigte 1652. —
Dom (deuiſch). Hopulierte
1679. Geb. 1666. Derftorbene
1691. — St. Michaelis
ee Finnen und
eutfche) 1697. — Frühere
Karlstırde (Eſten, Finnen).
Beichtbuch der alten Karis:
kirve 1704 —17. — Heilige
Geiſtkirche (jetzt eſtniſche
Gemeinde, früher Ratskirche)
1695 Früher Deutſche, Schwe ·
den, Finnen, Eften uſw. —
Neue Karlsgemeinde 1870
(Eſten). — St. Johannis -
gemeinde 1867 (Eſten).
In der St. Nicolai⸗
gemeinde in Reval befindet
ſich auch ein altes, ſehr
intereſſantes Rechnungsbuch
vom Jahre 1465 ff.
Mitgeteilt von Herrn
G. v. Törne.
— 582
Grabinſchriften der lutheriſchen Kirche
| in Winteln.
Gefammelt von Werner Conftantin von Arnswaldt.
(Schluß.)
5. Ein gut erhaltenes Epitaph mit langem lateini⸗
ſchen Text für
Mag. Bruno Samſonius aus Riga.
Derſelbe war der Sohn des verſtorbenen Super⸗
intendenten in Livland und Profeſſors Hermanns
Samſonius und der Helena Hartmanniana, ſtudierte zu
Leyden, Leipzig, Wittenberg, wo er Magiſter wurde,
Marburg und ſtarb, als er in Rinteln ſtudierte.
Seine Eltern werden beide „nobiles“ genannt.
Er iſt geboren zu Riga 7. Mai 1620 f zu Rinteln
6. Nov. 1647, ſeine Mutter hat ihm das Epitaph ſetzen
laſſen. | .
Wappen:
Geſpalten: Vorn unkenntlich; hinten in Gold ein
ſchwarzer Büffelkopf. Helm: linker ſchwarzer Flügel,
rechts davon ſchwebt ein ſchwarzer Stern.
6. Ein ganz abgetretener Grabſtein eines
von Mengerſſen,
von dem nur die Unterſchriften der Wappen noch zu
erkennen ſind: |
von Mengerſen von Langenbach
von Borne | von Hoenberg
Die Großeltern väterlicherſeits des Verſtorbenen
waren: Hermann von Mengerſſen auf Reinkirchen, Horn,
Hülſede und Helpenſen und Ilſe von Borne a. d. H.
Borlingshaufen in der Grafſchaft Ravensberg. Das
Wappen der letzteren iſt nach einer Fiſchbecker Ahnen⸗
tafel: In Silber ein ſchwarzer Querbalken, oben von
vier, unten von fünf ſchwarzen Wecken begleitet.
Bewulſteter Helm mit einer ſchwarzen und einer ſilbernen
Pfauenfeder beſteckt. (Vergl. 2. Bornſtede.)
7. Ein gut erhaltenes Epitaph, deſſen Wappen,
da es zu hoch aufgehängt, nicht alle genau zu erkennen.
Vor einem Kruzifix knien ein Ritter mit zwei erwachſenen
und drei ganz jungen Söhnen, die als Kinder ftarben,
und ſeine Gemahlin mit vier erwachſenen und vier ganz
jungen Töchtern. (Oelbild.)
Friedrich Ulrich von Münchhauſen, Erbherr zu Rinteln
* (625 7 10. Jan. 1685 X mit
Anna Dorothea von dem Busſche a. d. H. Ippenburg
* 1641, lebte im Eheſtande 24 Jahr, zeugte 15 Kinder,
+ 21. April 1725. |
Alexander Johann von Münchhauſen, der 5. und letzte von
den Söhnen, iſt ohne Erben geſtorben d. 50. Sept. 1696.
Alſo iſt Alles eitel, ein Geſchlecht gehet, ein anderes
kommet. ö |
Wappen:
von Münchhauſen: von dem Busiche:
Grote C. 19. Sbm. I, 185.
Ä In Silber drei (2 u. J) rote
aufrechte Pflugſcharen.
Helm: zwei geſtürzte ins
Andreaskreuz gelegte ſil⸗
berne Bifthörner mit roten
Ringen umgeben.
von Kergenbrod: de Wrede:
Sbm. I, 170. Grote C. 4.
von Münchhauſen: von Münchhauſen:
S. oben. S. oben.
von Donop: von Donop:
Sbm. I, 184. S. oben.
von Reden: von Aſcheberg:
Grote C. 14. Sbm. II, 118.
von Langen: von Treße:
S. oben. (muß Terße heißen.)
Don Gold und Blau quae
driert. I u. 4: eine ſchwarze
Wolfs angel aufrecht. Zu. 5:
drei ſilberne Rauten ſchräg⸗
links. Helm: Offener Flug,
rechts Blau, links Gold mit
je drei ſilbernen Rauten
V,.
(Sollte Canſtein fein!)
belegt.
- Büfchen: Büfchen:
In Blau eine filberne S. vorne.
Cilie. Helm: die Lilie vor
ſchwarzem Hahnenſchweif.
von Amelunxen:
Sbm. I, 180.
(Sollte Cangen fein!)
Anmerkung: Eine der Töchter des Friedrich
Ulrich von Münchhauſen, Sophia Gertraud, wurde am
14. Sept. 1695 von Jobſt Johann von Reden auf
Hameln und Haſtenbeck und Niclaus Adolf von Haus
auf Einbeckhauſen, Wunſtorff und Steinlage im Stift
Fiſchbeck mit folgenden Ahnen aufgeſchworen:
Eltern: Friedrich Ulrich von Münchhauſen auf
Rinteln und Schwöbber und Anna Dorothea von dem
Busſche aus dem Haufe Ippenburg. Großeltern J.:
Börries von Münchhauſen zu Rinteln und Schwöbber
und Anna Dorothea von Kerßenbrock a. d. H. Wierborn
und Barntrup. Großeltern II.: Philipp Sigmund von
dem Busſche zu Ippenburg und Herlinghauſen und
Catharina Elifabeth de Wrede a. d. H. Ulenburg. Ur⸗
großeltern I. Hilmer von Münchhauſen auf Rinteln
und Schwöbber und Dorothea von Münchhauſen a. d. H.
Apelern und. Oldendorf. II. Rabe von Kerßenbrock
auf Barntrup und Wierborn und Ilſe von Donop
a. d. FB. Borckſen, Lemgo und Blomberg. III. Albert
von dem Busſche zu Ippenburg, Hünnefeld und Loke
und Beidewig von Münchhaufen a. d. H. Apelern und
Oldendorf. IV. Philipp Eberhard de Wrede, Erbherr
zu Schellenſtede und Ulenburg und Anna von Donop
a. d. HB. Borckſen, Lemgo und Blomberg. Ururgroß⸗
von Langen:
S. vorne.
5
eltern I: Hilmer von Münchhauſen, Obrifter und Herr 5. Im Jar vnſers Salichmakers Gebort 1556
zu Rinteln und Schwöbber und Cucia von Reden a. d. JH. Sonavents na Mathias Apli ftarf de Erw. vnd Edle
Pattenſen. II. Börries von Münchhauſen auf Apelern Jongefrv Maria von Sſerzen Abdiſſa
und Heilewig Büſchen, Erbin von Oldendorff. III. Franz | der Sele Godt gnedich fi. Amen.
von Kerßenbrock auf Barntrup und Wierborn und Wappen:
Anna von und zu Canſtein a. d. F. Warburg. IV. Chri- von Zerfien: de Wendt:
ſtoph von Donop auf Borckſen, Lemgo und Blomberg Ein Keffelhafen. drei (2 u. I) Eiſenhüte mit
und Dorothea von Langen a. d. H. Kreyenberg. Halsriemen.
V. Clamor von dem Busſche zu Ippenburg, Hünnefeld 4. Job. 19. Ick wedt dat min Vorloſer levet.
und Tohe und Anna von Aſcheberg a. d. F. Bieging. Ano Diti 1580 den II. Octob. ſtarf de Erw. vnd Edle
VI. = Ururgroßeltern II; VII. Rembert von Wrede auf Catrina võ Rottorp Abdiſſa
Schellenſtede und Anna von Cerffe a. d. H. Dermunden; | fo dot Stift 25 Jar chriſtlich in goden Frede regeret
VIII. = Ururgroßeltern IV. vnd wol vorgeſtanden
| Der Sele Godt gnedich fi. Amen.
|
Dor einem Kruzifix kniende Ordensfrau.
| Wappen:
Rottorp: Fridag:
1 zu Stift Fiſchbeck Drei (Ju. 2) aufeedité halbe Drei (I u. 3 Ringe.
n der Grafſchaft Schaumburg. . Kammräder.
Gefammelt von Werner Conftantin von Arnswaldt. Spiegelberg: Groͤpeling:
3 Querbalken mit drei Roſen Ein Keſſel mit einem großen
belegt. oberen und zwei feitwart-
ö ſigen kleinen Henkeln und
drei Füßen.
Anmerkung: Die Eltern der Catharina von Rots
torp waren: Johann auf Hüͤlſede, deſſen Mutter eine
Spiegelberg, und Catharina von Freitag (F 1567), deren
Mutter eine Gröpeling.
5. Im Jar na vnſers Salichmakers Gebort Anno
1587 am Ofteravent den 15. Aprilis ſtarf de Erwerdige
vnd Godfruechtige Ede Jungfer
1. Schöner gotiſcher Grabſtein mit der Umſchrift:
Anno dö MCCCLXXIII octã petri et pauli obiit nobilis
dm̃a luckardis de halremöt abba in Visbeke
hic sepulta que hunc conv. XXX annos honorifice
rexit cui® aia reqescat in perpetua pace amen.
Swiſchen vier Wappen aufrecht ſtehende Nonne
mit einem Kreuz auf dem Stirntuch und gefalteten
Händen. N
PR le PR Anna von Alten Abdiſſa
alremot. uerſten: Der Sele Got gnedich fi. Amen. G. v. M. Me fieri fecit.
Drei (2 u. 1) fünfblättrige Aufrecht ſchreitender links⸗ (unten 1 Den 4. May.) ==
Rofen. gewandter gekrönter Löwe. w .
Sladem: Adenois: e
Aufrecht ſchreilender rechts · Aufrechter Sparren. von Alten: von Marenholz:
Ein Schrägrechtsbalken von Quergeteilt, auf der Mitte
ſieben ſchräglinksgeſtellten der Teilungslinie eine Rofe.
Nauten gebildet. |
Anmerkung: Ihre Eltern waren Thönnies
(Antonius) von Alten, Droſt zu Polle, und Anna
(Armgard) von Marenholtz. Der Grabſtein ihres
Bruders Simon von Alten (F 1562) zu Fritzlar zeigt
folgende Wappen: Alten, Marenholtz, Mandelsloh,
gewandter gefrénter Cöwe.
2. Anno dni 1547 vp den dach S. Mangni Con-
fessoris starf de erbar vn dogetsä
Margareta vä oppen
Christoffer va monechusé eliker husfroue d'y° ga.
Weibliche Figur knieet vor einem Kruzifix.
Münchauf Wappen: 8 Alvensleben. „Bülow, Klenke, Decken.
een Fa ; 6. Ano Dni 1562 8. dic Martii venerabilis Diric® Sel-
EN VV winder huis coenobii praeses infata concessit cuis afia
Bar: (d) Canitz: ö reqescat ĩ pace ani. Hic bene rexit Visbecä in pristinũ
Schräglinfs aufwärts Andreaskreuz von vier locu restituit et pie vixit.
„ Bär, deſſen Rofen befeitet. (Ohne Wappen.)
opf mit drei Pfauen- 7. Wilhelm Klot Burger zu Lemgo heft dut
federn beſteckt iſt. mae R
Anmerkung: Chriftoph von Münchhauſen Anno 1581, 5 Wechen na Michels
(y+ 17. Aug. 1550), deſſen Mutter Engel von Freſe Dei Erſam Nolte Hauffmefter.
geweſen ſein ſoll, war vermählt mit Margaretha Daget geweſt zu der Stadt⸗Hagen, Langen Holdte
von Oppen (F 6. Sept. 1547). buffer in der Peſt entflapen. 14 Dage fin Dochter
Anna nach em zu Rummeke in Chrifto entſlapen, erres
Alders 21. Jare. De Wedewe Dorothea Ruter ich
mich wedder geben laten 4 Wechen nach Michelis im
Jar 1582. Den 13. Aprilis 1607 in Chriſto entflapen.
Ohne Wappen. Vor einem Kruzifix knieen zwei
Männer, eine Jungfrau und eine Frau in bürgerlicher
Kleidung (Arnold Hoffmeifter, Wilhelm Klot, Anna
Hoffmeifter und Dorothea Klot, verwitwete Hoffmeifter,
geb. Ruter).
8. In einem der Gänge des Stiftes iſt ein Stein
mit zwei kolorierten Wappen eingemauert:
Metta van Frencke me ſieri ſecit.
Catrina va Frencke
Anno Domi 1586. 30. Aprilis.
Wappen:
von Frencke:
In Silber drei aufrechte
ſchwarze Keffelhafen, einer
rechts ·, zwei links gewandt.
Bewulſteter Helm: zwei
auswärts geneigte Keffel-
haken, dazwiſchen eine
weiße a ri Pfauen ;
von Mandelsloh:
S. Rinteln 3.
uſch.
9. Die Weiland Hocwürdige Wohlgeb. Fr. Ub:
batiſſin
Ilſa Sidonia von Arenſtet |
fo dieſes Stift mit großen Nutzen und Ruhm 27 Jahr
und? Monath regieret ward gebohren den 9. Sept. as 1650,
ftarb ſelig den 10. Maii ae 1701 ihres Alters 70 Jahr
7 Monath.
Hiob 16, V. 19.
Auch fiehe da, mein Zeuge ijt im Himmel, und der
mich kennet, iſt in der Höhe.
Wappen:
von Arnſtet:
Schrägrechts geteilt, ſchräg⸗
links drei Rofen balken⸗
weiſe geſtellt. Helm: offener
Flug mit je drei Roſen
pfahlweiſe belegt.
von Hake:
Swei auswärtsgeftellte auf⸗
rechte Gamskrickeln. Helm:
zwiſchen offenem Flug die
beiden Gamskrickeln.
von Hidden:
Swei aufrechte auswärts⸗
gewandte Beile. Helm:
zwei auswärts geneigte
Beile.
von Frencken:
S. 8
doch fehlt auf dem Helme
die Säule mit dem Feder⸗
buſch.
von Bennigſen:
Ein ſchrägrechts geſtellter
Armbruſtſchaft. Helm: zwei
aufrechte Armbruſtſchäfte.
Fortgehauen! (von Gittelde:
Swei aufrechte mit den
Bärten auswärtsgekehrte
Schlüſſel. Helm: Säule
mit Pfauenbuſch, von einem
Schlüffel quer durchbohrt.)
von Weltze:
Querbalken mit je drei
Quaſten oben und unten
beſetzt. Helm: Säule mit
Pfauenbuſch, jederſeits mit
drei Quaſten beſetzt.
von Boventen:
Schild geſpalten: rechts auf.
rechter Schlüſſel mit rechts⸗
gewandtem Bart, links am
Spalt aufgerichteter Cöwe.
Helm: offener Flug.
59 —
Anmerkung: Die Eltern der Ilſe
auf Otzdorf uſw. Domherr zu Halberſtadt (* 1606 F 1658)
und Sidonia von Bennigſen aus dem Haufe Banteln;
ihres Vaters Eltern waren Friedrich von Arnſtedt auf
Bardeleben, Domherr zu Magdeburg (* 1548 + 22. Febr.
1608), Hennigs (T 25. Nov. 1566) auf Alſtedt und
Nieder ⸗Reblingen und der Erdmuthe von Klöden Sohn,
und feine 2. Gemahlin Magdalena Hake a. d. H. Ohr
( 1594), Hieronimus auf Ohr und Diederſen und der
Margaretha von Frencken a. d. F. Hehlen Tochter.
| Sidonia von Bennigſens Eltern waren Johann auf
Banteln, Gronau und Ddgen, Erasmus’ auf Bennigſen
und Döldfen und der Margaretha von Weltze a. d. H.
Natzungen Sohn, und Maria von Sittelde, des Hans
auf Gittelde und Wildershauſen und der Anna
von Boventen a. d. F. Olenhuſen Tochter. Ihre
16 Ahnen find demnach: Arnſtedt, Krikte, Klöden, Roſſau,
Hake, Rheden, Frencken, Münchhauſen, Bennigſen,
Rommel, Weltze. Rumbſchotel, Gittelde, Berge, Boven⸗
den, Steinberg.
Bei 10— 15 find die langen, überſchwänglichen
Texte gekürzt und auf das Notwendigſte beſchränkt.
10. Anna Eliſabeth von Oberg, Kapitularin des
Kaiferl. Freien Stifts Fiſchbeck, 30. Jan. 1651, auf⸗
geſchworen 14. Juli 1675, 12. Juli 1732, 81 Jahr
5 Mon. 12 Cage alt.
Wappen:
von Oberg: vou der Lippe:
S. Rinteln 1. Sbm. I, 173.
Anmerkung: Ihre Eltern waren Franz Friedrich
von Oberg auf Duttenſtedt und Anna Catrin von der
£ippe a. d. 5. Wintrup. Sie wurde mit folgenden
Ahnen aufgeſchworen: Oberg, Münchhauſen, Kis leben,
Gadenſtedt, Steinberg, Aſſeburg, Wrisberg, Rebod, 7
~ yf
2
I.
11. Maria Magdalena von der Kubla, Abbatifjin |
Sippe, Malsburg, Kanne, Ragenberg, Eppe, Grafſchaft
Hörde, Wettberg.
zu Fiſchbeck, 28. Juni 1662 morgens 35 Uhr, als geiſtl.
Kapitularin inveſtiert 11. Nov. 1684, zur Abtiſſin erwählt
11. Jan. (717, ſtarb, nachdem fie der abteilichen Würde
20 Jahr höchſtrümlich vorgeftanden, 11. Jan. 1737
abends 5 Uhr, 74 Jahr, 6 Mon. 17 CT. alt
und 12. Engel Elifabeht von der Kubla, Kapitularin
in Fiſchbeck, ſpäter Seniorin, geb. Haus Marſel im Stift
Bremen 10. März 1674, aufgeſchworen zu Fiſchbeck
22. April 1700, f 7. Sept. 1752. aetat 77! Jahr.
Wappen bei beiden Schweſtern:
von der Kuhla: von Reden:
In Silber eine aufrechte S. Rinteln 7.
rote Spitze. Bewulſteter
Helm: drei Straußenfedern.
(Schluß folgt.)
rv
Sidonia *, |
von Arnſtedt waren Hieronimus Brand von Arnſtedt
4
a 160) sae
Goetheſche Ahnentafeln.
Nachtrag von H. Kiefer, Frankfurt a. M.
Auf Seite 145 des „Herold 1007“ iſt nur der Vater
der Barbara Dürr angegeben. Ihre Ahnen ſind, wie
auf folgender Tafel feſtgeſtellt, zu ergänzen:
Dürr, Dans Orberts oder
in Gelchsheim Arboes, Hans
bei Ochſenfurt in Barthaufen
b. Mergentheim
ne —
Orberts oder Urboes,
Margaretha, Wittwe des
Philipp Geßner, geb. in Harte
haufen, f 6. Juni 1603.
cop. in festo circumcisionis 1604 in Naſſau.
Dürr, Georg
Bauer, * in Geldsheim
T vor 1632.
| Dürr, Barbara
geboren 1. Oktober 1605 in Naſſau b. Weikersheim.
Ein genealogiſches Hülfs werk.
Was es für genealogiſche Forſchungen zu bedeuten
hat, wenn man in den zu bearbeitenden Archivalien ein
und denſelben Namen wiederholt findet, ohne feſtſtellen
zu können, welche Perſönlichkeit wirklich damit gemeint
iſt, das weiß jeder zur Genüge, der auch nur einmal
vor der Löſung ſolcher Rätſel geſtanden hat. Unſere
Archive entbehren der dazu nötigen Sammelwerke leider
nur zu ſehr, namentlich weil ihnen vor allem die Geld—
mittel fehlen, um ſie auch nur handſchriftlich zuſammen⸗
ſtellen zu laſſen. Um ſo lebhafter war unſere Freude,
als wir im vorigen Jahre gelegentlich eines Aufent⸗
haltes zu Studienzwecken im Königl. Dänifchen Reichs ⸗
archive zu Kopenhagen ein Werk fanden, und Dank der
Hochherzigkeit feines Derfaffers, auch erfolgreich aus-
nutzen durften, das der im Königl. Däniſchen Reichs.
archive angeſtellte Herr Oberftleutnant J. C. W. Birfch
im Laufe mehrerer Jahrzehnte mit mühſeligſtem Fleiße
und ebenſoviel Sachkenntnis als Genauigkeit geſchaffen
hat, in einem Verzeichniſſe ſämtlicher Gffiziere,
Oberbeamten, Arzte, Feldprediger uſw. nach
ihrer Dienſtlaufbahn, die in der Zeit von 16481814
der däniſch⸗ norwegiſchen Armee angehört haben.
(Fortegnelse over Danske og Norske Officerer m. f. fra
1648 — 1814.) Dorldufig noch in Handſchrift bildet
es in der ſtattlichen Reihe feiner zwölf ftarfen
Foliobände für jeden Forſcher, der das Königliche
Reichsarchiv zu Kopenhagen beſucht, um genealogiſche
oder ſonſt Perfonalverhältniffe aus der däniſchen Ge:
ſchichte zu durchforſchen, eine wahre Goldgrube für
ſeine Swecke. Namentlich iſt dies der Fall auch für
unſere engere vaterländiſche Geſchichtsforſchung, vor
allem aber für das weite Gebiet der Familien und
Adels geſchlechterforſchung. Unter den über 32 000 Per:
ſonen, deren Dienſtlaufbahn in dem genannten Werke
— — Æôm— .... ...ͤ⁊ ̃ͤ . ̃ ͤ —=̃ ̃³˙³ . ˙ßu——3...ͤ———.......... ..... ne
Aufnahme gefunden — und je nach Gelegenheit hat
ſie der Verfaſſer zu recht wertvollen Biographien,
wiederholt auch zu größeren Darſtellungen wichtiger
Ereigniſſe ausgeſtaltet — befinden ſich allein mehrere
Tauſende Glieder Deutſcher, namentlich Preußifcher,
Mecklenburgiſcher, Schleswig⸗Holſteiniſcher Adelshäuſer.
Yon dem Brandenburgiſchen Adel des 17. Jahrhunderts
iſt hier faſt kein Geſchlecht unvertreten, und wie viele
werden hier mit hohen Zahlen genannt. Don den ver⸗
ſchiedenen Haufern der Platen finden ſich allein einige
20, und, was nun allerdings hocherſtaunlich ſein dürfte,
von den Bülow nicht weniger wie 250. Da wächſt
ſich das ſo beſcheiden mit Fortegnelse, Verzeichnis, be⸗
nannte Werk freilich zu einem ſehr wertvollen Quellen⸗
und Urkundenwerke auch für die Geſchichte unſeres
norddeutſchen Adels aus. Es ſollte von keinem Forſcher
auf dem Gebiete der Geſchichte unſrer Adelsgeſchlechter
unberührt gelaſſen werden. Den Gewinn, den es bietet,
lohnt allein ſchon eine Reiſe nach Kopenhagen. Sein
Bauptwert liegt aber nicht in feiner umfaſſenden Weite,
ſondern in ſeiner untrüglichen Suverläſſigkeit, denn
was an Zahlen und Daten gegeben wird, iſt tatſächlich
alles an Urkunden, Akten und ſonſt ſicheren hiſtoriſchen
Quellen genau geprüft. Freilich hat aber eine Lebens-
arbeit dazu gehört, dieſe Genauigkeit und Richtigkeit
zu bewirken, und eine beiſpielloſe Hingabe an die Durch⸗
führung eines Gedankens, der an ſich ſo nahe liegend
doch bei den unendlichen Schwierigkeiten, die zu über⸗
winden ſind, ſo ſelten zur Ausführung gebracht wird.
Tatſächlich liegt hier eine ganz einzigartige Ceiſtung
vor, deren Bedeutung durch Nichts ſo die rechte Weihe
empfangen könnte als dadurch, daß ihr auch anderswo
recht viele Nachfolge bereitet würde. Wie wir hören,
ſteht der Derfaffer in Unterhandlung wegen Überlaſſung
ſeines Werkes an das Königl. Däniſche Reichsarchiv. Möge
fie den beſten Erfolg nehmen. Vor allem aber wünſchen
wir, daß ſie dann auch dazu führen möge, daß dies
wertvolle Werk in den Druck und dadurch zum Gemein⸗
gut aller Archive und Bibliotheken gebracht würde.
M. Sch.
Sur Abwehr.
In Nr. 9 des „Deutſchen Herold“ 1907 iſt in
bezug auf die von mir bearbeiteten und vom Großh.
Bad. General⸗- Landesarchiv herausgegebenen „Ahnen⸗
tafeln der letzten regierenden Markgrafen von Baden:
Baden und Baden ⸗Durlach“ ein ſehr abfälliges Urteil
wiederholt, welches Herr Dr. Otto Freiherr von Dungern
kurz in ſeinem „Problem der Ebenbürtigkeit“ und aus⸗
führlicher in ſeinen „Ahnen Deutſcher Fürſten, I. Baus
Sollern“ über meine „Ahnentafeln“ gefällt hat.
Eine auch nur einigermaßen ausreichende Be:
gründung feines ſcharfen, abfälligen Urteils, welches
mir Oberflächlichkeit und ähnliches mehr vorwirft, hat
— 61 —
Herr von Dungern an keiner der genannten Stellen
verfucht, obwohl er ſolche Angriffe in zwei ab—
geſchloſſenen Werken erhob, in welchen der Ange⸗
griffene ſich nicht verteidigen kann. Überdies lag gar
kein ſachlicher Anlaß für ihn vor, ſich mit den von
ihm beanſtandeten Teilen meiner Arbeit zu beſchäf—
tigen, da er ſie für die ſeinige gar nicht heranziehen
durfte, weil ſie für ganz andere, nämlich nur für
genealogiſch⸗ſtatiſtiſche Unterſuchungen beſtimmt waren.
Aus gelegentlichen, privaten Außerungen des Herrn
v. Dungern geht hervor, daß er mir die in der Einleitung
meiner Arbeit bis zur XIII. Reihe aufgeſtellte Ahnentafel
des Großherzogs Karl Friedrich von Baden wegen der
hier zuerſt und verſuchsweiſe gegebenen Anordnung (Auf—
löſung der Ahnentafel in Stammesliſten) und wegen
der benutzten bezw. nicht benutzten Hilfsmittel zum
Vorwurf macht. Beide Vorwürfe rühren wieder von
ſeiner Verkennung des Sweckes meiner Aufſtellung her.
Die ihm anſtößige Anordnung und Auswahl waren
lediglich durch die ſtatiſtiſche Unterſuchung über die
maſſenhaften Ahnenverluſte und Ahnenverſchiebungen
in den höheren Reihen bedingt, wozu ein großes
Material nötig war, bei dem es weniger auf die
genaue Feſtſtellung jedes einzelnen Individuums an⸗
kam, welches nur einmal oder felten auf der Ahnen:
tafel vorkommt, als vielmehr auf diejenigen Ahnen,
welche oft und wiederholt erſcheinen. Daher wäre
eine Akribie, wie fie Herr von Dungern allerdings
bei ſeinen kleinen Ahnentafeln unbedingt anwenden
mußte, für mich wegen des großen unnötigen Seite
aufwandes völlig unrationell geweſen, vielmehr mußte
ich hierbei in erſter Cinie nur zuverläſſige Stammtafeln
der hauptſächlich in Betracht kommenden fürſtlichen
und mediatiſierten Familien heranziehen; für die
anderen meiſt nur ein. bis dreimal (durch Ahnenverluſt)
auftretenden Familien und Perſonen zog ich jedesmal
die beſte, mir leicht und ohne großen Seitverluſt zu⸗
gängliche Stammtafel heran, allerdings wohl nicht
immer die abſolut befte, ſodaß ich dabei manche Irr—
tümer mit übernommen haben mag. Auf letzteres
habe ich bereits ſelbſt (a. a. O. Seite XIX) hingewieſen
und glaubte hierdurch, ſowie durch die ausdrückliche An⸗
führung meiner hauptſächlichſten literariſchen Quellen
den auch ſonſt hervorgehobenen rein ſtatiſtiſchen Swed
meiner genealogiſchen Aufſtellungen deutlich gemacht zu
haben, eben weil ich den verſchiedenen Wert und
Charakter meiner literariſchen Bezugsquellen“) für hin⸗
länglich bekannt hielt. Allerdings habe ich dabei nur
an ſolche Leſer gedacht, welche derartiges richtig zu
verſtehen imſtande ſind. Daß die Ahnentafel in
Stammesliſtenform in der Einleitung meiner Arbeit für
andere als genealogiſch⸗ſtatiſtiſche Swede zu benutzen
nicht ratſam iſt, ſtellt alſo keine Entdeckung des Herrn
*) Aus Bucelin habe ich nur die Ahnentafeln, die ſich
gegenſeitig kontrollieren ließen, benutzt. Die obigen Aus-
führungen beziehen ſich nur auf die eee ee
in der Einleitung meiner Arbeit.
v. D. dar, dem ich übrigens jede von ihm beanſtandete
Stelle preiszugeben gerne bereit bin, da ſeine Be—
anſtandungen an meinen Ergebniſſen über die Blut—
miſchung des Probanden nichts ändern. Dies alles
hatte Herr v. D. ſelbſt bemerken können. Dann hätte
er nicht den ſchweren Vorwurf der Oberflächlichkeit
gegen mich erhoben, zu dem er ſelbſt am letzten be—
rechtigt ſein dürfte. Sum Beweiſe dafür will ich hier
nur ein recht bedenkliches Derfehen Herrn von Dungerns,
ſtatt mehrerer anderer ihm unterlaufener anführen.
Für die Herausgabe meiner Badiſchen Ahnentafeln
ſtellt Herr v. D. in feinem Solleriſchen Ahnenwerke
die Badiſche hiſtoriſche Kommiſſion in auffällig
ſcharfer Tonart zur Rede, obwohl dieſe Körperſchaft
meine Arbeit gar nicht herausgegeben hat und über-
haupt nicht in ihr genannt wird. Den gleichen Irrtum
hat er bereits ſchon einmal in ſeinem „Problem der
Ebenbürtigkeit“ begangen. Herrn v. Dungern zu ant⸗
worten, hatte ich nach dieſer Leiſtung nicht für ange⸗
bracht gehalten. Erſt nachdem Herr Kammerherr
Dr. Kekule von Stradonitz a. a. O. auf das Urteil
des Herrn v. Dungern Bezug nahm, erſchien es mir
nötig, den verkannten Sachverhalt nochmals darzulegen.
Karlsruhe, im Januar 1908. Dr. Roller.
Bücherſchau.
Weltgeſchichte, A von Ha F. Semele
Verlag des Bibliographiſchen Inſtituts in Leipzig und
Wien. Neunter Band. Nachträge. Quellenkunde.
Generalregiſter. 1907. * 3
Der vorliegende Band iſt der Schlußband des gewaltigen
Werkes, von dem mit Recht geſagt worden iſt, daß es eine
„neue Art des Wiſſens von der Welt“ biete, als „eine Ges
Geſchichte des Erdballs“: „eine wiſſenſchaftliche Tat“ ſei,
„neue Perſpektiven in der Weltgeſchichte eröffne“, einen
„unbeſtreitbaren Fortſchritt' und einen „Anfang einer neuen
Phaſe in der Literatur“ darſtelle, und von dem ich ſelbſt
gerade in dieſer Feitſchrift wiederbolt rühmend hervorheben
konnte, daß in ihm die Familienkunde und die genealogiſchen
Darſtellungsformen ausgiebige Berückſichtigug gefunden
haben.
Erſte Gelehrte, wie Oskar Jaeger, Rudolf Virchow,
Martin Philippſon, Alfred Kirchhoff njw. haben dem Werfe
das größte £ob gefpendet.
Der in Rede ftehende neunte Band enthält, um zu⸗
nächſt dieſes hervorzuheben, auf S. 475 bis S. 677, alſo auf
rund 200 Seiten ein überans forgfältiges Gefamtinhaltss
verzeichnis: den Schlüſſel alſo des Werkes, der es als
Nachſchlagewerk benutzbar macht.
Auf S. 325 bis 472 enthält das Werk eine aus gezeich·
nete, vom Herausgeber in Verbindung mit andern zufammen-
geſtellte Quellenkunde, die ſich in ihren Abſchnitten:
„Bibliographiſches und Methodologiſches“ und „Geſchichts⸗
kalender, Tabellen, Genealogie und Chronologie“ ſelbſt für
ſolche Leſer dieſer Seitſchrift als] nützlich erweiſen wird, die
in familiengeſchichtlichen Arbeiten ſchon etwas geübt ſind.
2, 160? ce
Textlich bietet der Band noch vier wichtige Ergänzungs-
abſchnitte: „Großbritannien und Irland feit dem Tode
Georgs III.“ (bis zur Gegenwart): „Weſteuropas Wiffen-
ſchaft, Kunſt- und Bildungsweſen vom 16. Jahrhundert bis
zur Gegenwart (Schluß)“, der ſich mit drei Abteilungen über
„die bildenden Künſte“, „die Naturwiſſenſchaften“ und „die
Geiſteswiſſenſchaften“ im 19. Jahrhundert an den Anfang
des gleichen Abſchnittes in Bd. VIII. anſchließt; „die deutſche
Auswanderung“ und „Methodologiſcher Rückblick auf die Er⸗
gebniſſe der „‚Weltgeſchichte““.
Ich beſchränke mich am Schluſſe, indem ich auf meine
früheren Beſprechungen einzelner Bände in dieſer Seitſchrift
verweiſe, darauf, hervorzuheben, daß das Geſamtwerk
51 Karten und 170 Bildertafeln in Holzſchnitt, Kupferdgung
und Farbendruck enthält und broſchiert 9>x<8 22 Mark,
in Halbleder gebunden 9 >< 10 90 Mark koſtet, ſich alſo auch
in feinem Preiſe an die große Sahl aller gebildeten Hans:
ſtände in Deutſchland wendet.
Ich ſtehe nicht an, zu ſagen, daß es nach Preis und
Inhalt für die Kreife der Gebildeten ein Geſchenkwerk
darſtellt, wie es die Gegenwart kaum zum zweiten Male auf⸗
zuweiſen hat. Alt und Jung werden in ihm in gleicher
Weiſe Belehrung und Anregung finden, ſobald ihnen nur
Kunf und Wiſſenſchaft nicht überhaupt vollkommen gleich⸗
gültig find.
Für denjenigen, der geſchichtlich, auf einem wie
immer gearteten Gebiete, arbeiten will, iſt es als geradezu
unentbehrlich zu bezeichnen, ſchon allein deshalb, weil man
ſich darin überall über den neueſten Stand der Wiſſenſchaft
und Erkenntnis unterrichten kann.
Dr. Stephan Kefule von Stradonitz.
— ee ee
Geſchichte einer Dorfkirche. Der Kirchengemeinde Rauſſe,
Kreis Neumarkt in Schleſien, zu ihrem 500 jährigen
Jubiläum dargereicht von ihrem derzeitigen Geiſtlichen
B. Dengler, Paſtor. Im Selbſtverlage des Derfaffers.
Preis 1,50 Mark. (Su haben in der Buchdruckerei der
Rettungsanftalten zu Diesdorf, Kreis Striegau.
Es ift fehr erfreulich wahrzunehmen, daß in neuerer Seit
vielfach Ortsgeiſtliche bemüht find, ſich mit der Geſchichte der
ihrer Obhut unterftellten Gemeinden zu befhäftigen und in
den Pfarrkindern durch ortsgeſchichtliche Abhandlungen die
Liebe zur heimatlichen Scholle und das Intereſſe an der Der-
gangenheit ihrer Gemeinde zu wecken, ihnen das Gute, der
Erinnerung Werte aus der Geſchichte der Doreltern und ihrer
Schutzherren ins Gedächtnis zu rufen. Das vorliegende
Werkchen iſt unter dieſen Geſichtspunkten in tiefflicher Weiſe
verfaßt und bringt einen wenn auch nicht erſchöpfenden,
ſo doch ganz zweckentſprechenden Überblick über die fünf⸗
'hundertjährige Geſchichte des Pfarrdorfes unter beſonderer
Berückſichtigung der kirchlichen Verhältniſſe. Namentlich find
hier zu erwähnen die Mitteilungen über die Familie v. Hundt
und Alten⸗Grottkau mit Abbildung des Epitaphs des Wenzel
v. Hundt und feiner 1. Gemahlin Margarethe v. Noſtiz, ferner
die ausführliche Beſchreibung der übrigen in der Rauſſer Kirche
befindlichen Denkmäler und Wappen, betreffend die Fa—
milien v. Höckritz, v. Keul, v. Borwitz ufw. Das Denkmal
Chriſtoph II. v. Borwitz und ſeiner Gemahlin iſt abgebildet.
Auch ſonſtige genealogiſche Notizen über eine Reihe ſchleſiſcher
Geſchlechter ſind eingeſtreut und geben dem Buche beſonderen
Wert; wir können es unſeren Leſern, die ſich für Schleſien
intereſſieren, zur Anſchaffung beſtens empfehlen.
— —
Mitteilungen des Vereins für Kafhubifche Volks ⸗
kunde, herausgeg. von Dr. F. Lorenz und J. Gal -;
gowski. Heft I. Leipzig. Otto Harraffowig. 1908
(0, M.)
Dieſe neugegründete Seitſchrift hat auch die Familien-
geſchichte in ihr Arbeitsgebiet gezogen. Das vorliegende
1. Heft enthält, neben manchem anderen Intereſſanten, den
Anfang einer Abhandlung von Ivan Baron von der Dameran-
Dambrowski: Waren die von Dombrowski der Kaſchubei
„Mondri“ oder waren die von Mondri der Kaſchubei Dome
browskid Der Derfaffer wendet ſich darin mit großer Schärfe
gegen die Behauptung, daß der kaſchubiſche Adel nichts
weiter als eine ſpätgeſchichtliche oder dann eigentlich erſt
nachgeſchichtliche, willkürlich⸗künſtliche, politiſche Schöpfung
des ſiebenzehnten Jahrhunderts ſei.
Feſtſchrift, herausgeg. aus Anlaß der 400. Wiederkehr des
Gallimarktes zu Leer, Oſtfriesld. Von Enno Groene⸗
veld. Leer. D. HJ. Zopf. 30 Pf.
Aus Anlaß der vierhundertjährigen Wiederkehr des
Tages, an welchem der Stadt Leer das Marktrecht vom
Grafen Edzard I. von Oftfriesland verliehen wurde, erſchien
die vorliegende Broſchüre, welche die Lebensbeſchreibung des
in der Geſchichte Oſtfrieslands eine hervorragende Stelle
einnehmenden Grafen Edzard J. (F 14. 2. 1528, 66 Jahr
alt). Beigegeben iſt ein Bildnis des Grafen, deſſen Ahnen ⸗
tafel zu 8 Ahnen und eine Abbildung des Wappens von
Oſtfriesland.
Die alten Papiermühlen der freien Reichs ſtadt
Augsburg, ſowie alte Papiere und deren Waſſer⸗
zeichen im Stadt⸗Archiv und der Ureis⸗- und Stadt:
Bibliothek zu Augsburg. Von Friedrich v. Hösle.
Augsburg. 1907.
Die Geſchichte der Papiermühlen fällt nicht in das
Forſchungsgebiet des Herold; die Heraldiker intereſſiert jedoch
die vielfach wappengemäße Form der Waſſerzeichen, von
denen eine große Sahl auf den 36 Tafeln des Werkes ab»
gebildet ſind; außer dem bekannten Augsburger Stadtwappen
finden ſich Reichsadler, Löwen, Kronen, Bären und viele
andere heraldiſche Seiden.
Unſer Mitglied, Hauptmann Max Ebell, der ſchon wieder:
holt ſchriftſtelleriſch an die Gffentlichkeit trat und deſſen
genealogiſche Arbeit „Geſchichte des Geſchlechts Ebell“ viel
Anerkennung gefunden hat, gab kürzlich heraus: „Perlen der
Sandſteinvogeſen, Streif,iige durch Sabern und Umgebnug“
(Verlag von J. H. Ed. Heitz in Straßburg), ein ſehr an ⸗
regend und friſch geſchriebenes Buch, welches durch eine
Keihe hübſcher Abbildungen geſchmückt iſt. Wenn das Werk
auch nicht heraldiſcher Natur iſt, fo mochten wir es doch allen
unſeren Leſern, welche fic für die Neichslande und deren
bauliche und landſchaftliche Schönheiten intereſſieren, warm
empfehlen.
Familien⸗ Nachrichten aus altpreußiſchen UHirchen⸗
büchern. I. Das Hirchenbuch der reformierten Hirchen ⸗
gemeinden Soldau⸗Mohrungen. Von Machholz, Konfift.-
Supernumerar, Königsberg i / Pr., Heplerſtraße 3/4.
Dieſe verdienſtliche Arbeit, welche elwa 230 Beurkun⸗
dungen enthält und rund 330 verſchiedene, in der Mehrzahl
act. 63. =
adelige Familien nennt und welcher ausführliche Namen ⸗
verzeichniſſe beigegeben find, iſt durch den Derfaffer zum Dre
von nur 2 M. zu beziehen.
Urtundlige Geſchichte der ere von Reichenbach
in Schleſien, von Heine. Graf v. Reichenbach⸗Goſchütz
(Mitgl. d. „Zerold“). 2 Bände und 1 Band Stamm-
tafeln. Breslau 1906. Gr. 40.
Das vorliegende Werk iſt nicht allein für die Familie,
deren Geſchichte es in erſchöpfender Weiſe behandelt, ſondern
überhaupt für die ſchleſiſche Adelsgeſchichte von großer, her⸗
vorragender Bedeutung. Es iſt die Frucht mühſamer Arbeit
von faſt anderthalb Jahrzehnten, aufgebaut unter ſorgfältiger
Benutzung urkundlicher Quellen und unter Berückſichtigung
der geſamten einſchlägigen Literatur — ſeinem Inhalte und
ſeiner Ausſtattung nach ein Werk, wie es ähnlich nur wenige
Geſchlechter aufzuweiſen haben. Unter den einzelnen Ab-
ſchnitten der Geſchlechtsgeſchichte werden den Hiftorifer be-
ſonders intereſſieren: Die Kolonifierung Schleſiens durch die
deutſchen Erbodgte im 13. und 14. Jahrhundert; die De⸗
poſſedierung des Glatzer Adels während des dreißigjährigen
Krieges; die fridericianiſchen Siedelungen in Schleſien, an
denen das Geſchlecht hervorragenden Anteil hatte. Unter
den Biographien find von allgemeinem Intereſſe die des
Fabian v. R., Landeshauptmanns von Münſterberg⸗Franken⸗
ſtein (Bd. II S. 425 ff.), Heinrichs v. R. (ebenda S. 152 ff.),
des Grafen Heinrich Leopold (ebenda S. 181 ff.), des Grafen
Fabian (ebenda S. 263 ff.), des Grafen Heinrich Leopold
Gottlob (eben da S. 212 ff.), ſowie die kulturgeſchichtlich merk⸗
würdige Heiratsgeſchichte des George Hieronymus (ebenda
S. 360 ff.). Auch in den übrigen Lebensbeſchreibungen findet
ſich manches Bemerkenswerte, wenn auch naturgemäß einzelne
derſelben manche trockene Ausführungen enthalten, die aber
ein gewiſſenhafter Familiengeſchichtsſchreiber niemals wird
übergehen dürfen. Außer den trefflichen Stammtafeln werden
für den Genealogen die beigegebenen Ahnentafeln wichtig
und willkommen ſein, beſonders da bei ihnen die Quellen
angegeben ſind; namentlich iſt unter dieſen auf den bekannten
„Ahnentafel Atlas“ von Dr. Kekule v. Stradonitz Bezug ge ⸗
nommen.
Den Heraldiker wird die Unterſuchung der älteſten R. ſchen
Siegel beſonders intereffieren. Der Verfaſſer legt dar, daß
das an ſich ſchwer zu erklärende Wappenbild mit der Scheibe
(Ring), die jetzt als Mühlſtein geführt wird, mit den drei in
Schaͤcherkreuz⸗Form daran befeſtigten Streithämmern am
wahrſcheinlichſten zu deuten iſt als eine Falle früheſter
Konftruftion (decipula, Wolfsſenſe, vgl. Bd. II S. 12). Beis
gegeben find in farbiger Ausführung das Stammwappen und
die verſchiedenen diplommäßigen Wappenvermehrungen;
ferner find wertcoll viele bisher noch nie veröffentlichte Ab ⸗
bildungen von Grabſteinen, Kunſtgegenſtänden uſw. ſowie
die vielen in Lichtdruck ausgeführten Bildniſſe, wie denn die
ganze Ausſtattung des Prachtwerkes eine ſehr opulente iſt.
Es ſei noch bemerkt, daß der Verfaſſer die Grabſteine
ſämtlich an ihren Fundorten in den verſchiedenſten Kirchen
Schleſtens auf eigene Koften für die Familie wiederherſtellen ließ!
Das ganze wertvolle Werk iſt zu dem beſpiellos billigen
Preiſe von 35 M. geheftet zu beziehen (vgl. Inſerat in vor⸗
liegender Nummer).
Aachener Wappen und Baader Ein Beitrag zur
Wappenkunde und Genealogie Aachener, Limburgiſcher
und Jülicher Familien von Herm. Friedr. Macco.
I. Band. Aachen 1907. Großquart, 324 Seiten und
70 Wappentafeln.
mit dem vorliegenden Werk übergibt der Verfaſſer den
| erften Teil feiner groß angelegten Genealogie der Gffentlich⸗
keit, deren Wappentafeln den Leſern des „Herold“ bereits
bekannt ſind. Ein zweiter, nicht minder umfangreicher Band
ſoll in Kürze folgen, ferner aber verſpricht Herr Macco in
der Vorrede zu Band I das baldige Erſcheinen einer beſon⸗
deren genealogiſchen Geſchichte der Aachener Schöffen⸗
geſchlechter und eine ſolche der Aachener Familien des
19. Jahrhunderts.
Nachdem bereits früher die familiengeſchichtlichen Mono⸗
graphien Peltzer und Paſtor und andere Arbeiten des
gleichen Verfaſſers erſchienen ſind, wird daher nach Fertig⸗
ſtellung der angekündigten Werke Aachen in der genealogiſchen
Durchforſchung ſeiner einſtigen und jetzigen Bewohner allen
Städten Deutſchlands voranſtehen, ja eine beneidenswerte
Sonderſtellung auf dieſem Gebiet einnehmen. Die Aus⸗
dauer, die Findigkeit und der Bienenfleiß, mit denen der
Derfaffer das zerſtreute, außerordentlich umfangreiche und
zum Ceil nur noch in Bruchſtücken vorhandene Material anf:
zuſpüren, zu ſichten und nutzbar zu machen verſtanden hat,
iſt erſtaunlich und muß warme Anerkennung finden. Be⸗
ſonders auch hat er das bisher von den Genealogen viel zu
wenig beachtete Archiv des Reichskammergerichts zu Wetzlar
ausgiebig verwertet und hierdurch auf deſſen Bedeutung und
reiche Schätze erneut hingewieſen.
Daß bei der großen Anzahl der behandelten Familien —
wie viele es ſind, vermag ich nicht zu ſagen, da ein Inhalts ⸗
verzeichnis wohl erſt im II. Band folgt — daß hierbei die
einzelnen Genealogien meiſt nur in mehr oder minder kurzen
Bruchſtücken beſtehen können, iſt ſelbſtverſtändlich, ſchon weil
ein ſehr großer Teil der Familien nur durch wenige Ge⸗
ſchlechtsfolgen in Aachen ſelbſt oder deſſen Umgebung vor⸗
kam. Viele der berührten Familien und beſonders auch
Nachkommen durch die Frauen, die in alle Welt zerſtreut noch
blühen, werden aber trotzdem ein höchſt ſchär bares Quellen
material in den „Aachener Genealogien“ finden, das weitere
Forſchung anregt und ermoglicht.
Andererfeits iſt es eine nicht geringe Anzahl von Familien,
die ſehr ausführliche und eingehende Behandlung erfahren
haben, wie die Am va, Buirette, von Collen, Fremerey,
von der Heggen, Kalckbrenner, Keſſelkaul (deren
Wappenfrage den „D. Herold“ bereits früher beſchäftigt hat),
Kettenis, Knops, Lerſch (Leers), von Lintze nich,
Mees und viele andere.
Die reichliche Angabe von Quellen verdient mit Aner⸗
kennung erwähnt zu werden. Bezüglich derjenigen Nach⸗
richten, bej denen ſpezielle Qnuellennachweiſe nicht gegeben
find, waren hierfür wohl beſondere Gründe Deranlaffung,
über die der Verfaſſer ſich jedenfalls im Fortgang ſeiner
Arbeit noch äußern wird; fo iſt z. B. bei den Hirchenbuch⸗
nachrichten ans Aachen der Umſtand zu beachten, daß alle
katholiſchen Kinder zu St. Foillan getauft werden mußten,
gleichviel aus welcher Pfarre ſie kamen. |
Einige Druckfehler werden wohl im II. Band verbeffert
werden.
Die treffliche Ausſtattung des Buches entſpricht den
. größeren Publikationen des Verfaſſers. Der Preis
— 20 M. der Band für Subffribenten bis Juni, dann 25 m.
— iſt in Anbetracht des Gebotenen ein ſehr mäßiger. Dem
werk iſt weite Verbreitung zu wünſchen und den verdienſt⸗
lichen Beſtrebungen des Derfaſſers Nachahmung anch in
anderen Städten unſeres Vaterlandes!
Weimar. A. von den Velden.
— 64 —
Frankfurter Blätter für Familiengeſchichte.
gegeben von Karl Kiefer, Frankfurt a. M.
Wir begrüßen gern dieſes junge Unternehmen unſeres,
den Leſern des „Herold“ durch feine Beiträge bekannten Mit
gliedes. Wie der Titel befagt, ift die monatlich erſcheinende
Seitſchrift hauptſächlich beſtimmt, eine Sammlung des bedeu⸗
tenden genealogiſchen Materials der ehemaligen freien Reichs ⸗
ſtadt Frankfurt a. M., und im Zuſammenhang damit des⸗
jenigen der anderen Reichsſtädte und der benachbarten Gebiete
Heſſen⸗Naſſau uſw. zu bilden. Schon die beiden erſten Hefte
bringen eine große Menge von familiengeſchichtlichem Stoff,
Stamm- und Ahnentafeln, ferner Bücherbeſprechungen, Frage-
kaſten, Kunſtbeilagen. Jährlich erſcheinen zwölf Hefte im
Quartformat zu je etwa 16 Seiten; der Preis beträgt für
das Jahr 12 Mark. Beſtellungen find an den Herausgeber,
Frankfurt a. M.⸗Sachſenhauſen, Schulſtraße 10, zu richten.
Heraus-
Bermiſchtes.
— Das vaterländifhe Mufeum zu Celle war
ſchon bei feiner Einweihung (1907) im Beſitz eines glänzen ⸗
den Fenſters mit den Wappen von 165 Familien des hanno⸗
verſchen Adels. Dem Unterzeichneten iſt es gelungen, auch
die Wappen von 60 bürgerlichen hannoverſchen Familien zu⸗
ſammenzubringen, die nach Feichnungen des Prof. Ad. M.
Hildebrandt angefertigt in der Kunſtanſtalt von F. Müller in
Quedlinburg, in einem anderen Fenſter dem anſprechenden
Bau zur Sierde gereichen. Ä
Es find die Wappen: Abeken, Adami, Alberti, Bace
meifter, Baring, Blumenbach, Bomann, Braun, Buff, Bug
mann, Cammann, Carftens, Chappuzeau, Cleve, Denefe,
Detmering, Echte, Eggeling, Eggers (2 Linien), Eggersf,
Erythropel, Griſebach, Grotefend, Habich, Haccius, Hage⸗
mann, Heine, Hoppenſtedt, Jochmus, Hern, Keftner, Hotzebue,
Seifew 8, Lodemann, Sodtmann, Meifter, Mirow, Mührp,
Münter, Niemeyer, Pflanmbaum, Pieper, Poten, Roſcher,
Rumann, Salteur, Schaumann, Schlemm, Schulte, Seelhorſt,
von Sehnde, Stakemann, Stüve, Strudmann, Wellenkamp,
Wichmann, Wierß, Winkelmann, Wynefen.
Der unermüdlich auf die Ausflattung und vervollſtändi
gung des patriotiſchen Werkes bedachte Dorftand des Mnſeums
wird eine weitere Stiftung e Wappen mit Freude
begrüßen.
Gerade die nach ſtilgerechten Muſtern zur Darſtellung
gelangenden Wappen find wohl geeignet. die Freude an dem
ſchöͤnen Muſeum und das Verftandnis für den geſchichtlichen
und Pünftlerifhen Wert folder Symbole des Familien
zuſammenhangs zu erhöhen.
Lübeck, im Februar 1908. H. K. Eggers.
— Die heraldifhen Zeichner. unter unferen Leſern wird
es intereffieren, daß die Königliche Akademie für graphiſche
Künfte und Buchgewerbe und der Dorftand des Deutſchen
Buchgewerbe⸗Dereins ein Preisausſchreiben für kuünſtleriſch
ansgeftattete Beſuchskarten erlaſſen haben, in welchem auch
beſonders der heraldiſche Schmuck genannt iſt. Exemplare
des Preisausſchreibens find durch den Vorſtand des Deutſchen
Buchgewerbe⸗Dereins, Dr. L. Volkmann, Leipzig, erhältlich.
— Unſerem Mitgliede und geſchätzten Mitarbeiter Herrn
Kaufmann Arthur Dimpfel zu Leipzig, Vorſtands mitglied
der „Fentralſtelle“, iſt von Sr. Maj. dem König von Sachſen
das Ritterkreuz I. zul des nn verliehen.
— Wiederholt weifen wir auf die in dieſem Jahre von dem
Königlichen Landesgewerbe⸗Muſeum zu Stuttgart geplante
Ausſtellung für ſtudentiſche Kunſt hin. Da ſich hier eine
Gelegenheit bietet, die ſo oft abfällig beurteilte ſtudentiſche
Heraldik durch gute Muſter zu reformieren, ſo werden alle
Lefer dieſes Blattes, welche Künftler oder Kunſtgewerbe ,
treibende ſind, hierdurch aufgefordert die Ausſtellung zu be⸗
ſchicken. Alles Nähere ift durch das Hönigl. Landesgewerbe-
muſeum zu Stuttgart zu erfahren.
— Berichtigung zu S. 41 d. Bl. Der Ehrenpräfident
reſp. Erſte Dorfiende des Conseil héraldique de France
heißt Poli und war meines Erinnerns noch vor nicht langer
Seit Vicomte oder Marquis, jedenfalls iſt Pohl unrichtig.
| v. H
Tur Kunſtbeilage.
Jedem Heraldiker, welcher Salzburg beſucht, werden die
prächtigen Wappendarſtellungen an den auf dem St. Peterse
kirchhof befindlichen Grabſteinen aufgefallen fein. Wir geben
auf anliegender Tafel Abbildungen einiger beſonders ſchöner
Stücke, die ſich als Vorlage für heraldiſche Reliefs, auch für
Siegel und Plaketten, gut eignen. Nr 4 und 5 find Mufter
für Ehewappen (der Helm follte jedoch beſſer nach Rechts
gewendet ſein), Nr. 2 und 5 für die Vereinigung des
Wappens eines Ehemannes mit denen zweier Frauen.
Anfragen.
Unter dieſer Rubrik ſteht Dereins mitgliedern
und Abonnenten ½¼ Spalte (16 Druckzeilen) koſten ⸗
frei zur Der fügung.
Für überſchießende Seilen find die tarifmäßigen
Inſertionsgebühren zu entrichten.
f 28.
Erbitte Nachrichten (Urkunden, Briefe, Gelegenheits-
ſchriften, Bilder, Wappen uſw.) über die Familie Schöler
(Schoeler, v. Schöler, v. Schoeler) aus der Rheinprovinz,
Weftfalen, Heſſen⸗Raſſau und den angrenzenden Gebieten
vor dem Jahre 1763. |
Görlitz, Mühlweg 11. v. Schoeler,
Oberftleutnant 3. D.
29.
Gebeten wird um gefl. Auskunft, wo ſich Bildniffe (G.
gemälde) folgender Perſonen befinden:
1. Der Schwediſche Feld marſchall Johan Banér (von
Mierevelt möglicherweiſe gemalt).
6
2. Seine 3 Gemahlinnen:
Catharine Eliſabeth von Pfuel, + 1656, Eliſabeth
Juliana von Erpach, T 1640, und Johanna Margarethe
von Baden⸗ Hochberg (mit Graf von Churn im Jahre
1648 wieder verheiratet).
Gefl. Antworten werden durch die Redaktion erbeten.
30.
An einer Urkunde v. J. 1633, die Hohkönigsburg betr.,
befindet ſich ein v. Lichten auſches Siegel: im Schilde zwei
mit den Rücken gegeneinander gewendete Löwen, auf dem
Helm 2 Flügel, jeder anſcheinend mit einem Löwen belegt.
Wo iſt näheres über dieſe Familie bezw. das Wappen
zu finden d
Nach Sibmacher und anderen Quellen war das v. L. ſche
Wappen ein Schrägbalken unter einem Schildhaupt.
Gefl. Mitteilungen erbittet die Redaktion d. Bl.
51.
Exiſtieren Nachkommen von
Ludw. Ferd. Rud. v. Bran denſtein, Herrn der Burg
Wüſtenſtein, fürſtl. ansbachſchem Kammerherrn, Oberſt—
leutnant uſw., aus ſeiner 1250 geſchloſſenen Ehe mit
Chriſt. Doroth. Magd. v. Seefried.
Joh. Karl Chriſtian v. Heßberg auf Eißhauſen, herzogl.
ſachſen⸗hildburgh. Geh. Rat u. Generalmajor, aus feiner
1751 geſchloſſenen Ehe mit Wilh. Syb. Loniſe Henriette
v. Seefried.
Heinr. Wilh. Karl v. Heßberg auf Eißhauſen, herzogl.
ſächſ. Kammerterin und Major, aus feiner 1780 ges
ſchloſſenen Ehe mit Karoline Freiin v. Seefried,
aus der 2. Ehe (1803) der letzteren mit Ferd. Afrhn. v. u.
3. Bibra auf Brennhauſen, pfalz-bayer. Kämmerer,
Untererbmarſchall der Herzogt. Franken, ſächſ.⸗hildburgh.
Oberforſtmeiſter,
von Joh. Friedr. Traugott Frhrn. v. Marſchall gen.
Greiff, ſächſ.⸗hildburgh. Kammerjunker u. Oberforſt⸗
meiſter aus ſeiner Ehe (1790) mit Chriſtiane Freiin
v. Seefried,
aus der 1. Ehe der Johanna Chriſt. Charl. Freiin von
Crailsheim mit Traugott Friedr. v. Obernitz, 1798
(in 2. Ehe) verehelichten Freifrau Alexander v. Seefried,
ferner jetzt noch Mitglieder der im 18. Jahrhundert in Anhalt
u. Württemberg bedienſteten Familie v. Pfan; wann
wurde dieſe geadelt?*)
Direkte Antwort erbittet |
Wien XIII /, Hieginger Hauptſtr. 80.
Graf Seefried.
32.
Erbeten werden Nachrichten über:
1. Chriftian Ludwig von Reſtorff, Königl. preußifcher
Landrat des Soldiner Kreiſes, zu Lippehne, Neuſtadt i / Meckl.
) Nach: Gritzner, Standeserhebungen, S. 2, wurde
Wilhelm Eruſt Carl Pfau, Herzogl. Anhalt⸗Bernburgiſcher
Kanzler (F 1841 kinderlos), am 12. Juni 1828 geadelt.
Anm. der Red.)
1733, 6. April, Lippehne i/ Neumark 1296, 31 Mai, x II.
Fouife Caroline Margarethe Charlotte von. Blankenſee,
„ 1e . . 5. . . d > wod 1767, 9. Juli
(nach Aufzeichnung in Samilienbibel des Chriſtian
Ludwig v. Reftorff), Lippehne 1776, 7. Juli (zweite
Tochter des 1767 ſchon verftorbenen Hauptmanns v. Blankenſee
anf Schlagentin i, Pomm.), ebenfalls nach Familienbibel.
Wo und wann iſt ſie geborend Wo hat ſie geheiratetd
Wer waren ihre Eltern: Vorname des Vaters und Dore und
mädchenname der Mutterd
Schwerin i / Meckl, Wismarſche Straße 32.
C. von Reſtorff.
33.
Wo findet man gedruckte Nachrichten über das Patrizier
geſchlecht Wogau in Halle an der Saale (vor der Eiu-
wanderung nach Memmingen) d Jede weitere Nachricht über
dasſelbe iſt ſehr erwünſcht.
Stuttgart. Hofrat Schön.
34.
Carl Leberecht Sirſchky wurde nach feiner Bürger⸗
aufnahmeurkunde zu Frankfurt a. M. (laut beigebrachten
Taufſcheins, der jetzt nicht mehe vorhanden iſt) zu Chemnitz
in Sachſen am 11. März 1759 als ehelicher Sohn des
gl. preuß. Leutnants von Sirſchky und der Regine
Magdalene Hertel geboren. Als Vater würde nur in
Betracht kommen Johann Gottlieb von Tſchirſchky
a. d. 5. Tädelwit, * 25. April 1732, der In preuß. Mititär⸗
dienſten ſtand und „ſich nachher verloren hat“. Derſelbe
ſtand in Koſel oder Brieg, wo über ſeine Trauung und die
Geburt des Sohnes nichts zu erfahren; auch in ſämtlichen
Pfarrämtern in Chemnitz tft vergeblich geſucht. Für die be:
glaubigte Abſchrift des Trauſcheins v. Sirſchky — Hertel oder
Abſchrift des Taufſcheins des Carl Leberecht Sirſchky iſt
eine Prämie von 25 Mark aus geſetzt.
Darmſtadt. W. C. v. Arnswaldt.
35.
1. Ich ſuche die Leichenpredigt auf Hans Steininger,
des gr. Rats zu Augsburg, F 1634. Das in dem Verzeichnis
der Augsburger Stadtbibliothek aufgeführte Exemplar iſt nicht
aufzufinden, auch ijt fie ſonſt weder in Augsburg noch in Nürn⸗
berg nachweisbar. Auch in Stolberg befindet ſie ſich nicht.
2. Wer waren die Eltern des Nürnberger Kaufmanns
Conrad Kod, * 1561, F 1659 (X 1585 mit Eſther Reher) d
Er ſtammte aus dem bekannten Memminger Geſchlecht, von
dem ein Zweig fpäter unter dem Namen Koch von Bailen-
bach den Reichsadel erhielt,
Alfeld a. d. L. Landrat Burchard.
36.
Bitte um gütige Nachrichten über folgendes:
1. Die Eltern und das Familienwappen von Johan
Peter Abreſch. Er war geboren in Durdorf 1657 oder 58,
geft. in Naſſau⸗Dietz 28. Febr. 1726, heiratete in Heffen-
Homburg (d) 28. Febr. 1686 Margaretha Sibilla Reitz, * 1637,
+ 1741, Tochter von Adam R. (* 1630. f 28. Febr. 1666),
Inſpektor zu Heidelberg, und Sibilla Hartung.
2. Die Eltern und Großeltern von Dorothea Sophia
Chriftine Henriette Normann, * zu Bremen 2. April 1792.
Ihre Mutter war Altmann. Möglichſt ihre Familien-
wappen.
— 56 —
3. Geheimrat Dr...... Lift, * zu Durlach P)....
Sohn von . ... und heiratete zu... Tochter von
Er war Leibarzt des Großherzogs von Baden. Aus ihrer
Ehe war u. a. ein Sohn namens Dr. Ernſt Friedrich
Lift geboren. Dieſer heiratete zu .. Jeanne Charlotte
Pitſch, Tochter von dem Major bei der Cavallerie ... P.
undd
Haag, Regentesplaan 47.
PD. J. W. von Romondt,
Oberſtleutnant im Regiment Grenadiere und Jäger.
37.
1. Johannes Strack, Stadtpräzeptor in Gießen, ift am
22. März 1722 geſtorben, 49 Jahre, 6 Monate, 6 Cage alt.
Wo iſt er geboren und wer waren feine Eltern? Derehelicht war
er mit Anna Margaretha .. . ?; wo hat die Trauung ftatt
gefunden und wie war der Mädchenname der Fraud
2. Sein Sohn, M. Johann Nicolaus Strack, iſt 1768 als
Pfarrer in Oberwiddersheim in Heſſen geſtorben. Auf feinem
Grabſtein iſt ein Sehn, Johann Heinrich Strack genannt,
deſſen Stand und Wohnort jedoch unleſerlich ſind. Iſt über
ihn etwas bekanntd
Karlsruhe, Friedrichsplatz 13.
Kechtspraktikant Dr. Roth.
38.
L. Heiſe, ) + 28. Oktober 1867, beſaß 1812-1827 das
Gut Rohlſtorf, Kr. Segeberg. Deſſen Sohn Marcus Cor
nelius Ludwig, * Rohlſtorf 11. 1. 1817, F Warnemünde, Be-
ſitzer des Gutes Poppendorf (Mecklenb.), wurde 17 (22) De-
zember 1845 unter dem Namen „von Heiſe⸗ Rotenburg“, in
den Mecklenburg ⸗Schwerinſchen Adelſtand aufgenommen.
Woher ſtammt der Name „Rotenburg“? War Marcus’
Vater etwa in Rotenburg (Hannover) geboren, oder gehörte
ſeine Mutter vielleicht einer Familie v. K. and Was iſt über
letztere bekanntd
Doberan. v. As pern.
39.
Geſucht werden Nachrichten über Familien namens Koch,
deren Stammväter auf Rügen gelebt haben. Wer kann Nach⸗
richt geben über Geburts- xc, Daten eines Johann Ernſt
Koch, der um 1800 herum als Gaſtwirt in Burkvitz auf
Kügen gelegt haben ſoll und mit Marie Louiſe Boffmann
verheiratet ward Jede weitere Nachricht über deſſen Dors
fahren wird mit Dank angenommen.
Cuxhaven, Weſterwiſchweg 16.
Kod, Marine-Oberzahlmeiſter.
40.
Erbeten werden Nachrichten jeder Art über die Familie
v. Hadeln. Wappen: 3 Keffelhafen.
Zu Gegendienſten bin ich gern bereit.
Kopenhagen. Haud: €atisboll,
Perſonalhiſtorisk Bureau
*) Dal. Grigner, Standeserhebungen ꝛc. S. 595. Ludwig
Heife war Beſitzer des Ritterguts Rotenburg, daher der Name.
Anm. d. Red.
41.
Iſt einem Lefer dieſes Blattes Näheres bekannt über ver⸗
wandtſchaftliche Beziehungen zwiſchen der Bremenſer Familie
Adami und den Familien v. Freitag und v. Faldernd
Gefällige Nachrichten werden durch die Redaktion diefes
Blaltes erbeten.
42.
Wer kann mir, event. gegen Belohnung, angeben,
wo das Taufzeugnis des Carl Sigismund Gabriel v. Lies
benroth aufzufinden iſt, der als Preußiſcher General—
leutnant 1857 in Breslau verſtarbd Er war der Sohn
von Carl Wilhelm Dankegott v. Liebenroth, Preußiſchem
Premierleutnant a. D. und Salzfaktor in Marienwerder, dann
in Neuenburg in Weſtpreußen, und der Charlotte Sophie
Ceopold, und wurde am 10. Oktober 1272 geboren.
Antworten.
—
Hetreffend die Anfrage 108 in Nr. 11 des „D. Herald” von 1907.
Im Adreßbuche der Stadt Braunſchweig 1905 ſind vier
Träger des Namens Duderſtadt verzeichnet. Familie
Wilhelm D. ebenda 1904. Bäckermeiſter Heinrich D. >< ebd.
märz 1906 Frieda Engel. — Hufſchmied Friedrich D.,
Magdeburg-Sudenburg. 1906. — Superintendent D. zu Frey⸗
burg >< Sufanna, Tochter des 1685 7 Caſpar Bertram
(o. Dreyhaupt S. 17). — Des Liborius D., Bornmeiſters zu
Halle (Saale) Tochter Catharina, f 6. 2. 1656 an der Peſt,
< 1598 Nicolaus Brüchting gen. Schmid (ebd. S. 22).
— über das Wappen des Andreas D. auf Petersdorf,
16. Jahrh., vgl. Siebmacher VI II 5. 75 und Tafel 43, 2.
Wappen v. Duderſtadt ebd. S. 16 und Tafel s.
Berlin NW. 82, Elberfelderſtr. 4.
Rechts anwalt a. D. Fiſcher.
Betreffend die Anfrage 105 in Ar. 11 des „D. Herold“ von 1907.
Chriftoph Hauſchild, Seugmacher aus Lohmen (Sachſen),
wurde am 16. 8. 1727 Bürger zu Berlin. — Hartwig Stude-
mund, Medifus zu Wittenburg, ſpäter Gaſtwirt zu Schwerin
(meckl.), & 12. 10. 1668 Eva Hauſchild (Gen. Handb.
b. F. uu, 426). — Hauſchild⸗Stiftung an der Kal. Sächſ.
Hochſchule zu Dresden. — Leichenpredigt auf M. Joh. Timoth.
Hauenſchild, Paftor zu Langenbach, in der Fürſtl. Bücherei
zu Stolberg (Harz). — Carl Hauenfhild, * Wreſcherode
1. 3. 1860 (Braunſchw. Anz. 1905, S. 1611).
Berlin NW. 87, Elberfelderſtr. 4.
Rechtsanwalt a. D. Fiſcher.
Betreffend die Anfrage 6 in Nr. 1 des „D. Herold‘ von 1908.
über peter Gelhor fiehe: Kothe, Verzeichnis der
Kunftdenfmäler der Provinz Poſen I. Bd. SS. 78, 80, 126;
IV, Bd. S. 70; Warſchauer in der „Feitſchr. der hiſtor.
Geſellſchaft f. d. Prov. Poſen“ IX. Bd. S. 4.
Breslau XIII. Karl Schlawe
Bea
67
Ketreffend die Anfrage 12 in Nr. 2 des „D. Herold“ von 1908.
Johann Henrich von Stecke, 1655 belehnt mit Lehn⸗
gut und Hof Oberbeck bei Mühlheim a. d. Ruhr, die 1658
als frei und allodial überlaſſen ihm und ſeiner Gemahlin
Maria Irmengard (Tochter des Arnold Schmellingh
(Smolinzg) und Eliſabeth v. N.)
Johann Arnold von Stecke 1686, 1701 zu Oberbeck.
Nähere Nachrichten auch über ſpätere v. Stecke vorhanden.
Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. Dr. Wagner.
Betreffend die Aufrage 14 in Nr. 2 des „D. Herold“ von 1908,
Melanie von Treskow, geb. Shüler-Baudeffon
iſt die Tochter des Guts beſitzers Louis Schüler ⸗Baudeſſon
Johann Arnold
in Dillendorf, get.
("0 *})
Johann Franz Schüler,
Weinhändler in Berlin,
* Dillendorf bei Kirchberg,
(Hunsrück) 7. 1. 1705, f Berlin
(Dom) 25. 11. 1765.
Anna
dorf 29. 7. 1720.
Andreas Ernſt
in Berlin, Berli
Chriftiane 8. 11. 1213 mit
Sadfe, * Berlin
11. 3. 1216, f daf.
3. 2. 1797.
Elifabeth
9
Nikolai) | Anna Eleonora
-0081 8 IN ( uojoAH “Euva$) J vo
221 IC ela F uur ho
‘9b21 ZI 1 (mod) uhhzeg y '
1685.
14. 9. 1673, >< 1702 (P).
Maria (Stummp),
* (Sohrfcheid?) 1685, T Dillen«
Kammerrat und Reg -Quare
tiermftr. des Regts. zu Fuß
get. Berlin (Nikolai) 24. 2.
—
in Bechlin bei Neuruppin, letzterer ein Sohn des Rendanten
der Allg. Witwen⸗Verpflegungsanſtalt und ſpäteren Hof⸗
Juweliers in Berlin Johann Friedrich Schüler und der
Charlotte Marie Baudeſſon, und zwar wahrſcheinlich
der am 22. 8. 1785 geborene Louis Claude Sch.-⸗B.
(& Berlin 20. 1. 1811 mit Charlotte Fettſchow aus
Berlin, Tochter des Chriſtian Wilhelm Benjamin F.
und der Charlotte Blanvalet), möglicherweiſe auch der
15. 10. 1289 geborene Sohn Adolf Louis Friedrich Sch.⸗B.
melanie v. Cr. erſcheint noch 2. 9. 1855 als Patin,
kann alſo nicht ſchon um 1845 geſtorben fein.
Die Ahnentafel ihres Vaters lautet:
MathisSchäler,
Franz Schüler in Dillen- Bürger in
dorf, * 1640, begr. Kirch⸗ Kirchberg.
berg 28. 9. 1705, >< daf.
Schüler g n ;
: 7. 11. 1671 mit Philipp Diete,
Kirchberg Eva Rofina Diete a Müller in
Dillendorf. Dillendorf.
Andreas Balthaſar Sachſe, 1622 Fähnrich
bei der Churf. Garniſon in Berlin, ſpäter
Oberſtleutnant daſelbſt, & Berlin (Nikolai)
20. 10. 1672 mit
Sophia Eliſabeth Bade,
(Marien) 9. 6. 1719.
Ernſt Walter, Chirurg und Gaſtwirt in Berlin,
* Breslau, X Berlin (Nikolai) 27. 11. 1683
mit
Eliſabeth Danies, begr. Berlin (Nikolai)
25. 12.17 14.
Sachſe,
begr. Berlin
n (Nikolai)
Walter,
Die Ahnentafel ihrer Mutter lautet nach den Regiftern der Franz. Kolonie:
*
x ose
aga
2 Daniel Baudeffon, Hofjuwelier ana Mares
*
in Berlin, * daſ. 15. 8. 1716,
T daſ. 22. 11. 1785, >< daſ.
12. 10. 1741 mit 1740.
+ Berlin 5. |
Eliſabeth Friot, * Berlin 109. 9.
1722, T daf. 24. 4. 1789.
N Elifabeth La
23. 2. 1699, +
bes! g 0 “Jog 4 9821 ‘ol g u
‘uojlagunog sap
"rans i “yor nu 8221 ol 81
Die Photographie eines kleinen Bildniſſes der Charlotte
Marie Baudeſſon fleht auf Wunſch zur Verfügung.
Die Namensvereinigung Schüler-Baudeſſon erfolgte,
nachdem das Ausſterben der Berliner Familie Baudeſſon
im Mannesſtamm mit Sicherheit vorauszuſehen war. Ur⸗
kundlich tritt die Namens vereinigung anſcheinend zum erften
Mal auf bei der Trauung des obengenanten Lonis Claude,
20. 11. 1811. Bei der Trauung feiner Schweſter Charlotte
Henriette (25. 5. 1808) mit Karl Friedrich Wilhelm
Jobſt v. Lemberg heißt der Familienname noch Schüler.
Alfeld a. d. L. Landrat Burchard.
Hetreffend die Anfrage 17 in Mr. 2 des „D. Herold“ von 1908.
Daß es eine dem thüringiſchen Uradel angehdrende
Familie von Stutterheim gibt, macht es nicht wahrſchein⸗
lich, daß die Vorfahren einer bürgerlichen Familie Stutter-
Buchholz 1686,
Louis Friot, Gärtner und Brannt-
weinbrenner in Berlin, * Metz 1694,
10. 12. 1716 mit
Franz Baudeſſon, Schuhmacher in
Berlin, * Metz 1688, 7 Berlin
Krüger, * Franz.
T Berlin 21. 11.
Samuel Friot, Bäcker in Branden⸗
burg (d), * Metz.
Suſanne Clement, * Metz.
David La Walle, Gärtner in Berlin,
* Metz Courcelles 1657, 7 Berlin
15. 5. 1713.
Madeleine Houillette, * Metz
Courcelles, f Berlin 28. 2. 1722.
5
I. 1220, X dafelbft
Walle, * Berlin
daf. 2. 2 1765.
heim adlig waren, ihren Adel aber abgelegt haben. Wie
die erftere, kann auch die letztere ihren Namen von Stottern⸗
heim bei Großrudeſtedt herzuleiten haben. Möglich iſt auch
uneheliche Abkunft von einem Mitgliede der adeligen Familie
(3. B. ſtammt fo eine Familie Bodungen im Eichsfelde
von den von Bodungen ab).
Berlin NW. 82, Elberfelderſtr. 4. Adolf Fiſcher.
Betreffend die Anfrage 16 in Ar. 2 d. „D. Herold“ u. 1908.
Ernſt Philipp, Graf d'Zuc de Bethuſy auf Bethuſy und Vers
done, kurſächſiſcher Leutnant bei der Leibgrenadiergarde.
< Alma Amalia Eleonora Gräfin von Pofadowsfy aus
Poſtelwitz.
Adelaide Eliſabeth Anna Charlotte,“ zu Dresden 19. Juni 1787.
Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. Dr. Wagner.
— 68 —
Betreffend die Anfrage 4 in Nr. 1 des „D. Herold“ von 1908. | Selreffend die Anfrage 7 in Ur. 1 des „D. Herold“ von 1908.
Johan de Witt, Herr von Süd- und Nord. Linſchoten, Adelsdorf. Nach den „Schleſ. Provinzialblättern“
Hefendorp uſw., Kaiferlicher Finanzrat in Brüſſel (Enkel des 10. Bd. (1789) Seite 384 hat 11. Oktober 1789 einen Sohn
berühmten Ratpenfiondrs Johan de Witt) * am 11. Dee geboren: Frau Leutnant v. Adelsdorf zu Kunzendorf im
zember 1694, T zu Brüſſel 27. Mai 1751, heiratete 2. Sep. | Steinauiſchen.
tember 1721 Maria Catharina Thereſta von Heydendyd, Breslau XIII. H. Schlawe.
T zu Brüſſel 16. November 1758. Aus dieſer Ehe 3 Kinder:
1. Wilhelmina Maria de Witt, * 20. März 1723, f un-
verheiratet zu Brüſſel 14. November 1798;
2. Johan de Witt, * 22. September 1724, 7 unver-
heiratet zu Brüſſel 30. Januar 1783; ö
3. Anna Maria Therefia de Witt, * 25. März 1726,
F 6. Oktober 1726.
Von einer Frau v. Eiſenhardt geb. de Witt iſt hier
nichts bekannt.
Betreffend die Anfrage 16 in Nr. des „D. Herold“ von 1908.
Adele v. Garnier, geb. Gräfin BethufyHuc, + 9. VI.
1812 in Goslan („Schleſ. Provinzialblätter 55. Bd. [1812]
Seite 576).
Breslau XIII. HK. Schlawe.
Setreffend die Anfrage 15 in Nr. 2 des „D. Hersld“ von 1908.
: v. Beckmann, mit dem Lehen Lackenſchneiders Brede bei
Betreffend die Anfrage 23 in Ur. 2 des „D. Herold“ von 1908. | aura begütert. Ben
Carl Heinrich Freiherr von Kloh >< Anna Catharina von
Schweinich und Collni aus dem Haufe Stokowitz. Leonhardt Gottfriedt.
—— —üñä—ä .
Henriette Eleonora >< Dethmar Rudolph v. Schmitz,
Hgl. preuß. Richter zu Soeſt.
Ludolff v. Beckmann (Bruder des Leonhardt Gottfriedtd)
— . — —́6wᷓ—
Carl Wentzel aus dem Franz Leopold Baron Klod von
Hauſe Kornit, * 4. Jan. Uornitz und Beſtevin, Kal. preuß.
1226 zu Bujakow, Hauptmann und Gerichtsherr auf
= — ——ö ͤ¶ä6——— — ——
‘
+ 24. Mai 1799, & von Ellguth, Canitz, Maſſel, Neurode, ri
Heine, verwittw. Land. Buchwald, 5 und Joſt Edmund 1727. Alexander, däniſcher Leutnant.
rätin v. Studnitz. „ „„ erlin N. llerſtr. 2.
— of enemy Helena Elitabeth v. Höckritz ean LEN etn
Rs es Cochter. ary Friedland, Erb. und Berichts» |
aron rau auf Maſſel, Neurode, Buch»
von Eichen⸗ i 15 an (mes ‚Schweinern. ‘i Geireffend die Anfrage 24 in Ur. 2 des „D. Herold“ von 1908.
dorff. T 12. Oktober 1805 zu Ellguth im Nach v. Kamienski's Bilder Verzeichnis S. 62 befindet
69. Jahr. ſich ein Paſtellbild (a. d. J. 1775) des Seconde-Sientenanis
1. Ehe: Friedrich Leo⸗ 1. Ehe: Jüngſter 2. Ehe:
pold Ferdinand auf Carl liein⸗ Sohn ans Johanna
Hans Karl Friedrich v. Schweinitz im Offizier-Hafino des
5. Dragoner-Regiments in Bromberg. —
Boguslawitz, wurde rich, 1805 2. Ehe: Helene | Doberan. v. Uspern.
im 27. Jahr durch Erbherr Leopold Charlotte
den Umſturz einer auf Otto Fer- Henriette,
Eiche getötet, nach⸗ Mancker⸗ dinand, lebt 1805. richti 1
dem er fih 17 Tage witz. 1299 Berichtigung der 5 an 17 in Ar. 12 des
zuvor miteiner Gräfin 7 Jahre
von Dyhrn aus dem alt, lebt Das Geburtsdatum 26. Mai 1710 gehört zu Carolina
Haufe Knefewitz vere noch 1805. Zu Louiſa Gräfin von Wangen, f 26. Mai 1758, nicht zu Eber⸗
vue icht. f n e hardina Louiſa v. Maſſenbach.
Friedrich v. Kloch, Leutnant in Dolfs Küraſſier⸗Regiment a
1292. en N. 39, Selleiftr. 2. Dr, Wagner.
Berlin N. 59, Sellerftr. 2. Dr. Wagner.
* *
*
1806 lebt zu Breslau ein verabſchiedeter invalider Leutnant
v. Sfrbensfy, X
Vriefkaften.
reese,
Erdmann Moritz Eberhard, * zu Breslau im Juli 1806.
* *
8 : 2 Herrn Dr. v. O. in 3. Wir empfehlen Ihnen, bei Herrn
v. Lüttwitz, dv. Stoſch, lebt 92 zu Sagan. Dr. a M. Wagner, En N, Arie a *
v. Lüttwitz, Premier Leutnant im Küraſſier Regiment derſelbe beſitzt eine große Anzahl von Nachrichten über nord.
v Beifing, X 14. Juni 1802 zu Drehnow mit Wilhelmine und mitteldeutſche Familien, iſt überhaupt ein ſehr fleißiger
Juliane Friderica v. Kottwitz. und erfolgreicher Arbeiter auf genealogiſchem Gebiete; er
3 N. 59, ZONE 2. Dr. Wagner. übernimmt auch größere eee Ausarbeitungen.
— — — —e—e—ê— nn
Beilage: Meppen an ı Grabdenkmälern auf dem St. e zu Sag
Verantwortlicher Herausgeber: Ad. m. Hildebrandt in Berlin, W. 62. Shillkrafs 8 Ul. — Selbſtverlag des vereins Herold; 5 verlegt von
Carl Heymanns Verlag in Berlin, W. Mauerſtraße 43. 44 — Julius Sittenfeld, Hofbuchdruder. in Berlin W.
Berlin, April 1908.
Der jährliche Preis des „Deutſchen Herold“ — monatlich ein Heft — beträgt 12 Mk., der „Vierteljahrsſchrift für Wappen-,
Siegel- und Familienkunde“ 8 Mk. Einzelne Nummern koſten 1 Mk. — Anzeigen für den „Deutſchen Herold’ werden von
Carl Heymanns Verlag, Berlin W., Mauerſtr. 43. 44, entgegengenommen.
Zuhalts verzeichnis: Bericht über die 774. Sitzung vom 18. fe Die ſtilgerechte Ausführung heraldiſcher und heraldiſch
bruar 5 E epee neg! die 1 wees vom 80 Ds verzierter Arbeiten, 3. B.:
1908. — Die Heraldif auf der Ausftellung vom Goldenen s
Dlies zu Brügge 1907. (Mit sine Ta ano Abbildung.) Wappenmalereien aller Art, r e Familien
— Steminſchriften zu Stift Fiſchbeck in der Grafſchaft chroniken, Adreſſen, Er-libris, Glasgemälde, Por-
Schaumburg. (Schluß.) — Aufſchriften und Wappen der zellane, Gravierungen, Hildnis-Medaillen, Gedenk-
Särge in der Krypta der Stiftskirche zu Fiſchbeck. — münzen für Familienereigniſſe, Votivtafeln, Fahnen,
Heinrich von Schönfeld. — Exotiſche Wappen. (Mit Ub- Burjeinbände, Ledertreibarbeiten, Hildhauerarbeiten
bildung.) — Ein Kurſus über Familienforſchung und Ber⸗ in Hols und Stein (für Möbel, Denkmäler uſw.), Gold-
erbungslehre. — Internationaler Kongreß für hiſtoriſche und Silbergeräte mit heraldiſcher Dekorierung ufw.,
bebt eee > Ein ee best bec vermittelt die Redaktion des Deutſchen Herolds (Berlin W.,
Göttinger ftädtifhen Altertumsſammlung. — Nachtrag zu Silke. 3); Re ſteht zu dieſem Zweck mit tüchtigen Künstlern
den japaniſchen Städte wappen (1907, Nr. 1). — Bücher- und Kunſtgewer betreibenden in Verbindung.
ſchau. (Mit Abbildungen.) — Deimifchtes. — Am ſchwarzen Jede Auskunft wird bereitwilligſt erteilt.
Brett. — Anfragen. — Antworten.
Die geehrten Lefer d. Bl. werden ergebenſt erſucht, der
VBereingna ; |
Dan richten Redaktion d. Bl. Mitteilungen über ihnen bekannte heral-
Die nächſten Sibungen des Vereins Herold finden ſtatt:
Dienstag, den 21. April 1908 |
diſche Kunſtwerke (3. B. alte Schnitzereien, feltene Siegel,
Grabdenkmäler, Glasgemälde, Metallarbeiten uſw.),
welche ſich zur Abbildung in der Zeitſchrift eignen, zugehen
laſſen zu wollen. Viele Vereinsmitglieder werden, nament-
lich auf Reifen, Gelegenheit haben, dergleichen zu ſehen,
und würden uns durch eine kurze Notiz ſehr verpflichten.
Dienstag, den 5. Mai 1908 abends
Vortrag des Herrn Geſchichtsmaler [ 7½ Ahr,
Ad. Closs.
im ,,Surggrafenhof", Aurfürſtenſtr. 91.
Die Mitglieder des Vereins Herold werden freundlichſt erſucht, folgendes beachten zu wollen:
1. Alle den Verein im allgemeinen betreffenden Korreſpondenzen find zu richten an den Borfigenden,
Herrn Generalleutnant z. D. v. Bardeleben, Grsellens, Berlin W. 50, Rurfurfendamm 240, oder an den
Schriftführer, Herrn Geheimrat Seyler, Berlin W. 30, Mollendorfftc. 10.
2. Alle Anfragen, Wappen und Wappenkun betreffend, ferner Manufkripte für die Pereins publikationen
und Mitteilungen, welche die Bibliothek des Vereins betreffen: an Herrn Profeſſor Ad. M. Hildebrandt,
Berlin W. 62, Schillſtr. 3.
3. Alle Mitteilungen genealogiſcher und familiengeſchichtlicher Art: an Herrn Kammerherrn Dr. Kekule
v. Stradonitz in Groß Lichterfelde, Marienſtr. 16.
4. Alle Anfragen und Mitteilungen über Ziegel und Siegelweſen: an Herrn Geheimrat Seyler,
Berlin W. 30, Nollendorfär. 10.
Die Mitgliedsbeiträge find an den Deutſchen Kredituerein, Berlin W. 66, Mauerſtr. 86/88, zu leiſten,
Anmeldungen neuer Mitglieder nehmen alle vorſtehend genannten Herren entgegen.
— 70, =
Bericht
über bie 774. Sitzung bom 18. Februar 1908.
Dorfigender: Se. Exz. Herr Generalleutn. z. D. v. Bardeleben.
Im Anſchluß an den Bericht über die vorige
Sitzung gab Herr Generalmajor 3. D. Freiherr von
Ce de bur intereſſante Aufſchlüſſe über den in der vorigen
Sitzung erwähnten Comes palatinus Johann Heinrich
Chilenius, deſſen Siegel (abgefehen von der Umſchrift)
eine verkleinerte Nachbildung des Siegels ſei, welches
Philipp Wilhelm Reichsgraf von Boyneburg (F 1717),
der faſt fouverdne Verwalter der kurmainziſchen Provinz
Erfurt führte. Dieſer war der einzige, ſeinen Vater
überlebende Sohn des Freiherrn Johann Chriſtian
v. Boyneburg (F 1672), der vom Kaifer die erbliche
große Komitive erhalten hatte, welche das Recht ein:
ſchloß, kleine Hofpfalzgrafen zu ernennen. Es fei mit
Sicherheit anzunehmen, daß Graf Philipp Wilhelm den
Thilenius zum Hofpfalzgrafen ernannte; das an der
Urkunde hängende Siegel: der ſchwarz⸗weiß quadrierte
Boyneburgiſche Schild mit der Caubkrone bedeckt auf
der Bruſt des Kaiſerlichen Doppeladlers, muß Thilenius
als ein hofpfalzgräfliches Dienſtſiegel angeſehen haben,
weil er ſich für berechtigt hielt, es in allen Einzelheiten
einſchließlich des Boyneburgiſchen Familienwappens für
ſein eigenes Siegel zum Muſter zu nehmen. Damit iſt
das Rätſel dieſes Siegel gelöſt. Akten hinſichtlich der
Ernennung des Thilenius dürften ſich in dem Archive
der Grafen v. Schönborn befinden.
Als Mitglieder werden angemeldet:
I. Herr Carl A. Diehl, Architekt zu Höchft am
Main.
2. Herr Mallinckrodt,
Beeskow.
3. Herr Hermann Quitzow, Militär- Intendantur⸗
didtar, Münſter i. Weſtf., Neubrückenſtr. 30 I.
Unſer würdiges, hochgeſchätztes Mitglied Herr Hof-
graveur Rudolf Otto feierte am 8. Februar ſeinen
70. Geburtstag; mdge ihm ein langer Cebensabend mit
ſchöner, befriedigender Tätigkeit beſchieden ſein.
Der von dem Vorſtande der Altertumsſammlung
des Kreifes Beeskow⸗Storkow und der Stadt Bees kow
zu Beeskow geſtellte Antrag auf Aberlaſſung eines
Exemplares der Monatsſchrift wird für 1908 genehmigt.
Der Herr Vorſitzende teilte folgendes mit: Die von
Seiner Exzellenz neulich vorgelegte Anſicht von Bardowieck
ſtamme aus dem Städteatlas (Civitates orbis terrarum)
von Braun und Hagenberg. Vorträge find an:
gemeldet zum 7. April von Herrn Macco; zum
5. Mai von Herrn Cloß. Eingeſandt iſt eine Nummer
der Mecklenburger Warte, welche in einer Korreſpondenz
aus Konftantinopel ſich darüber ausläßt, daß man den
mit preußiſchen Offizieren verlobten Töchtern des
Paſchas Melhamé ungewöhnliche Titulaturen beigelegt
haben 3. B. „Marie Selim Paſcha Melhamé“, was
ungefähr dasſelbe wäre wie „Marie Geheimrat Fritz
Regierungs⸗Aſſeſſor zu
— — . äü—ẽäẽ d d. — m — he —— — EZ r —
Müller.“ Herr v. Bötticher bemerkte hierzu, daß ähn⸗
liches auch in Rußland vorkomme. — Freiherr Handel:
Mazzetti (Mitglied des Adler) fragt nach dem Geſchlechte
v. Tunderſtedt.
Sodann beſprach Seine Exzellenz die eingegangenen
Tauſchſchriften, Ankäufe und die Geſchenkwerke, als:
1. Aus der Geſchichte der Familie Darrentrapp von
W. C. v. Arnswaldt (Frankfurt 1908). 2. Joh. Mieſer,
die alten Papiermühlen Augsburgs. Mit Papierzeichen.
5. Geſchichte der Familie Vogtherr. Ansbach 1908. 8°.
Der Verfaſſer macht den unglücklichen Verſuch, das
Geſchlecht von dem im früheren Mittelalter erloſchenen
Geſchlechte v. Dogtsberg abzuleiten, und beruft ſich
dafür auf „mündliche Tradition“ !! 4. Familie Wecke,
Wecken vom Archivar Wecken. 5. Geſchlecht von Wir⸗
fing von Berrn Dr. v. Boetticher in Bautzen. 6. Oſt⸗
friesland unter Graf Edzard I. von Groeneveld.
7. Geſchichte von Kauſſe in Schleſien von Dengler.
8. Stammtafeln und Ahnentafeln derer von Schweinichen.
Dom Herrn Major v. Schweinichen auf Pawelwitz.
Allen Schenfgebern wird namens des Vereins der
beſte Dank geſagt.
Herr Konſulatsſekretär Finſter in Obercaſſel über.
ſandte den intereſſanten Ausſchnitt: Studentenleben des
Wolff v. Totenwart in Jena um 1630.
Der Schriftführer, Geh. Kanzleirat Seyler, ſprach
über das in der Reichskanzlei zuweilen vorgekommene
Surückdatieren der Diplome. Für gewöhnlich war das
Datum der Refolution auch das Datum des Diploms.
Wünfche der Empfänger hinſichtlich des Datums be⸗
gegneten aber keinen Schwierigkeiten; die Verſchiebung
des Datums wurde oft auf dem Konzepte nicht notiert.
Daher kommmen die vielen Unterſchiede in der Datie⸗
rung der Diplome und Konzepte, für welche man in
den repertoriſchen Werken Gritzners viele Belege
findet. — Herr Generalmajor 3. D. Freiherr v. Ledebur
bezeichnet die landesherrliche Entſchließung als maß⸗
gebend für die Datierung. Herr Profeſſor Dr. Haupt-
mann betonte die Derfchiedenheit des juriſtiſchen und
des hiſtoriſchen Geſichtspunktes. Der Candesherr fet
berechtigt, einen Gnadenakt aus beſonderen Gründen
zurückdatieren zu laſſen; für den Mann des Rechts ſei
die in den geſetz · und rechtmäßigen Formen ausgefertigte
Urkunde maßgebend. Dem Hiſtoriker aber fet die Auf⸗
gabe geſtellt, widerſprechende Daten zu erläutern, den
Hergang bei der Sache darzuſtellen. Herr Kammerherr
Dr. Kefule von Stradonitz bemerkte, daß die Frage
nach Praxis und Recht in den verſchiedenen Tändern
verfchieden zu beurteilen fei. Der Kaifer von Gſterreich
habe, nachdem das alte Reich untergegangen war, noch
eine Reihe von Diplomen unter dem Titel und Siegel
des Römiſchen Kaiſertums ausfertigen und entſprechend
zurückdatieren laſſen.
Herr Generalmajor 3. D. Freiherr v. Tedebur
legte eine Handſchrift vor, welche die Osnabrückiſchen
Cehnsprotokolle von 1561 und 1600 enthält, und machte
eingehende Mitteilungen über die Verhandlungen
ae OI
von 1561. Landesherr war damals der Fürſtbiſchhof
Johann IV. Graf von Hoya (1555 — 1574), der 1567
auch das Bistum Münſter, 1568 das von Paderborn
erhielt. Von der Ritterſchaft hatten ſich 90 Perſonen
als Cehensempfänger eingefunden. Der Belehnung
voraus ging die Verlautbarung des in der Weiſe der
alten Dolfsgerichte durch Frag und Antwort feſtgeſtellten
Osnabrüdifchen Tehnsrechtes. Die adeligen Cehnträger
gehörten 65 verſchiedenen Geſchlechtern an. Außerdem
wurden belehnt 56 Erbmänner, Bürger und Gilden zu
Osnabrück, 20 Bürger und Einwohner in anderen
Städten des Landes, 21 Stifts -, Pfarrkirchen und Geiſt⸗
liche, 53 gemeine Hausleute.
Herr Kammerherr Dr. Kekule von Stradonitz
übergab: J. Die Ankündigung eines bedeutſamen Werkes
über die Ausſtellung vom Goldenen Dließ zu Brügge
1907 (Les chefs-d’oeuvre d'art ancien à l' Exposition de
la Toison d'or a Bruges en 1907). Die gewöhnliche
Ausgabe wird 100 Franken koſten. 2. Den Ausſchnitt
„Sinn und Wert der ä Von Max Freiherrn
v. Crailsheim.
Herr Profeſſor Ad. M. Hildebrandt legte vor:
Il. Das Aachener Wappen - und Geſchlechterbuch von
von H. F. Macco, Band I. 2. Cebensbeſchreibung des
candeshauptmanns der Provinz Oſtpreußen von Amts⸗
gerichtsrat G. Conrad (Geſchenke der Herren Verfaſſer).
Bericht
über die 775. Sitzung vom 3. März 1908.
Vorfitzender: Se. Erz. Herr Generalleutn. 3. D. v. Bardeleben.
Als Mitglieder werden angemeldet:
1. Herr v. Groß, Referendar zu Königsberg i. pr.,
Mitteltragheim 15 II,
2. Herr Detlof Graf von Ranzow, Korvetten-
Kapitän a. D., Charlottenburg 4, Wielandſtr. 14,
3. Herr Baron von der Ropp in Oberſchöneweide
bei Berlin.
Der Herr Vorſitzende machte folgende Witter
lungen: Herr Oberleutnant a. D. Welder bittet darauf
hinzuweiſen, daß für Forſchungen im Archiv des Reichs:
|
5. Bericht des Leipziger Cageblattes vom 14. Februar
d. J. über eine Sitzung des Schöffengerichts, betreffend
die Klage des Dr. jur. Beſſert +» Nettelbeck gegen den
Schriftſteller Dr. M. Mendheim, welcher des Klägers
Familie in der öffentlichung Achtung herabgeſetzt habe.
— Derſelbe Herr teilte mit, daß ſich im Beſitze eines
Dereinsmitgliedes ein ausgezeichnetes (in England ge:
arbeitete) Großkreuz des früheren hannoverſchen
Guelphenordens befinde. Kaufangebote find an die
Redaktion des Monatsblattes zu richten. Der Herr
Profeſſor ſprach ſodann in ſehr anerkennender Weiſe
über die Erfahrungen, die er jüngſt mit Königlich
Sächſiſchen Pfarrämtern bei Kirchenbuchforfchungen
gemacht hat. Die Erledigung der Geſuche vollzog ſich
pünktlich und in liebenswürdigen Formen. — Eine
Anfrage veranlaßte zum Schluſſe noch eine Beſprechung
über die Begriffe alter Adel, Uradel. Herr Kammer:
herr Dr. von Kekule von Stradonitz führte an, daß
Profeſſor Rehm auch Briefadel als alten Adel gelten
laſſe und das Jahr 1582 aus irgend einem Grunde als
Grenzjahr aufgeſtellt habe. Herr Profeſſor Dr. Haupt:
mann bemerkte hierzu, das dieſes Jahr für das Stirften:
recht von Bedeutung ſei; deſſen Übertragung auf den
Adel fet finnlos. Su dem Uradel ſeien diejenigen Ge⸗
ſchlechter zu zählen, deren Vorfahren im Mittelalter
dem Berufsſtande der Ritter angehört hätten.
Seyler.
1
\
t
|
ſchenk des Kurfürften Joachim II.,
hofrat,
Urkunden,
Kammer Gerichts zu Wetzlar Herr Pfarrer Allmenröder
in Oberbriel beſtens zu empfehlen fet: Don mehreren
Seiten wurde betont, daß in erſter Cinie Herr Archivrat
Deltman um die Ausführung ſolcher Forſchungen zu
bitten ſei. — Frau von Bonin, geb. v. Hahn, hat ein
Kryſtallpetſchaft mit dem Ehewappen v. Stein-⸗KHoch⸗
berg: Rotenhan zur Beſtimmung eingeſandt. Herr
Generalmajor Freiherr v. Cedebur ftellte feſt, daß
Chriftian Ludwig Freiherr v. Stein⸗Kochberg, Reichs:
auf Grobenreuth, Gr. und Kl. Hochberg,
Schwiegervater der Freundin Goethes, Frau v. Stein,
geweſen ſei. — Für die Herausgabe des Tagebuches
des Prinzen Heinrich werden Anhaltspunkte zur genauen
Beſtimmung der Perſönlichkeit dreier Fräulein v. Wade:
nig gebeten. — Herr Hauptmann v. Aigner erbittet die
Anſicht des Vereins über die abſchriftlich mitgeteilte
Urkunde d. d. Worms 22. Mai 1545, durch welche
Kaiſer Karl V. dem Wolfgang Aigner ein Wappen
erteilt [mit Stechhelm, Pön 20 Mark lötigen Goldes].
Es kann kein Sweifel darüber beſtehen, daß die Urkunde
ein ſchlichter Wappenbrief, kein Adelsbrief iſt.
Sodann beſprach der Herr Vorſitzende die Ge⸗
ſchenke: J. Nachträge zu den Stammtafeln der v. Lepel.
2. Ebell, Die Dogeſen, intereſſante heraldiſche Mittei⸗
lungen aus Pfalzburg enthaltend. 5. Chronik der
Familie Piderit, mit der Schreibmaſchine hergeſtellt, mit
intereſſanten Beigaben (photographiſche Abbildung von
Siegeln uſw.) ausgeſtattet. Der un
gerechtfertigte Ausfall gegen den Uradel bildet in dem
Aufbau des Werkes einen groben Fehler. Der Verfajfer
kann unmöglich wiſſen, welche Rolle ſeine Urväter
in dem Fehdeweſen des Mittelalters geſpielt haben.
Überhaupt darf jener Intereſſenkampf nicht mit dem
Maßſtabe moderner Kechtsanſchauungen gemeſſen
werden.
Der Herr vorſitzende ſprach hierauf über den
vorübergehenden Beſitz eines Teiles von Schönhauſen
(Altmark) ſeitens des Andreas v. Bardeleben, der Mund»
ſpäter Kammer»
junfer bei deſſen Sohn, Erzbifchhof Friedrich von Magde⸗
burg und ſeit deſſen Tod 1542 bei dem ſpäteren Kur-
fürſten Johann Georg geweſen war. Für ſeine lange
jährigen Dienſte erhielt Andreas 1554 jenen Teil des
Gutes zu Lehen, er ftarb aber fchon im Jahre 1561.
Seine Erben verkauften den Beſitz [563 an den Kur:
fürften, dem diefer Erwerb fehr willfommen war, da
er nunmehr das ganze Gut Schönhaufen für das von
ihm wegen der Jagd fo ſehr begehrte Burgſtall der
Familie v. Bismarck übergeben konnte. Weiter teilte
der Herr Vorſitzende aus der von Caspar Sigismund
Heidefampf geführten Schatullrechnung des Großen
Kurfürften vom Jahre 1683 mit, der Kurfürft habe den
Franzoſen Jean Aimé und Jacques Munier, welche
der Religion halber aus ihrem Daterlande geflüchtet
find und ſich in Berlin ſetzen wollen, je 10 Taler Unters
ſtützung bewilligt.
Herr Amtsgerichtsrat Dr. Beringuier legte vor
die Schön ausgeſtattete Weihnachtsausgabe des „Deutſchen
Buch⸗ und Steindrucker“ für 100ẽ, enthaltend eine wert⸗
volle Abhandlung von Stroehl: Wappen der Städte in
der graphiſchen Kunſt.
Herr Rittergutsbeſitzer Wentzel auf Ober⸗Kemnitz
(OGberlauſitz) machte intereſſante Mitteilungen aus der
Chronik von Kemnitz, die ſich auf Perſönlichkeiten aus
den Geſchlechtern v. Gersdorf, v. Noſtitz, v. Kyaw u. a.
beziehen. Beſonders eingehend ſchildert die Chronik
das Leben des Johann Reichwald von Kämpfen, der
1600 zu Semcaden in Litauen geboren war, 1627 für
ein halben Taler Handgeld ſchwediſcher Soldat wurde.
Nach mancherlei Wechſelfällen, die wir nicht verfolgen
können, wurde er 1642 Oberſt und Kommandant von
Sittau, heiratete am 10. März 1645 Suſanna v. Kyaw
aus dem Hauſe Kemnitz, nahm 1647 feinen Abfchied,
dann übernahm er 1648 das Rittergut Kemnitz für
18000 Taler und 100 Gulden, gab das verwiiftete und
verddete Land der Kultur zurück und ſtarb dort am
28. Februar 1662. Sein dort noch vorhandenes Grab⸗
mal, eine ganz eigenartige Arbeit, gibt die ſympathiſchen
Süge des Mannes ſicher mit Porträtähnlichkeit wieder
und zeigt auch das Wappen (ein Baum und eine Fahne,
mit einer Krone belegt, nebeneinander). |
Der Schriftführer machte Bemerkungen über die
Ahnlichkeit, welche die Makonda⸗Frauen durch eine
künſtliche Derunftaltung der Oberlippe mit dem heraldi⸗
ſchen Kranichmenſchen erhalten.
Vor einiger Seit wurde eine Frage geſtellt über
den Adel des ſchleſiſchen Geſchlechts v. Simmermann,
der in der Regel von einem böhmifchen Ritterſtands⸗
diplom von 1710 datiert wird. Nun findet ſich aber
im Staatsarchiv zu Breslau die Eheberedung des
Chriſtoph Adam v. Simmermann mit Maria Magdalena
v. Niebelſchütz von 1695. Er unterſchreibt „von“ vor
Gericht, auch ſein Siegel zeigt die Adelspartikel. Es
erſchien hiernach wahrſcheinlich, daß ſchon vor 1710
ein Adelsdiplom in die Familie gekommen war.
Herr A. v. Doerr auf Smilfau, der beſte Kenner
des Diplomadels in den Tändern der Krone Böhmen,
hat den Fall nach den Akten des Miniſterial⸗Adelsarchivs
in Wien unterſucht und teilt mit: Chriſtoph Adam
Simmermann (ohne von) erhält zu Wien 27. Januar
1710 den böhmiſchen Ritterftand mit dem Ehrenworte
72 —
„von“, ein Wappen und die Rotwachsfreiheit. Das
Wappen, im blauen Schilde und auf dem Helme ein
geharnifchter Schwertarm, habe einen rein militäriſchen
Charakter und könne auf keines der von 1710 an gleich⸗
namige Perſonen verliehenen Wappen Bezug haben.
Man werde den Chriſtoph Adam und feine Vorfahren
in Schleſien für adlig gehalten haben. In dem Diplom
heißt es, daß deſſen Familie mit denen v. Rothfirch,
v. Candskron und Müſchelwitz verwandt fet, daß er
ſelbſt eine geborene v. Niebelſchuͤtz zur Ehefrau habe
und das Rittergut Seebenitz im Fürſtentum Liegnitz
gekauft hat. Er hatte früher Kriegs dienſte geleiftet und
ſeine zwei Brüder waren vor dem Feinde gefallen.
Sein verſtorbener Vater Valentin hatte von der Pike
auf gedient und es bis zum Hauptmann gebracht. Für
Schleſien könnten nur zwei Diplome vor 1710 in Be⸗
tracht kommen: |. Beſtätigung des rittermäßigen Adels⸗
ſtandes für Georg Simmermann, Bürger in Breslau,
und ſeinen Bruder Wolf, d. d. Prag, 16. Auguſt 1589.
Das Wappen iſt ein blauer Sparren, beſeitet von zwei
gelben Sternen in Silber, einſchließend das Dorderteil
eines goldenen Cöwen, ein grünes Kleeblatt haltend, in
Schwarz. 2. Adelsſtand für Daltin Zimmermann aus
Breslau wegen der von feinen Doreltern geleifteten
Kriegsdienſte, d. d. Prag, 8. Januar 1598. Der Schild
it blau ⸗ golden geteilt, oben ein wachſender goldener
Löwe.
Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz
macht zu der Frage der Rivista araldica, ob der Mal»
teſerorden fouverdn fei, folgende Bemerkung: Der
Orden hat in Wien einen außerordentlichen Geſandten
und bevollmächtigten Miniſter, ſei alſo durch eine
europäifche Großmacht, den Kaiferftaat Gſterreich, als
ſouverän anerkannt. Heine der in Wien vertretenen
Mächte habe jemals gegen die Gleichberechtigung
dieſes Vertreters Proteſt erhoben. — Derſelbe Herr
übergab 1. einen Aufſatz über die Schreibweiſe des
Namens Grotthuß. 2. den Führer durch die Samm⸗
lungen des Deutſchen Muſeums in München, mit dem
von Profeſſor Otto Hupp gezeichneten ſchönen Titel.
bilde. 3. den von Herrn G. A. Abeken in Quacken⸗
brück eingeſandten Ausſchnitt „Moltkes in der Osna⸗
brücker Gegend“.
Herr Profeffor Ad. M. Hildebrandt teilte mit:
1. daß die ſeit 1893 bei der Kurländiſchen Geſellſchaft
für Literatur und Kunſt beſtehende Sektion für Genea⸗
logie, Heraldif und Sphragiſtik“ ſich nunmehr als ſelb⸗
ſtändige Genealogiſche Geſellſchaft der Oftfee-
provinzen zu Mitau konſtituiert hat. 2. Ein Schreiben
des Herrn Finanzrats Wilckens, welcher dafür eintritt,
daß genealogiſche und heraldiſche Werke auf haltbarem,
holzfreiem Papier gedruckt werden. Während die Vere
öffentlichungen des Herolds fic) gut bewährt haben, hat
die chemiſche Unterſuchung anderer wiſſenſchaftlicher
Werke ein ſehr ungünſtiges Reſultat ergeben; 3. B. iſt
der „Neue Sibmacher“ auf ein Papier gedruckt,
welches dieſem fo wichtigen Werke keinen langen Be⸗
ſtand ſichert. Der Verein Herold möge den Derleger
5
des „Neuen Sibmacher“ die Bitte ans Herz legen, in
Sukunft nur Papier zu verwenden, welches abſolut frei
von Holzſtoff iſt, ſelbſt wenn ſich dadurch der Preis der
Lieferungen erhöhen würde. 5. das Stammbuch feines
Sohnes, des Leutnants Hildebrandt, welches der Beſitzer
mit zahlreichen ſtilgerechten Wappenmalereien ver⸗
ziert hat.
Herr Hauptmann Freiherr v. Bock in Poſen hat eins
geſandt: 1. Familienbuch des Abraham v. Bock. 2. Ahnen;
tafel des Nicol. Gottl. Joſ. v. Woſtrowsky. 3. Nachrichten
über die Familie v. Woſtrowsky. Dieſe iſt zu Ende
des vorigen Jahrhunderts im Mannes ſtamm erloſchen.
Geborene v. Woſtrowsky ſind Freifrau Aſſolda v. Bock,
Frau Cyza v. Watzdorf und Frau Erna von Groeling.
Außerdem lebt noch Frau Alice v. Woſtrowsky⸗Skalka,
geb. v. Schickfuß.
Herr v. Gellhorn übergab einen Ausſchnitt aus
der „Ciegnitzer Zeitung“ vom 25. März, betreffend die
Ausſchmückung der dortigen Liebfrauenkirche, ſpeziell die
Herftellung eines Fenſters mit den Wappen von
60 Geſchlechtern des ſchleſiſchen Adels. Die alten
Epitaphien der zahlreichen in der Kirche beigeſetzten
Mitglieder des ſchleſiſchen Adels wurden durch den
Brand von 1822 vernichtet. Dafür bietet jetzt das
erwähnte Fenſter, welches in der Anſtalt des Profeſſors
Cinnemann zu Frankfurt a. M. hergeſtellt wurde, einen
Erſatz.
Herr Generalmajor 3. D. Freiherr v. Cedebur
legte die von feinem verſtorbenen Vater bearbeitete
Ahnentafel zu 256 Ahnen in der Griginalhandſchrift
zur Anſicht vor. Seyler.
Die Heralbik auf der Ausitellung vom
Goldenen Blies zu Brügge 1907.
Don Dr. Stephan Kekule von Stradonitz.
(Mit einer Tafel.)
Die vom Mai bis Oktober des verfloſſenen Jahres
zu Brügge in Belgien veranſtaltete, dem Gedächtnis
des Ordens vom Goldenen blies gewidmete Aus:
ſtellung “) war in hervorragender Weiſe eine heraldiſche
und mußte es, dem Weſen der Sache nach, ſein.
*) Exposition de la Toison d'Or a Bruges. Catalogue.
Chapitre I: Peintures, Unterabteilung d: Tableaux heraldiques,
par Pol de Mont, Conservateur du Musée Royal des Beaux-
Arts d’Anvers (dieſe Unterabteilung enthielt in 24 Nummern
lediglich 24 Bildniſſe von Mitgliedern des Hauſes Croy mit
Wappen); Chapitre II: Miniatures, manuscrits, livres et
reliures, par le Baron Albert van Zuylen van Nyevelt, Con-
servateur des Archives de I’Etat à Bruges et le R. P. J.
van den Gheyn S. J., Conservateur des manuscrits à la
Bibliotheque royale de Belgique; Chapitre IV: Colliers et
Joyaux, par W. Papeians de Morchoven, Avocat a Brug es;
Chapitre IX: Empreintes de sceaux exposées, par Aimé
Mesdagh, Sigillographe des Archives Gencrales du Royaume;
Daß fie diefes fein mußte, beweiſt ſchon ihre Ge—
ſchichte.
Der verſtorbene Baron de Béthune, Gouverneur
der Provinz Weſtflandern, hatte ſchon im Jahre 1889
in Gent eine heraldiſche Ausſtellung unternommen, in
der der Orden vom Goldenen Dlies eine Hauptrolle
ſpielte.
Im Jahre 1905 faßte er es ins Auge, in Brügge,
im Jahre 1907, bei Gelegenheit der Einweihung des
neuen Seehafens, eine, nunmehr dem Orden vom
Goldenen Dlies allein gewidmete, Ausſtellung zu vers
anſtalten, dieſes Seehafens, der der alten Stadt gewiſſer—
maßen die Bedeutung als Handelsſtadt wiedergeben
ſoll, die ſie zur Seit der burgundiſchen Herzöge, des
Stifters und der erſten Oberherrn des Ordens, gee
habt hat.
Der Plan wurde von demjenigen Schöffen der
Stadt, dem die fchönen Künſte unterſtehen, Herrn
J. Schramme, mit Begeiſterung aufgenommen, dann in
einem Arbeitsausſchuß, dem der Staatsminiſter Vernaert
vor ſaß, in allen Einzelheiten durchberaten, dabei aber
weſentlich geändert. Er wurde nämlich zeitlich beſchränkt,
fachlich erweitert, indem beſchloſſen wurde, in die ge⸗
ſamte Ausſtellung nicht nur die Bildniſſe der Ordense
ritter, ihre Waffen, ihre Wappen, ihre Schaumünzen,
Erinnerungsſtücke an ſie, kunſtgewerbliche Arbeiten, die
für fie hergeſtellt worden waren ufw. uſw. aufzunehmen,
ſondern auch hervorragende Werke der bildenden
Künfte von folchen Meiſtern einzubegreifen, die unter dem
Schutze der Herzöge von Burgund oder mächtiger
Ordensritter gearbeitet haben. Es wurde endlich be⸗
ſchloſſen, die Seitgrenze, die die Ausſtellung umfaſſen
ſollte, auf die Seit von der Gründung des Ordens
(10. Januar 1430) bis zum Jahre 1598, dem Todes-
jahre Königs Philipp II. von Spanien, des ſechſten
Ordensoberherrn, zu beſchränken.
Die zeitliche Beſchränkung rechtfertigte ſich aus
allgemeinen geſchichtlichen Gründen, wie aus Gründen,
Chapitre X: Blasons, par le Baron Albert van Zuylen
van Nyevelt etc.
Les Chefs - d'oeuvre d'Art ancien a l'’Exposition de la
Toison d'Or a Bruges en 1907. Public sous les auspices
du Comité de VExposition. Miniatures, par le R. P. J.
van den Gheyn etc.; Blasons, par M. le Baron A. van Zuylen
van Nyevelt etc.; Sceaux, par M. A. Mesdagh etc.
(PDrachtwerk in 49 mit ungefähr einhundert Dollbildern,
Preis 100 Franken, ſteht dicht vor dem Erſcheinen, mir noch
nicht zugänglich)
Für die allgemeine kultur. und kunſtgeſchichtliche Be:
deutung und Einwirkung des Ordens vom Goldenen Dlies-
La Toison d'Or, par le Baron H. Kervyn de Lettenhove,
Président de Il' Exposition de la Toison d'Or (Bruges, Juin-
Septembre 1907). Das ausgezeichnete, hervorragend aus-
geſtattete, mit zahllofen Abbildungen verſehene, ungewöhnlich
billige Werk wurde ron mir im „Deutfchen Herold“ Nr. 10,
vom Okiober 1907, bereits angezeigt.
Sämtliche vorſtehenden Werke ſind bei der „Librairie
Nationale d'Art et d'Histoire G. van Oest & Cie.“ in
Brüſſel 1902 bezw. (908 verlegt.
die in der inneren Geſchichte des Ordens felbft liegen.
Ich kann hierauf an dieſer Stelle nicht weiter eingehen.
Die ſachliche Ausdehnung auf die hervorragenden
Werke der bildenden Kunſt ſolcher Meiſter, die unter
dem Schutze der 5 von Burgund oder mächtiger
Ordensritter gearbeitet haben, war eigentlich jo felbft-
verſtändlich, daß ſie keiner näheren Begründung bedarf.
Wenn allerdings ein Berichterſtatter, wie es zu leſen
war, nicht einmal weiß, daß der große Maler Jan
van Eyck, um 1386, + 1440, im unmittelbaren Hof:
dienſt Philipps des Gütigen vor Burgund, des Stifters
des Ordens, und zwar mit ſtändigem Gehalt, angeſtellt
war, ſo darf man ſich nicht wundern, wenn er nicht
begreift, wieſo es berechtigt war, die berühmte „Ver⸗
kündigung“ Jan van Eycks aus der Kaiſerlichen Eremi-
tage zu St. Petersburg in einer Ausſtellung „vom
Goldenen Dlies“ auszuſtellen. Doch das nebenbei.
Schon von der Stiftung des Ordens ab war es
Satzung, bei jedem Kapitel des Ordens, in der be:
treffenden Kirche, die Wappen derjenigen Ritter zum
Gedächtnis aufzuhängen, die an dieſem Kapitel teil⸗
genommen hatten.
Da die Generalkapitel des Ordens, von denen im
ganzen dreiundzwanzig ſtattgefunden haben, immer
möglichft in verſchiedenen Kirchen, wiederholt allerdings
an den gleichen Orten abgehalten wurden, da zur
Berftellung dieſer Gedächtnistafeln immer ganz vor
treffliche Wappenmaler zur Verfügung ſtanden, ſo kann
ſich jeder Kenner der burgundiſchen Leiſtungen jener
Seiten auf dem Gebiete der Wappenkunſt leicht vorſtellen,
was für heraldiſche Schätze auf dieſe Art entſtanden find.
Don dieſen Wappenmalern nenne ich zunächſt:
Hue de Boulogne, der mit feinem Sohne Jean die
Wappen der Dliesritter des Kapitels des Jahres 1445
für die St. Bavokirche zu Gent anfertigte, die dort,
37 Stück, noch vorhanden ſind und eine Sierde der
Brügger Ausſtellung bildeten. Ich nenne Pierre
Couſtain, der mit Jehan Hennequart die Wappen des
Kapitels von 1468 für die Notre Dame-Kirche zu
Brügge und die des Kapitels von 1478 für die Sale
vator » Kirche zu Brügge malte. Auch bei der Her⸗
ſtellung der Wappentafeln des Kapitels vom Jahre
1481 zu Herzogenbuſch war Couſtain tätig. Ich nenne
endlich den ausgezeichneten Lucas de Heere, von deſſen
Band die etwa fünfzig Wappen des Kapitels von 1559
in der St. Bavo⸗Kirche zu Gent herrühren. Außer den
vorgenannten waren in Brügge ausgeſtellt: die Wappen⸗
tafeln des Kapitels zu Mecheln vom Jahre 1491 und
[2 weitere Wappenmalereien dieſer Art, im ganzen
einhundertachtundneunzig ſolche Dliesritter - Wappen⸗
Tafeln! Alles Meiſterwerke der Wappenkunſt!
Es iſt im höchften Grade zu bedauern, daß von unſeren
deutſchen Wappenmalern von Beruf, ſoweit ich
wenigſtens feſtſtellen konnte, auch nicht ein einziger zu
Studienzwecken in der „Ausftellung vom Goldenen Vlies“
längere Seit geweilt hat. Eine derartig große Sahl
muftergültiger Vorbilder hervorragender Art kommt
nicht leicht wieder zuſammen.
24 —
Da die Wappenkunde und «Kunft beim Orden vom
Goldenen Dlies eine fo große Rolle gefpielt haben, fo
kann es nicht wunder nehmen, daß es zahlreiche Hand-
ſchriften mit dem Wappen der Ritter des Grdens ge⸗
geben hat, die ſowohl für den Gebrauch der Ordens;
ritter, wie namentlich für den Gebrauch der Grdens⸗
beamten beſtimmt waren. Eine im Beſitze des Vereins
„Herold“ befindliche Handſchrift dieſer Art (J., 37 des
Derzeichniffes der Bücherſammlung), einundvierzig
bemalte oder beſchriebene Blätter ſtark, in Pergament
gebunden, aus dem 16. Jahrhundert, war durch meine
Vermittelung gleichfalls zur Austellung gelangt und
fand bei den Fachleuten gebührende Beachtung. Ich
weiſe in dieſem Suſammenhange beſonders auf die,
Bl. 45 und Bl. 52 v. befindlichen, Wappen des Grafen
Eitelfriedrich II. von Sollern und des Markgrafen
Johannes von Brandenburg, Vizekönigs von Valencia,
hin, der beiden erſten Dliesritter aus dem Hauſe
Hohenzollern, über die ich kürzlich in meinem Aufſatze:
„Nohenzollern als Ritter des Ordens vom Goldenen
Vlies in alter Seit“ im Hohenzollernjahrbuch 1907 ein
gehender berichtet habe.
In re ichs deutſchem Beſitze befinden ſich naturgemäß
nur wenige derartige Dlieshandſchriften.“)
Solcher Wappenhandſchriften des Dliesordens und
anderer Bandfchriften, teils geſchichtlicher, teils familien ⸗
geſchichtlicher, teils heraldifcher Natur, war in der
Brügger Ausſtellung naturgemäß eine überaus reiche
Sahl vorhanden; großartige Schätze zum Teil. Die koſt⸗
barſten aus den Reften der „Bibliothèque de Bourgogne“
in Brüffel und dem Toiſon- Archive in Wien. Man
kam hier aus dem Schauen tatſächlich nicht heraus.
Die nähere Prüfung allein dieſer Handſchriftenſchätze
hätte mindeſtens eine Woche erfordert, während mir
für das Studium der ganzen Ausſtellung nur drei,
genauer geſagt: nur zwei ruhige Tage zur Verfügung
ſtanden, da an einem der vorerwähnten Tage der
Beſuch des Königs der Belgier in der Ausſtellung
ſtattfand, bei dem wir auswärtige Mitglieder der ver⸗
- *) Ich hebe hier die Handſchrift Msc. hist. 4° Nr. 4 in
der Ständiſchen Landesbibliothek in Kaffel beſonders hervor,
weil Graf Harl Emich zu Leiningen⸗Weſterburg ſie im
„Deutſchen Herold“, XVII. Jahrg., Berlin 1886, S. 84 ff.
beſchrieben hat. Sie war nicht in Brügge und ich erwähne
fie an dieſer Stelle nur, um einen Leſefehler Leiningens oder
einen Druckfehler aufzuklären A. a. O. ſtebt nämlich auf
S. 84 zu lefen, die S. 2 der Handſchrift trage die Eintragung:
„Thomas Baacq a qui je suids“ (Ich bin Eigentum des uſw.),
während es unzweifelhaft: „Thomas Iſaacq“ heißen muß.
Dieſer Thomas Iſaacg ift eine, in der Geſchichte des
Dliesordens ganz bekannte Perſönlichkeit. Er war zuerſt
Herold des Ordens unter dem Amtsnamen: „Fufil“ (fo heißen
die „Feuerſtahle“ der Ordenskette), wurde am 22. Juni 1492
Wappenkönig, d. h. oberſter Herold des Ordens, genannt
„Toison d'Or“, ſtarb im Jahre 1539 oder 1540 und iſt zu
Brüſſel in der Hirche Notre-Dame du Sablon vor dem von
ihm geſtifteten Untonins-Altar, wo auch fein n ane
gebracht wurde, begraben. Ä
8
ſchiedenen Ausſtellungsausſchüſſe dem Könige vorgeftellt | befindet fic) jetzt im Schatze der Kathedrale von Toledo
und ins Geſpräch gezogen wurden. (ſiehe die Certabbildung). Es iſt ein ſehr verkleinertes,
Über dieſe handſchriftlichen Schätze kann noch Eins aber mit Diamanten beſetztes, Wid—
gehenderes hier auch aus Riidfichten des Raumes nicht | derfell an ſeidener Schnur.
weiter berichtet werden, ich muß vielmehr zum Schluſſe über die Schnur aber ſind
eilen. Nur dem Wunſche ſoll in bezug auf die Wappen⸗ zahlreiche goldene, mit Dia:
handſchriften des Dliesordens an dieſer Stelle Ausdruck manten beſetzte, Ringe ge-
gegeben werden, daß ſich bald ein ſachkundiger Forſcher zogen und nebeneinander
finden möge, der ſich der Aufgabe unterzieht, möglichft | geſchoben.
alle derartigen Handſchriften zuſammenzuſtellen und Der materielle Ge—
eingehend zu beſchreiben. | ſamtwert der aus:
An ganzen Abteilungen der Ausſtellung waren | geftellten Gegen—
von beſonderer Bedeutung und Anziehungskraft für | ftände war ein
den Wappenkundigen noch die Abteilungen: „Waffen ungeheuerer.
und Riiftungen” (V), über die ich unter dem Titel | Er dürfte
„Von der Dliesausftellung und dem Turnier zu Brügge | mit 35
1907" in der „Seitſchrift für Hiftorifche Waffenkunde“, | bis 56
Bd. 4 Heft9 vom 15. Januar 1908, S. 271 ff. eins
gehend berichtet habe, ferner: „Münzen und Schau—
münzen“ (VII) und „Siegel“ (IX),
Doch enthielten auch noch andere Abteilungen der
Ausſtellung manches für den Heraldiker hoch bedeut—
ſame Stück. So die Abteilung: „Teppichwebereien,
Stickereien und Spitzen“ (III) und die Abteilung Hals-
kleinode und Juwelen“ (IV). In erſterer befanden
ſich u. a., ſich in der Ausſtellung in über⸗
raſchender Weiſe zuſammenfindend,
das Modell und die Ausführung in
Stickerei des prachtvollen „Tapperts“
des Herolds König Philipps des
Sweiten von Spanien (fiehe die Kunft-
beilage), dann der berühmte Mantel
des Guillaume Fillaſtre aus dem
ſtädtiſchen Muſeum zu Tournai, mit
Beſtandteilen des Wappens dieſes
Kirchenfürſten (Hirſchköpfen und Mer:
letten) beſät, über den ich demnächſt, unter Bei—
gabe einer Abbildung, in der „Muſeumskunde“
berichten werde. In der Abteilung „Halsketten und
Juwelen“, war etwa ein Dutzend höchſt merkwürdiger
Halsketten von Gilden und Brüderfchaften, mit Wappen
und Dliesabzeichen geſchmückt, dann eine Anzahl älterer
und neuerer Ordenskleinode des Goldenen Dliejes ausge:
ſtellt. Für die Ritter des Ordens beſtand eine ſehr ſtrenge |
Tragepflicht. Das war hinfichtlich der ſchweren, goldenen | Millio-
Halskette, mit anhangendem goldenen Widderfell natur- | nen Fran—
gemäß eine Unbequemlichfeit. Außerdem lief der Träger | fen nicht zu
Gefahr, das koſtbare Kleinod zu verlieren. Infolge hoch bemeſſen
deſſen kam es frühe auf, das Widderfell für gewöhnlich fein. Im gan
nicht an der ſchweren, aus Feuerſtahlen und Feuerſteinen zen war es eine
beftehenden, goldenen Kette, fondern an einer, in früher Ausftellung, wie fie
Seit meiſt ſchwarzen, ſpäter roten, feidenen Schnur | fo eigene und einzig:
zu fragen, oder auch an einer leichten Gliederkette. [artig noch nicht dage⸗
Obwohl die Generalkapitel des Ordens in der erften | weſen iſt und wohl nie
Seit gegen dieſen Gebrauch mit Entſchiedenheit auf- wiederkehren wird. Und der |
traten, waren fie nicht imftande, dieſe „Interims- [unermüdliche Baron Henri
Dliefe” zu befeitigen. Ein folches „Interims » Dlies“ | Kervyn de Lettenhove, der Sohn
ſeltenſter Art beſaß König Karl II. von Spanien, es des berühmten Geſchichtsforſchers,
ee Ge
des Barons Joſeph Bruno Maria Kervyn de Letten⸗
hove, hatte, als Präfident der Ausftellung, mit feinem
trefflichen Stabe von Mitarbeitern infolge deſſen allen
Grund, mit dem größten Stolze auf das über alles
Erwarten gelungene Werk zu blicken, das übrigens
eine außerordentliche Sahl von Fremden nach dem alt⸗
berühmten Brügge gezogen hat.
Steininſchriften zu Stift Fiſchbeclk
in der Grafſchaft Schaumburg.
Geſammelt von Werner Conſtantin von Arnswaldt.
(Schluß.)
Anmerkung: Maria Magdalena von der Kuhla
iſt 1684 von Johann Anton von Serſſen und Levin
Adolf von Bennigſen mit folgenden Ahnen aufge:
ſchworen:
Kuhla, Meding, Marſchalck, Brobergen, Iſſen⸗
darff, Düring, Hude, Hude.
Reden, Schwicheldt, Rottorp, Busſche, Heimburg,
Münchhauſen, Oppershaufen, Bothmer.
Die Eltern der Schweſtern von der Kubla waren:
Johann von der Kubla anf Kuhla und Maſſel und
Sabine Helene von Reden a. d. H. Haſtenbeck.
15. Catharina Juliane von Haus, Abtiſſin
weil. Claus Adolfs von Haus, Kgl. Großbrit. und
churfürſtl. braunſch. lünebg. Schatzrats, Erbherrn zu
Einbeckghauſen, Wunſtorff und Steinlage und weil.
Magdalena Dorothea von Reden a. d. F. Stemmen
Tochter, geb. Einbeckhauſen 18. Sept. 1697, aufge.
ſchworen Fiſchbeck 30. Octob. 1750, zur Abtiſſin erwählt
30. Oct. 1755, f I. Jan. 1763, 65 Jahr, 3. Mon. und
I? Tage alt.
Wappen:
von Haus: von Reden:
Cinks gebogener geſtümmel⸗ S. oben.
ter Sweig. Bewulſteter
Helm: zwei auswärts ge⸗
bogene Sweige.
Anmerkung: Ihre Eltern hatten ſich 1684 ver⸗
mählt. Sie war aufgeſchworen von Heinrich von Ledes
bur auf Mühlenburg und Arenshorſt, Domherrn zu
Minden, und Cord Philip von Mengerſen auf Hels
penſen mit folgenden Ahnen:
Haus, Rottorff, Kalenberg, Rodenhauſen, Werpup,
Schwartz, Serſſen, Hege.
Reden, Rottorff, Heimburg, Öppershaufen, Reden,
Schlabberndorff, Lenthe, Marenholtz.
14. Johanne Fridrique von Haren
gebohren den 17. Aug. Anno 1751, Erwählte Abbatiſſin
zu Fiſchbeck den 5. Januar Anno 1765, In Gott ſeelig
verſtorben den 17. Febr. Anno 1785.
In der Weldt habet ihr Angſt, aber ſeyd getroſt,
ich habe die Weldt überwunden. Joh. am 16. Ders 538.
Wappen:
von Haren:
Sbm. I, 147.
Drei (2 u. I) aufrechte Spindeln.
Bewulſteter Helm: zwei auswärts geneigte Spindeln.
Anmerkung: Die Eltern der Abtiſſin von Haren
waren: Herbert Daniel von Haren a. Hopen und
Quadenbrüd, Ritterſchaftsdirektor (n. 21. Sept. 1671,
+ 12. Sept. 1743) und feine zweite Gemahlin Dorothea
von Münchhauſen a. d. F. Oldendorf. Sie wurde zu
Fiſchbeck am 18. April 1754 vom Cantzlei Rat Adolf
Alexander Georg von Arnſtedt aus Rinteln und
dem Oberhauptmann Chriftoph Achatz von Hake mit
folgenden Ahnen aufgeſchworen:
Haren, Schaden, Harling, Wahlen, Dincklage, Korff,
Schele, Heyden.
Münchhauſen, Bismarck, Hammerftein,
Busſche, Münchhauſen, Stedingk, Grapendorff.
Klenke,
Aufſchriften und Wappen der Särge in
der Urnpta der Stiftskirche zu Fiſchbeck.
Geſammelt von Werner Conftantin von Arnswaldt.
1. Bier ruhen die Gebeine der weil. Hochwoll⸗
gebohrn: Freulein
Frl. Hedewig von Mengerſſen
welche das Licht dieſer Weld auf dem Adelichen Haufe
Helpenſen Im Jahre 1691 den 29. April erblicket und
Anno 1754 den 29. April in das adeliche Stift Fiſchbeck
zu einer geiſtl. Capitularin auf genommen, auch daſelbſt
den 20. Jan. 1757 abents um 7 Uhr in und auf ihren
Erlöhſer entſchlafen iſt; ihres Alters 65. Jahr, 8 Mo⸗
nath, 21 Tage.
Wappen der Eltern:
Adolph Chriftoph von Eevefe Catharina von
Mengerſſen, Erbherr auf Campen a. d. H. Poggen⸗
Helpenſen: hagen:
Grote C. 40. Quergeteilt: oben in Gold
ſchwarzer ſchreitender owe,
unten in Schwarz drei rote
Pfähle. Gekrönter Helm:
zwiſchen einer roten und
einer ſchwarzen Straußen⸗
feder der ſchwarze Löwe
wachſend.
Anmerkung: Heidewig von Mengerſſen wurde
173% von Joachim Ernſt von Haus, Kgl. preuß. Major
a. d. F. Einbeckhauſen und Albrecht Ernſt von Land»
berg, Kgl. Großbrit. Rittmeifter, a. d. H. Wormsthal
mit folgenden Ahnen aufgeſchworen:
Mengerſen, Borne, Freitag, Knigge, Münchhauſen,
Büſchen, Bismarck, Schenck v. Flechting.
Campen, Wettberg, Hodenberg, Hodenberg, Münch⸗
hauſen, Büſchen, Bismarck, Schenck v. Flechtingen.
— 2e —
2. Hier ruhet in Gott die weyland Hochwürdige
Hochwohlgebohrne Fräulein Fräulein
Johanna Magdalena von Bismarck a. d. H. Schönhaufen
gebohren den 19ten Aug. 1690, In hieſigen hochadelichen
Stiffte als geiſtliche Capitularin auffgenommen den
17. Aug. 1712, Im Herren Selig entſchlaffen den
Sten May 1762,
Ihres Alters 71 Jahr 8 Mon. 19. Dage.
Pſalm LXXIII. v. 25. 26. Herr, wenn ich nur dich
. habe, fo frage ich nichts nach Himmel und Erde; wenn
mir gleich Leib und Seele verſchmachten, fo bift du doch,
Gott, allezeit meines Herzens Croft und mein Teil.
Wappen der Eltern:
Chriftoph Fridrich von Lonife Margareta von der
Bismarck Sr. Königl. Maj. Aſſeburg a. d. H. Neien⸗
in Preußen Genral Major dorff.
und Commandant inCüſtrin. Sbm. I, 185.
Erbherr auf Schönhauſen
und Känitz.
Sbm. III, 141.
Anmerkung: Johanna Magdalena von Bismarck
wurde 1712 vom Capitain⸗Cieutenant b. preuß. Garde
du Corps von Münchhauſen zu Oldendorf und vom
Rittmeifter von Weſternhagen auf Berlingerode auf dem
Eichsfeld mit folgenden Ahnen aufgeſchworen:
Bismarck, Alvensleben, Aſſeburg, Alvensleben,
Bardeleben, Arnim, Bülow, Schulenburg,
Aſſeburg, Alvensleben, Aſſeburg, Quitzow, Arn:
ſtedt, Hake, Bennigſen, Gittelde.
5. Hier Ligen die Gebeine der in Gott Ruhenden
Hochwuͤrdigen, Hochwohlgebohrnen Fräulein
Fräulein Augneſa Johanna Lonife von Arenſtedt
a. d. H. Broumby
fie erblickte daß Licht dieſer Welt Im Jahre Chriſti
1710 den 19. Novmb. und wurde anno 1757 den
4. Apr. als Chanoineße in dieſen Keyferlichen Freyen
Stiffte auf geſchwohren, Nach einer Landwierigen
Schmertzhafften Kranckheit erfolgete Ihe abſterben den
29. Janu. 1760. Ihr Leichen · Text find folgende worte:
Eccles. Cap. 2. V. 8— 14. Das iſt die Stimme
meines Freundes. Siehe, er kommt und hüpft auf
den Bergen, und ſpringet auf den Hügeln uſw.
Wappen der Eltern:
Herr Philip Chriftian von Frau Felicitas von Delt:
Arnſtedt, Königl. preuß. heim a. d. H. Alvensleben.
Candt⸗Rath, Erbherr auf Grote C. 25.
Brumby.
Sbm. I, 175.
A. J. L. von Arnſtedt iſt 1757 von Ernſt Friedrich
von Reden a. d. H. Stemmen, Königl. Großbrit. Capi:
tain⸗Cieutenant und Johann Friedrich von Behr a. d. H.
Stellichte, Königl. Großbrit. Cornet mit folgenden
Ahnen aufgeſchworen:
Arnſtedt, Hake, Bennigſen, Gittelde, Veltheim,
Münchhausen, Bodungen, Hardenberg.
Veltheim, Münchhaufen, Wulffen, Wrisberg, Hone
rodt, Bordtfeld, Weferling, Capaun.
4. Dorothee Eleonore Couiſe von Hammerſtein
war gebohren den 18. Sept. (750, als Fräulein Capitus
ların eingeführt den 14. Martii 1771 zur hiefigen Ab»
tiffin erwählet den 10. April 1799, ſtarb den 27. April
1803.
Wappen der Eltern:
von Hammerftein: von Münchhauſen:
In Silber drei (2 u. I) rote S. Rinteln 7.
goldgeränderte Kirchen
fahnen. Helm: roter ſilber⸗
geſtülpter Hut mit drei
roten Fahnen an roten
Kreuzſtangen.
Anmerkung: Die Eltern der Abtiſſin von Hammer:
ſtein waren Ludwig von Hammerſtein zu Gesmold
K. K. wirklicher Cammerer (geb. 6. Aug. 1702 T 3. Juni
1786) und ſeine zweite Gemahlin Dorothea Sophie
Erneſtine von Münchhauſen, verwitwete von Cornberg,
zu Rinteln, Schwöbber und Bodenwerder (geb. 11. Juni
1717, + 12. März 1795). Sie wurde mit folgenden
Ahnen aufgeſchworen:
Dammerftein, Wrede, Münchhauſen, Bismarck,
Schenck von Winterſtedt, Remching, Voß, Münchhauſen.
Münchhauſen, Kerßenbrock, Bornſtedt, Knigge,
Reden, Bennigſen, Münchhauſen, Wenfe.
5. Eliſabeth Maria von der Aſſeburg
a. d. H. Neuendorf
iſt gebohren Anno [659 den 25. Nov., Ins Keyſerliche
Freie Stifft Fiſchbeck introducieret anno 1693 den
25. Febr., zur Aebtiſſin darin erwehlet anno 170] den
10. May, ſeelig entſchlaffen anno 1717 den 9. Jan.
Ihres Alters 57 Jahr 1 Mon. 14 Cage.
Pſalm 94. Vers 19. Ich hatte viel Bekümmernis
in meinem Hertzen, aber deine Cröſtungen ergetzten
meine Seele.
Wappen:
von der Aſſeburg:
S. 2.
Anmerkung: Die Abtiſſin von der Aſſeburg war
als Tochter Ludwigs und der Anna Margareta von
Arnſtedt 1695 von Henrich Fritz von Serßen auf Rinteln
und Jochen Wilhelm von Guſtedt auf Deersheim und
Bexheim mit folgenden Ahnen aufgeſchworen:
Aſſeburg, Cramm, Alvensleben, Bartensleben, Aſſe⸗
burg, Cramm, Quitzow, Veltheim.
Arnſtedt, Klöden, Hake, Frencken, Bennigſen, Weltze
Gittelde, Bovenden.
Sie war alſo eine Schweſtertochter der Abtiffin
von Arnſtedt (f. II. 9).
6. Hier ruhet der entſeelte Körper der weil. Hoch:
würdigen und Hochwohlgeb. Fräulein Capitularin
Sophie Thereſie Dorothea von Oynhauſen
gebohren den 16. Jan. 1750, als geiſtliche Capitularin
des hieſigen Stifftes eingefiihret den J. Febr. 1765, und
den 2. April 1792 durch den Tod zur ewigen Ruhe
eingegangen.
— 78
. Offenb. Joh. 14. Ders 15.
die in dem Herrn fterben.
Seelig ſind die Toden
Wappen:
von Oeynhauſen X von Haren:
Schild geſpalten: rechts in Blau eine aufrechte
vierſproſſige Leiter, links in Silber drei (2 u. I)
rote aufrechte Spindeln 2 Helme: I. zwei aus»
wärts gekehrte halbe ſilbene Ceitern. 2. zwei
auswärts geneigte rote Spindeln.
Anmerkung: Die Eltern der Capitularin von
Oeynhauſen waren nach ihrer von Bodo Wilhelm
Cudolf von Stockhauſen, Droſten zu Grohnde, und dem
hannov. Obrift- Lieutenant Gottlob Friedrich Wilhelm
von Hardenberg aufgeſchworenen Ahnentafel: Friedrich
Adolf von Oeynhauſen von der Oldenburg und Grevens
burg a. d. Jg. Nordborchen und Elſabe Sidonia von
Haren a. d. H. Hopen. Ihre Ahnen waren:
Oeynhauſen, Schutzbar, Münchhauſen, Kerßenbrock,
Barthaufen, Brae, Schulenburg, Schulenburg.
Haren, Harling, Dindlage, Schele, Münchtzauſen,
Hammerftein, Busſche, Stedingk.
2. A. von Cornberg.
1768-1700.
Wappen:
von Cornberg: von Freitag:
Grote C. 1. Grote C. 61.
Anmerkung: Auguſt Carl von Cornberg, ge
boren 5. Jan. 1767 als Sohn des Carl Wilhelm Ludwig
v. C. auf Auburg und der Sophie Charlotte Wilhel⸗
mine Eliſabeth von Freitag a. d. H. Bödens, 7 als
heſſen⸗caſſelſcher Cammerrath zu Fiſchbeck, wo feine
Schweſter Sophie Wilhelmine Henriette (ſpäter ver-
mählt I. m. Phil. Heinr. Ludw. von Quernheim, II. Ge-
neral von Reitzenſtein) Stiftsdame war, am 4. Sept.
1799. Die Ahnen der Geſchwiſter waren:
Cornberg, Quernheim, Bortfeld, Marwitz, Münch:
hauſen, Bornſtedt, Reden, Münchhauſen.
Freitag, Münchingen, Auer, Fuchs, Münchhauſen,
Bornſtedt, Reden, Münchhauſen.
(Schluß felgt.)
Heinrich von Schönfeld.
Ein Beitrag zur Berichtigung der Mafrikel des Schwarzen
Adlerordens von Dr. Philipp Loſch.
Daß ſelbſt fo hochoffizielle, aktenmäßig von fad):
kundigen Hiftorifern bearbeitete Publikationen wie die
Matrikel der Ritter des Schwarzen Adlerordens einen
Irrtum enthalten können, das möchte ich im folgenden
zu beweiſen ſuchen. Seit längerer Seit intereſſiere ich
mich für die Lebensgeſchichte des Generals v. Schön—
feld, des Erbauers des nach ihm benannten Schlößchens
in der Nähe von Caſſel. Dieſer Mann iſt trotz ſeiner
nicht alltäglichen Schickſale und Taten bisher von den
— — . vu w.kk'ʒ ᷑ ͤQ—Ul— —
Hiſtorikern merkwürdig ſtiefmütterlich behandelt worden. !)
Obwohl er ein Menſchenalter in heſſiſchen Dienſten
zugebracht hat, ſo ſchweigen die heſſiſchen Quellen über
ihn faſt vollſtändig. So konnte es einem anerkannt
vortrefflichen Kenner der heſſiſchen Militärgefchichte
paffieren, daß er in einem vor mehreren Jahren im
Caſſeler Geſchichtsverein gehaltenen Vortrag die Der:
mutung ausſprach, Schönfeld fet wohl nur ein Hofmann
geweſen, der als Soldat keine nennenswerte Rolle ge:
ſpielt habe. Dabei war Sch. einer der erſten Ritter
des ſelten verliehenen heſſiſchen Ordens pour la vertu
militaire, den er ſich für ſein tapferes Verhalten im
Siebenjährigen Kriege, wo er ſchwer verwundet wurde,
erworben hatte. Allerdings fällt die wichtigſte Periode
der militäriſchen Laufbahn Schönfelds nicht mehr in die
Seit ſeines heſſiſchen Dienſtes. Dafür hat er aber in
den wenigen Jahren ſeit ſeinem Ausſcheiden aus dem
heſſiſchen Dienſt bis zu feinem Tode dreimal Gelegen-
heit gehabt in ganz hervorragender Stellung, wenn
auch nicht immer glücklich, ſich auf dem Schlachtfeld
zu betätigen. Das erſte Mal 1790 als Gberbefehls⸗
haber der belgiſchen Inſurgenten gegen Gſterreich,
dann 1795 bei der Belagerung und Einnahme von
Mainz als Kommandeur der vereinigten rechtsrheiniſchen
preußiſchen, heſſiſchen und ſächſiſchen Truppen und
ſchließlich 1794 als kommandierender preußiſcher General
im Feldzuge gegen die Polen. Trotz dieſer hervorragen⸗
den Stellungen und obwohl Schönfeld durch das Ver—
trauen feiner Monarchen mit den höchiten Ehren und
Orden ausgezeichnet wurde, fließen auch über ſeine
nachheſſiſche Cebensperiode die Quellen äußerſt dürftig,
ſo dürftig, daß es geradezu auffällig iſt. Keines der
mir bekannten biographiſchen Werke über preußiſche
Militärperſonen enthält ſeinen Namen. Selbſt das im
Jahre 1840 zu Berlin erſchienene Buch von Schöning
„Die Generale der preußiſchen Armee“, das ſämtliche
nachweisbare brandenburgiſchen und preußiſchen Generale
bis zu dieſem Jahre enthalten ſoll, kennt ihn nicht.
Dabei war Heinrich von Schönfeld ſeit 1791 preußiſcher
Generalleutnant der Kavallerie und bis 1795 Gouverneur
der Feſtung Schweidnitz. Wie ſoll man ſich das erklären d
Die Generalleutnants ſind ſelbſt in Preußen niemals
ſo zahlreich geweſen, daß man einen davon ganz über⸗
ſehen konnte, und Heinrich v. Schönfeld hatte noch dazu
1) Ich hatte ee die Abſicht, dieſe Unterlaſſungs—
fünde durch eine Darſtellung von Schönfelds Leben und Wirken
etwas gut zu machen, habe aber dieſen Plan wieder zurück—
geſtellt, ſeitdem neuerdings in den Beiheften zum Militär—
Wochenblatt 1906 S. 419 ff. ein Aufſatz „Aus dem Leben
des Generalleutnants Heinrich v. Schönfeldt“ von dem Ober—
leutnant Ernſt v. Schönfeldt erſchienen iſt. Die obigen
Zeilen geben nur einige Ergänzungen beziehungsweiſe Ye»
richtigungen zu dieſer verdienſtlichen Arbeit, die vorzugsweiſe
die ſpätere, preußiſche Dienſtzeit Sckönfelds behandelt, leider
ohne Quellenangabe und auch ohne der auffallenden Tatſache
zu gedenken, daß Schönſelds Name in den Liſten der preußiſchen
Generale, in den Adelslexicis, in der Matrikel des Schwarzen
Adlerordens uſw. vollſtändig felt.
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Oben:
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unten das Original, Stickerei auf Sammet (Wien).
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— 7 —
mehrmals, wie erwähnt, eine hervorragende Stellung
eingenommen. Ich glaube die Urſache dieſes auffallenden
Schweigens gefunden zu haben. Die alte preußiſche
Unſitte, daß Offiziere und Beamte im offiziellen Leben
ihre Vornamen verlieren, hat zur Folge gehabt, daß
Sch. mit einem Namensvetter verwechſelt worden iſt
und dadurch gewiſſermaßen in einer Verſenkung ver⸗
ſchwunden iſt. Dieſe Annahme wird durch folgendes
beſtätigt.
Da es mir darauf ankam genaueres über Herkunft
und Familie Schönfelds zu ermitteln, und da wie bereits
erwähnt, alle einſchlägigen biographiſchen Hilfsmittel,
auch die Adelslexika (Kneſchke, Ledebur uſw.) verſagten,
kam mir der Gedanke die Hilfe der Generalordens:
kommiſſion zu erbitten. Schönfeld war der Überlieferung
nach Ritter des Schwarzen Adlerordens geweſen,
ſein Name mußte ſich alſo in den Akten und Liſten
dieſes Ordens finden. Eine vor drei Jahren geſchehene
Anfrage bei der Generalordenskommiſſion hatte aber
leider wieder ein negatives Reſultat. Ich ließ damals
die Sache durch den Mißerfolg entmutigt liegen, bis
mir vor kurzem die gedruckte Matrikel der Ordensritter
in die Hände fiel. Dieſelbe iſt im Jahre 1901 zu
Berlin erſchienen unter dem Titel „Die Ritter des
Höniglich Preußiſchen hohen Ordens vom Schwarzen
Adler und ihre Wappen (1701—1901),” beruht auf
archivaliſchen Quellen und erſcheint ihrer ganzen Anlage
nach als ein Muſter von Exaktheit und Genauigkeit.
Unter den 1129 namentlich aufgeführten Rittern (als
deren letzter der jetzige Reichskanzler v. Bülow erſcheint)
kommt nur einmal der Name v. Schönfeld vor: Nr. 548.
Georg Auguſt von Schönfeld, Generalleutnant und
Chef des Infanterie Regiments Nr. 30, geboren im
Januar 1725 zu Cottbus, F 31. Dezember 1793 zu
Anklam. Wappen:
Baumſtamm mit geſtummelten Äften in goldenem Feld.
Er erhielt den Orden am 24. Juli 1795 „für Aus-
zeichnung bei der Belagerung von Mainz“. Das konnte
unmöglich der Geſuchte ſein;
Eebensdaten ſtimmten nicht. Ob das Wappen identiſch
mit dem Heinrichs v. Schönfeld ſei, konnte ich nicht
beſtimmen, da ich nicht ſicher weiß, ob er dem alten
ſächſiſchen Geſchlecht der Schönfeld auf Cottbus und
Werben, die dies Wappen führen, angehörte. Meine
erſte Annahme war daher im Vertrauen auf die Authenti⸗
zität der Matrikel, daß Heinrich v. Schönfeld wohl gar
nicht Ritter des Schwarzen Adlerordens geweſen und
vielleicht mit ſeinem Namensvetter verwechſelt worden
ſei. Auffällig war nur der Umſtand, daß Georg Auguſt
v. Schönfeld den Orden anläßlich der Belagerung
von Mainz erhalten haben ſollte, an der doch auch
Heinrich v. Schönfeld hervorragenden Anteil genommen
hatte. Möglicherweife hatten auch beide den Orden
erhalten. Um ganz ſicher zu gehen, wandte ich mich
nun direkt an das Sekretariat des Schwarzen Adler⸗
ordens, nannte meine Bedenken und ſprach die Vers
mutung aus, daß entweder zwei Schönfelds Ordensritter
geweſen ſeien, oder daß Heinrich v. Schönfeld mit dem
denn Vornamen und
Schrägrechtsliegender. ſchwarzer
—— —
General Georg Auguſt v. Schönfeld verwechſelt worden
ſei. Eine genaue Prüfung der Ordensakten mußte doch
hier Klarheit ſchaffen. Die am 7. Juni v. J. erfolgte
Antwort lautete: „daß nach den hier vorhandenen
Unterlagen nicht der Freiherr Heinrich v. Schönfeld,
ſondern der Generalleutnant Georg Auguſt v. Schön⸗
feld . .. Ritter des hohen Ordens vom Schwarzen
Adler geweſen if. Uber den Erſtgenannten iſt hier
nichts bekannt.“
Dieſe beſtimmte aktenmäßige Erklärung zerſtörte
alle meine Hoffnungen auf Aufklärung des Rätſels.
Einen Augenblick kam mir ſogar der Gedanke, ob nicht
am Ende gar mein Heinrich v. Schönfeld ein Fabel⸗
weſen ſei, das garnicht in Wirklichkeit exiſtiert habe.
Seinem Namensvetter war ich öfters in der biographie
ſchen Literatur begegnet, deſſen Exiſtenz konnte alſo nicht
gut geleugnet werden. Der andere dagegen war nirgends
zu faſſen. Aber das niedliche Schlößchen, das ſeinen
Namen trägt, ſteht doch noch immer in dem verwüſteten
Parke!) und die Namen feiner beiden Frauen hatte ich
doch erſt unlängſt in den Caſſeler Kirchenbüchern ge⸗
funden! Und ſein Grabſtein exiſtiert doch auch noch,
wie ich dem Sekretär des Ordens mitgeteilt hatte, und
enthält die Behauptung, daß der Todte den höchſten
preußiſchen Orden getragen habe. Aber freilich, Grab⸗
ſteine ſind nicht immer untrügliche Quellen, wie das
gefälfchte Grabmonument Charles Heſſes auf dem Petri⸗
kirchhof zu Frankfurt 2) beweiſt. Aber diesmal ſollte doch
der Stein Recht behalten.
Den Beweis dafür lieferten mir im weſentlichen
die Stamm- und Rangliften der preußiſchen Armee, zu
denen ich als letzte Hilfsmittel der Unterſuchung meine
Zuflucht nahm. Mit ihrer Hilfe konnte ich folgendes
feſtſtellen:
In den neunziger Jahren des 18. Jahrhunderts
gab es drei Generale des Namens v. Schönfeld in der
preußiſchen Armee: Heinrich v. Schönfeld, Georg
Auguſt v. Schönfeld und Friedrich Wilhelm v.
Schönfeld. Das oben erwähnte Buch von Schöning
kennt davon nur die beiden letzten. Der jüngſte von
ihnen Friedrich Wilhelm kann für unſere Unterſuchung
gleich ausſcheiden. Swar hat er als Regiments komman⸗
deur im Jahre 1795 den Feldzug am Rhein und die
1) Mein Aufſatz iſt Mitte vorigen Jahres geſchrieben.
Sei dem ſoll nach Seitungs nachrichten die Stadt Caſſel, die
jetzige Eigentümerin des Parkes, feine Wiederherſtellung in
Angriff genommen haben.
2) Die Inſchrift dieſes 1870 renovierten Monumentes
behauptet, daß hier der Prinz Carl von Heffen-Philipps-
thal (+ 1795) begraben liege. In Wirklichkeit iſt aber der
Leichnam dieſes bei der Erſtürmung von Frankfurt durch die
Heſſen 2. Dezember 1792 tödlich verwundeten Prinzen zu
Philippsthal beigeſetzt, während unter dem Frankfurter Grab—
ſtein Prinz Carl Conſtantin von Heffen-Rheinfels:
Rotenburg (F 1821) ruht, der als Jakobiner Charles Heffe
in der franzöſiſchen Revolution ſich eine traurige Berühmtheit
erwarb. Dergl. darüber „Heſſiſche Blätter“ Jahrg. 1906
Nr. 3250 ff.
Belagerung von Mainz mitgemacht, wurde aber erft
1795 zum Generalmajor befördert und ſtarb 1805 in
Penfion. Die Ranglifte führt ihn als Ritter des Ordens
pour le mérite auf, den er 1792 bei Aubange erhielt.
Der zweite Schönfeld Georg Auguſt war ein
Sohn des Cafp. Siegm. v. Schönfeld und einer geb.
v. Metzrad (nach Königs Biographiſchem Lexikon aller
Helden in Preußiſchen Dienſten 5, 400 übrigens nicht
zu Cottbus, ſondern auf Guhrow in der Neumark
geboren). 1741 trat er in preußiſche Dienſte, machte
die ſchleſiſchen Kriege mit, wurde bei Kunersdorf vers
wundet, erhielt 1782 das 30. Infanterieregiment (früher
Teufel v. Birkenſee) und das Patent als General-
major und wurde am 21. Mai 1789 zum General⸗
leutnant befördert.
Auguſt v. Schönfeld ſoll alſo nach der offiziellen Matrikel
am 23. Juli 1795 vor Mainz den Schwarzen Adlerorden
erhalten haben. Nach den Stamm- und Rangliften, die
über die Verleihung des Schwarzen und Roten Adler-
ordens ſowie des Ordens pour le mérite genau berichten,
hat er überhaupt keinen Orden beſeſſen. Vor Mainz
konnte er ſchon darum ſich nicht auszeichnen, weil er
den Feldzug am Rhein im Jahre 1795 überhaupt nicht
mehr mitgemacht hat. Er war bereits ihm Jahr zuvor
penſioniert worden. Sein Regiment erhielt 1792 der
Obrift v. Wegnern, und als dieſer bald darauf bei
Ensheim gefallen war, der Generalmajor v. Rüchel.
Schon vorher war Schönfeld am 51. Januar 1795 in
ſeiner letzten Garnifon Anklam unverehelicht geſtorben.
Er war nach Königs Lexikon ein tapferer Soldat ge:
weſen, aber eine Ordensauszeichnung hat er nach den
un verdächtigen Quellen nie erhalten. Sein Name ſteht
darum zu Unrecht in der Matrikel des Schwarzen Adler⸗
or dens und muß erſetzt werden durch den feines Namens⸗
vetters: Heinrich v. Schönfeld.
Daß dieſer, der letzte der drei in Betracht kommenden
Schönfelds, wirklich den Schwarzen Adlerorden erhalten
hat, darüber kann ſchon nach dem oben Geſagten ein
Zweifel nicht mehr beſtehen. Zum Überfluß beweiſen
es die Stamm» und Rangliften. Heinrich v. Schönfeld
war im Jahre 1793 der einzige aktive preußiſche General-
leutnant dieſes Namens. Sein Patent iſt nach der
Ranglifte von 1794 vom 2. November 1791, nach der
von 1795 vom 5. Februar 1791 datiert. Uber feine
Dekorationen bemerkt die Ranglifte von 1795, daß er
1792 den Roten Adlerorden, die von 1794, daß er
1793 den Schwarzen Adlerorden „vor Maynz“ erhalten
habe. Eine Verwechſelung iſt ausgeſchloſſen, trotz der
mangelnden Vornamen, da Heinrich zum Unterſchied
von ſeinem Namensvetter, dem Infantriſten Georg
Auguſt, „Generalleutnant von der Kavallerie und
Gouverneur v. Schweidnitz“ war. Auch das preußiſche
Staatshandbuch von 1794 führt unter den vier neuen
Rittern des Ordens: „v. Schönfeldt, Generalleutnant von
der Kavallerie“ auf. Somit dürfte der Beweis gelungen
ſein, daß nicht der Name des Generalleutnants der
Infanterie Georg Auguſt v. Schönfeld, ſondern der des
Generalleutnants der Kavallerie Heinrich v. Schön⸗
Dieſer Generalleutnant Georg
—— —————— en = ‘ni
— a PTT
80. —
feld Aufnahme in die Matrikel der Ritter des
Schwarzen Wdlerordens verdient.
Nun noch einige Worte über die Gründe, die zu
der Verwechſelung geführt haben. Offenbar iſt die
jetzige Lifte der Ordensritter erſt in ſpäterer Seit an⸗
gelegt worden. Ihr Verfaſſer wußte nur, daß ein
Generalleutnant v. Schönfeld 1795 den Orden erhielt,
und da, wie geſagt, die Quellen über die Perſon
Heinrichs v. Schönfeld faſt gänzlich ſchweigen, ſo hat
man den ungefähr zu gleicher Seit lebenden Namens»
vetter Georg Auguſt an ſeine Stelle geſetzt. Bei der
kurzen Dauer der Ordensritterſchaft Schönfelds, der
ſchon nach zwei Jahren ſtarb, ohne inveſtiert zu ſein,
war dieſe Verwechſelung leicht möglich, um fo mehr, als
die preußiſchen Rangliſten ſchon damals die Vornamen
der Offiziere und Beamten gefliſſentlich unterdrückten.
Dazu kommt noch der allerdings höchſt auffallende
Umſtand, daß die Rangliſte auch über Lebensalter,
Dienſtalter und Herkunft Heinrich v. Schönfelds nichts
enthalten, während ſonſt bei allen anderen Offizieren
die für dieſe Angaben beſtimmten Rubriken faſt aus⸗
nahmslos mehr oder weniger richtig ausgefüllt ſind. Es
mögen darum dieſe Daten, ſoweit ſie mir bekannt ſind,
hier kurz angeführt werden, um künftigen Bearbeitern
preußiſcher und heſſiſcher Militärgeſchichte, ſowie auch
einem eventuellen Neubearbeiter der Matrikel des
Schwarzen Adlerordens als Anhalt zu dienen.
Heinrich v. Schönfeld iſt am 9. März 1755 ge:
boren. Über ſeine Familie, ſeinen Geburtsort und ſeine
Eltern kann ich ganz ſichere Angaben nicht machen.
Auf eine öffentliche Anfrage in den Mitteilungen der
deutſchen Sentralſtelle für Familiengeſchichte habe ich
allerdings ſeine angebliche Ahnentafel zu 52 Ahnen zu⸗
geſandt erhalten, aber leider iſt damit nichts anzufangen,
da ſchon die Eltern unrichtig angegeben ſind. Dieſe
Ahnentafel beruht auf Angaben des Oberleutnants
Ernſt v. Schönfeldt, der auch in feinem Aufſatz im
„Militär ⸗ Wochenblatt“ Beibl. 1906 S. 419 behauptet:
Schönfelds Vater fei Adam Gottlieb v. Schönfeld,
feine Mutter Cuiſe Eliſabeth Schenck zu Schweins
berg geweſen. Daß dieſe Annahme unrichtig iſt, geht
ſchon daraus hervor, daß die Ehe dieſer beiden erſt am
3. September 1737 geſchloſſen wurde, während Heinrich
{chon 4/ Jahr vorher das Licht der Welt erblickte. Der
Güte des Herrn Archivdirektors Dr. Guftav Freiherrn
Schenck zu Schweinsberg in Darmſtadt verdanke ich
außerdem die Mitteilung, daß aus der erwähnten Ehe
des Adam Gottlieb v. Schönfeld mit Cuiſe Eliſabeth
Schenck zu Schweinsberg nur ein Sohn entſproſſen iſt,
der Johann Siegmund Wilhelm Ferdinand hieß und
177% Regierungsaſſeſſor war.
Aller Wahrſcheinlichkeit nach war Heinrich v. Schön-
feld ein Sohn des Kapitäns in einem Landbataillon
1) Nach Angabe Ernſt v. Schönfeldts a. a. O. Nach der
Marburger Monduitenliſte war Sch. am 1. Jannac 1789
55 Jahre 3 Monate alt, wäre demnach erſt im Herbſte 1753
geboren.
dais 8, as
Caſpar Heinrich v. Schönfeld auf Schlönwitz in
der Neumark und der Dorothea Chriftine v.
Schwerin!). Nach beſtimmten Angaben einer im
Marburger Archiv befindlichen heſſiſchen Konduitenliſte
ſtammt nämlich Schönfeld aus Schlönwitz in der Neumark.
Allerdings findet ſich in den Kirchenbüchern dieſer Ge⸗
meinde von 1710 — 1740 keine auf feine Geburt bezüg⸗
liche Eintragung, dagegen werden zwei Töchter jenes
Ehepaares (Eliſabetha * 1725 und Margarethe * 1727)
dort erwähnt. Vielleicht iſt Heinrich v. Schönfeld nicht
in Schlönwitz ſelbſt geboren, hat aber doch den Wohn⸗
ort ſeiner Eltern als ſeine Heimat angegeben, falls
nicht die Kirchenbücher lückenhaft ſind.
Heinrich v. Schönfeld trat mit 14 Jahren in preußi«
ſche Militärdienſte, wurde 21. September 1754 Fähnrich,
12. Oktober 175% Leutnant im Regiment Gensd'armes,
machte den Siebenjährigen Krieg mit und wurde bei
Prag ſchwer bleſſiert. Am 21. Oktober 1758 zum Stabs-
rittmeiſter ernannt, nahm er 1761 ſeinen Abſchied und
trat in heſſen⸗kaſſelſche Dienfte über, wo er am 2. Februar
1761 als Major im Leibdragoner⸗Regiment übernommen
wurde. Hier zeichnet er ſich 1762 beim Treffen von Nau⸗
heim und auf dem Rüdzuge vom Kloſter Ahrensberg und
Grimbergen aus. Am 29. November 1762 wurde er in
das Regiment der Garde du Corps als Rittmeifter (mit
Majorsrang) verſetzt und zum Flügeladjutanten und
Kammerjunfer des Candgrafen ernannt. (763 wurde er
Stallmeiſter, 1765 Kammerherr, 18. Mai (766 Major im
Regiment der Garde du Corps (mit dem Range eines
Oberſtleutnants), 5. März 1769 Ritter des Ordens pour
la vertu militaire, 20. Mai 1776 erhielt er den Rang eines
Oberſten, 22. Mai 1778 wurde er zum Gberſchenken,
1780 zum Generaladjutanten ernannt. Am 2. Dezember
1782 wurde er Oberſtleutnant in der Garde du Corps
(mit dem Rang eines Generalmajors). 1785 wurde er
zum wirklichen Generalmajor befördert. 1787 ernannte
ihn der neue Landgraf Wilhelm IX. zum Oberftall-
meiſter. Am 25. Februar 1789 ging er vom Regiment
Gardedukorps, dem er 27 Jahre angehört hatte, ab
und quittierte am 16. März 1790 überhaupt den land⸗
gräflich heſſiſchen Dienſt, um als Generalleutnant die
Führung der belgiſchen Aufſtändiſchen zu übernehmen.
Am 20. November 1790 erbat er auch hier nach dem
kurzen unglücklichen Feldzug ſeinen Abſchied und trat
Anfangs 1791 wieder in preußiſche Dienſte. Sein Patent
als preußiſcher Generalleutnant von der Kavallerie
wurde anfangs vom 2. November, ſpäter vom 5. Februar
1791 datiert. Su gleicher Zeit wurde er zum Gouverneur
der Feſtung Schweidnitz ernannt, machte aber den Feld⸗
zug in der Champagne, dann 1705 als Korpskommandeur
den Rheinfeldzug und die Belagerung von Mainz mit.
Für feine Meriten erhielt er 1792 den Roten Adler-
) Die „Biographiſchen Nachrichten über das Geſchlecht
v. Schwerin“ von Gollmert und v. Schwerin (Berlin 1878)
geben auf Stammtafel 20 fälſchlich Clara Sophie v. Schwerin,
eine Schweſter der Dorothea Chriſtina, als Gemahlin Caſpar
Heinrichs v. Schönfeldt an. Bier wird auch nur eine Tochter
aus dieſer Ehe (Henr. Jul. Margr. * 1732) erwähnt.
orden (der von Preußen erſt nach dem Anfall von
Ansbach Bayreuth übernommen war) und 1795 den
Schwarzen Adlerorden. Nach dem Ausbruch des
polniſchen Aufſtandes wurde Schönfeld 24. Mai 1794
mit dem Oberbefehl über alle nördlich der Weichſel
ſtehenden preußiſchen Truppen, das ſogenannte Narew—
korps, betraut, den er am 29. September infolge Wieder—
aufbrechens ſeiner alten Wunden wieder niederlegen
mußte. Er zog ſich nach ſeinem Gouvernement Schweidnitz
zurück, wo er ſchon im nächſten Jahre, am 22. Auguſt
1795, ſtarb.
Schönfeld war zweimal vermählt. Seine erſte Frau
war Marie Eleonore Dorothea v. Wintzingerode
* 28. Sebrur 1755 zu Kirchohmfeld als zweite Tochter
des Generals Wasmuth Levin v. Wintzingerode aus dem
Haufe Adelsborn. Sie war (feit dem 20. Februar 1752)
in erſter Ehe verheiratet geweſen mit dem nachmaligen
churhannöveriſchen Major Achaz Philipp v. Wintzin—
gerode von der Bodenſteiner Linie ihres Geſchlechts,
der am 14. Oktober 1758 an einer im Gefecht bei
Lutterberge erhaltenen Wunde zu Caſſel geſtorben war.
Aus dieſer erſten Ehe der beiden Wintzingerode ent⸗
ſtammten drei Kinder, unter denen ihr Sohn Georg
Ernſt Levin, (* 27. November 1752 zu Walesrode,
24. Oktober 1854 zu Stuttgart) ſpäter den Grafentitel
erhielt und ſich als Freund der verwitweten Fandgräfin
Philppine v. Heffen!) und als württembergiſcher
Miniſter einen Namen machte. Die zweite Ehe der
Marie Eleonore Dorothea v. Wintzingerode mit Heinrich
v. Schönfeld war kinderlos. Sie ſtarb am 19. Jul
1780 zu Caſſel infolge eines unglücklichen Sturzes aus
einem Wagen, den ſie ſelbſt gelenkt hatte.
Noch vor dem Ende des Trauerjahres vermählte
ſich Heinrich v. Schönfeld zum zweiten Male mit Marie
Charlotte v. Belcaſtel. Die Trauung fand am
25. Juni 1781 zu Caſſel in der fürſtlichen Orangerie
im Simmer der Candgräfin ſtatt, zu deren Hofdamen
die Braut ebenſo wie die erſte Frau Schönfelds gehörte.
Auch dieſe zweite Ehe war kinderlos. Nach Schönfelds
Tode kehrte ſeine Witwe nach Caſſel zurück, wo ſie erſt
im Jahre 1825 geftorben if. Vor ihrem Weggang
von Schweidnitz hatte ſie ihrem Gemahl auf dem dortigen
Garniſontotenhof ein Denkmal errichten laſſen, das
denſelben franzöſiſchen Ders trägt wie das Grabmal
auf dem alten Caſſeler Cotenhofe, das die Candgräfin
Philippine der verunglückten erſten Gemahlin Schönfelds
gewidmet hatte:
Victime d'un coup imprévuu,
Objet digne des pleurs
) Geborene Prinzefjin von Brandenburg -Schwedt, zweite
Gemahlin des Landgrafen Friedrich II. von Heſſen, T als
Witwe am 1. Mai 1800 zu Berlin im 55. Lebensjahre. Die
ſeit der Mitte des vorigen Jahrhunderts von ſeiten der
Familie v. Wintzingerode verbreitete Behauptung: die
Landgrdfin habe eine heimliche Ehe mit dem Grafen Ernſt
Levin Wintzingerode geſchloſſen, iſt ſeitdem in verſchiedene
werke, auch in den Gothaiſchen Kalender übergegangen.
Ein Beweis für dieſe Behauptung iſt bisher nicht erbracht
worden, dürfte auch ſchwerlich erbracht werden.
Que ton sort fait repandre;
Si quelque monument
Annonce ici ta cendre,
La main de l’amitie
Le pose à la vertu.')
Denn merkwürdigerweiſe hat Heinrich v. Schönfeld
einen ähnlichen Tod gefunden wie feine erſte Frau,
nämlich durch einen Sturz von einem ſcheuen Pferde,
das er zureiten wollte.
Exotiſche Länderwappen.
Don H. G. Strobl.
II. Jamaica.
Jamaica („ Wald und Waſſerland“),
größeren weſtindiſchen Inſeln,
entdeckt und von ihm „San—
tiago“ benannt, ſeit 1659
in britiſchem Beſitz, führt
als Wappen in Silber das
rote St. Georgskreuz von
England, belegt mit fünf
naturfarbigen Ananasfrüch—
ten. Auf dem Schilde ruht
ein goldener Helm mit
ſechs Spangen (Königlicher
Helm), der auf feinem filber-
rot gewundenen Wreath
einen naturfarbigen Alliga—
tor als Kleinod trägt. Die
Helmdecke . ift rot > filbern
tingiert. Als Schildhalter
dienen eine zimtbraune, mit
bunten Federn geſchmückte
| eine der
1494 von Columbus
Ey
R 1
Karibe. Sie trägt einen
Korb mit Früchten, er hält
mit der Linfen einen Bogen.
Beide ſtehen auf einem
Deviſenband, das die In—
82
—
7
0
‘
a
Karibin und ein ebenfolcher & a bl
5 ae
die eigens zu diefem Swede nach einem Originale in
der Regierungsbibliothek zu Spanifhtown auf Jamaica
angefertigt wurde.
Als Flaggen- Badge des Gouverneurs von
Jamaica wird innerhalb einer weißen, kreisrunden
Scheibe ein gelb ein gefaßter ovaler Schild, Helm
mit Kleinod, aber ohne Decke, benutzt. Schildhalter
und Deviſenband fehlen ebenfalls.
Ein urfus über Familienforſchung und
Vererbungslehre.)
Don Profeſſor Dr. Sommer in Gießen.
Bei den beiden Kurfen, die 1906 und 1907 in
Gießen einerſeits über Behandlung und Erziehung der
| angeborenen Schwachſinni⸗
gen, andererſeits über foren⸗
ſiſche Pſychologie und Pſy⸗
chiatrie abgehalten worden
ſind, iſt an weſentlicher
Stelle die angeborene Anlage
und ihre Bedeutung für
das Gebiet der Pſychologie,
Pſychiatrie, Pädagogik und
Kriminalpfychologie behan-
delt worden. Gerade die
Darſtellung dieſes wichtigften
Faktors der menſchlichen
Handlungen hat bei den
beiden Kurfen, wie ich wohl
ſagen darf, das lebhafte
Intereſſe von nicht nur in
ihrem Fache, ſondern auch
im weiteren Umkreiſe des
praktiſchen Lebens erfahre-
nen Arzten, Lehrern, Juriſten
und auch Geiſtlichen erregt.
Da die angeborne An—
lage im Suſammenhang mit
5 |
ſchrift: INDUS UTERQUE Janzakes. der mediziniſchen Pſychologie
SERVIET UNI“ zeigt. nur auf dem Boden einer
So elegant das Schildbild fic) präſentiert, ebenſo | methodiſchen Familienforſchung verftanden werden kann,
ungünſtig wirkt das Helmkleinod, das mit ſeiner Un—
geſchlachtheit und bloßen Breitenausdehnung das ganze
Wappen beeinträchtigt. Selbſt wenn man den Schwanz
des Alligators über den Rücken nach vorne ſchlingen
würde, um an Höhe etwas zu gewinnen — was
übrigens gegen die offizielle Darſtellung wäre —, fo
würde das Wappenbild kaum viel dadurch gewinnen.
Das Wappen dieſer britiſchen Kolonie wird zu—
meiſt nicht ganz fehlerfrei dargeſtellt; die vorliegende
Seichnung wurde nach einer Photographie gearbeitet,
) Dies iſt der Wortlaut auf dem Caſſeler Denkmal.
Die Schweidnitzer Grabſchrift weiſt einige unweſentliche Ab-
weichungen auf, die ſich wohl dadurch erklären, daß der Vers
aus dem Gedächtnis dort rekonſtruiert iſt.
wurde fchon bei den genannten Kurfen hierauf mehr-
fach Bezug genommen. Es haben ſich nun gerade in
den letzten Jahren die Beziehungen des Studiums der
angeborenen Anlage und der Familienforſchung einer—
ſeits zu der Genealogie, andererſeits zu den natur—
wiſſenſchaftlichen Erfahrungen im Gebiete der körper—
lichen Medizin, der Entwickelungsgeſchichte, ſowie der
Botanik und Soologie, beſonders was die Entſtehung
und Süchtung von Arten betrifft, ſo eng geſtaltet, daß
es nahe liegt, die bei den früheren Kurſen gegebene
— —
1) Abdruck aus der Pſpychiatriſch-Neurologiſchen Wochen-
ſch ift. Unter Benützung amtlichen Materials redigiert von
Oberarzt Dr. Joh. Bresler, Lublinitz (Schleſien). IX. Jahrg.
Nr. 48.
u OR
Darſtellung der angebornen Anlage in den genannten
Richtungen zu vervollftändigen, ähnlich wie ich es in |
dem Buch über Familienforſchung und Vererbungslehre
getan habe. Dabei erſcheint es nötig, bei einem Kurſe
dieſer Art die Behandlung der genannten Teilaufgaben
in die Hände von erfahrenen Fachmännern zu legen,
um das ganze Gebiet von allen Seiten zu beleuchten.
Auf Grund von dieſen Überlegungen iſt nunmehr
der beſtimmte Plan entſtanden, Anfang Auguſt (3. bis 6)
dieſes Jahres an der Univerſität Gießen einen Kurs
dieſer Art zu veranſtalten.
Die Wahl der Seit iſt dadurch bedingt, daß im
Frühjahr 1908 (23. bis 26. April) der III. Kongreß für
experimentelle Pſychologie in Frankfurt a. M. ftattfindet,
ſo daß für den Kurs erſt die Seit am Schluß des
Sommerſemeſters in Betracht kommt.“)
Die Darſtellung der angebornen Anlage im Gee
biete der normalen Pſychologie, Pſychopathologie und
Kriminalpſychologie ſoll wie bei den beiden früheren
Gelegenheiten von mir und Profeſſor Dannemann in
Gießen geſchehen. Sur Behandlung des genealogiſchen
Teils hat fic) Herr Dr. Kekule von Stradonig in Grog:
Lichterfelde als bekannter Sachverſtändiger in dieſem
Gebiete auf meinen Wunſch bereit erklärt. Außerdem
werden folgende Themata aus den damit zuſammen⸗
hängenden Gebieten behandelt werden:
1. Die Keimzellen und ihre Entwickelung, von
Dr. Strahl, Profeſſor der Anatomie in Gießen.
2. Die Vererbung körperlicher Krankheiten.
3. Uber Variation, Vererbung und Artenbildung
bei den Pflanzen von Dr. Hanfen, Profeſſor der Botanik
in Gießen.
% Die Entwickelung und Züchtung von Tierarten,
von Dr. Martin, Profeſſor der Deterinäranatomie in
Gießen.
je eine Woche dauernden Kurfen waren viele Teilnehmer
hier im Auftrag und mit Hilfe von ſtaatlichen und
ſtädtiſchen Behörden, da die Themata ſich unmittelbar
auf die Intereſſen beſtimmter Fachkreiſe (Irrenärzte,
Lehrer, Juriſten) bezogen. Bei dem entwickelten Plan,
bei dem die Beziehung zu den Aufgaben von beſtimmten
Berufskreiſen nicht ſo deutlich zutage tritt, können wir
wohl auf eine Förderung des Kurſus von ſeiten der
— ¶!— . — — —— nn — —— ͤ 6üũZ r . ͤ —
Dieſes Programm läuft nicht auf eine populari⸗
fierende Verflachung des zurzeit modernen. Themas
hinaus, ſondern auf eine konzentriſche Bearbeitung der
ſozial grundlegenden Erſcheinung der Familie in natur⸗
wiſſenſchaftlichem Sinne durch Sachverſtändige aus den
einzelnen Teilgebieten.
Als Teilnehmer dieſes Kurſus denke ich mir, wie
bei den früheren, in erfter Cinie Arzte, Lehrer, Juriſten,
auch Geiſtliche, ſodann aber auch ſonſtige Gebildete,
welche die Bedeutung der angebornen Anlage, der
Abſtammung und Familie erkannt haben und ſich genauer
darüber unterrichten wollen. Dabei find auch. Aus⸗
länder willkommen, wie bei den erſten Kurfen.
Die zeitliche Ausdehnung dieſes Kurſes mußte aus
folgenden Gründen trotz des umfaſſenden Stoffes auf
drei bis vier Tage beſchränkt werden. Bei den erſten
1) Im Hinblick auf eine Reihe von Anfragen bemerke
ich hierbei, daß eine Wiederholung des internationalen Kurſus
55 gerichtliche Pſychologie und Pſychiatrie im Frühjahr 1909
d. h. vor dem Jahre des internationalen Honareſſes für
Kriminal- „Anthropologie ſtattfinden fell, eine Wiederholung
des Kurfes über Behandlung und Erziehung von N
Sdhwadfinnigen eventuell 1910. 5
Behörden durch Abſendung von Teilnehmern, wenigſtens
in früherem Umfange, kaum rechnen, vielmehr wird es
in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle der perſön⸗
lichen Entſchließung des einzelnen zum Beſuche des
Kurſes bedürfen. Bei dieſer Sachlage muß auf die
Koften des Aufenthalts Rückſicht genommen und die
Dauer des Kurſes beſchränkt werden.“)
Ich verhehle mir dabei nicht, daß der Plan bei
dieſem ſcheinbaren Mangel einer ſpeziell beruflichen
Beziehung überhaupt ſchwer durchführbar erſcheint und
daß ich mit einem Mißerfolg rechnen muß. Es hat
ſich jedoch bei den erſten beiden Kurfen eine alle Er⸗
wartungen ſo ſehr überſteigende Anteilnahme gezeigt,
daß ich bei der tatfächlich vorhandenen engen Beziehung
des Themas zu den Aufgaben und Intereſſenkreiſen
der ſeitherigen Kurſe doch auf Beteiligung auch jetzt
zu hoffen wage. -~
Es handelt ſich darum, die fundamentale Bedeutung
der angebornen Anlage bei der Auffaſſung praktiſcher
Aufgaben im Intereſſegebiet der Arzte, Lehrer, Juriſten
und Seelſorger, im weiteren Sinne auch der Soziologen
und Politiker im Suſammenhange darzuſtellen.
Vorläufige Anmeldungen ohne bindende Verpflich-
tung bitte ich an Herrn Profeſſor Dr. Dannemann in
Gießen, Klinik für pfvchifche und nervöſe Krankheiten,
zu richten.
Internationaler Kongreß für hiſtoriſche
Wiſſenſchaften zu Berlin 1908.
Wie bereits mehrfach in den Sitzungen des Vereins
zur Erwähnung gelangt iſt, findet in den Tagen vom
6.— 12. Auguſt des laufenden Jahres zu Berlin ein
Internationaler Kongreß für hiſtoriſche Wiſſenſchaften ftatt.
Bei dem Kongreß wird als 8. Sektion eine ſolche
für hiſtoriſche Hilfswiſſenſchaften (Archiv ⸗ und
Bibliotheksweſen, Chronologie, Diplomatik, Epigraphik,
Genealogie, hiſtoriſche Geographie, Heraldik,
Numismatik, Paläographie, Sphragiſtik) gebildet
werden. |
Die Derfammlungen des Kongrefies finden in all:
gemeinen Verſammlungen und in den Sitzungen der
Sektionen par |
„ Wie bei den erſten Kurſen wird zur Deckung der
Koften, Dortragshonorare uſw. eine Gebühr von zwanzig
Mark erhoben werden. f
a)
Die Verhandlungen werden in deutſcher, englifcher,
franzöſiſcher, italieniſcher oder lateiniſcher Sprache
geführt.
Allgemeine Verſammlungen werden an ſechs Tagen
in den Stunden von 12 —2 abgehalten. Die vorans
gehenden und folgenden Stunden werden zur Verfügung
der Sektionen freigehalten.
Die Sitzungen finden ſtatt in den Räumen des
Berrenhaufes und Abgeordnetenhaufes (SW. II, Prinz⸗
Albrecht⸗Straße 5) und der Philharmonie (SW. II,
Bernburger Straße 22/23).
Das Organiſationskomitee bittet, die Anmel⸗
dungen zur Teilnahme und den Mitgliedsbeitrag,
der 20 Mark beträgt, möglichſt zeitig einzufchiden:
Die Einſen⸗
dung des "its
gliedsbeitrages
wird bis zum
31. Juli an den
Schatzmeiſter
des Kongreſſes,
Herrn Koppel,
Berlin NW. 7,
Pariſer Platz 6,
erbeten, die ers
folgte Einſen⸗
dung wolle man
gefälligſt gleichs
zeitig mit ge⸗
nauer Angabe
von Name,
Wohnort und
Adreſſe dem
Schriftführer,
Herrn Dr. Cas.
par, Berlin W.
15, Kaiſer Allee
17, mitteilen.
An alle, die
ſich auf dieſe
Weiſe durch Einſendung des Mltgliedsbeitrags feſt an⸗
gemeldet haben, wird von Mitte Juli an das genaue
Programm zugleich mit der Mitgliedskarte zur Ver—
ſendung gelangen.
Die Teilnehmer, die ſich erſt nach dem 31. Juli
anmelden, werden erſucht, den Mitgliedsbeitrag im
Bureau des Kongreſſes (Abgeordnetenhaus, Prinz-
Albrecht Straße 5) perſöͤnlich einzuzahlen, das am Sonne
abend den I. und Montag den 3. Auguſt von 10 Uhr
morgens bis 3 Uhr nachmittags, von Dienstag den
4, Auguſt an von 9 Uhr morgens bis 7 Uhr abends
geöffnet ſein wird. j
Das vorläufige Programm kann von dem Schrift.
führer des Kongreſſes, Herrn Dr. Caspar, Berlin W.15,
Kaifer- Allee 17, ſchon jetzt bezogen werden.
Den Herren Mitgliedern des Vereins Herold
wird die Teilnahme an dem Kongreß ſeitens des
Dorftandes des Vereins warm empfohlen.
Eine heraldiſche Seltenheit?
In der Kirche zu Erſingen an der Donau, einem
unter der Oberhoheit der Reichsſtadt dem evangeliſchen
Konvent der Sammlungsfrauen zu Ulm gehörigen Dorfe,
war Hans Grimel, einem Memminger Patriziergeſchlecht
angehörig, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
fonventualer Vogt. Seiner 1585 verſtorbenen Ehefrau
widmete er ein auf eine hölzerne Tafel gemaltes Epita-
phium, welches in urſprünglichem und unverſehrtem
Suſtand in der Sakriſtei aufgehängt iſt. In reicher
Staffage iſt die Auferſtehung Chriſti, im Hintergrund
die Stadt Jeruſalem dargeſtellt.
Im Vordergrund ſtehen 2 Wappen: rechts das
Grimmelſche vollſtändige Wappen (Muſchel)
mit Helm und Decken, daneben der Stifter
knieend, links in ſymmetriſcher Allianzſtellung
das Wappen feiner Ehefrau (ſchwarze Haus»
marke in gelb) ohne Helm, alſo ein bloßer Schild.
Die Inſchrift lautet:
Anno Domini 1585 Jar den 23 aprilis
Starb die Erendtwürde Fraw Regina Widen⸗
mene (d. i.: Widenmännin) des Ernhafften Und
Fürnemen Hans Grimels Der Seit Vogt zu
Erſſingen Ehliche Hanffraw, Dero Gott ain
Fröliche Dfferfteung In Chriſto Iheſũ Verleihen
Welle Amen.
An dem Epi-
taphium iſt zu⸗
nächſt auffal⸗
lend, daß das
Manneswappen
vollſtändig aus»
gebildet, das
Frauenwappen
aber nur mit
einem Schild
dargeſtellt iſt.
Wenn eine ſol⸗
che Sufammen:
ſtellung auch mir noch nie aufgeſtoßen iſt, ſo werden
ähnliche Fälle anderweits vorkommen und ſind erklärlich
(ſiehe unten). Das merkwürdigſte an dem Epitaphium
ift jedoch der Umſtand, daß das Grimmelwappen !) voll-
ſtändig weiß gemalt iſt. Alſo Schild, Figur, Helmzier
und Helmdecken: alles weiß. Selbſt der Stahlhelm
ſcheint abſichtlich auffallend weiß aufgehört zu ſein.
Auf meine Anfrage bei hochangeſehenen Fachleuten
wegen des gewiß ſelten vorkommenden Beiſpiels mit
einer Tinktur erhielt ich die Antwort, daß der Maler
die Farbe nicht gewußt habe, oder: daß er mit ſeiner Ar⸗
beit nicht fertig geworden ſei, oder: daß das Auftragen
der blauen Farbe aus irgend einem Grund unterblieb.
) Die + G. in Memmingen führten: in blau eine weiße
Muſchel, Helm: blauer Flügel mit der weißen Muſchel belegt,
Decken: blau-weiß. Später kam ein blau weiß gewundener
Wulſt dazu, der 1738 bei der Erhebung in den Adelsſtand
eine Krone Platz machte.
— 85
Hierauf habe ich zu entgegnen:
Die Wappen ſind mit vielem Fleiß gemalt. Ins⸗
beſondere find die ſchön ausgeſchnittenen Renaiffances
ſchilde, der Flügel, die Decken mit grauen Schatten
aufs pünklichſte plaſtiſch ausgeführt. Wenn der Maler
auf die Angabe der Tinkturen hätte warten müſſen,
ſo hätte er doch nicht das Wappen fertig gemalt.
Das Epitaphium macht den Eindruck einer urſprüng⸗
lichen, abgeſchloſſenen Arbeit.
Iſt es ferner denkbar, daß der Patrizier Grimmel
in der wappenfrohen Seit um 1585 die Tinkturen
ſeines Wappens nicht gekannt hat, als er die Tafel in
Beſtellung gab und als er ſie vom Maler übernahm
und in der Kirche aufhängen ließ d
Iſt hier nicht ein anderer Grund der ganz weißen
Darſtellung zu ſuchen als der der zufälligen Unvollen⸗
dung d Iſt das ganz weiße Wappen vielleicht als ein
Beizeichen anzuſehen d
Die Ehefrau des Grimmel war aus einer gewöhn⸗
lichen bürgerlichen, wenn nicht bäuerlichen!) Familie
entſproſſen (daher der Schild ohne Helm und Decken),
welche wohl kein Wappen führte. Die Hausmarke
war vielleicht ad hoc erfunden, wenn ſie nicht dem
Sackzeichen?) des Bauernhofs nachgemacht wurde.
Jft hier nicht an eine Mesalliance zu denken,
derzufolge dem Vogt die Führnng ſeines angeſtammten
Wappens von der Familie unterſagt wurde, worauf
Grimmel ſich entſchloſſen hat, aller heraldiſchen Gee
pflogenheit zum Trotz fein Wappen ganz weiß zu führen d
Sind ähnliche Fälle von vollſtändigen Wappen mit
einer Tinktur bekannt d
Ulm a. d. D. Herrenberger.
Ein unbekanntes Siegel der Göttinger
ſtädtiſchen Altertumsſammlung.
In der ſtädtiſchen Altertumsſammlung zu Göttingen
befindet ſich ein, durch feine Verwandtſchaft mit dem
großbritanniſchen Wappen von 1706— 1714 auffallendes
Privatſiegel, deſſen Zugehörigkeit nicht ermittelt werden
konnte. Es ſcheint einem Baſtard des engliſchen Königs⸗
hauſes gehört zu haben. Die Gravierung iſt recht roh,
der Griff beſteht aus nur gedrechſeltem, unpoliertem
weißen Holze. Der von Lome und Einhorn gehaltene
gevierte Schild iſt mit einem Schrägbalfen überlegt.
Feld | und 4 laſſen oben einen aufgerichteten, unten einen
ſchreitenden Löwen erkennen. Vermutlich ſoll das Feld
von England und Schottland geſpalten ſein und iſt vom
Graveur nicht verſtanden, Feld 2 und 3 geben zweifel
los Frankreich und Irland wieder. Die Krone ähnelt
der franzöſiſchen Baronskrone, iſt aber zwiſchen
nn
1) Die Widemanns find heute noch in und bei Ulm als
bäuerliche Sippe anſäſſig.
2) Die Bauern in Schwaben führen auf ihren Frucht,
ſäcken Marken und Figuren (ähnlich den Hausmarken), die
ſich von Geſchlecht zu Geſchlecht forterben.
A großen Perlen mit einem auf Antoniuskreuz ſtehenden
Vogel beſteckt. Der Wahlſpruch „Et decus et
pretium recti“ iſt der gleiche, welchen die engliſche
Familie Fitz⸗Roy, duke of Grafton, führt. Die zu Seiten
des Schildes ſtehenden Buchſtaben W — F geben, wenn man
den Vogel auf der Krone als Falken anſprechen darf,
der Vermutung Raum, daß der Beſitzer des Siegels
Falke geheißen habe.!) G. M.
Machtrag zu den „Japaniſchen Städte-
wappen“ (1907, Mr. 1).
Es war mir im Vorjahre nicht möglich, eine Erklärung
der Wappenfigur der Stadt Hiroſhima zu geben. Nach
eingeholten Erkundigungen iſt mir dies endlich heute möglich:
Birofhima („Breite Inſel“; Hiro = breit, ſhima = Jnfel)
liegt im Delta des Fluſſes Ota, der ſich in das japaniſche
Mittelmeer ergießt, iſt alſo vom Fluſſe und Meere umzogen,
daher die Bezeichnung ,fhima”. Das Mon der Stadt mit
ſeinen drei übereinander liegenden Wellenbalken bezieht ſich
auf die drei Arme des Fluſſes Ota, welche die Stadt durch-
ſtrömen. H. G. St.
Bücherſchau.
Im Verlage von Cornel Herzog in Eſchweiler (Rheinl.) iſt
ein „Vollſtändiges Verzeichnis der deutſchen
Städte, ſowie aller Markt- und Landgemein«
den, welche für den Sammler heraldiſcher
Ortswappen in Betracht kommen“ erſchienen.
(Preis 60 Pf.) 5
Es enthält — wie der Name beſagt — ein mindeſtens
recht reichhaltiges deutſches Ortſchaftsverzeichnis unter Her ⸗
vorhebung der Städte und Gemeinden, von denen heraldiſche
Papieroblaten (Briefoberſchlüſſe) bekannt find, und ſetzt be-
ſonders durch die Menge Landgemeinden mit Wappenoblaten
in Erſtaunen. Das Hefichen, zu dem in dem im gleichen
verlage erſcheinenden Sammlerorgan „Das Blaue Blatt“
von Seit zu Heit Nachträge erſcheinen, kann Freunden dieſer
Gattung hera'diſcher Kunjtübung empfohlen werden.
Breslau XIII. H. Schlawe.
Herausgegeben von Dr. jur. Bernhard Körner,
mitgl. des Kgl. Preuß. Heroldsamts, mit Zeichnungen
von Ad. M. Hildebrandt und Alex. Schrn. von
Dachenhauſen. 14 Bd. 1908. Druck und Verlag
von C. A. Starke, Görlitz.
Erſt vor kurzem zeigten wir hier das Erſcheinen des
15. Bandes an, und ſchon haben wir die Freude, die Voll—
1) Anm. d. Red.: Unſerer Anſicht nach iſt das Siegel
wahrſcheinlich eine Fälſchung; derartige Stempel wurden
von Schwindlern zu betrügerifchen Sweden angefertigt und
kommen öfter vor. Hierfür ſpricht die ſehr flüchtige und une
geſchickte Gravierung des Stempels., Das dargeſtellte Wappen
zeigt einige Ahnlichkeit mit dem der Fitz Roy; die Schild.
halter desſelben — Leopard und Windhund — ſind durch
die engliſchen: Leopard und Einhorn, erſetzt. D. Red.
— 86
endung des 14. Bandes mitteilen zu können. Dieſe raſche
Aufeinanderfolge der Bände iſt der beſte Beweis dafür, welche
Anerkennung das ausgezeichnete Unternehmen genießt und
wie die Beteiligung an demſelben zunimmt. Das Vorwort
ftellt feſt. daß das genealogiſche Intereſſe ſich unter den
Bürgergeſchlechtern immer weiter entwickelt. Die Anregung,
weiche das Handbuch gibt, äußert fic) auch darin, daß eine
“ame wl
(efi, =i
GE In if / — N N
; .
Vii
gas
Al y
TC HN
Branca,
Kauffmann.
große Anzahl Familien frühere Lücken ausgefüllt und ver-
altete Artikel in neuer Bearbeitung übergeben hat.
Don allgemeinem Intereſſe ift die Erklärung der Redaktion,
daß niemand fie rechtlich hindern kann, in Archiven, Kirchen—
büchern, Handfcriften und Druckwerken enthaltene, jedermann
zugängliche genealogiſche Daten zu veröffentlichen, auch wenn
die Beteiligten ihre Suftimmung nicht
gegeben haben. .
Außer einer Anzahl kleiner Artikel
bringt Bd. 14 umfaſſende Genealogien
der Familie Eggers (v. Eggers uſw.),
Gruner (v. Gruner), Heyer (Heyer v.
Rofenfeld), Hörſchelmann, Kauffmann,
Roeder, Rogge, Starke u. v. a., 3. T. mit
fhénen Reproduktionen alter Familien-
bilder. Mit gütiger Erlaubnis des Der-
lages drucken wir hier einige der
Wappenkliſchees ab, von denen die
Sggersſchen durch Herrn Gberſtleutnant
Eggers in Lübeck freundlichſt zur Ver—
fügung geſtellt wurden. |
Schillers Ahnen, von. Profefjor
Weltrih, ein Werk, welches die bis—
herigen Schillerforſchungen widerlegen ſoll
und anſcheinend in der Abſicht geſchrieben
iſt, des Derfaffers Ehre als Geſchich's—
forſcher und Genealoge gegen manche
Angriffe zu verteidigen, bietet für die
Genealogie der Familie des Dichters
nichts nennenswert Neues. Die vom Derfaffer angegebenen
Quellen ſind bereits bearbeitet worden; er bringt ſogar
einen bis auf den heutigen Tag exiſtierenden Neben—
zweig der Familie Schiller, welche heute noch in Stuttgart,
Ludwigsburg, Nürnberg, in der Pfalz uſw. wohnt, der
bereits von einem anderen Schillerforſcher in verſchiedenen
Zeitungen veröffentlicht iſt. Dieſe Träger des Namens ahnten
damals alle nicht, daß ſie die einzigen waren, die mit der
Dichterfamilie in Sufammenhang ſtanden. Die von Prof.
Weltrich für dieſe Nachricht angegebene Quelle iſt unrichtig.
Eggers, Stammwappen.
Bedauerlich iſt, daß in dem Werke die Arbeit eines
ſehr gewiſſenhaften Forſchers herabgeſetzt wird: die des
Prof. Dr. Albert in Freiburg i / B. „Die Schiller von Herdern“.
Allerdings werden darin Herrn Prof. Weltrich Fehler nach
gewieſen, die einem Geſchichtsforſcher nicht begegnen ſollten.
Prof. Dr. Alberts Werk bleibt als ein muſtergiltiges Ur—
kundenbuch über die Familie der erloſchenen Schiller v. B.
A
BS 5 Bi >
2
Cinckersdotf.
beitehen, und es fet hier betont, daß dieſer Gegner Weltrichs
das Material über die Schiller v. H. mit größter Mühe geſichtet
und nur urkundlich ſicher feſtgeſtellte Nachrichten verwertet hat.
Ferner greift Profeſſor Weltrich in gleicher Weiſe den
Pfarrer Luppold in Rintenau an; mit welchem Rechte, kann
ich hier nicht unterſuchen, jedenfalls werden eingeweihte Lefer .
nicht ohne weiteres von der Richtigkeit
der Angriffe überzeugt ſein können.
Schließlich wendet der Verfaſſer ſich
auch gegen einen Schiller-Genealogen,
der bislang noch garnichts über
die Schiller v. H. veröffentlicht
hat; hierzu geben ihm die Arbeiten
des Prof. Dr. Albert und des Stadt—
pfarrers Maier in Pfillingen Anlaß.
Ich bin weit davon entfernt, letzterem
Herrn den Ruhm, etwas Neues in der
Genealogie der württembergiſchen Schiller
bearbeitet zu haben, zu nehmen, jedoch
war die Arbeit wohl weder ſchwierig
noch zeitraubend geweſen; nur muß der
Vorwurf, Wahrheit und Dichtung gee
miſcht dem Lefer vorzuſetzen, einen Be—
rufsgenoſſen doppelt ſchwer treffen.
weder Haffner, noch Meier und wie ſie
alle heißen, am wenigſten aber Weltrich
haben bislang das Kaͤtſel der Abſtammung
und Herkunft des großen Dichters geldft.
weltrichs Arbeit bringt in der Erfor-
ſchung des Dichterſtammbaums nichts
Beſonderes, vielmehr nur eine fritifierende Abhandlung über
die Forſchungen anderer. Für uns bleibt der älteſte Ahne des
Dichters nach wie vor der Neuſtädter Bürger und Inwohner
Stephan Schiller; ob das Ratfel der Herkunft dieſes Stephan
je gelöſt wird, bleibt eine Frage der Zukunft. .
Berichtigung.
In der Beſpreckung des Werkes „Aachener Wappen
und Genealogien“ S. 63 der Nr. 3 dieſes Blattes find aus
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Freiherr v. La gers.
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1562, 1726, 1872.
— 88 —
redaktionellen Gründen einige weſentliche Sätze ausgeſchaltet
bezw. gekürzt worden.
Auf Wunſch des Autors, ohne deſſen Wiſſen dies geſchah,
wird dies hier ausdrücklich vermerkt. D. Red.
Bermiſchtes.
— „Das Recht zur Wappenführung“ war der
Gegenſtand eines überaus intereſſierenden Vortrages, den
Herr Regierungsrat Prof. Dr. Eduard Heydenreich, Kal.
Kommiffar für Adelsangelegenheiten im Hal. Sächſiſchen
Miniſterium des Innern, einer der bedeutendſten Genealogen
Sachſens, bei dem am 4. März in Leipzig veranſtalteten
zweiten „Genealogiſchen Abend“ hielt. — Der Vortragende
führte aus, daß das Recht zur Wappenführung durchaus
kein Vorrecht des Adels ſei.
Archiv erweiſe unzweideutig, daß ſchon bei dem erſten Dor:
kommen der Wappen ſolche gleichzeitig von Adligen und
Bürgerlichen geführt wurden. Im großen und ganzen weiſe
das Wappenrecht in den verſchiedenen Seiten keine großen
Veränderungen auf. Die einzige größere Anderung, die wir
bisher finden, fet eine Vergrößerung der Kreife, bei denen
es in Übung war. Auch als Länder, Städte, Klöfter, religiöfe
Orden, Turnier⸗Geſellſchaften und Fünfte als wappen⸗
fähig galten, war ein Einfluß dieſer Vergrößerung des
Kreifes der Wappenfähigen wie auf den Begriff des Wappens
ſo auch auf die diesbezüglichen Rechtsanſchauungen nirgends
bemerkbar. Der Vortragende erörterte nun die öffentlich—
rechtlichen und privatrechtlichen Beziehungen des Wappens,
das Weſen des Wappenheimfallrechts und die Wirkung des
Gewohnheitsrechtes auf die das Wappenweſen betreffende
Kechtſprechung. Auch das Warenzeichenrecht Deutſchlands
und Gſterreichs wurde behandelt, und es wurde dabei betont,
daß die Verwendung des Wappens als eines Warenzeichens im
geſchäftlichen Verkehr von den Mitgliedern derjenigen Familie,
deren Wappen als Warenzeichen benutzt werde, auf dem
KRechtswege nicht beanſtandet werden könne. Schließlich
wurden die Vikariats- und Palatinats-Diplome erörtert und
betont, daß, wenn in den Wappen- und Adelsbriefen Text
und Abbildung nicht ſtimmten, die Wappenbeſchreibung
(Blaſonierung) vor ungeſchickten Malereien bevorzugt und als
Kichtſchnur genommen werden müſſe. Der Redner ſchloß
mit dem Wunſche, daß auch der Bürgerſtand von ſeinem
Rechte zur Wappenführung unter Vermeidung zahlreich ein-
geriſſener heraldiſcher Unſitten immer reichlicheren Gebrauch
machen möge.
An den Vortrag ſchloß fic eine Diskuſſion über genea-
logiſche und heraldiſche Fragen und eine Beſprechung von
literariſchen Neuerſcheinungen, die zur Beſichtigung ausgelegt
worden waren.
— Don dem Katalog der durch J. A. Stargardt, Ver:
lagsbuchhandlung und Antiquariat, verkäuflichen Bibliothek
des fF Geh. Archivrats Dr. G. v. Bülow iſt foeben Teil II
ausgegeben und durch genannte Firma (Berlin W. 35, Lützow⸗
ſtraße 47) zu beziehen. Er enthält eine große Anzahl
bedeutender und z. T. ſeltener Werke, insbeſondere betreffend
die Geſchichte Deutſchlands (mit einer ſpeziellen Abteilung
Brandenburg ⸗Preußen), Oſterreich⸗Ungarns, der Schweiz,
ferner deutſche Literatur und „Varia“, Geſchichte der Literatur
des Auslandes, Hoſtüme, Kuriofa, Inkunabeln, Kunft,
Orientalia uſw.
Ein Gang in jedes größere
Am ſchwarzen Brett.
An der Südfront des von der Reichsbank neuerbauten
Dienftgebäudes in Göttingen find über den 7 Fenſtern des
Erdgeſchoſſes große, mit Blättergewinden behängte und mit
Phantaſiekronen beſetzte ovale Scheiben (Kartuſchen) zur Auf⸗
nahme ron Städtewappen ausgehauen. Sie find ſämtlich
wagerecht ſchraffiert, obgleich die meiſten der betreffenden
Wappen keine blaue Feldfarbe haben! s diefer Hartuſchen
geben folgerichtig nur die Schildſiguren der Wappen wieder,
weil ſie als Schilde gedacht ſind. Die mittelſte dagegen zeigt
das vollſtändige Wappen von Göttingen mit dem Ober:
wappen, und zwar, obwohl das Gebäude durchaus moderne
Stilformen hat, im Stil der Gotik von etwa 1400 — gelehnte
Tartſche, Stechhelm und tuchartige Helmdecken — eine Kopie
des an dem gotiſchen Stadtbauſe befindlichen Wappens.
Anfragen.
45.
Geſucht werden Nachrichten jeder Art über die Familie
Breuſing (Preuſing, Preifing, Breuſinger, Preu⸗
ſinger und ähnlich). Dieſelbe ſcheint ſich nach 1600 von
der Grafſchaft Wittgenſtein aus im Naſſauiſchen und
auf dem Weſterwald ſowie auch in der Landgraftchaft Heffen-
Kaffel ausgebreitet zu haben. Es gingen aus ihr vielfach
Pfarrer und Lehrer hervor, und intereſſieren beſonders auch
Nachrichten über den Präzeptor Fudw. Breuſing, um 1640
in Siegen.
Freundliche Mitteilungen erbittet
Grevenbroich (Niederrhein). Wilh. Breuſing.
44.
In der „Collectio Koenigiana” ift dem Artikel über
meine Familie eine Druckſchrift vorgeheftet mit dem Titel:
„Authentiſche Briefe des Hauptmanns von Arens-
wald, der ſich am 29. September 1781 erſchoß, nebſt der
Geſchichte feines Todes mit Anmerkungen herausgegeben.“
Frankfurt und Leipzig 1782 (56 Seiten 8%. Trotz vieler
Mühe habe ich das Schriftchen im Buchhandel nicht bekommen
können und richte daher an die Mitglieder des „Herold“ die
Bitte, mir mitzuteilen, wo dasfelbe im Kauf oder Tauſch zu
erwerben iſt.
Darmſtadt. W. C. v. Arnswaldt.
45.
Ich beſitze Bildchen (gemalte Silhouetten) von
Adolph Selb aus Brünn,
G. R. Hantzſch aus Dresden,
Georg Surhellen aus Aachen,
Alphons von Hoffmann aus Trieft,
Samuel Schindler
Julius Lorck
Adolph Gerber
Die Genannten ließen die Bildchen Oftern 1847 fertigen,
als fie von der hiefigen berühmten Nandelslehranſtalt ab
gingen, fie waren damals ſamtlich etwa is Jahre alt.
Ich gebe die Bildchen an Familienangehörige koſtenlos
ab; im Fall erbitte ich als Austauſch das Bild meines Vaters,
Carl Dimpfel aus Leipzig, wenn fi dies durch Zufall gleich
falls irgendwo erhalten hat.
Leipzig, Schwägrichenftraße 11.
| ohne Herfunftsangabe.
Arthur Dimpfel.
= 160).
46.
Dor feinem Übertritt in die Zivilverwaltung in Brom:
berg (Februar 1816), als Regierungs⸗Präſidial⸗Bote, ſtand
Johann Friedrich Biagoſch als Unteroffizier beim Garde-
Dragoner-Regiment (4. Eskadron) — Woher ſtammte er?
— Wer waren feine Eltern? — Als Invalide ſcheint
ec den Militärdienft verlaſſen zu haben. Die Kirchenbücher
in Bromberg ſind erfolglos eingeſehen worden. Desgleichen
waren Anfragen beim Landrat des Bromberger Landkreiſes,
beim Regierungs-Präfidenten in Bromberg und beim 1. Garde⸗
Dragoner-Regiment, Königin Viktoria von Großbritannien
und Irland in Berlin ergebnislos.
Gefällige Antworten erbittet die Sentralftelle für deutſche
Perfonen- und Familiengeſchichte, Leipzig, Neumarkt 29.
4ꝛ.
Woher kann ich Abdrücke des Wappens der Familien
v. Taubenheim, Sch. (d) v. Boden, v. Plato, v. Rauch ⸗
haupt, v. Brey(i)mann bekommend Die Abdrücke (Siegel
oder Papier iſt gleichgültig) würden gegen andere eingetauſcht
oder auch angekauft werden.
Diedenhofen. Frhr. von Lützow.
48.
1. welches Wappen führte das altſächſiſche, namentlich
auch im Schwarzburgiſchen begüterte Geſchlecht v. Wölnitz
und des v. Pegaud
2. Was weiß man über die Familie des 1592 und 1608
in Sachſen lebenden (oder begütertend) Hans Sigmund
v. Weickhartd
3. Wo finden ſich Archivalien über ein Geſchlecht v. Weida,
dem die Gebrüder Sigmund und Peter v. W. angehörten,
die in Cottbus wohnten und 1520 ihre Beſitzungen in
Cottbus, Gahlow, Radun und Silow (?) verkauften d
Gefl. Auskunft wird an die Redaktion erbeten.
49.
Die Süricher Familie Schnorf führt folgendes Wappen:
in Blau auf ſilb. Felſen ein goldener Löwe, welcher in der
rechten Pranke einen g. Reichsapfel hält.
Welche Bedeutung hat hier der Reichsapfel>
Kommen Linien der Familie Schnorf mit gleichem Wappen
in Deutſchland vord
Wie iſt der Name Schnorf zu deutend
Das Wappen der ebenfalls ſchweizeriſchen Familie Zup⸗
pinger zeigt einen geteilten Schild: oben ſchreitender g. Löwe
in B., unten 4 g. Löwenköpfe balfenförmig geſtellt. Nach-
richten über Vorkommen und Herkunft des Geſchlechts Zup⸗
pinger, mit gleichem Wappen, in Deutſchland ſind erwünſcht,
ebenſo Erklärung des Namens.
Gefl. Antworten werden durch die Redaktion erbeten.
50.
Erbeten werden folgende Daten:
1. Wer war die Mutter der Julie Eleonore Auguſte,
Tochter des churſächſiſchen Oberſten Karl Auguſt v. Lüttich au,
* 17. März 1252 d
2. Wann und wo iſt geboren Graf Carl Axel v. Lö wen⸗
hjelm, königl. ſchwed. Generalleutnant und Staatsrat
(r 9. Juni 1861) und wo ftarb er?
3. Wann und wo heiratete Oberft Freiherr Wigand
v. Tützelburg, Erbherr auf Niederjährig, Gräfin Anna
Judith von Schönburg⸗Penig, 14. Juni Juni 1641, wann
und wo iſt er geboren und geftorben d
4. Wann und wo iſt geboren Graf Johann Wilhelm
v, Ronow, qhurſächſiſcher Obriſtleutnant, gefallen 19. Juli
1700 vor Rigar
5. Wer war die Mutter der 14. September 1714 geborenen
Charlotte Henriette, Tochter des Julius Hermann v. Weißen⸗
bach auf Thurm?
5. Wann und wo iſt geboren Carl Adolf (Udolf) von der
Heyden ( 9. Juni 1793), kurſächſiſcher Kittmeiſter auf
Mißlareithe und Gutenfürſtd An welchem Monatstag und
wo heiratete er 17895
6. Wie hieß die Mutter von Sophie Wilhelmine Prin-
zeſſin v. Schönaich Carolath, * 14. Januar 17665
7. Wann und wo iſt geboren Magdalene Eleonore von
Boxdorf (Bürdorf), Tochter des königlich polniſchen und
churſächſiſchen Oberſtleutnants Caspar Friedrich v. B. auf
Schemmendorf (> Schlabberndorf), und wie hieß ihre Mutter d
8. Wann und wo iſt geboren und geſtorben Friedrich
Auguſt v. Ponickau, Hauptmann, X 1. Juni 1651 mit
Gräfin Wilhelmine Johanne Louiſe v. Schönburg⸗Glauchau—
Remiffaur
9. Wann und wo iſt geboren der königl. preuß. Obriſt⸗
leutnant Leopold Ludwig v. Kleift (+ 5. Mai 1290), wo
ſtarb er d
10. Wer waren die Eltern der Freiin Urſula Ludmilla
v. Reiswitz, * 25. Mai 16655
11. Wann und wo iſt geboren Joachim Andreas Schlick,
Graf zu Paſſau und Weißenkirchen, & 16. November 1658
mit Fräulein Chrifttana Maria v. Schönburgd :
12. Wann und wo tft geboren der königlich polnifche und
churſächſiſche Obriſt Statius Friedrich v. Tullen auf Marklen⸗
berg (T 28. Oktober 1704), wo ftarb er, wo heiratete er
Ii. Oftober 1699 Gräfin Juliana Maria v. Schönburg
Glauchau-Remiſſanud, wo und wann ſtarb letztere d
13. Wann und wo iſt geboren Johann Chriſtian von
Watzdorff, der die Witwe des Dorhergenannten heiratete?
Wo und wann fand dieſe Heirat flatt?
14. Wie hieß der Freiherr v. Trachen mit Vornamen,
der 1710 Gräfin Chriſtiane Elifabeth von Schönburg;
Glauchau-Remiſſau heiratete, wann und wo iſt er ge—
boren und geſtorben, wann und wo ſtarb ſeine Frau, an
welchem Monatstag und an weſchem Ort fand dieſe Trauung
ſtatt?
15. Wer war die Mutter der Johanna, der 1555 geborenen
Tochter Gabriels Strein v. Schwarzenaud
16. Wer war die Mutter Annas (F 15. September 1568),
Tochter Wilhelms Schenk v. Landsberg?
17. Die Mutter der 15. März 1688 geborenen Sophie
Catharine Magdalena, Tochter des Freiheren Erdmann von
Stein auf Perkach, Schwarzenbach und Förbaud
18. Wie hieß die Mutter der 1. Januar 1683 geborenen
Brigitte Sidonie, Tochter des Freiherrn Heinrich Sittich von
Hagen auf Hippſtädt und Ober- und Nieder⸗Grſcheld
19. Wer war die Mutter von Eva (F 31. Auguſt 1613)
und Elifabeth ( 2. Februar 1895) Tochter Wilhelms Schenk
v. Kandsberg?
20. Wann ſtarb Friedrich v. Scherfenſtein,
Spielberg, geb. 1543?
Herr zu
51.
Bitte um Auskunft über:
1. Johann Martin Hiller — Gio. Martino da Ziller
a Gaertringen (Seugnis der venezianiſchen Botſchaft in Wien
vom 26. 8. 1765 (pb), bei der er Stallmeifter war) — Joannes
Martinus de Hiller a Gaertringen (Haiſerlicher Reiſepaß
1265) — * 13. 12. 1702, 7 wann? (Seine Eltern find be-
kannt.) >< Edmunde Wilhelmine von Areden oder Aredin,
die 1765 noch lebt; geboren wann? F wann? Eltern und
Heimat? Kinder? .
as: 00 ae
2. Caroline Louiſe Baron (I) de Hiller, Née Baron ()
de Bünau (fo unterſchrieben am 18. 3. 1222) Gattin des (be⸗
kannten Johann Carl Chriftoph Freiherr Hiller von Gaer—
tringen, k. k. Rittmeiſter in Preßburg. Sie ſtammte (nach
Faber Broll- Stiftung) aus Sachſen. Eltern? * wann?
7 wanı? Ihr Gatte war 1218 zu Gärtringen geboren,
vom 6. 9. 1755 —4. 6. 1236 Fähnrich in der Weimarer Garde
zu Fuß.
3. Frl. H. von Montmartin, Dorname? * P +P
Johann Wilhelm Ferdinand Freiherr Hiller von Gaer—
tringen (20. I. 1730—31. 8. 1788), deſſen militärifche Karriere
in Württemberg bis 1766 bekannt (am 28. 12. 1766 als
wirklicher Major reduziert); ſpäter ansbachiſcher Obriſt und
Kommandant in Wolu)nſidel. Es fehlen die Ansbachiſchen
Daten der betreffenden Patente. Seine beiden Söhne ſollen
als preußiſche Kadetten geſtorben ſein: Karl Ludwig Freiherr
H. v. H, 2. 7. 1785--22. 9. 1800, Chriftian Ludwig v. H.,
1. 11. 1782 14. 2. 1800.)
Für jede Auskunft wird dankbar fein, auch alle mit Er-
ledigung verbundenen Unkoſten gern erſetzen
Berlin, den 12. März 1908.
Prof. F. Fehr. Hiller von Gaertringen.
52.
Sind den Leſern d. Bl. ſchöne alte Darſtellungen Kur-
fürſtlich Sächſiſcher Wappen (16.— 18. Jahrhundert) bekannt
— namentlich ſolche auf Teppichen, Gobelins, Prunfgeräten
uſw. d
Giitige Binweiſe werden durch die Redaktion erbeten.
53.
Nachricht wird erbeten über Abſtammung u. Geſchwiſter von
Johann Hermann v. Sobbe. Folgendes iſt bekannt: * 1578
(wor), war Here auf Heltrop, aud) Holtroh, bei Borgentreich
(Kr. Warburg), & (wann d) Anna v. Amelunxen, Tochter von
Heinrich v. A. und Anna v. Donop. 1657 rom Kaif. General
v. Merode nach Schleſien geführt, kehrte 1640 verarmt zurück,
verkaufte ſeine Güter an ſeinen Schwager Adam v. A.,
+ 1642 in Lemgo. Wer war der Vorbeſitzer von Heltrop?
Auch die kleinſten Nachrichten willkommen.
St. Johann (Saar). Dr. v. Sobbe, Amtsrichter.
54.
Leben in Deutſchland noch Nachkommen des Freiherrn
Johann Theodor von Freisheimd
J. Ch. v. Fr. wurde 1209 Gouverneur von Heuſchen,
fpäter von Herzogenbuſch (Holland). Früher war er Kapitän
der Infanterie, dann Kommandant der Artillerie. Er ſoll
einige Seit Hauptoffizier der holländiſchen und weſtfrieſiſchen
Regiments -Berufsſoldaten geweſen fein. Er ftarb 1233.
Sein Grabdenkmal hatte er in Heufchen {don bei feinen £ch-
zeiten errichten laſſen.
Osnabrück, Riedenftr. 1. Hans Abeken.
Antworten.
Betreffend die Anfrage 241 in Ar. 2 des „D. Herold“ von 1908.
Im Kataloge 112 von L. Rofenthals Antiquariat,
München, finden ſich unter Nrn. 1673/74 verzeichnet: ein
Kupfer mit Wapken von David v. ee in .
— — —
Verantwortlicher Hera gebe
— j —
und von Hans Friedr. Frhrn. v. Schweinitz; zum Preiſe von
4 Mark 50 Pf. und 5 Mark.
Doberan. v. Aspern.
Betreffend die Anfrage 28 in Ar. 3 des „D. Herold“ von 1908.
Adelsbrief für den Ingenieur Capitain Johann
Friedrich Wilhelm Schöler, Berlin, 21. März 1769.
Wappen desfelben: quadrierter Schild, im 1. und 4. goldenen
Feld ſchwarzer Querbalken mit zu beiden Seiten abgewedhjel«
ten Zinnen, oben 4 und unten 3, und im blauen 2. und
2. Feld drittehalb ſilberne Pfähle; über dem Helm ein Pfauen ⸗
ſchwanz.
Johann Friedrich Wilhelm Schöler, 1751 in der Graf⸗
ſchaft Homberg, 5. Auguſt 1756 beftallt als Kondukteur beim
Waſſerbauweſen am Rhein, 1758 — 1763 im Heere des Herzogs
Ferdinand von Braunſchweig als Ingenieur, als folder dann,
wie {don früher, in Weſel, fpäter Ingenieur ⸗Major; 1769
verlobt mit der einzigen Tochter des 1750 verſtorbenen
holländiſchen Kapitän v. Kloudt, ſtarb i. J. 1817. Seine
Söhne: Friedrich und A. v. Schöler.
* : *
Moritz Ludwig Wilhelm v. Schöler, kgl. preuß. Leutnant
zu Weſel, * zu Weſel 2. September 1771. >< 15. Januar
1296 Friderique Sophie Eleonore Helene Gräfin v. Dohna-
Lauck, * |. April 1777 zu Weſel.
Friedrich Ludwig Robert Johann, * ı1. November 1792.
* *
*
Friedrich v. Schöler, Leutnant i. Rat. v. Kunitzkp,
>< 28. Januar 1796 Ungnfta v. Kunitzky zu Wefel
— —ÄꝑEã —
Franz Wilhelm Ludwig, + 19. Auguſt 1297, 8 Monate alt.
* *
*
Friedrich v. Schöler, Fal. preußiſcher Obrift-Leutnant und
Flügeladjutant, X
Alexander Emil, F zu St.
Petersburg 29. November
1810, 18 Monate alt.
Berlin N. 39, Sellerftr. 2.
Betreffend die Anfrage 31 in Nr. 3 des „D. Herold“ von 1908.
Aus der Ehe v. Gbernitz ſind keine Kinder entſproſſen.
v. Obernitz.
Betreffend die Anfrage 31 in Nr. 3 des „O. Herold“ von 1908.
Johann Heinrich von Pfau, Major im im 3. Bataillon
des Rats. v. Reinhardt, + 16. Mai 1805 zu Lyck im Alter
von 56 J. 10 M. 8 CT, hatte 35 Jahre gedient. >< Charlotte
v. Dobeneck, Tochter des Obriſten v. Dobeneck und N. v. Lentz.
—. —xrñ ———ůĩ—ů———
Rudolphine.
Dr. Wagner.
Tochter * daſelbſt 10. März
1811.
Dr. Wagner.
Henriette.
Berlin N. 39, Sellerftr. 2.
Betreffend die Anfrage 33 in Ur. 3 d. „D. Herold“ v. 1908.
Nachrichten und Quellen über das Halleſche Patrizier
geſchlecht Wogau enthält die klaſſiſch bearbeitete „Geſchichte
der Stadt Halle“, von Univ.-Prof. G. F. Hertzberg, daſelbſt.
Auch Lambert, das Halleſche Patriziat, dürfte, u. a., im
vorliegenden Falle von Intereſſe ſein.
eee eee Bez. Dresden. Direktor Licfeld.
— — — —— — —ö ́ —ũ ——gy—+᷑— —
— ͤ — . —-— n—
Getlage: Cappert des Herolds König Philipps U. von spanien (Brufieit)
Ad. m. Hildebrandt in Berlin, W. 68. Shilfrafe 8 D. — Selb ſwerlag des Din Herold; diiftceaswelle verlegt von
Carl Hermanns Verlag in Berlin, W. Mauerſtraße 43. 44. — Julius Sittenfeld, Hofbuchdrucker. in Berlin W.
— 2 —
XXXXI
Berlin, Mai 1908.
Der jährliche Preis des „Deutſchen Herold“ — monatlich ein Heft — beträgt 12 mi., der „Vierteljahrsſchriſt für Wappen-,
Siegel- und Familienkunde“ 8 Mk. Einzelne Nummern koſten 1 Mk. — Anzeigen für den „Deutſchen Herold“ werden von
Jnhalts verzeichnis: Bericht über die 776. Sitzung vom
17. März 1908. — Bericht über die 777. Sitzung vom
7. April 1908. — Programm für den Kurfus über Fa⸗
milienforfhung und Vererbungslehre zu Gießen vom
3. — 6. Auguſt 1908 (auf Anregung von Profeſſor Sommer).
— Das OGrihſche Familienbuch. — Ein Gedenkbuch einer
böhmiſchen Exulantenfamilie in der Herzoglichen Bibliothek
zu Wolfenbüttel. — Kirchenbücher in der Mark. — Auf⸗
ſchriften und Wappen in der Krypta der Stiftskirche zu
Fiſchbeck. (Schluß.) — Schillers 16 ſtellige Ahnentafel. —
Bücherſchau. — Vermiſchtes. — Fur Kunftbeilage. — An⸗
fragen. — Antworten. — Briefkaſten.
Vereins nachrichten.
Die nächſten Hithungen des Vereins Herold finden ſtatt:
Dienstag, den 19. Mai 1908 abends
Dienstag, den 2. Juni 1908 a Ube,
im „Burggrafenhof‘, Aurfürfienfir. 91.
Die ſtilgerechte Ausführung heraldiſcher und heraldiſch
verzierter Arbeiten, 3. B.:
Wappenmalereien aller Art, Stammbäume, Familien-
chroniken, Adreſſen, Er-libris, Glasgemülde, Por -
zellane, Gravierungen, Bildnis-Medaillen, Gedenk-
münzen für Familienereigniſſe, Potivtafelu, Fahnen,
Hucheinbände, Ledertreibarbeiten, Bildhanerarbeiten
in Holz und Stein (für Möbel, Denkmäler ufw.), Gold-
und Silbergeräte mit heraldiſcher Dekorierung ufw.,
vermittelt die Redaktion des Deutſchen Herolds (Berlin W.,
Schillſtr. 3); fie ſteht su dieſem Zweck mit tüchtigen Künflern
und Kunſtgewerbetreibenden in Verbindung.
Jede Auskunft wird bereitwilligh erteilt.
Carl Heymanns Verlag, Berlin W., Mauerſtr. 45. 44, entgegengenommen.
Die geehrten Lefer d. Bl. werden ergebenſt erſucht, der
Redaktion d. Bl. Mitteilungen über ihnen bekannte heral-
diſche Aunſtwerke (3. 3. alte Schnitzereien, ſeltene Siegel,
Grabdenkmäler, Glasgemälde, Metallarbeiten uſw.),
welche ſich zur Abbildung in der Zeitſchriſt eignen, zugehen
laſſen zu wollen. Miele Pereinsmitglieder werden, nament⸗
lich auf Reifen, Gelegenheit haben, dergleichen zu ſehen,
und würden uns durch eine kurze Notiz ſehr verpflichten.
Bericht
über die 776. Sitzung vom 17. März 1908.
Vorſitzender: Se. Erz. Herr Generalleutn. 3. D. v. Bardeleben.
Als Mitglieder werden angemeldet:
I. Herr Gottfried Banſa, cand. jur. zu Frank-
furt a. M., Gärtnerweg 46.
2. Herr Karl von Rettberg, Hauptmann und
Kompagniechef im Kaiſer Alexander » Garde:
Grenadier-Regiment Nr. | zu Berlin NW. 23,
Claudiusftr. 11.
Sum Berichte über die vorige Sitzung bemerkte
Herr Amtsgerichtsrat Dr. Beringuier, daß im Jahre
1687 ein Munier, armurier de la Cour und ein Aimeß
chirurgien bei der franzöſiſchen Kolonie vorkommen.
Der Herr Vorſitzende legte vor |. das für unfere
Bibliothek längſt erſehnte Werk von v. Steinen, Weft.
fäliſche Geſchichte, 6 Bände, welches unſer verehrtes
Ehrenmitglied Herr Generalmajor z. D. Freiherr
v. Ledebur dem Verein geſchenkt hat, ſicher zur
Freude aller Mitglieder, welche die Bibliothek benutzen.
2. Die Druckſachen der neubegründeten Vereinigung
zur Förderung deutſcher Kunſt im Aus lande.
sie OD ie
Vorſitzender iſt Herr Geh. Reg-R. Platz in Friedenau,
Wielandſtr. 15. Die Tätigkeit der Vereinigung ſoll den
guten Werken der deutſchen Kunft bei allen Völkern der
Erde die erforderlichen Abſatzgebiete gewinnen helfen.
3. Auswahl aus einer Sammlung von Leichenpredigten,
die kürzlich für die Dereinsbibliothe? angekauft worden
ſind betr. die Familien v. Bützow, v. Eſtorf, v. d.
Busſche⸗Haddenhauſen, v. Brietzke, v. Beulwitz, v. Cinſtow,
v. Quitzow, v. Saldern, Schenk zu Winterſtedt, v. Wik:
leben, v. Wittorf, v. Sülow. .
Sodann berichtete Seine Exzellenz über die branden⸗
burgiſche Leibgarde, Trabanten, Einſpännige, Adels»
burſchen. Die Einſpännigen, ſo genannt, weil ſie nur
ein Streitroß hatten, bezogen 1572 einen monatlichen
Sold von 10 Talern, wovon ſie ihren Unterhalt, Futter,
Harniſch uſw. zu beſtreiten hatten, dann jährlich ein
Hofkleid. Die Trabantenleibgarde wurde 1592 auf
29 Artikel vereidigt; fie hatte auf des Kurfürſten Leib
mit getreuem Fleiß zu warten, die Herrſchaft zu ſchützen,
ſo lange ſie die Wehr in den Fäuſten führen konnte.
Die Adelsburſchen hatten jährlich 75 Taler Sold,
52 Taler Kleidergeld, freien Tiſch bei Hofe, ein Stüb-
chen Landwein und zwei Reigenfemmel. Sie waren
auf ein Jahr verpflichtet zu dienen, brachten Pferd und
Barnifh mit; die Waffen erhielten fie aus der Kurs
fürſtlichen Rüſtkammer. Dier hielten täglich vor dem
Kur fürſtlichen Gemach Wache, die anderen hatten bei
Tafel aufzuwarten. Dieſe adlige Leibgarde beſtand
1596 aus 12 (früher 24) Perſonen unter dem Haupt⸗
mann Balzer v. Schönaich. Im Wortlaute teilte der Herr
Vorſitzende mit die Beſtallung und den Eid des 1595
als Trabantenleutnant eingeſtellten Chriſtoph Friedrich
v. Dobeneck. Den Eid leiſtete er im Beiſein des Cras
bantenhauptmanns Lewin Tüdicke und des Kammer:
fefretarius Wolf Theuring. — Über die Schweizer
Ceibgarde unter König Friedrich I. hat unſer Mitglied
Herr Carl Stichler in Zürich dem Herrn Vorſitzenden
intereſſante Mitteilungen gemacht. Im Dezember [697
berichtete Oberſt Rolas du Roſey, KapitdnsKommandant
der eidgenöſſiſchen Leibgarde Ihrer Churfürſtlichen Durch⸗
laucht zu Brandenburg, dem Bürgermeiſter und Rat
zu Sürich, wie die Garde dem Kurfürſten präfentiert
und die Eide abgelegt würden. Der Stadtſchreiber
wurde beauftragt, Herrn du Rofey freundl. Dank und
ſeiner Gn. H. tragende Satisfaktion zu bezeugen
und zu trachten, daß die Korreſpondenz kontinuiert
werde. f
Hinſichtlich der Beteiligung des Vereins an den
Arbeiten des Hiſtoriſchen Kongreſſes, welcher im Auguſt
d. J. hier tagen wird, ſtellte Herr Kammerherr
Dr. Kekule v. Stradonitz den Antrag: den erſten
Vorſitzenden und die Sektionschefs für Heraldik, Sphra-
giſtik und Genealogie als Mitglieder des Internationalen
Kongreſſes für hiſtoriſche Wiſſenſchaften zu Berlin
(6. bis 12. Aug. 1908) ſeitens des Vereins mit Sufügung
der Amtsbezeichnung anzumelden und die Mitglieds-
beiträge für dieſe Herren auf die Vereinskaſſe zu über—
nehmen.
Nachdem der Vorfteher der Abteilung für Sphra⸗
giſtik erklärt hatte, daß er in der fraglichen Seit von
Berlin abweſend ſein werde, wird an deſſen Stelle der
Name des Herrn Prof. Hahn in den Antrag eingerückt
und ſodann dieſer einſtimmig angenommen. des
weiteren wurde beſchloſſen, eine die Geſchichte des
Vereins Herold, deſſen Zwecke und Siele behandelnde
Feſtſchrift bei dieſer Gelegenheit herauszugeben.
Herr Amtsgerichtsrat Dr. Béringuier legte vor:
drei Siegelſtempel der v. Scharden und das vom Herrn
Profeſſor Hildebrandt gemalte 26. Blatt zu ſeinem
Geburtstag, welches wiederum eine Begebenheit aus
feinem vergangenen Lebensjahre in heraldiſcher Bilder—
ſchrift zur Darſtellung bringt.
Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Str adonitz
teilte mit, daß auf Anregung des Profeſſors Dr. Sommer
ein Kurſus über Familienforſchung und Vererbungslehre
vom 5. bis 6. Auguſt in Gießen werde abgehalten
werden. Die Vorträge werden ſich beziehen auf an⸗
geborene Anlage, Grundbegriffe nnd Methoden der
Genealogie, die Keimzellen und ihre Entwickelung, Vers
erbung und Artenbildung bei den Pflanzen, Entwickelung
und Süchtung von Tierarten.
Herr Generalmajor 3. D. v. Löwenfeld in Naum⸗
burg hatte im Original mitgeteilt das Diplom des
Kaiferlichen und Päpſtlichen Hofpfalzgrafen Franciscus
Antonins Oretti, Priors des mediziniſchen Kollegiums
der Univerfitat Bologna vom 7. Juni 1712; erteilt auf
Grund der vom Kaifer Karl V. am 15. Januar 1530
der Univerſität verliehenen und vom Papſt Paulus III.
erweiterten Privilegien. Der Begnadigte iſt ein Schleſier,
Johann Joſef Dulter v. Löwenfeld, welchem die Ritter⸗
würde und ein Wappen verliehen wird: quadriert, mit
rotem Herzſchild, darin ein auffliegender Geier (lat.
vultur) als Namensanſpielung; im erſten Felde am
Spalt ein halber ſchwarzer Adler, im 2. und 3. blauen
Felde ein gelber Lowe, im 4. grünen vier gelbe Schräg⸗
balken. Den Schild decken zwei gekrönte Helme; auf
dem erſten zeigt ſich der Geier, auf dem zweiten der
Löwe wachſend. Die Decken find grün ⸗ rot · blau · gelb
gemiſcht. Das Siegel des Verleihers iſt in eine Oblate
abgedrückt, deren Papierauflage in Form eines Doppel⸗
adlers ausgefchnitten if. Der genannte Dulter ſteht
zur Familie des Herrn Einſenders nicht in der Beziehung
eines Verwandten.
Bere Wilhelm Stelljes in Eiſenach hatte zur
Beſichtigung eingeſandt: I. Stammbuch des Magiſters
Joſeph Kupfer aus Dresden, Sohnes des Jakob Kupfer,
angelegt im Jahre 1615. Die älteſten Inſchriſten
dürften fein die des Kurfürſten Johann Georg von
Sachſen und des Dr. jur. Martin Aichmann, vormaligen
herzogl. württembergiſchen Hoffanzlers, nunmehrigen
kurſächſ. geh. Rats. Noch im Jahre 1615 machte er
eine Reiſe nach Hamburg, von wo er die Selbſtſchriften
von vier Senatoren zurückbrachte. Die zahlreichen
Wappenmalereien ſind nicht gerade Meiſterwerke, zeigen
aber Sorgfalt in der Verteilung des Stech⸗ und Spangen-
helmes und enthalten manches bisher Unbekannte. Su
vO.
ratlan-
gr. po.
Horſtein
Hohkönigsburg-Wappen.
|?
Digitized by Go
ogle
Dresden 1610 ſchrieb ſich ein Georg Heuptvogel, der
identiſch ſein kann mit jenem Georg Haubtvogel, der
vom Kaifer s. d. Prag, 18. November 1578 ein Wappen
erhielt. Die Malerei ſtimmt mit dem Diplom überein:
ein goldblau geteilter Schild, oben der Rumpf eines
ſchwarzen Adlers, unten ein gelber Stern. Der kur⸗
ſächſiſche Boten und Poſtmeiſter Chriſtian Hauptvogel
und fein Bruder Wolfgang Ernſt wurden vom Kaijer
Ferdinand III. am 19. September 1658 in den Adelſtand
erhoben; bei dieſer Gelegenheit wurde das Wappen
geändert. Der herzoglich pommerſche Hofrat Conrad
Carpzow ſchreibt 1619 zu Wittenberg: Multa sperata
non veniunt, multa veniunt non sperata. Auf zwei
gegenüberftehenden Seiten find zwei Neumärker gleich-
zeitig eingetragen: Hartwich v. Rohwedel auf Cranzin
und Albert Berling aus Dramburg am 28. September
1620 zu Dresden. Als Wappen der Rohwedel iſt
gegeben in Rot ein ſchwarzer Adler ohne Kopf, hinter
dem ein Pfeil aufgerichtet iſt, auf dem Helm ein Pfauen⸗
buſch. 2. Einen intereſſanten Klebeband heraldiſchen
Inhalts, entſtanden durch Ausſchlachtung von Stamm⸗
und Familienbüchern, Adelsdiplomen und Kupferſtichen.
Beiträge haben geliefert die Stammbücher der Nürn⸗
berger Patrizier Johann und Jakob Oelhafen (1562),
Ulrich Broll (1585), Johann Heinrich Tesher (1581),
Johann Stengel (1625) und andere, deren Eigentümer
nicht erkennbar find. Der größere Teil des Stamm:
buches Jakob Oelhafen befand ſich in einem anderen
Klebebande, der dem Verein vor 6 Jahren vor-
gelegen hat.
Herr Direktor Jachmann legte vor ein hand⸗
ſchriftliches Familienbuch, welches Dominikus Orth,
Stadtſyndikus zu Heilbronn, im Jahre 1618 anlegte.
Derſelbe gehörte zu einem Geſchlechte, welches vom
Kaiſer Karl V. im Jahre 1542 in den Perfonen von
Philipp und Peter Orth ein Wappen erhielt: in Gold
ein roter Löwe, in der rechten Vorderpranke einen Pfeil
geſenkt haltend. Das Buch wurde bis zum Jahre 1852
fortgeführt, großenteils von Frauen, die ja ſehr oft
mehr Verſtändnis und Intereſſe für Familienforſchung
zeigen als die Männer. Das Geſchlecht ſtammt aus
Selbold in der Grafſchaft Njenburg, kam dann nach
Frankfurt a. M. und 1509 mit Philipp Orth nach Heil:
bronn. Der Vortragende berührte zwei Fragen von
grundſätzlicher Bedeutung, die Anwendung der Helme
(des Spangen und des Stechhelmes) und die Bedeutung
des Patriziats, und veranlaßte dadurch eine ſehr an⸗
geregte Beſprechung, in welcher hinſichtlich des letzteren
Punktes konſtatiert wurde, daß die Entwickelung des
Patriziats örtlich verſchieden war, in Städten von
ariſtokratiſcher und demokratiſcher Verfaſſung, in großen
und kleinen, mittel⸗ und unmittelbaren Städten, im
Norden und im Süden. Der Vorſitzende nahm die
zweitfolgende Sitzung für eine erneute Beſprechung der
Frage in Ausſicht und bat die Teilnehmer der Dis⸗
kuſſion, ſich auf dieſe Sitzung mit urkundlichem Material
vorzubereiten. — Sodann wurden die verſchiedenen Be—
deutungen des Wortes ort beſprochen: Spitze (davon
93 —
das Ortband an der Spitze des Seitengewehres det
Infanterie), Ede, die Schuftersahle. Herr Prof. Rahn
hält den Namen Orth für die Abkürzung eines Perſonen⸗
namens wie Ortlieb.
Herr Profeffor Hildebrandt legte vor eine Reihe
aquarellierter Seichnungen, darſtellend Reſte heraldiſcher
Freskomalereien aus der Domkirche zu Königsberg i. Pr.
Die Wappen gehören ihrem Stile nach dem 14. Jahre
hundert an. Leider ſind ſie ſo ſtark verwittert, daß ſie
ſich nur teilweiſe beſtimmen laſſen. — Derſelbe Herr
brachte zur Sprache, daß das Wappen des Geſchlechts
v. Werthern, urſprünglich ein ſchräggeſtellter Aſt mit
drei Ahornblättern, ſeit etwa 1500 eine Vermehrung
zeigt, einen roten Löwen in goldenem Felde. Nach der
Überlieferung beruht dieſer Zuwachs auf einer Kaifer-
lichen Verleihung; ſeine Urſache liegt gänzlich im
Dunkeln. Man hat ſie mit dem von dem Geſchlechte
bekleideten Erbkammertürhuͤteramt in Verbindung bringen
wollen. Herr General Freiherr von Ledebur be—
merkte, daß die Siegel der v. Werthern ganz außer⸗
ordentlich variieren; es kommen ſtatt des Aſtes auch
Ranken und fogar Blätter ohne Stamm vor.
Herr Major v. Encke vort teilte mit, daß ſich das
Lehnbuch des Hans Sigmund v. Schaumberg in feinem
Beſitze befinde. Seyler.
Bericht
über die 777. Sitzung vom 7. April 1908.
Dorfigender: Se. Erz. Herr Generalleutn. z. D. v. Bardeleben
Der Herr Vorſitzende teilte mit, daß die Mitglieder:
Geheimer Regierungsrat Profeſſor Dr. Walther Wolff
(Rheinsberg) und Dr. Klemm (Cichterfelde) verſtorben
ſeien. Die Anweſenden erhoben ſich zu Ehren der
Dahingefchiedenen.
Als Mitglieder werden angemeldet:
1. Heer Dr. Wilh. Ewald zu Köln am Rhein,
Frankſtr. 7.
2. Frau Frickewirth, geb. Axt, TCetzlingen, Alt
mark.
5. Herr Hans von. Hiller, Hauptmann a. D.,
Berlin SW. 4e, Großbeerenſtr. 76 I.
4, Herr Ernſt von Schönfeldt, Oberleutnant,
Bremen, Sonnenftr. 8.
Herr Ernſt v. Strzemieczny, Oberleutnant im
großherzoglich heſſiſchen Seldartillerie = Regiment
Nr. 25, Charlottenburg, Sybelftr. 51.
Sr. Hoheit dem Protektor hat der Dorftand wegen
der Ernennung zum Gberſt und Regiments⸗Kommandeur
eine Glückwunſchdepeſche geſandt. Die Antwortdepeſche
Sr. Hoheit wird der Verſammlung mitgeteilt.
Dem Antrage der Geſellſchaft für lothringiſche
Geſchichte und Altertumsurkunde zu Metz auf monat-
liche Suſendung des „Herold“ wird ſtattgegeben.
Es wird beſchloſſen, von der Ausgabe einer Feſt⸗
ſchrift gelegentlich des Suſammentrittes des Inter⸗
cl
nationalen Kongreffes für hiſtoriſche Wiſſenſchaften ab-
zuſehen.
Der Herr Vorfitzende machte aufmerkſam auf die
nützliche Tätigkeit des „Auskunftsbureaus der deutſchen
Bibliotheken“, Berlin W. 64, Behrenſtr. 70. — Als Ge⸗
ſchenk iſt eingegangen die Familiengeſchichte der Haider
und die Chronik der v. Manſtein. Unter den Tauſch⸗
ſchriften nennt der Herr Vorſitzende die recht inhalts-
reiche Nr. 1 der Familiengeſchichtlichen Blätter. Die
Deröffentlihungen der hiſtoriſchen Geſellſchaft der Pro⸗
vinz Poſen enthalten viele für uns intereſſante Mit⸗
teilungen.
Herr Amtsgerichtsrat Dr. Beringuier legte vor
J. eine Reihe von Glückwunſchkarten, Originalzeichnun⸗
gen von Hanns Hildebrandt, dem talentierten Sohne
des Herausgebers unſerer Seitſchriften. 2. vier Oktav⸗
bände, enthaltend Bildniſſe, prachtvolle Bleiſtiftzeich⸗
nungen, ausgeführt von der Gemahlin des Kammer⸗
herrn v. Tronchin, geb. Gräfin Hahn, Herren und
Damen, in der Regel mit Namenangabe. Das Ver⸗
zeichnis der Sammlung verdient im Intereſſe der be⸗
teiligten Familien veröffentlicht zu werden. Die wert⸗
volle Sammlung iſt Eigentum des Buchhändlers Jaeckel
in Potsdam.
Der Schriftführer berichtete über eine Frage hin⸗
ſichtlich der Schiffsbanner der Kloſterſchiffe, welche der
Bearbeiter eines nautiſch⸗hiſtoriſchen Werkes an ihn
gerichtet hat.
Her Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz machte
auf den ſoeben erſchienenen engliſchen „Kirchenbuch⸗
ſchlüſſel“ (Key to the ancient Parish Registers of
England and Wales by Arthur Meredyth Burke,
London 1908. 80) aufmerkſam. Ähnliches Material,
wie es hier in einen handlichen Band zuſammengefaßt
iſt, iſt bei uns in hundert Nummern der verſchiedenſten
Seitſchriften zerſtreut, alſo zu Nachſchlagezwecken gänz-
lich unbrauchbar. Sodann legte der Herr Kammer:
herr vor die Schrift von Octave George Lecca:
Familie Boereste, Romane, Bucaresti 1899. 80.
Herr Prof. Ad. M. Hildebrandt legte vor J. ein
durch Seichnung und Technik hervorragendes Glas⸗
gemälde „Wappen der Grafen von Schwerin“, aus»
geführt von unſerem Mitgliede Fräulein Cuiſe Menzel.
(Kunſtanſtalt für Glasmalerei.) 2. eine Pergament⸗
handſchrift, Familienbuch der Sauerzapf, eines bayrifch-
fränkiſchen, in einer Linie geadelten Geſchlechtes, mit
den Wappen der eingeheirateten Frauen in recht guter
Malerei. Durch Vererbung in weiblicher Cinie gelangte
das Buch nach Sachſen und wurde dort von Verfchiedenen
fortgeſetzt. Gerade in dieſer Abteilung findet ſich eine
Anzahl bürgerlicher Wappen, die gänzlich unbekannt
waren. 3. ein Preisverzeichnis der Weinhandlung
O. F. Söhle zu Hamburg und Traben a. Moſel mit
einem von Lorenz Rheude ſehr hübſch gezeichneten Titel⸗
blatt, darſtellend die Wappen der berühmten Weinorte,
mit ſachgemäßen Erläuterungen in einem Vorworte.
4. zwei däniſche Schriftſtücke mit beigedruckten großen
Möniglichen Siegeln (Verabſchiedungsdekrete für zwei
Offiziere des Namens Wroblewski).
Herr Georg Otto zeigte eine ſtattliche Mappe
Original zeichnungen zu den feit etwa 10 Jahren von
ihm ausgeführten Bibliothekszeichen, Speiſenfolgen uſw.,
überwiegend heraldifchen Inhalts. Herr v. Kawaczynski
befürwortet die Veröffentlichung einer Auswahl dieſer
Blätter, einer zweiten Folge, die für ausübende Künfller
ſehr belehrend ſein würden.
Herr Dr. v. Boltenftern übergab als Geſchenke
für die Vereins bibliothek das Jahrbuch der Provinz
Pommern für 1824 und legte zur Anſicht vor: „Genea⸗
logiſche Darſtellung aller Regenten in der Mark
Brandenburg als eine Geſchichtskarte beim Vortrage
der vaterländiſchen Geſchichte anwendbar.“ Berlin 1811.
Bearbeiter dieſes Cehrmittels war Friedrich Straß, Pro⸗
feſſor der Geſchichte am Königl. Kadeitenkorps, der
auch die Tafel „Der Strom der Seiten oder bildliche
Darſtellung der Weltgeſchichte bis Ende des 18. Jahr⸗
hunderts“ herausgegeben hat.
Herr Major v. Obernitz machte zu der neuer⸗
dings ergangenen Verfügung über die ſtaatliche Wieder⸗
verwendung verabſchiedeter Offiziere die Bemerkung,
daß ein Teil dieſer Arbeitskraft für genealogiſche
Forſchungen, namentlich für die Ausbeutung ſtädtiſcher
und kirchlicher Archive benutzt werden könnte. Die
Sahl der Familien, welche ihre Geſchichte erforſchen
laſſen, mehrt ſich beſtändig und damit auch die Frage
nach Arbeitskräften, welcher Forſchun gen der erwähnten
Art übergeben werden können. Seyler.
Herr H. F. Macco, Ehrenmitglied des Vereins,
hielt einen Vortrag über den Hausrat eines Aachener
Patriziers im 15. Jahrhundert. Er ſtützte ſich dabei
vornehmlich auf Aktenſtücke eines beim ehemaligen
KReichskammergericht anhängigen Erbſchaftsſtreites,
welche ſich heute im Königl. Staatsarchiv zu Wetzlar
befinden. Das Haus, um welches es ſich hier handelt,
gehörte dem 1476 f Patrizier Heinrich Gartzweiler
welcher in I. Ehe mit Beilwigis Paftoir (F 1466
kinderlos) und in 2. Ehe mit Sibylla von Wirth ver⸗
mählt war. Der Vater der letzteren, Paulus von
Wirth, war der Ahnherr des großen Reitergenerals
Jan von Werth. Die junge Witwe heiratete ihren
Neffen Hermann Paftoir, der um 1500 als Bürger»
meifter und Rentmeiſter eine Rolle in der Stadtgeſchichte
geſpielt hat. Unter den Nachkommen Gartzweilers
machte ſich der Badearzt Dr. Johann Gartzweiler einen
Namen. Er behandelte im Jahre 1742 den nach den
Strapazen des J. Schleſiſchen Krieges erholungs-
bedürftigen König Friedrich den Großen, welcher am
25. Auguſt mit dem Prinzen Heinrich von Preußen,
dem Herzog Ferdinand von Braunſchweig, dem Prinzen
von Holſtein⸗Beck, einigen Offizieren und 20 Mann
Leibgarde in der alten Kaiferftadt angelangt war.
Originell iſt, daß der Arzt dem Hönig verbot, während
der Kur Verſe zu machen, noch überhaupt zu denken;
:
— 95 —
Im Jahre 1846 ſtarb die Familie Gartzweiler im
Mannesſtamme aus.
Infolge der erwähnten Heirat zwiſchen Hermann
Paſtoir und der Witwe von Heinrich Gartzweiler
(F 1426), entſtand ein Streit über die Hinterlaſſenſchaft
von Gartzweilers J. Frau zwiſchen den Brüdern Johann
und Joiſt Paſtoir einerſeits und Hermann Paſtoir
andererſeits. Man wird nicht fehlgehen, wenn man
dieſen Streit mit der Entſtehung des Inventarverzeich⸗
niſſes in Verbindung bringt, zumal feſtſteht, daß es
1477 von Hermann Paſtoir angefertigt wurde. Der
Vortragende gab alsdann einen Überblick über Cage,
Bauart und Ausdehnung des Gartzweilerſchen Hanfes
und ging dann an Hand des Inventars zur Be⸗
ſchreibung der einzelnen Räume über, die uns heute
wie ein Rundgang durch ein Muſeum anmuten. Die
Ausftattung der im Erdgeſchoß gelegenen Küche ift fo
reich, daß ſelbſt in unſerer Seit manche Hausfrau die
ſtattliche Ciſte nicht ohne Verlangen leſen würde. Teller,
Tabletten, Keſſel, Pfannen, Weinkannen, Schüſſeln,
Siebe, Töpfe uſw. find in großen Mengen da, zwei
Dorratsfchränfe bergen Obſttöpfe, Servietten, Bande
und Tellertücher. Sahlreiches Kupfergeſchirr, Tiegel,
Eimer, Leuchter, Schaumlöffel, Kerzenfcheren, Waſſer⸗
fäſſer mit Tragſtangen, Kannen, Tröge und dergl. ver⸗
teilen ſich in dem weiten Raum, der neben der „Koch-
bank“ zur Bequemlichkeit noch Seſſel mit Lederkiſſen
und 3 Bänke enthält. An die Küche ſchließt ſich ein
reich ausftaffiertes Schlafzimmer mit den Schränken für
Sinngeſchirr und Gläſer.
Die RAfitammer iſt mit unzähligen Wehrſtücken ges
füllt, wir finden dort Armbruſten, Beinſchienen, filberne
Sporen, Panzer, Kleider und Wamſe, goldbeſchlagene
Gürtel, Koller, Feuerpfanne, Pulvermörſer, koſtbare
Perlſtickereien, Seidengewebe uſw. Ein gefchnißter
gotiſcher Schrank verwahrt einen Vorrat wappen⸗
geſchmückter Römer⸗ und ſonſtiger Trinkgläſer. Weiter
lagern dort 600 Pfund Sinnwerk, wie Teller, Schüſſeln
und Kannen. In der ſogenannten „großen Kammer“,
deren Wände mit 38 Tafelbildern und einem großen
Spiegel geſchmückt find, ſtehen 3 Betten. Neben dem
Kamin hängen ziſelierte Panzer, Bruſtharniſche. Eiſen⸗
handſchuhe und Belme des Hausherrn. Ein Beiligen-
ſchrein und fechs Beiligenbilder im Erkerzimmer deuten
auf den frommen Sinn der jungen Hausfrau, der reiche
Vorrat an geſponnenem Garn auf ihren Fleiß. Im
Erker find weiter 3 Gemälde, ein Schrank, eine Truhe
mit Pergamenturkunden, 1 Himmelbett mit ſchwerem
Seidenbehang und Körbe voll Leinenzeng.
Breite Stufen führen zum I. Stock. Der ſtraßen⸗
wärts gelegene Saal bewahrt die reichlich vorhandenen
Pretioſen. In mehreren Eiſentruhen liegen Silber⸗
ſchmuck, prunkvolle Schauſtücke und das Silbergeſchirr.
Auf den Geſimſen und Tifchen ſtehen vergoldete und
filberne Kannen, Becher und Pokale, Trinkkrüge,
Doſen, Elfenbeinſchnitzereien und Schalen, 2 Dutzend
ſilberne oder vergoldete Löffel und viele Raritäten
und Kunftgegenftande. Da find weiter goldene
Ringe, in vergoldetem Silber getriebene und
mit Perlen beſetzte figürliche Darſtellungen, 2 mit
Diamanten verzierte goldene Bilder, Rubin, Jaſpis,
loſe Perlen und Perlenketten, kunſtvoll gearbeitete
Degen, filber- und goldbeſchlagene Schlüſſelriemen, mit
Perlen beſetzte Samtgürtel u. a. m. Wir ſehen dort
auch eine Monſtranz aus Edelmetall, aus Korallen und
Perlen gefertigte Roſenkränze, koſtbare Nadeln, Arbeiten
aus Elfenbein und Holz, Trinkhorn, I Taſche aus
Silberſchuppen, Korallenzweige ufw. Der Reichtum iſt
faſt unerfchöpflich.
Programm für den Kurſus über
Familienforſchung und Vererbungslehre
zu Gießen vom 3.—6. Auguit 1908 (auf
Anregung von Prof. Sommer).“
Es ſoll dabei die angeborene Anlage und ihre
Bedeutung fiir das Gebiet der Pſychologie, der Medizin
im allgemeinen und der Pſvychiatrie im beſonderen,
ferner der Pädagogik mit Berückſichtigung des an⸗
geborenen Schwachſinnes, ſowie der Kriminalpſychologie
dargeſtellt werden.
Der Kurſus iſt daher in erſter Linie für Arzte,
ſpeziell Irrenärzte, Lehrer, beſonders von Bilfsfchulen
und Idiotenanſtalten, Juriſten, die mit dem Straf⸗
verfahren zu tun haben, und Geiſtliche beſtimmt, ſo⸗
dann für alle ſonſtigen Gebildeten, welche die Bedeutung
der angeborenen Anlage, der Abſtammung und Familie
erkannt haben.
Das Studium der angeborenen Anlage führt zur
Familienforſchung. Bei dieſer müſſen einerſeits die
Genealogie, andererſeits die naturwiſſenſchaftlichen Er⸗
fahrungen im Gebiet der körperlichen Medizin, der
Entwickelungsgeſchichte, ſowie der Botanik und Soologie
berückſichtigt werden.
Es werden vortragen:
1. und 2. Prof. Dr. Sommer und Prof. Dr.
Dannemann in Gießen: Die angeborene An⸗
lage im Gebiet der Pfychologie, Pfychiatrie,
Pädagogik (in bezug auf den angeborenen
Schwachſinn) und Kriminalpſychologie.
3. Dr. Stephan Kekule von Stradonitz, Groß-
Cichterfelde bei Berlin: Grundbegriffe und
Methoden der Genealogie.
4. Dr. Strahl, Profeſſor der Anatomie in Gießen:
Die Keimzellen und ihre Entwicklung.
5. Dr. Banfen, Profeffor der Botanik in Gießen:
Über Variation, Vererbung und Artenbildung
bei den Pflanzen.
6. Dr. Martin, Profeffor der Veterindranatomie
in Gießen: Die Entwicklung und Süchtung von
Tierarten.
*) Dal. „Denifcher Herold”, Heft 4 vom April 1908.
= 0G ==
Dorläufige Anmeldungen ohne bindende Derpflichtung
können an Prof. Dr. Dannemann, Gießen, Klinik für
pſychiſche und nervöſe Krankheiten, gerichtet werden.
Sur Deckung der Koſten, Vortragshonorare uſw.
wird eine Gebühr von 20 Mk. erhoben.
Das Orthſche Familienbuch.
Im Jahre 1618 hat der Stadtſyndikus von Heil:
bronn Dominikus Orth mit der Niederſchrift des von
ihm über ſeine Familie geſammelten Materials be—
gonnen, deſſen Daten bis in das 15. Jahrhundert zurück⸗
reichen. Sein Sohn und ganz beſonders ſein Enkel
Heinrich Orth haben ſich dann die Fortſetzung der
Chronik angelegen ſein laſſen.
Nach einem Sonderabdruck aus den Veröffent-
lichungen des Heilbronner Geſchichtsvereins über die
in der dortigen Kilians-Kirche befindlichen bürgerlichen
Wappen hat Kaifer Karl V. dem Geſchlecht in Perfon
von Philipp und Peter Orth im Jahre 1542 ein
Wappen verliehen. Die Urſchrift dieſes Wappenbriefes
iſt noch vorhanden, es iſt mir aber bis jetzt leider
nicht gelungen, feine Hierherſendung zu erreichen. Das
Wappen zeigt in Gold einen aufrecht ſchreitenden
roten Lowen mit abwärts gerichtetem Pfeile (roter
Schaft mit ſilberner Spitze) in der erhobenen rechten
Dorderpranfe. Als Helmzier dient der Rumpf der
Schildſigur; Helmdecken außen rot, innen gold. Dieſes
Wappen kehrt das ganze Geſchlechtsbuch hindurch
wieder und zwar mit wenigen Ausnahmen farbiger
Darſtellung als direkt auf das dauerhafte Papier
übertragener Kupferftich. So oft ein weibliches Familien
mitglied eingetragen ſteht, erſcheint die Schildfigur meiſt
ſtilgemäß nach rechts gewendet.
Die Eintragungen beginnen, wie ſchon geſagt, mit
dem erſten Jahre des großen deutſchen Krieges 1618
und ſchließen mit dem Jahre 1852 ab.
gelaſſene Blätter bezeugen, daß die Ausführungen der
Veranlagung der hierzu Berufenen nicht immer ent⸗
ſprochen haben. Dielfach ſcheinen die weiblichen Mit⸗
glieder der Familie das größere Intereſſe für den
Fortbeſtand der Chronik gehabt zu haben, denn die
Schriftzüge laſſen häufig die Annahme zu, daß eine Frau
die Schreiberin war. N |
Der genannte Herr Dominikus Orth hatte in Er-
fahrung zu bringen gewußt, daß der ältefte Träger
feines Namens, Johannes Orth, Gerichtsbeamter in
Selbold in der Grafſchaft Eyſenburg unweit Hanau
geweſen ſei, deſſen Nachkommen, Sohn und Enkel ſich
in Frankfurt a. M. niederließen, während der Urenkel,
Philipp Orth im Jahre 1509 nach Heilbronn über⸗
ſiedelte, wo er Ratsmitglied und Stifter einer ſogenannten
Patrizierfamilie wurde, die dort heute noch vertreten
ſein ſoll.
Begreiflicherweiſe überwiegen in der älteren Seit
die Verſchwägerungen mit Heilbronner Familien, deren
Viele leer
Wappen ſtets in das Geſchlechtsbuch eingemalt und in
der Regel redende geweſen ſind. Möglicherweiſe iſt
auch das Orthſche Wappen als ein ſolches anzuſprechen,
da „Ort“ mittelhochdeutſch „Spitze“ (hier als Pfeilſpitze)
aufgefaßt werden könnte. Der künſtleriſche Wert der
an ſich im allgemeinen korrekten Wappenmalereien,
wenn von einem ſolchen überhaupt die Rede ſein darf,
iſt ungleich. N
Bei näherer Betrachtung der einzelnen Wappen—
abbildungen drängte ſich mir die Frage auf hinſichtlich
der Anwendung des offenen Turnierhelmes beziehungs-
weiſe des geſchloſſenen Stechhelmes: Während eines
ganzen Seitraumes, bis etwa 1650, werden in der
Chronik die Wappen der bürgerlichen Geſchlechter, alſo
auch das Orthſche, mit dem geſchloſſenen Stechhelm
verſehen, wobei nur das faſt regelmäßig wiederholte
anhängende Kleinod auffällt. An verhältnismäßig zahl⸗
reichen Stellen dagegen wird der offene Helm bei
Geſchlechtern gewählt, deren Adelsqualität immerhin
ſehr zweifelhaft fein dürfte, 3. B. bei Neuhaus
Bd. I, S. 6; bei Braun, Bd. J, S. 27 und bei Krafft
ebenda uſw.
Eine weitere Frage wäre die, mit welchem Rechte
ſchließlich einige Vertreter der Familie Orth plötzlich
angefangen haben, ihrem Namen das Adelsprädikat
vorauszuſetzen. Die Chronik berichtet über die Ves
rechtigung hierzu nichts; lediglich auf S. 88 Bd. II
findet ſich bei den Notizen über Auguſtus Mauritius
Benjamin Orth (geb. 1748) eine ſichtlich von anderer
Hand nachgetragene Randbemerkung, die auf die
Berechtigung zur Adelsführung Bezug hat. — Er.
wähnt ſei hier auch gleichzeitig, daß über dieſen
Auguſt Moritz Benjamin Orth, ſowie über den 1741
geb. Alexander Bippolytus Orth ein Stuttgarter
Genealoge Straub, wie aus einem beiliegenden Settel
hervorgeht, vor einigen Jahren Auskunft erbeten und
erhalten hat.
Was die inhaltliche Einteilung der beiden Bände
anlangt, ſo gibt der erſte Band gewiſſermaßen das
Gerippe, während der zweite die Hülle darſtellt, welche
je mehr man ſich der neueren Seit nähert, deſto kom⸗
pakter wird. Dieſe neuere Seit nimmt dadurch ein
trauriges Kolorit an, als mehr und mehr der Nieder⸗
gang dieſes ſtolzen Geſchlechtes in die Erſcheinung
tritt, auf dem ein Verhängnis geruht haben ſoll: Frau
Eberhardine Wilhelme Sidonie Orth, verehelichte
Moſer hat den Ihrigen, wie die Chronik Bd. II, S. 95
berichtet, häufig davon erzählt, und auch Ferdinand
Orth (geb. 1785) glaubte, (Bd. II, S. 116) den Unter⸗
gang der Familie vorausſagen zu können; woraus
ſich dieſe Andeutung herleitet, darüber ſagt die
Chronik nichts. ,
Don Intereſſe ift es vielleicht, noch einzelne in dem
Geſchlechts buch bei verſchiedenen Gelegenheiten erwähnte
andere Familiennamen und Daten anzuführen, die für
die Allgemeinheit Intereſſe haben dürften. Es werden
vereinzelt folgende Namen genannt:
— 97 —
Hiller Herrenberg 1564 (Bd. I, S. 715 und 97),
Krafft-Hanan (Bd. I, S. 27), von Spreckelſen⸗Hamburg
(Bd. I, 5.29), Keppler Beſigheim (Bd. I, S. 37),
Steinmetz⸗Frankfurt (Bd. I, S. 80), Speidel Heilbronn
(Bd. I, S. 90, Wappen und Genealogiſches 1472 bis
1521), Pfeil- Heilbronn (Bd. II, S. 2), Ludwig Bernhard
von Sternenfels auf Ochfenburg (Sd. II S. 80 Tauf⸗
zeuge 1737) uſw.
Adlige Verbindungen iſt die Familie Orth anſcheinend
nur zweimal eingegangen: I. mit einer preußifchen
Hauptmannswitwe von Linkersdorff und zwar feitens
des bereits genannten Auguſt Moritz Benjamin und
2. hat eine am 8. Februar 1815 zu Heilbronn geb.
Erneftine von Orth am 28. Januar 1837 den Ober:
leutnant von Stengel in München geheiratet.
Über Swed und Anlage der Familienchronik äußert
ſich der Heilbronner Ratsherr Heinrich Orth im Jahre
1682; ſeine beherzigenswerten Worte leiten den II. Band
der Chronik ein. J.
Ein Gedenkbuch einer böhmiſchen
Erulantenfamilie in der Herzoglichen
Bibliothek zu Wolfenbüttel.
Mitgeteilt von Dr. Stephan Kekule von Stradonitz.
Im Sommer des Jahres 1906 fand ich, bei Ge⸗
legenheit eines Aufenthaltes in Wolfenbüttel, in der
dortigen, altberühmten Herzoglichen Bibliothek ein altes
böhmiſches Familienbuch, das ich auf den erſten Blick
als dasjenige einer Exulantenfamilie erkannte.
Bald darauf konnte ich den ausgezeichneten
Kenner und Freund aller familiengeſchichtlichen
Dinge und namentlich der böhmiſchen Genealogie,
Herrn Auguft von Doerr auf Schloß Smilkau in
Böhmen, auf das Büchlein aufmerkſam machen, der
auch nicht ſäumte, es im März 1907 an das k. und k.
Haus-, Hof⸗ und Staats-Archiv nach Wien kommen
und durch Herrn Profeſſor Auguſt Sedlacef,
k. k. Schulrat in Piſek in Böhmen, einer genauen
Unterſuchung unterziehen und durch dieſen genauen
Kenner auch beſchreiben zu laſſen.
Durch die Güte des Herrn von Doerr bin ich in
die Cage geſetzt, die Beſchreibung, die Herr Pro-
feſſor Sedlatef aufgezeichnet hat, hier wörtlich folgen
zu laſſen.
„Gedenkbuch des Bokek Materopvsty
MS bibl. Wolfenbüttel 1123 Nov. No. 10.
Buch Kleinquart in Atlasformat.
Fol. 2. Bild des Königs Guſtav Adolf „des
Großen“ in Medaillon und Eobrede auf ihn.
Fol. 4. Abbildungen des Beſitzers und ſeiner Ge⸗
mahlin mit ihren Wappen. Das Wappen des Erſteren
in Schwarz, ein weißes Windſpiel mit goldenem Hals⸗
band, Decken weiß⸗ſchwarz, goldene Krone und aus
derſelben ſpringendes Windſpiel, dabei BMZ M (Bokek
Matekowsky 3 Waterova).
Das Wappen der Frau: in Blau, weißer ſpringender
Wolf, Decken blau, außen rot, goldene Krone, ſitzender
Wolf, dabei AM MZK (Ama? Marie? Matetowska
3 Koutkova).
Dabei Anmerkung, daß das gemalt wurde 1635
in Pirna, als Bokek 60 Jahre und ſeine Frau 56 Jahre
alt waren reſp. werden ſollten.
Fol. 6. Bild des Gekreuzigten und fromme
Sprüche.
Fol. 8. Abbildung eines nackten Menſchen,
fromme Sprüche und Betrachtungen.
Fol. 10. Vier Wappen der Matekovsky und An⸗
merkungen.
AMZM, deſſen Leichnam iſt in der Kirche Schus
denka begraben.
EMZM FMZM, dieſe zwei ſind zu Cowoſitz be»
begraben.
NMZM, dieſer ift in Groß -⸗CTzernoſek begraben.
MBM Z“, dabei das Wappen der Tabor v. Lufo:
vec (rotes Einhorn in Weiß, weißes Einhorn in Rot).
Dieſe Frau ift bei der böhmiſchen Kirche in Pirna be⸗
graben.
(Es iſt das Maria Barbara Matekovsky geb.
v. Cukovec [ 1655 am 19. Februar).
ASSSMZM (Albrecht Staftny Matekowsky z.
Materova, Sohn des Bokek) dabei Wappen und Lebens⸗
geſchichte.
Kam 1624 als Page zum Oberften Adolf, Herzog
von Holſtein, mit dem er ſich nach Holſtein begab.
Von dort abgerufen, blieb er in Böhmen bei dem
Vater, bis zu deſſen Auswanderung. Als Friedrich,
Herzog von Holftein, 1650 in Dresden heiratete, kam
er zu ihm als Aufwärter, begab ſich nach Holſtein,
wurde ſodann Stallmeiſter bei Adolf und kehrte wieder
nach Pirna zurück. Im Jahre 1651 wurde er Kornet
bei dem böhmiſchen Regiment des oberſten Centnants
Jaroslaus Schaffmann (v. Hemrles), 1652 wurde er
unter Guftayv Adolf Rittmeifter, 1638 wurde er in
Schleſien, bei Stein v. Waldſtein gefangen genommen,
163% kam er mit Banner nach Böhmen. In der
Schlacht bei Wittſtock (1636, 4. Oktober) wurde er in
den Kopf geſchoſſen und ſtarb 28 Jahre 19 Wochen alt.
Wurde 7. Oktober in der Kirche zu Wittſtock durch
Herzog Franz Heinrich und ſeinen Bruder Adam mit
militäriſchen Ehren begraben.
AM + MZK (dabei Wappen der Ulk v. Uvitkor),
die Gemahlin des Bokek, verlebte mit ihm in der Ehe
35 Jahre, 38 Wochen und 5 Tage und im Exil zu
Pirna (8) Jahre 46 Wochen. Starb 1637 in der
Nacht vom II. zum 12. Februar um ½ 12 Uhr
58 Jahre alt. Wurde 15. Februar auf dem Kirchhofe
bei der böhmiſchen Kirche zu St. Nicolaus (Pirna) be⸗
graben.
Fol. II.
Sprüche.
dabei
Abbildung eines Kelches und fromme
— 98
A tergo Wappen der Watefovsty und eigens
händige Anmerkungen des Bokek. Daraus geht hervor,
daß er 24 Jahre alt nach Ungarn zog (alſo 1500),
in der Schlacht bei Stuhlweißenburg als Arkebuſier
teilnahm, wobei von 25000 Türken angeblich 14 777
fielen; darauf wurde Ffylekau belagert und ger
nommen, ſodann zog man weiter (das Ende fehlt).
1631, 17. September war Bokek in der Schlacht
bei Breitenfeld im böhmifchen Regiment Jaroslavs
Schafmann und Rittmeiſter Chriſtof Erazim Sommer:
feld von Tumitz. In demſelben Heere befanden
ſich zwei Söhne von ihm, Wenzel als Korporal und
Albrecht Felix als Kornet. Alle drei blieben unverſehrt.
Fol. 15—28. Sammlung von Gebeten und
Pſalmen (darunter einige in Form von Liedern).
Fol. 24 iſt ein Gebet, welches ſich Bokek ſelbſt „auf:
ſchrieb“ (= verfaßte).
Fol. 29. Beſchreibung des Aufſtandes 1618 1620
und der Hinrichtung 1621, 21. Juni. Endet 1632 mit
dem Tode Friedrichs von der Pfalz.
Fol. 32. 1655. Beſchreibung einer Reife Borels
nach Trachenberg zu dem Regimente des Oberſten
v. Fels, wo Albrecht Felix, ſein Sohn, als Rittmeiſter
diente. Sie beide und der Rittmeifter Sadovsky
wurden bei Stein gefangen genommen (10. Oktober),
16. Oktober nach Sagan geführt, 14. November von
da entlaſſen, fuhren ſodann bis Kolberg und von da
nach Magdeburg, von wo Bokek 1634, 16. Mai, nach
Pirna zurückkehrte.
Fol. 33. Gefangennahme und Entlaſſung des
Herzogs Franz Albrecht v. Sachſen (1634-1635)
wegen Verbindung mit Waldſtein.
Fol. 35 p. v. Gefangennahme der Derbündeten
Waldfteins. Hinrichtung des Oberften Schaffgotſch.
Beſchreibung des ſächſiſchen Einfalls im Jahre 1631.
Fol. 34. Beſchreibung der Kriegsereigniſſe
1654— 1656.
Fol. 37. Beſchreibung der Schlacht bei Wittſtock
1636, 4. Oktober. Tod des Oberſtleutnants Albrecht
Betfoosty und des Rittmeiſters Albrecht Felix
Matekovsky (beide im ſchwediſchen Heere).
Fol. 41. Beſchreibung von Begebenheiten nach
dieſer Schlacht. Merkwürdige Sufälle, welche ſich da⸗
mals ereigneten und als Unzufriedenheit Gottes über
das Gebahren des Kurfürften von Sachſen (Friede von
Prag 1635) gedeutet wurden.
Fol. 42. Fortſetzung deſſen. Anmerkung über den
Tod Kaifer Ferdinands II.
Fol. 44. Letztes Stück. Beſchreibung von Be⸗
gebenheiten nach dem Tode König Guftav Adolfs.“
Soweit die Beſchreibung des Herrn Profeſſor
Sedlatef.
Ich aber glaubte, fie durch Veröffentlichung alls
gemein zugänglich machen zu ſollen.
kirchenbücher in der Mark.
Erläutert an Forſchungen über die von Röbel.
Don Adolf von Röbel.
Als ich im Jahre (895 den ſchon längſt gehegten
Gedanken, eine Familiengeſchichte zu bearbeiten, endlich
zur Wirklichkeit werden ließ, wußte ich zuerſt eigentlich
nicht, wie und wo ich die Sache anfangen ſollte, weil
mir ſo gut wie gar kein Material zur Verfügung ſtand.
Da kam mir der Gedanke, einmal die alten Kirchen»
bücher derjenigen Ortichaften, die einſt im Beſitze
meiner Familie geweſen, um Rat zu fragen. Fidicins
Territorien der Mark Brandenburg nannten mir dieſe
Orte und der liebenswürdige Herr Pfarrer Betke in
Hohenſchoöͤnhauſen bei Berlin gab mir ein Namens⸗
verzeichnis ihrer Seelſorger. Nun ſchrieb ich an dieſe
Herren und bat ſie, mir durch recht genaue Auszüge
aus ihren Kirchenbüchern bei meiner ſchweren Aufgabe
behilflich zu ſein. Bald hatte ich durch die Bereit⸗
willigkeit dieſer geehrten Herren ein bedeutendes
Material geſammelt, das, geordnet, mir ein ſicheres
Fundament für den ferneren Aufbau gab.
Su meiner Verwunderung bekam ich aber nicht
nur ſtatiſtiſches Material, ſondern auch weitgehende
Auskunft über die mich intereffierenden Perfonen, fowie
über bemerkenswerte Orts» und Candesereigniſſe. Ein
Geiſtlicher, der mir auf meine allgemein gehaltene An⸗
frage zuerſt nur mitteilen konnte, daß in ſeinen Kirchen⸗
büchern der Name meiner Familie überhaupt nicht
vorkomme, lieferte mir einige Seit ſpäter, nachdem ich
ihm noch nähere Anhaltspunkte angegeben, die mir in⸗
zwiſchen aus anderen Kirchenbüchern geworden, ſogar
eine kleine Familiengeſchichte für ſich. Er ſchrieb mir
dabei: „Die in meinem erſten Briefe ausgeſprochene
falſche Nachricht beruht darauf, daß ich aus Ihrem
mir verloren gegangenen Briefe die Jahreszahl nicht
mehr wußte und ein ganz ungerechtfertigtes Mißtrauen
gegen meine Kirchenbücher hatte. Das eingehende
Studium hat mich nun eines beſſeren belehrt. Ihre
Familie hat nach dem Kirchenbuche zu ſchließen in X
ihren eigentlichen Wohnſitz gehabt, und ein durch Freud
und Leid reich bewegtes Familienleben muß ſich hier
abgeſpielt haben. Ich kann ſagen, daß mir das
Studium Ihrer Familiengeſchichte ein Genuß geweſen
iſt, und ich mich gern in jene Seit zurückverſetzt habe
und wünſchte, die Seiten kämen einmal wieder.“
Auch die Kirchenbücher des ehemaligen Klofters
Friedland, die vom Jahre 1663 an vorhanden find,
gaben mir eine gute Beiſteuer. Beſonders hat der
Pfarrer Johann Junge mit Sorgfalt alles, was ihm
aus ſeiner Seit bemerkenswert erſchien, niedergeſchrieben,
wovon folgendes ein Beiſpiel gibt:
„Den 20 Junij (1695) iſt der wollgebohrene Herr
Herr Friedrich Adolph von Köbel, Sr. Ehurfl. Durchl.
zu Sachſen wollverdienter Leutenant unter Dero Leib⸗
regiment in Swingeberg an der Bergſtraße von der
gantzen Armee der Franzoſen überfallen und nachdem
er ſich vorher tapfer gewehret, vor Seinen Feind auf
dem Bette der Ehren ohne allen Sweifel ſeel. ver⸗
ſchieden. Es haben den Seel. Herrn nicht allein ſeine
Cameraden, ſondern auch Seine Churf. Durchl. ſelbſt
ſehr bedauert. Und hat alſo unſer liebes Vaterland eine
ſtarke Seule, ich und meine Kinder einen höchſtgünſtigen
Derforger und das Geſchlecht der Herren von Roͤbel
einen lieben tapfern Bruder verlohren. Der Coͤrper iſt
noch nicht wiedergefunden worden und wie vermuthet
wird Er im Brande der Stad von den Franzoſen an⸗
gezündet geblieben fem. Der liebe Gott tröſte die
Herrn Gebrüder, und vereinige Leib und Seele am
Jüngſten Tage zum ewigen Seeligen Leben Amen!
Aber Gott Cob im folgenden Auguſti kahm die fröhliche
Post, daß der vor Cott gehaltene Herr von Röbel
von den Franzoſen in Philipsburg gefangen ge⸗
halten worden, nunmehro aber Gottlob wider frei!”
Aber nicht nur eine wertvolle Quelle für Ab⸗
faſſung von Orts und Samiliengefchichten bieten unfere
alten Kirchenbücher, ſondern dort find auch hiſtoriſche
Notizen, die Beachtung verdienen, zu finden. So ent⸗
halt z. B. das Hohenwalder Kirchenbuh vom Jahre
1687, in dem auch noch frühere Nachrichten enthalten
ſind, zwei Schriftſtücke, die hierzu einen Beweis liefern.
Es ſind dies Abſchriften zweier Briefe, die im Turm⸗
knopf der dortigen Kirche liegen. Das ältere lautet:
„Im Namen der ungeteilten Dreifaltigkeit, Gottes
des Vaters, Gottes des Sohnes, und Gottes des h.
Geiſtes. Amen.
Nach Chriſti, unſeres alleinigen Seligmachers heil
ſamer Menſchwerdung und Geburt im Jahre 1607,
den 20. Auguſt hat Ehrentreich von Röbel zu Biegen
Joachims fel. Sohn .. dieſe Kirche und Turm
und erbauen laſſen.
.. . Joachim von Röbel iſt durch Gottes hülfe fo
weit gekommen, daß er zu 2 verſchiedenen Malen dem
heil. römifchen Reich für einen Feldmarſchall gedienet
hat, als erſtlich . . 1530 vor Magdeburg, welches
von dem römifchen Reich im Jahre 1566 mit Heeres -
macht beſuchet, erobert und die Feſtung dann (Grammen⸗
ſtein genannt) geſchleifet. Es hat auch einige Seit
hernach die Kaiferlihe Majeſtät den Herzog von
Sachſen, ſo ſich in der Feſtung zur Gegenwehr geſtellet,
gefänglich angenommen und in der fanglichen Haft die
Seit ſeines Lebens in der Steuermark einem Städtlein,
Neuſtadt genannt, behalten, da dann Ihre Kurfürſtl.
Durchlaucht mit Tode verblichen auch nach Coburg ge⸗
führet und allda Kurfürſtl. Ceremonie nach zur Erde
beſtattet worden, welches Begräbnis allda zu finden.
Sum andern fo iff er auch des Kurfürften zu
Sachſen, Herzog Moritz Feldmarſchall geweſen im Jahre
1552, wie der Kurfürſt zu Sachſen, Marggraf Albrecht
und Herzog Georg zu Mecklenburg mit Carlo Quinto
in Unwillen und großer Uneinigkeit geraten, ſoweit,
daß fie gegeneinander Krieg geführet, da dann Ihre
Kaiſerl. Majeſtät fo weit verfolget, daß Ihre Kaiſerl.
Majeſtät in der Klauſe überfallen und ſich in die Flucht
geben mußten, dergeſtalt, daß die Fürſten Ihrer Kaiſerl.
W
Majeſtät Eſſen auf dem Tiſch ſtehend geſehen und ge⸗
funden haben. Danach iſt er auch des Kurfürften
Moritz fein Feldmarſchall geweſen anno 1553 als fich
Kurfürſt Moritz und Marggraf Albrecht entzweiet und
großen Krieg mit einander geführet und einer dem
anderen eine große Schlacht geliefert haben, da denn
über 18000 Mann im Felde geblieben und erleget
worden find, der Kurfürft von Sachſen Herzog Moritz
auch in gemeldeter Schlacht von einem Jungen unter
feinem Volk iſt tötlich geſchoſſen worden, daß er danach
über 2 Tage nicht mehr gelebet hat, welcher Seele
Gott gnädig fei... Es find damals große Kriege
von Kaiſerl. Majeſtät dem Andern geführt wider den
Türken, und die weil damals von den Katholiſchen
eine Porſekution iſt in Ungarn durch einen Ungarifchen
Herrn unter dem Schein der Religion halber ane
gegangen, iſt ein großer Abfall von Kaiſerl. Majeſtät
in Ungarn und Siebenbürgen gefchehen, dermaßen, daß
der Kaiſer wider 2 Feinde hat zu ſtreiten gehabt. Im
Niederlande ift der Krieg mit dem König von Spanien,
mit den Holländern und Seeländern ziemlich heftig ge⸗
weſen. Die Hollander und Seeländer haben auf der
See auf die ſpaniſchen und portugieſiſchen Schiffe, ſo
in Oſtindien haben laufen wollen, hart geſtreifet, und
haben eine gute Beute davon gebracht. Der König
im England, ob er ſchon der reformierten Religion iſt,
fo hat er ſich mit dem König aus Spanien vertragen,
des Handels und Wandels halber, daß ihre Unterthanen
einen freien Paß der Religion halber ungehindert
haben mögen. Der König aus Frankreich it mit dem
Könige aus Spanien auch verglichen; aber die Trau
iſt klein und ſchlecht unter ihnen.
Regierender Herr und Kurfürft iſt geweſen Warf.
graf Joachim Friedrich. .. Dieſer löbliche Kurfürft
hat lebendige junge Söhne, erſtlich Marggraf Johann
Siegmund, ſo ſich mit dem Fräulein aus dem Herzog⸗
tum Preußen beehelichet, anjetzo zu Sechlin Hof
haltend; der andere Marggraf Johann Georg, ge:
weſener Biſchof zu Straßburg, welchem Ihre Kurfürſtl.
Gnaden das Herzogtum Jägerndorf eingeräumt, da er
darin feine Reſidenz hat. Der 3. Marggraf Ehriftian
Wilhelm, erwählter Biſchof zu Magdeburg; der
4. Marggraf Erneſtus, welcher ſtch am meiſten bei
Ihrer Kurfürſtl. Gnaden, feinem lieben Herrn Vater
aufhält. Eben in dieſem Jahre haben Ihre Kurfiirft
liche Gnaden Gott zu Ehren, dem ganzen gemeinen
Daterlande zum Beſten ein publicum gymnasicum zu
Gremnitz oder Joachimsthal, da vor die Glashiitte ge-
weſen und Glas gebrannt worden, damit die freien
Künfte, infonderheit aber die reine lutheriſche Lehre
möchte erhalten werden, aufgerichtet, in welchem
gymnasio Ihre fürſtl. Snaden aus gnädiglich mit
leidendem Herzen gegen die Armut 100 armer Leute
Kinder nicht allein geſpeiſet, ſondern mit allem Sugehör
victu et amictu erhalten werden, dafür Gott der all⸗
mächtige höchlih zu danken und männiglich Ihre Kurs
fürſtl. Gnaden als patrem patriae rühmen, loben und
preiſen ſoll. Eben zu der Seit haben die vornehmſten
Woywoden Optimes und Primates wider Ihre Königl.
Majeftät den König in Pohlen Tumult und seditiones
erregt. Was es für ein Ende gewinnen werde, wird
die Seit geben. Das liebe Getreide ift bald in Kauf
geweſen und zugleich um 10 Thaler ein Wiſpel ver⸗
kauft worden. Gott dem Allmächtigen fei dafür ge-
danket, er wolle nun verleihen, daß man ſolche Gabe
fröhlich genießen möge. |
Geſchrieben den 25. Auguſt im
Dorfe Hohenwalden anno 1607.“
Schon der Frankfurter Geſchichtsprofeſſor und
Hiftorifer Johann Chriſtoph Becmann, der von 1641
bis 1717 lebte, kannte den Wert der Kirchenbücher
und hat in ſeinem verſtreuten handſchriftlichen Nachlaſſe
Berichte aus den Kirchenbüchern der Mark Branden:
burg gebracht, die ihm die damaligen Geiſtlichen aus
ihrer und älterer Seit lieferten.
Die meiſten Kirchenbücher beginnen freilich erſt
nach dem dreißigjährigen Kriege, aber es iſt ſchon
intereſſant genug, wenn man ſo annähernd 250 Jahre
zurückblättern kann und lieſt, was klarblickende Männer
uns über ihre Seit und Mitmenſchen erzählen. Einige
Kirchen⸗Rechnungsbücher reichen weiter zurück. Auch
fie find für den Forſcher nicht ohne Wert und nennen
unter anderem die Namen der Patrone und Pfarrer
ihrer Kirchen.
Nun befinden ſich dieſe wertvollen Schätze zwar in
ſehr guten Bänden, aber ihre Aufbewahrungsſtätten,
die meiſt leicht gebauten Pfarrhäuſer, zumal auf dem
Lande und in den kleinen Städten, bieten keine Garantie
für ihre dauernde Erhaltung. Ihr hauptſächlichſter
Feind, die Feuersgefahr, umlauert ſie dort ſtets.
Als vor vielen Jahren in meinem Heimatsorte Karvin
das Pfarrhaus in Abweſenheit des Pfarrers und ſeiner
Familie gänzlich niederbrannte, wurde nichts gerettet, als
nur die neueſten Kirchenakten. Der brave Küſter hatte ſie
mit Lebensgefahr aus dem Studierzimmer des Pfarrers
geholt; aber ſein Beruf hatte ihn ſein Augenmerk nur
auf die neueren richten laſſen und die alten verbrannten
ſämtlich.
Auf dieſe oder ähnliche Weiſe iſt wohl ſchon
manches alte Kirchenbuch ohne menſchliches Verſchulden
vernichtet worden. Da wäre es eigentlich erwünſcht,
wenn einer der Herren Geiſtlichen, von denen ſo mancher
ſich mit genealogiſchen Studien beſchäftigt und treffliche
Chroniken gefchrieben, an unſere oberſte Kirchenbehörde
einmal die Anfrage richtete, ob ſich nicht ein gemein:
ſames Heim für die noch vorhandenen alten, für den
laufenden Dienſt nicht mehr in Betracht kommenden
Kirchenbücher ſchaffen ließe, wo dieſe wohl geordnet
und regiſtriert aufbewahrt würden. Alsdann wäre
doch die Sicherheit geboten, daß ſie uns und der Nach⸗
welt erhalten blieben.
*) Um dies zu ermöglichen, find bereits vielfach große
Anſtrengungen gemacht, leider vergeblich. (Anm. d. Red.)
Auffchriften und Wappen der Särge in
der Krnpta der Stiftskirche zu Fiſchbeck.
Geſammelt von Werner Conſtantin von Arnswaldt.
(Schluß.)
8. Doppelwappen: „
von Arnſtedt; x von dem Werder:
S. 3 Sbm. I, 168, III, 197.
Doc find die Rofen golden.
Anmerkung: Dies find die Wappen der Eltern
der Seniorin zu Fiſchbeck Sabine Juliane Friedrike von
Arnſtedt, Moritz Heinrich von Arnſtedt und Johanne
Chriftiane von dem Werder. Die Seniorin T 15. März
1799 und war am 9. November 1752 von Hauptmann
Friedrich Auguſt von Serfen auf Cauenau und Echtring-
haufen und von Leutnant Johann Wilhelm von Lin:
fing a. d. H. Berdefeldt und Udra mit folgenden Ahnen
aufgeſchworen:
Arnſtedt, Hake, Bennigſen, Gittelde, Baus, Calen⸗
berg, Bennigſen, Lenthe.
Werder, Alvensleben, Bartensleben, Lützendorff,
Aſſeburg, Münchhauſen, Kroſigk, Behr.
9. Henriette Charlotte von Veltheim.
Wappen:
von Veltheim.
S. 3.
Anmerkung: H. C. v. V. war eine Tochter
Heinrich Adrian v. V. (F 1709) auf Alvensleben und der
Anna Sophia von der Schulenburg (F 1724) a. d. H.
Altenhauſen. Sie wurde am 25. Oktober 1756 von
Franz Chriſtian von Haus, Kgl. Großbrit. OGbriſt⸗
Wachtmeiſter a. d. H. Einbeckhauſen und Ernſt Philipp
von Grotthaus, Kgl. Großbrit. Rittmeifter, Erbherrn
zur Cedenburg aufgeſchworen. Ahnen:
Veltheim, Münchhauſen, Bodungen, Hardenberg,
Stammer, Tresckow, Bennigſen, Amelunxen.
Schulenburg, Alten, Schenck v. Flechting, Bredow,
Bismarck, Aſſeburg, Motwitz, Loeben. :
Sie + 18. Februar 1780; an ihren Sarg gehörte
wohl ein einzelnes Schulenburgſches Wappen.
10. Ein Sargbrett mit dem Münchhauſenſchen
Wappen, da aber in der Seit der Benutzung der
Krypta ungefähr 12 Fräulein von Münchhauſen Stifts-
damen zu Fiſchbeck waren, iſt die Perſon, der der Sarg
gehört, nicht zu beſtimmen.
11. Das Wappen derer von Stülpnagel iſt
zweimal vertreten:
In Silber ein rotes ſechsſpeichiges Nad.
Auf dem bewulſteten Helme ein ftehender
ſilberner Igel, deſſen Schnauze mit drei
roten Straußenfedern beſteckt iſt.
Annmerkung: Sophie Friederike von Stülpnagel
wurde in Fiſchbeck aufgeſchworen am 29. März 1781
und ſtarb daſelbſt am 9. Juli 1826. Ihre Ahnentafel
iſt nicht mehr vorhanden.
12. Swei zufammengehörige Wappen von einem
Sarge: f |
Herrmann von Ufflen: D. von Schalon gen. Gehlen.
Sbm. I, 156. In Rot ein goldenes An⸗
dreaskreuz von vier gol⸗
— 101 —
denen Ringen bewinkelt.
Helm ein rotgekleideter und
bemützter Mannesrumpf
zwiſchen rechts goldenem
und links rotem offenem
. Fluge.
Anmerkung: In dem Sarge lag wohl Victoria
Dorothea. von Ufflen a. d. H. Burgufflen und Höxter
(F 30. Juni 1709), deren Vater Hermann von Ufflen
war, dieſelbe war am 7. Oktober 1697 von Elmerhaus
von Wartens leben, Obriften und Erbherrn zu Exten,
und Chriſtoph Friedrich von dem Busſche, Major und
Erbherrn zu Haddenhauſen, mit folgenden Ahnen auf:
geſchworen: a
Uffeln, Baus, Spiegel, Calenberg,
Allern, Wendt, Chalon gen. Gehlen.
Chalon gen. Gehlen, Quernheim, Helverſen, Bock
von Nordholz, Reden, Münchhauſen, Staffhorſt, Reden.
13. Swei zufammengehörige Wappen von einem
Sarge:
C. H. von Bornſtedt:
Sbm. I, 54, 177.
A. M. von ie
belegter Querbalfen. Auf
bewulftetem Helm ein
grüner Pfauenſchweif.
Anmerkung: Caspar Henrich von Bornſtedt,
Fürſtl. Heſſiſcher Oberforftmeifter, und Anna Maria
von Lathaufen waren die Eltern der Seniorin zu Fiſch⸗
beck Anna Eliſabeth von Bornſtedt, die mit folgenden
Ahnen aufgeſchworen iſt:
Bornſtedt, Dinau (? Thüna), Stöcken, Kopffen,
Bertell, Sorn, Heine, Geiſen. | |
Lathufen, Kanne, Bennigfen, Welleßen, Mengerſen,
Knigge, Amelunxen, Adelebſen.
14. Doppelwappen:
Guſtav George von Halde Anna Lucia Engel von
Sr. Bochfürftl. Durchl. des Bodelſchwingh a. d. H.
Herrn fandgraven zu Ickern, Erbtochter zu
Heſſen ⸗Caſſel Geheimder Hohenover ohnfern der
Rath und Regierungs⸗ Stadt Hamm gelegen.
Praeſident. In Gold ein roter Quer-
In Blau drei (2 u. I) balken, auf dem eine blaue
goldene Mörfer mit Henkeln weckenförmige Schnalle
an beiden Seiten. Be-, ſteht. Gekrönter Helm:
wulſteter Helm: ein Mörſer offener goldener mit je
mit drei Stößern. einem roten Schrägbalken
| | belegter Slug, zwifchen
dem eine blaue Schnalle
ſchwebt.
Anmerkung: Die obengenannten waren die Eltern
der Seniorin zu Fiſchbeck Charlotte von Halcke (geb.
Schmalkalden 1. März 1695, f Sifchbed 25. April 1771),
welche am 7. Juli 1710 vom Regiernngs-Rat zu Mar⸗
burg Guftav von Einſiedel und dem Forſtmeiſter Johann
Friedrich von Münchhauſen, Erbherrn zu Rinteln, mit
folgenden Ahnen aufgeſchworen wurde:
Balde, Schammer, Hertell, Hein, Plotho, Dorftadt
Bülow, Stöpler.
Bodelſchwingh, Wachtendonck, Rasveld, Mecheln,
Gehnard, Heyden, Mengerſen, Brock.
Edelkirchen,
In Blau ein ſilberner mit
drei goldenen Füllhörnern
15. | Doppelwappen.
Cordt Philipp von Sophia Catharina von
Mengerſen: Haren
Kal. u. churf. Candt⸗ und a. d. H. Hopen.
Schatzrath, Erbherr auf S. 6.
Helpenſen.
Sl; |
Anmerkung: Dies waren die Eltern der Anna
Dorothea von Mengerſen (F 15. Auguſt 1758), welche
am II. Oktober 1742 von Auguſt Friedrich von Serßen
auf Cauenau und Schtringhauſen und Friedrich Adolf
von Oeynhauſen, heſſiſchem Kapitän a. d. H. Greven⸗
burg mit folgenden Ahnen aufgeſchworen wurde:
Mengerſen, Freitag, Münchhauſen, Bismarck,
Lampen, Hodenberg, Münchhauſen, Bismarck.
Haren, Harling, Dincklage, Schele, Hammerftein,
Münchhauſen, Schenck von Winterſtedt, Voß.
16. Doppelwappen:
von Dincklage: von dem Busſche:
In Silber drei rote Roſen S. Rinteln 7.
balkenweiſe über drei (2
u. I) roten Andreaskreuzen.
Helm bewulſtet: drei gol⸗
dene Tanzen mit ſilbernen
Fähnlein, deren jedes mit
einer roten Roſe und einem
roten Andreaskreuz belegt
iſt.
Anmerkung: Hermann Eberhard von Dincklage
zum Campe und Eleonore Auguſte von dem Busſche
zu Haddenhauſen waren die Eltern der Aebtiſſin zu
Fiſchbeck (18. Februar 1785 — f 9. April 1790) Elifabeth
Sibille von Dincklage, welche am 29. Marz 1755 von
Georg Adolf Alexander von Arnſtedt a. Eisbergen und
Adolf Herbert von Mengerſen mit nachſtehenden Ahnen
aufgeſchworen war:
Dincklage, Korff, Schele, Heiden, Brave, Pletten⸗
berg, Grotthaus, Ledebur. .
Busſche, Münchhauſen, Stedingk, Grapendorff,
Ledebur, Busſche, Hatzfeld, Voß.
17. Doppelwappen:
Johann Wilcken von dem Margaretha Eliſabeth von
Buſch: Ledebur:
S. 16. Sbm. I, 187.
Anmerfung: Die Genannten waren die Eltern
der Abtiffin zu Fiſchbeck (11. Januar 1757 — F 29. Ok-
tober 1753) Charlotte Eliſabeth von dem Busſche, einer
Mutterſchweſter von 16. Die Ahnen derſelben waren:
Busſche, Aſcheberg, Münchhauſen, Münchhauſen
Stedingk, Kerßenbrock, Grapendorff, Holle.
Ledebur, Nagel, Busſche, Münchhauſen, Haßfeldt,
Bockenförde, Voß, Dahrendorf.
18. Doppelwappen:
Johann Albert von Lede Eva von Hatzfeld aus dem
bur auff Mellenberg: Haufe Wildenburg:
S. 1%. Quadriert: I u. 4 in Gold
ein ſchwarzer Maueranker.
2 u. 3 in Silber drei (2
u. I) rote Roſen. Gekrönter
Helm: zwiſchen offenem
goldenen Flug ein ſchwarz⸗
gekleideter Mannsrumpf.
zii 102,
Anmerkung: Diefe waren der Vater (50. Mai | 694)
und die Mutter (F 1682) der Margaretha Eliſabeth
von Ledebur (geb. 20. März 1664 f 16. Oktober 1747),
der Mutter von 17. Sie ſtarb bei ihrer Tochter zu
Fiſchbeck. Ihre acht Ahnen ſiehe 17.
19. Swei zujammengehörige Wappen:
von Haus: von Bennigſen:
S. II, 13. S. II, 9.
Anmerkung: Casper Henrich von Haus auf
Einbeckhauſen, Wunſtorff und Steinlage und Ilſe Sophia
von Bennigſen waren die Eltern der Sophia Maria
von Haus ( I. März (708), welche am II. November
1684 von Johann von der Kuhla auf Kubla und
Maßel und Friedrich Chriſtian von Münchhauſen mit
nachſtehenden Ahnen zu Fiſchbeck aufgeſchworen wurde:
Haus, Serſſen, Rottorp, Busſche, Calenberg,
Tramm, Rodenhauſen, Schleien.
20. Das Kopf- und Fußende eines Sarges mit
den Wappen:
von Serſſen:
Grote C. 55.
In Silber ein ſchwarzer
Keſſelhaken. Gekr. Helm:
ein roter Hahnenrumpf.
Anmerkung: Franzlina Catharina von Serſſen,
Seniorin zu Fiſchbeck ( Weibe 8. Mai 1756), Tochter
des Georg Otto von Serßen zu Rinteln und der Anna
Jofina Eliſabeth de Wendt zum Kragenftein, nicht zu
verwechſeln mit II, 3 wurde am 21. Februar 1695 von
Ernſt Freiherrn von Beveren, Domſcholaſter und
Archidiakonus zu Osnabrück, und dem Hauptmann
Cudwig Johann von Rochanw mit folgenden Ahnen
eingeſchworen:
Serſſen, Malsburg, Ohlen, Dorffeldt, Dalwigk,
Hattenbach, Gaugrebe, Schade.
von Wendt:
Sbm. I, 182, 188.
Bennigſen, Romel, Weltze, Rumſchottel, Lenthe, Wendt, Kettler, Kettler, Botzelar, Bredenoldt,
Borckſe, Alten, Rufcheplate. Schorlemer, Spiegel, Olden.
Schillers 16 ſtellige Ahnentafel.
Don K. Kiefer Frankfurt a. M.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 13 16
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x 18. 8. 1646 >< 18. 8. 1646 > J. 3. 1663 x 1662
Waiblingen Waiblingen Marbach
Schiller, Hans Haag, Anna Schatz, Joh. Kunckel, Afra, Kodweiß, Uſchalk, unna Munz, war Pfleiderer,
Caspar, Cathar, Heinrich, * 26. 11. 1657 Johann, Eliſab., katholiſch,) Anna Cathar.,
Bäcker, * 8 8. 1647 Uhrmacher, Alfdorf Bäcker und * 26. 7. 166? Johannes a. 3. 2. 1734
* 21. 12. 1649 Waiblingen, 12. 12. 1659 Bürgermeiſter Pleidelsheim, rae Röͤrach, Roͤrach bei
Waiblingen, (fie heiratet Dürrnhof, * 25. 4. 1666 f 1. 1. 1740 “ Hinterflei- Rietenan
T 4. 9. 1687 10. 7. 1688 7 9. 7. 1693 Marbach, Marbach nenberg bei
Bittenfeld den Hans Alfdorf. 7 5. 10. 1745 Alfdorf,
| Michel Herold Marbach T 24. 4. 1733
in Lautenbach Rörach
x 15. 8. 1671 Waiblingen * 5. 2. 1684 Alfdorf
—ßlᷓ—!!.. Te Te
Schatz, Eva Margarethe,“)
* 2. 8. 1690 Alfdorf,
* 20. 10. 1682 Bittenfeld, + 21. 9. 1778
T UL. 6. 1733 Bittenfeld
x 30. 10. 1708 Bittenfeld
—
Schiller, Johann, Bäcker und
Schultheiß i / B.
— Gi
Hodweiß, Georg Friedrich,
Bäcker und Löwenmwirt,
* A. 6 1698 Marbach,
*
ATLL
T 23. 6. 1771 Marbach
x?
x 9. 4. 1695 Backnang
Mung, Anna Maria,
* 25. l. 1689 Roradhof,
T 28. 1. 1273 Marbach
(OS oe
Hodweiß, Elifabethe Dorothea, * 13. 12. 1732 Marbach,
Schiller, Johann Caspar, Felöſcher, dann Offizier, feit 1775
+ 29. 4. 1802 Cleverſulzbach
Inſpektor der Baumſchule a. d. Solitude, * 27. 10. 1723
Bittenfeld, F 2. 9. 1796 Solitude, begraben zu Gerlingen
22. 7. 1749 Marbach
Johann Chriſtof Friedrich (von) Schiller,“ 10. 11. 1259 Marbach a / Neckar, T 9. 5. 1805 Weimar.
1) und trat zur evang. Kirche über. — 9 Sie heiratete in zweiter Ehe am 15. 11. 1740 Johannes Ganns in Murr (F 1259).
——
— 103 —
Bücherſchau.
Dr. Georg Schmidt, Das Gefhleht von der Schulen ⸗
burg (Urſprung, Wappen, Lehensweſen uſw.).
Beetzendorf 1908, im Buchhandel zu beziehen durch
die Hofbuchhandlung von Mittler in Berlin.
Georg Waitz hat erklärt: „Vielleicht keine Wiſſenſchaft
hat mehr vom Dilettantismus zu leiden als die Geſchichte“,
und Röſe in dem Artikel „Genealogie“ in Erſch und Grubers
allgemeiner Encyklopädie behauptet: „Familiengeſchichten und
Genealogien find von jeher ein wahrer Tummelplatz teils
ſagenhafter, teils ganz bewußt erfundener Fälſchung geweſen.
Familieneitelkeit hat in der Surädführung der Stammbäume
auf fernliegende Jahrhunderte das Unglanblichſte geleiſtet.“
Dieſen ſehr ſchroffen Urteilen darf man cum grano salis die
Suſtimmung nicht verfagen. Denn noch heute wird es häufig
genug zur Verherrlichung der zu behandelnden Familie
mit der hiſtoriſchen Kritik nicht genau genommen. Im
Gegenſatz zu derartigen genealogiſchen Verſuchen nimmt
Dr. Schmidt nach dem Vorbild des Altmeiſters deutſcher
Genealogie und Heraldik v. Mülverſtedt in der v. d. Schulen
burgiſchen Geſchlechtsgeſchichte, deren dritter und letzter Band
hier vorliegt, nur inſofern Ridfidht auf die alten Familien ⸗
überlieferungen, als er ſich mit ihnen kritiſch auseinander ⸗
ſetzt. Dieſer Band des großartigen Werkes behandelt das
Wappen und den Urſprung des Geſchlechts, das Lehens⸗
weſen und die zahlreichen Patronate der Familie, die viel⸗
fachen zu milden Sweden ins Leben gerufenen Stiftungen
und endlich, wohl von dem Geſichtspunkte aus, daß der
Grundbeſitz für den Sufammenhang der Linien den Halt
und für die höhere Stellung des Adels in der bürgerlichen
Geſſellſchaft neben feiner Geſchichte eine feſte Grundlage
bildet, auf mehr als 500 Seiten 1047 zumeiſt im König-
reich Preußen, aber auch in Braunſchweig, Mecklenburg und
Sachſen gelegene Güter, von denen noch heute ſich eine
ganze Reihe in den Händen der Familie befindet. — Der
Vornehmheit des altmärkiſch ſchloßgeſeſſenen Geſchlechts ent⸗
ſpricht auch die äußere Ausſtattung des Buches, welches mit
den Bildern von ſtolzen Schlöſſern prächtig geſchmückt iſt,
während mannigfache Beigaben überſichtlich die Succeſſions⸗
ordnungen für die einzelnen Fideikommiſſe darſtellt. Der
Derfaffec hat durch feine, nach den Worten der Vorrede
zwanzigjährige, Arbeit der weitverzweigten Familie, welche
durch ihr Alter, durch ihren Grundbeſitz und durch die große
Sahl ihrer Glieder, welche ſich auf ſozialem Gebiete, in
der Kriegs- und Militärgeſchichte und auf dem Felde der
Staatsverwaltung ausgezeichnet haben, als eine der erſten
des norddeutſchen Adels eingeſchätzt werden muß, aber auch
ſich ſelbſt ein Denkmal geſetzt aere perennius. v. R
Auguſt von Doerr, „Beiträge zur Seſchichte und
Genealogie der Familie Henckel von Donners-
marck“ und „Die legitimierten Nachkommen
der letzten Herzöge von Teſchen aus Piafti-
ſchem Geblüt“. Sonder⸗ Abdrücke. Kommiffionsverlag
von C. A. Starke, Kgl. Hoflieferant, Görlitz 1908.
Beide Abhandlungen ſind zuerſt im „Jahrbuch“ der
„k. k. Heraldiſchen Geſellſchaft Adler“ in Wien für das Jahr
1907, deſſen Ausgabe bevorſteht, veröffentlicht. Sie ſind beide
änßerſt intereſſant. Erſtere, die weitaus umfangreichere, iſt
offenſichtlich eine Frucht jahrelanger Mühen und andauernden,
zäheften Sammelfleißes des gelehrten Herrn Verfaſſers, der,
als Schloßeigentümer, Großgrundbeſitzer und Grandſeigneur
in Böhmen, die Familienforſchung lediglich aus Liebhaberei
betreibt, ſich aber, wegen feiner außerordentlichen genealo>
giſchen und adelsgeſchichtlichen Kenntniſſe und der Suver-
läſſigkeit ſeiner Arbeitsweiſe in der Fachwelt eines berech⸗
tigten Anſehens erfreut, ſo daß die Ergebniſſe ſeiner Forſchung
beſondere Beachtung verdienen.
Seine, durckweg auf Urkunden fußenden, Mitteilungen
verbreiten zum erſtenmal über die Dorgeſchichte des, heute
gräflichen und teilweiſe fürſtlichen, Geſchlechtes Henkel oder
Henckel wirkliches Licht.
giernach iſt nun zunächſt die angebliche Abſtammung der
Henckel von Donnersmarck von dem ungariſchen, berühmten,
im Jahre 16372 in der Perſon des Grafen Michael Thurzo
im Mannesſtamme erloſchenen Geſchlechte der „ungarifchen
Fugger“, wie man ſie treffend genannt hat, der „Thurzo von
Arva“ endgültig in das Fabelland zu verweiſen. Möglich,
wegen der Wappenähnlichkeit, aber urkundlich unerwieſen ift
dagegen eine gemeinſame Abſtammung mit den Thurzo von
bisher unbekannten, gemeinſamen Vorfahren.
Urkundlich tritt die Familie Henckel oder Henkel zum
erſten Male bereits 1364 und dann 1435, hier in einem One
ſammenhange auf, der beweift, daß dieſe Henkel damals als
dem ungarifchen Kleinadel angehörig anerkannt waren. Don
da an bis zum Jahre 1560 bezw. 1567/68 erſcheinen dann
die Henckel urkundlich ununterbrochen: in Leutſchau und Um⸗
gegend bezw. im Sipſer Komitat, alfo beides in Ungarn.
Eine und eine halbe Meile von Leutfhau liegt der Ort
„Quintoforum“, ungariſch „Tſötörökhély“, d. h. „Markt am
fünften Tage der Woche“, „Donnerſtmarkt“, nach dem das
Geſchlecht von Handelsherren, von dem gleich die Rede ſein
wird, ſpäter den Namen „von Donnersmarck“ erhielt.
Im Jahre 1579 erſcheint nun ein Sebaſtian Henkel
als Kaiferliher Einnehmer in Neuenſalz, und im Jahre
1581 ein Lazarus Henkel als Handelsmann in Wien,
Höchſtwahrſcheinlich waren fie Bruder und Sohn
eines Johann Henkel, der 1559 urkundlich erwähnt wird,
das „Dreißigeramt“ in Leutſchau inne hatte, ſich am 9. Januar
1560 von den zuſtändigen Behörden des Sipſer Komitats
ſein angeſtammtes Wappen beſtätigen ließ, offenbar alſo aus
der erwähnten kleinadeligen Familie gleichen Namens in
Leutſchau und Umgegend ſtammte und durch den Brand von
Leutſchau in völlige Mittelloſigkeit geraten war, ſo daß ihm
1560 durch Haiſerlichen Befehl eine monatliche Sahlung von
zwanzig Gulden bewilligt wurde.
Lazarus Henkel ober Henckel iſt es, mit dem das
Aufſteigen des Geſchlechtes und der Erwerb großen Reich⸗
tums einſetzt, die ſich bis in die Gegenwart fortgeſetzt haben,
während die Linie des Sebaſtian um 1650 erloſchen zu ſein
ſcheint. Aber bezeichnenderweiſe iſt es, genau wie bei dem
erſten nach Augsburg gekommenen Ahnherrn des Haufes der
Fugger, das Mittel einer reichen Heirat, durch das die Grund⸗
lage zum Erwerbe eines großen Vermögens gelegt wird.
Lazarus Henckel machte „in Geldgeſchäften“, auch mit dem
Kaiferhanfe, und war bald ein ſchwerreicher Mann. Am
27. April 1593 erhielt er mit feinem Detter Georg aus der
Sebaſtians⸗Linie für ſämtliche Mitglieder der Familie die
Haiſerliche Beſtätigung des Ungariſchen Adels und des
Prddifates „de Quintoforo, aliter Donnersmardh”. Am
26. Februar 1602 wurde er Kaiſerlicher Rat und erhielt
unter Beſtätigung ſeines Wappens zahlreiche Privilegien und
Freiheiten, am 12. Januar 1622 das ſogenannte „Inkolat“
in Böhmen, womit die Aufnahme in den böhmiſchen Ritter⸗
ſtand verbunden war, nachdem ſein Sohn Lazarus der Jüngere
diefes ſchon am 25. Mai 1609 erhalten hatte.
=. 404 - =
Lazarus der Altere kaufte nun allmählich großen Grund:
und Herrſchaftsbeſitz zufammen, u. a. die Herrſchaft Gföhl
mit Ddfendorf, nach der dann fein, ſchon erwähnter, Sohn
Lazarus der Jüngere am 18. Dezember 1656 aus der
böhmiſchen Kanzlei den Reichs freiherrnſtand (alſo nicht
den Freiherrnſtand des Heiligen Römiſchen Reichs Deutſcher
Nation!) erhielt, und zwar mit „von Donnersmarck auf Gfell
und Weſendorf.“
Lazarus der Ältere ftarb vor dem 19. Juli 1624. Er
war zweimal vermählt. Suerft mit einer Anna Ettinger,
eben derjenigen, die es ihm durch ihre bedeutende Mitgift
ermöglicht hat, nachmals feinerzeit zu fo großem Reichtum zu
gelangen. Sie war alſo keineswegs eine „Anna v. Oettingen
zu Greißen“ oder „von Greiß“, noch weniger eine „Gräfin
von Oettingen“, wozu gefällige Genealogen ſie gemacht
haben. Don dieſer feiner erſten Ehefran ſtammen die ſämt⸗
lichen Kinder Lazarus des Älteren ab, namentlich der ſchon
erwähnte Lazarus der Jüngere. In zweiter Ehe war
£azarus der Altere vermählt mit Barbara, Tochter des David
Hagen, Freiherrn von Steinberg und Werffenſtein. Dieſe
Ehe aber blieb kinderlos, was jedoch nicht hinderte, daß, be⸗
zeichnenderweiſe, die letztgenannte Ehefrau, ſtatt der erſteren,
in der Maltefer-Ahnenprobe ſpäterer Grafen Henckel von
Donnersmarck auftritt. Es war dieſes ja ein bekannter
Kunftariff, um die vorgeſchriebene Hahl adeliger Ahnen zu⸗
ſammenzubringen, den die Genealogen früherer Seiten gegen
gute Bezahlung oft angewendet haben.
Lazarus der Jüngere brachte dann den Grafen ſtand
an die Familie. Damit aber hat es eine eigene Bewandnis.
Verleiher war nämlich der Erzherzog Ferdinand Karl von
Tirol: „anſtatt der erhofften Bezahlung ihrer zu höchſten
Nöten geleiſteten Darlehen“, und zwar verlieh er den
Keichs grafenſtand (29. Juli 1651). wozu er ſtaatsrechtlich
garnicht befugt war, am allerwenigſten an einen Mann, der
garnicht Tiroler Landesuntertan war.
Der Wiener Hof kam dadurch in die peinlichſte Lage.
Den Erzherzog desavonieren wollte man nicht, die mächtige
Familie Henckel, der man offenbar ſehr viel Geld ſchuldig
war (1605 ſchon „einige Hunderttaufend!”); vor den Kopf
ſtoßen, das konnte man nicht. Man zog die Sache zunächſt
einige Jahre hin. Schließlich wurde ein Ausweg darin ge-
funden, daß Lazarus dem Jüngeren Henckel am 5. März
1661 der böhmiſche Grafenſtand verliehen wurde. Grafen
des Heiligen Römiſchen Reichs Deutſcher Nation ſind alſo
die Bendel nie geweſen, fo oft ihnen dieſer Titel in der
Folgezeit auch beigelegt worden ſein mag.
Dieſer Lazarus der Jüngere, erſter Graf Henckel von
Donnersmarck, iſt der gemeinſame Stammvater alller heute
lebenden Grafen dieſes Namens. Auch des gegenwärtigen
Grafen Guido Henckel, durch Preußiſche Erhebung vom
18. Januar 1901 „Fürſten von Donnersmarck“, eines der
reichſten Magnaten Schleſiens.
So ſieht alſo die ältere Geſchichte des Hauſes in Wirk⸗
lichkelt aus, gereinigt von den Schlacken, die im Laufe der
Jahrhunderte darum aufgehäuft worden waren. Sie iſt vor-
nehm genug, und es war daher durchaus nicht nötig, fie
durch allerlei „Zutaten“, wie die Abſtammung von den
Thurzo, die Verſchwaͤgerung im Mittelalter mit dieſem Ge—
ſchlecht, Beilegung volltönender Adelsnamen an bürgerliche
Ehefrauen, Verſchweigen ſolcher Ahnfrauen, Reichs grafen—
titel uſw. noch vornehmer machen zu wollen.
Scherzes halber verdient noch Erwähnung, daß ſich der
Sipſer Hiſtoriſche Verein vor einiger Seit an die Familie
Henckel von Donnersmarck gewandt hat, um Beitcge für die
Wiederherſtellung der herrlichen gothiſchen Kapelle der
Herzogin Hedwig von Teſchen zu Leutſchau zu erhalten. Die
überraſchende und erheiternde Antwort lautete: dieſe
Donnersmarckſche Kapelle und der Ort ſelbſt gebe die Grafen
Hendel von Donnersmarck und deren Familie garnichts an!
Die zweite der in der Überſchrift genau verzeichneten
Abhandlungen iſt weſentlich kürzer als die vorbehandelte.
Gleichwohl enthält ſie eine hübſche Entdeckung. Sie bringt
nämlich zum erſtenmale urkundliche Nachrichten über zwei
bisher ganz unbekannte Nachkommen unehelicher Herkunft von
den letzten Herzoglich Teſchenſchen Piaſten, einen Wenzel Gott-
fried und eine Maria Magdalena, die unter dem 8. Mai 1640
den böhmiſchen Herrenftand erhielten, und zwar unter dem
Namen „von Hohenſtein“. Dieſe Erhebung iſt eine ſtaats⸗
rechtliche Merkwürdigkeit, ja fie iſt ſogar inſofern einzig⸗
artig, als ſie unter gleichzeitigem Ausſchluß der
Landtafelfähigkeit erfolgte.
Für die genealogiſchen Einzeltatfahen muß ich auf
die Abhandlung ſelbſt verweiſen. a
Muftergültig iſt bei beiden Arbeiten das, was ich die
„urkundliche Durchführung“ nennen möchte. Alles, was an
Urkundenſtoff über die in Betracht kommenden Perfonen
irgendwie erreichbar war, iſt zuſammengetragen und, dem
weſentlichen Inhalte nach, mitgeteilt.
Dr. Stephan Kefule von Stradonig.
Ende April diefes Jahres erfchien der Jahrgang 1908/09
des Deutſchen Ordens-Ulmanads (Dentfde Ordens⸗
liſte), Handbuch der Ordensritter und Ordensdamen deutſcher
Staatsangehörigkeit, herausgegeben unter amtlicher Förde⸗
rung und nach amtlichen Quellen. Der ſtattliche Band ent⸗
hält außer dem alphabetiſchen genauen Verzeichnis der
Ordensritter und Ordensdamen deutſcher Staatsangehörigkeit
ufw. uſw. an Aufſätzen über das Ordenswefen: 1. „Die
Bausorden von Mecklenburg ⸗Schwerin, Sachſen⸗Coburg⸗Gotha,
Lippe, Waldeck und Pyrmont und Hohenzollern“ von Prof.
Dr. phil. Georg Epſtein, Literariſchem Direktor am Deutſchen
Ordens ⸗Almanach, und 2. „Der Königlich Preußiſche Kronen ⸗
Orden“ von Dr. jur. Karl Adolf Freiherr von der Horft,
Regierungs-Uffejfor a. D. und Mitglied des Königlichen
Heroldsamtes. Der neue Jahrgang bringt die Bilder des
Großherzogs Friedrich Franz IV. von Mecklenburg ⸗Schwerin,
des Herzogs Alfred von Sachfen-Coburg-Gotha, des Fürſten
Leopold IV. zur Lippe, des Fürſten Friedrich von Waldeck
und Pyrmont und des Fürſten Wilhelm von Hohenzollern,
ferner das Bild des Chefs des Geheimen Sivilkabinetts
Sr. Maj. des Kaifers und Königs, Wirklichen Geheimen
Rats Dr. jur. et med. v. Lucanus.
Der ſtarke, gut und ſorgſam gebundene Band iſt zum
Preife von 10 Mark von der Deutſchen Ordens⸗Almanach—
Geſellſchaft in Berlin SW. 48, Wilkelmftrage 122 a, fowie
durch jede Buchhandlung zu beziehen.
Bermiſchtes.
— Korrefpondenzblatt des Geſamtvereins. der
deutſchen Geſchichts- und Altertumsvereine. Heraus-
gegeben im Auftrage des Gefamtvereins ron Dr. Baillen,
Geheimer Archivrat. Abonnements⸗ Bedingungen: 1 Exemplar
jährlichs Mark. Ermäßigungen für die Mitglieder
des Vereins Herold: bei mindeſtens 5 Exemplaren Ves
zugspreis jährlich 3 Mark, bei mindeſtens 30 Exemplaren
Bezugspreis jährlich 2 Mark.
K
=. 105. =
Das Korrefpondenzblatt, Organ und Eigentum des gegens
wärtig (Mai 1908) 185 deutſche Gefdicis: und Altertums⸗
vereine umfaſſenden Gefamtvereins, erſcheint monatlich in
Stärke von 2½ bis 3 Bogen und enthält außer den offiziellen
Berichten über die Jahresverſammlungen des Geſamtvereins,
des Verbandes ſüd⸗ und weſtdeutſcher Vereine für römiſch⸗
germaniſche Altertums forſchung, des nordweſtdeutſchen Der-
bandes für Altertums forſchung und des Archivtags, folgende
Rubriken: Angelegenheiten des Geſamtvereins, Abhandlungen,
Wirkſamkeit der einzelnen Vereine, Nachrichten aus hifto-
riſchen Muſeen, Archivweſen, Heimatfdhus und Denkmal—
pflege, Vorgeſchichtliche Forſchungen und Funde, Römiſch—
germaniſche Forſchungen und Funde, Volkskunde, Orts-,
Flur und Perſonennamenforſchung, Kleine Mitteilungen,
Perſonalien, Literatur.
Beſtellungen nimmt die Redaktion des Deutſchen Herold
entgegen.
— (Daterländiſches Geſchichtswerk.) Oberſt⸗
leutnant 3. D. Frhr. v. Mansberg in Dresden hat nunmehr
ſein Geſchichtswerk „Die Erbanwartſchaft wettiniſcher Lande,
urkundliche Beiträge zur oberſächſiſchen Landes und Orts:
geſchichte in Regeſten vom 12. bis 16. Jahrhundert“ beendet.
Es enthält in vier Bänden nicht weniger als 25 152 Regeften,
wozu noch 72 Stammtafeln und 237 Holzſchnitte nach alten
Wappen und Siegeln treten.
— Derſchiedene Zeitungen bringen folgende Notiz: „Ein
Enkel des großen Reitergenerals von Sepdlitz iſt jetzt in
Droſſen (Neumark) in der Perſon des Hauptmanns a. D.
von Seydlitz im Alter von 81 Jahren geſtorben. Mit dem
jetzt Heimgegangenen iſt die Familie ausgeſtorben.“ Der
letztere Satz iſt falſch; die Familie von Sepolitz blüht noch.
— Auf dem kath. Pfarramte von Alpen, Kreis
Mörs, befinden fic: die Taufregifter ab 1750, Heirats⸗
regiſter ab 1767, Beerdigungsregiſter ab 1775 in Abſchrift
und getrennten Büchern. Auf dem Standes amte daſelbſt
befinden ſich die Originale der gleichen Seit bis 1798 in
einem Buche.
In einem Regifter im Staatsarchiv zu Düſſeldorf ſteht
von weiteren Kirchenbüchern dieſer Pfarrei nichts.
Trotzdem bin ich ſicher, daß vor dieſer Zeit ein Kirchen-
buch exiſtiert hat. Der Umſtand, daß die einzelnen Regifter
zu fo verſchiedenen Seiten, und das am Ende des 18. Jahr-
hunderts, beginnen, ſpricht dafür.
Ich denke mir, daß man das angefangene Buch, wie ſo
häufig, auch hier in 3 Teile einteilte und dann mit dem
Taufregiſter zu kurz kam. Man begann daher 1750 mit dem
neuen Buche. Erſt 1767 reſp. 1775 begann man mit den
Eintragungen der Heiraten und een da erſt jetzt
das erſte Buch voll war. |
Diefes Buch hat alfo von 1775 - 1798, da jetzt die franz.
Regierung die Kirchenbiicer beſchlagnahmte, auf dem Pfarr-
amte gelegen und wird wohl kaum während diefer Seit von
dort weggekommen ſein.
Das beſchlagnahmte neuere Buch wurde nach Rheinberg
gebracht und bei Errichtung des Standesamtes in Alpen nach
Alpen. — Auch in Rheinberg iſt von dem älteren Buche
nichts bekannt.
Ich bin gerne bereit, für die Angabe, wo ſich das Bud)
befindet, 20 Mark zu zahlen.
Ich möchte noch bemerken, daß das Pfarrhaus nebſt
Inventar 1715 oder 16 abbrannte, und wird damit auch das
genoſſenſchaft
jenigen Stifte, Stipendien und Stiftungen jeg⸗
von mir geſuchte Kirchenbuch beginnen. Auf der Pfarrei
ſelbſt habe ich auf dem Speicher die alten Bücher durchſtöbert,
doch war ein Hirchenbuch nicht darunter. Die vorhandenen
Kirchenbücher ſind gut aufbewahrt.
Gelſenkirchen, Sellhorſtr. 26.
J. Derweyen, Ingenieur.
— Die „Deutſche Volkszeitung“ ſchreibt: „Der königlich
hannoverſche Hauptmann a. D. Adolf von Honſtedt ift im
77. Lebensjahre zu Hannover verſtorben. Einem uralten
Lüneburgiſchen Adelsgeſchlecht entſtammend, wurde er am
12. November 1831 in Eicklingen bei Celle als Sohn des
Droſten v. Honftedt geboren und trat nach dem Beſuche der
Kektorſchule in Hoya a. W. und der Ritterakademie in Läne⸗
burg in das Garde⸗Regiment in Hannover ein, in dem er
1850 Leutnant und 1853 Premierleutnant wurde. Kur;
darauf nahm er aus Geſundheitsrückſichten feinen Abſchied;
ſpäter wurde ihm vom Hönig Georg V. noch der Charakter
als Hauptmann verliehen. Er bewirtſchaftete zunächſt fein
Gut Frankenfeld bei Verden und dann das feinem Neffen,
dem Wirkl. Geheimen Rat v. d. Wenſe in Gmunden, ge⸗
hörende Gut Eicklingen bei Celle. Seit 10 Jahren wohnte
er in Hannover. Mit feinem Tode iſt das Geſchlecht von
Honftedt im Mannesſtamm erloſchen.“ — Das Wappen des-
ſelben — roter Eberkopf in Silber — iſt abgebildet bei Sieb ⸗
macher I 182, Grote C. 47; das Geſchlecht iſt nicht zu ver-
wechſeln mit der gleichnamigen, aber ein ganz anderes
Wappen führenden Familie von Hohnftedt in der Provinz
Sachſen und in der Mark.
Stiftungen. |
Der Sentral: Hilfsverein der Deutſchen Adels-
führt ein Verzeichnis über die⸗
licher Art, welche den Mitgliedern des Deutſchen
Adels bezw. den einzelnen adeligen Familien 3u-
gänglich ſind. .
Da es ungemein ſchwierig ift, über die im
ganzen Reich zerſtreuten Wohlfahrtseinrichtungen
näheres zu erfahren, bittet der Sentral-Hilfs verein
die Standesgenoſſen, ihre Kenntniſſe in dieſer
Beziehung dem Verein zugänglich zu machen und
die betreffenden Angaben gütigſt einſenden zu
wollen. Beſonders erwünſcht find auch Nach
richten über Stifte, welche die Anwartſchaft für
fpdtere Aufnahme gegen Zahlung gewähren.
Suſchriften find an den Zentral ⸗Hilfs verein der
Deutſchen Adelsgenoſſenſchaft, Berlin W., Derfflingerſtr. 2,
zu richten.
Zur Kunſtbeilage.
An der am 13. Mai ſtattgehabten Einweihung der
wiederhergeſtellten Hohfönigsburg nimmt auch der Herold
freudigen Anteil. Reicher heraldiſcher Schmuck ziert den
großartigen Bau, teils find alte, der Serftdrung entgangene
Reite von Wappen und Wappenteilen wieder angebracht,
teils ſind heraldiſche Darſtellungen verſchiedenſter Art nach
beſten alten Muſtern ſtilgemäß neu entworfen und als Sier⸗
ſtücke verwendet. So am Portal ein mächtiges altes Haiſer⸗
wappen, refonfirniert aus Bruchſtücken, die im Burgbrunnen
aufgefunden wurden, daneben das große Wappen des Aller-
höchſten Bauherrn, S. M. des Uaiſers; ferner zahreiche
\
\
Anna v. Flemming a. d. H. Boek zwiſchen 1610-1660.
des Grafen Fabian v. Reichenbach auf Seſſel.
06
Wappen der einſtigen Bewohner der Burg, der Grafen von
Tierſtein, der Ratſamhauſen, der Hohenſteiner, der Sickinger
uſw. Näheres iſt in der ſoeben in E. Wasmuths Verlag zu
Berlin erſchienenen, reich illuſtrierten Feſtſchrift von Bodo
Ebhardt zu erſehen.
Bedauerlich iſt, daß von verſchiedenen Tagesblättern der
Derfuh unternommen worden ift, mit recht fragwürdigen
Mitteln — durch Abbildung eines angeblich die Hohkönigs⸗
burg darſtellen ſollenden alten Holzſchnittes und einer an⸗
geblich alten, die Burg zeigenden Elfenbeinplakette, welche
wir für eine moderne Fälſchung halten, die Freude an
der Schöpfung des Baumeiſters, unſeres Heroldmitgliedes
Bodo Ebhardt, zu ſtören.
Auf der vorliegenden Tafel geben wir die Wappen der
in beſonders engen Beziehungen zur Hohfsnigsburg geſtande⸗
nen Familien nach alten Originalen. Sum Wappen von
Sickingen iſt zu bemerken, daß noch Franz v. S., der be⸗
rühmte Ritter, den Schild ſo führte, wie hier abgebildet, da⸗
gegen feine Söhue bereits mit der rolen Schildeinfaſſung.
Anfragen.
55.
Erbeten werden Nachrichten über die Namen: Junderse
dorf, Guntersdorf, Gondersdorp, Laube, Dieh-
weger, Fritz.
Porto und ſonſtige Auslagen werden vergütet.
Dresden. A. 3. Franz Junckers dorf.
56.
Johann Carl Bach, noch 1817 Inſpektor am Königl.
Pädagogium zu Halle, iſt mit dem Komponiſten Johann
Sebaſtian Bach nahe verwandt geweſen. Die Art der ver⸗
wandtſchaftlichen Beziehungen iſt leider nicht bekannt, und
bitte ich um gefällige, möglihft ausführliche Auskunft über
dieſelbe. v. C., Leutn. u. M. d. H.
57.
1. Ferdinand Traugott Adolf v. Lützow, * 1803,
+ Trebnitz am 12. 1. 1858 „mit Hinterlaffung von Frau und
Hind(ern) P“ 1821 beim 11. Inf.⸗Kegt eingetreten, 1826
zum 1. Ulan.⸗Regt. verſetzt, 1827 zur Kriegsreferve entlaſſen.
Eltern d und Gattin?
2. Chriſtiane Henriette Amalie v. Lützow, (P22. 9.
1796), 1 Allerheiligen 2. 6. 1829, >< Seſſel 25. 7. 1824
Ernſt Wilhelm Leitlof, Paſtor. Sie war eine Pflegetochter
Eltern d
3. Wilhelm v. Lützow, * Schwerin 1792, f Stralſund
12. 1. 1835 als Leutnant der 5. Divif. Garn. Komp.,
X. . Philippine Schmid v. Schmiedſeck,“ Spandau am
24. 11. 1767, 7 Seſſel am 8. 3. 1824. Eltern? Die Mutter
ſoll eine geb. v. Biberftein geweſen fein.
4. Friedrich Wilhelm v. Lützow, * Juli 1287 in
mecklenburg, ... 1801 b. Drag.⸗Regt. Nr. 6 in Königs-
berg eingetreten, 1805 Leutn., 1808 Abſchied, 1809 Charakter
als Ritim. Eltern? Ob vermähltd
» Nachrichten erbittet direkt
Frankfurt, Oder. Frhr. v. Lützow, Major.
58.
Geſucht werden die acht Ahnen des Wulff v. Stein⸗
wehr auf Fiddichow und Selchow und ſeiner Gemahlin
Nachrichten erbittet
Frau Werner von Wenckſtern, Mitglied.
59.
Nachrichten werden erbeten über etwaige Nachkommen
von Jochen Ulrich Heinrich Kod, * 1766, wann d. . wor
.. X 1796 Johanna Luiſe Sophie Kinzel. Der
Vater dieſes Hoch war Jochen Heinrid) Koch, Amts meiſter
des Schneidergewerks in Bergen auf Rügen. Wann und
wo war dieſer geboren und mit wem war er verheiratet?
Cuxhaven, Weſterwiſchweg 16.
Koch, Mar.⸗Oberzahlmeiſter.
60.
Im April 1890 ſah ich beim Antiquar May in der
auerſtraße zu Berlin eine auf Holz gemalte Ahnentafel für
Detlef Albrecht v. Rantzau a. d. H. Putlos, * am
17. 10. 1728.
dieſe Tafel geblieben iſt. N
Nachfragen in neuerer Seit bei Herrn May hatten keinen
Erfolg. Graf von Ranzow, Korvetten-Kapitän a. D.
61.
Ich bitte um Auskunft über den Bosniakenhetman
Osman, welcher etwa 1775 in Goldap als Rittmeifter?
ſtand. Er ſoll nach der Geſchichte von Oſtpreußen (v. Baczko)
Swillingsſöhne gehabt haben, von denen der eine Ritter⸗
gutsbeſitzer und Königl. Preuß. Amtmann in Wolhynien
(Südpreußen) war und Tekla v. Boczkows ka geheiratet
hat. Über letztere Heirat find Urkunden vorhanden. Es wird
geſucht: 1. War Osman Türke oder Bosnierd 2. Wer war
die Mutter ſeiner Kinderd 3. War der Amtmann ſein Sohn
oder fein Enkel d
Stettin, Bogislawſtr. 2.
von Baruier, Oberſtl. i. Gren.⸗Regt. 2, M. d. H.
62.
Beauftragt mit der Bearbeitung des Stammbaums der
aus dem früheren Königreich Hannover, ſpeziell dem Lande
Hedingen ſtammenden uradligen Familie v. Goeben, erſucht
Unterzeichneter die außerhalb Deutſchlands und Gſerreichs
lebenden v. Goeben ſich zwecks Aufnahme in den Stamm ⸗
baum unter Beifügung der über ihre Abkunft vorhandenen
Nachweiſe baldigſt an den Unterzeichneten zu wenden.
Osnabrück, Straßb. Pl. 4.
Schr. v. d. Busſche⸗Ippenburg,
Mitglied des Vereins Herold zu Berlin.
63.
Johann Rautter, * zu „ am. . „ T in
am.. . „ X (vor 1668) in Am a Marie
Catherine Sohier de Dermandois, * Beverwyf am 2. Februar
1647, T in. am . . (vor April 1669).
(Johann Rautter war Sohn des. .. und der... .)
Aus diefer Ehe: Johann Conſtantin Rautter, in
am. . „ T in am. . , X in am
Halte er Descendenten d
Johann Rautter war Herr in Arle)nſtein und Diepenſee
(Tiefenſee). Wo liegen dieſe Güter d
Alle Koften werden gern vergütet.
füllung der Lücken bittet höflichſt
Haag (Holland), Adelheidſtr. 188.
64.
Gefuht die 16 Ahnen des Kurfähf. Oberſten und
Amtshauptmanns zu Swickau und Werdau, Herrn auf Mylau,
Netzſchkau, Schweinsburg uſw. Carol v. Boſe, * Langen ⸗
Um freundl. Aus⸗
D. G. v. Epen.
heſſen am 10. 8. 1596, 7 Schweinsburg am 12. 1. 1667.
Ich würde dankbar ſein, zu erfahren, wo
— 10?
65.
Weiß jemand von den verehrten Mitgliedern näheres
fiber einen um 1770 im Amt gewefenen Bürgermeiſter
Shloenbah? Wo war derſelbe Bürgermeifter?
Wilmersdorf, Ringbahnſtr. 12.
w. Braſch, Mitglied d. Herold.
66.
Wie lauten die Ahnentafeln von:
1. Eliſabeth Adelheid v. Schlegel (Schlägel),
* 15. 1. 1638, F 11. 3. 1698 als Gemahlin des Aſſeburgiſchen
Amtmanns Juſtus Oldenburger zu Meindorf,
2. Margarethe Eliſabeth v. Frieſen, & um 1675
David Ernſt v. Sobbe, Amtmann zu Rinteln,
3. Amalia Maria Wippermann (v. d. Wipper),
x um 1645 Simon Henrich v. Sobbe, Amtsſchultheiß
zu Rinteln,
4. Margarethe Wippermann 15 d. Wipper),
x um 1570 Johann Paſtel, Rea tsverwandter zu
Minden d
Alfeld a. d. L. Landrat Burchard.
67.
Erbeten wird Nachricht über:
1. Geburts-, Sterbe-Datum und Ort des Franz Matthias
von Malſchitzki, Beſitzers von Dargow, Kr. Stolp i / Pom.
ums Jahr 1800, welcher vermählt war mit Friedrike Amoinette
Sophie Philippine v. Sitzewitz, 7 1800,
2. Vor- und Sunamen, Geburts-, Sterbedatum und «Ort
der Eltern der von Malſchitzki,
3. ev. Daten über Vermählung der Angeführten.
Naumburg a / Saale, Claudiusſtr. 18.
Otto von Wenden, Oberſtleutnant a. D.
68.
welches waren die Eltern und Vorfahren, ſowie Ge:
burtsort von
Philipp Pfersdorff, * 1619, f 1697, Verwalter des
Sachſ. Weißenfelsſchen Kammergutes zu Langendorf? Aus
feiner Ehe (1668) mit Roſina Händel, älteren Schweſter
des berühmten Komponiften, entſproſſen 5 Söhne:
a) Friedrich Juſtus, * 1669, F 1732, Chirurg, kam
als gräfl. Stolbergſcher Kammerdiener nach Ortenberg (Heſſen),
wo er Nachkommen hinterließ. Wie erhielt er dieſe Charged
b) Georg Philipp, * 1676, 7 1746, X Urfula Sophia,
Tochter des Kal. preuß. Amtmanns Joh. Ernft von Lands.
berg in Rothenburg a. S. (Näheres über diefen erwünſcht).
War zuerſt Pachtverwalter in Wehlitz, dann Amtsſteuerein⸗
nehmer in Freiburg a. U. und zuletzt Schulverwalter in
Pforta. Sein Sohn Joh. Friedrich, fürſtl. Heidesheimer
und Keiningenfher Juſtiz-Amtmann, hatte einen Sohn
Friedrich Philipp Gottlob, * 17250, f ?, Stadtrichter in
Sorau, Niederlauſitz, der 5 Töchter hinterließ. Zwei heirateten
einen Grafen von Bünau; Näheres unbekannt. Dieſe Linie
ſcheint ausgeſtorben zu ſein.
c) Johann Chriftian, * 1681, f 1762, fürſtl. Ober⸗
förſter in Pirmaſens, deſſen Deszendenz mir bekannt iſt.
Sein älteſter gleichnamiger Sohn, * 1711, f 1771, Major im
fürſtl. Bataillon in Pirmafens, ſoll geadelt worden fein.
Don wem und wannd Catſächllch zeigt fein Wappen eine
Derbejjerung.
In ſämtlichen Zweigen des Geſchlechts befteht die
Tradition der adeligen Abkunft. Das Familienwappen zeigt
i —ͤ—ͤ—ñ— . ̃ — — — a —
— ————— ſͤ—ĩ . ͤ——́———— dä. — —
1
bei allen das Pferd und das Hiſſen (mit kleinen Varianten
wie bei Kietſtap), wie es auch Luck in feinem 1870 beim
Brande der Stadtbibliothek Straßburg zerſtörten Wappenbuch
mit folgender Notiz gab: „15542. Das edele Geſchlecht
Pferdtdorff iſt an das Stifft Würtzburg kommen als Xehen-
leute (Chron. Hennenb. Fol. 190.“ Wo finde ich über dieſes
adelige Geſchlecht eingehende Auskunft? *)
Etwaige Gebühren werden gern entrichtet.
Mülhanſen (Elſaß).
Ernſt Meininger, Mitglied des Herold.
69.
Es waren vermählt:
1. Markgraf Ernſt von Baden-Durlach, * 1482,
+ 2. 2. 1533; >< in 2. (morg.) Ehe 1518 als Witwer
des Hoffrdulein Urſula von Rofenfeld, welcher Che
ein Sohn Karl, * geb. 1529, entſtammt, der mit Genehmi-
gung Haiſer Karls V. Markgraf von Baden Durlach
geworden (1552/55).
2. Georg Pfalzgraf bei Rhein, Herzog in
Bayern, Graf von Spanheim und Simmern,
* 20. 2. 1518, f 17. 5. 1569, X in 2. (morg.) Ehe 1564 als
Witwer Fräulein Eliſabeth von Rofenfeld, ge⸗
nannt Heyerin, * um 1526, welcher Ehe 2 Söhne ent:
ſtammten: Adam und Georg, die vom Kaiſer Maximilian II.
d. d. Wien, 21. Dezember 1566 zu „Herren von .
erhoben wurden.
Welchen Familien entſtammen dieſe beiden Ge⸗
mahlinnen Urfula bezw. Elifabeth, wo und wann
ſind dieſelben geboren, wie hießen deren Eltern und
was für ein Wappen führten dieſelben, und welches
Wappen führten die Herren von Ravenspurg?
Gefällige Auskünfte hierüber ſind ſehr erwünſcht
und werden an die Redaktion dieſer Seitſchrift ergebenſt
erbeten.
70.
1. Welches Wappen rahele die fränkiſche Familie Wolf.
ſtrie geld
Das Epitaphium der Walburg Landſchadin von Steinach,
geb. v. Ratenberg in der Pfarrkirche zu Neckarſteinach weist
einen (ſilbernend) Wolf, der anſcheinend auf dem Kopfe
einen Striegel trägt, im ſchwarzen Felde auf, während nach
einer Auskunft des Honig! Allgemeinen Reichsarchivs zu
München Conrad Wolfſtriegel im Jahre 1556 mit einem
Siegel ſiegelt, das einen Striegel im Schilde führt.
Welches Wappen iſt das richtiged Welches ſind
die richtigen Tinkturend
2. In derſelben Ahnentafel fehlen uns die Eltern des
mit Dorothea von Fronhofen (Tochter Chriſtophs, + 1556,
und der Sophie von Schwaigern) vermählten Wolfgang
(Wolff) von Bühel. Dem Wappen nach gehörte Wolff zu
dem ſchwäbiſchen Geſchlecht von Bühel; das Wappen
feiner Gemahlin tt das bekannte der Roth von Schreden-
ſtein, nur mit verwechſelten Feldern: rechts von Silber und
Schwarz dreimal geteilt, links in Schwarz ein ſilbernes, rot
bewehrtes Einhorn. Iſt eine Allianz Bühel⸗-Roth ums Jahr
1500 nachzuweiſen? Oder handelt es ſich um ein anderes
) Dol. v. Hefner, Stammbuch, III. 152; Schannat, Fuld.
Lehnshof, 159; Biedermann, Rhön u. Werra, 414, ufo. —
Wappen bei Siebmacher und v. Meding. Stammſitz Pferds-
dorf bei Kiffingen. Das Geſchlecht ſoll 1475 ausgeftorben
ſein. (A. d. Red.)
Geſchlecht, das ein ähnliches Wappen geführt hat wie die
Roth von Schreckenſtein d
5. Weiter fehlen einzelne Daten für die Ahnentafel der
1578 geſtorbenen Margarethe von Erlickheim, Gattin des
Johann Landſchad von Steinach, F 1571. Margarethens
Großeltern väterlicherſeits waren wahrſcheinlich Michel (9)
von Erlickheim und Criſta (?) von Neipperg ( 1513), die
Urgroßeltern N. N. (Ruprecht d, F 1502) von Erlidheim,
N. N. von Schauenburg, N. N. (Engelhard 5, + 1445) von
Neipperg und N. N. von Stain zu Rechtenftein oder N. N.
von Stadion.
Die Wappen find Erlickheim (1), Schauenburg d (5),
Neipperg (5), Stain zu Rechtenjtein oder Stadion d (7).
4. In der Ahnentafel des Hans Landſchad von Steinach
fehlen die Eltern der Magdalena Krays von Lindenfels;
N. N. Krays von Lindenfels und N. N. von Leonrodt.
In der Ahnentafel der Margaretha von Fleckenſtein
(T 1550) find die Großeltern väterlicherſeits: (Johann d,
T 1485) von Fleckenſtein, (Margaretha ?) von
KRathſamhauſen, und die Urgroßeltern: (Hein:
rich p) von Fleckenſtein, N. N. von Müllen⸗
heim, N. N. von Rathſamhauſen, N. NM.
zweifelhaft. Die Wappen ſind: Fleckenſtein (1),
Müllenheim ? (3), Rathſamhauſen (2), N. N.
(4) in nebenſtehender, uns unbekannter Form.
5. Endlich fehlen die um 1450 lebenden Eltern der Anna
von Hornftein, Gemahlin des Bernhard von ippenbura.
Dem Wappen nach könnte ihre Mutter eine Andlau ge—
weſen ſein.
Halle a. S., Paradeplatz 2.
W. C. v. Arnswaldt.
71.
Jegliche Daten über Dr. med. Ludwig Holle und ſeine
Gattin Catharina Charlotte geb. Rentzhauſen, und
deren Familien werden geſucht. Dr. Holle lebte 1806-08 in
Dorum (bei Bremerhaven). Erwünſcht wären namentlich
fein und feiner Gattin Geburts- und Hochzeitsdatum Sweck—
dienliche Antwort wird auf Wunfch honoriert.
Bonn a. Rh., Auguſtſtr. 10. Dr. Höfflinger.
Antworten.
Für den Herrn Cinfender der Anfrage Nr. 50
ſind zahlreiche Antworten eingegangen und liegen
in der Redaktion d. Bl. bereit.
Betreffend die Anfrage 46 in Nr. 4 des „D. Herold“ von 1908.
Die Heimat des Johann Friedrich Biagoſch wird
das Archiv des Preußiſchen Kriegsminiſteriums aus den dort
vorhandenen „Maß und Stammrollen“ des Regiments feſt—
ſtellen können.
Alfeld a. d. L. Landrat Burchard.
Betreffend die Anfrage 38 in Ar. 3 des „D. Herold“ von 1908.
Die Angabe in Gritzners „Standeserhebungen“ iſt eine
irrtümliche.
Verantwortlicher Herausgeber:
geile ne: Bohtönigshurg Wappen.
Herr Oberjtlt. Eggers in Lübeck teilt mit, daß nach
„Bueck, Hamburgijhe Bürgermeiſter und Oberalten“ der
Name von der alten, ausgeſtorbenen Familie Rodenborg
(Rotenburg) ſtamme, deren Kapelle in der Petrikirche (Ham⸗
burg) in den Beſitz der Familie Heife durch Heiraten über—
ging.
Stammtafel:
Anna Catharina Rodenborg, * Hamburg am 18. 8. 1720;
>< dafelbft am 28. 1. 1738 Senator Peter Behrmann.
|
N. N. Behrmann & Johann Ludwig Barthold Heife.
Ludwig Heiſe, T am 28. 10. 1867.
Ich halte Buecks Angaben für richtiger, umſomehr, als
ich beſtimmt weiß, auch durch die Familie v. H. K. ſelbſt,
daß Ludwig Heife, nach dem Verkaufe Rohlſtorfs, nach
Mecklenburg gezogen iſt und daſelbſt das Gut Poppendorf ge—
kauft hat.
Ein Rittergut „Rotenburg, o. ähnl. gibt es, nach Ritters
Geogr. Lexikon, weder in Mecklenburg, Schleswig-Holſtein,
noch überhaupt ſonſt.
Als p. Heife geadelt wurde, hat er vermutlich den Namen
„Rotenburg“ aus dem Grunde gewählt, weil ſolcher ihm
feudaler klang, als der Name „Behrmann“, deſſen Annahme
ſonſt eigentlich näher lag.
v. Aspern, M. d. „D. Herold“.
Betreffend die Anfrage 22 in Ar. 1 des „D. Herold“ von 1908.
Mr. Johan de Witt, FT 27. 5. 1751, X 2. Sept. 1721
Maria Catharina Thereſia van Heydenryd. Aus dieſer Ehe
5 Kinder:
a) Wilhelmina Maria, * 20. 3. 1723, f unvermählt in
Brüſſel 14. 11. 1798,
b) Johan, * 22. 9.
30. |. 1783,
c) Anna Maria Cherefia, * 25. 5. 1726, T 6. 10. 1726.
's Gravenhage. Kolonel J. D. Wagner.
1724, T unvermählt in Brüſſel
Betreffend die Anfrage 53 in Ar. 4 des „D. Herold“ von 1908.
Anna v. Donop, Tochter des Chriſtoph v. Donop und
Dorothea v. Langen, T 1622, 25. Februar, 67 Jahre alt,
15 Jahre Witwe, beigeſetzt zu Lemgo in der Altſtädt. Kirche.
Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. Dr. Wagner.
Druckifehler⸗ Berichtigungen.
In No. 4 d. Bl. S. 84 Sp. 2 Seile 7 v. u. lies „auf:
gehöht“ ſtatt: aufgehört. Ebenda, Anmerkung Seile 1 v. u.
„einer Krone“ ftatt: eine Krone.
Briefkaſten.
Herrn v. Sch. in D. Formulare (Vordrucke) für Ahnen—
tafeln in verſchiedenartigen Ausführungen (für 8, 16 njw.
Ahnen, mit und ohne Wappen) find bei C. A. Starke, Kal.
e ORNS: ER DIENEN und von dort zu beziehen.
— Oe
A d. m. iin we in Berlin, w. 62. Shilltrafe 8
UI. — Selbftverlag | des Dereins gerold e verlegt von
Carl Hermanns Verlag in Berlin, W. Mauerſtraße 43. . — Julius Sittenfeld, Hofbuchdrucker. in Berlin W.
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Berlin, Juni 1908.
Der jährliche Preis des „Deutſchen Herold“ — monatlich ein Heft — beträgt 12 Mk., der „Vierteljahrsſchriſt für Wappen-,
Siegel- und Familienkunde“ 8 Mk. Einzelne Nummern koſten 1 Mk. — Anzeigen für den „Deutfchen Herold“ werden von
Carl Heymanns Verlag, Berlin W., Mauerſtr. 43. 44, entgegengenommen.
Jnhalls verzeichnis: Bericht über die 228. Sitzung vom
21. April 1908. — Bericht über die 779. Sitzung vom
5. Mai 1908. — Die Flamme auf Ordensinfignien. —
Noch Einiges zur Schönfeld⸗Frage. — Burg Altena. —
Adelige in den Berliner Bürgerbüchern. — Nochmals das
Enkirchner Wappen. — Stammtafel der Familie „Bärtling“
bezw. „v. Bartling’. — Fur Stammtafel der Familie
„Bärtling” bezw. „v. Bartling”. — Bächerſchau. — Hur
Kunſtbeilage. — Dermifdtes. — Am ſchwarzen Brett. —
Anfragen. — Antworten. a
Bereins nachrichten.
Die nächſten Hitungen des Pereins Herold finden ſtatt:
Dienstag, den 16. Zuni 1908 abends
Dienstag, den 7. Juli 1908 7½ Ahr,
im „Furggrafenhof“, Kurfürſtenſtr. 91.
Die geehrten Lefer d. Bl. werden ergebenſt erſucht, der
Redaktion d. Bl. Mitteilungen über ihnen bekannte heral -
diſche Aunſtwerke (3.8. alte Ichnitzereien, ſeltene Siegel,
Grabdenkmäler, Glasgemälde, Metallarbeiten uſw.),
welche fi zur Abbildung in der Zeitſchrift eignen, zugehen
laſſen zu wollen. Diele Pereinsmitglieder werden, nament-
lich auf Retfen, Gelegenheit haben, dergleichen zu ſehen,
und würden uns durch eine kurze Notiz ſehr verpflichten.
Da der Herr Schatzmeiſter des Pereins Dr. Stephan
Aekule von Stradonit zu Groß- Lichterfelde, Marien
ſtraße 16, auch die Führung der Pereinsmatrikel über-
nommen hat, werden die geehrten Mitglieder des Herold
hierdurch ergebenſt erſucht, alle Meränderungen betreffend
Wohnung, Titel ufw. gefilligh dem Jchatzmeiſter anzeigen
zu wollen.
Die Pereinsbibliothek if uon Ende Juni bis Mitte
Anguſt geſchloſſen.
Die Mitglieder des Vereins Herold werden freundlichſt erſucht, folgendes beachten zu wollen:
1. Alle den Perein im allgemeinen betreffenden Jorreſpondenzen find zu richten an den Porſitzenden,
Herrn Generalleutnant z. D. v. Hardeleben, Erzellenz, Berlin W. 50, Aurfürſtendamm 240, oder an den
Schriftführer, Herrn Geheimrat Seyler, Berlin W. 30, Nollendorfſtr. 10.
2. Alle Anfragen, Wappen und Wappenkunſt betreffend, ferner Manufkripte für die Pereinspublikationen
ſowie Anfragen und Antworten für den Aufrageteil der Jeitſchrift und Mitteilungen, welche die Bibliothek
, des Pereins betreffen: an Herrn Prsfefor Ad. M. Hildebrandt, Berlin W. 62, Schillſtr. 3.
3. Alle Mitteilungen gensalogiſcher und familiengeſchichtlicher Art (aber nicht die zum Abdruck in der
Seitſchrifſt beſtimmten): an Herrn Kammerherrn Dr. Kekule v. Itradenitz in Groß Lichterfelde,
Marienſtr. 16.
4. Alle Anfragen und Mitteilungen über Siegel und Fiegelweſen: an Herrn Geheimrat Jeyler
Berlin W. 30, Nollenderfſtr. 10.
Die Mitgliedsbeiträge find an den Dentfchen Kredituerein, Serlin W. 66, Manerfir. 86/88, zu leiſten.
Anmeldungen neuer Mitglieder nehmen alle vorstehend genannten Herren entgegen.
— 110 —
Bericht
fiber bie 778. Sitzung vom 21. April 1908.
Vorfigender: Herr Amtsgerichtsrat Dr. Béringuier.
Als Mitglieder wurden angemeldet:
1. Herr Carl Alfred Reinicke, Fabrikant, Rittmeifter
d. R. zu Gera-Untermhaus, Prinzenftr. 1.
2. Herr Hugo Simon, Oberleutnant in Char
lottenburg, Sybelftr. 66.
3. Herr Richard vonSteinau-Steinrüd, Major a. D.,
Heidelberg, Sähringerſtr. 45.
Der Herr Vorſitzende machte folgende Mittei«
lungen: Nach einem Urteil des Reichsgerichts vom
16. Januar d. J. entſcheidet ſich die Befugnis, den
Adelstitel zu führen, nicht nach Reichsrecht. Das
Reichsgericht iſt deshalb bei divergierenden Entſchei⸗
dungen der Oberlandesgerichte nicht zuſtändig. — Am
Sonntag den 26. April wird das auf Betreiben des
Majors Noel für das Heldenmädchen Johanna Stegen
(1813) errichtete Denkmal in Gegenwart von Vers
tretern der Stadt Lüneburg zur Einweihung gelangen.
— Im Jahre 1830, als die Jeruſalemer und die Neue
Kirche uniert wurden, ſeien die Kirchenbücher in der
Art verteilt worden, daß die der lutheriſchen Gee
meinden zur Jeruſalemer, die der reformierten Bee
meinden zur Neuen Kirche gegeben wurden. Sodann
legte der Herr Vorſitzende vor: |. Die neuerfchienene
Familiengeſchichte der zur Nedden. 2. Das von Herrn
Profeffor Ad. M. Hildebrandt gezeichnete Wappen⸗
Exlibris des Mr. John Gordon Wilſon.
Der Schriftführer, Geh. Kanzleirat Seyler, auf
einen zur heutigen Sitzung vertagten Gegenſtand zu—
rudfommend, führte aus: wenngleich das Wort Ort,
welches in der Kunſtſprache eine beſtimmte heraldiſche
Figur bezeichnet, als Familienname in vielen oder ſogar
in den meiſten Fällen als Abkürzung von Perfonen«
namen wie Ortlieb, Ortwein uſw. anzuſehen ſei, ſo
liege es doch nahe, der Bedeutung auch des Wortes
Ort nachzugehen, da bei ſogenannten redenden Wappen
ganz ſicher dieſe zugrunde gelegt worden iſt. Nicht
die Herkunft, ſondern die überlieferte Form des Namens
iſt bei der Wappenwahl maßgebend, ganz abſichtlich
und mit gutem Grunde, da man die in dem gewählten
Bilde enthaltene Anſpielung den Seitgenoſſen verftänd-
lich machen will. Die Theoretiker des ausgehenden
17. Jahrhunderts beſpöttelten die Auswüchſe dieſes
Strebens mit der Anekdote, es habe ſich jemand, der
Bartholomäus hieß, ein „paar tolle Mäus“ zum Wappen⸗
bild erwählt. — Nach Grimm heißt Ort urſprünglich
Schneide oder Spitze, dann Ecke und Winkel, worin
ebenfalls noch die Vorſtellung des Scharfen und
Schneidenden liegt, da ſich in dem Endpunkte zwei
£inien ſchneiden und eine Spitze bilden. Da zwei ſich
ſchneidende Tinien vier Eden oder Winkel bilden, fo
bezeichnet Ort auch den vierten Teil einer Sache. In
der Bibelüberſetzung von 1493 (Ev. Markus) heißt es
3. B.: eine arme Wittwe was kummen, die legt darein
zwei ort, das iſt ein helbling. Ort iſt der vierte Teil
einer Münze, daher Ortstaler, Ortsgulden. Sodann
bezeichnet Ort ſowohl den Anfangspunkt, wie in der
Redensart von dem orte bis an das ende, als den
Endpunkt z. B.: ungeſtillt iſt die Klage bis an den
Ort all meiner Tage. Endlich bezeichnet das Wort
auch die Wohnſtätte, den Platz, 3. B. Pſalm 26: ich
habe lieb die Stätte deines Hanfes und den Ort, da
deine Ehre wohnet. In der Bergmannſprache iſt „Ort“
das Ende eines Grubenbaues, beſonders häufig in dem
Ausdrucke „vor Ort“. — Nach den Akten des Wiener
Adelsarchives erhielten die Brüder Philipp und Peter
Ort vom Kaiſer Karl V. einen Wappenbrief d. d.
Toledo, 14. Februar 1559. Das Wappen iſt in Gold
“ein roter Löwe, der einen weißbefiederten roten „Stral⸗
pfeil“ mit eiſerner Spitze zum Wurfe hält; auf dem
Stechhelm wiederholt ſich der Löwe wachſend. Nach
einem aus Derfehen des Konzipiften undatiert ge⸗
bliebenen Konzepte erteilte Karl V. dieſes Wappen
auch dem Bürger von Antwerpen Johann Orth sen.
aus Frankfurt a. M. Von dem oben genannten Philipp
ſtammen ab: die Gebrüder Johann Philipp und Philipp
Cudwig Orth, Ratsperfon zu Frankfurt a. M., die vom
Kaiſer durch Diplom d. d. Wien, 4. Mai 1665, den
rittermäßigen Adelſtand erhielten; bei dieſer Gelegen-
heit wurde der Wappenlöwe gekrönt und der Stech⸗
helm durch einen gekrönten Turnierhelm erſetzt. Ein
anderer Abkömmling Philipps, Auguſt Moritz Orth,
Kauf- und Handelsmann zu Heilbronn, erhielt vom
letzten römiſchen Kaiſer zu Wien am 15. April 1804
den Reichsritterftand mit „Edler von“. Su dem alten
Wappen von 1539 erhielt er noch einen zweiten Helm,
der mit drei Straußenfedern verziert iſt. Su Heilbronn,
der Stammheimat des beſprochenen Geſchlechts, gab es
noch Orth mit anderem Wappen. Wilhelm Friedrich
Orth, Lizentiat beider Rechte, Patrizier von Heilbronn,
wurde vom Kaifer Franz I. durch Diplom d. d. Wien,
3. Oktober 1758, in den Adelſtand erhoben. Das
Wappen iſt in Schwarz auf grünem Hügel ein goldener
Cöwe, in der linken Pranke einen goldenen Kelch und
in der rechten den dazu gehörigen Deckel haltend. Auf
dem gekrönten Helm der Löwe wachſend zwiſchen ge⸗
ſchloſſenem ſchwarzen Flug.
Herr Generalmajor 3. D. Freiherr v. Cedebur
hat in einem gemalten Wappenbuche des 17. Jahr-
hunderts ein Wappen Ort v. Hagen, geſpalten, vorn
der Orthſche Cöwe, hinten das Wappen der v. Hagen
zu Moſſen (Balken, von je neun Schindeln in zwei
Reihen 5, 4 begleitet) im unteren Felde zeigt ſich noch
ein Doppelhaken oder der Buchſtabe 2. Su anderen
Geſchlechtern gehören Johann Anton und Paul Ortt,
welche vom Kaiſer Friedrich III. im Heere bei Neuß
am 17. Juni 1475 einen Wappenbrief erhielten (drei
Olivenzweige im roten Schilde) und der kaiſerliche
Hauptmann Matthias und deſſen Bruder Johann Orth,
die vom Kaiſer Rudolf II. zu Prag am 20. Juni 1580
in den Adelſtand erhoben wurden (Schachbalken, Stern
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Beilage zum Deutſchen Herold 1008, Nr. 6.
= A.
und Löwe im fchwarzen Schilde). Zu der zweiten
Frage, den Derhältnifjen des Patriziats übergehend,
bemerkte der Schriftführer, daß es fich lohnen würde,
auch andere ſtädtiſche Intereſſentengruppen, wie die in
landesherrlichen Städten vorkommenden Münzer-Haus-
genoſſen und die Erbſälzer oder die an Knoten.
punkten der Binnenſchiffahrt ſitzenden Erbausfergen,
zum Vergleiche heranzuziehen. Hausgenoſſe iſt die
Verdeutſchung des in der Urkundenſprache des Mittel-
alters gebräuchlichen Wortes familiaris. Ihrer großen
Mehrzahl nach waren die familiares eines Fürſten un:
freie Miniſterialen, ſie konnten als ſolche, auch wenn
ſie in einer Stadt ihren erblichen Wohnort hatten,
dort nicht das Bürgerrecht erwerben, weil die Städte
nur freie Leute als Bürger aufnahmen. Wenn einmal
eine Stadt unwiſſentlich einen Ceibeigenen aufnahm, fo
bekam fie ſtets Handel mit ſeinem Herrn. Urſprüng—
lich unterſchieden ſich alſo die Hausgenoſſen ſehr ſcharf
von dem Patriziate, obgleich ſie eine dieſem ähnliche
Stellung einnahmen. Sie waren aus dem Stande
der Rittermäßigen hervorgegangen, waren von ihrem
Fürſten in erblicher Reihe mit dem Münzamte betraut
worden und bildeten nächſt den Patriziern den ge—
achtetſten Stand der Stadt. Erſt in ſpäterer Seit, dem
15. und 16. Jahrhundert, als ſich die Erinnerung an
das Miniſterialitätsverhältnis und die perſönliche Un,
freiheit verwiſcht hatte, kam es vor, daß Hausgenoſſen—
geſchlechter in den Stand der Patrizier übertraten. —
Nur die großen Handelsftadte, und unter dieſen vor—
zugsweiſe die Reichsſtädte haben einen ſtarken Patriziat
ausgebildet. Der Nährboden derſelben war der Groß—
handel und die fabrikmäßige Warenerzeugung. Wo
dieſe Vorausſetzung fehlt, gibt es auch keinen Patriziat.
In kleineren Orten vermochten ſich die Mittelfreien
nicht dauernd auf ihrer Höhe zu erhalten, weil ſie
keinen ihrem Stande angemeſſenen Tätigfeitsfreis vor—
fanden und es dulden mußten, daß ſich ihre Nach—
kommen mit Gemeinfreien verſippten. Die Vorſorge
für ſtandesgemäße Vermählung ließ in den großen
Städten neben den herrſchenden Geſchlechtern noch
einen zweiten Stand entſtehen, den man als ebenbürtig
anerkannte, in der Herrenftube zuließ und den man hin—
ſichtlich gewiſſer ſtädtiſcher Amter bevorzugte. In
Nürnberg nannte man dieſen Stand die „Ehrbaren“,
in Augsburg die „mehrere Geſellſchaft“ (im Gegenſatz
zu der „niederen Geſellſchaft“ der Kleinkaufleute),
ſpäter fälſchlich „Mehrer der Geſellſchaft“. Wenn ſich
die Sahl der herrſchenden Geſchlechter durch Aus:
ſterben oder Auswanderung verminderte, wurde der
Abgang aus dem zweiten Stande durch Kooptation
ergänzt.
Herr Amtsgerichtsrat Dr. Béringuier bemerkte,
daß auch der Berliner Patriziat Großhandel u. a. nach
der Oder hin getrieben habe.
Herr Braſch verlas den Artikel des Sedlerſchen
Univerſallexikons über das Stichwort „Patriziat“, deſſen
Ausführungen heute nicht mehr haltbar ſind.
Herr Hiftorienmaler Clog bemerkte, daß auch die
kleineren württembergiſchen Städte, wie Schorndorf,
ihren Patriziat hatten, den man die „Ehrbarkeit“
nannte.
Herr Frhr. v. Dungern betonte die Vielgeſtaltigkeit
in der Entwickelung des Patriziats; in jeder Stadt war
die Entwickelung anders; es müſſen auch die Ver—
ſchiedenheiten der Seit gehörig beachtet werden.
Sweifellos ſei es, daß der Patriziat um 1200 vom
Ritterftande war.
Herr Oberſt v. Scheven iſt der Meinung, daß der
Gegenſatz zwiſchen Cand- und Stadtadel erſt hervor»
getreten ſei, als ſich die Ritterſchaften bildeten.
Se. Exzellenz Herr Generalleutnant v. Uſedom
legte ein vom Königlichen Seughauſe erworbenes Buch
vor, welches, im Jahre 1550 zu Augsburg gedruckt,
über 100 figürliche Darſtellungen alter Augsburgiſcher
Geſchlechter enthält. Jedes Bild zeigt eine ganze
Figur in Wehr und Waffen, welche ſich auf das be»
treffende Familienwappen ſtützt. Die Farben der
Wappen ſind im Anhange angegeben. Dieſe Dar—
ſtellungen bieten nicht nur ein heraldiſches, ſondern
auch in hervorragender Weiſe ein koſtüm- und waffen-
geſchichtliches Intereſſe, da die Ausſtattung der Figuren
nach Kleidung und Wehr von erſtaunlicher Mannig—
faltigkeit iſt.
Herr Oberſt v. Scheven hielt einen intereſſanten
Vortrag über die Abſtammung der Grafen v. Altena—
Mark von den Grafen v. Berg, welche ſich von dem
Sitze Berg bei Düſſeldorf benannten. Die Burg
Altena ſei wahrſcheinlich durch Heirat mit einer Tochter
des gräflichen Haufes Arnsberg erworben worden.
Graf Eberhard nennt ſich 1161 zum erſten Male von
Altena. Der Vortragende behandelte eingehend die
Wappenentwickelung in den verſchiedenen Sweigen des
gräflichen Hauſes.
Das Ehrenmitglied Herr Generalmajor z. D. Frei—
herr v. Ledebur teilte mit, daß der General Hein
rich v. Schönfeld, von dem Ä
Dr. Philipp Coſch in der neueſten
Nummer der Monatsſchrift ge-
handelt hat, zweifellos zu dem
Geſchlechte des ſächſiſchen Ur—
adels gehörte, welches in G
einen ſchräggeſtellten Baum-
ſtamm führte. Den Beweis
liefert das Alliancewappen
v. Schönfeld ⸗Belcaſtel, welches der Herr General in
ſeiner reichen Siegelſammlung beſitzt.
Herr Profeffor Hildebrandt legte vor: I. Das
„Beuferfche Familienbuch“, herausgegeben von Kam»
merdirektor Friedr. Wilh. Heufer; Geſchenk des Herrn
Derfaffers. 2. Einige neue, von der Firma C. A.
Starke in Görlitz in den Handel gebrachte Formulare
für Ahnentafeln. Seyler.
Bericht
über die 779. Sitzung vom 5. Mai 1908.
Vorſitzender: Se. Exz. Herr Generalleutn. 3. D. v. Bardeleben.
Der Herr Vorſitzende widmete den verſtorbenen
Mitgliedern Herren Hermann v. Benckendorf zu Jendel
und Profeſſor Krohn zu Saarbrücken einen Nachruf.
Die Anweſenden erhoben ſich von ihren Sitzen.
Su dem Berichte über die vorige Sitzung bemerkte
Herr Oberſt v. Scheven hinſichtlich der Stellung der
Patrizier, daß nach einer Behauptung Fahnes in den
Urkunden des Mittelalters, deren Seugen ſtets nach
dem Range geordnet waren, die Ritter vor den con-
sules, dieſe aber vor den Knappen genannt werden.
Die Sache verdient an der Hand einer größeren An⸗
zahl rheiniſcher Urkunden unterfucht zu werden.
Herr Generalmajor 3. D. Freiherr v. Cedebur,
Ehrenmitglied, legte eine Sammlung von Siegeln der
Grafen zur Mark vor, welche geeignet ſind, die an⸗
ſcheinende Willkür in der Geſtaltung des gräflichen
Wappens zu beleuchten. In dem fehr ſchönen Reiter⸗
fiegel des Grafen Engelbert II. (1518-1328) trägt der
Reiter einen Schild, der mit dem Schachbalken belegt
iſt, während in dem rückwärts aufgedrückten Kontre⸗
ſiegel dem Schachbalfen der wachſende Lome hinzu⸗
gefügt iſt. Dieſe Erſcheinung zeigt ſich bis zum Aus.
gange des Geſchlechts, indem auch da, wo ſich in der
Führung des Wappens ein ziemlich feſter Gebrauch
herausbildet, der wachſende Löwe oft in auffälliger
Weiſe zugeſetzt oder weggelaſſen wird. Jedenfalls iſt
der Schachbalken das eigentliche und wichtigere Wappen⸗
bild, das in keiner Darſtellung fehlt.
Als Mitglieder wurden angemeldet:
J. Herr Georg v. Klüfer, Amtsgerichtsrat, Ehren⸗
ritter des Johanniterordens zu Diepholz, Pro-
vinz Hannover.
2. Herr Alfred Troje, Korvetten Kapitan a. D.,
Seehauſen, Kr. / W., Reg.⸗Bez. Magdeburg.
Der Herr Dorſitzende berichtete J. über ſeine
jüngfte Reiſe, die auch nicht ohne Ergebniſſe für unfere
Wiſſenſchaften geweſen iſt, u. a. über die Schrift von
Fridolin Plant: Das geheimnisvolle Wandgemälde in
der Durchgangshalle des Meraner Pfarrturmes. Kunft-
geſchichtliches aus Brandenburg und Tirol (Meran 1905).
Das fragliche Bild wird auf den falſchen Waldemar
gedeutet. Herr Amtsgerichtsrat Dr. Beringuier bes
merkte, daß Seine Exzellenz auch auf feinen Erholungs»
reiſen der Intereſſen des Vereins eingedenk bleibe und
ſagte im Namen der Anweſenden dem Herrn Vorfigen:
den beſten Dank. 2. Über die Gründung der Guido
v. Liſt⸗Geſellſchaft in Wien, deren Aufruf die Unter:
ſchriften von Friedrich v. Gaisberg ⸗Schöckingen, Ed.
Corenz Meyer zeigt. Es herrſcht allfeitiges Einverſtänd⸗
nis, daß unſer Verein als ſolcher nicht Mitglied werden
kann. 3. Herr Rittergutsbeſitzer Wentzel auf Ober⸗
Kemnig habe das mit biographiſchen Daten reich aus⸗
geſtattete chronologiſche Verzeichnis ſämtlicher Mitglieder
der Loge zur goldenen Mauer eingefandt. Seine Er-
zellenz bezeichnete es als wünfchenswert, ähnliche Der:
Sffentlidhungen von allen deutſchen Cogen für die Vereins ⸗
bibliothek zu ſammeln. Herr Amts gerichtsrat Dr. Bes
ringuier verſprach, über dieſe für Familienforſcher
wertvolle Literatur Erkundigungen einzuziehen. 4. Herr
Dr. Bernhard Koerner habe geſchenkt die Handſchrift
zu Band XIV des Genealogiſchen Handbuchs bürger⸗
licher Familien und eine Anzahl Blätter für das
Wappenbilderlexikon, die ſich meiſt auf Berlin beziehen.
5. Herr Kurt Freiherr v. Reibnig hat geſchenkt die
von ihm verfaßte Schrift: Familienfideikommiſſe; ihre
wirtſchaftlichen, ſozialen und politiſchen Wirkungen (1008).
6. Herr Diviſionspfarrer Pfefferkorn in Hohenſalza
bittet um Nachrichten über das Geſchlecht von der
Noddgerie zu Pfefferkorn, beſonders um den Nach⸗
weis, in welchem Kirchenbuch die Daten über die Ge⸗
burt ſeines Urgroßvaters (ca. 1740) geſucht werden
könnten. Nach den Überlieferungen der Familie ſoöll
dieſer den Namen „von der Noddgerie“ eines Streites
wegen abgelegt haben. Deſſen Vater ſoll am Mann⸗
heimer Hofe höherer Beamter geweſen fein. Die Fragen
werden den Mitgliedern beſtens empfohlen. Herr
Dr. Bernhard Körner bemerkte, daß das Geſchlecht
von der Noddgerie noch gegenwärtig eriftiere.
Herr Charles Graf v. Rhoden legte zwei farbige
Ausführungen von eigener Hand zur Anſicht vor: Ahnen⸗
tafel des Oskar Immanuel v. Kretſchmann, geb. 1879,
und Stammtafel des ſchottiſchen Geſchlechts Boyd
v. Kilmarnock.
Herr Amtsgerichtsrat Dr. Beringuier legte vor
die von der Religiöſen Büchergeſellſchaft zu Toulouſe
in drei Bänden neu herausgegebene Histoire des Mar-
tyrs ſeit der Seit der Apoſtel bis zur Gegenwart (1610)
von Jean Crespin, welche man wohl auch als „Ge⸗
ſchichte der Märtyrer des Proteſtantismus in Frankreich“
zitiert findet. Das Werk iſt durch die Fülle feiner
perſonalgeſchichtlichen Mitteilungen für Familienforſcher
von hohem Intereſſe. Es wird beſchloſſen, das Werk
für die Bibliothek anzuſchaffen.
Herr Arthur v. Geldern ⸗Crispendorf hatte die
von ihm bearbeiteten Mitteilungen über das Chemnitzer
Patriziergeſchlecht Neefe eingeſandt. Nach einer wahr:
ſcheinlich im 16. Jahrhundert fabrizierten, von Drey⸗
haupt zwar mit einem „ſoll“ aber doch mit ernſter
Miene vorgetragenen Sage ſtammten die Neefe ab von
jenem Cr. Naevius, deſſen Cicero in ſeinem Werke de
officiis gedenkt! In Chemnitz find die Neefe ſeit dem
15. Jahrhundert geſchichtlich nachweisbar; Hans Neefe
1444 war Mitglied der Tuchmachergilde, die in Chem⸗
nig eine fo anſehnliche Rolle ſpielte. Sieben Bürger⸗
meiſter der Stadt ſind dem Geſchlecht entſproſſen.
Kaiſer Ferdinand I. erhob durch Diplom d. d. Augs:
burg 20. Mai 1559 die Gebrüder Johann und Kafpar,
beide Doktoren der Medizin, Paul und Jakob, die
Neffen, in den Adelſtand. Das verliehene Wappen
zeigt in Gelb zwei ſchräggekreuzte ſchwarze Adlerfüße,
von einem blauen Stern überhöht. Der erwähnte
Dr. Johann Neefe war 1499 zu Chemnitz geboren,
Leibarzt der Kurfürſten Moritz und Auguſt von Sachfen,
einer der berühmteſten Arzte ſeiner Seit. Er wurde
wiederholt zu dem ſchwer leidenden Kaifer Ferdinand
nach Wien berufen und verweilte lange Seit am
Kaiferlichen Hoflager. Seine Aufzeichnungen über die
an der Kaiſerlichen Tafel geführten Geſpräche wurden
1673 von dem ſächſiſchen Bibliothekar David Schirmer
in den Druck gegeben. Die Jahreszahl des Adels⸗
diplomes 1559 trägt auch das ſchöne Renaiffance- Portal
des Patrizierhauſes am Markt zu Chemnitz, welches bis
1804 im Beſitze des Geſchlechts ſich befand und jetzt
dem Hotel zum Römiſchen Kaifer als Domizil dient.
Es entſteht die Frage, ob die heute lebenden Abkömm⸗
linge der im Jahre 1559 geadelten Perſönlichkeiten als
adlig anzuſehen find. Etwa 100 Jahre nach dem Tode
Ferdinands I. wurde es erſt üblich, den neugeadelten
Geſchlechtern, auch wenn ihr Name nicht von einem
Orte entlehnt war, die Partikel „von“ zu verleihen,
dieſe Neuerung konnte aber den wohlerworbenen Rechten
des älteren Briefadels, welcher ſich des „von“ nicht be⸗
diente, nicht ſchädlich werden. Wie der Verfaffer kon⸗
ſtatiert, entſtammen die in der Stammreihe ſeit der
Nobilitation der Neefen vorkommenden Frauen ſämtlich
alten angeſehenen Geſchlechtern, der Adel iſt alſo nicht
durch ſchlechte Derfippung oder durch andere Umſtände
verloren gegangen. Daraus dürfte folgen, daß das
Geſchlecht bis zum heutigen Tag adlig iſt, wenn es
auch die Adelspartikel nicht führt.
Der Schriftführer gab Kenntnis von einem
Schreiben des Herrn Kammerherrn v. Bila auf Hain:
rode, in welchem hinſichtlich der von Herrn Profeſſor
Dr. Hauptmann aufgeſtellten Norm geſagt wird: „Nach
unſerer Anſicht gehören zum Uradel nur die Geſchlechter,
welche vor dem Jahre 1350 in Urkunden als zu einem
ritterbürtigen Geſchlecht gehörig vorkommen. Es müſſen
in einer Urkunde Mitglieder des Geſchlechts als Ritter
oder Knappen aufgeführt ſein.“
Herr Oberſt v. Scheven teilte mit, daß das In-
stitut généalogique international zu Groningen (Holland)
ein Goldenes Buch des polniſchen Adels heraus⸗
zugeben beabſichtige.
Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz gab
Aufklärungen über das Anbringen von Ahnenwappen
auf Grabſteinen. Es komme vor, daß auf Grabſteinen,
die in Kirchen, welche ſchon viele Denkmale des Ge⸗
ſchlechts verwahren, aufgeſtellt werden ſollen, das
Wappen dieſes Geſchlechts als bekannt fortgelaſſen
werde; die Vierzahl der Wappen wird dann ergänzt
durch Hinzunahme des Wappens der Mutter des Groß⸗
vaters. — Sodann beſprach der Herr Kammerherr die
Schrift von Dr. med. Rob. Sommer, Goethes Wetzlarer
Derwandtichaft (Leipzig 1008). Es wird in der Schrift
verſucht, die Bedeutung des Dr. Cornelius Cindheim
als Ahne Goethes nachzumweifen.
Herr v. Gellhorn legte vor eine Photographie
des kürzlich von ihm beſprochenen Wappenfenſters,
welches von einer Reihe ſchleſiſcher Geſchlechter in die
reſtaurierte Kirche zu Liegnitz geſtiftet worden iſt.
Herr Profefjor Ad. M. Hildebrandt legte vor
J. eine von ihm gezeichnete und in Farbendruck aus:
geführte Wappentafel, enthaltend die Wappen der Ge—
ſchlechter, welche zur Geſchichte der Hohkönigsburg in
Beziehung ſtehen. Dieſelbe wird der Feſtſchrift bei—
gegeben, welche zur bevorſtehenden Einweihung der
Burg im Verlage von Ernſt Wasmuth erſcheinen wird.
Die Hohkönigsburg überraſcht ihre Beſucher durch
reichen heraldiſchen Schmuck; einzelne alte Wappen,
wie die der Grafen v. Thierſtein, der v. Sickingen ſind
noch erhalten, andere ſind in zeitgemäßer Ausführung
von neuem angebracht worden. Ein altes Kaiſerwappen
wurde im Brunnen gefunden; ſorgfältig erneuert wurde
es mit dem Wappen des jetzigen Kaiſerlichen Burgherrn
über dem Portal angebracht. Verwandtſchaftstafeln
der Thierſteiner und Oettinger Grafen, der Herren
v. Sickingen, Ratſamhauſen, Hohenftein zieren die Wände.
Weitere Mitteilungen werden in der nächſten Sitzung
erfolgen. 2. Eine Anzahl moderner Beſuchskarten mit
3. T. heraldiſchen Verzierungen, feine Arbeiten des
Kupferſtechers Nawrocki in Stuttgart. 3. Abdrücke von
Holzſtöcken, die von dem Xylographen Franz Henning
in Berlin, Alte Jakobſtr. 1 II, geſchnitten ſind. Die
durch die neueren Atzungsverfahren faſt ganz verdrängte
Kunſt des Holzſchnitts könne ſich nur in der Weiſe der
vorliegenden Blätter, nämlich durch meiſterhafte Arbeit,
konkurrenzfähig erhalten.
Herr Oberſtleutnant v. Flotow berichtete, daß
ſich im Staats ⸗Archive zu Wetzlar die Aktenſtücke über
43 PDrozeſſe feines Geſchlechtes befunden hätten, die im
Jahre 1851 an Mecklenburg abgegeben worden ſeien.
Herr Hauptmann v. Tresckow fügte hinzu, daß die
Wetzlarer Akten an die Archive von Schwerin und
Strelitz verteilt worden ſeien. In beiden Archiven werde
der Herr Vorredner nach den auf fein Geſchlecht bezüg⸗
lichen Prozeßakten zu ſuchen haben.
Herr Hiftorienmaler G. Adolf Clog gab die Forte
ſetzung ſeines Vortrages: Was ſoll der Heraldiker von
hiſtoriſcher Waffenkunde wiſſen ? Heute war es vorzugs⸗
weiſe die Turnierrüſtung, welche der Vortragende mit
ſeiner den Gegenſtand vollſtändig beherrſchenden Sach⸗
kenntnis behandelte. Der Vortrag wird in der Monats⸗
ſchrift zum Abdruck gelangen. Seyler.
Die Flamme auf Ordens inſignien.
Don Lothar Lüſtner.
Bezüglich der Verwendung einzelner Deforations-
ſtücke zum Schmucke von Ordensinſignien iſt bis jetzt
noch kaum ein Hinweis erfolgt. Kronen, Schwerter,
Eichenlaub und Wappentiere zieren Kreuze und Sterne,
alles Attribute, deren ſymboliſche Bedeutung offenkundig.
Eine eigenartige Stellung dagegen nimmt die Flamme
ein, jenes leuchtende Signum des Ewigen, Läuternden
— 14 —
wie des Vergänglichen. Nur felten tritt fie in ſtarker
ſymboliſcher Faſſung auf, während ihre Hauptanwen⸗
dung auf dekorativen Intentionen beruht. Beachtens⸗
wert iſt hier die Mannigfaltigkeit, welche die Flamme
als Sierat bei Ordenskleinodien, Ketten und Sternen
offenbart, bei letzteren ſogar die Strahlen erſetzend.
Mit dieſen darf der Begriff Flamme nicht verwechſelt
werden; nur das züngelnde kann als ihr Charakteriſtikum
gelten. Meiſt iſt ſie in goldenem Scheine wieder⸗
gegeben, nur in wenigen Fällen (Großherzogl. Toskan.
St. Joſephs⸗Orden) trägt fie ihre rote Färbung. Die
ſymboliſche Bedeutung der Flamme ſtrahlt uns aus
zwei Orden entgegen. Sunächſt dem Goldenen Dließ,
1429 geſtiftet, deſſen Deviſe: Ante ferit quam flamma
micet (Bevor die Flamme erglänzt, ſchlägt man) Anlaß
genug bot zu ihrer Verwendung. Als wichtiges Ketten⸗
glied, Feuerſteine umzüngelnd, zeigt ſie ſich, ferner als
Teil des Kleinods ſelbſt in deutlich ausgeprägter Form
direkt über dem Widder (bei der Halsdeforation am
Bande allein, dagegen nicht bei dem Kleinod an der
Kette). Das zweite Beiſpiel gewährt der (erloſchene)
Königl. Franzöſiſche Orden vom Heiligen Geiſte, ge:
ſtiftet 1578. Wie die Erſcheinung des göttlichen
Wunders ſich durch Feuerflammen ſichtbar machte, war
ihr Vorkommen auf dem Orden dadurch gleichſam Er⸗
fordernis. Man findet dieſe bei der Kette; ſämtliche
Glieder beſtehen aus Flammenzungen, auf denen ab⸗
wechſelnd das Lilienmotiv, H überdeckt mit der Königs ⸗
krone und ſchließlich Helmzieraten angebracht find.
Bei Unterſuchung der Frage, inwieweit die Flamme
lediglich als Dekorations ſtück dient und welche Rolle
ihr dabei zugewieſen, läßt ſich folgende Einteilung feſt⸗
ſtellen. Die Flamme erſcheint als: I. Kettenglied oder
Beſtandteil eines ſolchen, II. Strahlen erſetzender Be⸗
ſtandteil bei Sternen, III. Verzierung oder Teil des
Kleinods, dabei in gewiſſem Sinne formbeſtimmend,
IV. Beigabe zu einem Ordens⸗Schmuckſtück, V. Beigabe
zu einem dem Orden affilierten Teil. In betreff der
nun folgenden Ordens ⸗ Aufzählungen wird der Forme
charakter, nicht das chronologiſche Moment maßgebend
ſein. Bei der Verwendung als Kettenglied dient, wie
ausgeführt, der Orden vom Goldenen Dließ, wie auch
der Orden vom Heiligen Geiſte in hervorragender
Weiſe als Beiſpiel. In dieſelbe Kategorie gehört der
(erloſchene) Orden des Heiligen Blutes zu Mantua,
1608 geſtiftet; eine in acht Spitzen auszüngelnde Flamme
umgibt das Schildchen mit dem Bilde der Monſtranz,
und das nächſte ovale Glied iſt von kleineren Flammen⸗
zungen umrahmt. Der Großherzogl. Toskaniſche St.
Joſephs . Orden (erlofchen) aus dem Jahre 1514 bringt
die Flamme in ziemlich großer Form, zweimal aus⸗
ſtrahlend, in deren Mitte ein kreisrundes Kettenglied
ſitzt. Bei dem Königl. Bayerifchen Verdienſt⸗Orden
vom Heiligen Michael, 1693 geſtiftet, iſt bereits das
Oval als Kettenglied größer geworden. Die Flammen⸗
zungen oben und unten ſind dagegen weſentlich kleiner,
und damit ergibt ſich die Überleitung zu dem Falle,
daß die Flamme mehr und mehr ihrer urſprünglichen
Sweckleiſtung als Kettenglied entrückt wird, um ſich
zum Dekorationsſtück eines Nebenteiles auszuwachſen.
Der Königl. Bayerifche St. HBubertus⸗Orden, 1444 gee
ſtiftet, zeigt als Hauptbeftandteil fungierende Initialen
(C. T.), denen an beiden Enden Flammenzungen an:
haften. Wir finden bei den Initialen zweier anderer
bayeriſcher Orden (dem Militär ⸗ Max- Joſephs⸗Orden,
geftiftet 1797, ſowie dem Derdienftorden der Bayerifchen
Krone von 1808) ebenfalls die Flammenzungen, jedoch
weſentlich kleiner, an den Enden des Buchſtabens 3;
hier ſind ſie ein unweſentlicher Schmuck, zum Charak⸗
teriſtikum der Kette nichts mehr beitragend. — Die be⸗
deutendſte, zugleich auch eigenartigſte Rolle iſt der
Flamme bei dem Stern zugedacht; ſie wirkt direkt
formbeftimmend und -geftaltend. Das erfte Beiſpiel
liefert der Königl. Großbritann. Bath⸗Orden, 1725
geſtiftet. Statt Strahlen weiſt der Großkreuzſtern
züngelnde Flammen auf, wodurch ein dekorativ präch⸗
tiger Effekt erzielt wird. Bei dem ſehr erhabenen
Orden des Kaiſerl. Sterns von Indien, der dem Jahre
1861 ſeine Entſtehung verdankt, hat man zu dieſem
Verfahren mit viel Glück zurüdgegriffen. Das Crachat
iſt flammenumzüngelt, jedoch halten dieſe ſich meiſt in
derſelben Höhenlinie. In phantaſtiſcher Weiſe fand
jene Manier eine Weiterbildung in dem 1884 geſtifteten
Königl. Siameſiſchen Orden Maha Chakrki. Nicht
nur das mittelſte Kleinod iſt flammenumſpielt, gewiſſer⸗
maßen in Flammenbündeln zu je 5 und 3 Sungen
bilden fie den Stern, echt orientalifch in Form und Ge ⸗
ſtaltung. Auch der Päpftliche Pius⸗Ordens⸗Stern zeigt
Flammen ſtatt Strahlen. Die dritte Abteilung beginnt
mit dem Orden des Goldenen Dließes (Hals dekoration
am Bande), wobei die Flamme, wie ſchon oben er⸗
wähnt, einen Hauptteil des Kleinods ausmacht; irgend
welche Analogie iſt bei keinem anderen Ordenszeichen
nachweisbar, dagegen ſind die Fälle, in denen die
Flamme als Verzierung des Kleinods dient und hier
der Form gewiſſe Geſtaltungen verleiht, ſchon zahl⸗
reicher. So umgeben flammenartige Embleme im
Kreisrund das Kleinod des erwähnten Königl. Siame-
ſiſchen Ordens Chakrki, charakteriſtiſch für die geſamte
Form. Nicht minder bedeutungsvoll erſcheint der
Flammenzungenkranz um den ovalen Mittelſchild des
Königl. Bayerifchen Verdienſt⸗Ordens vom Heiligen
Michael, der ganzen Dekoration ein eigenes Gepräge
verleihend. Auch der längſt erloſchene Kaiſerl. Orden
des Burgundiſchen Kreuzes, 1555 von Karl V. ge
ſtiftet, ſcheint in dieſe Kategorie zu gehören; iſt uns
doch überliefert, daß das Kleinod, aus einem goldenen
Feuerzeuge beſtehend, mit Flammen umgeben geweſen
ſei. In den Winkeln der Kreuzbalken hat man ſie in
ihrer weiteren Verwendung zu ſuchen. Am auffälligſten
iſt dies bei dem Päpſtlichen Pius⸗Orden, geſtiftet 1847.
In ſtarker Schwellung heben ſich die Flammen zwiſchen
den einzelnen Kleinodgliedern hervor, dergeſtalt groß,
um die Dekoration der Form eines Sternes nahe zu
bringen. Ebenfalls das Geſamtausſehen beſtimmend
wie in glücklichſter Weiſe dekorativ find Flammen in
— 15 —
den Winkeln des Königl. Bayerifchen Militär⸗Verdienſt⸗
ordens vom Jahre 1866 angebracht. Weniger be⸗
deutend erſcheinen die Flammen in den Winkeln des
Kaiſerl. Ruſſiſchen Weißen Adler⸗Ordens, 1713 ges
ſtiftet. Merkwürdige Wandlungen hat der Kaiſerl.
Ruffifhhe St. Annen⸗Orden zu verzeichnen. Die ur⸗
ſprüngliche, 1735 geftiftete Faſſung zeigte, dem Wort⸗
laut alter Beſchreibungen folgend, ein „flammigtes
Creutz“, aus den vier Winkeln ſprühte je eine Flamme.
Den 1797 neuerrichteten Verordnungen zufolge verlor
das Kreuz ſeine „flammigte“ Form, an deſſen Stelle
traten glatte Ränder. Als letzte Erinnerung an das
erſte Kreuz iſt es in dem Mittelſchildchen des Sterns
in der alten Weiſe erhalten. Die kleinen Winkel⸗
flämmchen dagegen haben ſich in Ornamente aufge⸗
löͤſt. — „Als Beigabe zu einem Schmuckſtück“ lautete
der vierte Dispoſitionspunkt. Hierher gehört die fos
genannte „Herz⸗Jeſu⸗ Dekoration“, welche den Königl.
Portugieſiſchen Orden (Chriſtus⸗, S. Bento d' Aviz⸗,
und S. Jago-⸗Orden) am Ring, auf dem Kleinod ſelbſt
und dem Crachat beigegeben if. Aus dem Herzen
Jeſu entſpringt eine Flamme. Ferner iſt erwähnens⸗
wert der ſchwarze Adler (als Kettenglied) des gleich⸗
namigen preußiſchen Ordens; in ſeinen Fängen zucken
Flammen, darunter Blitze. Vergegenwärtigen wir uns
noch das häufige Erſcheinen des Symbols in Form der
Darſtellung auf den Email Medaillons, iſt fie auch
meiſt winzig und unbedeutend, ſo ſei doch der Fall
erwähnt. Als letzte und — entſchieden aparteſte An⸗
wendung fei die bei dem Mantel des Königl. Franzöſi⸗
ſchen Ordens vom Heiligen Geiſte regiſtriert: dieſer
ſchwarzſamtene, mit orangefarbenem Atlas gefütterte
Mantel iſt überall mit goldenen Flammen beſtickt. —
Wohl kaum ein anderes Symbol oder Emblem durfte
in ähnlicher Vielgeſtaltigkeit und Mannigfaltigkeit bei
Orden zu finden ſein wie das erwähnte.
ach einiges zur Schänfeld-Frage.
Welcher Freund der Preußiſchen Militärgefchichte
und genealogiſcher Forſchung wird nicht das größte
Intereſſe an der trefflichen, muſterhaften Deduktion des
Herrn Dr. Philipp Coſch in der April⸗ Nummer 1908
dieſer Seitſchrift nehmen und die hohe Befriedigung
empfinden, ein arges Derjehen in der fo bedeutſamen
Matrikel der Ritter des Schwarzen Adler Ordens feſt⸗
geſtellt und beſeitigt zu ſehend Es kann eigentlich
keine „Frage“ vorliegen, denn den oder die Verfaſſer
jener Matrikel hätte ein Einblick in die offiziellen Rang⸗
liſten der Preußiſchen Armee doch leicht und ſicher
belehren müſſen, daß jener mit dem höchften Preu-
ßiſchen Orden im Jahre 1793 ausgezeichnete General
v. Schönfeld nicht der Generallieutenant Georg
Auguſt v. Schönfeld war, ſondern der 1792 bis
1795 als Gouverneur von Schweidnitz fungierende
Generallieutenant der Kavallerie von der Ar—
mee (alfo nicht regimentierte) v. Schönfeld. Durch
die Einſicht der Rangliften würde das Verfehen nicht
begangen und der Beweis zugunſten des Letztgenannten
weſentlich vereinfacht worden ſein.
Denn wie Herr Dr. Coſch richtig hervorhebt, beſaß
Georg Auguſt v. S. einen Preußiſchen Orden ber:
haupt nicht, wie die Rangliften ausweiſen, und er
konnte den Schwarzen Adler ⸗Orden für Wohlverhalten
vor Mainz im Jahre 1795 nicht erhalten, da es in
der Ranglifte für das Jahr 1795 anhangsweiſe (unpa⸗
giniert) unter den Suſätzen vermerkt (Regt. v. Wegnern)
heißt, daß der Generallieutenant (G. A.) v. Sch. mit
Penſion verabſchiedet fei, was alſo 1792 erfolgt war.
Dagegen finden ſich über den Generallieutenant von
der Kavallerie v. Sch. folgende offizielle Angaben,
nämlich
1. in der Ranglifte für [792 S. 204, daß fein Patent
vom 2. Novbr. 1791 datiere und S. 228, daß er
als Gouverneur von Schweidnitz fungiere;
2. in der Ranglifte für 1795 S. XXXVIII, daß er
1792 den Roten Adler Orden erhalten habe;
5. in der Ranglifte für 1794 S. XL dasfelbe und
S. LIX iſt bei ſeinem Namen der Stern des
Schwarzen Adler-Ordens beigefügt. Dies
wiederholt ſich auch
A. in der Kangliſte für 1795 S. LIX, während hier
5. XL vermerkt iſt, daß fein Generallientenants-
patent vom 5. Februar 1791 datiere.
In der Ranglifte für 1796 ift der Gouverneur:
pojten vakant. Sonach war das Richtige ſehr leicht
aus den obigen Quellen zu entnehmen, wie denn auch
v. Schöning in ſeinem Werke über die Preußiſchen
Generale bis 1840 S. 125 Georg Auguſt v. S. nicht
als Beſitzer des hohen Ordens bezeichnet, nicht minder
König in ſeinem Militäriſchen Pantheon IV. S. 409.
Trotzdem findet ſich in des Frhrn. v. Zedlitz Adels⸗
lexikon im J. Supplementband S. 404 die Angabe, daß
Generallieutenant Georg Auguſt v. S. 1793 den Orden
erhalten habe. Freilich war über die militärifche Cauf⸗
bahn des Generallieutenants und Gouverneurs von
Schweidnitz v. Sch. in der gedruckten Militärliteratur
nichts zu ermitteln, fo daß man deshalb auf die Ver⸗
mutung kommen mußte, er habe vorher entweder gar
nicht oder nicht dauernd in Preußiſchen Kriegsdienſten
geſtanden. Dies klar feſtgeſtellt zu haben, iſt ein zweites
dankenswertes Derdienft des Herrn Dr. Coſch.
Es ſei zum Schluſſe mir noch vergönnt, auf die
von Herrn Dr. £ofch in fo gründlicher Weiſe erforſchten
Perſonalien des Generallieutenants Heinrich
v. Sch. zurückzukommen. |
Es erfchien mir etwas auffällig, daß Generals
lieutenant Heinrich v. Sch. nur dieſen einen Taufnamen
geführt habe, da doch alle feine Zeitgenoffen im Preu⸗
ßiſchen Heere damals immer — mit den wenigſten Aus«
nahmen — zwei führten. Und das beſtätigte ſich auch
ſicher, denn in einer mir vor längeren Jahren vorge⸗
legenen handſchriftlichen für Hönig Friedrich II. be⸗
— 16 —
ſtimmten, zuletzt in der Bibliothek des verewigten
Prinzen Friedrich Karl von Preußen befindlichen Rang⸗
liſte heißt es in der des Regiments Gensd' armes
für das Jahr 1756, daß Nikolaus Heinrich v. Sch.
am 14. Oktober 1754 zum Lieutenant bei genanntem
Regiment befördert worden ſei. !) Die ferneren An⸗
gaben über ſein Avancement im Preußiſchen Heere
dürften in den Akten der Geh. Kriegskanzlei zu Berlin
ihre Quelle haben und die über das heſſiſche in den
handſchriftlichen Rang⸗ und Stammliften der heſſiſchen
Armee im Staatsarchiv zu Marburg, die ich einſt auch
benutzte und daraus notierte — wenn kein Derfehen
meinerſeits vorliegt —, daß er am 7. Februar 1761
zum Major beim Leib ⸗Dragonerregiment befördert wurde.
Die Angabe in der obigen Seitſchrift S. 81, daß
Sch. bei Prag (am 6. Mai 1757) ſchwer bleſſiert ſei,
ließ ſich aus den mir vorgelegenen Quellen?) nicht be⸗
ſtätigen. Die Verluftlifte von Prag im 5. Bande von
Pauli Leben großer Helden benennt nicht das Regiment
Gensd' armes als an dem Derluft beteiligt?); daß es
aber in der Schlacht mitfocht, beſagt die Stammlifte
vom Jahre 1795 S. 180.4)
Was den als Vater des Generallieutenants wohl
mit Recht angenommenen Kafpar Heinrich v. Sch.,
Capitän „bei einem Tandregiment“ auf Schlönwitz in
der Neumark betrifft, ſo wird ſein Gut wohl eines der
Nittergüter in Schlönnenwig im Kr. Schivelbein, nicht
Schlönwitz im Kr. Schlawe geweſen fein.5) Bei welchem
Regiment er geſtanden, bleibt fraglich, da oft Land⸗
mit Garniſon⸗Regimentern und umgekehrt verwechſelt
werden.) Die Standeseintragungen der Landregimenter
fanden in den ſogen. Garniſonkirchenbüchern, nicht in
den Kirchenbüchern der Sivilgemeinden ſtatt, und daher
wird auch dort die Geburt der Kinder Kaſpar Heinrichs
eingetragen ſein.
1) Statt „Fähnrich“ iſt S. 81 der Monatsſchrift richtig
Hornet zu leſen.
2) Ich habe Derluftliften der ganzen Preußiſchen Armee
in allen Schlachten, Gefechten und Belagerungen von 1656
bis 1806 zuſammengeſtellt.
3) Auch in der Ordre de Bataille im Lager von Hlokotz
vom 29. April 1257 (unter Schwerin) in der Sammlung
Ungedr. Nachrichten II. S. 114 iſt das Regiment Gensd'armes
nicht genannt.
4) An feinen bei Prag erhaltenen Wunden flarb am
16. Mai 1757 Kafpar Friedrich v. Schönfeld, Kapitän im
Infant.-Regiment v. Winterfeld. Bei Kay fiel 1759 der
Lieutenant v. S. vom Inf.⸗Reg. Goltz, bei Kunersdorf wurde
1259 der Capitän Karl Wilhelm v. S. vom Grenadier⸗Bat.
v. d. Heyde bleſſiert; 1759 fiel „bei Palzig“ (Kunersdorf) der
Premierlieutenant vom Inf.⸗Regt. Goltz Joh. Sigmund v. Sch.
(Sammlung Ungedr. Nachrichten I. S. 497.) Schon 1683 war
Siegfried Jogann v. S. gefr. Korporal von der Komp.
v. Kochanski vor Ofen totgeſchoſſen worden.
) Im Schivelbeinſchen war 1688 Philipp v. Schwerin
begütert.
6) Stand er wirklich bei einem Landregiment, ſo würde
wohl zunächſt das Stettiner in Frage kommen; die Chefs des⸗
ſelben datieren aber erſt vom Jahre 1735.
Das Verzeichnis der Preußiſchen Generale in
Königs Milit. Pantheon und in v. Schönings Werk
„Die Generale uſw.“ iſt alſo unvollſtändig; beide Autoren
hätten nach den Rangliften von 1795 bis 1795 dies
Derfehen vermeiden können.“) G.⸗A. v. M.
Burg Altena.
Am 2. Juli 1907 beſprach ich in dem Verein
Herold die Pläne des Denkmal ⸗Nomitees, das in Weſt⸗
falen unter der Führung des Oberpräſidenten dieſer
Provinz Freiherrn v. d. Recke und des früheren Landes
hauptmanns Overweg wirkt und ſich zum Siel geſteckt
hat, zur Erinnerung an die 300 jährige Zugehörigkeit
der Grafſchaft Mark zu dem Staate Brandenburg
(Preußen) die alte Burg Altena a. d. Tenne auszu⸗
bauen. Dieſe Frage, ob Altena auszubauen fei, be⸗
handelte ich dann eingehender in einer Druckſchrift:
„Iſt Altena eine Stammburg der Hohen:
zollernd“ Das Referat über meinen Vortrag ers
ſchien im Oktober 1907 (fiehe Nr. 10, 1907, S. 163
der Seitſchrift „Deutſcher Herold“), meine Druckſchrift
folgte im November. Gegen meine Entwickelungen
wendete ſich Alex. Freiherr v. Dachenhauſen im Deut⸗
ſchen Herold im Dezember 1907 — No. 12 S. 216.
Es ſcheint aber, als ob ihm nur das Referat über die
Juli⸗Sitzung damals vorgelegen hat — nicht aber
meine Druckſchrift. Im Eingang der Beſprechung
bezieht er ſich auch nur auf die 763. Sitzung des
Vereins Herold.
Im Januar 1908 folgte dann eine Außerung
des Univerſitätsprofeſſors Dr. Ehrenberg in Münſter
über das in Frage ſtehende Thema. Seine Darlegung
gipfelt in folgendem Vorſchlage für eine wiſſenſchaft⸗
liche Ausgeſtaltung der Genealogie: „Das einfachſte
wäre vielleicht, daß die Verfaſſer familiengeſchichtlicher
Aufſätze erneut ſich veranlaßt ſehen möchten, ſie dem
Herold einzureichen und daß fie hier, je nach der Be.
deutung der Familie, mehr oder weniger eingehend
beſprochen würden.“ Ein verwandter Gedanke leitete
mich, als ich am 2. Juli 1907 mein Thema in der
Sitzung des Herold behandelte. Nach dem Vortrage
7) In meiner Wappenſiegelſammlung befindet ſich der
Abdruck eines Petſchafts, das einen mit einer Adelskrone
bedeckten, einen ſchräglinks liegenden abgehauenen, knorrigen
Baumſtumpf oder »Aſt (alſo das Schildzeichen der Meiß⸗
niſchen v. S) im Schilde zeigt, um welchen eine Ordensfette
gelegt iſt, an der ein achtſpitziges Kreuz herabhängt; die
Kette beſteht anfcheinend aus Gliedern mit je zwei Buch⸗
ſtaben. Vielleicht tft es der Heſſiſche Orden pour la vertu
militaire, den der Generallieutenant v. Sch. beſaß. In einem
Aufſatze Ernſts v. S. zur Geſchichte ſeiner Familie im Sonn⸗
tagsblatte zur Kreuzzeitung vom 23. Juni 1878 wird der
Generale nicht gedacht.
wurde ich erfucht, gegen die Deröffentlichungen des
Herrn Ehrenberg das Wort zu ergreifen.
Herr Ehrenberg hat ferner nach ſeiner Außerung
im Deutſchen Herold vermißt, daß ſein Name im
Herold⸗Referat über meinen Vortrag nicht ausdrücklich
genannt ſei. Es iſt dies aber meinerſeits geſchehen,
wo dies nöthig war; in weiterer Ausdehnung be:
handelte ich das Eingreifen des Herrn Ehrenberg
in meiner Druckſchrift — vergl. S. 10 ff. Letztere
ſcheint ihm aber ganz entgangen zu ſein.
Früher wie die vorbeſprochene Erwiderung er⸗
ſchien in Folge des Referats über meinen Vortrag im
Verein Herold eine Entgegnung des Freiherrn Alex.
v. Dachenhauſen, auf die ich nachſtehend näher ein⸗
gehen will.
Für das Geſchlecht der Grafen v. d. Mark (Greve
van der Marke oder toe der Marke) werden drei Pe⸗
rioden zu unterſcheiden ſein, nämlich:
I. Die AltenasZeit d. i. die Seit bis zum Erwerb
des Oberhofes Mark bei Hamm durch den Grafen
Friedrich I., bezw. bis zu Adolf III., welcher die Stadt
und Feſtung Hamm vereint mit dem Oberhofe Mark
ſo ausbaute, daß ſie zuſammen als ein hervorragend
feſter Punkt für die erweiterte Grafſchaft gelten konnten.
Dieſen Seitpunkt werden wir etwa im Jahre 1240
oder auch noch fpdter zu ſuchen haben (vergl. S. 5
meiner Druckſchrift).
II. Die Mark⸗Seit d. i. die Seit von 1240 an bis
zu Adolf IV. (14528 - 134 ), der durch feine Derhei-
rathung mit Margarethe, der Tochter des Grafen
Diederich von Cleve die Anwartſchaft auf dieſes Land
gewann, bezw. bis zu Adolf V., der die Clevefche
Erbſchaft antrat, d. i. bis zur Mitte des 14. Jahr-
hunderts.
III. Die Cleve⸗Zeit d. i. die Seit von dem Cleves
ſchen Erbanfall bis zum Tode des Herzogs Johann
Wilhelm von Cleve d. i. bis zum Erloͤſchen des
Mannesſtammes.
In der III. Periode führte Engelhardt III (1347
bis 1501) ein einfach gehaltenes ſchönes Wappen für
Altena und Mark „Geſchachter Quer⸗
balken und über ihm ein wachſender
Löwe" (fiehe nebenſtehende Figur |
bezw. Figur 4 meiner Druckſchrift).
Dr. Fr. Philippi, Kgl. Archiv⸗Sekre⸗
tär, zeichnet und beſchreibt diefes
Wappen in dem Werk „Die weſt⸗
fäliſchen Siegel Tafel XVI“. Der
Stellung des Löwen oben im
Wappen (liber dem Schachtbalken)
iſt eine beſondere Bedeutung bei⸗
zumeſſen und zwar die, daß die
Grafen Altena / Mark noch im Aus:
lauf des 14. Jahrhunderts dem Cöwen im Wappen
den Vorzug gaben. Sie waren des Stammwappens
und der Stammburg Altena ſich noch voll be—
wußt. Dies will ich hier beſonders betonen.
UL M ae
Fig. 1.
Im übrigen iſt nicht zu verkennen, daß nach dem Anfall
von Cleve der Löwe in dem Wappen mehr und mehr
ſchwand; dies beobachten wir nicht allein im Gebiete
Mark, ſondern ſogar in Gebietsteilen der Grafſchaft
Altena. Der Schachbalken wurde während der Pe⸗
riode III insbeſondere in den Städtewappen vorherr⸗
ſchend. Dielleicht iſt dies darauf zurückzuführen, daß
der Schwerpunkt des Landes — der Sitz der Be⸗
herrſcher — ſich bedeutend nach Weſten verſchoben
hatte, aus dem wenig fruchtbaren Gebirge an Tenne
und Ruhr nach der Rhein⸗Niederung; fo kam denn
auch die Mitte des geſammten Landes Mark ⸗Hamm
mehr zur Geltung.
Für die II. Periode verzeichne ich nach Philippi
die Weſtfäliſchen Siegel (Reiterfiegel):
„Tafel X Grafen von der Mark,
Adolf I. 11908 — 1249 (in meiner Druckſchrift als
Adolf III. aufgeführt)
2. Der Graf, gerüftet nach rechts galoppierend
. . . . über die Bruſt gehängten Schild, auf
welchem der Schachbalken und darüber ein
wachſender Löwe zu ſehen iſt. Umſchrift:
Sigillum comi[tis Adolfi de Ald lena.“
Es war dies der Graf, der Stadt und Feſte Hamm
ausbaute und ſich zuweilen bereits Graf von der Mark
nannte (Greve van der Marke). Hier auf ſeinem
Reiterfiegel nennt er ſich Comes de Aldena, führt
aber bereits außer dem Löwen auch den Schachbalfen
im Wappen. .
Durch vorftehende Erhebungen ſcheint mir das
Herkommen des Geſchlechts der Grafen „de Aldena“
unzweifelhaft erwieſen zu ſein. Dem wird auch Herr
v. Dachenhauſen die Anerkennung nicht verſagen
können.
Es ſchien mir nun von beſonderem Wert, die fol⸗
gende Seit zu erforſchen. Die rückliegende Seit ſtellte
eine weſentliche Ausbeute nicht in Ausſicht, denn man
pflegt anzunehmen, daß die erſte Hälfte des 13. Jahr»
hunderts in der fraglichen Gegend die erſten Wappen
brachte, ſowie daß weiter zurück die vorheraldiſche
Seit liegt. Für dieſe wird nur das eine als feſt⸗
ſtehend betrachtet, daß nämlich die Stämme der Grafen
von Berg und Altena, die wohl allgemein als nahe
verwandt gelten, übereinſtimmend den Löwen im
Wappen hatten. Die Wappen unterſchieden ſich nur
in den zur Anwendung kommenden Farben.
Für die nach Adolf folgende Seit fand ich in der
Heraldik wenige Anhaltspunkte.
Aus den Regierungsjahren von Engelbert I,
1249—1277 und Eberhard II. 1277—1308 ermittelte
ich Bemerkenswertes nicht; dasſelbe gilt von Engelbert II.
und Adolf IV. Aus der Seit von Engelbert III.
(41547 — 1391) haben wir dagegen die ſchöne Suſammen⸗
ſtellung für die Wappen von Altena und Mark, die
ich nebenſtehend unter J darſtellte (vergl. Dr. Fr. Philippi,
die weſtfäliſchen Siegel, Tafel XVI).
Aus der Zeit Engelberts möchte ich noch folgende
Stadtfiegel von Hamm erwähnen, die ich nachſtehend
darſtelle:
A 0 Er i) *
es
oa u:
Fig. .
Wappen
von Hamm aus
ſpäterer Seit.
Die Feſte Hamm ſiegelt alſo noch in der Mitte
des 14. Jahrhunderts mit dem Wappen des alten
Grafenſtammes (Fig. 3) und ebenſo mit dem Wappen
des neuen Herrn (Fig. 2) fie wendet ſowohl den halben
wie den ganzen Cöwen an. Hamm zeigt damals auch
(Fig. J) eine Suſammenfügung beider Wappenbilder.
Die weniger einfachen Formen der Wappen, wie ſie
hierbei entſtehen, ſind in der Folgezeit nicht mehr
beliebt und man kehrt mehr und mehr zu einfachen
Formen zurück, wie eine ſolche oben in Figur | ge⸗
geben wurde.
Dieſe Ergebniſſe der Wappenkunde (Siegelkunde)
ſcheinen mir ſchwerwiegender zu fein als die Geſchichts⸗
daten aus jener Seil, deren ſchwache Füße immer ſchon
ſattſam bekannt waren und deren Unſicherheit Ilgen
erneut hat erweiſen wollen.
Noch möchte ich auf Seite 8 meiner Druckſchrift
und die daſelbſt befindliche Beſprechung des Stadt⸗
wappens von Altena zurückkommen, das über dem
Schachbalken eine Frauengeſtalt zeigt. Die Frauen⸗
geftalt hat in einer Hand ein Schwert in der andern
ein Sahnrad. An der vorgenannten Stelle ſagte ich,
vielleicht würde das Altenaer Stadtarchiv noch Wiſſens⸗
wertes bringen. Darauf erhielt ich eine freundliche
Mitteilung des Herrn Bürgermeiſters, vor einigen
Jahren ſeien in betreff des Stadtwappens durch Re⸗
gierung, Miniſterium und Heroldsamt Erhebungen an⸗
geſtellt worden; infolge derſelben iſt die Sahnung
des Rades beſeitigt und an die Stelle der Zähne find
gebogene Nägel getreten. Die Frauengeſtalt hat ſomit
die Attribute der heiligen Katharina, das Rad iſt nun
voll — nicht ein zerbrochenes. Die in meiner Druck⸗
ſchrift behandelte Frage hat durch die Forſchung nach
dem Stadtwappen von Altena eine Wendung nicht
erfahren; dahin ging auch die auf Seite 9 meiner
Schrift ausgeſprochene Vermutung.
zur Nieden.
Adelige in den Berliner Bürgerhüchern.
Daß auch für den Adel die Bürgerbücher als
genealogiſche Quelle in Betracht kommen, mag vor⸗
läufig die folgende Suſammenſtellung beweiſen, die aus
den über die Anträge auf Erteilung des Bürgerrechts
in Berlin in der Seit vom 23. Mai 1812 bis 7. Juli 1814
aufgenommenen Verhandlungen gewonnen iſt.
In der Regel wurden dem Antragſteller folgende
Fragen vorgelegt: I. Wo er bürtig? 2. Wer feine
Eltern gewefenP 3. Wovon er ſich ernähren wolle?
4. Ob er bei einem Königlichen Regimente enrolliert
gewefenP 5. Ob dieſe, feine Ausſage, der Wahrheit
gemäß, und er ſolches mit in ſeinen Eid nehmen könne.
In den Antworten auf die erſte Frage finden wir An⸗
gaben über den Geburtsort, das Alter oder aber öfters
die genauen Geburts- oder Taufdaten und das Religions-
bekenntnis. Bei 2 werden Vornamen und Beruf des
Vaters ſowie deſſen etwaige Bürgereigenſchaft ange ·
geben. Bei 4 wird meiſt vermerkt, wann und von
welchem Regimente Antragſteller verabſchiedet worden
iſt, und welche Behörde bei den als „Cantoniſt“ Ent⸗
laſſenen die Genehmigung zu ſeinem „Etabliſſement“ in
Berlin erteilt hat. Am Schluſſe der Verhandlung, in
der oben angegebenen Seit jedoch ſchon bei der Ant⸗
wort auf Frage 3, findet ſich eine Angabe über die Ge⸗
winnung des Meiſterrechts. Endlich werden gegebenen⸗
falls Umſtände angeführt, die eine Herabminderung
oder Erlaſſung des Bürgergeldes rechtfertigen.
Beim Adel beſchränkte man ſich meiſt auf die erſte
Frage und vermerkte nur den Grund, der zur Bürger-
rechts gewinnung berechtigte bezw. verpflichtete. Wäh⸗
rend ein Bürgerlicher „erfcheint” oder „ ſich geſtellt“
und „gehorſamſt bittet, ihn zum Bürger anzunehmen“,
„meldet ſich“ der Adelige und „erklärt ſich zur Gewin⸗
nung des Bürgerrechtes bereit“.
Vorhanden find in Berlin die Bürgerbücher von
1453 bis 1851. Die älteren Bücher bis 24. Auguſt 1793
liegen im Ratsarchive, während die fpdteren ſowie die
Aufnahmeverhandlungen bei der Städtiſchen Gewerbe⸗
deputation verwahrt werden. Von den Verhandlungen
find jedoch diejenigen für die Seit von 1750, 1761,
1762, 21. September bis 31. Dezember 1764, (776 und
23. Mai 1812 bis 7. Juli 1814 im Ratsarchive zu
finden. Dieſe bedauerliche Teilung erſchwert fehr die
Benutzung. Unſeres Erachtens gehörten alle dieſe Ur⸗
kunden ins Ratsarchiv, das indes nicht einmal über
genügenden Platz verfügt, um alle Bände verwahren
zu können!
Wer ſich mit dieſem nach vielen Richtungen hin
verwertbaren Urkundenmateriale beſchäftigt hat, wird
mit mir das Bedauern teilen, daß Herr Dr. phil. Walter
Gräbner feinen auch in dieſen Blättern feiner Seit an-
gekündigten Plan, die berliner Bürgerliſten heraus-
zugeben, bislang nicht verwirklicht hat. Bis auf das
Regifter liegen ja dieſe Liften vom I, Januar 1701 bis
31. Dezember 1750 ſeit mindeſtens 3 Jahren im Rein:
zu >
drucke vor. Ohne erhebliche Schwierigkeiten ließe fich
ſicher ein baldiges Erſcheinen dieſes Werkes ermög-
lichen! |
In das nachfolgende Verzeichnis find außer ſämt⸗
lichen adeligen Bürgern auch die Namen einiger Land:
räte aufgenommen worden, auf die wir in den Auf⸗
nahmeverhandlungen gelegentlich geſtoßen ſind.
7 v. Alo peus ſ. Freiin v. Veltheim.
Gr. v. Arnim ſ. v. Cramm.
v. Berg ſ. v. Häſeler.
v. Bord, Bernhardine Helene, aus Berlin gebürtig,
72 Jahre alt, Witwe des Generalleutnants
v. Saldern, ſeit vielen Jahren Eigentümerin
des Hauſes Unter den Linden 78 (Prot. v. 8. 8.
1812 S. 250).
v. Borcke, Landrat, Kanfelfig, 24. 7. 1811 (Prot. 1812
S. 225).
de Bouillon, Lucie Eliſabeth, verwitwete Renelle,
- £imdenftr. 170, aus Beſançon gebürtig, 67 J.,
franzöſiſch reformiert, als Erwerberin des Hauſes
Jägerſtr. 26 (Prot. v. 19. 6. 1812 S. 197).
v. Bredow, Landrat, Sentzke, 8. 5. 1811 (Prot. 1812
S. 214).
v. Clermont, Magdalene Sophie Erneſtine, aus
Berlin gebürtig, 40 J., luth., Ehefrau des Kanz⸗
lers des Johanniterordens und Kammerherrn
Grafen v. Wplich und Lottum, feit 1790
Eigentümerin des Hauſes Unter den Linden 12
(Prot. v. 14. 7. 1812 S. 230).
v. Cramm, Freda Antoinette, 63 J., luth., Frau
Geh. Staatsrat Grf. v. Arnim, ſeit 24. 5. 1802
Eigentümerin des Hauſes Wilhelmſtr. 64 (Prot.
v. 19. 3. 1813 S. 117).
Oberburggr. v. Dönhoff ſ. Gr. v. Schwerin.
v. Görtzke, Witwe Caroline Sabine, geb. v. Holgen:
dorff, auf Groß Beuthen, Kreis Teltow, aus
Bruchhagen, Uckermark, gebürtig, 50 J., luth.,
durch ihren Sohn Hans Carl Wilhelm v. G., ſie
will Sophienkirchgaſſe 2 annehmen, Stellvertreter:
Oberſt v. G., Kronenſtr. 41 (Prot. v. 6. 4. 1813
S. 127).
von der Gröben, Frl. Catharine Charlotte Dorothee,
aus Cöwenbruch gebürtig, 74 J., luth., als Mit⸗
eigentümerin (zuſammen mit ihrer Schweſter Frl.
£uife Wilhelmine Amalie v. d. Gr.) des Hauſes
Wilhelmſtr. 68 (Prot. v. 25. 3. 1815 S. 110).
o. Bade, Landrat, Genshagen, 24. 12. 1811 (Prot.
| 1812 S. 215), ſ. v. Hake.
v. Häſeler, Friederique Caroline, feparierte Kammer.
herr v. Berg, aus Berlin gebürtig, 59 J., luth.,
Eigentümerin des 1802 ererbten Hauſes Unter
den Linden 2 (Prot. v. 8. 7. 1812 S. 223).
Gr. v. Fäſeler, Auguſt Ferdinand, Kgl. Kammer:
herr, in Magdeburg geb., 50 J., luth., ſeit 21. 4.
1804 Beſitzer des Hauſes Wilhelmſtraße (Nr. ift
offen gelaſſen) (Prot. v. 26. 3. 1813 S. 123).
v. Hake, Landrat, Genshagen 7.1.1812 (Prot. S. 100),
ſ. v. Hacke.
—, Frl. Caroline Wilhelmine, Krauſenſtr. 16, aus
Heinersdorf gebürtig, 56 J., luth., weil ſie das
Friedrichsſtr. 210 belegene Haus des Prdlaten
v. Putkammer zugeſchlagen erhalten habe (Prot.
v. 10. 7. 1812 S. 226).
Fürſt v. Hatzfeldt zu Trachenberg, Franz, Kol.
Generalleutnant, aus Boron (P) jenſeits des Rheins
gebürtig, 55 J., kath., hat 6. 7. 1814 als Eigen-
tümer des Hauſes im Quarree 2 (jetziger Pariſer
Platz) den Bürgereid eigenhändig unterſchrieben
(Prot. S. 49).
v. Beugel, Maximilian Gottlieb, Kgl. Obriſtleutnant
a. D., aus Grunau in Schleſien, 74 J., luth., ſeit
1802 Eigentümer des Hauſes Simmerſtr. 94.
Fürſt v. Hohenlohe-Teuenftein-Ingolfingen in
Oehringen, Auguſt, in Breslau geb., 26 J.,
luth., aus dem Teſtamente vom Juli 1811 Eigen»
tümer des „Fürſtlich Sackſchen Palais“ in der
Wilhelmſtraße (Prot. v. 1.2.1813 S. 11 u. 125).
Holtzendorff ſ. v. Söͤrtzke.
Kahl, Friedrich Wilhelm, Baumgaſſe 30, aus Neu⸗
wied „in den Niederlanden“ gebürtig, 32 J., luth.,
Poſamentiergeſelle, Sohn des 7 Leutnants in
Reſſen⸗Darmſtädt. Dienſten (Prot. v. 27. 6. 1814
S. 46).
v. Kahlden, Leopold Wilhelm Ferdinand, Cinien⸗
fir. 8, Gutsbeſitzer von Möwenwerder bei Havel⸗
berg, in Berlin als S. des 7 Generals in Kal.
preuß. Dienſten geb., 60 J., reform., Käufer des
Grundſtücks Friedrichsſtr. 219, hat in jüngeren
Jahren als Leutnant im damaligen Regimente
v. Tottum gedient (Prot. v. 4. 8. 1813 S. 147).
v. Karſtedt, Frau Charlotte Sophie Cuiſe, verwitwete
Baroneſſe v. Lichnowsky, geb. zu Kaltenhof
b. Perleberg, 55 J., luth, Witwe des Majors
im Hufaren-Regiment v. Rudolff (P), will das
Haus Kochſtr. 9 erſtehen (Prot. v. 17. 6. 1814
S. 30).
Köckeritz, Landrat, Mechau, 9. 11. 1811 (Prot. 1812
S. 200).
Koenen, Frau Johanne Wilhelmine Erneſtine,
geb. Müller, Lindenſtr. 45, aus Liebenwalde ge-
bürtig, 38 J., luth., Witwe des Kammergerichts⸗
Dizepräfidenten, muß Kochſtr. 8 sub hasta erftehen
(Prot. v. 25. 6. 1812 S. 208).
v. Köpden, Johann, ehemal. Dechant des Kolle-
giatſtifts S. Petri Pauli zu Magdeburg, Ritter⸗
gutsbefiger zu Kloſtermansfeld, Eigentümer des
Hauſes Unter den Linden 77, zu Magdeburg geb.,
74 J., luth. (Prot. v. 13.3. 1813 S. 110.
Tentcken, Frau Marie Sophie £uife, Mittelſtr. 57,
in Berlin geb., 74 J., luth., Witwe des Kriegs ⸗
rats Gobbin, Mutter des Poſtſekretärs Fer⸗
dinand G., Käuferin des Hauſes Leipzigerſtr. 10
(Prot. v. 19. 11. 1812 S. 311).
8 8
8
8
8
— 120 —
Baroneſſe v. £ichnowsfy f. v. Karftedt.
v. Coſch, Landesdirektor, Tilſit, 2. 2. 1812 (Prot.
S. 220, 226).
v. Michaelis, Friedrich Wilhelm, Leipzigerſtraße 28,
penf. Oberſt vom Huſaren⸗Regiment v. Uſedom,
in Köpenick geb., 71 J., luth., Adjudikatar des
hinter dem Haufe des Stallmeifters Lieber in der
Behrenſtraße belegenen Gartens (Prot. v. 19. J. 1815
S. 8). :
v. Pannwitz, Landrat, Berlin, II. 7. und 29, 12. 1811
(Prot. 1812 S. 191 u. 208).
v. Pfuhl, Sophie Chreſtinne Philippine, geb. Holi(en)
(Unterſchrift Holeen), Möbelhändlerin, Ger—
traudtenſtr. 8, geb. zu Kolberg, Tochter eines dor⸗
tigen T Platzmajors, 40 J., luth., Ehefrau des
Hauptmanns (Prot. v. 31. 5. 1814 S. 35).
Prittwitz, Landrat, Liegnitz 31. 5. 1812 (Prot.
S. 18]). |
.Putlammer, Prälat, 1812, f. v. Rafe.
Reichenbach, Landrat zu Freienwalde, aus Berlin
gebürtig, 67 J., hat das Güßefeldſche Haus
als Kreditor erwerben müſſen (Prot. v. 19. 6. 1812
S. 198).
v. Rochow, Landrat, Golzow, 23. 4 1812 (Prot. 18 15
S. 10).
v. Ruits ſ. v. Sorn.
v. Saldern ſ. v. Borck.
v. Schätzell, Hauptmann, Berlin, 26. 5. 1812 Bevoll⸗
mächtigter der Frau Generalmajor v. Ruits.
Gräfin v. Schmettau, Henriette Amalie Friederique,
ſeit 12. 6. 1789 Eigentümerin des Hauſes Unter
den Linden 16, aus Braunau i. Schleſ. gebürtig,
55 J., reform. (Prot. v. 18. 7. 1812 S. 235).
v. Schütz, Frau Caroline Wilhelmine geb. Stoe ver,
Köpeniderfir. 115, Ehegenoſſin des Majors, laut
Kaufvertrag vom 28. 3. 1806 Eigentümerin des
Baufes Kronenſtr. 31, aus Berlin gebürtig, 41 J.,
luth. (Prot. v. 9. 10. 1812 S. 294).
Gr. v. Schwerin, Friedrich Carl Ceopold, kgl. General⸗
major von der Kavallerie und Ritter des Johan:
niter Ordens, in Berlin geb., 64 J., reform., hat
Unter den Linden 75 von Frau Oberſtallmeiſterin
Gräfin von Schwerin erworben (Prot. v. 21.2. 1814
S. 9).
—, Frau Sophie Dorothee Henriette, geb. —, vers
witwete O berburggräfin von Dönhoff,
Exzellenz, ſeit Januar 1809 Eigentümerin des
Baufes Wilhelmſtraße 63, aus Wolffshagen in
der Uckermark gebürtig, 48 J., luth. (Prot. v.
5. 7. 1812 S. 12).
v. Sprenger, Landrat, Cremmen, 23.8. 1811 (Prot.
1812 S. 185).
Freiin v. Veltheim, Frau £uife Charlotte Auguſte
Friederique, Gemahlin des ruſſ. kaiſ. Wirkl. Geh.
Rats und Minifters a. D. v. Alopeus, aus
Braunſchweig gebürtig, 43 J., luth., ſeit 1804
Eigentümerin des Grundſtücks Wilhelmſtraße 76
(Prot. v. 9. J. 1815 S. 5).
S
8 8
v. Dernezobre, Landrat, Hohenfinow, 28. 8. 1810
(Prot. 1812 S. 183). |
v. Vogt, Auguſtine Friederique, Friedrichsſtraße 207,
vereheliht an den Kondukteur in der Kaiſerlich
Franzöſiſchen Garde CToyré, in Küſtrin als €.
des F Forſtrats geboren, 42 J., luth., Eigen⸗
tümerin der Grundſtuͤcke Friedrichsſtraße 207 und
Neue Schönhauſerſtraße 4 (Prot. v. 9. 12. 1815
S. 163).
v. Voß, Landesdireftor der Provinz Prignitz, Langer»
wiſch, 24. 4. 1812 (Prot. 210).
v. Walter und Cronegf, Landrat, Kapatſchütz,
16. 7. 1811 (Prot. 1812 S. 180).
v. Wartenberg, Ludewig Henning Ehrenreich, penſ.
Major im ehem. Regimente Graf v. Kunheim,
Erfteher des Hauſes Große Frankfurterſtraße 97,
zu Dergenthin in der Prignitz geboren, 62 J.,
luth., (Prot. v. 19. 6. 1812 S. 198).
Gr. v. Wartensleben, Alexander, Berlin, 17.6. 1814
Bevollmächtigter der verwitweten Baroneſſe
v. Cichnowsky (Prot. S. 39).
v. Wedell, Landrat, Prenzlau, 17.9.1810 (Prot. 1812
S. 190).
v. Wolff, Heinrich Matthias, Kloſterſtraße 76, Entre⸗
preneur des Kgl. Cagerhauſes, aus Berlin ge⸗
bürtig, 34 J., re form., feit 1805 etabliert (Prot.
v. 16. 10. 18 12 S. 297).
Gr. v. Wylich und Lottum ſ. v. Clermont.
v. Siethen, Landrat, Wuſtrau, 11.4.1810, 12. 6. 1811,
30. 4. 1812 (Prot. 1812 S. 210 u. 222).
v. Sorn, Dorothee Wilhelmine, verwitwete Generals
major v. Ruits, Hoſpitalſtraße 69, aus Groß-
Glogau gebürtig, 61 J., luth., übernimmt die
Häuſer Neue Königsftraße 76 und 77 (Prot. v.
26. 5. 1812 S. 176).
Berlin NW. 87,
Elberfelderſtraße 4.
Adolf Fiſcher,
vorm. Rechtsanwalt.
Tur „Stammtafel der Familie Bartling
| bezw. v. Bärtling“.
Don Dr. jur. Richd. v. Damm.
Nachſtehend abgedrudtes Fragment einer „Stamm-
tafel der Familie Bärtling bezw. v. Bärtling“ dürfte
m. E. für die mit dieſer Familie verwandten Ge⸗
ſchlechter bezw. auch für die Lefer des „Herold“ über-
haupt von Intereſſe ſein und zu weiteren Forſchungen
anregen. Aus dieſem Grunde veröffentliche ich die
Tafel hier.
Sie beruht |. auf den in der Graf Oeyn⸗
hauſenſchen genealogiſchen Sammlung (in Hannover,
Königliches Palais in der Privatbibliothek des Herzogs
Ernſt Auguſt zu Braunſchweig und Lüneburg) vor⸗
handenen Aufzeichnungen, 2. auf den ſich aus den
Bauptbüchern des v. Hanſingſchen Familien Stipendiums
ergebenden Namen und Daten (geſtiftet von Frau
v. Banfing geb. Bartling; Verwaltung in Hannover;
vgl. meinen Aufſatz in Nr. 3—6 der „Familiengeſchicht⸗
lichen Blätter”; Jahrgg. 1905) und 3. auf eigenen
vornehmlich in Wolfenbüttel vorgenommenen Forſchun⸗
Das auf eigenen Forſchungen Beruhende
durch ſchrägen Druck hervorgehoben, und nur dafür
kann ich natürlich voll einſtehen; aber aus genommenen
gen.
iſt
Stichproben glaube ich ſchließen zu können, daß auch
die anderen Angaben richtig ſind.
Georg Bärtling, * Eſſen 10. Januar 1633,
merken.
lichung zu ihrer Ergänzung beitrüge.
wäre eine Ergänzung beſonders inſofern erwünſcht,
als ich zur Dervollftandigung von Ahnentafeln Nach⸗
richten über die Familien des Vizekanzlers Senck und
des Forſtmeiſters Köhler ſuche.
Su der Stammtafel ſelbſt iſt ſonſt nichts zu Bee
Es ſollte mich freue
n, wenn ihre Deröffent-
Mir perſönlich
Stammtafel der Familie „Bärtling“ bezw. „v. Bärtling“.
Johann Bartling, in Effen i. W. & Catharine Wiſchhof
Heinrich Bartling, Kaufmann in Eſſen i. W. >< Brigitte Grote gen. Minneſang aus Effen
T Einbeck . . . 1716 Kaufmann daſelbſt, ſeit 1699 Bürgermeiſter daſelbſt,
Einbeck, 5. Februar 1662 Engel Marie Frölinghauſen, Tochter des Ratsherrn Anton Frölinghauſen daſelbſt
Johann
Georg
Bärtling
Bürger:
meifter
in Einbeck
en
Albertine
Erneſtine
v. Bärtling
* Wolfen-
biittel
11. August
1707
Unton
Ludwig,
1755 Hof-
gerichts⸗
Aſſeſſor u.
Kloſterrat,
sO a 2
verſchiedene Kinder,
Engel Georg Heinrich Anna Margarete Peter Conrad Bartling,
Dorothee v. Bartling, Braun: Bartling, * d * Einbeck 24. November
Bärtling ſchweigiſch⸗Lüneburgi⸗ 17. Juli 1671, 1678, + Braunſchweig
9. TR, ſcher Hof- u. Konſiſtorial. + d am d 1693, 16. April 1734, Paftor
. rat u. Geheimer Juſtizrat, d 29, April an St. Katharinen in
Wesling geadelt 19. Februar 1723, 1686, Karl Rudolf Braunſchweig, x....
*, f d, & in d 21. Ok. Schachtrupp, Kaufe am... 1706 Sufanne
tober 1700, Anna Kae mann in Klause Regine Rettberg, Tochter
tharina Köhler, Tochter thal des Hofrats Rettberg aus
des braunſchweigiſchen Oſterode u. der Juliane
Forſtmeiſters Köhler geb. Fiſcher
Anton Eliſabetb Otto Maximilian v. Bärtling, Klofterrat Auguſt
Ulrich Friederika * Wolfenbüttel 16. Mai 1721, 7 Braun- Ferdinand
v. Bartling v. Bärtling schweig 30. Juni 1798, & 1. Wolfen- v. Bärtling
Braun · * ? (212, büttel 18. April 1748 Wilhelmine Louise e
ſchweigi⸗ F 27. Zenck, * ? 20. Januar 1725, 7 Wolfen-
{cher £e- März 1793 büttel 29. November 1749, Tochter des
jationsrat, Dizefanzlers Adam Send und der Marie
sis ee Regine Seiz, 2. Wolfenbüttel 18. Januar
>» 1752 Louise Friederike Sophie Zenck, * ?
19. September 1728, 7 Wolfenbüttel 21. Mai
1756, Schweſter der Dorigen, 3. ? am d
Anna Catharina Steinbeck,“ d am d 1743,
+P am . . Auguſt 1775, Tochter des d
und der d
Ernſt Auguſt, Daniel Eliſabeth Eleonore Eliſabeth Johanna Karl
Braunſchweigi⸗ Karl Chriftiane Wilhel⸗ Friederike, Wolfen- Albrecht
ſcher Oberft- Friedrich, * Berlin mine d, büttel, 23. November Friedrich,
leutnant u. Chef Kapitän i. 26. Norem- f d, >< d 1748,7 Braunschweig Forſtmann
der Grenadiere, Regiment ber 1736, am? Erich 30. April 1832, & da- * Wolfen:
T Maaſtricht „Riedeſel“, 7 Zeitz Daniel selbst 16. November büttel 21.
31. Dezember 1792, my 6. Oktober v. Lieb- 1773 Friedrich Julius November
< Wolfenhiittel + Münfter 1793, <P? haber, v. Damm, Herzoglich 1749 d
16. Februar 1768 ... 1285 am? Carl Herzogl. braunschweigischer
Johannaklisabeth v. Grone, raun. Kommissionsrat, als
Charlotte Athen- Kaiferl. ſchweigi ⸗ dessen zweite Frau
stedt, Tochter des Kapitän, ſcher Hof- (* daselbst 6. Juni
T Georg Christoph 7 27. Marz rat 1773, 7 daselbst 14.
Athenstedt 1774 September 179.3)
Frau Oberftleutnant Bußmann in Goslar, ſämtlich verftorben.
u. a.: Frau Paftor Hamann in Flechtingen, Frau Abt Lenz in Wolfenbüttel,
Marie Jobſt
Hedwig Dietrich
Bartling Bartling
* p, +P, Kaufmann
<P Stiffer in Ham-
burg, d,
+?
Juliane Marie Bartling * P,
7 Wettbergen 5. November
1764, x Pam... 1734
Johann Friedrich v. Hanſing,
Herr auf Wettbergen, Hönig⸗
lich hannoverſcher £egations-
rät
Juliane Juftine Anna
Wilhelmine, Char-
* Wolfenbüttel lotte
10. Mai 1754, *..am
7 Braunschweig .. Juni
27. Juni 1773, 17271
daselbst 18. F 2
März 1773 Fried- am
rich Julius 1852
v. Damm, Herzog-
lich braunschwet-
gischer Kommis-
sionsrat,als dessen
erste Frau
— 109 ze
Rochmalg dag Enktircher Wappen,
(Vergl. „Deutſcher Herold” 1907 Nr. g.)
Nach freundlicher Mitteilung der Archivverwaltung
zu Coblenz befindet ſich die bis jetzt bekannte älteſte
Darſtellung des Enkircher Wappens auf einem Siegel
einer Urkunde von 1590 des Urkundenarchivs der Graf⸗
ſchaft Sponheim im Coblenzer Staatsarchiv. Das Siegel
zeigt im freien Siegelfelde den bekannten geſtürzten
Anker, der aber ſtatt der beiden Schaufeln zwei Dreieck⸗
ſchilde mit dem Sponheimer Wappen trägt, jedenfalls
eine heraldiſche Merkwürdigkeit. Die Umſchrift des
Siegels lautet: „K S’SIGIULVO’U VHIVERSITATIS
I ENKERICh”. In der Urkunde ſelbſt heißt es, daß
die „Geſchworenen“ von Enkirch ſiegeln.
* *
*
Ebenfalls findet ſich an einer Urkunde im Coblenzer
Staatsarchiv, aus dem 18. Jahrhundert, das Wappen
des oberhalb Trarbach gelegenen Dorfes Wolf an der
Moſel. Das Wappen zeigt einen
) Wolfstopf, deſſen Ober» und Unters
kiefer von einer Wolfsangel durch»
bohrt iſt. Nach Vorſchlag des Staats»
archivs wäre das Wappen in den
Farben der hinteren Grafſchaft Spon⸗
heim zu tingieren. Alſo in Rot ein
filberner Wolfskopf. Die Wolfsangel wäre dann, ähn-
lich der „Bewehrung“ in einer dritten, von Schildbild
und Fläche verſchiedenen Farbe zu bemalen, hier alſo
mit Gold.
Blicherſchau.
Beiträge zur Geſchichte der Familie Welcker (aus
Treyſa u. Alsfeld). Als Manuſfript gedruckt. Gießen
1908. 51 8. 8 0.
- Über die Oberheſſiſche Familie Welcker, deren Abſtam⸗
mung auf den Alsfelder Bürger Conrad (Curd) W., * um
1540, zurückführt, liegen beteits mehrere Derdffentlidungen
vor: „Urkunden und Aufſtellungen zur Genealogie und Gee
ſchichte der Familie Welcker“, und die „Stammtafel des Ge⸗
ſchlechts“ in Bd. XI des Genealog. Taſchenbuchs bürgerlicher
Familien, von welcher ein Sonderabdrud erſchienen ijt. Das
vorliegende Heft enthält nun eine Reihe von Ergänzungen
und biographiſchen Anmerkungen über einzelne Perſonen der
Stammtafel. Eingefügt ſind zahlreiche Abbildungen (nach
Merian, Dillich uſw.) von oberheſſiſchen Städten, die zur Ge -
ſchichte der Welcker Beziehungen haben: Alsfeld, Meela,
Allendorf, Nidda, Grünberg, Groß⸗Gerau, Darmſtadt, Lichten ⸗
berg, Gießen, ſowie einige Bildniſſe. Den Anhang bildet
ein Stammbaum.
Tur Kunſtbeilage.
Im neueſten Bande des Hohenzollern: Jahrbudes
(Jahrgang 1902) habe ich unter der Überfchrift „Hohenzollern
als Dliesritter in alter Zeit” unter anderem auch über den
markgrafen Johannes von Brandenburg, den zweiten
Ritter dieſes hohen Ordens aus dem vorgenannten Haufe,
berichtet. Wegen der näheren Einzelheiten muß ich hier auf
dieſen Aufſatz verweiſen.
Der Markgraf war am 9. Januar 1495 im Schloſſe zu
Plaſſenburg geboren und wurde, als Ingendfreund Karls
des Fünften, beim 18. Kapitel des Ordens vom Goldenen
Vlies, das im Jahre 1516 zu Brüſſel ſtattfand, zum Ritter
gewählt. Am 19. Kapitel, das im Jahre 1818 zu Barcelona
ſtattfand, hat er gleichfalls teilgenommen.
Swiſchen dem 6. März und dem 26. April 1519 ver⸗
mählte er ſich mit der Witwe des Königs Ferdinand des
Katholifhen von Spanien, Germaine, Tochter des Vicomte
Jean de Narbonne aus dem Haufe der Foix⸗Grailli, alfo der
Stiefgroßmutter Karls. Durch Urkunde vom 27. März 1523
wurde er General⸗UMapitän des Hönigreichs Valencia. Am
5. Juli 1525 iſt er im dortigen Schloſſe geftorben.
Bei jedem Generalkapitel des Dliesordens wurden die
Wappen der Teilnehmer in der betreffenden Kirche auf⸗
gehängt. Infolge deſſen findet ſich in der Kathedrale zu
Barcelona auch dasjenige des Markgrafen Johannes in
prachtvoller Ausführung. Über jedem Chorftuhl iſt dort ein
ſolches Wappen. Beſonders bemerkenswert iſt der durch den
Flug des Helmes der rechten Seite geſteckte „Pilgerſtab“.
Aus welchem Grunde er angebracht wurde, ließ ſich bisher
nur vermuten, da Markgraf Johannes nachweislich niemals
im heiligen Lande geweſen iſt. f
Dr. Stephan Kefule von Stradonitz.
Bermiſchtes.
— Denjenigen Mitgliedern des Vereins Herold, welche in
dieſem Sommer München beſuchen, wird der Beſuch der
Maillinger- Sammlung im Biftorifhen Stadtmuſeums⸗
gebäude, St. Jakobsplatz 1, empfohlen; die neue Serien ⸗
ausſtellung bringt Künftlerarbeiten aus der Seit König
£udwigs I. von Bayern; gleichzeitig findet ebenda eine
Jubiläumsausſtellung zum Gedächtnis des 700 jährigen
Stadtjubiläums im Jahre 1858 ſtatt.
— Familientag. Das alte weitverzweigte Geſchlecht
der Lentz, Lentze, Lenz hielt am 50. Mai in Berlin ſeinen
5. Familientag ab. 56 Vertreter der angeſchloſſenen Familien
waren erſchienen, darunter Vettern aus Wien, Schanghai und
Buffalo (Amerika). Hauptpunkt der Verhandlungen war dies-
mal ein Familienſtatut und Konftituierung des Geſchlechts
als rechtsfßähiger Verein. Ferner wurde mit anſehnlichem
= DZ
Grundſtock eine Unterſtützungskaſſe und ein periodifh er-
ſcheinendes Familienblatt „Der Lenzgarten“ begründet. Aus
Anlaß der Tagung wurde eine Anſichtskarte herausgegeben,
auf welcher die Adels. und Bürgerwappen des Geſchlechts
zuſammengeſtellt ſind.
Es iſt dringend zu wünſchen, daß der Familienſinn in
unſerem deutſchen Bürgertum erftarfe, denn er iſt das ſicherſte
Unterpfand vaterländiſcher Geſinnung. Träger des Namens
Lentz, Lentze oder Lenz werden gebeten, ſich an Herrn
Othmar Lenz, Berlin, Waldſtr. 26, zu wenden.
Am ſchwarzen Brett.
Dummheit oder Schwindeld Die „Frankf. Stg.“
vom 5. Mai d. J. enthält folgendes ſchöne Inſerat:
Kauf event. Tauſch gegen Aktien und Kuren
Schloßbeſitzung mit Adeltitel. Freiherr von und
zu (ſeinen Namen oder den Namen der
Schloßbeſitzung) kann ſich derjenige nennen,
welcher die Beſitzung erwirbt. Die Schloßbeſitzung
verkaufe ich mit Urkunde, Wappenrechte (ö) und
darin befindlichen Antiquitäten um den Geſamtpreis
von 250000 Mark. Nur Leute erhalten Auskunft,
welche über größeres Vermögen verfügen, ſehr ſolvent
und in der Lage find, den vorſtehenden Preis teils
in bar ſofort auszahlen zu können. Off. u. E. U. 3145
Exped.
Ja, das möchte wohl mancher! Freiherr von und zu
Tulpenthal oder von und zu Silberſtein klingt auch höchſt
verlockend! Glücklicherweiſe iſt die Sache nicht ſo einfach,
wie gewiſſe Leute, die „nicht alle werden“, ſich denken.
Anfragen.“)
12:
Erbeten werden Nachrichten über Hugo Auguſt Eding,
Apellationsgerichtsrat wod geb. 17. Novbr. 1809, verheiratet
wann d wor mit wem? und deſſen Sohn Leopold Wilhelm
Cuitke Eding, geb. 7. Novbr. 1842.
Braunſchweig, Wolfenbüttler Str. 1.
Arnold Rim pau.
75.
1. Wer waren die Eltern des Adolf Gotthilf v. Rothe,
Kal. Preuß. Hauptmann d (F 1801; & Philippine v. Mil.
titz, Herrin a. Neuenhagen u. Lietzow i. Pomm., * 1757,
T 1826).
2. Wer weiß näheres über Pierre Schockd (F 1784;
tätig an der Regierung i. Potsdam).
35. Gab es in der franzöſ. Kolonie eine Marquiſe
de Dernier? Wann lebte dieſed Mit wem verheiratetd
Entſtehende Unkoſten werden gern erſetzt.
3. S. Berlin W., Augsburger Str. 25.
H. v. Rohr.
*) Alle Eiufendungen für dieſe Rubrik, ebenſo Ant-
worten, find an die Redaktion d. Gl., Berlin W.,
Schillſtr. 3, einzuſenden, nicht an Vorſtandz mitglieder.
74.
Erbeten werden Nachrichten über die Vorfahren des
Johann Gottfried (v. d) Randow, * Berlin 20. 5. 1700,
Lizenzbuchhalter in Königsberg O / Pr., & Elifabeth
Unger, den Großvater Carl Benjamins v. Randow auf
Groß-Wilfawe u. Sytniav, Kal. preuß. Juſtizrat u. Landrat
d. Kr. Wielun. Johann Gottfrieds Vater ſoll ein Kgl. preuß.
Offizier v. Randow a. d. H. Randau geweſen fein.
Bin auch für kleinſte Nachricht ſehr dankbar.
Nirſchberg i. Schl., Inſpektorſtr. 1.
W. Frhr. v. Richthofen.
75.
Erbeten werden Nachrichten über die beiden Erfurter Rats-
herren Caspar Weſtermann und Balthaſar Weſter⸗
mann, welche während der Reduktion von Erfurt 1647 — 1665
Stellen im Rate einnahmen.
1. Wer waren die Eltern genannter Ratsherren d
2. In welchem verwandtſchaftlichen Verhältnis ſtanden
ſie zu einanderd
3. Wer waren ihre Nachkommend
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts muß die Familie
weſtermann von Erfurt nach Leipzig gekommen ſein.
Chriſtof C. Heinrich Weſtermann, geb. 1777 in Leipzig,
geſt. 1835 ebenfalls in Leipzig, war dort Goldſchmied. Wer
waren feine Eltern und Großeltern d
In v. Tettaus „Reduction von Erfurt“ wird noch ein
Chriſtian Weſtermann als Verfaſſer einer Chronik er⸗
wähnt. Weſtermann ſoll um 1720 geſtorben fein.
Alle Nachrichten über dieſe Familie Weſtermann ſind
ſehr erbeten, ſowohl im „Herold“ als auch direkt an
Braunſchweig, Petri -Thorwall 32.
Edwin Löbbecke, Mitglied d. Herold“.
76.
Nachrichten werden erbeten über die Familie Pfarr
(Fahr), bis ca. 1550 in Böhnen, nun in Wachenheim in
der Pfalz. Die Familie beſitzt ein Wappen, zwei Felder,
oben Taube mit Glzweig, unten ſpringender Bock. Dies
Wappen foll 1379 unter Wenzel geſtiftet und 1485 von
H. Friedrich III. verliehen ſein.
77.
Ums Jahr 1650 iſt ein Albert Cursmann, der fpäter
Schultheiß und Gerichtsverwandter in Hangenweisheim (Rhein:
heſſen) war, in Krefeld nachweisbar. Die Familie, die ſich
ſtark ausgebreitet hat, heißt ſpäter Curſchmann. Iſt die
Familie noch in Krefeld vorhanden und find ältere Nach⸗
richten über ſie ſonſtwie bekanntd Auch wären Nachrichten
über den Berliner Zweig dieſer Familie erwünſcht. Für alle
etwaigen Auskünfte dankt ſchon jetzt herzlich
Friedberg (Heſſen), Kaiferftr. 175.
Au guſt Gebhard, Oberlehrer.
78.
Erbeten werden die beglaubigten Seugniffe von
1. der Trauung des Jobſt Frh. von Dinde mit Eber-
hardine Franziska v. Dalwigk Lichtenfels
{{. 3. 1796 wo?
2. dem Code der Eberhardine Freiin v. Dinde geb.
Freiin v. Dalwigk, + 7. 2. 1801 wo?
3. der Geburt von Friederike Luiſe Charlotte Gräfin
Solms-Sonnewalde, * 5. 12. 17% wor
4. der Trauung von Gr. Julius v. d. Busſche⸗Ippen⸗
burg mit Thora Gräfin v. Bernsdorff 8.3 1828 wor
a 4,
5. der Geburt von Baroneffe Charlotte Wilh. Erneſt.
v. Hoffftedt, 9. 5. 1767 wor
6. vom Code der letzteren, vermählt an Jan Krift
v. Linſchoten verwitw. Tölltenitz (737 wo?
Nachrichten unter Nachnahme erbeten! 8
Halle, Bernburger Str. 30. Dr. Gg. Schmidt.
79.
Ein Generalmajor Friedrich v. Apenborg, * 27.2. 1724,
T 4. 11. 1794, der letzte männliche Sproß feines Geſchlechts,
x Anna Charlotta v. Podi, geb. d, geſt. 24. 11. 1794.
Wer kennt dieſes Adelsgeſchlecht der Gattin und ver⸗
mag näheres darüber anzugebend
S. 42, Großbeerenſtr. 26. v. Hiller.
| 80.
Wo befinden fid jetzt Überrefte der Archive der aus⸗
geſtorbenen Adelsgeſchlechter v. Altdorf gen. Wollſchlager
und v. Altdorf gen. Krobsbergd Aus genealogiſchen
Gründen iſt anzunehmen, daß Teile dieſer Archive an die
v. Mauchenheim gen. Bechtolsheim, v. Bellers heim, v. Thüngen,
Schelm v. Bergen, Riedeſel, Jett v. Müntzenberg, v. Enſch⸗
ee und v. Entzenberg gefallen find. Um gütige Nachricht
itte
Grunewald b. Berlin, Dachsberg 18. H. Hahn.
81.
Henri Jean Garrigues, * Halle a. d. S. 18. Juli
1284, T Kopenhagen Aug. 1857, & zu.. Maria Anna
Dorothea geb. Palmié, * Nürnberg 6. Mai 1798, T Kopen-
hagen 27. Januar 1855 — Großkaufmann und Generalfon{ul
für Portugal, Brafilien ufw.
Beide ſtammten von Nefugies, die Garrigues aus Süd.
frankreich, ein Gebirgszug der Sevennen führt denſelben
Namen.
Obiger Garrigues führt im petſchaft folgendes Wappen:
im ... Schildhaupt einen Zweig mit 4 Eichenblättern und
2 Eicheln, aus .. .. Schildfuß, 5 .. . Bäume, gekrönter
Zelm, zwiſchen 2 Hörnern gerüſtetec Arm, in der Band einen
Sweig mit ı Eichenblatt und 2 Sicheln. Geſucht find die
Farben des Wappens und näheres über die Vorfahren. Die
Kolonieliſte von 1699 von Dr. Rich. Béringuier führt unter
2962 in Magdeburg Le Sr. Moyse Garrigues Joallier et Or-
fevre de Mazament en Languedoc uſw. an.
Rietftap kennt andere Garriguesſche Wappen.
82.
Erbeten werden Nachrichten über:
1. das Heir.⸗Datum, Jahr u. Ort des Rittmſtrs. Chriftoph
du Puits a. Wehnendorf i. Meckl. mit Ida v. Goeben,
desgl. fein Sterbejahr, Datum u. Ort. Seine Frau +
15. 12. 1808 zu Ribnitz i. Meckl.;
2. das Heir.⸗Datum, Jahr u. Ort von Leonhard v. Wickede
( 26.8. 1845 3. Dargun i. Meckl.) mit Maria v. Goeben,
wahrſcheinlich 1292 in Roftod verheir.; |
3, das Heir.-Datum, Jahr u. Ort des Rittmſtrs. Daniel
v. Goeben a. Sehlendorf u. Bartelshagen i. Pom.
(T 27. 8. 1757) mit Ida Aug. v. Levetzow, Tochter
des Kittmſtrs. Theod. v. Levetzow a. Belkendorf, Sarm-
ſtorf uſw.
Zu Gegendienſten gern bereit
Osnabrück, Straßb. Pl. 4.
Frhr. v. d. Busſche⸗Ippenburg.
83.
Es werden Nachrichten erbeten über Daniel Groß,
fpdter Pfarrer in Schwartzſtein, Kr. Raſtenburg O / Pr., und
deſſen Eltern. Derſelbe iſt zwiſchen 1686 und 1690 ge⸗
boren, vermutlich in Lyck O / Pr., beſuchte die Schule der
Löbenichtſchen Kirche in Königsberg O / Pr. (schola loebe-
nichensis), wurde am 30. September 1707 in der Hönigs⸗
berger Univerſität immatrikuliert, am 23. Oktober 1715 zu
Königsberg in der Schloßkirche ordiniert und war von 1713
bis 1244 Prediger in Schwartzſtein. Dort verheiratete er ſich
am 26. September 1715 mit Anna Chriſtina Thimm. Am
18. März (738 erwarb er das Adl. Gut Glombowen nebft
Meteuſſek (Amt Rhein) und iſt in der Dafallentabelle des
Amts Rhein von 1751 unter den „adeligen Dafallen” auf-
geführt. Er ſtarb 1774 in Clauſſen O / Pr.
Königsberg i / Pr., Krugſtr. 15 A, II. v.
v. Groß, Referendar (Mitgl. d. Herold).
Antworten.
Zu der Antwort in Ar. 3 von 1908 5. 67 iſt nachzu⸗
tragen, daß die Entſtehung der Namens⸗Vereinigung Schüler⸗
Bandeffon auf einer Kab..Ordre vom 21. 4. 1788 beruht,
durch die dem Joh. Friedr. Schüler die Führung dieſes
Doppelnamens geſtattet wurde.
Die Ahnentafel der Charlotte Marie Baudeſſon
iſt noch dahin zu ergänzen, daß Anna Margarethe Krüger
die Tochter des Michael Krüger, Bürgers und Böttchers
zu Buchholtz, war und am 28. 8. 1715 bei der Parochialkirche
zu Berlin mit Franz Baudeſſon getraut wurde.
Alfeld a. d. L. Landrat Burchard.
Ketrefend die Anfrage 50 in Nr. 4 des „D. Herold“ von 1908.
5. Julius Hermann v. Weißenbach & Anna Dorothea
v. Endend, aus dem Haufe Drosdorff.
Caſpar v. Boxdorf
7
* 1656. Caſpar. Jacob zu Schlaberndorf.
. Auguft Friedrich von Ponikau, Sohn des Carl
Friedrich von Ponikau, Leutnant, auf Prirtitz.
9. Ludwig Leopold v. Kleiſt, * 19. Juli 1723 zu Pots=
dam, f 5. Mai 1790 auf feinem Gute Klinge unweit Cottbus.
10. Freiin Ludomilla v. Reis witz. Tochter des Freiherrn
Heinrich von Reiswitz und Anna Maria von Mutſchelnitz,
Kadızin und Graboffa.
16. Margarita Gräfin v. Rebberfruitd
17. Erdmuth Sophia Freiin vom Stein.
19. Eva Freiin v. Schönburgd, F 1618.
Ausführlichere genealogiſche Nachrichten vorhanden über
v. Hleiſt, vom Stein.
Berlin N. 39, Sellerſtr. 2.
Dr. Wagner.
Betlage: Wappen des Markgrf. Johannes von Brandenburg als Ritter des Goldenen Dlies, in der Kathedrale zu Barcelona.
Verantwortlicher Herausgeber: Ad. M. Hildebrandt in Berlin, W. 68. chi rate 8 II. — Selbfiverlag des Vereins Herold; auftrags welſe verlegt von
Carl Heymanns Verlag in Berlin, W. Mauerfiraße 45. 44. — Julius Sittenfeld, Hofbuchdrucker. in Berlin W.
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77 —
Der jährliche Preis des „Deutſchen Herold“ — monatlich ein Heft — beträgt 12 ME, der „Pierteljahrsſchriſt für Wappen
Siegel- und Familienkunde“ 8 Mk. Einzelne Nummern koſten 1 Mk. — Anzeigen für den „Deutſchen Herold” werden von
Carl Heymanns Verlag, Berlin W., Mauerſtr. 45. 44, entgegengenommen.
Juhalts verzeichnis: Bericht über die 780. Sitzung vom ſtraße 16, auch die Führung der Bereinsmatrikel über-
29. Mai 1908. — Bericht über die 281. Sitzung vom nommen hat, werden die geehrten Mitglieder des Herold
2. Juni 1908. — Die kürzlich freigelegten Malereien im hierdurch ergebenſt erſucht, alle Veränderungen betreffend
Schloß zu Forchheim in heraldiſcher Beleuchtung und Wohnung, Titel ufw. gefalligh dem Schatzmeiſter anzeigen
Folgerung für das Stadtwappen. — Das Wappen der Fa- zu wollen.
milie v. Engelboſtel, v. Stöcken und v. Weltze. (Mit Abbild.)
— Was ſoll der Heraldiker von hiſtoriſcher Waffenkunde
wiſſend (Mit einer Tafel.) — Die Bezeichnung Tumnitz
(Tumitz) und Tſchaslaw im Familiennamen der von Sommer—
feld in Schleſien und Böhmen. — Exotiſche Länderwappen.
(mit Abbildung.) — Die Ahnentafeln des Herrn Dr. Roller.
— Betreffend Burg Altena. — Bücherſchau. — Vermiſchtes.
Bericht
über die 780. Sitzung vom 29. Mai 1908.
Dorfigender: Se. Erz. Herr Generalleutn. 3. D. v. Bardeleben.
— Su den Beilagen. — Anfragen. — Antworten | Als Mitglieder wurden angemeldet:
I. Herr Robert Eders, WMagiftrats-Affiftent zu
Dereingnadjridten. Cöln am Rhein, Roonftr. 84 II.
2. Herr Dr. jur. Paul Wiedenfeld, Landrat des
Candkreiſes Bremervörde.
3 W 5 nn 3 Ratt: Der Herr Dorfigende machte intereffante Mit—
Stag, den 15. BEN er abends 7½ Abr, teilungen über die Einweihung der Hohfönigsburg.
im „Burggrafenhof‘‘, Aurfürſtenſtr. 91. Die erneuerte Burg iſt ein wunderbarer, genialer
u; Bau; Meiſter Bodo Ebhardt hatte den ficherften Führer
Die geehrten Lefer d. Bl. werden ergebenſt erſucht, der | in den noch vorhanden geweſenen Grundmauern; diefen
Bedaktion d. Bl. Mitteilungen über ihnen bekannte heral- gegenüber kommt die Abbildung einer Burg im Mäuſe—
diſche Bunfwerke (3. B. alte Schnitzereien, feltene Ziegel, krieg. di illkürli di königsburg b
Grabdenkmäler, Glasgemälde, Metallarbeiten ufw.) VPP pa aa I das BPR ee 72
welche ſich zur Abbildung in der Zeitfehrift eignen, sugehe i zogen wurde, nicht in Betracht. ‚Eine Photographie
laſſen zu wollen. Viele Vereinsmitglieder werden, nament- des „Willkomm für die Rohksnigsburg“, wh Iche
lich auf Reifen, Gelegenheit haben, dergleichen zu ſehen, namens der Burgenfreunde S. M. dem Kaifer über—
und würden uns durch eine kurze Notiz ſehr verpflichten. reicht wurde, lag vor. Der Willkomm, von dem Hof: |
2 juwelier J. B. Werner in Berlin W. ausgeführt, zeigt
Die Vereinsbiblisthek if von Ende Juni bis Mitte die Formen eines ſpätgotiſchen Spangenhelmes mit dem
Auguſt geſch loſſen. N 3 a Helmfchmud der Grafen v. Chierftein, einem ſoge—
— nannten Tier oder Stuckwild (Hirſchkuh), iſt aus
Da der Herr Schatzmeiſter des Vereins Dr. Stephan maſſivem Silber getrieben, zum Teil vergoldet. Die
Bekule von Stradonik zu Grof-Lichterſelde, Marien- | Krone, vergoldetes Silber, iſt mit 15 Halbedelſteinen
— 126 —
und 5 großen echten Perlen befegt; in der Krone
liegt ein bergiges Stück Malachit, auf welchem das
„Tier“ ſteht und mit dieſem ein Bild des Namens oder
ſogenanntes redendes Wappen der Grafen v. Thier-
ſtein darſtellt. Die Halskette beſteht aus maſſivem
Golde, an ihr hängt eine echte Münze aus dem Jahre
1480. Nach Abnahme der Krone erblickt man den im
Helm ſtehenden Ehrenbecher. Der Marmorſockel iſt
ein ſehr ſeltenes Stück rouge royal. Das Ganze iſt ein
ſinnreiches und ſchönes gediegenes Werk. Den Ent⸗
wurf hat Bodo Ebhardt unter Beirat des Profeſſors
Hildebrandt ausge führt. Überhaupt haben die aus⸗
führenden Künſtler alle Wappenfragen im Einver—
nehmen mit dem Verein Herold behandelt. — Ceider
hatte die feſtliche Handlung unter der ungünftigen
Witterung zu leiden; die Pracht des Feſtzuges kam
infolge deſſen nicht recht zur Geltung. S. E. rühmte
dann noch die Gaſtfreundſchaft der Stadt Schlettſtadt;
der Ort hat ſich ſeit den Kriegsjahren ſehr gehoben.
Herr Amtsgerichtsrat Dr. Béringuier, welcher
zu dem Feſte ebenfalls eingeladen war, zeigte eine von
Profeſſor Hildebrandt gezeichnete und von C. A.
Starkes Hofkunſtanſtalt in Görlitz in zwölf Farben ge-
druckte Tiſchkarte mit 70 Wappen deutſcher ſtandes⸗
herrlicher Geſchlechter. Herr Major v. Schoeler
ſprach den Wunſch aus, daß eine Abbildung des
Willkomms der Monatsſchrift beigegeben werden
möchte.
Der Herr Vorſitzende legte fodann vor: I. Oris
ginalurkunden und Aktenſtücke des Dominiums Buckow,
Kreis Tebus, welche der Eigentümer Herr v. Flemming
freundlichſt geliehen hatte. Es kommen in dieſen zahl⸗
reiche Geſchlechter der Mark Brandenburg vor; die
älteſte Urkunde iſt ein Lehenbrief des Kurfürften
Joachim II. vom Jahre 1547 für ſeinen „Diener“
Wolf v. Kloſter. Man muß fich hierbei des Der-
brauches der Titulaturen erinnern, auf den wir ſchon
oft hingewieſen haben: Im 16. und 17. Jahrhundert
heißt „Diener“ etwa ſoviel wie „Beamter“. 2. Bei⸗
träge zum Wappenbilderlexikon, welche Herr Dr. Bern:
hard Koerner nach Küfters Altem und Neuem Berlin
bearbeitet hat. 3. Die für den Verein angekaufte
Teichenpredigt auf Hans v. Thümen, kurfürſtl. brand.
geh. Kammerrat und Hofmarſchall, T 10. Dezember
1505. Schließlich gab S. E. die übliche Seitſchriften⸗
ſchau.
Herr Amtsgerichtsrat Dr. Beringuier legte vor:
Heft 8 der Seitſchrift „Deutſcher Buch- und Stein:
drucker“ vom Mai 1908, enthaltend eine Abhandlung
von H. G. Strohl über das ſogenannte „Künftler-
wappen“, zu welcher er bemerkt, die Meinung, der
verſtorbene Clericus habe mit ſeiner Farbentopftheorie
nur einen ſchlechten Witz beabſichtigt, dürfte den Kennern
dieſer eigenartigen Perſönlichkeit gar nicht unwahr⸗
ſcheinlich erſcheinen. Er erinnert an die Stammbuch⸗
Imitation, mit welcher Clericus noch nach ſeinem Tode
ein Pröbchen ſeiner witzigen Bosheit gegeben habe.
Der Teſtamentsvollſtrecker hatte die Imitation für ein
echtes Stammbuch gehalten und ſie als ſolches eines
Tages im Verein vorgelegt.
Der Schriftführer berichtete über die von Herrn
Auguſt v. Doerr im Jahrbuche der k. k. heraldiſchen
Geſellſchaft in Wien veröffentlichten Beiträge zur Ge⸗
ſchichte des Geſchlechtes Henckel v. Donnersmark.
Das Großkanzleramt des Königl. Bapyeriſchen
Haus Ritterordens vom heil. Georg hat das Mitglieder⸗
verzeichnis nach dem Stande vom 23. April 1908 zu
überſenden die Güte gehabt.
Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz legte
vor ein nicht ganz vollſtändiges Exemplar des Bildnis⸗
werkes von Schrenk v. Notzing (1542), welches zu er⸗
mäßigtem Preiſe angeboten wird. Der Ankauf wird
beſchloſſen. |
Der Antrag, das von Herrn Poftrat a. D.
Dr. Dehms bearbeitete und in den Druck gegebene
„Stammbild“ als Beilage zur Vierteljahrsſchrift anzu⸗
nehmen (gegen Erſatz der Druckkoſten) wird im Hine
blick auf andere Verpflichtungen des Vereins abgelehnt.
Herr Profeffor Hildebrandt fragte namens eines
auswärtigen Mitgliedes nach dem Wappen des
pommerſchen Geſchlechtes v. Vidante und legte ein
dem Verein zum Kauf angebotenes Manuffript vor:
Stammbaum der Familie v. Tſchudi in allen ihren
Verzweigungen.
Herr Dr. Bernh. Koerner bemerkte, daß der
ältere bis in das 9. Jahrhundert zurückgehende Teil
der Genealogie jedenfalls auf den Geſchichtsfälſchungen
des Chronikenſchreibers Tſchudi beruhe und darum
wertlos ſei. —
Kerr Dr. v. Boltenftern zeigte das Hofpfalz⸗
grafendiplom, welches Kaiſer Ferdinand III., s. d. Prag
20. November 1652, dem Georg Plank, Kanzler im
Markgraftume der Wiederlaufig, erteilte. Seyler.
Bericht
tiber die 781. Sitzung vom 2. Juni 1908.
Vorſitzender: Se. Erz. Herr Generalleutnant v. Bardeleben.
Als Mitglieder wurden angemeldet:
1. Herr Erich Blankenhorn, Leutnant im 3. Ba-
diſchen Dragoner⸗Regiment zu Mülhaufen im
Elſaß. .
2. Herr Wilhelm Henning, Leutnant im 5. Bas
diſchen Dragoner-Regiment zu Mülhaufen im
Elſaß. |
5. Herr R. Knoblauch, Kaufmann, in Firma Jul.
Wettſtein Nachfolger, zu Heidelberg, Haupt-
ſtraße.
* 4. Frau v. Münchhauſen, geb. v. d. Gabelentz,
in Hannover, Landſchaftſtr. 2.
5. Herr Kurd Freiherr v. Nordeck, Major und
Eskadronschef im 3. Badiſchen Dragoner ⸗Re⸗
giment zu Mülhauſen im Elſaß, Enſisheimer⸗
ſtraße. |
— 127 —
6. Herr Pfarrius, Kapitänleutnant, komm. zur
Marine ⸗Akademie in Kiel, Olshaufenftr. 19.
7. Herr Adolf v. Röbel, Leutnant a. D. zu Groß⸗
Cichterfelde, Werderſtr. 12.
Herr Bankdirektor Dr. Bahrfeldt ſtellt an den
verein die Aufforderung, ſich an der Arbeit des Ge⸗
famtvereins der deutſchen Geſchichts⸗ und Altertums
vereine, welcher im September zu Lübeck tagen wird,
nicht bloß paſſiv durch Anweſenheit des Vertreters,
ſondern auch durch Vorträge zu beteiligen. Einen
Vortrag übernahm ſofort das Ehrenmitglied Herr H.
F. Macco; weitere Anregungen werden von ſeiten des
Vereins ergehen.
Der Herr Vorſitzende legte vor: Druckſachen der
vereinigung zur Förderung deutſcher Kunft im Aus»
lande. Es wird befürwortet, die Beſtrebungen derſelben
durch Beitritt zu unterſtützen.
Herr Major v. Poſeck hatte eine in den Bau⸗
und Kunſtdenkmälern Thüringens erwähnte geſtickte
Betpultdecke aus der Kirche zu Bösleben bei Arnftadt
eingeſandt; ſie zeigt ein Ehewappen, das heißt zwei
nebeneinander ftehende Schilde, überhöht von den Buch⸗
ſtaben M. V. B., mit der Sahl 1577, die ſich ſowohl
auf das Jahr der Anfertigung der Decke, als auf das
der Eheſchließung beziehen kann. Der Schild des
Mannes iſt recht undeutlich geworden, doch ſcheint er
einen Wedel zu enthalten; der Schild der Frau zeigt
in Rot einen w. Balken von drei Lilien begleitet.
Weiter teilte der Herr Dorfigende mit, daß in der
Bibliothek des Grauen Kloſters noch mehrere Bände
£eichenpredigten aufgefunden worden find. Su dem
Derzeichniffe der Sammlung, welches der Verein ver:
öffentlicht hat, wird daher ein Nachtrag erſcheinen. Eine
Apoſtrophe der Ravensberger Blätter wegen des
Wie deraufbaues der Burg Schaumburg in Weſtfalen be⸗
antwortet Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz
dahin, daß die geäußerten Befürchtungen gänzlich
grundlos ſeien. Die fürſtliche Regierung in Bückeburg
beabſichtige lediglich Erhaltungsmaßregeln.
Wellers Archiv hat einer „Abhandlung“ des
Wappenfabrikanten Gründel in ſeinen Spalten Raum
gewährt und dadurch den Intereſſen jener Fabrik eine
wertvolle Förderung angedeihen laſſen.
Sum Schluß legte Seine Exzellenz vor: J. die von
Neuſchäfer bearbeitete Stammliſte des Königl. Kadettens
hauſes Culm-Coslin 1776 1907. 2f die Familie
von Salza und Lichtenau, von O. Poſſe. 3. einige für
die Bibliothek angefaufte Bücher.
Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz
verlas eine Erwiderung des Herrn v. Doerr auf die
Ausführungen des Schriftführers über die Geſchichte
der Henckel von Donnersmarck, die an anderer Stelle
zum Abdruck gelangen werden. — Derſelbe Herr be⸗
fürwortete den Ankauf einer ſehr ſeltenen Druckſchrift,
betreffend die Familie Coeber, und beſprach feine Ab⸗
ſicht, nach den verſchollenen genealogiſch⸗heraldiſchen
Manuffripten des Goswin von Michels Nachforſchungen
anzuſtellen. Der Herr Kammerherr legte ſodann das
angekaufte Urkundenbuch der Deutſchordensballei Utrecht
vor und bemerkte hinſichtlich der dortigen Aufſchwö⸗
rungen, daß die Ballei früher 4 Ahnen und überdies
noch einen weiter zurückgehenden 200 jährigen Adel
verlangt habe; dermalen werde außer den 4 Ahnen
nur hundertjähriger Adel verlangt. Die Probanden
müſſen dem reformierten Bekenntniſſe angehören.
Das Ehrenmitglied Herr H. F. Macco gab einen
intereffanten Beitrag zur Geſchichte der Sitten unmittel⸗
bar nach Beendigung des 30 jährigen Krieges. Bei
der Hochzeit des Gerdt Heye mit Tahlke Oltkens im
Jahre 1650 traten die Gäſte mit gefüllten Bierkrügen
während der Trauung an den Altar und begannen
ſchon dort das mehrere Tage währende Gelage, bei
welchem 4 Tonnen Bier getrunken wurden.
Herr v. Arnswaldt legte feine Abſchrift der
Fiſchbecker Ahnentafeln (mit Regifter) zur Beſichtigung
vor und ſprach ſodann die Forderung aus, daß bei
der Veröffentlichung von Kirchenbuchauszügen ſtets der
volle Wortlaut zu geben ſei.
Herr Profeffor Ad. M. Hildebrandt legte vor:
J. eine Seitungsnachricht über die 600. Jahrfeier der
Burg Banftein (12.— 14. Juni). 2. die von dem Ge—
nealogen Herrn Kiefer in Frankfurt a / M. mitgeteilte
Ahnentafel zu 32 Ahnen des Prinzen Boris von Tirnowa,
Thronfolgers von Bulgarien. 3. Photographien von
Nachbildungen alter Riiftungen, wie folche von Herrn
Hauptmann a. D. Schönbeck (in Berlin O.) täuſchend
ähnlich hergeſtellt werden (Preis etwa 100 Mark).
4. eine Anſichtspoſtkarte mit Abbildung der Burg
Hirfhkorn am Neckar und eingeprägtem Stadtſiegel,
welches das Wappen der 7 Herren von Hirſchhorn
zeigt mit der merkwürdigen Umſchrift: + Sigillum.
civitas . dictum . hirtzhorn. — Der Herr Profeſſor ſprach
ſodann über die befremdliche Anwendung des Prädikats
„RNitterbürtig“, die man feit einiger Seit in Sei-
tungen wahrnehmen könne, ſeitens ſolcher Perſonen,
die auf adelige Abſtammung Anſpruch erheben, ohne
zum Gebrauche der Adelspartikel berechtigt zu ſein.
Wie können ſich Perſonen ritterbürtig nennen, in deren
Stammreihe ein wirklicher Ritter überhaupt nicht vor⸗
kommt, Abkömmlinge von „Patriziern” einer kleinen
Stadt, die in ihrer ſtädtiſch⸗ bürgerlichen Lebensweife
den vollkommenſten Gegenſatz des Rittertums bildeten!
Herr Staatsrat von Boetticher legte unter ane
derem vor den Katalog des von der Adelsfamilie
Bonacina begründeten heraldiſchen Archivs Dillardi in
Mailand. Einer der Stammväter des Geſchlechts
Bonacina war Kaiſerl. Hof- und Pfalzgraf. Später⸗
hin hatten die Bonacina ein auch von Deutſchland mit
zahlreichen Aufträgen beehrtes Wappenbureau, deſſen
Ausfertigungen gänzlich unzuverläſſig und wertlos ſind.
Die berüchtigten Wappenfabriken in Berlin, Dresden
und anderwärts haben ſich nach dem Muſter von
Bonacina gebildet. Seyler.
— 128 —
Die kürzlich freigelegten Malereien im
Schloß zu Forchheim in heraldiſcher Be⸗
leuchtung und Folgerung für das Stadt⸗
wappen.
Von G. Sabel, Kirchenrat und Gymnaſialprofeſſor
zu Bamberg.
Gelegentlich einer kollegialen Suſammenkunft in Bam⸗
berg erhielt ich durch Herrn Gymnaſiallehrer Dr. Räbel
in Forchheim, den Vorftand des dortigen hiſtoriſchen
Vereins, die Mitteilung, daß in dem ehemaligen fürſt⸗
biſchöflichen Schloß daſelbſt im gotiſchen Saal des Erd-
geſchoſſes Malereien neu aufgedeckt worden ſeien. Unter
dieſen befänden ſich zwei gemalte Wappenſchilde, von
welchen er einen mit einem Cöwen in Photographie
nach einer Pauſe der Konturen mir vorlegte.
Nach genauer Beſichtigung konnte ich ihm mitteilen,
daß in dieſem Schilde unverkennbar und unzweifelhaft
der böhmiſche Cöwe enthalten fet und daß der Stil auf
das Ende des 14. oder den Anfang des 15. Jahr-
hunderts hinweiſe. Da mich die Sache ſehr intereſſierte,
kam ich am 11. April l. Js. nach Forchheim und be⸗
fichtigte die Malereien mit Herrn Dr. Rabel eingehend
an Ort und Stelle.
Die genannten Wappenſchilde befinden ſich zu beiden
Seiten eines Pfeilers auf der Südwand des Saales.
Der Cöwenſchild ſteht heraldiſch links, alſo an zweiter
Stelle, und zeigte nun auch in ſeinen Farben in der
Cat den weißen gelbgefrénten und bewehrten Cowen
von Böhmen in rotem Feld. Daß es gerade der böh-
mifche Cöwe iſt und kein anderer, geht, abgejehen von
den Farben, ganz unzweifelhaft hervor aus der Bildung
ſeines Doppelſchwanzes, der ſo geordnet iſt, daß er
über einem Knotenring nahe der Schwanzwurzel zwei
gleich lange übers Kreuz gelegte Schwanzenden zeigt
mit hochſtehenden Endquaſten.
Dieſem Löwenfchild ſteht heraldiſch rechts, alſo an
erſter Stelle, ein gelber Schild mit einem einköpfigen
ſchwarzen Adler gegenüber, der nach dem Cöwenſchild
hinblickt. Dieſe Stellung beweiſt zunächſt die Suſammen⸗
gehörigkeit der beiden Schilde. Vom Adlerſchild iſt
allerdings nur der linke obere Teil mit dem Kopf und
dem rechten Oberflügel erhalten geblieben und das
Übrige leider zerſtört, aber der erhaltene Reft genügt
vollſtändig zur Feſtſtellung des Adlers ſelbſt und einer
weiteren genaueren Seitbeſtimmung. Während die
beiden gotifchen „Schildformen“ mit einwärts gerunde-
ten Oberrändern auf die Seit von 1520 bis 1410 bes
ſtimmt hinweiſen, der Löwe aber in ſeinen Konturen
auf die Seit von 1550 bis 1410, weiſen die Konturen
des Adlers in ihrer Form ſicher auf die Seit von 1590
bis 1410 hin. Die Sachſen des Adlers nämlich nahmen
von 1390 ab ſtatt der bisher beliebten Flachbogenform
eine Halbfreisform an mit radial geſtellten Schwingen;
der Kopf iſt nun etwas zurückgeworfen mit kleinem
Kropfanſatz und die Sunge iſt deutlich aus geſtreckt.
Dies findet ſich alles im Adlerſchild. Die ſich aus dem
Geſagten ergebende nähere Seitangabe für die ge⸗
malten Schilde iſt alfo die Seit von 1390 bis 1410.
Der Adlerſchild rechts der Cöwenſchild links ſtehend
in ihrer Beziehung zu einander weiſen aber deutlich
auf ein „deutſches Reichs oberhaupt“ hin, einen Kaifer
oder König. Denn ſeit Rudolf dem Habsburger iſt der
Adler nicht nur Sinnbild der „deutſchen Kaiſermacht“,
ſondern iſt zum „deutſchen Reichswappen“ geworden.
würde die Seitbeftimmung auf 1320 gehen, fo könnte
an ein „Kaiſerwappen“ gedacht werden. Da aber feit
cudwig dem Baiern (ca. 1530) die Kaifer den Doppel;
adler führten, ſo kann der Cöwenſchildinhaber kein
Kaifer fein. Eine Aufklärung über den einföpfigen
Adler gibt uns der Thüringer Johannes Rothe in
feinem „Ritterſpiegel“ ca. 1570. Er fingt:
„Der keiser furit den adilarn,
Daz der erstir herschild ist;
Der konig muez sine stad bewarn,
Wo man des keisers vormisst.
Doch habin die arn ein undirscheid:
Des keisers sehit uf beide sitin,
Des konigis sin houbit treid
Also vor sich an einer litin.“
Der Kaifer führt demnach in dieſer Seit den Doppel⸗
adler, der König den einköpfigen Adler. Wir haben
alſo in Forchheim den „Königsadler“ vor uns und zu⸗
gleich ergibt ſich, daß der „König“ nur ein Glied des
Hauſes „Böhmen Cuxemburg“ fein kann, fomit nur
„König Wenzel“, welcher von 1578 bis 1400 als
deutſcher König regierte. Seine beiden Wappenſchilde
ſtehen ſicher beſtimmt auf der Südwand des Saales,
gemalt in der Seit zwiſchen 1590 bis 1400.
Gehen wir nun zu dem gotiſchen Freskogemälde auf
der Weſtwand des Saales über. Hier ſieht man eine
große hochgebaute Herrſchergeſtalt mit Krone, Hermelin
und Zepter in der Linken auf einem Throne ſitzen,
während ſeine Rechte auf ein fliegendes Schriftband
deutet mit den Worten: „(Gerechtigk) ... eit iſt hie
ein Bord und bringt uns ewig Freuden dort.“ Um
den Thron befinden ſich allegoriſche Tiergeſtalten, wäh-
rend über feinem Kopf ein einköpfiger Adler in einem
gekrönten Schild fich befindet. Links unten am Chron
figt ein Löwe, welcher einem kleineren Lowen, der gegen
ihn hinftrebt, liebkoſend die rechte Vorderpranke ent⸗
gegenſtreckt. Der kleine Löwe läßt deutlich noch die
ſchwarze Färbung ſeiner Vorderpranken erkennen. Mit
allem Grund iſt ſomit anzunehmen, daß der ſitzende
Cöwe der böhmifche fein ſoll, der ſich liebreich des
kleinen ſchwarzen Bamberger Bistumslöwen annimmt,
eine deutliche Symboliſierung der Fürſorge der böhmiſch⸗
deutſchen Königsmacht für das Bistum Bamberg.
Rechts vom Thron ſtehen neben einander ein gelber
Elefant, naiverweiſe zwiſchen den Stoßzähnen mit
einer veritabeln Trompete an Stelle des Rüſſels aus⸗
geſtattet, mit einem roten nach vorn geöffneten baldachin⸗
artigen Aufbau auf dem Rücken, unter welchem moͤg⸗
licherweiſe eine nicht mehr ſichtbare Figur geſeſſen haben
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Seichnung von O. Roid.
Beilage zum Deutſchen Herold. 1908. Nr. 7.
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— 129 —
mag, und vorne davorſtehend ein lediges „weißes ge⸗
ſatteltes Roß“. In dem letzteren glaube ich, namentlich
mit Rücficht auf die Hauptfigur des Bildes, das „weiße
geſattelte Roß der fagenhaften Herzogin Libuſſa“ von
Böhmen erkennen zu dürfen, der Gründerin von Prag, die
durch des Roſſes Vermittlung Przemysl, ihren Gemahl,
gewann. Beide follen die Ahnen des böhmiſchen Königs-
hauſes ſein, welches von 900 bis 1506 regierte und mit
Wenzel V. erloſch. Seine Schweſter war Eliſabeth, mit
deren Hand Böhmen an das Haus Luxemburg kam.
Dieſe Allegorie wäre dann eine Anſpielung auf Böh—
mens Glanzzeit und das jetzige Haus der Tuxemburger
ſelbſt, deſſen Ahnfrau ſie geweſen ſein ſollte. Der
„Elefant“ läßt ſich allerdings ſchwer deuten, dürfte
aber möglicherweije gleichfalls eine Allegorie auf das
£uremburger Haus fein, die ich nicht kenne.
Wer iſt nun aber die Hauptperfon des Bildes, der
auf den Thron ſitzende Herrſcher? Jedenfalls ein
deutſcher König, wie dies ſchon der Schild mit dem
Königsadler über feinem Kopf andeutet. Der Kopf
ſelbſt, mit dem rotblonden geteilten Bart und Haar
und dem ſtarken Schnurrbart, die hohe Geſtalt und der
ganze Geſichtsaus druck laſſen nach Vergleich zeitgenöſſi⸗
ſcher Abbildungen unſchwer den deutſchen König Wenzel
aus dem Haus der Luxemburger erkennen. Auf feinen
Vater Karl IV. würde zwar Bart und Haarwuchs auch
zur Not paſſen, nicht aber der Schild mit einköpfigem
Adler und nicht die Figur, wie man deutlich beim Der:
gleich feines Bildes auf der Miniatur der Prachthand⸗
ſchrift der goldenen Bulle, jetzt in der Hofbibliothek zu
Wien, erſehen kann. Er war ein gutes Stück kleiner
als Wenzel, welcher von ſeinen Seitgenoſſen als ein
Mann von ſtarkem und großem Körper gefchildert wird.
Auch ſeinen jüngeren Bruder Sigismund kann das Bild
bei aller Ahnlichkeit der Füge nicht vorſtellen, obwohl
auch dieſer den Königsadler bis 1435 führte, weil deſſen
Figur gleichfalls weit unterſetzter war, wie man deut.
lich beim Vergleich ſeines Bildes auf der gemalten
zeitgenöſſiſchen Darſtellung der Belehnung des Burg:
grafen Friedrich von Nürnberg mit der Mark Branden:
burg am 18. April 1417 erſehen kann. Dieſes Bild
befindet fic) auf der Handſchrift Ulrich Reichenthals
von Konſtanz über das dortige Konzil (1415 bis 1418),
jetzt in der Univerſitätsbibliothek zu Prag. Die Figur
auf dem Freskogemälde der Weſtwand des Saales iſt
ſomit unzweifelhaft König Wenzel, und dies Bild iſt
mit den zwei Wappenſchilden der Südwand offenbar
gleichfalls zwiſchen 1590 und 1400 gemalt.
Welche Veranlaſſung war aber wohl gegeben, daß
König Wenzel und ſeine Wappenſchilde an die Saal.
wände des fürſtbiſchöflichen Schloſſes in Forchheim, der
zweiten Reſidenz der Fürſtbiſchöfe, gemalt wurden, oder
mit anderen Worten, welche Beziehungen beſtanden
zwiſchen Wenzel und dem damaligen Bamberger Fürſt—
biſchof d
Wie bereits deſſen Wappen in Stein mit einem
Angelhaken an der Außenſeite der Oſtwand des Schloſſes
erkennen läßt, hatte Biſchof Lambert von Brunn oder
Born (1374 bis 1398) ein kunſtſinniger Mann auf dem
Platze, auf welchem die alte karolingiſche Forchheimer
Königspfalz geſtanden, welche der Gegenkönig Fried:
richs II. Heinrich Rafpe zerftört hatte, das heute noch
ſtehende Schloß bis 1580 neu erbaut.
Er ſtammte aus dem Elſaß, wurde Benediktiner⸗
Conventual zu Neuweiler und noch in jüngeren Jahren
Retchsabt der Benediktinerabtei Gengenbach, hatte ſich
als Biſchof von Brixen (1350 bis 1365), Speier (1365
bis 1571) und Straßburg (1371 bis 1374) lange Seit hin-
durch am Hofe Kaiſer Karls IV. aufgehalten und war
einer ſeiner einflußreichſten Räte und ſein Vertrauter
geworden, denn der Kaifer nannte thn ſelbſt 1567 feinen
„heimlichen Rat“. Er begleitete 1365 Karl IV. nach
Avignon, folgte ihm 1568 und 1569 nach Italien, 1373
und 1377 in die Mark Brandenburg, und 1377/78
auch nach Frankreich, wurde von ihm des öfteren mit
den wichtigſten Sendungen betraut, ſo 1566 nach Avignon,
1576 nach der Lombardei, und ſtand ihm bei ſeinen
erfolgreichſten Unternehmungen treu zur Seite. Dafür
belohnte ihn der Kaiſer mehrfach, namentlich durch ihm
gewährte Privilegien und Güter für ſeine verſchiedenen
Bistümer. Auch mit dem König Wenzel, dem Sohne
ſeines Gönners, ſtand er nach dem Tode Kaiſer Karls IV.
am 29. November 1578 auf gutem Fuße und bewahrte
ihm gleichfalls ſeine treue Anhänglichkeit. Auf dem
Reichstage zu Nürnberg unterfertigte er am 9. März
1585 als „Reichskanzler“ des Königs deſſen Befehl an
ſchwäbiſche Städte. Wenzel ſandte ihn von Vürnberg
aus als Geſandten nach Padua zu einer Friedens-
ſtiftung und beauftragte ihn, mit Papſt Urban VI. zu
unterhandeln, was allerdings nicht zuſtande kam. 1584
war er als Reichskanzler im Gefolge Wenzels in Curem:
burg und wurde von ihm nach Italien geſandt. Ende
1586 war er beim Könige in Prag, 1587 auf dem
Reichstage in Mergentheim. In der Seit des Städte⸗
kriegs 1588 war er neben andern als Bevollmächtigter
Wenzels in Nürnberg für die Friedensverhandlungen
tätig, wirkte in gleicher Weiſe im Auftrage des Königs
1589 am Rhein und in Nürnberg und ſchloß am 29, Ok⸗
tober 1590 zu Heidelberg zugleich mit andern Bevoll⸗
mächtigten des Königs einen Bündnisvertrag mit König
Karl VI. von Frankreich ab. 1594 half er den von
ſeinem Vetter Jobſt von Mähren gefangen genomme⸗
nen Wenzel wieder befreien und ſtand ihm weiter als
Rat zur Seite, bis ihn Alter und Krankheit nötigten,
1598 dem Bistum zu entſagen.
Als Biſchof von Bamberg hatte Lambert nach An⸗
tritt ſeines Bistums vor allem Frieden und Sicherheit
herzuſtellen verſucht. Um das Bistum tunlichſt von un⸗
bequemen Schulden frei zu machen, traf er Anordnun⸗
gen, gegen welche ſich die Bamberger Bürgerſchaft
auflehnte, ſo daß er 1580 die Stadt verlaſſen mußte.
Er ging nach Forchheim, wo er in dem von ihm er:
bauten Schloß nach dem Städtekrieg dann ſtändig res
ſidierte. König Wenzel kam nach Nürnberg und ſchlich⸗
tete den Swieſpalt in Bamberg am 2. Februar 1581.
Neue Bürgerunruhen brachen aber wieder gegen Ende
— 130 —
feines Lebens aus, und nach Schlichtung derſelben durch
Papſt Bonifaz IX. ſtarb Lambert, kaum 1 Jahr nach
ſeiner Refignation, zu Forchheim 1509.
Aus dem gebotenen Überblick ſeines Lebens iſt die
engſte Beziehung Camberts zum Hauſe Böhmen-£urem-
burg vollauf erſichtlich.
So erklären ſich die Wandmalereien im Saale des
Erdgeſchoſſes des Schloſſes ganz einfach, aber ebenſo
das Gemälde auf der Oſtwand im großen Mebenfaal
der Kapelle im Obergeſchoß mit der „Verkündigung
Mariä“, welches mit den prächtigen gotiſchen Malereien
der Kapelle aus derſelben Seit ſtammt. Dieſe Vere
kündigung iſt der Darſtellung im Mariale des Erz—
bifchofs Erneſt v. Pardubig von Prag (1545 bis 1364)
ſo ähnlich, daß direkt zu vermuten iſt, es habe dieſelbe
dem Forchheimer Gemälde zum Muſter gedient, was
ja bei den berührten Beziehungen zwiſchen Biſchof
Cambert und Böhmen, reſpektive Prag, vollkommen
wahrſcheinlich erſcheint. Die heitern Gemälde im ane
ſtoßenden Gemach der Kapelle ſind gleichfalls aus der⸗
ſelben Seit.
Es fragt ſich nur noch, ob Biſchof Lambert ſelbſt
oder König Wenzel den Auftrag für alle dieſe Male⸗
reien gegeben hat. Denn gerade der König hatte allen
Grund, ſich ſeinem Kanzler erkenntlich zu zeigen. Sei
dem aber, wie ihm wolle, jedenfalls ſind alle dieſe
Malereien in der Seit zwiſchen 1590 und 1598, wo
Cambert aus Altersſchwäche reſignierte, ausgeführt
worden, wahrſcheinlich aber nicht erſt gegen 1398, fon:
dern ſchon um 1390 herum.
Mit dieſen Ausführungen wäre nun eigentlich die
hiftorifch-heraldifche Unterſuchung in betreff der Gemälde
des Erdgeſchoßſaales beendet. Allein ſchon ſeit Jahren
hatte ich die Meinung gefaßt, daß das Forchheimer
„Stadtwappen“ in ſeinen Farben von einem „böhmiſchen
Könige“ herrühren könne, nur hatte ich bisher für dieſe
Vermutung keine eigentlichen Anhaltspunkte gefunden.
Die Ergebniſſe der bisherigen Unterſuchung aber ließen
mit einem Schlage dieſe Vermutung als wahrſchein⸗—
lich erſcheinen. Sugleich konnte eine Unterſuchung nach
dieſer Seite wohl auch neue hiſtoriſche Seitangaben für
die Stadtgeſchichte von Forchheim zutage fördern. Dieſe
Erwägungen trieben mich dazu, Herrn Dr. Rabel um
etwa vorhandene ſtädtiſche Urkunden mit Siegeln der
Stadt zu erſuchen. Durch ſein Entgegenkommen konnte
ich 11 Pergamenturfunden mit Stadtſiegeln und ein
altes Stadtrechtsbuch zur näheren Unterſuchung erhalten.
Weitere 55 Urkunden bot mir das Bamberger Kreis-
archiv. Die älteſte Urkunde mit anhängendem Stadt—
ſiegel erhielt ich aus dem Reichsarchiv zu München
vom Jahre 1310 und zugleich Angaben über weitere
15 Urkunden der alteften Seit bis 1567 aus dem Reichs⸗
archiv, ſo daß 81 Urkunden mit Stadtſiegeln von Forch—
heim von 1510 bis, 1720 von mir in Betreff dieſer
Frage geprüft werden konnten. Da dieſe neue Unters
ſuchung in der Tat in urſächlichem Suſammenhang mit
der obigen ſteht, geſtatte ich mir, dieſelbe der erſteren
unmittelbar folgen zu laſſen.
Die Befiedelung Forchheims erfolgte, wie ſchon die
Endung des Ortsnamens auf „heim“ beweiſt, durch die
Franken. Seit der Mitte des 6. Jahrhunderts hatte in
Forchheim der alte „Königshof“ (ſo genannt in Urk. 805),
die Pfalz geſtanden, und der Ort, welcher? fic), nach und
nach aufbaute, war ein „Hönigsgut“, welches um ſeiner
bedeutſamen Cage willen eine hervorragende Stellung
unter dieſen Gütern im Main- und Regniggebiet zu ers
langen berufen war.
Was zunächſt den Namen „Forchheim“ betrifft, ſo
lauten die Schreibweiſen desſelben Doraha, Foraheim
(ſo 805), Forahheim, Foracheim, Forheim, Vorchem,
Vorcheim, Forcheim, Vorchheim und Forchheim. Bis
heute ſind die Etymologen noch nicht völlig einig, ob
der Ortsname von der Forelle oder Fohre (salmo fario)
oder von der Föhre (pinus silvestris) abzuleiten iſt, welche
im ganzen Regnitzgebiet fic) befindet. Dicht bei Forch⸗
heim mündet nämlich in die Regnitz die Wieſent, ein
Forellenwaſſer erſten Ranges, welches ſeit alter Seit
die biſchöfliche Tafel zu Bamberg mit dieſem Edelſiſch
verſorgte. Da es nun nicht meine Aufgabe ſein kann,
hier Etymologie zu treiben, ſo verzichte ich auf eine
weitere Erörterung des Ortsnamens und führe an dieſer
Stelle nur an, daß der Ort in allen ſeinen Siegeln {pater
zwei „Forellen“ führte, kann aber doch die Bemerkung
nicht unterdrücken, daß man ſich im Mittelalter bei der
Aufſtellung „redender Wappenbilder“ ſtets mehr um den
Klang als um die Etymologie des Namens kümmerte.
Kehren wir nach dieſem Intermezzo zum Königshof
Forchheim zurück. Urkundlich erſcheint der Ort erſt 741.
Der häufige Beſuch desſelben durch Kaiſer aus dem
Haufe der Karolinger, die vielen glänzenden Reichstage
und die Königswahlen, welche hier ſtattfanden, gaben
dem Ort immer größeres Anſegen. Doch verlor {chon
bald danach, obſchon nach dem Franken Konrad I.
auch ſächſiſche Kaiſer ſich noch daſelbſt einfanden, der
Königshof gerade unter ihnen raſch feine frühere Bes
deutung, da nun andere für die Sachſen günſtiger ge⸗
legene Orte für die Reichstage auserkoren wurden.
Nichts deſtoweniger ließ bereits Kaiſer Heinrich J., der
Städtegründer (919 —936), den urkundlich noch 5. Juli
976 „villa“ = Dorf genannten Grenzort, wohl zum
Schutze der Pfalz, befeſtigen. Kaiſer Heinrich II. (1002
bis 1024) aber gab gegen Forchheim Königshofen an
das Bistum Würzburg in Tauſch und begabte mit dem
alten Königshof 26. Oktober 1007 das von ihm neu⸗
gegründete Bistum Bamberg. Swei Urkunden finden
ſich über dieſe Schenkung vom I. November 1007. In
der einen ſteht nur der Ausdruck: „das Gut Vorchem“,
in der zweiten iſt der Ort noch immer „Dorf“ genannt.
Dagegen erfcheint, nachdem Heinrich III. (1059 bis 1056)
die Schenkung Forchheims an das Bistum Bamberg 1040
wieder rückgängig gemacht, ſein Sohn Heinrich IV. (1056
bis 1106) jedoch den Ort „Vorcheim“ dem Bistum end⸗
gültig wieder zurückgegeben hatte, in der Überſchrift der
der neuen Schenkungsurkunde (Bamb. Kreisarchiv) vom
13. Juli 1062 der Ort bereits unter der N
„Oppidum“ = Candſtädtchen.
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Gezeichnet von A. Clog.
Küſtungen des J5. und 16.
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. Jahrhunderts.
loß.
Beilage zum Dentſchen Herold. 1908. Nr. 7.
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Da noch zwei alte Formulare vorhanden find für
Erhebung eines „Dorfs“ zur „Stadt“, welche das For⸗
mularbuch des Regiftrators der Reichskanzlei Johannes
von Gelnhauſen (1566 bis 1560) enthält, fo ergibt ſich
aus dieſen und aus dem Freibrief Karls IV. für das
würzburgifche Städtlein Homburg a / M. 1366, daß die
Dörfer zur Seit unmittelbar Städte werden konnten und
daß damals das „Weſen einer Stadt“ die Befeſtigung,
die Freiheit der Bewohner, das Stadtrecht und eventuell
die Marktgerechtigkeit ausmachte. Es iſt alſo ziemlich
ſicher anzunehmen, daß das Dorf Forchheim in der
Seit zwiſchen 1007 und 1062, wahrſcheinlicher erſt zwi⸗
ſchen 1040 und 1062 (die Bifchöfe Suidger (1040 bis
1046) und Günther (1057 bis 1065) waren nämlich
beide „kaiſerliche Kanzler“), „unmittelbar“ die „Stadt⸗
gerechtigkeit“ erhielt. Damit befaß aber das neue
Städtchen (oppidum) noch lange Seit weder ein „Stadt⸗
ſiegel“ noch ein „Stadtwappen“.
In der Urkunde vom 7. Dezember 1310 heißt es
ſpäter deutſch: „in der Stadt zu Forchheim“ und „nach
der Stadt Recht“. Das noch vorhandene „Stadtrechts⸗
buch“ enthält neben datierten Aufzeichnungen (ſo von
1547, 1556, 136%, 1373 und 1380) als erſte eine une
datierte. Sie beginnt: „Dem erſamen hern hn Wül⸗
fingen von gots gnaden Biſchof zu Bamberg, meinem
liben Hern enpeut ich ulreich von wiſentauw der eltor
Schultheiz zu forcheym meine getreuwen dinſt. Als ir
mich ſchickt und auch hizt, daz ich verhören ſcholt von
den elteſten zwelfen irer alten recht zu hören, der in
empfremdet waren. Daz tun ich ew (euch) kunt auf
meinen Ayt, daz ich daz getan han an geverde (ohne
böſe Abſicht)“ uſw. Daraus folgt nun, daß Biſchof
Wülfing von Stubenberg die feither in Dergeffenkeit
geratenen „Gerechtſame“ neu aufzunehmen befohlen hatte,
was hiermit geſchah.
Wülfing, Biſchof von Lavant, erhielt durch Bulle
Papſt Benedikts XI. vom 31. Januar 150% den Bam⸗
berger Biſchofsſtuhl. Suerſt weilte er in Rom, begab
ſich erſt im Sommer 1505 nach Franken und fertigte
die erſte Urkunde in Bamberg am 2. Juli 1305 aus.
Unter Bezug auf die zuvor genannte Urkunde von 1510
ergibt ſich damit beſtimmt, daß die Aufnahme der erſten
Aufzeichnung des Stadtrechtsbuchs zwiſchen 1505 und
1510 erfolgt ſein muß.
Wenden wir uns nun zu den Stadtſiegeln. Vor
dem Beginn des 13. Jahrhunderts gab es nur ſehr
wenige Städteſiegel und nur in Städten von großer
Bedeutung, fo 3. B. in Köln, welches wohl als erfte
deutſche Stadt 1149 ein großes Siegel führte. Dem⸗
nach begannen die Städte ſich eigener Siegel überhaupt
erſt ſeit der Mitte des 12. Jahrhunderts zu bedienen.
Von 1220 ab fand jedoch ein Aufſchwung des ſtädti⸗
ſchen Siege lbrauchs ſtatt und von 1230 an mehrten ſich
die Stadtſiegel raſch. So beſaßen Siegel außer Köln
3. B. die Städte Trier 1172, Mainz 1175, Aachen,
Eiſenach, Schweinfurt, Solothurn und Soeſt noch vor
dem Ende des 12. Jahrhunderts, Boppard ca. 1200,
Speier 1210, Erfurt 1217, Bern 1224, Baſel, Freiburg
in Burgund und Zürich 1225, Freiberg i / S. 1227,
Memmingen und Cübeck 1250, Thorn 1232, Bremen
1254, Bamberg 1235, Augsburg 1257, München und
Wien 1259, Hamburg 1241, Nürnberg 1245, Schaff-
hauſen 1250, Ueberlingen 1251, Bingen 1254, Gießen
und Schwerin 1255, Nördlingen und Wismar 1256,
Ettlingen 1257, Bonn 1260, Gengenbach 1267, Bruchſal
und Lorch 1277, Berlin 1280, Leipzig 1287, Spandau
1289, Cadenburg, Marburg, Münnerſtadt und Sins-
heim noch vor Ende des 13. Jahrhunderts uſw.
Nach der Beſtimmung des ſchwäbiſchen Candrechts
(ca. 1275), des „Schwabenſpiegels“ (aufgenommen aus
dem wohl ſchon um 1220 er laſſenen Reichsgeſetz): „dye
Stett sullen auch Insiegel han, doch mit Ir Herrn
(= £andesherrn) willen, und haben sy es anders, so
habent sy nicht chrafft, wann umb ir Stett geschäfft“,
konnten die Städte nicht eigenmächtig Siegel annehmen,
ſondern ſolche nur durch landesherrliche oder kaiſerliche
Verleihung oder mit deren Suſtimmung erhalten. Für
die Verleihung an Reichsfiddte war der Kaifer allein
zuſtändig. Abgeſehen von Siegeln mit „landesherrlichen
Wappen“, welche ſelbſtverſtändlich ſtets in einem „Schild“
ftehen müſſen, ſtanden alle ſtädtiſchen Sinnbilder, die
lange Seit gar nicht wappenmäßig gebildet waren, ſo
lange die Städte noch keine „Wappen“ beſaßen, immer
freiſtehend im Siegelfeld der meiſt runden Siegel, um⸗
geben vom , Schriftrand”, welcher vom 15. Jahrhundert
ab regelmäßig auch gegen das Siegelfeld abgegrenzt
iſt, während in den älteſten Seiten die Umſchrift ohne
Abgrenzung um das Siegelfeld läuft.
Sehen wir uns die Forchheimer Stadtſiegel, die alle
Rundfiegel find, näher an.
I. (62 mm) an Urkunden von 1310 bis 1399 (Archive
München und Bamberg), 1458 und 1485 (Forchheim).
Der Schriftrand iſt mit Perlenrand abgegrenzt. Die
Umſchrift in „lateiniſcher glatter Majuskel“ lapidaren
und unzialen Charakters lautet: „ Sigillum K civitatis
civium * in Vorcheim.“ Im Siegelfeld fteht ein
„gotiſcher“ Dreiecksſchild mit 2 Forellen, beide nach
rechts gewendet. Das Siegelfeld füllen Ranken mit
Lindenblattern.
2. (62 mm) a. U. 1492, 1502, 1507, 1511, 1536 (§.).
Umſchrift in Majuskelſchrift mit Knöpfen in den Buch⸗
ſtaben in einem „Rundband“ mit gerollten Enden, von
unten beginnend: „Sigillum di (Ranke) & Judicii #
Vorcheim à . Im Siegelfeld, gefüllt mit Ranken⸗
ornamenten, fteht ein „halbrunder” Schild mit den zwei
Forellen. Dies Siegel dürfte um 1410 geſchnitten ſein.
3. (47 mm) a. U. 1555 (F.). Umſchrift wie bet 2.,
in einem „Rundband“ mit gerollten Enden, unten be»
ginnend: „Secretum + civium ꝙ in ++ Vorcheim.* Im
Siegelfeld ein gotifcher Dreipaß, mit einer Lilie in den
Winkeln beſetzt und Spitzbogen nach innen. Im
Dreipaß ſteht ein „halbrunder Schild“ mit den zwei
Forellen. Dies Siegel dürfte um 1430 geſchnitten ſein.
4. (46 mm) a. U. 1560, 1572 (A. B.), 1570, 1607
(F.). Im Doppelrand ſteht die Umſchrift in „gotiſcher
Minuskel“, oben beginnend: K Secretum & civitatis K
i Vorcheim (Rofe und Rankenfüllung).“ Im Siegelfeld
ein gotifcher Dreipaß mit einer Rofe in den Winkeln
befegt, darin ein „halbrunder Schild“ mit den zwei
Forellen. Den Dreipaß füllen gerundete Kerbſchnitte.
Dies Siegel dürſte um 1460 geſchnitten ſein.
5. (22 mm) a. U. 1589 (A. B.). Umſchrift ähnlich
wie Nr. I, welcher das Siegel nachgebildet zu fein
ſcheint: „KS de. Vorchheim.“ Spätgotiſcher Drei:
ecksſchild mit den zwei Forellen, im Siegelfeld Ranken.
Dieſes Siegel dürfte wegen der Schildform und des
Namens „Vorchheim“ erft Ende des 15. oder Anfang
des 16. Jahrhunderts geſchnitten ſein.
6. (60 mm) a. U. 1613 (F.) und 1626 (A. B.).
Swiſchen Doppelrandlinien mit lateiniſcher Capidarſchrift
die Umſchrift: „K Sg. T Comunitatis (Blatt) civium
(Blatt) in (Blatt) Vorcheim 1579 (got. Sahlen).“ Im
Siegelſchild ſteht ein „Renaiſſanceſchild“, mehrfach eins
gekerbt und gerollt, mit den zwei Forellen. Durch den
Schild laufen Wellenlinien.
7. (56 mm) a. U. 1641 (A. B.). Swiſchen zwei
£inien in „lateiniſcher Majuskel“ die Umſchrift:
„& Sigill $ civitatis & Vorcheimiensis (Rankenverzie—
rung).“ Im Siegelfeld ſteht ein „Barockſchild“, mit
Oval, in welchem die zwei Forellen, unter dem Schild
ſteht V. Dies und das folgende Siegel dürften ca. 1610
geſchnitten ſein.
8. (22 mm) a. U. 1720 (A. B). Siegelaufdruck
auf Papierurkunde. Schriftrand mit Perlenkreis innen.
Umſchrift: „& S & civ & Vorcheim & &.“ Im Siegel:
feld dasſelbe wie bei 7.
Da wir früher gehört haben, daß die Städte, ehe
s „Städtewappen“ gab, ihre Sinnbilder immer fret
ſtehend im Siegelfeld führten, bei Forchheim aber vom
älteſten Siegel an ſchon die zwei Forellen, im „Schild“
erſcheinen, alſo bereits ein „Wappenbild“ ſein müſſen,
ſo treten uns zunächſt zwei Fragen entgegen, die wir
beantworten müſſen: I. find die zwei Forellen im Schild
etwa das eigene „Wappenbild“ „eines Landesherrn“,
d. h. eines Bamberger Bifchofs oder ein freigewähltes
„redendes Wappenbild“, welchem ein Kandesherr feine
Farben gab oder 2. auf wen ſonſt ſind als Urheber
Stadtſiegel und Stadtwappen zugleich zurückzuführen d
Wir verſuchen zunächſt die Cöſung der erſten Frage.
Stadtſiegel kommen, wie wir hörten, erſt ſeit 1250 in
größerer Sahl in Aufnahme, ja die Hauptſtadt Sam:
berg ſelbſt erhielt erſt 1255 ihr Siegel von Biſchof
Edbert. Da das älteſte Stadtſiegel von Forchheim aber
1510 an Urkunde auftritt, urkundlich 1522 als ,ane
hängendes Stadtſiegel“ benannt iſt und die Entſtehungs⸗
zeit desſelben um ſeines Schnittes und ſeiner Ausſtattung
willen (3. B. die Verzierung und Füllung des Siegel—
feldes mit Lindenblattranken) früheſtens bis zur Mitte
des 13. Jahrhunderts hinaufreichen kann, ſo haben wir
die Wappen der LCandesherrn zunächſt von 1250 ab
bis 1310 auf die mögliche Ableitung des s
zu prüfen.
Im Jahre 1242 1257 iſt Biſchof von Bamberg
Heinrich I., bisher „von Schmidelfeld“ genannt, weil
man aus der Derzichtsurfunde feines Vetters Konrad
von Schmidelfeld auf die bambergiſche Vogtei in Theriſſe
(Theres) vom 14. Januar 1242, der den Biſchof darin
ſeinen consanguineus nennt, ſchloß, dieſer ſei desſelben
Geſchlechts. Die Schmidelfelder waren Reichsminiſterialen
und führten nach dem der Urkunde anhängenden Drei⸗
ecksſchildſiegel Konrads einen Rechtsſchrägbalken mit
drei Lilien belegt, Umſchrift: K S. Cuonradi de Smidel-
feldt. Nun iſt aber durch G. Boſſert nachgewieſen
aus einer Urkunde vom März 1240, daß Biſchof Bein-
richs Bruder ein Konrad Mönch „von Bilversheim“
Vogt von Wimpfen war. Dieſe Urkunde ſiegelt Kon⸗
rad. Das Dreiecksſchildſiegel zeigt drei ſchrägrechts
geſtellte Schwerter, die Kndufe nach oben; die Um⸗
ſchrift lautet: K S. Cu(n)radi monach(i) a(d)vocati
Winpine (ſ. Württemberg Urkundenbuch 4, 29). An
weiteren Urkunden vom 26. Juni 1241 und vom I. Ok-
tober 1245 zu Nürnberg finden ſich ſeine Siegel. Hier
heißt er: Chuonrad de Pilversheim, dictus monachus.
Biſchof „Heinrich J.“ iſt alſo ein „Bilversheimer“
(der Name lautet auch Bilverninckeim, Bilverskeim)
aus dem heutigen badiſchen Ort Pülfringen bei Tauber⸗
bifchofsheim. Die Wappenfarben find bisher nicht be»
fannt geworden. Da aber die Schwerter wohl faum
anders als weiß fein dürften (mit gelben Knäufen), fo
dürfte ein rotes Feld ſich mit großer Waohrſcheinlichkeit
ergeben — denn zu Weiß tritt im Bereiche der Bis
timer Würzburg und Mainz faft immer Rot.
Biſchof Heinrih I. war es, der von Kaiſer
Friedrich II. unter anderen Rechten, als Sehnten und
Sölle zu erheben, im Jahre 1242 auch das Münzrecht
erwarb, wozu ihm der Kaifer die bisher mehrfach be-
ſtrittenen Kandeshoheitsrechte verlieh, fo daß er zuerſt
„Fürſtbiſchof“ und „wirklicher Tandesherr“ des bam:
bergiſchen Gebiets ward.
Auf ihn folgte Berthold Graf von Leiningen (1258
bis 1285). Er führte drei weiße Adler in Blau.
Arnold Graf von Solms (1286 bis 1296) führte
einen blauen Löwen in Gelb. — Leupold I, von Grind⸗
lach (1296 bis 1303) führte im gefpaltenen Schild vorn
in Rot zwei gelbe Leoparden, hinten von Schwarz und
Gelb ſechsfach ſchrägrechts geteilt. — Wülfing von
Stubenberg (1504 bis 1318) führte in Schwarz einen
weißen geſtürzten Anker mit gelbem Baarzopf (oder
Tau) durch den Ring.
Da die erſten „Städtewappen“, im „Schild“ ftehend,
nachweisbar bereits um 1250 auftreten, wie ſich dies
namentlich aus „redenden“ Wappen ergibt, bei welchen
das Eigentumsrecht nicht in Frage ſtehen kann, ſo z. B.
der Landſchaft Uri 1248, Aarberg 1249, Aarau 1266,
Biel 1273, Waldkirch 1299, Horn i/ Gſterr. 1512, Brieg
1518, Bifchofftein 1585 uſw., jo fteht nichts im Wege,
daß Forchheim in der fraglichen Seit zwiſchen 1249
und 1257 wie ein Siegel, ſo auch ein eigentliches
„Wappen“ durch den Landesherrn Heinrich I. von
Bilversheim erhalten haben kann, welcher der Stadt
alſo nicht ſeinen „eigenen Wappenſchild“, ſondern ein
„redendes Wappen“ in feinen Farben, alſo zwei weiße
Forellen in Rot, gegeben hätte.
Es bleibt aber auch noch die Möglichkeit, daß der
Siegel⸗ und Wappenverleiher ein Kaiſer oder König
wäre, welcher der Stadt ſein Wappenbild ſelbſt nicht
geben mochte, weil er nicht der zuſtändige Candesherr
war, und ſich deshalb darauf beſchränkte, ein „redendes“
Wappenbild mit ſeinen eigenen Farben auszuſtatten.
Wer könnte dies aber in der Seit von 1250 bis 1510
getan haben d
Die Hohenſtaufen bis zu Konradin führten in Gelb
einen ſchwarzen Löwen. Sur Seit des Interregnums
führte Wilhelm von Holland (1247 - 1256) im roten
Schildhaupt über Blau einen wachſenden gelben Cöwen,
Richard von Kornmallis (1257 — 1272) in Weiß einen
roten gekrönten Löwen, umgeben von einer ſchwarzen
Bordur, die mit elf gelben Münzen belegt iſt, Alphons
von Kaſtilien im gevierten Schild: 1. und 4. in Rot ein
gelbes dreitürmiges Kaſtell, 2. und 5. in Weiß einen
roten Löwen. Die beiden Habsburger Rudolf I. (1275
bis 1201) und Albrecht I. (1208 bis 1508) führten einen
roten gekrönten Löwen in Gelb als Hausfarben; *)
Adolf von Naſſau (1291 bis 1298) führte einen gelben
gekrönten Löwen im blauen mit gelben Schindeln be ⸗
ſäten Feld und Heinrich VII. von Luxemburg (1308 bis
1314) einen gekrönten roten Löwen in einem von Weiß
und Blau zehnmal geteilten Schild. —
Unter den genannten Kaiſern und Königen könnte
ſomit Albrecht I. (1208 1308), der allein die Farben
Weiß in Rot führte, gleichfalls der Stadt Forchheim
ihr Siegel und das redende Wappenſchild in ſeinen
Farben verliehen haben.
Da dieſe zwei Möglichkeiten offen ſind, ſo müſſen
mir uns fragen, welche die größere Wahrſcheinlichkeit
für ſich hat. Albrecht I. reicht mit feiner Regierungs-
zeit bis nahe an das Jahr der erſten Urkunde 1810
hin, nach welchem die noch erhaltenen Urkunden mit
dem älteſten Stadtſiegel in faſt konſtanter Reihe folgen
(jo: 1510, 1322, 1524, 1527, 1529, 1535, 1556, 1540,
1542, 1347, 1351, 1352, 1555, 1354, 1556, 1360 uſw.)
und dies hätte in dieſer Hinficht die größere Wahr ⸗
ſcheinlichkeit für ſich, auf der andern Seite aber ſpricht
für Heinrich I. von Bilversheim und feine Verleihung
von „Stadtſiegel“ und „Stadtwappen“ an Forchheim
die klare Norm des ſchwäbiſchen Candrechts, die dies
Derleihungsrecht dem „Landesherrn“ insbeſondere vor—
behält, ſo daß ich für meine Perſon trotz der fehlenden
Urkunden zwiſchen 1257 und 1510 mich für den letzteren
entſcheide. Übrigens ſind ſtädtiſche Urkunden vor 1500
nur ſelten noch erhalten.
Meine frühere Meinung, daß beides von einem
böhmifchen König herrühren werde, hat ſich fomit als
irrig herausgeſtellt. Freilich hatte bei Annahme ſpäterer
Verleihung dieſe Meinung eine hiſtoriſche Wahrſcheinlickh⸗
keit für ſich, denn Kaiſer Karl IV. verlieh auf dem
*) Der Letztere aber war ſeit 1282 Herzog von Gſterreich
und führte ſeitdem in Rot einen weißen Balken.
133 —
Reichstage zu Nürnberg im November und Dezember
1555 dem Nachbarort Sorchheims, Baiersdorf, auf
Verlangen ſeiner Beſitzer, der Burggrafen Johann II.
und Albrecht von Nürnberg, zugleich mit Wunſiedel
und anderen Orten, „Stadtgerechtigkeit“, worauf der
Burggraf Johann dem neuen Candſtädtchen ein
„Wappen“ gab; und ebenſo erhielt der zweite Nachbar—
ort Forchheims, Erlangen, welcher 1561 noch als
„Dorf“ durch den Bamberger Fürſtbiſchof Ceupold III.
von Bebenburg an Kaifer Karl IV., beziehungsweiſe die
Krone Böhmen, verkauft worden war, bald darauf
durch Karl als „Landesherrn“ 14. Oktober 1575 „Markt⸗—
gerechtigkeit“ und durch König Wenzel 7. Juli 1598
„Stadtgerechtigkeit“ mit „Siegel und Wappen“ (in
Rot über einer weißen Sinnenmauer wachfend der
weiße doppelſchwänzige gekrönte böhmiſche CTöwe mit
gelben Waffen, das typiſche Bild böhmiſcher Städte),
kam jedoch ſchon 1402 als böhmifches Lehen von
König Wenzel an feinen Schwager, den Burggrafen
Johann III. von Nürnberg.
Wenn wir am Schluſſe die Ergebniſſe der Unters
ſuchungen noch einmal rekapitulieren, ſo finden wir:
1. Die Wandmalereien im Erdgeſchoß und Obers
ſtock des Schloſſes find um 1500 unter Biſchof Lambert
von Brunn gemalt, dem Erbauer des Schloſſes bis
1580.
2. „König Wenzel“ und „feine Wappen“ find im
Erdgeſchoß mit allegoriſchen Beziehungen auf das
Bistum und das böhmiſch⸗luxemburgiſche Haus dar⸗
geſtellt.
5. Swiſchen Biſchof Lambert von Brunn und
Karl IV., wie Wenzel, beſtanden die allerengſten Be⸗
ziehungen, da er deren einflußreicher Rat und Reichs⸗
kanzler war.
4. Die Dermutung der Nachbildung der Verkündi⸗
gung Mariä nach der Prager Darſtellung dürfte ſomit
als wahrſcheinlich erwieſen ſein.
5. Die erſte Urkunde des „Stadtrechtsbuchs“ datiert
En 1505 bis 1310 unter Biſchof Wülfing von Stuben⸗
erg.
6. Die Stadt Forchheim dürfte zwiſchen 1040 und
1062 bereits unter Biſchof Suidger (dem ſpäteren Papſt
Clemens II.) oder Biſchof Günther „Stadtrecht“ er:
halten haben.
7. Das älteſte „Stadtſiegel“ und zugleich das
„redende Stadtwappen“: zwei weiße Forellen in Rot
dürfte die Stadt durch Biſchof Heinrich I. von Bilvers⸗
heim zwiſchen 1249 und 1257 ſchon, oder ſpäteſtens
durch Kaiſer Albrecht I. auf Antrag des Biſchofs zwiſchen
1298 und 1508 erhalten haben.
8. Die Forchheimer Siegel find entftanden: 1. ca.
1255, ſpäteſtens ca. 1505; 2. ca. 1410; 5. Sekret ca.
1450; 4. Sekret ca. 1460; 5. ca. 1500; 6. 1579;
7. ca. 1610; 8. ca. 1610.
Das Mappen der Familien v. Engelboſtel,
v. Stöcken und v. Weltze.
Das nachſtehende Wappen: in Gold ein roter Quer⸗
balken (auch Schrägbalken), oben und unten mit je drei
ſilbernen Garben beſetzt, welche von einem roten Bande
in der Mitte umſchlungen ſind; auf dem Helm ein
rot-goldener Wulſt, darüber ein Pfauenbuſch; Decken
roth golden; Variante: ſtatt der Garben: Mauerpinſel
mit roten Griffen, haben die Familien v. Engelboſtel,
v. Stöcken und v. Weltze geführt. Mit Rüdficht auf das
ye
ni
gleiche, fonft nicht vorfommende Wappen und die Wake
ihrer Stammſitze — in der nächſten Umgebung von
Hannover — ſind die Familien als ſtammverwandt an⸗
zuſehen. :
v. Engelboſtel, Engelborſtel, Engelingborſtolde, Ede-
lingboſtelde, Engelincheborſtele. Der Stammſitz dieſer
Familie — Engelboftel — liegt nordweſtlich von Han⸗
nover. Der Ort iſt ſehr alt und kommt ſchon 1035
als „Helingaburſtalla“ vor. Suerſt erſcheinen urkund⸗
lich im Jahre [223 Renoldus, Chidericus I. und Ludo-
wicus I. Mit £udwig IV., welcher noch 1360 vor:
kommt, aber 1367 verſtorben ift, ift die Familie erlofchen.
Reinold (Renoldus) Dietrich I(Tidericus) Ludwig I 1223
1225 — 1230 1223
Johann I 1276 Ludwig II 1256 1286 Dietrich II
> Adelheid 1240 — 1266
Dogt zu Hannover 1260
„
Arnold 1272 TLudwig III 1272 — 1315
X Eliſabeth 1299
Vogt zu Hannover 1306
Hartwig! Hardeke Harte ⸗ Johann II Brüning 1299 f 11. Juni
wicus 1299 — 1338. 1299 f vor 1545. Dekan in Minden
Vogt zu Rahden 1320 1329 1306 — 1323, 1331. Bi⸗
bis 1334 * Sydefe ſchof in Minden 1324.
Domprobſt in Minden
15357 — 1545
Bart- Johann III Ludwig IV 1329 + vor 1367 (Ultimus)
wig II 1319 X Fredeke 1342
1348 f 22. Juli 1552 Burgmann auf dem Grinenberg 1350.
Die v. Engelboftel waren Mindenſche Lehnsvaſallen
und hatten Cehnsbefig zu:
Duendorf, wüft bei Wunſtorf, jetzt noch Domäne;
auf dem Brühl in Hannover;
Debberode (Detborgerode), wüſt bei Hannover;
Garbſen, Kreis Neuſtadt a / R.;
Kirchrode und Engelboftel, Candkreis Hannover;
Geſtorf, Kreis Springe;
Bothmer, Kreis Fallingboſtel;
Brockum, Kreis Diepholz;
Rheinfen, Kreis Rinteln;
Varel und Rhaden, Kreis Lübbecke i / W.;
Dornhagen, Habichhorſt und Heuerſen (Schaum⸗
burg · Cippe). | |
Das Wappen der v. E. findet fih abgebildet Grupen,
orig. et antiq. Hanov. S. 100.
Literatur und Quellen.
Calenberger Urkundenbuch von v. Hodenberg: I. 18, 45, 83,
96. 101, 103, 10%, 111, 168; III. 186, 250, 262, 345,
455, 440, 616 Anm., 639 Anm.; V. 41, 69; VI. 9, 10,
62, 63, 76, 93; VII. 39, 114; IX. 14, 20, 54.
Sudendorf, Urkundenbuch I. 171, 184 Nr. 34 u. 634. 220,
262, 311, 401. 517; II. 22, 23, 22, 297, 350, 470, 567,
III. 313. |
Hoyer Urkundenbuch von v. Hodenberg: I. 1050; VI. 21;
VIII. 129.
Diepholzer Urkundenbuch von v. Hodenberg: I. 25.
Marienroder Urkundenbuch Nr. 281, 283, 284. (Heft IV des
Urkundenbuchs des Hiſtoriſchen Vereins für Niederſachſen.)
Wippermann, Urkundenbuch des Stifts Obernkirchen Nr. 159
u. 286.
Urkundenbuch der Stadt Hannover Nr. 17, 86, 88, 107.
(Heft V des Hiſtoriſchen Vereins für Niederſachſen.)
Grupen, orig et antiq. Han. S. 100, 101, 197.
Treuer, Geſchichte der v. Münchhauſen, Urkundenſammlung
S. 16, (2, 26.
Geſchichte der v. d. Busſche, Urkunde Nr. 91.
Samey, Geſchichte der Grafen v. Ravenftein S. 106
Seyfer, Geſchichte der Grafen v. Wunſtorf S. 32.
Spilker, Geſchichte der Grafen v. Wölpe S. 235, Urkunde
Nr. 55 u. S. 134. (Ort.)
Würdtwein, nov. subs. dipl. IX. S. 100 104, 106, 135, 140,
145, 148, 153, 171, 424 427, 430; X. S. 68 71, 73, 82,
91, 121. 123, 125, 150; XI. S. 162, 200.
Nieſert, Münſterſche Urkundenſammlung V. S. 157.
Scheidt, vom Adel S. 455.
Mithoff, Kunſtdenkmale im Hannover.hen III. S. 28, 208.
Kunstdenkmäler der Provinz Hannover — Landkreis Han-
nover — S. 15.
möſer, Geſchichte von Osnabrück III. S. 196.
Culemann, Mindenſche Dompröbſte S. 69, 85.
Weidemann, Geſchichte des Kloſters Loccum S. 142, Urk.
XXVa.
Vierteljahrsſchrift des Herold 18990 Heft I =. 52, 53.
Vaterländiſches Archiv des Königreichs Hannover V. S. 225
bis 255, Jahrgang 1829 I. S. 349— 555, 1830 II. S. 515
bis 321, 1856 S. 469 ff.
v. Mülverſtedt, ausgeſtorbener Adel der Provinz Sachſen
Suppl. I. Text, S. 21.
II.
v. Stöcken, Stockhem, Stochem, Stockheimb.
Der Stammſitz dieſer Familie liegt nördlich von
Hannover. Der Ort kommt ebenfalls urkundlich bereits
1033 vor. Suerſt erfcheint urkundlich Henricus de
— 135 —
Stochem 1211. Mitte oder Ende des 14. Jahrhunderts
dürfte die Familie erlofchen fein.
Heinrich 1211 —1215
Brüder: Diedrich I Ludwig I Conrad 1267
1255 — 1277 1255 — 126
Ludwig II. 1295 Diedrich II. Berthold 1320
1297 — 1520 F vor 1336
Ludolf 1356 — 1348
Die v. Stöcken waren Mindenſche Lehns vaſallen und
hatten Lehnsbeſitz zu:
Stöcken und Ihme, Landkreis Hannover;
Barrigſen, Harenberg und Stedegem, wüſt bei
Ceveſte, Landkreis Linden.
Das Wappen der v. Stöcken findet ſich abgebildet
| Grupen 5. 128.
Siteratur und Quellen.
Calenburger Urkundenbuch I. 46, 72, 96, 103, 119, 125, 126;
III. 509, 567, 595 Anm. 1; VI 4, 50, 54; IX. 53, 60.
Sudendorf I. 184 Ur. 29 u. 148.
Urkundenbuch der Stadt Hannover Ur. 17, 36, 66, 88, 198,
229 — 231, 265, 266.
Treuer, v. Münchhauſen, Urkundenſammlung S. 20.
Grupen S. 99, 127-129, 140.
v. Mülverſtedt, Suppl. I Text S. 21.
Seitſchrift des hiſtoriſchen Vereins 1868 S. 108.
Es hat im Calenbergſchen und Hildesheimfchen meh⸗
rere Familien v. Stöcken gegeben, deren Mitglieder
ſchwer auseinander zu halten ſind:
Es mögen hier folgende Familien erwähnt ſein:
I. v. Stöcken, Stammſitz gleichen Namens, Pur bei
Sorſum weſtlich von Hildesheim;
2. v. Stöcken, Stammſitz gleichen Namens, Kreis
Fallingboſtel;
3. v. Stöcken, Stammfig gleichen Namens, Kreis
Neuſtadt a / R.;
4. v. Stöcken, Stammſitz gleichen Namens, wüſt bei
Hameln; Wappen: ein Widderkopf;
5. v. Stöcken, Stammſitz Stöckheim, Kreis Einbeck;
Wappen: ein Schrägbalken;
6. v. Stöcken, Stammſitz Stöckheim an der Oder;
Wappen: ein abgehauener Stamm.
III.
v. Weltze, Weltzen, Welſe, Welſede, Delzedhe, Vel⸗
ſtede, Velſede.
Der Stammſitz dieſer Familie lag zwiſchen Ronnen⸗
berg und Gehrden (bei Hannover). Dieſer Ort kommt
urkundlich vor: Calenberger Urkundenbuch I. 68, 129,
229, VII. 53, IX. 170 S. 139; Sudendorf VI. 109
Nr. 27, 72, 269, 310, 545. An die Wüſtung erinnert
noch das „Dehliter Holz“ bei Ronnenberg und die
„Vehlſter Prieche“ in der Kirche zu Ronnenberg.
Die v. Weltze waren anſäſſig zu Redderfe, Cand⸗
kreis Linden, und zu Wevelſe wüſt bei Herrenhauſen.
Die Wevelſer Maſch — der Volksmund hat hieraus
Weſermaſch gemacht — gibt noch Kunde von dieſer
Wüſtung.
Suerſt kommt Henricus de Welsede 1242 bis 1260
urkundlich vor. Ludolf v. Welſede war 1568 Probſt
zu Barſinghauſen.
Die v. Weltze find ſpäter, wie eine Reihe von Sa:
milien des Calenberger Uradels, infolge ihrer Eigen-
ſchaft als Mindenſche Tehnsvaſallen nach Weſtfalen
gekommen.
1509 finden wir Jasper v. Welze gen. Engeling»
boſtel als Burgmann auf dem Schloß Friedewalde
(Kreis Minden) und im 16. und 17. Jahrhundert war
die Familie zu Natzungen, Kreis Warburg, anſäſſig.
Ende des 17. Jahrhunderts dürfte die Familie aus-
geſtorben ſein.
Das Wappen findet ſich bei v. Spießen, „Weſtfäli⸗
{cher Adel“, Tafel 550. Ferner auf Epitaphien in den
Kirchen zu:
Flegeſſen, Kreis Springe, Mithoff I 33;
Wennigſen, Landkreis Linden, Mithoff I 177, 178;
Rheden, Kreis Gronau, Mithoff III 216, 217;
Fiſchbeck, Braffhaft Schaumburg, „Herold“ 1908
Nr. 3 S. 59;
Geſtorf, Kreis Springe;
Haſtenbeck, Kreis Hameln.
Das bei v. Meding, Nachrichten über adlige Wappen
Bd. II Nr. 957, fälſchlich unter v. Weltzien angegebene
Wappen dürfte hierher zu rechnen ſein.
Die Familie iſt nicht zu verwechſeln mit einer aus⸗
geſtorbenen Familie gleichen Namens, deren Stammſitz
„Welſede“ in der Grafſchaft Schaumburg liegt. Die⸗
ſelbe war auch zu Münder, Kreis Springe, und Reher,
Kreis Hameln, anſäſſig, erſcheint in Urkunden des
Stifts Hameln und des Stifts Obernkirchen im 15. und
14. Jahrhundert und führte im Wappen einen ge—
flügelten Greif.
Literatur und Quelleu.
Calenberger Urkundenbuch I. 26, 39; III. 645; V. 42; VII.
40, 164.
Treuer v. Münchhauſen, Urkundenſammlung S. 29 u. 54.
Seitſchrift des Hiftorifchen Vereins 1868 S. 121.
Vierteljahrsſchrift des „Herold“ 1899 Heft J S. 126.
Hönig, Adelshiſtorie Bd. II. S. 88.
Syke. Amtsgerichtsrat v. Bennigſen.
Was fall der Beraibiker von hiſtoriſcher
Waffenkunde wiſſen?
Mit einer Tafel.
II.
Ich beginne meinen heutigen Vortrag mit Be—
ſprechung der Turnierrüſtungen, die in ihren Formen
der Spätgotik und dem Anfang der Renaiſſance ges
meinſam find und nur in der Stiliſierung der Einzel.
heiten ſich dem jeweiligen Seitgeſchmack anſchließen.
Die Rüftung für die älteren Turniere unterſchied
ſich nicht von derjenigen für den Krieg, als aber ſpäter
— 156 —
das Turnier zu einer Art Sport (ich möchte den Aus:
druck „Spielerei“ vermeiden) umgeſtaltet wurde und
kaum mehr als Vorübung zum Kriege gelten konnte,
fo wurden die Rüftungen den verſchiedenen Arten des»
ſelben entſprechend geformt und bildeten fic) unab⸗
hängig von der Kriegsrüſtung weiter. Man unterſchied
vier Hauptarten von Turnier, von denen die beiden
erſten in zahlreichen Varianten ausgeübt wurden.
Es find dies: IJ. das Geſtech, 2. das Rennen,
5. das Kolbenturnier, 4. das Fußturnier.
Sum Geſtech gehörte das „Stechzeug“. Der Helm,
Stechhelm, iſt ſehr groß und plump; er hat ſich aus
dem Topfhelm entwickelt, bei dem das Gefichts- und
Nackenſtück immer mehr eingezogen wurden (je älter
der Stechhelm, deſto ſteiler iſt er), beide Teile erhielten
einen fortlaufenden Anſatz, damit der Helm auf Bruſt,
Schultern und Rücken aufſaß. Der Hinterkopf iſt ſtark
herausgetrieben. Der Helm beſteht aus drei Stücken:
dem Geſichtsteil, dem Stirn und dem Nackenſtück, die
mit großen (vielfach meſſingenen) Nägeln miteinander
verbunden find. An den Seiten des Vackenſtücks be⸗
finden ſich reihenweis angeordnete, im Seitgeſchmack
ornamentierte Luftlöcher, das Scheitelſtück zeigt eine
Anzahl, meiſt acht, paarweis geſetzte Löcher zum Be⸗
feſtigen des Helmfutters, der Harnaſchkappe, deren
Schnüre hindurchgezogen und außen zuſammengebunden
wurden. Bei italieniſchen Stechhelmen hat das Gefichts-
ſtück häufig rechts ein kleines „Fenſter“ zum Aufklappen.
Der Ritter ſieht mit geſenktem Kopf durch den zwiſchen
dem Scheitel und Geſichtsſtück freigelaſſenen „Sehſpalt“.
Dorn und hinten ift der Stechhelm an das Bruft- bezw.
Kückenſtück angeſchnallt, oder aber vorn mit Hilfe eines
ſtarken Scharniers angeſchraubt, hinten greift eine lange,
vertikal ſtehende Schraube (Helmzagelſchraube) mit ihrem
unteren, nach innen gekrümmten Ende in ein Loch des
Kückenſtücks, durch feſtes Anziehen der Schraube wird
der Helm feſtgehalten. (Fig. 1.)
Die Bruſt iſt plump gewölbt, ohne Grat, unten
ein kurzer „Bruech“ mit den Bauchreifen angeſchraubt,
daran ſind die kurzen, unten meiſt eckigen „Schöße“
angeſchoben oder angefchnallt.
falls geſchoben. Der Rüden iſt aus zwei Teilen
zuſammengeſetzt, deren unterer an den oberen angenietet
und häufig in der Taille ſehr ſchmal ausgeſchnitten iſt.
Er läuft meiſt in ein ſchmales, nach unten breiter
werdendes Stück, das „Schwänzel“, aus. Bruſt und
Kücken, die mit ſtarken aufgeſchraubten Scharnieren zu—
ſammengehalten werden, find an der rechten Seite abe
geflacht, um den großen hinteren Rüſthaken, deſſen Griff
ſich nach unten biegt, anbringen zu können, am Bruft-
ſtück iſt er mit zwei großen Schrauben befeſtigt; über
ihm ſitzt der kleinere vordere Rüſthaken, unbeweglich,
leicht nach oben gekrümmt.
Ein eiſerner Halsfragen gehört zu keiner,
weder Feld- noch Turnierrüftung, der gotiſchen
Periode und iſt erſt ſpäter erfunden worden.
Das Armzeug hat kleine Vorder. und größere
Binterflüge, der rechte Vorderflug iſt wegen der Canze
Dieſe ſind meiſt eben⸗
und iſt an die Bruſt unbeweglich angeſchraubt.
ausgeſchnitten, daran hängen große Schwebeſcheiben,
deren rechte unten abgeſchnitten iſt. Die Schiebung
der Oberarmſchienen if, im Gegenſatz zur Kriegs»
rüſtung, ſtets von unten nach oben gehend.
Beim Unterarmzeug läuft die innere Schiene nach
oben zu in eine große Muſchel aus, welche die Arm—
beuge deckt. Das linke Unterarmzeug läuft in eine
unbewegliche kantige „Tatze“ aus, die die linke (Stigel-)
Hand deckt.
Handſchuhe und Beinzeug gehörten im allgemeinen
nicht dazu.
Die Stechtartfche iſt oben eckig, unten leicht gee
rundet und auf der linken Seite des Bruſtſtücks auf⸗
gebunden.
Der Sattel iſt ſehr hoch, ſo daß der Reiter darin
fteht, fein Dorderbogen läuft um die Bruſt des Pferdes
und iſt fo groß, daß er die Beine des Reiters voll:
ſtändig deckt. Der hintere Bogen iſt nur ein ſchmales
Geſtell, deſſen obere Querleiſte ſich halbkreis förmig um
den Körper des Reiters legt. Dies heißt der Sattel
im „hohen Gezeug“. |
Die Lanze, Stechftange, ift ſehr lang und did,
häufig mit Stoff bezogen, unten mit einem Schußblech
für die Hand und oben mit einem dreiſpitzigen Eiſen,
dem „Krönig“, verſehen. Sie iſt niemals kannelliert.
Das Pferd trägt eine eiſerne Rofftirne, die bei
manchen Arten des Geſtechs keine Augenausſchnitte hat,
„geblendet“ iſt. Außerdem trägt das Pferd die
Kovertüre. (Fig. 2.)
Es kam beim Geſtech darauf an, die Tanzen zu
ſplittern, nicht aber den Reiter aus dem Sattel zu
heben, daher deſſen Konftruftion.
Die Rüſtung zum Rennen heißt „Rennzeug“.
Bruſt und Rücken ſind ähnlich wie beim Stechzeug, nur
die Armausſchnitte des Rückens ſehr groß und die
(vorderen) Schöße bedeutend länger.
Der Helm iſt eine Art Schallern, „Rennhut“
genannt. |
Der „Rennbart“ entſpricht dem „Bart“ der Feld—
rüſtung, nur geht er höher hinauf und tiefer herab
Die
beiden Rüſthaken entſprechen denen des Stechzeugs.
Arm: und Beinzeug, fowie Handſchuhe wurden
nicht getragen.
Der Sattel hat einen hohen Vorder- und gar keinen
Hinterbogen, da der Swed des Rennens, abgeſehen
von einigen beſonderen Arten, war, den Gegner aus
dem Sattel zu heben, hinter das „Roß zu ſetzen“. Su
beiden Seiten des Sattels hängen die „Streiftartſchen“,
die die Beine ſchützen ſollten.
Die Tanze iſt nicht fo ſchwer wie die Stechſtange,
jie hat eine kurze eiſerne Spitze und über dem Hand»
griff eine große Brechſcheibe, die häufig die ganze rechte
Seite des Reiters deckt.
Der Schild, die „Renntartſche“, iſt ebenfalls ſehr
groß, oben der Form des „Bartes“ entſprechend ge—
wölbt, den ſie bedeckt, und links ſich weit nach außen
verbreiternd, ſo daß ſie die ganze linke Seite des
Reiters fchüßt.
angeſchraubt.
Die Ausſtattung des Pferdes iſt dieſelbe wie die
beim Geſtech. (Fig. 3.)
Ich muß es mir hier, als aus dem Rahmen meiner
Darſtellung fallend, verſagen, auf die einzelnen Arten
des Stechens und Rennens einzugehen und verweiſe
auf die vortreffliche Erläuterung in Wendelin Böheim's
„Waffenkunde“.
Beim Kolbenturnier, das mit hölzernen Streit⸗
kolben oder ſtumpfen Schwertern ausgefochten wurde,
entfprechen Bruft, Rücken⸗ und Armzeug der Feld—
rüſtung, aber ohne Beinzeug, dazu kommt der Sattel
im „hohen Gezeug“, ſowie der „Spangenhelm”. (Sig. 5.)
Alte Abbildungen geben zwei Arten von Spangen⸗
helmen, eine größere kugelförmige, mit gewölbtem Gitter
vor dem Geſicht, und eine kleinere mit (meiſt fünf) ſenk⸗
rechten Spangen, deren mittelſte immer über die Naſe
läuft. Von den erſteren haben ſich verſchiedene Stücke
in Muſeen erhalten, die sie abgebildet und all»
gemein befannt find.
Don der zweiten Art aber ift merkwürdigerweiſe
nicht ein einziges Stück auf uns gekommen, fo daß es
ſchwer iſt, ſich ein naturaliſtiſches Bild davon zu machen.
Ganz ſinnlos iſt der Rekonſtruktionsverſuch bei Diollet-
le-Duc (Bd. II S. 353), der dieſen Helm von der
früheſten Art des Difierhelms, dem Kugelhelm, ableiten
will, während er doch ſicher eine Abart des Stechhelms
iſt, worauf die gleichzeitigen Abbildungen durch ihre
ganze Darſtellungsart hindeuten.
Ich möchte bei dieſer Gelegenheit überhaupt einige
Worte über Viollet-le-Duc verlieren, der nach meiner
Anſicht vielfach ſehr überſchätzt wird. Dieſer Autor
gibt zwar vortreffliche Abbildungen, wenn er vor⸗
handene Originale wiedergibt, verliert ſich aber in die
ſonderbarſten Phantafien, wenn er auf Grund alter
Miniaturmalereien Rekonſtruktionsverſuche macht. Die
alten Miniaturmaler waren meiſtens Mönche, alſo keine
Fachleute, die den allgemeinen Eindruck des Ge:
ſchauten allerdings gut wiedergaben, in allen Einzel⸗
heiten aber unzuverläſſig find. Wäre Viollet-le-Duc ſich
hierüber klar geweſen, fo würde er keine Bilder ge⸗
bracht haben, wie Bd. V S. 357, Bd. VI S. 286 u. 287,
oder die Tanze mit den Stahlkugeln am Handgriff
Bd. VI S. 162, und viele andere, ganz abgefehen von
der unkritiſchen Art, wie er die auf Pl. 2 Bd. V ab-
gebildete Riiftung beſpricht, die doch zweifellos aus
nichtzufammengehörigen Teilen beſteht und wohl auch
teilweiſe ſpäter ergänzt iſt, die er außerdem — wie faſt
alles — viel zu früh datiert. Die einzig authentiſchen
Quellen für die Datierung find eben in der Hauptſache
mit Jahreszahl verſehene Grabſteine und ſonſtige
plaſtiſche Bildwerke. Ich würde dies nicht befonders
erwähnen, wenn nicht auf ſeine Autorität hin dieſe
Dinge fetther durch alle Koſtümwerke und hiſtoriſchen
Bilder die Runde gemacht und das ohnehin ſchon
Sie iſt am Bruſtſtück und am Bart
ſchwierige Kapitel ſtatt geklärt noch mehr verwirrt
hätten.
158“ —
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Sum Fußturnier, dem „alten deutſchen Fuß
kampf“, trug der Ritter den „Kampfharniſch“ mit
einem modifizierten Kriegshelm der jeweiligen Periode
als Kopfbedeckung. Beide Achſeln ſind gleichartig ge—
formt, da hier keine Canze, alſo auch kein Rüfthafen
zur Verwendung kam. Die Schöße werden durch einen
rings umgehenden, abſtehenden Schurz erſetzt. Für heral—
diſche Swecke kommt dieſe Rüſtung kaum in Betracht.
Was nun die vielfach verbreitete Anſicht betrifft,
daß die dekorative Ausſtattung der Turnierausrüſtung
eine heraldiſche geweſen ſei, ſo finde ich dieſe durch
gleichzeitige Darſtellungen in keiner Weiſe beſtätigt.
Abgeſehen von dem ſogenannten Turnierbuch des
Königs René, in dem Kolbenturnierer mit großen
Spangenhelmen, Helmzieren nebſt Decken, ſowie heral—
diſchen Kopvertüren abgebildet find, und den bei Ströhl
(Heraldifher Atlas, Tafel III und IV) veröffentlichten
Figuren finde ich nirgends in die Augen fallende
heraldiſche Verzierungen.
Ich führe beſonders folgende bekannteren Bilder an.
J. Die Tafeln 152 und 133 bei Conrad Grünen-
berg. Die erſte ſtellt ein Kolbenturnier dar. Darauf
haben die Helme weder Simier noch Decke, die Kover—
türen ſind meiſt einfarbig, eine zeigt einen Wahlſpruch
mit Ornamenten. Das zweite Blatt zeigt einen Schwert»
kampf. Hier haben die Spangenhelme zwar Belmzier
und Decken, die Kovertiiren find aber ebenfalls ein
farbig, nur eine hat ein ſehr beſcheidenes Wappen»
ſchildchen.
2. Das mittelalterliche Hausbuch des Fürſten Wald.
burg Wolfegg. Bier iſt auf Tafel 20b und 21a ein
Geſtech, auf 21 b und 22a ein Rennen dargeſtellt Auf
20b und 21a zeigen die Pferdedecken Wahlſpruch und
Ornamente, auf 21b und 22a haben die Pferde gar
keine Decken, auf beiden tragen die Helme keine Simiere.
3. Der berühmte Kupferſtich von Mathäus Saſinger.
Im Dordergrunde iſt ein Rennen abgebildet, wobei die
Rennhiite allerdings mit allerhand Gegenſtänden ver—
ziert find, die Helmzieren fein können, die Pferdedecken
aber ebenfalls keine heraldiſchen Embleme tragen. Im
Hintergrunde naht eine Schar Turnierer zum Geſtech,
ohne irgend welche Wappenverzierung.
4. Für die ſpätere Seit der Triumpfzug Kaiſer
Maximilians von Hans Burgkmaier. Hier haben die
Helme entweder keine Verzierung oder wallende Feder—
büſche von Straußfedern, ganz vereinzelt helmzierartige
Gegenſtände. Die Pferdedecken ſind ornamentiert, mit
Spruchbändern, Amoretten und ähnlichem geſchmückt.
Ich muß aus dieſem allem ſchließen, daß eine heral⸗
diſche Verzierung der Turnierausrüſtung in dieſer Seit
für gewöhnlich nicht üblich war.
Spätere Turnierbücher des 16. Jahrhunderts zeigen
allerdings die Helme mit Simier und Decke, die Schilde
und die Kovertüren mit Wappen, allein ich glaube,
daß man hierbei zwiſchen ſolchen Darſtellungen unter-
ſcheiden muß, die das vom Künftler geſehene, das wirk⸗
liche Ceben wiedergeben ſollen (alfo die oben erwähnten
Bilder) und denen, die in der Form von turnierenden
— 138 —
Rittern lediglich eine Anzahl Wappen geben wollen,
alſo nur eine Art Wappenbücher ſind. Hierfür ſpricht
auch, daß die letzteren meiſt aus einer Seit ſtammen,
in der die dargeſtellten Rüſtungsformen längſt nicht
mehr im praktiſchen Gebrauch waren, ſondern nur noch
in der Wappenkunſt Verwendung fanden.
Dielfachem Wunſche entſprechend, will ich nun auch
noch die Riiftungen der ſpäteren Seit kurz beſprechen.
Sunächſt tft zu erwähnen die Maximilians rüſtung,
fälſchlich „Mailändiſche“ genannt. Sie tritt in ihrer
erſten Form, ohne Kanellierungen, zuerſt etwa 1500
auf. Charakteriſtiſch iſt der geſchloſſene Helm (Diſier⸗
helm), der auf dem Scheitelſtück vielfach ein bis drei
geſchnürte Wulſte hat. Manchmal „geht er im Kragen
um“, d. h. dem aufgetriebenen Oberrand des nun auf-
kommenden Barnifchfragens. Andernfalls ift das Nacken⸗
ſtück unten dreimal quer geſchoben. Der Kragen hat
meiſt drei Geſchiebe, die nach oben verlaufen. Die
Achſeln hängen entweder wie bisher an Federzapfen
oder ſie werden vom Kragen aus angeſchnallt. Sie
ſind entweder groß, die rechte ausgeſchnitten, mit hohen
Stoßkragen, oder einfache Schulterdecken, ſogenannte
Spangröls, dann vielfach mit Schwebeſcheiben verſehen.
Das Achſelſtück reicht auch hier bis in die Mitte des
Oberarms und läuft dann in einem rund um die Arm
ſchiene gehenden Führungswulſt.
Die Handſchuhe, mit kurzen rund umlaufenden
Stulpen, haben über den Knöcheln einen Wulſt. Sie
find ſelten gefingert, ſondern geſchobene Tatzen, Hengen
genannt.
Der Bruſtharniſch iſt kurz in der Taille und hoch
gewölbt. Der Rücken iſt auffallend flach, die oberen
Ränder beider verlaufen horizontal oder nach oben
konkav. Die Bruſt trägt den beweglichen, jetzt ſchon
mitunter geraden Rüſthaken. An die Bauchreifen find
die meiſt geſchobenen Schöße befeſtigt.
Die Diechlinge haben keine Seitendeckung, am oberen
Rand einen dicken Wulſt, weiter unten einen zweiten
ihm folgenden.
Die vorn breiten Schuhe („Bärenfüße“ oder „Kuh⸗
mäuler“) find an die Beinröhren angeſchoben.
Mit Ausnahme der Beinröhren ſind die einzelnen
Stücke der Rüſtung häufig der Länge nach mit feinen
Kanellierungen bedeckt, ſie unterſcheiden ſich von den
Kehlungen der Gotik dadurch, daß ſie ſtäbchenartig
her ausgetrieben find. Sämtliche Ränder find aufge⸗
worfen und wie auch die Wulſten geſchnürt. (fig. 6.)
Der Sattel entſpricht in der Form dem ſpätgotiſchen,
ſtimmt aber in der Arbeit mit der übrigen Rüſtung überein.
Pferdedecken werden jetzt zur Kriegsrüftung nicht
mehr getragen, ſondern der ſchwere Noßharniſch.
Der Helm wird nun häufig mit einem großen Buſch
von Straußfedern geziert.
Die Canze ijt noch der Reisſpieß des 15. Jahr-
hunderts, jetzt aber mit einer eiſernen Brechſcheibe
über dem Handgriff verſehen.
Die Turnierrüſtung entſpricht, wie oben angeführt,
der gotiſchen, zeigt aber ebenfalls die Kanellierungen.
In dieſen Formen erhält fich der Harniſch bis ans
Ende des 16. Jahrhunderts, nur verſchwindet die Kae
nellierung von etwa 1555 ab, das Bruſtſtück erhält
einen ſchwachen Grat und wird unterhalb der Mitte
ſpitzig herausgetrieben, die ſogenannte „Tapul“; der
Helm hat einen hohen Kamm, die Schuhe werden
wieder fchmäler.
Da der Bruſtharniſch jetzt weiter nach dem Hals
hinaufläuft, fo iſt auch fein Oberrand rund ausge⸗
ſchnitten.
Etwa 1550 verlängert ſich die Bruſt, dem Wams
der ſogenannten ſpaniſchen Tracht entſprechend, nach
unten, anſtatt der Tapul wird die Heraustreibung eben⸗
falls heruntergerückt und kleiner, dieſe Form heißt
„Gansbauch“. (Sig. 7.)
Die Beinröhren, mit nur ſchwachen Waden, haben
jetzt vielfach ein Knöchelgeſchiebe und die Schuhe fpigen
ſich wieder zu (die „Entenſchnabelform“), ebenſo die
Stulpen der Handſchuhe, die meiſt gefingert find.
Für das Turnier dienten aufzuſchraubende Ver⸗
ſtärkungsſtücke, namentlich auf der Stoßſeite des Helms
und auf der linken Schulter. Letzteres erſetzt den außer
Gebrauch gekommenen Schild. Sum Fußturnier wird
der umlaufende Schurz beibehalten.
Um die Wende des Jahrhunderts verſchwinden die
Diechlinge und Beinröhren, die Schöße reichen, vielfach
geſchoben und mit einer Kachel abgeſchloſſen, bis ans
Knie. Anfänglich ſind ſie an die Bauchreifen geſchnallt,
ſpäter, als letztere außer Gebrauch kamen, hängen ſie
in Sapfen am untern Rand des nunmehr ſehr kurzen
und ſchweren Bruſtſtücks und werden vorn quer durch
einen Riemen zuſammengehalten. |
Der Helm wird niedriger und hat einen vorſpringen⸗
den Augenſchirm, das Pifier, mit Querſchlitzen für die
Augen und Luftlöchern verſehen, läuft faſt vertikal,
mitunter beſteht es auch aus ſenkrechten Spangen. Der
Kamm iſt niedriger oder verſchwindet ganz, dann ſteht
auf dem höchſten Punkt des Helms vielfach eine Spitze
oder ein Knopf.
Da die Lanze in den meiſten Heeren etwa 1600
abgeſchafft iſt, ſo fehlt der Rüſthaken und der Ausſchnitt
der rechten der ſehr großen Achſeln. (Fig. 8.)
Die Handſchuhe haben große zugeſpitzte und gee
ſchweifte Stulpen.
Der Halskragen, der immer unter Bruft- und
KRückenharniſch getragen wird, hat nur noch felten
ein Geſchiebe. |
Das Schwert, das bis 1540 noch in der alten Weiſe
getragen wurde — in dieſer Seit kam auch der Dolch
an der rechten Hüfte wieder auf —, wird ſpäter, mit
ſtarken Spangen und Bügeln verſehen, in einer „Taſche“
faſt wagrecht getragen.
Dies find die letzten vollſtändigen Rüſtungen, die bis
etwa 1650 im Gebrauch geweſen ſind.
Seit dem 3. Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts bildete
ſich die Rüſtung des Fußſoldaten und leichten Reiters
ſelbſtändig weiter: es entſteht der ſogenannte Trab-
harniſch. Bruſt und Rücken entſprechen denen der
Reiterrüftung, nur fehlt der Rüſthaken, der Halskragen
hat angeſchobene Schulterdecken (die oben erwähnten
„Spangröls“), die Schöße ſind meiſt etwas länger. Als
Kopfbedeckung dient die Backenhaube (nicht zu vers
wechſeln mit der früheren „Bedenhaube”) mit hohem
Kamm, Augenſchirm und Backenklappen, oder der Mor
rion, kugelförmig ebenfalls mit hohem Kamm und vorn
und hinten in die Höhe geſchweiftem Rand; nur ſelten
hat er kleine geſchobene Backenklappen. Die Schützen
tragen die „Schützenhaube“, um das Anlegen des Ges
wehrs zu erleichtern (bis dahin wurde die Handbüchſe
zum Abfeuern unter dem rechten Arm gehalten). (Fig. 9.)
Dieſe Art von Rüſtungen erhielten ſich bis zum
Schluß des 30 jährigen Krieges.
Um die Wende des 16. Jahrhunderts kam dann
noch eine neue Art von Helm, einer polniſchen oder
ungariſchen Mode folgend, die „Siſchägge“ auf, mit
langem breitem geſchobenem Nackenſchutz, kleinen Baden:
klappen, großem flachen Augenſchirm, durch den eine
über das Geſicht herabziehbare eiſerne Feder — mit
einer Schraube feſtgehalten — geſteckt iſt, meiſt ohne
Kamm, dagegen mit einem Ring oder Knopf auf der
Spitze. Dieſe Helme wurden bis in den Beginn des
18. Jahrhunderts in manchen Heeren getragen. Sie
ſind die Grundform der modernen Pickelhaube, nament⸗
lich der Küraffierhelm erinnert noch in feinen Einzel⸗
heiten daran.
Don etwa 1520 an werden die Rüſtungen vielfach
geſchwärzt oder ſchwarz mit blanken Streifen oder ande»
ren Seichnungen, beſonders Lilien geziert. Schon bei
den Maximilians harniſchen kommt dieſe Art der Vers
zierung vor. Die blanken Stellen zeigen vielfach reiche
Agung udgl., im 30 jährigen Kriege find fie aber,
Prunkharniſche ausgenommen, entweder ganz blank
oder ganz ſchwarz.
Dieſe Schwärzung ſcheint ihren Grund in der milt:
täriſchen Zweckmäßigkeit, namentlich auch der leichteren.
Inſtandhaltung zu haben.
Der letzte Fußſoldat, der eine Rüſtung trug, war der
Pikenier des 17. Jahrhunderts. Die kurze Bruſt mit
kurzen, in der Mitte faſt aneinanderſtoßenden, viereckigen
Schößen entſpricht in ihrer Form der Reiterriiftung,
dazu kommt der Halskragen mit Schulterdecken und
große gefingerte, bis an den Ellbogen reichende Hands
ſchuhe.
Die Kopfbedeckung iſt eine Art Eiſenhut mit kleinen
geſchobenen Backenklappen, kleiner und ſpitziger als der
Eiſenhut des 15. Jahrhunderts, ſchmaler, horizontaler
Krempe und einem Kamm, der vorn bis auf den
Scheitelpunkt aufſteigt, hier dann aber gerade abge-
ſctmitten iſt.
Ich ſchließe meine Erörterungen mit dem Wunſch,
daß fie denjenigen, die ſich mit dieſen Dingen beſchäfti ·
gen wollen oder miiffen, kurze und beſtimmte Anhalts⸗
punkte geben, um wenigſtens die gröbſten Fehler zu
vermeiden. G. Adolf Cloß.
mann, Bepyträge zur Beſchreibung von Schleſien.
Die Bezeichnungen Cumnitz (Cumitz)
und Cſchaslaw im Familiennamen der
von Sommerfeld in Schleſien und Böhmen.
Don Dr. Guſtav Sommerfeldt in Königsberg i / Pr.
Auf Chriftoph Erasmus (Erazim) Sommerfeld
von Tumitz, den Herr Dr. St. Kekule von Stras
donitz im „Deutſchen Herold” 1908, Seite 98 aus dem
„Gedenkbuch“ des Bokek Materonsty zum September
1651 als Chef einer Kompagnie des Jaroslav Schaf ⸗
mannſchen Regiments zu Pferde nachgewieſen hat, war
ich vor längerer Seit aufmerkſam geworden bei Durch⸗
ſicht der Heidelberger Univerfitätsmatrifel, wo er, wie
die Eintragung ergibt, am 10. Auguſt 1618 unter dem
Namen Chriftophorus Erafimus a Sommerfeld et Tumitz
unter die Sahl der Studierenden aufgenommen wurde. “)
Wenn aber der Herausgeber der Univerſitätsmatrikel,
G. Toepke, bezüglich der Bedeutung des Wortes
Tumitz im Sweifel iſt und die Frage aufwirft, ob
vielleicht damit Temnitz oder Tiemitz gemeint ſei,?) ſo
werden wir uns für keinen dieſer zwei böhmiſchen
Octe zu entſcheiden haben, ſondern für Tomnitz bei
Frankenſtein in Schlefien.
Tomniß?) iſt heute Dorf mit Dorwerfen, ehemals
aber war es Gut. Daß die Familie von Sommerfeld,
die in einem Zweige um den Anfang des 16. Jahr:
hunderts aus Schleſien nach Böhmen eingewandert ſein
wird, auf dem ſchleſiſchen Tomnitz anſäſſig geweſen
iſt, heben Kneſchke, Adelslexikon VIII, S. 529 und
v. Tedebur, Adelslexikon II, S. 457 mit Recht hervor.
Allein wenn ſie das Jahr 1545 als das des Erwerbs
von Tomnitz durch die von Sommerfeld annehmen
möchten, ſo geht ihre Anſicht wohl ganz auf eine
Notiz bei Sinapius4) zurück, der zufolge Konrad
(Cuntz) Sommerfeld, Tſchaſſel genannt, 1545 „auf
Tomnitz im Münſterbergiſchen unter Herzoge Friedrichen
zu Cignig und Brieg, Pfandesherrn des Fürſtenthums
Münſterberg“ feinen Guts beſitz hatte. Indeſſen hat,
) S. Toepke, Die Matrikel der Univerſität Heidelberg.
Bd. II. Heidelberg 1886. S. 290.
2) G. Toepke, Bd. III, S. 461.
3) Die Bannbulle des Bifhofs Konrad von Breslau
gegen den Domherrn Nikolaus Gramis in Breslau und Hain
von Tſchirrn d. d. Breslau, 22. November 1442 (Codex diplo-
maticus Silesiae Bd. XV. Breslau 1890. S. 251) ſpricht von
„Tompnicz in Wratislaviensi districtu*, F. A. Simmer:
Bd. IV.
Brieg 1785. S. 182 ſagt, daß Tomnitz in alten Briefen auch
„Tumpniz“ heiße. Urkundlich wird es zu den Jahren 1441,
1457, 1470, 1477 als Thomicze bezeichnet: C. Grünhagen
und H. Markgraf, Lehns- und Beſitzurkunden Schleſteus
und ſeiner einzelnen Fürſtentümer im Mittelalter. Bd. II.
Leipzig 1883. S. 586, 610, 614—615. Auch die Bezeichnung
CThumnitz kommt vor, vgl. u. a. Kgl. Staatsarchiv zu Breslau
Rep. 4 F, Münfterberg Urkunde Nr. 240.
4) J. Sinapins, Schleſiſcher Curioſttäten erſte Dore
ſtellung nfm. Bd. I. Leipzig 1720. S. 91s.
— 140 —
wie Simmermann®) erwähnt, Tomnitz fchon 1530
diefem Konrad von Sommerfeld gehört, und fraglos
haben die von Sommerfeld ſchon längere Seit vorher
in oder bei Tomnitz ihre Niederlaſſung gehabt, zumal
die Akten des Breslauer Staatsarchivs von 1520 ab
bereits den Konrad von Sommerfeld als den Beſitzer
des Guts Tomnitz nennen, das ſeiner Familie auch bis
zum Jahre 1650 verblieben iſt.
Für einen „Erasmus von Sommerfeld“, der um
1556 lebte und zu den fogenannten Böhmiſchen Brüs—
dern zählte, iſt es bezeugt, daß er ſich „Tumice“ ge—
nannt habe. Er begab ſich im Auftrag der Böhmiſchen
Brüder zum Sweck der Wahrung von deren Intereſſen
1556 nach Wittenberg zu Cuther.“) Erasmus iſt in
dieſem Falle augenſcheinlich als Vorname zu betrachten,
während er bei der eingangs genannten Matrikelein⸗
tragung als Familienbezeichnung aufzufaſſen iſt, die im
Laufe der Jahre für alle Angehörigen des von Som:
merfeldſchen Geſchlechts fich eingebürgert hatte.)
Die Bezeichnung tritt freilich in der Mehrzahl der
Fälle dann unter diminutiver Weiterbildung nicht als
Erasmus, ſondern meiſt als Tſchaslaw oder Czaſtl
auf, s) fo immerhin, daß Tſchaslaw (Tſchasla), und zwar
ohne Tumnitz, ſchon in Urkunde vom 25. November
1435 angewandt iſt, einer Erklärung der Ratsmänner
zu Breslau, worin dieſe aus beſonderem Anlaß es be
ſtätigen, daß vor ihnen Tſchasla und Konrad, Ge—
brüder von Sommerfeld, an Ulrich und Johann
von Pock 1 Mark jährlichen Sinſes für 11 Mark ver⸗
kauft haben.?) Entſprechend wird der nämliche als
5) Simmermann a. a. O. Bd. IV S. 182.
6) Sedler, Univerfallerifon. Bd. 28, Spalte 698. Das
Allgemeine über die Geſandtſchaften der Böhmiſchen Brüder
vom Jahre 1555 und 1536 ſiehe bei A. Gindely, Quellen
zur Geſchichte der Böhmiſchen Brüder (Fontes rerum Austria-
carum Bd. 19) Wien 1859. S. 14— 24. — G. C. Rieger,
Die alten und die neuen Böhmiſchen Brüder. Bd. III.
Hüllichau 1739, S. 169 nennt den obigen „Erasmus Sommers
feld a Tumike, ein Herr von Adel“.
7) Daß ein ähnlicher Vorgang, die Entwicklung nämlich
der urſprünglichen Vornamen zu Familienbezeichnungen, bei
den meiſten ſchleſiſchen Adelsgeſchlechtern anzutreffen iſt, hat
G. A. Stenzel, Geſchichte Schleſiens. Bd. 1. Breslau 1853.
S. 186 — 188 unter Anführung zahlreicher Beiſpiele nach:
gewieſen.
8) Dal. hierüber auch G. Sommerfeldt in Seitſchrift
des hiſtoriſchen Vereins für den Regierungsbezirk Marien»
werder 42, 1903, S. 42, Anm. 3. Wir finden andererſeits den
Namen Tſchaslaw, der, wie angedeutet, dem fo häufig vor-
kommenden Erasmus entſpricht, in Böhmen ſowohl in der
Stadt Czaslau vor, als auch in dem kleineren Orte Caſtolowitz
(Kreis Höniggrätz), welchen Namen A. Moſchkau, Burg
Oybin S. 102, von der mittelalterlichen Perſonenbezeichnung
Caſtolaus herleiten möchte.
9) OriginalurPunde des Breslauer Katharinenflofters,
Nr. 279, jetzt Depoſitum im Staatsarchiv zu Breslau. Über
die von Pogk (auch Pock) in der Niederlauſitz, zu deren
Gütern auch Anteile auf Sommerfeld um die Mitte des 16. Jahr-
hunderts gehörten, ſiehe v. Ledebur a. a. O. II. S. 214,
Auf den Tod des 1588 verſtorbenen Heinrich von Pack, Erb—
Tichasla von Sommerfeld ferner auch zum 15. Sep⸗
tember 1451 genannt. 19)
Der gleiche Vorgang iſt für Böhmen zu konſtatieren,
wo ein dem Ritterſtande angehöriger „Erasmus
von Sommerfeld, anderft Czaftl von Tumnitz“ (= Sumer⸗
feld jinak Ezaftll 3 Cumnic) im Jahre 1552 das Gut
Skriwan und das Dorf Mſtichnow (das heutige
Stihnow) käuflich erwarb. Beide ſind im jetzigen Kreiſe
Jièin (Gitſchin), und zwar öſtlich von Neu⸗Bidſchow,
gelegen und blieben länger als 100 Jahre im Beſitz
der Familie von Sommerfeld. So wird Johann
von Sommerfeld, anderſt Ezafll von Tumnitz, wohl
ein Sohn des obigen Erasmus, zum Jahre 1589 als
auf Skriwan begütert erwähnt. Am 7. Dezember 1661
ſcheint der böhmifche Zweig dann ausgeſtorben zu fein
mit Chrijtoph Erasmus von Sommerfeld, anderſt
Czaftl von Tumnitz, der ein Alter von 61 Jahren er-
reicht hatte und in der Kirche zu Neu⸗Bidſchow bei⸗
geſetzt wurde. 11) Sein Teſtament, durch das er ſeine
Gemahlin Suſanna, geborene Stoſch von Kaunitz, zur
Erbin einſetzt, wurde am 3. Februar 1662 eröffnet.
Wenn wir die hier erwähnten von Sommerfeld
ſämtlich als die Nachkommen jenes Gotfrit von Sumir-
velt, miles, der in Urkunde des Herzogs Heinrich V.
von Breslau 1294 als deſſen Dafall auftritt, 2) an-
ſehen können und den Umſtand der frühzeitigen Be⸗
lehnung mit Comnitz, andererſeits mit den anfangs
wenig umfangreichen Beſitzungen der Gegend von
Neumarkt 13) in Betracht ziehen, ſcheint ſoviel mit Sicher⸗
heit ſich zu ergeben, daß die in Schleſien anſäſſigen
von Sommerfeld ſich im 15. Jahrhundert, wenn nicht
ſchon vorher, in die beiden Linien der bei Frankenſtein
berrn auf Sommerfeld und Papitz in der Niederlauſitz, ver-
öffentliche G. Selnecker eine Gedächtnisſchrift, die gedruckt
bei J. Beyer in Leipzig erſchien (20 Blatt).
10) Katharinenflofter, Urkunde Nr. 389. Die von Sommers
feld treten um dieſe Seit wiederholt als Mannen des Herzogs
Konrad von Oels (F 1451) auf. Dal. P. Pfotenhauer,
Adel des Fürſtentums Oels im 16. Jahrhundert (Seitſchrift
des Vereins für die Geſchichte Schleſiens 21, 1887, S. 346,
Anm. 100).
1) Daß Bydzow in der kirchlichen Einteilung Böhmens
ſeit alters ein eigenes Dekanat bildete, dem Krivany (Skriwan)
und Mſtichnow (Stihnow) als Seelſorgspfründen untergeordnet
waren, erwähnt A. Frind, Kirchengeſchichte Böhmens. Bd. J.
Prag 1864. S. 387.
1) Grünhagen und Markgraf a. a. O. II, S. 7. Der
ältere Abdruck der Urkunde von 1294 bei F. W. v. Sommers:
berg, Sileslacarum rerum scriptores, Bd. J. Leipzig 1729.
S. 891 iſt antiquiert. Dal. Gothaiſches genealogiſches Taſchen⸗
buch der uradeligen Käufer. Ig 8, 1907, S. 699.
13) Nur 5 Hufen Ackers im Dorf Falkenhain bei Neu—
markt erwarb 1456 Tſchaslaw von Sommerfeld (Urkunde im
Staatsarchiv zu Breslau). — Bedeutenderen Umfang muß es
gehabt haben, als 1524 die in der Gegend anſäſſigen Brüder
Chriftoph und Johann von Sommerfeld, genannt Cidaslaw,
mit dem Propſte von Neumarkt in Streit lagen: J. Heyne,
Dokumentierte Geſchichte des Bistums Breslau. Bd. III,
1018 u. 1023. Die von Sommerfeld find noch 1590 im Befit
des Guts Falkenhain nachweisbar (Staatsarchiv zu Breslau).
—
auf Tomnitz und der bei Neumarkt auf Falkenhain
Begüterten geteilt haben. Die nach Böhmen gewan—
derten von Sommerfeld gehörten dem erſteren Sweige
an und haben, um ſich des Gegenſatzes dauernd be—
wußt zu bleiben, genannte Bezeichnung als Beſtandteil
ihres Namens angenommen und ſie unbedenklich auch
dann weitergeführt, als im Jahre 1556 infolge eines
Beſchluſſes der vier Brüder Ernſt, Chriſtoph, Georg
und Franz von Sommerfeld der Name Tſchaslaw
(= Erasmus) bei allen in Schleſien lebenden An-
gehörigen der Familie
beſeitigt und durch die
Bezeichnung von Falken—
hayn als Nebennamen
erſetzt wurde.
Erotifche
Tänderwappen.
Don H. G. Ströhl.
III. Rio Grande do Sul.
Rio Grande do Sul,
einer der Bundesſtaaten
der „Estados Unidos do
Brazil“, bekannt durch
ſeine zahlreichen deutſchen
Kolonien, führt als Staats.
wappen, richtiger Staats-
emblem, einen ovalen
Schild, der mit einem
weißen Band umzogen: ift,
der oben die Inſchrift:
REPUBLICA RIO
GRANDENSE, unten
20 DE SETEMBRO DE
1855 aufweiſt.
Als Wappenſchild er—
ſcheint auf luftgetöntem
Grunde zwiſchen zwei goldenen, mit je einer Kugel beſteckten
Säulen, die auf grünberaſten Abhängen ſtehen, zwiſchen
welchen unten Waſſer ſichtbar wird, eine Raute,*) von
Grün, Rot und Gold quergeteilt, die Ecken durch ein
ſilbernes Rechteck abgetrennt, in welchem zwiſchen zwei
kranzartig gelegten grünen Corbeerzweigen auf einer
Stange eine rote Freiheitsmütze aufgepflanzt iſt. Im
grünen Edfeld iſt ein goldener, im goldenen ein roter
fünfſtrahliger Stern angebracht. Hinter dem Schilde
kreuzen ſich zwei Paar Candesfahnen an roten Stangen,
grün, rot und gelb ſchräg links geteilt, mit roten, gold—
) Die Rautenform iſt wahrſcheinlich dem braſilianiſchen
Flaggenbilde entnommen, das in Hellgrün eine gelbe Raute
zeigt, ein Bild, das übrigens bereits die frühere kaiſerliche
Flagge ebenfalls aufweiſt und die von den Franzoſen boshaft,
aber nicht ſo ganz unzutreffend, mit „Spinat mit Ei“ be—
zeichnet wurde (Le plat d’epinards aux ocufs).
al
|
befranften Bandfchleifen an den goldenen Stangenfpigen
geſchmückt. Swiſchen den Fahnen werden oben eine
Sturmgabel, Canzen und die Bajonette zweier Gewehre
ſichtbar, unten eine goldene Trompete und ein goldenes
Kanonenrohr, vor dem ſich zwei blanke, goldbegriffte
und bequaſtete Säbel kreuzen. In einem weißen, oben
golden, unten rot bordierten Bande erſcheint die Deviſe:
LIBERDADE, IGUALDADE, HUMANIDADE („Frei-
heit, Gleichheit, Menſchlichkeit“.
Im Staatsbanner iſt dieſes Wappenbild innerhalb
eines gelblich getönten
Ovales im roten Schrag:
links ſtreifen der Trikolore
zu ſehen.
Die Ahnentafeln
des
Herrn Dr. Voller.
1902 gab das badiſche
Generallandesarchiv ein
prachtvoll ausgeftattetes
Werk heraus: „Ahnen—
tafeln der letzten Mark—
grafen von Baden-Baden
und Baden-Durlach“, bee
arbeitet von O. K. Roller.
Die Genealogen fanden
darin an neuem Material
einigediplomatiſche Daten—
firierungen, die angeblich
archivaliſch feſtgeſtellte
Ahnentafel der Marie von
Eycken, die dem Eben-
burtsforſcher als ver—
geblich beanſtandete ba—
diſche Ahnfrau intereſſant
8 iſt!) und die Aufſtellung
einer weit zurückreichenden Ahnentafel. Bis dahin war
m. W. kein Druckwerk über die Reihe der 1024 Ahnen
hinausgegangen. Roller ging bis zur Reihe der 8192
Ahnen des erſten Badiſchen Großherzogs und ver:
wertete feine Ermittlungen über die 16585 Perſonen
dieſer Ahnentafel zu einer Darſtellung des Ahnen:
verluſtes, der Blutzuſammenſetzung uſw.
Das badiſche Generallandesarchiv war der Ans
ſicht, daß dieſe Arbeit wiſſenſchaftlich wertvoll war.
Denn nachdem ich dem Werk in meinem „Problem der
Ebenbürtigkeit“ (1905) und in meinen „Ahnen deutſcher
1) Die Ahnentafel findet ſich genau ſo ſchon bei Bucelin
und Speuer. Durch die Enkelin Unna Wilhelmine von Baden,
Gattin Ferdinand Auguſts ron Lobkowitz (F 1715) und deren
Tochter Luiſe Anna Franciska von Lobkowitz (* 1683, f 1750)
it Marie von Eyden Ahnfrau des Kaiſers. Dal. meine
„Ahnen deutſcher Fürſten“ J. Tafel 42, Nr. 59.
— 42 —
Fürſten“ (1906) wegen feiner Fehler und Cücken jeden
Quellenwert abgefprochen hatte, wurde ich im Xo-
vember 1906 von der Direktion des Generallandes⸗
archivs zu öffentlicher Begründung meiner Kritik auf⸗
gefordert. Ich antwortete brieflich mit Aufzählung
von ca. 50 der ſchlimmſten Errata und Ommiſſa und
fragte, ob hiernach eine Publikation noch erwünſcht ſei.
Eine Antwort wurde mir in Ausſicht geſtellt, iſt aber
nicht eingetroffen. Dagegen hat ſich Herr Dr. Roller
in einem Artikel „Zur Abwehr“ in Nr. 3 des „Deut—
ſchen Herold“, 1908, über meine Kritik energiſch be.
ſchwert. Als Antwort veröffentliche ich nun einige
meiner Einwendungen, kann aber wegen des be
ſchränkten Raumes nur weniges aus der Fülle heraus-
greifen und halte mich an ſolche Nachrichten, die
auf etwas allgemeineres Intereſſe rechnen können.
Eine umfaſſende Korrektur würde übrigens den
völligen Neuaufbau der großen Ahnentafel Rollers
erfordern.
Für ſeine badiſchen Ahnen hat Herr
Dr. Roller die bisher beſte badiſche Stamm:
tafel von Behr (Genealogie, II. Aufl. 1870,
Suppl. 1890)2) nicht benutzt. Das Nichtkennen
dieſer heute noch in vieler Beziehung unübertroffenen
Sammlung von Stammtafeln regierender Häuſer hat
ſich für Roller verſchiedentlich gerächt. Am ſchlimmſten
bei Einreihung der Magdalene von Waldeck, nach
Behr: Tochter Philipps II. und der III. Jutta von Iſen⸗
burg, Gattin I. Phil. Cudw. I. von Hanau, II. Joh. II.
von Naſſau Siegen. In Cohns vielverbreiteten, aber
ſchon bei ihrem Erſcheinen faft in allen Teilen über-
holten Tafeln fehlt jene Magdalene. In einer Hübner⸗
aus gabe, in „Les 1024 quartiers“ uſw. und danach
neuerdings verſchiedentlich wird Magdalene Tochter
Graf Samuels von Waldeck ( 1570) und der Anna
von Schwarzburg genannt. So führt ſie Roller auf,
bei dem ſie zweimal unter den 128 Ahnen erſcheint.
Wegen der Filiation verweiſt Roller auf Marburger
Archivalien als Quelle. Wie überall, ſo auch in der
Genealogie, pflegt man die jüngfte Darſtellung, zumal
wenn ſie ſich auf Archivalien beruft und ihr nur un⸗
beglaubigte Angaben entgegenſtehen, als Verbeſſerung
anzuſprechen. Wegen der hohen Meinung, die ich von
Behrs Gewiſſenhaftigkeit habe, zögerte ich aber, ſeine
Angabe nach Rollers Archivalien zu korrigieren.
Rollers diplomatiſche Arbeit geht nicht auf eigene
Studien zurück, ſondern auf das Abſchreiben von von
fremden Archivaren ausgefüllten Fragebogen. Sufällig
erfuhr ich, daß die Marburger Archivleitung es
abgelehnt hatte, Rollers Fragebogen voll zu beant⸗
worten. In Marburg wird das Waldeckſche Familien-
archiv verwahrt. Durch gnädige Vermittlung des
Fürſten zu Waldeck wandte ich mich dorthin, als ich
die Gräfin Magdalene in meine „Ahnen deutſcher
2) Eine verbeſſerte Stammreihe der mitte lalterlichen
Generationen hat neuerdings Witte im Regiſter zu Feſters
badiſchen Kegeſten gebracht.
— —w—— . ——ʒ — — ũ:i .— — — '. — ö '. — —— 4
Fürſten“ einreihen mußte, und erfuhr, daß nach den
Marburger Archivalien Behr die Gräfin
Magdalene richtig eingereiht hat. So ſteht es
alſo mit dem archivaliſch „geſicherten“ Teil von Rollers
Arbeit! Auch die vielen guten Datenfirierungen, die da
verarbeitet ſind, werden natürlich wertlos, wenn man
ſieht, daß man ſich nicht auf den Bearbeiter verlaſſen
kann. Jeder Laie, der die unbelegten Angaben meiner
„Ahnen“ Herrn Dr. Rollers „archivaliſchen“ Angaben
gegenüberhält, muß meine abweichenden Angaben für
falſch halten; deshalb habe ich in der Einleitung zu
meinen „Ahnen“ Rollers Tafeln diskreditiert. 3)
Daß eine Ahnentafel von 8192 Ahnen für ſta⸗
tiſtiſche Swecke wertlos iſt, wenn ſie ſchon zwei von
den 128 Ahnen falſch filiirt, liegt auf der Hand.
Aber von der Reihe der 512 Ahnen an, wo die
diplomatiſche „Sicherung“ aufhört, iſt Rollers Statiſtik
überhaupt nur noch naive Spielerei. Das geht ſchon
aus ſeinen Quellenangaben hervor. Er ſcheut ſich
nicht, Bucelin, Rittershufius, Hübner, Kremer als
Quellen zu nennen und die kritiſche Kontrolle ihrer
Angaben auch nur durch ein Studium der modernen
Citeratur als zu beſchwerlich prinzipiell abzulehnen.
1846 ſchrieb Brömmel im Vorwort zu feinen Tabellen:
„Ein Blick in die genealogiſchen Tabellen, welche vor
dem 17. Jahrhundert erſchienen find, reicht hin, um
von ihrem Gebrauche abzuſchrecken“ und von Doigtel:
„wie gedankenlos er den alten Hübner ausgeſchrieben
hat“ uſw. Und nun ſind dieſe Alten wieder Quellen
für eine archivaliſche Publikation geworden! Bei ſolcher
Arbeits methode konnte es Herrn Dr. Roller paffieren, daß
er eine Burggrafenfamilie von „Dönitz“ einfach erfand.
Schon der alte Phil. Jak. Spener hätte belehrt, daß
die Burggräfin Magdalene, um die es ſich handelt,
aus dem Hauſe Dohna war. Näheres in „Die
Donius“, 1876. Vergl. auch meine „Ahnen“ CT. [7
Nr. 31. Die wenigen Werke der neueren Literatur,
die der Sufall Herrn Dr. Roller in die Hand geſpielt
hat, hat er unglaublich flüchtig geleſen. So hat er
Citta falſch abgeſchrieben (3. B. bei den Ahnen der
Kurfürſtin Cecilie von Sachſen, T 1430/4, a. d. H. da
Carrara — auch einer Sollernahnfrau). Grotefend
hat er benutzt, ohne die Nachträge zu ſtudieren, wie
die Einreihung der Salome von Czaſtalowitz, FT 1489
(sic), Gattin Wilhelms von Troppau ergibt (ebenfalls
Sollernahnfrau; vergl. meine „Ahnen“ T. 16 Nr. 31).
Den Leſefehler der ſtandes herrlichen Stammtafel Salm
Othinlliers ſtatt l'Nuiller weiß er nur durch Bucelins
Schreibweiſe Tülliers zu verbeſſern! Über die Ahnen
König Georg Podjebrads von Böhmen und feiner Ge—
mahlinnen (wiederum Sollernahnen, vergl. meine
„Ahnen“ T. 12 Nr. 5 und T. 15 Nr. 11) hätte Roller
ſchon in Palackys böhmifcher Geſchichte einiges mehr
3) Ich bemerke dazu, daß in meinen „Ahnen“, die nicht
auf öffentliche, ſondern auf meine eigenen Koften gedruckt
ſind, die umfangreichen Belege aus Sparſamkeitsrückſichten
leider fortfallen mußten.
— 43 —
gefunden. Meine Angaben hierzu gehen meiſt auf ſehr
gütige Mitteilungen des Herrn Profeſſor Sedlacek aus
deſſen urkundlichen Studien zurück. — Einige Familien-
ſtammtafeln will Herr Dr. Roller in eigener Forſchung
aufgebaut oder nachgeprüft haben: Bolchen, Sirk,
Virneburg, Hohenſtein (ſoll heißen Hohnſtein). Inwie⸗
fern iſt mir unklar. Was er über Bolchen bringt, iſt
längſt gedruckt. Bei Sirf hat er beſonders Pech ge
habt. Seit 1895 liegt ein gutes Werk über die Familie
vor (von Florange). Aus Florange ergibt ſich, daß die
kümmerlichen „Neu“ feſtſtellungen Rollers fehlerhaft find.
Auch das Wiesbadener Archiv, das Roller viel zitiert,
aber nicht ſtudiert hat, hätte ihm hier alles geliefert!
Bei Sully merkt Roller ſeltſame Vermutungen über die
Herkunft der Familie an. Jedes einfchlagende Texikon
hätte ihm geſagt, daß die Herren von Sully vom
Stamme Blois Champagne waren und in den Blois⸗
ſchen Stammtafeln hätte er alle Sullys gefunden, die
er als „nicht ermittelt“ ausläßt. Und ſo geht es durch
das ganze Werk fort — zu ſchweigen von falſcher
Namenſchreibung, von chronologifchen Ungeheuerlich⸗
keiten, die auf den erſten Blick Fehler enthüllen müſſen,
aber ruhig „ſtatiſtiſch“ verwertet werden; z. B. bei
Schaunberg, Rieneck, Sweibrücken, Familien, über die
ſogar Gundlach genügende Vorarbeiten aufzählt. Aber
die moderne Forſchung exiſtiert ja für Herrn Dr. Roller
nicht, und chronologiſche Unmöglichkeiten überſehen ſich
leicht, wenn man gegen Korrektheit der Daten ſo gleich⸗
gültig iſt wie er. Vollends phantaſtiſch wird Rollers
Arbeit, wo er auf das karolingiſche Blut ſeines Groß⸗
herzogs zu ſprechen kommt. Das Märchen von der
karolingiſchen Abſtammung der Landgrafen von Thü⸗
ringen wird ruhig wiederholt, allerdings nach Lorenz,
der ſich dafür auf Hopf ſtützen konnte. Aber ſelbſt
Cohn iſt da korrekt (vergl. auch neueſtens Diemer,
S. d. heſſ. Altert.⸗V. 1903). Edith von England,
Gattin Ottos des Großen, ſoll Urenkelin der Judith,
Tochter Karls des Kahlen, geweſen fein. Aber Ediths
Vater, Eduard I., war 869 geboren und deſſen Grog:
vater Aethelwolf war erſt feit 856 mit der Judith ver:
heiratet! Eduard ſtammte aus einer viel früheren erſten
Ehe. Natürlich wird auch Alpais, die ſagenhafte Groß⸗
mutter Werners von Worms, für einen karolinger
Deszent verwertet. Trotz dieſer falſchen Deszents iſt
es Roller nicht gelungen, Karl den Großen auch nur
100 000 Mal unter den Ahnen ſeines „Probanden“
feſtzuſtellen. Der geringſte Überblick über das Material,
mit dem er rechnet, hätte ihm die Feſtſtellung eines
10 Millionenfachen Vorkommens ermöglicht. Herr Hager
(Baſel) glaubt ein 100 Millionenfaches Vorkommen noch
zu gering angeſetzt. Die ganz eigenartigen Probleme,
die ſich mit ſolcher Häufung des Vorkommens einer
Perſon in einer Ahnenreihe eröffnen, bedürfen eben
wiſſenſchaftlicher Durcharbeitung, wenn man ſie auch
nur berühren will.
Die Herleitung der Karolinger und damit ihrer
badiſchen Nachkommen von den merowingiſchen und
burgundiſchen Königen hätte dem Kiſtoriker Roller
eigentlich nicht paffieren dürfen; denn der Hiftorifer
muß doch einmal etwas von den Jahrbüchern der
deutſchen Geſchichte gehört haben, die anfangen mit
Bonnels „Anfängen des Karolingifchen Hauſes“ (1866)
und da für alle, die mit deutſcher Geſchichte arbeiten,
jene Sage erledigt haben. Roller benutzt den angeb-
lichen merowingiſch⸗burgundiſchen Deszent zu einer
beſonderen Glorifikation des badiſchen Herrſcherhauſes.
Warum geht er da nicht wieder auf Aeneas zurück
wie die Genealogen des [7. und 16. Jahrhunderts,
wenn er doch ſchon die Forſchung jener Seit wieder
zur Grundlage moderner Wiſſenſchaft machte, ſei es
auch nur auf dem geduldigen Feld der Genealogie und
Statiſtik!
Der Herausgeber von Rollers Tafeln, der in:
zwiſchen verſtorbene rühmilichſt bekannte Hiſtoriker Herr
von Weech, hat (Einleitung S. VIII) die Publikation
ausdrücklich als eine wiſſenſchaftliche Leiſtung qualifiziert.
Roller ſelbſt ſagt (Einl. S. CDVVI, CCIV), „alle Une
ſicherheiten ſind durch Fragezeichen angedeutet“ und
hofft, daß das Werk mit ſeinen „Stammbäumen, welche
zum Teil hier zum erſten Male aufgeſtellt ſind, auch
manchem Hiſtoriker erwünſchte Auskunft bieten möge“.
Dieſe Selbſttäuſchung iſt eigentlich das ſchlimmſte an dem
Werk; und daß Herr Dr. Roller in ſeiner „Abwehr“
ſich gerne bereit erklärt, die von mir beanſtandeten
Stellen preiszugeben, da ſie an ſeinen Ergebniſſen über
die Blutzuſammenſetzung des erſten badiſchen Grog:
herzogs nichts änderten. Er iſt während ſeiner Arbeit
von autoritativer Seite gewarnt worden. Dor meiner
Kritik find ihm von anderer Seite fundamentale Irr⸗
tümer nachgewieſen worden. Und doch will er dem
Ergebnis ſeiner Statiſtik wiſſenſchaftlichen Wert wahren!
Dagegen muß ſogar ein Heroldmitglied Verwahrung
einlegen, das jede Förderung genealogiſcher Studien
um der guten Sache willen mit Freude begrüßt, auch
wenn es ſich einmal um dilettantiſche Erſtlingsverſuche
handelt. Eines miiffen auch wir fordern: ernſte gewiſſen⸗
hafte Arbeit.
Gern benutze ich die Gelegenheit, mein Bedauern
öffentlich zu wiederholen, daß ich die badiſche hiſtoriſche
Kommiſſion ſtatt des Generallandesarchivs als Heraus-
geber der Rollerfchen Tafeln genannt habe — irre
geführt durch Bemerkungen des Verlegers über die
Identität der leitenden perſönlichen Initiative. Als
eifriger Genealoge hoffe ich, das Generallandesarchiv
wird die reichen Mittel, die es für Rollers Tafeln
flüſſig machte, auch fernerhin für genealogiſche Publi
kationen bereitſtellen; aber künftig für ebenſo brauch
bare, wie ſie uns die Unterſtützung der badiſchen
hiſtoriſchen Kommiſſion feit Jahren beſchert.
Dr. Otto Frhr. v. Dungern.
— u —
Betreffend Burg Altena.
(Siehe Nr. 6 d. Bl.)
Sur Ergänzung möchte ich auf folgende Siegel der
Grafen von der Mark hinweiſen: 1. Engelbertus de
Marcka et Everhardus filius eius 1277, Siegel an der
Urkunde bei Fahne, Salm II, S. 41 Urk. 60 erwähnt,
Original im Staatsarchiv Düſſeldorf. 2. Everhardus
comes de Marka et Engelbertus eius filius 1299, Siegel
abgebildet bei Fahne, Hövel II, S. 15 und Urkunden
bei Fahne, Salm II, S. 71 u. 72 Anm. zeigt Schach⸗
balken, oberhalb wachſender Löwe. 3. Engelbert ſiegelt
1528 mit Schachbalken. Der Helm zeigt ein mit Pfau⸗
federn beſtecktes Schirmbrett. Urkunde Nr. 1229 im
Stadtarchiv Köln. 4. Ailf älteſter Sohn des Grafen
von der Marck, im Text der Urkunde auch Ailf von
Arberg genannt (da ſeine Mutter Mechtilde von Arberg
(Arenberg) war) ſiegelt 1528 mit Schachbalken in aus⸗
gezacktem Schildrand. Urkunde Nr. 1229 im Stadt⸗
archiv Köln. ‘
Der Wiederaufbau der Burg Altena follte mit
Freude begrüßt werden. Schloß Burg a. d. Wupper,
von welchem auch nur dürftige Reſte vorhanden waren,
iſt nach feiner Wiederherſtellung bezw. Aufbau ein viel.
beſuchter Mittelpunkt des bergiſchen Landes geworden
und dient zur ſtolzen Erinnerung an glorreiche Seiten
des Mittelalters. Mit freudiger Genugtuung habe ich
es erlebt, daß in letzter Stunde auch die Stammburgen
der Herzöge von Jülich⸗Hengebach, die Burgen Heim
bach a. Roer und Nideggen, vor weiterer Zerftörung
und Vernichtung gerettet worden ſind. Nun fehlt noch
die würdige Wiederherſtellung des alten Reſidenz⸗
ſchloſſes der Herzoge von Cleve in Cleve, bekannt durch
die Cohengrinſage und als erſtes Reſidenzſchloß der
Kurfürſten von Brandenburg, Könige in Preußen in
rheiniſchen Landen.
Für die patriotiſche Begeiſterung der heran
wachſenden Jugend gebraucht das Vaterland geradezu
würdig wiederhergeſtellte Burgen und Schlöſſer der
früheren Landesherren, fchon aus dem Grunde, damit
mit falſchen Geſchichtsſagen und Märchen gründlich
aufgeräumt, lebhafte Anregung für die Landesgefchichte
geweckt wird. Nie werde ich das große Intereſſe vers
geſſen, mit welchem eine Schule, als ich Schloß Burg
a. d. Wupper beſuchte, die vielen dort aufbewahrten
Andenken an die früheren Landesherrn beſichtigte und
mit welchem Jubel die Jungens hoch oben vom neu
errichteten Bergfried ins herrliche Land der „ruhm—
reichen“ Berge hinausſchauten.
Cübeck. Ee. v. Oidtman.
Bücherſchau.
Don der Geſchichte der Familie v. Manſtein, heraus-
gegeben von E. v. Manſtein, iſt ſoeben eine zweite Auflage
erſchienen, welche, gegenüber der ſ. §. von uns angezeigten,
erſten, eine Reihe von Derbefferungen aufweiſt. Der Umfang
iſt von 100 auf 147 Seiten geſtiegen; während unfichere.
Angaben fortgelaſſen find, iſt reiches neues Material hinzu⸗
gekommen und zahlreiche Fehler find korrigiert; auch die (von
O. Roi ausgeführten) Abbildungen find beſſer als die
früheren. Su bedauern iſt das Fehlen eines Inhalts- bezw.
Perſonenverzeichniſſes.
Die Hohfdönigsburg, von Bodo Ebhardt, Supplementheft
zu den „Deutſchen Burgen“, zugleich Feſtſchrift zur
Einweihung der Hohfinigsburg. Berlin 1908. Verlag
von Ernſt Wasmuth.
Bei dem lebhaften Intereſſe, welches die Wiederherſtellung
der alten berühmten Burg im ganzen Reiche erregt hat, wird
das Erſcheinen dieſes Werkes überall dankbar begrüßt werden.
Dasſelbe gibt außer einem Abriß der Geſchichte der Burg und
ihrer wechſelvollen Schickſale eine überſichtliche Baugeſchichte
der Burg und ihrer Wiederherſtellung auf Grund authentiſchen,
urkundlichen Materials, welche, unterftiigt durch eine Reihe
trefflicher Abbildungen, es jedem Lefer ermöglicht, ſich ſelbſt
ein Urteil über die gelungene Wiederherſtellung der Burg zu
bilden, und geeignet iſt, die vielfach verbreiteten irrigen An⸗
ſichten darüber klarzuſtellen und zu berichtigen. Unter den
Illuſtrationen wird eine große in Farbendruck ausgeführte
Beilage, welche die Wappen aller ehemaligen Beſitzer und
Bewohner der Burg ſowie ſonſtiger zu ihr in Beziehung
ſtehenden Geſchlechter bringt, beſonders den Heraldikern will.
kommen fein. Sr. Majeſtät der Kaifer haben geruht, bei der
Einweihungsfeier ein Exemplar des Werkes entgegenzunehmen
Genealogiſches über Familien des Namens Wecke,
Wecken. II. Heft: Die Nachkommen des Hermann
Wede, geb. 1659 in Barme, Prov. Hannover. Don
Anton Wecke. Mit 3 Stammtafeln. 8° Ohlau.
1908.
Dem unlängſt hier angezeigten 1. Hefte iſt raſch ein
zweites gefolgt, von welchem der Derfaffer der Bibliothek des
Herold ein Exemplar freundlichſt überſandte. Die Genealogie
beginnt mit Diedrich W., geb. 1618 zu Barme, und iſt bis
auf die neueſte Seit, in überſichtlicher Weiſe geordnet, fort:
geführt, während die Stammtafeln noch einen ſchnellen Über⸗
blick über die Verzweigung der Familie gewähren.
Graf Oswald Gobert von Wolkenſtein, ſeine direkte
Abſtammung väterlicher und mütterlicher Seite von
den Fürſtenhäuſern Räköczy und Hohenzollern. Don
Friedrich Rfrhr. Waldbott von Baſſenheim.
Budapeſt, 1908. 46 S. 80. M. 4.
Die im Titel genannte Abſtammung beruh', wie der
Derfaffer nachweiſt, auf der Vermählung des Ferdinand
Gobert R.⸗Grafen von Aspermont-Linden, 1208, mit
Juliane Barbara Prinzeſſin Räköczy; fie wird veranſchaulicht
durch die dem Werke beigefügte Stammtafel, welche ſowohl
die je vier Ahnen des Grafen — unter denen ſich die Prin-
zeſſin Anna Maria von Hohenzollern⸗Hechingen befindet —
als die ſeiner Gemahlin enthält und weiter die Nachkommen
des genannten Ehepaares bis zum Grafen Oswald Gobert
von Wolkenſtein zeigt, deſſen Mutter ebenſowohl wie der
Vater von dieſem Ehepaar abſtammte. Weiter ſind bei—
gegeben die beglaubigten Ahnentafeln des Grafen Joſeph
Gobert von Aspermont und des Grafen Joſeph von Wolken—
ſtein⸗Troſtburg. Vorauf gehen der Abhandlung einige ge—
ſchichtliche Nachrickten über die Herren von Wolkenſtein,
e
— 145 —
insbeſondere über den Minneſänger Oswald v. W., ſodann
verbreitet ſich der Verfaſſer ausführlicher über die einzelnen
in den Ahnentafeln genannten Perſönlichkeiten, deren Lebens⸗
ſchickſale und verwandtſchaftliche Verhältniſſe.
verſchiedene in Lichtdruck wiedergegebene Bildniſſe ge-
reichen der Arbeit zur Sierde.
Die Herren und Freiherren von Holzhaufen in Frankfurt
a. M. Nach den Quellen. Von Dr. Arthur Klein ⸗
ſchmidt. Deſſau, 1908.
In zehn Stammtafeln führt der Derfaffer die Der-
zweigung und Entwickelung des bekannten Frankfurter Ge⸗
ſchlechts vor, beginnend mit Giſelbert von Holzhaufen, der
1296 T. Dorauf geht ein kurzgefaßter geſchichtlicher Abriß;
die Holzhauſen waren urſprünglich Burgmänner zu Holz»
haufen bei Homburg v. d. H., nach deſſen Seritörung fie nach
Frankfurt zogen, wo ſie bald unter den Geſchlechtern die
hervorragendfte Stelle einnahmen; ſiebenundſechszig mal
haben Mitglieder des Geſchlechts das Bürgermeiſteramt be⸗
kleidet. Der Stammbaum liegt von 1273 bis heute lückenlos
und urkundlich beglaubigt vor; — ſtets erfreute ſich das Gee
ſchlecht reichen Grundbeſitzes und großen Vermögens, welches
es vielfach für bedeutende wohltätige und kirchliche Zwecke
verwendete; an zahlreichen Stellen der einſtigen freien
Keichsſtadt prangt noch heute das alte ſchoͤne Wappen, die
drei ſilbernen rot-befamten Roſen im ſchwarzen Felde; be-
rähmt iſt der kunſtvolle Grabſtein Johanns v. H., F 1393,
im Dom zu Frankfurt; eine lange Reihe hochangefehener
Wanner, deren Namen mit Frankfurts Geſchichte ruhmvoll
verknüpft ſind, waren ſeine Nachkommen, und noch heute
blüht das Geſchlecht in freiherrlichem Stande.
der heſſiſch⸗
Grundſteine zu einer Stammtafel
Kopenhagen,
thüringiſchen Familie Limpert.
1907. 59 S. 80.
Eine fleißige Arbeit, um ſo anerkennenswerter, als die
Verfaſſerin — Fraun Lina Hennings geb. Limpert, die
Gattin unſeres geſchätzten Dereinsmitgliedes Dr. Hennings
— mangels aller Vorarbeiten und Familiennachrichten darcuf
angewieſen war, das Material mühſam allmählich zu ſammeln
und aus Kirchenbüchern wie Archiven zuſammenzutragen.
Uber den Anfang des 17. Jahrhunderts kommen viele bürger⸗
liche Stammtafeln nicht hinaus; auch die Limpertſche beginnt
erſt mit Andreas L., * um 1609, 7 als Gerichtsſchöffe zu
Haltennordheim 1662, Von da ab find die Nachrichten dann
bald reichhaltiger, was wohl dem Umſtande zu danken iſt,
daß zahlreiche Mitglieder des Geſchlechts ſich dem geiſtlichen
Stande widmeten; auch die Töchter vermählten ſich vielfach
mit Pfarrern. Später bekleideten Angehörige des Stammes
angeſehene Stellungen als Juriſten, Baumeiſter, Offiziere uſw.
Dieſer Familie entſtammte auch die erſte Gemahlin des 7
H. Preuß. Staatsminiſters v. Budde.
Beigegeben ſind vielfach genealogiſche Nachrichten über
die Nachkommen von Töchtern, wodurch das Werk an all.
gemeinem Intereſſe gewinnt. Leider fehlt ein Namens⸗
regiſter.
Nachrichten aus der Familie Stein. 1907. Bearbeitet
von Guſtav und Richard Stein.
Der Name Stein iſt in Deutſchland ziemlich häufig. In
vorliegender Arbeit, welche 68 kleine Stammtafeln enthält,
handelt es ſich um die aus Gaildorf ſtammende Familie,
deren Wappen — laut Wappenbrief vom 30. 9. 1611 für
den Forſtmeiſter Chriftoph Stein — in Gold einen auf drei
Felſen aufgerichteten, behalsbandeten ſchwarzen Steinbock,
auf dem Helm einen auf einem Waldhorn blaſenden wach⸗
ſenden Mann in gold⸗ſchwarz gefpaltener Kleidung zeigt.
Für die Stammtafeln ſind amtliche Quellen, namentlich
Kirchenbücher benutzt worden. Sehr intereſſant ift eine wört⸗
lich abgedruckte Familienchronik, welche der Sohn des oben-
genannten Chriſtoph Stein verfaßte und die auch von
mehreren Nachkommen fortgeſetzt wurde.
Von der „Wappenfibel“, herausgegeben im Auftrage
des Vereins Herold von Ad. M. Hildebrandt, erſcheint im
Laufe dieſes Monats die ſiebente, durchgeſehene und
mit Sufadgen vermehrte Auflage. (Verlag von Heinrich
Keller, Frankfurt a. M.; Preis 1,50 M.)
Als Sonderdruck aus den Schriften des Vereins für
Geſchichte des Bodenſees, Heft XXXVI, erſchien — nur in
100 Exemplaren — „Der Lindauer Sweig der Familie Haider,
von Heider und von Heider zu Gitzenweiler, eine genealogiſche
Skizze“ von K. Kiefer, dem fleißigen Herausgeber der treff⸗
lichen Frankfurter Blätter für Genealogie. Die Familie Heider
(Haider), deren Urſprung in St. Gallen zu ſuchen ſein dürfte,
hat ſich nicht nur in hohem Maße um die Stadt Lindau ver-
dient gemacht, ſondern es haben einzelne Mitglieder weit über
die Grenzen ihrer Heimat hinaus Bedeutung erlangt. Uber
ſie gibt die vorliegende Abhandlung ausführliche Nachrichten,
während die Stammtafel den ganzen Sweig der Lindauer
Neider enthält. Der Letzte des Geſchlechts ſtarb, obwohl drei⸗
mal verheiratet, am 16. Juni 1753. Eine Anzahl Abbildungen:
Reproduktionen von Glbildern und Grabdenkmälern, die Photo⸗
graphie eines Siegels des Hans Heider v. J. (423 und eine
farbige Darſtellung des Wappens ſind beigegeben; letzteres
zeigt im ſchwarzen Herzfchilde des gevierten Schildes einen
g. Balken, in Feld ı u. 4 einen mit w. Pfeil und Schild
bewehrten ſchwarzen Heiden in G., im 2. u. 3. ſchwarzen
Felde 4 g. Schräglinksbalken. Swei gekr. Helme: 1. der
wachſende Heide, 2. zwei g. Straußfedern. Decken g. ſch.
Die Familie hat folgende Diplome erhalten:
a) Wappenbrief für den Bürgermeiſter Georg Haider in
Nördlingen, 24. 5. 1566.
b) Erblicher Adel für Dr. Daniel Heider in Lindau und
feine Söhne Valentin u. Jakob, 26. 4. 1641.
c) Adelsernenerung u. Wappenbeſſerung für Johann Une
dreas, David Auguſt, und Johann Jakob v. Heider,
25. 3. 1708.
Bermiſchtes.
— Unlängſt iſt eine „Mein Lebenslauf“ betitelte Selbſt⸗
biographie des verſtorbenen Hofrates Dr. Mirus in Leisnig
von Karl Vollmöller herausgegeben worden. Das Heftchen
ſchildert mit großer Anſchaulichkeit das reichgeſegnete Leben
dieſes verdienten Mannes, dem namentlich die deutſche Ge⸗
nealogie ſo vieles zu verdanken hat.
— Ein Urkundenbuch der Mansfelder Bergwerke
ſoll im Laufe dieſes Jahres erſcheinen. Trotz der umfang⸗
reichſten archivaliſchen Forſchungen konnten jedoch einzelne
wichtigere Bergwerksurkunden, insbeſondere: a) das Original
— 146 —
des dem Grafen Gebhard zu Mansfeld von Kaifer Karl IV.
am 21. Juni 1564 zu Budweis erteilten Bergwerksprivilegs,
b) die Mansfelder Berggerichtsordnungen von 1521 und 1536
im Original oder in Abſchrift, c) das Original des Frei-
laſſungspatentes des Kurfürſten Johann Georg II. von Sachſen,
Dresden, den 28. April 1671, bisher nicht ermittelt werden.
Es werden deshalb diejenigen Privatperſonen, welche ſich
etwa im Beſitze der vorgenannten Urkunden oder anderweiter
Mansfelder Bergwerksurkunden aus der Seit bis 1600,
namentlich auch von Gerichts büchern der Berggerichte Eisleben,
Mansfeld und Hettſtedt befinden oder ſachdienliche Auskunft
über deren Standort geben können, angelegentlich gebeten,
Mitteilung an den Herausgeber des Urkundenbuches, Herrn
Referendar a. D. Mück zu Eisleben, Berggewerkenhaus,
freundlichſt gelangen zu laſſen.
— (Betr. v. Schönfeld.) Im Hochfürſtlich Heſſen⸗
Caffeler Staatse u. Adreß Calender a. d. J. 1770 finde ich,
daß der Cammerherr (S. 34), Flfigel-Udjutant, Gberſt⸗
Lieutenant bey der Cavallerie (S. 64), Major im Garde du
Corps (Uniform: Paille Collets, pon ceaurote Aufſchläge,
Kragen und Weſten, mit Silber) (S. 65) Herr Heinrich von
Schönefeld bei der erſten Rezeption 5. März 1769, Ritter
des „Pour la vertu militaire“ Ordens geworden if. — In
demſ. Staats-Kalender, jedoch a. d. J. 1786, ſteht S. 18:
Ober ⸗Schenk u. Hammerherr, Herr Gen.⸗Major Henr. von
Schönfeld, Ritter des O. pour la vertu militaire, auch
General-⸗Adjutant. Carl v. Heffe,
Mitglied des Vereins „Herold“.
Zu den Beilagen.
Die beiliegende 1. Tafel bringt die von Herrn Gee
ſchichtsmaler A. Cloß gezeichneten Abbildungen verſchiedener
Küſtungen aus dem 15. und 16. Jahrhundert als Illuſtrationen
zu deſſen in vorliegender Nummer befindlichen Artikel; die
2. Tafel iſt das von Herrn Hofwappenmaler O. Roick ge⸗
zeichnete Titelblatt eines nur in ganz kleiner Auflage ge⸗
druckten Hataloges der Fürſtlichen Waffenſammlung im
Fürſtlichen Reſidenzſchloſſe zu Detmold.
Anfragen.
Unter dieſer Rubrik ſteht Dereinsmitgliedern
und Abonnenten ! Spalte (16 Druckzeilen) Poften-
frei zur Verfügung.
Für überſchießende Zeilen find die tarifmäßigen
Inſertionsgebühren zu entrichten.
84.
An dem Grabmal des Erasmus Günther von Saltz,
gefallen als Oberſt eines Regiments Kroaten zu Roß am
8. Mai 1646 zum Pentz bei Görlitz, find die üblichen 4 Ahnen⸗
wappen angebracht.
ee
3 4
1: v. Salza; 2: geſpalten, vorn aufgerichteter Ochs oder
Kind, hinter mehrere Schrägrechtsbalken; Helm: der Ochs
wachſend zwiſchen zwei Büffelhörnern; 3: v. Maren; 4: ge-
ſpalten, überdeckt mit durch s Lilien belegten Querbalken;
Helm: 2 Flügel, belegt mit dem fhräg geſtellten Lilien⸗
balken, dazwiſchen ein unkenntlicher Gegenſtand.
Welcher Familie gehören dieſe beiden Wappen and 2 hat
etwas Ahnlichkeit mit v. Kittlitz.
85.
Die Familie von Schuckmann, deren Vorfahren aus
Weſtfalen (Osnabrück letzter uns bekannter Heimatsort)
ſtammen, ſoll den „Schudelmann“ im Wappen führen. Wer
weiß eine Erklärung für dieſe Figurd Auch andere Nach⸗
richten über die Familie v. Schuckmann ( früher aud) Schock.
mann, Schuckemann, Skuckmann geſchrieben) nimmt dankbar
entgegen
Poſen D. 3. Hauptmann v. Schuckmann.
86.
Nachrichten werden erbeten über eine Familie Glüer.
1764 war ein Oberft von Glüer Kommandant von Roſtock.
Es gibt jetzt noch in Berlin Perſonen der Familie Glüer.
Woher ſtammt die Familie Glüerd Zuſchriften werden an
die Redaktion erbeten.
87.
Laut Beerdigungsſcheins der Eliſabethkirche zu Breslau
ſtarb am 18. März 1790 die Ehefrau des Albrecht Eberhard
von Klüfer, Maria Catharina geb. Arndtin im Alter
von 67 Jahren. Da ſonſtiges über die Gatten nicht bekannt
iſt, wird um freundliche Mitteilung etwaiger, auch ſcheinbar
unwichtiger Notizen über ſie gebeten. Vermutlich ſtammte
der Mann aus dem Herzogtum Bremen, die Frau aus Breslau.
Der Name des Albrecht Eberhard mag auch Clüver, Clüfer,
Klüver gelautet haben.
Diepholz (Hannover), 14. Juni 1908.
von Klüfer, Amtsgerichtsrat.
88.
Ich ſuche Nachrichten über die württembergiſche Beamten⸗
familie Hdlder (oder Helder), namentlich über die Farben
und den Urſprung ihres Wappens. (Die Angaben bei
Georgii ſind bekannt.)
Leipzig, Schwägrichenſtr. 11.
Arthur Dimpfel, Mitgl. des „Herold“.
89.
Im 16. Jahrh. exiſtierte bei Weimar ein Adelsgeſchlecht
„Leich“. Wappen: ſchräg rechts liegender Baumſtamm mit
3 gefappten Aſten.
Im 18. Jahrh. ſiegelte Wilh. Leich in Langenſalza mit
einem Anker auf rotem (?) Grunde.
Am Rhein war ein Geſchlecht Leick; Wappen: ſchwarzer
Löwe auf ſilb. Feld.
1570 ſiegelte ein Daniel Leicher mit Fiſch in fließendem
Waſſer; Helmzier: Mann mit Fiſch in den Händen.
Wer kann mir über etwaiges Vorkommen dieſer Wappen
und Namen bezw. über noch andere in Betracht kommende
Wappen Auskunft gebend
Harpen b. Bochum. H. Leich, Pfarrer.
90.
Es werden Nachrichten erbeten:
I. über den „Churfürſtlich⸗Sächſiſchen Major Carl £ud-
wig v. Groß aus Reichenbach, Amt Meißen, und
deſſen Eltern. Derſelb kam etwa 1678 nach Oſt⸗
preußen, um ſich hier anzukaufen. Von ſeinen beiden
— —ñ—— — — —
— I —
Söhnen war Johann v. Groß fpdter ſächſiſcher Ge-
ſandter am ruſſiſchen Hof, während Chriſtoph v. Groß
mit Barbara v. Lentein verheiratet war, aus welcher
Ehe Daniel v. Groß, ſpäter Pfarrer in Schwartzſtein,
Kr. Raſtenburg O / Pr., hervorging;
über den am 29. Mai 1686 zu Altenhayn verſtorbenen
Erb- und Gerichtsherrn auf Ober⸗ und Nieder⸗Allen⸗
hayn Ulrich v. Groß (Große), verheiratet mit Anna
Eliſabeth, geb. d, und deſſen Eltern. Von ſeinen
Söhnen war ſein dritter Sohn Carl Heinrich v. Groß
(Große), geb. d. 24. Dezember 1674, geſt. d. 17. Fe⸗
bruar 1745, Kal. Polniſcher und Churfürſtlich⸗Sächſiſcher
General-Major der Kavallerie, Herr auf Altenhayn
und Kötterit, auch ſeit 1708 auf Roitzſch.
Wie hießen die anderen Söhne des Ulrich v. Groß?
Königsberg i / Pr., Krugſtr. Nr. 13 A, II. r.
Carl Heinrich v. Groß, Referendar,
Mitglied des „Herold“.
Ergänzung erbeten:
Wolf. Chriſt. Treuſch von Buttlar, * 1764, 7
wann 1815 zu ?; Kurfürſtl. Heſſ. Major; verm. I. d mit Jo:
hanna Wilh. Chrift. v. Seitz,“ wann 1764 zu d, T April
1792 zu d; II. mit Carol. v. Hammerftein a. d. H. Bes:
mold, wann d zu d, * zu d 16. März 1761, F 12. Februar
1803 zu d.
Ernft Sudwig Friedrich Treuſch von Buttlar,
* 1798, + Karlshafen 1852, Kurf. Heſſ. Fptm.; verm. I. zu 5
20. Nov. 1822 mit Luiſe v. Hammerftein a. d. H. Gesmold,
* zu d 11. Nov. 1292, f zu P 1. Juni 1829.
Caroline Treuſch v. Buttlar, * 1774, verm. wann
zu d mit Gottfried v. Eſſen, Ruff. Bataillonschef, wann zu d.
Wohlau i. Schl. N. v. Buttlar, M. d. H.
92.
1. Jakob Heinrich van Asperen , . zu . ..; 1685
bis 1689 Regimentsfeldſcheerer b. d. Ugl. Leibgarde z. F.;
T Kopenhagen 29. 3. 17155; X. . . zu . . . m. N. N. ((.
zu .. ., T Kopenhagen 5. 9. 1711).
2. Dorothea Magdalene v. A., geb. von Pippenbringlen),
Schwiegertochter zu 1, * um 1698 zu. . ., T Kopenhagen
16. 8. 12625 >< Kopenhagen 14. 2. 1237 mit Matthias Wil.
helm van Asperen.
3. Hedewig Eleonore v. A., verw. Hoppe, geb. von
Wolff, * Eckernförde (d) 6. 12. 1715, 7 Altona 25. 9. 1766;
>< Hamburg 17. 5. 1754 m. Jakob Wilhelm von Aspern.
Um Ausfüllung der Lücken wird gebeten.
Die Familie van Asperen ſtammt aus den Niederlanden
und iſt ſie nicht zu verwechſeln mit der aus dem Dorfe
Aspern bei Barmſiedt (Holftein) ſtammenden, noch in Süd⸗
weftholftein, Altona und zum Teil in Hamburg wohnhaften
Familie von Aspern oder mit den Bremiſch-Hannoverſchen
tho Aspern’s.
Doberan. v. Aspern.
95.
Dem Hans Klitzken überließ d. d. 9. Juli 1708 der
Landrat Doering Jacob v. Krockow und deſſen Frau Liebſte
Elifabeth Sophia geb. von, Blücherin „zu ihres Eheherrn und
ihrem eigenen Beſten und Stillung gewiſſer Angelegenheit“
den Freiſchulzenhof zu Buslar bei Polzin.
— —
Wer kann über die Familien Klitzke, Nehring, Red⸗
dingen, Neubauren, Schulzen, Klützcke, Klitzcke
Klitzki, Klicke, Klicki, v. Klitzky Auskunft erteilen?
Woher kommt der Name des um 1510—1556 dem Jacob
von Sitzewitz auf Muttrin erbſeſſen zum Kauf a
Ulemptzſchen Anteils des Gutes: „Klitzkendorf“d
Ferner ſteht auf einem Leichenſtein vor dem Altar der
Hirche zu Gr. Tromnau Kr. Marienwerder:
Hier liegt begraben die hochedle Frau Anna Magdalena
von der Gabelentz, geborene von Rohren, verwittwete OGberſt⸗
lientenant und Erbfrau auf Lang ⸗Seifersdorf, Klickenhaus
und Buchwalden, obiit 25. Januar 1692,
Wappen
v. Rohr.
v. Lehwald. v. Bernſtein. v. Borſchwitz.
v. d. Mülbe. v. d. Gabelentz.
Iſt der Name Klitzke vielleicht auf den edlen Wenden
Clits oder die polniſche Familie Klicki zurückführbar d
Bromberg, Schillerſtraße 32.
Franz Klitzke, Mitgl. d. Herold.
v. Kos pot.
v. Brandt.
Antworten.
Ketreffend die Anfrage 63 in Nr. 5 des „D. Herold“ von 1908.
Ein Gut Diepenfee liegt im Kreife Teltow (Prov.
Brandenburg), ferner ein Gut Arnſtein und ein Dorf
Tiefenſee im Kr. Heiligenbeil (Prov. Oſtpreußen).
Es erſcheint mir nicht unwahrſcheinlich, daß letztere die
Gemeinten find, und daß der p. Rautter zur Familie
von Rantter (W.: In Rot ein frei ſchwebender, oben drei ⸗
zinniger filberner Schrägrechtsbalken) gehört, welche mit
Niclas v. R. 1474, angeblich von Gſterreich, nach Preußen
gekommen und in der Provinz Oſtpreußen das Gut Will⸗
kamm (Kr. Gerdauen) erhielt. Die Familie, 1814 im
Mannesftamme mit Hauptmann Guſtav Ludwig v. R. ere
loſchen, beſaß eine Anzahl Güter im Ur. Gerdauen; die
ihren Vater überlebende Tochter Auguſte vermählte ſich am
10. 6. 1833 mit Otto Bernhard von Preſſentin, welcher
infolge Diploms vom 8. 8. 1833 für ſich und feine Nach⸗
kommen den Namen „v. Preſſentin gen. v. Rautter“ ans
nahm. Ein Samuel Chriſtoph Sigismund von Rautter iſt
aus Schleſien ebenfalls nach Oſtpreußen eingewandert.
Doberan. v. Aspern.
Setreffend die Anfrage 63 in Ar. 5 des „D. Herold“ von 1908.
Hans v. Rantter (Sohn des Hans v. R., 1541,
1657, Landrat u. Amtshauptmann zu Pr. Holland, auf
Arnſtein etc. u. der Maria v. Rippe a. d. H. Gr.⸗Lanke
* 1603, T 1681, wiederverh. an OGberburggrafen Chriftoph
v. Troſchke), getauft Pr.⸗Holland 18. Sept. 1654, holländiſcher
Major, auf Arnſtein, Tiefenſee, Lichtenfeldt, Lütkenfürſt, war
nach der Stammtafel verh. mit Anna Catharina, des Joachim
v. Bruchdorf auf Nixdorf u. der Hedwig v. Secheftedt a. d. H.
Neuenhoff Tochter. |
Kinder: 1. Johann Konftantin, f jung vor 1696
in Königsberg.
2. Maria Hedwig, * 25. 4. 1661, 7 April 1738.
Gem.: I. Meinhard Dietrich v. Auer auf Peken, Oberſtlt.
II. Ludwig Friedrich v. Auer auf Feldſchmiede, Gberſt,
T 1724.
— us —
Alſo muß wohl die Tochter aus erſter Ehe mit der
v. Bruchdorf, der Sohn ans der zweiten Ehe mit M. C.
Schöer de Vermandois geweſen fein.
Alle genannten Ortſchaften find in Oſtpreußen.
Königsberg, 5. Juni 1908. Galland.
Hetreffend die Anfrage 67 in Mr. 5 des „D. Herold“ von 1908.
Sophie Philippine v. Sitzewitz war die Tochter
des George Chriſtian v. Sitzewitz und in zweiter Ehe ver⸗
mählt mit Franz Matthias v. Malſchitzki.
Berlin N. 39, Sellerſt. 2. Dr. Wagner.
Betreffend die Anfrage 68 b in Nr. 5 des „D. Herold“ von 1908.
Rudolf von Bünau, * Freiberg 2 1. 1284, + Pförten
9. 9. 1827, X . . . Friederike Pfersdorf, * Ta
Doberan. v. A2
Betreffend die Anfrage 69 in Nr. 5 des „D. Herold“ von 1908.
Aus der Ehe des Markgrafen Ernſt mit Urſula
v. Roſenfeld waren vor Karl noch zwei Söhne, nämlich
Albrecht und Leonhard, die vor dem 1553 verftorbenen
Vater ſtarben. — Pfalzgraf Georg ſtarb 1569 ohne Erben.
Dr. Wagner.
Betreffend die Anfrage 70° in Ar. 5 des „D. Herold“ von 1908.
Jörg der Alte v. Schauenburg, Ritter. 1441— 1472. sep. in
Maulbronn, wo ſein Wappen.
x Katharina v. Sickingen, Hofmeifterin.
Suſanna v. Schauenburg (mit 4 Geſchwiſtern).
x Ruprecht v. Erlikheim. 1486 — 1490.
Regeſten:
1. 1486. April 24. Ruprecht v. Erlikheim und ſeine Ehe⸗
frau Suſanne v. Schauenburg verkaufen ein Gut zu Heddes⸗
heim an Dieter v. Handſchuhsheim. (Seitſchr. des Oberrheins
XXVI. S. 66.)
2. 1490. Novbr. 28: Pfalzgraf Philipp ſucht (Sonntag
nach Kathrin) einen Streit zu ſchlichten zwiſchen Swicker und
Konrad v. Sickingen, Bornhard, Swicker und Philipp v. Schauen«
burg ſowie (deren Schwager) Ruprecht v. Erlikheim über eine
Erbfchaft von 2000 fl. aus dem Vachlaſſe des 7 Ritters
Swicker v. Sickingen. Die Hälfte jener 2000 fl. erhalten die
Sickinger, die andere die Schauenburg und Ruprecht v. E.
r Nun hat aber an dieſem Gelde, das Katharina
v. Sickingen , des Jörg v. Schauenburg Witwe, „unferer
Hofmeifterin”, gebührte, Philipp v. Schauenburg ſchon 300 fl.,
Swicker 200 fl., Ruprecht v. Erlifheim 800 fl. als Eheſteuer
feiner Ehefrau erhalten. — Der Streit wird anno 1514 durch
Kaifer Max I. in Worms entſchieden. (Karlsruhe Gen.
L. Arch. Perg.⸗Orig.)
3. Beim Reichskammergericht in Wetzlar appelliert i. J.
1514: Hans v. Erlikheim gegen Schwicker v. Schauenburg in
Oberkirch gegen Urteil des Hofgeridts in Heidelberg auf
Sahlung von 88 fl. aus einer Obligation des Ruprecht
v. Erlikheim. Akten: Wetzlar, jetzt Gen.⸗L.⸗Arch. Karlsruhe.
Schr. v. S.
Betreffend die Anfrage 81 in Ur. 6 des „Y. Herold“ von 1908.
Dem Anfragenden wird empfohlen, in Leyden bei der
Collection des ſiches anzufragen.
Ketreifend die Anfrage 73 in Ar. 6 des „D. Herald“ von 1908.
Victor Sigismund v. Miltitz, zu Neuenhagen 178},
x 1755 Anna Dorothea Louiſe v. Blücher aus dem
Haufe Fimmerhauſen, ~ 1760 im Auguſt
Sophia Philippine Charlotte Ulrique, * 1757, X 1782
Adolph ev. Rothe, kgl. preußiſcher Major; diente bis 1787
im Infänterie- mn v. Braun.
Berlin N. 39, Sellerftr. 2 Dr. Wagner.
Hetreffend die Anfrage 78 in 25 6 des „Y. Herold“ von 1908.
5) Charlotte Erneſtine Wilhelmine v. Hoffftedt,
x Wilhelm Juftinian Baron v. Thöldenitz, Erb-,
£chn- und Geridtsherr anf Marxleben.
Berlin N. 39, Sellerftr. 2.
Betreffend die Anfrage 79 in Mr. 6 des „D. Hersld* ven 1908.
Dr. Wagner.
Ernſt Bogislav v. Apenburg auf Groß Wackratz auf
Wollin, X 11. Februar 1698 Helena Maria Leggerow
VV Ernſt Friedrich x Eva Eleonore
1717, F 1267, X v. Hahnomw
Juliana v. Apenburg,
feines Vaters Bruders
Tochter
—— . ——
Friedrichwilhelm Juliane Lewin Gideon
71795, 28. Dezember, Chriſtiane, Friedrich, 7 4. No-
so Jahre alt, zu > v.Hiller vember !794, 72 Jahre
Königsberg i. pr. alt zu Hönigsberg
i. Pr. x v. Pod
(podin) + 29. No ·
vember 1794 im
67. Jahr zu Orſchen
b. Landsberg i. Pr.
Bernhard Friedrich
Heinrich v. Hiller.
Dr. Wagner.
Friedrich Eugen
Erdmann v. Hiller.
Berlin N. 39, Sellerſtr. 2.
Bie diesjährige Hauptverſaumlung des Geſamtuerelus
der dentſchen Geſchichts⸗ und Altertums vereine findet, in
Merhindung mit dem Ardivtage und dem Tage für Beuk-
malpflege, in der Noche vom 20. bis 26. September zu
Lübeck ſtatt. Die Beteiligung daran fteht jedermann frei;
dir Mitglieder des Vereins Herold werden gebeten, ſich recht
zahlreich einzufinden. Für die Gigungen der A. Abteilung .
(Künz-, Wappen- und Siegelkundr, Genealogie) find inter-
eſſante Vorträge angemeldet. Zur Geſprechung geeignete
Themata wolle man gefl. bet Herrn Geheimen Ardiurat
Dr. flaillen, Berlin C. Kloſterſtraße (Königliches Staats-
archiv) anmelden.
Bas Programm des Internationalen Rongreffes für
hiſtoriſche Miffenfdaften, welcher vom 6. bis 12. Auguſt d. J.
in Berlin tagen wird, iff ſoeben ausgegeben und umfaßt
46 Seiten. Die Arbeiten der Sektion VIII umfaſſen: Archiu⸗
und Sibliothekmefen, Chronologie, Diplomatik, Epigraphik,
Genealogie, hiſtoriſche Geographie, Heraldik, Numismatik,
Baläographie, Sphragiftik.
Anmeldungen zur Teilnahme find zu richten an Herrn
Dr. Caspar, Verlin w. 15, Kaiſeraller *
— ————— — — — nn
Beilagen: 1 |. Mirtelalterlihe Agen gezeichnet von 2. Cloß.
. Titelblatt, ze von O. Roid.
Verantwortlicher Herausgeber: Ad. M. Hildebrandt in Berlin, W. 62. $diN rage 3 l. — Selbſtverlag Bad Vereins Herold; . verlegt von
Carl Hermanns Verlag in Berlin, W. Manerſtraße 43. 44. — Julius Sittenfeld, Hofbuchdrucker. in Berlin W.
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—
Berlin, Auguſt 1908. XXXXI
Der jährliche Preis des „Deutſchen Herold“ = monatlich ein Heft — beträgt 12 Mk., der „Pierteljahrsſchriſt für Wappen-
Siegel- und Familienkunde“ 8 Mk. Einzelne Nummern koſten 1 Mk. — Anzeigen für den „Deutſchen Herold“ werden von
Carl Heymanns Verlag, Berlin W., Mauerſtr. 45. 44, entgegengenommen.
Juhalls verzeichnis: Bericht über die 782. Sitzung vom
16. Juni 1908. — Die Huftdndigheit des Kol. Heroldsamies
gegenüber den Gerichten bei Entſcheidung über das Recht zur
Führung adliger Prädikate in Preußen. — Eine 625 jährige Be-
ſitzfeier. (Mit einer Tafel.) — Die Dynaſten Strang von Ciill-.
ſtedt im Lande Lebus, Schleſiens nordöſtlichſtem Odergebiete. —
Das „Henßelbuch“ der Stadt Sontra und die darin vorkommen⸗
den Familiennamen. — Btuchſtückweiſe Genealogie der braun:
ſchweigiſchen Familie Soehle, Freiherrn von Soehlenthal
und Soehlen von Aichberg. — Die Familie v. Randow
aus dem Haufe Groß⸗Wilkawe (Kr. Trebnitz, Schleſ.). —
Goethe Ahnen. — Exotiſche Länderwappen. (Mit Ab-
bildung.) — Bücherſchau. — Vermiſchtes. — Anfragen. —
Antworten.
Bereinßp nachrichten.
Die nächte Fikung des Vereins Herold findet ftatt:
Dienstag, den 15. September 1908 abends 7½ Ahr,
im „Burggrafenhof‘, Aurfürſtenſtr. 91.
Die geehrten Lefer d. Bl. werden ergebenſt erſucht, der
Redaktion d. Sl. Mitteilungen über ihnen bekannte beral-
diſche Aunſtwerke (1. B. alte Schnitzereien, ſeltene Siegel,
Grabdenkmäler, Glasgemälde, Metallarbeiten uſw.),
melche ſich zur Abbildung in der Zeltſchriſt eignen, zugehen
laſſen zu wollen. Piele Pereinsmitglieder werden, nament⸗
lich auf Reifen, Gelegenheit haben, dergleichen zu ſehen,
und würden uns durch eine kurze Notiz ſehr verpflichten.
Die Vereinsbibliothek if von Ende Juni bis Mitte
Auguſt geſch loſſen.
Da der Herr Schatzmeiſer des Vereins Dr. Stephan
Sekule vou Htradonik zu Sroß-Jichterſelde, Marien -
Arafe 16, auch die Führung der Pereinsmatrikel über
nommen hat, werden die geehrten Mitglieder des Herald
hierdurch ergebenſt erſucht, alle Peränderungen betreffend
Wohnung, Citel uſw. gefällig dem Fchatzmeiſter anzeigen
m wollen.
Die ſtilgerechte Ausführung heraldiſcher und heraldiſch
verzterter Arbeiten, 3. B.:
Wappenmalereien aller Art, Stammbäume, Familien ⸗
chroniken, Adreſſen, Er-libris, Glasgemülde, Por-
sellane, Gravierungen, Bildnis-Medaillen, Gedenk-
münzen für Familienereigniſſe, Potivtafelu, Fahnen,
Hucheinbände, Ledertreibarbeiten, Fildhauerarbeiten
in Hols und Stein (für Möbel, Denkmäler uſw.), Gold-
und Silbergeräte mit heraldiſcher Dekorierung uſw.,
vermittelt die Redaktion des Veutſchen Herolds (Berlin W.,
Schillfr. 3); fie ſteht zu dieſem Zweck mit tüchtigen Aünſtlern
und Aunfgewerbetreibenden in Perbindung.
Jede Auskunft wird bereitwilligh erteilt.
Bericht
über die 782. Sitzung vom 16. Juni 1908.
Vorſitzender: Se. Exz. Herr Generalleutn. 3. D. v. Bardeleben.
Der Herr Vorſitzende übergab die Geſchenke des
Herrn k. k. Oberpoftverwalters Heyer zu Gablonz für
die Vereinsbibliothek: Kurheſſiſcher Staats kalender von
1818, kurfürſtl. heffifcher Hofkalender von 1875, Ge⸗
denkblätter an den Kurfürften von Heſſen Friedrich
Wilhelm den Standhaften (Prag 1875), ſodann inter⸗
eſſantes Material über die kurheſſiſchen Orden (Eiſerner
Helm, Goldener Lowe, Wilhelmsorden) und den heſſiſchen
Orden Pour la vertu militaire von 1760. Dem Herrn
Schenkgeber wird namens des Vereins beſtens gedankt.
— 150 —
Der geſchäftsführende Ausſchuß für Deutſche Per⸗
fonen= und Familiengeſchichte in Leipzig hat die An-
regung gegeben, mit dem Kurſe über Familienforſchung
und Vererbungslehre, der vom 3. bis 6. Auguſt zu
Gießen abgehalten werden ſoll, eine Suſammenkunft
zur Beſprechung verſchiedener wichtiger Fragen zu ver—
binden: J. die Aufſtellung von Formularen zur Samm—
lung genealogiſchen Materials, in denen die Fragen
zuſammengeſtellt find, die von Genealogie und Natur:
wiſſenſchaft geſtellt werden, die aber zur Aus füllung
ſeitens des gebildeten Publikums geeignet ſein müſſen.
2. Eine Beſchlußfaſſung hinſichtlich der „gemeinſamen
Aufſtellung einer genealogiſchen Bibliographie“ herbei-
zuführen. — Gegen die „gemeinſame“ Bearbeitung der
Bibliographie erklärten ſich Herr Freiherr von Dun—
gern und der Schriftführer. Es wurde beſchloſſen,
Herrn Kammerherrn Dr. Kekule von Stradonitz zu
bitten, auf der beabſichtigten Derfammlung den Verein
vertreten und ſich eventuell an der Beſprechung der
Fragen beteiligen zu wollen. Verpflichtungen irgend-
welcher Art einzugehen, iſt der Verein nicht in der Cage.
Sodann legte der Herr Vorſitzende vor: einen
Probeband der in der Bibliothek des Grauen Klofters
neu aufgefundenen Teile der Leichenpredigtenſammlung.
Das Verzeichnis derſelben wird in der Vierteljahrs⸗
ſchrift veröffentlicht werden. Endlich machte S. E.
Mitteilungen aus der Handſchriften⸗ Sammlung der
Königlichen Bibliothek: Brandenburgiſches Hof⸗Cere⸗
moniel, Empfänge von Geſandten. Der furbranden:
burgiſche Botſchafter Freiherr von Coeben (1654) wurde
durch einen Kaiſerlichen Kämmerer, den Grafen
von Mansfeld, in zwei ſechsſpännigen Kaiſerlichen
Kutſchen von Wien nach Ebersdorf geleitet. Der
Kaifer, unter einem Thronſtuhle ſtehend, bot mit ent—
blößtem Haupte die Hand und nötigte zu decken. Mit
bedecktem Haupte verrichtete der Botſchafter fein Un:
bringen und wurde in der gleichen Weiſe zurückgeleitet.
Kaiſerlichen Botſchaftern, die am kurbrandenburgiſchen
Hofe empfangen werden ſollten, wurden einige Karoſſen
„ein Feld Weges von der Reſidenz“ entgegengeſchickt,
ein Graf führte thn in die Reſidenz, wo er mit einigen
Kanonenſchüſſen begrüßt, nach vormaliger Manier drei
Tage lang traktiert und dann zur Audienz gefordert
wurde. Die Aufholung geſchah durch einen Kämmerer
und etliche Kavaliere in drei ſechsſpännigen Kutſchen,
die Wache unter dem Tor präſentierte das Gewehr
„unter rührendem Spiel“. Der Oberhofmarſchall
empfing ihn nebſt den Kurfürſtlichen Räten und Ka-
valieren unten an der mit Hellebardieren beſetzten
Stiege, oben empfing ihn der Oberkämmerer. Der
Kurfürſt ging ihm bis zur Tür des Audienzzimmers
entgegen, einen Fuß über die Türſchwelle ſetzend,
nötigte zu decken und hörte die Botſchaft ſtehend oder
ſitzend mit bedecktem Haupte. Bei weitem einfacher
geſtaltete ſich der Empfang des Kaiſerlichen „Ab—
geſandten“. .
Der Schriftführer ſprach über die Gſterreichiſchen
Hausprivilegien von 1453.
— T — . ) — —³25d2. . . . ̃7˙˖˙»¾ , ⏑ —
Herr Profeſſor Ad. M. Hildebrandt legte vor:
J. das neueſte Jahrbuch der k. k. heraldiſchen Geſell—
ſchaft „Adler“ (1908). 2. Die von Herrn Oberſten a. D.
von Muffel in München bearbeiteten und für die
Vereinsbibliothek geſandten Nachrichten über fein Gee
ſchlecht. — Herr Rittmeifter von Höckritz auf Mondſchütz
will die Güte haben, über den in Wohlau aufgefun⸗
denen wappengeſchmückten kupfernen Sarg näheres
demnächſt einzuſenden.
Herr Dr. Freiherr von Dungern beſprach eine
im Vereinsorgan geſtellte Frage nach einer Ahnfrau
der von Fleckenſtein, die er als eine geborene von Ochſen⸗
ſtein ermittelt hat; zu dieſer Ahnengruppe gehören auch
die bekannten elſäſſiſchen Geſchlechter Andlau, Müllen⸗
heim, Waſichenſtein u. a. Intereſſant iſt es, daß durch
die Heirat einer Enkelin Fleckenſtein mit einem Grafen
von Leiningen dieſe Fleckenſteiniſchen Ahnen zugleich
Ahnen des Kaifers Wilhelm II. geworden find. Herr
Profeffor H. Hahn bemerkte, daß die von Fleckenſtein
zu dem dynaſtiſchen Adel gehörten und ſtets den Titel
„Herr“ geführt haben, der im Mittelalter das Kenn>
zeichen des hohen Adels iſt.
Auf den Antrag des Herrn Staatsrats von Boets
ticher wurde beſchloſſen, mit der Hiſtoriſch : genealogiſchen
Geſellſchaft in Moskau in den Schriftenaustauſch zu treten.
Herr Oberft von Scheven übergab zwei Aus.
ſchnitte aus Seitungen, betreffend die Ortswappen von
Wilmersdorf und Johannisthal und beſprach ſehr ein⸗
gehend das für weſtfäliſche Orts- und Familiengeſchichte
wertvolle Werk von Hermann Eſſer, Hohenlimburg und
Elſey (Dortmund 1908). Die Grafſchaft Cimburg, auf
zwei Seiten von den Flüſſen Ruhr und Tenne begrenzt,
hatte einen Flächeninhalt von kaum 2½ U Meilen, fie
gehörte einſt zu der (ſüdlich angrenzenden) Grafſchaft
Altena und bildete einen Teil des ſog. Süder⸗ oder
Sauerlandes. Der Vortragende ſprach eingehend über
das Haus der Grafen von Iſenberg (nicht zu verwechſeln
mit den Iſenburg). Friedrich von Iſenberg ermordete
1225 den Erzbiſchof Engelbert von Köln, welche Cat
Walther von der Vogelweide in dem Rachegefang
„Swes leben ich lobe“ beklagte. Nachkommen des
Mörders find die Grafen von Limburg.
Herr von Trebra machte auf die im Beſitze des
Mansfelder Geſchichtsvereins befindliche Fockſche Ge⸗
nealogiſche Sammlung aufmerkſam. Es dürfte ſich
empfehlen, Erkundigungen über Inhalt und wiſſen⸗
ſchaftliche Bedeutung der Sammlung einzuziehen.
Seyler.
Die Zuftändigkeit des gl. Heroldsamtes
gegenüber den Gerichten bei Entſcheidung
über das Uecht zur Führung adliger Pra-
diſtate in Preußen.
Unter Bezeichnungen wie „Der Kampf um den
Adelstitel“ und ähnlichen lieſt man faſt täglich in der
Preſſe Deröffentlichungen von Urteilen, in denen das
— 151 —
Kgl. Heroldsamt „eine empfindliche Niederlage“ er-
litten habe. Oft werden ſolche Nachrichten von Adels»
Anmaßern oder anderen Intereſſierten in die betreffen⸗
den Seitungen lanziert, dagegen etwaige Urteile höherer
Inſtanz, die derartige „Niederlagen“ wieder „gut
machen“, nicht publiziert. Da erſcheint es denn als ein
Recht der Billigkeit, wenn den LCeſern des „Herold“
zwei höchſtrichterliche Entſcheidungen mitgeteilt werden,
in welchen nun endgültig ausgeſprochen wird, daß die
Gerichte an eine Entſcheidung des Königs oder
der von ihm delegierten zuſtändigen Adels behörde
über die Zugehörigkeit eines preußiſchen Staatsange⸗
hörigen zum Adelsftand oder zu einer höheren Adels-
ſtufe gebunden ſind.
Da beide Entſcheidungen nicht nur für die Juriſten,
ſondern auch wohl für die große Mehrzahl der adligen
Mitglieder des Vereins „Herold“ von Intereſſe fein
dürften — zumal ſich aus ihnen auch die Entſtehungs⸗
geſchichte des Heroldsamts ergibt —, ſollen die Gründe,
welche die beiden folgend näher bezeichneten oberſten
Gerichte ihres Bezirks zu jenen Entſcheidungen bewogen
haben, wie folgt mitgeteilt werden:
In der Sitzung vom 21. Mai 1008 entfchied das
Kal. Kammergericht zu Berlin, daß die Entſcheidungen
des Heroldsamtes auf dem Gebiete der freiwilligen
Gerichts barkeit, insbeſondere hinſichtlich der Berichtigung
der Standesamtsregifter, für die Gerichte bindend find;
es führt in der Begründung u. a. aus:
In Preußen iſt das Recht, den Adel zu verleihen,
anzuerkennen oder zu erneuern, ein Staatshoheitsrecht,
deſſen Ausübung Seiner Majeſtät dem Könige vorbe—
halten ift.!) Verleihung und Erneuerung des Adels
find Akte Königlicher Gnade. Dagegen erfordert die
Anerkennung eines beſtehenden oder die Nichtanerken⸗
nung eines zweifelhaften Adels (ſog. „Rechtsſachen“ im
Gegenſatze zu den „Gnadenſachen“) eine Entſchei—
dung über das Adelsrecht des Untertanen. Das Adels-
recht iſt öffentlichen?) Charakters. Der ihm ent—
ſpringende Anſpruch auf Anerkennung der Zugehörig-
keit zum Adelſtande kann ſich daher nur gegen den
König, als den Träger der Adelshoheit, richten und
infolgedeſſen nicht unmittelbar Gegenſtand einer bürger⸗
lichen Rechtsſtreitigkeit fein.3) Er iſt vielmehr der
Geltendmachung im ordentlichen Rechtswege und das
mit der direkten Entſcheidung durch den Prozeßrichter
entzogen.“)
') Dal. S$ 9 ff., 95 ff. A. L. K. II. 9, Anh. § 120; § 2
A. L. R. II. 13; Art. 4, 50 d. Verfaſſ.-Urk. vom 51. Januar
1850.
9 Vgl. auch S. 162 des „Deutſchen Herold” 1904; auf
dem Gebiete des öffentlichen Rechtes herrſcht Territoriali—
täts-Prinzip Dieſes Prinzip gilt auch für „sujets mixtes“;
val. ebd. S. 163.
) Pal. Gerichts- Verfaſſungsgeſetz $ 15; § 12 B. G. B.
kommt ſomit hier nicht in Betracht.
) Dal. Reffript des Kabinettsminifteriums vom 23. Mai
1799 bei Rabe, Sammlung Preuß. Geſetze und Verordnungen,
Bd. 5 S. 461; § 56 des Auszuges aus der Verordnung vom
Auch dem Richter der freiwilligen Gerichtsbarkeit
ift die unmittelbare Entſcheidung über die Zugehörigkeit
zum Adelsſtande nirgends übertragen worden. Aus
der Dorfchrift des § 95 A. L. R. II 9:
„Wenn eine adlige Familie ſich in zwei Gee
ſchlechtsfolgen ihres Adels nicht bedient hat: ſo
muß derjenige, welcher davon wieder Gebrauch
machen will, ſich bei dem Candes-Juſtizkollegio
der Provinz melden und ſeine Befugnis dazu
nachweiſen.“
hätte man vielleicht die Suftändigfeit der Gerichte her⸗
leiten können. Allein ſchon in der Deklaration vom
24. September 17985) hat der König ausgeſprochen:
„ad Part. II Tit. 9 § 95 finden Wir den Suſatz
nötig:
daß den Candes⸗Kollegiis nicht die Befugnis
zuſtehe, die in dem angezeigten Falle wegen
des Adels geführte Nachweiſung für hin—
reichend zu auctorifieren, daß fie ſich des
Adels wiederum bedienen könne, ſondern dies
vielmehr der näheren Beurtheilung Unſeres
Cabinets⸗Miniſterii vorbehalten bleibe.“
Hierdurch hat klargeſtellt werden ſollen, daß an dem
beſtehenden Suftande, wonach die Landeshoheitsfachen
gleich den Angelegenheiten des Königlichen Haufes von
dem unter der perſönlichen Leitung des Königs ftehens
den Kabinettsminiſterium erledigt wurden, 6) nichts
geändert worden war. Der Anhangsparagraph 120 über:
trägt jene Beurteilung dem Lehns departement. Auf
dieſes waren bald nach jener Deklaration die Landes:
hoheitsſachen uſw. übergegangen. Weiter heißt es,
nachdem die Angelegenheiten des Königlichen Hauſes
und die Hofſachen durch Verordnung vom 27. Oktober
1810, G. S. 5.3, auf den Staatskanzler und von
dieſem durch Allerhöchſte Kabinettsorder vom 11. Ja-
nuar 1819, 6.5. S. 2, auf den Miniſter des König-
lichen Hauſes übergegangen waren, in der Inſtruktion
vom 7. April 1859, G. S. S. 154, ausdrücklich, daß „die⸗
jenigen Standes verhältniſſe, welche hauptſächlich eine
ſtaatsrechtliche Bedeutung haben, 3. B. ob jemand von
26. Dez. 1808, Geſ. S. 1817 S. 283; Inſtruktion vom 7. April
1859, G. S. S. 134; Erkenntnis des Obertribunals v. 4. Nov.
1861, Entſch. Bd. 46 S. 193; Erk. d. Gerichtshofes zur Ente
ſcheidung d. Kompetenzkonflikte vom 16. Febr. 1895, J M. Bl.
S. 426; Urteile des Reichsgerichts vom 7. Mai 1880, Entſch.
2, 145; vom 22. Okt. 1881, Entſch. Bd 5 S. 171; vom 1. Juni
1897, Entſch. Bd. 39, S. 502; vom 6. April 1898 bei Gruchot
Bd. 42, S. 982; vom 8. März 1890, J. M. Bl S 652; vom
16. Juni 1904 bei Gruchot Bd. 50 S. 881.
5) Rabe, Bd. 5 S. 210 unter VI.
*) Rabe, Sammlung Bd. 4 S. IV; Hinſchius, Juriſt.
Wochenſchr. 1840 S. 468; von Roenne (Horn), Das Staats-
recht der preuß. Monarchie, 5. Aufl. Bd. 2 S. 346 ff.
Dem entſpricht es, daß in dem „auf Sr. Kgl. Majeſtät
allergnädigſten Spezialbefehl“ ergangenen Reffript des Ha—
binettsminiſteriums vom 25. Mai 1799 (Rabe a. a. O. Bd. 5
S. 461) bei Adelsprüfungen die „Enutſcheidung“ als zur
Suſtändigkeit des Kabinettsminiſteriums gehörig bezeichnet
worden iſt. b
— 152 —
Adel, Mitglied einer Stadtgemeinde uſw. ſei, an und
für ſich kein Gegenſtand eines Rechtsftreits fein, viel:
mehr nur im Derwaltungswege’) oder durch
Allerhöchſte Entſcheidung Seiner Majeſtät feſtgeſtellt
werden können.“ Daraus ergibt ſich, daß nicht nur
die Verleihung und Erneuerung des Adels, ſondern
auch die Entſcheidung über die Sugehörigkeit
zum Adel als ein Recht dem König bezw. der von ihm
mit der „Bearbeitung“ der Standesſachen beauf—
tragten Behörde, damals dem Miniſter des Kgl. Haufes,
zuſtand. 8)
An dieſem Rechtszuftande änderte der an das
Staatsminiſterium gerichtete Allerhöchſte Erlaß vom
3. Oktober 1848, G. S. S. 269, nur inſofern etwas, als
es die Angelegenheiten betr. „die Thronlehne und die
Standesſachen“ den Miniſtern der Juſtiz und des
Innern gemeinſchaftlich übertragen hat. Eine Selbft-
beſchränkung des Königs in der perſönlichen Ausübung
des Derleihungs-, Erneuerungs⸗ und Anerkennungs-
rechts enthielt dieſer Erlaß nicht. Ebenſowenig hat die
Adelshoheit des Königs durch die Verfaſſungsurkunde
vom 31. Januar 1850 eine Anderung erfahren.?) Dies
entſpricht auch dem Grundſatze, daß dem Könige alle
Rechte verblieben, deren er ſich nicht ausdrücklich be⸗
geben hatte. Nachdem der Adel aller „Vorrechte“ ent:
kleidet war, blieb der König in der Verleihung des
Adels (und folglich auch in deſſen Erneuerung und
Anerkennung) unbeſchränkt. Insbeſondere bedurfte und
bedarf er bei Verleihung uſw. des Adels als einer mit
Dorrechten nicht verbundenen königlichen Auszeichnung
nicht der Gegenzeichnung eines Staatsminifters.
Durch Allerhöchſten Erlaß vom 16. Auguſt 1884,
G. S. S. 516, wurde die „Bearbeitung“ der Standes
ſachen wiederum dem Miniſterium des Kgl. Haufes
überwieſen. Durch einen weiteren Erlaß vom 14. März
1855 wurde, obgleich ſich ein Bericht des Staats:
miniſteriums gegen die Einſetzung eines Heroldamtes,
als einer ſelbſtändig entſcheidenden Behörde, ausge»
ſprochen hatte, das Heroldsamt errichtet. Dieſer
Allerhöchſte Erlaß, der weder die Gegenzeichnung eines
Miniſters trägt, noch zur Veröffentlichung durch die
Geſetzſammlung gelangt iſt, lautet, ſoweit er hier in
Betracht kommt, dahin: |
„Auf den Bericht vom 5. d. Mts. will Ich nun⸗
mehr das von mir bereits angeordnete Heroldsamt als
eine dem Hausminiſter untergebene Behörde ins Leben
treten laſſen und demſelben die Bearbeitung der Stan—
des» und Adels angelegenheiten als Geſchäftskreis über⸗
weiſen. Dasſelbe ſoll ein Kollegium bilden und aus
7) Dal. „Deutſcher Herold“ 1904 S. 162.
8) Letzteres iſt in den Verfügungen des Juſtizminiſters
vom 16. Februar und 17. Oktober 1858 (v. Kamps, Jahrb.
Bd. 51 S. 177, Bd. 52 S. 675) als ſelbſtverſtändlich angeſehen
worden. |
9) Dal. auch die ſtenogr. Berichte über die Derbandlungen
der Erſten Kammer 1849, Bd. 5 S. 1221, 1511, und der
Zweiten Kammer Bd. 1 S. 330, 544. — Derfaſſung Artikel 4
u. 50.
einem Dorftand, zwei Mitgliedern und einem Juſtitiar 10)
beſtehen, welch letzterer zugleich als Staatskommiſſar
den Miniſter des Innern zu vertreten hat, ſoweit die
zu bearbeitenden Angelegenheiten das Reſſort desſelben
berühren. In Fällen, welche zu Meiner unmittelbaren
Kenntnis und eventuellen Entſcheidung gelangen müſſen,
hat das Heroldsamt an Mich unmittelbar zu be—
richten, jedoch ſollen die Berichte vor dem Abgange
Ihnen 11) zur Mitzeichnung vorgelegt werden. Auch
ſind die von Mir zu vollziehenden Ordres wegen
Standeserhöhungen und Namensveränderungen im
Adel von Ihnen und, wo es erforderlich, von dem
Miniſter des Innern zu kontraſignieren, und bewendet
es auch bei der hergebrachten Verfaſſung, wonach in
Adoptionsfällen und wo es ſonſt notwendig erſcheint,
das Gutachten des Juſtizminiſters einzuholen iſt.“
Das Heroldsamt iſt hiernach vom Könige mit den
gleichen Befugniſſen ausgeſtattet worden, wie ſie am
16. Auguſt 1854 dem Hausminifterium zurückübertragen
waren. Das perſönliche Entſcheidungsrecht des Königs
war unbeſchränkt geblieben, wie oben ausgeführt; die
Übertragung dieſes Rechtes auf die eine oder andere
Behörde bedurfte daher ebenſowenig der Gegenzeich⸗
nung eines Miniſters oder der Veröffentlichung durch
die Geſetzſammlung wie eine vom Könige ſelbſt er—
laſſene Entſcheidung. Es iſt niemals zweifelhaft ge
weſen, daß dem Betroffenen gegen die Nichtanerkennung
ſeines Adels durch die vom Könige beſtellte Behörde
die unmittelbare Anrufung der Allerhöchſten Entſchei⸗
dung offenſtand. Wenn daher die letztere ohne die
Gegenzeichnung eines Miniſters gültig !2) iſt, fo bedurfte
auch die Übertragung des Entſcheidungsrechtes, ſei es
im Einzelfalle, ſei es im allgemeinen, keiner beſonderen
Förmlichkeit. Von der Rechtswirkſamkeit des Aller⸗
höchſten Erlaſſes vom 14. März 1855 in Anſehung der
Suſtändigkeit des Herolds amtes zur Entſcheidung der
öffentlich rechtlichen Frage, ob ein preußiſcher Untertan
dem Adel oder einer gewiſſen Adelsſtuſe angehört,
geht denn auch die Verfügung des Juſtizminiſters vom
15. Juni 1855, J. M. Bl. S. 175, und im Anſchluſſe
hieran die Rechtſprechung der höchſten Gerichte aus. 3)
Wenn nun das Kammergericht in dem Beſchluſſe
vom 21. November 1904 (Jahrb. Bd. 28, S. A. 167)
folgerte, daß den Entſcheidungen der Adelsbehörde nur
10) Die Hahl der Juſtitiare iſt durch Ernennung eines
vortragenden Rates aus dem Juſtizminiſterium als Dertreter
des Juſtizminiſters außer dem Hommiſſar des Miniſters des
Innern (als erſtem Juſtitiar) auf zwei inzwiſchen vermehrt
worden.
1) Die Order iſt an den Hausminiſter gerichtet.
12) Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß der Uönig Entſcheidungen
in Adelsſachen mit Gegenzeichnung eines Miniſters treffen
kann. Er bedarf und bedurfte ihrer aber nicht.
13) Dal. Urt. d. R. G. vom 8. März 1900; J. M. Bl. S. 652;
vom 16. Juni 1904 bei Gruchot Bd. 50 S. 881; Erk. d. Ge:
richtshofes zur Entſcheidung der Kompetenzfonflifte vom
16 Februar 1895, J. M. Bl. S. 426; vgl. anch Entſch. d.
Kammerger. Bd. 25 S. A. 192, Bd. 28 S. A. 167.
eine gutachtliche, nicht eine das Gericht bindende Be:
deutung zukomme — fo erklärt dieſer neue Kammere
gerichts⸗Beſchluß ſelbſt —, ſo hält dieſe Folgerung einer
erneuten Prüfung nicht Stand.
Während im Prozeßverfahren “) den Entſcheidungs⸗
gründen keine Rechtskraft innewohnt und ſich über die
Bauptentjcheidung hinaus niemand auf den Inhalt der
Gründe berufen kann, fo liegt dies bezüglich der Ent-
ſcheidung über die Eintragung des Adels in die Stan:
des amtsregiſter anders. Denn die Eintragung des
Adels in das Standesamtsregifter hat gerade den Swed,
ihn für alle Fälle, in denen das Standesregiſter
überhaupt Beweiskraft hat, zu beweiſen. Deshalb kann
der Grundſatz, daß die Gerichte ſelbſtändig ihre Ent-
ſcheidungen zu begründen befugt find, bei der Ente
ſcheidung über die Eintragung des Adels in das Stan⸗
desregiſter nicht Platz greifen. Es liegt eben im Weſen
der Herftellung einer Beweis urkunde, als einer repro-
duktiven, an ſich unſelbſtändigen Tätigkeit, daß ſie ſich
der über die Richtigkeit der zu beurkundenden Tatſache
von der zuſtändigen Behörde getroffenen Entſcheidung
anpaßt und an ſie gebunden iſt.
In gleicher Weiſe hat das Oberlandesgericht zu
Königsberg in einem Urteile vom 9. April 1908 (unter
ähnlicher Begründung wie oben) die Entſcheidung des
Herolds amtes auch für den Strafrichter für bindend erklärt.
Durch die vorgenannten Urteile iſt die 1904 S. 163
des „Herold“ angedeutete Befürchtung, daß neben
dem vom Staatsoberhaupte verliehenen bezw. aner⸗
kannten Adel — unter Ignorierung der im Namen des
Königs auf dieſem Gebiete entſcheidenden Adelsbehörde
— im Namen desſelben Königs von den Gerichten ein
Adel geſchaffen werden könnte, der nur auf der An—
erkennung der Gerichtsurteile baſierte, beſeitigt.
Dr. jur. Bernhard Koerner.
Eine 623 jährige Beſitzfeier.
Mit einer Tafel.
Unt 28. Juni feierte das Geſchlecht der von
Weſternhagen das Jubiläum feines 625 jährigen Be:
figftandes in dem im unteren Eichsfeld, unfern Duder—
ſtadt, gelegenen Dorfe Teiſtungen.
Der Ort gehörte, ehe er in den Beſitz der von Weſtern⸗
hagen gelangte, den Herren von der Mark. Es war
im Jahre 1283, als Ritter Conrad von Hagen, zu dem
Geſchlechte de Indagine gehörig, von dem die ſpäteren
von Weſternhagen (1501) abſtammen, dem Ritter Hugo
von der Mark deſſen zu Teiſtungen liegenden Güter
mit allen dazu gehörigen Feldern, Wieſen, Weiden und
Wäldern zum Preife von 29 Mark feinen Silbers ab-
kaufte. Die Bluts verwandten des genannten Conrads,
100 Die juriſtiſche Begründung iſt hier weſentlich gekürzt,
da fie an anderer Stelle (Juriſt. Zeitſchriften uſw.) eingehend
erörtert iſt und für die Mitglieder des „Herold“ wohl weniger
Intereſſe bietet.
Ritter Hermann von Wefternhagen und ſeine Brüder
erhielten bei dieſem Kauf die geſamte Hand am neu
erworbenem Beſitz der damals ſchon im Eichsfeld reich
begüterten Familie de Hagen.
Als Seugen in dem hierüber aufgenommenen
Kaufvertrag, einem jetzt vergilbten Pergamentſtreifen,
welcher ſich noch heute auf Schloß Unterhof zu
Teiſtungen befindet, erſcheinen Geiſtliche, Ritter und
Bürger, es ſind: Heinrich und Ordemar von Boden—
hauſen, Ernſt und Hildebrand von Uslar, Theodor
von Esplingerode, Conrad von Rufteberg, Hartmann
von Minnigerode, Siegfried von Bülzingslöwen, Were
ner ven Kerſtlingerode, Conrad von Linde, der Propſt
von Beuren, Heidenreich Rieme und Barthold Amilie,
Bürger in Duderſtadt.
4 mit Pergamentbändern befeſtigte, noch ziemlich
wohlerhaltene und erkennbare Wachsſiegel hängen an
der Urkunde, ſie zeigen die Wappen des Propſtes, der
von Bodenhauſen und der beiden Herren von Uslar.
Gute und böſe Tage, Seiten des Wohlſtandes und
bitterer Not, des ſegenbringenden Friedens und des
erbitterten, alles vernichtenden Kampfes haben die von
Weſternhagen in der langen Reihe von Jahren auf
dieſem ſchönen Beſitz erlebt, der wohl verdient, „der
goldnen Mark“ zugerechnet zu werden. Den Land-
grafen von Thüringen, den Herzögen von Braun
ſchweig und hierauf lange Seit den Kurbifchöfen von
Mainz diente das Geſchlecht als treue Dienſtmannen.
Als zu Beginn des vorigen Jahrhunderts das Eichs⸗
feld zum Königreich Preußen geſchlagen wurde, traten
viele Glieder in deſſen Heer und haben es darin zu
hohen Stellungen gebracht; noch heute zählt die Armee
19 aktive Offiziere dieſes Namens. Auch als Beamte
in der Verwaltung und Juſtiz finden wir die von
Weſternhagen in größerer Sahl.
Sur Feier des ſeltenen Feſtes waren nach dem am
Tage zuvor in Duderſtadt abgehaltenen erften familien»
tag der von Weſternhagen zahlreiche Mitglieder des
Geſchlechts mit Frauen und Töchtern nach dem alten
Sitze Teiſtungen geeilt und fanden hier auf dem Unter—
hof, der jetzt dem Major Oscar von Wefternhagen
angehört, eine glänzende, gaſtfreie Aufnahme.
Die Gemeinde Teiſtungen hatte es ſich nicht nehmen
laſſen, der Gutsherrſchaft und dem ganzen Geſchlecht
ihre Huldigung zum Ehrentag darzubringen und die
Anhänglichkeit zu zeigen. Zu dieſem Sweck war von
den Ortsbewohnern (1057 Seelen) ein hiſtoriſcher Feſt⸗
zug veranſtaltet, in welchem aus der 625 jährigen Be⸗
ſitzzeit verſchiedenartige Szenen zur Darſtellung gebracht
wurden. Da ſah man zu Roß und zu Fuß, auf Wagen
und Karren ſtolze Rittergeftalten, Edeldamen, Burg—
fräuleins, Tandsknechte, Bürger und Bauern des Eichs⸗
felds in Trachten und Waffen all dieſer Jahrhunderte.
Den Glanzpunkt des ganzen Suges bildete die Gruppe,
welche die Beſitzergreifung und den Einzug des Ritters
von Weſternhagen darſtellte. Hoch zu Roß erſchien
Herr Conrad mit Gefolge in Rittertracht des 15. Jahre
hunderts. Auf dem ſchweren Topfhelm prangten die
Hiebfänger mit dickem Pfauenwedel beſteckt, der breite
Schild führte das alte Weſternhagenſche Wappen, das
weiße grimmige Pantertier im blauen Felde, dasſelbe
wiederholte ſich auf den Turnierdecken des mächtigen
Rennpferdes. (Helm und Schild, ſiehe nebenftehende
Abbildung, waren von Herrn Hauptmann Schönbeck,
der Heraldik jener Seit genau entſprechend, gut ſtiliſiert
hergeſtellt.)
Gleichzeitig mit dem Jubiläum der Gutsherrſchaft
wurde ein altes eigenartiges Volksfeſt begangen, das
„Gemeinde-Bier“ genannt. Das Feſt verdankt der
hochherzigen Stiftung eines von Weſternhagen ſeine
Entſtehung. Nach beendetem dreißigjährigen Kriege
ſchenkte Oberſtleutnant Hans Albrecht von Weſtern—
hagen, derzeit Kommandant des Eichsfelds und der
Feſtungen Duderſtadt und Gleichenſtein, der Gemeinde
Teiſtungen eine Wieſe mit der Beſtimmung, daß aus
deren Ertrag alle 3 Jahre beim Schützenfeſt, bei dem
der beſte Schütze noch heutigen Tages einen neuen Hut
als Preis erhält, der ganzen Dorfbewohnerſchaft Frei—
bier verzapft werde. An der aus jener Seit ftam-
menden Schützenkette befindet ſich noch jetzt Name und
Wappen des edlen Stifters ſowie feines Oberſtwacht⸗
meiſters Chriſtian von Prettelack. (Aus dem preußiſchen
Geſchlecht von Prettlad, W.: in Blau r. ein halber
Mond, l. 5 Sterne.)
Das Seft hat im Laufe der Jahre noch nichts an
ſeiner Fröhlichkeit und Urwüchſigkeit eingebüßt, noch
jetzt werden nach alter Sitte diejenigen Männer, welche
nicht auf dem Feſtplatz erſcheinen, von den Frauen und
Mädchen aus ihren Wohnungen abgeholt und auf
Wagen und Schiebkarren dahin gefahren. Hier wird
der Schuldige auf einen Stuhl geſetzt, um welchen die
Frauen unter Abſingen eines Liedes, in welchem ihm
ſein Nichterſcheinen vorgeworfen, einen Reigen tanzen.
Sum Schluß bekommt er als Strafe 5 Schläge mit
einer Pritſche auf den unteren Teil des Ridens.
Jubelfeier und Volksfeſt verliefen, vom herrlichſten
Wetter begünſtigt, zur allgemeinen Freude aller Teilhaber.
Herr Major O. von Wefternhagen, unſer lang—
jähriges, treues Vereinsmitglied, wurde aus Anlaß des
Jubiläums von Sr. Maj. dem Kaifer durch Verleihung
der Kammerherrnwürde ausgezeichnet. Von der ges
ſamten Familie von Weſternhagen ging beim Feſtmahl
ein Huldigungs: und Dankestelegramm an Se. Majeſtät
nach Kiel ab, hierauf traf von Allerhöchſt demſelben
folgende telegraphiſche Antwort ein:
„Herrn Kammerherrn Major von Weſternhagen.
Se. Maj. der Kaiſer und König haben den treuen
Gruß der zur Jubelfeier des 625 jährigen Allodial⸗
beſitzes von Teiſtungen vereinten Familien von Weſtern—
hagen mit Freuden entgegengenommen und laſſen
Euer Hochwohlgeboren erſuchen, allen beteiligten
Mitgliedern der Familie Allerhöchſt Ihren beſten
Dank zum Ausdruck zu bringen.
A. Allerh. Befehl gez. von Eucanus.”
Carl von Bardeleben.
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Die Dunaſten Strantz von Cüllſtedt im
Lande Debus, Schleſiens nordöſtlichſtem
Gdergebiete.
Von Kurd v. Strantz.
Noch zur Karolingerzeit, im Jahre 845, taucht ein
thüringiſcher Edelherr Immo v. Tüllſtedt in Thüringen
auf, der das Klofter Fulda im benachbarten Heſſen,
Deutſchlands größte Mönchsſtiftung, reich begabt. In
der nächſten Geſchlechtsfolge um 900 folgen Balderich
und Eisprecht mit gleichem Seelengeräte, und zwar
gehört Tonna, das heutige Gräfentonna, dazu, wo ſich
ſpäter der Hauptſitz der bisher unbedeutenden Grafen
v. Gleichen erhob, die dieſen Beſitz als Schutzvögte des
Klofters erhielten. So ſchuf ſich ſchon zu Beginn feiner
Geſchichte das Geſchlecht der Strange v. Tüllſtedt durch
eigene „Milde“ einen gefährlichen Nebenbuhler um die
Macht im thüringiſchen Nordgau. Im Jahre 1000
wird zuerſt der ſpätere Beiname Strantz bei einem
Merſeburger Domherrn Heinrich I erwähnt. Strang
iſt Strangizzo, die Verkleinerung von Strango, engliſch
strong, und bedeutet „Degen, Recken, Helden”, woraus
ſpäter in der oſtpreußiſchen Mundart der ſtarke, faule
Bärenhäuter als Spottname wurde.
Als Hüter feines Volkstums brach Ludwig der
Heilige, Landgraf von Thüringen, 1224 zur Vergeltung
für die Plünderung heimiſcher Kaufleute von Meißen
aus in das polniſche, zum piaſtiſchen Schleſien gehörige
Grenzland ein und nahm Lebus mit ſtürmender Hand.
Dadurch wurde erſt das Ländchen im Laufe des Jahr—
hunderts deutſch und der deutſche Biſchofsſitz das Boll⸗
werk der neuen Siedler, an dem ſich die brandenden
Wogen der ſarmatiſchen Reiterſcharen nun oft brechen
ſollten. Die Wiedereindeutſchung dieſes ſemnoniſchen
Candſtriches erfolgte in gleicher Schnelle und Art, wie
im benachbarten vandaliſchen Niederſchleſien der Si—
lingen. Die Einwanderung aus dem nördlichen Thü⸗
ringen ſcheint beſonders nachhaltig und ſtark geweſen
zu ſein, wie die entſprechenden Ortsnamen in der
benachbarten Neumark beweiſen, wie Aurieth, Born⸗
ftedt, Breitenſtein, Cauchſtedt, Landsberg, Liebenau,
Himmelſtadt, Hermsdorf, urſpr. Hermannsdorf, Salfens
ſtein, Mansfeld, Nordhauſen u. a. Im 14. Jahrhundert
wuchs dieſer Drang nach dem Oſten noch mehr, zumal
es ſich nicht um Beutezüge oder bloße Abwehr, ſondern
um eine zielbewußte Befiedlung handelte. Aus dynaſti⸗
ſchem Intereſſe wurde dieſe Seitrichtung gerade in
Thüringen und ſeinen Tochterlanden genährt.
Der deutſche König, Tudwig der Bayer, ſtand in
doppelter Beziehung zur Heimat der Strantz v. Tüll⸗
ſtedt. Er war Erbe der Beſitzungen eines Grafen
Henneberg in Südthüringen und hatte ſeine Tochter
Mechthild mit dem Candgrafen Friedrich dem Ernſthaften
vermählt, dem Sohn des Bedrängers des Geſchlechts
der Strange. Er war zugleich Derwefer der Mark als
Vormund feines unmündigen Sohnes Ludwigs des
Alteren, dem er dieſes Fahnenlehen erteilt hatte. Aber
die ſo plötzlich ſtark angeſchwollene wittelsbachiſche
Nausmacht wurde heftig beſtritten, und gerade die
arme Mark war der Tummelplatz ihrer zahlreichen
Gegner. Es ſei nur an die verſchiedenen falſchen
Waldemare erinnert. Ein Thüringer, Graf Berthold
v. Henneberg, war Pfleger der Mark an des Kaiſers Statt.
Von dem reiſigen Heere des Schwarzburgers blieben
auch nach dem Siege der wittelsbachiſchen Partei zahl-
reiche thüringiſche Edelinge im Lande und erſcheinen
dauernd im Gefolge des neuen Markgrafen, ſo Hein⸗
rich Reuß, Vogt v. Gera, Otto v. Fahner, Peter
v. Purtzig, Kunemund v. Stutterheim und Fritz v. Warn
genheim. 1325 erfolgte der letzte große polniſche Der:
geltungszug, der Lebus als Wüſtenei zurückließ, aber
den Sieg des Deutſchtums beſiegelte. Nun machten
ſich die v. Barfuß aus Meißen im Lande Lebus, die
v. Bornſtedt aus der Grafſchaft Mansfeld und die
v. Bersleben aus Herbsleben, dem Tüllſtedt benach⸗
barten Dorfe und Miniſterialen der Dynaſten Strantz,
in der Neumark anſäſſig. Während der erſte märkiſche
Strantz auch noch auf ſeinen thüringiſchen Burgen —
6 deckten den dortigen Beſitz, der vom Eichsfeld bis
zum Main reichte — gelegentlich hauſte, ward ſein
Sohn Konrad (Kuntze) dauernd Burgmann von Lebus.
Wie alle dieſe eingewanderten Geſchlechter des deutſchen
Oſtens verloren auch die Strantze v. Tüllſtedt ihren an⸗
geſtammten Heimatsnamen und führten bloß den jlinge-
ren Beinamen Strantz, wodurch allein ſich der Urſprung
aus Mitteldeutſchland mit Sicherheit nachweiſen läßt,
was ſonſt nur bei wenigen Familien der Fall iſt.
Ihrem Beinamen getreu, den ſie als reckenhafte
Führer in den Sorbenkriegen der erſten deutſchen Kaiſer
(1000 n. Chr.) erworben hatten, bezogen fie wieder die
Wacht gegen das Slaventum. Das Land Cebus ward
ihre neue Heimat. Außer wechſelndem Grundbeſitz
bildeten Petersdorf, Sieversdorf, Petershagen, Madlitz,
Crepplin und Brieſen die Stammgüter, die jedoch durch
Erbtöchter bei Ausgang des 17. Jahrhunderts um die
drei letzten geſchmälert wurden. Mutmaßlich iſt das
Dorf Lichtenberg unfern Sieversdorf eine Strantziſche
Siedlung, die nach der thüringiſchen Familienburg
—
Leuchtenberg genannt wurde. Die Erinnerung an den
dynaſtiſchen Herrenſtand, den alten hohen Adel, der
weit beſſerer Herkunft als der heutige, blieb aber anch
im neuen Cande haften, wo das Geſchlecht zum lehns⸗
pflichtigen Candesadel herabgeſunken war. Noch 1416
wird Heinrich VII., Schloßhauptmann v. Oderberg, der
„edele“ H. Str. genannt, und zwar im Sinne des
nobilis. Der Miniſterialadel wurde nur als „geſtrenger“
bezeichnet und war das Beiwort „edel“ dem dynaſtiſchen
leigentlichen) Adel vorbehalten. Freier und Edler Herr
lautete der volle Titel eines Dynaſten. Graf und Her⸗
zog waren urſprünglich nur Amtsbezeichnungen, die
natürlich auch nur dem Amtsträger ſelbſt bei Erblichkeit
gebührten, alſo nicht den nachgeborenen Brüdern und
Söhnen. |
Das Lebuſer Vorwerk erhielt den Namen Kietz
Strang, wie auch das polniſche Strubenow im Netze⸗
bruch ſich in Strantz verwandelte. Als Schloßgeſeſſene
bewahrten die Strange übrigens auch als nunmehriger
Lehnsadel einen höheren Rang. Kaiſer Karl IV. erhob
alle Burgleute der Mark zu barones imperii, den älte—
ſten Reichsfreiherren, war er doch ſelbſt Markgraf von
Brandenburg und reſidierte mit Vorliebe in Tanger—
münde. In Frankfurt beſaß das Geſchlecht einen Stadt-
hof und übte die Sollgerechtigkeit als wittelsbachiſches
£ehn aus. Trotz der mangelhaften Lehnsverzeichniſſe
laſſen ſich noch Beerfelde und Klieſtow als Familien⸗
beſitz im Lande Lebus nachweiſen. Im 17. Jahre
hundert lag die Hauptbegiiterung in der Mittelmark
und erſtreckte ſich bis nach Pommern, ſpäter auch in
der Neumark.
Das „henßelbuch“ der Stadt Sontra und
die darin vorkommenden Familiennamen,
Don Friedrich Wath, Kellinghauſen bei Eſſen (Ruhr).
Vor einigen Jahren weilte ich in Sontra, einem
alten Städtchen im Regierungsbezirk Kaſſel gelegen, um
dort Familienforſchungen zu betreiben. Bei dieſer Ge⸗
legenheit beſichtigte ich auch das dortige, freilich durch
öftere Brände arg mitgenommene Stadtarchiv; hier
erregte u. a. ein dickleibiges handſchriftliches, in Ceder
gebundenes Buch mein beſonderes Intereſſe, es iſt das
„Henßelbuch“ der Stadt Sontra, welches eine große
Anzahl von Namen und Daten, und zwar vom Jahre
1648 bis 1746 enthält.
Auf den erſten Seiten des Buches befindet ſich eine
nähere Auslaffung über die Entſtehung und den Swed
des Henßelbuches, dann folgen auf einigen hundert
Seiten mehr oder weniger ausführliche Angaben über
Perſonen, welche hier verzeichnet ſind. So finden ſich
annähernd 400 Daten über Eheſchließungen und den
hierbei als Henßelzeugen aufgetretenen Perſonen, die
vielfach in verwandtſchaftlicher Beziehung mit den Ehe-
ſchließenden ftehen.
Ich habe nun mit Erlaubnis des Bürgermeiſters
von Sontra mir eine genaue Abſchrift des mir für die
Familienforſchung, beſonders der bürgerlichen, inter⸗
eſſanten Buches genommen und alsdann eine alpha⸗
betiſche Ordnung aller vorkommenden Namen vore
genommen.
Das Wort „Henßeln“ bedeutet nun ſoviel wie
„abgeben“, alſo bedeutet das Henßelbuch ein Buch, in
welches die Perſonen eingetragen wurden, welche eine
Abgabe oder eine Gebühr zu entrichten hatten, oder
wie es hieß, „gehenßelt“ wurden und fomit die Ere
laubnis erhielten, ſofern es Kaufleute und nicht in der
Stadt anſäſſig waren, ihre Waren feilzuhalten, oder wie
es in dem mir vorliegenden Henßelbuch der Fall iſt,
mußten die Junggeſellen, welche einer hochzeitlichen
Feier zum erſten Male beiwohnten, mochten ſie nun
Söhne der Stadt oder von außerhalb fein, eine Henßel⸗
gebühr entrichten und ſich bei dem „gehenßelt werden“
durch Seugen gewiſſermaßen legitimieren laſſen. Bei
— 156 —
den Junggeſellen beftand nun das „gehenßelt werden“
in der Verpflichtung, den in der Stadt befindlichen
Junggeſellen „eine ergetzliche Verehrung am Reiniſchen
Wein, zum geringſten zwei Maß“, ſofern es junge Leute
von außerhalb, und ſo ſie in der Stadt anſäßig waren,
„ein Maß“ zum beſten zu geben.
Der Wein mußte nun aus dem ſtädtiſchen Rats:
keller bezogen werden und wurde alſo dadurch eine
Einnahmequelle für die Stadt.
Es mag nunmehr gewiſſermaßen das Vorwort zu
dem Henßelbuch dem Wortlaut nach folgen:
„Kundt vndt zu wißen ſey hiermit Männiglich,
daß nach dem die Stadt Sontra von den durch—
lauchtigen hochgeborenen Fürſten von Heßen berechtigt
worden vndt begnadigt worden, daß fie nicht allein
vor eine freye Hengelftadt erkläret, ſondern auch da⸗
hin geordnet, daß nicht allein vor die vorigen vier
Jahr Markte noch drey Jahrlichen gemelter Stadt
geordtnet, ſondern auch daß alle vndt jede Kauffleut
vom höchſten biß zum geringſten, welche waß zum
Kauff auf die Jahr Markte oder ſonſt hierher
bringen, auch ſolches bezeugen können, ehe dann
vndt zuvor ſie etwaß verkauffen, durch die Jederzeit
von Bürgermeiſter ondt Rath darzu verordtnete
Bengel Meiſter durch ein rechtmäßiges gebühr vndt
Henßelgelt, nach dem der Derfäuffer vndt deſſen
Wahren außweißen henßeln laſſen ſolte. Ingleichen
dan auch hierbey verordtnet, daß alle vnd jede
Jungegeſellen fo nicht mehr bey hochzeitlichen Ehren
tagen in dieſer Stadt geweßen, noch ſolches bezeugen
können, allerwege den dritten Tag der Hochzeit den
anweſenten Jungengeſellen eine ergetzliche Der-
ehrung an Reinifhen Wein zum geringſten zwei
Maß, ondt fo ein ein Wohner dieſer Stadt ein Maß
geben ſollen, geftalt dan ſolche auch bishero wie
Männiglich vndt Jedermann, fo in dieſer Stadt mit
Kauffen vndt Derfauffen gehandelt, auch vf. Rod):
zeiten geweßen, bezeugen vndt bekreftigen müßen, in
guter Dbung geweßen, zu welchem endte das jeder
Seit fo wohl bey Burgermeiſter vndt Rath ein
gewißes hierzu verortnetes buch gehalten, darinnen
die Jungegeſellen benannten ihren Seugen, deren
jeglich ein oder zwen bitten muß, durch den ver:
ordtneten Stadt ⸗Schreiber geſchrieben worden.
Weill nun ſolche privilegien jeder Seit in guter
bung erhalten worden, bey dieſen beſchwehrlichen
Kriegs leufften ondt hochverdirblichen erlittenen brandt,
ſolche bißher verbrandt; die Drfundten aber genugſam
am Tage vndt zu beſcheinen, alß ift nicht allein
heudt dato den 3. h. january 1648 ein neues Henſel⸗
buch vor die Jungegeſellen mit Consens Bürger:
meiſter vndt Rath bey Jacob Atterodts als Bräuti⸗
gam vndt Dorothea Brückin, deſen vielge liebte Braut,
deren hochzeitlichen Ehrentag wiederaufgerichtet wor⸗
den, ſondern auch zu Wahrer veſter vndt Steiffer
Haltung ſolcher gerechtigkeit mit meiner Stadt. Inſigul
gekräfftigt.“
(Siegel der Stadt Sontra.)
In welcher Weiſe die Eintragungen in das Buch
geſchahen, mag folgendes als Beiſpiel dienen:
„Anno 1654 den 12 Aprilis find vf. Dalten Rohr-
bachs*) hochzeitlichen Ehrentag nachvolgente
in diß Henſelbuch geſchrieben worden.
Peter Hochftein auß Bergiſchem landt von Elber⸗
feldt, defen Zeugen Frantz Ulrich Brück vndt
Johann Davidt Rohrbach.
Hanß Badt von Saltzwedel in der alten Mark
Brandenburgk, Seugen Johannes Schreiber
vndt Martin Rohrbach.
Daniel Knabt von Cauterbach, ſeine Seugen Frantz
Ulrich Brück vndt Davit Schreiber.
Arnoldt Sander von Kaßell, feine Zeugen Jo—
hannes Schreiber vndt Martin Rohrbach.
In alphabetiſcher Reihenfolge mögen nun die
Namen derer folgen, welche ſich in dem Buch ver:
zeichnet finden.
Abe, Adam, Ambach, Ambell, Almerodt, Atterodt,
Anhalt, Aßbrandt, Appell, Aſchenbörner, Aßmann,
Albrecht, Andreä.
Braun, Brück, Bornſcheuer, Bronßell, Badt,
Baddenhaufen, Bruckmann, Bringmann, Bornmann
(Bornemann), Braſcher, Bodenſtein, Beck, Becker,
Borſchell, Brill, Baum, Bach, Baurhenn, Biel,
Bomhard, Böttner, Barchfeldt, Berger, v. Biedes
feldt, Binder, Bölke, Bierſpond, Borlach, Baumm,
Bein, Buche, Bortſam, Börner, Bierſchenk, Beyer,
Bourdonn, Beßeler, v. Baumbach, Braunrott, Berg⸗
holdt.
Colmann, Crauge (Kraufe), Corrumpf, Enyrim,
Coll, Clauß, Croll, Conradi, Calenberg (Kahlenberg).
Dieffenhardt, Dietmar (Ditmar), Drieße, Diede⸗
rich, Domeyer, Druſt, Dreydorf, Deiß (Theiß), Diegk.
Hierzu bemerke ich noch, daß vorſtehende Namen
mit den verſchiedenſten Vornamen vorkommen, und daß
ich beabſichtige, dieſen weitere folgen zu laſſen. —
Sollte jemand von den gefchäßten Leſern eine Aus-
kunft über die genannten Perſonen haben wollen, ſo
bin ich gern, ſoweit möglich, dazu bereit.
Bruchſtückweiſe Genealogie der braun—
ſchweigſchen Familie Soehle, Freiherrn
von Soehlenthal und Soehlen von Nichberg.
Don W. C. v. Arnswaldt.
Auf der ſehr ſchwierigen Suche nach einer Ahn⸗
frau hat ſich im Laufe der Jahre ziemlich viel Material
über die erſten bekannten Generationen dieſer Familie
bei mir angeſammelt, welches ich, obgleich es nicht den
Anſpruch auf Vollftandigfeit machen kann, veröffent⸗
lichen will, damit auch andere Familienforſcher ihren
*) Don 1628 ab finden fi dann auch meiſtenteils die
Namen der Braut.
— 152 —
Nutzen aus meiner Arbeit ziehen können. Da die
Soehlens Ehen mit den Grafen Reuß, den Familien
von Kauffberg, von Anderten, von Windheim, von
Hammerftein, von Rauchhaupt, von Keiffenſtein, von
Werder uſw. geſchloſſen haben, ſo dürfte dieſe Abhand⸗
lung wohl an Allgemeinintereſſe gewinnen. Für allen
fallſige Ergänzungen wäre ich ſehr dankbar.
In der Adelsliteratur iſt dieſe Familie wenig aus-
führlich behandelt. Kneſchke gibt an, daß ſie ein aus
dem Braunſchweigſchen ſtammendes Adelsgeſchlecht ſei,
in welches der Reichsadel durch Joachim Friedrich
Soehlen, * Wolfenbüttel 1620, 7 daſelbſt 1672, herzog-
lich braunſchweigſchen Geheimerrat, kam. Ledebur
gibt die genaueren Daten desfelben an, die er wahr-
ſcheinlich aus der Leichenpredigt, gedruckt Wolfenbüttel
1678, entnommen hat. Dieſelbe perfönlich einzuſehen,
iſt mir nicht gelungen, da ſie ſich trotz der Angabe im
Regiſter in der Sammlung in Stolberg nicht finden
läßt. (Übrigens iſt das mir nicht nur des häufigeren
mit Leichenreden aus der Stolbergſchen Bibliothek,
ſondern mit allen wichtigeren Urkunden über meine
Familie im Fürſtl. Stolbergſchen und im Kirchenarchiv
zu Stolberg, die nach den Regestis Stolbergicis dort
vorhanden ſein müſſen, vorgekommen.) 3
Friedrich Soehle war zu Wolfenbüttel am 14. Mai
1620 als Sohn des HKammerſchreibers (Kämmerers)
Johannes Soehle und der Elifabeth von An—
derten, die ſich ſpäter mit Heinrich Gieſecke wieder⸗
vermählte, ) daſelbſt geboren und ſtarb als Geheimer
Juſtizrat in ſeiner Daterftadt am 26. Januar 1672.
Er war zweimal vermählt: ſeine erſte Frau Anna
Hedwig Cautitz, Tochter des Landrentmeiſters
Joachim L., wurde am 23. Juli 1658 begraben, feine
zweite Dorothea Schrader, des Kanzlers Schr.
Tochter, hat ihn überlebt.
Herr Archivrat Dr. Simmermann in Wolfenbüttel
hält Rudolf Caspar Freiherrn von Soehlenthal für
ſeinen Sohn, dem widerſpricht aber die ſpäter erwähnte
Kranoldtſche Angabe und auch die des Grafen Oeyn⸗
haufen. Sein Sohn aus zweiter Ehe war ſicher Heine
rich Joachim Soehlen, Guelpherbytanus, der am
20. Oktober 1675 in die Helmſtedter Univerſitäts⸗
matrikel eingetragen wurde und zu Paris am 16. Juli
1682 ſtarb.
Ein Bruder des Geheimen Juſtizrats war der
bramnfchweig-lüneburgfche Oberförſter in Blankenburg
am Harz Friedrich Ulrich Soehle, der um 1655
als Oberförſter dorthin kam und daſelbſt am 2. Februar
1685, 61 Jahre alt, geſtorben iſt. Seine Trauung iſt
bisher nicht ermittelt. Seine Gattin hieß Catharina
Eliſabeth Paulons. Der Chronift der Goldenen
Aue, Johann Conrad Kranoldt, Paſtor zu Dietersdorf,
) Gräfl. Oeynhauſenſche Sammlungen unter Anderten.
Ihre Eltern waren Joachim von Anderten (geb. am Catha-
rinentage 1558, 7 5. Februar 1619, Dr. jur., Mindenſcher
Stiftsrat, und Elifebeth Blum (verm. 14 Oktober 1586,
T 26. November 1638).
Joachim
| herr von Soehlenthal, Kgl. preuß. Geh. Rat.
gibt in ſeiner in der Fürſtl. Stolberſchen Bibliothek zu
Roßla aufbewahrten handſchriftlichen Chronik bei Ge—
legenheit einer Biographie des Stolberg-Roßlaiſchen
Konſiſtorialrats Johann Heinrich von Soehlen einige
Notizen über deſſen Geſchwiſter, die Kinder des Über:
förſters Soehle, die hier Platz finden mögen: „Bierbey
kann ich nicht umhin nur etwas zu melden, wie wun⸗
derlich der große Gott die Söhliſche Familie geführt
und erhoben hat; es waren vier Gebrüder und zwei
Schweſtern, davon der
I. zum Würckl. Reichshofrath in Wien von Ihro
Kayſerl. Majeſtät berufen und in den Reichs:
freiherrnſtand allergnädigſt erhoben worden, wie
denn deſſen Herren Söhne unter den Namen
Barones von Soehlenthal in England, Dane:
marck und Preußen renomiert ſind. — Der
. war Würckl. Etats⸗RNath bei Ihro Majeſt. in
Dänemarck, wohnhaft in Glückſtadt, erlangte
ebenfalls den Titel Baron von Soehlenthal, war
fromm und teilte eifrig in die Armen und
Waiſenhäuſer Almoſen aus, hat ein großes Der-
mögen an ſeine Freunde hinterlaſſen, beſuchte
unterſchiedliche Mal feinen Herrn Bruder in
Roßla. — Der
ſtund bey Ihro Durchl. zu Sachſen⸗Weißenfels
als £andsLammerrath in Dienſten, kam durch
eine beſondere Fatalität um ſein Leben. — Dieſem
folgte
4. dieſer unſer Herr Hof- und Conſiſtorial-Rath. —
Die beiden Geſchwiſter wurden
5. an den bekannten und chriſtl.
von Kauffberg uf Berga, und
6. an den Herrn Bürgermeiſter von Hannover vers
ehelicht, dieſe ftarb in Roßla, wie unten bey der
Kirchen derſelben gedacht, jene aber ging anno
1750 in Berga in ihre Ruhe.“
Außer dieſen ſechs Kindern hatte der Oberförſter
Soehle zu Blankenburg noch zwei Söhnlein, die am
15. April 1656 und am 16 Oktober 1670 dort ſtarben,
und einen Sohn Joachim Ernſt, der am 10. Januar
1664 daſelbſt geboren wurde und am 24. Juni 1676
dort wieder ſtarb.
ad J. Rudolf Caspar Soehle aus Blanfen-
burg ſtudierte zu Helmſtedt ſeit 12. Mai 1671, muß
1654 geboren fein, er vermählte ſich 1683 mit Hedwig
Anna Graven und war 1688 Hofrat in Hannover;
1698 war er als Reichshofrat in Wien und hieß da-
mals bereits Edler von Soehlenthal. Den Reichs:
Sreiherrnftand bekam er 1706 mit folgendem Wappen
verliehen: Schild geviert: 1. in Blau drei (2 u. J) gol.
dene Sterne; 2. in Silber eine Seejungfrau, die in
zwei emporgehobenen Fiſchſchwänzen endigt; 3. in
Silber ein einwärtsſehender halber Hirfh und 4. in
Blau zwei Eicheln an einem Stiel ohne Blätter. —
Rudolf Caspar Freiherr von Soehlenthal ftarb zu
Wien am 4 Auguſt 1706. Von feinen Kindern find
mir folgende bekannt: I. Eberhard Chriſtian Frei—
2. Rue
ID
O
Kaiſerl. Rath
dolf (alias Cudolf) Carl Freiherr von Soehlenthal,
Usnigl. preuß. Geheimer Regierungsrat zu Magdeburg
(4755 - 1759) war 1756 vermählt mit Johanna
Caroline von Rauchhaupt, des Letzten von Stock—
heim Witwe. 3. Heinrich Friedrich Freiherr
von Soehlenthal, Präfes des Schleswigſchen Hofrats
und Amtmann zu Rendsburg. 4. Beate Henriette
Freiin von Soehlenthal, * 1696, heiratete zu Selbitz (5)
am 28. Juli 1716 den heffen-caffelfhen Oberſt Hein:
rid) XXIII. Grafen Reuß zu Lobenſtein-Hirſchberg
(* 21. Oktober 1680, f 20 Oktober 1725), ſchenkte ihm
vier Söhne, die ganz jung ſtarben, und eine Tochter
Beate Antonie Auguſte, ſpäter Gemahlin des däniſchen
Kammerherrn Wilhelm von Bierregaard, wurde Hof:
meiſterin der Kronprinzeſſin von Dänemark und ſtarb
ſchließlich als Dechantin des Stifts Walloe am
22. Auguſt 1757. 5. Johanna Friedrike Freiin
von Soehlenthal, wohl auch zu dieſer Geſchwiſterreihe
gehörend, war 1725 mit einem Herrn von Hammer:
ſtein, preußiſchem Oberſten, verheiratet.
ad 2. Friedrich Ulrich Soehle aus Blanfen-
burg ſtudierte ſeit 12. November 1679 zu Helmſtedt, er
war zu Blankenburg am 23. Dezember 1658 (1659 7
nach feinem Leichenſtein) geboren und war 1687 braun:
ſchweig ⸗lůneburgſcher Hofrat in Hannover. 1706 war
er Regierungsrat zu Glückſtadt und nannte ſich damals
von Soehlenthal. Er ſtarb am 10. März 1721, 61 Jahre,
2 Monate, 21 Tage alt. Sein Grabmal iſt in der
Stiftskirche B. M. V. zu Halberftadt. Kinder ſcheint er
nicht hinterlaſſen zu haben, da ihn ſeine Neffen Eber-
hard Chriftian und Rudolf Carl Freiherrn von Soehlen⸗
thal beerbten.
ad 3. Joachim Friedrich Soehle, geboren zu
Blankenburg am 27. Januar 1662, war 1695 Dr. med.
in Hamburg, dann in Nordhauſen (1698), ſpäter
Sachſen⸗Weißenfelsſcher Kommiffions- und Landrat in
Weißenfels. Als folcher ſcheint er als „von Soehlen“
geadelt worden zu ſein. Durch welche „beſondere
Fatalität“ er, wie Kranoldt ſagt, um ſein Leben kam,
iſt mir unbekannt. Er ſtarb am 28. Mai 1712 abends
nach 8 Uhr zu Kelbra und wurde dort am „50. May
Abends nach 9 Uhr unterm Cäuten mit allen dre-
Glocken und 24 brennenden Fackeln, ſo hieſige Schul⸗
knaben trugen, in des Herrn Kayferl. Raths (von Hauff;
berg) Begrabnis beygeſetzet“. Er ſcheint keine Kinder
hinterlaſſen zu haben.
ad 4. Über den Hof- und Konfiftorialrat meldet
die Kranoldtſche Chronik: „Licentiat Johann Hein
rich von Soehlen?) bey Blanckenburg aus einem re-
nomierten Geſchlechte gebürtig (er war zu Blankenburg
am I. Januar 1656 geboren), nachdem derſelbe die
Univerſitätsjahre zurückgelegt, begab er ſich auf Reifen,
ging durch Holland in Frankreich, hielt ſich einige Seit
in Paris auf, wurde nach zurückgelegter Reife Hoch⸗
gräfl. Stolbergſcher Reiſerath, hernach anno 1692 ge-
meinſchaftlicher Hof- und Amtsrath in Roßla, anno
2) Nach Graf Oeynhauſen: Joachim Heinrich S.
1720 wurde ihm zugleich die Confiftorialrathsftelle con-
feriert; er mußte wider ſein Anſuchen und Intention
den Adelsſtand annehmen, fintemal Ihro Rom. Kayferl.
Majeſtät ihn in den Reichsritterftand erhuben und
wurde ihm das Diplom dieſerwegen von Wien nach
Roßla überſendet.“
Johann Heinrich Soehlen war zweimal verheiratet:
J. vor 1688 mit Anna Catharina Miedhofin
(von Mitthof), dieſe wurde zu Roßla am 17. Juni 1703
beigeſetzt. 2. vor 1706 mit Eliſabeth Hedwig
von Reiffenſtein, die auch vor ihm das Zeitliche
ſegnete, und er hatte aus beiden Ehen vier Söhne und
zwei Töchter. Sein Adelsſtands⸗Beſtätigungs⸗Diplom,
d. d. Wien d. 15. Jan. 1714, nennt ihn Johann Hein⸗
rich Soehlen von Aichberg und legt ihm das Wappen
der tiroler Soell von Aichberg zu: im roten Schilde
auf grünem Dreiberg einen ſilbernen Stiel mit zwei
nach den Seiten abhangenden ſilbernen Eicheln; auf
dem gekrönten Helme zwiſchen offenem roten Fluge die
ſilberne Schildfigur auf grünem Dreiberg. Natürlich
hat er mit den Soell von Aichbergs garnichts zu tun.
Don ſeinen Kindern verheiratete ſich eine Tochter
Dorothea Maria zu Roßla am 12. Februar 1710
mit Gebhard Henrich von Werder auf Cade, Ros
gäſen und Belicke (* 1678, T 28. September 1763). Sie
ſtarb am 7. Januar 1758, nachdem fie ihm 7 Töchter
und 2 Söhne geſchenkt hatte, und die 7 letzten Jahre
ihres Lebens geiſteskrank geweſen war. Ihre Schweſter
Catharine Charlotte von Soehlen war 1722
Patin bei einem ihrer Kinder. Der ältefte Sohn
Johann Friedrich von Soehlen, getauft zu Kelbra
am 6. November 1692, wurde im Paedagogium zu Halle,
ſpäter unter dem Rektor Vockerodt in Gotha erzogen,
beſuchte 1711 die Univerſität Jena, ging dann auf
Reifen nach Frankreich, Holland und anderen Ländern;
Kranoldt ſagt von ihm: „ſeine wunderlichen Führungen
und harten Fatalitäten ſind ſattſam bekannt,“ ich habe
aber nichts davon in Erfahrung bringen können. Er
war zu Lebzeiten feines Vaters Hofrat beim Kaiſerl.
freien Reichsſtifte zu Quedlinburg und bekam 1722 den
väterlichen Poſten zu Roßla. Der zweite Sohn des
Hofrats, Friedrich Ulrich von Soehlen, geboren
am 19. Juli 1699, kam auch auf das Paedagogium
regium zu Halle, ſtudierte zwei Jahre Rechtswiſſenſchaft
zu Jena, dann in Wittenberg, ging dann in Königl.
polniſche und kurſächſiſche Kriegsdienſte, darauf in
Kaiſerliche Dienſte unter Prinz Eugens Leib⸗Dragoner⸗
Regiment. Im Februar 1750 zog er über Innsbruck
nach Italien, war einige Seit in Cremona, dann im
Felde an der Spaniſchen See als Fähndrich, er iſt dann
verſchollen. Der dritte Sohn des Hofrats, Johann
Heinrich von Soehlen, geboren am 19. April [70],
wurde zu Hauſe erzogen, ging zum Studieren nach
Jena, dann „da ihm bekannt, daß Königliche Majeſtät
in Preußen auf anſehnliche Perſonen reflectierte“ in
preußiſche Kriegsdienſte ins Graf Dönhoffſche Infanterie⸗
Regiment, das teils in Halberftadt, teils in Quedlinburg
ſtand; dort hatte er einen nahen Befreundeten an dem
Obrift-€ientenant von Hammerſtein und wurde bald
Fähndrich. Als fein Vater (1722) ftarb, war er bereits
beim alten Grafen Dönhoff und beim General von der
Marwitz gut angeſchrieben. Der König fah ihn bei
einer Revue und nahm ihn bald darauf nach Potsdam
in das Leibregiment von den großen Grenadieren.
Kurz darauf wurde er Leutnant; im Dezember 1740
bekam er eine Kompagnie, mit der er in Brandenburg
zu ſtehen kam. Er lebte noch 1756. Joachim Fried-
rich von Soehlen, der jüngſte Sohn des Hofrats,
der einzige aus deſſen zweiter Ehe, war am 30. Auguſt
1711 geboren. Er wurde zu Haufe erzogen, erlernte
die Jägerkunſt zu Ilmenau mit anderen von Adel,
begab ſich 1756 in Kurſächſiſche Kriegsdienſte; ging
aber bald darauf nach Roßla, um fein väterliches Erbe
zu übernehmen. Er ſtarb zu Kelbra am 14. Februar
1779. Der Hofrat Johann Heinrich von Soehlen ſtarb
zu Roßla am 15. Juli 1722 und wurde dort in der
Kirche beigeſetzt. Kranoldt gibt uns die Inſchrift ſeines
leider jetzt verſchwundenen Grabſteins:
D. O. M. S.
Viri generosissimi Dmi. Johannis Heinrich a Soeh-
len, celss. Comitum Stolberg. Consiliarii aulici,
nati anno 1656 d. 1. Jan, denati anno 1722 d.
15. Jul., viri vitae integritate, anımi sinceritate,
morum comitate, satis superque probati, qui dum
officium utriumque per XL fere annos fideliter
administrasset, bis ex duplici conjugio viduus,
vitae tandem honorum, operum bonorumque satur,
id quod mortale habuit ac terrenum huic terrae,
quod immortale coelo, anno aetatis LXVI, men-
sium VI. reddidit, nemini non praeclaram sui
nominis memoriam relinquens, abi lector et mor-
tem nec mortalium honoribus nec virtutibus, post
fata tamen superstitibus parcere, disce!
ad 5. Catharina Margaretha Soehle, ſpäter
von Soehlen,?) geboren zu Blankenburg am 24. März
1666, vermählte ſich zu Kelbra, wo ſie wohl bei ihrem
Bruder Johann Heinrich weilte, am 25. Auguſt 1685
mit dem damaligen ſchwarzburgſchen Amtsſchöſſer zu
Kelbra Johann Caſpar Kauffmann, geboren auf
Schloß Schwarzburg am 8. Mai 1650, der ſpäter als
Kaiſerlicher Rat und Erbherr zu Döllſtedt und Berga
als von Kauffberg am 13. Mai 1707 geadelt wurde
und zu Berga am 8. März 1724 ſtarb, während feine
Frau daſelbſt am 20. Februar 1759 entſchlief.
ad 6. Anna Elifabeth Soehle, ſpäter von
Soehlen, geboren zu Blankenburg am 27. März 1660
(getauft 2. April), vermählte ſich vor 1787 mit Anton
Levin von Windheim, Bürgermeiſter von Hannover,
und ſtarb zu Roßla bei ihrem Bruder Johann Heinrich
als Witwe am 6. Mai 1704. Auch ihr ſchöner, mit
Figuren ausgehauener Grabſtein iſt bei dem Neubau
der Kirche in Roßla beſeitigt; nach Kranoldts Angabe
hatte er die Inſchrift:
3) Nach Graf Oeynhauſen: Efther Margarethe S.
„Leichentext J. Timotheus 5. Das iſt aber eine
rechte Witwe, die einſam iſt, die ihre Hoffnung
auf Gott ſtellet und bleibet am Gebet Tag und
Nacht. — 1705. — Hiob XIX V. 25: Ich weiß,
daß mein Erlöfer lebt.
Frau Anna Eliſabeth von Windheim, gebohrene
von Soehlen, Herrn Anton Levin von Windheim.
J. U. Licent. vornehmen patritii und Bürger—
meifters in der Reſidenzſtadt Hannover Eheliebſte,
iſt geboren den 27. Martii 1660 und geſtorben
den 6. May 1704.“
Ein dritter Sohn des Kämmerers Johann Soehle
in Wolffenbüttel und der Elifabeth von Anderten war
ſchließlich noch der Amtmann zu Fürſtenberg und Holz—
minden Johann Otto Soeble, der mit einem Fräulein
von Broitzem verheiratet war und am 12. Dezember
1682 ſtarb.
Die Familie v. Ganda aug dem Hauſe
Groß-Wilſtawe (Ur. Crebnitz, Schleſ.),
Die uradelige Familie v. Randow, die zu den älteften
magdeburgiſchen Familien gehört, ift allgemein bekannt.
Weniger bekannt dürfte es jedoch ſein, daß noch eine
zweite Familie v. Randow eriftiert, die ihre Zufammen-
gehörigfeit mit der erfteren bisher noch nicht nachzu⸗
weiſen vermochte. Es ſind dies die Nachkommen des
preußiſchen Juſtizrats Karl Benjamin v. Randow, deſſen
Adel d. d. Berlin, 25. Juni 1804 vom König anerkannt
wurde. Die Familie iſt im Mannesſtamm ausgeſtorben
und die letzte ihres Stammes iſt Frau Helene Tieſcho⸗
witz v. Tieſchowa geb. v. Randow (die in Breslau,
Nöfchenſtr. 106, lebt), die Enkelin Karl Benjamins und
die Tochter Alexander Alfreds v. Randow (* 26. Auguſt
1810, f 18. März 1849 zu Wirſitz), Landrats des Kreiſes
Wirſitz (Pofen), und feiner Gemahlin Pauline Adelheid
Tatzler aus Poſen (* 31. Juli 1811, T 6. November
1876 zu Schönlanke). Über die Vorfahren des Karl
Benjamin (v.) Randow geben die Akten im Geheimen
Staatsarchiv zu Berlin folgendes an:
Karl Benjamin ſei der Sohn des Gottfried Ben⸗
jamin Randow, geb. Königsberg (Oſtpr.) 1740, getauft
daſelbſt in der Sackheimſchen Kirche 14. Juni 1740,
geſt. Schöneck (Weſtpr.) 2. November 1801, & Sophie
Charlotte Clemens. Er war Acciſeeinnehmer und Rats»
verwandter in Schöneck.
Deſſen Vater war:
Johann Gottfried Randow, * Berlin 20. Mai 1700,
Cizenzbuchhalter in Königsberg (Oftpr.), & Eliſabeth
Unger.
Johann Gottfried nun ſoll der Sohn eines Herrn
v. Randow aus dem Hauſe Randow (Randau, Magde⸗
burg) der Überlieferung nach geweſen ſein, doch ließ
ſich dies bisher noch nicht feſtſtellen.
Karl Benjamin (v.) Randow, der Erwerber der
Adelsanerkennung, * zu Schöned i / Weſtpr. 22. Auguſt
1771, 7 5. Dezember 1827 zu Rawitſch, Kgl. preuß.
— 160 —
Juſtizrat und Landrat des Kreifes Wielun in Süd—
preußen (jetzt Ruſſiſch-Polen), Beſitzer des Rittergutes
Gr. Wilkawe (Kr. Trebnitz), vormals auf Sytinow
(Kr. Wielun), x I. 14. Juli 1795 zu Militſch Erneſtine
Cuiſe Euphrofine v. Puſch ((. . 17. „ 7 14. März
1813 zu Gr. Wilkawe); & II. 2. Dezember 1815 zu
Gr. Glaugau Jeanette v. Lightone; X III. 30. Of-
tober 1821 zu Gr. Glogau Julie v. Lightone (Schweſter
der 2. Frau).
Alexander Alfred v. R. ſtammt aus der I. Ehe
feines Vaters mit £uife v. Puſch.
Unter den Beweiſen ſeiner Abſtammung von der
uradeligen Familie v. Randow bringt Karl Benjamin
(v.) R. folgende:
I. Er führe noch bis auf den heutigen Tag (1804)
das von feinem Vater erhaltene Wappen der noch im
Magdeburgiſchen
und in Schleſien
exiſtierenden adeli—
gen Familie v. Ran-
dow.
hören; dazu noch, daß eigentlich noch fein, des Amts-
rats Vater, alſo Karl Benjamins Großvater von Adel,
der Sohn eines Offiziers geweſen ſei und dieſer, oder
ſchon deſſen Vater, durch mehrere Unglücksfälle ges
zwungen, den Adel verleugnet habe.
IV. Carl Benjamin (v.) Randow verweiſt auch
auf die in einem von Leopold Heinrich v. Randow ihm
zugeſtellten Manuſkript enthaltenen „Kuriofitäten“ des
Archidiakonus Müller, die die Stelle enthalten, daß
einige Herren v. Randow in den unglücklichen Seiten
den Adel hätten fahren laſſen. |
V. Johann Gottfried Randow habe ſich nachweis-
lich in ſeiner Jugend bei einem Freiherrn v. Bülow
aufgehalten, der ſich ſeiner annahm. Nach Müllers
„Kurioſitäten“ habe nun ein v. Bülow eine geborene
v. Randow im Jahre 1605 geheiratet; ſo ſei zu ver—
muten, meint Karl
Benjamin, daß ſich
obiger Freiherr
von Bülow des
Johann Gottfried
II. Die beiden Randow als eines
älteſten Mitglieder Be, Verwandten am
der beiden jetzt vor⸗ SS See genommen, fei es
handenen Cinien 5 13 aA feiner Frau oder
dieſes adeligen Ge⸗ \ E 155 =F feiner Mutter Der:
ſchlechts, der Ma - e 40 ww 75 e wandten; Johann
jor von der Armee, 5 4 - YURTE 7 Ike 29 51 Gottfrieds Vater
Johann Auguſt I RED en werde wakeſchein⸗
v. Randow im ADS = == lich weniaftens in
Magdeburgiſchen at =n = ſeiner Jugend fic)
und der Erbherr == Ä Bt: B des Adelstitels be⸗
Ceopold Heinrich : | . 7 dient haben und
2 rare 8 a — * geweſen
ogſchütz in es ein.
fien haben Karl Aus all diefem
Benjamin (v.) R. geht, wenn auch
für einen wahren
Abkömmling ihrer
adeligen Vorfahren aus dem Haufe Randow im Magde—
burgiſchen förmlich anerkannt. (Dieſe ſchriftliche An—
erkennung befindet ſich im Kgl. geheimen Staatsarchiv
zu Berlin.)
a) Der Major Johann Auguſt v. Randow bezeugt,
daß er noch einen Onkel oder Großonkel gehabt, der
Offizier geweſen und Kinder hinterlaſſen, von denen
man jedoch nichts weiteres gehört habe.
b) Leopold Heinrich v. Randow auf Bogſchütz be—
zeugt, er habe in ſeiner Jugend oft von ſeinem Vater
gehört von der Verarmung der früher exiſtierten dritten
£inie derer v. Randow auf dem Gute Randow im
Magdeburgiſchen, die durch die in Folge von Unglücks—
fällen eingetretene Verarmung gezwungen, ſich des
Adelstitels nicht mehr zu bedienen.
III. Von feinem Vater und feines Vaters einzigem
vorhandenen Bruder, dem Amtsrat und Kammer:
Re giſtrator Randow in Plock (T kinderlos), hat Karl
Benjamin (v.) Randow ungefähr dasſelbe erzählen
nicht mit voller Be⸗
ſtimmtheit, ſo doch
mit großer Wahrſcheinlichkeit hervor, daß die Herren
v. Randow auf dem Gute Gr. Wilkawe zu der urade—
ligen Familie v. Random auf dem Gute Randau im
Magdeburgiſchen gehören. W. v. R.
Exotiſche Wänderiuappen.
Von H. G. Ströhl.
IV. Neuſüdwales.
New South Wales, im Oſten des britiſchen
Kolonialſtaatenbundes „Commonwealth of Australia“,
führte früher in Weiß ein rotes Kreuz (Georgskreuz),
das in der Mitte mit einem der goldenen Cöwen von
England belegt war, der in den Kreuzarmen von vier
achtſtrahligen goldenen Sternen begleitet wurde. Im
Jahre 1906 erfolgte eine Vermehrung dieſes Wappens.
Der Schildwurde blau tingiert und mit dem alten
Wappenbilde belegt, wobei vom früheren weißen Schild»
felde nur bordartige Streifen längs des Kreuzes ficht-
bar blieben. In den blauen Quartieren iſt in |
161
und 4 je ein goldenes Dließ mit weißer Bandſchlinge,
in 2 und 3 eine goldene Korngarbe untergebracht,
Schafzucht und Ackerbau ſymboliſierend. Als Creſt
erſcheint eine aufgehende goldene Sonne, deren Strahlen
mit roten Flämmchen beſetzt ſind. Der Wreath des
Creft’s iſt weiß blau gewunden. Als Schildhalter dienen
einer der goldenen Löwen von England und ein goldenes
Kanguru, beide auf einem weißen Deviſenbande fußend,
das die Inſchrift: ORTA . RECENS . QUAM -
PURA NITES in ſchwarzen Lettern zeigt.
Der betreffende Wappenbrief, d. d. 11. Oktober
1906, lautet im Original:
„Edward the Seventh by the Grace of God of
the United Kingdom of Great Britain and Ireland
and of the British Dominions beyond the Seas, King,
Defender of the Faith, ‘To Our Right Trusty and
Right Entirely beloved Cousin and Councillor Hzary,
Duke of Norfolk Earl Marshal and Our Hereditary
Marshal of England, Knight of Our Most Noble
Order of the Garter, Knight Grand Cross of Our
Royal Victorian Order, Greeting: Whereas, for the
greater honor and distinction of Our State of New
South Wales, We are desirous that Armorial Ensigns
and Supporters should be assigned for that State.
Know ye therefore that We of Our Princely
Grace and Special Favour have granted and assigned
and by these Presents do grant and assign the
following Armorial Ensigns and Supporters for the
said State of New South Wales that is to say for
Arms: „Azure a Cross Argent voided Gules charged
in the centre chief point with a Lion passant quar-
dant, and on each member with a Mullet of eight
points Or between in the first and fourth quarters a
Fleece of the last banded of the second and in the
second an third quarters a Garb also Or: And for
the „Crest on a Colours A Rising Wreath of the
Sun each Ray tagged with a Flame of fire proper:
And for the Supporters On the dexterside A Lion
rampant quardant And on the sinister side „A
Kangorvo both Or“ together with this Motto, ,Orta
Recens Quam Pura Nites“, as the same are in the
painting hereunto annexed more plainly depicted to
be borne for the said Stateon Seals Shields,
Banners, Flags or otherwise according to the Laws
of Arms.
Our Will and Pleasure therefore is that you
Henry Duke of Norfolk to whom the cognizance of
matters of this nature doth properly belong do re-
quire and command that this Our Concession and
Declaration be recorded in Our College of Arms in
order that our Officers of Arms and all other Public
Functionaries whom it may concern may take full
notice and have knowledge thereof in their several
and respective departments. And for so doing this
shall be your Warrant.
|
—
Given at Our Court at St. James's this eleventh
day of October, 1906, in the Sixth year of Our
Reign.“
By Illis Majesty's Command
Elgin.
I hereby Certify that the foregoing Copy of the
Royal Warrant assigning Armorial Ensigns and
Supporters for the State of New South Wales is
faithfully extracted from the Records of the College
of Arms, London.
As witness my hand at the said College this
twentieth day of November 1906.
A. S. Scott-Gatty, Garter.
Am 22. Februar 1907 wurde das neue Staats
wappen in der „Government Gazette of the State of
New South Wales“ publiziert.
Goethe⸗Ahnen.
Herr Archivar Dr. Riedner in Speier a / Rh. hat
ſich in verdienſtvoller Weiſe bemüht, über die Speierer
Goethe- Ahnenfamilie Bien (ſiehe „Herold“ 1907
S. 147 u. 197) noch weiteres zu ermitteln und teilte
mir nachfolgendes mit:
Die Ehefrau des Ratsherrn Georg Bien hieß
Elifabetha Bloch, fie lebte noch 17. Januar 1599
in Speier.
Als Kinder dieſer Ehe ſind anzuſehen:
1. Catharina Bien, Gattin des Speierer Bürgers
Moritz Rogbecher.
2. Gerhard Bien, immatrikuliert 22. Mai 1581
in Heidelberg, baccalaureus artium II. Mai 1582,
wahrſcheinlich gleich nach Beendigung ſeiner
Studien nach Mainz verzogen, wo fein Vater
1585 ſtarb. In Speier wird Gerhard B. 7. Juli
1700 (als „Bürger zu Mentz, geboren zu Speier“)
als Pate genannt.
3. Anna Bien, des Leonhard Wolffen L. T. D.,
camere advocati ac procuratoris Hausfrau. Beide
laſſen am II. Februar 1595 einen Sohn Chriſtian
Marcilius taufen. Die Frau, letztmals erwähnt
24. September 1596, ſtarb bereits in den nächſten
Jahren, denn am 15. Oktober 1602 erſcheint
Dr. Leonh. Wolf, der immer in Speier geblieben
war, mit einer zweiten Frau: Catharine Buchner
oder Buch verheiratet, die noch 19. Auguſt 1603
genannt wird.
Herr Dr. Riedner hält nun dafür, daß der an ſich
ganz unverſtändliche zweite Vorname „Lioma“, der ſich
in Speier niemals erwähnt findet, weiter nichts als
aus „Bienin“ verleſen iſt, welcher Anſicht ich mich voll
und ganz anſchließe, um ſo mehr, als z. B. die Familie
Wolf v. Todenwarth im Freih. Taſchenbuch 1859 als
Gattin des Dr. Leonhard W. nur angibt: Anna Lioma.
— 162 —
Es dürfte ziemlich fiher hier durch Schreibfehler aus
dem Sunamen. Bienin der zweite Vorname Cioma
fälſchlich entſtanden fein.
Der obengenannte — 11. Februar 1505 getaufte —
Chriſtian Marcilius Wolf z. C. war Obriſt zweier
Regimenter und mit Salome von Doppesheim -vers
mählt, feine Linie ift erloſchen, während die heute noch
blühenden Freiherrn Wolff von und zur Todenwarth
von ſeinem Bruder Johann Jacob (geboren 1585,
geſtorben 1655) heſſ. Rat und Geſandter beim Friedens⸗
ſchluß zu Münſter, abſtammen.
K. Kiefer.
8 Bücherſchau.
Dr. Georg Lomer, Bismarck im Lichte der Natur-
wiſſenſchaft. Halle a. S., 1907. Verlag von Karl
Marbold. Preis 3 Mark.
Ein wichtiges Werk, da cs der erſte Verſuch if, „Bis⸗
marcks Perſönlichkeit vom Standpunkte moderner Natur»
wiſſenſchaft, insbeſondere der Anthropologie, Pſrckologie und
Medizin, zu erfaſſen und zu verftehen“ |
Insbeſondere aber ein Werk, an dem diejenigen Genea:
logen, die ſich für die Fragen der „Vererbung“ und der „über-
fommenen Anlagen“ intereifieren, in Sufunft nicht achtlos
werden vorüber gehen dürfen.
Ich gebe zunächſt einen Überblick über den Inhalt:
I. Die Wurzeln von Bismarcks Weſen.
Einleitung.
Seine Herkunft väterlicherſeits.
Seine Herkunft mütterlicherſeits.
Die Miſchung der beiden elterlichen Keimtendenzen.
II. Bismarcks Weſen.
Seine äußere Erſcheinung.
Sein geiſtiges Weſen.
bis zum Entwicklungsalter,
bis zur Seit des „tollen Bismarck“,
bis zur Heirat.
III. Die pſychologiſchen Grundlagen ſeiner Politik.
IV. Bismarck als Künſtler und Nervenmenſch.
Der Künſtler.
Status ner vosus.
Nachhall.
Dieſe Inhalts überſicht allein zeigt ſchon, daß es ſich um
bedeutſame Dinge handelt.
Die Abſchnitte nun, die beſonders die Aufmerkſamkeit
des Genealogen in Anſpruch nehmen, ſind die Abſchnitte
desjenigen Teiles, den der Verfaſſer: „Die Wur;eln von
Bismarcks Weſen“ überſchrieben hat.
Unvergeſſen ſoll hier dem Verfaſſer die Ausführung auf
S. 5 f. bleiben: 5
„Wollen wir das Weſen eines Menſchen aus ſeinen
Ahnen heraus begreifen, ſo wird es ſelten Schwierigkeiten
machen, uns über ſeine beiden Eltern in genügender
Weiſe zu unterrichten. Mehr Schwierigkeiten, Aus-
reichendes zu erfahren, erwachſen uns oft bereits bei den
wa beiden Großvätern und Großmüttern, und nod mehr
ſteigert ſich dieſe Schwierigkeit in bezug auf die vier
Urgroßvater und ebenſo vielen Urgroßmütter. In jeder
Generation rückwärts verdoppelt ſich ja die Sahl der
Ahnen, und die Ahnentafel dehnt ſich ſchließlich ins
der v. Dewitz“ von L. Wegner, ann 1868,
Ungeheure aus. Dabei müffen wir annehmen, daß alle
dieſe Gejdletter den Nachfahren ein gewiſſes Erbteil
latent oder manifeſt, d. h. als aktive oder als im Keim
verhandene Eigenſchaft vermacht haben.
Will man alſo ſämtliche wirklichen Quellen
der perſönlicken Erb. Eigenſchaften eines Individuums
kennen lernen, ſo führt es keineswegs zum Siele, wenn
man nur die räterliche Linie, ſoweit ſie die Trägerin des
betreffenden Namens iſt, oder die Linie, welche Trägerin
des mütterlichen Namens iſt, betrachtet. Ein ſolches
Vorgehen iſt Stückwerk und ſtellt nur einen winzigen
Teil der wirklichen Ahnen feſt.“
Das ſind treffliche Worte, die zeigen, daß der Derfaffer
den Wert der „Ahnentafel“ und die Bedeutung der „Aſzen⸗
denzbeobachtung“ für das Studium von Dererbungsfragen
richtig erkannt hat. Leider gebraucht er in ſeiner weiteren
Darlegung das Wort „Stammtafel“ gelegeutlich als gleich-
bedeutend mit „Ahnentafel“, was keine genaue Kenntnis der
z genealogiſchen Grund- und Darſtellungsformen“ verrät.
Der Derfaffer legt feinen Betrachtungen lediglich eine
Ahnentafel des Vaters des großen Hanzlers zu 4 Ahnen
und eine ſolche zu ebenſoviel Ahnen ſeiner Mutter, alſo
eine Ahnentafel Ottos von Bismarck zu 8 Ahnen, zu Grunde.
Wahrſcheinlich, weil er über die geiſtigen und körper
lichen Eigenſchaften der „is Ahnen“ nichts e er⸗
mitteln konnte.
Das iſt eben der Fehler des Verfaſſers. Wie fo viele,
die die „Quellen der perſönlichen Erb— Eigenſchaften“ eines
großen Mannes kennen lernen wollen, wie vor allem noch faſt
immer die Arzte und Pſychiater bei Unterſuchung derartiger
Fragen, kennt er die genealogiſche Literatur nicht aus-
reichend.
Hätte er ſie gekannt, ſo hätte ihm nicht entgehen können,
daß über die beiden väterlichen Urgroß mütter des Keichs⸗
kanzlers: Stephanie Charlotte von Dewitz und Sophie Eleonore
von Dewitz immerhin einiges aus der „Familiengeſchichte
zu er⸗
fahren war.
Hätte er fie 8 fo hätte ihm vor allem nicht ent.
gehen können, daß, da dieſe zwei Urgroßmütter Ottos
von Bismarck dem gleichen Geſchlechle entſtammten, nots
wendig in den höheren Ahnenreihen fogenannter „Ahnen⸗
verluſt“, d. h. das wiederholte Vorkommen eines Dewitzſchen
Stammelternpaares eintreten muß, ſo daß die Frage entſteht,
ob dieſes wiederholte Vorkommen gewiſſer Ahnen ſich nicht
irgendwie in dem UÜUberkommen gewiſſer Eigenſchaften gee
äußert hat.
Am ſchlimmſten rächt ſich dieſe Unkenntnis der genea-
logiſchen Literatur bei Lomers Betrachtung der Ahnentafel
zu 4 Ahnen der Mutter Bismarcks.“
Hätte der Verfaſſer auch nur die „Ahnentafel des Fürſten
Otto von Bismarck“ (zu s Ahnen) von Dr. Walther Graebner
(„Deutſcher Herold“, XXXI. Jahrg., Berlin 1900, S. 95 und
Beilage) gekannt, ſo hätte er den Namen der väterlichen
Großmutter von Bismarcks Mutter, der Luiſe Maria Witten,
Ehefrau des Profeſſors Gottfried Ludwig Mencke, nicht un⸗
ausgefüllt laſſen können.
Hätte er ferner meinen Aufſatz: „Über einen mütter-
lichen Ahnen Bismarcks“ („Grenzboten“, 65. Jahrg., Nr. 3
vom 18. Januar 1906) gekannt, fo hätte er an meiner An⸗
nahme, daß Otto von Bismarck hervorſtechende Eigenſchaften
ſeines zweifachen mütterlichen Ahnen: Michael J. Bütner,
F 1677, Domherrn, Stiftsfeniors und Stiftsrats zu Ganders-
Erinnerungsſtücke aus dem Beſitz der Familie v. Wefternhagen
Beilage zum Deutſchen Herold 1908, Nr. g.
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— 163 —
heim, befeffen habe, nicht vorübergehen dürfen. Er hätte fie
billigen. oder ablehnen müſſen. [Mein zweiter Aufſatz: „Die
Leipziger Ahnen des Fürſten Bismarck“ („Grenzboten“, 1907,
IV. Quart.) iſt wohl gleichzeitig oder kurz nach dem Lomerſchen
Buche erfchienen.]
Dieſe Unkenntnis der genealogiſchen Literatur iſt be⸗
dauerlich. — f ;
Die folgenden Abſchnitte („Bismarcks Weſen“, S. 22 - 85;
„die pſychologiſchen Grundlagen feiner Politik“, S. 86— 122;
„Bismarck als Künftler und Nervenmenſch“, S. 123— 154)
ſind höchſt anregend und für jedermann von höchſtem Inter⸗
eſſe, wenn auch nicht jeder alles billigen wird.
Alles in allem: ein ſehr empfehlenswertes Buch; auch
für den Genealogen von Fach, trotz den oben hervor⸗
gehobenen Mängeln.
Dr. Stephan Kefule von Stradonitz.
Deutfher Ordens⸗Almanach (Deutſche Ordens liſte),
Handbuch der Ordensritter und Ordens-Damen deutfter
Staatsangehörigkeit. (Dritter) Jahrgang 1908/09.
Herausgegeben unter amtlicher Förderung und nach
amtlichen Quellen. Verlag: „Deutſcher Orders: Als
manach“, G. m. b. H., Berlin S. W. 48, Wilhelmſtr. 122 a.
In gleichem Gewande, aber in weſentlich verſtärkter
Geſtalt ſtellt ſich der neue Jahrgang des „Deutſchen Ordens
Almanachs“ diesmal denjenigen vor, die gewohnt ſind, ihn
als bequemes Nachſchlagewerk zu benutzen. |
Der Grund dieſes vermehrten Umfanges liegt darin,
daß ſich der neue Jahrgang „zur ſpeziellen Aufgabe gemacht
hat, die Militärs im Aftiven- wie im Beurlaubtenſtande, ſoweit
fie Ordensritter find oder Oidensaus zeichnungen, Medaillen
und Ehrenzeichen beſitzen, den vorgenannten Kategorien der
deutſchen Ordensritter“ (aus privaten Berufen und der Be⸗
amtenwelt) „in gleich genauer und gewiſſenhafter Behand—
lung zuzugeſellen. So ſind auch die Inhaber der Landwehr⸗
dienſtaus zeichnungen 1. und 2. Klaffe, dieſes durch vorwurfs⸗
freie und getreue Erfüllung der militäriſchen Ubungen und
Pflichten in der Referve und Landwehr zu erwerbenden mili-
täriſchen Ehrenzeichens, durchweg in dieſem Jahrgange auf—
geführt“ Und das mit Recht.
Möglichſte Vollſtändigkeit, Richtigkeit und Suverläſſigkeit
iſt erſtrebt, das merkt man dem Werke überall an. Daß der
Kundige bei Stichproben unſchwer Druck- oder Leſefehler,
Derfehen u. dergl. findet, liegt in der Natur der Dinge und
wird ſich erſt ganz allmählich vermeiden laſſen. Der Grund⸗
gedanke des Werkes iſt jedenfalls ein geſunder und als Nach⸗
ſchlagewerk iſt es deshalb ſehr brauchbar. An derartigen
Nachſchlagewerken ſcheint in der Gegenwart ein Bedürfnis
vorzuliegen, wie der Erfolg von „Wer iſt'sd“ beweiſt. Hier
iſt das einigende Band ein gewiſſes Hervortreten über das
Durchſchnittsmaß durch Leiſtungen. Beim „Deutſchen
Ordens-Almanach“ iſt das einigende Band das Hervortreten
durch eine öffentliche Auszeichnung. Beide Werke
können alſo ſehr wohl neben einander beſtehen und ſich in
glücklicher Weiſe ergänzen. —
| Dorangeftellt find dem Hauptteil des Werkes, dem „Ver.
zeichnis der Ordensritter und Ordensdamen deutſcher Staats-
angehörigkeit“, das nunmehr nicht weniger als eintanfend-
ſiebenhundertundvierunddreißig Seiten umfaßt, zwei „Auf-
ſätze über das Ordensweſen“.
Nämlich: „Die Hansorden von Mecklenburg ⸗Schwerin,
Sachſen⸗Coburg⸗Gotha, Lippe, Waldeck und Pyrmont und
Hohenzollern“ von Profeſſor Dr. phil. Georg Epſtein, Litera:
riſchem Direktor am „Deutſchen Ordens ⸗ Almanach“, und „der
Höniglich preußiſche Kronen ⸗Orden“ von Dr. jur. Karl. Adolf
Freiherr von der Horft, Regierungsaffeffor a. D. und Nit
glied des Königlichen Heroldsamtes. Sodann ein „Verzeichnis
derjenigen Regenten, welche Orden und Ehrenzeichen ver-
leihen, unter Angabe der Genealogie ihrer engeren Familie,
bezw. bei republikaniſchen Staatsweſen Verzeichnis der Prä⸗
ſidenten.“
Fu dem erſten Aufſatze habe ich zu bemerken, daß ich
die in deſſen Einganysworten gegebene Begriffsbeſtimmung
für ,Hausorden” für falſch halte. Unter „Hausorden“ find,
nach meiner Anſicht, im fachwiſſenſchaftlichen Sinne nicht
„Familienorden zu verſtehen, die ihren fürſtlichen Hau-
fern — oft durch das Datum oder die Deranlaffung
zu ihrer Stiftung — in der Reihe der von dieſen
verliehenen Ordensauszeichnungen am nächſten
ſtehen“, ſondern ſchlechthin ſolche Orden, die den (männ⸗
lichen) Mitgliedern des betreffenden regierenden hauſes
regelmäßig vom Familien- und Ordensoberhaupt, lediglich
wegen der Zugehörigkeit zu dem betreffenden hohen Haufe,
in einem gewiſſen Lebensalter, oder gleich bei der Geburt,
oder bei der Konfirmation uſw uſw., verliehen werden, ohne
daß Derdienft vorliegt, wobei dann reine Hausorden, Orden,
die Haus: und Ritterorden, Orden, die Hause und Vers
dienſtorden ſind, uſw. unterſchieden werden müſſen. Abge⸗
ſehen von dieſer einleitenden Auseinanderſetzung enthält der
vorbezeichnete, erſte ordensgeſchichtliche Aufſatz nichts neues.
Dagegen ift in dem zweiten Aufſatze den „Akten der Genera!
Ordensfommiffion und des Geheimen Sivilkabinetts“ manche
Einzelheit beigebracht, die nicht ohne Intereſſe iſt.
Ein ſehr auffälliges Derfehen iſt dem Derfaffer da⸗
gegen in folgendem zugeſtoßen. Er verbreitet ſich ſehr
eingehend über die „Urkunde betreffend des Tragen der Jn-
ſignien des Rothen⸗Adler⸗Ordens I. Klaffe und des Kronen:
Ordens I. Klaſſe bei gleichzeitigem Befi beider Orden“ vom
18. Januar 1865, d. h. über das Tragen der Emaillebänder
des eiſtbeſeſſenen dieſer beiden Orden um Stern und Kreuz
des letzterhaltenen. Er weiß aber nicht, daß dieſe Urkunde am
4. Mai 1888 wieder aufgehoben worden iſt, fo daß ſeitdem
die beiden erſten Klaſſen der vorbenannten Orden wieder
nebeneinander getragen werden. Hätte er das treffliche Werk
von Dr. Walther Schultze: „Deutſchlands Ritter. und Der-
dienft Orden der Gegenwart“, Berlin 1900, das in feiner
Literaturüberſicht und auch in derjenigen des Aufſatzes von
Epſtein fehlt, zu Rate gezogen, fo hatte ihm diefe „Auf
hebung“ nicht entgehen können.
Dr. Stephan Kekule von Stradonth.
Archives Héraldiques Suisses. (Schweizeriſches
Archiv für Heraldik.) Organe de la Société Suisse
d’Heraldique, 21. Jahrgang (1907). 126 Seiten,
8 Tafeln u 21 Textbilder. Sütich, Schultheß & Co.
Aus dem vielſeitigen, aber wieder (vergl. Herold 1907
S. 89) vorwiegend ſchweizer Derhältniffe behandelnden Inhalt
hebe ich folgende Aufſätze hervor: Das Wappenbild der Abtei
und der Stadt St. Gallen in älteren Bannern und Siegeln,
von F. Gull. — Das Schwyzer und das Unterwaldner Panner,
von Dr. Robert Durrer. — Oberdeutſche Wappenſcheiben,
von W. Wertmann. — Das älteſte Basler Biſchofſiegel, von
E. A. Stückelberg. — Descendance de D. Antonis I, Prieur
de Crato, XVIIIe roi de Portugal, par A. de Faria.
Als Beilage erſcheint wieder wie früher die Fortſetzung
des „Genealogiſchen Handbuches zur Schweizer Geſchichte“
(Seite 337— 408 des Textes) mit 4 Siegel- und 7 Stamm-
tafeln, deſſen erſter Band inzwiſchen wohl vollſtändig er⸗
ſchienen iſt. Nach dem bereits vorliegenden Inhaltsverzeichnis
behandelt dieſer Band 39 Familien, darunter die Könige von
Burgund a. d. H. der Welfen, die Herzoge von Gſterreich und
Säringen, die Grafen von Habsburg, Kirburg, Rapperswil,
Toggenburg, Neuenburg, Montfort und Werdenberg uſw.
Auch für den nicht⸗ſchweizer Forſcher wird das Werk de: halb
eine Fundgrube ſein, um die wir die Herausgeberin — die
Schweizer herald. Geſellſchaft — wohl beneiden dürfen.
Breslau XIII. Karl Schlawe.
Unſere Heimat. Mitteilungen des Heimatbundes, Verein
für Heimatkunde im Kreife Schlüchtern. 1908.
Don dieſem neuen Blatte liegen uns die beiden erſten
Nummern vor, aus denen wir mit Freude erſehen, daß auch
Heraldik und Familienkunde von der Schriſtleitung berück.
ſichtigt werden. In Nr. ı beginnt eine längere Abhandlung
unſeres geſchätzten Mitgliedes Dr. Caner über die zahl.
reichen Grabdenkmäler in den Hirchen zu Schlüchtern, von
denen leider ein großer Teil im vorigen Jahrhundert ver—
nichtet worden iſt. Nr. 2 bringt den Schluß dieſes Artikels,
ferner einen Abriß der Geſchichte der Burg Schwarzenfels,
eine Abbildung des Siegels des Schlüchterner Konvents aus
dem 13. Jahrhundert und anderes.
Permifchten.
— Die 2. Beilage zur Leipziger Feitung Nr. 16%, 1908,
enthält eine Bekanntmachung des Friedhofausſchuſſes zu
Dresden, betreffend die Gräber auf dem Crinitatis: Friedhof
dafeibft, welche ſich in verwahrloſtem Zuſtande befinden und
über die weiter verfügt werden wird, ſofern nicht Perſonen,
welche an der Erhaltung Intereſſe haben, ſich innerhalb ſechs
Monaten in der Sriedhofsfanzlei — Schulgaſſe 2 — melden.
Das Derzeihnis der Beſtatteten iſt ſehr umfangreich;
von bekannteren Namen finden ſich u. a.: v. Zulhafo;
v. Dolgoruky, Fürſt; v. Grabowski, Graf; v. Beuſt; Böhlau;
v. Boxberg; v. Bünau; v. Cramer; v. Einſiedel; v. Ferſen;
v. Firks; v. Gärtner; v. Hochlitzka; Hlaproth; v. Krebs;
Graf Lambsdorff; Graf Leutrum v. Ertingen; Frhr. v. Leyſer;
Graf v. Maltzahn; v. Moſch; v. Mühlenfels; v. d. Planitz;
v. Polenz; Graf v. Raben; v. Rochow; v. Rothkirch; Graf
Sayn; Frhr. v. Seckendorff; Senft v. Pilſach, u. a. m.
— Aus dem Nachlaß des am 21. Nocember 1907 aus
dem Leben geſchiedenen Hofrats Dr. Carl Adolf Mirus
zu Leisnig hat kürzlich deſſen Schwiegerſohn K. Dollmöller
den ſelbſtrerfaßten Lebens lauf des Derewigten herausgegeben.
Das Heft wird deſſen zahlreichen Freunden eine willkommene
Gabe ſein; es ſchildert das Leben eines edlen, warmherzigen,
fröhlichen, wohltätigen, für alles Gute und Schöne be—
geiſterten und frommen Mannes, der ein wirklicher Lebens-
künſtler geweſen iſt und deſſen Andenken dauern wird. Hof—
rat Mirus war eifriger Genealoge, ſeine familiengeſchicht—
lichen Hefte ſandte er regelmäßig an die Bibliothek des
Vereins „Herold“. Seit Jahrzehnten war er auch regel,
mäßiger Beſucher der Hauptverſammlungen des Geſamt—
vereins der deutſchen Geſchichts vereine.
— Hu dem Namen Schottelius. Dieſer dürfte urfprüng-
lich Schottel gelautet haben, nicht Schotte, da hierfür die
richtige Latiniſierung doch wohl Scotus oder Schottus ge-
weſen wäre. Fr. v. M.
|
— Swei Bemerkungen zur vorigen Nummer.
Su S. 127. Don der Schaumburg (bei Rinteln) als in
Weſtfalen liegend zu reden iſt nur bedingt richtig. Unzweifel⸗
haft gehörte dieſe Grafſchaft S. früher zum Weſtfäliſchen
Kreife; ſeit dem weſtfäliſchen Frieden aber zu Heſſen,
wenigſtens der Teil, in dem die Burg liegt. Heute iſt es
der Kreis Rinteln, zur Provinz Heſſen⸗Naſſau gehörig, fo daß
die Inventariſation der Bau und Kunſtdenkmäler dieſer
Provinz, in dem Hefte, das dem genannten Kreife gewidmet
und vor kurzem erſchienen iſt, auch die Schaumburg aufzue
nehmen hatte.
Zu S. 142. Wer ſich mit der Waldeckiſchen Ge—
ſchichte beſchäftigt, darf Varnhagens Grundlage der
Waldeckiſchen Landes, und Regentengeſchichte
(2. Bd. 1825 u. 1855), nicht unbeachtet laſſen. Uber Mag-
dalene, Tochter Philipps IV. (nicht des Sweiten dieſes
Namens!) und Stiefſchweſter Samuels ſehe man im 2. Bande
S. 70 u. 71 nach. Auch Hoffmeifter erwähnt fie natürlich
in feinem Hiſtor. genealog. Handbuche der Grafen und
Fürſten von Waldeck und Pyrmont (1885) und zwar auf S. 27.
Berlin, Juli 1908 Franz Weinitz.
(Su Seite 146. Schönfeld betr.) Landgräfl. Heſſen⸗
Caſſelſcher Staats- u. Adreß⸗Calender von 1795, Seile XI:
Orden pour la vertu militaire; Seine Excell. Hr. Heinr.
v. Schönfeld H. Prfeuß.) General) L(ieutenant).
Rec(ipirt) den 5. März 1769.
Anfragen.
Unter dieſer Rubrik ſteht Dereinsmitgliedern
und Abonnenten ½ Spalte (16 Druckzeilen) koſten⸗
frei zur Derfügung.
Für überſchießende Seilen find die tarifmäßigen
Inſertions gebühren zu entrichten.
94.
Mitteilung, betreffend ev. Vorkommen des Namens
Welder (Welker) in Heſſen, beſonders in Creyfa
a. d. Schwalm vor dem Jahre 1500 erbeten (Heſſ. Urkunden⸗
bücher bekannt)
Düſſeldorf, Scheibenſtr. 25 J.
95.
Carl Welcker.
Nachricht erbeten:
1. Über Geburtsort des Guts verwalters Chriſtian
Friedrich Troje, F in Alt-Sippnow (Weſtpreußen) 1828,
* 175% wod
2. Uber deſſen Vater Martin Troje, * 1730 wor, Guts
verwalter zu Parchlin (Pommern), und deſſen Vorfahren.
Für Nachweis der Abſtammung dieſer von den
v. Troje, v. Tropen, Troje v. d. Woldenburg (f. Zedlitz,
Kneſchke, Ledebur) zahle ich 500 4. -
Auch für alle ſonſtigen Angaben über die Familie Troje
beſten Dank.
Seehauſen, Kr. W. Troje,
Korvetten-Kupitän a. D.
96. |
Erbitte Mitteilungen aller Art, Hinweife auf die gedruckte
ortsgeſchichtliche Literatur, Angaben über das Vorhandenſein
von Porträts, Nachrichten über Wappen, Leichenſteine,
Stammbuch Einträge, Inſchriften auf irgendwelchen Gegen ⸗
ET
1 ere — — — *
>
— 165 —
ſtänden, Lebensbeſchreibungen, Leichenpredigten und Uirchen⸗
buchauszüge vor 1785 fiber die Familien: v. Brixen (v. Brix,
Briex v. und zu Montzel) Schleſien, Denckert Heſſen und
Potsdam nebſt Umgegend. Förſter (oe). Katholiſch. — Frau
des preußiſchen Majors v. Brixen (Brix) im Hahnenfeldſchen
Infanterie⸗Regiment zu Neiße war eine geb. F.; v. B. ftand
bis 1786 in Breslav, wo am 12. April 1784 die älteſte
Tochter in der St. Adalbert⸗Kirche getraut wurde; Schleſien,
v. Kunitzky (i, idi); Pommern und Polen, Cudtemafer,
Mac-Alifter (Makaleſter), v. Pelden gen. v. Eloudt,
(v.) Ruehl, Rumpf, Schöler und Schuppert, Weſtfalen
und Rheinlande.
Görlitz, Mühlenweg 11, p.
v. 81 Oberſtleutnant 3. D.
97.
1. Wo finde ich wohl das Adelsdiplom des Reichs
freiherrn von der Noddgerie zu Pfefferkornd Auf dem
Heroldsamt zu Berlin und beim Adelsarchiv in Wien iſt
vergeblich danach geſucht worden. Es muß doch aber irgend-
wo ein Adelsbrief zu finden ſein.
2. Sind etwa im 16., 17. und 18. Jahrhundert die
reichsfreien Städte auch berechtigt geweſen, Erhebungen
in den Reichsfreiherrnſtand vorzunehmen? (Nein. A. d. Red.)
3. Im Jahre 1794 ſteht nach einem Tauffchein aus
Weſtpreußen ein als abweſender Pate eingetragener „Haupt-
mann von der Noddgerie zu Pfefferkorn“ „in pfälzifhen
Dienſten“. Wo könnte ich über dieſen etwas Näheres (Dore
namen, Standort, Perfonalien ꝛc.) erfahren d Anfragen beim
Kriegsarchiv in München, beim Staatsarchiv in Düſſeldorf
und Darmſtadt haben über den Geſuchten keine näheren Un:
gaben erbracht.
Hohenſalza (Poſen).
Pfefferkorn, Hal. Diviſtons pfarrer.
98.
v. Gronsfeld⸗Diepenbrock. Wer beſitzt eine Genea⸗
logie dieſer Familie und iſt geneigt hieraus Mitteilungen zu
machen? ſpeziell über Gräfin v. GD. geb. 1747, Tochter
des Grafen Friedrich und der Caroline v. Bentheim werden
Nachrichten höflichſt erbeten.
Haag (Holland). D. G. v. Epen.
99.
Für den Nachweis der Exiſtenz einer ſüddeutſchen Familie
v. Teltingen oder Tebtingen, Tetinger u. v. Dettinger
und wo Näheres über fie zu erfahren wäre, würde man
ſehr dankbar ſein. Auskunft bittet man an die Redaktion
dieſes Blattes gelangen zu laſſen.
100.
1. Wer kann mir Quellen über die Familie von Hagen,
welche etwa von 1450 bis 1650 in Angeln, Provinz Schles⸗
wig-Holftein, angeſeſſen war, nachweiſend
2. Hat im 18 Jahrhundert und früher eine Einwande⸗
sat ge Geſchlechter in Schleswig ftattgefunden und
woher? —
Einbeck in Hannover. von Hagen, Major.
101.
1. Johann Michael Kühn, Buchdrucker, zu Cottbus,
geb. d +P verehelicht mit? Vorfahren d
2. Sohn: Johann Gottlieb Kühn, Buchdrucker zu
Cottbus, geb. 1232, + 1807 daſelbſt; verehelicht mit d
Nachkommend
3. Lebte um 1797 ein Buchdrucker Kühn in Wittenberg d
Geb. d FP verehelicht mit Dorothea Sophie geb. d
Vorfahren d Nachkommen d
Um gefällige Auskunft, ſowie um gütige Überfendung
bezw. käufliche Überlaffung von gedruckten Gelegenheits⸗
ſchriften bittet
Berlin, Paſſauerſtr. 17. Dr. Kühne.
Antworten.
getreffend die Anfrage 48 in Nr. 4 des „D. Herold“ von 1908.
Das Wappen der v. Wöllnitz muß ſich im Weimariſchen
Archiv auf einem Wachsſiegel finden und — wenn ich nicht
ganz irre — aus einer Lilie beſtehen. Ich habe die Aus⸗
kunft vor Jahren erbeten und erhalten, als ich für eine
Ahnenprobe die Wappen v. Wöllnitz und Baulwar ſuchte,
habe das Material aber nicht hier.
C. Freifrau v. Münchhauſen.
Retreffend die Anfrage 63 in Nr. ö des „D. Herold“ von 1908.
In meiner Antwort (S. 142) ſind folgende Druckſehler
zu berichtigen:
* 1541 muß heißen: 1591; Dr. Lanke = Dr. Lauth;
v. Secheſtedt = v. Seheſtedt; Meinhard Dietrich v. Auer auf
Peken = Pellen; Ludwig Friedrich v. Auer auf Feldſchmiede
= SGoldſchmiede; Schder = Schier.
Herr Graf D. v. Ranzow teilt mir mit, daß Joachim
v. Brockdorff auf Nixdorf ufw. (+ 1644) X 1638/9 Hedwig
v. Seheſtedt aus Depenan (vir. 1655) eine Tochter Anna
Katharina v. B. hatten; fie war 1645 noch minderjährig;
ihr Brautſchatz betrug 1660 25 000 Taler. >< v. Rautter⸗
Ahrenftein..
Königsberg. Gallandi.
Betreffend die Anfrage 84 in Nr. 7 des „D. Herold“ von 1908.
Procop v. Salga & Urſula v. Röder
Günther & Eleonore v. Döbſchütz
—— . — — pẽ— .
Günther & Sabine v. Noſtitz.
Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. Dr. Wagner.
Betreffend die Anfrage 85 in Nr. 7 des „Y. Herold“ von 1908.
Kammerherr v. Schuckmann beſaß 1830 Battinsthal,
Hr. Randow (Balt. Stud. I 267). — Keichenpredigt auf
Heinrich Schuckmann, fürſtl. mecklenb. Vizedirektor nfw.,
1706, auf der Fürſtl. Bibliothek zu Stolberg (Harz). — Here
mann Schuckman, Doktor und Profeſſor der Theologie,
Dekan, Roſtock, 1648. .
Berlin N. W. 87, Elberfelderſtr. 4.
f Rechtsanwalt a. D. Fiſcher.
Setreffend die Anfrage 86 in Ur. 7 des „D. Herold“ son 1908.
Generallieutenant von Gluer führt am 1. 8. 1788
Mecklenburger Hülfstruppen nach den Niederlanden und
trifft mit dieſen am 1. 9. 1788 in s'Hertogenboſch ein. v. G.
kehrt 1790 wieder nach Mecklenburg zurück.
(v. Preſſentinſches Familienbuch, S. 94/95.)
Detreffend die Anfrage 86 in Ar. 7 des „D. Herold“ von 1908.
Pfarrer Hermann Glüer zu Gr. Simnan b. Wodigehnen,
* 16. 6. 1863, ordiniert 19. 5. 1889, wurde 1906 zum Nach⸗
folger des Miſſionsinſpektors Sauberzweig ſeitens des Komi ⸗
— 166 —
tees der Geſellſchaft zur Beförderung der evangeliſchen
Miffionen unter den Heiden gewählt. — Die Familie Glö er
it zum Genuſſe der Steinmann ⸗Schmidtſchen Stipendien⸗
ftiftung zu Itzehoe berechtigt; die Stammtafel, aus der die
Berechtigung zu erſehen iſt, liegt beim Candratsamte daſelbſt.
Berlin N. W. 87, Elberfelderſtr. 4.
Rechtsanwalt a. D. Fiſcher.
getreffend die Anfrage 86 in Nr. 7 des „D. Herold“ von 1908.
über bürgerliche Glüer's (hauptſächlich Paſtorenfamilie
in Mecklenburg) habe viele Auszüge aus Hirchenbüchern, wo⸗
mit ich eventl. nach vorheriger Vereinbarung zu Dienſten ſtehe.
3. 3. Schwerin i. Mecklenburg, Hotel du Nord.
Frhr. Rodde.
Getreffend die Anfrage 86 in Nr. 7 des „Y. Herold“ son 1908.
Eine Familie Glüer iſt anfäffig in Gergehnen b. Saale
feld, Oſtpreußen.
Arnsberg b. Charau, 19. 2.08. Helene Motherby.
Betreffend die Anfrage 88 in Nr. 5 des „DO. Herold“ von 1908.
Nachrichten über die württembergiſche Beamtenfamilie
Hölder finden ſich auch in den Genealogiſchen Nachrichten
von der Bilfinger⸗Familie 1802, S. 25, im Genealogiſchen
Handbuch bürgerlicher Familien 5 5.578, 10 S. 102, 240,
ſowie in den Akten der Riegerſchen Stipendienſtiftung zu
Ludwigsburg, der Baperſchen, der Brollſchen, der Nürn⸗
bergiſch⸗Tafingerſchen und der Seller⸗Stählinſchen Stiftung
zu Tübingen. — Über den Spruch der leipziger Schöppen
um 1550 betr. Müllergeſellen Hans Helder vgl. Seitſchrift
für die geſamte Strafrechtswiſſenſchaft 10 S. 45 af.
Berlin N. W. 87, Elberfelderſtr. 4.
Rechtsanwalt a. D. Fiſcher.
Getreffend die Anfrage 89 in Ar. 7 des „D. Herold“ sen 1908.
Des Valentin Leich, Kaufmanns zu Leipzig, Tochter
Juſtina Margaretha vermählte ſich 1716 mit Johann Benedikt
Earpzov (v. Dreyhanpt S. 26). — Leichenpredigt auf Daniel
Leicher, Aſſeſſor des kurſächſiſchen Schöppenſtuhls zu Leipzig,
1612, auf der Fürſtlichen Bibliothek zu Stolberg (Harz). —
Magdalene Leicher, Ehefrau des Pfarrers Michael Schulze
(Pratorins) zu Creutzberg in Thüringen (wohl Creutzburg
a. d. Werra); ihre Tochter Maria Prätorius, * 1554, T 1601,
war in 1. Ehe mit M. Marx Hefe, Diakonus, in 2. mit dem
Bürgermeiſter Jakob von Jena und in 3. mit Elias Ulrich
gen. von Cranach, ſämtlich zu Serbſt, vermählt. — Außer
dem Anfrager verzeichnet das Adreßbuch der geſamten evan⸗
geliſchen Geiſtlichkeit Deutſchlands, 1902, noch Karl Leich,
2. Pfarrer zu Gelſenkirchen (feit 1869); * 7. 12. 1859 und
ordiniert 26. 5. 1867.
Berlin NW. 87, Elberfelderſtr. 4.
Rechtsanwalt a. D. Fiſcher.
Hetreffend die Anfrage 89° in Nr. 7 des „D. Herold“ von 1908.
Wappen der Familie van der Leck (Prov. Holland):
In Silber ein goldgekrönter ſchwarzer Löwe, Zunge und
Krallen rot. Helm: gekrönt. Helmzeichen: Der Löwe, wachſend
zwiſchen offnem filbernen Fluge.
(Rietſtap, De. Wapens van den Nederlandschen Adel,
; Groningen 1890, S. 358.)
Bellage: Erinnerungsſtücke aus dem Beſitz der Familie v. Weſternhagen.
| getreffend die Anfrage 90 in Ur. 7 des „J. Herald“ ven 1908.
Es lebten 1627 Heinrich Groß zu Pillau, 1646
Friedrich Groß. — Nachrichten über Groß vom 14.— 16.
Jahrhundert vorhanden. — 1749 überläßt die Witwe des
churheſſiſchen Generals v. Groß, geb. v. Arnſtedt ihr Gut
Großen⸗Werther an Hauptmann v. Arnſtedt.
Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. Dr. Wagner.
Hetreffend die Anfrage 91 in Nr. 7 des „D. Herold“ von 1908.
Ein Wolf Chriftian Treuſch v. Buttlar, Sohn des
Ad am Ludwig Treuſch v. Buttlar, war Fahnenjunker
beim Leib⸗Dragoner Regiment. . :
Berlin N. 39, Sellerftr. 2. Dr. Wagner.
Setreffend die Anfrage 93 in Ar. 7 des „D. Herold“ son 1908.
Peter Kligfe, Propſt zu Brandenburg, vor 1448
(Dieterich, Hiftor. Nachr. v. d. Grafen zu Lindow n. Ruppin,
Berlin 1725, S. 99). — Keichenpredigt auf Anna Urſula, Ehe-
fran des fürſtl. pfalz-fponheim. Hofpredigers Johann Peter
Klicke, 1702, auf der Fürſtl. Bibliothek zu Stolberg (Harz). —
Der Name Klitzke iſt vielleicht auf Kletzke, Kreis Weſpriegnitz,
oder Kletzko (Klecko), Kr. Gneſen, zurückzuführen. — Sol-
gende Ortsnamen ſind wohl dem Anfrager noch willkommen:
Kligfau, Kr. Konig; Klicken (Klycken), Kr. Sifhhanfen;
Sum Klick, Kr. Sulingen; Klützkow, Kr. Schivelbein;
Klüden, Kr. Pyritz; Klütz, Kr. Uſedom⸗Wollin; Klütz,
R. A. Grevesmühlen.
Nehring: 1645 zu Neinſtedt (Kleemann S. 70). — Bane
meiſter N., Berlin, 1695 (Moderne Kunſt, 17. Jahrg., S. 93).
— Forſtrat N., Harzburg, 1903. — Albert N., Grimſchleben,
1906. — Witwe des Rittergutsbeſitzers Emil Lange ⸗Altroden,
Martha geb. Nehring, Hohenfalza, 1906. — Geheimrat Prof.
Wladislaus N., Breslau, 1907.
Berlin NW. 87, Elberfelderſtr. 4.
Rechtsanwalt a. D. Fiſcher.
Betreffend die Anfrage 93 in Ar. 7 des „D. Herold“ son 1908.
Nach Bl. 14 des Jaſtrower Protokollbuches (Stadtarchiv
Jaſtrow) erſcheint am Tage Mariae Empfängnis 1611 Hans
Kliczke von groſſen Poplo (Groß Poplow bei Polzin i. Pom.),
des edlen Junker Gert Manduvels Dndterthan (= Leibeigner),
mit ſeiner Mutter und fordert den Nachlaß ſeines verſtorbenen
Halbbruders Hennig Manduenel (bäuerl. Herkunft).
Über die Schulzen⸗ und Freigutsbeſitzer⸗Geſchlechter
Nehring und Neubaur (Nigbuhr) habe ich zahlreiche
Nachrichten.
Berlin N. W. 23
Dr. Koerner,
Klopftodftr. 55.
miigl. d. Herolds.
Bie diesjährige Hauptverſammlung des Geſamtvereins
der deutſchen Geſchichts- und Altertumsverelne findet, in
Merbindung mit dem Ardivtage und dem Tage für Benk-
malpflege, in der Woche vom 20. bis 26. September zu
Liber: ſtatt. Ate Beteiligung daran ſteht jedermann frei;
die Kitglieder des Bereing Herold werden gebeten, ſich recht
zahlreich einzufinden. Für die Sitzungen der A. Abteilung
(Künz-, Wappen- und Siegelkunde, Genealogie) find inter-
eſſante Vorträge angemeldet. Zur Geſprechung geeignete
Themata wolle man gefl. bei Herrn Geheimen Archivrat
Dr. Baillen, Berlin C. Kloſterſtraße (Königliches Staats-
archin) anmelden.
Verantwortlicher Herausgeber: Ad. M. Hildebrandt in Berlin, V. 62. Fanilſtrafts B II. — Selbſtverlag des Vereins Herold; auftrags weiſe verlegt von
Carl Hermanns Verlag in Berlin, W. Mauerſtraße 43. 44. — Julius Sittenfeld, Hofbuchdrucker. in Berlin W.
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Berlin, September 1908.
Der jährliche Preis des „Veutſchen Herold” — monatlich ein Heft — beträgt 12 Mk., der „Vierteljahrsſchriſt für Wappen“,
Siegel- und Familienkunde“ 8 mk. Einzelne Nummern koſten 1 Mk. — Anzeigen für den „Deutſchen Herold“ werden von
Carl Heymanns Verlag, Berlin W., Mauerſtr. 43. 44, entgegengenommen.
Inhalts verzeichnis: Bericht über den Kurfus über Familien- Die ſtilgerechte Ausführung heraldiſcher und heraldiſch
forſchung und Vererbungslehre vom 2. bis 6. Auguſt 1908 verzierter Arbeiten, 3. B.:
in Gießen. — Japaniſche Familienzeichen. (Mit 2 Tafeln.) Wappenmalereien aller Art, Stammbäume, Familien
— Derzeichnis derjenigen Perſonen, die ſich in das Stamm: chroniken, Adreſſen, Er-libris, Glasgemälde, Por-
buch des Elias Pilgram aus Nürnberg, der 1626— 1651 in sellane, Gravierungen, Bildnis-Medaillen, Gedenk
Altdorf ſtudierte, eingetragen haben. — Ergänzungen zur münzen für Familienereigniſſe, Votivtaſeln, Fahnen,
Schönfeldtfrage. — Das „Henßelbuch“ der Stadt Sontra Bucheinbünde, Ledertreibarbeiten, Bildhauerarbeiten
und die darin vorkommenden Familiennamen. (Schluß.) — in Hols und Stein (für Möbel, Denkmäler ufw.), Gold-
Die Malereien im Schloß zu Forchheim. — Goethes Ahnen und Silbergerite mit heraldiſcher Dekorierung uſw.,
von Carl Knetſch. — Aus dem älteſten Kemnitzer Kirchen- z ermittelt die Redaktion des Deutſchen Herolds (Berlin W.,
buche. — Bücherſchau. — Vermiſchtes. — Anfragen. — Schillſtr. 3); fie ſteht zu dieſem Zweck mit tüchtigen Künſtlern
— Antworten. — Druckfehlerberichtigung. — Briefkaſten. und Aunfigewerbetreibenden in Verbindung.
Jede Auskunft wird bereitwilligſt erteilt.
Hereing nachrichten. Sees
Die Sitzungsberichte der Hauptverfammlung des Ge-
Die nächſten Sitzungen des Vereins Herold ſamtvereins der Deutſchen Geſchichts- und Altertumsvereine
finden ſtatt: zu Mannheim 1907 find jetzt erſchienen und gegen Gin-
Dienstag, den 15. Seytbr. 1908 ) abends ſendung des Portobetrages von 20 Pfennig koftenfret von
(Vortrag des Herrn Frhn. v. Dungern) Ts Whe, der Redaktion dieſes Blattes zu beziehen. — Auch von den
Dienſtag, den 6. Oktober 1908 Protokollen früherer Jahre können, ſoweit der Vorrat reicht,
im „Burggrafenhof“, Aurfürſtenſtr. 91. noch Gremplare abgegeben werden.
Die Mitglieder des Vereins Herold werden freundlichſt erſucht, folgendes beachten zu wollen:
1. Alle den Verein im allgemeinen betreffenden Korreſpondenzen find zu richten an den Vorſitzenden,
Herrn Generalleutnant z. D. v. Bardeleben, Erzellenz, Berlin W. 50, Kurfürſtendamm 240, oder an den
Schriftführer, Herrn Geheimrat Seyler, Berlin W. 30, Nollendorfſtr. 10.
2. Alle Anfragen, Wappen und Wappenkunft betreffend, ferner Manufkripte für die Vereinspublikationen
ſowie Anfragen und Antworten für den Anfrageteil der Zeitſchrift und Mitteilungen, welche die Bibliothek
des Vereins betreffen: an Herrn Profeſſor Ad. M. Hildebrandt, Berlin W. 62, Schillſtr. 3.
3. Alle Mitteilungen genealogiſcher und familiengeſchichtlicher Art (aber nicht die zum Abdruck in der
Seitſchrift beſtimmten): an Herrn Kammerherrn Dr. Rekule v. Stradonitz in Groß Lichterfelde,
Marienſtr. 16.
4. Alle Anfragen und Mitteilungen über Siegel und Siegelwefen: an Herrn Geheimrat Seyler,
Berlin W. 30, Nollendorfſtr. 10.
Die Mitgliedsbeiträge find an den Deutſchen Areditverein, Berlin W. 66, Mauerſtr. 86/88, zu leiſten.
Anmeldungen neuer Mitglieder nehmen alle vorſtehend genannten Herren entgegen.
a
Die Bereinsbiblisthek befindet ſich W. 62, Bleififir. 4,
Quergebinde I., und tf Mittwochs von 2—5, Sonn-
abends von 10—1 Uhr geöffnet. Der Katalog tft gegen
Einſendung ven 3,20 Mark vom Biblisthekar zu beziehen.
Bericht über den Kurfus über Familien-
forſchung und Vererbungslehre vom 2. bis
6. Auguſt 1908 in Gießen.
Der „Kurfus über Familienforſchung und Vers
erbungslehre“ in der Pfychiatrifchen Klinik der Unie
verſität Gießen, den Profeſſor Dr. Robert Sommer,
Ordinarius für Pſychiatrie und Nervenheilkunde an
der Univerſität und Direktor dieſer Klinik, veranſtaltet
hatte und auf den in dieſer Seitſchrift in den Sitzungs-
berichten und ſonſt mehrfach hingewieſen worden iſt,
hat in der geplanten Weiſe und mit beſtem Erfolg
ſtattgefunden. f
Unter den etwa ſechzig Teilnehmern befanden ſich
Geiſtliche, Schulmänner, Arzte, Rechtskundige, einige
Familienforſcher uſw., auch einige Damen. Darunter
war auch das Ausland (Holland, Schweiz, Nordamerika,
Rußland) vertreten.
Als Vortragende wirkten: Profeſſor Dr. Sommer:
Gießen, Profeſſor Dr. Dannemann-Gießen, Profeſſor
Dr. Strahl- Gießen, Geheimrat Profeſſor Dr. Hanfene
Gießen und der Berichterſtatter.
Die Vorleſungen fanden zum größten Teil im
Hörſaal der Klinik für Pſychiatrie und Mervenfrant.
heiten, teilweiſe auch im Hörſaal der Anatomie ſtatt.
Lehrreiche Demonſtrationen und Experimente dienten
zur Erleichterung des Verſtändniſſes.
Der Berichterſtatter ſprach in fünf Stunden über
„die Darſtellungsformen der Genealogie“ und „die
Methode der Genealogiſchen Forſchung“ und gab am
Schluſſe eine „Einführung in die genealogiſche Lites
ratur“.
Die Vererbung von Eigenſchaften in bezug
auf die einzelnen Menſchen und die Erſcheinung von
ähnlichen Anlagen, die uns in Form von Stammes-
und Volkseigenſchaften entgegentreten, beruht im Grunde
auf der Beſchaffenheit und dem Suſammentreffen von
Keimelementen beſtimmter Art. Daher iſt bei Be—
trachtung der Vererbung, Artenbildung und Variation
die Unterſuchung der Keimzellen erforderlich und
deren Betrachtung notwendig.
Die Darſtellung dieſes Gebietes hatte Profeſſor
Dr. Strahl übernommen und führte fie in wiſſen—
ſchaftlicher und zugleich gemeinverſtändlicher Form
durch, wobei er feine Ausführungen durch ſehr lehr-
reiche Modelle und mikroſkopiſche Präparate erläuterte.
Nach dieſem Einblicke in die menſchliche Keim:
entwicklung bot Geheimrat Profeſſor Dr. Hanſen eine
umfaſſende Überſicht über die Fragen der Vererbung,
Artenentwicklung, Bildung von Dariationen bei den
Pflanzen, wobei er die von Mendel entdeckten Der-
erbungsregeln in bezug auf die Blütenfarbe beſtimmter
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Pflanzenarten durch ſehr anſchauliche überſichts tafeln
erläuterte. — Die Teilnehmer haben grade auch die
Darſtellung der genannten Probleme durch die Fach⸗
vertreter mit großem Intereſſe aufgenommen.
Auf dieſer breiten genealogiſchen und naturwiſſen⸗
ſchaftlichen Grundlage erörterte ſodann Profeſſor
Dr. Sommer die angeborene Anlage des Menſchen
vom pſycho · phyſiologiſchen Standpunkte, beſonders als
Ausgangspunkt aller Betrachtungen über die Vererbung
von Eigenſchaften. Er behandelte die Frage, wie weit
ſich dieſe Anlage bei genauerer Unterſuchung mit be⸗
ſtimmten Methoden in geſetzmäßiger Weiſe zum Aus⸗
drucke bringen läßt, wobei er auf Grund von zwölf-
jährigen Studien über dieſe Fragen eine Anzahl von
ſchlagenden Beiſpielen gab. Im Suſammenhange da⸗
mit fand eine Erläuterung der Unterſuchungsmittel und
der Laboratorien der Klinik für pfychifche und nervöſe
Krankheiten ſtatt. Durch vergleichende Anwendung
derſelben Methoden auf Normale, Nervöſe und Geiſtes⸗
kranke hat ſich eine Reihe von Einblicken in die Be⸗
jonderheit von angeborenen Anlagen und die Art ihrer
Abweichungen und Störungen ergeben. Bei der Dar⸗
ſtellung der angeborenen Anlage im Gebiete der
Normal⸗Pſychologie erörterte der Vortragende auch
die Fragen der Erziehbarkeit und Strafbarkeit. In
zwei weiteren Vorträgen faßte er ſodann die Tatſachen
der Degeneration und die für die Regeneration in
Betracht kommenden Mittel zuſammen. In ſeinem
Schlußvortrage erläuterte er dann, daß, abgeſehen von
einer Reihe von anderen Mitteln zur Regeneration, es
hauptſächlich darauf ankomme, daß der natürliche Adel
in der Ahnenreihe der einzelnen Menſchen möglichſt
zahlreich vertreten ſei, d. h., daß die einzelnen Menſchen
bei der Auswahl ihrer Ehegatten ſich von der Rück⸗
ſicht auf körperliche und geiſtige Tüchtigkeit leiten laſſen
ſollten.
Profeſſor Dr. Dannemann erläuterte das Thema
der angeborenen Anlage im Gebiete der Geiſteskrank⸗
heiten und der Kriminalität auf Grund von umfang⸗
reichen Forſchungen, unter vielfacher Benutzung von
Stammbäumen, Krankengeſchichten und Gutachten.
Daran wurde eine Reihe von Betrachtungen über die
zweckmäßige Behandlung von erblich Anormalen ge⸗
knüpft. ü
Auch ein öffentlicher, ſehr gut beſuchter Dor-
tragsabend wurde veranſtaltet, bei dem zuerſt der Be⸗
richterſtatter über „Bismarck im Lichte der Vererbung“,
dann Profeſſor Dr. Sommer über „Goethe im Lichte
der Vererbung“ ſprachen. Dabei zeigte ſich die be⸗
merkenswerte Tatſache, daß die genealogiſche Medizin,
vertreten durch Sommer, und die naturwiſſenſchaftliche
Genealogie, vertreten durch den Berichterſtatter, ohne
irgend welche vorherige Vereinbarung darüber und
ganz von einander unbeeinflußt, genau die gleiche
Methode der Betrachtung anwandten.
Die von dem verdienſtvollen Deranftalter des
Kurfes, Profeſſor Dr. Sommer, zum erſten Male vers
wirklichte Beſtrebung, den Problemen der Vererbung
angeborener Anlagen beim Menſchen durch konzentriſches
Cosgehen auf denſelben Gegenſtand von den verſchie⸗
denſten Seiten her beizukommen, die „naturwiſſenſchaft⸗
liche Genealogie“, um es ſo auszudrücken, und die
hiſtoriſche Genealogie zu gemeinſamer Arbeit zu ver⸗
einen, die Vertreter beider Richtungen auch perfönlich
mit einander in Berührung zu bringen, bedeutet einen
Markſtein in der Weiterentwicklung der wiſſenſchaftlichen
Genealogie.
Die innere Teilnahme der Hörer war auch er⸗
ſichtlich eine außerordentlich rege.
In der „freien Ausſprache“ machte Dr. Adolf
von den Delden:Weimar Mitteilungen über die
Ahnentafel des Generals der Kavallerie 3. D. Grafen
Ferdinand von Seppelin, die ſeitens der Kursteilnehmer
mit dem lebhafteſten Intereſſe aufgenommen wurden.
Es ergab ſich die bemerkenswerte Tatſache, daß die
Ahnentafel des Grafen einen auffallend ſtarken Ein⸗
ſchlag von franzöfifchem und franzöͤſiſch · ſchweizeriſchem
Blute aufweiſt.
Am Schluſſe des Kurſes fand ein mehrſtündiger
Meinungsaustauſch über eine „Organiſation der nature
wiſſenſchaftlich genealogiſchen Forſchung“ ſtatt. Es
wurde dabei nachſtehende Reſolution beſchloſſen:
1. Ein Suſammenſchluß der naturwiſſenſchaftlichen
und der genealogiſchen Arbeit zum Sweck einer
exakten Familienforſchung beſonders im Hinblick
auf die Erſcheinungen der Vererbung, Degeneras
tion und Regeneration iſt notwendig.
2. Su dieſem Swede wird eine Kommiffion, be⸗
ſtehend aus den Herren:
Profeffor Dr. Sommer-Gießen,
Profeſſor Dr. Dannemann: Giegen,
Dr. med. Kaup- Berlin (Vertreter der Zentrale
für Dolfswohlfahrt),
Dr. med. Ploetz · München (Herausgeber des Urs
chivs für Rafjen- und Geſellſchafts⸗Biologie),
Rechtsanwalt Dr. Breymann⸗Leipzig (Dor:
figender der Sentralftelle für deutſche Per⸗
ſonen und Familiengeſchichte in Leipzig),
Dr. Stephan Kefule von Stradonig-
Groß · Cichterfelde,
Dr. von den Velden ⸗Weimar
eingeſetzt. |
3. Sur Sammlung familiengeſchichtlicher Tatſachen
iſt die Leipziger „Sentralſtelle für Perſonen⸗ und
Familien⸗Geſchichte“ geeignet. Der Beitritt zu
derſelben wird anheimgegeben.
Eine Wiederholung des Kurſes, vielleicht in er⸗
weiterter Form, iſt in Ausſicht genommen.
Ich kann am Schluſſe meines Berichtes nicht unter⸗
laſſen, der Überzeugung Ausdruck zu geben, daß der
„Herold“, will er nicht ins Hintertreffen geraten, dieſen
naturwiſſenſchaftlich · genealogiſchen Beſtrebungen eine
höhere Teilnahme zuwenden muß, als bisher.
Vielleicht am beſten nicht dadurch, daß er in ſeinen
Monatsheften, dem „Deutſchen Herold“, ſtreng wiſſen⸗
ſchaftliche, naturwiſſenſchaftlich⸗genealogiſche, um es fo
auszudrücken, Aufſätze zum Abdruck bringt, die ihre
richtige Stätte vielmehr in ſeiner ſtreng wiſſenſchaft⸗
lichen „Vierteljahrsſchrift für Wappen-, Siegel ⸗ und
Familienkunde“ finden würden, ſondern indem er
bei jeder Gelegenheit betont und betätigt:
1. daß die umfangreiche fachliche Bibliothek des
Vereins „Herold“ den Familienforſchern, auch den
mediziniſch⸗genealogiſchen Familienforſchern, eine
Fundquelle bietet, wie ſie in Deutſchland nirgends
ſonſt zugänglich iſt;
2. daß der „Herold“ jede Familienforſchung, auch
die naturwiſſenſchaftlich⸗genealogiſche, in jeder
Binficht fördert und unterſtützt, daß ihm überhaupt
die Swecke, zu denen Familienforſchung unter⸗
nommen wird, gleich lieb find, mögen es nun
geſchichtliche, rechtliche, kulturgeſchichtliche, familien⸗
geſchichtliche, naturwiſſenſchaftliche oder mediziniſche
ſein, wenn es nur wiſſenſchaftliche ſind;
5. daß er jederzeit den Satz hochhält, jede Familien⸗
forſchung ſei gleichwertig, möge es ſich um die
Genealogie von hochadeligen, adeligen, bürger⸗
lichen, bäuerlichen oder von Arbeiterfamilien
handeln, da ja auch die Grundbegriffe der
Genealogie für alle dieſe Fälle die gleichen ſind.
Dr. Stephan Kekule von Stradonitz.
Japaniſche Familienzeichen.
von H. G. Ströhl.
Mit zwei Tafeln.
Die hier beifolgenden japaniſchen Familienzeichen
oder Mon gehören zum größten Teile Samuraifamilien
an, die im Dienſte der Shogunatsregierung (Bakufu)
geftanden haben und deren Mon nebſt jener der Daimyo
in den Bukan oder „Spiegel der Krieger“ eingetragen
erſcheinen. Ich habe ſeinerzeit zwei ſolche mehrbändige
Bukanl) erzerpiert und die in denſelben vorgefundenen
Wappenbilder in mein 1906 erſchienenes „Japaniſches
Wappenbuch“ (Nihon moncho) aufgenommen, von jenen
des niederen Adels allerdings nur ſo viele, als auf
den mir vom Verleger zugewieſenen Druckbogen Platz
finden konnten. Die übrigen Mon, den Reſt, darunter
manch eigenartiges und intereſſantes Stück, habe ich
auf den beiden vorliegenden Tafeln zur Abbildung
gebracht und bilden nun dieſe gewiſſermaßen eine Er⸗
gänzung des erwähnten kleinen Werkes.
Merkwürdigerweiſe iſt nur eine minimale Anzahl
diefer Mon in jenen neueren Wappenfammelbüchern?)
1) „Bunsei bukan“ (Spiegel der Buke oder Krieger aus
dem Nengo oder der Periode Bunsei, 1818—1829).
„Kayei bukan“ (Spiegel der Krieger aus dem Nengo
Kayei, 1848 - 1859).
2) „Jrohabiki moncho* (Wappenbuch nach dem I-ro-ha,
d. h. nach dem japaniſchen Alphabet geordnet), mit 1314
Wappen (1881). |
„Kodai moyo. Koeki moncho“. (Muſter aus alter
Seit. Dermehrtes Wappenbuch) mit 2340 Wappen (1891),
— 1270 —
auffindbar, die außer den Abbildungen der Familien:
zeichen auch deren Blaſonierung enthalten, ſo daß bei
manchem Mon, an dem nicht die geringſten Anhalts⸗
punkte für eine Erklärung vorhanden ſind, eine ſolche
felbftverftändlich auch nicht beigeſetzt werden konnte.
Sum Glück ſind es nur wenige, die den europäiſchen,
aber auf dieſem fremdländiſchen Gebiete einigermaßen
erfahrenen Heraldiker ganz im Stiche laſſen, und wäre
ich dem freundlichen Leſer für eine diesbezügliche Mit⸗
teilung dankbar, wenn er vielleicht zufälliger Weiſe auf
eine Löſung eines oder des anderen dieſer Rätſel
ſtoßen ſollte.
Über das japaniſche Wappen im allgemeinen habe
ich ſeinerzeit in dieſen Blättern (Jahrgang 1904,
Nr. 10) bereits einen allerdings ſehr kurz gefaßten
Abriß gegeben und kann mir hier alſo eine weitere
Auseinanderſetzung über das Weſen und die äußere
Erfcheinung der japaniſchen Familienzeichen jetzt er-
ſparen. Wer ſich mehr für dieſe eigenartige Heraldik
Oftafiens intereſſieren ſollte, den verweiſe ich auf mein
f „Nihon moncho* (Wien, 1906), ſowie auf die
Spezialartikel, Kiku“, eine kleine Monographie
über das Chryſanthemumwappen („Deutfcher
Buch- und Steindrucker“ Berlin, 1906 Nr. 10),
„Redende Familienzeichen der Japaner“
(Schweizer Archiv für Heraldif, 1906),
„Blumen und Blüten in der japaniſchen
Heraldik“ („Kunſt und Kunſthandwerk“,
Monatsſchrift des k. k. öſterr. Muſeums für
Kunſt und Induſtrie, Wien, 1907) und
„Der Fächer als Familienzeichen
Japaner“ (ebendaſelbſt, 1908).
Im Texte zu den 58 hier vorgeführten Familien-
zeichen erſcheint zuerſt der Name der betreffenden
Familie, die das Seichen gefuhrt oder noch führt, dann
der deutſche und japaniſche Wortlaut der Blaſonierung
ſowie die Uberſetzung der in der japaniſchen Blaſo⸗
nierung vorkommenden Begriffe, foweit dies zum Der:
ſtändnis der Sache unbedingt notwendig ſchien und ſo
gut dies meine mir zur Verfügung ſtehenden Hilfsmittel
erlaubten. Dieſe Wortüberſetzungen ſind nur je beim
erſten Auftreten des fraglichen Wortes eingeſchaltet
und werden ſpäter nicht wiederholt.
Wie ja bekannt ſein dürfte, wird „ei“ wie ein
langes „e“ mit einem kurzen Nachklang des „i“, „ai“
wie „ai“, „5“ gleich dem deutſchen „j“, „g“ innerhalb
eines Wortes wie „ng“, „ch“ wie „tsch“, „j“ wie
„dsch“, „sh“ wie „sch“, „s“ wie „N“ und „2“ wie
weiches „s“ ausgeſprochen. Das „u“ und auch das
„i“ verſchwinden in manchen Fällen gänzlich, 3. B.
Mitsu, ſprich: mits’, futatsu, ſprich: f'tats', uſw.
I. Kondo. Geteiltes Geweih im Rund — Maru
ni warizuno; maru — Rund, ni = in, waru = teilen,
tsuno = Geweih, Horn (hier das ts zu 2 erweicht, das
wie weiches s ausgeſprochen wird).
Die Familie Kondo führt auch das Mon: Geteiltes
Geweih ein Rund bildend = Warizuno-maru, alſo dies
ſelbe Figur, aber ohne Einfaſſung, und das Mon: Zur
der
einander geneigte Geweihe = Dakizuno (ſiehe „Nihon
moncho“, Fig. 436 u. 437). n
2. Fuse. Eine Falkenfeder im Viereck mit ge⸗
ſtutzten Ecken = Sumikirigaku ni hitotsu taka no ha;
sumi — €de, kiri = ftugen, abſchneiden, (shi) kaku
= Viereck (hier das k zu einem g erweicht), hitotsu
= Yamato (altjapaniſches) Sahlwort für J, taka =
Falke, no = des, ha = Feder.
3. Hisanag a. Wildgans im Rund = Maru ni
karigane; kari, gan = Wildgans.
Die Familie Hisanaga führt auch noch das Mon:
Drei von Kreifen umſchloſſene Wildgänſe = Mitsu
kokumochi-karigane; mitsu — Vamato-Sahlwort für 3,
kokumochi —= Kreisform (fiehe „Nihon moncho“
Sig. 441).
Eine nicht ftilifierte, fondern natürlich gezeichnete
Wildgans bezeichnet der japaniſche Heraldiker kurzweg
mit „gan“.
4. Shibata. Zwei Wildgänſe im Rund = Maru
ni futatsu karigane; futatsu = Yamato-Zahlwort für 2.
Die Masuyama, ehemalige Daimyo zu Nagashima
in der Provinz Ise, führen dasſelbe Mon, die Wilds
gänſe aber ſchrägrechts auffliegend (ſiehe „Nibon
moncho“, fig. 20).
5. Hanabusa. Drei Wildganfe = Mitsu-
karigane.
Die Familie Hanabusa führt auch noch das Mon:
drei Knotenwildgänſe = musubi-mitsu karigane; musubi
= Knoten, knüpfen (fiehe „Nihon moncho“, Fig. 442).
6. Nagakura. Knotenwildgans im Rund =
Maru ni musubi-karigane.
7. Ikeda. Panzerſchmetterling im Viereck mit
geſtutzten Eden = Sumikirigaku ni yoroi-cho; yoroi =
Panzer, cho = Schmetterling.
Die Ikeda, ehemalige Daimyo zu Okayama in der
Provinz Bizen, führen den Panzerſchmetterling ohne
Umrahmung (ſiehe „Nihon moncho“, Fig. 30).
8. Koide. Eine Variation der Kirſchblüte, Prunus
pseudocerasus (Sakura).
9. Nagai. Eine Variante des Mon: Apfelſchnitt⸗
fläche = Karanashi-kiri-kuchi; Karanashi = alter Aus ·
druck für beniringo; beni — rot, ringo = Apfel.
Kiri-kuchi — Schnittfläche, von kiri = abſchneiden.
Die Nagai, ehemalige Daimyo zu Kano in der
Provinz Mino, benutzen das Mon: Karanashi-kiri-kuchi,
die Nagai zu Shinjo in der Provinz Yamato dieſelbe
Figur, aber in einem Rund (ſiehe „Nihon moncho“,
Fig. 215a u. b).
10. Ooka. Nicht ausgeführtes Epheublatt im
Rund — Maru ni so no tsuta; so no = nicht anse
geführt, nicht vollendet, tsuta = Epheu.
11. Omae. Aprikoſenblatt Epheu = Gyoyo-
tsuta; gyoya = Aprikoſenblatt, eine fehr häufig in der
japanischen Heraldik angewandte Formation der Blatt.
ftellung, die mittelſt verſchiedener Pflanzen gebildet
wird.
12. Kamio. Dielleicht zu blafonieren: Ein Drew —
blatt, deſſen Blatteile durch Ranken verbunden find,
L
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fs) N
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Japaniſche Familienzeichen
I.
Beilage zum Deutſchen “ Herold 1908, Nr. 9.
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Japaniſche Familienzeichen
II.
—
U
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im Rund — Maru ni tsuru-tsunagi mitsuba; tsuru —
Ranfe, tsunagi = verbinden, ha = Blatt (hier das
h in b verwandelt).
13. Neku. Dariante des Mon: Sueinander ge-
neigter Ingwer = Daki-myoga; myoga = Ingwer,
Zingiber amomum myoga.
14. Suzuki. Dieſes Mon kommt in keinem der
mir vorliegenden Wappenbüchern vor und aus der
ſehr primitiven Form dieſer bloßen Konturzeichnung
läßt ſich die Pflanze ebenfalls nicht erkennen.
15. Suzuki. Dariante des Mon: Gegenüber
ſtehende Reispflanzen = Mukai-ine; mukau = gegen:
über ftehen, ine = Reispflanze.
16. Ono. Das Mon zeigt die Suſammenſtellung
eines Bambusringes = Take-wa; take = Bambus,
wa = Ring, mit einer Paulownia imperialis — Kiri,
und zwar einer Go-shichi no kiri (go = 5, shichi = 7,
die Anzahl der Blüten an den Dolden), wie befannt,
das Wappenbild des kaiſerlichen Haufes.
17. Kanamori. Drei fünfblättrige, niedere Bam-
bufe im Kreife = Kokumochi ni mitsu gomai sasa;
kokumochi = Kreisform, go = 5, mai = Blatt, sasa
niederer, nicht verholzender Bambus, Arundinaria
japonica.
18. Honda. Aufrechtſtehende Malvenblätter im
Kreiſe = Kokumochi ni tachi—aoi; tachi = aufrecht
ftehen, aoi = Malve, Althaea rosea. (Ob unter „aoi“
wirklich die Malve zu verftehen fei, ift nicht fo ganz
ficher, es gibt darüber verfchiedene Meinungen.)
19. Haneta. Aufrechtſtehender Waſſerwegerich
im flachgeſtellten Brunnenrohr = Hira-izutsu ni tachi-
omodaka; hira = flach, eben, izutsu = Brunnenrohr,
omodaka = waſſerwegerich. f
Die hier vorgeführte Umrahmung gleicht dem alt-
chineſiſchen Brunnenſchling, wie er heute noch hie und
da in Gärten zu ſehen iſt. Das Brunnenrohr kommt
auch über Ed geftellt vor: sumitate — izutsu; tate
ſenkrecht.
20. Kinoshita. Su einander geneigte Wafer:
wegeriche in einer Raute mit nach außen gebogenen
Seiten = Soto-soribishi ni daki-omodaka; soto =
außen, sori = gebogen, hishi = Raute (hier das h
in b verwandelt).
Die Kinoshita, ehemalige Daimyo zu Hiji in der
Provinz Bungo, führen als ihr Jomon oder Haupt-
wappen: Daki-omodaka ohne Umrabmung (fiehe „Nihon
moncho“, Fig. 150).
21. Togawa. Drei (Stämme) Sugibäume =
Sambon-sugi; San = Sahlwort für 3 (hier das n
vor b in m verwandelt), hon = Stamm, Stiel, Stengel,
ein Klaffenzahlwort?) für längliche Gegenſtände (hier
das h in b verwandelt), sugi = japanifche Ceder,
Cryptomeria japonica.
22. Yamasaki.
Rund.
Drei Gentianen (Rindo) im
3) Wie tm Deutfden:
Chee uſw.
3 Bund Heu, 5 Taffen
23. Shinjo. Glycinentomoe in einem Viereck mit
geſchweiften Seiten = Unerigaku ni fujidomoe; fuji —
Glycine, Glycinia oder Wistaria chinensis; tomoe (das
t hier zu d erweicht) = Bild auf dem Tomo; tomo =
fommaförmiges Pölfterchen am linken Arm der Bogen:
ſchützen zum Schutze gegen den Rückſchlag der Bogen:
ſehne, e = Bild.
Über die Entſtehung und Bedeutung des Tomoe
ſind übrigens ſehr verſchiedene Meinungen vorhanden.
Im vorliegenden Mon erſcheint ein nach links ſich
drehendes, dreifaches Tomoe —= Hidari mitsudomoe
(hidari links) aus Glycinen gebildet.
Die Shinjo, ehemalige Daimyo zu Aso in der
Provinz Hitachi, führen als Jomon oder Hauptwappen
dasſelbe Fujidomoe, aber ohne Umrahmung (ſiehe
„Nihon moncho“, Fig. 82).
Ein wirkliches Tomoe kommt übrigens im Bilde 44
zur Darſtellung.
24. Noda. Ein nach rechts fic) drehendes ein⸗
faches Tomoe, die ganze Figur aus Glycinenblättern
gebildet, wenn das Mon nicht etwa doch verzeichnet
worden iſt, und nicht ein Blätterzweig, ſondern eine
Blütendolde erſcheinen ſollte. In dieſem Falle wäre
das Mon als ein Migi-hitotsu ſujidomoe (Migi = rechts)
zu blaſonieren.
25. Noda. Eine Dariante der vorigen Figur,
von derſelben Familie geführt.
26. Hasegawa. Drei Kiefernadelbüfchel über⸗
einander (Sang ai-matsu; san — 3, kai = Stockwerk,
Stufe, hier das k zu g erweicht, matsu = Kiefer)
nebſt fünf Kotoftege () (Kotoji; koto = ein liegendes
Saiteninſtrument der Japaner) in einem Rund.
Die fünf oben angebrachten Figürchen beſitzen
große Ahnlichkeit mit dem Kotoji (fiehe das Bild 58),
doch könnte ich die Richtigkeit dieſer Annahme nicht
beſchwören.
22. Ota. Ein halbes Rad (Kuruma) zwiſchen
Alten (d).
28. Hosoi. Sauerklee in einem Diered mit etn
anten Eden = Oriiregaku ni katabami; katabami
= Sauerklee, Oxalis corniculata.
29. Kohor i. Blüte in ſich kreuzenden Ringen =
Hana-wachigai; hana = Blüte, wa = Ring, chigai =
kreuzen.
30. Hiraoka. Mokkofigur im flachgeſtellten Diers
eck = Hiragaku ni mokko; mokko = eine blütenartige
Figur, vielleicht den Durchſchnitt einer Baummelone
darſtellend.
351. Sano. Wolfofigur mit altjapaniſchen Schwer:
tern im Rund = Maru ni ken-mokko; ken = alte
japaniſches, zweiſchneidiges Schwert.
52. Aoki. Blütenform unbekannten Namens in
einem Rund.
55. Jidzuka. Schildkrötenform im Kreife =
kokumochigikko; kikko — Schildkrötenform, eigentlich
Schildpattform (hier das k zu g erweicht), eine ſechs⸗
ſeitige Rahmenform, die in der japaniſchen Heraldik
ſehr beliebt iſt.
3%. Koide. Dielleiht als doppelter Pflaumen-
blüte-Blumentopf = Yae-umebachi anzufprechen. Yae
= doppelt, ume = Pflaume, uekibachi = Blumen»
topf, hier der Topf mit dem Grundriß einer Pflaumen-
blüte.
55. Nakanobo. Rückſeite des Pflaumenbliite-
Blumentopfs (Ura-umebachi, ura g Rückſeite) von
einem Kreiſe durchſchnitten.
36. Mitarashi. Blitz im Rund
inazuma; inazuma Blitz.
37. Ota. Sich kreuzende dazugeſteckte (Pfeile) —
Chigai-uwazashi; uwazashi — dazugeſteckte, d. h. in den
Kocher zu anderen Pfeilen geſteckte.
58. Nishitori. Variante des Mon: Ein Pfeil im
Rund — Maru ni hitotsu ya; ya = Pfeil.
59. Nose. Vielleicht als: Sich kreuzende, bor:
dierte Pfeilkerbe — Kage chigai-yahazu anzuſprechen.
Kage = Schatten, ſchattiert, gleichbedeutend mit bors
diert, hazu = Kerbe.
Die Nose führen auch noch zwei weitere Dar-
ſtellungen dieſer Figur, die ſich wenig von einander
unterſcheiden (ſiehe „Nihon moncho“, Fig. 515 u. 516).
40. Ogusa. Dreiſtöckige Raute (Sangaibishi)
unter einem Kotofteg (Kotoji), wenn letztere Figur nicht
etwa ein ſtiliſiertes Schriftzeichen vorſtellen ſoll, wie
ſolches in der japaniſchen Heraldik ziemlich oft vorzu⸗
finden iſt und deren Entzifferung mitunter ſelbſt dem
Eingeborenen große Schwierigkeit bereitet.
41. Shibata. Vermutlich eine Metallſchließe oder
ein Metallgriff. Die Figur fand ich in keinem der
Wappenbücher eingetragen.
42. Fukumura. Über Eck geſtellte, ſich kreuzende
(verſchlungene) Vierecke im Rund = Maru ni sumitate-
gaku-wachigai.
45. Shirasu.
Kikko-wachigai.
44. Kawajiri. Variante eines dreifachen, nach
rechts ſich drehenden Tomoe im Rund — Maru ni
migi-mitsudomoe.
45. Itakura. Dielleicht als ein zerlegtes oder
zerfallenes Mitsudomoe anzuſprechen.
Die Itakura, ehemalige Daimyo zu Fukushima in
der Provinz Mutsu, zu Anaka in der Provinz Kodzuke,
zu Niwase und zu Matsuyama in der Provinz Bitchu,
führen alle das Mitsudomoe in verſchiedenen Das
riationen.
46. Okumura. Dider Ring im Diered mit gee
ſtutzten Ecken = Sumikirigaku ni futo-wa; futo-wa =
dider Ring, futoi = did und rund.
47. Takai. Swei Striche im Viereck mit ge-
ſtutzten Eden — Sumikirigaku ni futatsubiki; futatsu —
Namatozahlwort für 2, hikiryo = Strich oder Balken
(hier das h in b verwandelt).
48. Hayashi. Ein Strich im ſchmalen Ring
Hoso-wa ni hitotsubiki; hosoi = fchmal, dünn.
Es gibt in der japanischen Heraldik verfchieden
ſtarke Ringe, die ſich aber ſehr ſchwer präziſe blafo-
nieren laſſen, weil die Seichnungen nicht immer genau
Maru ni
—
Derfchlungene Schildfrötformen =
172
a BEEFOEEEERET
nn
. ̃ ͤ ͤ— — ie —¹ — . ——ꝛ—¼ . Eee
gearbeitet ſind, ſo daß ein „ſchmaler“ von einem Faden⸗
ring (Ito-wa) kaum zu unterſcheiden iſt, ja, oft iſt das
Rund „Maru“ nicht viel breiter gehalten als der ſchmale
Ring, oder wieder faft fo breit, wie der mittelſtarke
Ring (Naka-futo-wa),
40. Ninagawa. Ein ſchmaler Ring (Hoso-wa)
über zwei Strichen (ſutatsubiki). ,
50. Kawaguchi. Uber Ed geftellte vier Augen
im Kreife = Kokumochi ni sumitate-yotsume; yotsu —
Namatozahlwort für 4, me = Auge, eine Konftruf-
tionsfigur.
51. Tsukushi.
yotsume.
52. Yokota. Ein Viertel der vorigen Figur 51.
Die nachfolgenden Bilder 53—57 laſſen ſich gar
nicht blaſonieren, kommen auch in keinem der Wappen⸗
bücher, die Blaſonierungen enthalten, vor.
53. Taniguchi.
54. Kusaiwa.
55. Hondo. Ein {chachbrettartiges Muſter, das
innerhalb eines Rund auch von der Kugefamilie Hondo
benutzt wird (ſiehe „Nihon moncho“, Fig. 435).
56. Komaki. .
57. Ando. Ehemalige Daimyo zu Iwakidaira in
der Provinz Mutsu, die dieſe eigenartige Figur als
Kaemon oder Nebenwappen führen und endlich Bild
58. Drei ſich kreuzende Kotoftege (Mitsu chigai
kotoji) in ſich ſchneidenden Ringen, ein Mon, das ich
auf einem Cheatervorhange gefehen habe.
Aus dem wenigen, das hier geboten werden konnte,
iſt aber doch zu erſehen, daß die japaniſche Heraldik
ganz reizende Formationen in ihrem Motivenſchatze
birgt — ſiehe 3. B. die Bilder 9, 16, 17, 18, 22, 30,
44 und 58 —, und die eigenartige Blaſonierung zeigt
dabei ſo vieles mit unſerer Verwandtes, ich verweiſe
nur auf die Rechts» und Linksbezeichnung bei den
Bildern 23 und 24, daß man ſich in kurzer Seit unter
dieſen zwar farbloſen, aber dafür feinempfundenen und
ſtets korrekten Seichnungen ganz heimifch fühlen kann.
Eine Variante von Sumitate-
Verzeichnis derjenigen Perſonen, die ſich
in das Stammbuch des Elias Pilgram
aus Nürnberg, der 1626 — 1631 in Alt-
dorf ftubferte, eingetragen haben.
1. Janus Radziwill, Birzarum ac Dubinkorum
Dux, S.R. J. Princeps. Altdorf, 2. März 1631.
(Janus Radziwill, Herzog von Birze und
Dubinki, ließ ſich mit feinem Gefolge am
20. Januar 1631 in die akademiſche Matrikel
der Univerſität Altdorf eintragen. Er wurde
von dem Profeſſor Egidius Agricola, bei dem
er auch ſeine Wohnung nahm, im Namen der
Univerſität empfangen und mit 12 Kannen
Wein beſchenkt. — Will, Geſch. v. Altdorf.)
— 175
2. Wolf Carl Freiherr zu Polheim und War-
tenburg. 26. Juni 1628.
3. Georg Ehrenreich Freiherr von Epybis⸗
wald zum Purgſtall. 9. Auguſt 1628.
4. Hans Friedrich Galler, Freiherr zu Schwam-
berg, Laynach und Waltſchach, Herr am Waaſen.
9. Auguſt 1628.
5. Hans Carl von Glo yach, Herr zu St. Georg
und Neudorf. 9. Auguſt 1628.
6. Johann Gerhard Frauenburger, U. J D.
Prof. et Consiliarius Noricus, pt. Rector. 2. März
1626.
(Rechtsgelehrter, geb. 1589 zu Nürnberg,
wo ſein Vater Genannter des größeren Rats
war, 1618 Prof. zu Altdorf, T daf. 1650). 1)
7. Metrophanes, Hieromonachos aus Berda in
Mazedonien.
(Critopulus Metrophanes, ein griechiſcher
Mönch vom Berg Athos und Großſiegelbe⸗
wahrer der patriarchaliſchen Kirche zu Kon⸗
ftantinopel, von Berrhöa gebürtig, bereifte im
Anfang des 17. Jahrhunderts Deutſchland und
England. Er wurde ſpäter Patriarch von
Alexandrien. — JJöcher, Gelehrten⸗Cexikon.)
8. Johann Georg Wefritz, Vetter des Elias
Pilgram. Nürnberg, 25. Januar 1628.
(Mit foloriertem Wappen?) und einem
Aquarell. — 2 Blätter.)
9. Andreas Dinner JC. 3). 4. März 1626.
(Rechtsgelehrter, Sohn eines Würzburger
Profeſſors, 1606 Prof. zu Altdorf, f daſ. 1633.)
JO. Erasmus Ungepaur (Ungebauer) D. et P. P.
20. März 1626.
(Rechtsgelehrter, 1614 Prof. zu A., ging
1635 nach Jena, wo er 1650 ſtarb.)
11. Aegidius Agricola,) JC. P. P. Consiliarius
ö Norimberg. et Decanus. 7. März 1626.
(Rechts gelehrter, 1615 Prof. zu A. f 1646 daſ.)
12. Kafpar Hofmann, Med. D. et P. P. 13. März
1626.
(1607 Prof. der Medizin zu A., T 1648 daf.)
13. Georg Noeßler, Med. et Phil. D. et P. P.
Archiater Palatinus. 13. März 1626.
(4618 Prof. der Medizin und Philoſophie
zu A., 7 1650 daſ.)
14. Michael Dirdung, P. P. 5. April 1626.
(1605 Prof. der Geſchichte zu A., 7 1657
daſ. Er galt als der vorzüͤglichſte tragiſche
Dichter ſeiner Seit.)
1) Die in Klammer geſetzten Bemerkungen find, fofern
nichts anderes angegeben iſt, Wills Nürnberger Gelehrten-
Lexikon entnommen.
) In + eine blaue Spitze mit goldner Glocke, begl. von
zwei g. Sternen. Kleinod: Mann mit bl. Wams und roter
Mütze, auf derſelben 5 bl. Straußenfedern, in der Linken die
Glocke, in der Rechten ein blaues Szepter haltend. D.: Hg.
3) Ictus. = Juris Consultus.
) Vergl. oben Nr. 1.
15. M. Georg Mauricius, 4. November 1629.
16.
18.
19.
21.
22.
52.
(1623 Prof. der Poefie zu A., F 1631 dal.
als Reftor.)
Eberhard Golling, Tremoniensis (aus Dort»
mund) D. U. J. 20. Februar 1628.
(1627 Dr. jur. zu A. — Feuerlein, Cata-
logus Candidatorum Juris.)
. M. Cornelius Marci (Marx), Diac. et P. P.
26. Mai 1628.
(* 1594 in Nürnberg, 1623 Prof. der Theo⸗
logie zu A., f 1646 als Prediger zu St. Lorenz
in Nürnberg.)
Georg Theodor Hoffmann, P. L. C. Aul.
Leining. quondam Pastor, p. (ro) r. (eligione) exul.
Ao. 1650.
David Schmugk (Schmuck), D. 8. Juni 1628.
(Aus Nürnberg, 1626 Dr. jur. zu A., 1627
Dr. legens, 1628 Konfulent und Syndikus zu
Schweinfurt.)
M. Johann Conrad Dannhawer (Dannhauer),
P. L. Theol. Stud. 9. Juli 1627.
(Magister legens zu A.)
M. Michael Gros, 28. Oktober 1629. |
(Aus Nürnberg, 1625 Magiſter zu A., 1629
Kaplan an der Marienkirche in Nürnberg,
+ daſ. 1632.) |
M. Benedikt Mauricius, 9. November 1629.
(Aus Altdorf, 1621 Magiſter daſ. + 1650
als Diacon. bei St. Lorenz in Nürnberg.)
M. Stephan Bierdümpfel, designatus pastor
Leinburg., 4. November 1650.
(Aus Bilpurghaufen, 1620 Magiſter zu A.,
1650 Pfarrer in Leinburg, 7 Saf. 1635.)
M. Paul Bühner (p), Nürnberg ao. 1650.
Georg Chriſtoph Paumgartner a Paum—
garten, Patr. August. et Noric. 27. September
1630.
. M. Magnus Koch, 4. März 1631.
. M. Johannes Fritſchel, Theol. Stud. Norim-
bergensis. 28. März 1631.
. M. Wolfgang Jakob Dümler, Norimberg.
Nürnbg. 4. März 1635
— Mit einem Aquarell. —
(1652 Magiſter zu A., 1655 Pfarrer in
Vürnbg., f daſ. 1676.)
G. Schober, |. September 1626.
— Mit einer Federzeichnung (Ehriftus). —
Johannes Hubrigius, Olsna-Silesius, Be
Paschae, (4. April 1629).
David Bohemus, Bernstadio-Silesius. April
1629.
Hans Conrad vietor, Bandelsdiener. 14. Dee
zember 1635.
(Er nennt den Magiſter Elias Bilgram
ſeinen zukünftigen Schwager.)
— Mit einem Aquarell (Merkur). —
35. Wolf Andreas Guldten, Nürnberg, 20. Oktober
1633.
(Elias Bilgram wird . ebenfalls Ma⸗
giſter genannt.)
— Mit einem Aquarell. —
34. Tudwig Calirtus, Renspurga-Holsatus. Stadensis
Gymn. Con-R. 19, November 1630.
35. M. Juſtus Jakob Leibnitz, Noricus.
1651.
26. März
(4650 Magiſter zu A., + 1683 als Prediger
zu St. Sebald in Nürnbg.)
36. M. Valentin Beber (Heger d). 9. März 1626.
57. Martin Seiller, Styrus, N. C. 10. Auguſt 1628.
(Der bekannte Geograph, * 1589 f 1661.
— Sedler, Univerſall.)
58. M. Geonhard Ayrer (p). 19. Februar 1629.
59. Johann Paul Felwinger ($elbinger) Noriberg.
Altdorf, 9. Oktober 1628.
(1658 Prof. der Philoſophie und Meta—
phyſik zu A., 7 1681 daſ)
40. Chriſtoph Adam Ruprecht (Rupertus). 2. April
1631.
(Aus Altdorf, 1637 Prof. der Geſchichte
daſ. als Nachfolger Dirdungs, deſſen Trauer:
rede er hielt, + 1647 daſ.)
Die zu den Namen eingetragenen Sentenzen find
meiſtens lateinifch, einige griechifch und hebräiſch; die
Widmungen ſind in deutſcher oder lateiniſcher, eine in
griechiſcher Sprache abgefaßt.
Das Stammbuch, ein gut erhaltener brauner Leder⸗
band mit Goldſchnitt und reicher Goldpreſſung, befand
ſich im Nachlaß meines 1889 zu Stuttgart verſtorbenen
Onkels, des Kunft- und Portrdtmalers Carl Wilhelm
Pilgram, ) der wohl ein Nachkomme oder Verwandter
des Elias Pilgram war. Dieſer ſtudierte in den Jahren
1626 bis 1651 zu Altdorf vielleicht zuerſt Rechtswiſſen⸗
ſchaft, hernach aber Philoſophie und Theologie und
ſcheint darauf Magiſter geworden zu ſein. Weiteres
über ihn iſt mir nicht bekannt. Wahrſcheinlich ent⸗
ſtammte er dem Nürnberger „ehrbaren Geſchlecht“ des
Namens — im Stammbuch wird er öfters der „ehr-
bare“ genannt — aus dem folgende Glieder Genannte
des größeren Rats waren:)
Heinrich Pilgram 1560,
Hans Pilgram 1593,
Heinrich Pilgram 1594,
Hans Heinrich Pilgram 1617.
Das Wappen dieſes „ehrbaren Geſchlechts“, deſſen
ſich auch Carl Wilhelm Pilgram bediente, war ein von
5) Vergl. Allgemeines Künſtlerlexikon von Singer, Frank,
furt 1898. — Carl Wilhelm Pilgram war ein Nachkomme
des Elias Bilgram, Steuerſchreibers in Memmingen, der
eiwa 1670 mit Magdalena Pfeiffer verheiratet war. (Schel⸗
horn, Lebensbeſchreibung einiger des Andenkens würdiger
Männer von Memmingen.)
6) Vergl. Roth, Verzeichnis der Genannten.
gold und blau geteilter Schild, im unteren Feld drei
ſilberne Muſcheln. Kleinod: Pilger mit bl. Wams
und Mütze, die mit den drei Muſcheln belegt iſt.7)
Ed. de Corme.
Ergänzungen zur Schünfeldtfrage.
Die ſehr ſachgemäßen Nachforſchungen des Herrn
Dr. Ph. LCoſch über den General v. Schönfeldt, den
Ritter des hohen Ordens vom ſchwarzen Adler be:
dürfen noch einiger Ergänzungen, bezüglich der beiden
Generale George Auguſt und Friedrich Wilhelm
v. Schönfeldt.
Beide Generale find die Söhne des Kaſpar Sigis
mund v. Schönfeldt, Herrn auf Guhrow, * 1688,
+ Guhrow 25. Dezember 1752. Verheiratet: I. 1712
mit Eleonore Gottliebe v. Metzradt, ) * 1692, / 10. April
1726; II. 1720 mit Brigitte Tugendreich v. Oertzen,“)
* Horno 23. Juli 1707, f 10. Mai 1779.
Der ältere von beiden, George Jobſt, ward am
24. Februar 1724 geboren. Im Caufregiſter iſt er
unter dieſem Namen eingetragen. Später nannte er
ſich ſtets George Auguſt und finden wir dieſen Namen
auch in allen £iften und Nachweiſungen. Ein Grund
zur Anderung des Namens iſt nicht erſichtlich. Übri⸗
gens hieß ſein Großvater auch Georg Jobſt.
Die Daten aus ſeiner militäriſchen Caufbahn find
folgende:
1735 Eintritt in das Kadettenkorps.
1740 Eintritt in das Inf.⸗Kegiment Jung: Dohna
(Nr. 38).
1744 am 2. April Sekond⸗Cieutenant, ſpäter Ad⸗
jutant des Generals von Brandes.
1764 Major im Regiment Nr. 43, {pater Homman:
deur des Regiments.
1782 Generalmajor und Chef des Regiments Teuffel
(Nr. 30).
1789 am 21. Mai Generalleutnant.
1792 am 6. November Abſchied.
1795 am 51. Dezember + in Anklam, unverheiratet
(nicht 51. Januar, wie Dr. Coſch fagt).
Der jüngere Bruder, Friedrich Wilhelm, wurde
geboren in Guhrow im Jahre 1730.
1746 am 6. Oktober Eintritt in das Regiment Jung:
Dohna, in dem ſein Bruder ſtand, deſſen
Kompagnie er 1764 übernahm.
7) Peter Kieners Wappenbuch der adelichen und für⸗
nehmen Bürger zu Nürnberg, Nürnbg. 1590. Fol. 55: „die
alten Bilgram“. Im Stadtarchiv zu Nürnberg.
) Ihre Eltern waren: Joh. Chriftoph v. Metzradt Guts⸗
pächter in Brieſen und Brahmow (Kr. Kottbus) und Sophie
Juliane, geb. v. Radel ( Guhrow 15. April 1605).
2) Ihre Eltern waren: Georg Heinrich v. Oergen, Herr
auf Horno, Bagenz und Laubsdorf, Kurfürftl. Sächſ. und
Polniſch. General, F 1715 und deſſen Frau Chriftine Gott,
liebe v. Bomsdorff a. d. H. Weißack, f 1749.
— 175 —
1751 am 8. Februar Fähnrich,
1779 am I. Dezember Major.
1788 am 29. Juni Gberſtleutnant.
1790 am 14. September Oberft und Kommandeur
| des Regiments.
1795 am 15. Januar Generalmajor und Chef des
| Regiments Nr. 40.
1800 am 2. Oktober Abſchied.
1803 am 19. Oktober F in Berlin.
Er war Ritter des Ordens pour le mérite.
Friedrich Wilhelm war dreimal verheiratet:
| eee eer ee mit N. N. von Arenholdt.
2. 1770 mit deren Schweſter Anna Henriette von
Arenholdt, * 1750, f Neiße 9. November 1798.
5. 1799 mit Gottliebe Caroline von Bomsdorff,
F Köpenick 1855.
Dieſe heiratete nach dem Tode des Generals am
26. Januar 1806 in Breslau N. N. von Tſchirſchky⸗
Bögendorff auf Domanze und nach deſſen Tode einen
Major von Schätzel im 4. Küraſſier⸗Regt.
Friedrich Wilhelm hatte aus der erſten Ehe
2 Söhne, die wohl jung geſtorben ſind. Aus der
3. Ehe ſtammte ein Sohn Eduard Auguſt, geboren
28. September 1802. Er war Rittmeiſter im Leibgarde
Aufarenregiment und ſtarb verabfchiedet in Hannover
am 6. April 1879. Mit ihm ſtarb der letzte Schönfeldt
a. d. F. Guhrow. Die Silhuetten der beiden Generale
befinden ſich im Befiß des Derfaffers.
E. v. S.
Anmerkung: Ergänzende Daten, beſonders was
die Frauen des Friedrich Wilhelm anbetrifft, wären
mir ſehr erwünſcht.
Vas „Benßelbuch⸗ der Stadt Sontra und
die darin vorkommenden Familiennamen.
Don Friedrich Math, Rellinghaufen bei Eſſen (Ruhr).
(Schluß.)
Sur Illuſtration der Art und Weiſe, in welcher
die Eintragungen gefchahen, mögen noch folgende
Wiedergaben dienen: |
Anno 1680 den 21. May Iſt Johannes Rehm von
Gauchsheim, Johanneg Briids Eydam alß Brautgamb
auff feinen alhier gehaltenen Ehrentag gehenfelt wors
den, defen Zeugen: Did Attlerodt v. Johannef Crauge,
deßgleichen der Edle Kunſterfahrene H. Ambroſius
Sorter, Oculifte Steine vndt Bruchſchneider, Heil- vndt
wundtarzt, defen Zeugen: Did Attlerodt vndt Johann
Crauße.
Anno 1755 den J7. Juny Synd auff Herrn George
Friedrich Schimmelpfennigs, alhiefigen Zollvervalters,
mit Igfr. Marthen Eliſabethen, Mſtr. Henrich Eber⸗
hardts geweſenen Mittelmüllers Tochter gehaltenen
Nochzeitl. Ehrentag nachfolgende Jungegeſellen gehän-
felt und eingefchrieben worden: |
1. Ms. Johannes Pfaf, damahliger Schreiber bey
dem H. Richter Schlemmer zu Nentershauſen, fo
alhier wohnhaft undt Brautdiener bey dieſer
Hochzeit, deßen Zeugen Chriſtopf Eberhardt der
2te Brautdiener, und Henrich Winterſtein.
2. Johann Bernhard Nölde, Mſtr. Barthol Nolcken
Sohn, deßen Seugen Dieterich Dreydorf undt
Henrich Winterſtein. |
Die im genannten Buch ferner ſich vorfindenden
Namen ſind:
Eißel, Ebald (Evaldt), Eſchſtruth, Engell, Eber⸗
hardt, Einner, Eichholtz, Engelhardt, Eckhardt.
Fehr, Freundt, Fuchs, Faupell (Daupel), Ferber,
Fleiſchgut, Franck, Funck, Fiſchbach, Fülgräbe (Fullgräve),
Feige (Feyge), Frölich, Fernau, Sorter, Folckradt, From⸗
man, Fincke. N
Geilfuß, Greulich, Gundelach (Gundlach), Georg,
Güldemann (Gültemann), Gieſeler, Gliem, Graff, Grau,
Gudenus, Günter, Gerlach, Gummermann, Geiſeler,
Gliemerodt, Groſting, Gödding, Gickking, Gemeling,
Gerhardt, Gleimerodt, Göbell (Göpel, Göpell), Germe⸗
rott, Gottlieb, Große. |
Hoffmann (Hofmann, Hofman), Heinemann, Holzen,
Haſſel (Haſell), Hoppe, Heffe, Hekmann, Hofmeifter,
Homeiſter, Heiße, Holle (Helle), Hupfelt, Horetz, Hoch
ſtein, Hillebrandt, Hornickel, Holtzgeuer, Bartmann
(Hardtmann), Horbigf, Holung, Hardeßen, Hartart
(Hartardt), Hüter, Holftein, Beuermann, Hoßbach,
Hilchen, Homberger, Hoppach, Hertz, Hyronimus, Hering,
Herſchelmann, Helmerich, Hage, Hütterodt, Habedank,
Bachenberg, Hervig, Heck, Hilher, Hilmers, Hüner,
Hulterich, Holdftein.
Jörich, Jungemann, Jäger, Ihring, Jacob, Iba.
Kleim, Krapff, Koch, Krunewaldt, Knabt, Kräſchell,
Kuhl, Kümmell (Kümell, Kummel), Kelner, Klarmundt,
Kuchenberg, Kauffmann (Kaufman), Külmar, Kleim-
rodt, Knobelius, Kahlenberg (Calenberg), Keller,
Kahwey, Klinkerfuß, Kauffunger, Kill, Kerften, Köpping,
Kornhaſe.
Caun, Lentz (Centze), Landau (Candaw), Landes
eldt, Leinhoſ(e), Cudeloff (Cudloff, CTudolf), Leiſa,
Cipfſius, Tindtmann, Lippert, Loſe, Lechſerod, Lieb,
Löffler (Ceffler), Langhut, Cangius, Limbach (Leimbach),
Cibrum, Lappe, Liſtemann, Lechß.
Moßbach (Moſebach), Möller, Margardt (Mar⸗
gart, Mergart), Metz (Metzer, Metze), Meyer, Minor,
Mundtheim (Mondtheimb), Meſſerſchmitt, Meyfurt,
Magerſuppe, Mens, Müller, Molitor, Mathaei, Men ⸗
kowitz, Meiſter, Michell, Mench, Marck, Malkomes,
Meinung, May, Mengel, Wend (Wench).
Nuſis, Niemandt, Math (Wadt), Nölke (Nölcke,
Nylke, Nylck), Nödding (Nöding, Nöting), Nothnagel.
6 Oeringk, Otterich, Oſan, Ottinger, Overmann,
ſte
pforr (Pfurr), Pfetzing, Paul, Pauli, Pein
(Peinius), Petri, Pfaf, Pomhardt (Bomhardt), Pfaffen-
bach.
= 176: =
Reitz, Reinhardt, Rohrbach, Rode (Roden, Rodt),
Renner, Rehm (Rähm), Riechardt, Raudter, Rupprecht,
KRückhardt, Redel, Ruppel (Rüppell), Roft, Rübeſam,
Raab, Ratz, Reyer, Raußel, Rabe, Rößing, Röhnius,
v. Reined, Röhrich, Reewald, Römer.
Schreiber, Sander, Siepel (Sieppell), Schneider,
Schmauch, Schmuch, Soldan, Sangmeifter, Stein, Schel⸗
haf (Schalhafe), Storch, Stotzmann, Schröter, Stephan,
Schwalbe, Schaue, Schofter, Schimmelpfennig, Schmit
(Schmidt, Schmitt), Siebald (Siebolt), Schaub, Stuckradt
(Stiidradt), Schalles, Sartorius, Scheffer, Seelig,
Straube, Suck, Schnitzer, Sandrock (Sandtrog), Strin,
Stung, Schack, Schweisborgk, Siebert, Steng(e), Saum⸗
berger, Stäberr, Stüberr, Stick (Stück), Schnitteler,
Sauer (Saver, Saur), Schultz, Sperling, Schnabel,
Stebel, Satzkorn, v. Schorlemer, Schley, v. Speth,
Schlemmer, Schweitzer, Steube, Saltzmann.
Thornack, Teichunger, Trill, Thöring, Theitzerer,
Tiegel, Theiß, Trombedach, Tegenhardt, v. Trott,
Tiſcher, Tuchhendt, Trübe.
Ulrich, Uthe, Umbach, Ulifer.
Vogel, Vogeler, Vogelgeſang, Dölder, Viehbach,
Daupel (Faupell).
Waßermann, Wiedekindt, Windter (Winter), Win.
terſtein, Wetzel, Weitzell, Wentzell, Weißenborn, Wacker,
Werckmeiſter, Wagner, Wegener, Weidelich, Wiegandt,
Weysberg, Wahl, Wettich, Weging, Weiß, Wilhelm,
Willner, Walter, Wetteraw, Wißkomann, Werner,
Wallbrunn, Wöllner, Weinrich, Wagenmeyer, v. Wil:
mowski, Würtzeler, Wentiger.
Zeuch, Sulch (Sülch), Sibrecht
(Sipprecht).
Süchterling,
Die Malereien im Schloß zu Forchheim.
Don Archivar Dr. Gritzner in Weimar.
In der Juli⸗Nummer des „Deutſchen Herold“ hat
Herr Kirchenrat Sabel die kürzlich freigelegten Male⸗
reien im Schloß zu Forchheim einer Beſprechung unter⸗
zogen, welche z. T. von unrichtigen Vorausſetzungen
ausgeht und dadurch ein falſches Bild gibt. Ich er⸗
laube mir daher die folgenden Berichtigungen, be-
treffend die zwei freigelegten Wappen des einköpfigen
Adlers und des böhmiſchen Cöwen, auf Grund meiner
Arbeit über „Symbole und Wappen des alten Deutſchen
Reichs“ (Leipzig, Teubner 1902, S. 96 ff.) zu geben.
Herr Kirchenrat Sabel behauptet (S. 128 Spalte 2),
daß ſeit Kaiſer Ludwig dem Bayern die deutſchen
Kaiſer den Doppeladler geführt hätten, und daß alſo
ſchon im 14. Jahrhundert offiziell eine Unterſcheidung
zwiſchen kaiſerlichem und königlichen Wappen gemacht
worden wäre. Er beruft ſich dabei auf die (a. a. O.
zitierten). Derfe aus dem Ritterſpiegel des Johannes
Rothe, den er um ca. (370 ſetzt.
Ohne leugnen zu wollen, daß man ſchon im 14.
Jahrhundert der Anſicht war, eine ſolche Unterſcheidung
zwiſchen doppeltem und einköpfigen Adler für das
Kaifer- reſp. Königswappen beſtünde, fo find die Fälle
viel zu vereinzelt; auch kann gerade die zitierte Stelle
aus dem Ritterfpiegel nicht als Beleg dafür dienen,
weil das Werk des Rothe ja erſt am Anfang des
15. Jahrhunderts entſtanden iſt (Germania VI, 45 ff.);
um dieſe Seit aber wurde allerdings offiziell durch
Sigismund die genannte Unterſcheidung anerkannt.
Aber da man doch allein die Siegel der deutſchen
KHerrſcher als Beweisſtücke dafür anzuſehen hat,
welche Wappen der Kaiſer bezw. der König führte, ſo
wird man gerade im 14. Jahrhundert weder für Bein-
rich VIL, Cudwig IV., noch Karl IV. den Doppel:
adler in den Chron: oder Sekretſiegeln nachweiſen können.
Gerade Karl IV., dem der Herr Verfaſſer die zwei fraglichen
Wappen nicht zuerteilen will, da der Adler des einen
einköpfig iſt, war nun der erſte deutſche Kaiſer, der
in fein Thronſiegel, auch in die goldene Kaiferbulle
Wappen aufnahm und zwar rechts von dem Thron
den ein köpfigen Adler als Reichswappen, links den
böhmifchen Löwen im Schild. Dieſe Gegenüberſtellung
des Reichs» und des böhmiſchen Wappens läßt ſich auch
ſonſt noch gerade für Karls IV. Seit zu dutzend Malen
nachweiſen. Um nur einige Belege herauszugreifen:
An der Faſſade der bekannten Lorenzkirche zu Nürn⸗
berg, wo fogar dem doppeltgeſchwänzten Löwen der
Vorrang vor dem Adler durch die heraldiſch rechte
Schildſtellung gelaſſen wird; nach P. J. Rée, Nürnberg
(Berühmte Kunſtſtätten Nr. 5, Leipzig 1900) S. 44 iſt
die Faſſade dieſer Kirche unter Karl IV. entſtanden.
Ferner in Nürnberg an der Brüſtung des vorgebauten
Portals der Liebfrauenkirche (entſtanden 1355 — 1361):
Der einköpfige Adler neben dem böhmiſchen Löwen
und den anderen Kurfürſtenwappen. Auch im ſoge⸗
nannten Patriarchenfenſter im Erfurter Dom von
ca. 1570 („Der deutſche Herold”, 1898, Nr. 4/5), ſowie
auf dem Knauf des von Karl IV. erneuerten Schwertes
Karls des Großen (vergl. Bock, die Kleinodien des
h. Röm. Reichs, S. 156) läßt ſich die Gegenüberſtellung
beider angeführter Wappen nachweiſen.
Die Bedenken wegen der in Forchheim abgebildeten
fürſtlichen Geftalt, die auf der oben berichtigten irrigen
Anſicht beruhen, daß nur Wenzel wegen des einköpfigen
Adlers in Frage kommen könne, find vom Derfafler
ſelbſt als unerheblich angeſehen. Da auch ſonſt keine
weiteren kunſthiſtoriſchen vorliegen, fo werden ſomit
die Malereien reſp. die Wappen auf den weit
kunſtfreudigeren, reicheren und mächtigeren
Kaifer Karl IV. zurückzuführen fein, als auf den
ſtets geldarmen Schlucker Wenzel.
Goethes Ahnen von Carl Unetſch.
Ein offenes Sendſchreiben an den Verfaſſer.
Da ich auf Seite 9 des ebengenannten Werkes
derartig angegriffen werde, daß es meinem Rufe als
Genealoge ſchaden könnte, fo fei es mir an dieſer
=. 177 ee
Stelle, wo meine Feder nicht ganz unbekannt fein
dürfte, geſtattet, mich zu verteidigen und zugleich einige
kritiſche Eichtftrahlen auf das Werk des Herrn Dr. Knetſch
zu werfen.
Durch den Goethes Ahnentafel darſtellenden
Wandteppich des Herrn Dr. A. von den Velden,
der im Märzhefte des „Herold“ von 1906 ab-
gebildet iſt, angeregt, gelang es mir ohne große
Mühe, dieſe Ahnentafel, die ſeinerzeit von Herrn
Dr. Knetſch aufgeſtellt war, zu vervollſtändigen, da ich
für eine andere Arbeit faſt täglich in den Standesamts⸗
büchern zu Frankfurt a / M. zu arbeiten hatte. Ich hatte
urſprünglich nicht vor, dieſe Notizen zu veröffentlichen,
ſondern nur Herrn Dr. von den Velden, damit er
einige Nachträge auf ſeinen Teppichen machen konnte,
mitzuteilen. Von einer Autorität auf genealogiſchem
Gebiete wurde ich jedoch um Veroffentlichung im „Herold“
gebeten.
Ich mußte meine Notizen bald darauf in Bücke⸗
burg verarbeiten, wo mir, wie ich auch in der Ein⸗
leitung meines kurzen Aufſatzes bemerkte, Literatur über
Goethes Ahnen, die mir zwar ſchon bekannt, aber nicht
im Gedächtnis war, nicht zugänglich war. Dadurch
kamen in meinen Aufſatz Sachen, die bereits publiziert
waren, hinein, die ſich aus dem Sufammenhange der
Eintragungen in den Frankfurter Standesamtbüchern,
die bisher zur Ahnentafel Goethes noch nicht benutzt
zu ſein ſchienen, ergaben. Einige Suſätze verdankte ich
noch Strieders heſſiſchen Gelehrtengeſchichte, die ſcheinbar
ſchon früher von Herrn Dr. Knetſch benutzt war.
Einige Fehler find in dem Drucke meines Auf-
ſatzes im „Herold“ ſtehen geblieben, nämlich „Fuch“
ſtatt „Fech“, außerdem fehlt das Fragezeichen vor
„Johanns von Windecken“. Den Leſefehler „Mehrin-
gen“ ſtatt „Wettringen“ gebe ich zu, entſchuldige ihn
aber mit den beſonders kleinen, ſchlecht geratenen
Buchſtaben, die einen Vergleich mit anderen auf der⸗
ſelben Seite erſchwerten, und die auch Kiefer den
Namen fälſchlich als „Weckeringen“ leſen ließen. Mein
„Auelen“, das Kiefer für „Ruelen“ halten will, erhalte ich
aufrecht, geſtützt auf die Beſtätigung des Herrn Dr. von
den Velden, dem ich die Stelle ſelbſt vorlegte. Es
waren durch meinen Aufſatz immerhin für die 8⸗Ahnen⸗
reihe Goethes ein Namen, für die 16er Reihe 5 Na⸗
men, für die 32 er Reihe 6 Namen gewonnen, es konnten
alſo die 63 Namen der 52 Ahnentafel von 33 auf 45
ergänzt werden. Das eben war der Sweck meiner
Arbeit, daß ich die von Herrn Dr. von den Velden ge-
malte Ahnentafel, die ich auch im Frankfurter Goethe:
mufeum hatte hängen ſehen, möglichſt vervollſtändigen
wollte.
Obwohl Herr Dr. K. bereits fünf Jahre früher
das Neue, das ich brachte, in ſeinem ganz dürftigen
Aufſatze über Goethes Ahnen (im „Herold“ 1902) hätte
bringen können, — da er ſich nur der Mühe zu
unterziehen brauchte, die Frankfurter Standesamts⸗
bücher einzuſehen, — machte er an meinem Aufſatze
Ausſtellungen und brachte zu gleicher Seit einige Nach—
träge, die ziemlich belanglos waren. Meine Druck⸗
und Leſefehler blieben an ſich in dem Aufſatze Herrn
Dr. Knetſchs beſtehen, ein Seichen dafür, daß er dieſe
Frankfurter Quellen bis zum März 1907 noch nicht
bearbeitet hatte.
Als nun vollends Carl Kiefer mit ſeinen fleißigen,
jahrelangen, uneigennützigen Forſchungen, die zwar
nicht ganz fehlerfrei ſind, auf meine Veranlaſſung im
„Herold“ hervortrat — ich hätte, wenn ich früher von
dieſer Fülle von Material etwas geahnt hätte, ſicherlich
mein Weniges ihm nicht vorweg genommen —, da trat
Herr Dr. Knetſch auf, als wenn Goethe ihn allein
zum Hüter ſeiner Ahnen geſetzt hätte, wahrſchein⸗
lich, weil Kiefer der Vollſtändigkeit halber in feinem
Aufſatze („Rerold“ 1907 Sept.) die kurz vorher ver⸗
öffentlichten Neuigkeiten des Herrn Dr. Knetſch mit
Quellenangabe und in beſonders kenntlich gemachtem
Drucke wiederholte. Es war alſo die Kieferſche Arbeit
bis zum Erſcheinen des Knetſch'ſchen Buches die aus⸗
führlichſte Arbeit über Goethes Ahnen.
Kiefer brachte in feiner Arbeit in der 8-Ahnen⸗
reihe einen neuen Namen, in der 16er Reihe 2 neue,
brachte jedoch einen, oder wenn die neue Knetich’fche
Lesart richtig iſt, zwei Fehler hinein. In der 32er
Reihe tritt bei Kiefer nur ein neuer Name auf, in der
64 er Reihe 7, darunter durch falſche Cesart des Kirchen-
buchführers in Crailsheim ein vielleicht falſcher Familien⸗
name, in der 128 er Reihe [3 neue, es find alſo für
die unteren ſieben Generationen durch Kiefers Arbeit
24 Namen gewonnen, von denen einer ſicher, zwei
vielleicht falſch find. Durch einige Nachträge Kiefers
ergaben ſich noch weiter für die 32er Reihe ein neuer,
für die 64er Reihe zwei, für die 128er Reihe ein
neuer Name. Die höheren Generationen ſollen hier
nicht weiter beſprochen werden.
Herr Dr. Knetſch bietet in ſeinem Buche in der
16er Reihe ein neues Datum (Tauftag des Georg
Walther), verändert das Geburtsjahr des Johann Wolf⸗
gang aus 1637 in 1658, kann aber bei Georg Walther
Textors Vermählung nicht berechnen, wann im Jahre
1665 im Hohenlohiſchen der zweite Oftertag fällt, er
bringt hier zwei um drei Wochen differierende Daten,
den 2. Oſtertag alten und neuen Styls, und ſchreibt
dahinter in Klammern feria 2. pasch. Für die 32er
Reihe des Herrn Dr. Knetſch ergeben ſich zwei neue
Namen, ein dritter war bei Kiefer ſcheinbar durch
falſche Lesart des betreffenden Pfarramts entſtellt,
dafür iſt wieder ein Kalenderfehler in die Knetſch'ſche
Arbeit hineingekommen „in festo circumcisionis“ iſt
bekanntlich der 1. und nicht der J7. Januar. Außer⸗
dem iſt als Geburtstag des Mag. Wolfgang Weber
ſcheinbar fälſchlich ſtatt des 25. Januars 1588 der
25. Mai desſelben Jahres angegeben. In der 6 er
Keihe find fünf neue Namen und zwei Vornamen von
Frauen, ein Familienname bei Kiefer ſcheint durch
falſche Leſeweiſe des Crailsheimer Pfarramts ver⸗—
ſtümmelt zu ſein. Swei Namen, die Kiefer als ſicher
angibt, läßt Knetſch zweifelhaft, während er zwei ganz
— 18 —
zweifelhafte Namen hinzufügt. In dem bei Knetich
angegebenen Geburtsdatum des Johann Kindheimer
kann möglicherweife eine Verwechſelung mit einem
gleichnamigen Namensvetter Johann Lindheimer ob-
walten. Die 128er Reihe des Herrn Dr. Knetſch bringt
ſieben neue Namen und zwei Frauennamen, wirft da⸗
gegen vier Namen Kiefers, und zwar zwei ohne hin»
reichenden Grund, um. Es ſtehen alſo in den ſieben
unterſten Generationen den [4% neuen Namen des Herrn
Dr. Knetſch in ſeinem Buche — die er auf Grund von
Kiefers Forſchungen erſt gefunden hat, wie der Aufſatz
Knetſchs im Märzhefte des „Herold“ klar darlegt, wo
Herr Dr. Knetſch noch nichts von den ſchwäbiſchen
Pfarrämtern wußte, die Kiefer in feiner Abhandlung
erwähnte — 24 neue Namen Kiefers entgegen, wovon
möglicherweiſe vier nicht richtig ſind; außerdem kann
Kiefer ſieben Namen ebenſogut wie Herr Dr. Knetfch
in ſeinem Märzheftaufſatze einer gedruckten Quelle,
Strieders heſſiſchen Gelehrtengeſchichte, entnommen
haben, es kann alſo von einem Plagiat, das Kiefer in
Anlehnung an Herrn Dr. Knetſchs Arbeit verübt haben
ſoll, gar keine Rede ſein. Die höheren Generationen
ſollen hier nur ſummariſch erwähnt werden: Knetſch
gibt in der 256er Generation 9 neue Namen,
Kiefer 12; in der 512er Generation Knetſch 6 neue
Namen, Kiefer 6; in der 102 er Generation Knetſch 17,
Kiefer keinen.
Wenn bei Herrn Dr. Knetſch in der 1024er Reihe
faktiſch nur 27 Namen vorhanden ſind, ſo kann man
es wohl als nutzloſe Spielerei bezeichnen, wenn Herr
Dr. Knetſch ſich mit unzähligen Fragezeichen in die 18.
und 20., ſogar in einem Falle ohne Fragezeichen in
die 19. Generation verſteigt, alſo einen einzigen von
den 262 144 Ahnen Goethes, nämlich Wigand von Saſſen
zu Grünberg 1214, nennen kann. Acht Tafeln könnten
folglich, da ſie vollſtändig mit Fragezeichen durchſetzt
ſind, ganz fortgelaſſen ſein.
Unglaublich klingt es, wenn man Herrn Dr. Knetſch
vorwerfen muß, daß er, der ein abgeſchloſſenes Werk
herausgibt, ſich nicht einmal die Mühe nimmt, die
älteren Todeseintragungen in den Standesamts⸗
büchern in Frankfurt a / M. ſelbſt aufzuſuchen. Es
fehlen dadurch in ſeinem Buche mindeſtens 38 Daten
aus den unterſten neun Generationen, neun von
den vorhandenen ſind von Kiefer entnommen,
zwei ſind neu. Es iſt das eine nicht zu unterſchätzende
Fahrläſſigkeit und Gleichgültigkeit, die bei den häufig
doppelt vorkommenden Dornamen, beſonders von
zwei verſchiedenen Frauen gleichen Vornamens, manch
mal zu groben Fehlern führen kann. Woran liegt
dieſe Indolenz) Weil Herr Dr. Knetſch ſich nicht
die Mühe nehmen wollte, die Eintragungen, worüber
bis 1700 nur ſtellenweiſe Regifter vorhanden find,
Eintrag auf Eintrag durchzuſehen. Das müßte man
aber doch von dem Autor eines Werkes, das ſich
wiſſenſchaftlich nennt, verlangen können. Bei den in
größerer Anzahl gegebenen Tauf- und Traudaten
iſt das meiſte von Kiefer entnommen.
Ein merkwürdiger Sufall darf hier bei der Ent⸗
ſtehungsgeſchichte des Knetſchen Buches nicht unerwähnt
bleiben. Um Kiefer zu kontrollieren, richtete Herr
Dr. Knetſch brieflich einige Anfragen an das Standes»
amt I. in Frankfurt a / M. Da die dortigen Beamten
damit nicht fertig werden konnten, wurde ich — der
ſchlechte Interpret ohne wiſſenſchaftliche Grundlage nach
Dr. Knetſch — da ich tagtäglich dort auf dem Standes⸗
amte Studien machte, gebeten, die Eintragungen vor⸗
zuleſen. Es iſt ſchade, daß dadurch doch viel Unficher-
heit in das Buch kommt, man ſollte doch für Standes⸗
beamte und Kirchenbuchführer ein palaeographifches
Studium, wie ich es bei Profeſſor Erben in Innsbruck
genoſſen habe, vorſchreiben, um ſich ganz auf ſie ver⸗
laſſen zu können. |
Bezeichnend für die Arbeit des Herrn
Dr. Knetſch iſt, daß er von Marburg aus Seit und
Gelegenheit findet, in Schwaben überall in den Orten,
die er Kiefers Arbeit verdankt, herumzureiſen, um
Kiefer zu kontrollieren, während er es nicht für der
Mühe wert erachtet, nach Berka zu fahren, das er von
Marburg aus in wenigen Stunden bequem er⸗
reichen kann, um nach Goethes väterlichen Ahnen zu
forſchen.
Im übrigen zeigt Herr Dr. Knetfch ſelbſt durch
mehrere Abänderungen, die er nach Herausgabe ſeines
Aufſatzes im Märzhefte 1907 des „Herold“ in ſeinem
Buche getroffen hat, daß auch ſeine Arbeiten, die er
als druckreif im „Herold“ veröffentlicht, an manchen
Stellen verbeſſerungsbedürftig find.
Swei Tendenzen leiten das Buch des Herrn
Dr. Unetſch. Die eine iſt, möglichſt viel, auch gänzlich
Belangloſes hineinzubringen, um einen größeren Ume
fang des Werkes zu erzielen, die andere, die Leute,
die die Mühe und Arbeit dem Autor abgenommen
haben, herabzuſetzen.
Dieſe Suſammenſtellung der Goetheſchen Ahnen
iſt zum großen Teil ein Abdruck von früheren
Publikationen ohne Quellenangabe. Das von Herrn
Dr. Knetſch gebrachte Neue würde nach den früheren
Deröffentlichungen im „Herold“ an dieſer Stelle nur
einen kurzen Aufſatz gegeben haben. Ein beſonderer
Wert ruht alſo in dem Buche, abgeſehen von einigen
Stammtafeln, die nicht aus eigenen eingehenden
Studien des Herrn Dr. Knetſch entſtanden find,
ſondern Herrn Archivdirektor Dr. G. Freiherrn Schenk
zu Schweinsberg in Darmſtadt und Herrn Profeſſor
Hod) in Meiningen zu Autoren haben, nicht. Es
iſt bedauerlich, daß ſich dieſe Tafeln in einem Buche
verlieren müſſen, deſſen wiſſenſchaftlicher Wert ſtark
durch die beſprochenen Fehler beeinträchtigt wird,
ftatt z. B. im „Herold“ einen würdigen Platz gefunden
zu haben.
Bückeburg. W. C. v. Arnswaldt.
u. 2170: =
Aug dem älteften Itemnitzer Kirchenbuche.
Anno 1678.
I) den 26. Jan. habe ich allhier auf dem adelichen
Hofe copuliret den hochwohledlen gebohren, geſtrengen,
veſten und hochbewehrten Herrn Heinrich Gottlob
von Oberländer auf und Reichenbach
Und die hochwohledelgebohrne Sitte und Tugend⸗
belobteſte Jungfrau Johannin Suſannen gebohrne
Reichwaldin von Kaempffen, Jungfrau auf Kemniß.
Dabei bekam ich an Opfer 10 Chir. I gl.
1664.
10) den 27. Octob. habe ich M. Siegfried Uſäus
Pfarrer in Kemnig einen Sohn der den 21. Octob.
umb 11 Uhr frimittag auf die Welt kommen, in der
Kirche tauffen laſſen durch Z. Michel Engelmann
Pfarrherrn in Biſchdorf welcher Sohn in der Taufe
Johann Chriftfried genannt wurde.
Die Pathen ſind geweſen
|. Junker Guſtavus Adolphus von Gersdorff auf
Muſtrichen.
2. Frau Sufanna Reichwaldin von Kämpffen ges
bohrne Kyauin Lehnsfrau zu Kemniß.
3. Herr George Hübner Pfarrherr zu Tauchritz an
deſſen flat Herr Adam Prätorius mein Schwager
Organiſt zu Kemnitz geſtanden.
4. Mein Herr Vater M. Chobias raue Dfarrkerr
| zu Rohna.
5. Meine Muhme und er Schweſter Frau Anna
Maria H. Georgi in Sorau eheweib.
6. Herr Chriſtoph Mangoldt Pfarrher zu
bey Jehna in Thüringen.
7. Jungfrau Eliſabeth Bortmannin, des H. Amts-
ſchreibers Tochter zu Jehna.
1667.
10) den 27. Octobris ift allhier des abends nach
9 Uhr geſtorben der hochwohledelgebohrne, geſtrenge,
veſte und hochbewehrte Herr Guſtavus Adolphus von
Gersdorf der Lehnsherr zu Kemnitz, welcher den
7. Vovem. mit gebräuchlichen Soleniteten beerdigt
wurde.
f Die Stoknin predigt hat Herr Pfarr zu
Börthelsdorf die Leichenpredigt M. Siegfried Uſäus
Pfarrer in Kemnig und die Abdankung ein (Seuge
Biſchofs werder d).
Vor die Leichenpredigt bekam ich den 23. Nov.
10 Thaler.
29 e % % „
8 ® V „„ @ „
1782.
Tauftag 22. Febr. Auguſte Amalie Charlotte d.
18. bij. hor. 9 mat.
Pater Sr. Hochwohlgeb. Herr Wolff Ludwig
v. Damnitz hieſiger Erb⸗Cehns⸗ und Gerichts ⸗Herr.
Mater Tit, tot. frau Johanna Eleonora Charlotte
von Noſtitz und Jenkendorff.
Pathen, Cavaliers:
|. Tit. tot. Herr Wolff Ehriftian v. Schoenberg,
Sandeshaupt Mann hiefigen Marggrafthums,
Hr. auf Weicha.
2. Tit. tot. Herr Johann Wolfgang Gotthelf
v. Noſtitz, Königl. Pohleß. Cammer Herr, Herr
auf Ullersdorf, Baarsdorf u. Gersdorf.
3. Tit. tot. Herr Johann Adolph Gotthold v. Noſtitz,
Landes Comiſſarius des Görlitzer Kreyßes, Herr
auf Colm.
4. Tit. tot. F. Wolff Sigismund v. Uechtritz in
Ober⸗Sohland.
5. Tit. tot. H. Carl Adolph Gottlob v. Schachen
H. auf Königshayn und Linda.
6. Tit. tot. Herr Carl Heinrich Ludwig v. Heynitz
an ſtatt ſeiner Fr. Mutter der Tot. tit. Frau
Sophien Chriſtiane v. Be geb. v. Damnig.
Damen:
1. Tit. deb. Frau Chriftiana Sophia Wilhelmine
v. Schoenberg geb. v. Broitzem, Fr. Landes
Hauptmannin. ö
2. Tit. tot. Frau Chriſtiane Eliſabet Charlotte ver-
wittw. v. Kieſenwetter geb. v. Noſtitz Geheime
Kriegs Rathin.
3. Tit. tot. Fr. Johanna Charlotte Chriſtiana verw.
0 Noſtitz geb. v. Noſtitz Fr. Majorin auf Stein
[fa.
4. Tit. tot. Fr. Antoinette Amalia von Schachmann
geb. von Damnig.
5. Tit. tot. Fräul. Friederigce Henriette v. Gersdorff
aus dem Hauſe Gloßen.
6. Tit. tot. Fräul. Gottliebe Helena v. Uechtritz aus
dem Hauſe Ober Sohland.
Anno 1721.
20. Oct. hi.
Die erſte Hochzeit in dieſem Jahre iſt eine fonder-
bahre Merkwürdigkeit in Kemnitz, weil das gleiche hier
und in der Nachbahrſchaft noch niemahls gehabet
worden iſt. Es hat nehmlich Chriſtoph Neumann
(7+ 1726) geweſenen vieljährigen Kirchvater und Bauer
allhier, feines alters 80 /] Jahr mit feinem Eheweibe
Rofinen (F 1725) gebohrnen Jähnin, welche 75 Jahre
alt iſt 54 Jahr beyſammen in einer liebreichen Ehe
gelebet hat ihr ſolennes Gedächtnis Jubiläum celebrirt.
Die gnädige Verordnung und völlige Ausrichtung, hat
die hochfreyherrl. Gnädige Herrſchaft aus eigner hoher
Bewegnis gethan. Ihr Kirchgang geſchahe unter an⸗
dächtiger Muſici in Begleitung ihrer Kind, Kindes⸗
Kinder und eines Kindes Kindes Kindes und den meiſten
Theilen ihrer nächſten Blutsverwandte.
Berrfchaftl. bedienten und anderen Freunden, da
dann der alte Bräutigam an dem Hirchthore von Tit.
Herrn M. Johann Chriftfried Uſeo wohlverdientem
Catecheten und Diacon in Löbau (deſſen feel, Herr
Vater als mein Antecessor fie copuliret hat). Die
Braut aber von mir Johann Mentzern als itzigen
Pastor angenommen und in die Kirche vor den Altar
=> (80.
geführet wurde, da ihm Stühle gefeget und das Haupt
mit Lorber und Roßmarin Kräntzen gezieret wurde.
Alsdann ward geſungen das Gerhardiſche Lied
aus X-SXXI Herr Dir trau' ich all meine Tage, dar:
auff gefchahe von mir eine Rede von dieſer Kemnitzſchen
Merkwürdigkeit. Nach derſelben die Einfegnung mit
einem abſonderl. auff ſie gerichteten Gebethe, welches
ſie auf den Knieen ſamt mir verrichteten.
Suletzt ward über fie das Vater Unſer gebethet
und der Kirchen Segen geſprochen.
Der Beſchluß geſchahe mit dem Liede — Nun
danket alle Gott.
Dieſem ſolennen Actus wohnte ſo viel Volkes aus
der Nachbarſchaft bey, daß die Kirche durch und durch
gedrunges voll war, die Heimfiihrung geſchahe gleich:
falls wiederumb unter dem Geleite von uns Predigern
bis ans Kirchhoffsthor und von herrſchaftl. Bedienten
und der gantzen Freundſchaft biß hinein in Michel
Schönfelders des Eydams Hauß Allwo über 40 Perſonen
auff gn. Herrfchafft milde Vorſorge, genüglich bewirthet
wurden. Dabey andächtig muſiciret und geſungen ward.
Gelobet ſey Gott für dieſes Wunder ſeiner Güte,
welches er mich in meinen 64ſten Kebens- Jahr erleben
laſſe. Sein vergelte der hochfreyherrl. Gn.
Herrſchaft ſämtlich ſolche große Gnade gegen dieſe
lieben Alten. Er ſey ferner mit Dir fein werthes Eh
Paar bis an ihr Ende, und laſſe dieſes Gedächtniß allen
Nachkommen zur Erweckung ſeines Preiſes Dienen.
Amen!
Anno 1765. Copuliret.
den 4. Oct. Ihro Hochwohlgeb. der gnädiger
Herr, Herr Adolf Ludwig v. Damnitz Erblehn u. Ge⸗
richtsherr auf Kemnitz, Collator allhier, und das Hoch⸗
wohlgebohrn Fräulein, frau Johanna Charlotta Eleo-
nora von Noſtitz aus dem Hochedl Stamm Haufe Ullers⸗
dorf dern noch lebende gnädige Mama Beſitzerin der
Güter Culmen u. Kreckwitz iſt. Der Herr begleite das
ſo hohe Paar in dero Ehr überall mit Segen u. ſchaue
Sie mit Wohlgefallen.
1702.
12. In dieſes Toten Regifter haben wir noch mit
Begräbniß auff dieſes Jahr mitzuführen, den Weyl,
Hochgebohrn Herrn Herrn Nicol, des heil Röm. Reichs
Erb Panner und Frey Herrn von Gersdorff Herrn auf
Baruth, Hennersdorff, Beetnig, Kemnitz, Haugmalde,
Berthelsdorff, Buchwalde, Näckel, Kreckwitz. Sr. Königl.
Majeſt. in Pohlen und Churf. Durchl zu Sachſen höchſt
meritirter Würkl. Geheimter Raths Direkorren und
bevollmächtigter Land Voigt, Seine Hochfreiherrl
Excell. und Geh. unſern höchſt gnädigen Erb: und
Cehns - Herrn, welchen Gott d. 23. Aug. von uns zu ſich
in ſeine Herrlichkeit eingeholet hat. Zu unſerer großen
Beſtirzung. Darauf ihm auch hier, wie anderswo, d.
6. Sept. ſein Leichengedächtnis iſt gehalten worden.
f 1717.
15) Die Hochgebohrne Fräulein Chriftiana Sophia
Frey⸗Fräulein von Gerßdorff, des Hochwohlgebohrnen
Herrn, Herrn Johann Georges des H. R. R. Edlen
Panners und Freyherr von Gerßdorff Herr auf Brett⸗
nig, Haugwalde, Kemnitz, Königl. Majeſt. in Pohlen
und Churfl. Durchl. zu Sachſen hochbeftalten Kammer⸗
herrn, unſeres gnädig Lehns Herrn und ſeiner herzl.
Frau Gemahlin der wohlgebohrnen Frau, Frauen
Chriftianen Dorotheen, Freyfrau von Gerßdorff ges
bohrne von Caubenheim (Tobersheim) Fr. Cammer⸗
herrn allerliebſtes Fräulein Töchterchen, welches A. 1716
d. 8. October nach Mittage umb 4 Uhr zu Brettnig
gebohren den 15 ejd getaufft worden. A. 1717 d.
18. Mey allhier zu Kemnitz nach Stägiger Krankheit
von Gott ſeelig wieder abgefordert und am 23 Ejd
mit einer Parentation, in die neue Hochfreyherrl. Gruft,
als die erſte Beylage beygeſetzt worden iſt.
1725. |
4. den 3. May ift zu unſerer aller höchſten Bes
trübniß allhier beygefeget worden, die Weil Hochwohl⸗
geborhene Frau, Frau Johanna Sophia Freyfrau von
Gersdorff, gebohrne von Houwaldt, Frau auff Baruth
Buchwalde, Hemnitz, Radel, Frau Geheimts Räthin und
Cammer Herrin, unſere Hochgnädige Lehns⸗Frau. des
Hoch Wohlgebohrnen Herrn, Herrn Gottlob Friedrichs,
des Heil Röm. Reichs Edlen Panners und Freyherrn
von Gersdorff, Erb. und Tehns Herrn auf Baruth,
Buchwalde, Kemnitz, Radel, Königl. Maj. in Pohlen
und Churfſ. Durchl. zu S. Hochbetrauter würkl Ge-
heimten Raths und Cammer Herrns unſeres Hochgnä⸗
digen Lehns, Herrn, Berzliebfte Gemahlin, welche am
28 April in Dreßden nach 55 Wochen lang ausge⸗
ſtandener ſchmerzl. Krankheiten in Dreßden ſeelig ent—
ſchlafen iſt.
Jesu miserere!
1720.
14. 6. Oct. Abends nach 9 Uhr ward Ihre Hoch
freyherrl. Excell und Geh. des Königl und Churf. S.
Würkl. Herrn Geheimten Raths, unſeres gnädigen
Herrn Junger Herr P. T. Herr Heinrich Friedrich
Freyherr von Gerßdorff im angehenden 17. Jahre feines
ſchönſt blühenden Alters, zu Dero hochſeeligen Mama
in der Hochfreyherrl. Gruft beygeſetzet, nachdem dieſer
liebe Herr durch einen unglückl. Schuß mit einem ins
Piftol geladenen Schwärmer, auf feines Gnädig Papas
Weinberge den 2. Oct. unverſehens und ſchmerzlich
umbs Leben kommen war.
Ach Du Gott alles Throſtes laß doch dieſes Jam⸗
mer Fall unſeren Hochtheuerſten Gnädigen Herrn durch
Deine Krafft erträglich werden und verhüte größeres
Herzeleid umb Jeſu Willen Amen!
Copulirte 1776.
den 7. April T. d. Herr George Heinrich magnus
v. Schrader Churfſtl. Sächſ. Lieutenant beym Carls-
burgſchen Infant.⸗Regiment mit
1. d. Fräulein Eleonora Carolina Wilhelmina
v. Bomsdorff weyl. H. Friedr. Wilhelm v. Bomsdorff
geweſ. Churfſt. Sächſ. Oberſt⸗Cieutenant nachgel. ältefte
Fräulein Tochter erſter Ehe.
Bücherſchau.
Les chefs-d’oeuvre d'Art ancien a l' Exposition de
ta Toison d'or a Bruges en 1907. Texte de
MM. le Baron H. Kervyn de Lettenhove — Pol de
Mont — I. Van den Gheyn, S. J. — I. Florit y Arizcun
— E. van Overloop — L, Maeterlinck — Ch.-Léon
Cardon — G. Macoir — le Baron A. van Zuylen
van Nyevelt — V. Tourneur — A. Mesdagh. — (Die
Meifterwerfe alter Kunft auf der Ausftellung vom
Goldenen Dließ zu Brügge im Jahre 1902 nfo.)
Brüſſel 1908 Librairie Nationale d'Art et d'Histoire.
G. Van Oest & Cie. Großquart. XVI u. 265 u. 6 S. mit
103 Tafeln. 20 Exemplare auf Japan-Papier, numeriert
ı bis XX, 500 Exemplare auf holländifchem Papier,
numeriert 1 bis 500. Seichnungspreis für letztere
(Seichnung geſchloſſen): 100 Fr., Ladenpreis: 125 Fr.
Das große Prachtwerk, auf deſſen bevorſtehendes Er⸗
ſcheinen ich mehrfach hingewieſen habe („Deutfcher Herold“,
Nr. 4 des 39. Jahrganges vom April 1908, S. 23 Note,
„Seitſchrift für hiſtoriſche Waffenkunde“, Bd. 4 Heft 9 vom
Januar 1908, S. 271, Note) liegt nunmehr fertig vor. Eine
herrliche Gabe der Erinnerung an die unvergeßliche Samm⸗
lung von Meiſterwerken aller Art, die ſich im Sommer des
Jahres 1907 zum Ehrengedächtnis des Ordens vom Goldenen
ließ in Brügge zuſammengefunden hatten.
Den Hauptraum des Werkes nehmen naturgemäß Werke
der Malerei ein. Ihnen ſind nicht weniger als 62 der großen,
vortrefflich gelungenen Dollbilder gewidmet. Auf ? Tafeln
ſind Miniaturen wiedergegeben. 6 Tafeln gelten Werken
der Bildhauerkunſt.
Von beſonderem Intereſſe ſind für die Leſer dieſer
Seitſchrift außer dem, heraldiſch geſchmückten, Mantel des
Guillaume Fillaſtre (S. 156 und Tafel 75; vergl. meinen
Aufſatz: „Die Wappenkunde an den Muſeen als Hilfsmittel
kunſtgeſchichtlicher Forſchung“ in der „Muſeumskunde“, Bd. IV,
Heft 3 S. 128 f.) und dem Tappert des Herolds König
Philipp II. von Spanien (S. 162 und Tafel 77; vergl. meinen
Aufſatz: „Die Heraldik auf der Ausſtellung vom Goldenen
Vließ zu Brügge 1902“ im „Deutſchen Herold“, Nr. 4 des
39. Jahrganges vom April 1908, S. 75): die in dem Abſchnitt
„Blaſons“ (S. 219 ff.) vom Baron A. van Zuylen van yes
velt beſchriebenen prachtvollen Kapitelwappen von Ordens-
rittern, von denen 16 auf 4 Volltafeln ganz vorzüglich ab⸗
gebildet ſind, Meiſterwerke der Wappenkunſt, ferner einige
Münzen und Medaillen mit Wappenſchmuck und endlich der
Abſchnitt: „La Sigillographie de la Toison d'Or“ von Aimé
Mesdagh (S. 257 ff.) mit 12 höchſt lehrreichen Siegelabbildungen
auf zwei Tafeln.
Die Ausſtattung des Werkes iſt über jedes Lob erhaben.
Schönes, ſchweres holländiſches Büttenpapier mit dem Waſſer⸗
zeichen: „Toison d'Or“, prächtiger Druck und ganz vorzüglich
gelungene Bildertafeln, die die Uunſtwerke mit allen Sein-
heiten und in fabelhafter Treue wiedergeben!
Möge das ſchöne Werk auch in deutſchen Kreiſen die
Würdigung finden, die es verdient!
Dr. Stephan Ketule von Stradonitz.
Die Siegel des Adels der Wettiner Lande bis zum
Jahre 1500. Im Auftrage der Königlih Sächſiſchen
Staatsregierung herausgegeben von Otto Poſſe.
]
a a SS —vqᷣ̃ '! ñ— —y 2yir;᷑ꝗ k EEE —
III. Band, Buchſtabe D bis Hen. Mit einer Karte.
141 S. und 53 Tafeln in Lichtdruck. Dresden, Verlag
von Wilhelm Baenſch 1908.
Uber die Bedeutung und den hohen Wert dieſes ganz
hervorragenden Werkes hat ſich der Herold bereits beim Er⸗
ſcheinen der beiden erſten Bände geäußert. Auch jetzt kann,
nachdem der dritte Band vorliegt, nur nachdrücklich betont
werden, daß hier eine in genealogiſcher, heraldiſcher und
ſphragiſtiſcher Beziehung fo vollendete, hochbedeutfame Arbeit
vorliegt, daß ihre Benutzung nicht warm genug empfohlen werden
kann. Namentlich in bezug auf Wappen- und Siegelweſen
reicht ihre Bedeutung weit über die Grenzen der Wettiner
Lande hinaus, um fo mehr, als die ganze Art der Behand-
lung des reichen Stoffes muſtergültig und vorbildlich iſt.
Wie in den früheren Bänden, ſo finden wir auch hier
über eine größere Sahl von Familien ausführlichere genea-
logiſche Nachrichten mit Stammtafeln; das reiche Wiſſen des
Verfaſſers bringt damit eine Menge der dankenswerteſten
Aufſchlüſſe: fo 3. B. über die Geſchlechter Denſtedt, Dienſtedt,
Döben, Dohna, Eberſtein, Eilenburg, Erdmannsdorf, Falkenau⸗
Raab, Feilitzſch, Frankenſtein, Friedeburg, Gans v Weber⸗
ſtedt mit den verwandten Goldacker, Karftell, Mihla, Greuſſen,
Funke, Salza, Geilsdorf mit Abzweigungen, Gleichen, Gleiß—
berg, Golßen und Wettin, Grau, Groß und Seſchau, Hafe-
born, Heilingen, Helmoldt, Henneberg u. a. m.
Ein beſonders ausführlicher Abſchnitt iſt der Familie
v. Salza gewidmet, in welchem zum erſten Male die Herkunft
dieſes alten angeſehenen Geſchlechts auf Grundlage urfund-
licher Forſchung klargelegt wird. Poſſe wendet ſich hier ent⸗
ſchieden gegen Knothe“), welcher der Familie die Uradels⸗
qualität abſpricht, und begründet ſeine abweichenden Refultate
in ſcharffinniger Weiſe. Auf urkundliche Unterlagen geſtützt,
liefert Poffe den vollgültigen Beweis, daß die v. Salza in
der Oberlauſitz von jeher uradliger Abkunft und fiets ritter⸗
bürtig geweſen ſind. Beſonders bemerkenswert ſind die Er⸗
gebniſſe des Derfaffers aus dem Görlitzer Stadtbuche vom
Jahre 1305, deſſen Original Knothe gar nicht benutzt hat,
und allgemein intereſſierend feine Bemerkungen über Stadt.
bürger im Beſitz von Ritterlehen und Adlige als ftädtifche
Bürger. Cine Stammtafel (genealogiſche Uberfidt), beginnend
mit Heinrich (Heilmann) v. Salza 1298, bringt das Ergebnis
der urkundlichen Forſchungen in klarer Form zur Anſchauung.
Beigefügt if eine Karte, welche den ausgedehnten Grund—
beſitz der Herren v. Salza in der Gberlauſitz umfaßt.“)
Die Siegeltafeln des Werkes ſollte jeder, der für mittel⸗
alterliche Heraldik Sinn und Derftändnis hat, aufs forg-
fältigſte ſtudieren. Sie ſind eine Fundgrube nicht allein für
die wiſſenſchaftliche Heraldif, ſondern auch für das Studinm
heraldiſchen Stils und heraldiſcher Kunſt, daher auch für aus⸗
übende Hünſtler (Architekten, Maler, Graveure) ſehr wichtig.
Die Hähne in den Siegeln der Liebſtedt (Taf. 1), die Ge:
weihe der Dohna (Caf. 4), die Löwen der Eberſtein (Caf. 8)
und Frankenſtein (Taf. 20), die Adler der Siebichenſtein
(Taf. 26), die Leoparden der Gleichen (Taf. 27 und 28), die
Nennen der Henneberge (Taf. 45 u. f.) find wahre Pracht.
ſtücke altheraldiſcher Stiliſierung.
Die Ausſtattung, Papier und Druck iſt eine überaus
gediegene; die Lichtdruckabbildungen find vortrefflich und
geben die Siegel greifbar deutlich wieder.
*) Knothe, Geſchichte des Oberlauſitzer Adels S. 462.
**) Einen Sonderabdruck dieſer Abhandlung verdankt der
Verein Herold der Güte des Herrn Freiherrn Hugo v. Salza
in Dresden.
— 182 —
Hocherfreulich iſt die Mitteilung des Dorworts, daß der
vierte Band (Her bis O) noch Ende dieſes Jahres in Druck
gegeben werden kann und auch die Vorarbeiten für den
fünften Band (P bis S) ſo weit vorgeſchritten ſind, daß auch
die Drucklegung des ſechſten Bandes (Schluß und Hauptreaifter)
ſich in raſcher Folge anſchließen wird. Dem hochverdienten
Forſcher, Ehrenmitglied des Vereins Herold, ein herzliches
Glückauf für die Weiterarbeit!
Goethes Ahnen. Don Dr. Carl Knetſch. Leipzig 1908.
verlag von Klinkhardt & Biermann. 8% X u 745.
Text, 9 S. Regifter, 30 genealogiſche Tafeln.
Durch- dieſes Werk iſt der Wunſch, den ich im Goethe⸗
Jahrbuch 1908*) ausgeſprochen habe, daß nämlich alle zur
Kenntnis der Blutmiſchung in Goethe nunmehr vorliegenden
Ergebniſſe der Forſchung durch einen berufenen Bearbeiter
zuſammengefaßt, kritiſch geprüft und dann überſichtlich dar⸗
geſtellt werden möchten, ſchneller verwirklicht worden, als ich
es damals dachte. Knetſch hatte ſich ſchon vorher um die
Erforſchung der Ahnentafel Goethes namhafte Derdienfte er:
worben. In dieſer neuen, umfangreichen ODeröffentlichung
liefert er noch manches bisher Unbekannte, und unzweifelhaft
iſt mit ihr die Ahnenforſchung über Goethe nunmehr zu
einem gewiſſen Abſchluß gebracht.
Etwas peinlich wirkt in der Vorrede der Ausfall gegen
den Verein „Herold“. Ich kann ihn für zutreffend nicht
halten und ſinde ihn deshalb bedauerlich.
Eine ungewöhnlich verſtändnisloſe Beurteilung iſt dem
Werke kürzlich in einer großen Tageszeitung zuteil geworden.
Es heißt da: „Ich halte ſolche Studien für unfruchtbar.
Die Galerie ehrbarer, unbedentender Leute, deren Namen
mühſam aus der Vergeſſenheit geriſſen wird, macht gar keinen
lebendigen Eindruck, ſelbſt auf Menſchen, die ſich gern mit
Einzelheiten der Vergangenheit beſchäftigen. Der Autor ver⸗
weiſt wohl in feiner Vorrede darauf, daß der Adel ſich an-
andauernd mit Stammbäumen uſw. befchäftigt; er überſieht
aber, daß dies hauptſächlich aus dem Grunde geſchieht, alte
Rechte feſtzuſtellen und zu erhalten, wie Stiftsplätze, Orden
und ähnliches.”
Alle Achtung! Der große Maler Lukas Cranach der Ältere,
+ 1555 und der Weimariſche Rat und Kanzler Chriftian
Pontanus, Schwiegervater des Dorftehenden, der zu Gotha
am 16. April 1562 zuſammen mit Wilhelm von Grumbach
(Grumbachiſche Händel) lebendig gevierteilt wurde, die beide
zuerſt Unetſch auf der Ahnentafel Goethes (Ahnenziffer
Nr. 982 und 490!) nachgewieſen hatte, waren wohl „ehr⸗
bare, unbedeutende Leute“ d
Don den Problemen der Blutmiſchung im Menſchen, der
Vererbung angeborener Anlagen und der Ererbung des Genies
hat der Verfaſſer dieſer Anzeige anſcheinend nie etwas ge⸗
hört! Das kommt davon, wenn man die Beſprechung eines
genealogiſchen Werkes durch einen Literaten, und nicht
durch einen Genealogen, oder wenigſtens einen Hiftorifer,
ſchreiben läßt, weil es zufällig — Goethe zum Gegen⸗
ſtand hat.
Dr. Stephan Kefule von Stradonitz.
*) „über die neuere, Goethe und Schiller betreffende
genealogiſch heraldiſche Literatur“, a. a. O. S. 196 ff.
Bermiſchtes.
— Durch die Stände der Gberlauſitz wird demnächſt
eine Jahresrate des v. Sieglerſchen Stipendiums für
Fräulein von altem Adel verliehen. Bevorzugt ſind die
Nachkommen des Stifters Joachim v. Siegler und Klipp-
haufen. Bewerbungen find vor dem 15. Oktober d. Js. an
den Landeshauptmann der Oberlanfi zu Görlitz einzureichen.
— Wie uns Herr Simmermeiſter Ang. Wolf in
Ortrand freundlichſt mitteilt, befinden ſich in der Kirche zu
Großkmehlen bei Ortrand die in Sandſtein gehauenen und
bemalten Wappen folgender Familien: v. Miltitz; v. Ende;
v. Hopfgarten; v. Schleinitz; v. Pflug; v. Seebach; v. Bünam;
v. Boyneburg; v. Kreffe; v. Haugwit; v. Ende; v. Salhauſe
v. Rechenbergk; v. Loghaw; v. Hörbitz; v. Schleinitz; v. Mar⸗
ſchalk; v. Polentz; v. Loß; v. Polentz; v. Sabeltiz; v. Pflug;
v. Haugwitz; v. Schlieben; v. Starſchedel; v. Hönneritz;
v. Naugwitz; v. Gabelentz; v. Schleinitz; v. Pflug; v. Hang⸗
witz; v. Schönberg. Swei Doppelwappen: v. Karlowig
und v. Lüttichau; v. Bernſtein und v. Lüttichau; ein großes
Wappen v. Gregori. Ferner auf zwei Holztafeln gemalt:
v. Belttroffen; v. Einlen; v. Ponickau; v. Lodo; v. Staupitz;
v. Trauſchwitz; v. Pflug; v. Ende; v. Schönfeld; v. Eichen⸗
bergk. Ferner ſind noch einige ohne Namen vorhanden. Ebenfalls
befindet ſich dort ein gemaltes Reiterbild mit der Inſchrift:
„Im Jahre 1164 iſt von dem Herzog Wölffen von Baiern,
Herr zu Horſika und Sardinien, zu Zürich ein Turnier ge-
halten worden, mit 480 Pferden und 70 Curnier-Helmen
von Adel, da iſt der Bernhard von Küttichau auch
dabei geweſen.“ An Jahreszahlen find vorhanden: 1605,
1648, 1682, 1699.
Anfragen.
101.
Hans Schaper (Schapper), 29. November 1611 Kurf.
Sadi. Oberförſter zu Prata (Pratau) bei Wittenberg, 8. Mai
1620 desgl. zum Lohmen bei Pirna, 25. September 1621
desgl. zum Roten Haufe Amts Gräfenhainichen. (Kal. Sächſ.
Nauptſtaats archiv.)
Wann, wo *... und . . . d.
Matthäus Schaper (Schaper), 22. 4. 1620 Kurf. Sädf.
Oberforfter zu Prata (f. ob.), F Pratau 1653, begr. 29. No-
vember, 64 J. alt, alfo * 1589. Gattin: Elifabeth.
Wann, wo . . . d.
Weitere Nachrichten über die Familie erbitte höflichſt,
etwaige Koften erſtattet
Friedenau, Moſelſtr. 10.
Schapper, Oberſt u. Regimentskommandeur a. D.
102. | ‘
Nachſtehendes Wappen: „im Schilde der harfefpielende
König David; auf dem Helme die Harfe allein“, foll vom Kur-
fürſten Friedrich Wilhelm von der Pfalz einer Familie Hönig
verliehen worden ſein. Iſt Näheres über die Verleihung bezw.
über den Verbleib des Wappenbriefes bekanntd
Gefällige Offerten durch die Redaktion d. Blattes erbeten.
105.
Bitte um Nachrichten über:
|. Wolfgang Andreas Metſch v. Laineck ((. . d
12. .) und feine Gemahlin Joh. Florent. v. Reitzen⸗
ſtein ((. . . d, 7 1. Auguſt 1753) und ihre Vorfahren.
u RZ: eas
2. Die Eltern ic. des Oberbürgermeiſters von Poſen
J. Tatzler ((. .. d, f 28. Auguſt 1831 zu Poſen) und feiner
A Agnes v. Woierzſchowsky (Woycieſchowsky ?)
(*. Pre
5. Die Eltern der Jul. Caroline v. Walther und
Croneck geb. Hieliher (* 10. September 1746, f 6. Januar
18 16).
4. Woher ſtammt . . . (v.) Randow (4. . d, T. . 5)
Fgl. a Offizier in Berlin, x mit... Heßler (.. . d,
oo „ « feo
pon ee Chriftoph v. Wutge- Roſina v.? Korn:
multomsfy nau auf Neuhoff (Hr. eicher aus d. Hauſe
und Oels) den 10. Auguſt Mühlwitz; * ’
Kornitz 1678 in den böhmi- 1 14. März 1684
ſchen Herrenſtand er-
hoben; *. d, f 15. Sep⸗
tember 1685 zu Püh-
lau, alt 76 J. 3 Tg.
zu Pühlau, alt 64
Jahr 44 Wochen.
N— —— ü̊ ä —ͤ— —
Georg Friedrich v. Rymultows ty u. Kornitz auf Ober-
Bludowitz und Spluchow; . i 169 .
Elijabeth Maria von Wutgenan; RE BEE Sp AP eae
Anna Candida von Rymultowsky u. Hornig; . . . 1699,
T Oſſieczko 9. April 1770, X 1726 Boguslaw Jakob von
Blacha und Lubie auf Bujakow.
Hirſchberg, Inſpektorſtr. J. W. Fehr. v. Richthofen.
104.
Benedikt sen. Kranichfeld (um 1401, Handelsherr zu
Gotha und Erfurt), geboren und geſtorben wannd Sein Sohn
Benedikt jun. K. (* 1436 T 1525, Bandelsherr, von 1501 ab
Bürgermeiſter in Gotha) hat unter 2 Kindern den Johann
jun. (* 146? f 1545 zu Erfurt, 1557 ff. Ratsbaumeifter)
.. . . Sein Sohn Peter K. (* 1498, Bürgermeifter in
Arnſtadt, Thüringen, >< in zweiter Ehe Margaretha
Maurer — zuſammen 24 Kinder) 7... Sein Sohn Se-
baſtian H. (* 1558 in Arnſtadt, F 1399 an Peſtilenz) Geburts-
und Todestag?
Petershagen, Oſtbahn. Giertz, Pfarrer.
° 105.
Nachrichten erbeten über:
Nathanael v. Schmieden, Bürgermeiſter von Danzig,
der 1658 das polniſche Indigenat erhielt, und Erasmus
v. Sch., 1667 Aſſeſſor am Dorpater Hofgericht, 1687 geadelt,
der dasſelbe Wappen führt wie obiger, den Mann mit dem
Hammer aber in einen Mohren verwandelt. In welchem
Sufammenhang ſtanden die beiden? (Notiz im N. Sieb-
macher bekannt.)
Mödling bei Wien. H. Strobl.
106.
Fur Geſchichte der Familie Troje.
1. Schlönwitz: Curt Friedrich Conrad v. Troy,
F 18. 12. 1695 f 1772 >< 1731 in Geiglitz Sophie Cata-
rina v. d. Often, foll bis 1740 etwa in Schlönwitz gelebt
haben und wird 1757 in einer Urkunde als Beſitzer von
Molſtow erwähnt. (Sein Vater war Adam Chriftoph,
x am 6. 7. 1695 mit Maria Eliſabeth v. d. Often in
Geiglitz.)
2. Klemgow: 51. 5. 1758 Curt Friedrich v. Troy vers
mählt mit Frau Witwe v. Woyersnon (zweite Fraud).
3. Alexander Hinrich v. Troy 1705 X Fräulein
v. Santhfy, 1717 & (zweite Frau) Barbara Dorothea
Louiſe v. Benkendorff.
Haben die unter 1 bis 3 genannten: Kinder, be»
ſonders Söhne, hinterlaſſen oder iſt die Familie
ſomit aus geſtorbend
107.
Unterzeichneter bittet um Aufſchluß über folgende Daten:
1. v. Buddenbrock:
a) Johann Albrecht v. Buddenbrock (Ff 174 im Lager
bei Brandenburg). Wann geboren, wann ver:
heiratet, welcher iſt der Todestagd Johann Albrecht
war verheiratet mit Anna Barbara, Tochter des
Höniglich Preußiſchen Tribunalrates Joh. Ernſt
v. Lehwald auf Hans Ottlau bei Marienwerder
und der Maria Barbara v. Streim aus dem
Haufe Leſſenau. Wann war Anna Barbara ge»
boren, wann geftorben?
b) Der Enkel des vorgenannten Friedrich Ernſt Wil—
helm Freiherr v. Buddenbrock⸗Ottlau war geboren
in Strehlen (Schleſien) 30. 8. 1781, verheiratet in
Paris im Hauſe ſeines Schwagers Leslie 15. 9. 1815.
Wann iſt er geftorben? Seine Frau Emilie Chriſtine
Henriette v. Leslie iſt geboren in Warſchau 1792.
An welchem Tage? Sie ſtarb zu Dogelsdorf bei
Berlin 6. 11. 1828.
2. v. Arzat: Ernſt Friedrich v. Arzat und Groß—
Schottau, Erbherr auf Geppersdorf und Wammer und
ſeine Frau Chriſtine Friderike Sophie v. Burgsdorf
aus dem Hauje Kummelswitz. Wann find die beiden
geboren, verheiratet und wann find fie geſtorbend
5. v. Leslie: David Chriſtian v. Leslie, Vater der
Emilie Chriſtine Henriette 1b, General-Chirurgus bei
dem Regiment von Thile in Warſchau. Soll geboren
fein 1. 12. 1245, wor Wen hat er geheiratet und
wann? Geburts- und Todestag der Frau, ſowie Ge-
burts⸗, Heirats⸗ und Todestag ihrer Eltern? Wann
ſtarb David Crijttan und wer waren feine Eltern?
Ihr Geburts-, Heirats- und Todestagd
4. v. Sobbe: N
a) Friedrich Chriſtian v. Sobbe, geboren in Berlin
4. 4. 1716. Wann verheiratet, wann geftorben?
Seine Frau Dorothea Margharete Dietrichs wann
geboren? T 1791, an welchem Tage und wor
b) Friedrich Chriſtian Martin v. Sobbe auf Schilda,
* 12.9. 1742 wo? & 22. 11. [TBT wo? f 25. 12.
1805 wor Seine Frau Ulrike Philippine Mari—
miliane v. Manteuffel, wo geboren? Ihre Eltern
Hauptmann Gerhard Ehrhard v. Manteuffel und
eine v. Birkholz. Wo und wann geboren, ver—
heiratet, geſtorben?
c) Friedrich Auguſt v. Sobbe, Königlich Preußiſcher
Obriſtlieutenant, geboren in Belgard 24. 12. 1702,
verheiratet mit Auguſte v. Buch zu Stolpe 16. 4.
1822. Wann und wo tit er geſtorbend
Burg Schaubeck, Poſt Klein-Bottwar, Württemberg.
Frepherr v. Bruxelle-Schaubeck,
Mitglied des Herold.
108.
Geburts», Beirats: und Todesdaten, auch Eltern uſw.,
des Martin von der Weihe (auch von Weyer oder Weiher
gefchrieben) >< Magdalene Barmbrock, Vater des 1651 aes
borenen Albert von der Weihe, fF bäuerliche Familie auf
Weiher bei Soltau (Hannover), ſucht
Göttingen. Dr. G. Meyermann.
109. : Großeltern: Karl Gottlob v. Lüttichau, kurſächſiſcher
1. Am 2. September 1755 heiratet zu Berlin der Profeffor | Kammerherr auf Kmehlen, + Marburg 2. Juli (749 & Hroppen
der Theologie J. P. C. Nadt Sophie Dorothea Frauendorff, 2. April 1228 Friederike Auguſte Gräfin v. Werthern,
jüngſte Tochter des Capitain Johann Friedrich Sranen | * im Haag 16. Juli 1212, F Kroppen 16. Januar 1748.
dorff, fie ftarb 19. Oktober 1746 zu Berlin im Alter von
28 Jahr und etlichen Monaten (nach dem Kirchenbuch). — Betreffend die Anfrage 96 in Ar. 8 des „D. Herold“ von 1908.
1736 ift Pate: Leeganda v. Frauendorff, geborene v. Rangeier; Rumpff.
1759 iſt Pate: Levin Philipp v. Frauendorff, Major bei der Angelika Eleonore Elidie Rumpff, * Soeft 22. Dezember
Infanterie und dem Korps der Ingenieurs in Berlin. — | 1822, + Bonn 3. Juni 1875, heir. Karl Friedrich Sigismund
2. Dorothea Juſtina Nadt war verheiratet mit dem Freiherrn v. d. Goltz. Kal. preuß. Baurat a. D., * Herford
Stadtſekretär Friedrich Ihringk zu Berlin, welcher 1745 ftarb. | 2. Oktober 1802, + Burgſteinfurt 2. November 1878.
wer kann über die Familien Frauendorff bezw. Schöler
v. Frauendorff und Friedrich Ihringk bezw. ſeine Spi g ; a =
n „ : 3 ; ; pießen, Wappenbuch des Weſtfäliſchen Adels, S. 115.
ee eee nene 1 5 v. Papius, Geſchichte der Salinen zu Werl in Weſtfalen.
Friedrich Wath. Schöler (Klingenberg gen. Schöler), Erbfälzer zu Werl. 1776
ausgeſtorben. Wappen: In W. ein ſchw. Sparren von drei
ſchw. Lilien begleitet.
Wolfenbüttel, Neuer Weg 65.
In der Anfrage 99 (Auguſt⸗Nummer diefes Blattes) iſt
zu leſen: v. Tettingen oder Tettinger.
v. Kettler,
Hauptmann beim Stabe des
niederſächſ. Feld⸗Art.⸗Regts. Nr. 46.
Antworten.
Betreffend die Anfrage 100 in Nr. 8 des „D. Herold“ von 1908.
Nach der „Topographie des Herzogtums Schleswig“,
Betreffend die Anfrage 48 in Nr. 4 des „D. Herold“ von 1908. Kiel 1855, Bd. II, S. 70, gehörte das adlige Gut Nübel
An Originalurfunden und in Akten des Geheimen Haupt. (Angeln) von 1459 bis 1618 den von Hagen. Daſelbſt,
und Staatsarchivs zu Weimar haben ſich folgende Siegel | 5. 28: Das adlige Gut Lundsgaard (Angeln) gehörte 1580
der v. Wölnitz (Welnitz) in Thüringen gefunden: und noch 1598 Hennefe von Hagen auf Nübel. P. von
1. Albrecht von Welnitz genannt Prage ſiegelt Kobbe, Scleswig-Bolfteinifche Geſchichte, Altona 1854, S. 44,
1460 Juli 21. in feinem Urfehdebrief mit einem runden nennt als Günſtling des Georg Heinrich von Schlitz, gen.
|
wachsſiegel, darin ein Schild mit einer prächtig ftilifierten, von Görtz, um {708 einen von Hagen, welcher ſpäter durch
heraldiſchen Lilie (Orig.⸗Urkunden). Selbſtmord endete. v. Aſpern, Doberan.
|
2. Feyne von Welnitz genannt Prage fiegelt 1462 | gerreffend die Anfrage 86 in Ur. 7 des „P. Herold“ von 1908.
mit Dollwappen: im Schild die Lilie (wie oben), auf dem mit 8 fl 3 ne ee Hoffmann ſteht:
Blätterkrone gezierten Stechhelm ein Zweig mit 3 Stengeln, Nr. 2490. Am 22. Juni 1619 wurde in Schulpforta im Alter
daran je eine Roſe. (Orig.⸗Urkunden.) . von faſt 14 Jahren aufgenommen Johannes Glüer aus
3. Anna, Albrechts v. Welnitz Witwe „zum Markneukirchen, er ging ab nach 1621.
Hayn“, ſiegelt 1495 Dezember 12. mit ihres Sohnes Baldes Erfurt e
wein Siegel, enthaltend das Vollwappen, im Schild die Lilie. :
Der Helmſchmuck ift leider undeutlich. (OGrig.⸗Urkunden.)
4. Lipmann von Wölnitz zu Brugkla fiegelt 1576
März 13. mit Dollwappen in dem Schild die Lilie. Auf dem =
Helm dagegen 5 Straußfedern. (Akten Abt. A. Nr. 2774.) Berichtigung.
5. Dagegen ſiegelt Friedrich Hildebrand v. Wölnitz —
zu Dolmershain 1658 Auguſt 26. (Hofgerichtsarchiv von S. 101. Feile 20 von unten muß es lauten: Crest on
Jena, Abt. Altenburg Nr. 1657) mit einem Dollwappen: im | a Wreath of the Colours A Rising... und nicht: „Crest
Schild ein mit 3 Roſen belegter Querbalken. Die Helmfigur on a Colours A Rising Wreath of the ...; weiter unten:
iſt aber gleich der von 2. State on und nicht: Stateon.
Weimar. Archivar Dr. Gritzner.
Betreffend die Anfrage 50! in Ar. 4 des „D. Herold“ von 1908.
Juliane Eleonore Auguſte v. Lüttichau, “ Kmehlen Brieffſtaſten.
31. März; 1764, get. 4. April.
Eltern: Karl Auguſt v. Lüttichau, * Kroppen 3. Juli
1732, kurſächſiſcher Oberſt, auf Großkmehlen n. T. und Bloch— Herrn Dr. T. in G. Schablonen (Schild, Helm und
witz, + 1798. Kmeblen 27. April (roy Magdalene Luiſe Decken) zum Einzeichnen von Wappen in verſchiedenen Stile
Auguſte Eſſenius auf Uleinkmehlen, jüngſten hinterbl. | arten ſind durch C. A. Starke, H. Hoflieferant, Görlitz, zu
Taler des Hof- und Hin tales Franz Auguſt es beziehen. Der Block r as as 1 Mark.
an — ä — — — — — — — — — — In ee —
Beilage: Japanifce Samilienzeichen, 2 Tafeln,
Verantwortlicher Herausgeber: Ad. M. Hildebrandt in Berlin, w. 62. Schilgrag⸗ BH. — Selb verdag des Vereins Herold; fed eile verlegt von
Carl Heymanns Verlag in Berlin, W. Mauerſtraße 43. 44. — Julius Sittenfeld, Hofbuchdrucker. in Berlin W.
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Der jährliche Preis des „Deutſchen Herold“ — monatlich ein Heft — beträgt 12 Me, der „Vierteljahrsſchriſt für Wappen-,
Siegel- und Familienkunde“ 8 Mk.
Einzelne Nummern koſten 1 Mk. — Anzeigen für den „Deutſchen Herold“ werden von
Carl Heymanns Verlag, Berlin W., Mauerſtr. 43. 44, entgegengenommen.
Inhaltsverzeichnis: Bericht über die 783. Sitzung vom
7. Juli 1908. — Die Hauptverfammlung des Geſamtvereins
der deutſchen Geſchichts- und Altertumsvereine. — Ge—
hören die in Mansfelder, Serbfter und Merſeburger Ur-
kunden von 1230 an vorkommenden Ritter Buze und Boj
zu dem jetzigen Boſeſchen Geſchlechtd — Einige SFuſätze
zu der Mitteilung über „ein Gedenkbuch einer böhmiſchen
Exulantenfamilie in der herzoglichen Bibliothek zu Wolfen—
büttel“ in Nr. 5 des „Herold“ vom 5. Mai 1908. — Die
Familie Orth in Heilbronn, Frankfurt a. M. und Holland.
— Erotifhe Länderwappen (mit Abbildungen). — Goethe—
Ahnen. — Bächerſchau. — Fur Kunſtbeilage. — Der:
miſchtes. — Anfragen. — Antworten.
Inhalt des 3. Heftes der Vierteljahrsſchriſt 1908: Ems;
ländiſche Geſchlechter in Emden von Dr. Hermann Schön-
hoff. — Die Grabdenkmale des Marktes Oberkotzau in
Oberfranken von Poſtexpeditor I. Kl. Ernſt Kießkalt in
Nürnberg. — Ein Lehnstag im 16. Jahrhundert. — Die
Geſchlechtsfolge der Familie Cranach von Max Senf,
Wittenberg. — Nachtrag zu Württembergiſchen Standes-
erhöhungen und Gnadenakten 1880 bis 1908 von Carl
Straub. — Die Leichenpredigten und Gelegenheitsgedichte
der Bibliothek des grauen Klofters von dem Bibliothekar
der Anſtalt Profeſſor Dr. Nohl (Nachtrag).
Vereins nachrichten.
Die nächſten Sitzungen des Bereins Herold
finden ſtatt:
Dienstag, den 20. Oktbr. 1908 |
Dienftag, den 3. Novbr. 1908 | A
(Stiftunasfeft) | 2 Ahr,
im „Burggrafenhof“, Aurfürſtenſtr. 91.
u
Die Dereinsbibliothek befindet ſich W. 62, Rleifftr. 4,
Quergebiude I., und iſt Mittwochs von 2—5, Sonn-
abends von 10—1 Uhr geöffnet. Der Katalog iſt gegen
Einſendung von 3,20 Mark vom Bibliothekar zu beziehen.
Die ſtilgerechte Ausführung heraldiſcher und heraldiſch
verzierter Arbeiten, 3. B.:
Wappenmalereien aller Art, Stammbäume, Familien-
chroniken, Adreſſen, Gr-libris, Glasgemälde, Por-
zellane, Gravierungen, Hildnis-Medaillen, Gedenk-
münzen für Familienereigniſſe, Votivtafeln, Fahnen,
Bucheinbände, Ledertreibarbeiten, Bildhauerarbeiten
in Hols und Stein (für Möbel, Denkmäler ufw.), Gold-
und Silbergeräte mit heraldiſcher Dekorierung uſw.,
vermittelt die Redaktion des Deutſchen Herolds (Berlin W.,
Schillſtr. 3); ſie ſteht zu dieſem Zweck mit tüchtigen Künſtlern
und Kunſtgewer betreibenden in Verbindung.
Dede Auskunft wird bereitwilligſt erteilt.
Bericht
über die 783. Sitzung vom 7. Juli 1908.
Vorſitzender: Se. Erz. Herr Generalleutn. z. D. v. Bardeleben.
Als Mitglieder wurden aufgenommen:
|. Herr Haad, Gerichtsreferendar, Leutnant d. R.
des Mansfelder Feldartillerie-Regiments 75 in
Berlin W. 35, Potsdamerſtr. 113 Villa 4.
Herr Roſe, Plantagenleiter, Leutnant d. C.,
Kibaranga bei Ngomeni, Poſt Tanga, Deutſch—
Oftafrifa.
Herr Herbert Freiherr v. Shady auf Schönfeld,
Leutnant, 3. S. komm. z. Dienftleiftung beim Gren.“
Reg. Il, Breslau, Neue Antonienftr. 18.
4. Herr Arthur von Weſternhagen, Major a. D.
in Erfurt.
ID
—1
— 186 —
Der Herr Vorfigende teilte mit, daß der Verein
das alte Mitglied Major Otto von Daſſel zu Döbeln
durch den Tod (5. Juni) verloren habe. Die An⸗
weſenden erhoben ſich zu Ehren des Derftorbenen von
ihren Sitzen.
Eine Depeſche brachte von der Feſtverſammlung
des Harzvereins Grüße des Herrn Prof. Hildebrandt.
Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz als
erwählter Vertreter des Vereins auf der anfangs
Auguſt unter der Aegide des Prof. Sommer zu Gießen
ftattfindenden Verſammlung der naturforſchenden und
der hiſtoriſchen Genealogie ſprach über die Anträge der
Leipziger Sentralſtelle, welche bei dieſer Gelegenheit
erörtert werden ſollen. Den Fragebogen zur Sammlung
genealogiſcher Daten erklärt er für eine ſehr nützliche
Sache; auf diefem Wege werden ſich die beiden Rich⸗
tungen der Genealogie gegenſeitig über dasjenige be⸗
lehren, was verzeichnenswürdig iſt. Bisher haben die
Arbeiten der Naturforſcher und der Hiſtoriker zu ſehr
dem Verhalten von Arbeitern geglichen, die von vers
ſchiedenen Seiten einen Berg durchſtechen, ungewiß, ob
fie je in der Mitte aufeinandertreffen werden. Hine
ſichtlich der Bücherkunde ſtehe er auf einem anderen
Standpunkte als die Sentralſtelle; er halte es zunächſt
für notwendig, nach ſchweizeriſchem Muſter einen Weg ⸗
weiſer durch die genealogiſche Literatur zu ſchaffen. —
Im Anſchluſſe hieran teilte der Herr Kammerherr mit,
daß Herr Profeſſor Dr. Heidenreich in Dresden, der
ſächſiſche Adelskommiſſar, im Jahre 1909 eine Familien-
geſchichtliche Quellenkunde erſcheinen laſſen werde. Der
Subſkriptionspreis ift auf 10 AM feſtgeſetzt.
Der Herr Vorſitzende berichtete über die eigen⸗
artige intereſſante Feier, mit welcher der Kammerherr
Herr v. Weſternhagen und ſein Geſchlecht kürzlich den
625 jährigen Beſitz des Dorfs Teiſtungen begangen haben.
Er legte vor eine Photographie der Urkunde vom Jahre
1285, mittels welcher Hugo dominus de Marchia an die
Herren v. Hagen (de Indagine), die Ritter Konrad und
Hermann, alle feine Güter in Teiſtungen mit Ausnahme
des Patronatsrechtes und einiger Leibeigenen, für 20
feinen Silbers verkaufte. An der Pergamenturkunde
hängen 4 Siegel, die zum Teil ſehr gut erhalten ſind.
Herr Oberſt v. Weſternhagen zu Erfurt hat
geſchenkt: Dr. Engelhardt, Hausinſchriften in Duderſtadt,
(Duderſtadt 1891). Weitere Eingänge: Feſtſchrift des
Harzvereins: Alt-Wernigerode von Dr. Ed. Jakobs. —
Heinrich Mappes, Frankfurter Kriegsgefährten 1870 — 71
(Frankf. 1906). Katalog des Fürſtl. Seughauſes zu
Schwarzburg. Führer durch das Märkiſche Muſeum
(Berlin 1908).
Herr Amtsgerichtsrat Dr. Beringuier legte vor
ein von Hildebrandt d. Jüngeren (H. H.) für R. Be,
gezeichnetes Exlibris, und teilte folgenden Rechts fall mit:
In einem gemäß § 368 Abf. 8 des Straf.⸗G. B.
eingeleiteten Strafverfahren iſt bei Beurteilung der
Frage, ob der Angeklagte zur Führung des Adels⸗
prädikates berechtigt iſt, der Strafrichter an die Ente
ſcheidung des Königl. Heroldsamtes gebunden. Entſch.
des O. C.⸗G. Königsberg 9. April 1908. — Anderer
Anſicht iſt das Kammergericht (II. Strafſenat) in ſeinem
Urteile vom 9. November 1907 (ſ. Deutſche Juriften-
zeitung 1008 S. 600). — Weiter legte der Herr Amts;
gerichtsrat vor das ,fefte und Auslandsheft“ des
„Papierfabrikant“ 1908 (Verlag von Otto Elsner in
Berlin). In dieſem ſchönausgeſtatteten Bande nimmt
ein Aufruf von Friedrich von Hößle zum Betriebe
planmäßiger papiergeſchichtlicher Forſchungen unſer
Intereſſe in Anſpruch, da die alten Waſſerzeichen und
die Geſchichte der im Mittelalter meiſt von Patriziern
betriebenen Papiermühlen die Gebiete der Heraldik und
der Genealogie nahe berühren.
S. E. Herr Generalleutnant v. Uſedom teilte mit,
daß er vor einigen Wochen die S. George's Chapel
in Windſor beſucht habe, in deren Chor ſich die Stühle
der Ritter des Hofenband - Ordens, alſo auch des
deutſchen Kaiſers und Kronprinzen befinden. Über
jedem Stuhl ſind Schwert und Wappen aufgehängt.
Auf dem Helm die betreffende Krone; die Helmdecken
hängen zu beiden Seiten in eine lange Spitze aus
laufend herab, in einer Kugel endigend. Uber den
Wappen iſt horizontal die Fahne mit dem Wappen
des betreffenden Ritters angebracht. Unter dieſen
fehen wir auch den Stuhl einer Dame, der Königin,
neben dem ihres hohen Gemahls ſtehend. Die zahl⸗
reichen in Gold, Silber und bunten Farben ſchimmern⸗
den Fahnen und Wappen machen einen ſehr feierlichen
und impoſanten Eindruck. Die gleiche Anordnung der
Stühle, Schwerter, Wappen und Fahnen fand S. E.
auch in der Weſtminſter⸗Abtei zu London und zwar in
der Kapelle Heinrichs VII, woſelbſt die Ritter des
Bath⸗Ordens ihre Sitze haben.
Siegelſammlungen werden zum Kaufe angeboten
von:
Natalie von Vikitin, Kunftmalerin in München,
Amalienſtr. 70/2.
Frau B. Schilling in Gröbendorf bei Gr. Beſten
in der Mark.
Herr Kammerherr Dr. Kekule von Stradonitz
übergab I. Nr. 36 der „Sukunft“ v. 6. Juni 1908 ent-
haltend ſeine Abhandlung über das Kapitel des Ordens
vom Goldenen Dließ. 2. „Der Deutſche“ Wochenſchrift
Heft 9 vom 30. Mai 1908 enthaltend feine Abhandlung
liber den Adler von Monthermer. Im Frühjahr brachten
engliſche Blätter die Nachricht, dem Kaiſer ſei bei
feinem Beſuche von Beaulieu - Abbey in einem bunten
Glas fenſter das Wappen des Sir Thomas Wriothesley
aufgefallen, weil es in einem ſeiner Felder einen
ſchwarzen Adler in Gold (das Reichswappen) auf ⸗
weiſe. Der Vortragende wies nun nach, dieſer Adler,
aber grün in Gold, ſei das Wappen der Barone
von Monthermer, welche 1340 im Mannesſtamme aus:
ſtarben. Durch Vererbung in weiblicher Linie, die er
von Stamm zu Stamm darlegt, gelangte das Wappen
an den im Jahre 1581 geftorbenen Henry Wriothesley,
Carl of Southampton, deſſen Vater Thomas von
Hönig Heinrich VIII. die Abtei Beaulieu erkauft hatte.
Entwurf und Model. von Bodo Ebhardt.
„Ulillkomm“
Seiner Majeſtät dem Kaiſer und König
Wilhelm II.
dargeboten von der Vereinigung zur Erhaltung Deutſcher Burgen bei der Einweihung der Hol Hönigsburg
Beilage zum Deutſchen Herold 1908, Ur.
10.
Der Herr Kammerherr teilte mit, daß Herr
Georg Starke in Görlitz ſtimmberechtigtes Mitglied
bleiben wolle.
Herr Major v. Schoeler legte vor den Bericht
über die Hilfstätigkeit des Roten Kreuzes während des
japaniſch⸗ruſſiſchen Krieges 1004— 05 (Leipzig 1908).
Das Ehrenmitglied Herr Macco übergab |.
Le livre d'or de la famille de Borman (Liege 1906).
2. Chev. Camille de Bormann, les orgines belges de
notre dynastie (Brux. 1905). 3. Des nämlichen Ver⸗
faſſers Schrift: Thierry de Lynden, — était - il Batard?
Seyler.
Die Hauptherfammlung des Geſamtvereins
der deutſchen Geſchichts⸗ und Altertums⸗
vereine,
deſſen Mitglied der „Herold“ ſeit vielen Jahren iſt,
tagte in dieſem Jahre unter Vorſitz des Geh. Archiv⸗
rats Dr. Wolfram aus Metz in der an heraldiſchen
Schätzen reichen Hanſeſtadt Lübeck. Der Verſammlung
ging, wie gewöhnlich, der Archivtag vorauf, aus deſſen
Verhandlungen für unſere Swede beſonders der Vortrag
des Herrn Senatsſekretär Dr. Hagedorn aus Hamburg
über „Das Hamburger Staats archiv und die Perſonen⸗
forſchung“ hervorzuheben iſt.
Das Hamburgiſche Staatsarchiv beſitzt, wie der
Vortragende ausführte, ein ſehr reiches Material zur
Perſonen⸗ und Familiengeſchichte, nämlich die Sivil⸗
ſtandsregiſter aus der Seit der franzöſiſchen Okkupation,
ferner die nach deren Beendigung eingeführten Tauf-,
Trau- und Sterberegiſter bis zum Jahre 1865 und
weiter von 1866 ab die Sivilſtandsregiſter, iſt alſo in
der Cage, für dieſe Seit über alle Perſonenfragen
genaue und ausführliche Auskunft geben zu können.
Weiteres Material für die genealogiſche Forſchung
iſt in den Umſchreibungsliſten des ehemaligen Bürger⸗
militärs, das find jährliche Bevölkerungs aufnahmen
ſeit 1831, enthalten, und in den aus dem 17. und
18. Jahrhundert erhaltenen Fremdenliſten der Bürger⸗
kapitäne. Aus den erwähnten Umſchreibungsliſten hat
beiſpielsweiſe feſtgeſtellt werden können, in welchem
Baufe Johannes Brahms geboren worden fei. Ferner
kommen für die genealogiſche Forſchung in Betracht die
Wetteprotofolle, die bis ins Jahr 1655 zurückgehen,
die Mitgliederliſten der Zünfte und Amter und anderer
Korporationen, die Militäraushebungsrollen, die ſeit
1797 aufbewahrt worden find, die Stammrollen des
Hamburgiſchen Bundeskontingents, für Amerikaner be⸗
ſonders die Auswandererliſten, ſeit 1887 vorhanden,
ferner die große Sahl von Teſtamenten, ſeit Beginn
des 14. Jahrhunderts etwa 3000, die Sammlung Ham⸗
burgiſcher Genealogien, die Hamburger Kirchenarchive
und Kirchenbücher bis 1850, die dem Staatsarchiv eins
verleibten Archive von Behörden, Gerichten, öffent⸗
lichen Anſtalten und Stiftungen, die alten Staatsarchive
von Ritzebüttel, Bergedorf u. a. Su dieſem hand⸗
ſchriftlichen Material kommt dann noch das gedruckte.
Das genealogiſche Material kann von jedermann in
Anſpruch genommen werden, und das geſchieht in
ſtändig erheblich ſteigendem Maße. Die von dem
Hufumer Bürgermeiſter Dr. Schüding in feinem Pam⸗
phlet über die innere Verwaltung Preußens aufgeſtellte
Behauptung, die Sunahme der genealogiſchen Forſchung
fet ein Seichen der Verdunkelung des deutſchen Lebens,
iſt durchaus zurückzuweiſen; die genealogifche Forſchung
iſt vielmehr von hoher ſittlicher Bedeutung. Die Bes
nutzung des genealogiſchen Materials des Hamburger
Staatsarchivs wird amtlich überwacht, damit einer
kritikloſen Aneignung von Stammbäumen und Wappen
und ſonſtigem Mißbrauch des Materials vorgebeugt
werde. Die Kirchenbücher ſind nur ſtreng wiſſen⸗
ſchaftlichen Arbeiten zugänglich; für Familienforſchungen
werden die Arbeiten von Beamten des Archivs ge⸗
macht.
Dem Vortrage folgte eine Ausſprache, in welcher
u. a. an den Referenten die Frage gerichtet wurde,
wie ſich das Hamburger Staatsarchiv gegenüber Be⸗
rufsgenealogen verhalte, die oftmals darauf ausgingen,
ſich Material zu gewinnſüchtigen Sweden zu verſchaffen.
Die Frage wurde dahin beantwortet, daß dieſe Lente,
ſoweit irgend angängig, rundweg abgewieſen würden.
Unter dieſen „Berufsgenealogen“ dürften aber doch
wohl wiſſenſchaftlich arbeitende Gelehrte, welche gegen
Honorar die Ausarbeitung von Familiengeſchichten
übernehmen, nicht zu verſtehen ſein.
Für unſere Mitglieder ſind auch die von Herrn
RNeichsarchivaſſeſſor Dr. Striedinger in München bereits
auf dem vorigen Archivtage aufgeſtellten Theſen, be⸗
treffend die Verſendung von Archivalien, von Intereſſe.
Sie gelangten bei der diesmaligen Tagung zur ers
neuten Beratung und wurden in folgender Form an-
genommen:
1. Die Derfendung von Archivalien kann vielfach
entbehrlich gemacht werden durch Maßnahmen,
wie: Amtliche Herſtellung von kürzeren Abſchriften
und Kollationen, Sulaſſung und nötigenfalls Be:
ſorgung fähiger Kopiften, jegliche Förderung des
Herſtellens von Photographien, Unabhängig⸗
machung der Benutzerzeiten von den eigentlichen
Amtsſtunden.
2. Soweit die Verſendung nicht durch Geſetz oder
Verordnung geboten iſt, ſtellt ſie eine ausnahms⸗
weiſe Vergünſtigung dar, die nicht ohne ſtich⸗
haltige Begründung gewährt werden ſoll.
3. Sind Unterſchiede zu machen
a) nach der Perſon des Antragſtellers, indem für
Dilettanten und Anfänger nicht, für bewährte
Forſcher und für Inſtitute jedoch in geeigneten
Fällen verſendet wird,
b) nach dem Wert und der Beſchaffenheit der
Archivalien, indem beſonders koſtbare oder
ſchwer verſendbare Stücke in der Regel von
der Verſendung ausgeſchloſſen werden.
— 188 —
4. In den geeignet erſcheinenden Fällen iſt indes
nur in kleineren Partien und nur auf kurze Friſt
zu verſenden.
5. Die Ausdehnung der Verſendung auf nichtamt⸗
liche Stellen und Privatperſonen iſt nur in be⸗
ſonderen Fällen und nur dann zuläſſig, wenn die
üblichen Vorſichtsmaßregeln beobachtet worden
find, jedoch foll die Verſendung an Archive oder
Bibliotheken die Regel bleiben.
Anſchließend an den Archivtag war für die ganze
Woche in der Katharinenkirche eine prächtige Aus»
ſtellung von Urkunden aus dem Lübeder Staatsarchiv
veranſtaltet, welche die lebhafte Bewunderung der Be»
ſucher hervorrief. In heraldiſcher Beziehung war u. a.
bemerkenswert eine Urkunde der Grafen Johann und
Gerhard von Holſtein vom Jahre 1247 mit einem
ſchön erhaltenen Siegel mit dem ſcharf ausgeprägten
gezackten Schildrand; ferner verſchiedene Wappenbriefe,
die Privilegien für die Sirkel⸗Geſellſchaft“) und die
Junkerkompagnie mit den ſchön eingemalten Ordens⸗
ketten, der Wappenbrief Napoleons I. für die gute
Stadt Lübeck mit dem in napoleoniſcher Weiſe verball-
hornten Stadtwappen, illuſtrierte Handſchriften des
Tübiſchen Rechts und vieles andere.
Da die Protokolle der Derfammlung, die im „Kor⸗
reſpondenzblatt“ demnächſt erſcheinen, über die öffent⸗
lichen Sitzungen und Vorträge ausführlich berichten,
ſo will ich hier nur einiges über die ſtark beſuchten
Sitzungen der vierten Abteilung mitteilen. Hier ſprach
Herr Stadtbaninfpeftor M. Grube, langjähriges Mit-
glied und treuer Mitarbeiter des „Herold“, über Alt
Lübecker Heraldik. Swar hat die Heraldik in Lübeck
keine ausgeprägten Sondermerkmale, ſondern hat ſich
in gleicher Weiſe wie im übrigen Norddeutſchland ent-
wickelt, aber ſie tritt hier beſonders reich in Erſchei⸗
nung — an Denkmälern, Epitaphien und Gebäuden,
gemalt, geſchnitzt und in Stein gehauen und in den
verſchiedenſten Stilarten. Schon aus dem 14. Jahr
hundert finden ſich Grabſteine mit heraldiſchem Schmuck,
*) ber die Kübeckiſche adelige Hirkelgeſellſchaft brachte
Jahrg. 5 der Seitſchrift des Vereins für Lübeckiſche Geſchichte
(Vorſitzender Herr Prof. Dr. Reuter, Mitglied des „Herold“)
ausführliche Nachrichten: S. 293 392 eine Abhandlung des
verdienftvollen Staatsarchivars Dr. Wehrmann über das
Lübeckiſche Patriziat, in welcher zugleich (S. 374) das Statut
der Geſellſchaft vom Jahre 1586 mitgeteilt und das Namen
verzeichnis der Mitglieder abgedruckt iſt; dieſe gehörten zu
der nicht großen Fahl von Familien, welche in der Umgegend
von Lübeck Landgüter beſaßen. Am längſten gehörten der
Geſellſchaft die v. Wickede und die v. Brömbſen an. —
S. 395 gibt Dr. W. Brehmer ein Verzeichnis der Mitglieder
nebſt Angaben über ihre perſönlichen Derhdltnijje. Die
Geſamtzahl, von der Gründung bis zur Auflöſung bei
Beginn der franzöſiſchen Herrſchaft, betrug 415.
Auch ſonſt enthalten die Bände der Seitſchrift zahlreiche
Mitteilungen über Kübeckiſche Genealogie und Heraldik,
3. B. Band 2 eine ausführliche Abhandlung über die Grab—
ſteine im Dom von Dr. F. Techen.
Schilde mit und ohne Helm, vielfach in Verbindung
mit den Figuren der Verſtorbenen. Reicher ausge-
ſtattet ſind die Denkmäler aus dem 15. Jahrhundert,
namentlich die foftbaren Erzplatten, meiſt flandrifche
Arbeiten; ausgezeichnet ſtiliſiert iſt beſonders das
Wappen auf dem plaſtiſchen Grabmal des Bifchofs
Bokholt, + 1341, im Chor der Domkirche. Am Vat⸗
hauſe ſehen wir auf allen Seiten den friesartig ver⸗
wendeten Cübeckiſchen Wappenſchild. Daß ehedem
auch die Privathäufer außen reichen Wappenſchmuck
trugen, beweiſen die Refte von alten Beiſchlagſteinen
im Muſeum, darunter ein Wappen mit Schildhalter,
einem Löwen, der den zugehörigen Helm über den
Kopf geſtülpt trägt. Reichlich ſind in den Kirchen
Wappen erhalten, welche zur Erinnerung an Dona⸗
toren und Spender angebracht wurden. Wer einen
Altar ſtiftete und dazu eine Kapelle als An- oder Ein-
bau errichtete, ließ ſeinen Wappenſchild an weithin
ſichtbarer Stelle anbringen, nämlich als Schlußſtein des
Gewölbes. Darunter befinden ſich hervorragend ſchöne
Stücke, z. B. Schild und Helm der Familie Crispin an
den Schlußſteinen im nördlichen Seitenſchiff von St.
Katharinen. In derſelben Kirche zeigt ein Schlußſtein
von 1564 das redende Wappen des Bürgermeiſters
Gallin, eine Henne, gallina. Unter der weißen Tünche
der Wände wird ſicher noch viel heraldiſcher Schmuck
verborgen fein. In der Kirche des Hl. Geift-Hofpitals
erblickt man an der Wand die vor 50 Jahren bloß—
gelegten Bilder der Gründer und Wohltäter mit ihren
Wappen in Dreieckſchilden. Altartafeln, Votivbilder
udgl. tragen faſt immer die Wappenbilder ihrer Stifter;
beſonders ſchöne, ſtilreine finden ſich im Dom und in
der Marienkirche. 5
In anderer Weiſe kam die Heraldik nach der
Reformation zur Verwendung, aber ebenfalls in reicher
und ſchöner Art; fo namentlich an den prunkvollen Epi-
taphien mit ihren Ahnenreihen, an dem koſtbar ge—
ſchnitzten Geſtühl, an den Wandvertäfelungen in öffent»
lichen und privaten Gebäuden. Auch aus dieſer Seit
finden wir in Lübeck eine verſchwenderiſche Fülle von
heraldifchen Arbeiten, aus denen einzelnes hervorzu⸗
heben faſt unmöglich iſt. In genealogiſcher Beziehung
ſind beſonders die vielen Epitaphien beachtenswert, an
denen wir die Wappen nicht nur der berühmten
Lübeder Stadtgeſchlechter, ſondern auch der vielfach
mit dieſen verſippten pommerſchen, holſteiniſchen, weſt⸗
fäliſchen und niederſächſiſchen Adelsfamilien finden.
Eine Seltenheit ſind mehrere Denkmäler, ſo des Albert
v. Daſſel, T 1659, des Gottſchalk v. Wickede, 7 1667,
die nicht die Ahnenwappen, ſondern die Wappen der
Doreltern: Großvater, Urgroßvater uſw. mit ihren
Frauen zeigen, alſo Wappenſtammbäume; an dem
v. Wickede ſchen ſind auch noch die Wappen der
Schwiegerſöhne angebracht. Über viele dieſer Denk⸗
mäler machte der Vortragende noch nähere Mite
teilungen, ebenſo über den Wappenfhmud an den
reichen Portalen der alten Kaufmannshdufer und an
anderen öffentlichen Bauten, ferner verwies er auf
die Abbildungen lübeckiſcher Wappen in der fogenannten
Ratslinie in der Stadtbibliothek, im alten Sibmacher,
in den Wochenbüchern der St. Marienkirche, in Mildes
Werk über Lübecker Bürgerſiegel uſw. Der Dor:
tragende hat ſelbſt mehr als 1200 Wappen aus Lübeck
geſammelt. oak zZ |
Herr H. F. Macco, Ehrenmitglied des Herold,
ſprach ſodann über die Bedeutung des Wetzlarer
Staatsarchivs für die Geſchichte und ihre Hilfswiſſen⸗
ſchaften, insbeſondere die Genealogie. Er gab zunächſt
einen Überblick über die Entſtehung des Reichskammer⸗
gerichts 1405 unter Maximilian J, über die Kompetenz
des Gerichts, ſeine vielgeſchmähte Verſchleppung der
Prozeſſe infolge Mangels an Diäten für die Richter
und ging dann zu der Einteilung der Aktenbeſtände
über, die heute den einzigen Beſtandteil des Kgl.
Staatsarchivs bilden. — Nächſt den Kirchenbüchern
und Sivilſtandsregiſtern kommen für genealogiſche
Forſchungen die in den Cokalarchiven ruhenden Akten,
die Univerſitätsmatrikeln, Sunftbücher uſw. in Betracht;
dann in zweiter Reihe die Staatsarchive, unter denen
das Wetzlariſche eine beſondere Stellung einnimmt.
Die dort liegenden Prozeßakten, die ſich über einen
Seitraum von mehreren Jahrhunderten erftreden,
bilden eine. Quelle für Familienforſchung, welche zu
den reichſten gehört, die wir beſitzen, und deren Wert
in der großen Anzahl und dem Umfang der vorhan⸗
denen Akten beruht, dann aber darin, daß in ihnen
Feſtſtellungen über örtliche Einrichtungen, Gebräuche,
Sitten, Beſitz uſw. in zum Teil erſchöpfender Weife
klargelegt werden. f
Redner machte ferner ausführliche Mitteilungen
über den Inhalt der Akten aus welchem er eine
Reihe von beſonders intereſſanten Einzelheiten hervor⸗
hob; 3. B. betonte er, wie aus den Erbſchaftsprozeß⸗
akten ſich nicht nur ganze Genealogien zuſammen⸗
ſtellen laſſen, ſondern auch die Vermögensverhältniſſe,
die Einrichtung und die Neigungen der betreffenden
Perſonen beurteilt werden können, wofür eine Reihe
von Beiſpielen mitgeteilt wurde.
Ganz wichtig ſind die Akten auch für die Wappen⸗
forſchung; Redner fand ſchon bis rund 100 Siegel
in einem Aktenbündel, und wenn man durchſchnittlich
nur zehn Siegel auf einen Prozeß rechnet, ſo würde
man doch bei den 33 000 heute noch in Wetzlar ruhen⸗
den Aktenbündeln auf die reſpektable Summe von über
500 000 Siegeln und Wappen kommen. Dabei handelt
es ſich nicht allein um die Wappen bekannter adliger
oder patriziſcher Familien, ſondern auch — und darin
liegt der Hauptwert — um eine nicht geringe Sahl
von Siegeln bürgerlicher Familien, von Sünften,
Städten, Dörfern, Gerichten und Korpora:
tionen. Dazu kommt noch eine beſondere Abteilung
in Betracht, nämlich die unter dem Rubrum „Standes⸗
erhebungen“ ruhenden Archivalien, welche 770 Nummern
umfaſſen. Sehr wichtig ſind — neben vielem anderen
— die oft den Akten beigefügten Seichnungen und
Malereien, welche ſich auf die umſtrittenen Beſitzungen
beziehen oder einzelne Umänderungen mit allen Einzel—
heiten ſorgfältig darſtellen; ſie gehören zu den inter⸗
reſſanteſten und wertvollſten Beweisſtücken, welche wir
zur Geſchichte deutſcher Burgen und Schlöſſer bei—
bringen können. Es iſt unmöglich, in Kürze alles auf-
zuzählen, worüber die Akten überraſchende Auskunft
geben. Der Vortragende empfahl dringend einen
Beſuch des alten Wetzlar und die Beſichtigung des
Staatsarchivs, wo der liebenswürdige Hüter der Schätze,
Herr Geh. Archivrat Veltman, gern Auskunft erteilt.
In der folgenden Diskuſſion riet Herr Dr. Lille,
jeder einzelne Verein möge ſchleunigſt ermitteln, was
in Wetzlar auf ſein Gebiet Bezügliches liege; erſt dann
ſei es möglich, auch die einzelnen Stücke feſtzuſtellen,
was jetzt noch äußerft ſchwierig fei. Die Cokalfor ſchung
müſſe hier eingreifen und zwar raſch. Vielleicht könne
eine geeignete Perſönlichkeit von mehreren Vereinen
zugleich beauftragt werden, das vorhandene Material
zu bearbeiten.
Herr Macco bemerkte, daß er hierüber ſchon in
Berlin geſprochen habe und dieſen Winter einen län-
geren Vortrag in Dresden halten werde. Er ſelbſt
hat ſeit 11 Jahren regelmäßig in Wetzlar gearbeitet
und bis jetzt rund 4000 Akten durchgeſehen. Man
ſolle einen jungen Gelehrten nach Wetzlar ſenden, um
dort für Städte und Vereine zu arbeiten. Augen⸗
blicklich fehlt es jedoch im Archiv noch an einem geeig⸗
neten Platz, namentlich im Winter.
Von den fonftigen Verhandlungen find zu er:
wähnen ein Vortrag des Archivdirektors Dr. Kretſchmar
über das Lübecker Staatsarchiv, deſſen erſte Erwähnung
ſchon in das Jahr 1298 fällt, ferner der in genealo-
giſcher Hinſicht bemerkenswerte des Geh. Archivrats
Dr. Grotefend über das Volkszählungsmaterial im
Schweriner Archiv von 1496 bis 1800. Letzterer Vor:
trag ſchloß mit dem gewiß von allen Genealogen ge⸗
teilten Bedauern darüber, daß im Jahre 1900 in
Preußen und einigen anderen Bundesſtaaten die Sähl⸗
karten vernichtet ſind und 1905, auf Bundesratsbeſchluß,
fogar in allen Bundesftaaten vernichtet werden mußten.
Das gleiche ift leider auch für die nächſte Zählung zu
erwarten. Hiergegen ſollte energiſch Einſpruch erhoben
werden, da durch die Vernichtung ſehr wertvolles Ma⸗
terial über die Bevölkerungsbewegung verloren geht.
Sehr bedauerlich war, daß unſere Wiener Fach⸗
genoſſen von der Geſellſchaft Adler durch Krankheit
am Erſcheinen verhindert waren und ſomit von einer
weiteren Beſprechung der im vorigen Jahre aufge—
ftellten Chefen abgeſehen werden mußte.
Nicht unterlaſſen möchte ich darauf hinzuweiſen,
daß die Aufnahme der Verſammlung durch die Stadt
Ciibed und durch den dortigen Geſchichtsverein eine
ſehr freundliche war, und daß die Tübeckiſche Zeitung
nicht nur an ihrer Spitze einen warmen Begrüßungs-
artikel, ſondern auch laufend ausführliche von Sac:
kenntnis zeugende Berichte über die Sitzungen brachte.
Ad. M. H.
Gehören die in Mansfelder, Zerbfter und IMerfe-
burger Urkunden von 1230 an barkammenten
Ritter Buze und Woz zu dem jetzigen Wafefchen
Geſchlecht:
Wenn ich dazu komme, dieſe Frage zu bejahen,
trotzdem mir bekannt iſt, daß im allgemeinen nur die
Familien als desſelben Urſprungs angeſehen werden,
welche dasſelbe Wappen führen, will ich verſuchen, hier
die Gründe, welche mich zu dieſer Überzeugung brachten,
auseinanderzuſetzen.
Bei der Fülle der Urkunden, welche bei genauerem
Prüfen ihres Sufammenkangs mir die Überzeugung
der Abſtammung der Stift Merſeburger Boſes von den
Mansfelder Buze oder Boz geradezu aufgedrängt
haben, halte ich die Verſchiedenheit der Wappen in
dieſem Fall nicht für ausſchlaggebend, weil die früheften
bis jetzt bekannten Siegel erft 1329 und 1352 reſp. 1367
und 1377 vorkommen; zu einer Zeit, zu der eine räumliche
Trennung des Geſchlechts ſchon eingetreten war und
wohl keine Verbindung desſelben untereinander mehr
beſtand. Ein Umſtand, der in der damaligen politiſchen
Cage ſeine hinreichende Erklärung findet, auf die jedoch
näher einzugehen hier zu weit führen würde. Es war
die Seit, in der Friedrich der Erlauchte und ſeine
Söhne um den Beſitz von Thüringen und ſpäter um
ihre anderen Lander kämpften, welche Kämpfe [308 durch
die Schlacht bei Cuda zu Gunſten der Wettiner Fürſten
entſchieden wurde.
Um 1271 traten die Ritter Buz und Boz im
Hodjtift Merſeburg mit Nicolaus Boz zuerſt auf,
während fie vorher, von 1250, an nur in Mansfeldiſchen
und Serbſter Urkunden zu finden ſind. Man kann
alſo das Jahr 1271 als das ihrer Seßhaftmachung im
Stift Merſeburg anſehen. 1309 gaben aber die Söhne
des Nicolaus Rulecho und Johannes ihre Beſitzungen
in Spergau im Stift Merſeburg wieder auf. Wir
finden den erſteren 1510 und ſpäter deſſen Söhne in
Anhaltiſchen Kriegsdienſten gegen die Pommernherzöge
und dann bei Königsberg i. d. Neumark angeſeſſen,
während der zweite 1328 als militaris in Urnftede
lietzt Arnſtedt bei Hettſtedt) genannt wird. Beidenricus
Boſe dagegen bleibt mit ſeinen Brüdern, den Rittern
Diezmann, Conrad und Albertus im Stift Merſeburg
zurück, woſelbſt Conrad ebenfalls in Spergau einen
Hof und I Hufe beſitzt. Die Beſitzungen der anderen
Brüder lagen in unmittelbarer Nähe davon, wie wir
ſpäter ſehen werden. Dieſe zuletzt genannten gehören
aber zweifellos zu dem jetzigen Boſeſchen Geſchlecht,
welches den geſpaltenen Schild führte.
Teider finden ſich die erſten gut erhaltenen Siegel
erſt 1377 an einer Urkunde im Domarchiv zu Merſeburg
St. Sixti Nr. 77, und merkwürdigerweiſe haben die
beiden Söhne des obengenannten Heidenricus zwei
ganz verſchiedene Siegel.
Hans der älteſte Sohn führt den geſpaltenen
Schild, während ſein jüngerer Bruder Albrecht ein
Mühlrad oder einen Ring im Wappen hat. Daß das
Siegel des Albrecht wirklich ſein eigenes und kein
fremdes Siegel iſt, beweiſt die Umſchrift: T S. Albrecht
Boze de Kotzen (Hötzſchen bei Merſeburg), die Um⸗
ſchrift des Siegels von Hans lautet: S. Johi Boſe
de Oſterwicz (Oſterwicz jetzt Unterfrankleben).
Dieſelben Siegel habe ich noch an einer älteren
Urkunde vom 25. Mai 1352 gefunden im Domarchiv
zu Merſeburg Nr. 308. Doch find fie leider in einem
ſehr ſchlechten Suſtand. Es läßt ſich aber doch ſoviel
erkennen, daß es dieſelben ſind, wie an der Urkunde
vom I4. Februar 1377.
Außerdem führt aber auch Hans, der Sohn des
Conrad, den dieſelbe Urkunde als den Vetter der
beiden obengenannten Brüder bezeichnet, auch das
Mühlrad, während ſein jüngerer Bruder Conrad
fpdter den geſpaltenen Schild führt, ebenſo wie Heinrich
Boſe, der Sohn des Albrecht.
Dieſe Siegel ſind abgebildet in dem Werk des
Dr. Poſſe: Die Siegel des Adels der Wettiner Tande
bis zum Jahre 1500 (II Tafel 32 und 33).
Der ſchon erwähnte Sohn des Nicolaus, Rulecho
Buz, führt dagegen 1329 an einer Urkunde im Stadt⸗
archiv zu Königsberg i. d. N. ein ganz anderes Siegel,
nämlich eine ſchräge Sinnenmauer. Deröffentlicht iſt
dies Siegel in Doßberg: Die Siegel der Mark Branden⸗
burg, wo es fälſchlich als ein Beuſtſches Siegel be⸗
zeichnet iſt (Tafel D Nr. 14). Dasſelbe Siegel haben
deſſen Söhne Johannes (Heyne) 1567 und Rodolfus
1579, veröffentlicht in Dr. Otto Poſſe Siegel des Adels
der Wettiner Lande bis 1500 (II Tafel 40).
Wenn alſo 1377 das Boſeſche Wappen noch nicht
ſo beſtimmt feſtſtand, daß Brüder verſchiedene Wappen
führten, ſo iſt nicht verwunderlich, wenn Vettern zweiten
und dritten Grades in einer anderen Gegend und noch
dazu Ritter von Fürſten und Grafen, die ſich gerade
zu jener Seit mit den Waffen in der Hand feindlich
gegenüber ftanden, ſich eines anderen Wappens be⸗
dienten.
Ich möchte hier folgende Vermutung ausſprechen,
welche die Führung der drei verſchiedenen Wappen
erklären könnte, da ſie manches für ſich hat.
Das Wappen mit der fchrägen Sinnenmauer iſt
das älteſte und gemeinſame Wappen des Geſchlechts,
während der geſpaltene Schild erft ſpäter angenommen
iſt. Es gab nämlich noch 2 andere Geſchlechter,
welche zu derſelben Zeit im Stift Merſeburg ſaßen
und den ſchwarz⸗ſilbernen Schild führten, nämlich die
v. Portzig und die v. Schaderitz. Sollte der geſpaltene
Schild etwa das Wappen eines aus geſtorbenen Gee
ſchlechts geweſen ſein, in deſſen Beſitzungen ſich die
drei Familien geteilt haben d
Die Farbenzuſammenſtellnng von Schwarz auf
Silber kommt bei den älteſten Thüringiſch⸗Meißniſchen
Familien ſehr häufig vor. Eine ähnliche Bewandtnis
könnte es mit dem dritten Wappen, dem Mühlrad oder
Ring haben. Das Geſchlecht derer v. Spira führte
einen Ring im Schilde und der alte Sorbiſche Name
=— =
für Spergau, welches um 1271 in Boſeſchen Beſitz
kam, hieß Spirawa. Wenn nun eine Verbindung des
Geſchlechts von Spira mit dem Ort Spirawa nad)
zuweiſen wäre, ſo wäre die Herkunft dieſes Wappens
erklärt. Bis jetzt habe ich leider noch nichts finden
können, was hierfür einen Anhalt bietet. Ich habe nur
feſtſtellen können, daß die Thüringiſche Familie von Spira
mit den Rheiniſchen v. Spira, Spire und v. Speier
nichts zu tun hat — ſie hat ein anderes Wappen und
es fehlt jede Verbindung. Das Wappen wird als
Boſeſches mit dem Beginn des 15. Jahrhunderts nicht
mehr gefunden.
Die geſchichtlichen Gründe einer Suſammengehoͤrig⸗
keit der Mansfelder Buſe und Stift Merſeburger Boſe
ſind aber derart zwingend, daß man einen Suſammen⸗
hang annehmen muß, trotz der Derfchiedenheit der
Wappen. Dazu kommt auch noch die häufige Wieder:
kehr derſelben Vornamen und derſelben Schreibweiſe
des Familiennamens ſowohl bei den Mansfeldern wie
bei den Merſeburgern. Wir finden bei beiden ziemlich
willkürlich, bis in das 15. Jahrhundert hinein, die
Schreibweiſe cognomento dictus Buz, Buſe, Boz und
Buße. So lautet z. B. die Umſchrift eines Siegels
des fpdteren Biſchofs Johannes Boſe von Merſeburg
S. Johan . bussse . canonici ecclesie . merseburgensis
v. J. 1424. Dieſer gehört aber zweifellos zu der
Merſeburger Linie.
Doch jetzt will ich die Urkunden reden laſſen.
In zwei Urkunden vom 25. und 27. März 1509
verkaufen nämlich die honesti viri dominus Rulecho et
dominus Johannes quondum filii domini Nicolai dicti
Buz je 2 Hufen Landes in Spergau der Kurie in
Merſeburg (vgl. v. Heinemann Codex dipl. Anhaltinus,
III. 181. Durch eine große Sahl von Urkunden, die an⸗
zuführen der Raum hier nicht geſtattet, iſt aber er⸗
wieſen, daß Nicolaus, ſowohl wie ſeine Brüder
Henricus Boz und Bertoldus Boz, beide Ritter, zu den
Rittern der Grafen Burchard III. und IV. von Mans⸗
feld⸗ Querfurt gehörten. Sie hatten ihre Beſitzungen
zwiſchen Eisleben reſp. Mansfeld und Wettin. Boeſen⸗
burg und Lochwig werden in einer Urkunde als die
Stammatiter, unsem vederlicken erve dat dar lyt tue
Boesenburg, bezeichnet.
Dieſe beiden Grafen Burchard von Mansfeld
hatten aber nach Kehr, Urkundenbuch des Hochſtifts
Merſeburg, S. 616 und 734, ſelbſt Beſitzungen in
Spergau, 6 Hufen, wie fie überhaupt noch andere
Beſitzungen in Stift Merſeburg hatten ſo Schkeuditz
1508 und die 12 Dörfer Gundorf, Boehlitz, Ehrenberg,
Burghaufen, Jaucha, Wölkau, Reipiſch, Sſcherneddel,
Steuden, Atzendorf, Wallendorf und Punteyme (jetzt wüſt).
Die Schlöſſer Carsdorf und Bündorf, die ſchon
früher zum Stift gehört hatten, feit 1270, verkaufte
Burchard IV. wieder an ſeinen Vetter den Biſchof
Gebhard von Merſeburg 1326, wobei Tecemannus et
Conradus dicti Bosen Seugen find. Dieſe beiden find
die Brüder des Heidenricus Boſe, mit dem die Stamm⸗
reihe des Geſchlechts beginnt.
1555 iſt der landgräfliche Hof zu Spergau, der im
Frieden zu Weißenfels 1333 dem Landgrafen Friedrich
von Meißen zugefallen war, wieder im Beſitz der
Grafen von Mans feld⸗Querfurt.
Wie eng die Beziehungen der Grafen von Mans⸗
feld Querfurt mit dem Stift Merſeburg waren, geht
daraus hervor, daß fie von 1270 bis 1351 55 mal in
Urkunden des Hochſtifts vorkommen.
Nun übereignet 1540 der Biſchof Heinrich von
Merſeburg der Pfarre in Alsleben eine Rufe Land
und einen Hof in Spergau, welche Conradus dictus
Bose pie memoria beſeſſen hatte (vgl. Kehr S. 877), der
alſo ſchon tot war.
Dieſer Conrad gehört aber zu dem Stift Merfee
burger Boſes. Er iſt derſelbe, der bei dem Verkauf
von Bündorf als Seuge auftritt, 1326, und der
Bruder des Heidenricus, da die beiderſeitigen Söhne
in den Urkunden als Vettern bezeichnet werden. Ein
Conrad kommt bei den Mansfelder Buzes nicht vor.
Daspig, welches dicht bei Spergau liegt, iſt ganz
im Boſeſchen Beſitz, denn 1377 verkaufen die Sohne
des Heidenricus, Hans geſeſſen zu Oſtirwicz (Unter⸗
frankleben), und Albrecht, geſeſſen zu Kötzſchen, und
Conrad, ihr Vetter, der Sohn des oben erwähnten
Conrad, 14 Hufen Land zu Daspig an das St. Sirti-
Stift zu Merſeburg.
Dann war auch in Cröllwitz, welches zwiſchen
Spergau und Daspig an der Saale liegt, Boſeſcher
Beſitz, denn 1341 beftätigt Biſchof Heinrich von Merſe⸗
burg dem Vikar Dietrich eine Hufe Land in Cröllwitz,
die dieſer von Conrad und den Brüdern Diezmann
und Albert Boſe, den Söhnen des Ritters Ticzemannus,
gekauft hatte, und zwar zu Lebzeiten des Biſchofs Geb-
hardt. Dieſe Hufe Tand hatten die Boſes von dem
Grafen Burkhard von Mansfeld erhalten, welcher ſie
wiederum von der Kirche zu Merſeburg zum Lehn
trug, wie in der Urkunde ausdrücklich geſagt iſt, vgl.
Kehr, Urkundenbuch des Hochftifts Merſeburg, S. 814
und 815.
Es müſſen demnach auch Beziehungen zwiſchen
dem Grafen Burkhard von Mansfeld und Conrad
und Ticzemanus Boſe beftanden haben, denn Diezmann
und Albert werden als famuli, Knappen, bezeichnet,
waren alſo damals noch nicht lehnsfähig, als der
Biſchof Gebhard lebte, und es dürfte wohl nicht zweifel;
haft ſein, daß die erſteren dieſelben ſind, welche den
Verkauf der Schlöffer Cars dorf und Bündorf an das
Stift Merſeburg 1526 mit bezeugen. Es ſind die
Bruder des Heidenricus, wie ich ſchon erwähnt habe.
1556 gehören 6 Hufen dem Heinricus dictus Buſe,
dem Sohn des Albrecht zu Kößfchen, welche in Wüſten⸗
Eutſch auf dem rechten Saaleufer gegenüber von
Daspig liegen, und 4 weitere Hufen in Cöben bei Pegan.
Ferner hatten noch die Boſes am Ende des 14.
Jahrhunderts in Schladebach, Kötzſchau und Witzſchers⸗
dorf Beſitzungen.
Faßt man dies alles zuſammen, ſo kommt man zu
dem Schluß, daß es doch kaum möglich fet, daß in
demſelben Ort zu gleicher Seit ein Rittergeſchlecht
Buz und ein anderes mit Namen Boſe geſeſſen haben
ſollte, deren Mitglieder ſich auch öfter Buſe und Buſſe
genannt haben und die beide in Beziehungen zu den
Grafen von Mansfeld geſtanden haben, da ſie Lehen
von ihnen empfangen haben, ſondern ſie müſſen das⸗
ſelbe Geſchlecht ſein.
Nimmt man aber eine Verwandtſchaft an, fo iſt
es höchſt wahrſcheinlich, daß der 1258 bezeugte Den-
ricus Boz ein Bruder des Nicolaus Buz und der
Vater des Heidenricus Boſe miles iſt, welcher bisher
als Stammvater des Boſeſchen Geſchlechts gegolten
hat, und daß der 1250 in einer Mansfelder Urkunde
bezeugte Tedolfus Busz der Vater der beiden iſt.
Dieſer würde demnach als der gemeinſame Stamm⸗
vater der Mansfelder und Merſeburger Linien anzu⸗
ſehen ſein. Die Boſe könnten ihre Stammreihe ſtatt
bis 1507 bis 1230, alſo zwei Generationen weiter
zurückführen.
Von Ende des 15. Jahrhunderts an finden wir
das Boſeſche Geſchlecht nicht mehr in der Gegend von
Spergau, ſondern im Geiſeltal angeſeſſen, wo es vor
1555 ſchon Unterfrankleben, Beuna und Kößfchen beſaß.
Es breitete ſich dann auch zwiſchen Merſeburg und
Halle, an der Saale, und Elſter und fpäter im Doigt⸗
lande und im Meiningenſchen aus.
Noch heute gehören zu den in ununterbrochenem
Beſitz der Familie befindlichen Rittergütern Ober. und
Unterfranfleben, ſogenannte Mansfelder Kehnftüde,
welche jetzt noch ſo bezeichnet werden.
Über die Söhne des Nicolaus, Rulefo (Rudolph)
und Johannes, hat der Geh. Archivrat von Mülverſtedt
in der Seitſchrift des Harzvereins 1875 unter dem
Titel: Mansfelder Adelsgeſchlechter in Mecklenburg
eine intereſſante Abhandlung geſchrieben. Die Nach⸗
kommen des erſteren ſind im 15. Jahrhundert aus⸗
geſtorben.
Der zweite Sohn des Nicolaus, Johannes, war
im Mansfeldiſchen geblieben, wo er 1528 als Militaris
in Arnſtedt erſcheint und noch in mehreren anderen
Orten erwähnt wird.
Dieſen halte ich für den Stammvater der Familie
von Bauſe und Pauſe auf Groß Gerner und Soernitz,
denn dieſe führen auch die Sinnenmauer im Wappen.
Der 1355 bezeugte Hinrif Buſſe auf Poezekow und
der 1559 genannte Bruno Buz, famulus, in Mehringen
(ogl. v. Heinemann V Anhang 11 und III 218) find
offenbar die Söhne des Johannes, da fie die Be-
ſitzungen desſelben haben. Von dem letzteren ſind die
1422 und 1445 vorkommenden beiden Brüder Bruno
und Rudolf Nachkommen.
Den Bruno Buſſe halte ich für denſelben, den
Herr von Mülverſtedt als Bruno v. Pauſe erwähnt
und der 1441 zwei Sattelhöfe in Leimbach kauft. Der
Bruno v. Pauſe auf Gr. Oerner und Soernitz 1506 kann
ein Sohn von ihm ſein. Bei den weiteren Gliedern
dieſer Familie wiederholen ſich die Namen Bruno,
Heinrich, Hans und Rudolf.
1625 ſind dieſe v. Pauſe
aus geſtorben.
Mir würde es eine ganz beſondere Freude be—
reiten, wenn vielleicht durch dieſe Seilen veranlaßt
ein Mitglied dieſer Familie ſich mit mir in Verbindung
ſetzte und es gelänge, die ſeit gerade 600 Jahren
getrennten Tinien desſelben Geſchlechts wieder mit eine
ander in Berührung zu bringen.
Ernſt v. Boſe
Kittmeijter a. D. auf Ober⸗Frankleben.
Einige TZuſätze zu der Mitteilung über
„ein Gedenltbuch einer böhmiſchen Exu⸗
lantenfamilie in der herzoglichen Bibliothelt
zu Wolfenbüttel“ in Pr. 5 des „Herold“
vom 5. Mai 1908.
Karl Friedrich Schilling von Cannſtadt führt in
ſeiner „Geſchlechtsbeſchreibung derer Familien von
Schilling“ 1) folgende Ahnen vom e des Gedenk⸗
buches auf:
Georg Johanna Johann Anna
Adelbert Dobrzensky Rodovsky Schellendorff
Materowsfy von ron Buftiran von Berrens-
von Niaterovd Dobizenih. auf berg.
* um 1515. Neznaſſow.
Albrecht Materowsky Apollon ia
von Waterov auf Hatyn
* um 1545.
„Tr!!! — ä
Boref Materovsfy von Materov
* um 1574, T nach 1636.
Bosdek's Tochter Eliſabeth vermählte ſich 1627 mit
Georg Kameitzky von Elftibor auf Groß Czernoſek,
Cibochowan und Praskowitz und iſt durch ihren Sohn
Wilhelm Bore? Kameitzky von Elftibor die Stammutter
zahlreicher Mitglieder deutſcher Familien geworden.
Als Beiſpiel führe ich folgende Nachkommen⸗—
ſchaft an:
Wilhelm Sore? Kameitzky von Elftiboi,
* um 1640, fürſtl. brandenb.. anfp. Geh. Rat und Haushof-
meiſter zu Onoldsbach. >< 1666 25. Mai mit
Anna Katharina Schilling von Cannſtadt zu Oberlenningen.
(Heiratsurkunde, d. d. Stuttgart, ſ. Schilling a. a. O.
S. 105.) |
Rodovsfy von Huftiran.
|
Chriſtian Eberhardt Hameitzky von Elftibor auf Rückingen,
* um 1680,
* Eliſabeth Dorothea von Gemmingen.
|
1) Aale 1807, S. 245.
Maria Anna Uameitzky von Elſtibor, * 1709, + 1760 11. Mai,
* Friedrich Auguſt von Veltheim auf Harbke,
* 1709 20. Oktober, F (2775 19 April.
Sophie Charlotte von Veltheim, * 1733 26. Januar,
+ 1795 13. November.
>< 1752 10. Februar Gebhard Werner Graf von der Schulen-
burg Wolfsburg, * (722 20. Dezember, 1788 25. Auguſt.
Borek's Gemahlin, Anna Marie DIE von Kvitfow,
* um 1578, & 1605 18. Mai, T zu Pirna 1657
11. Februar, begraben daſelbſt St. Nikolai 15. Februar,
hatte folgende Ahnen:?)
Johann DIE Katharina Johann Johanna
von Kvitkov Haplir Wojitfy Wachtel
auf von Sulowitz. auf Wojitz. vonpantenau.
Nemislovicz, .
* um 1515.
Wenzel DIF von Kvitfow
auf Neuſedlo,
* um 1545.
Anna Maria DIE von Kvitfoo,
f. o.
Eliſabeth Wojitzky
von Neudorf.
Über das dem böhmifchen Ritterſtande angehörende
Geſchlecht DIE von Kvitfoo (DIE = Wolf, vergl. Wap:
pen der Anna Maria in Borkek's Gedenkbuch, Kvitkov
ein zur Herrfchaft Neuſchloß gehöriges Dorf im Kreife
Leitmeriß), welches bis zum Anfang des 17. Jahr:
hunderts in Böhmen ſehr zahlreich und begütert war,
finden ſich im böhmifchen Landesarchiv in Prag fol.
gende Nachrichten:
J. 1554. Adam auf Czakovicz.
Albrecht. |
Bohuniek. .
Burian auf Milleetitz.
Heinrich.
Johann.
Niklas.
Wenzel.
Kunat auf Horymierz.
(Böhm. Titular v. J. 1534.)
2. 1546. Donnerſtag vor S. Gregor läßt Wenzel
DIE v. K. die Güter Smiedowicz (Schnedovitz) und
Krzeſſow, wie fie Vorfahren und Vater lange genoſſen,
und er ſelbſt im Beſitz hatte, nach der neuen Verord—
nung bei der Landtafel einlegen. (Candt. Inſt.⸗Buch
Nr. 250 J. 28.)
ond
5. 1552. Samstag nach S. Vinzenz verkauft Georg
DIE v. K. dem Wenzel Sadowsky von Sloupna den
Teich Slupitzky ſammt einem kleineren. (Candt. Inſt.
Buch Nr. 49 J. 2.) f
4. 1555. Georg DIE v. K. auf Domaslovicz auf
dem allgemeinen Landtag anweſend.
5. 1558. Mittwoch nach S. Johann Bapt. kauft
Georg DIE v. K. von Johann Hradeczky von Bukowan
) Schilling a. a. O. S. 245.
den Hof
D. 22.)
6. 1564. Montag nach S. Johann Bapt. ver⸗
kaufen die Brüder Niklas und Johann Adam Ulk v. K.
dem Wilhelm Trozka von Lippe das Dorf Warty.
(Landt. Inſt.⸗Buch Nr. 56 N. 20.)
7. 1618. 20. Februar Einladung des Kaiſers zur
Hochzeit zu Prag des Hans Albrecht Welck von Quit:
kow (sic) mit Eliſabeth jüngſter Tochter des Niklas
von Gerſtorf. (Hofkammer ⸗Archiv Wien, Familien⸗
akten.) :
8. 1622, 25. April. Schuldbrief der Frau “Jos
hanna Eufebia DIE v. K. geb. von Haraſow über
500 Schock meißniſch. (Origin. im Neuhauſer Archiv,
Abſchrift im böhm. Landesarchiv.)
9. 1625. Johann Georg DIF v. K. wird von der
Konſiskations⸗Kommiſſion zum Lehen verurteilt (con-
demnatus ad feudum), hatte aber kurz vorher fein Gut
Klein⸗Bratric (Kreis Münchengrätz) fchuldenhalber dem
Albrecht von Waldſtein für 9000 Schock meißniſch
verkauft.
Johann Albrecht DIE v. K. auf Schnedovic und
Cafovic (Kreis Leitmeritz), ebenfalls zum Zehen ver-
urteilt, leiſtete 1626 21. Auguſt die Lehenspflicht nur
auf das erſtere Gut und trat es dann den Brüdern
ſeiner Gattin Eliſabeth: Wilhelm und Wolf Bernhard
von Gersdorf ab.
Das zweite Gut wurde wegen nicht geleiſteten
Cehnseides infolge Kaiferlicher Reſolution vom 25. März
165% eingezogen und den genannten Brüdern von Gers:
dorf überlaſſen.
Johann d. Jüngere DIE v. K. wurde von der
Konftstations-Kommiffion am 2. Oktober 1625 frets
geſprochen. >
10. 1627. Johann der Ältere und der Jüngere
DIE v. K. auf dem allgemeinen Landtag anwefend.
11. [638 15. März. Wilhelm Slavata verfpricht
der Polyrena von Lobfovic, der Frau Olk die Vers
längerung des Termins zur Rückkehr in die katholiſche
Kirche zu erwirken. (Orig. im Raudniger Archiv, Ab—
ſchrift im Landesarchiv.) |
12. 1640 16. September. Johanna Ulk v. K.,
geb. v. Dobienic, ſchreibt aus Teſchno der Frau Sus
ſanna Cernin von Chudenic, ſie werde die Dokumente
aufſuchen, die ihr Gemahl aus Böhmen nach Polen
mitnahm. (Orig. im Neuhauſer Archiv, Abſchrift im
Landesarchiv.)
15. 1650 10. September. Statth. Relat. an die
Landtafel, wonach Sdenko Ferdinand Ulk v. K. zufolge
der d. d. Wien, 1650 20. Juni eingetroffenen Bewilli⸗
gung am 5. September den Erbhuldigungseid bei der
Statthalterei abgelegt hat. (Inſt.- Buch des ftänd.
Arch. Nr. 55 B. 25.)
14. 1655 15. April. Die Brüder Johann Felix,
Wratislav und Adam DIE v. K. verkaufen dem Hein-
rich Wolf Berka von Duba und Lippe das Gut
Nemislovicz. (Candt, Inſt. Buch Nr. 509 Q. 14.)
Raſchowitz. (Candt. Inſt.-Buch Nr. 55
15. 1666 12. Mai. Geſuch der Ludmilla Jen:
kovsky, geb. DIE v. K., an den Kaiſer, daß ihrem ver:
bannten Gemahl der freie Paß nach und aus Böhmen
bis zur Beendigung ihrer ſchwebenden Prozeſſe gewährt
werde. (Orig. im böhm. Statth.⸗Archiv, Abſchrift im
Candesarchiv.)
Suſatz: Johann Jenkovsky nebſt Gattin Ludmilla,
geb. DIE v. K., ſchenkten der böhmiſchen Kirche in
Dresden ein Leichentuch. (Peſcheck, die böhm. Exulanten
in Sachſen. Leipzig, Hirzel 1857 S. 29.)
16. 1676. Anna Olk v. K. bittet den Erzbiſchof
in Prag um die Erlaubnis, in Jungbunzlau zu wohnen,
und verſpricht dafür, täglich in die katholiſche Kirche
zu gehen. (Regeft. Erzbiſch. Archiv in Prag.)
Über den als Proteſtant erulierten Johann den
Älteren DIE v. K. (vergl. oben Nr. 10 und 12) haben
ſich im Bauptftaatsarchiv in Dresden?) Nachrichten er-
halten, welche der frühere Urchivdireftor Dr. v. Weber
im Jahre 1861 zu einem Aufſatze!) verwertet hat.
Johann DIE von Kvitkov, geb. um 1590 (Mutter:
Barbara, geb. v. Mitrovic) auf Sbenic (geerbt 1614
von feinem Oheim Georg Wratislav v. Mitrovic, vers
kauft 1618) und Swiketic im Kreiſe Bunzlau, vere
mählte ſich 1618 mit Johanna Eufebia Homut v. Haras
(vergl. oben Nr. 8).
Wegen Teilnahme am böhmifchen Aufftand 1618
bis 1620 wurde er vor der Konfiskations-Kommiſſion
am 29. Oktober 1622 zum Derluft der Hälfte feines
Vermögens verurteilt. Zwiretic wurde deshalb ein⸗
gezogen, auf 82 246 Schock meißn. taxiert und für
80 000 Schock meißn. dem nachmaligen Herzog von
Friedland, Albrecht v. Waldſtein, verkauft; die Hälfte
der Kaufſumme ſollte DIE von der böhmiſchen Kammer
erhalten. Die Anſprüche von. Johanns Gattin auf
10 000 Schock meißn. und auf ihr Heiratsgut von
6000 Schock meißn., welches ihr DIE 1618 auf dem
Gute Svitetic verſichert hatte, wurden nicht berück⸗
ſichtigt. Noch im Jahre 1690 war die Forderung der
Dorothea DIE auf 1100 Schock meign. auf genanntem
Gute vor der Revifions-Kommiffion unerledigt.
Nach dem Tode feiner Gattin verlobte ſich DIE
mit Johanna, der proteſtantiſchen Tochter des Kaiſerl.
Rats Heinrich Kunath von Dobsenic auf Worel und
Cibanic; und deſſen zweiter Gattin Margaretha von
Bubna. Don Pirna aus, wo Olk mit feinen Kindern
eine Zuflucht gefunden hatte, holte er ſich heimlich ſeine
Braut, die von den katholiſch gebliebeuen Verwandten
für ein Kloſter beſtimmt worden war, traf mit ihr am
1%. November 1628 in Pirna ein und wurde dort zwei
Tage darauf von dem böhmiſchen Ordinarius M. Sa⸗
muel Martinus getraut. Da er ſich vor den Verfole
gungen von Johannas Stiefbruder, Heinrich von Doe
brenic, in Pirna nicht ſicher fühlte, floh er mit ſeiner
3) Böhmiſche Sachen Bd. III. 1629.
) Dr. v. Weber, Aus vier Jahrhunderten. Neue Folge.
1. Band. Leipzig, Tauchnitz, 1861, S. 65 ff.
194 —
Familie nach Torgau, wo er von dem Bürger Chriftoph
Siegel aufgenommen wurde.
Am 24. Jannar 1629 trug Kaifer Ferdinand beim
Kurfürſten Johann Georg auf Dits Auslieferung an,
und auf den eingeforderten Bericht des Rats in Tor-
gau antwortete der Kurfürſt am 16. März 1629: „DIE
ſolle zwar wieder auf freien Fuß geftellt werden, fich
aber, zu ſeiner ſelbſt Derficherung, nebſt den Seinigen
lieber aus den ſächſiſchen Landen retirieren.“
Der Rat berichtete hierauf, Ulk habe ſeine Sachen
einfchlagen laſſen und Torgau am 4. April 1629 ver-
laſſen.
Im Jahre 1631 marſchierte Ulk mit den ſächſiſchen
Truppen nach Prag und wurde deshalb von der fried-
ländifchen Konfisfations-Kommiffion am 25. Januar
165% zum Derlufte feines ſämtlichen Vermögens vere
urteilt, fo daß die oben erwähnte rückſtändige Hälfte
des Kaufpreiſes von Hpifetic dem Herzog von Fried⸗
land zugeſprochen wurde.
Das weitere Schickſal von Johann Ulk und ſeiner
Familie iſt nicht bekannt; es ſcheint, daß er 1640 (vergl.
oben Nr. 11 und 12) nicht mehr am Leben war.
Frhr. H. von Welck.
Die Familie Orth in Heilbronn, Frank-
furt a. M. und Holland.
Don Dr. M. v. Rauch in Heilbronn.
Su dem in der Mai- und Juninummer des Herold
über die Familie Orth Geſagten mögen hier noch
einige Ergänzungen folgen.
Auguſt Moriz Benjamin v. Orth (1748 - 180ẽ),
der im Jahr 1804 den Reichsadel erhielt, war Tuch⸗
und Tabakfabrikant in Heilbronn und feine Mobilis
tierung ſtand wahrſcheinlich in Suſammenhang mit
Tuchlieferungen ſeiner Firma Orth Scheuermann & Co.
für das öſterreichiſche Militär. Seine Frau war nicht
eine verwitwete, fondern eine geborene v. Linfersdorf :
Eliſabet Chriftiane Ferdinande (1757. 1828), Tochter
des 1762 bei Schweidnitz gefallenen preußiſchen Haupt-
manns Friedrich Ferdinand von Linkersdorf und der
Sufanna Margaretha geb. Böhm; letztere (geft. 1808)
heiratete als verwitwete v. Linkersdorf den Bruder
ihres Schwiegerſohns, den Heilbronner Kaufmann
Alexander Orth (1741—1800), von deſſen J. Ehe mit
Charlotte Rund die noch jetzt in Heilbronn lebenden
Glieder der Familie Orth abſtammen.
Auguſt v. Orths Nachkommen find im briefade ·
ligen Taſchenbuch von 1907 verzeichnet. Unrichtig tft,
wenn das Taſchenbuch den im Jahr 1665 an die zwei
Brüder Johann Philipp und Philipp Tudwig Orth
verliehenen rittermäßigen Reichsadel dem Urgroßvater
Auguſt v. Orths, Philipp Ludwig (1620 1697) in
Heilbronn und Talheim, zuteil werden läßt. Dieſer
Philipp Ludwig Orth hatte keinen Bruder Johann
— 195 —
Philipp; den Reichsadel erwarben vielmehr die Frank—
furter Brüder Johann Philipp (geb. 1628), hanauſcher
Rat in Babenhaufen, und Philipp Ludwig Orth (1632
bis 1680), Bürgermeiſter zu Frankfurt, die übrigens,
ſo wenig wie ihre Nachkommen, von ihrem Adel
Gebrauch machten. Sie waren Söhne des aus Heil-
bronn nach Frankfurt zurückgewanderten Frankfurter
Bürgermeiſters Jeremias Orth (1577 — 1635), der
ſeinerſeits ein Enkel des von Frankfurt nach Heilbronn
ausgewanderten, von Karl V. im Jahr 1539 mit
einem Wappenbrief begabten Heilbronner Steuerherrn
Philipp Orth (1509 1555) war (3. T. nach Mite
teilungen von Herrn Karl Kiefer in Frankfurt a. M.).
Eine Ge—
nealogie der Fa⸗
milie Orth, na⸗
mentlich ihrer
Heilbronner
Verzweigungen,
gibt Profeſſor
Max Cramer
im Heilbronner
Gymnaſial⸗
programm von
1905 (be»
ſprochen vonCh.
Schön im Herold
von 1905,
Me. II). K
die über die
Kirchenbücher
zurückgehende
Seit hat ſich
Cramer an einen
gedruckten hol—
ländiſchen
Stammbaumge—
halten:
Het Geslacht
Ortt en Orth
van 1470 - 1900
door P. C. Bloys van Treslong Prins (Scheveningen—
Brussel 1900) mit Nachtrag (Scheveningen 1900).
Dieſer holländiſche Stammbaum beruht für die
ältere Seit jedenfalls auf einer Abſchrift des in
der Heroldnummer vom Mai 1908 beſprochenen Grth—
{hen Familienbuchs, von deſſen Vorhandenfein in
Heilbronn Cramer noch nichts wußte. Bei Vergleichung
des holländifchen Stammbaums mit dem OGrthſchen
Familienbuch ergibt ſich aber die auffallende Tatſache,
daß der Stefan Orth, durch den die in Holland blühen-
den Jonkheers van Ortt von den Heilbronner Orth
abſtammen ſollen, im Familienbuch nicht ſteht. Das
Familienbuch läßt den erſten Heilbronner Orth, Philipp,
und feine Frau Magdalena Schirnagel [2 Kinder haben,
deren Geburtstage uſw. genau angegeben werden, der
holländiſche Stammbaum aber gibt Philipp Orth
15 Kinder, indem er zwiſchen dem am 25. Dezember 1559
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Auftralien.
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geborenen Johann und der am 5. Oktober 1541 ge»
borenen Anna noch einen Stefan bringt, der am
16. November 1540 in Heilbronn geboren ſein ſoll.
Unmäglich wären diefe drei fo raſch auf einander
folgenden Geburten zwar nicht (bei den übrigen
Kindern des Ehepaars Orth iſt allerdings die kleinſte
Pauſe 13 Monate), aber das Mißtrauen gegen den
angeblichen Stefan Orth wird dadurch verſtärkt, daß
ihn der holländifche Stammbaum fchon am [7. No-
vember 1559, alſo mit 19 Jahren, in Antwerpen
heiraten und noch im gleichen Jahr (!) Vater einer
Tochter Margaretha werden läßt. Ein 1562 geborener
Sohn Stefans, Abraham, zog nach dem holländiſchen
Stammbaum
nach St. Omer
und deſſen Sohn
Johann
(4595 — 1654)
gründete eine
Amſterdamer
Cinie. Aus dieſer
erhielt Hendrik
Jakob Ortt
(1764 — 1826)
am 21. Juni
1818 den
niederländifchen
Adel mit dem
Prädikat
Jonkheer; das
Wappen der
Jonkheers van
Ortt iſt das
der Heilbronner
Orth (Cöwe mit
Pfeil), doch mit
gefröntem Helm
und gehalten
von 2 Greifen.
Daß die hollän⸗
diſche Familie
mit der urſprünglich aus Cangenſelbold ſtammenden
Frankfurt⸗Heilbronner Familie zufammenhängt (wenn
auch nicht fo, wie es der holländifche Stamm—
baum angibt), iſt ſehr wahrſcheinlich, denn die Frank,
furter Orth hatten tatſächlich Beziehungen zu den
Niederlanden: ein von Karl V. mit einem Wappen
begabter Antwerpener Bürger Johann Orth senior
war aus Frankfurt (Juninummer des Herold) und
ein Philipp Orth in Holland wurde im Jahre
1600 Pate bei einem Sohn des Frankfurter Bürger⸗
meiſters Johann Philipp Orth; der Nachtrag des
holländiſchen Stammbaums führt einen Johann Orth
an, der 1520 Sekretär in Amſterdam war und
ein Sohn des Langenfelbolder Richters Johann Orth
(um 1470) geweſen fein ſoll, des älteſten bekannten
Ahnherrn der Sranffurt-Heilbronner Familie.
Nicht im Suſammenhang mit der Familie ſteht
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eine im Anfang des 17. Jahrhunderts aus Weinheim
nach Heilbronn eingewanderte Familie Orth; aus dieſer
erhielt der gräflich Fuggeriſche Kanzler und kaiſerliche
Rat Wilhelm Friedrich von Orth (geb. 1716) im Jahr
1756 den Reichsadel, wobei das ſchon vorher von der
Familie geführte Wappen (CTöwe mit Kelch, genauer
beſchrieben in der Juninummer des Herold) einen
gekrönten Helm erhielt. Ob von Wilhelm Friedrich
v. Orth, der in Wien lebte und wahrſcheinlich katholiſch
wurde, Nachkommen exiſtieren, iſt mir nicht bekannt;
in Heilbronn erloſch der Mannesſtamm dieſer Familie
Orth im Jahr 1778 (Cramer a. a. O.).
Erotifche Wänderwappen.
Don H. G. Strohl.
V. Auſtralien.
Die britiſche Kolonie, der auftra:
liſche Bundesſtaat, die Common—
wealth of Australia, hat end—
lich auch ein eigenes Staatswappen
erhalten, das am 8. Auguſt 1908
publiziert wurde. Der weiße, blau
bordierte Schild enthält das rote
St. Georgskreuz von einem ſchmalen,
blauen Bord begleitet, das Kreuz
mit fünf ſechsſtrahligen weißen
Sternen belegt. Der blaue Schild»
bord enthält ſechs weiße Schild:
chen, die je einen roten (erniedrig⸗
ten) Sparren (Chevron) aufweiſen.
Als Creft dient ein goldener,
facettierter ſiebenſtrahliger Stern
über einem weiß blau gewundenen
Wreath — Als Schildhalter
dienen zwei für Auſtralien
charakteriſtiſche Tierfiguren, rechts
ein Känguruh, links ein! Emu,
beide in ihren natürlichen Farben und auf grünem
Rafenboden fugend. In dem weißen, blau ſchattierten
Deviſenbande erſcheint in goldenen Lettern die Inſchrift
ADVANCE AUSTRALIA.
VI. Mauritius.
Die Inſel Mauritius, vormals Isle de france
genannt, angeblich 1507 von dem portugieſiſchen See-
fahrer Mascarenhas entdeckt, von dem Admiral van Neck,
1598, für Holland in Beſitz genommen und Mauritius
getauft, kam 1712 unter franzöſiſche, 1810 unter eng-
liſcher Herrfchaft. Das Wappen der Inſel zeigt einen
gevierten Schild, der mit der engliſchen Königskrone
geſchmückt iſt. In J erſcheint im lichtblauen Felde ein
Dreimaſter, in 2 in Gold drei grüne Pflanzen (wahr:
ſcheinlich Zuckerrohr) J, 2 geſtellt, in 5 ein goldener
Schlüſſel in Schwarz, in 4 in Dunkelblau über grünlichem
Waſſer ein weißer, ſechsſtrahliger Stern, der auf die
— —
Mauritius.
Waſſeroberfläche einen Lichtſtrahl wirft. Im Deviſen—
bande erſcheint die Inſchrift: STELLA CLAVISQUE
MARIS IND ICI.
Goethes Ahnen.
Antwort auf das offene Sendſchreiben
Herrn v. Arnswaldt.
des
Wohl ſelten iſt ein Menſch in dieſer Seitſchrift ſo
ungerechtfertigt angegriffen worden wie ich von Herrn
W. C. v. Arnswaldt in der letzten Nummer des Deut—
ſchen Herold. Es hat ja eigentlich keinen Swed, auf die
ungemein ſtarken Ausfälle und Angriffe im einzelnen
einzugehen, ich möchte aber doch
einiges feſtſtellen. Meine 1902
veröffentlichte Ahnentafel Goethes,
die auf einem gelegentlichen hand-
ſchriftlichen Funde beruhte, habe
ich als Grundlage mit dem aus—
geſprochenen Wunſche abdrucken
laſſen, daß nun auch die archiva:
liſchen Quellen ausgiebig benutzt
werden möchten. Das iſt der „ganz
dürftige Aufſatz“, von dem Herr
v. A. redet. Ich ſelbſt hatte da—
mals weder die Abſicht noch als
Beamter (in Danzig) Seit und
Freiheit, dieſe Arbeit in Angriff
zu nehmen. Was mir aber in
den nächſten Jahren über den Ge—
genſtand bekannt wurde, ſammelte
ich felbftverftändlich. Der Wunſch,
die Bücher des Frankfurter Standes.
amts durchzuſehen und dieſe wich—
tigſten Quellen auszuſchöpfen, regte
ſich bei mir, als Herr v. A. feine
Auszüge im Januarheft des Herold
von 1907 veröffentlichte, die die
Reichhaltigkeit dieſer anſcheinend von ihm benutzten
Bücher (die Quelle war nicht angegeben) ahnen ließen.
Mein anderes Material hatte ſich mittlerweile fo ver-
mehrt, daß ich nun den Plan faßte, das Thema in
größerem Umfange weiter zu bearbeiten. Einen Teil
meiner geſammelten Notizen über eine Reihe von ane
geſehenen altheſſiſchen Familien, die zu Goethes Ahnen
zählten, (nach v. A. „ziemlich belanglos“) brachte dann
mit einer kurzen, in keiner Weiſe verletzenden Kritik des
Arnswaldtſchen Aufſatzes im März 1907 der Deutſche
Herold. Damals ſchon bemerkte ich, daß ich „in Kürze
die Ergebniſſe meiner Forſchungen über Goethes Ahnen
zuſammenzufaſſen und in Buchform zu veröffentlichen“
gedächte. Als ich nun am 25. März von befreundeter
Seite erfuhr, daß noch eine dritte Perſönlichkeit, Herr
Kiefer, mit der Bearbeitung desſelben Gegenſtandes
beſchäftigt ſei, wandte ich mich erklärlicherweiſe der Sache
etwas intenſiver zu, ſobald ein Urlaub mir die Möglich—
==: 197 =
keit gab, Marburg, wohin ich einige Zeit vorher verſetzt
worden war, für 14 Tage zu verlaſſen. Am 18. Mai 1907
erhielt ich die offizielle Erlaubnis, die ſtandesamtlichen
Bücher Frankfurts zu benutzen, in demſelben Monat
habe ich in einer Reihe von ſüddeutſchen Städtchen
die Kirchenbücher für meine Swecke durchgeſehen und
in Frankfurt auf dem Standesamt gearbeitet. Im
Laufe des Sommers ift die Arbeit vollendet worden
bis auf einige Suſätze und Nachträge, die ich im
Dezember 1907 bei einem zweiten und dritten Beſuche
in Frankfurt auf dem Standesamte und im Stadtarchiv,
ſowie im Darmſtädter Staatsarchiv gewonnen habe.
Die Kieferſche Arbeit, mit der ich mich hier nicht zu
befaſſen habe, iſt erſt im September erſchienen, zu einer
Seit, wo ich im weſentlichen abgeſchloſſen hatte. Nun
wird mir an verſchiedenen Stellen unverhohlen von
Herrn v. A. Abſchreiberei vorgeworfen. Das muß
ich auf das energiſchſte zurückweiſen. Meine Arbeit
beruht durchaus auf eigenen Forſchungen, ſoweit ich
nicht das Gegenteil angegeben habe; alles für mich
Weſentliche habe ich ſelbſt aus den Frankfurter Büchern
ausgezogen. Meine von Herrn v. A. angezogene An⸗
frage beim Standesamt, wobei es ſich um Unklarheiten
in der Genealogie der Familie Appel handelte, hat
am 24. September vom Standesamt eine Antwort ere
halten, die nicht zu verwerten war. Daß ich dieſe
Herrn v. A. ſelbſt zu verdanken hatte, war mir bis
dahin unbekannt.
Wenn am Schluß von Herrn v. A. betont wird,
daß das einzig Wertvolle in meinem Buche nicht mein
geiſtiges Eigentum ſei, ſondern daß es die Herren
Archivdirektor Dr. G. Freiherrn Schenk zu Schweins⸗
berg in Darmſtadt und Herrn Profeffor Koch in Mei—
ningen zu Autoren habe, ſo ſteht es Herrn v. A. ja
frei, ſich bei den betreffenden Herren über den Grad
und die Art ihrer Mitarbeit zu erkundigen. Wenn mir
irgend jemand mehr oder weniger ausführliche Ant⸗
wort auf Anfragen gibt, ſo pflege ich mich bei ihm zu
bedanken, auch im Text oder der Einleitung des
Buches, worin die Angaben verwertet ſind. Daß nun
das mit Beihülfe dieſes übermittelten Rohftoffes ent⸗
ſtandene Produkt das alleinige Eigentum des gelegent
lichen Belfers fet, iſt mir neu. Die mir von Herrn
Archivdireftor Dr. Freiherrn Schenk gemachten Mit⸗
teilungen befinden ſich übrigens zum großen Teile auf
den von Herrn v. A. wegen der vielen Fragezeichen,
die ich auch bei Daten von großer Wahrſcheinlichkeit
nur aus Gewiſſenhaftigkeit geſetzt habe, für vollſtändig
überflüſſig erklärten 8 Tafeln.
Die von Herrn v. A. bemängelten chronologiſchen
Daten halte ich ebenſo wie meine anderen auf Grund
der Quellen gemachten Angaben aufrecht. Das Datum
der Kopulation von Georg Dürr und Margarethe Er-
bart (nicht „Orberts oder Arboes“) iſt der 17. Januar,
die Bezeichnung „in festo circumcisionis“ (J. Januar)
gehört nicht hierher, ſondern zu dem vorhergehenden
Eintrag im Kirchenbuche; ebenſo iſt der Tauftag (nicht
Geburtstag) des M. Wolfgang Weber nach dem Kirchen⸗
buche der 25. Mai (nicht Januar). Hilfswiſſenſchaft.
liche Kollegs bei Herrn v. A. zu hören, habe ich nicht
nötig, wenn ich auch nicht zweifele, daß er in der
Innsbrucker Dorlefung über Palaeographie recht viel
gelernt hat.
Marburg, den 20. Septbr. 1008. Dr. Knetſch.
Bücherſchau.
Genealogie der Familie Roſenbach. Stammbäume und
biographiſche Skizzen, zuſammengeſtellt von Dr. phil.
Adolf Roſenbach. Göttingen 1908. 45 S. 8".
Ausgehend von Heinrich Rof(en)bad, der als Senator
und Stadtrichter zu Butzbach am 26. 4. 1615 ſtarb, gibt der
Derfafjer eine zehn Generationen umfaſſende Stammtafel
ſeines Geſchlechts, welches zum großen Teil bis in die neuere
Heit in Hannov., Münden blühte, ſowie eine Reihe von Lebens⸗
beſchreibungen hervorragender Mitglieder der Familie, von
denen viele ſich dem ärztlichen Berufe erfolgreich gewidmet
haben. Das auf dem Titel abgebildete Familienwappen iſt
ein redendes und zeigt drei Roſen, welche aus einem Bach
wachſen. Beigegeben iſt auch ein Abdruck der Humbracht'ſchen
Stammtafel der Familie v. Roſenbach; für eine Verwandtſchaft
dieſer mit den Butzbacher Roſenbachs fehlen jedoch die Beweiſe.
Rückblick auf Kultur und Geſchichte des Adels in
Schleſien. Vortrag, gehalten am 11. Februar 1907
zu Breslau in der Bezirksabteilung Schleſien der Deut⸗
ſchen Adelsgenoſſenſchaft von Karl von Franken,
berg. (Mitglied d. D. Herold.)
Dem Herrn Autor verdankt die Dereinsbibliothef ein
Exemplar dieſer zuerſt im Deutſchen Adelsblatt erſchienenen
Abhandlung, welche in dem Rahmen eines Vortrages einen
Überblick über die Entſtehung und Entwickelung der ſchleſiſchen
Kitterſchaft, ihre kulturelle Entwickelung, ſowie ihr Der-
hältnis zu Staat und Kirche in einem Seitraum von ſieben
Jahrhunderten gibt.
Genealogiſches Handbuch der Europäiſchen Staaten:
geſchichte von Dr. Ottokar Lorenz, weiland Pro-
feſſor an der Univerſität Jena. Dritte, vermehrte
Auflage des „Genealogiſchen Hand- und Schulatlas“.
Bearbeitet von Dr. Ernſt Devrient. Stuttgart und
Berlin 1908. J. G. Cottaſche Buchhandlung Nach—
folger. 8° XVIII S. Vorwort uſw., 44 + 17 Tafeln,
5 S. Regifter. Preis: 14 Mk.
In einer weſentlich erweiterten, berichtigten und ver⸗
beſſerten Geſtalt ſtellt ſich der „neue Lorenz“ dem Benutzer
vor. Die weſentlichſte „Verbeſſerung“ erblicke ich darin, daß
überall auf die beſten Quellen verwieſen iſt.
Wer ein beſonderes Intereſſe für kleine, noch ftehen ges
bliebene Irrtümer und Verſehen hat, dem fei das Studium
von Hans F. Helmolts ausführlicher Anzeige in der „Bei⸗—
lage der Münchener Neueſten Nachrichten“, Nummer 21 vom
24. Juli 1908 angelegentlichſt empfohlen. Hinzufügen möchte
ich dann noch, daß ich bei der „2. Stammmutter“ der Habs»
burger: Simburga, Gemahlin Ernſt des Eiſernen, gewünſcht
hätte, der FHuſatz „mit der großen Lippe“ wäre geſtrichen
worden. Die Annahme, ſie habe beſonders große, d. h.
vorſtehende Lippen gehabt, und namentlich: ſie ſei die
eigentliche „Quelle“ der ſogenannten „Habsburger Unter:
lippe“, iſt, nach dem neueſten Stande der Forſchung, nicht
mehr ohne weiteres haltbar, worüber die diesbezüglichen Aus⸗
— 198 —
führungen in meinem Aufſatz: „Streifzüge durch die neuere
mediziniſch⸗genealogiſche Literatur“, in den „Mitteilungen der
Sentralftelle für deutſche Perſonen- und Familiengeſchichte“,
3. Heft, Leipzig 1908, S. 42 ff., verglichen werden mögen.
Das ſoll kein Tadel ſein, mußte aber erwähnt werden,
weil die, im übrigen ſehr zu wünſchende, weite Verbreitung
der neuen Auflage des Handbuches ſehr wahrſcheinlich die
Folge haben wird, daß die „dicklippige Cimburgis“ noch
längere Seit weiter ſpukt. —
Mit Recht beglückwünſcht Helmolt den Bearbeiter. Ich
ſchließe mich dem aus vollem Herzen an.
Dr. Stephan Kefule von Stradonitz.
Die Wappendenkmale und Inſchriften in NRothen-
burg ob dem Tauber. Herausgegeben von Rud.
Albrecht. Heft 1. 1907. (1,50 M.)
Die Kunſtanſtalt von Rud. Albrecht in Rothenburg o. C.
hat mit der Herausgabe einer Sammlung der zahlreichen
und ſchönen Skulpturen begonnen, die in der berühmten
alten Stadt an Kirchen und Profanbauten erhalten ſind.
Das vorliegende erſte Heft beginnt mit dem Grabſtein des
Leupold von Leudenberg (f 1449). Darauf folgen das ſchöne
Wappen der von Winterbach auf dem Schlußſtein ihres ehe⸗
maligen Wohnhaufes, des jetzigen Gaſthofs zum Eiſenhut;
der Grabſtein des Conrad von Köſch (F 1481) und feiner Ge⸗
mahlin Chriſtina von Rein (F 1472); ein Ehewappen Mar⸗
fart-Defner von 1588; das Wappen des Bürgermeiſters
Joh. Georg Albrecht (1704); eine Tafel mit dem Wappen der
Bürgermeiſter Joh. Bernhard von Winterbach und Nikolaus
Wilhelm von Seybothen und des Kloſterſchultheißen Joh.
Daniel Renger; das Grabmal von Götz v. Berlichingens
Großvater Dietrich (F 1484); der Grabftein des Keichsſchult⸗
heißen Crib (7 1378); die ſchön ſtiliſierten Wappen der
Familien Homburg und von Rein an deren Hdufern an der
Herrenſtraße und am Markt; die Grabdenkmäler von Hans
von Beulndorf ( 1504) und ſeiner Gemahlin Margarete
von Ehenheim (F 1496), und endlich der Grabſtein des bei
der Belagerung von Rothenburg durch Tilly 1634 gefallenen
Bürgermeiſters Joh. Georg Perkhöfer von Otzingen mit dem
Ehewappen und den Ahnenwappen Perkhöfer, vou der Grön,
von Hermersperg, Sauerzapf, von Krafthofen, von Adelis⸗
hufen, von Oberweltz, von Tannhauſen.
Der Umſchlag iſt auf der Innenſeite mit einer Anſicht
von Rothenburg nach einem alten Stich, und der Abbildung
des Grabſteins des Bürgermeiſters Toppler (T 1408), auf
der Rückſeite mit der Abbildung eines alten Stadtſiegels
geziert. Die auf photographifhem Wege hergeftellten Ab⸗
bildungen der Bildwerke ſind ſehr gut und geben alle
Einzelheiten genau wieder. Der den Abbildungen beige⸗
gebene Text iſt leider recht dürftig und mangelhaft. Es
wäre wünſchenswert, daß der Herausgeber kurze Erläute⸗
rungen zu den Wappen nach Art der für den Münchener
Kalender von Herrn Geh. Kanzleirat Seyler verfaßten und
namentlich auch eine vollſtändige Blaſonierung gäbe; bei
allen Wappenbeſchreibungen, ſoweit ſie überhaupt vorhanden
ſind, fehlen die Angaben über Helm und decken gänzlich.
Vielleicht wird dieſem Mangel in den folgenden Heften, es
iſt auf 10 bis 12 gerechnet, abgeholfen. Dr. Schwartz.
Mitteilungen aus dem Mitzſchkeſchen familien»
Verbande. Erſtes Stück. September 1908. Schrift⸗
leiter Dr. Paul Mitzſchke in Weimar.
Der genannte Herausgeber dieſes neuen Familienblattes
hat bereits im Jahre 1877 einen längft vergriffenen Abriß
der Geſchichte des Geſchlechts M. herausgegeben: „Die
Familie Mitzſchke“; da die Vorarbeiten für eine neue Auf-
lage noch nicht abgeſchloſſen find, erſcheint in zwiſchen dies
Familienblatt, welches beſtimmt iſt, den Zuſammenhang
zwiſchen den Familienmitgliedern und das Intereſſe für die
Geſchichte des Geſchlechts wach zu erhalten.
Die vorliegende Nummer enthält die Satzungen des
Familien verbandes, den Perſonalbeſtand (3. 5. in 3 Gene-
rationen 19 männliche und 39 weibliche, zuſammen 58 Un-
gehörige), einen Bericht über die beiden erſten Familientage,
eine Abhandlung über das (neu angenommene) Familien-
wappen und über die Ableitung und Bedeutung des Namens
Mitzſchke, der als „kleiner Nikolaus“ oder „Sohn des Ni⸗
kolaus“ zu erklären iſt.
Wappenfibel. Kurze Suſammenſtellung der hauptſäch⸗
lichſten heraldiſchen und genealog'ſchen Regeln. Im
Auftrage des Vereins „Herold“ herausgegeben
von Ad. M. Hildebrandt, Redakteur des „Deutſchen
Herold“. Mit 28 Illuſtrationen und 4 Tafeln. Siebente
durchgeſehene und vermehrte Auflage. Frankfurt a. M.
Heinrich Keller. Oktav 73 Seiten. eleg. geh. 1,50 Mk.
Wenn ein Buch wie das vorſtehende in verhältnismäßig
kurzer Seit in ſiebenter Auflage erſcheint, fo iſt das ein
Zeichen für die Brauchbarkeit des Inhalts. Das Werkchen
iſt aus dem Bedürfnis hervorgegangen nach einem billigen
und ſchnell zu überſehenden Ratgeber, in dem man raſch über
ſo manche Frage der heraldiſchen Wappenzeichnung Auskunft
holen kann. Man bekommt in ihm auf wohl alle einſchlägigen
Fragen kurz und bündig Antwort, man wird nicht nur raſch
belehrt, wie man's machen ſoll, ſondern es wird auch vor den
üblichen Fehlern gewarnt, ſo daß die unnötigen und oft
ſtörenden heraldiſchen Böcke immer mehr vermieden werden
können. man erhält unter anderem Auskunft über Adler,
Ahnentafeln, Anwendung von Wappen, Bibliothekszeichen,
Helme, Kronen, Bürgerliche Wappen, Ehewappen, Farben,
Flaggen, Frauenwappen, Grabdenfmaler, Orden, Petſchafte,
Kangſtufen, Reichsadler, Schilde, Siegel, Städtewappen, Stile
uſw. Es find zur Veranſchaulichung viele Abbildungen bei⸗
gegeben über Wappentiere, Wappenſchilde, Farbenbezeichnung,
17 verſchiedene Rangkronen, über die verſchiedenen Wappen
ſtile, Gotik, Renaiſſance, Barock, Rokoko uſw. Jedem Freunde
der Heraldik, jedem Hünſtler, Architekten, Bildhauer, Maler
und Kunftgewerbetreibenden fet daher das Büchlein an:
gelegentlichſt empfohlen.
Tur ktunſtbeilage.
Bei der feierlichen Einweihung der Hohkönigsburg am
13. Mai d. J. wurde der auf der Beilage abgebildete Prunk⸗
becher, ein fog. Willkomm, von der Dereinigung zur Er:
haltung deutſcher Burgen Seiner Majeftät dem Kaiſer als
Stiftung dargeboten und von Allerhöhft demſelben Aller-
gnädigſt entgegengenommen.
Der Becher, entworfen vom Architekten Bodo Ebhardt,
ausgeführt unter künſtleriſcher Mitwirkung des Profeſſors
Ad. M. Hildebrandt von dem Königlichen Hofjuwelier
J. 8. Werner in Berlin, ſtellt einen ritterlichen Bügel⸗
helm aus der Seit um 1500 dar; der Helm ſelbſt iſt aus
Silber getrieben, mit reicher Vergoldung; die Halskette, mafftv
golden mit anhängender echter Münze, iſt die genaue Nach⸗
bildung einer alten Originalkette im Beſitz der Frau Gee
heimrat Warnecke hierſelbſt. Die mit zahlreichen Edelſteinen
we — — ͥ ʒwà v. —— ͤ 0ꝓͤ —uÜ————— = 2
== 9): =
und Perlen reich beſetzte Krone umſchließt einen aus einem
Malachitblock gebildeten Felſen, auf dem das Wappenbild
der Grafen von Tierſtein, eine ſilbergetriebene Hirſchkuh,
ſteht. Krone und Helmzier find abnehmbar, um den im
Innern des Helms ſtehenden eigentlichen filbernen Trink⸗
becher herausnehmen zu können. Das Ganze ruht auf
einem ſeltenſchönen Block von dunkelrotem Marmor.
Bermiſchtes.
— Zu den Mitteilungen des Herrn von Arns⸗
waldt über die Wappen in der Krypta der Stifts ⸗
kirche zu Fiſchbeck und die Ahnentafeln der Stifts ⸗
damen. Nr. 4 und 5 des „D. Herold“ 1906. Die Ahnen⸗
tafel der Sophie Friederike von Stülpnagel (Nr. ı1 des gee
nannten Aufſatzes) befindet ſich jetzt im Beſitz der Familie
v. Stülpnagel auf Grünberg U.⸗M., nachdem fie von einem
Verwandten zufällig bei einem Althändler entdeckt worden
war. — Ahnen:
Stülpnagel, Holtzendorff, Ortzen, Sepelin, Pfuhl, Bar-
fuß, Arnim, Hetelhak, Schulenburg, Mandelsloh, Frhr. v. d.
Schulenburg, Veltheim, Mündhanfen, Heimburg, Selmnitz,
Werthern.
Beſchworen Fiſchbeck 29. März 1781 vom Frhrn. Chriſtoph
Achatz Hake, Landdroſt, Land und Schatzrat, und von Friedrich
Auguſt Engelbrecht ron Düring ..., Droſt zu Großen . .P
Dieſe letzte Unterſchrift iſt etwas abgegriffen und daher nicht
ganz vollſtändig, der Name „von Düring“ aber durch das
Siegel (Querbalken begleitet von 2 - | Widderköpfen) ge.
ſichert. A. v. B.
— Der „Hanauer Anzeiger“ enthält in feiner
Nr. 219 d. J. ein Verzeichnis derjenigen Gedenkſteine,
welche auf dem Deutſchen Friedhofe zu Hanan im Jahre 1893
noch ſtanden und lesbar waren und welche noch heute im
Adreßbuche verzeichnet ſtehen. — Das Verzeichnis umfaßt
etwa 200 Namen.
— Eine recht amüſante Schilderung eines fürſtlichen
Archivs finden wir in dem Roman „Ein Opfer“ von
O. Elſter, der in der Badiſchen Volkszeitung erſcheint.
Uber die „ſtaubigen Aktenfaszikel gebeugt“ arbeitet der alte
„halbtaube“ Archivrat v. Wengen an dem Stammbaum der
hochfürſtlichen Familie von Kalenburg — ſeit 25 Jahren,
und „noch iſt keine Ausſicht auf Beendigung der Arbeit
vorhanden“. Die Mitglieder der fürſtlichen Familie laſſen
den alten Archivrat „einfach gewähren“, der für den Titel
„Geheimer Archivrat“ gern „auf eine Erhöhung feines ge»
ringen Gehalts verzichtet.“!
— Don dem vortrefflichen Werke „Familiengeſchichte,
Stammbaum und Ahnenprobe. Kurzgefaßte An-
leitung für Familiengeſchichtsforſcher“ von W. L.
Chr. Freiherrn v. Lüttgendorff⸗Leinburg, Verlag von
Heinr. Heller in Frankfurt a. M., welches ſchon vielen
Familiengenealogen ſehr nützlich geweſen iſt, wird, wie wir
hören, demnächſt eine zweite vermehrte Auflage erſcheinen.
— die bedeutende Siegelſammlung unſeres verſtorbenen
Mitgliedes, des Herrn Ch. Rottſchalck, ijt verkäuflich. Näheres
durch die Redaktion d. Bl.
Anfragen.
Unter dieſer Rubrik ſteht Dereinsmitgliedern
und Abonnenten ½ Spalte (16 Druckzeilen) koſten⸗
frei zur Verfügung.
Für überſchießende Feilen find die tarifmäßigen
Inſertionsgebühren zu entrichten.
110.
1. Wo war der braunſchweig⸗lüneburgiſche Oberförſter
Friedrich Ulrich Soehle früher angeſtellt, ehe er um
1655 nach Blankenburg a. Harze kam, wo heiratete er vor
1655 Catharina Eliſabeth Paulonsd
2. Wo iſt der am 15. März 1658 geborene, zu Bebra
bei Sondershaufen am 17. März 1715 verſtorbene ſchwarz⸗
burg ⸗ſondershauſer Förſter Juſt Leopold Kragenberg
geboren, wann und wo hat er ſich mit Anna Dorothea
N. N. verheiratet (fie war geboren im Februar (667 und
ſtarb zu Bebra b. S. 2. Dezember 1720) und wann und
wo wurde dieſem Ehepaare eine Tochter Anna Sophie
Kratzenburg geboren, die ſich zu Bebra b. S. am 7. Se
bruar 1720 mit Johann Martin Hendrich verheiratete d
3. Wo iſt der ſpätere preuß. Kriegs- und Domainenrat,
Erb-, Lehns⸗ und Gerichtsherr zu Beuchlitz Johann Paul
Stecher am 12. Januar 1662 *) geboren? Wahrſcheinlich
ſtammt er aus der Chemnitzer Gegend, wo es zu jener Seit
eine Müllersfamilie des Namens Stecher gab. Wo hielt er
ſich auf, ehe er um 1694 als Mühlenpächter nach Rothen⸗
burg a. d. Saale kam, wo heiratete er vor 1694 ſeine Frau
Eliſabeth N. N. und wo wurden ihm feine beiden älteften
Söhne, Johann Paul, ſpäter preuß. Geh. Rat, Com-
miſſionsrat und Oberamtmann zu Rothenburg a. d. Saale
(1731— 1741) und Johann Friedrich 1739 preußiſcher
Ingenieur⸗Hauptmann zu Hoym geboren?
Bückeburg. W. C. v. Arnswaldt.
111.
„Erbitte Kichtigſtellung, Ausfüllung der Lücken und An⸗
gabe der Vorfahren:
1. Joh. Friedr. Wilh. Schöler, Ohl, zwiſchen Ober und
Kirch⸗ Wiehl, Kr. Gummersbach, 24. Maid 1731;
>< I. Weſel 5. Juli 1769 Charl. Henr. v. Pelden
gt. Cloudt *P (Briefadel. Taſchenb. bef);
2. Franz George v. Kunigfy, *? in Pommern 14736?
>< Potsdam? 1776 als Homp.-Chef b. 1. Bat. Garde
Anna Soph. Kath. Rah. Dendert, * in Heffen oder
Potsdam d Oktober d
5. Joh. v. Brixen (v. Briex). * zwiſchen Juli 1744 u. April
1745 in Gberſchleſien (Jaſtrzemb oder Jacubowitz d);
<P Breslau? vor 1784 als Pr.-£t. beim Markgrafen
Heinrich (Nr. 42) Joh. Foerfter, *P 1750?
4. Joh. Wilh. Adolf v. Pelden gt. Cloudt, * d, + 12505;
x LP Eliſ. Dor. v. Haeften zu Verwolde, * d, fd,
II. Joh. Mac Alifter-£oop, *P 17205, Tochter des
Kapt. in der Holl. Schotten⸗Brig. Duncan und einer
geb. Luchtemakerd
Görlitz, Mühlweg 11, p. v. Schoeler.“
112.
In einer Lebensbeſchreibung für Johann Daniel Leers
ſteht: Quod vero ad originem Ejus attinet, hanc lucem
adspexit d. XXIII Febr. 1727 Wonsideliae, Baruthi urbe,
*) Diefes Geburtsdatum ift an feinem Epitaph in der
Hirche zu Bendlit.
— 200 —
ubi pater ejus Sebasthusia oriundus, Joannes Paulus Benignus
Leers, mercaturam magnariam exercebat.
Was bedeutet das Wort „Sebasthusia“ p
Ludwigsluſt. Kammerherr v. Leers.
115.
Wer kann Nachricht geben über
Familie von Plonski (auch v. Plontzky, Plocki,
kowski, Ploncygaski genannt)?
Naumburg a. S.
den Urſprung der
Plons-
von Wenden.
114.
Nach dem „Bistum Augsburg“ Bd. 7 S. 140 ff. war im
17. Jahrhundert Reinhard Haug von Döffingen Schloß.
herr zu Ebenhofen, Bezirksamt Oberdorf, der das Gut 1627
um 7500 Gulden an ſeinen Schwager Wolf Dietrich von
Hallweil zu Luxburg veräußerte.
Magdalena Haug von Döffingen, geb. von Gaisberg,
ſtiftete in der erſten Hälfte des 17. Jahrhunderts einen
Jahrtag in der Pfarrkirche zu Unterthingen.
Woher ftammt die Familie Haug von Döffingen? Wo
iſt etwas über ſie zu findend Sind dies die Augsburger
Haug mit dem Elefanten im Wappen, die auch in Ulm vore
kommend (Siebm. bayr. Adel I. Bayern S. 73 C. 72.) Wo
iſt das Döffingen, nach dem ſich das Geſchlecht ſchriebd
Fr. Schr. v. Gaisberg⸗Schöckingen
zu Schöckingen (Württ.).
115.
Barbara v. Querfurt, 1500 Gattin Ernſts von
Mansfeld, Tochter Brunos VIII. von Querfurt (T 1496),
kann chronologiſch nicht aus Brunos erſter Ehe mit Anna
von Gleichen ſtammen, deren älteſte Tochter Anna ſchon
vor 1457 geheiratet hatte, ſondern muß eine ſpätgeborene
Tochter Brunos aus deſſen zweiter Ehe mit Eliſabeth von
Mansfeld (Seitſchr. d. Harz⸗Vereins 1821 S. 94) geweſen
fein. Wer waren die Eltern dieſer Elifabeth von Mans⸗
feld? — Barbara iſt begraben in Eisleben. — Für Anhalts⸗
punkte wird dankbar ſein
Dr. Frhr. v. Dungern
3. Seit: Berlin W. 15, Lietzenburger Str. 48.
116.
Nachrichten werden erbeten über den Freund Martin
Luthers Dr. med. Baſilius Axt, ſowie über einen
Hyeronimus Axt, Leibmedikus bei Albrecht von Preußen
und um 1525 angeblich mit demſelben von Sachſen nach
Oſtpreußen verzogen. Lebte Baſilius, der Schleſier ſein ſoll,
in Sachſen und war er möglicherweiſe Stammvater der in
der Provinz ſowie im Königreich Sachſen verzweigten Jäger.,
Paftoren- und Gelehrtenfamilien Axt? Sind Eltern, Geburts-
ort und Daten feſtzuſtellen des Gottfried Conrad Axt,
Kreisamtmann und Hofrat in Wittenberg, 7 1821, Schüler
von St. Afra in Meißen, 12 Advokat (maxime dignus),
1275 Aktuar in Bitterfeld d
Für jede Auskunft ſagt verbindlichen Dank
Letzlingen, Bez. Magdeburg.
Frau Frickewirth⸗ Art,
Mitglied des „Deutſchen Herold“.
117.
Alle Nachrichten über Familie Roſe geſucht.
Der Nachweis der Geburt des Hürſchnermeiſters Johann
Gottlieb Roſe (Rhofe), der am 8. November 1809 in
Pr. Rolland in Oſtpreußen verſtarb, wird geſucht (ca. 1748
bis 1749). Roſe heiratete am 15. Auguſt 1722 zu Pr. Holland
die Chriſtine Helbing, 26. Oktober 1755 Pr. Holland, 16. April
1817 zu Pr. Holland.
Für den Nachweis der Geburt werden 100 mi.
gezahlt.
Die Fortſetzung und Ergänzung nachſtehender Ahnentafel
wird erbeten. Porto und ſonſtige kleinere Unkoſten werden
erſetzt.
Charlotte Caroline
Joſepha v. Gilgen:
heim
Rupertus Emanuel
Johann Carl] % Gilgenheim
m Grundherr auf
* 6. Oktober 1281 zu] Franzv. Gilgen⸗ j
Ober-Lajjoth in eke Ob 1 . 5
Oberſchleſien rbherr auf Ober⸗ f .
> 18. 391 1595 zu] Laſſoth 5 N in
Ober⸗Caſſoth mit (get. 28. November ork
Johann Michaelf 12740 zu Ober:
Reymann Laſſoth
get. 30. Septbr. 1767 | F 6. Novbr. 1796
zu Keuber (Ober: | zu Ob.⸗Laſſoth >
Schleſien) mit Caroline
+ 10. November 1850| v. Kahlbach
zu Neuſtadt (Ober ⸗
ſchleſien) |
Liegnitz, Sophienſtr. 9. R. Roſe,
Pla ntagenbeſitzer u. Leutnant d. L.
| 118.
Nachrichten erbelen über Sophie von Burgsdorf,
geb. von Buddenbrod, * 1. Januar 1780, F 16. April 1844
zu Mallypark. | |
Wo ift fie geboren und getraut? Wer waren ihre
Eltern und Vorelternd Iſt ein Bildnis von ihr befannt?
Ihre Schweſtern waren eine Gräfin Egloffſtein⸗Arklitten,
eine Gräfin Groeben und eine Frau von Kunheim.
Koln Lindenthal, Kappelmannſtr. 1.
Major von Dunker, M. d. H.
119.
Jegliche Auskunft wird erbeten über Johann Friedrich
Wilhelm von Metzſch, 1779 brandenburg⸗bayreuth. Geh.
Rat, Obrift der Garde du Corps, Oberamtmann von Pegnitz.
Schwabelwaid und Ofternohn, Ritter des Roten Adlerordens,
1791 Generalmajor. Derſelbe befand ſich auch bei den
Bayreuther Truppen in Nordamerika und zwar beim Regiment
v. Seybothen.
Wer waren feine Eltern, Großeltern uſw. d Hat er
Hinder gehabt und hinterlaſſend Wer war ſeine Fraud
Dresden, Strehlenerſtr. 12 II. G. v. Metzſch, M. d. B.
120.
Bitte um Nachricht über Wilhelm Thielen, von
1684— 1754 Paſtor zu Holtenfen b. Hameln a. Weſer, ſoll
dort 1254 76 jährig verftorben fein. — Derſelbe war vermählt
in erſter Ehe am .. .P mit Magdalena Dorethea Greve(np),
in zweiter Ehe am 10. 10. 1712 mit Engel Eliſabeth Kues d
verwitwete Dr. Pottend aus Münder a. Deiſter, hat 1680 in
Jena ſtudiert. — Wo und wann iſt derſelbe geboren, wer
find feine Eltern?
Was hat wohl der Ort Thielen in Belgien, bezw. der
Ort Thülen in Weftfalen oder der Thielen⸗Berg bei Arolfen
mit der Familie Thielen zu tun?
Wodurch hat Familie Thielen auf ein Köwenſen⸗S ellen⸗
ftädt- Stipendium Anſpruch und wo wird dasſelbe verwaltet?
Erbitte überhaupt Mitteilungen aller Art über die
Familie Thielen. Porto und ſonſtige Auslagen werden vers
gütet. Nachrichten erbittet direkt
Hildesheim. Thielen, Hauptmann a. d.
==: 20f: ==
1 5 2 5
Erbeten werden Nachrichten über die Familie Wißmann
vor 1700. In Betracht kommen beſonders Württemberg,
Heſſen⸗Darmſtadt, Weſtfalen, Lippe-Detmold, Hannover evtl.
auch Mecklenburg. Alte Familienhdfe waren in Wiffentrup
und Ehrentrup (Lippe Detmold) ſowie in Versmold (Weſtfalen).
Alteſte Nachrichten: 1384 Henne Wisman als Schöffe
zu Hofftetten (bei Gemünden a. Main), 1490 Hinrich Wisman
Hauptmann zu Dortmund.
Danzig, Bundegafje 126 I. | Uffeffor Wifmann.
Antworten.
Setreffend die Anfrage 96 in Mr. 8 des „D. Herold“ von 1908.
Johann v. Briexen, + 14. November 1810 auf dem
Gute Potſchepntof in der Statthalterſchaft Kursk in Mittel-
Rußland bei feiner Schweſter, & Johanna Förſter, F in
Warſchau 8. Dezember 1802 im 53. Jahre.
Conſtanze,
x Franz von Kinsfy
und Cettan.
Juliane, Ernft
T (786 im Auguſt
zu Breslan,
2 Jahre 4 Monate alt. s
Nachrichten vorhanden über v. Brixen, ebenſo über die
Vorfahren des Mauritz Wilhelm Ferdinand Cornelius
Friedrich Frhr. v. Pelden gen, v. Cloudt, * 16. Juni 1786
zu. Meurs, und den Kammerherrn v. Cloudt zu Sauers⸗
forth, 1797, 1799 u. A. m., ferner über v. Förſter (in
Albrechts Genealog. Handbuch und Hörſchelmanns Genealog.
Tabellen), ſowie über den Ingenieur Major Schöler, 1761,
1788, und v. Rüehle, 1792, 1808.
Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. Dr. Wagner.
Betreffeud die Anfrage 98 in Nr. 8 des „D. Herold“ von 1908.
Karoline Sidonie £uife Friederike, * 29. 12. 1747.
Eltern: Friedrich Reichsgraf von Gronsfeld, 5. 12. 1705,
+ 6. 6. 1754. Karoline Friederike Henriette Marie von
Bentheim, * 2. 6. 1726, >< 30. I. 1747, 7 5. 3. 1783.
Gr.⸗Eltern: Johann Bertram Arnold, erſter Reichsgraf von
Gronsfeld aus dem Haufe Diepenbroick, * 1657, + 1720.
Marie Wilhelmine Charlotte von Wartensleben, * 1683,
* 1204, T 1742. |
Friedrich Karl Reichsgraf von Bentheim-Steinfurt, * (703,
+ 1233. Franziska Charlotte zur Lippe, * 1204, & 1724,
+ 1738.
Urgr.⸗Eltern: Johann Hermann Freiherr von Diepenbroid.
Sibille Chriftine von der Oye.
Alexander Hermann Reichsgraf von Wartensleben. Sophie
Dorothee von May.
Ernſt Reichsgraf von Bentheim⸗Steinfurt. Iſabelle Juftine
von Hornes.
Friedrich Adolf Reichsgraf zur Lippe.
u. ſ. w.
Amalie von Solms.
Dr. Frhr. v. Dungern.
Petreſfend die Anfrage 98 in Nr. 8 des „D. Herold“ von 1908.
Erhebung des Hennich Werner v. Diepenbroick,
Herrn zu Bulderen und Heiden in den Freiherrn⸗Stand,
Wien 26. Juni 1713, Adelsverleihung an die Gebrüder
Friedrich, Alexander Conrad Carl, Hermann Ludwig und
Bertram Philipp Siegmund Albrecht v. Diepenbroick, die
verwandt mit den Gronsveld und Reefen, Grafen
v. Brondhorft und Herrn auf Hennepel und Empel.
Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. Dr. Wagner.
Betreffend die Anfrage 99 in Nr. 8 des „D. Herold“ von 1908.
Generalleutnant von Dettinger war 1896 Diviſions⸗
kommandeur in Stuttgart. In der Ranalifte 1908 iſt Leut ⸗
nant der Referve Grenadier⸗ Regiments 123 Dettinger in Reute
lingen und Leutnant Dettinger beim Jnfanterie-Regiment 132
in Straßburg i / E. aufgeführt. v. Burkersroda.
Betreffend die Anfrage 99 in Nr. 8 des „J. Herold“ von 1908.
Georgii - Georgenan „Biographifch -genealogifhe Blätter
aus und über Schwaben“ verzeichnen S. 159 von Dettinger,
Johann, Major im Generalſtab der 26. (1. Württembergiſchen)
Divifion, X Marie Luiſe Elben (* 5. 1. 1856), ferner S. 583
Marie Dettinger, X Guftav Möride, einem Detter des
Dichters, und S. 751 einen Garnifonsprediger J. H. Det-
tinger (im 18. Jahrhundert).
Fritz Hölder
Leipzig.
(mitgeteilt durch Dimpfel, M. d. H.).
Beireffend die Anfrage 100 in Nr. 8 des „D. Herold“ von 1908.
Genealogiſche Arbeiten von Theodor v. Steinmetz und
Thomas Philipp von der Hagen, Berlin 1758, der bemerkt,
daß in Holſtein das Geſchlecht der v. Hagen bereits vor
100 Jahren ausgeſtorben ſein ſoll, und verweiſt auf Angeli,
Nolſteinſche Chronik.
Berlin N. 39, Sellerſtr. 2.
Betreffend die Anfrage 103 in Mr. 9 des „D. Herold“ von 1908.
Wolfgang Andreas Metſch v. Lainecks Vater war
Heinrich Lorentz Mötſch auf Krdtenbrud und Wolfslohe,
fürſtl. brandenburg. Rat und Oberamtmann zu Münchberg.
Er, Wolfgang Andreas, iſt geboren 5. Mai 1694 und ſtarb
29. April 1726 (wo weiß ich nicht). Er vermählte ſich zu
Konradsrenth bei Hof 5. März 1719 mit Johanne Florentine
v. Reigenftein. Dieſelbe iſt zu Konradsreuth am 6. Oktober
1686 geboren worden. Wo ſie ſtarb, iſt mir unbekannt.
Dresden, Strehlenerſtr. 12 II. G. v. Metzſch, M. d. H.
Betreffend die Anfrage 104 in Ar. 9 des „O. Herold von 1908.
Geftorbene zu Kelbra am Hyffhäuſer; 1689 April 11:
„eines Vertriebenen Edlen aus der Grafſchaft Kiel Arn.
Johann Chriftof von Kranichfelds jüngſtes Söhnl.
Bückeburg, Feldſtr. 2. W. C. v. Arnswaldt.
Betreffend die Anfrage 105 in Nr. 9 des „D. Herold“ von 1908.
Sebaftian Schmieden (alias Schmitt) >< Dorothea Storm
(zog um 1580 nach Danzig)
Dr. Wagner.
Johann Schmieden >< Barbara Falkner
|
Stephan Schmieden < Maria Bolner
Nathanel Schmieden >< 1623 Catharina Brandner.
Aathanael (v.) Schmieden, * 8. Febr. 1601 zu Danzig,
ſtudierte zu Gießen, 1654 in den Danziger Rat gewählt,
1644 Oberjägermeiſter der Nehrung, 1658 Kal. Burggraf,
+ Ut. Mai 1663. Der Ahnherr Sebaſtian nannte ſich Schmitt,
erſt Nathanael nahm den Namen „Schmieden“ an. Nach
anderer Nachricht ſtammt er aus altem adligen Geſchlecht des
Deutſchen Reiches.
Lebenslauf und Leichenpredigt in der hiefigen Stadt-
bibliothek Danzig. Aſſeſſor Wißmann.
Betreffend die Anfrage 107 1 in Ar. 9 des „D. Herold.“ von 1908.
Ottlau iſt noch heute im Beſitze der Familie Budden-
brock. Die beſte Auskunft auf die Anfrage dürfte Herr
— 202 —
Kittergutsbeſitzer Freiherr v. Buddenbrock auf Kl. Ottlan
bei Marienwerder (Weſtpr.) geben können.
Danzig. Aſſeſſor Wißmann.
Getreffend die Anfrage 107 in Mr. 9 des „Y. Herald“ von 1908.
2. v. Ar zat, Ernſt Friedrich, * 10. April 1706, & 22. Juni
1746, 3. Gemahlin Chriſtiana Sophia Friederica v. Burgs-
dorf. 16. Oktober 1721. .
3. v. Leslie, David Chriftan, F zu Warſchau 1806 im
61. Jahre, hatte 43 Jahre gedient, >< Maria Sophia Lutz,
Tochter eines Lohgerbers zu Berlin; fie lebte 1818 zu
Charlottenburg.
4. v. Sobbe.
a) Friedrich Chriſtian v. Sobbe aus Berlin, F zu Weſel
25. Mai 1777, 62 Jahre alt, < Diederichs.
b) Sein Sohn Friedrich Chriſtian v. Sobbe, f 25. Dezem-
ber 1805 zu Schilde bei Dramburg in der Neumark, preußi-
ſcher Major feit 1798.
Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. Dr. Wagner.
SetreFend die Anfrage 108 in Nr. 9 des „D. Herold“ von 1908.
Peter von der Weihe, der Rechte Doctor, Fürſtl.
Biſchöfl. Halberſtädter Rat, >< Anna v. Bert, die fF 1595,
begraben in der Domkirche zu Halberſtadt.
Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. Dr. Wagner.
Setreffend die Anfrage 107 in Ar. 9 des „D. Herold“ won 1908.
Su 1a: Johann Albrecht v. Buddenbrock 1694. Anna
Barbara v. Lehwald, 1711; T 2. 4. 1788.
Su 1b: Friedrich Ernſt Wilhelm v.
+ Berlin 1s. 1. 1867.
Su Ab: Friedrich Chriſtian Martin v. Sobbe, + Schilde
(R.» Bez. Cöslin), nicht Schilda. Maximiliane Ulrike
Philippine v. Manteuffel, * Frankfurt a. OG., 26. 2. 1775.
Gerdt Ewald v. Manteuffel, * Collatz 17. 1. 1750; f dafelbft
Buddenbrock,
12. 10. 1287.
v. Birkholz, .
Doberan.
. 24. 8. 1770 mit Chriſtine Wilhelmine
. . 9. 8. 1780.
v. Aspern.
SetreFead die Anfrage 109 in Nr. 9 des ,,B. Herald“ von 1908.
v. Frauendorff, preußifher Major von den Ingenieurs.
T 1754.
Johann Friedrich, ruſſiſcher
Brigadier, + 1266,
x Maria Elifabeth v. Stock
in Mosfan.
Peter, Johann, Carl ſtanden
1766 als Sergeanten bei der
Semenowſchen Leibgarde in
Petersburg.
Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. Dr. Wagner.
Getreffend die Anfrage 86 in Nr. 7 des , D. Herold ven 1908.
Die Familien Oliier, Glier, Klier, Glüber uſw.
finden ſich in größerer Fahl in und um Klingenthal, Mark.
neukirchen, Graßlitz uſw. verbreitet. — Eine mir perſönlich
bekannte Familie Glier wohnt mehrere Generationen in
Klingenthal, und glauben dieſe böhmiſche Emigranten oder
Exulanten zu ſein. Wappen: In Gold eine ſchwarze
Bärentatze.
Friedrichs walde Bez. Dresden.
Direktor Liefeld, M. d. B.
Betreffeud die Anfrage 86 in Ar. 7 des „D. Herold“ von 1908.
(Glier.) Kurfädf. Reichs vikariatsadelſtand d. d. 22. Jan.
1242, anerkannt von Mecklenburg⸗Schwerin d. d. 8. Anguſt
1744. Wappen: in Blau auf vielzackigem hohen, filbernen
Felſen eine rotbewehrte ſilberne Taube. Auf dem blan-filbern
bewulſteten Helm 5 Straußenfedern, rot und ſilbern wechſelnd.
Decken: blau-ſilbern. (M. Gritzner, Standeserhebungen und
Gnadenakte. S. 529 und 704).
Carl Friedrich, ruſſtſcher
General⸗Major, ſtand 1766
zu Omskoy an der Grenze
von China.
Tochter & v. Peſtel Poſt
irektor in Moskau.
Dietrich Magnus Glüer (Diplomempfänger), Herzoglich Mecklenburgiſcher Kapitänlieutenant, dann Mecklenburgiſcher Amts⸗
hauptmann und Geheimer Kammerrat, Herr auf Fienſtorf und Steinfeld in Mecklenburg, beſaß auch Pannekow nebft Cuchow
und Wüſtenfelde, welches er 16. Oktober 1751 dem Major v. Kardorff zu Roſtock für 51 000 Kthlr. n ¼ verkaufte. + im
Februar 1759, begraben 23. Februar 1759 zu Dolfenshagen bei Rowershagen in mecklenburg — uxor: unbekannt.
— —— . . —— — ee — . . — FEO
Joachim Chriſtoph Dietrich von Glüer ), mecklenburgiſcher Generallieutenant und Chef des Leibregiments, geb. 1724/5,
+ zu Dummerſtorf 3. Auguſt 1803, >< zu Schwerin 5. Oktober 1749 Hedwig Albertine v. Both, geb. zu Kankendorf
2./3. Auguſt 1727, f zu Schwerin, 15. März 1811, Tochter des mecklenburg. Oberjägermeiſters und Kammerherrn Exzellenz
Hartwig Ulrich v. Both auf Rankendorf und der Margarethe Juliane geborene v. d. Kühe.
Sophie £nife Chriftine Karl Diet- Ludwig Chriſtiane Caroline 1 Tochter, 1 Kind,
(fälſchlich im Totenſchein Chriſtiane rich Ulrich, Bans Eliſabeth, Friederike, F zu + zu
Friederike Kuife genannt), * 1750, getauft Julius, getauft Juliane Schwerin Schwerin
+ zu Siilow 10. Februar 1776, x dem 27. Dezember getauft 13. Januar getauft zu 3. April 8. April
mecklenburg. Oberforſt⸗ u. Oberjäger⸗ 1751 28. Dezember 1754 Schwerin 1758 1760.
meifter Cord Friedrich v. Peng a. d. 1752 24. April
Baufe Dolzrade, Herrn auf Goldenitz, 1755
+ zu Schwerin 22. Dezember 1788 Archivar Dr. Grigner,
Weimar.
1) Beim Tode lebten 1 Sohn und 1 Enkel. Familie dürfte ca. (830 erloſchen fein.
d Pieler Hummer liegt eine Roſtkarte bei, welche unſere geehrten Mitglieder zur Anwerbung neuer Mitglieder
freundlichſt benutzen wollen!
ZT
Bellage: Willkomm, Seiner Majeſtät dem Kaifer und König Wilhelm II. dargeboten von der Vereinigung zur
Erhaltung deutſcher Burgen bei der Einweihung der Hohkönigsburg.
Verantwortlicher Herausgeber: Ad. M. Hildebrandt in Berlin, V. 62. chillſtrats 8 I. — Selbfiverlag des Vereins Herold; auftragsweiſe verlegt von
Carl Hermanns Verlag in Berlin, W. Mauerſtraße 43. 44. — Julius Sittenfeld, Hofbuchdrucker. in Berlin W.
Himilienſtunde,
herausgegeben vom rein Keo in Berſiu. N
Ar. 11. Berlin, November 1908. XXXIX
Der jährliche Preis des „Deutſchen Jerold“ — monatlich ein Heft — beträgt 12 MF., der „Viertellahrsſchriſt für Wappen-
Siegel- und Familienkunde“ 8 Mk. Einzelne Nummern koſten 1 Mk. — Anzeigen für den „Deutſchen Herold” werden von
Carl Heymanns Verlag, Berlin W., Mauerſtr. 43. 44, entgegengenommen.
Ouhalts verzeichnis: Bericht über die 784. Sitzung vom Bericht
„ | erich
15. September 1908. — Bericht über die 785. Sitzung |
vom 6. Oktober 1908. — Kefule von Stradonitz. — Bei- | Uber die 784. Sitzung vom 15. September 1908.
|
träge zur Geſchichte der Genealogie der Familie Henckel
von Donnersmark. — Derbindungen der Familie Schotte»
lius. — Ein Siegel des Amts Harſte. — Bücherſchau. —
Dermifhtes. — Sur Kunftbeilage. — Anfragen. — Ant⸗
Dorfigender: Se. Erz. Herr Generalleutn. z. D. v. Bardeleben.
Der Herr Vorſitzende begrüßt die Derfammlung
| zum Wiederbeginne der Sitzungen. Während der Ferien
— hat der Verein eine Anzahl Mitglieder durch den Tod
worten.
verloren: Rittergutsbefiger Moritz v. Schlieben⸗Rackith,
* ereins nachrichten. Geſandter v. Saldern in Charlottenburg, Regierungs-
präfident v. Barnekow, Kunftmaler Barlöſius, Regie⸗
„ V rungsrat Serlo, Major van der Wiyd in Brüſſel und
5 das vor kurzem ausgeſchiedene Mitglied Arthur van
ienstag, den 17. br. 19
5 e ne | abends Merghelijnk de Beauvord zu Ypern (Belgien). Die
(Banpteeriammlana) J 7½ Ahr. Anweſenden erheben fic) zu Ehren der Derftorbenen.
Unſer Mitglied Herr Leutnant v. Holleuffer im
Oſtfrieſiſchen Feldartillerie-Regiment Nr. 62 hat feine
Verlobung mit Fräulein Elifabeth v. Eſtorff angezeigt.
Die Anweſenden ſenden an das ſehr geſchätzte Mitglied
eine Glückwunſchkarte ab.
Als Mitglieder werden angemeldet:
im ,Surggrafenkof", Kurfürſtenſtr. 91.
Bu der am
Dienstag, den 1. Dezember abends 7½ Uhr
im „Burggraſenhof“ Aurfürſtenſtraße 91 zu Berlin fiatt-
. 5 I. Herr Haſſo v. Beſſer, Oberleutnant im Kaifer
Hauptverſammlung des Vereins Herold Franz⸗Grenadier-Regiment, zurzeit Pehlitz bei
werden die Mitglieder hierdurch ergebenſt eingeladen. Friedeberg, Neumark.
Tagesordnung: 2. Herr Willy v. Dirkſen, Kaiſerlicher Geſandter,
1. Neuwahl des Vorſtandes, der Abteilungsuorhände Mitglied des Reichstags und des preußiſchen
und des Rechnungsprüfers, Abgeordnetenhauſes in Berlin, Margarethen—
2. Gnilaſtung des Schatzmeiſters für das Rechnungs⸗ ſtraße 11 (Gröditzberg in Schleſien).
jahr 1907, 5. Herr Friedrich IV Carl Esbach, Regierungs-
3. Auſſtellung des Voranſchlages für das Redynungs- referendar a. D. (vom I. Januar 1909 an), Vor-
jahr 1909. ſitzender der Landesgruppe Schleſien Pofen des
Der Borfland des Wereins Herold. S. Michael - Vereins deutſcher Edelleute, in Bres⸗
Dr. Bcringuter, Amtsgerichtsrat, ſtellvertr. Vorſitzender. lau, Auguſtaſtr. 78.
— 204 —
4. Berr Paul Gronemann, Hauptmann in Span-
dau, Potsdamer Str. 44, III.
5. Herr Dr. jur. Hertzog, Referendar m Char:
lottenburg, Hardenbergſtr. 18.
6. Herr Carl Kahler, Rentner in Detmold, Villa
Waldfrieden.
7. Herr Fritz v. Lindenau, Leutnant im Infanterie.
Regiment Nr. 155, Altenburg, S.A.
8. Herr Manger, Generaldirektor zu Cleve, Rhein—
land.
9. Herr Karl Neuburger, Bankier zu Berlin:
Grunewald.
10. Herr Rudolf v. Recum, Kaufmann in Frau—
lautern a. Saar.
Il. Herr Salomonſohn, Stadtrat in Rohenſalza,
Markt 5.
12. Herr Hans v. Schack, Generalleutnant 3. D.,
Exzellenz, in Berlin, Cuxhavener Str. 15, II.
15. Herr Hans v. Schlieben, Oberleutnant im An—
haltiſchen Infanterie- Regiment Nr. 95, Adjutant
des Landwehrbezirks Deſſau, zu Deſſau, Albrecht—
ſtraße 12.
\4. Herr Carl Wilhelm Teske, cand. phil., zu
Picher bei Ludwigsluſt in Mecklenburg.
Der Herr Dorfigende teilte mit: J. Frau Marie
Nottſchalk in Charlottenburg (Grolmanſtr. 15, Gartens
haus), Witwe unſeres jüngſt verſtorbenen Mitgliedes,
wünſche deſſen hinterlaſſene Siegelſammlung und Bücher
zu verkaufen. 2. Herr Oberregierungsrat Dr. zur Nieden
habe von dem Altenger Komitee mehrere Suſchriften
erhalten, in welchen anerkannt wird, daß die Der:
öffentlichung feiner Forſchungen hinſichtlich der Herkunft
der Grafen von Altena für die Tätigkeit des Komitees
weſentliche Stützpunkte geweſen ſind. Dieſes hat mit
dem Ausbau der Burg Altena begonnen und hofft bis
Sommer 1909 den erſten bedeutſamen Teil fertig zu
ſtellen. Die Derdienfte des Herrn Dr. zur Nieden um
die Förderung dieſer Sache würden in Alteng dankbar
gewürdigt. 3. Unſer Mitglied Herr Carl Stichler in
Sürich hat verſchiedene ſehr intereſſante Poſtkarten aus
den Muſeen zu Zürich und eine Abhandlung „Militär-
genealogiſche und hiſtoriſche Unrichtigkeiten“ freundlichſt
eingeſandt. Dieſe wird der Redaktion übergeben.
Sodann beſprach der Herr Vorſitzende die zahl:
reich eingegangenen Geſchenke und Tauſchſchriften. Die
„Schleswig-Holſteiniſche Kundſchau“ (1908 Heft 3) ent:
hält die Abhandlung „Die Deutung der Schleswig:
Holſteiniſchen Wappen“ von Guido v. Lift, die auf
einem ſinnreichen Spiel mit Worten beruht. Jedes
Wappen wird auf eine beſondere Art blaſonniert oder
vielmehr der Inhalt desſelben in einer beſtimmten
Reihenfolge angegeben, die Worte werden in das Alt—
germaniſche überſetzt und nach einer den Worten unter—
gelegten Nebendeutung der Sinn des Wappens ans:
gezogen. Man ſollte denken, daß zu ſolchem Verfahren
nur ſolche Wappen geeignet wären, deren Urſprung
bis in das frühe Mittelalter zurückgeht. Guido v. Lift
erſtreckt es aber auch auf ſolche Stücke, deren Suſtande—
kommen die Alteren von uns noch erlebt haben. Der
Cauenburgiſche Pferdekopf iſt eine Erfindung der däni—
ſchen Verwaltung nach dem Wiener Kongreß und die
ſchwarz-weiß geſtückte Einfaſſung des Schildes iſt ſogar
erſt nach der preußiſchen Beſitzergreifung dazu ge—
kommen. Freilich kommt es bei einer Sache, die ſo ſehr
auf Willkür beruht, auf ſolche Divergenzen wenig an.
Herr Kammerherr Dr. Kefule v. Stradonig
ſtellte den Antrag: „In jedem der Ausgabe eines
Heftes der Vierteljahrsſchrift gleichzeitigen oder
unmittelbar folgenden Monatshefte der Veröffent—
lichungen des Vereins ein Verzeichnis der Aufſätze, die
in dem betreffenden Hefte der Vierteljahrsſchrift ſtehen,
zum Abdruck zu bringen.“ Der Antrag wurde ein—
ſtimmig angenommen und in das Beſchlußbuch einge:
tragen.
Der Schriftführer Geheimrat Seyler bemerkte,
daß die Familienforſcher oft in die Lage kommen, hin-
ſichtlich der Geburts-, Dermählungs- oder Sterbedaten
beſtimmter Perſönlichkeiten die Kirchenbücher zu Rate
ziehen zu müſſen. In die gleiche Lage kann jeder
Staatsbürger kommen, wenn beiſpielsweiſe in Erbfchafts-
angelegenheiten von den Behörden ſolche Nachweiſe
verlangt werden. Die Forſchung iſt verhältnismäßig
leicht, wenn es ſich um kleine Orte handelt, welche nur
eine Kirche beſitzen. Eine ſchwere Geduldsprobe und
eine koſtſpielige Sache wäre aber die Forſchung in einer
Großſtadt wie Berlin, wenn man gar keinen Anhalts—
punkt hat hinſichtlich der Kirche, bei welcher die Fälle
gebucht ſein könnten, und auch wohl die Seit nur an—
nähernd beſtimmen kann. Mit aufrichtigem Dank iſt es
daher zu begrüßen, daß die kirchlichen Behörden von
Berlin eine „Sentraljtelle zur Ermittelung von
Eintragungen in den Regiſtern der evangeli—
ſchen Kirchen in Berlin“ (N. 65, Seeſtraße 68 I)
errichtet haben. In einem beſonders ſchwierigen Falle,
welcher dem Berichterſtatter anvertraut worden war,
hat die Sentralſtelle innerhalb kurzer Seit und gegen
mäßige Gebühren den gewünſchten Nachweis geliefert.
Er ftellt den Antrag, in jeder künftigen Januar.
nummer der Monatsſchrift die Adreſſe der Sentral—
ſtelle unter den Vereinsnachrichten abzudrucken. Auch
dieſer Antrag wurde angenommen.
Sodann erzählte der Schriftführer, er habe gegen
Ende ſeines diesjährigen Urlaubs einige Tage bei
Verwandten in Neuvorpommern, der kunſtſinnigen Fa—
milie Hecht⸗Neuhof verweilt, und als er ſich in das
Stammbuch des Hauſes einſchreiben ſollte, in dieſem
eine ſeine Aufmerkſamkeit in hohem Grade feſſelnde
Seichnung der Malerin Fräulein Edith Alberti aus
Potsdam geſehen. Auf den erſten Blick und auch bei
näherer Prüfung ſchien ihm die Seichnung zu ſein der
geiſtreiche Derfuch eines neuen Aufbaues der Ahnen:
tafel. Nachher hörte er, Fräulein Alberti habe bei
einem Spaziergange durch das Gefilde des an einer
Bucht der Oſtſee gelegenen Gutes Neuhof eine Miſtel—
ſtaude gefunden und eine genaue Seichnung derſelben
als künſtleriſche Beigabe ihrer Stammbucheintragung
— 205
benutzt. Wunderbar einfach und gefällig ift dieſes durch
die Natur ſelbſt gegebene Vorbild der Ahnentafel: der
aus dem Nährbaume gekommene Stamm teilt ſich in
zwei Afte, deren jeder wieder und wieder zwei neue
Aſte bildet; erſt in den oberen Reihen wird der Bau
etwas unklar. Es iſt vielfach ſchon verſucht worden,
das herkömmliche fteife Schema der Ahnentafel künſtle—
riſch zu geſtalten. Der Vortragende hält die Seichnung
des Fräuleins Alberti zu einem ſolchen Verſuche geeignet.
Es wäre erfreulich, wenn die Entdeckerin der genea—
logiſchen Pflanze ſelbſt die Cöſung der Aufgabe ver-
ſuchen würde.
Herr Dr. med. Stein zu Königsberg i. Pr. hat
einen Seitungsausſchnitt mitgeteilt, aus dem ſich ergibt,
daß die evangeliſche Kirche zu Gallingen, einer Lands
gemeinde von nur 505 Einwohnern (1905) im Kreiſe
Friedland, eine ſtattliche Bibliothek beſitzt, die von einem
im Jahre 1674 verſtorbenen Freiherrn v. Eulenburg
geſtiftet worden iſt. Dieſelbe ſoll intereſſante alte Drucke
und auch Handſchriften enthalten, 3. B. eine Chronik
des Geſchlechts v. Eulenburg, Patrone der Gallinger
Kirche. Es läßt ſich vermuten, daß ſich auch zahlreiche
Ceichenpredigten dort befinden. Die bibliographiſche
Aufnahme der für Genealogie und Heraldik wichtigen
Beſtandteile der Bibliothek und deren Erſchließung für
das größere Publikum muß als erwünſcht bezeichnet
werden. — Es wurde mitgeteilt, daß eine bekannte
Berliner Gravieranſtalt nunmehr auch unter die Wappen.
fabriken gegangen ſei und die Leiſtungen der berüchtigten
Firmen in Dresden noch überbiete durch die Verheißung
eines „ſogenannten Wappenbriefes“ in Buchform mit
anhängender Siegelkapſel! Man braucht nur den
Namen und 20 Mk. einzuſenden, um den „Wappen—
brief“ zu erhalten — auf vorherige Verhandlungen mit
den Familien läßt ſich die Fabrik nicht ein. Es iſt un⸗
verſtändlich, wie eine Firma ihren Ruf der Solidität
gegen einen derartigen unehrbaren, auf Betörung und
Irreführung des Publikums hinauslaufenden Geſchäfts⸗
betrieb auf das Spiel ſetzen mag.
Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz
legte vor J. ein auf feine Veranlaſſung mit der Schreib:
maſchine durchgeſchlagenes Exemplar der Schrift:
LCebensgeſchichte des Herrn M. Gotthilf Friedemann
£öber, Herzoglich Sächſiſchen Geheimen Konfijtorialrats
in Altenburg (Cable 1795). 2. Zwei von ihm verfaßte
Abhandlungen; die eine, abgedruckt in der „Geitſchrift
für Bücherfreunde“ (Auguſt 1908), behandelt den
„Prinzen“ oder „Fürſten Demetrius Rhodocanakis
Kaiferliche Hoheit“, einen Adelsabenteurer der neueſten
Seit, der am 15. Dezember 1840 als Sohn eines Bank⸗
herrn zu Hermupolis auf der Inſel Syra geboren, feit
1862 Kaufmann in London war, mit feinem Bruder
Theodor ein Geſchäft betrieb, welches 1874/75 Bankerott
machte. Damals ſchon hatte Demetrius gewiſſermaßen
eine Doppelexiſtenz; in einem Teile von London war
er der Kaufmann Rhodocanachi, in einem anderen der
Prinz Rhodocanakis, Kaiferliche Hoheit. Er behauptete
dieſe Würde bis an ſein Lebensende mit Hilfe von
— ů
Fälſchungen, durch welche die Redaktion des Almanachs
von Gotha. Maximilian Gritzner, Rietſtap, Crollalanza
und andere Schriftſteller ſich täuſchen ließen. Die zweite
Abhandlung bezieht ſich auf die Wappenkunde an den
Muſeen als Hilfsmittel kunſtgeſchichtlicher Forſchung
Es wird darin u. a. ausgeführt, daß noch immer
Gruppen von 4, 8, 16 uſw. Wappen an Kunftwerfen,
die jeder Fachmann als Ahnenproben erkennt, von den
Kunſtgelehrten als Einzelwappen verſchiedener Perſonen,
die auf gemeinſame Koſten das betreffende Kunſtwerk her-
geſtellt hätten, angeſehen werden. Der lehrreiche Artikel
iſt in der Seitſchrift Muſeumskunde“ (Band IV Heft 5)
erſchienen, hoffentlich findet er die verdiente Beachtung.
Herr Profeſſor Ad. M. Hildebrandt legte vor:
1. Poſtkarten mit den in Farbendruck hergeſtellten Nach—
bildungen der alten Wappenſchilde, welche in der Weſt—
minſter⸗Abtei zu London hängen; es befindet ſich dare
unter der Schild des Hohenftaufen, Kaiſers Friedrich II.
(einfacher ſchwarzer Adler in Gold). 2. Die dem Vor:
tragenden vom Kaiſer verliehene Medaille zur Ein—
weihung der Hohkönigsburg, auf der Vorderſeite das
Bruſtbild des Kaijers, auf der Rückſeite ein Bild der
erneuerten Burg enthaltend. 5. Ein handſchriftliches
Wappenbuch aus dem 17. Jahrhundert, ein Geſchenk
des Muſeumsdirektors Herrn Kötzſchau in Weimar; es
hält 185 Wappen mitteldeutſcher Geſchlechter ſowie
einige ſehr ſaftige Stammbuchinſchriften in ſich. 4. Photo»
graphien zweier Albumdeckel mit ſtudentiſchen Wappen,
welche Heinr. Pfannſtiel zu Weimar in Lederſchnitt
ausgeführt; eine anerkennenswerte Arbeit; die eigen—
artige moderne Stiliſierung fand nicht ungeteilten Bei-
fall. 5. Einen Wachsabdruck des Siegels der Geſell—
ſchaft für Cothringiſche Geſchichte und Altertumskunde
ſowie einen Abdruck des für die Stiftungsurkunde des
Panzers „Lothringen“ hergeſtellten Siegels, vortreffliche
Arbeiten, entworfen und modelliert von dem Architekten
Heppe in Dic; ferner eine Reihe ſchöner zeichneriſcher
Arbeiten desſelben Künftlers, darunter mehrere heral—
diſche Exlibris, das Mitgliedsdiplom der Geſellſchaft für
lothringiſche Geſchichte und Altertumskunde. 6. Abdrücke
von Waffeleiſen aus dem Jahre 1551, im Beſitze des Herrn
Apoihefers Bohlmann zu Braunſchweig. Die Platten
ſind aus Bronze, zeigen innerhalb eines Doppelkreiſes
einen Adler, einen Pelikan mit drei Jungen, drei ver—
ſchränkte Fiſche und einen Töwen. Deutung dieſer
Suſammenſtellung it erwünſcht. 7. Nummer | der
„Ehronitblätter der Nachkommen im Mannesſtamm des
Broder Mumſen zu Bopslut am Vordſeeſtrande“ her-
ausgegeben von unſerem Mitgliede Knud Hanſen in
Detroit. 8. Urſprung und ältefte Geſchichte der Grafen
Adelmann v. Adelmannsfelden und deren Beziehungen
zu Hohenſtadt. Vom Hofkammerpräſidenten Grafen
Adelmann v. Adelmannsfelden. Geſchenk des Herrn
Derfajjers. 9. Die von L. Rheude gezeichnete Emp:
fehlungskarte der Weingroßfirma O. F. Söhle in Ham:
burg, verziert mit den Wappen der wichtigſten Wein—
orte; ein ſchönes Kunftblatt, geſchenkt von Herrn
Herm. Lange in Hamburg.
Herr Hauptmann Th. Hoffmann auf Schloß Ber:
wartſtein teilt mit, daß Herr Rentner Alfons Cefils zu
Cöln, Werderſtr. 25, II, ſich aus Liebhaberei ſeit Jahren
mit Forſchungen zur Geſchichte der Apotheken in Cöln
und mit Herſtellung von Nämenregiſtern zu den Kirchen—
büchern der Stadt Cöln beſchäftigt und daher imſtande
iſt, mit Auskünften und Nachrichten über rheiniſche,
insbeſondere ſtadtcölniſche Familien zu dienen.
Auf die Frage des Bibliothekars, wie es mit dem
Verleihen der Dierteljahrsfchrift zu halten fet, erwiderte
Herr Kammerherr Dr. Kefule v. Stradonitz, daß es
bei allen Geſellſchaften, die Seitſchriften herausgeben,
Uſus ſei, die neueſten Jahrgänge, welche überall leicht
zu haben ſind, nicht zu verleihen. Es wurde darauf be—
ſchloſſen, je die drei neueſten vollſtändigen Jahrgänge von
der Verleihung aus der Dereinsbiblistbef auszuſchließen.
Herr Kiefer aus Frankfurt a. M. berichtete über
den Diebſtahl der Goethe-Geburtsurkunde: die Kirchen—
bücher der Stadt Frankfurt beginnen mit dem Jahre
1555 und reichen lückenlos bis zur Gegenwart; ſie
exiſtieren in Form einer Kladde und in Reinſchrift. An der
Reinfchrift iſt der Diebſtahl begangen worden; der Vor—
tragende zeigte eine Photographie der Kladdenſeite, auf
welcher Goethes Geburtstag verzeichnet iſt. Hieran knüpfte
der Vortragende Bemerkungen über die Priorität und
Selbſtändigkeit ſeiner Forſchungen über Goethes Ahnen.
Herr Major v. Schoeler berichtete über böchſt
ſehenswürdige Ausſtellungen, die im Anſchluß an den
hiſtoriſchen Kongreß im Sommer hier veranſtaltet wor—
den find, die Papyrusausſtellung im Kupferſtichkabinett,
Bildniſſe aus der Seit Maximilians I, Holzſchnitte des
15. Jahrhunderts u. a.
Alexander v. Gleichen - Rußwurm hat in einer Tages»
zeitung bei Gelegenheit einer Kritik Ahnenforſchungen
für unfruchtbar erklärt und behauptet, daß der Adel
ſich mit Stammbäumen nur beſchäftige, um alte Rechte
feſtzuſtellen und zu erhalten, wie Stiftsplätze, Orden
und ähnliches! Dieſer Behauptung gegenüber verlieſt
das Ehrenmitglied Herr H. F. Macco einen Abſchnitt
aus der von ihm auf dem Familientage der Wupper—
mann 1908 gehaltenen Anſprache, welche in ſehr zu—
treffender Weiſe Swe und Bedeutung der Genealogie
erörtere: daß ſie berichte von Leben und Taten der
Vorfahren, von ihrer Anteilnahme an dem Geſchicke
des Vaterlandes, von ihrem Kämpfen und Ringen, von
Mühe und Erfolgen. Der Nachwuchs ſchöpfe Tatkraft
aus den Kämpfen der Vorfahren, Mut und Suverſicht
aus ihren Erfolgen.
Herr Freiherr v. Dungern hielt einen Vortrag
über den Herrenſtand und die Entſtehung des ritter—
Lee . — Il — — — . —
mäßigen Adels in Deutſchland. Etwa 20000 Geſchlechter
des niederen Adels treten um 1200 wie mit einem Schlage
in die Erſcheinung. Er erörterte die Frage, woher die
Geſchlechter und die ungeheuren Güter, mit denen dieſe
begabt waren, genommen worden ſeien. Herr Kammer—
herr Dr. Kekule v. Stradonitz fügte hinzu, daß gegen:
wärtig alle dieſe Geſchlechter bis auf höchſtens 1400
zuſammengeſchmolzen ſeien. Seyler.
206 —
Bericht
über die 785. Sitzung vom 6. Oſitober 1908.
Worſitzender: Se. Erz. Herr Generalleutnant v. Bardeleben.
Aus Anlaß des Trauerfalles, der Herrn v. Kae
waczynski betroffen hat, wird der Schriftführer mit der
Aufgabe betraut, dem treuen Mitgliede das aufrichtige
Beileid der Verſammlung kundzugeben.
Als Mitglieder wurden angemeldet:
I. Herr Fr. T. Bellaire, Chemiker, Thomas-
ſchlackenmahlwerke zu Völklingen a. Saar, Bis-
marckſtr. 106.
2. Herr Georg Thielen, Hauptmann a. D., Hildes⸗
heim, Kloſterſtr. 8.
Herr Albert Wiehen, Kaufmann zu Hamburg,
Hallerſtr. 46.
Die Nommiſſion zur Vorbereitung des Stiftungs-
feſtes, in welche Herr Major v. Schoeler als drittes
Mitglied gewählt wird, tritt wieder in Tätigkeit. —
Hinſichtlich der Sitzungen unmittelbar vor und nach den
Ferien wird auf den Antrag des Herrn Amtsgerichts
rats Dr. Beringuier und des Herrn Kammerherrn
Dr. Kekule v. Stradonitz beſchloſſen, eine Anderung
nicht eintreten zu laſſen.
Der Herr Dorfißende legte vor: J. die „Ans
leitung zur Herſtellung der Stammtafel eines Geſchlechts
vermittels der Hoffmannſchen Stammtafelſchemata“.
Dieſen kann das Prädikat „zweckmäßig“ nicht zu—
erkannt werden. Die genealogiſch wichtigen Daten ſind
in dem von dem Schriftführer des Vereins aufgeſtellten
und im Verlage von C. A. Starke in Görlitz edierten
Formulare für Familienaufnahmen zuſammen—
geſtellt. Die meiſten Familienforſcher werden ſich die
Arbeit eigenartig geſtalten und noch andere Daten als
die abſolut notwendigen ſammeln; die Kegelung dieſer
Tätigkeit muß aber ihrem Geſchmacke und ihrer Ein-
ſicht überlafjen bleiben. Die Hoffmannfchen Schemata
find für jeden ſelbſtändig arbeitenden Forſcher unbrauch—
bar. — 2. Die Abſchrift eines Fehdebriefes, welchen
die Brüder Jakob, Hans und Buſſe v. Bartensleben
1454 an den Kurfürften Friedrich den Alteren von
Brandenburg ergehen ließen. Sie waren des Mark—
grafen Friedrichs des Jüngeren Feind geworden, weil
dieſer ſie mit Unrecht ihres väterlichen Erbes entwältigt
hatte; eine Klage bei dem RKurfürſten habe nichts gee
fruchtet. Die Abſage iſt auf ein OGktapblatt grauen
Papiers geſchrieben und mit ſchwarzem Wachs geſiegelt.
Das Original befand ſich auf der Ausſtellung, welche
das Geheime Staatsarchiv bei Gelegenheit des hiſtori—
{chen Kongreſſes veranftaltet hatte. 3. Die von Herrn
Archivar Dr. Gritzner in Weimar mitgeteilte Abſchrift
einer Urkunde von 1424, durch welche Abtiſſin und
Konvent des Klofters Plötzke ſich mit den Dorftehern
der Pfarrkirche zu Gommern, Hans v. Görtzke und
Claus Wulf, einigen wegen eines halben Wiſpels
Roggen, den Conefe v. Bardeleben zu einem ewigen
o
Gedächtniſſe für feine Seele geitiftet hat. Die Urkunde
befindet ſich im Erneſtiniſchen Geſamtarchiv zu Weimar.
Sodann legte Se. Erzellenz die durch Schenkung,
Kauf und Tauſch zur Dereinsbibliotbef gelangten
Schriften zur Anſicht vor: das J. Stück der Mitteilungen
aus dem Mitzſchkeſchen Familienverbande (Sept. 1908),
u. a. eine intereſſante Ausführung über das neuerwählte
Familienwappen enthaltend. Die von O. v. Daſſel be—
gründeten „Familiengeſchichtlichen Blätter“ ſind in die
Teitung unſeres ſehr geſchätzten Mitgliedes Herrn
C. Freiherrn v. Rodde übergegangen. Geſchenkt ſind:
5 Schriften des Geheimen Archivrats v. Mülverſtedt
über das Geſchlecht v. Kalckſtein. F. Kegelboom, Die
Geſchichte des alten Amtes Oedt bis 1815, Nachrichten
über die v. Nunum gen. v. Dücker enthaltend. C. Frei:
herr v. Stotzingen, Cronbergiſches Diplomatarium (S. A.).
Aus Anlaß eines vorliegenden Tauſchgeſuches plä—
diert der Herr Vorſitzende für eine Einfchränfung des
Tauſchverkehrs, welcher die Bibliothek belaftet mit
Maſſen von Druckſachen, die für unſere Mitglieder
nicht das geringſte Intereſſe haben und auch nie ver—
langt werden.
Herr Profeſſor Ad. M. Hildebrandt erftattet Be.
richt über die Lübecker Tagung des Geſamtvereins.
Herr Amtsgerichtsrat Dr. Béringuier legte vor
den zweiten Band des Aachener Patrizierwappenbuches,
welchen das Ehrenmitglied Herr H. F. Macco ſoeben
herausgegeben hat. Sodann berichtete er über einige
in Sürich unter Führung des dortigen Mitgliedes Herrn
Karl Stichler ſehr angenehm verlebte Tage. Die älte—
ſten Wappenmalereien enthielt das Haus Sum Loch, zu
Anfang des 15. Jahrhunderts erbaut, von der Sage
zur Reſidenz des Kaiſers Karl des Großen erklärt. Er
konnte auch das Haus der Schilderzunft zum Schneggen,
deren Obmann der bekannte Hiſtoriker Profeſſor Gerold
Weyer v. Knonan iſt, beſichtigen. Die Geſellſchaft zählt
verfaſſungsmäßig 65 Mitglieder, abgeſehen von den
außerordentlichen, den ſogenannten Stubenhitzern,
weil fie einen Beitrag zur Heizung zahlen mußten. —
Das Wappenweſen ſteht bis zum heutigen Tage in der
Schweiz in hoher Blüte, alle ſeßhaften bürgerlichen
Familien führen dort ein Wappen. Eine Anzahl Poſt—
karten, die der Vortragende mitgebracht hatte, gab den
Anweſenden ein Bild von den Herrlichkeiten Sürichs.
Sodann teilte der Herr Amtsgerichtsrat mit, daß der
Journaliſt Maximilian Roſenthal gen. Roſen auf Brief—
bogen „Deutſches Adelsarchiv“ firmiert.
Der Schriftführer Geheimer Rechnungsrat Seyler
legte vor: das Feſtbuch zum 15. Stiftungsfeſte des Ge—
ſangvereins Eintracht zu Enkirch a. d. Moſel, welches
eine ganz ungewöhnliche Beigabe enthält: „Allerlei
aus der Geſchichte Enkirchs“, bearbeitet von unſerem
Mitgliede Herrn Dr. H. Knüsli. Wahrhaft löblich iſt
es, wenn der Kenner und Freund der vaterländiſchen
Geſchichte ſeine Tätigkeit nicht mit den Arbeiten bei
der Studierlampe für abgeſchloſſen hält, ſondern ſich in
das öffentliche Leben ſtellt, an den Freuden und Leiden
ſeiner Mitbürger Anteil nimmt und ihnen bei jeder
207
paſſenden Gelegenheit Bilder aus der Dergangenbeit
aufrollt. Das iſt eine edle freiwillige Lehrtätigkeit,
welche ſicherlich nicht ohne Frucht bleiben wird. Kennt—
nis der Geſchichte geſchehener Dinge gibt, wie ſchon
im 15. Jahrhundert der Bearbeiter des Hohenlohefchen
Lehenbuches geſagt hat, auch dem jungen Manne eine
Reife des Urteils, vermöge deren er ſich dem erfahre—
nen Alter an die Seite ſtellen darf.
Der Schriftführer berichtete über folgende Frage
des Barons Magnus Stackelberg in Wiborg (Sinn
land): Das im 15. Jahrhundert nach Kivland einge—
wanderte Geſchlecht Stackelberg iſt deutſchen Urſprunges;
es führt zwei aus einem Dreiberg wachſende Aſte
(Staken) im Schilde. Bei den Forſchungen nach dem
Stammort des Geſchlechts iſt kürzlich im Archive der
Stadt Kübel eine Urkunde vom Jahre 1594 gefunden
worden, welche Ritter Peter Stackelberg, Herr zu Brun—
beyne in der Grafſchaft Chiny (belgiſche Provinz
Luxemburg) beſiegelt. Sein Schild iſt quadriert, zeigt
im erſten und vierten Felde drei Cöwenhäupter, im
zweiten und dritten das oben beſchriebene Wappen.
Die Vereinigung zweier verſchiedener Wappen in quas
driertem Schilde iſt etwa Mitte des 15. Jahrhunderts
in Spanien erfunden worden für das Bedürfnis des
Königs, die Wappen von Kaftilien und Leon zu ver—
binden. Die Neuerung hat in den übrigen Wappen—
ländern Europas nur ſehr langſam Eingang gefunden.
Bis Ende des 14. Jahrhunderts iſt dieſe Wappenform
ſelbſt bei dem hohen Adel immer eine Seltenheit, und
eigentliche Modeſache wurde ſie erſt unter Kaiſer Fried—
rich III. ſeit Mitte des 15. Jahrhunderts. Der Schild
des Ritters Peter Stackelberg entſpricht dieſer ſpäteren
ſpaniſchen Wappenform; er iſt deshalb anzuſehen als
eine Verbindung von zwei verſchiedenen Wappen, deren
eines das Stammwappen darſtellt, während das andere
vielleicht durch Erbheirat erworben wurde. Auf welchem
Wege die Stackelberg ihren Beſitz in der Grafſchaft
Chiny erworben und ob fie das Wappen mit den drei
Löwenhäuptern von ihren Dorbeſitzern überkommen
haben, dürfte durch Forſchungen in belgiſchen Archiven
feſtzuſtellen ſein. |
Herr Freiherr v. Schleinitz zu Kriewald hat zwei
Briefe mitgeteilt, die ein Martin Schleinitz, augenſchein—
lich Verwalter des Gutes Wallersdorf in Mähren, an
den Sdeln und Deiten Herrn Thomas Hladny, gräflich
Würbniſchen Hofmeiſter zu Prag, gerichtet hat. In
dem erſten Schreiben, vom 7. Juni 1558, berichtet er,
daß Ihr Gnaden der Beſtandherr (Graf Würbna) in
der Stadt Olmütz in der Weiten Gaſſe ein Haus um
700 Gulden bares Geld erkauft habe und ſolches auch
in kürzeſter Seit zu beziehen vermeine, es ſei auch gar
ein ſchlechtes Haus, in dem gar viel zu bauen fei.
„Sonſten kann auch der Herr nicht glauben, was er
vor ein wankelmütiger Mann iſt. Auf ſeine vorige
Widerwertigkeit, was ich dem Berrn (Hladny) habe in
Olmütz in der Eil ſchreiben müſſen, gibet er widerum
gut Wort. Und ich kann auch nicht glauben, daß er
zuvor in Polen viel Leut hat gevexieret.“ Am 3. Fes
bruar 1565 fchreibt er dem Hofmeiſter, er hätte fich
vertröſtet, der Herr werde auf dem Rückwege von
Fulnek bei ihm übernachten und logieren, er hätte ihm
gerne das noch vorhandene Getreide gezeigt. „Ich
weiß nicht, wie ich ſolches um den Herrn verſchuldet
habe, und bitte, der Herr wolle noch alles wie zuvor
mein alter guter Freund verbleiben.“ Martin Schleinitz
führt nicht das Wappen des uradeligen Geſchlechts; ſein
Siegel zeigt einen von den Buchſtaben M. S. B. über—
höhten Schild, darin ein Schrägbalken mit einem Ein—
horn belegt und von zwei geſtielten Eicheln begleitet.
Ein legitimer Sproſſe des Freiherrlichen Geſchlechtes iſt
er jedenfalls nicht. Vielleicht vermag das K. K. Adels
archiv in Wien Aufſchluß über die Perſönlichkeit zu geben.
Herr Kammerherr Dr. Kefule v. Stradonitz
legte vor: J. einige Seichnungen unbekannter ordens:
ähnlicher Kreuze und Sterne, die Herr Major v. Gentil
de Lavallade zur Beſtimmung eingeſandt hat. Don
mehreren Seiten wurde angedeutet, daß die Stücke Frei—
maurerabzeichen ſein könnten. Bilder der Mittelſchilde
ſind das Auge Gottes, die Sonne, zwei Arme mit in—
einander gelegten Händen, die ſogenannte ,Handtrene”.
2. Die von Herrn Gerichtsaſſeſſor Wißmann in Danzig
eingeſandten handſchriftlichen Stammtafeln der Wißmann.
Beigefügt iſt der Abdruck eines von den Wißmann in
Nymwegen geführten Siegels, deſſen Erklärung Eins
ſender wünſcht. Das Wappenbild iſt ein Sirkel im
Schild und auf dem Helm, ein Berufsabzeichen, welches
jeder Techniker führen kann und zum Gebrauche als
Familienwappen gänzlich ungeeignet iſt. 3. Die von
Herrn Apotheker Strebel in Remſcheid eingeſandte Druck.
ſchrift „Strebliſches Geſchlechtsregiſter“ (Ansbach 1764)
mit vielen handſchriftlichen Beilagen. 4. Seine Ab-
handlung „Über die neuere, Goethe und Schiller be-
treffende genealogiſch-heraldiſche Citeratur“, abgedruckt
im Goethe-Jahrbuch 1908. — Sodann berichtete der
Herr Kammerherr über den genealogiſchen Kurfus in
Gießen, der von 60 Teilnehmern beſucht war. Leider
war der Verein Herold ſehr wenig unter dieſen
vertreten. Hoffentlich wird bei der Wiederholung des
Kurſus von ſeiten unſerer Mitglieder ein ſtärkerer
Sudrang ſtattfinden. —
Herr Major v. Schoeler hat die Hauptverfamme
lung des deutſchen Geſamtvereins in Lübeck und auf
dem Rückwege Lüneburg und Schwerin beſucht und
berichtet nun über das Erlebte. Lüneburg rühmt er in
den wärmſten Ausdrücken als einen ſchönen Ort und
wahre Schatzkammer für den Heraldiker. Von Schwerin
hat er die Photographie eines ſchönen Gobelins mit—
gebracht, ſtammend aus dem Inventar der Herzogin
Eliſabeth geb. ſchwediſchen Prinzeſſin, darſtellend die
reich mit Wappen geſchmückte Ahnentafel des Königs
Guſtav Waſa.
Herr Leutnant a. D. Paul v. Brocke hat eine
Abhandlung über das Wappen der Stadt und der
Abtei Weißenburg im Elſaß eingeſandt. Die Stadt,
welche bis dahin ein redendes Wappen, eine weiße
Burg in rotem Felde, geführt hatte, erhielt von dem
208
Kaiſer Sigismund 1451 das Recht, den ſchwarzen
Reichsadler über der Burg führen zu dürfen. Nach
dem weſtfäliſchen Friedensſchluß wurde der Reichsadler
durch die Königlich franzöſiſchen Cilien verdrängt, bis
dieſen die Revolution den Garaus machte. Nach dem
Wiedergewinne des Reichslandes 1870/71 beſtimmte
die Kaiſerliche Regierung, daß Weißenburg den Kaifer-
lichen Adler im Siegel zu führen habe. Das im Jahre
1875 geftellte Geſuch um Wiederherſtellung des alten
redenden Wappens der Stadt wurde ablehnend be—
ſchieden.
Herr Profeſſor Ad. M. Hildebrandt beſprach die
Anregung, lokale Sektionen des Vereins zu bilden. Herr
Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz bemerkte, daß
derartige Sektionen im Statut nicht vorgeſehen ſeien;
wenn dieſe ein Bedürfnis wären, ſo würden ſie ſpontan
in der Provinz ſich bilden.
Herr Reaierungsaffeffor Dr. Koerner iſt für die
Bildung der Sektionen, welche dem Vorftand einen
Teil ſeiner Arbeiten abnehmen würde.
Herr Profeſſor Hildebrandt erinnert daran, daß
der befreundete Verein zur Erhaltung deutſcher Burgen
im Februar 1900 fein 10 jähriges Beſtehen feiert. Es
dürfte dies eine Gelegenheit für uns ſein, unſere
Sympathie für die Beſtrebungen und die Tätigkeit des
Burgenvereins kundzugeben.
Sum Bericht über die vorige Sitzung äußerte Herr
Dr. Koerner ſich dahin, daß Guido v. Liſt doch nicht
a limine abzuweiſen fet. Es habe tatſächlich eine Bee
heimſprache der Herolde exiſtiert. Dann bemerkte er
noch, daß in dem vorliegenden Werke über die v. Kalck⸗
ſtein die polniſchen Sweige nicht erwähnt ſeien.
Herr Georg Otto legte verſchiedene Arbeiten von
ſich vor: Originalzeichnungen zu Exlibris; Vorſchlag für
ein bürgerliches Wappen Priebe; Stammbuchblatt mit
Shewappen und Unterſchrift der Gräfin Margarethe zu
Stolberg-Wernigerode geb. Gräfin zu Stolberg-Wer—
nigerode (1908) u. a. Seyler.
liekule von Stradonitz.
Als vor jetzt etwas mehr als einem Jahrzehnt
zuerſt meinem Vater, dem verſtorbenen Geheimen Re»
gierungsrat und Profeſſor an der Univerſität Bonn,
Dr. Friedrich Auguſt Kekule (“ Darmftadt 1829, Sep-
tember 7; T Bonn 1896, Juli 15) und dann meinem
Verwandten, dem Geheimen Regierungsrat und Pros
feſſor an der Univerſität Berlin, auch Direktor an den
Königlichen Muſeen daſelbſt, Dr. Reinhard Kekule
(* Darmftadt 1859, März 6) durch die Gnade Seiner
Majeſtät Kaiſer Wilhelms II., als Mönigs von Preußen,
der altböhmiſche Adel mit dem überkommenen Wappen
mittels Diplom anerkannt und beſtätigt und als ein
nunmehr preußiſcher erneuert wurde, befand ſich der
von mir in langjährigen Mühen, unter Beiſtand des
trefflichen böhmiſchen Kenners Dr. Vincenz Pinsfer
2.909; es
damals in Wottitz, jetzt in Prag, und mit, nebenbei
bemerkt, vielen tauſend Mark baren Unkoſten zuſammen
gebrachte Abſtammungs beweis in folgender Lage:
Die eheliche Abſtammung der beiden vorgenannten
Erwerber preußiſcher Anerkennungsdiplome von dem,
beiden gemeinſchaftlichen, gleichzeitig erſten Darm—
ftädtifchen Stammvater des, nach Deutſchland ver:
ſprengten, Sweiges des böhmiſchen Geſchlechts, dem
Quartiermeiſter in der Fürſtlichen Leibgarde zu Darm—
ftadt, Johann Wilhelm Kefule (7 PP; & Darm:
jtadt 1725, Dezember 17 mit Marie Elifabeth Frey)
ſtand durch Kirchenbucheintragungen uſw. urkundlich
vollkommen feſt.
Desgleichen ſtand durch den Wortlaut ſeines
Trauſcheines zweifellos feſt, daß der vorgenannte
Quartiermeiſter Johann Wilhelm: der, Neuhof bei
Fulda 1687, Juli 6 geborene, älteſte Sohn des Fürſt—
äbtlich Fuldiſchen „Amtsvogts“ zu Neuhof (1686 bis
1702): Johann Wilhelm Kekule und deſſen Ehefrau
Gertrud Baumgard (>< Neuhof 1687, Januar 28) war.
Darüber hinaus verſagten die Neuhofer Kirchen—
bücher und nur durch Seugenausſagen in einem Streit
um das Gerſteſchneiden auf Udern in der Nähe von
Neuhof (Staatsarchiv Marburg) durfte als feſtgeſtellt
gelten, daß der Amtsvogt Johann Wilhelm Kekule zu
Neuhof nicht bloß der Amtsnachfolger, ſondern auch
der Sohn des Amtsvogts zu Neuhof (1665 — 1685)
Wilhelm Kefule geweſen war.
Für die Abſtammung des letzteren von dem böh—
miſchen Adelsgeſchlecht Kekule von Stradonitz hatte ich
einen umfangreichen Wahrſcheinlichkeitsbeweis beige—
bracht, deſſen Hauptpunkte ich nicht unterlaſſen möchte,
im nachſtehenden kurz anzuführen.
Ein Wilhelm Dionyfius (Divis) Kefule von Stra:
donitz, der in den Urkunden bald ſchlechthin „Wilhelm“,
bald „Wilhelm Dionyſius“ genannt wird, deſſen Ruf:
namen alſo Wilhelm war, Sohn eines Wilhelm
Kefule von Stradonitz, zuerſt auf Kunowitz, dann in
Wſcherau (beides in Böhmen) und der Amabilie
Dlafaty von Domoslav hatte während des dreißig—
jährigen Krieges und infolge der Proteftantenverfol-
gungen in Böhmen, als „Exulant“, ſein Vaterland
verlaſſen. Er war Miterbe des Albrecht Kekule
von Stradonitz auf Sobochleben, Geyersberg uſw. (bei
Teplitz) und Stradonitz (bei Slonitz) und des Wenzel
Kefule von Stradonitz auf Prawonin.
Den „Adelsbeweis“ für ihn zu erbringen, war
ein Kinderſpiel.
Da er ſich während des ſogenannten „Sachſenein—
falles“ in Böhmen (1651/52), als Offizier in Kur:
ſächſiſchen Kriegsdienſten, wider ſeinen angeſtammten
Candesherrn „hatte gebrauchen laſſen“, wurde er von
der ſogenannten „Friedländiſchen Konfiskationskommiſ—
ſion“ durch Kontumazial-⸗Urteil vom 26. Januar 1634
als „Rebell“ zum Derluft feiner Güter und feines Ver—
mögens, vor allem ſeiner Anteile an den obigen Erb—
ſchaften, nicht aber zum Verluſt des Lebens und der
Ehre, verurteilt.
Im Jahre 1627 war er, wie urkundlich feſtſteht, noch
minderjährig geweſen. Im gleichen Jahre bezeugte
nämlich ſein, katholiſch und daher in Böhmen verbliebener,
leiblicher Bruder Burkhard Kekule von Stradonitz, daß er
nicht wiſſe, ob ſein Bruder Wilhelm Dionyſius „am
Leben oder tot fei”, im Lande fet er nicht anweſend,
wo er ſich aufhalte, ſei ihm unbekannt.
Befugter Wilhelm Dionyfius Kekule von Stra
donitz war alſo zwiſchen [608 und 1614 geboren.
Da nun der Name „Kekule“ ein böhmiſcher iſt,
dieſer Wilhelm Dionyfius erweislich der einzige Ke-
kule von Stradoni war, der in jener Seit fein Dater-
land verlaſſen hat, da der Name Kekule andererſeits
in der Gegend von Neuhof vor 1665 nicht vorkommt,
da der Amtmann Wilhelm Kefule zu Neuhof (1665 bis
1685) und ſein Sohn Johann Wilhelm, gleichfalls Amt—
mann zu Neuhof (1686 - 1702) nachweislich in ihren
Petſchaften das Wappen der Kefule von Stradonitz
(drei [filberne] Haken [in Rot] in Schächerfreusftellung,
die Winkel mit drei kleinen [grünen] Blättchen beſteckt;
auf dem Helme: einen Hafen zu Pfahl), und zwar
mit den Buchſtaben W. K. V. S. und I. W. K. V. S.
führten, fo konnte die Abſtammung dieſer beiden Amts»
leute von dem böhmiſchen Adelsgeſchlechte der Kefule
von Stradonitz ebenſo als erwieſen gelten, wie die
Identität des Amtsvogtes Wilhelm Kekule zu Neuhof
(4665 - 1685) mit dem, 1654 zur confiscatio bonorum
verurteilten, Wilhelm Dionyſius Kekule von Stra:
donitz. Letzteres umſo mehr, als Wilhelm Dionyfius,
wie oben gezeigt wurde, zwiſchen 1608 und 1614 ge-
boren war, dieſes Geburtsjahr alſo für ſeine Er—
nennung zum Amtmann in Neuhof (1665) ein Alter
von 51—57 und für feinen Tod (1685) ein Alter von
71— 77 Jahren ergab.
Infolgedeſſen hatte das zuſtändige k. k. Bezirks:
gericht zu Tuſchkau in Böhmen in einem Feſtſtellungs—
urteil vom 16. März 1895, rechtskräftig geworden am
20. April 1895, es ausgeſprochen, daß mein Vater
der vierte eheliche Urenkel des Wilhelm Kekule
von Stradonitz und der Amabilie Dlafaty von Do:
moslav fet.
Das Königliche Herolds-Amt zu Berlin hielt dieſen
Abſtammungsbeweis für überzeugend, ſonſt wäre
ja meinem Dater in dem Koniglid) Preußiſchen
Adels- Anerkennungs-, Erneuerungs- und Beſtätigungs⸗
diplom vom 27. März 1895, und ebenſo nachher
meinem Verwandten Reinhard Kefule von Stradonitz,
nicht das unveränderte alte Kefule von Stra—
donitzſche Wappen mit unveränderten Farben be—
ſtätigt worden, auch wären nicht bloß, wie es ges
ſchehen iſt, die halben Taxen und Gebühren zur
Hebung gelangt.
Aber es hielt den Abſtammungsbeweis andrerſeits
auch nicht für zwingend („ſtringent“) und brachte
dieſes im Diplom dadurch zum Ausdruck, daß darin
der Satz Aufnahme fand, „der Beweis ſei in faſt
überzeugender Weiſe“ erbracht, und zugleich die
Anerkennung, Erneuerung und Beſtätigung des Adels
= DO. =
nur „unter Allergnädigfter Ergänzung der Cücke im
Beweiſe“ ausgeſprochen wurde.
Ich leugne nicht, daß ich, wie für den Sammler
des Beweisſtoffes und den Bearbeiter des Abſtam—
mungsbeweiſes begreiflich iſt, die vorſtehende Teno—
rierung des Diplomes damals etwas bitter empfand,
während meinem Vater umgekehrt die hinzugetretene
Königliche Gnade zur lebhaften Freude gereichte.
Heute, nach langjähriger Erfahrung in Abſtam—
mungs- und Adelsbeweiſen, muß ich zugeben, daß das
Königliche Herolds-Amt ſich mit feiner Beurteilung der
Sachlage vollkommen im Rechte befand.
Der, damals vorgelegte, Abſtammungsbeweis
war in höchſtem Grade wahrſcheinlich, er war über—
zeugend, aber zwingend („ſtringent“) war er nicht.
Es blieben immerhin noch allerlei „Möglichkeiten“.
Es war vor allem aus den Seugenausſagen in
dem Streite um das Gerſteſchneiden auf den Ackern
in der Nähe von Neuhof (ſiehe oben) zwar als feſt—
geſtellt zu erachten, daß der Amtsvogt Johann Wilhelm
Kekule zu Neuhof der Sohn ſeines Amtsvorgängers
Wilhelm Kefule war, er konnte aber immerhin mög—
licher Weiſe ein, im Jahre 1665 mit dem Dater dort
eingewanderter, unehelicher, fälſchlich für ehelich aus»
gegebener, oder ein an Kindesftatt angenommener,
fälſchlich für leiblich ausgegebener Sohn, trotz Führung
des Familiennamens Kekule, ſein. '
Es konnte außerdem der Amtsvogt Wilhelm
Kefule, der Stammvater des Geſchlechts im Fuldiſchen,
ſtatt, wie aus den Altersverhältniſſen geſchloſſen wurde,
mit dem, aus Böhmen ausgewanderten, Wilhelm
Dionyſius Kekule von Stradonitz identiſch zu fein,
deſſen Sohn ſein, wie überhaupt dieſe Identität nur
durch einen ſtarken Wahrſcheinlichkeits beweis ge—
ſtützt war.
Es fehlte eben die Swifchenftation des Wilhelm
Dionyſius Kefule von Stradonitz ſeit er als Offizier in
Kurſächſiſchen Dienſten im Jahre 1651/52 den Sachſen—
einfall in Böhmen mitgemacht hatte, bis zum Jahre 16065,
dem Jahre ſeiner Anſtellung als Amtsvogt zu Neuhof.
In den 15½½ Jahren, die ſeitdem verfloſſen find,
habe ich naturgemäß nicht aufgehört, Stoff uud Urs
kunden zur Geſchichte der Familie zu ſammeln. Dabei
wurde manches Intereſſante und Neue ermittelt.
So ergab ſich als möglich, daß Wilhelm Dionyfius
Kefule von Stradonitz dabei beteiligt war, als
am 15. Auguſt 1648 Karl Alexander Regnier von Bley,
leben „von Kurſächſiſchen Offizieren nach einer Gafte.
rei“ angeſichts der vorher Kekuleſchen Burg Geyers:
berg (ſiehe oben) „erſtochen worden iſt“. Die Bley
leben beſaßen nämlich damals die Kekuleſchen Güter
Sobochleben, Geyersberg uſw. bei Teplitz, die früher
dem Albrecht Kekule von Stradonitz, dem Erblaſſer
(fiche oben) des Wilhelm Dionyfius, gehört hatten.
So konnte ich ferner ermitteln, daß im 16. Jahr—
hundert ein Johann Kefule von Stradonitz in die Ge—
fangenſchaft mohammedaniſcher Seeräuber gefallen und
dann „ranzioniert“ worden war.
So weiter, daß Wilhelm Kekule von Stradonitz
auf Kunowig und in Wſcherau, der Dater des Wilhelm
Dionys, ſeinerſeits ein Sohn des Johann Kekule
von Stradonitz in Mirotitz und deſſen zweiter Frau
Johanna Selizko von Turov war.
So endlich, daß mindeſtens zweimal im Kaufe des
15. und 16. Jahrhunderts ſich die Kekule von Stra-
donitz in Böhmen durch Verheiratung mit Töchtern
aus dem Geſchlechte von Schwamberg, mit dieſem
hochvornehmen Herrenſtandsgeſchlechte, einem der
erſten des Landes, verſchwägert haben.
Aber die Swiſchenſtation, an der ſich Wilhelm
Dionyſius Kefule von Stradonitz nach feinem Aufent-
halt in kurſächſiſchen Dienſten (1651/52) und feiner
Verurteilung in Böhmen (1654) bis zu ſeiner Anſtellung
als Amtsvogt zu Neuhof (1665) aufgehalten hatte,
wollte ſich nicht finden.
Da brachte eines ſchönen Tages im Juli ver—
gangenen Jahres ein glücklicher Zufall dem verehrten
Schriftführer des Vereins , Herold’, Herrn Geheimrat
Guſt. A. Seyler, eine Anfrage des Herrn Expeditors
Anton Koeberlein in Hof a. S. auf den Schreib—
tiſch, der, ſelbſt einer Familie aus der Gegend von
Hammelburg entſtammend, in dortigen, örtlichen
Akten eingehende genealogiſche Nachforſchungen ange»
ftellt, dabei auch einige Träger des Namens Kekule
ermittelt hatte und nun in Erfahrung bringen wollte,
wie dieſe mit den böhmiſchen Kekule von Stradonitz
einerſeits, mit den Neuhofer Kefule andrerfeits zu—
ſammen hingen.
Herr Seyler ſchickte mir dieſen Brief am 6. Juli 1907
ins Haus — und ich erkannte an der Hand meiner
Familienpapiere ſofort, daß die Swiſchenſtation des
Wilhelm Dionyfius Kekule von Stradonitz zwiſchen
Kurſachſen und Neuhof, ja, daß ſogar die Geburts:
beſcheinigung des Johann Wilhelm Kefule, Amtsvogts
zu Neuhof (1686 - 1702), in Hammelburg ermittelt war.
Ich ſetzte mich alsbald mit Herrn Koeberlein in
unmittelbare Verbindung, erfuhr von ihm das Nähere,
erhielt durch feine gütige Vermittelung ſchließlich be—
glaubigte Abſchriften der betreffenden Eintragungen
und lege das Ergebnis im nachſtehenden vor.
Die Kirchenbücher des katholiſchen Pfarramts
Hammelburg beginnen erft mit dem Jahre 1660.
Es find aber in Hammelburg drei Bände „Ge—
nealogiſche Manualien“ des Rates der Stadt
Hammelburg vorhanden, die gleichfalls beim katholiſchen
Pfarramt daſelbſt aufbewahrt werden.
Von dieſen enthalten:
Bd. I: a) die Taufen von 1527 — 1620,
b) „ Trauungen von 1546-1620,
c) „ Todesfälle der vornehmeren Gee
ſchlechter von 1560-1590;
Bd. II: a) die Taufen von 1620-17109,
b) „ Trauungen von 1620 — 1719;
Bd. III: a) „ Taufen von 1720-1790,
b) „ Trauungen von 1720-1751,
alles nach gütigen Mitteilungen des Herrn Koeberlein,
Hierin fand fic) vor allem, daß am 18. Februar 1651
zu Hammelburg ein „Wilhelm Keckule“, Kapitän-
leutenant „von Sem Heſſiſchen Regiment Ein böh-
miſcher Freiherr“ ein Töchterlein Eva Juliana hat
taufen laſſen.
Am 24. Movember 1655 läßt Wilhelm Kekule
„Capitain Ceutenant“ einen Sohn Johann Ernſt taufen.
Am 22. Februar 1656 ift „Johann Wilhelm
Salentin Hl. Wilhelm Keckule Capitänl. Sohn“
getauft. N
Am 3. März 1659 heißt der Vater zur Abwech—
ſelung „Keckhule“ ohne Amtsbezeichnung und läßt
einen Sohn „Hansz Michael“ taufen.
Am 2. Januar 1664 wird „Joannes Gerhard,
N. Wilhelm Keckhule Staat+ Wachtmeifters Sohn“
getauft, ?
alles nach den „Genealogiſchen Manualien des Rates”
der Stadt Hammelburg.
Von der letzten Taufe findet ſich, nach der obigen
Angabe über den Beginn der Kirchenbücher, auch eine
(lateiniſche) Eintragung im Kirchenbuch: (Parentes)
„Dominus Wilhelmus Kekule et Dorothea conjuges“
(Infans) „Joannes Gerardus“.
Erläuternd bemerke ich dazu Folgendes:
I. Der am 22. Februar 1656 zu Hammelburg ge:
taufte Johann Wilhelm Salentin Kekule, der dieſe
drei Vornamen von ſeinem Paten Johann Wilhelm
Salentin Weyshans erhielt, iſt kein anderer, als der
ſpätere Amtsvogt zu Neuhof (1686 - 1702) Johann
Wilhelm Kekule.
Dieſes ergiebt ſich mit unbedingter Gewißheit aus
folgendem: '
Im Kirchenbuch des katholiſchen Pfarramts zu
Neuhof ſteht zu leſen: (1687) „28. Januarii concessu
celsiss. principis Placidi .. copulavi more cath,
D. praefectum Joem Wilhelmum salntinum Kekule....
cum honesta virgine Gertrude, honesti Stephani Baum-
gart in Engelburg filia uſw.“
Das ift alfo der Trauſchein des Amtsvogts
(Praefectus) Johann Wilhelm!
Das Wort „salntinum“ zwiſchen „Wilhelm“ und
„Kekule“ in Neuhofer Eintrag hat mir ſeinerzeit nicht
geringe Schwierigkeiten gemacht. Der Pfarrer las
damals: „solutinum“, was keinen Sinn gibt. Ich
interpretierte: „palatinum“ und bezog es auf „prae-
fectum“ („praefectus palatinus“ = Amtmann auf der
„Burg“). Auf „Salentin” („salntinum“) kam niemand!
Nun iſt die Cöſung gefunden, aber grade fie be—
weiſt unwiderleglich, daß der Taufſchein des „Johann
Wilhelm Salentin“ in Hammelburg derjenige des
ſpäteren Amtsvogts Johann Wilhelm und daß letz
terer ein ehelicher Sohn des Wilhelm iſt.
II. Der Suſatz „Ein böhmiſcher Freiherr“ bei der
Eintragung von 1651 dürfte auch den leiſeſten Sweifel
ſchwinden machen, daß der Hammelburger Kapitän»
leutnant und nachher Stadtwachtmeiſter, ſpäterer Amts⸗
vogt zu Neuhof, Wilhelm Kekule ſelbſt identiſch iſt
mit dem einzigen, aus Böhmen ausgewanderten
Kekule von Stradonitz, eben dem Wilhelm Dionyfius.:
Er verſchwindet 1664 aus den Kirchenbüchern uſw.
von Hammelburg, 1665 wurde er, wie urkundlich feſt—
ſtellt, zum Amtsvogt in Neuhof ernannt. „Böhmiſcher
Freiherr“ iſt er allerdings nie geweſen, d. h. er hat
nicht dem böhmiſchen Herrenftande, dem hohen Adel
Böhmens, angehört, ſondern er war „Dladyk“ oder
„Ritter“, alſo ein Mitglied des nie deren Adels feines
Heimatlandes. Der brave Ratsbeamte in Hammel:
burg, der die Eintragung vornahm, wird mit dem Titel
„Vladyk“ oder „Ritter“ nichts anzufangen gewußt
haben und hat dafür friſchweg die, ihm bekannte,
niederſte Titulatur des niederen Adels geſetzt!
III. Bekannt iſt jetzt wenigſtens auch der Vor—
name „Dorothee“ der Ehefrau des Wilhelm Diony-
ſius. Die Entſchleierung des Familiennamens muß
allerdings der Sukunft vorbehalten bleiben.
IV. Dunkel iſt auch das „heſſiſche Regiment.“
Iſt es ein bloßes Schreibverſehen für „ſächſiſch“, da
ja Wilhelm Dionyfius, wie feſtſteht, kurſächſiſcher
Offizier war! Iſt er nachher etwa aus kurſächſiſchen
in Heſſen⸗Kaſſeliſche oder in Heſſen⸗Darmſtädtiſche
Kriegsdienſte gegangen? Einen Anhaltspunkt könnte
vielleicht gewähren, daß er in kurſächſiſchen Dienſten
nachweislich „unter dem Rittmeifter Ulrich von Rzitſchan“
geftanden hat und vielleicht mit dieſem in einen ane
deren Heeresdienſt übergetreten iſt, da die unteren
Offiziere in jener Seit vielfach dem Kriegsdienſt des
Oberführers zu folgen pflegten.
Wer weiß etwas über die Lebensſchickſale
des Ulrich von Rzitſchand Er ſoll es mir ſchreiben,
es wird dankbarſt aufgenommen werden.
Jedenfalls glaube ich, daß mein Abſtam—
mungsbeweis jetzt „ſtringent“ iſt!
Die erſte urkundliche Erwähnung der Kekule
von Stradonitz in Böhmen iſt übrigens vom 16. De—
zember 1576. In dieſer Urkunde iſt Bürge: Jesco
Kekule miles de Stradonitz* (Ferdinand ‘ladra, Acta
judiciaria consistorii Pragensis, Prag 1893, 5. 176).
Da er Bürge war, muß er damals alfo großjährig
geweſen ſein. Er iſt ſomit ſpäteſtens 1559 geboren.
Damit erreicht meine Familie aber das Unters
ſcheidungs jahr 1550 für den Uradel nicht ganz (Gothaiſches
Genealogiſches Taſchenbuch der Uradeligen Häuſer,
8. Jahrg., Gotha 1907, Vorwort) und deshalb fehlen die
Kefule von Stradonitz in dem angegebenen Nach
ſchlagewerke, obwohl alle Sachkenner, wie Doerr,
Pinsker, Sedlacef uſw., nicht daran zweifeln, daß
ſie zum böhmiſchen Uradel gerechnet werden müſſen.
Es iſt immer gut, wenn man ein bequemes, {ches
matiſches Unterſcheidungsjahr aufſtellt, und des halb
tut der vorgeſchilderte Sachverhalt den vortrefflichen
Beziehungen zwiſchen der Schriftleitung der Gothaiſchen
Genealogiſchen Taſchenbücher und mir, wie ſelbſtver—
ſtändlich iſt, keinen Abbruch! —
— 29 *
Warum ich das alles hier erzählt habeP Damit
die jüngeren und weniger erfahrenen Familiengeſchichts⸗
forſcher daraus lernen, daß man bei Nachforſchungen
niemals denken ſoll, es ſei nichts weiter zu finden.
Dr. Stephan Kefule von Stradonitz.
Beiträge zur Geſchichte und Genealogie
der Familie Henckel von Donnersmark.
Der Geheime Rechnungsrat Herr Guſtav A. Seyler
hatte die Freundlichkeit, in den Vereinsſitzungen vom
. Mai und 16. Juni d. J. meine Studie: „Beiträge
zur Geſchichte und Genealogie der Familie Henckel von
Donnersmark“ (Kommiffionsverlag von C. A. Starke
in Görlitz) zu beſprechen und hat hierbei bezüglich
zweier Punkte eine meiner Auffaſſung entgegengeſetzte
Anſicht ausgeſprochen. Da es ſich in beiden Fällen um
rechtshiſtoriſche Fragen handelt, deren Erörterung von
allgemeinem Intereſſe iſt, ſo glaube ich an dieſer Stelle
den Standpunkt, welchen ich dieſen Fragen gegenüber
einnehme, etwas näher erklären zu ſollen.
Es handelt ſich um folgende zwei Punkte:
J. Kann man nach dem Stande der bisherigen For—
ſchungen mit Gewißheit auf den adeligen oder
bürgerlichen Stand der Vorfahren des Cazarus J.
Henckel von Donnersmark ſchließen?
2. Hatten die Erzherzöge von Gſterreich als Candes⸗
fürſten von Tirol das Recht, höhere und niedere
Adelsgrade nicht allein im Namen der öfterreichi«
ſchen Erbländer, was niemals beſtritten wurde,
ſondern auch im Namen des h. Röm. Reichs
zu erteilen? |
Die erſte Frage muß ich entſchieden verneinen.
In Ungarn gab es ſeit jeher bloß zwei Adelsklaſſen,
nämlich Magnaten und ESdelleute. Erſtere beſaßen
wohl einen größeren politiſchen Einfluß, weil jeder von
ihnen Sitz und Stimme auf dem Reichstage hatte, wah»
rend die Edelleute, weil zu zahlreich, ſich durch Abge»
ordnete aus ihrer Mitte vertreten laſſen mußten; im
übrigen genoſſen jedoch Magnaten und Edelleute ganz
die gleichen Rechte. Einen Unterſchied zwiſchen Uradel,
altem und neuem Briefadel kannte man in Ungarn
nicht, ſo daß die Bezeichnung einer „unterſten Adels—
klaſſe“, weil an die grundverſchiedenen Adelsverhältniſſe
im deutſchen Reiche erinnernd, zu Mißverſtändniſſen
Anlaß geben kann. Durch den Dorgang bei Ein—
wanderung Adeliger von einem in das andere Land
wird das Fehlen von Adelsabſtufungen in Ungarn am
beſten gekennzeichnet. Wollte ſich z. B. ein ungariſcher
Edelmann im Königreich Böhmen anſäſſig machen, ſo
mußte er unbeſchadet des Alters und des Anſehens
feines Namens bis zum Jahre 1627 zuerſt die Auf—
nahme in den Ritterſtand von ſeiten der böhmiſchen
Stände, nach 1627 aber eine Erhebung in den Ritter—
ſtand vom Könige von Böhmen erwirken, während,
wenn umgekehrt ein böhmiſcher Ritter ſich in Ungarn
anſiedelte, er dort nicht als Ritter, ſondern als einfacher
| Edelmann galt, weil es eben keine andere Adelsklaſſe
gab. Der mit einem einfachen Wappenbrief Begnadete
konnte daraufhin keinesfalls, wenn der Adel nicht aus:
drücklich erteilt worden war, ein adeliges Gut ermerben
und auf dieſe Weiſe durch adeligen Beſitz und qdelige
Cebensweiſe den Adelſtand erwirken, wie es im deutſchen
Reiche der Fall war. Hierzu gehörte eine königliche
Donation. Erfolgte eine ſolche, ſo war andererſeits
die Erwirkung eines neuen Adelſtandsdiplomes neben
dem beſtehenden Wappenbriefe unnötig.
Ich verweiſe hier auf den fünften Titel des erſten
Theiles des Opus tripartitum consuetudinarii von Ste-
phan v Werböcz, wo es wörtlich heißt:
„Qui quidem nobiles, utroque modo creati (per
donationem possessionariam et creationem) et eorundem
cuncti haeredes, per lineam virilis sexus descendentes
(si etiam arma, scu insignia nobilitaria, aut literas super
armorum figuris et collationibus editas non habeant),
veri tamen semper nobiles censentur.
Arma enim a principe cuipiam concessa, non sunt
de necessitate sed solumodo de bene esse nobilitatis.
Nam armorum collatio simpliciter facta non nobilitat
quemquam; cum etiam civium et plebeorum hominum
multi habeant armorum insignia per principem donata,
per haec tamen in numerum nobilium non computantur.“
Dieſes Opus tripartitum, erfchienen im Jahre 151%,
ift eine auf Deranlafjung des Königs Wladislaus kodi⸗
fizierte Sammlung der im Königreich Ungarn beftehen- |
den Gefege und alten Gewohnheitsrechte, nach welchem
dann bis zum Jahre 1848 in Ungarn Recht geſprochen
wurde. Da nicht der geringſte Anhaltspunkt vorliegt,
welcher darauf ſchließen ließe, daß vor 1514 andere
Normen über Wappenbriefe und Adelsſtand beſtanden,
ſo kann man mit Gewißheit annehmen, daß auch unter
König Sigmund und feinen Vorgängern dieſelben An⸗
ſchauungen maßgebend waren. Hätte es ſich im Jahre
1514 um ein neueres Geſetz gehandelt, ſo wäre gewiß
der Urſprung desſelben zitiert worden.
Wenn nun wirklich die Henckel einen Wappenbrief |
von König Sigismund erhalten haben follten, was nadı
den vorliegenden fehlerhaften und ſich widerſprechenden
Tranſumpten ſehr zweifelhaft iſt, ſo wäre dadurch ledig—
lich ihr Recht, ſich des verliehenen Wappens zu be:
dienen, durchaus aber nicht ihr adeliger Stand dokumen—
tiert. Dagegen ſteht es urkundlich feſt, daß es adelige
Henckel gegeben hat, weil ſolche im Beſitz einer könig—
lichen Donation waren, und der Umſtand, daß ſich deren
Edelſitz vor den Toren der Stadt Leutſchau befand, in
welcher felben Stadt die Vorfahren der ſpäteren Henckel
von Donnersmark im Bürgerſtande lebten, ließ mich
auf die Wahrſcheinlichkeit gemeinſamer Abſtammung
ſchließen. So lange es aber nicht möglich iſt, einen
genealogiſchen Suſammenhang zwiſchen den in Frage
ſtehenden Perſonen nachzuweiſen, kann die Frage mit
Gewißheit nicht beantwortet werden.
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Was den zweiten die öſterreichiſchen Privilegien
betreffenden Punkt der Erörterung anbelangt, ſo ergibt
ſich aus dem in meinem Aufſatze angeführten Texte
des Majeftäts-Briefes Kaifer Friedrichs vom Jahre 1455,
daß den zur Regierung der Cänder Steyermarf,
Karnthen und Krain gelangenden Erzherzögen das
Recht verliehen wurde, ihren Untertanen auch im
Namen des h. Römifchen Reichs die höheren Adels»
grade zu verleihen. Die drei genannten Lander waren
im Beſitze des Kaiſers ſelbſt, und es war ihm angen
ſcheinlich darum zu tun, mit dieſem Privilegium ſeinem
Sohne und deſſen ſpäter in den drei genannten Erb—
ländern zur Regierung gelangenden Nachkommen eine
bevorzugte Stellung im Reiche zu ſichern, für den
Fall als die Kaiſerwahl ein oder das andere Mal
nicht zu deren Gunſten ausfallen würde. — Man darf
nicht außer acht laſſen, daß der Kaiſer ein derartiges
Drivilegium nicht aus eigener unumſchränkter Macht—
vollkommenheit erteilen konnte, ſondern daß deſſen
Suſtandekommen das Refultat langwieriger Unter—
handlungen mit den Kurfürſten war und immer durch
eine Reihe von Gegenkonzeſſionen erkauft werden
mußte. Sei es nun, daß der Kaiſer das Privilegium
auf die Geſamtheit des Hauſes Habsburg nicht aus:
dehnen wollte, oder daß er dies durch den Wider—
ſtand der Kurfürſten nicht erreichen konnte, Tatſache
iſt, daß es auf den jeweiligen Beſitzer von Steyers
mark, Kärnthen und Krain beſchränkt blieb und auch
ſpäter eine Ausdehnung auf Tyrol niemals ſtattge⸗
funden hat. Weder das k. und k. Haus», Hof und
Staatsarchiv in Wien, noch das k. k. Statthalterei—
Archiv in Innsbruck kennen ein derartiges Nachtrags—
Privilegium. Daß die 1455 verliehenen Vorrechte eins
ſchließlich des Erzherzogstitels aber nur für die Steyer-
märkiſche reſp. Friedrichs Linie beſtimmt waren, findet
eine weitere Beſtätigung in dem Umſtande, daß Sig-
mund von Tyrol den Erzherzogtitel durch kaiſerliches
Privileg vom 7. Dezember 1477, alſo erſt 20 Jahre
ſpäter, ohne weitere Vorrechte erhielt und den Kaifer
in ſeinem diesbezüglichen Geſuche verſichert, daß dies
ihm und feinen Erben an ihren Landen und Gerech—
tigkeiten, fürſtlichen Würden und Freiheiten keinen
Schaden bringen ſoll. (Cichnowsky, Geſchichte des
Haufes Habsburg, Band 7 S. 462 Nr. 2125.)
Der Kaiſer hatte auch keinerlei Intereſſe, für eine
Erweiterung des Privilegiums vom Jahre 1453 den
Kurfürſten gegenüber neue Opfer zu bringen, denn
fein Detter Ladislaus Poſthumus ſtarb 2 Jahre, fein
Bruder Albrecht 9 Jahre ſpäter und es blieb nur der
kinderloſe Sigmund von Tyrol übrig, ſo daß mit der
Vereinigung aller Erbländer unter der Regierung
ſeines Sohnes Maximilian gerechnet werden konnte.
Die ſpäter erfolgten drei Teilungen der öſterreichiſchen
Erbländer konnte der Kaiſer nicht vorausſehen, die
Privilegien alſo für derartige Eventualitäten nicht
vorbereiten, abändern oder teilen, denn dies hätte nur
mit Suftimmung des Reiches geſchehen können. Aus
demſelben Grunde iſt die Möglichkeit ausgeſchloſſen,
EEE
daß eine Übertragung des Privilegiums auf Tyrol
anläßlich einer dieſer Erbteilungen oder durch Teſta—
mente hätte erfolgen können, und tatſächlich iſt denn
auch in dem Übereinkommen über die erſte Teilung
der Erbländer, welche noch bei Cebzeiten Ferdinand 1.
und zwar am 25. Februar 1554 zu Stande kam,
keine Rede davon. —
Wenn nun fpäter die Landesfürſten von Tyrol
neben den öſterreichiſchen erbländiſchen höheren und
niederen Adelsgraden, zu deren Verleihung ſie ein
unbeſtrittenes Recht hatten, auch ſolche im Namen des
heiligen Römiſchen Reichs erteilt haben, ſo beruht
dies meiner Anſicht nach auf einer irrtümlichen Aus-
legung des Privilegiums vom Jahre 1455. — Würde
man dasſelbe ſo auffaſſen, als ſei damit den Nach—
kommen Kaifer Friedrichs das Recht erteilt worden, in
allen jenen Cändern, in welchen fie zur Regierung
gelangen würden, ihren jeweiligen Untertanen die
höheren Adelsgrade auch im Namen des heiligen
Römiſchen Reiches zu verleihen, fo käme man logiſcher
Weiſe zu der Konſequenz, daß nicht allein die Landes:
fürſten von Tyrol, ſondern auch die Könige von
Böhmen, ja ſelbſt die Könige von Ungarn und Spanien
inſoweit fie dem Haufe Habsburg angehörten, dieſes
Recht hätten ausüben können. Ich glaube daher be:
haupten zu dürfen, daß die von Tyrol aus erfolgten
Reichs grafen⸗ oder Reichs freiherren⸗Diplome einer
rechtlichen Begründung ebenſo entbehren, wie die zahl⸗
reichen von Maria Thereſia ebenfalls im Namen des
heiligen Römiſchen Reiches verliehenen gleichen Titel.
Wenn derartige Diplome niemals widerrufen wurden,
ſo ſpricht dies noch lange nicht für deren rechtliche
Begründung, ſondern erklärt ſich in ganz natürlicher
Weiſe. Die Begnadeten begnügten ſich damit, den
ihnen verliehenen Titel, welcher ihnen dekorativer
ſchien als der einfache Grafentitel, in den Erbländern
zu führen, wo er ihnen verliehen worden war und
von keiner Behörde beſtritten wurde. — Ein Verſuch
auf Grundlage eines derartigen Diplomes Sitz und
Stimme auf der Grafenbank im Reiche in Anſpruch
zu nehmen, wurde nie gemacht, weil die wirklichen
Reichsgrafen dies nie geduldet hätten, und da auch
der Erzkanzler von Mainz von derartigen Erhebungen
nicht verſtändigt wurde, ſo entfiel auch von dieſer Seite
die Veranlaſſung zu einem Einſchreiten. Nach der
Wahlkapitulation Kaiſer Leopold I. Art. 44 waren alle
nicht unter dem Namen des Kaifers und nicht aus
der Reichskanzlei erfloſſenen Nobilitationen für das
Ke ich null und nichtig. Wenn die Wahlkapitulation
auch die Nomine Archi-Ducali erfloſſenen Diplomata
gelten läßt, fo find darunter doch nur jene Standes-
erhöhungen gemeint, die der Kaiſer als Erzherzog ers
läßt, weil, wenn man eine Ausdehnung des Privi—
legiums auf andere Mitglieder des Erzhauſes im
Sinne gehabt hätte, der Text eine andere Stiliſierung
hätte erfahren müſſen. Sum Überfluſſe fordert die
Kapitulation, daß ſich der König mit dem Kurfürſten
von Mainz über die zwiſchen der Reichs- und Öfter-
reichiſchen Hofkanzlei
Irrungen vergleiche.
= 214
diefermegen obſchwebenden
Don den anderen Kanzleien
wird nicht gefprochen, ihre Diplome find für das zn
null und nichtig.
Die Anſicht, daß die Nachkommen jener Perſonen,
welche ein derartiges Reichsgrafenſtands⸗Diplom von
Tyrol oder der Kaiſerin Maria Thereſia erhalten hatten,
weiter berechtigt ſind, dieſen Titel im jetzigen neuen
Deutſchen Reiche zu führen, hat wohl manches für ſich.
Diefe Diplome wurden ſ. 3.
im guten Glauben an
die Berechtigung zu deren Erteilung erworben, und es
fehlt die Möglichkeit,
dieſelben nachträglich durch die
Reichskanzlei beſtätigen zu laſſen, zwei Momente, welche
billiger Weiſe zu berückſichtigen wären, andererſeits
beruhen dieſelben aber nur auf einer Fiktion, was ich
durch obige Auseinanderſetzung bewieſen zu haben
glaube.
Smilkau, im Oktober 1908.
Auguſt von Doerr.
Verbindungen der Familie Schotteliug.')
9.
. Böhlen,
Don Referendar Dr. jur. Richard v. Damm.
Verbindungen männlicher Mitglieder.
Barkhauſen, Marie, & Hildesheim 24. 8. 1852
Carl Sch., Großkaufmann.
. Bliefath, Marie, verw. Konow, & Vorwerk bei
Demmin 2. 4. 1864 Ludwig Sch, Kutfcher, als
deſſen 2. Frau (vgl. Nr. 4).
Caroline, & Braunſchweig 5. 3. 1844
Rudolph Sch., Kaiſerlicher Ober Poft = Direktor
und Geheimer Poſtrat.
Böttcher, Cuife, & Kittendorf (Mecklbg.) 7. I. 1849
Cudwig Sch., Kutſcher, als deſſen I. Frau (val.
Nr. 2).
Bruns, Emma, & Göttingen 22. 6. 1875 Juſtus
Sch., Dr. jur. utr., Berzogl. Braunſchw. Candes⸗
gerichts direktor.
. Cleve, Anna Margarete Eleonore, & Braunfchweig
8. 9. 1646 Juſtus Georgius Sch., Dr. jur utr.,
Herzogl. Braunſchw. Hof, Kammer-, Kanzlei-
und Konſiſtorial- Rat, als deſſen 1. Frau (vgl.
Nr. 50).
. Enyrim, Agnes, & Allendorf a. W. 2. 6. 1873
Guſtav Sch., Eifenbahn-Technifer.
Dietz, Marie, & Göritz a. O. 9. 9. 1890 Here
mann Sch., Königlicher Maſchinenſteiger, als deſſen
1. Frau (vgl. Nr. 40).
Drews, Auguſte, & Metſchow 4. 12. 1891 Wil-
am Sch, Hofbeſitzer.
1) Da te fämtliche befannt gewordene Perfonen des
Namens Scottelius berückſichtigt find, kommen aus den in
dem Aufſatz in Nr. ı und 2 dieſes Jahrganges erwähnten
Gründen die verſchiedenartigſten Berufe vor,
= — —— —— EEE, — — öᷣ ——äů— — — mn
oe — es
10. Edert,
11.
12.
15.
14.
15.
16.
17.
18.
(9.
20.
24.
20.
20.
Happen, Friederike Juliane, K.
Haucke, Ida,
Jaackſch, Johanne,
Ilſe, Margarete, & Einbeck
Juliane, & Grund 27. 12. 1842 Carl
Sch., Hüttenarbeiter.
Ehringhaus, Amalie, < Holzminden 15. 11. 1800
Juſtus Friedrich Sch., Herzogl. Braunſchw. Advokat⸗
Anwalt, Notar und Poſtmeiſter. 8
Engelke, Dorothea, >< Herzberg 20. 9. 1818
Wilhelm Sch., Gewehrfabrikant, als deſſen J. Frau
(vgl. die folgende).
Engelke, Johanne, & Herzberg 23. 11. 1825
Wilhelm Sch., Gewehrfabrikant, als deſſen 2. Frau
(vgl. die vorige).
Eißler, Bertha, & München 22. 4. 1905 Walter
Sch., Dr. jur. utr., Herzogl. Braunſchw. Gerichts
Aſſeſſor.
Gieſecke, Georgine, * Grund a. H. 13. 10. 1861
Auguſt Sch., Simmermann.
Gieſeler, Anna Catharina, & Braunſchweig
25. II. 1679 Anton Albert Sch., Kanonikus zu
St. Blaſii (<2) General ⸗Major Caſpar v. Dölder).
Granſee, Cuife, & Spandau 20. 10. 1888 Wil:
helm Sch., Ober⸗Telegraphen-⸗Aſſiſtent, als deſſen
1. Frau (vgl. Nr. 22).
Greune, Cuife, & Engelade a. Harz 5. 12. 1858,
Auguſt Sch., Bergmann, als deſſen I. Frau (vgl.
Nr. 32).
Gutheil, Clara, & Hamburg 9. 5. 1876 Max
Sch., o. 6. Profeſſor der Hygiene an der Uni—
verſität Freiburg, Dr. med., Großhzgl. Badiſcher
Geheimer Hofrat.
. Hager, Margarete, & Mloſchwitz 8. 7. 1889
Paul Sch., Rittergutspachter.
am
(vor 1758) Urban Philipp Gottfried Sch., Stadt.
Schreiber in Cautenthal.
x Spandau 16. 4. 1906 Wilhelm
Sch., Ober⸗Telegraphen⸗Aſſiſtent, als deſſen 2. Frau
(vgl. Nr. 17).
Henkel, Marie, x Altenau i. Harz 9. 5. 1794
Anton Friedrich Ernft Sch., Bergmann, als deſſen
2. Frau (vgl. Nr. 40).
Befje, Wilhelmine Sabine, .. am
(vor 1727) Friedrich Ernſt Sch., Zehnteinnehmer
in Goslar.
Holſten, Anna Catharina, K. . am
(vor 1758) Johann Adam Sch., Schneider in
Clausthal.
Bolzhaufen, Sophie Charlotte, & Gleiwitz 16. 5
1850 Carl Heinrich Sch., Königlicher Mafchinen:
Inſpektor und Fabrikbeſitzer.
* Cautenthal 16. 11. 1828
Georg Sch., Bergmann.
2929 8 @ „ ©
Jahns, Caroline, & Braunſchweig 3. 5. 1868
Heinrich Sch., Former.
(vor 1612) Johannes Sch., Konrektor.
. Jürgens, Johanne, & Königslutter 27. 11. 1871
Hans Sch., Ingenieur.
Das Wappen Friedrich v. Schiller’s
photographifch wiedergegeben nach dem Griginal-Adels⸗Diplom im Goethe-Schiller-Archiv zu Weimar.
(Aus dem im Verlage von Jul. Hoffmann in Stuttgart erſcheinenden Schillerwerke von Oberlt. Richard e in Sree ‚mit uns
des Derfajfers abgedruckt.) N 17
Nachdruck verboten. Seilage zum 1 sae « 1908, No. 10.
315
sas, 28
Kammien, Henriette, & Neuſtrelitz 16. 3. 1888
Wilhelm Sch., Diener.
51a. Konow, Marie, vgl. unter Blieſath.
32.
35.
54.
. Mathies, Johanne (verw. Stützer), & Münden
49.
50.
51.
S2.
Neubauer, Johanne, X ....
Neuendorf, Cuiſe .
Reinecke, Emilie, & Hannover 21.
. Biefen, Johanne Sophie, X
. Sander, Marie,
. Schlarf, Friederike,
. Schmidt, Friederife,
. Schottelius,
Kreyenberg, Caroline, & Hannover 15. 4. 1866
Auguſt Sch., Bergmann, als deſſen 2. Frau (vgl.
Nr. 18).
Krüger, Martha, & Weferlingen 27. 5. 1897
Wilhelm Sch., Rohrmeiſter.
Caes, Emilie, & Iſernhagen 19. 12 1895 Adolph
Sch., Hofbefiger.
. 1855 Friedrich Sch, Sattlermeiſter.
Merl, Marie Sophie, & Lautenthal 13. 6 1782
Friedrich Ernſt Sch., Bergmann.
am. . . (vor
1805) Claus Cudmig Sch., Bergmann in Cautenthal.
ere: ||| TER (vor 1818)
Heinrich Sch., Hofbefiger in Carlsruhe in Medlen-
burg.
4. 1891 Carl
Sch., Dr. jur. utr., Höniglich preußifcher Re-
gierungsrat.
am
(vor 1790) Anton Friedrich Ernſt Sch., Bergmann,
als deſſen I. Frau (vgl. Nr. 23).
* Wenigenlupnitz 29. 5. 1884
Otto Sch., Rittergutspachter.
. Sander, Nanni, & Neukirchen 18. 9. 1850 Bein-
rich Sch., Nittergutsbeſitzer.
Scheer, Emma, & Berlin 26. 4. 1883 Otto Sch.,
Schloſſer.
* Törpin I. 5. 1852 Carl
Sch., Hofbefiger.
am . (vor
1762) Otto Baſilius Iriedrich Sch., Herzogl.
Braunſchw. Juſtizbeamter in Bahrdorf.
2 o % 8
Schmincke, Margarete, & Göttingen 26. 12. 1907
Adolph Sch., Kaiſerlich Deutſcher Bezirksrichter.
. Schottelius, Antoniette Henriette, < Esbeck 9. 9.
1766 Maximilian Sch., Berzogl. Braunſchw.
Hauptmann und Poſtmeiſter, Herr auf Esbeck.
Wilhelmine, & Wiener - Neujtadt
30. 10. 1885 Ernſt Sch., Kaiſerl. Königl. öſterr.
Eiſenbahn Stations: Vorſteher.
Schubert, Auguſte,
Hermann Sch., Königlicher Maſchinenſteiger, als
deſſen 2. Frau (vgl. Nr. 8).
Sobbe, Anna Margarete, * 12. 6. 1649
Juſtus Georgius Sch., Dr. jur. utr., Herzoglich.
Braunſchw. Hof, Kammer-, Kanzlei⸗ und Kon:
fiftorial-Rat, als deſſen 2. Frau (vgl. Nr. 6).
Spör, Emma, < Grund 22. 11. 1891 Wilhelm
Sch., Bergmann.
Spörer, Juliane Johanne, & Lautenthal 29. 10.
1754 Carl Sch., Bergmann.
O2a. Stützer, Johanne, vgl. unter Mathies (Nr. 55).
Bielſchowitz 28. 8. 1904 |
55.
54.
. Weiberg, Anna Elifabeth, <x...
Wiek, A
. Wimmer,
. Beyling, Wilhelm, Rittergutspächter,
Brinkmann, Chrijtian, Hofbeſitzer,
. Bufch, Gottlieb, Kaufmann, ..
. Cleve, Paul, Amtmann in Bevern, X
Drews,
Goslar,
Hanſen, Johann,
Hartmann,
Dibrans, Cuiſe, & Helmſtedt 10. 5. 1855 Adolph
Sch., Advokat Anwalt und Notar, als deſſen
I. Frau (vgl. die folgende).
Dibrans, Dorothea, >< Helmſtedt 2. 6. 1842
Adolph Sch., Advokat Anwalt und Notar, als
deſſen 2. Frau (ogl. die vorige).
am
(vor 1756) Maximilian Chriſtoph Sch., Herr auf
Esbeck.
... am.. . . (vor nicht allzu
langer Zeit) Ernſt Sch., Schloſſer i in Hammersbeck
bei Vegeſack [Trotz wiederholter Anfrage iſt
keine Auskunft zu erhalten gewefen.]
Catharina Charlotte, & Clausthal
21. 10. 1790 Johann Friedrich Wilhelm Sch.,
Schulmeiſter an der lateiniſchen Schule.
Winkler, Henriette, & Berlin 24. 11. 1861 Frie⸗
drich Sch., Sergeant.
Verbindungen weiblicher Mitglieder.
Behrens, Johann Ludwig, Hof⸗Gerichts⸗Aſſeſſor,
Kanonikus an St. Blaſii, & Braunſchweig
(um 1670) Sophie Charlotte Sch.
Behrens, Johann Friedrich, Paſtor in Brunkenſen,
x Esbeck 5. 10. 1762 Catharine Luife Sch.
x Neu⸗
kirchen 24. 9. 1874 Margarete Sch.
X Carlsruhe
i. Mecklbg. 13. 5. 1881 Luiſe Sch.
. 8.2. 1791
Magdalene Friederike Sch.
am. . . (um 1640)... . Sc.
v. Damm, Richard, Rittergutspächter, & Barmke
27. 12. 1864 Anna Sch.
Chriftoph, Hofbeſitzer, X Carlsruhe
i. Mecklbg. 27. 11. 1892 Auguſte Sch.
. Ebeling, Johann Chriftoph, Kirchenälteſter in
Grund, x Esbeck 6. 10. 1782 Johanne Philippine
Cuiſe Sch.
. Giejede, Louis, Bergmann in Grund, & daſelbſt
26. 4. 1891 Auguſte Sch.
Juſtus Ecbald, Advokat in Celle, x
Esbeck, 13. 2. 1755 Henriette Charlotte Sch.
Gotthard, Johann Chriſtoph, Verwalter in Esbeck,
x Esbeck 7. 11. 1773 Amalie Sch.
Gottſchald, Wilhelm, Oberbürgermeiſter in Plauen
i. Doigtland, >< Braunſchweig 29. 11. 1835
Mathilde Sch.
Häger, Earl, Bergmann in Cautenthal, X daſelbſt
17. 8. 1851 Caroline Sch.
Arbeiter, & Loitz i. Mecklbg.
21. 10. 1883 Luiſe Sch.
Chriftian, Reitknecht in Weende, *
Herzberg 10. 6. 1849 Dorothea Sch. als deren
I. Mann (vgl. Nr. 55 und Nr. 20).
. Herrnleben, Richard, Buchhalter in Eſſen (Ruhr),
x Bann. Münden 4. 8. 1877 Clementine Sch.
so @ oe @ @
18. Jürgens, Johann, Arbeiter, X Utzedel
(um 1880) Saghie Sch.
. Kubel, Wilhelm, Dr. phil., Apotheker in Holz-
minden, & Braunſchweig 27. 2. 1872 Elsbeth Sch.
. Lowe, Ernſt Heinrich, Sattlermeifter, >< Claus:
thal 6. 4. 1862 Dorothea Sch. als deren 3. Mann
(vgl Nr. 15 und Nr. 35).
v. Lützow, Auguſt Samuel Gottfried, braunſchw.
und hannov. Leutnant in holländifchen Dienſten,
x Oelper 21. 11. 1747 Marie Dorothee
Sophie Sch.!)
. Meyer, Auguſt, Arbeiter,
16. 9. 1905 Bertha Sch.
Meyer, . . ., General- Superintendent, K..
am. . . . (um 1750) . . .. Sch.
Overlach, Auguſt, Kaufmann in Helmftedt, ><
Braunſchweig 11. 5. 1823 Auguſte Sch.
. Peters, Friedrich, Erbpächter, & Carlsruhe
i. Mecklbg. 24. 7. 1885 Emma Sch.
. Pilz, Auguſt, Bergmann in Lautenthal, & daſelbſt
26. 12. 1889 Auguſte Sch.
Baabe, Auguſt, Poflmeiſter, & Holzminden 22. 10.
1798 Charlotte Eleonore Sch.
. Raven, Johann Gottlieb, Advokat in Einbeck,
x Esbeck 7. 10. 1749 Marie Sch.
Richter, Johann Friedrich Daniel, OGberförſter in
Sommerſchenburg, & Braunfchweig 11. 4. 1826
Emilie Sch.
Röpke, Robert, Arbeiter in Braunſchweig, X
daſelbſt 6. 8. 1892 Dora Sch.
Rudzinshi, Fedor, Maurermeiſter, < Gleiwitz 21. 9.
1858 Caura Sch.
Schottelius, Ernſt, Kaiſerl. Königl. öſterr. Eiſen⸗
bahn ⸗ Stations: Vorſteher a. D., & Wiener ⸗Neuſtadt
50. 10. 1885 Wilhelme Sch.
. Schottelius, Maximilian, Herzogl. Braunſchw.
Hauptmann und Poſtmeiſter, Herr auf Esbeck,
* daſelbſt 9. 9. 1766 Antoniette Henriette Sch.
. Spör, Ernſt, Bergmann in Grund, oo dafelbft
7. 2. 1886 Caroline Sch.
Stoll, „Tiſchlermeiſter, K. am...
(zwiſchen 1850 und 1860) Dorothea Sch. als deren
2. Mann (vgl. Nr. 15 und 20).
Torkildſen, Karl Otto, Bäckergeſelle in Hammers:
beck, & Grund 26. 12. 1905 Hermine Sch.
Wilgallis ...., Arbeiter. . am
(um 1850) £uife Sch.
Willert, Heinrich, Hofbeſitzer, & Carlsruhe
i. Mecklbg. 27. 5. 1842 Cuiſe Sch.
|
31.
32.
36.
37.
38.
1) Es hat noch nicht feſtgeſtellt werden können, in welchem
verwandtſchaftlichen Verhältnis dieſe Marie Dorothee zur
Familie Sch. ſteht.
Ein Siegel des Amts Harſte.
Ein in der Göttinger ſtädtiſchen Altertumsſammlung
befindliches Siegel des Amts Harſte bei Göttingen, wo-
|
>< Linden Hannover |
von eine Abbildung beigefügt ift, dürfte in mehrfacher
Beziehung interefjantfein.
Es ſcheint aus dem acht⸗
zehnten Jahrhundert zu
ſtammen, iſt oval und trägt
die Umſchrift: Fürſtl. Amts
Harſte Siegel. Das Sie-
gelfeld iſt geteilt, und man
erwartet, entſprechend
dem Wappen der Land⸗
ſchaft Calenberg ⸗Goͤttin⸗
gen: Grubenhagen, oben in
Rot das ſilberne Sachſen⸗
roß, unten in Rot einen
ſchreitenden goldenen Löwen. Das Roß erſcheint nun
zwar im oberen Felde, aber währeud es ſonſt ſtets im
Profil dargeſtellt wird, ſpringt es hier halbrechts und
ſieht den Beſchauer an. Im unteren Felde finden
wir den Löwen des Fürſtentums Lüneburg (in Gold
mit roten Herzen beftreut ein blauer Löwe), deſſen Auf⸗
treten in dieſem Siegel ich nicht erklären kann.
G. M.
Bücherſchau.
Tiroler Adels⸗-Stammſitze; Kurze Schlöffer- und Burgen
Chronik. Don einem Alttiroler. Bozen, Verlag der
„Tyrolia“. 64 S. 8° (1,50 M.).
Vielen, die das ſchöne Land Tirol bereiſen, wird der
Beſuch des einen oder anderen ſeiner prächtigen alten
Schlöſſer hohen Genuß bereitet haben; aber an mancher
verſteckt gelegenen Burg geht der Reifende vorüber, ohne
eine Ahnung von ihrem Daſein zu haben. Deshalb iſt das
vorliegende Büchlein allen zu empfehlen, die gern in alten
Mauern herumſtöbern. Es ijt eine erftaunli große Sahl
von Burgen, Schlöſſern und Edelſitzen, die Tirol noch beſitzt
und deren Namen der ODerfaſſer in alphabetiſcher Reihen-
folge gibt; bei jedem iſt die Lage kurz vermerkt, Entſtehung
und Beſitzer in e Hass angegeben.
Eliſabeth, gandgräfin von Geffen: Homburg, Hönig
lihe Prinzeffin von Großbritannien und
Irland. Ein Lebensbild, verfaßt zur Enthüllung
ihres Denkmals von Schr. Axel Albrecht v. Malt:
zahn. Mitgl. d. V. Herold.) 45 S. 8°.
Die vor kurzem ſtattgefundene Enthüllung des auf Bes
fehl Seiner Majeſtät des Kaifers in Homburg aufgeſtellten
Denkmals der Landgräfin Eliſabeth gab dem Herausgeber
des vorliegenden Heftes Veranlaſſung, weiteren Kreifen eine
ausführliche Lebensbeſchreibung dieſer hervorragenden Fürſtin
darzubieten, deren Lektüre wir unferen Leſeru ſehr empfehlen
können. In genealogifher Beziehung ijt dieſe Arbeit in-
ſofern bemerkenswert, als der Derfaffer ihr eine die ge:
ſamte Nachkommenſchaft des Königs Georg III. von Groß;
Auer
britannien umfaſſende Stammtafel, ferner eine ſolche des
Hauſes Heſſen⸗Homburg, ſowie die Ahnentafeln (zu 64 Quer:
linien) des Landgrafen Friedrich VI. Joſef von Heſſen, der
Landgräfin Eliſabeth, und die 52 Ahnen Königs Georg J.
beigefügt hat. Eine Reihe guter Abbildungen gereichen dem
Buche zur Sierde.
272 Haus und Siegelmarken aus der Stadt Lindau
im Bodenſee. Gezeichnet und herausgegeben von
Karl Kiefer, Frankfurt a M., 1908.
Der 7 Kgl. Reichsarchivrat Trimbs in München beſaß
ein Heft mit Lindauer Marken, die er aus Urkunden des
Reichs archivs in München, aus Hausbriefen und von Häuſern
in Lindau geſammelt hatte. Das Heft gehört jetzt dem Stadt-
archiv der Stadt Lindau, mit deren Erlaubnis der Herausgeber
die Wappen und Marken in einheitlicher Weiſe zeichnete.
Das Heft iſt ein dankenswerter Beitrag der Wappenkunde
der deutſchen bürgerlichen Familien.
Don J. Siebmachers Großem und Allgemeinem Wappen:
buch, Neue Auflage, Verlag von Bauer u. Raspe,
Nürnberg, ſind unlängſt wieder eine Anzahl neuer
Lieferungen erſchienen.
Der unermüdliche Heraldiker Herr Geh. Archivrat G. A.
v. Mülverſtedt, dem der Neue Siebmacher' bereits eine lange
ſtattliche Reihe von Bänden verdankt, bearbeitete die Kiefe-
rungen 527 und 530: den abgeftorbenen Adel der Fürſten-
tümer Schwarzburg⸗Sondershauſen und Schwarzburg-Rudol:
ſtadt — eine Arbeit, welche mangels brauchbarer Vorarbeiten
mit beſonderen Schwierigkeiten verbunden war. Die Sahl
der bearbeiteten Familien beträgt rund 500.
Don Herrn Geh. Rat G. A. Seyler iſt der große und
umfaſſende Band „Abgeſtorbene Baperiſche Geſchlechter“
wieder um zwei Lieferungen (526 und 528) bereichert
worden, die bei der bekannten Gründlichkeit des Der:
faſſers viele Aufſchlüſſe über ſonſt wenig bekannte Geſchlechter
bringen.
Derſelbe Autor bearbeitete auch wieder zwei neue Liefe⸗
rungen (527 und 531) des Wappenbuchs der Bürgerlichen Ge-
ſchlechter, in denen für eine große Sahl bürgerlicher Familien
die hiſtoriſch rechtmäßigen Wappen nachgewieſen werden.
Das Bürgerliche Wappenbuch beginnt hiermit ſeinen achten
Band.
Wie wir ſoeben erfahren, wird noch in dieſem Jahre
die Geſchichte der Familie v. Enckevort im Derlage
von C. A. Starke in Görlitz erſcheinen, umfaſſend 26 Druck—
bogen mit Stammtafeln, Urkunden, Anſichten der Herren-
häufer, Wappen, Quellenangaben und Regiſter. — Ein
kleiner Teil iſt zum Verkauf (für 28 M.) beſtimmt, Be»
ſtellungen find möglichſt bald an den Verlag zu richten.
Aachener Wappen und Genealogien. Ein Beitrag zur
Wappenkunde und Genealogie Aachener, Limbur-
giſcher und Jülicher Familien von Herm. Friedr.
Macco II. Band. Aachen 1908. Großgquart.
255 Seiten und 41 Wappentafeln (Nr. 71— 111),
17. Seiten Regifter (256 — 273).
Dem im Jahre 1907 erſchienenen I. Bande ſeines
großen Werkes (vgl. „Anzeige“ im 39. Jahrgang des
„Deutſchen Herold” Nr. 3 vom März 1908, S. 63 und Nr. 4
vom April 1908, S. 86 f.) hat der Derfaffer ſchnell den II.
folgen laſſen. Alles, was in der vorbezeichneten Anzeige
des I. Bandes zum Lobe des Werkes geſagt iſt, vermag ich,
auch hinſichtlich des II. Bandes, nur durchaus zu unter⸗
— —— — — ——— öꝛ—ẽ—ůk᷑ —·?2[2a¹˖ä— — ———t.ù — — ¶—“—ß3;i᷑ò2!23 ] wuWwͤö1ä˖!k 0—— • '09V]ww6.].¾.]92k 888
— — —— — —
21e —
ſchreiben. Auch in dieſem ſind die zahlreichen mehr oder
weniger umfangreichen Genealogien mit der Sorgfalt, die
wir bei dem Herausgeber gewöhnt ſind, bearbeitet. Ihre
Bedeutung für die Familienkunde geht vielfach weit über
den im Titel bezeichneten Kreis hinaus; deshalb darf das Werk
allen Familienforſchern aufs beſte empfohlen werden, zumal
da es ſchon an ſich eine Freude iſt, eine ſo ausgezeichnet ge—
ſchriebene, gut illuſtrierte und ſchön ausgeſtattete Publikation
zu leſen. Der gelehrte und unermüdliche Derfaffer iſt zum
Abſchluſſe dieſes Unternehmens ebenſo warm zu beglück—
wünſchen, wie die Stadt Aachen. Nicht nur hinſichtlich der
Arbeitsleiſtung, ſondern -auch pekuniär opferwillig, hat er
hier ein Werk fertiggeſtellt, um das die alte Kaiferftadt
von allen anderen Städten Deutſchlands beneidet werden
kann. Dr. Stephan Kekule von Stradonitz.
Das Recht zur Wappenführung. Vortrag, gehalten am
2. März 1908 von Regierungsrat Profeſſor Dr. Heyden⸗
reich. Kommiſſar für Adels angelegenheiten im Königl.
Miniſterium des Innern in Dresden uſw.
Von dieſem ganz vortrefflichen Vortrag, welcher im
3. Hefte der „Mitteilungen der Sentralſtelle“ erſchien, iſt jetzt
ein Sonderdruck (Verlag von Breitkopf & Härtel, Leipzig)
erſchienen, den wir der Beachtung unſerer Leſer warm em—
pfehlen. Der Derfaffer entwickelt darin auch die für Wappen-
führung Bürgerlicher geltenden Grundſätze, in Über—
einſtimmung mit den ſtets vom „Herold“ vertretenen An-
ſchauungen.
Don den „Beiträgen zur Geſchichte des Kreifes
Oſterburg“ herausgegeben vom Mberpfarrer Wolleſen in
Werben a. d. Elbe, iſt nunmehr der 3. Band erſchienen. Wir
haben das treffliche Werk, welches in warmer Heimatliebe
mit voller Sachkenntnis geſchrieben iſt, ſchon nach Erſcheinen
der erſten Bände beſprochen; auch der vorliegende verdient
beſtens empfohlen zu werden, namentlich wegen der zahl—
reichen Nachrichten über altmärkiſche Geſchlechter, Wappen:
beſchreibungen, Denkmäler uſw. Das Heft iſt für den geringen
Preis von 2 Mark vom Derfaffer zu beziehen.
Bermiſchtes.
Die ſehr viel verbreitete Wochenſchrift „Praktiſcher Weg—
weiſer“ bringt unter der Rubrik „Vermittelungsamt“ in be-
ſonderer Abteilung „Gum Sweck familiengeſchichtlicher For—
ſchungen“ Anfragen genealogifher Art, z. B. in der letzten
Nummer ſolche über die Familien Böning, Glatzel, Rublack,
Sommer, Starkloff, Leicht.
— Seltene Exlibris. Das bekannte Jacques Roſen—
thalſche Buch⸗ und Kunftantiquariat in München, Karlitr. 10,
hat ſoeben ſeinen Katalog 45, 156 S, über 1000 Exlibris
enthaltend, veröffentlicht.
Die Beſchreibung der Exlibris iſt, namentlich bei ſolchen,
die weder von F. Warnecke noch von Gr. Leiningen⸗Weſterburg
angeführt ſind, knapp und doch ſehr ſorgfältig gegeben. Die
54 Fakſimiles, vorzüglich reproduziert, ſtellen einen reizenden
Schmuck dieſes intereſſanten Katalogs dar und gewinnen
um ſo mehr an Wert, als der Herausgeber faſt nur ſolche
ausgewählt hat, die ſich noch in keinem anderen Erlibris-
werk vervielfältigt finden.
= De
Wir machen unfere Lefer befonders darauf aufmerffam,
weil die älteren Exlibris durchweg prächtige Wappen-
darſtellungen zeigen.
Auf einzelnes einzugehen, fehlt hier der Raum; wir
wollen nur die Namen einiger Familien nennen, deren
Exlibris vertreten ſind: Baumgärtner, Behaim v. Schwarz—
bach, Blarer v. Wartenſee, Dürer, Fürer v. Haimendorf,
v. Graveneck, Haller v. Hallerftein, Hellemans, v. Bolzſchuher,
v. Keutſchach, Koler, Kreß, Nadler, v. Delhafen, Tettenbeck,
v. Pfinzing, Pirckheimer, Pömer, Praun, v. Rabenhaupt,
Kichter, v. Schaumberg, Schenk v. Limpurg, Scheurl, v. Schlüſſel⸗
felder, Truchſeß v. Waldburg, Waldſtromer, v. Werdenſtein,
Wolff u. a. Der Preis der einzelnen Blätter variiert
zwiſchen 50 Pf. bis 2000 M. Der Katalog koſtet 2 M.
Geh. Rechnungsrat Seyler beſprach in der Sitzung vom |
20. Oktober den Abdruck eines dem Kunſtſammler Apotheker
Bohlmann in Braunſchweig gehörigen großen viereckigen
Siegels mit der Umſchrift: sigillum oblativum prioris
claustre (ftatt claustri) virginum septistagnensium. Nach
dem um 1220 geſchaffenen Siegelrechte war der Siegler für
urkundliche Verpflichtungen, die mit ſeinem Siegel verſehen
waren, unbedingt haftbar. Sigillum oblativum dürfte ein
freiwillig angebotenes Siegel ſein, deſſen Beifügung zu
nichts verpflichtet; Rechtsurkunden konnten mit einem ſolchen
Siegel nicht verſehen werden. Dielleiht ſollte es zur Der:
ſiegelung von kirchlich religiöſen Schriftſtücken und Gegen⸗
ſtänden, wie ſie an Wallfahrtsorten begehrt ſind, benutzt
und durch die Umſchrift ein Mißbrauch zu fremdartigen
Swecken verhindert werden, weil derartige rechtlich wertloſe
Siegel jedenfalls nicht von dem Prior des Klofters ſelbſt,
ſondern von untergeordneten Mitgliedern des’elben zur Bee
dienung des Volkes geführt und verwahrt wurden. Das
Bild des Siegels iſt ein blumenendiges Hreuz, in der Mitte
belegt mit dem Haupte einer Religiofen, neben welchem die
Buchſtaben S. T. ſtehen; an die obere Kreuzblume ſchließt
ſich ein aus fieben Punkten oder Ballen beftehender Halb—
kreis. Vielleicht findet fi das Klofter, welches dieſes Siegel
einſt benutzte, auf der ähnlich gelagerten Inſelgruppe Stag-
none an der Weſtküſte von Sizilien.
tagen kleinbürgerlicher Familien gehört.
— Die „deutſche Volkszeitung“ vom 15. Oktober ſchreibt:
„Familientag. Die in H:iligenftadt alteingeſeſſene Familie
Dellemann hielt dort am 13. Oktober d. J. ihren erſten
Familientag ab. Es iſt das ein Novum; denn bisher hat
man nur von Familientagen alter Adelsgeſchlechter oder
alter Patrizierfamilien, aber noch niemals von Familien-
Die Familie hat
ihren Stammbaum bis jetzt bis zum Jahre 1553 feſtgeſtellt.
Bei dem Feſtmahl, an dem 87 Mitglieder der Familie teil:
nahmen, hielt der Familienſenior Maurerpolier Dellemann
eine Anſprache.“ — Die „Deutſche Volkszeitung“ irrt; es gibt
eine ganze Anzahl von bürgerlichen Familien, welche Fas
milientage abhalten, ohne den Anſpruch zu erheben, zu den
alten Patrizier familien zu gehören.
Zur Munſtbeilage.
Als Feſtgabe zu dem im nächſten Jahre ſtattfindenden
150. Geburtstage Friedrich v. Schillers erſcheint im
Verlage von Jul. Hoffmann in Stuttgart ein jetzt
im Druck befindliches umfangreiches, mit Abbildungen,
Wappen und Genealogien aufs reichſte ausgeſtattetes
Schillerbuch, herausgegeben von unſerem Dereinsmitaliede
Herrn Oberleutnant Rich. Schiller. Mit gütiger Erlaubnis
des Autors bringen wir in dieſer Nummer das Wappen
des Dichters, wie es ſich in deſſen Original-⸗Adelsdiplom im
Goethe- Schiller⸗Archiv zu Weimar befindet, in photogra-
phiſcher Wiedergabe.“) Das Wappen iſt in dieſer Form
bisher noch niemals veröffentlicht worden.
Anfragen.
122.
Über Herkunft, verwandtſchaftliche Beziehungen und
Nachkommen der im folgenden bezeichneten Perſonen werden
Nachrichten irgend welcher Art erbeten:
1. Johannes Donatus aus Namslau in Schl., Sohn
des dortigen Pfarrers Georg Donatus, wurde 1611 Pfarrer
in Nebra, 1621 in Garnſee in Weſtpreußen, heiratete am
25. 6. 1611 ſeines Vorgängers Tochter Anna.
2. N. Donatus, 1532 Pfarrer an der Königl. Kirche
in Löwenſtein.
3. Andreas Donatus, von 15272 bis 1609 Pfarrer
in Aucklitten und Schönwalde. Don Geburt Thüringer, war
er zuvor (1571) Kantor und Rektor in Friedland.
4. Johann Donatus, feit 1622 Pfarrer an der Hirche
zu Roſenberg (Erbamt Schönberg). (Vielleicht identiſch mit
dem zu 1 Genannten).
5. Chriſtian Donat, (653 Pfarrer in Gels.
6. Wilhelm Donat, 1568 in Roſtock immatrikuliert,
1576 Paſtor an der Jakobskirche, dann an der Domkirche
in Riga, geſt. 1582.
2. Anton Donat, Thorner Bürgermeiſter, geſt. 1663.
8. Johann Donat, 1662 Fähnrich im Regiment
KRaczowski.
Auch für die dürftigſte Auskunft verbindlichſten Dank!
Freienwalde a. O. v. Donat, Regierungsaffeffor.
) Nach einer Aufnahme von Louis Held, Hofphotograph
in Weimar.
123.
Erbeten werden folgende Nachrichten und Daten:
David Schindelmeißer, 1282 aus Salzburg ver⸗
trieben, wann dort *..., X mit.. ... Kinder?
Wer Eltern, Großeltern uſw. d (möglichſt mit Daten), kommt
1238 nach Königsberg, Oſtpr. (gründet Firma Dav. Sch.
Blutgericht.) Sein Sohn Balthaſar (geb. . .. d in Salz
burg, f 1. 9. 18015) mit wem X ?, wieviel Kinder,
Namen und Daten. 5 Söhne bekannt, Johann, Abraham
(* 4. 6. 1763), David.
1. Johann *P... Tr... ( 1290) Florentine
Wilhelmine Wernecke *?... Tr... (vor 17292). Ein Sohn
Guſtav (*P...)
2. Abraham (Dat. bef.) < 1. Schwägerin F. W. Wer⸗
necke (ſ.oben) >< 2. Henriette Brock (bekannt.)
I. Ehe: Ein Sohn Fritz („d. . . 17292).
3. David ((. . Ff... 1802) & 1. Elifab. Conſt.
Wernecke (*...? T... vor 1801.) >< 2. Luiſe Caroline
Quaſſowsky (bekannt.)
I, Ehe: Eine Tochter Amalie ((.. D fF... d)
K. . . 7 Thouflaint. ((d.. . 19 . . . ) Stand?
Alles in Königsberg i. Oſtpr. Dort lebende Nachkommen
wiſſen nichts darüber.
Degl. Angaben erbitte ich frdl. an die Red. oder direkt an
Hamburg, Haller Str. 46. Albert Wiehen.
124.
Ich bitte um Nachricht, ob und wo Bilder vorhanden
ſind von Oberſt Bernt Joachim v. Mörner, gefallen bei
Fehrbellin, und ſeinem Schwiegerſohn General Joachim
Baltaſar von Dewitz, ſowie um Angabe des Geburts-
datums und Ortes für erſteren.
Stettin, Grabower Str. 31. von Schoenermarck.
125.
Die Familie Froelich (Oſtpreußen) beſitzt ein Wappen:
Geſpalten, rechts Mann mit Stab in der Rechten, links
Löwe; Helm: offener Flug. Wie find die Farbend Gehört
es vielleicht einer der verwandten Familien Höldſchue, Hauen-
ſtein, Albrecht, Deithoefer?
Gefällige Auskunft an die Redaktion erbeten.
126.
Für Nachrichten über folgende Geſchlechter wäre ich ſehr
dankbar:
1. Falcke, Dalde aus Werden a. d. Ruhr. — Bekannt
find: Franz Anton Falcke, Kommandant des reichs-
abteil. Kaftells zu Werden, ... d, x 8.4. 1733 Maria
Joſefa Rathing; er F 22. 1. 1748 zu Werden. Söhne:
1. Ber hard Chriſtoph Gottfried F., 16. 4. 1734 zu Wer den
2. Bernhard Jofer Franz F., * 30. 6. 1730 zu Werden.
Bernh. Joſ. Fr. F. war eine Seitlang zu Eickel, Kreis
Gelſenkirchen, anſaͤſſig. Er war >< mit Johanna Fran-
ziska Meeus aus Löwen, von der er eine Tochter,
Mar ia Friederica Joſepha, * 22. 2. 1790 zu Eickel,
hatte (ſpäter verehel. Wallrath).
Nach alter Familienüberlieferung waren dieſe Falcke
adliger Abkunft. Ich vermute nun, daß fle eines Stammes
find mit den nach Anton Fahne v. Roland („Die Herren
und Freiherren v. Hövel“) ange bl. bereits 1731 f weſtf.
Geſchlechte Dalde; vergl. auch v. Spieſſen, Wappenbuch des
Weſtf. Adels 1901— 1903. Mitglieder dieſer v. Falcke er⸗
ſcheinen mehrfach als Lehnsleute der Aebte v. Werden.
2. Frieling, eingeſeſſen in Neheim bei Arnsberg i. Weſtf.
Das älteſte Datum, das mir vorliegt, iſt aus 1751.
Da die Kirchenbücher 1807 verbrannt find, iſt die
Hauptquelle vernichtet.
3. Schonnat, auch Schanat, aus Herdringen bei Neheim.
Ob vielleicht ſtammverwandt mit dem berühmten
Hiftorifer Johann Friedrich Schannatd Wo finde ich
Nachrichten über deſſen Geſchlechtd
4. Runkel aus der Grafſchaft Wied. Dieſe Familie er⸗
ſcheint ſehr zahlreich um die Mitte des 17. Jahrh.
in der Neuwieder Gegend, wo ſie bis heute blüht.
Für Nachrichten über Abſtammung dieſer Runkel
wäre ſehr dankbar.
An gaben über die etwaigen Wappen oderhhaus marken wären
beſonders erwünſcht. — Porto uſw. Hoſten werden gerne erſetzt.
Cöln, Roonſtraße 83 II.
Fr. Eg. Robert Eders, M. d. H.
122.
Bekanntlich rief König Friedrich der Große einem preu⸗
ßiſchen Offizier aus dem altadligen oſtpreußiſchen Geſchlechte
v. Pokrziewnicki nach der verlangten Nennung feines
Namens zu: „Ach was, er heißt Bock“, da dem König die
langen polniſchen Namen nicht behagten. Er und andere
ſeiner Familie nannten ſich infolge deſſen v. Bock bezw.
v. Bock et Pokrziewnicki, namentlich zwei der preußiſchen
Armee noch zu Anfang des vorigen Jahrhunderts ange⸗
hörige höhere Offiziere der Infanterie- Regimenter Alt-
Lariſch und Prinz Ferdinand v. Preußen. Es liegt nun die
Frage vor, ob dieſe Obigen oder andere ihrer Familie ihr
angeſtammtes Wappen (Hufeiſen und Kreuz) abgetan und
ſich ein anderes mit einem ſpringenden Bock im Schilde
beigelegt haben. Denn es beſteht die Wahrſcheinlichkeit,
daß drei vorliegende ältere Siegel aus der 2. Hälfte des
18., bezw. Anfange des 19. Jahrhunderts, nämlich mit dem
Namen v. Bock überlieferte,
1. mit ſpringendem Bock im Schilde und wachſendem
auf dem Helm,
2. mit gleichem Schilde und Schwertern auf dem Helm,
3. mit gleichem von Armaturen umgebenen Schilde und
wachſendem Bock vor den Schwertern auf dem Helm,
Mitgliedern des obigen neu benannten Geſchlechts angehört
haben, da ein anderes Geſchlecht v. Bock mit einem der
obigen Wappen nicht bekannt iſt. Es wird gebeten, falls
in alten Siegelſammlungen authentiſche Abdrücke der
Siegel eines der obengenannten Offiziere ſich befinden, der
Redaktion d. Bl. gefällige Mitteilung machen zu wollen.
128.
Exiſtiert ein ausführlicher Stammbaum der Familie
Sobbe, v. Sobbe und wo iſt derſelben einzuſehend
Düſſeldorf, Scheibenſtraße 23 J. Carl Welcker.
129.
1. Geſucht werden Nachrichten über Luthers Schwager
Georg Kauffmann, ſowie über die Mansfelder und Eis:
lebener Kauffmann im 16. Jahrhundert. Jede Notiz ſehr
willkommen.
2. Von großer Wichtigkeit wäre mir zu erfahren, wo
Johann Chriſtoph Kauffmann, Diakon zu Selb, im
Dezember 1604 geboren iſt? Aus den Unirverſitäts⸗-Ma⸗
trifein müßte fein Geburtsort zu erſehen fein. Wer hilft
ſuchen d
Mannheim,
Bildaftr. 15.
Otto Kauffmann, Fabrikant
Mitglied des „Herold“.
130.
Wer gibt Auskunft über den Geburtsort des am
9. April 1808 zu Dresden verſtorbenen Gkonomiedirektor,
Kammergutpäcdter und Schriftſteller Ferd. Chriſt. Touch yd
Derſelbe war, wie nachſtehendes Dekret beſagt, Fürſtl. Agent
am Dresdener Hof.
Dekret.
„Nachdem Wir den Fürſtl. Iſenburgſchen Sefretair
in Dresden, Ferdinand Chrift. Condy zu Unſerm
Agenten daſelbſt ernennet haben: ſo laßen Wir ſolches
Unſerer Regierung hierdurch unverhalten ſeyn, mit
dem goͤſten Befehl ſich darnach zu richten.“
Schloß Ballenftedt, den 23. Dezbr. 1776.
F. A., Fürſt z. Anhalt p.
Eduard Touch y
Bureauchef.
Duisburg⸗Meiderich.
151.
Johann Altgelt, Stadtſchöffe in Siegen, vermählt
mit Margaretha Müncker, lebte dort i. J. 1567 und iſt der
Stammvater der noch blühenden Familien Altgelt und
Altgeldt. Wurde das von dieſer Familie heute geführte
Wappen: „Schild ſenkrecht geteilt, in der linken Hälfte ein
halbierter doppelköpfiger roter Adler, in der rechten ein auf
blaues Feld gelegter, von rechts oben nach links unten ge⸗
zogener weißer Schrägbalfen, der letztere belegt mit einer
goldenen Lilie, auf dem Helm ein Flug, bereits von
dieſem Stammvater gebraucht? Beruht das Wappen anf
Verleihung, ſei es kaiſerlich oder ſonſtiger und iſt eine
Urkunde darüber vorhanden? Wo befindet fic) dieſelbe und
wo erhält man nähere Auskunft über dieſes Wappend
Näheres erwünſcht von
Dresden, Strehlſtr. 12 II. G. v. Metzſch, M. d. h.
132.
Wer fann mir angeben, welder
Familie das nebenbei abgebildete
Wappen gehört. Es befindet fi
auf dem Grabmal des kurf. ſächſi⸗
ſchen Oberſten Carl v. Boſe
in der Marienkirche zu Swickau
in der Ahnenreihe an 15. Stelle
vom Jahre 1657.
Die anderen Wappen ſind
die der
. v. Boſe.
1 2. v. Geilsdorf.
3. v. Maltitz. 4. v. Feilitzſch.
5. v. Witzleben. 6. v. Wellenberg.
7. v. Schönberg. 8. v. Beulwitz.
9. v. Heynitz. 10. v. Gedtwitz.
11. v. Schönberg. 12. v. Bünen.
13. v. Sehmen. 14. v. Redtwig.
B 16. Marſchall von Aten:
gottern.
Antwort wird durch die Redaktion des „Herold“ erbeten.
220
Antworten.
Meine Antwort in Nr. 10 Seite 202 des „Herold“ ent⸗
hält inſofern Druckfehler, als es darin nicht Glüber ſondern
Glüher, auch nicht wohnt, ſondern wohnte heißen muß.
Friedrichswalde, Direktor Lie feld
bei Pirna a. E. M. d. g.
Die Mitteilung des Herrn Archivars Dr. Gritzner,
Weimar, in Nr. 10 dieſes Jahrgangs des „Deutfchen Herold“
ergänze ich dahin, daß die Ehefrau des Diplomempfängers
Dietrich Magnus v. Glüer Lucie (von?) Lindemann
war und daß der Sohn Beider, General v. Gliier, am
17. März (nicht im Mai) 1724 in Mölſchow, Kirchfpiel
Crummin, Inſel Uſedom, geboren und am gleichen Tage
getauft iſt. Im übrigen verweiſe ich auf den Artikel über
die Familie von Glüer in Nr. 10 des „Deutſchen Herold“,
Jahrgang 1896 und bemerke, daß das Original des Adels-
diploms der Familie Glüer ſich im Kal. Sächſ. Hauptſtaats⸗
archiv zu Dresden befindet. M. C. Pulß.
Setreffend die Anfrage Ar. 38 (Leich).
In der Geſchichte der Stadt Leipzig von Carl Große
bezieht ſich der Verfaſſer auf:
Joh. Heinrich Leich: De origine et incrementis typo-
graphiae Lipsiensis, ubi varia de litterariis urbis studiis
et viris doctis qui in ea claruerunt inseruntur. Lips. 1740. —
Dieſe Notiz befindet fi im I. Band Seite 424.
Leipzig. R. A. Dimpfel.
Seireffend Anfrage 86 in Mr. 7 von 1908, (bezw. die
darauf ergangene Antwort von Herrn Direktor Liefeld,
Friedrichswalde). Das Wappen: in Sold eine ſchwarze
Bärentatze, ift das der hannoverſchen Familie v. Clüver.
Windiſchleuba i. S.⸗ Altenburg.
Baronin v. Münchhauſen,
geb. v. d. Gabelentz.
Betreffend die Anfrage 111 in Ar. 10 des „D. Her ld“ von 1908.
1. Joh. Friedr. Wilhelm Schöler, & mit der ein⸗
zigen Tochter des 1750 zu Meurs f hollandifden Kapitäns
v. Cloudt.
5. Johann v. Brixen 1724 29 Jahre alt, 14. No⸗
vember 1810, >< Johanna Förſter, F zu Warſchau 8. De-
zember 1802 im 53. Jahre.
4. Wilhelm Adolf v. Pelden gt. Eloudt 1224
2 Jahre alt, Sohn des Joſt Wirich Frhr. v. Pelden,
gt. Clondt, 1724 56 Jahre alt, F 3. Juli 1739, und der
Magdalene Eliſabeth v. Kinsky, f 1739.
Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. Dr. Wagner.
Betreffend die Anfrage 118 in Ar. 10 des „O. Herold“ von 1908.
Sophie Freiin von Buddenbrod * Skandlack 1. 1. 1281;
>< dafelbft.. 1810 Friedrich Wilhelm Karl von Burgsdorff.
Doberan. v. Aspern.
im Goethe-⸗Schiller⸗Archiv zu Weimar.
Verantwortlicher Herausgeber: Wd. M. Hildebrandt in Berlin, W. 68. Schill traſte 8 UI. — Selbfiveriag des Vereins Herold; auftrags weiſe verlegt von
Carl Hermanns Verlag in Berlin, W. Manuerſtraße 45. 44. — Julius Sittenfeld, Hofbuchdrucker. in Berlin W.
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— 1-7.
Berlin, Dezember 1908. XXXIX
Der jährliche Preis des „Deutſchen Herold“ — monatlich ein Heft — beträgt 12 ME, der „Vierteljahrsſchriſt für Wappen-
Siegel- und Familienkunde“ 8 mk. Einzelne Nummern koſten 1 Mk. — Anzeigen für den „Deutſchen Herold” werden von
Juhalts verzeichnis: Bericht über die 786. Sitzung vom
20. Oktober 1908. — Bericht über die 787. Sitzung
vom 3. November 1908. — Hiſtoriſch-heraldiſche Unter-
ſuchung über ein altes Gemälde. — Die Familie von
Loen in Köln und Frankfurt a. M. — Theodor Körners
Vorfahren. — Bücherſchau. — Zur Kunftbeilage. — Der:
miſchtes. — Anfragen. — Antworten.
Vereins nachrichten.
Die nächſten Sitzungen des Pereins Herold
finden ſtatt:
Dienstag, den 15. Dezember 1908
(Vortrag des Herrn H. v. Wedel: „An-
lage und Ausbildung der Burg als Wehr:
und Wohnplatz“.
Dienſtag, den 5. Januar 1909
im „Burggrafenhof“, Kurfürſtenſtr. 91.
Bericht
über die 786. Sitzung vom 20. Olttober 1908.
Vorſitzender: Herr Amtsgerichtsrat Dr. Beringnier.
7½ Ahr,
abends
Ein Dankſchreiben des Herrn v. Kawaczynski wird
verleſen.
Als Mitglieder werden angemeldet:
|. Herr Dr. Karl Boſeck, Arzt, Kaif. Marineftabs-
arzt d. R., Dilla Boſeck zu Stolp in Pommern.
2. Herr Philipp Egert, Kaufmann in Amſterd am,
Sarphatiftraat 11.
5. Frau Setta v. Hinüber geb. Gräfin Schwicheldt
in Flachſtöckheim bei Gr. Flöthe (Hannover).
4. Herr Alexander Freiherr v. Cersner, Architekt
zu Frankfurt a. M,, Klüberſtr. 16.
5. Herr Rudolf Ritter Otto v. Ottenfeld, d. 8.
Rektor der Kunftafademie in Prag.
Carl Heymanns Verlag, Berlin W., Mauerſtr. 43.44, entgegengenommen.
6. Herr Wilhelm Ritter, Architekt, Dynamitfabrik
Krümmel bei Geeſthacht a/ Elbe, Hamburg.
7. Herr Herm. Schultheiß, Arzt in Hüls, Reg.“
Bez. Düſſeldorf.
Der Herr Vorſitzende berichtete, daß auf dem
Tag für Denkmalpflege Provinzialkonſervator Profeſſor
Dr. Clemen für den Schutz der Grabdenkmäler und
Friedhöfe eingetreten ſei. Er wies darauf hin, daß
der Purismus die ſchönſten, reichſten Barockdenkmäler
aus den Kirchen entfernt habe und dieſe dadurch ver-
öden ließ. Dieſen Geiſt der Unduldſamkeit haben wir
hoffentlich jetzt überwunden, wir erkennen, daß es kein
Fehler iſt, wenn die in einem Kirchenraum nach und
nach aufgeſtellten Denkmäler die Entwicklung der Bild-
kunſt widerſpiegeln. Ein anderes, zur Erhaltung der
Denkmäler mahnendes Moment iſt die Erwägung, daß
in ihnen die Ahnenreihen ganzer Gemeinden verkörpert
find. Von ihrer Verpflichtung zur Erhaltung der Grab:
denkmäler in Kirchen und auf Friedhöfen hören die
Gemeinden nicht gern reden. Ungünſtig der Erhaltung
ſind die neuen Friedhofordnungen, welche den Gräbern
eine Dauer von nur 20—30 Jahren zuteilen; die Kurz⸗
lebigkeit kommt gewiß auch bei der Schaffung der
Denkmäler zur Geltung, wirkt ſomit nachteilig auf die
Entwicklung der Grabmalkunſt. Die Erhaltung der in
Kirchen aufgeſtellten Denkmäler iſt leicht, weil dieſe
ſchmücken. Grabplatten, die in Gefahr ſind, abgetreten
zu werden, müſſen an den Wänden aufgerichtet werden.
Gefüllte Friedhöfe ſollten in der Eigenſchaft ſtädtiſcher
Parke erhalten bleiben. Die Uberfiedlung auf andere
Friedhöfe iſt möglich durch Anordnung kreuzgangartiger
Hallen an der Umfaſſungsmauer oder durch Anlegung
beſonderer Kapellen für die wertvolleren Denkmäler. —
Weiter legte der Herr Vorſitzende vor die Süricher
— 222 —
Wochenchronik 1906 Nr. 30 und 58, enthaltend Ab⸗
handlungen über das in der vorigen Sitzung erwähnte
Geſellſchafts haus zum Schneggen und über den Kreuz -
gang des alten Barfüßerkloſters in Zürich (verfaßt von
unferem Mitgliede Karl Stichler), ferner Nr. 10 des
Bulletin mensuel de la Société des lettres etc. de Bar-
le-Duc von 1908, enthaltend einen Artikel über die
Nachkommenſchaft des Ligier Richier und deren Ver⸗
breitung nach Deutſchland.
Der Schriftführer, Geh. Rechnungsrat Seyler, be⸗
ſprach den Abdruck eines dem Kunſtſammler Herrn Bohl⸗
mann in Braunſchweig gehörigen großen viereckigen
Siegels mit der Umſchrift sigillum oblativum prioris
claustre (ftatt claustri) virginum septistagnensium. Nach
dem um 1220 geſchaffenen Siegelrechte war der Siegler
für urkundliche Verpflichtungen, die mit ſeinem Siegel
verſehen waren, unbedingt haftbar. Sigillum oblativum
dürfte ein freiwillig angebotenes Siegel ſein, deſſen
Beifügung zu nichts verpflichtet. Rechtsurkunden konnten
mit einem folchen Siegel nicht verſehen werden. Diel-
leicht ſollte es zur Verſiegelung von kirchlich religiöſen
Schriftſtücken und Gegenſtänden, wie fie an Wallfahrts⸗
orten begehrt find, benutzt und durch die Umſchrift ein
Mißbrauch zu fremdartigen Swecken verhindert werden,
weil derartige rechtlich wertloſe Siegel jedenfalls nicht
von dem Prior des Kloſters ſelbſt, ſondern von unter⸗
geordneten Mitgliedern desſelben zur Bedienung des
Volkes geführt und verwahrt wurden. Das Bild des
Siegels iſt ein blumenendiges Kreuz, in der Mitte be⸗
legt mit dem Haupte einer Religioſen, neben welchem
die Buchſtaben S. T. ſtehen; an die obere Kreuzblume
ſchließt ſich ein aus ſieben Punkten oder Ballen be⸗
ſtehender Halbkreis. Dielleicht findet ſich das Klofter,
welches dieſes Siegel einſt benutzte, auf der ähnlich
gelagerten Inſelgruppe Stagnone an der Weſtküſte von
Sizilien. |
Ein auswärtiges Mitglied ftellt die Frage, wie
der merkwürdige Umſtand zu erklären ſei, daß die fran⸗
zöſiſchen Seigneurs Dax d' Axat ebenfo wie die abge⸗
ſtorbenen ſchleſiſchen Dax v. Polsnitz einen Dachs als
Belmfhmud führen? Sollten daraus Schlüſſe auf
genealogiſche Beziehungen zwiſchen den genannten Ge⸗
ſchlechtern zu ziehen fen? Merkwürdig iſt hier nur
der Umſtand, daß ein franzöſiſches Geſchlecht ein deutſch⸗
redendes Wappen führt. Im übrigen iſt das Su⸗
ſammentreffen ſogenannter redender Wappen bei gleich⸗
namigen Geſchlechtern eine Erſcheinung, die ſich mit
Regelmäßigkeit darbietet und ſich ſehr einfach durch die
ſeit etwa 1220 die Heraldik beherrſchende Vorliebe für
redende Wappen erklärt, ſomit geradezu ein Argument
gegen die Annahme genealogiſcher Beziehungen bildet.
Herr Kammerherr Kekule v. Stradonitz teilte
mit, daß die lange verſchollen geweſene Prachthand⸗
ſchrift des von Johann Wolf Freyman auf Hohen⸗
randeck zu Ende des 16. Jahrhunderts verfaßten
Stamm, Wappen- und Freundſchaftsbuches nunmehr
wieder zum Vorſchein gekommen fei. Sie werde Mitte
November bei C. G. Boerner in Leipzig zur Verſteige⸗
rung gelangen. O. T. v. Nefner in feiner altbayeri-
ſchen Heraldik erwähnt eine in der Münchener Stadt-
bibliothek verwahrte Abſchrift des Werkes; das Original
ſolle ſich in £inz befinden. Von dort iſt "tätfächlich die
jetzt zum Derfanfe ftehende Hand{chrift gekommen.
Hoffentlich wird dieſe jetzt in feſte Hände und nicht in
das Ausland gelangen. — Der Herr Kammerherr
übergab: Die Familie Schultheß von Suͤrich. Feſtſchrift
zur Feier des 150 jährigen Beſtehens der Familien-
ſtiftung. Von Hans Schultheß. Sürich 1908. Das
mit vielen ſchönen Bildniſſen und Stammtafeln aus⸗
geftattete Werk iſt ein Geſchenk des Herrn Verfaſſers.
Herr Profeſſor Ad. M. Hildebrandt teilte mit
den Brief eines auswärtigen Mitgliedes, welches den
Dorfchlag macht, es möchten in Deutſchland an Stelle
der vielen Orden von Seite der Landesherren lieber
Wappen verliehen werden. Ein vom Landesherrn als
Auszeichnung verliehenes Wappen, welches auf die
Nachkommen vererbt werden kann, würde vielen lieber
fein als ein Orden. Es würde dadurch der Familien-
ſinn von oben herab geſtärkt und auch geweckt werden.
Sodann wies Herr Profeſſor Hildebrandt darauf hin,
daß der Verein Herold oder die Redaktion der Seit⸗
ſchriften oft für Irrtümer verantwortlich gemacht wer⸗
den, die in einzelnen veröffentlichten Artikeln vorkommen,
3. B. für falſche Lefungen in der Inſchrift eines Grab-
ſteines oder für ungenaue Daten in einer Stammtafel.
Die Redaktion iſt gar nicht in der Cage, die beſonderen
Angaben der eingeſandten Abhandlungen nachprüfen
zu laſſen. Für den ſachlichen Inhalt derſelben ſind
einzig die unterzeichneten Derfaffer verantwortlich. Nur
ſolche Fehler, die aus theoretiſchen und allgemeinen
Erwägungen heraus erkennbar find, können der Re-
daktion zum Vorwurfe gemacht werden. |
Das Ehrenmitglied Herr HB. F. Macco legte vor
das von feinem Vorfahren Johann Joſef Macco 1790
angelegte Stammbuch mit vielen intereſſanten Inſchriften
namentlich aus Franken, Silhouetten und anderem bild-
lichen Schmuck.
Herr v. Gellhorn legte vor |. die von Frau
M. v. Gellhorn geb. v. Kleiſt gemalte Ahnentafel der
Elifabeth v. Kleiſt und die dazu gehörige in Cederſchnitt
ausgeführte Kapſel; 2. das von dem Prinzen von
Preußen unter dem Namen des Königs Friedrich Wil⸗
helm IV. s. d. Babelsberg, 18. Auguſt 1859 erteilte
Adelsdiplom für den Leutnant im 11. Inf.⸗Regt. Her⸗
mann Carl Friedrich Franz Hüner. Der unter dem
Namen Hüner v. Woſtrowsky Geadelte war der erſte
und letzte ſeines Stammes. Kammerherr Dr. Kekule
v. Stradonitz beſprach die in dem Diplom enthaltene
„Standesklauſel“, welche unter Friedrich Wilhelm IV.
eine Seitlang uͤblich war und beſagt, daß ein mit der
Standesehre des Adels nicht vereinbarer Lebensberuf
den Adel aufhebt. Er ſchilderte auch eingehend die
äußere Ausſtattung der Diplome früher und jetzt; unter
der Leitung des jetzigen Heroldsmeifters Herrn v. Bors
witz wurde ſie hinſichtlich aller Teile der Urkunde und
deren Zubehör wefentlich reicher und geſchmackvoller.
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Gräflich Schwerin’fches Wappen.
Entwurf und Glasmalerei von Frl. Luiſe Menzel.
Beilage zum Deutſchen Herold 1908, Nr. 12.
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— 225 —
Es wird mitgeteilt, der Geh. Regierungsrat Pro-
feſſor Dr. Geiger, der Herausgeber des Goethe- Jahre
buches, habe in der Einleitung zu dem ſehr intereſſanten
Werke über „Goethe und die Seinen“ geſprochen über
die verſchiedenen Begriffe, die man mit dem Worte die
„Seinen“ verbinden könne: die Heraldiker könnten
meinen, es handle ſich um des Dichters Stammbaum!
Alſo auch dieſer hervorragende Forſcher kann die Be—
griffe Heraldik und Genealogie nicht unterſcheiden.
Herr Freiherr v. Reibnitz ſprach über die Frage,
ob die ſchon verheirateten Töchter eines Geadelten im
Rechtsbegriffe adlig ſeien oder nicht. Herr Kammer:
herr Dr. Kekule v. Stradonitz bemerkte, die Frage
fet nach den Beſtimmungen des Bürgerl. G. B. zu vers
neinen, da dieſe erklären, daß eine Tochter mit ihrer
Verheiratung vollſtändig aus der Familie ihres Vaters
ausſcheide. Von anderer Seite wurde darauf hin—
gewieſen, daß die Verheiratung die Kindſchaft nicht
aufhebe; in den Adelsdiplomen fet nicht die Rede von
Familienangehörigen, ſondern von den Kindern, welche
gleichzeitig mit dem geadelten Vater den Adelſtand er—
werben. Seyler.
Bericht
über die 787. Sitzung vom 3. November 1908
(Stiftungsfeſt).
Vorſitzender: Herr Amts gerichtsrat Dr. Béringuier.
Als Mitglieder werden angemeldet:
J. Herr Max Falckenberg, Fabrikbeſitzer, Ritt—
meiſter der Landwehr-Kavallerie, Lagardes:
mühlen bei Cüſtrin N.
Herr Georg von Roebel, Major und Bataillons—
Kommandeur im Inf.-Reg. v. d. Goltz (7. Pomm.)
Nr. 54 zu Kolberg, Pommern.
* 5. Herr Kurd Schäffer, Kaufmann in Sürich,
Hirfchengraben 82.
4. Herr Adolf Strebel, Apotheker zu Remſcheid,
Cölnerſtr. 40.
Herr Hermann Dergin, Rechnungsrat im land:
wirtſchaftl. Miniſterium, Berlin S. W., Halleſches
Ufer 21. ‘
6. Herr Walter Dergin, Leutnant im Regiment
Markgraf Ludwig Wilhelm (Badiſches Nr. 111),
kommandiert nach Spandau, Wilhelmſtr. 5 II.
Sum Stiftungsfeſt hatten Grüße geſandt S. E. Herr
Generalleutnant v. Bardeleben 3. S. auf Malta, Herr
Wirkl. Geh. Legationsrat Ottmar v. Mohl in Cairo
und Herr Aſſeſſor Wiſſmann in Danzig. Der Herr
Dorfigende übergab: |. Heft 4 der in Düſſeldorf er—
ſcheinenden „Seitſchwingen“, enthaltend eine Abhandlung
unſeres Mitgliedes Herrn Carl Stichler: Hiſtoriſche
Illuſtrationen und Hiſtorienmalerei“ 2. Stammliſte des
Ulanen-Regiments Kaijer Alexander II. von Rußland
(l. Brandenb.) No. 5, von der Errichtung 1809 bis
1908. Berlin 1908. Sin Geſchenk des Verfaſſers
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Cı
Oberleutn. Freih. v. Maltzahn. Das Werk bietet eine
Fülle genealogiſcher und biographiſcher Daten. Der
Schriftführer Geh. Rechnungsrat Seyler ſprach über
das Herkommen des Geſchlechts v. Sandt, welches
in faſt allen Nachſchlagewerken als ein rheiniſches
bezeichnet wird, während es in Wirklichkeit ein ober—
pfälziſches, nach dem Orte Sandt im Gerichte Amberg
genanntes Geſchlecht iſt. Weiter legte er vor eine von
Herrn Maler Fr. Malchin jun. in Schwerin (Meckl.)
eingeſandte Seichnung des Grabmals Till Eulenfpiegels
(Kirhbof zu Mölln im Herzogtum Kauenburg).
Herr Oberleutnant von Holleufer legte einen
reichgeſtickten Kiffenüberzug vor, in deſſen Mitte ſich
ein Doppelwappen zeigt; der erſte Schild enthält zwei
ſchräggekreuzte Biſchofſtäbe, der zweite iſt quadriert
von einem Vogel und drei Sparren (v. Schladen und
— YP).
Herr Kammerherr Dr. Kekule v. Stradonitz
machte erfreuliche Mitteilungen über den Stand des
Dereinhaushalts. Der Überſchuß aus dem Jahre 1907
beträgt über 2000 AM. Sodann beſprach der Herr
Kammerherr die in dem Berichte des Herrn Prof.
Hildebrandt erwähnte Außerung des Archivdirektors
Dr. Hagedorn hinſichtlich gewiſſer Erſchwerungen der
Archivbenutzung ſeitens der „Berufsgenealogen“. Nur
ſolche Perſonen, welche weder wiſſenſchaftlich legitimiert
ſind, noch einen Auftrag der Familie vorweiſen
können, ſoll die Erſchwerung treffen.
Herr Ingenieur Ueltzen⸗Barkhauſen aus Leipzig
ſprach über ſeine Arbeiten zur Erforſchung der mütter—
lichen Vorfahren des Fürſten Bismarck und legte das
Bild eines derſelben vor, des Leonhard Soller, des
Rats und Stadthauptmanns im Petersviertel zu Leipzig;
Kupferſtich von Bernigeroth.
Herr Aſſeſſor Arthur Lignitz übergab feine in
der Voſſiſchen Zeitung (Sonntagsbeilage Nr. 44) vers
öffentlichte Abhandlung „Die Taler“.
Nach dem Schluß der geſchäftlichen Sitzung ver:
ſammelten ſich die ſehr zahlreich erſchienenen Mit.
glieder in dem Speiſeſaale, der von der altbefreun⸗
deten Firma Rudolf Hertzog und unſerem Mitgliede
Herrn Heinrich Timm prächtig mit Fahnen und Waffen
geſchmückt war. Herr Oscar Roick hatte ausgelegt:
I. zwei Gobelins (Hohenzollern und Brandenburg),
2. einen gemalten Stammbaum der aus Salzburg ein—
gewanderten, ſeit 1752 in Oſtpreußen anſäſſigen Sas
milie Beyer, bis auf das Jahr 1577 zurückgehend,
3. zwei Exlibris für den Fürſten zur Lippe, welche
nach ſeiner Seichnung in der vortrefflichen Kunſtanſtalt
unſeres Mitgliedes Georg Starke in mehrfarbigem
Druck ausgeführt waren. Während des Eſſens wurden
Trinkſprüche ausgebracht von dem Herrn Vorſitzenden
auf S. Mi. den Karner, von dem Herrn Kammerherrn
auf S. H. den Prinzen-Protektor, von Herrn Major
v. Weſternhagen auf den Vorſtand. Herr Uelzen-Barck—
hauſen überbrachte die Grüße und Glückwünſche der
Teipziger Sentralſtelle. Herr General v. Kracht brachte
ein Hoch aus auf Herrn Gberſtleutn. Möſchke, der
heute zum 25. Male das Stiftungsfeſt beſucht, trotz
feines hohen Alters von 85 Jahren in voller Srijche.
Der Gefeierte wandte ſich zum Schluſſe feiner Dankes—
rede mit einigen kernigen Worten an die jungen
Herren Offiziere. Herr Prof. Hahn ließ die von aus:
wärts zur Feier gekommenen Mitglieder, ingleichen die
Firma R. Hertzog, die Herren Heinr. Timm und
Gg. Starke und den Zeichner der Tiſchkarte, Herrn
Oskar Roick hochleben. Gegen Schluß des Feſteſſens
erſchien noch das Ehrenmitglied Se. Erz. der Wirkl.
Geh. Rat Herr Graf von Pettenegg, Erzbiſchof von
Damitia, Großkapitular des Deutſchen Ordens aus
Wien, von dem Herrn Vorſitzenden und der Ver—
ſammlung freudig begrüßt. Seyler.
Hiſtoriſch-heraldiſche Unterſuchung
über das alte Ölgemälde eines ſitzenden Biſchofs (mmi) in
vollem Ornat mit rummſtab, der einem vor ihm ſich beit:
genden mittelalterlich gelileideten hohen „Berrn' (rechts)
die Band reicht. Oben rechts ein Wappen mit 3 ſchwarzen
Löwen (in Gelb), Darüber ein Heim mit (ſchwarzgelben) Decken
und doppeltem (grünem) Pfauenbuſch über einem (roter)
Kiffen mit der Unterſchriſt: „Dux Sueviae Dapifer M. — “.
Bei Überſendung der Photographie des Gemäldes
wurde vom Beſitzer die Meinung ausgeſprochen, hier
das „fürſtlich Wolfeggſche Wappen“, genauer das der
Fürſten Waldburg, angebracht zu finden. Die weitere
Erörterung wird darüber den nötigen Aufſchluß geben.
Sunächſt iſt die Unterſchrift unter dem Wappen:
„Dux Sueviae Dapifer M. —“ von größter Bedeutung,
denn hiermit wird das Wappen als das des „Herzog—
tums“ Schwaben erklärt. — Sehen wir daraufhin die
Geſchichte an.
„Herzöge von Schwaben“ gab es, ſeit der Gau-
graf Burchard III. ſich zum Herzog von Schwaben als
Burchard I. 917 aufſchwang und 919 von Kaiſer
Heinrich I. als ſolcher anerkannt wurde. Er ſtarb 926.
Auf ihn folgte durch Vermählung ſeiner Witwe mit
dem Grafen Hermann J. von Oſtfranken dieſer als
Herzog von Schwaben. Er vermählte ſeine einzige
Tochter Ida mit Kaifer Ottos I. Sohn Cudolf, der
dadurch 948 Herzog von Schwaben ward, jedoch infolge
feiner Empörung gegen feinen Vater abgeſetzt wurde,
worauf das Herzogtum 954 an den Burchardinger
Burkhard II. kam. Als er 973 kinderlos ſtarb, verlieh
Kaifer Otto II. dem Sohn Ludolfs, ſeinem Neffen
Otto I, das Herzogtum Schwaben,
976 auch Herzog von Bayern ward. Nach ſeinem
frühen Tod erhielt es 982 Konrad J., Sohn des
Grafen Udo von der Wetterau, eines Oheims Otto I.
Dieſem folgte 997 fein Sohn oder Neffe Hermann IL,
der auch das Elſaß beſaß, und auf dieſen kam 1004
fein Sohn Hermann III. Ihn beerbte 1012 feine
Schweſter Giſela, die Gemahlin des Markgrafen Ernſt
von Gſterreich aus dem Hauſe der Babenberger. Sie
während diefer.
224 —
führte nach feinem Tode die Vormundſchaft über ihren
unmündigen Sohn Ernſt II. und vermählte ſich nochmals
1016 mit dem ſpäteren König Konrad II., dem Salier
oder Franken. Ernſt II. empörte ſich gegen feinen Stief-
vater, weshalb er 1050 Schwaben verlor, welches nun
von Konrad II. mit Burgund an Giſelas zweiten Sohn
erſter Ehe Hermann IV. verliehen wurde. Als dieſer
1058 kinderlos ſtarb, folgte ihm des Kaifers eigener
Sohn, fein Stiefbruder Heinrich J., welcher als Bein-
rich III. 1059 den deutſchen Thron beſtieg. Dieſer be⸗
lehnte 1045 den Pfalzgrafen Otto II. bei Rhein mit
Schwaben und nach deſſen Tode 1047 den Markgrafen
Otto III. von Schweinfurt, der 1057 ohne Erben ftarb. ‘
Die Witwe Kaifer Heinrichs III. und Dormünderin ihres
Sohnes Heinrich IV. Kaiſerin Agnes gab 1057 Schwa:
ben ihrem Eidam, dem Grafen Rudolf von Rhein-
felden, der, 1077 als Gegenkönig Heinrichs IV. gewählt,
1080 an der Eliter geſchlagen wurde und ftarb. Bee
reits 1079 hatte Heinrich IV. Schwaben an Friedrich l.,
den älteren Grafen von Hohenſtaufen, verliehen. Der—
ſelbe hinterließ 1105 bei ſeinem Tode Schwaben ſeinem
Sohne Friedrich II., dem Einäugigen, während deſſen
Bruder Konrad Herzog von Franken wurde und nach
Kaifer Lothars Tod 1137 deutſcher Kaiſer. Mit ihm
kam das Hohenſtaufiſch-ſchwäbiſche Haus auf den Kaifers
thron. Sein Sohn Friedrich von Rothenburg erhielt durch
Herzog Friedrich III. von Schwaben — ſeit 1147 —,
nachdem Friedrich III. als Friedrich I. Barbaroſſa 1152
Kaiſer geworden war, Schwaben und Franken als
Friedrich IV. und als Herzog Friedrich IV. 1169 ſtarb,
gab der Kaijer die beiden Herzogtümer nebſt dem Elſaß
ſeinem eigenen Sohn Friedrich V. Als dieſer 1101
ſtarb, kam das Herzogtum Schwaben an ſeinen Bruder
Konrad III. Nach deſſen Tod 1196 verlieh es Kaifer
Heinrich VI. ſeinem jüngſten Bruder Philipp, Mark—
grafen von Toskana, der 1198 deutſcher König wurde.
Nach feiner Ermordung 1208 vermählte ſich der Gegen-
könig Otto IV. von Braunſchweig mit feiner Tochter
Beatrix, wodurch ihm Schwaben als Allod zufiel. Da
Beatrix frühzeitig ſtarb, mußte er Schwaben an Fried:
rich VI., den Sohn Heinrichs VI., zurückgeben, der als
Kaiſer Friedrich II. hieß und ſchon 1219 Schwaben
ſeinem 5 jährigen Sohne Heinrich II. zuerkannte. Da
dieſer Sohn ſich als deutſcher König gegen feinen Vater
empörte, fo gab Kaiſer Friedrich II. das Herzogtum
255 dem fpäteren deutſchen König Konrad IV., der
es nach ſeinem Tod 1254 ſeinem erſt zweijährigen
Sohne Konrad V. oder Konradin vererbte.
Im Jahre 1266 bei feinem Abzuge nach Italien, um
ſein Erbe in Sizilien in Beſitz zu nehmen, verpfändete
er ſeine ſchwäbiſchen Beſitzungen mit dem Marſchallamt
in Schwaben an den Grafen Eberhard den Erlauchten
von Württemberg. Nach Konradins jähem Tod auf
dem Blutgerüſt zu Neapel wurde das „Herzogtum
Schwaben“ nicht wieder beſetzt.
Die 26 Herzöge gehörten alſo den verſchiedenſten
Häuſern an. Sie lebten größtenteils in „vorheraldiſcher
Seit“.
— 225
Obwohl Kaifer Rudolf I., der Habsburger, den
mißlungenen Derfuch gemacht hatte, feinen zweiten Sohn
Rudolf zum Herzog von Schwaben zu machen, verblieben
doch feitdem die „Gerechtſame der Herzogswürde“ dem
Reiche und die Kaiſer ließen als Titularherzöge von
Schwaben durch Land vögte in Ober. und Nieder»
ſchwaben das alte Herzogtum verwalten. Graf Eber—
hard von Württemberg erhielt durch König Albrecht l.
von Gſterreich nach der Schlacht bei Göllheim 1298 das
Candvogtamt in Niederſchwaben, welches er unter Kös
nig Heinrich VII., dem Cuxemburger, um feiner Gewalt-
tätigkeiten willen 1500 wieder verlor. An ſeine Stelle
trat 1510 Graf Konrad von Weinsberg. Dem Grafen
Eberhard gelang es aber, von König Ludwig dem
Bayern 1322 die Candvogtei in Niederſchwaben zugleich
mit derſelben in Oberfranken wieder zu erhalten, drei
Jahre vor feinem Tode. Kaiſer Ludwig beſtätigte
ſeinem Sohne Graf Ulrich III. 1350 dieſelbe Würde.
Seine Übergriffe aber veranlaßten 1351 die Bildung
des „Schwäbiſchen Städtebundes“. Als die Landvdgte
Herzog Rudolf IV. von Gſterreich in 5
und Graf Eberhard der Greiner, Ulrichs Sohn, i
Niederſchwaben 1357 ſich gegen die Städte en
gebot der Kaiſer Karl IV. Frieden, erlangte ihn aber
erſt, nachdem er Eberhard in der Schlacht bei Schorn:
dorf 1560 überwunden hatte. Hierauf löſten die Städte
die Candvogtei von Württemberg ein, Gſterreich aber
vermehrte ſeine Macht in Schwaben aufs neue. Nach
den Kämpfen mit dem Schleglerbund bemächtigte ſich
Eberhard mit Gewalt der Landvogtei, mußte fie aber
158 wieder herausgeben. Nach der berühmten Schlacht
bei Döffingen gegen die ſchwäbiſchen Städte 1588 wagten
ſich dieſe nicht mehr an den Grafen mit größeren Unter:
nehmungen, doch dauerten die Fehden bis zur Auflöſung
des Schleglerbunds 1595 fort. Nach dem Marbacher
Bund 1405 für Aufrechterhaltung des Landfriedens zur
Seit Graf Eberhards des Milden verpfändete Kaiſer
Sigismund 1415 zu KHonſtanz mit Bewilligung der
Reichs fürſten die Reichs vogtei in Schwaben an
den Grafen Hans I, Truchſeß zu Waldburg. Sie
blieb den Waldburgern, und zwar bis 1475 als uns
mittelbares, ſeit 1486 als öſterreichiſches Pfandlehen.
Kehren wir nun zum Gemälde zurück, fo ift erficht:
lich, daß in dieſem Bilde ein ſtarker „Anachronismus“
liegt. Während es ſeit Rudolf I. von Habsburg keine
wirklichen, ſondern nur noch „Titularherzöge“ von
Schwaben, nämlich die Kaiſer, geben kann, iſt durch
die Inſchrift des Bildes der „hohe Herr“ rechts als
Herzog von Schwaben erklärt. Er ſelbſt und der Biſchof
ſind in der Tracht vom letzten Drittel des 16. und dem
erſten Drittel des 17. Jahrhunderts abgebildet, während
die Form des Wappens beſtimmt auf das 16. Jahr-
hundert hinweiſt.
Um die hier vorliegenden Ratfel zu löſen, müſſen
wir uns den Ausdruck „Dapifer“ näher beſehen. Er
bedeutet „Truchſeß“. Somit iſt der „Herzog von Schwa:
ben“ als „Truchſeß eines Bistums“ bezeichnet. Bei
den Bistümern bekleideten vielfach Reichsfürſten die
Erbämter als im Dienſte der Kirche, darum Gottes,
ſtehend. Die Herzöge von Schwaben, ſo lange es ſolche
gab, waren aber Erbtruchſeſſen des Bistums Brixen
in Tirol. Somit iſt der ſitzende Biſchof auf dem Ge—
mälde ein Biſchof von Brixen.
Das Hochſtift hatte ſeinen älteſten Sitz in Seben
und ward in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts
gegründet. Es war urſprünglich dem Patriarchat Aqui
le ja untergeordnet, kam 798 zur Salzburger Kirchen—
provinz und erhielt 1058 unter Hartwig, Grafen von
Görz, ſeinen Sitz zu Brixen.
Was kann nun der Anlaß zu dieſem Bilde ge—
weſen ſein d
Auf die Herzöge von Schwaben waren in der
Folgezeit die Grafen von Caſtelrut, dann die Grafen
von Wolkenſtein im Truchſeſſenamt gefolgt. Die Hoch:
ſtifte aber ſonnten ſich je und je gerne am alten Glanz.
So konnten es die Brirener Fürſtbiſchöfe offenbar nicht
vergeſſen, daß ihre Truchſeſſen einft dem Hohenſtaufiſchen
Kaiſerhaus angehört hatten, ihre Marſchälle die Hers
zöge von Bayern, ihre Kammerer die Herzöge von
Kärnthen, ihre Schenken die Herzöge von Meranien
gewefen waren. Sur Verherrlichung des Hochſtiftes
ließ darum „im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts“
der damalige Biſchof nach beſtehendem Brauch „in der
Tracht dieſer Seit“ den Treueid des Schwabenherzogs
als Erbtruchſeß durch Handgelübde bildlich darſtellen.
Der beſtellende Biſchof mit ſeinen prägnannten Sügen
iſt deshalb wohl porträtähnlich dargeſtellt, wohl auch
der damalige Truchſeß Graf Wolkenſtein als Vertreter
des Schwabenherzogs. Wer iſt aber damals Biſchof
von Brixen und ſomit Beſteller des Gemäldes d
Chriſtof III., Freiherr von Madruzzo, regierte von
1542 bis 1578 und auf ihn folgte Joh. Thomas Frei—
herr von Spaur 1578 bis 1591. Sein Nachfolger war
Andreas von Gſterreich, Markgraf von Burgau, 1591
bis 1600. Da dieſer dem Haufe entſtammte, das nomis
nell den Berzogstitel von Schwaben bis 1806 führte,
dürfte er außer Frage ſtehen, und der erſtgenannte wird
kaum bei ſeinem hohen Alter noch den Auftrag für das
Gemälde gegeben haben, zumal ſeine Regierungszeit
nur knapp bis zur genannten Seit reichte. Somit dürfte
der Biſchof Joh. Thomas von Spaur, 1578 bis 1591,
der Bifchof auf dem Bilde fein. Da der alten Bistums»
ſage nach das Bistum Brixen zur Seit Kaiſer Hein»
richs II. unter Biſchof Albuin, der 1006 geſtorben ſein
ſoll, von Seben nach Brixen verlegt worden ſein ſollte,
fo ſteht wohl deshalb unter dem „Dux Sueviae Dapifer“
mit dem „Hohenſtaufenwappen“ M. = 1000 als Jahr-
zahl, was freilich ein abermaliger Anachronismus iſt.
Allein mit ſolchen nahm man es im kritikloſen Mittel-
alter ſehr leicht. Übrigens könnte es auch die Zeit-
angabe für die Übernahme der Erbtruchſeßwürde durch
Schwaben um dieſe Zeit fein ſollen.
Wenden wir uns nun dem Wappen zu. Die
Photographie iſt zwar hier ſehr undeutlich. Ich glaube
mich aber in der gegebenen Beſchreibung und den
Farben nicht zu irren.
— 226 —
„Wappen“ gibt es überhaupt erit feit der Seit
der Kreuzzüge, alſo ſeit der Hohenſtaufenzeit, und das
Wappen von „Schwaben“ ſtammt ohnehin von den
Hohenſtaufen her. Diele führten als Stammwappen
nur einen ſchwarzen Löwen in Gelb. Kaifer Fried:
rich II. aber verdreifachte den Löwen als „Wider—
wappen“ gegen ſeinen Gegner, den Welfen Otto IV.,
der drei gelbe Leoparden in Rot im Schild führte, und
gab dies Wappen ſeinem zum Herzog von Schwaben
ernannten Sohn Heinrich II. Auf Siegeln desſelben
tritt es ſchon 1216 auf in Schild und Banner. Ein
Helmkleinod führt derſelbe hier nicht auf ſeinem Helm.
Der Pfauenbuſch wurde ſpäter als Helmkleinod der
Titularherzöge von Schwaben, der Gſterreicher, dem
alten Wappen von Schwaben hinzugedichtet. Die
Wappenbücher führten jedoch als Helmkleinod auch
ſpäter noch den ſchwarzen Kaiferadler der Hohen—
ſtaufen an (fo der alte Sibmacher von 1605 in Band II
Seite 2).
Sum Schluß noch die Frage: Wie kommt es, daß
die Truchſeſſen von Waldburg genau dasſelbe Wappen
im Schild führen, unterſchieden nur mit rot-weißen Helm:
decken außer dem roten Kiſſen, was den Pfauen—
buſch zugleich als von Gſterreich herrührend deutlich
macht P
Sie erſcheinen ſeit Mitte des 12. Jahrhunderts als
Miniſterialen der Welfen, feit Ende desſelben als Dienft-
mannen der Hohenſtaufen. Heinrich von Waldburg
wird 1197 zum erſten Male „Truchſeß“ genannt. 1528
erhielt Truchſeß Georg die Anwartſchaft auf das Reichs—
Erbtruchſeßamt, welches auf dem Reichstag zu Regens—
burg 1594 von Waldburg zum erſten Male verwaltet
wurde.
Die Nachricht, daß der genannte Heinrich von
Waldburg als Begleiter und Bannerträger Konradins
von Schwaben 1258 (!) von dieſem das Löwenwappen
erhalten habe, was nach deſſen Tode Konradins Vetter,
König Peter III. von Aragonien, beftätigt haben ſollte,
iſt ſelbſtverſtändlich eine Sage.
Das ältefte Siegel des Geſchlechts, das „Eberhardi
Dapiferi de Walpurg“ an einer Urkunde von 1225 im
Großherzoglichen Archiv zu Schwerin, zeigt ſchon die
drei ſchreitenden Löwen, eine Tatſache, die ſich einfach
daraus erklärt, daß fie bereits damals Miniſterialen
der Hohenftaufen waren und ebenſo, wie es in une
zähligen ähnlichen Fällen nachweislich iſt, als Dienſt—
leute das Wappen ihrer Lehensherren der Schwaben—
herzöge führten, was ihnen nach deren Erlöſchen fpäter
verblieb. Die Süricher Wappenrolle um 1556 aibt als
ihr Helmfleinod bereits den doppelten Pfauenbuſch an,
aber über einem „goldenen Kiffen mit roten Quaſten“
nicht umgekehrt wie ſpäter.
G. Sabel,
Uirchenrat und Gymnaſialprofeſſor in Bamberg
— — — — a — . —
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nn
Die Familie von Doen in Hain und
Frankfurt a. M.
Don A. von den Velden, Weimar.“)
Es iſt bekannt, daß Goethe im 2. Buch von
„Wahrheit und Dichtung“ den Oheim ſeiner Mutter
Johann Michael von Coen und deſſen literariſche
Bedeutung erwähnt und daß er noch im Alter mit
den in Deſſau lebenden Söhnen Joh. Michaels in
Beziehung ſtand. Schon deshalb lohnt es ſich, nach
Herkunft und Schickſalen der von Coen zu forfchen
worüber bisher kaum etwas bekannt wurde und ſelbſt
Goethe ſonderbarerweiſe nur ganz mangelhaft und
falſch unterrichtet war.
Denn Goethe ſagt irrtümlich, Johann Michael
von Coen ſei „nicht von Frankfurt gebürtig“ geweſen,
während tatſächlich er ſelbſt und auch ſchon fein Dater
und Großvater in Frankfurt geboren waren.
Eingehende genealogiſche Nachrichten über die
Freiherren von Coén vom Ende des 18. Jahr-
hunderts ab finden ſich zwar im Gothaer Taſchenbuch
freiherrlicher Häufer, das Wenige aber, das dort
(Jahrg. 1855) über die früheren Geſchlechtsfolgen der
Familie geſagt wird, iſt wegen zahlreicher Fehler und
Ungenauigkeiten faſt wertlos.
Die von Coen gehören wahrſcheinlich zu den
Ende des 16. Jahrhunderts der Religionverfolgungen
wegen aus den Niederlanden nach Deutſchland aus—
gewanderten Bekennern der reformierten Lehre. Denn
ſie ſtanden mit dieſen in engſten Beziehungen und von
mehreren Trägern des Namens, die um 1600 in Köln,
Frankfurt, Frankenthal und Hanau vorkommen, iſt die
Herkunft teils aus Brüſſel, teils aus Antwerpen nach—
weisbar. Da deren Suſammenhang mit den Vorfahren
Joh. Michaels von Coen jedoch nicht feſtſteht, iſt hier
von ihnen abgeſehen.
Wo die Vorfahren Johann Michaels lebten,
ehe ſie Ende 16. Jahrhunderts nach Köln kamen
und unter welchen äußeren VDerhältniſſen, konnte ich
nicht ermitteln. Von etwa 1620 bis 1750 wohnte der
Hauptitamm der Familie in Frankfurt, während einzelne
Glieder noch in Köln und Breslau genannt werden.
Die meiſten trieben Banks und Handelsgeſchäfte;
Goethes Großoheim war der erſte, der ſtudierte und
die Beamtenlaufbahn einſchlug und ſeine Nachkommen
damit in neue Verhältniſſe und nach Norddeutichland
verpflanzte. Sein älteſter bekannter direkter Dore
fahre iſt:
I. Godard van Coen, Handelsmann in Köln?)
und Mitglied der dortigen heimlichen niederländiſchen
reformierten Gemeinde. Doch finden ſich über ihn nur,
wenige urkundliche Nachrichten aus den Jahren zwiſchen
1592 und 1621:
1) Wo nicht anders bemerkt, nach den Tauf- und Trau—
regiſtern von Frankfurt a. M.
2) Proklamationsbuch Frankfurt (Stadtarchiv) 1623. I. 12.
— 220 —
1592. IV. 23. Anna Lumeens Hausfrau v. Godefroit van Loo
iſt Taufzeuge. (Taufreg. d. niederl. ref. Gem. Köln;
Stadtarchiv. — Godefroit wahrſcheinlich irrtümlich für
Godard.)
1505. V. 15. Gotthardt von Loin und Anna taufen ihren
Sohn Jacob; Taufzeuge iſt u. a. Joeſt Lummen.
(Konſiſtorialrätl. Protokollbuch d. proteſt. Gem. Köln
1594-1596; Stadtarchiv.)
1610 VII. 22. Gotthard von Lohn und Marie de la Court,
Witwe v. Peter Leonart werden verkündigt. (Hon⸗
ſiſtorialprot. d. hochdeutſchen ref. Bem. Köln, II Fol.
74; Archiv d. evang. Gem. Köln.)
1618. XII 30. Marie de la Court femme de Gndert van Lone
iſt Taufzeuge. (Taufreg. d. franzöſ. ref. Gem. Köln;
Stadtarchiv.)
1620. II. 27. Goddert van Loon iſt Taufzeuge.
niederländ. ref. Gem. Köln.)
1621. IV. 21. Goddart van Loon und ſeine Hausfrau ſind
Taufzeugen. (Ebenda.)
Godard van Loon war alſo 1592 und wahr-
ſcheinlich noch 1595 mit Anna Lumeens oder
Cummen 3) verheiratet, heiratete nochmals 1610
Marie de la Court, die Witwe Peter Ceonarts,“)
und ſtarb zwiſchen 21. April 1621 und 12. Jan. 16252).
Kinder Godards ſind:
1. Jacob, getauft Köln 15. Mai 1595; als feine
Mutter ift Anna (Cumens p) genannt.
2. Joſt, folgt (I).
II. Joſt von Coen, geb. gegen oder um 1600.
Seine Geburtsurkunde iſt nicht aufzufinden, doch wird
er bei ſeiner Proklamation in Frankfurt am
12. Jan. 16232) als der nachgelaſſene Sohn des
Handelsmannes in Köln Gothard von Lahn be
zeichnet. Seine Mutter war wahrſcheinlich Anna
Lumen. Joſt war Handelsmann in Frankfurt und
heiratete daſelbſt am 18. Febr. 1625 Margarethe,
die hinterlaſſene Tochter des Frankfurter, aus den
Niederlanden ſtammenden Handelsmannes Johann
(de) Neef und ſeiner Ehefrau Sara Leonart.
Nach dem Gothaer Tafchenbuch freiherrlicher
Häuſer ſoll am 28. März 1655 Joſt von Coen den
Reichsfreiherrenftand erworben haben, doch werden
nach Mitteilung des k. k. Adelsarchibvs in Wien dort
keinerlei Urkunden verwahrt, die die genannte Standes»
erhebung vermerken. Auch die Reichstaxbücher von
1655 enthalten keinen dahingehenden Eintrag und
ebenſowenig iſt in den Frankfurter Tauf- und Trau-
regiſtern der Freiherrentitel erwähnt.
(Taufreg. d.
3) Proklamationsbuch Frankfurt (Stadtarchiv) 1623. I. 12.
3) Ob es ſich hier um ein Glied der Familie van Lu—
mene gen. van Marcke handelt, iſt weder nachweisbar
noch wahrſcheinlich Erwähnt muß werden, daß im freih.
Taſchenbuch 1855 die Schwiegertochter Godarts, die Ehe—
frau Joſts von Koen, fälſchlich Anna Lumen de la Mark
genannt wird.
) 1604 III 11 waren Peter, Sohn von Lenart
Lenarts und Marie, Tochter von Chriſtian de la Court
verkündigt worden. (Konfiftorialprot. d. hochdeutſchen ref.
Gem. Köln.) .
Joſt von Coen und Margarethe hatten vier in
Frankfurt geborene Kinder:
J. Johann folgt (II).
2. Anna, getauft 50. Jan. 1651, verh. Frankfurt
16. Nov. 1652 mit Michael Jordis, dem Sohn des
dortigen Einwohners und Handelsmannes Samuel
Jordis.
5. Anna Margarethe, getauft 16. Juni 1635,
verh. Frankfurt 8. Februar 1659 mit dem Lic. jur.
und kurpfälziſchen Hofgerichtsrat Philipp Friedrich
Hagen, dem Sohn des Syndikus der freien Reichs
ritterfchaft Georg Hartmann Hagen.
4. Katharina, getauft 51. Juli 1654.
II. Johann von Loen, getauft Frankfurt
8. Nov. 1628, war wie fein Vater Handelsmann in
Frankfurt und heir. daſelbſt 11. Nov. 1656 Anna, die
Tochter des angeſehenen Handelsmannes Samuel
Jordis. Dieſer, angeblich einem Neuſſer Patrizier-
geſchlecht entſtammend, gehörte ebenfalls dem refor⸗
mierten Bekenntnis an und war [644 von Worms
nach Frankfurt übergeſiedelt. Kinder Johanns, ge—
boren in Frankfurt, ſind:
|. Anna Maria, getauft 22. Sept. 1657.
2. Sufanna Margarethe, getauft 5. Mai 1659.
5. Margarethe, getauft 23. Okt. 1660.
4. Johann Gotthard, getauft 4. Okt. 1661.
Sein Taufpate war Johann Gotthard von Loen,
Handelsmann in Köln.
5. Michael, folgt (IV).
6. Suſanna, getauft 19. Juni 1664.
7. Daniel, getauft 3. Nov. 1665.
8. Anna, getauft 12. März 1667, heir. Frankfurt
19. Januar 1715 den Witwer Johann Daniel
Greuhm, Bürger und Kellner des Haufes „Alten Lim:
burg“, den Sohn des Pfarrers zu Kronberg im Taunus,
Johann Greuhm.
IV. Michael von LToen, getauft Frankfurt
14. Mai 1663, war ein angefehener Handelsmann in
feiner Daterftadt und heir. daſelbſt (I.) 5. Aug. 1690
Anna Maria Paffavant, T 17. April 1697, die
Tochter des angeſehenen Frankfurter Handelsmannes
Rudolf Emanuel Paſſavant und feiner erſten Che:
frau Jeanne (de) Baſſompierre. Die Familie
Paſſavant war des reformierten Bekenntniſſes wegen
aus Frankreich nach Baſel ausgewandert, von wo aus
ſie über Straßburg und Hanau nach Frankfurt kam.
Michael von Coen heiratete (II.) Frankfurt 15. Sep»
tember 1704 Johanna Maria, die nachgelaſſene
Tochter des Frankfurter Bürgers und Handelsmannes
Philipp Ce Cong, und hatte aus erſter Ehe drei
Söhne, aus zweiter Ehe eine Tochter, ſämtlich in
Frankfurt geboren:
I. Johann Rudolf, getauft 22. Nov. 1691.
2. Rudolf, getauft 25. Mai 1695, } 26. Nov. 1729,
Bürger und Bankier in Frankfurt, heir. daſelbſt (J.)
17. Okt. 1723 Johanna, die Tochter des Frankfurter
Bandelsmannes Franz Meerman; (I) 22. Juni (728
— 228 —
Rahel Eliſabeth, die Tochter des Frankfurter Bankiers
Friedrich Campoing und ſeiner Ehefrau Walburg
Eliſabeth du Fay. Die Familien Meerman und
Campoing gehörten ebenfalls der niederländifchen
reformierten Kolonie in Frankfurt an. Beide Ehen
Rudolfs von Coen waren kinderlos; ſeine Witwe
heiratete 1755 den Lic. jur., Advokaten, Hof- und Reg.
Rat Johann Noa de Neufville in Frankfurt.
3. Johann Michael, folgt (W.
4. Maria Magdalena, getauft 13. Mai 1708,
verh. 20. Febr. 1750 zu Frankfurt mit dem dortigen
Bürger und Handelsmann Cornelius Baum hauer,
dem Sohn von Paul Baumhauer zu Aachen.
V. Johann Michael von Coen, der Großoheim
Goethes, war in Frankfurt am 13. Dez. 1694 getauft
worden und ſtarb als preußiſcher Wirkl. Geh. Rat
und Regierungsprafident um 1776. Nach juriſtiſchen
Studien und den üblichen Reifen hatte er ſich in
Frankfurt niedergelaſſen und heiratete 1729 Katharina
Sibilla, die Tochter des Reichskammergerichtsadvo⸗
katen in Wetzlar Cornelius Cindheimer, die
Schweſter der Frau Stadtſchultheiß Textor. Deren
Ahnentafel iſt als ein Teil der Ahnentafel Goethes
den Eefern des „Deutſchen Herold“ aus den Arbeiten
von C. Knetſch u. a. wohlbekannt und zeigt, daß die
Kinder Joh. Michaels von Coen durch ihre
Mutter ebenſo wie Goethe Nachkommen u. a. von
Cucas Cranach dem älteren find.
In Frankfurt beſaß Johann Michael ein Garten:
haus vor dem Galgentor, an der Windmühle, alſo
nicht weit vom heutigen Hauptbahnhof; in dieſem
Gartenhaus wurde am 20. Aug. 1748 die Hochzeit
ſeiner Nichte Katharina Eliſabeth Textor mit
dem kaiſerl. Rat Goethe gefeiert.)) Wenige Jahre
ſpäter, 1752, folgte v. Coen einem Ruf Friedrichs des
Großen, der durch Coens literariſche Tätigkeit auf
ihn aufmerkſam geworden war, als Regierungspräſident
nach Lingen, und ſeitdem iſt der Name Coen in
Frankfurt nicht mehr vertreten. Es waren hier
7 Kinder Johann Michaels geboren:
I. Johanna Katharina, getauft 25. Juli 1750.
2. Johann Michael, getauft 10. Aug. 1731.
3. Johann Wolfgang, getauft 9. Okt. 1752,
wobei Johann Wolfgang Textor Taufpate war,
16. Nov. 1785. Im Oktober 1757 wurde er in
Frankfurt proklamiert mit CTuiſe Henriette Alber
tine, der Tochter des Solmſiſchen Regierungsrats
Georg Chriſtoph von Klotz. Über ſeine wie ſeines
Bruders Johann Joſt noch jetzt blühende Nach—
kommen gibt das CTaſchenbuch freiherrlicher Häufer
eingehende Auskunft.
4. Rudolf, geb [4, getauft 15. März 1754,
verh. Frankfurt 14. Juni 1778 mit Johanna Elis
ſabeth Franziska, der nachgelaſſenen Tochter von
Johann Daniel Fleiſchbein von Kleeberg und
5) J. Düntzer, Goethes Stammbäume. () Gotha 1894. S. 24.
„alten Deſſauers“
deſſen Ehefrau Anna Sibilla von Stallburg.
Kinder Rudolfs find in Frankfurt nicht verzeichnet.
5. Johann Joſt, geb. und getauft 3. Jan. 1737,
+ 1803, verh. 1779 mit der 1744 geborenen Prinzeſſin
Agnes von Anhalt-Deſſau, der Tochter des regies
renden Fürſten Leopold Max (und feiner Gemahlin
Agnes von Anhalt- Köthen), der Enkelin des
und der Annelieſe Föſe.
Auch von Johann Joſt von Coen (nicht Juſt, wie
im Taſchenbuch freiherrl. Häufer ſteht, auf das ver⸗
wieſen ſei) blühen noch jetzt zahlreiche Nachkommen.
6. Paul Friedrich, geb. und getauft den
27. März, + den 12. Juli 1738. Sein Taufpate war
Paul von Coen in Breslau.)
Die folgende kleine Ahnentafel Johann Michaels
von Coen zeigt deſſen zum großen Teil niederländiſche
und franzöſiſche Herkunft. Dies fremdländiſche Blut
mag Goethe zu dem irrigen Glauben veranlaßt
haben, der Oheim ſeiner Mutter ſei „nicht von
Frankfurt gebürtig“ geweſen. |
Joſt Marg. Sa» p Clau- Anna Iſaac Rachel
von de muel dius Srey’) (de) du
Soen Neef Jordis Paſſa⸗ Bafe Bois
x vant’) fom
1623 pierre
x
Hanau
1644
————
Joh. Anna Jordis Rudolf E. Jeanne
von Loen Paſſavant Baſſompierre
>< 1656 >< Hanau
(662
SSS fe — —
Michael von Loen & 1690 Anna Maria Paſſavant
Joh. Michael von Loen * 1694.
vorkommende Namen.
Anhalt-Deffau Hagen
— Köthen Jordis
(de) Baſſompierre von Klotz
Baumchauer Ce Long
du Bois Leonart
Eampoing Cindheimer
de la Court Lumen, Cumeens uſw.
Cranach — gen. van Marcke
du Fay Meerman
Fleiſchbein von Kleeberg (de) Neef
Föſe | de Neufville
Srey Paſſavant
Goethe von Stallburg
Gogel Textor.
Greuhm
6) Am 21. Juni 1741 heiraten zu Frankfurt Paul
Heinrich von Loen, Handelsmann zu Breslau, Paul
von Loen, Bürgers und Handelsmanns daſelbſt ehelicher
Sohn, und Maria Gertrud, Johann Noa Gogels,
Bürgers und Handelsmanns in Frankfurt eheliche Tochter.
7) Nach Cornill. J. D. Paſſavant. Frankfurt 1864.
2 290: =
Cheobor Horners Vorfahren.
Bereits im 11. Bande des Genealogiſchen Hand.
buchs bürgerlicher Familien S. (99 ff. iſt verzeichnet,
was mir über den Mannesſtamm des Geſchlechtes des
Dichters Theodor Körner bekannt war. Ebendort
findet ſich auch eine Überficht über die Ahnen des Ge⸗
nannten; wir finden unter ihnen die Halliſchen vor-
nehmen Geſchlechter Olearius, Wogau, Schäffer
(die angeblich von Peter Schäffer, um 1450 Uhr⸗
macher zu Gernsheim, und deſſen Gattin Chriſtina
Fauſt, Tochter des Johann Fauſt, Bürgers und erſten
Buchdruckers zu Mainz abſtammen). Unter den Ahnen
findet ſich ferner Tilemann Heshufius (T 1588),
Biſchof von Smaland und Profeſſor zu Helmſtedt,
endlich auch das alte Cauſitzer Geſchlecht der Preibiſch.
Während demnach die weiblichen Vorfahren
Theodor Körners. ſich 3. T. weit zurück verfolgen
laſſen, waren die unmittelbaren männlichen Vorfahren
des Mannesſtammes nur bis zum Jahre 1688 er⸗
mittelt. Jetzt iſt es Herrn Fr. Roſenthal,!) Pfarrer em.
und Aſſiſtenten der Univerfitatsbticheret zu Leipzig, ge»
glückt, weitere Nachrichten zu finden. Der früher
älteſt bekannte Vorfahr Theodor Körners, Johann
(Hanns) Körner, wurde in der Nikolaikirche zu Leipzig
am 28. Oktober 1678 getraut, er wird im Kirchenbuch
als „gebürtig von Lumtzig bei Altenburg“ bezeichnet.
Als Geburtsjahr ergibt fic) aus der Alters bezeichnung
bei der Todeseintragung das Jahr 1651.
Im Kirchenbuche zu Lumpzig in Sachſen⸗Altenbu“g
findet ſich nun die Angabe: „Im Jahre 1651 N.
1. Aprilis iſt Johann Koerners Schafmeifters Werib
allhier zu TCumpzig mit göttlicher Hülff eines jungen
Sohnes geneſen, welcher den 27. Aprilis war damals
der Sonntag Cantate getauft und Johannes genannt
worden“. Leider iſt dies die einzige Erwähnung des
Namens Körner im Cumpziger Kirchenbuche um jene
Seit. Johann Koerner ſcheint nur kurze Seit in
Cumpzig geweſen zu fein. 1645 und 1655 werden
andere Namen für den Schafmeiſter genannt. Es er⸗
giebt ſich ſomit folgende Namensreihe:
Johann Koerner, Schafmeiſter zu Lumpzig in Sachſen—
Altenburg; ..
„rr!!! — Ree en
Johannes (Hanns) Körner, * Lumpzig 1. 4. . 151,
y Leipzig 10. 10. 1202, Bürger, Wein- und Bierſchröter,
auch Bierzieher zu Leipzig, wohnte in der Nikolaiſtr.;
* Leipzig (Nik. K.) 28. 10. 1678 mit Barbara Münch
(Munch), . . . 1648, ) f Leipzig (Rats kirchenbuch, Stadt-
archiv) 16. 7. 1720, Tochter des Hans Munch, geweſ. Ein.
wohners zu Mehlitz bei Schkeuditz.
Johann Chriftoph Körner, * Leipzig (St. Thomas)
ll. 3. 1688, T Weimar (Stadtk.) 15. 8. 1756, Magiſter,
Archidiaconus an der Stadtkirche St. Petri und Pauli zu
) Den ich übrigens beſtens für ähnliche Forſchungen
empfehlen kann.
4) Die Kirchenbücher für Mehlitz find in Schkeuditz 1685
verbrannt.
Weimar; & Leipzig 25. 6. 1225 mit + Criftiane Eliſabeth
Olearius, * Leipzig 25. 6. 1702, 1 Tochter des
+ Gottfried Olearius, Leipzig 25. 7. 1622, T ebd.
10. 11. 1715, Doktor und Profeſſor der Theologie zu Leipzig,
Domherr des Hodftifts Meißen; &.. . 13. 9. 1701 mit
Chriſtiana Sophia Alberti, *... 9. 11. 1685, . . . 2 2. 1702).
„TT.... ... 8
Johaun Gottfried Körner, * Weimar (Stadt?) 15. 9. 1726,
T Leipzig 4. 1. 1785, Dr. theol., Superintendent und Pfarrer
an St. Thomas zu Leipzig, Aſſeſſor des Konſiſtoriums und
ordentlicher Profeſſor der Theologie, Domherr des Hochſtifts
Meißen; X. . . 1755 mit Sophia Margaretha Stirner,
R225 „. . 1785, Tochter des Chriſtian Stirner, Kanf-
manns zu Leipzig, u. ſ. Gem. Johanna Sophia Bloch.
Ehriftian Gottfried Körner, * Leipzig 2. 7. 1756,
T Berlin 15. 5. 1851, Dr. jur., Ugl. Preuß. Staatsrat,
Geheimer Ober- Regierungsrat und vortragender Rat im
Miniſterium der Geiſtlichen-, Unter richzs⸗ und Medizinal-
Angelegenheiten, Mitglied des Ober-Senfur-Kollegiums im
Miniſterium des Innern zu Berlin; & Leipzig (Nik. H.)
7. 8. (785 mit Anna Maria Jacobine Stock, Leipzig
tl. 3. 1762, 7 Berlin 20. 8. 1845 (Tochter des Johann
Michael Stock, Nürnberg. . . 1739, f Leipzig 30. 1. 1773,
Seihner und Kupferfteher ebd.; & Nürnberg. . 1755
mit Marie Helene Schwabe, verw. En dner, . . 12733,
1. . 16. 1. 1282.
Karl Theodor Körner, * Dresden 23. 9. 1791, f Lützow
bei Gadebuſch i. Mkbg. 26. 8. 1813, der Dichter und Frei-
heitskämpfer.
Für eine freundliche Vervollſtändigung, beſonders
der durch Punkte gekennzeichneten Lücken wäre ich
dankbar.
Berlin N W. 23, Klopſtockſtr. 55.
Dr. jur. Bernhard Koerner.
Bücherſchau.
Das Kirdhenbuch der franzöſiſchen reformierten
Gemeinde zu Heidelberg 1569—1577 und fran:
kenthal in der Pfalz 1577—1596. Herausgegeben
Dr. G. von den Velden. Weimar 1908.
Unſer hochverehrtes Mitglied hat ſich durch die Heraus,
gabe des älteſten Frankenthaler Kirchenbuchs den Ruhm er:
worben, in Deutſchland den Anfang mit der Publikation von
KHirchenbüchern gemacht zu haben. Herr Dr. von den Velden
beſchreibt in den Vorbemerkungen das Suftandefommen einer
kalviniſtiſchen Gemeinde zu Heidelberg ans franzöſiſchen,
walloniſchen und italieniſchen Mitgliedern bald nach 1560
unter dem kalviniſtiſchen Kurfürſten Friedrich III. von der Pfalz
und die Vertreibung der Reformierten nach Friedrichs Tode
durch Kurfürſt Ludwig VI., der der lutheriſchen Lehre anhing;
die Anhänger Kalvins zogen im Sommer 1527 über den
Rhein nach Frankenthal und gründeten dort jene durch ſeine
Induſtrie bekannt gewordene reformierte Gemeinde, indem
ſie ſich mit einer kleinen dort ſchon vorhandenen nieder—
ländiſchen Kolonie und der ebenfalls aus Schönau bei Heidel—
berg vertriebenen reformierten Gemeinde unter dem Schutze
des reformierten Pfalzgrafen Johann Haſimir, zu deſſen
Territorium Frankenthal gehörte, vereinigten.
— 230 —
Das Kirhenbucd enthält zuerft Derzeidnijje von Gemeinde—
gliedern aus Heidelberg und Frankenthal, die Herr Dr. vou
den Velden wörtlich hat abdrucken laſſen.
Bei den meiſtens nach einer beſtimmten Schablone ge—
machten Eintragungen der Todesfälle (ſeit 15. Mai 1580),
der Eheſchließungen (ſeit 16. Dezember 1572) und der Taufen
(ſeit 5. Juni 1569) hat der Herausgeber, um Raum zu ſparen,
die Eintragungen in einer Weiſe gekürzt, die dem Verſtänd—
niſſe und der Nutzbarkeit keinen Abbruch tut, es find 3. B.
alle Namen der Paten bei den Taufen aufgeführt. Daran
ſchließen ſich als Anlagen Perſonalnotizen über die Geiſtlichen,
Alteſten und Diakone der Gemeinde und eine Statiſtik über
die Sahl der Einträge. Ein genaues Derzeichnis, in dem
auch wieder die Namen der nur als Paten rorkommenden
Perſonen berückſichtigt find, erleichtert den Gebrauch des Buches.
Möge die peinliche Sorgfalt und die Überſichtlichkeit, mit
der dieſes Kirchenbuch bearbeitet iſt, viel Nachahmung finden,
und mögen ſich dieſer Bearbeitung bald viele andere an:
ſchließen, wenn auch die Schwierigkeiten nicht zu verkennen
find, die in der Bearbeitung von Kirchenbüchern folder Ge—
meinden liegen, deren Glieder nicht einen ſo engen Su—
ſammenhalt haben, wie die der Frankenthaler Gemeinde.
W. C. v. Arnswaldt.
Zur Kunſtbeilage.
Das beiliegende Lichtdruckblatt iſt die Wiedergabe einer
von Fräulein Luiſe Menzel (Anſtalt für Glasmalerei, Char-
lottenburg, Galvaniſtr. 2) hervorragend ſchön gemalten Scheibe,
darſtellend das Wappen der Grafen von Schwerin (Linien
Walsleben, Wildenhoff, Wolfshagen, Reichs- und erbländ.
Grafenſtand vom 11. September 1790, Kurbrand. Anerk.
26. September 1790).
Vermiſchtes.
— Dr. Georg Schmidt in Halle iſt vom heraldiſchen
Verein zum Kleeblatt in Hannover zum Ehrenmitglied und
vom Verein St. Michael in Bamberg zum korreſpondierenden
Mitglied ernannt worden.
— Wie bereits früher wiederholt, ſo haben auch jetzt
aus Anlaß des Todes des Generaladjutanten Grafen
v. Hülſen⸗Haeſeler die Seitungen vollſtändig falſche Un:
gaben über die Suſammenſetzung des Namens Hülſen—
Haefeler gebracht. Der damalige Major Dietrich v. Hitifen
ſiegte gegen feinen Onkel Dodo v. Kuyphaufen und feinen
Veiter Georg v. Schoenermarck in einem Prozeß, den letzt—
genannter für feinen kürzlich als Leutnant im Garde-Füſilier—
regiment verſtorbenen Sohn Heinrich (Harry) führte. Es
handelte ſich um ein Fideikommiß urſprünglich aus der Herr:
ſchaft Leuthen beſtehend, ſpäter in ein Geldfideikommiß um—
gewandelt von der Stifterin Gräfin Hordt geborenen Gräfin
Podewils, in zweiter Ehe vermählten v. Zaeſeler. An den
Beſitz war u. a. die Bedingung geknüpft: vier adlige Ahnen
und Annahme des Namens Haeſeler.
Der letzte Beſitzer war der Vater des Generalfeldmar—
ſchalls Grafen Haefeler, jetzigen Beſitzers von Harnefop, der
eine bürgerliche Großmutter hat.
Mit dem einſtigen Ausſterben der Gräflich Haeſelerſchen
Linie hat die Sufammenfegung Hülſen-Haeſeler nichts zu
tun. Der Fideikommißerbe iſt der Bruder, der General—
— — ——— — —— — — — — —
intendant. Für die Familie Hülfen ergibt ſich eine eigen-
artige Namenzuſammenſtellung.
Generaladjutant:
v. Hülſen — Graf Hülſen⸗Haeſeler.
Sein älteſter Sohn:
v. Hülſen — Graf Hiilfen.
Sein Bruder:
v. Hülſen — v. Hülſen⸗Haeſeler.
und damit auch verſchiedene Wappenführung.
v. Schönermarck.
— S. M. der Kaijer ſchenkte dem Papfte zu feinem
fünfzigjährigen Prieſterjubiläum ein koſtbares Petſchaft aus
Goldtopas mit dem päpitlihen Wappen, deſſen kunſtvolle
Gravierung von dem Altmeiſter Hofgraveur Rudolf Otto
(mitglied des Herold) ausgeführt wurde.
Anfragen.
35.
1. Wer waren die Eltern von Peter von Courcelles Herrn
von St. Liebaud, Tainlep uſw. und die von feiner Ge—
mahlin Pregenta von Mélun (verm. ca. 1440)?
2. Wer waren die Eltern und beiderſeitigen Großeltern der
Elifabeth Stuart a. d. H. Athol, verm. um 1500 mit
Johannes Stuart zu Lenox, der väterlichen Groß—
eltern des durch ſeine Vermählung mit Maria Stuart
berühmt gewordenen und fpäter ermordeten Heinrich
Stuart, Lord Darnleyd
Halle a. d. S.,
Sophienſtr. 29 J. W. C. v. Arnswaldt.
134.
»Es werden Nachrichten erbeten über:
l. Sophie Juliane v. Blücher verw. v. Carnitz, deren
Elven, Geburt uſw., verm. mit Adam Friedr. v. Brann:
ſchweig den 19 5. 1707. (Erbherr auf Karnitz uſw. Hr.
Greiffenberg i. P., Ravenftein, Lagow uſw
2. Johanna £uife Rolas du Rofay, geb. d geft. zu
Lagow Kr. Pyrit, zweite Gemahlin des David Vincenz
v. Braunſchweig, Herrn auf Lagow, Landrat d. Kr. Pyrit;,
verm. 1758, auch über deren Familie.
Sind in dieſen Familien Bilder von v. Br. und Gat:
tinnen vorhanden?
Hans Klaptau b. Lüben i. Schlef.
Ernſt von Braunſchweig, Major a. D.
Mitglied d. Deutſchen Herold.
155.
1. Wie heißen die Eltern der Gräfin Katharina
Schlik, deren Gemahl Graf Mathias Schlik anno 1487
ſtarb und der Bruder des bekannten Kanzlers Caspar Schlik
geweſen iſtd Heydenreich, Historie des Hanjes Schwarzburg,
Erfurt 1743, Seite 78 nennt fie eine Cotter Graf
Günthers XXXI. von Schwarzburg, Hübner, Tab. 670, be:
zeichnet fie als eine Tochter des Grafen (d) Erkinger
von Schwarzenberg.
2. Wie heißen die Eltern der Gräfin Johanna
zu Gleichen, die nach Hönig, Sächſ. Adelshiſtorie, III. Teil,
S. 110, die Gemahlin des Freiherrn Chriſtian von Wilden—
fels geweſen iſt und deren Tochter Eliſabeth von Wildenfels
ſich um 1600 mit dem Grafen Diftor Schlik vermählte d
(Hübner, Cab. 670).
Um gef. Auskunft bittet
Vöcklabruck, Oberöfterreih. Freiherr von Beulwitz.
— 231
136.
In dem Werke: „Die Kunſt⸗ und Geſchichtsdenkmäler
des Großherzogtums Mecklenburg ⸗Schwerin. Im Auftrage
des Großh. Miniſteriums des Innern herausgegeben von
der Kommiffion zur Erhaltung der Denkmäler, bearbeitet
vom Muſeumsdirektor Hofrat Prof. Dr. Schlie 1902“ heißt
es Band V Seite 491: |
„In der St. Marien⸗Kirche zu Röbel i. M.: Ovale
ſilberne Oblatendoſe mit einem Bülowſchen Allianz.
wappen aus der Rokokozeit.
Auf dem Schilde der Frau oben nach rechts zwei
Pferdeköpfe, darunter nach rechts ein fpringender Löwe und
unten nach rechts wieder ein Pferdekopf. Als Helmzier der
Leib einer Jungfrau.“ 5 |
Ich wäre für gütige Nachricht, welche Familie diefes
Wappen geführt hat oder noch führt, dankbar.
Caſſel, Kaiſerplatz 14. v. Santen,
Leutnant im Huſaren⸗Regiment 14.
137. :
Geſucht das Wappen und die Eltern der Schweſtern
a) Antoinette Gertrud von Winsheim, & Eiler
Chriftian von Stadtlandern zu Brunswarden,
b) Wilhelmine Hedwig von Winsheim, geboren
zu Cleve 1659, f 11. Dez. 1710, & Céonne Grube zu
Lyſtrup f 1721.
Sie ſollen einer 1589 geadelten Familie auf Lampen.
haufen im Cleveſchen angehören.“)
Stettin, Birkenallee 19. Max w. Grube.
138. |
Geſucht wird der Vater von Johann Chriftian
Senger (Sänger, Saenger), diefer war 1740 bis 1763
Arendator in Schwarzow bei Stettin, + im Januar 1763,
geb. etwa 1720 bis 1726.
Eine urkundliche Beglaubigung der Filiation
honoriere ich mit 50 m.
Halle, Berburger Str. 30. Dr. Gg. Schmidt.
. 139.
Geſucht werden die Eltern und beiderfeitigen Grog.
eltern der Fran Baronin Charlotte Amalie von Hohberg
geborenen von Crotha, Witwe Car! Otto Chriftians Frhrn.
von Hohberg, geweſenen Kal. preuß. Kammerherrn, Krieg
und Domänenrats, Herrn auf Prausnit, Haafel uſw. Sie
ſtirbt zu Liegnitz am 25. Februar 1801 im Alter von
58 Jahren 1 Monat und 13 Tagen.
vermählt: Berlin 27. 12. 1758.
Auleben, Prov. Sachſen. | Frhr. v. Schlotheim.
140.
Exiſtieren Urkundenbücher uſw. über die Abtei Fuldad
Welche Werke kommen für dieſe Gegend in Betracht d **
Düſſeldorf, Scheibenſtr. 23 J. Carl Welcker.
| 141.
Ich bitte um genaue Angaben über die Wappen der
Familien v. Burſchwitz, v. Strobſchütz und Digeon
*) Nach v. Spieſſen, Weſtfäl. Wappenbuch, führten die
v. Winsheim 3 Ringe im Schilde, was vielleicht auf eine
. Perwandtfhaft mit den v. Windheim deuten kann.
n Anm. d. Red.
**) U. A.: Schannat, Fuldiſcher Lehnshof, Frankfurt a. M.
1726. Anm. d. K.
v. Monteton. Don letzterer Familie kenne ich den Schild,
möchte aber wiſſen, ob ein Siegel vorhanden iſt, das auch
einen Helm mit Kleinod zeigt.
Bremen, Sonnenſtr. s. Ernſt von Schönfeldt.
142.
Wo und wann ſind die Brüder Martin und Chriſtian
Ludwig Lemke geboren? Martin wohnte von 1773 bis zu
feinem Tode 1288 in Brandt bei Drieſen; Chriſtian Ludwig,
Stadtchirurgus von Driefen, von etwa 1756 bis zu feinem
Tode 1805 in Dordamm bei Drieſen. Wo kommt vor 1750
der Name Lemke vor? f
Berlin NW. 87, Elberfelderſtr. 4.
Rechtsanwalt a. D. Fiſcher.
143. 9 ö
Wo iſt die von Albinus, Hiftorie von dem Geſchlechte
der Herren v. Werthern (Leipzig 1205) angeführte consignatio
D. Cristophori Balnhusii zu finden d a
Berlin NW. 87, Elberfelderſtr. 4.
Rechtsanwalt a. D. Fiſcher.
144.
„100 (hundert) Mark zahle ich demjenigen, der mir Ge⸗
burts: oder Taufzeugnis meines Ur-Ur⸗Großvaters Gottlieb
Wilhelm Franz von Hoscielski verſchafft. Derſelbe iſt
geſtorben zu Ponoſchau in Ob.⸗Schleſ. am 13. 8. 1806 und
liegt begraben anf dem evangeliſchen Kirchhof in Mollna’. -
Oskar von Koscielski,
Oberleutnant i. Infant.⸗Reg. 31.
Altona - E.
Wielandſtr. 29, Ir.
145. ’
Im Kopulationsregiſter der St. Pauli⸗Kirche zu Bremen
befindet fic) der Eintrag, daß am 23. Dez. 1770 ehelich ver⸗
bunden ſind: |
Johann Ehriftoffer Clüver aus Plöhn und
Maria Dorothea Matthiſen aus dem Amte Sinn⸗
dorff P.
Da die Forſchungen nach Herfunft und Verbleib dieſer
Perſonen ſcheiterten, werden die geehrten Leſer des „Herold“
um Mitteilung gebeten, welches Plöhn und welches Sinndorff
gemeint ſein kann. Beſtens dankend
Diepholz (Hannover).
Amtsgerichtsrat Georg von Klüfer.
146.
Magdalene von Platen 1522 [und 1545 genannt,
vermählt mit Johann v. d. Kneſebeck a. d. H. Cylfen. Wer
waren ihre Eltern? Aus welchem Haufe ſtammte fie? Wo
und wann vermählt? Sind die Daten ihrer Geburt und
ihres Todes bekanntd
W. 30, Bambergerſtr. 16. H. von Platen,
Tt. a. D., Mitglied des Herold.
142. =
Erbitte höflihft Auskunft über Moritz von Platen
a. Franzkow od. Panko. Er war < mit Anna von Schwerin
a. d. F. Grellenberg geb. um 1500, Tochter des Andreas a.
Grellenberg u. Eliſabeth v. d. Lühe a. d. H. Schulenburg.
Wer waren die Eltern des Moritzd
Oldenburg i. Gr.
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Frau Werner von Wenckſtern, \
— 232 —
Antworten.
getr. Anfr. in Jahrg. 1892 5. 53, 1905 8. 44 und 5. 98
und 1906 5. 38 uſw. des „Veutſchen Herold“.
Kauffmann (ſpäter von Hauffberg vergl. 1907 S. 160).
Auszüge aus dem Beerdigungsregiſter zu Königjee (Schwarz.
burg) 1674 Nr. 29. „Fr. Clara⸗Sophia, Hr. Friederici Kaufe
manns, Amtsſchöſſers allhier, liebgeweſene⸗ Eheweib, iſt
mit Chriſtl. Ceremonien und einer Leichpredigt, beerdigt
worden am 2. Nov.“
1688 Nr. 16. „Hr. Friedrich Kaufmann, geweſener
Amptsſchöſſer des Ampts-Schwartzburg, emeritus, in die
80 Jahre alt, wurde mit einer Leichpredigt beerdigt den
27. Maji.“ ö
Halle a. d. S.,
Sophienſtr. 29 J. W. C. v. Arnswaldt.
getreffend die Anfrage 110 in Nr. 10 des „D. Herold“ von 1908.
6. Eine Tochter des Johann Paul Stecher, der 1209
zu Berlin, Fal. Ober-Mühlen⸗Inſpektor und fal. preuß. Geh.
Rat war, war & Chriftoph v. Billerbeck, preuß. Obriſt,
T zu Galle 16. Movember 1790 im 277. Jahre, und F zu
Halle 5. Februar 1805 im 65. Jahre. Paul Stecher,
Magdeburgiſcher Kriegs. und Damainenrat zu Schönebeck,
+ im März 1765.
Berlin N. 39, Sellerſtr. 2.
getreffend die Anfrage 118 in Ar. 10 des „D. Herold“ ven 1908.
Dr. Wagner.
Johann Wilhelm Dietrich
v. Buddenbrod,
* 13. März 1704 zu Tilfe-
wiſchken, f 22. Auguſt 1765
zu Sandlack.
Leopold, preuß. Hauptmann
* 12744, f 1798, & Friede⸗
rique LTouiſe v. Glaubitz,
* 27. November 1755,
T 23. März 1808.
Charlotte Louiſa Wilhemine
< Graf v. d. Gröben.
*
Dorothea Charlotta
v. Knobelsdorff,
* 27. Dezember 1212 a.
d. F. Barthen, + daſ.
18. September 1782.
Sophia Louiſa Charlotta,
* 17. Juli 1756 zu Sandlack,
T 22. September 1776 zu
Lamgarten x Otto Friedrich
Keichsgraf v. Egloffſtein
* 25. September 1753 zu
Lamgarten.
Gottlieb Friedrich Leopold
>< l. Henriette Sophie fran:
cisca Friederica Albertine
Reichsfreiin v. Egloff-
ſtein, * 6. Juli 4773,
ſepariert 1802, wieder
v. Beaulieu.
2. Nany v. Viereck.
— —
Carl Auguſt
*24. Oktober 1795 3ulDeimar.
*
*
Sophie Louiſe Charlotte v. Buddenbrock, F 29. Januar 1808
zu Barthen, >< nn en Friedrich v. d. Gröben.
Albrecht v. ere
" Anna "Barbara v. Lehwald.
„—rr! eC ee
Sophia Dorothea,
>< 1763 Sigismund Dietrich v. Kunheim.
Berlin N. 39, Sellerſt. 2.
Dr. Wagner.
Getreffend die Anfrage 114 in Nr. 10 des „d. Herald” von 1908.
Ein Dorf Döffingen liegt im Neckarkreiſe, Oberamt
Böblingen in Württemberg. Vielleicht iſt es das Geſuchte.
Doberan. v. Aspern.
getreffend die Anfrage 124 in Nr. 11 des „D. Herold“ von 1908.
Bernt Joachim v. Moerner, T 18. Juni 1675,
54 Jahre 3 Monate alt. — KHupferſtich vorhanden nur von
Ulrich Otto v. Dewitz * 14. Juni 4611 f 5. Auguſt 1725.
Berlin N. 39, Sellerſtr. 2. Dr. Wagner.
Betreffend die Anfrage 125 in Ar. 11 des „D. Herold“ von 1908.
Ein Leutnant vom Regt. Württemberg. Huſaren Frölich
1787 geadelt.
Berlin N. 39, Sellerſtr. 2.
getreffend die Anfrage 126 in Nr. 11 des „, J. gerald“ n 1908.
1. Über Falcke in Wefifalen vergl. Siber, Wappenbuch.
4. Wappen eines Hauptmanns Andreas v. Kunkel
zu Peitz, 1627, und eines Bernard v. Runkel, 1780,
vorhanden.
Berlin N. 59, Sellerftr. 2.
getreffend die Anfrage 128 in Ar. 11 des „D. Herold" sen 1908.
Serſtreute genealogiſche Nachrichten vorhanden über
v. Sobbe in Berlin, Weſel, nen Schlagenthin, Kichſtädt
in Mecklenburg.
Berlin N. 39, Seller fir. 2.
Setreffend die Anfrage 130 in Ar. 11 des „D. Herold.“ von 1908.
liber Ferdinand Chriſtian Touch y vgl. Schmidt, Anhalt.
Schriftſteller-⸗Lexikon S. 7 und die dort angegebenen Werke.
Berlin NW. 87, Elber felderſtr. 4.
Rechtsanwalt a. D. Fiſcher.
Betreffend die Anfrage 132 in Nr. 11 des „D. Hersld“ vex 1908.
Hüter v. Bofe findet man in den Aufſchwörungen im
Domſtift Naumburg auf folgenden Tafeln Nachrichten:
Nr. 8, 14, 16, 28, 44, 73, 80, St, 85, 86, 88, 92,
100 und Tafel Nr. III, eine Unterſchrift in Tafel 59.
v. Obernitz.
Betreffend die Anfrage 132 in Ar. 11 des „O. Jersld“ ven 1908.
Wiewohl ich glaube, daß das fragliche Wappen auch
anderweit erkannt worden ſein wird, will ich doch die
Familie angeben, der es zugehörig, weil die Ban. zu denen
gehört. welche bei der Indventariſation der Bau- u. Kunft-
denkmäler des Har. Sachſen, nämlich aus Anlaß einer Yeu-
auflage der früheren Hefte (von Steche) der Beantwortung
harren! Es iſt das Wappen der frhn. v Meggan. Die Figuren
find verkannt. Es fin) Schaufeln. Der Querſtrich oben iſt
bei der ſchlechten Erhaltung des Epitappiums nicht erkannt
worden. (Alter Siebmacher I. 2). Dieſes Epitaphium ſowohl
als das Boſeſche Erbbegräbniß und weiter ein Freigrab des
Oberſten Carl v. Bofe find beſchrieben in dem oben an-
geführten Werke Heft 12, Amtshauptmannſch. Swickau,
Dresden 1889, S. 114 ff. Wie bekannt ſchrieb ſich die
Familie auch Mecka uſw. Ausgang des 15. Ihrdts. war
Joh. v. M. Abt von Altenzella und ſein Wappen befindet ſich
an einem der Stiftshäuſer am Meißner Domplatz. Daß
dieſes alte erloſchene Geſchlecht früher zum meißniſchen Adel
gehörte, iſt wohl bekannt.
Dresden N., Carlſtr. 6. Frhr. v. Fedtwitz.
Dr. Wagner.
Dr. Wagner.
Dr. Wagner.
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Deilage: Gräflich von Schwerin' ſches Wappen, Blasgemalde von Luiſe Menzel.
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Verantwortlicher Herausgeber: Ad. M. Hildebrandt in Berlin, W. 62. Schill trate 8 l. — Selbſtverlag des Dereins Herold; auftragsweiſe verlegt von
Carl Heymanns Verlag in Berlin, W. Mauerſtraße 43. M — Julins Sittenfeld, Hofbuchdrucker. in Berlin W
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