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?Öarbarö College attrrarg
FROM THE
CONSTANTIUS FUND
Kstablished by Professor £. A. Sofhoclbs of Harvard
University for " tlie purchase of Greek and Latin
books (the ancient classics), or of Arabic
books, or of books illustrating or ex.
plaining such Greek, Latin, or
Arabic books.**
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INDOGERMANISCHE
BIBLIOTHEK
HERAUSGEGEBEN VON
HERMAN blRT und WILHELM STREITBERG
ZWEITE ABTEILUNG
SPRACHWISSENSCHAFTLICHE
GYMNASIALBIBLIOTHEK
UNTER MITWIRKUNG ZAHLREICHER FACHGENOSSEN
HERAUSGEGEBEN VON
MAX NiEDERMANN
ERSTER BAND
HISTORISCHE LAUTLEHRE
DES LATEINISCHEN
VON
MAX NiEDERMANN
HEIDELBERG 1907
CARL WINTER'S UNIVERSITÄTSBUCHHANDLUNG
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HISTORISCHE LAUTLEHRE
DES LATEINISCHEN
D". MAX NIEDERMANN
VOM VERFASSER DURCHGESEHENE,
VERMEHRTE UNO VERBESSERTE DEUTSCHE BEARBEITUNG
DES FRANZÖSISCHEN ORIGINALS
VON
D". ED. HERMANN
OBERLEHRER AN DER HANSASCHULE IN BERQEDORF
HEIDELBERG 1907
CARL WINTER'S UNIVERSITÄTSBUCHHANDLUNQ
TvhfiHAf «hlT Hr. 170.
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ro2./^ ^.3^.^
^--^y^yO^ö^yvJZ^^L^ -mAa^v.
Alle Rechte, besonders das Recht der Übersetzung in fremde Sprachen»
werden vorbehalten.
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Herrn Dr. Heinrich Morf
Professor an der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften
in Frankfurt a. M.
in Verehrung gewidmet.
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vn
Vorwort.
Der Aufforderung des Verfassers, seinem Werke ein
Begleitwort mitzugeben, wollte ich mich nicht entziehen,
wiewohl ein solches eigentlich überflüssig ist. Ein Werk,
das schon zweimal, allerdings in französischer Sprache,
vor das Publikum getreten und bei seinem ersten Er-
scheinen von einem Forscher wie Meillet mit so rühmen-
den Worten eingeführt worden ist, bedarf kaum mehr der
Empfehlung. Auch braucht der Leser das Buch nur zu
durchblättern, um gleich seiner Vorzüge: Klarheit, Knapp-
heit, Übersichtlichkeit, gewahr zu werden. Und daß allen
Mitteilungen vollendete Sachkenntnis zugrunde liegt, da-
für bürgt der Name des Verfassers, der schon längst auf
dem Gebiete der lateinischen Phonetik und Morphologie
als selbständiger Forscher tätig ist, auch, was zur Würdi-
gung eines Sprachforschers besonders beiträgt, den Sprach-
denkmälern selbst sorgsames Studium zugewandt hat.
Aber gern ergreife ich die Gelegenheit, meine Zu-
stimmung zu dem Plane des Verfassers und zu der von
ihm angewandten Methode auszusprechen. Die ewigen
Klagen über die Langweiligkeit und Dürrheit des gram-
matischen Unterrichts werden damit nicht genügend be»
antwortet und nicht abgetan, daß man die Unentbehrlich-
keit des Fachs für das Verständnis der Schriftsteller betont.
Es muß vielmehr der höhere Sprachunterricht so gestaltet
werden, daß er positiven Eigenwert besitzt. Gewiß besitzt
er keinen solchen, wenn er bloß Einzeltatsachen ohne Zu-
sammenhang, Regeln ohne Ratio bietet. Aber sollte, wer
die im Sprachleben beschlossene Fülle von Gesetzmäßig-
keiten und die in ihm wirksamen psychischen Kräfte
aufdeckt, damit den jugendlichen Geist nicht in Schwin-
gungen versetzen und ihn zu freudiger Teilnahme am
Gegenstand führen können? Noch erinnre ich mich des
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Vm Vorwort.
Genusses, den mir einst der griechische Elementarunterricht
bereitete, bei dem ein von Buttmannschem Geiste erfüllter
Lehrer uns die Formen in ihrer Genesis vorführte, sie uns
selbst bilden ließ; und erinnere ich mich auch des Ent-
zückens, womit mir ein hervorragender Rechtslehrer von dem
Eindruck erzählte, den einst in Zürich Heinrich Schweizer-
ßidlers ganz historisch, fast sprachvergleichend gehaltener
klassischer Unterricht auf ihn machte. Es versteht sieh
von selbst, daß richtige Sprachlehre von der lebendigen
Wissenschaft genährt und durchdrungen sein muß. Und
dazu will unser Buch an seinem Teile mithelfen. Auch der
aller Sprachvergleichung fern stehende, ja abgeneigte Lehrer
wird sich hier Rats erholen können. Da wird er nicht
durch fremdartige Wortformen des Indischen oder des
Litauischen abgeschreckt werden. Nicht einmal Griechisch
wird ihm begegnen. Gegenüber anderen ausgezeichneten
Darstellungen der lateinischen Grammatik, die das letzte
Jahrzehnt gebracht hat, besteht die Eigenart dieser latei-
nischen Lautlehre eben darin, vollständig auf eignen Füßen
zu stehen, das Latein aus dem Latein selbst zu erklären.
Gewiß konnte nur ein im indogermanischen Sprachkreis
Bewanderter eine solche Arbeit liefern: benutzen kann sie
auch der völlig Unbewanderte. Staunend wird bei solcher
Darstellungs weise auch der Mitforscher gewahr, welche
Evidenz den Tatsachen des Latein innewohnt, wenn sie
mit sprachwissenschaftlichem Sinne geordnet werden.
Selbstverständlich herrscht dabei nicht die Meinung,
daß diese Lautlehre unmittelbar dem Schulunterricht, gar
erst dem elementaren, untergelegt werden solle. Aber wer
in den oberen Klassen Anlaß hat, ein Wort zu etymologi-
sieren oder eine eigentümliche Wortform verständlich zu
machen oder etwa die Sprache der vorklassischen Dichtung
zu deuten, wird hier solche Belehrung finden, die er auch
an den Schüler weitergeben und mittelst deren er auch
diesem die einzelne Erscheinung in den Zusammenhang
einfügen kann, in den sie gehört. Was hier für die Laut-
lehre geboten wird, wird später in ähnlicher Weise für
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Vorwort. IX
die Wortformen und deren Funktionen zu leisten versucht
werden müssen, Entsprechendes für die anderen Sprachen,
die an höheren Schulen gelehrt werden, und zwar auch
für die lebenden Sprachen mit Einschluß der Mutter-
sprache. Auf solches ist schon bestimmte Aussicht. Es
ist nicht das geringste Verdienst des vorliegenden Buches,
daß es ähnlich gearteten Versuchen gerufen hat, und gleich
als erstes Stück e,iner größeren vom Verfasser herausge-
gebenen Sammlung in die Welt tritt. Die Freunde der
Sprachforschung wie die eines aufwärts steigenden sprach-
lichen, wahrhaft humanistischen Unterrichts werden sich
gleichmäßig darüber freuen.
Man hat etwa gefragt, ob der Entwicklungsgedanke,
das Verständnis für das gesetzmäßige geschichtliche Werden
in unseren höheren Schulen gepflegt werden dürfe, ob das
im Grunde nicht etwas ünjugendliches sei. Nun soweit
es sich' um ethische und ästhetische Werte handelt, teile
ich dieses Bedenken. Die Jugend soll sich an das Große
halten, wie es ist, ohne sich um seine Vorstufen und
Entstehungsmöglichkeiten kümmern zu müssen. Aber
kann andererseits, wer zur Teilnahme am heutigen Denken
erzogen werden soll, ohne den Entwicklungsgedanken aus-
kommen ? Mit Recht ist von anderer Seite schon darauf
hingewiesen worden, welchen erzieherischen Wert in dieser
Richtung der Sprachuntericht haben kann. Er fordert
die entwicklungsgeschichtliche Betrachtungsweise und be-
legt sie mit den sichersten Tatsachen. Gegenüber diesem
pädagogischen Vorzug kann der etwa vom Praktiker er-
hobene Einwand nicht aufkommen, daß das mechanisch
Erlernte im Gedächtnis fester sitze als das genetisch Ent-
wickelte. Die Weisheit eben der Praktiker wird schon
dafür sorgen, daß neben dem Denken auch das Gedächtnis
seine Arbeit tue. Nichts liegt der Sprachwissenschaft,
wenn sie ist, wie sie sein soll, ferner, als Kenntnis der
sprachlichen Tatsachen für entbehrlich zu halten oder
sicheres Sprachgefühl gering zu schätzen.
Göttingen. J. Wackernagel.
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Begleitwort des Übersetzers.
Dem Anerbieten des Verfassers, sein Werkchen Pröcis
de phonitique historique du latin (avec un avant-propos par
A. Meillet, Paris, Klincksieck 1906) ins Deutsche zu über-
tragen, habe ich mit ganz besonderer Freude entsprochen,
weil es mir bestimmt erscheint, eine längst gefühlte Lücke
ausfüllen zu helfen.
Es ist von sprachwissenschaftlicher Seite oft schmerz-
lich empfunden worden, daß die klassischen Philologen
— rühmliche Ausnahmen abgerechnet — an den Fort-
schritten der historischen Betrachtung der beiden alten
Sprachen mehr oder weniger achtlos vorübergehen. Zwar
läßt es sich nicht leugnen, daß mehrfach Versuche gemacht
worden sind, diesem Übelstand abzuhelfen und daß sie
auch von gewissem Erfolg begleitet gewesen sind. Aber
wenn es bisher immer noch nicht hat gelingen wollen,
hier endgültig Wandel zu schaffen, so sind hieran, wie
ich meine, die eigentümlichen Verhältnisse schuld, in
denen sich die klassischen Philologen der Sprachwissen-
schaft gegenüber befinden.
Germanisten, Anglisten und Romanisten haben nie
so weit abseits von der historischen Grammatik gestanden
wie die klassischen Philologen. In der Tat liegt das nicht
an größerem sprachwissenschaftlichem Interesse der ersteren,
es ist vielmehr in der Natur der Umstände begründet.
Die Germanisten und Neuphilologen können sich nicht
auf das Neuhochdeutsche, Neuenglische und Neufranzösische
beschränken; ihre Kenntnisse müssen sich über ältere
Sprachstufen, das Mittel- und Althochdeutsche und Gotische,
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Begleitwort des Übersetzers. XI
beziehungsweise das Mittelenglische und Angelsächsische
oder das Altfranzösische und Lateinische verbreiten; so
sind sie ohne weiteres imstande, die Entwicklung der be-
treffenden Sprachen von einer früheren Periode bis auf
die Jetztzeit wissenschaftlich zu verfolgen. Demgegenüber
befindet sich der klassische Philologe sehr im Nachteil.
Die Kenntnis der beiden klassischen Sprachen allein,
selbst vermehrt um die Kenntnis des Gotischen und Alt-
hochdeutschen, genügt nicht, um die vom Standpunkt
der modernen Sprachwissenschaft über lateinische und
griechische Grammatik geschriebenen Werke so zu studieren
oder derartige Vorlesungen an der Universität so zu ver-
arbeiten, daiS allmählich hieraus eine ganz selbständige
Kritik und erfolgreiches Mitarbeiten erwachsen kann. Erst
die Kenntnis des Indischen hilft darüber hinaus. Denn
so sehr das Indische in der Sprachwissenschaft seine einst
universale Stellung verloren hat, insofern ist es immer
noch zentral geblieben, als erst die Kenntnis des Indischen
die Fähigkeit verleiht, Handbüchern wie denen von Brug-
mann, Delbrück, Stolz u. a. selbständig gegenüberzustehen.
Von jedem klassischen Philologen aber das Studium des
Indischen zu verlangen, ist ein Unding.
Niedermann hat nun in seinem Precis bei völliger
Wahrung der modernen strengwissenschaftlichen Methode
zum erstenmal ganz auf die Heranziehung der anderen
Sprachen verzichtet und seine Schlüsse nur aus dem la-
teinischen Sprachmaterial gezogen, so daß jeder Leser, der
nur das Lateinische als Fremdsprache kennen gelernt hat,
imstande ist, mit eigener Kritik die Richtigkeit der ge-
zogenen Schlüsse zu verfolgen. Ein weiteres Fortschreiten
auf der so betretenen Bahn wird gewiß die noch zwischen
Sprachwissenschaft und klassischer Philologie bestehende
Kluft zu überwinden berufen sein.
Die vorliegende deutsche Bearbeitung ist nicht eine
wortgetreue Übersetzung; sie beruht vielmehr auf einer
vom Herrn Verfasser selbst vorgenommenen sehr sorg-
fältigen Durchsicht und Umarbeitung des von mir gelieferten
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XTT Begleitwort des Übersetzers.
verdiButschten Textes, zu der teils erneute Forschung des
Verfassers, teils Winke der Kritik oder briefliche Erörte*
rungen zwischen uns beiden den Anlaß gaben. Für die
endgültige Fassung trägt der Verfasser allein die Verant-
wortung.
Die Neuerungen gegenüber dem französischen Original
bestehen besonders in der Hinzufügung der Abbildung
Seite 6 und des § 1 (derzufolge die Paragraphenzählung
eine andere geworden ist), in Erweiterungen und Abände-
rungen mancher Paragraphen, wie z. B. §§ 2, 3, 8, 14,
18, 19, 22, 30, 33 (nach der Zählung der deutschen Be-
arbeitung), in einem Anhang, bestehend aus zwei in-
schriftlichen Proben alten Lateins, einem Verzeichnis der
zitierten lateinischen Autoren und einem Wortindex (die
beiden letzteren von mir angefertigt). Die Bedeutung
der lateinischen Vokabeln ist nur bei den weniger be-
kannten beibehalten worden; dagegen erwies es sich als
ratsam, den Grammatikerzitaten meist eine Übersetzung
hinzuzufügen. Die französischen Beispiele sind, wo es
geboten schien, durch deutsche ersetzt oder ergänzt wor-
den. Möge das Büchlein durch die Änderungen nur
gewonnen haben 1
Bergedorf, den 1. August 1907.
Eduard Hermann.
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xm
Inhalt.
Seite
Vor WOBT von J. Wackernagel VII— IX
Bbolbitwort des Übersetzers X — Xn
Erklärung einiger Zeichen und Ausdrücke .... XV— XVI
Die lateinische Sprache.
Kurzer historischer Überblick 1— 3
Gegenstand der Lautlehre. Methodische Grund-
begbivfe 3— 4
Sprachorganb und Sprachlaute 5— 8
Einteilung der lateinischen Laute 9— 12
Die lateinische Betonxtno 12— 14
Geschichte der lateinischen Vokale 14— 45
Durch den Intensitätsakzent der Anfangssilbe be-
dingte Veränderungen 14 — 26
' Umlaut 14— 24
A) Umlaut in offener Mittelsilbe 15—20
£) Umlaut in geschlossener Mittelsilbe .... 20— 22
Analogiewirkungen und besondere Fälle . . . 22— 24
Synkope 24— 26
Vom Intensitätsakzent der Anfangssilbe unabhängige
Veränderungen 26— 43
A) Veränderungen der Klangfarbe in nicht wort-
schließenden Silben 26— 32
B) Veränderungen der Quantität in nicht wort-
schließenden Silben 32— 36
a) Dehnung kurzer Vokale 32— 34
b) Kürzung langer Vokale 34— 36
C) Veränderungen der Klangfarbe in Schluß-
Bilben 36— 39
D) Veränderungen der Quantität in Schlußsilben 39 — 40
E) Kontraktion von Vokalen 40—43
Ablaut 43— 45
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XIV Inhalt.
Seite
Geschichtb der lateinischen Konsonanten 45.. 94
Einfache Konsonanten 45 — 64
Verschlußlaute 45— 51
stimmlose Verschlußlaute 46—47
Stimmhafte Verechlußlaute [b (47), d (48), g, gv (50)] 47— 51
Sph-anten [/ (51), s (52), h (56)] 51-57
Zitterlaut und Laterallaut 57—59
Nasale 59— 61
Halbvokale 61— 64
Doppelkonsonanten oder Gemioaten 64 — 72
Ä) Verdoppelung einfacher Konsonanten .... 66
B) Vereinfachung von Doppelkonsonanten .... 66 — 72
Konsonantengruppen 72—94
A) Gruppen von zwei Konsonanten 72— 91
I. Assimilation 72— 86
a) Assimilation des Stimm tons 72 — 74
Regressive Assdmilation 72 — 73
Progressive Assimilation 74
b) Assimilation der Artikulationsart .... 74—81
Regressive Assimilation . . • , 75 — 80
Verschlußlaut + Spirant 75— 77
Verschlußlaut + Nasal 77—79
Verschlußlaut + Laterallaut 79
Nasal + Zitterlaut oder Laterallaut 79— 80
Zitterlaut + Laterallaut 80
Progressive Assimilation 80— 81
Zitterlaut oder Laterallaut + Spirant .... 80 — 81
c) Assimilation der Artikulationsstelle ... 81—86
Assimilation zwischen Verschlußlauten .... 81 — 83
Assimilation zwischen Verschlußlaut und nicht
homorganem Spirant 83 — 84
Assimilation zwischen Verschlußlaut und nicht
homorganem Nasal 84
Assimilation des dentalen Spiranten 8 an den
labialen Spiranten / 84 — 85
Assimilation zwischen Nasalen und Verschluß-
lauten 85— 86
Assimilation des dentalen Nasals n an den labialen
Nasal m 86
IL Entwicklung von gv und qv vor Konsonanten 86 — 87
III. Entwicklung der Gruppe dentaler Verschluß-
laut -^ t 87— 88
IV. Einschiebung eines parasitischen Übergangs-
lautes in gewissen Konsonantengruppen 89 — 90
V. Verstummen des ersten Bestandteils einer
Gruppe von zwei Konsonanten .... 90—91
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Erklärnng einiger Zeichen und technischer Ausdrücke. XV
Seite
B. Gruppen von drei Konsonanten 91—94
Assimilation und nachherige Vereinfachung der
Geminata allein oder in Verbindung mit
dem Verstummen eines 9 • - 91 — 92
Ausstoßung eines Konsonanten allein oder in Ver-
bindung mit dem Verstummen eines s , 92— 94
Verstummen der Gruppe -ns- vor stimmhaften
Konsonanten 94
Die Silbe 94— 98
Silbentrennung 94— 96
Quantität der Silben 96— 98
Anhang 99-101
Zwei inschriftlicbe Proben alten Lateins . . 99—101
Bibliographie 102
Verzeichnis der zitierten lateinischen Autoren 103—104
Wortverzeichnis 105—115
ErkUmng einigrer Zeioheii und teehnisolier Aasdrilcke.
* vor einem Wort bezeichnet eine nicht belegte, sondern
nur induktiv erschlossene, hypothetisehe Form.
> bedeutet 'ist geworden zu'; i '^ i ist also zu lesen: ^ ist
zu t geworden.
Die Stellung eines Vokals oder eines Konsonanten im An-
laut, Auslaut oder Inlaut wird dadurch angedeutet, daß man
hinter das betrefifende Schriftzeichen, vor dasselbe oder zu beiden
Seiten desselben einen kurzen horizontalen Strich setzt; so ist
8' = anlautendes 8, -s = auslautendes s, -9- = inlautendes 8,
Das Entsprechende gilt natürlich für Laut- bezw. Buchstaben-
gruppen.
In phonetischer Umschrift bezeichnet:
1) Die Tilde ~ über einem Vokalzeichen (a, ö usf.) die Nasa-
lierung; ein Punkt oder ein nach rechts offener Halbkreis unter
einem Vokalzeichen {e, § u. dgl.) die geschlossene oder offene
Aussprache.
2) y^ w und ib konsonantisches i, u und ü.
3) z den stimmhaften dentalen Spirant in deutsch blasefiy
französisch rose, zhle,
Dubletten oder Doppelformen nennt man zwei lautlich diffe-
renzierte Fortsetzer einer gemeinsamen Grundform, wie z. B.
deutsch fahl und falb, französisch croyance und creance^ lateinisch
magis und mage (siehe § 43).
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XVI Erklärung einiger Zeichen und technischer Ausdrücke.
Umgekehrte Schreibungen heißen Schriftbilder, in die der
Schreiber zufolge eines trügerischen Rückschlusses ein etymo-
logisch nicht berechtigtes Zeichen hineingetragen hat, wie wenn
z. B., weil n vor s in der Aussprache verstummt war, in der
Schrift aber in der Regel ausgedrückt wurde (siehe §§ 26, 2 und
88), Steinmetzen und Kopisten in Inschriften und Handschriften
ab und zu auch vor einem s, vor dem in der Aussprache nie
ein n gestanden hatte, ein solches einfügen, also für occtmo,
thesaurtis u. dgl. occansiOf thensaurus schreiben.
Die Analyse der flektierbaren Wörter ergibt zunächst zwei
Bestandteile, einen veränderlichen, der zur Bezeichnung des Nu-
merus und außerdem beim Nomen zum Ausdruck des Genus und
des Kasus, beim Verbum zum Ausdruck des Aktivums und des
Passivums und der Person dient, und einen festen, der die
Wortbedeutung trägt. Der veränderliche Bestandteil heißt die
Endung, der feste der Stamm. So ist düc- der Stamm von dux,
mänü' der Stamm von mänus, ämä- der Stamm von ämäre. Bis-
weilen ist der Stamm nicht weiter zerlegbar (das ist z. B. der
Fall bei düc-, Stamm von dux\ zumeist aber läßt er zwei deutlich
geschiedene Bestandteile erkennen, von denen jeder auch in an-
deren Verbindungen wiederkelyl. So scheidet sich beispielsweise
cantu-, Stamm von cantus, -üs ohne weiteres in cän-^ das auch
in cän-erey cän^r ^Melodie', can-tor zugrunde liegt, und -<u-, das
sich in gus-tu-s 'Geschmack*, sump-tu-s 'Aufwand, Kosten' u. dgl.
wiederholt. Desgleichen zerfällt der Stamm von rubere 'rot sein'
in rub-, das rubere mit rüb-er, rüb-or, rüh-ia 'Färberröte, Krapp',
und '€; das es mit cäl-e-re, lat-e-re, ntt-e-re u. ä. gemeinsam hat.
Die Wortstücke cän- und rub- heißen Wurzeln, -fu- und -e- Suf-
fixe oder Formantien* Das flektierbare Wort besteht also nor-
malerweise aus drei Teilen: Wurzel, Suffix oder Formans und
Endung.
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Die lateinische Sprache.
Knrzer historischer Überbliek.
§ 1. — Das Lateinische bildete zusiammen mit dem
von den Samnitern in Samnium, Kampanien, Nordapulien,
Lukanien und Bruttium gesprochenen Oskischen, dem
ümbrischen und den sabellischen Mundarten einiger
kleiner Bergvölker Mittelitaliens den italischen Zweig des
jenseits der historischen Überlieferung liegenden indoger-
manischen Sprachstamms, dessetn bekannteste übrige Aus-
läufer das Indische, das Iranische, das Griechische, das
Slavische, das Germanische und das Keltische sind. Ur-
sprünglich auf das durch den Tiber, den Anio, den Apen-
nin, die Volskerberge, den üfens und das Meer vom Vor-
gebirge der Kirke bis zur Tibermündung umgrenzte so-
genannte Latium antiquum beschränkt, breitete es sich
mit der Ausdehnung der römischen Herrschaft zunächst
über das italische Festland, Sizilien, Sardinien und
Korsika und dann über die iberische Halbinsel, das nörd-
liche Afrika, Illyrien, Gallien, Rätien und Dakien aus,
wo der Hauptsache nach noch heute Sprachen gesprochen
werden, die zum Lateinischen in demselben Verhältnis
stehen wie dieses zum Indogermanischen.
Während wir das Oskische, das ümbrische und das
Sabellische nur aus verhältnismäßig spärlichen inschrift-
lichen Überresten kennen, steht uns für das Studium des
Lateinischen, abgesehen von einer Unmenge von Inschrif-
ten aus allen Teilen des römischen Weltreichs, insbesondere
die reiche römische Literatur zu Gebote. Die Inschriften
Kiedermann, Eist. Lautlehre des Lateinischen. 1
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2 Die lateinische Sprache.
setzen mit dem sechsten vorchristlichen Jahrhundert ein,
dem eine 1899 auf dem Forum in Rom gefundene zer-
brochene Säule mit hochinteressanten, aber leider sehr
spärlichen und stark verstümmelten Sprachformen angehört,
die Literatur zu Ende des dritten und zu Anfang des
zweiten Jahrhunderts mit den Dichterwerken des Livius
Andronicus, Nävius, Plautus, Ennius und einer Prosaschrift
des alten Cato. Die künstlich stilisierte Literatursprache
bildete sich noch während der republikanischen Epoche
zur ständigen Norm für jede Art von schriftlichen Auf-
zeichnungen aus, und dieser Zustand dauerte bis zu dem
Zeitpunkt, wo die durch die Propaganda des Christentums
innerlich geschwächte römische Weltherrschaft dem An-
sturm germanischer Stämme erlag. Damals überflutete
die jahrhundertelang zurückgedrängte ungekünstelte Volks-
sprache das Schriftlatein, das indessen in den IQöstern
eine Zufluchtstätte fand und sich als offizielle Sprache der
katholischen Kirche neben den dem sermo vulgaris ent-
sprossenen romanischen Sprachen während des ganzen
Mittelalters und bis in die Neuzeit hinein behauptete.
Eine erste Renaissance erlebte es in Deutschland unter
Karl dem Großen, vor allem durch dessen Lehrer Alkuin,
eine zweite in Italien durch Francesco Petrarca und seine
Nachfolger. Diese letztere aber machte aus dem Latei-
nischen eine tote Sprache, indem sie, statt an die ununter-
brochene Tradition anzuknüpfen, ganz unvermittelt auf
Cicero zurückgrifi* und durch ihren starren Klassizismus
der geschichtlichen Sprachentwicklung ein Ziel setzte.
Heutzutage ist das Latein außer als Sprache der römischen
Kurie nur noch als internationale Gelehrtensprache oder
besser gesagt als Verständigungsmittel für den schriftlichen
Gedankenaustausch zwischen den Gelehrten verschiedener
Nationalitäten im Gebrauch, doch ist es in dieser Ver-
wendung im Laufe des verwichenen Jahrhunderts sehr
stark zurückgegangen, und die Zeit liegt wohl nicht allzu-
fern, wo es ganz durch die großen modernen Kultur-
sprachen verdrängt sein wird. Vereinzelte neuere Ver-
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Gegenstand der Lautlehre. Methodische Grundbegriffe. 8
suche, das Lateinische als Universalsprache für den ge-
samten internationalen Verkehr nach Art des Volapük
oder Esperanto wieder zu Ehren zu bringen, sind als gänz-
lich gescheitert zu betrachten.
Gegenstand der Lautlehre. Methodische
Grundbegriffe.
§ 2. — Die Lautlehre einer Sprache ist die Wissen-
schaft von den Lauten, aus denen sie besteht. Unter Lauten
versteht man alle Gehörseindrücke, die durch die Ver^
änderungen bedingt sind, welche die Sprachorgane an
dem aus der Limge kommenden Luftstrom hervorbringen.
Diese Gehörseindrücke lassen sich nach zwei Gesichtspunkten
hin untersuchen: nach ihrer physiologischen Entstehung
und nach ihrer geschichtlichen Entwickelung. Die Laute
entwickeln sich in der Tat nach Baum und Zeit. Die
Umbildungen, die sie erleiden, geschehen unbewußt, d. h.
unabhängig von dem mit Überlegung handelnden Willen
der Sprechenden. Sie vollziehen sich in unmerklichen
Abstufungen und nach unverbrüchlichen Gesetzen, d, h.
alle Laute oder Lautgruppen entwickeln sich unter den-
selben Bedingungen mit absoluter (}leichm&&igkeit. Aus-
nahmen von dieser Regel, die das Fundament der wissen-
schaftlichen Lautlehre bildet, sind stets nur scheinbar.
Sie erklären sich meistenteils aus Störungen im normalen
Verlauf des der Hauptsache nach auf physiologischen Ur-
sachen beruhenden Lautwandels durch das Dazwischen-
treten eines rein psychologischen Faktors, der sogenannten
Analogie. Wenn z. B. im Lateinischen e in offener Mittel-
silbe (d. h. in einer mittleren Silbe, auf deren Vokal nur
ein einziger Konsonant folgte) unverändert erscheint in
comSdo, appSto, öhiSgo, dissSco, subvin^^ während es in
praesldeo (gegenüber sSdeo\ constiti (gegenüber stSti), colllgo
(gegenüber lSgo\ ausplds (Genitiv von auspSx 'Vogel-
schauer'), sustineo (gegenüber iSneo) zu ? geworden ist, so
müssen wir uns hüten, aus dieser verschiedenen Behand-
1*
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4 Gegenstand der Lautlehre. Methodische Grundbegriffe.
lung auf eine Laune der Sprache zu schließen. Li der
Tat hat der Übergang von e in i^ in allen genannten
Wörtern stattgefunden, aber die Analogie hat das Ursprung*
liehe e in comedo, appeto^ obtego, dlsseco^ suhvenlo wieder
hergestellt, weil die durch diese Zusammensetzungen aus-
gedrückten Vorstellungen die in den entsprechenden ein-
fachen Verba liegenden ohne weiteres ins Bewußtsein
riefen, also zwischen beiden, wie man sich auszudrücken
pflegt, eine psychologisch^' Assoziation bestand. Die
Analogie wirkt also als eine Tendenz zur Angleichung
funktionell oder der Bedeutung nach verwandter Wort*
formen. Warum in comedo, ohtego, suhvefnio usw. der
Wandel von e zu i unter dem Einfluß von edo, peto^ tego
rückgängig gemacht worden ist, während praesideo, coUlgOy
susUn^o durch sedeo^ lego, temo unbeeinflußt geblieben sind,
dafür lassen sich keine Gründe angeben. Wir können
wohl erklären, warum in einem bestimmten Fall die Ana-
logiewirkuDg stattfindet, nicht aber auch, warum sie in
einem andern ganz gleich gearteten unterbleibt. Ans-
nahmslosigkeit im Sinne der Lautgesetze ist also für
die Analogie nicht in Anspruch zu nehmen.
Der heute allgemein übliche Ausdruck Lautgesetz ist
insofern nicht ganz glücklich gewählt, als der Sprach-
forscher mit dem Wort Gesetz einen wesentlich andern
Vorstellungsinhalt verbindet als etwa der Physiker. So
drückt letzterer beispielsweise im Gravitationsgesetz eine
mathematische Beziehung aus, die von jeher überall kon-
stant war und auch in Zukunft überall konstant bleiben
wird; ein vom Sprachforscher formuliertes Lautgesetz da-
gegen ist die rein historische Feststellung der nach Ort
und Zeit begrenzten Gesetzmäßigkeit eines sprachlichen
Geschehens. Mit andern Worten: in der Physik und in
den Naturwissenschaften überhaupt bezieht sich der Ber
griff" des Gesetzes auf das ausnahmslose Eintreten einer
bestimmten Erscheinung unter gewissen Bedingungen, auf
sprachlichem Gebiete aber lediglich auf die Gleichmäßig-
keit im Verlauf eines historischen Entwicklungsprozesses.
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Sprachorgane und Sprachlante. $
Sprachorgane und Sprachlante.
§ 3. — Die Sprache wird durch den Luftstrom beim
Ausatmen (Exspirationsstrom) hervorgebracht. Von der
Lunge hervorgestoßen geht der Atem erst durch die Luft-
röhre (trachea)^ um sich dann in den Kehlkopf (larynx)
zu ergießen. Der Kehlkopf wird von mehreren Knorpeln
gebildet, zwischen denen zwei horizontale Membranen, die
Stimmbänder (ligamenta vocalia oder chordae vocaJes)^
liegen, die durch eine Spalte, die Stimmritze (glottis
vocalis)^ getrennt sind. Bei geschlossener Stimmritze er-
zwingt sich der Exspirationsstrom den Durchgang durch
eine Reihe von Stößen, welche die Stimmbänder zum
Schwingen bringen; findet er dagegen die Stimmritze offen,
so geht er frei hindurch, ohne Schwingungsbewegungen
auszulösen. Im ersteren Fall ist der hervorgebrachte Laut
stimmhaft, im letzteren stimmlos. Um sich in einfacher
Weise zu vergewissern, zu welcher der beiden Kategorien
ein Laut gehört, braucht man sich nur beim Artikulieren
die Ohren zuzuhalten. Hört man im Kopf ein Summen,
so ist der erzeugte Laut stimmhaft, bleibt das Summen
aus, so ist er stimmlos. Nachdem die Luft durch den beim
Schlingen der Nahrung vom Kehldeckel (epiglottis) ver-
schlossenen Kehlkopf hindurchgegangen ist, mündet sie in
den Schlundkopf (pharynx)^ von wo sie durch den Mund
oder die Nase oder durch beide Ausgänge zugleich entweicht,
je nachdem das Gaumensegel (velum palat%num), die be-
wegliche Scheidewand zwischen Mund- und Nasenhöhle, ge-
hoben, gesenkt oder durch ihre Muskeln in einer mittleren
Lage in der Schwebe gehalten wird. Der Mund spielt bei
der Hervorbringung der Laute eine doppelte Rolle. Bald
beschränkt er sich darauf, dem Kehlkopflaut als Re-
sonanzraum zu dienen, bald schafft er beim Durchgang
des Atems durch Bildung von Verschlüssen oder Engen
verschiedene Hindernisse. Dementsprechend zerfallen die
Sprachlaute in solche, bei deren Aussprache die offene
Mundhöhle die einmal angenommene Form unverändert
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Sprachorgane und Spracblaute.
Schematischer Medianschnitt durch Nase, Mund und
Kehlkopf (nach Victor).
a Nasenhöhle, b harter Gaumen, c welcher Ganmen (Gaumensegel), d Mund-
höhle, e Zunge. / Schlundkopf, g Zungenbein, h Kehldeckel, i Stimm-
ritze. ^' Stimmband, l Schildknorpel, m Kehlraum, nn Ringknorpel.
Luftröhre, p Speiseröhre.
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Sprachorgane und Sprachlaute. 7
beibehält, und in solche, die ganz oder vorwiegend auf
einer Schließ- und Öffnungsbewegung des Mundraums be-
ruhen. Die ersteren heißen Vokale, die letzteren Kon-
sonanten. Es ist aber wichtig, gleich hier zu bemerken,
daß diese beiden Arten von Lauten teilweise ineinander
überfließen und eine scharfe Grenze zwischen beiden sich
nicht ziehen läßt. So sind l und n Konsonanten in
schaufle, zeichne^ aber sobald sie Träger der Silbe werden,
haben sie dieselbe Funktion wie ein Vokal, so z. B. in
Schaufel, Zeichen, wo das e der zweiten Silbe in der ge-
wöhnlichen Aussprache des Deutschen nicht mitgesprochen
wird, das Wort trotzdem aber nicht einsilbig ist. Um-
gekehrt sind 1, ü und u Vokale in frz. je lie, je tue, je
Urne, aber Konsonanten in nom lions, nous tuons, nous
louam, wo das Verbum im Normalfranzösischen einsilbig
gesprochen wird (lyö, tiid^ Iwo). Unter diesem Vorbehalt
können wir indessen der Geläufigkeit des Ausdrucks
zuliebe die hergebrachten Bezeichnungen Vokal und Kon-
sonant im folgenden beibehalten.
§ 4. — Von dem neutralen Vokal a, der mit schlaff
auf dem Boden der Mundhöhle in der Ruhelage befind-
licher Zunge gesprochen wird, ausgehend, können wir die
Vokale in vordere und hintere Vokale einteilen, je nach-
dem bei ihrer Artikulation die Zunge nach vorn geschoben
oder zurückgezogen wird. Ein anderer Einteüungsgrund
läßt sich aus der vertikalen Entfernung gewinnen, die
zwischen der Hebung des Zungenrückens und der Gau-
menwölbung besteht. Hiernach unterscheiden wir nie-
drige und hohe Vokale, allgemeiner offene und geschlossene
Vokale genannt.
Zwei Vokale von verschiedener Klangfarbe, die inner-
halb derselben Silbe ohne Unterbrechung des Exspirations-
stroms gesprochen werden, bilden einen Diphthong.
§ 5. — Die Konsonanten zerfallen in zwei Haupt-
klassen, die Verschlußlaute und die Engenlaute. Die
ersteren sind durch einen völligen Verschluß, die letzteren
durch eine bloße Verengung des Luftwegs charakterisiert.
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8 Sprachorgane und Sprachlante.
Die Verschlußlaute sind mit einem Knallgeräusche ver-
bunden, das nur einen Augenblick dauert und nicht nach
Belieben verlängert werden kann, die Engenlaute dagegen
lassen sich eine Zeitlang aushalten. Deswegen nennt
man jene auch Momentanlaute und diese kontinuierliche
oder Dauerlaute. Die Engenlaute scheiden sich in vier
Kategorien, die nach der Art benannt werden, wie die
Luft während ihrer Erzeugung entweicht. Danach hat
man Frikativ- oder Reibelaute (auch Spiranten genannt),
Zitterlaute, Laterale (die beiden letzteren oft unter der
Bezeichnung Liquidae zusammengefaßt) und Nasale. Bei
der Artikulation der Reibelaute ruft der Luftstrom, in-
dem er durch einen engen Spalt hindurchgeht, ein Reibe-
geräusch hervor. Die Zitterlaute entstehen durch rasch
aufeinanderfolgende Schwingungen eines elastischen Organs
(z. B. des Zäpfchens oder der Zungenspitze), das durch
den ausströmenden Lufthauch aus seiner Lage verdrängt
wird und wieder in dieselbe zurückkehrt. Die Laterale
kommen zustande, indem die Zungenspitze oder der Zungen-
rücken gegen die Mittellinie des Gaumens gedrückt den
Luftw^ versperrt, so daß der Exspirationsstrom seitlich
entweicht. Die Nasale endlich werden hervorgebracht
durch Erzeugung eines Mundverschlusses mit gleichzeitiger
Senkung des Gaumensegels, so daß die Luft ungehindert
durch die Nase ausströmen kann.
Eine andre Einteilung der Konsonanten läßt sich
nach der Stelle der Mundhöhle vornehmen, an der das
Hindernis entsteht, welches die für die einzelnen Laute
charakteristischen Geräusche bedingt. So spricht man
von Labialen, d. h. Lauten, bei denen der Verschluß oder
die Enge durch Annäherung der Lippen entsteht, von
Dentalen, die durch die Berührung der Zungenspitze mit
den Zähnen gebildet werden, und von Ghitturalen, bei
deren Hervorbringung Zungenrücken und Gaumen zu-
sammenwirken.
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EinteUnng der lateiiiischen Laate. 9
Einteilung der lateinischen Laute.
§ 6. — Die lateinischen Vokale lassen sich nach
den oben aufgestellten Grundsätzen in folgendem Schema
darstellen, das die verschiedenen Zungenstellungen zeigt:
Zunge
g gj q"' nach vorne geschoben zurückgezogen
g g g minimal •* f ü
Sgl * *
N S ^ maximal -* ä
Anmerkung. — Der Vokal y^ der in dem Schema nicht
mit angefahrt ist, begegnet nur in griechischen Lehnwörtern;
siehe § 7, Anm. IV; 3.
Diphthonge gab es im klassischen Latein vier, täm-
lich eu (sehr selten, siehe § 23), oe, au, oe.
§ 7. — In der nachstehenden Tabelle sind die Kon-
sonanten unter dem zwiefachen Gesichtspunkt der Artiku-
lationsart und der Artikulationsstelle eingeordnet:
Anmerkungen.
I. — Die Artikulationsstelle der gutturalen Verschlußlaute
war nicht fest. Die Zunge berührte den Gaumen weiter vorn
oder weiter hinten, je nach der Klangfarbe des folgenden Vokals.
Vor % und e sprach man einen präpalatalen Laut (von lat. pälä-
tum Mer [harte] Gaumen'), vor a einen mediopalatalen, vor o und
u einen postpalatalen oder velaren (von lat. velum 'das Gaumen-
segel'). Diesen drei Artikulationsstellen entsprach wohl im alten
Latein die Verwendung der drei Zeichen c, k, q. £s scheint in
der Tat, daß man ursprünglich in der Regel c vor % und e (c^vis,
cena), k vor a (käpüt, kärus), q vor o und u (qöm&Sy qüra) schrieb.
Allmählich aber wurde der Gebrauch des c verallgemeinert, k
verschwand und hinterließ nur geringe Spuren in einigen Sigeln
(HT = Kaeso [Eigenname], K oder KAL = cäUndae Mer erste
Tag des Monats', KA =■ cäpitalis, KK = caströrum usw.), und q
wurde nur in der Verbindung qu bewahrt, die den stimmlosen
labialisierten Guttural in Wörtern wie quf, quae, quod bezeichnete
(siehe § 40).
Das Lateinische kannte auch zwei Arten des lateralen Engen-
lautes {, der bald an der Wurzel der oberen Schneidezähne (pa-
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10
£iiiteilang der lateinischen Laute.
Artiknlationsart
Artikula-
tionsstelle ^
Labiale
Dentale
Gattarale
Verschlußlaute
stimmhaft
b
d
ff
stimmlos
P
t
c, fc, q
Engenlaute
1
'S.
stimmhaft
stimmlos
f
8
1
es
'S
1
stimmhaft
r
stimmlos
1
stimmhaft
l
stimmlos
Ä
stimmhaft
m
n
«
stimmlos
latales t), bald am Gaumensegel (velares t) artikuliert wurde.
Palatal war das l im Anlaut sowie im Inlaut vor i und bei Ver-
doppelung; volares l wurde gesprochen im Auslaut und im Inlaut
vor e, a, o, u und vor Konsonant.
n. — Lateinisches f wurde ursprünglich so gebildet, daß
man die beiden Lippen aufeinander preßte. Aber ziemlich frOh-
aseitig verwandelte sich dieses bilabiale in ein labiodentales f, das
wie im Deutschen durch Andrücken der oberen Schneidezähne
an die Unterlippe zustande kam.
ni. — V bezeichnet den gutturalen Nasallaut, für welchen
das lateinische Alphabet ein besonderes Zeichen nicht besaß (so
wenig wie noch heutzutage das deutsche). Vor gutturalem Ver-
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Einteilung der lateinischen Laute. 11
schlußlaut schrieh man n (angülw, ancepa), vor Nasal g {äignuSj
siehe § 70). Der Dichter Accius hatte vorgeschlagen, auch vor
Gutturalen g zu verwenden, wie das im Griechischen üblich war,
also statt angtüus, anceps^ ancora u. dgl. zu schreiben aggulua,
ageepSj agcora^ doch hat er diese Neuerung nicht durchzusetzen
vermocht.
IV. — Nicht mitaufgezählt sind in obiger Tabelle:
1. ^, das in klassischer Zeit so wie heute im Französischen
stumm war (siehe § 45).
2. j und 17, die wenigstens bis zum ersten Jahrhundert n. Chr.
Halbvokale, d. h. die konsonantischen Formen der Vokale i und
u (siehe oben § 3) waren, mit dem Lautwert von i und u in frz.
pierre (gesprochen py^r) und ich(Mer (gesprochen eehwfj. Der Ge-
brauch der Buchstaben j und v ist modern; sie sind erst durch
den französischen Humanisten Petrus Ramus (Pierre de la
Bam^e 1515 — 1572) allgemeine]' bekannt geworden. Im folgenden
verwenden wir diese bequemen Zeichen zur Wiedergabe von
konsonantischem i und u im Silbenanlaut. In den deutschen
Schulen schreibt man in diesem Fall inkonsequenterweise zwar
immer t?, aber fast nie j, sondern % eine Praxis, die durchaus zu
verwerfen ist.
3. der stimmhafte dentale Spirant z, der den echtlateinischen
Wörtern fremd war (vgl. Quintilian, Instü. ora^XH. 10, 28: nam-
que est ipsis statim sonis durior (sc. Latina facundia), quando et
jucundissimas ex Graecis litteras non habemus, vocalem alteram,
alteram consonantem, quibus nullae apud eos dulcius Spirant,
quas mutuari solemus quotiens illorum nominibus utimur — quod
cum conti ngit, neecio quomodo velut hilarior protinus renidet
oratio, ut in zephyris et zophoris: quae si nostris litteris scriban-
tur, surdum quiddam et barbarum efficient — ... 'Denn schon
gleich in ihren Lauten ist die lateinische Bede härter, da ihr die
zwei angenehmsten Klänge des Griechischen fehlen. Der eine
davon ist ein Vokal, der andere ein Konsonant, und beide sind
an Wohllaut unübertroffen. W^ir pflegen sie in griechischen Lehn-
wörtern mit herüberzunehmen, und dann sieht unsere Sprache,
wenn ich mich so ausdrücken darf, sofort um ein gutes Stdck
fröhlicher aus. Das erhellt beispielsweise aus Wörtern wie ZC'
phj/rus (Westwind) und zophorus (Fries): setzen wir hier unsere
eigenen Laute ein, so ergibt sich ein dumpfer und barbarischer
Klang').
4. die stimmlosen aspirierten Verschlußlaute cA, ph, th, die
ursprünglich auf verhältnismäßig spät entlehnte griechische Wör-
ter wie chörm 'Chor', mäcMna 'Maschine, Kunstgriff, phütrum
'Liebestrank', rompThaea 'Flamberg', thesaurtis 'Schatz', ctthära
'Zither' beschränkt waren, unter deren Einfluß die Aspiration
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12 Die lateinische Betonung.
dann allerdings seit dem Ende des zweiten Jahrhunderts v. Chr.
auch in einer gewissen Zahl Wörter lateinischen Ursprungs ein-
geführt wurde, so in ptdeher (die Aussprache ptdcer war zur Zeit
Giceros veraltet, wie er uns selbst im Orator 48, 160 berichtet),
sepülehrum (eine Aussprache, die zur Zeit Giceros noch nicht all-
gemein war und die dieser für sein Teil verwirft; vgl. die zitierte
Stelle des Orator), limpha *Quellwasser', sulphur 'Schwefel' usw.
(siehe §36). Der Lautwert von ch, ph, th war der von nord-
deutschem ky p, t, d. h. also stimmloser Verschlußlaut mit nach-
stürzendem Hauch (1^, p^, t\); pülcher bedeutet demnach die
Aussprache pudk^er, nicht pulcher mit dem palatalen Heibelaut ehf
den wir z. B. in deutsch Veilchen sprechen ; limpha war «= /»ifip^a,
ja nicht limfa usf. Den reinlateinischen stimmlosen Verschluß-
lauten p, t ist in norddeutscher Aussprache am ersten der Laut zu
vergleichen, der hinter dem sche-Laxit (i) gesprochen wird, z. B. in
Spiele Stein\ im Mitteldeutschen kommt lateinischem p, t der
Laut am nächsten, der hier ohne Unterschied für p, t und &, d
eingesetzt wird. Lateinischem k entspricht im Deutschen am
ehesten sächsisches k.
V. •— Die Verschiedenheit, die im Deutschen bei der Be-
nennung der Buchstaben für die Konsonanten zutage tritt —
/", Z, m, n, r, 8 nennen wir ef^ el, ewi, en, «r, es; h, c, d, ^, fc, p,
qt t dagegen be, ee, de, ge, fea, pe, ku, te, — geht auf das Alter-
tum zurück, nur mit dem Unterschied, daß bis in die zweite
Hälfte des vierten Jahrhunderts n. Gbr. die Buchstaben der ersten
Gruppe f, ly m usw. ohne Hinzufügung eines Stützvokals be-
nannt, also nur lautiert wurden.
Die lateinische Betonung.
§ 8. — In den Lautgruppen, die man Wörter nennt,
kann eine der Silben durch Verstärkung der Muskel-
anstrengung oder aber durch mehr oder weniger deutliches
Heben der Stimme vor den andern hervortreten. Die von
der besonderen Energie der Artikulationstätigkeit her-
rührende Abstufung bildet den exspiratorischen oder In-
tensitatsakzent, auch kurzhin Akzent genannt, die durch
den Übergang zu einer höhern musikalischen Note ent-
stehende den musikalischen Akzent oder Ton.
Akzent und Ton können gleichzeitig innerhalb der-
selben Sprache existieren. Das war der Fall im vorlite-
rarischen Latein, wo sich unabhängig von dem Wechsel
höherer und tieferer Silben, den diese Sprache aus dem
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Die lateiniBche Betonung. 18
Indogermanischen ererbt hatte, ein scharf geschnitte-
ner Intensitätsakzent auf der Anfangssilbe der Wörter
herausgebildet hatte. Zu Beginn der literarischen Periode
aber schwand dieser Intensitätsakzent, der schlecht für
eine Sprache paßte, in der die Quantität der Silben
streng beobachtet wurde, und seit dem zweiten Jahrhun-
dert V. Chr. bis etwa ins vierte Jahrhundert unserer Zeit-
rechnung besaß das Lateinische nur noch einen musika-
lischen Akzent oder Ton, dessen Stelle durch die Quan-
tität der vorletzten Silbe geregelt wurde (Pänultimagesetz).
Es läßt sich nicht nachweisen, daß der Ton irgend-
einen Einfluß auf das Lautsystem des Lateinischen gehabt
hätte. Dagegen hat der Intensitätsakzent durch Schwächung
der zweiten Silbe der Wörter zufolge Verstärkung der ersten
tiefgreifende Änderungen im Vokalismus hervorgerufen.
£s ist indessen bemerkenswert, daß nur die kurzen Vo-
kale dieser Schwächung unterlegen sind. Die langen
Vokale haben nicht allein trotz des Intensitätsakzents
stets Klangfarbe und Dauer unverändert bewahrt, sondern
gerade der Widerstreit zwischen langen und intensivbeton-
ten Silben, die zwei entgegengesetzte Rhythmen bedingten,
ist es vermutlich gewesen, der schließlich den Intensitäts-
akzent zum Schwinden gebracht hat.
Anmerkung. — Die hier vorgetragene Auffassung vom
Wesen der lateinischen Betonung ist von jeher von den französi-
schen Sprachforschern vertreten worden. Die deutschen Sprach-
forscher behaupten fast ausnahmslos, daß auch in historischer
Zeit das exspiratorische Moment das musikalische bei weitem
aberwogen habe, und erklären die Zeugnisse der römischen
Nationalgrammatiker, die nur auf einen musikalischen Akzent
passen, als gedankenlose Übertragung griechischer Akzenttheorien
auf die lateinischen Verhältnisse. Dagegen ist zu bemerken, daß,
während, wie eben bemerkt, die römischen Grammatikerberichte
bis zum Ende des 4. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung deutlich
auf eine musikalische Betonung hinweisen, von da ab, d. h. also
seit dem Beginn der romanischen Periode, mit einem Male An-
gaben auftauchen, die auf einen exspiratorischen Akzent bezogen
werden müssen (z. B. Pompeius V, p. 126, 31 K.: illa syllaba plus
Bonat in toto verbo quae accentum habet 'diejenige Silbe klingt
am stärksten im ganzen Wort, die den Akzent trägt'). Diese
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14 Geschichte der lateinischen Vokale.
Tatsache ist um so bemerkenswerter, als Grammatikern wie Pom-
pejus sonst so gnt wie jede Selbständigkeit abgeht, und sie ist
nar daraus zu erklären, daß eben tatsächlich um jene Zeit ein
Wandel in der Natur der lateinischen Betonung vor sich ging.
Da nun der romanische Akzent unbestrittenermaßen exspiratorisch
war, so folgt mit Notwendigkeit, daß die lateinische Betonung in
der vorromanischen Periode seit dem Schwinden des exspirato-
rischen Anfangeakzents musikalisch war.
Geschichte der lateinischen Vokale.
Durch den Intensitätsakzent der Anfangssilbe
bedingte Veränderungen.
§ 9. — Die Wirkungen der exspiratorischen Anfangs-
betonung lassen sich auf zwei Haupterscheinungen zurück-
führen:
1. Änderung der Klangfarbe der kurzen Vokale in
Mittelsilben oder Umlaut und
2. ihr Schwund oder Synkope.
Es ist bisher noch nicht gelungen, eine scharfe
Grenze zwischen Umlaut und Synkope zu ziehen, d. h. zu
ermitteln, warum in einem Wort der Vokal geschwunden
ist, statt nur in seiner Klangfarbe verändert zu werden,
und umgekehrt. Alles was man sagen kann, ist, daß
überall da umgelautet wurde, wo die Synkope nicht ein-
getreten ist.
Umlaut«
§ 10. — Das Ergebnis des durch den Intensitäts-
akzent der Anfangssilbe bewirkten Umlauts der kurzen
Vokale in Mittelsilben war verschieden, je nachdem sich
diese Vokale in offner oder geschlossener Silbe befanden,
d. h. je nachdem auf sie nur ein Konsonant folgte
oder mehrere. Wir haben demnach die Behandlung der
Vokalkürzen in jeder dieser beiden Stellungen getrennt
zu prüfen.
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Geflchicbte der lateiniscben Vokale. 15
A. ümlant in offener Mittelsilbe.
§ 11. — In offener Mittelsilbe außer vor r und nach
i sind alle kurzen Vokale ohne Rücksicht auf die ur-
sprüngliche Klangfarbe zu einem der beiden am meisten
geschlossenen Vokale % oder ü geworden. Das Auftreten
von K oder ü war von der Natur der Nachbarlaute ab-
hängig. So hat man:
1. I vor £?, ty n, g, c;
2. I vor palatalem Z, aber ü vor velarem Z (siehe § 7,
Anm. I);
3. bald I, bald ü (ohne daß es bisher gelungen wäre,
die Gründe genau festzustellen, welche für die Wahl der
einen oder der andern Klangfarbe maßgebend waren) vor
den Lippenlauten &, p, /, w.
Beispiele:
1. a) « bleibt:
pervldäo, etüdBns, pröMus.
cito Hch setze in Bewegung'
exctiOj suselto,
mlnüo
comnOnüo, immlMÜo.
rtgo
irrigo^ irrtgüos.
m%co
dtmlco, emlco,
xUcis Gen. (Nom. ungebräuchlich) 'Wechsel'
invlcem Adv. 'abwechselnd'.
b) e>i:
öbsideo, praesiäeo, r^düos 'rückständig', tn^fae,
dm
reddidi, trädldi.
mSdlus
d^mldtus.
stSti
desiüti, restlti.
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16 Geschichte der lateinischen Vokale.
8t%pe8 Nom. (aus ^sifpSt-s, siehe §§ 69 und 57, 4)
*Stamm'
st^pltis Gen.
pSto 'ich strebe nach etwas'
compitum 'Ort, wo mehrere Wege zusammenstreben,
Kreuzweg'.
iSnSo
äbsffmo, susitn^o, coniXnüoSi perilnax,
flamßn Nom.
ßamlnis Gen.
ISgo
colUgOj dellgo^ selige,
rigo
dirlgo, Srigo^ porrtgo,
auspSx (aus *äv(t)-sp6c'$, siehe § 16 b) Nom. 'Vogel-
schauer, Weissager'
ausplcis Gen.
c) Ä > «:
cddo
cecUdi^ dBcHdo, in(X4o, succMüos 'herabsinkend'.
m
itldem 'ebenso'.
fäU(yr
cdnfltear, difftt^j pröjtteor,
stdtüo
fnstltüo, resdtüo, substitüo,
dätus
Bdlttis, prödlttis.
rdtus 'berechnet, rechtskräftig'
. irrltus 'unberechnet, nicht rechtskräftig, vergeblich'.
cämo
c^cfmi, coucImo, praedno^ Wb%e(mXum 'Flötenspiel'
(vgl. die Wendung tibXis cänire).
dgo
äVlgo^ franko, prödlgiis 'wer (sein Geld) fortwirft,
verschwenderisch'.
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Geschichte der lateinischen Vokale. 17
pängo (Wurzel pdg)
tängo (Wurzel tag)
mlgi.
facto
cönJ%€$o, offtc^j difflcüis, aedlflcium.
Utc^o
condcesco, r^^ld^,
fdc€tus 'fein, geistreich'
mj%cetm ^unfein, plump\
d) Ä > I:
Ukus (altlateiniscb süöcus nach Quintilian, Instit.
Orot. I, 4, 16)
Hicö aus *Xn stlöcöd 'auf der Stelle' (siehe § 39,2 a).
növös (seit dem Beginn der Kaiserzeit novus ge-
schrieben; siehe § 30)
növitäs aus *növötäs,
e) « > «:
eäpüt Nom.
cäpttis Qen.
comü (Stamm cornür)
camiger *Hörner tragend, gehörnt'.
mänüs (Stamm mänü')
mänlca 1. 'über die Hand reichender Ärmel der
Tunica', 2. 'Handfessel'.
2. exsU^m, aber exsüläns.
fämlUa 'Gesamtheit der Bewohner des Hauses', spe-
zieller 'Gesamtheit der unter einem Herrn stehen-
den Sklavenschaft', aber fämüHus,
Si(XMa, aber Stcülus,
similis^ aber simülo, 'ich mache ähnlich, gebe mir
den Anschein'.
Vergleiche auch noch:
ds^Uo^ Zusammensetzung von säMo und
sBdülö 'mit wirklicher Hingabe, eifrig', aus *se dölöd
'ohne Falsch' (siehe § 39, 2 a).
Smo ursprünglich 'ich nehme' (vgl. Paulus Diaconus
Niedermann, Hist. Lautlehre des Lateinischen. 2
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18 Geschichte der lateinischen Vokale.
p. 53, 26 Th.: emere, quod nunc est mercari, antiqui
dicebant pro accipere)
ädlmo, redimo, eoi^tmius 'ausnehmend, hervorragend'.
hdbeo
ädhiMo, pröhlheo, r^dhtbeo,
tdbema
contühermlis Ver dieselbe Bude bewohnt, Ge-
fährte'.
lübet
cpiodlthet (aus Zusammensetzungen dieser Art ist
ein Vfibet verselbständigt worden, das mit der
ursprünglichen Form VSibet in Konkurrenz trat
und sie schließlich verdrängt hat).
arcf&s Nom. Sing.
ardtbus Dat. Abi. Plur.
mänüs Nom. Sing.
mänlhus Dat. Abi. Plur.
Vergleiche weiterhin:
indhum und intäibum 'Zichorie'.
aucSps Nom.
aueä/pis Gen.
mancßps Nom. 'dem etwas durch Anfassen mit der
Hand gerichtlich zuerkannt ist, Käufer'
mancüpis archaischer und manc^lpis klassischer Gen.
cdp^o
rec^pero und recüpero; aoAp^, aber occüpo.
rdpio 'ich raube'
surripio, aber im Perfektum mrrüpüi bei Plautus.
aurlfex und aurüfex,
mänlfestas (klassische Schreibweise) und män/üfestus
(archaische Schreibweise) 'handgreiflich, augen-
scheinlich'.
ßfimus, legimuSy aber po^sümus, völümus,
sp^dfmeny aber docümmtum.
Von den Superlativen auf -imusj -ümus wie opUmus
optümus lehrt Quintilian, daß der Umlautvokal darin ein
Mittelding zwischen % und ü darstellte (Instit. orat I, 4, 8 :
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Geschichte der lateinischen Vokale. 19
medius est quidam u et i litterae sonus: non enim ap-
iumum dicimus aut opHmum ^Es gibt einen Laut, der
die Mitte hält zwischen u und i; denn wir sagen weder
optumum noch opiimuin) und daß u die archaische und i die
klassische Schreibweise für diesen Zwitterlaut y?Skr\ibid, I, 7,
21 : jam optimus maximus^ ut mediana i litteram, quae vete-
ribus u fuerat, acciperent, Gai primum Caesaris inscrip-
tione traditur factum 'Ferner soll die Schreibung optimtis
maximus mit einem t in der Mittelsilbe statt mit u, wie
man früher schrieb, zuerst in einer Inschrift des Oaius
Caesar gebraucht und dadurch in Aufnahme gekommen
sein'). Diese letztere Beobachtung wird durch die Ortho-
graphie der Inschriften und der besten Handschriften all-
gemein bestätigt. Sie läßt sich übrigens auf eine Anzahl
anderer Wörter dieser dritten Gruppe ausdehnen (vgl. z. B.
die weiter oben genannten Genitive mancupis, manctpis
und femer mänitfesttiSy mänlfestus). Immerhin ist es be-
merkenswert, daß für min^m die Form auf -ümm nir-
gends bezeugt ist, und diese Tatsache, zusammengehalten
mit dem Gegensatz von ßvimtis, legtmm gegenüber pos-
sümuSj völämm und dem von sp^clmm gegenüber döcär
mentum scheint einen Einfluß des Vokals der ersten auf
die Klangfarbe des Vokals der zweiten Silbe zu verraten.
In anderen Fällen wie in accXpto gegenüber occüpo sieht
€s freilich vielmehr so aus, als ob die Klangfarbe des
umgelauteten Vokales durch den Vokalismus der folgen-
den Silbe bestimmt worden wäre.
§ 12. — Vor r hat jeder kurze Vokal im Inlaut die
Klangfarbe S.
Beispiele:
ctnls Nom.
clnßris Gen. aus *c^ni8is, *ctwfris (siehe § 42).
pulvis Nom.
pulvSris Gen.
Fällsci
FäierXi aus *Fällsri * Fällrii {&iehe § 42).
Ugifer 'Gesetzgeber'
2»
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20 Geschichte der lateinischen Vokale.
legSrüpa Velcher die Gesetze verletzt' (durch die
besten Plautushandschriften bezeugt im Persa
68).
fßrus
effßrus Verwildert'
verhSr Nom.
verbSris Gen.
dä/re
reddSrCy trOdSre,
pär^
p^pSriy repSrto 'ich bringe wieder zum Vorschein >
finde'.
Vergleiche ferner:
Jegßre, nümSrus, NümSvius als Eigenname aus Nur
mäsXos {Numasioi 'Nümferiö' auf einer aus dem
sechsten Jahrhundert v. Chr. stammenden Spange-
aus Präneste, CLL, XIV, 4123; wegen des Rho-
tazismus 5 > r vgl. § 42), volnSriSy Gen. von voliv&s^
§ 13. — Schließlich ist ß die Klangfarbe des üm-
lautvokals hinter t.
Beispiele:
p^tas, värXStäs (abgeleitet von pius und värXus, älter
ptösy värtösy wie növitäs von növö$\ siehe § 11, 1 d).
äb^Süs, ärtSHSy pärlßtis, Gen. von ähtes, ärtes, pärHea^
(der lange Vokal im Nominativ dieser drei Wörter
ist genau zu vergleichen mit dem von pes Nom.
gegenüber pSdü Gen.).
B. ümlant in geschlossener Hittelsilbe.
§ 14. — In geschlossener Mittelsilbe ist d ohne
Bücksicht auf die Nachbarlaute zu 6 geworden, ö ist seit
dem Ende des dritten Jahrhunderts v. Chr. in ü über-
gegangen, aber hinter vokalischem und konsonantischem
u in der Schrift bis zum Beginn des augusteischen
Zeitalters beibehalten worden, ofifenbar weil die Buchstaben-
folge tttt mehrdeutig war. Die andern Vokale sind un-
verändert geblieben.
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Geschichte der lateinischen Vokale. 21
Beispiele:
1. a>g:
ärc^o
cöSrcio, exSrd^.
cdrpo
discßrpo, excSrpo.
scdndo
ascSndo, cönscSndo, dsscßndo,
irdcio 'ich schleppe, ich bearbeite, ich behandle'
d^tt'ßcto 'ich ziehe herunter, ich setze herab, oh-
trScto 'ich arbeite entgegen, ich verkleinere'.
fäcim
effßctus, r^fßchis.
jdctus
ahßctuSy subjSdus,
fdlh
ßfölli, refölh.
pdrco
p^pSrd,
dnnus
MSnntum,
härba
inibSrhis,
äptus
inßptus,
2. ö:>Ü:
altlat. endöstrüos 'betriebsam, fleißig' (eigentlich 'wel-
cher in seinem Kopf baut', von endo 'innen' und
strüo 'ich baue' ; vgl. Paulus Diaconus p. 76, 28 Th. :
indmtrium antiqui dicebant endostruom quasi qui,
quidquid ageret, intro strueret et studeret
domi 'Wen wir heute indmtrium heißen, den
nannten die Alten endostruom^ gleichsam einen, der,
was er immer tut, im Kopfe drin baut und daheim
eifrig daran sitzt'),
klaesischlat. indüstrius
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22 Geschiebte der lateinischen Vokale.
mönt-, Stamm von möns (mit ö zufolge Ersatzdeh-
nuDg nach § 26, 2)
prömUntüriüm (dieses und nicht Promontorium ist
die inschriftlich und handschriftlich am besten
beglaubigte Schreibung),
altlat. v^ös, '^rü 'Anmut, Liebreiz'. (Die Schreibung
Venös findet sich inschriftlich auf zwei sehr alten
Spiegeln)
vänikstus.
Dagegen wurde in republikanischer Zeit nie anders
BiQfrüäntur, s^uöntur geschrieben, trotzdem, wie aus §§18
und 30 hervorgeht, unzweifelhaft früimiur, siquüntur ge-
sprochen wurde.
3. I, S, ü bleiben:
dedlsco, perdisco.
flrmiis
m/lrmus.
cmsintio, dissintlo,
sSrvos
cönsßrvos.
fündo
efündo, fransf&ndo.
cürvos
r^cärvos,
Analogiewirkungen und besondere Fälle.
§ 15. — Der gesetzmäßige Verlauf der im vorher-
gehenden behandelten Vokalschwächungen ist vielfach von
der Analogie durchkreuzt worden. So sind die Komposita
cömSdOy dedScus, posthdMo^ perfdctlis^ conv^o, htföris^ du-
pütOy impüdmis, üläcrhnor, sübrdnddus^ ddöpto usw. ein-
fachem ßdo, dScus, hdbiOy fäctliSy vöco, föris (gewöhnlich
im Plural föres\ püto, püduus, UtcrXmo, ränMus, öpto
angeglichen. Die lautgesetzliche, umgelautete Form ist
bisweilen in der Volkssprache erhalten geblieben. So
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Geschichte der lateinischen Vokale. 23
kennt, um nur ein Beispiel anzufüfaren, die Schriftsprache
ausschließlich analogisch rekomponiertes sepäro 'ich trenne'
(eigentlich 'ich entpaare', aus sed^ einem Präfix, das die
Trennung bezeichnet + *päro 'ich gleiche an, paare'; siehe
§58), gewisse vulgäre Texte dagegen bieten sepSro mit
dem durch § 12 geforderten Ablaut, und ihr Zeugnis
findet eine Bestätigung in den romanischen Sprachen (frz.
sevrer 'entwöhnen'; sBpärare würde frz. *severer ergeben
haben).
In corporis^ Gen. von corpus^ dBcörü, Gen. von decus,
tempöri$. Gen. von tempuSy die für * corporis, *dSc6ris,
*tempSri8 stehen, wo das e vor r nach § 12 hätte erhalten
bleiben sollen, stammt ö aus den alten Nominativen *cor'
pÖ8, *decös, *tempös her; der regebechte Vokalismus hat
sich in dem Adverbium tempSri 'zur rechten Zeit' erhalten,
das dadurch vor analogischen Einflüssen geschützt war,
daß es nicht mehr als zum Paradigma gehörig empfun-
den wurde.
In anderen Fällen ist der durch die Umlautsgesetze
geschafiene Lautstand durch vom Intensitätsakzent unab-
hängige spätere Veränderungen verdunkelt worden. Auf
diese Weise sind' zu erklären z. B. atHi^go statt *attSngo
gegenüber td/ngo (siehe § 17), insülstcs 'fade' statt *imilsiis
gegenüber sdlsus (siehe § 18), seclüdo statt ^seclSudo gegen-
über cläudo (siehe § 23). Zu dem letzten Beispiel ist zu
bemerken, daß von den beiden Elementen des Diphthongs
au in claudo das erste das intensivere war, wodurch das
zweite, m, konsonantische Geltung hatte (siehe § 7, An-
merkung IV, 2). Das ä von cläudo stand somit vor zwei
Konsonanten (vd), und die Komposita dieses Verbums
nahmen daher regelrecht die Form *'cl6udo an, die, wie
bereits erwähnt, später gemäß § 23 in -clüdo überging.
Genau so sind weiterhin zu beurteilen:
caus(s)a
accüs(s)o; Mittelstufe *acceus(s)o,
cdedo (altlateinisch *caidOy siehe § 21)
c^cidi; Mittelstufe *c^ce{di (ei'^ i nach § 20).
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24 Geschichte der lateinischen Vokale.
laedo (altlateinisch *laido)
mdo\ Mittelstufe *üleiäo.
Synkope.
§ 16. — Im Gegensatz zum Umlaut scheint die Syn-
kope nicht durch den Intensitätsakzent der Anfangssilbe
allein bedingt worden zu sein, wenn achon dieser zweifel-
los dabei die Hauptrolle gespielt hat. Die sogleich auf-
zuzählenden Beispiele zeigen in der Tat, daß der Ausfall
des kurzen Vokals einer Mittelsilbe oftmals an die Länge
der folgenden Silbe gebunden war. Aber es genügt nicht,
die Quantität mitverantwortlich zu machen, um alle Er-
scheinungen der Synkope zu erklären. Es muß noch an-
dere mitbestimmende Ursachen gegeben haben, über deren
Natur sich allerdings bei dem heutigen Stand der Wissen-
schaft nichts Sicheres aussagen läßt.
Die Synkope hat nicht immer den Verlust einer Silbe
zur Folge gehabt. In den Wörtern nämlich, in denen
sie in unmittelbarer Nähe eines j oder v stattfand, sind
diese letzteren Laute vokalisch geworden und haben da-
durch, außer in der Stellung hinter einem Vokal, mit
dem sie Kontraktion eingehen konnten (siehe das Beispiel
jünXor weiter unten), die ursprüngliche Silbenzahl bewahrt.
Beispiele:
a) Die Synkope ist das Resultat des Zusammenwirkens
des Intensitätsakzents der vorausgehenden und der Länge
der folgenden Silbe:
ardere gegenüber aridm.
discipUna gegenüber discipülus,
infra gegenüber mfßrus (z. B. in mare inferum *das
untere, d. h. das Tyrrhenische Meer'.)
suprä gegenüber süpSrus (z. B. in mare superum ^das
obere, d h. das Adriatische Meer').
valde gegenüber väfldus.
Das Paradigma eines Wortes wie caUdus lautet also
anfangs:
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Geschichte der lateinischen Vokale. 25
Nom. cätidus
Akk. caUdum
Gen. caJdj
Dat. caldö
Abi. ccUdo.
Aber dieser ursprüngliche Zustand ist nicht unver
ändert erhalten geblieben. Einerseits nämlich hat die
Analogie die synkopierte Form auch auf den Nominativ
und den Akkusativ ausgedehnt und so die Nebenform
(^Dublette' mit dem sprachwissenschaftlichen terminus tech*
nicus) ccUdus geschaffen, deren sich nach Quintilian der
Kaiser Augustus mit Vorliebe bediente, weil er cähdus
als pedantisch und geziert ansah (InsHt, orat. I, 6, 19:
sed Augustus quoque in epistulis ad C. Gaesarem scriptis
emendat quod is calidum dicere quam caldum malit, non
quia id non sit latinum, sed quia sit otiosum 'Aber auch
Augustus rügt es in seinen Briefen an C. Gäsar^, daß
dieser lieber calidus als caldus spreche, nicht als ob calidus
unlateinisch wäre, sondern weil es pedantisch sei^), ander-
seits hat sie den synkopierten Vokal im Genitiv, Dativ
und Ablativ wiederhei^estellt. Die soeben für caldus ge-
gebene Erklärung gilt in gleicher Weise für soldtis 'ge-
diegen, massiv' (z. B. bei Horaz, Sat. I, 2, 113 und II, 5, 65)
neben söUdm, raucus 'heiser' aus *räv(l)cu8, abgeleitet
von rävü 'Heiserkeit' usw.
b) Die Synkope ist das Resultat des Zusammen-
wirkens des Intensitätsakzents der Anfangssilbe und eines
vorläufig nicht näher zu bestimmenden andern Faktors:
äb^o aus *dbj(d)dio,
auceps aus *äv(t)cap8 (siehe § 30 c)
concütio aus *conqu(ä)tlo,
jünXor aus *jüv(S)niar^ *jüiinXor (wegen der Kontrak-
tion von *jüüntor zu junior siehe § 33).
reccfdi, repperi, repptUiy rettiäi, Perfekta von r^ctdOy
rSp^to^ r^pello^ rSßro, aus *rec(6)(M% *rSp(ß)peri,
Sohn des M. Vipsanias Agrippa, Enkel des Angustus.
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26 Geschichte der lateinischen Vokale.
*rep(S)pÜli, *ret(S)tüli (tetüli als Perfektum zu
ßro ist im Altlateinischen oft bezeugt).
In den Zusammensetzungen von jäcio ist die laut-
gesetzliche Form 'tao seit der klassischen Zeit durch -jidk)
ersetzt worden, zwar nicht in der Orthographie, wohl aber
in der Aussprache, wie das die metrische Messung von
ahicio, adido, conido, obicio, suhicio bezeugt, deren Präfix
in der Lyrik und im Epos der klassischen Zeit immer
positionslang ist. Vergil z. B. beginnt in der Äeneis VI,
421 und VU, 480 einen Hexameter mit obicit, und Aulus
Gellius, Nocies Ätticae IV, 17, 8 bemerkt ausdrücklich von
sübicity daß das i der Wurzelsilbe konsonantisohe Geltung
bekomme und daß daher diese Silbe länger und gedehnter
gesprochen werde und so die ihr vorausgehende «durch
Position» länge (i vim consonantis capit et idciroo ea syl-
laba productius latiusque paulo pronuntiata priorem syl-
labam brevem esse non patitur, sed reddit eam positu
longam; über den Ausdruck positu longam ^durch Po-
sition lang' vgl. § 96). Diese Neuerung ist auf dem Wege
der Analogie entstanden: canjido für contc^o z. B. dürfte
oönftdlo nachgebildet sein auf Grund der Proportions-
gleichung cött/cci, c(mfec(!wn:cönf%c^^=^c(mjeci^ canjectumix.
Vom Intensitätsakzent der Anfangssilbe
unabhängige Veränderungen.
A. Verändenmgen der Klangfarbe in nielit wortseUießenden
SUben.
§ 17. — S vor gutturalem Nasal ist zu I geworden:
Beispiele:
sepHngenti aus * septimcenti.
cönfrlngo aus *cönfrSngo, das seinerseits auf älteres
*confrdngo zurückgeht (siehe § 15).
suppingq Ich schlage unten an' aus *subp6ngo^ älter
suhpdngo (siehe § 15).
dlgnus aus *dSgno8y *dScno8 (gehört zu der Wurzel
von dScet *es ziemt sich'; c> ^ nach § 63).
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Geschichte der lateinischen Vokale. 27
Vtgnum aus *ISgnom (zu Wgo 'ich lese zusammen';
lignum bedeutete also ursprünglich 'zusammen-
gelesenes Holz, Leseholz').
Wegen der Bezeichnung des gutturalen Nasals durch
g in den beiden letzten Beispielen siehe § 7, Anm. III
und § 70.
§ 18. — ^ ist zu ö geworden vor velarem Z, d. h.
vor einem Z, auf das einer der Vokale e, ä, d, ü oder ein
Konsonant folgte (NB. die Geminata U^ die nicht aus zwei
Konsonanten, sondern aus einem einzigen langen Konso-
nanten bestand, war palatal; siehe §§ 55 und 7, Anm. I).
Vor l + Konsonant ist dieses ö weiterhin in ü über-
gegangen (siehe den folgenden Paragraphen), aber, wo ihm
ein V voranging, in der Schrift bis zum Beginn der
Kaiserzeit beibehalten worden (siehe auch §§ 14, 2 und 30).
Beispiele:
hölm, '^ris, altlateinisch hSlus.
Verbum vßUe (aus *t;^&c, siehe § 75), Wurzel vSl-:
völo^ völeham, völam^ völüiy ferner vOlt, voliis^ die
letzteren beiden gesprochen vMlt^ vultis, aber vS-
lim, vSllem, vSUe.
exsülto aus *exsSlto, das auf ursprünglichem *exsdUo
beruht (siehe § 15).
pSblsvLS, Part. perf. pass. von piUo.
Daß sich hinter den Schreibungen volt^ voltis die
Aussprache vult, vtUHs verbirgt, geht zur Evidenz aus
Varro, De lingua Latina in, fr. S. 148 Wilm. hervor, wo
als Beispiele für anlautendes v vor den fünf Vokalen a, e,
t, 0, u die Wörter vafer ^pfiffig\ velum, vinum, vomis (Neben-
form von vomer 'Pflugschar'), vulnus genannt werden. Zu
Varros Zeit sprach man also vulnus, trotzdem durchwegs volnus
geschrieben wurde, und was von der Aussprache von vol-
nus gilt, gilt natürlich ebenso von derjenigen von volt
und voltis.
§ 19. — d, und zwar sowohl ursprüngliches ö als
nach § 18 auf S beruhendes, ist vor l -{- Konsonant (aber
nicht in der Verbindung -öll-) zu ü geworden. Der Über-
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28 Geschichte der lateinischen Vokale.
gang von e über o zu t< ist im vorigen Paragraphen be-
handelt worden, wir haben uns also hier nur noch mit
dem Übergang von ursprünglichem o in u in der eben
genannten Stellung zu befassen.
Beispiele:
cülmen 'Gipfel' gegenüber gleichbedeutendem cölümen.
pülSf -Hs ^dicker Brei aus Speltmehl' gegenüber pö-
lenta 'Gerstengraupen'.
pulvis gegenüber pöüen ^Staubmehl'.
stültus gegenüber stöMtM.
In völgus, völpes, völtur u. ä. ist der Übergang von
ö zu ü durch das Schriftbild verdunkelt. Geschrieben
wurde nämlich während der ganzen republikanischen Pe-
riode ausschließlich vdgus^ volpes, völtur^ gesprochen
aber, wie soeben § 18 gezeigt worden ist, vulguSy viUpes,
vuliur. In der Kaiserzeit sprach und schrieb man
vulguSy vulpes, vultur.
§ 20. — ei ist seit dem zweiten Jahrhundert vor
Christus zu l geworden.
Beispiele:
dlco aus deico (deicerent findet sich in einer Inschrift
aus dem Jahre 186 v. Chr., dem Senatusconsul-
tum de Bacchanalibus, C. I. L. I, 196)^.
diffldo aus diffeido (difeidens steht auf einer die Kon«
sonanten Verdoppelung noch nicht kennenden Weih-
inschrift aus dem Anfang des zweiten Jahrhun-
derts V. Chr., 0. 1. L. I, 1175).
incldo aus inceido (inceideretis im Senatusconsultum
de Bacchanalibus).
§ 21. — al ist seit dem Anfang des zweiten Jahr-
hunderts V. Chr. zu ae geworden, d. h. zu dem Diphthong,
der in den meisten Teilen Deutschlands für das geschriebene
ei und ai gesprochen wird.
Beispiele:
aedes 'Tempel' aus aides (aide = uedem ist durch
eine dem dritten vorchristlichen Jahrhundert an-
1 Im Anhang abgedruckt.
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Geschichte der lateiDischen Vokale. 29
gehörige Grabschrift des L. Cornelius Scipio, Kon-
sul 259 V. Chr., bezeugt [C. I. L. I, S2]\ während
das Senatusconsultum de Bacchanalibus vom Jahr
186 V. Chr. bereits aeäem bietet).
qua^ro aus quairo {qttaif'atis als Archaismus neben
aetatem auf der etwa um 130 v. Chr. anzusetzen-
den Grabschrift eines Scipio, 0. L L. I, 34).
Auf dem platten Lande um Rom hörte ae verhält-
nismäßig früh auf, Diphthong zu sein. Varro berichtet
uns in der Tat, daß die Bauern zu seiner Zeit Mesius und
edm für Maesius und haedm sprachen {De lingua Latina
VIT, 96: rustici pappum Mesium non Miiesium 'Die Bauern
sagen: der alte Mesius statt IfaestW; ibid. V, 97 : in Latio
rure edus qui in urbe, ut in multis, a addito aedus 'In
Latium heißt es auf dem Lande edus, in der Stadt da-
gegen wie so oft mit Hinzusetzung eines a aedus^). In
der Kaiserzeit gewann diese Aussprache allmählich an
Boden und wurde schließlich allgemein. Das aus altem
ae entstandene B war offen [f], im Gegensatz zu dem ur-
sprünglichen g, das einen geschlossenen Vokal darstellte [^].
Daher ist, als gegen Ende der Kaiserzeit das Lateinische
die Unterscheidung der Quantität der Vokale aufgab, ae
ganz mit e (d. h. ^) zusammengefallen, während dagegen
ursprüngliches B (d. h. e) immer scharf davon getrennt
blieb. Das bezeugen die romanischen Sprachen, in denen ae
und ^ zu demselben Resultat geführt haben, während g ganz
anders behandelt worden ist; vgl. lat. qu€ierit > frz. (ac)-
qidertj lat. hSri > frz. hier, gegenüber lat. cera > frz. Hre.
§ 22. — oi ist zu Anfang des zweiten Jahrhunderts
V. Chr. zunächst zu oe und bald darauf zu u geworden.
Durch einen anlautenden labialen Verschlußlaut oder
Spirant ist die Zwischenstufe oe gehalten worden, wofern
nicht in der folgenden Silbe ein % stand.
Beispiele:
üntis aus oinos {oino = unum in der Grabschrift
^ Im Anhang abgedruckt.
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80 Geschichte der lateinischen Vokale.
des L. Cornelius Scipio, Konsul 259 v. Chr., O.L L.
I, 32; oenm bei Plautus, Truculentus 104).
communis aus commoinis {comoinem im Senatusconsul-
tum de Bacchanalibus von 186 v. Chr.).
usus aus oisos (vgl. Martianus Capella III, 236:
aism etiam diciiur; sie mim veteres üsum dixere
^Es existiert auch eine Form oisus; so sagte man
nämlich ehedem für üsus^).
Die Erhaltung von oe durch anlautenden labialen
Verschlußlaut oder Spirant, wenn nicht in der nächsten
Silbe ein i folgte, wird erhärtet durch poena gegenüber
pümre, Poenus gegenüber Fünicus^ femer durch foedtis,
-eris ^Vertrag' und foedus, -a, -um ^häßlich', foetor ^Ge-
stank'.
Kein sicherer Erklärungsgrund ist bisher gefunden
worden für das oe von moenia gegenüber dem ü des
offenbar zur gleichen Wurzel gehörenden müms. Viel-
leicht ist moenia eine Rückbildung aus lautgesetzlichen
*miJbiia nach der Proportionsformel püMre : pöena
= miln%re:x. Die oft in den Vergilhandschriften auf-
tretende Form nioerus statt murus ist eine mit der im
Zeitalter Vergils herrschenden Aussprache im Widerspruch
stehende archaisierende Schreibung.
In coepi handelt es sich nicht um den zu oe gewor-
denen indogermanischen Diphthong oi, sondern um eine
spätere Kontraktion von ö -{- e. coepi aus cö-epi (die drei-
Bilbige Messung ^ _ ^ z. B. bei Lucrez, De verum natura
IV, 619; vgl. auch die zweimalige Silbentrennung co-^tus
in der besten Liviushandschrift) enthält das Perfektum
eines Verbums äp^ 'ich verknüpfe', das frühzeitig außer
Gebrauch gekommen zu sein scheint.
§ 23. — eu ist zu ou und weiterhin zu ü geworden
(siehe § 24). Da der Übergang von eu zu ou vor dem
Beginn der schriftlichen Überlieferung stattgefunden hat,
bietet uns das Lateinische selbst kein Beispiel des ur-
sprünglichen Diphthongs eu mehr. Aber einerseits ge-
stattet die Vergleichung der verwandten Sprachen den
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Geschichte der lateinischen Vokale. 81
Schluß, daß z. B. das ü von dÜGo auf ein altes eu zurück-
geht (die Zwischenstufe ou ist durch die dem Beginn
des zweiten Jahrhunderts v. Chr. angehörende Grabschrift
des L. Cornelius Scipio Barbatus, Konsul 298 v. Chr.
[C. I. L. I, 30], bezeugt, wo man abdoucit liest)^, und
anderseits berechtigen uns die im Vorhergehenden for-
mulierten ümlautgesetze z. B. accits(s)o auf *adceti8(8)o
zurückzuführen, das seinerseits regelrecht aus *adcafU8(8)o^
einer Ableitung von caus(8)a ^Rechtssa<;he' entstanden ist
(siehe § 15).
Für C6W, Adv. und Konj., 'wie', neu, Dublette von
nBve^ seu Dublette von s%ve und neuter gilt das oben über
coepi Bemerkte. In all diesen Wörtern beruht eu auf
einer späteren Kontraktion von e -{- u. Was im beson-
deren neuter angeht, so ist es nicht einmal sicher, daß es
jemals anders als dreisilbig ne-uter gesprochen wurde.
§ 24. — OU ist gegen Ende des dritten Jahrhunderte
V. Chr. zu ü geworden.
Beispiele:
lücus 'Hain' eigentlich 'Lichtung in einem Gehölz'
(zu lüceo) aus loucos, das in einer alten Inschrift
von Spoletium, CLL. XL, 4766, steht.
nüirix 'Amme' aus noutrix. Die ursprüngliche
Form liefert uns eine alte Weihinschrift aus Nemi.
§ 25. — aw hat sich im Schriftlatein Roms gehalten.
In den Dialekten des benachbarten platten Landes dagegen
und in der Volkssprache der Hauptstadt selbst ist es früh-
zeitig in ö verwandelt worden. Diese doppelte Behand-
lung hat insofern Verwirrung hervorgerufen, als man bei
einzelnen Wörtern mit ö gelegentlich im unklaren darüber
war, ob man es mit einem alten ö oder vielmehr mit
einem au, das in der Sprache des Volkes zu ö geworden
^ Dieser L. Cornelius Scipio Barbatus war der Vater des
Konsuls von 259 v. Chr., dessen Grabschrift im Anhang abge-
druckt ist. Die Grabschrift des Vaters ist aber, nach den Schrift-
zeichen und dem sprachlichen Habitus zu schließen, unzweifel-
iiaft jüngeren Datums als die des Sohnes.
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32 Geschichte der lateiDiscben Vokale.
war, zu tun hatte. Sueton erzählt uns in seiner Biogra-
phie, des Kaisers Vespasian § 22 folgende hierfür bezeich*
nende Anekdote: Vespasianus Mestrium Flörum consularem
admonitus ab eo, plaustra potius quam plöstra dioenda,
postero die FliM/urum salutavit (^Als Vespasianus von dem
Konsular Mestrius Flöms darauf aufmerksam gemacht
worden war, die Aussprache platutra sei besser als plöstray
nannte er ihn am folgenden Tag bei der Begrüßung
Flaums*), In solchen zweifelhaften Fällen wählten die-
jenigen, welche sich auf ihre vornehme Sprache etwas
zugute taten, zumeist au, auch auf die Gefahr hin, diesen
Diphthong in Wörter hineinzutragen , denen er von
Rechts wegen nicht zukam. Auf diese Weise gewöhnte
man sich, platldo statt plödo zu sprechen, obwohl letzteres
ein ursprüngliches ö enthielt, wie die Komposita complödOy
displödo, explödo beweisen. In der Tat würden wir, wenn
in platldo ein altes au steckte, nach § 15 *complüdo^ *diS'
plüdo, *explildo zu erwarten haben.
B. VerSndenuigen der Qnantitfit in niclit wortsehließenden
SUben.
a) Dehnung kurzer Vokale.
§ 26. — Ein kurzer Vokal hat Ersatzdehnung er-
fahren:
1. Infolge Verstummens eines $ vor stimmhaftem
Konsonanten (siehe § 87).
Beispiele:
ä/lmösco aus *dlsnösco, edüco aus *ixdüco (x = es),
Idem aus *lsd€m (is + dem), päno aus '^pös(t)no;
vergleiche das Participium pösttus = pÖ (Präfix)
+ sUus, Part. perf. pass. von stnOy sSdecim aus
*sixd^cim.
2. Vor -n/- und -ws-, indem in dieser Verbindung der
Nasal seinen Mundverschluß aufgab und seine Stimmband-
schwingungen zum vorausgehenden Vokal gezogen wurden
(siehe § 88).
Cicero, Oraior 48, 159: quid vero hoc elegantius,
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Geschichte der lateinischen Vokale. 33
quod non fit natura, sed quodam instituto, indodus dici-
mus brevi prima littera, l/nsanus producta, %nhumanus brevi,
mfelix longa et, ne multis, quibus in verbus eae primae
litterae sunt quae in sapienie atque felice producte dicitur
in, in ceteris omnibus breviter; itemqne cönposuit, cönsuevit^
cöncrepuity cönfecit. consule veritatem, reprehendet: refer
ad aures, probabunt ^Gibt es etwas Zierlicheres als Folgen-
des, was nicht auf einem Naturgesetz, sondern auf einer
bestimmten Vereinbarung beruht? Wir sprechen Indoctm
mit kurzem i im Anlaut, dagegen vnsanus mit langem i,
hihumanus wieder mit kurzem, aber tnfelix mit langem;
kurz, sobald ein Wort gleich anlautet wie sapiens oder
felix, wird das Präfix in- davor gelängt, in allen andern
Fällen bleibt es kurz, und genau so verhält es sich
mit cönposuit, cönsuevit, cöncrepuit, cönfecit Vom Stand-
punkt der Sprachrichtigkeit aus wird man das tadeln,
sobald man indessen nur auf das Gehör Rücksicht nimmt,
muß man es billigen'. Diese Bemerkung wird durch die
Inschriften bestätigt, welche zugleich zeigen, daß die in
Frage stehende Dehnung nicht auf das i des Präfixes tn-
und auf das ö des Präfixes cön- beschränkt war. In den
lateinischen epigraphischen Denkmälern ist in der Tat
jede Art von Vokal vor den beiden Gruppen -nf- und -ws-
oft durch ein besonderes Zeichen, den sogenannten Apex,
als lang bezeichnet. Da ferner das griechische Alphabet
zwei verschiedene Buchstaben für e und e und ebenso für
ö und ö besaß, so kann uns auch die griechische Tran-
skription lateinischer Wörter in Inschriften und bei Schrift-
stellern einigermaßen über die Quantität des Vokals vor
-»/- oder -ns' belehren, und dieses Zeugnis spricht eben-
falls unbedingt für die Länge.
Daß es sich im vorliegenden Falle wirklich um eine
Ersatzdehnung handelt, beweist unter anderem eine Notiz
bei Quintilian, Instit, orat, I, 7, 29, die besagt, daß in
dem Worte cönsüles der Nasal n nicht ausgesprochen
wurde (. . . consules exempta n littera legimus ^consules
lesen wir mit Auslassung des n').
Niedermann, Hist. Lautlehre des Lateinischen. 3
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34 Geschichte der lateiDischen Vokale.
§ 27. — Abgesehen von der Ersatzdehnuog ist ein
kurzer Vokal gelängt worden in den Participia perfeoti
passivi, deren Wurzel auf einen stimmhaften Konsonanten
ausging, und in den von diesen Partizipien abgeleiteten
Verbal- und Nominalformen (siehe § 63, 1).
Beispiele:
dctusy lectus, Part, von ägo^ ISgo. Die Länge des
Wurzelvokals in diesen beiden Partizipien ist durch
das ausdrückliche Zeugnis des Aulus Gellius, Noc-
tes ÄtHcae IX, 6 und XII, 3 sowie durch den
Apex in zahlreichen Inschriften gewährleistet
casus, Visus, Part, von cddo^ vid^o (vgl. zu diesen
Beispielen § 84), aber
fäctus und mSssus (über welch letzteres § 84 zu ver-
gleichen ist), Part, von fäc^o und mSto 'ich mähe,
ich ernte\ Wenn das a von factus lang wäre,
so müßten die Komposita *cönfactuSy *eff actus usf.
lauten statt, wie es tatsächlich der Fall ist, cön-
fectuSy effectus; vgl. ääactus. Die Kürze des e von
messus erhellt aus dem Umstand, daß gegen Ende
des ersten Jahrhunderts v. Chr. -ss- hinter langem
Vokal zu 'S' vereinfacht wurde und daß dem-
zufolge messusy wenn es ein langes e enthalten
hätte, damals zu *mesu8 geworden wäre, was nicht
geschehen ist (siehe § 59).
Ebenso hat man äctito (Prequentativum zu dgo\
prötedor (zu prötSgo) gegenüber fäctUo (zu fd<$io\ sScUo
(zu s6co\
Ausnahmen wie sSssus, Part, von sßäeo, fössus, Part,
von föäXo sind wahrscheinlich auf dem Wege der Analogie
entstanden.
b) Kürzung langer Vokale.
§ 28. — Im klassischen Latein wurde jeder lange
Vokal, auf den ein anderer Vokal folgte, dem aber nicht
zugleich auch ein Vokal voranging, gekürzt. Diese Kür-
zung wurde durch die in der Schrift meist nicht ange-
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Geschichte der lateinischen Vokale. 35
deuteten parasitifichen Übergangslaute j und t;, die sich in
der Aussprache zwischen i + Yokal und u + Vokal ein-
schoben (siehe § 48), nicht gehemmt, woraus auf eine
sehr schwache Artikulation dieser Laute geschlossen wer-
den darf.
Beispiele:
/fnSo gegenüber dem Infinitiv /rnfre; plu«, im alten
Latein ^m (ein Hexameter des Ennius fängt mit
den Worten an: pectora pia tenet desiderium).
fivHo und plu5 aus *ßnlOj *pfu5, trotzdem diese
letztem *ßn%jo und *p^jus gesprochen wurden.
rSi, Gen. von res (aber diei, Gen. von dies^ gläciei,
Gen. von gläcies, weil in diesen Wörtern das e
nicht nur vor, sondern auch hinter einem Vokal
stand); ßSo gegenüber dem Imperfektum flebam.
gr&is^ Gen. von grüs ^Kranich'; sÄo *ich nahe,
gegenüber süior 'Schuhflicker'. grüis und süo
aus *grüis und *$üo trotz der Aussprache * gravis
und *süvo.
Die klassischen Dichter skandieren in der Regel illlus,
tpslti«, «»Im«, aber in Prosa sprach man — wenigstens zur
Zeit Quintilians — ilHus, ipslus, ünlus (Instii. arat I, 5, 18:
unlm . . . extra carmen non deprendas 'unlus dürfte man
nur in der Poesie antreffen'). Die Ursachen der Wiederher-
stellung der Länge in diesen pronominalen Genitiven sind
noch nicht recht aufgeklärt. (Länge des l in den Dativen
HH, ipsly ümf) Wenn dagegen Servius, der Kommen-
lÄtor Vergils, lehrt, daß im Perfektum von audire und
iBnire die Prosa audlit, kmit der Messung audüt, lenUt
der Dichter entgegenstellte, so liegt die Analogiewirkung
a,uf der Hand: aud^it, Umit sind nach den Dubletten
audlvit, lenlvit gebildet, wo dem i kein Vokal folgte und
wo es daher nicht verkürzt werden konnte. Ebenso ist
'*/fo (für *fl6) nach fls, flmm wiederhergestellt, denn daß
nicht etwa Erhaltung der Länge zufolge der Aussprache
fijo (§ 48) angenommen werden darf, ergibt sich aus dem
Vorhergehenden ohne weiteres.
8»
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36 Geschichte der lateinischen Vokale.
Wegen eines andern übrigens ziemlich dunklen Falles
von Kürzung eines langen Vokals in nicht wortschließender
Silbe siehe unten § 56.
C. Verändemiigen der Klangfarbe in Schliißsilben«
§ 29. — In absolutem Auslaut ist d unverändert ge-
blieben. Vergleiche :
generd, frigörd, Nom. Akk. Plur. von g^nus^ frlgus;
Ud W, wo die Kürze des auslautenden Or
durch das Zeugnis der übrigen indogermanischen
Sprachen als ursprünglich erwiesen wird (in an-
deren Fällen ist auslautendes ä sekundär, d. h. es
stammt von der Kürzung eines ä her; siehe pülä
unten § 32, 3).
Was die anderen ursprünglichen Kürzen im absoluten
Auslaut anlangt, so scheint es, daß sie unterschiedslos die
Klangfarbe e angenommen haben. Die Spärlichkeit der
sprachlichen Zeugnisse gestattet einen positiven Beweis
allerdings nur für I. Vergleiche:
märS Nom. Akk. Sing, gegenüber märt-a Nom. Akk.
Plur., lenS Neutrum gegenüber Unl-s Maskulinum
und Femininum.
§ 30. — In nicht absolutem d. h. gedecktem Aus-
laut sind die kurzen Vokale sehr verschieden behandelt
worden. In einsilbigen Wörtern haben sie keinerlei Ver-
änderung erfahren. In zwei- und mehrsilbigen sind i
und Ä geblieben, 6 ebenfalls außer vor s, wo es zu I ge-
worden ist. d vor zwei Konsonanten hat dieselbe Ent-
wicklung durchgemacht wie in einer geschlossenen Mittel-
silbe, d. h. es ist in S übergegangen; über seine Behand-
lung vor einem einzigen Konsonanten läßt sich bei dem
Mangel an beweiskräftigen Beispielen nichts Sicheres aus-
machen, ö endlich ist zu ü geworden im Nominativ und
im Akkusativ des Singulars der zweiten Deklination, im
Nominativ und Akkusativ des Singulars der Substantiva
sächlichen Geschlechts der dritten Deklination und in
der dritten Person des Plurals des Indikativs des Präsens
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Geschichte der iateioischexi Vokale. 37
und des Perfektums der Verba. Dieser letztere Laut-
wandel geht ins Ende des dritten Jährhunderts v. Chr.
zurück, doch hielt sich ö hinter u und v in der Schrift
bis zu Beginn der Kaiserzeit (siehe auch §§ 14, 2 und 18).
Beispiele:
Einsilbige Wörter:
»lar, nlvis; pixy ptcin; mßl, mSüis; nSx^ nids; Idc,
Idctis; fax, fdcis; ös, össis; nöx, noctis; nüx,
nücis; trüxj trücis Vild'.
Zwei- und mehrsilbige Wörter:
a) 1. cwsls (Stamm ensl-; vergleiche den Gen. Plur. Bnsl-um);
cälix, -Icis; ägtlts (Stamm ägXtir),
2, turtür, 'üris 'Turteltaube'; mägisträtüs, -üs (Stamm
mägistratü')] redüx, -ücis 'zurückführend' und
'zurückgekommen'.
b) flümSn, 4nis ; forfSx, -Ids 'Schere' ; MSms, Mimis; häru-
apSXf -%cis 'Wahrsager, der aus den Eingeweiden
der Opfertiere Bescheid gibt' (spScio im Altlatei-
nischen 'ich beschaue'), aber
genirls aus *generSs^ Gen. von genus^ ordtnls aus
*ordinSs, Gen. von ordo, wie aus den durch alte
Inschriften bezeugten Genitiven Apolones = Äpol-
hnlsj CererSs = Cererlsy Salutes = Sälütls, Vene-
res = V^nSris hervorgeht.
Fälle wie desSs, -sldis 'müßig', dwSSy -Itis bilden nur
scheinbar eine Ausnahme. In Wirklichkeit geht ersteries
auf *desSd-s, letzteres auf *d%vit-s zurück (siehe § 69);
das c der Wörter dieser Art stand also nicht wie in den
ebengenannten Beispielen von Anfang an vor s, und daraus
erklärt sich seine Erhaltung.
c) aucSps aus *ävß)'cdp'S (ävis + capto); remSx aus
*remdg'S (remus -\- ägo); am^fSx aus "^ auri-fdc-s
(aurum + fäcio).
d) fiUüs axxsßltös Nom. Sing.; vtrüm aus viröm, Akk.
Sing, von vir; dönüm aus dönöm Nom, Akk.
Sing.; opus aus öpös Nom. Akk. Sing.
cönsentiHnt aus cötisenttönty dritte Person Plur. des
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38 Geschichte der lateinischen Vokale.
Indikativs des Präsens von cönsentlo, dederwnt aus
dedBront, dritte Person des Plurals des Indikativs
des Perfektums von da.
Die Formen fiDlös^ vtröm, dönöm, öpös, cöCn)8enÜÖnt,
dMerönt sind teils durch Inschriften, teils durch Zitate
bei Schriftstellern bezeugt (vgl. z. B. Quintilian, Imtit
orat. I, 4, 16).
In Wörtern wie h%dü6m, ^uös, vivönt war die Erhal-
tung des d bis zu Beginn der Kaiserzeit rein graphischer
Natur; gesprochen wurde auch hier seit dem dritten vor-
christlichen Jahrhundert ü. Das bezeugt ausdrücklich
Velius Longus VII, p. 58, 4 K., indem er beifugt, daß es
offenbar die Scheu vor der nicht hinreichend unmißver-
ständlichen Buchstabenfolge uu gewesen sei, die die Römer
veranlaßt habe, in dergleichen Fällen solange Zeit hindurch
anders zu schreiben, als sie sprachen (siehe auch §§14, 2
18 und 19). Da dieser Grund für die modernen Heraus-
geber lateinischer Texte des republikanischen Zeitalters
zufolge der Einführung eines besonderen Zeichens für
konsonantisches u (siehe § 7, Anm. IV, 2) in Wegfall
kommt, so wird heute z. B. in Gäsarausgaben vielfach
bidutim^ equuSj vivunt usf. gedruckt.
§ 31. — Die langen Vokale haben im Auslaut keine
qualitativen Veränderungen erlitten, weder im absoluten
noch im gedeckten. Die Diphthonge dagegen, die sich in
einer dieser Stellungen befanden, sind in lange Vokale
übergegangen. Es handelt sich im besonderen um e€,
ai, oi, die zu l geworden sind, und um ou^ an dessen
Stelle ü getreten ist.
Beispiele:
slbl, Dat. Sing, des Reflexivpronomens, aus stbei;
äJns^ zweite Person Sing, des Präsens von äbeo^
aus *äbeis,
tütüdl, Perfektum von tundo, aus *twtuäai; rom. Dat.
Abi. Plur. von rösa^ aus *rösai8.
vXrl, Nom. Vok. Plur. von vir, aus *vtrOi; dönls,
Dat. Abi. Plur. von dönum, aus *dönots.
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Geschichte der lateinischen Vokale. 39
currüSy Gen. Sing, von currus^ aus *currOUs.
Bisweilen ist ans der ursprüngliche Diphthong in-
sehrifüich (das ist der Fall bei sibei, vgl. z. B. das Senatus-
consultum de Bacchanalibus von 186 v. Chr., G. L L. I,
196) oder durch Grammatikerzitate bezeugt (Paulus Dia-
Conus p. 14, 17 Th.: ab oloes dicebant pro ab ilUs)^ meistens
aber wird uns seine Existenz erst durch die Vergleichung
mit den entsprechenden Formen der anderen indogerma-
nischen Sprachen enthüllt.
Da also auslautendes ai l ergeben hat, kann die
Endung ae im Gen. Dat. Sing, und im Nom. Vok. Plur.
der Wörter der ersten Deklination nicht aus ai herstam-
men. In der Tat vertritt sie vielmehr älteres al\ vgl.
den altertümlichen Genitiv aulä/l bei Vergil, Äeneis III, 354:
auldl medio libabant pocula Bacchi.
Ebenfalls bei Vergil findet man piddl, Äeneis, IX, 26;
auräl, ibid. VI, 747; äqual VII, 464, alles Genitive Sing.
D. Vdrändemngen der Quantitfit in Schliißsilben.
§ 32. — Der vokalische Bestandteil der Schlußsilben
zeigte eine Tendenz zur Verkürzung, die in folgenden
Fällen deutlich zutage tritt:
1. Jeder in absolutem Auslaut stehende kurze Vokal
erlitt eine Einbuße an seiner Quantität und strebte dem-
gemäß dem gänzlichen Schwund zu.
Beispiele:
die Imperative rffc, düc, fäc, ßr neben cäpSj mütS,
tundS usw.
die Dubletten äc (siehe § 83) und atquSy nee (siehe
§ 83) und nSquS (man beachte, daß ac und nee
die vor konsonantischem Anlaut des folgenden
Wortes gebräuchlichen Formen waren und daß
daher der Schwund des auslautenden e nicht etwa
auf Rechnung der Elision gesetzt werden kann),
neu und nevS,
tot aus *töiH; vgl. töddem.
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40 Geschichte der lateinischen Vokale.
2. Jeder lange Vokal vor einem anderen Konsonanten
als 8 wurde gekürzt.
Beispiele:
änXmäl, Gqti. änlmdlis] calcdr *^Sporn', Gen. calcäris\
lictör, Gen. liciöris.
cantäbdm aber cantähds, pünit aber panls, spSm Akk.
von spes.
3. In absolutem Auslaut zweisilbiger jambischer Wör-
ter konnten die altlateinischen Dramatiker jeden langen
Vokal als Kürze verwenden, und es unterliegt keinem
Zweifel, daß diese metrische Regel die allgemeine Aus-
sprache jener Zeit widerspiegelt. Der klassische Sprach-
gebrauch dagegen ließ die Messung ^ ^ nur noch zu in
einigen Zweisilblern, in denen infolge besonders häufigen
Gebrauchs das sinnliche Element im Laufe der Zeit stark
vor dem rein formellen zurückgetreten war und die aus
eben diesem Grund weniger vollständig artikuliert wurden
als die Wörter mit vollerem Bedeutungsinhalt.
Beispiele:
benS, mälS neben cäte 'schlau', fere,
cUö 'schneir, mödö 'nur, soeben' neben eö 'dahin',
retrö.
püid 'zum Beispiel', eigentlich 'setz in Rechnung'
(Imperativ von pütäre), hävS Grußformel, eigent-
lich 'sei gesegnet' (Imperativ von (h)ävere; die
Aussprache äve wird von Quintilian als pedan-
tisch bezeichnet InstU. orat I, 6, 21), aber aiwä,
döce,
quasi, Adv. und Konj. aus qtiäsH (quasei findet sich
mehrfach auf Inschriften des zweiten Jahrhunderts
v. Chr.; ei > l nach § 20).
E. Eontraktion von Vokalen.
§ 33. — Wenn durch Verstummen eines Konsonanten
(in Betracht kommen hauptsächlich h und v; siehe §§ 45,
50 und 51) oder in der Fuge von Wortzusammensetzungen
zwei Vokale aufeinanderstießen, so wurden sie in der
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Geschichte der lateinischen Vokale. 41
Regel kontrahiert, d. h. sie flössen in einen langen Vokal
oder in einen Diphthong zusammen. Unkontrahiert blieben
die Lautfolgen i + und anderer Vokal als i und u -|- an-
derer Vokal als u, da sich hier hiatustilgende Übergangs-
laute eingestellt hatten (siehe § 48). Ebenso trat aus nooh
unbekannten Gründen keine Kontraktion ein beim Zu-
sammentreffen von S und ä und von S und ö.
Die geläufigsten und am meisten charakteristischen
Beispiele für diesen Hergang sind die folgenden:
I + I == f :
wll aus nl(h)tl; ml aus ml(h)t,
1 + 1=6:
nemo aus *nS'(h)SM>o (Mmo = hömo wird durch
Paulus Diaconus p. 71, 18 Th. bezeugt); demo aus
*de'Smo; degi^ Perfektum von dego (kontrahiert
aus *de'äg0f siehe unten), aus *de-egi,
d -]- ä = ä:
lätrma: 1. 'Baderaum', 2. 'Abtritt' aus lä(v)ätrTna,
ö + ö = ö:
capia aus *cö'öpia (vgl. in-öpta); cäram Adv. und
(seit Cicero) Präp. aus *cö-öram (der zweite Teil
des Kompositums schließt sich an ös, örü an;
wegen der Endung vgl. clam und pälam).
Ü -{- Ü = Ü:
junior, Komparativ von jüvenis, aus ^jü/ünlor (siehe
§16b).
6 + d5 = e:
dego aus ^de-dgo,
ö + I = oei
coetus 'Zusammenkunft' aus cö-ltus,
6 + S = ö:
cömo aus *cö-Smo\ cöntio aus c6Cv)6nUo (siehe § 51).
6 + e = oe:
coepi aus cö-epi (siehe § 22).
ö + a = ö:
cögo aus *cö-ägo; cöpw/a 'Verknüpfungsmittel, Band'
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42 GeBchichte der lateinischen Vokale.
aus *cö — äpüla {apere bedeutete im AlÜatei-
nlBchen Verknüpfen'; siehe § 22).
nthfll und mXhl lebten auch nach erfolgter Kon-
traktion im Schriftbild weiter und drangen von da aus
allmählich wieder in die Aussprache ein, zuerst offenbar
mlM, bei dem die Wiederherstellung der zweisilbigen
Form durch das Danebenstehen des stets zweisilbig ge-
bliebenen tibi und sWt besonders begünstigt wurde.
Die Analogie erklärt dSSsse neben desse^ dßdmo gegen-
über dego, cödlesco gegenüber cögo usw. Der Gegensatz
zwischen dem Präsens cögo und dem Perfektum cö-egi^
von denen das letztere analogisch wiederhergestellt ist,
während das erstere der Wiederherstellung entging, kommt
vielleicht daher, daß in cögo die Kontraktion offenbar in
sehr alte Zeit zurückgeht, während die Verschmelzung von
ö + 6 in oe verhältnismäßig jung zu sein scheint, und
daß infolgedessen das Perfektum analogischen Einflüssen
leichter zugänglich war als das Präsens. Im übrigen sei
darauf hingewiesen, daß die Chronologie der lateinischen
Kontraktionsgesetze im allgemeinen ein sehr dunkles Ka-
pitel bildet, das man aller Wahrscheinlichkeit nach nie-
mals genügend wird aufhellen können.
NB, Keine Kontraktion liegt vor im Auslaut der Vo-
kative von -to-Stämmen der zweiten Deklination wie fiU^
Välerl u. ä., was auf Grund folgender Erwägung ohne
weiteres einleuchtet. Der sicher aus VälerU kontrahierte
Genitiv Väleri wurde nach der übereinstimmenden Aus-
sage der römischen Grammatiker VäUri betont. Wäre
nun der Vokativ Faßfrf, wie das gemeinhin angenommen
wird, aus * Välerte kontrahiert, so müßte auch er den Ton
auf der Pänultima tragen. Nun war aber nach dem durch-
aus unverdächtigen Zeugnis des Nigidius Figulus, das uns
Aulus Gellius, Noctes ÄtHcae XIII, 26 überliefert hat, die
richtige Betonung des Vokativs VäUri, woraus folgt, daß
die Endung dieses Kasus bei den -io-Stämmen nicht auf
Kontraktion beruht.
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Geschichte der lateinischen Vokale. 48
Mit der Kontraktion darf man die Synizese nicht
vermengen, d. h. die prosodische Freiheit, nach der zwei
benachbarte Vokale im Versmaß als eine einzige Silbe
zahlen können; vergleiche:
Vergil, Oearfficu IV, 34:
seu lento fuerint alvearia vimine texta
VergU, Äeneis VII, 190:
aurea percussum virga versumque venenis
Ovid, Metamorphosen IX, 143:
diffudit miseranda suom; mox äeinde quid autem
Vergil, Äeneis I, 131:
Eurum ad se Zephyrumque vocat, dehinc talia fatur
aber z. B.
Vergil, Oeorgica III, 167:
cervici subnecte; dehinc^ ubi libera colla.
In Fällen wie deinde, dehinc entstand durch die Sy-
nizese ein Diphthong wie bei der Kontraktion, in alvearia
und aurea dagegen flössen e und a nicht in eine Vokal-
länge zusammen, sondern man glitt beim Rezitieren sehr
rasch aber das e weg dem a zu, so daß ersteres beinahe
konsonantische Geltung bekam.
Ablaut
§ 34. — Außer den in fä(^o : cönftcto, salto : exsuUOj
vSlim : völo^ %nförus : infra, res : rSm usw. zutage tretenden
Vokalabstufungen, die, wie wir weiter oben gesehen haben,
ihren Ursprung in der Sonderentwicklung des Lateinischen
haben und die infolgedessen dieser Sprache allein an-
gehören, gibt es andere, die sich in den verwandten
Sprachen wiederfinden und von denen daher anzunehmen
ist, daß sie in die gemeinsame Grundsprache, das Indo-
germanische, zurückreichen. In der Tat konnte seit vor-
einzelsprachlicher Zeit jeder der drei oben S.XVI definierten
Wortbestandteile zum Ausdruck verschiedener Bildungs-
typen verschiedenen Vokalismus annehmen. Dieser ur-
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44 Geschichte der lateinischen Vokale.
sprünglich streng geregelte morphologische Vorgang ist
unter dem Namen Ablaut bekannt.
Der Ablaut ist noch sehr lebenskräftig im Griechischen
und nicht viel weniger im Germanischen. Im Lateinischen
dagegen spielt er nur noch eine sehr untergeordnete
Rolle. Infolge von Umständen, die wir hier nicht unter-
suchen können, hat der ursprüngliche Zustand in diesem
Zweig des Indogermanischen so tiefgreifende Störungen
erlitten, daß das System der Verteilung der verschiedenen
Vokalabstufungen völlig unkenntlich geworden ist. Wir
müssen uns daher mit der bloßen Aufzählung einiger
der am meisten charakteristischen Beispiele begnügen.
Beispiele:
Die Stufe S im Wechsel mit der Stufe ö:
pSndo 'ich wäge': pöndo indekl. 'an Gewicht' (er-
starrter Abi. eines ungebräuchlichen Substantivs
*pondus^ -i); tSgo:töga\ ^uS Vok. : equö-s Nom.
Die Stufe S im Wechsel mit der JTt^Mstufe:
Sd-o 'ich esse' : d-ens 'Zahn' (ursprünglich Participium
praesentis von edo); Ss't:S'unt; ^f^w-m Perfektum :
gi-gn-o Präsens.
^- Stufe, ö-Stufe und ^wWstufe wechseln ab in:
Altlateinisch fßido (klassischlatein. fldo\ siehe § 20):
altlateinisch föidos (klassischlatein. foedus; foi-
deratei im Senatusconsultum de Bacchanalibus
von 186 V. Chr., G. L L. I, 196): ßdes.
Die Stufe e im Wechsel mit der Stufe S:
emi Perfektum: Smo Präsens; tegüla 'Ziegel': tSgo.
Die ^-Stufe, e-Stufe, tf-Stufe und Nulhinfe wechseln
ab in sSdeo : sed€s : söUum 'erhöhter Sitz, Thron' (wegen
des l für d siehe § 38): sido aus *si'sd-o (einer Bildung
wie gi-gn-o oben; "^sisdo > *sizdo > sjdo nach §§ 26, 1
und 87).
Die Stufe ö im Wechsel mit der Stufe ii
Altlateinisch majösem (klassischlateinisch itiajöi^em)
Akk. Sing, des Mask. und Fem. des Komparativs
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Geschichte der lateinischen Konsonanten. 45
von magnus : majSstas (die Stufe ö steckt in dem
Neutrum majus, alt *majös).
Altlateinisch *hönöseni (klassischlateinisch honorem)
Akk. Sing, von hönor : hönSstus.
Die Stufe ö im Wechsel mit der Stufe ö:
födi Perfektum: födXo Präsens; ödi ^ich hasse':
ödlum.
Die Stufe ö im Wechsel mit der JV-uHstufe:
ne-pöt-em Akk. Sing, von nepös '^Enkel, Neffe' : ne-pt-em
Akk. Sing, von neptis ^Enkelin, Nichte'; g^nl-
tör-em Akk. Sing, von gSnltor : gene-fr-icem Akk.
Sing, von genetrix.
Die Stufe e im Wechsel mit der Stufe d:
feci Perfektum: fdclo Präsens; semen:sdtus.
Die Stufe ö im Wechsel mit der Stufe ä:
cös ^Wetzstein': cdtus eigentlich ^gewetzt', daher
'schlau' ; dövum : ddtus.
Anmerkung. — Im Deutschen hat sich der aus der indo-
germanischen Vorzeit ererbte Ablaut am besten bewahrt in den
Präteritopräsentien wie ich weiß: wir wissen, ich kann: wir kön-
nenj ich darf : wir dürfen, ich mag: wir mögen und im starken
Verbum, wo er geradezu der Träger des gesamten Flexions-
systems ist, z. B. Hnde : band : gebunden, helfe : half : geholfen,
schlage : schlug : geschlagen, blase : blies : geblasen, schere : schar : ge-
schoren; vergleiche weiterhin tum, : Tat, Kern : Korn, verdorren :
dürr : Barre.
Geschichte der lateinischen Konsonanten.
Einfache Konsonanten.
Verschlnßlante.
§ 35. — In der Stellung zwischen zwei Vokalen
haben die lateinischen Verschlußlaute, besonders die stimm-
losen, wenig Veränderungen erlitten. Zu merken sind
folgende:
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46 Geschichte der lateinischen Konsonanten.
Stimmlose Verschlußlaute.
§ 36. — Seit dem Ende des zweiten Jahrhunderts
V. Chr. verbreitete sich die Mode, die Aspiration der stimm-
losen Verschlußlaute c, jp, t^ die zuerst auf Lehnwörter aus
dem Griechischen beschränkt war (siehe § 7, Anm. IV, 4),
auch in eine Anzahl echtlateinischer Wörter hineinzutragen.
Als die griechische Kultur nach Rom verpflanzt wurde
und hier immer mehr Fortschritte machte, hielten es
nämlich manche römische Familien für fein, ihren Namen
griechisches Gepräge zu verleihen, indem sie dieselben mit
der Aspiration ausstaffierten. So änderte Sempronius seinen
Beinamen Qraccus ^Häher' ab in Oracchu^, um ihn mit
Bacchus reimen zu lassen; auf Münzen des Jahres 103
V. Chr. findet man Pulcher; Cetegus, Oto, Törius wurden
CetheguSy OtJlo, ThörUs. Von den Eigennamen dehnte
sich diese Aussprache auf Appellativa aus. So fing man
an statt ancöra, laCrima, pulcer, sepulcrum, sulpur usw.
anchöra, lachrima, pulcher, sepulehrum, sulphur zu sagen.
Wir besitzen für diese sprachliche Erscheinung mehrere
sehr lehrreiche Zeugnisse antiker Schriftsteller, von denen
hier die zwei wichtigsten genannt seien: Cicero, Orator
48, 160: quin ego ipse, cum scirem, ita majores locutos
esse, ut nusquam nisi in vocali aspiratione uterentur, lo-
quebar sie, ut pulcros, Getegos^ triumpos^ Kartaginem dice-
rem, aliquando idque sero convicio aurium cum extorta
mihi veritas esset, usum loquendi populo concessi, scien-
tiam mihi reservavi. Orcivios tamen et Matones, Otones,
Caepiones, sepulcra, Coronas, lacrimas dicimus quia per
aurium Judicium licet 'Ja ich selbst pflegte, da, wie ich
wußte, unsere Vorfahren nur Vokale aspirierten, pulcer,
Getegus, triumpus, Kartago zu sagen. Eines Tages aber
gab ich schließlich wohl oder übel die richtige Aussprache
auf, weil ich es immer anders hörte, und bequemte mich
der im Volke üblichen Sprechweise an, wobei ich mir
indessen stets bewußt blieb, daß dieselbe theoretisch falsch
sei. Immerhin aspirieren wir Wörter wie Orcivms, Mato,
OtOy Caepio, sepulcrum, Corona, lact^ma nicht, weil uns
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Geschichte der lateiDischen EoDsonanten. 47
unsere Ohren belehren, daß man hier die Aspiration
vorläufig noch weglassen kann, ohne sich in Gegensatz
zu einer allgemein üblich gewordenen Sprechweise zu
setzen'. Quintilian, Instit orat I, 5, 20: diu deinde
servatum, ne consonantibus [veteres] adspirarent, ut in
Chraccis et in triumpis. erupit brevi tempore nimius usus,
ut oharonaef chenturiones, praechones adhuc quibusdam
in inscriptionibus maneant, qua de re CatuUi nobile
epigramma est 'Unsere Vorfahren blieben ferner lange
dabei, in Wörtern wie Graccus und triumpus die Konso-
nanten (d. h. die stimmlosen Verschluülaute) nicht zu
aspirieren, aber auf einmal wurde eine ganz maßlose Ver-
wendung der Aspiration Mode, so daß Schreibungen wie
ehxirona^ chenturio, praecho auf einzelnen Inschriften bis
heute üblich geblieben sind, ein Mißbrauch, auf den sich
ein bekanntes Epigramm CatuUs bezieht'. Das Epigramm
Catulls, auf das Quintilian anspielt, ist das Carmen 84,
das mit den Worten anfängt:
chommoda dicebat si quando commoda vellet
dicere et insidias Arrius hinsidias.
Die romanischen Sprachen haben keine Spur von dieser
Modetorheit bewahrt; man darf daher wohl annehmen,
daß sie, nachdem sie in eine Manie ausgeartet war, schließ-
lich von selbst verschwand, wie sie gekommen war.
Wichtige Anmerkung: Der Lautwert von latei-
nisch chj ph^ th war genau derselbe wie der von deutsch
ky Pj t vor Vokalen. Aussprachen wie ftUrum, limfa, sul-
für u. ä. sind also unbedingt zu verwerfen (vgl. auch § 7,
Anm. IV, 4).
Stimmhafte Verschlußlaute.
b.
§ 37. — & ist seit der zweiten Hälfte des ersten
Jahrhunderts n. Chr. zu einem Spiranten geworden, der
denselben Klang hatte wie norddeutsches w in Wörtern
wie Wein, und zwar hat sich dieser Wandel zuerst im
Inlaut zwischen zwei Vokalen und dann (aber nur in einem
Teil des römischen Reiches) auch im Anlaut vollzogen.
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48 Geschichte der lateinischen Konsonanten.
Infolgedessen kommen auf Inschriften zahlreiche Verwechs-
lungen von b und v (d. h. konsonantischem u) vor, das
um dieselbe Zeit ebenfalls in einen Spiranten übergegangen
war (siehe § 53). So findet man beispielsweise geschrieben:
incomparavilis für incompäräbilis^ libertavus für Uher-
tübus, Dat. Abi. Piur von liherta 'die Freigelassene',
Vene für bene
und umgekehrt
beni für vm% bixi für viod, lebare für leväre.
Diese Vervmrung nahm je länger, desto mehr über-
hand, so daß sich im fünften Jahrhundert unserer Zeit-
rechnung ein Grammatiker veranlaßt fand, ihr unter dem
Titel De h vocali et v voccUi eine Spezialuntersuchung zu
widmen. Sie spiegelt sich auch in den romanischen
Sprachen wider; vergleiche:
französich JSesangon aus lateinisch Vesuntlönem, devoir
aus lat. debere, feve aus lat. fäba,
d,
§ 38. — d ist durch l ersetzt worden in:
altlat. dacr^ma > klassischlat. lacrima (vgl. Paulus
Diaconus p. 48, 15Th.: dacrimas pro lacrimas
Livius [Andronicus] saepe posuit).
altlat. dautia^ -Xörum ^Bewirtung, die in Rom fremden
Gesandten gewährt wurde und die in der Sorge
für Tisch, Bad und andere Bedürfnisse bestand'
>> klassischlat. lautla (vgl. Paulus Diaconus
p. 48, 16Th.: dautia [Livius Andronicus saepe
posuit] quae lautia dicimus, et dantur legatis ho-
spitii causa; laui^a z. B. bei Livius XXX, 17, 14).
altlat. dingua > klassischlat. lingua (vgl. Marius Vic-
torinus VI, p. 9, 17 K.: nos nunc . . . linguam per
l potius quam per d [scribamus]).
Manchmal wechseln d und l in Formen, die zu der-
selben Wurzel gehören, z. B.
ödor : ölere; sedeo : sol^um ^erhöhter Sitz, Thron'
(wegen des Ablautes siehe § 34).
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Geschichte der lateinischen Konsonanten. 49
Die Bedingungen, unter denen sich dieser Wandel
von d z\x l vollzogen bat, sind noch nicht genügend auf-
geklärt. Der Übergang von dingua in Ungua beruht viel-
leicht auf einer Volksetymologie; das Volk wollte dem ihm
etymologisch unklaren dingua einen Sinn geben durch
Umformung im Anschluß an lingere 'lecken'. Man hat
auch an einen Einfluß der ländlichen Dialekte der Um-
gebung Roms auf die Sprache der Hauptstadt gedacht,
aber diese Hypothese bedarf erst noch der Bestätigung.
§ 89. — d im Auslaut ist hinter kurzem Vokal ge-
blieben, hinter langem Vokal dagegen seit Beginn des
zweiten Jahrhunderts v. Chr. abgefallen.
Beispiele:
1. äd Präp., aliud Neutrum von äütts; iUüd Neutrum
von üle; sed Konj.
2. Die Ablative Singularis der fünf Deklinationen, die
zweite und dritte Person Singularis und Pluralis
des Imperativs Futuri der Verba:
a) praedäj Abi. Sing, von praeda^ alt praidäd, C I. L,
I, 63 und 64; meritö Adv., Abi. Sing, von meritum,
alt märttödy C. L L. I, 190; aeri (frühzeitig durch
aere ersetzt, das wie alle Ablative der dritten
Deklination auf -6 ein alter Instrumentalis ist),
Abi. Sing, von ae8, alt aind^ C, I.iy. I, 61; mä-
gisträiüy Abi. Sing, von mägisträtus^ alt mägisträiad,
G. I. L, 1, 196 (Senatusconsultum de Bacchanalibus
von 186 V. Chr.); Äc, Abi. Sing, von dies, alt
*died (für dieses letztere fehlt ein epigraphischer
Beleg).
Vergleiche ferner Naevius, Bellum Punicum 7 M. :
Noctu Troiäd exibant capitibus opertis.
b) dato zweite und dritte Person Singularis des Impera-
tivs Futuri von däre^ hervorgegangen aus dätod;
suntö dritte Person Pluralis des Imperativs Futuri
von esse^ hervorgegangen aus mnt^,
datöd und suntöd sind überliefert auf einer schon früher
zitierten alten Inschrift aus Spoletium, G. L L. XI, 4766.
Niedermann, Hist. Lautlehre des Lateinischen. 4
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50 Geschichte der lateinischen Konsonanten.
Man beachte auch das Zeugnis des Quintilian, Instif.
erat I, 7, 12: ut a Latinis veteribus d plurimis in verbis
adjectam, quod manifestum est etiam ex columna rostrata
quae est Duilio in foro posita ^So wurde im alten Latein
sehr vielen Wörtern ein schließendes d angehängt, wie
das unter anderem aus der Columna rostrata erhellt, die
dem Duilius auf dem Forum errichtet worden ist'. Von
der Inschrift dieser Columna rostrata ist uns eine aus
der ersten Kaiserzeit stammende Restauration erhalten
(siehe 0. 1. L. I, 195), auf der in der Tat eine Reihe von
Ablativen auf -d begegnen, leider aber auch solche, die in
der lebenden Sprache nie existiert haben können, sondern
irrtümlich erschlossene Archaismen sind, wie dictatored,
wodurch natürlich der sprachgeschichtliche Wert der Ur-
kunde sehr beeinträchtigt wird.
Die Negation haud hat ihr d bewahrt, obwohl der
vorausgehende Diphthong au in bezug auf die Sprech-
dauer einem langen Vokal gleich kam, weil sie proklitisch
war, d. h. zum folgenden Wort gezogen wurde und damit
eine phonetische Einheit bildete, so daß also ihr d nicht
im Auslaut stand.
§ 40. — Der reine stimmhafte Guttural g hat keine
Veränderungen erlitten. Dagegen wurde der labialisierte
stimmhafte Guttural, den wir mit g^ umschreiben und
den die lateinische Orthographie mit ffU bezeichnete, in
der Stellung zwischen zwei Vokalen durch v ersetzt.
Beispiele:
nWis, Gen. von nix (das auf eine Grundform *niff^8
zurückgebt; siehe § 83) gegenüber ninffUit ^es
schneit' ; strüvo, auf Grund von § 48 sirüo ge-
schrieben, Präsens, neben structum Supinum, das
nach § 83 aus *stru>g^tum entstanden ist.
Wichtige Anmerkung: Man muß sich davor hüten,
g^ und ebenso q^ auf Grund der in der landläufigen
Orthographie üblichen Schreibungen gu und qu als Kon-
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Geschichte der lateinischen Konsonanten. 51
sonantengrnppen zu betrachten. Es handelt sich nicht
um die Verbindung eines gutturalen Verschlußlautes mit
dem Halbvokal v oder gar mit einem labialen Spiranten
wie im deutschen qu, sondern um gutturale Verschluß-
laute mit einem labialen Nachklang, der viel schwächer
artikuliert wurde als der Halbvokal v.
Das geht unter anderem daraus hervor, daß qu für
sich allein nicht genügt, um eine Silbe «durch Position»
(wegen dieses Ausdrucks siehe § 96) lang zu machen, was
der Fall wäre, wenn es sich um die Verbindung zweier
selbständiger Konsonanten handelte; vgl. Vergil, Aeneis
n, 15:
instar montis equom divina Palladis arte
Spiranten.
/.
§ 41. — / war im Wortinnern nicht geduldet, da
das Lateinische für inlautendes / der anderen italischen
Dialekte h oder d hatte. Dennoch fehlen Beispiele, in
denen sich lateinisches / in dieser Stellung findet, nicht;
vgl. z. B.
fefelli Perfektum von faUo^ dEfero, reftclo^ rufus
'rötlich', scTö/a 'Mutterschwein', väfer Verschmitzt'.
Die Erklärung dieser Ausnahmen ist sehr einfach.
In Fällen wie ßfellu deßro, reftdlo handelt es sich um
analogische Rückbildung und rüfus^ scröfa^ väfer sind
ländlichen Dialekten entnommene Lehnwörter, die im
Lateinischen der Stadt Rom Bürgerrecht erworben haben.
Solche Lehnwörter finden wir häufig in der Volkssprache,
die mit Vorliebe aus den Nachbardialekten schöpfte, da
wo die Schriftsprache die echtlateinische Form bewahrt
hat. So geht aus einer Stelle bei Nonius Marcellus her-
vor, daß die gebildeten Römer slbüäre sprachen, das Volk
aber sifllare (Nonius p. 531, 2 M: sifüare quod nos, vili-
tatem verbi vitantes, sibilare dicimus ^sifilare, wofür wir,
d. h. die Gebildeten, sibilare sagen, weil die Form mit /
4*
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52 Geschichte der lateinischen Konsonanten.
unfein ist'), und auf dieser letzteren Form beruht franz.
siffler. Ebenso nennen die lateinischen Schriftsteller die
Trüffel Wber^ die romanischen Sprachen dagegen setzen^
wie das französische tnifffe beweist, eine vulgäre Nebenform
*to/e»- voraus.
§ 42. — Der stimmlose dentale Spirant s ist im
Anlaut unverändert geblieben, dagegen im Inlaut zwischen
zwei Vokalen zunächst stimmhaft geworden und dann in
r übergegangen. Die Beispiele für diesen Vorgang, den
man gemeinhin mit dem Namen Rhotazismus bezeichnet
(abgeleitet von rhö^ dem griechischen Namen für den
Laut und Buchstaben r), sind sehr zahlreich. Man ver~
gleiche:
aeris Gen. von aes^ juris Gen. von jü8^ öperis Gen.
von opus,
fölHae^ -iarum ^Feiertage' gegenüber festus Adj. ^fest-
lich'; heri Adv. gegenüber Jiestemus Adj.; haur^
Präsens gegenüber dem Supinum haustum; querar
Präsens gegenüber qmsim sum Perfektum; erlt
Futurum gegenüber est Präsens.
dinmo 'ich trenne' aus *äX8emo, ämare^ dsUre^ leger e^
audire gegenüber esse.
Vergleiche auch Varro, De lingua Laiina VII, 26: in
multis verbis, in quo antiqui dicebant s, postea dicunt
r , . . foedesum foederum, plusima plurima, meliosem meluh
rem, asenam arenam; Quintilian, InstiL orat I, 4, 13:
nam ut Valesii Fusii in Valerios Furiosque venerunt,.
ita . . . loses et asa fuerunt; Paulus Diaconus p. 859, 1 Th. r
s pro r littera saepe antiqui posuerunt, ut majosibusy tue-
liosibus^ lasihus^ fesiis.
Für die Chronologie des Rhotazismus besitzen wir
zwei Zeugnisse, auf Grund deren wir ihr Datum mit ge*
nügender Sicherheit bestimmen können. Cicero, Ad fami-
liäres IX, 21, 2 berichtet, daß L. Papirius Cursor, der im
Jahre 339 v. Chr. Diktator war, zuerst aufhörte, sich Ta-
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Geschichte der lateinischen Konsonanten. 53
pisius zu nennen, und die Digesten I, 2, 2, 36 erwähnen,
daß Appius Claudius Caecus (Censor im Jahre 312, Kon-
sul in den Jahren 307 und 296 v. Chr.), die Schreibung
Valesii, Fusii durch Vakrii, Furii ersetzte (r litteram in-
venit, ut pro Valesiis Valerii essent, pro Fusiis Furii).
Bedenken wir nun, daß aus leicht begreiflichen Gründen
von allen Wörtern einer Sprache die Eigennamen sich
am langsamsten umgestalten, so werden wir kaum stark
fehlgehen, wenn wir behaupten, daß der Rhotazismus in
den Appellativen etwa um das Jahr 350 v. Chr. ab-
geschlossen war. .
Die scheinbaren Ausnahmen von der Gesetzmäßigkeit
des Rhotazismus lassen mehrere Erklärungen zu. Die
Komposita wie desüper, nXsi Adv. und Konj., resedo sind
augenscheinlich nach super, 8%, 8Bdo wiederhergestellt. In
anderen Fällen, wo intervokalisches s unverändert erscheint,
haben wir es mit einem alten -ss- zu tun, das nach langem
Vokal oder Diphthong zu -s- vereinfacht worden war (siehe
§ 59). So wurden causa, casus, äivisio bis zur Zeit Cice-
ro8 und teilweise sogar noch später caussa, cässus, d%vtssio
gesprochen und geschrieben (Quintilian, Instit orat I, 7, 20:
quid? quod Ciceronis temporibus paulumque infra fere
quoties s littera media vocalium longorum vel subjecta
longis esset, geminabatur? ut caussae, cassus, divissiones:
quomodo et ipsum et Vergilium quoque scripsisse manus
eorum docent ^Wurde nicht zu Ciceros Zeiten und sogar
noch ein wenig später beinahe jedes s zwischen langen
Vokalen oder hinter langem Vokal in Fällen wie caussae^
cassuSj divissiones verdoppelt? Daß Cicero selbst und auch
Vergil so schrieben, geht aus den Originalhandschriften
ihrer Werke hervor'). Endlich begegnen wir s zwischen
Vokalen in einer Anzahl von nach 350 v. Chr. einge-
drungenen Lehnwörtern, die aus diesem Grunde vom
Rhotazismus nicht mehr betroffen worden sind; vgl. z. B.
cUfium 'leichter zweirädriger Wagen', gaesum 'schwerer eiser-
ner Wurfspieß', die aus dem Gallischen stammen, häsis
'Grundlage', nausea 'Seekrankheit', pauSa 'Pause', die
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54 Geschichte der lateinischen Konsonanten.
griechischen Ursprungs sind, und ästnus, das durch Ver-
mittlung thrakischer Stämme aus Kleinasien gekommen
zu sein scheint.
Anmerkung. — Auch das Deutsche kennt den Rhotazis-
mus, vergleiche ich erkiese neben erJcoren, ich verliere neben Ver-
lust, aber unter anderen Bedingungen als das Lateinische. Das
Eintreten oder Unterbleiben dieser Erscheinung war hier ursprüng-
lich an bestimmte Betonungsverhältnisse gebunden.
§ 43. — Wenn wir von Wörtern vom Typus m^leSy
ÖS 'Knochen' u. dgl., für die § 57, 4 verglichen werden
muß, absehen, so gilt das Gesetz, daß auslautendes s im
alten Latein verstummte, wenn es hinter kurzem Vokal
stand und das folgende Wort konsonantisch anlautete;
vgl. Cicero, Orätor 48, 161: quin etiam quod jam sub-
rusticum videtur, olim autem politius, eorum verborum
quorum eaedem erant postremae duae litterae quae sunt
in opümics, postremam litteram detrahebant, nisi vocalis
insequebatur 'Ja, was nachgerade einen etwas bäurischen
Anstrich hat, früher aber im Gegenteil als recht fein galt,
bei Wörtern, die auf die zwei nämlichen Laute ausgingen
wie optimus, ließ man den letzten Laut weg, außer wenn ein
VokaJ darauf folgte'. In der Tat ist der dentale Spirant
in der angegebenen Stellung in den alten inschriftlichen
Texten häufig nicht geschrieben. Desgleichen ließen ihn
die altlateinischen Dichter in prosodischer Beziehung ge-
wöhnlich unberücksichtigt, so daß bei ihnen Messungen
wie Äncu(s) reliquit (Ennius), Ae$erninu(s) fuit (Lucilius)
ganz geläufig sind. Wenn dagegen das folgende Wort mit
einem Vokal begann, trat wie im Französischen Bindung
ein, d. h. das auslautende s löste sich vom vorhergehenden
Worte los, um sich mit dem anlautenden Vokal des fol-
genden zu verbinden, wodurch es vor dem Verstummen
bewahrt blieb (z, B. optimusomnium wie frz. mauvai-s^esprit).
Allmählich aber hat die Analogie die Behandlung des
auslautenden s gleichmäßig gestaltet, indem sie es überall
wiederherstellte. Nach statistischen Zusammenstellungen
überwiegen schon bei Lukrez die Fälle, wo es mit folgen-
dem konsonantisch anlautendem Worte «Position bildet»,
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Geschichte der lateinischen Konsonanten. 55
die, wo es vernachlässigt ist, und CatuU bietet nur noch
ein einziges Beispiel eines auslautenden s, das vor einem
konsonantisch anlautenden Wort nicht Längung der Schluß-
silbe € durch Position» veranlaßt hat. Dieses Beispiel, das
besonders verzeichnet zu werden verdient, findet sich Car-
men 116,8:
At fixus nostris tu dabi(s) supplicium
Der Schwund des auslautenden s im alten Latein,
von dem soeben die Rede war, liefert uns die Erklärung
für Dubletten wie mägis und mäge Adv., ämäris und ämäre
zweite Person Sing, des Präsens Passivi von ämäre. In der
Tat sprach man ursprünglich z.B. mägis eUganSy aber mägV
compos und da, wie wir gesehen haben (§ 29), jedes i in
absolutem Auslaut zu e wurde, so trat für *magi mäge ein.
Nachdem diese letztere Umgestaltung einmal vollzogen
war, konnte natürlich von einer Wiederherstellung des
auslautenden s nicht mehr die Rede sein; man hatte also
fortan zwei parallele Formen mägis und mäge, und genau
so verhält es sich mit ämäris und äm^re. Nur hat die
Analogie den ursprünglichen Stand der Dinge insofern
gestört, als bald der Gebrauch von mägis und ämäris nicht
mehr an die antevokalische Stellung gebunden war und
ebensowenig der von mäge und ämäre an die antekonso-
nautische, sondern der Anlaut des folgenden Wortes bei
der Wahl der einen oder der andern der beiden Dubletten
keine Rolle mehr spielte.
§ 44. — In manchen Fällen erscheint auslautendes
s durch r ersetzt. So ist im klassischen Latein läbör an
die Stelle der altertümlichen Form läbös getreten (wegen
der Verkürzung des ö in läbör siehe § 32, 2), desgleichen
väpör an Stelle von väpös usf. (vgl. Quintilian, Instit. orat.
I, 4, 13: nam ut Valesii Ftisii in Valerios Furiosque vene-
runt, ita arbos, labos, vapos etiam . . . fuerunt). In diesem
Wechsel darf man nicht das Ergebnis eines regelrechten
Lautwandelserblicken; das auslautende r der Nominative
W>(>r, väpar usw. ist ganz einfach das r der obliquen
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56 Geschichte der lateinischen Konsonanten.
Kasus, das durch den analogischen Einfluß der Nomina
agentis wie dätor, tömor "^Barbier", die seit indogermanischer
Zeit r hatten, über sein anfangliches Gebiet hinaus ver-
schleppt worden ist. Es verdient übrigens Erwähnung,
daß, obwohl der Nominativ hönSr schon auf einer Inschrift
vom Jahre 130 v. Chr. (C. I. L. I, 38) steht, hönö8 in den
besten Cicero-, Horaz-, und Liviushandschriften unbedingt
vorwiegt und daß Vergil ausschließlich die Form arhös
gebraucht.
h.
§ 45. — Seit Beginn der literarischen Periode war
der stimmlose gutturale Spirant h (deutschem ch in
Fach, Loeh^ Buch entsprechend) nur noch ein Kehlkopf-
hauchlaut, der durch das Reiben des Luftstroms an den
Rändern der Stimmbänder hervorgebracht wurde. Die
lateinischen Grammatiker nennen denn auch das Zeichen
h niemals eine ^littera', sondern lediglich eine 'nota aapi-
rationis'. Sehr schwach im Anlaut und fast unhörbar im
Inlaut verlor sich dieser Hauch in der einen und anderen
Stellung frühzeitig ganz. Man weiß in der Tat, daß die
mit h beginnenden Wörter prosodisch genau so behandelt
wurden wie die Wörter mit vokalischem Anlaut, und daß
inlautendes h weder den Rhotazismus des s in *dt8htbeo
'ich sondere', das zu diriMo wurde (siehe § 42), noch die
Kontraktion von n^Ml, *n^hemo zu nlly nemo (siehe § 33)
verhindert hat. Indessen führte die gebildete Gesellschaft
die Aspiration unter dem Einfluß der Orthographie bald
wieder ein^ und Vernachlässigung eines h wurde in der
klassischen Zeit geradezu als Zeichen schlechter Erziehung
oder niedriger Herkunft betrachtet. Das hatte weiterhin
zur Folge, daß manche Leute, um nur ja nicht gegen die
feine Sprechweise zu verstoßen, h mißbräuchlich auch in
Wörter hineintrugen, in denen es etymologisch gar keine
Berechtigung hatte, wofür beispielsweise das schon zitierte
Epigramm Catulls Zeugnis ablegt, in dem sich der Dichter
über einen gewissen Arrius lustig macht, der statt insidias
himidias sagte (siehe § 36). Genau so verrät sich be-
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Geschichte der lateinischen Konsonanten. 57
kanntlicb heutzutage der ungebildete Engländer dadurch,
daß er oft h wegläßt, wo es gesprochen werden müßte
(to drop Ölte's h*s) und umgekehrt. Begreiflicherweise machte
sich unter diesen Umständen allmählich auch in der Or-
thographie eine unliebsame Unsicherheit geltend, da es
in vielen Fällen an sicheren Kriterien mangelte, um die
Wörter, welche die Aspiration verlangten, von denen, wo
sie nicht stehen durfte, zu scheiden. So setzte sich die
Gewohnheit fest, statt des richtigen hämer zu schreiben
änser, wie das Wort in der Volkssprache und auf dem
Lande lautete (wofür vielleicht das sinnverwandte änäSy das
nie ein h gehabt hat, bis zu einem gewissen Grade mit-
verantwortlich gemacht werden darf), während umgekehrt
die landläufige Orthographie ümerus mit einem h versah,
das ihm nicht zukam. Daher erklärt sich auch das
Schwanken der antiken Texte und infolgedessen der mo-
dernen Ausgaben zwischen irpex und hirpex 'Egge\ ertis
und herus 'Herr', ärundo und hänindo ^^Rohr', ölus und
hölus 'Gemüse' usw.
Kein Wunder also, daß die römischen Grammatiker
von jeher eine ihrer vomehmlichsten Aufgaben darin er-
blickt haben, die genauen Grenzen der Aspiration fest-
zulegen. Ihre meist fruchtlosen Anstrengungen lassen sich
mit denen französischer Lehrer vergleichen, die sich ab-
mühen, ihren Schülern den Unterschied zwischen h aspir^e
und h mueUe beizubringen, obgleich h aspir4e seit wenigstens
zwei Jahrhunderten im Französischen, abgesehen von den
Lokaldialekten einiger Provinzen wie der Normandie und
Lothringens, nicht mehr existiert.
Zitterlant und Laterallaiit.
§ 46. — Wenn zwei r oder zwei l in kurzer Ent-
fernung aufeinander folgen, so streben sie danach, sich zu
differenzieren, d. h. die Artikulation des einen der beiden
Laute wird unter dem Einfluß des anderen von ihrer
Stelle verschoben oder sogar ganz unterdrückt Diese Er-
scheinung, die unter dem Namen Dissimilation bekannt
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58 Geschichte der lateinischen Konsonanten.
ist, folgt Gesetzen, die zwar den anderen Lautgesetzen
analog, aber viel schwieriger genau zu formulieren sind.
Es erscheint daher am Platze, sich auf eine Aufzählung
der historisch bezeugten Möglichkeiten zu beschränken.
1. U > In
Das Suffix -öZw wurde durch -üris ersetzt, so oft der
Stamm, an den es sich anschloß, schon ein l enthielt;
vergleiche:
auxtUariSy cönstUaris, lanaris^ mtlltaris
gegenüber
mortälis, nävöUs^ regälis, vSnölis
und ebenso
pulvinär ^^Polster, auf dem während der Zeremonie
des lectisternium die Götterbilder ruhten'
gegenüber
cervicäl ^Kopfkissen^ cübXtäl ^Polster, auf das man
die Ellbogen stützte\
NB. Diese Substantiva sind substantivierte Neutra
von Adjektiven auf -alis; wegen des Abfalls des aus-
lautenden ^ siehe § 32, 1, wegen der Kürzung des ä § 32, 2.
Aus demselben Grund ist das Suffix -ei-um an die
Stelle von -dum getreten in:
fulcrum *Bettgestell', lucrum, sepulcrum
neben
periclum^ pöclumy vindum,
2. l-l > r-l:
caeriUeiis ^blau' aus *caeliileuSy von caelum 'Himmel'
abgeleitet; PäriHa, -Um 'Pest der Hirtengöttin
PaW aus PaMa.
3. rr > l-r:
Idm/arla, -lörum 'römisches Fest, das am 9. Mai ge-
feiert wurde, um die Seelen der Toten und die
bösen Geister zu versöhnen' aus *Memüria nach
Ovid Fasten V, 479 ff.; vulgärlat. pelegrinus aus
peregnnus (vgl. deutsch Fügrim); ßagräre 'einen
starken Geruch verbreiten' aus fragrare (vgl. franz.
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Geschichte der lateinischen Konsonanten. 59
flairer^ heutzutage ^^wittern', ehemals ^einen Ge-
ruch verbreiten').
4. r-r >> r-nvU:
crehesco, crehüi aus crshresco, cr^rüi; praesUgiae,
Xärum ^Blendwerk', das zu praestringo *^ich blende'
gehört; vulgärlat. pröpXus und pröpletas aus \pro-
pTlus und propTUtäs (vgl. franz. propi4taire, das
man in der Volkssprache oft für proprUtaire
^Eigentümer' hört).
5. r-r > null-r:
Fäbäris 'Nebenfluß des Tiber im Sabinischen' (Vergil,
Äeneis VII, 715), von den Oskern Farfärus ge-
nannt (Ovid, Metamorphosen XIV, 330; wegen des
lateinischen h gegenüber oskischem / siehe § 41).
Nasale.
§ 47. — Nur die Behandlung des auslautenden m
gibt zu einigen Bemerkungen Anlajß.
Um den Lautwert des auslautenden m im Latei-
nischen zu bestimmen, haben wir vier Aufschlußquellen :
1. Die Angaben der lateinischen Grammatiker, 2. die
Orthographie der Inschriften, 3. die Metrik, 4. das Zeug-
nis der romanischen Sprachen.
1. Unter den Grammatikerstellen, an denen eine
Definition der Natur des auslautenden m versucht ist, ver-
dienen vor allem die drei folgenden Erwähnung: Quin-
tilian, Instit orat IX, 4, 40: atqui eadem illa littera (sc. m),
quotiens ultima est et vocalem verbi sequentis ita con-
tingit, ut in eam transire possit, etiam si scribitur, tarnen
parum exprimitur, ut multum ilU et quantum erat, adeo
ut paene cuiusdam novae litterae sonum reddat; neque
enim eximitur, sed obscuratur et tantum in hoc aliqua
inter duas vocales velut nota est, ne ipsae coeant 'So oft
eben jener Laut (nämlich m) in den Auslaut tritt und sich
so mit dem anlautenden Vokal des folgenden Wortes be-
rührt, daß er in ihn übergehen kann, wird er kaum aus-
gesprochen, wenn er auch geschrieben wird, wie z. B. in
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60 Geschichte der lateinischen Konsonanten.
multum iUe und quantum erat In solchen Verbindungen
klingt m geradezu wie ein neuer Laut; denn es fallt nicht
ab, sondern wird undeutlich artikuliert und ist gewisser-
maßen nur ein Zeichen dafür, daß die beiden Vokale
nicht kontrahiert werden sollen'. Velius Longus VII p. 78,
19 K.: cum dico etiam nunc, quam vis per m scribam, nes-
cio quomodo tarnen exprimere non possum *Wenn ich
etiam nunc spreche, so kann ich die Aussprache nicht
recht angeben, wenn ich auch ein m schreibe'. Priscian
IIp. 29, 15K.: m obscurum in extremitate dictionum
sonat, ut templum; apertum in principio, utmagnm; me-
diocre in mediis, ut umbra "^m klingt im Auslaut der
Wörter undeutlich, Beispiel templum, im Anlaut deutlich,
Beispiel nuignus, im Inlaut halbwegs deutlich, Beispiel
umhra,
2. In den altlateinischen Inschriften ist auslautendes
m sehr oft weggelassen. So lesen wir auf der schon mehr-
mals zitierten, in Saturniern abgefaßten Grabinschrift des
L. Cornelius L. f. Scipio (Konsul im Jahre 269 v. Chr.)
oino für oinom (= ünum), dvonoro für dvonorom (=^ bono-
rum), viro für virom (= vtrum), aide für aidem r= aedem),
daneben aber Luciam (= Lücium). Diese Weglassung
dauert während der folgenden Jahrhunderte auf den ple-
beischen Inschriften fort und wird sogar immer häufiger,
während in der Orthographie der ofl&ziellen Inschriften die
Setzung des auslautenden m seit der zweiten Hälfte des
zweiten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung sozusagen nie
mehr vernachlässigt wird. Ausnahmsweise findet sich
schließendes -m durch -n ersetzt (z. B. salvon 0. L L. VI,
2120 für salvom, tan C. L L. XII, 2926 für tarn).
3. Wenn im Vers ein Wort auf -im, -em, -am, -om,
-um ausgeht und das folgende Wort mit einem Vokal be-
ginnt, so tritt stets Elision ein; dagegen werden diese
Silben als lang gemessen, wenn das folgende Wort kon-
sonantischen Anlaut hat; vgl. z. B. Vergil, Äeneis II, 101:
sed quid ego haec autem nequicqu***" ingrata revolvo.
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Geschichte der lateinischen Konsonanten. 61
4. Die romanischen Sprachen zeigen keine Spur von
auslautendem -m außer in einer kleinen Zahl betonter
Einsilber wie frz. rien aus lat. rem.
Diese verschiedenen Zeugnisse lassen sich nur durch
die Annahme miteinander in Einklang bringen, daJß schon
in vorliterarischer Zeit auslautendes m zu einer bloßen
Nasalierung des vorhergehenden Vokals herabgesunken
war. Da das lateinische Alphabet ebensowenig wie z. B.
das französische ein besonderes Zeichen für nasalierte
Vokale kannte^, so liegen offenbar in Schreibungen wie
vtro, equam und saJvon drei verschiedene Versuche vor,
die Nasalierung in der Schrift zum Ausdruck zu bringen.
Man würde sich dann auch erklären können, daß Velius
Longus den fraglichen Laut undefinierbar nennt und
daß Quintilian von einem geradezu neuen Laut spricht.
Da Nasalvokale vor Konsonant immer lang sind, so ist es
femer vollkommen verständlich, daß Messungen wie bei
Vergil, Bucolica I, 19:
Vibem quam dicunt Romam, Meliboee putavi
die regelmäßige Behandlung der Gruppen -em, -am usw.
vor konsonantischem Anlaut des folgenden Wortes in der
Metrik darstellen. Ebensogut begreift man endlich die
Elision dieser selben Gruppen vor folgendem Vokal, denn
da bei den Nasalvokalen die Nasalierung während des
Verlaufs der Artikulation, und nicht nachher stattfand,
so konnten die Dichter nicht anders als sie in bezug auf
die Elision den reinen Mundvokalen gleichstellen.
Halbvokale.
§ 48. — In den zwei Silben bildenden Lautgruppen
t + anderer Vokal als i und u + anderer Vokal als w*
haben sich hinter i und u die entsprechenden Halbvokale
J und V als Übergangslaute entwickelt. Die Schrift be-
1 Über die Art der Bezeichnung der Nasalvokale in pho-
netischer Umschrift vergleiche S. XV.
^ i + i wurde zu f und u'^ u tu ü kontrahiert; siehe § 33.
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62 Geschichte der lateinischen Konsonanten.
zeichnete für gewöhnlich diese parasitischen Laute nicht.
Man schrieb also pXus, via^ düo, plüii ^es regnet^ obwohl
man pt-J-tis, vt-j-a, dü-v-o^ plü-vit sprach. Die Unter-
drückung des V nach u in der Schrift wurde sogar auf
organisches v von Wörtern wie flüvere 'fließen' (aus * flüggere
nach § 40; conflovont steht auf einer Inschrift aus dem
Jahrll? V. Chr., CLL. 1,199), /ruvor 'ich genieße' (aus
*früg^or; siehe ebenda) ausgedehnt, also fluere, fruor ge-
schrieben. Immerhin hat, da das lateinische Alphabet für
i und j und für u und v nur je ein Zeichen besaß (siehe
§ 7, Anm. IV, 2), die Zweideutigkeit von Schreibungen wie
IVENTA 'Jugend' (das man juventa und *iventa lesen
konnte), PLVIÄ 'Regen' (das die Deutungen pluvia und
*pluja zuließ), dazu Veranlassung gegeben, das v (natür-
lich unter der Form V) in diesen Wörtern und in einigen
andern, gleich gearteten wie fluiHtis seit dem Ende der
Republik in der Schrift zum Ausdruck zu bringen.
Anmerkung. — Das Auftreten des parasitischen Halb-
vokales j nach antevokalischem i läßt sich auch in süddeutschen
Mundarten (in Norddeutscbland ist es ein spirantisches j) be-
obachten, z. B. bei dreisilbiger Aussprache in Äkti-j-e = Aktie.
Man vergleiche ferner französisch plierj gesprochen pU-y-et' und
hou-vard ^marteau ä boiMr* (Prägehatnmer).
§ 49. — Intervokalisches J hatte in der Aussprache
den Lautwert -JJ-, Daher schrieb Cicero, im Bestreben
die Orthographie mit der Aussprache in Einklang zu
bringen, aHo, Aiiax, Maiia statt aio, ÄiaXy Maia, was
die gewöhnliche Schreibung dieser Wörter war (vgl. Quin-
tilian, Instit. orat. I, 4, 11: sciat etiam, Ciceroni placuisse
aiio Maiiamque geminata t scribere, und Velius Longus
VII p. 54, 16 K.: in plerisque Cicero videtur auditu emen-
sus scriptionem, qui et Aiiacem et Maiiam per duo i scri-
benda existimavit 'Meistens scheint sich Cicero beim
Schreiben vom Gehör haben leiten zu lassen, wie er denn
beispielsweise Äiiax und Maiia mit Doppelt geschrieben
wissen wollte'). Schreibungen wie aiiunt, eütiSy maiiorem
finden sich auch in Inschriften und in einer Anzahl un-
serer ältesten Handschriften.
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Geschichte der lateinischen Konsonanten. 63
§ 50. — V zwischen zwei Vokalen von im wesent-
lichen gleicher Klangfarbe fiel regelmäßig aus, und die
beiden Vokale wurden nach den oben § 33 formulierten
Regeln kontrahiert.
Beispiele:
ditüy Gen. von dwes, aus divitü; ebenso hat man
dUlor Komparativ und dUissimm Superlativ aus
d%viUor und dTVitis&mus] sls ^bitte' aus si vis
Venn du willst'; latr%na: 1. 'Badezimmer', 2. 'Ab-
tritt' aus lävatnna; intrörsum 'hinein', reträrsum
'rückwärts', dextrörsum 'nach rechts' usw. aus *w-
trövörsam^ *retröVörsomy *(fex^röi?orsom(t;orsom alter-
tümliche Form von versum).
Die Dubletten divitis^ dlvXtXor, divltiss^mm^ Uvatrina
verdanken ihr Dasein der Analogie. So ist der Genitiv
dwUis augenscheinlich nach dem Nominativ dives, wo das
V bewahrt bleiben mußte, neu gebildet. Umgekehrt haben
die obliquen Kasus dftis^ d%ti, dUem^ dite einen Nominativ
di8 neben dwes ins Leben gerufen.
§ 51. — Desgleichen ist v ausgefallen in den Grup-
pen 'öve' und -Ivö- vor Konsonant, aber unter der Be-
dingung, daß der zweite der beiden Vokale nicht in der
Endsilbe stand, ö -{-e sind darauf zu ö kontrahiert worden,
während e -\' ö nach dem oben § 33 Gesagten keine Kon-
traktion erlitten haben.
cönUo aus *cöv^nV[o {coventio ist inschriftlich bezeugt
im Senatusconsultum de Bacchanalibus vom Jahr
186 V. Chr., 0. L L, I, 196); tumus 'neunter' aus
*növenos {növ^m das für *wot;en steht, verdankt
sein -m decem).
deörsum 'abwärts', seörsum 'abgesondert' aus ^devör-
som^ *sevörsom (wegen der Kürzung des S nach
dem Ausfall des v siehe § 28);
aber
fövea 'Grube' und növem mit Erhaltung des v, da
in dem einen die Gruppe -öv^" nicht vor Kon-
sonant, sondern vor Vokal steht, und in dem an-
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64 Geschichte der lateisischen KonBOnanten.
dern der zweite der beiden Vokale der Endsilbe
angehört.
§ 52. — Im Vulgärlateinißchen scheint der Schwund
von intervokalischem v die soeben für die Schriftsprache
festgelegten Grenzen beträchtlich überschritten zu haben.
In der Tat teilen uns die alten Grammatiker mit, daJß
das Volk sagte faiUa ^Asche', paor 'Angst', probat Perfek-
tum von prohare, während die gebildete Gesellschaft nie
anders als fävüla^ pävor, pröbavi aussprach. Die Inschrif-
ten haben uns Formen erhalten wie paimentum 'Estrich'
für pävfmentum^ dedicait Perfektum von dedfcäre. Endlich
spricht auch das Zeugnis der romanischen Sprachen für
Schwund von intervokalischem v in weitem Umfang; ver-
gleiche französisch p<ion 'Pfau', peur, die auf *p(wnem^
paorem beruhen, und Passes d^finis wie chantm, prouvai,
die lateinisches cantai, prohai voraussetzen.
§ 53. — Seit der zweiten Hälfte des ersten Jahr-
hunderts unserer Zeitrechnung ist der Halbvokal V in einen
Spiranten übergegangen. Infolgedessen wechselt er seit
dieser Zeit In den Inschriften häufig mit b, das selbst um
eben jene Zeit spirantische Geltung bekommen hat. Ver-
gleiche hierzu die oben § 37 angeführten inschriftlichen
Zeugnisse.
§ 54. — Das wohl gleichzeitig mit v spirantisch gewordene
J bat sich ungefähr vierhundert Jahre später zu der stimmhaften
Affrikata di weiterentwickelt, die uns noch heute im Italienischen
in Wörtern wie ffiungere aus lat. Jungire entgegentritt Da das
lateinische Alphabet keinen besonderen Buchstaben besaß, um
diesen neuen Laut wiedersugeben, findet man in den Inschriften
der späteren Latinität dafür nicht weniger als vier verschiedene
Bezeichnungen, nämlich Zf 8, gif di ; vergleiche Formen wie Zulia
=JuKa, Zanuarius und Gianuarius = Jänüäritu, Sustus = Justtu,
CHove = e7iöt?e, Abi. von JuppHer, codiux = cofnjjux, die in den
Inschriften des beginnenden Mittelalters auftreten.
Doppelkonsonanten oder Geminaten.
§ 55. — Wenn bei der Artikulation eines Konsonan-
ten der Verschluß oder die Enge durch besonders euer-
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Geschichte der lateinischen Konsonanten. 65
gischen Muskeldruck hergestellt und die normalerweise
zwischen der Einstellung und der Abspannung der Sprach-
organe verfließende Zeit etwas verlängert wird, so glaubt
das Ohr das Geräusch der Schließ- und der öflfnungs-
bewegung gesondert zu hören. Wir sprechen alsdann von
einem Doppelkonsonanten oder einer Geminata. In der
Schrift- stellte man Doppelkonsonanten im Lateinischen
seit dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert wie heut-
zutage im Deutschen durch Wiederholung des Zeichens
für den einfachen Konsonanten dar. Es ist aber aus-
drücklich zu betonen, daß es sich physiologisch betrachtet
nicht um zwei geschiedene Laute handelt, sondern daß
die lateinische Geminata nur in einer einzigen verstärk-
.ten und verlängerten Artikulation bestand, genau so wie
im Deutschen. Wenn also die römischen Grammatiker
lehren, daß man in Wörtern wie aastdüos^ siecus, currUy
/Mit die zur Erzeugung der Konsonanten «, c, r, l er-
forderlichen Bewegungen der Sprachorgane zweimal nach-
einander ausführte, so haben sie sich zweifelsohne durch
den Gehöreindruck und die Schreibgewohnheiten ihrer
Zeitgenossen irreführen lassen.
Nach diesen Auseinandersetzungen brauchen wir nicht
zu befürchten, zu Mißverständnissen Anlaß zu geben, wenn
wir im Folgenden fortfahren, uns des ungenauen, aber
bequemen und allgemein üblichen Ausdrucks Doppel-
konsonant oder Geminata zu bedienen.
Die Doppelschreibung der Konsonantenzeichen soll
nach Festus p. 412 Th. durch den Dichter Ennius ein-
geführt worden sein, eine Notiz, die wohl nur soviel be-
sagen will, daß diese Schreibgepflogenheit zur Zeit des
Ennius aufkam. Das früheste inschriftliche Beispiel bietet
uns ein Dekret des L. Aemilius Paulus vom Jahr 189 v. Chr.,
C. I. L, II, 5041, doch sind bemerkenswerterweise in dem
drei Jahre später abgefaßten Senatusconsultum de Baccha-
nalibus die Geminaten ausnahmslos durch einfachen
Buchstaben wiedergegeben. Ständig wurde die Kon-
* Niedeimann, Hist. Lautlehre des Lateinischen. 5
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66 Geschichte der lateinischen Konsonanten.
sonantengemination in der Schrift erst seit der Zeit der
Gracchen.
A. Verdoppelimff einfacher Konsonanten.
§ 56. — In einer ganzen Zahl lateinischer Wörter
ist ein stimmloser intervokalischer Verschlußlaut am Ende
der Anfangssilbe nach langem Vokal verdoppelt worden
unter gleichzeitiger Verkürzung des vorhergehenden Vokals.
Es darf als wahrscheinlich gelten, daß diese Verdoppelung
in erster Linie durch den Intensitätsakzent des vorlite-
rarischen Lateins hervorgerufen ist, aber was die Beur-
teilung der Erscheinung erschwert, ist erstens der Umstand,
daß sie ganz sporadisch zu sein scheint, und zweitens,
daß fast immer die ursprüngliche Form mit langem Vokal
und einfachem Konsonanten neben der späteren Form
mit kurzem Vokal und Geminata im Gebrauch geblieben
ist. Es liegt hier ein äußerst subtiles und kompliziertes
Problem vor, das zweifellos noch lange auf seine Lösung
warten wird. Wir stellen im Folgenden einige sprach-
liche Tatsachen zur Erhärtung dieses Lautwandels zu^
sammen :
cüppa ^Tonne' neben cüpa (die beiden Dubletten
finden sich im Französischen wieder; cüppa ergab
hier coupe 'Trinkschale', cüpa cuve 'Kufe'); Jüppiter
neben Jupiter.
Mtera neben Utera\ Mtus, -öris neben Iftus.
häcca 'Beere' neben baca; mücüus 'Nasenschleim'
neben müCus.
B. Vereinfachung von DoppeUconsonanten.
§ 57. — Jeder Doppelkonsonant ist in folgenden
Fällen auf einen einfachen Konsonanten reduziert worden:
1. Nach kurzem Vokal der Anfangssilbe in mehr-
silbigen Wörtern, deren zweite Silbe von Natur oder
«durch Position» lang war.
Beispiele:
cänalis 'Röhre', abgeleitet von cänna 'Schilfrohr'.
cürülü Adj., abgeleitet von cürrus.
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Geschichte der lateinischen Konsonanten. 67
cUsertus 1. Vohlgesetzt' (von der Rede), 2. 'geschickt,
eine Sache auseinanderzusetzen, beredt', Part. perf.
pass. von äXss^ro.
öfella 'kleiner Bissen', Diminutivum von öffa.
säcellus 'Säckchen', Diminutivum von säecus.
Wie von vornherein zu erwarten stand, hat die Ana-
logie die Geminata in einer Menge solcher Wörter wieder
eingeführt; vgl. z. B. gälUna 'Huhn' statt * gäUna nach
gällus 'Hahn', tnnoocius 'unschädlich' statt *^noxius nach
dem gleichbedeutenden mnöcüos, serratus 'gezackt' statt
*8irätu8 nach sirra 'Säge'.
2. Vor einem Konsonanten.
Beispiele:
pergo aus ^perrgo, *perr(e)go (per + rego; wegen
der Synkope siehe § 16); vergleiche das Perfektum
perrexL
aspiro aus *a89p%ro^ das selbst für atspuro^ adspxro
steht {ad + spno^ siehe § 69).
discindo aus *disscindo (dis -(- scindo),
disptcto aus *di88ptcio {dis + sp^c^o] wegen des Um-
lautes siehe § 11, Ib).
disto aus *di8Sto (du -\- sto);
aber
perrögo 'ich frage der Reihe nach', diaaXmXUs^ dis-
södto.
Analogische Bildungen sind: accresco, atträko, op-
prlmo nach Verben wie accümülo, attenüo, oppito. Die
Schreibungen dissdndo^ di88pidlo^ die von gewissen latei-
nischen Grammatikern gelehrt werden, sind künstlich und
beruhen nicht sowohl auf der landläufigen Aussprache als
vielmehr auf etymologischen Erwägungen ; vergleiche hier-
zu Cassiodor VH p. 205, 18 flF. K.r disspicio verbum . . .
per duo s scribendum est, non per unum, quoniam ex
praepositione et verbo constat esse compositum, quemadmo-
dum et conspido, aspido^ despicio, ac per hoc per duo s disspi-
do scribi debet et ita dividi, dis et spido 'Das Verbum dis-
6*
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68 Geschichte der lateinischen Konsonanten.
spido ist mit zwei s zu schreiben und nicht mit einem,
weil feststeht, daß es aus einer Präposition und einem
Verbum zusammengesetzt ist gleichwie conftpkio, aspiciOy
despicio; darum muß disspicio mit zwei s geschrieben und
in dis und spido zerlegt werden".
3. Nach einem Konsonanten.
Beispiele:
corcuLum ^Herzchen' (besonders als Zärtlichkeitsaus-
druck) aus *corccülom\ Grundform *cordcvlom (vgl.
den Genitiv cord'is\ woraus zunächst *cortcülom
nach § 63 und dann *corcculom nach § 77.
sarmenium 'das Reis' aus * sarmmentom'^ die ur-
sprüngliche Form war *sarpmentom (zur Wurzel
des Verbums sarpere 'abschneiteln'), woher * sarb-
mentom nach § 63 und *8armmentom nach § 71.
arsiy Perfektum von ard^o^ aus *ar8si, das seiner-
seits aus *artsi, *ardsi hervorgegangen ist; siehe
§69.
sBnsiy Perfektum von sentlo, aus *senS8i, seinerseits
hervorgegangen aus *sentsi nach § 69;
aber
siccus^ summus, peaalmus.
Die Geminata ist durch das Bedürfnis nach etymo-
logischer Klarheit in den Fällen wiederhergestellt worden,
wo sich das Präfix ex- mit einem Worte verband, das
mit 8 anfing. So haben exsätXo 'ich stelle ganz zufrieden',
exsolvo, exsomnis 'schlaflos' regelrecht ^exäftOy *exolvo,
*€Xomnis ergeben, aber da die Vereinfachung der Gemi-
nata dazu angetan war, den etymologischen Aufbau dieser
Wörter zu verdunkeln, so ist man, wenigstens in der
Orthographie auf eocsäUo, exsolvo, exsomnis zurückgegangen.
Aus demselben Grund finden sich exculpo 'ich meißle aus',
expÖUo 'ich beraube vollständig', extrüo, welche die nach
den oben unter 2 und 3 formulierten Gesetzen zu fordern-
den korrekten Formen darstellen, meistens durch exsculpoy
exspölio, exstrüo ersetzt.
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Geschichte der lateinischen Konsonanten. 69
4. Im Auslaut.
Beispiele:
es 'du bist' aus *eS8 {*e8-8 zweite Person Singul.
des Indik. Präs. von esse wie ämä-s zweite Person
Singul. des Indik. Präs. von ämä-re).
fei 'Galle' aus *fell (vgl. den Gen. fell-ü).
höe Nom. Akk. Sing, des Neutrums von h^, aus
*hocc (Grundform *hodcey woraus *hocc nach
§ 32, 1 und § 77).
miles aus *mileS8, das seinerseits nach § 69 aus
*mjlets entstanden ist.
öS 'Knochen' aus *oss (vgl. den Gen. oss-is).
Es ist jedoch zu bemerken, daß, wenn auch die Ortho-
graphie in den Wörtern dieser Gattung keine Spuren mehr
von auslautender Geminata aufweist, die Metrik uns noch
mehrfach solche liefert. So mißt nicht allein Plautus es
als lange Silbe und miles als einen Spondeus, sondern
noch Vergil beginnt ganz gewöhnlich Hexameter mit Wort-
folgen wie hoc erat {Aeneis II, 664), hoc illud (ebendaselbst
IV, 675), hoc opus (ebendaselbst VI, 129), Messungen, die
unbedingt die Aussprache ess, milesSj hocc voraussetzen.
Anderseits bildet freilich miles schon bei Ennius einen
Trochäus, und Terenz verwendet die letzte Silbe von Wör-
tern wie ades, potes niemals als Länge, wofern nicht das
folgende Wort mit einem Konsonanten beginnt.
Für diese sich scheinbar widersprechenden Zeugnisse
läßt sich folgende Erklärung geltend machen. Ursprüng-
lich wurden Geminaten im Auslaut im allgemeinen nur
in Pausa (d. h. am Ende eines Satzes) und vor konsonan-
tischem Anlaut des folgenden Wortes vereinfacht, während
sie vor vokalisch anlautenden Wörtern regelrecht erhalten
blieben. Messungen wie es.s, miless, hocc sind die letzten
Spuren dieses ursprünglichen Zustandes, den die Analogie
verwischt hat, indem sie allmählich die Vereinfachung
der auslautenden Geminaten ohne Rücksicht auf die Stel-
lung im Satz verallgemeinerte. Daher die Messungen müeSj
ades, potes mit kurzer Endsilbe. Was wir hier unter Nr. 4
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70 Gefichichte der lateiniachen KonsoDanten.
gesondert betrachten, gehört demnach streng genommen
mit unter Nr. 2, denn *eÄ« päter > es päter steht auf der-
selben Stufe wie *asspiro'^a8ptro.
Wichtige Anmerkung: Das auslautende s der
Wörter wie es, miliSy ös ist im alten Latein niemals ver-
stummt wie das von äm%cus, civis^ mänus usw. (siehe
oben § 43) und wurde daher prosodisch nie vernach-
lässigt, sondern bildete mit folgendem Konsonanten immer
«Position».
§ 58. — Die geminierten Verschlußlaute sind hinter
langem Vokal vereinfacht worden.
Beispiele:
secübo ^ich liege gesondert, ich schlafe allein', aus
*sSCCübo, welches seinerseits auf *.«fö<m6o, *sedcubo
zurückgeht; siehe § 77.
sepäro aus *seppäro^ älter ^setpäro, *sedpäro; siehe
§§15 und 77.
§ 59. S8- ist bis zum Ende des ersten Jahr-
hunderts v. Chr. überall erhalten geblieben, dann aber
hinter langem Vokal oder Diphthong zu -«- vereinfacht
worden; siehe Quintilian, Instit, orat. I, 7, 20 (die oben
§ 42 zitierte Stelle). Die Aussprache Ciceros und selbst
noch Vergils war also, wie dies nicht nur das Zeugnis
Quintilians, sondern auch die zeitgenössischen Inschriften
und die besten Handschriften dieser Schriftsteller dartun :
clässis, Ssse, gSssi, Perfektum von gSro (aus *geso;
siehe § 42), mlssus^ Part. perf. pass. von mitto
(siehe § 84).
ca88us, 'üs 'Fair (aus *cädtus nach §§27 und 84),
dw%S8Xo (aus *d%vldt%o\ siehe §§ 27 und 84), caussa.
Dagegen sprach man zur Zeit Quintilians zwar
clässis, esse, gessi, mlssus;
aber
casus, divislo, causa.
Was übrigens das letzte dieser Beispiele anlangt, so
scheint caussa neben cavisa während des ganzen ersten
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Geschichte der lateinischen Konsonanten. 71
Jahrhundert? n. Chr. im Gebrauch geblieben zu sein.
Diese scheinbare Anomalie erklärt sich daraus, daß es
sich um einen Ausdruck handelt, der besonders in der
zu Archaismen neigenden Sprache der Juristen üblich war.
Im Hinblick auf die eben dargelegten Sprachtatsachen
y/äxe es ^wünschenswert, daß die modernen Herausgeber
sich entschlössen, aus den Texten Ciceros, Cäsars, Vergils
usw. Schreibungen. wie casus, äivisXOy causa (das ist die
heute allgemein übliche Orthographie) auszumerzen, da
wie gesagt cässus^ divisSlo, caussa die für das republika-
nische Zeitalter und die ersten Jahrzehnte der Kaiserzeit
allein nachzuweisenden Formen darstellen.
§ 60. — 'U- ist zu 'l' vereinfacht worden:
1. Nach langem Vokal, wenn die folgende Silbe ein
i enthält.
2. Nach einem Diphthong.
Beispiele :
1. milia Nom. Akk. Plur. von mille.
stüMdXum ^Träufeln' gegenüber siüla ^Tropfen' (aus
*8Hr'la neich § 74; vgl. stlrta ^Tropfen, Eiszapfen*).
viUcus 'Meier, Verwalter' gegenüber vUIa.
sUUo 'gesternte Eidechsenart' gegenüber stüla,
(Die Länge des Wurzelvokals in mille, viHa, sUUa
ist durch die romanischen Fortsetzer dieser
Wörter gewährleistet.)
2. aula 'Topf aus aulla (durch die älteste Plautus-
handscbrift bezeugt) neben der vulgären Dublette
olla (siehe § 25).
caelum 'Grabstichel' aus *caellum, *caedlom (zu caedo;
siehe § 72) gegenüber räUum 'Pflugschar' aus
*rädlom (zu rädo 'ich scharre'; siehe § 72).
§ 61. — -mm- ist nach langem Vokal oder Diph-
thong zu -fn- vereinfacht worden.
Beispiele:
glütna 'Hülse, Balg des Getreides' aus ^glümtna^
*glühma (zu glaho 'ich schäle ab'; siehe § 71).
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72 Geschichte der lateinischen Konsonanten.
ranuntum "Schabser aus ^rämmentumy *radmentom
(zu rado\ siehe § 71).
caewimtum 'Bruchstein' aus "^ caemmentum, ^caeämm-
tom (zu caedo; siehe § 71).
Konsonantengruppen.
A. Orappen yon zwei Konsonanten.
I. Assimilation.
§ 62. — Wenn in irgendeiner Sprache zwei unter
sich verschiedene Konsonanten miteinander in Berührung
treten, so besteht die Neigung, den Übergang vom einen
zum andern durch vollständige oder teilweise Ausgleichung
ihrer artikulatorischen Besonderheiten zu verwischen oder
wenigstens zu erleichtern. Diese sprachliche Erscheinung
ist unter dem Namen Assimilation bekannt. Die Assi-
milation kann sich auf den Stimmton, die Artikulations-
art oder die Artikulationsstelle erstrecken. Sie ist pro-
gressiv oder regressiv, je nachdem der erste oder der
zweite der beiden zusammenstoßenden Konsonaten als
assimilierender Konsonant wirkt. Im Lateinischen war
die regressive Assimilation viel häufiger als die progressive.
a) Assimilation des Stimmtons.
Begressive Assimilation.
§ 63. — Jeder Verschlußlaut oder Spirant war vor
stimmlosem Verschlußlaut oder Spiranten stimmlos und
vor stimmhaftem Verschlußlaut oder Spiranten stimmhaft.
Beispiele:
1. achis (wegen der Längung des a siehe § 27), Part.
perf. pass. von dgo] rexi (das heißt recsi), Per-
fektum von r^o,
nüpsi, Perfektum von nübo; scriptus, Part. perf.
pass. von scr^o.
2. abdüco gegenüber äp^rio; obdo 'ich setze davor, ich
verschließe' gegenüber öp^rio.
segmentum 'Abschnitt', zur selben Wurzel wie säeo.
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Geschichte der lateinischen Konsonanten. 73
§ 64. — In anderen Fällen sind die Wirkungen
dieses ^Gesetzes latent, das heißt durch spätere Verände-
rungen verdunkelt; vergleiche:
*clautsiy Perfektum von claudo, nach § 69 zu claussi
und fernerhin seit dem Zeitalter des Augustus
nach § 59 zu clausi geworden.
*sübmos, Superlativ aus *supmos (vgl. den Kompara-
tiv süperior), zu summus geworden nach § 71.
*izdem ^ebenderselbe' aus *i8dein, zu %dem geworden
gemäß §§ 26, 1 und 87.
Weitere Beispiele finden sich in den Kapiteln, welche
die Assimilation der Artikulationsart (§ 67 und folg.) und
das Verstummen eines s in Berührung mit einem darauf
folgenden stimmhaften Konsonanten (§ 87) behandeln.
§ 65. — Wenn in der gewöhnlichen Orthographie
manchmal ein stimmhafter Konsonant vor einem stimm-
losen auftritt, wie z. B. in obtineo, subHlia, plebSy urbs, so
liegt hier eine Ausnahme nur für das Auge vor; denn
zahlreiche Zeugnisse römischer Grammatiker tun in un-
zweideutiger Weise dar, daß man nie anders als optln^o^
suptilis, pieps, urps sprach. Vergleiche z. B. Quintilian,
Instit orat I, 7, 7: quaeri solet in scribendo praepositiones
sonum quem junctae efiiciunt, an quem separatae obser-
vare conveniat, ut cum dico obtinuit (secundam enim b
litteram ratio poscit, aures magis audiunt p) ^Man fragt
oft, ob man die Präpositionen so schreiben soll, wie sie
in Zusammensetzungen ausgesprochen werden, oder so, wie
sie für sich allein klingen. Nehmen wir beispielsweise ein
Wort wie obtinuit, so fordert zwar die ratio ein b als
zweiten Buchstaben, gehört wird aber vielmehr ein p\
Es braucht kaum ausdrücklich bemerkt zu werden, daß
man unter ratio an dieser Stelle Quintilians die Analogie
zu verstehen hat. Man schrieb obtlmo, subtHis nach ob-
daro Hch harre aus', subdölus ^hinterlistig' und plebs, urbs
nach den obliquen Kasus pUbis, plebi, urbis, urbi usw.
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74 Geschichte der lateinischen Konsonanten.
ProgressiTO Assimilation.
§ 66. — Ihre Wirkungen sind stets latent.
Unter dem Einfluß eines vorausgehenden Zitterlautes
oder eines Laterals trat ein stimmhafter Spirant an die
Stelle eines stimmlosen.
Beispiele :
*feri^e aus * ferse (vgl. es8e\ zu ferre geworden ge-
mäß § 75.
*veli^e aus *vel8e^ zu velle geworden gemäß § 75.
*fer»e und *velze sind nicht bezeugt, aber die phy-
siologische Sprachanalyse beweist, daß die Gruppen -r«-
und -&- nicht zu -rr- und -11- werden konnten ohne vor-
herige Umwandlung des stimmlosen s in stimmhaftes z.
Anmerkung. — Assimilation benachbarter Konsonanten
in bezug auf den Stimmton findet sich auch im Deutschen und
im Französischen, obwohl ebenfalls oft durch die Orthographie
verdeckt. Man vergleiche z. B. norddeutsch er schapte zu scfMÖen,
französisch obtenir, gesprochen optenir, auhsister, gesprochen
snbziste.
b) Assimilation der Artikulationsart.
§ 67. — Die Assimilation der Artikulationsart war
im Lateinischen außerordentlich häufig. Wir können daher
nur eine Auswahl der charakteristischsten Beispiele geben ,
indem wir es dem Leser überlassen, deren Zahl auf Grund
eigener Lektüre zu vergrößern. Übrigens muß darauf hin-
gewiesen werden, daß es vielfach unmöglich ist, die ur-
sprünglichen Bestandteile einer in bezug auf die Artiku-
lationsart assimilierten Konsonantengruppe ohne Heran-
ziehung der übrigen indogermanischen Sprachen zu be-
stimmen. So kann -11- an und für sich aus -dl-, •w^, -W-,
-W-, -In-, -Is- entstanden sein, und erst die Vergleichung
mit deutsch Hals läßt erkennen, daß lat. collum auf *colsom
beruht.
Wenn von den beiden zusammentreflTenden Konsonan-
ten der erste stimmhaft, der zweite stimmlos war oder um-
gekishrt, so ging der Assimilation der Artikulationsart die
des Stimmtons voraus, entsprechend dem in § 63 formulier-
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Geschichte der lateinischen Konsonanten. 75
ten Gesetze. Die Geminata, die sich aus der Assimilation
der Artikulationsart ergab, wurde in den durch § 57 ff.
vorgesehenen Fällen vereinfacht. Immerbin ist der nach
§ 57, 1 hinter kurzem Vokal der Anfangssilbe in mehr-
silbigen Wörtern mit langer zweiter Silbe vereinfachte
Doppelkonsonant mit ganz wenigen Ausnahmen auf ana-
logischem Wege wiederhergestellt worden.
Begressive Assimilation.
Verschlußlaut 4- Spirant.
§ 68. — In den aus einem labialen, dentalen oder
gutturalen Verschlußlaut und folgendem / bestehenden
Konsonantengruppen hat sich der Verschlußlaut in den
Spiranten / gewandelt. Die Assimilation der Artikulations-
art ist hier also verbunden mit der der Artikulationsstelle,
da die Verschlußlaute nicht jeder durch den entsprechen-
den Spiranten ersetzt wurden, sondern ohne Unterschied
/ ergaben.
Praktisch kommen nur Beispiele für die Gruppen -^/-,
"4/**» *^/" in Betracht:
Pf- \
'df^ > *-tf- > .//.
Beispiele:
ofßcma 'Werkstätte' aus öpCl)flcma {öpißcfna steht
bei Plautus, Miles 880; vgl. auch öpxfex 'Hand-
werker'); offero aus *opßro,
afßro aus adßro\ Zwischenstufe *atßro.
efßro aus *eeßro (ecßret findet sich bei Plautus,
Aulularia 664, ecfari 'heraussagen' in einem Zitat
aus Ennius bei Cicero, De legihtis III, 9; die drei-
fache Form des Präfixes g-, ec-, ex- hat ein genau
vergleichbares Gegenstück in a-^ äh-, äbs-).
Auf analogischem Wege wiederhergestellt sind obßro,
adßro^ obfundo, adfigo, Dubletten von ofßro, afßro, of-
fundo, afßgo. offundo und afßgo ihrerseits sind auf Grund
von offen'o^ afßro und andern Verben desselben Typus
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76 Geschichte der lateinischen Konsonanten.
rückgebildet, da die lautgesetzlichen Formen nach § 57, 1
*öfundo^ *äßgo lauten mußten. Die Ausprache von ohßro,
adßro, ohfundo^ adftgo war wohlgemerkt opßrOj atßrOy
opfundo, atßgo, so wie in norddeutscher Aussprache ap-
finden = abfinden-, die Schreibungen ohßrOj adfiro, obfiindo,
adfigo sind genau vergleichbar mit ohUnSo^ mbtüis usw.,
für deren Erklärung man sich an das in § 65 Gresagte
erinnern möge.
§ 69. — Die Gruppe dentaler Verschlußlaut + s ist
zu 88 geworden.
Beispiele:
cxmaissi, Perfektum von concütto, aus *concut8i] messüi,
Perfektum von m^töy aus *met8üi.
assequor aus *adsequor^ Zwischenstufe *afs^uor; aS-
8um aus adsunij Zwischenstufe *atsufn.
Die Geminata -ss- ist zu einfachem -s- geworden:
1. Nach kurzem Vokal der Anfangssilbe in mehr-
silbigen Wörtern, deren zweite Silbe von Natur oder «durch
Position» lang war, gemäß § 57, 1.
Beispiele fehlen, da die Wirkungen dieses Verein-
fachungsprozesses durch die Analogie, die überall die
Geminata wieder eingeführt hat, zerstört worden sind
(siehe unten).
2. Im Auslaut, gemäß § 57, 4.
Beispiele':
mf/& aus *milet8 (vgl. den Genitiv iniMi8 aus *fntletis
nach § 11, 1 b), miless.
pS8 aus *p^s (vgl. den Genitiv p^dvi\ "^pBts, *p^s
(wegen des langen Vokals des Nominativs pes
siehe § 13).
3. Nach langem Vokal oder Diphthong seit dem Ende
des ersten Jahrhunderts v. Chr. auf Grund von § 59.
Beispiele:
Um, Perfektum von lüdo, aus *hidsi, *J«fot, lassL
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Geschichte der lateinisches Konsonanten. 77
plausifTeiiQktxim von plaudo, aus *plaud$i, *plautsij
plaussi.
Analogische Rückbildungen: adsequor, adsum, Dublet-
ten von asseguoTy aSsum; assigno, assisto, welche die
regelrechten Formen ^asigno, *a8isto (siehe oben 1) ver-
drängt haben.
Verschlußlaut + Nasal.
§ 70. — Unter dem Einfluß eines folgenden n sind
alle Verschlußlaute in die entsprechenden Nasale ver-
wandelt worden. Also;
'bn- > -Wiw-
'Pn- >> -mn- über -bn-
-dn- > -nn-
tn- >> -nn- über -dn-
-gn- > -»n-
-en- > -»n- über -gn-,
Beispiele:
scammum 'Schemel' aus *scabnom (vgl. das Diminu-
tivum 8cäbellum)\ Samntum aus *Sabntom (gehört
zu derselben Wurzel wie Säbm, Säbellt).
somnm aus *8opno8 (vgl. söpor Hiefer Schlaf'),
Zwischenstufe *8obnos,
annöto aus "^adnöto,
penna aus ^petna (gehört zur Wurzel von p^o 'ich
strebe nach', dessen älteste Bedeutung 'ich fliege'
war); Zwischenstufe *pedna.
Was die Gruppe -gn- anlangt (die zum Teil auf -cn-
zurückgeht, siehe § 63), so hat die Schrift deren Wandel
zu »n nicht darstellen können, weil, wie wir gesehen haben
(§ 7 Anm. III), das Lateinische kein besonderes Zeichen
zur Wiedergabe des gutturalen Nasals besaß. Man behielt
daher die Schreibung -gn- mit dem Lautwert »n bei.
Vergleiche:
liwnum, geschrieben lignum, Grundform *legnom (siehe
§17).
dimius, geschrieben dignus, Grundform *decno8 (siehe
§§17 und 63); Zwischenstufe *degnos.
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78 Geschichte der lateinischen Konsonanten.
Den Beweis dafür, daß in lignum nnd dignus -gn- als
"Wn- gesprochen wurde, liefert das wurzelhafte i dieser
Wörter, das aus altem e herstammt. In der Tat war,
wie wir oben (§ 17) gesehen haben, der Obei^ng von e
in i in geschlossener Silbe auf die Stellung vor gutturalem
Nasal beschränkt.
Analogische Rückbildungen sind: abnüo, abnigOy vor
denen die regelrechten Formen amnüo, amnego fast gänz-
lich das Feld geräumt haben; adnöto^ Dublette von an-
nöto; aflnecto, aflnUor für ^änecto, *änftor (siehe § 57, 1).
§ 71. — Mit Ausnahme der Gruppe gutturaler Ver-
schlußlaut -|~ ^^ deren Behandlung noch nicht hin-
reichend klargestellt ist, sind sämtliche Verschlußlaute vor
folgendem m zu m geworden. Dieser Lautwandel setzt
den vorherigen Übergang von d und t inh und p zufolge
Assimilation der Artikulationstelle voraus (siehe § 79).
Also:
-dm- > -&m- f
^ i Z> -W.W- über -&m-.
-fm- j> 'pni' )
Beispiele:
ammöveo aus admöv^o.
summm aus *8upmos\ Zwischenstufe *submos (siehe
§§ 63 und 64).
Für -fm- fehlen Beispiele. Indessen unterliegt es
keinem Zweifel, daß diese Gruppe überall, wo sie sich
gezeigt hätte, auf die angegebene Weise behandelt wor-
den wäre.
Gemäß §§ 57, 1 und 71 ist die Geminata -wim- weiter-
hin zu -tw- vereinfacht worden nach kurzem Vokal der
Anfangssilbe mehrsilbiger Wörter, deren zweite Silbe von
Natur oder «durch Position» lang war, und hinter langem
Vokal oder Diphthong.
Beispiele :
ömitto aus *opmitto (pp ursprüngliche Form der Prä-
position oh; siehe § 63,2), *obmitto, *ofninitto.
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Geschichte der lateinischen Konsonanten. 79
glama aus *glübma (glübo), *glümma,
caementum aus *caedmenfam (caedo)^ '^caemmentom.
Analogische Rückbildungen: admövio, Dublette von
ammöveo (siehe oben); submitto, Dublette von summitto,
das selbst analogischen Ursprungs ist, da die korrekte
Form *sumitto lauten müßte (siehe oben ömitfo),
Verschlußlaut + Laterallaut.
§ 72. — Der stimmhafte dentale Verschlußlaut d hat
eich folgendem Laterallaut assimiliert
dl > K .
Beispiele :
allöquor aus adlöquor; grallae, -ärum ^Stelzen' aus
*gradlae (grädXor '^ich schreite'); rällum "^Pflug-
schar' aus *radlom (rado ^ich scharre'); sdla aus
*8edla (sedeo).
Nach einem Diphthong ist die Geminata -ß- verein-
facht worden, in Übereinstimmung mit § 60, 2.
Beispiel :
caelum ^Grabstichel' aus *caedloni (caedo), *caellum.
Analogische Rückbildungen: adlöquor^ Dublette von
allöquor (siehe oben), adlatus, Part. perf. pass. von adfero,
affero (§ 68), Dublette von allatus, das seinerseits an Stelle
von lautgesetzlichem *älätus getreten ist (siehe § 57, 1).
Nasal + Zitterlaut oder Laterallaut.
§ 73. — Der Nasal n hat sich folgendem Zitterlaut
oder Laterallaut assimiliert
nr- > -rr-
nl' > H.
Beispiele:
1. corr^pto aus "^conräplo (mit Umlaut nach § 11, 1 c);
irrevöcahtlis aus inrevöcabtlis.
2. collöquium aus conlöqulum; villum ^ Weinchen, Krätzer'
aus *vm(ö)lom (Diminutivum von vjnum, mit
Synkope nach § 16 a).
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80 Geschichte der Jateinischen Konsonanten.
Analogische Rückbildungen : inrevöcähüü^ canlöguiumy
Dubletten von irrevöcabXlis^ collöqufum (siehe, oben); cor-
rumpOy Ulättis, part. perf. pass. von mßro, welche die
nach § 57, 1 geforderten Formen cörumpo und *ildiu8 ver^
drängt haben. Von cörumpo liegt eine letzte Spur vor in
dem Vers des Lukrez, De verum natura VI, 1135:
An coelum nobis nitro natura coruptum,
Zitterlaut + Laterallaut.
§ 74. — Ein Zitterlaut, dem ein Laterrallaut folgte,
ist durch diesen in einen Laterallaut verwandelt worden.
-rl' > -«-.
Beispiele:
ägdlus aus *agerlo8 (Diminutivum zu äger); pelMdio
'ich verlocke' aus ^perlMo (mit Umlaut gemäß
§ 11,1c); sätullus 'satt' aus *säiurlo8 (Ableitung
von sätur).
Analogische Rückbildungen: perUc^Oy Dublette von
pelUdo (siehe oben), perlüc^o, Dublette von pellacSOy das
selbst für regelrechtes *p^lüc^o analogisch wiederhergestellt
ist (siehe § 57, 1).
Progressive Assimilation.
Zitterlaut oder Laterallaut + Spirant.
§ 75. — Ein Zitterlaut oder Laterallaut hat sich ein
folgendes s assimiliert, nachdem dieses letztere vorher nach
§ 66 in stimmhaftes z übergegangen war.
rs '^ rr
ls> U.
Beispiele:
ferre aus * ferse (vgl. esse 'sein'); Zwischenstufe
*ferze.
vette aus ^velse; Zwischenstufe *veUse.
Zu derselben Kategorie gehören Wörter wie verres,
torreOj coUum, die aus *versBs, *fors^Oy *colsom entstanden
sind; den Beweis für diesen ümsprung liefert uns aber
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Geschichte der lateinischen Konsonanten. 81
erst die Vergleichung anderer indogermanischer Sprachen
(siehe oben § 67).
An Ausnahmen, d. h. Wörtern, in denen die Gruppen
-r«-, -&- nicht assimiliert sind, fehlt es nicht; vgl. z. B.
arm, farsi, mulsi Perfekta von ardeo, far<$lo^ mulceo;pul8ti8
Part. perf. pass. von pello. Wohlgemerkt bildet diese
abweichende Behandlung derselben Eonsonantengruppen
nur scheinbar eine Durchbrechung des Prinzips der Aus-
nahmslosigkeit der Lautgesetze. Die Formeln dieser Ge-
setze gelten eben nur für vollkommen identische Laute
oder Lautgruppen. Nun beruht aber in arsi die Gruppe
-rs' auf -rsS' (siehe § 90); farsi und mulsi stehen für
*farcsi und ^mulcsi (siehe § 91) und die Reduktion der
Konsonantengruppen -ixs-, -Ics- auf -rs-, -Is- durch Aus-
stoßung des gutturalen Verschlußlauts ist späteren Datums
als die Assimilation von ursprünglichem -rs-, -fe- zu -rr-^
'll'\ puhus endlich ist eine Analogiebildung, die regelrechtes
*puUus (von welch letzterem in dem Verbum jmZ^äre '^klopfen,
stoßen', z. B. bei Plautus, Gaptivi 832, eine letzte Spur
bewahrt ist; vgl. auch Quintilian, InstiL orat I, 4, 14: nam
mertare et pultare dicebant) zu einer Zeit verdrängt hat,
wo die Assimilation von ursprünglichem -rs-, -&- ebenfalls
schon eine vollendete Tatsache war. Keine dieser Formen
ist also * ferse oder *velse genau vergleichbar.
c) Assimilation der Artiknlationsstelle.
§ 76. — Die Assimilation der Artikulationsstelle ist
immer regressiv gewesen. Alle oben § 67 bezüglich der
Assimilation der Artikulationsart gemachten Bemerkungen
sind hier zu wiederholen; der I^eser wird also gut daran
tun, sie nochmals zu durchgehen, bevor er sich an das
Studium der im folgenden formulierten Gesetze macht.
Assimilation zwischen Verschlußlauten.
§ 77. — Vor einem gutturalen Verschlußlaut ist jeder
dentale oder labiale Verschlußlaut in einen Guttural ver-
wandelt worden; die dentalen Verschlußlaute haben sich
auch folgendem labialem Verschlußlaut angeglichen. Diese
Niedermann, Hist. Lautlehre des Lateinischen. 6
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82
Geschichte der lateinischen Konsonanten,
Veränderungen lassen sich in folgendes Schema zusammen-
fassen :
> 99'
2.
> 'CC-
> *-g^5«'-, zu C^' geworden ge-
mäß § 83.
> -6&-
Einige der in diesem Schema angedeuteten Assimi-
lationen beruhen allerdings nur auf Analogieschlüssen,
da Beispiele dafür fehlen. Historisch bezeugt sind die
folgenden:
aggero aus adg€ro,
oggero aus *opg^rOf obgero.
siccus aus *sUCt)cos (zu derselben Wurzel wie Mis).
sucdkb aus *supcädo (mit Umlaut gemäß § 11, 1 c).
quicquam^ Nom. Akk. Sing, des Neutrums von quis-
quam^ aus quidquamy *quitqnam.
ocquXnisco '^ich bücke mich nieder' aus "^opquXnisco
(vgl. conqutnisco in derselben Bedeutung; das ein-
fache Verbum war ungebräuchlich).
quippe 'allerdings' aus * quidpe (quid -{- pe^ Partikel,
die sich auch in nempe gewiß, natürlich' wieder-
findet; wegen der Bedeutung läßt sich die deutsche
Wendung wie denn, mit Betonung des denn =
'sicherlich' vergleichen), *quitpe.
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Geschichte der lateinischen Konsonanten. 88
Die Geminata wurde im Auslaut und im Inlaut hinter
langem Vokal vereinfacht (siehe §§ 57, 4 und 58).
Beispiele:
hoc, Nom. Akk. Sing, des Neutrums von hie, aus *hodce
(*hod Neutrum wie id + ce Demonstrativpartikel;
auf alten Inschriften kommt vor honce = hunc
G. I. L. XI, 4766 [Haininschrift von Spoleto],
hance = hanc G. I. L. I, 197 [lex Bantina] usw.),
*hotce, *hocce und, mit Abfall des Endvokals
nach § 32, 1, *hoC€ (wegen dieser Form vergleiche
man § 57, 4).
secübo aus * s^dciibo (das die Trennung bezeichnende
Präfix sed ist dasselbe wie in sedltio "^das Ab-
seitsgehen, der Zwiespalt, die Empörung'), *se^-
cüho, *8eccüho (siehe § 58),
s^äro aus ^sedpärOj ^s^tpäro, *Äeßparo (siehe § 58).
Analogische Rückbildungen: adgero, cbg^ro, quidquam^
Dubletten von aggero, oggero, quicquam (siehe oben); ad-
hlbOy dem lautgesetzliches "^(Jbhlbo offenbar zufolge seiner
Zweideutigkeit hat weichen müssen; iccircö ^um deswillen'
für lautgesetzliches *tcircö (vgl. § 57, 1) aus ursprünglichem
idcircö, welch letzteres ebenfalls auf analogischem Wege
wiederhergestellt worden ist und als Dublette von iccircö
neben diesem im Gebrauch war.
Anmerkung: Denselben Assimilationen von Verschlußlau-
ten begegnet man in deutschen Dialekten. So hört man in dem
dialektisch gefärbten Hochdeutsch der Schweizer toggeschassen
für totgeschossen, tnikkommen für mitkommen, Beppolster für Bett-
polster u. dgl.
Assimilation zwischen Verschlußlaut und nicht homorganem
Spirant.
§ 78. — Vor dem labialen Spiranten / ist jeder den-
tale oder gutturale Verschlußlaut in einen labialen Ver-
schlußlaut verwandelt worden.
Diese Assimilation ist latent, weil der labiale Ver-
schlußlaut infolge von Assimilation der Artikulationsart
weiterhin in einen Spiranten umgewandelt worden ist.
6«
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84 Geschichte der lateinischen Konsonanten.
Für diese ABsimilation der Artikulationsart ist § 68 nach-
zusehen, wo die wichtigsten Beispiele zusammengestellt sind.
Anmerkung. — Das Deutsche ist bei der Assimilation
der Artikulationsstelle stehen geblieben; vergleiche empfangen,
empfehlen, empfinden aus entf- (das Präfix ist dasselbe wie in
entfernen^ entfesseln, in welch letztern die Assimilation durch
analogiscbe Beeinflussung seitens verwandter Bildungen wie ent-
rüekeriy enthüllen rückgängig gemacht erscheint, während empfan-
gen, empfehlen, empfinden ihrer Bedeutung nach isoliert dastanden
und darum die lautgesetztliche Form beibehalten haben).
Assimilation zwischen Verschlußlaut und nicht homorganem
Nasal.
§ 79. — Vor dem labialen Nasal m ist jeder den-
tale Verschlußlaut in einen labialen Verschlußlaut über-
gegangen.
Wie die im vorigen Paragraphen erwähnte ist auch
diese Assimilation latent, da ihr Ergebnis durch nach-
folgende Assimilation der Artikulationsart verdunkelt wor-
den ist. Letztere haben wir oben § 71 behandelt, wo
man die Beispiele vergleichen mag.
Anmerkung. — Die Rekonstruktion der latenten Assimi-
lation der dentalen Verschlußlaute in labiale vor m beruht in
diesem Fall einesteils auf der physiologischen Un Wahrscheinlich-
keit eines direkten Übergangs von -cfm- und tm- in -nitn- und
andernteils darauf, daß sich in anderen Sprachen eine deutlich
wahrnehmbare Tendenz nach Labialisierung der dentalen Ver-
schlußlaute vor m zeigt. So klingen in der schweizerischen Aus-
sprache des Schriftdeutschen Wörter wie Badmeister^ Mitmensch
bei lässigem Sprechen gelegentlich Bapmeister, Mipmensch.
Assimilation des dentalen Spiranten s an den labialen
Spiranten /.
§ 80. — Der dentale Spirant s des Präfixes dis- ist
einem folgenden / assimiliert worden. Also :
'Sf' > -ff'.
Beispiele:
di/ßro aus *di8ßro; difßctlis aus *disfäcUis (mit
Umlaut nach § 11, Ic).
Analogische Rückbildungen : difftdo^ diffundo, welche
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Geschichte der lateinischen Konsonanten. 85
die nach § 57, 1 zu erwartenden Formen *d$ßdo, *difundo
verdrängt haben.
Assimilation zwischen Nasalen und Verschlußlauten.
§ 81. — Jeder Verschlußlaut duldete nur den homor-
ganen Nasal vor sich.
Beispiele:
Die Präfixe com- (z. B. in cömes), in- (z. B. in ineo) und
die negierende Partikel ?«- (z. B. in inüUlis) gingen auf m
aus vor labialem Verschlußlaut, auf n vor dentalem und
auf « (geschrieben n infolge Mangels eines besonderen
Buchstabens zur Bezeichnung des gutturalen Nasals; siehe
§ 7, Anm. III) vor gutturalem; vergleiche:
compmo, contexoj concenätio, in der Aussprache co»-
cenöMo^ ^gemeinschaftliches Essen'.
imbüo ^ich tauche ein, benetze, erfülle mit\ indüro
'ich mache hart', ingenüos^ in der Aussprache
ingenüos, 'angeboren, natürlich, edel'.
itnhellis, intactus, inquUtus, gesprochen wquMm,
Außerdem läßt sich der Übergang von m zu ^ vor
dentalem Verschlußlaut und zu « vor gutturalem Ver-
schlußlaut noch in folgenden Fällen beobachten:
eundem, eandem (eum, ^am + dem)^ eörundem^
eärundein (eörutn^ Mrum + dem)\ quandiü (quam
4- dtü)f septendedm (septetn + decem).
altlateinisch chncülumj gesprochen clamülum^ Adv.
'insgeheim' und Präp. 'heimlich vor' gegenüber
clam\ tunCf gesprochen tunc (tum + enklitischem
ce; siehe § 32, 1); fanquam, gesprochen taoguam
(tarn + quam).
Analogische Rückbildungen: eumdem, eamdem, ^rum-
detn^ eärumdem, quatndlü^ septetndecim, iatnqtuim^ Dubletten
von eundem, Sa^itdenty ^undem^ eärundem^ quandtü, sep-
tendedm, taflquam (siehe oben); ^mpftis (mit parasitischem
p gemäß § 86), Part. perf. pass. von sumo, für suntus,
das übrigens im Vulgärlateinischen existiert hat und in
einigen romanischen Formen fortlebt. Es ist indessen
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86 Geschichte der lateinischen Konsonanten.
wahrBcheinlich, daß die WiederherstelluDg der etymolo-
gischen Formen ^i/me^em, eamdem, ^frumdem, Mrwmdem^ quam-
(fta, septemdicim, tamguam rein graphischer Natur war, d. h.
daß die Leute, die so schrieben, nichtsdestoweniger eww-
dem, eandem usw. sprachen.
Anmerkung. — Auch das Deutsche bietet Beispiele dieser
Art von Assimilation; vergleiche empfangen neben efUfemeny
umgern neben untief, Schande neben schämen,
Assimilation des dentalen Nasals n an den labialen Nasal m.
§ 82. — Der dentale Nasal n hat sich dem labialen
Nasal m überall da angeglichen, wo die Präposition oder
die negierende Partikel in- vor ein mit m beginnendes
Wort zu stehen kam.
'Um' >• -mm-,
Beispiele:
imminSo aus inmtneo (vgl. em^n^o); immölo 'ich opfere*
aus inmölo (eigentlich 'ich bestreue [den Kopf des
Opfertiers] mit Opferschrot', möla).
immSmor aus inm^w^r; immöderätus aus intnö-
derätus.
Analogische Rückbildungen: inmtneo, inmölo, inmemor,
inmöderotus^ Dubletten von immln^o, immölo, immemor^
immöderätus; immüto, immitis, die auf Grund von § 57, 1
*imüto, *im%tis lauten müßten.
II. Entwicklung von gr und ff* vor Konsonanten.
§ 83. — Vor Konsonanten haben die labialisierten
gutturalen Verschlußlaute ^^, q^ {gu, qu in der gewöhnlichen
Orthographie ; siehe § 40) ihren labialen Nachschlag ein-
gebüßt und sich in die reinen Gutturale g und c ver-
wandelt. Außerdem ist, wenn der folgende Konsonant
stimmlos war — und das ist in allen Beispielen, die man
für die Gruppe g^ + Konsonant anführen kann, der Fall
— das stimmhafte g nach § 63 in stimmloses c über-
gegangen. Man hat somit:
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Geschichte der lateinischen Konsonanten. 87
gr^, q^ + Konsonant > c + Konsonant
Beispiele :
extincsi, geschrieben exiinxi, Perfektum von eocHnguo]
nies, geschrieben nix, Nom. gegenüber ntvis, Gen.
aus *ntff^is (siehe § 40); unctio gegenüber unguen-
tum.
assecla ^Anhänger' gegenüber assequor] coctus Part,
perf. pass. von coquo\ delictum gegenüber dB-
linquo.
Dieses Gesetz erklärt uns auch ac und nee, die vor
konsonantischem Anlaut des folgenden Wortes gebräuch-
lichen Dubletten von atqtu und neque. Nach dem Ab-
fall des auslautenden e von at^e und neque auf Grund
von § 32, 1 ist die Labialisation des qu unter dem Ein-
fluß des folgenden Konsonanten geschwunden, was *atc
und nee ergab; *atc ist daraufhin nach § 77 zu acc assi-
miliert und schließlich die Geminata cc nach § 67, 4 ver-
einfacht worden.
III. Entwicklung der Gruppe denttüer
Verschlußlaut + 1.
§ 84. — Das ZusammentreflTen eines dentalen Ver-
schlußlautes mit nachfolgendem t gab bereits in indoger-
manischer Zeit Anlaß zur Entstehung eines parasitischen
Zwischenlautes s. Die hieraus resultierende Gruppe ist hat
sich alsdann auf italischem Boden zufolge einer Art bila-
teraler Assimilation zu ss weiterverschoben.
cJ, e + *>*** > «*•
Beispiele:
cässm, -üs aus *cädtus {cädo; wegen der Dehnung
des Stammvokals in diesem Wort und in den
zwei folgenden siehe § 27); divi88io aus *dMdÜo
(divido); BS8U8, Part. perf. pass. von €do, aus
*edtos\ plaussusy Part. perf. pass. von plaudo,
aus *plaudtos; sessus, Part. perf. pass. von s^d^,
aus * sedtos (wegen des mutmaßlichen Grundes
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88 Geschichte der lateinischen Konsonanten.
für das Fehlen der Dehnung des Stammvokals in
sessus siehe § 27).
messis 'Ernte' aus *mettis (rn^o); paasus sunt, Per-
fektum von pätior, aus *pattos sum ; quaasfis, Adj.
'zerrüttet, gebrochen', ursprünglich Part. perf. pass.
von quätio, aus *quattos.
Nach langem Vokal und Diphthong ist die Geminata
SS seit dem Ende des ersten Jahrhunderts vor imserer
Zeitrechnung zu $ vereinfacht worden. Cicero sprach und
schrieb noch cässus, divissiOy &S8U8, plaussus, aber zur
Zeit Quintilians lauteten diese Wörter cäsus^ divisio, esus,
platisus (siehe § 59).
§ 85. — In einer Anzahl von Fällen hat sich die
Gruppe dentaler Verschlußlaut + t nach Abschluß des eben
besprochenen Lautwandels, der schon lange vor der histo-
rischen Periode des lateinischen Sprachlebens beendet war,
von neuem gebildet. Das Ergebnis war in diesem Fall
nicht mehr -ss-, sondern -tt-. Solch nachträgliches Zu-
sammentreffen von dentalem Verschlußlaut und folgendem
t fand insbesondere da statt, wo das Präfix ad- sich mit
einem mit t anlautenden Verbum verband, also z. B. in
attSnüo aus adtenüo; attüli^ Perfektum von affero
(assimiliert aus adßro nach § 68), aus adtüli.
Die Präverbien waren in der Tat zuerst selbständige
Wörter (wie teilweise noch jetzt im Deutschen: ich gehe
unter, ich lasse ab u. dgl.), und dieser ursprüngliche Zu-
stand hatte noch zu Plautus' Zeiten nicht ganz aufgehört,
wie daraus erhellt, daß es im Trinummus v. 833 heißt:
distraxissent disque tulissent ...
Die Gruppe -dt- in adtenuo, adtüli war also zu jung,
um von dem Gesetze betroffen zu werden, das z. B. die
Umbildung von * sedtos zu sessus (siehe oben) bewirkt hat;
daher atUnüo^ attüli. Es sei hinzugefügt, daß man neben
attenHo, attüli in Inschriften und Handschriften als Dublet-
ten auch den analogischen Bückbildungen adtenüo, ad-
tüli begegnet.
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Geschichte der lateinischen Konsonanten« 89
IV. Einschiebung eines parasitischen Über-
gangslautes in gewissen Konsonantengruppen.
§ 86. — Zwischen den zwei Bestandteilen der Grup-
pen sr (soweit aus dtr entstanden; siehe §§ 84 und 57, 2),
ml, ms, mt hat sich ein parasitischer Übergangslaut ent-
wickelt, der bei sr ein t, bei ml, ms, mt ein p war.
1. sr > str
2. wZ> mpl
ms > mps
mt > mpt.
Beispiele:
1. c/awsfrwm ^Verschluß' aus *cZaMsrom, *claudtrom (Clau-
de)] rastrum '^Hacke' aus *rasrom, *rädtrom (rädo);
tönstrix 'Schererin' aus *tonsrix, *tondirtx (ton-
diSo).
2. exemplum aus *exemlom (eigentlich '^was man heraus-
greift', zu *ex^mo, das nach § 11, 1 b zu eximo
geworden ist).
compsi, dempsi, prompsi, sumpsi, Perfekta von cömo
^ich schmücke', dSm^, prömo, sümo, aus *comsi,
*dem$i, *promsij *sumsi (vgl. z. B. dixi, d. h. dicsi,
Perfektum von dico).
comptus, demptus, promptus, sumptus, Participia perf .
pass. der obigen Verba, aus *comttis, *demius,
*promtus, *sumtus (vgl. dicttis Part. perf. pass. von
dtco).
In der Volkssprache schob sich ein parasitisches p
auch in der Gruppe -mn- ein; dafür zeugen Schreibungen
wie autumpnm, contempno, sompnus, die man häufig in
vulgären Texten antrifft. Die Leute von Bildung dagegen
verwarfen diese Aussprache unbedingt.
Anmerkung. — 1. *comtu8, *demtu8, *promtus, *sumtu8
mußten nach § 81 *contti8, *denttM, *pr<mtu8t ^sunttM ergeben, doch
war hier das m durch die Analogie wiederhergestellt worden.
2. Übergangslaute ähnlicher Art wie die eben besprochenen
finden sich in den verschiedensten Sprachen, im Deutschen be*
sonders in Substantiven, die mit einem ^Suffix von Wurzeln auf
m oder n abgeleitet sind, wie -Jcunft zu kommen, Vernunft zu ver-
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90 Geschichte der lateinischen Konsonanten.
nehmen^ Gun9t zu gönnen^ Kunst zu "können, femer in Bildungen
wie Fähndru^, namentlich u. dgl., im Französischen z. B. in
combler ^ausfüllen, überhäufen' aus lat. eum(ü)lärey nombre aus
nüm(^)rum, pondre ^Eier legen' aus pön(ii)re.
V. Verstummen des ersten Bestandteils einer
Gruppe von zwei Konsonanten.
§ 87. — Vor stimmhaftem Konsonanten ist s nach
§ 64 in 2; übergegangen und dann unter Ersatzdehnung
des vorhergehenden Vokals, wenn dieser kurz war, ver-
stummt (siehe oben § 26, 1).
Beispiele:
%dem aus *t8dem (18 + dem) über *lzdem,
judex aus *jüsdex Cquod jus dicat'; -dex für -dix
nach Analogie des zweiten Bestandteils von Zu-
sammensetzungen wie auspex, opUfex usw. auf
Grund der Proportionsformel auspidis^ qptßcis:
auspex, öpifex = jüdUcisix) über ^jüzdex.
tredecim aus *tresdecim über *trB»decim,
prelum 'Presse, Kelter' aus *presIom (vgl. pr^-siy
Perfektum von premo) über *prS»lom.
primus aus *pn8mo8 (vgl. priscus 'alt') über *pr%Z'
mos,
Igenus 'bedürftig' aus *$gesnos (vgl. eg^stas) über
*egeznos,
pöno aus *pö8(l)no (siehe § 26, 2) über *po»no,
Vergleiche auch didüco, digero, dHäMo, dimitto, dfnöscOy
gegenüber dXstorquSo, dl8cedo^ dispöno, dtssöc^o.
Analogische Rückbildungen: ejusdem^ Gen. Sing, von
^em, qutbusdam, Dat. Abi. Plur. von quldam, nach ejus
und qvXhis,
§ 88. — Vor / und s gab der dentale Nasal früh-
zeitig seinen Mundverschluß auf, und seine Stimmband-
schwingungen wurden zum vorausgehenden Vokal gezogen,
was, wo es sich um eine Kürze handelte, deren Dehnung
zur Folge hatte (siehe § 26, 2).
Das Verstummen des n in dieser Stellung wird
bezeugt: 1) durch auf archaischen Inschriften häufig
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Geschichte der lateinischen Konsonanten. 91
begegnende Schreibungen wie iferos, cesor^ cosol; 2) durch
die Abkürzung cos, für cönsul; 3) durch das oben § 26, 2
erwähnte Zeugnis Quintilians; 4) durch ^umgekehrte
Schreibungen' in vulgären Texten, wie z. B. occansio, ihen-
saurus für occäsio, ihesaurus; 5) durch die romanischen
Sprachen, z. B. französisch öpouse^ mois, toise '^Klafter', die
auf spösa^ misem, tesa zurückgehen. Indessen haben bald
etymologische Erwägungen das n zuerst in der Ortho-
graphie und dann, zufolge des instinktiven Strebens des
Volkes, die geschriebene und die gesprochene Sprache mit-
einander in P^inklang zu bringen, wenigstens teilweise
auch in der Aussprache wiederhergestellt. Das war nament-
lich der Fall in den Zusammensetzungen mit con- und
in-j wie beispielsweise französisch conseü, enfant^ ensemble
zeigen, die auf lateinisch cönsiUum, mfaniem, fnsimül
zurückgehen.
B. Gruppen Ton drei Konsonanten.
§ 89. — Gruppen von drei Konsonanten sind meistens
auf zwei Konsonanten, oder sogar auf einen einzigen Kon-
sonanten reduziert worden. Die Reduktion auf zwei Kon-
sonanten wurde herbeigeführt:
1. durch Assimilation zweier Konsonanten der Gruppe
und Vereinfachung der hieraus entsprungenen Geminata;
2. durch die Ausstoßung eines der drei Konsonan-
ten unter den weiter unten zu nennenden Bedingungen.
Die Reduktion auf einen einzigen Konsonanten wurde
veranlaßt durch die eine oder die andere der beiden eben
genannten Ursachen in Verbindung mit dem Verstummen
eines s oder durch das Verstummen der Gruppe ns vor
stimmhaftem Konsonanten.
Assimilation und nachherige Vereinfachung der Geminata,
allein oder in Verbindung mit dem Verstummen eines s.
§ 90. — Beispiele:
a) aspjro aus adspiro, *a8sp%ro (§§69 und 57,2); asto
aus adsto, *assto (§§69 und 57,2); arsi, Per-
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92 Geschichte der lateinischen Konsonanten.
fektum von ardeo, aus *ardsi, *ar88i (§§ 69 und
57, 3); s€nsi, Perfektum von sentto,, aus *sentsi,
*senssi (§§ 69 und 57, 3); nox (d.h. nocs) aus
*noct8 (vgl. den Gen. noctisX *nocSs (§§ 69 und
57, 4).
coi^cülum aus *cordcülom^ *coreculom (§§ 77 und 57, 3);
sarmentum aus *sarpmentom, ^sartnmenfom (§§ 71
und 57, 3).
testiß aus *terstis (qui tertius stat 'der als Dritter
dabeisteht'), *t€Sstis; tostus, Part. perf. pass.
von totreo (alt *torseo; siehe § 75), aus *torst0s,
*tosstos.
Es könnte scheinen, als ob die beiden letztgenannten
Beispiele mit dem weiter oben § 75 formulierten Gesetze
in Widerspruch stünden. Dem ist aber nicht so, denn
damit sich ein r nachfolgendes s assimilieren konnte, wie
dies bei ferre aus *fer8e geschehen ist, mußte das s vor-
erst stimmhaft werden, was in *ter8tis und *torstus wegen
seiner Stellung vor stimmlosem t unmöglich war (siehe
§ 63). Dies ist der Grund, weshalb hier die Assimilation
im entgegengesetzten Sinne stattgefunden hat.
süperstes '^überlebend' ist eine analogische Rückbil-
dung; die lautgesetzliche Form supestes erscheint häufig in
vulgären Inschriften.
b) pöne Präpoe. 'hinter' und Adv. 'hinten' aus *postne
(vgl. süperne Präp. 'über' und Adv. 'oberhalb'),
"^posnne, *po8ne (§§ 70, 57, 3 und 87).
Ausstoßung eines Konsonanten allein oder in Verbindung mit
dem Verstummen eines «.
§ 91. — Ein gutturaler Verschlußlaut ist zwischen
r oder l einerseits und s, f, m anderseits und ebenso
zwischen n und einem dentalen Verschlußlaut ausgestoßen
worden.
Beispiele:
farsi Perfektum und fartus Part. perf. pass. von
farc^ aus '^farcsi^ *farctos] sar^i Perfektum und
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Geschichte der lateinischen Konsonanten. 93
sartus Part. perf. pass. von sarcio 'ich flicke'
aus *sarcsiy *sarCtos; fidsi Perfektum und fultus
Part. perf. pass. von fulöto aus *fule8i, * fidetos;
ultus Part. perf. von ulciscor aus *ulcto8.
tormentum 1. 'Strick', 2. 'Folter', 3. 'Wurfmaschine'
aus *torg(^mentom, *torcment(nn (§ 83; Ableitung
von der Wurzel von iorqtUo 'ich drehe'); fiilmen
aus *fulgmen (fulgeo): guemeus 'eichen' aus ^querc-
neus (quercus),
quindecim aus * quinqu(^)decim, *quincdecm, ^quing-
decim (§§ 16, 83 und 63); quintus aus *quinq^tos,
quinctos (§ 83).
Die Gruppe -nct- ist auf analogischem Wege wieder-
hergestellt worden in juncfus^ utictus, vinCttiSy Part. perf.
pass. von jungo, unguo^ vintlo. Desgleichen findet man
quinctus neben quintus^ besonders in den Eigennamen
Quinctm, QuinCÜus, QuinCtJlis.
§ 92. — Jeder labiale oder gutturale Verschlußlaut
fiel vor 8, wenn auf dieses noch ein anderer Konsonant
folgte. War der auslautende Konsonant der Gruppe stimm-
haft, so verstummte s seinerseits unter Ersatzdehnung
eines vorhergehenden kurzen Vokals in Übereinstimmung
mit § 87.
Beispiele:
a) asporfo aus *apsporto; ostendo aus *opstendo (eigent-
lich 'ich spanne davor aus'); stisc^pio aus *supscä'
pio (mit Umlaut nach § 11, Ic).
Die Präverbien ops- und sups- sind aps- nachgebildet
auf Grund der Proportionsformel ap- (ab-):ap8 =
op' Coh-)j 8up' (8ub->:x,
sescenti aus *8excenti (x = es).
Analogische Rückbildungen: abstüli, Perfektum von
außro (die lautgesetzliche Form astuli ist uns durch den
Grammatiker Charisius I, p. 237, 2 K. bezeugt), dexter,
juxta, sexhis usw. Übrigens gehörten diese Rückbildungen
ausschließlich der Schriftsprache an ; das Volk kannte nur
dester, jtisia, sestm, wie dies zahlreiche vulgäre Inschriften
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94 Die Silbe.
und handschriftlich überlieferte Texte und besonders auch
die romanischen Sprachen (vgl. altfranzösisch destre, jouste,
sütes) beweisen.
Anmerkang. — Derselben Redaktion der Gruppe gutturaler
Verschlußlaut + s + stimmloser Konsonant zu ä -f stimmlosem
Konsoncmt begegnet man heutzutage im volkstümlichen Fran-
zösisch, wo man exclure, expUquer, extraire u. ä. häufig esclure^
espliquer, estraire aussprechen hört.
b) ämitto aus *ap8mitto\ ^bibo aus *exUho\ sffmo aus
*sup8(l)mo (mit Synkope gemäß § 16).
jümentum ^Zugtier' aus jouXmentom (durch die im
Jahre 1899 auf dem Forum von Rom gefundene
älteste lateinische Inschrift bezeugt; ow Wonach
§ 24); s^ecim aus *8eQCdecim; tela 'Gewebe' aus
*texla (teoco 'ich webe').
Verstummen der Gruppe -na- vor stimmhaftem Konsonanten.
§ 93. — Die Beispiele für diese Reduktion, die auf
der Kombination der oben in §§ 87 und 88 formulierten
Gesetze beruht, werden uns fast ausschließlich durch das
Präverbium trans- vor stimmhaftem Konsonant geUefert,
wie z. B.
irädaco aus *tränsdüco; trämeo aus transmSo; träno
'ich schwimme hinüber' aus transno.
Neben diesen lautgesetzlichen Formen blieben stets
auch die rekomponierten transdüco, tränsmeo, transno
usw. im Gebrauch.
Die Silbe.
Silbentrennung.
§ 94. — Die Artikulationsgruppen, die wir Wörter
nennen, zerfallen in ebensoviele Teilstücke, als sie Vokale
(oder Diphthonge) enthalten. Diese Teilstücke, die durch
eine vollständige oder teilweise Verschlußbewegung der
Mundorgane oder aber lediglich durch eine Unterbrechung
der Stimmbandschwingungen voneinander getrennt sind,
führen den Namen Silben.
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Die Silbe. 95
Im Lateinischen lag die Silbengrenze unmittelbar hin-
ter dem Vokal (oder Diphthong), wenn auf diesen ein
anderer Vokal oder ein einziger Konsonant folgte. Folgten
dagegen auf den Vokal (oder Diphthong) zwei Konsonanten
oder ein geminierter Konsonant, so wurde das konsonan-
tieche Element regelmäßig unter die vorausgehende und
die folgende Silbe verteilt. Eine Ausnahme wurde nur
für die Gruppe Verschlußlaut + Zitterlaut oder Laterallaut
(muta cum liquida) gemacht, wo beide Konsonanten zur
folgenden Silbe gezogen wurden. Von drei Konsonanten
endlich gehörten der erste und zweite zur vorausgehenden
Silbe, wenn die Gruppe nicht auf Verschlußlaut mit
folgendem Zitterlaut oder Laterallaut ausging. Im letzteren
Falle lag der Silbeneinschnitt hinter dem ersten der
drei Konsonanten.
Man trennte also:
1. a) rn^-us, gui-eSj quö-äd,
b) cä'do, pau'pef% cae-cus, rö-sa, dö-mus, si-nus^ ä-ra^ cae-
lum,
Anmerkung. — Im Deutschen kennen wir keine offenen
Silben mit kurzem Vokal wie dö-mus, si-nus; wir müssen uns
daher hüten, den folgenden Konsonanten in solchen Wörtern zu
der vorausgehenden und ssur folgenden Silbe zu ziehen wie bei
der Geminata.
2. a) ag-men, prop-ter, tectum^ ip-se, aes-täs, pis-cis am-bo^
ani-nis^ pug-na (g = i90, inSn-sa, or-do^ pul-vis;
aber
gua-drans, a-trox, fe-bris^ su-prä^ ae-grB^ lucf-um, locu-
ples.
Besonderer Art waren Zusammen Setzungen wie dbrumpOy
sublätuSy in denen die Verbindung zwischen dem Verschlußlaut
und dem Zitterlaut oder Laterallaut viel weniger fest war als in
den eben aufgezählten Fällen, weil, wie oben (§ 85) dargelegt
worden ist, die Präverbien sehr lange selbständige Wörter waren
und wo man daher etymologisierend ab-rumpo, sub-lätus abteilte,
b) ag-ger, gib-bics, sic-cuSj pos-sum, an-nus, il-le.
3. dex'ter^ ins-tar, temp-to^ sanc-tus;
aber
spec-trum, plaus-trum, membrum, tem-plum.
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96 Die Silbe.
Die vorstehenden Regeln beruhen auf der in unsern
besten Texten, inschriftlichen sowohl wie handschriftlichen,
befolgten Praxis, die zweifellos die in der Aussprache üb-
liche Silbentrennung getreu widerspiegelt. Die von den
römischen Nationalgrammatikern seit dem 5. Jahrhundert
unserer Zeitrechnung kodifizierte Methode schreibt in teil-
weisem Gegensatz dazu vor, alle diejenigen Konsonanten-
gruppen zur zweiten Silbe zu ziehen, die im Wortanlaut
stehen können, also z. B. abzuteilen a-sptce, a-mnis, ca-sira,
doch sind das rein theoretisierende Klügeleien, die keinen
Anspruch auf sprachwissenschaftliches Interesse erheben
dürfen.
Quantität der Silben.
§ 95. — Eine Silbe war kurz, wenn sie einen kurzen
Vokal enthielt und darauf nur ein einfacher Konsonant
folgte, wie z. B. die erste Silbe von cädo, cöquo {qu war
ein einfacher Laut, siehe § 40).
Eine Silbe war lang:
1. Wenn sie einen langen Vokal oder einen Diph-
thong enthielt, welches auch immer die Beschafienheit der
nachfolgenden Konsonanz sein mochte, wie z. B. die erste
Silbe von nimiSy paenCy actus (§ 26), fatistm.
2. Wenn sie einen kurzen Vokal enthielt, auf den
eine Geminata oder Konsonantengruppe folgte, wie z. B.
die erste Silbe von messis (zu meto\ siehe § 84), sella (zu
sed^o\ siehe § 72), neptis (vgl. nepös^ § 34), tango (Wurzel
tag, vgl. tetigi aus *tetägi nach § 11, 1 c). Eine Ausnahme
machten die Silben mit kurzem Vokal, auf den die Kon-
sonantenverbindung Verschlußlaut + Zitterlaut oder Lateral-
laut folgte. Diese galten bei den alten lateinischen Dra-
matikern immer als kurz, z. B. patrem ^ ^, locuples ^ ^ — .
Die Dichter der klassischen Zeit verwenden sie zwar bald
als Kürzen, bald als Längen, wie der Vers Ovids {Meta-
morphosen XIII, 607)
Et primo similis volucri, mox vera volucris
■I- --1^ -wl-
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Die Silbe. 97
beweist, aber man ist heute darüber einig, daß die Mes*
sung als Länge in diesem Fall auf gelehrter Nachahmung
der griechischen Prosodie beruht.
§ 96. — Nach den römischen Grammatikern sind die
Silben, die prosodisch als Längen gelten, obwohl sie einen
kurzen Vokal enthalten, poaitione oder positu lang.
Vergleiche Quintilian, Instit orat ES, 4, 86: certe in di-
mensione pedum syllaba quae est brevis insequente vel
brevi alia, quae tamen duas priores consonantes habeat,
fit longa ut: agrestem tenui musam . . . a brevis, gres
brevis, faciet tamen longam priorem, dat igitur illi aliquid
ex suo tempore, quo modo, nisi habet plus quam quae
brevissima, qualis ipsa esset detractis consonantibus? nunc
unum tempus accomodat priori et unum accipit a sequente;
ita duae natura breves positione sunt temporum quat-
tuor "^Zweifellos wird bei der Messung der Versfüße eine
kurze Silbe, wenn auf sie eine zwar ebenfalls kurze, aber
mit zwei Konsonanten anlautende andere folgt, lang. So
ist in agrestem tenui musam ... a an sich kurz, gres
auch, längt aber doch die vorausgehende Silbe, gibt also
etwas von seiner Zeitdauer an jene ab. Wie sollen wir
uns nun das anders erklären als durch die Annahme,
daß dieses gres eben länger ist als eine wirkh'che Kürze,
was es ohne die Konsonanten wäre (d. h. wenn die Silbe
nur aus einem vokalischen Element bestünde). So (d. h.
so wie die Silbe gres tatsächlich beschaffen ist) gibt sie
eine Zeiteinheit an die vorausgehende Silbe ab und er-
hält ihrerseits eine solche von der folgenden; auf diese
Weise bekommen zwei von Natur kurze Silben «durch
Position» vier Moren'.^ Ebenso sagt Aulus Gellius, Noctes
AUicae IV, 17, 8 von subiät, daß das wurzelhafte i: vim
consonantis capit et idcirco ea syllaba productius latiusque
paulo pronuntiata priorem syllabam brevem esse non pa-
1 Man beachte, daß Quintilian als zweite Silbe -gres-, nicht
-gre- nennt, was der Grammatikertheorie a-gre-atis abzuteilen zu-
widerläuft.
Niedermann, Hist. Lautlehre des Lateinischen. 7
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98 Die SUbe.
titur, sed reddit eam positu longam "... die Geltung
eines Konsonanten bekomme und daß infolgedessen diese
Silbe (d. h. die Wurzelsilbe) länger und gedehnter klinge,
was weiterhin zur Folge habe, daß die ihr vorausgehende
Silbe nicht kurz bleiben könne, sondern «durch Position»
lang werde'. Die Ausdrücke positione oder positu, die
wie die meisten technischen Ausdrücke der lateinischen
Grammatik aus dem Griechischen übersetzt sind, bedeu-
teten eigentlich ^durch Übereinkunft'. Die griechischen
Rh3rthmiker stellten sich in der Tat vor, daß die Silben,
die einen langen Vokal enthielten, durch sich selbst, zu-
folge ihrer natürlichen Beschaffenheit lang seien, daß da-
gegen diejenigen, die einen kurzen Vokal enthielten, auf
den eine Geminata oder eine Konsonantengruppe folgte,
durch eine besondere willkürliche Festsetzung als Längen
gemessen würden. Da man indessen in Rom gegenüber der
von den griechischen Philosophen viel erörterten Frage, ob
den Dingen ihre Namen mit Naturnotwendigkeit zukämen
oder ob sie ihnen vielmehr durch eine künstliche Verein-
barung verliehen worden seien, sich gleichgültig verhielt,
so mißverstand man hier bald die eigentliche Bedeutung
von positione oder positu und brauchte diese Ausdrücke
im Sinne von «durch die Stellung», d. h. durch die Stel-
lung des Vokals vor einer Geminata oder einer Konsonan-
tengruppe.
Die Erklärung für die Längung der Silben ^durch
Position' liegt in der Silbentrennung beim Sprechen. Eine
auf zwei Silben verteilte Konsonanz längte die erste der-
selben, weil eine geschlossene Silbe im Lateinischen immer
lang war.
Wichtige Anmerkung. — Man hüte sich vor
dem weitverbreiteten Irrtum, der darin besteht, von posi-
tionslangen Vokalen zu sprechen. 'Durch Position' wird
die Silbe gelängt, aber niemals ihr Vokal.
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Anhang. 99
Anhang.
Zwei inschriftliche Proben alten Lateins.
I.
In satarnischem Versmaß abgefaßte Grabschrift des
L. Cornelius L. f(ilius) Seipio, Konsul 259, Censor 258
v.Chr.; CLL,!, 32.
hone oino ploirome cosentiont Romai
duonpro optumo fuise niro
Luciom Scipione. filios Barbati
consol censor aidilis hie fuet apud uos
hec cepit Corsica Aleriaque urbe
dedet Tempestatebus aide meretod.
hunc unum plurimi consentiunt Romae
bonorum Optimum fuisse virum
Ludum Sdpionem. filius Barbati
comul, censor^ aedilis hie fuit apud vos;
hie eepit Corsicam Äleriamqm urbem,
dedit Tempestatibus aedem merito.
II.
Senatusconsultum de ßacchanalibus vom Jahr 186
v.Chr.; CLL. I, 196.
Q. Marcius L. f. S. Postumius L. f. cos. senatum
consoluerunt N. Octob. apud aedem Duelonai. Sc. arf. M.
Claudi M. f. L. Valeri P. f. Q. Minuci C. f. de Bacana-
libus quei foideratei esent ita exdeicendum censuere.
neiquis eorum Bacanal habuise uelet. seiques esent quei
sibei deicerent necesus ese Bacanal habere eeis utei ad
pr. urbanimi Romam uenirent deque eeis rebus ubei
7*
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100 Anhang.
eomm uerba audita esent utei senatus noster decemeret
dum ne miims senatoribus C adesent quom ea res coso-
leretur. Bacas uir neqnis adiese uelet ceiuis Romanus
neue nominus Latini neue socium quisquam nisei pr.
urbanum adiesent isque de senatuos sententiad dum ne
minus senatoribus C adesent quom ea res cosoleretur
iousiset. censuere. sacerdos nequis uir eset. magister
neque uir neque mulier quisquam eset. neue pecuniam
quisquam eorum comoinem habuise uelet neue magistra-
tum neue pro magistratud neque uirum neque mulierem
quisquam fecise uelet. neue post hac inter sed coniou*
rase neue comouise neue conspondise neue conpromesise
uelet neue quisquam fidem inter sed dedise uelet. sacra
in oquoltod ne quisquam fecise uelet neue in poplicod
neue in preiuatod neue exstrad urbem sacra quisquam
fecise uelet nisei pr. urbanum adieset isque de senatuos
sententiad dum ne minus senatoribus C adesent quom
ea res cosolereretur iousiset. censuere. homines plous
y oinuorsei uirei atque mulieres sacra ne quisquam
fecise uelet neue inter ibei uirei plous duobus mulieri-
bus plous tribus arfiiise uelent nisei de pr. urbani sena*
tuosque sententiad utei suprad scriptum est. haice utei
in couentionid exdeicatis ne minus trinum noundinum
senatuosque sententiam utei scientes esetis. eorum
sententia ita fuit sei ques esent quei aruorsum ead fe>
cisent quam suprad scriptum est eeis rem caputalem
faciendam censuere. atque utei hoce in tabolam ahenam
inceideretis ita senatus aiquom censuit uteique eam figier
ioubeatis ubei facilumed gnoscier potisit atque utei ea
Bacanalia sei qua sunt exstrad quam sei quid ibei sacri
est ita utei suprad scriptum est in diebus X quibus
uobeis tabelai datai erunt faciatis utei dismota sient.
Q. Marcitis L, f(ilius), S(purius) Postumius L, /(ilius}
consCules) senatum consuluerunt N(onis) Octob(ribus) apud
aedem Bellonae, Sc(ribendo) adf(uerunt) M. Claudi(us) M^
f (ilius), L. ValeriCus) P. f (ilius), Q. Mimci(us) C. f (ilius).
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Anhang. 101
de Bacchanalihibs qui foederati essent ita edicendum c^nsuere,
nequis eorum Bacchanal hdbuisse vellet siqui essent qui sibi
dicerent necesse esse BaccJianal habere, ei uti ad pr(aetorem)
urbanum Bomam venirent^ deque eius rebus, ubi emiim verba
audita essent, uti senatus noster decerneret, dum ne minus se-
natoribm G adessent cum ea res consvXeretur, Bacchas vir
nequis adiisse vellet civis BomanuSy neve nominis Latini, neve
sodorum quisquam, nisi prCaetorem) urbanum adiissent, isque
de senatus sententia, dum ne minus senatoribus C adessent cum
ea res consuleretur, jussisset. censuere. sacerdos nequis vir esset,
magister neque vir neque mulier quaequam esset, neve pecu-
niam quisquam eorum communem häbuisse vellet, neve magistra-
tum, neve pro magisiratu neque virum neque mulierem quisquam
fedsse vellet. neve posthac inter se conjurasse neve convovisse
neve conspondisse neve compromisisse vellet neve quisquam fidem
inter se dedisse vellet. sacra in occulto ne quisquam fedsse vellet,
neve in publico neve in privato, neve extra urbem sacra quis-
quam fecisse vellet, nisi pr(aetorem) urbanum adiisset, isque
de senatus sententia, dum ne minus senatoribus G adessent cum
ea res consulef^etur, jussisset. Gensuere. homines plus V uni-
versi, viH atque mulieres, sacra ne quisquam fecisse vellet,
neve interibi viri plus duobus mulierihis plus tribus adfuisse
vellent, nisi de pr(aetoris) urbani senatusque sententia, uti
supra scriptum est. haec uti in conüone edicatis ne minus
trinum nundinum, senatusque sentenUam uti scientes essetis.
eorum sententia ita fuit: siqui essent qui adversum ea feds-
sent, quam supra scriptum est^ eis rem capitalem fadendam
censuere. atque uti hoc in tabulam ahenam indderetis, ita
senatus aequum censuit, utigue eamfigi jübeatis, ubi fadllime
nosd possit, atque uti ea Bacchanalia, siqua sunt, extra quam
siquid ibi sacri est, in diebus X quibus vobis tabellae datae
erunt fadatis uti dimota sint.
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102 Bibliographie.
Biblio^aphie.^
A. Meulet, Introäuetion ä THude eomparaUve des langues indo-
eurapSennes, Paris 1903.
K. BauoicAinr, Cfrundriß der vergleichenden Grammatik der indo-
germanischen Sprachen, I. Band (Einleitung and Lautlehre)»
2. Auflage, Straßbarg 1897.
K. Bbüoicavx, Kurze vergleichende Grammatik der indogermanischen
Sprachen, Erste Liefemng (Einleitung und Lautlehre)^
Straßburg 1902.
£. Sievers, Grundsüge der Phonetik^ zur Einführung in daa
Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen.
5. Aufl., Leipzig 1901.
0. Jespebseh, Lehrhudi der Phonetik. Deutsche Übersetzung von
H. Dayidsen, Leipzig 1904.
V. Hevby, Prieis de grammaire comparie du grec et du latin,
5. Aufl., Paris 1894.
P. GiLEs, VergleicTiende Grammatik der klassisehen Sprachen.
Deutsche Ausgabe von J. Hertel, Leipzig 1904.
F. Skütbch, Die hxteinische Sprache, in: Die Kultur der Gegen-
wart; herausgegeben von P. Hinneberg, Teil I, Abteilung
Vm, S. 412—451, Berlin und Leipzig 1905.
F. Stolz, Historische Grammatik der lateinischen Sprache. Leipzig
1894.
F. Stolz, Lateinische Grammatik. 8. Aufl., München 1900 (Iwan
von Müllers Handbuch der klassischen Altertums-
wissenschaft, n. Band, 2. Abteilung).
W. M. LiNDSAY, Die lateinische Sprache, Deutsche Übersetzung
des englischen Originals von H. Nohl, Leipzig 1897.
F. SoMMBB, Handbuch der lateinischen Laut- und Formenlehre.
Heidelberg 1902.
M. Bb^al und A. Baillt, Dictionnaire etymölogique latin. 6. Aufl.,
Paris 1906.
A. Walde, Lateinisches etymologisches Wörterbuch. Heidelberg
1906.
^ Diese Bibliographie will nicht etwa als ein Verzeichnis
der vom Verfasser benutzten Quellen, sondern lediglich als eine
Wegleitung für den Benutzer zu tieferem Eindringen in den be-
handelten Stoff aufgefaßt sein.
-<>-?^-e>-
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103
Verzeichnis der zitierten lateinischen
Autoren.
(Die in Klammern beigefügten Zahlen beziehen sich auf die Seite.)
Accius (11), 170 — ungefähr 86 v. Chr.
Alkuin (2), ungefähr 785—804 n. Ohr.
Caesar (38,71), 100—44 v. Chr.
Cassiodor (67), ungefähr 490 — ungefähr 585 n. Chr.; zitiert nach
den Seitenzahlen der Grammatici IcUini ex recensione
H. Keilii (K.).
Catull (47,56), 87—54 v. Chr.
Cato (2), 234—139 v. Chr.
Charisius (93), 4. Jh. n.Chr.; zitiert nach den Seitenzahlen der
GrammcUid Itxtini ex recensione H. Keilii (K.).
Cicero (2, 12, 32, 41, 46, 52, 54, 62, 70, 71, 75, 88), 106-43 v. Chr.
Ennius (2, 35, 54, 65, 69, 75), 239-169 v. Chr.
Fes tu 8 (65), Anfang des 3. Jh. n. Chr.?; zitiert nach den Seiten-
zahlen der Ausgabe von £. Thewrewk de Ponor (Th.).
Gellius (34,42,97,98), unter Mark Aurel.
Horaz (25), 65—8 v. Chr.
Livins Andronicus (2,48), ungefähr 284— ungefähr 204 v.Chr.
Livius (ffistoriker; 48), 59 v. Chr. — 17 n. Chr.
Lucilius (54), 180-102/101 v. Chr.
Lucrez (30,80), 98—55 v. Chr.
Martianus Capeila (30), um 420 n. Chr.
Marius Victorinus (48), 4. Jh. n.Chr.; zitiert nach den Seiten-
zahlen der Grammatici latini ex recensione H. Keilii (K.).
Naevius (2,49), ungefähr 265 — ungefähr 200 v. Chr.; die Vers-
zahlen nach Lucian Müller (M.).
!Nigidius Figulus (42), gestorben 45 v. Chr.
Nonius Marcellus (51), I.Hälfte des 4. Jh. n. Chr.; zitiert nach
den Seitenzahlen der Ausgabe von J.Mercier, Paris 1583 (M.).
Ovid (43, 58, 59, 96), 43 v. Chr. — 17 n. Chr.
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104 Verzeichnis der zitierten lateinischen Autoren.
Paulus Diaconus (17/18,21,39,41,48,52), ungef&hr 725—797
n. Ohr. ; zitiert nach den Seitenzahlen der Festusausgabe
von E. Thewrewk de Ponor (Th.).
Plautus (2,20,80,69,71,75,81,88), ungefähr 254—184 v. Ohr.
Pompejus (13), 2. Hälfte des 5. Jh. n. Ohr.?; zitiert nach den
Seitenzahlen der Grammatid latvni ex recensione H. Kei-
lii (K.).
Priscian (60), um 520 n.Ohr.; zitiert nach den Seitenzahlen der
Grammatid latini ex recensione H. Keilii (K.).
Quintilian (11, 17, 18/19, 19, 25, 33, 35, 38, 47, 50, 52, 53, 55, 59, 61,
62, 70, 73, 81, 88, 91, 97), ungefähr 35 — ungefähr 95 n. Ohr.
S er vi US (35), geboren um 355 n. Ohr.
Sueton (32), ungefähr 75 — ungefähr 160 n.Ohr.
Terenz (69), ungefähr 200—159 v. Ohr.
Varro (27,29,52), 116—27 v. Ohr.; die Fragmente zitiert nach
G. Wilmanns, De M. Terentii Varronis libris grammaticis
(Wilm.).
Velius Longus (38,60, 61, 62),. unter Hadrian; zitiert nach den
Seitenzahlen der Grammatid latini ex recensione H. Kei-
lü (K.).
Vergil (26,39,43,51,60,61,69,70,71), 70-19 v. Ohr.
Oorpus inscriptionum latinarum ((7. 1. L.; 20, 28, 29, 30,
31, 39, 44, 49, 50, 56, 60, 62, 63, 65, 83).
--^fh-
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105
Wortverzeichnis.
(Die Zahlen beziehen sich auf die Seite. Aufgenommen sind die
Wörter auf den SS. 1—94.)
A.
a 75
ab 75, 93
abdoucit 31
ahduco 72
äbeis 38
dbeo 38
abicio 25, 26
äbiea 20
abietis 20
a&t^o 16
äbis 38
abjectus 21
€i5n6</o 78
a&ntio 78
II&« 75
abstineo 16
a5«tt«2t 93
ac 39, 87
accipio 18, 19
aceresco 67
accumuZo 67
accu8(8)o 23, 31
octtto 34
oceus 34, 72
ad 49, 67
<idacttt8 34
a(26i&o 83
a(?e9 69
adfero 75, 76,
a(2/i^o 75, 76
adgero 82, 83
adhibeo 18
a(2tcto 26
a<2imo 18
adlatus 79
79
a(22ojt«or 79
admoveo 78, 79
flkiwoto 77, 78
adopto 22
adsequor 77
adspiro 67, 91
a(28«o 91
a(29um 76, 77
adtenuo 88
adtuli 88
aec^em 28, 29, 60
aedea 28
aedißdum 17
a«(iu8 29
acr« 49
aeri 49
oem 52
ae8 49, 52
Ae8erninu(8) 54
aetatem 29
a/f«ro 75, 79, 88
affigo 75
ageeps 11
agcora 11
agdlus 80
a^er 80
a^^ero 82, 83
aggulus 11
ei^iJis 37
(1^0 16, 34, 37, 72
aic^e 28, 60
aidea 28
^fYi^aa; 62
atYt> 62
aiiunt 62
amd 49
aliud 49
a{it<« 49
aZZaeu« 79
cUloquor 79
aJt^earia 43
ama 40
amare 52, 55, 69
amaria 55
ama« 69
amitto 94
ammoveo 78, 79
amit«^o 78
amntio 78
anas 57
ancepa 11
anc/iora 46
ancora 11, 46
^ncii(V 54
angulua 11
antmaZ 40
ammalt« 40, 52
annecto 78
awnüor 78
annoto 77, 78
atmu« 21
anaer 57
ai>- 93
apere 42
opcno 72
opio 30
ApcAUnia 37
Apolonea 37
apjpefo 3, 4
op«- 93
aptua 21
o^uat 39
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106
Wortverzeichnis.
arhoa 55
areeo 21
arcubus 18
arcM 18
ardeo 68, 81, 92
ardere 24
arenam 52
aru^tf a 24
aries 20
amt»9 20
am 68, 81, 91
arundo 57
asa 52
a«c«9u2o 21
osma 52
asinua 54
flwptVo 67, 70, 91
asporto 93
a<8ec2a 87
assequor 76, 77, 87
assigno 11
assisto 11
aasum 76, 77
asto 91
osfu^t 93
atfero 76
flrf/?^o 76
atque 39, 87
atoptVo 67
attendo 67
aUeniM 88
cUtingo 23
attHhuo 67
o^uJft 88
aticep« 18, 25, 37
aticupM 18
audtf^ 35
audire 35, 52
audivit 35
aufero 93
aiiZa 71
otfZat 39
auZZa 71
aurai 39
aMfea 43
aurifex 18, 37
aurufex 18
aurMm 37
auapea; 3, 16, 90
auspicia 3, 16, 90
atUumpnua 89
aiia»7«am 58
ave 40
avere 40
avi9 37.
B.
bac(c)a 65
foccAu« 46
barha 21
5a«f 8 53
&en« 40, 48
heni 48
&u2iiom 38
biduum 38
btenmum 21
biforis 22
&m48
bonorum 60.
C.
eado 16, 34, 87
caedo 23, 71, 72, 78
caelum 58, 71, 79
coementum 72, 78
Caepio 46
eaeruleus 58
calcar 40
cdlcaris 40
caZdtt« 25
caJioM 37
ealtdtM 24, 25
caltx 37
canali8 66
canna 66
cono 16
cantabam 40
eatUdbcu 40
cantoi 64
cope 39
ca|>to 18, 37
capitis 17
capu^ 17
carpo 21
ca«r«^u« 34, 53, 70,
71, 87, 88
ca^« 40
catus 45
catf8f>;a 23, 31, 53»
70, 71
-ce 83, 85
ceeidi 16
c«eü2t 23
cecini 16
O0na 9
cera 29
Cereres 37
Cercm 37
ctfTvicoZ 58
c«««r 91
Cetegua 46
CeeT^t» 46
ceu 31
chenturio 47
cAommoeZa 47
diorona 47
c^oru« 11
cinerM 19
cinia 19
cmum 53
dGiara 11
cJto 15, 40
dma 9
dam 41, 85
clanctüivin 85
daa(a)i8 70
claiMio 23, 73, 89
cfatMt 73
clauatrum 89
coaleaco 42
coc^Ma 87
codiux 64
co«^i 42
coepi 30, 31, 41
coerceo 21
coetua 41
co^o 41, 42
OOi^M« 41
colZt^o 3, 4, 16
eölloquium 79, 80
Collum 74, 80
oolum^n 28
com- 85
come<2o 3, 4, 22
Cornea 85
commlnuo 15
commoda 47
commotnia 30
communis 30
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Wortverzeichnis.
107
como 41, 89
eomoinem 30
compitum 16
complodo 32
compono 85
compsi 89
comptus 89
ccm- 33
concenatio 85
concino 16
concrepuit 33
concMÄM 76
coneutio 25, 76
cow/cci 26
canfedt 33
con/€cttim 26
confectus 34
coN/icto 17, 26, 43
eonfiteor 16
conflovont 62
confringo 26
eanicio 26
conjeci 26
conjectMm 26
conjido 26
cof«>i;tia; 64
can2o^M«t<m 79, 80
comminuo 15
eonposuit 33
con^utmsco 82
con9C€n(2o 21
consentio 22, 38
co(^»>cw^w)nt 37, 38
cansentitint 37
conservos 22
con5t7tt<m 91
conspicio 67
constüi 3
consuevit 33
con«t4Z 91
cotwtttoria 58
consüles 33
contempno 89
contexo 85
c(m<tcc«co 17
continuos 16
contto 41, 63
contübernalia 18
conwco 22
copia 41
eopüla 41
63
cogiio 87
coram 41
cotcmZwi» 68, 92
cor^t« 68
comiger 17
comit 17
corotia 46
corporis 23
corpt« 23
corripio 79
corrumpo 80
corumpo 80
cortfp^ttö 80
coa 45
coÄoi 91
coventio 41,
crebesco 59
crefercsco 59
cr«5rwt 59
cre&ut 59
cübital 58
cuZmen 28
cumM^are 90
cifp^p^a 66
CMrr«5 39, 66
ct«rttZi8 66
ct«rvo8 22.
D.
däbifsj 55
eZacnma 48
dare 20, 49
dato 49
datod 49
dcUor 56
datiM 16, 45
dautia 48
d^amo 42
debere 48
<fec€m 63, 85
decet 26
dectdo 16
decoris 23
(tectw 22, 23
dedecus 22
dcderowt 38
dederunt 38
d^di 15
dediaco 22
cfee»«« 42
defero 51
(2«^i 41
dego 41, 42
dehinc 43
d^tceren^ 28
deico 28
de»itd^ 43
delere 52
(ieZfcfwm 87
deligo 16
dßZmguo 87
-dem 85, 90
demo 41, 89
dempsi 89
demptus 89
den« 44
deoraum 63
desoendo 21
deses 37
desidis 37
dmZto 17
despicio 67
deaae 42
dester 93
de^^iti 15
destfper 53
detreeto 21
dftrier 93
dextrorsum 63
die 39
dtco 28, 89
dictatored 50
dtc^MS 89
dtdttoo 90
die 49
diei 35
dtes 35, 49
difeidens 28
dt/feido 28
dt/fero 84
dißcüis 17, 84
dtZ-Zido 28, 84
difßteor 16
diffundo 84
dij^ero 90
dt^ntw 11,26,77,78
düanio 90
dimico 15
dimtdtti« 15
dimitto 90
dinpua 48, 49
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108
Wortverzeichnis.
dimsco 3% 90
diribeo 56
dirigo 16
dirimo 52
du 63
dis- 67
discerpo 21
düdndo 67
(2i8cip{ina 24
(2i«ciptiZt<« 24
d«9C0 22
disertua 67
<2i8pu;to 67
displodo 32
diapono 90
(lisputo 22
(2t«^«i6 <ti2is«0n< 88
(imettulo 67
diaseco 3, 4
(7i9den^to 22
dissero 67
(2»Mtnit2td 67
diasocio 67, 90
dt^^ptcio 67
d«*o 67
distorqueo 90
<2»fe 63
diu 63
(Wttor 63
({»eis 63
ditiaaimua 63
(2tt« 85
dwea 37, 63
(2»vt<2o 87
dm8(8jio 53, 70, 71,
87, 88
dimtior 63
dmiid 37, 63
divitiaaimua 63
(2oc« 40
documentum 18, 19
dont« 38
dowm 37, 38
donum 37, 38, 45
duc 39
cfwco 30
ät«o62
(Itivo 62
dvonoro(m) 62.
£.
e- 75
eam 85 fg.
eamdem 85 fg.
eanefem 85 fg.
earum 85 fg.
earufiK^em 85 fg.
eart(n(2«nt 85 fg.
ebibo 94
cc- 75
ecfari 75
ecferet 75
e(2t^t<^ 16
e(2o 4, 22, 44, 87
educo 32
edMS 29
effectua 21, 34
ejfero 75
efferua 20
e/fundo 22
«^«nti« 90
egestaa 90
eüttö 62
ejus 90
6ju5(2em 90
emi 44
tmico 15
eminßo 86
emo 17, 44
en(2o 21
endoatruos 21
en«ti«m 37
en«»s 37
eo 40
eorum 85 fg.
eorumdem 85 fg.
eamneZem 85 fg.
eQ[ii« 44
equom 51, 61
equoa 38, 44
equtia 38
m^o 16
erit 52
enw 57
CÄ 69, 70
esae 49, 52, 69, 70, 74
est 44, 52
essua 87, 88
eeiam nunc 60
gww 85 fg.
eumdein 85 fg.
«Mtkltfm 85 fg.
eoidena 15
ftr- 68, 75
excerpo 21
ea;c»eo 15
exemplum 89
exerceo 21
eximitia 18
eximo 89
explodo 32
exaatio 68
e^(^^cu2po 68
exaüium 17
exaolvo 68
exaomnis 68
ex{8)polio 68
«a:(^«,)<rtio 68
ea;8tt2an8 17
eovtiZto 27, 43
eo^em^o 87
tfo^eifm 87.
F.
/■o&a 48
Fdbaria 59
/oc 39
/accti« 17
/aciZi^ 22
/acto 17,34,37,43,45
/act« 37
/acftVo 34
/VictM« 21, 34
/atZ^a 64
2^aZ«rM 19
Faliaci 19
/alto 21, 51
famüia 17
famülua 17
/arcio 81, 92
Farfarus 59
/am 81, 92
/artu« 92
/ateor 16
/aw/Za 64
fax 37
/•«Ji 45
fefeUi 21, 51
/ctdo 44
fei 69
/"«»i« 69
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Wortverzeichnis.
109
fer 39
fere 40
ftriae 52
ferimus 18, 19
fero 26
ferre 74, 80, 92
fwus 20
/e8Ü8 52
ftstus 52
/¥(2o 44
/^» 42
filioa 37, 38
/Utf<8 37
fimus 35
/?nto 35
finire 35
/lo 35
^ 35
firmus 22
flagrare 58
Flaums 32
/Ze&am 35
/2«o 35
FZoriM 32
/^werc 62
flumen 16, 37
fluminis 16, 37
/^«t^er« 62
/Ztitnus 62
fodi 45
/b(2to 34, 45
foederum 52
fotdesum 52
/bßdiM 'häßlich' 30
/ocdti« 'Vertrag' 30,
44
/"oetor 30
foidertxtei 44
foidos 44
/brc« 22
/br/ßc 37
/btyScis 37
/brw 22
fossas 34
/büea 63
frctgrare 58
frigora 36
/ri^i«« 36
frmntwr 22
/rtior 62
fruuntur 22
fruvor 62
/WZcio 93
fülerum 58
/W^«o 93
fuZM 93
fu^men 93
/t«2^ti« 93
ftituio 22
i^'tin» 52, 53
Fusii 52, 53.
gaesum 53
gaUina 67
^aZZtid 67
genera 36
^eneri« 37
p«netru;em 45 .
genetrix 45
genitor 45
genitorem 45
^enui 44
^enti« 37
pcro 70
gf««s* 70
^t^no 44
G^iaHt(ar»t4« 64
Giove 64
glacies 35
gladei 35
pZtifto 71, 78
pZtima 71, 78
G^raccAu« 46
Graceus 46, 47
gradior 79
^raZio« 79
^rut8 35
^rt« 35.
H.
haheo 18, 22
ftaedtts 29
hanc 83
Äan-c 83
harundo 57
haruspex 37
haruspicis 37
^atid 50
^urio 52
%at<8tiim 52
^ve 40
havere 40
%emo 41
Am 29, 52
herus 57
hesterniis 52
Äic 69, 83
^temts 37
hiems 37
ftin^icfioa 47; 56
hirpex 57
^c 69, 83
holus 27, 57
%omo 41
honce 83
Aonestu« 45
Aonor 45, 56
honorem 45
^ono3 56
humerua 57
Aunc 83.
I.
iccireo 83
m2 83
iddrco 83
»<2em 32, 73, 90
ifero» 91
««CO 17
ülacrimor 22
i22a/ie5 80
iZZe 49
iUi 35
tUi(2o 24
Ulis 39
t72ti^ 35
iZ^iid 49
imbellis 85
imberhis 21
tm&t«o 85
immemor 86
imtnineo 86
»mmintio 15
tmmttis 86
immoeZtfra^us 86
immo2o 86
immuto 86
tmpiieZicttö 22
in- 33, 85
ineeideretia 28
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110
Wortverzeichnis.
inceido 28
inctdo 16
incido 28
incomparahilis 48
incomparavüis 48
indoctus 33
induro 85
tn(7t««^nt«8 21
tneo 85
ineptus 21
tnfatttem 91
tn/aia; 33
infero 80
in/feni« 24, 43
inficetus 17
infirmus 22
t«/ra 24, 43
ingenuos 85
tn^Mmanttö 33
tnmctnor 86
inmineo 86
inmoderatus 86
inmo2o 86
tnnoctfo^ 87
»nnoa?tii« 87
inopia 41
inquietfM 85
tnrevoca&i^iff 79, 80
tn^antis 33
insidiae 15
tn^idtas 47, 56
tn^tmuZ 91
insulms 23
intactua 85
tnt»5i«m 18
in^ror^um 63
«n^M&um 18
inutüis 85
invioem 15
tp9» 35
ipsius 35
irpcrc 57
irrevocabüis 79, 80
trri^o 15
irriguo8 15
trn^M« 16
t» 90
ita 16
ieidem 16.
J.
jaeio 26
joctitö 21
Januarius 64
jauxmentam 94
cTot^e 64
itiieo; 90
judicia 90
«/tfZt'a 64
jftiift^ntuni 94
junctus 93
jüngere 64
jungo 93
junior 24, 25, 41
Jupfpjiter 64, 66
yum 52
itw 52
itwto 93
Jmtus 64
juvenia 41
juventa 62
jMir^a 93.
ä: = Äakwo 9
£: oder ÄoZ = Za-
lendae 9
Z*^ = capitaZi« 9
kaput 9
Ä^arus 9
Kartago 46
^-ff = castrorum 9.
L.
Za&or 55
{a&os 55
lae 37
lachrima 46
/acrima 46, 48
lacrimo 22
kiceia 37
;a6(2o 24
^36« 52
lasibus 52
Zaenna 41, 63
lautia 48
lavatrina 41, 63
2e&are 48
fecfua 34
legere 20, 52
legerupa 20
/c^/(ßr 19
legimus 18, 19
/«^o 3, 4, 16, 27, 34
Lemuria 58
Jen« 36
Imiit 35
2m»re 35
Jent« 36
lenivit 35
26f7ar« 48
liherta 48
Zi&erfa&u8 48
2t&ertovu« 48
libet 18
if ctor 40
lictaris 40
it^n«m 27, 77, 78
limpha 12
Ungere 49
lin^tca 48, 49
lü(t)era 66
Zi^rtlti« 66
Zocttö 17
20MC09 31
ltd)et 18
£i«cu>m 60
Lucium 60
ZucfMiii 58
ZtictM 31
ludo 76
2tinam 58
lusi 76.
M.
machina 11
Jlfaeatu« 29
ma^e 55
ma^ts 55
magistratu 49
magistrcUud 49
ma(jrtstratu« 37, 49
mcu^us 45, 60
Maia 62
^aiia 62
maiiorem 62
majestas 45
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Wortverzeichnis.
111
majorem 44
majosem 44
majosibus 52
majus 45
manceps 18
mancipis 18, 19
mancupis 18, 19
fnani2m8 18
manica 17
manifestus 18, 19
manu/V«fu8 18, 19
tftantM 17, 18
mare 36
mofia 36
Jlfato 46
maximua 19
medius 15
me{ 37
meliorem 52
meliosem 52
«leZiost&tM 52
meZZi» 37
merito 49
meritod 49
mmtum 49
mcrtar« 81
titeaem 91
Mesitu 29
me8«i8 88
mea^ 76
mM«i«9 34
«ie<o 34, 76, 88
mi 41
iitteo 15
mihi 41, 42
mÜM 54, 69, 70, 76
milia 71
militaris 58
miZieis 76
miUe 71
mtmmu« 19
mtntio 15
missua 70
mttc 39
mitto 70
mo(2o 40
moenia 30
moeru8 30
utola 86
mo>t9 22
mortoZi« 58
muc(c)u8 65
miüceo 81
mtiZ^' 81 *
muZeum fZZ« 59, 60
munire 30
murua 30.
natisea 53
navoZi« 58
«ec 39, 87
necia 37
netno 41, 56
nempe 82
n«po« 45
n^otem 45
neptem 45
nepHa 45
ncgwe 39, 87
neu 31, 39
neu^er 31
neve 31, 39
nco: 37
nihil 41, 42, 56
mZ 41
ninguit 50
ttisi 53
nivis 37, 50, 87
wia; 37, 50, 87
noctis 37, 92
nonus 63
noutrix 31
novem 63
«ovttoÄ 17, 20
novos 17, 20
noru« 17
nox 37, 92
nu&o 72
nucis 37
Numasid 20
JVtima9to8 20
MMmertim 90
Numerius 20
num^n«« 20
nt<j7s» 72
nutrix 31
wwä; 37.
0.
06- 78, 93
(Mo 72
o&(Zuro 73
6bfero 75, 76
obfundo 75, 76
o6^ero 82, 83
obido 26>
oftici^ 26
obtideo 15
o&t^o 3, 4
o&^tti^o 73, 76
öbtrecto 21
occa(n)8io 91
occupo 18, 19
oc^ittMCO 82
odi 45
(xZtiim 45
0(ior 48
oenus 30
ofeZZa 67
offa 67
o/fero 75
officina 75
o/i(«cto 17
offundo 75
o^^ero 82, 83
otnort»; 29
oinos 29
oi808 30
oZerc 48
oUa 71
oZoes 39
olu8 57
omt«*o 78, 79
op' 78, 93
02>€rto 72
operis 52
op/ero 76
opfundo 76
opi/ea; 75, 90
opificina 75
opifids 90
opoa 37, 38
oppefo 67
opprimo 67
02» 93
optimus 18, 19, 54
opftneo 73
pp^o 22
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112
Wortverzeichnis.
qptumus 18, 19
opus 37, 52
Orcivius 46
ordinis 37
ordo 37
oris 41
08 37, 54, 69, 70
Ö8 41
08M8 37, 69
ostendo 93
OfAo 46
Ofo 46.
P.
paimentum 64
j)a2am 41
Palüia 58
j>aM^o 17
paar 64
paorem 64
Popmu« 53
iwrco 21
jMirtes 20
parietis 20
PortZta 58
j9ario 20
PC188US 8um 88
potior 88
pawa 53
pat;«men(t«m 64
pavor 64
-2)c 82
i)«<fi8 20, 76
pelegrinus 58
pelUcio 80
i)c«o 27, 81
pellttceo 80
pendo 44
penna 77
peperei 21
peperi 20
p^- 67
perdisco 22
pere^nnttö 58
perfacilis 22
j)er^o 67
periclum 58
perlicio 80
per^ttceo 80
perreoci 67
perrogo tS7
perfinoa: 16
pervuieo 15
|)es 20, 76
pessimus 68
peto 4, 16, 77
j9At7irtim 11
ptctoi 39
jHcts 37
pietas 20
jn;u8 62
jpto« 20
piu8 20, 35, 62
pix 37
pZautlo 32, 77, 87
plau8i 77
plau8(8)u8 87, 88
pZau«tra 32
p?cW 73
|)Ze&t9 73
pleb8 73
|)2e|)« 73
plodo 32
plostra 32
|)Ziiit 62
pZitnma 52
pZtt«ima 52
pluvia 62
pZt«tnt 62
po- 32
poclum 58
|)0«na 30
Poenu8 30
pölenta 28
jt>o72en 28
pando 44
pone 92
ponere 90
i^ono 32, 90
porrigo 16
po«itus 32
posAKmud 18, 19
posthaheo 22
poees 69
praecho 47
pra^cino 16
praedd 49
praesideo 3, 4f, 15
praestigiae 59
praestringo 59
praidad 49
prelum 90
premo 90
j>re8M 90
j>nmiw 90
j!>rt«cu9 90
probai 64
probavi 64
pradigus 16
prodütM 16
profiteor 16
prohiheo 18
promo 89
j^romontortum 22
prompsi 89
j>roffiptt«8 89
j^romtentunum 22
propietas 59
propitid 59
proprietas 59
propriiu 59
|)fotector 34
protego 34
pro&täi» 15
pudicus 22
|)w?c«r 12, 46
pulcfter 12, 46
PuZcīr 46
puls 28
imZ8U8 27, 81
ptUtare 81
pulverü 19
piiZinnar 58
piiZm 19, 28
P«in«cus 30
pumVe 30
pt«nt8 40
ptint^ 40
pw<a 36, 40
j9utore 40
ptifo 22.
^ome» 9
quaerit 29
guoero 29
^tuiira^M 29
jttatVo 29
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Wortvenseichnis.
113
qttam 85
quamdiu 85
quandiu 85
qucmtum erat 59/60
quasei 40
qtuMi 40
quassus 88
guotto 88
quercus 93
giiemeus 93
gticror 52
questuR 8um 52
^i«i 9
quibtia 90
^i6u«<2am 90
gmcgtMim 82, 83
quid 82
quidam 90
guid^tcam 82, 83
Qtimc^»7M 93
Quinctia» 93
Qt^mc^us 93
quindeeim 93
quifUiM 93
gfutppe 82
quodltbel 18
gwra 9.
rado 71, 72, 79, 88
rällum 71, 79
ram^ntum 72
rancidu8 22
rajpto 18
raatrum 88
ratua 16
raticus 25
ravis 25
reecidi 25
recicio 25
recipero 18
recupero 18
recurvos 22
re<yere 20
reddidi 15
rcdÄiftco 18
re(2»mo 18
redueis 37
re^Ma; 37
refectua 21
re/ello 21
r«f<ßro 25
r«/?cto 51
regalü 58
r«5fO 16, 67, 72
m 35
rem 43, 60
reffteo; 37
remua 37
repello 25
reperio 20, 25
repperi 25
reppuli 25
re« 35, 43
r««e(to 53
re^iduo« 15
r««tt'tt 15
rettceo 17
retro 40
retrorsum 63
re/ewZi 25
fftc» 72
tigo 15
rompAaea U
rosa 38
ro«i8 38
rufii« 51.
8.
iSafedK 77
5a6tm 77
Saccus 67
saceUus 67
«a^io 17
8a28U8 23
«a2^o 43
Salutes 37
iSfa^titis 37
salvom 60
«aJvon 60, 61
Samnium 77
sorcio 93
«armenttfm 68,
sarpere 68
«am 92
sartus 93
«aiu22t<8 80
aa^Mf 80
scUus 45
scabellum 77
acamnum 77
«can(2o 21
«cifu^o 67
scribo 72
scriptus 72
«croA» 51
«e- 17
secludo 23
«eco 34, 72
«ectt'o 34
secuho 70, 83
<^<2 49
sed 23, 83
sedecim 32, 94
»cd«o 3,4,15,34,44,
48,79,87
sedes 44
aedieio 83
86(20 53
sedulo 17
segmentum 72
aeltpo 16
se^Za 79
aemen 45
sensi 68, 92
aentto 22, 68, 92
seorsum 63
separate 23
«eparo 23, 70, 83
sepero 23
86ij7tem 85
septemdedm 85
aep^endectm 85
septingenti 26
MiwZcÄrwm 12, 46
«epuJcrum 46, 58
sequontur 22
sequuntur 22
scrra 67
serratus 67
derro« 22
sescenti 93
«es«u« 34, 87, 88
868^148 93
seoctus 93
8» 53
stfeet 38, 39
sibi 38, 42
stbüare 51
Niedermann, Hist. Lautlehre des Lateinischen.
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114
Wortverzeichnis.
siccus 68, 8'2
Sicüia 17
Sieülu8 17
sido 44
sißare 51
»'m«Zt8 17
simulo 17
«i« (^= «I 'oia) 63
W^i9 82
8oldu8 25
«olftitfs 25
8oUum 44, 48
«omnt«8 37
sompnus 89
^i>or 77
»pe^'men 18, 19
apecio 37, 67
spem 40
spes 40
-»13^ujfO 67
Spiro 67
5jM>8a 91
Storno 16
Stella 71
^«Zto 71
steti 3, 15
«tt{tct(2tum 71
stilla 71
8ttpe8 16
8tipt^id 16
stiria 71
st^oct^a 17
sto 67
«eoltdttö 28
struc^um 50
struo 21, 50
sifMro 50
stidtus 28
««5- 93
suhdolus 73
«ttitcio 26
«u&tct« 26
svbjectus 21
suhmitto 79
subpango 26
8t^rancu2ti8 22
^ti^d^t^uo 16
8M2»«tZi8 73, 76
suhvenio 3, 4
wccteZo 82
^ccu2tt08 16
sulphur 12, 46
«uZptir 46
summitto 79
«Mmmt« 68, 73, 78
sumo 85, 89, 94
sumpsi 89
^timptt«^ 85, 89
sunto 49
5t«n<0(2 49
suntus 85
«uo 35
««2?- 93
super 53
«uperne 92
superstes 92
«wpcrior 73
^pertca 24
supesies 92
suppingo 26
^pra 24
«Mps- 93
«ifpttlw 73
surripio 18
surnfput 18
stMcito 15
sustendo 93
sustineo 3, 4, 16
Sustus 64
SM^or 35.
T.
täbema 18
tac€0 17
*am 60, 85
tamquam 85
ton 60
tow^o 17, 23
ton^uam 85
tc^o 4, 44
<e^u2a 44
«fto 94
temperi 23
tempitiw 60
temporis 23
Tempus 23
*enco 3, 4, 16
f««a 91
testis 92
teft^t 17
^efuZt 26
texo 94
^efwawrti« 91
ihesaurus 91
Thorius 46
«Oh 42
tt&ictntuifi 16
^'6it8 can^re 16
toga 44 #
eon({60 89
tonsor 56
ton^^rio; 89
Tarius 46
tormentum 93
tor^tieo 93
eorr«) 80, 92
toseti8 92
tot 39
to^uiem 39
tracto 21
«raicrc 20
tradtdt 15
traduco 94
trameo 94
trano 94
transduco 94
<ran«/un(2o 22
transigo 16
tranam60 94
iransno 94
tredecim 90
triumpus 46, 47
rrotod 49
*r«cw 37
*rMa; 37
tw6er 52
tum 85
^unc 85
tMtuIe 39
tundo 38
*Mr<wm 37
turtur 37
^titudi 38.
U.
ulciscor 93
tiZet» 93
tim&ra 60
umerus 57
Mnctto 87
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Wortverzeichnis.
unctus 93
vdkm 27
wtwi* 38
unguentum 87
velum 27
vivunt 38
unguo 93
t^enoZis 58
vm 48
uni 35
Vena 48
voeo 22
uniu8 85
Veneres 37
wZam 27
unum 29, 60
Fewm 37
po2e&am 27
t«nu9 29
veni 48
volgus 28
urhi 73
veno5 22
volneris 20
Mr5M 73
venustus 22
voünu« 20, 27
wr&s 73
wr6er 20
t?o2o 27, 43
urps 73
i?cr6«n« 20
volpes 28
t^tis 30.
verres 80
loZ* 27
Fßsuwtwmcw 48
völtis 27
V.
m'a 62
witur 28
vafer 27, 51
vicia 15
twiui 27
t7a2<2e 24
tJidco 15, 34
Volumen 18, 19
F<iZm Voc. 8g. 42
vija 62
romer 27
Valiri Gen. sg. 42
tH7icMÄ 71
vomis 27
Fa2ent Gen. sg. 42
Villa 71
iH«^ 28
Faferi» Nom.pl. 52,
tHMtim 79
vulnus 27
53
vtncto 93
i^u^jpes 28
Valesii 52, 53
vinclum 58
im« 27
t7a;iiti.s 24
«mc^MS 93
vultis 27
vapor 55
vinum 27, 79
«t^Zewr 28.
i?a2>o« 55
wr 37, 38
varietas 20
viri 38
Z.
vario» 20
vifo 61
Zanuanus 64
ijantts 20
viro(m) 37, 38, 60
zephyrm 11
velim 27, 43
vtrum 37, 60
zophyrus 11
«jrfZc 27, 74, 80
Visus 34
ZwZta 11.
115
^ »1K< »-
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^ ^^-^ <;^to-^^jg^^
C. F. Wintersche Buchdruckerei.
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^♦'. v;..;^.
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iffinitt
i
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V^
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