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beiträge zur Natur- und Heilkunde.
Erstes Heft.
Gammarus ornatus und seine Schmarotzer,
Mit 16 Tafeln Abbildungen.
Von
Dr. 8. Rentsch,
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Wismar.
Druck und Verlag der Zinstorff’schen Hofbuchhandlung.
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einem naturwissenschafilichen Vereine der Rheinpfalz,
widmet diese Arbeit
als ein Zeichen der Dankbarkeit und Hochachtung
sein
Ehrenmitglied.
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VORWORT.
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Fs ist zwar schon vielfach aufmerksam gemacht worden auf das Achnlichkeits-
verhältniss, in welchem die Gestalten der Erscheinungswelt unter einander stehen, das-
selbe aber meines Wissens noch nicht auf ein bestimmtes, einiges und höchstes
Naturgesetz zurückgeführt worden. Als Anhänger der homöopathischen Heilmethode
sah ich es als eine Pflicht an, dem Aechnlichkeitsgesetze, was sich zum Zwecke. des
Heilens so glänzend bewährte, auch sonst im organischen Leben, ja endlich im
gesammten Naturleben nachzuforschen,, und erhielt bei meinen mikroskopischen Unter-
suchungen endlich die Gewissheit, dass alle Gestalten und Bewegungen der Materie
von einem Gesetze, dem der Spirale bedingt werden. : Wenn. aber alle Gestalten und
Bewegungen dem Gesetze der Spirale folgen, so müssen sie unter sich im Achnlich-
keitsverhältnisse stehen und es kann bei dem Zusammenwirken Aller nur Aehnliches
aus Aehnlichem hervorgehen; wenn Form und Bewegung in einen, Begriff, in ein
Gesetz zusammengefasst werden können, so muss dieses. Gesetz ‚das alleinige und
höchste sein. Daher der Name, welchen ich diesen Beiträgen vorgestellt habe.
In der Natur giebt es weder ein absolutes Etwas noch ein absolutes Nichts,
Wir wissen weder. den Anfang noch das Ende der Dinge, in unserer Auffassung
herrscht nur der Begriff der Unendlichkeit und das ist eben der der Spirale. Das in
dieser Richtung auf- und abwogende Leben, Bewegen und Formgestalten (spira, spiro,
spiritus, respiratio ) ist, die Geschichte des Unendlichen, den Gang desselben zu
erforschen und zu begreifen die pragmatische Aufgabe des Naturforschers; für die
wissenschaftliche Darlegung ist es aber nothwendig, ein Glied dieser. unendlichen Kette
zu greifen, um unsere Folgerungen daran zu knüpfen. Der Ausgangspunkt unserer
Forschung ist also stets-«ein willkührlicher, aus der Unendlichkeit. herausgerissener.
In der realen Erscheinungswelt existirt nirgends ein Gegensatz, sondern nur
ein weiter oder näher gerücktes Aehnlichkeits- oder ein Polaritätsverhältniss, wodurch
II
keine gegenseitige Vernichtung, sondern wieder etwas mehr oder minder Aehnliches
hervorgebracht wird; es existirt auch nirgends etwas Gleiches; das Aehnliche schliesst
aber das Andere in sich. Letzteres stehet im Achnlichkeitsverhältnisse unter sich und
geht aus dem Aehnlichkeitsverhältnisse hervor. Wenn wir auch im abstracten Sinne
von etwas Gleichartigem reden, um z. B. gewisse Bildungstypen zu bezeichnen, welche
sich durch elterliche Zeugung fortpflanzen und erhalten, so wird diese elterliche Fort-
pflanzung eigentlich doch nur bedingt durch das grösste Achnlichkeitsverhältniss
zwischen männlichem und weiblichem Individuum oder in dem Zellencomplexe eines
Stammorganismus, die Eltern sind aber immer etwas anderes als die Abkömmlinge,
Wer kann auf dem Standpunkte der heutigen Naturforschung behaupten, dass
diese sogenannte gleichartige Zeugung von Ewigkeit her allein bestanden habe? Die
Geschichte der untergegangenen und bestehenden Schöpfungen giebt nur zwei Möglich-
keiten an die Hand, entweder dass die mit jeder Schöpfungsperiode neu auftretenden
Lebensformen wie ein deus ex machina fertig auf die Schöpfungsbühne gesetzt worden
sind, oder aber dass sie allmählich sich aus Vorbildnern und Keimen anderer Abstam-
mung entwickelt und zu einem neuen andersartigen Individuum und Genus gestaltet
haben. Letzterer Vorgang ist nicht allein denkbar, sondern wird auch durch Analogie
und die über die untergegangenen Schöpfungen der Erde gewonnene Wissenschaft
unterstützt, während für jene Ansicht ein gläubiges Gemüth nur in der mosaischen
Kosmogenie einen Rückhalt findet.
Wenn nun freilich in dem jetzigen Erdenleben, ebenso wie innerhalb früherer
Schöpfungsperioden, die von ihm bedingten und abhängigen organischen Formgestal-
tungen meistentheils durch gleichartige oder elterliche Zeugung erhalten und vermehrt
werden, so folgt hieraus keineswegs, dass diese in bestimmten Typen sich wieder-
holenden Lebensformen originair nicht auf ungleichartigem Wege oder aus Keimen und
Eltern anderer Art und Abstammung hervorgegangen seien.
Weil die heutige Naturforschung bei den meisten Typen organischen Lebens
die elterliche Zeugung und Fortpflanzung durch Samen und Keime nachgewiesen hat,
wurde die ungleichartige Zeugung in die Rumpelkammer verwiesen und einseitig
behauptet, dass sie überhaupt nie existirt habe, man vergass dabei nur, die damit in
der Kosmogenese eintretende Lücke zu füllen.
Wenn man aber die Gestaltung der Gewebsformen und Zellen innerhalb eines
nur durch elterliche Zeugung entstandenen und durch geschlechtliche Begattung sich
fortpflanzenden Organismus verfolgt, so ist doch nicht zu leugnen, dass die verschieden-
sten Zellen und Gewebe etc., welche zu diesem Organismus gehören, unter sich einem
fortwährenden Stoffwechsel unterworfen sind und aus den verschiedensten Nahrungs-
stoffen, welche zur Erhaltung des Organismus aufgenommen und verähnlicht werden,
immer neu entstehen. Ist diese Erzeugung auch eine elterliche zu nennen, oder viel-
1081
mehr eine ungleichartige, elternlose? Nur durch diese ungleichartige Zellenerzeugung
ist es möglich, dass die elterliche Fortzeugung erhalten werden kann. Sind wir wirk-
lich so blind, über der einen Form der elterlichen Zeugung und Abstammung den
höheren, allgemeineren, das Ganze erhaltenden Vorgang der heterogenen Zellproduction
zu übersehen? Sind die Acten über die alleinige Entstehung mancher Infusorien im
Sinne der gleichartigen Zeugung schon geschlossen ?
Ich glaube es nicht, bin vielmehr zu der Ueberzeugung gelangt, dass die
elternlose Zeugung mancher Infusorien noch heute geschieht, dass sie, wenngleich nur
noch in einem beschränkten Kreise bestehend, ein zum Erdenleben nothwendig gehö-
render Ring geblieben ist, welcher früher unter andern kosmischen und tellurischen
Verhältnissen als schaffende Kraft eine viel grössere Bedeutung hatte, jetzt aber theil-
weise schlummert, weil der Zweck der Erhaltung und Fortpflanzung der Art auf einem
einzelnen, davon abhängigen Wege erfüllt werden kann, um vielleicht in einer andern
noch Höheres erstrebenden Schöpfungsperiode der Erde zu einer noch bedeutenderen
Geltung gelangen zu müssen.
Diese Hypothese ist zwar schon öfters aufgestellt und wieder verlassen worden,
erhält aber nach den vorliegenden mikroskopischen Beobachtungen, welche das Gesetz
der Spirale nachweisen, neue Nahrung, ja eine logische Stärke.
Ich räume von vornherein gern ein, dass einzelne von mir für Thatsachen
gehaltene Beobachtungen von andern bestritten und verworfen werden, ich gebe auch
die Möglichkeit zu, dass ich in Befangenheit von meiner Theorie in concreten Fällen
mich getäuscht haben kann, in der Hauptsache glaube ich aber die Wahrheit vertreten
zu haben und bitte meine Gegner, sich auch nur an die Grundidee halten zu wollen.
In den Zeichnungen habe ich mehr photogrophische Treue als künstlerische
Ansprüche geltend zu machen gesucht, um noch mit der Lupe die Aggregation der
Elementartheile nach dem Gesetze der Spirale verfolgen lassen zu können. Schliesslich
spreche ich dem Lithographen Herm Herold hierselbst meine Anerkennung aus für
den Druck der Tafeln, sowie für die Geduld und das Geschick, womit er die Schwierig-
keiten des Buntdrucks an den ungleich ausgefallenen Schwarzdrucken zu beseitigen
versucht hat.
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Inhalts-Verzeichniss.
I. Abtheilung.
Zoologische Diagnose‘ des Gammarus ornatus, Crevette ormee (Milne
u) des geschmückten Flohkrebses .
IT. Abtheilung.
Die: Schmarotzer des geschmückten Flohkrebses + + Kiste wanuyeigl »
KAPITEL 1.
Gregarina, Enterobryus und Distomum Gammari . R
8.1. Die Gregarinen des Gammarus ornatus e 3
$.2. Die Gregarinen des breitschwänzigen Regenwurmes
“8.3. Umwandelung der Gregarina Sun in es 1:
bosus (Leidy)
8.4. Verwandelung der Gregarina nr in Dimarı Gum
KAPITEL U:
Die Vorticellinen des Gammarus ornatus x E " A :
8.1. Zoothamnium parasita 2 3 R : :
KAPITEL I.
Entstehung des Zoothamnium parasita aus andern Thierformen . . .»
$.1. Monas termo, Bacterium termo, Vibrio lineola . A . ß
1) Metamorphose der Vibrionen in Pflanzenformen
2) Verwandelung der Vibrionen in andere Thierformen
Amoeba . - R . - - - - : . :
! Monas. Chilomonas. Cercomonas. Cryptomonas .
Weitere Metamorphose der Cryptomonas . - up.
KAPITEL IV.
Heterogene Bildung von andern Infusorien aus dem Zoothamnium . oe;
1) Kolpoda Cueullus . E = . A . s E . . .
2) Glaucoma scintillans A 4 . - : 3 5 5 e
3) Pleuronema saltans 5 \ « . . . . . .
KAPITEL V.
Spirochona Scheutenii x 4 E 7 : s - . . . . .
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KAPITEL VI
Spiromyce polyniorpha . . DEE: u.) ler Me
III. Abtheilung.
Organ- und Gewebslehre des geschmückten Flohkrebses -
KAPITEL 1.
Eierstöcke und Hoden EEE re
KAPITEL I.
Begattung und Befruchtung . . SE Far ef he
KAPITEL II
Bildung des Embryo .
KAPITEL IV.
Das Blutleben des Flohkrebses
KAPITEL V.
Das Schalengewebe des Flohkrebses ae %
$.1. Chemische Beschaffenheit e - -
$.2. Morphologie des Schalengewebes . a
KAPITEL VI.
Das Auge des Flohkrebses .
KAPITEL VM.
Das Nervensystem des Flohkrebses .
KAPITEL VLL
Das Muskelsystem des Flohkrebses. .
KAPITEL IX.
Die Verdauungswege und Nieren des geschmückten Flohkrebses
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131—134
I. Ahtheilung.
Zoologische Diagnose des Gammarus ornatus, Crevetie ornee
(Milne Edwards), des geschmückten Flohkrebses.
Der ausgestreckte Körper des Männchens ist mit den Fühlern 1Y,—1Y, Zoll lang, der
des Weibchens um ein Viertel oder um die Hälfte kleiner, doch giebt es auch viel
kleinere reife Individuen beiderlei Geschlechts. Die eben ausgeschlüpften Jungen
sind 1—1',“ lang. Der Körperquerschnitt ist halb rund, oval, an den Seiten
zusammengedrückt, an der untern Fläche abgeplattet oder concav. Der Körper im
ruhenden Zustande, halbmondförmig zusammengebogen, seine Farbe braun, rothbraun,
braungelb, violettbraun, olivengrün, oder auch ganz blassgelb, letzteres besonders bei
eben gehäuteten oder noch ganz jungen Flohkrebsen, die Oberfläche der Schale glatt, -
seidenartig oder metallisch glänzend, schillernd, mit feinen punktförmigen Gruben
übersäet. Er bestehet aus einem Kopfringe und dreizehn Leibesringen, deren Schale
dünn und biegsam ist und an den Gliederverbindungen in eine noch weichere, dünnere
und farblose Haut übergeht, die Ringe selbst aus einem convexen Rückenbogen, welcher
nach unten in schildförmige Seitenplatten, Beinschilde (epimeres) sich fortsetzt, und
einem platten Bauchbogen, Sternal- oder Abdominalcommissur; der vordere Ring deckt
den nächstfolgenden hinteren dachziegelförmig.
Wir unterscheiden unter den einzelnen Theilen: 1) Den Kopfring.
Der Rückenbogen desselben bestehet aus einem oben breiten und unten schmalen
Halbringe, dessen hinterer gerader und dünner Rand den ersten Leibesring deckt, dessen
unterer abgerundeter Rand an die Kau- und Mundwerkzeuge grenzt, und dessen vorderer
wellenförmig gebogener und dickerer Rand die Fühler trägt. Der Bauchbogen, Facial-
commissur, liegt zwischen den Fühlern und bestehet aus einem schmalen Streifen dünner
Schale, welche nach unten zu einer von starken Leisten gebildeten Commissur anschwillt
und die Oberlippe trägt.
Der Kopfring ist eigentlich eine Verschmelzung von 3 (6 oder 8 s. unten)
Ringen, denen die beiden Fühlerpaare und die Mandibula entsprechen. Dass letztere
zu dem Kopfringe gehört, geht nicht bloss aus ihrer festen Vereinigung, sondern auch
aus der Verschmelzung derselben mit dem Kopfringe im Fötalzustande hervor, und
ebenso aus der Insertion des grossen starken Kaumuskels der Mandibula an seiner
inneren Wandung.
RENTSCH, Homoiogenesis, Heft I. 4
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Durch das Studium der Entwickelungsgeschichte wird es klar, dass alle Gliederungen
des Flohkrebses ursprünglich eine ganz ähnliche Form und Anlage haben, und bieten
sie selbst bei den verschiedensten späteren Differenzirungen der Form und organischen
Function noch Vergleichungspunkte dar.
So gehört:
a) Das oberste oder innere Fühlerpaar zu den-Augen, die Augen entsprechen
aber dem Beinschilde eines Leibesringes, der Fühler selbst einem Beine, dessen gleiche
embryonale Anlage er hat (s. T. XIV. Fig.1.a.). Das Auge ist beim Embryo von
ovaler Gestalt und nimmt erst beim jungen Thiere die spätere, das erwachsene Thier
auszeichnende nierenförmige Form an, deren hilus nach vorne sieht. Es ist von der äussern
glatten Schale bedeckt, welche nicht facettirt ist, sondern nur aus den der Schale
zukommenden Zellen besteht. Unter der Schale ist das Auge noch mit einer zarten,
durchsichtigen Zellhaut der jungen oder secundären Schalenhaut bedeckt. Es mögen
die einzelnen Schalenzellen später allerdings den einzelnen lichtbrechenden Körpern
des Auges entsprechen und so als Facetten dienen. Das Auge selbst bestehet aus
einer Schicht durchsichtiger, fester, abgestumpft kegelförmiger Körper, den lichtbrechenden
Medien des Körpers (entsprechend der Linse und dem Glaskörper anderer Thiere),
und einer Pigmentschichte, in welcher jene eingebettet liegen. An dieselben stossen
unmittelbar die Augenknoten der Kopfganglienkette. Von der Gelenkstelle des oberen
und unteren Fühlers gehen zum Augenkörper Muskelbündel, welche eine antogonistische
Wirkung haben und jedenfalls eine, wenngleich beschränkte, Accommodation desselben
bewirken. Ueber die Entwickelung und den Bau des Auges werde ich später eine
besondere Betrachtung einschalten.
Jeder innere Fühler bestehet aus drei grösseren Basilargliedern von länglich
viereckiger, seitlich zusammengedrückter Gestalt und 33 keilförmigen, abgestutzten
kleinern Endgliedern , auf welche als letztes ein noch kleineres, mit Stachel oder
Borsten besetztes folgt. Nach unten und innen entspringt aus der Gelenkverbindung
des dritten Basilar- und ersten Endgliedes unter spitzem Winkel ein siebengliederiger
Nebenfühler, dessen Endglied mit einer Borste endigt.
Die Basilarglieder des inneren Fühlers reichen kaum über das vorletzte Basilar-
glied des äusseren Fühlers hinaus. Der innere Fühler ist gewöhnlich etwas länger als
der äussere, mitunter von gleicher Länge, ja nicht selten kürzer als dieser, ohne dass
dieser Umstand eine neue Art begründen kann. Die geringere Länge hängt mitunter
von einer Bildungshemmung nach vollständigem oder theilweisem Verluste der inneren
Fühler ab, wodurch die Neubildung unter der alten Schale nach dem gewaltsam
abgekürzten Vorbilde gleichsam sich einschränkt und nach Abwurf der alten Schale
auch kleiner bleibt. Bei Männchen und Weibchen findet sich an den 27 ersten kleineren
Endgliedern ein eigenthümlich gestalteter, gestielter, walzenförmiger, farbloser Körper,
welcher mit einem Entrobryus und einer Spiromyce Aehnlichkeit hat (s. T.XL
Fig. 10. a.-f.). Der walzenförmige Körper endet oben mit einer mehr oder weniger
abgerundeten Spitze, oftmals mit einem Knopfe, oder Haken, oder mit zwei Zähnen,
welche die Ausläufer der spiraligen Zelltaser sind. Er bestehet aus einem eylindrischen
Schlauche, oder aus zwei und mehreren, durch spiralige Umdrehung entstandenen Zellen,
worin mitunter monadenartige Gewebstheile sich bewegen. Der kürzere und dünnere
Stiel endet in eine Scheibe oder elastische, contractile Schalenzelle, wodurch eben der
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‚ganze Körper willkührlich bewegt werden kann. Man findet diese Körper schon beim
Embryo. Es ist eine Hohlborstenform, umgeben zu beiden Seiten von reihen- oder
truppweise gestellten längeren, aber dünneren, spitzen Hohlborsten. Bei einigen unteren
Gliedern trifft man mitunter eine solche Gruppe an ihrem oberen Rande und in ihrer
Mitte. Alle diese Glieder sind mit einzelnen oder in Gruppen zusammenstehenden
Hohlborsten besetzt, welche mit einer dünnen und durchsichtigen eontractilen Schalen-
zelle eingelenkt sind. Sowohl die Borsten, wie diese gestielten walzenförmigen Körper
dienen wahrscheinlich als Tastorgane.
b) Das untere oder äussere Fühlerpaar entspricht dem Gehörorgane und be-
steht aus 2 kurzen und 2 langen Basilargliedern, wovon das erste das Gehörorgan
bildet, 14 kleineren, keilförmig abgestutzten Endgliedern und einem äussersten mit
Borsten besetzten Gliede.
Das erste Basilarglied trägt einen nach unten gerichteten, kegelförmigen, an
der Spitze abgestutzten Körper, welcher mit einer Schneckenwindung sich einlenkt.
An seiner Spitze befindet sich eine Oeffnung, welche bei jungen Flohkrebsen mit
einem schmalen, glatten, gerade abgeschnittenen, runden Rande, bei älteren aber mit einem
lappenförmig ausgefranzten Rande geziert ist (vgl. T. XI. Fig. 12. und T. XIV. Fig. 2.
b.-b“.,i.undm.) Dieser Kegel hat eine ähnliche embryonale Entwickelungsgeschichte,
wie die andern Extremitäten des Flohkrebses (vgl. Fig. 2. b‘. und Fig. 1 e.-f. derselben
Tafel), nur dass an der Spitze eine Grube sich einsenkt, welche später zu einer Röhre
verlängert wird. Diese Röhre läuft in der Mitte des Kegels bis zu seiner Verbindungs-
stelle mit dem ersten Basilargliede, wo sie scheinbar verstreicht. Aber auch schon
früher kann man ein solches Verstreichen wahrnehmen und wird: dies durch Ringmuskeln
verursacht, welche bei eben ausgeschlüpften Flohkrebsen bis zur äusseren, becher-
förmigen Oeffnung reichen und thätig sind (T. XIV. Fig. 2. 5.-5“). Bei älteren
Flohkrebsen werden sie auf eine längere Strecke in Schalengewebe verwandelt und
unthätig, so dass das Jumen der Röhre bis auf eine gewisse Tiefe immer unverändert
bleibt. In dem ersten Basilargliede sieht man eine den halbzirkelförmigen Kanälen
des häutigen Labyrinthes höherer Thiere ähnliche, schlauchartige, wahrscheinlich auch
contractile Windung, welche endlich in ein mit dem Kopfringe artieulirendes, dem
Beinschilde der übrigen Leibesringe entsprechendes Seitenstück übergeht. Es bestehen
3 solcher Windungen oder halbzirkelförmigen Kanäle, welche durch Erweiterungen,
Verengerungen und verschiedene Stellung zu einander diese scheinbare Dreigliederung
erfahren (t. m.). An dieses Organ legen sich unmittelbar die Gehirnknoten an. Im Fötal-
zustande bilden die halbzirkelförmigen Kanäle nur einen spiralig gewundenen Haufen
von embryonalen Parenchymzellen, welcher einem beutelförmigen Säckchen gleicht
(T. XIV. Fig. 2.i.); erst später erfolgt die angegebene Gestaltung. Eine Gehörblase und
Gehörsteine konnte ich nicht auffinden. Ueberhaupt lässt sich nur durch Vergleichung
ganz junger Flohkrebse mit den älteren der eben beschriebene Bau ermitteln, da
letztere wegen der dichteren und gefärbten Schale eine Durehsicht nicht gestatten und
ihre Zergliederung wegen der Kleinheit dieser Organtheile kein Resultat liefert.
Man ist erst in neuerer Zeit mit den Gehörorgane der Crustaceen, namentlich
des Flusskrebses und Hummers bekannt geworden, welche an derselben Stelle eine
ganz ähnliche Organbildung zeigen, und doch haben sich wieder Zweifel gegen diese
Vindication erhoben, welche sie sogar den Geruchsorganen zuführten. Andere wussten
26
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mit den grünlichen Drüsen, welche beim Flusskrebse mit dem Labyrinthe in Verbindung
stehen, nichts anzufangen, bis Strahl in denselben Harnstoff nachwies und demnach
hier die Nieren des Flusskrebses zu finden glaubte. Hiergegen muss ich einwenden,
dass der Harnstoff auch in allen übrigen Theilen des Flusskrebses vorkommt. Man
braucht nur andere Theile des Flusskrebses, Hummers und auch unseres Flohkrebses
im Wasser faulen zu lassen, um ohne chemischen Nachweis einen Geruch wahrzunehmen,
welcher den des faulenden Harnes an Intensität noch weit übertrifft.
Ich halte die bei unserm Flohkrebse vorkommenden und so eben beschriebenen
Organe für Gehörorgane, nicht blos weil sie Analogien mit den Gehörorganen höherer
Thiere darbieten und nach akustischen Gesetzen eine Schallschwingung aufnehmen
und fortpflanzen können, sondern weil sie auch durch die am Gehörrohre und Labyrinthe
angebrachten Muskeln den Schallschwingungen sich accomodiren können, weil der
Nervenursprung eines Gehörorganes doch eher in einem Gehirnnervenknoten als anderswo
zu suchen ist, für dasselbe ausser der nächstfolgenden Mandibula kein anderes Glied
des Flohkrebses irgend eine andere Berechtigung und Deutung zulässt, und endlich
das Gehörorgan doch lieber in die Nähe des edelsten Organes, der Augen und der
Fühler, als in das Gerüst der Fresswerkzeuge, wo wir viel natürlicher den Geruchssinn
suchen sollten, oder noch weiter nach hinten zu verlegen ist. Auf die vier Basilar-
glieder, deren letztes weit über das letzte des obern Fühlers hinausreicht, folgen 14 bis
16 weniger gesonderte und kürzere, dicke, schiefgestellte Endglieder, wovon das zweite
bis zehnte ebenfalls an seiner oberen vorderen Ecke zwischen einem Hohlborstenbündel
einen gestielten, quasten- oder becherföürmigen Körper als Zierde oder Hülfsorgan, aber
nur beim Männchen, trägt.
Milne Edwards erwähnt diese Körper nur bei Gammarus ornatus. Gammarus
ornatus soll nach demselben Autor nur an den Küsten des nördlichen Amerika’s gefunden
werden, Gammarus locusta dagegen der häufigste und gemeinste Flohkrebs an den
Meeresküsten von Frankreich und England sein. Alle sonstigen Merkmale des G. locusta
bis auf die Tibialform an den letzten Brust- oder Schreitfüssen stimmen mit denen des
G. ornatus überein, die mehr länglich viereckige Form der tibia von G. ornatus geht
aber auch an diesem häufig in eine ovale oder herzförmige über, ganz wie bei G. pulex.
Daich nun an der mecklenburgischen Meeresküste diesen G. ornatus als die Männchen-
form des hier allein vorkommenden und so häufigen Flohkrebses gefunden habe, da
ferner die Klaue des zweiten Fusspaares ebenfalls nur beim Männchen unbedeutend
grösser als die des ersten Fusspaares ist, die Form der tibia häufig sich der herz-
förmigen nähert, so glaube ich, dass G. ornatus nur das Männchen von G. locusta ist
und auch G. pulex kaum eine Abart desselben zu nennen sein dürfte. Die gestielten
Quastenkörper (T. XI. Fig. 11.) vergleiche man mit einigen Gregarinenformen (T. VI.
Fig. 7.4. i.) und dem (T. XI. Fig. 11.) daneben gezeichneten Epistylisstämmchen.
Die Quastenkörper bestehen aus einem kegelförmigen abgerundeten oberen
Theile, welcher eine feine quergestreifte, in der Spirale nach der Spitze verlaufende
Faser zeigt und auf dem unteren Theile mit seiner Mittelaxe aufsitzt, und aus einem
unteren Theile, einem becherförmigen Kelche, welcher ebenso wie die Oefinung des
Gehöreylinders gelappt oder gefranzt ist und nach unten entweder blind endigt oder
mit einer dünnen Röhre in ihren Stiel verstreicht. Der Stiel sitzt auf einer mit vier
kurzen Zähnen bewaffneten Scheibe oder Scheibenzelle, welche ebenso wie die Hohl-
n_ 5
stacheln in die Schale eingelenkt ist. Nicht selten ist auch nur eine Hälfte des oberni
Theiles eingezogen, wodurch diese Körper eine schief abgestutzte, hufartige Form
in annehmen, oder es ist eine becherförmige Gestalt vorhanden, welche dadurch
gebildet wird, dass der obere Theil des Quastenkörpers überhaupt fehlt, oder aber
die becherförmige Höhlung des untern eingestülpt ist. Beide Formen können in ein-
ander übergehen.
Bei jungen Flohkrebsen und beim Weibchen werden diese Quastenkörper nicht
gefunden und nur beim Männchen mit eintretender Geschlechtsreife aus einer secundären
Schalenanlage neu gebildet. Sie gleichen in ihrem morphologischen Verhältnisse zu
andern Gliedern des Flohkrebses seinen Kiemensäckchen. Ob diese Körper nun Hülfs-
organe des Gehörs, die becherförmigen sind allenfalls einem Paukenfelle zu vergleichen,
oder Tastorgane, oder nur ein besonderer Schmuck des Männchens sind, lässt sich
wohl schwerlich feststellen. Die Zahl der kleineren Endglieder ist übrigens nach dem
Alter des Flohkrebses sehr verschieden; je jünger derselbe, desto geringer ihre Anzahl.
Ausserdem sind die Glieder mit Büscheln von eingelenkten Hohlhaaren besetzt, welche
an der nach unten gerichteten Seite am stärksten entwickelt sind.
Die Muskeln des Basilargliedes des äussern Fühlers sind an der innern Fläche
des Kopfringes befestigt und zeichnen sich durch ihre strangartige Spaltung aus, indem
sie als Bewegungsorgane nicht bloss zu dem Basilargliede, sondern auch als Regulatoren
zu dem Gehörorgane gehen.
c) Als drittes Glied des Kopfringes ist die Mandibula zu nennen.
Mit dem untern Rande des Kopfringes in (8) Achterverbindung artikulirend,
liegt zu beiden Seiten das mit einem Taster oder Palpus versehene Oberkieferpaar
von abgestumpft dreieckiger Form, mit der vorderen und oberen Ecke an die Ober-
lippe grenzend, mit der vorderen und unteren in einen starken Fortsatz auslaufend,
welcher aus einem handartig zusammengelegten Bündel von stumpfen, dieken Zacken
besteht (T. XIV. Fig.2.y.). Die hintere Ecke nimmt die Sehnen des starken, an der
innern Fläche des Kopfringes angehefteten, fächerförmig von oben und hinten nach
unten und vorn verlaufenden Kaumuskels auf, lässt sie in Gruben oder durch Löcher
ein, und grenzt an den ersten Leibesring und die übrigen Mundtheile. Neben dem
Fortsatze liegt am untern Rande eine ovale Grube, deren äusserer Rand von einem
dicken Bogen des Fortsatzes und deren innerer Rand von einer flachen gewölbten
und tiefer stehenden Leiste gebildet wird. Letztere ist mit gefiederten Borsten gesäumt
und haben dieselben bei älteren Thieren die Eigenthümlichkeit, zu kolbenartigen, gelben
Anhängseln zu verschmelzen, welche die Spitzen dieser Borsten entweder einzeln
zieren oder auch in Reihen von 2—3 an einer Borste auf einander folgen. Nach vorn
wird diese Grube von dem fingerförmigen Fortsatze, nach hinten von einem ovalen,
dicken Vorsprunge begrenzt, dessen nach innen gerichtete Fläche mit 20—30 in flachen
Bogen von oben nach unten verlaufenden Reihen kleiner, kurzer, dicker und dreieckiger
Zähne besetzt ist, die eine oval gestellte Kaufläche bilden. Durch diese Anordnung
erhält der etwas concave Boden dieser Grube eine schiefe, von aussen und oben nach
innen und unten gehende Richtung und ist mit in zarten schiefen Wellenlinien laufenden
Runzeln und Streifen von spiraliger Textur durchzogen. An der vordern obern Ecke
ist nach innen ein dreigliedriger Taster eingelenkt, welcher sich dicht an die innere Seite
des ersten Basilargliedes vom äussern Fühler, gleichsam wie eine Schildwache aufgerichtet
u a
lehnt und von da herab blitzartig bewegt, um Unangenehmes zu verjagen, oder
Angenehmes dem Munde hülfreich zuzuführen. In diese Gruben, deren Decke aus
einer viel dünneren und elastischeren Schalenschicht als das übrige ziemlich harte
Gerüst der Mandibula besteht, verlege ich den Sitz der Geruchsempfindung, wenn dazn
nicht schon die Fühler dienen. Wohl könnte man den Boden derselben für ein Trommel-
fell halten, auch sieht man bei jüngeren Flohkrebsen darmartige Windungen eines sehr
zartkörnigen Gewebes durch die Schale schimmern, welche einem Labyrinthe entsprechen
möchten, man sucht aber in diesen Windungen vergebens nach einem Kanale und sieht
sie später an älteren Flohkrebsen in secundäres Schalengewebe, namentlich die bereits
beschriebenen Fortsätze sich verwandeln. Wenn dies nun ebenfalls bei den anderen
Sinnesorganen der Fall ist und die Möglichkeit einer Schallaufnahme und Fortleitung durch
die gewölbte Membran dieser Gruben gegeben ist, wenn sogar mit Hinblick auf höhere
Thiere der Ursprung der in die Mandibula tretenden Nerven, aus den dem Bauch-
strange (Rückenmarke) näher liegenden Gehirnknoten eher mit dem Ursprunge des
nervus acusticus, als mit dem Ursprunge des olfactorius zu vergleichen ist, so fehlen
im Innern der Mandibula doch alle übrigen analogen Erfordernisse eines Gehörorganes,
wie sie umgekehrt im Basilargliede des äusseren Fühlers gefunden werden. Trotz
alledem bleibt der Wettstreit zwischen äusserem Fühler und Mandibula um den Besitz
der einen oder anderen Sinnesfunction unentschieden, weil die von Wirbelthieren ent-
nommenen Analogien für die wirbellosen Thiere nicht maassgebend sind. In morpho-
logischer Beziehung ist die Mandibula dem Beinschilde und der Kiertie eines Leibes-
ringes, der Taster aber einem Beine zu vergleichen.
Zwischen dem Oberkieferpaare ragt nich unten und vorn eine weiche, schaufel-
förmige, nach vorn gewölbte, abgestumpft herzförmige, bewegliche Oberlippe hervor,
welche an ihrem Rande mit feinen, langen, in Wirbeln stehenden Haaren und an ihrer
übrigen Oberfläche mit feinen, kurzen, den Papillen der Zunge vergleichbaren Härchen
besetzt ist. Nach oben hin hängt sie, wie schon erwähnt, mit einem aus zwei drei-
eckigen Stücken verbundenen Sternum zusammen, welches dicke Quer-, Längs- und
Seitenleisten verstärken. Neben den äussern Ecken derselben sieht man bei jüngern
Thieren eine flache ovale Grube, deren Boden eine nach der Mittellinie des Sternums
convergirende, strahlig verlaufende Streifung des Schalengewebes auszeichnet, die aber
später verschwindet und mit Kalkkörpern ausgefüllt wird. Weiter nach oben verstreicht
diese Commissur in einen weichen und dünnen Schalenstreifen, welcher den Zwischen-
raum zwischen den Fühlern und dem vorderen Rande des Kopfringes verschliesst.
Dieser Streifen, sowie die Oberlippe mit ihrer Commissur ist der Bauchbogen des
Kopfringes und mit dem Bauchbogen oder Sternalbogen der übrigen Leibesringe zu
vergleichen. Die Mandibulae dienen zum Festklemmen,. Zerquetschen und Zerreiben
der erbeuteten Nahrungsmittel, was schon die Lage und Insertion ihrer Muskeln lehrt.
Wir gelangen nun zu dem zwischen erstem Leibesringe und Mandibula resp.
Kopfring gelegenen accessorischen Kau- und Mundwerkzeugen des Flohkrebses. Es
entsteht hier in morphologischer Beziehung die Frage: Wo ist der zu ihnen gehörige
Leibesring? Diese Frage wird durch die unmittelbare Anschauung des jungen durch-
sichtigen Flohkrebses, wie durch die Zergliederung des alten Flohkrebses beantwortet.
Löset man nämlich mit einer Nadel von oben den Kopfring vom ersten Leibesringe,
so folgt der Magen, die Leber und der Darmkanal den an der Mandibula sitzenbleibenden
a
accessorischen Mundtheilen nach und bleibt mit ihnen verbunden. Man sieht ferner,
dass der von letztern entspringende Schlund in das Gerüste des Magens übergeht, dass
bei weiterer Trennung. der accessorischen Mundtheile von der Mandibula dieselben mit
dem Magen in Verbindung bleiben, man weiss endlich, dass bei der Häutung des Floh-
krebses nicht bloss die Schale der Mandibula und accessorischen Mundtheile, sondern
auch das Gerüste resp. die alte Schale des Magens abgeworfen und ausgestossen wird,
dass also der Magen ein ähnliches Gewebsleben wie die äussere Schale hat; man sieht
ferner, dass der mit den Mundtheilen gewaltsam abgesonderte Magen junger Flohkrebse
ganz das Aussehen eines Leibesringes hat, welcher zu diesen Mundtheilen gehört. Wenn
man zuletzt die durch Neubildung der Schale bedingte Einschachtelung der jungen in
die alte Schale, die übereinstimmende morphologische Beschaffenheit der Magenhäute
mit der äussern Schale in Betracht zieht, so bleibt für die accessorischen Mundtheile
kein anderer Leibesring als der Magen übrig.
Der Magen junger Flohkrebse besteht nur aus einem einfachen Schalenringe,
welcher sich nach dem Darmkanale und Schlunde hin unterhalb verengt, bei älteren
Flohkrebsen aber aus mannigfacher gestalteten Abtheilungen, welche, einzeln verglichen,
auf ähnliche Formen des äussern Leibespanzers zurückgeführt werden können. Die
accessorischen Mundtheile sind nicht bloss die äussern Glieder oder Füsse des Magens,
sondern auch seine Abdominalbogen. Auch der Magenring ist eine Verschmelzung von
drei Ringen, wozu drei entsprechende Theile der accessorischen Mundtheile gehören.
d) Die untere Kinnlade, nach Savigny erstes Unterkieferpaar ohne Palpen.
Zenker nennt in seiner Monographie des Gammarus pulex dieselbe tertium mandibularum
par s. maxilla superior, während der von mir oben beschriebene Oberkiefer (mandibula)
mit Palpe von ihm Unterkiefer genannt wird. Dieselbe besteht aus zwei Theilen:
a. den Speicheldrüsen.
Zenker erwähnt bei der Beschreibung der Kopffüsse von G. pulex, wovon
Savigny das vordere Paar Beilippe, ich Unterlippe nenne, des hinteren Kopffusspaares
(er zählt nämlich von hinten nach vorn, bezeichnet aber doch wieder die Fühler wie
wir und frühere Forscher, statt es umgekehrt machen zu müssen, wodurch hier leicht
eine Confusion herbeigeführt werden kann), als eines kleinen, mikroskopischen, zahn-
artigen Fortsatzes, welcher an der Basis der unteren oder äusseren Fühler hervorspriesse
und deren Basilarglied an Grösse fast erreiche. Indem er auf Fig. B. eee und Z.ab
hinweiset, verwechselt er die an einer andern Stelle beschriebene maxilla inferior mit
diesem zahnartigen Fortsatze, was wahrscheinlich durch mangelhafte oder unzureichende
Vergrösserung veranlasst worden ist; die von ihm unter Z. a 5 gezeichneten Fortsätze
sind unsere Speicheldrüsen. Die dickere Basis liegt nach innen, der des andern gegen-
über. Die inneren oberen Ecken der Fortsätze sind abgerundet, mit kurzen Haaren
und Borsten besetzt, reiben sich an einander und dienen ebenfalls zur Zerkleinerung
der Nahrungsstoffe, während die unteren inneren Ecken derselben durch Symphyse mit
einander artikuliren. In dieser Verschmelzung haben beide Fortsätze in der Flächen-
projection eine hutförmige Gestalt, wie das Peridinium galeatum (s. T.I. Fig. 2. 5.6.),
indem die nach aussen gerichtete untere Ecke sich oft zu einer schnabelartig gebogenen
Platte ausbreitet. Diese Körper liegen zwischen der oberen Kinnlade und den Kau-
scheeren, durch Schalensymphyse verbunden und so die Bauchcommissur des Unterkiefers
bildend. An dem nach vorn und unten gerichteten Scheitel eines jeden Eortsatzes
a a
erblickt man einen röhrenförmig bis in die Mitte desselben gehenden und daselbst blind
endigenden Ausführungsgang, welcher mit dunkelgelben grössern oder kleinern Kugeln
angefüllt ist. Letztere bestehen zum grossen Theile aus gefärbtem Fette, wahrscheinlich
aber auch aus Speichelstof. Am Grunde der Röhre ist ein Haufen solcher Kugeln in
die Mitte des Parenchyms eingebettet, der Drüsenkörper. Die Mündung des Ausführungs-
ganges ist entweder kahl, oder mit feinen, der Spiromyce gleichenden, gegliederten
Haaren oder mit algenartigen Schläuchen besetzt, welche der geneigte Leser mit
Enterobryus und den Borstenzellen des Regenwurmes vergleichen wolle. Sie entwickeln
sich unmittelbar aus den gefärbten Speichelfettkugeln der Drüse nach vorhergehender
Entfärbung. Bei jungen Flohkrebsen findet man diese Hyperplasien nicht, sondern nur
bei grossen ausgewachsenen, auf alter Schale (s. T. XVI. Fig. 5. a.-d.). Es ist nicht
unwahrscheinlich, dass solche Schläuche, von der Speicheldrüsenmündung losgerissen,
im Darmkanale des Flohkrebses zum Enterobryus sich ausbilden, wenn sie nur die
Mahlwerkzeuge des Magens mit heiler Haut passiren.
ß) Den haarigen Kaufüssen des Unterkiefers.
Man unterscheidet einen nach aussen liegenden Scheerentheil, welcher von einem
kurzen, dicken Basilargliede und einem Scheerengliede zusammengesetzt ist. Letzteres
besteht aus einem dicken von vorn nach hinten zusammengedrückten, länglich viereckigen,
nach innen gebogenen, innern Fortsatze, dessen . Scheitel neun dieke Zähne krönen,
welche an ihrer Spitze und nach innen gerichteten Seite wiederum einen Kamm von
im spitzen Winkel aufsitzenden, nach vorne gerichteten Zähnchen tragen, eine Vor-
richtung, welche in ihrer Gegenbewegung zu demselben Fortsatze des andern Paares
ein Zermahlen der Nahrungsmittel auf das Zweckmässigste bewirkt. An der äussern
Seite und Basis dieses Fortsatzes ist ein nach aussen beweglicher Arm eingelenkt,
welcher aus einem oder zwei kurzen Basilargliedern und einem langen, säbelartig
gebogenen Endgliede besteht und an seiner innern Seite mit glatten conischen Zähnen
ebenfalls bewaffnet ist. Indem derselbe, wie die Klinge eines Einschlagmessers, sich
gegen den innern starren Fortsatz bewegt, wird zugleich ein Scheerenfuss gebildet,
welcher nicht bloss zum Zermalmen, sondern auch zum Ergreifen und Festhalten der
Nahrungsmittel dient.
An die innere Seite und das Basilarglied dieser Kieferscheere lehnt sich ein
dünner, blattartiger, dreieckiger Fortsatz, welcher ebenfalls mit einem Basilargliede
articulirt. Letzteres liegt zwischen dem Basilargliede der Kieferscheere und der Sym-
physe der Speicheldrüse und artieulirt also auch mit letzterer. Die innere Seite dieses
Fortsatzes ist mit einem Kamme langer Hohlborsten besetzt, ausserdem aber mit sehr
feinen Haaren übersäet, welche sich bündel- und schopfförmig auch an der inneren
Seite des inneren Scheerenarmes finden. In morphologischer Hinsicht ist der accessorische
Theil der Kieferscheere mit dem Beinschilde eines Leibesringes zu vergleichen, während
ein Theil des Schlundes und Magens den dazu gehörenden Rückenbogen bildet.
e) Hierauf folgt als zweites Glied die Zunge, welche ebenfalls aus einem Paare
scheerenartig articulirender Füsse besteht. Auf einem kurzen Basilargliede, was mit
dem der andern Seite ziemlich verschmolzen ist, sitzt ein aus zwei dünnen Blättern
bestehendes Scheerenglied auf, deren inneres Blatt weniger beweglich als das äussere
ist. An ihrem inneren Rande sind sie ebenfalls mit langen feineren Hohlborsten
besetzt und noch feineren Haaren übersäet. Dieser Mundtheil liegt hinter den Speichel-
zu (do ==
drüsen und hinter und zwischen den Scheeren des Unterkiefers. Nachdem die Speisen
durch diese Werkzeuge zermalmt und geschmeckt worden sind, bedarf es nur einer
geringen Stütze, um sie nicht fallen zu lassen, und dazu dient
f) die paarige Unterlippe, welche Zenker das vordere Kopffusspaar, Savigny
die Beilippe nennt.
Jeder Theil derselben besteht wiederum aus einer Basis, welche von zwei fast
viereckigen Gliedern gebildet wird, wovon das untere mit dem entsprechenden der
anderen Seite verschmolzen, das obere in der Mitte liegende aber getrennt ist und an
seiner Spitze nach innen zwei länglich runde, eingelenkte Blätter, nach aussen einen
eingelenkten Fuss trägt. Von jenen Blättern ist das innere kürzer und liegt über dem
äusseren, sein innerer Rand gerade, sein oberer schief von vorne nach hinten und innen
abgestuzt, mit langen Borstenhaaren besetzt. Die Borstenhaare des innern Randes sind
häufig gefiedert und verschmelzen mitunter nahe ihrer Spitze zu keulenförmigen gelben
Kolben, durch deren Parenchym man nicht bloss das ihn gerade durchsetzende und
mit einer Spitze oben hervorragende Borstenhaar, sondern auch die auf letzterem spitz-
winkelig aufsitzenden und nach oben gerichteten Fiederhärchen durchschimmern sehen
kann. Achnliches sahen wir schon an den Riechgruben des Oberkiefers und kommt
dieser Schmuck ebenfalls nur älteren Thieren zu.
Das äussere längere, an der Spitze und den Seiten mehr abgerundete Blatt
trägt an seiner Spitze ebenfalls Fiederhaare, an seinem inneren Rande doppelt gezähnte
lange Borsten und glatte, diekere kürzere Zähne und ist nach aussen mit dem untersten
Gliede des Fusses verschmolzen. Beide Blätter sind ausserdem mit feinen Haaren
bedeckt. Der Fuss besteht aus zwei kurzen Basilargliedern und drei Endgliedern,
wovon das oberste, das kleinste, einen konischen etwas gekrümmten Nagel trägt, das
unterste, das grösste, vorzüglich an seinem innern Rande mit Büscheln langer Borsten
besetzt ist. Die beiden unteren Endglieder haben eine nach innen gebogene, abgestutzt
dreieckige Gestalt, deren grösserer Querdurchmesser in den oberen Theil fällt. Dieser
Lippen- oder Kieferfuss reicht bis zum Oberkiefer, hilft mit dem Taster desselben die
Beute ergreifen und verhindert das Durchschlüpfen derselben nach den Seiten, nach
unten und hinten, indem er zugleich die vor ihm liegenden Mundtheile deckt und
beschützt. Bei der Vergleichung der oben beschriebenen paarigen Mundtheile mit den
übrigen Gliedern des Flohkrebses ist derselbe Modus wie beim Ober- und Unterkiefer
anzuwenden. Die dazu gehenden Muskeln entspringen nun nicht allein vom
Schlunde, sondern sind zum Theil an der inneren Wand des Kopfringes und des ersten
Leibesringes befestigt, wodurch ein Vorstrecken und Zurückziehen der Mund- und
Kauwerkzeuge ermöglicht wird.
Die zwischen den Kauwerkzeugen liegende Mundöffnung geht in den stark
zusammengezogenen Schlund über, dessen innere Fläche von einer mit kurzen
Zähnchen besetzten Epithelial- oder Schalenhaut ausgekleidet und von einer Muskel-
und Peritonäalhaut umgeben wird. Derselbe steigt hinter dem hintern Winkel der
Mandibula in einem stumpfen Winkel nach vorn in die Höhe, um ungefähr in der
Mitte des Kopfringes in den vorderen und unteren Theil des Magens zu münden.
Der Magen selbst bildet einen Hohleylinder, welcher vorn und hinten nach oben blind-
sackartig geschlossen ist und von aussen ebenfalls mit einer Peritonäalhaut bekleidet
RENTSCH, Homoiogenesis, Heft I. 2
ze me
wird, unter welcher die Muskelhaut liegt. Durch die Extensoren und Flexoren der
äusseren Fühler, so wie einzelne Muskel- und Zellgewebsbündel ist derselbe in der
Mitte des Kopfringes aufgehängt und folgt bald den Bewegungen jener, bald den
Bewegungen der Kauwerkzeuge und des über ihm liegenden pulsirenden Rückengefässes.
An seiner unteren Fläche ist er durch eine Nath zusammengehalten, welche nach vorn
in den Schlund, nach hinten in den pylorus übergeht. Im Innern des Magens unter-
scheidet man drei Abtheilungen. Die vordere besteht aus zwei herzförmigen mit der
Basis an die cardia und an den Blindsack des Magens angehefteten Platten, deren
oberer horizontal verlaufender Rand mit dem der anderen zusammenstösst, deren hinterer
Rand schief von oben und hinten nach unten und vorn geht. Beide Ränder sind mit
Hohlborsten besäumt. Ausserdem befindet sich an ihr und ihrer Basis angeheftet ein
unregelmässig ‚oval gestaltetes Polster, welches sich nach unten mit zwei bis drei
Leisten abstuft und hier ebenfalls mit krummen oder gewundenen Borsten besetzt ist.
Die mittlere Abtheilung zeichnet sich durch zwei zungenförmige Platten aus, ‘deren
Basis unter, den vorigen Platten entspringt und deren oberer Rand und nach hinten
ragende, sanft abgerundete Spitze mit Borsten besäumt ist. Die hintere Abtheilung,
welche theilweise wiederum unter der vorigen liegt, ist mit zwei dicken S-förmig
gebogenen Hornschwielen, welche je aus zwei dicken Leisten bestehen, besetzt. Diese
Leisten sind im Querdurchmesser mit feinen glatten dicht an einander liegenden,
kammartig eingelassenen Haaren belegt, welche mit ihrer der Schwiele zugekehrten
Seite theilweise fest angewachsen erscheinen und nur über den Rand der Leisten frei
hinausragen, so dass letztere dadurch eine feine, seidenartig glänzende Querstreifung
erhalten. Die gegenüber und dicht an einander liegenden Schwielen bilden den Pförtner
des Magens und sind oben und unten mit starken Gewölbbogen an die Magenwand befestigt.
An beiden Seiten desselben ist die Magenwand nach vorn und hinten mit ovalen, insel-
förmigen Gruppen von in Quincunx gestellten sehr feinen Haaren bedeckt, auch münden
hier die Ausführungsgänge der vier Leberschläuche, Zerlegt man diese drei Abtheilungen
und breitet sie aus einander, so erhält man drei dachziegelförmig sich deckende Bogen
oder Halbringe, welche den drei Abtheilungen der accessorischen Mundtheile oder Kau-
werkzeuge entsprechen, ja selbst mit diesen morphologische Vergleichungspunkte dar-
bieten. Will man das von mir aufgestellte morphologische Verhältniss des Magens zu
den.Kau- und Mundwerkzeugen nicht gelten lassen, ‘dann muss man die letzteren alle
zum Kopfringe rechnen, wie es auch Milne Edwards thut, wonach der Kopfring eine
Verschmelzung von 6—8 Rückenbogen, entsprechend dem innern und äussern Fühler-
paare, dem Oberkieferpaare, der Oberlippe, den haarigen Speicheldrüsen, Unterkiefer,
Zunge und Unterlippe, und der Magen mit seinen Abtheilungen als Glieder des Darm-
kanals und der Leberschläuche zu betrachten ist. Noch eine dem Kopfringe eigen-
thümliche Gewebsform ist zu erwähnen, welche ich an den übrigen Leibesringen in
dieser Weise ausgebildet nicht beobachtet habe. Nahe dem hintern Rande des Kopf
ringes, ungefähr in der Mitte jeder Seite, befindet sich ein Spalt oder auch eine länglich
zusammengedrückte Oeffnung. T. XIV. Fig. 3., ** zeigt ihre Entwickelung beim
Embryo, jungen und erwachsenen Thiere. Bei letzterem ist die Oefinung becherförmig
und mit einem wellenförmigen Streifen umrändert, eine Bildung, welche auf der einen
Seite mit dem Scheitel der Gehörkegel, auf der andern mit dem Munde der Eikieme
oder Fötalplacenta (T. XIIL, Fig. 6., "-'-) übereinstimmt. Dem unbewaffneten Auge
ae
erscheint diese Oeffnung als eine kleine Grube, wie sich deren auch auf der übrigen
Schale finden. Sie scheint blind zu endigen; man möchte sie beinahe für die äusseren
Gehörwerkzeuge halten, wenn sich dabei die übrigen Theile eines Gehörorganes vor-
fänden, man sieht aber vor und unter ihr nichts als Schalenfasern und Muskelbündel
des grossen Kaumuskels des Oberkiefers, sie hat demnach wohl keine andere Bedeutung
als die übrigen Gruben der Schale, nämlich die eines Stigma’s, aus dem, um die vom
Wasser etwa entblösste und trocknende Schale feucht zu erhalten, eine wässerige
Feuchtigkeit ausgeschieden wird, wie man dies an den übrigen Grübchen unter
Umständen schon mit unbewaffnetem Auge sehen kann. Die eigenthümliche Form der
Oeffnung und ihres Randes hat grosse Aehnlichkeit, wie bereits gesagt, mit dem Munde
der Eikieme, welche beim Embryo zwischen Kopf- und erstem Brustringe sich in den
Rücken einsenkt, sie ist aber keinesweges als Residuum derselben ( Nabel) zu betrachten,
da sie seitlich und doppelt gefunden wird; auch rührt die Aechnlichkeit wohl weniger
von der Nachbarschaft ‚jener, als von dem gleichen Bildungstypus jener Formen über-
haupt her, welche sowohl dem Keimbläschen des Dotters, woraus die Fötalkieme
entsteht, als der Schale im Allgemeinen eigenthümlich ist; denn ich habe auch an
andern Schalentheilen, freilich starre, Zellen gefunden, welche der abgebildeten Eikieme
und ihrem Munde durchaus glichen. 7
2) Die Brustringe, wozu die sieben ersten Leibesringe gerechnet werden.
a) Der erste Brustring.
Der Rückenbogen ist schmaler als der des Kopfringes, wird aber nach unten
breiter, besonders nach der hintern abgerundeten Ecke zu und geht auf beiden Seiten
in einen ovalen, am Rande hier und da ausgebuchteten und mit einzelnen kurzen
Borsten bewaffneten 'Seitenpanzer oder das Beinschild über, an dessen Verbindungs-
stelle innerhalb jeder Seite ein Bein eingelenkt ist, welches aus einem kurzen, runden
femur, einer breiten und längeren viereckigen, an den Ecken abgerundeten tibia, einem
sehr kurzen tarsus, zwei Metatarsalgliedern, die beinahe verschmolzen sind, und einem
Fingergliede besteht. Letzteres ist das grösste und breiteste, von länglich ovaler Form
an der Spitze mit einem sensenförmig gestalteten Nagelgliede versehen, welches wie
die Klinge eines Taschenmessers in einen Falz am untern Rande des Fingergliedes
eingeschlagen werden kann. Der Falz wird von kurzen konischen Zähnen und Borsten
gebildet. . Ausserdem finden sich starke Borstenbündel am untern Rande der Metatarsal:
glieder und einzelne Borsten an den übrigen Gliedern. Die Sternalcommissur wird von
vier in stumpfen Winkeln auf einander stossenden Leisten gebildet, und an ihrer Ver-
bindungsstelle von zwei strangartig gewundenen welligen Faserschichten durchsetzt.
Dieselben gehen von vorn ’nach hinten ‘und treffen sich in der Medianlinie des Körpers,
kreuzen sich theilweise und stossen hinten zusammen, so dass hier eine länglichovale
Grube gebildet wird, welche an anderen Leibesringen zum Ausführungsgange des Eier-
stockes oder zum After ausgebildet wird.
..b) Der zweite Bauchring hat denselben Bau, nur ist das Fingerglied grösser als
beim’ ersten Fusspaare, auch das Bein länger und stärker. Beim Weibehen sind die
beiden ersten Fusspaare kleiner als beim Männchen: und das 'Fingerglied des zweiten
Fusspaares nur wenig stärker als das des ersten. Die beiden ersten Fusspaare dienen
im Allgemeinen: zum Festhalten einer Beute, dem Männchen ausserdem noch zum
Festhalten des Weibchens, auf dem es während der Begattungs- und Brutzeit wochenlang
9*+
unverdrossen sitzt. Die beiden ersten Brustfüsse werden auch Raubfüsse genannt. Dicht
neben dem Gelenke des femur finden wir ein Kiemensäckchen, ausserdem noch eine
Lamelle der Bruttasche beim Weibchen.
c, d) Dritter und vierter Brustring. Der Rückenbogen von gleicher Gestalt
wie bei den vorigen, Beinschild aber grösser, besonders der des vierten Brustringes,
welcher eine beilförmige Gestalt annimmt. Auch hier erwächst neben dem obersten
Beingelenke ein Kiemensäckchen, beim Weibchen ausserdem eine Lamelle der Brut-
tasche. ‘Der Sternalbogen von ähnlichem Baue wie oben, nur findet man beim dritten
Brustringe an der hintern Leiste desselben einen zapfenartigen, ovalen, platten Fort-
satz, eine Andeutung der im sechsten Brustringe entwickelten männlichen Ruthe. Das
femur ist kurz und rund, die tibia lang und viereckig, tarsus kurz und knorrig, ein
dickeres und ein dünneres, länglich ovales oder viereckiges Metatarsalglied, ein Finger-
glied mit einem konischen geraden oder nur wenig gekrümmten Nagel. Die Beine
sind gerade nach unten gerichtet, dienen zum Rudern, Schreiten und Festhalten des
Weibchens, daher auch Ruder- oder Schreitfüsse genannt.
e, f, 9) Fünfter, sechster und siebenter Brustring. Der Rückenbogen ist von gleicher
Gestalt und Grösse wie die vorigen, nur dass die hintere Ecke etwas tiefer steht und
länger ist. Die Beinschilde sind kurz und beilförmig oder viereckig, so dass die dazu
gehörenden Beine seitlich nach oben und hinten gerichtet zu stehen kommen. Die
Sternalbogen, wie vorher, das femur ist rudimentär, desto mehr die tibia entwickelt,
welche das grösste Glied ist, von länglich viereckiger Gestalt mit dünnem, blattartigem,
hinterem Rande, welcher ebenso wie der vordere stumpf gezähnt ist und in den Zahn-
lücken Borstenbündel trägt; tarsus kurz, viereckig. Zwei länglich viereckige, nach der
Basis hin sich verschmälernde Metatarsalglieder, ein ebenso gestaltetes kleineres Finger-
glied mit konischem, etwas gebogenem Nagel. Der fünfte und sechste Brustring trägt
Kiemensäckchen resp. Lamellen der Brusttaschen. An dem Sternalbogen des sechsten
Brustringes auf oder neben seinen vorderen Leisten tritt auf jeder Seite eine männliche
Ruthe von fingerhutförmiger Gestalt hervor. Die Oeffnung des Samenausführungsganges
befindet sich an der Spitze desselben und ist bei manchen älteren Flohkrebsen seitlich
mit einem S-förmig gebogenen und geknöpften eingelenkten Hohlstachel geziert, die
weibliche Geschlechtsöffnung befindet sich an demselben Leibesringe. Mitunter trifit
man auch am siebenten Brustring ein kleines rudimentäres Kiemensäckchen, das von
der innern Fläche des Beinschildes entspringt. Die Füsse gehören zu den Schreit-
füssen, dienen zur raschen, seitlichen Bewegung, zum Rudern und zum Springen.
3) Die Bauchringe.
a) Erster, zweiter und. dritter Bauchring nimmt von vorne nach hinten an Breite
zu, in derselben Progression wachsen auch die Beinschilde, welche weniger deutlich
vom Rückenbogen gesondert, vielmehr mit ihm verschmolzen sind. Die Beinschilde sind
an ihrer vordern und hintern Ecke stark entwickelt, daher viel breiter als die Rücken-
bogen. Innerhalb der Beinschilde sind die sogenannten Kiemenfüsse eingelenkt. Die-
selben bestehen aus einem kurzen, vielfach ausgebuchteten femur und einer grossen
länglich viereckigen tibia, an deren Spitze zwei fühlerartige, unvollkommen gegliederte,
nach der Spitze sich verjüngende, an beiden Seiten mit Fiederhaaren besetzte Fortsätze
(falsche Schwimmfüsse, fausses pattes natatoires) eingelenkt sind. Die Fiederhaare sind
in die Kerben der Fortsätze eingelenkt und ebenso die Fiederchen in die Kerben des
Haarstammes. Der Abdominalbogen ist bedeutend schmaler als an den Brustringen.
Diese von hinten nach vorn und umgekehrt beweglichen Fieder- oder Kiemenfüsse haben
den Zweck, den an den Brustringen befestigten Kiemensäckchen fortwährend einen
frischen Wasserstrom zuzuführen und dienen auch zum Schwimmen.
b) Vierter, fünfter und sechster Bauchring oder die drei Schwanzringe nehmen
von vorn nach hinten an Grösse bedeutend ab. Der erste Schwanzring hat am hintern
Rande des Rückenbogens zwei die Medianlinie begrenzende Bündel von eingelenkten Hohl-
stacheln, welche gewöhnlich noch von längeren dünnen Borsten umgeben sind. Am
hintern Rande des Abdominalbogens sind nahe der Medianlinie zwei sogenannte falsche
Afterfüsse eingelenkt, bestehend aus einem cylindrischen, am äussern Rande mit kurzen,
harten Hohlstacheln bewaffneten Basilargliede, an dessen Spitze zwei stielförmige Fort-
sätze sitzen, die an ihrer Spitze ebenfalls starke Hohlstacheln tragen und mit dem
Scheerengliede des Unterkiefers zu vergleichen sind. An Grösse übertreffen sie die
falschen Afterfüsse des zweiten Schwanzringes, dessen hintere Ecke stärker entwickelt ist
und an dessen hinterem Dorsalrande drei Bündeln Hohlstacheln von derselben Beschaffen-
heit wie die des ersten Schwanzringes sitzen, davon das mittelste in der Medianlinie. Die
falschen Afterfüsse desselben haben einen ganz ähnlichen Bau wie die vorigen. Der
dritte oder letzte und kleinste Schwanzring trägt am hintern Dorsalrande neben einigen
Hohlstacheln noch zwei kurze, abgestumpft konische, eingelenkte Fortsätze, welche an
der Spitze mit einem dicken und mehreren dünnen eingelenkten Hohlstacheln bewaffnet
sind. Am Abdominalrande und hinten befindet sich ein Paar falscher Afterfüsse, welche
über die vorigen hinausragen, bestehend aus einem konischen Basilargliede und zwei
blattförmigen, undeutlich gegliederten, in den Kerben mit starken Borsten besetzten Fort-
sätzen, die an der Spitze des ersten eingelenkt sind. Sie reissen leicht aus und dienen
mehr zum Steuern als zum Springen, ährend die starken und steifen falschen Afterfüsse
der beiden ersten Schwanzringe vermittelst ihrer kräftigen und kurzen Muskelbewegungen
hauptsächlich letzterem Zwecke dienen. Der letzte Schwanzring umschliesst auch
den: After.
Die Beschreibung der übrigen Organe des geschmückten Flohkrebses folgt in der
dritten Abtheilung.
I. Abtheilung.
Die Schmarotzer des geschmückten Flohkrehses.
Kapitel L
Gregarina, Enterobryus und Distomum Gammari,
$.1. Die Gregarinen des Gammarus ornatus.
Die Gregarinen sind in neuester Zeit Gegenstand sorgfältiger und ausgedehnter
Untersuchungen geworden, und war es mir daher angelegen, diese merkwürdigen Thiere
in dem genannten Flohkrebse zu beobachten, weil sie demselben fast nie fehlen und in
ihrem Baue und ihrer Weiterentwickelung noch interessantere Aufschlüsse als die
bekannten geben. Man trifft sie gewöhnlich im Darmkanale, seltener in den Leber-
schläuchen des Flohkrebses, niemals bei Embryonen, wohl: aber schon bei jungen ihren
Eiern noch nicht lange entschlüpften Thieren ausgebildet. Die kleinsten Exemplare über-
treffen das Bacterium biloculare und die Monaden an Grösse .nicht. Die grössten sind
schon dem unbewaffneten Auge sichtbar; ihre Länge beträgt das Vier- bis Vierzigfache
ihrer Dicke. Die kleinsten Gregarinen bestehen in einer oder zwei elliptischen, farb- und
structurlos erscheinenden Zellen, welche in der Längsaxe vereinigt sind (s. T. VOLL
Fig. 2., %-”- Fig. 9., ”). An den grösseren (Fig. 2., '%) beobachtet man einen oder
mehrere Kerne, welche sich bald zu Kernzellen entwickeln.
Bei weiterer Fortbildung, mag nun die eine von den Doppelzellen sich mehr
entwickeln und mit der andern verschmelzen, oder nur eine Zelle oder jede Zelle
durch Einschnürung sich umgestalten, erfolgt die Gliederung in einen Kopf mit oder
ohne Hals und einen Leib. Der Kopf ist kugelig, oder halbkugelig, oder eiförmig,
kuchenförmig, abgestumpft konisch, teller-, scheibenförmig, auf seinem Scheitel mit-
unter geknöpft, seine Peripherie glatt oder gefaltet, gekerbt, gelappt; desshalb nur
angedeutet, oder den Kopf umfassend, auch ganz fehlend, kurz oder lang ausgezogen,
oder aber es fehlen Kopf und Hals selbst bei den grössten Gregarinen. Der Leib ist
eylindrisch, kugelig, oval, elliptisch, faden-, keulen-, birnförmig u. s. w. Ich habe auch
Gregarinen gefunden, welehe ganz die Form der Anguillula hatten, und andere, deren
Kopf ebenso spitz wie der Schwanz war. Noch andere zeigten bis auf den Wimper-
besatz und Kem die Form der Opalina, des Pleuronema, Distomum und Zoothamnium,
oder eine ganz unregelmässige gelappte Form wie die Amoeba.
or
Die Gregarinen bewegen sich wie die Naviculae langsam vor- und rückwärts,
ohne dass man immer eine deutliche Bewegung an: ihrer Zellenwand wahrnehmen
kann, doch überzeugt man sich bald von ihrer willkührlichen thierischen Bewegung,
an den einfachen oder mehrfachen seitlichen Einkniekungen und der peristaltischen
Bewegung ihres ganzen Körpers, womit sie sich vorwärts, rückwärts und seitwärts
bewegen. Mit grosser Biegsamkeit und Geschmeidigkeit drängen sie sich zwischen
Hindernisse hindurch und um solche herum, indem sie ihren Körper nach verschiedenen
Richtungen ausdehnen oder zusammenziehen können. Oft liegen sie längere Zeit ganz
bewegungslos da. Ihre Bewegung hängt nicht bloss von einer willkührlichen Form-
veränderung der äusseren Leibeshülle, sondern auch von einer willkührlichen Aggre-
gation ihres Leibesinhaltes ab. Aeussere Hülle wie Zellinhalt erscheinen bei kleinen
Thieren farb- und structurlos, bei grösseren hingegen lässt sich die Textur genauer
erforschen. Man trifft mitunter lebende Gregarinen, an deren äusserer Hülle das
Gewebe genau bestimmt werden kann. Kügelchen an Kügelchen zu einer spiraligen
Faser gereiht, bald abgebrochen, bald spiralig quer um den Leib laufend, bald sich
verflechtend und durchsetzend, eine Gewebsfaserung, wie wir sie an den Schalenzellen
des Flohkrebses kennen lernen, so zeigt sie die sonst farb- und structurlose äussere
Muskelhaut. Auch an mit Chlorzinkjodlösung getödteten Gregarinen (s. T. VII.
Fig. 9., ?%-2%, Fig. 10.) lässt sich nach 24 Stunden eine deutliche Faserung erkennen,
welche aus spiralig an einander gereihten Kügelchen oder Zellen besteht. Diese
Kügelchen sind aber, wie das weitere Zerfallen der Zellhaut lehrt, sehr ähnlich denen,
woraus der Leibesinhalt der Gregarinen zusammengesetzt ist, und dies sind bacterien-
und monadenartige Gewebselemente.
Leibesinhalt. Man unterscheidet hier kleinste Kügelchen, Ellipsoide, Stäbchen
mit und ohne schwanzartige Verlängerung, nierenförmige ünd schraubig geformte
Körperchen in mehr oder minder lebhafter Durcheinanderbewegung, durch einander
sich drängend, wühlend, ringend, abstossend und anziehend, einen fortwährenden
Wechsel ihrer Aggregation bedingend (s. T. VII. Fig.1., * und T. IX. Fig. 4., «.,
Diese Bewegung ist vollständig unabhängig von Bewegungen der äusseren Hülle; denn
man sieht sie innerhalb kugelig zusammengezogener, starrer Gregarinen, wie an dem
ausgestossenen und frei gewordenen Inhalte. Bei den Gregarinen des Regenwurmes
ist es umgekehrt. Der Inhalt erscheint entweder gleichmässig oder ungleichmässig
aggregirt; in letzterem Falle bilden sich kugelige Häufchen, wie bei der Durchfurchung
des Eidotters. Nicht selten sehen wir. Contractionen des Körperinhaltes, welche denen
des Gesammtthieres gleichen, ohne dass die äussere Hülle daran Theil nimmt. Diese
Aggregation gleicht vollkommen der gewisser Muskelzellen, welche die Darmwand des
Flobkrebses auszeichnen (s. T. VIII. Fig: 8., 2% ober und Fig. 9., 8).
Chemische Eigenschaften. Nach Zusatz von Chlorzinkjodlösung schrumpfen
Gregarinen mittlerer Grösse zusammen und zeigen eine gelbe Färbung ihrer äusseren
Hülle, eine violette oder violettbraune ihres Körperinhaltes. Dieselbe Reaction erfolgt
auch bei grösseren Gregarinen nach Zusatz von Jodwasser mit und ohne Schwefel-
säure. Betrachtet man grössere Gregarinen, welche mit Chlorzinkjod behandelt wurden,
nach 24 Stunden, so hat die äussere Hülle noch eine blassviolette Färbung, welche
aber bald verschwindet. Wir sehen hier dieselben 'Farbentöne wie ‚nach Behandlung
des Enterobryus und der Flohkrebsschale mit demselben Reagens entstehen, ein Beweis,
a
dass ihre chemische Zusammensetzung ähnlicher Art sein muss, das Thier also wahr-
scheinlich neben einer Proteinverbindung ein Kohlenhydrat enthält, mit einem Worte
ehitinhaltig ist. -
Organe. Die kleinsten Gregarinen haben keine Organe, allenfalls einen Kern
oder eine Kernzelle. Die Kerne sind einfach oder mehrfach vorhanden, zeigen häufig
wie in den Amoeben eine, obgleich viel langsamere Ortsveränderung im Inneren des
Thieres (s. T. VOLL Fig. 2., '* 1%) und sind gewöhnlich gelblich gefärbt. Auch die
Kernzellen bergen ein oder mehrere zusammengeballte, farblose, oder gefärbte Kern-
körperchen; gewöhnlich enthalten sie nur eine farblose Flüssigkeit. An der Wand
dieser Kernzelle beobachtet man eine spiralige Contur, weil die ‚Elementar-
körperchen des Gregarineninhaltes sich hier, als Spiralfaden verbunden, zur Wandung
einer Hohlkugel in spiraligen Zügen zusammenlagern. Auch hier ist dieser Spiralfaden
entweder ein Continuum und regelmässig gewunden oder abgebrochen und unregel-
mässig verlaufend, oder es begegnen, durchsetzen und durchfiechten sich mehrere
Windungen. Die Kernkörperchen oder der Kern dieser Zelle erscheint dann stets als
die Fortsetzung dieses Spiralfadens, welcher sich nach innen eindreht, während nach
aussen seine Windungen in die ungeordnete wechselnde Form des Körperinhaltes oder
in andere Zellen verstreichen. Der Zellenkern enthält häufig wieder ein Kernbläschen, das
Kembläschen einen Kern u. s.w., eine Gestaltungsprogression nach dem Gesetze der
Spirale in unendlicher Wiederholung (s. T. VIII. Fig.1., «x Fig. 9., 9 1% 14), Ich
traf häufig im diesen Kernzellen frei sich bewegende Monaden, welche hier keineswegs
Eindringlinge, sondern frei und selbständig gewordene Gewebstheile der Kernzelle
sind, um wieder zu einer andern Gewebsform verbunden zu werden (cf. T. VIL
Fig. 6., ’*). Zwischen dem Kerne und der Kernzelle der Gregarine existirt eigentlich
kein anderer Unterschied als der wechselnde Zustand der Spiralaggregation.: Die
Kernzelle sitzt gewöhnlich in der Mitte des Leibes, mitunter auch im Kopfe oder am
Scheitel des Thieres und ist einfach oder mehrfach vorhanden. Am Kopfe bildet sie
eine geschlossene, oder offene Mund- und Schlundzelle. Als geschlossene Mundzelle
liegt sie am Scheitel des Kopfes nur an, oder wölbt sich über denselben hervor. Da
die Mundzelle ebenso spiralig gebildet ist wie die übrigen Zellen, so dehiscirt sie auch
spiralig, oder stülpt sich ein und wird dann zu einer seichten oder tiefen, rundlichen,
trichter- oder rachenförmigen Mundhöhle, welche am Grunde geschlossen ist. Diese
Mundzelle oder Mundöffnung geht entweder in das Parenchym oder in eine
oder mehrere Darmzellen über. Est ist hier, wie bei den Infusorien, durchaus
keine bestimmte Darmanlage vorhanden, sondern die Darmbildung nur auf einzelne
oder angereihte geschlossene Zellen beschränkt, welche ohne wesentliche Bedeutung für
den Organismus vorhanden sein können, oder nicht, weil das Gesammtthier als Zelle
dieselbe Function verrichtet; daher sind sie auch ebenso vergänglich, wie sie neu
entstehen (s. T. VIIL Fig. 9., % * 12, 15. 16), Es ist gleichgültig, ob sie mit der
Mund- und Schlundzelle in Verbindung stehen, oder nicht, indem das übrige körnige
Parenchym dieselbe Function, dieselbe Verbindung vermittelt; daher verstreicht auch
die Mundzelle häufig in dasselbe mit einem spiraligen Spalte.
Um die Kernzelle lagert sich im Halbkreise oder Kreise eine Reihe von Kal
Zellen (s. Fig. 9., * !2), welche natürlich ebenso wie die Darmzellen functioniren;
nicht selten fand ich auch Gregarinen, um deren Kernzelle das Parenchym zu einem
ii WE
wurstförmigen Kerne wie beim Zoothamnium sich verdichtete oder als kuchenförmige
Kappe sich lagerte. Die dehiscirte Mundzelle oder Mundöffnung treibt häufig’ eine
farblose Kugel hervor (s. Fig. 9.12“ 26.31.) welche entweder durch Ausdehnung der
Mundzelle, oder Umstülpung der Mundhöhle, oder Austritt eines structurlosen Blastems
oder Nahrungssaftes ‘gebildet wird. Solche Kugeln werden ‚entweder zu freien
Gregarinen oder entwickeln sich an und mit dem Mutterthiere zu einer Doppelgregarine,
oder dienen als Ansatzzellen bei einer weiteren Metamorphose. Das Parenchym, die
Kern- oder Darmzellen sind entweder farblos oder mit Pigment, Pigmentkernen mehr
oder weniger angefüllt. Die gelblichen in dem Parenchyme und den Zellen anzu-
treffenden Pigmentkörperchen werden endogen gebildet oder von aussen durch den
Mund aufgenommen (s. Fig.9.,1*1). Mitunter verwandelt sich das ganze Thier in
Pigment und zerfällt. 03%
| Nahrung der Gregarınen. Dieselbe besteht in den Gewebstrümmern des Floh-
krebses und dem Darminhalte, wovon nur der feinste Detritus angeeignet werden kann.
Die durch obige Reagentien hervorgebrachte violette Färbung des Körperinhaltes mag
wohl von Aufnahme kleinster Amylumtrümmer herrühren; denn das Amylum, wie die
Cellulose, zerfallen ebenso wie jedes andere Gewebe in kleine bacterienartige Elemente
und solche können durch die geschlossenen Zellräume der Gregarine am leichtesten
ins Innere dringen. Fig. 6.,* zeigt ein Amylumkorn aus dem Darmkanale des Floh-
krebses, was unter lebhafter Moleeularbewegung in eine feinkörmige Masse zerfällt.
Es bilden sich hier bacterienartige Formen, welche @ zu Chyluskugeln und Darnızellen
zusammentreten und damit ihre Amylumnatur aufgeben. Der Detritus aller Nahrungs-
mittel besteht aus ähnlichen Gewebselementen, die Ernährung. und das Wachstkum der
Gregarine in nichts weiter als einer spiraligen Copulation mit diesen Detritusbacterien.
Im Innern der Gregarinen siehet man diese von den Nahrungsmitteln stammenden
Bacterien in lebhafter Durcheinanderbewegung mit den Gregarinenbacterien, um sich
mit ihnen zu Kugeln, Läppehen, Zellen zu vereinigen und ihre Natur in die der
Gregarine umzuwandeln. Das Thier bedarf zu seiner Ernährung aber, wie gesagt,
durchaus nicht besonderer Organe, indem es als geschlossene Gesammtzelle durch
Endosmose flüssiger und spiralige Eindrehung fester Nahrungstheilchen sie besorgen
kann und auch seine äussere Hülle dieselbe Zusammensetzung wie sein Zellinhalt und
seine Kernzelle hat. Die Darmzellen durchsetzen mitunter das ganze Thier in seiner
Längsaxe und endigen in einen After (Fig. 9., ?'). Einen After findet man aber auch
bei Thieren, welche keine Darmzellen entwickelt haben, sondern nur mit einem gleich-
mässigen oder in Kugeln zusammengeballten körnigen Parenchym angefüllt sind. Nicht
selten trifft man oberhalb des Afters einen oder zwei kloakenartige Räume an (Fig. 9.,
2-25), welche in den After münden. Wenn nun Kermzelle, Darmzelle, Kloake und
After für die Gregarine als solche unwesentliche und hinfällige Organbildungen sind
oder nur als Versuche höher entwickelter Verdauungsorgane angesehen werden können,
so haben sie doch für die weiteren Entwickelungsstufen der Gregarine eine ganz
wesentliche Bedeutung und sind in der That Andeutungen und Vorbildner wichtiger
Organgliederungen. Aus dem After treten nicht allein verbrauchte Nahrungsstoffe,
welche, beiläufig gesagt, vom wahren Gewebe der Gregarine nicht zu unterscheiden
sind, sondern auch das körnige Parenchym selbst in seinen einzelnen Elementarformen,
RENTSCH, Homoigenesis, Heft I. 3%
nn zu
oder in wolkigen Massen aus, um neue Keime der Gregarinen auszustreuen, ‚oder es
stülpt sich eine strueturlose Blastemkugel hervor, welche am Mutterthiere zu einer neuen
Gregarine entwiekelt wird. Ferner dient der After ebenso wie der Mund als Bewe-
gungsorgan, indem durch das Ausströmenlassen von Wasser eine Vorwärtsbewegung
des Thieres bewirkt wird, und endlich kann er durch polare Umkehrung, wie wir dies
bei vielen Infusorien MREERENT zum Münde werden.
Copulation der Gregarinen. Die Doppelgregarinen entstehen nicht bloss durch
Sprossenbildung oder Theilung des Mutterthieres, sondern auch durch freiwillige Ver-
einigung freier Individuen, indem sich das eine am After des andern festsaugt, mitunter
geschieht es auch zu dreien, wo dann zwei am After des ersten oder das dritte an
der Verbindungsstelle eines Doppelthieres sich festsetzt (s. T. VIUL Fig. 9. %-, T. VI.
Fig. 6.,°°). Die Copulation der Gregarinen dient nicht bloss zu mechanischen
Zweeken, sondern ist auch ein Act der Geschlechtsliebe, wodurch sie sich gegenseitig
befruchten, wenn wir auch noch keine Differenzirung besonderer Geschlechtsorgane
nachweisen können. Endlich verschmelzen oft zwei. copulirte Gregarinen zu einem
Thiere, oder eine copulirte Gregarine schliesst sich in eine Cyste und zu einem
Cysteninhalte ein, oder die Copulation wird aufgehoben, bevor jede einzelne Gregarine
sich kugelig einzellt (s. T. VIU. Fig. 9., ®: ®-).
Vermehrung der Gregarinen. Dieselbe geschieht durch Ausstossung von
Kügelchen und Zellen des Leibesinhaltes, Sprossenbildung und Theilung. Eine Einzel-
oder Doppelgregarine theilt sich in eine gewisse Zahl granulirter Kugeln, worin sich
Kernzellen bilden; jede Kugel wird zu einer Gregarine oder einem Enterobryuskeime,
oder zw Gewebszellen des Flohkrebses (T. VI. Fig. 8.,* ).
Aehnlichkeit und Verwandtschaft der Gregarinen mit andern Schmarotzern des ge-
schmückten Flohkrebses. Wir haben schon bemerkt, dass die kleinsten Doppelgregarinen
nicht von Bacterienleibern zu unterscheiden sind, dass ihr Leibesinhalt aus bacterien- und
monadenartigen Gewebselementen besteht und diese, vom Mutterthiere ausgestossen, wieder
zu Gregarinen werden. Es gehen aber auch Häufchen dieser Gewebselemente in amoeben-
artige Zellen über, deren Kerne eine Bewegung wie die der wahren Amoeben haben. Man
trifft, namentlich beijungen Flohkrebsen, in ihrem Darmkanale nicht selten solche amoeben-
artige Zellen, welche zu Gregarinen heranwachsen (s. T. VOL. Fig. 2.,*-#-). Auch der
(Gresammtkörper dieser jungen Gregarinen gleicht in seiner Elastieität den Amoeben
und Astasien, Bodonen und Aiächefliän, und man sieht dergleichen sowohl an der
Darmwand des Flohkrebses, wie auch an den verschlungenen Nahrungsmitteln sitzen
(s. T. VII. Fig. 6.,!-).
Ich mache ferner auf die Formähnlichkeit mit dem Zoothamnium und seinen
Schwärmsprösslingen, dem Zoothamniumkerne, der Spiromyce und Spirochona Scheu-
tenii, dem Enterobryus und Distomum Gammari aufmerksam und werde in den
Kapiteln, welche davon handeln, diese Verwandtschaft ausführlicher abhandeln und
begründen.
Aehnlichkeit und Verwandtschaft der Gregarinen mit Gewebsformen des Floh-
krebses.
1) Zwischen manchen Parenchymzellen eines Flohkrebsembryos und Jungen
und den kleinsten Gregarinen findet hinsichtlich der Grösse, des Baues und gewisser
Bewegungen kein Unterschied statt (s. T. VOL. Fig. 7," » ar),
—_—_
2) Eine grosse Aehnlichkeit zeigen die Gregarinen mit verschiedenen Muskel-
zellen und Bündeln des Flohkrebses (s. T. VH. Fig. 6., *"-, T. VIIL, Fig. 8., 17-20,
TeiuBigs7.,>4):
3) Mit einzelnen Formen der lichtbrechenden Körper des Flohkrebsauges
(TR Fig Bed ı
4) Mit Epithelzellen des Darmkanals und Leberzellen des Flohkrebses (siehe
T. VO. Fig. 6., +”, T. IX. Fig. 1.u.2.). Selbst die Leberschläuche haben wie die
anderen Gliederungen und embryonalen Gliedanlagen die Form und abtheilungsweisen
Einschnürungen der Gregarinen des Flohkrebses und des Regenwurmes.
5) Endlich ist auf die Achnlichkeit mancher Gregarinenformen
a. mit den gestielten Körperchen der inneren Fühler des Flohkrebses
(T. XL Fig. X.),
db. mit den Quastenkörpern der äusseren Fühler des männlichen geschmückten
Flohkrebses (T. VII. Fig. 9., 2° und. T. XI. Fig. 11),
c. mit den Gehörcylindern und dem unteren Fortsatze vom Oberkiefer des
Flohkrebses ( T. VOLL Fig. 9., ?2* u. T. XI. Fig. 12., T. XIV. Fig. 2,1”),
d. mit den Borsten und Stacheln der Flohkrebsschale (T. VI. Fig. 4., 9-17,
T. XV. Fig. 6.,®)
aufmerksam zu machen, welche Verhältnisse ihre besondere morphologische Bedeutung
haben. Wir werden später nachweisen, dass Gregarinen und ihre Gewebselemente
sich in Gewebselemente des Flohkrebses umwandeln.
8.2. Die Gregarinen des breitschwänzigen Regenwurmes.
Bevor wir zur Darstellung der weiteren Metamorphose der Gregarina Gam-
mari ornati übergehen, halte ich es, um das Verständniss der später zu beschreibenden
Vorgänge noch zu erleichtern, für zweckmässig, einige Beobachtungen über die Gre-
garinen des breitschwänzigen Regenwurmes einzuschalten.
Leider sind mir die Arbeiten von von Siebold, Henle, Frantzius, Stein, Kölli-
ker, Bruch, Leydig, Leuckart und Lieberkühn hier nicht zugänglich gewesen und muss
ich, mich auf meine eigenen Beobachtungen beschränken, ohne damit die Prioritäts-
rechte jener antasten zu wollen.
Die Gregarinen dieses Regenwurmes finden sich hauptsächlich in und auf den
innern männlichen Geschlechtsorganen, aber auch in andern Organen‘ und Körper-
höhlen desselben. Sie sind bald mikroskopisch klein, bald mehrere Linien lang, dem
unbewafineten Auge sichtbar. Sie unterscheiden sich von den Gregarinen des Floh-
krebses dadurch, dass der Körper durch Zusammenziehung an einzelnen Stellen die
Form einer Sanduhr annimmt und durch diese Enge den Leibesinhalt von der einen
in die andere Seite, wie den Sand einer Sanduhr, treibt, was bei letzteren nicht der
Fall ist. Von Suriray wurde sie desshalb Sablier protöiforme, von Schmidt Mono-
cystis genannt.
Die Gregarine des Regenwurms besteht in einer schlauchförmigen, cylindrischen,
an den Enden mehr oder weniger spitz zulaufenden Zelle, deren Wand, wie bereits
gesagt, sehr contractil und dehnbar ist. An den grösseren Exemplaren sieht man
3*+
Re Pen
deutlich, dass die Zellwand von einem spiralfaserigen Gewebe zusammengesetzt ist und
daher an den Durchschnittscontouren des Körpers fein gezähnt erscheint (s. T. IL
Fig. 6.,?). Diese zahnförmigen Vorsprünge dehnen sich oft wirklich zu kurzen
Stacheln aus, welche regelmässig in Quincunx gestellt und am Kopfe gewöhnlich
länger sind (Monoeystis cristata [Schmidt] keineswegs eine besondere Species). Zer-
drückt man die äussere Hülle einer solchen Monocystis, so zerfällt sie in dieselben
Körperchen, welche den Körperinhalt bilden. . Der Körperinhalt besteht, in einem’ fein-
körnigen Parenchyme, was bald dichter, bald lockerer zusammenliegt. Bei der feinsten
und lockersten Aggregation und bei aussetzenden Bewegungen den Zellwand befindet
es sich in Molecular- oder Monadenbewegung.
Die grösseren Parenchymkörperchen sind activ nicht beweglich, von ovaler,
ellipsoider oder spindeliger Form, farblos, brechen das Licht und werden passiv durch
die sanduhrförmigen Engen des Gregarinenleibes und durch die activen Contraetionen
der einen Leibeshälfte in den Raum der andern getrieben und umgekehrt. Dieser
kömnige Inhalt liegt frei in der Gregarine. Mitunter 'ballt er sich auch zu einzelnen
körnigen Kugeln oder Häufchen zusammen, erstarrt mit der erstarrenden Zellwand
und bildet dann auch wohl noch eine besondere Umhüllungshaut, während eine zweite
Zellhaut des Inhaltes beim lebenden Thiere selten zu erkennen ist, doch sah ich einige
Male auch bei starrer äusserer Hülle eine sehr zarte zweite Membran, welche den
körnigen Inhalt einschloss und unabhängig von jener active Contractionen verrichtete.
Aether löset die Parenchymkörperchen auf oder verzerrt sie zu unregelmässig gelappten
Plättchen (Fig. 5., *®), welche durch Chlorzinkjodlösung oder Schwefelsäure und
Jodwasser violett gefärbt werden.
Die Kernzelle ist: fast stets vorhanden und fehlt nur den kleinsten -Formen,
in welchen sie sich später ausbildet. Sie ist eine lichte, von zarter Membran um-
schlossene, farblose Zelle, ohne oder mit Kern. Der Kern liegt entweder an der
äussern Hülle oder in der Mitte, häufig noch in eine zweite lichte Zelle eingeschachtelt,
und ist einfach oder mehrfach vorhanden. Der einfache Kern bestehet aus einem
kugeligen oder linsenförmigen, nieren- oder wurmförmigen Körper, oder aus einem
unregelmässigen Haufen, welcher wiederum von kleineren oder grösseren Zellen (Kern-
körperchen) zusammengesetzt ist. Diese sind’ entweder rund oder spindelförmig, glatt
oder granulirt. Endlich hat. der Zellenkern gewöhnlich noch ein Kernbläschen und
dieses häufig wieder einen Kern. Der linsenförmige Kern stimmt selbst bis auf die
chemische Reaction mit einem Amylodiseus, einer Borstenzelle des Regenwurmes oder
deren Kerne überein ( Fig. 5., * =). Die Kernzelle ist entweder mit einer durch-
sichtigen, gleichmässigen, farblosen Flüssigkeit erfüllt, oder es schwimmen in ihr
punktförmige oder eylindrische Moleküle, welche sich um den Zellenkern zu granulirten
Kugeln oder Zellen ablagern. Die Kernzelle ist gewöhnlich wandständig oder mitten
in das Parenchym eingebettet und mit diesem beweglich. Die Gregarinen sind entweder
einfach oder op bewegen sich frei, oder sitzen mit dem einen Ende fest (Fig. 6., ”)
und schnüren grössere oder kleinere Theile des Körpers ab, welche entweder: als Grögel
rinen fortleben und wachsen, oder eingezellt werden. FE den durch Abschnürung
entstandenen Gregarinen, welche keine Kernzelle MEERE 'haben,, entwickelt WER
BR: später aus dem körnigen Inhalte.
ar m
Einzellung der Gregarina lumbriei terrestris. Wir kommen jetzt zu einer Metamor-
phose der Gregarine, welche die oben genannten Forscher besonders beschäftigt hat.
Jede einzelne Gregarine kann sich einzellen, aber auch jeder von ihr abgeschnürte
Theil. Die Cyste ist entweder kugelig oder oval, oder elliptisch, spindelförmig, oder
unregelmässig gelappt und richtet sich lediglich nach der zufälligen Form, in welcher
die lebende Gregarine erstarrte. Die Cystenwand besteht aus einer oder mehreren
Gewebsschichten, ja ist häufig noch in einer dritten Cyste eingeschlossen. Letztere
kann von aussen umgebildet sein, oder aber aus der ausgedehnten äussern Hülle der
Gregarine bestehen, während die innere Zellhaut oder Parenchymhaut sich zur
eigentlichen Cyste ausbildet.
Diese Cysten zeichnensich bekanntlich durch die Entwickelung von spindelförmigen
Zellen in ihrem Innern, Pseudonavicellen, Psorospermien genannt, aus. Die Bildung
geschieht auf vielfache Weise. Wir haben schon oben erwähnt, dass die elliptischen
und spindelförmigen Körper im Gregarinenleibe durch Aether und Chlorzinkjodlösung
in gelappte, violett gefärbte Plättchen verwandelt würden; dieselbe Form und Farbe
wird an unreifen Pseudonavicellen der angeführten Cysten durch dasselbe Reagens
hervorgerufen (Fig. 5., * ®-),
Jedes oben erwähnte Körperchen kann zu einer Pseudonavicelle heranwachsen. —
Wir haben in der Gregarine auch einen feinkörnigen bakterien- oder’ monadenartigen
Inhalt kennen gelernt. Diese kleinsten Gewebselemente, welche von den ‘grösseren
spindelförmigen sich nur durch ihre geringere Grösse unterscheiden, aggregiren sich,
wie sie es auch schon in der beweglichen Gregarine thun, zu granulirten Kugeln,
welche im Durchmesser entweder ebenso gross wie die reifen Pseudonavicellen oder
grösser sind, sich an den Polen zuspitzen und später die Form uud die Gewebs-
eigenschaften der Pseudonavicellen annehmen.
Man trifft häufig Pseudonavicellencysten, welche eine Scheidewand haben.
Dieselben sind entweder durch Verschmelzung von zwei Gregarinen oder durch Theilung
aus einer einzigen entstanden. Wenn nämlich eine Gregarine auf beiden Seiten sich
kugelig auftreibt und in der Mitte fadenartig‘ zusammenzieht, so entstehen zwei Ab-
theilungen, welche sich an einander legen, deren Scheidewand demnach aus der doppelten
Gregarinenhaut gebildet wird. Die Verbindungsstelle verödet und die doppelte Haut
verschmilzt zu einer gleichförmigen Seheidewänd: Der Inhalt einer kugelig eingezellten
Gregarine gehet endlich ebenso wie der Dotter des befruchteten Eies einen Wurckureit
prozess ein, durch welchen, wenn sich um jede Furelungskugel eine neue Zellenwand
bildet, zwei und mehr Cysten von Pseudonavicellen in und aus der ursprünglichen
helvarieheh können. Der Furchungskugeln sind 2—-4—8 und bilden in grösserer
Zahl einen darmförmig in einander gewundenen Haufen. Man trifft Cysten mit Furchungs-
kugeln, um welche die peripherisch zuerst entwickelten Pseudonavicellen mit ihrer
Längsaxe auf den Durchmessern jener stehen, andere Cysten, worin die Pseudonavi-
cellen vereinzelt und unregelmässig in der Fear der Furchungskugeln eingebettet
liegen, ‘oder daneben schwimmen. Beim Furchungsprocesse spielt die Kernzelle der
Gregarine eine Hauptrolle. Durch Theilung ihres Zellenkerns resp. weiteres Wachs-
thum der Zellenkerne entsteht eine Theilung der Kernzelle und 'eine Zerklüftung des
eingezellten Gregarinen-Inhaltes. Dies wird besonders klar, wenn man in Keulenform
starr gewordene Gregarinen beobachtet, welche ihre äussere stachliche Häut” noch
TOR
erkennen lassen. Hier sieht man um den Kern der Kernzelle schon reife Pseudonavi-
cellen gelagert, während der übrige Körperinhalt der erstgrrten Gregarine noch keine
Bildung von Pseudonavicellen zeigt. ‘Bald erfolgt aber auch hier, ohne dass eine
Furchung und Zerklüftung des Gregarineninhaltes überhaupt stattfindet, die Bildung
der Pseudonavicellen ausserhalb der Kernzelle. Die bakterienartigen Elemente ordnen
sich, meistens an der Gregarinenwand, zu spindelförmigen Zellen, während die Mitte
von einem dichten Haufen gleicher Gewebselemente oder jener ovalen elliptischen
Körperchen des Körperinhaltes eingenommen wird. Mit der Weiterbildung der letztern
zu Pseudonavicellen vereinigt die Kernzelle wohl ihren Inhalt mit jenen und verschwindet,
während die ursprüngliche Gregarinenhülle zur Gesammthülle dieser Pseudonavicellen-
eyste wird.
Die Gregarine wird aber auch starr, ohne dass ihre äussere Hülle zur Cysten-
wand sich heranbildet. Man trifft sowohl auf, als in der Nähe der Hoden des Regen-
wurms, — besonders aber im Schwanze desselben, locker in das Parenchym ‚gelagerte
weissliche oder braungelb gefärbte Klümpchen oder Plättchen von keulenförmiger, ovaler
oder unregelmässig rundlicher Gestalt, die sogenannten Schwanzeier, es sind dies weiter
nichts als starr gewordene und verwandelte Gregarinen. Sie bestehen entweder noch
aus deutlichen Gregarinenresten oder sind bereits in Pigment und Gewebsformen, welche
dem Regenwurme eigenthümlich sind, verwandelt. In diesem Stroma findet man drei,
vier und mehrere runde oder unregelmässig rundliche Zellräume, welche mit den bereits
beschriebenen Umbildungsformen und Pseudonavicellen angefüllt sind. Es giebt hier
Cysten, worin noch ein Kern von kleinsten Körnchen (unreifen Pseudonavicellen) sich
befindet, während der übrige lichtere Raum mit vollständig entwickelten Pseudonavi-
cellen erfüllt ist, eine andere Cyste mit vier bis acht Furchungskugeln und deren lichten
Kernbläschen ohne oder nur mit wenigen Pseudonavicellen, eine dritte, ganz angefüllt
mit einem hügelig und darmartig gewundenen Dotter von unreifen Pseudonavicellen, eine
vierte ohne Kern, erfüllt von kleinsten Pseudonavicellen, welche an ihren beiden Polen in
fadenartige Verlängerungen auslaufen und den Samenzellen des Regenwurms auf einer
gewissen Entwickelungsstufe gleichen (T. IIL. Fig. 6., ’:); eine fünfte endlich, ‘deren
Furchungskugeln mit kleinsten Stäbchen und Spindeln belegt sind, wie sie die Kalkzellen
des Regenwurms enthalten.
Kleinere Pseudonavicelleneysten verschmelzen zu grösseren, auch entwickeln
sich aus einem Thiere mehrere solcher Cysten, ohne dass die Kernzelle zur Bildung aller
beigetragen hat, es ist dies auch gar nicht nöthig, denn ebenso gut wie die Kernzelle aus
dem Gesammtinhalte der Gregarine hervorgeht und Pseudonavicellen erzeugt, ebenso
können neben derselben noch andere ähnliche Zellen sich differenziren, welche dieselbe
Bildungsfähigkeit besitzen. Dass diese Häufchen nicht etwa zufällig zusammengefügte
Gregarinencysten sind, um welche ebenfalls der Zufall Gewebstrümmer des Regen-
wurmes gelagert hat, wird uns im. weitern Verlaufe dieser Beobachtungen noch
deutlicher werden.
Bau der Pseudonavicellen. Die unreifen Pseudonavicellen bestehen aus den
bereits beschriebenen Körperchen des Leibesinhaltes der Gregarine, welche bei manchen
Cysten schon vor der Pseudonavicellenbildung die Grösse und Form der Dotterkugeln
des Regenwurmeies erreicht haben, und von letzteren optisch gar nicht zu unterscheiden
sind, oder aus zart granulirten Kugeln. Die Gewebgbacterien der letztern drehen ‚sich
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in der Spirale zu einem Kerne ein (Fig. 5., '-*), während die Pole sich zuspitzen. So
wird ‘die Spindel fertig. Bald jedoch verschwindet das zartkörnige Aussehen der Zell-
wand, dieselbe wird fester, dicker, durchsichtig, farblos und lässt sich endlich durch
Jod nieht mehr violett, sondern nur gelb färben. Die Pseudonavicellen hängen häufig
mit ihren Spitzen an einander und bilden Kreuze, Dreiecke, Ringe, Ketten u. s. w.
Die beiden Spitzen der Spindel sind entweder entgegengesetzte Spiraldrehungen der
Schalenfaser oder aus diesen entstandene kegelförmige Zellen, oder sie verlängern sich
zu einer Borste. Auch giebt es Missbildungen. Man trifft oft drei Pseudonavicellen,
welche sich rechtwinklig durchsetzen, so dass ein Körper entsteht, welcher aus sechs
auf einander sitzenden Pseudonavicellenhälften besteht, oder es entstehen auf ähnliche
Weise Quirle und Spindeln, deren eine Seite sich bauchig, oder ebenfalls zu einer
konischen Spitze ausgedehnt hat, oder es verflacht sich die zwischen den drei Spitzen
liegende Zellwand zu einem ungleichschenkeligen Dreiecke, während die entgegen-
gesetzte Zellwand gewölbt bleibt, oder endlich es dehnt sich die eine Seite kugelig
aus, während die andere eingezogen wird, wodurch ein halbmondförmiger Körper ent-
steht. Diese Formverbildungen sind aber der regelmässigen Metamorphose des Zell-
inhaltes durchaus nicht hinderlich. Wir sehen hier ganz ähnliche Formen, wie sie in
der grossen Familie der Naviculaceen aus einer Grundform durch Heterogenie sich
entwickeln. Es giebt Pseudonavicellen, welche gewöhnlich nahe einer Spitze einen
halbmondförmigen Eindruck haben, woraus mitunter eine kugelige, farb- und structur-
lose Zelle hervorgequollen ist. Bei jüngeren Pseudonavicellen, welche man mit
Schwefelsäure behandelt, kann diese Grube künstlich hervorgerufen werden. Es ent-
stehen dann keine Körperchen mit ausgehöhltem Bauche und gewölbtem Rücken,
wie sie von derselben Form und Grösse an den Samenkugeln des Regenwurmes
vorkommen, oder Formen, welche den leeren oder mit Reagentien behandelten Schalen
der Distomeier gleichen (s. T. III. Fig. 5., *-.&: 2b: *, Fig.6.,-, T.XL. Fig. 6.,%-f e-hm.n.o.a.),
In dieser Grube ist das Gewebe der Zellwand dünner und kann leicht durchbrochen
werden. Man findet auch häufig leere Spindelzellen, wo diese Grube einen Riss hat
und wodurch die Embryonen ausgeschlüpft sind.
Zellinhalt. Die kleinsten Psendonavicellen sind gewöhnlich mit einem farb-
und structurlosen Blasteme erfüllt, ohne einen Zellenkern, oder nur mit einigen punkt-
förmigen Kernen, oder einer Reihe von farblosen Zellen versehen. Letztere hängen
wieder in einem spindelförmigen Haufen zusammen und bilden mit ihren in einander
laufenden Contouren eine rechts und links in einander gehende Spirale, ganz wie die
spindelförmigen Samenzellen (T. III. Fig. 6.,%). Wie die kleinsten Pseudonavicellen aus
den Gewebsbacterien der Gregarine unmittelbar oder durch Copulation hervorgehen,
ebenso entsteht auch der Ba der Pseudonavicellen durch spiralige Aggregation dieser
Bacterien, denn man kann nicht selten unterscheiden, dass der Kern nur aus kleinsten
Spindeln (Pseudonavicellen) besteht. Diese Gewebsbacterien sind entweder zu einem
Faden an einander gereiht, welcher sich in der Spirale zu einem rundlichen oder
schneckenförmigen Kerne eindreht, oder liegen regellos in einem Haufen beisammen,
oder der Inhalt der Pseudonavicellen ist homogen und wird von einem aus solchen
Bacterien und Spindeln gebildeten Halbgürtel von Pol zu Pol durchsetzt (s. Fig. 5., "*b-).
Dieser Halbgürtel bildet eine Theilungsfurche und gehen daraus zwei Embryonen
hervor, welche einen keulenförmigen Körper mit langem Halse und kleinem Kopfe
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besitzen. Sie liegen entweder neben einander, so dass der Kopf des einen den
Hintertheil des andern (Fig. 5.,"®), oder aber der Kopf des einen den Rücken
des andern berührt, wobei gewöhnlich beide eine halbe Drehung um ihre und
die Längsaxe der Zelle beschreiben. Hier wieder besteht der Inhalt aus kleineren und
grösseren Kügelchen und Zellen, worunter eine grössere die Kernzelle vertritt, dort ist
(der Embryo mit einem Kopfe versehen und der Hintertheil umgebogen, heraufgeklappt
und ebenfalls mit einer Kernzelle versehen (Fig. 5., "*), oder es wachsen die Zellen,
woraus der Inhalt der Pseudonavicellen gebildet wird, zu ovalen oder spindelförmigen
Körperchen heran, welche ebenfalls, wie die Poesidötwrieeile selbst, an beiden Polen
Köpfchen oder konische Zellen tragen. Dieselben sind als Zilenkeme zu betrachten,
denn sie kommen ausserdem auch in der Mitte obiger Körperchen vor. Häufig sind
sie S-fürmig gewunden und lagern, zu einem Knäuel spiralig zusammengedreht, an
einander (Fig. 5., "*f), oder aber sie bestehen aus zahlreicheren , keulenförmigen,
geknöpften Embryonen und liegen ebenfalls gewunden oder unregelmässig an einander,
nur dass die stark lichtbrechenden, gelblichen Köpfehen die Verbindung unter ihnen
vermitteln. Mitunter besteht auch der Kern aus einer Schnur von Zellen jener Art
mit ihren Köpfchen oder Kernen (s. Fig. 5., '-t-), welche einem Algenfaden gleichen.
Eine Bewesung dieser embryonalen Kerne der Pseudonavicellen innerhalb derselben
habe ich niemals entdecken können.
Wir kommen jetzt zur Beantwortung der Frage: Was wird aus den Pseudo-
navicellen innerhalb und ausserhalb des Regenwurmes?
Die Pseudonavicelleneysten platzen und streuen ihren Inhalt in den Regen-
wurmleib aus; denn der Schleim und die Lymphe, welche der gereizte Regenwurm
fahren lässt, enthält sehr häufig einzelne Pseudonavicellen. Auch finden wir sie bei
der Zergliederung im Innern des Regenwurmes zahlreich ausgestreut wieder. Lieber-
kühn hat die gelehrte Welt zuerst mit dem Ausschlüpfen von amoebenartigen Embryonen
aus den Psendonavicellen bekannt gemacht; mir ist es niemals geglückt, diesen Vorgang
im Regenwurme selbst zu beobachten. Setzt man Pseudonavicelleneysten in reines,
destillirtes und abgekochtes Wasser, verschliesst das Glas und setzt es der Sonne aus, so
sieht man nach einigen Tagen eine lebhafte Bewegung der Pseudonavicellen im Innern der
unverletzten Cyste. Dieselbe ist aber nur eine passive und rührt von den im Innern der
Cyste freigewordenen Bacterien und Vibrionen her. Ausserhalb der Cyste gelangt die Pseudo-
navicelle niemals zu einer Bewegung. Setzt man unter denselben Cautelen Pseudo-
navicellen ins Wasser, so kann man folgende Vorgänge beobachten: Es kommen bald
leere Navicellen und hier und da amoebenartige Wesen vor, welehe mehr oder minder
Achnlichkeit mit dem oben beschriebenen Kerne der Pseudonavicellen haben (s. T. II.
Fig.1.,"). Unter denselben zeichnen sich einige durch einen sogenannten Augenpunkt
aus, das sind die Köpfchen oder Zellenkerne der Embryonen, und ihre schwanzartigen
Verlängerungen setzen sich in eine langsam schwingende Bewegung, verkürzen und
verlängern sich, wie die Rhizopoden und Amoeben. Mitunter, treiben sie eine halb-
kugelige, durchsichtige Blase hervor und ziehen sie wieder ein; jedoch geschehen diese
Formveränderungen viel langsamer als bei den Amoeben und Rhizopoden. Lieberkühn
hat solche amoebenartige Wesen in dem Blute des Regenwurmes gefunden und aus
dieser Thatsache geschlossen, dass sie als Junge aus den Pseudonavicellen hinein-
gekommen seien. Ich zweitle keinen Augenblick daran, doch hat dieses Vorkommen
Be
eine viel tiefere Bedeutung, wie wir unten sehen werden. Die amöbenartigen Wesen
im Blute des Regenwurms sind nicht alle Junge der Pseudonavicellen, sondern meistens
integrirende, dem Blute als solchem angehörige und auf auderem Wege enstandene
Gewebsformen. Ich habe dieselben nicht bloss im Blute des Regenwurmes, sondern
auch im Blute unseres Flohkrebses und anderer Crustaceen gefunden, in denen bekanntlich
niemals Pseudonavicellen gebildet werden, ja man findet sie schon bei den noch in
den Eiern eingeschlossenen Krebsembryonen, welche ebenso von jedem Schmarotzer
frei sind (s. T. IL. Fig. 5., 1%, T. XV. Fig. 2.), und stimmen nicht die Blutkörperchen
des Regenwurms (T. III. Fig. 5., 1”) mit den sich erst entwickelnden Pseudonavicellen
(1., *) vollkommen überein? Auch diese stacheligen Blutkörperchen des Regenwurms
werden durch die im Plasma zerstreuten Bacterien gebildet und zerfallen wieder in
letztere oder in Plasma. Die Formveränderungen sind eben wieder Annäherungen an
die ursprüngliche Form, und wechseln dieselbe, so lange das selbständige Leben eines
solchen Blutkörperchens dauert. Wirsehen dieselben Formveränderungen und Bewegungen,
wie bei den Amoeben und Rhizopoden, nur dass sie uns langsamer auf einander zu
folgen scheinen. Der in das Wasser entleerte Inhalt der Pseudonavicelleneyste besteht
nicht bloss aus reifen Pseudonavicellen, sondern auch aus unreifen und den Gewebs-
elementen, welche die Gregarine, ihre Kernzelle, ihr Zellenkern u. s. w. enthielt. Ich
habe vielfach Gelegenheit gehabt, noch eine andere Reihe von Metamorphosen zu
beobachten: Die im Wasser ausgeschlüpften Ameben sind keiner langen Lebensdauer
fähig, zerfallen entweder, oder gehen in Algen über. Die lichtbrechenden, gelblichen
Kerne dieser Amaben vermehren sich durch Theilung und bilden durch Aneinander-
reihung einen Algenfaden (T. UI. Fig. 5., + **). Sehr häufig geschieht diese Umwandlung
noch innerhalb der Pseudonavicelle (Fig. 5., +2 und 4.,%). Ebenso pigmentiren sich
die Bacterien und unreifen kugeligen Pseudonavicellen, welche durch Jod und Schwefel-
säure gebläuet werden (Fig. 5., + * ®-) oder auch die Cercomonaden gleichenden Amaben
ausserhalb (4., * ),. und innerhalb der Mutterzelle (4.,%-%-°-4), um auf demselben Wege
in Algen überzugehen. Die konischen Spitzen der Pseudonavicellen werden ebenfalls
einzellige Algen, fallen ab und hinterlassen eine elliptische, einfache oder doppelte
Farbstofi(Algen)zelle (4.,'-”) Eine gleiche Umbildung erfahren die borstenartigen
Verlängerungen an den Spitzen der Pseudonavicelle (Fig. 5., +1). In Fig.5.,+ 4 k-mır-t,v.x.
sind solche aus Pseudonavicellen hervorgegangene Algen gezeichnet, welche endlich
bei längerem Verweilen an der Sonne sich und ihren Zellinhalt entfärben, womit
letzterer eine grosse Aehnlichkeit mit den Gregarinen des Flohkrebses erreicht. Ganze
Pseudonavicellen fliessen zu einem Haufen von Körnchen auseinander, worin sich
Pigmentkerne bilden, welche wiederum zu Algenzellen heranwachsen und das übrige
Stroma aneignen. Ganze Pseudonavicellen werden wirkliche Ceratoneis-, Eunotia-,
Navieula- und Cryptomonasformen (Fig: 5.,*8-%-, zu vergleichen mit Fig. 2.,* 2). Die
aus Pseudonavicellen hervorgegangenen Naviculaceen gehen nicht blos durch Theilung
und weitere Metamorphose, sondern auch durch endständige Copulation in Algenfäden
über und diese Algenfäden wachsen durch Copulation oder Quertheilung ihrer einzelnen
Zellen ebenfalls weiter. Ich habe Pseudonavicellen in einem Platintiegel geglüht und
darauf mikroskopisch untersucht. Die zurückgebliebene Thierkohle enthält farblose
und durchsichtige Schalenreste der Pseudonavicellen, deren Form oft ganz unverändert
geblieben war und weder durch Säuren noch Alkalien zerstört werden konnte. Diese
RENTSCH, Homoiogenesis, Heft I, 4 4
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Thatsache führt auf die Vermuthung, dass die Schalen der Pseudonavicellen ganz
oder theilweise zu Kiesel werden, welche noch dadurch gestützt wird, dass der aus
zusammengesinterten Pseudonavicellen entstandene kohlensaure Kalk im Innern des
Regenwurmes ebenfalls Kieselerde enthält.
Eine dritte Bildungsreihe des Kerns der Pseudonavicellen im eh ist folgende:
Die spindelförmigen, eifelik oder im Haufen liegenden Kerne der Pseudonavicellen
treten aus der Mutterzelle heraus, gelangen nicht, urn nur kurze Zeit zu einer amoeben-
artigen Bewegung, erstarren vielmehr, weichen auseinander und bleiben doch durch
ein unsichtbares Bindemittel vereinigt, worin sie wechselständig oder seitlich zu einem
Bande an einander gereihet liegen (T. ILL. Fig. 5, **"t). Von Scenedesmus unterscheiden
sie sich bloss dadurch, dass ihr Inhalt nicht pigmentirt und keine deutliche Zellwand
vorhanden ist, doch giebt es auch Exemplare, welche eine deutliche Zellwand zeigen
und dann mit einer Ceratoneisform übereinstimmen. Eine weitere Metamorphose konnte
nicht verfolgt werden, ausser dass auch hier einige S-förmige Spindeln in Algenfäden
übergingen. Wir haben schon oben darauf aufmerksam gemacht, dass der Zellenkern
der Gregarine des Regenwurms häufig die Form eines Amylodiscus annimmt. Mit
Wasser infundirte Pseudonavicellen gehen ebenfalls in solche Amylodisei über, welche
durch Jod gebläuet werden können (Fig. 5.,-48). Endlich sintern im Wasser Haufen
von Pseudonavicellen zu scholligen und cerystallinischen Massen zusammen, letztere
gewöhnlich in Form von regelmässig oder unregelmässig sechsseitigen Tafeln oder
Würfeln, das sind Kalkkieselkrystalle. Alle diese Vorgänge sind durchaus nicht
wunderbar und gesucht, da sie sich nach demselben Entwickelungsgesetze in ganz
ähnlicher Weise wiederholen, wie wir noch häufig nachzuweisen Gelegenheit haben werden.
Mit diesen Erfahrungen bereichert und sie als Führer benutzend, können wir
jetzt um so vorurtheilsfreier an die Beobachtung und Untersuchung der Umwandlung
gehen, welche die Pseudonavicellen und ihre Cysten innerhalb des Regenwurmorganismus
erleiden.
Wie wir bereits erkannt haben, so ist die Pseudonavicelle nur eine Combination
der Gewebsbacterien der Gregarina lumbriei terrestris nach dem Gesetze der Spirale,
als Gesammtform eine Wiederholung der Gesammtform und aller einzelnen Gewebs-
formen der Gregarine, oder in ihrem Inhalte eine Wiederholung des Inhaltes der
Gregarine, daher haben wir ausser dem Ausschlüpfen der amoebenartigen Jungen noch
zwei Metamorphosen. Die ausgestreute Pseudonavicelle gehet auf einer gewissen Stufe
sammt ihrer Zellwand in eine Gregarine über, oder wird zu einer Öyste, welche ihren
Inhalt, das heisst die kleinsten Bakterien und Spindeln wieder zu Pseudonavicellen
entwickelt. Wir finden diese Formen sehr zahlreich und von verschiedener Grösse.
Es ist aber auch durchaus nicht nöthig, dass der aus der Pscudonavicelle geschlüpfte
Embryo erst ein Amoebenleben führen muss, um zur Gregarine zu werden, sondern
derselbe kann als Gregarine ausschlüpfen, auch stimmen viele in Pseudonavicellen
beobachtete Embryoformen durchaus mit den kleinsten Gregarinen des Regenwurms
überein (Fig. 5.,1°*).
Henle, Bruch und Leydig theilten die Ansicht, dass die Gregarinen von Nema-
toden des Regenwurms herrührten, welche von Stein und Kölliker bekämpft wurde.
Leuckart behaimteis; dass die Nerantbdei sich in Gregarinen umwandelten, einzellten
und Pseudonavicellen erzeugten, diese mit den faeces entleert würden und in andern
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Insekten und Würmern wieder zu Gregarinen, in Wirbelthieren aber zu Nematoden
sich umbildeten. Eine Nematode, die Anguillula, findet sich im Innern des Regenwurms
sehr häufig und vielleicht hat die Aehnlichkeit kleiner, noch organloser Anguillulae
mit einigen Formen von Gregarinen, welche übrigens beim Regenwurme nicht vor-
kommen, Veranlassung zu dieser irrigen Annahme gegeben. Aus Nematodeneiern
habe ich stets nur Nematoden hervorgehen sehen, auch haben letztere eine lebhaft sich
schlängelnde Körperbewegung und weder einen Kern noch die Beweglichkeit eines körnigen
Inhaltes, wodurch die Gregarinen ausgezeichnet sind. Und doch haben beide eine
nahe Verwandtschaft. So genau wir auch die Geschlechtsorgane und Eier der Anguillula
‚kennen, so entsteht doch nicht jede aus einem Eie. Ich fand nicht selten Pseudonavi-
cellen, welche einen spiralig gewundenen, wurmförmigen Kern hatten, ihre Zellwand
ausdehnten und eine ovale oder rundliche Gestalt annahmen. Der Kern ging alsdann
in eine Borste ohne Bewegung, oder aber in eine bewegliche Anguillula über (s. T. II.
Fig. 5., * Fig. 6., ».) Diese Anguillula besteht ebenso wie die zusammengerollte Borste
aus einem homogenen durchscheinenden Gewebe, und ist in demselben nicht die Spur
einer innern Organisation wahrzunehmen. Die erste Spur derselben zeigt sich, indem
das eine Ende sich abstumpft und eine kleine Mundöffnung entwickelt (Fig. 6, =).
Anguillula- und Borstenzelle, Anguillulaembryo und Borste unterscheiden sich bloss
durch die willkührliche Bewegung des ersteren, sonst durch nichts. Nach dieser Beob-
achtung unterwarf ich die Gewebe des Regenwurms, sowie die Metamorphose der
Pseudonavicelle und deren Cysten einer wiederholten Prüfung. Die amoebenartigen
Blutkörperchen des Regenwurms erstarren zu lanzettförmigen Plättchen und Spindeln,
welche ganz den leeren, oder mit homogenem Blasteme gefüllten Pseudonavicellen
gleichen. Man kann diesen Vorgang unmittelbar unter dem Mikroskope beobachten
‘(s. T. II. Fig. 5., +”). Die Plättchen sind entweder ganz glatt, an den Spitzen spiralig
gedreht, oder gestreift und werden in den Muskeln des Regenwurmes sehr häufig
gefunden. Bei weiterer Vergleichung wurden bald andere Muskelbündel oder Muskel-
zellen aufgefunden, welche den Gregarinen oder Pseudonavicellen, den Amylodiscis,
oder Borsten- und Anguillulazellen glichen; ich konnte sogar unmittelbar unter dem
Mikroskope die Umwandlung der Blutkörperchen in farblose, durchscheinende, wurm-
förmige Körper beobachten, indem sie sich nach zwei entgegengesetzten Richtungen
hin, wie die Rhizopoden, ausstreckten und in dieser wurmförmigen Gestalt erstarrten
(s. Fig. 5., 5 »*). Es ist zwischen diesen Formen und jungen Borsten oder Anguillulis
in der That kein Formunterschied. Nicht minder wurde die unmittelbare Umbildung
einzelner, wie auch zusammengeballter Haufen von Blutkörperchen bemerkt. Die
Ovarien des breitschwänzigen Regenwurms sind bekanntlich, wie d’Udequem zuerst
veröffentlicht hat, innnerhalb des zwölften Leibesringes neben dem Bauchnervenstrange
zu finden. Ich habe davon viele Zeichnungen gesammelt, auf der beigegebenen Tafel
aber nur ein Regenwurmei dargestellt. Die kleinsten Follikel des Ovariums unter-
scheiden sich durch nichts von andern primitiven Gewebszellen des Regenwurms. Sie
gleichen den kleinsten Borsten- und Epithelzellen und besonders den Zellen, woraus
die zu gewissen Zeiten durch die äussere Haut des Regenwurms weisslich durchschimmernde
Zelllage besteht. Es sind bald kleinere, bald grössere lichte, homogene Zellen, welche
eine Kernzelle mit Kern (Keimbläschen) besitzen. Ein Ei entsteht entweder durch
Wachsthum einer einzigen oder durch Verschmelzung mehrerer solcher Zellen, und
4*
u A
besteht aus einer Schale, d.i. die ursprüngliche Zellhaut des Follikels und aus einem
Dotter, welcher bald als feinkörnige Masse die Schale erfüllt, bald von der Wand der
letzterern zurückweichend in zusammengeballten körmigen Kugeln das Keimbläschen
umgiebt. Das Keimbläschen wird von einer kugeligen Zelle gebildet, welche von einer
farblosen, durchsichtigen, homogenen Flüssigkeit angefüllt ist, oder aber ausserdem
feine, in lebhafter Molecularbewegung befindliche Körnchen enthält. Der Kern des
Keimbläschens ist häufig noch einmal in eine lichte Zelle eingeschlossen und ebenso
wie diese spiralwandständig mit dem Keimbläschen verbunden. Der Kern fehlt auch
mitunter, oder hat sich in eine feinkörnige Masse aufgelöst. Er besteht entweder aus
einer Zelle, welche mehrere kleinere Kugeln einschliesst oder aus einem gleichmässigen
dichten Gefüge, worin eine oder mehrere lichte, durchsichtige Zellen als Kernzellen
eingelagert sind, sehr häufig aus einem wurmförmigen, spiralig eingedrehten Körper,
welcher vollständig mit dem Kerne einer Borstenzelle oder dem Embryo eines Anguil-
lulaeies übereinstimmt. Aber nicht bloss in dem Keimbläschen des Regenwurmeies,
sondern auch in den Kernzellen anderer Gewebszellen des Regenwurmes fand ich den
Kern ganz in der Form einer Anguillula aufgerollt (T.III. Fig. 6.,*). Andere Ovarien
waren mit einem Blutgefässnetze durchzogen und jede Masche desselben umschloss eine
Gruppe von Eiern auf den verschiedensten Entwickelungsstufen. Es bilden sich hier
die Eier nicht bloss aus den Follikeln, sondern auch aus Borstenzellen, welche einzeln
oder verschmolzen nach innen in den Dotter, nach aussen in die Eischale sich umwan-
delten. Mitunter war eine solche Gruppe von gelbbraunem Pigmente eingehüllt, durch
welches die Keimbläschen der einzelnen Eier als lichte Punkte durchschimmerten. Es
entstehen hier Dotterhaufen, welche den Furchungskugeln anderer befruchteter Eier und
der eingezellten Gregarinen gleichen, ja einzelne Eier und deren Dotter nehmen ganz
die Gestalt freier und eingezellter Gregarinen an, nur dass ihnen die freie thierische
Bewegung der Zellwand und ihres Inhaltes fehlt. (Man vergl. Fig. 6.,”, ein Regen-
wurmei, dessen Keimbläschen mit einer feinkörnigen, lebhaft sich bewegenden Masse
erfüllt ist, und Fig. 6.,2“, eine kleine Gregarine des Regenwurms). Andere Eier haben
ganz die Form eines unentwickelten Distoms (T. X. Fig. 5.,*) mit einem keulenförmigen
Halse und Körper und einem zweilappigen Schwanze. Es betreten nicht alle Eier des
Regenwurmes die von d’Udequem beschriebenen Geschlechtswege, sondern viele treten
durch die zarten Hüllen des Ovariums in das interstitielle Gewebe des Regenwurmes,
ja ganze Gruppen und lobuli des Ovariums lösen sich ab, um anderen Metamorphosen
entgegenzugehen; sie werden dann entweder aufgelöst, oder pigmentirt, oder in andere
Gewebe des Regenwurmes verwandelt. Bei dieser Dehiscenz sieht man Gestaltsverän-
derungen der Eier, welche mit denen der Gregarinen Aehnlichkeit haben, aber nur
passiver Natur sind. Ich habe Regenwurmeier der verschiedensten Grösse im Körper
des Regenwurmes gefunden und öfter nicht den geringsten Unterschied zwischen ihnen
und kugelig sich zusammenziehenden und einzellenden Gregarinen entdecken lsönnen.
Diese Eier haben eine runde, ovale und unregelmässig runde, gewellte Form und sind
mit einfacher, doppelter und dreifacher Schalenhaut umgeben. Das Keimbläschen war
wie bei den eingezellten Gregarinen entweder verschwunden oder auch nur verdeckt
von einer dunklen, grosskugeligen Dotterschicht. Diese Dotterschicht hat eine täuschende
Aehnlichkeit mit den dotterartigen Zellen, welche enceystirte Gregarinen erfüllen, ein
lichtbrechendes, fettglänzendes, homogenes Aussehen haben und durch Schwefelsäure
ra
und Jod unter Verzerrung ihrer Form violett gefärbt werden. Das einzige Unter-
scheidungszeichen wird durch dasselbe Reagens gewonnen. Die Dotterkugeln des
Regenwurmes werden dadurch nicht violett, sondern gelb gefärbt und durch Aether
ganz aufgelöst, was bei jenen nicht geschieht. Und doch gehen die aus den ÖOvarien
frei in das Gewebe des Regenwurmes dehiscirenden Eier auf gewissen Entwickelungs-
stufen die Metamorphose in Pseudonavicellenceysten ein. Die zarten Körnchen des
Dotters aggregiren sich nicht zu Dotterfettkugeln, sondern unter lebhafter Molecular-
bewegung, welche wieder zeigt, dass auch die Dotterelemente aus bacterienartigen
Körpern bestehen, zu Häufchen, welche die Kerne von Pseudonavicellen oder ihre
Zellwände werden. Der Kern des Keimbläschens löset sich unter lebhafter Molecular-
bewegung in eben solche Körperchen auf und gehet in Pseudonavicellenbildung über-
Dass ebenso aus den dehiscirten Regenwurmeiern Kalk, Pigment, Blutgefässe,
Borsten und Anguillulakeime hervorgehen, habe ich bereits grwähnt.
Die Borstenzellen und Borsten findet man beim Regenwurme nicht nur in der
äusseren Haut, sondern auch im Innern desselben zerstreut, oder an manchen Organen,
namentlich den Hoden. Sehr häufig trifft man sie in den sogenannten Schwanzeiern
desselben auf den verschiedensten Entwickelungsstufen.
Wie schon erwähnt, gehen nicht bloss die Regenwurmeier, sondern auch andere
Gewebsformen des Regenwurmes in Borstenzellen und Borsten über; wir haben ferner
gesehen, dass Pseudonavicellen Borstenzellen aus sich entwickeln, und wir werden
endlich beobachten, dass ganze Pseudonavicellenceysten ihren Inhalt in eine Borste
verwandeln (s. T. III. Fig. 6.,*). Die Chätodisceusartigen Kerne der Regenwurmeier
und der Gregarinen und die Borsten- und Muskelzellen, welche diese Amylodiscus-
form haben, gehen sowohl in Borsten wie in Anguillulae über. Die Pseudonavicellen
verschmelzen in einander zu dem faserigen Gewebe einer Borste. Am schönsten und
mannigfaltigsten kann man diese Metamorphose gerade in den sogenannten Schwanz-
eiern des breitschwänzigen Regenwurmes beobachten.
Es giebt auch Pseudonavicelleneysten von mikroskopischer Kleinheit, welche
man an den Häuten der Hoden und Nebenhoden des Regenwurmes in schönster Aus’
wahl finden kann; manche enthalten nur vier bis acht Pseudonavicellen. Sie haben
sich hier nicht bloss aus kleinsten Gregarinen, Gregarinentheilen oder einer Pseudo-
navicelle gebildet, sondern gehen unmittelbar aus Samenkugeln, Zellen der Hodenhaut,
Gefässschlingen und deren Inhalt, Pigmenthäufchen und granulirten Pigmentfettkugeln
hervor. Es können hier dieselben Metamorphosen wie bei den Schwanzeiern beob-
achtet werden. |
Kleine Pseudonavicelleneysten gehen in eine Borste, oder aber mehrere Pseudo-
navicellen in eine Gruppe, einen Haufen von Borstenzellen und Borsten über, worin
Alles in dieser Richtung umgebildet wird (s. T. III. Fig. Dr). Bits aber
nicht allein, die Poinnibnaiäälie wandeln sich theils in a Borstenzelle, theils in
feinkörnigen Detritus oder in einen Anguillulakeim um.
Es lag nun die Möglichkeit nahe, dass auch Gregarinen und Anguillulae sich
in Borsten umwandelten. Die Erstarrung von Gregarinen zu Borsten kann man an
den Hoden sehr oft sehen (s. T. III. Fig. 6., ?-*). Die Umwandelung von Anguillulis
zu Borsten ist nicht bloss überall im Gewebe des Regenwurmes, sondern auch an den
Schwanzeiern zu beobachten (s. Fig. 6.,'”). Die Anguillulae zellen sich ein, werden
—: u ee
unbeweglich und gehen nun entweder ihrer ganzen Länge nach in eine Borste (Fig. 6.,-”-)
über, oder aber zerfallen in viele Borstenzellen (Fig. 6.,*). Selbstverständlich können
aus diesen Zellen statt der Borsten auch wieder junge Anguillulae entstehen. An den
kleinsten schon Bewegung zeigenden Anguillulis ist noch keine Organbildung bemerk-
bar, das erste ist die Mundöffnung, von welcher später ein spiralig gewundener Spalt
bis zum Schwanze geht und seitlich in den After sich öffnet. Dieser Spalt wird mit
körnigen Läppchen, den späteren Eiern, besetzt. Schlundkopf, Eier u. s. w. sind erst
spätere Bildungen, und ehe dieselben entwickelt werden, bewegen sich schon die
Anguillulae innerhalb des Regenwurmes frei, zellen sich ein und wandeln sich in
Borsten um. In der Borste (Fig. 6.,”) sieht man die Acini der Anguillula ganz deut-
lich. Unvollkommen ausgebildete Anguillulae (s. Fig. 6.,"!) stecken oft in einer Scheide
und bewegen sich darin; diese wird zur Umhüllungshaut der Borste‘®). Die Scheide
kann eine Ausdehnung dgr ursprünglichen Eischale, oder aber ein Häutungsproduct
der freien Anguillula sein.
Nicht bloss grössere amylodiscusartige Borstenzellen gehen in Anguillulae über,
sondern auch solche, welche aus zusammengesinterten Pseudonavicellen hervorge-
gangen sind.
Sehr häufig zerfallen encystirte Anguillulae in einen feinkörnigen Detritus,
welcher gewöhnlich vom Centrum nach der Peripherie wächst. Ein Theil des Anguil-
lulaleibes wird zur Cystenwand geschlagen, während die Körnchen zu ovalen Körperchen
heranwachsen und wieder Pseudonavicellen werden.
Wie nun Muskelbündel€-» zu Borsten werden, ebenso wandeln sich wieder
Borstenzellen in Muskelgewebe um und auch entleerte Gregarinenhüllen schrumpfen
zu streifigen Muskelbündeln zusammen.
Man trifft im Regenwurme selten ausgebildete Anguillulae, es müssen aber
auch Anguillulaeier, von geschlechtsreifen Thieren gelegt, im Regenwurme gefunden
werden und werden sie in der That in verschiedenen Zuständen der Entwickelung
gefunden und sind von ähnlichen Gewebsformen des Regenwurmes, namentlich von
denen, aus welchen sich Borsten entwickeln, kaum zu unterscheiden. Fig. 6.,°-4 sind
vielleicht als in Furchung und embryonaler Entwickelung begriffene Anguillulaeier aus
dem Innern des Regenwurmes anzusehen. Dass dieselben unter Umständen, statt in
Anguillulae, in Borsten und andere Gewebsformen, ebenso gut wie die Anguillulae
selbst, übergehen können, ist schon nach Analogie zu schliessen (vgl. Fig. 6.,%"-).
So wie Schlingen von Blutgefässen in Regenwurmeier oder Pseudonavicellen über-
gehen, wandeln sich auch Borstenzellen und Gregarinen in Blutgefässe, ja selbst in
mit schwingenden Wimpern besetzte Wassergefässe des Regenwurmes um.
In den Schwanzeiern oder an anderen Orten trifft man Pseudonavicelleneysten,
deren Inhalt theilweise oder ganz in Kalkcerystalle sich verwandelt. Die Wandung und
der Kern der Pseudonavicellen zerfallen in die ursprünglichen bacterienartigen Gewebs-
elemente und diese ordnen sich zu Bündeln und Drusen von Kalkerystallen um, indem
die organische Grundlage mehr oder weniger verdrängt wird. Ebenso findet man
Gregarinen, deren Gewebsbacterien unter lebhafter Molecularbewegung zu Stäbchen sich
ordnen, welche sich bündelweise oder in Tafeln und Würfeln zusammenlagern und
dann grosse spindelförmige Zellen mit Kalkerystallen im Innern bilden. Denselben
Verkalkungsprocess sehen wir in Muskelzellen des Regenwurmes (Fig. 6.,). Auch
u
hier gehet der Verirdung eine lebhafte, durch einander wimmelnde (Molekular-?) Bewe-
gung der Bacterien voraus. Es giebt hier nicht allein das organische Substrat den
Anziehungspunkt für die Verirdung in Kalk ab, sondern auch der wahrscheinliche
Kieselgehalt der Schale. Der verirdete Inhalt dieser Zellen ist dem der Kalksäckchen
des Regenwurms überhaupt conform.
Da die Schwanzeier nicht sowohl aus Gewebstrümmern des Regenwurms, als
aus metamorphosirten Gregarinen bestehen, so bilden sich auch ausserhalb der Anguillula-
und Pseudonavicellencysten aus dem Pigmente und den granulirten Zellen derselben
die gleichen Gewebs- und Thierformen und deren Abkömmlinge.
Neue Aufschlüsse über die Bildung der Gregarinen und Pseudonavicellencysten
des Regenwurms erhalten wir beim Studium seiner innern männlichen Geschlechts-
organe. Die Hodenhäute sind mit diesen Cysten übersäet, aber auch im Innern der
Hoden kommen sie und die Gregarinen in allen Grössen und Entwickelungsstufen
vor. Die die Hoden erfüllenden Samenkugeln bestehen bekanfitlich aus einer grösseren,
farblosen Kugel, welche von einer ‚Zellmembran,, einer noch farblosen, homogenen
Flüssigkeit mit Ara ohne Kern, oder einem fein granulirten Blasteme, worin eine Kern:
zelle mit oder ohne Kern eingebettet ist, gebildet wird. Die Peripherie dieser Kugeln
ist mit sehr viel kleineren farblosen Kugeln besetzt, welche in weiterer Entwickelung
zu konischen oder spindelförmigen, an der.Spitze geknöpften Zellen sich ausdehnen.
Letztere sitzen mit ihrer Längsaxe auf den Durchmessern der Mutterkugel, so dass
die Samenkugel, wie die Frucht eines Platanus ein stacheliges Aussehen erhält. Diese
Spindelzellen' dehnen sich endlich zu Fadenschlingen. oder zu Faden mit und olme
Oehsen aus, d. h. die schwingenden Samenfäden des Regenwurms. Auch die grosse
Mutterkugel verwandelt ihren Inhalt oder Kern in spindelförmige Samenzellen und
Samenfäden. Es giebt endlich spindelförmige Pigmentzellen im Hoden, welche sich
ebenso zu Samenfäden differenziren, oder in Pseudonavicellen verwandeln. Die spindel-
förmigen Samenzellen sind von verschiedener Grösse, conform der verschiedenen Grösse
der Pseudonavicellen. Es bilden sich nun nicht allein die Kerne der Samenkugeln,
sondern auch die spindelförmigen Samenzellen und Samenfäden einzeln, oder in Haufen
zu Pseudonavicellen und Cysten um. Umgekehrt zerfallen letztere wieder in Bündel
von Samenfäden. Die Samenfäden bestehen aus einem starren, gebogenen, fadenartigen
Kopfe, welcher entweder stumpf, oder mit einer Oehse endigt, und aus einem sehr
feinen, kaum sichtbaren schwingenden Schwanze. Fig. 6., “"w- stellt die Entwickelung
von Samenzellen, % die Umbildung von Samenzellen zu Pseudonavicellen, aus einem
Schwanzeie des Regenwurms, ®) das Zerfallen von Pseudonavicellen in Samenfäden dar.
Die schwingenden, in Wolken und noch dichter zusammenliegenden Samenfäden des
Regenwurms bilden erstarrend zwischen sich spindelförmige Räume. Wir treffen in
dem Hoden grosse Samenkugeln, deren Kern eine grosse Aechnlichkeit mit den Kernen
der Gregarinen, Regenwurmeier, Borstenzellen u. s. w. zeigt. Auch hier ist die Kugel
mit lebhaft sich bewegenden Körnchen erfüllt. Der Kern der Samenkugel löset sich
häufig in diese Körnchen auf, die Zellwand dehnt sich aus, verändert ihre Form und
wird zur Gregarine. Die Erzeugung von Gregarinen oder Monocysten aus den Samen-
kugeln .des Regenwurmes hat bereits Schmidt nachgewiesen. Man trifft im Hoden auch
Gregarinen von mikroscopischer Kleinheit, welche einem Trachelius ähneln und einen
wimperartigen Ueberzug haben; letzterer wird aber nur von anhängenden schwingenden
u I u
Samenfäden gebildet, und machen sich diese kleinen Gregarinen von solcher haarigen
Hülle bald wieder frei. Die Samenfäden bestehen aus denselben bacterienartigen Ele-
menten, wie alle Gewebe des Regenwurms und anderer Thiere, zerfallen auch in die-
selben wieder und ordnen sich dann zu andern Zellformen (Pseudonavicellen) um.
Wir haben oben bemerkt, dass die Pseudonavicellen, mit Wasser infundirt,
zu Amylodiscis zusammensintern, welche durch Jod gebläut werden können. Diese
Amylodiscusform trifft man im Regenwurme sehr häufig als Kern von Muskel- und
Borstenzellen, vom Keimbläschen des Eies und von Gregarinen, doch lassen sie sich
durch Schwefelsäure und Jod nur selten bläuen, gewöhnlich gelb färben. Es giebt
auch Borsten, welche einen schwärzlichen, fadenartigen, sie ganz durchsetzenden Kern
haben und in den Schwanzeiern beobachtet wurden. Bei der Untersuchung der Opalinen
einer andern Regenwurm - Species fand ich ebenfalls ausser einem bandförmigen Kerne
eine schwärzliche, peitschenförmige Borste, welche die ganze Länge des Thieres durch-
setzte. Hiermit hat jen®r schwärzliche Kern mancher Borsten grosse Aehnlichkeit.
Ob und welchen Antheil die Opalinen des Regenwurmes an ihrer Bildung haben, lasse
ich unentschieden. Mit diesen vielfachen und beziehungsreichen Aufschlüssen wagen
wir uns nun an die Deutung der weiteren Metamorphosen, welche die Gregarinen des
Flohkrebses eingehen, und obgleich sie ganz anderer Art sind, werden sie doch in dem
eben Beobachteten ihre Ergänzung finden.
$. 3. Umwandelung der Gregarina Gammari ornati in Enterobryus
bulbosus (Leidy.).
Ich habe im Darmkanale dieses Flohkrebses selten kugelig zusammengezogene
und eingezellte Gregarinen gefunden, und wenn es der Fall war, so enthielten sie nur
eine feinkömige Masse, niemals aber Pseudonavicellen (s. T. VIIL Fig. 8., '-, T.IX.
Fig. 7.,"*). Die kleinsten dieser Kugeln veränderten sich auf eine merkwürdige Weise,
sie trieben, wie die Pollenkörner oder die keimenden Sporen der Algen einen blind-
sackartigen Schlauch aus, welcher eine keulenförmige Gestalt annahm und nach der
Spitze zu in mehrere Sporangien sich theilte. Mitunter geschah es auch, dass von
zwei kugelig zusammengezogenen und noch copulirten Gregarinen nur die eine zu
einem solchen keulenförmigen Schlauche sich ausdehnte, während die andere kugelig
blieb und zu einer Haftzelle wurde (s. T. VO. Fig. 6.,1%). Manche Gregarinen nahmen
eine lappige Form (Fig. 6., !*) an. Ihre einzelnen Lappen dehnten sich dann zu solchen
Schläuchen aus, so dass eine Gregarine das Stroma mehrerer solcher Schläuche wurde.
Die kugeligen Gregarinen sind bekanntlich nicht von Epithel- und Muskelzellen des
Darmes zu unterscheiden (T. VII. Fig. 6.,1:--%), später werden wir sehen, dass letztere
ebenfalls in Enterobryusschläuche auswachsen. Leidy hat bekanntlich dieselben im
Darmkanale vieler Insekten noch weiter ausgebildet gefunden, ohne indessen ihre Ent-
stehung aus den Gregarinen zu ahnen, wir finden im Darmkanale des genannten
Flohkrebses Gregarinen, welche diesen Enterobryusformen, wenn sie nicht angewachsen
wären, durchaus gleichen, ich weise nur auf T. VII. Fig. 6., 1%. % %., T. VII. Fig. 1,°=
bin. Sie setzen sich entweder mit einer kugelig hervorgetriebenen Mundzelle (T. VIL
Fig. 1.,%) oder mit einer gestielten Scheibe (T. VII. Fig. 6., 1% 1%. 2°), welche übrigens
en
aus jener hervorgehen kann, oder mit einer gezähnten Haftzelle (T. VIII Fig. 1.,«“-),
welche mit der gezähnten Krone der Spirochona Scheutenii vollkommen übereinstimmt,
an, verlieren ihre active Bewegung und verwandeln Kern und Inhalt in eine Reihe von
Keimzellen oder Sporangien. Es finden sich auch freie Gregarinen, welche bereits die
Uebergänge in die Enterobryus- und Spiromycenform an sich tragen (s. T. VI.
Fig. 6., 25. 5.2),
Die Gregarine kann auf jeder Stufe ihrer Entwickelung und in jeder Grösse
in Enterobryus sich umwandeln (T. VII. Fig. 6., 16. ı7. 2. ., T. VII. Fig. 1.,*-“), und
setzt sich einfach, oder copulirt, mit dem Ka, oder mit der Seite an. ss letzteren
Falle geht, wenn es eine Doppelgregarine war, die Ausbildung zum Enterobryus von
der Copulationsstelle aus, war es eine einfache Gregarine, so wird gewöhnlich die
Kernzelle zur Haftzelle, theilt sich in zwei, welche je ın einen Enterobryus auslaufen.
Häufig setzen sich Gregarinen auf bereits gebildeten Enterobryis fest und wachsen,
auf diesen schmarotzend, ebenfalls in dieselbe Form aus. So entwickelt sich ein
Thallus von Enterobryusschläuchen, welche zuletzt ein ununterbrochenes, vielver-
zweigtes Röhrensystem bilden, indem die Scheidewand zwischen der neu hinzugekom-
menen Gregarine oder dem jungen Enterobryus und dem alten Enterobryusschlauche
sich auflöst. Häufig treibt auch der alte Enterobryusschlauch bruchsackartig neue
Schläuche aus (s. T. VL. Fig. 6.,**). Die jungen Enterobryusschläuche sind meistens
nur mit einem farb- und Krater Blasteme erfüllt, in welchem sich aber bald kleine
Kügelchen zeigen, in eine spiralige, nach der ee gehende, unmerkliche Strömung
gerathen, in dieser Richtung Kugeln und Zellen bilden und auch die Membran des
Schlauches in die endliche Entwickelung von Sporangien hineinziehen. Diese Spo-
rangien schnüren sich einfach oder mehrgliederig ab, um aufs Neue sich anzusetzen
und in Enterobryusschläuche auszuwachsen (s. T. VII. Fig. 6., 19. 25.a. und 26... T, VIII.
Fig. 1., +"), oder aber der geformte körnige Inhalt der zum Enterobryus entwickelten
Gregarine theilt sich in Kugeln und Zellen ab. Letztere sind mit Monaden und bac-
terienartigen Gewebselementen angefüllt, welche häufig in lebhafter Bewegung sind
und sich wieder zu Kugeln und Zellen zusammensetzen, oder umgekehrt die Kern-
zelle löst ihren Kern in Bacterien auf (s. T. VII. Fig. 6., +2). Dieselben sind
durchaus kein Fäulnissprodukt, oder von aussen eingedrungene Wesen, sondern die
Folgen und Ursachen von den dem lebendigen Thiere zugehörigen Gewebsmeta-
morphosen. Wie bereits erwähnt, nimmt die Zellmembran des Enterobryusschlauches
an seiner Gliederung zu Sporangien secundär Theil. Häufig ist es auch umgekehrt
der Fall. Nach spiralwelligen oder perlschnurförmigen Contractionen und Expan-
sionen der Zellmembran folgen spiralige Drehungen um seine Längsaxe (s. T. VII.
Fig. 1.,°2°*%), endlich Gliederung und Abschnürung der Sporangien.
Es giebt Enterobryusformen von verschiedener Grösse und Gestalt. Die
Enterobryi sind mit und ohne kugelige Haftzelle, mit und ohne Stiel versehen, enden
entweder rundlich, oder spitz, oder gerade abgeschnitten, gerandet und grubig, bilden
entweder glatte, oder knotige, dünne, oder dicke Schläuche und erzeugen im Innern
Sporen, oder schnüren Glieder ab, welche wieder zu Enterobryis werden. Die glie-
derigen Sporangien der dünnen Enterobryi bestehen aus tonnenförmigen oder eylindri-
schen Zellen mit einem kleinen, oft pigmentirten, wandständigen Kerne. Die Bildung
dieser Zellen und ihrer Kerne erfolgt ebenfalls nach dem Gesetze spiraliger Um- und
RENTSCH, Homoiogenesis, Heit I. 5
u DE u
Eindrehung (s. T. VII. Fig. 1.,%:°). Es lösen sich von diesen Fäden nicht allein
ganze Zellen und Zellreihen ab, sondern die Kerne selbst werden als monadenartige
und selbstbewegliche Keime ausgestreut, welche dann wiederum zu einem Enterobryus
auskeimen (s. T. VI. Fig. 6., 2. r.).
Mitunter enthalten diese eylindrischen, auch würfelförmigen Zellen mehrere Kerne,
welche wechselständig, oder gegenständig, oder nebenständig gelagert sind und durch Zwei-
und Viertheilung der Mutterzelle zu Kernen von Tochterzellen werden. Die Mutterzellen
theilen sich häufig in der Queraxe und bilden knotige, oder quergestreifte, länglich-
elliptische Zellkerne aus, welche die Zellenmembran hervordrängen, so dass der
Enterobryusschlauch dadurch ein quergestreiftes und geripptes Aussehen erhält (s. T. VIL
Fig. 4,4», T. VIII. Fig.1., %), Formen, welche den nächsten Uebergang zu der auf
der Flohkrebsschale wachsenden Spiromyce bilden. Die Sporen des Enterobryus ent-
stehen in den Sporangien aus granulirten, mit einer Kernzelle versehenen Kugeln, sind
von länglich-elliptischer Form, im Querdurchschnitte rund und haben einen unregel-
mässigen oder nierenförmigen Kern, welcher von kleinen Bacterien und Kügelchen,
oder einer Zellreihe gebildet wird; letztere endet an den Spitzen mit einer grösseren,
das Licht stärker brechenden Zelle und bestehet sonst aus granulirten Kugeln mit
lichter Kemzelle, welche gewöhnlich spiralig gewunden und verbunden sind. Bei den
reiferen Sporen trennt sich dieser Kern von der Sporenwand und ist mit einer beson-
deren, dicht anliegenden, zarten Membran umkleidet, (s. T. VII Fig. 6., °* ®, T. VIIL
Bird)
Dass die Kernzelle der Gregarine mit ihrem Kerne häufig die erste Grundlage
zu der Sporangien- und Sporenentwickelung bildet, brauche ich wohl kaum zu er-
wähnen. Unter Verdünnung und Umdrehung wird die Zellmembran des Enterobryus-
schlauches häufig als Hülle der Sporen mit abgedreht (T. VII. Fig. 1.,"). Gewöhn-
lich treten die Sporen aus seitlichen Einrissen oder durch die verdünnte und aufgelöste
Zellhaut hervor &», welche bald jungen Gregarinen (T. VIIL Fig. 9., > 12*), bald
Parenchymzellen des jungen Flohkrebses, (Fig. 7.,» 4 *), bald einem unentwickelten
Distome (T. VIIL Fig. 1., ”®) gleichen. Endlich mache ich auf die Aehnlichkeit
einiger Sporen (Fig. 1.,”-) mit den Zellen aufmerksam, welche sich “") zu Muskel-
zellen ausbilden. Nicht selten hat der Kern dieser Spore %- 2) ganz das Aussehen der
Distomeier und ihrer Embryonen (T. XI. Fig. 3.,Y, Fig. 5.,*t, Fig. 7,«*f). Die
Spore wird nun im Darmkanale entweder wieder eine Gregarine oder keimt zu einem
Enterobryus aus, indem sie aus dem einen Ende eine Haftzelle, oder einen dünneren
Stiel, womit sie sich festsetzt, hervortreibt. Die Sporen werden aber auch ohne diese
Metamorphose in den Darmkanal geführt und lassen aus ihrer starren Hülle eine Gre-
garine ausschlüpfen, oder aber die Hülle dehnt sich mit Wachsthum des Keimes be-
deutend aus, wird in das Parenchym des Flohkrebses eingedreht, oder eingezellt, um
zur Cyste eines Distomum zu werden.
Die Gregarinen setzen sich an das Peritonaeum des Darmkanals, welches
dureh die Verdauung von seiner Muskel- und Epithelhaut streckenweise oft ganz ent-
blösst wird, an und gehen hier entweder in Enterobryi oder in Muskelzellen über
(s. T. VIII. Fig. 8., '%.2%), oder aber es geschieht umgekehrt, die Muskelzellen des
Darmkanals lösen sich als Gregarinen und als Enterobryi von ihrem Stroma ab. Es
wird uns daher auch die schon oben erwähnte Entstehungsgeschichte des Enterobryus
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im Mastdarme des Flohkrebses nicht mehr befremden, wornach die Gewebszellen des
Mastdarms zu Enterobryis auskeimen (s. T. VII. Fig. 6., 6-9. 21.),
Ausser den Sporen streuen die Enterobryusschläuche auch kugelige Keime
aus, welche aus Bacterienhäufchen mit einer Kernzelle besteken. Auch diese keimen
zu Enterobryis aus (T. VII. Fig. 6., 7b. 2*..), oder die Gewebsbacterien werden zu
selbständig und frei sich bewegenden Bacterien und Monaden 7. 4.8), welche ebenfalls
wieder zu Enterobryuskeimen sich ansetzen und ausbilden können @4y.). Die Ge-
websbacterien der Enterobryusschläuche pigmentiren sich endlich, wie ihre Zellenkerne,
woraus Monaden, Cryptomonaden oder einzellige Algen werden (T. VI. Fig. 1., *).
Um die Haftzelle des Enterobryus bulbosus legt sich häufig ein Gürtel von Pigment
(T. VII. Fig. 1., 8). Wir erhalten dann ganz ähnliche Bildungen, wie sie an den
Haftzellen der Synedra, an den Cocconeis-Formen der Flohkrebsschale und an
peripherischen Leberzellen beobachtet werden. Dass das Leben des Enterobryus die
grösste Aechnlichkeit mit dem der Algen und Pilzalgen zeigt, geht aus der eben ge-
gebenen Schilderung deutlich hervor. Auch Leidy erklärt sie entschieden für Pfianzen-
formen und wir erhielten somit einen der zugänglichsten Beweise von der Pflanz-
werdung eines Thieres und umgekehrt. Die Behandlung des Enterobryus mit Schwefel-
säure und Jodwasser oder Chlorzinkjodlöung liefert eine ähnliche Reaction, wie die
der Gregarinen und Flohkrebsschale, also ist auch hier aller Wahrscheinlichkeit nach
Chitin ein Hauptbestandtheil. Schliesslich mache ich noch auf die Aehnlichkeit des
Enterobryus bulbosus
. mit der Spiromyce polymorpha,
. mit den gestielten Körpern der innern Fühler des Flohkrebses,
. mit anderen Borstenformen desselben, und
. mit Bindegewebsfasern von der Peripherie der Leberschläuche (s. T. VIII.
Fig. 6., ®-) aufmerksam. Was aus den Enterobryussporen ausserhalb des
Darmkanals wird, wollen wir später betrachten.
PO +#
$S. 4. Verwandlung der Gregarina Gammari in Distomum Gammari.
Eingezellte Gregarinen finden wir nicht allein im Darmkanale und den Leber-
schläuchen des Flohkrebses, sondern auch im Parenchyme desselben, wohin sie aus
dem Darmkanale und den Leberschläuchen durch Eindrehung gelangen. T. IX.
Fig. 7.,* * zeigt uns eine frei eingezellte Gregarine aus dem Darmkanale, Fig. 1., * ®*
eine in Leberzellen eingebettete, T. VIII. Fig. 9., * und T.IX. Fig. 7., 4 £ »- einge-
zellte Gregarinen aus der Nachbarschaft der Leberschläuche. Sie unterliegen hier
einem Furchungsprocesse und pigmentiren sich gewöhnlich braungelb, doch wird das
Pigment später centrifrugal verdrängt, das Innere klärt sich auf und erscheint als
Distomembryo. Die äussere noch vorhandene Pigmentschicht sammt der Zellmembran
der Gregarine und den Gewebstheilen des Flohkrebses, worin diese Körper nisten,
wird in die Wand der Distomceyste verwandelt. Man könnte hier einwerfen, dass das
Distom oder seine Eier aus dem Darmkanale des Flohkrebses in das Parenchym des-
selben gelangen, ich muss dagegen aber einwenden, dass es mir während sechsjähriger
in jeder Jahreszeit angestellter BeObachtungen niemals geglückt ist, ein Distomum oder
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Distomei in seinem Darmkanale, sondern nur Gregarinen zu finden, und dass die
Distome des Gammarus niemals zur Entwickelung von reifen Eiern gelangen und in
weiter entwickeltem Zustande stets nur in Cysten eingeschlossen gefunden werden.
Ebenso wenig ist es mir gelungen, an der Schale des Flohkrebses Distomeier oder
Distomeysten wahrzunehmen. Beim Seestichling und Gobius minutus, welche viele
Flohkrebse verzehren, findet man hingegen sehr häufig Distomeysten an und in den
Schuppen, welche wahrcheihleh durch Ansatz und Einzellung schwärmender Distom-
junge von aussen gekommen sind, obgleich der Darmkanal nnd andere Körperräume
dieser Fische Distome beherbergen, ylahe reiie Eier mit lebenden Embryonen ent-
wickelt haben. Nach alledem muss ich daher bei der Annahme bleiben, dass die
Distome des Gammarus nur aus der Gregarine enstehen können, und wenn man die
einzelnen Organe des Distoms in ihrer stufenweisen Entwickelung aufmerksam verfolgt,
so wird man ganz ungezwungen auf die Verwandtschaft derselben mit den Organan-
lagen der Gregarine aufmerksam gemacht werden. Man vergleiche nur die Gregarinen-
formen T. VII. Fig. 1., * und Fig. 9., 18-222. mit einigen Distomformen und beachte
die Anlage des Mundes und Schlundes, Saugnapfes, der Kloake und des Afters. Nach
dem Furchungsprozesse entsteht aus den Furchungskugeln, wie in den Anguillulaeiern
ein wurmförmiger Körper, an dem anfangs nicht die Spur eines Organes zu erkennen
ist (s. T. IX. Fig. 9.,®-). Indessen kommt es auch anders. Die eingezellte Gregarine
behält mehr oder weniger ihre Form und Organanlagen bei ia entwickelt aus den- .
selben unmittelbar die Organe des Distoms (s. T. IX. Fig. 7., " *, Fig.9., * ="). Die
Distome können auf jeder Stufe ihrer Entwickelung, BR dass za Cysten-
wand es ermöglicht, ihre Cysten verlassen und sich in den Bluteirculationsräumen des
Flohkrebses bewegen, um sich aufs Neue einzuzellen. Daher trifft man häufig im
Innern des Flohkrebses freie Distome auf der niedrigsten Stufe ihrer Entwickelung.
T. IX. Fig. 9.,* zeigt uns ein Distom, welches aus kleinen einfachen Zellen zusammen-
gesetzt ist, wovon sich einige Zellen am Kopfe verdichtet haben und einen grossen,
runden oder nierenförmigen Kern einschliessen. Diese Zellen wachsen und treiben
zwischen die übrigen Zellen Spalte, die sich wiederum in Zellräume verwandeln
und dabei die daneben liegenden ursprünglichen Gewebszellen für ihr Wachsthum ver-
werthen. Ob diese Zellenspalte die erste Anlage des Schlundes und gabeligen Darmes
oder eines Nervenstranges ist, kann ich nicht entscheiden, da für beides sich in der
spätern Entwickelung dieser Organe die grössten Formähnlichkeiten finden. T. VI.
Fig. 3,*1, T. IX. Fig. 9., 4“ sind frei in den Blutgefässen des Flohkrebses umher-
enge Biene Bei T. IX. Fig. 9., * tritt die Entwickelung des Nervenstranges
oder Darmes, bei %) die Entwickelung & Kloake deutlich hervor. Es hat sich aber
hier noch nicht der das Distom charakterisirende Saugnapf gebildet. Diese Distome
erstarren wieder und bedecken sich mit einer Pigmentschichte (T. IX. Fig. 7,” ®,
Fig. 8., = ="), aus welcher die Cystenwand sich bildet, oder zerfallen in Pigment, was
für die Bildung von Gewebsformen des Flohkrebses verwerthet wird.
Die Grösse der Cyste oder des Distoms giebt durchaus keinen Massstab ab
für die Fortschritte in der Entwickelung der Organe, denn man findet kleine Cysten
und Distome mit schon weit vorgeschrittener Organentwickelung und doppelt so grosse,
wo das Gegentheil der Fall ist. Die Cyste ist entweder kugelig oder oval, ihre Wände
bald sehr dünn, bald sehr dick, bald elastisch, den Bewegungen des Thieres folgend,
u we
bald starr. Sie besteht entweder aus der ursprünglichen Hülle der Gregarine oder
ihren Annexen, welche von den Gewebsformen des Niederlassungsortes stammen und
in der Spirale umgewickelt werden (s. T. IX. Fig. 5., ", T.X. Fig. 1.). Dieselbe ist
von einer oder mehreren Schichten zusammengesetzt, welche bald von gleicher, bald
von ungleicher Textur sind. Die Textur ist entweder eine faserige, zellige oder
gemischte. Gewöhnlich werden die- faserigen Lagen der Cyste von elliptischen
Zellen durchsetzt, deren Längsaxen in die Durchmesser der Cyste fallen (s. T.X.
Fig. 4., °°*). Diese Zellen sind mit einem oder mehreren Kernen versehen, theilen
sich in zwei bis vier oder mehr Zellen und stimmen nicht bloss mit den Zellen,
welche die erste Organanlage des jungen Distoms (s. oben) bilden, sondern auch mit
den Parenchymzellen (T. VII. Fig. 7), Muskelzellen (T. VIIL Fig. 1., °-«, Fig. 8., 17. 2%)
und Schalenzellen (T. XV. Fig. 5.) des Flohkrebses überein. Sie ragen hier und da
mit kleinen, stumpfen und spiralig gewundenen Spitzen, wie Durchbrechungskegel,
aus der Peripherie der Cyste hervor und geben Veranlassung zur Umbildung der
längsfaserigen Schichten in eine gewundene und radiär zusammengefaltete Querfaser-
schicht, welche wiederum übereinstimmt mit dem Muskelgewebe des Distoms und
Flohkrebses; indem nämlich die die Cyste radiär durchsetzenden Zellen veröden oder
dehiseiren, verdickt sich ihre Zeilmembran und wandelt die dazwischen liegende
Faserschicht in sich um. Dadurch entsteht eine alternirende Zerklüftung der Cysten-
schichten, welche im Querdurchschnitt alsdann wie die zusammengelegten Falten einer
Halskrause aussehen. Es ist selbstverständlich, dass eine solche Cystenwand sich
bedeutend ausdehnen kann, ohne zu zerreissen (s. Fig. 10.,-wd2), Man findet in der
That Distomeysten, welche in einer grösseren Cyste liegen. Letztere hat sich auf
obige Weise ausgedehnt, während die platte, dem Distome dicht anliegende Cysten-
schicht unverändert geblieben ist.
Nicht selten verschmelzen die genannten Zellen der Cystenmembran zu ge-
wundenen Schläuchen (Fig. 4.,?-), welche in ähnlicher Gestalt an der Flohkrebsschale
(T. XV. Fig. 5.,y.) oder an den Ausgängen der Speicheldrüsen des Flohkrebses (T. XVI.
Fig. 7.,»-) vorkommen. Sie sind ferner häufig an einer bestimmten Stelle der Cyste be-
sonders stark entwickelt und bilden ein hervorragendes Bündel, welches nicht bloss
als Haftorgan, sondern auch als Ernährungsorgan den Distomcysten dient (s. T. X.
Fig. 4., 2). Ebenso bilden sich auch innerhalb der Cyste solche Zellbündel aus, welche
den Distomembryo an die Cystenwand heften und als Ernährungsorgane seine
Wechselwirkung mit der Aussenwelt vermitteln (Fig. 4., *). Dieselben lösen sich mit-
unter ab und werden in der Cyste bei den Bewegungen des Thieres hin- und her-
getrieben, bis sie von diesem wieder angeeignet und gewöhnlich in den Saugnapf ver-
wandelt werden, also in Muskelgewebe des Distoms übergehen. Wir werden später
erfahren, dass nicht bloss die zerklüfteten Cystenschichten, sondern auch der Cysten-
inhalt, das Distom, in Muskelgewebe des Flohkrebses durch weitere Zerklüftung übergeht.
Durch die Cystenwand und wahrscheinlich die oben beschriebenen Zellen wird
die Ernährung des Distomembryos vermittelt. Die Nahrung besteht nicht bloss in
einer Flüssigkeit, welche den Embryo umgiebt und von seinen Zellen aufgesogen
wird, sondern auch in geformten Eleinenten, welche sich von der Cystenwand ablösen
oder in der Cystenflüssigkeit bilden. Der Distomembryo ist entweder an die Cysten-
wand angeheftet oder bewegt sich frei in seiner Behausung. Im ersten Falle ist die
u Be
Verbindungsstelle am Rücken oder Bauche, gewöhnlich da, wo die Saugscheibe des
Bauches sich bildet, oder aber das in der Cyste schon frei gewordene Distom setzt
sich mit letzterer zeitweise an der innern Cystenwand fest. Das Distomum Gammari
hat eine keulenförmige Gestalt, am dünnen Ende den Kopf, zwischen den Lappen des
breiten Endes die Afteröffnung und ist am nächsten verwandt mit dem keulenförmigen
Distome des Seestichlings (T. XII. Fig. 1.), was auch bei Gobius minutus gefunden
wird. Wovon Distomum coronatum und palmatum, welche ich auf den Kiemen des
Seestichlings fand (T. XI. Fig. 2.), abstammen, habe ich nicht ermitteln können.
Entwickelung der Organe. Wir haben schon oben auf eine Organanlage hinge-
wiesen, welche wir bald dem Nervensysteme, bald dem Darmkanale vindicirten. Wir
werden im Laufe der weitern Darstellung erfahren, dass die Systeme des Distoms gar
nicht so strenge geschieden sind und die eine Form unmittelbar in die andere über-
gehen kann. Daher ist es auch nicht wunderbar, wenn die eine Anlage sowohl zum
Nervensysteme, wie zum Munde, Schlunde und Darme des Distoms sich gestaltet.
Bei andern Distomen finden wir von dieser Organanlage nichts, bereits aber einen
Saugnapf und statt des Darmes und Mundes nur eine seichte Grube am Kopie. Ge-
wöhnlich entsteht der Saugnapf aus den Haftzellen des Distomembryo’s oder aus der
Kernzelle der Gregarine bei ihrer Metamorphose in das Distom, indem sie sich hervor-
wölbt, in viele lichte Zellen theilt und in Muskelgewebe verwandelt. Wir haben oben
die kloakenartigen Räume im Schwanze der Gregarinen und der unreifen Distome
(T: VOLL ‚Fig. 9, 3%, TIX. Fig: 9,420, To Big. 5., ®)Terwähntisn Beindeb#ich
in jedem Schwanzlappen ein solcher Raum, so kommt oft eine Verschmelzung beider
in einen Hohlraum zu Stande, welcher entweder mit einer farblosen Bildungsflüssigkeit
gefüllt ist, oder aus derselben lichte, farb- und strukturlose Bildungskugeln ausscheidet.
Auch hieraus entsteht häufig der Saugnapf und schnürt sich, allmählich nach oben
rückend, von derselben ab (s. T. XII. Fig. 2. und 3.). Aus der Kloake des Distom-
embryo’s gehen ferner die Hoden, Eierstöcke und die bleibende Kloake hervor. Häufig
bleiben auch diese beiden lichten Räume von den Schwanzlappen des Distoms ge-
trennt und differenziren sich weiter zu Darm und Dotterläppchen, während die bleibende
Kloake von der Afterspalte aus sich entwickelt. Auch die ganze Zellreihe, welche die
Gregarine durchsetzt, wird zu Mund, Schlundkopf, Kloake und After (s. T. XI.
Fig. 2.). Die Gesammtorganisation kann von jeder Stelle, wo eine Organanlage ent-
stehen muss, beginnen. Zur selbstständigen thierischen Bewegung ist weder ein ent-
wickeltes Organ, noch ein entwickeltes Nerven- oder Muskelsystem nothwendig, weil
bei der unvollkommenen Trennung und den leichten Uebergängen die Primitivzellen
allen Functionen vorstehen können. In dieser Beziehung stimmt der Distomembryo
nicht bloss mit der Natur der Gregarinen, sondern auch mit den Infusorien überein.
Gesetzt nun, wir hätten ein Distom, welches aus gleich grossen kleinsten Zellen be-
steht, so ist es klar, dass dieselben bei den Bewegungen des Thieres eine ausser-
ordentliche Elasticität besitzen müssen. Diese Elastieität wird aber nur durch unend-
liche Combinationen ihres Aggregatzustandes bewirkt, und wir sehen in der That, dass
bei den Contractionen und Expansionen des Thieres diese Grundzellen zu lichten
Räumen dehiseiren oder zu grösseren Zellen zusammentreten, welche Formen ebenso
leicht wieder verschwinden. Es sind dieselben Vorgänge, welche das Infusorien-
parenchym, die Sarkode, bei den Bewegungen dieser Thiere zeigt. Contraction ist
— BD
die Rückkehr zur Kugel, Expansion die Rückkehr zur Fadenform nach dem Gesetze
der Spirale, beide sich gegenseitig ergänzend, ersetzend und ihre Folgen (Produkte)
wieder aufhebend. Aus diesen Bewegungen allein kann die Anlage für bestimmte
Organe des Thieres hervorgehen.
Muskel- und Nervensystem. Wie erwähnt, besteht das junge Distom aus fein granu-
lirten Zellen, welche im Innern von grösseren, lichten, aber wechselnden Zellenräumen
unterbrochen werden. Die peripherischen Zellen oder Hautzellen des Thieres zeigen einen
oder mehrere lichtbrechende Kerne, welche über die Peripherie der Zellen hinausragen.
Diese Kerne erzeugen sich sowohl endogen in diesen Zellen, als auch exogen, indem
sie sich aus der Cystenflüssigkeit auf die Oberfläche des Distoms niederschlagen. Bei
den Bewegungen des Distoms innerhalb seiner Cyste sieht man bekanntlich öfters
kleine, runde Kügelchen bewegt werden (s. T. IX. Fig. 9.,”", T. X. Fig. 2.). Diese
Keme sind anfänglich unregelmässig gestellt, ordnen sich aber allmählich in Quincunz
und bilden, indem jeder zur Entstehung einer Kernzelle Veranlassung giebt, die her-
vorragenden Kerne ovaler, spindelförmiger, runder, oder rhomboidaler Zellen, welche
eine Muskelhaut zusammensetzen. Die Contouren des in seine Cyste eingeschlossenen
Distoms bekommen dadurch ein gezähneltes Aussehen, weil die Muskelhaut, ähnlich
wie die Schalenhaut des Flohkrebses, mit kurzen Stacheln besetzt ist (s. T. X. Fig. 1.,
Fig. 6., **, T. XII Fig. 2.). Die stachelige Muskelhaut dient daher auch als Hatt-
organ, dessen Abdruck häufig an der innern Fläche gesprengter Distomeysten zu sehen
ist. Uebrigens zerfällt die Muskelhaut nach dem Tode des Distoms in die ursprüng-
lichen Bacterienformen, wie umgekehrt freie Bacterien und Vibrionen sich zu ähnlichen
häutigen Gebilden an einander reihen (s. T. X. Fig. 6.,*). . Bei grossen Distomen,
_ wie wir sie im Darmkanale und der Bauchhöhle der oben genannten Fische finden,
wachsen die Kernzellen der äussern Muskelhaut zu einem Epithel heran, welches aus
unregelmässig sechsseitigen Zellen mit mehreren kleineren Kernen besteht (s. T. XII.
Fig. 1., a.). Unter dieser oberflächlichen Muskelhaut liegt noch eine zweite, welche
ins Parenchym des Distoms unmittelbar übergeht und gewöhnlich von spindelförmigen
oder spiralig gewundenen, glatten und quergestreiften Muskelzellen durchsetzt ist; T.X.
Fig. 6., °P zeigt einige von diesen Zellen. Wir finden häufig eingezellte Distome,
welche ausser der erwähnten einfachen Zellaggregation und den beschriebenen Lücken
und vergänglichen lichten Räumen knäuel- und darmartige Windungen des Parenchyms,
besonders in ihrem Schwanztheile, besitzen. Diese Windungen bestehen aus spiralig
in und mit einander verschmolzenen, farb- und strukturlosen Zellen mit und ohne
Kern, welche sich in vielfachen Windungen durchschlingen (s. T.X. Fig. 5.,»*). In
dieser Gestalt gleichen sie durchaus den Zellen, welche in lebenden Distomeysten
häufig frei angetroffen werden (s. T.IX. Fig.9.,**, T. X. Fig. 5.,*). Bei weiterer
Entwickelung haben diese einzelnen Zellen einen ihrer Gesammtform ähnelnden wurm-
artig gewundenen Kern (T. X. Fig.5.,**), und stimmen mit den glatten Muskel-
bündeln des jungen Gammarus, dem Kerne des Zoothamniums, den lichtbrechenden
Körpern des Gammarusauges und den Gregarinen überein. Wir werden später sehen,
dass durch diese Stufe der Gewebsbildung der Uebergang des Distoms in Muskelzellen
und Muskelbündel des Flohkrebses vermittelt wird. Auf dieser Entwickelungstufe
fungiren die eben beschriebenen Gewebsformen des Distoms auch als glatte Muskel-
fasern und gehen nicht bloss nach aussen, sondern auch nach innen in quergestreifte
Pe
Muskelfasern über. Dieselben Elemente gehen aber auch in Dotterläppchen, Hoden
und Eierstöcke des Distoms über. Wir finden eingezellte und freie junge Distome,
an denen eine willkührliche thierische Bewegung, sonst aber keine Gliederung eines
Organes oder Systemes zu entdecken ist, wo wir also auch vergebens nach einem
Nervensysteme suchen werden. Die fadenartigen Zellenreihen, welche am freien
Distome (T. IX. Fig. 9., *-") beobachtet wurden, ebenso die spiralig gewundenen Stränge,
welche das Parenchym eingezellter Flohkrebse durchziehen (T. X. Fig. 2.) werden wir
am leichtesten für Anfänge und Gliederungen eines Nervensystems halten, die Er-
fahrung lehrt uns aber, dass aus denselben ebenso leicht Schlund, Darm, Muskel, Ei,
Hode und Gefässsystem hervorgehen. T. XII. F.1.,& sehen wir an einem Distome
des Seestichlings ein System von fadenartigen, vielfach gewundenen Strängen, welches
wir auf den ersten Blick für ein Nervensystem halten möchten. Bei genauerer Be-
trachtung erkennen wir, dass es aus vielen gewundenen und geschlossenen Zellen
besteht, welche mit feinsten Fäden endigen; eine Circulation oder Contraetion ist,
wenigstens an den Zellen und Fäden mittlerer und kleinster Ordnung, nirgends zu
sehen, was könnten der Analogie nach also diese Bildungen für eine andere Funktion
haben als die eines Nervensystems ? Ich glaube es auch. Halten wir jedoch an der
Erfahrung fest, dass alle Organe und Systeme des Distoms, sowohl bei ihrer Ent-
wickelung, als auch weiteren Funktion und Verwandlung, durchaus nicht streng ge-
sondert sind, sondern mehr oder weniger in einander übergehen. Es kann uns daher
nicht wunderbar erscheinen, dass die ein solches System entbehrenden Distome auch
keines nöthig haben, die vorhandenen Nervenzellen sich bald in pulsirende, geschlossene
Lymphgefässe (Lympfherzen) @), bald in Zellen mit Wimperblättchen «9, bald in
Dotterläppchen, bald in Eier und Hoden €e."), bald in den Schlund und Darm sich
verwandeln. Wenn ferner diese Ganglienfiden und Schlingen aus verdichteten, kern-
haltigen Parenchymzellen, als den ersten Nervenanfängen, (T. IX. Fig. 9., *"-), hervor-
gehen, so liegt es nahe, dass einzelne dieser Zellen als Nervenzellen weiter fungiren,
während die andern ganz ähnlichen. und an sie sich anreihenden Zellen zu andern
Bildungen nnd Funktionen verwandt werden; denn zum Baue eines Nervensystems
höherer Thiere kommt es hier überhaupt gar nicht. Es ist daher auch nicht
unwahrscheinlich, dass die Pigmentflecke, welche man neben dem Schlundkopfe
einiger Distomarten findet, keine Augen, sondern pigmentirte Ganglienzellen sind.
Was wir sonst als Nervenschlinge und Nervenfäden nerventhätig wirken sehen, sehen
wir hier als vereinzelte Ganglienzellen ebenso nerventhätig für den ganzen Organis-
mus auftreten, da ja alle Gewebszellen ursprünglich gleichwerthig sind.
Die beschriebenen Nerven- oder Gefässzellen stimmen übrigens mit den ge-
wundenen, schlauchartigen Zellen der Distomeyste (T. X. Fig. 4.,®-) überein und sind
nur weitere Ausbildungen der Bacterienreihen, in welche das Distomgewebe wie der
Gregarineninhalt zerfällt (T.X. Fig. 6., ®).
Mund und Darmkanal. Der Mund entstehet nicht bloss aus einer Nerven-
schlinge (T. IX. Fig. 9., *-%-), indem diese in glatte Muskelbündel (T. XI. Fig. 2.)
quer zerklüftet, sondern auch aus einer seichten Grube, oder endlich aus einer ein-
zigen Kernzelle, um welche sich ein Kranz von Muskelbündeln lagert, während sie
selbst zur Mundhöhle wird. Der Mund des Distomum Gammari bestehet aus einem
etwas wulstig hervorragenden Ringe von glatten oder quergestreiften Muskelfasern,
or DE ae
welcher auf einer triehterförmigen Mundhöhle aufsitzt, an dessen Rande man, wenigstens
bei seinen freien und weiter entwickelten Abkömmlingen im Stichlinge mitunter eine
einfache oder doppelte Reihe von feinen Zähnchen (wahrscheinlich eine Fortsetzung
der Körperoberhaut) erblickt. Die trichterförmige Mundhöhle haben wir schon bei
einigen Gregarinen des Flohkrebses (T. VII. Fig. 9.12%), und ihren Zahnapparat
(Fig. 9.,%) deutlich erkannt. Die Entwickelung des die Mundöffnung umgebenden
Muskelringes springt aus dem Wulste, welcher die Mundöffnung der Gregarine um-
schliesst (Fig. 9.,%%), ebenso deutlich hervor wie die Achnlichkeit des eingekerbten
Kopfes (Fig. 9.,1% 2” 2% und T. VL. Fig. 7.,* ) mit dem Distomum coronatum und palmatum
(T. XI. Fig. 2.,*%), der Einhalsung des Gregarinenkopfes (T. VIIL Fig. 9.,*) mit der
des Distomum palmatum, abgesehen davon, dass die Bildung des Kopfes von Distomum
- palmatum übereinstimmt mit der Entwickelung und Bildung von andern muskulösen
Örganen anderer Distome (man vgl. den Schlundkopf, T. X. Fig. 2.,®-, die Ruthen-
körper, Fig. 5., *"*). Zerdrückt man eine Distomeyste, deren Embryo zwar Bewegung,
aber noch keine vollendete Ausbildung seiner Organe zeigt, so treten aus dem zer-
trümmerten Gewebe Zellen mit einem dichten, die ganze Zellhöhle ausfüllenden Kerne
und wurmförmige, den Gregarinen ähnelnde, feste Körper hervor, welche wir als
Muskelkeme und Zellen bereits kennen gelernt haben (s. T. IX. Fig. 8.» +, T.X.
Fig. 5.,°°*, T. XI. Fig. 5.,P-). In ihrer natürlichen Zusammenlagerung und ihrem Ueber-
gange zur Organbildung sieht man sie T.X. Fig. 1. Aus diesem Kerne bildet sich
durch centrale Spaltung und peripherische Differenzirung zur glatten oder gestreiften
Muskelfaserung der Schlund, Schlundkopf, Darm u. s. w. aus.
Der Schlundkopf bestehet in einem Ringe quergestreifter Muskelfasern (DL
Fig. 1.,*), welche aus glatten Muskelfasern hervorgehen (Fig. 2.,? «®-) und schliesst
den Darm von der Mundhöhle ab. Die bald längere, bald kürzere Speiseröhre spaltet
sich oberhalb der Saugscheibe gabelig in zwei blindsackartige Darmschläuche, welche
bei einigen Distomen von gleicher Länge sind und bis zur Kloake reichen, bei andern
eine ungleiche Länge haben, indem der kürzere sein unteres Ende zur Bildung der
Geschlechtsorgane hergegeben hat.
Schon bei ungebornen Distomen trifft man in der Darmhöhle Körnchen, welche
bei den Contraetionen des Thieres hin- und hergetrieben werden. Der Darm ist mit
der Kloake unmittelbar oder mittelbar durch Zellhaufen verbunden, welche entweder
selbst zur Vergrösserung und Verlängerung des Darmes dienen oder in Geschlechts-
theile des Distoms sich umwandeln, oder aber er endet fern von der Kloake und gehet
dann mit feinen Verzweigungen in die Gefässe, Dotterläppchen und Dotterschläuche über.
Mehrere kleine Seefische z. B. Gobius minutus und der Stichling nähren sich
von Flohkrebsen, und da im Darmkanale dieser Fische sehr häufig die Distomformen
des Gammarus, freilich mehr entwickelt, angetroffen werden, so liegt es wohl nahe,
dass die mit dem Flohkrebse übergeführten Distomeysten hier auskriechen und zur
Reife gelangen. Erst hier traf ich Distome mit reifen Geschlechtstheilen und Eiern
und es ist sehr wahrscheinlich, dass, da diese Distome ebenfalls in der freien Bauch-
höhle, und Distomeysten unter den Schuppen dieser Fische, besonders im Herbste und
Frühlinge gefunden werden, auch Distomeier in ihrem Leibe auskriechen, die Jungen
durch die Blutgefässe wandern und sich wieder einzellen, möglich aber auch, dass die
RENTSCH, Homoiogenesis, Heft I, 6
Rn
mit Wimpern versehenen, im Wasser auskriechenden Jungen von aussen unter die
Schuppen der Fische sich bergen und einzellen.
Bei diesen erwachsenen Distomen ist der Darmkanal gewöhnlich mit Schleim-
und Lymphkugeln aus dem Darmkanale des Fisches und ausserdem mit kleinen Fett-
kugeln und Cholsäurecrystallen strotzend angefüllt. Die Kugeln zeigen häufig die
spiralige Einrollung eines Fadens und lösen sich in Körnchen und Doppelstäbchen
auf, diese aggregiren sich auf’s Neue zu Häufchen und Läppchen oder zu crystallinischen
Fasern von Cholsäure (s. T. XI. Fig. 3., «.-9.), welche sich der Länge und Quere nach
theilen, zu kugeligen Haufen copuliren und wieder in Fetteiweiss umwandeln, indem
sie ihre ursprüngliche Fischnatur aufgeben und zu dem Distome eigenthümlichen Zellen
werden. Andere farblose Eiweiss- und granulirte Kugeln bekommen entweder einzelne
in Tochterzellen liegende oder geldrollenärtig zusammengelagerte, gelbliche, lichtbrechende
Kerne, welche die bekannte Doppelstäbchen- oder Bacterienform haben (s. T. XI.
Fig. 8.,%-“). Durch Dehiscenz werden diese frei und bilden so diejenigen Elementar-
körperformen, woraus alle Gewebe des Distoms zusammengesetzt sind. Die Bewegung
dieser frei gewordenen Körperchen ist eine sogenannte moleculare, d.h, sie drehen sich
in verschiedenen Richtungen nach dem Laufe der Spirale, suchen sich oder prallen
von einander ab, einzelne Körperchen ziehen sich endständig an, andere liegen seitlich,
andere seitenendständig an einander. Die Blutkörperchen des Fisches, sowie andere
seiner Gewebszellen haben mit diesen Bildungen Aehnlichkeit. Es wird uns daher
begreiflich werden, wie der mit allen seinen Organen in Pigment sich umbildende
Distomleib umgekehrt, wie wir später schen werden, in Pigment und Gewebe des iln
beherbergenden Fisches übergeht. Die aus den Nahrungsstoffen des Distoms entste-
henden Elementarformen drehen sich wandständig durch den Darm in das Innere des
Thieres, woselbst sie sich in entsprechende Organtheile desselben umwandeln. Schon
im Darme sind sie ganz wie die Dotterläppchen vereinigt, welche an der Peripherie
des Darmes beerenartig aufsitzen.
Kloake. Bei den eingezellten und freien Distomen des Gammarus bestehet die
Kloake aus einem oder zwei bald verschmelzenden, lichten, rundlichen oder eiförmigen
Räumen in der Mitte des Schwanzes, oder aus einem Haufen lichter, structurloser
Bildungskugeln ( T. VIIL Fig. 9.,°%, T.X. Fig. 5.), und wird entweder von dem noch
nicht differenzirten Primitivgewebe des Distoms oder von bereits entwickelten Organen,
namentlich dem Darmkanale und Saugnapfe begrenzt. Zwischen den beiden Schwanz-
lappen münde® die Kloake mit einem kurzen Atterschliessmuskel nach aussen. Schon
bei eingezellten Distomen findet man in der Kloake lichte Bildungskugeln oder
Körnchen, Spiralkugeln, Doppelstäbchen, geschwänzte granulirte Zellen, welche ent-
weder verbrauchte Gewebstormen smd und ausgestossen, oder aber zu Neubildungen
werden; aus der Kloake bildet sich nämlich nicht bloss der Saugnapf, sondern auch
die Hoden und der Eierstock des Distoms heraus, womit die Kloake eine cylindrische
Form annimmt und mit einer zarten Muskelhaut umgeben ist, welche in den stärkeren
Schliessmuskel des Afters übergeht. Beim erwachsenen oder mehr entwickelten Distome
ist eine Trennung der Kloake vom Darmkanale, dem Saugnapfe und den Geschlechts-
organen mehr oder weniger deutlich ausgeprägt; ich mache nur auf die angegebene
Entwickelung, Verbindung und Trennung (T. X. Fig. 2.-4.) aufmerksam.
=. IE
Beim erwachsenen Thiere stehet die Kloake in unmittelbarer oder mittel-
barer Verbindung mit allen Organen des Distoms und werden nicht bloss die
verbrauchten Gewebselemente des Distoms, sondern‘ auch Luft und Wasser aus-
geführt. Man sieht bei manchen Distomen, oftmals schon mit unbewaffnetem Auge,
aus dem Saugnapfe Luftbläschen hervorperlen; bei dem Ansaugen des Distoms wird
umgekehrt die Luft und das Wasser in das Parenchym des Distoms aufgenommen und
entweder in den Gefässen weitergeführt oder unmittelbar von der. mit dem Saugnapfe
verbundenen Kloake aufgesogen und ausgestossen.
Bei überreifen Distomen, wie sie in der freien Bauchhöhle des Gobius minutus
gefunden werden, führt die Kloake auch Eier ats.
Geschlechtstkeile. Bei den eingezellten und freien Gammarusdistomen der klein-
sten und jüngsten Ordnung trifft man nicht die Spur eines Geschlechtsorgans, und erst
später differenziren sich aus den unteren Enden des Darmkanales oder aus der Kloake
Hoden, Eierstock, Samenbehälter, Uterus und Dotterläppchen, oder diese Organe sind auch
noch gar nicht vorhanden, wohl aber schon ein unreifes Ei und Samenfäden. Zerdrückt
man nämlich solche unreife Cystodistome, so findet man ein Häufchen schwingender
Samenfäden und ein Ei unschwer unter den Trümmern des Gewebes heraus. Dieses
Ei (s. T. IX. Fig. 9., *", T. XL Fig. 5., T. X. Fig. 6., 41) ist identisch 4 £ m.p) mit den
Körpern, welche wir in Distomeysten schwimmend antreffen, oder aus welchen die
Darm-, Gefäss- und Muskelanlage des Distoms bestehet, es ist (Fig. 5.,-.m-0-) entweder
eine unregelmässige, ovale oder elliptische Masse von 'knäuelförmig durch einander
gewundenen Gewebsfäden, oder ein regelmässiger, ovaler, elliptischer Körper, bestehend
aus einer feinkörnigen oder glatten mehrschichtigen Schalenhaut und einem von meh-
reren gewundenen Bacterienzellen zusammengesetzten Kerne. Die Samenfäden stimmen
mit denen des erwachsenen Thieres ganz überein und differenziren sich unmittelbar
aus dem Gewebe des Distoms ohne eine vorbereitende Hodenanlage, es scheint mir
sogar, als wären die Gefässe, sowie die in einzelnen Gewebszellen schwingenden
Wimperblättchen ebenso gut fähig, sich in Samenfäden aufzulösen und abgesondert
von einem Hoden oder auch ohne die Existenz eines solchen mit ihren Zellen in einen
Samenfädenbehälter umzuwandeln (s. T.XU. Fig. 1.,®-; Fig. 3.,®:). Bei weiter ent-
wickelten Cystodistomen kann man schon deutlich einen Hoden, Dotterläppchen, einen
oder beide Samenbehälter und den Uterus unterscheiden.
Der Keim- oder Eierstock des erwachsenen Distoms (T. XII. Fig. 1., ?-), was
im Gobius minutus gefunden wird, liegt oberhalb und seitwärts der beiden Hoden, ist
bald von runder und ovaler, birnförmiger, bald von unregelmässiger, vielfach gelappter
Form. Derselbe besteht aus einer einfachen Umhüllungshaut und einer reichen Zahl
rundlicher und ovaler, dicht an einander gelagerter Follikel oder Eikeime, woran man
ein lichtes Keimbläschen mit Kern und eine dichtere, dasselbe umhüllende Dottermasse
unterscheidet. Der Eierstock steht mit den mäandrisch gewundenen Gefässen des
Distoms in Verbindung, besonders gehen seine lappigen Ausläufer unmittelbar in die-
selben über, und man sieht hier abermals deutlich, dass der Eierstock resp. seine
Follikel nur weitere Differenzirungen der Gefässzellen sind, so wie diese Differenzi-
rungen der embryonalen Parenchymzellen sind. Der Eierstock stösst seine Eikeime
entweder in diese Gefässräume oder in den Uterus aus. Letzterer ist wiederum nichts
weiter als eine dazu ausgebildete Gefässzelle, besteht aus einem einfachen, gewundenen
6*
ar A
oder vielfach verzweigten Schlauche, welcher oft eine lebhafte, gleichsam pulsirende
Contraction zeigt, hier und da mit Flimmerhaaren oder Flimmerblättchen ausgekleidet
und mit Eikeimen, Eiern und Samenfäden oder mit Körnchen, Körnerhaufen, Dotter-
häufchen u. s. w. angefüllt ist. Der Uterus stehet wiederum mit allen sogenannten
Dotterläppchen oder Dotterorganen und dem untern Samenbehälter in Verbindung und
endigt endlich in eine Scheide, welche dicht neben dem obern Samenbehälter und der
männlichen Ruthe des Distoms verlaufend, nach aussen mündet (s. T. XIL, Fig. 1.,
0.8. h.i. t.\,
2 Hoden differenziren sich nicht bloss durch eine besondere Abschnürung
der Darm- oder Kloakenanlage aus lichten Zellräumen, sondern auch unmittelbar aus
den embryonalen Parenchymzellen, woraus Muskel, Gefäss, Darm, Dotterläppchen u. s. w.
entstehen. Man sieht diese Hodenanlage mitunter schon bei unentwickelten Cysto-
distomen deutlich gesondert (s. T. X. Fig. 2., Fig. 5.,°*). Die Hoden des erwachsenen
Distoms aus dem Darmkanale von Gobius minutus liegen zwischen der Darmgabel
dicht über dem After und oberhalb der Kloake, einer über dem andern, durch kurze,
breite Bänder und Gefässbündel mit den benachbarten Organen und unter sich ver-
bunden und mit den Gefässen desselben durchzogen und vereinigt. Sie bestehen aus
rundlichen oder ovalen gelappten Drüsen. Die einzelnen Läppchen enthalten die
Samenzellen, welche kleiner als die Follikel des Eierstockes sind, hier und da aber
grosse Aehnlichkeit mit ihnen haben. Die Samenkugeln (s. T. XI. Fig. 4.) gehen aus
Bacterienhaufen @-*) ebenso wie die Dotterläppchen und Eier hervor und vermehren
sich durch Theilung.
Die Samenkugeln stimmen eines Theils mit den Muskelzellen und Flimmer-
blättehen des Distoms, anderen Theils mit den Zellen der Distomeyste überein (s. T.X.
Fig. 4., = und T. XI. Fig. 4., *v) |
Aus einer Fetteiweisskugel bilden sich durch Theilung maulbeerförmige Zell-
haufen, deren peripherische Zellen sich ganz wie die Samenkugeln des Regenwurmes
centrifugal zuspitzen und so kegel- und endlich spindelförmige Zellen bilden, worin
ein spiralig eingewundener Samenfaden liegt. Derselbe tritt nun aus seiner Zelle,
endständig oder seitlich sich abwickelnd, in der Form eines freien Fadens oder einer
Fadenschlinge hervor und macht schwingende Bewegungen, während der Kopf in der
Zelle stecken bleibt. Frei geworden bildet er eine doppelspiralige und am Halse
geknöpfte Sense, ganz wie die Samenfäden des Gammarus.
Die Bacterien des Distoms ordnen sich aber auch unmittelbar zu einem ein-
gerollten Samenfaden, natürlich zuerst zum Ziele einer Zelle hin (s. Fig. 4.,°), oder
aber bleiben in Häufchen, von welchen sie sich, zu Samenfäden geordnet, peripherisch
als schwingende Schlingen lösen ®). Umgekehrt bleiben von den Samenzellen als Rest
kleine Häufchen von Bacterien übrig. Betrachtet man die einzelnen Samenfäden ge-
nauer, so sieht man auch deutlich die Anreihung von bacterienartigen Elementen zu
einem Faden, wodurch sie, wie die Vibrionen und Oscillarien, Gliederung erhalten
und nach ihrem Tode in Bacterienelemente zerfallen, welche unter Umständen als
selbständige freie Vibrionen wieder Leben gewinnen (vgl. T. XI. Fig. 4.,2" 2", T.X.
Fig. 6.,”-). Auch die Samenfäden setzen sich häufig in Cholsäureerystalle um (T. XI.
Fig. 3., *"%.) und lassen sich durch Aether beinahe zum Verschwinden bringen (Fig. 4.,”-).
Nicht selten traf ich in den Hoden des Distoms Körper, welche mit Amylodiscus,
Re TE
Myodiscus und Chaetodiscus bis auf das ähnliche chemische Verhalten vollkommen
übereinstimmten, was uns nicht Wunder nimmt, wenn wir die Geschichte der Hoden
mit der Geschichte der Gewebsformen vergleichen.
Samenbehälter. Deren giebt es zwei, einen untern oder innern und einen
obern oder äussern.
Der untere liegt neben oder über dem Eierstocke und über dem oben Hoden,
ihm werden namentlich vom obern Hoden durch einen oder mehrere Ausführungsgänge
die Samenfäden zugeführt. Er hat eine unregelmässige, rundliche, auch birnförmige
Gestalt und ergiesst seine Samenfäden in die vielfach verzweigte Gebärmutter resp.
die Gefässe des Distoms.
Der obere Samenbehälter liegt neben der Saugscheibe und Mutterscheide (Ovi-
ductus) und hat eine keulenförmige Gestalt. Von jedem Hoden, vom unteren am
stärksten ausgebildet, gehet ein vas deferens nach dem Grunde des Samenbehälters
und mündet daselbst, mit dem anderen sich kreuzend. Der obere Samenbehälter ist
mit schwingenden Samenfäden immer strotzend gefüllt, mündet in den Samenausfüh-
rungsgang und kann durch einen Schliessmuskel geschlossen werden. Der Samen-
ausführungsgang ist bald gerade, bald vielfach gewunden und liegt in einer Scheide,
welche mit ihm in eine kurze, ausstülpbare Ruthe übergehet (Cirsusbeutel) (s. T. XL.
Fig. 1.,”*). Letztere mündet dicht neben und oberhalb der Scheidenöffnung des Ovi-
duetus (Fig. 1.,t) und können, wenn die Ruthe eingezogen ist, aus dieser in jene
Samenfäden gelangen. Es sind hier nicht bloss die Bedingungen für eine Selbst-
befruchtung gegeben, sondern auch die für eine gegenseitige, doppelte Befruchtung
zwischen zwei Distomen. Es liegen dann zwei Distome, Saugnapf an Saugnapf
geheftet, zur Begattung unzertrennlich verschmolzen an einander.
Ich habe schon erwähnt, dass die Samenfäden durchaus nicht aus den Hoden
herzustammen brauchten, und so sind in der That die Anlagen zu Samenbehälter und
Samenfäden, ja diese selbst schon vorhanden, ehe noch eine Spur von Hoden entwickelt
ist oder eine Verbindung mit denselben existirt. Fig. 3. sehen wir an der Stelle des
oberen Samenbehälters eine Zelle mit Flimmerblättchen; Fig. 5.,* hat sich die Anlage
des Oviduetus, der Ruthe und des obern Samenbehälters aus einer darmartig gewun-
denen Gefässzelle gebildet, welche nach oben und unten blind endigt; 5.,” sehen wir
dieselbe Anlage in weiterer Entwickelung, es sind aber hier schon die Verbindungs-
wege zu den beiden Hoden angebahnt und gebildet, während der Oviduct, sowie die
Ruthe noch nicht vorhanden sind, sondern der Ausführungsgang des Samenbehälters
blind in kleinere Gefässzellen endet. Wir haben schon oben bemerkt, dass die quer-
gestreifte Muskelfaser, wie sie am Schlundkopfe und Darme gefunden wird, aus Zellen
hervorgehet, welche in der Form mit den Zellen der Flimmerblättchen, wie mit den
conischen an der Spitze gedrehten Samenzellen, auch mit den Samenkugeln des
Distoms vollkommen übereinstimmen.
Die Auflösung ähnlicher Körper zu Samenfäden in unreifen Distomen zeigt
sich in den Figuren «4« Wenn der Darm eines Distoms sich zusammenzieht, so
nimmt er ganz das Aussehen der unter ** dargestellten, mit keilförmigen Zellen be-
setzten Körper an. Auch dies werden musculöse Körper und wandeln sich in die
Gebärmutter, die Scheide und den Dotterausführungsgang um, ja die Metamorphose
gehet sogar bis in den Keimstock, die Eikeime, den innern Samenbehälter und die
ai 7 Er
Samenfäden über, wiederum ein Beweis, wie nahe verwandt und leicht die Uebergänge
der organischen Gewebsformen des Distoms sind; * 4 sind Uebergänge in den Uterus,
Keimstock, Dotterstock und innern Samenbehälter, * Uebergänge in die Scheide und
den Samenausführungsgang. Man trifft endlich Eikeime, welche sich unmittelbar aus
Getässendigungen bilden und deren Stiel sich bei der Ablösung und Umgestaltung zum
Eie in schwingende Samenfäden auflöst (T- XIL Fig. 5.,*°).
Dotterstöcke (T. X. Fig. 1., *®'). Bei unentwickelten Distomen trifft man keine
Spur davon an; sie bilden sich aber aus den darm- oder wurstartig gewundenen
Parenchymkörpern und Parenchymzellen (Muskelzellen), ebenso wie die andern Organe.
Später sieht man dieselben als hellbraune, gelappte oder traubige Drüsenstöcke neben
den Hoden liegen und endlich durch den ganzen Körper verbreitet. Anfänglich be-
stehen dieselben nur aus einer Zusammenlagerung von runden oder keulenförmigen,
pigmentirten Bacterienhäufchen (s. T. X. Fig. 6., "-t-“), worin sich bald eine Kermzelle
entwickelt. Diese Dotterkörper bilden sich nieht bloss durch eine Primitivanlage,
sondern entwickeln und vermehren sich später auch aus andern Gewebsformen, nament-
lich aus den Getlässzellen. Bei den Distomen des Gobius ist das ganze Darmrohr mit
diesen Dotterkörperchen traubig besetzt. Später sehen wir eine Hülle um die einzelnen
Dotterkörper sich legen und dieselben zu Schläuchen verschmelzen, in welchen die
Dotterkörper frei liegen und durch einen gemeinschaftlichen Ausführungsgang in den
Uterus geführt werden. An diesen Schläuchen, namentlich in der Nähe des Ausführungs-
ganges, bemerkt man periodische Contractionen, wodurch die Dotterkörperchen hin-
und hergetrieben werden. Die Dotterkörper selbst besitzen eine grosse Elastieität,
ja es wollte mir vorkommen, als wenn sie, um sich der Oertlichkeit anzupassen,
selbständige Bewegung machten, gleich einem Trachelius oder einer Gregarine, und
man sieht auch nicht selten freie Dotterkörper in Gefässschläuchen, welche den Gre-
garinen ausserordentlich gleichen. Die übrigen Dotterkörper sitzen mit dünnen Stielen
an den Dotterstöcken oder dem Darmrohre etc.
Die Dotterkörper werden in den Uterus ausgeführt und zerfallen daselbst in
kleinere Kügelchen, welche sich in den blindsackartigen Verzweigungen des Uterus
anhäufen. Auch hier sieht man periodische Contraetionen des Gebärmutterschlauches
und eine passive Bewegung seines Inhaltes.
Früher wurden die Dotterstöcke für die Eierstöcke angesehen, und ist diese
Annahme auch in einem gewissen Sinne nicht unbegründet. Wir müssen: immer fest-
halten, dass die Entwickelung und Bildung der Organe hier gar nicht so strenge
gesondert ist wie bei höher ehe Uhieven.
Angenommen, dass der Keimstock das alleinige Ei hersiteilde Organ ist, so
müsste der obere oder äussere Samenbehälter eine ganz überflüssige ‚Rolle a
denn aus demselben kann nur in die eigne Scheide oder in die Scheide eines andern
Distoms (es ist nicht anzunehmen, dass der Penis sich an einem andern beliebigen Orte
in das Parenchym des Distoms einbohren sollte) Samen gelangen. Hier trifft er aber ent-
weder schon befruchtete Eier, welche aus dem Uterus kommen, oder aber es sind
präformirte, unbefruchtete Eier, welche bereits vorhanden waren, ehe der Keimstock
existirte, oder welche aus dem Dotterstocke abgelöst wurden, ohne vom Keimstock
einen Eikeim zu empfangen, es wäre die Befruchtung mit Samen also wiederum ganz
zwecklos, wenn die Abgabe des Keimes aus dem Keimstocke die zur Erzielung eines
u
fruchtbaren Eies unumgängliche Bedingung wäre. Ich gebe gern zu, dass aus der
Verbindung der Keimstockzelle mit den Dotterkörpern und Samenfäden sicher frucht-
bare Eier hervorgehen, ebenso überzeugt bin ich aber auch, dass aus der Verbindung
von Dotterkörpern mit Samenfäden, ja ikeibgt durch einfache Abschnürung und Kno-
spung aus andern Gewebstheilen des Distoms nicht bloss Eier, sondern fruchtbare Eier
entstehen, und wird diese Ansicht durch die mikroskopische Untersuchung der ver-
schiedenen Eiformen des Distoms unterstützt.
a) Metamorphose der in den Uterus eintretenden Zellen des Keimstockes. Sie
erhalten statt des glatten, durchsichtigen ein granulirtes Aussehen und zerfallen nicht
selten in freie Körnchen. Als integre Zellen werden sie von Samenfäden und Dotter-
körnchen umsponnen, um sich zu Eiern weiter auszubilden oder einem mit Dotter-
körpern angefüllten Blindsäckchen des Uterus zugeführt, um daselbst zur Deckel-
zelle verwandt zu werden, oder aber sie legen sich gleich an einen Dotterkörper an,
werden mit Samenfäden umsponnen . und schon im Uterus in eine Deckelzelle ver-
wandelt. Der Zellenkern (Kemfleck des Keimbläschens) verschwindet oder bleibt.
ß) Metamorphose der in den Uterus eintretenden Dotterkörper. Dieselben ver-
binden sich entweder mit den ausgestossenen Zellen des Keimstockes, oder zerfallen
in Körnchen, welche sich in den Blindsäcken und Schläuchen des Uterus wiederum
zu granulirten Körpern und Eiern aggregiren, der Verbindung mit Samenfäden und
zerfallenen Keimstockzellen, wie selbstverständlich, zugänglich, oder aber wandeln sich
allein in Eier um. Die Dotterkörper sind entweder mit einer zarten, sehr elastischen
Zellhaut schon bedeckt, oder sie erhalten bald eine solche. Man kann an derselben
deutlich die spiralige Windung ihrer Faser erkennen (T. XI. Fig. 3.,°-"). Es ist in ihnen
eine Kernzelle ausgebildet oder auch nicht. Ihre Bildung geschieht nur durch Aus-
dehnung eines oder mehrerer Dotterelemente oder anderer Aggregation derselben, wie
umgekehrt auch die Schale oder Zellhaut des Dotterkörpers und uwnreifen Eies auf
ähnliche Weise entstehen kann (T. XI. Fig. 3.,%= P-) Die Kernzelle liegt gewöhn-
lich in der Mitte oder tritt bei der Eiwerdung nach der Spitze, um sich daselbst zum
Deckel umzubilden, es bedarf also in solchem Falle durchaus nicht eines Eikeimes
des Eierstockes. Auch giebt es Eier, welche nicht eine, sondern mehrere solcher lichten
Kernzellen aus ihren Dotterkörnchen entwickeln (Fig. 3.,1"-). Der Dotterkörper wird
von Samenfäden in spiraligen Zügen umsponnen (T. XI. Fig. 5.,*) und dadurch eine
Schale €) gebildet, welche zum grossen Theil aus diesen in regelmässigen spiraligen
Achtertouren wie zu einem Garnknäuel umgewickelten Samenfäden bestehet. Die
Aehnlichkeit der Dotterkörper mit der Gregarinenform tritt auch bei den Eiern hervor
(8 RER Pie 1,4%
c) Metamorphose anderer, fern vom Uterus entwickelter Dotterkörper zu Eiern.
Jeder Dotterkörper und jedes Dotterläppchen ist fähig, mit oder ohne Einfluss des
Samens sich zum Eie umzugestalten; denn bei alten Distomen aus der Peritonäalhöhle
des Gobius minutus sieht man oft den ganzen Körper mit Eiern angefüllt und alle
übrigen Keim bereitenden Organe auf ein Minimum reducirt. Der Same dringt aber
nicht bloss durch die Uterusverzweigungen in die feinsten Gefässstämme, also auch
möglicherweise zu allen Dotterkörpern hin, sondern die Stiele des Dotterläppchens
resp. der Eier selbst lösen sich in schwingende Fäden auf, welche mit den Samenfäden
ganz übereinstimmen. .
—
d) Metamorphose anderer Gewebsformen des Distoms in Eier. Wir haben schon
erwähnt, dass die Dotterkörper ebenso, wie das präformirte Ei, Gefässe, Darm, Muskel
u. s. w. sich aus den knotigen Körpern des unentwickelten Distoms (s. T. IX. Fig. 9.,--,
T. X. Fig. 5., %°%, Fig. 7., »e&) entwickeln, es liegt also im Bereiche des Entwickelungs-
gesetzes, dass Eier sich auch später beim erwachsenen Distome aus andern Gewebs-
formen desselben bilden. T. XI. Fig. 5.,* zeigt einen Haufen von Dotterkörnchen,
differenzirt aus den Elementen ® «4», Wir wissen, dass die Gefässzellen ursprünglich
ebenfalls aus solchen Elementen bestehen, es wird daher nicht wunderbar klingen, dass
aus diesen Elementen resp. Gefässzellen und Gefässstämmen Eier entstehen. Eine
solche Entwickelungsreihe zeigt &®. Sie lösen sich von der Mutterzelle resp. dem
erzeugenden Gefässschlauche ab und machen ebenso wie die Gefässe selbständige,
wellenförmige Contractionen ®) , den Bewegungen der Dotterkörper und Gregarinen
gleichend. Diese Eier sind mit einer farb- und structurlosen, contractilen Schale um-
kleidet und mit einem farblosen Blasteme erfüllt, in welchem durch die Bewegungen
der Schale einzelne Körnchen in Bewegung gesetzt werden. Man trifft diese Eier
mitunter auch im Uterus, und ist es möglich, wenn sie nicht dahin geführt werden,
dass die Zellen des Keimstockes sich auf ähnliche Weise ausbilden, zumal ja die
Anfänge und Ausläufer des Keimstockes gerade aus solchen Elementen bestehen.
Man findet ferner in den Gefässen des Distoms Körper, welche denen gleichen, woraus
das Muskelgewebe entstehet ®, und die sich allmählich zu Eizellen umordnen ®), end-
lich gehen die Blindsäcke und Gefässe selbst in Eier über (T. XIL Fig. 5,9.
Dass die Samenfäden selbst, in Körnchen zerfallend, zu integrirenden Bestand-
theilen des Eidotters, nicht bloss der Schale, werden, ist schon erwähnt worden.
Die Eischale. Dieselbe ist oval, elliptisch, walzen-, spindel-, keulen-, rauten-, nieren-,
hut-, sattel-, schildförmig etc. gestaltet (s. T. XI. Fig. 6.), an dem einen Pole abgerundet
oder geknöpft, an dem andern gewöhnlich mit einem Deckel versehen, welcher sich
später öffnet, um den Embryo hinauszulassen.
Die Schale zeigt entweder eine homogene, glatte und durchsichtige Structur
oder fein punktirte (T. XI. Fig. 3., *, Fig. 6., %) in spiraligen Curven laufende Fasern,
oder ist unregelmässig punktirt (Fig. 7, 2
An den unreifen Eiern ist sie farblos, an den reifen hellbraungelb; die
anfänglich elastische und durchsichtige Schale wird später starr und weniger durch-
sichtig. Durch Chlorzinkjodlösung werden die Eischalen entweder gar nicht verändert
oder dunkler braunroth und braungelb, die unreifen, farblosen Eier meistens violett
gelärbt. Es tritt also auch hier dieselbe Reaction ein, wie an der auf gleiche Weise
behandelten Cellulosa, den Pseudonavicellen, dem Amylodiscus und der Schale der
Urustaceen. Man thut wohl, das Präparat der Einwirkung des Chlorzinkjods wenigstens
einen Tag lang auszusetzen, um die violette Färbung deutlicher hervortreten zu sehen,
Nicht alle Eier kommen zur Entwickelung eines Embryos, ja häufig gehen
auch die embryohaltigen daselbst zu Grunde und werden in Pigment (Fig. 5.,“) oder
aber in Cholsäure verwandelt, welche dann wiederum in flüssige Fetttropfen übergehen
(Fig. 6.,%°“). Ebenso werden ganze Distome mit ihren Eiern in Pigmentformen ihres
Wirthes verwandelt, was in der freien Bauchhöhle von Gobius minutus häufig beobachtet
wird. Im Wasser sintern die Distomeier mitunter in Haufen zusammen, entfärben sich
und bilden einen Amylodiscus (Fig. 5., ”).
oe. HE
Bildung des Embryos. Einen regelmässigen Furchungsprocess des Dotters habe
ich ‚bei den Distomeiern nicht beobachten können. Man findet zwar im Distomum
Gobii Eier, welche aus einem Haufen granulirter Kugeln mit und ohne Kernzelle
bestehen, allein die Dotterkörper haben eine ähnliche Form. Ebenso lehrt die ganze
Entwickelungsgeschichte des Eies schon von vorne herein, dass die Embryobildung
durchaus nicht von den bei höheren Thieren geltenden Gesetzen abhängig sein kann.
An den Eiern einer andern Distomart siehet man eine grosse Kernzelle (Keimbläschen ?)
und die darumgelagerten Dotterkörnchen einzeln und in Haufen zusammenliegen.
Durch Theilung der Kernzelle oder durch veränderte Lagerung der Dotterkörnchen
entstehen vier, acht und mehr lichte Zellen (T. XI. Fig. 3 '-”-), aus denen der Embryo
hervorgehet, die noch umliegenden Dotterkörnchen werden angeeignet und schiessen
an dem Embryo an, indem sie sich zu Wimpern umgestalten. Wir haben bereits Eier
kennen gelernt, welche sich unmittelbar aus dem Distomgewebe differenziren, und kommt
es hier gar nicht zu emem Furchungsprozesse, sondern der Embryo gehet direct aus dem
Kerne der zum Ei differenzirten Zellen hervor. Wie das Distomgewebe überhaupt in
Bacterien sich auflöst und umgekehrt aus Bacterien bestehet und gebildet wird, so
kann man denselben Vorgang auch im Distomeie verfolgen, ja die Bewegung der Bac-
terien bis zu ihrer schliesslichen Zusammenlagerung zum Embryokörper beobachten.
Nicht selten treten einzelne solcher Bacterien durch ihre Pigmentirung besonders hervor
(s. T. XI. Fig. 3.,#°v, Fig. 5.,*”). Der Embryo bestehet aus einem keulenförmigen
Körper mit einem zugespitzten und geknöpften Kopfe und einem runden, oder ein-
gekerbten Hintertheile. Mit dem Kopfe, welcher häufig pigmentirt ist, sitzt der Embryo
bald fester, bald loser am Deckel der Eischale an. An und unter dem Kopfe oder an einem
konischen Halse befindet sich ein Kranz von Wimpern, welche mitunter auch aus dem
übrigen Körper hervorsprossen. Der Körper des Embryos ist walzen- oder keulen-
förmig und gewöhnlich spiralig gewunden; in seinem Innern kommen einzelne oder in
Reihen stehende lichte Zellen vor, welche nicht selten in die afterartige Kerbe des
Hintertheils münden (s. Fig. 7.); eine Mundöffnung konnte nicht wahrgenommen werden.
Aus diesen Zellen (Darmzellen) bildet sich häufig ein bald kleinerer, bald grösserer,
spiralig eingedrehter, runder, wurst- oder hufeisenförmiger fester Kern, welcher mit
dem Nucleus der Vorticellinen vollständig übereinstimmt, doch giebt es auch sehr viele
Embryonen, wo dieser Kern nicht ausgebildet ist. Diese Embryonenbildung habe ich
bei Distomen aus der Peritonäalhöhle von Gobius minutus häufig beobachtet, während
ein ganz gleichgestaltetes Distom des Stichlings mit dreifach grösseren Eiern (T. XIL.
Fig. 1.) dazu keine Gelegenheit bot.
Gegen die Zeit ihres Ausschlüpfens hin fangen die Embryonen an, sich mit
Hülfe ihrer Wimpern träger oder schneller um ihre Längsaxe zu drehen; endlich
springt der Deckel auf (Fig. 7., ®*), und das Distomjunge dringt, unähnlich dem
Mutterthiere, ähnlich aber einem Infusorium (Trachelius, Trichoda) heraus. In dieser
Infusoriengestalt, namentlich, wenn der Nucleus ausgebildet ist, stimmt es mit den
Schwärmsprösslingen der Vorticellinen (Zoothamnium) ausserordentlich überein. Das
Auskriechen der Jungen habe ich bei den angeführten Species der Distome innerhalb
des Mutterthieres oder ihres Wirthes niemals gesehen, wohl aber, wenn ich die Eier
längere Zeit in Seewasser aufbewahrte. Uebrigens bleiben die so aufbewahrten, mit
Embryonen gefüllten Eier Monate Iang und länger verschlossen, ohne dass der Embryo
RENTSCH, Homoiogenesis, Heft I, 7
PR,
seine Lebensfähigkeit verliert. Die ausgeschlüpften Jungen setzen sich mit dem Kopfe
an Seepflanzen oder Thiere fest, werfen ihre Wimpern ab und gleichen dann voll-
kommen einem jungen Zoothamnium parasiticum, es ist mir aber nicht geglückt, aus der
Atterspalte (Mundspalte) die Stirne und den Wimpernkranz des Zoothamniums sich
entwickeln zu sehen. (Vgl. Fig. 7, *t=v und T. IV. Fig. 7., =»). Es bleibt daher
zweifelhaft, wenn auch nicht unwahrscheinlich, dass unter gewissen Umständen das
Distomjunge sich in ein Zoothamnium umwandelt.
Einem Generationswechsel des Distomjungen in Ammen und Cercarien habe
ich bis jetzt vergebens bei Muscheln und Schnecken des Meeres nachgeforscht, wenn-
gleich ich m denselben nicht selten Distomeysten fand. Es lag daher nahe, die Ver-
bindungsglieder in solchen Thieren zu suchen, wo die Distome auf der ersten Stufe der
Entwickelung gefunden werden, und dies ist am Flohkrebse der Fall von welchem jene
Fische sich vorzüglich nähren. Die wimpernden Distomjungen können sich an die Schale
setzen und einzellen, worauf sie aus ihren Cysten in das Innere des Flohkrebses gelangen ;
doch habe ich einen solchen Vorgang niemals beobachtet. Es scheint mir ferner sehr
zweifelhaft, dass dieselben bei ihrer Zartheit die Mahlwerkzeuge des Mundes und
Magens heil passiren, um daselbst nach Abwerfung der Wimpern in Gregarinen sich
zu verwandeln resp. sich gleich zu Distomeysten einzupuppen, wogegen noch der
Umstand streitet, dass ich niemals Distomeysten gefunden habe, deren Embryo mit
der Grösse der Distomjungen in irgend einem annähernden Verhältnisse gestanden
hätte. Wohl aber könnte der Flohkrebs die widerstandsfähigeren Distomeier verschlingen,
welche dann im Darmkanale auskröchen, zumal er sich häufig von den todten genannten
Fischen nährt, unglücklicherweise habe ich aber nie Distomeier, wohl aber Zoothamnium-
reste im Darminhalte des Flohkrebses gefunden, und stimmt der Kern des Zoothamniums
mit jenen vielfach überein. Ob nun Distomum oder Gregarina aus Zoothamnium-
leibern hervorgehen, lasse ich einstweilen dahingestellt.
Wir haben bereits erwähnt, dass das Gewebe des Distoms, also auch der Eier
aus Bacterien bestehe und in solche sich wieder auflöse, die weitere Metamorphose
kommt auch dem Distomgewebe zu. Wenn man das Gewebe des Distoms im Wasser
nach 5—6 Tagen untersucht, so sieht man dasselbe nicht allein in Wolken von
kleinsten Bacterien aufgelöst werden, sondern diese überall im Monas, Cryptomonas,
Cercomonas, Derktoneig, Amoeba u. s. w. übergehen.
Distoknjdnsd zerfallen ebenso, werden zu Amoeba und CUryptomonas; es lassen
sich die Panzer der letzteren vor ihrer Verkieselung durch Chlorzinkjodlösung ja auch
violett färben (s. T. VILL Fig. 2., *-1% und Fig. 3. und 4, T. XI. Fig. 8.). Man trifft
in solchen Infusionen auch Amoeben, welche noch den Nucleus des Distomjungen
haben (T. XI. Fig. 7.,”). Uebrigens erstarren auch diese Amoeben zu Amylodiseis ®)
oder das Distomjunge geht in einen Algenfaden über , Es geschehen hier wieder
dieselben Metamndrphöseh durch Zerfall des Gewebes, wie wir sie anderswo bereits
kennen gelernt haben.
Dass die Distomeier innerhalb des Stichlings und Gobius minutus in Pigment
und Gewebsformen derselben verwandelt werden, habe ich bereits erwähnt, und mache
wiederholt auf die umgekehrte Aehnlichkeit der Blutkörperchen dieser Fische mit einigen
Gewebsformen des Distoms aufmerksam (s. T. XI. Fig. 9.).
Kapitel II.
Die Vorticellinen des Gammarus ornatus,
Es werden auf der Schale dieses Gammarus Vorticella, Carchesium, Zootham-
nium, Vaginicola und Cothurnia gefunden, die gewöhnlichste Vorticelline ist aber
8.1. Zoothamnium parasita,
vorzüglich an den hintersten Leibesringen und falschen Afterfüssen, an den Bein-
schilden, Kiemensäckchen und Beinen vorkommend.
Den Unterschied zwischen Carchesium und Zoothamnium, welchen Ehrenberg
feststellt, kann ich nicht gelten lassen, denn die grösseren Individuen des letzteren
sind in der That nicht grössere zu nennen, sondern haben nur statt der glocken-
förmigen, eine mehr kugelige Gestalt angenommen und erscheinen darum im Quer-
durchmesser allerdings breiter als die anderen, ebenso wenig habe ich gefunden, wie
Stein will, dass die grösseren Zoothamniumleiber Schmarotzer. sind, welche sich auf
einem Zoothamniumbaume angesetzt haben. Die auf die Stielbeschaffenheit gegrün-
deten Unterschiede zwischen den Gattungen Epistylis und Carchesium sind nach meinen
Beobachtungen ebenso zweifelhaft; der Stiel von Carchesium und Zoothamnium wird
ebenso starr, wie der von Epistylis, und wenn der Stielmuskel aufgelöst wird bis zu
einer gewissen Entfernung von der Wurzel des Leibes, so erfolgen bei ihnen dieselben
seitlichen Einknickungen, wie bei letzterer. Die Beschaffenheit des Stielmuskels, worauf
Stein den Unterschied zwichen ’Carchesium und Zoothamnium gründet, ist ebenso
schwankend, indem ich bei Zootlhamnium sehr häufig die Unterbrechung des Stiel-
muskels zwischen je zwei Individuen derselben Abstammung gefunden habe. Ich
glaube daher, dass ein Unterschied nur zwischen Vorticella und diesen drei Gattungen
besteht, indem jene einen einfachen, diese aber. einen gabelig getheilten, baumartigen
Stiel besitzen.
Der Leib des Zoothamniums hat eine glocken- oder vasenförmige Gestalt und
schlägt sich oben in ein wulstiges Peristom um. Dasselbe sitzt nicht in einem Kreise,
sondern in einer Spirale auf dem Körper auf und verläuft in derselben Richtung nach
innen in das Wirbelorgan, wodurch zwischen diesem und jenem ein spiraliger Spalt,
die Mundöffnung gebildet wird (T. V. Fig. 1.,!). Der innere Rand des Peristoms ist
mit einem Wimperkranze besetzt, ebenso der Rand eines Wirbelorgans, das Peristom
selbst häufig von einem Kanale oder Kranze kleiner Vacuolen durchzogen (s. T. IV.
Fig. 7.52%, Fig-8,1b, T.V. Fig. 1,1). , Das Wirbelorgan, einem, spiralig ausge-
schnittenen Halbdeckel zu vergleichen, ist ebenfalls sehr zusammenziehbar und dehn-
bar. Es wird tief in den Leib eingezogen, während das Peristom sich über ihm
kappenartig wölbt und schliest. Im Wirbelorgane befindet sich eine in unbestimmten
Zeiträumen erscheinende und verschwindende ‘Vacuole. Bei. weiterer Metamorphose
77
er
verschwindet es mit seinen Wimpern und seiner pulsirenden Vacuole, während das
Peristom auf dem Scheitel seines Gewölbes sich mit einem Knopfe verschliesst (s. T. IV.
Fig. 7.,5»). Die Vacuole dehnt sich aber dann zu einer beinahe den ganzen Leib
ausfüllenden, lichten Zelle aus, in welcher wiederum neue Tochterzellen gebildet
werden. Diese verschwinden wieder, sobald das I beige frei wird, worauf eine
andere pulsirende Vacuole erscheint S T. 1IVAFI&7., 2 DW Big, 3 A):
Mitunter stülpt es sich in seiner Mitte ein and löset sich dann vom Leibe
des Zoothamniums in Form eines jungen Glaucoms ab (s. T.V. F.1., 2), oder
aber es schnürt sich nach Abstossung seiner Wimpern mit seiner Vacuole als eine
Kugel ab, woraus entweder ein Glaucom, oder aber wieder ein Zoothamnium wird.
Mehrmals habe ich in solchen abgeschnürten Wirbelorganen den Nucleus des Zootham-
niumleibes gefunden (s. T. V. Fig. 1., 1: %).
Der Mundspalt verjüngt sich und endet blind im Parenchym des Leibes, oder
mit einer spiraligen Windung in einer Vacuole desselben und ist mit Wimpern besetzt.
Die Vacuolen des Leibes sind durchaus ephemeren Daseins und entstehen nur durch
die zum Stoffwechsel nöthige Bewegung in der Aggregation des Parenchyms. Die
aufgenommenen Nahrungsstoffe liegen als Körnchen und Körnerhaufen zerstreut im
Parenchyme, oder aber in und neben den Vacuolen, um sich in Sarkode zu verwan-
deln (T. IV. Fig. 7.,3-). In einer solchen Vacuole entwickelt sich auch der Nucleus,
wenn er nicht schon vorhanden war, und zwar so, dass aus einem rundlichen oder
nierenförmigen Kerne ein wurstförmiger wird (T. V. Fig. 1.,7.1%11), Es ist durchaus
nicht nothwendig, dass ein Nucleus im Zoothamniumleibe stets vorhanden ist und
konnten ihn darum nicht chemische Reagentien, namentlich Essigsäure hervorrufen, auch
kommen statt eines oft mehrere Kerne oder Kernzellen vor, welche später allerdings
sich zu einem grösseren verbinden können (s. T.IV. Fig. 8.,t, T. V. Fig. 1., *& ®
12.-14. 81. et), — T. V. Fig. 1. zeigt uns eine wahre Musterkarte der verschieden-
sten Nucleusformen, und wenn wir dieselben mit anderen Gewebsformen, z. B. mit
den Muskelzellen des Flohkrebses, des Distoms und den Gregarinen vergleichen, so
finden wir eine grosse Achnlichkeit, und warum sollte auch nicht die Sarkode, dieser
dem Muskelfleisch chemisch so nahe verwandte Körper ähnliche Formen bilden können ?
Ebenso kann die äussere Wandung des Zoothamniumleibes wohl nichts anderes als
eine Muskelhaut sein, welche aus fein gestreiften, quer in der Spirale verlaufende
Muskelfasern bestehet. Dies tritt bei T. IV. Fig. 8.,- und T. V. Fig. 1. deutlich her-
vor, und da in diesen Lebensformen jedes Gewebe ziemlich dieselbe chemische Zu-
sammensetzung hat, so dürfte wohl auch der Kern des Zoothamniums zu ähnlichen
Umbildungen befähigt sein, wie jene Gewebe gleichen Ursprungs, ein Vorgang, welcher
sich unten auch vollkommen bestätigt.
Wir wissen, dass der Nucleus bei der Vermehrung des Zoothamniums durch
Längstheilung eine Hauptrolle spielt, und hat uns Stein gelehrt, dass er sich bei der
Acinetenumwandlung in Schwärmsprösslinge in jenes umwandelt; wo es aber zu beiden
Ausgängen nicht kommt, gehet er noch andere Verwandlungen ein. Wenn die Leibes-
wand des geschlossenen und abgestossenen Zoothamniumleibes nur noch als eine dünne,
durchsichtige und abgestorbene Hülle erscheint (T. V. Fig. 1., 1% 18 1%), so bleibt der
Nucleus doch unverändert oder er wandelt sich mit seiner einschrumpfenden Hülle in
einen Amylodiscus (T. IV. Fig. 5.,*, T. V. Fig. 1., 2°), oder in eine Schalenzelle
ni N,
des Flohkrebses um (T. IV. Fig. 2.,% ®, Fig. 5.,%, T. VI Fig. 3., *%), oder er gehet
gar in eine mikroskopische Alge, in Diatoma Kütz. (T. DI. Fig. 4.,15) über. Der Nucleus
gehet ferner unter veränderten Lebensbedingungen in Gregarina, Enterobryus oder
Spiromyce über, während die äussere Hülle zerfällt. Die in Zoothamniumleibern be-
obachteten Kernformen (T. V. Fig. 1., 3% 41) berechtigen schon durch ihre Form
zur Vermuthung, dass sie sich mit ihrer Hülle auch noch höher ee ee
können, nämlich in kleine Distomeysten (s. T. V., Fig. 1., 3%”, T.IV., Fig. 2. ”-, Fig.
2). Diese Wahrscheinlichkeit wird noch erhöhet ahivch die 'Formähnlichkeit
mancher Zoothamnien und ihrer Schwärmsprösslinge mit Gregarina und Distomum,
(en ToVoFigi2;b-&, 0 DVD Pig, rk Pig'2, m) und endlich" durch’ das
Vorkommen von Acineten, deren Kern ganz die Gestalt eines Distoms hat (s. T. IV.
Fig: 9, 7).
Stiel. Der Stiel des Zothamniums ist bald kurz, bald lang, hat eine eylin-
drische, homogene, durchsichtige, glatte oder wellenförmige, geringelte, quer oder
längs gerunzelte, quer oder längs gestreifte, ausgezahnte oder ausgezackte äussere
Hülle (s. T.IV. Fig. 7.,®&, T. V. Fig. 1.) und sitzt mit einem Knopfe oder scheiben-
förmigen Fusse an der Schale des Flohkrebses fest. Durch die Axe dieses hohlen
Stieles läuft der sogenannte Stielmuskel bis zum Leibe des Thieres, worin er, in ein-
zelne Fasern getheilt, endigt (s. T. IV. Fig. 7.,°). So lange derselbe thätig ist, hat
er ein durchsichtiges, gleichförmiges, meist äusserst zartes längst gestreiftes Gewebe
und bewirkt durch seine Contractionen spiralige Contractionen des ganzen Stieles,
so lange und so weit seine Continuität mit dem Zoothamniumleibe nicht unterbrochen
ist. Letzteres kann schon bei ganz jungen, kurzstieligen Zoothamnien vorkommen, ja
es kann der Stielmuskel ganz verschwinden, während die äussere hohleylindrische
Hülle sich ausdehnt und erstarrt. Wir erhalten dann die Form der Epistylis, oder es
entstehen schon aus den Schwärmsprösslingen des Zoothamniums solche Epistylides,
ohne dass es zu einer Muskelentwickelung überhaupt kommt (vgl. T. IV. Fig. 7., °-3-,%-3- b-,
T.'V. Fig'1,*%#&, T. VI Fig. 2, %*b). Es’ finden sich endlich Zoothamnien (oder
Epistylides ), asien muskelloser Stiel aus scheibenförmig zusammengedrückten oder
kugelig an einander gereihten Zellen besteht, welche sich auch einzeln abschnüren, um
zu Zoothamnien oder Keimzellen derselben zu werden. Es geht diese Metamorphose
indessen auch an muskelhaltigen Stielen vor sich (s. T. IV. Fig. 7., ”, T. VI. Fig. 1.,- 4 ©,
Fig. 2., 4“). Der Stielmuskel zerfällt, sobald er seine willkürliche Bewegung verliert,
in Querbruchstücke, welche bald ein quergestreiftes, bald ein spiralig gewundenes,
bald ein glattes Gewebe haben und Kernzellen im Innern entwickeln, (s. T. IV. Fig. 8.,
T. V. Fig. 1,'*). Diese Bruchstücke (T. IV. Fig. 8.,%) haben grosse Aehnlichkeit
mit Gregarinen und Enterobryussporen (T.V. Fig. 1., +), die grösste aber mit Spiro-
myceformen (s. T. VII Fig. 4., 1%).
Die Stielhülle bekommt endlich auch ein quergestreiftes oder unregelmässig
gestreiftes Ansehen, und lösen sich die einzelnen Streifen in Bacterien auf (Fig. 1.,* ®),
was beim Stielmuskel ebenfalls geschieht. Es gehet nun hieraus hervor, dass Stiel-
muskel und Stielscheide von ganz gleicher Gewebsbeschaffenheit sind.
Der ganze Stiel endlich, nachdem er die Zoothamniumleiber abgeworfen hat,
gehet nicht immer einer gänzlichen Auflösung in seine Urgewebsformen, in Bacterien,
entgegen, sondern es sondern sich, indem derselbe an der Schale des Flohkrebses mit
BERN re
seinem Fusse haften bleibt, die Gewebsmoleküle zu einem andern Schmarotzer des
Flohkrebses, der Spiromyce polymorpha um. Die sich lösenden und zu freier, selbst-
ständiger Bewegung gelangenden Gewebsbacterien des Stieles verlassen ihren Mutter-
boden nicht, sondern suchen, nachdem sie sich in. lebhaftem Gewühle auf dem-
selben umhergetummelt haben, daselbst schliesslich einen Ruheplatz und ordnen sich zu
den dendritischen Formen der Spiromyce (s. T. VII. Fig. 2., 3. und 4). — Fig. 2," sind
Bacterien und Monaden der aufgelösten Zoothamniumstiele, welche sich @) als: junge
Spiromycen ansetzen, 7-8) zerfallende Zoothamniumstiele, welche 1%: wnd13. zu dendritischen
Spiromycen umgeordnet werden. Fig. 3. zeigt denselben Process, nur dass hier auch die
Zoothamniumleiber oder wenigstens ihre äussere zerfallende Hülle in die Spiromycenform
übergehet. Es verwandelt sich ferner der Stiel, der Zoothamniumleib und die Zellen der-
selben Abkunft nicht bloss in Spiromyce, sondern auch in Gewebsformen der. Flohkrebs-
schale (s. T. IV. Fig. 5.,!.”-° und T. VIL Fig. 4., 3,# 7. md 15, 17); Auch die ‘Fusscheibe
des Zoothamniums bleibt als eine Schalenzelle des Flohkrebses, oder als eine Cocconeis
übrig, die Zellen des abgestorbenen, oder in Spiromyceverwandlung begriffenen Stieles
werden pigmentirt und in Naviculaceen umgesetzt (T. IV. Fig. 5., ").
Fortpflanzung des Zoothamnium parasita.
a) Durch Knospenbildung. Seitlich aus der Leibeswand tritt bruchsackartig
eine durchsichtige und strukturlose Zelle hervor, welche bald darauf ein körniges Aussehen
bekommt und durch spiralige Spaltung des Scheitels Mundspalt und Wirbelorgan mit
Vacuole entwickelt (s. T. IV. Fig. 7.,'"2) Auch aus dem Mundspalte ‚oder dem Wirbel-
organe treten ähnliche strukturlose Zellen mit und ohne Kernbildung hervor, lösen sich
aber vom Mutterboden ab, um an einem andern Orte zur Zoothamniumentwickelung
zu gelangen. Selbst der Stiel des Zoothamniums treibt solche Knospen oder theilt
seine Ueberreste in dieselben (T. VI. Fig. 1.,%).
b) Durch Theilung, welche durch das Wirbelorgan bis zum, Ansatzpunkte des
Stielmuskels geht. Es löst sich nun der Theilungssprössling entweder mit Bildung
eines hintern Wimperkranzes ab, oder aber er bleibt sitzen und die Theilung geht
durch den Stiel und Stielmuskel weiter fort (s. T. V. Fig. 1., 2., T. VI. Fig. 4.). Dass
der Nucleus sich hierbei ebenfalls theilt, ist bekannt. Der in Theilung begriffene
Zoothamniumleib löst sich mitunter von seinem Stiele ab und schwärmt. mit doppeltem
Nucleus, doppelter, pulsirender Vacuole und eingekerbtem Peristome und Wirbel-
organe umher (s. T. V. Fig. 2,°-). |
c) Durch Eneystirung. Am häufigsten zellen sich die kurzgestielten einfachen
Zoothamnien ein, indem das Peristom sich zu einer glatten oder auf dem Scheitel
geknöpften Cyste schliesst. Der Kern des Zoothamniums wird in viele kugelige Zellen
aufgelöst, welchem Beispiele das übrige Parenchym folgt, so dass endlich das Innere
nur aus einem Haufen von kugeligen Zellen bestehet, ganz den Furchungskugeln
eines Eies nach der Befruchtung. gleichend. Diese Kugeln verschmelzen ‚endlich zu
zwei grösseren nierenförmigen oder unregelmässig abgerundeten‘ Embryonen, welche
mit einem Kranze von Wimpern, oder dicht, oder zerstreut mit solchen besetzt sind.
Auch an diesen Embryonen trifft man pulsirende Vacuolen, ‚welche gewöhnlich mit
einem dickeren Wimperpaare eingefasst sind. In. dieser. Form gleichen sie am meisten
dem Glaucome, einige haben den Nucleus des Zoothamniums noch wohl erhalten, bei
a rn
den meisten ist er aber nicht mehr vorhanden. Die Höhlen abgeworfener Flohkrebs-
schalen sind gewöhnlich mit diesen Thieren bevölkert und erscheinen bald farblos, bald
violett, hellbraun oder gelb gefärbt (die Farbstoffvarietäten des Flohkrebses) (T. I.,
Fig. 5.,121#, T. IV. Fig. 1., 4%). Diese Cystensprösslinge vermehren sich wieder durch
Quertheilung; die T. IV. Fig. 1. gezeichnete Einzellung des Zoothamniums habe ich
nur selten angetroffen, meistens sind die Cysten um den vierten Theil kleiner und
werden sehr zahlreich an den Bauchbogen der Leibesringe des Flohkrebses gefunden.
Es sind diese eiförmigen Zellen nicht zu verwechseln mit den Eiern der Anguillula,
welche hier auch häufig befestigt werden und zur Reife gelangen. Die Eier der letztern
sind grösser und dehnen 'sich mit der Entwickelung der Anguillula um das Doppelte
aus, was; dort nicht der Fall ist. «Die aus den Eiern geschlüpften jungen Auguillulae
gleichen den beim Regenwurme beobachteten ganz, doch lasse ich es dahin gestellt,
ob die dort erwähnte Bildungsgeschichte derselben auch hier Anwendung findet, zumal
die erwachsene und mit entwickelten Eiern 'strotzend gefüllte Anguillula sich häufig
unter den Bauchbogen des Flolıkrebses aufhält (s. T. I. Fig. 6, T. IV. Fig. 2 und 3).
Jene Cysten stehen in Reihen oder Haufen neben einander, mitunter auch auf einander,
sind von ovaler Gestalt und kurz gestielt, und ihr Zellinhalt wird aus gelb gefärbten
Körnern oder Kügelchen zusammengesetzt. In ihm zeigt sich eine oder zwei pulsirende
Vacuolen, häufig auch ein wurstförmiger Körper wie beim Zoothamnium, welcher
jedoch später meistens in das gleichmässig kömige-Gewebe des Zellinhaltes aufgelöst
wird. Der Zellinhalt nimmt eine nierenförmige Gestalt an, an einer pulsirenden
Vacuole oder über die ganze Körperoberlläche des Embryos entwickeln sich Wimpern,
letzterer fängt an, sich in der Cyste zu bewegen und entschlüpft durch einen Einriss
oder eine verdünnte, gewöhnlich kreisrunde Stelle der Cyste, um als kolpoda- oder
glaucomartiger Sprössling seine Wanderung anzutreten. Ausser der Glaucomform
kommen auch die Formen der Leucophrys, des Trachelius, Cyelidium und Peri-
dinium vor.
Die kolpoda- und glaucomartigen Sprösslinge findet man sehr zahlreich in den
jüngst abgeworfenen Schalen des Flohkrebses und scheint dieser Häutungsact die
massenweise Auswanderung derselben aus ihren Cysten zu veranlassen. Wir treffen
aber auch encystirte Zoothamnien ohne Stiel, gleichsam aus verändertem Schalen-
gewebe des Flohkrebses bestehend, wenigstens liegen dieselben so in demselben ein-
gebettet, dass es unmittelbar in die Oystenwand übergehet. Am besten lassen sich die
Uebergänge an der jugendlichen Schale junger Flohkrebse studiren. T. IV. Fig. 1. 2.
stellt Parenchym- und Farbstofizellen eines jungen Flohkrebses dar, welche sich unter-
halb und mit der äusserst zarten Schalenhaut zwischen den Bauchbogen in solche
Keimzellen verwandeln. Ich finde eine solche Metamorphose ebenso möglich wie die
Verwandlung von Epithel- und Muskelzellen des Darmkanales in Enterobryus, von
Schalenzellen in Cocconeis und Spiromyce. T.4. Fig. 2.,% 8%, Fig. 5., *-® zeigen uns
Schalenzellen eines jungen Flohkrebses, welche ihren Inhalt in Zoothamniumkeime
umsetzen; T.I. Fig. 6.,'".1%: eine solche keimbereitende Schalenzelle, worin die kleinen
Schwanzmonaden gleichenden Gewebstheile «den künftigen Embryo zusammensetzen.
Der noch nicht‘ ausgebildete Stiel dieser Cyste erscheint unzweifelhaft als Schalen-
gewebe und ist der Uebergang der letzteren in das Gewebe jener hier sehr deutlich
zu erkennen. Man‘ trifft ferner eingezellte Zoothamniumleiber, welche von. ihrera
Stamme abgerissen und in einem Geniste von verschiedenen Gewebstrümmern und
Naviculaceen hängend fortgetrieben werden, um an einer anderen Stelle der Schale
einen Anheftungspunkt und weitere Entwickelung zu finden (s. T. IV. Fig. 5.,m ).
Nicht immer stammen letztere Zelltormen von Zoothamniumbäumchen ab, sondern es
sind die weiter entwickelten Sporen des Enterobryus bulbosus (T. IV. Fig. 4. 5., T.
VIIL Fig.1.,%-), welche übrigens in ihrer Weiterentwickelung den vom Zootham-
nium abstammenden begegnen, also ebenfalls zu Zoothamnien oder deren Keimzellen
werden. Endlich trifft man Endglieder oder abgeschnürte Glieder der Spiromyce
polymorpha (s. T. VII. Fig. 4., %), welche den genannten Zoothamniumkeimzellen eben-
falls gleichen. Die Sprösslinge dieser Keimzellen setzen sich häufig an, um ebenfalls
wieder zu Keimzellen derselben Art zu werden, mitunter treiben sie auch aus einer
verdünnten Stelle eine Knospe, woraus wiederum eine gleichartige Keimzelle wird
(s. T. IV. Fig. 7., 1%). _ Nicht immer schlüpfen aus diesen Cysten kolpodaartige Junge,
sondern der Kern oder der Inhalt derselben wandelt sich in Monaden, Cryptomonaden
und Cercomonaden um (s. Fig. 7., 16), welche, wie wir später sehen werden, sich wieder
zu Zoothamnium entwickeln können.
Die Stielformen dieser Cysten verdienen unsere besondere Beachtung , sie
fehlen entweder ganz oder sind sehr kurz, cylindrisch, endigen mit einer Ansatzscheibe
oder dem Segmente einer Hohlkugel, welche wahrscheinlich aus dem Schalengewebe
des Flohkrebses besteht. Aus diesen Bildungsverhältnissen geht die Verwandtschaft
und Aelnlichkeit mit dem Enterobryus hervor. Der Stiel bestehet ferner aus mehreren
zusammengedrückten Hohlkugeln wie’ bei dem Zoothamnium und der Acineta, oder
nur aus einer Scheibe, auf oder aus welcher fadenartige oder knospige Ausläufer,
gewöhnlich zwei bis vier an der Zahl seitlich hervorspriessen. Wir treffen hier auf
eine Aehnlichkeit mit dem Stiele der Spirochona Scheutenii und den zu einem Fusse
umgestalteten Wimpern einer Cryptomonas (8. BıDV. Fig. 7. R EEig642
Weitere Metamorphose dieser Cysten und ihrer Embryonen. Die beschriebenen
Cysten wandeln sich, nachdem ihre Embryonen entschlüpft sind, in einen Amylodiscus
um (T.1. Fig. 6.,2*) oder in das Gewebe der Flohkrebsschale. Dasselbe geschieht
mit ihrem Inhalte. Ebenso gehen die ausgeschlüpften kolpodaartigen Sprösslinge in
Schalengewebe über (vgl. T. V. Fig. 3., 917.18 und Fig. 5., + 1-12"), Die gewöhn-
lichste Umwandlungsform dieser Sprösslinge in Schalengewebe ist ihre Verkalkung
(8. Fig. 5.,'%). Schalenreste, welche damit bevölkert sind, zeigen, sobald dieselben ver-
schwunden sind, eine Menge solcher Kalkdrusen, welche vorher nicht vorhanden
waren. Obgleich diese Formen auch in der lebendigen Schale gefunden werden, aus
ihrer Lebensthätigkeit und ihren Zellen hervorgehen, so glaube ich doch keiner
Täuschung verfallen zu sein, wenn ich das Entstehen dieser Körper an todten,
abgeworfenen Schalen von einer Verkalkung jener Sprösslinge herleite, weil dieselben
bei vorausgegangener Untersuchung der Schalenreste entweder gar nicht oder nur
sparsam vorgefunden wurden, später aber nach dem Verschwinden der kolpodaartigen
Sprösslinge in grosser Zahl vorhanden waren, abgesehen noch davon, dass eine diesen
Kalkkörpern ganz ähnliche Formgestalt bei dem Absterben und Einschrumpfen dieser
Sprösslinge unmittelbar beobachtet werden konnte, woraus zugleich auf den geschicht-
lichen Gang ihrer Verirdung zu schliessen ist. Die Wimpern der absterbenden kolpoda-
artigen Sprüsslinge erhalten ein perlschnurförmiges Ansehen und verkürzen sich ganz,
— Be
wie es bei dem zur Acineta sich umwandelnden Zoothamnium geschieht (T. I. Fig.5.,1%).
Dass diese kolpodaartigen Sprösslinge in glaucomartige sich verwandeln, auch durch
Theilung sich vermehren, glaube ich schon erwähnt zu haben. Ihre Umwandlung in
Zoothamnium geschieht unter Entwickelung der Anheftungsstelle zu einem Fusse und
Abwurf der Wimpern; ob daraus auch eine Acineta hervorgehet, hatte ich zu beob-
achten nicht Gelegenheit. Die in der Schale des Flohkrebses hier und da anzutreffenden
grösseren und dunkler pigmentirten Flecke und Stellen dürften wohl aus solchen
Cysten hervorgegangen sein (s. T. IV. Fig. 2.38% und Fig. 3., +“). Diese Pigment-
flecke oder diese Cysten mit ihrem pigmentirten Inhalte stimmen ferner ganz mit ein-
gezellten Gregarinen resp. kleinen pigmentirten Distomeysten überein, auch habe ich
Acineten gefunden, deren Inhalt die grösste Aehnlichkeit mit einem eingezellten
Distome hatte (s. T. IV. Fig. 9., 1"). Wenn ich nun für die Distome des Flohkrebses
die Abstammung von Gregarinen ausfindig gemacht habe, wenn die Sporen des von
Gregarinen abstammenden Enterobryus sich in Zoothamnium oder die Keimzellen der
kolpodaartigen Sprösslinge umwandeln, wenn die Glieder der Spiromyce dieselben
Keimzellen werden und Spiromyce sowohl von Zoothamniumstielen als von Entero-
bryussporen herstammt, so liegt der Schluss nahe, dass die beschriebenen Keimzellen
des Zoothamniums in Distomeysten übergehen, die Flohkrebsschale allmählich durch-
bohren und statt nach aussen ein kolpodaartiges Junges, nach innen ein freies,
geschlechtloses Distomum ohne Saugnapf, eigentlich also ein Monostomum (Jugend-
zustand des Distoms) ausstossen. Wenn ich nun während vieljähriger Untersuchungen
dieser Flohkrebse niemals Cercarien oder die bei Unio, Paludina etc. beobachteten
Ammenformen des Distoms finden konnte, wenn der kolpodaartige Embryo dieser
Keimzellen und der Acineten, wimperlos gedacht, die auffallendste Aehnlichkeit mit
einem eingezellten geschlechtslosen jungen Distomum hat, wenn die Distomjungen den
schwärmenden Knospensprösslingen eines Zoothamniums gleichen, so darf ich wohl
mit Recht diese Vorticelline in den Metamorphoseneyclus der im vorigen Kapitel be-
schriebenen Schmarotzer bringen.
d) Durch Mile Wir haben schon erwähnt, dass die Writer der
Infusorien durch Rückbildung oder Tod des Thieres in Kügelchen und Bacterien
zerfallen oder eine perlschnurförmige Gestalt annehmen. So geschieht es mit den
Wimpern der kolpodaartigen Sprösslinge, welche aus den eingezellten Zoothamnium-
leibern schlüpfen, und so geschieht es auch mit den Wimpern des Zoothamniums.
Bei der Einzellung desselben verschwinden die Wimpern des Peristoms, Wirbelorganes
und Schlundes nicht immer vollständig, sondern einige der beiden ersten Organe
bleiben nach aussen ausgestreckt, werden starr und nehmen eine perlschnurförmige
Gestalt an, während das Endglied knopfförmig anschwillt. Diese gegliederten und
geknöpften Borsten sind eben das charakteristische Merkmal der Acinetenverwandelung.
Die Rigidität derselben ist entweder eine wirkliche oder nur scheinbare, indem sie sich
ehe oder verlängern, einziehen und wieder ausstrecken können. Die Entwicke-
lung der Borsten erfolgt centrifugal, aus der Wandung des eneystirten Zoothamnium-
leibes, aber ebenso gut auch centripetal durch Ansatz von Monaden und bacterien-
artigen Gewebselementen, ohne dass dieselben gerade von einem Zoothamnium unmit-
telbar herzustammen brauchen (s. T. IV. Fig. 9., ®), ein Vorgang, welchem wir noch
bei anderen Infusorien häufig begegnen werden. Uebrigens ist die Borstenbildung
RENTSCH, Homoiogenesis, Heft I. fe)
= WE
eine ganz unwesentliche, ‘denn es giebt Abstammungsformen: des Zoothamniums mit
gleichem sonstigen Baue, Zellinhalte und gleicher Keimbereitung, ohne dass eine’ Borste
vorhanden ist; daher ist auch die vorher beschriebene Bildung von Keimzellen des
Zoothamniums mit der Acinetenbildung im Wesentlichen gleich und gehet letztere aus
jener mitunter hervor (s. T. IV. Fig. 9. yR-): fi
Die Körperbildung der Adihetd Zoothamnii parasitae ist eine sehr unregel-
mässige und weicht von der ovalen Cystenform häufig ab. Am nächsten kommt sie der
eines zur Längstheilung sich anschickenden Zoothamniumleibes. Der Leib ist meistens
unregelmässig konisch gestaltet, mit der Spitze oder dem Stiele nach unten, mit der
Basis nach oben sehend, die Seitenwände unregelmässig gerippt, die Stirn hügelig,
nach beiden Seiten hin knotig aufgetrieben, auf welchen Knoten gewöhnlich die Borsten
sitzen; auch bedingen die bruchsackartigen Auftreibungen des Zoothamniunleibes,
besonders des Wirbelorganes, des Schlundspaltes oder der Seitenwand desselben die
künftige Gestaltung der Acineta (s. T. IV. Fig. 9.,-#, T. VL Fig. 2.,%*). Der Stiel
der Acineta stimmt mit dem Stiele des Zoothamniums und seiner Keimzellen überein,
doch erreicht er niemals die Länge eines ausgebildeten Zoothamniumbäumchens, sondern
ist kurz. Es geht hieraus hervor, dass nur kurzgestielte Zoothamnien oder deren
Knospen und Keimzellensprösslinge in die Acinetenbildung übergehen. Auf Zootham-
nienbäumcehen habe ich nie Acineten angetroffen. Die Acineta hat eine ebenso
elastische und zähe, ausdauernde äussere Hülle wie das Zoothamnium. Das Innere
derselben bestehet aus einer körnigen, gleichmässigen oder in Kugeln zusammen-
geballten Masse, in welcher eine pulsirende Vacuole, selten aber der Zoothamniumkern
sichtbar bleibt. Gewöhnlich löset sich der Nucleus in jenen gleichförmigen Zellinhalt
auf, oder aber er wächst auf Kosten des ——. Parenchyms und bildet einen wurm-
förmigen Kern von ähnlicher Gestalt wie das Distom (T. IV. Fig. 9.1"). Der Kern
der Acineta giebt endlich durch Quertheilung kugelige Keime ab, welche sich zu
Embryonen entwickeln. Letztere treten nach einiger Zeit hervor, indem der Scheitel
der Acinete sich öffnet und nach der Geburt eines Embryos wieder zusammenzicht
(3 TV BR. 5
Die austretenden Aeinetenjungen gleichen aber hier nicht den von Stein beob-
achteten Knospensprösslingen des Zootliamniums, sondern ganz den Jungen, welche
die Keimzellen des Zoothamniums ausstossen €-&). Nach der Geburt von mehreren
Jungen verringert sich die Masse des Kernes ®-m), bis er ausgebeutet ist oder in eine
andere Bildung übergehet, während die Acinetenhülle als durchsichtige leere Haut
länger erhalten bleibt. Diese Acinetenjungen sind bei der Geburt entweder farblos
oder durch eingesprengte Farbstotfzellen gelb gefärbt. Auch trifft man bald farblose,
bald gelb pigmentirte Acineten oder ihre Ueberreste, welche in einen Haufen von
Farbstofizellen verwandelt (T. VI. Fig.5., -) und dann zu mikroskopischen Algenformen,
Navieulaceen oder Cryptomonaden ausgebildet werden. Auch die Acineten vermehren
sich durch Knospung, indem ihre Wandung sich bruchsackartig ausdehnt, mit Borsten
besetzt und einen Stiel abschnürt (s. T. IV. Fig. 9.,1%), ebenso durch Quertheilung
(T. VI. Fig. 2., *). Endlich bildet sich der Acinetenleib in Cellulose und Flohkrebs-
schale um wie das Zoothamnium (Amylodiscus) (T. IV. Fig. 9., 2°). Ueber die Ent-
wickelung der Acineten aus andern Infusorien siehe das folgende Kapitel nach!
Kapitel IM.
Entstehung des Zoothamnium parasita aus andern Thierformen.
Wir wissen, dass das zerfallende Zoothamnium und seine Abstammungsformen
sowohl in Monaden, Bacterien und Vibrionen als auch in Cryptomonaden und Navi-
eulaceen sich verwandeln, 'ehe wir aber die Rückkehr dieser Wesen zu dem Formen-
cyelus des Zoothamniumlebens verfolgen und betrachten, erlaube ich mir, zum Ver-
ständnisse dieser primitiven, organischen Wesen erst einen speciellen Excurs auf ihre
Entstehung und ihr Leben überhaupt auszudehnen; denn gerade hierin liegt der Haupt-
schlüssel zum Verständnisse aller andern einfachsten und selbständigen, wie vielfach
gebundenen und zu einem höher gegliederten Sammelorganismus vereinigten Zellen.
Um in den Grenzen der beim Gammarusleben betheiligten freien oder gebun-
denen Organismen zu bleiben, lege ich hauptsächlich die primitiven Lebensformen zu
Grunde, welche von den Schmarotzern des Gammarus oder dessen Gewebsformen,
durch eigenlebendige oder Todesthätigkeit gezeugt, abstammen und auch als Schmarotzer
auf der Gammarusschale leben.
Als Grundform des pflanzlichen und thierischen Organismus wird die Zelle
angenommen, ein willkührlicher Anfangspunkt in der unendlichen Kette des organischen
Lebens, für die wissenschaftliche Erkenntniss und Darstellung aber gültig. Die Urzelle
ist bekanntlich eine Kugel, bestehend aus einer dichteren Aussenschicht, der Zellwand,
und einem weniger dichten Innern, dem Zellinhalte. In der Wechselwirkung beider
Formen bestehet das Leben der Zelle. Aber diese Urzelle ist ein aus anderen, noch
ursprünglicheren Formen zusammengesetztes Gebilde, welche uns bis an die Grenze
des durch das Mikroskop optisch Erkennbaren führen. Die darüber hinausgehenden
Formgestaltungen und Bewegungen finden in der Erkenntniss der chemischen und
physikalischen Erscheinungen ihre Ergänzung.
Alle sogenamnten Zellen lassen sich, mehr oder weniger durch die Optik nach-
weisbar, zu einem Faden aufwickeln, welcher natürlich in seiner historischen und
organischen Beziehung zum entsprechenden Zellenleben eine verschiedene Dichtigkeit
und chemisch organische Qualität haben muss und wiederum aus kleinsten Zellen
bestehet, die ebenso aufzulösen sind, bis sie der optischen Erkenntniss als solche ent-
schwinden. Umgekehrt rollen sich Fäden zur Kugelform ein, wodurch wieder eine
Zelle entstehet. Beide Vorgänge erfolgen in der Richtung der Spirale, beide Formen
ergänzen sich durch sich selbst, ihre wechselnde Ergänzung ist aber unendlich wie das
Gesetz ihrer Bewegung. In der doppelgeschlechtlichen Gliederung und Vereinigung
zum Zwecke der Vermehrung tritt, als männliche. Form der zellige Faden (Samen-
faden), als weibliche die kugelige Zelle (das Ei) hervor, und doch sind beide Formen
nur Wiederholungen und Ergänzungen desselben eben beschriebenen, naturgesetzlichen
8*
u Vi
Vorganges, welche aus einer Grundform entstehen und zu derselben sich wieder auf-
lösen, oder vereinigen.
Wir haben schon erwähnt, dass die Schmarotzer des Flohkrebses in Monaden,
Bacterien und Vibrionen zerfallen. Dieses geschieht aber auch mit allen Gewebs-
formen des Flohkrebses selbst, ja ist ein- Vorgang, welcher allen Thier- und Pflanzen-
zellen eigenthümlich ist. So beobachtete ich die Bildung von freien Vibrionen und
Monaden in den lebenden geschlossenen Leberzellen des Flohkrebses (s. T. IX. Fig. 3., ®-),
in den lebenden und befruchteten Eiern (T. XIII. Fig. 4., *), den Dotterzellen und den
Parenchymzellen seines Embryos (Fig. 5., * *2-°), und war diese Bildung nicht etwa
ein Zeichen des Zerfalls und Todes, sondern ein Glied, ein Act in der lebendigen
Metamorphose und Bildung der Gammaruszellformen.
Es drängt mich hier zu der Bemerkung, dass die Bewegung der kleinsten
Monaden und Vibrionen von der sogenannten Molekularbewegung wohl nicht unter-
schieden werden kann und umgekehrt. Es giebt Monaden, welche passiv durch den
Wirbel des verdunstenden Wassers bewegt werden oder demselben activ voraus-
eilen und umgekehrt entgegenschwimmen und ihn kreuzen u. s. w., ein ganz gleiches
Spiel sieht man von anorganischen, todten Körperchen in verschiedenen Flüssig-
keiten; es entscheidet daher, will man über die Activität oder Passivität solcher
Körperbewegung ins Reine kommen, nur die Kenntniss von der Geschichte des
bewegten Stoffes.
Monaden gehen in Bacterien und Vibrionen über und umgekehrt; mit Recht
sagt daher Ehrenberg, dass Bacterium und Vibrio nur Monadenstöcke seien. Um noch
ein Beispiel anzuführen, verweise ich auf T. V. Fig. 3.,* ”*). An diesem absterbenden
Glaucome tritt die Aggregation der Gewebselemente in Form von Bacterien und
Vibrionen deutlich hervor, welche nach dem Zerfalle der Glaucomleiche selbständig
werden, um dann ferner in Cercomonaden, Oscillarinen und Naviculaceen sich zu ver-
wandeln. Diese Umbildungen kommen auch bei Bacterien und Vibrionen anderer
Abstammung vor, ja es muss uns zuletzt ihre Quelle gleichgültig sein, denn wer wollte
ihnen später ihre Abstammung ansehen können ?
Wir kommen so ganz von selbst auf einen Gegenstand, welcher vielfachen
Streit und viele Phantasien hervorgerufen hat, nämlich auf die Generatio spontanea
seu inzqualis seu Heterogenesis, also auf den Nachweis, dass Organismen verschiedener
und selbständiger Art aus einander hervorgehen und in einander sich umwandeln
können. Es kann nun hier eingewandt werden, dass, wenn alle Thier- und Pflanzen-
zellen aus den genannten Elementen bestehen sollen, diese, wenn auch nicht von ein-
ander unterscheidbaren, Formen die kleinsten Keime ihrer Art sind und sich auch
wieder in die stammelterliche Form ihrer Art umwandeln. Man kann dies auch in
gewissen Grenzen der einfachsten und niedrigsten organischen Formen zugeben. In
anderer Richtung trifft es aber nicht zu; so wird aus den auf diese Weise zerfallenden
Zellen höher entwickelter Thiere und Pflanzen niemals die stammelterliche Form
wieder; die von einer Eiche oder einem Elephanten abstammenden Vibrionen werden
niemals ausserhalb des stammelterlichen Organismus sich zum Keime einer Eiche oder
eines Elephanten wiedergestalten, und doch sind diese Vibrionen gar nicht zu unter-
scheiden von denen, welche von einem Vibrio selbst abstammen. Ebenso ‚wenig
geschieht es, dass die vom zerfallenden Glaucome abstammenden Vibrionen sich wieder
Be
in ein Glaucom verwandeln, sondern sie gehen in mikroskopische Algen oder Cerco-
monaden und Astasien über. Die Heterogenie als solche in gewissen Grenzen, soweit
sie die Gesetze des jetzt bestehenden Erdenlebens geben, festzuhalten, ist wohl eine
einfachere und natürlichere Theorie, als die Lehre vieler Naturforscher, welche die
Analogien der höheren Thier- und Pilanzenorganismen auf die niedrigsten Entwicke-
lungsstufen derselben überträgt und nur durch gleichartige Zeugung die Erhaltung und
eniehineit der Art gesichert wissen will. Ohne die letztere aus dem Bereiche der
Thatsachen weisen zu wollen, muss ich doch jene, die ungleichartige Zeugung, als
ebenso sichere Thatsache annehmen, und mögen folgende Beobachtungen dazu dienen,
sie als solche festzustellen.
8.1. Monas termo, Bacterium termo, Vibrio lineola.
Die Vibrionen sind mehrgliederige, fadenartige Thiere, welche sich in der
Riehtung der Spirale bewegen und deren Glieder in der Richtung einer Spirale mit
einander verbunden sind. Sind nur wenige Glieder vorhanden, so haben wir das
Bacterium, nur eins, die Monade in der kleinsten sichtbaren Gestalt. Die Entwicke-
lung einer Wimper oder eines Rüssels als besonderen Bewegungsorganes bei letzteren
ist im Verhältnisse zum Thiere nur die Aufrollung eines Gliedes zu einem Faden, im
Verhältnisse zur Gesammtgeschichte nur die Gliederung zu einem Vibrio. Durch Com-
bination und Conjunction dieser Grundformen entstehen grössere Sammelformen und
Zellen, welche dieselben Gliederungen und Verbindungen wie bei den Ursprungsformen
wiederbilden. |
1) Metamorphose der Vibrionen in Pflanzenformen. Vibrionen, Bacterien und Mo-
naden der kleinsten Art, mögen sie nun von thierischen oder pflanzlichen Zelltrümmern
oder sonst woher stammen, sammeln sich in Haufen und lagern sich in der Richtung der
Spirale zu einem linsenförmigen, runden, elliptischen oder ovalen Körper an einander.
Während die Contouren der Bacterien in zarte, spiralige Streifungen durch- dichtere Aggre-
gation resp. Wachsthum der einzelnen Bacterienglieder verschwinden, werden die Körper
glatt und farblos und verhalten sich optisch und chemisch ganz wie Amylumkörper. Als
ich dieselben vor Jahren auch in Infusionen rein thierischer Gewebstrümmer entstehen
und im Gewebe lebender Thiere als normalen Bestandtheil häufig fand, so nannte ich
sie Amylodiscus, zum Unterschiede von dem in lebenden Pflanzenzellen erzeugten
Amylum. Auch Virchow fand sie als kranke Zellmatamorphosen im menschlichen
Organismus vor und nannte sie Amyloid. Diese Amyloidformen sind aber identisch
mit meinem Amylodiscus, und habe ich den letzteren Namen nur beibehalten, weil er
einmal in den Text aufgenommen und mir geläufig geworden war; es stehet‘ daher
Jedem frei, dafür die Bezeichnung Virchow’s zu gebrauchen.
Die Amylodisci entstehen nicht bloss als Zellmetamorphosen in lebendigen,
thierischen Geweben, sondern auch, wie oben angegeben, frei in Infusionen thierischer
Gewebe, und habe ich mich auf das Bestimmteste überzeugt, dass sie nicht vorher in
denselben vorhanden waren; übrigens wird im weiteren Verlaufe dieser Darstellung
ihre heterogene Erzeugung wiederholte Bestätigung finden. Nicht bloss ein Haufen
von Bacterien, sondern jedes einzelne Glied kann in Amylodiseus übergehen; die aus
Haufen entstandenen Amylodisci sind’ daher nichts weiter als die in eine’ bestimmte
u: a
Form zusammengelagerten kleineren. Sie vermehren sich durch Theilung (und zwar
geschieht dies immer durch Trennung der Faser in Achtertouren, also in einer Rechts-
und Linksspirale) in gleiche Hälften, oder durch Ablösung einzelner Theile, wovon
jeder vor dem andern weiterwachsen und sich umwandeln resp. vom Mutterkörper
trennen kann, um frei zu einem grösseren Amylodiscus heranzuwachsen, ein Vorgang,
den wir als Knospung kennen. Es kann sich aber auch nach und nach jeder Theil
ablösen und der gesammte Amylodiscus in seine kleinsten Elemente zerfallen, wovon
jedes als selbständiger Amylodiscus fortlebt oder sich wieder in Bacterien verwandelt.
Die weitere Metamorphose in andere Pfilanzenzellformen, welche jeder Amy-
lodiscus erfahren kann, geschieht auch mit jedem Theile innerhalb seines Ganzen.
Daher sehen wir innerhalb eines grösseren Amylodiscus oftmals Zellen, welche von der
ursprünglichen Anlagerung in der Richtung einer von Pol zu Pol laufenden Rechts-
und Linksspirale abweichen und mit ihrer Längsaxe eine radiäre oder unregelmässige
Stellung und durch Copulation eine vielfach verzweigte, schlauchartige Form annehmen,
welcher Umstand keine andere Bedeutung hat, als dass die constituirenden Zellen sich
in einer andern Spiralrichtung zusammenordnen. Ebenso können durch centripetale
Zerklüftung des Amylodiseusgewebes Theilformen entstehen, welche später die Faserung
der Stammform durch Umordnung der Elemente ganz ebenso wiederherstellen. End-
lich entsteht durch Anlagerung und Verschmelzung mehrerer Amylodisci ein grösserer,
in dessen Faserung der Bau der hinzugekommenen vollkommen aufgehet (s. T.L
Fig. 1., +10“). Ich habe Amylodisci in mit reinem Wasser gefüllten und verschlossenen
Gefässen aufbewahrt und eine ausserordentlich rasche Vermehrung derselben wahr-
genommen, so dass trotz wiederholter Verluste stets eine ziemlich dicke weisse Schichte
davon den Boden der Gefässe bedeckte. Ich muss mich hier verwahren gegen den
Verdacht, dass Amylum von aussen hineingekommen sein dürfte. Eben so wenig wurde
ein Gährungsprocess beobachtet.
Von der Entstehung der Amylodisei aus andern Thier- und Pflanzenorganismen
soll später die Rede sein, in Bezug auf den Gammarus erwähne ich nur vorläufig,
dass diese Amyloidkörper im Parenchym des Flohkrebses gefunden werden, und die
Schalenzellen des letzteren häufig nicht bloss denselben Bau, sondern auch dieselbe
chemische Reaction zeigen, woraus folgt, dass sie im Gammarus eine ähnliche Ent-
stehung aus Vibrionen und monadenartigen Gewebselementen haben wie im ungebun-
denen freien Zustande.
Die Verwandlung eines Vibrio oder Spirillum in Algen veranlasste bereits
Burnett zu dem Urtheile, die Vibrionen seien gar keine Thiere, sondern die beweg-
lichen Keime jener Algen, auch hielt er dieselben noch aus dem Grunde für Pflanzen,
weil elektrische Schläge sie nicht tödten sollten. Brechnusswasser oder. Brechnuss-
tinktur tödtet jedes Infusionsthier, und auch Vibrio, Spirillum, Spirochaeta werden da-
durch auf der Stelle bewegungslos, welche Thatsache wieder umgekehrt als Beweis für
ihre thierische Natur angeführt werden könnte. Die Frage, ob Vibrio pflanzlicher oder
thierischer Natur sei, wird durch die ganze Darstellung in dieser Abhandlung wohl
gründlich beantwortet werden.
Man kann den Uebergang der Bacterien in Vibrio baeillus und Spirillum
undula in jedem Haufen zerfallender Infusorien beobachten; sie gehen wieder. in
Oseillarinen, Hygrocrocis und Gallionellaformen uw. s. w. über, indem: sich ihre
a BE
Glieder mehr! und mehr entwickeln resp. ihr Zellinhalt in Farbstoff: umwandelt. (s. T.V.
Fig3.,°",)T.-ILL.-Fig:'l.).
Spirillum, Vibrio oder Bacterium setzen einige mittlere Glieder in Pigment-
zellen um, oder aber zwei mittlere Umgänge des schraubigen Spirillumfadens ver-
schmelzen spiralig zu zwei Farbstoffzellen, während die Endglieder farblos bleiben,
erstarren und mit einem Kieselpanzer sich bekleiden, oder aber der ganze Vibrio färbt
sich und gehet ebenfalls in eine Naviculacee, die Ceratoneis über (s. T. Il. Fig. 3., T. Il.
Fig. 1. und 2.). Ehe eine Erstarrung der Enden eintritt, siehet man dieselben sich
feiner ausziehen, langsam oder schneller spiralig drehen oder wimpern, in der mittleren
Pigmentzelle sich gelenkartig einbiegen und wieder ausstrecken, also ein den Cerco-
monaden gleichendes Leben führen, auch bilden sich in der That aus Bacterien Öerco-
monaden, welche wiederum in Naviculaceen verwandelt werden. Die Elementarzellen
der Baeterien haben bald eine runde, bald eine cylindrische, elliptische oder spindel-
förmige Gestalt. Sind zwei zusammengelagert, Zwillingsstäbchen, Bacterium biloculare,
so sehen wir sie bald an den Grundflächen oder Polen, oder seitlich mit ihren Rändern,
oder der Hälfte ihres Körpers zusammenhängen und bald in einer engeren, bald in
einer weiteren Spiraldrehung sich vereinigen, während die Zellen selbst eine Drehung
um ihre Längsaxe machen. Indem die Wimper nichts weiter ist als die zu einem
Faden aufgewickelte Zelle, so sehen wir auch hier an den Enden schwingende Fäden,
also eine Cercomonas entstehen. Die Cercomonas ist eigentlich nichts weiter als eine
Zwillingsmonade, aus welcher jene Naviculaceen hervorgehen. In Bezug auf die
Schmarotzerpflanzen des Flohkrebses bemerke ich hier im Voraus, dass die Vibrionen
auf der Schale desselben sich auch in Spiromycen umwandeln.
2) Verwandlung der Vibrionen in andere Thierformen. Jedes Glied eines Vibrio
kann zur freien Monade werden und als solche in grössere Formen auswachsen, aber
auch der‘ganze Vibrio durch passende Aggregation und Entwickelung seiner Elemente
zur Monade und Cercomonade sich ausbilden, ja es lagern sich oft mehrere Vibrionen
zusammen, um eine der genannten Thierformen zu bilden. So zusammengesetzte
Monaden und Cercomonaden gehen dann ebenfalls in diejenigen Thierformen über, in
welche der Vibrio sich unmittelbar umsetzt. Zu diesen rechne ich hauptsächlich:
2 Amoeba.
Die kleinsten Amebae gleichen nicht bloss den Bacterien des Grega-
rinengewebes und den kleinsten Gregarinen (T. VIII. Fig. 2.,*-"%), sondern gehen
auch aus einem einzelnen oder zwei Gliedern des Bacteriums hervor, endlich lagern
sich Bacterien und Vibrionen zu einem Haufen an einander: An irgend einer Stelle
dieses Haufens verschwinden die Contouren der Vibrionen, ein lichter, farb- und structur-
loser Fleck erscheint, dehnt sich aus und erhebt sich hügelig, es entstehet Bewegung
im Haufen, indem andere Bacterien in die Aggregatform des lichten Fleckes über-
gehen, während umgekehrt Theile von demselben wieder die Form der Bacterien an-
nehmen. Anfänglich erscheint diese Bewegung selten, wie wir sie bei den farblosen
Blutkörperchen des Regenwurmes und Flohkrebses wahrnehmen, später häufiger. Die
Bacterien und Vibrionen theilen sich durch diese Wiederholung in kleinere Formen,
so dass aus der regellosen Anordnung ein gleichmässigeres, feineres Gewebe wird, an
welchem wir bald einzelne lichte Räume, innere Zellbildungen, wahrnehmen, welche
ebenso oft dem Wechsel unterworfen sind wie die äussere Form (T. I. Fig. 1.).
in ME
Die Amceba ist gleichsam eine Mischung von flüssigem, willkührlich beweglichem
Eiweisse und bacterienartigen Elementarformen, beide gegenseitig in einander und aus
einander hervorgehend. Bei den durch Form- und Structurveränderung bewirkten
Bewegungen des Thieres löst sich das bacterienartige Gewebselement nicht bloss in
das eiweissartige und umgekehrt auf, sondern es drängt sich hierbei auch eins an dem
andern vorbei und hindurch, oder auseinander. So entstehet die gleichsam fliessende
und wallende Bewegung der geformten Elemente im Innern des Thieres bei seinen
Form- und Ortsveränderungen und so auch die Zellbildung im Innern und verschwindet
ebenso leicht. Wie das formlose Eiweiss überhaupt in vibrionenartig geformte Gewebs-
elemente übergeht, werden wir später kennen lernen. Es ist die Bewegung der Amoeba
für das Verständniss der Exosmose und Endosmose im Zellenleben sehr belehrend,
und lieferte namentlich der Ein- und Durchtritt geformter Nahrungsstoffe dafür noch
strietere Beweise und deutlichere Anschauung. Man trifft in den Amoeben, entweder
eingebettet in grössere Zellräume, oder eingelagert in das Parenchym, gelbliche, licht-
brechende, runde oder elliptische, nierenförmige, spindelförmige Körperchen, welche
nicht bloss etwaige von aussen aufgenommene Nahrungsstoffe sind, sondern wirkliche
Umwandlungen des Amoebengewebes, ebenso wie jene aus bacterienartigen Elementen
entwickelt. Sie lösen sich wieder in farblose Gewebselemente der Amoeba ebenso wie
die Nahrungsstoffe auf, bilden die Kerne von Zellen und leiten deren spätere Meta-
morphosen ein. Dass die Amoeben selbst durch Theilung wieder sich unendlich ver-
mehren, wird durch obige Entstehungsgeschichte nicht im mindesten in Frage gestellt.
Die Amoeba verwandelt sich nicht bloss in den bereits oben beschriebenen
Amylodiscus, sondern auch in Pilzalgen. Indem die Amoeba sich kugelig zusammen-
zieht und starr wird, gehen ihre thierischen Elementarformen in pflanzliche, in Amylum
und Cellulose über. Es ist dieser Vorgang nicht bloss innerhalb der Pflanzenzellen
und in den Zellen grösserer und zusammengesetzterer Thierorganismen zu beobachten,
sondern ganze thierische Organismen wie die Amoeba wandeln sich in einen Amylum-
körper um; es bleibt daher gleichgültig, ob Pflanzeneiweiss oder Thiereiweiss in Amy-
lum und Cellulose übergehet. Dass der Stickstoff verschwindet und die übrigen Ele-
mente eine andere Umordnung erleiden, ist aus der analogen chemischen Reaction zu
schliessen. Die Amoeba wird noch in anderer Form starr, so sahen wir sie fadenartig
gestreckt (T. HI. Fig. 1.,%) sich gliedern und in eine Pilzalge sich verwandeln, wie
wir sie in ähnlicher Form als Enterobryus kennen gelernt haben, oder ihre strahlen-
artigen Arme, wie sie die Amoeba radiosa ausstreckt, erstarren und werden zu einem
dem Amylodiscus verwandten Gebilde, dem Spirodiscus cornutus (Fig. 1.,"“). Diese
Hörner fallen häufig ab oder lösen sich auf und hinterlassen dann einen Spirodiseus,
welcher mit dem Amylodisceus übereinstimmt (Fig. 1.,%). Die Amoeba verzweigt sich
endlich in Gestalt einer Pilzalge, welche wir als Spiromyce polymorpha kennen lernen
werden. Dieselbe Verwandlung, welche das amoebenartige Blutkörperchen des Floh-
krebses erleidet, d. h. in amylodiseusartige Schalenzellen, Schalencellulose und Kalk,
erleidet auch Amoeba. Da ich so häufig fand, dass die progressiven Entwickelungs-
stufen eines Bildungseyclus auf halbem Wege oder am Endziele zurückliefen, also zu
regressiven in umgekehrter Ordnung wurden, so lag die Vermuthung nahe, dass auch
das anorganisch Gewordene nicht starr bleiben, sondern wieder in organische, pflanz-
liche und thierische Form sich umbilden werde. Zu diesem Zwecke untersuchte ich
Pa
Infusionen des kohlensauren Kalkes oder Reste desselben in abgestorbenen und zer-
störten Pflanzen- und Thierzellen. Der kohlensaure Kalk hat in seinen Ablagerungs-
formen innerhalb organischer Zellen dieselbe bacterien- und vibrionenartige Aggregation
wie die organischen Zellelemente selbst, ja man kann diese Anordnung sogar in seinen
freien erystallinischen Formen deutlich erkennen. Es ist durch Ehrenberg längst auf
das Glänzendste nachgewiesen, dass ganze Kalkgebirge ein organisches Substrat haben,
d. h. aus mikroskopischen Pflanzen und Thierformen hervorgegangen sind, ebenso ist
es mit den in ihnen so häufig vorkommenden Kieselbildungen. Schlägt man zwei
Stücke Feuerstein resp. zwei in demselben versteinerte Echiniten an einander, so ent-
wickelt sich in demselben Augenblicke ein Geruch wie von verbranntem Horne, ein
Beweis, dass hier etwas Thierisches durch die Reibung verbrennt, und wir wissen, dass
Feuersteinbildungen die Steinsärge noch vieler anderer kieselhaltiger Thier- und
Pflanzenformen sind. Untersucht man die kiesel- und kalkhaltigen Panzer mikrosko-
pischer Organismen genauer und besonders im Zustande ihres Zerfalls, so sieht man
die vibrionenartigen Fasern derselben, welche aus kleinsten Kiesel- oder Kalkkörnchen
gebildet sind, auseinanderweichen und als einzelne Fasern sich in grössere oder kleinere
Bruchstücke theilen (s. T. U. Fig. 1., €", Fig. 5., *, Fig. 13.,"- ete.). Diese Kalk- oder
Kieselfasern bleiben aber nicht starr, sondern gewinnen Leben, Molekular- oder
Monadenbewegung, indem wahrscheinlich von den anorganischen Bestandtheilen etwas
aufgelöst wird und die organischen Theile wieder Beweglichkeit, Leben und Selbst-
ständigkeit als Bacterium und Vibrio erlangen. Nicht minder ist dies zu beobachten
bei Kalk- und Kieseltrümmern, welche keine organische, zellige Grundlage mehr
erkennen lassen, aber auch hier sah ich um solche Trümmer eine Zellmembran sich
lagern und durch den Process der Exosmose und Endosmose den amorphen anorgani-
schen Kern in Zellen oder Zellelemente umgewandelt werden. Ich hatte ferner häufig
Gelegenheit, Kiesel- und Kalkschalen von Infusorien ihr regelmässiges Gewebe auf-
geben und zu amorphen Kiesel- und Kalktrümmern zusammensintern zu sehen, ein
Fingerzeig für die Geschichte der im Grossen gefundenen Lager und Formationen
dieser Erden, worin keine oder wenig Infusorienreste aufgefunden wurden.
Der Zerfall der kalkhaltigen Schale des Flohkrebses in Vibrionen und deren
Abkömmlinge ist von mir so oft beobachtet worden (s. T.XV. Fig. 4., 4"), dass ‘ich
darüber nicht den geringsten Zweifel mehr hege. Es geschah mit ihr ebenso wie mit
andern Gewebstheilen des Flohkrebses. Die Infusionen derselben wurden stets so gemacht,
dass ein Eindringen dieser Wesen von aussen nicht gut möglich war, auch erinnere
ich an die Bildung von Vibrionen innerhalb absterbender Pseudonavicellencysten
lebender Zellen des Flohkrebses und der Gregarinen.
Die sogenannte Priestley’sche Materie, welche aus Cryptomonaden, Navieula-
ceen, Öscillarinen, Gallionellen, Protococcen, Monaden, Bacterien, Vibrionen, Amoeben,
Euglenen u.s. w. bestehet, wurde in einem Platintiegel ausgeglüht, in ein reines, trockenes,
ausgeglühtes Reagensglas gethan und mit abgekochtem, filtrirtem Seewasser übergossen,
dieser Aufguss nochmals gekocht und dann fest verkorkt in die Sonne gesetzt. Nach
einigen Stunden wurde die Infusion untersucht, es fanden sich darin nichts weiter als
Kieselkalkpanzer oder deren Bruchstücke, etwas Kohle und kleine prismatische und
kubische Crystalle, wahrscheinlich Kalk, von einem organischen Leben keine Spur.
Nach einigen Wochen waren letztere pigmentirt und in kugelige Protococeuszellen
RENTSCH, Homoiogenesis, Heft I. 9
ie:
verwandelt, woraus unter Umgestaltung in eine ovale Form Cryptomonaden und Navi-
eulaceen hervorgingen. Ausserdem Monaden, Bacterien und Vibrionen unter lebhafter
Molekularbewegung und Theilung der Kieselkalktrümmer sich erzeugend, welche sich
zu Amylodiseis umordneten. Ich hebe diese Umwandlung des starren Irdenen in das
weiche Thierische im Voraus hervor, weil wir auf die Umwandlung von Kieselkalk-
schalen der Infusorien in andere weiche, bewegliche und organische Formen nicht
bloss nach ihrem Tode, sondern auch während ihres Lebens stossen werden.
Wenn nun diese heterogene Schöpfung hier unter sehr beschränkten Bedin-
gungen zu Stande kam, um wie viel mächtiger muss sie unter den Einflüssen aller frei
wirkenden kosmischen Kräfte sich äussern. Man bedarf auch gar nicht dieser Infu-
sionen als Beweis der Heterogenesis, bei jedem mikroskopischen Blicke in das Natur-
leben zeigt sich dieser Vorgang und dieses Gesetz einer unbefangenen Beobachtung,
und ich kann nicht begreifen, wie Naturforscher die Existenz derselben allgemein und
hartnäckig leugnen, da ja nur durch sie allein die verschiedenen Schöpfungsreihen
ganz neuer organischer Wesen in der jüngern Schöpfungsgeschichte unserer Erde zu
Stande gebracht sein können, und der Stoff- und Zellenwechsel alles jetzigen organischen
Lebens nur auf ihr beruht. Der Amoeba am meisten verwandt ist Actinophrys und
Arcella. Ich sah sehr häufig Amoeben fadenartige Ausläufer ausstrecken , welche
die grösste Aehnlichkeit mit den Borsten der Actinophrys, Podophrya oder Acineta
hatten und findet der Uebergang in diese Formen in der That Statt. Dass Actinophrys
in Podophrya übergeht, wissen wir nach Stein’s Beobachtungen, und Podophrya ist
eben nur eine Acinetenform. Die Keime der Arcella sind bekanntlich panzerlos und
machen dieselben Bewegungen wie die Amoeba. Ob nun die Amoeben heterogenen
Ursprungs ebenfalls in Arcellen übergehen, lasse ich dahin gestellt (s. T. II. Fig. 1.),
Die Amoeben theilen sich nicht bloss in kleinere und grössere Amoeben, sondern zer-
fallen auch wieder in Monaden und Vibrionen und deren Abkömmlinge. — Lassen Sie
uns die Monade und Uryptomonade hier besonders betrachten.
Monas. Chilomonas. Cercomonas. Cryptomonas.
Die Monade ist entweder nur das Glied eines Vibrio oder aber ein zur Kugel-
zelle mit Wimper organisirter Haufe von Bacterien und Vibrionen. Sie bildet sich
durch Heterogenie aus andern, der Auflösung anheim gefallenen Zellen, wovon Bac-
terienelemente unter lebhafter Molekularbewegung sich trennen und zu ihr als neuem
Organismus wieder zusammentreten.*) Auf T.I. Fig. 1., 2. sind Monaden gewählt
welche sich in Amylodiscus verwandelten resp. aus infundirtem Gammarus oder Distom-
gewebe hervorgingen. |
‘In brackigem Seewasser hommen diese Monaden sehr häufig vor. Ich filtrirte
dasselbe durch schwedisches Fliesspapier mehrmals und fand in dem Filtrate nur diese
und einige Bacterien vor. Dasselbe wurde in einem ausgeglühten und gut verkorkten
*) Ich habe mich bemüht, in den Zeichnungen die Textur der betrachteten Organismen mit
photographischer Treue und Feinheit wiederzugeben, um das aufgestellte Gesetz daran gleich ad
oculos zu demonstriren. Unvollkommenheiten des Abdrucks haben hier und da meine originale Gra-
virung etwas verwischt, und bitte ich, bei solehen Lücken die übrigen Zeichnungen mit der Lupe zu
untersuchen nnd zu vergleichen, um eine Ergänzung zu gewinnen. Denn wenn mein Gesetz ein allge-
meines ist, so muss auch die Textur der Zellen überall ähnlich sein.
Gläschen dem Sonnenlichte ausgesetzt. Nach einigen Tagen fand ich diese Monaden
reichlicher vertreten vor, ausserdem auch Kugeln, welche ohne Wimper sich langsam
vorwärts um ihre Axe drehten, eine Bewegung, welche durch einen fortwährenden
Wechsel ihrer inneren Zellordnung bewirkt wurde. Es waren Amoeben, welche aber
keine Ausläufer machten, sondern in der Kugelform beharrten und mit dem Bau der
übrigen Monaden bis auf den Mangel der Wimper oder des Rüssels übereinstimmten.
Später fand sich am Boden des Gefässes eine grosse Zahl von Amylodiscis, welche
sich rasch vermehrten, während die Monaden und Amoeben in umgekehrtem Verhält-
nisse verschwanden. Ich muss hier wiederholt bemerken, dass sich weder im Filtrum
noch im frischen Filtrate davon eine Spur fand und auch später keine hineingelangen
konnten. Die Monaden und kugeligen Amoeben verloren vielmehr ihre Bewegung
und gingen in continuo und mit Anlagerung von Bacterien in Amylodisei über.
Die häufigste Form (T.I. Fig. 1.,* %» «2, Fig. 2., 2) stimmte mit der von
Ehrenberg gegebenen Abbildung der Monas globulosa und guttula überein. Die
Grundformen des Gewebes bestehen auch hier aus beinahe unsichtbaren Doppel-
stäbehen (Bacterien), wie sie Fig: 1.,*1- bezeichnet sind, welche sich zu kugeligen
Zellen oder Kernen in spiraliger Anreihung hier und da aggregiren oder in einen
glashellen, eiweissartigen Saft (Protein) zerfliessen resp. durch letzteren wieder zusam-
mengehalten werden. Die damit ausgefüllten inneren Zellräume sind nicht constant,
erscheinen entweder leer, wenn sie nur diesen Saft oder Wasser enthalten, oder sind
auch mit Farbstoffkügelchen angefüllt, welche indess ebenso häufig in dem übrigen
Parenchyme vorkommen. Diese Farbstoffkörperchen sind entweder von aussen aufse-
nommene Nahrungsstoffe, oder aber aus dem Zellenleben des Thieres selbst hervor-
gegangene Kerne. Was früher über die Aufnahme flüssiger und fester Nahrungsstoffe
von mund- und magenlosen Infusorien gesagt worden, gilt auch hier. Die lichten
inneren Zellräume dienen nicht bloss der Verdauung von eingedrungenen Nahrungs-
stoffen, welche ebenso gut an jeder andern Stelle des Parenchyms vor sich gehen
kann, sondern auch der Saftbewegung und dem -Formenwechsel des Gewebes, und
ebenso sind sie blosse Wasserbehälter, also bloss Circulationsapparate des Saftes, bald
Respirationsorgane, bald Regulatoren der inneren und nach aussen wirkenden Bewegung
vermittelst ihres abwechselnden Enstehens und Verschwindens. Da diese Monaden
nicht bloss Lichtempfindung und Gefühl haben, so werden sie wohl wahrscheinlich
auch Schall- und Geruchsempfindung besitzen; da sie ferner durch Blausäure, Brech-
nuss u. s. w. wie die höheren Thhiere getödtet werden, so muss dem Gewebe derselben
auch die Function und Lebensthätigkeit des Nerven- und Muskelsystems der höheren
Thiere innewohnen, und wenn wir die Uebereinstimmung der Urformen eines Nerven-
oder Muskelfadens mit der Gewebsform der Monade uoch dazu uns vor Augen führen,
so können wir dreist annehmen, dass diese niedrigsten Geschöpfe die organischen
Funetionen der höheren Thiere, freilich nur in gewisser Beschränkung und erster
Anlage, ausüben, ohne dass die bei den höheren Thieren zu diesem Zwecke besonders
differenzirten und entwickelten Organe vorhanden sind. Die Phantasie trägt mir darum
nicht mit Ehrenberg diese Organe in sie hinein, sondern die wissenschaftliche Ver-
gleichung erhebt mir ihr Gewebselement, das Bacterium oder den Vibrio des Gewebes,
bald zur Function der Sinnesempfindung, bald zur Function des Bluteireulations-,
Respirations-, Verdauungs- und Geschlechtsorganes in formellem und historischem Wechsel.
9*#
= (a
Die inneren Zellräume der Monade sind geschlossene Räume, welche zur
Wandung das übrige Gewebe haben. Da die Grundformen des letzteren in spiraligen
Asgregationen von Bacterien bestehen, so muss auch die Zellwand diese Aggregation
bald mehr, bald weniger regelmässig zeigen. Dem ist auch in der That so, man sieht
die Faser der Zellwand oft ganz deutlich in Form eines zur Hohlkugel zusammen-
gerollten Spiralfadens verlaufen. Man wird sich hieraus das rasche Verschwinden und
Wiedererscheinen dieser Zellräume, das Eindrehen der Faser zu Kernen und das Auf-
drehen der Kerne zu jenen Zellräumen leicht erklären können. Es kann bei diesen
Bildungen eine einzige Spiraldrehung, oder eine doppelte Rechts- und Linksdrehung,
oder mehrere Combinationen nach verschiedenen Richtungen in Bezug auf Ursprung
und Endigung mitwirken, sie können regelmässig oder unregelmässig fortlaufen oder
abbrechen u. s. w., wie dies eben im Begriffe der Spirale, der Unendlichkeit, liegt.
Dass diese unendlichen Combinationen auf die chemische Qualität einen ver-
ändernden Einfluss üben, ist wohl anzunehmen, und daraus resultirt auch die Meta-
morphose der stickstoffhaltigen thierischen Materie (Sarkode) in eine stickstofflose
pflanzliche des Amylums und der Cellulose.
Die Nahrungsmittel dringen in flüssiger und fester Form in die Monade und
können dies überall, ohne dass hierzu ein besonderes Aufnahmeorgan nöthig und vor-
handen ist. Die festen, geformten Nahrungsstoffe sind ja nach demselben Gesetze der
Spirale aggregirt wie das Gewebe der Monade, müssen sich also mit demselben an der
Peripherie oder im Innern des Thieres spiralig verbinden. In das Innere gelangen sie
mit Durchdringung und Zerreissung der äussern Hülle, durch Einstülpung oder
peripherische Verähnlichung, was sich in actu et effectu ziemlich gleich bleibt. Der
feste Nahrungsstoff löset sich in ähnliche Elementarformen, Bacterien, woraus das
Gewebe der Monade bestehet, auf und wird nur so auf der Stufe der Aehn.
lichkeit verähnlicht oder in den organischen Verband des Verzehrers durch spiraligen
Contact und Verbindung aufgenommen. Dass die festen Nahrungsstoffe auch in die
flüssige, formlose Beschaffenheit übergehen können, versteht sich von selbst. Um auf
genommene, feste Nahrungsstoffe bilden sich dichte Zellräume, in welchen jene entweder
in die flüssige Form aufgelöst werden, oder aber auch in continuo eine Metamorphose
durchmachen, wodurch sie der eoncereten, organischen Qualität des Verzehrers nahe
kommen. Ohne nämlich in freie Bacterien aus einander zu gehen, verwandeln sie sich
in Fett, welches durch Theilung, Kern- und Zellbildung zur Ernährung des Thieres
dient oder verbrauchte Zellelemente in sich aufnimmt und verwandelt. So wie im
Innern durch Zusammenfliessung des parenchymatösen Saftes lichte Zellräume ent-
stehen, ebenso bilden sich durch Ausstülpung des Saftes an der Peripherie solche
Zellen, welche als farblose und durchsichtige Erhöhung der leichteren Aufnahme von
Nahrungsstoffen durch Einstülpung dienen und wieder verschwinden, oder aber auch
bleiben und zur Vermehrung des Thieres durch Knospenbildung beitragen (s. Fig. 1.,
b.3. 0.2), Sehr häufig trifft man Monaden, welche ein Genist von Gewebstrümmern
nachschleppen. Das sind ebensowohl Trümmer des eigenen Gewebes, Exceremente, als
auch fremdes Todtliegendes, aus dem die Monade noch etwas aneignen kann oder
nicht. Vergleicht man diese Anhängsel mit dem Gewebe der Monade, so sieht man
auch hier, wie es nach unserem Gesetze nicht anders möglich ist, eine grosse Aehnlich-
keit in der Aggregation der Elementartheilchen.
=: ii —
Die Monade vermehrt sich nicht bloss durch Knospung, sondern auch durch
Zweitheilung, bei welchem Acte die Differenzirung zwischen formlosem Safte und ge-
formten Gewebselementen hauptsächlich thätig wird. Die Knospung führt ebenfalls die
Zweitheilung in gleiche Hälften herbei. Ausserdem kommt auch die Dreitheilung vor.
Sowie aber die Monade auch aus Bacterien entstehet, ebenso zerfällt sie wieder in
dieselben, oder in zahlreiche Monadenkeime und kleinere Monaden. Alle diese Thei-
lungen zum Zwecke der Vermehrung beruhen nicht auf einem einfachen Theilungsacte,
sondern jedenfalls auch auf einem geschlechtlichen Zeugungsacte, ohne dass dazu
besondere, entwickelte Zeugungsorgane nöthig und entwickelt sind. Das Männlich-
Befruchtende erscheint in der Form des spiraligen Fadens, das Weiblich-Empfangende
in der Form einer kugeligen Zelle, was beides nur Ergänzungen und verschiedene Zu-
stände derselben Form und Thätigkeit sind. Und sind diese beiden Formen in der
Monade nicht reichlich vertreten? Ist die junge Monade etwas anderes als die Com-
bination dieser beiden Formen , des Fadens und der Kugel, des Wimpers und der Zelle?
Nicht bloss die Zwitterbefruchtung findet Statt, sondern wahrscheinlich auch
eine gegenseitige, wie ja dies auch bei Thieren geschieht, welche neben der wahren
Zwitterbefruchtung eine gegenseitige getrennten Geschlechtes üben. Man trifft nämlich
Monaden, welche sich nähern, ihre Wimpern umeinanderschlingen und in spiraligen
Windungen spielen lassen, dabei aber gemeinschaftlich sich in weiten Curven bewegen.
Es ist dies, wie man auf den ersten Blick sieht, kein Kampf, sondern ein zärtliches
Spiel, dessen Ende nicht zu beobachten ist. Auf diese Weise und zu einem geschlecht-
lichen Zwecke mag auch die Copulation der Monaden erfolgen, nur dass, wahrschein-
lich nach geschehener Begattung und Vereinigung, dann häufig die Wimpern in dia-
metraler Richtung stehen. Auch bei der Theilung der Monaden erfolgt dieselbe Con-
figuration. Wir haben hier Doppelthiere, welche von Cereomonaden, namentlich wenn
diese ebenfalls im Theilungsacte begriffen sind, nicht unterschieden werden können.
Die Zahl der Wimpern oder Rüssel ist auch nicht constant, es kommen bei
ungetheilten Thieren zwei und mehr Wimpern neben einander vor. Mitunter fällt die
lang käniche zwischen die beiden Wimpern, oder aber es entstehen zwei auch drei
Wimpern an einer Seite, um eben so viele Theilungen anzuzeigen und einzuleiten,
Die Leibesform ist eben so wenig constant. Nicht bloss die beginnenden Theilungen
und Knospenbildungen verändern die Körperform und die Stellung der Wimpern,
sondern erstere ist auch ausserdem wechselnd. Die Kugelform geht in die ovale,
elliptische, keulen- und nierenförmige über; es bilden sich Ausläufer, welche wieder
eingezogen werden und so eine rascher wechselnde, unregelmässige Form herbei-
führen, es erfolgen endlich halbe Drehungen um die Längsaxe, so dass der Monaden-
leib eine gewundene Form erhält. Wir sehen hier die vielfachsten Uebergänge zu
Amoeba, Astasia, Euglena, Trachelius entstehen, und ruft die Heterogenie aus ihnen
ganz andere, sich selbständig erhaltende und fortzeugende infusorielle Thierformen
hervor. Die Amoeba zerfällt in Amoeben, Monaden und Amylodisci, und die Monade
verwandelt sich in eine Amoeba u. sw. (Vgl. T. 1. Fig. 1., 2., 8.,10.,, T. HI. Fig. 1.,%,
T. V. Fig. 6. und 7., T. VII. Fig. 3., 4,5.) Die verschiedenen Monadenspecies, wie
sie in systematischen Bearbeitungen aufgezählt werden, sind in der Wirklichkeit nicht
immer isogenen, sondern meist heterogenen Ursprungs, oder nur verschiedene Form-
zustände in dem Bildungsleben einer Art. i
.
EI Ze
Nach geschehener gegenseitiger Begattung, entweder in Copulation bleibend,
oder sich wieder trennend, ebenso nach geschehenem innern Fortpflanzungsacte oder
erlangter Vermehrungsreife, zellen die Monaden sich ein (T.I. Fig. 1.,&°-), um durch
Bildung einer Zellenbrut sich zu vermehren. Die Einzellung geschieht aber auch zum
Schutze, veranlasst durch äussere Verhältnisse, oder aber zum Zwecke einer andern
Metamorphose. So geschieht dies häufig beim Uebergang einer Monade in einen
Amylodiscus, oder eine mikroskopische Alge, ohne dass eine Monadenbrut gebildet wird.
Die Zahl der Wimpern ist nicht constant, wie bereits angefülrt worden ist, es
kann sich aber auch der ganze Leib der Monade mit Wimpern bedecken und neben-
bei der frühere einzige Rüssel oder die Wimper als Hauptbewegungsorgan fortbestehen,
wir erhalten dadurch Monaden mit einem haarigen Ueberzuge, einer Volvocine
gleichend. Diese Haare sind mitunter geknöpft und einziehbar, wie bei der Podo-
phrya. Denken wir uns solche Monaden dann mit dem Rüssel festsitzend, so haben
wir letztere Form (s. T. VII. Fig. 6., °”. 4 &). Hier hat ein Enterobryusschlauch die
bezeichneten Monaden als Keime ausgestossen; wir wissen aber, dass auch andere
Infusorien, z. B. Zoothamnium, monadenartige Keime gebären, und wenn wir die
kleinsten Formen des Zoothamnium parasita (T. IV. Fig. 5.,') mit den aus einem
andern Substrate (T. V. Fig. 6. und 7.) hervorgegangenen Monaden und Cercomonaden
vergleichen, ja wenn wir den Uebergang der Cryptomonas (T. U. Fig. 17.,*, Fig. 21., 4).
die ja auch aus der Monade sich entwickeln kann, in eine Vorticelline kennen lernen,
so ist die Vermuthung nicht so haltlos, dass Monaden anderen Ursprungs in ein Zoo-
thamnium parasita durch Heterogenie übergehen können. Endlich zeigen die Blut-
körperchen und embryonalen Zellen des Gammarus (T. VII. Fig. 7., T. XV. Fig. 2.)
einen ähnlichen Bau und ähnliche Metamorphosen wie die Monaden, welche Thatsache
für die Beurtheilung ihrer Bildungsgeschichte eine Ergänzung liefert. Aus den ange-
führten Thatsachen wird uns ferner die Deutung der Chilomonaden und Cercomonaden
als Abkömmlingen der Monaden oder auch der Bacterien nicht schwer fallen.
Der Rüssel kann eine seitliche schiefe Stellung erhalten, indem die eine ihm
zur Seite liegende Hälfte der Monade eingezogen, die andere aufgetrieben wird.
Manche Monaden haben neben dem Rüssel oder zwischen den Rüsseln einen mund-
artigen Spalt. Es muss dann der Spalt ebenfalls eine schiefe Stellung erhalten, oder
aber vom Rüssel wegverlegt werden. Die knospenartige Hervortreibung neben dem
Rüssel oder an der Seite des Thieres reisst ein und hinterlässt eine trichterförmige
Ausbuchtung; während dann die eine Seite des Gewebes sich einzieht und die andere
lippenartig sich hervortreibt und überlegt, wird die Form der Lippenmonade ausge-
bildet. T. I. Fig. 1., + 24 wd d,, Fig. 2.,b-«, T. VIIL Fig.3. zeigen die verschiedensten
Uebergänge in diesem Bildungsprocesse. Die Chilomonade kann einen Rüssel förm-
lich einziehen, indem sie ihn spiralig gekrümmt in jene Ausbuchtung legt, und ebenso
löset sich umgekehrt die Zelle, woraus letztere hervorgehet, in Form eines spiralig
sich abwickelnden Fadens auf, welcher dann eben den zweiten Rüssel bildet. Die
Rüssel dienen als Bewegungs- und Greiforgane und schwimmen die Thiere damit bald
vorwärts, bald rückwärts. Im ersteren Falle greift der Rüssel spiralig nach vome und
zieht den Leib nach, im zweiten Falle peitscht derselbe das Element vorwärts und stösst
den Leib rückwärts. Die in den Chilomonaden vorkommenden Augenpunkte sind
ebenfalls spiralige Verdichtungen des Gewebes und mögen allerdings der Lichtempfin-
u N. Ze
dung dienen, mitunter sind es aber auch nur in Pigment zerfallene Nahrungsstoffe,
bei welchem Ursprunge sie aber nichts desto weniger diesen Zweck erfüllen können.
Auch ausserhalb eines Verzehrers wandelt sich z. B. Cryptomonas in ein braunes oder
schwarzes Pigmenthäufchen um, was in nichts von gewöhnlichem Augenpigmente ver-
schieden ist (T. X. Fig. 8.,#). Die Chilomonaden nehmen die verschiedenartigste
Gestalt an, welche durch die systematischen Species hinlänglich bezeichnet wird. Noch
sei bemerkt, dass auch die Chilomonaden, ähnlich den Cryptomonaden, eine besondere,
feine, äussere, durchsichtige Schale erhalten (Fig. 2.,*% %), welche wahrscheinlich
kieselhaltig ist. Die Bewegung und das innere Zellenleben stimmt mit dem der Mona-
den ganz überein und gehen auch sie in Amylodisei über. Est ist hierbei zu bemerken,
dass in diesem Falle eine Chilomonas die verschlungenen Nahrungsstoffe, welche aus
Cryptomonaden bestehen (Fig. 2., * 1) ebenfalls in Amyloid verwandelt. Die zu Amyloid
erstarrten Chilomonasformen werden in der Schale des Flohkrebses, ihre Leibesform als
Kerne der embryonalen Zellen des Flohkrebses (s. T. VILL. Fig. 7., &) wiedergefunden.
Die abenteuerlichsten Formen werden von den Cercomonaden geliefert, Sie
entstehen nicht bloss in freier Natur aus allerlei faulenden thierischen und pflanzlichen
Resten, sondern auch in eingeschlossenen Infusionen, welche vorher nicht die Spur
davon zeigten. Ich habe selbige nicht bloss aus infundirten und faulenden ganzen
Flohkrebsen, sondern auch aus deren infundirten Theilen, Muskelfleisch, Hoden, Eier-
stöcken, ebenso aus Distomen hervorgehen sehen. Die vorausgegangene mikroskopische
Untersuchung hatte weder an jenen Substanzen, noch in dem Infusionswasser eine
Spur davon nachweisen können. »ie bilden sich ferner aus Vibrionen und Monaden
der kleinsten Art durch weiteres Wachsthum oder durch Copulation dieser Elemente.
Die Cercomonaden haben einen walzen- oder spindelförmigen Leib mit kopf- und
schwanzständigem Rüssel, oder einer Kopfwimper und einem Schwanze; letzterer fehlt
mitunter und der Körper endet stumpf, was übrigens nur von einer Entwickelungs-
oder Umwandlungsstufe desselben abhängt. Bei den T. VII. Fig. 3. gezeichneten
Cercomonaden fällt uns die Entwickelung oder der Uebergang aus der Monade und
Chilomonade sofort in die Augen. Vergleichen wir ferner T. V. Fig. 6. und 7.,
welche in faulenden Infusionen des Seegrases von mir gefunden wurden, mit jenen
und den auf T.I. Fig. 1. und 2. gezeichneten Monaden und Chilomonaden, so scheinen
uns die erst genannten Monaden und Chilomonaden aus einer zusammengeklappten
und mit den Rüsselenden spiralig zusammengedrehten Cercomonade zu bestehen (T. V.
Bigu6l,' os);
Monas contorta (Fig. VI., &-*-) und Chilomonas Paramzeium (T. I. Fig. 1., *)
brauchen sich nur zwischen den Rüsseln zu spalten und zu strecken, so haben wir
eine Cercomonas, welche wiederum eimer Euglena longicauda, oder aber einer Cera-
toneis nahekommt. Wir werden später erfahren, dass diese Entwickelung wirklich
stattfindet. Sobald nun die Monas contorta einen Panzer entwickelt, nennen wir sie
Cryptomonas. Die Anzahl der Wimpern oder Rüssel ist nicht wesentlich. Sehr bald
entwickeln die Cercomonaden oder Monaden zwei und mehr an der ursprünglichen
(T. V. Fig. 7., %) oder einer andern Stelle, oder es löset sich der eine Theil in einen
Wimperkranz auf @%), während der andere in einen Schwanz ausläuft, an dessen
Streifung man aber schon die bevorstehende oder mögliche Theilung in zahlreiche
Wimpern erkennen kann @),
°
Es
Dies geschieht nun in der That. Es bilden sich zwei und mehr Schwänze @ m),
welche häufig wiederum in monadenartige Knospen ®-°P) verwandelt werden. Häufig
wird das ganze Thier mit Wimpern überzogen, oder schickt mehrere Borsten aus, welche
als Bewegungsorgane dienen «43%,
Auf diese Weise erhalten wir die Uebergänge zu Gastroch®ta, Euplotes
monostylus, Paramscium und Pleuronema saltans. Aller Wahrscheinlichkeit nach geht
Bodo saltans, eine Cercomonade, in Zoothamnium parasita über, und auf der andern
Seite (T. IV. Fig. 6.,1-3-) Euplotes monostylus in Zoothamnium und Acineta, wahr-
scheinlich auch in Vaginicola und Cothurnia. Das Dujardin’sche Genus Hexamita
nodulosa @--?) verwandelt sich mit erfolgter Pigmentirung in die von mir aufgestellte
Rudicula stella (T. II. Fig. 22.) und mag die abenteuerliche Form > wohl auch dazu
gehören.
Ich habe den Staub meines Zimmers mitten im Winter und mitten im Sommer,
trocken und mit Wasser angefeuchtet untersucht und niemals ein lebendes Infusorium
darin gefunden. Die unbekannten Eier oder Keime von solchen könnten möglicher
Weise die punktförmigen Monaden abgeben, woraus das Gewebe jedes Infusoriums
besteht; womit will man aber ihre Abstammung beweisen und ihre Lebensfähigkeit im
ausgetrockneten Zustande nachweisen, wodurch sie ihre stammelterliche Form wieder
hervorbringen sollen, zumal man weiss, dass auch ähnliche, von unorganischen Körpern
herstammende kleinste Bestandtheile zu einem Monaden- und Vibrionenleben erwachen?
Vertrocknete Infusorien lebten als solche niemals wieder auf.
Wir wenden uns nun zu der Metamorphose der Monade in die Panzer-
monade, Cryptomonas.
Auch hier sind im Systeme viele Genera aufgestellt worden, welche in der
That nicht existiren. Die Zahl der Rüssel, die Form des Panzers sind ebenso veränderlich
wie die Augenpunkte. Die Cryptomonade gehet aus dem Bacterium ebenso leicht
hervor wie aus der Monade. Der Entwickelung des Panzers gehet eine gleichmässige
grüne oder grüngelbe Färbung des ganzen Parenchyms vorauf. Der Panzer zeigt sich
- entweder als eine sehr dünne, zarte, durchsichtige und noch etwas elastische, enganliegende,
oder als eine dickere, glatte oder feingestreifte, starre, durchsichtige Hülle, von welcher
der Leibesinhalt mehr oder weniger absteht oder sich roreeere hat. Die Form
des Panzers ist entweder kugelig oder eiförmig, elliptisch oder zusammengedrückt,
gedreht, linsenförmig, halbkugelig, schildartig,, weiklampiee oben geschlossen, oder
ran. Det Körperinhalt erfüllt den Panzer gleichartig, oder liegt ungleiehförmig,
wurmartig in demselben, zeigt eine oder mehrere Kernzellen, oft einen hufeisenförmigen
Kern wie die Vorticellinen und mitunter unweit der Insertionsstelle der Rüssel einen
oder zwei braunrothe Pigment-(Augen-)Jflecke.
Cryptomonas pulvisculus (T. I. Fig. 2.,* T. I. Fig. 3.-5., 13.- 21.) ist die am
häufigsten im grünen Seewasser gefundene Species und tritt zum Flohkrebse ın eine
mannigfache Beziehung. Cryptomonas entwickelt sich durch Heterogenie sowohl aus
faulendem Flohkrebsgewebe, als auch aus infundirten Distomen u. s. w. Zu diesem
Zwecke nahm ich aus der Peritonäalhöhle von Gobius minutus Distome, welche weder
in ihrem Darmkanale, noch an ihrer Körperoberfläche eine Spur von Infusorien zeigten,
und infundirte sie mit ebenso reinem Wasser in einem gehörig gereinigten und aus-
geglühten, gut verkorkten Fläschehen, worüber eine Glasglocke gestülpt wurde. Nach
di DE m
fünf bis sechs Tagen sah man bereits die Entwickelung der Cryptomonaden aus dem
zerfallenden Distomgewebe. Man könnte nun hier den Einwurf machen, dass die in das
Fläschchen eingeschlossene Luft die Keime derselben mit hineingetragen und im Wasser
zur Entwickelung gebracht habe, ich muss dagegen aber bemerken, dass ich der-
gleichen Cryptomonaden-Keime oder encystirte Cryptomonaden auf Objectgläsern, welche
Stunden und Tage lang dem Staubfalle meines Zimmers ausgesetzt waren, niemals
finden konnte, jene Uebertragung ist also sehr unwahrscheinlich und konnte ich mich
über solchen Zweifel mit um so grösserem Rechte hinwegsetzen, als eine unbefangene
Beobachtung und Vergleichung mir die massenhafte und stufenweise Entwickelung der
Gewebselemente des Distoms zu Cryptomonaden zeigte. Die bekannten Bacterien und
vibrionenartigen Gewebselemente des Distoms, ein einzelnes Element oder Häufchen
derselben wandeln sich entweder erst in die Monade oder unmittelbar in die Crypto-
monade. um (Ss TAT Fig: 9, *, Pie410,2) ER Fed Idea
pigmentiren und einen Panzer entwickeln. Die Einntwickelung desselben aus dem Bac-
terium biloculare geschieht so, dass das eine Glied sich pigmentirt, das andere aber
zu einer farblosen, durchsichtigen Zelle ausgedehnt wird, in welche sich nun das pig-
mentirte Glied als Kern einstülpt, während aus der Einstülpungsstelle resp. von dem
Kerne oder auch dem darüber hingewachsenen Panzer ein oder zwei Filamente als
Bewegungsorgane hervorgehen (s. T. H. Fig. 3.,*). Diejenigen Bacterien, welche
bereits eine Spiraldrehung um ihre Längsaxe gemacht haben, färben beide Glieder
und sondern dann den Panzer ab, so dass letzterer jene beiden Glieder umschliesst
(Fig. 3., °).
Ueber den Bau der Cryptomonas wurde folgendes beobachtet: Der Inhalt oder
Farbstoffkörper bestehet aus einer oder mehreren Farbstoffzellen mit einer oder meh-
reren Kernzellen. Dieselben ordnen sich zu einem traubenförmigen oder gelappten
Haufen, zu einem wurmförmigen Körper, zu einem oder mehreren S-förmig gekrümm-
ten und zusammengedrehten Spindeln, oder aber zu einer in spitze Hörner auslaufenden,
in der Mitte zusammengefalteten, an den Hörnern zusammengedrehten und in die
Rüssel sich verlängernden Spindel, welche also eine Links- und Rechtsspiralwindung
macht, genug zu einem Körper, wie ihn, ausgestreckt, die Ceratoneis oder Navicula
zeigt (s. T. II. Fig. 3., 5”, 10.,%). Bei andern Cryptomonaden läuft von der Panzer-
öffnung auf beiden Seiten eine Reihe von farblosen Zellen bis zum Grunde fort und
vereinigt sich daselbst in einer mittleren grösseren Zelle, es ist das dieselbe Zellreihe,
welche in Ceratoneis, Synedra und Navicula gefunden wird (s. Fig. 3., 10). Und
in der That strecken diese Cryptomonaden sich zu Ceratoneis, Synedra und Navieula
aus, sie sind eben die Keime derselben. An der Stelle der beiden Augenpunkte sehen
wir häufig zwei grosse, lichte Zellen (Fig. 17.,*). Der Inhalt bestehet aus einem
Haufen von Pigmentzellen, welche um eine centrale Kernzelle gleichmässig gelagert
sind und mitunter dieselben Formveränderungen vornehmen wie die inneren Zellen
der Arcella.
Der Panzer ist hier noch so elastisch, dass er bei der Trennung sich theilt
und den beiden Theilungskörpern anschmiegt. Diese jungen Ceratoneides zeigen
noch eine schlängelnde oder von der gelenkartigen Mittelzelle ausgehende Bewegung,
welche viel träger als die Wimperbewegung der Cryptomonas ist, auch sich nur in
Intervallen zeigt und endlich aufhört, sobald der Panzer die Rigidität und Härte des
RENTSCH, Homoiogenesis, Heft I, s 10
in
Kieselpanzers der Naviculaceen erhält. Der Panzer der Cryptomonas ist anfänglich
so elastisch und durchsichtig, dass man seine Textur nicht immer erkennen kann,
sonst zeigt er eine äusserst feine, in der Spirale laufende Faserung (Fig. 1., 4,
T. II. Fig. 3., 1%). Diese Faser besteht wieder aus bacterien- oder vibrionenartigen
Elementen, in welche der Panzer auch zerfällt. Schon hieraus wird uns die Dehn-
barkeit und Gestaltungsfähigkeit desselben klar. Die Cryptomonas pulvisculus ver-
mehrt sich durch Theilung ihres Kernes, oder ihres Kernes und Panzers. Der
Kern theilt sich gewöhnlich in zwei, oder vier, oder mehrere kugelige, ovale,
keulen- oder nierenförmige, retorten-, halbmond- oder spindelförmige Körper, aus
denen bald wieder Monaden und Cryptomonaden (T. II. Fig. 14., 17., 18., ”), Navi-
cula, Eunotia, Ceratoneis, Synedra und Diatoma werden. Die wurmförmig gestalteten
Kerne (Fig. 3., 12°) entfärben und wandeln sich zu Astasien und Amoeben um,
(Big IP rakad 278 nd«TA LiRig. 8-23
Die Kerne lösen sich entweder aus dem Panzer, indem derselbe theilweise
aufgelöst wird oder dehiscirt, oder aber der Panzer schmiegt sich um die einzelnen
Kerne und wird zur Hülle der Brut verwandt (s. T. I. Fig. 14., Fig. 18.,°). Die
Theilung der Cryptomonade durch Panzer und Kern geschieht in der Längsaxe von
hinten nach vorn,. oder umgekehrt, in verschiedenen spiraligen Windungen, oder in der
Queraxe. Ausserdem pflanzen sich die Cryptomonaden durch Knospen fort, welche
neben den beiden Rüsseln aus der Panzeröffnung hervorspriessen (s. T. Il. Fig. 3., 1 #),
Nachdem die Cryptomonas sich in vier getheilt hat, bleiben letztere längere Zeit in
derselben Lage und Richtung, ebenso die Wimpern, gleichsam durch ein unsichtbares
Band gesellig vereint und führen alle ihre Bewegungen gleichzeitig aus. Wir kennen
sie unter dem Namen Cryptomonas socialis (Tetrabaena), oder aber sie sind von einer
sehr elastischen, gallertartigen, gemeinschaftlichen Hülle noch umgeben, leben in ge-
zwungener Gemeinschaft, Synerypta Tetrabaena (s. T. I. Fig. 22., *e), und bilden so
den Uebergang zu den Volvocinen. Dieselbe Cryptomonade (Chlamidomonas pulvis-
culus hat ganz den Bau der Cryptomonas pulvisculus), aus derselben Form hervor-
gegangen, erzeugt noch eine andere ebenso sociale Form, nämlichRudicula stella (mihi).
Wir sahen oben die aus Cryptomonaden entsprossenen Ceratoneides von sehr
flexibler Gestalt selbständige thierische Bewegungen ausführen, ehe sie in ihrem Kiesel-
theile erstarrten. Ebenso theilt sich eine Cryptomonade von hinten nach vorne
(Fig. 22. wde.) in sehr flexible Tochterzellen, welche die beiden ursprünglichen Rüssel
der Mutter gemeinschaftlich behalten. Endlich verschmilzt die Cryptomonade nach
geschehener Theilung wieder zu einem Körper von 4—5 Zellen, welche verbunden
bleiben und einzeln in schwanzartige Verlängerungen auswachsen (Fig. 22., «hm,
Diese schwanzartigen Verlängerungen oder Arme bekommen je einen braunrothen
Pigmentfleck, oder auch nicht und endigen mit je einer oder zwei feinen Wimpern,
oder sind auch nieht mit denselben versehen ®-?-w), Die beiden ursprünglichen Wim-
pern der Cryptomonas bleiben als solche thätig ®), oder werden in perlschnurförmige,
nicht mehr wimpernde, fühlerartige, gewöhnlich auf einem Knopf aufsitzende Filamente
verwandelt @ ,
Es ist schr wahrscheinlich, dass auch Cryptomonas socialis und Synerypta
Tetrabaena in diese Form übergehet. Einige dieser niedlichen, durch eine schöne
gelbgrüne Farbe ausgezeichnete Thierchen haben den hufeisenförmigen Kern, welchen
wir bei einigen Monaden und Cryptomonaden (Microglena monadina), sowie bei den
Vorticellinen beobachteten % « w), und besitzen ausserdem eine Kernzelle "- a w.),
Diese Thierchen haben bald vier und fünf, bald mehr Arme, welche abwech-
selnd ausgebreitet und zusammengelegt werden und so eine den Medusen gleichende Orts-
und Formbewegung zeigen. Mitunter sitzen zwei Wimpern gegenständig in den Achseln
der Arme, während letztere zwar nicht in Rüssel auslaufen, wohl aber sich verkürzen
und verlängern können @. Sind fünf Arme vorhanden, so stehet der fünfte in ihrer
Mitte und ist länger als die übrigen © 9, Auf diese Weise werden bald sternförmige,
bald quirlförmige Körper gebildet, weshalb ich sie auch Rudicula stella nannte. In
grün gefärbtem Seewasser werden diese Thierchen bald in grossen Massen, bald nur
selten gefunden und geben wegen ihrer Schönheit und ihres interessanten Entwickelungs-
ganges ein dankbares Object für den Beobachter ab.
Der Pigmentfleck, die Dehnbarheit und Zusammenziehbarkeit des Gewebes,
endlich die Form und Art der Bewegung stellt diese Thierchen den Euglenen und
Astasien am nächsten und betrachte ich sie als eine Colonie socialer oder vielmehr
verwachsener Euglenen. Es giebt aber auch Formen, welche nichts weiter sind als
zwei gekreuzte, doch weich gebliebene Ceratoneides (s. Fig. 3., 7, Fig. 4., 1”, Fig. 22., ®),
und sich nun in dieser Richtung weiter entwickeln. Die Rudieula stella theilt sich
natürlich auch in Euglenen ®, oder löset von den Armen eryptomonadenartige Knospen
ab , aus denen wiederum Rudiculae entstehen, oder die Knospen, welche an der
Bauchseite hervorspriessen ®), wandeln sich am Mutterthiere in eine Rudicula um,
welche eine gewisse Zeit sitzen bleibt und dann auf ähnliche Weise sich ablöset, wie
die junge Medusa aurita von der Hydra tuba ®. Die Rudieulae setzen sich gern
mit ihrem Scheitel oder dem mittelsten Arme fest und machen dann polypenartige
Bewegungen ("), zuletzt zieht sich das Thier kugelig zusammen, die Rüssel werden in
geknöpfte Borsten verwandelt und eine Form gebildet, der wir als Podophrya und
Acineta bereits begegneten (m).
Der Panzer der Cryptomonaden ist so dehnbar, wie wir schon bei Syncerypta
Tetrabaena sehen, dass er mitunter sich in eine Gallertkugel umwandelt, in welcher
dann die jungen Ceratoneides oder Naviculae eingebettet liegen (s. Fig. 4., 1° P-), kann
also je nach der Stufe seines Alters oder seines Bildungseyclus eine ganz verschiedene
chemische Beschaffenheit annehmen. So werden die festen Panzer junger Cryptomona-
den durch Chlorzinkjod gebläuet, stehen demnach auf der Stufe der Cellulose, später
aber ungefärbt gelassen. Ebenso nimmt ihr Kern davon neben der bräunlichen Färbung
einen violetten Schimmer an. Nach einer solchen Reaction, zumal noch hinzukommt,
dass die ganze Uryptomonade sich in Amyloid oder Amylodiscus verwandelt, würde
sie von den meisten Forschern unbedingt für eine Pflanze, eine wimpernde Algenspore
oder dergl. erklärt werden, und doch ist sie — ein Thier. Ihre Bewegung ist eine
entschieden thierische, mit freier Willenskraft schiesst sie bald rascher, bald langsamer
dahin, lenkt hier und da um und ein, macht mitten in ungehinderter Bahn Kehrt, sucht
oder verschmähet einen Haltpunkt, lässt die Wimpern ruhen und liegt bewegungslos,
um plötzlich wieder fortzueilen, gesellt sich zu andern Cryptomonaden und beschreibt
mit ihnen gemeinschaftliche Bewegungsbahnen, schlingt ebenso wie die Monade in zärt-
lichem Liebesspiele ihren Rüssel um den einer andern, stösst sie ab und sucht sie
wieder auf, um das Spiel von neuem zu beginnen u. s. w., gewiss Bewegungen, welche
10*
nn
von freier Willenskraft abhängen. Dieselbe Cryptomonade verwandelt sich dort in
Euglena, Astasia, Rudicula und andere Thierformen, hier in Navieula, Eunotia,
Synedra, Diatoma und Pilzalgen, also — in Pflanzen! Wo ist hier die Grenze ?
Nein, es giebt überhaupt zwischen Thier- und Pflanzenwelt keine solche. Das Thier
ist potentia ebenso der Inbegriff und Sammelorganismus des pflanzlichen, wie umge-
kehrt die Pflanze potentia der des thierischen, beides kommt unter verschiedenen Be-
dingungen und Bildungsrichtungen zur Entwickelung, beides ergänzt und verwandelt
sich in einander auf dem Wege. der Bildungsgeschichte, auf dem Wege der Ho-
moiogenesis.
Die Gifte, welche unbezweifelte Thiere tödten, machen auch die Wimper-
bewegung der Cryptomonas sofort aufhören. So tödtet der kleinste Theil eines
Tropfens Lig. Ammon. sulphurati augenblicklich, der Panzer dehnt sich kugelig
bis zum Zerfliessen aus,-die Farbstofizellen werden in ein blassgelbes Plasma, der
Kern in ein Häufchen von bräunlichen Körnern zersetzt, welche sich ringförmig an
die sehr verdünnte Schale inwendig anlagern oder durch und über dieselbe hervor-
treten (s. T. II. Fig. 13.,*). Diese Veränderung ist in sofern zu beachten, als durch
die Umwandelung der Cryptomonas in Cocconeis auf der Schale des Flohkrebses eine
ganz ähnliche Formgestaltung hervorgebracht wird. Bei älteren und grösseren Crypto-
monaden verdiekt sich der Panzer zu mehreren unterscheidbaren Schichten (T. I.
Fig. 18.,1-2). Ein solcher bleibt auch von Chlorzinkjod ungefärbt und durch Säuren
unzerstörbar — Uebergang der Cellulose in Kieselerde.
Auf dem Wege der Heterogenie geht die Cryptomonas aus der Chilomonas
und Cercomonas hervor, ebenso wandelt sich der Kern des Zoothamniums in Crypto-
monas oder Diatoma um (s. T. L. Fig. 4., 1), wie auch die lebenden Zellen der Floh-
krebsschale solche erzeugen können.
Weitere Metamorphose der Cryptomonas.
A. In Pigmentfett: Es verwandelt sich Panzer und Zellinhalt in einen struktur-
losen, gelblichen Fetttropfen, besonders auf den Schalentheilen des Flohkrebses, um da-
selbst als Pigmentfett, wie bei der Verdauung, durch die Schale zu dringen, oder aber
in Schalenzellen und Schmarotzer anderer Art sich umzugestalten. Letzteres geschieht
auch ohne diese gänzliche Verfettung; der Zellinhalt wird entfärbt oder auch nicht
und ordnet sich mit den Bacterien der Schale zu einer andern Form um. So entstehet
sehr häufig auf der Schale des Flolkrebses aus einer an die Schale sich setzenden
Cryptomonas viridis (s. T. VIL Fig. 4., '*-) die Spiromyce polymorpha, was nicht
wunderbar ist, da die Spiromyce ihre Elemente ebenfalls in Monaden, Cryptomonaden
Cercomonaden und Naviculaceen verwandelt.
B. In Amyloid oder Amylodiscus: Dieses geschieht, indem der gefärbte Inhalt
derselben sich entfärbt und sammt der Schale, sei sie vorher auch noch so kieselhaltig
gewesen, in diese Eigenschaft übergehet (T. U. Fig. 17.,”., T.I. Fig. 2., *).
Auch dieser Process kommt häufig auf der Schale des Flohkrebses vor, und
gehen die so gebildeten Amyloide dann in Schalenzellen über und werden integrirende
Theile derselben. Ich muss nämlich hier gleich bevorworten, dass die Schale des
a 7
Flohkrebses sich nicht bloss von innen nach aussen aus den Parenchymzellen des
Flohkrebsgewebes bildet und verdickt, sondern auch von aussen heterogene Organis-
men und Elemente in Zellen und Formen ihrer Art umwandelt, auf welche Thatsachen
wir später noch häufig Rücksicht nehmen werden. Es wird diese Homoiogenesis
jedenfalls durch das flüssige Element, in welchem der Flohkrebs lebt, begünstigt.
Die Cryptomonade zerfällt ferner in ihre Bacterienelemente (s. T. II. Fig. 1.,
«. d“.), und erst aus letzteren bauet sich das Amyloid auf. Häufig werden diese
Bacterien wieder pigmentirt und treten in Haufen zusammen, worauf das Innere sich
entfärbt und zu einem Amyloidkerne ordnet. Unter diesen Umständen ist es ganz
gleichgültig, woher die Bacterienhaufen stammen. Derselbe Bildungsgang kann bei
Bacterien der Schale des Flohkrebses, wie bei Bacterien eines Distoms etc. eintreten.
©. Die Uryptomonas wirft die Wimpern ab, welche in Vibrionen zerfallen,
und verwandelt sich durch Längstheilung in Diatoma (Kützing) (T. I. Fig. 4., !+), oder
in Fragilaria capucina (Fig. 6.), Scenedesmus (Fig. 19.,*) und Podosphenia (T. I.
Fig. 7.). Ausserdem entstehet durch Anreihung oder Längstheilung aus ihr eine Gallio-
nella (T. II. Fig. 20.,1--3-), eine Pilzalge oder Confervoide (Fig. 20., +: =, Fig. 19., 8-10,
Fig. 21.,”). Aber auch die Abkömmlinge der Cryptomonas: Synedra, Navicula und
Eunotia sind derselben Metamorphose unterworfen (Fig. 19., 7, 10),
D. Ich habe bereits erwähnt, dass die Wimpern, Rüssel, Borsten ete. der
Infusorien in Vibrionen und Bacterien zerfallen, aber auch umgekehrt setzen sich
Vibrionen an andere Infusorien an und wandeln sich in Bewegungsorgane um, welche
dem Wirthe eigenthümlich sind und von seinem Willen bewegt werden. Wir haben
dies an den Vorticellinen und deren Acinetenbildung gesehen, wir können es auch bei
Cryptomonas beobachten. Nicht bloss an bewegungslos eingezellte, sondern anch an
bewimperte und sich bewegende Cryptomonaden setzen sich bewegliche Vibrionen an,
welche entweder Wimpern oder Borsten werden. Die Cryptomonas behält ihr Panzer-
kleid bei und verwandelt es in eine sehr elastische Hülle. So entstehen Uebergänge
zu einer Actinophrys etc. oder zu einer Volvoeine (s. T. U. Fig. 1.,*-°), denn die
Volvocinen sind in der That nichts weiter als Cryptomonaden, welche eine gemein-
schaftliche Hülle colonisiren. Auch kann man an den einzelnen Individuen derselben
ganz ähnliche Metamorphosen beobachten wie an der freien Cryptomonade.
E. Bei der Umwandelung der Cryptomonade in Naviculaceen lasse man mich
noch einmal verweilen und Thatsachen zur Sprache bringen, welche für die Ent-
wickelungs- und Bildungsgeschichte des Flohkrebses und seiner Schmarotzer von Be-
deutung sind.
Wir sehen aus der Cryptomonas bewegliche und unbewegliche, umherschwei-
fende und festsitzende Naviculaceen hervorgehen ; dort Synedra, Podosphenia und
Eunotia, Epithemia und Cocconeis, hier Navicula und Ceratoneis, oder dieselben in
Diatomeen und Desmidieen sich theilen; Organismen, welche im Systeme streng von
einander getrennt werden, in ihrer Entwickelungsgeschichte aber in einander über-
gehen. Ich habe mich daher oftmals vergeblich abgemühet, die systematischen Unter-
scheidungszeichen an gewissen Formen festzuhalten, sie entschlüpften mir häufig beim
Verfolgen ihrer Bildungsgeschichte, weil sie eben niemals-constant sind. Die Syste-
matik hat uns mit einem wahren Berge von Arten beschenkt, dieser und jener Autor
hat noch feinere Distinctionen herausgefunden, und es herrscht eine solche Begriffs-
= DE
und Nomenclaturverwirrung, dass man darüber ganz das Wesentliche, die Bildungs-
geschichte vergessen hat.
Betrachten wir nun einige Genera näher.
a) Ceratoneis Olosterium , — arcus, — Rhaphidium, — spiralis (s. T. II. Fig. 3.,
8, Fig., 4., 1? 13, T. III Fig. 1., 2.). Wir wissen bereits, dass dieselbe im embryonalen
und jugendlichen Zustande elastisch, in der gelenkartigen Mittelzelle beweglich war,
mit den fadenartigen Enden langsame Bewegungen machte und im Querdurehschnitte
rund war. Jene Eigenschaften gingen in der Erstarrung der äussern Hülle zu einem
Kieselpanzer von derselben Form, welcher eine halbmond- oder bogenförmige Gestalt
annahm, zu Grunde. Aber auch im Querdurchschnitte zeigt sich eine Veränderung.
Derselbe bleibt nicht immer rund, sondern wird drei- oder vierseitig, oder die in die
Krümmung fallende Seite verflacht sich oder wird scharfkantig, während die übrige
Fläche rund bleibt. Die Hörner laufen entweder spitz zu, oder stumpfen sich ab,
drehen sich mehr oder minder spiralig um ihre Längsaxe, bleiben glatt, oder werden
gewunden. Die Gelenkzelle verschwindet, oder wird ein cylindrischer, oder vielseitiger
Raum, der Panzer streift an der Krümmungsfläche darüber hinweg, oder wird von ihr
durchbrochen, oder es bilden sich ausser derselben noch mehrere Zellen mit denselben
Eigenschaften, namentlich in den Hörnern. Ebenso erleidet das Innere derselben, die
Vertheilung des Farbstoffes und der Farbstoffzellen eine verschiedene Anordnung,
welche man aber stets auf die ee, der Cryptomonas eigene zurückführen
kann’ (s.‘T! HD. Eig73, 4% ebs, T, IS Pig. 14%) jeder iveikäginlait ist weiter nichts
als eine Wiederholung von Moni Cryptortends oder Ceratoneis. Die Ceratoneis
entstehet ferner durch Heterogenie aus den Trümmern anderer Gewebe (s. T.L.
Fig. 18.), so aus infundirten Samenfäden des Flohkrebses (s. T. XV. Fig. 1.,7:*). Was
unterscheidet nun die Ceratoneis, welche aus einer Cercomonade (T.I. Fig. 10., 13%,
T. V. Fig. 7.,") oder aus einem zerfallenden Trachelius (T. I. Fig. 10., ®) hervorgehet,
von der oben beschriebenen, welche die Cryptomonas geboren hat? Diese verschieden-
artigen Abstammungen sollen darum den wahren Werth der Systematik durchaus nicht
beeinträchtigen, sie ist nothwendig, um das ungeheure Material in unserm Gedächtnisse
zu ordnen und zu überschauen, man vergesse darüber aber nicht die individuelle Bil-
dungs- und Entwickelungsgeschichte und zwänge die Erscheinungswelt nicht in einen
Kastengeist ein. In der Natur herrscht die grösste individuelle Freiheit, das Individuum
vermittelt die Uebergänge zum Genus und der Familie nur bis zu einer gewissen
Grenze. Die Heterogenesis und das Gesetz der Spirale giebt uns den Schlüssel für
die Erkenntniss dieser Metamorphosenreihen und Gruppen.
Die Bewegung der Ceratoneis ist die der Navicula, bedingt freilich durch die
bogenförmige Gestalt. Bewegungsorgane habe ich bei der schärfsten Beobachtung
nicht entdecken können, doch dürfte uns auch hier die Entwickelungsgeschichte einen
Fingerzeig geben für den Ort, wo dies Bewegungsorgan zu suchen sei. Wenn die
Hörner der Ceratoneis den beiden Wimpern der Cryptomonas entsprechen, welche zu
jenen nur erstarrt sind, so dürften die denselben am nächsten liegenden, den starren
Panzer durchbrechenden Zellen diejenigen sein, welche die Bewegung vermitteln. Bei
den Closterien sehen wir daselbst eine Zelle, in welcher sich Körnchen in lebhafter
Molekularbewegung befinden, hier sind es lichte Zellen, welche den Panzer bald durch-
brechen, bald in gleichem Niveau mit demselben liegen, ja es ist wahrscheinlich, dass
a (N
in letzterem Falle daselbst die Wandung des Panzers nicht kieselhaltig und starr,
sondern weich und sehr elastisch ist. Durch Vergleichung mit anderen Naviculaceen
wissen wir, dass an diesen Stellen der Panzer Lücken zeigt, welche durch Dehiscenz
jener Zellen entstanden sind; es ist daher wohl mit ziemlicher Gewissheit anzunehmen,
dass in diesen Endzellen eine lebhafte Exosmose und Endosmose vor sich gehet, ein
Einströmen und Einsaugen und umgekehrt ein Ausströmen und Auspressen von Wasser.
Auch nahm ich, wenn es keine Täuschung gewesen ist, in diesen Zellen mitunter eine
Zuckung der Zellwand wahr. Hierdurch allein wird eine vorwärts und rückwärts
gehende Bewegung vermittelt werden können, welche theils von dem Willen des Thieres
geregelt, theils von dem innern, dem Willen entzogenen Stoffwechsel in den Zellen
bedingt wird. Ebenso mag auch eine innere Contraction oder Expansion den Impuls
zu einer Bewegung des ganzen Thieres geben. Die mittlere Zelle, früher die Gelenk-
zelle der jungen, noch weichen Ceratoneis wirkt dabei durch selbständige Contractionen
nicht bloss auf die übrigen gefärbten und ungefärbten Zellen, sondern auch von aussen;
wenn die Panzerwand daselbst nicht starr geworden ist oder eine Lücke zeigt, und
wer kann behaupten, dass die feinsten Spitzen der Ceratoneishörner nicht noch Gefühl
und einige Bewegungsfähigkeit behalten haben. Ich möchte die Bewegung der Ceratoneis
sowie der Navicula durchaus für eine willkührliche halten, oder ist das etwa keine
Willkühr, wenn die Navicula bald vor der kleinsten Monade zurückprallt, bald aber
durch Haufen von Pflanzentrümmern und infusoriellen Pflanzen mit grosser Kraft sich
Balın bricht, wenn sie sich bald seitlich kehrt, bald umdrehet, bald eine grosse Strecke
vorwärts geht und ohne ein sichtbares Hinderniss plötzlich den Rückweg antritt?
Die Ceratoneis pflanzt sich sowohl durch Knospen, welche entweder Crypto-
monaden oder gleich wieder Ceratoneides werden, wie durch Theilung fort; letztere
erfolgt in einem schiefen Schnitte, also auf umgekehrte Weise wie bei der Entstehung
aus Öercomonas (T. II. Fig. 3., *), mitunter auch durch Querbruch in der Mitte, wo
dann aus dem abgebrochenen Ende das andere Horn wieder hervorspriesst. Eine Ver-
mehrung durch Copulation wie bei den Closterinen habe ich nicht beobachtet.
Für das Schalenleben des Flohkrebses haben die Ceratoneides nur eine sehr
entfernte Bedeutung. Sie legen sich meistens in die taschenartigen Ausbuchtungen der
Gelenkverbindungen an den Baucheommissuren und werden dort in Schalengewebe
verwandelt (s. T. IV. Fig. 5., *), ebenso lagern sie sich auf die Cysten anderer Infuso-
rien und gehen in deren Gewebe über (T. I. Fig. 18., 6).
b) Navicula amphisbaena, — wiridis etc. Auch bei der Beurtheilung der
Navicula gehe man auf die Cryptomonas zurück. Wie der Panzer der Cryptomonas
ganz oder unvollständig geschlossen war, aus der runden und ovalen Form in die viel-
seitige überging oder sich in solche theilte, ebenso nimmt der Panzer der Navicula,
welche aus der Cryptomonas sich entwickelte, diese Form an. Auch hier halte man
fest, dass die Navicula als eine im Längsdurchmesser aus einander gebogene und ge-
streckte Cryptomonas zu betrachten ist, der Panzer kann daher hier wie dort ein-
schalig sein, einem zusammengerollten Schilde gleichen, oder aber aus mehreren Theilen
zusammengesetzt sein.
So habe ich T. III. Fig. 2. einschalige Naviculaceen gezeichnet, welche entweder
nur einige Oefinungen haben, oder aber auf einer Seite durch eine nach dem Tode
klaffende Naht geschlossen sind. Setzt sich nun die Naht auf der untern Seite fort,
er A Ya
so entstehet ein zweischaliger Panzer, gehet die runde Form in eine eckige über, so
entstehen vier und mehr Stücke, welche durch Nähte resp. Leisten 'zusammengehalten
werden. Durch unregelmässige Entwickelung der verschiedenen Gestalt der Seiten
entstehen die unregelmässigen Formen, ebenso durch Längstheilungen. Die verschie-
denen Streifungen und Oeffnungen des Panzers sind in morphologischer Hinsicht un-
wesentlich, wenngleich sie für die Systematik das Abe bleiben müssen.
Ich erinnere mich nicht, dass in anderen Werken der innere Bau der Navieula
mit grosser Treue wiedergegeben ist. Was mir zu Gesicht gekommen ist, gewährte
keine klare Vorstellung; darum habe ich mich in meinen Abbildungen bemüht, den
innern Bau derselben deutlich zu machen. Der erste Blick lehrt uns, dass wir es auch
hier mit Doppelthieren zu thun haben. In ihrer Form gleichen sie sowohl den Monaden
und Cryptomonaden, sowie auch den jungen, noch weichen Ceratoneides resp. den
Kernen der Cryptomonas oder aber Trachelius- und Astasiaformen. Sie liegen entweder
in einer Ellipse so vereinigt, dass der Kopf des Einen den Schwanz des Andern
berührt, oder sie liegen wechselständig oder gegenständig an oder neben einander, oder
aber die gleichartigen Theile berühren sich. Sind mehr als zwei Individuen vorhanden,
so entstehen nach demselben Schema knäuel- und darmartige Windungen (s. Fig.2., *).
Man sehe in diesen Zellformen nicht wirkliche und fertige Trachelii und
Astasiae etc.; ich erinnere nur an die Formähnlichkeit; eine jenen eigenthümliche
Bewegung überhaupt, ausser dem bereits erwähnten Zucken in gewissen Zellen, konnte
ich an ihnen niemals wahrnehmen. Eben so wenig wie die neueren Forscher konnte
ich besondere Bewegungsorgane entdecken, und weise ich nur auf das zurück, was bei
Ceratoneis bereits gesagt ist.
Wir beobachten Naviculae, welche aus ihrem sogenannten Umbo oder ihrer
mittleren Oeffnung, oder ihrer endständigen Panzeröffnung Knospen treiben. Diese
Knospen sind Abkömmlinge der daselbst liegenden lichten Zellen, durch welche die
Bewegungen und Nahrungsaufnahme vermittelt wird; es ist daher möglich, dass hier
Ehrenberg eine vorstreckbare Sohle gesehen hat. Bei der Verwandtschaft mit Arcella
und der Abstammung von Cryptomonas dürfte es überhaupt a priori nicht unwahr-
scheinlich sein, dass sich rhizopodenartige Ausstreckungen der beschriebenen Zellen
und Wimpern, welche ja Ehrenberg gesehen haben will, zeigen, wenngleich ich bei
den gewöhnlich vorkommenden Naviculaceen dergleichen selbst bei den schärfsten
Beobachtungen nicht entdecken konnte. Contractilität, also Formveränderungen in den
Zellreihen, welche unmittelbar an diese Mundzellen grenzen, genügt allein schon, eine
Repulsion oder Anziehung resp. ein Ausströmen von Wasser zu bewirken, dessen
Wirkung eine Ortsbewegung der Navicula sein muss. T.II. Fig. 8.,”- zeigt uns unter
(*) die mittlere Panzeröffnung, in welche die je einem Naviceula-Individuum angehörige
contractile Zellreihe ®) mündet. Aber auch an den endständigen Zellen (T. II.
Fig. 1.,', Fig. 2.,**) sah ich Contractionen. Bei Navicula ist das Innere mit einer
Längsreihe von Zellen durchsetzt, wie sie bei Ceratoneis und Cryptomonas bereits
beschrieben sind (T. I. Fig. 8.,”). Die Navicula treibt aus ihren mittleren, wie aus
ihren Endzellen Knospen, welche entweder als Cryptomonaden sich lösen, oder schon
am Mutterthiere wieder zur Navicula werden (T. I. Fig. 8., +-%), endlich vermehrt sie
sich durch Längstheilung und innere Brutbildung, welche entweder in Monaden und
Cryptomonaden oder in Naviculis bestehet.
= WM
Die Navicula entstehet aus Cryptomonas, auch sahen wir sie bereits aus der
Pseudonavicelle von Monoeystis lumbriei, dem Vibrio, der Monade und Cercomonade
hervorgehen, sie entwickelt sich ferner durch Heterogenie aus copulirten Bacterien-
häufchen, welche allmählich ihre Gestaltung annehmen, sich färben und endlich mit
einem Panzer umhüllen (s. T. I. Fig. 9., * 3). Ebenso erzeugt die Spiromyce polymorpha,
welche die Schale des Flohkrebses bewohnt, sowohl bei ihrem Zerfallen, wie auch
durch eigene Lebensthätigkeit aus ihren Gliedern Naviculae, indem sich die Gewebs-
bacterien derselben dazu umordnen (s. T. VI. Fig. 4., 1%. 4-). Wir werden später Schalen-
zellen des Flohkrebses kennen lemmen, welche durchaus der Navicula oder deren
Abkömmlingen und Verwandten gleichen und freie Naviculaceen gebären (s. T. XV.
Fig. 4,» cv). Ich habe an den Schalenstacheln des Flohkrebses mitunter Blut-
körperchen desselben haften gesehen, welche in ihrem Innern einen naviculaartigen
Kern entwickelten. Die Blutkörperchen sind aus vibrionenartigen Elementen zusammen-
gesetzt, die einzelnen Glieder derselben aber nicht immer rund, sondern auch spindel-
förmig. Ein solches Blutkörperchen bestehet demnach aus einem Knäuel von Fäden,
welche von kleinsten in stumpfen Winkeln endständig zusammenhängenden Spindeln
wiederum gebildet werden. Diese Spindelchen haben ganz die Form der Navicula.
Der navieulaartige Kern baut sich aus kleinsten naviculaartigen Elementen auf (s. T. I.
ie
Akkre hier muss ich mich gegen den Vorwurf der Verwechselung mit einer
Dickieia (Ralfs) oder Syneyclia (Ehrenberg), welche möglicherweise hier haften geblieben
sein könnten, verwahren. Wie schon erwähnt, so hat die Form und Streifung des
Panzers, die Zahl und Stellung der Panzeröffnungen Merkmale für die Aufstellung ver-
schiedener Arten und Species dieser grossen Familie abgegeben, und wenngleich ich
vollkommen beistimmen und bestätigen kann, dass diese durch Theilung und Keim-
bereitung ihre Art fortpflanzen, so muss ich auf der andern Seite auch ihrer heterogenen
Bildung das Wort reden und bei ihrer morphologischen und Einiäipoiginen Ableitung
manche systematische Unterscheidungen fallen lassen.
Es ist schon von mehreren Beobachtern darauf aufmerksam gemacht worden,
dass die Oeffnungen im Panzer der Navieulaceen keine wirklichen Oeffnungen, sondern
nur Gruben, oder aber durch den Panzer durchscheinende Zellen in dem Innern seien,
Wir wissen ferner, dass der Panzer der Naviculaceen aus vibrionenartigen Fasern
zusammengesetzt ist, welche Textur schon bei Lebzeiten des Thieres mehr oder
weniger deutlich hervortritt, wir wissen, dass die Nähte auf die embryonalen und
jungen Zustände derselben zurückzuführen sind, oder aber nur die Stelle begrenzen,
durch welche später die Theilung geschieht, es folgt demnach hieraus, dass diese
Merkmale auch zufällig und unwesentlich sein können. Wenn ferner Cryptomonas
bald eine Ceratoneis, Navicula und Synedra erzeugt, bald durch Theilung oder Form-
veränderung in Navicula, Eunotia oder Cocconeis übergeht, wenn Navicula und
Eunotia wieder Cryptomonas und ceratoneisartige Keime (T. II. Fig. 8.,* *) gebären,
so ist es a priori möglich, dass Navicula durch Theilung, Knospung oder Gestalts-
veränderung eine Eunotia, Epithemia, oder Cocconeis hervorbringt (vgl. T. U.
Fig. 5.,1-& und Fig. 8., ++ mit T. II. Fig. 1., 4). Die Eunotia entstehet ebenso wie
die Cryptomonade und Cercomonade unmittelbar aus den vibrionenartigen Gewebs-
elementen anderer Organismen (s. T. II Fig. 2.,°*): Zwei mittlere Glieder eines
RENTSCH, Homoiogenesis, Heft I. 11
un
Vibrio schwellen nach einer Seite hin auf und werden bald von einem Panzer um-
schlossen, welcher verjüngt nach den beiden Enden des Vibrio zuläuft.. Die eine Seite
bleibt flach, die andere wölbt sich rückenartig. Auf dieser Stufe kann diese Naviculacee
ebenfalls bald eine Ceratoneis, bald eine Cymbella und Epithemia werden, oder aber
zu jener nahe verwandten Eunotia sich entwickeln. Ebenso wird aus einer Cercomonas
die gleiche Form hervorgehen, oder aber ein Vibrio macht in der Mitte zwei spiralige
Drehungen, wie sie Spirochzta und Spirillum zeigen, und verschmilzt sie zu ‘zwei
Farbstofizellen, aus denen die Eunotia sich dann, wie angegeben, weiter entwickelt.
Man vergleiche hiermit die Schalenzellen (T. XV. Fig. 4,*!") und die Entwickelung
von Eunotia aus infundirtem Distomgewebe (T. IH. Fig. 4. und T. XI. Fig. 8.).
c) Cocconeis Pedieulus, — seutellum etc. Cryptomonas und Navicula setzen
sich häufig an die Schale des Flohkrebses und seine Eier an und bilden daselbst
elliptische, schildförmige Zellen, welche mit den Formen der Cocconeis grosse Aehnlichkeit
haben (s. T. II. Fig. 9., &-1%,, Fig. 13., * 2). Die Anheftung kann nur durch einen Act
der Willkühr, durch Ansaugung mit einer der beiden Endzellen oder deren mittleren
resp. mit den Rüsseln erfolgen. Sobald die Anheftung geschehen ist, legt sich um das
ganze Thier ein Ring von braunem und gelbgrünem Pigmente, dessen äussere
Contour unregelmässig, dessen innere, begrenzt von der inneren Fläche des: Panzers,
scharf abgeschnitten erscheint. Der Panzer selbst zerfällt bis zu dieser inneren Grenze
in farblose oder pigmentirte Baeterien, welche sich dann wieder zu Monaden und
eryptomonadenartigen Formen heranbilden. Diese Schmarotzer dıingen mehr oder
weniger in die Schale des Eies oder Flohkrebses ein und entwickeln ihren gefärbten
Inhalt zu einer Cryptomonas oder Navicula, zu Monaden und Cercomonaden, welche
sich anfänglich frei in dem innern Raume bewegen, später aber ausschlüpfen, oder
sie wandeln ihren Kern in Amyloid oder Zoothamniumkeime um. Der Inhalt von
Coceoneis scutellum ist mitunter amoebenartigen Formveränderungen unterworfen wie
bei Arcella. Die von aussen kommenden Cocconeides gehen ebenfalls in Keimzellen
von Zoothamnium, Amyloid, Pigmentfett und Schalenzellen über. Der hufeisen- oder
wurstförmige Kern, wie ihn schon die Cryptomonaden hier und da aufweisen (T. I.
Fig. 13., ,, Fig. 17., * 12) und in ähnlicher Form die Zoothamnien haben, vergrössert
sich, nimmt eine nierenförmige, der Chilomonas gleichende Gestalt an, entfärbt sich,
entwickelt eine oder viele Wimpern als Bewegungsorgane und entschlüpft aus der
bergenden Cyste als ein wimperndes Infusorium, was zwischen Kolpoda, Glaucoma,
Param&cium und Trachelius stehet, oder aber durchbricht die Cyste, um sich.alsbald
zu einer Vorticelline zu entwickeln. Stammen diese Zellen von Cryptomonas, so sind
sie häufig gestielt, oder aber die noch elastische Cryptomonas setzt sich an und ent-
wickelt sich unmittelbar zur. Vorticelline (vgl. T. I. Fig. 6. mit T. Il. Fig. 13.,8.,
Fig. 17.,19-2"), Umgekehrt trifft man häufig auf Schalenzellen, welche nicht sowohl
die Form der Cocconeis vollständig wiedergeben, sondern auch ähnliche Keime wieder-
gebären. Schon die Blutkörperchen des Flohkrebses entwickeln einen ähnlichen Kern
(T. I. Fig. 18.,°°, T. XV. Fig. 2., *#). Es ist also erklärlich, dass auch die Schalen-
zellen in Cocconeisformen übergehen. T. XV, Fig. 4, nnd v. Jehren dies so schlagend,
dass darüber gar kein Zweifel mehr obwalten kann. Man vergleiche übrigens auch
die Bildung von Öeratoneis oder Eunotia aus Vibrio oder Spirochata (T. ILL. Fig. 2., *)
mit der obersten Cocconeiszelle rechts, aus welcher mit einer spiraligen Drehung. .die
—
beiden Schalenstacheln entstehen. Eine andere Eigenthümlichkeit zeigt sich an diesen
Coceoneiszellen, sie sind nämlich häufig mit einer oder zwei Synedris besetzt, und
entsteht hier die Frage, ob die Synedrae durch Zufall hier abgesetzt, oder ob sie von
der Cocconeiszelle oder umgekehrt diese von jenen getrieben worden seien. Hätte die
Synedra zufällig ihren Weg auf eine Cocconeis gefunden, so müsste deren Kern unver-
ändert geblieben sein, wir finden letzteren aber gar nicht (s. T. I. Fig. 9., *”-), auch
sitzt die Synedra gewöhnlich an den Stellen, welche bei der Cryptomonas und Navi-
cula resp. der Cocconeis als Kernzellen oder Panzeröffnungen angesehen werden. Wir
wissen nun, dass Cryptomonas zu einer Synedra wird, Navicula aus diesen Panzer-
öffnungen Cryptomonaden als Knospen treibt; es ist daher nicht unwahrscheinlich,
dass die aus Cryptomonas und Navicula entstandene Cocconeis hier Synedrae getrieben
hat. Leider habe ich aber eine solche Knospung und Entwickelung nicht beobachtet.
Am wahrscheinlichsten ist mir eine dritte Annahme, dass die hier gefundene Cocconeis
von einer Haftzelle der Synedra abstammt. Die Synedra treibt nämlich eben solche
Knospen aus ihren Endöffnungen wie die Navicula, eine solche Knospe dient dann
der Synedra als Fuss- oder Haftzelle, welche sich in die Schale bettet und zugleich
die Eigenschaften der Cocconeis im Keime erhält, um nach dem Abfallen der Synedra
sich zu einer solchen zu entwickeln. Es sind diese Gebilde ähnlicher Natur wie die
Pigmentringe um die Basilarzellen des Enterobryus (T. VII. Fig. 1., * ®).
d) Synedra (T. Il. Fig. 9. — 12.).
Wir wissen bereits, dass die Synedra durch Theilung der Cryptomonas ent-
stehet (T. II. Fig. 3., 4- =) und zwei und mehr Glieder aus der festsitzenden Cryp-
tomonas hervorgehen. Der Körper der Synedra ist bald gerade, bald gebogen, doch
kann letztere Form in erstere übergehen, indem sie nur eine durch die Theilung der
Cryptomonas bedingte Entwickelungsstufe bezeichnet. Auf dieser Stufe liegt die Ver-
wandtschaft mit Ceratoneis und Navicula nahe und ist der Uebergang möglich.
Der Panzer der hier beobachteten Synedrae ist glatt, rund oder vierseitig, ganz
oder meistens zweiklappig, oben und unten geöffnet. Lässt man diese glatten Synedrae
indessen mit dem verdunstenden Seewasser eintrocknen, so tritt die spiralfaserige
Textur des Panzers deutlich hervor. Das Innere bestehet aus Farbstoffzellen, welche
in einfacher Längsreihe oder in Längsstreifen angelagert sind, später aus der oberen
Oeffnung als Keime von Cryptomonaden hervortreten, oder in Monaden sich auflösen,
oder aber durch die untere Oeffnung als die eben beschriebene Fusszelle dringen, um
sich auch durch diese fortzupflanzen, oder Keime anderer Organismen zu bereiten.
Die Synedra vermehrt sich ferner durch Längstheilung und ist eine Fusszelle häufig
mit zwei neben einander stehenden Synedris besetzt. Welche Metamorphosen die ab-
fallenden Synedrae durchmachen, ob sie ähnliche Bewegungen wie die Naviculae machen
oder gar deren Bau annehmen, habe ich nicht weiter verfolgt.
Für die Schale des Flohkrebses haben sie aber eine namhafte Bedeutung.
Sie sind hier nicht bloss Schmarotzer, sondern gehen in wirkliche Gewebstheile der
Schale, namentlich Schalenstacheln über. Fig. 10—12 giebt uns diese Verwandlungen
in anschaulicher Weise und muss ich hier wiederholt daran erinnern, dass der Kiesel-
gehalt des Panzers kein Hinderniss für sie ist, eine andere organisch-chemische Natur
anzunehmen. Der Panzer, bestehend aus spiraligen, kieselhaltigen Fasern, theilt sich
der Längs- und Queraxe nach in schraubenförmigen Zügen, die Farbstoffzellen ent-
14°
a Bi
färben sich und verschmelzen mit jenen. Auch an diesen heterogenetischen Stacheln
trifft man häufig die bereits beschriebene Fusszelle, welche sich später ebenfalls ent-
färbt und mit Panzer und Kern in eine strangartige Schalenfaser übergehet (vgl.
Fig. 9.,° mit Fig. 12.,%.). Auch die gestielten Synedraformen findet man als meta-
morphosirte Schalenstacheln wieder.
e) Entstehung der Euglena (s. T.1. Fig. 8.,!1-°, T. I. Fig. 3., %-b-4, Fig. 22., *).
Wir haben bereits die Entstehung der Rudicula, eines Euglenenstockes, aus
der Cryptomonade und Tetrabana angeführt; aus der encystirten Cryptomonas, welche
sich zu einer ovalen oder kugeligen Zelle ausdehnt und ihren Kern in 2—4 theilt,
werden ebenfalls Euglenen geboren.
Der Augenpunkt ist häufig schon an der Cryptomonas präformirt, kann aber
auch fehlen, dann ist sie eine Astasia zu nennen. Die Euglenen vermehren sich durch
einfache Theilung ohne oder nach vorhergegangener Einzellung. Die Eugleneneysten
können wiederum Crystomonaden oder deren Abkömmlinge gebären. Die gelbgrünen
elliptischen, spindel- oder nierenförmigen Zellen (T.IV. Fig. 3.,1.4*), welche das
Parenchym der Euglena viridis bilden, sind in der That nichts weiter als Monaden-
und Cryptomonadenkeime ®), welche aus dem Gewebe der Euglena gebildet sind.
Absterbende Euglenen entfärben sich und zerfallen in nierenförmige Körperchen, welche
durch Jod sich bläuen lassen ®), Wie es bei der Uryptomonas unwesentlich ist, ob
sie einen oder zwei Rüssel und Augenpigmentflecke hat, oder nicht, so ist dies auch
bei der Euglena der Fall. Die Astasia kann zur Euglena werden, die Euglena zwei
Rüssel entwickeln und mit dem Schwanze sich festsetzen. Wir haben dann ein Chloro-
gonium und Colacium (s. T. IV. Fig. 3.,1: =). _ Chlorogonium euchlorum gehet in
gestielte und ungestielte Cysten über, welche von denen, welche die Cryptomonas
bildet, nicht zu unterscheiden sind, und wahrscheinlich macht es auf der Schale des
Flohkrebses dieselben Metamorphosen durch wie die Cryptomonade. Ausserdem gehet
Chlorogonium euchlorum in eine Acinetenbildung über (T. IV. Fig. 3., %). Die Form
ist gewöhnlich walzenförmig, am Grunde etwas angeschwollen, der Stiel mit einer
Scheibe angeheftet. Die Rüssel der Stirn verwandeln sich in die bekannten geknöpften
und gegliederten, contractilen Borsten und vermehren ihre Zahl. Es ist mir wahr-
scheinlich geworden, dass die sehr elastische äussere Hülle der Euglena nicht bloss
bei der Encystirung erhärtet, sondern bei der Metamorphose in andere Formen,
namentlich in Naviculaceen und Peridineen erstarrt. Es ist ferner sehr wahrscheinlich,
dass auch die Bodonen in Astasien und Euglenen übergehen. Wenn nun Bodonen in
Zoothamnium parasita verwandelt werden, so kann es auch den Astasien und Euglenen
geschehen, zumal sie auch unmittelbar in Acineten übergehen. So setzen sich T. I.
Fig. 8.,12: solche Astasien fest, um einen Stiel und eine kugelige Auftreibung: ihres
Leibes zu bilden und entweder zuerst in Zoothamnium oder sofort in Acineta umge-
wandelt zu werden. Von Bodo und Astasia bis zum Trachelius ist nur ein Schritt,
wir sehen diese Uebergänge T.I. Fig. 10., %-%* und wissen bereits, dass Trachelius
durch Theilung oder Knospung wieder Cercomonas, Cryptomonas und Ceratoneis bildet.
Anmerkung. Es werden diese Beobachtungen und Folgerungen bei Vielen
grosse Zweifel hervorrufen, ja vielleicht für Phantasien gehalten werden, wenn die
genannten Uebergänge von diesem oder jenem Beobachter nicht gefunden werden,
auch will ich gern einräumen, dass ich mich in einem conereten Falle getäuscht
— WE Tem
haben kann; in der Hauptsache jedoch muss ich auf dem geschilderten heterogenen
Entwickelungsgange bestehen und für die Wahrheit desselben einstehen. Es genügt
nicht die vereinzelte Beobachtung eines Genus oder einer Species, noch kann das
Lauern auf die angegebenen Metamorphosen immer unfehlbar zur Bestätigung führen,
was ja auch nur in sehr beschränkten Grenzen möglich wäre, wohl aber sieht man
einen sicheren Wegweiser in der Vergleichung vieler aus der freien, unbeschränkten
Natur gegriffener Fälle und in der richtigen Anwendung unseres Gesetzes. Dürfte
nicht auch der in einer gewissen Richtung herrschende Bildungstrieb Formen und
Keime andern Ursprungs, welche in sein Bereich fallen, aneignen und auf sie seinen
Geist übertragen? Denn wie die verschiedensten Nahrungsmittel in eine bestimmte
Gewebsform ihres Verzehrers, oder die äussern Schmarotzer des Flohkrebses in das
Gewebe seiner Schale verwandelt werden, so ist auch der umgekehrte Fall möglich,
dass durch die Ansiedelung der Schmarotzer die Gewebsformen des Flohkrebses,
namentlich die Schalenzellen von jenen den Bildungstypus durch Contact empfangen,
um wieder Keime dieser Schmarotzer zu entwickeln. Wir werden später in der dritten
Abtheilung Kap. V. $.2. f. noch näher darauf eingehen.
Kapitel IV.
Heterogene Bildung von andern Infusorien aus
dem Zoothamnium,
1. Kolpoda Cucullus.
Nachdem wir die Entwickelung des Zoothamniums noch aus anderen als gleich-
artigen Keimformen kennen gelernt haben, wende ich mich zu den heterogenen Spröss-
lingen, welche aus eingezellten Zoothamnien und Acineten hervorgehen, und zwar zuerst
zur Kolpoda, auf welche Keimform der Vorticellinen und Acineten, wenn ‘ich nicht
irre, Stein zuerst aufmerksam gemacht hat. Bei der Entwickelung von bewimperten
Infusionsthieren kommt es auf eine Mehr- oder Wenigerbildung von Wimpern gar
nicht an: So haben die trichodaartigen Jungen der Distomeier bald nur einen ein-
fachen Schopf oder Kranz von Wimpern an der Stirn oder am Halse, bald sind sie
ganz behaart ete., ebenso ist es mit Kolpoda. Das systematische Unterscheidungs-
zeichen der Kolpoda, dass die Rückenfläche ohne Wimpern sein soll, ist nicht stich-
haltig, die Kolpoda hat daselbst bald Wimpern, bald keine, ja manche haben nur an der
Mundzelle zwei und mehr Wimpern. Ebenso wenig existirt ein zungenförmiges Organ,
welches aus der Mundzelle herausgestreckt wird, es sind Wimpern, welche sich, wie
auch bei andern Infusorien, z. B. Pleuronema saltans bündelweise daselbst zusammen-
=. =
legen. Sind an der Mundzelle nur wenig Wimpern entwickelt, so fällt natürlich die äussere
Täuschung einer Zunge weg, Kolpoda gehört demnach zu dem Genus Paramzcium.
2. Glaucoma scintillans (s. T. V. Fig. 3., 4.) und Chilodon Oucullus (Fig. 5.).
Ausser der Kolpoda gebären die Zoothamniumeysten auch Glaucoma seintillans.
Das Glaucom nimmt wegen seines elastischen Gewebes verschiedene Gestalten an.
Aus der kugeligen, ovalen und birnförmigen gehet es in die mieren-, beutel-,
keulen-, kegel- und beilförmige oder eine ganz unregelmässige Form über und behält
nase hehedet ganz bei, oder verändert sie auch adden Es ist ganz mit Wimper-
haaren besetzt, welche in Längsreihen stehen. Der Mund mit Ehrenberg’ s zitternder
Bauchklappe ist je nach der Gestalt verschieden gestellt. Bei ganz jungen Glaucomen,
welche anfänglich ohne Wimperbezug sind, bestehet derselbe in einer contractilen,
kugeligen oder ovalen Zelle, deren Faser in ein oder zwei gegenständige, sich kreu-
gende? zurückziehbare Wimpern ausläuft (Fig. 3.,1.”). Auf dieser Stufe gleicht der
Glaucomkeim durchaus einer Monade oder Chiloröitadel oder aber den (T. I.
Fig. 5.,**% und T. V. Fig. 4, *"t) abgebildeten Infusorien, welche wir als Ab-
kömmlinge der Zoothamniumeysten und Bewohner der abgeworfenen Flohkrebsschale
kennen gelernt haben. Ursprünglich ist der Mund eine contractile Zelle, die
zitternde Bauchklappe ein Wimperpaar. Die Zelle verwandelt sich später in eine
Grube, begrenzt von einem starren, flachen Rande, oder aber in eine starre
schuh-, rinnen-, halbröhren- oder röhrenförmige Mundöffnung, in welcher zwei oder
mehrere Wimpern sich bewegen und in Form eines Büschels, zungenförmigen Bartes
oder Kammes (Fig. 3., *"°), auch hervorgestreckt werden können. Diese Wimpern
dienen nun nicht bloss zur Nahrungsaufnahme, sondern auch zur Ortsbewegung. Die
Röhre selbst kann hervorgestreckt und zurückgezogen werden. Diese rasch auf ein-
ander folgenden, combinirten Bewegungen veranlassen nun allerdings die optische
Täuschung, als zittere daselbst eine Klappe und ist dieser Irrthum selbst einem
Ehrenberg verzeihlich (Fig. 3.,°°*). Werden die Thiere mit Brechnusswasser getödtet,
so tritt dieses Organ lang aus dem Körper heraus (s. Fig. 3.,”).. Das Innere des
Glaucoms besteht in einem gleichmässigen, zartkörnigen Gewebe, welches von zahl-
reichen oder wenigen Zellräumen durchsetzt wird. Letztere sind entweder mit einem
lichten, flüssigen Plasma, oder mit knäuelartigen, runden oder nierenförmigen Kernen
erfüllt. Von letztern zeichnet sich gewöhnlich einer durch seine Grösse aus, und ist
als der Kern im Auge zu behalten, welcher nicht bloss bei der Theilung in zwei
Individuen, sondern auch bei der Fortpflanzung durch gleichartige Keime die Haupt-
rolle spielt, ja er wird in seinem ganzen Umfange ein junges Glaucom. Die Zellen
sowohl wie der Kern entstehen durch spiralige Eindrehung der bacterienartigen Ge-
webselemente. Bei ersteren sieht man sie deutlicher, bei letzteren tritt mehr eine
unregelmässige, knäuelartige Durchsetzung derselben hervor. Fig. 3., "+ ko ur?
%n%% zeigen dies deutlich genug. Die Mundzelle oder Bauchklappe entstehet aus
den vibrionenartigen Anreihungen dieser Gewebselemente und zerfällt wieder in die-
selben «x. %, Ebenso auch das ganze Gewebe des Glaucoms 0-#),
Wir haben nun je nach dem Baue und der Stellung der beschriebenen Mund-
öffnung Formgestaltungen des Glaucoms, welche im Systeme verschiedene Namen
Bien“ und nicht bloss ephemere Formähnlichkeiten bezeichnen, sondern wirkliche
Uebergänge zu selbständigen Organismen bilden, so zur Kolpoda, zum Paramaecium,
Re En
zur Leucophrys und Bursaria, indem die Mundrinne oder Röhre verödet oder sich
erweitert, zurückgezogen und nicht mehr vorgestreckt wird, oder aber einen gezähnelten
Rand annimmt (Fig. 4.,“). Von hier bis zur Bildung des Chilodons ist nur ein kurzer
Schritt und entwickelt sich letzteres in der That aus dem Glaucome. Um diese Mög-
lichkeit a priori zu begreifen, braucht man nur die zerfallende Mundröhre des Glaucoms
mit dem Mundtrichter des Chilodon zu vergleichen. Letzterer bildet sich entweder
unmittelbar aus der Mundöffnung des freien Glaucoms oder während seiner Einzellung,
oder aber neu aus dem Parenchyme in der Nachbarschaft der früheren Mundöffnung;
übrigens habe ich nie Gelegenheit gehabt, ein Verschlingen von Nahrungsmitteln, wie
es Ehrenberg am Chilodon dargestellt hat, zu beobachten. Das Chilodon und sein
Schlundtrichter zerfällt ebenso wie das Glaucom in vibrionenartige Gewebselemente
(Fig. 5.,”). Das Glaucom vermehrt sich durch Quertheilung, Knospung und Aus-
stossung von Keimen, oder durch Theilung und Keimbereitung nach geschehener Ein-
zellung. Eine Formumwandlung erfolgt auch durch eine Theilung, welche mitten durch
die Mundöffnung geht. Wir erhalten dadurch wieder Kolpoda-, Paramaecium-, Bur-
saria- und Leucophrysformen, indem die Mundröhre verödet. Es kann aber auch
hieraus wieder ein Glaucom primär und secundär entstehen. Das Glaucom setzt sich
mit seiner Mundröhre fest und verwandelt dieselbe in einen Stiel, wie ihn das Zoo-
thamnium hat (Fig. 3.,*). Der runde. Kern gestaltet sich erst später zu einem huf-
eisenförmigen um oder bleibt so; denn wir haben auch Zoothamnien mit kugeligen,
nieren- oder wurmförmigen Kernen kennen gelernt.
Der Kern des Chilodons gleicht nicht einem Chilodon, sondern einer Kolpoda,
einem Paramaecium, oder aber einer Cryptomonas (Fig. 5.,%-"-), ja manche dieser
Kerne haben wiederum einen wurmförmigen Kernkörper wie die Vorticellinen und
Cryptomonadinen. Es geht hieraus hervor, dass Chilodon auch heterogene Keime der
genannten Arten aus seinem Kerne bilden kann.
Bevor ich diesen Gegenstand verlasse, muss ich noch auf ein Infusorium auf-
merksam machen, welches mir in faulem Scewasser häufig begegnet ist und mit dem
eben beschriebenen eine grosse Verwandtschaft hat. Das ist
3. Pleuronema saltans (T.1I. Fig. 7.).
Körper oval oder birnförmig, auf der einen Seite etwas abgeflacht und mit
einer Furche oder Grube versehen, aus welcher ein bis zwei zurückziehbare lange
Wimpern hervorspriessen, welche eine Mundzelle begrenzen. Der übrige Körper ist
mit Borsten besetzt, welche, so lange das Thier ruhig ist, unbeweglich sind und nur
in Bewegung gesetzt werden, sobald dasselbe fortschwimmt, läuft oder springt. In
diesen Bewegungen gleicht es dem Cyclidium Glaucoma (E.) und der Halteria gran-
dinella (D.), in der übrigen Gestalt dem Pantotrichum Enchelys, am meisten dem von
Dujardin aufgestellten Genus Alyscum saltans und Pleuronema saltans, und will ich
letzteren Namen beibehalten.
Ausser der Bauchöffnung oder Zelle befindet sich noch an dem gewöhnlich
etwas spitzer zulaufenden Vorderende und ebenso an dem breiteren Hinterende eine
ähnliche Oeffnung, und sind beide öfters durch eine Zellreihe verbunden. Nicht selten
stehen an diesen beiden Endzellen ein bis zwei und mehr lange, gewöhnlich zusammen-
gedrehte Borsten.: Diese borstenartigen Wimpern sitzen längs gereiht auf Rippen,
welche in langgestreckten, spiraligen Zügen um den Körper gehen. Durch diese
=. IE =
spiralige Anordnung des Gewebes verändert sich auch die Gestalt des Thieres, welche
daher bald einer Kolpoda und einem Paramaecium, bald einem Glaucoma, einer
Enchelys, Leucophrys, Bursaria und Oxytricha gleicht,
Die Körperborsten können ebenso wie die Wimpern der Bauchzelle eingezogen
werden und verwandeln sich häufig in kugelige Zellen, welche zu Knospen ausgebildet
werden (Fig. 7.,*). Es giebt keinen schlagenderen Beweis für die Entwickelung der
Wimpern aus Kugelzellen als diese umgekehrte Einrollung derselben zur kugeligen
Zelle. Ebenso vereinigen sich die beiden langen Wimpern, welche aus der Bauch-
oder Afterzelle kommen, zu einem Ringe, welcher einen aus ihr hervortretenden Keim-
tropfen umfasst und mit diesem verschmilzt, um ebenfalls eine Knospe zu werden
BETEN
Zwei dem Pleuronema saltans ähnliche Formen haben wir bereits kennen
gelernt, das sind die aus den Distomeiern schlüpfenden Jungen (T. XI. Fig. 7.), denen
aber die langen retractilen Borsten der Bauchöffnung fehlen, und die aus Monaden,
Cryptomonaden und Cercomonaden hervorgehenden bewimperten Infusorien, welche wir
T.V. Fig. 7 beschrieben haben. Die Entwickelung des Pleuronema saltans aus letzte-
ren Formen halte ich für sehr wahrscheinlich und genügt dazu schon eine flüchtige
Vergleichung, doch ist nicht zu vergessen, dass auch Pleuronema saltans sich durch
Theilung mitten durch die Bauchöffnung, sowie durch Knospung vermehrt. Die Knospe
tritt gewöhnlich aus der Bauch- oder Afteröffnung hervor (T. I. Fig. 7.,Y W-), ist anfangs
farblos und wird erst später, bei weiterer Entwickelung und Freiwerdung zu einer
doppeltgewimperten Cryptomonade und mit Farbstoff gefüllt. Es ist daher im Voraus
anzunehmen, dass aus der Oryptomonas überhaupt auch das Pleuronema hervorgehen
kann. Da nun die T.V. Fig. 6., 7. abgebildeten Infusorien aus Monaden, Üerco-
monaden und Cryptomonaden hervorgehen, so erhalten wir hierdurch eine neue Stütze
für die eben behauptete heterogene Entwickelung des Pleuronema. Ich führe dasselbe
aber hier besonders an, weil es nicht nur sehr häufig in Infusionen macerirender Floh-
krebse gefunden wird, sondern auch einer Weiterentwickelnng fähig ist. Ich habe
schon den Uebergang in Kolpoda und Paramaecium u. s. w. erwähnt, füge aber noch
den in Glaucoma und Chilodon hinzu. Die Borsten des Pleuronema unterscheiden
sich in Bezug auf Grösse und Gestalt durchaus nicht von den beständig schwingenden
Wimpern anderer Infusorien. Wir wissen, dass auch letztere durch den Willen des
Thieres periodisch in Ruhe gesetzt werden, es ist also kein Hinderniss dafür vorhanden,
dass die Pleuronemawimpern sich auch wieder lebhafter und anhaltender bewegen
können. Die Bauchöffnung oder Bauchzelle des Pleuronema wird zur Mundröhre des
Glaucoms, ja tritt nach dem Tode in ähnlicher Weise wie bei diesem hervor (T. V.
Fig. 4., »-4),
Wenn nun diese Metamorphose möglich ist, dann ist auch die in Chilodon
gegeben. Das Pleuronema hat keinen Kern wie das Glaucom, wohl aber lichte Zell-
räume, welche der Aufnahme von Nahrungsstoffen, der Respiration und dem Gewebs-
wechsel dienen. Die Nahrungsstoffe, bestehend in kleinsten Pigmentkörperchen, liegen
bald in diesen Zellen, bald im inneren Parenehyme oder in der etwas steiferen, äusse-
ren Hülle des Thieres eingesprengt. Es ist entweder nur eine Zelle * %), welche dann
als Kernzelle anzusehen ist, oder mehrere vorhanden, welche in einer oder mehreren
von dem Munde bis zur Afterspalte spiralig in einander greifenden Reihen gelagert
u
sind &t-w), oder aber diese Zellen erweitern sich zu länglichen Spalten und Schläuchen,
welche einem Darmrohre gleichen *. Die Nahrungsstoffe werden nicht bloss durch
die Bauchöffnung, sondern auch durch die am spitzeren Kopfende befindliche Mund-
spalte aufgenommen und aus der am hinteren, breiteren Ende befindlichen Afterspalte
als Exceremente ausgestossen. Das Pleuronema zerfällt nach dem Tode ebenfalls in
kleinste Vibrionen und Bacterien @9-#), Im Seewasser ist mir ferner eine Leucophrys-
form begegnet, welche statt des Mundes einen zahnartigen Apparat besass; letzterer
glich aber nicht der Fischreusenform eines Prorodons, einer Nassula, eines Chilodons
oder Chlamidodons, sondern der ersten Anlage des Mundes und Darmes, wie sie beim
Distomum Cammari beschrieben ist (s.T. I. Fig. 7., * ” zu vergleichen mit T. VI. Fig. 3., ®
und T. XI. Fig. 8.,4-%-), Es dürfte diese Form nicht mit Unrecht für ein weiter ent-
wickeltes, frei schwimmendes, bewimpertes Distomjunges genommen werden.
Kapitel V.
Spirochona Scheutenii (Stein).
Tafel VI. und VII.
Dieses Thier sitzt nur an den Fiedern der Kiemenfüsse. Der Körper vasen-
oder flaschenförmig, gewöhnlich regungslos, aufrecht stehend, halb durchsichtig, farb-
los, oben mit einem trichterförmigen Mundstücke endigend, unten mit einem scheiben-
förmigen oder mehrfach eingekerbten, kelchartigen Fusse festsitzend (T. VU. Fig. 1.20),
Der Mundtrichter von zwei Seiten zusammengedrückt, ausgeschweift, oder auch von
vier Seiten eingebogen, gespalten, die Ecken mit dicken gespaltenen oder gefensterten
Hörnern bewaffnet, der Rand in einen Kamm steifer, kurzer Borsten zerschlissen. Es
entstehen hierdurch ‘verschiedene Formen, an denen dieser Kopfschmuck des Thieres
bald einer Federkrone, dem Schnabel eines Vogels, einem Geweih, bald einem Helme
oder einer Trinkkanne gleicht (T. VI. Fig. 7.,*5, T. VOL Fig. 1.,1-%). Bei jungen,
unerwachsenen Thieren endet das Peristom in einen rundlichen Kopf, welcher auf
seinem Scheitel von einer Grube oder einer Mundhöhle durchbrochen ist. Das glatte,
solide, runde, abgerundete Peristom spaltet sich in zwei Hälften, wovon jede die
beschriebenen Formen entwickelt (T. VI. Fig. 7., + =®). Den Grund des Peristoms
bildet der Rachen, welcher nach oben von einem Rande begrenzt wird, nach unten
blind oder in einen Schlundspalt endigt. Am Rande und im Grunde des Rachens sind
mehrere Wimperbündel in fortwährender Schwingung thätig (T. VI. Fig. 7.,° 30%
Der Schlundspalt setzt sich mit mehreren spiraligen Windungen oft bis zum Fusse
des Thieres fort. Da wo der Rachen innerhalb des Peristoms blind endigt, tritt oftmals
das Parenchym bis oben heran, drängt die Rachenhöhle empor und besteht aus einem
RENTSCH, Homoiogenesis, Heft I. 12
A rs
zarten körnigen Gewebe, was das ganze Thier gleichmässig erfüllt, oder aber in spi-
ralig verbundenen kugeligen Haufen und darmartigen Zügen zusammenliegt. Mitunter
scheint das Innere nur mit einem flüssigen und formlosen Safte erfüllt zu sein, in
welchem hier und da Wolken von feinen Körnchen schweben. Letztere sieht man
wohl auch in einer molekularen Bewegung, oder aber einzelne Gewebselemente von
vibrionen-, bacterien- und monadenartiger Gestalt sich langsam durch einander winden
(T. VL Fig. 7., + 4%, T. VII Fig. 1.,%-5). Die einzelnen Körnchen dehnen sich aus
oder treten zu lichten Zellen zusammen, welche bald klein, bald gross, bald einzeln,
bald mehrfach vorkommen, bald hier, bald da auftreten und bald mit Kern versehen,
bald ohne denselben sind (T. VIL Fig. 1., !- 2. 13. 16. 21. 2”), In dieser Beziehung verhält
sich das innere Gewebe ganz wie das der Gregarinen resp. die Sarkode. Bei einer
auimerksamen Beobachtung und Vergleichung werden wir aber noch andere bedeutungs-
vollere Aehnlichkeiten finden. So ist keineswegs die äussere Hülle des Thieres starr
und bewegungslos, sondern wir werden aus den wellenförmigen Contouren des flaschen-
förmigen Körpers, aus der verschiedenen Gestaltung des inneren Gewebes auf Con-
tractilität desselben und das Vorhandensein einer zarten, zweiten, inneren Membran,
und aus den verschiedenen Stellungen der Spirochona auf eine Neigungsfähigkeit und
Beweglichkeit zur Seite schliessen können, welche freilich sehr langsam und selten
geschieht, indessen für die Gregarinennatur charakteristisch ist.
Wir treffen ferner Gregarinen (T. VI. Fig. 7.,*), deren Kopf mit der Fuss-
gestalt der Spirochona eine grosse Aehnlichkeit hat, Gregarinen (T. VIII. Fig. 9. #-),
deren Kopf sich rachenartig öffnet und einen stumpf gezähnelten Rand entwickelt; wir
finden Enterobryi (T. VII. Fig. 1., °"-), deren Fusszelle aus demselben Borstenkamme
wie der Schlundtrichter der Spirochona bestehet, und endlich Sporen des Enterobryus
in der Nähe des Mastdarmes in so weiter Entwickelung, dass sie ebenfalls unent-
wickelten Spirochonen gleichen (T. VIL. Fig. 1., *). Vergleicht man endlich einige
Spirochonen (T. VI. Fig.7., +«4£, T. VIL Fig. 1.,22-%-) mit ganzen Gregarinen, so
wird die Aehnlichkeit noch vervollständigt, und es liegt die Vermuthung nahe, dass
die Spirochona Scheutenii des Gammarus ornatus aus dessen Darmgregarinen resp.
Enterobryuskeimen hervorgehe.
Die Nahrungsmittelaufnahme geschieht durch den Mundtrichter vermittelst leb-
haft in demselben undulirender Wimper. Es scheinen aber nur kleinste Trümmer von
Nahrungsstoffen in Form von kleinsten monaden- und vibrionenartigen Elementen auf-
genommen zu werden, woraus auch das .Innere des Thieres besteht; denn ich
hatte niemals Gelegenheit, andere wahrzunehmen, selbst wenn das innere Gewebe voll-
ständig in gelben Farbstoff verwandelt war. Die Farbstoffbildung geschieht hier durch
eigene Thätigkeit der Parenchymzellen unter dem Einflusse des Sonnenlichtes, nicht
bloss durch Aufnahme von Farbstoffzelltrümmern von aussen. Die spiraligen Win-
dungen der Speiseröhre erweitern sich hier und da zu lichten, runden Zellen, oder
endigen spiralig in eine solche (T. VI. Fig. 7.,* &», T. VOL. Fig. 1., *”). Dieselben
Zellen können auch wieder verschwinden und gleichen somit einer, freilich in grossen:
Intervallen pulsirenden Vacuole. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Wasser oder Exere-
mente durch die oberhalb des Fusses befindliche Zelle oder Spalte wie durch einen
After wieder ausgeschieden werden. Ausser den genannten Zellen bildet sich auch bei
den meisten Spirochonen eine Kernzelle mit und ohne Zellenkern aus, und habe ich
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Be; Se -
T. VI Fig. 1., %% ®- und zwischen den Nummern %% und 28 eine reichhaltige Sammlung
aller von mir in der Spirochona beobachteten Kernformen aufgestellt. Wir schen auch
hier wieder deutlich die spiralige Eindrehung der Gewebselemente zu Kernzelle,
Zellenkern und Kernkörperchen (6 und 27), Die Formen gleichen theilweise den beim
Zoothamnium beobachteten, andere einer Chilomonas, Kolpoda, einem Paramaeeium,
Glaucom und Chilodon, einer Gregarina und einem Knospensprösslinge des Zootham-
niums. Die von Stein bei Spirochona gemmipara beobachtete rhomboidale Kernform
welche durch eine sie diagonal durchsetzende, lichte Zelle in zwei gleiche Theile
getrennt wird, habe ich an dieser Species nur selten beobachtet; andere Kernformen
hatten übrigens einen ähnlichen Bau wie die Knospensprösslinge derselben. Im allge-
meinen löset sich der Kern auch hier in die vibrionenartigen Gewebselemente auf,
woraus jede organische Zelle und deren Producte gebildet sind, und bitte ich, die hier
gegebene Zeichnung mit der Lupe genauer zu betrachten.
Das Ausschlüpfen der beschriebenen Kerne als selbständiger Thierformen der
genannten Arten habe ich zu beobachten keine Gelegenheit gehabt, und sind die neben
den Kernen hier gezeichneten Infusorien nur zum Vergleich beigegeben, doch liegt
die Möglichkeit vor, da auch die Knospensprösslinge der Spirochona Scheutenii in Form
von einigen der genannten Infusorien sich -lösen und selbständig umherschwärmen und
auf der anderen Seite die Cysten- oder Dendrokometensprösslinge der Spirochona
gemmipara nach Stein gleiche Form und Bewegungsorgane haben wie die Knospen-
sprösslinge der Spirochona selbst. Wir werden ferner auch noch junge Spirochonen
oder Keime derselben kennen lernen, welche von ihren Knospensprösslingen keinen-
falls herrühren können und nach Gestalt und Grösse Vorkeime ganz andern Ursprungs
sein müssen. Die Spirochona vermehrt sich durch Knospung: Wir haben schon
erwähnt, dass das Parenchym mitunter aus der Rachenöffnung sich emporhebt, so dass
statt einer Höhle ein Kegel in den Mundtrichter hineinragt (T. VIL Fig. 1., 2--2%-),
welcher denselben endlich ganz ausfüllt und aus und über ihm in Gestalt einer birn-,
keulen- oder walzenförmigen Knospe sich erhebt; die Spirochona neigt sich zur Seite,
die Knospe setzt sich an eine benachbarte Stelle des Fiederhaares fest und löset sich
entweder vom Grunde des Peristoms, oder mit demselben und unterhalb desselben
vom Mutterthiere ab. In dieser Metamorphose hat die Spirochona sammt ihrer Mund-
knospe eine auffallende Aehnlichkeit mit einer Doppelgregarine. Nach der zuletzt
beschriebenen Ablösung der Knospe bleibt das Mutterthier kopflos zurück und hat
weder ein Peristom, noch eine Mundröhre, noch Wimpern, ohne dass hiermit das
Fortleben desselben unmöglich geworden ist; denn es vermehrt sich dieser Torso noch
weiter durch seitliche Knospenbildung (s. 1%-1%). Aller Wahrscheinlichkeit nach spielt
der Kern hierbei eine wesentliche Rolle und wird selbst zur Mundknospe. Die Bildung
der seitlichen Knospen stimmt mit der von Stein an Spirochona gemmipara beobach-
teten überein. „Die Knospenbildung,“ sagt er, „ist nicht auf die ausgebildeten Thiere
beschränkt, sondern tritt eben so häufig schon bei Individuen ein, welche nur halb
so gross oder auch etwas kleiner sind.“ Dies ist z. B. T. VI. Fig. 7., *» der Fall.
Man verwechsele damit aber nicht die noch Seitenknospen tragenden Rümpfe der
Spirochonen, welche durch Mundknospenbildung verstümmelt wurden. Stein sagt
ferner: „Gewöhnlich trifft man an einigen Thieren nur eine Knospe, häufig aber auch
zwei, die stets dicht hinter einander sitzen und von denen jedesmal die hintere weiter
12*
7
entwickelt ist. Entwickelt sich nur ein Knospensprössling, so sitzt dieser in der Regel
etwas vor der breitesten Stelle des Leibes, sollen zwei Knospensprösslinge entwickelt
werden, so entsteht der erste mehr oder weniger hinter der Mitte des Körpers, und
wenn er fast zum Ablösen reif ist, wächst der zwischen ihm und dem Halse des
Mutterthieres gelegene Theil der Leibeswandung in eine zweite Knospe aus. Die
Knospe erscheint zuerst als eine breite, blindsackartige Ausstülpung der Leibes-
wandung, die sich schnell zu einem halbovalen Körper entwickelt, der den Vorderleib
des Mutterthieres mit dem Mundtrichter oft so stark seitwärts drängt, dass er nun
selbst die Längsaxe annimmt und sich mit dem Hinterleibe des Mutterthieres zum
Hauptkörper ergänzt. Noch ehe die Knospe sich zu einem selbständigen Individuum
vom Mutterthiere abzuschnüren beginnt, unterscheidet man in ihrer Mitte oder etwas
weiter nach vorne bereits einen opaken, scharfbegrenzten, ganz homogenen Fleck, den
Nucleus, der durch Neubildung entstehet. Der ausgebildete Knospensprössling hängt
nur noch durch ein ganz kurzes, dünnes Stielchen mit dem Mutterkörper zusammen.
Häufig ist er auch auf der einen Seite schwach ausgebuchtet, so dass seine Gesammt-
form einer Bohne ähnelt.“ Ich habe hier noch hinzuzufügen, dass eine Knospe sich
häufig wieder in mehrere spaltet, also durch Theilung vervielfältigt, ohne dass vom
Mutterkörper eine neue getrieben wird (T. VU. Fig. 1.,1-). Einige Knospen haben
gewöhnlich nach der Spitze zu eine runde Zelle, von deren innerer Wandung einige
Wimpern spiralig sich ablösen und innerhalb derselben lebhaft schwingen (T. VI.
Fig. 7.,+", T. VO. Fig. 1., °*). Aus dieser Zelle wird später die Mundhöhle. Ferner
bleiben auch Knospen auf dem Mutterthiere sitzen und verdrängen den übrigen Körper,
Hals und Peristom desselben, so dass diese Theile entweder verkümmern und abfallen,
oder die Hälfte des Mutterthieres sich löset, um einen andern Platz zu suchen, während
die Knospe sich vollständig auf demselben ausbildet. Die Stelle, wo sich die Knospe
vom Mutterthiere abgelöst hat, verwächst entweder spurlos, oder hinterlässt Gruben
von scharfrandiger Begrenzung und verschiedenen Umrissen (T. VIL Fig. 1., %% 2%),
oder mitunter statt der Grube eine blind endigende Röhre, aus welcher mehrere
schwingende Wimpern hervorragen. Bei der Knospenbildung betheiligt sich auch der
Fuss der Spirochona und keimen einzelne Theile desselben zu Knospen aus; endlich
ist auch der sitzengebliebene Fuss eines abgefallenen Mutterthieres noch fähig der
Knospung und Entwickelung einer neuen Spirochona (s. T. VO. Fig.1,®, T. VI.
Vis. Ty
Ich habe Spirochonen (T. VI. Fig. 7., 5". #2) in monadenartige Keime und
Zellen zerfallen sehen, und sind es wohl diese, welche (Fig. 7., %*-b-) sich ansetzen
und zu Spirochonenkeimen entwickeln. Auch muss ich bemerken, dass die Wimpern
und borstigen Zähne des Peristoms ebenfalls in gegliederte und geknöpfte Borsten
acinetenartig sich verwandeln (s. T. VI. Fig. 7.,%»-). Ich erwähnte, dass der Fuss
oder Stuhl, womit die Spirochonen an den Fiederhaaren der Kiemenfüsse angeheftet
sind, der Knospung noch fähig bleibt; es scheint mir aber, dass, wenn dieser Bildungs-
trieb auf einem Fiederhaare einmal angeregt ist, selbst das Gewebe des Fiederhaares
zu Keimen und Keimzellen einer Spirochona sich differenzirt (Fig, 7., - “"&-), welcher
Vorgang ebenso consequent ist, wie die Bildung des Enterobryus aus den Darmzellen
des Flohkrebses, die Differenzirung von Zoothamniumzellen und Cocconeis etc. aus
BT. er
dem Gewebe der äusseren Schale. Ebenso verwandeln sich die Stühle oder Ueber-
reste von Spirochonen in den Fuss oder Körper einer Spiromyce polymorpha.
Der aus der Seitenwand der Spirochona entstandene Knospensprössling hat
eine verschiedene Gestalt. Ist er halboval, so hat er gewöhnlich am obern und untern
Ende einen seichten Einschnitt, welcher sich in eine an der flachen Seite verlaufende
Furche fortsetzt, die entweder ununterbrochen oder von einem Damme durchsetzt ist
(s. T. VI. Fig. 6., 1. m). Diese Furche ist mit lebhaft schwingenden Wimpern besetzt,
welche entweder von beiden Rändern derselben entspringen und so einen doppelten
Saum bilden, oder nur an einem Rande sitzen, oder in einfacher Reihe aus dem
Grunde einer seichten Falte hervorspriessen (s.°"-). Die Wimpern schwingen in einer
Richtung, so dass ihre combinirte Bewegung das Bild eines ohne Ende schraubenförmig
sich bewegenden Spiralfadens darbietet @. In dieser Form gleicht der Knospen-
sprössling dem Cyclidium Glaucoma (M.) und noch mehr der Gastrochaeta fissa (D.).
Die Wimperfurche gehet häufig nur an einem Ende eine Strecke aufwärts,
mitunter fehlt sie auch ganz. Der zarte Stiel, womit die Knospe noch lose festsitzt,
endet in eine Spitze oder einen Haken, welcher entweder zu einem beweglichen ein-
schlagbaren Stachel (Euplotes monostylus) wird, oder sich in einen Wimperbüschel
auflöset und über das Ende der Furche legt (Kolpoda Cueullus) (T. VI. Fig. 6.,2-°- «).
Der Schwanzstachel theilt sich endlich und entstehen dadurch die Uebergänge aus
jenen Formen in die des Euplotes Charon und der Oxytricha und Stylonychia. Die
hier sich aufdrängende Frage, sind diese Infusorien nur Larven der Spirochona oder
auch selbständige Thierformen, glaube ich nach meiner Anschauung dahin beantworten
zu können, dass beides der Fall ist, dass die von einer Spirochona abstammenden
genannten Thiere durch gleichartige elterliche Zeugung sich erhalten und vermehren,
ohne zur Spirochona je wieder zu werden, und dass dieselben auch ursprünglich nie-
mals mit einer Spirochona etwas gemein gehabt zu haben brauchen.
Die von Stein beobachtete Metamorphose der Spirochona gemmipara in Den-
drocometes wurde von Spirochona Scheutenii am geschmückten Flohkrebse nirgends
gefunden, wohl aber setzen sich die Knospensprösslinge derselben mit einem bewim-
perten Ende an andern Stellen der Fiederhaare fest, um sich wieder zu Spirochonen
auszubilden. Der Schwanzstachel oder ein Wimperbündel wird zum Fusse, die
Wimperfurche verschwindet, oder bleibt nur am entgegengesetzten obern Ende zum
kleinsten Theile bestehen, um sich zur Rachenhöhle und Peristome der jungen Spiro-
chona zu entwickeln (s. T. VI. Fig. 7., > m).
Morphologisch hat der Borstenkamm der Spirochona dieselbe Bedeutung wie
die Stiele und Klauen der Stylonychia und des Euplotes (s. T. VI. Fig. 4., *-*). Wim-
pern, Borsten, Klauen sind nur*Stufenfolgen einer Bildung, hervorgebracht durch
Wachsthum oder Copulation der ersteren. Auch die Borsten der eben genannten
Infusorien gehen in die Form der geknöpften Acinetenborsten über, ebenso wenig ist
die festere Beschaffenheit der äusseren Hülle, ihr Panzer ein Hinderniss weiterer Ge-
staltsveränderung. Wer sieht z. B. der Form Fig. 4.“ den Ursprung aus einem
Euplotes an?
Nach ihrem Tode zerfällt die Spirochona in Vibrionen, der Kern aber kann
in Amyloid verwandelt werden (T. VI. Fig. 7.,"®).
s
Kapitel VI.
Spiromyce polymorpha (Kützing).
Wie der Mastdarm sich durch die Bildung des Enterobryus bulbosus aus-
zeichnet, so die äussere Schale des geschmückten Flohkrebses durch die Spiromyce
polymorpha. Sie kommt hauptsächlich auf den Kiemensäckchen und Seitenpanzern, den
Kiemenfüssen und den oberen Gliedern der Schreitfüsse vor, wird aber auch, wenn
gleich seltener, auf andern Schalentheilen gefunden.
Eine Definition der Spiromyce ist wegen ihrer vielfachen Formen und Gliede-
rungen schwierig. Sie besteht aus kleinsten road und vibrionenartigen Körperchen
oder Zellen, eldhe sich entweder zu gegliederten Fäden und Schläuchen oder zu
gefiederten moosartigen Wedeln zusammen setzen. Sie sind farblos und werden von
Schwefelsäure und Jod gelb oder braun gefärbt.
Die Spiromyce der kleinsten Ordnung, welche aus gegliederten Fäden besteht,
nimmt ihren Ursprung
1. aus sich ansetzenden Monaden, Cercomonaden, Bacterien und Vibrionen
(»H7..D.,Fig.12,-, D. IV. Fig» 7,2& 4 e,,TNL Pie. 75% 22) 7, VL DEZ
Fig. 4.,”.2-*), oder aber geht unmittelbar aus den kleinsten Schalenstacheln durch
Gliederung derselben hervor (T. VII. Fig. 3.,1). Letztere bleiben darum keine ein-
fachen gegliederten Fäden, sondern gestalten sich durch Zelltheilung, Aneignung
anderer Vibrionen zu secundären Formen um, welche vollständig die Eigenschaften
dieser Pflanzenformen, die Fähigkeit, durch Sporen sich zu vermehren u. s. w. erwer-
ben. Umgekehrt verwandeln sich die von aussen kommenden und schmarotzenden
Spiromycen in Fiederblättchen von Schalenstacheln, gehen also in Gestalt und Qualität
der Flohkrebschale über (s. T. II Fig. 12., ®-).
2. Aus andern infusoriellen Pflanzen und Thieren, namentlich Synedra, Cryp-
tomonas und Navicula (s. T. IV. Fig.5.,*, T. VII. Fig. 4., 1“), Amoeba (T. Il.
Fig. 1.,*). Auch Diatoma pectinale (R. ), welches ich einige Male an der Flohkrebs-
echale fand, nimmt trotz des harten Kieselpanzers eine andere, spiralig gewundene,
wahrscheinlich auch in Spiromyce polymorpha übergehende Form an (s. T. VII. Fig. 5.).
Diese Spiromycen stehen entweder einzeln oder setzen sich zu Wirteln zusammen.
Letztere können auch sogleich aus dem zerfallenden Gewebe anderer Infusorien, z. B.
des Zoothamniumleibes (T. VI. Fig. 3., % %) hervorgehen. Sie entwickeln in einzelnen
Gliedern Kerne, Sporangien und Sporen, eine Form, welche Leidy als Athromitus
pygmaeus (s. T. VII. Fig. 4., %) beschrieben hat, oder die einzelnen Glieder wachsen
zu cylindrischen, tonnenförmigen Zellen oder Schläuchen heran, in denen einzelne oder
ganze Reihen von Kernen gebildet werden, und muss ich hier wiederholen, dass auch
dickere Schalenstacheln eine solche Umwandlung eingehen (s. T. VII. Fig. 4, 15-17),
%
a
Die Kerne färben sich und werden entweder als Monadensporen ausgestossen,
oder aber entwickeln sich mit oder ohne ihr Sporangium zu Naviculaceen (Fig. 4., 10-12),
‚Die Zellen der Spiromyce behalten dabei ihren grössten Durchmesser in der Längs-
axe bei, oder verändern ihn umgekehrt und bilden eine Reihe ovaler Zellen wie der
Scenedesmus (s. Fig. 3., °).
Die Zellen oder Schläuche dieser Spiromycefäden sind entweder glatt oder
quergestreift. Letzteres Ansehen wird dadurch hervorgebracht, dass die einzelnen Zellen
sich entweder ganz oder bis zu einer gewissen Tiefe in einen spiralig gegliederten
oder quergestreiften Faden auflösen. Dieser Spiralfaden löset sich entweder als solcher
ab und dient gleichsam nur als Rinde für die darunter liegenden glatten Zellen
(Fig. 4., 1-2), oder aber rollt das ganze daraus bestehende Glied auf, um in continuo
neue Spiromycen zu bilden, oder in monaden-, cercomonaden-, bacterien- und vibrionen-
artige Sporen zu zerfallen (Fig. 4., 5).
Endlich theilen sich die quergestreiften spiraligen Glieder der Spiromyce
(Fig. 4.,°) in querstehende, spiralig gewundene, mehrgliedrige, ceylindrische Sporen
und zwar so, dass nicht bloss die in einen Spiralfaden verwandelte Zellwand oder
Rinde, sondern auch der ebenfalls so verwandelte Zellinhalt in jene Abtheilungen zer-
fällt, welche entweder farblos abgelöst werden, oder auch erst durch Farbstoffaufnahme
in Naviculaceen übergehen, womit der Faden zerfällt (s. T. IV. Fig. 5., =).
Die erwähnten glatten Schläuche finden sich entweder einzeln oder verzweigt,
auf einander sitzend vor (s. T. VO. Fig. 2.,1*), in welcher letzteren Gestalt sie ganz
mit dem Thallus eines Enterobryus übereinstimmen; ebenso treten die Ansatzzellen
der hinzugekommenen Spiromyce nach Auflösung der Scheidewand in Verbindung mit
dem Schlauche ihres Wirthes.
Wir haben bereits im Mastdarme des Flohkrebses Enterobryusformen angetroffen,
welche mit den eben beschriebenen Spiromycefäden durchaus übereinstimmen (s. T. VII.
Fig. 6., 2° ® und T. VIIL Fig. 1., «4 e“-), auch Gregarinen kennen gelernt, welche
die Configuration von jenen annahmen (s. T. VII. Fig. 6., -» 1), und finden auf der
Schale des Flohkrebses wieder Spiromycen, welche dem Enterobryus gleichen (s. T. VI.
Fig. 7.,2°), ja dieselben gegliederten Sporangien haben, aus denen nierenförmige,
bewimperte Monaden als Sporen geboren werden (letztere machen springende Bewegungen
und verhalten sich dann wieder ganz bewegungslos, zeigen als Bewegungsorgan eine
oder mehrere borstenartige Wimpern, genug verhalten sich ähnlich wie das Pleuronema
saltans [s. T. VII. Fig. 4., 4-«]), so dass demnach die Metamorphose der Gregarine und
des Enterobryus in die Spiromyce polymorpha wohl kaum noch zu bezweifeln sein dürfte.
Die Spiromycefäden sitzen ebenso wie der Enterobryus mit einer Fusszelle
fest, welche hier zur Scheibe zusammengedrückt wird, und werden wie dort ganze
Glieder und Abtheilungen als Keime abgelöst, um sich weiter zu vermehren, welche
Glieder wiederum Gregarinen gleichen (s. T. VOL. Fig. 4., 13-),
Die Spiromyce gehet ferner
3. aus dem Zoothamnium hervor. Man vergleiche nur den zerfallenden Stiel-
muskel des Zoothamniums (T. V. Fig. 1., 1) mit der Spiromyce (T. VII. Fig. 4., 1%), um
sofort die Aehnlichkeit zu erkennen. Wir sehen aber nicht bloss an der ersten Figur,
wie die Stielscheide sich auf ähnliche Weise differenzirt, sondern auch an andern
Stielen von Zoothamnien und Acineten (T. IV, Fig. 5.,!. =, Fig. 9.,%, T. VL. Fig. 1.,* &,
w—n.
Fig. 2.,*, T. VIL Fig. 3., 5, Fig. 4., %), dass sie auf gleiche Weise wie die Spiromyce
sich aggregiren, sobald sie die organische Einheit des Zoothamniums verlassen und
zerfallen. Es folgen diesem Bildungstriebe aber nicht bloss die Zoothamniumstiele,
sondern auch die eingezellten Zoothamniumleiber, mögen sie auf ihrem in Spiromyce
verwandelten Stiele sitzen bleiben oder nicht (s. dieselben Figuren.), Wir haben Kern-
formen des Zoothamniums gesehen, welche schon im Mutterthiere die Gestalt einer
Spiromyce hatten (vgl. T. V. Fig. 1., @- #1), ja was noch wunderbarer ist, die Glieder
der Spiromyce schnüren sich ebenso umgekehrt zu gestielten Cysten ab, wie sie in
ähnlicher Art die eingezellten Zoothamniumleiber bilden (s. T. VII Fig. 4., °).
Endlich lösen sich diese in Spiromyce umgewandelten Zoothamniumstiele in
Monaden und Vibrionen auf, verlassen aber nicht den Mutterboden, sondern ordnen
sich bloss zu anderen Gruppen um. Es entstehen also auch die gefiederten und moos-
stengelartigen Spiromycen nicht bloss durch Conjunction und Sprossenbildung isogener
Spiromycen und ihrer Keime, sondern ebenso gut durch Umordnung von heterogenen,
einer andern organischen Form angehörigen Gewebselementen (s. T. VII. Fig. 2., 13-),
welche dann wiederum isogene, genuine Knospen, Keime und Sporen treiben können.
en
III. Abtheilune.
Organ- und Gewebslehre des geschmückten Flohkrebses.
Kapitel IL.
Eierstöcke und Hoden,
Gegen die gewöhnliche Ordnung fange ich mit den Eierstöcken und Hoden-
schläuchen dieses Thieres an, weil von hier aus die nächste Metamorphose zur Bildung
eines gleichartigen Keimes und Jungen ausgeht.
Bei Embryonen und das Ei eben verlassen habenden Jungen konnte ich den
Eierstock oder Hoden nicht finden, doch wird die Anlage dazu ebenso wohl aus dem
Dotter des Eies differenzirt sein wie die der benachbarten Leberschläuche. Erst bei
etwas älteren Jungen findet man innerhalb des sechsten Leibesringes zwischen den
Leberschläuchen und dem Bauchmarke zwei in der 8 mit einander verbundene und
dicht an einander gedrückte keulen- oder biscuitförmige Körper, welche aus kernlosen
und kernhaltigen Zellen bestehen, die wiederum mit den bei der Embryobildung aus
der Peripherie des Dotters tretenden embryonalen Bildungszellen übereinstimmen.
Die Eikeime sind ursprünglich nichts anderes als diese Zellen und vergleicht
man die ausgebildeten Eikeime und Eier mit denselben, so ergiebt sich auch dann
noch kein wesentlicher Unterschied.
Man halte die Thatsache fest, dass Fett und Eiweis, obgleich sie dem Auge
von homogener, amorpher Beschaffenheit erscheinen, aus vibrionenartigen Elementen
oder Theilchen bestehen, welche spiralig sich an und durch einander reihen; denn
diese Textur tritt bei jeder organischen Metamorphose, bei jeder Veränderung jenes
unsichtbaren Aggregatzustandes zum Zwecke einer organischen oder chemischen Neu-
bildung sofort hervor. Wie es nun dort bei der Diffenrenzirung der embryonalen
Gewebszellen aus dem Dotter geschieht, so geschieht es bei der Bildung der Eikeime
aus Fettkugeln, und umgekehrt bei der Bildung von Dotterfett und Eiweiss in, an
und um jene embryonalen Gewebszellen bis zur Vollendung eines Eikeimes und Eies.
Die Kapsel oder Hülle der Eierstöcke besteht aus denselben Zellen. Diese
nehmen von aussen Fett auf, oder verwandeln sich nach innen in Fett, was gewöhnlich
wie die Leberzellen, diese Ueberbleibsel des Dotters, pigmenfirt wird.
Ein Follikel kann aus einer embryonalen Eierstockszelle heranwachsen, indem
sie in allen Elementartheilen gleichmässig durch Stoffverähnlichung sich vergrössert,
oder aber es verschmelzen mehrere embryonale Zellen zu einem solchen. Auf andere
RENTSCH, Homoiogenesis, Heft I, 13
u 08
Weise sintern die embryonalen Zellen zu unregelmässigen Haufen von vibrionen-
artigen, knäuelig durcheinander gewundenen Gewebsfäden und Gliedern zusammen,
welche sich dann um eine andere embryonale, homogene nnd structurlose Zelle, oder
um einen Fett- und Eiweisstropfen, oder um eine wachsende Zelle mit Zellenkern
lagern, oder aber aus sich selbst, in ihrem Mittelpunkte eine durchsichtige homogene
Kernzelle entwickeln, woraus die Kernzelle des Eikeimes oder das Keimbläschen des
Dotters entsteht (s. T. XII. Fig. 1., *b, Fig..2. und 3.).
Unter diesen a findet man Gestalten, welche bald Gregarinen, bald
Distomen gleichen . (Fig. 1.,»-®, Fig. 3., *).
ren liegen e ER oder under und unbefruchteten Eier locker
an einander (Fig. 1. und 2), später ist jedes mit einer dünneren oder dickeren Kapsel
von Bindegewebe, dem Follikel, umgeben und befestigt, welcher sich sowohl aus der
Eihaut als aus dem körnigen Detritus der benachbarten embryonalen Zellen bildet.
Die Eikeime bestehen aus einem Keimbläschen , was ursprünglich der spiralig
eingedrehte Kern oder die Kernzelle der embryonalen Parenchymzellen des Eierstockes
ist. Diese Kernzelle ist, wie schon .erwähnt, bald mit einer homogenen farblosen
Flüssigkeit erfüllt, bald sind in dieselbe einzelne Zellenkerne eingebettet, welche in
Kur EER SER Häuf fehen oder Schnüren zusammenstehen. Diese Zellenkerne sind
als ee des früheren zum Kerne sich eindrehenden Zellfadens der embryo-
nalen Zelle zu betrachten, welche nun wiederum nierenförmige, wurmförmige oder
kugelige, spiralig zusammengedrehte Körper bilden. Da dieselben in der Flüssigkeit
des Keimbläschens ihren Standpunkt nur langsam verändern, so ist auf eine grössere
Dichtigkeit dieser Eiweissflüssigkeit zu Achiiegdent,
Die Membran des Keimbläschens besteht aus einer etwas dichteren, spiraligen
Asgregation der Dotterkörnchen und kann dieselbe in der Durchschnittsfläche genau
verfolgt werden. Um das Keimbläschen liegt die Dotterschicht, welche bei den kleineren
Eikeimen ein gleichmässiges, feinkömiges Gewebe zeigt. Bei genauer Betrachtung
ordnen sich diese Körnchen zu vibrionenartigen Fäden, welche nach allen Richtungen
hin sich winden und durchsetzen (Fig. 2., *). Hieraus erst bilden sich Körnerhäufchen,
welche ebenso wie die ursprüngliche Dotterschicht farblos sind, oder sich pigmentiren
(Fig. 3.,®-). Sie fliessen dann zu grösseren Fettkugeln,, Dotterkugeln, zusammen
(Fig. 3., *, Fig. 2., 8) und erfolgt diese Metamorphose gewöhnlich centrifugal von der
Peripherie des Keimbläschens aus, während die äusserste Schicht das kömige Ansehen
der unreifen Eikeime behält (Fig. 3.,*). Die Oberfläche der letzteren ist entweder
hügelig oder glatt und ebenfalls wieder von einer anfangs sehr zarten Haut, der
Dotterhaut umgeben, welche später verdickt oder verdoppelt wird durch Schichten des
Follikels, aus denen auch die Eihaut sich bildet. Die reifen Eier sind von den
pigmentirten Dotterkugeln strotzend gefüllt, oder die letzteren stehen hier und da von
der Eihaut etwas ab, in welchem Falle man auch die besondere membrana vitelli
erkennen kann. Bei befruchteten Eiern, besonders da, wo die Gliederanlagen des
Embryos schon hügelig gehoben sind, dehnt sich die Eischale noch mehr aus und
wird die den befruchteten Dotter umgebende Flüssigkeit wohl aus einem weniger
dichten, wässrigen Eiweiss bestehen, was bei den unbefruchteten, eben gelegten Eiern
beinahe gänzlich fehlt.
a
Die ursprüngliche Anlage der Eierstöcke des Flohkrebses besteht aus zwei
geschlossenen Körpern ohne Ausführungsgang; erst später bildet sich ein solcher,
welcher sich auf jeder Seite, entsprechend der männlichen Ruthe, an der Sternaleommissur
des sechsten Leibesringes öffnet. Im geschlechtsreifen weiblichen Flohkrebse bilden
die Eierstöcke zwei blaugraue oder bräunliche Schläuche, welche bis zum dritten Brust
ringe hinaufragen und eine den Hodenschläuchen des Männchens entsprechende älinliche
Form haben. Ausserdem findet man an ihnen mit Follikeln gefüllte Anhänge (Fig. 2.),
welche sowohl durch Ausbuchtung des Eierstockes als durch Aneignung von Binde-
gewebe, Blintkörperchen und Fett entstehen. Einige wahrscheinlich auf letzterem Wege
gebildete Appendices (T. XIII. Fig. 2.,%-), und man findet dergleichen gewöhnlich bei
jungen weiblichen Flohkrebsen, bestehen nur aus einer zarten, durchsichtigen, homogenen,
glatten, oder hier und da gerunzelten Hülle, welche aus hyalinen, kernlosen, runden
oder polyedrischen Zellen, gerade wie die erste Anlage des Eierstockes selbst, hervor-
gegangen ist, und einem flüssigen, formlosen, wahrscheinlich eiweissstoffigen Inhalte,
worin hier und da grosse gefärbte Fetttropfen liegen, die übrigens auch den ganzen
Anhang ausfüllen können. Aus diesen Fetttropfen entwickeln sich auf die schon an-
gegebene Weise später Eikeime. Das Fett wird vermittelst der Endosmose von der
Membran nicht bloss aus dem Blute oder den benachbarten Leberschläuchen aufgenommen
und sammelt sich dann im Innern zu grossen Tropfen, sondern die Zellen des Anhanges
selbst verwandeln sich in Fett.
Da die Zellwand aus vibrionenartigen Elementen besteht, welche nicht immer
regelmässig in einem Spiralfaden zu einer Hohlkugel aufgerollt sind, sondern auch
abgebrochen, verzweigt oder unregelmässig sich durchschlingen und durchsetzen, man
vergleiche nur den Nucleus des Gla: ucoms, die Dotterschicht unreifer Ovula des Floh-
krebses und die sich loslösenden Elemente der Schalenzellen desselben; so sind in der
That zwischen diesen Elementen Interstitia, welche von einem weniger dichten Medium,
Wasser oder Eiweiss erfüllt sind. Dies sind die Durchgangswege beim Processe der
Endosmose und Exosmose, ohne dass jene dichteren Elemente dadurch eine Veränderung
zu erleiden brauchen. Dabei bleibt es aber gewöhnlich nicht. Man denke sich die
Zelle nicht als ein Filtrum, sondern als ein in fortwährender spiraliger Bewegung seiner
Elemente befindliches Leben, was damit dieselben stets neu erzeugt, ergänzt oder ver-
nichtet, also in einen bald festeren, bald Hüssigeren Aggregatzustand bringt, von aussen
de Elemente seiner Qualität verähnlicht und ds eigenen nach aussen abstösst,
wo sie von andern Lebenskreisen erfasst und verähnlicht werden. Es kommt daher
der von aussen an und in die Zelle tretende Stoff in die vielfachsten Beziehungen zu
dem selbsteigenen Leben der Zelle, was wiederum umgekehrt ohne die äusseren Ein-
flüsse nicht bestehen kann. Es entsteht also eine unendliche Reihe von Combinationen,
denen jener einfache mechanische und physikalische Vorgang sich gänzlich unterordnen
muss. Das Fett und Eiweiss, was von aussen in die Zelle tritt, ist als solches, weil
es in unendlich kleine Theile zertheilt wurde, und darum auch sein Durchgang für
das Auge nicht sichtbar. Viel interessanter wird der Process, wenn z. B. Fett in sicht-
barer Form die Zellwand durchdringt. Es sammelt sich an derselben ein Fetttropfen,
er granulirt, d. h. theilt sich spiralig in unendlich kleine Körnchen, welche nun die
Interstitien der Zellwand durchdringen. Umgekehrt löset die Zellfaser sich ebenfalls
in Körnchen auf, welche mit dem Fetttropfen verschmelzen, ja demselben, sich ver-
15*
— 10 —
ähnlichen oder verfetten. Es bildet dann die aufnehmende Zelle einen Fetttropfen,
welcher wiederum zugleich mit der auf andere Zellen in ähnlicher Weise fortgehenden
Metamorphose zum ursprünglichen Standpunkte zurückkehrt, d. h. sich wieder in eine
Parenchym- oder Epithelzelle aufs Neue umbildet. Endlich verähnlicht die aufnehmende
Zelle sich die fein vertheilten Fettkügelchen, führt sie in ihre eigene chemische und
organische Qualität über, um sie als solche oder in ähnlicher Beschaffenheit nach
andern Zellen hin wieder abzustossen. Es kommt dieses Zellleben, diese Art der
Nahrungsaufnahme und Verdauung in der That ganz mit dem Processe überein, den
wir bei den mund- und darmlosen Infusorien kennen gelernt haben.
Wenn man weiss, wie rasch der Zellbildungsprocess beim befruchteten Eie
und der Entwickelung des Embryos vor sich geht, und dass der Zellbildungsprocess
beim Stoffwechsel des ausgebildeten Organismus auf eine ganz ähnliche Weise geschieht,
so wird man die Einfachheit und nothwendige Consequenz auch dieses Processes
begreifen.
Wie mit dem Fette, so geschieht es auch mit dem Eiweisse etc. Der chemische
Unterschied giebt in der Entwickelungsgeschichte der Zellformen nicht das geringste
Hinderniss für ihre gegenseitige unmittelbare Umbildung ab.
Wie einfach und wie consequent ist also der geschichtliche Entwickelungsgang
des Eikeimes! Von aussen Fett, Eiweiss, Faserstoff, Salze ete., durch die Membran
des Eierstockes durchgehend, oder zu Zellen der äusseren Hülle umgestaltet, letztere
wieder conform den embryonalen Parenchym- und Epithelzellen, woraus die Eikeime
entstehen, oder wieder Fetttropfen gebildet werden; diese Fetttropfen zu Eikeimen
gestaltet und umgekehrt die Dotterschicht des Eikeimes, welche anfänglich auf der
Stufe eines geformten Eiweisses steht, wieder in Fettkugeln oder Dotterfettkugeln ver-
wandelt, — daraus endlich bei der Bildung des Embryos wiederum Zellen empor-
gehoben, welche mit den embryonalen und Epithelzellen des Eierstockes überein-
stimmen !
Die Eier werden vom Weibchen in eine Bruttasche gelegt, welche aus fünf
Paaren von Blättchen besteht. Dieselben sprossen beim Weibchen nur während der
Begattungszeit und des Eierlegens und Bebrütens dicht neben der Gelenkverbindung
der Coxa und dem Kiemensäckchen am zweiten bis sechsten Brustringe hervor, an-
fänglich in Form einer kugeligen Zelle (T. XVI. Fig. 2., *), und entwickeln sich von
hinten nach vorn. Die kugelige Zelle wandelt sich bald in eine keulenförmige um,
das Innere durchziehen fächerförmig von dem Stiele nach der Spitze verlaufende
Kanäle, welche anfänglich von Blutkörperchen durchströmt werden, später aber ver-
öden, oder in nach aussen sich ausstülpende Borstenzellen übergehen (T. XVI.
Fig. 2.,®). Es ist hiernach anzunehmen, dass diese Lamellen nicht bloss zum Fest-
halten der Eier, sondern auch als Respirationsorgane und vielleicht mütterliche Ei-
kiemen dienen. Auch die Bruttaschenlamellen sind einer Häutung unterworfen. Fig. 2., *
zeigt uns die secundäre Borste einer solchen Lamelle von einem eben gehäuteten
weiblichen Flohkrebse in der Ausstülpung begriffen und giebt uns ein deutliches Bild
nicht bloss von ihrer Bildung unter der alten Schale, sondern auch von einer noch
späteren, tertiären Bildungsanlage.
— 101 —
Die männlichen Geschlechtstheile und Hodenschläuche münden, wie bereits
in der ersten Abtheilung angeführt worden ist, durch zwei Ruthen an der Sternal-
commissur des sechsten Brustringes mit einem gewundenen Ausführungsgange. Die
Hodenschläuche selbst ragen an derselben Stelle, wo beim Weibchen die Eierstöcke
liegen, bis zum dritten Brustringe empor und bilden zwei spindelförmige, in der Mitte
etwas eingeschnürte Schläuche, deren vordere durch jene Einschnürung abgegrenzte
Abtheilung die Samenzellen, deren hintere die Samenfäden einschliesst.
Die embryonale Anlage der Hodenschläuche stimmt mit der der Eierstöcke
überein. Auch hier entwickeln sich aus den embryonalen Parenchymzellen die Samen-
zellen. Die spätere Entwickelung und der Ersatz der ausgeschiedenen Samenzellen
wird, ebenso wie beim Eierstocke nachgewiesen ist, aus Eiweiss und Fett, was durch
Endosmose aufgenommen wurde, resp. aus den Zellen des Hodenschlauches wieder
gewonnen. T. XV. Fig 1. zeigt uns den vorderen Theil der Samenzellen bereitenden
vorderen Abschnürung des Hodenschlauches, worin alle darin gefundenen Zellformen
bunt durcheinander liegend, gleichsam schematisch, abgebildet sind; * © bezeichnet
die Endfasern des Hodenschlauches, welche in die Wandung desselben spiralig ver-
streichen. Letztere besteht ausserdem aus Zellen mit und ohne Kern, welche die Stoff-
aufnahme von aussen vermitteln.
Um die verschiedenen, scheinbar heterogensten Formen von Samen- und
Parenchymzellen der vorderen Hodenabtheilung beurtheilen zu können, müssen wir
bei der einfachsten anfangen.
Dieselbe besteht ebenso wie die aus dem Dotter sich differenzirende embryonale
Parenchymzelle, ebenso wie die Epithelzelle, aus welcher ein Eikeim hervorgeht, aus
einer Kugel von Plasma, welche von einer zarten Körnerschicht umgeben ist, oder
glatt und structurlos erscheint, oder im Innern aus eben solchen kleinen Körnchen
einen oder mehrere Kerne bildet (s. Fig. 1., ”). Diese Kugeln können sich nun durch
Theilung vervielfältigen, oder auch durch Anlagerung verschmelzen. Die Bildung des
Samenfadens erfolgt auf vielfache Weise. Die homogene Plasmakugel zeigt eine
spiralige, von der Peripherie nach dem Centrum gehende Streifung, welche in eine
Kernzelle oder einen Zellenkern endigt (s. ! wim), Beide bestehen aus einer spiraligen
Anreihung von Kügelchen, nur dass im ersten Falle eine Hohlkugel, im letzteren Falle
ein solider Körper gebildet wird. Exstere rollt sich entweder wieder zu einem Spiral-
oder einfachen Samenfaden ab oder bildet ebenfalls noch einen Kern, welcher gewöhnlich
zum Kopfe des Samenfadens wird, oder sie geht auch ganz in den letzteren über
(s. °). Der Kopf des Samenfadens bildet sich ferner an der Peripherie der Samen-
kugel, während der übrige Theil zum Samenfaden sich ordnet und aus einander rollt.
Häufig entstehen an der Peripherie zwei und mehr Köpfe, während der Kern ebenfalls
als Kopf endigt, die ganze Samenzelle zerfällt also in viele Samenfäden.
Da das Plasma der Samenkugeln sehr dehnbar ist, ebenso wie das Dotterfett,
so gehen auch einzelne oder mehrere zusammengelagerte homogene und kernlose
Samenkugeln ohne eine eigentliche Zell- und Kembildung in Fäden über (s. *?-*),
welche von kugeligen Auftreibungen hier und da unterbrochen sind. Letztere rollen
sich auf derselben Entwickelungsstufe zu einem Faden ab oder ziehen sich zu einem
solchen aus einander und bildet dann die eine oder andere Plasmakugel den Kopf des
Samenfadens. Wenn wir nun weiter unten erfahren werden, dass Kopf und Samenfaden
— 12 —
aus spiralig an einander gereihten kleinsten Kügelchen besteht, so werden wir die
Bildung der Samenkugeln verstehen, welche aus einer Zellwand mit feinkörnigem
Inhalte bestehen, und die Entwickelung von Samenfäden aus solchen Zellformen oder
granulirten Körpern begreifen, welche ebenfalls im vorderen Hodenschlauche vorkommen,
mit den eben beschriebenenen Samenzellen wenig, desto mehr aber mit anderen Gewebs-
und Zellformen des Flohkrebses übereinstimmen. 4-k stellen Formen dar, welche wir
als Blutkörperchen und Parenchymzellen des Embryos, als Zellen ganz anderer Organe
und Gewebe des Flohkrebses kennen lernen werden; übrigens eine selbstverständliche
Thatsache, da ja die embryonale Anlage aller Gewebsformen gleich ist und auch
später in allen Geweben wieder zu finden ist. Man vergleiche z. B. eine unter =
gezeichnete Samenzelle mit der embryonalen Anlage eines lichtbrechenden Körpers
des Flokkrebsauges (T. X. Fig. 7. und Fig. 8., *) die Samenzellen @) mit den Schalen-
zellen (T. XV. Fig. 6.,* r-).
Die Elementarkörperchen, welche die Samenzellen zusammensetzen (man trifft
Zellen, in denen diese Körperchen in der lebhaftesten Molekularbewegung durch ein-
ander wimmeln und wahrscheinlich tritt diese Erscheinung vor dem Zerfallen oder
Bersten der Zelle ein) oder aus ihrem Zerfalle hervorgehen, kommen auch einzeln in
der vorderen und hinteren Hodenabtheilung wor. Sie haben die monaden- und bacterien-
artige Form, welche wir als Grundform aller Zellen und Infusorien bereits kennen
gelernt haben (s. Fig. 1., #). Frei geworden, folgen sie entweder einer Molekularbewegung,
welche durch die verdunstenden Flüssigkeiten ete. bewirkt wird, oder aber einer selb-
ständigen willkührlichen Bewegung, womit sie ähnlich den gleichnamigen Infusorien,
obgleich viel langsamer und ringend, jene Strömungen des Flüssigen zu überwinden suchen.
Diese Körperchen sind natürlich wieder von noch kleineren punktförmigen
Molekülen zusammengesetzt, reihen sich selbst ohne vorhergehende Zellbildung zu
Samenfäden an einander und zerfallen daher auch wieder in jene Körperchen, oder
bilden Haufen, welche nach aussen eine spiralfaserige Zellhaut absetzen und endlich
sich sammt dieser zu Samenfäden auflösen (s. ").
Die reifen und sich aufrollenden Samenfäden legen sich der Länge nach an
einander und treten so in die hintere Abtheilung des Hodenschlauches, des receptaculum
seminis. Wir sehen sie daselbst in welligen Streifen gelagert. Werden sie gewaltsam
aus diesem Behälter gesprengt, so schnellen die Köpfe, welche eingeknickt sind und
dicht anliegen, von ihrem Faden in die Höhe (s.%), und man hat nun Gelegenheit,
die Textur und Form derselben genauer zu studiren. Wie lang die Fäden sind, lässt
sich nicht ermitteln; denn sie bilden ein langes zusammenhängendes Bündel.
Die Köpfe gleichen bald einer Sense, bald einem Dreschflegel, sind bald
gerade, cylindrisch, bald gewunden oder spindelförmig, gewöhnlich homogen und matt
durchsichtig. Auch die Köpfe lösen sich noch wieder in einzelne Glieder und diese
in Fäden auf, so dass statt des Kopfes ein schraubenförmig gewundener Faden oder
Oehsen entstehen (s.*). Die Trennung der Fäden und des Kopfes in einzelne Glieder
und Oehsen, oder der beiden letzten in Schraubengänge von Fädchen gelingt künstlich
durch Behandlung mit eoncentrirter Kochsalz- oder Fluorkaliumlösung.
In den Hodenschläuchen findet man mitunter auch Distomeysten, welche ab-
sterben und sich in Samenzellen und Fäden des Flohkrebses verwandeln, wie wir
dies in ähnlicher Weise von den Pseudonavicelleneysten in den Hoden des breitschwänzigen
— 18 —
Regenwurmes gesehen haben, also ihre Gewebselemente dem sie beherbergenden Gewebe
verähnlichen, was bekanntlich auch anderswo im Muskelgewebe des Flohkrebses
u. s. w. geschieht.
Ausserdem fand ich in der hinteren Hodenabtheilung die unter Fig. 1.,
gezeichneten Krystalle, einzeln oder in Wirteln zusammenstehend, welche wählscheiifiee
von phosphorsaurer Ammoniakmagnesia gebildet werden.
Kapitel II,
Begattung und Befruchtung,
Das Männchen sitzt auf dem Weibchen, letzteres mit den beiden Raubfüssen
festhaltend, unverdrossen nicht Tage, sondern Wochen lang. Es ist nun nicht anzunehmen,
dass der Begattungs- und Befruchtungsact so lange dauert oder nur erfolgt, sobald
ein Ei in die Bruttasche des Weibchens ausgeschieden wird, die Natur scheint nur
mit möglichster Sicherheit für jenen Zweck zu sorgen und wird das Männchen,
ohne gerade von diesem Acte des Weibchens etwas zu merken, nur von Zeit zu Zeit
reife Samenfäden ausstossen; denn das Männchen hält sein todtes Weibchen noch lange
fest und lässt es nur fahren, wenn es vom Verwesungsgeruche verscheucht wird, ja
häufig geht es dadurch zu Grunde, ohne dass diese Todesumarmung gerade ein
besonderes Zärtlichkeitsverhältniss auszudrücken braucht. Eine andere Eigenthümlicheit
muss ich noch erwähnen. Es ist mir nämlich während jahrelanger Beobachtungen
niemals gelungen, die oben beschriebenen Samenfäden als solche an der Bruttasche
und den Eiern des Weibchens zu finden, wohl aber Naviculaceen und Spiromycen in
zahlreicher Vertretung.
Dieser Umstand veranlaste mich, Samenfäden des Flohkrebses mit reinem,
infusorienfreiem Seewasser zu infundiren und dem Sonnenlichte auszusetzen. Die Samen-
fäden gliederten sich alsbald deutlich und wurden zu Vibrionen und Oscillarinen, die
Köpfe, Knoten oder Ochsen entwickelten in ihrem Innern Farbstoff, die äussere Hülle
erhärtete und es entstand so eine kieselschalige Alge (s. 7-2).
Wir wissen nun bereits, dass Vibrionen und ÖOscillarinen sich an die Schale
des Flohkrebses ansetzen und zu jenen Naviculaceen und Spiromycen sich umgestalten,
dass ähnliche mikroskopische Algen wie die aus infundirten „Samenfäden entwickelten
auf den Eiern, Bruttaschen und Kiemen des Flohkrebses gefunden werden, es liegt
daher nahe, der auch die vom männlichen Flohkrebse ausgestossenen Samenfäden,
indem sie nicht in die Eileiter ‘des Weibchens, sondern zu der Bruttasche und den
Kiemensäckchen durch den Wasserstrom gelangen, welcher dahin durch die Bewegung der
Kiemen-, Ruder- und Schreitfüsse unterhalten wird, daselbst zu den genannten pflanz-
— 14 —
lichen Organismen sich umwandeln, oder als gelöste Glieder in Gestalt von Vibrionen
und Monaden sich auf die Eischale setzen und in Gewebstheile derselben um-
wandeln. Bei morphologischem Vergleiche ist die Umwandelung der Samenfäden in
Vibrionen und Oscillarinen etc. als derselbe Vorgang zu betrachten wie die Ent-
wickelung von pflanzlichen und thierischen Infusorien aus den Schalenzellen des
Flohkrebses. Samenzelle und Schalenzelle haben im embryonalen Zustande gleiche
Textur und gleiche Lebensthätigkeit.
Obgleich nun das Ei aus einer einzelnen oder einem Zelleneomplexe des
Eierstockes hervorgegangen, ja selbst nur als eine Zelle zu betrachten ist, so wird es
doch, wie bei allen geschlechtlich gesonderten Thieren, ohne Zutritt von Samen-
elementen nicht fähig werden zur weiteren Entwickelung eines Embryos, d. h. durch
endogene Theilung und Umwandelung der Dotterkugeln in Zellen, welche den primi-
tiven (embryonalen) Bildungszellen der Stammeltern gleichen und woraus ja Ei und
Same selbst hervorgegangen sind, den Typus des Flohkrebses fortzubilden, sondern
muss dann der Fäulniss und Umwandelung in die niedrigsten infusoriellen Organismen
anheimfallen.
Da ein Eintritt von Samenfäden in das Ei nicht beobachtet wird, so geben
die Theilchen oder Abkömmlinge des Samenfadens bei der Berührung mit dem Eie
gleichsam nur den Anstoss (Contactwirkung) zu einer neuen Zellbildung im Dotter,
wenn nicht vielleicht die Eischale nach peripherischer Aneignung und Verähnlichung
von Samenfädentheilchen und centripetaler Abstossung ähnlicher Moleküle unmittelbar
dazu beiträgt. In beiden Fällen sind es aber immer nur elementare Theile der Ei-
schale, welche nach innen 'abgestossen und auf die Dotterkugeln als Erreger der
embryonalen Zellbildung versetzt werden.
In gewisser Beziehung kommt diese Theorie mit der Undulationslehre überein
und werden wir Vieles im Zellbildungsprocesse nur durch sie erklären können. Ein
Erreger, und besässe er nur das kleinste Grössenverhältniss, wirkt durch Contact auf
einen Punkt der Zellwand, die Erregung wird nach dem Gesetze der Spirale fortge-
pflanzt und als Wirkung ein materielles oder immaterielles Product auf den zu
erregenden Theil abgestossen, um von da aus wieder in spiraliger Schwingung einen
Bildungsprocess einzuleiten, welcher dem des Erregers ähnlich ist.
Kapitel IM.
“ Bildung des Embryos.
An befruchteten und bebrüteten Eiern des Flohkrebses fiel mir eine, ich glaube,
sonst noch nicht erwähnte runde, oder beutelartige Zelle auf, welche in den Körper
des Embryos, namentlich in das Rückengefäss desselben eingesenkt war und mit einem
— 15 —
kurzen Halse und gefranzten Mundstücke die Eischale‘ durchsetzte und nach aussen
sich öffnete. Später fand ich diese Zelle, wenngleich weniger entwickelt, auch an
unbefruchteten Eiern (s. T. XIII. Fig. 6.,*) und halte darum dieselbe nicht für eine
Neubildung, sondern für das an die äussere Schale tretende und über dieselbe sich
später emporwölbende Keimbläschen.
Das Mundstück hat eine verschiedene Gestalt, eich aber im Allgenieinee
mit einzelnen Formen von Schalenzellen (s. T. I. Fig. 3., *, T. XIV. Fig. 3.) und
peripherischen Leberzellen des Flohkrebses (s. T. IX. Fig. = - endlich mit Gre-
garinenformen ganz überein.
Aus dem Mundstücke traten mitunter farblose Körnchen und Kugeln eines
eiweissstoffigen Plasmas hervor (s. T. XII. Fig. 6., ”-), woraus folgt, dass das Innere
(der Zelle unmittelbar mit der Aussenwelt in Verbindung steht. Manches Mundstück
zeigt auch deutlich eine Oeffnung (s."*!), bei andern ist aber eine solche nicht sicht-
bar. Aus den spiraligen Zügen (s. * ®-) der letzteren geht aber hervor, dass zwischen
denselben Spalten sich befinden, welche Flüssigkeiten durchlassen können, und wird
selbst bei zelligem Verschlusse des Mundstückes derselbe Wechselverkehr aus bereits
angeführten Gründen und Verhältnissen möglich bleiben. Die übrige Wandung dieser
Zelle besteht aus langen geschwänzten Zellen und Fasern, welche sich durch einander
flechten, und einzelnen wandständigen Fetttropfen, welche häufig von einem Zellen-
kranze umgeben sind (s.%); das sind die weiter ausgebildeten Kermnkörperchen des
Keimbläschens (=. Fig. 1.-3.). R
Ueber die Function dieser Zelle kann wohl kein Zweifel obwalten. Die Ver-
bindung mit dem Rückengefässe weiset auf einen Austausch mit demselben hin und
wird derselbe wohl in einem Athmungsprocesse bestehen. Ich halte diese Zelle für
eine Fötal- oder Eikieme, für den Fötaltheil der Placenta, während die Lamellen der
Bruttasche dem Uterintheile entsprechen. Man kann die in der Bruttasche befindlichen
Eier ohne irgend ein Hinderniss herausstreichen, sie sitzen daher auch mit dem Mund-
stücke der Eikieme nur locker an den Lamellen der Bruttasche. Noch ist zu bemerken,
dass bei andern, selbst schon bebrüteten Eiern der Bruttasche diese Eikieme fehlte.
Sie bildet sich aber später doch aus dem mit Dotterkugeln an die Eischale sich anla-
gernden Keimbläschen aus.
Als Abnormität trifft man mitunter Embryonen, welche sich innerhalb der
Eischale frei bewegen, die Eikieme aber vollkommen ausgebildet, nur dass sie nicht
innen an die Eischale geheftet ist, ein fernerer Beweis, dass dieselbe nichts weiter als
das Keimbläschen des Dotters ist. Mitunter stülpt sich dieses Keimbläschen dureh sein
die Eischale durchsetzendes Mundstück aus, die Dotterkugeln folgen nach und entwickeln
sich ausserhalb des Eies zu vollständigen Leberschläuchen, während der innerhalb der
Eischale vollständig sonst ausgebildete Embryo seine Glieder munter regt. Diese
Missgeburten habe ich in der Bruttasche mancher Weibchen oft häufig wiederholt
gefunden. Die Fötalkieme taucht nicht immer ins Rückengefäss, sondern liegt. nur
neben und an demselben, bei der eben angeführten Missbildung aber gar nicht im
Bereiche des Rückengefässes, woraus folgt, dass sie als Respirationsorgan keine
ausschliessliche Bedeutung hat, sondern wohl auch die Eischale dieser Function
vorsteht.
RENTSCH, Homoiogenesis, Heft I. s 14
— 16 —
Mit erfolgter Reife‘ des Embryos schrumpft die Eikieme zu einem dünnen
Strange ein, welcher gewöhnlich am Rücken und hintern Rande des Kopfringes oder
ersten Brustringes befindlich ist und endlich spurlos verschwindet (s.*).
Die Schale des Eies besteht aus runden oder polyedrischen Zellen und zarten
vibrionenartigen Fasern (s. Fig. 4.,°®). Betrachtet man die Eischale schief, so zeigt
sie ein von vibrionenartigen Fasern in mäandrischen Windungen zusammengesetztes
Gewebe, was auch in der That der Fall ist, wenn die polyedrischen Zellen sich zu
dergleichen Fasern auflösen; auf der andern Seite ist dies Ausschen eine optische
Täuschung, indem man nur theilweise Durchschnittscontouren der polyedrischen Zellen
sieht, wodurch eben das Bild einer labyrinthischen Gewebsfaserung hervorgebracht
wird. Sobald man das Ei sprengt und die Schalenhaut glatt ausgebreitet im geraden
Durchmesser beschauet, treten die runden oder polyedrischen Zellen wieder deutlich
hervor, oder aber es sind gar keine Zellen, sondern nur eine glatte, durchsichtige,
homogene und scheinbar texturlose Haut sichtbar. Häufig wird jene aus mäandrisch
gewundenen Vibrionen bestehende Faserung auch dadurch hervorgebracht, dass sich
an der inneren, dem Embryo zugekehrten Oberfläche der Eischale solche vibrionen-
artige Gewebselemente als dehiscirte Zellelemente der Eischale in der Wirklichkeit
'ablagern, welche sich loslösen und die den Embryo umgebende Eiweisstlüssigkeit mit
langsamen Schwingungen durchschwimmen, sich an den Dotter oder Embryo ansetzen
und zur Zellbildung desselben den wesentlichsten Anstoss geben (s. Fig. 4., *).
Eine Furchung des Dotters, wenn wir leichte Einschnürungen und wellige
‚Hebungen seiner Peripherie dazu nicht rechnen wollen, wurde häufig nicht beobachtet,
während in anderen Fällen dieselbe den gewöhnlichen Verlauf nahm. Die Bildung
embryonaler Parenchymzellen erfolgt peripherisch. Aus der Oberfläche des Dotters,
‚welcher durch seitliche Einkerbung eine nierenförmige Gestalt annimmt, treten farblose
und structurlose runde Tropfen hervor, in denen sich vibrionen-, monaden- und cerco-
monadenartige Körperchen bewegen, zusammengenommen eine fliessende Bewegung,
wie sie das Parenchym der Amoeba zeigt, nur dass jene noch langsamer geschieht
(s. Fig. 4.,**, Fig.5.,“«®%). Diese Körperchen ordnen sich in spiraligen Kreisen
oder auch knäuelartig im Innern zu einem Kerne resp. einer Kernzelle (s. Fig. 5., +"),
das umgebende Plasma bleibt homogen und structurlos, oder geht ebenfalls in eine
vibrionenartige Gliederung über (Fig. 5., *), welche sich zu einer in spiraligen Zügen
regelmässig verlaufenden oder zu einer in Curven unregelmässig sich durchsetzenden-
und verflechtenden Faserung ordnet und so die äussere Wandung der Zelle constituirt.
Das zwischen derselben und der Kernzelle liegende Plasma bleibt homogen oder gehet
eine ähnliche Gliederung wie die Zellwand ein. Die Kernzelle enthält entweder ein
einzelnes oder mehrere Kernkörper, welche letzteren sich wieder zu einem grösseren
nierenförmigen Kerne zusammenlagern. Wir erhalten auf diese Weise nur eine Wieder-
holung der Bildung des Eikeimes, welche ja, wie bereits nachgewiesen ist, der embryo-
nalen Zellbildung conform ist.
Da nun die embryonale Zellbildung sonst nur durch Hinzutritt des männlichen
Samens im Eie erfolgt, letzterer aber hier nicht in seiner ursprünglichen Gestalt nach-
gewiesen werden kann, so muss die Befruchtung durch Aneignung der vibrionenartigen
Samenelemente von Seiten der Eischale erfolgen, welche in deren Zellbestandtheile
übergehen und dann nach innen als ähnliche vibrionenartige Elemente wieder abge-
— 17 —
stossen werden. Bei der embryonalen Zellbildung zeigen sich wieder zwei Richtungen,
die der Faden- und die der Kugelbildung, jene den männlichen, diese den weiblichen
Typus repräsentirend, beide sich ergänzend, beide in und aus einander sich ent-
wickelnd.
Die erste Bewegung im Dotter ist also die einem Vibrio oder einer Oscillarie
gleichende Schwingung von kleinsten zu Schnüren spiralig an einander gereihten
Kügelchen. Man kann diese Bewegung auch an eben befruchteten und noch keine
Zellbildung zeigenden Eiern wahrnehmen, am deutlichsten an den aus der zersprengten
Eischale Hersuden Dotterelementen (s. Fig. 5., °*).
Ausser den farblosen und zu Zellen sich umbildenden Plasmakugeln zeigt sich
aber auch eine grosse Zahl kleinster Kügelchen, welche, wie bereits erwähnt, monaden-
oder vibrionenartig aggregirt und beweglich zu einer Zellbildung sich uns&hlekäng Sie
drehen sich spiralig nicht bloss zu einem Kerne zusammen ®, sondern gehen auch
haufenweise in einen Körper über, welcher später die Eigenschaften einer Zelle ent-
wickelt &-i.x-2); endlich werden von einzelnen Schnüren Ringe gebildet ®- P), welche,
ein Plasmatropfen ausfüllt (vgl. die Zell- oder Knospenbildung zwischen den zu einem
Ringe sich verbindenden Wimpern der Infusorien (T. I. Fig. 7.,? ®). Der Plasmatropfen
wird nun in dieselbe Formbildung hineingezogen und gehen hieraus sowohl kugelige
wie plattgedrückte und um ihre Längsaxe gedrehte Zellen hervor.
Die vibrionenartigen Elemente selbst nehmen letztere Form an, welche wir
schon bei der Entwickelung von Cercomonas und Ceratoneis aus den Vibrionen kennen
gelernt haben, und gehen als solche wieder Zellbildungen der eben beschriebenen Art
ein (s. T. XII. Fig. 5.,& = ”). Gewöhnlich wird ein solches Element zu einem.
peripherischen wandständiplen oder auch centralen, spiralig eingedrehten Kerne ® »)..
Nicht selten entstehen ganz unregelmässige, schollige Gebilde ®- ande! ), welche entweder-
weiter zerklüftet werden und dann neue Zellbildungen auf die eine oder andere Weise
eingehen, oder aber in ihrem ganzen Umfange in eine Zelle oder einen Zellenkern sich
verwandeln. Die Körnchenhaufen lagern sich auch in krystallinische Formen, welche
bald aus Cholsäure, bald aus Kalkkrysstallen zu bestehen scheinen, um, welche .dann-
die Kerne und Erreger neuer Zellbildungen werden, ihren Aggregatzustand aber später
in den der Zelle umwandeln (s. Fig.5.,").
Man behalte nur immer die beschriebenen Metamorphosen der infusoriellen
„Vibrionen und Monaden im Auge, um bei der Zellenbildung der aus ähnlichen Gewebs-
elementen zusammengesetzten höheren Organismen die analogen Abkömmlinge wieder
erkennen und erklären zu können.
Die Zellen, welche bisher als organische Grundformen betrachtet
wurden, sind zusammengesetzte organische Gewebsformen, zusammen-
gesetzt aus vibrionen- und bacterienartigen Elementen, deren Gliedern
die Natur der Zelle ebenso gut wieder zukommt wie den Gliedern ihrer
infusoriellen Vorbilder und den Zellen, welche von ihnen zusammen-
gesetzt werden. Die Elemente sind Zellen der Zellen und so fort, bis .
sinnliche Wahrnehmung aufhört.
Aber nicht bloss analoge Wiederholungen infusorieller Formen werden wir im
weiteren Zellbildungsprocesse kennen lernen, sondern sogar die wirkliche Wieder-
umbildung zu selbständigen infusoriellen Organismen, Me zwar nicht nur nach und
14*
— 18 —
aus dem Tode der Zellen, sondern auch in und durch den Lebensprocess derselben
innerhalb des lebendigen Gesammtorganismus.
Bei den weiteren Untersuchungen werde ich alle Gewebe auf die genannten
Grundformen und Bewegungen zurückführen und die Bildung der verschiedenen Organe
aus der ursprünglich gleichartigen embryonalen Zellanlage nachweisen; denn es bedarf
nur der weiter nicht zu definirenden vom Bildungstypus ausgehenden Disposition, um
die Zellenelemente in der Richtung nach diesem oder jenem Organe hin zu ordnen.
Sowohl die structur- dad kernlosen wie die kernhaltigen embryonalen Zellen
besitzen eine solche Elastieität, dass sie wie die Amoebae Fortsätze ausschicken und
einziehen, welche zu den eraekihdanen! namentlich der äussern Schale des Flohkrebses
eigenthümlichen Haar- und Stachelformen später erstarren (s. T. XIIL Fig. 5., *). In
dieser Beziehung stimmen sie mit den erst später sich bildenden Blutkörperchen des
Flohkrebses überein.
Die Dotterhaut legt sich den hügelig sich bervorwölbenden embryonalen Zell-
gruppen entweder dicht an, folgt also den Umrissen des Embryos, oder aber behält
die Kugelform und geht die embryonale Zellbildung innerhalb dieses Hohlkugelraumes
vor sich. Man findet den Zwischenraum gewöhnlich mit einem hellbraunen Plasma
angefüllt, dessen Farbstoff von den Dotterkugeln herrührt. Im Mai sieht man zwischen
Dotter und Schalenhaut in der dünnen eiweisstoffigen Flüssigkeit einen violetten Farb-
stoff, welcher auch die Eischale mitunter tränkt und entweder vom Dotter herrührt oder
von aussen stammt. Die Lamellen der Bruttasche sind gewöhnlich ebenso gefärbt und
bekanntlich nehmen die Kiemensäckchen sowohl im Leben wie nach dem Tode des
Thieres dieselbe Färbung an, ja sind gewöhnlich mit einer violetten Flüssigkeit
strotzend gefüllt. Bei dieser Gelegenheit mache ich auf den Kupfergehalt im blauen
Blute der Königskrabbe (Limulus Cyclops) aufmerksam.
Im dritten Falle bildet die Dotterhaut um den Embryo eine lockere Hülle,
welche beim Ausschlüpfen zerrissen und mit dem verschrumpften Stiele der Fötalkieme
in der Eischale sitzen bleibt (s. T. XII. Fig. 6.,”), oder aber zur Schalenbildung des
Embryos mit verwandt wird.
Die in embryonale Zellen sich umwandelnden Dotterkugeln bilden an der
Peripherie des Dotters hügel- und wellenförmige Erhebungen, der Dotter selbst nimmt
eine nierenförmige Gestalt an, indem sich ein dickerer Kopftheil und ein dünnerer
Schwanztheil bildet und der ganze Dotterkörper sich nach dem Hilus einkrümmt. „
Die wellenförmigen Gliederungen verwandeln sich am Rücken in die einzelnen Leibes-
ringe; an der Stirnfläche des Kopftheiles und der eingekrümmten Bauchseite spriessen
aus den Wellenbergen Zotten hervor, welche sich wiederum beim Fortwachsen in der
Längsaxe gliedern und Anhänge bilden, wie sie T. XIV. Fig. 1.,* dargestellt sind;
Am längsten und grössesten sind zuerst die Anlagen der Fühlerpaare entwickelt. Wir
sehen auch hier zuerst, dass die embryonale Anlage der verschiedensten, namentlich
fussartigen Gliederungen und Sinnesorgane ganz gleich ist. Sowohl die wellenförmigen
Züge des Rückentheils als die zottigen Anhänge des Bauchtheils des Embryos ver-
laufen nach dem Gesetze der Spirale und würden sich wie die Falten einer Halskrause
als darmartig zusammenhängende Windungen aus einander ziehen lassen. Die Ina
der Wellenbewegung ist hier in starrer Form verkörpert zu demonstriren.
— 19 —
Durch Streckung und Faserung der Zellen, durch Einstülpung und Ausstülpung,
durch Dehiscenz der embryonalen Schalenhaut entstehen nicht bloss die verschiedenen
äusseren Glieder, Klauen-, Nägel-, Zahn-, Stachel-, Borsten- und Fiederhaarformen,
sondern auch die Sinnes- und Kauwerkzeuge. So giebt uns T. XIV. Fig. 1.,d-%. die
Kiemenfüsse, & eine Kieferscheere des Unterkiefers, *"® die Spitzen der beiden Raub-
füsse, + die Spitze eines Schreitfusses, Fig. 2.,°-®"- den Gehöreylinder und “ den Ober-
kiefer in ihrer embryonalen Anlage und Entwickelung.
Von den inneren ‘Organen entwickelt sich‘ das Nervensystem und zwar das
Gehirnmark desselben am ehesten, wenigstens sieht man bei Embryonen, ehe noch
das Rückengefäss vorhanden ist, im Kopftheile des Dotters eine farblose Zell- und
Körnchenmasse an der Stelle, wo später die Ganglien des Gehirnmarkes liegen, aus
welcher bald die Umrisse ihrer späteren Gliederung hervortreten.
Der Kern des Embryos wird vom Dotter gebildet, welcher später theilweise
unter Entfärbung der Dotterkugeln in Zellbildung, Magen, Darmkanal und Leber-
schläuche sich. differenzirt. Schlund, Magen und Mastdarm gliedern sich zuerst, während
der übrige Darm und die Leberschläuche noch von Dotterkugeln zusammengesetzt
bleiben. Später treten die Dotterkugeln in runden Haufen zusammen, welche sich in
spiraliger Windung gliedern und einen in der Längsaxe spiralig verlaufenden Spalt
zwischen sich lassen, welcher zum lumen des Darmrohres sich allmählich erweitert. Erst
nach dieser Spaltung verwandeln sich die Dotterkugeln in Darmzellen etc. Am läng-
sten bleiben die Leberschläuche solide Körper und selbst nach ihrer in der Längsaxe
erfolgenden Spaltung und eintretender Gallabsonderung beim ausgeschlüpften jungen
Flohkrebse erscheinen viele Leberzellen den Dotterkugeln ganz conform.
Beim Embryo sieht man, ehe das Rückengefäss gebildet ist, wellenförmige,
von vorn nach hinten gehende, nach längeren Zwischenräumen wiederkehrende Bewe-
gungen des in Magen, Leber und Darmkanal sich umwandelnden Dotterkernes, wobei
einzelne Dotterkugeln mitbewegt werden. Darm und Leberschläuche sind in die übrige
Gewebsmasse eingesenkt, die an sie angrenzenden Parenchymzellen lösen sich rings
herum als Plasma und Blutkörperchen ab und werden durch jene Bewegungen hin-
und hergetrieben. Wie im Darm- und Leberkörper, so entstehen auch in den übrigen
Gliedern und Parenchyme bei der Ausscheidung und Bildung der einzelnen Organe
und Gewebstheile Lücken, welche mit gefärbtem oder ungefärbtem Plasma, kleineren
oder grösseren Blutkörperchen angefüllt sind. Durch Contractionen des Parenchyms
entsteht auch hier ein Hin- und Herwogen der Flüssigkeit (s. T. X. Fig. 8., »-). Endlich
fliessen alle diese Lücken zusammen, es entstehen nun auch zwischen dem Darmkanale
und Rücken des Embryos periodische Zusammenziehungen, welche eine immer regel-
mässigere und häufigere Wiederholung erfahren und zuletzt in eine ebenfalls wellen-
förmig erscheinende Pulsation übergehen. Diese Pulsation hängt von dem mittlerweile
sich gebildet habenden Rückengefässe ab, was nun das hauptsächlichste Bewegungs
mittel des Blutstromes wird. Leberschläuche und Darmkanal werden mit jedem Puls-
schlage desselben erschüttert und zu selbsteigner Bewegung angeregt, wenigstens nimmt
' man, ehe noch eine regelmässige Pulsation des Rückengefässes und eine Bluteirculation
zu Stande kommt, einige Secunden nach einer unregelmässigen Zusammenziehung; des-
selben eine iii Bewegung des Dotterkernes und der aus ihm sich ae ers
Darm- und Leberschläuche wahr.
— 10 —
Kapitel IV.
Das Blutleben des Flohkrebses.
Das Rückengefäss stellt einen knotig gegliederten Schlauch dar, welcher vorn
und hinten mit einem Schliessmuskel versehen ist, vom zweiten oder dritten Bauch-
ringe bis in den Kopfring reicht und von beiden Enden sich in die Bluteirculations-
räume des übrigen Körpers verliert oder theilt. Dis Lücken, welche bei der Differen-
zirung der embryonalen Parenchymzellen zu den verschiedenen Geweben entstehen,
fliessen in eine grosse, vielfach verzweigte Höhle zusammen, ohne dass sich hier ein
eigentliches Gefässsystem ausbildet. Die vereinigten Lücken bilden den Raum, worin
das Blut von den Contractionen des Rückengefässes bewegt in einem einfachen Kreis-
strome circulirt. Die Blutkörperchen und das Plasma werden nur durch die wurm-
förmigen Bewegungen desselben nach allen Theilen des Körpers hingetrieben und von
dort wieder angezogen. Eine Trennung in einen arteriellen und venösen Gefässstrom
findet nicht statt, die Richtung der Ströme wechselt häufig. |
Der Blutstrom wird ferner durch die gesammte Muskelbewegung des Thieres
mitgeleitet und unterstützt. Jede knotige Anschwellung des Rückengefässes entspricht
einem Leibesringe, dessen Mitte sie einnimmt. Der ganze Schlauch ist von
glatten, knotigen Muskelzellen gebildet, welche in einer doppelten hinter und
auf einander folgenden Spiralwindung verlaufen. Dadurch entsteht eine Kreuzung
der gegenständigen Faserung, sowohl an den bauchigen Anschwellungen wie
an den ringförmigen Einschürungen des Schlauches. Seine Bewegung, bestehend
in Contraction und Expansion der Muskelfasern, muss darum eine wurmförmige
in der Spirale verlaufende werden, Systole und Diastole auf einander folgen
lassend. In derselben doppelten auf eimander folgenden Spirale verlaufen Spalten,
deren Rand der Länge nach mit geschwänzten knotigen Muskelzellen eingefasst
ist. Dieselben gehen in schiefem Durchmesser durch die bauchigen Anschwellungen
des Rückengefässes und kreuzen sich gegenständig, weil sie ebenfalls in der Richtung
einer doppelten auf einander folgenden Spirale liegen. Mit jeder Systole und Diastole
öffnen und schliessen sich diese Klappen und lassen Plasma und Blutkörperchen ein
und aus, ohne dass hier eine Bildung und Verbindung von Gefässzweigen vorhanden
ist und zu sein braucht. Da die Klappen in demselben doppelten Spirallaufe ange-
bracht sind, so muss ihre Bewegung mit der des übrigen Gefässschlauches synchronisch
sein (s. T. XIII. Fig. 6.,!-),
Durch die Ausbuchtung und Einschnürung des Gefässschlauches wird es bei
der wellenförmigen Pulsation desselben auch möglich, dass jedes knotige Glied des
Gefässes an der Einschnürungsstelle sich vollständig von dem nächstfolgenden Gliede
abschliessen kann, wodurch eine Rückstauung des Blutes verhindert wird. Ya1
— 11 —
An der inneren Oberfläche des Rückengefässes, besonders in der Nähe der
Einschnürungsstellen, setzten sich die Blutkörperchen einzeln oder in Haufen an, um
daselbst eine weitere Zellbildung einzugehen, oder nach einiger Zeit wieder losgerissen
und mit dem Blutstrome fortgeführt zu werden.
Während beim sterbenden Flohkrebse alle Glieder schon längst erstarrt sind,
behält das Rückengefäss- noch lange seine Bewegungen, welche allerdings immer
schwächer und seltener werden, es erlischt also das Leben und die thierische Bewegung
des Thieres in umgekehrter Folge seiner Entstehung.
Das Blut des Flohkrebses besteht aus einem farblosen Plasma, welches Ei-
weiss, Faserstoff und ir Salze, namentlich Kochsalz enthält und aus farblosen
Blutkörperchen.
Der Faserstoff gerinnt zu gegliederten Fasern, welche aus Reihen spiralig
zusammenhängender Kügelchen Höstaken (s. T.XV. Fig. 3., 8), das Eiweiss zu Wolken
und Knäueln von vibrionenartigen Elementen, ersteres Ackoe in der Luft, letzteres nach
Zusatz von Aether oder Salpetersäure. Aus dem verdunstenden Blute des Flohkrebses
schiessen die *"* gezeichneten (Kochsalz-) Krystalle an, welche bei genauer Betrach-
tung aus ähnlichen spiralig gegliederten Fasern zusammengesetzt erscheinen. Es sei
bei dieser Gelegenheit bemerkt, dass anorganische Körper aller Art in ihren Gefüg-
theilen nach demselben Gesetze der Spirale überall geordnet sind; ich habe ferner
gefunden, dass anorganische Körper, namentlich manche Salze, welche in organischen
Geweben und Flüssigkeiten constant gefunden werden, in ihren Krystallgestalten häufig
eine grosse Aehnlichkeit mit den organischen Gewebsformen zeigen, deren nothwendiger
Bestandtheil sie zu sein scheinen. Man wird aus diesen Umständen nicht sowohl die
Art der Auflösung von anorganischen Körpern in Flüssigkeiten als auch ihren Einfluss
auf die organische Gewebsbildung, ihre Umbildung in organische Formen, wie umge-
kehrt die Erstarrung der letzteren in jene nach dem Aehnlichkeitsgesetze in einem
neuen Lichte zu betrachten anfangen müssen. Fig. 3., stellt einen Pigmentfleck aus
der Schale eines ganz jungen Flohkrebses dar und fällt die Aehnlichkeit mit den
vorher gezeichneten Kochsalzkrystallen sofort in die Augen.
Eine Blutanalyse ist nicht vorgenommen worden, als Ersatz biete ich die inter-
essante Analyse des blauen Blutes der Königskrabbe (Limulus Cyclops) von Dr.
Friedr. A. Genth, Nordamerik. Monatsbericht. II. Bd. Jan. 1851, p. 294, welche ich
hier einschalten will.
„Bekanntlich hat der an den Küsten Nordamerikas vorkommende Limulus
(Cyelops) blaues Blut. Die Farbe desselben ist oft sehr hell, mitunter aber auch
dunkel himmelblau. Ich fand darin constant einen ziemlich bedeutenden Kupfergehalt
neben einem geringen Eisengehalte. Beide Metalle lassen sich nicht auf die gewöhn-
liche Weise durch Reagentien nachweisen, jedoch mit der grössten Leichtigkeit und
Sicherheit, wenn man das Blut mit Aetzkali im Ueberschuss längere Zeit kocht. Es
wird dadurch das Albumin desselben gelöst und ein Theil des Schwefels von demselben
verbindet sich mit den Metallen. Nach dem Abfiltriren und Verbrennen des Nieder-
schlags löst man in Salpetersalzsäure und fällt phosphorsauren Kalk und Eisenoxyd
durch Ammoniak. Das Filtrat hat eine lasurblaue Farbe, giebt mit Schwefelwasser-
stoff schwarzbraunen Niederschlag und nach dem Ansäuren mit Chlorwasserstoffsäure
mit Kaliumeiseneyanür einen purpurrothen. — In der Lösung des phosphorsauren
— 12 —
Kalks in Chlorwasserstoffsäure wurde mittelst Schwefeleyankalium das Eisen nachge-
wiesen.“ — Nach einer späteren ausführlichen Mittheilung und Analyse war die Zu-
sammensetzung der Asche folgende: 1
Chlornatrium , 2. ilabr“ 79,2% Procent,
Chlorkaliamshz:!) alla das Arrıdiz
Chlormagnesium . . . . EN RDUT -
Schwefelsaures Kali") .0%,» „iv 3,2 ulız
Schwefelsaurer Kalku 113 128% R
Kohlensaurer Kalk? un, sed 9900].
Pyrophosphorsaure Magnesia = 1,79 _.
IRSENOSI ae an a
EBisenexydr..wivan mrobaile 118per x
Bupferoxydl th .%A.T, er
ID;
Eine andere Portion derselben Asche wurde auf Kupferoxyd untersucht und
von 8,*325 Grm. 0,0285 Grm. erhalten = 0,338 Procent.
Man erhält das Blut des Flohkrebses unvermischt mit andern Gewebsformen,
wenn man mit einem Nadelstiche zwischen dem Kopf- und ersten Brustringe oder
zwischen zwei Brustringen am Rücken das Rückengefäss öffnet. Das Thier verträgt die
Wunde und den Blutverlust und schwimmt danach ebenso lebhaft davon wie vorher.
Das meiste morphologische Interesse haben mir die Blutkörperchen abgewonnen.
Im Blute des Embryos, mag dasselbe noch in einzelnen Räumen eingeschlossen
sein oder schon durch das Rückengefäss cireuliren, bestehen die Blutkörperchen aus
denselben Kügelchen und Zellen, welche als embryonale Grundlage aus dem Dotter
hervorgehen und verweise ich darauf. Schon dort habe ich auf die vibrionen- und
monadenartigen Anreihungen und Bewegungen dieser kleinsten Körperchen und die
amoebenartigen Formveränderungen der Zellen aufmerksam gemacht.
Wenn wir die Blutkörperchen auch bei erwachsenen Thieren länger beobach-
ten, so erhalten wir eine Analogie, welche der Entwickelung der Infusorien von der
Monade und dem Vibrio an bis zum Zoothamnium entspricht. Die Blutkörperchen
nehmen nicht bloss die Gestalt der meisten in der zweiten Abtheilung beschriebenen
Infusorien an, sondern auch Formen, welche den übrigen Schmarotzern des Flohkrebses
auf gewissen Entwickelungsstufen nahe kommen, es waltet nur der bedeutende Unter-
schied ob, dass ihnen Allen nicht das selbsteigene Leben jener inne wohnt, es sind nur
ephemere Form- und Bewegungsähnlichkeiten, welche aber keineswegs bedeutungslos
sind. Wir ersehen hieraus, dass die Gestaltung des Stoffes nach einem und
demselben Gesetze stets erfolgt und deswegen die Formen überall ähn-
lich sein müssen.
Hier dient das Blutkörperchen zur Ergänzung und Bildung eines Organismus,
wovon es selbst nur ein Glied ist, aus welchem es geboren wird und in dem es wieder
untergeht; aus diesem organischen Verbande gerissen geht es spurlos zu Grunde oder
entwickelt aus seinem Zerfalle, seiner Fäulniss wieder seine primitiven Elementar-
formen, Monaden und Vibrionen, welche nun allerdings unter anderen Verhältnissen
als selbständige Organismen auftreten oder sich zu anderen zusammensetzen. Die
selbständigen Infusorien, welche in Form und Bewegung mit den Blutkörperchen
— 13 —
Aehnlichkeit haben, werden als solche niemals unmittelbar integrirende Bestandtheile
des Flohkrebsorganismus, wenn sie in denselben gelangen, sondern nur mittelbar nach
erfolgter Einzellung und Umbildung, oder durch Auflösung im Darmkanale und auf
der Schalenoberfläche, jedenfalls also stets nach ihrem Tode, nach dem Aufgeben ihrer
individuellen Selbständigkeit.
Umgekehrt können Zellen des Flohkrebses durch eigen- oder fremdlebendigen
Antrieb sich in jene Infusorien umwandeln, womit sie ebenfalls ihre frühere organische
Beziehung zum Flohkrebse aufgeben und einen relativen Tod erleiden.
Die Blutkörperchen sind bald ungeordnet zusammenhängende Häufchen von
bacterienartigen Elementen, bald Zellen, und beide Formen gehen aus einander hervor.
Die Elementartheilchen bestehen aus zwei oder mehreren an einander gereihten Kügel-
chen, welche entweder einem Bacterium biloculare oder einem Vibrio lineola gleichen,
oder aber eine Spindelform haben. Wir wissen, dass Naviculaceen sich auf gleiche
Weise aus Vibrionen entwickeln; auf gleiche Weise entsteht auch hier die Spindel-
form, welche endständig zusammenhängen und knäuelartige Haufen bilden (s. T. XV.
Fig. 2,,*® und T. I. Fig. 13., 4 »-«). Vom grössten Interesse sind die amoebenartigen
Formen und Bewegungen derselben, welche wir bereits bei den Blutkörperchen des
Regenwurms kennen gelernt haben. Wie bei der Amoeba sieht man auch hier eine
mehr oder minder lebhafte Durcheinanderbewegung der Elemente, eine bald mehr,
bald weniger dichte Aggregation derselben, ein Zusammenfliessen oder Ausströmen
eines stueturlosen Plasmas und der geformten bacterienartigen Elemente, doch gehen
diese Bewegungen ungleich langsamer vor sich als bei der echten Amoeba; die
Dehnbarkeit der Blutkörperchen übertrifft aber noch die der Amoeben und erreicht die
der Rhizopoden. Nur dadurch werden die T. XV. Fig.2. beobachteten Formen mög-
lich. Die Blutkörperchen vermehren sich nicht bloss durch Theilung, sondern ver-
grössern sich auch durch Copulation. Die bacterienartigen, einzeln im Plasma schwim-
menden Elemente setzen sich an ältere Blutkörperchen an und bilden stachelige, haarige
Formen oder einzelne büschel-, stiel-, fuss- oder wimperartige Anhänge, welche nach
Amoebennatur einziehbar und hervorstreckbar sind. Durch Sonderung des formlosen
Plasmas und der geformten Baeterienelemente bildet sich das Blutkörperchen zur Zelle
aus. Es entsteht eine Zellwand, Kernzelle, Kern und Kernkörperchen, bei welcher
Bildung immer wieder das Gesetz der Spirale in Form und Bewegung obwaltet und
nachgesehen werden kann. Einzelne bacterienartige Elemente sowohl in der Zellwand
wie im Zellparenchym dehnen sich zu grösseren Zellen aus und werden so Zellen der
Zelle, andere färben sich, werden dichter, brechen das Licht stärker und gleichen den
Augenpunkten mancher Infusorien.
Wir erhalten auf diese Weise Formgestaltungen im Blute des Flohkrebses,
welche der Monade, dem Bacterium und Vibrio, der Navicula, Amoeba, Actinophrys,
Euglena, Microglena, Astasia, Cercomonas und Chilomonas, dem Trachelius und der
Gregarina, dem Distomum, Enterobryus und der Spirochona gleichen, und bitte ich die
T. VII. Fig. 7., und T.XV. Fig. 2. gegebenen Figuren genauer mit jenen Infusorien
zu vergleichen.
Die Blutkörperchen bilden sich nicht bloss aus dem Plasma und den Elementar-
formen, sondern auch aus dem übrigen Gewebe des Flohkrebses unmittelbar durch
RENTSCH, Homoiogenesis, Heft I, 15 f
— 14 —
Umlagerung der Textur und Losreissung des Gewebstheils, sowie aus Fettkugeln.
Letztere werden ganz wie die Dotterkugeln umgewandelt.
Verwandlung der Blutkörperchen innerhalb des Organismus :
Schon die am freien Blutkörperchen beobachteten proteusartigen, Formverwand-
lungen lassen die Leichtigkeit ahnen, mit welcher dasselbe in jede Zellform des Floh-
krebsgewebes übergehen kann. Es ergänzen sich daraus sowohl alle inneren Organe
als auch die Schale, namentlich die secundäre; man kann die späteren Zellformen der
verschiedenen Gewebe in der That schon im freien Blutkörperchen sich bilden sehen.
Verwandlung der Blutkörperchen ausserhalb des Organismus :
Die beschriebenen Formveränderungen konnten theilweise unmittelbar unter
dem Mikroskope beobachtet werden und wurden sowohl durch die eigene Lebens-
thätigkeit des Blutkörperchens als auch durch die Verdunstung des Plasmas und den
Tod hervorgebracht. Die T. XV. Fig. 2., *v. ® abgebildeten Formen von Blutkörper-
chen entstanden auf Zusatz von süssem Wasser. Die Verwandlung der bei Verwun-
dungen austretenden und an den Schalenstacheln hängen bleibenden Blutkörperchen
in Naviculaceen haben wir schon früher besprochen und erscheint dieser Vorgang um
so gewisser als es auch naviculaartige Schalenzellen (T. XV. Fig. 4., b--«) und Paren-
chymzellen (T. VIII. Fig. 8., 1:-*) giebt, die Schalenzellen in wirkliche Naviculaceen
übergehen oder ihren Zellinhalt in diese oder andere Infusorien verwandeln.
Wenn nun die Schalenzellen aus Blutkörperchen hervorgegangen sind, letztere
aber Formähnlichkeiten bieten, welche in den durch Heterogenie aus ersteren entstan-
denen Thier- und Pflanzenformen wieder hervortreten, so ist dieser Umstand wohl keine
Zufälligkeit, sondern eine ans dem Achnlichkeitsgesetze entspringende nothwendige
Consequenz; die Blutkörperchen gehen demnach auch mittelbar in selbständige Thier-
formen über, welche entweder den schmarotzenden Infusorien oder Eingeweidewürmern
des Flohkrebses angehören.
Zu dem Blutleben des Flohkrebses stehen in inniger Wechselbeziehung die
Kiemen. Auch diese bestehen anfangs nur aus einem konischen oder herzförmigen
Häufchen von embryonalen Zellen, welches sich allmählich abplattet in einen Stiel
und ein Blättehen sondert. Am Rande desselben bildet sich dann eine von der Spitze
des Kiemenblättchens bis zum Kiemenstiele herumgehende Lücke, aus welcher das Rand-
gefäss oder die für den Blutstrom bestimmte Randlücke in Form eines Kanals hervorgeht.
Der anfänglich solide Stiel spaltet sich nun ebenfalls in seiner Längsaxe und nimmt
jene Lücke in seine Höhlung auf, wodurch die Verbindung mit den übrigen Circulations-
räumen des Blutes hergestellt ist. Die in der Mitte des Kiemenblättehens befindlichen
embryonalen Zellen ordnen sich zu einer einfachen oder doppelten in einander greifenden
Spiralwindung, welche von oben nach unten verläuft. Die darmartigen Windungen
sind zusammengedrückt und bilden quere Zerklüftungen, wie wir sie bei den zu glatten
Muskelfasern sich ausbildenden Muskelzellen sehen (s. T. XVI. Fig. 1., * wa b.),
Die Windungen theilen sich und verwachsen untereinander, so dass später
unregelmässig gestaltete Querleisten in dem Kiemenblatte entstehen, trennen sich später
— 15 —
weiter von einander und lassen nun ebenfalls Lücken und Kanäle zwischen sich, welche
beide Arme des Randgefässes quer verbinden ("-* und T. VL Fig. 2., *«-).
Aus einfachen Zellreihen der Kiemenleisten werden durch Theilung mehrere ©,
Eine wesentliche Formumbildung der Blutkörperchen konnte ich nicht verfolgen,
doch sieht man häufig Blutkörperchen mit stielartigen Verlängerungen sich hier an-
setzen, in welcher Gestalt sie bald einem angehefteten Bodo oder Trachelius etc.
gleichen. In den Blutcirculationsräumen der Kiemenblättchen habe ich mitunter zahl-
reiche Trachelii gefunden, woher dieselben aber stammten und was aus ihnen wurde,
konnte ich bis jetzt nicht ermitteln.
Ich habe schon erwähnt, dass viele Formen der Blutkörperchen den embryonalen
aus den Dotterkugeln zuerst sich entwickelnden Zellen gleichen und andere von weiter
entwickelten Zellen verschiedener Organe nicht zu unterscheiden sind, was namentlich
beim Zerdrücken von Fiobkrebsembryonen recht sichtlich wird (s. T. VII. Fig. 7. u. a.
a. O.). Ich muss hier auch noch darauf aufmerksam machen, dass Flohkrebsembryonen
oder Flohkrebsjunge, wenn sie dem Tode und der Fäulniss in Seewasser verfallen,
fast alle Zellen und Gewebe ihres Parenchyms wieder in Formen verwandeln, welche
mit den ersten embryonalen Zellen und den Dotterkugeln Gestaltähnlichkeit haben.
Dieselben zerfallen weiter und gehen in Infusorien über. Umgekehrt nehmen letztere
im Tode häufig die Form jener embryonalen und weiter entwickelten Gewebszellen
an PalaFig.iT, 99, Pig8, 7 ie. 1!
Die inneren Organe des Flohkrebses sind sowohl unter sich wie an die Schale
durch Bindegewebszellen und Fasern befestigt, welche theils Ueberbleibsel der embryo-
nalen Zellen sind, theils aus dem Fette und Blute sich neu ergänzen. T.IX. Fig. 6.
giebt uns solche aus der Umgebung der Leberschläuche. Bei * sehen wir einen lappen-
artigen Anhang, welcher aus einer feinkörnigen und faserigen Grundsubstanz besteht,
in welcher Fettkugeln als Kerne eingesprengt liegen. Sowohl Fetttropfen wie Blut-
körperchen können zu einem solchen Gewebe verschmelzen, die Zellkerne der letzteren
verfetten (s. ®) und sind dann gewöhnlich pigmentirt. Ganze Haufen von Blutkörperchen
sintern zusammen und verwandeln sich in Farbstoff, welcher bald in unregelmässigen
Haufen zusammenliegt, bald aber Körper von einer bestimmten wurmartigen Form
bildet, welche alsdann durch in Bindegewebszellen und Fasern verwandelte Blutkörperchen
eingezellt werden. Sie zerfallen unter Entfärbung wieder in Fettkugeln, Blutkörperchen
und andere Gewebszellen. Schon bei den Blutkörperchen (T. XV. Fig. 2.,’- & ««) haben
wir wurmförmige Kerne kennen gelernt, sie pigmentiren sich allein oder mit dem
ganzen Blutkörperchen und nehmen eine Gestalt an, welche mit dem Kerne eingezellter
Distome und Gregarinen übereinstimmt (s.*). Durch inneres Wachsthum nehmen
dieselben bald grössere Dimensionen an und gleichen in Form und Grösse, durchaus
kleinen eingezellten Distomen. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass der Inhalt der-
selben sich zu einem wirklichen Distomum entwickelt, obgleich sie auch wieder zer-
fallen können.
Auf der andern Seite bilden die zu Reihen vereinigten Blutkörperchen bald
Bänder oder Schläuche, indem sich eine gemeinschaftliche äussere Hülle absondert,
welche nach innen in viele den Sporangien des Enterobryus gleichende Zellen gegliedert
wird (s. 4%). Die Kerne dieser Sporangien gleichen ebenfalls den Sporen des Enterobryus,
oder aber den Blutkörperchen, aus denen sie entstanden sind und zu denen sie wieder
15*
=
durch Ausschlüpfen werden. Die Sporangien mit oder ohne ihren Kern verwandeln
sich endlich in Bindegewebsfasern oder Bänder, woran keine Spur mehr von ihnen,
sondern nur eine feine Längsfaserung zu erkennen ist @,
Dem Bindegewebe am nächsten steht das Schalengewebe des Flohkrebses, was
ich jedoch der besseren Uebersicht wegen ebenso wie die noch zu behandelnden andern
Organe in einem besonderen Kapitel betrachten werde.
Kapitel V.
Das Schalengewebe des Flohkrebses.
$S. 1. Chemische Beschaffenheit.
Dass die Schale des Flohkrebses trotz ihrer Elasticität kohlensauren Kalk
enthalten müsse, lehrt schon die Analogie und bestätigt vollkommen die mikroskopische
und chemische Untersuchung. Salzsäure löste den Inhalt der Kalkzellen unter starker
Entwickelung von Kohlensäure auf und nach Behandlung mit Schwefelsäure entstanden
zahlreiche Krystalle schwefelsauren Kalkes (s. T. XV. Fig. 7., *%), Vergleichen wir
diese Krystallform ebenso wie die des Chlornatriums mit einzelnen Gewebsformen des
Flohkrebses, so springen uns sofort manche Aehnlichkeiten ins Auge und wir kommen
auf die Vermuthung, dass diese anorganischen Körper vermittelst des ihnen inne
wohnenden Gestaltungsvermögens, wie ich schon im vorigen Kapitel angemerkt habe,
auch auf die Gestaltung der organischen Zellen, zu deren chemischen Bestandtheilen
sie mit gehören, einen gewissen Einfluss ausüben, ja dass sie für manche geradezu die
Erreger und Vorbildner sind. Der schwefelsaure Kalk ist nun, wie wir aus den Ana-
Iysen anderer Krustenthiere im Allgemeinen wissen, ebenfalls ein normaler Bestandtheil
des Gewebes und der Zellen. Vergleicht man nun die Formen Pb--4 mit einigen Formen
von Schalenstacheln, so lässt sich ihre frappante Aehnlichkeit nicht verkennen.
Da die embryonalen Zellen aller Organe und Gewebe ursprünglich gleich sind,
die chemische Untersuchung von allen Gewebstheilen eines Thieres ein ziemlich con-
stantes Vorkommen derselben anorganischen Körper ergeben hat, nur dass bald der
eine, bald der andere Körper in grösserer oder geringerer procentiger Beimischung
gefunden wurde, so lässt sich auch ohne chemische Analyse der Flohkrebsschale mit
ziemlicher Gewissheit annehmen, dass die oben erwähnten Blutbestandtheile einer Crustacee
nicht nur in der Schale vorkommen, sondern auch als Gewebsbildner ihren Einfluss
geltend machen.
Der kohlensaure Kalk wiegt entschieden vor und wir finden ihn nicht bloss
in krystallinischen scholligen Gefügen in die Schalenzellen, sondern selbst in die
einzelnen Elementarzellen der Schalenzellfaser eingelagert, so dass er die aus Chitin
— 117 —
bestehende Primitivfaser optisch nicht verdeckt oder verdrängt und ganz die Form des
rein thierischen Gewebes behält. Der kohlensaure Kalk wird aber als solcher nicht
bloss aus den Nahrungsmitteln, dem Blute und dem umgebenden Wasser direct auf-
genommen, sondern hier auch aus andern Verbindungen, namentlich Chloriden und
Phosphaten ausgeschieden und gebildet. Da auch im Embryo kohlensaurer Kalk reichlich
gefunden wird, so ist anzunehmen, dass er hier als ein Haupterreger für die Zellbildung
thätig ist. Untersuchungen des reinen kohlensauren Kalkes ergaben mir auch nicht
bloss Formen, welche mit den Zellen der primitivsten Pflanzen z. B. eines Protococcus
die grösste Achnlichkeit hatten, sondern auch directe Uebergänge der Kalkkörper in
pflanzliche und thierische einzellige Infusorien. Stelle ich mir diesen Vorgang nur als
einen einfachen Form- und Stoffwechsel vor, ohne an eine directe Metamorphose des
anorganischen Elementes in das organische zu denken, so ist die Form schon genügend,
um dureh Contact der organischen Zellbildung ihren Typus aufzudrücken.
Da der kohlensaure Kalk aus fast allen Schalenzellen durch Behandlung mit
Säuren ausgeschieden wird, so lässt sich bei der Verschiedenheit ihrer Bildung nicht
“ nachweisen, welchen ausschliesslichen Antheil er an ihrer formellen Bildung als Erreger
und Vorbildner genommen hat. Sicherlich eoneurriren mit ihm auch kohlensaures Natron,
Kochsalz, phosphorsaurer und schwefelsaurer Kalk etc. Wir dürfen uns in Bezug auf
die Formbildung daher nur Vergleiche gestatten, welche mit den Krystallisationsformen
dieser Salze anzustellen sind.
Die Flohkrebsschale ist ausgezeichnet durch einzelne Körper, welche den Kern
von einer oder mehreren verschmolzenen Schalenzellen bilden und entweder farblos
oder pigmentirt sind. Sie haben im letzten Falle noch deutlich das Gewebe des
thierischen Substrates und letzteres ist selbst nach Behandlung mit Schwefelsäure noch
deutlich zu erkennen. Wenn die thierische Zelle und Faser in den scholligen krystallinischen
und drusigen Ablagerungen des kohlensauren Kalkes ganz verschwunden zu sein scheint,
so tritt sie nach Auflösung des kohlensauren Kalkes mit Säuren deutlich und unverletzt
wieder hervor, ein Beweis, wie innig derselbe mit dem thierischen Gewebe sich verbindet.
Die Kalkkörper gleichen entweder den erstarrten Zellsprösslingen des Zoo-
thamniums (s. T. I., Fig. 3., -) und haben dann ein krystallinisches, strahliges Gefüge,
oder sie haben ganz das Gewebe der Schalenzellen und deren Kerne beibehalten
EIN Fig; bi):
Letztere Körper sind häufig violett oder braun pigmentirt, es ist aber bekannt,
dass Kalk und Farbstoff sich gern und innig verbinden. So enthalten die ästigen
Pigmentflecke, welche in der Schale junger Flohkrebse gefunden werden, gewöhnlich
kohlensauren Kalk (s. T. I. Fig. 4.,!: und T. XV. Fig. 3., *). Ebenso wie der kohlen-
saure Kalk in Infusionen sich pigmentirt und in Protococeuszellen übergeht, ebenso
geschieht es ihm als Kern einer Schalenzelle (T. I. Fig. 3., 1+ 1).
Das thierische Substrat und der wesentlichste Bestandtheil der Schale ist das
sogenannte Chitin, nach Schmidt ein Proteinkörper, verbunden mit einem Kohlenhydrate.
Ueber die chemischen Eigenschaften lese man die betreffenden chemischen Lehr-
bücher nach. Ich habe in diesen allerdings gelesen, dass das Chitin ein der
Cellulose nahe verwandter Stoff sei, aber nirgends erwähnt gefunden, dass es wie
Cellulose eine fast ganz gleiche Reaction auf Jod und Schwefelsäure oder Chlorzink-
jodlösung zeige.
— 18 —
Die Schale junger Flohkrebse löset sich in einer kochenden Lösung von chlor-
saurem Kali und Salpetersäure auf, die Schale älterer wird aber nur entfärbt. Kocht
man die Schale mit Kali causticum, wäscht aus und setzt Salpetersäure hinzu, so wird
sie entfärbt, auf Zusatz von Chlorzinkjod aber braunschwarz, weinroth, violett und blau
gefärbt. Die dunklen Tinten verblassen allmählich in das Dunkelblaue und Violette.
Behandelt man Kork mit Kali causticum, Salzsäure und Chlorzinkjod auf ähnliche
Weise, so werden die Korkzellen ebenso gefärbt.
Behandelt man die Schale mit Salzsäure, wäscht aus, setzt Schwefelsäure hinzu
und wäscht wieder aus, giebt dann etwas Chlorzinkjod auf, so erhält man ebenfalls
eine violette Färbung. Auch nach Behandlung der vom Kalk und Farbstoff befreiten
Schale mit Schwefelsäure und stark gewässerter Jodtinetur gelingt es, die schönsten
dAunkelblauen und violetten Färbungen der Schale hervorzubringen. An den kurz vor
der Häutung befindlichen Schalentheilen gelang es mir auch mit Chlorzinkjodlösung
allein, die schönste violette oder dunkelblaue Färbung zu erzielen; wenn die Färbung
nicht sogleich erschien, so trat sie nach 12 — 24 stündiger Einwirkung des Reagens
sicher ein. Ist die Färbung dem unbewaffneten Auge mitunter nicht ganz deutlich,
so erscheint sie unter dem Mikroskope um so sicherer. Wird das Präparat unter dem
Deckgläschen längere Zeit aufbewahrt, so verschwindet gewöhnlich innerhalb dieser
Zeit die violette Färbung und die Schalentrümmer werden farblos, kehrt jedoch auf
frischen Zusatz des Reagens wieder. Dieselbe Reaction lässt sich auch an den Schalen-
zellen aller übrigen Crustaceen gewinnen, am schönsten an der secundären Schale und
den zarten, weichen und farblosen Verbindungshäuten der einzelnen Glieder. Auch
die Schale der Flohkrebseier wird nach obiger Behandlung violett gefärbt.
Die violette Färbung bleibt an den Schalenzellen eine viel kürzere Zeit haften
als an der auf ähnliche Weise behandelten Cellulose und Amylum.
Mitunter gelang es mir aber durchaus nicht, auf die eine oder andere Weise
eine violette Färbung hervorzubringen, die Schale wurde ebenso gelb gefärbt wie die
Muskeln, Nerven und andere parenchymatöse Gewebe des Flohkrebses.
Wir wissen nun, dass auch die Cellulose durch Jod nicht immer violett oder
blau gefärbt wird, sondern bald einen weinrothen oder braunen, bald einen gelben
Ton annimmt, also dieselben Farbenstufen zeigt wie die verschiedenen Aggregat-
zustände des Jods selbst. Es geht aus diesem Umstande hervor, dass das Jod hier
keine dauernde chemische Verbindung mit der Cellulose eingeht, sondern sich an die
Gewebstheilchen der Cellulose oder Krebsschale nur in verschiedener, jenen Farbe-
abstufungen entsprechender Dichtigkeit anlagert, welche Vertheilung allerdings von
der Aggregatverfassung der Schalenzellen oder ihrer Oberfläche bedingt werden mag.
Uebrigens behält die durch Jod gelb gefärbte Schale ihre ‚Farbe am längsten.
Nach alle dem giebt also die chitinbaltige Schale des Flohkrebses dieselbe
Reaction auf Jod wie die Cellulose und es fragt sich nur, ist die Schale die Verbin-
dung eines Proteins und der Cellulose, oder reine Cellulose.
Ich halte beides für möglich. Wir haben bereits den Amylodiscus oder das
Amyloid aus der Sarkode und umgekehrt aus jenem Vibrionen und Bacterien resp,
Chyluskugeln hervorgehen sehen, wir haben die verschiedene Färbung der Cellulose
und des Schalengewebes durch Jod kennen gelernt und können, wenn Jod für Amylum
und Cellulose überhaupt noch ein gültiges Reagens bleiben soll, nur daraus schliessen,
— 19 —
dass das Schalengewebe ganz oder theilweise auf gleicher Bildungsstufe mit letzteren
stehen muss. Dass das Schalengewebe mitunter die blaue oder violette Färbung durch-
aus nicht annimmt, beweiset nicht die Abwesenheit dieses Kohlenhydrats, sondern lässt
nur das Bestehen einer Isomerie vermuthen, wie ja auch Moosstärke durch Jod gelb
gefärbt wird, mit Amylum und Cellulose aber isomer ist (C'?2 H'° O !%),. Wir wissen,
dass die Amylum- und Amyloidkörper eine sehr feine Theilung eingehen können und
in ihrer chemischen Eigenschaft unverändert bleiben, es kann daher auch in den aus
Protein bestehenden Schalenzellen dasselbe in so fein vertheiltem Zustande vorkommen,
dass es theilweise die violette Reaction auf Jod giebt, oder die Zellchen der Zellen
sind nur theilweise in den der Cellulose am nächsten stehenden Zustand des Kohlen-
hydrates übergegangen.
Auch an der lebenden Schale, besonders an den Leisten der Bauchbogen und
den Kiemensäckchen kommen häufig natürliche violette Färbungen vor, ob dieselben
aber durch natürlich vorkommendes Jod des Seewassers, oder durch einen besondern
Farbstoff veranlasst worden sind, lasse ich dahingestellt. Das erste ursächliche Ver-
hältniss mag wohl eher im Darmkanale obwalten; denn hier findet man nicht bloss
Pflanzenreste oder Cellulose, sondern auch Schalentrümmer todter Flohkrebse, welche
während des Verdauungsprocesses die schönste blaue und violette Färbung erhal-
ten haben. |
$.2. Morphologie des Schalengewebes.
Das Schalengewebe des Flohkrebses entsteht entweder aus der membrana
vitelli, oder bildet sich neu aus den peripherischen embryonalen Dotter- und Parenchym-
zellen. Auf ähnlichem Wege entsteht auch das secundäre Schalengewebe und gehen
in letzterem Falle Blutkörperchen, Muskeln und Bindegewebe in dasselbe über. Die
Schalenzellen wachsen mit dem Alter und der Grösse des Thieres.
Wir können die Schalenzellen in regelmässige und unregelmässige, einfache und
zusammengesetzte, beständige und unbeständige Formen eintheilen.
a) Zu den regelmässigen und einfachen Formen sind die runden oder ellipti-
schen Zellen zu rechnen, welche beim primären Schalengewebe aus den Dotterkugeln,
beim secundären Schalengewebe aus den Blutkörperchen und dem Plasma hervorgehen
GIT:iRIH: Fig: 4%, Fig. 9, 179, Fig 2, Sa, Pigd, ee, T, XV. Fig. 2,
ke, Fig.5.,* «P, Fig. 6.,*). Sie gehen entweder aus ganzen Dotterzellen und Blut-
körperchen oder aus deren Kernzellen hervor, sind entweder kernlos oder mit einem
verschieden gestalteten Kerne versehen, welcher durch eine spiralige Eindrehung der
Zellfaser entsteht und im Mittelpunkte oder an den Polen der Zelle endigt. Der im
Mittelpunkte der Zelle endigende Kern besteht entweder wieder aus einer Zelle, oder
theilt sich in mehrere Kerne, oder aggregirt sich zu einem wurstförmigen Körper, wie
ihn die Zoothamnien haben. Letztere geht endlich in einen Körnerhaufen über und
gleicht entweder einem eingezellten Zoothamnium oder einem eingezellten Distomum.
Die Zellwand erscheint entweder homogen und texturlos (s. T. XV. Fig. 4., =), oder
hat ein feinkörniges und faseriges Gewebe. Letzteres tritt besonders an den aus
runden hervorgegangenen polyedrischen Zellen hervor (T.XV. Fig. 4. e. m-), woraus
zugleich erhellt, dass auch die Zellwand durch eine regelmässig oder unregelmässig
— 120 —
verlaufende und an einander liegende Schalenfaser, welche aus vibrionenartigen Reihen
von kleineren Zellen besteht, zusammengesetzt wird (Fig. 4.,”?'). Wenn eine einfache
Zelle durch Wachsthum sich ausdehnt und z. B. in einen Stachel übergeht, so werden
die Zellchen der Zellfaser wieder zu grösseren Schalenzellen, welche den Stachel
zusammensetzen (s. T. XV. Fig. 6.,»).
Die Ausläufer des Kerns und der Schalenzelle überhaupt werden entweder zu
vibrionenartigen Haaren und Borsten (s. T. IV. Fig. 2.,**, T. XV. Fig. 4, *", Fig.6,,
2.ß.), woraus Spiromycen sich entwickeln können, oder der wandständige Kern spitzt
sich in einen kurzen Zahn oder Stachel aus. Auch hier führt nur das Gesetz der
Spirale auf den richtigen Weg zur Erkenntniss der Formen. Wir haben bei Vibrio
und Spirillum die Entstehung der Ceratoneis verfolgt und gesehen, wie die mittelsten
Glieder oder Schraubengänge durch Pigmentirung zur Farbstoffzelle, die Endglieder zu
den Hörnern der Pflanze wurden. T. XV. Fig. 4., ®--° stellt Schalenzellen dar, welche auf
eine ähnliche Weise zur Naviculaceenform gelangen, * geht in & “über. Das eine Horn
oder ein Stachel erhebt sich über die Oberfläche, die mittelste Zelle wird zu einer
Scheibe, das andere Horn bleibt im Schalengewebe resp. in der Schalenzelle stecken.
Mitunter bildet sich durch Theilung aus dem inneren Horne noch die Anlage zu einem
zweiten Stachel, welcher bei weiterem Wachsthume sich an die Scheibe anlegt, den
ersten in doppelter ja dreifacher Wiederholung weiter hervordrängt und die untern
oder nächstfolgenden Zellen des Stachels bis zur Schichtenbildung entwickelt oder aber
als secundäre Anlage später zur Ausbildung eines neuen Stachels gelangt.
Diese Borsten und Haare entstehen aber auch durch spiralige Verschmelzung
und Ablösung der Zellwand benachbarter Zellen, also nicht endogen, sondern exogen
(Fig. 6., *2-°). Auf ähnliche Weise vereinigen sich kleine Schalenzellen zu diesen
Formen, welche von ihren beiden Spitzen bis zum Mittelpunkte in Faserform zu einer
Doppelborste abgelöst werden. Endlich kann jedes Zellchen der Schalenzellfaser selb-
ständig zu kleinen gekrümmten oder pyramidalen, oder konischen von spiralig auf
einander sitzenden Körnchen und Scheiben gebildeten Zähnen und Borsten auswachsen,
da ja für das kleinste Formelement der Schalenzelle dasselbe Gesetz der Spirale und
Zellbildung gilt wie für ihre Sammelform, die grössere Schalenzelle (Fig. 4,1,
Fig.5.,*). Die Umordnung geschieht nicht bloss in die Breite, sondern auch in
die Tiefe.
b) Zu den unregelmässigen und einfachen Zellen der Schale gehören alle die-
jenigen, welche den verschiedensten andern Gewebsformen des Parenchyms und den
auf der Schale sich ansetzenden oder aus derselben entwickelten Schmarotzern gleichen
(s. T. XV. Fig. 5.,r- Fig. 6.,*r). ‘Wir haben dort gewundene Zellen, welche wir auf
der Cystenwand der Distome, hier Zellen, welche wir als Samenzellen beobachtet
haben u. s. w.
c) Die regelmässig und unregelmässig zusammengesetzten Schalenzellen entstehen
durch Verschmelzung mehrerer Schalenzellen und ihrer Kerne zu einer einzigen
grösseren. Ihre Zellwand ist entweder structurlos oder zeigt eine spiralige Faserung,
ihr Kern ist der mannigfachsten Gestaltung unterworfen. Man muss übrigens nicht
vergessen, dass eine solche, scheinbar zusammengesetzte Zelle auch aus einer einfachen
durch Wachsthum und Theilung des Kernes hervorgehen kann. So würden wir die
Stachelzelle (T. XV. Fig. 4., ') für eine zusammengesetzte, aus mehreren verschmolzene
— 121 —
ansehen, wenn wir nicht wüssten, dass jedes Zellchen oder Zellfaser zu einem Stachel
oder einer Stachelzelle sich entwickeln kann. Es geschieht die Bildung aber auch
umgekehrt durch Verschmelzung mehrerer und verschwinden die Zwischenzellwände
oft ganz vollständig in eine homogene, texturlose, allgemeine Zellwand. Ein grösseres
Interesse gewährt uns der Kern dieser Zellen und wir haben hier die die Schale des
Flohkrebses auszeichnenden lappigen und drusigen Formen vor uns, welche einer
Verkalkung vorzüglich unterworfen sind, sonst aber dem Inhalte von eingezellten
Gregarinen, Distomen, Zoothamnien, Kolpoden u. s. w. ähneln (s. T. I. Fig. 3., + & ®
14. 17.18, T.XV. Fig.5.,%%e-undb), An ihrem Kerne kann man ganz besonders die
spiralfaserige Textur studiren und verweise ich auf die angeführten Figuren.
Zu den regelmässigen Formen sind natürlich diejenigen zu rechnen, welche
sich in ähnlicher Zusammensetzung häufig wiederholen, oder an bestimmten Theilen
der Schale häufig gefunden werden, doch kommen auch hier mitunter Abweichungen
oder die unregelmässigen und zufälligen Formen vor.
Zu den unregelmässigen Zellformen gehören auch die Pigmentzellen (s. T. 1.
Fig. 4,' und T. XV. Fig. 3.,°%), welche bei jugendlichen Flohkrebsen in der Schale
gefunden werden. Sie entstehen ebenso wie die Schalenstacheln nicht bloss aus Zellen,
sondern durch Verschmelzung benachbarter Zellwände und dringen so in verschiedener
Richtung zwischen die ursprünglichen embryonalen Zellen ein, um später wieder auf-
gelöst und zu einer andern Zellbildung der Schale verwerthet zu werden oder zu
verkalken. Auch hier ist die baumartige Verzweigung dieser Zellen oder Pigment-
flecke zwischen den einfachen Schalenzellen nur durch die Kenntniss von der Zusam-
mensetzung der Zellfaser und das Gesetz der Spirale resp. der wahrscheinlichen Vor-
aan See zu verstehen.
d) Faserige Schichten der Schale.
Die einfachen und zusammengesetzten Zellen der Schale ordnen ihre Spiral-
faserung in verschiedenen Raumrichtungen zu ein- und mehrfachen faserigen Schichten
um, worin die Zellwände und Kerne vollständig aufgehen, so dass von der ursprüng-
lichen Zellform nichts mehr zu erkennen ist. Dies geschieht sowohl in kleineren be-
srenzten Räumen als auch diffus, sowohl in den glatten Schalentheilen und deren
Rändern als auch in den Stacheln derselben, wodurch regelmässige oder unregelmässige
Schichten und Schalenverdickungen erzeugt werden (s. T. XV. Fig. 1.,7.). Behandelt
man diese Theile mit den einschläglichen chemischen Mitteln, so treten, besonders
wenn die Faserschichtung nicht durch die ganze Dicke der Schale erfolgt ist, die ur-
sprünglichen Zellen oder deren Wandungen wieder hervor. Uebrigens kann man auch
hier die Textur der Faser, welche aus vibrionenartigen Anreihungen von Kügelchen
und Zellchen besteht, deutlich nachweisen (s. T. XV. Fig. 4., *, Fig. 6.,**, Fig. 5., * %).
Alle diese Formveränderungen und Schichtungsverhältnisse Be ir die Do
lichen Combinationen der Spirale zurückzuführen.
e) Auflösung des Schalengewebes.
Die zerfallenden Schalenzellen lösen sich in runde oder spindelförmige Kügelchen
auf, welche bald zu Monaden, bald zu Bacterien, Vibrionen und Cercomonaden sich
entwickeln, vereinigen und selbständiges Leben gewinnen (s. T. XV. Fig. 4,1"), sie
folgen also demselben Gesetze wie jede andere Zelle.
RENTSCH, Homoiogenesis, Heft I. 16 E
— 12 —
Die Vibrionen bilden sich oft endogen in den Zellchen der Zellfaser, zer-
sprengen die Wandung derselben und schlüpfen aus. Ist eine Vibrionenbildung einmal
vorhanden oder wird die Schale in Wasser gelegt, worin schon Vibrionen vorhanden
sind, dann geht die Auflösung der Schalenzellen oder die Entwickelung von Vibrionen
aus ihnen um so rascher vor sich. Wenn Mitscherlich ein besonderes Ferment für die
Auflösung der Cellulose in einem vibrionenhaltigen Filtrate faulender Kartoffeln gefunden
haben will, so liefert er damit unbewusst nur einen Beweis für die Wahrheit unseres
Gesetzes. Sind junge Flohkrebse oder Embryonen der Fäulniss anheimgefallen, so
verwandeln sich die Schalenzellen, ehe sie in Vibrionen aufgelöst werden, wieder in,
freilich todte, Zellformen, welche den uranfänglichen embryonalen aus dem Dotter sich
differenzirenden Gewebszellen gleichen und löset sich ebenso das parenchymatöse
Gewebe in diese Formen auf.
f) Entstehung von pflanzlichen und thierischen Organismen aus den lebenden
Schalenzellen.
Die gliedrigen Fäden oder Haare, welche als Ausläufer der Schalenfaser uns
bereits bekannt geworden sind, gehen oft in ein selbständiges Pflanzenleben über,
nämlich in das der Spiromyce polymorpha. Die kurzen Zähne und Stacheln pigmen-
tiren sich an der Spitze (s. T. II. Fig. 19.,1°) und wandeln sich in Farbstoffzellen um,
woraus durch gliederige Anreihung Algenfäden oder Naviculaceen entstehen. Es ist
diese Metamorphose nicht mehr wunderbar und zweifelhaft, sobald wir die Metamor-
phose der Vibrionen damit vergleichen. Aber auch ganze Schalenzellen verwandeln
sich und ihren Kern in Chlorophylizellen (s. T. XV. Fig. 4., * wd v.), welche den auf
der Schale so häufg vorkommenden Cocconeides vollständig gleichen. Der Kern der-
selben macht dieselbe Metamorphose durch wie der der freien, echten Cocconeides.
Dass hieraus auch Cryptomonaden und Naviculaceen hervorgehen, braucht wohl kaum
bewiesen zu werden.
Wir finden nun häufig Zellen, deren Kern ganz einem Amylodiscus gleicht
und geht letzterer in der That aus ihnen hervor, was mir um so natürlicher erscheint,
als ja die Schalenzellen wie dieser ganz gleich auf Jod reagiren. Die Entwickelung
von Zoothamniumkeimzellen, Zoothamnien u. s. w. aus den Schalenzellen ist bereits
erwähnt worden und verweise ich auf das davon handelnde Kapitel. Was von der
Schalenzelle gilt, gilt auch von der Schalenfaser und erzeugt dieselbe aus sich selbst
durch Theilung und Gliederung einzellige Algen (s. T. IV. Fig. 3.,*).
&) Uebergang schmarotzender Pflanzen und Thiere in Schalengewebe und
‚Schalenzellen.
Ich verweise hier ebenfalls auf die früheren Artikel vom Vibrio, der Monade
und Cryptomonade, der Naviculaceen und Desmidieen, des Zoothamnium u. s. w., welche
Pflanzen- und Thierformen mit dem Aufgeben ihrer Selbständigkeit und ihres Eigen-
lebens, nachdem sie sich fest angelagert haben, mit allen Theilen in das Gewebe der
Schale umgesetzt werden. Man sieht dadurch.nicht bloss oberflächliche Schalenzellen (s. T. II.
Fig. 13.,9. = °), die Umwandlung einer Cocconeis in Schalengewebe, sondern auch Ver-
dickungsschiehten der Schalenfaserung, z. B. durch Anlagerung von Ceratoneis (T. IV.
Fig.3.,2®), und sogar Stacheln und Fiederhaare auf diese Weise neu entstehen (Fig.
10., 11. und:12.®).
— 13 —
Letztere entstehen aber nicht überall, wo sich zufällig eine Synedra ansetzt, sondern
nur da, wo überhaupt der normale Standort der Schalenstacheln ist, es muss also
der Bildungstypus des Schalengewebstheiles mit dem auf ihm wohnen-
den Schmarotzer durchaus im Aehnlichkeitsverhältnisse stehen, wenn
letzterer sich in das ihm ähnliche Schalengewebe verwandeln soll.
Die Gewebstheile des Schmarotzers gehen unmittelbar in die chemische und
organische Qualität des Schalengewebes über und ist der Kieselgehalt, ich sage es
wiederholt, unter diesen Umständen durchaus kein Hinderniss für die Umbildung, oder
aber sie verwandeln sich erst in einen amorphen Bildungsstoff, gewöhnlich Pigmentfett,
woraus dann die Schalenzelle sich entwickelt.
h) Stigmata und Schalenstacheln:
“Es ist bereits erwähnt, dass schon das unbewaffnete Auge auf der Schale
kleine runde Grübchen entdeckt, aus denen, wenn der Flohkrebs auf dem
Trocknen sitzt, eine wässerige Feuchtigkeit in Tropfenform tritt. Obgleich diese
Grübchen blind endigen, so kann doch durch ihren Boden Wasser ausgeschwitzt
werden, ja sie sind vielleicht die Ausgangspforten von Schalendrüsen, wozu der Bau
und Kern mancher Schalenzellen allerdings berechtigt; denn ich sah nicht bloss Wasser,
sondern mitunter auch Fetteiweisstropfen austreten, welche sich später zu Zellen
organisirten. Diese secundären Zellen, mögen sie nun centrifugal oder centripetal
sich organisiren, kommen entweder zu einer integrirenden Schalenzellbildung oder
werden Schmarotzer, oder gehen abortiv zu Grunde. So nur wird das Gleichgewicht
zwischen der Hyperplasie und der vom Bildungstypus der Art und des Individuums
vorgeschriebenen streng dazu gehörigen Zellbildung und allgemeinen Organgestaltung
hergestellt.
Die Schalenstacheln sind in morphologischer Hinsicht theils Wiederholungen von
einzelnen oder mehreren Gliedern der Extremitäten und Sinneswerkzeuge, theils Nach-
bildungen der auf und in dem Flohkrebse lebenden Schmarotzer, und habe ich bereits
bei der Gregarine, dem Enterobryus, Zoothamnium, Distomum und .der Spiromyce,
sowie umgekehrt bei den eigenthümlichen Schalengebilden der Fühler und Sinneswerk-
zeuge auf diese Aehnlichkeit aufmerksam gemacht, welche mir nicht zufällig, sondern
aus dem diesen Schmarotzern und dem Flolıkrebse gemeinschaftlichen Bildungstypus
hervorgegangen zu sein scheint (vgl. T. XL Fig. 10.-12., T. XIV. Fig. 2,» mn,
TV Eies6i, >):
i) Häutung des Flohkrebses.
Der vollständig frisch behäutete Flohkrebs zieht sich und seine Glieder aus
der alten Schale wie aus einem Handschuhe durch einen Riss hervor, welcher
am Rücken zwischen Kopf- und erstem Leibesringe entsteht. An der alten Schale
bleibt auch ein Theil der inneren Magen- und Mastdarmhaut als Schalentheil sitzen
und zeigt dieselben gleichen chemischen Eigenschaften wie die äussere Schale des
Flohkrebses.
Die junge Schale des Flohkrebses ist sehr zart und weich, die Stacheln
sind besonders an den Brutttaschenrändern noch eingestülpt und ziehen sich
allmählich aus ihrer Einstülpung heraus. Mit jeder Häutung vervollkommnet sich
das Schalengerüst in allen seinen Theilen, welche sich ausdehnen, und bedingt
so das Wachsthum des Thieres, Die alten Schalentheile finden in der secundären
16*
— 14 —
Schale nicht bloss ihre treue Wiederholung, sondern auch Vervielfältigung in der
Richtung des innewohnenden Bildungstypus, welcher durch Aneignung von innen und
von aussen die vorgeschriebenen Formen schafft. Die junge Schale ist vollkommen
frei von den früher beschriebenen Schmarotzern, bei ihrer Zartheit und Weichheit aber
um so mehr geeignet, Schmarotzerformen aus sich zu entwickeln oder umgekehrt
Schmarotzer auf sich einwirken zu lassen, und so geschieht es auch.
Die zuerst auf ihr vorkommenden Schmarotzer sind Zoothamnien und Spi-
romycen.
Kapitel VI.
Das Auge des Flohkrebses.
Ich hatte versprochen, dem Auge des Flohkrebses noch eine besondere
Betrachtung zu widmen und verweise auf das in der ersten Abtheilung bereits Gesagte.
Zur Ergänzung diene Folgendes:
Das Auge hat ursprünglich dieselbe Anlage wie jedes andere Glied des
Embryos, eine hügelige oder zapfenförmige Hervortreibung embryonaler Zellen (T.X.
Fig. 8., *) unter der zarten Dotterhaut oder embryonalen Schale des Flohkrebses. Die-
selben Zellen woraus Muskel- oder Schalenzellen entstehen, verwandeln an der Stelle,
wo das Auge entstehen soll, ihren darmartig gewundenen und zerklüfteten Kern in
Pigment, Pigmentkerne und Pigmentzellen. Interessant ist die Vergleichung der Blut-
bildung und Bildung der Pigmentzellen des Auges, wie sie dicht neben einander
(Fig. 8.,®') vorkommt. Hier das in den embryonalen Zellen eingeschlossene Augen-
pigment mit seinen Kernen, aus welchen später die liehtbrechenden Medien des Auges
entstehen, dort die Bildung von flüssigem, pigmentirtem Plasma, worin Blutkörperchen
schwimmen, welche sich von jenen Kernen gar nicht unterscheiden.
Das Pigment ist anfänglich dunkelgelb, gelbbraun und braun und wird erst
beim reifen Embryo und erwachsenen Thiere schwarz. Die erste Anlage des Auges
und seine Pigmentzellen haben grosse Aehnlichkeit mit Cryptomonaden, ebenso giebt
es noch Pigmentzellen des erwachsenen Flohkrebses, welche in ihrer Form einer
wimperlosen Cryptomonade gleichen (s. T. X. Fig. 8., *).
Die Kerne und Pigmentzellen, welche endogen in den embryonalen Parenchym-
zellen entstehen @b) entwickeln sich entweder zu lichtbrechenden Körpern des Auges
oder zerfallen wieder in Pigment, oder aber die ganze embryonale Zelle verwandelt
sich in einen lichtbrechenden Körper und das denselben umgebende Pigment. Das
Pigment entsteht unter dem Einflusse des Sonnenlichtes, dass es sich aber an der
Stelle des Sehorganes besonders entwickelt, dazu trägt wohl die Nothwendigkeit des
wo. Din um
dahin gerichteten Bildungstypus am meisten bei, in Bezug auf die Farbe nur der
Aggregatzustand der Pigmentmoleküle. Zerdrückt man nämlich das Auge des Floh-
krebsembryos und betrachtet das Pigment, so sieht man dasselbe bald in kleinste
vibrionenartige, in lebhafter Molekularbewegung durch einander wimmelnde Körperchen
sich auflösen, an denen eine bestimmte Farbe nicht mehr zu unterscheiden ist. Diese
Körperchen setzen sich unter dem Mikroskope wieder zu farblosen granulirten Kugeln
zusammen“), Hier und da erblickt man mit Pigment umgebene Zellräume, wohin-
ein sich das Pigment in einer Spirale fortsetzt, oder aber letztere löset sich in Keme
auf, welche unter dem Einflusse der Endosmose und Exosmose in eine lebhafte passive
Bewegung gerathen @. Diese Zellen verwandeln ihren Kern entweder in Pigment
oder einen lichtbrechenden Körper. Andere embryonale Zellen schrumpfen zu Pigment
ein f-k), oder gehen unmittelbar in die lichtbrechenden Körper über, indem sie sich
ganz in das feste, homogene, durchsichtige Gefüge derselben oder nur ihren Kern ver-
wandeln@"1, oder mit einer Nachbarzelle dazu verschmelzen ®. Die Form ! gleicht
den an den innern Fühlern befindlichen gestielten Körpern.
Die lichtbrechenden Körper des Flohkrebsauges sind bald von runder, ovaler,
nieren- und keulenförmiger, am dünnen Ende abgestutzter oder gestielter, an dem dicken
Ende gewölbter, bald von unregelmässiger Form (s. T.X. Fig. 8,=-v, T. XI. Fig. 1.,
a-£), bald einfach, bald doppelt, verschmolzen oder zerklüftet ®«i=), Auch die ein-
fachen Körper haben Furchen@-%), durch welche die Zerklüftung und Theilung später
erfolgt. Aus der Verschmelzung von zwei lichtbrechenden Körpern (s. T. X. Fig. 8.,
i pr) gehen auch Linsen tragende Glaskörper hervor.
Die lichtbrechenden Medien haben ein homogenes, dichtes, glattes oder zart-
gefasertes durchsichtiges Gewebe (s. T.X. Fig. 8.,*, T. XL. Fig. 1., *"4), oder einen
zelligen Bau, welcher entweder den ganzen Körper oder nur einen Theil desselben
erfüllt. Einzelne solche Zellen erweitern sich zu grossen lichten Vacuolen (T. XI.
Fig. 1.,-°), welche mit einer farblosen, glashellen Flüssigkeit gefüllt sind. Der zellige
. Bau geht in den faserigen und umgekehrt über. Häufig birgt der glashelle äussere
Mantel des Körpers einen zellisen oder granulirten und pigmentirten Kern und umge-
kehrt ein zelliger, granulirter und pigmentirter Mantel einen glashellen homogenen
Kern ts. TR. Fig 8,” TVXRL Fig. 1.,*).
Aus Pigmentzellen und Pigmentkörperchen entstehen die glashellen licht-
brechenden Körper des Auges und zerfallen umgekehrt in Pigment. Dieser Zerfall
erfolgt an der Peripherie (Fig. 1.,%), indem sich die kleinsten Gewebselemente unter
lebhafter durch einander wimmelnder Bewegung ablösen, das sind eben die Pigment-
monaden und Vibrionen; oder aber im Innern, indem der Kern sich auf dieselbe Weise
auflöst (Fig. 1., ”). Die lichtbrechenden Körper wachsen umgekehrt durch Verähnlichung
von Pigmentkörperchen, woraus grössere monadenartige Zellen hervorgehen, welche
sich mit monadenartiger Bewegung an die Oberfläche des lichtbrechenden Körpers
ansetzen und in sein Gewebe übergehen (s. T.X. Fig. 8.,Y.).
Es wurde bereits angeführt, dass die embryonalen Zellen, aus denen das Augen-
pigment und die lichtbrechenden Körper sich entwickeln, den Muskelzellen des Floh-
krebses gleichen, aber auch viele Formen der lichtbrechenden Körper sind denselben
sehr ähnlich, man vergleiche damit nur T.X. Fig. 7., *"»-, um zu begreifen, dass beiden
ein ganz ähnlicher Bildungs- und Entwickelungsgang zu Grunde liegt. Noch über-
— ii —
raschender ist der Vergleich einer Muskelzelle und ihres Inhaltes (Fig. 8.,°") von einem
erwachsenen Flohkrebse mit jenen Körpern. Während der Inhalt der Muskelzelle,
welcher ganz mit Pigment und lichtbrechenden Körpern übereinstimmt, in glatte und
quergestreiitte Muskelbündel und Fasern übergeht, verwandeln sich die mit den
Muskelzellen übereinstimmenden embryonalen Zellen in Pigment und lichtbrechende
Körper, eine frühere Entwickelungsstufe des Muskels. Während dort die den licht-
brechenden Körpern gleichenden Muskelelemente aus granulirten resp. Pigmentzellen
oder Bacterienhaufen hervorgehen (Fig. 7.,*b-), zerfallen hier die lichtbrechenden Körper
in Pigment, oder gehen umgekehrt aus letzterem hervor. Die embryonalen Zellen
(Fig. 8.,®), welche die lichtbrechenden Körper des Auges hervoybringen, stimmen in
einer andern Richtung mit den T. X. Fig. 5., **° gezeichneten Muskel- und Bildungs-
zellen des Distoms überein, ein Umstand von wichtiger Bedeutung.
Obgleich nun die lichtbrechenden Körper in ihrer Integrität und ihrem orga-
nischen Verbande durchaus keine sichtbare Bewegung zeigen, so ist doch aus ihrem
morphogenetischen Verhalten ersichtlich, dass sie für das einfallende Licht und für die
Fortpflanzung desselben zu den sie berührenden und beherrschenden Nerven ein
Accommodationsvermögen besitzen, was der Muskelthätigkeit analog ist.
Werden die lichtbrechenden Körper eines erwachsenen Flohkrebses mit
Schwefelsäure behandelt, so quellen sie um das Doppelte und Dreifache auf. Die
faserige Textur derselben verschwindet und es erscheint ihr ursprünglicher zelliger Bau
auf das Deutlichste wieder (s. T. XI. Fig.1.,*). Hierbei tritt ein Bau und eine Zellen-
ordnung hervor, welche mit dem der kleinsten organlosen eingezellten Distome überein-
stimmt. Behandelt man umgekehrt kleinste organlose Distome mit Schwefelsäure
(Fig.1.,t), so schrumpfen dieselben zu Formen zusammen, welche manchen licht-
brechenden Körpern gleichen (Fig.1.,°). Es ist nun eine bemerkenswerthe Thatsache,
dass unter und innerhalb der Pigmentschicht des Flohkrebsauges, auch wenn sonst
keine Schmarotzer auf oder in dem Flohkrebse vorkommen, fast immer Distomeysten
gefunden werden. Sind dieselben durch Wanderung dahin gelangt oder daselbst durch
Heterogenie entstanden? Wenn wir nun wissen, dass Distomeysten sich in Muskel-
zellen und Gewebe des Flohkrebses verwandeln, dass Muskelzellen den lichtbrechenden
Körpern gleichen oder diese entwickeln, wenn die bereits früher beschriebenen Muskeln
und Zellkerne der jungen Distome ganz mit den lichtbrechenden Körpern des Floh-
krebsauges übereinstimmen, wenn die lichtbrechenden Körper nach Behandlung mit
Schwefelsäure ähnliche zellige Körper wie die encystirten organlosen Distome bilden,
so erscheint es mir weder phantastisch noch gewagt, die heterogene Entwickelung von
organlosen Distomen oder Distomeysten aus den lichtbrechenden Körpern des Auges
innerhalb des lebenden Flohkrebses anzunehmen. Man findet in der Nähe der Augen
und entfernt von denselben pigmentirte und eingezellte Körper, deren Kern mit
besondern Formen der lichtbrechenden Körper übereinstimmt und die mannigfachsten
Uebergänge zur Distombildung zeigt. Ich habe fern vom Auge Cysten angetroffen,
welche zwei kugelige, abgeplattete Kerne enthielten, deren constituirende Elementar-
körperchen in lebhafter Molekularbewegung sich befanden, gerade wie der aufgelöste
Kern sich umformender lichtbrechender Körper, und endlich eine Gestalt annahmen,
welche mit dem zu Distomen sich umwandelnden Inhalte von Gregarineneysten die
— 127 —
grösste Uebereinstimmung zeigten; ganz gleiche Er sind unter den lichtbrechenden
Körpern des Auges sehr häufig.
Die Sehnerven entspringen aus den dicht den Augen anliegenden gangliüis
optieis, den grössesten Ganglien des Gehirns (s. T. XIV. Fig. 2., ®).
Kapitel VII.
Das Nervensystem des Flohkrebses,
Dasselbe besteht aus einem Ringe von Ganglien, welche im Kopfschilde den
Schlund umspannen, dem Gehirne und einer mit demselben eng verbundenen Kette
von Ganglien, welche zwischen dem Darmkanale und den Bauchbogen der Leibes-
ringe von vorn nach hinten läuft, dem Bauchmarke. Während dort die Ganglien
durch den dazwischen liegenden Schlund getrennt und der Länge nach mit einander
verschmolzen sind, liegen hier die jeder Seite entsprechenden Ganglien der Quere nach
an einander und verschmelzen, während sie der Länge nach getrennt sind. Der Länge
nach werden sie durch zwei Stränge (T. XVI. Fig. 3.,®-), welche aus Nervenfasern
bestehen, verbunden und durchsetzt. Innerhalb jedes Ganglienknotens kreuzen sich
die Nervenfasern dieser Stränge unter einander und schicken auf beiden Seiten unter
wiederholter Kreuzung zwei Nervenstämme aus, welche sich in die benachbarten Gewebs-
theile verzweigen. Da wo die beiden Hauptströme sich innerhalb eines Ganglienknotens
kreuzen, ist jeder angeschwollen, weil hier aus den Ganglienzellen der Knoten neue
Nervenfasern entspringen. Auch zwischen den Ganglienknoten entspringen aus den
Nervensträngen, welche jene in Verbindung setzen, auf jeder Seite zwei kleinere
Nervenstämme.
Die Ganglienknoten des Bauchmarkes sind im embryonalen Zustande ebenfalls
der Quere nach von einander getrennt, haben eine wurm- oder nierenförmige Gestalt
(Fig. 7., *), gleichen als solche isolirte Körper ganz den Gehirnganglien und liegen
in embryonalen Zellen eingebettet, aus welchen die faserigen, sie verbindenden Nerven-
stränge sich erst später herausbilden. Jeder Ganglienknoten besteht daher eigentlich
aus einem rechten und linken Ganglion. Die Ganglienknoten nehmen von vorn nach
hinten an Grösse ab, der hinterste ist einfach, wie auch schon im embryonalen Zustande.
Auf diese Weise bilden Gehim- und Bauchmarkganglien eine geschlossene Kette,
welche im embryonalen Zustande des Thieres seiner Längsaxe nach vollständig aus
einander gehalten ist.
Ausser den Gehirnganglien zählt man zwölf Ganglienpaare des Bauchmarkes
und ein einfaches Schlussganglion, entsprechend den dreizehn Leibesringen. In welchem
Verhältnisse die aus den Ganglien und die aus den Nervensträngen tretenden Doppel-
ee
wurzeln zu einander stehen; ob die einen rein motorische, die andern rein sensible,
oder ob beide gemischte sind, lässt sich auf experimentalem Wege wohl schwerlich
ermitteln.
Das Bauchmark und die aus ihm entspringenden. Nervenstämme besitzen ein
zähes, elastisches Neurilem, was aus kleinen rundlichen, spindelförmigen oder
geschwänzten, ovalen oder polyedrischen Zellen mit und ohne Kern besteht (s. Fig. 4., 4).
In den Ganglienknoten sind hauptsächlich die Ganglienkugeln oder Zellen
vertreten, in den Verbindungssträngen und Kreuzungsstellen die Nervenfasern oder
Röhren. Die Nervenfasern bestehen aus knotigen (varikösen) Röhren, welche bald
lange Schläuche bilden, bald in langgestreckte Zellen gegliedert sind und in ihrem
Verlaufe oder an ihren Endigungen, innerhalb der Hauptnervenstämme und Ganglien
häufig zu grossen lichten keulenförmigen oder runden Zellen anschwellen (s. Fig. 4.,%-'-%).
Diese Nervenröhren sind mit einem structurlosen oder feinkörnigen Marke angefüllt,
was aus den abgerissenen Enden @), in Form kugeliger Tropfen oder kleinster Körnchen
hervortritt. Sie verlaufen in den Verbindungssträngen wellenförmig, daher sind nur
einzelne Windungen sichtbar, welche langgestreckten, geschwänzten Zellen gleichen,
doch ist diese optische Täuschung nicht immer als eine solche anzusehen, weil die
Nervenröhre ja auch durch Gliederung in Zellen unterbrochen wird. Die Ganglien-
kugeln gleichen durchaus den aus dem Dotter sich zuerst entwickelnden embryonalen
Zellen, sind zwischen den Nervenröhren zerstreut oder liegen in den Ganglienknoten
haufenweise beisammen @), sind entweder so structurlos wie die aus der Peripherie des
Dotters zuerst hervortretenden farblosen Tropfen und die aus den zerrissenen Nerven-
röhren hervorquellenden Markkugeln, oder granulirt, mit und ohne Kernbildung. Sie
dienen nicht bloss als Belegungsmasse der Nervenröhren, sondern sind auch wirkliche
Endigungen derselben, umgekehrt die Keime und Anfänge der Nervenröhren. Die
ursprüngliche kugelige oder ovale Ganglienzelle dehnt sich zu einer geschwänzten
aus, welche mit einer andern geschwänzten verschmilzt, die Scheidewand auflöst und
einen Schlauch bildet, an dem noch die Kerne der ursprünglichen Ganglienzelle zu
erkennen sind. Wir erhalten so die variköse Nervenröhre mit wandständigen Kernen;
oder letztere verschwinden und es wird die kernlose Nervenröhre gebildet. Die Nerven-
röhren kommen als Neubildung in der Form von angereihten, geschwänzten Ganglien-
zellen auch beim erwachsenen Thiere vor.
Das Nervenmark gleicht in so weit dem Deotterfette, als es wie dieses in
feinste an einander gereihte und langsam schwingende Kügelchen sich theilt, auf der
andern Seite die Ganglienkugel dem Blutkörperchen des Flohkrebses, als auch die
weiteren Gestaltungen der Ganglienkugel zu geschwänzten Nervenzellen und Nerven-
röhren Analogien mit den rhizopodenartigen Armen der Blutkörperchen bieten. Fig. 7.
giebt uns die embryonale Anlage der hintersten Ganglienknoten: Ihre wurmförmige
Gestalt gleicht einem zusammengezogenen Distome und merkwürdiger Weise findet
man im lebenden Flohkrebse nicht selten an der Stelle eines solchen Ganglienknotens
eine Distomeyste, wodurch die Ganglienzellen entweder verdrängt oder zum grössten
Theile resorbirt werden. Nichtsdestoweniger sind die aus den Knoten tretenden Nerven
durchaus functionsfähig geblieben (s. Fig. 4.).
Ich habe schon oben erwähnt, dass die Ganglienzellen und Nervenfasern des
Bauchmarkes aus den embryonalen Zellen sich entwickeln, die peripherischen Nerven-
ed. &
zweige und Endigungen entstehen ebenfalls aus embryonalen Zellen, nicht etwa durch
vorgeschobenes Wachsthum der erstgenannten Nervenanlagen. Es ist hier dasselbe
Verhältniss gültig wie bei der Entwickelung der Bluteireulationsräume. Die peripherisch
aus den embryonalen Zellen sich entwickelnden Nervenzweige sind aus aneinander
sich reihenden, embryonalen Zellen entstanden, der Inhalt derselben wird zum Nerven-
marke, die Zwischenscheidewände werden resorbirt, die zu einem Schlauche verbundenen
Zellwände zur Nervenscheide und zum Neurilem, an welchem einzelne wandständige
Kerne noch die früheren Zellgliederungen bezeichnen. Die peripherischen Nerven-
stämme und Aeste theilen sich in feinste ruthenförmige Zweige und haben die End-
zweige verhältnissmässig ein dickeres Neurilem als die Stämme. Letztere enden mit
einer feinen Spitze und schien es mir mitunter, als wenn hier das Neurilem dünner
wird, ja plötzlich aufhört und das Nervenmark unter feinster Zuspitzung sich mit
anderen Geweben verbindet.
Die Ganglienknoten und die Nervenfasern sind ebenso dem Tode und der
Regeneration unterworfen wie jedes andere Gewebe des Flohkrebses. Nach Verlust
eines Gliedes bildet sich nicht nur aus dem die Wunde schliessenden Pfropfen und
Stumpfe, sondern auch aus der secundären Schalen- und Gliederanlage der neue Nerv
und vervollkommnet sich durch Zuwachs und Streckung der dazu bestimmten Zellen
sowohl von den Centraltheilen nach der Peripherie hin, als auch in den peripherischen
Theilen durch Vereinigung mit den von jenen kommenden Bildungszellen.
Aus dem Verlaufe der Nervenfasern, dem Ursprunge von und der Vereinigung
mit ihren Belegungsmassen, den Ganglienkugeln, ist die in Spiralen gehende Anordnung
dieser Elemente unschwer zu erkennen. Ueber das Wie und den letzten Grund der
von diesen Elementarformen ausgehenden Nerventhätigkeit kann ich mir ebenso wenig
eine gültige Ansicht bilden wie vom letzten Grunde aller Dinge und um so weniger
hier, als den niedrigsten nervenlosen Thierorganismen dieselbe Nerventhätigkeit in der
Richtung der Empfindung und Bewegung zukommt.
Kapitel VIIL.
Das Muskelsystem des Flohkrebses,
Das Muskelgewebe des Flohkrebses geht ebenso wie jedes andere Gewebe aus
embryonalen Zellen hervor (s. T. XIV. Fig. 1.,*). Bei jungen, den Eiern noch nicht
lange entschlüpften Flohkrebsen verwandelt sich das Muskelgewebe durch Tod und
Fäulnies wieder in Zellformen um, welche den ursprünglichen embryonalen gleichen,
aber nur deren Schattenbilder, keiner lebendigen Weiterentwickelung fähig sind und
zerfallen. Da das Muskelgewebe sich aus primären embryonalen Zellen entwickelt,
so geht es auch aus secundären embryonalen Zellformen hervor.
RENTSCH, Homoiogenesis, Heft I. . 17
— 10 —
Schon bei der Entwickelung des Auges (Kap. VI.) wurde auf die Uebereinstimmung
mit den embryonalen Zellen hingewiesen, aus denen die lichtbrechenden Körper und
das Pigment des Auges entstehen (s. T. X. Fig. 8.,®-), das Muskelgewebe des Floh-
krebses und Distoms sich herausbilde (Fig. 7. und Fig. 5.) und nachgewiesen, dass
es in beiden letzten Muskelzellen (Fig. 8.,®*) gebe, deren Kerne den lichtbrechenden
Körpern des Auges gleichen.
. Die T. X. Fig. 7., *"?- abgebildeten Gewebsformen stammen von einem jungen,
eben gehäuteten Flohkrebse ab und sind Bildungsformen des Muskelgewebes, Formen,
welche bald den Monaden und CUryptomonaden, Gregarinen und Distomeiern, bald den
Kernen von Zoothamnien oder Amylodiscis, bald eingezellten Distomen oder licht-
brechenden Körpern des Flohkrebsauges gleichen. Sind diese Körper vereinigt und
verschmolzen, so haben wir einen Haufen, ein Bündel von glatten Muskelfasern vor
uns. T.X. Fig. 5,4 sind Muskelzellen, welche einen dem Distome gleichenden
wurmförmigen Kern haben, an dem die Muskelgewebsbildung von der einfachen
embryonalen Zelle bis zum knotigen glatten Muskelbündel und zur quergestreiften
Muskelfaser stufenweise verfolgt werden kann.
Die Distome haben ganz ähnlich gestaltete, knotige und wurmförmige Muskel-
kerne oder Gewebsanlagen (Fig. 5., *"“), aus denen sich Darm, Dotterläppchen, Eier,
Gefässe, Muskelgewebe u. s. w. entwickeln. Die embryonale Anlage stimmt hier mit
dem Flohkrebse ganz überein, es darf uns daher nicht wundern, Distomcysten und
ihren Inhalt: in wirkliche Muskelzellen des Flohkrebses sich umwandeln zu sehen.
Fig. 5.,* ist gerade eine in solcher Verwandlung begriffene Distomeyste. Innerhalb
des Kopfringes des Flohkrebses sind diese Formen häufig anzutreffen, aber auch Muskel-
zellen oder deren Vorkeime, welche mit der embryonalen Anlage der Nervenknoten
übereinstimmen (s. T. XVI. Fig. 3., *).
Die Muskelbündel können EN ferner aus Reihe und Haufen von Blutkörperchen
und embryonalen Zellen bilden, ohne vorher gemeinschaftlich eingezellt worden zu
sein. So sehen wir T. XIV. Fig. 2.,%- bei einem Flohkrebsembryo die Flexoren und
Extensoren der äusseren Fühler aus solchen Reihen hervorgehen.
Die glatten Muskelfasern bilden sich durch Längs- und Quertheilung in ver-
schieden geformte Zellen zu den längs- und quergestreiften primitiven Muskelfasern
um (Fig. 5.,°*-). Die Urform derselben besteht ebenfalls aus Reihen von monaden-,
bacterien- und vibrionenartigen Elementen (Fig. 5., *"%), welche sich wiederum in noch
feinere Reihen dieser Art auflösen können (i- ». Die Querstreifung wird durch quer
aneinander gereihte Zellen, welche den Monaden und Cercomonaden gleichen 1,
oder durch ein rings um eine oder mehrere Primitivfasern in der Spirale laufendes
Band oder Faden vibrionenartiger Zellreihen hervorgebracht @P-«r), Letztere diffe-
renziren sich aus den peripherischen Zellen eines Bündels von Primitivmuskelfasern,
oder eines glatten Muskelelementes, oder aber aus der kömigen Zwischensubstanz,
welche zwischen den glatten und gestreiften Muskelfasern und Bündel lagert (4) und
in welche jeder Muskelprimitivfaden wieder zerfällt.
Die sogenannten längsgestreiften Muskelfäden sind ebenfalls Zellreihen und
darum auch quergestreift. Es ist in morphologischer Bedeutung gleichgültig, ob die-
selben, in Bündeln zusammenliegend, sich der Länge oder der Quere nach zerklüften.
Fig. 5., =" giebt genügende Beispiele dieses Vorganges. Man vergleiche hiermit ausser-
— 231 —
dem die Formen der Spiromyce polymorpha. Verwesende Müskelfasern verwandeln
sich leicht in Pilzalgen ähnlicher Art, wie wir sie auch unter den Formen der Spiromyce:
kennen gelernt haben (s. Fig. 5.,").
Die Bildung des Muskelgewebes innerhalb der Zellen schreitet von aussen
nach innen vor, daher wir häufig im Mittelpunkte solcher Muskelzellenkerne noch
embryonale Zellen oder Fettkugeln finden (Fig. 5., 4).
Die Wand dieser Zellen wird zum Perimysium oder zur Muskelscheide (,
Die Bildung der Muskelbündel im Dünndarme und Mastdarme geschieht nach
denselben Gesetzen (s. T. VILL Fig. 1., ?-*, Fig. 8., 7--2°), nur gehen hier die -Muskel-
zellen in Gregarinen und Enterobryi über, wie umgekehrt Gregarinen (Fig. 19., %) sich
zu Muskelbündeln des Darmes umformen.
Die Muskelzellen des Rückengefässes sind spindelförmig, geschwänzt, glatt
und bleiben auf einer embryonalen Entwickelungsstufe stehen.
Am vollkommensten ist das willkührliche Muskelsystem ausgebildet. Die Sehnen.
der willkührlichen Muskeln bestehen aus ruthenförmig verzweigten, feinen gegliederten
Fäden, welche mit der Schale die Maceration des Flohkrebsgewebes am längsten
überdauern. Sie dringen in derselben Anordnung in die Muskelbündel ein (s. T. XIV.
Fig. a ©. =
Kapitel IX.
Die Verdauungswege und Nieren des geschmückten Flohkrebses,
Ueber die Beschaffenheit des Magens haben wir uns schon in der ersten Ab-
theilung dieser Abhandlung zu unterrichten versucht; ich will mich daher begnügen,
über den Bau der Leberschläuche und die Verdauung im Dünndarme noch einige
Bemerkungen zu machen.
Die vier Leberschläuche liegen zur Seite des Dünndarmes und münden in die
hintere Abtheilung des Magens, en eylindrisch oder knotig, hier und da eingeschnürt,
gegliedert und enden nach hinten mit einer konischen Spitze.
Die Leberschläuche differenziren sich aus dem Dotter und zwar aus dem Theile,
welcher den Kern des Embryos bildet. Nachdem der Dünndarm sich daraus geschieden
hat, bleiben die Dotterkugeln, welche in die knotigen Cylinder der vier Leberschläuche
sich trennen, noch lange unverändert und scheiden erst später, sowie die Peripherie
des Dotters sich zu Schalengewebe absondert, einen diesem gleichenden Peritonäal-
überzug ab (s. T. IX. Fig. 5.,*). Wie bei den Dotterkugeln im Allgemeinen (T. XIII
Fig. 5.,* »» au t- u.) bilden ‚an auch hier aus den die soliden Leberkörper zusammen-
eh Dotterkugeln' die Dotterzellen aus durch Furchung oder Theilung in kleinere
iR
—_ 12 —
Fettkugeln und bacterienartige Elemente ®-f m) oder Cholsäurekrystalle @), welche
sich nach dem Gesetze der Spirale alsdann zu Zellen @- umordnen.
Die Dotterkugeln resp. embryonalen Leberzellen erfüllen die Leberschläuche
des Embryos vollständig, so dass dieselben als solide Körper erscheinen. Erst mit
dem Beginne der Nahrungsaufnahme und Verdauung entsteht in der Mittelaxe der
Leberschläuche eine Lücke, ein Rohr, was von den zu Galle aufgelösten Leberzellen
gefüllt ist. Die Leberzellen des erwachsenen Flohkrebses haben die verschiedensten
Formen. Wir finden T. IX. Fig. 1., ® Leberzellen, welche ganz auf der Stufe embryonaler,
kernloser Dotterzellen stehen, andere ®%, welche nur farbloses oder pigmentirtes Fett
enthalten, noch andere (-» si), welche hieraus in granulirte Zellen mit Fettkernen
übergehen. Aber auch diese Fettkerne werden granulirt oder entwickeln Kernkörperchen
&, 47), welche sich gewöhnlich färben ®). Charakteristisch sind die peripherischen,
wandständigen Doppelzellen, welche aus einer kleineren Kopf- und einer grösseren
Leibeszelle bestehen und bald der Gregarine, bald der Fötalkieme des Flohkrebs-
embryos gleichen (Fig. 1., *, Fig. 2., =). Die Leibeszelle hat häufig gar keinen Kem,
die Kopfzelle einen wurmförmigen, spiralig eingedrehten, granulirten oder homogenen
Kern und ist alsdann die Kopfzelle als die abgeschnürte wandständige Kernzelle der
ersteren anzusehen,
Diese peripherischen Leberzellen dienen der Stoffaufnahme aus dem die Leber-
schläuche umfluthenden Blute. Fig. 2., ®-* macht diesen Vorgang uns deutlich; doch
geschieht es auch umgekehrt, dass durch Abschnürung dieser über die Peripherie der
Leberschläuche hervorragenden Zellen Blutkörperchen gebildet werden (s. Fig. 1., *")-
Mitunter zieht sich die Leibeszelle von ihrer Kopfzelle zurück und dehnt sich hals-
artig aus (Fig. 2.,*). Der Hals theilt sich spiralig in eine Reihe von Zellen, welche
nun entweder nach aussen zu Blutkörperchen oder Bindegewebszellen und Fasern, oder
nach innen zu einer gewissen Zahl neuer Leberzellen sich ausbilden. Die peripherische
Kopfzelle ist häufig mit einem Farbstoffringe umgeben, ähnlich wie dies bei Cocconeis
auf der Eischale und dem Panzer des Flohkrebses, sowie an den Basilarzellen von
Enterobryus im Mastdarme desselben beobachtet wird Gatsay Sei}
Die Doppelzellen, eine spiralige Theilung oder en von Leberzellen,
finden sich auch im Parenchym der Vebehatilänieie und zeigen hier mitunter noch
deutlicher die Gregarinenform (Fig. 1., * t). Ebenso gestalten sich die Kerne der Leber-
zellen (Fig. 1.,* 4") und sind von den in den Leberschläuchen lebenden freien oder
eingezellten Gregarinen (Fig. 1., ** *-?-) in ihrer Form oft kaum zu unterscheiden. Es
entsteht nun wieder die Frage, ob die Gregarinen sich aus den Leberzellen entwickeln
können. Umgekehrt habe ich häufig beobachtet, dass Gregarinen sich in Leberzellen,
Gallenpigment und Fett umbildeten. Sobald die Leberzellen nicht mehr aus farb-
und structurlosem Fetteiweisse bestehen, zeigen sie dieselben bacterienartigen Elemente,
woraus alle übrigen Zellen bestehen, wie aus den beigegebenen Zeichnungen zur
Genüge erkannt werden kann.
Fig. 1.,%-*: stellt eine peripherisch sich abschnürende Leberzelle dar, deren
Kern Fett und deren Zellhaut aus bacterienartigen Elementen besteht; Fig. 3.,» Leber-
zellen, worin die bacterienartigen Elemente zu selbständigen freien, aber eingeschlossenen
Vibrionen sich gelöst und entwickelt haben. Das Gesetz der Spirale ist also auch
hier bei der Zellbildung und Auflösung wieder herrschend und massgebend gewesen.
— 13 —
Die zu Pigmentzellen übergehenden und in Galle sich umbildenden Leber-
zellen (Fig. 3., * 4) verlieren allmählich ihre Textur und werden entweder in Krystalle
von Cholsäure unter Entfärbung « ®, oder in die homogene, gefärbte Gallenflüssigkeit
verwandelt, welche sich in den Magen und Darmkanal ergiesst. Der Gallenfarbstoff
tritt aber nicht bloss als Verdauungsflüssigkeit dahin aus, sondern dringt auch durch
und mit den sich abschnürenden Leberzellen in das Blut und Parenchym des Floh-
krebses, wo er dann Pigmenthaufen, Pigmentfettkugeln etc. bilden hilft, auch schnüren
sich von den Spitzen der Leberschläuche oft ganze Abtheilungen ab, um in den Blut-
eirculationsräumen bald hier, bald dort zu andern Gewebsformen verwandt zu werden.
Die in den Darmkanal aufgenommenen Nahrungsmittel werden mit einer aus
Schleimkugeln und Epithelzellen bestehenden Hülle umgeben, welche mit diesem Inhalt
gleichsam Würste bildet und zuletzt in eine structurlose Haut verwandelt wird. Beim
Fortschreiten der Futterballen wird die das Darmrohr auskleidende Epithel- und Muskel-
schicht häufig vollständig bis auf das Peritonäum abgelöst und zu der den Futterballen
umkleidenden Haut verwandt, es erscheinen alsdann Lücken, welche gewöhnlich mit
Gregarinen bevölkert sind. Mit dem Fortrücken des Futterballens bildet sich die
Muskel- und Epithelschicht aufs Neue aus den Chyluskugeln und den Gregarinen
(s. T. VIII. 17-20), Umgekehrt bilden sich Gregarinen aus den Epithel- und Muskel-
zellen des Darms.
Die den Futterballen umschliessende Haut dient hauptsächlich der Assimilation
der Nahrungstoffe. Die zerfallenden Epithel- und Muskelzellen geben die Keime, das
Ferment zur Neubildung ab. Fett, Eiweiss, Farbstoff werden aus den Nahrungsmitteln
ausgezogen, ihr Detritus, aus ähnlichen bacterienartigen Elementen wie die Zellen des
Darms bestehend, erhält durch Contact einen neuen Bildungstrieb, welcher in der
Richtung des Erregers und Verzehrers durch spiralige Aggregation und Verähnlichung
weiter schreitet. Man sieht daher Pflanzenzellreste, namentlich Amylumkörper, auch
Amylodisci unmittelbar in Chyluskugeln und Epithelzellen übergehen (s. T. VIIL
Fig. 6., * 3). Diese Umwandlung geschieht innerhalb der den Futterballen einschliessenden
Hülle und ebenso ausserhalb derselben, nachdem Fett, Eiweiss etc. durch sie als ein
erstes verähnlichendes Filtrum hindurchgedrungen sind.
Diese Hülle ist aber nicht immer vorhanden, oder bildet sich mitunter erst
später und weiter unten im Darmkanale. In solchem Falle geht die Assimilation noch
unmittelbarer von Statten. Der Detritus der Nahrungsmittel wird zur Chylus- oder
Fettkugel, welche sich mit der Epithelzelle verbindet und verähnlicht. Letztere schwillt
auf, theilt sich oder scheidet das noch mehr verähnlichte Bildungsmaterial in benachbarte
Zellen aus. Es entstehen neue Zellbildungen, die alten werden wieder in Plasma ver-
wandelt, was nun an der Peripherie des Darms, besonders durch Zellen, welche mit
den peripherischen Doppelzellen der Leber die meiste Aehnlichkeit haben, in die Cir-
eulationsräume des Blutes in Form von Fett- oder Eiweisskugeln, oder Blutkörperchen
tritt. Der ganze Process ist sehr einfach und stimmt mit der Bildung der embryo-
nalen Zellen aus den Dotterkugeln überein. Dass die Galle, der Speichel und Magen-
saft hierbei einen ebenso mächtigen Antheil an der Chylification haben, brauche ich
wohl nicht hervorzuheben.
Der Gallenfarbstoff ähnelt am meisten dem Farbstoffe der Pflanzenzellen, auch
wandelt sich das Chlorophyll der Pflanzenzellen hier unmittelbar in das Pigmentfett des
— 14 —
Flohkrebses um. Der. Gallenfarbstoff als der ähnlichste Erreger wird bei dieser Um-
bildung wohl die hauptsächliehste Thätigkeit entwickeln.
Besondere drüsige Organe habe ich an den zwei inneren Schichten des Darm-
rohres nicht wahrnehmen können, nur münden in den Mastdarm zwei blinddarmartige
Drüsenschläuche, welche Analoga der Leberschläuche sind. Beim. Embryo sind sie
noch nicht vorhanden und bilden sich erst beim jungen Flohkrebse aus einer hügeligen
Anlage, welche zwischen Dünndarm und Mastdarm oben hervorspriesst. Dieser Hügel
verlängert sich nach vorn und theilt sich in zwei Schläuche, welche zwischen Dünn-
darm und Rückengefäss nach vorn sich erstrecken und spiralig um einander winden.
Sie sind wie die Leberschläuche anfänglich solide, aus embryonalen Zellen bestehende
Körper und entwickeln erst später in der Mittelaxe eine Lücke und eine Röhre, welche
in den Mastdarm mündet. Diese Drüsen sind: wahrscheinlich die Nieren und werden
in ähnlicher Gestalt auch bei andern Krustenthieren gefunden. In den Nierenschläuchen
kommen nicht selten Krystalle von kohlensaurem oder oxalsaurem Kalke, harnsaurem
Natron und phosphorsaurer Ammoniakmagnesia vor.
Erklärung der Tafeln.
Maasstab 1: 400.
Tafel].
Rieo.1:
a. 1. Bacterium termo D. (Vibrio termo E, und Monas erepuseulum, oder termo E. sind nur
Varietäten, oder andere Entwickelungsstufen derselben Urform).
2.3. Bacterium biloculare E., eine weitere Entwickelung des Bacter. termo, nimmt Farbstoff
auf und gehet
4. in Navieulaceen über.
b. 1. Cercomonas (D.) lobata,
2. mit nachgezogenem Geniste.
3. Monas eylindriea mit kopfständigen Brutknospen.
4, Monas varians. — 5, M. globulosa,
c. 1. Cercomonas globosa (D.)
2. Monas ovalis mit Knospenbildung.
3. Chilomonas obliqua,
4. mit nachschleppenden Exerementen oder Detritus,
5. Monas Enchelys, mit nachschleppenden Excrementen,
d. Chilomonas Paramaecium.
e. Schema der Gestaltung und Bewegung nach dem Gesetze der Spirale von
1. Bacterium termo, oder biloculare,
2. Vibrio bacillus, und
3. Cercomonas fusifornis.
2 Monas ovalis nach abgeworfener Wimper sich einzellend.
1. DBacterium biloculare, sich einzellend und
2. durch Farbstoffaufnahme in die Keimzelle einer Alge sich verwandelnd.
3. Eine Monade zellt sich ein.
h. 1.2. Bacterien copuliren sich zu einem Amylodiscus.
3.-5. Amylodisci, welche Baecterien, Vibrionen, Cereomonaden und Farbstofizellen sich aneignen.
6.7. Amylodisei vermehren sich diatomisch.
8. Eingezellte Monadinen wandeln sich in Amylodisci um.
9, Amylodisci mit Theilungsfurche,
10. er mit junger Brut.
10°. Dieselbe Brut in Cryptomonas übergehend, oder umgekehrt.
10“. Amylodiscus mit Brut.
10, Aehnliche Körper durch Aneignung mit Amylodiscus verwachsend.
11. Amylodiscus zerfällt durch centripetale Spaltungen.
11. Amylod. mit centrifugalen Zellbildungen, welche zu Cercomonaden und Navieulaceen sich
umgestalten.
11". Amylodisei, erzeugt im Gewebe von Gammarus ornatus.
RENTSCH, Homoiogenesis, Heft I. 1
TAFEL 1.
12. Zerfallende Amylodisci, deren Zellen
13. zu Cercomonaden, Cryptomonaden und Naviculaceen werden. Umgekehrt copuliren sich
letztere wieder zu Amylodiseis.
i. 1.-4. Violette Färbung der Amylodisei, durch Chlorzinkjodlösung hervorgebracht.
Fig. 2.
a. 1.-4. Cryptomonas pulvisculus. Die systematischen Unterschiede in Bezug auf Wimperzahl,
Panzerform, Augenbildung, Art der Vermehrung, woraus die Genera Cryptomonas, Crypto-
glena, Chlamidomonas etc. hervorgegangen sind, sind in der Entwickelungsgeschichte
derselben nicht begründet; Monas geht in Cryptomonas, Cryptomonas in Cryptoglena und
Chlamidomonas ete. über.
5. Cryptomonas verwandelt sich in Chilomonas.
6. Cryptomonas eingezellt und Chilomonas Paramaecium gebärend.
7.8. Cryptomonas zellt sich ein, der Kern entfärbt sich. Am gefärbten und entfärbten Kerne
lässt sich hier bei aufmerksamem Nachsuchen eine knänelartige Durcheinanderbewegung
seiner Gewebs-Bacterien, welche ihre Verbindungen fortwährend ändern oder Orts
bewegungen vornehmen, erkennen. Diese Cryptomonaden, sowie
9. die in Tochterzellen getheilte Cryptomonade gehet sehr häufig
10. in Amylodiscus über.
b. 1.-4. Chilomonas Paramaecium mit einer Wimper. Wir sehen hier die Uebergänge von Monas
und Microglena.
. 1-6. Chilomonas Oxyrrhis. Dujardin beschreibt zwei Monadenformen, Oxyrrhis marina und Anpi-
sonema sulcata, welche mit andern Lippenmonaden ziemlich übereinstimmen. Sie sind
nur Varietäten eines Bildungscycelus, sie kommen bald mit 2, bald mit 1 Wimper, bald
mit, bald ohne Pigmentflecke vor und verändern auch häufig ihre Gestalt.
7. Chilomonas destruens in Quertheilung begriffen; Uebergang in die Amblylophisform,
Diese Lippenmonaden schwimmen, die Rüssel bald vorweg, bald hintan schwingend fort
und zeigen ausserdem noch einen kleinern Wimpernkranz an der Mundzelle,
d. 1.-3. Chilomonas Paramaecium mit ausgestreckten und eingezogenen Wimpern. Combinationen der
Gewebs-Bacterien in der Richtung der Spirale zu verschiedenen Zellen.
1. Chilomonas, angefüllt mit Cryptomonaden,
2. geht in Amylodiscus über.
3. Gewebe der äussern Haut aus spiralig gewundenen Körnerreihen bestehend.
4. TUebergang in Amylodiscus.
Fig. 3.
Gewebsformen der Schale von Gammarus ornatus:
1. Blutkörperchen, 2. zur Schalenzelle eingezellt.
2. Amylodiscus der Schale, Ceratoneiskeime, Ceratoneides, oder Cryptomonas, Cercomonas,
Amylodiseus sich verähnlichend.
4. Schalenzelle mit Amylodiscus als kernähnliche Formen. 12. 13, 14. 18,,
5.17. mit Vorticellinenkern,
6.7. mit hervorspriessender Spiromyce.
8. mit Tracheliusartigem Kerne.
9. Schalenstücke, woran mehrere Schichten des spiralfaserigen Gewebes zu erkennen sind, mit
Zellen, deren Kern eingezellten Gregarinen und Distomen gleicht.
10. 11. Schalenzellen mit Stacheln (vgl. Fig. 1.h. 11”).
15.16. Schalenzellen mit eingezellten Zoothamnien übereinstimmend.
Fig. 4.
1. Vielfach verzweigte Pigmentzelle aus der Schale eines jungen Gammarus ornatus.
2.-4. Uebergang einiger Theile derselben in Schalenzellen, wie sie Fig. 3. beschrieben wurden.
5. 6. Cryptomonas und Cocconeis geht
7. unter Entfärbung in Schalenzellen über.
TAFEL I. 3
Fig. 5.
Schwärmende Junge von Zoothamniumeysten und Acineten, welche die Hohlräume abgewor-
fener Gammarusschalen regelmässig bevölkern, von verschiedener Farbe, bald mit, bald
ohne Kern, bald mit zahlreichen, bald mit einzelnen Wimpern versehen.
1. Schwärmling mit allgemeinem Wimperbesatze, contractiler Zelle und wurstförmigem Kerne
natürliche Farbe violett.
2. Derselbe farblos,
3. durch Quertheilung sich vermehrend, an jedem Individuum eine ceontractile Mundzelle, mit je
2 Wimpern besetzt. Natürliche Farbe hellbraun-violett. Vgl. Tab. V. Fig. 3, n.
4.6. Glaucomartiger Schwärmling ohne Kern.
5. Paramaeciumform mit Kern.
7. Peridiniumform.
8.9. Kolpodaform; vgl. auch Tab. V. Fig.4. a.-y.
10. Zerfallender Schwärmling.
11. Schwärmling mit einer Fusszelle sich ansetzend.
11‘. Gerippte Oberfläche dieser Schwärmlinge; s. Tab. V. Fig. 4. c.
12°. Untere; 12“ obere Fläche derselben.
13. Uebergang derselben in Kalkzellen der Flohkrebsschale.
14. Andere Kalkzellen der Schale, durch Entwickelung von Farbstoff in
14‘. Keimzellen von Cocconeis etc. sich umwandelnd,
Fig. 6. |
Gestielte und häufig pigmentirte Cysten, welche sich auf den Baucheommissuren der Leibes
ringe von Gammarus ornatus befinden.
‚1. Pigmentirt; 2. farblos.
3.4. Pigmentirter Inhalt, glücklich aus den Cysten gesprengt.
5.6. Entleerte Cysten mit kelchartigem Fusse ;
7. mit Vorticellinenkern.
8. Dieselben auf einander sitzend.
9. Farblose Cyste mit contraetiler Zelle und geballtem, dotterkugelartigem Inhalte;
10.11. mit mehreren, auch sternförmigen, contractilen Zellen.
12. Cyste mit sich drehendem Embryo.
13. Derselbe herausgesprengt. Vgl. Fig. 5.
14. Structur der Cyste.
15. Cyste in eine Schalenzelle des Flohkrebses sich verwandelnd.
16. Birnförmige Cyste oder encystirtes Zoothamnium.
17.18. Obere und seitliche Ansicht einer solchen Cyste, sich aus dem Schalengewebe des Floh-
krebses unmittelbar entwickelnd. Der Keim gestaltet sich aus Zellen, welche wir als
Cercomonaden und Naviculaceen bereits kennen gelernt haben.
19. Dieselbe Cyste in weiterer Entwickelung des Kernes. Aneignung von Bacterien, Vibrionen
und Cryptomonaden durch die Schale der Cyste.
20. Eine entleerte Cyste gehet in Amylodiscus über,
21.-28. Schwärmende Junge dieser Cysten:
21. Leucophrys-, 22.-24. Paramaecium-, 25. Kolpoda-, 26. 27. Glaucom-, 28. Trache-
liusform,
Fig. 6...
29,-31. Dieselben Schwärmlinge sich ansetzend und ihre Wimpern abwerfend,
Big; «7.
1.-12. Pleuronema saltans (Alyscum saltans D,) bildet Uebergänge
4.-8, zu Formen der Distomjungen; s. Tab. XI. Fig. 7.,
9.-12. zu Formen der Schwanzmonaden; s, Tab, V., Fig.7.
13.-16. Uebergang in die Kolpoda- und Paramaeciumform,
17. im Bursaria-, 18. Cyelidium- und 19. Oxytrichaform.
1*
TAFEL 1.
20.-24. Auflösung des Pleuronema in bacterienartige Gewebselemente.
25.-28. Gestaltung des parenchymatösen Gewebes nach Abwurf der Wimpern.
a.-z. Zweite Bildungsreihe desselben:
a. Pleuronema mit Afterzelle,
b. mit Bauchzelle, deren auslaufende Gewebsfäden die zwei Wimpern sind.
c. Pleuronema mit spiralig an einander sich fügenden Paranchymzellen,
d. Pleuronema, dessen Borsten theilweise in Knospen umgewandelt sind.
e.-f. Pleuronema mit nur einer ausgestreckten Wimper.
g- Mit doppelter Wimper, zwischen welche auch die Stelle
h. der Theilung in zwei Individuen fällt.
1-1. Verschiedene Ansichten, um den Verlauf der Hautrippen und die Insertion der Borsten
zu zeigen.
m. Eintritt von Nahrung durch eine kopfständige Mundspalte,
n. Pleuronema mit Mundzelle und Afteröffnung,
0. Pleuronema mit einem Wimperbüschel an der Bruchzelle.
P.-q. Bauchfurche mit Bauchzelle und Wimpersaum.
Tr. Mundzelle mit gabelföürmigem Darme, wovon das eine Ende in die Bauchzelle, das andere
Ende in die Afterzelle mündet.
Mehrfache Reihen von’ nach dem After führenden Darmzellen, welche von der Mund-
zelle ausgehen.
t.-u. Mund- und Darmzellenreihe.
v.-w. Geburt einer Cryptomonas durch Abschnürung der Afterzelle.
2.-Zz. Vertheilung von Pigment im Gewebe.
@.-Y. Uebergang in die Form, welche Dujardin als Uronema marin. (s. auch 9-12) beschrieben hat.
9-4. Uebergang in die Form der Leucophrys Bursaria.
Eine Leucophrys mit Mundzähnen, welche mit der Darmanlage junger wnentwickelter
Distome übereinstimmen.
v‘.v‘. Dieser Zahnapparat von verschiedenen Seiten betrachtet.
0.7. Einzellung des Thieres.
p-
Zelle mit unentwickeltem Distome.,
Fig. 8.
1.-4. Cryptomonas, durch Theilung übergehend
5.6.9.in eine Astasienart.
7.8. Trachelius lamella,
10.11. Zusammengezogene Formen.
12.
13.-15.
16,17,
bed
>
sonmpmn
FL
Festsitzende Form.
Erstarrende Formen, verglichen
mit ähnlichen Formen aus dem Muskelgewebe des Flohkrebses.
212.9, :
Bacterium termo zn einem kugeligen Haufen sich zusammenlagernd, welcher durch Uebergang
in Farbstoff
zu einer Naviculacee, oder
Cryptomonas, oder Cercomonas wird,
Fig. 10,
Bacterium biloeulare gehet in
Cryptomonas,
Ceratoneis,
Cercomonas und Bodo,
Trachelius lamella über.
Trachelius lamella theilt sich wieder in Cereomenaden und Ceratoneides.
Trachelius schnürt von seiner Stirn monadenartige Keime ab,
Denselben Formen gleichende Blutkörperchen des Flohkrebses.
np
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fe
ES
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D
mp e&
TAFEL U. 5
Tafel.
Fig. 1.
Bacterien vereinigen sich zu
Vibrio baeillus, oder Oseillaria, zu
Kugeln, welche Amoeben werden, oder
als Monaden und Cryptomonaden sich fortbewegen.
Bacterienreihen und Haufen aus zerfallendem Schalengewebe pigmentiren sich, zellen sich ein
und entwickeln einen Kern, welcher die Eigenschaften des Amylodiscus und die Form des
Spirodiseus zeigt.
Cryptomonas pulvisculus. Bacterien- und vibrionenartige Textur der äussern Hülle und Zer-
fallen derselben in jene.
. Kleinste Amoeben.
Langgestreckte Amoeba in einen Algenfaden sich gliedernd.
Amoeba, Exeremente auscheidend.
Amoeba radiosa,
zur Spiromyce erstarrend.
Amoeba in Spirodiscus eornutus, eine Cellulosenform, wie die des Amylodiscus übergehend.
Actinophrys Eichhormii: Ausstreckung der Mundzellen Durchgang der Nahrungsmittel,
Aggregatformen des Borstengewebes.
Podophrya fixa.
Cryptomonas
wird mit Bacterien und Vibrionen besetzt,
welche sich zu Wimpern umgestalten und in eine Volvocine verwandeln,
£&.-&. Cryptomonas auf ähnliche Weise in eine Volvocine übergehend.
d. Eine. Volvocine; 7. eneystirt.
X. Cryptomonas encystirt und in monadenartige Elemente sich auflösend.
1r
2.3.4. Peridinium sich einzellend.
9.-12. Amoebae und Peridinia (P. constrietum).
5.-7. Peridinium galeatum sich einzellend, und
oe om
m a
+
+
.
er
Fig. 2.
Cryptomonas encystirt.
Acineta.
Fig. 3,
. Bacterien, übergehend in
. Ceratoneis arcus oder ©. Closterium.
Kleinste Amoeben, oder Baeterien, Monaden bilden sich zu einer Zelle mit Chlorophylikernen
um, woraus entweder Ceratoneides sogleich entstehen, oder erst
Cryptomonaden werden, Diese theilen sich in der Richtung der Spirale in mehrere Zellen,
welche als
Ceratoneis arcus sich lösen.
Die Tochterzellen der beschriebenen Art entfärben sich und gehen in ein contractiles
Gewebe über,
welches als Amoeba fortlebt,
Verschiedene Cryptomonadenformen, welche die Mutterzellen vou Ceratoneis sind.
Anordnung der innern Zellen.
Textur des Panzers,
Cryptomonas sich festsetzend und
in Synedra sich spaltend,
Synedra curvata wird zur Ceratoneis,
Cryptomonas curvata,
c. in Tochterzellen sich theilend, welche in Ceratoneides auswachsen, oder
. e. unter Entfärbung in Monaden und Amoeben übergehen.
Cryptomonas ovalis mit Bildung von Knospen, welche mit den unter Fig. 3” dargestellten
Zellformen übereinstimmen, .
TAFEL I.
Fig. 4.
Cryptomonas in verschiedenen Zuständen der Theilung und Copulation.
Kern wurstförmig aggregirt.
Cryptomonas mit vier Tochterzellen. Die gemeinschaftliche Hülle bleibt oft, während die -
Tochterzellen sich zu vollkommenen Panzermonaden entwickeln. S. Cryptomonas socialis
(Tetrabaena) und Synerypta Tetrabaena. Fig. 22. f.g.
Tochterzellen von Cryptomonas incurvata, in die Mutterzellen von Ceratoneis arcus übergehend.
Ceratoneis arcus, und
Ceratoneis Rhaphidium.
Ceratoneis arcus mit spiralig gewundenen Hörnern.
Theilung einer Cryptomonas in Diatoma K.
Umwandelung eines Zoothamniumkernes in Diatoma K.
Umwandelung einer Cryptomonade in Amylodiscus.
Fie.en.
Cryptomonas in Theilung und Verwandelung zu
Eunotia gibba.
Aggregation der Schalenfaser und Auflösung derselben von einigen Naviculaceen.
Fig. 6.
Cryptomonas theilt sich
in Fragilaria capucina
Fie,T,
Cryptomonas setzt sich an, hier an die Schale eines Flohkrebseies und wird zur Podo-
sphenia. (cf. Surirella.)
Fig. 8.
Eunotia laevis.
Knospen treibend.
Navicula viridis, Keime treibend, vgl. dieselben der Cryptomonas.
Verschiedene Seitenansichten der Navicula viridis.
Fig. 9.
Segment einer Eischale von Gammarus locusta.
a. Schalenzellen und Monaden.
Synedrae in Pigment nistend.
Abgebrochener leerer Panzer einer Synedra mit Monaden gefüllt.
Navicula gracilis setzt sich an und gehet in Synedra über.
Synedra, auf der Eischale eine Fusszelle treibend.
Dieselbe durch Theilung vermehrt; um die Fusszelle eine Pigmentirung.
Die Fusszelle nach dem Abfallen der Synedra.
Fig. 9.
Seitliche Ansicht solcher Zellen.
Entwickelung eines pigmentirten Kernes,
welcher die Naviculaform zeigt.
Umwandelung desselben in bräunliches Pigment.
Tiefere Einsenkung dieses Kernes in die Eischale,
Dieselben Zellen durch Einlagerung von Cryptomonas,
von Navicula entstehend.
Podosphenia bringt dieselben Fusszellen hervor.
Gestielte Synedra aus Navicula entstanden.
Gestielte Synedra wandelt sich theilweise in Pigment um und lässt einen 'Theil des Panzers
mit spiraliger Aggregation seiner Gewebsfaser zurück,
Fig. 10.
Ecke eines Fussgliedes von einem jungen Gammarus ornatus. Uebergang von Synedris in
Stachelformen der Schale,
> w
c.
a
TAFEL I. 7
Fig. 11.
Uebergang einer Spiromyce in einen Schalenstachel.
Fig. 12.
Bacterium multiloeulare setzt sich
an Schalentheile an und wandelt sich in Formen des Schalengewebes um.
Navicula acus setzt sich an die Schale und gehet unmittelbar oder durch eine Synedra-
Metamorphose in
einen Stachel als Borste der Sehale über.
Körniges Genist einer Spiromyce an den Schalenstacheln haftend gehet in Fiederhaare der
Schalenstacheln über.
Ki. 13.
Zwischen Monas pulvisculus, Cryptomonas pulvisceulus, Mieroglena monadifera und Chlamido-
monas pulviseulus existiren nur systematische Unterschiede, inder Wirklichkeit gehören sie zu
einem Bildungseyelus. Ebenso ist Dujardin’s Diselmis nichts weiter als eine Cryptomonas.
Cryptomonas, mit Liq. Ammon. hydrosulph. behandelt, nimmt
eine Form an, welche wir als Umwandelungsform der Cryptomonas, Navieula und Cocconeis
auf der Flohkrebsschale bald näher kennen lernen werden und schon Fig. 9 beschrieben haben.
Blutkörperchen des Flohkrebses zu ähnlichen Schalenzellen sich aggregirend.
Blutkörperchen des Flohkrebses, aus Bacterienketten gebildet.
Schema naviculaartiger Moleküle.
Blutkörperchen an einem Schalenstachel haftend und im Innern eine Zellform entwickelnd,
welche mit Navicula übereinstimmt. Aehnliche Bildung wie bei Dicksiia Ralfs und
Syneyclia. (Ehr,)
Schalenzellen eines jungen Flohkrebses mit pigmentirtem Kerne.
Uebergang derselben in Navieula und Cocconeis,
in die Keimzellen von Zoothamnium.
Verschiedene Formen von Coceoneis pedieulus, von der Flohkrebsschale.
a. Cocconeides im einem Pigmenthaufen eingelagert.
b. Der hufeisenförmige Pigmentkern gehet in einen nierenförmigen über, um
c.e, zu Keimen des Zoothamniums zu werden, oder
d. im Monaden und Cereomonaden sich zu theilen.
f. g. Cryptomonas in dieselben Zellen umgewandelt,
h. Schalentextur der Cocconeis scutellum, welche. nur eine weitere Entwickelung der
Cocconeis pedieulus ist.
1. Coceon. seut. Knospen treibend. Trennung des Kernes in einzelne gefärbte und
ungefärbte Fettkugeln,
k. Coccon. scut. mit kranzförmigem Kerne.
l. Coceon. sceut. mit sternförmigem Kerne.
m.n. Cocconeis, ihre Schalentextur verändernd und einen nierenförmigen Kern bildend.
Fig. 14,
Zellhaufen, aus einer zerfallenen Cryptomonas hervorgegangen. Die einzelnen Tochterzellen
gleichen den beschriebenen Cryptomonaden und Cocconeides.
Fig. 15.
Cryptomonas ihren Panzer kugelig ausdehnend. Wurmförmiger Kern.
Coceoneis ihren Inhalt in einen ähnlichen Kern umgestaltend.
Cryptomonas mit entfärbtem Kerne.
Zoothamniumkeimzelle aus Cryptomonas hervorgegangen.
Fig. 16.
Cryptomonas mit gregarinenartigem Kerne,
Derselbe getheilt.
Fig. 17.
Cryptomonas viridis:
1. 2. Von der breiten Seite:
=
TAFEL I.
2. 3. von der hinteren Seite,
5. von der schmalen Seite.
6. Mit ungleicher Wimperzahl.
7. Cryptomonas zerklüftet sich,
7. gehet in Amylodiseus über.
8. 9. Verschiedene Aggregatformen des Inhaltes nach abgeworfenen Wimpern.
10, Cryptomonas eneystirt. Im Kerne zeigt sich ein gewundener Körper.
10. _Cryptomonadencysten entfärbt,
11. Cryptomonade mit Zoothamniumkern.,
12. _Cryptomonas mit ihrem Rüssel sich ansetzend.
12‘. Dieselbe, fest haftend, zeigt deutlich den Kern des Zoothamnium. Aus der
12", festsitzenden Wimper wird der Stiel des Zoothamnium’s resp. der Fuss der
Zoothamniumkeimzelle.
13. Der Inhalt der Cryptomonas zerfällt unter andern Bedingungen auch in Monaden,
Fig. 18.
Cryptomonas mit einfachem Kerne,
mit doppeltem Kerne, welcher
aus der Cyste tritt.
Indem sich der Inhalt der Cyste mehrfach theilt (furcht) ‘und die Cyste sich erweitert, ent-
färbt sich der Kern oder verliert wenigstens die gelbgrüne Färbung, die Furchungskugeln
vereinigen sich zu einem Embryo mit pulsirenden Vacuolen und Wimperorganen, welcher
entschlüpft und in den abgeworfenen Schalen des Flohkrebses fast stets gefunden wird.
Wir haben denselben auf Tab. I. Fig. 5 und Tab. V. Fig. 4 kennen gelernt. Die Cyste
wandelt die an sie angelagerten Ceratoneides in ihr Schalengewebe um,
Zerfallen einer leeren Cyste in Ceratoneiszellen.
Fig. 19.
Amoebenartige Bildungskugeln, welche
sich färben,
copuliren und in einen Algenfaden verwandeln, oder
durch Copulation in Scenedesmus ecornis und quadricauda (Ralfs), Arthrodesmus quadricau-
datus (Ehr.) übergehen.
Uebergang ansitzender Eunotien in eine Conferve durch spiralige Achsendrehung.
Umwandelung von Protococeuszellen in eine Conferve_ durch Copulation,
Theil einer Flohkrebsschale. Die Schalenstacheln färben sich und gehen in Farbstoffzellen
über, aus welchen Navieula, Cocconeis und Conferva sich entwickelt. Navicula bildet
sich durch Theilung in spiraliger Achsendrehung zu einer Conferve aus.
Fig. 20,
Cryptomonas durch Copulation
in eine Gallionella (Melosira) übergehend.
Dieselben zu einem Confervenfaden copulirt.
Fig. 21.
Monaden,
in Farbstoffzellen verwandelt, oder
auch sich ansetzende Cryptomonaden in Conferven, oder
in Zoothamnium übergehend.
Fig. 22.
Kleinste Monaden und Cryptomonaden, oder
Ceratoneides
zu gesellig lebenden Monaden sich vereinigend, oder
. zu Haufen verschmelzend, welche zu einer neuen Species werden, nämlich
Cryptomonas soecialis (Tetrabaena), oder
Synerypta Tetrabaena, oder
NW. Rudicula Chlorogonium (mihi.):
TAFEL I. und II. 9
h.-k. Die aus Cryptomonaden zusammenfliessenden Keime derselben.
1. Ausdehnung der Lappen zu Wimpern — Augenpunkte. — Wurstförmiger Kern.
m. Quere Einschnürung.
n. Entstehen eines Wimperpaares an der Stirn.
0.-9. Kernbildnung,
rt. Knospenbildung; daraus
s. Doppelthier, was sich theilt.
t,. Knospen, welche sich als kleine Monaden und Cryptomonaden lösen.
u. Rudieula Chlorogonium, einem verschmolzenen Chlorogonium gleichend.
v.-w. Rudicula setzt sich mit der Stimm an und gehet unter Umbildung der Wimpern
in geknöpfte Borsten und Neubildung solcher in eine Podophrya über,
£&. Rudicula theilt sich auch in euglenenartige Körper.
; Tafel II.
Fig.1.
a. Bacterien zu Vibrionen copulirt.
b. Vibrio, durch Längstheilung sich vermehrend, gehet in Bacterium multiloculare oder
c Navicula über.
d. Vibrio, durch Färbung seiner Glieder
6. ein Confervenfaden, oder
T. eine Naviculacee werdend, oder in
g- eine Reihe von Zellen umgestaltet, aus denen
h. Ceratoneis arcus hervorgeht.
i-1. Verschiedene Ansichten weiter entwickelter Ceratoneides, um die Aggregation ihres Inhaltes
zu zeigen,
Fie 2
a. Cryptomonas durch Copulation in eine Ceratoneis verwandelt,
b. Cryptomonas,
c. Spirillum und Spirochaeta in Eunotia übergehend.
d.e. Eunotia laevis und turgida von verschiedenen Seiten,
E Aggregation des Inhaltes von Navicula viridis,
g- Dieselbe ausserhalb des Panzers.
h. Navicula viridis in Längstheilung,
i. Eunotia Amphileptus in Theilung.
k. _.Vergleichung zwischen Eunotia Amphileptus und Amphileptus oder Trachelius,
Fig. 3.
@.-C. Cryptomonas und Eunotia in eine Reihe von runden Zellen zerfallend, welche wieder
d. zu Naviculaceen werden (Scenedesmus), oder
e. als Cryptomonaden sich lösen.
Fig. 4.
a.b. Cercomonaden und Monaden copulirt, und
c. Eunotien werdend,
Fig. 5.
1 Pseudonavicellen der Gregarinen des breitschwänzigen Regenwurmes und Blutkörperchen
desselben.
a. Gewebsbacterien der Gregarine sich zu Pseudonavicelleu ordnend,
b. Differenzirung zwischen Schale und Kern.
c.-f, Reife Pseudonavicellen.
g. Pseudonavicelle, deren Kern auf ähnliche Weise gestaltet ist wie der der echten
Navicula viridis.
h. Pseudonavicelle, deren Kern aus einem gliedrigen Bande von Kernzellen besteht.
RENTSCH, Homoiogenesis, Heft I, k Eee
10
TAFEL IH.
i. Ausgeschlüpfte Embryonen der Pseudonavicellen mit amöbenartiger Bewegung;
aus einer Infusion von Pseudonavicellen.
K.-m. Blutkörperchen des Regenwurmes mit ähnlicher amöbenartiger Bewegung.
n. Blutkörperchen desselben, ähnlich aggregirt wie die unreifen Pseudonavicellen. a.
0. Gewebsbacterien dieser Blutkörperchen.
p- Muskelzellen des Regenwurmes, unmittelbar aus Blutkörperehen sich gestaltend.
Aus einer Infusion von Pseudonavicellen:
a.-b. Bewegungslose Kerne der Pseudon., nach Auflösung der Navicellenschale hervor-
tretend, den Cereomonaden ähnlich.
c.-d. Ein Kern, aus mehreren geschwänzten Kernzellen bestehend, theilt sich in eine
Gruppe der letzteren, welche durch ein unsichtbares Bindemittel locker zusam-
mengehalten werden.
®.-g. Dieselben in weiterer Entwickelung.
h. Vereinigung derselben in der Art eines Scenedesmus.
Unreife Pseudonavicellen werden
durch Schwefelsäure und Jodwasser, oder durch Chlorzinkjodlösung gebläuet.
Reife Pseudonavicellen werden dadurch nicht gefärbt, in ihrer Form aber geändert, ähnlich
den Formen von Distomeiern, in gleicher Weise behandelt.
. Pseudonavicellen ‚oder ihre Kerne in Amylodiscus sich umwandelnd.
Kleine Pseudonavicellencyste,
in Amylodisei oder Chaetodisei übergehend.
. Blutkörperchen des Regenwurmes verwandeln sich in Borstenzellen (Chaetodisci).
Pseudonavicellen einer Infusion bekommen durch Färbung ihres Kernes eine noch grössere
Aehnlichkeit mit wahren Naviculis.
a. Unreife Pseudonavicellen, oder deren Bacterien
b.-d. wandeln sich in Farbstoffzellen um.
e.-f. Haufen von unreifen und reifen Pseudonavicellen in Farbstoffzellen übergehend,
welche
g.-h. wahren Naviculis gleichen (ef. 1.,8-)
i._ Pseudonavicelle (ef.1.,b-), ihren Kern in eine Reihe oder eine Schnur von Farb-
stoffzellen umbildend, welche
k.-1. in eine Conferve, oder
m.-n.eine andere Algenform auswachsen.
0. Pseudonav. mit gefärbtem Kerne und Ablösung der Spitzen in kleinen Kugeln.
p.q. Kern, gefärbt, ohne Schale.
r.-t. Kernzellen in weiterer Entwickelung.
u.-x. Ganze Pseudonavicellen gehen in Doppelsporen von Conferven über. Die ent-
färbten Glieder zeigen gewöhnlich einen Kern, welcher in seinem Baue grosse
Achnlichkeit mit Gregarinen oder den Embryonen von Distomeiern hat.
Pseudonavicelle mit Borstenzelle als Kern.
. Pseudon. in Chaetodisei umgewandelt.
. Borstenzellen in weiterer Entwickelung,
Borstenzelle in eine Anguillula lumbriei umgewandelt.
. Borsten aus Blutkörperchen des Regenwurmes sich bildend.
Kig. 6:
Gewebszelle des Regenwurms, mit Furchung oder Theilung ihres Inhaltes in verschiedene
Zellhaufen, welche sich bald zu einer Borste, bald zu einem Muskelbündel, bald
zu einer Anguillula umgestalten.
Kernzelle einer Gewebszelle eines Eifollikels vom Regenwurm, deren Kern in eine Anguillula
lumbriei sich verwandelt.
Junge Anguillula lumbriei, ohne Differenzirung eines innern Organes,
Junge Anguillula in einer geschlossenen Scheide.
Borste in einer geschlossenen Scheide, _
Anguillula sarımt ihrer Scheide in eine Borste übergehend,
TAFEL III. und IV. 11
0. Pseudonavicelleneyste in eine Borste sich umwandelnd.
p Doppelgregarine des Regenwurmes an der Hodenwand festgewachsen und
q. in eine Borste verwandelt.
r.s. Muskelbündel aggregiren sich zu Borsten.
t. Anguillula mit ihrer Scheide in Borstenzellen zerfallend.
U. Samenkugel des Regenwurmes, deren aufsitzende Samenzellen ganz den Bau unreifer
Pseudonavicellen zeigen.
v. Samenkugel, wovon die sich lösenden Besetzungskugeln (unreife Samenzellen) die Aggrega-
tion unreifer und einschrumpfender Pseudonavicellenschalen zeigen.
w. Geschwänzte Pseudonavicelle.
X. in Samenfäden sich auflösend.
y. Geschwänzte Pseudonavicellen aggregiren sich zu einem Cystenkemme und sind aus Samen-
zellen hervorgegangen.
z. Regenwurmei.
z. Muskelzelle, deren Inneres in Bacterien zerfällt, welche lebhaft durch einander wimmeln.
z“. Eine kleine Monoeystis (Gregarina) lumbriei.
Tafel EV.
Fir 1
1.-6. Zoothamnium sich einzellend und Cystensprösslinge bildend,
Fig. 2.
2. Parenchymzellen des jungen Flohkrebses, sich in Farbstoffzellen haufenweise umgestaltend.
1.a. (rechts unten!) Fett- und Eiweisskugeln, übergehend
1.b. in Muskelgewebe.
2. Die Farbstoffzellen und Fettkugeln in Zoothamniumkeimzellen übergehend,
3. Umwandelung von Blutkörperchen in eine Cyste von Farbstoffzellen.
4. Umwandelung von Blutkörperchen in einen zoothamniumartigen Körper.
5. Umwandelung von Schalengewebe in Zoothamniumkeimzellen.
6.4. Blutkörperchen des Flohkrebses verwandeln sich
b.d.in Schalenzellen um, welche ihren Inhalt
e.h. zu einem Zoothamniumkeime gestalten,
i._ Junge Zoothamnien.
k. Schalenzellen, deren Kern in Spiromycen ausläuft,
7. Schalenzelle mit Zoothamniumkernsprössling.
8.9, Schalenzelle mit denselben Embryonen,
Fig. 3.
1,a. Schalenzellen; b. Pigmenthaufen.
c. Verschiedene Naviculaceen gestalten sich zu
d.e. Keimzellen des Zoothamnium um.
f. f. Chlorogonium euchlorum zellt sich (Glenomorum tingens)
g.-K. nach Abwerfung der Wimpern ein.
m. Diese Cysten. entfärben sich.
n. Farbstofizellen des Leibes als Keime desselben Thieres.
1. Chlorogonium euchl. mit langausgezogenem, festsitzendem Fusse und ohne einen solchen,
frei, in der Form der Chilomonas.
2.4. Gelenktasche.
b. In dieselbe dringen Cryptomonaden ein, welehe sich entweder zu Zoothamnien oder zu
Schalengewebe umgestalten. Letzteres geschieht auch von Ceratoneis.
c. Pantotrich. volvox.
d. Zoothamniumkeimzellen. i
e. Cysten, deren Kern wahrscheinlich zu einem Distomum sich entwickelt.
.
gi
12
TAFEL IV.
Acinetenbildung.
Quertheilung eines Schalenfaserbündels in Keimzellen der Ceratoneis.
Fig. 4.
Sporen von Enterobryus bulbosus.
Dieselben entleert.
Die Spore entwickelt einen Zoothamniumkeim, oder geht vollständig in ein Zoothamnium über.
Fig. 5.
Schalenzellen eines jungen Gammarus
gehen in Amylodiscus. über,
in Keimzellen des Zoothamnium.
Junges Zoothamnium.
Bodo in Zoothamnium verwandelt.
Synedra in Spiromyce verwandelt.
Zoothamniumstiele, in Spiromycen umgestaltet, entwickeln aus ihren Zellen Navieulaceen.
Zoothamniumleib eingezellt und mit einem Geniste fortgetrieben.
Zoothamniumbäumchen, dessen Stiel in eine Spiromyce und dessen Leiber in Schalenzellen
des Flohkrebses sich umgestaltet haben.
Fig. 6.
Parenchymzellen von sehr jungem Schalengewebe zwischen den men und Glieder-
gelenken des Flohkrebses.
Euplotes monostylus (E.) (Cyelidium caudatum?) in verschiedenen Entwickelungszuständen,
an den Eiern des Flohkrebses sich ansetzend und zur Acineta sich umbildend.
Vaginicola und
Cothurnia Gammari.
Entwickelung einer Vaginicola aus einem Zoothamniumleibe.
Fig. 7.
Zoothamnium parasita mit Knospenbildung:
a. Eingezogenes Wirbelorgan.
b. Vacuole.
c. Peristomvacuolen.
d. Knospe.
Zoothamnium parasita mit eingezogenem Wirbelorgane , Schlundzellen und ins Parenchym
gedrungenen Nahrungsstoffen.
Einzellung eines Zoothamniumleibes; Nucleus deutlich,
Zoothamnium paras. (erassicolle) eneystirt und ohne Stielmuskel,
a. b. (s. oben rechts!) mit und ohne Stielmuskel.
Ein encystirter Leib löset sich von seinem Stiele.
Zoothamnium par. mit kurzem, aus mehreren scheibenartigen Zellen bestehenden Stiele.
Cryptomonas zum Zoothamnium entwickelt, woran noch die vier Wimpern als Fuss
erkennbar sind.
Cothurnia Gammari zur Acinetenbildung sich anschickend.
. Verschiedene Formen von Zoothamniumeysten.
a.-d. Genist von Naviculaceen, Conferven und Spiromycen.
Zoothamniumkeimzellen, deren Kern a. b. in mehrere Keime zerfällt.
c. d. Dieselben schlüpfen unbewimpert oder bewimpert aus, oder
e. gehen in Schalenzellen wieder über.
Fig. 8.
Zoothamnium parasita mit Stielmuskel.
a. Schlund in Vacuolen übergehend.
b. Vacuolen des Peristoms,
c. Pulsirende Vacuole des Wirbelorganes.
d. Wirbelorgan sich zurückziehend.
e. Vacuolen des Leibes mit beginnender Kernbildung.
2.
3.-7,
8
15.16.
TAFEL IV. und V. | 13
Zoothamnium, dessen Stielmuskel sich in mehrere Zellen gliedert.
Zoothamniumleib, eingezellt, mit einem Nucleus, welcher mit der Spiromyce vollständig
übereinkommt.
Spiralige Umdrehungen des Zoothamniumstieles, woraus
wieder Zoothamniumkeimzellen entstehen,
Zoothamniumstielmuskel in verschiedenen Metamorphosen.
Zoothamniumstiel schnürt Glieder ab, welche mit den Sporangien und Sporen des Entero-
bryus übereinstimmen.
Zoothamniumstiel mit Knospen, eingeschrumpften Zoothamniumleibern und einer Spiromyce,
welche aus ihren Gliedern Naviculaceen bildet.
Zoothamniumeyste, verödet und in Spiromycefäden sich auflösend.
Zoothamniumleib, dessen äussere Wandung _ spiralig gegliederten Fasern ihres Gewebes
deutlich zeigt.
Fig. 9.
Junges Zooth. paras., der Schlund mit Wimpern besetzt, senkt sich tiefer als gewöhnlich in
das Parenchym ein.
Bildung von Farbstoffzellen im Parenchym.
Acinetenmetamorphose junger Zoothamnien,
Die Acinetenborsten entstehen nicht allein aus dem Gewebe des encystirten Zoothamniums,
oder seinen Wimpern, sondern auch von aussen, durch Ansatz von Bacterien u. s. w.
Spiromycen an einem encystirten Zoothamnium entwickelt, gehen in die Acinetenborsten über.
. Verschiedene Acinetenformen des Gammarus.
. Acineten mit Knospenbildung.
Umwandelung einer verödeten Acineta in Amylodiscus.
Tafel V.
Fig. 1.
Zoothamniumbäumchen.
a. Zoothamniumpaar, dessen Stielmuskel mit dem Muskel des Stammes noch zusammen-
hängt. Nucleus nicht vorhanden, oder nicht sichtbar. Austritt der Schlund-
zellen, d.i. Ehrenberg’s zungenförmiges Organ.
b. Zoothamnium, dessen Stielmuskel bereits unterbrochen ist. Nucleus sichtbar, Austritt
von mehreren Schlundzellen. :
c. Theilung eines Zoothamnium.
d. Dieselbe vollendet bis zur Ablösung von Schwärmsprösslingen.
e. Theilung des Stielmuskels in Spiromycenglieder.
f. Gewebsbaecterien der Stielscheide.
Jüngeres Zoothamnium, ebenfalls mit unterbrochenem Stielmuskel.
Zoothamnium erassicolle, ohne Nucleus, mit weiter Vacuole.
Zoothamniumleib vom Stiele abgelöst.
Zoothamniumleib, dessen Parenchym nur aus grossen lichten Vacuolen besteht.
Bildung des Nucleus aus Verdichtungen verschiedener Parenchymzellen,
in einer Vacuole.
Noch andere Nucleusbildungen.
Abgelöste Zoothamniumleiber, worin nur der Nucleus weiterer Entwickelung fähig sehlckih ist,
17.-20. Umbildung abgelöster Zoothamniumleiber in Amylodiscus,
21.
22.
23.
24.-41.
Austritt von Keimzellen aus dem Schlunde des Zoothamniums,
Eine solche Keimzelle mit wurstförmigem Nucleus.
Behandlung 'eines Zoothamniumleibes mit Essigsäure, Ablösung des Wirbelorgans in Glau-
comform.
Zoothamniumkerne.
24.-26, Glaucomform.
27.28. Kerne, wie sie auch in Schalenzellen und den gestielten Zootkainfuinkehnkellen
der Flohkrebsschale gefunden werden, Pe
14
BD
I)
mn
TAFEL V.
29, 30. Distom- und Gregarinenform.
31. Kette von Kernen, welche
32.33. zu einer schlangenartigen Gestalt sich vereinigen.
34.-39. Gregarinen- und Enterobryusform.
40.41. Spiromyceform.
Fig. 2.
Schwärmsprössling des Zooth. parasita mit eingezogenem Wimperkranze.
mit hervorgestrecktem Wimperkranze.
Schwärmsprössling, sehr elastisch und flexibel, windet sich um und durch verschiedene
Hindernisse.
Schwärmsprössling, mit doppeltem Nucleus (unvollendete Theilungsform ),
mit abgeworfenem Wimperkranz, wandelt seinen Nucleus in granulirte Zellen, lichte Zellen
oder Bacterien um und nimmt ganz die Form der Gregarine an.
Fig. 3.
Glaucoma seintillans.
a.-c. Glaucoma von verschiedenen Seiten.
d.-i. Gestaltsveränderungen desselben.
k. Paramaeeiumform des Glaueoms.
. Glaueomkeime ohne Bewegungsorgan.
Entwickelung der Bauchklappe.
. Dieselbe weiter entwickelt.
. Kolpodaform,
. Leucophrys- und Bursariaform des Glaucoms.
ei
.
B
n2aoB
Mrd
y. Hervortreten der Bauchklappe bei Tödtung des Thieres mit Nux vomica.
z. Verwandelung des Glaucoms in ein Zoothamnium.
@. DBauchklappe mit zwei.bis vier Wimpern.
P- Scheidenförmige Bauchklappe mit bartartig hervorgestreckten Wimpern.
7. Bauchklappe mit kammartiger Wimperzunge.
ö. Kahnartige Bauchklappe.
&. Bauchklappe mit in Körnchen sich theilenden Wimpern.
&.-A. Glaucomkerne in ihrer Entwickelung zum Glaucom.
P- Glaucomkern in Monadenform.
v. Zerfallen eines Glaucoms in Bacterien.
&.-7. Bacterien desselben Ursprunges wandeln sich
P- in Vibrionen,
°. 7. Oscillarinen und
v./. Cercomonaden um,
Fig. 4.
Junge Glaucome, welche mit Pleuronema saltans D. die grösste Aehnlichkeit haben.
Auch hier Hervortreten der Bauchklappe nach abgeworfenen Wimpern,
Hervortritt eines Wimperbüschels statt der Bauchklappe.
Kleines Glaucom in Quertheilung.
Kleinste Glaucome und Chilodonten.
Glaucom in Quertheilung
Uebergang des Glaucoms in Paramaecium.
Hervortritt einer Keimzelle. Umwandelung der Bauchklappe in eine gezähnelte Röhrenform; -
Annäherung an Chilodon,
Glaucom in Paramaecium übergehend, wo die Bauchklappe noch unverändert geblieben ist.
. Paramaeciumform, woran die Bauchklappe ganz verödet ist.
Quertheilung dieser Form, woran die Theilungslinie mitten in die Bauchklappe fällt.
Glaucom sc. stösst Keime ab.
Glaucom in vollendeter Theilung.
Glaucome unregelmässiger Form.
Gy.
=
08
PBBramearme
TAFEL V. und VI. 15
Schwärmsprösslinge aus den gestielten Keimzellen des Zoothamnium mit jungen Glaucomen,
z. B. Fig. 3., ®- zu vergleichen.
Fi&..D.
Chilodon uneinat,
a. Aeussere durchsichtige und abstehende Hülle mit granulirtem Kerne.
c..d. Zeigt die Entwickelung und Verbindung des Schlundtrichters mit dem Parenchym,
sowie die Bildung des Kernes.
e.-g. Entwickelung des Chilodon aus einer eingezellten Kolpoda.
h.-1. Kerne des Chilodon unein., denen nur die Wimpern fehlen, um bald eine Kol-
poda oder Paramaecium, bald
m. eine Cryptomonas zu bilden.
n. Zerfallen des Chilodongewcbes in Bacterien.
Fig. 6.
Uebergang von Bodonen oder Schwanzmonaden in Cryptomonas und Chilomonas. 1
Fig. 7.
Uebergang von Schwanzmonaden in Hexamita nodulosa (D.), Gastrochaeta (Uroleptus museu-
lus), Euplotes monostylus, Ceratoneis, Pleuronema saltans.
Tafel VI.
Fig. 1. |
Zoothamnium parasita. Die Leiber nehmen eine unregelmässige, nierenförmige, dreiseitige,
zusammengedrückte Form an, entwickeln eine Wimperreihe, lösen sich ab und gleichen
alsdann den Knospenschwärmlingen der Spirochona Scheutenii, welche wir später als
Gastrochaeta betrachten werden.
Stielknospen des Zoothamnium, welche sich wieder zu einem vollständigen Zoothamnium
entwickeln.
Zoothamniumzelle in Spiromyce sich umwandelnd.
Fig. 2.
Zoothamnium mit tief eingezogenem Wirbelorgane,
Das letztere bauchsackartig hervorgetrieben und
zur Acineta sich umbildend.
Kleines Zoothamnium mit gegliedertem Stiele.
Acineta mit gegliedertem Stiele.
Einzelne Glieder zu Zoothamnien sieh später wieder entwickelnd.
Acinetenentwickelung.
Zoothamniumleib, dessen Wirbelorgan zu einem zweiten Zoothamniumleibe geworden.
Zoothamniumleib in eine Distomform verwandelt.
Gregarinenartige Doppelacinete, stiellos,
Fig. 3.
Zoothamnium paras. lässt eine Fetteiweisskugel auf seinem Wirbelorgane tanzen, wobei ab-
gelöste Theile in den Schlund des Thieres strömen.
Zoothamniumleib, dessen Wirbelorgan sich zu einer structurlosen Zelle ausgedehnt hat,
Uebgrgang von Zoothamniumleibern in Amylodiscus.
Zoothamniumleiber in Gregarinen- und Distomform übergehend,
Junges Distom.
Zoothamniumleib, und
eine Bruttaschenlamelle des Flohkrebses.
Fig.4 -
Knospensprösslinge des Zoothamnium paras. mit und ohne Kern in noch anderer Gestaltung.
Junge Euplotesformen.
Alter Euplotes, ausgedehnt und bewegungslos in Farbstofizellen zerfallend,
°
16
5
1
mp nee
a. b.
c.
d.-m.
n.
0
P-
q
r
1.
2.a.-b.
c.
3.a.-b.
c.-d.
e.
Lg.
4.a.
b.-f.
g-
h.
1.
k.
TAFEL VI.
Euplotes einen Theil seiner Bewegungsorgane in Acinetenborsten verwandelnd,
Euplotes zerfallend.
Fig. 5.
Acineta Zoothamnü, ein Junges gebärend,
Acineta Zoothamnii nach dieser Geburt.
Schwärmende Junge dieser Acineta.
Rückbildung der Acineta nach mehrmaligem Geburtsacte, oder Auflösung in Farbstofizellen, i.
Acineta mit einem einzigen Embryo gefüllt.
Acineta in Euplotesartige Lappen sich klüftend.
Fig. 6.
Enplotes monostylus entwickelt
aus Gastrochaeta (D,) Spirochonae, welche eine schwärmende Knospe der Spirochona
Scheutenii ist.
Anordnung der Wimpern.
Die Schwingungen der Wimpern bilden zusammengenommen eine unendlich fortlaufende
Spiralbewegung.
Schema dieser Bewegung.
Gastrochaeta von Spirochona sich ablösend.
Uebergang in Euplotes monostylus.
Gastrochaeta hat nach abgeworfenen Wimpern eine grosse Aehnlichkeit mit lichtbrechenden
Körpern des Gammarusauges.
Fig. 7.
Fiederhaar eines Kiemenfusses von Gammarus ornatus. ’
a. Eine einzelne Borste desselben gliedert sich in Zarhetofkellans an ihrer Ein-
lenkungsstelle eine Cocconeis, welche
b. zum Keime einer Spirochona wird.
e.-d.. Gewebszellen des Fiederhaares färben sich und werden ebenfalls zu Keimzellen
der Spirochona,
R Keime der Spirochona Scheutenii.
£.-g. Andere Gewebstheile des Fiederhaares zu diesen Keimen umgestaltet.
h.i. Spirochonae mit ausgestossenen Kernen, welche zu Keimen der Spirochona werden.
Spirochonenkeime und deren weiteres Wachsthum.
Spiromyece polymorpha (Kützing), en Abkömmling des Enterobryus bulbosus. (Leidy.)
Monadenartige Keime der Spirochona und deren weiteres Wachsthum.
Unentwickelte Spirochonen, wovon eine mit Farbstoff gefüllt ist.
Spiromyee, vielleicht aus einer in Farbstoff verwandelten Synedra hervorgegangen.
Vibrionen setzen sich an und werden zu Spiromycen.
Cryptomonadenkeime der Spirochona.
Entwickelungsstufen derselben.
Entwickelung des kammförmigen Peristoms,
Erwachsene Spirochona mit Entwickelung ihres Knospenhöckers,
Gregarinen in Form unentwickelter Spirochonen. (S. T. VIL. Fig. 1,, ® 1% 20.)
Zoothamniumschwärmling,
Chilodon,
1
m.n. Gastrochaeta in Kolpodaform, wenn sie aus Spirochonen hervorgegangen sind, entwickeln
0.
5.2.-C.
d.
e.-h.
a.
b.
c.
sich wieder zur stammelterlichen Form, s. die Kerne und Keime der Spirochon,
(S. Tab. VI. Fig. 1., 2°-°*)
Spirochona mit beginnender Peristombildung.,
Unentwickelte Peristomformen; im Grunde die Wimperbündel.
Längsdurchschnitt des Peristoms mit drei Wimperbündeln am Grunde.
Verschiedene Ansichten desselben,
Fig. 8.
Doppelgregarine in mehrere granulirte Kernzellen sich theilend.
Ein Muskelbündel des Flohkrebses,
Anlage einer Bruttasche desselben,
TAFEL VII. | 17
Tafel VII
Fig.l.
Innerer Bau, Knospen- und Keimbildung der Spirochona Scheutenii.
1.-3. Verschiedene Aggegratformen des Körperinhaltes.
4:7. Spiralig gewundene Darmspalte,
5 Spirochona mit Gastrochaeta als Knospe,
6. Stelle, wo letztere abgefallen ist.
8 Spirochona mit stumpfeckigem Fusse (s. T. VI. Fig. 7., * i.),
o. Halszellen, theilweise die Marken, wo Knospen sich abgelöst haben. Mitunter
bestehen dieselben auch aus blind endigenden Röhren, aus denen Wimperbündel
hervorsehen. (Vgl. die Uebergänge des Glaucom in Paramaeeium und Chilodon!)
2. Spirochona mit Hals- und Fussknospen.
10.-24. Eine Reihe von Knospenbildungen bis zu ihrer Ablösung als Gastrochaeta.
22. 23. Gregarinenartige, unentwickelte Spirochonae.
25. $Spirochonae, deren Körperinhalt zu Monaden «. sich autlöst. |
26-28. Knospenbildung im Peristome, Annäherung an die Gregarinenform, Kermbildung und daraus
sich eutwickelnde Keime, welche mit Monaden, und Schwanzmonaden, welche mit Glaucom-
und Chilodon-, Paramaecium- und Zoothamniumformen Achnlichkeit haben,
Fig. 2.
Durchschnitt eines Kiemensäckchens von Gammarus ornatus,
a. Aeussere Wandung.
b. Kiemenleisten im Innern,
c. Kiemenlücken mit freien, oder festsitzenden Blutkörperchen.
d. In den Kiemenlücken lebende Trachelii. Der Rand des Kiemensäckchens ist mit ver-
schiedenen Formen der Spiromyce polymorpha besetzt.
1.2. Monaden, Cercomonaden und Bacterien setzen sich an und werden zur Spiromyce, ebenso
lösen sich Zothamniumstiele und selbst Spiromyce in Monaden auf, um sich zu neuen
Formen der Spiromyce wieder zusammenzusetzen.
3. Synedra unter Entfärbung zur Spiromyce werdend.
4,-7. Junge und alte, zerfallende Spiromycen,
8.-9. Zoothamniumstiele in Spiromyce verwandelt,
10.11. in Monaden und Vibrisnen zerfallend und
12,13. zu dendritischen Formen der Spiromyce sich wieder zusammensetzend.
14. Spiromyce aus Gregarina- oder Enterobryusformen entstanden ( Fungus mycelium) und wieder
monadenartige Sporen abscheidend,
Fig. 3,
1 Oberfläche eines Theiles der Flohkrebsschale: Schalenstacheln wachsen zu Spiromycen aus.
2, Dendritische Formen der Spiromyce,
3. Spiromyce in eine Reihe von Cryptomonadenzellen sich umsetzend.
4.-7, . Zoothamnium paras. in Spiromyce verwandelt.
a. Eingezellter Zoothamniumleib ;
b. Doppelglied einer Spiromyce, von einem umgewandelten Zoothamniumstiele stammend.
8.9. Zoothamniumleib in einen Büschel von Spiromycen sich trennend.
Pie. 4;
Spiromyce polymorpha:
1. Spitze 'einer:Spiromyce, bestehend aus einer Reihe eylinderförmiger Zellen, von welchen
sich eine änssere Hülle in spiralig gewundenen Fäden ablöst. Letztere bestehen
aus perlenschnurförmigen Zellreihen, welche
2. sich wieder in Monaden und Bacterien auflösen,
3. Rest eines Zoothamniumstieles in Spiromyce umgebildet.
4. Derselbe in Zeilen zerfallend, welche, wie die von Zoothamnium- und Acinetastielen
abstammenden, in Cocconeides, Zoothamniumkeime oder Schalenzellen übergehen.
RENTSCH, Homologenesis, Heft I. 3
18
|
TAFEL VH.
5. Spiromyce, deren innerer Zellenbau aus einem zusammengeroliten Spiralfaden besteht
und sich in Monaden auflöst, während die äussere Hülle ein glatter Aurchsichtiger
Schlauch bleibt.
‘6.6. Spiromycenreste, an ihrem Fusse mit einem Kranze kleinster ia er umgeben.
( Arthromitus [Leidy.]).
a.b. Zellen der Spiromyce in Naviculaceen verwandelt,
Glieder einer Spiromyce, an welche sich
a.b. Cercomonaden und
e.d. andere unbekannte Keime ansetzen, um ebenfalls in die Spiromycenform überzugehen.
Glieder einer :Spiromyce schnüren sich zu gestielten Zellen ab, wie wir solche als Keimzellen
und Einzellungen des Zoothamnium kennen gelernt haben.
Glieder einer Spiromyce bekommen einen Farbstoffkern und wandeln sich in Navieulaceen um.
Schlauchförmige Spiromwyce, deren Zellen und Zellkerne pigmentirt werden und als Navicu-
laceen ausschlüpfen, |
Spiromyce mit kugeligem Fusse und einer Zellentwickelung, welche mit der vorigen, noch
mehr aber mit der Sporenbildung des Enterobryus bulbosus Aehnlichkeit hat.
Schlauchförmige Spiromyce, angefüllt mit kleinen Farlstofizellen, aus denen Navieulaceen
entstehen.
‚Spiromyce, welche ihre säulenförmigen Glieder (vgl, die des Zoothamniumstielmuskels) in
Monaden auflöst. B
Cıyptomonas setzt sich an und entwickelt sich unter allmäliger Entfärbung zu einer Spiromyee.
Naviculaceen treiben endständig Zellen, womit sie sich anheften und unter Entfärbung zur
Spiromyce auswachsen, =
Gregarine zur Spiromyce auswachsend.
Verschiedene Schalenstacheln zu spiromycenartigen Gliederungen sich gestaltend.
Fig. 5.
Diatoma pectinale (R.), Baeillaria peetinalis (E.), verändert seinen homogenen spröden Kiesel-
panzer ebenfalls nach den Combinationen der Spirale,
Fig. 6,
Enterobryus bulbosus. (Leidy.)
1.-3. Zellen aus dem Mastdarme von Gammarus ornatus,
4.5. Mastdarmzellen aus bacterienartigen Gewebselementen zusammengesetzt,
6.-9, .Mastdarmzellen zuf Enterobryusbildung fähig.
10.11. Muskelzellen und Bündel des Darmkanals in Enterobryus übergehend,
12. Gelappte Gregarine zur Enterobryusbildung sich anschickend.
13. Gregarinen des Darmkanals in Umwandelung zum Enterobryus begriffen.
14. Gregarine, in deren Kernzelle Bacterien sich bewegen,
15. Auskeimen von Mastdarmzellen zu Enterobryusschläuchen.
16,-15. Gregarinen in Enterobryus auswachsend.
19.-20, Enterobryuskeime frei und festsitzend.
21. Uebergang der Mastdarmzellen in grössere Enterobryusformen.
22, Gregarinendrilling und
23. Zwilling zu Enterobryus werdend,
24. Enterobryusthallus:
@. /?. Mastdarmzellen.
Y- Monadenkeime des Enterobryus.
6. Thallusschläuche, welche durch bruchsackartige Ausstülpungen zu neuen
Schläuchen des Enterobryus auskeimen.
&.-0. Neben und auf einander sitzende Enterobryi bulbosi.
25.2. Enterobryus bulb. seine Glieder zu kugeligen Zellen abschnürend, welche wieder
zu Enterobryus auskeimen.
b. Gregarinendrilling, wovon-eine bereits die Textur der Spiromyce angenommen hat und
c.in weiterer Entwickelung sich befindet,
26.
27.
ä.b.
c.
d.
e,
e'.
TAFEL VI. und VII. 19
Enterobryus bulbosus:
a. Gregarine in einen geschlossenen, noch freien Keimschlauch des Enterobryus verwandelt.
b. Enterobryus bulb. angefüllt mit kugeligen Sporen. u
6. Dieselben sich zu Kernzelilen umordnend,
d. welche wieder in einen quergestreiften Cylinder, aus Scheiben oder spiralig aufge-
rollten Fäden bestehend, übergehen, wie wir sie, bei Spiromyce kennen ge-
lernt haben.
Enterobryus bulbosus:
a. Mastdarmgewebe.
b. Kugelige Sporen.
c.-g. Monaden- und bacterienartige Keime.
Theil eines Enterobryus bulb., in dessen geschlossenen Zellräumen sich monadenartige
Keime bewegen. |
Tafel vor
1 8
Schema der Spiralbewegung bei Bildung der Enterobryussporangien.
Enterobryus durch Quertkeilung sich vermehrend.
Sporangienbildung. *
Enterobryus, den Inhalt seiner Sporangien als Monaden ausscheidend.
Der Spiromyce verwandte Form des Enterobryus.
e“. e'.Enterobryus bulb., dessen Haftzelle mit dem Peristom der Spirochona Scheutenii vollkommen
f.-g.
h.
i
K.
I
übereinstimmt.
Haftzellen des Enterobryus gehen in dieselben Formen über, welehe Cocconeis und Navicula
in der Schale des Flohkrebses annehmen.
Enterobryus ‚bildet Sporangien und Sporen, welche zu Doppelgregarinen, oder auch zu
gestielten Keimzellen des Zoothamn um werden.
Enterobryus bulb. mit Sporangien- und Sporenbildung.
Sporen, welche aus dem Enterobryusschlauche hervorbrechen und entweder zu
Enterobryus oder zu Gregarina wieder werden.
m.n. Sporen, welche einen gregarinen- oder distomartigen Keim einschliessen.
0.
P--T.
s.t.
u.
Sporen, in der Nähe des Afters gefunden, welche eine Spirochonenform annehmen.
Muskelzellen des Flohkrebses, aus dem Mastdarme.
Gregarinen, welche sich an die Darmwand ansetzen.
Gregarine, eine blasige Haftzelle aus dem Munde treibend.
v.w. Verschiedene Gestaltsveränderungen der Gregarina Gammari.
X,
y.2.
1.-5
4.7.
6.8
Langgestreckte Gregarina Gammari aus dem Darmkanale des Flohkrebses, welche einen
Theil ihres Inhaltes als Bacterien ausstreuet,
Sporen von Enterobryus, deren Embryo mit dem Embryo des Distomum Gobü die grösste
Aehnlichkeit hat.
Fig. 2.
Schema der Spiralbewegung bei Bildung der Gregarinen und Bildungszellen des Flohkrebses.
Gewebsbacterien der Gregarine wieder zu Gregarinen heranwachsend.
.8.9. Dieselben verwandeln sich durch Infusion in Cryptomonas und umgekehrt Cryptomonas in
Gregarina.
10.-13. Gewebsbacterien der Gregarine durch. eine Amoebabildung in Gregarine übergeliend.
14.-17, Darmzellen in Gregarinenform.
18.
1.
Parenchymzellen des Flohkrebses.
Fig. 3.
Entwickelung von Monaden und Cercomonaden aus faulendem Muskelgewebe des Flohkrebses.
Fig. 4.
Hygrocroeis verwandelt sich
5*
20 TAFEL VIN.
2.35. in Monas und Cryptomonas.
5. Cryptomonaden in Liebeständelei und Begattung.
6. Leere Schalen von Cryptomonas, welche aus infund. Distomgewebe hervorgegangen war,
werden durch Chlorzinkjodlösung gebläuet.
7.8. Amoeba aus demselben Distomgewebe entstehend, resp. durch Umordnung aus dem leeren
Cryptomonadenpanzer hervorgehend.
Fig. 5.
3; Vibrio anguillula und Muskelfasern des Flohkrebses zerfallen
2.4. in ähnliche Zellformen. ®
Fig.b;
H; Reste einer Conferve aus dem Darmkanale des Flohkrebses mit ansitzenden Gregarinen.
2.3. Amylodiseus wird aufgelöst und seine Gewebsmoleküle zu Darmzellen umgeordnet.
Pie:
Parenchymzellen und Blutkörperchen des Flohkrebses; -
a. Blutbacterien des Flohkrebses
b.-d. zu Blutkörperchen sich eindrehend, welche
e.-g. Cryptomonaden, und
h. Amoeben gleichen.
i.-n. Anordnung zu Parenchymzellen,
0. in Cryptomonadenform,
p- im der Form von Enterobryussporen,
q.-s. von Trachelius und Gregarina.
Fig. 8.
1.-4. Navieulaartige Parenchymzellen. '
5.6. Aus Bacterien sich zusammensetzende Zellen mit Kernbildung.
7. Zelle von durchsichtiger homogener Textur mit doppeltem, unvollständigem Kerne,
8.-11. Gregarinenartige Parenchymzellen.
12. 13. Bildungskugeln mit spiralig sich eindrehendem Kerne.
“
14. Granulirte Kugel mit lichten Kernzellen.
15. Muskelzelle (s. Cryptomonas, T.II. Fig. 17., ©).
16. Eingezellte Gregarine.
17.18. Gregarinenartige Muskelzellen.
19. Gregarinen, welche sich an die Peritonäalwand ansetzen, werden zu Bündeln der Muskelkiant,
20. Muskelzellen der Muskelschicht des Darmes haben eine dem Enterobryus gleichende Bildung
und lösen sich als solcher ab, ja werden selbst wieder zu freien Gregarinen.
Fig. 9
1 Bacterienartige Gregarinen
2 mit Kernzellen.
3. Contraetionen kleiner Gregarinen.
4.-7. Verschiedene Gestalten derselben.
8 Die Contraetionen des Leibesinhaltes stimmen mit den Muskelzellen des Darmes (s. Fig. 8. ?%)
ganz überein.
9.10. Bildung emer Kernzelle,
34 Gregarinendtilling.
12, Bildung eines Nucleus um eine Kernzelle.
12-12”. Bildung von Mund-, Darm- und Afterzellen.
13. Gregarinen mit gefärbtem Leibesinhalte und Farbstofizellen, endlich gänzlicher Umbildung
in Farbstoff.
14. 15. Gregarine mit trichterförmiger Mundöffnung, spiralig sich eindrehendem Nucleus und geballtem
Leibesinhalte.
16. Gregarine mit geschlossener Mund- und Schlundzelle und einem Leibesinhalte, welcher in
viele Kugeln gefurcht ist.
37. Gregarine mit quergerunzelter, contrahirter Leibeswand.
18,
19.
20.
21.
22.
0
Os
24.
25.
26.
27.
28.
29.
80.
31.
2.
TAFEL VIIL.und IX. | 9
Gregarine mit strahlig eingekerbtem Kopfe, Contraetionen der Leiweswanu und des Leives-
inhaltes, welche zusammen wit der wandständigen Kernzelle bere ai den Uebergang in die
Distomform andeuten.
Kugelig zusammengezogener Gregarinenleib, an welchem die spiraligen: Windungen der eon-
trahirten Leibeswand deutlich zu sehen sind.
Längsgerippte Gregarine.
Schuppenförmig eingekerbte Gregarine,
Gregarine mit gefalztem Kopfe.
Gregarine mit gezähnelter Mundöffgung.
Gregarine mit gelappter Mundöffuung; vgl. die Gehöreylinder des Flohkrebses,
Gregarine mit eingestülptem Kopfe; vgl. die Kelch- und Quastenkörper des äussern Fühler-
paares vom Flohkrebsmännchen.
Gregarine, der Zoothamnium- und Acinetenform sich nähernd.
Kugelig zusammengezogene Gregarine.
Kugelig zusammengezogene Doppelgregarine,
sich einzellend,
verkalkend.
Gregarine mit austretender Schlundzelle, wie beim Zoothamnium.
Fig. 10.
Gregarinen mit Chlorzinkjodlösung oder Schwefelsäure und Jodwasser behandelt.
Tafel IX.
Fig. 1.
Theil eines Leberschlauches von Gammarus ornatus.
a.a. Wandständige Leberzellen.
a. Blutkörperchen von den Leberschläuchen sich ablösend.
b Embryonale Leberzellen.
c.-e. Verschiedene Formen von Leberzellen,
f.i._ Gefärbte und ungefärbte Leberfettkugeln.
g. Granulirte Leberzelle mit Fettkugeln als Kern.
h. Spiralige Verbindung zweier Leberzellen,
k Gruppe von Leberzellen mit spiralig eingedrehten Kernen.
k‘. Gregarine von Leberzellen eingeschlossen.
1 Wandständige Leberzelle mit Cocconeisartigen peripherischen Zellen, welche‘ mit
einem Pigmentringe umgeben sind.
m. Leberzellen mit Gallenfarbstoff angefüllt.
n.-p. Freie Lebergregarinen.
q.r. Leberzellen mit granulirtem Kerne.
s.t. Gregarinenartige Leberzellen.
u.-X. Leberfettkugeln aus Bacterienhüllen hervortretend,
Fig. 2.
Flaschenförmige Leberzellen (s. die Fötalkiemen [ Placenta] des Flohkrebseies; T. XTIL. Fig. 6.).
a.-c. Blutkörperchen aneignend; Seitenansicht;
c’.-e. von oben geschen ;, spiralige Eindrehung der Zellen,
f. Diese Zellen ausgezogen in einen Hals von spiralig. verbundenen Zellen, überein-
stimmend mit den an die Peritonäalwand des Darmes sich ausetzenden oder den
von ihr sich trennenden Gregarinen und Enterobryis.
Fig. 3.
Peripherische Leberzellen in Pigment sich umwandelnd.
b. Wandständige Leberzellen, deren Inneres von Monaden, Bacterien und Vibrionen bevölkert BR
0.d.
ef.
Gallenfarbstoffzellen.
Cholsäure und Cholesterinerystalle der Leberschläuche,
.
22
TAFEL IX.
Fig. 4.
Uebergang von faulenden Leberzellen in Protococcus, Cryptomonas und Ceratoneis.
Bacterien des Gregarinenparenchyms
ordnen sich zu Leberzellen um.
Zusammengesintertes Gallenpigment (auch Cholsäure) in Kerne von Leberzellen veritl
oder umgekehrt aus denselben entstanden.
Fig. 5
Dotterkugeln des befruchteten Eies von Gammarus omatus ordnen sich zu Leberschläuchen.
Dotterkugel in Furchung bis n
zur Bacterienbildung.
Diese Baeterien ordnen sich dann zu den oben beschriebenen Leberschläuchen zusammen.
Während der Differenzirung der Dotterkügelchen zu Bacterien sintern die Baeterien zu Chol-
säureerystallen zusammen, welche bereits beim Embryo gefunden werden.
Fig. 6.
Bildung von Blutkörperchen aus Fettkugeln.
Schnur von granulirten Zellen mit Fettkernen wandelt sich
in Bindegewebsfasern um, welche die Leberschläuche unter einander und mit dem Darme
locker verbinden. Die Kerne der einzelnen Faserzellen lösen sich als Blutkörperchen ab,
und es bleiben
einfache Faserbänder zurück (vgl. Enterobryus bulbosus).
Pigmentkugeln eingezellt, daneben eine pigmentirte zum Distom sich einzellende Gregarine.
Pie. %
Parenchymzellen des Flohkrebses.
. Einzellung von pigmentirten Blutkörperchen;
im weiteren Wachsthume.
.‚i. Diese Cysten eignen sich Blutkörperchen, Fettkugeln und Zellfasern an.
Einzellung von Fettkugeln.
Umwandelung von Fett und Pigment in einen Distomkeim.
Pigmentirte Distomkeime.
Eingezellte Gregarinen frei im Darmkanale und auch neben den Leberschläuchen, durch welche
sie sich durchgedreht haben, aufgefunden.
Fig. 8.
Muskelbündel des Flohkrebses.
Blutkörperchen.
Blutkörperehen zwei Pigmentfettkugeln einschliessend.
Körmniges Gewebe mit eingesprengten lichten Fettkugeln, welches eine Lücke umgiebt, in
welcher
Pigmentzellen zu einem Distomkeime sich umgestalten.
Fig. 9.
Keimzelle eines Distoms.
Entwickelung des Embryo’s. Kleinste Formen.
Cyste mit Distomembryo, an welchem nur Zellen, sonst keine Spur eines Organes wahr-
nehmbar ist.
Muskelzelle vom Flohkrebse.
Distomembryo, an welchem einige Zellen sich zur Anlage eines Organes (Nervensystem,
Darm?) umgeordnet haben.
In den Bluteireulationsräumen des Flohkrebses vorkommende und wandernde Distome, an
welchen obige Organanlage (des Nervensystems?) in weiterer Entwickelung, sonst aber
kein Organ zu sehen ist.
Schlingenförmiger Umschlag des Nervenstranges.
Seitenstränge. -
Parenchymzellen des Distoms mit Andeutung einer Afterfütindung und des bepndasmes-
organes (Kloake),
TAFEL IX. und X. 23
m. m‘, Dieselben Distome wieder in Pigment eingezellt.
n.
I a
Eingezelltes Distom, an welchem der Bauchsaugnapf zuerst auftritt. Die Cyste ist angefüllt
mit Körperchen, welche wir später als Gewebsformen des Distoms kennen lernen werden.
Dieselben werden bei jeder Bewegung des Distoms in der Cyste hin- und hergetrieben.
Verschiedene Formen dieser freien Körperchen.
Tafel x,
Kig,1.u. 2,
Weiter entwickelte Cysten des Distomum Gammani.
Fig. 3.
Distomeysten mit Inhalt:
a. Nucleus, welcher mit dem des Zoothamnium Aehnlichkeit hat.
b. Distom, ähnlich einem Zoothamniumschwärmling,
Fig. 4.
Zellen der Cyste.
Aeussere Haftzellen der Cyste.
Innere Haftzellen des Distoms.
Fig. 5.
Distomum Gammari ohne Bauchsaugnapf und Nervensystem. Statt des Mundes eine seichte
Grube, im Hintertheile ein lichter Raum, aus welchem sich später Kloake und Hoden etc,
entwickeln. Cyste angefüllt mit freien Gewebskörperchen des Distoms.
Schwanztheil eines Distoms mit darmartig gewundenen Muskelzellen.
Umwandelung eines Distoms in eine Muskelzelle des Gammarus.
Muskelzellen des Gammarus. s
Knotige und quergestreifte Muskelbündel des Gammarus,
Bau der Primitivmuskelfasern:
Bacterien- und vibrionenartige Zellen der Primitivmuskelfasern.
Anreihung von Muskelelementen in Form von Cercomonaden und jungen Cera-
toneiden.
Rechts- und Linksspirale solcher Reihen.
Bau einer quergestreiften Muskelfaser.
„rt. Primitivmuskelfasern oder Bündel verhalten sich im Baue ähnlich wie die Spiromycen,
.t. Auflösung der Primitivmuskelfasern in noch feinere Fäden und Körnchen bis
zum Plasma.
Umbildung macerirender Muskelfasern in Fungus mycelium.
Fig. 6.
Hautzellen von Distomum Gammari.
Aehnliche Zusammensetzung von Bacterien.
Bacterien des Distomgewebes übereinstimmend mit denen des Gregarinengewebes.
er Sin
5
. Dieselben zu Pigmentkugeln und Läppchen sich aggregirend, aus denen später Distomeier
hervorgehen.
Solche Eier in der ersten Anlage.
Bildung von Samenfäden desselben Distoms.
Bildung von Muskelgewebe.
Anlage des Schlundkopfes aus einem Muskelelemente entstehend.
Fig. 7,
Muskelelemente aus den Blutkörperchen und a ah eines jungen, eben gehäutsten
Flohkrebses hervorgegangen.
a. DBacterien und Pigmentkugel.
b.-g Muskelelemente, welche wir als Gewebsformen des Distoms und der lichtbrechenden
Körper des Gammarusauges wiederfinden, ;
h.i. Muskelelemente den Schwanzmonaden ähnelnd,
%
24 TAFEL X. und XI.
k.l. Dieselben zu Hanfen und Zellen gesammelt, welche
m.-p. in grössere Muskelelemente oder Bündel übergehen.
Fig.'8.
Entwickelung des Gammarusauges.
a. Häufchen von Pigmentzellen, erste Anlage des Auges. \
b. Parenchymzellen, wovon eine Gruppe von fünfen ihren Inhalt in Pigment und licht-
brechende Körperchen des Auges umgestaltet, während die übrigen noch Muskel-
zellen gleichen. Jie das Auge begrenzende Gefässlücke ist noch geschlossen
und mit farbigem Plasma gefüllt, worin einige embryonale Blutkörperchen
bereits schwimmen.
b. Muskeleyste mit Körpern, welche den lichtbrechenden Körpern des Auges voll-
ständig gleichen.
c. Zusammensetzung eines Pigmentkörpers des Auges durch kleinste Monaden und
Bacterien.
d. Dieselbe Zusammensetzung zu einem lichtbreehenden Körper.
e. Eindrehung von Pigmentmonaden in der Richtung einer Spirale zu Zellen, welche
lichtbrechende Körper werden.
f. Zusammensinterung einer Parenchymzelle zu letzteren.
g.h. Parenchymzellen, welche ihren Inhalt in lichtbrechende Körper des Auges umwandeln.
iR Zellen, deren wandständiger Kern zu einem lichtbreehenden Körper des Auges
heranwächst; vgl. damit die Samenzellen des Flohkrebses.
R. ZuSpmeaunrinletung von Parenchymzellen zu Pigmentkörpern des Auges.
1 Gestielte Lichtkörper des Auges (Stäbchen); vgl. die gestielten Anhänge der
inneren Fühler. d
m.-X. Lichtbrechende Körper des Auges von einem erwachsenen Gammarus.
y- Wachsthum eines lichtbrechenden Körpers durch Aneignung von ans
Formen dieser Körper, oder von Pigmentmonaden.
2. Cryptomonas und Pigmentzelle des Auges.
Tafel xt.
Fig. 1.
Lichtbrechende Körper aus dem Auge eines erwachsenen Gammarus ornatus:
a. Lichtbrechende Körper mit farbiger Brechung des Lichtes und Pigmenthülse,
b.c. mit grossen Vacuolen.
d.e. Distomform.
T. Lichtbrechender Körper in einer Cyste.
g.-q’. Andere Formen,
deren Kern in lebhaft durch einander wimmelnde Pigmentmonaden sich aufgelöst hat.
8. Lichtbrechende Körper mit Schwefelsäure behandelt schwollen auf und zeigten statt
des dichten faserigen Gewebes eine zellige Textur und in der Gesammtform
Aelmlichkeit mit eingezellten Distomen.
G Distom, mit Schwefelsäure behandelt, nimmt eine den lichtbrechenden Körpern
ähnliche Gestalt an. Auch trifft man ganz ähnliche Körper im Kopfringe des
Flohkrebses, wahrscheinlich Umbildungen der daselbst so häufig vorkommenden
Distome.
Fig. 2.
Distomum coronat., von den Kiemen des Stichlings.
Distom. palmatum, ‘aus dem Darmkanale des Stichlings.
c. Dasselbe eingezellt. Diese Kopfform vergleiche man mit den Kopfformen der Gregarinen
(T. VE.2. VIE):
Fig. 3.
Entwickelung der Eier von Distom. Gobii min.
a.b. Gewebsbacterien ordnen sich
Pr
TAFEL XI. 25
v. zu. Haufen und
d.e. zellen sich ein,
£: Haufen von pigmentirten Bacterien.
g.h. Haufen von farblosen Kügelchen' zellen sich ein,
i. zu einem Eie, woran die spiraligen Windungen ‘der Schalenfaser an den. Polen
hervortreten.
Kk. Ei mit farbloser Keimzelle und gefärbten Dotterläppchen,
l.m. Eier mit mehreren Keim- oder Dotterzellen. (?)
n.-s. Erste Anlage des Embryo,
t. Embryo mit Farbstoffzellen.
u.v‘. Umwandelung derselben in Wimpern des Embryos, oder seinen Kern,
w.x Textur der Eischale.
y. Ausgebildeter Embryo ohne festen Kern,
2. in einem pigmentirten Eie.
2. Embryo mit zoothamniumartigem. Kerne.
0. Fettkugel aus dem Darmkanale des Distoms,
P- Uebergang in einen Körnerhaufen,
Y- in Körnerreihen,
ö.-£. in Spiralzellen, welche wiederum
9. zu Cholsäure sich umgestalten.
Fig. 4.
Bildung der Samenfäden beim Distom, Gobii min::
a. Gewebsbacterien,
b, zu Haufen gesammelt,
c. eingezellt,
d.e. daraus Samenzellen,
f. Maulbeerförmiger,
gi. fächerförmiger Haufen von Samenzellen.
K. Einzelne Zellen desselben,
1.m. Samenzellen, welche dem Spirodiscus und Amylodiscus gleichen,
0. Granulirte Samenkugel, deren Kern ein spiralig eingedrehter Faden, Kopf des
Samenfadens, deren Wand kleinste Bacterien, welche sich zu emem Faden
vereinigen, bilden.
p--y. Samenzellen, welche sich zu Samenfäden abwickeln.
2. Freie, schwingende Samenfäden.
z'. 2", Oscillarienartige Gliederung derselben.
Fig. 5.
Befruchtung des Eies von Daran Eohi:
.a4.b.' Dotterläppehen und ihre ‘Zellen
c.-e. schnüren sich durch spiralige Umdrehungen zu Eiern ab.
f.g. Doppeleier.
h. Ei ohne geformten Inhalt, die Schale in wurmförmigen oder pulsirenden Contractionen.
i. Dotterläppchen schnüren sich zu Eiern ab.
kl. Eier, deren Schale aug einer feinkörnigen Masse besteht.
m. Pigmenthäufchen zu Eiern umgestaltet und umgekehrt.
n.-p. Unreife Eier, wie sie auch frei SE waLnugE in den Cysten der Ganmarusdistome
gefunden werden.
q. Unreife Eier oder Dotterläppehen werden von Samenfäden UMRpONnEn, welche
r. : zu einer Eischale zusammengewebt werden.
s.t. Entwickelung des Embryo, monadenartige Gewebsformen in demselben (vgl. die
Enterobryussporen, T. VII. Fig, 1.).
U. Pigmenthaufen in pigwientirte Eier übergehend, Pigmentbacterien;
v. Umwandelung derselben im Meerwasser zu Cellulose, Amylodiscus.
w. Distomei, dessen Inneres von durcheinander schwimmenden Bacterien erfüllt ist.
RENTSCH, Homoiogenesis, Heft I. 4
26
TAFEL- XI. und XIL
Fig. 6.
Zerfallen von Distomeiern in Cholsäure.
Textur der Eischale.
Verschiedene Formen von Distomeiern vaer Eischalen.
Violette Färbung unreifer Distomeier' dureh Chlorzinkjodlösung.
Gestieltes Distomei.
Pie. 3.
Distomei mit sich lüftendem Deckel,
ohne letzteren.
Pigmentirte Schale, der Deckel gehet im Meerwasser in eine Farbstofizelle über.
Embryonen und Junge aus ihren Eischalen geschlüpft:
d. Embryo mit rundem Keme;
e.f. ohne Kern;
4 mit spiralig gewundenen Darmzellen;
h. mit Augenpunkten und blasig hervorgetriebener Schlundzelle.
R Anordnung der Wimpern.
k.-n. Embryo mit pigmentirter Scheitelzelle.
0. Entwickelung eines hufeisenförmigen Kernes,
p.-t. Distomjunge, welche Zoothamniumschwärmlingen gleichen, mit und ohne hufeisen-
förmigen Nucleus.
U. Dasselbe nach Verlust seiner Wimpern.
y. w. Auflösung von Distomjungen 'bis auf ihren Kern, welche sich entweder in Amoeben
oder in Amylodisei umwandeln, beobachtet in Infusionen von Distomeiern.
x.y. Distomjunge setzen sich fest und entwickeln sich zu Zoothamnien.
2. Umwandelung von abgestorbenen Distomjungen in Doppelglieder von En (s.T. II
Fig. 5., 4 w--x-)
Fig. 8.
Gewebselemente des Distomum Gobii,
mit Wasser infundirt, gehen in Cercomonaden, Cryptomonaden und Eunotien. über.
Fig. 9.
Blutkörperchen von Gobius minut.
Gewebsformen des Distomum Gobü.
Fig. 10.
Die gestielten Körper der inneren Fühler des Gammarus ornat. (8. die ähnlichen Formen
des Enterobryus!). |
Zoothamnium paras. in ähnliche Form übergehend.
Fig. 11.
Quastenkörper der äussern Fühler des Gemsisehemäinichens (vgl. T. VII, Fig.9., 25).
Fig. D.
Gehörkegel vom Basilargliede des äusseren Fohlerpaaren,
Tafel XI
Fig. 1.
Distom des Stichlings und Gobius min.:
a. Mund, b. Saugnapf. ce. Schlundkopf. .
d. Darmkanal. e. Nervensystem. (?) e. Verzweigungen des Dee. f, Dotterläppchen
des Darmkanals. |
2. Dotterstöcke. h. Dotterläppchen derselben.
i.i“. Umbildung der Uterusschläuche in Eier.
k. Bildung der Eischale aus Samenfäden.
m. m‘. Vesicula seminal. interior.
n. Bildung von Eiern.
TAFEL XIL und XI. 27
”
Eintritt eines Eikeimes in den Uterus, welcher mit schwingenden Samenfäden
gefüllt ist.
Eikeimstock.
Unterer und oberer Hoden.
Vesieula seminal., exterior.
Ruths. s‘. Scheiden- und Ruthenausgang,
Scheide gefüllt mit Samenfäden, und
reifen Eiern. w. Zu Pigment einschrumpfende Eischale.
. Deckelbildung der Eier.
Absonderungsorgan mit seinem foramen caudale.
Zellen mit Flimmerläppchen.
Parenchymzellen.
Hautzellen.
Natürliche Grösse der in der Peritonäalhöhle von Gobius minutus vorkommenden
Distome.
Ss ea NimMa era rar
* . Be
Fig. 2.
Distomum Gammari ornati aus seiner Cyste gesprengt:
a. Mund. b.b‘. Schlundkopf. c. Anlage des Darmkanals. d. Saugnapf. e. Anlage
der Hoden. f. Absonderungsorgan (Kloake). g. Hautmuskelzellen.
Pie, 3,
Distom eines Stichlings noch in embryonaler Entwickelung:
a. Kloake. b. Zelle mit Flimmerläppchen.
Fig. 4.
Darmkanal eines jungen Distoms:
a. Kloake. b. Anlage des Keimstockes.
Fig. 5.
a. Sonderung der Scheide vom Darmkanale.
b. Sonderung des Penis, ductus ejaculatorius und der vesieula sem. exter. vom Darmkanale.
c..e. Männliche Geschlechtstheile verschiedener Distome des Stichlings und des Gobius min.:
0. Bildungszellen. ?. Y. Scheide. ©. Darmkanal, ©. &. Bildung von Eiern.
Tafel XI.
Fiek
a. Eierstöcke eines jungen, eben aus dem Eie entsehlüpften Gammarus ornatus:
@. Bildungszellen. ?- Umbildung derselben zu Eiern.
b. Schematischer Eierstock mit verschiedenen Zellen, welche sich zu Eikeimen und Eiern
umgestalten:
Unregelmässige Haufen von Gewebsbacterien,
mit Keimzellen, welche wieder
mit Zellenkernkörperchen angefüllt sind.
Gregarinenartige Bildungshaufen.
-9. Keimzellen mit Kernen und sich umlagernden Dotterelementen,
Keimzelle mit Kernkörperchen,
Fi
Theil
2.
ines Eierstockes:
Epithel- und Parenchymzellen.
Fettkugeln.
d Parenchymzellen, welche sich zu Eikeimen, umgestalten.
Fettkugel, mit einer körnigen Dotterschicht umgeben, in einen en übergehend.
eewm ESTER
f, Anhänge des Eierstockes mit unreifen Eiern augefüllt.
g- Heranreifendes Ei.
h. Eierstocksanhang gefüllt mit Fetttropfen.
Verschrumpfender Eikeim.
4*
23
PB
TAFEL XI.
Fig. 3,
Spitze eines Eierstockes:
a. Unreife Eier,
b. mit pigmentirter Dotterhülle.
c. Reifes Ei mit Eiweiss- und Dotterhülle.
d. Verschrumpfende Eier.
Fig. 4.
Befruchtetes Ei, — beginnende Embryobildung:
a. Eischale. b. Zellen derselben. c. Monaden und Bacterien, innerhalb des Eies
sich bildend, bewegend, an den Embryo sich ansetzend und zu Zellen des-
selben entwickelnd.
d. Dotterkugeln im Uebergange zu Bildungszellen des Embryo’s.
e. . Embryonale Zellen mit nierenförmigem Kerne (Vgl. T.I. Fig. 3,, 2: 9-, Fig. 6.,15-,
71.2: 88:3, D.-AV. Big. 2, 67, T. VIIL.Es, 7a, 7. IX. Fe.
Fig. 5., d., Fig. 6., «, T. XIII Fig.3., 4, T. XV. Fig. 2., &.).
f. Bildungszellen des Embryo’s, nur Wiederholungen der Keimzellen des Eierstockes.
g Dieselben zu Hügeln und Läppchen sich häufend, woraus die Glieder und Glie-
derungen des Embryo’s hervorgehen. Der Rest des Döotters fungirt als
Leber fort.
Fig. 5.
Haufen von Dotterkugeln, -
Dotterkugel, an welcher sich ein unregelmässiger aus bacterienartigen Elementen bestehender
Kern entwickelt. n
Dotterkugel in schwingende oscillarinenartige Fäden ausgezogen, welche auch unregelmässig,
netzförmig verbunden an derselben haften oder zu einem scholligen Kerne sich verbinden.
Diese schwingenden Reihen von Dotterbacterien,
zu Zellen sich umordnend, oder auch
zu Cholsäureerystallen umgebildet.
Häufchen von Dotterbaecterien.
Alle diese secundären Formen ordnen sich in der Richtung der Spirale zu Bildungszellen des
Embryo'’s,
welche nach Gestalt und Grösse oft nur Wiederholungen der Eikeime sind.
Zellen dieser Zellen. ’ i
Zelle und Zellenkern in der’Richtung der Spirale gebildet und getheilt.
Zerfallen dieser Zellen in Fasern und Plasma, oder umgekehrt.
Bildung von Embryonalzellen aus Monadenreihen,
Die peripherischen Bildungszellen des Embryo nehmen wieder eine unsichtbare, dem Plasma
gleichkommende Textur und amoebenartige Dehnbarkeit an, treiben Ausläufer, welche zu
Stacheln ete. der Schale erhärten.
Peripherische Dotterkugeln im Uebergang zur Zellbildung: Man sieht darin die Bewegung
der Gewebsmonaden.
Bildung eines äussersten Fussgliedes.
Fig. 6,
Ei mit bereits vorhandenem Eikiemenmunde.
Eikiemenmund von verschiedener Form.
Eikiemensäckchen (Placenta) ins Rückengefäss eingestülpt; wahrscheinlich das frühere
Keimbläschen:
1. a. Eikiemensäckchen,
ß. Rückengefäss des Embryo’.
6. _ Blutkörperchen.
Y: Gefässklappen. n
Beim Absterben (des Embryo’s treten aus dem Eikiemenmunde Proteintropfen hervor.
Zu einem Nabelstrange einschrumpfende Eikieme.
.
TAFEL XIV. und XV. 29
Tafel XIV.
Fig. 1.
a.-i. Bildung verschiedener Fussglieder aus den Bildungszellen des Embryo's.
Fig. 2.
Eın Theil vom Kopfringe des Gammarus ornatus:
a. Auge. b. Gehörkegel. b‘. b“. Derselbe in embryonaler Entwickelung.
c. Mandibula mit Palpus.
%. Innerer Gaumen und Zahnfortsatz des Oberkiefers.
f. Seceundäre Mandibula.
Y- Process, palat. extern,
ö. Musc. palpi.
. Oberlippe.
. Oberkiefermuskel (m. masseter). @’‘. Sehnenfasern desselben.
Magen.
Vordere Nerven- oder Gehirnganglien.
Embryonale Anlage für die Basal-Muskeln des äussern Fühlers.
Gehörsäckchen und secundäre Anlage seiner Schalenhülle.
. Aeusserer Fühler,
Gehörorgan eines Embryo’s, von der inneren Seite gesehen.
. Gregarinenform desselben; vgl. T. VUL Fig. 9.,24
. Mandibula eines Embryo’.
Fig. 3.
a. Schalengewebe vom Kopfringe eines Gammarusembryo’s mit einer Spalte, welche
b. als eine Grube erscheint.
6, Dieselbe bei einem erwachsenen Gammarus mit wellenförmigem Rande eingefasst und blind
endigend.
BBrTerTmen mon
Tafel XV.
MIET,
Spitze eines Hodenschlauches von Gammarus ornatus:
a. Gewebsfasern desselben.
b.c. Hodenwand.
d.-p. Verschiedene Gewebszellen desselben in Samenzellen sich vehrckideind.
q. Monadenartige Elementarformen,
re zu Samenzellen eingezellt.
s.t. Aufwickelung zu Samenfäden, welche einen oscillarienartigen Bau zeigen.
U. Bündel von Samenfäden, deren anliegende Köpfe aufschwellen.
v. Crystalle (phosphörs. Ammöniakmagnesia?) aus den Hodenschläuchen.
4 Die Samenfäden lösen sich zu Vibrionen auf, welche sich an:das Schalengewebe
des Flohkrebses ansetzen und zu Spiromycen entwickeln, oder auch Samen-
fäden selbst bleiben an der Schale hängen, um sich zu solchen Fäden
auszubilden.
y. Umwandelung der Samenfäden in Oscillarinen und Confervoideen,
2. Umwandelung derselben in Naviculaceen,
Fig. 2.
a.b. Blutbacterien des Gammarus ornatus,
c.d. zu Kugeln sich spiralig eindrehend, welche
e.-p. durch fernere Ansätze stachelige
x.-Z, Blutkörperchen werden.
q0.gq.. Zoothamniumform,
r.s. Monadenform.
u.-w. Amoebenform,
@.-£, Rhizopodenform,
30
a.-f.
TAFEL XV; und: XVI.
Actinophrys-, ®. Spirochona-, 7 Aeinetaform.)
Spindelförmige Blutkörperchen.
+ Blutkörperchen, welche theilweise schon die Zellbildungen ‘des Parenehyms und.der Schale
eingegangen sind, nach Behandlung mit Süsswasser.
Fig. 3,
Kochsalzerystalle vom Blute des Gammarus ‚ornatus.
Pigmentformen aus der Schale desselben.
Gerinnender Faserstoff des Gammarusblutes.
Fig. 4.
Parenchymzelle, auch Kehiklenzeile:
Navieulaartige Schalenzellen.
Stachelzellen der Schale.
Umwandelung einer solchen in Coceoneis.
Schalenzellen zu Spiromycen auswachsend.
. Polyedrische Schalenzellen.
Das Schalengewebe löset sich durch Maceration in Bacterien, Vibrionen, Monaden und pflanz-
liche Urformen auf,
Anordnung der Schalenbacterien an einem Schalenstachel.
Ein aus der Schale hervorquellender Fetttropfen,
welcher sich in eine Zelle umwandelt.
Junges Schalengewebe.
Kir. D,
Gewebsformen der Schale,
Fig. 6,
Ecke eines Beinschildes:
@. Schalenrand, besetzt mit . Spiromycen.
7: Schalenzellen, Wiederholungen der Zellformen anderer Organe.
ö.-0“. Bildung von Schalenstacheln aus den einfachsten Schalenzellen.
ö Schema dieser Bildung.
E. Entwickelung des secundären Schalengewebes.
Ein Stachel der Flohkrebsschale; zu vergleichen mit Enterobryus bulbosus und Gregarina
Gammari.
Wie?
Crystalle von schwefelsaurem Kalke, gewonnen durch Behandlung der Gammarusschale mit
Schwefelsäure.
Tafel xXVE
Fig. 1.
Bildung der Kiemensäckchen von Gammarus ormatus:
a. Kiemensäckchen mit Randgefäss, an der Wurzel noch ‘geschlossen, von einem
Embryo.
5; Dasselbe in weiterer Entwickelung.
c.-g. Aus dem abgerissenen Stiele hervortretende Parenchymzellen und Blutkörperchen.
h. Horizontaler Durchschnitt eines Kiemensäckchens von einem erwachsenen
Flohkrebse.
i.k. Kiemenleisten,
Fig. 2.
Keim einer Bruttasche,
Weitere Entwickelung derselben.
Bildung und Ausstülpung eines Randhaares der Bruttasche.
Fig. 3,
Entwickelung des Nervensystemes:
TAFEL XVl. 31
a. Anlage der Ganglien von einem Embryo.
b. Bauchganglienkette von einem Flohkrebsjungen.
Fig. 4.
Ganglienpaar von einem erwachsenen Flohkrebse:
a. Zellen des Neurilems,
b. morphologisch nicht verschieden von denen des Markes und
6. von den Ganglienkugeln.
d. Spiraliger Bau der Neurilemfaser.
e. Aus abgerissenen Nervenstämmen hervorquellende Nervenkugeln, welche mit den
aus dem Dotter des Gammaruseies sich entwickelnden Zellen vollkommen
übereinstimmen.
£-i. Verbindung der Nervenzellen unter einander und ungleicher Aggregatzustand
derselben.
k.-m. Fetttropfen, welche sich zu Bindegewebe umgestalten.
Fig. 5.
Schmarotzerpflanzen an der Mündung der Speicheldrüsen des Flohkrebses:
a. in Form der Spiromyce,
b.-d. inForm von Pilzalgen, welche sich aus den hervortretenden und haftenbleibenden
Speichelfettkugeln entwickeln.
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