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Uta
I :
J o u r n a 1
prac tischen.
rzneykim
und
Wundarzneykunst
herausgegeben
' von . , '
C. W. H ü f e 1 a n d^.
Koni^I. PreuGi« Staattratb, Ritter des rotben Adler»
Ordens dritter Kbf se , wirkl. Leibarzt , erstem
Arzt der Charit^, Mitglied der Academie
der WissenschafteA et<f«
und
K. H i m 1 y,
ProfeMor derMedisin su Gottingen, Director
des Uioisi^en Instituts etc.
/
<"
XXXII. Band.
Berlin. i8ii
ii| CöxBmisaion der Reilsfljml-Bnchbondlxuig«
I.
Dr. Andr. Röschlaub,
König), btie'richer Hofrath und ordentUcber Professor
der Medicin zu. Ltiid«hut»
an
Herrn Dr. C. W. Hufeland,
Königl. preuüsischen Staatsrath, Laibaritt, und ördantl.
ProÜessor der Medicin su Berlin etc.
x\nderthalj> Jahrzehente sind nun verflos«
•en, seitdem ich gegen Sie als Gegner auC^
trat. Fast ein Jahrzehent dauerte der, von
uns geführte, Kampf. Jedem von uns war
es so ganz um die Verfechtung des Wahren
und um die Bekämpfung des Iri?tgi»n zuthnn*
Daher wohl die, nicht seltene, Bitterkeit un-
seres Kampfes. Seit einem halben Jahrze-
hente nun enthalte ich mich alles Kampfes
gegen Sie. Warum dieses ."^ r— Die Liebe
zur Wahrheit, und 4ieselbe Offenheit, mit
J^uni. xxxii. B. I. sr. A ^
, — lO —
welcher ich für die Wahrheit gcfgen Sie zu
kämpfen strebte, sagt mir, dafs ich es uns
beiden, und dafs ich es unseren Lesern schul-
dig ^ejy darüber eine deutliche und rück-
sichtlose Erklärung abzulegen.
Offen also und der Wahrheit getreu sey
hiemit folgendes erkläret. Nähere und stren-
gere Untersuchungen, welche ich seit dem
Jahre i8o5 über die wichtigsten Gegenstän-
de der ärztlichen Doctrin und Kunst anstell-
te, zeigten mir einleuchtend, dals in Hin-
sicht mehrerer dieser Hauptgegenstände ge«
rude dasjenige, was Sie gegen mich behaup-
teten, ich gegen Sie bestritt, wenn nicht
durchaus wahr sey, doch der Wahrheit zu-
nächst liege; dafs ich demnach in mehreren
Hauptpuncten unseres KarApfes Ihnen den
Preis^ des Kamp/es^ nämlich das Wahre ver-
lochten zu haben, zuerkennen müsse.
Zugleich mufs ich, eben so offen und
der Wahrheit getreu, erklären, dafs ich das-
jenige, was mich vorzüglich bewog, den Kampf
aufzunehmen, nämlich das näher therapeuti^
sche\ wie ich es früherfain behauptete, dar-
um keineswegs auf gleiche Weise für irrig
norkenne; dafs ich yielmehr die meisten
t
meiDer früherem therapeutischen Beheuptnih-
gen^^ und mit diesen yiele nieiner patholo-
gischen und anderen 'Behauptungen, durch
die neueren Untersuchungen noch fester be«
gründet und bestätiget , yiele freilich auch
berichtiget und verbessert finde« Auch kann
ich nicht bergen^ dals ich die innige lieber«
einstimmungy oder vielmehri die wesentCche
Einheit der, in meinem (nun vollständig
entworfenen) Systeme der gesammten Me»
dicin von den ersten GrundzUgen der Phy-
siologie an bis zu der Technik am Kranken«
bette durchgeführten, Ansicht mit eben je«
neh Behauptungen, welche ich fast ein Jahiw
zehent hindurch bestritt, und. seitdem wahr
finde, eben sowohl, als mit denjenigen, weU
che ich jetzt, wie vormals, behaupte, so wie
mit den wichtigsten Lehren der grolsen Aerz-
te aller Zeiten, vorzüglich eines Hippokra^
tes und /• Brown y als einen ganz besonde« '
ren Vorzug meines heuen Systemes ansehe«
Um das so eben angedeutete näher zu
bezeichnen, bemerke ich folgendes. Ibiter
die Hauptgegenständtf dear von "uns'bestan**
denen Streites gehören oime Zweifel di#
foigendien- -JEDagea-'t ..T:::^^^"!^- :> *:»v;
A 91
- • §
ij Findet in Krankheiten des Menschen
eine causa continens niateriaUs, als in eigent-
lichem Sinne so zu nennende materia mor'-»
bißca^ statt? /
2.) Sind die von den Alten unter dedP
Namen: Hohheit, Kochung, Ausscheidung,
Reinigung u. s. f. angedeuteten Vorgänge in
Kranken wirklich vorhanden, und stehen sie
wirklich in der, von den Alten angenomme-
nen, Beziehung tu dem Ptöcesse der Hei-
lung?
Standhaft stritten Sie immer für die Be-
jahung beider Fragen: ich behauptete das
Gegentheil von beiden, und zwar bis zum
Jahre i8q5« . Allein die, von diesem Jahre
an von mir mit aller Strenge angestellten
Untersuchungen, zeigteil mir, dafs ich nicht
nur Thatsachen in der. Natur anstritt, son-
dem dafs ich auch damit gerade dasjedige
verwarf, welches, richtig angeschaüet, micli
allein über Puncto befriedige, worüber ich
viele Jahre mich unbefriediget sah*
.-,, Zum. Kampfe gegen Sie, und insbeson-
dere zur Bestf^eitung; der eben gemeldeten.
^ohailplÖ^ngen ifi^jx Jhneni wurde icli auf fol-
gende Weise aufgeregt. I^chdem ich si^e^
— i3 —
ben Jahre hindurch Dber alle Zi^^rge der
Medicinf gröIsteDtheils nach Boeriiaai'e, Gau^
Inasy M. Stollj SellCj Mellinj u. dgl. in. Vor-
lesuDgen gehöret und die meisten mehrmft-
leo repetirty in den Werken eines P. Atpitiy
Sydenhamy van Swieteriy Grane ^ Tissot^ u.
a. m. mich all belehren gesucht, und das
vierte Jahr schon in Heifsigem Beobachten
im Krankenhause^zu Bamberg, so vrie in Pri«
yathäu^ern geübt hatte; fiel es mir ungemein
aufy dafs die wirkliche Etfahrung am Kran^
kenbette so gar oft mit den therapeutischen
Lehrsätzen, die ich aus Schriften undmilnd«
*Iichem Vortrage hatte kennen gelernt^ in
ivahreoi Kontraste sich mir zeige. Daher, j^
mehr und je schärfer ich beobachtete^ desto
zweifelhafter kamen mir jene Lehrsätze yor»
Da ich nun dafür hielt , solche (therapeuti-
sche) Lehrsätze gehen nothwendig aus der
so genannten Humoralpathologie hervor; so
mufsten mir die Lehrsätze der Humoralpa-
thotogie gleich verdächtig werden. Ich sehn-
te mich, nach besserlsr und richtigerer Be-
lehrung, und forschte redlich und Eifrig nach
allem', wbraus mtr diese werden iriöge. In
den Schriften mehrerer Nervenpäthölogen
fadd^ich '«<» «war schöne pathologische i -—
*i^
r- l4 --
nicht ftber die gesuchte therapeutische, B^
lehrung« JN^ach langem innerem Kampfe end-
lich schienen mir Jn Browns Eiemen^ia Medi«
cinae das, was ich verlangte} zu gewähren.
Denn da ich ein Jahr später, durch M. A.
TVeikari ermuntert, es« unternahm, nach
J. Browns therapeutischen Lehren zu verfah-
ren, schien sich mir immer mehr und mehr
Einstimmung zwischen diesen und. der Er«
fahrung zu zeigen ; besonders da ich bei sehr
vielen, ganz gleichen, Fällen bei weitem bes->'
ftieren Erfolg der Kuren, aU je vorher, sah,
Dafs ich darin, zwar nicht heil genug,
aber doch nicht falsch sah; dieses sagt mir'
jede Erweiterung meiner eigenen ärztlichen
Erfahrung, die sich mir seitdem, binnen sech«
zehn Jahren darbot« Mögen daher auch noch
so viele widersprechen: mit aller Beruhigung
werde ich zeitlebens /< Browns grofses Ver«
dienst um wahre Medizin anerkennen;
»
Erfahrung also sagte mir, dafs viele the^
r^ap.eutisqhe Lehren^ welche ich aus den da«
^aligeu. Schulen zog, irrig seyn« Da, ick
nun mich für völlig überzeugt hielte dafs ge-
rade solche Lehrsätze nothwendig aus der
Humor^lpa^tLol^gie qder au« jeder Patholof
— 15 —
gie^ welche^ wie diese, eine eausa morli ton»
tinem materiaUs festsetze, hervorgehen; %o
war es Datürlith, dafs ich auch eine solche,
oder ihr verwandte, Pathologie für irrig an*
sah. '^
In der festen Meinung, dais aus solchen
Lehren dem Menschengeschiechte gar viel
Unheil von jeher geworden sey, und fer-
ner werden müsse, mufste ich auch . die
pathologischen Lehrsätze Browns um so hö«
her schätzen: und um so leichter Hefa ich
n^ich bewegen^ 'solche, wie die therapeu-
tischen, gegen Mle ihre Gegner zu verthei^
digen»
Als /. Browns vorzuglichsten Gegner in
Teutschland aber sah ich Sie an. Und so ^
waren gerade «S/e e^, gegen dessen Ideen
über Pathogenie mein erstes gröfserea Werk
(die Untersuchungen über Pathogenie) bei
jedem Berührungspunkte. gerichtet war. ^
Hatte ich einmal die Existenz einer can^'
sa morbi continens materialis solcher Art
geläugnet* so konnte ich freilich von den
Vörstellungeti über Rohheit, Kochung, Aus-
scheidung einer solchen Materie , n. s. f. ,
nicht besser denken, als wie ich es an ver-
.-.i^
^ 1$ -
scbiedenen Stellen meiner Werke bis auf d^s
Jahr i8o5 nn^ab« Dazu bewpg oiicb nicht
^ der Widerspruch, zwischen den 4>]ussagen wirk-
lic^hcfr Erfahrung und diesen path^Iogischea
(und jatreusiologischen) Lehren, sondern,
die Meinung, dals diese . mit jenen thera->
. peutischen in noth wendigem Zusammenhange^
stehen«
Ob ein solcher nothwendiger und we«>
' sentlich^r Zusammenhang wirklich statt finde?
^ Gerade diese Frage h^tte ich, wie ich
nun einsehe, Vor all^m zum Gegenstände
der ernsthaftesten Untersuchungen mir wäh-
len sollen. Indem ich aber diese 'Untersu-^-
chüngen ünnöthig fand, sie darum unnöthig
fknd, weil ich das Gogentheil davon für un-
conseijüent hielt; beging ich gewissermafsen
denselben Fehler, welc^iezir, meinem Dafiir-
halten nach die n^isteh aus den Schulen
;de« Hippocrates und Galenus begingen: ei-
nen Fehler, welchem eben jene irrigen the-
rapeutischen Lehrsätze ihre erste Entstehung
und fernere Festhaltung bis auf unsere Zei-
ten verdanken. Indem ich also das Irrige
gewisser therapeutischer Lehrsätze einsah ;
sah ich keineswegs auch den Irrthum ein,
durch
•-^. »7 —
d^rcb* welchen aie nach einer faUchen Con» ^
Sequenz aus Lehrsätzen,^ die an sich wahr
aeyn können, abgeleitet wurden.
•■j ■ ■ •
Und so kam ea, dafs ich lang«« Jahre auch
gegen solche Voratelluogen kämpfte, welche
ich nun nicht mehr irrig, welche ich viel«
mehr wahr finde. Wie ich zu diesig £iA«
sieht gelanget aey? Dariiher no^ch einige
Worte. *
Dafs die Belehrung welche ich ,/ilj^r^
'4ingS( /• Btowns Elementis verdankfi^ iQ|]f
iRi;eder fine allg^kneine, noch nach irgend
einer . Richtung .voIlstiB^djgQ^ ^^We^igung
gewährte, mögen ^iß «qhoo. ,aua den vielen
Bemühungen ersehen, , d^rch welche. i<^ ei^
JahrzehAl^t .hindurch allerlei näher j^u ^i>pj
gründen, m .)>erichtigep, und dief ei^rPjder j€r
nen Mangeln a)>zuhetfei9. streikte;, p.qqh^ahr
aber aus der..V,efa€bi^49>^flit .dei Wego^^^
welchen ich .4Ü9^es, und. dadi^ch volle Bff^
^edigun/;, am .eyreichei^ glai^bte, , Nicht im-
mer acliien. mir die Erfaiirung zu, genügen;
und daher, war ich einige Sueit geneigt, rieh«
tige AnCscblüsserVon dem zu erwarten, was
mit ächter Erfahrung in keiner wesentlichen
Jonn. XXXU. B. i. Sr. B
— 18 —
it oder Uebereinstimmuiig zu stehen
pfle^.
Da ich jedoch nie so weit mich verirrte,
dals ich dasjenige, was mit ächter Erfahrung
in Trirklichem ^Widerspruche stehe, für wahr
.anerkannte, oder dals ich leere H;^pothesen
für Götterspruche ansah (und dieses war es,
was'xbich bei einer gewissen Schule -so übel
anschrieb), da ich yielmehr nie ^unterlieis, im
Felde der Beobachtungen vorwärts zu schrei-
r r ■
tön» und meinen Sinn dafür mehr und mehr
rc4h tk erhalten; so konnte ich nicht sehr
läng auf jene Weise geblendet werden. Sol-
ehe' Blendung war schon vorüber, als idi (im ]
Ächten Bande meine« Magazine«) die erste
Lieferung physiologischer Fhigmente druk-
ken liefs: Diese uild noch mehr die zweite
Liefcfiung derselben und die anthröpologi-
ichta* Fragmente '(im neunten und zehnten
&ndedes Magazine«) dürften', -wie ich erwar-
te, dereinst grölsei^br Aufmerkumkeit, als bis-
her, gewUrdiget werden. -Doch ho£Fe ich,
dals auch jetzt schon meine Leser sich wer-
den überzeugt haben, dafs ich nicht dieser,
noch jener Schule, sondern mir %elb%t an-
gehöre* ' .
f Je meiir ich Yon nun an, mit dieser. FtA
heit des Denkens« ächte Eriahrung cu^ f^R^
gen. mich bestrebte, desto reichere und lau-,
terere Quellen achter^ Theorie sah ich mir
geöiFoet. Bald sah ich aber auch, dafa iwi«-
schen achter Theorie und Erfaiining gar kein
'wesentlic^her Unterschied statt Blade, dafs
vielmehr beide in ihrer Aecht heit und mög«
lieben Vollendung wesentlich Eins und Das-
selbe seyn«
Von eben diesem Zeitpunkte ai^ erschien
mir Befriedigung überxliejenigen Gegeöstän*
de^ über welche nicht nur y. Browhs Lehrei
sondern auch meine eigenen - riplen Versu-
che mich immeir in etwas vnbefriediget ge-
lassen haben. Unter diese Gegenstände ge^ .
höret vorzüglich das PP^esen und' die innC"
r^ Geschichte der Krankheit und der Hei^
iung.
* - • «^ .
Darüber, nun^ so vyie über alle wichti-
geren Gegenstäiule des amtlichen Forschens
und Denkens, erreichte ich eine Ansicht, wel-
che, je heller sie mir allmählich wurde, und •
|e w^ter ich. si^ Verfolgte* V^ desto mehr auf
der ein^n Seite riete der yorzügUcbsten no-
sologischen und therapeutischen Lehrsätae
B a
( - »
«— ao »-i
■Browns in einem, Torher nie alsa gekannten^
Sinne zeigte, auf der anderen Seite aber
' auch die Lehren der Alten i^>er Krankheita*
materie 9 Rohheit, Kochung, Ausscheidung,
Rednigung, n. s. f. in einem tiefen und ehr«
"Q^urdigeii Sinne, und in wahrer Einstimmung
mit jenen Liehrsätzen mich schauen lälst. ^
Seitdem sehe ich ganz klar ein, dafs die-
jenigen therapeutischen Lehrsätze, Von deren
Grundlosigkeit und Schädlichkeit ich durch
die Erfahrung schon seit dem Jahre 1794 Yöl-
lig überzeugt bin , nur durch eine falsche
Gonsequenz und durch einseitige Betrach-
tung acht hippocratischer Lehrsätze ihre
Jßxistenz erhielten , und solche nur auf glci«
' che Weue bis auf unsere Tage behielten.
^ Und so fand ich, dafs ich, selbst in Tan-
schung scheinbarer Gonsequenz befangen^
inich zur Fehde gegen Sie rüstete, und nur
darum, Weil ich solche Täuschung nicht als
solche erkannte, diese Fehde viele Jahre hin-
durch fortsetzte.
Diese« mag fiir jetzt hinreichen, Ihnen,
me unseren Lesern, zu sagen, warum ich
^eit 1805 die Fehde nicht fortseue, und wa*
— « —
mm ieh Ihnen in mehreren Hanptgegen^
etänden derselben den Preis des Kämpfet
£reiwilKg zuerkenne. Genauere und umstand«
liehe Belege zii jedem Punkte dieser Erklä-
rung sollen die kleineren und gröfiiere^
, Werke, besonders mein System der gesamm«
ten Medizin, enthalten, welche ich, sobald
Gesundheit und freie Muse es mir erlan^
ben, dem Publicum vorzulegen gedenke.
Deutlicher und bestimmter, als sie ans
vielen Stellen verschiedener Abhandlungen
in den letsten Bänden meines Magasipei
und meines Lehrbuches der besonderen No«
sologie und Jaterie von selbst erhellet, woll-
te ich diese Erklärung darum nichts was ich
freilich gekonnt hätte, um Jahre früher ab«
geben, damit ich solche mit desto vollerer
I
Ueherseugung ablegen könne. Mögen sie
die o£Fene MittheüujBg. derselben als einen
Beweis meiner aufrichtigen Hochachtung ge-^
gen Ihre Verdienste .betrachten.
/
\
Nachschrift
des Herausgebers.
V
• ■ • ■•"■
So Hbetraschend mir es war, obige Erklä-
** Tung o^ne alle Veranlassung Von Hm^JRdsrh'
läub zugeschickt 2u erhaijten; eb^n üO'über«
raschend, kann ich erwarten, wird es nieii>
' nen Lesern seya.^ diesen Naifnen/in diesem
Journal, mit diesen Worten zu erblicken. — -
Aber nicht blos Überraschend, sondern höchst
elT|eulich darf ich hoffen, daJTs diese Erschei-
nung jedem meiner Leser sejn wird, so wie
sie es mir war. •^— Nicht um meiner Per-
sonlichkeit willen — * denn ich. habe nie et-
. was inehr seyn Wollen, als was ich der Wahr-
heit bin, und das konnte mir weder Herr
' Röschlaub, noch irgeisd ein Gegner raubten;
vielmehr dient eine solche Oppodtioa und
hat auch mir dazu gedient, sieh seiner nicht
zu überheben, und von der Eitelkeit des
persönlichen Daseyns zu dem Standpunkt des
reinen geistigen Seyns erhoben zu werden ; —
sondern um der Wahrheit willen, die durch
dieses Geständnifs, von ihrer Kraft allein be-
wirkt, einen ihrer schönsten Triumpfe fei-
ert, und um des Reichs der Wissenschaft und
- « -
des Geistes willen, das so lange dorch diese
bittere Fehde entzweit und gekrinkt, nun
endlich wieder ausgesöhnt wird« «— So mus»
sen die heftigsten Widersacher sich doch aa
Ende die Hand geben, wenil sie es nur red-
lieh mit der Wahrheit meynen!
Ich werde von dieser Gelegeilheit Ge»
brauch machen, um etwas, was ich langst auJE
dem Herzen trug, und was nur nun nach
dieser Erklärung zur doppelten Pflicht wird,
auszuführen 9 und dem Publikum eine Re«
chenschaft m^eines bisherigen litterSrischen
Lebens und Wirkens, besonder! in obiger
Angelegenheit» abzulegen, welches irn^ näch-
stens Stücke geschehen wird.
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' . . i-U.
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IL
• ^ ■
iCünsÜiche Erzeugung des Bluteft
.... ,- ■■ •. ^^^ ' . ■' ■
yersuch einer Theorie
über
■ /. >
die Bildung dess^ben im lebenden
thierisctien Körper.
» < •» ; ■» . ■ *
» I Von
Dr. D. H. Grindel,
Professor in Dorpat,
-*-f4 •
His war merkwüj^dig, dafs die Gegenwart des
Eisens im Blote so lange bestritten werden
konnte, aber wieder um so auffallender, dals
Vauquelin und Fourcroy das Sättigungsyer-
bältnifs der Bestandtheile des Eisenöxydes
tmd seine Verbindung mit Phosphörsäure,
jia<^ der Analogie, plötzlich darthaten« All-
\
gemehi folgte man diesen Cbaorikeni«
haben diesen Gegenstand mit einem ^grofsen
Aufwände von Scliarfunn behandelt und es
fehlte ihnen nur die Beharrlichkeit auf dem
eingeschlagenen Wege fortzugehn, um selbst
fiber den Procefs der Blüterzeugung be-
stimmt urtheilen zu können. Ohugeachtet*
sie ' dieseih Gegenstande keine Aufm^'k^am-
keit mehr schenkten , als die ITl^enschaft
wieder bedeutend fortgeschritten war, so sind
und bleiben mir ihre /iror mehrern Jachten
niedergeschriebeneii S&tae höchst meflowiir«
digy iihd ich wiederhole sie hier zur Einlei^
tung. * •'
^ ^ylm Blute ist phosphprsaures Eisen, jqs
y^beßndet sich das^ Eisen im höchst oxydir^^
yften Zustande und mit einem Deberßii/s
' ' ■■'.".■ .'•*' ■ ■
yytPon Eisenoxyd. Es wird durch das JSa^
jytrufn in diesem Zustande erhalt etu^^
. ,} Vielleicht entueht dai phosphorsaure
yjNdurumy' das im\ Bhttwasser angetrjißeu
yjwirdy dürak Halbz^rscitung dei phosphot^
iffSaüreh' Eisens" !oermiiielst\- des Jifatrums.
'yy Noch /btfgabiflicherf rvrlfd dieiesr-Phanoment
wenn mmx Asb eribnaivt^ dalsd^s- Eisen, wel«
ches Blök ^güisiAeB; Aii ftrhnng < 4«*. -phodphor-
-r *8 -p-
L Fersuck.
£fach WoUaston^yethvcA ich einen, an
beiden finden offenen Gla^icylinder , an
einem £)nde. mit nasser Blase, setzte die«-
ihr
ses Snde auf Kupfer,. »so dafs der Cylinder
, senkrecht staod, ..goir in denselben Koch-
Salzwasser,, upd führte aus dem Wasser ei«
nen,iStilbf|rdraht zum. Kupfer, Nach einigen
Stunden zeigte Kni'kumapapier Alkali^ es
' .wurde braun und gerpthetes Lackmuspa«
^ pier WHrde ,bl^. Das Kochsalzwasser hat-
. te ich^YOiiher geprüft und ; völlig neutral
gefunden. '
Ich yirünschte nun nodi kti wissen, ob eine
i;ewöhnlidhe galvanische* 'Säule diese Zerset-
amng schneller und tölikonünner bewirket
.würde; dazu den
, ■ - I ■ • ■
//. Versuch»
Ich setzte 6 Plattenpaare. aus Kupfer und
Zink, mit Pappe zusammen. In einen klei«
nen Glascjlinder gofs ich die Auflösung
von 5 Gran Kochsalz in einer Unze destil-
' lirtes Wastek', und aettte dasselbe durch
GoIddrKlite iteiit deif' kleüien $äi^e in Ver-
bindung« Als dfjs^.'Wirieung.nur gine kur-
zp Zoit gedauert fhntte» was die Flüssigkeit
^.
•4
- «9 '■-
TOllkommen alkalisch, obgleich sto yorher
auch nicht die geringate Alkalitat geaeigt
Diese befriedigenden Resultate mufsten mich
auffordern', zu nnteiüllchM, wie sich phos«
phorsaures Eisen mit verschiedenem Oxyda
zum Kochsalze ^ünter dei^e^beh Umstanden
verhalten "wiirde. Ich bereitete mir daher
zwei Modificationen d^ phosphorsauren Ei-
sens, deren Bereitungsart ich erst genau an-
gebe,^ damit man die spätere^, wichtigsten
Yersuahe wiederholea k^Jkme.
Weifoßs pbosphorsüurts Eiseru ;
^ß feste, aus Phosphor bereitete Phos-
phorsäure' lösete ich * in 6 Unien destillirtes
.Wasser auf, ' und schüttete in die'ÄüflÖsung
Z] Schwatzes 'Eisenoxyd, welches durch Tr ei-
ben des Wassers über glühendes EUen er«
halten wund«; Absichtlich nahm ich* das Ei-
sen, in grolsem Uebermarfse, koniit#< auch
bloüse Eisen^feile statt 4es Dzyduls nehmen»
Die Flüssigkeit wurde bis cum Kochen, meh-
rere Stunden digerirt« Dar Eisenoxjdol war«
de meisten! weüs, und die heiTs abfiltrirte
Flüssigkeit wulde hei dem,'£rkalten milchigt.
/
N
/
eiflgekommenw M^lwudrähten herrlihrtei
; denn Uie Golddrälit^ .waren Um Messing
: gelöth^t und zu tief iuneingetch^oben«
Oa in dem Blnte die Gegenwart des Ammo»
niums, wenigstens nicht iintter bezweifelt wer«
"-den kann, auch AoimonitiiA-Erzeugiiuig aus
Ihierischettt Stoff selbst unter Einwirkung -des
^alva^ism zu erwarten ist, so änderte ich
'die Vcnrsueb^ dahin abV'dÜfs icl^ Aminoniiim
4m rein^9 ujIKtf kohlensauem Zustande su-
%etzte« ■■■■ ■ ■■■ -' ■
. ' FL Versuclu
- ./ ,j«i • ' ;•!.■■. .j- f
Diej Mischung 4qs ilV«: .Vers, wurde . .mit
5 Gr^A i^iie^des Arämonium 7erset2& X^ach
Einwirkung des Galtanüim«, mit deri^ben
t;:: Säule, zeigten sich n^eiioeiiiigen Stunden
.ii fast dieselben Erscbetnu^Qgen wie. im IV«
VIL Versi^tJu^
Di^ielN* J^chung^ > «uv statt des .Sitzen-»
. .. den Ammoniums, kofdßtuaur^'Sf Absidh^Uch
liels, ich .die Säule mel^Efire; Stunden ein-
wirken i indem . ich eiiiigeioaj cU^ .:Abge-
' lauFene ergänzte. Es schien als. wenn ftie
»jFIiissigk^ sicfi ein we^ ro^hete. ...... ^
— 3S^ —
Weäii aber' in dem ' Blute rölbei phbsphdr-
saoret Eisen' eDthäken üst und das ^kitrum,
so wie d^ • AmmoDium ■. Riesen Zustand er-
halten sollen, so änderte ich wenigsten« zu
Gunsten der Vanquelin und ^oiircroy 'sehen
Meinung^ die Versuche dahin ab« dafs. ich
mein rothes * phosphorsaures Eis^n nabm^
wenn ich gleich überaeugt inu sejn glaube,,
dafa beide /phosphorsaure .Mischungen nur
dann, wenn sie concret sind, überflSssigei
Oxyd haben Jcönnen« So konnte ich sie
aber nie gut «chwimmend erhalten und mula-
te sie fllissig nehmen, wo immer die Säure
prädominirt. ^
FIIl Fersuch.
Eine Drachme rothes phosphorsaures Ei«?
sen, so lange mit ätzendem Ammonium ver«
^mischt, bis es ganz blafs wurde, dazu 3fJ«
EiweiCs, 5 (^ran Kochsalz und Wasser. Das «
Eiweifs gerann, als der Galranism wirkte
und nach einigen Stunden war die Plus«
aigkeit röther und alkalisch*
X ./X Versuch*
Wie der VIIL Vers« nur stat^des ätzenden
Ammoniums, kohlensaures* Ein ähnlicher
:£rfolg wie im YUL Vers.
/oara. XXXIL B» i, $L
— « —
fgllltfM Vi
aickt bflUtkeücB* 1^ cmi aacti m \1L Vi
daf ^reilse pkoqdunnizie Eücb aicit ctw»
siütbete, eben so V. Ven.« so ^män es doch
iroxeiIi£ eewefcnu daxnn irpend £twjtt jIieii-
aotlurendig« DtwiMrh jiakm ick
^ T'erguch,
die Hüfte memer grolseii Saale, Bi
lieh i6o bis i8o Plattenpaare am JLnp-
fer und Zink, deren DurchmeMer 4 Zoll
ist und zur Leitiuig Golddrikte. Da aber
in einem ein£ichen Cvlinder die Fluasig-
keit zu schnell abflieiiit, und die Wiikng
an früh aufhört, so nahm ich 2. Cyliader,
Ton welchen der eine die Goldspitze yöü,
^. , der andere die Goldspitze Ton -|-
Pol empfing. Nun wurden 1 ^ Drachme
EiweiJs durch langes Schütteln mit 5 Unzen
destillirtem Wasser vereinigt und j» Diach-
men weilses phosphonanros Eisen, 5 Gtan
- 35 —
koUensanres Ammonium (nach dem Vers.
VIL) ''üiid lo Gran Köchsalz, hinzugesetzt.
Diese völlig gleichförmige Mischung wurde
unter imnverwährender Bewegung, ia^.eide
Cylinder di^ doppelten Zersetzungsapparats
gegoasen«'* 'Die Sohliefsu;Dg der Kette ge-
achah durch «in Stück feuchtes Druckpa-
pier,. weichet«- die Flü^isigkeiten beider Cy-
linder verband. Die Phänomene waten so
überraschend und befriedige|id, /lafs ich
eine umständliche Beschreibung ^benmuls.
Anfangs gerann da» Eiweifs in bciiden Cy-
lindem und &war zuerst an den Qolddräh-
ten, ^Oy dafs. diese im Augef){))io|c damit
überzogen waren; allein sehr.J^ald lirennte
siöh das Eiweils durch die rasche >W:irkuDg
von . den Goldspitzen und theilte^ sich ver-
schiedentlich in dem + Cylind^r^^vln dem
—^ Cylinder erhob sich das fiiweifs wie
«in zarter Schaum. , In 2 — 3 Stund.^n sah
ich nichta mehr, aber .nach 11» -Stunden
war eine gewaltige Veränderung vorgegan-
:gen. Es .war nämlieh in dem .Clylindpr
der 4- S^ite nicht nur ein Theil des Ei-
weL&^Sy/^^^i* in der Mitte schwamm, also
nicht mi^ der Luft iA Belehrung gestanden
hatte 9 schön roih, sondern j^es mittlere
Ca
f
- 36 -
Theil de^ klaren Flüssigkeit waf in; ^e
schön blutrotKe Flüssigkeit j ähnlich dem
verdtinnten Blute, Verwandelt. Der Cy-
linder enthielt gleichsam 3 Schichten; ganz
unten war die Flüssigkeit gelblich, in der
Mitte roth und gans oben wieder gelblich,
HiA und wieder schwamm ein Stückchen
geröthetes, oder auch weüses Eiweils.
Uebrigens zeigte diese Flüssigkeit freie
Säure. AU i^ch diesen Cylinder leerte,
färbte sich die Flüssigkeit durch die Be-
wegung ganx, als sie aber in einer fla<:heh
Schaale an der Luft gestanden hatte, trenn-
te sie sich in eine geronnene rothe Masse
— den künstlichen Cruor — und in eine \
drüber stehende, klare Flüssigkeit, welche
ich das künstliche Blutwasser nennen will.
— - Der Gylinder der — Seite enthielt ei-
ne gani klare, ungefärbte Flüssigkeit. Die
Trübung welche das phosphorsaure Eisen
gemacht hatte, war verschwunden, oben
sah iph nur £iweilj»chaum und die Plus-
•igkeitwar bestimmt alealisch. Die Aleali-
tat sdgte sich nicht blols durch PAanien-
pigmente, sondern selbst der Kork durch
welchen der Golddrath ging, war dunkel-
braun
-^ 57 -
Ich durfte nun wohl schlielseni die gdwihlta
weifse Mischung sei ein künstlicher Cfvflus^
und dieser habe sich in künstliches Blut Ter«
witndek. Auch glaube ich auf diese Weise
4t4n Mtörlichen Prösefs der Bluterseugimg
näher erkannt zu haben. Indessen entstan-
den natürlich erst folgende Fragen;
-/i) ob der -thierische Sto£F in diesem Pro»*
seli nothwendig sey;
3) ob das Ammonium durchaus mitwirken
müsse, und ?:. «
STöb^'-das Kochsalz'' hier eine Hauptrolle
' spiele, indem es in Natrum renrandelt
Znerst Ke& ich also den thierischeHi Stoff, das
Eiweüs, ganz weg und retfuhr wie folget:
. XL Versuche
Ich oönstmirte dieselbe grofte Sattle von
180 Pli^enpaareb nhd-l^ediente mich der-
' Mlben Vömch'tikngen', Me in d«m leisten
"VeüMche. Die MfiRAung, welche ich' in
beid« CyiSnde^ VertKfflt^' bestand Aiis 5 Un-
!^eii "destiUirtem WaÄer, a Drachmen weis-
sem phosphorsauren Eisen, 5 Gran kohlen-
saurem Ammonium^ iind'io Gran Kochsalz.
- Säbn nach i48 Stunden erfolgte keine Rö-
— 58 *^
thuDg^ ja die Triihheity welche des weifse,
milGhigte; phofphortaiire £isen gemacht
hatte/ veüichwand nicht gan«, und- ftufser
Alkali^t : auf 4er einen, un d Sänre . a(nf dßi
9ij»iißTi^* Seite y war nichts Bedentendles. an
l>emedcen.
.1 -
/ XII.' Fersuck. ' ''
Nuodas kohlensaure Ammbniüm 'wurde
weggelassen, übrigens wte ItL- Versuch.
. Der Erfolg war ebenderselhe» ..
XIII. Versuch. / ••
,. '; ' ^tatt ^dea kphlensa]^^ Amn^fiujaqk wur-
de, äuendes Ammonium genommaa» :iibri-
gens wie der XI. und XII. yersi\f^y,D«er
j^rfjolgnvie^d^er derselbe« JE!s^r£^IgiiQ)i(cbl)^cji«
terdiirgs keine Röthung. r..^ . i.; .
Erstes Resultat.
P 2^r .jErzeuguQg'^d^ l^Unstllchen Blutes
scheint der thieriffclftefS^p^.^durcfa^tta erfor-
derlich. Obgleifj^ 4ef Jüili Yet;$ßichf^. ^^er
ohife ; %9ionium ,,:j|riqjf:,gl(?ip|i v<?rhiüpjt., fto
mufste der VersM^J^j tvqch a|>ge|L^^^rt Wferdeni
um zu wissen^ c4> d^a J^mmouivLm^^rfqideT-'
lieh ist« i,;.:>j . ^ ,,;,.;., ,;,.
Dm AmmoniuiDo wutAe ^w^iiwe^etas-
— 39 —
sen und nur.Eiweilsy Kocbsak, phosphor-
saures £isen und Wasser in den Mengen-
verhältnissen ifie Versuch X« genommen.
In dem Cylinder der -f Seite entstand die
. blutrocKe Flüssigkeit^ wie in Versuch X,
aber nur erst nach i4 Stunden, weil durch
die schon. oft gebrauchten PappstQcke die
Wirkun|^ schwächeD waiu Das EiweÜs war
hin und wieder, ja selbst am Golddrahte
geröihet^ und die Flüssigkeit war saner.
Die Flüssigkeit im €yiiAder der *^ Seite
war wieder klar'^ririe in Versuck; X, aber
am Boden hatte sidi.ein schmutzig. grünes
Eisenoxyd gesetzt und 4ift' Fiiissigkefe* war
alkalisch« ,•••■? j . •»* . ...•.■
; jf Zweites^ Reßfdtat, ,. *
Es ist aur BUdung des kiinsdiehen BIu«
tes das Ammonium nicht nothw endig, son-
dern sie gelingt schon durch Eiweils, Koch-
aalz, phosphörsatnres Elisen undWassen Hier-
aus mächt^^schon herrorgehn, daCi Aisik Kbch-
sahi nie fehlen müsse, vtÄ durch sein Natrum
die Zersetzung des weilsen phosphdt^atireff
Eisens eu bemrkenV allem der'Genaaigkeit
wegen stellte ich noch'iden nadklolgenden
Vecsuch-an«
-^ 4o -'
'XK Versuch» '-
Dieselbe grofse Sauie wnrde. gereinigt
und alle Vorrichtungen so wie vorher ge-
nomrned. Die zu prüfende Mischung be-
stand blos afus 2 Drachmen weifsem pfabs-
phorsaurem Ei&en , i^ Drachme Eiweifs
und 5 Unzen Walser. Der Galvanism
•trömte schön 24 Stunden durch «die Flüs-
•
sigkeit und ^eS' ek'ftftgte durchaus keine Rö-
. thung, wenn auöh' 'die Wirkung noch län-
ger wahrete.^ Dse^vProcefs war auch von
ganz <. anderer Ai't, Das Eiweifs war jn
' beiden ^CSj^^Iinderif niedergefallen^ schwamm
nicht wie- in^ Vetvdch X. in der Flüssigkeit,
war zwar geronnen, aber lag wie eine kör-
nige Masse am Boden. Auf der — Seite
war das Eiweifs nur etwaV gelblich, aber
die ^Flüssigkeit zeigte keine Aikalitat.
Drittes Resultat.
'.':'...
. >Sur Erzeugung des feünstliche;^ Blutes ist
... . y
das KocI^alz in Ve.rjb|in.dung niil;<iJUiei'ischem
Stoff tind.weilseni pjipsphoicsaurefn Eisen ec-
forderlich... • . .:^.^, ...
De: in den eraten Versuchen eine sehr
schwache xEleotrizität ^ur künstlichen Blut-
meu^n^ nicht hinreichte, indesseadamala
^ 4^\ ^
als diese angestellt wurden, mir der Gegen*
stand ho/tli nifcbt so bekaiint war wie jetzt,
so suchte ich noch durrh einen Versuch aus«
znmittejii, in welchen^ Graden* die £le<itrizi-
tat ' wohl ^e^ebWh'^Werden nmfste.
' . r^ XVL Versuch.
Die oftgenaAhte grofse Säule und der
... ganze 'Apparat .wurden zu einfuu Versuche
.gewählt, nachdem die Säule schoii. :44 $tuii«
■,^en gewirkt hatte und schon sehr, schwäch
geworden war. , Die Mischung: von Vers«
X. wurde in die Säule gebracht und selb^
nach mehrem Stuntien erfolgte luuni eine
- scbw4ohe fiöthung« loh würde .weifläuf«
tlg seyn, wenn ic|i noch alleYenuch^
erzalilte, in welchen die Mischu^igen ^on
Vers. Xf und XIV« bei verschiedenen
schwachem Grajdea der Elekf^iität nicht
joth wurden. .
Es schiefL mir end^cl^^gj^r niqht überflüssig,
zu untecsncheii, ob die atmosphärische Luft
bei mittlerer Tempei;atur oder bei einer ho-
hem Temperatur im Stande sey, di^.yerän»
dtening des weifsen phospborsauren Eisens
zu bcTwirken, wenb es mir wohl einleutshtete,
dafii eine Zersetzung des Kochsalzes so nicht
möglich sejn würde«
^ 44 -
XXL Fersuah.
Die abgestandqe klare Flüssigkeit, das
künstliche Blutwasser ^ gab gekocht ein we-
nig Eiweilsselianm,
^ '•.-,• ■ ■ •>. -
XXJL Versuche
* . ■ ...**•■ . • ■■
Eben so, wenn ich sie mit concentrir«
ter Schwefelsäure vermischte. Gerann hier
in beiden Fällen nicht das Ganze, wie bei
* , ....
dem ^natürlichen Blatwasser, so ihuls man
erwäget! , dafs in 5 Unzen Wasser nur \\
Drachme Eiweils ursprdagtich ent*halten wa-
tiiky und d^fs wir nrcht ittt Stunde sind, so*
Tiel Eiweifs mit VVasse]t''!fca vereinigen, Inrie
es'jdi« JNätur im ^lebende« tbicfrischen^'^Kör-
per vermag»'-^''
XXlli. Versuch. '.
Der künstliche Gruor wurde an der Luft
immer duokler, üHd als- er^ aüsg«etröcknet
war, schien er au verwitt^^rh und zeigte AI-
kslztät..: Hatie da» künstliche Blut, noch flüs-
sig, Sätuße,'sot .kim.ies.natjürlich dahery weil
*" ich selbst Säure mit dem Eisen hineinbrach-
te, denn, will man das phosphorsaure Eisen
neutral hinzunehmen, so mufs es und kann
es nur x^oncret seyn, und so bleibt es nicht
o gut in der dünnen Flüssigkeit sdiwebend.
- 45 -
XXIK Fersueh.
Durch Abdunsten wurde das küDStlichtf
Blut ixniDer dunkler und bei dem Abdunuen
fast schwararoih«' « t.
XXy*- Versuch.
Alle Reagentien seigcen sich natürlich
hier so ^ wie bei dem natürlichen Blut^ ^ in
der Verischerung u* s, w.
Bei allen diesen Versuchte lag mir nur
daran, den Procefs näher erkennen au ler-
nen, durch welchen das Blut hervorgeht, und
es kann mir nicht einfallen, das Blut so her*
Torbringen zu wollen, wie es in der Matur
sich findet« Denn ich weiis es sehr wohl,
wenn ich auch alle fiestandtheile susammen«
setze, wenn ich selbst die Wärme meinem
künstlichen Aggregate gebe, so kann ich die
Bedingungen doch nicht herbeifUhrbn, we!«
che in dem lebenden köfi^er obwalten; so
kann ich den arganisirten. Stoff nicht ent*
behren* Ja, daa Etweifs^ welches ich nahmi
ist thätig mitwirkend und durch kein künst*
liches Mittel: nachcnbilden. Wollen wir nun
eine Theorie fassen,.. so geschehe es auch
nur, um den Weg zu neuen Untersuchungen
zu bahnen. Ich möchte lieber gar keine
Theorie aufstellen und ei dem lim«! ^lit^
I
- 4S -
lassen^ sie aus. Aiem. 'Gegebenen abzunefameni
wentt ich nicht meine : Ansicht, zur* Würdi*
giiüg vorlegen müSsCe^i um. 2u einer vielseitig
gefen aufzufordern. Die im: Eingange ckir-
ten Worte F'auquelin's uüd Fourcroys seyen
aber 'Suchviiieriwiederh alt;* i»-^; leK hoffe we-
nigstens den Aerzien, welehe^der Chemie im
dem organisirteH Kt>rperzu wenig einräum»
ten, ein^ neuen Beweis von ifaiiem grolsen
Einflüsse zsx geben , so wie ich aber, aach
wüifische, da£i^ andere Aerzte» weiche der
Chemie wieder mehr einräumen, als* ihr schon
£uge^schrieben werden darf , nichts mehr in
dieser Theorie' finden möchten, als dtn er^
üenr ffierjuch.
. Wir haben zuV Erzeugung' des' kUnstÜK
> dhieii : Blutes Kochsalz , Eiweifs ( überhaupt
Shierisohen.*Sto£P) uiid weifsea phosphorsau«
r es Eisen nötirig; wir sehn> die' I4ätTanbii«
4ung aus. dem Kochsalze . dusch Galv^anismui
und. Wasser; wir erwägen die' Wichtigk^
der Gegenwart des Wassers,* imd erinnern
uns früherer Versuche ^'^ welche Modilicatio*
nen des Wassers durch. den GaLvanismus en-
Weisen, so, dals bald ein oxygenii^^s^ l>ald
eia hjrdrogeniztes Wassex , ^«i selbst? v dem
- 4T -
A«ther und Aletfhbl gmilihettes Wa«§er eot-
steh^n kann, und endlich erinnern wir untf
auch der Versuche, welche die Verwandlang
des thierisohen Stoffes in Säure d^rthun. Als*
dann wird die A^ioiogif^ der Hauptversnche
vber die künstliche Bluterzeugung seyn : das
Kochsalz geht zum Theil in Natrum über,
dieses Nätrum wirkt auf das phosphorsaure
Eisen, ein Theil des Oxydes wird gleichsam
fireier und wird durch das sauerstoffreichere
Wasser, im Cylinder der 4- Seite, wenn nicht
gerade stärker oxydirt, doch in ein rothes
Hydrat verwandelt, welches die blutrothe
Farbe hervorbringt. Es ist das rothe phos-
phorsaure Eisen mit überflüssigem Oxyde ent-
standen, welches wir durch rothes Oxyd und
Phosphorsaure künstUch hervorbringen, wel-
ches Vauqueliii und Fourcroy schon beschrie-
ben. Dieses äufserst fein zertheilre Hydrat
schwimmt in der dickeren Flüssigkeit* —
Wenn die Säure in dorn künstlichen Blute
nicht ganz schwindet, so ist der thierische
Stoff die Ursache, der sich unter einer star-
ken Einwirkung des Galvanism in Säure, zum
Theil, wandeln muls. Eine gröisere Menge
I^ochsalz würde die Säure yielleficht ganz
nehmen. Doch ist sie im Grunde sehr un-
- 48 -
bedeutend und schwach,' und in einem eiof-
fachen Cyliader bemerkte ich sie nicht, (s*
den IV. Versuch.) Bemerken wir 'aber an
der — Seite keine Säure, sondern Alkaiitäti
Hvo doch die Mischung dieselbe war, so mufs
das Wasser, welches 'sich hier anders als auf
der ^ Seite rerhält, die Ursache seyn« Mer«
ken wir an der ^ Seite die Alkalität nichts
so kann doch eine Zersetzung des Kochaal*
£es statt gefunden haben. Doch ist es wahr-
scheinlicher, dafs das Natrum von der — -iSei*'
te übergeht, wie sich schon daraus ergeben
. möchte, dafs das leitende^ nasse Papier, durch
welches ich die beiden Cylinder verband,
weder Säure noch Alkali zeigte. Es ^oiuls
sich dieser Indifferenz -Punct natürlich fio»
den, da rerimige der Affinität die Säure dem
Alkali entgegen geht. *-— Man kann noch
die Frage aufwerfnn: wie das Kochsalz durch
den Galvaoismus zerlegt wtfrde und zwar im
Beiseyn des phosphorsauren, etwas säuerli«'
chen, Eisens. Hier bleibt nur die iiypothe*
se übrig, dais das Wasser selbst in ein AI*
kaii übergehe, wenn die negative Electrizi*
tat es moditicirt und dadurch eine Zerset*
zong des Kochsslzes zulasse, wobei das Eisen
mber nicht stärker oxydirt oder in ein Hy^
r
h
— 4b —
drat Yerwaadelt w^rdta- kno^ wttil'«i- fil%#
keioe Sauerstoff abgebieiule' Mischtibg' Wto
am 4* Pol^ findeh - .;D«r tein« Wasaerstoff
i^ermag es tdcht^ wetdpMu iiach aflen bis«
hangen. Vierauchefi^ das Koehsals wm %tv$^^
ten»; Sa geht hier aber wohl her vor > daT»
der Oalranistn den Procefs so al)äadeny Ifie
er im l^eaden Körpiri ebi^ndert Wirri^'und
dala unaaüre Schlüsse nach den Versuchen ttüt*
dem todten Stoffe hier \ach)dcht passen* -^Vhi^
^ber die Rotbung daafixseM im thieitolDifMi^
Küpper, iQAWiA.dnrAi'den iroit mir etB'gelei^>
leten pjrpoeft.jietntfft) Mv sciteint sie^^rf^ese
vohl denij AS!aas9ar in '«kta^enl' lOetifi) 'Uiah
kann, kein ricdlkoBimeB edithea Oxyd' dnitK
Qliihen suSi detti Eiaeni dvfervorbringen, etii-
s^hönstta ,uttd ^ leichteateni abery trenn- inäjul
ea feutifu aa der Luft' und lan^je liegen Afst.
Wir gehniauni lebetiden titierischen^Kör-
per Ubfii> «ndi'iuchbn das iJüUnstlich G«>fun*
^ene^ w^nn. eutih; nur nothdUrFrig ansupas«
aeDk De nAfih:&>ki^'Me^^A2xeuesten Versuchen*)'
der, Objrilis an der Luftiroth tHrd, und die
Qffitt<^ai des £iselia durch fieaf;^ntielt erwie-
sen isti ao bleihi; wohl keinZweifel^ deft defr
Cül^ylttP :ein..'taMnokydnl: mit Phosphorsäure
^) S. ReWs Arcliiy 8 34. a fiaftit ti^^; "
/cura, XXXII, M. i. SU t>
I
l
V
— -$0
f9thaIte/'AnEiYV«iIi otkr tiberktUpt an thieri-
fiphem Stoff föhlt es ia diömselben auch nichts
MO wie «ich Koöhsal« auch ! noch - deutlicher
£nden':.ipuii* . Siod dieiw Stoffe mit dem''M^ai*
ter da^ uod fehlt idier. electrische Procels iA
^jerischen Körjuec nicht, so dilrfeti wir wohl
achliefieftt . . . '•.;:'•
h II. i -//ti . ChyluSi iwuadeii • siiA, r- dätf^Koe^hsals
i^ffff^ iJ^hin 'NaiTiun; oder ist seköm ifteäi
40HH . vermfndüii (l:^ da^ . Nairüm • f^ki auf
4ßß\t0he9pk<^^^'^^^^^i^^V^ ^^ * J^s9n Wird
ük^^ti^t^ ^^0t JvirfAindeUy^^'Pnii ^dessen
]^0äf§ndunff^ dar Biut < imstandiu * iul Die
NtbrufigKnittel e|ebte MKowhsalr VLtkd' Eisen
Itfiftbclteitd, welohe auv dem'Chynma in den
CSliylus. überdehn- konnten. Bei kaltbltttfgea'
^hAerenjfcanA-'^p electrische- Procels auch
nicht SO! vorwaltend seyn, u^d ihr Blttt mub
dem Ghylus ähnlich l>ldlben. Dock w2re et
lächerlich, sich .im lebenden Körper eine soU
cheEleclrisitätsäurserung SU denken, wie wif
sie kiinstlich in diesem Fali bemerkten. Sie
kimnj sehr gelinde strßmen^ aber dorch' die
Einschliefiiung und Uaterordnuog durah de»
LebensprobeiCs, »eine höhere Wirkung faabeil.
JVQÜn9ton sersetste -ja das Kdchsals dmclk
schwäch^jte ßlecCKiui'it« I
— St —
bl HttD eiomtl flt$ Blut «mstaBdcSi so
kann es %ick^ wie wir selbst im kBastBcke^
Versuc|i gesehtt Iiaben» komogen eriiakcfl»
dssu kommt nocbi deb das Matton und die
WSrme die Gerinnting des ' Eiweifscs nickt
sulassen. Und doch geht das Eiweifs nnd
der feste Antheil des Blutes tkeilweise aur
Bildung der festen Th eile« aber sehr ailmäh-
lig übeti so, difs man ein Gerionen des £i-
Weifses in dem Blute, ron Zeit sa Zeit«i au*
geben mufa; Es ist anek kein Ueberflufs
Von Massel 4a > wife' in uos^rm kunstlichen
Versuche. Ob das Eä^reils oder der thieri-
sehe Scoff überhaupt an der Röthong des BIu«
tes Theil hat^ müssen Venuche mit sehr gro«
Isen Säulen erweisen.
Ich werde gelegentlich Yielleicht noch
einige Versuche über diesen Gegenstand
nachlietern, das schon Gefundene mufste ich
aber gleich bekannt machen, um Mehrere
uur weitern Machforschung auftufordem« *)
^ Oewil« eioe der ^nricbiigiten Entdeckung!*!! » weicht
die Chemie in neuern Zeiten gemacht hat. und die
den würdigen VerFaater ein bleibendes Andrnkrn
und den Dank der Nachwelt sichert! — Wenn «urh^
was den Verf. vor manchem Zoochemiker so rhrrn*
voll auueicfanet». tr ••Ibtt foslthx» ^il%Vv«t\>a^
D a
tL0di kein vollkommnes > d. h. mit Vitalität begab - /■
^ tpt, Blut. dargestellt aey, so ist Jies doch acbon eia''^
Aufaerordentlicber Fortschritt in der Erkenntnils des
bei der Bluibereitung upd überhaiipt aller Organi-
airnig vorgehenden, che^utchen Processes. ' — Wir
b^ttem il|n instandigst, «eine Versuche foruusetEen^
Nach den ersuunlichen Entdeckun^eu , welche
durch den Galvanisuus in der unorganische^ Che-
mie von Daxf^ gemacht' -wurden . was für Wunder
lassen sich qoch in der «Dimaliachen Gbemte' von
«in^r solchen Kraft, und in soldhen Händen, erwar*
tenl — Besonders empfehlen wir ihm das £y, als
den Contiientrationsp'nnct der Viulität des Fl&ssigen -
«ur galvanischen Untersuchung» ■«urB«itimmttng:ihw
res Einflvsses auf den Vivificationsprbsedi und den
damit «verbundenen chemischen Procefs, und die
Buccessive Entwickehihg tlar*^ Stoffe bis i^um Bluc
uad.aur eiganisch^n VolleflNlung«
4. Ä
. ' > -.
♦•, /■ -*
IIL
Nachtrag
llieh w*r die
nt nod er^
'oüB ei«
dab
ZU meiner im sehnten StUck- diei«i
1810
L
•»
enthaltenen Abhandlung
r
aber die Zellgeweb'sverhartuiik
neugebohmer Kinder.
■ I
Vom
Hofmedicus Lo demann.
'^
s
o geringen Werth ich auf jene Abhand-
lung lege, so sehr ich vielmehr gewünscht
habe 9 sie in einer bessern Form, und mit
vermehrtem Gehalt dem* Publiko vorzulegen,
was ohne meine Schuld unterblieben ist: so
darf ich andererseits doch wohl ohne Unbe-
scheidenheii annehmen, dafs sie in diagno-
stischer Riiftksiofat nackt' ganz unwichtig sey;
^ isö —
UorH; Tön der ZHl^f^ebsf erhärtüog nickti
gefunden habet ab dett Nameiif
..-.y. jPi0fe% anJetfC niihf r. . dar^tihunv möge
mir der. Herr Holmth Moru ^kiobea, mit
dejp. ;sid^er A VoraMiel;WDg| dafii ich van k«h
imü^AQdjprA.Beweggiwtd^ dabei jiuigehe^ ab
4!9niv. d^rWahrbe&t su dienea, nnid eine nach«!
tl^P^i:i£^.iy^i^^W6fihseluog . van . KiaiikheitOT^ für
^. JP^lfi^ ^u '. verkiite^, ^öp d^r< icb, oach
dem fiekeiimni8.ae meiner obei\ apjefiibrten
Abhandlung, mich ae)bst picht frei sprechen
jNichta, tagte ich, habe ich'^in den Be«
obachtungen des Herrn Hofrath Tlorn,^ tob
der' Zellgew ebsverhartüng gefunden, als dea
Namen , denn alle yon' ihm angegebene
Symptome der von ihm beobachteten Kin-
derJcrankheit, gehören der Jiose der neuge^
bphrmerh Kiiuier an. und jwar. in ihrer vol-»
lepdeteaten Form^wie sie nur immer tresqhrie«
bej(iT|iQd^eQbacht:«t worden ist«
"Wiliidernde oder serktreute «Btdtndli«
che Aöthe, mit Bitte, Fieber, Schtnerv^ itt
einem Falle mit ausfahrenden Blätti&tn, in
einem and^i^'init ü^bergang in Btänd;, was
änden WvcA ^hdverck ^«MicbACt > '>^' tÄAsa'
- 57 -
r6llbUttlge voDendete Rose^ Freilieh tr*r di«
Haut und das Zett^W^be gespannt und bt^
härtet', suweitea bh mr UaföriiitiGhkeit? ge«
Bichwollen, aber auoh dietet i|t der Roae ei«
•
geo, und wird immeP» nur mehr oder weni^
gef bei ihr beobachtet. Ich ge^e su, dafa '
die franzöaiichen Aerste Unrecht hatten, die
rpn ihpen aussehlielitich Endureissement du
iissu oeUulaire «benannte Krankheit , so au
nennen ; data noch unpassender - Ginanner
mit dem Namen der gespannten :Haut, sie
beaeichnet . hat ; aber der Name soll ja auch
nicht -«Ues, enthalten, was eine STScheinuag
ausieichnet; immer bl^'bt es dein genaaerA
und gelehrten Forschen vozbehalten> um alla
EigenthUmUchkeiteiv sich 9u he)i^üfnmem%
■ ■ ■ ■
Wiederholt und auf das bestimmteste
stellen aber die franzüsi^chex^ Aerzte, die
hier als unsere Lehrer su betrachten sind,
neben der Härte, eine auffallende KaUe des
ganzen Kfirpers,' besonders 'ab^h" der enge-
schwollenen TlieÜe, als pathogno^nonisches
Zeichen der Zellgewebsretfaartung auf; eben
so bestimmt nennen sie als * ansseichtteades
Merkindf; eine anscheinende '^Afiresenkeit dei^
Fiebers/ aiCf m l^eJQem Fa^ö be^^^^äÄ^^^
~ 6o ~
Neüg^bohrnen imtersobiedeii sey v denn in-l^i
sner wird üe, wegen der lie bediDgendet| -^
besondern Modification der Lebenskraft, md. ^
wegen der besondem Richtung der JNeryen»|(]
tharigkeity yermöge welcher die Gefahr ta-|^
irischer Krimpfe ihr so nahe liegt, bedetttea-
deModiflcationen der Heilmethode erfordenii
und namentlich weit eindriDgendere, achnel*
1er wirkende Mittel y erlangen, als die Rosc^
deren Verlauf in der Regel nicht so eilig ist
IJeberhaupt kann man sicher annehmen, da/s
das verschiedene Aeufsere, wodurch Kranke
heiten im AUgemeiQ.en und Besonder^, sich
von einander unterscheiden, immer auch in«
innere, die Kur bestimmende Verschieden«
heiten voraussetze, auf deren Erforscdiung
und angemessene Behandlung wir anders
nicht geleitet werden können, als 'in aofem
;wir ihr Dasein aus den sinnlichen Erschei«
9
nungen wenigstens vermuthen. Ohne diese
xu bemerken, ohne genaue Diagxiosis also,
werden wir jedes Anstoibes ermangeln, je-
nen naohnrforschen ,. sie eifahmninmarsftfi: an
Tergleichen, und durch Reflexion sie 'end-
lich a^a klare zu bringta« Igncti nulla
eupidom '
Li. ■; « V : • , » *••?.. '. :;, .■
~ 6t> • -*
So wenig erUmemd nun ab« die . B^
»bMhtimgen des Hnu. Hofrath Hom für. die
baan güA^lich fremde ZellgewebaTetbärtung
iad^io.ü^bätsbar sind nie tls. Betrag cu der
beschichtender Rom der.:Nettgeb<4Knei|, so*.
?ohI in HinsiGhc auf .aetiologische Forschung^
ils hespfiders in Rücksicht der von ihm' an«
jesteUt^n ^Lf^ichenoffnnngQn « die wenigstens
iB eii^c gtöfsern Zahl von Fällen) di^e schon
:)j8kannten £ntdecluifig|g|v und vorzüglich die
Erfahrung bestStigen i dafs diese EntzUndung
rornehpilidi dadurch, den Kindern gefä^Upk
irerde» wenn sie yon den. äubem l^heilen
dch nach den innern wendete« '; !
Di^stfs. itu verhüten, wird itninet die
profste Sorgfalt der Aer^te s'eyn mül^en, und
)hne Zweifel wird dieses am sichersten ' ali^
iann ^i^chehen, wenn die EntzUndung Ih«
rem Charakter gemäis behandelt wird*
Herr Hoififih ffortii. scheint nach der
ron ihm im gegenwärtige^ Falle befolgten
Methode %VL schlielseni die Erfahrungen der
Sngläi^dert Uad^rwood^ ßarishorej fp^aUftam
i. s. w« Terdächtig zu finden^ welche die Ro^*
e der neugebohmen Kinder , mit stärkend«
eizenden Mitteln (China, Con/ec^ cardiac^
^ 9i ^
P7m. Mtntä». Hjxh:^ isneriich, UnA^pir^Fin.
tmmphk fibderlicfa } sehr fechnell und ' jgHtek-
lick h^lteit. ich ^ttieifles TheiU) habe^gra-
Ite UrsAthe^ inil ihtem Hath • tiifrfeden^ zu
ieyo) dMü die ttlil^ 6der sechs Kranke,
die ich g^ltheft^ iind auf diese Weise be-
halttdeb habe, doäl M, dafs ich eiA* leich-
tes AbluhrungsmitteJ voränschickte, find aU
te, ohii^ Ansnahille) glu^klifch wied«V'bef-
gestellt worden. Difs dieses G\\kdt del- an^ 1
gewandten Methode, ' ttnd nicht- dem Um«
itäiKle bi^aUDiesseti sey, dafs kneihe Kfkitike
nicht 'im "^ Ängsten "Verstände Neägeb<^rtae,
sondern Kinder Ven 3 bis 8 Monate altv Wä-
ten, ist mir aus dem ßronde wahrscheinlich^
w:eil sonst doch wohl einer dieser Fäile% die
gröfstfiniib.eils »ehr ernsthaft und bedenklich,
lirjareo^ unglücklich, geendigt hab^ würden
Mit nicht geringerem unrecht scheint
mir Herr Hofrath Horn^ die Anwendung der
Vesicatorten bei kleinen Kindern Terdächti|;
machen ai^ wollen, die doch als Ableitnngs-
mittel bei der Gefahr der'Entaundnn'gsTcr^
seftung nach innen > gewifs die grOfste lEm»
pfehlung verdienen. Der grof^e Nutzen, wel-
chen die franiiisischen Aente^ auf röllig un-
- 65- -
y'erdachtigd Weii^, bei -der Zallgew^bsreN
härtnng yon ihnen gesehen haben ^*iM: alleiHb
achpn hinreichend, alle Bedonklichkeit über
ihre Zulässigkeit wegzuräumen, und meine
I.- ' '-Im •!' ^' • ' »1
eigene Erfahrung bei drohenden BrustsuräU
len kleiner, wenige Wochen alte^ Kinder«
beruhigt tnich oeahälb Yollkommeni
ob ChdrHbö^9 R«tk: Blutigef hinter di^
Ohren M setaeli^'^^Wenn Betihibtsejn un^
Sdiiafsircht «in^ VefiiettMg nik^h dem iGew^
faim ftei der Zellgewebsverhättung drohen^'
zntc{igUchV "und 4en Vefticatoi^en Votzitzie«'
hen^ oder beizug^i^etlen sejr? dieses wift^
n^ch individueUen Gründen zu erwägen seyn.
Im Allgemeinen schein]: ein beträchtlich. asthe-v
ziischer Zustand ihnen nicht das Wort zii
vrTt:.j* ■ i. ■/ .* •» ■ • .>n
redeoL, doch wird es in solcbm yerzweifeJir:
ten Lagen auch: « hier, heifsen: .melius anci*-.
pifii remedio ufi^^ quam nullo.. .:>
' '-^Da ich übri;^efis in der oben angeführt
tM Abhan^Ititig ^M erweisen versucht habe,'
diffs dar VliagndiMisfehirn Verlchiedetihf^it un«.
^achteti die R\ke^' Aind die Zellgewebsre^:
hMkng neugeboiirfi^r Kinder^ als Art der
Kriiitkheit identi^h • Seyen : so mag es mir
e^latibt'seyiiy €en 9eweif hier noch durch
« H -^
idie ErlÜittteKudg einiger Symptome der Zell-
gewebsv^rbärtung) su verst^rlfLeB.
Aufset Aer' Kälte ^ und dem scHeinbit
fiebertosen Zusiande^ die ich dort schön n
erklaren bemühet gewesen bin, untencliet'
den nämlich die Zellgewebsverhärtung voi
der Rose^ noch zwei merkwürdige Umstand
de: das J^pchiens^keijpgft dtßs Bmndes^ tuii
die GeneigihAit zu tonisehen KrJii^ffenk
Beide kctaaten gegen die identische Art.b.ei*
der Krankheitsformen ^ «b Einwurf b€|ftjcli>*
tet werden ) welchen ich demnach nqch n
entkräften verpflichtet
Die £ntstehui]g des Btancle)» ^etzt ölm*
fehtbat eiil tiefes Herabsinken, Wenigstesi
'd«r ortli^h^n Lebebsyaft vo'r&üs. In iofetH
ich also im kllg^möinön bei der 2eÜ^eWeb^
yerhärtuti^^ relativ gegen diii^Hos^, ein«fl
niedrigem Stand det Lebenskraft an^eidtoti^
men habe, um das Phänomen der Kält^iuiul
des anscheinend iieberlo^^v 2^t4nde# li
erklären, was ich richtiger yielleicht all fi^
ne verkehrte Wirksamkeit 4^ Nerv^.)iKtJtt
vorstellen soUeO) vermöge der sie voB..df9l
Gefäfssystem abgewandt, in d^n Muskflpr 1
oder anderswo .Gonceatcict .aum VoraislM^ 1
/ ~
iLomsiCf in sofeta scheint ron mir eine vor*
Biiglich^ife Dispositioa 'zaxn Brande bei der
Zelfgewefesverfaartnbg ^eingeräumt zu seya,
and iHn''So mehr wird man es bewundern
Enüssen^ iäis er nicht bei ihr erscheint; wenn
sie mit der Rose eine und dieselbe Art von
Krankheit bildet« Allein hier ist nicht vx>n
der Patho'genie des Brandes im Aligemeiden
die Rede,' sotidern allein ron der Bedingung,
unter welcher er bei Entzündungen zu* ent«
stehen pflegt, wohin ich sowohl die Rose,
als die Z'ellgewebsvei4i9ttiing rechne^ Mus-
isen wir nun in- dieser Hinsicht einräumeni
clafs der 'Brand nur immer der Begleiter he£«
tiger Entziih^fangen sej, Vlas heilst "isölchAry
die sich dwch grofse Hitze und Schmerz zu
ürkenneil geben, dals wahrscheinlicherweise
also dnreh die Heftigkeit der Reabtion die
IjähmHUig der GePafse vollendet, duich diese
zrun der Umlauf defi Geblüts' gehemmt, und
dadurchi, basonders aber^ä\ich durch die v^er*
snebrte 'Hinze die Z^nletiiting des Bluts, und
der thieriscben' Paser begünstigt werde: so
sehen wir hier Bedingungen des Brandes bei
der Roiey die- der Zellgewebsverhärtung feh-
len; bei dte* nur-einie^'aehfr geringe Reaction
der Bltitgefafse, und anstatt der lävX^e^ v^^x
/cBn. XXXn. ß, z. Sf. Ya
— 68 —
IV.
lieber die Anwendung des Meikuts
in der häutigen Bräune. '
Vom j,
Hofmedicus Sachse
in Schwerin.
(Fortietsnag.)
\jei Ktmmer • Gommissair Düff€ken an«
d«rtlulb jihriger Sohn^ jptem 3iif0r Kranker^
war tu der Brost seiner starken, gesnndetti
jungen Mutter emälirt) aber in "den aedui-
l^r Jahren des Vaters erseugt. Vom Anbo«
ginn war er su Ausschligen geneigt, hatBe
tuerst den Pemphigus neomatormmy der in
Blasen Ton der Grölse kleiner Erbsen, tkcil»
mit weifser, theils mit gelb» milsrigerFendl-
tigkeit gelBIlt, bestand, <ein Uebel, welches
loh hier oft lu beobachten Gdegenkeit babe)
. - 69 -
Xftclilter litt er an grolsen rothen irreguli«
wen Flecken» die sich oft mit Ueinen Fie-
bern, über den ganzen Körper erseiigten,
kauib. erhaben y aber doch in der Haut hart ^
ancufiihlen waron» und gewöhnlich nach ei-
nigen Tagen wieder yerscfawanden. Darauf
seigten sich Sctopheln am Halse » nach de-
ren Zertheilung geschwollne Drüsen in den
Weichen, die enorm grols wurden, Aufbruch
droheten und nur durch Mercurialia wegge«
schafft werden konnten. Hierauf folgte scro-
phulöse AugenentzUndung, unförmlich dicke .
Oberlippe und Gesichts - Ausschlag« Die
trocknen schönen Tage des Aprils, die noch
trockneren, ja heÜsen Tage des Maies im
Jahre j8o8 hatten dem Knaben, bis' auf ei-
nen Rest des Gesichts - Ausschlages, Gesund-
heit und Leben gegeben. Er war stets im
Freien. Man achtete nicht tuf die seit drei
Tagen eingetretene, um so empfindlichere,
durch Nordwinde herbeigeführte Kälte, die in
^en meisten Häusern zum Einheitzei^ zwang, \
und erlaubte dem Kleinen bis Abends 9 Uhr
in einer Rollkammer, auf dem nahe am See
bel^penen Hofe, zii spielen« Plötzlich wur-
de er hier rom Husteif befallen und^ klagte
übet Halsweh. In der Nacht vom 22sten zum
— :-.70 '— , .
23sten Mai wurde dieses so stark, .da£i. ^
immer dafaiip giifF und selbst Medicia ver-
langte. — Morgens 9 Uhr wurde ich geru-
fen, und erkannte gleich an der bei jedem
Athemzuge bohl klingenden Stimme^, am kuri>
zen Athem^ am aufgedunsenen rothen Ge«
•icht, am kaum zählbar schnellen Pulse, den
aehr acuten beträchtlichen Croup. Dem in->
n^rn Schmerz zufolge hätte man auch Ge«
schwulst an der Luftröhre erwarten sollen,
^ber si^ mangelte ganz, so wie auch Vet*«
mehrung deä Schmerzes beim' äulsem Druck*
— Gegen 10 Uhr hatten schon 5 grofse Elut«
Igel am Halse unter den stärksten Beängstigt
gungen und -Geschrei des Kindes gesogen,
während welches der Ton i^mmer keichen-
der wurde und der sonst nur selten hohle
Husten öfter eintrat. An Unterhaltung der
Blutung war kaum zu decken, weil der Kna-
be sich so ungeberdete. Das Blut geronn
gleich zur dicken übrösen Masse« — Ich rieth
eine halbe Stunde zu warten und dann von
'4echs Gran Brechweinstein in 3 Unzen Was«
•er aufgelöset, alle Viertelstunden einen Eis-
löffel voll zu geben. Aus Gründen, welche
im Kapitel von den Brechmitteln entwickelt
sind, wählte ich ein so starkes Brechmittel,
/
— 7« -
und wirkitdi waren bei diesem Knaben roa
andeitlialb Jahren wieder 4 Gran Tom kräf-
lösten Breohweinstein erforderlich, ehe Wir-
kung erfolgte. — Schon in der halbstündi-
gen Ruhe nach der Blutausleerung war er in
einen sanften Schlummer gekommen, das Ge-
richt erbleicht, aber das Pfeifen beim Ath-
men hatte fortgedauert. Gleich das erste
Erbrechen hatte vielen Schleim weggeschafft,
den ich für Magenschleim hielt, <aber eine'
Portion zeichnete sich bestimmt als häutige
Masse aus, (s. das Kap. worin die Unter-
scheidung der Pseudomembran von andern
ausgeworfoen Materien gelehrt ?nrd,) sie
war grauweifsy und so zShe, dafs ich sie als
■
xusammenhüngend leicht vom Übrigen Schleim
wegnehmen und über einen Theelöffel aus-
breiten konnte. Die Stünme .wurde nun viel
freier. — Um 12 Uhr fand ich ihn leicht
athmend, bleich und ruhig. Er mufste nun
alle halbe Stunden vom Lencin'sclien Sene-
ga-Saft, einmal mit 12 Tropfen Elixir pe^
ctoraU Reg. Dan^y und in der folgenden mit
einbm Pulver gemischt nehmen, welches aus
51 Gran Mercm. dulcis und 8 Gran Magnesia
bestand. — ^^ Das f^esicatorium hielt ich,' da
der Athem gänzlich frei geworden war, nicht
— 7« —
für notbwendig. Alfends 5 Uhr. . %t faattel
} Stunden zwischendurch ganz ilihjg geschli^l
fen. JNach den Leiden ersten Pulvetn httttj
er sich wieder gebrochen, seitdem sie abetl
zv^ei ^ übelriechende Sedes gemacht, nicht
weites. Er hatte Fleischbrühe und eine Bu^
tersemniei gefordert und genossen. . £inge*
geben hatte man aufs pünküichste. — - Seit
einer halben Stunde hatte er wieder viel
• Kitze, und war unruhiger geworden. Der
'PuU ging sehr geschwind, und war, wie das
bei kleinen Kindern so oft der Fall ist, der
Bewegungen, des Schreiens beim Beruhren
wegen, nicht zu fahlen. Das Gesicht, die
Lippen waren wieder roth geworden, das
Pfeifen beim Athmen hatte sich auch wie-
der, ;jedoch leiser und- gelöster eingestellt
Ob er beim Husten niedcrgeschluckt habe,
hatte» man nicht bemerkt. — Jetzt legte ich
das Ye^catoiium von der Grölse eines Tha-
lers dahin«, wo sich der scerno cleido mastO"
ideus , angesetzt hat. — - Abends 7 (/Ar. Er
hatte beim fortgesetzten .Gebrauch dctr obi-
gein Arzneien zwjLschen durch geruhig geschla-
fen, aber doch, während des Schlafs den
rauhen Ton oft wieder bekommen (welches
ich, beim Genesen, im Schlafe überhaupt
- ^ 73 -
t
1
mehr als im Wachen . bemerkt habe). -«- Das
Niederschlucken beim Äui^usten, als aiche-
res i^eichen. der Lösung der Membran, be«
stimmte niich abermals ein Brechmittel zu
gebei^. Jetzt brachte schon der erste Löffel
voll ergiebige Ausleerung , worin man die
Pseudomembran wieder deutlich vom Ma-
genschleim durch die compactere fadenfor«
roige Consistenz unterscheiden konnte. -—
Jetzt lieb ich nur alle a Stunden ein Queck-
silber-Pulver nehmen, in der Zwischenzeit
das Elixir bis auf i5 Tropfen vermehren, und
die Z6it des geruhigen Schlafs ganz über-
schlagen. Selbst im reichlicher erfolgenden
Stuhlgänge, unterschieden obige Zeichen das
polypöse aus der Lüftröhre sehr deutlich.
Den 24stenj Morgens halb S Ulir. Die
Nacht war im ganzen gut gewesen, er hatte,
seit ich ihn' nicht gesehen, obgleich er nichts
mehr vom Brechmittel genommen, noch 7 mal,
beim. Eingeben des Safts gebrochen, %o sehr
war di«. Erregbarkeit des Magens wieder ge-
hoben! (s. das Cap. von den Brechmitteln.)
Jedem > Erbrechen folgte die angenehmste
Ruhe und freier Athem. Das Vesicatorium
hatte mdhrere kleine Blasen gezogen. Die
^ -, 74 -
Hitze war merklich gelindert« Im Stuhlgan-
ge fand man grolse Stücke lederartigen
Si^hleimS) dessen Unterschied Vom Darm-
schleim selbst Unkundige einsahen. — Jetzt
nur zweistündiger Wechsel mit Pulver und
Elixir« — Abends Ermattung, Brennen in den
Händen, Mercurial- Geruch aus dem Mundei
deswegen kein Pulver mehr; nur beim Hu-
sten noch Pfeifen in der Brust«
Den 2S^ten. völlige Genesung. — Eine
grofse Aderlafs, starke Brechmittel, Senega
und 24 Gran Quecksilber hatten sie bewirkt.
Es erfolgte eine gelinde Salivation. Diese
Behandlung und der fortgesetzte Gebrauch
des Isländischen Mooses hatten den Knaben
gesünder gemacht, als er je zuvor gewesen
war.
Wer hätte es denken sollen, dafs er den-»
noch ein Opfer des Croups werden wurde,
und doch war es nicht anders!
Im November hatte ich eine Kranke am
fürchterlichsten häutigen Croup b)ehandelt,
bald nachher hatte einer, meiner GoUegen
ein Kind daran sterben sehen, und im An-
fange des Decembers sagte mir der Hr. Hof-
medicus Gresmann. dafs er einen Patienten
« — 75 —
Art liegen habe; ich wurde daher
loppelt aufoierksaiii als mir die Mutter des
>bigen Kranken, während ich ihren am Po«
Ui(ra leidenden Mann besuchte, beiläulig sflg«
mi Es sej ni^n die 5te Placht, dals ihr Klei-
ler um 4 Uhr mit Husten und einer ver«
liditigen Heiserkeit erwache, wenn er aber
iine Tasse Thee getrunken, verlühresich das
[xepTeife sogleich. Man schrieb mit Recht
liese Erscheinung einem kalten fiiere zu^
Welches der Kleine, der sich sehr heifs ge-
»pielt, heimlich aus einer Bouteille getrun-
ken, welche nahe am staik zugefrornen Fen-
Uer, welches die stärkste Ofenhitze nicht auf-
luthauen yermochte, gestanden. — - Man war
aber ohne Besorgni£i hierbei, weil der ältere
Bruder neulich ähnliche Zufälle gehabt habe,
die yon mir für Catarrh erklärt worden und
einem Brustsafte gewichen, und weil dem
Knaben am Tage durchaus nichts an Mun-
terkeit und Appetit abgegangen. Ich horch-
te genau auf seinen Athem, aber er war wie
beim gesundesten Menschen, und blieb es
SHch, als ich mit ihm im Zimmer umher lief,
und ii^ durch Kitzeln zum Lachen und Hu-
sten brachte», Dai war auch noch Abends spät
der Fall.
r
\
— ' / .- 76 - , ' -
Sen lUenDecember ging ich früh- hix^
und erfuhr: dafs- der Husten richtig wieder
mit Brustbeklemmung und Heiserkeit einge*
treten, nach einer halben Stunde aber gewi*
eben sej, als man warmes Getränk gegebea;
Der Knabe schlief noch fanft, ohne alles Fie^
bcr, oder ^oost irgend einen verdächtigen
•Zufall. — An krampKgen Croup , dachte i^
hatütlich gleich, aber da mein Kranker nid
zu Krampf- Krankheiten, wohl aber zu Drüsen^
.Verstopfungen,' Fehlern im Lymph - System^
und zu Haut-Uebeln geneigt gewesen, , da ex
schon einmal am stärksten häutigen Croup
gelitten, und ich nicht an den Autenriethm,
sehen Ausspruch glaubte: dafs der, der den
Croup niir gelinde gehabt habVf ihn wieder
bekommen könne, tler aber nicht, welcher
den höhern Grad überstanden; da femer 6e«
legenheits- Ursache und epidemische Consti-
tUtion mehr für eine Axllage zum Recidiye
stimmte, so glaubte ich Mittel gegen die
Angina mernbranosa verordnen zu müsseni
(s. das Kap. von den Recidiven) und liefs
den Tag über 8 Pulver, jedes aus anderthalb
Gran Calomel mit 4 d^^nMagnesia, angerührt
mit a Theelöffeln voll Syrup. Senegae (5iij)
und Gumm. ammoniac. (^j) nehmen. Dies
— 77 —
Mittel bradite 4 sehleimiehte grüne Stuhle
und die geruhigste Nacht, ohne :eine Spur
ron Husten und Heiserk/*it. -— Ich war. hen»
Uch'froh) ein Uebet i«i Keimen erstickt sa
liaben, tifo^ deMem Natur inir jetzt, nach
der trefflichen Wirkung des Calomels, kein
Zweifel übrig bliebw
Den i2ten gab ich aber doch aus Vor«
sieht kleine Gaben Brechweinstein bis zum
leichten Erbrechen, Welches vielen ^ Magen«
schleim wegschaffte«
Den iSfen. Nach. einer guten Nacht,
■ ■ mm
völlige Gesundheit«
Den \J^en wurde ich friih geweckt« Der
Husten ,sej wiedergekommen und das Pfei-
fen wiche nicht wieder* Ich fand hier nun
alles, wie im Mai, es fehlte kein Zeichen am
häutigen Croup, ich verordnete deswegen
sogleich :
j^. Calomelis opt.
Puh, flad* Senegae ^ jf-y*
Soßch. albiQß. Jk{. Dispens» ial. Dos. xij.
S» Stündlich eins mit Saft aus Senega.
Eine Blutausleerung'iiielt ich nicht für zweek-*
inäfsig, da weder irgend eine Härte im Pul-
se^-noch Schmerz beim Drück der Luftröhre
• - 78 -
Torhanden war, und die Strangnlatibns-Zn»
falle nuch nicht im Yonnaligea Grade da
waren. Grg n Abend Uessenin«:, wenigsteoi
giiiubte ich diese ii» raaselnden Ton hctfi
Arhmen au dauen, und. gab, de die Pulrar
alle vorbnucht waren« eine Auflo6mii|g Toa
3 Gran Bret^hweiosteio« wonach, wie im Mai,
ein<eliio Uo^e Streifen ron Pseudomembraoi
aber Uorh in weit geringerer Menge, ansge-
tet'it wurden: anderthalb Gran waren er£Dr-
dt**5ioH* ehe t\-.rs.:mi: eri »Igte. Hierauf trat
<^iuo tausciteuvie auhe run einigen Standen
^iiu ^t^fc *iei* '^ieds»r :-.i von obf^en P^vem
ttici%sicu» uitU t^.ech i:ivc»n. nach KA:]»eiiire der
tttfdLxoiHitt^ v> der V<ff$chKrom erringe neihrader
\^tM«i^cv acu atebee» und weil nxxr weoü^ Er«
^:Ufti.«t».4 ^^vf^c war. und ich beim Mmgel
vtiHxv'ii^oift, von den ^4 Gran V^ueckscli^er in
\% Mu!*vk'a^ C^ahv»tiv.>tt KL vhtec*. 'rr£& ich
ViU Nvxi^ l,t.c««<*ttC U4ch AjLCisfinfixs ^ot»
.\,» ^%a«tw t>^ ^> -»ox'imiaL^Wjjta: aller
*r, oiiv »vu^v *^«*«ri**aj^, -ib«^ t« rfer Nacht
VC ^\. % ^ t^ity^K^*» V^UNTviafÄnSK" waad Cimpher«
^^•1»^^ ^s«le<^!i^^^^M ^^NUtN^e^ l^tr Ton
\^u«»,««^ ,feM«r ^M**«<«<<r 7^>(«äM>J feUteben.
.- Ttf -
falle. 80| da£i ich' lu 3 filatigdn /benimmt
wurde* Der Knabe wurde danach bleich
und sthiief einige Stunden sanft, -etwachte
aber , mit ungleieh gröüierer Angst und be<%
itimmte mich, nicht blos die Dosis des Mer-
cnra noch zu erhöhen, sondern änch| da ich
Yon der Bluteusleemng nicht die erwünschte
Wirkung gesehm, nnd die Krankheit eine
so bestimmt intermittirende Natur gehabt
hatte, aus fiesorgntfs einer krampfigten Bei«
miacfanng, folgende Mittel abwechselnd -gebetf
zu lassen:
^, 'Merc. djulc. jgr^.üf.
Pidi^. Rad, Seneg» gr. ij.
Extr, lüjiUrit'. öß.
hyosciam. gr. ß.
M. Disp, tak 'Dar. 17.
tS*. Stündlich €u%5.
^. Mßrc. dulc. gr, /(?•
Ptdv» Senegae.gr. ij,
Moschi optimi gr .].
Sacch, albi gr. vüj. , ... « •.
M. S. Jede Sie Sunde eins»
Bei immer steigender Gefahr liels ich in den
Zwischenzeiten ein starkes Senega lufusum-
nehmen, ein Vesicatorium auf dei^ Srustkno«--
»».*
ZLi
81 —
ichts abgegangen,' b^eides wäre nacli SiUs-^
olx und Annis gewicheni, Nach ihrer Ge*
einng vom Fieber habe iietich beim Schlacht-
»ste der Zugluft ausgesetzte wäre darauf
.eich wieder heiser geworden und habe
»hr hohl gehustet. Man habe darauf nicht
Bachtet, bis in der letzten Nacht der pfeifende
'on im Schlafe des Kindes so stark gewor«
en) dafs er die Äeltern geweckt. Den Tag
ber sey es schlimmer geworden und man
mge an ängstlich zu werden, da derSchwa-
er des Hauses versichere ein Kind auf diese
Lrt verlohren zu haben. *) — Ich wulste^
ia£i in der vorhergehenden^Nacht einer ibei-
*) Diften borte ich nachher telbtt ah, und erfuhr,
da£i sich dieser Fall in Lankow, eine halbe Mei-
le von hier ereignet habe. Der Schulmeister- hat-
te seinem ii jährigen Knaben befohlen au' 'Hause
au bleiben, weil er unverständlich heiser gewesen.
Plötzlich sey diese einige Tage danrende Heiserkeit
in einen solchen Ton, übergegangen, als er jetzt hö-
re. Sein Sohn habe den Sita der Krankheit in der
Luftröhre angegeben, und absichtlich dicke Hrodrin-
den hinabgewürgt, um damit das hinunter au schaf-
fen, was sich dem Einathraen der Luft widersetite.
Als dieses nicht gefruchtet, habe er denselben Ver-
such mit den eckigsien Rücken von braUnem Zuk-
ker gemacht» Die Angst sey so fürchterlich giswor-
Jopm. XXXII. B. X. St. F
f
I
— ^ —
nrr Colleg^n ein Kind am häutigen Croup
ver1oHrf«n !iAt.t.e, eilte cUber um so scimeileE
glf^irh seibj^t hin, und erkanntie beim RinTritt
tn% //immer flen {gebildeten Croup. Jeder
Athem^nig wnv pfeifend, besonden beim. £z-
spiriren. Die Herzgrube wurde dabei jed
maly beinahe kugelförmig einwärts gezog
f)ie Srhivltern hoben sich wenig« Das Gesicht
war rorh und ganx mit dicken Scbweüsper-
lea bedeck r. Die Haare trieften. Die Au-
gen glaneren in Thriftnen. Aus der Nase flols
dirker gelMicher Stideim. Die Zunge war
rein , im llathen nichts widernatürliches
tu seilen. Der Hals war dick, ohne Ge-
»>i»^«, «NU *v «U«» Fi»iiptpr |(m>frn9t und nach Luft
l^vi ^«*u*^^ . i« «MvU \<>r4\vriUuiij(«voU beidb^ ba.be«
^•'i* ^y* V^s\ ^ssU wwh{ kommen wo/s«! Alle Ad-
.ii:iitU.«!> >\^|it««.i*r »rpiM .^/«ri'lifnfC luu. ^'»' -juiit:
■-• ^i, '^.J.iA.n: ^-•*iai"^^r. Tis i,r£T»4?t^; nAJ»- ÜB
w iilitri»«./-?^. .1») «.1 ' t.v.« H«.n«nrr-.rr« .irhrTB»-
i-nf'.j viw^rtiKi^t- ArtKira Kä^tt iiÄrtli: «uCBSC
— 83 —
fihwtttst an der Kehle, der Druck schien
licfaty oder doch nur wenig zu schmersen.
ie hüstele bellend und schluckte dabei nie-
er. Die Stimme war unvernehmbar heiser»
bd sprechen habe sie den. ganien Tag nicht
ewollt. Die Wärme war natürlich, der Puls
ngemein schpell, mehr hart als weich« Das
[er2 schlug heftig. «— Wir hatten in diesen
^agen starken Nordwind mit Hagel und Re-
en gehabt) die Witterung war überhaupt im
4n£en Monath sehr veränderlich gewesen.
- Obgleich die Kranke den Nachmittag
loch Wurst mit Appetit gegessen und leicht
verschluckt hatte, und obgleich sie eine gu-
;e Constitution zu haben schien, so traute
ch doch der Krankheit nicht, Wieil sie nach
anger Vorbereitung gleich am heftig ange*
:allen, und nur höchstens- in der Nacht -ei^
ne Stunde Hemissiion gezeigt hatte. Ein*
nal hatte sie schon beim Aufheben aus
lern Bette ersticken wollen, und verlang*
:e stets zu lie^eti» Ein Stuhlgang hatte sie
erleichtert» — Fünf grofse Blutigel, eine Hand
^ofse Spanische Fliege auf die Brust, stündi*
ich 2 TheelÖiFel voll vom Ze/t^i/tschen Saft,
md alle 3 Stunden 3 Gran Calomet damit
[emischt, waren die Mittel^ welche ich so«
— 84 —
gleich verordnete. ^— Gleich nach. ToIIenW
tem 'Nachbluten der Wunden liefii ich
Viertelstunden einen halben Gran Brechw
stein nehmen, um zuerst den Magen ron
noch Kachmittags genofsnen Speisen zu
freien.
Abends 8 Vhr\ Die Igel hatten
gesogen* Das nachfliefsende Blut war sog
in einen dicken Klumpen geronnen, der,
ich denrothen Theil des Bluts mit W
ausgewaschen lutte^ dicke, weifse, kaum ad
reifsbare Fleischfasem bildete, die ndi i
verschiedenen Richtungen durchkreuitei
•Einer meiner Freunde, Herr Doctor jDi
ilfe5/u7, war so gütig, sie zu den oben' mitg»
theilten cheinischen Venuchen zu benutstt
— Das örtliche Aderlafs hatte alle Zufllli
wie weggezaubert, das PfeifFen beim Ath-
men war nur noch sehr leise bemerklich.
Den SL^een^ Morgens 8 Uhr: So angefr
•cheinlich wohlthätig die Blutausleerung^
wesen, so sey doch in der Nacht ^viriedcf
grofse Unruhe erfolgt. Gestern waren, vi
Erbrechen zu bewirken, 2 Gran Brechwea*
stein erforderlich. In der Nacht habe ii<
auch nach, dem Senega- und Ammoniac- Safi
verschiedentlich gebrochen* Das Ausgeleei^
— 91 —
nicht sur Nachgiebigkeit rersteheii sollen,
aber <lie Versichenuig, dafs die Zufälle vor
meiner Ankunft schon stärker gewesen , die
Constitution des Knaben, (bleiche Haut, blaue
Augenringe, mehr schiaiFes als festes Fleisch),
und die Anlage in der Familie xa Krämpfen,
liestiiQmten mich, die filutausleening bis zum
folgenden Morgen auszusetzen. Ich liefs so«
gleich ein Camphor« Liniment mit Canthaii»
den-Tincttir um d^n. Hals legen und stund«
lieh einen Kindeiiöffel voll von folgender '
Mhitur geben; . .
, ...
i^. jRad, Senegae
liquirit iH Sy,
Coq. Cn j4q. fönt, s. ify Colai. ^iv. 4idde
Salis ammoniaci depurat* 5j.
L ■ ^
empfahl grofse Aufmetfcsamkeit und yerlang«
te gleich. gerufen ?u werden, wenn das Ath«
men wieder beklemmter, geräuschvoller wür-
de«. »— Mein Schlaf floh, wie das. immer
der Fall ist, wenn ich schwere Krani^e Jbabe»
i)en zeen Margen^ 3 Uhr war ich schon
nngWufen im Krankenzimmer, Das Pfeifen
beim Athmen hatte nachgelassen, . der Husten
kam aber öfter, doch schien er mir Joseri
— 92 —
und ich Teiordnete daher Bredtweinsteia. *^
Morgens . lo Vhri Er hatte nur wenig ge-
wirkt, democh war das Ailtmen kaum rom
satürlicken abweichend ,- eben so wenig die
>Vänne, «nd kh würde diese intermi«ion
Säts ein Zeichen des krampfigen Croups gehaU
ten haben, wenn der Hutfpn nicht ieacht,
imd die häutige Bräone hier nir'dcrLZcft
nicht herrschend gewesen wäre; ich Iie£i di^
her mein Senega * Decect fortsetzen nnd
^aecksiEbei*Sa!E>e am Hafam eznrt
gleich aber doch aus Vorsicht
schus-^ulrer, die mir bei meinen Toxhe^ge^
henden Krüjcken so wphlthatig gewesen
reu, in öereitschaiit halten^ um daros
etwanigen n-?uen Paro.TT*'siirjs sogleich
brauch machen zu kennen» — Jlzc£ags at Uhr
der feuchte Küsten- und die übrigen gncnk
Zeichen iauerten fort. — Dies war amcfc
Abends 3 Chr noch der Fall.
Dätt 4*. :?/!.: In der ^achc war wi<
ein Anfall, gerade wie gestern erfolgt^
i3ran Mo&chus hatten üin abgekürzt« indt
aen war doci> jetzt dec A^hem mehr gechischp»
>uli geblieben^ und das bestimmte miek
stündlich eins von: tnigenden Pul^rem an
geben:
- 87 - ■
PModomeaibraii ) und 4 Spuhlwiirmer.
Zusga hatte jetfet einen granweilien lieber-
zag bekommen.
Abends 6 Uhr. Von 2> Uhr an waren obi«
ge Quecksilber- Pulver gegeben. DieZufäl«
le> wie den Nachmittag, nur der Husten war
ängstliclier geworden« Oefterer Stuhlzwang«
Das 6esi6ht schwitzte wieder stark, aber ohne
Hitze. Durst nach Bier, Puls wankend, ohne
fiärtp und sehr schnell« Ich mufste nun die
Eltern "schon dringend bitten, Arzneien zu
geben, x Ein starkes Brechmittel gaben sie
jedeehr gern, weil das vorige so vortrefflich
erleichtert hatte« Merkurial -Pulver und Saft
^ivürden fortgesetzt, Salbe aber nicht ein«*^
gerieben, weil jeder Drucl( des Halses
8Öhmerzte#
Den sSsten Morgens 7 Uhr. Das Brech-
mittel hatte vielen Schleim und Haut ausge«
leert, die man aber nicht habe au£Fangeil
können« Einige Stunden sey wieder Ruhe
gefolgt, dann aber ein solcher Grad von
Erstickung, dafs man jeden Augenblick das
Ende erwartet hatte und nichts weiter habe
eingeben wollen« Um dies zu befördern,
bHeb ich selbst einige Stunden bei der
von mir s^r entfernt wohnenden Kranken,
— 88 —
lieCi zwei Esiig-Lavemeots tetzen» die ab«
nur Oarmschleiiii wegHähmeD, gab ein gror
Dies Brechmittel ohne alle Wirkung, Uefa dai^
auf 4 Gtan Calomel auf einmal nehmen, wie-
derholte diese nach einer Stunde, und glaub-
te einige Lösung der Pseudomembran da-
nach Jtx bemerken; sah selbst noch zwei aus-
aerordenrlich lange lebendige SpuhlwUrmeiy
(also im Ganzen 9 S|;ück.) abgehen und da-
nach das Athmen weniger pfeifend werdeoi
aber unter Umständen, die mir .doch, keine
Hoffnung übrig liefsen. In der Brust ging
gerade die Bewegung vor , als wenn« eine
starke Welle an ein steiles Ufer schlägt und
plötzlich zurück prallt. Der ganze Bru^t«
kästen war in der fürchterlichsten Bewegung.
Der Puls war kaum zählbar und ungleich|
der Durst grofs, die Zunge dick belegt. Der
Urin nicht trübe. So verlieis ich die Krai^
ke um Ji Uhr*
Nachmittags a Uhr. Die Mutter hatte
noch 3 Quecksilber- Pulver jedes zu ändert«
halb Gran mit Hjoscyamus - Extract gegeben*
Aber man höite es immer. deutlicher,, wie
yoU und beengt die Brust wurde. Mit halb
offnfsil' Augen und zitternden Halsmuskeln
lag die ganz verstummte und geduldig lei-
~ 89 —
dend«. da^ und verlangte nur oft die Lage
XU ändern» der Uala war stark aufgeichwolr
len» die Augen ]ier?oi|[edrängt« — Die blo-
ae Erinnerung des Leidens ist mir schreplcr
lieh! — Der Tod et^folgte Abends 8 Uhr,
nachdem ich eine Stunde zuvor aus der Ver*
minderung aller ZuftUe, wie die Eltern an
^eine glückliche Veränderung gedacht haben
konnte» wenn die Erfahrung -mich nicht schon
öfter belehit hätte» dala. di^e Ruhe trüglich
und nur ein Vprbathe^der ewigen sey.
Mpiw. unentgeldlichen rastlosen Bemii«
httng^% meine Uitten» mein Versprechen ei«
ner jutisebnlichen fielohnuog vermochte Über
die lEitem luchti» sm Furcht» ich mochte
delinoch ,die Seetion vornehmen» er)f übten
sie mir picht einipal die äulkere Besichtigung
det Leiche», die in eiper Lade» welphe.in ,el«
ner dunkeln Küche stand, verschlossen war.
Zwar sollte ich wohl fürchten» durch
noch vermehrte Krankheitsgeschichten von
milslungenen Heil versuchen meine Leser zq.
ermüden» aber bei einer so wichtigen Krank^
heit acheinen mir ueue Darstellungtai ein*
seiner unglUoj^licb fibgelaufenet ¥'i\V^ v "Q^"^^^
i- gS —
ich yerordnete daher gegen beide ZustSode
stündlich ^ Gran vom ächtesten Mosqhus und
einen Gran Calomei.
Den Qten: Es ^ar^i mehrere kleine
Nachlässe von einer 'bis .^ Stunden -erfolgt^
aber den jetzigen Paroxysmus traf ich doch
starker als alle vorhergehenden, (ich darf
die* hier mit der gröfsten Erstickungs i. Ge-
fahr verbundenen Zufälle, als bekannt, nicht
wiederholen )• Deswegen setzte ich jedeia
obiger Pulver noch einen Gran Senega zu.
Dieser Zusatz. machte jedespnai Würgen imd
starke Ausleerung eines zähen Schleims. Aber
der Krampf liels doch nicht nach, welches
hätte erfolgen müssen, wenn schleimicht-po«
lypöse Masse in der Luftröhre ihn vcranlafste,
oder wenn hier blofser Nervenreiz ohne ma-
terielle Ursach obwaltete; ich sah mich da-
her nach andern Ursachen um , . und glaubte
sie in Würmern zu finden, weil der jetzt ge-
lassene Urin ganz milchweifs geworden war,
weil das Reiben der Nase stets fortdauortei
und weil alles genossene, nur verschlag^enei
.Wasser nicht, wieder weggebrochen wurda
Die Erzählung der Eltern, dafs der Patijent
schon einmalin einer andern Krankheit :ei-
nen Wurm ausgebrochen ^ und die mir iror«
- -97 —
L^ntins^ *dab eiii-IOtrAiDp&
B Qrouiv 4idb nicht ehtr gejgeheu^ bite^ Wlir-
HD^r ausgeleert habe, lettetett mich^ «in In»
s fiisum aus ZittweivSaiifeii^'BäldriiAijaiidäeiH
tf nies Blättern init Oleom 'titiclni ztt ^ ^ibett.
N -Aber aueh diese Aruxfeiy^tBlbst nachher mit
i; mit . LflMdaxiam • versetst, • brach er wieder
weg* loh^ UeDi jetat reine« MilcU trinken,
Larements.'dayon. setzen^ dcfti gar nioht» hei-
i£sen oder: fieberhaften: JCöiper. mit Wei|i<w<^
«chen^ -den! gar nicht -acihineiifhafte^l^Magea
jtnit / Bsödklftistep ; «^e;iriiffien tind Aiaauxt^
wein. bededkQn:;üiididarattC;wieden dt/n Mo^
lichua 'g^aanBi3efnfao& nehmen, den e^ non
mamnit'^^d^r Mikth* b*^i skh bebielt. .. .n-'
i'" .Ddn'Naohmiuug: VölUger Nachla£iijdet
AeängWgung.. Aber ein neues £reigni& for-
derte meine Aufmerkaämbüfe. • Kleite rBle^
•chen unter der ObetU{>p6 aeigten - deo^rbe^
Yorstehendea Speichelfli9i£i4' Doppelt mehr
tig. schien i^Mnir daher, die ahhehin immer
träge Erofiiiung 24 befprdem j es wurde di^
herabermals ein Versuch mit der Wntm^Emul-
aion gebiacht« die noch durch mehr Ricinus-^-
Oel y erstarkt wan Sie wurde jetzt nicht
ausgebrochen«
Den loten. Did.KacKt w^x x\e:a^^
Joara. XXXH B* i. St* (j
- 98 -
mitunter iavtanftem Schlaf IdngehnakL
Jetit liatte er «tetes fruchtloset . Stuhldri»
gen.;- :Ein Lavement nahm enorm - Tida
gallertartigen:': Wunnachleim, und. wie i
flttcb^njtch obigen Zitichen) überzeugt glaok
tei yiele Pfeudomembran.weg. Die Emnt
aidn hatte gestern nur einen . Stuhlgang g^
jnacht. Heute wurde sie wieder ausgebro-
chen;.'—< Die Croup • Zufalle . hatten gani
nachgelassen I nur ein Krampfhusten kam
noch b£lv^ er glieh' dem. rauhen Biellen einai
Hund^ und endete^ wie der Keiciahnstea,
aehr cxfir in Würgen und Schleimbrtehen.
Den Uten .dauerte dieser» gute «Zoitand 1
fort und ich schöpfte Muth* Obgleich, da V
:Würgen und Brechea nach jedem »'Tnnkaa
fortdauerte^ so behielt er doch, den Mosch«
bei sich)- und inir> schien fetzt die ElrachSp»
fntig die meiste Berücksichtigung eu yeidi^
nen, ich gab daher ein China-Deco<«t mit
Valeriana und Moschus, und iii«lt den Leib
mit Lavem^nts offen^weil ich dadurch noch
immer vielen Wurmschleim abgehen sah.
Den Abend trat wieder ein starkes Fi^
ber ein, welches in der Nacht mit vieler
Unruhe fortwährte*
Den i2Cisn.. Nachdem ab^t beim fonge-
^ deutlicli XU xaiterieheijitmde kleine StSck«
eben Pfeudomembran tut. >
Den 2ßseem DM Uebel hatte aioh nicht
i yerschlimhiert, im Gegentheil war dcRr Pnlä
' nicht io schnell, die Hitae nicht 'lo groliiy
» das Gesicht bleich; ea 'litarde mit der Einrei-
' bung der starkem Queoksilber - Salbe und
allen fibrigeäk Bflitteln öontiniurt.
Den arjsim. Well sich die Krankheit
gleich^der Husten trocken' blieb, daii Pf^-
fen beim Athmen sich* im Gegentheil Wieder
vermehrte, dai Geiidit wieder röther'whrde,
liefs icsh abermals £wei Bliitigel setaen, lanjg[e
nachbluten iind hinterher wieder mit einem'
-noch rentirkten Brechmittel brechen. Der
Erfolg war d^iii Torigibil^ -gleich , das-^^
verminderte sich, und -ich^ horte :
JDeit 'i^stien^ dals 'Üe doch einigen Sddaf
gehabt habe. Der HMten' blieb sidk ]$teiGh.
Das Teilende Lflfvemeiit 'nahm'- wie gestern
vielen Darmschleim wegi ^— Später «waren
zWei nattiriiche Stnhlgäiige mit £i4Aohterung
erfolgt.' Einreibuiig und.^aft würden forfc-
gesetzte Vm die Lcisnn'g des^Hufetens, der mir
so krampfhaft schien, zu' bi^fök^^rkiV aulseiw
dem noch alle 2 Standen eins von folgen*
den 9vXrdm gegebem-
if «■ ■
i^-i- lOO •—
(wShrend einer Reise, die ich uohiiitertreib*
lieh zur medizinischen Rathpflege machai
mufste) mit allen Ersticknngibesch werden
und unter diesen ein uhiorwarteter- Tod, die
Seciion wurde nicht gestattet.
Da ich diese Krankheitsgeschicbten II
Vedaufe des Werks schon hinlänglich n
Schlilssen benutzt habe, so bedarf es hier
keines weiteren Raisonnements darüber. Man
glaube aber ja nicht, dafs ich sie hier ange-
führt habe, um Zweifel gegen die gute Wir-
kung des Quecksilbers zu' erwecken. Es ist
schon in mehreren diesem Werke einge-
streuten Krankheitsgeschichten (s. die Cüp.
Aderlafs, Brechmittel) die vörtreiflichö Wir-
kung'gezeigt, und es sollen gleich noch ei-
nige dafür sprechende Beobachtungen nach-
folgen; aber man mufs nur nicht ddrch su
grofse Anpreisungen seine Amtsbrüder zn
sicher machen, und das könnte durch die
unbed>en Empfehlungen eines so sehr ge-
schätzten Mannes, als Hr. Professor jiUtenr
rieth ist, gar. leicht der Fall sejrn.
• • ■
\
— lOl —
' Des T^elöhner Dieckmanns 5 jährige
Tochter, (meine i6te Kranke) ein fleischiges
Tolls'aftiges Madchen,' hatte mehrere Tage
Husten und Schupfen gehabti und jetzt eine
Bmstkrankheit^ worinn ich sie linden wurde,
sie' habe swar noch mit Appetit gegessen
(der eindge Ma(sstab geringer Leute über
Gefahr in Krankheiten), aber man sej doch
besorgt, weil in benachbarten Häusern /in die-
sen Tagen 2 Kinder an derselben Krankheit
gestorben. Dies der Bericht der Mutter,
ich eilte' sogleich hin', und fand — (den
aS* JDeeerhber i8o4) --^' das Kind in der
Wiege aufrecht sitzen, ihr Athem war so
Schallend, dafs ich ihn schon vor der ErÖff«
nung der Stube hören konnte, "et' war aber
nicht, wie sonst gewöhnlich, fein^' «ondem
mehr^bafsartig und ich "'dachte deswegen so«
gleich an das Mülarsehe Asthma, -aber die
nun schon volle 3 Tage anhaltende stufei^.
weise Verstärkung der Krankheit, die nur in
den Nächten noch verschlimmert worden,
. überzeugten mich bald eines anderen« Daa
Kind war nicht roth, sondern blau im Ge-
sichte, die Augen ragten hcryor, die Schul^^
tern hoben sich hoch. Am Hälse, 'da wo
iler Adamsapfel aufhört, 'Wir^ine) fotfA\ODLX^^
— loB -^
derbffiJdfeiten ausgenommen, selir' gesund
gewesen, und yerheirathete sieb im mosten
Jahre an eine junge Wittwe. Im Herbste
igog bekam er ein Tertianfieber, wobei er
▼on einem Arzte seines Wohnorts behandeh
wurde. In der zweiten Woche der Kur ver-
loren sich die Paroxysmen; allein wahrschein-
lich wegen VemachrässiguDg, oder unterlas-
sener Fortsetzung der Kur ( der sögSMaAMi
Nachkur) entst4id Ödematiise Geschwulst des
■ ■ ■
ganzen Körpers und Blindheit beider Augen.
Er wu^de einige Monate lang vergeUidi: von
.mehreren Aerzten behandelt, worauf er dann
hierher kam« — > Gegenwärtig . fand ich da-
mals folgenden Zustand: Einen mafsig ge«
nährteil' Körper, blosses gedunsenes G'^fdii,
blasse Lippen, langsamen und kleinen Polii
Trägheit in allen Functionen, braunen Urin,
sehr erweiterte Pupille, wenig cöntractile
Iris^ matten fast glan/Jose Hornhaut. £r läuis-
te geführt werden, und konnte nur preise
und helle Gegenstände nach ihren Umriaen
unterscheiden« Von Farben kr)nute'^ei? blos
heiles Raul, Orange und Gelb untecsckei-
.den. 'Grün und Blau unterschied er nicht,
beide. Faiben erschienen ihm b!os wie Graii«
.Der Zustand des ganzen^ Körpers verrietk bsi
einemrein phlegmadscluaB-TeiBpiraAitBta ei«
aen J&oIiaB > Grad Ton. 'AlKmie. ^
« /
^ .' Alle ' fdrseheinungCbi JKaiamineti gMoau»
5 men -vwaoikfiten inicfa ii2e Amaurosis ab d»9
f Form mir SU gedenken^ in welcher d!a»:ati*
jl gemein^ Leiden mir 9:(i»agswe]6e äasgedrüffk^
g imd akl Bedingung idea- *äiUicheB rürinndea
, war. ' Dalier stelheJdi>mir 'diese Aiiise^e:4U
^ Rieht8ehnur.;aiif :>' diürch AufregUDg der. ber«-
abge^uckenen Tiiätigkeit dev 'ganzen -OEga»
nitmua^ die su geringe Tiiätigkeit des. einzeln
V nen Organs zu der Torigen -Stufe im gesun«
den Zustande wieder.zi» Theben. Ich wäiil^
te zu dieser Absiebt den Campbor, der mir
in düesem Falle aowaU natb Mehtersj ßeers
m
und ArnsmamiSj als nacH eigener Erfabrung.
am meisten indieirt i schien. . leb ^bescMoGi
gleieh yor dem'Gebi'auith& des JditteU^i.v
^ diesem zu bleiben, im Falt'die^tifcimg^:
/in Etwas . der '^ Erwartungv ent^ribUe;';' Zuitif
I Anfange 'f ab ich ihn zu^s Gran viermal dea^
I Tages, * mit eben so viel .des Extracts diB
Amica, wdl ich' frtihcit J>ei Andern bemenkt
hatte, däfs er aUem m<äkt so sehr die-^ge»
hoffte Wirkung xeigte, als in Verbindung mit
der Anuc^ welche ihm meht ixoc^ diA'&at^^
— HO —
tmg nftQh dem ^nsorism zu geben sdieiBt
Ich yermehite die Dosk des Camphon allt
4 Tage um einen Gran, die Arnica aber wur-
de nicht yermehrt; .Aeniserliche Reizmittel
wurden während der ganzen Kot nicht a»-
gewandt. Gegen das Ende der zweiten. Wo«
chis^ Vom: Gebrauche der Mittel an gevecb-
net,. stellte sich meder ein Tertianfieber ein*
Dieses Fieber nahm- ich blos für ein 2jeiGhen
der etwas erhöhten Thätigkeit des Organis«
nug» auE derjenigen Stufe, wo Fieber wieder
Biöglich ist. . Ich hatte deswegen gar kein
Bedenken, sogleich den Cortex mit ^iritnS^
son Mitteln yerbunden zu geben, wonadi der
dritte Anfall nur schwach eintrat, und der
Tiefte ausblieb. Ich fiihr jetzt nach WertiU
gigem Gebrauche der China fort die Toiige
Gabe des Carophois zu geben, und der Kran-
ke fing in der vierten Woche an, 6 Zoll h6hi$
Buchstaben an der Wand zu unterscheide^'
Grün und Blau erschien ihm aber immev nock
wie Grau. In der fiinften kam er achon ok^
oe Führer zu mir. In der sechsten Wocha^
wo er nun p. dos. g Gran Camphor nalua%
unterachied und las er schon einzöllige Frafc*
turschrift« so wie auch alle Farben bestimmt
Ton ihm angegeben wurden. Um nicht die
— XII —
oiiuelnen Ddsen . m. schnell zb TeiBtüvfceo^
lieft ich * Hirn lecfas mal des Taget* no Graj|
nehmen« In der-^aehten Woche »hatte: det
Urini'der in den enitfen' Wochen iaiiner hodi
^iaiui.|[eweten war^ seine natürliche Farbe^
jedoiah st eis müt' einem starken Sedimenh
Dw« Krankei bekkm vöthliche 'Uppen und
Wangen, das Fleis^. wurde festet; Jetzt finig
auch die Haut an thätig zu werden, und er
sdBMiKzte des Nadics'^«ia wMigv was seit g
Monate^ nicht der 'Ball gewesen wsr. Di^
xiBBier i^ehr zunehmende Besserung des G^
sidita munterte minh auf, da ifdf-kläne nachi
theilige Neben Wirkungen des Cainphors be-
merkte^ im Gebrauche desselben imme^föft
luottefgen. Der' Kranke Ito' iii der ittffk
Wödk» grdfse* Gic^)^ ohne Attttrenguiig. Ich
lidEs-^ihu. nun, bei stets auüehinender KraJBt
des G^chts; täglich einigemtf^-gi&drückt^
und geichrieb'ener Sdirift lesen; liih ^rch
m!£HJ^'Uebunj;\die Kraft zu erKcfhen. ^
Die J^lit' konnte det Lage- wegeii; in der'ä^
sieil b^nd, nicht ftefar zut Unterstützung dil«L
nen. Nach i^ Wochen, in welcher Zeit e^
tiglich 8mal i Scrupel Gamphor nahm, liefs
ich ihn wieder nach Hause reisen, und em»-
pfähl ihm^ den Gebrsnbh des Camphors wie-
gebieten, und §e\h$t in deren" übeiKunstlidi {[e^ördenea
Europa wiederholt su werden, verdienen.
Gleich der Anfang beaeugt dies:
■
Pag. I. ..Ich verkündige hiemit die gro&e Weitheit
des Himmela und der Erde ! «— <*
»Obgleich die Weite Einrichtung der £raeugini|
überall in der Natur au bemerken iit, ao ist sie dodi
nirgends deutlicher; als bei' der £niiiehun|; -^h» Mea-
achen. — Die Geburt iat .e^ie Folge der natürlichen
Gesetae des HinimeU und der Erde, und g^öhnlich to
leicht und ungeawuuj^en , als ca Ist ait den Ohren aa
hören, mit den Hinden au fühlen und mit den Fiilien
SU gehen. Heut au Tage tagen aber viele» dafa grolae
Beschwerden damit verbunden teyen« wenn daa Kind
langtam aur Welt komm«.« Kömmt dieaet nicht daher«
dala di« Ordaung dea Himmelt durch die MeaBchen in
Unordnung gebracht wurde? Itt es wohl möglich ao
denken« dala der Himmel durch ein natürlicheo Gestti
den Menschen bei der Geburt tödten tollte? — ««
„Der Menach iat daa Temünftigite 'G^hcfaöpf nnd
•r itt daher nicht unbeeeolb — Ich habe- aber nie ge-
hört» daft die Ge'^urt nnbeaeritor Wesett irgendwo
achwer aeyn aollte. Z. B. "Kräuter, Blumen« Biame ear>
itehea und wachten au bestimmten Zeiten, '>die Kucbela
und junge Enten tchül^n steh telbtt «ut dem •£¥& iM
wenn die Zeit ihrer Keife da itt . und da hieriif Viickn
Widersprech^ndea oder Vorkohrtea^an entde<ÜLen.MQ^to
aoUte man wohl denken « da£i «uck dio G«lMMf dal
Mentchea auf ein« ähnlich« W«ia« geachähaln ^Ju
*) A. d. Ueb Sollte man nicht gUabea, da& dieser c^inesi-
•cbe Gebarnkelfer nnd der TortrefFlicha PioL Moer ia
Wien auf emer Sehule studirt haben ? — Die hohe Schale
der Na ur nnd nnTerkünstelcen l^f^hroiig ist in allen Well-
tbeileu zu fiii|lea, objdion sie aar wenig« einzelne Sdia«
1er säUc. ..^ •
■ I-
•• ^ö —
. A U J .£ Ü g-'O«.--
'"*• ■ ' ■ \*. .:r.. ■ i..f.»,I ,
• . -i : •' I- 1 1» . . ' . ■
■ ■*■.!,*
I I
in «HiPAlPMclt«!' H^Mpnmfnvincemicht iit «twas |o seit-
meined Lei^n ^n«g«% j^j^^fH^efn mitfiutlffBileB^ . der mijr
durch die^Gur« des wurdUgen Hm. JDr.. </« C<7rrr> ^u-
Wiö?Lvj4w.Wr «9^9n.»o «»ffcb« ^chätabire Bekannt-
W^^W6ifi«»^*flfc*'*»: ■"«^Ofpumi iai^. ,Pi^ Schrift führt
c Xmlookin^sUthe i^kkaädiatigen aber die (Mwuhül/e;
; . .« ". :Dr, .J^ .§€Ain^^n, Rßus. Köiserl^^ ^ Hof ruf k.^ Peters^
..^Hr^otSie« III. . . .:. . ...t< i c ( ': .,
' . .$a ut'in't^räge tulä Ati[tW6rt äWe^afst 'uÄ(l"<enilthält
Ipafta .und Grundsata«. die einen to: reinen Sinn Cur
Natur und Orgaaismus auMprechen» daüa %v« k^^va^'Ci^
Joan. XXXI7. B, i. Su Yi
. ,«Dt«iflt. Buch ist. i^äpni yL^npch^fi ,tßht al
f%6e Famili^i^llte dasselbe kennen, i(b .wü^scl]
bitte, jdafs jeder, depe#.))^tst» dasselbe aeinem
•ten mmbeilon loaöge. — ■ Genieüt gemeinachaftli
Wohhba^en des Hiqamels. Störet und .veiruiiatalce
jdie yeiKicIil.tuogen der Menschen. *'
' '• »,Die besten und nothwendigaten Ratbechiagc
tlie idi ' sur Beförderung einer leichten • Geb«rt
kann, bestehen in 6 Buchstaben. *)i Sie sind:
Schiaß a. DieGeduiä. : 3. Die Fonicht, sich m
früh €ikf dm Stuhl zu tetzen,".
„ Winn der Litfib' anfangt wehe zu thun , # o
bige deitt Oemuth; "dieses ist eine' unumgäb glich
gel tur eine 'Gebafhfdnde und leicht zu befolgen J
te nicfiti/'u^'d erschrecke dich nicht. Wenn diese
')ien"äScht~aillhor6n, "die ftüekenschnierren sich e
len, öfters wiederkommen und anhalten, so sage *
derff'nEnd- befdiler* AnaHdtM«-«« «ilichiin. Wenn
die Ancki9nsc)iiBbersen; schvrach updi.Jbangiao) kM
•o sind Jsre nur als ein Yerbothe a^i. betrachten. <'
' ;;itt diesem Zustande lege dich aehkFeii «dei
aber 'fcewege -dich nicht. — • Biese ist die erste
höiiwferidigite Regel, vrfekhe veh dir g^be.'verach
niöht. •^* W*nn du dir vorttellen solltest, dafs di
burt }eUt schön nahe sey und dich glet^ auf den
•etlieti weihest; so irrest du dich eehr. Bei «blcfac
VandnÜs der Umstände ist das VorzOgHctiste und :
#bndigfrr -ifaUsmitttt', «die Schmerlen ^u* duiden.
vorher zu essen und zu schlafen. Nachdem- dieae
hen einmahl vorüber sind, so ist es leichter kvl gc
f cjn. Setz j' di^h aber keifireiweget- auf* den Srub}, t
ke nicht die Lenden 'und reibe dön'üülä^en niciit. "5
'' '^"üff'^Aiih* ;3Valursdieiidich sind die:dr0t rdi^udea 1^
mjctel iwCIgnisiithaHiiaifc 6 :Z«6ki^«fc;%\M^<tdtucku.. c.
;^ Vi
oder ait«»'- (Ailaiitlich lud wie gewdhiüich ; krGmm«
dich'niche, deitit dieiea steht in deiner Maekt; und be« '
• dinke, dafs^ da kein Anderer draeee Geechäft (ur dich
▼errichten kanii> nuth dein eigenee Leben ' davoii «Im
hinge. ^ Vor der Oebnrt suche deine Kräfte soviel mojf-
\idk SU verstärken 9 -desto bester dahAr vrena du schia<
R»n kannst; wenn dir es aber nicht gelingt, so steho
«ild gehe sachte, wenn ouoh an jemand angelehnit oder
steho an einöm Siähi dich haltend. Wenn diese Wo«
hen vorüber smd,' so sage ich« ist der Schlaf 4^ noth^'
trendigste Mittel, um wieder «u Kraeften au gelangen r
kg^'dich auf den Rucken, und- gteb den Magen Frei*
iNite»' damit' dat. Kind sich bequem bewegen- 'könne.
WWnn die^Mfttt^r liegt und ruht, so liegt und ruht auch
ds» Kind, und es tat ihm leicht, sich:-su bewegen; So-
wohl die MmteH ala'das*KUidiiiabe|i':nothlg ihre Krä£>
te XU sammeln, damit sie zu seiner Zeit einen giinsci*
gev G>V'^^. ^^ 49Pfelit^«ABM<>t^iQA:U>Q^uV -r^ Pra-
g^.dl^ dieso ,yir«hrheit tief ein. — Setze dich ja njchi
sogleich auf den Stuhl» wenn, du auch von der Uebam-,
me hören solltest: „Hier ist schon det Kopf" — und *
veirderbe nicht dadurch eine so wichtige Sache, '<
■ « . 1 ■ . • ■. ,
Pag^(i5. ;t^rage,- »Ux eine HebaniajM notiiig?*\. .,
Antwort. „Man kann sie bei aicn haheir, nbot
ttiriikeine Macht über die Gebährendli., einräumen; idenn
diMJ grofsto. Theil'von denselben ist idiAibm undunwi^
s6Ad. Sobatö sie nur über dip Schwelle des Uausaa
tfkt, ohne'*» wissen, eJ> die Zeit. der Entbindung. da
ist,- öder nicht ^ >iangt sie gleich i an Heu auf die Dielo
aiiannatrenen ; und tagt: ; „Strenge- deine Kräfte an, des
Hopf des Kindea ist schon da,'.' oder sie reibt das
Kreua, streichelt den Bauch, oder steckt die Hand hin-
ein, um Versuche anzustellen, und um dadurch ihre
Muhe und Füriorge au seigen, und^dafi sie nicht müs-
-— i.i8 —
•ig oliB0 etwAt iiu tliun da »f *), i.G^m m&eht»» ^^
hidr anzeigen ^— allein Mitleiden hält miob j|nr&d&-^ ^
«iL 'daa lieiUaie Unglück» weichet TertchoBic^e und
seh lagene. alte Weiber anrichten» blot eua .frigenea
tereste» indem sie ihre Geichicklichkeit heweiaen fml>l ti
len. ächon die Benenj»ung Hebamm» Jieigt an» 4^1 i
eie ein eltea Weib isti» weiche Erfahruag beaitat « l
Kind heii der Geburt au empfangen« ea «nitudeckea udl
auFdaa Bett au l^gen, aber nicht» dela-.aie dieKtfil
heaiteen- aollte mit den -Händen Etwas eu bewerkatdtl
gen« «oder sonst mit der Gebührenden, umsugehen. b
nancbei^ reichern Häusern hält man dieselbe ackeal
lange vor der Geburt bei sich Wenn aber bei An]
eigentlichen V' rgange etwas unangenehme« eich «fM^
not, so sammelt, man deren Viele» und.^ie maclMn sickl
nari /btwas UahöthigeiL .«u thun, uoA lanfen bin iiiii|
her.«* ;
' mEs ist irgend wo gesagt: s,/t dtr fV&ii ßii mktu
Üeh'ärnatürliiihes ; wenn aber dieses gesekimht^ ' so Ut ik
Dummkeit df'r Menschen daran Schuld,**
,,Und hierüber. sey so viel gcsag;. ''
Frage. „Kann man wohl solche Arzneien eii-
nehmen» "welche bei den Entbindungen Für ▼örtlieillia6
gejUTfesen. werden? *
^ '^Antwort. ^».Man mala es nicht thunw i Von «Rff
alten seltenen Medizin ist keine vorzüglicher » als ^
sdr Rdth. Ueut zu Tage nimmt man aber, lieher «i-
iiiities Zeug ein. ' Was ist aber hier zu thun? Wfra*
nimmt man so gerne unnütze Arzneien? <^ Icfa habt
schon gesagt und sage», wenn die Gebährerin sich nicht
übermäfsig anstrengt; unnuuerweise sich nicht bevregti
*) A.d.Ueb. Welch getreue« Bild der zu groCien Geschäftig-
keit der Hebammen und wie gensn pafst daMelbe auf an-
dere balbgelebrten Weibex dveMT kx\ x^ - vt^v%«u Siädtea !
,
und noch scbltfen kann; so wird in dieiem Zuitand«
dat Kind lelbtt ohne Arsneien juu Ttgetlicht kom«
Pag.dS. MDiavflnelinMt«uiid apthigiMRegtUwolelia
•in fl«hwMig«m Weil|!,fiibf|£^gen bti^if^d^e li^dentihtft
der Liebe su vertilgen oder S14 unteirdrücken. Durch
Hie Verminderung dieser Leidentcbtft und Aeinbeit der
(vetfanken bleibt du l^ipd, rabig «. .er wird ohne Bet
Mdi^terlicbkeit snr Welt, kpnupen, ^liicklicb wtcbien«^
keine Rmakbeit erleiden« uqd kann aU.yrfpden. " ^
•^Esist sebr niitslicfa tut die Scbwangeie arbeiuaiV
iti'lfeyn'. ''ALm nehme nur ein Beispiel an Bauerwei«
B6m vlid Dietiitbötert ; sehr wenige iroh ihnen erleicUa-
nnglucUiche ZufSIle oder iinseitigA Gebqrten; und di»
Uraache bievon ist, dafi'k^e'immei''Sirbcp)tlinr skifl. Disrcb?
'rbät;gkeit qnd Arbeit crbült sich das Blut der Schwan-
gern immer im geliörigen Umlauf» di^' NeWien werdbn
aagefullc» und. das Kincf gewohnt sich hierkSi/'so« daHM
wenn auch eine unvorhergesehene Kfaiikhetf dafselbe-
ein^t ergfeiTen sollte/' diese' nicht gefährlich keyn kanta«
Hingegen immer ohne Arbeit und Beweg^n^ iKu sejrn,'
verursacht Schwäche, das Ge^ifut hat iL'ihen' gehörigen
Umlauf und hiedurch erfolgt bei. 4er g^eringsten Unvor-
sichtigkeit eine , unzeitige Geburt. Hiedurch will ich
ab.fr keinesweges gesagt haben, dafs man n\ir während'
der/6chwangerscbaFt arbeitsam seyn soll;; sondern ich
cathe an immer arbcirsam xu seyn , denn, wenn man
luir.itt.der Schwangerschaft arbeiten wollte > kann man
dem Kinde Schaden zufügen und wird sich selbst
schwachen. "
.)
'kl-*-- M ' •
.Ttj . I 11 . '. ■ 1 1 I y f I •• ti I,
■ ■ • - * . . - i • I j '.. . . t - . •. • j .-i ■ :
Merhwüräige Erfahrunf^en über die JtJtkf,
^iheÜüng • 'dms'- MtMtramdie^miAgwm^ . •. von
. liieren ßiif den ntens^titben'*K&rp^.
I '
». I a .11
iti ditr Pliytfiolo^e iiad PMhölogie 'der' lebenden Orgi
nismen bleibt iodtfier * aock. die yoii' Ueberrragani)|; vm
Wirknog der Gontagien aus einer ^Thierklaa«« in dii
ander«. Jeder Beitrag mufs -uns da vriclu^g iseyq.. «w
ich ioile dabei*, fol^eade ^lerkwurdi|;e Thataaehe^ di
eich vor weni^- MoMMn in OttpreuIJien zutrug, ss
Keimtnifl dea^^SMUikunii «u bringen«
... . . ••
im. . « • 1 .
In dieamr Provins grassirte »u. Ende des Herbtte
in einigen D.örfern der Milxbrand« Es wurden Sectio
nen. des gefallenen. Viehes angestellt» und Li er erfolgit
jene Ansteckung bei Menschen«-, worüber ich nun dti
würdigen Ker^repten« Hrn. Regierun|[tratli Dr, Kwtl n
HLüaig berg. «elbftt ^prechvi lasiQ,
In PreuCilsch Holland erkrankten, der aar Ob
duction der daselbst am Milsbrand leidenden , und fs
•cblachreten Tbiere, zugesogene Dr. Creiiz^irsf^r , um
der bei derselben 'bebnlfliche Tambour ImmUch. Gir
tenwächter Schmidt, mit dem Hirten Frank, dtr tn&a
dem Schlarbten. und der Beibulfe bei der Obduction
noch das Maul eines der 'Akranktcu Tbiere mit ürii
gewaschen, und sich am Zahn des Thieres verletstlut
te, gleich nach einigen . Stunden mit blauen Pasteln
gewöhnlich zuerst an solchen Stellen, die verletzt, od«
mit einer sehr zarten Haut bedeckt; und dadurch aiu
Resorption empfänglicher und geachickter gemacht iror
gaogränötea «ngagriCcnen AbdominaUffjrttam» und dtu-
tea di« Scbme»0ii m Unterieibe,--dM> NeigUDgeo sum
Effbreclien» das Efbrechaa selbst» in den bier bei dta
^ Jdeoflchen genmcbttn Erfthrungen« nicht «uF äbniicb«
'Afiectioneu, -•- die duccb die Bertioitchtn Beobtcbtttn-
' gf» bei der. Section der Leicbname gtr . eufter «llen
. breiCal gesaut werdea diufcen? —* Aucb die übrigea
£iicbeinuflrgen des, attf d»n inenscbÜcbea Orgaaisau«
übergetragenen, Milzbrandes tragen das Gepräge der
Aebnlicbkeit« und täännen ihre Ahkualc nicht verleugnen,
. .Dia Art der Uebertrsgung dieses Milzbrands -Con*
tföurna von den Tbieren auf den Menschen, scheint,
njich, den gemachten Erfahrungen« nur <lurch Verletzun-
gen« oder durch . sehr zartbäuiige Tbeile geschehen «u
•eyn. . .
. ■... »
Die Wirkungen auf den menschlichen Körper wa-
ren in allen ^ uns aur Kenntnifs gekommenen Fällen.
immer die nämlichen, und können auf folgende che-
lakteris tische auruckgefiihrt mrerden :
• i; Scbroerabsfte« ylceröse, gangränöse LocalafFeotio-
aen«.vorcij glich an .den- Stellen, f wo die Resorption des
flülzbrands-Contsgiums geschehen war, mit entztindii-
«bar^ leicht in dea Brand übergebenden Anschwellung
dea Tbeila, welcher das Gomagium auerst aufgenom-
jmtn. hatte. —
" ''9. Bald darauf schmerzhafte Anschwellung der Ge-
l^ckkHrusen.
'3. Entziindlich angegriffenes AbaominaUSystem, da-
ner unbesclireiblicb^ Se^m^rzen im Unterleibe« Neigung
■ ■ *■ ' .
zum Brechen, Erbrechen,
4. Ein- hohes Gefühl Ton Schwäche, mit Obnmacb*
ten begleitet.
5. Uebt»rm%f^iff« Schweifsa, \lelebe Tom Anfanga,
^er Krankheit wvrvr warm, aber ftm Ende der KrattlBf
heht kura ▼or-d«m Tode, d^n KotpSr kalt bedeckten.
t^Qier dieseA, =fni Verein mit den Bönafc ge^öbnlichea
typböse^ Fiebererstbeinun^en, manifestiren sich die Eis*
,Trirkungen de» MUsbtand^a auf den menarblicben 'Mnt«
per> nnd dieselben* fühlten, w6 nicht sebnelle vmA
ffweckmäfaige Hülfe geschafft wurde, gewöhnlich' am.
4ten Tage, seltener am yten Tage, nach dem eraten Ei>-
■teheinen der blauen Puateln an* den afficirten Stellap^
«um Tode. ^ •
Sehr bemerkenswerth ist ea» dtffi dhs'anf aten thenadi-
liehen Körper übergetragene Milzbrands-Contägiuikif'liadl
hervorgerufen^')^ ähnlicher Krankheit, auch bei tieh^ na-
lier fierühruBgl wieder auf aiidere gesunde Meniidien
übergetragen werden kann, wie dieses gleichfalla bia'xnt
Gewifsheit diirch die hier gemachte Erfahrung erwleaen
IM. Die Frau des« am Milzbrande verstorbenen, ,Gar-
tenwächters Schmidt, lag nur eine Nacht bei ihrem, mit
Scbweiüs bedeckten. Manne, den folgenden Tag nach
dessen 7'ode bekömmt sie Schmerzen auf -der 'rechten
Backe, und am linken Mittel/ahn/'und auf beiden- Thei-
len fanden sich bald dunkelrothe Putteln mit Fiebeiw
Bewegungen, die immer gröCser wurden, und "nur Imit
Muhe sammt dem typhösen Fieber •'beaeirigt wevcbm
konnten. Die Frau dea verstorbenen Hirten Franko rrA-
che während der ganaen Krankheit ihres Mannea bti
demselben in einem Bette gelegen hatte« bekam gleich
nach dem Tode desselben, eine starke entzündliche Ab»
Schwellung beider Fleisch-Bruste, auf den sich achmera-
hafte, gangränöse Pusteln erceugten, die auch nur mit
Mühe, närhst dem typhösen Fieber, gehoben werden
konnten. Doch hatte diese Person^ durch einen FaÜ
über eine Tonne, itch die Brüste früher . ohne aie ver«
wundet au haben « stark gequetschet.
«. 1 • I
3.
RSnigL Pr^ußyV'erordnung in Betreff des
innern Gebrauchs des Arseniks.
Kl
ii
idiC tb «in Bew«ia dea BeiFalla» (wie et etwt von
.«Mincleci ^enbaanen werden möchte,^ tondern um den
nicht «U'TverlHndeniden innern nedicinilchen Gebravich
4ee Arteniki eberinn-. beschränken^ .nnd ihn weniger g««
fehrlicb für dM PiibUici4Si su machen «.dbiurde fojgend^i
▼on Seiten di-r Regierung yml^licirt. -
. «>,lJm den Nücblbeilen, weich a. bei. dem gegcnwärti-
Ken Gebrauche dea Araeniks gegen die Wecbaeliieber,
Jeicht ematehen können, möglichst vorxubeugen, ist von
leiten d«r Königlichen Seccion im hohen Ministerio dea
JlHMm FmY dM Medicinal *- Wesen nachstehendes verord*
net worden : . . ■ ^
i) ist eine Auflösung des Arseniks unter dem Na-
men 80fßitio mtwnlcalis. und nach unten atubender Vor-
achrift *} in sammtlichen Apotheken sum innern Ge-
». • ...
brauch Torralhig aii halten;
s) darf selbige nur auf ein von einem approbirten
Arai Terachriebenes, mit der Namens > Unterschi ift des-
ael >en ▼eraehenes, Recept yenie^eä verabfolgt werden»
«nd
5) keine Reiteratur statt Hnden; vielmehr mufs das
Mittel TOn dem Arat jedesmal aufs neue verordnet wer-
den;
*) Solutio arsenicalis.
Rec Al^enid albi subl.criti. Kali carbonic. por laagr. LXIV
Aqn» destül. Uno. viij. Solve digerendo in phiala vitrea.
aolmioni refrigeracae «dde Spir. Angelic. compos. Unc. so'-
niss. Aqa. destill. qaaDtum requiritur, uc totius massae
poadus siat Unc zlj. . a
/
— - 12(4 *^
5. Uebt»rmil(^i^« Schweifsa, \lelebe Tom Anfangi
'der Krankheit* swar warm, aber «m Enide der Kraidb-
heit, kura ▼or-d«m Tode, dtfn Kotzet kalt bedeckten.
t^Qier diesen, '^m Verein mit den Bönst gepröfanlicbeB
typböseii Fiebererscbeinunf^en, manifestiren sich die £iB*
TrirkuDgen des MiUbrandes auf den mansrhlicben 'K^
per, und dieselben- fiibiten, w6 nicht aebnelle ml
ffweckmäfsige Hülfe geschafft wurde, gewöbniich an
4!ten Tage, seltener am yten Tage, nach dem ereten &
■theinen der blauen Pusteln an' den afficirten Steiles^
«um Tode. , •
Sehr bemerkeoswerth ist es, dtffi dhs'aaf aea liiensdi-
I ■
liehen Körper übergetragene MiUbrands-Contägiunif'liacb
hervorgerufene)^ ahnlicher Krankheit, aurh bei aebr na-
lier fierühruBgi wieder auf andere gesunde Menschen
übergetragen werden kann, wie dieses gleichfalls bis int
Gewifsbeit durch die hier gemachte Erfahrung erwiesen
ist. Die Frau des, am Milzbrande verstorbenen. Gar-
ten Wächters Schmidt , lag nur eine Nacht bei ihrem, mC
Scnweiüs bedeckten. Manne, den folgenden 'l^ag nadi
dessen 7'ode bekommt sie Schmerlen auf -der 'rechten
Backe, und am linken Mittel/abn;' und auf beid«n Tbei-
len fanden sich bald dunkelrothe Pultein mit Fitbei^
Bewegungen, die immer gröCser wurden, und 'nur imit
Mühe sammt dem typhösen Fieber ■'beseirigt werdea
konnten. Die Frau des verstorbenen Hirten Errnnh^ tre^
che während der ganaen Krankheit ihres Mannes b«i
demselben in einem Bette gelegen hatte « bekam gleich
nach dem Tode desselben, eine starke entzündliche :Ai»>
Schwellung beider Fleisch-Brüste, auf den sich achmers-
hafte, gangränöse Pusteln erceugten, die auch nur mit
Mühe, nächst dem typhösen Fieber, gehoben werden
konnten. Doch hatte diese Person^ durch einen FaÜ
über eine Tonne, sich die Brüste früher« ohne fie ver«
wundet tu haben, stark gec^ueudieu
— t^fl —
. V.
In h a 1 t«
^
L thTJliir. HoichUuh AD tinb. Dr. C. ^. ^i/e. '
Mtdis^irt dek Hera'tisgeB'ers. . — 32 ,
[L Kllntdiclie l£rscu^i4rtg dks Blutes und Versuch
iiin«r Theori« ul>er die Bilduhg desselben lin
lebendem thieriscbeb ttörper. Von Dr. D, H,
GHndml ku Dörpat. • . — ' 24 '
[IL Nac)itr«j| 'an meiner im sehnten Stück dieses
Journal« 1810 enthiilteiien Abhandlung über die
ZeUjgetreblvtrliarrung neugebohrner Kinder. Vom
Hofmedicna Lodemann. — 33
lY« tJeb«r di« Anwendung des Merkurs in der hau-
tigen Britta«. Vom Uofmedicus Sachse in Schwer
rin. (^Forucuntog.) —68
V. Gewplbichte eines durch aulserordentliche Gaben
des Camphors vollkommen geheilten schwarten
Saures beider Augen. Vom Dr. Flemming zu
Berlin . *- 107
Vi. Kurs« Nachrichten und Aussüge.
t. Aüssug aus einem chinesischen Hebaromen-
katechismus. Von llufelattd, — Il3
d. Merkwürdige Erfahrutogen über die Mitthei-
Inng des Milshnmds-Contagiums von Thieren
auf den menichlichen Körper. . ^120
5. Königl. Preufs. Verordnung in Betreif des in-
neni Gebrauchs des Arseniks. . • ... 135
Bibliothek der practischen Heilkunde. FU^
und zwanzigster Band. ISrskes Stück,
i n h ä 1 1,
Dr. Ia<ioli, F.ideL Ackermann^ Oe oonätrutwif
di4u cognofcendU et cunmdis fehribut epiionu^
f^olumen L Quod iheoriam .ftenerahm febrium tt
ftbret splanchnicag comprehendU, HeideUnerf^tte^
impensis Möhr u iimmer, Idt^ctiX, 8. säibe ^^
!■-' '. ■ ii .'Ij *;".,
< '[, I •."-..'-. f;. ■;.»:. UJ. J»r,i ;.;.■•
1-.. li » Ol' I i..:'.
>V- 11V,' »ii:.
■ . . j I- :. •. «-V-
■ • J ■ J VI
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I'.. ■ ' *..-../• ! . .-j I.: . .;• i ::"iu/. .i
I
\
I . . ' r ■ ■■ 7i »r
•ir'i' fi. / •■•■j' t.J I" ■ Isill/v ?.*L .1....
J o u r n a 1
practischen Heilkunde
herausgegeben
Ton
C. W. H u f e 1 a n d,
Konigl. Preulfe. SUatftraili, Ritter des rothen Adler«
Ordena dritter Klasse« -wirkl. Leibarzt, erstem
Artt detr Charit($, Mitglied der Academia
der Wiaaenscbarteti etc.
und
K'* H i m 1 y,
Professor der Mediain 2u Göttingeti» DIrector
des klinischen Instituts atc«
GraUf J^reund, ut alle Theorie,
Ddch grün de* Lehen* goldner Baum^
V GSthe,
i^«*1-*lfcJJb^»^iii^^il^— MM— > I ■ » 1 1*— «fc»^i*^t^—
II. Stück. Februar,
Berlin i8i !•
Ut ConutiUsi^m der Heabchul^Budihändlujig»
N
^ - •' - / •
f.
/
«
I.
Rechenschaft
an
^ (das Publikum
über
0
am ein Verhältnifs 2um Brownianismus,
/ Vom
Herausgeben
Itifa Werk yOfl Co», so fvtrdj beftabo,
ttt*« MenfcheBwabfif ^d's Bator^ahii.
JlLs si&d Auu zehn Jahre verAosien» als icfa^^
tuch fun^ähriger Bejümpfun^ jdes Browqia*
liismus^ alle nun auf mich . einstürmende^
Schmähschtiften mit der Erklärung beantwor«
tetei s^ich Für meine Person bleibe meinen
^ Grundsätzen treu , auf alle in der Hitze des
loa». XUa B. fl. ff« ik
- 4 -
■^, Streites auf mich geschehende Inrectiven
„gar nichts zu antworten^ behalte mir es aber
„vor, nach Endigung dieses Stadii infiamina-
^^toriij eine kleine Revision der im Anfange
5, so heftig und so roh vertheidigten Bro Wü-
nschen Sätie; und dessen, was sie nachher
„durch Einschränkungon ihrer selbstdenken-
„den und für Naturbeobachtung empfangli-
„chen yer^eidiger geworden sind^ aufzusteU
^^len, wo sich denn manches aufklären , und
„manclie Dissonanz wegfallen wird.'* ^-^ Ich
habe redlich Wort gehalten, auf alles ge-
schwiegen, was gegen mich vorgebracht wur-
de^ aber nie aufgehört, dem Brownianismus
nach allen Kräften entgegen zu arbeiten.
Jener angedeutete Zeitpunkt ist nun ge-
... i
kommen. Die Waffen ruhen, und .die Ge-
müther sind abgekühlt; die Wahrheit hat g^
siegt, und selbst der^heftigste Vertheidiger des
Brownianismus, der uns, nachdem er früher
seinen Scharfsinn hinlänglich dokumentirt hat^
nun auch * durch sein offenes -G^stSndnifs die
gröfstö Achtung für seinen Ka Akter einflöfst^
erklärf sich in den Hauptpunkten für tib^
seugt.. •
*) 5. ineTne mhliothislL für prniätsch^B^lkukde IV.* Bi
JDie Akten eines Kampfes sind nun ge-
chiossen, der eine der wichtigsten Epochen
der Heilkünst gemacht hat; man kann wie-
der hoffen gehört und verstanden zu wer-
ben, und ich nehme nun zum ersten und zu-
gleich zum letzten male vieder das Wort in
dieser Sache, um mein Geschäft zu beschliefsen,
Tind dem Publikum Rechenscliaft abzulegen
Ton dem, was ich that, und wie ichs that.
Ich bin dies der Wahrheit schuldig, die durch
falsche Ansichten häufig entstellt wurde, dem
Publikum, das mir sein Zutrauen selieukte,
so vielen Zuhörern, die mir glaubten, und
mir selbst,' um manche Mifsverständnis^e auf-
zuhellen, *) auf dafs bei einer Sache, die so
w^esentlich in mein Leben und meine, Persön-
lichkeit eingegriffen hsitj durchaus kein Dun-
kel und keinp Ungewifsheit übrjig bleibe, son-
dern alles klär und oifen der Welt vor Au-
*} Wie npthig'dies sey, und wie unglaublich ich^b«*.
; * tondcwi in Absicht meines Stillschweigen«, auF per-
•önliche Angriffe, mifs verstanden worden, davon
habe ich mit Bedauern und Verwunderung man*
nichfaltige Beweise gefunden, }a reibst der würdige
Sprtngpl in seiner trefflichen Gesdlüchte der Medi-
jun giebt eilten Beleg dazu. — » Noch kurzlich mufste
ich in einem französischen Journale lesen, ich sey
einer der thätigsten Verbreiter des Brownschen Sy-
•Ctmil gewesen.
-^ 6 ~
gen lieg«* — Wa« rein gkngetang^n ^wuiii\
* muls auch rein geendigt werden»
Dazu wird es nothig teju, daf» Leb ifr
erst den Zustand der teutschen Medizin, ins-
besondere aber meinen' individuellen Stan^
punkty bei Erscheinung des Brownschen Sy-
stems schildere, hierauf die wesentlichen Punk-
te meiner Opposition , und, was davon nn
als wahr erkannt wird, darstelle, und zuletit
die Gründe angebe, die mich vermochten m
und nicht anders zu handeln»
Die teutsche Medizin befand sich auf des
Standpunkt rationeller Empirie^ Man erbm»
te nur factische Wahrheit in der Heilkunde «
aber man war emsig bestrebt , sie ^eiidl
zu erfassen und zu trerarbeitem Die gtob^
HaUersehen Entdeckungen der Irritabditi
und Sensibilität wirkten fort, und gabeti da
Bessern die Richtung. Achtung der Alm
und der von ihnen aufgestellten unwandelU'
ren Gesetze der kranken Natur, firomnoie Ver*
ehrung der Naturkraft« als der innem alles
wirkenden Gottheit« Anwendung jjenjer g^
fsen Entdeckungen der Irritabilität ytuß, ScD* |
sibilität« so wie der neuesten >auiserordendi'|
- 7 -
chen Fortschritte der Physik und Chemie, be^
sonders der eben entdeckten pneumatischen,
des animalischen Magnetismus und Electricis-
flfius, zur Erklärung der organischen Phäno-
fnßne ^nd zur Vervollkommnung der Theorie
lind Pfws ; — im Ganzen mehr Neigung zum
So.lidism9S, zur Nervenpathologi^, als zum Hu*
xnoraksmus;-* der durch Stoll zu weijt getrie-
})ene Gastri.cismus schon in der Abnahme und
.auf seine wahren Grenzen hingewiesen ; —
Jcein System herrschend, aber jene republi- -
kanische Verfassung,' die jedem Geist freie
Enjtwicklumg und Wirksamkeit nach sei-
ner Weise verstattet, und dadurch so wohl-
{häjig für (ias Weiterbringen der Wissenschaft
im Ganzen ist; -t^. dies war die Lage dejr
l^ui]LSit; in de^ Köpfen der bessern Aerzte. Ic^
berufe mpk auf die Schriften eines Schröder,
Brsndel^ ^mmermann, TissoCj Schäffer^
Frfthky JRictuery und auf die hohen Schulen
von Gäumgenj Jena^ HallCy Leipzig, wo die
Medizin in diesem Geist gelehrt wurde. *)
*) Hr. WHkard hatte frciUcli aridere Ideen davon»
aber wie wenig er die walire Lage der Med^iia
. und ibres Unterrichts in Teutschland kannte und
t
vermöge seiner Kenntnifs von teutschen Oniversi-
taten kennen konnte, beweist hinlänglich «eine 1^19-
bensbtichreibung. -~ Aus allen dem erhalt auch
•^ 8 w ;
Mein "wissenschaftlicher Standpunkt ifar
diesem angemessen, nur durch individuelle Uin«
^täilde modificirt, und, so ungern es geschielit,
mufs ich hier t^on mir selbst sprechen. —
Ich h/itte die kranke Natur i4 Jähre lang be-
bbachtet, mit reinem, unbefangenen, gewissen-
haften Sinn. Eine. zahlreiche Praxis, in die mich
günstige Umstände gleich bei meinem Eintritt
versetzten , hatte ich nicht blos als ein Ob-
jekt der Heilung, sondern zugleich als ein
fortgesetztes Experimentiren in der Sphäre
des Lebens, betrachtet, und so zu Aufiichlüs-
$en über die Natur des Organismus und sei-
nes Verhältnisses zu den Aufseridingen be-
nutzt, Nicht blos mit dem Verstände, "son-
dern mit meinem GemÜthe, in mein" ganzes
>Wesen, hatte ich meine Wissenschaft aufge^
nömmen, sie war mein Leben gewordei^, — •
Durch Richter, Blumenbach und Lichtenberg
"gebildet, durch einen ächt^ hippocratisdien
Vater in die Praxis eingefiihrt, fand ich nach-'
her in Baglii^is, Hüxhams» SydenhamSy Len»
(insy. Schaff erSf TisfotSy 24immermanns Schiüt
•
ten den Geist, der mich am meisten ansprach,
imd meihe weitefe Ausbildung bewirkte. Ein
MUT Gnuge, was von der daraus modviFten Notln
webdigkeit einer. Revolution an halten sey,
\
* *- 9 —
gründliches Studium der Physik und Ciie-
nii'e setzte irfeinea Geist mit der gai^zen Na-
tur in Verbindunf}, und verhütete Einsf^iti5-
keit und Verirrungen der Sf>ekulatioii und
Phantasie. So bildete sidi oline mein WoU
len und Wissen, ohne 4ie Absidit je als Leli-
rißP oder Schriftsteller aufzuireten, aus dem
reinen Anschauen der Naiiir und dem fakti-
schen Leben in ihr, ein System, oder was >»
vielleicht riclitiger aiissj)rirht, ein geistiges Kr-
fassen ihres Seyns und Wirkens, dessen Grund-
zUge folgende waren:
Die Natur erschien mir als ein Ganzes
allbelebtes , dessen iimcres Leben sich nur
' in ^verschiedenen Formen und Stufen der
Vollkommenheit äufserlich darstellt. In der
organisclien Welt , P/lanzen - und l'liier-
welt, Eeigt sich dieses Leben in seiner gröfs-
ten Vollkommenheit und Entwicklung, und
stellt sich in zwei Hauptformen dar, welche
daher die Grun,dkaraktere der ganzen orga-
nischen Natur sind. Einmal die Fähigkeit
Außendinge als Reize zu percipiren und darauf
spezifisch zu reagiren, (Reizfähigkeit, nachher
Erregbarkeit genannt), welche sich auf der
hödisteu Stufe der Organisation, der TUier-
— lÄ —
•
der Prozefs des Krankwerdens* und des Ge-
suridwerdens — dies erzeugte in mir die Idee
der Paehogenie. .— Aber diese Ansicht ge-
bot zugleicli tiefe Ehrfurcht gegen jenes Un-
sichtbare und Uiibegrei fliehe, für das es ei^
gentUch keine Worte giebt, und was der Arzt
doch zu benennen und zu behandeln Wagen
mufs. Die ganze medizinische INomenklatur
erschien mir also nur als eine symbolische
oder mythische Darstellung der tjebenspro^
zesse, tmd die Heilkunst selbst ein Denken
und Handeln in einer höhern Potenz, za
dem nur der wirklich gelangen kann, der
die innere Weihe hat, und mit reinem JBrom«-
men Sinn hinzutritt.
Durchaus verwerflich schien mit* also
jede rohe Bearbeitung eiaes leben4en Orga-
nismus gleich einem lodten cliemiscli-phy^-
^ sehen Naturprodukt, jedes frivole Experime/i-
tiren, und am meisten das despotische Heri^
schenwollen und Aufdringen spekulativer Sy-
steme, in der Sphäre des Lebens.
Erfüllt und durchdrungen von diesen Ide-
en, fühlte ich das Bedürfnifs sie mitzutheilen;
es trieb mich zum Lehramt und zur Schrift-
stellerei, imd so entständen meiae Vorlesun-
l ^
E , r- l3 —
f gen und aus- ihnen meine Schriften über Pa-;
i' thogenie und Macrobiotik, welche obige Ido*
■ en für jeden, der sie mit Studium und Lin-^
'. befaiigeHheit liest,-klar und bestimmt ausspre-
0
chen *}.
Nuu erschien das. Brownsche Sy«teui4
und wurde mit einer bisher unerhörten Ar*
roganz und als etwas durchaus neues und un-
umstöfeliches in Teutschland verkündigt. Die-
se neut Lehre empörte eben so sehr meine
innerste Ueb Erzeugung, als die Art ihrer Ver*
breitung imein Gefühl. Ich erkannte sie als
unwahr und einseitig in ihren Gruiidr-ntzen,
als höchst verderblich in ihrer Anwendung
auf die Menschheit, und als hemmend fiir dia
•) Allerdings hattcp meine Ideen Aehnlicbkeit mit ileil
BroWnischen, in so fem sie alles auf ein Prinsip
- reilucirten, und doch waren sie im -vresentlichen so
gans von jenen verscbieden. — ' Daher entstan-
den damals die sonderbarsten Mirsverständnissö.
Einige fandien rftich mit Brown ganz ubereittstim**
- mend« Vräbrend andere als Antibrownianer gegen
mich scbmälieten» Ja einige hatten den guten £in*
fall, meine Ideen blos als eine Nachbildung Biowns
jEn Aehmeh, da ich sie doch schon von dem Jahr»
1785^1^ in: den ersten Vorlesungen über Macrobio-
tik im 'Tentscben Merkur, und ib der Abhandlung
ühet die Bßwegung^n des Hedjsafnm gyrans (S* mei«
mei giemainnoXfigen Aufsäti^e») also. Ung^ vor ßroivn^
Erscheinung, öifentlii-h ausgflispfocfljtiln-. IttU«* .
— 14 -^
Fortschritte des wissenschaftlichen Geistea
durch die Fesseln, die sie ihm anlegte. Ich
ftihlte die schreiende Ungerechtigkeit in der
Geringschätzung, mit der man die bisherige
teutsche Medizin und so viele trefftidie
Männer , die sie bearbeitet hatten , behan-
delte, ich fiihlte als Teutscher die Sdunädi
die wir uns bei andern Nationen und bei der
Nachwelt bereiteten^ — Wie konnte im
Browns Lehre Yon der Erregbarkeit lur nea
erkennen^ der das Wahre darin selbst sdion
früher erkannt und üiFentlich ausgesprochen
hatte ? Wie die Zurückfiihning der gasen
Medizin auf ein Prinzip « die er selbst 9thsat
fiillier aufsestelk hatte? Wie den Unterschied
unter sth«nisclien und asthenischen Entx&B-
diuigen* Bluttlüsäen, etc. den wir schon lingrt
unter dem Nahmen activer und passiver kmn«
ten? Wie die brownische Behandlung ftsA^
nischcr Fieber und Entzündungen durch Reu-
mittel die schon mein würdiger Lehrer Jkifik-
ler längst vorgetragen hatte? *) Wie denVof^
warf der allgemeinen gastrischen Verblendnng
^ Schon im Jahr i-^Sr an^ «r uns in amaatt Tod^
iitng«n: B«i Xerrait- und Ftullittban i«c Wmx «^
)iitles ReumictoL kühlend, benibigttnd, und hebt Os*
lirium and Eabnin düngen, w«iA Mm diät WKt Wt^
duGfiB dar 8Awidfca aiad»
da sich schon ein Frank (im J, 1784 in sei-
ther herrlichen Abhandlung de Formis mor-m
horum biliosis) und andere so nachdrücklich
dagegen erklärt hatten u^ sv Wi
Mit dieser Üeberzeugung, auf dem Platz<!^
wo ich stand, zu schweigen, wäre Verrath an
der Wahrheit 9 an meinen Zuhörern, und an
dem Theil des Publikums gewesen^ der mir
bis jetzt sein Vei'trauen geschenkt hatte. Wer
Gutes thun kann und es nicht thut, dem ists
Sünde; und hier war wahrlich nicht von lee-
rer Spekulation, sondern von der Rettung
TausendJer, von der Erhaltung der wahren
Heilkunst, die Rede. — Hier waf für den
Mann yojl Gefühl und Gewissen keine Wahl.
& fnu/ste sich dem Strome entgegen setzen,
unbekiiinmert, wasT daraus entstehen könnte^
ob es mit den irdischen Rücksichten verein-i
bar sefi ja ob seine gan^e Persönlichkeit dar-
&b^r zil Gnindef gehen nlöchte^ Er inulilie ea
thtin niit dem festen Vertrauen Auf ein hohc^
res BeWufst^eyn^ und dafs, -^enn die Mitwelt
ihn verkenne j ihn die Nachwelt rechtfertigen
werde. -^ Mit diesem Sinne ubemahni ich den
Katnpf^ und er allein gab mir die Kraft aus-*
zudaüern^ alu von allen Seifen die «mpfind**
/
/"
— i6 ^
lichsteji Schmahiingeu^ auf • micli eindrangen,
ja als selbst die Primaten unsrer Kunst ent-
weder übergingen^ oder aus leiclit. begreifli*
chen Ursachen schwief[en > und ich , im Ge^
gensatz mit der herrschenden Meinung, ze*
hen Jahr fast allein stand. Die persönli«'
chen Sciimähungen Vvarön mir gleichgültige
denn ich stritt hicht für mich, sondern flir die
Sache. Nur das that mir weh, dafs selbst acht*
bare Männer j mit denen ich so gern vereint
das Güte gewirkt hätte, durch Verschiedenheit
der Meinung von mir abgewendet , ja' selbst
die reinen Motife meines Handelils verkannt
wurden. Was mich aber am tiefsten schmerz-
*te, war, zu sehen, wie die vferderbliche Lehre
durch ihre täuschende Einfachheit und Kon-
sequenz sich immer irtiehr ausbreitete^ wie
Rohheit, Einseitigkeit und ein leeres Formel-
•wesen an die Stelle der lebendigen Kunst trat^
wie die junge Saat schon im Aufkeimen er-
stickt wurde, und wie Tausende von Kranken,
und luntet diesen die . hofiiiungs vollsten jun-
gen Leute, ^in Opfer der Opiatwuth wurden.
f
Nur erst dann^ äis der Streit in einen
persönlichen Faustkampf ausartete, der die
:Wissemchaft «ntpehtte statt|ihr 2U nützen, als
I
die Generation so iii die Fesseln des Geistes-^.
Crespo tismus geschmiedet war^ dafs sie alle*
Empfänglichkeit für ^atur iiiid reine Anschau-
, img verlorien hatte, und das Streiten iiur zur
Fortsetzung des Unanständigen dienen k'onn--
'te^ beschlöfs ich, meine direkte OppositioA
auBzügebeiij, statt desiseii aber desto kräfiiger
durch' Lehrö und That für das tJesÄt^re zu ar-
beiten^ und die Walirheit dadurch zu ver-
theidigen, däfs ich ihr recht treu ünj ülFent-
lich diente ^ und ihr junge Gemüther zu-
führtet
Die Hauptpunkte, die ich vom Anfang
an deni Brownianismus entgegen gesetzt,, Und
bis ans Ende Vertheidigt hal;^, isind folgendet
L Der letzte Grund aller Lebenserscliei-*
hüng[&h ist das innere unsichtbiare Lfeben —
die Lebenskraft. Die Erriegbörkeit selbst ist
erst Produkt ocler Erscheihuiig dersfelben^ und
folglich nicht die Ürkraft;
. IL Diese Lebenskraft j oder das inhel'ö
Leben, offenbart sich auf diOppelte VVeisp»
• ' • I \'
einmal als Erregbarkeit oder Reizbarkeit; irrt
weitesten- Sinne -^^ d» lu diiö' Fähigkeit >4iic}it
allein vitkl äftlzirt zti w^ddli) st)ddern afrcba^ilp
Joürü. XXXir. B. H, St: B
^
— i8 —
I
"reägiren, worauf sich das Reizverhältnils dal
Organismus grüadet; -— zweitens als ISchö^
fungskraft, d. h. das Vermögen die Materie]
chemisch umzuwandeln, organisch zu gestalto,
zu individualisiren, den Organismus su repco-
duciren, zuheilen; worauf sich das chemisdi-
organische Verhältnifs gründet.
III. Beides ist immer ^ vereinigt. Jeder
Act des Lebens, jede einfache Reizung, schliefst
immer beiden in sich, Erregung und chemi-
schen Prozeüs.
IV. Eine befriedigende und alles ühifas-
sende Theorie lAufs also immer beides,
nicht blos Erregung, soildern auch die che-
mischen materiellen Verhältnisse des Organis-
mus, im Auge haben, und umschlielsen.
V* Der Organismus ist nicht blos etwasÜei-.
dendes, durch Aujisendinge bestimiiibarse. und
bestimmtes, andern etwas selbstthätiges, sich
selbst bestimmendes, selbst bei dem AiBzirt-
werden von aufsen tliätiges und auf die Au-
fsendinge reagirendes, und ihre Wirkung spe-
zifisch, daher sehr mantiiclifaltig, gestaltendes.
:j' vi. Es existirt mithin jiicht blos ein quan-
urtatives sondern auch ein, qualitatives Ver*
— ig —
luOtiiifii in der organischen Natur^ und letzte«
Ksist^as wichtigste, insofern es dasindivi^.
duelle Sejn des Körpers und die spezifischen
Besiehungen desselben bestimmt. Es existi-
iren also nicht blos Veränderungen des Le-
bens und seiner Erscheinungen in plus und
minus, sondetn auch' in modo. Folglich ist
die Brownische Didiotomie in Sthenie und
Asthenie falsch.
Vn. Die nächste Ursache aller Krankhei-
ten ist qualitatir, d« h. etwas in dem Orp:anls-
mus selbst erzeugtes, specifisch verändr*rtos.
Nur dadurch werden die entfernten Ursachen,
selbst Sthem'e und Asthenie^ erst zur Krank«
hext.
VUL Der Brownische Begriff von directer
und indirecter Schwäche ist also falsch, da es
dabei auf die entstehende Qualitätsverände-
rung ankommt, wodurch bei der directen
Schwäche die Reiz-Empfänglichkeit vermindert,
bei der indirecten erhöht seyn kann. — Aus
sben^ dem Grunde ist die Stufenleiter der
EVeizmittei in blofs quantitativem Sinne falsch«
IX. Eben so ist der Akt der Heilung
und die Wirkung der Heilmittel immer quan«
titativ und qualitativ zugleich.
— ao —
Xi Es existirt demnach Krankheitsniat«
und sie ist oft so bedeutend in der Pathogeiiicj|
dal's sie Heilung^object werden muGsi
XI» Jeder Heiiimgsprozers ist seiner innenj
Natur nach ein chemisch- animalischer Prozel^
ein UmschaflFungs-Akt^ den di^ Natur selbtt
macht, und zu dem sich die Heilnäittel ou
als äufsere Bedingungen verhalten*
XIL Immer ist's also die Natu^ und nidit
die Kunstj die die Krankheiten heilt^ und dit
Medizin non eit magister^ sed minütet na^
XIII. Die alte Idee der Cöction und Cri-
se bezeichnet diesen innern Heilungsprozefsj
seinen Fortgang und VoUendungj und ist da^ I
her keineswegs blos humoralistisch und ver«
werflich»
XIV. Eben so gewifs ist eSy daTs Kranti'
heiten aus gastrischen Ursaclien existiren^ wni
diafs die gastrische Methode keineswegs ver-»
werflich, sondern oft die einzig rettende ist 1
XVi Ein Grundgesetz des Organismus ist
das Gesetz des Cohsensus und des AntagcH
nismusi Es beruht hierauf sowohl die Pathos
^^ p-l —
[enie, fils die Hcilmeüiode vieler Krank -
leiten.
XVI. Die LehonskraFi ist iiiclit im gnn-i
&a Organismus ^'I(Mrli verrlieilt, sondern schon
n gesunden Zustande vi'rs(:liio<ln(Mi 'l'lieileu
nd Systemen in versrliiedriem Grado und ver-
^Iiiedner Mgdiiicnfion /ui;f'tlioilt; norli mehr
ann diese Dift'erouz im kranken Zu. stand«
Latl. finden, uud es k'innen dachiirh Kränk-
elten gemiscliter An, nu't eutg4^^eii^('.s4:t/t<Mn
e/jensJ(^rak.ter des Oau/on und des l'.in/t'l-
an, oder verscliiedner Sjsieuio, enlstclien.
XVII. Die Vitalität ist nicht lih)s l'.i-en-
rhafb der iesten, sondern auch (lf*r ilüssii^ru
heile, besonders des IMutes^ und die SiüK*
nd daher niciit Idos als äuFsere Ji(>(lin^:;uu-
;n, sondern als iutoijrinMulo Thcile, des JiC-
ms zu betrncliten. Der ]k\i;rin des Oii^'aui-
hen bezieht sich nicht auf fr.sr odtiT Ih'issi^^^,
ndern auf das F.iholx^nseyu der Materie zu
tier höhorn Sdile des üeyns. Es ^iebt
mnach auch Kianklieiten der Siifte.
■
Diese Sätze waren der direkte (lef^en*
tz der Fundamentalsätze des l^rovvnianis-
as und der Erregim^siheorie, und luin iVa-
idi jeden unj[>ariijeüsciien und selbst-
— aa —
denkenden Wahrheitsforscher : Habe ich je
einen derselben aufgegeben? Habe ich Je eine
ilnien widersprechende Brownische Ansicht
luigenouimen ? Und sind sie nidit gegenwär-
tig: durcligüngig. selbst von den erklärtesten .
Anhängern Browns, als wahr anerkannt?
In au [serwesentlichen Dinaren, auch in
NAmeu» nachzugeben, hielt ich fiir Pflicht, Aeiis
um iev?en AVrdacht des Eigendünkels zu. ent-
f^rn<m. theils um der Wahrheit selbst mehr
Fitig;ui^ ^u rersciuäPeu. Hat dies jemand für
Auuiherun^ ^um Brownianismus gehalten, so
i>t vh<r<ii uiolit m^ue SchuldL Wer sidi so gänx-v
Itv^ ttUvi in der Wunel ron ihm gesdneden
«r.x^rv^rv'chen hatti^« bei dem konnte w<M
t\\t\ ^^^iiUMT w;jihnNii AnuÄherang die Rede aejn*
l^;<^s s^r i^uii ub*r mein Ve:
«^rA Ivv^^n^Asxtsmu** — Ich habe midi ge-
ftvsu t;^^^ *iji$ \u:\v^r^.t^en einer freieren .und
n'"-.r«ss<^r.^^'^m Ari«v'^;r oor Din^e, die man?
SoV. ^c^^t^Ve. mü Unrecht und nicht m ihrem
^^vt\f■: \ N «nlrJ^hf^^s.^ph;e gerannt hat ;— nicht
^'^^ .^^ :^^\ ein unbeiiin^er Aiihäneer dersd-
^'»n ^K-o^v^^n "w^re, sonu?m irril ich sie I&
^''^^>!^t^-r»>:V>>Rtic und ncvrhweoi^'c fand, den
in dU^ Fesseln eines schol»s:ariien System*
. - «3 —
eingeengtem Geist des Zeitalters wieder frei
ZU machen, der zum dürren Skelet geworde*
rien Heilkunst lebendigen Othem einzuhau-
dien, vnd die Aerzte wieder au^ Naturstudium
und Erfahrung hinzudrangen. Nur in dieser
Beziehung werde ich sie schätzen und mich
zu ihr bek^nen, keineswegs aber wenn sie
eine zügellose Phantasie und'selbsterschaiFene
Welten an die Stelle des reinen Natursizmes
und wahrer Erfahrung setzt*
* • •
, t
Es ist nun noch übrig, über die Gründe
meines Betragens einige Worte zu sagen,
welches mir Gelegenlieit geben wird, mein
Glaubensbekenntnifs über gelehrte Streitig'^
keiien und Selbstvertheidigungen überhaupt
abzulegen, und wie es bei mir Grundsatz wor-
den is^ mich persönlich nie tu ver^heidigen.
Der Gegenstand verdient gewifs in unsern
streit- und selbstsüchtigen Zeiten der ernste^
sten Beherzigung, wenn wir nicht noch tiefer
sinken wollen. Möchten doch nachfolgende
Worte zur Erweckung edlerer und liberale-
rer Grundsätze darüber beitragen!
Es ist meine feste Ueberzeugung: Nichts
icht wahres und den Keim des Lebens, in sich
u
«
?-J
— a4 —
tragendem; geht unter. Wie ein Saainenk.<vi|
keimt es oft unbemerkt in stiU^r Erde fortt
' und trägt, sey es »auch nach hingen Jahren,
g^wifs die schönsten Früchte. Und eben w
]iat uns die Geschichte gelehrt und. lehrt uds
poch täglich, dafs die JiocJjgepriesensten Wer-
ke und Systeme, ^weim sie auf Irrthum bern-
hen, in sich seihst zerfallen und vergehen!
Das erste, was mir daher, immer vor Augen 1
schwebte, wenn iqh etwas ins Publikum sen-
dete, war das herrliche Wort unsers Luthers:
Ist)8 Werk von Gott, 80 wird's bettaha«
Isfs Mensch em and 4 vrird's untergafan;'.
Ich war und bin. noch fest davoi^ über-,
zeugt: Ist das, was du schreibst, Wahrheit,
so wild es keine Kritik, ja keine Mac^t in
der Welt luiterdriickcn, — es wird sich selbst
halten, und bedarf deiner Vertheidigung nicht
— Ist es aber Irrthum, sq mag e« fallen^ es
ist recht gut, dafs es als Irrthum 'erkannt
wird, und alle Yertht'idigung wird es nicht
halten.
Ferner erschien mir das Schreiben, pder
wie es eigentlich heifson sollte, das Reden
zur Welt und zwar nicht blos zur Mitwelt
a'y
pndern zur Nadiwelr, von jeher als ein Iieir
iges höheres CJ^-sohiilV, wotiei die {^rüfste Kr-
lebiuig seiner seligst ilbur Aas Gemeine und
rdische , die iMÜx^Iidisie Eniiiurseriuii; seiner
^ersünliclikcit und ein reines j\ui^i;iien im
geistigen Leben, unerliirsIicJie l>edini:iuiy sey.
[n dieser Le!>eusspiiiu'e aber giebt es bekann L-
lich. keine Rezensenten, keine herrsriiende
IVfode, keinen Wediselkurs der f;eloIiri.ou l*.!-
piere, genug keine von den vorübergelien-
den Erscheinungen, ilia (b.'u 'IVif^'sdnKisitt.'IU'r
bestimmen. Alles ist reill<^s liiliMiK^nl di's (jeir
stes und d^r Walirlioil, in dnn jnan sirii {'mi
und entfesselt von diT Zeit bew<.'^t, inun
spriciit zu einer unsi<:liLbaron Kirdw,', dm im-
mer ist und ewig seyn wird, wcjnn auih die
lautwerdende keine Ahndun;; d.'ivon Iiat. W as
geht uns diese an? Und wozu beduii es denn
der Vertlieidigung gegen sie?
. .Dazu ist es aber unentbehrlich, dafs iYir\i\
nur aus völlig rc^inen Motifen die Iw.'der er-
greift: nidit um seinetwillen, und ausg e-
meinen Rücksichten, sondern rein fiir die
Sache, und getrieben allein von t\r:r Idee.
Wer so schreibt, dorn ist es völlig glcidigül-.
tig, was man gegen ihn sagt. L^ i^t ja nidit
w- 26 — -
seine Sache, die er vereidigt, es war ja nidit'
um Recht zu behalten, dafs er schrieb, son-
dern um den Trieb seines geistigen Strebem
2?u befriedigen, und dem Geiste ssurUckzuge-
ben, was er von ihm empfangen hatte,
Dör wahre Schriftsteller mufs seine Per-
sünlichkeit: so ausziehen, dafs es ihn! gleicii*
gültig ist, unter welchem Namen, dem sei-
öigen öder einem andern, seine Idee in die
Welt kommt. Es ist genug, dafs sie in die
Welt kommt, und unentstellt ins Leben ein*
geführt wird. «— Die wahre irdische Unsterb*
lichkeit ist; ja ^nicht die Unsterblichkeit des
Namens , sondern der Sache , das geistige
Fortleben und Fortwirken unsers Daseyns. —
Es ist genug, dafs du da warst, und dafs die
Spuren . deines Daseyns wohlthätig in der
Menschheit fortwirken. Wir kennen den
nicht mehr, der den ersten Baum pfropfte,
■
und doch seegnen wir sein Andenken bei dem
Genufs jeder Frucht. Der erfreuende Genufs
selbst ist die schönste Feier seines Anden-
kens. ^
Werfen wir nun einen Blick auf das, was
aus gelehrten Streitigkeiten, selbst unter den
, — «7 —
Bessern, hervorgeht, wie sie immer persön-
hch werden, zu der heftigsten Animosität, ja
endlich zur pöbelhaftesten Gemeinheit fuh-
ren, und keineswegs zur Ehre und Gewinn
der Wahrheit, sondern zur Unehre der Wis-
senschaft und derer, die sie filhren, gerei«
chen, müssen wir da nicht überzeugt werden,
dafs dies sicher nicht der Weg sey, die Wahr-
heit zu färderp, sondern viehaelir die gefähr-
lichste iäippe, durch gereizte Eitelkeit und
Leidenschaft selbst in Iclilioir und Gemein-
heit zu versinken? — Selb«;t der üeste, wenn
er sich in Streitigkeiten einlnfst, ist nie sicher
dafiir. ' Unvermerkt wird es seine Sache, und
hört auf Sache der Wahrlioit ' zu soyn, und
somit ist die reine liöhere Welt und ihre Be-
dingung, Ruhe der Seele, verloren. Wem
beides lieb ist, der gehe nie ein !
So geschali es, dafs ich es für das letz-
te, und icli kann sagen, fiir das unnützeste Ge-
schäft von allen hielt, mich zu verth eidigen,
und dafs ich, je mehr ich unwürdiges gegen
mich vorbringen sah, desto mehr in diesem
Grundsatz bestärkt wurde, da sich ja eben da-
•
durch das wahre W'esen der Polemik, und was
bei einer seriellen Stimmung der Gemüther
— a8 r-
fiir die Wahrheit zu hoffen 3ey, am besten of-
fenbarte.
I
Wandelte mich ja einma} die Lust an,
midi zu vertheidiiiren, so lief es in nieinefn
jnnern: K^nft du nicht in der JZeit etwas
bes$eres thun? — Strebe weiter — handle im
J)essGrn Sinne, dies ist die beste Antwort-—'
Dann verdoppelte ich meinen Eifer, in Lehre
und That, suchte mich selbst und meine Lehre
""imm^r mehr zu vervollkommnen und klarer
Vu entwicklen, und half dadurch der ^ache
iträfliger fort, als durh direkte Vertheidigung.
Und so sollte es, dünkt michj immer ge-
halten werden. Die Wahrheit bedarf keiner
Vertheidigung, nur des redlichen Fortwjirkens
' und Handelns in ihrem Sinne, utid t>ei Mifs-
T erstand einer deutlichem Entwicklung und
Parstellung, Der Schriftsteller atich nicht, denn
, ist er mit Recht getadelt, so schweige er und
bessere sich, ist es mit Unrecht oder Bosheit
geschehen, so fällt der Tadel sicher üb^r lang
oder kurz auf den Angreifer zurück, und er
kann, wenn er wirklich ein reiner und jpdler
Mensch ist, es ruliig abwarten. — r So liele
demnach alle Selbstvenheidigung-i das heifst
\i
— Ä9 —
alle Polemik iiA persönlichen' Sinn^, weg, es
hliebe blos Sachverüieidigung, das heifst aber
^chts anders^ als fortgesetztes reines Streben
nach Wahrheit^ sey es auch auf den entge-
gengesetztesten Wegen , und so würde die Li«
teratur friedlicher und würdiger erscheinen ,
und da» wahre Reich des Wissens sicher bes-
%et gefördert werden«
I
t
/
f
— 5o —
I '
II.
U e b e r
die Behandlung der Augen
uAch W^rleCiungen derselben überhaupt
und besonders
tuch Jen Absichtlichen durdi Operationen
an denselben.
Von
K« H i m 1 v»
«it^f'7y>ik iH^^nf^^) AuffCÄ mehr oder weniger
«V ^:^v)^yi^ ^)^d «iic»^ £^iialh^>» Veriecxongen
!eVcA >i<k^^?v^ ni;r jt^^T ^^«!uf#Kt :^ zerstörend
^»^vv'.^\\mä^ >ny>%l iM>mhch nkii»t die passende
^.>>-^!^,^>?rT^ ««lit ii)^wsr w<>)i} sesßtti eine rer-
VvViK' t^lMtM. BeiL der Pre^cmz J^ An^en-
— 3j —
Operationen sieht man bei diesen es noch oF-
ter, und muts manchmal bedauern , dafs eine
solche Operation dieser Art, obgleich gut vor-
richtet, dennoch fehl schlägt, weil nämlich der
, Operator überhaupt zu wenig Arzt, oder von
einer einseitigen Behandlungsmaxime ' einge«
nommen ist.
Die letzteren sind besonders häufig, und^
. zwar von vier^rfei Art, *
$
Die erste ist:, alle solche Verletzungen
machten -^ritzündungy waren synochischer^
sthenischer Art und federten^ also eine ent*
zünduhgswidrige^ d. h. nach diesem Glau^
ben nur eine schwächende Behandlung. Dien
sen Grundsatz findet man am häufigste^ bei
den Wundärzten der altem deutschen und
bei der französischen Schule, und obgleich er
vielleicht in der MehrzaU richtig ^st, so nach^
theilig wird er doch in andern Fällen , wo
statt der Blutausleerungen, besonders der all-
gemeinen, und statt des Salpeters und ähnli-
cher Mittel gehörige Dosen von Opium, Naph-
theomd andern inzitirenden Mitteln der Krank-
heit eine ganz andre Wendung würden gege-
ben und vorzüglich oft ihren Ueb ergang in ..
ein sehr chronisches Uebel verhütet haben.
•• •/■
I
— 3a —
«
Die zi/0eiU isl : Üiesd Verletzungen müj%-
ten mit Opium ^ innerlich gegeben,, beharh
delt werden y weil nämlich ein so sehi^ em-
pfindlicher Theil verletzt sey^ müsse man den
Nen^enr^iz durch betäühehde Mittel hebpu
Diese Maximen hatten $chon Wiindätzte, ehe
•
der Brownianismus cUs Opiuni in häufigere
Anwendung brachte, besonders englische und
gebildetere deutsche, die gemerkt hatteii, <;Iaß
AI •'
,j erzten und Wund-
ärzten viel lernen läfst und ihnen viej iäach-
ähmten. Ueber das Irrige der Mein oiig, als sej
Opium hur ein betäubendes Mittel, hcits'cht
seit Brownes ^, Opium me hercle hon 'iedat^
eine allgemeinere Uebereinstimmung, und hie-
durch liels man von dieser Hypothese auch
ifnehr ab, wenn auch deshalb noch nicht tob
demselben Mittel. Schädlich genug zeigte ös
sich auch oft, und ich glaube, die Deütischen
inifsbrauchteh in solchen Fällen das Opium
iiielir, als die Engländer, obgleich sie es in
kleinem Gaben wagten; sie übersahen näm-
• • • » .
lieh den freien Gebrauch der Blutausleenin- '
^en, welchen die £nglähder so oft vorher*
icliickten. ^
Zu dieser Maxime kann man auch die
noch rechneu : Ruhe befördere die Heilung
- 33r -
jeder Wunde^ die meiste Ruhe habe dos Auge
im Schlafe^ also wenigstens die Nacht müsse-
der Kranke tüchtig schlafen^ und da Opium
Schlaf mache, müsse man dies deshalb in 2u-
reichender Dose wenigstens Abends geben«
Das erste ist richtige das letzte falsch. Bei
Entzündungen mit erhöheter Irritabilität . be-
fördern Blutausleerungen uqd Weinsteinrahm
die Ruhe und den Schlaf, und Opium ver«
mehrt die Schmerzen und verdrängt den Schlaf
Tollends« Es hat mir geschienen ^ als wenn
selbst halbe Vergiftungen mit Opium in soU
chen Fällen nicht einnjal gelingen Rollten, in«
dem das Qpium» wenn ein Arzt dadurch den
Schlaf in solclien Fällen durchaus erzwingen
wollte^ in grölsern oder öftem Dosen gege«
beU) nur Erbrechen erregte*
^ \
Eine dritte ist: audi besonders , 0/?iu/»
tu geben und zwar als difi,Intuauon ver^
mehrendes Mitteln und deshalb oft in Ver«
bindung mit Liquor aüodjnus, Naphtha^ Wein^
Kampher u. s. w< Diese Maxim^ wurde init
dem firownianismus und der Erregungstheorie
bei Entzündungen überhaupt gtassirend^ die
Nothwendigkeit derselben glaubte man erwie-«
sen durch gehörige Würdigung der vorgcgan*
lovrn^ XXXU. B. ii. Sr. C
— 54 —
genen Schädlichkeiten, als dem Blutrerluit^l ^
dem Schmerze^ der gestörten Funktion, der | ^
Betrübnif«, Angst etc. Bei Augenoperationa
zeigte sich dieser allgemeine Grundsatz nadh
theiliger, als der erste, immer kühlend zu ter- 1 \
fahren« Zwei besondere Verhältnisse wurda
hier, wirklich zum Erstaunen überseheny nem*
lieh, dafs bei diesen Verietzungen meistern
gar kein Blutverlust Statt hat tuid dafs statt
;der Betrübnifs meistens die Freude eintritt,
wieder sehen zu können, oder wenigstens 'dodi
Befreiung von der vorhergegangenen Angst
vor der Operation und gegen die eingetausch-
te Hoffnung ihres erwünschten Effectes.
£ine vierte ist, zu merJcen^ tu schlimm
Folgen der Verletzung^ eine Entzündung
mit ihren Symptomen sich zeigen^ indem ja
bis dahin noch nichts zu behandeln da -sef,
Seinen geradesten Gegensatz findet diese Ma-
xime in den älteren Praparationskuren und
ich kann mir die Aufstellung derselben fast
nur aus dem Streben und der Gewo^infaeit,
dem Milsbrauche dieser entgegen zu arbeiten,
erklären« Kann ein Arzt denn wirklich glau-
ben, in den ersten Tagen nach der Verlet-
zung sey noch nichts normwidriges YoAast-
- 55 —
dßn? Woher komtnt ei denn so heftig am
folgenden Tage hervor ^ ohne däk eine neue
zufällige Verletzung eintrat? Eine krankhaft
te Veran(lei*ung hat hier die andere erzeugt^
bis sie in die Augen springend wurden, lei«
sere Veränderungen gingen vom Momente der
Verhetzung an vor, wie vom Anfange der Im^
pfung oder der s^ufälligen Anbringung eines
haftenden Kontagiums; vorbeugen soll der
Arzt (^en schwerem Zufällen durch zeitige
Beseitigung der gelindem^ aus denen sie sonst
entstehen würden, und selbst diese soll er
nicht aufkommen lassen | wo er dlvinifen
kann, dafs und in welcher Art sie hervotreteft
würden. Die Möglichkeit solches Verfahrens
kann ein guter geübter Arzt nidht in Zweifel
ziehen, und er wird sich in' ihm die Krone
seines Thuns nicht nehmen lassen ! Hielni ist
aber besonders nöthig ein Loslassen yom Ge-
neralisiren und das Sor^Itigste und genaueste
Individualisiren. Eine sehr genaue Erforschung
der Konstitution des Verletzten überhaupt und
der seines verletzten Theiles insbesondere ist
hier nöthig, wenn man sich nicht auf das Glück
eines blinden Griffes verlassen will. Hiemach
sich zu bemühen, ist wichtig götaüg, da man-
che Augenentzündung, wenn sie sich schon
C iM
I ,
~. 36 —
ausgebildet hat, zu arge FlecLen dem Kran-
ken und auf. der Waage der Kunst auch den
Arzte ^urückläTst. Ich ivill .hier blofs aa die
Iritis erinnern, die pft so heimlich entsteh
und so häufig, wenn sie sich erst gebildet ItH^
Verwachsungen und Verdunkelung des Ge-
sichts zuriickläfst.
Als Hauptspezies dieser Zustände unte^
scheide ich folgende.
i) Synochiscbe Opportunität^ im IJeher»
günge zum wirklichen synochischen Zustande,
Der Verletzte hat eine gute Ge;sundheit,
ist in mildern Jahren, sanguinischen oder cho-
lerisoien Temperaments u. s. w.
Die Operation ging leicht und scbiielly
war gleich von sichtbar gutem Erfolge beglei-
tet, oder erfüllte doch dem Kranken mit leb-
hafter HofEaung.
In «einem Gemüthe ist Exaltation, *) ^
will gern seipe Bekannte sprechen, ihnen er-
zählen, mag nicht^esseh vor Freude, kann nidit
schlafen, obgleich er keine Schmerzen liat)
*) So iat 68 Aiir ein paar Mahle schon tvor^ekoDiineBt
dafa die Operirten sich fast mit dem Instrumente
aonst verletst hätten, -wegen ihrer Hast« die Haii^
JEU küssen, die ihnen so eben das Gesicht wieder-
^^eben hatte. ■ '
- 37 -.
blols vor ixmerm Vergnügen louin er nicht
sdilafen.
Hier ist besonders nütliig, die zu lebhafte
GemUÜi$stiminung zu beruhigen. Der Kranke
darf deshalb nur wenig Menschen sprechen»
das köstlichste Opiat fiir ihn wäre — Langem,
weile, wenn man sie ihm nur richtig dispen*
siren könnte! Ist der Kranke aber gar zu
überspannt, so deprimire ich seine Freude
durch ernsthafte Vorstellung, dafs bis jetzt
zwar Alles recht gut stehe, er aber doch noch
gar nicht ganz über den Berg sey^ besonders
hei miangelnder Geistesruhe.
Solche Kranke lege icii besonders hoch,
lasse sie auch wohl aufsitzen, das Zimmer ver-
jBnstere ich stark, bei dem Augen verbände
meide ich starke Erwärmung des Auges. .
Zum Getränke gebe ich Limonade, zur
Speise nur Wassersuppen oder Obstsuppen.
So behandle ich^ ihn die ersten 3 Tage
nadi .der Verwundung j und wird der Puls
härtlidi, wird das Auge unruhig oder selbst
schmerzhaft, so gebe ich ihm Weinsteinrahm,
als Limonade mit kochendem Wasser {Aqua
crystallina) und Zucker bereitet, auf den Tag
^ .«•4 Loth, so dafs ein gelindes Purgiren ent-
steht.
— 38 -.
9) Synöehhohe BntzUnduhg min aiig^
meinem' synochisch^n Zus^tmde^
4
. I
Der vor]^ Zustand ging in diesen über,
zuweilen schon am ersten, zuweilen am «tweiten,
drittenTage und wohl noch späser, oft durch Ver-
nachlässigung desselben, oft aber auch wegen
der gröfsern Verletzung. E$ entsteht nun im
Auge ein lebhafter Schmerz, ein Gefühl von
Pressung, als wäre die Augenhöhle zu klein
für ihn geworden, es entsteht wohl' selbst
Klopfen im Auge, sein Aeufseres zeigt Ge-
schwulst und Rothe; mäßiger Thränetiflufs; der
Schmerz deicht sich in den Kopf aus, suerst
nur in die Sdiläfe und Augenbraunengegend
der verletzten Seite, ilach und nadi weiter,
doch lange xitir halbseitig, oft auch in die
ollere Kinnbacke $ im recht hohen Grade ist
er fast betäubend, der Puls ist bedeutend bart^
seine Frequenz nicht sehr übermäfsig vermebrti
J^aum bis go oder loo Schläge in einer 9&
nute; dem Kranken ist üblich ^ er erbriebt
sich wohl selbst; Abends imd Na6hts konimt
eine bedeutende Exazerbation« 3ei redtt^f
Hohe des Uebels leidet der Kranke wie im
HirnentzUndung, das Auge leidet hier durch
und durch, nicht wie bei der gichtischen und
— 39 —
andern EntcUndungen ftst nur io ieiozelkien
Theilen, udd so droht es auch, in aUgemeine
Vereiterung, oder Yfie idi auch einige Male
iah, selbst in Brand zu gerathen, und so nach
vielen Leiden in ein entstellendes Kluinpchen
zusammen zu schmelzen*
ICer pflegt das Auge grofsentheils ver«
loren su gehen, wenn der Arzt oder Wund-
arzt glaubt^ Opium müsse er geben, um den
heftigen Schmers und das Jconsensuelle Erbre-
chen zu stillen* Es mufs eine schwächende
Behandlung eintreten, und zwar eiKg. — - Der
schwädietade Apparat ist aber grofs uud gra-
dativ sehr verschieden, z. B. zwischen etwas
Spiritus Minderen und einer Aderlässe ein
grolMT Unterschied. Die Walil mufs sidi liier
riditen theils nach der Hohe des Zustandes,
aber auch gar sehr nach der Grundkonstitu-
tioxu Denn ein sehr sensibles zartes Subjekt
ist zu diesem^ Zustande grade wegen seiner
groisen Sensibilität und dadurch geschehene
grolse Steigerung der relativen Gewalt des
Reizes, sehr 'geeignet, dieser Zustand ist aber
seiner Grundkonstitution zu sehr entgegen,
ist ihm nUr gewaltsam aufgedrungen und dau-
ert bei dieser KonsutuUon deshalb meistens
audh nicht lange- Bleibende Reizentziehnn^
gen, z. @. durch allgemeine Blutausleenmgen, 1
.tind deshalb hier nicht so passend, als bei
denselben Zulallen i>ei einem derben Manne»
— - Sq weit wird mich jede Schule verstehen,
wenn ich aber sage, dafs ich in einigen Fäl-
len auch wohl Liquor Cornu Cen^i succiaa»
tus und Castoreunt gebe, dafs idi diese Fälle
auch mit in diese zweite Spe;des rechne, so
wie diese Mittel in dieselbe Reihe mit Cremor
tanari und dergleichen Mittel, * so muls ich
hierüber mich wohl weiter erklären. Unter
iynodhiscHem Zus|;ande verstehe ich denjeni*
gen, wo Wirkungsvermügen, Irritabilität über-
mäfsig ^rhoht sind, und diese werdet gemiu«-
dert durch sauerstofihaltige (kühlende) Büt-
tel, aber auch durch stickstoffhaltige (krampf»
stillende). Die letzteren vertreten die Stdie
der ersteren, wenn, wie oben angegeben wui^
de, übergrpfse Sensibilität das Hauptmoment
bei der Entwicklung dieses Zustande« war«
Als solches Mittel schätze ich: in vielen Fäl*
Jen besonders den Liquor Cornu Cerui sucä^
^ flatus y dieses vortrefiliche Neutralsalz, dessen
Neutralsalz - Natur die Brownianer gottlob
übersahen und es deswegen niclit 9cas der
Ap($theke ausschlössen , sondern es als., ein
.- 4« -
lächtiges Reizmittel recht oft und derbe ga-
I ■
In ähnlidien Fällen madie ich auch wohl
erbinduDgen von Tartarus solubiUs mit Ca*
'.areums und gebe solche Mittel gar nicht
Is diaphoretica antirheumatica^ sondern aU
iefer in der Reibe derjenigen Mittel «tehen-
[e, welche die krankhaft erhöhte Irritabilität
u depotenzirea vermögen.
Eine Aderlässe erinnere ich mich nicht
lach irgend einer meiner Augenoperatiöneii
gemacht zu haben, Blutigel setze ich aber oft
an, ich mochte sagen manchmal nur zur völ-
ligen Sicherheit, und beJaure, im Anfange
meiner Praxis nicht genug davon Gebrauch
gemacht zu haben, weil mir Mifstrauen gegen
ihren fi^utzen und Furcht vor ihrer das Llut
noch mehr anziehenden Kraft eingeiiöi'st wa-
ren, deren Ungrund eigene Erfahrung niicii
erst später lelirte. Etwas Aehuliches äui'serie
Srüninghausen einmal bei Gelegenheit, nU ei:
einen kleinen Apparat zur Ansetzung der Blut-
igel empfahl; was Andre Böses durch die an-
ziehende Kraft der filuiigel gesehen haben
wollten, leitete er davon her, dafs man we-
gen der Schwiei'igkeit , diese Thiere manch«
mal in^ gehöriger Menge anzubringen, ihitti
zu wenige gesi^tzt habe. Ich habe aber mandh«
mal auch von 2 bis 3 schon grofsen Nutzen
gesehen. Die Sugillation um den Bifs henzm
zeigt freilich von Kongestion; wir setzen ja
die Thiere aber auch nicht auf dei^ Augapbl
Und die Kongestion in der Augengegend kana
ja grade im Auge sie mindern. Indels setz»
ich wegen dfer sonst wohl nachfolgenden Ve^
Schwellung der Augenlieder die Blutigel lie-
ber nicht dicht um die Augen lieninL,. son-
dern in die Schläfe und hinter die Ohren^
aber deshalb auch in gröfserer Menge und
unterhalte die Nachblutung lange.
3) Typhose Opporcunitäf: im Uebergaih
ge zur typhösen Enczündung^
Der Kranke hatte schon länger eine Koib
stitution, in welclier wenig Energie, aber desto
mehr Empfindlichkeit herrschte, oder er I>^
kam solche erst durch sein Augenübel . nüt
seinem Gefolge von Angst, Kummer 9 Mangel
an Bewegung und freier Luft, besonders wena
er schon lange litt, ehe er sich zu einer Ope* '
ration entsclilofs, wie es bei dieser Konstito^
tion häufig ist. Zitternd und bebend setzte
er sich vielleicht auf den Operationsstuhl, ward
. - 43. -,
ohne besoncleivi ^Schmerz yielleicht ohnmäch-
tig auf demselben, oder bekam Neigung zum
. Erbrechen, ohne dafs diese durch das Ueber-
L
inafs vorher genommener Stärkungsmittel ver-*
' ursacht wurde. Endlich sieht er rielleicht kei-
nen erwarteten Effekt der Operation, -r- In
demselben Zustande befindet sich solche Kon-
^titution nach zufälliger Augeitve'rletzung, wo-
Ton sie ihrer Natur nach sich gleich dien völligen
Untergang des Auges vorzählt. — Öer Kränke
fühlt sich nach der beabsichtigten oder zufäl-
ligen Verwundung äufserst schwach, zitternd^
ängstlich 9 sein Puls schlägt häufig und klein,
seine Seele ist betrübt, sein Auge unruhig
und ^ seine Augenlieder öfinen sich unwillkühr-
)ich und oft auch ohne sein Wissen, wie bei
Typbuskranken, indem Irritabilität hier unter-
liegt, und so auch der reiner irritabel^Schliefs-
muskdi des Auges unter der wenigstens rela-*
tiv vermehrten Thätigkeit des Aufhebers de$
obern Augenliedes,
Hier muftte man dem guten Effekte der
Operation oft schon vorarbeiten, durdi Stär-r
küng der Konstitution, mittelst Erhebung der
Hoffnung, mittelst Bewegung, liüftung, bitter«
ätheriscben Mitteln 9 geistigen -«• den pperir«
y
- 4i -■
i]i»n nicht am nüchternen Morgea, lieber
<;ine Stunde nach einen^' guten Frühstücke. ^
oder nach einer leichten Mahlzeil, m'o nidl||2
so gebe, man vorher ein kieme& Cardiaaül;
wenigstens, etwas Wein, 13ranntwciu, Najit
llie, nach (iewohnheit des IVlensclien. Dock
denke man auch hiebei daran, dafs man eina
solclien empfui^Iidicn Matur auch auf dieM
iWeise sehr leicht zuviel ihut ; hievor muii
man zuweilen den Kranken selbst warnen, da-
mit er sicli nicht im Stillen auf seine eigene
Hand zuviel stärkt, wie icli ein Paar Mal gra-
de solche Schwächlinge betrunken vorbekom-
mcn habe.
Hier erheitere man auch nach der Ope-
ration, oder nach der zufälligen Verwundung
das Gemütli und stärke den Glauben, beför-
dere erheiternde üesollschaft. Hier gebe man
ein poculum hilaritatiSy oder etwas versüIaU
Säure, doch mit grofser Riicksicht auf die
jL^rofse relative Gewalt, welche die Reizmittel
bei solchen Konstitutionen und in solchen
Verstimmungen, haben, um nicht Erbrechen
zu erregen und wohl gar den ganzen Zustandf
wenn auch nur temporär, in den ganz entge-
gengebelzlen Krankheils^stand, den synochi-
- 45 -
ttheriy über die beabsichtigte Gestindheit hin-
aus, EU treiben. Aus diesem Gnfhde bediene
ich mich auch des Opiums, selbst in kleinen
Dosen, hier nicht ^ern, ausgenommen einen
haustus von Syrupus diacodii mit etwas
Zimmtw asser, welchen icli wohl gegen die
Nachtszeit gebe, — Was das Topische be«-
trifFt, so ist bei richtiger allgemeiner Behand-
Irnig äufser der gewöhnliclien meistens Nic^hts
nöthig; sonst beruhigt das Anstreichen der
vorg^ehangenen Kompresse mit etwas Kam«'
pher; oder loses Aufbinden eines feinen trok.--
kenen Kissens mit Her baMenihae crispae^ pi^
pericae oder ähnlichen Kräutern, und selbst
schon das AufLinden öfters gewärmter Korn»
pressen meistens. Das Erwärmen der Koni*,
pressen darf %ie aber nicht mit scJiädlichen
Stoffen imprägniren, z.B. nicht mit Schyv'.c-.'
feldunst, der sich aus den dazu gebrauchten
Steinkohlen entwickelte.
4) Typhose Entzündung mit allgemein
nem typhosen Zustande, als Steigerung des
^vorigen*
Aufser den vorigen Zufallen stellen sich
ein meistens allerlei pathologische Lichter*»
scheinungen, starker Thiünenflufs utid Schmer*
- 46 -
z^ der Augeriy di& auch ftfischwelleA, d
meistens ohne dafs ihre tlöthe mit den ld>»l^
haften Schmerzen in gteidielP Höhe stSiid&
Det* Puls ist dabei iibermäfsig freqüent und.
klein Und die Kranken pflegen tu schwiben,
ohne Erleichterung^ oft kalt. ^^ Hief ttmls
die Behandlung des vorigen Falles Verstukl
werden« Kleine Dosen von Opium ^ind hier
sehr schätzbar^ aber auch der Kampher^ der
Baldrian und die yersüfsten Säuren. Topisck
thün hier Fomeiitationen mit Plores Chatno*
millaej Herba MenChae crispae^piperUü^ Ca*
pita Papai>eris ^t, oft der, nur sehr schmus
zende, Zusatz von etwas Crocus. Aiidi hier
mufs man wegen der gröfsen Empfindlichkeit
manchmal tiur die mildesteii Mittel, nehmen,
wie z* E. Capüa Papas^eru mit etwas Crociu
Wo ich furchten mufs, die Iris mochte beson*
ders mit in Entzündung treten ^ fiige ich^ ^M
ihrer Sperre zeitig g«nug zu begegnen^ Hv^^
Hyoscyami hinzu, da später selbst die stärke-
re Belladonna ihr selten noch zu steuern ver-
mag. Alle diese aiass'en Umschläge vertragen
sich aber mit keiner gichtischen oder rheu-
matischen Konstitution ) so wie auch bedeu-
tende Verletzungen, die ein Voneinandei^g^
hen der Augenlieder durch Losweichen der
— 47 -
Heftpflaster oder den leisesten Druck auf die
Augen gefährlich machen, sie kontraindiziren«
t
Dieser Zustand hat oft grofse Neigung^
lieh in die Länge zu ziehen, eine langwieri-
ge leichtere Entzündjung des Auges mit gro-
fser Lichtscheu und Thränenflufs nachzuschlepr
pen. Diesem begegnet man durch zeitiges
Lüften und Lichten^ und dreiste Anwendung
Terdiinnter Opiattinkturen« Unter diesen hat
das JLaudanum liquidum Sydenhami den Vor*
zug vor der thebaischen Tinktur, dafs die
Verdüiinung desselben gleichmäfsiger gemischt
bleibt, als bei der letztem blos geistigen Tink<»
tur« Scheut man die Farbe des demJ^auda^
no beigemischten Crocus^ so kann man ein
Laudmnum auch ohne diesen, so wie aucli
ohne Zümmt und Nelken bereiten lassen, und
erreicht dieselbe Absicht, wo es nur darauf
ankommt, eine mischbarere ^ also nicht, blos
geistige Tinktur zu haben«
5) Opportunität zur JSntziindung liegen
gichtischer oder rheumatischer Konstitution,,
Diese ist sehr häufig, besonders in man«**
ch^n Gegenden, wie zJ B, in . der meinigen-
Meistens hat sie sich sdion offenbart durch
/
- -48 - ■
Öftere Anfälle von Zahnschmerzfen^ Kopfreissen,
Migräne^ Schwindel, öftere Anfälle von söge«
nannten rheumatischen Fiebern, die aber wirk-
lieh oft! besser Gichtfieber genannt wurdeja,
indem sie oft mit Iciditen und nur kurzen
Anfällen wahrer Gicht und eben sold^en Kri-
sen begleitet sind, — • oder durch eigene Aus-
schläge, Neigung zu Rosen etc., oder die
I
Menschen zeigten sich schon länger als währd
Wetterpropheten, hatten 'sogenannte Kalendei\
ohne dafe besondere Verietzungen, wie Bein*
brüche u. dgl. sie herbeiführten. Bei solchen
Menschen sind gichtische Augenentzündungett
nach Verletzungen dieses Theiles besonders
zu fiirchteuj wenn immer der Kopf bei ihnen
leix;ht angegriffen wurde, durch Schmerz^
Entzündungen, Ausschläge^ wenn sie im Ge*
sichte gedunsen sind, mit eigener Röthi?j die
zwischen der des Karmins und des Memiigei
liegt, besonders abor wenn sie sclion öfter m
gichtischen oder rheumatischen Augenentzun-
dungen, sowohl des Augapfels selbst > als d^
Augenlieder, oder auch nur kn solchem Thrär
nenflü^se gelitten hab^n, und da^ Uebel^ ifi^es*
wegen man operiren will, durch Gicht teat«
standen ist, wie ein hiedurch schleichend ent-
standener grauer Staur, eine schleichend oder
6Äer
öfter schneit y in Begleitung^ offenbarer Ent-
zündung, entstandene Pupillensperre, Erkun-
digt man sich auch, wie zufällige Verletzungen
anderer Theile abliefen, so hört man meistens,
die Kranken hätten eine unheile, (unheilschey
ünfärsche in Niedersachsen) Haut, so dafs ih-
nen alles gleich schwärte.
Solche Konstitutionen sind überhaupt nicht
sehr vulnerabel, wenn man hiedurch die Er-
laubnifs zur künstlerischen Vulneration aus-
drücken will. Es giebt Fälle, wo sie die
Operation ganz untersagt, häufiger aber nur
die Methode und Zeit derselben bestimmt,
so wie die Präparation zur Operation und
die Behandlung nach derselben.
^ In Absicht der Methode mufs die milde-
ste Operationsart gewählt werden, die die
geringste Verwundung macht, deren guter
Ausgang am wenigsten eine tüchtige Repro-
duction fodert, und am wenigsten durch stär-
kere oder langwierigere Ehtzündung und feh-
lerhafte Rejwoduktion, eine Wucherung u. dgl.
aufgehoben wird. Hierdurch allein schon
mufs bei Staarblinden unserer hiesigen Ge-
gend die Extraktion der Reklination oder je-
Jonrn. XXXII. B. 2. 5r. ^ D
A ,
i^ So ^
'der andern Beseitigungsart des Staares über*
haupt nachstehen«
Was die Zeit betrifft, so ist Fiir solche
Naturen unstreitig wo man sie zur Operarion
wählen kann, eine stechende Sommerhitze die
beste, selbst wenn sie bis zur Lästigkeit greis
wird. Solche Operirte sehe ich am liebsten
immer mit Schweifse bedeckt. Nicht blofs
unter Operatoren, sondern durch diese auch
unter den Kranken herrscht eine Vorliebe fiit
den Maymonat zu Augenoperationen, der
Maymonat mufs sich aber durch Wärme' und
Beständigkeit mir erst liebenswürdiger, als in
einer ziemlichen Reihe der zuletzt "verflösse-
nen Jahre überhaupt, gemacht haben, ehe ick
dieser Meinung werden kann, und für Gidi-
tische würde ich docli wohl, wo ich Wahl ha-
be, einen spätem Sommermonat vorzieheOf
obgleich auch diese durch plötzliche Abkuh«
lung nach Gewittern sich manchmal nicht
«
empfehlen. Den Wintern, wo idi meinen
Operirten vermittelst des Ofens ad libitwn
die Temperatur geben kann , ziehe ich wirk-
lich auch dem veränderlichen Frühjahre ui^d
Herbste vor. #
Präparatioiien zu Operationen sind bei
. Gesunden unnöthig, so wie alle Präparations-*
kuren; aber auch hier haben sich die Extreme
wieder hervorgerufen, grundlose Vorliebe er»
• zeugte Auch hier grundlosen Widerwillen.
Das Raisonnetnent^ welches man seit Rösch»
laubs Erregungstheorie so oft h^rte, jede so-
genannte Präparationskur bei einem Gesun-
den sey eine krankmachende Potenz, da der
gesunde Zustand nur Eine Umänderung erlei-
de, die in dem Kranken, ist sehr übertrieben,
da die Gesundheit gottlob ^eine gröfsere Brei-
te l\at, und desjenigen Menschen Gesundheit
nicht hoch anzuschlagen wäre, dessen Zustand
sich gleich in den kranken umänderte, wenn
er .ein Paar Bissen mehr genösse, als die mit
Hunger androhende Kranliheit zu ihrer Sätti-
gung foderte, oder wenn er alle Sommer ei-
nige Flaschen Pyrmonterwasser tränke. Auf-
fallender ist es aber, wenn man deswegen
auch solche Kuren verwarf, welche nur halb
Präparationskuren, und gewissermafsen ganz
gewöhnliche Kuren waren, indem sie bei vojp-
handenen Abnormitäten ihr Zunehmen hindern
sohlten, — ich meine die Vorbereitung sol-
cher Menschen, die bestimmte, nur leichie
Krankheitsdiathesert haben und ^em AhgrifFe
Da
— 5a —
von Schädlichkeiten ei&tgegensehen müssen.
Die Präparation vor Operationen ist oft sehr
unangenehm noch dadurch, dafs sie den angst*
liehen Kranken länger in Angst und oft in
steigender Angst erhält, aber dennoch ist sie
oft sehr dringend angezeigt, wie in diesem
Falle, wobei ich n^n blofs noch zu sagen
brauche, dafs die allgemeine antarthritische
Methode hier angewandt werden mufs« Sehr
gichtische Subjecte habe ich zuweilen über
einen Monat lang mit flüchtiger Guajaktinktur,
Spiritus salis ammoniaci anisatus^ oder an-
dern Gichtmitteln behandelt, ehe ich sie zu
operiren wagte, und zweifle, ohne diese Vor-
sicht so gut mit ihnen fertig geworden zu
seyn.
Nach der Operation lege ich solche Kran-
ke gleich wärmer, suche sie in gute Ausdün-
stung zu setzen durch Fliederthee oder selbst
einige Dosen Spiritus Salis ammoniaci am"
satusj oder Liquor, antarthriticus Elleriy tind
bedecke das Auge gleich dichter und wärmer,
zu welchem letztern Zwecke ich . meistens
WachstafiPent in die Kompt^esse lege, oder, wo
ich eine solche Entzündung sehr erwarten
mufs, Wachstaffent gradezu auf das verletzte
^^
— 53 — .
Auge, unter welchem es daxm in starke Trans-
piration geräth. In dem letztem Falle lege
ich auch wohl, ohne die Entstehung der £nt-
Eun^ung abzuwarten, gleich einige Stunden
nach der Verwundung ein Blasenpflaster, und
zwar nicht in den Nacken iini das nöthige
Liegen nicht zu erschweren, sondern auf den
Oberarm an der leidenden Seite, wenn nidit
die Kranken an einem andern Theile, z. B.
in einem Fuise, ihre Gichtanfälle am häulig-
sten hatten, da ich das Blasenpdaster dann
eben hier legen lasse. — Solche Kranke müs-
sen sich aber sehr lange hinterher noch vor
Erkaltung hüten«
-i
Eine Menge Fälle könnte ich aus meiner
Erfahrung anfuhren, wie bei gehuriger Vorsicht
bei höchst gichtischen Kranken Staaroperatio-
len dennoch glücklich ablaufen, aber nur Eins
will ich erwähnen. Herr Geheimerath Scherf
in Detmold vertraute mir vor einigen Jahren
einen Staarblinden seines Ortes zur Operation
in> der halb gichtlahm bei mir ankam, so wie
iie Gicht ihn kataraktos gemacht hatte, der
l>ald darauf hier einen Anfall von Podagra
ibhielt, noch mit Krücken zum Operations-
»tuhle kam, und dennoch blieb die Operatiop
^ 54 ^
ohne alle Entzündung oder sonstigjb unangt- I
nehme Folge, obgleich längere, Zeit, nachdem
er sehend heimgekehrt war, ein neuer An&O
von Gicht ihn und selbst wieder seine Augen
befieL Dies letzte beweist die eingewurzelte
Krankheit; der Ausbruch des Podagra's hier
war, mir willkommen, indem icJi den durch
dawelbe entstandenen Waffenstillstand «ur
Operation benutzen konnte.
Wie spät bei solcher ungetilgten gichti-
schen Disposition nach der Operation noch
Entzündung entstehen kann, die nicht selten
durch Pupillensperre das kaum wieder gewon-
nene Gesicht wieder zerstört, hievon gab ich
schon in der ophthalmologischen Bibliothek
(B, 3, St. a. S. i8) einen Fall an, wo ichnem-
Kch ein kurzes compte rendu von den ohn-
gefähr So Staaroperationen gab, die ich bin-
^nen der ersten 3 Jahre meines hiesigen Auf-
enthaltes verrichtet hatte, von welchen, ob-
gleich auch hierunter viele Gichtische waren,
All6 das Gesicht wiederbekamen, £inen zu-
gleich Amaurotischen ausgenommen, und nur
bei Einer das Gesicht, soviel ich erfahren
konnte, hinterdrein wieder verlören ging^ nem-
Yi
lidi bei einer Gichtischen , die 8 Wochen
nachher, da sie, im Stande zu lesen, an ihren
Wohnort zurückgekehrt, hier durch Erkältung
eine gichtische Augenentzündung erlitt, die
ihr das Gesicht wieder raubte. Einen andern
Fall will ich hier noch anfuhren, wegen eines
Experiments, wozu er midi veranlafste. Einem
hier noch unter uns am Stabe umhergehenden
gichtischen Bürger^orporale Hampe reklinirte
ich die Staarlinse mit dem besten Erfolge;
mehrere. Wochen waren gut verstrichen, als
er. der Versuchung nicht widerstehen konnte,
sein wiedererhaltenes Gesicht zu benutzen,
um ein vorbeiziehendes Trupp Militair zu be-
sehen. Nur ganz wenig hatte er das Fenster
geöfinet, um durch diese Spalte durchzusehen;
soldies Fenstergucken ist aber wegen des de-
sto scharfem Zuges und der ungleichem Ab-
kältung gerade nachtheiliger, wie selbst das
Stehen im Freien. Obendrein stand gerade
der Wind gegen die Fensterspalte, das 'Haus
hart am freien Thore, und die Folge dieser
Neugierde war eine gichtische Entzündung, die
einen wahren Nachstaar durch Verdunke-
lung eines zurückgebliebenen Theiles der I^in-
senkapsel, yielleidit auch durch die Iritis eine
, ^ 56 —
I
Pfeudomembran erzeugt hatte J und so das ]
Gesicht wieder sehr störte. Die Entzündung
war hartnäckig, und mehrere Monate liefs
ich auch nach ihrer Beseitigung verstreichoi,
Tvie nian in solchen Fällen sich gewifs es zur
Regel machen muTs, ehe ich nacboperirte. In
meinen Vorlesungen über Arrgenkrarilüieiten
hatte ich längst eine Parallelcv aufgestellt zwi-
.schen der Extraktion des Staares und seiner
Beseitigung durch Depression, Reklination,
etc. mittelst des durch die Sklerotika eing^e-
stochenen Instrumentes. Bei dieser ParaOele, -
welche ich vielleicht einmal in diesen Blät-
tern mittheile, liel das Gewicht der Vorzüg-
lichkeit fast überall auf die Seite der Dislo-
zirung des Staars mit Rücklafs desselben im
Auge, ausgenommen bei dem Punkte, dafs
bei der Extr^iktion die einfachere, unempfind-
liche Hornhaut, bei der a;ndern Methode aber
die wichtigern Häute, Sklerotica, Chorioidcta
und Netzhaut verletzt werden. Diefs brachte
mich auf die Idee, hier, wo nur ein Häutchen
zu beseitigen w^ar, wo ich neue EntzünduBg
sehr fürchten mufste, denn damals, soviel ich
weifs, neuen Versuch zu machen, die Nadel
in die Hornhaut einzustechen, um von hier
ab zu rekliniren, was Herr Buchhorn nachher
- 57. -
ds eine neue Methode, unter dem Namen K^
ratonyxis^ in seiner bekannten Dissertation aiif-
g[estellt hat« Ich machte den Versuch mit As^
listenz des^ Herrn Doktors Fiorülo aus Göt-
tinged, so wie auch Herr Doktor Rundcj
gleichEalls aus Gottingen, Tiieil daran nahm.
Et' £el aber nicht nach meiner Erv^ai mng aus»
es entstand eine gichtische Entzündung von
l|ohem Grade, die den Kranken und mich
ein Paar Monate plagte und das Gesiclit wie-
der sehr getrübt zurUckliels. j^o liels ich die-
sen Gedanken wieder fallen. Denn für die
Regel verlangte icli nichts besseres, als mei-
ji^ bisherige Methode der Reklination, für
die Regel hätte ich es für undankbaren Vor-
witz von mir halten müssen, eine Methode,
bei der meine Kranken sicli bisher so gut be-
funden hatten, gegen irgend eine andere zu
vertauschen, und für einen mir seltenen £x-
zeptionsfall hatte sie meine Erwartuug ge-
täuscht« Auch mufs ich gestehen, dafs icli
gegen neue Operationsmethoden etwas mifs-
trauisch geworden bin *).
*) Um jeder faltchen Deutung vorsubeugen, versteh*
re ich hiemit, daft ich dieses in gar keiner Besle-
bung auf Herrn Dr. Buchhnrn geschrieben habe,
deaien' eigenes Nachdenken über diese Oiieratioo
. \
wie ich unter der vorigen Nummer angab.
Blasenpflaster, WachstafFent und liquor am*
arthriticus Elleri sind die Mittel, auf welche
ich auch hier am meisten baue. Der Wach^
, taifent mufs öfter gewechselt oder wenigstens
abgetrocknet werden. Wenn die Thränense-
kretion sich mindert, und statt ihrer eine rei-
che Schleimsekretion eintritt, so betrachte ich
diefs als eine gute Wendung, obgleich die
Entzündung auch ohne dieses Phänomen sidi
verlieren kann. Ich habe einige Male diese
Sekretion so stark gesehen, dafs dadurch wah-
re Bäche entstanden, deren Einflüsse in den
Mund oft genug 2;u steuern der Kranke liluhe
hatte, und dann legten sich die tiefern AfFefc-
tionen des Auges, die mich schon beunruhigt
hatten. Natürlich entsteht sie am leichtesten
so profus, wenA die Augenlieder schon vor-
her an gichtischer Bleijnorrhoe gelitten hatten.^
Besonders lieftig sah ich sie einmal bei einer
armen Frau aus Münden, welche seit vielen
Jahren triefende Augen hatte. - Als sie sich
wegen grauen Staares auf beiden Augen zur
Operation in meinem Hospitale einfand, gab
ich ihr allgemeine antarthritische Mittel; lo-
pisch gegen die Augenlieder zu verfahren; um
ildese, gewohnte übermäfsige Sekretion, jetzt
> /
- 59 -
glücklicherweise das Auge. Zuwiäilen hat cUe«
ser Schmerz blos Statt bei dem ersten An«
grüFe der Krankheit, legt sich bald, kehrt auch
nicht wieder, und dennocli geht ^ie Krank-
heit fort und erreicht einen sehr hohen Grad*
Aus dem Auge fliefsen viele heilse Thränen,
oft soy dafs kein Pflaster haften kann; und
ehe sie h^rausschiefsen, brennt es stärker im
Aug^. Die Geschwulst des Auges steigt in
den ersten Tagen und entsteht theils durch
Oedem der Augenlieder, theils durch ange-»
häufte Thränen, die bei dem Auseinanderzie-p
hen dieser Theile in Menge hervorstürzen,
theils durch die starke Auftreibung der Kon-
junktiva, welche oft weniger entzündlich ist,
als üdematös, wäfsricht, blasicht aussieht und
bei einem gemachten Einschnitte mehr Was-
ser als Blut giebt. *- Zur Nachtzeit ist der
Zustaind schlimmer. — Nach und nach wird
oft die wäfsrichte Feuchtigkeit in den Augen-
kammern trübe, die Pupille verengert und alle
Zeichen und Folgen der Iritis treten ein. Da-
bei mehr oder weniger, oft starkes Fieber.
Sah man diese üble Wendung nicht schon
voraus, und suchte ihr zu steuern, so ist es
nun hohe Zeit, sie in .der Art zu, behandeln.
"* a
— - 6a —
wissenheit. dafs es doch auch ein Neutrabidi
ist, es beibehielten, und wende es voraüj^
bei Gich^schen an*
Bei stärkerer Konstitution, gröfsw'er Rodie
und Straffheit der Geschwulst überhaupt, wo
diese Entzündung mehr den synochischen
Charakter hat, setze ich auch hier wohl Blut-
« . t
igel an, doc^h sparsamer. — Das Einschneiden
der geschwollenen Conjunctiva leert wenig
Blut aus und leistet überhaupt nadi naeiner
Erfafirung nichts*
Zieht sich 4^ese früh entstandene akute
gichtische Entzündung in eine chronische über,
so behandle ich sie dann mehr gleich der spä-
ter entstandenen chronischen»
Diese spätere gichtische Entzündung fiingt
ferst mehrere Tage nach der Verletzung aii)
schleichend, und geht so auch schleichaid
weiter. Ich bemerkte von ihr zwei Hauptfor*
men. Bei *der einen meldet sich in einer
Nacht Kopfschmerz' in der, ganzen Augenge-
gend oder auch nur Augenschmerz, aber^jutf
etwa auf eine Stunde, dann fühlt der Kramke
nichts weiter bis zur nächsten Nacht, wo der
Schmerz früher , stärker und auf längere Zeit
Kviederkehrt, und so immer weiter, büt der
— 63 —
Kranke zuletzt auch am Tage nicht schmer-
zenfrei ist und in der Nacht oft schreckKch
aushalten mufs, besonders durch Gefühle, als
würde ihm das Auge aus dem Kopfe geris-
sen. Dann entsteht auch hier leicht Pupillar*
sperre. Die gewöhnliche antarthritische Be-
handlung ist auch hier passend ^ auTserdem
scheint aber versüfstes Quecksilber mit Opi-
um und Kampher, besonders gegen Abend
gegeben, hier gut zu thun und das Belegen
der leidenden Gegend mit Emplastrum Hyos^
cyarräy in Porm einer Viertelsmaske zuge-
schnitten.
Die zweite späte Form kommt auch erst
nach mehreren Tagen, z. B. nach der Staar-*
qperati on erst, nachdem man das Auge schon
am 5ten, 6ten Tage geöfinet hat, und deh
Kranken seitdem zuweilen etwas sehen liefs.
Das Auge wird nicht bedeutend schmerzhaft,
sondern nur zu empfindlich für das Licht,
thränend, röthet sich, doch wird es nie so ge-
schwollen, wie* bei den vorigen Arten. Höchst
langwierig wird diese Entzündung oft, und
obgleich sie in der Regel fast nur durch die
grofse Empfindlichkeit gegen das Licht und
durch den Thränenflufs quält, um welcher
- 64 -
willen 2. B. der Staaroperirte sein neuerhal-.
tenes Gesicht noch nicht nach Lust und Noth*
dürft gebrauchen kann, so zieht sie sich dodi
zuweilen auch in schleichende Iritis oder Ent-
zündung der Hornhaut (Korn^itis) mit Bil-
düng von Geschwüren und VerdunkJongeD ^
hinilber. Da sie nicht die gewöhnliche Fonn
der gichtischen Augenentzüjqdung hat, und erst
einige Tage, nachdem das am Staare. operiite
Auge wieder geöffnet ist, wahrnehmbar wird,
achtete ich darauf, ob sie vielleicht durch das \
Oeffnen des Au^es entstehe. Ob di«8 nicht i
vnt ein Moment zur Bildung derselben sey, \
will ich nicht ableugnen, und öffne deshalb
gewöhnlich bei gichtischen Personen die Au-
gen etwas später, und lasse sie länger nur
sparsam an Licht und Luft; gichtische Kon-
stitution hat aber bestimmt Antheil daran.
Deshalb wende ich auch dagegen den anur-
thritischen Apparat an, auch oft die flüchtige
Guajaktinktur, wie ich glaube.nicht ohne Nntr
zen. Blasenpflaster pflege ich aucli dabei hin-
ter die Ohren zu legen, und frühzeitig, mag
aber nicht behaupten, ob sie wirklich dabei
nützen, indem diese Krankheit zu denen ge-
hört, die, wenn sie bis zu einem gewissen
Punkte fortgerückt sind, ihren Gang fort^c^
hen
— 65 —
sn und so m sagen austoben^ wobei iininer
a» Unheil über Heilmittel schwierig ist. Dies
^eÜA ich aber bestimmt, dals das Eintröpfeln
on, Mehnsafttinktur mit geringer Verdün-
axkfjf und selbst des ganz reinen Laudani lim
Mäidi &fßL das Aufhören des Uebels sehr be-
chlennigt} weshalb ich damit immer herzhaf*
er geworden bin. Jedoch tröpfle ich nur
elten» etwa 21 bis 5 Mal täglich dies Mittel
ixu Von sehr grolsem Nutzen zeigt sich auch
las Eintröpfeln der Opiumtinktur in dem spä-
liren Zeiträume der gichtischen akuten Au-
^nenfkEiindung; Bei dieser fange man nur
ranz- dreist mit der imverdünnten an, so lan*
jre die Konjunktiva eine blasichte Wulst biU
let, man wird finden, dafs sie kaum einige
Empfindung erregt, im reichen Mafse einge^
schüttet oder mit einem Pinsel aufgestrichen;
so wie sich aber dieser Theil seinem norma«
len Baue wieder nähert, kehrt seine normale
Empfindlichkeit zurück und die Opiumtink-
tur guiGi demna(^ allmählig verdünnt werden.
Wo das Uebel efst anfängt, verschliefse
ich das Auge sogleich wieder, und glaube hie->
durch es manchmal im Entstehen wieder un-
terdrückt zu haben« , Die Wärme wirkt hie«
loun. XXXU, $. ü. sr. £
~ 66 —
bei gewifs viel mit. Dabei scheinen lAirvon
Nutzen zu seyn Einreibungen von Opium k
die Augengegend, — biei längerer Dauer voa
Quecksilbersalbe mit Opium^ wozu ich ge»
wohnlich -den Mercurius solubilis HahnecUm^'
lii nehme, ^-^ oft mit einem Zuaatze von
Oleum Cajeputi oder Kampher, doch anfimgi
in kleinen Dosen« Wo diese Einreibungen
nicht ijruchteten^ schienen mir oft Einreibungen
von Baliamus perünanus gute Dienste zu
leisten. Ich verdünne ihn hierzu gewöhnlidi
mit einer Mischung von Spiritus salis du/ms
und Alcohol viniy (z. B. Balsam, perui^* iradh
ma ufiOj Spirit» sah dulc* draehma dimidiat
Alcohol vini drachma una curn dimidia) da
hierdurch der Balsam nicht nur durchdringen^
der, sondern audi besonders gut aufgelöst
und zertheilbar wird.
Trockne Kräuterkissen von Chamomäla
vulgaris^ romana^ Flores Sambuci^ Hei^iaMeO'
thae erispaey piperitae^ späterhin, wenn man
nicht die kampherähnliche Mentha piperka
oder Chamomilla romana genommen luit,
mit einem Zusätze von etwas Kampher, tkun
auch sehr gut, jedoch müssen sie, wenn sie
durch die Thränen nafs wurden, zeitig, ge-
wechselt werden.
Dmü idi. gichtische iuid rheumaÜAche Au-
geaenuündung hier zusanimennahin, daran
müge man sich nicht stofsen. Was dabei
wirklich unterschieden ist, würde hier zu weit
tvlireBLUadjirtfiruis incongrua^ anomala iliefst
fnit der Diathesis rheumatica gar sehr su-
•aninien«
7) Vernvundung mit bedeuiender Kon-
tuüon und' Quetschung.
Diese fodert im Allgemeinen eine mehr
antisynochische üehandlung, da die unge-
schwächte K^aft des Ganzen ohne diese oft
zu heftig gegen den gcschwäciiten Theil wirkt,
.ihn, anstatt zu rekonstruiren , ausstöfst. Das
Zusammenstimmen eher wiederherzustellen ,
• dient zugleich topisch starkende Mittel anzu-
wenden, wie ätherische, spirituö.se Umschläge.
Die neuere Ansiclit der Individualitiit des Or«
.ganismus hat liier Manchen irre gefuhrt; wo
Krankheit ist, da ist die Individualitat immer
gestört, immer das Zusammenstimmen aufge-
hoben, und die ältere Behandlungsart der
Kontusionen mit allgemein scliwächendej^ und
topisch stärkenden Mitteln war sicher weit
anpassender, als eine solche neue,' wonach
man allgemein stärkende Mittel anwendet.
— 68 --
weil ja durch Schwächtuig des .l^eiles das
ganze Individuuni geschwächt ist^ ohne Rück-
sicht auf den grofsen gradativen Unterschied
dieser Schwächung in dem geradezu getrefiS^-
nen, verletzten Theile und den übrigen so
zu sagen nur per consensum leidenden, wo*
durch diese letztere relatii^ gestärkt sind| Rück- .
sieht zu nehmen*
Auch hier muTs man, früh genug gerufen,
nicht zögern^ bis das Uebel sich voll aus-
gebildet j sondern ihm entgegengehen) wo
majl sein Andringen so gewils vöratt^sdben
kann.
Hieher rechne ich selbst die leicfateis
Fälle, wo man nur . Anschwellungen der Au*
genlieder erwarten muls nacK schwereren
Operationen, z. B. der Ausrottung des Aug-
apfels, und selbst nach leichteren, wenn der
Operirte die Augenlieder heftig z^likneipeii
wollte oder der Gehülfe, der sie hi^elt, xa
' vehement gegen sie wirkte. Die nadifel-
gende Anschwellung dieser Theile hat dock
mancherlei kleine Nachtheile fiir richtigen
Abflufs der Thränen, des Schleimes und foc
nöthige Besichtigung des Augapfek.
- «9 -
8) f^erwundung des Augapfels ohne so*
isehm oder allgemeine Veranlassung sohwe»
m Leidens *).
Diese federt nur Schutz vor Licht, Luft,
leler Bewegung, Erschütterung, Reibung und
tols. Wie man ihn giebt, ist wohl allgemein
ekannt, weshalb ich auch hieriiber nur ein
aar Bemerkungen machen will.
Zu wenig achtet Mancher auf die Erschilt*-
?rung| wdche durch das Käuen, zumal etwas
arter Körper, entsteht. An den Augen be-
eutend Verwundete lasse ich in den ersten
'agen nichts, wie Flüssigkeiten und Breie,
enielsen«
Manche Kranke schlafen so unruhig, da(a
e bewacht werden miissen, damit sie nicht
n Schlafe mit der Hand gegen die Augen
liren^ oder mit. denselben im Umdrehen -ge-
en einen Zipfel des Kopfkissens stofsen.
^) Dch Gegeniats su jenen ptychitchen sehr affisir-
ton Operirten nucben Fleischklöue, die vorher gtLtiM
blind f nach der Operation to ttumm aiuen, dafa
man glaubt, iie seyen so blind, wie auvor, bis tio
auf dio eindringenden Fragen, ob iie denn von Tor«
gohaltenen Gegenständen gar Nichte sehen, durch
die kältesten Antworten : nun Ja! das ist eine Hand,
cIfi Finger^ eSnt Dose, — in JBrstaunen teuen. u
>>^
Manche Aerzte oflxien das Auge zu früh,
fast nur um die Neugietdie zu befriedigen.
So gut geschlossen, wie das Auge zuerst war,
durch die Natur blos unter Begünstigung ei-
niger Streifen Heftpflaster, wird es nachher
nie wieder geschlossen. Es versteht sich ab«
freilich auch, dafs hier Uebertreibung gesche-
hen kann, wodurch das Auge zu lange ,yon
seiner Atmosphäre, — Licht und Luft, — - ent-
wöhnt, schwach wird, oder der Arzt richtige
Schätzung des Uebels, seiner Modifikation und
seines Grades, verpafst, so wie auch zuweilen
dadurch Anhäufung von Thranen und Sdüeim
nachtheilig wei'den kann.
Diese Bemerkungen sind vorzüglich das
Resultat von einigen Hunderten von mir ver-
richteten Augenoperationen, und ich hoffe
durch ihre Mittheilung auch nicht operiren-
den Aerzten nützlich zu werden, da sie dodi
auch zufällige Verletzungen zuweilen zu be-
handeln bekommen und Mtoches des Gesag'
ten a^ch auf Augenentzündungen mit demset
ben Charakter pafst, die. ohne mechanische
Verletzung entstehen. 1
t
7'
IIL
Gedrängte geschichtliche Darstellung
mehrerer
•chnell nach einander erfolgter
in etaflt etlicher Erscheinungen,
Minint
der allgemeinsten Angabe des Grundes
der Metastasen und ihrer Bedeutung
• überhaupt.
Von
J. A. Walther,
D^, der phil. und MediKio und practUirfodcr Arst
in Baireuth.
lliin junger Mensch von vierzehn Jahren, von
«inem saftvollcn Körper und phlegmatischen
Temperament, erkältete sich, und die erste
Folge dieser Erkältung war, so schien es dem
— 7^ —
Kranken, eine heßige Diarrhoe^ gegen wd« lE^
che er mich um Hülfe ersuchen liels»
Bei meinem Besuche fand ich die Respi-
ration des Kranken etwas besc^wett, audi
klagte^ er über einen drückenden Schmerz in
der Brust; die Zutige war wenig belegt, die
Haut ganz trocken und der Puls /ging fieber-
Jiaft u. s, w« Aufser der gedacht^a bedeuten-
den Erkältung liels sich, durch Einziehung des
Geschichtlichen, welches vor dem Moment des
Uebelbefindens des Kranken bis za dem sei-
nes völligen Erkrankens, yorgefalleii, kein
Causalmoment zur Krankheit weiter vorfin-
den, und so war ich hinsichtlich der Itidica«
tion wenig mehr in Zweifel, Mit der Rich-
. tigkeit dieser stimmte auch der Erfolg ma-
ner ärztlichen Verordnungen vollkommen über-
ein, denn schon bei meinem zweiten BenuJie
fand ich den Zustand des Kranken um ein
Merkbares irum Bessern verändert: die Kant
war feucht, der weniger heftige Puls, und die
gleichere Respiration verriethen eine geringe-
re Intensität des Fiebers u. s. w« Bei meinem
dritten Besuche war die Haut noch feuchter,
aber der Schweifs noch sauer, der Kranke
klagte über ein prickelndes^ Gefühl in ^den
I
- 73 -
Fingern und seine Hände kamen ihm wie bel«
dg Ton Der Eintritt eines Frieselexanthems^
der sich schon gleich bei dem ersten Besuche
als erfolgend ahnden liefs, war unverkennbar,
lind det Erfolg entsprach richtig der Erwar-
tonj^ denn bei meinem vierten Besuche fand
ich es wirklich ausgebrochen. Mit dem ganz»
üchen Ausbn^ch dieses wurde die Respiration
des Kranken rtdiiger und gleicher^ der drUL-
kende Sdimerz in der Brust war verschwun*
den und mit diesem auch alle iibrigen Er*
•cheinungen, durch welche gewöhnlich (|as Frie-
selexanthem seinen Eintritt ankündigt; vor-
züglich aber war keine Spur der Diarrhoe
mehr vx finden, eine Erscheinung, die die
widitigste fiir unsem gegenwärtigen Zweck.
Das Fieber wurde nun bei' den gereicliten
Bfitteln immer schwächer, das Wohlbefinden
aber besser, und endlich zeigten sich hie und
da auf der Haut, deutliche Spuren einer he-
ginnendenv Desquamation. Dieses zunehmen-
de Wohlbefinden errege nun in dem Kran«
ken die Lust das Bett zu verlassen, und un*
glücklicher Weise frohnte er ihr, kleidete sich
wider mein Wissen an und ging üb^r den
Hausraum in ein anderes Zimmer. Die Wit*
terung war regnerisch, feucht, windig, und
ff
-, 76 — ^
3em einzig und allein um die Einsicht in den 1
Grund und innem Zusammenhang* des Ge-
schichtlichen, und daher dieses hier selbst nor
' eine secundäce Stelle hat, und haben kann
Von dem Grund und innern Zusammen^
'^ hang dieses nun, der Absicht gemäss, insbe-
sondere zu reden; so ist es für mich a^ilser
allen Zweifel gesetzt, dafs der ganze Verlauf
vorliegender Krankheit, nichts als ein fort-
schreitender Wechsel von Metastasen gewe-
sen, wo die eine an die Stelle der andern
getreten. 'An der Ge.wifsheit dieser Behaup-
tung wird y/ohl Niemand zweifeln, der weifs,
welche Bedeutung die Metastasen im Mikro-
kosmus als einem vielgegliederten Ganzen,
wo jedes Einzelne, indem es in sich lebl^ zu-
gleich mit jenem dem Ganzen wunderbar ver-
eint, haben und haben müssen«
Was aus dieser nothw endigen Ansicht der
Sache für die Reconstructionsmethode des
Arztes, für jeden solchen Fall hervorgeht, ist
wohl ohnstreitig im AUgemeineii dies, dafs er
ganz irrig daran ist, ja nothwendig dem heil-
kräftigen Streben des Organismus zuwider
handelt, wenn er im vorliegenden Falle keine
andere Xndication ßndet, ali die^ ^reiche ge-
— 77 —
gen. die hier neben der DiflFerennning det
Hautsj-stems gleichzeitig 6tatt findende des ,
Darmkanais gerichtet. ^ Nicht die Dia^hoe ist
die primäre Differenz , auf welche ^ wie be-
kannt, immer zuerst die Aufmerksamkeit des
Arztes gerichtet seyn mufs, sondern ->» die
gestörte HautiunctiDn ist es. Das Hautorgan
muTs er daher in seinem Streben sich zur In« .
differenz zu reconstruiren durch sein Einwir-
ken zu unterstützen suchen, und ist jenem
durch das Mitwirken seiner Kunst solches ge-
lungen; so gleicht sich (in der Regel) die
neben der bestandenen primäjen Differenzi-
rung der Haut statt findende secundäre des
Darmkanals von selbst aus. Der gute Beob-
achter wird in den meisten Fällen dies stets
so finden, und also immer sehen, dafs in dem
Grade, in welchem sidi das Hautorgan zur
vorigen Integrität reconstruirt, auch die Dif-
lerenzirung des Darmkanals, als secundäre
Erscheinung verschwindet und der Indifferenz
vermählt wjrd.
Hier, wo die Differenz in dds Hautsystem
zu tief gegriffen^ konnte die Crisis freilich
nur unter ^er Form eines Exanthems zur Voll«'
kommenheit. ihrer Existent gelangen; aber $a
- 78 - ^
wie auch das Frieselexanthem in seiner voÜ-
kommnen Form auf der Haut sich zeigte^ hör-
te die Diarrhöe auf, zum Zeichen^ dals die
Differenz der flaut der Indifferenz einverleibt
werde. »
«
Es hätte nun nicht fehlen können, dals nach
vollendeter Desquamation des Exanthems, das
indifferente Bild der Gesundheit ganz an die
Stelle' des differenten der Krankheit getreten
wäre, wenn der Kranke nicht jene erwähnte
Unvorsichtigkeit begangen, und sich also nicht
einer neuen Erkältung ausgesetzt hätte. Da-
durch mufste nemlich nothwendig der sich gel-
tend machende Indifferenzirungsact des Haut-
systems vor der Erreichung des Maximums
seiner Höhe auf das Minimum derselben her-
abgesetzt werden, der Differ^nzirungsact aber
umgekehrt sein Maximum erreichen, und ab
den sprechendsten Ausdruck einer, in ihrem^
Realwerden beschränkten Indifferenzinmg
konnte man hier wohl die schnell auf die
I
Erkältung erfolgte Geschwulst der Gelenke
nicht verkennen.
I
Eine neue Metastase war nach der Aitj
wie das Eyizelne in sich und in dem Ganzen
des Organismus lebt^ die unausbleibliche F<ä-
i>.
-^ 79 —
ge eines solchen Vergehens, Denn dafs die
das nervöse vorzüglich abei* das fibröse Haut-
system am meisten getroffene Differenzirung,
von welcher einzig die arthritischen Schmer-
zen ihren Ursprung nahmen, metastasitcher
Natur, darüber möchte wohl 'nicht leicht ein
Zweifel aufzuwerfen sein, indem dafiir ja selbst
die sie begleitenden Nebenumstände sprechen;
als nehmlich das plötzliche gleichzeitige Ver-
schwundensein des Frieselexanthems auf der
Haut auf der einen, und das gleichzeitige Wie-
dererscheinen desselben auf der andern Seite,
so wie das Hautsystem wieder zu seiner vori-
gen Integrität gelangte. Erscheinungen, deren
Grund tief in dem Leben gegründet, und die bei
jeder Metastase unverkennbar zugegen, wenn
durch sie eine vollkommene Ausgleichung der
Differenz, welche sie zur Folge hatte, zu Sran-
^ de gebracht, und die Indifferenz nicht in die
Differenz aufgenommen wird. — So unver-
kennbar aber es ist, dals dieser neue Wechsel
der Erscheinungen metastasischer Natur, so
gewifs ist es auch, dafs sich die an sich un-
bedeutende Differenzirung des Hautsystems
durch nichts, als durch diesen hervorgerufenen,
■ beständigen Wechsel verschiedener metastati-
scher Erscheinungen merkwürdig gemacht.
/
Klar scheint mir aber eben aus diesem
allen hei^vorzugehen.) dafs die Metastasen als
abnorme Erscheinungen zugleich Ausdruck, des
eignen . Heilungsactes des Organismus , soll*
te auch hier durch die Form der Erscheinung .
derselben^ diese Wahrheit weniger leicht ab
dort zu erkennen seyn» Wo diese weniger
klar fiir uns durchleuchtet » da liegt es sicher
nur an unserer ^ noch nicht hinlänglich zur
Reife gekommenen Einsicht in das lebendige
Verhältnifs aller Organe des organischen Lei*
bes zu einander^ nicht aber in der Natur der
«Sache selbst« Den Einwurf betreffend^ dab
die Metastasen so oft tödlich ausfallen, so
benimmt, wie sich erweisen lälst der Behaup*
tung, dafs sie Ausdruck des hieilkräftigen Stre*
bens des Organismus, nicht an ihrem Werthe»
Ja dieses oftmalige Tödlichseyn derselben ist
gerade, möchte man sagen, in gewisser Hin-
sicht der sprechendste Beweis, dafs siß dif*
ferente Erscheinungen^ durch welche das ei-
gene heilkräftige Streben des Organismus
sich am unmittelbarsten offenbart»
Also war als- Ausdruck des Strebens des
Organismus Di£ferenzei( zur Indifferenz su*
rückzuTuhren) haben die Metastasen^ ^rie ich
\ auch
— 8i —
auch schon an einem andern Orte, wohin ich
deshalb auch den durch das hier Gesagte
noch nicht befriedigten Leser verw.eise *), welt-
läuftiger gezeigt^ Bedeutung, und können als
nothwendige Ereignisse des in seinem DifFe-
renzirtseyn nach Indifferenz strebenden Lebens
angesehen werden.' Daher treten sie, wie uns
denn diefs eine richtige Beobachtung lehrt,
auch nur dann als nothwendige Erscheinungen
des in sich entzweiten Lebens ein, wenn in
irgend einem Organ des Mikrokosmus 3eine
ihm, durch sich und das Ganze, gesetzte Func-
tion mehr oder weniger cessirt, und die doch
nicht cessiren kann, ohne dafs die Harmonie
des Ganzen, in der es zu verbleiben strebt,
gestört wird, — denn um dem. Ganzen die
gesetzte Disharmonie weniger fühlbar zu ma-
chen, ist es nothwendig, dafs ein anderes Or-
gan durch das Steigern und Metamorphosirei;!
seiner eigenen, möchte man sagen, zugleicli
die cessirende mehr oder weniger ersetzt.
Aus dem Ganzen unserer Ansicht - von
den Metastasen ist nun aber sehr klar, dais
in der Erscheinung derselben durchaus nichts
*) Siehe meine Oründ^ug« der Nosplogie und The-
rapie.
JoBrn. XXXn. B. a. St. F
— 8ä —
zufälliges, und dafs nothwendig immer nur
dasjenige Organ metastasisch afHcirt werden
kann, welches das primär Differenzirte. mehr
oder weniger zu ergänzen vermag, und wel-
ches also den entgegengesetzten Pol von dem-
jenigen im Mikrokosmus repräsentirt , dessen
Funktion mehr oder weniger anihilirt. — - Dies
ist ein unmittelbar gewisses Gesetz, dessen
Gültigkeit eine zahlreiche Menge, theils von
mir, theils von andern beobachtete Thatsa-
chen laut genug sprechen. In einem solchen
Verhältnifs, wie das geforderte stehen oiFen-
bar. Haut und Darmkanal, Lunge und Leber
u. s. w. So kann man sagen, ohne mich je-
doch mifszudeuten, oxydirt, um sinnbildlich
zu reden, die Lunge im Gegensatz der Leber,
das Blut auf positive, diese aber, im Gegen-
satz der Lunge, auf negative Weise; denn
wenn auch nicht durch die Funktion der Le-
ber directe eine Oxydation des Bluts bewirJit^
so vermag doch durch den Einflufs dieser auf
dasselbe, der Oxydationsprocefs in den^Lun-
^en reiner hervorzutreten. Die Leber so wie
sie das Organ, durch welches, vermittelst der
Galle, das Assirailirbare, was Thier zu wer-
den vermag , von dem Nichtassimilirbaren ge-
schieden wird, scheidet eben auch vdn dem
- 83 —
Blute, was dem Blute in dem ßhite unähn-
lich geworden, und wird so unmittelbar i\ir
die Lungen ein pleidi notJiwendiges Vdiin?-
reitungsorgan, milteibar aber für den pan^.en
Mikrokosmus. Daher sehe man aber auch
nur, sobald die Funktion der Leber bedeu-
tend gestört, die Anstrengung, mit dor die
. Lungen thätig, die oft so grofs, dafs sie da-
durch in jene eigene Art der Kntziindung fal-
len, die man, wie beka^int, als galh'chte Lun-
genentztindung aufgestellt. Und dies mii Recht,
denn wirklich ist hier <ler Auswurf gallichter
Natur und mufs es sevn, da eben durch die
bis zur Krankheit erliöhto Funktion der Lun-
gen, wenn das Gleichgewidit des Ganzen nicJit
von Grund aus aufgehoben werden soll, von
dem Blute geschieden werden mufs, was in
dem Blute dem Blute unähnlich geworden, —
eine Scheidimg, die sonst hauptsächlich durch
die Funktioh der Leber gesdiah, die aber eben
jetzt unterdrückt. — Wo konnte wohl aber
einerseits ein schonerer Beweis, eine s[)re-
chendere Thatsache, fiir die Behauptung, dafs
die Leber zugleich ein Vorbereitungsrorgan fiir
die Lungen sey, gefunden werden, als der,
welchen uns die gallichte Lungenentzündung
giebt; und durch was konnte es andererseits
• - 84 -
zugleich klarer erhellen, dafs die Metastasen
Ausdruck des eigenen Heilungsaktes des On
ganismus, und dafs immer nur dies Organ von
dem andern metastasich afHcirt werden kann,
welches, wie gesagt, durch Metamorphose sei-
ner Funktion, die jei^es mehr oder weniger
ergänzen kann. —
Der Grund, dafs gerade dieses Organ, vor
einem andern, durch das Differenzirtseyn jV
nes metastasisch ergriffen, liegt also stets in
dem eigenen Verhältnifs des metästasisch Er-
griffenen zu dem primär Differenzirten, und
es ist daher hier duraus an keine Zufälligkeit
zu denken. Schade ist es freilich, dals wir
durch eine noch statt findende Beschränkheit
der Einsicht in das besondere Wesen des Or-
ganismus, die Nothwendigkeit nicht in allen
Fällen klar genug erkennen*
*
Wer kann es nun aber hier noch ye^
kennen, dafs das Leben, und somit auch der
Organismus, das sich personificii:t kabende
Leben, Einheit in der Differenz, und dafs et
durch diese Einheit, welche das Ganze beseelt^
den in ihn gesetzten Störungen Schranken
setzt und sie selbst durch sich auszugleichen
— 85 —
I
Strebt^ gelingt es ihm auch nicht immer ohne
die Mitwirkung seines Priesters, des Arztes!
Nur in so fem wir also in den Metasta^
sen nichts anders erkennen, als den Ausdruck
des Strebens des Ganzen, die gestörte Funk-
tion des einen .Orgaus durch die eines an-
dern zu ersetzen, können wir den Grund des
Wechsels der verschiedenartigsten Erscheinun-
gen im vorliegenden Fall ohne Schwierigkei-
ten einsehen und begreifen, da er uns im Ge-
gentheil nothwendig verborgen bleiben mufs-
te, J^tzt wissen wij, wie die eingetretene
Diarrhoe verschwand, so wie sich die Haut
allmählig wieder zu ihrer vorigen Integrität
zürückbildete , und warum endlich auch die
heftigsten .arthritischen Schmerzen wichen, als
sich nach erfolgter zweiter Metastase die Haut
durch den neuen Ausbruch des zurückgetre-
tenen Frieselexanthems u. s. w. wieder als thä-
tiges Glied des Ganzen zeigte.
Jene Schule, welche, dem Schein nach,
auch alten erprobten Wahrheiten der Medi-
cin, den Fall drohte, mufste eben, deshalb
auch die Metastasen als Täuschungen ver-
schreien, wenn sie nicht in sich selbst, gleich
bei ihrem Entstehen, zerfallen sollte, wohl'
— 86 —
wissend, dal's, wenn sie überhaupt als Erschei-
I
nungen gelten sollen, sie nur durch das eige- *
ne heilkräftige Streben des Organismus zur
Wirklichkeit gelangen köjnnen, das sie doch
so geradezu geleugnet, und leugnen miifste. '
Abgefallen vom Leben mufste sie das, was ,
r
von ihm ausging, als nichtig verschreien, doch
die Wahrheit siegt, sey es auch noch so spät, . j
und der Fall ist dem Unwahren immer ge-
wifs, und zwar um so schrecklicher, je länger •
es bestanden.
Ich glaube diesen Aufsatz mit der Be-
merkung schliefsen zu müssen, dafs die Me-
tastasen weit häufigere Erscheinungen, als man
bisher, hie und da geahndet, sind. Möchte da-
her dies er merkwürdige Gegenstand die Gemü-
ther mit Interesse erfüllen, damit das, was an
ihm, hinsichtlich unserer Erkenntnifs und Ein-
• sieht, noch verworren und undeutlich, auf
lichten Klarheit reifen kann !
K?
»
r - 87 -
IV.
lieber
die Möglichkeit und Noth^f endigkdt,
die Medicin und Chirurgie in ihrer Erler-
nung und Ausübung zu verbinden ;
in einem Sendschreiben
an einen die Heilkunde studierenden Freund ;
von
Georg Justus Friedrich Nöldeke,
ausübendem Arxt und Wundarxt in Oldenburg*
öie erinnern sich, mein jimger im Aeskulap
und hoJSfentlich auch bald im Chiron geliebter
Freund, mit welcher Wärme nicht lange vor
Ihrem Abschiede vom väterlichen Hause, oder
Ihrer Erhöhung in den Stand eines akademi- '
sehen Bürgers, ich bemüht war, Ihren Ent-
schlufs, die Arzneiwissenschaft zu studieren.
- 88 «
wankend zu machen. Ich erülRiete Ihrem
Blicke das unabsehbare Gebiet von K'enntuis-
sen, die aHe, näher oder ferner, auf mehr oder .
minder gebahnten Wegen zu jener schrpffen
Höhe führen, worauf die Heilkunst mit ihren
spätreifen FrücJiten prangt. Allein, statt da- \
durch abgeschreckt zu werden, glaubten Sie ^
sich durch solche Schwierigkeiten nur noch
stärker, in jenes Gebiet vorzudringen, und
mit der Zeit Herr seiner frucht vollsten Höhe
zu werden, in deren Besitz manche treffliche
Männer waren, und einige noch sind. Um
noch erschütternder auf Ihren Vorsat? zu wir*
ken, führte ich Sie zu dem jede zarte Phan-
tasie empörenden Schauspiel der Zergliede-
rung, wo der Tod zur Schule des Lebens wird,
und von da in den Aufenthalt und Sammel-
platz des physischen Elends, ins Krankenhaus.
Schweigend verliefsen Sie mich, und suchten
die Einsamkeit, um für sidi den Aufruhr zu
besänftigen, in welchen jener Anblick Ihr Ge*
fühl gegen den Verstand gesetzt hatte. Nach
. einigen vergeblichen Versuchen , besonders
iaber durch ein schriftliches Besprechen ©it
sich selbst, war es Ihnen gelungen, Ihre Phan-
tasie zu Gunsten des einmal gefafsten Eatr
Schlusses zu bestechen; und mit jener frobefl
( '.
- 89 -
Miene, welche immer die Besiegqng der Sinn*
lichkeit begleitet, kündigten Sie mir Ihren auf
Ueberlegung gegründeten Vorsatz an, keinem
andern Studjium, als dem der Heil leimst Ihr
Leben zu widmen. Von diesem Augenblick
an ward nicht mehr der Schwierigkeiten, son-
dern nur der Mittel gedacht, sie am glücklich-
aten zu überwinden. Eine allgemeine Ucber-
sieht des ganzen Fachs, womit ich das Ver-
gnügen hatte, Sie bekannt zu machen, schien
am passendsten zu seyn, um zwischen Ihrem
grofsen Zweck, Ihrer beschränkten Zeit und
Ihren fnäCsigen Glücksumständen das gehöri-
ge Veriiältnifs 'zu treffen, welches allein im
Stande ist, Einseitigkeit und Auswüchse in
der Bildang des praktischen Talents zu ver-
hüten. Sie lernten, wie auf einer Verwand-
scbaftstafel, die Verschwisterung der dahin ab-
zweckenden Wissenschaften und das alle Kün»
ste umschlingende Band kennen, in deren
Mitte die Menschheit hülfsbedürftig dasteht,
um durch ihren Verein von den Anfällen kör-*
perlicher Plagen befreiet zu werden, oder da*
gegen verwahrt zu bleiben. In Bezug auf die-^
se wissenscliaftliche Genealogie haben Sie wäh-^
rend der zwe; ersten Jahre Ihrer akademi-
. sehen Laufbahn den menschlichen Körper ana^
— go —
tomisch und physiologisch studirt, sich mit
den ihn angehenden natürlichen Einflüssen,
so wie mit der Natur künstlicher Einwirklm-
gen auf ihn bekannt gemacht , und sind jetzt
im Begriff, von allen jenen Studien gleichsam
die Kehrseite zum Gegenstände Ihrer Betrach-
tungen und Untersuchungen zu machen, d. fc
de|i kranken Menschen in alleii seinen, so-
wohl abstracten, als concreten und individu-
ellen Beziehungen, imgl eichen die Regeln ken-
nen zu lernen, durch deren Ausübung ein
pathologischer Zustand in einen physiologi-
schen verwandelt, oder deutliclier und deut-
scher zu reden, die Wiederherstellung der zer-
. tütteten Gesundheit bewirkt werden kann.
Sie haben, wie Sie letzthin schrieben, sich
vorgenommen, in diesem zweiten Abschnitt
Ihrer Studien die Hauptzugänge zu erforschen,
welche ins Innere des praktischen Lebens füh-
ren. Unter ihnen nehmen Sie vorzüglich zwei
wahr, die von entgegengesetzten Seiten zu
gleichem Zwecke hinweisen; den der Medi-
ein und den der Chirurgie. Beide möchten
Sie,- wegen ihrer nahen Beziehung zu einan-
der, theoretisch und praktisch zusammen ver-
einigen , zweifeln aber aus subjediVen Grün-
^ 91 —
den an der Ausfiihrbarkeit eines solchen Vor-
habens* und wünschen daher, d.ifs ich Ihnen
hierüber meine Meinung niitthcilo, und Ihrem
wankenden Entschhisse durrh entscheidende
Gründe den Ausschlag gehe.
' Sie wissen, derselbe Gegenstand ward vor
nicht gar langer Zeit von einer deutschen Aka-
demie als Preisfrage zur J>eantwoii!ing auKi^e-
stellt und durch Jitgler's gekrönte Schrift ne-
gativ entschieden , wälirend andere Mann(»r
bemüht waren, eine solche Vorneiiaing prak-
üsch zu widetlegen. Wie glücklich dieser
Versuch ausgefallen sey, mögen die V^ersucher
am besten wissen; meine Absicht ist, Ihnen
das Resultat meiner Prüfung einer so wichti-
gen Angelegenheit, als individueHe Ueberzeu-
gung, mitzutheilen, ohne, wie ich wünsche,
der Sache zu wenig oder zu viel zu thun.
Ihre Frage enthält zweierlei; einmal: ob
es möglich; und dann: ob es nothwendig scjr,
die Medicin und-Chirurgie in ihrer Erlernung
und Ausübung zu verbinden?
Die Verneinung des ersten Problems wür-
de die Beantwortung des zweiten überflüssig
machen; keinos>vpgs aber dürfte die Evidenz
des zweiten aus -der Bejahung des ersteren
— 9» —
erhellen, da Notliwezidigk.eit nicht ohne Mög<«
liehkeit, wohl aber diese ohne jene, gedacht
werden kann, '
Wir wollen also zuerst untersuchen : \>hy
und in wiefern es möglich sey, beideriei Heil-
fcünste zu gleicher Zeit zu erlernen? '
Wer in einem allgemeinen Ueberblicke
das grofse Gebiet der Heilkunde mit seinen
vielfachen, innern Abtheilungen und den un*
zählbaren, daran gränzenden Feldern verwand-»
ter Wissenschaften überschaut, wird sich ge^
neigt fühlen, den Kopf eines Menschen für
zu beschränkt zu halten, um dasselbe in sei-*
tiem ganzen Umfange zu .beherrschen. Kaum
sind der Theile des menschlichen Körpers
mehr, als der Disciplinen, deren Zweck' seine
Erhaltung ist, Es ist wahr, die Masse des
Wisisenswürdigen, die durch die lange Bahn
der Vorzeit von einem Jahrhundert dem an-
dern bis auf uns herab gleichsam zugewälzt
worden, hat sich so ins Ungeheure vermehrij
dafs die Schultern eines Einzigen nicht im
Stande sind, sie auf sich zu nehmen, und die
Kräfte des gesammten, denkenden Menschen-
geschlechts dazu gehören, sie dem künftigen
zu übergeben* Allein wie deraüthigend auch
— 93 —
diese Wahrheit auf einer Seite fiir denjenigen
sejm mufe, der nach einem dahinstrebenden^
fruchtlosen Versuche sein Unvermögen fühlt,
so fehlt es doch auf der andern nicht an Be-
ruhigungsgründen fiir den Bescheidneren. Die-
ser kepnt seinen Zweck, seine Kräfte und bei-
der Verhältnifs zu den Mitteln* Er upter-
scheidet das, was Wissenswürdig ist, von dem
Wissenswürdigern, und zieht beiden, das zu
wissen Nöthige vor. Ihn treibt nicht der Ehr-
geiz, seinen Zeitgenossen als InbegriflF aller
mögKchen Kenntnisse, wäre es auch nur in
alphabetischer Ordnung, zu erscheinen; ihn
beseelt der edle Vorsatz, durch Brauchbarkeit
der erworbenen oder zu erwerbenden Kennt-
nisse dem Staate hülfreich und nützlich zu
*sejn. Nicht ein leeres Fachwerk fiir Wis-
. senschaften sucht er in den Jahren der Aka-
demie sich zu erbauen oder erbauen zu las-
sen, sondern Wissenschaften und Kenntnisse
sich anzueignen, für welche das reifere Alter
ihm leicht ein philosophisches Gerüst aufstellt«
Ihm also, der bestimmt weifs, was er will,
ihm, der ^eine Kräfte nicht durch Ausbreitung
über alle Gegenstände des Wissens zu schwä-
chen, sondern sie durch Anwendung auf die
nützlidisten zu erhöhen Willens ist, bleibt
— 94 — • ,
Zeit und Kraft genug, das Studium der Me-
dicin mit dem der Chirurgie zu verbinden.
Beide Heilkünste nämlich «ind so lange
Schülerinnen der Arzneiwissenschaft, als die
Rede nicht von technischen Regeln und Ver-
fahrungsarten ist, und daher verbuhden,. sidi
auf demselben Felde der Wissenschaft anzu-
bauen.
Dem Arzt und Wundarzte sind anschau-
liche Kenntnifse des ganzen, sowohl . innem
als äufsern menschlichen Körpers gleich un-
entbehrlich, weil beide ohne sie in lausend
Fallen die gröbsten Milsgriffe nicht vermeiden
skcinnen, vielmehr ohne Unterlafs in Gefahr
gerathen müssen, an vieler Menschen Leben
zu Verbrechern zu werden. Das * Schauder-
hafte Beispiel des Geburtshelfers Frank y der
-aus anatomischer Unwissenheit, eine un-
glückliche Mutter in der Stunde des Ge-
barens zerfleischte, ist zu neu und bekannt,
als dafs es hier einer w^ eitern Erzählung be-
dürfte.
Dasselbe gilt von der bei den gleidi noth-
wendigen Lehre, welche die Gesetze, Bedin-
gungen und Prozesse erforscht, bestimmt und
beschreibt, auf welchen das Leben beruht
Bhen so muTs der Wundarzt niclit minder als
der Arzt die Verhältnisse zu kennen sich an-
gelegen sem lassen, in welchen dasselbe, durch
äülsere oder innere Einwirkungen modilizirt,
sich befinden kann; imgVeichen die Natur die-
ser Einwirkungen sowohl in ihrem von dem
Kreise organischer Kraft abgesonderten, als
mit ihm in Berührung gesetzten Zustande.
Anatomisches 9 physiologisches und pathologi-
sches Studium des menschlichen Körpers ist
beiden also unerlafslich nüthig. Auch dürften
sie schwerlich ungeahndet sich von allem
Unterricht in der Chemie und Botanik los-
sagen, da ohne sie kein gründliclies Stu-
dium der Pharmakologie , und ohne diese
keine richtige Beurtheilung der anzuwehden-
den Mittel statt findet. Ich erwähne nicht
der Physik und Naturgeschichte, noch der-
. humanistischen Kenntnisse, ais welche in Ver-
bindung mit manchen andern die solideste
Grundlage zur akademischen Bildung ansma-
YJien, sondern setze die Anerkennung ihres
grofsen Einflusses auf das ganze praktische
Leben, und die vertraute Bekanntschaft mit
* ihnen bei jedem Studirenden von liberaler
Erziehung oder Gesizmung voraus.
- 96 -
Bis dahin also fuhrt nur ein Weg durch
das Feld der Wissenschaften in die ver&chie*-
denen Gebiete der innem und äufsem Heil-
kunst) welchen daher einzuschlagen nicht nur
möglich^ sondern auch nothwendig für denje-
nigen ist, der die eine oder die andere zu
seinem Hauptaugenmerk gewählt hat. Hier
aber, wo beide anfangen, sich mit gröfsten-
theils verschiedenen Kenntnissen und Kunst-
fertigkeiten zu Erreichung ihres Zwecks aus-
zurüsten, entsteht die Frager ob es auch da
noch möglich sey, sie ohne Ausschlufs sich
zu eigen zu machen?
Wenn die Jatrik es als ihr vorzüglichstes
Geschäft ansieht, die unregelmäfsigen Kraft-
äuGserungcn der organischen Natur- zu modi-
fiziren, die Chirurgie Jiingegen in den meisten
Fällen die Abweichungen in der Form der
(organischen Masse zu berichtigen; so wählt
jene hiezu gröfstentheils chemische, diese aber
fa%t durchgängig mechanische Hülfsmittel. Bei-
de haben dazu ihre reichlich versehene Ma-
gazine und Arsenale, aus welchen sie sich
zur Zeit der Noth bewaffnen. Nichts setzt
beim ersten Anblick derselben mehr in Er-
staunen als der grofse Vorrath von Arznei-
mit-
- 97 -
mltteltt und Werkzeugen^ welche sie entlialten«
Mancher ist wohl gar aus diesem Grunde
schon geneigt^ die Mögliclikeit der gleichzei«"
tigen Erwerbung einer chirurgisch ^^ niedizini-'
sehen Kenntnifs ihrer Natur und Anwendung
nach zu bezweifeln; und würde mit Recht daran
zwfeifeln^ wenn ihre Anzahl durchaus mit ihrer
Brauchbarkeit in geradem Verhältnifs stünde.
Allein bc^i iläherer Bekanntschaft mit ihnen
ötföhrt der Unterrichtete nur zu baid^ dafs
der Reichthum ihrer Menge meistens die Ar<^
nluth ihrer Wirkungen beurkunde. Er aber
ordnet sie mit systematischem Blicke 9 und
drückt durch zweckmäfsige Auswahl den
ung^h^uren Haufen zu einer Handvoll zu*
sammen^ um sich einiger wenigen zu hun«
den Fällen zu bedienen. Auch durfte der
Ilibegriff^ der Regeln, welchen ziifolge sie al-
le angewendet werden müfsen, für den, Wel-
dien die Natur oder sein 'eigener Genius nicht
ganz verwahilofstön, unter Anleitung VortreiF-
licher Lehrer^ bei ausdauernder Anstrengung^
bald genug zu erlernen söyn^ dafem er nicht
deine akademische Laufbahn yon hinteil än-
längtf mit der ihm vergönnten Zeit gut haus-
.zuhalten versteht y und sich hüteft^ durch un-
zeitige gelehrte oder* üngclehrtö Liebhabereiett
lonni. XXXli. B. tf. St. O
- 9« -
in ein von seinem Ziel entlegenes Gebiet der
Künste oder Wissenschaften zu gerathen. Lei-
der aber wird nicht selten die Neigung zu
einer solchen Verirrüng von d4n Leht*em der
HüIfWissenschaften selbst geweckt oder unter-
halten^ indem mancher unter ihnen mit pe-
dantischem, nicht selten merkantilischem Ei-
fer sein Fach als das erste wissenswurdigste
und unentbehrlichste fiir den Arzt ausruft.
Der jünge^ unerfahrne Mann^ im Wahn der
Untriigiichkeit einer solcher Belehrung,* kauft
von iseiitet Waare, so viel er immei' yermäg^
eiiij nimmt von einem andern noch «nige
praktische Artikel wenn nicht im Kopf, doch
in der Mappe mit^ und geht nach Ablauf ^ei-
er Jahre zu seinen Vätern, um dort als treff-
licher Anatom, Botaniker^ Chemiker ü. f. zu
glänzen^ aber als Arzt oder Wundarzt sich
von mancher Krankehwärterin yerduhkelt zu
sehen^ Wer hingegen mit gehöriger Würdi-
gung dieser allerdings wichtigen, aber gleidi-
wohl untergeordneten Fächer seih grofses,
praktijsches Ziel im Auge hat^ wird mit iweck^
mäfsiger, Beschränkung des auf jene zu ver-
wendenden Studiums Zeit genüg übrig behal-
ten, seinen Kopf und seine Hand zur Aus«
ubung der Medizin und Chirurgie gleich ge«
— 99 *-
schickt zu tnächen« So wenig et also bei
eriistem Willen und guten Lehranstalten un-
möglich Ist) beiderlei He\Jkundeii zugleich zu
$tüdir€$n{ 80 fragt es sich dochi ob es auch
eben 80 nothwendig sej^ iht beiderseitiges
Studium tvL verbinden?
•Die Median Und Chirurgie, wie sehr ver-
schieden ^ie afUch im Gan:ien in ihren Mitteln
und Thätigkeiten sein mögen, sind gleichwohl
in vielen Beziehungen so unzertrennbar von
einändet*, als der innere und äulsere Mensch.
Die Natur einer beträchtlichen Anzahl von
Krankheiten, die in ihrem Entstehen allein
durch ärztliche Hülfe scheinen gehoben wer-
deu zu können, nimmt nicht selten Uach ei*
ner schleunigen Wendung einen solchen Gang,
der ohne chirurgische Vorhersehuug tmdLei*
tung ins Verderben fuhrt. Dahin gehört yor^
züglich die Vereiterung der Lungen, der Leber,
d^t Nieren, der Gebärmutter und Psoasmus-
keln, so wie örtliche Versetzungen schädlicher
Stoffe mancher Art, als gichtische, syphiliti-
sche, Milchmetastasen u* f., bei welchen allen
oft in wenig Stunden das Forum des Arztes
in das des Wundarztes verwandelt wird. Trifft
hier der Plan, welchen die Natur gleichsam
' G a
— loo —
»itr Bee^clig^ng dieser Krankheiten entwirft,
mit chirurgischer Unkunde des Arztes zusam-
men, so steht das Leben des Kranken auf dem
Spiele» Ferner giebt es verschiedene Uebel,
die hinter der Larve einer medizinischen hi-
dication alle ärztliche Hülfe verspotten, und
nur durch äufsere Behandlung zu 'bezähmen
sind. Leider ward auf diese Art so Mancher
ein Opfer ärztlicher Unwissenheit in der Chi-
rurgie, der durch ein mehrseitiges Studium
hätte gerettet werden müfsen. Ich nenne
statt aller andern Krankheiten der. .Art das
Erbrechen aus Einklemmung eines Bruchs,
die Engbrüstigkieit und Gefahr der Erstickimg
als Folge der Austrocknung alter Gesehwüre,
und ünzeitige Hemmung krankhafter Ausflülse)
den Kinnbackenkrampf, die Fallsucht, die.
Sinnlosigkeit öder Raserei von äufsem iJrMh
chen; in welchen Fällen ohne äufsere, «weck-
mäfsige Behandlung der Kranke wahrschein»
lieh verloren ist, wenn der Arzt nicht auf gut
chirurgisch die Quelle des Uebels entdeckt^
öder im Fall der Entdeckung bei eigner chi-
rurgischer Unkunde die Hand eines geschickt»
ten Wundarztes in der Nähe hat, welches aber
nicht immer sich trifiFt. Aufserdem, welche
S tatist enroU« wird der aller Regeln - äulserer
— lOI —
I
Behandlung unkundige Arzt bei wichtigeu
Operationen spielen , wenn diese ihm Ge^
heimnisse sind! Er ist rielleicht in Gefahr,
ia der Achtung des zu behandelnden Kranken
zu sinken, was noch schlimmer, sich der Ver-
sehen eines ungeschickten Wi; darztes mit
schuldig zu machen. Durch Kenntnifs des
chirurgischen Zwecks hingegen und der dazu
dienlichsten Werkzeuge, durch eigne Dexte-
rität und richtige Ansicht, des vorliegenden
Falles wird er im Stande seyn, dem gegen-
wärtigen Wundarzte seine Ideen bestimmt
mitzutheilen, den Operationsplan desselben
richtig zu beurtheilen, und in möglichen, schleu-
nigen Fallen durch Rath und That der mög-
lichen Verlegenheit des Operateurs selbst ab-
zuhelfen« Auf der andern Seite aber ist es
.dem Wundarzte nicht weniger nothwendig,
sich mit der medizinischen Behandlung inne«
rer Krankheiten im Allgemeinen bekannt zu
machen, da unzählige Male äufsere Verände-
rungen im Umfang des Körpers, so weit Aug'
und. Finger reichen, vorgehen, und auf die
^Organisation regressiv wirken, wenn sie auch
nicht gerade das Product innerer Störungen
sind. Wer daher in. sich den Aufruf zum
Kampf gegen die physischen Plagen der Mensch-
beit vernimmt, und sich mit Geisteskraft dazu
ausgerüstet fühlt, dem ist es Pflicht, sich in
den Besitz zwiefacher WafFen zu setzep, unj
dereinst auph zwiefachen Sieg über den Gcr
sundbeit undl^et^en raubenden Feind -^ Krank-
heit rrr ZU erkämpfen,
Fragt man nun weiter : ob es für den, der
{seinen Kopf mit den besten KeniitnisseQ berei-
chert, ßeine Hand bis auf de» gehörigen Grad
der Fertigkeit geübt hat, welche das'pr^ti-
sche Leben erfordert, n^ögUch und uptljwenr-
dig 3ey, die inuere uud äufeere Heilkunst zu-r
gleich auszuüben? so läf$t sich diese Frage
irreder gr^dezu bejahen, noch durph^u^ yer?
neinen, sondern nur unter gewissen Bedin?
gungen und Einsdir^ukungen beantworten,
^s ist, wie man weifs, da^ gewöhnliche
lioos junger Aerzte, dafs wenn 2ur Ausübung
ihres Talents nicht vielleicht besonder« gün^
stige Vorfälle mitwirken» und ihnen eine er-?
wünschte, praktische Sphäre eröfihen, sie nacb
der mehr oder minder reichlich eingenomme*
neu» ^ademischeh Geistesnahrung hinlängU-"
che Mufse bekommen, mit dern gesaninielteu
Vorrath von Kenntnissen die gehörige Ver-
dauung, Aus^ und Absonderung^ und Ver-?
Wandlung in ihr Eigenthum vorzunehmen*
Diese Zwischenzeit der Ruhe, während wel-
cher .eine grofse Anzahl trefflicher Köpfe zu
ganz verschiedenartigen Beschäftigungen Uber-
gehty und in welcher allein — im Vorbeige-
ben gesagt! — jene den Aerzten so oft vor-
geworfene Poljpragmosyne ihren Grund hat,
wird der, welchem es mit seiner Pflicht ein
Ernst ist, zur vielseitigsten Benutzung jeder
noch so gering scheinenden Erfahrung, zu der
sich ihm Gelegenheit darbietet, anwenden und
in eine, wie die Griechen sagten, «-^«yü^Ärj^r
rv/furm verwandeln^ Mag er auch in^ Schatten
des häuslichen Lebens eine Zeitlang verbor-
gen und unbekannt sejm, früher oder später
gehf ein. besseres Gestirn über sein Schicksal
auf, und enthüllt den Werth oder die Brauch-
barkeit des Unbekannten oder gar Verkann-
ten, Uin so eher wird diefs geschehen, wenn
er durch einen grofsen Umfang praktischer
Kenntnifse und Kunstfertigkeiten im Stande
ist, den auf ihn wartenden oder sich darbte- '
tenden Zufall zu seinem Vortheil zu benutzen.
Manchem, der aU Arzt allein lange nicht die
rechte Bahn für seine Thatigkeit gefunden
hätte, half eine einzige diirurgi$che Operation,
die er mit Glück verriditetei zu Ehre und
— io4 »^
Auhm, yerschalfte ihm so AnlaTs, seüid übrLr
gen Talente geltend zu machen«
Wer vermag alle die Fäden der Ereigni&r
66 eu berechnen , an deren feinsten und w^
sichtbarsten oft ein Ungefähr das ganze Ge^
webe des praktischen Lebens anzettelt! Dem
jungen,* also noch für keinerlei Praxis aust-
schliefsend bestimmten und berufenen Arzte,
wird es nicht nur möglich, sondern auch von
. grolsem Nutzen seyn, gleiche Geschicklichkeit
» in beiden Fächern der He;lkunst sich erwor-
ben zu haben und bei Gelegenheit beweisen
zu können. Allein im Fortgange der Zeit wird
diese Möglichkeit in eben dem Verhältnisse
schwieriger werden, als sich seine kjinisclien
Geschäfte vermehren. Wer hat bei einer zahl'-
reichen Stadt * und Landpraxis, wenn die Stim«-
me der Hülfsbedürfdgen seine Gegenwart, viel»-
leicht in demselben Augenblicke, an ganz ent- '
gegengesetzten Orten [seines Wirkimgskreises
erfordert, nicht Mühe, schon als Arzt allein^
als Wundarzt oder Geburtshelfer seine Pflicht
möglichst treu zu erfüllen? Kommt nun nodi
zu dem Strome seiner gewöhnliqhen Thätig-'
keit eine epidemische Flut hinzu, so läuft er»
der Allen Äuf ^e Art helfen will, Gefehr, in
enem Strudel von Gesdiüfrigkeic manchos
Vlensdiienleheu versinkea zu sehen, das eine
besser geordnete Thati:;keit hätte retten kün-
aen« Allerdings ist eine Verbindung mit ge*
schickten Gehülfea durch Liebertr^gung der
geringern und unwesentlichem Dienste ii)!
Stande, einen guten Thcil )ener (leFahr nbzu«
wenden y und die Erfüllung des nicdicinisrh«
chirurgischen Beiiifs zu erleichtern. Keinem-
weges aber wird dadtu'ch auch die Verant-
worlhchkeit des in der Ausübung seines ßc-
rufs Erleichterten venniudort ; er wird nur
desto mehr VerpIÜchrung Iiabcn, Hlr den gu-«
teo Willen und die fiescliieklichkeit seiner
GehUlfan einzustehen, an deren Verschuldi*
gungen er unfehlbar als Mitgenosse derSchuId,
wenn nicht vor dem lücluorstuhle der Welr,
doch vor dem weit strengeren und unerbitt-
liclien des Gewissens, erscheint« Ueberdiefs,
vvenn man bedenkt, wie viel Zeit, wie viel
Aufmerksamkeit und Sorgfalt eiuo einstige gro-*
fse Operation mit allen ihren Folgen ofimalf
dem gewissenhaften Wundarzte kostet; wie
viel Studium und Beobachtung der besonne-«
.ne Arzt in bedenklichen Krankheitsfallen nti«*
thig hat, die Natur in ihren, oft so unmerk-i
liohea I\egung{;n [zu beurtheilea und glei(^«
— io6 —
9am auf der That zu ertappen; so wird man
yoUends die moralische, und fast auch physi-
sche, Unmöglichkeit einsehen, als Arzt und
Wundarzt in einer Person seine Pflicht zu
jeder Zeit mit gleicher Gewi^senhaitigkeit zu
frfüllent
Aus eben diesem, in der Beschränktheit
inenschlicher Kräfte bedingten Grunde ent-
sprang wahrscheinlich die in den Jahrbüchern
der Geschichte aufgezeichnete und um die
drei und zwanzigste Oljrmpiade (3^85 J. vor
unserer Zeitrechnung) vorzüglich inwkbare
Trennung beider Heilkünste, welche zuvor,
in schwesterlicher Eintracht, als Töchter einer
Mutter, der Noth, als Pfleglinge einer Amme,
4er Erfahrung, und als Zöglingp einer Erzie^
Jierin, der Philosophie durch Griecheiüands
Tempelhallen und Gymnasien gewandelt wa-
ren. Daselbst erschienen sie, glei<chsani Hand
in Hand, deni würdigsten der Asklepiaden,
Hippokrates^ und überlieferten ihm ihre viel-
jährigen Beobachtungen, geschrieben, in der
schlichten Sprache der Erfahrung, um sie als
Urkunden ihres bis dahin bestandenen Ver-
trags der spätesten Nachwelt zu vermachen.
Unter abvrechselnden Schicksalen} indem bald
4ii9 ei^Ci jb^ld die andere der beiden Künste
meiw geehrt und belohnt ward, fanden sie
bi« zii den Reiten, wo mit dem Orakel des
Appll, auch die GöttersprUche seines Sohns
— 'Aeskulap -r- yerstumftiten , ihre vereinten
Uebungsplätze zu EpidauniSi Ephesus, Perga-
mus^ Smyma, und an andern Orten der vor-
züglichen Verehrung jener hülfreichen Gott-
heiten. Selbst nach jeher, allein von CorneL
Celsus ausdrücklich erwähnten T^ennungsepo-?
ch^ 4^r Medicin und Chirurgie, ragen noch
in beiderlei Heilkünsten gleich grofse Männer
hervor, und an ihrer Spitze das Wunder sei-
ner Zeit, der Pergapiener Gßlen. In beiden
Fächern geübt, beschäftigte sich doch auch er
nur in dem ersten Jahrzehend seiner praktiv
sehen Thätigkeit mit beiden, und widmete
sein Ijgheres Alter vorzüglich der innero Öeil-
Imnstf Pie Anstellung der Alipten in den
Gymnasien, die bei dem grofsen Haufen für
Chirurgen galten, wiewohl sie nur Schmierer
und Bader waren, der für inenschliches Ge-
fiihj so wesentliche Unterschied beider Kün-
ste, deren eine selten anders als mit Feuer
und Stahl erscheint, um dem 'Leidenden ihre
gruusamen Wohlthaten zu erzeigen, die ande-
re aber sich sonst durchgängig als Schmerzen-
— IÖ8 —
linderln ankündigt, und als solche fieudig be-
. willkommt wixd, die in der Folge emreifsen-
d^e scholastische Philosophie, in deren Irrhau-
se die Medicin mit andern Wissenschaften
Jahrhunderte Jang gefangen safs , vor allem
aber das Bewufstseyn des menschlichen Un-
vermögens «— in mehrem Fächern des Wi$-
sens und Könnens, bei zersplitterter Geistes-
kraft, gleich grofs zu s^yn; — alles dies scheint
mir hinreichender Grund, um in der Geschieb-
te der Medicin pragmatisch zu erklären, war-
um zwei in ihrer Kindheit so innig verschwi-
sterte Künste in Zwiespalt geriethen, und, un-
geachtet einiger glücklichen Versuche zu ihrer ,
Vereinigung, im höhern Alter dennpch wie-
derum $o sehr zerfielen, dafs selbst dejr welt-
liche Arm sich zwischen Me schlug, um beide
— vielleicht auf immer — ^ .aus einander zu
halten.
In unsern Tagen, wo so manches, durch
Verjährung beinahe zur Würde dep Wahrheit
erhobene Vorurtheil, als falsche Münze, aulser
Umlauf gesetzt worden ist, standen auch iim
Gebiet der Heilkunde deutsche Männer von
Kopf und thätigem Eifer auf, um diß zu den
niedrigsten Alltagsgeschäften / unter uns abge-
— J^^9 —
wilrdigte Qiinzrpe ans den Händen unge-
schlachter, dummer Menschen nx befreien,
und Eum Genufs derjenigen Achtung zu er-
heben, deren sie sich schon Innge unter den
gebildetsten Nationen Europa's erfreute. Dnnk
ihnen 9 die Deutschland als vrohhhäti^c Gc->
nien zu verehren Ursache hat dafs sie durch
Wort und That sich der entehrten Kunst an-
nahmen, und bewiesen, dafs Chirurgie nodx
etwas mehr als Handwerk bedeute, und zu
ihrer ruhmvollen Ausübung niclit blos gesun-
de Hände erfordere. Möchten wir es bald
erleben, dafs sie von jener unseligen Zunft,
die der Welt nur kopflose Barte und bartlose
Köpfe bescheert, völlig getrennt, und allein
als GehülHn der Arzneiwissenschaf^ im Dien«
ste.der leidenden Natur gekannt, geschätzt
und belohnt würde I
Gleichwohl können, (um von diefser hi-
storischen Abschweifung zu unserm Argumen-
te zurückzukehren,) jene grofsen Beispiele dei*
Mannet*, die in unsern Tagen durch eine prak-
tische Verbindung der Medicin und Chirurgie'
sich der gekränkten Achtung der letzteren alt
glückliche Reicher annahmen, wie glänzend
immer dieselben scheinen tnügen, schwerlich
Warme Bader ^ aber alle fruchtlos angewandt.
Der Kranke stirbt» Nach einiger Zeit sdirei-
tet man zur Leichenüffnurtg } ein zu dieser
Arbeit vom Arzte mitgebrachter Wundarzt
entdeckt in einer Ideinen Geschwulst der Lei-
stengegend^ -— kurz, in einem eingeklemm*
ten Bruche 9 die einzige ^ nur leider zu spät
erkannte^ Quelle des Todes. Der Kranke starb
als Opfer des chirurgisch unwissenden Aesku*
- lap»
Äian denke sich voti der anderü Seite
den Entdecker jener Todsünde, denselben
Wundarzt, zu einet* Frau äufs Land gerufem
£r lindet sie^ nach einer unzeitigen Befreiung
vdn ihrer kaum athmensfahigeh Frucht^ im
Blute schwimmend. Mit jeder filutwelle strottit
einTheil ihres Lebens rlacli dem atidem {otu
Schon deckt Todesblasse ilit* Gesicht; ihr
Auge starrt; ihre Hand fingert in kfaitipfhat
teil Zuckungen uitiher; sie stirbt. Alle Mit-
tel, die unserm Chiron aus der hümostatischen
Klasse beifielen ^ wandte er, so viel ihrer zur
Hand wärön^ nach der Reihe an. Weder kal-
te Umschläge, nofch zusammenziehende Gebär»»
muttereinspritziingen i, weder Stopfkeil (Tam-
pon), noch wagrechte Lage wurden verges*-
sen.
— ii5 —
SOI* Nach dem Tode der UnglücUichen er*
klärt der unmedicinisrhe Heilmeister den nicht
gdieilten Fall fiir — auf jeden Fall unheilbar
den gleichwohl y zu rechter Zeit gegeben, ei-
nige kleine Gaben Zimmttinktur, Brecliwur*
ttlpulver^ oder einige Tropfen Schwefelsaure
mit Laudanum, wiederholt gereicht, kräftiger,
als alle {ene äufscren Blutstill ungsmittel, wür-
den gehoben haben.
So wenig also beide Fächer in ihrer Er-
lernung üder theoretisch Iganz getrennt werden
können^ eben so wenig ist, in gewissen La-
gen des praktischen Lebens, eine völlige Tren-
nung ihrer Ausübung mit den Pflichten des
gewissenhaften Arztes oder Wundarztes ver-
einbar.
. Sie aber, lieber Freund, der Sie es sich
zur Pflicht machen, alle und jede Kenntnisse
und Kunstfertigkeiten sich zu erwerben, die
zur Erfiillung des hoclisten praktischen Ge-
setzes ^%Salus Aegroti^^ führen, werden viel-
leicht um so eher bestimmt werden« aucli den
dahin leitenden Weg der Chirurgie zu betre-
ten, wenn ich in die vielleicht noch schwe-
bende Wage Ihres Entschlusses den Aussdilag
einer wichtigen Autorität — die Worte und
Joura. XXXU. B. 2. Sr. H
'das Beispiel des als Lehrer und Praktiker m
gleich vortreßUchen Jth^ Zachar. Platners
lege : ]
Chirutgia cum medicina üa connexa \
9Sty ut 6x toto separari noti posunt.
Instiu. chir. rau Ups. ijjZ* §* 6. \
\
leb benalte mir*« vor, über diesen, nicbt blos iiir*i '
Indiriduum^ Sondern auch für allgemeine MedisinaWer*
Fassung und Militainnedisin, eehr wichtigen Gegenstand
nächstens noch einige Worte cu sagen»
d. a
*
~ ixS *-*
.V.
Bestätigung
d er
Wirksamkeit des Geilnauer *^) Quella.
Vom
Hofrath Dr. Graefö,
o^rdentlt offend. Profeasor der Cbirurgi«^ 9x1 dtr
Uaivertitit «u Berlin et«*
Unbekannt mit den Wirkungen des Geil-«
nauer QueHs, entbehrt der Arzt^ in der Reiho
angenehmer und wirksamer Arzneimittel^ ^ines
der vorzüglichsten« ^— Amburger hat in sei«
*) In der dem Purttea ton Anbah-B^mtitil'f «»Scliatim«
bürg «ugebörigen Gre&cliih Hoizapfeii Hegt dae
Dorf Geiiuaü. Hier <)uiilt der Brtinneli In einet
grofsen Wiesen die nabe tm Labnflufii gelegen iet«
Unter der Adretie Böhm et /Idarchand erbült man
des Wasser in steinernen Krügen aus OffeAWh teü
JMaya» und sAit Abi bsi Blirenbrfeimfts»
IIa
— ii6 —
ner getaltreichen Schrift *)«die einzelnen Fäl-
le, wo dieses an Kohlensäure und Natron so
reichö Mineralwasser benutzt werden kann^
befriedigend auseinander gesetzt* — Hier nur
einige Worte von den Zusjänden^ in welchen
ich es mit ausgezeichnet günstigem Erfolge
anzuwenden Gelegenheit hatte.
Wir besitzen zur Erquickung unsere^
Kranken nach schweren Operationen Mittel
genug. Alle werden aber vom Geilnauer
Brunnen weit übertrofFen. Abwechsdnd tein^
mit Himbecre^sig, etwas Himbeersyiiip oder
wenigem Wein gemengt^ ist es dem Leiden«*
den die angenehmste Labunge die kostlichste
ErJfrischung- Es stillt den Durst, mindert die
in den erstem Tagen vorkommenden Febrici-
tationen, und stimmt die höher gespannte
Sensibilität sanft herab«
Bei Magenbeschwerden, die mit Säuerung
des Magensaftes verbunden sindi^ fiudeii wir
in ihm noch Linderung^ wenn alles übrige
vergebens angewendet ward. Ja ich kann
mehrere Beispiele anführen, wo es selbst dann
noch eine vollkommene Herstellung bewiijete,
•) Versucba und Beobachtung<»ii mit dem Geilnauer
Sauerbrunnen, gedruckt in Ofienbach bei Weifs und
/
— 117 —
wenn mich Jedes andere lifittel verliers. —
Am YortlieiUiaftesten wirkt es in dieser Rück*
sieht während des Frühjahrs, beim Eintritt
wärmerer Witterung, gebrau clit. Dann lasse
ich es 4 ^^ 6 Woclien hindurch bei einer
möglichst animalischen Diät trinken. Jeden
Morgen nimmt der Kranke nüchtern eine
Tasse warme Bouillon zu sich, trinkt eine
halbe Stunde darauf, im Freien herumgeh end,
ein.GIa5 des genannten Wassers, was ohnge»
fahr 6 bis 8 Unzen enthält, bewegt sich hier«
auf eine Viertelstunde, leert dann das zweite^
und nach Ablauf noch einer Viertelstunde^
I
das dritte.
Steinkranke geniefsen es, selbst bei voll-
kommen gebildetem Steine, mit Erleichterung.
Kleine Harnsteine gehen ab. Kurmäfsig nacli
obiger Vorschrift gebraucht, lasse ich in die-
sem Falle gern jedem Glase noch eine Mes-
serspitze kohlensaures Natron zu mischen.
Zweimal sah ich den Prozefs der Steiiiorzeu-
. gung ganz erloschen. In beiden Fällen wa-
ren die ausgesonderten Steinchen rein harn«
tauer.
Drei Kranke, die ich durdi den Stein^
schnitt vom Blasenstelne befreite » trinken iea
' «** 1x8 "^
bis auf den heutigen Tag, um vor Wieder*
kehr gesichert zu seyn. Bei einem derselben
verrichtete ich die Operation sehr ungern,
weil die Steinerzeugung ungeheuer war, wie
man aus der erstaunlichen Menge des stets
Abgehenden Grieses ersehen konnte. Nur die
heftigsten Schmerzen des Kranken vermoch-
ten micli, die Operation, trotz der Furcht ei-
ner baldigen Wiedererzeugung * des , Blasen-
steines, zu unternehmen. Beim Einbringen der
Zange war die Blase fast ganz mit kleineren
und grölberen Steinen ange|iillt, Der Kranke
trank gleich nach der Operation täglich ei-
ne Flasche des Geilnauer Wassers, theils
IVlittags, theils Abends. Jetzt 5ind e^ bald
dr§i Jahre, und weder Gries, noch Alerkmah«r
It? ^ine;5 wiederentstehenden Blasensteins , be^
unruhigen den mit Recht dankbaren Verehrer
jener heilbringenden Na jade. Der Ie|ztf, de^
ich durch die Operation vom Stein befreite,
w^r Hr. Graf Astorg^ jetziger Commandant
von Halle. Dieser trinkt alltäglich, statt deii
gewühnlicben Nachmittagthees, die üi^a ursi
als solchen; bei Ihm war dem Harne viel tbie»
rischer Stoif beigemischt, und biei» fand ich
die Beerentraube immer nützlich/ Aufserdem
gebraucht er jedes Frühjahr die allen tm«
— "9 —
pfbUne Kiup und ist bis jetzt *) yollkommen
gesitfid..
Die Mischung des Geilnauer fVassers^
durch höhere galvanische Strome der Erde,
vielleicht mit eigenthümlichem Leben, geschaf-
fen» wird nie von der Kunst erreicht. Sie
scheint die Vitalität der Nieren wie des Ma-
gens so zu stimmen, dafs jene Richtung der«-
selben die stärker oxydirte Produkte zur Fol-
ge hat, aufgehoben wird. Die gleich günstige.
Einwirkung auf beide Organe ist erklärlicher,
seitdem im Magen gefundene hamsaure Stei-
ne auf Analogie der Harn- und Magensäuro
hindeuten, lassen. — •
Ueberhaupt ist es mein innigster Wunsch,
da& mehrere Aerzte genaue und oft wieder-
holte Versuche, auch in andern Zuständen,
mit diesem aus der grofsen Ofßcin der Na-
tur gereichten Heilmittel anstellen möchtent
*) Er wurde den i7ten Mai 1809 ia aeiaem S6atfm
Jahre operirt.
i /
•-* laO mm
VI.
Kurze Nachrichten
und
A u 6 z ii g et
Die hünstliohe Hand *)•
Ut% nittftrt Com von Bfirtlchln/ftn ttitrite Hioil m
ihitrh (Jüihf't »Sr.liAijftjii«! viol ia\\^mr\H\\\nt b«kiODC« il<
•if) olmM 'lir:4 nirliL /jnworflAri •»yn wurd«; abAf unfliicH
w^Mi^Mf /il'gt'fneiri wwir* iti«« „wis «)• mit diM«r <tfl«^
non ÜMiid »fi^'-fiillcb l/ir «tu« Jüevy<tn(inilif haU«. '^ i^*<
dnr [ioU|(($ruti^ von LuiMUliut in iUiorn httt« der flpfr*
O'^/s ;'/>a limtihv.htnf^en acin« t^^^ht« Hand durdi aiflf
Haubiutiugol ly/frloliritn. Nicbdirm «r gancaen wtr»
wvd ilim (wilirtr.heinlicli durdt ««Inon Kunitler Atf*
Nrirnlj«rg, in denen Nuhe ur im La>s«r0rb g«heUl wer*
d«)n war) «)in« \itk\u\ von «urkem EifonHlech rerfefd|tf
die au den Siutnpon dua Vordeiatma befeaüi;!^ dieScfUe
*) f<.h m«r;1i« futr (*in V>rf{niif(<;n flurnu« » fo}f(en4e AfiMiKt*
in <l<tr fciti h</r'iMti.;^'ivriii/*r KuiHiltrr ua« «in^, l>«*oiKl«n
in (i«*f) )i«fr4f{<M) /.«ir^rf liir«*!««««»!«» M<^ci«:h«rutig ufifan
m^'cl'rfnitclKin ihilUa|f)*iritu l>«*k*tt9t tn<«'.lir, %\x% der tUM»'
j«*n Z«M(uHg la mmfl Journai aufaunelimen«
ilar varlnbrnan nriiiiiinii aolit«*, alirr niflit »ii lian friail»
liiiieii (l0aili4iriaii ilicart <iiii*iliii«4iina , •uiiilrrii finvig
III (tamjftiiiKrii , auF wrli|ii*a ili«r Jliiin ilmi niiilaiitii
Wartli ff^tma, »iiiii l)aiili<ii «ii gfliitiin ln'ii war. Im fia-
farltl riiliini ^«•</.i vi»ii ilii, Ititlin «in iliiii iiirlir Di^iiaiii
Kalifiiinl, ala riivor aiMiin iiAiiiilidif*. almr iiiif;«Miila iiifimi
vr dttii Küiiiiliti, ilfr iliiii (lirfrlliK v«*iii>inf{t, ntwli ai«
wÜliia ar iiiir« kmi'ilii lim Mt«i iMiiiainiif wniirr. iSln iat
inilrra iioi li in Naium viirlianditii iliraa niiriiiit lldiiil,
und «war wird aiii hii ilni Nrfi liktMuiiinii ilra ia|irrrii
lliuaia von lirilii )iiii|ff«ii, ^iImch aliraini alliiiiiiil dmi
Mamaii (j'i/i liiliii; aiil iliinin »Siiiiiiiiitiia au Jaxlljuani
in S'ranikaii ■iirbawalur.
llarr von Afnhrf, «!■ Kiinailrr und Kiiiimririinil
mil Rulim bakannl, hrfiilvi üiiic ^niiinn /ii-ii liiiiiii^ \iiii
dii*aar Hand» ilin n im Jalii 17KJ zu VN'i« n iiiiiilifii liria,
wohin ilira djuulifjn Jlrail/niii, l^iitu von Ilftrlti:liiii|(f*n9
•ia alf atiia 8islifiilirir niii aii li jffiifjiiiiiirii luiir, und
lia dam Kaiii^i Jnarjdi voiKriffir, dur inii ilnrr Itrwilli«
giingt l'iir lUa Miulmimi rinn (io|nii davon Hiilitiii|;iin lirJi,
Wagan dm Sidirnlicii drtr iSa« lii< li.ii lli. v. Mrchel
dan Kuncrn Mn haniaiiiu-i arifi^lindrii in Kujili'i airdiun
iaaian« ii\\i\ |;t'ilitnlii aidilirn mii rinn hini fii liendmi
Uaaciiiaibnn|( in bryoi^irlmulti ()kii>int«aia 111 Dnuk
liorAUay.ii£t<l.iiM,
Zu iiiiHfirni |;lt'ii-h n.ilir>r anxiiffnljrnilfiii /wrt k aiidia
Lior im Allfffinrinm Hill liilf'rndra d.iviin. Aiil iii-ilitill'n
dar liiikan lUnd liilfii aii li dm l'in;;(ir ilvi rinrinna
Hand, vt^rniillriai iln kliiinii iLidrr dicf in |fdrni rin*
aidnaii (ii*lrnk aii^;c'I)i.ii In waritn, in ffi-iuiin Kit In im ff
biiii((<*iii aii ll Hin dua (ifiltili riiir« I )f<|;f'na lirniiiiljir^iMi^
iNid dm min |;t<l>.ill|ri l'aiiai lilrh dni xiimu IiiniMii^n»
liraLliini Dn^i-n, vrimiiirUi riiiDi i<iiia)uiiif;iindrii l'itilrr,
VOM jadui liulacin Ciowall uiiabliaii|}i£, au Uiif(o un\^Au#
p— lao -i^
VI.
Kurze Nachrichten
und
Auszüge«
Die künstliche Hand *)t
JL^ea Rittera Gntz von Berliching^n eiserne Hand itt
durch Göthe*s Schauspi«! viel allgemeiner- bekannt« als
•ie olme die« nicht geworden seya würde; aber ungleich
weniger allgemein -weifs man „was es mit dieser eiser-
nen Hand eigpaiilch iTir eine iJewandnifs hatte. '^ Bei
der Belagerung von Landshut in Baiern hatte der tapfre
Götz 'von Beriichingen seine fechte Hand durch eine
Haubitskugel vcrlohren. Nachdem er genesen war,
wvd ihm (wahrscheinlich durch einen Künstler aus
Nürnberg, in dessen Nähe er im Lazareth geheilt wor-
den war^ eine liand von starkem Eisenblech Ferfertigt«
die an den Stumpen des Vorderarms befestigt^ die Stelle
*) Ich mache mir ein Vergnügen daraus, folgende Anzeige«
in der ein hofauii^'syoUer Künstler uas eine, besonders
in den jeizi^en Zeireil interessante Bereicherung unsers
meciianischen Hülfsapparats bekannt macht, aus der hiesi-
gen ZtMtung in mein Journal aufauuehmen«
r der Terlohnifln eneuen tollte, aber nicht tu den fiied»
liehen Geachäften dieses GliedmaaGieB , sondern einzi|^
zu demjenigen, auf welches der Ritter den grüfsten
Werth setzte, znm Raufen zu gebrauchen war. Im Ge«
fecht rühmt Götz von ihr, habe sie ihm mehr Dienste
geleistet, als zuvor seine natürliche, aber nirgends nennt
er den Künstler, der ibm dieselbe verfertigt, noch er*
wähnt er ihres kiinfttlichen Mechanismus weiter, Sie ist
indefs noch in Natura vorhanden diese eiserne Hand«
und zwar wird sie bei den Nachkommen des tapfem
Ritters von Berlichingen, (deren ältester allemal den
I^amen GbtM führt) auf ihrem Stammsitz zu Jaxthusen
in Franken aufbewahrt»
Herr von Mechel ^ als Künstler und Kunstfreund
mit Ruhm bekannt, besitzt eine genaue Zeichnung von
dieser Hand, die er im Jahr 1783 zu Wien machen lieü,
wohin ihre damalige Besitzerin, Frau von Berlichingen,
cie alt eine Seltenheit mit sich genommen hatte, und
cie dem Kaiser Joseph vorzeigte, der mit ihrer Bewillig
gung, für das Museum eine Copie davon anfertigen liels.
Wegen der Seltenheit der Sache hat Hr. v. Meckel
den ganzen Mechanismus zergliedert in Kupfer stechen
lassen, und gedenkt solchen mit einer hinreichenden
Beschreibung in bevorstehender Ostermesse in J3ruck
lierauszugeLen.
Zu unserm gleich naher anzugebenden Zweck steh«
bier im Allgemeinen nur folgendes davon. Mit Beihülfe
dar linken Hand liefsen sich die Finger der eisernea
fimnd, vermitteist der kleinen Räder die in jedem ein*
seinen Gelenk angebracht waren, in gerade Richtung
bringen, sich um das GeFäfs eines Degens herumbiegen»
und die nun geballte Faust hielt den zuvor hineinge»
brachten Degen, vermittelst einer einspringenden Feder^
' vop jeder äufsern Gewalt unabhängig, so lange unwan#
mm 1A2 -—
\
^elbar feit> bii die nach Art eines Schloftea eiatprln«
gande Feder^ willkührlich wiederum' geöHnet ward.
Was im ersten Viertel dei aecb^sebz^ten Jahrbiinderta
^in Nürnberger Künitler sinnreich« aber nur z« einem
einseitigen und verderblichen Behuf, «rsann, >da8 hat_
dreihundert; Jahre später« jetzt hier i^ Berlin einem
frerqden sehr denkenden, mechanischen Kunstler, N^t-
niens ßaiili/, Anlafs gegeben, etwas ähnliches abernüt^
lieberes und unendlich einfacheres dieser Aft Jierfor«
jtubringen.
Der erste glückliche Versuch dieser Art, den Herr
i^Äi/'f/^ (wohnhaft in Berlin, Taubenstrafse No. 30; J so
eben vollendet bat, ist eine Hand von dünnem Messing-
Blech. - Sie ist, mit einem ledernen Handschifh bedeckt '
Ton der Gröfse der naturlichen, und endigt sich in ein
ßtuck des Vorderarms, welches ebenfalls von Ij^essing-
blech, innerhalb ausgepolstert, der Länge nach aufge-
)^Iappt, und an den Stumpf des natürlichen Vorderarms
angelegt werden kann. Ohne Räderwerk und ohne Ma-
schinerie, blos durch wenige Schnüre, welche innerhalb
4er Finger laufen, und an das Elbogengelenk,. so wi^ an
die Schulter befestigt werden, öffnet und schliefst iicb/
durch deren Bewegung, die Hand nach Wilikühr. Die
Kraft dieser Vorrichtung reicht hin, um (eichte Oegi^n-
stände zu ergreifen, und sie mäiüsig fest zu halten, sum
Beispiel ein Tuch, ein Glas, eine Feder, mit welcher
sich, durch Hülfe dieser künstlichen Hand> füglich schrei-
ben läfst. Anstatt dafs Götzens eiserne Hand drei Pfund
• schwer war^ ein Gewicht, welches, am £nde des Arms
als ein Hebel sehr beschwerlich sein mulate, darf Herrn
BaiiUfs Hand nur ein Drittel so viel wiegen^ und was
xhr an Kraft abgeht, das Schwerdt zu führen, (wozu ein
tfann mir einer Hapd in unsem Tagen wohl ohnehin
acht viel Beruf haben möchte), das wird durch eine
■=.!•
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hit HczT hr-'" ot •-r^«x — • : •■ t- •• -•
ihnreidi bbc k=:: r-f'si-^- ?.'*i: -
■ad alle VerriCi«.iL:s£=2. u»
Ur Zahne oiiBt Xart-.r*!. cer ÜDr^-t «MH.?,.'Kb-. '■ -l?
gaase luntt'isbt Zfchrr»-.'r*n }ia: hfrr / «;.".. -.c-* ■ vtr..
liehe Mediodfcii; or ftu-m £:; \ rrtTferrLTf < .>: tri:.V.-
lMUid«r; mic tlrf-ni Vfori. er erw-.rh: ».o'n i.m »'..^C'.»«««
der An ifartn Gi:eczr.«isen Be»cl:ri«1 ».rc n <,\\ ^i:ki.«l:#t
bedeutendes Verdienat. Mö^e ihinh Ak% v'nuti Ami^«
T9Xp weichet er henuitellen tucbt, sein ri|fnrt brtot-
den werden!
*« 124 — .
yerschlunkung eines Theelöffeh und glück*
liehe Operation desselben.
ixeforff Mary, a6 Jahr alr« welcher an einem Rhenma-
tUmus, verbunden mit einer beträchtlichen Geschwulst
des Knies und mit Geschwüren an den Schenkeln, hef-
tig lirt, ergriff in einem yeraweiflungsvollen Augen-
blicke, am 7ten Juli iSo6, einen Theelü£Fel» der noch
mit Frucht -GeUe angefüllt war, und steckte ihn sich
gewaltsam in den -Schlund. Seine Wärterin, sLie sich
am andern Ende des Zimmers befand, nahm e« ca spät
wahr und erst, als er schon dem Ersticken nahe schien.
Er hatte sich so sehr angestrengt, den Löffel durch Nach-
achieben mit den Fingern hinunter zu drucken, dafs
dieser schon in den Magen hinabgegleitet war^ ehe sei-
ne Freunde ihm tu Hülfe kommen konnten.
Man rief sogleich dpn Dr. White herbei. Der
Kranke befand sich in grofser Gemuthtbewegung, und
sagte zu seinen Freunden, dafs er seinen Zweck erreicht
habe, und ihn niemand mehr reiten könne. Am Mor-
gen darauf fand man ihn in einem leichten Delirium,
•her ohne Schmereen im Magen; er ward jedoch, am
Abend des dritten Tages von einem heftigen MageU*
);rampfe befallen, der alle Viertelstunden wiederkehrte
und mit einer Betäubung vergesellschaftet war. Nach
jrweis'undiger heftiger Bewegung, während welcher sich
der Kranke von einer Seite des Bettes zur andern war&
und nachdem wahrscheinlich der Löffel durch den Pj-
lorus gegangen war, fiel er in einen Schlaf, der bi« ^iim
andern Morgen währte. Unterdefs bemerkte man, dafs
er den kranken Schenkel, den die rheumatische Ge-
schwulst des Kniet's gekrümmt hatte i besser ausstrecken
— 12$ —
konnte, nnd ^aft das Fieber tehr Terringert war. Er
xeigte jetsC Heue über aeine That« uuJ Jen \Yunscli«
gebeilt su werden.
Man verordnete ibni ölilige und scblein^e Mittel*
Die Geacbwnre der Scbenkel scblossen aich, die Kräfte
kehrten curuck und der Kranke, welcher bia xu der
Zeit» da er den Löffel hinunter«chluckte, von den ver«
•chiadenen Behandlungsarten keinen Erfolg empfunden
batte, schien jet^t seine Gesundheit wiederxiibekom»
inen» ala er sich am iCten Tage über einen schneiden-
den Schmer« «wischen der regio hypoga^uica und Uia"
ea dexira Beklagte. Man brachte ihn deshalb in eine
flcbickliche Stellung, und entdeckte hier beim Nachfüh-
len, dafs der Löffel bis in das lleum hinab^efiangea
vru. Hier blieb er fest sitzen, und bewirkte in dea
anliegenden Theilen eine Heizung und Entzündung,
daran Ueberhandaahmen die herbei gerufenen Aerzte
für daf Leben des Kranken fürchten liefs , wenn
der fremde Körper nicht weggenommen wurde. Des*
halb ward, am 7tcn August, grade einen Munat nach
dem Zufalle, die Operation unternommen. Der Doctor
JVhUe machte zu dem Ende einen Einschnitt von un-
gefähr drei Zollen, welcher mit der ylnetia epigajfricA
parallel lief und seinen Anfang etwas oberhalb einer
Linie nahm, die man queer über die Spina anterior, su»
periof ossis ilium ziehen kann. Nachdem er den Un-
terleib geöffnet hatte. Schnitt er den Darn) über dec
Spitze dos Löflelstiels durch, zog diesen mit dftr Zango
heraus, vereinigte die Lefzen der Darm wunde durch did
Kurachnernaht und verband die iiufsere Wunde mit
Heftpflastern« um sie ohne weitere Suppuration zu ver«*«
heilen. Er beschlofs die Kur mit milden ZubereitUn«-
gen von China, und die Heilung ging ziemlicb schnell
von statten. i
•m
Du Knie war jeut viel weniger tdunersbalb und
der Krakike im Stande, an Krücken su gehen und aut-
l^ufabren« tm folgenden Monate Septbmber begab er
•ich nach Nantucket, einer kleineii Insel an der Kutte
Von IVett^£ngland, um die dortige Luft su geniefaen,
tro sich auch seine Gesundheit merklich gebetaeit hat.
(^Medieal RtpoiUory mnd RevUw.)
— IÄ7 —
I n li a 1 t«
I« Reclieo^ctitft an das Publikum dbai; mein Vef»
hälmiü ^um BrowniAaltmaa. Von HufelantL
Sflitd f
n« tJabfir die Behandlung def Augen nach Verlet*
sungen derselben überhaupt und besonders nach
den absichtlichen durch Operationen an denseU
btn. Voti K. Himlji * % . . ^^ 3^
m. Gedrängte geschichtlich« Darstellung mehrere^
schnell nach einander erfolgter metss tatischer
Erscheinungen« sammt der allgemeinsten Anga*
be des Grundes der Meustasen und ihrer Be-
deutung überhaupt. Von Dr. /. ji, WtUther^
Bu Baireuth. • » • » . . ta. ^|
ly. lieber die Möglichkeit und NothwendiglLeili di«
Median und Chirurgie in ihrer Erlernung und
Ausübung £U rerbinden; in einem Sendschrei*
ben an einen die Heilkunden studirenden
^ Freund. Von Dn G. J. F, Noldehe, in Olden-
burg. ' . , . . . . — 8y
y. Bestätigung der Wirksamkeit des Geilnauer Quells.
Vom Hofrath Dt, Graeje, su Berlin, , — It5
yi. Kurze Nachrichten und Auszüge«
I. Die künstliche Hand. • « 9 — - t20
9. Verschluckung eines Theelöffels und glück*
liehe Operation desselben* * . ««• laS
— 128 —
Hßt diesem Stucke des Journals pdrd ausgegeben s
BibUothek der pr actischen HeüUunde. Fünf
und zwanzigster Band. Zw^tes Stück,
I n k a l t.
Dr. Jacob, Fidel, j^ckermann, de construen* .
dis, cbgnofoendis et curondis fehribus epiiome^
f^olumen L Qtlod theoriam generalem fehrium et
febres splanchnicas comptehendit. Heidelbergae,
impensis Mohr et Zimmer^ MDCCCVC^ 8. (Be^
schlufs,)
'Analyse des eaux sulphi^teuses d^j^ix la ChapelU
par Raumont, Ifocteur 'Ci^ medecine^ et MoH*
h}sim% Pharmacien, i8xo^
A
J o u T n a 1
der
practischen Heilkunde
herausgegeben
▼ on
C. W. H u f e 1 a n d,
RonigL Preufa. S^^atsrath, Aitter des rotben Adler*
Ordena dritter Klasse t wirkl. Leibarac , erstem
▲rat der Charit^ ^ Mitglied der Academi«
der Wissenschaften etc*
und
K. H i m 1 75
Professor der Medizin au Göttingen, Oirector
des klinischen Instituts etc.
■fcMl*AaMWk«Mai^*M*.Mtaka
OtaUf Freundf ist alle Theorie,
Doch grün des Lebefit goldner ßsum»
ööthe.
>*— i<»— < ■ in
IIL Stück. März.
Berlin igi i*
I In Conmiission der Realschiü -Buchhandlung«
\
\\ % . t
7t
E^as Aber Gehirn - Wassersucht.
Vom
Professor Dr. Heinektti
»
«11 Bresea.
JLraft seit einiger Zeit häufigere Erscheineii
der Wasseransammlungen in dem Gehirne
und vorzüglich in den Höhlen desselben^ wels-
ches mit dem Namen Gehimwassersucht, nach
Burserius *) hydrocephalus internus und von
Cheyne **) de& hydrocephalus acutus belegt
wird, muCi zu der Frage Veranlassung geben^
woher es komme , dafs diese Krankheit sich
jetzt Öfter als in älteren 2^ten seige» oder
ob sie wohl wi/klich neu sey?
Oeftere Gelegenheiten diese Krankheit vx
beobachten 9 und die dabei vorkommenden
*) In inititutionibiis m^dic* firsct« 'T. lU- S. i, p. 58.
^*) Abhaadlluiig über den hiuigen Wtiterko|pf« 4iie
dem Englitclien von 0r. A. MiUm. 1809. .
lenm. ItXXIt B. S. Sc A a
— 4 -
VeraÄdenmgen im Gehimei nach' dem Tode
zu untersuchen, haben mich überzeugt, daTs
dieselbe nichts weniger als neu sey, sondern
nur wegen der verschiedenen Formen, wel-
che sie annimmt, leicht verkannt werden kön-
ne, und verkannt worden ist, indem man, sie
ziicht für das hielt, was sie wirklich war, ein-
zehie, bei derselben vorkommende Sympto-
me, oder einen Haufen ^ derselben Für die
Kraz^heit selbst hielt, das wickliche Wesen
derselben aber und das primär leidende Or-
gan dal^ei aus den Augen verlor.
, ■ _ ■ '1 <
Gewöhnlich zeiget sich diese Krankheit
unter zwei Hauptfonmen der chronischen und
* * •
akuten, wie auch schon von Burserius an-
genomm^en wird *)•
Unter der ersten! - ist sie oft schon die
Mitgabe des neugebohrnen Kindes' und auf
ahnliche Weise erzeu|[etj Wie der bei dem-
selben oft Vorkommtode Wasserkopf. Sie
ist die Folge der innorinälen Thätlgkeit
der Gefalse . des Gehirns, und des .man-
gelnden Gleichgewichts in der Wirksamkeit
der arteriösen und venösen Gefäße > wozu
*) Inn. med. prAct«,l..,c..* . ^
■• •»•
6 —
vieUekkt ttbon der Grund bei der ei'Sten
Bildmig de» Gekims gelegt ist.
Auf diese Weise habe ich sie mehrere
male bei Kindern beobachtet, die von ner-
YexiB€ixwmA6u Müttern gebohren waren, oder
deretf Mlitt^r an convuisivischen oder epilep-
tisdhien ^ifällen litten. Diese Kinder hatten
schon 'gleich oder bald nach der Geburt ein
nvatteiV-flif^äoses Ansehea, entwickelten sich
sdirspät und immer nur unvollkommen, oder
wohl gar nicht; schliefen fast bestän^dig, ,und
hatten, wenn sie aufwachten, etwas stieres^
nichtssagendes im Auge und Blicke. . Das
Entwickeiun^sgesch^ der Zähne ginr. sehr
langsam, vpn statten, sie kamen sefJi^'^bät, oft
gar nicht zum Gehen, alle Muskeln' waren
schlaff und ohne Kraft, an geistige' Enlw.ick-
lung war gar nicht zu denken, es war^n bjos
kleine Mitleiden erregende Maschinen.
Oft zeigt sich diese Krankheit in der er-
wähnten Form auch - erst in spätem Zeiten,
imd schlerehet so langsam" einher, dafs man
ihr Das^yÄ" Hirfit eher" merket, als bis sie
schon ganz^^in ihrer fist- unheilbaren Form
sich offfWbaröu .».:.:.'*lß - ; . '3:i.« , '^
/
wickluiigsorgahen, odet*" di'e bei^diar -ZahAar-
b^it regere- Thätigkeit« 'pflanzet sieb' beim
UefrersdirÖteii Ihrep (^rddtf6Al>is:tüm' Gehirn
fort, und legt den Grund zu der erwälinten
Krankheit desselben, ohne dafs jedoch der
erschwerte öder erleichterte^Siahnausbruch et-
wa^ 2tirn n?irf«"ode«**ivi€rhiger derselben beiträgt.
' ^ ... . i»* ; • ./ •■ t- i ■
Oft ist ein unverkennbares Leiden der
lieber bei derselben vprhanden, und spricht
' sich deutlich .durch Geschwulst des rechten
. "^ Hypoghoüdriums und durch einen hex der
Berührung vermehrten Schmer?: desselbeQ ^us.
Selbst das anhaltende Erbrechen und der Aus-
wurf gallichter Feuchtigkeiten zeugen yöii der
Affection der Galle bereitenden und abson-
dernden Organe, Dieses Leiden i§t oft ent-
mündlicher Art, ujid wird, wejin es gleich im
Anfange deutlich hervortritt, durch das An-
setzen der Blutigel an die leidende Seite, w«*
lyeileii s^Jijiell und glücklich gehoben,
•
Mit oder bald nach dem Ersclieinen des-
selben zeigen sich au^ Zufälle in^ormaler
Hirnthätigkeit, denen die Symptomen .der J&e^
hirnwasser$ucht 3chnell oder langsam .folgen«
Ob hiebei die Leber oder das Gebirn
ther primär leidende Theil s^f^ läSst «ich in
;
— 'S- —
vielen Fällen schwer *bestiminen ; ':*da(s - abei*
beide des grofsen Oonsensus we^en, der zwü
sehen ihnen herrscht, wediselseitig auf eiiian«
der krankhaft wirken künneiiv i&t eine aus^
gemachte Walaheit. Affectionen des Gehirnif
bewirken bekanntlich aus dieser Ursache oft
innormale Actionen des Gallensystenis, so wie
Krankheiten in diesem zu wichtigen Leiden
in jienem die Veranlassung geben« J)eid6 tre^'
ten aber oft zugleich' oder: in einer^ so schnei«
len folge auf, dafs man ^ngewiIs ist, welche
man für die ursprünglichen halten^ und ge««
gen welche man zuerst ^ein Heilverfahrea
richten soll,
Gewife hat man zum oftern liber das Her^ ,
vorstechende des Leidens der GallcHOrgane
und ihrer* Folgen das Leiden des ■ Gehima
übersehen, wo denn der Ausgang u^^lü(!Wicli
seyn mufste, oder gesdiahe demohngeachtet
die Heilung, so war sie durch Mittet »heitei-
geführt, die, ohne dafs ihan es ahnete, die
Krankheit des Gehirns gehoben hatten^: So
ist das Quecksilber, welches in Lebereritz(ft»-
dungen ^ einen so grofsen Werth hati auch
nach allen Erfahrungen in der Himwassersucht
eines der vorzüglichsten Mittel; so. JäÖnneil
I»*
••' 'Difr'JuFefefibiieii d^s Gehirns können hier
coMsensuel entstehen, oder die Krankheit des
Unterleibes auf, das Gehirn übertrafen, werden.
'Am öftersten wir<f wohl die-IIimT^sser-'
sucht mit Wurmfiebec'yeimpejcUsdit^'.undl'diese.
Verwechselung 'ist> so^ldibht^ difs ?dßC"gß\ikftB^
isie Arst getäuscht werden kann. £Xie .mehr**
sten Zufiüle^von Wöripiem sind die. hänili*^.
chtenV Welche bei ' der Watsersucht des Ge-
hirns zum Vorschein kommen^ und, was das
libelste i6t, eben die karäkteristiscfaeja Zei-
chen in dieser Krankheit, vo'rzüglidi die, wel-
che von dem Zustande der Augen hergeziom-
in<^n werden, finden sich auch mehrentheils
bei Wurmkrankheiten.. • . " *. ,^
Ich mufs gestehen, däfs ich nicht nur
glaube, sondern auch überzeugt bin, es Verde
hier den Würmern auch öff zuviel zuges^hrie-
ien. Weil ein oder ein paar Würmer abge-
hen, deswegen sind de doch noch nicht Ur-
sache 'dep' Krankheit, in i^elcher dieses 'ge-
schieht.
Ich habe' diese Thier^ tiöch nicht so- viel
üxiglück 'anrichten sehen^'^äs- man gewöhnlich
von ihneii' iherlfeitet. Abter >Ä hahe ich' bhob^
achtet, dafs Krankheiten^ die'voniWüjpmerj» ib-
— 13 —
rpn Ursprung zu nehmen schienen, uqd ge-
wöhnlich ^ als. von ihnen hervorgebracht; angen
sehen werden, von Leiden des Gehirns und
Ergiefi^ungen in demselben ihren Ursprung
i^fi^.enf «^ .
.Der Gebrauch der gewöhnlichen Wurra^
mittel war fast immer ohne glücklichen Er-
folg, und nur solche Mittel, welche auf da^
Gehirn frilh genug heilsafai wirken konntenr,
waren im Stande, die Heilung herbai zu fuh«-
ren* Gewifs ist in denen Zeiten^ 'iit welclien
die Würmer nocli eine wichtige Holle spiel-
ten^ und man ihnen gröfsere Wirkwng auf den
thierischen Organismus zuschxieb, rmancher ack
der Himwassersucht gestorben, den mau von
Würmern getödtet glaubte. -* .»
Die Diagnostik dieser Ki*ankheit ist der
angegebenen Gründe wegen immer sehr schwer,
und der Unaufimerk'same uild Ungeübte wird
sehr leicht getäuscht; in'dessen hat sie" auch
viel Auszeichnende^ und Karakterisiisches',
welches ihre Erkenntiiils sehr erleichtehi ' ' '
■ * I ^ l
Der Engläniler Cheyne/*') hat s\e sehr
gut gezeichnet, u«nd ihren I^arakter nach den
drei von ihm angenommenen, 3tadien, iiem^
— i4 • —
lieb dem der Reizung^ des Torpbi^' und d^
Lähmung so genau als möglich bestimmt.
Gewohnlidi fängt die Krankheit mit £r«>
bredien an, wobei bald Schleim» bald giilich-'
te Stoffef bald blofs wälsrichte Feuchtigkeiten
ausgeleeret werden » und welches nach allem
erfolget« was genossen wird. Hiebei ist zu«
weilen die Darmausleerung gehemmt^ oft aber
eine Diarrhöe gegenwärtig» wobei gräne mils-
fariiige Unreinigkeiten ausgeleeret werden.
Zugleich klagen die kleinen Kranken über
Leibschmenen« die oft so heftig sind^ dals sie
laut au&chreien* Der Puls ist gesdiwind und
gereiai« und er sowohl wie <lie Hitze und
das Brennen der Stirn und der Flächen der
Hände 2eigen beträchtliches Fieber an« Das
G^cht ist mehrentheils roth und etwas au&
l^etriebeu« die Augen haben einen eigneti
GUa<> gik sind sie auch etwas entzündet, be-
wegen sich unruhig hin und her* und könnoi
das Licht nicht ertragen. Der Patient klaget
über heftigem Kopf>veh« welches aber selten
iuunerfort dauert» sondern mehrentheils Pau-
sen macht ; oft sind es heftige^ Secunden lang
anhahende Stiche« die wie ein Bliti durch
dw K<»(f jyumu I>er ScUaf ist sehen, da^
•^ rf -r
bei aber unrubigt ^^ Kinder sdireien oft laut
in demselben au^ und sind auch im Wachea
unruhig tind verdri^IsUch«
i
Dieser Zustand in welchem alles von el«
ner erhvheten Aeizbarkeit und Empfindlich-
keit zeiget 9 dauert bald liftnger, bald kürzer^
gewöhnlich nur einige wenige Tage«, nach die«
sem treten Zufälle ein^ die einen Druck aufs
Gehirn verrathen« Auf die Schlaflosigkeit folgt
anhaltender Schlaf, aus welchem die Kranken
siu Zeiten mit lautem Geschrei über die hef«
tigen Schmerzen im Kopfe aufgeschi'ecket
^ werden, es entstehet Schielen, und ein sol-
ches Verdrehen der Augen , dals dJe Pupille
oft ganz verborgen wird« Die Kranken grei--
fen oft nach dem Kopfe, reiben sich die Nase,
dringen nicht Gelten so tief mit dem Finger
in die Hole derselben, dals Blut kommt, grei-
fen in den Mund, machen die Bewegung, als
ob sie etwas aus demselben herausholen woll-
ten, reiben das Zahnfleisch und bewegen den
Kopf auf dem Kissen hin und her; Dergan«
ze Blick derselben bekömmt etwas Stupides,*
dabei aber dauern die Kopf- und Leibschmer«
zen, so wie das Erbrechen, gew^hnlif^ fort.'
Der A^m ist dabei übelriefik^nd« Zuletst
I
yei*\r&ii(]!ell '^1 derSfcM» uLiSopol* iinit äea*
', geabiicjelit:ham. plünzliscliem und mit .Geschrei
verbjindenem Erwacheüj'. ibei • diefiam' siehet
man die Pupille sehr erweitert, sie ziehet sich
auchrbeiiii..Hinzu'trUte d^s' Lichts nit^t^sam-
men:, das Gesicht i8tttptdhlu^eiHUji^:3r.Jergeht
endjicb ^^Piz? ,weldbes ' iüd^ zuwl^ilen Oiit dem
.Geheure ge,9^ieh^ es. entstehen Convulsionen^
doch TnehrßQctheits nur aa der ^iiien Seite, in-
dem. die. andere gelähmt .ist^ der Kopf wird
i|ut ,Qß;it(^aIt im Nacken gezoigen, der Hals und
Hucken werden steif »und unbiegsam»^ Der
Pids ist langsam,^ schwach und ungleich, doch
kurz vo;r .dem Tjode bekömmt er* wieder meh-
rere Geschwindigjeeit, -und ^ird oft so schnell^
dafs man ihn kaum ^ähjenkann^.das Bov^urst-
sein verlieret sich, und endlich macht der
. Tod dieser traurigen Sce^^ie ein Ende.^ Oft
kömmt. kurz vor dem Tode noch das. Bewufst-
$ein wieder. , ■ .j i\,
i .1
.In der Hegel tritt die Hiiiiwassersucht
mit den angegebenen 2^ufaUen auf, :,und ist
dann nicht; '.leicht: zu verkennen ^ deupLn^iwenn
auch Verwicklungen mit andern Uebein da-
bei yorhanden sind, so .fetiisht doch .ihr
"^-arackter ;2^u «deutlich h^r^or, als d^.^Ai %^
hö-
— 17 —
hürifr^r Anfinerksamkeit leicht ein Irrthiim
entstehen könnte. Besonders llndet dU'ses
statt, wenn- sie in Uinyr akuten Form ersrlioi-
net; aber viel undoutliciior ist ihr Gang bei der
chronisciien l\>rni« Hier «chleieht &ie so lang*
sani heran, und veisoheinet sieii oft so sehr,
dals man leicht in ihrer Diagnose irreq kann.
Wenn man indessen auf das ganze Benehmen
der Kranken, vorzüglich nuf ihren Bliuk, auf
den Stand und die BescliaHenheit ihrer Au*
■
gen, auf ihre geistige Kntwicklung Rücksidit
jiimnit^ sp wird man. leioht die Spuren einer
iunormaleii» in ihren ^^'irkungen gehemmten
Gehimthäci^keit ilnden, luid danacli seinen
Heüpian einrichten konneiu
Bei den an diesem Kranklieit Gestorbenen
Andet tnan bald zwischen der harten HirnhauC
und iXejn Gehirne, bald in den Hülen dcsseU
Len, bis in der d^g verlängerten Marks eine
Jielle, durchsichtige, weifse Plä<;<(Igkeit, deren
Menge zuweilen bis auf einige Unzen steiget.
Dabei sin^ die Gefafse des Gelürns üiehren-
llioils sehr aufgetrieben und angePullet; die
Substanz -desselben ist oft viel weicher wie
im natiirlichen ü^ustande, gleichsam aufgetoset,
und seine Oberfläche findet sich nacli d^
Journ. XXXil. B. 5< SC« B
•^18 —
Beobaditüngen der Herren Pf^enzel'^'j und auch
nach mpinen eigenen Erfahrungen, in den mehr
iten Fallen mit einem eignen widernatürlichen
Ue)!)erzuge bedeckt, der bald weifs, durch«
sichtig, von ' fimifsartigem Glänze, bald gelb-
grün, dick und eiterähnlich ist, und sidi zwi-
schen der harten Hirnhaut und der Spinne-
webenhaut und an mehreren Theilen ^es Ge-
hirns befindet **).
In 'Bietreff der nächsten Ursache dieser
Krankheit sind die Uitheile noch' nicht ganz
übereinstimmend» Im allgemeinen 'sieht man
die Wasserergiefsungen ini Gehirne " aus den
nächsten Grund derselben an« Allein, wenn
gleich nicht zu leugnen ist, daSsiü dem letz-
ten Stadio derselben der Druck dieser Flüs-
'sigkeit die älsdänn bemerkten Zufälle, die
'alle von gehemmter Gehimwürküng, von
'Lähmung zeigen, hetrorbringen könne ^ so
ist doch die Frage, ob dieS& iDruck es allein
thue, oder ob nicht die auf den vorherge-
henden überreizten Zustand des Gehirns fol-
gende Schwäche desselben daran mit Schuld
sey^ oder sie nicht allein wohl erzeugen
*3 Bemerkungen über die Ge^jmwaaseriucht. 1806. 4*
**} Burseriu4 ««rwähnt Schon «inet ähnlicbtn U^bersn«
. gel. 1. c, p. 75.
— ig —
lömue? Cheyne sichet die ausgetretene Flus*
ügkeit als Fol^« uml nicht als Ursache iler
KrtlikJieit an, und ^laubr, dafs diese in einer
agnen krankhaften Thr^tigkeit des arteriösen
Systems und in dem aufgehobenen (jleitligeu
Wichte iwischen diesem und dem venösen,
-wovon eine UeberRlllun^,' des letztein die
Folge «qr, liege. Die Herrn ff^enzel leiten
die Krankheit in den mekrsten Fielen aus
dem erwähnten widernatürlichen Ueberzuoe
des Gehirns, dem Drucke und.jder Aß'ectioii,
welchen die Bhit - und lynii »haiischen (jefa-
£se di^vott erleiden, ab, und ^ebcu dieser Idee
durch die zahlreichen, von ihnen an^esteileten
Beobachtungen einen hohen Grad von V\ ahr-
scheinKchkeit. Allein dieser IJeberzüg ist
doch wohl weiter nichts, als ausgeschwitzte
coagülable Lymphe < die ein vorhergegange-
nes Leiden der Gefifse, welches sie in den
Stand brachte, die Ausscliwitzung derselben
herbeisurühren, voraussetzet , und kann eben
so wenig, wie die ergofsne Feuchtigkeit | als
erste Ursache der Krankheit angesehen wer-
den; sie scheinet nur Folge, aber gewifs einfe
solche zu seyriy die die Krankheit unheilbar
machte und ist in dieser Rücksicht wichtiger,
wie die ergofsene wäfsrichte Feuchtigkeit,
— 20 — . -
deren Wiedereinsaugung die Natur durch ih-
re eigne Kräfte, oder ducch die gehörigen
Mittel dazu angespornt, ^veranstalten kann,
welches aber wohl schwerlich bei jenem mög-
lich ist.
Die Gefäfse des Gehirns finden sich bei
dieser Krankheit widernat|irlich angefiUlet,' und
gewöhnlich so ausgedehnet, und mit Blut über-
laden, dafs die feinsten Aestchen derselben,
ftls^Wären sie durch Kunst ausgesprützt, zum
Vorschein köhimen; weswegen man auch in
den abgeschüittenen Scheiben der Gehimsub-
stanz eine ungewöhnliche Menge rother Punk-
te^aiitrüFt. * '
Diese Ueberfiiyung: der Geföise setzt ei-
ne starke Kongestion nach dem jSehirn vor-
aus, in die^pr, so wie in der gröfserjiB^ Schwä-
che und Reizbarkeit der Gefäfse^ upid in der
äfärkern Wirksamkeit, welche die Natur ind
kindlichen Alter gegen das Gehirn ausübet,
setze ich die prädisp.onireAde Ursache der
Hirnwassersucht. Kömmt nun hiezu ein^ kon-
sensuei oder idiopathisch wirkende Veranlas-
^sung, welche das Hindringen des Bluts zum
^ Kopfe vermehret, aber als schädlicher Reiz
auf die Gefälse des Gehirns würket,- ihre
— ai — -
Sdiwäche und Reizbarkeit vermehret, so müs-
sen innormale Thätigkeitsäufserungen dersel-
ben erfolgen; die arteriöaeh werden alle ihre
j
Kraft und Wirksamkeit anwenden, um sich
des Uebermafses der in sie eindringenden
Blutmasse zu entledigen, und diese dem nach-
gebehdeü venüsen zuzufiihren sudien, in ih-
nen wird also erhohete Thätigkeit statt finden,
und in letztern Ueberfiillung entstehen.
Das Gleichgewicht ihrer Wirkung' wird
hiebei .aufgehoben werden, und die Folgen
davon müssen sich in innormaler Function
des Gehirns selbst äufsern. Dieser Zustand,
der mir am mehrsten Aehnlichkeit mit dem-
jenigen zu haben scheint, welchen Hr, lieget'
wisch *) exsudative Entzündung nennet^ und
vielleicht nichts weiter wie eine solche ist,
kann keine Dauer haben, ohne dafs nicht auch
die Absonderung und Einsaugung der im ge-
sunden Zustande in Dampfgestalt iu den Hini-
hühlen und zwisclien dessen Häuten S7ch be-
fmdenden Feuchtigkeit von ihrer Normalität
itbgeleitet werden. Die grofsere Thätigkeit
der arteriösen Gefäfse wird nicht allein eine
*) HufelancTs und Himty^t Journtl der prtktiacheu
Heilkunde 3. Stuck. iSoQ,
r
32
.stärkere Absonderung dieser Flüssigkeit; ison*
dern vielleicht auch eine solche Veränderung
in der Mischung d^s Blutes veranlassen, die
eii^e leichtere Scheidung desselben möglich
machte ; die sonst dampffürmige Flüssigkeit
.wird mejir in tropfbarer Form hervortreten,
und die gerinnbare Lymphe sich, leichter von
der serösen trennen, diese sich in den Höh-
len ansammeln, jene die Flächen überziehen.
Dieses letztere kann aber nur erst dann
statt haben, wenn der vorhergehende Akt der
innprmalen Gefäfsthätigkeit schon- eine Zeit
lang gedauert, und dies« so abgeändert hat,
dafs das Ausgeschwitzte und Abgesonderte
nicht in dem Maafse der Abscheidung wieder
.eingesogen wird.
So lange die Thätigkeit der arteriösen
Gefäfse des Gehirns in den nothwendigen
' Grenzen bleibt, ist von ihren Functionen nichts
Nachtbeiliges für das Gehirn zu befurchten;
wird sie aber durch das Hinzukommen unge-
wöhnlicher neuer Reize, oder durch den'ver-
stärkten Andrang des Blutes, dem sie vermö-
ge ihrer natürlichen Schwäche keinto hin-
länglichen Widerstand entgegensetzen kön-
nen, erhöhet, so kan^ die Wirkung davon
9.
- a? -
nicht ohne schädliche Folgen seyn»,. J3abgan-r
ze Gehirn wind bei dieser innoroulen .f hä-.
tigkeit in Mitleidenschaft gezogen, in einen
widernatürlich gereizten Zustand versetzt -und
in seinen Functionen .gestürt werden. JSine
wahrf Entzündung desselben würde wahr-
scheinlich Platz haben y;;Wenn nicht d^ bald
auf diese Anstrengung folgende Exsudation
und £ffusion dieses verhinderte^ und die er^
hühet^ Thätigkeit herabstimmte, so dafs dem
Anscheint nach die Natur in diesem Au&tre^
ten der. überflüssigen Säftemasse das Heilungs^
mittel dieses Zustandes selbst gegeben hat.
Nur ist zu beklagen, dafs das Mittel eben
so schlimm in seinen Folgen, wie das Üebel
selbst sej»
Pieser der wirkliehto Entzündung so nahe
Zustand« des Gehirns und besonders der Ge*
fälse desselb en, bringt diejenige ' Form der
Himwassersucht hervor^ welche sieh fuglich
mit dem 'Namen der akuten belegen läTst, da
■der Gang dabei schnell imd tasch« ist, die
Scene keüe lange Datier hat, das starke Fie^^»
ber und di& Erhöhung .der Temperatur sie
ganz.: dazu qualificirt, in die Klasse der hitzi-
gen Krankheiten gebracht zu werden.
^ »4 ^ '
-Anders' VÄrhHlt - fes sich mit ' itr chroni-
sehen Form i bei welcher die Schwäche der
Gefäfise^'und der Mangel an Energie in ihrer
Wirkung der vorwaltende Grund der Krank-
heit ist; Hier kann die •Ueb^rfiillung dier Ge-
föfse bis 7sa einem • gewissen Maximum^ stei-
gen, ohne dals dadurch nachtheilige Folgen
entstehen I da die Thätigkeit derselben da-
durch noch" nidit innormal erhöhet wird, und
3ie gteichsdm bis dahin in einem passiven
Zus'tto'de verbleiben. Zufälle von^geschwäch-
ter • Function, Vom Drucke aufs" Gehirn kon-
fien statt haben, aber noch keine, S^die wirk-
liche Jlirniyasser^ucht karakterisireji« Wird
ab^r das. erwähnte Maximum überschritten, so
reget sich die reagireude Thätigkeit der Ge-
fäfse, sie suchen sich dadurch ihres Ücberflus-
»es zweiytledigen und^in ihren formalen Zu-
stand zurückzukehren. Diese Thütlgkeitsäus-
aerunjg^ ÜV nicht ohne Folgen für •die^Fünctio-
neu des Gehirns, :sio werden einen ^^gello*
sen Karakter annehmen, und es traten zuletzt
diejenigen Zufälle hervor, welche das Pro-
dukt der Ueberreizung und Ueberfüliitug: der
Gefäise, so wie späterhin der AusschYrjftzung
und Ergiefsung coagulabler und seröser Feucb*
•4:igkeiten sind, . ....^..: .
— !l5
' Der Gang der Krankheit ist hier aber
sehr langsam/- es können Wochen und Mo-
nate vergehen f ehe sie völlig ausgebildet ist,
ja zuweilen bringen Kinder die erwähnte Dis*
Position dazu mit zur Welt, tragen fie das
erstem Jahr ihres Lebens oder noch länger, bis
sie sich endlicli bei* zunehmenden Kräften vcr-
liert, oder mit ausgebildeter Hirnwa&sersudit
endigt...
■
Efiese Disposition, vrclrhe vielleicht nuc
noch, eiues geringen Zusatzes bedurft liäite^
um, ßchon vor der Geburt zvir Erzeugung des
Hydrocephalus die Veranlassung zu fgeben,
präget sich im Gesicht und dem ganzen Aeas~
sern.'mit unverkennbaren Zügen aus, es zeigt
^ich eine gewisse Mattigkeit in iien Augen
und dem -ganzen Blicke, ein.e Schlaßlieit in
den Muskeln des Gesichts, ein Mangel des
Ausdrucks in allen Zügen. Die Kinder lie-
gen fast immer im Schlafe, schreien selten,
und zeigen wenig GerdhI gegen äufsere Ein-
drücke. Bei diesen schon «eine bedeutende
Unwirksamkeit des Nervensystems verrathen-
deh Uipst'inden geht das reproduktive Leben
seinen ungestörten Gang, das Ernährungsge-
schäfc 4cheiiit besser und vollkommener zu
. ■ ' . . .^ äS. «.
^eschehe^ als sonst, die Kinder wer4«Ardick
]i^4 stark, dabei ist aber doch ein gewisser
Mangel an Kraft s^elbst in ihren Muskeln nicht
2u v^t^kenjjien, di^se sind gewöhnlich' schlaiF,
welk und weich, ohne Elasticität und. mit ei-?
jier ungewöhnlichen Menge Fett bekleidet.
Der Grundkarakter beider Krankheiten
ist Asthenie, nur bei der ersteh von mir mit
der Benennung der akuten bezeichneten von
Anfange .an erhöhete Erregbarkeit mit Zufal-
len von gesteigerter Rei^ibarkeit und Empfind-
Jichkeit im Gehirn und den Verdaüungswerk-
«eugen ; bei der andern vierminderte Erreg-
barkeit, mehr Törpor, mit denen bei der völ-
ligen Ausbildung der Krankheit auf Augen-
blicke Zufälle von erhöheter Reizbarkeit- ab-
»wechseln, z. B* das Erbrechen, die Lichtscheu,
^as Gesdirci über Kopf - und Leibschmerzen,
-die aber nicht von der Intensität und Dauer
sind, wie bei der ersten.
Im letzten Stadio der Krankheit sind die
Zufälle sich in beiden Formen gewöhnlich
gleich ; alles zeigt von Drucke worunter das
Gehirn leidet, und wodurch es in seinen Fhnc-
tionen gestöret wird.
Was die Prognose in. dieser Krankeit an-
- »7' -
betri/Ity so kann m^in sie im Durclischnitte
leider nur ungünstig stellen ; eine glilckliclie
Heilung derselben gehurt noch immer /ii (ksn
Seltenheiten, inid kann nicht leicht erwartet
werden, wenn die Krankheit schon bis dahin
gekommen ist, dafs betra<:htliche Quantitäten
Flüssigkeit ergossen, oder die verdickte coa-
gulable Lymphe schon eine Decke über ei««
nen Theil oder das ganze (Jehirn gebildet
hat.
Ist man so glücklich, gleich die Krank«>
* heit in ihrem Entstehen zu erkennen, oder
früh genug gerufen zu werden, so kann man
oft, besonders bei der akuten Form, durch
die gehörigen Mittel viel ausrichten; bei der
chrozii£chen* hält es sdiwerer, und bei , der, zu
welcher die beschriebene Disposition mit auf
die Welt gebracht ist, ist wohl an keine Hei-
lung zu denken.
Doch darf man auch bei der schon bis
in das Stadium, wo alles Torpor und gelihin«
ten Zustand anzuzeigen scheint, vorgerückten
Krankheit den Muth nicht ganz verli<«ren; idi
' habe in Fätleu noch Heilung erfolgen seheji,
wo alle Heilung vergebens schien»
Die allgemeinen Heilanzeigten, welche man
ZU' l:)efolgen hat, sind kürzlich folgende:
• • •
I. Man mufs die Hirngefäfse von der sie
beschwerenden BJutmasse befreien, und alles
zu vermeiden und zu entfernen suchen, wo-
durch die Congestionen nach dem Kopfe be-
^ wirkt werden. 2. Man mufs ,die Wirksam-
keit »der Gehirngefäfse auf die angen^uessene
Norm zurückbringen. 3. Die Einsaugung der
, altsgetretenen Flüssigkeiten zu bewirken trach-
ten. 4* Di^ Folgen der regellosen Nerven-
wirkungen zu entfernen suchen, und 5. auf
die Heilung der Complikationen sein Augen-
merk richten..
Die erste Anzeige wird durch Blutaus-
leerungen, erfüllet; doch sehr selten und all-
getiieine nothw endig, ja sie werden bei einer
• Krankheit, deren Hauptkarakter Schwäche ist, "
in der Regel mehr schaden als nützen. Lo-
kale Blutungen durch die hinter die Ohren',
' am Hals und an die Schiäffe angesetzten Blut-
igel erregt, erfüllen den beabsichteten Zweck
^ hinlänglich; ja auch bei der Zahl der anzu-
setzenden Blutigel oder Schropfköpfe, bei der
Wiederholung ihrer Anwendung und bei der
Lange der Zeit, welche jnan die Blutung dau-
— ag —
fm llUst, müssen Constitution, Alter, Krüfte,
Form der Krankheit und Stärke des Fiebers
sehr berücksicli^get werden.
Die Wiirküng dieser Bhitansleerung ist
in der akuten Form, in welcher sie vorzüg-
lich angewendet werden müssen, oft außallend
erwünscht, in mehreren Fällen habe ich gese-
hen ^ wie gleich nach den Blutungen allp Zu-
fälle der regellosen Hirnwirkung verschwan-
den und bald völlige Gesundheit zurück-
kelute.
Auch verspreche ioh mir in dieser Form
von den kalten Umschlägen gleich nach den
Blutungen angewandt grofsen Nutzen; doch
.glaube ich, dafs dieselben nur so lange fort-
gesetzt werden dürfen, als sich Zeichen von
Congestionen und Geliimreizungen zeigen ^
treten die Zufälle von Lähmung und Druck
ein, so müfsen sie mit aromatischen und wei-
nichten vertauscht werden.
Nächst diesem mufs man auf den mit dem
Gehirne in so nah^m Consens stehenden Un<»
terleib Rücksicht nehmen, und aus demselben
Alles entferr^^en^ was al^ schädlicher Reiz wir-
ken, und dadurch zu Congestionen nach dem
' Kopfe oder zu condensuellen Leiden dcssef*
/
-- $Ä *p*
leicht zu d^eiir herab^tioimet und einen^^löhm-
ten 2^taii<l herbeiführet« fMöh itiufs' auCihie
Wirkuti,g genau achten > und sie nicht länger
gebrauche , ^ä bis der gesdiwinde gereizte
Puls dadurch mehr zti sei^ler naturUchen^Nor*
malität zurückgebracht, ist-; sobald, er nach
ihrem Gebrauche anfatagt tax jfinken^ - so ist
es 'auch hohe Zeit, damit auEs^lxor^n. Auch
findet zuweilen bei. der Neigung z^m .£rbre-
chen, welches sie vermehrt, ihre Anwendung
ScJiwierigkeit. Doch püegt die Tjiilqtur mit
i^em Zusätze von Caiiel- Wasser -gut vertra-
gen zu werdi^n* Wird sie gebrauchtpsb mufs
man mit den kleinsten Dosen des Pulvers
oder der Tinktur an£pigen, und langs9m da*
mit steigen.
I f
Der dritten Anzeige wird sfcHon.' durch
idie obengejftannten Mittel ein Geüüge geIei-^
stet> doch können hifer auch nodh andre fnit
zu Hülfe genommen werden. Die Meerzwie-*
bei verbunden mit dem Calomel ^ die Ami-
cablum^n^ und andere die ReioJrp.tiott *. ver-
stärkeiide und die Absonderung des. Harns
befördernde Mittel «ind auch hier: vöti-^Nut-
zen'^ die CantharidentinktuJr scheint ü^ :yQVr
»gliche Iliick$icht zu verdienen; a^qf,.vtsr al-»
' - lem
— 33 ~
lern kommt es darauf an, durch lokal an<];c-
brachte Reize die Thätigkeit der einsaugon-
den Gefäfse zu vermeliren.
Am besten wird dieser Zweck durclx
Blasen pfläster im Nacken ouer auf dem Kopfe
selbst bewürkt; ich habe gesehen, dafs, «arh-
dem der ganze Kopf damit beleget war um}.
sie recht stark gezögen hatten, erst ErleicJi-
terung und Besserung erfolgte. Auch liel's
sich, wenn man auf dem Kopfe selbst die
Blasenpflaster nicJit legen will, von Umsclilä-
gen weinichter Aufgüsse gewürzhafter Krauler
viel Gutes prwarten, vorzüglich mochte ich
einen solchen Aufgufs von Amicablumen em-
pfehlen. , .
Auch die warmen Bädör firtden hiebrf
eine nützliche Anwendung, indem sie diuch.,
ihre Würkung auf das Gefafs -^ und Nerven-
reiche Hautorgan die Unordnungen im Kreifs-
laufe verbessern, mehr Gleichgewicht und Har*
nionie darin zu wege bringen, die unorclent-
lichen Nervenwirkungen regeln, und- dadurch
cönsensuell beitragen können, die fehlerhaftei^
Würkungen der Gehirngefäfse zu veibessern,.
-und sie ilirer' regelmäisigen Norm zurückzu-
führen.
Joura. XXXn. B. 3- St. C
^ 34 —
Vorzüglich verdienen sie tur Erfüllung
der vierten Anzeige, nämlich die regellosen
Nervenwirkungen, als Convulsionen u. dergl.
zu heben, Empfehlung; sie sind in dieser
Rücksicht von wesentlichem Nutzen.
Sind die Zufälle soj dafs* sie einen g€f-
reizten Zustand, vielen Erethismus verrathen,
ist noch starkes Fieber mit seht erhciheter
'Temperatur vorhanden, so dienen am besten
die blos^ erweichenden Milch - oder Seifen-
bäder; ist aber schon mehr Torppi' vorhan-
den, so würde ich den Bädern mit Baldrian,
Chamömilleh' und andern sogenannten krampf-
stillenden und reizenden Mitteln', und im hö-
hern Grade dieses Zustandes den ^ Weinbä-
dern den Vorzug gebend
>
Die andern Mittet zur Entfernung dieser
Zufälle sind die gewöhnlichen aus der Klasse
der sogenannten kfampfstillenden oder flüch-
tig reizenden, der Moschus, 4,er Baldrian, die
A^a föetida, das Hyosciamusextract. Der Ge-
brauch des Opiums ist nicht an^urathen^ da
es /eicht in dieser Krankheit eine UeJ>errei-
sung im Gehirne veranlassen, und zur Be-
ichlei^nigung des paralytischen Zustandes des-
lelben beitragen^ kann«
35
In Rücksicht der Complikationen inu&
ftich'> wie leicht zu erachten ist, das Ganze
der Kur nach diesen richten und nach der
verschiedenen Art derselben tnödilicirt Wer-
den.
Die beiden jetzt folgenden Krankenge-r
schichten habe ich aus meinem Tagebuche zur
Bekanntmachung gewiihlt, weil mir iii ihnen
die beiden angegebeneu Formen dieser Krankr
heit am deutlichsten ausgepräget schienen.
Erste KrankengescJiichte.
Ein Knabe von 4 Jahren, sehr munter
und lebhaft und c^em Ansehen nach vollkom-
men gesund, aufser dafs er ohngöfähr 8 T^age
vor der Krankheit mitten in seinen Spielen
über ein "heftiges, aber vorübergehendes und
zuweilen kaum einige Minuten anhaltendeÄ
Kppfweh klagte, wurde auf einmal von einer
plötzlichen Unpäfslichkeit befallen^ die in frei-
willigem Erbrechen, Ttogheit Und Fieberbewe-
gungen bestand, wobei er mehr wiö sonst-
über Köpfweh klagte. Dieses Uebelbefinden
war ftber sehr abwechselnd , bald war es auf
einige Stunden da, bald wieder so vergan-
gen^ dafs er seine gewohldichen Spiele mit
der ihm eignen Munterkeit verrichtete» YXxv<^
— 36 —
f ,
gewisse Ordnung, ein bestimmter Typus konn-
te aber nie dabei wahrgenommen werden.
Die Eltern konnten sich keiner Veran-
lassung zu dem besagten Uebelbefinden erin*
nern ; seine Diät, seine ganze physische Er-
ziehung liefs nichts finden, dem majt die Ur-
sache desselben zuschreiben konnte. Das ein-
2ige, was einige Aufmerksamkeit erregte, war
die Erzählung, dafs er oft bei seiner Munter-
keit gefallen und auch einige Male die Trep-
pe herunter gestürzet sey, ohne doch einigen
'bemerklichen Schaden genommen zu haben.
Da keine materielle Schädlichkeit oder
ein nachtheiliger Reiz in den Digestionsorga-
nen entdeckt werden konnte, der als Ursa-
che des Erbrechens und der übrigen Unpäis-
lichkeit zu betrachten war, so suchte man das
Erbrechen zu stillen, die Fiebefregungen zu
dämpfen, und die Verdauungswörkzeuge da-
hin umzustimmen, dafs sie ihre Functionen
verrichten konnten. Aber alle dieserwegen
angewandte Bemühungen, waren vergeblich,
das Fieber nahm sehr zu, die Kopfschmerzen
und das willkiihrtiche Erbrechen dauerten fast
immer fort. . ^
Bei der Abwesenheit aller Kennzeichen
\ *
von dem ursprün|[licben Sitze dieser Beschwer-
— 37 —
den im Unterleibe, orler von andern sie her*
vorbringenden Ursachen niufste nun wohl der
Gedanke entstehen, dals im Kopfe der Grund
derselben zu suclien sey^ und wahrscheinlich
in einer anfangenden Wassersucht des Ge*
hims bestehe.
In dieser Rücksicht wurden Blutiii^el hin«*
ter den Ohren gesetzt, und. d.is versüfste
Quecksilber zu | Gran fiir die Gabe mit dem
Zinkkalke verordnet, und auf den zwolfstiin-
•digen Gebrauch dieser Arznei grofser Mach*
lafs in der Heftigkeit des Kopfleidens und
des Erbrechens wahrrjenommen.
Dieser Nachlafs dauerte aber niclit I^nge,
die Schmerzen im Kopfe « welche zuweilen
I
mit Leibweh abwechselten, wurden so heftig,
da(s das Kind überlaut schrie, und durch be-
ständiges Greifen nach dem Kopfe den Sitz
seines Leidens nocli deutlicher erkennen zu
geben sich bemüiiete«
Alles was es genofs, wurde wieder aus-
gebrochen, der Leib war dabei verstopft, und
konnte nur dunh Klystire geöflTnet werden«
Der Puls war geschwind ond gereizt, die Ue-
spiration mebrentheils ordentlich, nur zuwei-
len etwas seufzend, und zwischendurch fan*-*
den sich noch einige Augenblicke, wo er et-
-rr 38 -^
was munter schien, und D^ch seinem Spiel-
I
zeug begehrte,
Die Augen, welche bisher §ehr empfind-
lich gegen das Licht gewesen waren, wurden
jfelzt starrer ; er blickte oft unverw^qdt auf
einen Meck, und zwischendurch, iedoch noch
sehen, ^ bemerkte man etwas Schielen; der
Abgang des Urins wurde dabei sparsamer.
Jetzt verordnete man das versüfste Queck-
silber zu einem Gran für die Dose mit Mo-
schus und Zinkkalk, alle Stunden,
Jliemit wurde drei Tage fortgefahren und
zu gleicher Zeit ein Blasenpflaster iin Nacken
gelegt und in Eiterung erhalten, und alle
Abend ein Senfumscldag um 4^^ Waden ge-t
legt, Es erfolgte hierauf keine Veränderung,
^ie Krankheit schien weder zu n nod^ abzu-
n^hqien, das Leiclen des Kopfs und das Er-
brechen wurden etwas weniger , aber ^as
Schielen nalin^ dagegen z\i.
Es wurde- nun ein Aufgufs des Baldi;ians
mit dem rothen Fingerhut verschrieben, und
dieses auswechselnd mit dem Quecksilber Stün-
de um Stunde gereicht, dabei noch das war-
me Bad angewandt und ein Blasenpflaster
t)ben auf dem Kopf gelegt.
\ ^ 39 —
So ging die KrankJxeit bis am zehnten
Tage, fort, ohne dafs man auffallende Verän-i
derungen zur Verschlimmerung oder Besse-
rung wahrnehmen konnte. Zuweilen war ein
Tag, all welchem der kleine Kranke von dem
Kopfweh wenig litt, aber mehr über Leibwek
yagte, wo das Erbrechen nur ein- oder zwei*,
mal ^^^ einstellte, und auch an den Augen
wenig .widernatürliches wahrgenommen wer*«
den konnte^
Am andern Tage litt er wieder sehr viel^
schrie laut auT, brach öfters und lag entwe-
der stumpfsinnig mit starren Augen vor sicli
Jiin, oder verdrehte sie so sehr, vorzüglich
nach oben 9 dafs oft von der. Pupille niclit^
gesehen wurde. Er neb die Nase, griff mit
den Fingern oft in den Mund und rieb den
Kopf auf dfem Kissen hin und her.
Am eilften Tage verschlimmerte sich al-
les so sehr, tiafs er fast beständig im Sclilum-
mer lag, und nur durcli die Heftigkeit der
Schmerzen im Kopfe aulgeschreckt wurde.
Die Augen standen unbeweglich, die Pupillen
waren erweitert, und zogen sich auch bei vor-
gelialtenera Licht zusammen.
Am Abend dieses Tages fand sich nach
dem Bade eine ziemlich bedeutende Fieber-
regung mit Schweifs ein, wobei fedoch die
Bewufstlosigkeit unverändert blieb. Hierauf
erfolgte in der Nacht ein einige Stunden an-*-
haltender ruhiger und natürlicher Schlaf,' i^nd
nach demselben schien der Patient heiterer
zu sejn und mehrere Besinnung zu haben;
ja-rör spielte sogar etwas und konnte wieder
sehen, was seit zwei Tagen nicht der Fall
gewesen tvar. Dieses gute Befinden dauerte
den ganzen Tag fprt, und hatte sich am» Abend
eher vermehrt als 'vermindert; . jedoch hatte
crnöoh immei» viele Neigung zum; Schlafe, und
die Augen standen mehrentheils' *auf einen
festen Punkt »hingerichtet. * Dia Nacht war
besonders ruhig, und gut, allein gegen Mor-r
gexv entstanden . heftige Convulsionen und un-
ter diesen erfolgte der Tod. In dieser gan-
zen Zeit, nämlich in zwölf Tagen, hatte der
Kranke i44 Gran' versüfsten Quecksilbers in-»
nerlich genommen, und es war ihm eine Unze
Quecksilbersalbe eingerieben worden > ohne
dafs die geringste Spur von Speichelflufs ent-
stand, oder Stuhlgang dadurcli bewirkt wur-r
de, im Gegentheil mufsten täglich KlysUre
gegef^en werden. .
Am andern Tage wurde die OefFnung
t. Kopfes, an dessen Aeufseren man keine
- .(I -
Veränderung wahrnehmen konnte, unternonrh«
men.
Bei der EntbKifsung des Schädels vort
den allgemeinen Decken und der Schädelhaut
fiel die Farbe desselben zuerst sdir auF, wel- .
che nicht wie sonst röthlich weifs, sondern
bläulich war ; dabei war* derselbe mit einer
klebrichten Feuchtigkeit bedeckt, und die
Näthe bezeichneten sich durch eifte sehr in
die Augen fallende und alle ihre Zähne be-^
grenzende ROthe aus.
Nachdem der Schäd61 durchsäget, abf^eÄ
löset und die hArte Hirnhaut losgotreimet war,
zeigten sich alle GeFäfso der Oberfläche des
Gehirns sehr ausgedehnt und mit Bliij: bis in
ihi^ kleinsten Verzweigungen aufs stärkste
angcrüllt. Die ganze obere Fläche des Ge-
hirns war* dabei, vorzüglich die rechte Hälft o
desselben, mit . einem wcilsen durchsichtigen
lirnifsartigen Ueberzuge bedeckt , welcher, so
wie man mit der Spitze de$ Messers darun-
ter fuhr, wohl in der Dicke einer Linie ab-
gehoben werden konnte, und hatte alle Aehn-
■
lichkeit mit verdickter £ntzilndun£;shaut. Er
lag dabei so fest auf, dafs es nicht möglich
' war, cUe Spinnewebenhaut, aller angewandten
Mühe ohngeaclitet 9 aufzublasen. D2l^ G^\xv\w
, ^ 425 -*
selbst schien sehr aufgetrieben zu seyn, und
war weit elastischer, als im gesunden Zustan-
fle, gleichsam fluctuirend anzufühlen.
Bei den horizontalen Sectionen, die durcli
4asselbe bis auf die Seiten- Ventrit ein ge-
fnacht wurden, fand man die obere Decke
derselben sehr aufgetrieben, und beim Ein-
«<iinitte in dieselben drang eine grofs0 Men-
ge ganz weiT&en, hellen, und durchsichtigen
Wassers aus deinselben hervor, womit sie>
•vyie bei weiterer Eröffnung d^rselbe^ offön-f
bar wurde, ganz angdfidlet war. Dieses Was-
ser fand sicii auch böi fernerer tJiit^rsuchung
in dem dritten und -viertem Vöatrikel, so' wie
in dem Kanäle des verlängerten Markes^ und
betrug der geringsten Scliätzung nach sechs
"Unzen,
Die Selduigel uhd gestreiften Körper wa-
xen widernatürlicH weich, und hatten beson-
ders die letzten eine auifall^nde Blässe so-
wohl auf ihrer. Fläche, als auch in ihrem In-
iiern. Die Plexus cfioroidei fielen durch
ihre blasse Röthe auf, und all dem innern und
obern Rande der rechten Hirnhämisphäre,
scliräg gegen den hintern und innern Win-
kel der grofsen Gehirnhöhle über, fand sich
ein piizartig aus; der Gehirnmasse sich erhe-
bender fester, harter, löfiglirhtrunder Wulst
von ungefalir einem halben ZroU im Durch-
messer, der kaum mit dem Messer durch*
schnitten werden konnte, und von iveh:hem
an der' linken Heniispliäre keine Spur zu fiiH
den Yf^Vt
An der Grundfläche des Gehirns war
nichts i/vas das Ansehen einer Krankheit hatte,
das {deine Gehirn aber, besonders die rechte
Hälfte desselben, war widematürlidt weich
und SQ zusammengefallen, dal's dessen oberq
Fläche ganz ihre gewölbte halhkugelichte Foru)
emgebülset hatte,
Zweite Geschichte^
Ein Knabe i3 Monate alt von einem ge-i
Sunden starken \^ler erzeuget, aber von ei-
ner zaitcn etwas schwächlichen Mutter gebo-?
ren, wurde an der Brust einer gesioiden und
sehr muskulösen , aber dabei piilegruatisclien
Amine ernähret, und befand sich dabei den^
Ansehen nach sehr wohl:
Obgleich er aber sehr dick und fleischicht
wurde, sp fehlte es dodi seinen Muskehi an
der Fertigkeit und dem Kernicliten im Anfüh-
len, welclie? sich gewöhnlicli bei i^esunden und
starken Kindern zu fmden pUeget*, es ns^\:
^ 44 -
ein gewifser Grad von Schlaffheit und Laxi-»
tat daran nicht zu verkennen.
Nie hatte er eine recht Msche Farbe,
sondern immer ein blaf3es etwas aufgedunse-
nes Ansehen, t .
Die Enrv\äckhing seiner Geisteskräfte
ging unmerlilich und sehr langsam von statten,
er hatte aus Dingen, die sonst schon im er-
sten halben Jahre des Lebens die Aufmerk-
samkeit, der Kinder auf sich zu ziehen pfle---
^en, agi. En(ie seines ersten Lebensjahres kein
Arg? weinte wenig, lacht^ ^ast gar nicht, und
schlief viel. Dabei hatte er immer eipen
dummen, stupiden, nichtssagenden Blick, sehr
matte Augen und etwas Starres in denselben.
Auch das Geschäft des Zahnens ging bei ihm
sehr längsam von statten, und nur am Ende
des ersten Jalires fing die Natur an, dabei et^
was wirksam zu werden. Diese Periode dcv
Regsamkeit der Natur bei diesem Gesqhäfte
dauerte bis in seine letzte Krankheit und auch
noch wahrend derselben fort, und letztere
äufterte sich auf folgende Weise»
Nachdem er ein paar Tage etwas blasser
und stiller als gewühnlicli gev.^esen war, be-,
kam er in der Nacht Uebelkeiten und ein
oft wiederholtes Erbrechen, wobei unverdaute
\ .
— 45 —
Speisen und grüne gallichte Flüssigkeiten aus-*
geleeret wurden. Da dfeses Erbreclien we-
der von selbst <) noch nach den dagegen ge-
reichten Mitteln aufliürte, und man viele Ur-
sache hatte zu vermutlien, dafs iJim von der
Wärterin einige unverdauliche Nahrungsmit-
tel möchten' gereicht seyn, so gab man ein
gelindes Brechmittel, welclies zweimal lei<:ht
würkte« 'Allein demohngeachtet liefs das frei-
willige Erbrechefi niclit nach, und es erfolgten
dabei Convulsionen und ein solcher Grad
von Schwäche, dafs er beständig ohnmächtig
daniederlag«
Der innere und äufsere Gebrauch reizend-
stärkender Mittel hob in 24 Stunden die drin-
gendste Gefahr; allein nun- stellten sich Fie-
berregungen mit untermischten kleinen con-
vulsivischen Anfallen ein, wobei er fast be-
ständig im Schlummer lag und zwar so, dafs
die Augen dabei halb geschlossen waren, wo-
bei der Kopf beständig hinten über mit einer
solchen Kraft gezogen Wurde, dafs es unmög-
lich war, ihn nach vorn zu biegen.
Ein Aufgufs des Baldrians mit dem Mo-
schus^ und zwischendurch das Calon^l mit
den Zinkblumen, so wie krampfstillende Kly-
stire aus AsajM^ und ^enfiimschläg^ an den
Beinen und Blasenpflastei' im. Nacken schie-
nen eine Verbesserung dieses Zustandes zu
bewirken, so dals das Convulsivische sich ganz
„ VerlöPj die Fieberregüngen gelinder wurden,
und bedeutend ^üte Zwisdiörträume kamen,
in \Velchen er davon ganz frei, und den Um-
ständen nach ziemlich niurtter schien.
Alleiil eine grofse Neiguilg zünt Schlafe,
(iäs Schlafen ihit halb öffnen Atigen j ein ge-
•wisser starrer Blick in denselben y fein Schie-
löft nach oben, und das bemerkte Hintenüber-
riehen des Kopfes ftöfsten den Verdacht ein,
dafs das Gehirn selbst leide, und zw^r wahr-
scheinlich unter dem Drucke einer wäfsrigen
Feuchtigkeit- '_ . '
Bis zum fünften Tage ging älle$ den er-
wähnten abwechselnden Gang^ ja es zeigte
sich ^zuweilen mehrere Stünden lang eine auf*,
fallende Öesserutig. Allein an diesem Tage
fanden sich allgemeine Cortvulsiöhfen ein, wel-
che i:^ Stunden in einer Heftigkeit ununter-
brochen, der Anwendung der wirksamsten
Mittel ohrtgeächtet, fortdauerten^ und nur erst
mit dem Tode endigten*
Am darauf folgenden Tage wurde Aet
Kopf geöffnet, wobei es sich zeigte, d?>is die
vetnluthete Ursache die walu'ö war. Nach
' . " '■
- 47 -
der Elntblöfsung des Schädels fand man die
grofse Fontanelle noch nicht gänzlich verwach-
sen, die Farbe des Knochens war blauweii^.
Nachdem der Schädel durchgesäget war und
derselbe nun herabgenommen werden sollte,
muCste tnän dabei grofse Gewalt anwenden,
und könnte ihn demohngeächtet nicht vort
der liarten Hirnhaut trennen, indem dicfselbe
mit ihrem sichelförmigen Fortsatze so fest mit
dem Knochen verwachsen war, dafs man sich
genüthigt sahj die Trennung vermittelst des
Messers zu bewerkstelligen. Nach der darauf
geschehenen Wegnahme des Schädels zeigte
sich die harte Hirnhaut sehr gesj>annt, und
•wie vöü einer darunter liegenden Feuchtig-
keit in allen Punkten ausgedehnt. Beim Durch-
schneiden flofs auch wirklich eine beträchtli-
che Menge dieser* Feuchtigkeit aus, worauf
sie zusammenfiel. Sie wurde nun Vorsichtig
voii dem darunter* liegenden Gehirn getren-
net, und dieses dadurch entblüfst. Nun zeig-
te sich aber* eine sehr äüfFallende Erscheinung;
zwei Drittel der ganzer! Oberfläche des Ge-
hirns war mit einem griingelblichen^ deni ge-^
kochten Eiter ^ähnlichen Ueberzuge bedeckt,
welcher mehrentheil^ einö Linie ^ äii einigen
Stellen aber sogar 3 bis 4 Linien dick wax^
- 48 -^
' üii'd sich mehrentlieils lief in /Üe Zwischen-
räume der Windungen hineinlegte* Von der
Spinnewebenhaut konnte man an diesen Stel-
len ilichts/»deutlicli wahrnehmen, und alle
Mühe^ 'hie oder da durch Aufblasen etwas
von ihr unversehrt zu fmden^ war vergeblich.
Dieser Ueberzug war ffest und zähe, und konn«
t§ mit der Spitze des Messers in die Hühe
gehoben, werden; 6r hatte ganz die Beschaf-
fenheit der Entziindungshaut auf dem Blute*
Bei der darauf unternommenen horizon-
talen Abschälung des Gehirns bis auf die obe-
re Decke der grofsen Hohlen^ verriesüi dessen
.Substanz eine grofse Weiche und Mangel an
Festigkeit, sie zerllols gleichsam unter dem
Messer zu einem weichen Brei*
Die grofsen Hiruhöhlen waren sehr aus-
gedehnt, und beim Oeffnen derselben spritz-
te das darin enthaltene Wasser mit Gewalt
-hervor; sie waren damit ganz in allen ihren
Vertiefungen angefüllet. Die ^ Adergeflechle
hatten eine sehr blasse Farbe ^ und die Seli-
hiigel sowohl wie die gestreiften Körper wa-
ren widernatürlich weich.
i
Die Grundfläche des grofsen Gehirns hat-
te niclits widernatürliches ; aber das Jdeine
riehirn war in seiner Grundfläche von dem
. ' . i:ing-
. - 49 ^ .
nngförmigen Fortsätze des grofsen GeMras
an bis an den Uebergang in die obere I la-
che mit eben einem solchen zähen grüngelb-
lichen üeberzuge bedeckt, wie das grol'se Ge-
hirn. Sein Bau war, so wie der jenes, dem
äufseren Ansehen nach, und die widernatür-
liche Weiche abgerechnet, ohne Fehler. Alle
Gefälse aber sowohl des grolsen als des klei-
nen Gehirns, waren bis in ihren feinsten Ver-
ästelungen vom Blute so aufgetrieben und
sichtbar,, als wenn si^ mit großem FIeüise aus-
gespritzet wären.
.1
I
l
.1
I
letini. XUIL B. f. St. X>
^ So '^
\
li.
t
• ^- '
Beschreibung ^ ^ . .
einer ' "^
.t"
kleinen Thibetanischen Hand-Apotheke
. . Vom-
Dr. J» Reh mann, \
Rufs. Kaiser!« Hofrathe.
\
xJie Entdeckung der kleinen Medicam en-
ten - Vorräthej wovon wir hier* eine kurze ,
Be&chreibung Kefern, wird für die gelehrte
medi^nische Welt in Europa ein werthes und
neues Geschenk seyn. Die Arzneikennt-
nisse des entferntem Asiens^ besonders von
China und Thibet, sind nur noch so unbekannt
und von frühern Reisenden noch so yvenig
untersucht worden^ dafs jede Beobachtung^
die einiges Licht über dieselben werfen kann^
lue sehr willkonunene Bereicherung für das
— 5i —
Feld der Erfahrung in der Naturw'issen&ihnlt
seya mufs« Die Arzneivorräthe, von welciien
hier die Rede ist, und welche diös beschrei-
bende Register erklärt, sind in dem dii Hessi-
schen Handelsstädtcheil iMaimatsckon an der
tiberischen Gränze bei Kiachra zu lindeMi, und
werden von den Priestern (Lamen) der Mou-
golen und der unter russischer Bothniöl'sigkoit
lebenden Buräten, welche sich vorzügHch auch
mit Arzneikunde abgeben, liäuiig gesucht; sie
bestehen aus Co ;verschiedenen StiLckeu, wo-
von jedes Sorgfahig in Papier eingewickeh, und
mit dem Namen des Medicanienls in tangu-
tischer (thibetanischer) Sprache versehen ist.
Auf einem besöndern Bogen ist das Namen-
Verzeichflils des ganzen Vorraths ebenfalls in
jener Spräche verfertiget beigelegt«
Dieser thibetanischen Aufschriften wegen
nennd ich diese Sammlungen thibetanische
Apotheke^ obschon man mich versicherte, dats
dieselben eigentlich aus Peking kommen, und
wahrscheinlich blos deshalb mit tanguti^chen
Benennungen versehen sind, weil diese Spra-
che .die Gelehrten- und Religionssprache der
Mongoiisöhen Lamas ist, und denselben da-
her diese Medicamente unter diesen Namen
mehr bekannt sind. Soviel ist aber gowifs,
D 2
— 5a —
'dais diese Materia inedica auch in Thibet im
Gebrauch sejm raufs, weil die Bücher, woria
der Gebrauch der* Arzneimittel erklärt und
bestimmt wird, ebenfalls in thibetanischer
Sptache gedruckt sind, und von, als Götter
verehrten Aerzten in Thibet geschrieben wur-
den. Das vorzüglichste dieser Bücher hat ei-
nen ihrer Gottheiten (Burchane) Ototschei
gtoannt, zum Verfasser, welches der Aesculap
ixi der tangutischen Mythologie zu seyn scheint.
Es ist aufserordentlich wüifschenswerth, und
für die Geschichte der Medicin von dem
gföfsten Interesse, dafs diese Bücher übersetzt
würden, und ich hoffe, dafs dies einst durdh
•inen sich gegenwärtig in der medizinisch-
chirurgischen Academie ta Petersburg befind-
liehen Lama geschehen könne, sobald der-
selbe der russischen Sprache vollkommen
mächtig seyn wird, — Nach der Ordnung in
welcher die Namen dieser Medicamente auf
Jdem thibetanischeh Verzeichnifse vorkommen,
habe ich dieselben von mehrem Lamas aus-
sprechen lassen, und die Aussprache genau
mit lateinischen Lettern auszudrücken gesucht.
— Ich habe die verschiedenen Saamen, Früchte,
Wurzeln und übrigen Substanzen nach ihren
Kennzeichen, die zum Theil des Alters der
- 55 -
Exemplare ^egen schwer aufzufinden warent
einzeln einer genauen Prüfung unterworfen ,
und sie durch die jVIithüIfe des Botanikers
Herr9 Dn Redorsky^ so viel möglich zu be-
stimmen gesucht. Die ausfuhrliche botanische
Beschreibung der meisten Artikel ist also
gröfstentheils diesem Gelehrten zu verdanken.
Die verschiedenen einfachen Arzneikör-
pÄ, welche man hier kennen lernen wird,
werden von den LSmas der Burätischen Na-
tion theils unter sich, theils mit vielen andern
einheimischen Kräutern gemischt, meistens in
Pulverform gerieben, und so erst zum Meil-
gebrauch angewendet. Ihre Mischungen sind
zuweilen sehr vielfach und bestehen zuweilen
aus 2,5 — 4^ verschiedenen Ingredienzien, die
meistens in Pulverform in kleinen ledernen
Beutelchen aufbewahret werden, und wovon
kleine Portionen gewöhnlich früh und Abend*
mit Walser infiindirt oder gekocht, den Kran-
ken gereicht werden^ Idi habe mehrere Pro-
ben solcher künstlichen Zusammensetzungen
gesehen, nur bedaore ich hiebei über die i;e-
flaue jedesmalige Anwendung, derselben die
Indication welche zar Anitendnng derselben,
bestimmt, noch nicht sovid erfahren zu ha-
ben, als ich ^eiruasdit faabe» da sich die La-
. - 54 ^
I *■
jmas iiiebei immer bei unseqj Erkundigungen
auf die An\Y eisungen, weichein iiiren Büchern
geschrieben ständen, zu berufen pflegen. Nie
erhielt ich eine befriedigende Antwort hier-
über,^ und wir ihüfsen also Geduld tragen,
Etwas näheres über die . Anwendung dieser
Mßteria medica zu erfahren, bis eins von
jenen tangutisqhen Büchern übersetzt seyn
wird, welqJies ihr therapeutisches Handehi
leitet. ^
Ich bin auch in dem Besitze von yn ehrern
(Einheimischen Arzneikräutern, derensich'unsere
•; Burcßten bedienen, welche .Materialien oins
nach und nach zu einer gepauern Bekannt-
schaft mit ihren ärztlichen Kenntnifs^ führen
werden.
Da durch die Erfahrung allein .die Wir-
kung aller Arzneikorper ausgemittelt werden
kann; so habe ichgeglaubr, bei der Beschrei-
bung der.Mediciunente, welcJie aus China
und Thibet gezogen werden," imc\i so viel
als möglich aller voreiligen Raisonnenienls
über ihre praktische Anwendung enthalten
zumiifsen, und nur die wenigen Thatsachen
und Nachrichten, die ich mir zu eigen machen
konnte, auszuführen. Der üe.*brauch mehrerer
\on diesen. Arzneimitteln läfst sich aber mit
— 55 —
^otstet \\^ahrftcheiiilichkeit präsumiren. — leh
hoffte hierüber durch unsern Aufenthalt iii
China noch Manches 211 erfahren. Die Rück-
kehr der Gesandtschaft hat aber auch diese
Hoffnung vereitelt.. — Die Naturhistorische
Beschreibung dieser Pharniazieen mcige also
indessen genügen. Die gelehrten Aerzte un-i»
seres Vaterlandes werden darin manches Be-
kannte Ilndent
Aus der Uebersifht des ganzen ergiebt
sich die Bestätigung der schon länger bekann-
ten Beobachtung, dafs die orientalischen Völ-
ker in ihrea Arzneivorratli vielmehr auf rei-
zende, erhitzende, stärkende Mittel becjacht^
sind, als auf ausleerende, scliwächende, küh-^
lende Mittel, welche in unsern abendländi-
schen Medizinal -Magazinen sich in so grolser
Quantität vorfinden. Auf einem besondem
Blatt von gelber Farbe ist diesen Apotheken
noch die Adresse des Kaufmanns in cliinesi-
scher und "ynandschurischer Sprache beigelegt,
bei welchem dieselben verkauft werden, und
wrelche in- der Uebersetzung also lautet:
„ In dieser Bude verkauft man allerlei chi-
/nesische und tangutisghe Medicam ente, einfa-
che und asnsammengesetzte, wie auch Schqupf- •
taback aus Peking luul Bücher in tangutisdier
J ■
— 5« —
^prachc^. Diese Bude befindet sich in d^
ileihe, genannt Tschang r kio - geu • zulzae-»
wat , auf der östlichen Seite von Zel « dak^
chak^saia^, , ^ '
JVo. I. Azura.
Die Nufs eines unbekannten Baumes, de»
ren äufsere Schaale fün&eitig ist, und zwi-
• sehen jeder Seite noch eine Furche bat. Die
äufsere Fomi, in so fern sich dieselbe aus
dem getrockneten Zustande ^kennen lä&t,
ist birnformig. Nach Abnahme der äufsern
Schaale zeigte sich die Schaa^ der innern
Nufs, deren Parenchyma portis und gegen
drei Linien dick ist, die Farbe derselben ist
gelbliclit. Die innere Höhlung dieser Nufs,
die noch mit einer besondern Haut bekleidet
ist, enthält einen länglichten mandelartigen
Kern« Dei' Geschmack der Schaale ist herb
zusammenziehend. Es fragt sich, ob der Kern
nur allein, oder die Schaale gebraucht wird,
und ob aus ersterm nicht etwa ein Oel ge-
prefst wird. Der Apotheker Äe/i» vermuthe-*
te, dals es die jetzt schon in unsern Offizi-
nen veralteten Myroballani seyen, unter wel-
chen sAe einer Sorte auffallo^d gleichen sollen. •
■ /
^ 57 -
Es ist diese Nufs ein Hauptmittel in die«
ser maieria medica\ so ilafs ein Lama mir
es als den Chan (den König) der Arzneien
bezeichnete; er wird als ein Gegengift Tür
alle Gifte von ihnen betraclitet, vorzuglicli
gegen den Sublimat, welchen die Baräten
und Mongolen von den Russen erhalten und
dessen Wirkung gar wohl kennen. Es wird
die ganz getrocknete Frucht in Pulver ge-
stofsen, warmes Wasser aufgegossen, dann
einige Augenblicke aufgekocht und mit etwas
Zucker zu trinken gegeben. Es soll vorzüg-
lieh auch gegen Trunkenheit helfen, wenn
man ein Stück im Munde hält, oder auch mit
Zucker abgerieben einnimmt.
2. Barura.
Eine apfelfürmige, mit einer nufsartigen vieU
fächrichten Capseh versehene Frucht, von der
Grölse einer mäfsigen Wallnufs; sie ist mit
einer Epidermis vei^sehen, welche in.IlUck-
sieht der Nufs dünn ist, von Farbe gelb mit
kleinen bräunlichen Flecken besprengt, glatt,
glänzend, und locker anliegend; bei den rei-
fem ist diese Oberhaut gerunzelt, bei den
jungen Früchten ist sie stärker angespannt;
sie bekleidet eine innere Capsel von schwam-
michter, locker anzufühlender Substanz, wel-
che sich vom Messer leicht schneiden |äfst,
lind ein mehrfächerichtes< Samengehäuse ein-
schliefst, dessen Klappen sich dnrch die äus^
Sere Wai^d des beschriebenen Körpers öffneuy
und kleine Kerne entlialten, die ihrem Aeus-
Sern und Innern nach jenen der Apfelfrucht
gleich kommen^ Die Frucht selbst ist von
rein bitterm Geschmack, und wahrscheinlich
ein tonisches Mittel, welches in Magenbe-
schwerden und Uebeln des Unterleibes ge-
bräuchlich seyn kann.,
3. Dsphur urüf
Eine in horizontale dünne Scheiben geschnit-
tene Frucht, die, so viel man aus den Frag-
menten errathen kann, zu dei| Rosafceis ge-
hört,
Die Stücke haben eine runzlicbte, gelb-»
röthlichte, gediipfelte Haut. Das dünne die-
^er Frucht besteht, aus einer borgknotigen
verhärteten Mass^, in deren Mittelpunkt sich
3 — 4 steinartige Samen befinden, deren in-
nere Flächen sich ohne zwischen gelegte Haut
berühren, und deren äufsere Seiten, mit drei
Erhabenheiten erhöht: sind. Die Frucht scheint
auf langen Stielen zu sitzen und von der Grö-
fse einer kleinen Birn zu Seyn. Dfer Ge-
hmack ist angenehm säuerlich, erfrischend
59 --
und gleicht beiiifal]^ jenem der Hanbutlen oder
getrockneten Quitten,
Als Sjieise müssen diese Frlichte mit Zuk-
ker soibereiiet ein sehr wohlschmeckendes Ge-
richt abgeben, und als Arzneimittel können
sie den Saft unserer Limonien als erfrischen-
des kühlendes Mittel ersetzen. Es wird da-r
von ein grofser Gebrauch gemacht, und in
China nach verschiedenen Gegenden auch
grüfs'ere Kisten davon verscliickt»
4f Schinta»
Stark aromatiscJi riechende Rindenstücke ei-
nes Baums, der walirscheinlich Cassien ge-
hört, Die Stücke sind von ungleiclier Dicke^
hellbraun, zum Theil noch mit ihrer äufsern
Borke beneidet, woran bei einigen noch
Moose und Flechten sitzen. / •
Die dem Splint zugekehrte Seite ist glWj
ohne Kaifhigkeiten und nicht von der hell-
grauen Farbe, welche mai\ an einzelnen Stel-
len der äulsem Rinde bemerkt, die ihren Ur-
sprung denen $icli erzeugenden Flechten zu
verdanken haben. — Die Substanz ist sprö-
de, im Bruche nicht faserielit und intensive
gefärbt. — Der Geschmack ist etwas schwä-
cher, als jener der Cassia caryo^hyllaia^ übri-
geii3 angenehm, nelkenartig aromatisch, und
— • 6o -«
sie ist daher in ihren Wirkungeit in grofsen
Dosen jenen der Zimmtrinde wahrscheinlich
gleich zu setzen.
5« Gchm
Radix amomi ZingiberiSy oder getrocknete
.Wurzelknollen des Ingwers, welche Pflanze in
Indien einheimisch ist; aber auch im südli-
chen China nach des Jesuiten Louleiro's Be-
richt kultivirt wird. Es fragt sich, in welcher
Provinz dieses vorzüglich geschieht?
Es unterscheiden sich die Wurzeln von
den beiden Sorten Ingwer, die aus'Osdndien
nach Europa kommen, dadurch, dafs er un-
geschält, nicht mit heifsem Wasser abgebrüht
ist, und in der Xjuft und Sonne getrocknet
2U seyn scheint. ^
Es wird der Ingtver im Magenübel häu-
fig von allen asiatischen Nationen gebraucht,
und er gehört zu den vielen erhitzenden,
üjtark reizeriden Mitteln, welchen überhaupt
diese Völker in so vielen Fällen den Vorzug
geben. Sein Gebrauch in Europa als Gewürz
ast bekannt; der sehr stimulirenden Kraft we-
gen verdiente er in der Arzneikunde eine
häufigere Anwendung. Die Engländer schei-
nen jedoch für den Ingwer als Arzneimittel
einige Vorliebe zu besitzen, und haben neu-
-* 6r '
erlicK eine Esseniia Zingiberis mit vielem
Lobe in Gebrauch gesetzt. — Die Chinesen
Tersenden diese Wurzel auch mit Zucker über-
zogen in grofser Menge, und man sieht bei
den Gastereien der Sibirischen und russischen
Kaufleute denselben häufig unter den Confi-
turen als eine sehr wohlschmeckende und
Appetit erregende Leckerei.
£• Gadschah.
Die aromatische Wurzel einer Pflanze, weU
che zu der Familie der Scitaminien gehört^
und der äufsem Form nacli zu den Anionen
oder Cucunien zu zäiileu ist, und wahrsciiein-«
lieh ebenfalls in China cuhivirt und aus den
heüsen Gegenden Asiens daher versetzt ist.
Die einzelnen Glieder dieser Wurzel sind
platter, zusammengedrückter, als bei dem ge-
'WÖhidichen Ingwen Man bemerkt mehr Sub*
stanz als Epidermis, welche sich gegen die
Seiten im Umkreise zusammengehäuft hat.
Keim und Wurzelfasem unterscheiden sicli
deutlich auf beiden Oberflächen. Die Sub«
stanz ' der einzeln ründlichten zusammenge*
druckten Platten ist weifslicht, mehlartig, po-
rös, und leicht brechbar, und sehr leicht zer-
ff
reiblich« Der Geschmack unterscheidet sich
von dem Geschmack der ofUdnellen Radios
JSiedoariae bloS durch das st^chehd- reizende
des Ingwers^ welche Eigenschaft aber zugleich
durch den glutinösen Antheil^ welcheti diese
Wurzel bei sich führet, eingehüllt und gemil-
dert zu werden scheint* Sollte sie nicht die
ehemals officineij gewesene Hadui; Co^iUmU
haer seyri? • ^ -» / •
Die reizende Tugend dieser Wurzel scheint
durch das Einhiillende und SchlieiWichte ei-
, iien grofsexi Vorzug iii ihrer AQW-diidung zu
erhalten, und dadurch VorztlgUch 'b-ei iehr er-
regbareri Subjecten in Dysenterien , Schwä-
che der Eingeweide, selbst in d^PjithisiS des
nährenden Antheils wegen raiigew endet . zu
•Werden verdienQiii j» . • j,
; 7» Submilh ' , . .'.
Die .gereiften Kapsieln einer Bananenartigen
Pflanze, welche zur Gattung ,des Ing^^rs ge,-
hörty und als Species , zum. ^momum Cardu"
Momum oder dem noch dnhiü$eih,j4momum
gräna. parädisi gehören dürfte*
Die Capseln unterscheiden J:sich durch
keine chärakt^i^tiscHen Zeichen Vbn denen
bei deii Materialistän, vorkommejlden Hülsen
von CatdatriotnkLmi. aufser difsisie durch die
eckichte Form einigermafsen' abweichen* Die
iilsen sind dreifächeticht^ der Saame ist drei-
— 63 —
seih'g, herzförmig und ai^ der äufseni und in«
nern Scheide belestigt«
Der Geschmack des SaamensMst gewiirz-
haft, und jener der ofüciellen Gratia para*
disL
8. Bibilen. (Ripef longUm L.)
Die unreifen Amentae einer Species von Pfef-
fer^ welche nach dem Linneischen System
Piper longum ist; er wird bekanntlich immer
wurmstichicht gefunden. Der Pfeffer ist ei-
nes der allgemeinsten Volksmittel auf unserer
Erde;« seine Anwendung, in Magenbesdiwer-
den Und vorzüglich in kahen FiebeVn ist bei
dem gemeinen Volke in ganz Europa, beson-
ders in Ungarn, mit Branntwein sehr häutig;
er verdiente auch in unsern Apotheken an
der Stelle so manches unwirksamen und zwei-
felhaften Mittels; einen ehrenvollen Hang; er
wird von uns iiirht so 'sehr gebraucht, als er
e^ verdiente. Der yev^xoThene H^eiekardt
hat eine Tinctura piperis longt\ die er selbst
zusammen setzte, häufig gebraucht, und sie
verdiente bei asthenischen Krankheiten, welche
gröbere Oi*gane befallen, bei dem gemeinen
Volke als Mittel in int^rmittirenden Fiebern '
u. d. gl. gewifs eine allgemeine Anwendun^f»
Wegen ihres so stark brennenden Geschinacka
- 64 — . .
wird sie^Äuf ^eangpeneäime Wefee mit MildU
genommen,
•g, Lidri» •. : ,
Die Wurzel einer unbekannten Pflanze, Trel-*
che ihrer Form und Textur nach , wahr-
scheinlich ieu "de» Was5(Örgewächseil* gehört.
Nachllen vorhandenen Stucken zu urtheilen,
scheint die Wurzel beträchtlich lang und krie-
chend zu seyn; sie 'ist von einer diinnen
«diWärzbräunlichten Oberhaut umgeben; die
Substanz selbst ist lei<5ht; lacker, ubd von aus
dem jMittelpünkt ausgehenden parallelen, nach
dem UmKreise dirigirenden und $ich daselbst
vereinigenden Schichten zusammengesetzt» —
Die Wurzel schiefst aus ihrer untemj Fläche
mehrere Seitenäste heraus, deren inner^^truk- ,
tur der Hauptwurzel vollkommen ähnlich ist»
Der Geschmack ist sehr bitter, anhalten^
und äufsert sich erst eine Zeitla:i;ig nach dem
Kaueti; el^ hat weder mit di&m Bitterstoff der
Quassia, der China, der Gentiana einige Aehn-^
lichkeit, sondern besitzt mehr etwas dem
Wermuth ähnliches, dieser bittere Geschmack
deutet schon auf den Gebrauch hin.
10. Dükfürin*
Ckela Cancrorum. Ein gröfseres Paquet
bsschalen, wdcbe aber, soviel sich aus der
Men-
- 65 -
Menge laniter kleiner Stückchen erkennen läfst
einer eigenen Krebsart zugehüren mögen. Die
Species ist weil keine hinlänglich groFse StUk-
cke sich vorfinden um ein Ganzes zusammen-
zusetzen, unbestimmbar. Ihre Anwendung ist
wahrscheinlich die nämliche, wie jene unserer
Oculi cancrorum, der Magnesia u. s. w.
II,' Manu*
Die Wurzel einer zur Klasse der Syngenesia
und wahrscheinlich zum Geschlecht der Inula
gehörigen Pflanze ; sie ist dem Anscheine nach
spindelförmig, an ihrem oberii Ende von der
Dikke eines kleinen Fingers, runzlicht hell'-
braun« Die innere Substanz ist von weifsgelb*
lichteif Farbe ziemliph locker und mehlartig;
die .dünnem Enden sind mit feinen Neben*
wurzeln versehen. Der Geruch und Ge-
schmack sind ganz jene der offizinellen Aad.
Inul. Letztere ist anfangs auf der Zunge fa-
de, mehlartig, und dann etwas zusammcnzie««
hend aromatisch, wenig bitterhaft. Ihr ge-
trokneter Zustand zeigt, dafs er wahrschein-
lich zu einem Decoct gebraucht wird.
lat. Gagula*
Die Saamen-Kapseln einer vermuthlich zu den
Scidaminien gehörigen Pflanze, die ihrer merk-
lichen Gröfse ausgenominen' vielleicht zu den
Joura. XXXIf. B. 3« St. £
— 66 —
Am^men oder den damit verwandten Ge-
schlechtem gehört. Diese Saamenkapsel ist
von der Gröfse einer mittlem Wallnufs, oval,
auf einem Stiele sitzend, welcher fast so Jang
als die Frucht selbst ist; sie ist gefurcht,
dreiklappicht und dreifächericht; an den Wän-
den sitzen Saamen^ welche die Fächer voll-
kommen ausfüllen; diese Saamen sind eben-
falls dreiseitig, ziemlich grofs und von schar-
fem brennenden Geschmack* Die Färbe die-
ser Nüsse ist diejenige unserer Wallnüsse; bei
einigen ist der Stiel der Frucht gebogen. Die
Anzahl dersielben in jedem Päckchen ist ge-
wöhnlich zwölf. Wahrscheinlich wird der Saa-
me zu Piilver gerieben tmd^'mit andern ahn-
lieh reizenden Mitteln gemischt angewendet.
i3. Zagan Sandam
Längliche gesp^tene Stüdce eines Baumes
welcher der Deutung der rÜfsischen Ueber-
"^etzung zufolge zu den Cedem gehört, oder
vielleicht auch Lignum rhod.seyn kann. Nach
der ersten Vermuthung wäre dieser Baum ei-
ne Art Gupressus.
Der Geruch und Geschmack ist harzicht,
und die Stücke brennen mit heller Flamme
Ymd geben einen angenehmen leichten resi-
osen Geruch, beinahe wie jeDier des Wach-
- - 67 -
holilerholaes und hinterlassen eine sehr weiTsa
und auffallend zusammenhängende Äsche.
j4« Vlan Sandafu ..,*..
Russisch Crasnoia Deuifa. — . I^gn. Sqnd^
rubr. Rothes Sandelholz. — .^Die Stücke die-
ses vorhandenen Hol^zes sind ohne ZweiFel
der Matercal^ welches unter obigen N^meu
ehemals in . unsem Apotheken einheimii^ch
war, und in dem Handel als Färbemittel eine
bedeutende Rolle spielt; sie haben in dieser
Sammlung: da» merkwürdige, dafs sie von ei-
nem zertrümmerten verarbeiteten Stjicke oder
alten Möbel genommen zu seyn scheinen.
15. Agar*
Derbe Stücke eines HoUes, welchesi von kf jt^
ner beiherkbaren äufsem Rinde mngeben ist*
Die Stucke' sind von einer hellgrauen ifj^^
gelblidite spielenden Farbe, mit braunen Adern
der Liängenach durchzogen, welche von bräun-
lichten-Queerbündeln durchkreuzt werden. Di^
StückiB :tand:im Verhältnifs zu ihrer Grüfse
ziemlich sdiwer, fassen leicht Feuer und hin-
terla&sen iaat einem dicken Rauch, einen an-
genehmisn harzigten Geruch ^ welcher unserm
Weihrauch' gleich kömmt.
Sollte ^eses Holz nicht einem von ]e^
neu Bäumien' angehören, welche uns irgend
£ d
-- 68 ^
.eines von den re^inosen Injgredienzicm un-
seres orientalischen Räucherwerks liefern? Der
Geruch scheint vorzüglich jener de« Oliba^
num zu seyn.
• . 16. Gurgum.
Ein Gemisch von hell carminrothfiot* Farbe,
dem Safran beim ersten Anblick ähnlich, des-
sen Haupttheil aus getrockneten Blumenkel-
chen und Staubfäden einer F^ilan^e zu beste-
hen scheint, welche in denen mit zusammen-
gewachsenen Filamenten vers^'enen. Klasse zu
sählen ist» . '
Die Art gehört zu den semiflosculosen
Blumen und ist wahrscheinlich &n Canha^
musj Ceutaurea oder dgl. Aufser diesen
Theilen finden sich noch in der Mischung
rundlicht^, kleine, gelblich aussehende, gum-
miartige, körnichte Körper, so dafs das Gan-
ze ebenfalls eine Art Räucherwerk zu consti-
tuiren scheint. — * Der Genich ist ganz eigen
und von den gumniösen Körperchen herzu-
leiten. Diese Masse scheint wegen der auf-
fallenden Aehnlichkeit des Geruchs« zu der
Komposition der chinesischen Räucherkerz-
claen benommen zu werden, welche bün*
deVeise fiir den Gebrauch für ihre Tem-
j>el und fiir ihre Hausaltäre verkauft /ivc^rden.
M« I «
- 69 ~ ,
Kaltes Wasser wurde davon hellgelblicht ge-
färbt; von Weingeist wurde die Farbe stär*
ko* ausgezogen, wobei aber die Blumen nicht
wie der Croeus viel v.on ihrem Pigment ver«
Joren,
17« Bremohm
RaJUees Aleannae. Die Wurzel einer unter
dem Namen Lausonia m^rmis bekannten,
und in Egjpten und den Morgenländern
wachsenden Pflanze. Sie gehur^ zu der ach-
ten Klasse erster Ordnung des Linneischen
Systems. -Die' Blätter und Stengel .dieser Pflan-
ze färben gelb, die Wurzel aber, deren Pig-
ment in derdUmien Rinde befindlich ist, giebt
eine dunkelrothe Farbe von bekannter An-
wendung in der Färberei
Die Chinesen färben höchstwahrschein-
lich eine Art runder, von Baumwolle verfer-
tigter Blätter damit, welche zur rothen ScJimin-
ke dienen, die trocken nicht abgewischt wer*
den kann. — Die Pflanze selbst dient den
Egyptiem als Nägelschminke, die davon gelb
werden.
Das Daseyn dieser Wurzeln in dieser
kleinen Pharmacie läfst indessen vermuthen,
dais diese Wurzeln eine medizinische Anwen-
dung haben, die uns unbekannt ist.
. yo ~ \
18. Sott» ■
JRuhia tindtorum. Färberröthe oder Krapp.
Die Wurzeln eine^ bekannten Pflanze, wel-
che Linne in die erste Ordnung der vierten
Klasse setzt und mit dem angezeigten Nansen
bezeichnet; sie wächst im südlichen Europa .
und auch in den südlichen Provinzen Rufs-
lands wild und scheint in der nördlichen Ge-
gend von China einheimisch zu seyn, -?- Es
fragt sich hier ebenfalls, wie diese Pflanze
aufser dem Färbegebräuch noch ak Arznei-
mittel von diesen Völkern angewendet v wer-
de^ und welches die eigentliche Indication für
dieselbe sey? Sollten sie ^ die Rachitis ken-
nen, und dieses Mittel hierin oder lin andern
Gliederkrankheiten anwenden?
ig. Balega. ■ r
Diese Wurzeln scheinen zu einer Pflanze zu
gehören, welche nach dem über denselben
bei einigen Stücken . noch ^vorhandenen
Stempel zu urtheilen , ein Staudengewächs
zu sejn scheint. Die walirscheinlich perpen-
diculäfre Wurzel hat eine ziemlich dicke Rin-
r
de.. Das Innere derselben ist durch sich nach
dem Mittelpunkte vereinigenden s^Jjr starken
Strahlenbündeln zusammengesetzt, deren Zwi-
schenräume aber noch mit porä$em Marke
^ fjl .^
I
ausgefüllt sind. Der Geruch dieser Wurzel
ist beim Brennen dem unter No. i6. ange-
zeigten ähnlich, der Geschmack ist etwas bit-
terlich,
20. Bahru.
Einige Stücke der Hadißc Jreos florentinae^
Violenwurzel. Sie wächst bekanntlich auch
im, südlichen Europa, wroher ihre Benennung.
Sie wird in vielen Gegenden den Kindern als /
ein Schutzmittel des Zahnwehes angehängt,
und zuw^ eilen mit Silber eingefafrt; sonst ist
sie von bekanntem unbedeutenden Gebrauche.
ai, DanrokJ
. Purgirnüsse. Saamen vpn einer Pflanze, wel-
che zu der natürlichen Familie der dreibeeri-
* ,
gen (tricoccae) gehört und eine Art von Ä*-
cinus ist. Die Saamen haben ganz die Fornji
der unter dem Namen bekannten sibirischen
Zedernüsse, allein die noch 'vorhandenen äus-
sern Umhüllungen deuten deutlich auf das
genahnte Geschlecht, und der scharfe bren-
nende Geschmack des Saamens, welcher sich
spät äufsert, zeigt nur zu sehr die schädlichen
Wirkungen der ganzen Familie an.
Diese Saamen sind in den Offizinen un- '
ter dem Namen SeminaCataputiae majoris
bekannt, eben so wie ihre purgirende Wirkung.
/
Die Lamas lassen 3 — 4 Stücke nehmen^
tun Purgiren hervor^ubringfen.
Bei .dem Kosten dieser Saamen zieht 'man
sich ein heftiges Brennen auf der Zunge und
Yor2üglich im Halse zu, welches lange anl^ält
und äufserst unangeneho^ ist,
a2. Talgadorschi*
• Die Saamen eines, auf den hohen Gebirgen
von China wachsenden Baumes, welcher in
der Mongöley als Steppenstrauch vorkommen
soll, und nach Linn^ischer Benennung RoH'
nia Chamlagu heifst. Die Gestalt der Kör-
ner ist rhomboid^isch, die Seiten sind abge-
stumpft, die Oberfläche ist gelblicht - braun
und glänzend; sie scheinen nach, der Analo-
gie der ganzen Familie zu den alimentarischea
• Saamen zu gehören,
25. ütbull.
KierenfÖrmige, nach ihrem untern Ende ab-
gerändete, von einer graulich-schwarzen Haut
umgebene Kömer, welche sich gegen den Hi-
^ lus gelblicht färbt, mit welchem diese Saamen
an die innere Columna der gemeinschaftlichen
Fruchtkapsel befestiget ist; dieser Saame die
Art ^nes HibiscuSy deren Species. sich nicht
bestimmen läüsti es k^ann vielleicht Hiiiscui
- 7* r-
Manihoe^ ^eyn^ dessen Saamen ron den Con«
fituriers gebraucht werden«
a4* Buschü * äse*
Getrocknete Wurzeln einer Art von Galgant^
welche von den gewöhnlichen im Handel vor«
kommenden zwar verschieden, und daher nicht
zu der Linn^ischen Campheria galanga zu
gehören scheint. Diese Wurzeln sind porö-
ser, leichter, zusammen geschrumpft, ajs die
des Ingwers.
Der Geschmack ist etwas gewürzhaft, der
Geruch angenehm* Sie hat wahrscheinlich
eine culinarische Anwendung.
25. Denn "bu ^ zei - raL
Radix pofypodiu — Die Wurzel eines nidit
zu bestimmenden Farrenkrautes, welches wahr-
scheinlich in den südlichen Provinzen von
China zu Hause ist, und gewöhnlich zwischen
Felsenrissen* gefunden wird. Die horizonta-
len Wurzeln sind noch mit der Palea äulser-
lich belegt und haben keine bemerkbaren Fi-
brillen. An einigen bemerkt man noch den
abgestorbenen Stipes; die Wurzeln sind beim
Bruche von einer dunkelrothen Farbe und
von Geschmack süfslicht zusamixienziehend.
^6. Dschumza.
Einige Stüci^e von Rhabarber > welche abei*
, ' ' . rr- 74 r-
unrein ist, und lange nicht sq sorgsam ge-
wählt, als diejenigen Stücke, welche in /Ci-
achca von dem dort angestellteh Apotheker
für die Kfone , ausgesucht werden, da bei die-
sen Stücken jene graugelben und schmuzig
braunen FJecke, welche, von einer Verderb-
jpifs der Wurzel herrühren, sorgsam abge-
schnitten werden, wovon aber diese gar nicht
frei ist#
27. Tschun^ charip
Die Blätter. eines na6h ITiunhergs Bericht in
Japan auf Felsen- wachsenden Baumes, wel-
eher zum Geschlecht der Mispeln gehört ui^d
im Linneischen System unter dem Namen
Mespüus japohica vort^ömmt. — Die Blät-
ter sind von der Gestalt und Gröfse jener
des WaJJnufsbaumes in den amerikanischen
Provinzen, sie sind ey förmig, lanzettenartig,
grob gezÄhnt, auf der äufsern Oberfläche glatt,
glänzend, auf der untern filzicht, woUicht, von
* pergamentartiger Substanz; sie haben keinen
bemerkbaren Blattlstiel. Es scheint, dafs nur
die Blätter gebraucht werdeii, da keine Früch-
te vorhanden sind. Der Geschmack ist mu-
cilaginüs, sehr wenig bitter.
28. Dschidanga.
Rundlichte Kömer von der Gröfse des g^-
wöhnlicheil schwarzen Pfeffers , weldie sieb
aber von diesen durch den sie noch umge-»
benden Kelch unterscheiden , welcher ein*
blätterich und fiinflappidit ist, Diese Korner
haben, eine dünne braunschwarze äuisereOber«*
haut, welche einen markichten Kern uinklei-
den, der 4 Sclieidewände entliälr. (Tesclunack*
und Gerucli sind jene des schwarzen Pfefieri
nur in einem geringen Grad<^.
29* Sema*
Saamen von einer bekannten Art von ff^dym
saruffij welclies das Iledys, Caput galli (llali-
nenka^nm) ist. Diese Pllaiue <)[diört zur Klas*
se Diadclphia Decimdria und wird auch im
siidliclien Europa allwacliseiid gefunden»
3o, Darba.
Die getrockneten Früchte der Berberistaude»
Berberis vjulgaris. Unn.
3i* Dschugan.
Einige Stücke faserichten Oyps, weIrJier mit
jener Asbestart dem äulsern Ansehen nach
Aehnlichkeit hat, welche ehemals in den Apo-
theken unter dem Namen Alumen plumosum
bekannt wan Dieser Gjps bridit in Tiion-
gebirgen, auch hängt derselbe noch in Schie-
fer übergehender Thonerde.an.. Er ist noch
brüchiger ids der Aluwu plumosum j und
~ 78 -
ein fettes Oehl eiltlirelt. Es -läfst sich schwer
bestimmen, von welcher Pflanze diese Frucht
herkomme.
• zy. ßadma Gisen ,
Ohne Zweifel- die Frucht einer Rose. ' Sie ist
.von aufsen - sehr runzlicht und höckericht,
und enthält eine Menge Säamen, die aber in
einem nicht so rauhen Parenchyma sitzen als
bei ünsern gewöhnlithen Rosen. Der Ge-
schmack tler Schaale ist etwas säuaüch ÄÜfs-
lich, Hanbutten ähnlich. ;. . ' .
Eine an ihrem obem Ende rundlichte, nach
unten zugespitzte, aiif* einem holzichteh langen
Stiele aufsitzende Kapsel, weiche von aufsen
mit eiiiem gelblichweifsen kurzen Tmnento
begleitet ist. Beim JEröiFnen zeigte:, sich eine
innere eben so gestaltete andere . Kapsel , de-
ren Tomentum langhaarichter und zarter be-
Al^dön wurde. Diese ganz sonderbar con-
«truirte Saamehhülse enthielt einen die gan-
ze innere' Höhle ausfüllenden^ dunkelbrau-
nen Kern. Es läfst «sich vermuthen,: dafs die-
-se Pflanze- zu den natürlichen Familien der
' Contorten gel^öre. Der Kern hat einen liitzi«>
gen Cardamomen ähnlichen Geschmack, und
l䣻t vermuthen^ ^afs er sehr wirksam «ej*
- 79 -
59* Donnr roL
Stücke jener natürlichen Verbindung des
Scliwefels mit dem Arsenik, welche in den
Apotheken unter dem Arseikicum nibnim
vorkömmt, auch rothes Rauschgelb oder San-
darak genannt wird, und aus 80 Theilen Ar-
senik und 20 Theilen Schwefel besteht. Wahr-
scheinlich wird dieses Mittel blos äufserlich
angewendet, so wie ein anderes ähnliches
chinesisches Arzneimittel, welches aus einer
künstlichen Verbindung des Arseniks mit dem
Schwefel besteht, in der Form von kleinen
runden Stängelchen unter dem Namen Den* -
pu häufig nach Kiachta gebracht, und an die
Russen veriiandrft wird."
40. Siecschi Medak.
Saamen einer zu den Cucurbitanrteh gehörigen
Pflanze, welche eine Art von Momordica zu
seyn scheint; sie kommen den Saanieh der
Momordica baUamica sehr nahe, nur sind
sie weit gröfser; sie enthalten einen flachen
ranzigt schmeckenden Kern von mehlichter
Substanz.
41« SüFt" burco, '■'
Poma granatorum. Granatäpfel im getrock-
neten Zustande, als Früchte von dem unter
dem x>ramen Punica granatorwn bekanntetv
^. 9a --
Baume) weldier in den südlichen Ländern
Europa's einheimisch ist. Die Schaale wird
Huch bei uns als adstringirendes Mittel ge-*
braucht.
42. Nulcschu.
^Argentum vivum^ Ohngefahr eine halbe Unze
Quecksilber, welches zwar viel Stäub - und
dergleichen ^Unreinigkeiten auf seiner Ober-
fläche hat,, aber von fremden Metallen jpem-
ich rein zu seyn scheint; er ist in einem
kleinen irdenen Töpfchen mit engem Halse
iterwahrty weLpher statt einem korkenen Stop^
sei mit einem fest zusammen gerollten rothen
Papier veristopft ist. Bekanntlich wird das
Quecksilber in vielen. Bergen* Chinas ffiSan^
den. '
Bei den Buräten ist der Gebrauch des
Quecksilbers in einer Salbe, welche sie selbst
bereiten, ebenfalls bekannt ; nur zeigt die
kleine Quantität des in dieser Apotheke vor-
£ndlichen Metalls^ däfs sie in dem Gebrau-
chte desselben dennoch nicht so freigebig sind,
als die Radicalkur venerischer Zufälle durch
die Schmierkur erfordert., Das Leben in den
JLÜhlen Filzzelten, das rauhe Klima, ihre gro-
fse Unreinlidlikeit der Haut , müssen auch als
Hinderai^e, dieser Merkurialkuren angesehen
wer-
3- 8i —
werden« Ich fand dalicr unter diesem Nom.i-
deii/olk Viele veraltete, venerische Krafikiini-
ten^ mit denen sie schon seit Jahren hidit
fertig werden konnten* --^ Audi in der Kniut^
wird die Quecksilbenfeftlbe ^on ilihen " axx*^^
wendet; sie bereiten dieselbe durch I\eibeii|
doch so eü, dafs alle Kügelchen yensclivv^nden^
Noch haben sie ewei aiid^r^ Arien eS «u be*
reiten; sie misdien iHiiuIich gleiche Tii^e
Schwefel utid Qued^silber . mit einander und
lassen es über dem Feuer in eiiLeni Topfe sidi
verbinden, wodurch eine Att •yieüuops mine^
ralis entsteht; audi i^ird dasselbe euw.eilen
auf die* nämliche. Weise' mit Blei- in Verbin*
dutig gesetzt. -^ Dieser beiden Prfiparat.e her
dienen sie' sich dann, indcrli sie etwas davon
in Papier eingewickelt, auf Iieif's gemachte Siei-*
ne le^en; der Krstnke setzt sich nalie lünzO,
hält seinen Mund darüber,, sein Haupt ist mit
einem Tuche bedeckt, ,urid so haucht er den
von dem Verdampfen jeiles Mercurialkalchs
entstehenden Rauch ein, -*- Der schädlichen
'Folgen dieser Räucherun^etiWill ich hier nicht
gedenken; merkwürdig ist es .aber, dafs diese
Art des Mercurialgebrduchs einer der allge*
mein verbreitetsten auf unserm Erdboden
ht. ^ ..
Jduro. XXXa, B. 5* St* B
— 8» —
Die Wirkung dieses Metalls gegen die
Te|ieri*<^h«i^ Krankheiten ist also auch in Asien
anerkannt; die Chinesen geben dasselbe schon
lehr Idnge in diesem und andern Uebeln. Es
eötÄteht die widitige Frage ^ ob diese Natio-
nen dieses Mittel von den Europäern ken-
nen gelerxit haben, oder diese von jenen, oder
hat in beiden 'Welttheilen eigene Erfahrung
hierauf , geführt ? -^ Wie Saunders erzählt,
i^t dieses Mittel auch ia. Thibec allgemein ge-
gen die Lues im Gebrauch. Man bereitet
•dort zur innem Anwendung das Quecksilber
auf eine besondere Weise, welche ich hier
aus Saunders Beobachtungen anführe *)• Man
misdit eine gewisse Quantität Alaun, ^Salpe-
ter, Zinnober und lebendiges Quecksilber in
einem irdenen Topfe, dessen Oefinung man
mit einetoi andern kleinen Topfe schli«lst, wel-
cher umgekehrt ■ auf den ersten gesetzt und
zugekittet wird/ Man macht oben und un-
ten Feuer ah, und unterhält dasselbe 4o Mi-
nuteti^. Die Bereitenden beurtheilen den Grad
der Hitze nach keiner andern Regel, als nach
dem Gewicht des angewandten Brennmate-
rials; denn das chemische Präparat ist ihnen
während der Operation selbst • unsichtbar.
^ S. 7%ifr/i«r«.ReU« nach Th!1»«U
«- 85 —
Wfcnii: der 'Apparat erkaket ist, ÖiFn^t maa
.denselben, um cks Produkt zum Gebrauch
hervorznnehmen. Das ^ regulinische . Quecksil-
ber hat seine Gestalt verloren, und die Mass^
bildet eine Art röthliches Pulver, wovon zur
aiediziaisdiea Anwendung eine gewisse Quan*-
tität mit Pflaumen oder Datteln gemischt un4
in Pillenform gebracht wird. Zwei oder drei
Pillen, vweimal imt Tage -genommen, erregen
gewöhnlich schon den vierten oder fünften
Tag einen. SpeichelfluTs , den. m^ zu unter-
halten sudit, indem man noch einige Tage
mit dem Gebrauch der PilleA fortfährt. —
Wenn die Salivatioii stark ist, wird ein klei-
ner hölzerner Knebel in den Mund der Kraii-
ken gebracht, sie behaupten dafs dieses Mit-
tel noch mehr den Speichel errege und die
.^ähne vor dem Ausfallen bewahre. Man
4ucht erst nach lo bis in Tagen di/^ Sali-
yation >>u. stillen, und wahrend der ganzen
Zeit wird der Kranke blos mit Suppen und
Aüfsigeii' Substanzen genahrL Man- wendet
di^es Merkurialpulver auch äufserlich an, zu
welchem Ende man es im heifsen Wasser
außcisen lafst und venerische Geschwüre, of-
fene Leistenbeulen und dergleichen damit
wäscht. Ich habe nicht in Erfahrung gebracht :
F a
/,
^ M -^ •
i6b di^se fierdtungsärt auch deil buraetdscböii
Lama» bekannt ist, es ist aber wohl möglicb^
' dafs sie di^elbe- durch ihre ärztlichen thi-^
betamschen Bücher kennen. Die BeJreieer
kennen auch den Gebrauch des Sublimats in
Branntwein /welches sie von den Russen g0»>
lernt haben. , - :
44i GuguU -v
Ein brauner sehr .verimreinfgtet Gmnmiharss
in gräfsem und kleinem "^ründlichten körnige
ten Stücken. ' Es hat wehig und einen unan-
genehmen Gesdimack^ riedit scliwach^ aber
angwiehm dieser Geruch wird durch das
JBrennen vermehrt, es hat keine 'auffallende
•Aehnliclikeit mit denen üi unsem Offizinen
Torkommenden Gummiharzen»
^5% ^Schinnguftk
'Gummi Assa6 föetidae. Einige StKcke Von
dem bekannten Gummi* wjdiche von dem Dol-
dengewächse ferida Assa foecida (stinken-
der Asand) gezogen wird ^ und aus Persien
herstammt, wovon aber die Pflanze auch schon
im sudlichen europäischen Rufsland, beson-
ders in Taurien gezogen werden soll.
46. Iludot
Geschälte daumendikk^ ziemlich leichte, try^
ÜQdrisqhe' StiickiK ei&or Wurzel) die einem
Wasiergewäohse an2nigehÖr6a fcfaeinen; sie
besteheil au» einem sebr lockern Parenchy-n
ma, enthalten kein Mark, sondern statt des«p
^^ix ein Gewebe von .sich durchkreuzieiiden
bräunlicliten Fasern, welche einen freiem
Durchgang der, Säfte gestatten, und den mehr^
sten WassergewächsTen eigen sind, sie gleichen
in Hinsicht ihres innern Gewebes den halb-i
verwitterten Knoqhenstücken von Markrohren,
ü^v Geschmack ist bitter, coloquintenar^
tig, dodi etwas stechender,
47.. SjchßZcu • . .
£lin äialz, welches in, Dodecaedren krystalli-.
sirt ist., ohne Geruch, zwischen den Zähnen
weich und zähe, h einsähe wie Wachs, iDpr
Geschmack liefs gleich vermuthen, dafs es
Salmiak sey, um dies aber ^änz aufser ^wei-
fei au setzen, wurde etwas, von diesem Salae
zerrieben und lyiit Kali vermischt, worauf sif:h
Sogleich viel Ammonium entband. Etw^as von
der Auflösung dies.es/ Salzes im\ salpetersau^ .
I^r Silbera«flösung geprüft, zeigte soglqicli di^
Salzsäure, indem sich das Selber mit der Salz-
^ure zu salzsaurem Silber verband, und ^ir
3aen starken .weifsea Illiederschlag.gab,
Der natürliche oder, gediegene Salmiak
findet ^ich .rbekanntüch gevyxibnlicheu Weise '
\^ 86 -^
. • ' ' '
' in der Nathbarscliaft voh feuerspeienden Ber-
gen, z. B. in Europa am Vesuv, in der Solfa-
tara, in der Nachbarschaft des Aetna, in eini-
gen St^inkohlengruben iii England u. s. w.
Man findet ihn in Asien auch in den. türkesp-
tanischen Gebürgen. Woher dieser komme
ist uns unbekannt. Er wird bisweilen mit
Schwefel, Alaun oder Eisenvitriol vermengt
gefunden,' wovon er dann ^elb, gelblTcht grau,
schmutzig apfelgrün oder bräunlidit . schwarz
wird, oft hat er solche Stoffe beigemengt,
obgleich er weils und. durchsichtigüst; Die-
ser unter No. 4? «icJi vorfindende S?ilmiak
ist von allen diesen Beimischungen frei, und
tat blos etwas erdige Theile beigemengt.
48. Zala,
Die kleinen Stücke eines Salzes. Die wenigen
von denselben welche eine Crystallform^veiv
fathen, latsen vermuthen, dafs es in 6seitigen
d^r Quere nach gestreiften Säulen mit J^sei-
tigen End^pitzen crystallisire. SSfuren und
Alkalien bewirkten keine - Trübung in der
Auflösung. Die Schwefelsäure zersetzte es
aber, und es wurde durch dieselbe das Seda-
tivsalz oder die Boraxsäure abgeschieden, und
Glaubersalz bli^b in der Auflösung zurück,
— «5^ -f-
woraus erhdlt, dafs da« uat^ersuohte Sah Bo-
rax war. ...
Der rohe Borax findet «ich bekannter-
mafsen yorzüglich in THibet mit Erzharz durch«
drungenen Mergel, woi*aüs er ausgekocht wer-»
den kann.^
/ Die Orte, wo der Borax in Thibet vor-
kömmt, sind, die Prorinz Sembul, im See
Nobal in Wasser aufgelcifst, theils auch eben
daselbst in reiner trockener Gestalt Manna-
körnern (Havi^Pquri) oder kleinen Bohnen'
(My-paun) ähnlich, oder in kleinen weifsen
klaren an beiden Enden zugespitzten Ecksäu-
len (Finpoun) ,die zuweilen die Gröfse ei- '
ner Wallnufs eneichem ^
Von dieser letzten Sorte scheint der vpr-
liegende Borax zu seyn. Am allerhäufigsten
kömmt er in einer luifruchtbaren Gegend der
thibetanischie^n Provinz Zumlate, in Ciöga, im
Thale Tapa^ und beinahe noch mehr in einem
schmalen von Schneegebürgen umgebenen
Thal z5» Tagereisen von Lassa in stehendem
. Wasser vor,'Wor4us er selbst anschiefste Der
raifinirt« Borax soll in Tlnhet Pourucra hei^} ,
fsen. AuTser Thibet findet man audi Borax
in Peru, Jajpan und Indiexu
i
49* S>udif ' - • • •
Nux mo^chata., Mjiscati^ilsse. Längere völlig
liliyersöhrt!^ Nijss^.eiajtes J)ek.anpijjen ^ßjaiimes,
wjßlclier auf de|i. Molucke^^ >Tild waphst, -sie
spllen von A^t üj/lyriscwa /tio^cAo^ä Jverkpmp.
meii, Wir bemerkt e^, "dafe- diese P^üssß, so
•wie die übrigen feinen .Gewürze in dieser
Apotheke npch besonders in feines schönes
rothgefärbtes Papier eingewickelt wajren,
' 5o» LüchU ^
Gewürznelken. Unterscheiden sidi ehen so
wenig, als die vorher angezeigten Muskatnüs-
. te von denen in unsern Offizinen sich^ vor-?
findenden j sie fcommen bekanntlich von der
Eu^enia CaryophyllßCay .wel<die-au|" der In^el
Banda wil4 wächst,
• * ■ >
5i. Giuan,
Pilleii, die einzelnen Stücke von ohngefähr
4* Gran Schwere, Das sonderbare dabei ist,
dafs 1 Pille gleichsam ans a besteht, indem
eine kleinere von schwärzlichter Substanz üi
• eine dickere, -hellgelbe, mehlichte, schichten-
weis gerundete Masse eingehüllt ist. Der
Geschmack dieser Pillen ist bitterlicht. Der
, äufsern einhüllenden Substanz ist.Rbabarbei^
pul ver beigemischt, ■ - ..
^ »9 -
Sa^ Lagur sehuscfia.
^aameti von einer muthmarslich zu dem Ge«
schlechte der Cassia gehörigen Pflanze von
ungewöhnlicher Grüfse sie haben über einen
Zoll im Durchmesser und einen 4^el Zoll in
der Dicke, sind flach, kreisförmig, kastauien»
hraiia, glatt und glänzend, ziemlich schwer
und 9oli4e ä!ßz'ii(tih\en^
SZ*Chon '•^ lin^
Walzenförmige Wurzeln von der Dicke eines
starken Federkiels, deren holziclit innere Sub-«
stanz mit einer Menge dünnen Häute umge-
hen ist, welche. noch von einer gemeinschaft-r
liehen, bellhräunlichten Oberhaut umgeben
werden,- sie sind runzlicht und haben einei
höckerichte Oberfläche, aus welcher an man-?
xhen Stellent^ feine Nebenwurzeln hervorkom-i
men«
\54- Charuza.
£411 rothes Salz von offenbarem Kochsalz^Ge-t
. ^chmack, welches selu* viel Schwefelnatron
enthält, 'das sich schon durch den Geruch
des sich eutwikkelnden Schwefelwasserstoff-r
gases bei dem Befeuchten noch mehr aber
durch den Geschmack offenbaret. Die ^alt
petersaure Silberauflösung gAb in der Auf-r ^
läsung dieses Salzes eineu iiäufigeu weif^ea
— go —
' 3>fiederschlag, die BaryterdenauflÖsung brachte^
aber keine Trübung hervor, eben so wenig
das blausaure Kali ; es ist übrigens zu rermu*
äien, dafs dieses Salz aus irgend einer Salz-
quelle von den Chinesen erhalten werde*
I
55. Schinenza. *
Ebenfalls Kochsalz, welches eine gräulicht
blaue Amethystfarbe hat, in blättriger Gestalt,
' ebenfalls mit vielem SchwefelwasserstofFgas
imprägnirt, besonders offenbaret sich dieses,
wenn man etwas davon in den Mund nimmt,
sonst ist es aber auch schon wie gewöhnlich
durch den Mund zu.verspüreA. Die angezeigte
Ametliystfarbe durdidringt nicht das ganze Salz,
sondern einige Parthien sind auch von helle-
rer Farbe, ja wohl gar ganz weifs. Das ganz«
Salz hat daher gleichsam das Ansehen' als wl-
re es marmorirt. Die Auflösung dieses Sal-
zes hat eine schmutzig bläulicht grüne Farbe,
braufst ein wenig mit der Schwefelsäure, und
wird dann helle, nachdem Jsich äufserst wenig
Bodensatz gesetzt hat. Das Kali brachte kei-
ne Trübung in der Auflösung hervor, das blau-
saure Kali madite aber die Flüssigkeit blau-
iicht. ^Ijpetersaure Silberauflösung gab ei-
nen häufigen Niederschlag.
Diese wenigen ProbeÄ geben schon hin-
länglich zu- ^kennen, das vorliegendes Sal2|
Kochsalss mit vielem übers chüfsigeR Natnim»
sei, welches aber mit Schwefel und Schwefel-
wasserstoffgas verbunden ist. Aufserdem ent-
hält es auch etwas £isen«
56. JVm sohoscha. •
Eine Frucht, welche nach dem Aeufsern der-
^ jenigen der Dattelpalmen nahe könimt. Der
steinartige Kern ist von einer dunkelbraunen
runzlichten stark zusammengeschrumpften
Oberhaut umgeben, welche fest auf dem Kern
aufliegt und säuerlicht schmeckt.
57. Tangu Aru. \
Die nämliche Frucht, welche unter No.i. schon-
beschrietfen ist, nur durch etwas stumpfer^
Seiten von ihr abweicht, und ^twas klein ist.
Die B^ennung zeigt an, dafs diese Frucht in
, ^hibet einheimisch ist, so wie die erste die
chinesische nach dem Ausspruche der Lamas
seyn soll.
58. Tangu baru.
Eine Steinfrucht von der Grufse einer Wall-
nufs; sie. hat eine Birnförmige Gestalt, sie ist
an der Basis zugespitzt und noch mit einem
Rudimente des Stengels versehen, das obere
Ende ist zugerundet. Die Hülle dieser Stein-
frudit ist von Schwarzer Farbe, mit unterge-
^ 9«* — •
siiischtem bräunliphgelbeA Staube i sie en&äli
%inen mandelartigeA Kern Yon ^ätslichem
'Milchgeschmali, i ' :^
59, Tangu schuru*
Zerschnittene Stücke einer apfelaFtigen Frucht,
^reiche eine Kapsel nrnschliefst* '
Bei dem zerbeif^en .dieser beinahe stein-r
harten Stücke gilben sji^ «eiiieii säuerlichen Ge«^
Ächmack,
60. KalmosehosohUf
^ohnenförnirige^. Kömer von schwärzlichglän«»
sseptder Farbe, welche ohue Zweifel zu den.
Geschlechtern Dolichos oder Phaseolfis ge-
hören, und wenn es das erste ist, so wären
65 die Saamen ypn der Frucht des ßolichos
ooyö.
Der Geschmack ist bohnenbaft m^hlicht,
etwas bitterlich, ' . :
- ■ 93 -i
« ■ •
ni.
. . I • ' • ■• ••
Na c h r.i c h t
von dem bösartigen • Kervefifiebesr,
I I • •«
welches ißo/^ epidemisch in WeiniAr
grassirte«
f
■ i ■ ■ • •
Tom
Dr. Joh. Christ. Schluitter,
- ' Pract. Arct jeu Weimar«
t
I
jLfie epidemische Krankheit, welche im vori-
gen Jahr linsere Stadt Weimar heimsuchten
und vom August 1809 an bis Jänüär 1810 die
Einwohner derselbeii über die Malse mit Furcht
und Schrecken erfilllte, hat auch zugleich eine
solche Celebrität im Auslände bekommen^
Bo übertriebene Gerüchte voii ihi-er Allgemein-
heit und TOdtUdtkeil: haben »ich weit in die
jjästrischen Karakter dfes Uebels gehörig be*
ächtete und sogleich ttiit Valeriftua^ Chi*
n« j Wein und Opium st|irmtö; Man gab
^daniit entweder einen' schnellen Tod^ oder
irrSachte doch durch Üeberf^iaung eine soU
che Veifüekuiig im Organismus^, besoftdclrs
4n) dem sensiblöii Syst^m^ desiselben^ hervoi^.
dftfs diö Genesung th^ils äufeerst langsaijfi^
jhöils mit ■ lang däurendfet'Ahgegrifferiheit des
8ensoriums, mit Vierstaride» -Schwäche^ oder
vrirklidier Ver$tändies-Verwirmttg vergesell-
sdiaftot Wän Ich will damit gäj? nicht gesagt
liab'en', däfs es' hiiireitlhend göw^sen wl^rfe, am
KrankenbTBtt den blofseü ünthätigen Zuschaue
-er^ höchstens einmal den Nachhielfer zü mis-
chen* Der Unterschied würde danii' nur' da-
tin bestanden haben, dafs th^hy ^tatt gleidi
Üen Methodikern alter und neuer Ze-it^ kühn
uiid ijtiirmi?nd dett -Tod zu geben^ den Kran-
Jkisn bei kühlenden Tränköhen und halben Mit-
teln in aller Gemächlichkfeit und"* Rühb hätte
hinsterben lafs^n; Nein oft.' ^enug 'vrat' -es
nothw^ndig, das Ruder mit starker -Hand zu
«rgreifeuj wenn- Inah das. lecke . Schiff des TjC-
böns durch d^n Sturm, dör entgegen käm-
pfenden Organe^ .oder auch ^urch die lähmen-
Ute Windstille noch sicher hindurchfuhren woU-
. te,
— 97. —
te und oft ■vrar auch hier, wie fTufeland
sagt, und zwar mehrere Wochen lang, das
Lehen ein blofses Kunstprodukt. So viel
aber ist gewifs, und Jeder, der anderes (Jlau-
hens "war, konnte sich davon hier liberzeupen,
dafs der siclierste Leitfaden bei Behandlung
dieses Typhus, so wie wohl aller Fieber, da-
rin bestand, dafs man die Succession der ver-
schiedenen Krankheitskaraktere, welche die
nämliche Krankheits-Gattung annahm , genau ^
beachtete. Eine BemerkuJ>g, deren Wahr* »
heit noch laiige nidit allgemein genug erkannt
und anerkannt ist, da ein gtofser Theil der
Aerzte sich immer noch nicht aus dem Stru-
del von Wahn^und Meinungen heraus winden
können, worein sie, gleich einör Syrene, die
blendende Aufsenseite geschlofsner allein gül-
tiger Systeme, unwiederbringlich wie es scheint,
gezogen hdt«
Jedoch ich wende tnich zu linsrer Krank-
heit j Voii der ich äwät nicht selbst befallen
worden bin^ um, wie de Hatn von tn^r sa-
gen 2^ küimen, dafs ich deswegen vor andern
im Stande sey, sie Zu ireschreibeü. Indessen
kann ich doch zü die^efiji Zweck von mir be-
haupten, dafs ich, besonders nach den Anfal-
len, die z^ei tinsrer ersteii; liiit Recht allgemein
Jonni. XXXXL B. 9. Sx. G
— 98 —
geschätzten Aerzte, nämlich der Hr. Hofrath
Jluschke und der Hr. Hofmedicus Hufelanä^
gleich Anfangs der Krankheit von <Jersel-
ben erlitten, ohnitreitig di^ meisten Fie-
berkranken zu behandeln und Gelegenheit
genug hatte, di^e verschiedensten Gestalten des
Uebels zu beobachten. Möge es mir gelingen
das Beobachtete mit Klarheit und Interesse
darzustellen.
Was die Disposition zu unsrer Epidemie
anlangt, so hat sie ohne Zweifel ihren letzten
Grund in der Anlage zu adynanii; chen Krank-
heiten, die jetzt offenbar über ganz Europa
verbreitet ist und allen Krankheiten demselben
ein gemeinschaftliches Gepräge aufdrückt
Piese statio mollis^ wieHippokrates sagt, mit
andern Worten,' diese erhöhete Receptivität
des Nervensystems oder vorwaltende Involu-
tions-Thätigkeit des Organismus, die in die-
sem Mond-Cyklus die herrschende ist, ohne
welche das Aufkommen der brownischen Me^
thode schlechterdings unmöglich gewesen wä-
re« und auch diese — - doch anders, als, es die
hitzigen Verfechter dieser Lehre i(^ollte^ —
allerdings begünstigte, wird ohne Zwpifel von
allgemeinen theils moralischen, theils ^hjsi-
$chen, in einem hohen Weltengang liegenden
— 99 -*
Ursachen Bedingt und begründet; Von mo-
ralischer Seite "mag sie eine Begleiterin und
Folge der europäischen Kultur und Verfeine-
rung seyti, welche so leicht in Ueb er Verfeine-
rung' und Verzärtelung des Geistes, wie des ,
Körper^ ausartet. Physisch mag sie vielleiciit
von Veränderungen und Störungen in den ge-
genseitigen Verhältnissen unsers Planetensy-
stems bestimmt werden, vot'ausgesetzt, wie es
wohl ausgemacht ist, dafs hiervon alle Wech-
selungen unsrer Erdatmosphäre oder der ver-
schiedene Witterungswechsel, und somit auch
die Alterationen der thierischen so wie der
vegetabilischen Organismen abhängen und
bedingt werden. Und so wäre denn aller-
dings der letzte Grund der Epidemien und
Zeit-Krankheit, so wie manche andre Erscliei-
nungen der gesimden und kranken Organis-
men, in dem Stand der Planeten, in ihren
Conjnnctionen und Oppositionen iu suchen,
und es dürfte einmal die Zeit kommen, wo
die Physiker auf viele tausend Jahre hinaus
den Wechsel der Witterung und somit den
Wechsel der herrschenden Krankheits-Anlage
voraus bestimmen werden. Freilich dürfte
man aber hiebei nicht den Einimfs des Gei-
stigen auf den Körper rergesseui flicht die R««.
G %
r
xoo -^
gierungsformen, nicht Kriege und ihre Folgen,
nicht die Lage eines Volkes ob besiegt oder
5ieger, un(l — wenn von Bestimmung der
Volkskrankheit eines Orts, einer Gegend die
Rede wäre, — nicht die besondem Verhält-
nisse derselben, die topographische Lage, die
Beschaffenheit des Erdbodens, etc.
Indessen, was diesen Einflufs der Planei-
ten auf unsem Erdboden, besonders in Be-
treflF der unregelmäfs;geh Erscheinung betrifft,
. so sehen wir die Bestimmungen, nach wel-
chen auch diese ohne Zweifel vor sich gehen
noch zu wenig ein, es fehlt zu sehr an fort-
läufenden Beobachtungen, als dafs nicht zu
voreilig darauf gebaute Schlüfse noch das An-
sehn von astrologischen Träumereien habex^
spjlten.
• Aufserdem waren andere entferntere, uns
aber doch nähei liegende Umstände als dispo-
nirende Ursachen zu unsrer Epidemie, nicht zu
verkennen. Moralisch z. E. mufstendieZeitver-
hältnifse, die Schrecknisse des Kriegs, die be-
schränkte Nahrung, und Sorge wegen Nahrung,
die stete Besorgnifs und Ungewifsheit wegen
der Zukunft nicht wenig dasNervensystem de-
primiren und den Organismus für diese Krank-
lieiten empfiingliGhm{|chen..Hiezukain.imJahr
— lOX — i
i8og bei um eine Witterung, die von physi-
scher Seite das Nachtheilige jener moralischen
KinfliiPffi* nicht wenig erhöhete. Der ganze
Frühling dieses Jahres war kalt und feucht
und gan^ und gar nicht geeignet uns einem
eben so ungesunden, mehr naßkalten, als durch
reine tind anhaltende Kälte sich auszeich-
nenden Winter vergessen zu maclien. Der
Monat Juni -— aulser den Veränderungen
des Dunstkreises, welche die Höhe der Jah-
reszeit nothwendig herbeiführte, änderte nichts
im allgemeinen in der Wittterung.
Bei einem Winde, der meistens S. S. W.
oder W. S. W« wehete, hatten wir fast be-
ständig trüben, umwölkten Himmel, Regen
und unfreundliches kaltes Wetter. Im J^Ii
desgleichen, viel Regen und besonders zeich-
nete sich dieser Monat durch mehrere stin-
kende, ganz nach Steinkohlenbrand riechen-
de Nebel aus. Vorzüglich war den iiten ein
solcher Nebel, durch welchen die Sonne blut-
.^ roth durchschien und eben so -unterging. Das
Barometerstand an diesem Tage ay'' und 4'"> n
das Thermometer 17!, und Nachmittags 19I,
das Hygrometer 56 y die Wi^^dfahne N. N. O.
Sonst war der Wind auch, jetzt gewöhnlich
W., S.yV.y odqr W. S. W., selten S. oder O. So
verlief der ganz« Sommer, fast stets trübes,
windiges Wetter, wenig Sonnenschein; Bee-
ren )xnd Baumfrüchte waren schlecht, hatten
einen wafsrigen Geschmack,' das aromatische
fehlte ihnen; eben so das Gemüsei Derwe*
nigeWeinj der bei uns wäciist, gerieth nicht
zur Reife.
Einer Luftbeschaffenheit, wie der angege-
benen, gebricht es nach den Beobachtungen
mehrerer Physiker an Elektrizität. Ist diefs
der Fall^ so konnte man vielleicht aniiehmen,
'dafs die Disposition zu adynamischen Krank-
heiten, die bei einer solchen LuftbeschaflFen-
heit besonders statt findet,' in nichts anderem
bestehe und ihren Grund habe, als in einem
Mangel an thierischer Electrizität. Andere
Ereignisse und Resultate scheinen diefs zu
bestätigen. Ich erinnere deswegen nur an
den sogenannten thierischen Magnetismus, der
doch wohj blos in einer positiven Mitthei,-
lung von Electrizität besteht, " und dessen
Wirksamkeit, — so wenig wir ihn leideri
V auch bis jetzt anwenden . — doch wohl kein
Arzt mehr bezweifeln wird. Ich erinnre mich
sogar eines von GrHelin ^geführten Falles, wo
dieser in der Hohe eines bösartigen hitzigen
Nerveufiebers, wo schon alle Zeichen' von
. \
— iö5 —
Putrescemr eingetreten waren und alle Hofl^
nung zur Rettimg verschwunden 2U seyn schien,
den Magnetismus noch anwandte und zwai*
mit dem besten Erfolg. Vas Mittel that
Wunder.
Für eine der vorzüglichem disponirenden
Ursachen ±u deh Jetzigen adynamischen Krähk*
heiten halte ich überdem noch den Mangel
und die Tlieurung des Kaffees, oder vielmehr
den daraus entspringenden Gebrauch von aller-
hand erbärmiichen Sun^ogaten desselben , wi^
gebranntes Korn, Erbsen, Hunkeln etc., die
jetzt selbst in ' mehr bemittelten und reichen
Familien eingeführt werden. So schwer ist
der Mensch von Gewohnheiten abzubringen!
Wenn er nur um die gewohnte Stunde aus
einer Porzellan - Schaale ein Getränk trinkt,
das er Kaffee nennen kann, so ist er schon
zufriecten, wenn es auch gleich nichts ist, wie
€:in schäaler Laxirtrank, wofür das wenige
Geld Was er kostet, doch weit schlimmer wie
weggeworfen ist.
Alle diese Ursachen, moralisch wie phy-
sisch, mögen die entferntere Disposition zur
Krankheit gelegt haben. Inzwischeo, so noth-
wendig auch die Disposition, diese bestimmte
Richtung der Erregbarkeit der Organe, zur*
13egrüi)<Jmig ein^r Kranjtheit üt, so ist sie
doch nicht die {Crankbeit jselbst. Es müfsen,
•wexrn von einer Epidemie in einer Gegend
odei Ort die Rede ist, und sie niclit offenbar
durch ein von fern eingebtachtes Coatagium
entstand, noch Gelegei]Jieits«p Ursachen, die
meistens in Lokalitä^s ^ Verhältnissen liegen,
hinzukomme^, um dien Ausbruch der Kranke
heit zu bedingent. Solclie Lokal » Ur3achen
W4ren hier um so sicherer vorauszuset-
zpn, dßr das Uebel siph einzig auf. Weimar
einschränkte und erst spät sich hin und- wie*
der auf einzelnen naiieliegenden Düi'fern zeig-
te, aber nur sporadisch, und — wie sich in
mehrern Fällen nachweisen ^iefs --» durch
Ansteckung von hier aus. entstanden, indem
sich häufig Dienstboten, die von der Krank-»
heit befallen wurden, nach Haus^ schaffen
liefsen und ihren Verwandten die Seuche mit-
theilten.
In Betreff dieser Lokal-Umstände herrsch-
ten uhter dem Publikum* sowohl, wie unter
den Aerzten, die verschiedensten Meinungen.
Einige, wahrscheinlich der Grundsätze des
alten ehrwürdigen Gaubius noch eingedenk,
suchten den Grund der Kranklieit eben in
)encr pafekalten- nebliditen Witterung, und
•-- jo5 •«—
glaubten y da& eine rheumatische Schärfe sich
auf die Nerven geworfen habe^ die entfernt^
werden müsse; andre, mehr nach der Mode,
und, wie es scheint, von chemiatrischen An-
si eilten geleitet, und das Wesen des Fiebers
' ipi eine Abnormität des chemisch -elektrischen
Processes setzeAÜ, nahmen zwar auch die vor-*
gegangene Witterung als die KrankJieitsursa-
che an, glaubten aber, dafs dadurch das Ge-*
schäft der Hautabsonderung, als Kühlungspro*
cefs gestört, so der Wärmestoff übermäCsig im
Körper angehäuft, und demnach das Flehet
gesetzt iworden sey. Noch andre, die mehr
das innere Wesen ' der Krankheit berücksich-
tigten, glaubten, dafs jene Ursachen der Wit-
terung, nebst der Lage Weimars, vermöge
deren es einem steten Zugwinde in allen Thei-
len ausgesetzt ist, zv^^ar wohl mancherlei Krank-
heiten erzeugen könnten, die auf Erkältungen
> gewöhnlich folgen, und die auch die stehen-
den-Krankheiten der Stadt sind, keineswegs-
aber gerade diese Epidemie, deren Charakter
ho ausgezeichnet adynamisch sey^
Einige von c^esen, die bemerkten, dafs
die meisten Fieberkranken gerade in denje-
nigen Gassen, und Strafsen sich befanden,
(durch welche Kanäle gehen i dafs hingegen
andre Th«ile der Stadt beinahe gändich ver^
schont blieben, wo auch wohl gerade keine
, Kanäle waren, fanden den hinreidienden Grund
in den morastigen Dünsten, die aus diesen
, Kanälen emporstiegen. Andre derselben, wel-
die wufsten, dafs die Krankheit zuerst in ei-
n^r Gegend ausgebrochen sey, wo zugleich
die Scharf richterei sich befindet, suchten in
<}em Trocknen der Flechsen, in dem Ausko-
chen des Kampifettes und dem dadurch im
.Sommer verbreiteteji Gestank den Grund der
Epidemie. Noch andre glaubten, dafs in der
Sommerwärme die Luft immer noch von den
Dünsten der' unzähligen Leichname vemnrei-
niget werde, «die nach der Schlacht bei Jena
iti unsrer Gegend verscharrt und vielleicht
nur mit wenig Erde bedeckt- wurden.
Was mich betrifft, so bin ich weit ent-
fernt über den Werth oder Unwerth aller die-
ser Meinungen zu urtheilen. Ich begnüge
mich, der Wahrheit gemäfs nach meinen eig-
- nen Beobachtungen den Anfang und Gang der
Krankheit kurz zu erzählen, und leicht wird
, sich die Frage über den Ursprung und näch-
ste Ursache beantworten lassen.«
Zu Anfang des August bekam ich den
ersten Kranken der Art zu behandeln, und
^war in emer Gasse ^' welche die Töpfergasse
lieifst. Es war ein Mädchen von i5 Jahren^
Tochter ganz armer Leute, an der sich alle
Zeichen eiiies Typhus- gravior sogleich ausge-
zeichnet bemerken liefsen. Gleich darauf noch
3 andre in der -nämliclien Gasse und kurs
nachher noch 3^ nämlicli die 3 jungem Ge-
schwister-dfiir ersten Kranken, die von dem
nämlichen Uebel befallen wurden. Fast 2u
gleicher 2^it einen achten, nicht in der näm- '
lidien Gass^e^ aber ganz nahe dabei, einen be-
mittelten Mann^ wo wahrscheinlich die Krank-
heit schon durch Ansteckung entstanden war.
Aa allen diesen 8 ersten Kranken, yon de-
nen keiner starb, äul'serten sich die Sympto-
me dfes Typhus mehr oder weniger stark.
Kopfweh, Schwindel, Mattigkeit und Muthlo-
sigkeit, Hoffnungslosigkeit, bitterer Geschmack,
Uebelkeit, trockne Hitze, Fantasieren, Diar-
rhöe waren, die vorzüglichsten Symptome, wel-
che die Krankheit gleich anfänglich karakte-
risirten und an deren Daseyn man dann im^'
mer den Feind erkannte. Wenige Wochen
hernach erst wurde eine ganze Familie, aui
4 oder 5 Personen bestehend, mitten in der
Stadt von dem Fieber befallen und erst eini-
ge Zeit darnach brach sie plötzlich allgemein
; »
iind furchtbar aus und man, .erkannte ihren
lepidemischen Karakten
Jene Töpfergasse, in welcher sonach die
Krankheit zuerst ausbrach, halte ich für die
eigentliche Quelle des Uebels. Wirklich tref-
fen hier .alle Umstände zusammen^ die von
jeher Kerker- und Soldaten- Fieber, auch ohn.e
grofse Disposition, zu erzeugen im Stande wa-
fen, und mächen diese Gegend zur üngesun-
deste^n der Stadu Diese Gasse Uegt an dem
einen Ende der Stadt, sehr tief, hart an der
Stadtmauer, an der sich ein sumpfigter mit
Weiden besetzter Grund hinzieht und so von
^len Seiten eingeschlossen, dafs fast jedem
Winde der Zugang versperrt ist. Sie ist sehr
en^ und besteht aus lauter ärmlichen Woh-
nungen, die niedrig, feucht, Kellern ähnlidi,
höchst uiy-einlich und ekel sind, und von der
ärmsten Volksklasse, von Taglöhnern bewohnt
^Verden, welche in der Hitze des Sommers
durch Strapazen und Mangel an Nahrung, oder
doch gesunder Nahrung, ihre Kräfte erschö»
pfen. Sollten alle diese Umstände zusammen
nicht hinreichend seyn, eine typhöse Krank-
heit zu erzeugen, die, einmal entstanden, leicht
durch Ansteckung weiter um sich greifen und
— log —
epidemisch-werden konnte, 'statt dafs sie dti^
fängjlidi nur endemisch oder sporadisch war?
Da es wohhin mehrefn, besonders grÖ-»
fsem Städten der Fall ist, dafs sie ungesunde^
von der gröfsten Airouth bewohnte Gassen
und Gegenden enthalteQ, in denen die jetzt
so gewöhnlichen Typhus -Krankheiten sich zu-
erst erzeugen und nur durch Ansteckung wei-
ter gehen ; da diese Krankheiten noch Tangd
di^ niorbi stationarii von Deutschland und
dem gröfsem Theil von Europa bleiben dürf-
ten, so würde es — um das Gesundheitswohl
der Bürger zu befördern — sehr gut, ja drin-
gend nothwendig seyn, daü /He Regierungen
auf diese Gegenden ihre vorzüglichste Auf-
merksamkeit richteten und, wenn nicht eben
der Entstehung, doch der weitem Verbreitung
durch passende Mittel vorzubeugen suchten^
Denn, was die Entstehung anlangt, so möchte
e^ wohl nicht thunlich seyn, solche Gassen
eben abzi^brennen und ihren Bewohnern ge-
sundere Wohnplätze zu verschaffen, und , so
absichtlich das zu thun, was in London zu-
fällig der grofse Brand that, als wonach erst
die Pest, die jährlich grofse Verheerungen da-
I
selbst anrichtete, gänzlich aufhörte, indeni nun
die Stralsen weiter und gesunder, die Häu^
5«- xia ,—
nach Äür Stärkung ein infm. Valer, ntitbit-
tem Extracten, oder blos ein Glas Bischoff,
oder sonst ein guter Wein. Sehir oft war mit
' diesen dem Anschein nach blos gastrisdien
Zufällen, noch ein katarrhalischer Zustand
verbunden, was, besonders Anfangs der Epi-
demie 9 sehr täuschend war, da das geringe
Kopfweh von dem Katarrh zu entstehen, kei-
neswegs aber einen so gefährlichen noch im
Hintergrund verborgenen Feind zu verrathen
schien^ In diesem Falle war nichts besser, als
ein leichtes Infus, von Valer. mit Spir. Min-
der. und Vin. emet, au<?h mit Salmiac. Ver-
bunden, und bei entstehender Ueb^lkeit ein
Emeticum. Auf diese Art wurden eine Men-
ge Nervenfieher gleich in ,der Qeburt noch *
in der Opportunität erstickt und abgeschnit-
ten. Blofse Stärktode Mittel, Wein, Brannt-
wein etc., so gut sie auch zur Vorbeugung
überhaupt ^ejti mochten, heilten doch diesen
Zustand nicht, wenn es einmal dazu gekom-
men wan Ein Emeticum, früh genug gege-
ben, war und blieb das Hauptmittel bei die-
ser Epidemie, wo gastrische Gomplication of-
fenbar eine Hauptrolle spielte. Doch gebe
ic)i zu, dafs^es auch hier nicht blos als Aus-
leerungsmittel wirken mochte^ Sondern auch
da-
dadurch «o wohlthStig war,' dafs es den Haut-
krampf löste, die Ausdünstung freier madite
und das Nervensystem erschütterte Und um-
stimmte. Wir gaben es nicht in getheilten
kleinen, sondern in starken Dosen; auch nicht
Ipecac. allein, sondern imt Tart. emdtiö. verf
bunden. Denn so sehr irilah sich au^h vor
eigentlichen Laxanzen hüten- mufste, so sähe
man es doch gern, wenn das Emeticum zu^
gleich ein paarmal deorsum wirkte.
War es jiun aber nicht möglich auf' die
angezeigte Art die Krtakbeit iaufzuhalten, oder
— was im Anfange imfiiet der Fall •^A'v — ^
wareil die Leute zu sdrglöis, und gläübWn, es
würde sidi von seJbst gebto^ oder brauchten
sie verkehrte Mittel, wie drastische Purgan-
zen oder starke Schwitzmittel, so ging netch
8, lo und mehr TagÄ dieses iste Stadium
in das-^e über, oder vielmehr d«s i^te Sta*-
dium: des Nervenfiebers selbst trat nun ein. ■
Dieses Stadium zeigte sicH unt^ den ver^-
schiedenstenund-sonderbafsten Gestalten. '^^
Alle ".vörhergegangeatte: Besdiwerden'^vieri
stärkten, sich jetzt > das -i»nbedeiitende Kj[>pft
weh verwandelte sich fetrt" in Dumpfheit,' irt
wirkliche Betäubung oder ^ weh in* unent^äg^
hch heftige KopfsohiniorftMy der bittrer^ *6^
- Jouni. yXXn» B* 9t St. 'XX
■
•chmack nahm mehr zu; die Kranken waren
entweder 8p matt^ dafs sie nicht im Stande
waren sich au£&urichteny oder wenn sie es
vermochten j so rils sie ein gewaltsamer
Schwindel sogleich wieder nieder; ein Fieber,
wovon die Exacerbationen gewöhnlich gegen
Abend kamen und bis gegen Morgen um 2,
3 Uhr dauerten ; der Puls oft voll, schnell
imd so hart, dafs man hätte aderlassen mö-
gen, oft war er schnell, klein,, häufig; die
Kaut trocken Mnd brennend heifs ; die Zunge
trocken, gewöhnlich mit gelbem, schmutzigen
Ueberzug belegt, manchmal nur weifse Strei-
fen dsa der Seite, in der Mitte roth aussehend,
manchmal , doch nur in sehr seltnen Fällen
und immer grofse Gefahr und eine schwere
Krankheit verkündigend, war sie ganz blut-
roth mit Schrammen; der Durst bei aller Hitze
und Trockenheit nicht immer sehr grofs, oft
fehlte er ganz ; ,der Urin theils dunkelrotb
und hell, theils jumentös; viele klagten über
Jieftige Schmerzen in den Schultern, in den
Schenkeln. ,Nasenbhiten war bei allta die-
sen Zufallen sehr. gewähnlich; auch, fanden
sich wohl bei Wieibspersonen starke Blutflüs-
se aus der Vattiaa,.bei Mannspersonen Blut«^
'>29^, Hns den I^iunoixhoidalgefälseni selbst
«H
■ \
*
«
— ii5 —
bei •okhvn, die vorher nie Hämonjioidalbe-
schwerdfen hatten.
Bei aller Muthlosigkeit behielten doch die
Kranken gewöhnlich in diesem Stadio den
Verstand und fantasirten ^ nicht. Docli habe
ich auch in ein paar Tällen sogleich mit dem
Fieber Fantasito und selbst Rasereien eintre-
ten sehen.
(DI0 Fortaetfung folgt.)
/
I
V
4
II a
«
I
I , ^ ,i6 —
IV.
%
Kurze Nachrichten
und
Auszüge*
I.
fföchstmerkwürdiges Beispiel von siebzehn»
iägiger Ausdauer des Lebens mehrerer Meri"
sehen ohne Nahrung, in der Kälte und dem
offnem Meere preisgegeben.
XcH ersähle diesen merkwürdigen Fall mit den eignen
gerichtlich ausgesagten und vAu sieben Zeugen bestätig-
ten Worten del Holawärter Stielow, der einer von den
•ieben Männern war« welche sich auf ein an die Ku-
tte vhei Leba in Pommern angetriebenes Wrack eines
dänischen Kapers begaben, und jenes Schicksal erleb-
ten:
Im Monat Mars dieses Jahres (1809}, war In der
Gegend bei Leba ein Schi£Fs- Wrack angetrieben» wel-.
chee aber annoch, da es im Eise fest gefroren, beinaht
eine Meile vom Lande entfernt, in der See lag. Meh*'
rere Menschen aus Leba besuchten, da:' das £Äi über-
^lelt, dittet' Schifft T Wrack, daher deikn auch bei mit
— «17 —
^er Wnnach entnand, aolchet su betthen. Ich giag
also in Begleitung Ton aechs Männern ans dar Gegend
auf daa Scbi£Fa- Wrack. Nachdem Trir allea besehen and
auf 'dem Wrack nichts vorgefunden hatten« uaten wir
wieder unsern Rückweg an. Unterweges verwandelt«
sich der Nordostwind in Sudost, daher sich daa Eis am
Lande brach, und wir auf keine Weiae, wegen Tiefe dea
Wassers, das Land erreichen konnten. Wir wollten nun
vüm Schi£Ps*Wrack suruckkehren, allein auch dieaes Vor-
haben vnirde vereitelt;- weil sich daa Wrack vom £ia«
«
abgelöset 'und ein ganaea Eodeivom Eise im WassM
entfernt lag. Una verging nun, da wir stundlich den
Tod vor- Augen sahen, aller Muth, und Zagefi und Weh«
klagep bemächtigten aich unserer«
Pie Eisscholle, auf der wir una befänden, und wel-
che ohngefjihr eine Viertel - Meile lang und eine halbe
Viertel - Meile breit war, wurde von dem Winde in die
See getrieben. Dea andern Tages , als des Sonnabende
den 25sten Mars, befanden wir una um Mittag in der
Gegend von Schmolain, ungefähr 3 Meilen vom Linde,
geg^n Abend dieaea Tagea aber waren wir acCon ao
hoch in der See, dala wir faat gar kein Land mehr er-
blicken konnten.
In der Nacht -von Sonnabende bia aum Sonntage
war das ßchlSs-Wsak wieder an unsere Eisscholle an«
gefroren, daher wir des Sonntags Nachmittags dasselbe
mit Lebensgefahr, ' indem wir alle Augenblicke durch«
brachen, . besteigen konnten — Land aber aahen wir gar
nicht mehr. Wir hatten die Nacht übeF eine fürchte^»
liebe Kälte ausgestanden, ao dafs wir, um uns doch et«
was au erwärmen , bestandig stuf dem Eise herumlaufen
mufsten, bei welcher Gelegenheit denn auch dem Chri"
4tian Schmuchal beide Fülse erfroren.
'' Hier auf dem SchijSi* Wrack eiholten wif una aber
— ii8' —
nieder und thaten uns etwas zu gute. Wir uiacbtei\
uns nämlich in der Kajüte, vermittelst eines Feuerzeugs,
welches vfit hei uns halten, Fjeuer an» verbrannten alle
Breter des Schiffs und schmolzen uns über dem Feuer
in dem blechernen Fasse eines Leuchters das Eis , vrel-
ches auf diese Art gekochte« Wasser rtir in der Folge,
beständig statt des 'ihees tranken, und auf diese Art
unsere Subsistenz, da wir wreiter durchaus nichts zu 1^
ben . bei uns hatten, erhielten. Vyir trieben nun auf dem
Schiffs - Wrak, welcher an die EisschpUof angefroren, in
der See hc^rum, ohpe Land zu erblicken ; umgefäbr nach
Verlauf von 8 Tagen, denn so gepau kann ich die Zeit
nicht bestimmen, weil wir alle mehr todt als lebendig
waren, sahen wir eines Tages Bornholm. Diese Freude
währte aber nicht lange, indem wir. es gleich wieder
aus den Augen verlobren^ und nuf erst nach ein paar
vollen Tagen wieder in der ^erne sahen. Wir kreuz-
ten nun in einiger Meilen weiten Entfernung ungefähr
an '5 oder 6 Tage immer um Bornholm herum, ohne
dafs uns die Mensrhen< wegen des fürchterlich hohen
Eises zu retten im Stande waren.
Endlich am gten April kamen des Nachmittags von
Bornholm und zwar aus der Stadt Könne vier. Schalü}>-
pen^ worin aa Menschen von hohem ^und niederm Ran-
'ge, mit Gewehren und Säbeln bewaffnet, au unserer
Rettung. Sie brachten uns mit Lebensgefahr gegen Abend
nach Rönne.
Wir sind also vom 24aten März bis zum gten April
auf dieser anscheinenden Todesfahrt begriffet, mithin
also 17 Tage unterweges gewesen, und haben während
dieser ganzen Zeit nron 17 Tage^ durchaus weiter nichts
als gekochteel Seewassdr genossen.
Hier in Rönne wurden wir in die Hauptwache ge-
bracht und auf das sorgfältigste erquickt, wir konnten
— "9 —
aber fait «11« wegen f u grofser Schwache dm Magea«
keiiif Speiae genielaezi. D99 andern Tages alt dei Mon«
tags den loten April mafsten wir Tor dem Burgermei*
ster erscheinen, wohin wir aber wegen Entkraftung kaani
gehen konnten. Nachdem dieser uns alle zu Protokoll
genommen, erhielten wir noch desselben Tages bei dem
Bürgern in der Stadt Quartiere, und nur allein der Chri^
itüM SchmuckAl kam ins Laaareth, woselbst ihm die
erfiromen Zehen abgenommen wurden. Wir erhielten
ein tagliehiis Tractament ron la Stufer.
Ueberhaupt eraeigten uns die Einwohner Ronnet
▼iele Wohlthaten, wir mufsten sehr häufig bei den Kauf-
leuten zu Mittag speisen , ihnen unsere Fata ersahlen und
erhielten sodann oft kleine Geldgeschenke und Klei»
dungsstücke^
T^achdem wir uns etwu fiber 14 Tage in Ronoo
i^ufgehalten und , unsere Gesundheit nothdurftig. wieder
hergestellt hatten, sandte uns das Gouvernemtat ea
Boot nach Kolberg, als von wo aus wir uns deinnächst
au Pulse n^ch Hause begaben.
Schlielslich bemerke ich noch, dals wir während
unserer ganzen i^eise fast im Ganzen genomnien nicht
4 Stun^ien geschlafen und auch während dieser 17 Ta*
ge gar keinen offnen Leib gehabt haben. De§ Tagea
liefen wir auf dem Eise herum, um Land zu erblicken«
und deis Nachts safsea wir in der Kajüte und beteten
zu Gott um Erlösung.
•— lao —
r- ■ . ■ 2.
Neue Beispiele von altgemeiner Hautenu
zünduhg nach der Vaccination.
Di
4a vom Hrn. Oarnison^Medicus ^iichaelU zu Hat«
bürg im Juni -Stuck i8io des M.ffefnndschen Joucnali
p. i6 erzählte Geschichte einer Kufapocken-ImpFung mit
allgemeinar peripherischen Röthe, welche tödlich ab-
lieL veranlafst mich eine ähnliche, doch ohne ao ubeln
j^usgang bei 4 Kindern beobachtete, hier mitzutheilen,
••nderlich auch in Besiehung auf die Ehrenrettung der
Schutzbiattern von Dr. Schöaemann zu Driesen, in eben
dem* Journal Monat October tSio S. 129/
Am i5ten Sept. rgog impfte ich zwei Kinder, G — a
Söhnljein von 6 Wochen und S — s Töchterchen.^' Jahr
alt mit frischem Impfstoff, den ich Tages zuvor durch
nif^inen Gehüifeu auf einem Dorfe ^ Meilen von hier
hatte aufnehmen lassen, w^oselbst ich in 2 Succesaionen
20 Kinder mit dem besten Fortgang geimpft batt% Der
£r(ol^ dieser Impfung war au h Anfangs ganz erwünscht,
•o daCs ich am s3#ten Septbr. mit Lymphe von G — •
wiederum ^ Knäbchen iropfie, £ s^, R. ^ und S. i Jahr
alt Bei dem am iSten geimpften G— eschen Kinde
ereilte sich aber die peripherische Rötfae schon am 23*
«ten ungewöhnlich heftig ein, mit Fieber und Auffah-
ren rerLunden^ und verbreitete sich bald über den gan-
zen Arm. Anfangs glaubt^ ich, das Oeffoen der Impf-
blätterchen am 22sten habe solches bei diesem vielleicht
besonders rmzbaren Kinde veranlaSit; allein Taget dar-
auf entstanden dieselben Zufälle auch bei dem S*>schen
Kinde, wo ich die Impf blättern uneröffnet gelassen hat-
te. Diese Entzündung, ganz von der Hitze, Röthe uiid
harten Geachwulst, wie gewöhnlich die peripherieche
I
ju teyn pflegt t Terbreitete «ich nun rön dem linken
Arm nach und niicb über den gancen Körper. Am rech-
ten Arm war sie normal entstanden und verging .auch '
fo. ISvLT allein der Hals und Kopf blieben von der
wandernden Entzündung befreit, welche von der linken
Achsel sur Brust ^ dem Unterleib, den Geschlechtsthei-
len, die besonders stark anschwollen und empfindlich
waren , beiden untern Extremitäten und vom rechten
Oberschenkel wiederum zurück mehr auf die rechte Sei-
te des Unterleibes, der Brust> Achtel und ganzen rech*
ten Arm sich nach und nach verbreitete, doch 4uf^so
eine langsame Weije, dafs die ganze Wanderung ent
in 6 Wochen vollendet und alle Geschwulst verschwun-
den war.
\
Diese beiden' an der Brust junger starker MStfer
vorher ganz gesunden Kinder, hatten fast einerlei Zu-
fälle mit Fieber, Unruhe und Schlaflosigkeit, jedoch mit
unbestimmten Reiüissionen und ohnle convuUivische An*
fälle; auch bildete sich nirgend^ eine Eiter'sammlung.
Eröffnende, J^uhlende und beruhigende Mittel schie«
nen wenig zu leisten, am besten that hier noch Calo-
xnel mit Suiph« etibiat. nj. in so klein/^n Dosen, daüe
mehr eine sanfte Transpiration, als Ausleerungen da»
dwrch befördert würden.
Das^am soften geimpfte Kind £. s^ Jahr alt, be«
kam die Schutzpocken ganz regelmäi^ig und ohne ei-
nen widrigste Zufall. Die beiden andern R. ^ und S»
I Jahr alt, *än demselben Tage mit demselben StoiGP ge«
impft aber, bekamen dieselbe wandernde Entzündung,
wie (iie-vom i^ten, nur in weit linderem Grade und
mit mäfsigerem Pieber und Unruhe, welche jedoch auch
4Wociien bis 2U inrer gänzlichen Beendigung brauchte.
Dies war doch bestimmt kein nur zufälliger Rotl^»
lauf, sondern olfenbar durch Impfung mitgetheih, scheint
— 12% —
abar nur mit dem KuhpockenstöfiF coexittirt zu haben,
'denn bei dem Knaben E. von 3^ Jabr hatte er nicht
mitgehaftet, sondern nur der Kuhpockenstoff ullein.
' Aber war der langiame Verlauf für blofaen Rothlaut
nicht fast zu beträchtlich? oder entstand vielleicht aus
der Verbindung des Rothlaufs mit der peripherischen
Röthe oder Entzündung der Schutzpocken ein^ tfenium
malum?
Nach genauer Nachforschung, wie die Schutzpok^
ken bei dem I^inde oeschafFen gewesen, wovon die
Lymphe auf dem Dorfe genommen worden, erfuhr icb,
dafs schon damals, es war am yten Tage nach der Im*
pfung,*wo ich gewöhnlich die Lymphe wieder aufneh-
me, die peripheriscbe Röthe ungewöhnlich stark war.
Wiewohl nun dies wkler die Re^el war^ Scbutzpok-
ken -Lymphe zur weitern Impfung zu sammeln, hatte
mein Gehülfe sie < doch genommen, weil keine andere
zu haben war, da die Impfbläschen bei den andern Kin-
dern abgerieben waren. ^ Jedoch hatte dies Kind x Jahr
alt, auCier einer sehr f tarken peripherischen Enuünduog
und darauf folgenden Eiterung der XmpfiiteUe, keine
über den ganzen Körper wandernde rotblaufarti^e Ent-
zündung weiter bekommen. Mir soll diese Erfahrung
zifr Warnung dienen, bei einigermafsen beträchtlichen
Röthe, die doch nicht häujfig schon Am 7ten Tage nach
der Impfung gegenwärtig zu seyn pflegt, ja nicht Lym-
phe zum weiter Impfen aufzunehmen, Uebrijgena kann
ich zum Rnhn^e der Schutzp'ocken /sagen, dafs von igio
Kindern, so ich nun in bald 9 Jahren mit Erfolg ge-
impft habe, keines von de|i Menschenblattern wieder
angesteckt worden ist, der vielen Veranlassungen dazu
ohngeachtet. ( Von Hrn, J^i, Jp P. MtusaUen^ zu Herrn«
hut.) ^ ^
I
\ -
; = 3.
Ungewöhnliches und sehr wirksames Miuel *
wider die Flechten*
xVerzte uftd Nicbtärzte sind hinlänglich mit dieser im-
rner lästigen und oft sehr langwierigen Hautkrankheit
bekannt; aach giebt es deswegen dagegen eine sehr
grofse Menge so-wohl innerer als äufserer 'Mittel. Letz-
tere, wenn sie recht gewählt, auch möchte ich sagen -—
getroffen werden , helfen immer am sichersten und ge*
scKwindesten. Jedoch müssen dabei passende innere
Mittel, zumal wenn die Flechten überband genommen
haben und- ftark nässen und um sich fressen, nicht ver«
säumt Verde». Die grofse Menge von Aerzten dagegen
enipFohlener Mittel ist, wie mich dünkt, ein Beweis — -
ihrer Unwirksamkeit. Jedoch darf uns dieses nicht ab«
halten, in der weitem Prüfung solcher Mittel fortzufah-
ren, denn wir sind nocti nicht über die Wahrschein^'
lichkeit hinaus y ein specifisches Mittel wider die Flech*
ten zu erfinden.
Auch ich vermehre noch die Zahl dieser Mittel mit
einem, zwar nicht unfehlbaren , aber doch sehr wirksa-
men; meinen Erfahrungen zufolge übertrifft es alle mir
bekannte aufsehe Mittel «wider 4ie Flechten,
Es ist folgendes: Man nimmt Flock- oder Loder»
asche, so viel maif will. Speichel, so viel als nöthinf.
Dieses mischt man genau und innig zusammen, macht -
I davon eine flüssig« Salbe, und bestreicht damit einige-
mal des Tages die^Flechten ; auch streicht inan davon
auf Wachspapier und bedeckt selbige damit. £& ist aber
nicht genug, dafs dieses Mittel nur so ob«n hin auf die
Flechten gestrichen wird; — • soll es schnell und sicher
wirken, so mula es tüchtig eingerieben unii nicht al^ge*
vvUcbt werden. Häufig habe ich dieses UitteV gebraucbt,
. lind selbst bei scbweren bösartigen Flechten angewandt
und fait in allen Fällen bewährt gefunden. (Von Hrn,
Hofrath Uffler tu Witepsk. )
JDer Theilungs - Conductor,
für die mediciniscke Anwendung des
Galifanismus*
Ijillig murste ein Phänomen^ wie das vor «eben Jahren
Ton Ga/f^an/ in Bologna beobachtete, die Aufmerksam-
keit der Naturforscher! erregen, und ein neues Feld zm
wichtigen Untersuchungen eröfinen. £s haben auch die,
Huf jene Beobachtung gegründeten^ fortgesetzten Versu-
che mehrerer vorzüglichen Köpfe bereits einiges zur
Aufklärung der wichtigsten und zugleich Verborgensten
Functionen der thierischen Oekonomie beigetragen, so
dals es Pflicht eines jeden Arztes wäre, auf dem Wege,
den jene Beobachter eingeschlagen haben, durch eigene
Untersuchungen nicht nur fortzu wandeln, soli.dern auch
die Wifkuugen dieser Naturthätigkeit unter den man-
nichfaltigsten Umständen besonders zu prüfen ^iind die
Resultate der ErfabrungsaUmme anzureihen. Schon ^e*
räume Zeif arbeitete ich auf diesen Zweck bin, ohne
gerade immer dasselbe so zu beobachten und i^u fol-
gern, wie und was andere vor mir, von den aiqli täg-
lich mehr erläuternden Erscheinungen der Galvauiachen
lliätigkeit, öfiPentlich bekannt gemacht haben, und ich
bebalte mir vor, späterhin . das wenige eigene meiner
Resultate zu ordnen, so wie auch die ausführliche Be-
schreibung und Abbildung eines, nach meinen Begrif-
fen/ für. d» mtdicinitcbe Anwendung sweckmafiiigtn,
(^aWaiilscliini.Appartteaf dem geleliheii Pttblikttm Tor«
^egeto. Eb bestehet dieser zwar ebenfalls aus den be«
kanmea Zink- und Kapferscheibenpaaren, mit feucbtea
Zwifeobenleitem, wobei aber' die Scheiben um rieles dun-
ner, voi» beträchtlicherediv Durchmesser und honxontal
um einen isolirten Mittelpunkt beweglich sind. In.
Voigts Magaain für den neuesten Zustand der*Natur*
künde 4 ^* ^ ^^' findet sich swar auch die Beschrei*
biing und Abbildung einer horizontalen Vohaiscben' Säu-
le» aber mit Platten von gewöhnlicher Gröfse» beinahe
so wie ich sie schon vor einigen Jahren ansuwendeA.
versuchte, und es scheint der' scharfsinnige £rfinder*um
den nämlichtm Zeitpunkt mit mir« nur durch verschie-
dene Umwege, auf die Vortheile dieser Art Anwendung "
des Galvanismus aufmerksam geworden zu seyn. Denn,
mich leitete eigentlich der sogenanhte PerkinismuS/Undf
dessen Aifwendung mittelst einer in dieses Journals lo B.
I St. beschriebenen und abgebildeten Metallbürste zu«
erst auf die Idee, mit diesem mechanischen Reizmittel,
did. Galvanische VVirkung in Verbindung zu bringen.
Da aber dies^ Vorrichtung kostspielig und umständlich
ist, so gebe ich Vorläufig hier eine Art Conductoren an,
womit auf IhAHche'An, ein hoher Grad der Galvani-
schen Wirkung, mit minder gewaltsamen Impulse als
durch die gewöhnliche Conductoren, angebracht, d. i.
die Galvanische Thäcigkeit i^ geikei/c, üj auf grrj/sere
Flächen des Körpers und 3) in kürzerer Z^it angewandt
. werden kann. Dieses Instrument bestehet ai|s einem,
an jedem £nde der beiden Conductoren statt des Kno-
pfes angebrachten, Büschel der zartesten Metallfäden^
welchen nach aufsen eine Richtung gegeben wird, wft- ,
durch 'das Ganze die Form einer vengrorrenen Queste
erhält, und woran jede besonders )i ervorragen de einzel- ^
ne Spitze sorgfaltig umgebogen* werden muij. Htedurch
wird die Summe der Thätigkeit einer beträchtlichen
Voluisclieii Batterie weniger ^ewaltf am # ' und iebnellerr
«elbst auf empfindütberen Stellen, alt am Gesiebte, Au
ge, Zunge, an den Zeugungatheilen , anstatt auf einen
Berübrungipunkt, wie bei dein Knopf- Conductor, nun
mit dem Strahlen -Condnctor in die, du/9b viele strab-
lenf9rmig divergirende Tactoren, sanft berührte oder
bestrichene Uautflache influiren, und somit dem Patien-
ten manche unangenehme Empfindung, dem Experimen-
tator aber vieles an Zeit -Aufwand erspart, auch diese
weiche elastische Conductoren. (es verstehe sich« dals
die P/ähte, wo' sie vom Experimentator berührt wer-
den* isolirt, d. h. durch Glasröhren geh^n müssen,) auf
leidende Stellen von gröfserem Umfange angebracht
und erforderiichen Falles ganze Flächen der Haut mit
dem Büschel bestrichen werden können. Mittelst die*
Her ^ einfachen und kleinen Abänderung der gewöhnli-
chen Conductoren, wird noch, nach meinen Erfahrun-
gen,' im Allgemeinen, die Empfänglichkeit der Haut-
nefven.für die Galvanische Wii^kung erhöhter erschei-
nen, im Besondern aber ein proportionirter Grad die*
•er neuen Art von electrischer Erregung, für die kränk-
lich veränderte animalische Erregbarkeit, sweckmälsiger
wirken. (Von Med. et Ghir. I>r. Moiwiif in Stutgart.)
r- IVJ —
n h a 1 >t«
!• Etvraa übet Gehirn - Wasseriucht. Vom Profeiior
Dr. Heineken zu Bremen. . . . Seite 3
IL Bescbreibung einer kleinen Thibetanisclien Hand«
Apotheke: Vom Höfrath Dr. J. Rehmann au
Moikau. , . . • • . • • — ^0
lU. Nachricht von dem bösartigen Nervenfieber,
welche! ;l80j^ epidemisch in Weimar grassirte.
Vom Dr. Joh, Chr. Sehluüter zu Weimar. — ^3
IV. Kurze Nachrichten und Auszüge.
I. Höchstmerkwurdiges Beispiel von siebzehn-
tägiger Ausdauer des Lebens ohne Nahrung,
und der Kälte auf offnem Meere preisge*
gebex^. Von Hufeland, . . . . ^ nQ
Q. Neuere Beispiele von allgemeiner Hautent- '
zündung nach der Vaccination.' Von Dr.
Massalien zu Herrnhut. • .... x3q
3. Ungewöhnliches und sehr wirksam£a Mittel
wider die Flechten. Vom Hofrath Lofßer zu
Witepsk. - , . . • . — 135
4. Der Theilungs - Conductor, für die^medici-
nische Anwendung des Galvanismus. Von Yit^ \
Molv/iz in Stuttgard. . . . • »- 134
'i
ilßf diesem Stucke des Journals flflrd ausgegeben:
^Bibliothek der pracnschen Heilkunde. Fünf
und zwanzigster Band, Drittes StücJu
Inhalt.
Dr» Joh. Val. "Edler von Hildenbrandt- lieber den
ansteckenden Ty.phus, Nebst einigen VFinken "zur .
ßeschrankung oder gänzlichen Tilgung der Kriegs-
pest, und mehrerer anderer Mensckenseuchen, Wien
s
*
t
f • f
Journal
»
der
practischen Heilkunde
herausgegeben
Ton
C. W. H u f e 1 a n d,
* •
Koiflgl. Preuff, Staatsratb, Ritter dts rotben Adlar«
Ordern dritter Klasse» nirkl. Leibi<r;st« erstem
Arzt der Cbarit^« Mitglied der Academie
der Wisseoscbaften etc«
und
K. H i m 1 y,
Profetaor der M^diain stt 'Ööttiogen, Oicootpr
dei kliaiiohea Xnstituu etc«
Grant Fheufid, ist älU Theorie^
t)och grün dts Lehtkt gotdner Bmunu
Göthe.
IV. Stück/ April.
Berlin i8xt*
In Gonurds^on der Rteakdiiil»fttu^\\\«yvA\TfTi^^
- - T:
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Etwas
die Beweiskraft der Lnngeoprobe.
Von
dem Professor Mendel
MU.
BretUa.
Unter allen Einwürfen, welche je gegen die
Zuverlässigkeit der Lungenprobe in der {ge-
richtlichen Arzneikunde aufgestellt wonliMi
sind, besteht kein kräfdgeres, als die im J. r*8u
ron Loder und im J. 1809 von Osiandtr Lc«*
kannt gemachten Wahrnehnmtigeii.
Loder (S. dessen Programm : PulmuHum
äodmasia in duhium vor'aeur it.i: ff^'i min*
iemica obsen^a/ione^ 7tfn. 1780) Innd uHtnljrh
in dem Leichnam eine», nllijii Kcnrtif.rilfliftii
nadi siebenmonatUchen^ d Piund Uttd 11 IJii-
ja^tn, XXXiL M, 4, gl. K %
zen schweren Kindes, welche^ dreizehn Stun-
den nach d'er Geburt gelebt und wiederho-
lenriich eine Stimme von sich gegeben hatte,
die Lungen zusammengefallen, braunröth und
Yöllig von dem Ansehen solcher Lungen, die
xiOjch gar nicht geathmet haben; sie sanken
im Ganzen sowohl als in Stücken in gemei-
nem Wasser zu Boden , ungeachtet man we-
der Verhärtungen, noch Sonst etwas in ih-
nen fand, was das Sinken derselben hätte be-^
fördern können«
Oslander (S. Götdng. gel. Anzeigen St.
i6* i8og.) theilt einen überaus merkwürdigen
Fall mit, wo in einem mittelst der Wendung
ohne Lebenszeichen zur Welt gebrachten,
d Pfiind und i6 Loth schweren Kinde, die
Lungern von dem Aussehen solcher, die schon
geathmet haben, waren, 5 Loth und 3 Quent-
chen wogen, und sowohl im Ganzen als in
Stücken im Wasser schwammen ,'^ ungeachtet
weder der Leichnam von Fäülnifs angegriffen,
noch ihm zur Wiederbelebung Luft eingebla-
sen war. — AuTserdem theilt Oslander eine
der Loder^^^a gleiche Beobachtung von
zwei siebenmonatlichen Zwillingskindern mit,
Ci(Ui denen 4as eine^ a Pfund und d Lotb
— 5 —
schwer, zwei, — - das andere, s Pfand und
la Loth schwer, dreizehn Stunden nac^ der
Geburt gelebt, gleicli nach der Geburt ziem-
lich laut gesclirieen, und dann beständig fort
bi» an ihr Ende gewimmert hatten, und de-
Ten Lungen bei der Section sowohl im Gan-
zen als in Stücken im Wasser untersanken.
Eine der Loder&iiien beinahe gleiche Be-
obachtung findet man auch in Hu/eland's und
Birhiys Journal d. prakt, Heilk. B. XXVIIL
St, 4- S. 95 ff. von einem 6| Pfund schweren,
19 Zoll langen Kinde, welches beinahe 4 Ta-
ge nach der Geburt gelebt hatte.
Durch diese Wahrnehmungen nun ist
meines Erachtens sowohl die positive als die
negative Beweiskraft der Lungenprobe un-
tergraben, indem dadurch nicht nur der Satz:
Schwimmen der Lungen im TVasser ist ein
Bevfeisy dafs das Kind nach der Geburt ge^
lebt (geathmet) hat^ seine Allgemeingültig««
keit verliehrt, sondern auch der Satz : Untere
sinken der Lungen im Wasser beweiset^ dafs
das Kind nach der Geburt nicht gelebt (ge^»
athmet) hat^ dadurch seine bisher behauptete
Gewifsheit einbüfst.
Die Osiaader$4he Wahraehmm^'tQix A«qi
>l
.— 6
Schwimmen der Lungen eines ohne Lebens«
zeichen zur Welt gebrachten Kindes, soll durch
das Athmen desselben vor der Geburt, wäh-
rend seines Aufenthalts im mütterlichen Schofee:
nach ' dem Wassersprunge, erklärt werden.
Den Löderschen Fall aber voni Untersinken,
solcher Lungen,' die i3, Stunden nach der Ge-
burt geathmet haben, getrauet sich der Be-
obachter selbst nicht zu erklären (S. Bucholtz
Beiträge zur g^richtl. Arzneigel. etc. B. 2.
S. r^5). Doch scheint fes, als ob dieser letz-
te Fall (so wie die ihm gleichen) am liebsten
untpr den allgemeinen Satz gebracht werden
möchten: dafs ein frii/fzeftfgps^ Kind' athmen
und die Lungen desselben' dennoch untersin-
ken kcinnen. (S* Knebels Grundrifs d. poUc
gerichtl. Entbindungsk. E. 2. §. 552. ff.) ob-
gleich- Grüner (S. dessen Almanach v. X 1784
S. ai5.) u. a. sich mit Bestimmtheit gegen
diesen Satz erklären, und, 'näher beleuchtet,
derselbe auch nur sagt, deSs frühzeitige Kin-
der sehr unvollkommen Athem holen können
und die Lungen dabei zu wenig ausgedehnt
werden, als dafs sie an zum Schwimmen nö-
thiger specifischer Leichtigkeit hinreichend
gewinnen.
Wenn nun auch Mcczger ;die Authenti«
— 7 ' —
cität 'des Lodersckea Falls in Zweifel zieht,
auch beigefaends das Argument: Una tärudo
0on facit ver^ dagegen aufbieten. lälkt, (S.
dessen yermischte medidn. Schriften, Zweite
Aufl. B, I.. S. 208.) und die Beweiskraft der
Osiandersdien neuern Beobachtung wahr-
scheinlich auf demselben Wege — besonders
von den Aerzten« welche das Athmen der Kin-
der vor vollendet^ Geburt fiir etwas durch-
aus unglaubwürdiges halten, als Camper^ Da-
niel, Eschenbach y Gehler j Meckel^ Plouc
quety Röderer^ Roose, Schmidtmüller ^ TVriS'^
berg u. a. m, — gebrochen werden' dürfte
so mufs doch meines Erachtens jetzt dem ge-
wissenhaften ^gerichtlichen Arzte der Aus^pi^iich
in jedem Falle bedenjtlich bleiben f wo ihm
zur Entscheidung die Lungenprobe als Be-
weismittel an die »Hand gegeben wird. Denn
der Einwurf^ dafs der gerichtliche Arzt des-
wegen, weil unter Tausenden ein einziges
Beispiel vom Gegentheil vorgekommen, nicht
berechtigt oder verpflichtet ist, erstere in Zwei-
fel EU ziehen, (S. Metzger a. a. O, S. 209.)
kann als keiner gelten, in sofern ich nicht
behaupte, dafs jene Tausende von Beispielen
selbst, sondern nur dafs ihre als unbedingt
anjpenommene ^Beweiskraft in Zweifel zu zie-
hen ist, sobald man keinen andern trifticen
prund hat, das einzige widersprechende Fak-
tum ZU' bezweifeln. Und lassen sich denn mit
Grund jene Beobachtungen so glaubwürdiger
Männer bezweifeln? — Mufs denn nicht in
jedem einzelnen Falje dem gerichtlichen Arzt©
die Möglichkeit vorschweben, dals derselbe
wohl jenem seltenen Beispiele gleich $ejn
könnte? -^
Es läfst sich freilich nur denken, dafe in
jenen Wahrnehmungen noch Umstände über-
sehen oder nicht gehörig gewürdigt worden
sind, welche die wahrgenommenen. Elrschei«*
nungen ^elteixer.Art begründet haben,, und
ohne welche wohl niemals mehr eine solche
. Beachtung wiederholt werden dürfte, jsp z. B,
in dem Osianderschen ersten Fall der Um-
stiand, dafs das Kind mit den Füfsen voran
wnd zwar künstlich mit Hülfe der eingebrach-
ten Hand des Geburtshelfers zur Welt befor-
dert Worden, wobei nämlich der Zutritt der
äufseto Luft zu den Respirationsorganen des
in den Geburtstheilen der Mutter nodi be-
findlichen Kindes eher als möglich gedacht
werden kann , als wenn ein Kind, mit dem
. Kopfe oder auch selbst mit den Füfsen vpr-
•— 9 — .
an (Jedoch ohne durch die Hand des Ge-
burtshelfers gewendet worden zu seyn) ge-*
bohren wird. Vielleicht kann auch in einem
solchen Fall die frühe Henifmung des Blutum-
laufs durch die Nabelschnur (bei zufälliger
Züsammendrückuog derselben ) der Zuflufs
des Bluts zu den Lungen befördert werden
und dadurch eine solche Entfaltung derselben
vor sich gehen, dafs der Eintritt der zustrü-
menden Luft in die Luftzellchen zufolge me-
chaniscfc^r Gesetze (^Horror vacui^ nothwen-
dig gemacht wird. — Aber so lange eben
diese odefr andere Umstände als Bedingungen
jener Erscheinungen noch nicht völlig berich-
tigt sind und ihr grofiser Eiriflufs auf diesel-
ben auCser Zweifel gesetzt ist, kann die Lun-
genprobe da wohl ihr altes Recht ohne Ein-
schränkung behaupten? Ich glaijbe, nein, olme
zu befürchten, als Skeptiker zu erscheinen,
Wa glaubwürdige^ obgleich einzelne Wahr-
nehmungen und Ausnahmen von dem, was
wir bisher für durch Theorie und Erfahrung
sanctionirt gehaken haben, zeugen, müssen
wir — nicht etwa gleich di(^ bisherigen wi-
dersprechenden Erfahrungen/ selbst, ab^^r —
die unbedingte Beweiskraft derselben in Zwei-
fel zieheuv Und die« ist hier gang der FalK
— lO —
Solche unerwartete .Ausfälle im Gebiete der
Erfahrung müssen unsere Vorsiclit, besonderf
in gerichtlichen Fällen verdoppeln, und unse-
re Bestrebungen, authentische Beobachtungen
solcher oder ähnlicher Art zu häufen^ dürfen
nichts weniger als nachlassen, um endlich «in
glaubwürdiges Resultat möglich zu machen
4ind vielleicht die Bedingungen festsetzen zu
können, unter welchen jene seltenen Erschei-
Bungen con^truirt worden sind»
- Bekanntlich hat Buchohz (S. dess«i Bei-
träge etc. B, 2. S. io4 ff') bald nach der Bc-
^kanntmachung des Zo /Versehen Falls einen
ihm einigermafsen nahekommenden mitge-
theilt, wo nän^lich in einem i§ Pfund Leipz.
Gew. schweren und 1 4 Zoll langen, der Rech-
nung nach i3 Wochen zu früh gebohmen
* Kinde, welches fünfzig Stunden nach der Ge-
burt gelebt, bisweilen gewimmert und Mus*
kelbewegungen geäufsert hatte, beide Lungen,
bis auf den untern Lobus der linken ^ in
dem Zustande solcher waren, die schon ge-
athmet haben. Nur der gedachte Lobus sank
zu Boden, — ein Beweis, dafs das funfzig-
stündige Athemhplen doch nicht ganz voll-
dinmen exekutirt worden war.
■r
I
/
- - » - y
Folgende Fälle sind meines Erachtens
nicht nur wegen ihrer Aehnlichkeit mit -dem
Buchohzschen^ sondern auch überhaupt als
Beiträge zur Geschichte der Lungenprobe,
nicht unwerth, mitgetheilt zu werden»
Wilhelmine N., a5 Jahr alt, Erstgeschwän-
gerte, meldete sich wegen eingetretener Ge-
burtswehen den 2. Mai i8ia Morgens zur
Aufnahme in die hiesige Entbindungsanstalt.
Ich examinirte sie bei der Aufnahme und er-
fuhr, dafs ihre monatliche Reinigung zu Enda
* Octobers vorigen Jahrs zum ersten Mal aus-
geblieben war, und dafs sie den ao. Februar
zutn ersten Mal die Bewegungen der Frucht
gefühlt hatte. Setzt man hiernach die Epoche
der Schwängerung in die Mitte Octobers, und
die erste Wahrnehmung von Bewegung der
Frucht zu Ende der achtzehnten Schwanger*
schaftswoche, so befand sich nun die N. zu
Anfange der zagsten Schwangerschaftswoche#"
An dem Tage ihrer Aufnahme, Abends gegen
- 6 Uhr, gebahr sie ZwilÜDjge. Das erste Kind^ ,
ein Mädchen, schofs unmittelbar nach erfolg-
tem Wassersprunge hervor, und gleich hinr
terdrein das zweite Kind, ein Knabe. Das
-^ IJI -I-
Mädchen äiifserte sogleich Lebenszeichen^ der
Knabe keine, obgleich die gewöhnlichen Wie-
derbelebüngsmittel eine gerau^ie Zeit lang
angewendet -wurden,
' Trotz dem, dafs das Mädchen alle Kenn-
Veichen »eines noch sehr unvollkommen ge-
bildeten und frühzeitig gebohmen Kindes an
sich' trug, setzte es dennoch sein schwaches
Leben in einer mit Baumwolle gefüllten Schach-
tel, in der Nähe des erwärmten Ofens, bis
zum folgenden Tage Nachmittags um a Uhr
fort, während welcher Zeit es sehr oft piepte,
4ann und wann einige TheelüflPel mittielst Ei-
dotter bereiteter Molken scLlang, di« Augen
öffnete, die Gliedmafsen bewegte, auch ein-
mal Meconiüm ausleerte,
£s schien mir merkwürdig, dafs das fast
■
einem unzeitig gebohrnen Kinde ähnliche
Mädchen 20 Stunden sein Leben fortsetzen
konnte, und ich hielt es für der Mühe werth,
dasselbe nach erfolgtem Absterben einer Sek-
tion zu uftterwerfen , um besonders den Zu-
stand der Lungen auszumitteln. Herr Prof.
Hagen und Herr Kreisphysikus Klose hatten
4ie Güte 9 nicht nur bei der Sektion gegen-
— 15 —
I
w artig eu tejn^ sondern selbst thätigen Theil
an derselben zu nehmen.
Aus der äußern Besichtigung ergab sich
folgendes s
Die Länge des Kindes war ia| Pariser
Zoll. Die Schwere desselben betrug i Pfund
und aS.Loth Schles« Gewicht« Die magere
Nabelschnnt (der am Kinde und der am Mut*
terkuchen gebliebene Theil zusammen) war
i5i Paris. Zoll lang« — Das zweite todtge«
bohme Kind war i4i Paris« Zoll lang und
wog A PAind und C j Loth Schles. Gewicht *)*
•- Beide Mutterkuchen , welche nur mittelst
der Häute mit einandejt in Verbindung stan«
den^ wogen i Pfund ii | Loth Schles» Gewicht*
Die allgemeine Hautbedeckung jenes er^
sten Kindes war faltig, sehr durchsichtig, mit
vielem Wollhaar besetzt; das Gesicht hatte
ein ältliches Aussehen; das Kopfhaar war ge«
^J Bis !o i§t gericlitHcbeii Arsneikuncle sogeoommt«
as K9g9\, darp bei der. Gegenwart mehrerer Kin«
der im Uterue daa itärkere sUertt gebobren werde^
(S. SchnUdimuUär^s Hindb. der Staauarsneik. $. 363.)
•rieidet bief eine Anaoabme, indem du kleiner«
auerit gebohrtH wurde«
>
♦ f
- i4 -
gen 3 Linien lang ; die Ohr^n waren noch
nicht sehr knorpeligt, die Nägel sehr dünn,
durchscheinend, kurz, besonders an den Ze-
hen noch sehr unausgebildet ; die Sehelochs-
haut (^membrana pupillaris) war an beiden
Augen, noch sehr deutlich; die Brust war aus-»
serlich ziemlich gewölbt; die Fontanellen wa-
ten grofs, die Sutui'en breit; der Querdurch-
messer des Kopfs betrug ti\ Zoll, 'der gerade
. Durchmesser des$elben 2. Zoll 5 Linien, der
schiefe Durchmesser desselben 3| Zoll, die
Peripherie desselben 8| Zoll^ die Breite der
Schultern 3 Zoll, die Distanz der Trochante-
ren 2, Zoll i Linie; die grafsen Schamlefzen
waren sehr roth und liefsen die Nymphen
unbedeckt.
Bei der Oeffnung der Brusthöhle zeigte
• «
sich folgendes: ^
1) Die Thymusdrtise war sehr grofs, das
lin,ke Hörn reichte bis zur ebenfalls sehr gro-
Isen Schilddrüse^ das rechte bis' zum Manu^
brium ossis sternU
a) Die Earbe der Lungen war im Gän-
sen blafsroth, nur der untere Lappen der lin-
ken Lun^e^w^ar etwas, dunkelfarbiger» .
S) I^er untere Lobus der rechten Lun^e
— x5 —
reichte bis zum Herzen, der obere Lobus der
linken Lunge bedeckte ziemlich den Herz-
beutel«
4) Das Zwerchfell war ziemlich flach nach
oben gewölbt. '
5) Die Lungen sammt dem Herzen und
der Thymus wogen a-|- Loth.
6) Nachdem die Lungen in Verbindung
mit dem Herzen und der Thymus in ein tie- -•
fes mit reinem kühlen Wasser gefülltes Ge-
fäfs gelegt waren, blieben die äufsere Fläche
der rechten Lunge und die Spitze des obem
Lobus der Unken Lunge über, alles übrige
aber unter der Wasserfläche.
7) Beide Lungen, Von dem Herzen und
der Thymus getrennt, wogen zusammen i|-
Lotlb
(Es rerHielt sich demnach das Gewicht
der Lungen zum Gewicht des ganzen
Körpers =:: 1 • 4^ tt- )
^) Nachdem beide Lungen allein in das
mit Wasser gefüllte Gefäfs gelegt waren, blieb
ein Theil der äuisem Fläche der tiungeü über,
der gröfste Theil derselben unter der Was-
serfläche: besonders Blieb, der \Uit^\ct ^acj^^o^x
^ i6 —
der linken Lunge ziemlich tief unter der Was-
serfläche; auch der untere Lobus der rechten
Jliünge war, obgleich nicht so tief , unter der
^Wasserfläche*
9) Jede' Lüxige allein in das Gefäfs ge«
legt, zeigte die Erscheinungen wie in No* 8*
10) Her untete Lobus der Unken Lun^
ge allein senkte sich langsam ganz auf den
Boden des Gefafses; der obere Lobus deN
selben Lunge allein ragte nur ein wenig über
der Wasserfläche hervor*'
11) Beim Zerschneiden der rechten Lun-
ffi bemerkte man deudich einen zischenden
Laut, und unter dem Wasser stiegen viel«
Luftbläschen in, die Hohe* Beim Zerschnei*
*
deii des obem Lohns der linken Lunge be-^
inerkte man :^wär einen zischenden Laut, aber
»
nnter dem Wasser ^^mie Luftbläschen; eben
so bei dein Zei^lschneid^n des uhterü Lobus
der linken Lunge, wobei jedoch der zischen»
de Laut unmerklich und 2iweifelhaft wan
/ Im Unterleibe zeigten. sich die Gedärme
schon herunter gedrängt ^ das Meconium in
den dicken Därmen^ und die Urinblase leer»
•HhWMtaMiCiMfaAi«»
"^x^jaL
- 17 -
Frau J. verehlichte Sciu geb. //., %i Jahr
Mehrgeschwängertc, that d(*n ai. Januar 1811,
als sie ihrer Rechnung nach 19 Woclien schwan-
ger war — am Tage Maria Geburt, den
8. Sept, 18x0. glaubte sie schwanger gewor-
den zu sejn, und seit 8 Tagen hatte sie Be-
wegungen der Frucht gefühlt, — einen Fall
auf der Strafse. Den yten Tag nach diesem
Fall fand sich nebst Geburtswehen ein mäfsi-
ger Blutabgang ein, und den Morgen darauf »
'den 29. Januar, ging die Frucht, völlig ^n die
Eihäute eingeschlossen, ab. Die anwesende
Hebamme schnitt das £i auf, und die kleine
Frucht begann sogleich zu athmen und die
kleine Frucht begann sogleich zu atlimenund
die Gliedmafsen zu bewegen. Das Athem-
holen, wobei das Erheben der Brust sehr deut-
lich war, und die * Bewegungen dauerten
\ Stunden foit, während welcher Zeit aucii
einmal , ohne dafs ein Rlystir angewendet
worden war, eine Ausleerung von Meconium
erfolgte. Nachdem die Frucht verschieden
war, übergaben mir die Eltern dieselbe zur
wissenschafdichen Benutzung. Ich lud die
Herren Kreis -Physicus Klose und Kreis-Qii-
rurfus Schaff er zur Section ein, welche auch
noch an d^^mselben Tag« vorgenommen Yi>aiX-
Joura. XXXÜ 3. 4. iu ^
- i8 -
de. Ich theile hier das Wahrgenommene
mit.
Da» Kind Trat weiblichen Geschlechts,
10 Zoll und 10 Linien lang, i Pfund im^
a Loth schwer. Die Haut war glatt, glänzend,
röthlich, durchscheinend, mit keinem Woll-
haar besetzt; am Kopfe fand sich wenig wol-
liges Haar, etwas über 2 Linien lang; beide
Fontanellen' waren nach Verhältnifs noch sehr
grofs, die Kopfknochen sehr verschiebbar, — •
die Ohren weich, wenig knorpelig,. fest anlie-
gend, die Augenlieder so geschlossen, dafs
sie nur mittelst des Messers getrennt werden
konnten, — die Membrana pupiUaris voll-
kommen, sehr deutlich, -— die Nägel an Hän-
deji und Füfsen weich, kurz, durchsichtig, —
die Brust unmerklich wenig gewölbt, •»— die
Hegio epigastrica (von der Leber) dunkel
durchscheinend und voll, die Regio hypoga*
urica platt^ eingefallen, — - die Nabelschnur
sehr sulzig, i Zoll 10 Linien vom Ansätze des
Processus ensiformis ossis sterni^ i Zoll von
der Synchondrosi ossium pubis entfeitit inse-
rirt, -— die äulseren Sclmmlefzen weit iiusein-
ander stehend, die inneren nebst der Clitoris
ireit hervorstehend.
— xg —
Bei der Oeffnung der Brusthöhle zeigte
h folgendes:
i) Die Farbe beider Lungen war hell-
th, die der untern Lappen beider Lungen
ir ein wenig dunkler, gesprengt.
a) Die rechte Lunge und der obere Lo-
,s der linken Lunge reichten mit ihren
barfen Rändern bis an den Herzbeutel, lie-
?n ihn aber völlig unbedeckt. Der untere
>bus der linken Lunge erreichte nicht das
»ricardium und war noch ganz nach hinten
»drängt«
3) Das Zwerchfell war sehr nach oben
jwölbt.
4) Die Lungen in Verbindung mit dem
erzen und der Thymus sanken in einem
it reinem Wasser gelullten, tiefen Gefäfse
i Boden«
5) Beide Ltmgeii, Tön dein Herzen und
er Thymus getrennt ^ inrogen x Loth und
K Gran.
(Das Gewicht der Lungen verhielt sich
demnach zum Gewicht des ganzen Kör-
per» SV I : 3^7^^«)
B A
6) Beide liungen sanken im Wasser zu
Boden, eben so auch,
7) jede Lunge allein, desgleichen
8) die einzelnen Lappen. Nuj der obe-
re Lobus der rechten Lunge allein dreh-
te sich auf dem Böden des Gefäfses einmal
herum' und legte sich gleichsam zurecht,
die übrigen lagen völlig ruhig, so wie das
Herz allein«
g) Beim zerschneiden der einzelnen Lun*
genstücke bemerkte man weder ein^n zischen-
den Laut, noch unter dem Wasser das Auf-
steigen von Luftbläschen; aiich waren die Lun-
gen nicht blutreich.
Im Unterleibe bemerktet wir eine ziem-
liche Quantität eiweifsstofEige Flüssigkeit im
Magen, — - das Meconium . in den dicken Där-
men, — die Urinblase noch hoch, cylindrisch,
mchf leer.
p- ai —
n.
Geschichte
einer ganz eigenen,
allgemeinen Entzündung der Haut,
welche
\
in den räudigen Aussatz (lepra squammosa)
überging;
mitgetlieilt
von
Dn A. Metternichy
Professor der Patholosle «u Mains,
und
Dr. Fr, Wittmann,
Stadtjphysikuf daselbst.
xJev Aussatz, dessen verschiedene Gattun-
gen uns bekanntlich unter den Neuern Franko '
Henfsier und Sprengel am besten beschrie-
bep, gehört zu jenen lUvb ein, wielche glückli-
— a» —
cherweise unsenn Zeitalter und unsenh Kli-
ma fremd geworden sind. Eine Beobachtung
dieser schrecklichen Krankheit, welche man-
cher alte und grof&e Praktiker nie zu sehen
Gelegenheit hatte , verdient dahe^ in dem
Journale der jprakt. Heilkunde um so mehr
eine Stelle, da die Zeichenlehre - derselben,
die wir zur Zeit noch blos historisch und
ziemlich unbestimmt aus allgemeinen Beschrei*
bungen kennen, einzig und allein durch die
Beobachtung wirklicher Fälle dieser Art be*
stimmt und berichtigt werden kann» Wir
theilen daher folgencle höchst wichtige Krj^nk-
heitsgeschichte mit, derän Zufälle wir auf das
genaueste beobachtet und aufgezeichnet habend
Ein Handelsmann von neun und dreifsig
Jahren, der mit einem melancholischen Tem-
perament und ziemlich robuster Körperbe-
schaffenheit, schon über zehn Jahre als Witt-
wer gesund gelebt Hatte, bekam im Anfange
Oktobers iSog ein heftiges und anhaltendes
Jucken über die ganze Haut, welches ihm
Tag und Nacht sehr beschwerlich fieL Die
Haut schwoll an. verschiedenen Stellen, be-
sonders der Extremitäten, ungleich auf, an
andern Stellen des Körpers wurde sie leder-
- ss -
artig hart und fast unempfindlich. Schon, meh-
rere Wodien hatte dieser Zustand gewährt,
als die Ersdieinung eines chankxosen Geschwü-
res der Vorhaut (welches, wie man in der
Folge sdien wird, nur ein Symptom der Haut-
krankheit war) dem Patienten Bedenklichkeit
einflöfste und ihn bewog, sich einem Arzte
anzuvertrauen. Da aber durdi dessen Behand-
lung sein Lokalübel nicht besser, sondern der
allgemeine Zustand seiner Haut täglich schlim-
mer wurde,' so entfernte er diesen Arzt wie-
der und liels uns beide nach einander rufen,
•
in der Absicht, sein Heil unserer gemeinschaft-
lichen Berathung zu übergeben« 99 Ich fiihle
es^ meine Herren, sagte er, dafs eine heftige,
imd ungewöhnliche Krankheit in meinem Kör-
per steckt, und ich verlange darum zwei, drei
und noch mehrere Aerzte, wenn sie wollen,
die mich behanddn sollen« ^ Diese Ahndung
ging wirklich, was wir damals noch nicht wis-
sen konnten, sehr bald in Erfüllung über.
•
Als wir den Kranken zum erstenmal sa-
hen, hatte er folgende Zu£ille. Die Haut war
von den Füfsen aufwärts über die Schenkel,
die Geburtstheile, den Leib und Rücken, die
Brust und die Anne bis in die Spitzen der
I
t
- »4 -
Finger von einer dunkelrothen Entzündung
eFgriffen, in ihrem ganzen Umfange ungleich
aufgeschwollen und in ihrer Substanz gleich-
sam knolligt anzufühlen, so zwar, dafs über-
all da« Volumen der benannten Theile durch
seine Ver^röfserung von dem normalen be-
trächtlich abwich. Man glaubte auf den er-
sten tilick einen Kranken mit eiuer allfremei-
jien Rose oder mit dem heftigsten Scharlach-
fieber vor sich zu Jiaben. Doch fehlten, bei
genauerer Untersuchung, alle übrigen diese
Fieber karakterisirenden Zeichen. Drückte
man die Haut mit dem Finger ein, so verlor
sich die Röthe *) niemals auf einige Augen-
blicke an der eingedrückten Stelle, und man
konnte sich sowohl durch diesen Versuch, als
durch das brennende Gefühl, welches die Be-
rührung des Kranken in den Fingerspitzen
zurückliefs, wenn man noch die dunkle Blut-
röthe der eigens entzündeten Haut in Erwä-
gung zog, im voraus auf eine sehr heftige und
anomale Krankheit dieses Organs gefafst ma-
chen. Der Puls war dabei voll und nur we-
nig beschleunigt. Die Zunge war feucht und
hatte einen leichten Ueberzug. Der Appetit
*) Dief« Erarheinung itt bekannilicb der Ros« eigen-
di um lieh und «in Signum diagnosiicum derselben.
*
~ «5 —
Fehlte. Der Hnm sali etwas feurig aus. Der
vStiihIgnng ging, wie gewöhnlich, l!>er Kranke
hatte Krnlto und wuFste alles , was seit der
Zeit mit ilim vorgegangen war, sehr pünkt-
lioh und in der Zeitfolge mitzutheilen. > Er
klagte einen heftigen und unbeschreiblicheu
Brand in 'allen Theilen seiner Haut zu fühleD,
indem er uns zugleich auf die schon erwähn-
te Icderartigc Beschaffenheit einzelner Stelleo
d(»rselben aufmerksam machte. Letztere be-
mrrkto man am deutlichsten längs der aus«
Sern FInche des linken Sclienkelboincs, in wel«
clioin Thoile der Haut eine krankhai'te Härtt
und gänzliche Genihllosigkcit herrschten«
Wir verordneten in den ersten Tagen
nichts, als gelinde diaphoretische Mittel, >veil
das Uobel der Rose noch am nächsten kam^
einer Krankheit, welche grade damals in Mainz
öfters beobaclitet wurde, wie^^ohl man nicJit
eigentlioJi sagen konnte, dafs <liese, noch dafs
irgend eine andere Krankheit zu dieser Zeit
herrscliend war.
Unterdessen hatten sich Röthe und Ge«
schwellst der Haut immer mehr und mehr aus«
gebreitet, so, dafs sie endlicli' auch das Ge«
sieht erreichten, und den ganzen Kopf des
— a6 —
Kranken einnahmen, wodurch dessen Physio-
gnomie täglich mehr entstellt wurde.
Alle diese Zufalle begleitete ein ganz be*
ÄOnderes Fieber, welches jedesmahl mit gelin-
dem Schauder und einem eignen Jucken und
Kriebeln der Haut anfing, keinen bestimmten
' Typus hielt und meistens *in der Nacht ein-
trat. Auf den Schauder folgte die heftigste
Hitze der innern Theile, welcha dem Patien-
ten fast unerträglich war, und, wie er sich
oft ausdrückte, einem heftigen Brande der
ganzen Hautsubstanz zu vergleichen war. In
dieser Hitze, wobei der Puls härter und be-
schleunigter wurde, dem Kranken aber, eini-
ige Nächte abgerechnet, immer das voUkom-
jnenste Bewufstseyn blieb, traten allgemeine
sehr heftige Schweifse von einer ganz eignen
Art ein. Es sickerte nämlich durch die Po-
ren der Haut, Wie durch ein Sieb, eine zähe
und klare Feuchtigkeit durch, welche sich beim
lAnfühlen wie Wasser verhielt, worin man
.Gummi aufgelöfst hat. Diese , Feuchtigkeit
»tand tfopfenw eis, gleichsam in konkreter
'Gestalt auf jedem einzelnen Poren der Haut,
wie Bläschen, und bildete durch ihre Menge
u^d ihren Zusammenfluis jedesmahl einen kle-^
— S7 —
brigen Ueberzug Über den ganzen Korper.
Sie drang in die den Patienten umhüllende
Leinwand, welche nach dem Trocknen davon
hornartig steif und gelblich gefärbt wurde.
£s bildeten sich aus dieser Feuchtigkeit dicke
Schuppen und Krusten, *die nach und nach
die ganze Haut überzogen und ihr ein scheuls«
liches Ansehen mittheilten. Die dabei krank*
haft producirte und verdickte Obeihaut lajg
an den öbern Extremitäten in unförmlichen
Massen über- und durcheinander gerollt, wäh-
rend dem der Mensch am Leibe und seinen
untern Extremitäten einem Fische nicht un*
ähnlich ^ah. Zwischen diesen Grindmassen
und Schuppen entstanden tiefe Risse und Für»
eben, aus denen ein sehr rothes Fleisch durch^i«
sciihimmerte. An den Beinen und Scliaam-
theilen bildeten sich beträchtliche Geschwüre,
die der Hand des Wundarztes mufsten an-
vertraut werden. Das Gesicht wurde um den
Bart herum mit dicken schwarzbraunen Kru-
sten bedeckt, indefs ein grauer Grind Stirn
und Schläfe überzog, worauf man viel kleien-
artigen Staub wahrnahm. Der behaarte Theil
des Schädels war mit ähnlichen Krusten be-
deckt, aus deren Zwischenräumen eine stin-
kende Jauche ausflo£s« Au$ den Ohren c[uoU
^ 'a8 —
ebenfalls eine übelriechende, dem Eiter ähn-
liche Flüssigkeit. Die Augen verloren ihren
Glanz und schwammen in einer gelbeu Ma-
terie. Ihre ovale Form ging dabei allmäh-
lig in eine rundliche über. Zähne und Zahn-
fleisch wurden mit schwarzem Schmutze über-
zogen. Ein zäher SpeiöhelUufs mit Trocken-
heit des Schlundes, Rauliigkeit der Stimme
und Verstopfung des Nasenkajjals quälte den
Kranken beständig. Täglich fand man eine
Menge Schuppen und Kleien in dem Bette.
Die Haare spalteten sich und fielen aus. Die
Nagel bekamen ein dickes klobigtes Ansehn.
Der Körper magerte mehr und mehr ab , die
Kräfte schwanden, das Gesicht und der gan-
z6 Habitus des Menschen war dem einer fau-
lenden Leiche nicht . unähnlich. Zu allen die-
sen schrecklichen Zufällen gesellte sich eine
grofse Niedergeschlagenheit des Gemüthes,
welche sich durch beständiges Seufzen und
Wehklagen und mitunter durch die melancho-
r
lische Pünktlichkeit ausdrückte, womit der
Patient, beim vollen Gebrauche seiner Gei-
steskräfte, die über seinen Zustand täglich und
stündlich gemachten Selbstbeobachtungen mit-
theilte. Das empfindlichste Symptom dieser
zum Glück seltenen Krankheit war. übrigens
— ag —
der Geruch der Ausdünstung des Kranken
selbst. Ein eigener, mit nichts zu verglei-
chender, (bockichter?) scharfer und hücht
penetranter Gestank, der die Nase und das
Sensorium auf das heftigste ergriff, verbrei-
tete sich beständig um ihn. her, so zwar,
dafs in der höchsten Höhe des Uebels seine
Atmosphäre fast unerträglich wurde. Ein
Kommis des Hauses war davon ohnmächtig
geworden und alte versuchte Wärterinnen
hatten den Dienst versagt, weil sie vor Ekel
krank zu werden fürchteten. Wir selbst em-
pfanden die penetrante Wirkung dieses Ge-
stankes dergestalt, dafs wir ihn oft ganze Ta-»
ge in der Nase behielten.
Fünf volle Wochen waren nun verflo«;-
sen, von dem Tage an, wo wir den Patien-
ten gemeinschaftlich behandelten. Vergebens
waren Antimonialia mit Chinarindendekokt
abwechselnd gegeben worden« Wir wählten
statt jener das Quecksilber. Als wir aber
bei dem Gebrauche desselben offenbare Ver-
schlimmerung aller Zufälle ben)erkten, so stan-
den wir davon bald wieder ab^ und gaben
antiskörbutisciie Mittel m Verbindung mit
der Chuxanndey uni die sinkenden I^äfte auf-
— So ^-ij
recht zu -erhalten» In derselben Absicht ver-
ordneten wir dem Kranken, nebenher täglich
mehrere Gläser alten Rheinwein zu trinken.
' Auch wurden öfters allgemeine^ lauwarme
Rheinbäder angewandt. Unter dieser Behand-
lung erfolgte allmählich Besseiiing und Gene*
sung des Patienten.
Die Erscheinungen des Genesungs « Pro*
2e$ses waren indefs nicht weniger merkwür^.
dig) als die Zufälle der ICrankheit selbst. Denn
nichf auf einmahl fielen die Krusten und
Schuppen ab und liefsen eine neue Haut zum
Vorschein kommen, sondern letztere müfste
gleichsam alle Grade einer allmählichen Rege*
neration auf dieselbe Art rückwärts durchlau-
fen, wie ihre Desorganisation vorwärts durch '
die Krankheit war bewirkt worden. Mit dem
Nachlassen des gummigten Schweifses liefs
die Bildung der Schuppen und Krusten nach.
Das Bad hatte die alten, längst vorhandenen
pathologischen Bildungen dieser Art zum
Theile erweicht und sie fielen täglich in gro-
^ fser Mbnge ab. Zum ewigen Andenken be*
wahrt Hr. Z. ein Paar mit Grind und geroll-
ten Schuppen gamirte Finger und Zehen au^
di^ er wie Handschuhfinger in ihrer vollkomm-
• ' '- - 3i ^
nen Integrität abgestreift hatte^ als eben so
viel pathologische Reliquien seines glUcklich
überstandenen Leidens.
Das unter den abgefallenen Krusten lie-
gende Hautfleisch sah schön roth, aber feucht
und klebrig aus. Denn immer noch sikkerta
aus seinen Poren jene gummigte Feuchtigkeit
durch, welche von Tag zu Tag wieder neue^
jedoch kleinere und immer kleinere Krusten
bildete. So ging es gradweis fort und unser
Kranke häutete sich im eigentlichen Sinne
des Wortes noch mehrere Wochen hindurch
so lange fort, bis seine Oberhaut normal und
total regeneriit war.
Während dieser heilsamen Erscheinun-'
gen, welche das wieder* genesende Hautorgan
darbot, waren mit der Leibesofihung des Pa-
tienten fast täglich beträchtliche Quantitäten
von schwarzer Materie (atra hilis) mit an-,
derm Blute vermischt^ abgegangen, ein Um-
stand, Welcher' bemerkt zu werden verdient,
da unseres Wissens schon Galen und andere
alte Schriftsteller den Aussatz von dem Ueber*
flusse der schwarze^ Galle und deren Ver#
derbnifs und Ablagerung auf die Haut herlei-
ten wx>llten..
— 3a —
Der Appetit des Rekonvaleszenten wurde
so heftig, dafs man ihn einen wahren Wolfs-
hunget* nennen konnte. Die dabei allmählig
wiederkelirenden Kräfte stärkten auch das Ge-
milth wieder. Doch hattie er noch lange Zeit
Furcht vor Rezidiven, und wagte es kaum
während des kalten Winters (Jenner und Kör-
nung von 1810) das Bett zu verlassen , noch
viel weniger auszugehen. Einmal besonders
wurde Ihm noch mehr bange^ da in der .Hälf-
te des Jenners die Haut seiner schon ganz
glatten und gereinigten Schenkel, nach vor-
aus gegangenem Brennen und Jucken , anfing,
abermals jene oft erwähnte guramigte Feuch-
tigkeit aus ihren Poren zu schwitzen, welche
in einer einzigen Nacht mehrere Leintücher
durchnäfst hatte, sp zwar, dafs sie nach dem
Trocknen steif standen, wie ehemals. Doch
war die Feuchtigkeit dieses Mal geruchlos. Es
bildeten sich auch wirklich des andern Tages
kleine Schuppen und Krusten aus ihr, welche
aber auf döh Gebrauch von Pillen aus Aloe
und Assa foetida, die täglich einige Stühle be-
wirkten^ «ehr bald wieder abdorrten, ohne
»ich auf eine bedenkliche Art wieder zu zei-
gen. Ein Oedem, womit der Genesende, als
eiziem Nachübel, noch einige Zeit zu thun
^ hat-
— 33 —
hatte» httte sich schon im MÄn ganzlich ver-
loren« und derselbe Kranke« der ron dem sel-
tensten und häfslichsten Uebel mehrere Miv-
nate über bis sur Verzweiflung gebracht ^ der
Schrecken seiner Verwandten« der Absclieu
seiner Hausgenossen und eine sehr harte VrlU
Amg für seine Aerste wan geht i#tit« da wir
dies schreiben, wohlgenfJirt, fruhlich und durch
die Regeneration seines Hautorgans gleichsam
yerjüngt einher, zum Erstaunen und Vergnü-
gen aller^ die ihn auf seinem Kjrankealager
geseheti haben«
70wtm* Hin f. 4* ^«
-•34
lii.
Uebei' die Anwendung des Merkurs
iii der hautigen Bra'üne,
Tom
Hofttiediöüs Saehli
in Schwerin.
I. ■
(Betchluft.)
T
Xm September^ November und Decenfber
1807 rettete ich 3 Kinder^ durck örtliche Ader-
lässe, gröfse Brechmittel^ uiid Merciir. Das
erste, der Sohn des hiesigen Waisenhaus-Päch-
ters, würde wider ihein Erwarten noch da-
durch hergestellt, nachdem er schori S Tage
gelitten hätte, fehe er Hülfe bekam. Die
^Krälikh^its-Geschichte des zweiten s. im Kap.
vom Ad^riafs. Nur die des dritten sey mir
erlaubt hier noch hiitzutheilen, da sie zugleidi
ßinen Beweis giebt, dafs der von mehreren
/
\\
^ S5 -^
angenoihmehe höchstmögliche Heilungstermin
von ü -=i- 3 Tagen zu kürz gesetzt sey;
Priejgnitz, des Portechäisefh-Trägers^ üh^
derthäiy jährige Tochter^ meine ^6sce Kü^an'-
Ae, die ^ctioh natürliche Pocken und (Schv*-
lach Uberitähdeii, Und besonders nach diesem
&ine Heisei*keit übrig behalten hätte^ zuletzt
aber dodi iäne ^te Gesundheit genofs, war
in der vöngeri Wofchcj den ^Tag wufete taäii
nicht genau, wiöaer heiser geworden, und litt
jetzt schoil Mit ^ Tagen an einer ^t^rkeh
iBrustki*änkneit, ^o dä(s der Athem plißT, (nach
dem platten Ausdrück der Leute giekmie)^
und man ^chon ijti den beiden letzten Näch-
ten geglaubt habe, dafs sie ersticken müsse. — *
Den gteii Jbee. igöy ^ah ich sie imverziig-^
lieh. JSi« ifföhnte äuF dem Juden -Kirchhof
eine halbe Stünde ton der Stadt ^ hart am i
grotseh See, lehr hbch, älleii Winden Zugänge
iich. Nach länger Nässe, war mit Stürm Frös^
eingetreten^ und (ein Schneidender Ostwind
wehete so itark^ dafs man kaum dagegen äh*^
komiheii könnte. -^ Ich hörte üiid ^kännt^
gleich beim OefFneii des Zimihei's den Feind)
das Gepfeife war Selbst im Sitz^ü so he(d*g^
dafs maii auch iiicht ^ine Miüüte Nlk&hlafs
j • • •
merkte j und im^ Liegen ' bis zürn firstLckj^p^
- 36 -
Jeder Athemzug hob die Schultenr hoch in
die Hohe, das Gesicht^ die Haare trieften von
JuJtem Schweifs, jenes war gedunsen und hoch-
roth, die Lippen bläulich^ tind das Kind grüf
immer nach dem Munde, als ob es etwas her-
ausziehen wollte. Die Hitze war stark, und
der Puls so zitternd, dafs man ihn kaum zäh«-
len konnte; der Husten klang fürchterlich
bellend und schien immer Erstickung zu dro-
hen. Es wurden sogleich Blutigel verschrie-
beDi um nur der drohenden Erdrosselung vonn
lingehäuften Blute im Kopfe zuvor zu kom-
men, und alles nach Lentins Methode ange^
ordnet.
Mit Begierde machte ich Mittags i Uhr
den lästigen Weg wieder, weil diese Krank-
heit, als eine der fürchterlichsten, von jeher
meine gespannteste Aufmerksamkeit erregte;
lieh traf meinen viel zu früh versto]4>enen lie-
ben Gehülfen, den Chirurgus Beutel gerade
beschäftigt, die eine Wunde zu stillen ^ wel-
ches ihm viele Mühe gemacht hatte ^ die von
den 3. andern Blütigeln hatten sich leicht ge-
schlossen. Das Blut war aber lange nicht so
fest, als bei meinem ia4sten Kranken, indes-
sen doch leicht geronnen« Das Athmen fand
ifib jetzt im Liegen so fiirchterlich beengt.
- 37 -
dafs ich es bereuete, die Blutaüsleenmg in
einer so späten Periode der Krankheit, und
bei einem schon so schwach scheinenden Kin-
de verordnet zu haben, ja es sdiien mir, als
mUsse ich ihr die oflPenbare Verschlimmerung
^zuschreiben. 2iweien höchst langsamen pfei-
fenden Inspirationen folgte eine Exspiration^
und dann schien eine kleine Sekunde gar kein
Athemzug zu bemerken. Todtenbleich war
das Kind geworden ufid schien jeden Augen-
blick sterben zu wollen. Das Vesicatorium
wurde gelegt. *— Ein Scrupel Ipecacuanha auf
einmal gegeben, und mein GeßUlfe gehörig
instruirt, weil ein Land-Krtoker meine Ueber-
«
kunft Terlangte. Ehe die Blutigel herbei*«
geschafft wurden, hatte die Kranke schon
stündlich % Theeloffel voll vom Zen^inschen
Safte, einmal mit i5 Tropfen Elixir pect.
Reg. Dan. und einmal mit a Gran Mercur.
dulcis genommen y und damit sollte sie jetzt
condnuiren. — Fufseinwickelungen ' verord-
nete ich bei diesen Leuten aus Furcht vor
Erkältung niicht. Auch Lavements nicht, weil
idi der nach unten wirkenden Kraft des Mer-
kurs, nach mehreren früheren Beobaditungan
trauen konnte, und weil heute schon Eröff-
nung da gewesen war«
}md hörte w^def^ niein £4*vv^£(rten daf^i das Kind
liocH lebe. E^ habe sich, (sq lautete der Be-?
rieht) sechsmal nacl^ .der Ip^cacuanha stark
gebrochen^ un4 sehr vielen grunei^ Schleim
laxirt, Icl^ eilte gleich hinausj und hörte zwa^
noch immei* dei^ Group, fand ahei^ dei\ Toi^
obgleich er noch unausgesetzt fo?l:dai;eite, p^il*
der, den Husten rasselndei^ und ^lit Nieder-
schlucken verbunden, P?i^ Gesicht wa?^ na-
türlich, die Augen i^icht mehr hervorragend,
die Häuf nicht mehy sq brennend^ ip^ G^genr
theil feucht, — Man hatte n^einem Verfangen
zufolge die ausgebrochnen IVfassen ^uft^ciyahrt,
und ich fan4 mehrere Stücke^ Pfeudqmem-t
bran mit allen cha^acteristischen Zeiche^ d^^
in« Statt dafs die Mutter in den beiden vorher-
gehende^ !t{ächten das Kind ^tet^ halte tragen
müssen, yv^i^ e^ in diese^. oft eingeschlafen,
un4 h^ttie 'deiv Morgen . zuerst ^iedei; begie-.
rigst: gesogen, -r- Es ha^e gestern la Grai^
Qi^epksilber geixommen und 4^h^i, vi^ Sa^
Yierbraucht, mufste fortfahren, abe?^ jetz^ nur
ein halbesi Pulver alle 2 Stunden nehmen« und
de^ rasselz^den Tq^^ h.eim Hustei^ ^^gen, un)
4 Uhr wieder einen ganzer^ Scri^pel Ipegi^fiUf.
mha nehmen. ^ Daioi ^oUte auch d^ üth
— 59 ^
güentum neapoUtanum mit Ung. ßÜt» 04fft«
phoroium eingenebelt werden.
Den Uten fand ich 4i^ Patientiii in ,der,
Wiege sitzen und mit Begierde essen. Jeder
Athemzug war noch pfeifiend, aber ohne al-
les Heben der Schultern. AUes war gehörig
angewandt, Die Ipecacuanha hatte iiur zwei«?
mal Würgen yeiiirsacht, ui^d damit etwas
weifsen 3dileim aufgebracht. Darauf >ifar
aber eine |o gröfse Engbrüstigkeit erfolgt,
dafs maxi jeden Atigenblick Erstickung er-
wartet hatte, diese habe bis um 4 U^i* Mor-
gens fortgedauert, dann sej ein starkes Er»
brechen eingetpeteii, wobei eine dicke Schleim-
Masse ausgeworfen, die man in der Nacht
nicht; 'habe au£Pangen können, sie sey aber
ganz weis gewesen, so wie der Schleim
den ich häufig ini noch yorhaiidenen Stuhl-
gange finden würde. Von 4^^ Augenblick
an $ey die Kranl^e sehr geruhig und munter
geworden. — Die Eltern wollten aber weder
Elixip iioch Quecksilber - Pulyer dem Safte
den sie gern gaben, weiter zumischen, weil
das Kind dann unmittelbar nachher stärkev
huste. Auch war die Mutter nicht weiter a^ur
Ipecacuanha zu bereden, weil sie dif!ser die
Angst de^ gestrigen Abends und der Nacht
^ 4ö «
Msefari^eb, ohne an die höchst wohIt)iätige
Ausleerung der polypösen Masse zu denkeoi
ich verschrieb daher. 1^. Siklplu Auram* pur^
Sj\ Tart. emet. gr. iij, Syrupi sen^gae. Aquae
fonpan, ^^/ß. M. S, fVohl umg^sehüuek
alle hiilbe Stunden 2 Theelöffel voll bis zur
Zfnalfgen ff^irkung* -«- Die halbe Portion
war verbraucht, ehe das erste Erbrechen ein»
trat, ihm folgten noch 3^ und zwei Stuhlgän-
ge, die ungemein erleichterten«
'Den i2ten war sie genesen bis auf einen
kurzen Athem und bellenden Husten, den sie
noch eine lange 2^it behielt» ohne dafs die
Eltern irgend etw^s weiter gebrauche^ woU»
ten.
So oft ich nachher den Vater sah, erfuhr
ich, dafs sein Kind wohl sey, und dennoch
war es den Gten März des folgenden Jahres
plötzlich) gestorben, ohne dafs die Eltern Hül-
fe gesucht hatten. (So wenig macht das Un-
glück solche Leute _£ur die Ihrigen besorgt!
Ein Jahr früher hatten sie ein Kind schnell
verlohren, welches glühend heüse -Grütze nie»
dergeschluckt und den Schluud ganz verbrazmt
hatte« ) -— Hatte vielleicht der Croup Wer
Polypen in den gröfseren Gefälsen zurück-r
gela^s^n, oder wiu: ein Recidiv erfolgt? £g
(.
iF mir höchst unangenehm, dafs ich den
)d des Kindes nur ganz zufällig erfiihr, uiid
keine weiteren Aufschlüsse erbalten konnte,
f^mn
Diesen Beobachtungen erlaube man mir
H» noch einige meiner geschätzten Herrn
>rre$pondenten hinzu zu fügen;
Herr Stadt - Phjsicus Doctor Trendelen^
irgy einer der beriihmtesten Aerzte Lübecks,
ttete, weil er so spät gerufen wurde, von
Kindern nur 3,. die er gleich nach dem
:itstehen behandeln konnte. Versüfstes
ueoksilber war das Hauptmittel, dem er bei
^eien noch Goldschwefel, Senega und ein
esicatorium hinzufügte. D^ 3te, 3 jährige,
^kam nichts weiter als alle d Stunden einen
ran Quecksilber mit a Gran Magnesia und
isig«-Clystiret Die »4 Gran Mercur welche
I genommen; hatte, wirkten etwas auf den *
[und, aber zum eigentlichen Speicheliliirs lie-
en es schickliche Mittel nicht kommen. Da
>eri wo die Krankheit schon zu lange gen
luert hatte, wirkte weder die L^ncinsche
[ethode, noch da» Quecksilber.
Herr Doctor ZiUzmann in Gadebusch
»ttete von 8 Kiadeto die Hälfte» & gab
— 4* '— ..
Kinderst vöü /^ — 5 Jahreh stündlich einen
Gran Calomel in Verbindung hiit Sulphur
ßuraeuniy und rettete einst selbst noch da,
wo er am 4ten Tage der Krajikheit gerufen
wurde, und alle Zufälle die nahe Erstickung
herdrchten liefsen. Das geschah ehe er -^u-
tenrieths Schrift gelesen hatte. Nebenher
gebrauchte er Brechmittel, Lenins 3afi: und
Salbe und Spanische Fliegen im Nakken.
Herr Dpctor Ellissen in Schnackenburg
rettete, von 7 Kindern 3» weil er auch ge-
wöhnlich zu spät gerufen wurde, r — Einem
sechsjährigen Knaben, der gleich am ersten
Tage behandelt werden konnte, urtd der das
üebel doch schon im hohen Grade hatte, liefs
er von der aus. Schweinefett und Quecjesilber
bestehenden simpelh Quecksilbersalbe alle 3
(Stunden einer Erbse grofs einreiben, und leg-
te auf die Brust ein Vesicatorium von der
Gröfse eines Thalers. Schon nach dem aten
Reiben liefsen alle Zufälle nach« Esf steUte
»ich ein ^gelinder Speichelflufs ein, der sich
aber, wie mit dem Einrieiben aufgehört wur-
de, nach einigen Tagen von selbst wieder
verlor. — Hier wurde also ohne irgend ein
anderes Mittel, und deswegen ist die Beob-
achtung um so merkwürdiger, die Krankheit
-^ 43 ->
durch Merkur ii^ kurzer Zeit gehoben, '--- Ein
Jahr uachker behandelte derselbe 3eobacI^ter
eii^ ^ehnjälin^ej^ Mädchen, Ein Brechmittel
wurde gleich f^nfiMißs oJine den mindesten
Nutzeii gegeben, Die Einreil^ung der Queck*.
ftilbersalt^e, hafte aber nachher denselben Er«
folg, wie bei d^m I^naben; in 3 Tilgen war
die Kranke hergestellt -^ 1808 bekam der
Knabe ^ welcher Vor a Jahren gerettet wurde,
die Krankheit wieder, e^ wurde gar nichts
weiter aU die Merkurialr Einreibung, ange-
wandt, schnelle und völlige Genesung war
wieder der Erfolg,
jpie äufoere j4n^endung 4es Qi^eoksäbers
bewährt sich hier alsQ auPs vortrefflichste^ und
rechtfertigt Lemin's grofsesi Vertrauen , der
sie zuerst empfahl^ und meinte, ein Mittel
könne arn besten wirken, wenn es dem Sitze
der Krankheit: so nahe als möglich aufgebracht
würde. Er wählte anfangs die flTerl^ioJfsche
Krätzsalbe, \yelche ausi einer Unze Ponfiade
und einem Quentchen weifsen Präcipitat be-
steht, liefsi da^VQn 3 mal de$ Tags einen Scru-
pelj einreiben, und Fuhr so lange damit fort,
als die Stimme verdächtig blieb, (i Bd. p. 33t8.
4ot 1^ In spätem Zeiten bediente er sich auch^
- 44 -.
der Neapolitanischeu mit 3 Theileo Campher-
salbe vermischt*
Hr. Dr. Albers in Bremen hält diese Sal*
be fiir zu schwach, als däls in der erforder*
liehen kurzen Zeit die iiöthige Wirkung des
Quecksilbers dadurch hervorgebracht werden
könnte, räth mit Recht zum gleichzeitigen iiür
nern Gebrauch, und zu weit stärkeren Ein-
reibungen, da man wisse, in wie grofsen Ga-
Jben Kinder das Quecksilber vertrügen (t c
P» 43)* — Man wird auch oft zum blos ixt--
nern Gebrauch gezwungen , da das" Einreiben
bei ganz zarten und eigensinnigen Kindern
seine grolsen Schwierigkeiten hat,
Aufser den obigen Mitteln hat man noch
mehrere zum Einreiben vorgeschlagen, z, E.
die Cirillosche Salbe, aus Sublimat und Pi>*
made, oder da* versüfste Quecksilber mit
dieser gemischt,
Jahji (Kinderkrankheiten p. 49^*) ^^t in
mehreren Fällen folgende Salbe nützlich- be-
funden, fy* Unguenti rosati ^. CalomeL 3ß«
Tan. emet. ^j\ M. S. AUe i — 3 Stunden
etwas (?) einzureiben. Statt des Fettes kön-
ne man auch Speichel oder einen andern dik-
ken Schleim zum Vehikel nehmen» -— Die
- 45 -
Folge Ist ein pnstulöser^ meisten) erleichtern'-
der Alisschlag«
Heeker lälst ron gleichviel Dnguentum
neapolüanwn und Luumentum i^olatile alle
a Stunden 2t Theelöffel voll einreiben, und
giebt dieser Salbe vor allen den Vorzug, weil
sie so sdmell durchdringe. TVerlhofs und
CiräloM Salbe enthalten schärfere Präparate^
aber dodi weit weniger Quecksilbertheile (L
c p. aa). h der '3ten Auflage seiner Kunst
die KrflnUieiten zu heilen, räth er alle halbe
Stunden, dner Haselnufs grofs von folgender
Salbe einzortiben: 1^. Mercur, praedp. atb»
fiakiphoräe %k S/* Vnguent, pomat. 3i/;. und
Speidiel oder Magensaft zuzusetzen, da es hier
auf schnelle Wirkung ankomme« (p. 55g*)
Marcus räth in 24 Stunden wenigstens
eine Unze von der Merkurialsalbe zu verbrau-
eben, und damit fortzufahren, bis sich irgend
eine starke Secretion zeige« (p. ii4*)
Thilenius läfst sie neben dem Kehlkopfe
einreiben^ und wo dies die vesicatorirten Stel-
len hindern^ in die Achselhöhlen« (p. Co.)
Giufeld ist gegen die Einreibungen » die
gute Wirkung komme auf RechnuAg der gleich-
zeitig angewandten BlutigeL (p* 74«)
- 46 -
fyie wirkt der Merkut?
AutenHeth\f der isich bleibende Verdien-
ste durch die kräftigere Anw enaüng des Queck-
silbers Erworben hat^ giebt auch eine Erklä-
rung (ier Wirkungsart, die wie alle, auf nicht
jfest begründete Vordersätze gebadete -Theo-
jrien hur ephemerisch seyn.wirdi. Der prak^
tische Arzr bekümmert isick inehr ütii die äü-
1*. .,'.•.
gehscheinlichen Folgen^ und danach ist auch
jdas ^a/:e/2r/e^Asche Resultat: (p. ä8) der Mer-
kur lösidt das päthötogiiche Produkt Huf, und
verbreitet dieKränkh^ic über das gastrische
System. Es stimmt also ganz irnit der tlä'
miitohsdien Idee überein, der in Entzündüngs^
krahkheiten die Säfte damit verdünnen^ Und
Ausscheidung der Krankheit durch IStühle und
Schweifs bewirken wollte. i^Jotitn^ de fnei.
Sept. iygo. Nr, z.)
Auch Kuhn hatte ^chön die Idee, dais
das Quecksilber durch Seinen tleiz in den er-
sten Wegen die Materie, welche die IPseüdo-
inembrän bilde^ von der Luftröhre ableite.
(iSi Michaelis Bibliothek t B. p. iitO Öiese
kritische Veränderung bemerkte Autehriekh
immer erst^ iiäch i2 — 5*4 Stürideh. Wenn der
Merkur früher Erbrechen inächte^ so gab &r
4^eich eine neiii» Gäbe^ die dann blt^b. Als
^ — 47/ _ ,
erste unmittelbare Wirkung bemerkte er eine
Herabstimmung der Spannung im Pulse lind
im ganzen Körper, durch den Ekel (p* 36)
eine Umänderung der pathologischen Schärfe (?)
und dann die überwiegende Thätigkeit der
gastrischen Organe. »- Es ist bekannt, dafs
die. Quecksilber -Kalkei den Magen besonders
stark üiid permanent *r*^izenj ifaid so^e be-
absichtigte Wirkung, d^leitung der im leiden-
den Organ angehäufteh . Erregbarkeit bewir-
ken kön^en^ indem* sie die unterdrückte Ener-
gie dei? Magennerven Wieder herstellen. Aber
könnte mah mir sä^eni streitet mit dieser An-*
sieht nicht der Nutzen der Merkurialsalbe?
Das ist der Fall allerdings, wenn wir Uns die
Wirkung dieses grofsen Mittels zu einseitig
denken, und seinen mächtigen beleberiderl
Einflufs auf das ganze lymphatische System,
seine specifische Wirkung auf die Speichel-
drüsen, seinto Einflufs auf Harri-Vermehrüngj
Schweifs und Stuhlgang vergessehi .
.Aber -wie wirkt idenn die SälheP Nich^
durch NeiVeis(lei(mig,'$ägt Outfeld;, oder durch
directe Penet^nonj weil es kein flüchtiges
Mittel ist (p. 73). Auch durch Einsaugiirig
könne sie nicht in so kürzer Zeit der fehler-
haften Absonderung steuern; nach mehrtägi-
I
I getil Gebrauch könne sie allerdings dädurdh
wirken^ wenn sich nur die Krankheit daiiiadi
Verzügeril wollte (p; y4)' -*■ ^^9 obigen Be*
obachtüngen des Hrni Dr. ElUssen sind allein
hinreichend, die schnelle Wirkung des Queck<>
Silbers zu beweisen^ noch mehr thut es die
Hiäscheif nach w^Ich^r yon 3ß Zinnober^ durch
Räucherung in den Mund und die Nase ge^
bracht^ binnen 5 Statiden ein Speichelflufs
erfolgte (Edinlf, VersutihB 4. ßd.)^ Ueber-
haupt ist es von der Erfahrung läng$t wider«
legt^ dafs nur uns flüchtig scheinende Sub- '
stanzen ^,$ich sdmell dem Körper mittketlen
können. Ich wüfste nicht) dafs man deQ Co-
loquinten eine flüchtige Eigenschaft beig/riegt
hätte, imd doch sah man Erbrechen entste»
ben, wenn man sie auf die Magengegend leg-
te, und Quecksilber, das vermöge seiner eiior^
inen rtheilbarkeit die entferntesten Theile des
Körpers durchdringt, und zu kr^tigen Gegeit^
reizen anspornt, das alleraußösendste Mittel,
sollte nicht schnell ^ am gefälsreicheü Halse
angebracht, auf die Gefäfse der Luftröhre wir-
ken können? Wer daran zweif^t^ der lese
doch nur 7. F. Ellers mediciniscbe und chi«
rurgische Anöierkungen (Berl. 1730» |>» d43)r
hier findet ii^ui^ dafs ein bl^ 4fÄgiger Auf-
— 49 —
enthalt eines jungen Mannes in der Saliva-
tionB*Stube, wo damals 5 — 6. durch die Stri-
cade salivirt wurden^ den heftigsten Speichel«
flufs hervorbrachte. — Ich. führe diese That-
sachen hier absichtlich an, um meinen Mit*
ärzten ein neues Mittel gegen den Croup: .
■ p
Die Einwendung des Quecksilbers in Dunste
gestalt
VorEUschlagen; ich werde es nicht unterlassen^
bei erster Gelegenheit Versuche ' damit zu ma-
chen ^ da man auf diese Weise die Luftrohre
am unmittelbarsten berühren, und nach Hills
Beobachtung eine andere organische Thätig-
keit in der Nachbarschaft des leidenden Theils
hervoribringen kann« — ^ Man wende mir nicht
mit Hm. Professor Aucenrieth ein: der Mer»
kur wirke beim Croup nicht, indem er Sali'»
vasiön errege, weil er das in andern liitzi***
gen Fiebefn^ wo er hiilfreich wirke^ auch nicht
thue^ Fürs erste ist es sehr unrecht ^ unsra
Krankjieit mit einem hitzigen Fieber verglei»
chen zu wollen^ da wir es hier besonders mit
einer örtlichen Krankheit zu thun haben, wo-
bei das System oft wenige oder doch nicht
ppoportionell mit jenem, gewöhnlich nur se-
cundair leidet; und zweitens haben wir un^
loan, ZXXn.^B. 4* St« O
— fo —
ier« Krankheit^ wie oben im Sten Kapitel
durch fVaUbomsy Flormanns ^ Bards^ Bum^
seys und Maerkers Beobachtungei;! gezeigt
worden, nicht selten glücklich enden sehen,
wenn die Natur selbst eine yicariirende Thä»
tigkeit der Speicheldrüsen, eine kritische Sa-
livation bewirkte* — Bei allen meinen Kran-
ken, die Quecksilber gebrauchten^ zeigte sich
einige Wirkung auf das Drüsen-System, bei
einigen sogar ^ wie das oben gezeigt ist^ töI-
lige Salivation. TAiZeisiuj versicherte dafs sich
4ie Kranken um so eher und früher erleich-
tert fühlten, je eher und häufiger Speichelflufs
entstand, sah jedoch den Menkur auch ohne
diesen wohlthun. p< ^i und 6i. Michaelis d.j\
sah von 44 Gran Quecksilber, in 3 Tagen ei-
nem 3 Jährigen Knaben gegeben, eine so be-
trächtliche Wirkung auf den Mund folgen,
dafs dadurch ein Stück vom Rande des Ober-
kiefers, 2 Backenzähne und 2 Zahnkeime ver-
•
löhren gingen. L c p. 6i. So bekam auch
Heckers Kranker während der Genesung vom
leichten Merkürial-Gebrauch so lockere Zäh-
ne^ dafs er nicht kauen könnte, (1. c* p. i4).
So sah Snthenie'Yötn Calomej Genesung, nach-
dem CS einen leichten Speichelflufs erregt hat-
te I. c. p, 179, und Bar d versichert, ihn nicht
ungetUf wtfnn auch nur selten gesehen zu ha-
ben p. 745. Hamilton sah dann in £ntzün-
dungskrankheiten am allergeschwlndesten Bes-
serung erfolgen , wenn ein Spelchelflufs ent-
stand« und oft e^fo^gte nicht die mindeste^ bis
ibr eintrat (I. c bei Duncan,) So sah end-
lich f7ca/,'dafs ein Grei$ durch einen zufäl-
ligen SpeicheUlufs nicht blos von seiner Pa-
raplegie« aondeltl auch von seinem Asthma
, befreiet würde ( Noi^. Act. IteWet. P^oU 1.
p. 12$)* Wenn man also den Merkur geben
wollte^ um Salivation zu bewirken« so dürfte
man doch diese Absioht wohl nicht mit tiar-'
les (Id. a. L. 6 S^ l St. p« 12S) ganz uerkehrt
nennen« .denn diese sich öfter wolilthätig zei-
gende Ausleerung schliefst die übrigen Wir-
kungen ai^ da^ AbsQnderungs-Sjstem« die Hr.
H« specüisch reizend« auflösend« nennt« niclit
aus« :: • '
ßard meint« das Quecksilber wirke« in»
dem esj durch vermehrte Schleim «Absonde«*
rung die Haut von der Luftrohre lostveiche^
und sie auflölse; erstere« vrillA utenrieth nicht
^Iten lassen« er, behauptet: es mache keine
weitere Einwirkung« keine Sputa cocta. Die^
M sind es aber« wenigstens nach meinen Be-
obachtungen, womit die Haut ausgeworfen
D a
- 5i» -
wird. Der grofse Nutzen des Quecksilbers
zeigt sich ja, nach des Verfassers eigenen Wor-
ten dadurch, und das Mittel soll so lange fort«
-gesetzt werden y bis jeder Husten etwas auf-
bringt.
Das Quecksilber ist gerade deswegen in
unserer Krankheit ein so grofses Mittel, i)
weil es auf alle Systeme^ besonders auf Ex*
cretions^TVege wirkt, am schnellsten und ge-
wissesten auf die Speicheldrüsen, und auf
die Lungen, wie es der eigenthtimliche Mund-
geruch noch vor der Salivation zeigt» Der
sicherste Beweis von einer veränderten Ab-
sonderung in den Drüsen und GeFäfsen der
Luftröhre und der Lungen, die in diesem
Jjocälübel vom gröfsten Nutzen sejm mufs.
(Vergl. Michaelis jun* 1. c. p. 83. 84). Nach-
her wirkt es auf die Haut und den 2)ann-
kanal. 2) Weil es in sthenischen, den höch-
sten Grad ausgenommen, und in asthenischen
Körper-Zuständen, ohne Anlage zur Gangrae-
nescenz iind nur nicht im colliguativen Zu-
stande pafst, und selbst da, wo man den Darm-
kanal oft. ganz leer glaubte, noch breiartige
kritische Stühle macht. — 'So behandelte ich
vor anderthalb Jahren einen jungen Kaiifdie^
p^ aus Grabow, dessen langsam -«ntstand«-
— fö —
ner Tjrphiu durdi emormes Purgiren mit Glan«^
bersalx eine solche Höhe erreicht hatte, dafs
ein stetes Singen, Rasen, Zähneknirschen, Flok-
kenhaschen, Herabsinken zu den Füfsen, un-
Y^illkührUcher Stuhle, und Urin- Abgang und
Brand am ganzen Rücken etc., kaum irgend
eine Hoffinung zur Genesung übrig liefsen. -^
Die kräftigsten difiusiblen und permanenten
Reizmittel, kalte Umschläge über den Kopf
fruchteten nichts, bis mich das starke Leiden
des Gehirns auf die Anwendung des Queck-
silbers Idtete* Kaum hatte er .es einen Tag
mit Opium ^ genommen^ als mehrere grüne
breiartige Stühle entstanden, ein allgemeiner
ScJiweifs ausbradb^ und diese Ableitung vom
Nervensystem^ den Kranken wieder zum füh-
lende^ Menschen machte und eine Genesung
durch Stärkung zuliefs. — Der trefliche He^
gewüeh liat Recht, wenn er im 6ten Bande
des ^For/ischen Archivs p. 212 sagt: Es giebt
nur ein Mittel, das fast ohne Ausnahme cum
euphoria Sttüilgang schafft, und das ist Calo-
mel. Eben so sehr hat Gucfeldt Recht, weim
er in eben diesem Archive sagt : Wenn Mer-
curia^a einen Bauchflufs erregen, bleiben sie
auf den übrigen Körper unwirksam. Main
daraus,' dals ich vom Quecksilber keine
— 54 —
Diarrhoe, s^nderh nur 'da» als wohlthätig er-
warte , was man kritische Stühle neimt. —
Man verzeihe rbir diese Abschweifung, und
erlaube mir, n^ch eine neue Anwendnngsan
des Quecksilbers zu emplehleu, weil es ungser
Zweck »eyn mufs > die fVirPung / desselben
auf alle Systeme recht; -^schneU ^u beschaff
fett^ und durch Anwendung des Merkurs auf
mehreren Wegen dem rasclien Gange der
Krankheit auf nicht weniger rasche Weise
Einhalt zu thun, . Die Natur zeichnet uns hier
selbst den Weg vor ; sie hebt die meisten
Kinderkrankheiten, indem 3ie andere vicarii-^
rende Thätigkeiten hervorbringt. So ver-^
schwindet die Entzündung, des Zahnfleisches
■ beim Zahnen, wenn sie eine Blennorhoe der
Därme hervorbringt. So weicht die Milch-
borke, wenn der Urin den Geruch des Kat-»
I j
zen-Urins annimmt. Konnte Asellini (1, c)
eine nicht bjos venerische Augenentziindung,
sondern auch einen hartnäckigen periodischen
^Kopfschmerz heben, indem er eii}e Sublimat
Auflösung öf^er in den Mund nehmen ließ,
sollten wir denn nicht durch dasselbe Mittel
bei Erirachsenen, oder verständigen Kindern,
hier, in der Nähe des leidenden Theils ange-
bracht,.'tini sa mehr Nutzen erwarten können?
^ S5 ^
Es hat wenigstens den Nebennutsen, die ein-
dringende Luft zu mildern und anzufeuchten,
jils Gffgner des Quecksilbers
zeigen sieb besonders Gutfeldt und Kapp»
Jener ist es aus theoretischen Gründen, die
auf yermeindich zu langsame Wirkung und
auf der purgirenden Kraft des Mittels beru-
hen (p. 77. 78^. Man muls sich wundem,
dafs Gutfeldt von der langsamen Wirkung
spricht, da er selbst im 7ten Bande des Horn^
sehen Archivs p« 2o5 berichtet, dafs zwei Frau-
enzimmer, kaum eine- halbe Stunde nachdem
jede § Gran HahnemannscYies auflüsliches
Quecksilber genommen, Uebelkeit, Erbrechen,
und gleich hinterher einen starken Speichel-
flufs bekommen, welcher bis auf den Abend
gedauert, -^ Eine schnellere Wirkung kann
man ja gar nicht erwarten! Gesetzt sie sey
aiich eiae Ausnahme von der Hegel, so ha-
ben wir auch eine so ganz' schnelle Einwir^
kung nicht nöthig, und können si-e theils durch .
stärkere Gaben, theils durch Anwendung des
Mittels auf den oben vorgeschlagenen mehr-
fachen Wegen befördern. Einem loffehrigen
Mädchen gab ich 3 Gaben Calomel gegen
Würmer, und den folgenden Tag bekam sie
schon starke Salivation und Mnndgeschwiiret
^ 56 w
Kapp ist dagegen, weil er hier^. wo Sauer-
stoff zu entziehen sey, vielleicfu noch mehj;
absetzen könne, (p# a3o) und, was wichtiger
ist, weil alle von ihm damit behandelte Kran-
ke ein Opfer des Todes geworden. Man
solle hier durch Aderlässe etc. Säfte entzie-
hen (p. a3i). — Schade, dafs uns der Ver-
fasser keine dieser Beobachtungen mitg^theilt
hatJ
Auch Pearson zieht seinen Aether^ An-
timonialia und Brechmittel vor, weil . diese
schneller auf das absorbirende System wirk-
ten (p. 8. 9).
MicJiiaelis sagt : er wisse, dafs Bard^ wel-
fJier bekanntlich den Merkur für das Haupt-
mittel hält, manches Kind trotz seines Ge-
brauichs verloren habe. {Riehurs Chir. Bibl.
i c, p. 746)»
Müf^rker sah in seiner Epidemie nicht
den geringsten Nutzen davon. Beim Nacht
und Tag fortgesetzten, kräftigsten Gebrauch)
ging das gangraenöse in das membranöse Sta*
diiim über und tödtete (p. 127).
Cf^eyne versichert, niemals einigen Nut-
zen davon beobachtet zu haben (L c« p. jaS).
Des Essart wendet ihn nicht an, weil er
Salivation befurchtet.
- 57 -
Womn soll man eigentlich das
Quecksilber geben?
Ein noch so vortreffliches Mittel kann un«
möglich in allen Fällen helfen. Im Individuali*
siren besteht gerade die grofse Kunst des Arztes.
Die häufige Wiederherstellung von Kindern oh*
ne einen Gran Quecksilber zeigt deutlich, daß
es nicht das einzige Rettungsmitlel scy {Alm
jkers Vorrede zu Home p. 8). — Selbst nach
angestelluer Blatausleerung gab es Hopf p. Ci
jeinem 3jähngeii Kinde, auf die zweckmäfsig«
3te Art vom An£ange an, ohne den minde-
sten Nutzen; so auch Thilenius^ der bei ei-
nem scbwächU^hen Kinde gleich Moschus da<-
mit verband p^ 57« -«^ Man sieht also hieraus
dafe Autenricsh zu weit geht, wenn er den
Merkur so unbedingt empfiehlt. Hegewisch
sagt sehr richtig: der Arzt, der in gleichen
Fällen allezeit gleiche Mittel anwendet, und
anwenden sah, darf sich nicht auf seine Er*
fahrung berufen, wenn es den Vorzug einei:
Methode vor einer andern gilt« 1. c, p, ioj.
Hier also noch einige aus der Erfahrung
abstrahirte genauere Regeln zur Anwendung
des Quecksilbers:
i) Es ist eine bekannte Sache, dals der
Merkur in Entzündungs-Kxankheiten nur dann
~ 58 --
pafst, wenn kein Blut mehr abgeMpft: werden
darf, (S. f^og^ls Programm über 4ie neue
entzündungswidrige Heilart dutch Quecksilber.
Jlostok j8oa §. i8.) Man bab^ den Gewinn
dadurch, meint dieser geschätzte Arzt, dafs
man die zweite Venaesection l^nd $0 die
Kräfte ^pare. Dies ist auch gaBZ die HamiU
^o/zsche Maxime, und der -gründliche Recen-
$ent der Autehrieth^daen Scbarift in der AUg*
Lit. Zeitung versichert^ daü er bei- Vernach-
lässigung des AderlasseKis den Tod unvermeid-
lich gesehen, selbst weim innerlich reichlich
Quecksilber gegeben worden.
Wenn uns daher ein Kind vorkommt,
dessen Croup plötzlich bei guter Ges^undheit
eintrat, dessen Faser straff war, dessen Ge-
sicht glühet, wo der Puls aufser der Schnei-
Kgkeit beträchtliche Härte zeigt, dessen Häuf
heifs, dessen Krankheit anhaltend oder wenig
remittirend ist, wo die Lokal^Zufalle, nanient-
Kch der Schmerz im Halse, beträchtlich sind,
etCf da säume mm, ja nicht, wie es im Kapitel
vom Aderlafs gelehrt ist, dem Blute zuvor
Luft zu schaffen. Es ist daher wohl zu un-
bedingt, wenn Hartes Jounif Bd. 6. St. i^
p. 128- sagt: das Calomel zur, rechten Zeit:
\t \u gleich im Anfange gebraucht, leistet
^ 5g ^
kehr tiely wie es zwei, blos durch dasselbe
in 3—4 Tagen vom äufserst heiligen Croup
Genesene beweisen,
Wpeiu Kind vorher reichlich gegessen,
hatte, wo es wohl während der Krankheit
noch mit Appetit afs, da leere man gleich
nach der filutausleerung den Magen durch ein
Brechmittel aus, weil sonst der Mercui* irucht-»
lose wäfsricbte Stülile macht.
' Bei bleichen welken saftreichen Subjec-*
ten, wo ma^ Milchborke, Krankheiten des
Lymphsystems, überall Neigung zu exsi^dati-»
ven Entzündungen bemerkte, wo die Zufälle
minder stürmisch sind, da greife maa gleich
zum SIercur,
Mast vergifte nicht, aber man spiele auch
nicht mit dieser wichtigen Arznei, Nicht die
Jahre allein', mehr das dringende der Gefahr
müssen uns leiten^ ab wir stündlich oder' ^l0
halbe Stunden |^— 3 Gran geben sollen, Nur
Nebenzwecke können uns bestimmen, seit-»
nere und grcifsere Dosen zu geben, Z, E»
dw Wunsch gleichzeitig Brechen ;eu erregen,
oder wie Redmarin hajdren zu bewirken, un4
so den aufgetriebenen Leib von gastrischen
Unreinigkeiten oder Wurmschleim zu hefrei-^
en. Man weifs kaum ob man seinen Augeyti
— 6o —
trauen darf, wenn man in der neuesten Sdirift
Über den Croup, die mich der Name Marcus
mit solcher Begierde ergreifen liefs, denRath
findet: innerhalb 48 Stunden 2 — 4^^ Gran
Calomel zu geben, und stündlich mit 5— ^10
Gran^ bei ^ jährigen Kindern ohne Beden-
ken gleich anzufangen ! ! Zu solchen Be-
hauptungen hätte selbst ein berühmter Mann
Belege geben müssen! Aber danach sucht
man in dieser Schrift vergebens!
Da, wo die Witterung den Croup begün-
stigt, wo mehrere Kinder gleichzeitig oder
nach und nach daran leiden , da furchte man
sich nicht vor der reizenden Kraft des Mdrkurs,
sondern unterdrücke sogleich die Krankheit
damit, und lasse es nicht zu dem Grad der
Entzündung kommen, der Aderlässe fordert
tTlUlenius liels seinem ^i]2i\iTigeTi Sohne, des-
sen Croup er entstehen sah, gleich Quecksil-
ber nehmen; nach 3 Pulvern war die Krank»
heit merklich gemindert, la Gran, die' Salbe
^us Quecksilber, und ein Vesicatorium hö-
ben sie ganz. — Auf gleiche Weise rettete
er eui 6 jähriges Mädchen.
Mein 56scer Kranker ^ der 4]ährige Sohn
des Hegierungs-Registrators Pasehen ^ hatte
«ich beim Beschauen der Weinachtsgeschenke
-> fix -!
erhitztf vad sialste des Abends im Srfan^e^
gestöbcr Bach Hanse getragen werden. Den
Nachmittag nxror war er schon heiser gewe*
sen nnd hatte gefaustet» Stündlich hane sich
beides rcnnehrt. In der Nacht weckte mich
der Vater sdbst, weil der Hust^i einen so
pfeifenden bedenk Kdien Ton angenommen
hatte. -— Nicht blos der bellende Husten ,
sondern auch das Pfeifen beim Athmen über-
zeugten mi<di) dals hier ein sich bildender
Croup hej* — Idi hefs ihn stündlich aus der
Betäubung wecken, um i Gran Mereurius duU
eis geben zu können. Nach 7 Gran und Zij
üngueniUm nempob'ianum; war das Pfeifen
nicht inehr so fein, nur noch beim Husten
merklich. Zwei Gran Brechweinstein mach-
ten nua reichliches Erbrechen und schatften
unter vielem andern Schleim einzelne Streifen
der charakteristischen, dünnen Pseudomembiau
weg. Die Schläfrigkeit liefs nach, und d»r
Kleine konnte nun deutlich die Stelle, w(»i(U
ber er im Halse geklagt hatte, zeigen. Ks wttr
der vordere Theil des Kehlkopfs. Dio Mun«
dein waren gar nicht geschwollen. Ich li^ls
jetzt ein Senega-Decoct aus anderthalb Quam«
chen auf 5 Unzen Wasser mit 1 Quentdian
, eben so vid SUlsholz - EairACt und
— 6a ~
Äwei Loth Meerzwiebelsaft,' stündlich« zu ei-
nem Efslöflfel voll nehmen« Danach folgte
starker Schweifs. Noch ein Brechmittel, Cam-
phor -Tücher auf die Brust gelegt, Fortsetzung
der Neapolitanischen Salbe ^ gaben dem Hu-
sten Völlig den Ton des catarrhaUschen^ mach-
ten ihn dem der beiden Brüdet gleich, der
auch rauh^ aber nur e^cspirando, nur catar-
thalisch war, den ich aber Wenn ich micb^
vielleicht wie AmiSnrieth^ hätte täuschen laS'*
(den wollen ) gär leicht hätte Croup •« Husten
nennen können, Weil' die feuchte Witterung
de$ Decembers, der nur 3 Grad Frost und
viel Schneegestöber hatte, mir 2 andre Croupe
Patienten brachte, wovon ich den einen mit
Hm Dr. Lüzmann in Gadebusch vergebens
herzustellen suchte , die keimende Krank-»
heit des andern, meines ^8sten Kranken^ aber
iii der Geburt erstickte. Es war der Sohn
des Justiz-R^th von Mecklenburgs welcher seit
fi Jahren so heiser geworden war, dais. ihm
Htm seine Stimme den Dienst ganz versagte.
Der Athem .selbst war zwar noch frei und
rem, aber der Husten war &o trocken, so fein
bellend geworden, dafs ich gleich zur Senega
schritt, wielche^ die Constitution des Kindes
mir zu erfordern schieiif.und Calomel.auf dit
I
- 63 -
Zunge streuen liefs, wonach der Husten gleicli
mit Auswurf verbunden wurde^ und der Kran«
ke in drei Tagen hergestellt wan Er bekam
vom Gebrauch des Merkurs kleine Bläschen
wie Frieselköpfe am Munde^ der Vorhergehen-
de Kranke aber nur Schmerzet! Am Gaumen>
die bald wichen«
%) Man gebe den Merkur nichts wo die
Krankheit einen gangraenescirenden Charak«^
ter angenommen hat« Maerket sah unter die-«
sen Umständen vom reichlichsten Gebrauch
nicht den geringsten Nutzen. 1. c. p« 127*
3)iMan höre da- auf ^ wo Schleimgerassel
hinlängliche Lösung der Pseudomembran an««
zeigt, oder wo uns die Erschöpfung zeigte daf«
mehr reizende Mittel angewandt .werden miis'-^
sen^ öder wo betr^ächtliche Zufalle der Sali-»
vation eintreten; wo das nicht der Fall ist,-
kann mari in längeren Zwischenräumen damit
continuiren^ selbst wenn schön Besserung ein-*
getreten ist^ weil diese oft täuschen tind leicht
neue Exsudatiön erfolgen kann^
4) Man verbind^ den Merkur mit Mit'^
tetn^ Vielehe den jedesmaligen Umständen
angemessen sind. Wir wissen^ dafs ein gro-
fser Vorrath Von Säure im Magen der Kin-r
der befindlich sej-, nehmctn wir bei AnWen^
^ - 64 -
düng des Merkurs keine Rücksicht darauf
oder gestatten wir^ viie ^Gfapengie/ser 1. c
p4 390. den Genul's von sauren Gurken^ so
können die grofsen Dosen, worin mhn ihn
reiclit, gar leicht Erbrechen, Leib weh und
wäfsrige Diarrhoeen verursachen, deswegen
ist der jiutenriethsche Zusatz vo^ Magnesia
sehr zweckmäfsig. Der Fall ist wohl sehr sel-
ten, daTs Quecksilber einen so trägen Stuhle
gang verursacht, dafs man sich wie Andere
son gezwungen sieht, Abends einige Gran Ja-
lappe zuzusetzen (p. 236). Im Gegentheil
mufs man wohl zuweilen, nach gehörig ver-
minderter Blutmasse, weun Gepolter im Darm-
kanal etc. wäfsrige Diarrhoeen furchten las-
sen, oder wie Jonas will, (p* li49) schon wirk-
lich verursacht haben, ganz kleine Gaben Opi*
um hinzusetzen; hier aber nicht, wie Rumsey^
Ton einem Theelöffel voll Syrupus papaveris
tdbi llemmung erwarten. Ob der Zusatz des
Opii gefährlich sey, (den Hecker so sehr
rühmt,) wie Hopf p. 59 meint, darüber s.
das Kap. von den krampfstillenden Mitteln.
Eine 5te Regel ist es: den Merkur, b&*
sonders mit Magnesia, nie anders als mit Sy-
rup angerührt, nur nicht, wie Anderson^ mit
Sjyrupus acetiy zu geben ^ weil sonst das Pul-
ver
— 65 —
V
rer statt in den Magen zu kommen, im LoC»
Fei liegexA bleibt, die Alagnesfa sich ohne die*
&en leicht im Schlünde, an der Epiglottis fest«
setzt, und dann, wie icli es öfter gesehen ha-
be, deü heftigsten Krampfhusten bewirkt«
6tens, ist die grofse anthelmintische Kraft
des Quecksilbers bekannt, und dadurch wird
das Mittel im Croup noch viel wichtiger; aber
bei reizbaren Kindei'n können diese Insassen
nur 2tt leicht Krämpfe verursachen und so die
Kranklieit verschlimmern, wenn man nicht ne-
benher Milch ^ Mandelmilch und andere ein-
hüllende Sachen trinken läfst«
I^afs man yteils nicht gleichzeitig mit dem
Merkur Säuren und Neutralsalze *) anwenden
dürfe, wenn man nicht Koliken und Durch-
fälle hervorbringen will, ist zu bekannt f wie
so viele andere Kegeln, die deswegen dem
erfahrnen Arzt nur langweilig seyn dürften;
ohnehin mufs ich furchten, dies schon durch
die Länge dieses Kapitels geworden zu sejn«
Aber die Wichtigkeit des Heilmittels wird
meine Ausfübrlidikeit entschuldigen«
*) TiiteNius ,gah fedodi. Bei utiietlAüTendem oder er-
npumwm Orgnmu», S«lpefer und Quecktilber ab*
weckaelnd ia eine» Tige, ^^ 5 t*
'_ Joara. XXXJf, B. 4- ^^ ^
— 66 *-
IV.
Nach riebt
von dem. bösartigen Nervenfieber,
welche» i8o/^ epidemisch in Weimar
grassirte«
Von
Dr. Job* Christ. Schluitter, ^
pract. Arzt zu Weinar.
' (Fortfetzung.)
Juläufig sähe man^ besonders bei Mädchen
die sonderbarsten Krämpfe^ Einige fingen^
wenn sie vorher, ganz vernünftig gesprochen
hatten, auf einmal an zu singen, zu lachen,
oder sie fielen in eine nicht zu unterbrechen-
de Redseligkeit, die — wie ich in einem Fall
* beobachtete — häufig von einer Reihe von an-
dern zwar artikulirten, aber ganz unverständ-
lichen Tönen imterbrödien wurde, welche
t
\
- «7 -
den Abzeichen und Tonen einer ganz frem-
den Sprache, wie der persischen und sinesi-
schen, glichen; andere hingegen wurden von
einer plötzlichen, mehrere Minuten, Ja Vier-
telstunden lang dauernden Sprachlosigkeit be-
fallen, und in einem Fall dauerte dies Unver-
mögen zu sprechen bei Bewufstseyn, lo Tage
lang; noch andern wurde der ganze Körper
gewaltsam und furchtbar von Krämpfen auf
und nieder gerissen ^ oder sie bewegten n)ir
Arme und Hände unwillkührlich in der Luft
in einem Kreise herum, oder sie machten Be-
wegungen zum Tanzen« So sonderbare und
immer neue Auftritte sah^ der Arzt fast tät-
lich in dieser vielgestalteten Krankheit*
Inzwischen, so mannichfach auch diese
Aeufserungen waren, so war doch der Karak-
ter dieses Stadiums immer entweder gastrisch,
oder synochisch, oder beides zugleich, oder
auch mit einem katarrhalischen Anstrich ver-
bunden, selten rein nervös, und: die richtige
oder unrichtige fieurtheilun^; ühd davon ab<^
hängende Behandlung dieser Zustände, war^
wenn nicht allemal für das Leben oder den
Tod de& Patienten, doch für den folgenden
Gang der Krankheit und leibst flir die ß«-
— 68 -^
onvalescenz von der grö£sten Wichtigkeit
Blofse Berücksichtigung des Nervenhebers und
in dieser Hinsicht gegebene Mittel, wie Vale-
riana, Kampher, Opium etc. schadeten fast
durchgängig mehr, als dafs sie nützten , sie
verschlimmerten alles, die Kranken fingen an
zu phantasiren, zu rasen, und beharrte man
doch dabei, so konnte schnell ein Schlagflufs
entstehen.
Ädergelassen habe zwar weder ich, noch
irgend ein andrer Arit, aber doch war oft
der entzündliche Karakter so hervorstechend,
der Puls so voll und hart, die Hitze so über-
mäfsig grofs und wahr, dafs man häufig. mit
Vortheil nichts geben konnte, wie kühlende
Emulsionen, auch wohl mit etwas Nitrum ver-
setzt. Dafs der Karakter des ersten Stadiums
auch der am meisten adynamischen Fieber
fast immer entzündUch seyn müsse, das ztigt
eine Behauptung des Dr. Büfhj welcher die
gröfsere Tödtlichkeit der zweiten gelben Fie-
ber-Epidemie blos dem Umstände zuschreibt,
^ däfs man zu wenig Adergelassen habe. So
wenig ich auch hierin seiner Meinung seyn
möchte, so konnte doch unmöglich ein so
berühmter Arzt, eine solche Behauptung wa-
^ 69 -
gen^ wenn nicht wenigstens einigermafsen die
Umstände und Zufälle seine Meinung gerecht-
fertigt hätten. Wo aber der sjmochische Ka-
rakter nicht so hervorstechend, aber doch auch
eben nicht Uebelsejn und Neigung zum Bre-
chen vorhanden war, da bekam nichts besser,
als ein leichtes Infusum von Valeriana, worin
zu ^iner Colatur von etWa. iiv. noch magnes.
mur. und acid» tart. ess. pur. ana 3/* nebst
«inem Syrup. a. 'Liq. m.' a; H. hinzugesetzt
wurden. Oft, besonders wenn - sehr starke
Krämpfe, auch wohl Mangel an Leibesöfinung
da waren, mäfsigte die Heftigkeit aller Zufälle
nichts besser, als eine Dosis Ricinus-Oel. So
sehr eigentliche Abfiihrungsmittel selbst in die«;
sem Zeitpunkt geschadet und den Uebergang
ins paralytische Stadium würden befördert ha-
ben, so wohlthätig wirkte hier dies gelinde
abführende Oel. Es verdiente mit Wahrheit
den Namen des Wunderöls, so schnell beru-
higte es. oft die heftigsten Zufälle^ besonders
Krämpfe. Inzwischen war auch hier ein Brech-
mittel das vorzüglichste und Hauptmittel, des-
sen Anwendung man beinahe 'durchgängig
möglibh 2u machen suchen, mufste. Erlaub-
ten es die Umstände, so gab man es sogleich.
War ^er die entzündliche Spannung «i grofs,
oder doch die gastrischen Symptome nidit
hervorstechend genug, so gab man erst jene
Mittel zur Vorbereitung. Doch mufete man
CS immfr so früh wie möglich geben, denn
jede Verspätung war bedenUicb.
Wenn nach allen diesen, Mitteln, selbst
nach dem Vomitiv, die Hitze und Trocken-
heit, ein etwas voller Puls, und bittrer Ge-»
achmack nebst den andern Zufällen noch fort-
dauerten, also der gastrische und «ynochische
Karakter nicht ganz verschwunden war, man
aber doch nun mehr auf das Nervöscj über-
haupt Rücksicht nehmen mufste, so that nun
nichts besser, als ein etwas starkes Infusum
von Valer, mit etwa 5 Quentchen. Sah mir.
Gl, und zu einer Golat^r von ^iv noch Vin,
emet. 3ß nebst Licj. m. a. H.
Zum Getränk verordneten wir in dieser,
•ivie in den folgenden Perioden der Krank«*
heit fast nichts wie WasselP und Wein, oder
auch Vitriol- oder Salzsäure unter das Was-
ser gemischt. Von diesen Säuren merke ich
an, dafs sie Anfangs der Epidemie sehr gut
bekamen. In der Folge aber, wo eine groise
Neigung zu Durchfällen und äufserst starke
Dgegriffenheit der Brust sich mit der Krank-
. »
— 7' —
heit verbanden, waren sie selten dienlich, man
mufste sie oft aussetzen und durch einwik-
kehide Getränke ihren Schadeii wieder jgut ma-
chen. Der Gebrauch der Säuren nach Reich's
Methode war durchaus nicht anwendbar. In
einem einzigen Fall, wo ich sie so versuchte,
erregten sie die schrecklichste wässerigte Dt-
arrhoc, die den Kranken schnell dem Grabe
nahe brachte.
Liefsen bei dieser Behandlung, die ich
nur ganz im allgemeinen andeuten konnte,
und welche durch die individuelle Konstitu-
tion der einzelnen Kranken mannichfache Mo-
difikationen erlitt, liefsen, sage ich, hierbei in
einem Zeitraum von 4 bis 7 Tagen i^* denn
auf so lange konnte man die Dauer dieses
Stadiums annehmen — alle Zufälle nach, min-
derte sich das Kopfweh, der Schwindel, ver-
lor sich der bittre Geschmack, wurde die Zug-
ge und Haut feucht, der Puls mehr normal,
kam etW'ais Schlaf, auch wohl etwas Appetit
zum Essen,' so' 'war die gröfste Hofiiiung vor-
handen, dals die Krankheit hier stehen blei^
ben und nicht in das 2te Stadium übergehen
wUrde. Um der noch rückständigen allge-
meinen Schwäche zu begegnen, gab man noch
— 7» —
•t'ärkende Mittel. Ein leichte« Decoct der
Kaskarille bekam jetzt sehr gut, sonst aucb
China oder ein Infus, Valerian. mit bittern
Extracten.
Traten hingegen jene Hofinung gebenden
Zeichen nicht ein, und zögerten länger und
länger, so gieng die Krankheit unaufhaltsam
in das^ ste Stadium über, in das des reinen
Nervenfiebers mücht ich sagen, wo alles syn-
ochische und gastrische verschwand, wo man
wenigstens auf das letzte, wenn man es im
ersten Zeitraum übersehen oder "vernachläs-
sigt hatte, nicht mehr besondre Rücksicht peh*
men konnte, sondern einzig den jetzigen Ka-
rakter der Krankheit im Auge haben mufste.
Es ist übrigens unmöglich -die Kennzeichen
des Uebergangs in dieses Stadium genau zu
bezeichnen, bestimmt anzugeben, wenn man
mit jener Methode, welche das erste erfoder-
te, aufhören, und in die, dem jetzigen ange-
messei^e übergeben konnte und mufste« Es
giebt Abstufungen, Schattirungen in dem Ver-
lauf von Krankheiten, welche sich mit keinem
Pinsel mahlen, mit keiner Feder vorzeichnen
lassen, d^cn Auffassung ewig nur dem in-
nem Auge, eineni gewmea Takt des Arztes
— 73 —
überlassen bleiben mufs. Es zeigt sich hier«
in, dafs die praktische Medicin — und giebt
c^ wohl eine andre, als eine praktisdie? —
keine Wissenschaft, wohl aber eine Kunst sey^
wovon die Regeln und Mittel sich zwar leicht
von allen erlernen lassen, deren Anwendung
aber jedem verschlossen, bleibt, dem nicht die
Natur selbst dies Talent ertheilte. Es liegt
hierin der Grund, warum nicht alle gelehrte
Aerzte aucli grobe Künstler sind , manche
Künstler hingegen nichts weniger als wissen^
schaftliche. Aerzte sind. Ihrem Kunsttriebe
vertrauend, heilen sie die schwersten Krank«
heiten zuweilen mit, gewohnlich ohne Bewufst«
seyn ; jene hingegen, welche sich aus Rede«
xion ihres Handelns bewulst sind, sind oft
höchstens nur mittelmäfsige Techniker,
So viel ist gewifs, so sehr ein zu reizen-
de« Verfahren im ersten Stadio schädlich war,
so sehr mulste man sich hüten, die schwä-
chenden kühlenden IVIittel zu lange fort7;i set-
zen. So viel Glück ich auch bei Behandlung
dieser Krankheit gehabt haben mag, so kann
ich doch nicht umhin, in einem Fall mir Vor-
würfe darüber zu machen, dafs ich, und zwar
aus. zu grofser Sorgfalt, und weil ich tcacK
- 74' -
yon einer vielleicht mehr scheinbaren als wah-
ren Hitze, verbunden mit einem vollen Pulse
und rothem Aussehen , verführen liefs, in ei-
' nem als Katarrhalfieber anfangenden Nerven-
iieber jene Mittel, zu denen ich häufig noch
Salmiak setzte, zu lange fortsetzte, bis plötz-
lich den i3ten oder i4teri Tag ein paralyti-
scher Zustand mit solcher Heftigkeit eintrat,
dafs alle Reizmittel nicht mehr im Stande wa-
ren den Kranken zu retten»
Im allgemeinen wurde der Uebergang
in dieses Stadium auch durch das Nachlassen
aller stürmischen Bewegungen des ersten be-
zeichnet. Die Krämpfe, die übermäfsige Hit-
%e verminderten sich; aber dabei wurde die
Haut und Zunge nicht feucht, zu der immer hö-
her steigenden Schwäche gesellte sieh ein
Zittern der Hände; der Puls weniger voll,
aber schnell, klein, häufig; der Urin mehr hell,
ein Brausen vor den Ohren, eine Schwerhö-
rigkeit, die auch wohl schon im ersten Stadio
da war, blieb nun permanent und war mehi:
ein gutes. Zeichen, besser, als wenn die Kran-
ken zu leise hörten; dabei eine äufserste
Vrfiwäche und Veri^ichtung aller Geisteskräfte.
^ Die Kranken \erga£$en im eigentlichen
- 75 -
Sinne des Worts, das Wort im Munde, so
sehr fehlte das Gediltchtnirs ; Fantasieen nur
während der Exacerbationen des Fiebers, Kam
es weiter, so entstand eine gänzliche GePiih«'
losigkeit, moralisch wie physisch, was gewis-»
sermafsen das allgemeinste und constanteste
Zeichen dieses Stadiums war. Die Kranken
'klagten durchaus nichts, und gefragt, wie sie
sich befänden, erhielt man stets die Antwort,
dafs sie wohl ^ejen. Noch höher steigend
entstanden Zuckungen, Konvulsionen, die
Kranken wollen immer fort; ein Delirium ta^
citurnum et mussitans verläfst sie auch am
Tage, nicht; weifser Friesel, der häufig, doch
nicht immer entstand, zeigte nur die hohe Ge-
falir, war aber weder kritiscli noch todbrin-
gend; Carpologie, Myologie und Crocidismus;
die Kranken fallen im Bett zusammen, sie
suchen sich immer Luft zu machen ; dabei der
Puls äufserst klein, die Zunge rauh, aufge-»
Sprüngen und breit aussehend.
Von allen diesen Erscheinungen, welche
einzeln man sonst 9dion fiir tödtlich hielt, ha-»
be ich nur 3 Zustände angemerkt, welche den -
gewissen und nahen Tod verkündeten, ' Ein-r
mal' eine ganz fleischrothe Zunge y we\c\ve däi^
- 76 -
ff
Kranken oft zitternd aus dem &Iunde weit her«
Torstreckten, verbunden mit einer ganz ver-
änderten und mehrere Töne höher als gewöhn-
lich gesteigerten Stimme, womit sich in einem
Fall, bei einer Wöchnerin nemlich, wo aber
auch Metritis- hinzu gekommen zu sejn schien,
noch eine Art von Hydrophobie verban(l, ein
um »ich Beifsen, ein weit von sich Werfen
des Speichels und Unvermögen ^Flüssigkeiten
zu schlingen; dann jenes famose unbestimmte
Greifen mit den Händen nach etwas in der
Luft, worunter ich nicht das Suchen nach et«
was an der Wand verstehe, auch nidit da*
Suchen und Finden von Ringen auf der Decke
oder neben dem Bette, sondern nur ein ganz
unbestimmte^ langsames Greifen nach Etwas
über sich in der Luft, womit sich zum Schluli
bald ein kalter klebrigter Schweifs und Sopor
^verband. Diesem Schauspiel, wenn ich es be-
merkte, habe ich oft latige mit Rührung zu-
gesehen und mir es umsonst zu enträthselo
gesucht, und eine auf physiologischen Zu-
sammenhang gegründete Ursache aufzufinden
mich bemüht, warum gerade dies Symptom
in dieser Form so tAltverkündend sey?
warum nicht eben so andre, diesem gatiz
ahnliche ? Ich konnte nicht umhin einen
— 77 —
so.Ichen Sterbenden — denn das waren sie
im eigentlichen Sinne des Worts — einem ins
Wasser gestürzten zu vergleichen, der dem
Untersinken nahe, noch nach jedem über ihm
treibenden Strohhalme greift, vielleicht mit der,
seinem fliehenden Geiste dunkel und trübe
vorschwebenden Vorstellung, in ihm einen ret- -
tenden Baum zu ergreifen. ^
Aufser dieser Aufeinanderfolge •gefährli-
cher Symptome zeigte -sich in diesem Stadio
das heimtückische und busartige der Krank*,
heit auch darin, dafs, aufser der Angegrif-
fenheit des Sensoriums und des sensiblen Sy-
stems überhaupt, noch jedes System organi-
scher Gebilde insbesondere angegriffen wurde,
imd zwar eines nach dem andern mit ausge**
suchter Bosheit, bis die ganze Integrität des
Körpers völlig zerstört und vernichtet war.
So entstand^ gewöhnlich erst sehr heftige wäls-
rige Diarrhoe, un4 die Krankheit schien sich
hier besonders fixirt, den Darmkahal gleich-
sam gdähmt zu haben. Hörte diese etwas
auf,'so zeigte sidi ein so heftiger mit so star-
kem oft blutigem Auswurf begleiteter Husten^
dals man bestimmt glaubte, der Kranke wür-
de, wenn nicht am Nervenfieber, doch an der
Auszehrung sterben^ Damrt wechselte wohl
* — 78 —
ein Luiden der Organe der Urinabsondenmg
ab) denn es entstand oft gänzliche Urin ver-
bal tung, auch, wohl, docli selten^ zu vieles Urin-
lassen. Ja selbst das IjVnphatisctie System
blieb nicht unangetastet, den in zweien der
Heftigsten Fälle entstand ein ordentlicher Spei-
chelflufs, und die Kranken kamen durch.
Was den Gang und die Dauer dieses
Stadiums anlangt ^ so lag hierin gerade das,
was unsere Krankheit von allen ähnlichen
Epidemieen auszeichnete ^ und sie besonders
merkwürdig macht Gewöhnlich dauerte es,
vom ersten Anfang der Krankheit an gerech«
net^ bis in die Sie und 6te Woche mit
gleicher Gefahr fort^ und ging erst dann in
das dritte Stadium über, oder verlohr sich
auch ohne diefs in den Zustand der Recon«
valescenz«
Uebrigens mufs ich auch hieton anmer*
ken, dafs ich nach dem eisten Tage— Kuck«
fälle ausgenommen «— keinen habe sterben
sehen^ und icli bauete auf diese Beobachtung
$0 sehr, dafs ich oft, wenn ich über die Hart*
näclugkeit dieses Stadiums und über die Un»
aulänglichkeit oder vielmehr über die gebun-
dene Wirksamkeit der Kunst unzufrieden war,
ttjßhnlichst Jen Ueb^gang in die putride P«-
-- 79 ~
riode wünschte^ die ich nicht fürchtete, und
in welcher ich auch keinen verlohren habe.
Von [den 4 Todesfällen, die ich — 3 tödt-
liche Recidive abgerechnet — gehabt habe,
fiel einer auf den eisten, der andere auf den
lyten, und a auf dea iiten Tag*
Was unsere Behandlung dieses Stadiums
anlangt, so kann ich, in so fem ich die Krank-
heit gern schneller, aber freilich eben so si-
cher geheilt hätte, nicht viel trösdiches und
rühmliches davon sagen^ Auch hier durfte
man nichts übertreiben und man mufste duchaus
die Schnelligkeit der Sicherheit aufopfern«
Ein nur etwas zui starkes Mittel konnte schnell
Ueberreizung hervorbringen, welche schlim-
mer war als wirkliche Schwächung- ^^n De-
coct. Chinae mit etwas Baldrian und Liquor
War oft schon zu reizend, eben so Serpentar^
Calamus« China mit Magnesia abgekocht
nebst Liquor, oder auch etwas Salmiak, oder
Lapid« cancron citr. zu einem China-Decoct
hinzugesetzt, bekam im Anfange oft am besten«
Dann traten oft solche Wechsel der Sympto-
me ein, dafa man sich begnügen mufste, nur
diesen zu folgen, um sie entweder zu beseiti«f
gen, oder doch die angegriffenen, Ojrgane so
— > 8o —
viel möglich lu schützen. Der Widerstreit,
die Disharmonie der Organe war so grols
und unauflöslich, dafs man nicht mit oller
Wirksamkeit der Kunst .auf Erhöhung der
Kräfte hinarbeiten, sondern sicli darauf be*
schränken mufste, diese nur nicht zu sehr sin-
ken zu lassen und die Natur ihrem eignen
Gang zu überlassen.
Bei starker Diarrhöe gab icll gewöhnlich
^ine blofse Abkochung von Rad. arnica oder
auch Golumbo. Im hohem Grade, wenn die
Diarrhöe immer zunahm, sich wohl Meteoris-
mus dazu gesellte und Indicatip vitalis eintrat,
wurde China mit Rad. Arnica in Abkochung
mit etwas Opium gegeben oder auch China
mit Campher; dabei Clystiere Von Stärkmehl
mit Rheinwein und einigen Tropfen Laudan.
Liq. S., Umschläge über den ganzen Leib mit
einem dicken Flanell, der in eine weinigte
Abkochung von aromatischen Kräutern mit
Cort. Quercin. getaucht -y^ar* In einem Fall,
wo diefs alles die Diarrhöe nicht hemmte
wurde dem ChinMecoct noch Alumen crudum
mit Muciläjgo gum. arab. hinzugesetzt, und,
als auch das nichts half,' verba^d ich damit
Terra Japonica mit Gumm, arabicr und Opium,
was
/
\
— 8i ~
was den Durchfall stillte und den Kranken
rettete.
War hingegen die Brüst mehr angegriffen,
waren die Kräfte noch nicht zu sehr gesunken
und verlangte ein beständiges Fantasiren,
Sehnenhüpfen etc, nicht ganz flüchtige Mittel,
so gab ich in dem Fall nichts wie China mit
Liehen. Island., zuweilen, besonders wenn
etwa Diarrhöe dabei war, mit etwas Laudan.
Liq. S., zuweilen auch mit Spiritus Minder,
und 'Extract- Hyosc- Konnte man es aber
wegen dringenderer Sjmptome nicht wagen
diese fixen Mittel zu geben, so begnügte man
sich neben den andern mehr angezeigten Mit-
teln einen^.blofsen krampfstillenden Brustsaft
zu geben und man wählte unter diesen solche,
die zugleich wohlthätig für die Brust würkten
wie Serpentar.^ Flor. Arnic&e, Camphor* und
vermied solche, welche die .-schon angegriffe-
ne Lunge noch mehr angreifen und ein idio-
pathisches Leiden derselben zurücklassen konn-
ten, wie sehr spirituöse f)inge, Säuren etc.
Denn es ist meines Erachtens nicht genug,
dafs der Arzt gerade nur die Krankheit kuri- •
re, welche er ^ben vor sich hat, er mufs auch
die Mittel zur Kur so wählen^-dafs aus il\te\
Journ. XXXn, B, 4- St. 'lg.
— 8a —
Anwendung in dieser Verbindung von Um-
ständen nicht, nach Beseitigung jener Umstän-
de andl*e Krankheiten entstehen, die nicht we-
niger gefährlich sind ^ wie die erste. Er mufs
seinen Blick über die Gegenwart weg in die
I
Zukunft erheben und über dem Was er fiir
sich hat^ nicht das folgen'de vergessen.
Das Meichsche Fieber-Mittel hier hartnäk*
kig angewendet, würde die gröfste Zerstörung
angerichtet haben.
War die Dysurie öder auch Ischurie drin-
gend, so liefs man auf den Unterleib Oleum
Hyosciam. camphorat. mit Laud. liq^ S. ein-
reiben, innerlich wohl ein paar Tassen Thee
von Hanfsaamen -und Wachholderbeeren* In
einem sehr hartnäckigen Fall der Art OL Ju-
niperi in Spir. nitr. dulc. imd lauwarme
Brei-Umschläge auf den Leib^
Ich brauche übrigens kaum zu Erinnern)
dafs bei hoher Gefahr, wenn die Delirien, die
konvulsivischen k^mpfhaften Bieweguhgen al-
ler Art und selbst der sopotöse Zus;taud im-
mer mehr stiegen, auch äulsere Reizrtiittel nicht
vergessen [wurden, so Senfpflaster, das Wa-
schen der Hände und Füfse mit aromatischem
— 83. —
Spiritus, das beständige Belegen der Herzgru-
ff
be mit einem in solchen Spiritus getauchten
Flanell. Innerlich erhielten in diesen Fällen
die Krankön häufig ein Decoct- Chin., mit
Gamphof und Moschus, oder auch ein saturir-
tes infusum von Valei*.^ Serpentan xiild Calamüs
mit Naphtha und abwechselnd damit beson-
den de& Nachts Pulvet aus Camphör und
Moschus. In einem Palle^ wo alle diese Mittel
in der stärksten Anwendung unwirksam blie-
ben, der Sopor immer hoher stieg, aber kei-
ne kolliqjiätiven Zufalle sich zeigten, wendete
ich noch den Phosphor urinae an mit Schleim
von Gumm. arab., Oel und Sjrup. Die Wir^
kung war au^allendi Man hatte .der Patientin
— ~ ein Mädchen von sit Jahren, &onst blil^
hend und gesund":*— 4 ^i^ 5 mal von der
Mischung gegeben, so dafs sie i bis i§. Gran
Phosphor bekommen haben mochte und noch
sähe man nicht die geringste Würkung, der
Sopor bWi iMid nur mehr von der Urirettbar-
keit überzeugt, liefs man sie rnhig liegen, oh*
ne sich weiter zu bemühen, ihr noch etwas
von der fliefsenden Flamme einzuflöfsen- Drri
oder 4 Stunden hernach aber richtet sioh die
Kranke mit einemmal in die Höhe,' sieht sich
munter nm und fodert zii aller Erstaunen et-
- «4 -
was zu essen. . Sie besserte sich bxlA Ton
diesem Augenblick an sichtlich, doch aber be-
hielt der Puls immer etwas ger^tes, sie de-
lirirte zuweilen noch und nach 3 Wochen er-
folgte ein Reddiv mit pneumonischem Zu-
stand verbunden, was unrettbar eine Kranke
hinwegrafFte, welche ich als ein auffallendes
Beispiel von dem Triumph der Kunst gern
am Leben gesehen hättei.
Inzwisch^i bedurfte es solcher Ezempd
eben nicht, um die Macht der Kunst m be-
weisen. Denn, wenn sie fluch gewöhnlich
nicht im Stande war den Lauf der Krankheit
zu hemmen und eher abzuschneiden ^ so sähe
man doch deutlich, dafs die Natur ihre Stüue
nie und in keinem AugenbUck entbehren
konnte« Doch kann ich nicht umhin hier ei-
nes Falles zu erwähnen, wo bei den mifsUdi-
sten Uyiständen doch der Kunst wenig An*
theil an dem glücklichen Ausgang zugeschrie-
ben werden konnte. Es war ein Knabe von
II Jahre% welcher von dem hefdgsteh Ner-
veniieber befallen wurde. Im synochischen
Stadio nahm er zwar einige der gewöhnlichen
Mittel, wie einmal ei4 Decoct. der Valer.
mit Mazma und Spir. Minder«, Auch ^eine Do*
4>
— 8S —
sis Ricinus-Oel ; auch rettete ihn^ als er beiin
Uebergang ins ate Stadium von einem apo-
plectischen Zufall befallen wurde, eine Spani«
sehe Fliege im Nacken und Senfpflaster. Al-
lein nach diesem Anfall und während die-
ses ganzen Stadiums, das an 3 Wochen dau-
erte, mit dem heftigsten Husten, abwechselnd
Durchfall, Fantasiren, ganz schwarzer Zunge,
brennender Hitze etc., nahm er durchaus keine
Medicin mehr, trank nicht einmal Wein oder
Wein mit Wasser, Worauf er mit der grüfs-
ten Hartnäckigkeit bestand und dessen Ver-
weigerung ihm convulsivische Zufälle erre-
gen konnte, das war Milch und zwar eis-
kalt, jedesmal aus dem Keller.- War sie nur
so wenig überschlagen, dafs jeder andrer sie
noch würde sehr kalt gefunden haben, so
schrie er so lange und fürchterlich bis man
ihm die eiskalte Milch brachte, die man dann
sogleidi wieder in den Keller tragen mufste*
Eine Person hatte den gaiizen Tag zu thun,
ihm nur immer frisch die Milch aus dem Kel-
ler zu holen. So sehr ich an seiner Gene-
- sung zu zweifeln Ursach hatte, so ist er dpch
jetzt völlig gesund, ohne allen Husten und trotz
der gänzlichen Abzehrung vollkommen wie-
der, bei Kräften. Sollte die Kälte des Ge-
^ 86 —
tränks hier vielleicht alle Heilmittel entbehr-
lich gemacht und ihre Stelle ersetzt haben?
Sollte die Milch an $icb vorzüglich wirksam
gewesen sejn?
Bei dieser Behandlung, welche ich eben-
falls nur ganz im allgemeinen habe angeben
können, wich nun noch zuweilen die Krank-
heit und hörte mit diesem Stadio auf. Ge-
wöhnlich aber, wenn sie irgend einen hohen
Grad erreicht hatte, war alle Kunst nicht ver-
mögend, den Uebergang in die 3te Periode,
in die der Putrescenz, zu verhüten -^ ein Zu- *
stand, welchen ich oft sehnlich wünschte, wenn
ich der unaufhörlichen Spannung und Auf-
merksamkeit müde war, die der ewige Wech-
sei der Zufälle und Veränderlichkeit der Sym-
ptome und die danach sich richtende Behand-
lung erfoderte.
Die vorher immer noch bestehende Dis-
harmonie der Organe, schien sich jetzt in die
^ alFgemeinste und furchtbarste Schwäche auf-
gelölst zu haben. Die Kranken fielen im Bett
zusammen, waren oft nicht vermögend ein
Glied tu bewegen, ja manchmal fesselte eine
Steifigkeit, ein Rigor alleGli/edmafsen, Da-
mit verband sich eine faulichte Versetzung
^ 87 '-
der Säfte,' welche sich durch kolliquative Zu-
fälle aller Art und besonilers durch einen fau-
len aashaften Ceruch zu erkennen gab, der
das ganze Haus erRillte, und vorzUglich um
das Bett herum unerträglich war. Kolliqua-
tive Durchfälle und filutflüsse entstanden auf
allerlei Art. Einem Mädchen von i8 Jahren,
die schon in der 6ten Woche lag, flofs bei
der geringsten Bewegung ein aashaft stinken-
des Blut aus dem After, andern Aofs es eben
so aus der Nase, Alle Excretionen, auch Urin
und Schweifs, nahmen jetzt jenen faulen Ge-
stank an, der dies Stadium karakterisirte. Selbst
die Blutstriemen und Blutkltfmpchen , welche
jetzt oft mit dem heftigen Husten ausgewor-
fen wurden, l\atten diesen Gestank.
Petechien, Vibices erschienen nie, wohl
aber ein weifser Friesel, doch nicht* immer.
Die Zunge schwarzbraun, trocken und auf-
gesprungen» Gewöhnlich lagen die Kranken
still in einem delirio caciturno^ doch manch-
mal verfielen sie auch ia Rasereien, und man
■war kaum im Stande sie im Bett zu halten —
solche vorübergehende Kraft fand man. zuwei-
len da, wo man kurz vorher kaum noch or-
ganische Lebensthätigktit bemerkte*^.
-^ go —
boii übergieng, der überhaupt so schlecht war,
dafs die Verwandten niir mit Mühe zur fer-
nem Anwendung . von Arzneien zu bewegen
warep, war die kräftigste Aijwendung der
niannichfacbsten Reize nothwendig, um das
fliehende Leben noch festzuhalteUf E3 würde
ihm I LöiFel voll eines starken Infus, von Va-
ler. und Serpent. mit Naphtha gegeben, ^ Stun-
de danach ein Pulver aus Moschus und Kam-
pher, und die folgende halbe ^tunde 1—3
Löffel voll ganz alter Rheinwein, mit unter |
Tasse Bouillon und dabei des Tages a Kly-
stire aus Valer. , rad. Arnica, sem. Ljni mit §
Tasse Rheinwein, und äufserlich alle jene aro-
matischen Mittel. Senfpflaster oder spanische
Fliegen wendete ich nie in diesem Stadio an.
Neigte sich dieses Stadium, das nie län-
ger als a bis 3 ^age dauerte, zu Ende, liefsen
die Kolliquationen, die Deliriett nach, verlor
sich besonders der faulige Gestank, und schien
sonach die Krankheit in die Periode der Re-
eohv^escenz übergehen zu wollen, behielt
aber der Puls itnmer noch etwas gereiztes, so
brauchten wir häufig ein Mittel, das, abwech-
selnd mit mehr flüchtigen Mitteln gegeben,
"*anz vortreffliche Dienste leistete, nämlich
— 91 —
Pomeranzen ^ Molke mit Rheinwein bereitet.
Auf i Maafs Milch wurden 2 frische bittre
Pomeranzen vmd 3 Tassen Wein genommen.
Auch während der Reconvalescenz Kefs ich
sie oft. noch forttrinken, besonders wenn der
Puls immer noch etwas gereiztes behielt.
Verschwanden nun sonach bei dieser B^
handlung laicht blos die schummern Zufälle, ,
wie die Colliquation , Delirien etc., sondern
wurde auch die Zunge rein und feucht, der
Puls langsam und natürlich; so konnte man
sicher daraulf rechnen, dafs die Reconvales-
cenz sehr schnell vorübergehen und der Kran*
ke nur wenig Stärkungsmittel zur gänzlichen
Erholung nöthig haben würde.
Gewöhnlich dauerte noch der Husten mit
starkem Auswurf fort, doch ein Decoct. Chi-
nae mit Liehen Islandic. hob ihn bald, und
wd das nicht genug wirken wollte, da gab ich
gewöhnlich folgende Mischung, welche rom
ausnehmendem Nutzen wur ; 9^» Extr^ Arnic^
3ß, Extri Cardui ben. Szy. soly. inAqu, Hy^
sop,^ Aqu^ foenicuL ana ^ij\ Oxym^ j. ?y.
Spir., nur. dulc. 3ß, M. D. «S. Alle 2 Stun*
den I EJdö^el zu nehmen^ Bei noch sehr
'\ — 93 — ,
groFser Schwäche jetzte ich zu dieser Mischung
wohl Naphtha VürioL oder Spir. Sal. amm.
anis. Sonst wurden die gewöhnlichen Stär-
kungsmittel gegeben, oft^ wenn die Kranken
der Arznei überdrlifsig waren, nichts wie Bi-
schoff. Hierbei entstand nun schnell ein so
enormer Appetit zum Essen, dafs die Patien-
ten ihn durchaus befriedigen mufsten, und ich
häufig nielit weniger über die Menge oft schwer
verdaulicher Speisen erstaunte, welcho^ sie zu
sich nahmen, als darüber, dafs sie es ohne
Nachtheil thun durften. Nie habe ich aber
gesehen, dafs ein Rückfall aus Ueberladung
und Indigestion entstanden wäre. Die 2 R^
cidive, welche -ich sähe und die beide tödt-
lich waren, entstanden da, wo der Puls im-
mer noch etwas gereiztes behalten hatte und
der Appetit sicli nicht vollkommen wieder
einstellen .wollte. Gewöhnlich schob man die
Schuld darauf, dafs die Genesenden sich zu
bald der Luft exponirt hätten, eigentlich aber
lag wohl der Grund in einer innern verbpr-
^enen Ursache, welche nicht hatte beseitigt
werden Jeqnnen, und die der völligen Wie-
derherstellung entgegenwirkte. Beide Recidi-
ve entstanden in Fällen, wo die Krankheit
r
nicht in das 3te Stadium übergegangen war,
— 93 ~
i
WO sie mit dem aten als liitziges Nervenfie-
ber zwar aufhörte, der Puls aber nicht ganz
ruhig und normal wurde und sie so, wie es
schien, sich in ein schleichendes Fiebei* ver-
wandelt hatte.
Aus der hitzigen Periode der Klrankheit
giengen zuweilen einige fixe verkehrte Ideen
mit in den Stand der Genesung über^ und
verliefsön die Kranken nicht, so richtig und
vernünftig sie auch sonst in allem dachten
und handelten^ so gut ihr Appetit und Schlaf
war und ihre Kräfte sichtlich zunahmen. So
sehr man besorgte, dafs hi^eine Verstandes-
verwirrung zurückbleiben möchte, so ver-
schwanden doch auch diese UeberbleibseL so
wie die Kräfte immer mehr zunahmen, und
diese Verstandes-Sch wache war nur ein Beweis,
wie sehr das Sensorium von dieser schteckli-
chen Krankheit angegriffen worden seyn mufs-
te. 'Ich verbot in diesen Fällen streng, den
Kranken ^e in ihren verkehrten Einbildun-
gen zti Mddersprechen, und sie nicÜt mit Ge-
walt aus ihrem Ideenkreise , herauszureifsen.
In 21 Fällen entstanden nach dem 3ten
Stadio, in dem Augenblick, wo alle Zufälle
'desselben zu verschwinden und die Krankheit
— fKf —
tchf. .^ififa&e «mf* "^Ä f^ck»i«iäe4Hess mit eine^i
. ^jto ^.oxzJJ^ACo. In beddcB FäSen trat der
Frm^t zu Iklirrar^ tsn : in 'äfrm e£fi«n Falle madi-
t-e -dts Fieb« imr 3 PÄroxnMii«j. in dem an-
dem dausrie es 8 Tiur^, Bei dem Gebraudi
der ^ewuimlichen SiaiiLMa^mitiel ^ dem nodi
etwas Opium ipi^esetxt wurde, versdiwand es.
In diesen nimlidien b^doi Fällen, und
nur in diesen « entstand noch ein andrer Zu-
falK der mir noch nie vorgekommen ist, und
-wovon der eine mir viel zu schaffen machte
und die Genesung erstaunlich verlängerte,
nämlich ein ganz unerträglicher Schmerz in
den Fufssohlen, welcher dem Kranken durch-
aus alle Ruhe, Schlaf und Appetit raubte. In
dem ersten Fall, der mir vorkam, liefs ich die
Fiilse mit Wachstaffet umwickeln und die
Fufssohlen mit einem schmerzstillenden zer-
theilenden Oel gelinde bestreichen ~ ich sage
bestreichen, denn' die geringste nur etwas rau-
he Betühnuig machte die unleidlichsten Schmer-
len -i^ und dabei verlor sich das tJebel in %
Tagen gänzlich« In dem andern« bei einem
^'ingen Mädchen von 17 Jahren^ war icJi nicht
I glücklich« Als jene Mittel hiter uchts wirk-
- 95 -
ten, legte ich Guoim. Galban. als Pflaster aiiC
was eher die Schmerzen vefmehrte, als ver-
minderte, dann ein Empl. de Galban. croc.
mit Camphor. und Ol. Cajeput ; aU das nicht«
half, l^efs ich Opodoldöc einreiben, dann FuJs-
bäder nehmen aus Hepar sulphun und die
Fif&e räuchern mit Mastix uod Storax« In-
nerlich gab ich zuletzt, da ich das Ganz^ mehr
für einen Gichtzufall ansähe, auch die Fufs->
zehen des einen Fufses gans krumm gezogen
waren, Gumffl« Guajaa und ' andre Gichtmit-
tel, wobei sich zwar das Uebel verlor, doch
äufserst langsam, und die gänzliche Wieder««
herstellüng aülsero'rdentlich verzögernd«
In dieser Periode der Genesung litten
auch einige noch sehr an den dufgelegenen
brandigen Stellen^ welche mehr oder wenig';r
lange eiterten und» mit den gewöhnlichen Mit-
teln verbunden wurden. Eine einfache Wach*-
salbe mit Campher that oft am besten« An-
dre wurden mit Chinadecoct Verbunden« Wall-
rend des Nervenfiebers selbst lief* ich sol/rh«
anfängende wunde oder eifernde Srellen Moi
mit Charpie bedecken, und verbot %fhnMl
vorzüglich Bleimittel oder iu>nst sUirlu» irottk^
nende spirituöse Mittel mit Alaun 0ie* Deniit
— cjS —
so viqI Qwal und Beschwerde 6r auCh in der
Genesung machte, so sähe ich" doch diesen
Zufall eher gern, verhinderte ihn wenigstens
nicht, wo er sich zeigte. Alle diejenigen^ die
in der Genesungsperiode an einer solchen
Eiterung htten, die konnten ihrer Gesundheit
gewifs &eyn und hatten von einem Recidiv, ■
das allemal tödtlich^ war, durchaus nichts zu
befürchten. Man konnte also wohl diesen
Zufall als heilsam und kritisch ansehen. Auch
in dem eben erwähnten Fall hatte sich das
17 jährige Mädchen, das nach dem 3ten Sta-
dio noch 8 Paroxysmen eines Wechselfiebers
erdulden mufste und dann die unausstehlichen
Schmerzen in den Fufssohlen bekam, durch-
aus gar nicht aufgelegen«
Ein grofser Theil übrigens wurde gesund,
ohne sich aufgelegen zu haben, und ohne sonst
bedeutende Zufälle zu erleiden.
Andre Crises habe ich nicht bemerkt'
Schweifse entstanden nie im Sten Stadio. *Nur
wenn sich die Krankheit mit dem ersten en-
digte^ war eine feuchte dunstende Haut und .
damit correspondirender Urin"^ ein gutes Ze-
chen. Uebrigens mufs ich gestehen, dafs ich,
die Gefahrlosigkeit^ ^ie Nichttödtlichkeit des
3ten
., ■— 97 —
3ten Stadiums bemerkend/ <eia solcher Freun<l
desselben wurdet dafs ich es für heilsam, für
kritisch zu halten sehri geneigt war^ So vm^
statthaft nun aber auch die Benennung kri-
tisch, selbst die Von den ältßhi Schriftstfellem
recipirte Benennung einer gefofarliehen Crisi^;'
hiei* seyn mag, indem diese Veränderung >o'
gefahrvoll war, dafs sie, ohne die kräftige .Ge-
genwirkung der Kunst 9 öhxie. Zweifel jedes^
mal den Kranken getödtet haben würde, also«
mit dem Begriff von Crisis gar* nicht übe^^ein-
stimmt: so dürfte es mir doch, wenn es mir
um Meinungen und deren Behaiuptung auch
nur im geringsten'»* thun wiirfe, vidleicht.ge*.
lingen, diese Idee durch ? einige .Gründe zu
rechtfertigen. Denn so lag das Gefährliche
unsrer Krankheit überhaupt nicht darin, dafs
das LebenspriAcip urplötzlich und gleicfamä-
fsig durch alle Systeme wäre angegriffen -wor-
den, in welchem Fall der Vedauf weit schnei-,
ler hätte &eyn müssen; sondern darin, dafs'
der Organismus gleichsam nur theilweise von
der Krankheit ergriffen 9 und dadurch ein«
ungleichmäfsiges Wirken der noch, bestehen-
den Lebenskraft 'gesetzt wurde, das die hoch*
rte Aufmerksamkeit des Arztes verlangte, und
ihn zwang, sich in seinem Handeln; blos nach
Jonni. XIXJJ. S. 4 SU G
- 98 -
den Zufällen zu liditen^ mit Rucksicht zwar
auf die Adjnamie der Krankheit Und die Con-
stitütion^ aber ohiie did Kunst in ihrer gan-
zen Wirksamkeit anwenden ztt können« Jetzt
aber beim Eintritt des Sten Stadiums warder
Körper gleichmäibig durch alle ÖrgAuö ergrif-
fen, die Schwäche war allgetfiein^ und nun
hatte tucht mehr zu besorgen,^ eine Ueberrd-
züng in einem Theile heryorzubringen^ indem
man einem andern angegriffenen durch Raz-
mittel zu Hülfe kommen wollte unH so den
Tumult zu yermehren« Ist aber nun wohl
Crisis etwas anders^ als das Auihöreii der dis-
harmonischen Zusammenwirkung der Organe,
als eine gleichmäfsige Vertheilung der Schwä-
che über den ganzen Körper? die Sogenann-
ten kritischen Ausleerungen sind sid etwas
anderes 9 als eine blofse Folge 5 eine Beglei-
tung — nicht aber die Ursache •— dieser Jruck-
kehrenden Harmonie^ der nahenden Gesund-
heit? Um die Sache von einer dndem Seite
2U betrachten^ sollte nicht der Ötgtoistnus,
dem es an Kräften fehlte das feindselige Con«
tagium entweder auszUstoCien oder sich zu
homogenisiren^ vielleicht dieses Umschafiirngs*
ProcesseS) def Fäulnifsj bedurft haben, tun
diesen Stoff zu verflüchtigen? Wie dem ^sucb
— 99 —
sey^ diete äuFserste Schwächei verbunden mit
anfangender Ersetzung der Aussigen Theile,
beendigte schnell die kaum zu bezwingende
Krankheit und zwar glucklich fnit BeihUlfe der
Kunst, und diejenigen, welche dieses Stadium
noch überstanden hatten 9 genasen im Durch«
schnitt schneller, ^als diejenigen, bei denen
mit dem aten die Krankheit sich als hitziges
Nervenfieber endigte. > '
Was die Epidemie, ihren Gang tmd Dauer
ganz im allgemeinen anlangt, so glich sie völ*
lig dem Verlauf eines a^altenden Fiebers^
und man bemerkte und unterschied deutlich
eine*Zunahme, eine höchste Hohe und Ab-
nahme dersäb^n« Der Anfang war im Au-
gust, die höchste Höhe Ende October und
Monat November, ^und die gänzliche Abnah«
me verlor^sich im Januar und Anfang Februars
i8to« Die meisten Sterbefalle fielen in die
Höhe der Krankheit, auch äufserte sich da^
die Ansteckungsfähigkeit am stärksten« Auch
erschien nur so lange die Epidemie in der
Form, wie ich sie angegeben habe. Im Mo*
nat Februar kamen noch einige Nervenfieber,
aber nur sporadisch, bei aller Heftigkeit ohne
alle Ge&hr der Ansteckung, und diese, ein-*
G %
\
mm roo •— •
zelnen Fälle hatten nicht mehr jene eigene
Form und Andauer, wie während der Epide-
mie, -sondern sie verhieltenr sich vielmehr ganz
wie die gewöhnlichen Typhus - Ki-ankheiten,
, so wie sie von den Schriftstellern angegeben
und beschrieben sind. Der gte und iite Tag
waren die entscheidenden.
Noch eine ganz andre Form zeigte die-
ser Typhus in einem nahgelegenen Dorfe, wo
er im Januar 1810 ganz epidemisch zu wer-
den anfing,, und dessen Untersuchung und Be-
handlung mir von Polizey wegen aufgetragen
wurde. Aufser den gewöhnlichen Symptomen,
Mattigkeit,. Uebelkeit, Schwindel, Hoffnung
losigkeit etc. hatten die Kranken tfaeils hefti-
ge Schmerzen im Halse, die das Schlucken
sehr erschwerten, wo man aber bei der Un-
§
tersuchung nidits von Bräune entdeckte, theils
Schmerzen in den Schenkeln und Fiifsen, theils
ein eignes Gefiihl von Schmerz, Kriebeln und
Unbehaglichkeit in der Herzgrube, das bis ans
Ende anhielt und mit erstaunlicher Unruhe und
Schlaflosigkeit verbunden war. Das ausgezeich-
netste und allgemeinste aber war ein äufserst
profuser Schweifs, welcher die ganze Krank-
heit daue/te, so wie audb, dafs das Sensoxium
— .101 i—
gar nicht angegriffen zu seyn schien^ denn
kein Kranker fantasirte* Diarrhöe und Hu-
sten kam nicht. Die Krankheit hatte ziem-
lich die Form des Typhus, welcher unter dem
Namen der Schweifssucht , des englischen
Schweifses bekannt ist. Die kräftigsten und
mannichfachsten Reize waren nöthig, um die
«chlimmem Kranken zu retten. Säuren wur-
den hier weit besser vertragen, sie schienen
fast unentbehrlich zu seyn. Gegen 3o Per-
sonen, die nur die bekannten Vorboten des
Uebels klagten, und sich nach meiner Ver-
ordnung sogleich beim Eintritt derselben mel-
den mufsten, habe ich durch ein ganz einfa<-
ches Verfahren von der Krankheit befreiet,
Ich gab nemlich zuerst ein Brechmittel und
darnach liefs ich ihnen einige T^ge lang von
dem Elix. Vitriol. JMynsicht. nehmen, täglich
3, 4 u^d mehrmal, wodurch die Krankheit
abgeschnitten wurde.
Ich kann meine Abhandlung nicht schlie- .
fsen, ohne gleichsam einen kritischen Rück-
blick auf unsere aufgesti^llte Behandlung zu
werfen, meine nicht gänzliche Zufriedenheit
damit zu erkennen zu geben, und Deutsch-
lands Aerzte nochmals auf ein Mittel anfmerk-
— 10» —
sam zu machen, das, wenn nicht eine sichre-
re, doch eine schnellere 'Hülfe verspriclit. Was
bei jener Behandlung die Sicherheit anlangt,
so zeugt der Umstand, dafs von etlichen 120
— i3o Kranken, wovon ein grofser Theil al-
le Stadien der Krankheit zu überstehen hatte^
nicht mehr wie 4 — zwei Recidive al^erech*
net, — starben — wie ich glaube, hinlänglidi
dafiir; was aber die Schnelligkeit betrifft, so
war ich selbst immer höchst unzufrieden damit.
Denn es ist in der That so wenig für den
Kranken als für den Arzt eine erfreuliche Sache,
einenMenschen mehrere Wochen lang unimter«
brochen in Todesgefahr schweben zu säien, ob*-
ne mit aller Kunst etwas öderes diun «i kön«*
nen, als mit gespannter Aufmerksamk^t der
Natur jeden Wink abzulauschen und nur eben
zuzusehen, dafs sie in dem Tumult ihre Kräfte
nicht gänzlich aufreibe. Ich war deswegen
beständig auf ein Mittel und Methode be«
dacht, diese Krankheit schneller und einfacher,
aber eben so sicher, zu beendigen. Unter al-
len schien mir keine passender als die Cur*
rzesche oder das Begießen mit kaltem Was^
ser. Inzwischen so sehr ich auch vott der
Nützlichkeit derselben überzeugt bin, so wag*
te ich es doch nicht Einmal sie anzuwenden!
da ich wohl sähe, mit welchen Vonmheileti
ich würde zu kämpfen haben , und. wie seht
ein einziger miTsglUckter Versuch mir in mei-
nem Kredit wurde geschadet haben. Ich will
glauben, dafs jandere Aerzte aus eben diesem
Grunde noch nicht mehr Versuche damit ge-> »
machte und bis auf wenige Beispiele, ein Mit-*
tel so sehr vernachlässigt haben, das theore«>
tisch sowohl, als nach allem, was englischer
und auch deutsche Aenete davon beobachtet
haben, die herrlichsten Wirkungen bei die»
sen adjnamischen Krankheiten verspricht^ Hat
die alles wissende Theorie recht, wenn $ie
die Kälte fiir schwächend }iält, so spricht das
ganz »nd gar nicht gegen die Anwendung der»
selben in unserer Krankheit, vielmehr läfst sich
eben daraus die grofse Wirksamkeit der kaU
ten Afiusipn erklären^ Schon nach Crirries
Regeln ist sie nur in den ersten Tagen des
Fiebers anzuwenden, nur bei trockner bren-'>
nender Hitze und je grofser die Hitze ist,
desto grofser kann die Kälte »eyn, DieTs ist~
aber eben das synochische entzündliche Sta-»
•
dium, wo auch wir schwäcl^ende Mittel inner«*
lieh geben mufsten, wo, nach dem Zeugnifs
glaubwQrdiger Schriftsteller, auch in der Pest
abfühirende Mittel gut tljun, und wo die' ame»
likäxilschen Aerzte- selbst vom AderlaDs als
sehr Yortheilhaft'. im jgelben Fieber sprechen.
Das Äderlass ganz abgerechnet, an des-
aen Nützlichkeit ich sehr zweifeln möchte, so
habe ich aber schon oben gesagt, mit iveldier
äufsersten Vorsicht man doch die schwächen-
den Mittel, so nothw endig sie waren, geben
mufste, indem ein nur etwas zu lange fortge-
setzter Gebrauch derselben den Uebergang
zum paralytischen Stadio befördern und die-
ses' Unheilbar machen konnte. So uützlidi
imd unentbehrlich dennoch diese Mittel wa-
ren, so konnten sie doch leicht nicht zu er-
setzenden Schaden stiften. Der Grund davon
lag ohne Zweifel vorzüglich darin, dafs sie
neben dej: allgemeinen kühlenden, schwächen-
den Würkung, noch besonders den Darmka-
nal angriffen, und diese Theile,: wenn nicht
eben lähmten, doch in einen soldien Zustand
von Schwäche und krankhafter Reizbarkeit
yersetztefi, das sie der Schauplatz vieler le-
bensgefahrlichen Symptome wurden und blie-
ben. Um die Krankheit schneller abzuschnei-
jden, käme -es also darauf an, ein Mittel zu
haben, das, ohne jene Schwächung der Ver*
dauungfc-Organe , doch im Stande wäre den
Hautkrampf zu. lösen, eine gleichmäfsige Aus*
(lünstiUig hervorzubringen* und durch diesen
erregten Kühlungs-Procefs die cntzündUche
Spannung des Organismus zu heben; das fer-
ner das auch in diesem Stadio schon ange-
' griffene Nervensystem nicht schwächte, son-
dern vielmehr durch seinen Eindruck dasselbe
erschütterte, umstimtme, und in vermehrte Thä«
dgkeit setzte.
Wo können wir aber die Erfüllung aller
.dieser Anforderungen so befriedigend antri&f-o
fen, als in dfem von de Hahn schon vor vie-
len Jahren in Breslau im Typhus angewand-
ten, dann na«h langek* Vergessenheit von Dr.
ff^righc wieder bervörgesuchten und Von Cwr-
rie mit so vieler Wärme und Eifer weiter
-Yerbreiteten und zuerst auf bestimmte ' An-
-wendungs-Regeln gebrachten Heilmittitl, n^m«
lieh in dem kalten Sturzbade, oder der kal-
bten AflFusioÄ? Auch den Alten war die An-
"Wendung des eiskalten Wassers in Krankhei-
ten nicht unbekannt, und vos melu: als loo
^^ Jahren vjerrichtete ein Mönch , Namens J?ar«
^ nard Maria de Cauroßian^ damit Wunder-
[ kuren zu Palermo« Er b'raudite es nicht alr
% lein wie Currie^ in bösartigen Fiebern, son-
i dern auch in krampfhaften Krankheiten aller
X Art, aelbst bei Jnfarctus der Eingeweide, ]t>ei
)[Uieumatismus und Hüftweh) üinerlich und
äufserlich mit dem besten und glücklictuteo
Erfolg. . , - .
Es i^ übrigens nicht zu läi^en, dsSs die
englischen Aer2te, die alles höhere Theoretisire»
verachten und sich deswegen um JSrown und
Darwin weit weniger kümmerten als andre
Nationen; namentlich die Deutschen, die hin-
gegen alles umfassen, was praktis«^ ist und
sich mit den 5 Sixmen greifenjälst^ dais, $d^<i
ich 9 diese auch die Methode des Htp Cur*
rie mit zu vieler Hitze ergriffen und »ie so-
gleich, so wie jener Mönch, beinahe als Uni-
versal*MitteI in einer Menge von Krluaifcheits«
Zuständen anwendeten, wo sie .wohl eher
Schaden «als Nutzen stiften dürfte» Im^wischen
tausendfachen Beobaditungen zu Folge, gegen
die sich ohne Thorheit nichts einwenden läfst,
erfolgt da,' wo das kalte Sturzbad unter den
gehörigen Anzeigen im Typbus angewendet
wurde, ein ruhiger Schlaf, und während des-
selben eine warme Ausdünstung, mithin Lö-
sung des Hautkjampfes und Verflüchtigung
des angehäuften Wärmestofls, auch wohl Vß^
flUchtigung des theils atmosphärischen, theils
contagiösen Prindps, bei welchen Wirkungen
ttUen der Eindrucl^ auf das Nervensystem und
-* 107 —
ie Schonung des D^nnkaniils Wsonders in
Lnschlag zu bringen ist, *)
Möchten daher Deutschlands Aerzte die*
SS grofse Mittel mehr in AnwenVlung brin«
en, als es bis jetzt geschähe und die Vorur-»
*) Eben kömint mir in il«n HecAenchen AnnaUn für
die leiammte Mddicin ein Au&at« über di« CurrUm
icbe Methode »u Gesicht, der die Nütislichkeit der»
aelben nicht wenig be;iweifelt. Ich habe darüber
weiter nichts su aagen, «la, man versnebe, untenu*
che unbefangen, und uribeile und enttcheide dann,
Dr. Currie , dß Hahn, der Mpnch B^rnarA Mariit
und andre führen Thatsachen auf, man stelle ihnen
Thatsachen gegenüber. Eine Thatsache, wenn sie
auch nicht mit aller der Umsicht gegeben ist, wio
fiie die Theoretiker, nnd awar immer jeder ngch
seiner Ansicht, reilangen, ist doch immer mehr
werth, als ein noch so glänaendes theoretisches
Raisonnement ohne Thatsache, Ich mochte nicht#
vreniger als die englischen Kurmeihoden in Schuts
nehmen, ao wie auch die IiamiUoft$chB, überhaupt
die ganz Ungeheuern Dosen von Cblomel, die sie
anwenden, aber eben so wenig mochte 'ich es, oh^
ne Weiteret, der natura eonisrvatrix allein atischrei»
hen, wenn sie» die Natur« eine KufmUieit bei ei»
vem Mittel und einer Methode überwindet, weicht
man am Ende doch nur deswstgen fehlerhaft ßndet
und als Mifsgriffe «ufstellc, weil sie mit unaera.
Meinuiigen und Vorunheilen nicht «usammenp^«»
aen wollen. Wer weiff, ob das englische und west-
indische Klima nicht Keilmetnoden und Mittel Ter»
uägt'vndrerlingt, welche wir in Deutichland nicht
ohne Gefahr so «nwtndttn köiincnT
— io8 —
theile bekSihpfön, wecihe bei uns, die wir
noch jeden der Hitze und überiiaupt Krank-
sejn klagt, sogleich in Federn einpacken und
ihn aller frischen Luft berauben, gegen Bäder
und vorzügTich gegen kalte Bäder, nock im-
iher herrschend sind und dem Arzt uniiber-
steigliche Hindernisse «»ntgegensetzen. Die
Einführung «ines so einfachen Verfahrens wie
das Ci/rr/e^che, dessen Anwendung man selbst
Nicht-Aerzten überlassen kann, macht sich um
so nöthigeFj da bei möglicher Ausbreitung
der Nervenfieber unter dem Landvolke sich
eine solche zusammengesetzte Heilmethode
"wie die obige nicht wohl in Anwendung brin-
gen läfst, da die hierbei oft lihentbehrlicbe
China von Tage zu Tage seltner, theur«r und
schlechter wird, und da besonders diese Ner-
yenfieber.noch lange bei uns wüthen und nicht
eher aufhören dürften, bis die wahrscfaein-
liehen Störungen in unserm Planetensj^stem
sich ausgleichen, bis. alle Spuren des Krieges
und alle Folgen des erlittenen Schreckens, al-
le Furcht und Ungewifsheit wegen der Zu-
kunft verschwinden, und eine regere, kräftigere
ihit dem innem Selbst mehr harmonirende
Gemüthsstimmung die jetzige Schlaffheit und
oerjgielosigkeit verscheuchen wirdL
— log —
V. ■
Bestimmung des Grundes
und
Andeutung des Werths der Krankheits-
form •
Von
D. F. Rosenthäl, '
Privatdocent auf der Universität au Berlin»
\)o sehr es d,en altem Aerzten zum Vorwurf
gereichen könnte, einen zu grofsen Werth^auf
die Erscheinungen der Krankheit .gesetzt zU
haben, indem sie keinesweges daraus das We-*-
sen der Krankheit zu enthüllen im Stande wa- - '
ren; so ist die Brownsche Schule doch eben* .
so sehr zu tadeln, wenn sie die Krankheits-
form gering achtend, nur die aetiologische
Erforschung, der Krankheit berücksichtiget«
— HO —
Für uns hat die Tendenz der Forschung^ bei-
der Partheien gleich bedeutenden Werth, als
nicht allein die Erscheinung^ sondern audi das
Ursächliche der Krankheit die wichtigsten
Momente zur Ausmittelung des Krankheits«
Charakters enthalien, und je rollkommner da-
her eine der beiden Schulen sich durch den
Ausspruch wahrhafter Naturforschung bf^glaa-
biget^ ein so gröfseres Verdienst um die Wis-
senschaft mnfs ihr von uns zugestanden wer-
den.
Es ist nicht 2U leugnen, dafs wir rorzüg-
lidi den altem Aer^ten treffliche Zeichnun-
gen der mannichfaltigen Krankheitsformen ver-
danken, wenn gleich das sie begründende Wer
sentliche bei allen scharfsinnigen Erforschnn«
gen dunkdi bleiben mufste. Leitete nun Sronn
durch sein System unsre gröfste Aufm^ksam-
keit auf das Verhältnifs der Wirkungen der
AuTsenwelt zum Otganismus^ so hatte er das
Verdienstliche, uns von dieser Seite eine fiahn
2U eröffnen, auf der wir sicherer tuid leichter
2U einem Ziel uns näherten, dessen Eitei-
dnmg von je her das höchste Bestreben aller
ärztlichen Forschung war*
tn sofern aber Brown das Leben in sei-
BjBti allgemeimten Phänomenen^ ^Efvegang^ au£*
— ttt —
fafstö^ tind^aiu den allgemeinst^il Modificatio«
neu derselben den Zustand der Gesundheit
und Krankheit^ und die möglichen Formen
der letztem erklärte^ so war es hinlänglich,
ein allen Organen gleich zugetheiltes Vermö-
gen ^ die Aufsefiwelt als Reiz zu empfangen,
anzunehmen, und die Intensität der Wirkung
' der Aufsenwelt zu beachten, um jene allge*
meine Modificätiön der Erregung, welche er
uns als Krankheit bestimmt, abzuleiten« Von
diesem Standpunkt ßroivn^s kann aber nur
eine mangelhafte Kenhtnif« der Wechselwir-
kung zwischen der Aufsenwelt und dem Or-
ganismus aüsgehn, daher ist «ein System nicht
geeignet, uns die physiologische Aufklärung
zu verschäiSFen, auf welche allein die richti*-
gen Gesetze der Pafliölogie begründet sind,
weldie eine sichere und vollständige aetiolo-
gische Erforschung der Krankheit möglich
mächen«
Wenn ÄWär der aus ßro^n*i Erfahrung
abgeleitete Satz: „dafs das Leben nur im An*^ ■
dränge def Aufsenwelt Bestand Ihabe, und dafs
Reizung als Resultat dieses Conflicts Bedin-
gung der mannichfaltig^n Lebensphänomene
sey, selbst von einem höheren Standpunkte
aus, als richtig erkannt wird; sö kaniL'ntir
— IIa —
mit der tiefem Erforschung des Reiz Verhält-
nisses und der daraus resultirenden richtigen
Einsicht der möglichen Modification der Rei-
zung Jede coxistante Verschiedenfceit und aller
mannichfaltige Wechsel der Lebenserschei-
nungen bestimmt erklärt werden«
Ist die Aufsenwelt nur in sofern Reiz
oder Bedingung der Erregung eines Organs,
als dasselbe erregbar ist, so kann nur mit Ab-
leitung des deudichsten Begriffe der Erreg-
barkeit der Grund des wirklichen^ Lebens und
seiner besondem Zustände zur Einsieht erho-
ben werden. Nach dieser Ableitung kann die
Erregbarkeit nicht anders als Synthese zweier
sich, entgegengesetzter Kräfte — in ihrer hödi-
sten Potenz ausgesprochen: Sensibilität und
Irritabilität — - gedacht werden.
Jedes lebende Organ ist erregbar, und
daher kommen demselben diese beiden, Fak-
tore& der Erregbarkeit zu. Dem Wesen nach
ist also die Erregbarkeit in, allen Organen
gleich, obgleich sie doch in diese^i unendli-
cher Grade ihrer Faktoren fähig ist, und so
unendliche Verschiedenheit der Synthesen -con-
stituirt ^y Die Erregbarkeit ist demnach kei-
ne
O Da ich dleaeAnnalime darch dit Conatruction dei.
— ii3 —
ne absolut gleiche^ Filr jedes Organ, und jede
AfFection eines Gebildes qualitatif^, somit di*
Lebensäufserung als Folge derselben eine ei*
genthümliche. Jede Abweichung von dieser
q[ualitativen Erregbarkeit mufs ^ine. veränder-
te Lebenserscheinung zur Folge haben, und
so entstehn die besummt verschiedenen Krank-
heitsformen.
Wenn g(leich nach dipm Begriff der Er-
regbarkeit, nut zw^i wesentlich verschiedene
Krankheitsformen -r- Sthenie^ und Asthenie —
angenommen werden Können *) , so entstehn
doch aus der Aufnahme dieser i];i die Beson^
derheit, mannich£sJtig vorsofaiedene Krankheits-
formen. , . . ; ^
Djer Begriff, wielcher . der wesentlichen
Verschiedenheit dieisi^ beiden Hauptformen
zum Grunde liegt, ist von dem Const^tutions-
grad abweichende . abnorme Erhöhung einer
Erregbackeit vnd der NÄcl^w«i«ii9g dieMr beiden
Tbätigkeiten in ihren Siibatraten gegen jeden Wi»
dersprucb gerecbtfertiget glaube, so entbahe ich
mich jedes ferneren ^ hier ^ ireit rom gewöbnli*
eben Ziele abfubrendisn JCrweiset, um jeden ge«
gründeten oder ungegründettn Einwurf ga entkräf*
ten«
*) Wie dies in eben diesem Journal Bd. aß* St. 5.
AbhandL^«, Erforschung ^9t Krankb. im Indiv. ^ go-
seigt worden«
Joun. XXXIt, B. 4 SN H
der beiden Factoren^ die aber wiederum nach
der Intensität ibrer Erhöhung Grade der Ver-
ichiedenheit bedingen« Wenn SUieni« und
Asthenie als Ausdrücke für die Erscheinuiig
dieser wesentlichen Verschiedenheit gelten^ so
kann man die Grade derselben durch Hyper-
sthenie und Hyperasthenie passend bezeich-
nen«
Es giebt also 4 Hauptformen der Krank-
heit^ deren charakteristische Merkniahle aber
nicht anders als nur einzig aus der ursprüng-
lichen Tendenz der beiden GAmdkräfte zu
erheben sind *)#
Die Sensibilität als eine Kraft für sidi
gedacht^ strebt in ihrer Wirksamkeit mit un-
endlicher Geschwindigkeit fort^ nur durch ihre
Negation wird sie an endliche Zeit gebunden,
und da diese Negation nicht denkbar^ als durd
eine iht entgegengesetzte Kraft^ sa kann nur
mit dem Gegensatz der Irritabilität Negation
eintreten^ und so, beide Kräfte fixirt erschei-
nen« Die durch diese Entgegensetzung be-
dingte endliche Zeit, ist zugleich Orund der
' RaumerfuIIung^ denn mit der beschrankten
^) Brown' s Zeicliiinngen i^t Sthenie und Astliemt
aind schon diese in d«r Bttbnderhett reflecdnei
Formen.
- ttS -
unendlichen Geschwindigkeit, ist zugleich ein
Verweilen im Räume gesetzt^ und dahet mufs
jede DiiFerenÄ der Wechselwirkung dieser bei-
den Kräfte in ihrem Resultat •» LebensäüFse-
rung — > als in Zeit und Raum differirend sich
offenbaren« So ist mit der grufseren Intensi-
tät der Sensibilität in diesem Gegensate ein
geringeres Vefwdlett im Räume gesetzt j und
die dadurch bedingten Thätigkeitsäufserungen
schneller vorüber schwindend ; hingegen ist
mit der höheren Intensität deä Gegensatzes
ein längeres Verweilen im Raume^ und fiir
die Erscheinung andauernde Thätigkeitsäurse-
rung gegeben^ In der Asthenie^ dessen Fak-
tor die Sensibilität ist> wird die Erregung nicht
vermindert, sondern beschleuniget, also der
Zeit nach vielmehr vermehrt erscheinen; so
wie in der Sthenie durch die Intensität der
Irritabilität ein andauentider Kampf, die Ene-
gungi der Zeit nach vermindert *), und so
sich uns als Kraftäufserung darstellet. In so-
fern dies verschiedene Wechselspiel durch das
*) Um hier jedeiti Midlreratatici stt beigegtieil, tnlifs hu*'.
fnetkt Urtrdeh, dafa niclit die LattgsAitikeit def Ttii-
tigkeirafiUfaemngeil «la Criteriufii def ätbenid ge*
Aottimeii Werden kadOi eolidefil der Aiiadruck der
«uf einig<$ Zeit fixirtett tegell £Atg«gt«aet<tiiig der
flctoted.
i-* ii6 — ^
Steif;en der Intensität, der einen Knft gegen
die andere begründet wird, so ist dies Stä-
gen doch nicht bis za dem Grade anznneh«
men, wo absolute Negation d^ einen dnrdi
die der andern eintritt, denn mit dieser Stufe
ist das Leben sowohl der MögbcJikeit als
Wirklichkeit aufgehoben ; dodi g;iebt es ein
Maximum der Annäherung zu diesem Punkte^
und schon mit diesem sind die £rsdieinun-
gen des Lebens für uns erlosdien^ und diese
Lebenszustände sind es« welche man, je nach-
dem eine von diesen Kräften zu diesem Gra-
de potensirt ist, durch Hjperasthenie oder
Hypersthenie bezeichnet.
Diese Formen in ihren Reflexionen durdi
die vielen Besonderheiten des Organismus,
geben so mannichfaltige Verschiedenheiten,
als es bestimmte Synthesen der Faktoren giebt,
von denen eine Abweichung möglich ist^ und
so entsteht die unendliche Zahl der zu unter-
scheidenden Krankheitsformen, die sich aber
doch imter 3 allgemeine Formen zusanämen-
fassen lassen.
Die Unterschiede dieser allgemeinen For-
men sind durch das Wesen des Organismus,
"nd durch die davon abhängende Art der
isbildung der Krankheit begründet , denn
— 117 —
nur in sofern der Organismus — - als unend-
liche Vielheit in seiner Einheit Grund der
Beschränkung dör bauptformen auf seine Be-
sonderheit, und auch als Einheit wiederum
Grund der Fortbildung der Krankheit in sei-
nem Ganzen — Bedingung der verschiedenen
Extension der Krankheit wird, sind die Ver-
schiedenheiten dieser Formen, die wir Fieber,
partielle und organische Krankheiten nennen,
bestimmt.
L Fieber. IJier reflectirt die Krankheit
durchs Ganze, jedes System nimmt Antheil,
entweder in einem höheren oder geringeren
G#ade, dies zeigen die «veränderte Tempera-
tur, Gircülation, Digestion und Secretion. In
dieser allgem. Form bilden sich die beson-
dem Formen durch prävalirende Affection ei-
ner von diesen Systemen. Es erscheint so
• I. mit gröfserer Affection des sensibeln
Systems, öls Typhus, der, in sofern er die
Hauptformen aufnimmt, bald mit erhöhter
Empfindlichkeit, als Typhus ästhen. *), bald
mit vermehrtem Wirkungsvermögen Typhus
stheti. **) erscheint, die, wenn sie die höhe-
ren Grade, Welche wir als Hypersthenie und
•) Febr. nerposa a vi nerporum diminuta, nach Star^.
**) Fehr, nert^, a vi rurt>orum auct, nach Ehendema.
Hyperasthenie bezeichneten, -eir^ichez)» inFüU-
losigkeit oder gänzliche Unter4rückung.der
sensitiven Function, übergehet; (^febr^s irmlig*
uße der Alten),
Diese Fprinen nüanciren wiederum mit
der besoodern Affection der in die^^ni System
befafsten Einheiten, und 30 erscheinen sie bei
besonderer AiF^ctioa des G^meiü^^Gefuhls mit
dem Gefühle der Angst und grofs^n Unruhe,
dem bespndern Leiden der Sinne, mit abnör-^
mal erhöhter Empfindlichkeit und AbstumpiuBg
derselben, mit besonderer Störung der. höhe-
ren Function dieses Systems, mit wilden und
stillen Delirien,
2, Mit größerer Affection des irritabcln
System« als SyuQchus, der ^ich entweder durch
abnormal beschleunigte Action . als iS, asihen,
oder durch abuormal verstärktes Wirkmigs«»
vermögen äI^ «S« sphen, darstellt, und mit der
Ausbildung ?um hyper^sihenischen Grade in
P^qlyse iihergeht, Jf. paralytimt S, putric^ der
ödten Aerzte, Di^ Ntiwcirungen dieser For«
men sind bedingt a) durch die prävalirend^
Affection der Bewegorgane, woraus S. rheu-'
mancajt und dessen Gattung P^ripneumomß
spuria entsteht ; b) durch die prävalirepde
Aifection des^ Geßfssystem^i tnrvv^der mit verr
■ \
— 1*9 —
Stärktet Circidätioa S. inßammat. *) und mit
Congestion S. spastic. **).
3) Mit grofserer Affection des i^produo«
tiven Systems als gastrischei Fieber, welches
gleich den vorigen die llauptformen ***) auf-
xiimmt, und je nach dem prävalirenden Lei-
den des Darmkanals der Galle bereitenden
Organen oder der Secretion als Saburral-, Gall-
ien - oder Schleimüieber u. s. yr. untersdiie«*
den wirdf
Bemerkung'*
Ist es zwar die * wichtigste 'Aufgabe für
die aligemeine Padiologie, zu zeigen, wie ein
periodischer Wechsel in den Lebens * und
Krankheitserscheinungen möglich werde, so
ist doch dieselbe, aller Forschung ohngeachtet,
bis jetzt nicht einmal so weit gelö(st, dafs wir
hieraus genügend auch nur eine* nchtige Ah-
nung der Wesenheit dieser Zustände herneh-
men könnten; um so freier lege ich daher
*} Di«M find «ntwodtfr univeraell» oder erscheiaea
mit Catsundangen einvelner Eingeweide.
**) Dieae ericheinen im ' böheren Gr4d0 mit Blutex«
***} Der hypcraitheniKbe Grad itc hier durch daa FauU
fieber i^Ftbris putrida der älteren Aerzte) bezeich-
net, nnd von mtbreren richli| von Syn, pmrU unter*
aehieden.
— 12Ö —
hierüber meine ftuf Naturbeobachtung gegrün-
dete Ansicht der Prüfung vor, und halte die-
se wenigen Worte hier um so nöthiger, als
das Fieber vor allen andern Krankheiten sich
durdi einen periodischen Wechsel seiner Er-
scheinungen auszeichnet, und man die Ver-
schiedenheit desselben als besondere Form
dieser allgemeinen Form aufixihrte. Wären
diese Perioden pls Form dieser allgemeinen
Forui anzunehmen, so wäre die Reflexion der
allgemeinen Form in eine bestimiht verschie-
dene Besonderheit Grund ihrer Verschieden-
heit. Da sie nun aber feder Besonderheit
dieser allgemeinen Form gleich eigen sind, so
können sie nichf als besondere Form dem
Eintheilungsgrunde consecjuent gelten. Vor-
züglich ist es bei diesem Wechsel wohl zu
merken, dafs er nur so lange bei dieser allge-
meinen Form erscheine, als nicht gleic4|.e Hö-
he der Krankheit fürs Ganze existirt, denn mit
der gröfsten Höhe und gleichem Leiden aller
Systeme verschwindet jede Remission, und
dernnfich gilt er uns nur für das Maafs der
fortsclireitenden Intensität der Krankheit. Der
Grund ihrer Erscheinung liegt im Organismus
selbst, in sofern er beständig producirend und
producirtes Prpduct zugleich ist.
Jedes Produciren beniht auf dem Wech-
sel der Factoren, auf einem Steigen oder Fallen
der Irritabilität, hierdurch wird Leben und
Krankheit, und jede Veränderung im normal
Leben möglich; damitaber dieser Weclisel, wel-
cher die normale Veränderung bedingt, nicht
beständig zur Krankheit ausschlage, sondern
auf das zu producirende normale Pfodiict ge-
he, mufs dieser Wechsel dem zu produciren-
den Product gemäfs begrän^t werden. Diese
— lai —
Begränzung erscheint als Ausgleichung ,der
differenten Systeme, die an gewifsen durch
die ' Individualität des Organismus bestimm-
ten Zeitraum in ihrer Erscheinung gebunden
ist. — Solche nothwendige Ausgleichungen
zeigen der Wechsel des Schlafs und des Wa-
chens — Assimilation und Ausscheidung. In-
sofern nun dieses Streben nach Ausgleichung
im Organismus selbst liegt, werden auch die
Differenzen, welche die Krankheit setzt, zu ei-
ner Ausgleichung tendiren, und so entsteht in
der Krankheit Indifferenz der Differenzen
mit Annäherung zur normalen Erscheinung^
die aber immer nur ak Resultat krankhafter
Ausgleichung betrachtet werden darf, und so-
mit auch nur krankhafte Differenz zur Fo]£;e
haben kann. Auf- diese Weise wäclist die
Krankheit mit jedem Anfall, und erreiclit jene
Höhe, bei weflcher sie sich in allen Systemen
gleich ist, und dann giebt es nicht mehr eine
Ausgleichung, welche der Höhe der Krankheit
nicht gleich wäre, so verschwindet ]e,de be-
merkbare Intermission.
Um die bestimmte Ordnung (Typus) un-
ter welchem das Fieber seine Anfälle macht
zu erklären, niufs besonders das Individuum
mit seinem in der Normalität erscheinenden
Wechsel berücksichtiget werden; denn auch
das normale Ausgleichen ist an bestimm-
te Ordnung durch das Individuum gebunden.
Daher kehrt ja nach der Verschiedenheit der
Individualität des Subjects, Schlaf und Wa-
chen nicht nur nach längeren, sondern auch
in längerem Zeiträume zurück, so stellen sich
natürliche Ausleerung bei einigen bestimmt
nach a4 Stunden oder bei anderen nach län-
gerer Zeit wieder ein«
— ja3 —
ecfid der altern Aerzte sich darstellt,
gröfsere AfFection der Besonderheit wird
. recht deutlieh durch j4trophia glandulär
A dem Hydrops bezeichnet.
B; .Krankheit der Organe. Jedes Organ
rheilg£i|izes mufs die 3 Systeme vereini-
£äns derselben kann nur für das an-
j jeidep, oder sie. sind alle krankhaft afli-
i'edes Organ wird daher die Möglichkeit
ten mit verschiedener Form krank zu
heinen, und insofern der Grad der Eri;eg-
Leit jedes Systems in jedem. Organ, je nadi-
i 63 mehr der sensibeln» irritabeln oder
oductiven Function angehört , nüancirt;
l jedes dieser besondern Form eines Or-
I von denen der übrigen unterscheidbar
r eigenthümUch seyn. Ist z, IJ. der Darm-=
9} Sitz der Krankheit, so erscheinen die
men aphcora, anarexia^ fames abnormis
meinen Arten *), wenn sich die Krank**
sreQexion nur auf das sensible System dess-
en beschränkt , Entzündungen , Krämpfe
Blutungen, wenn mehr die irritable Funk-
desselben abnormal wird, Dyspepsia^
fpsißy bei stärkerer AfFection der höheren
roduction in Diarrhoea, Obs tr actio ali^i^
Ausbildung der Krankheit in de:" Secre-
[' dieses Organs, . Jedes organische Ganze
[ii(dit einfacJ^, sondern besteht wiederum
i'heilganzen, die mit ihren Graden der Er-?
)arkeit in diesem Ganzen nüanciren, wie
Organ im allgemeinen: Es wird demnach
s und dieselbe Form in die^e > verschiede-s
Theile eingebildet, wiederum verschie-s
d Sd^attirnngen zeigen. Vorzüglich deut-*
erscheinen die Nuancen einer Form bei
t. •
— ia4 —
den mehr Kusammengesetzten Organen^ so bil-
det sich z, B. die Entzündung des Auges, je
nachdem sie von der Besonderheit dieses com-
ponirtcn Organs aufgenommen wird, versdiie-
den, und so erscheint sie daher mit Einbil-
dung in den mehr äufseren verschiedenen Häu-
ten, wiederum ja nach derselben Eagenthüm-
lichkeit, bald als Ophth. rheumati^a^ bald als
Ophth, scrophulosa oder scorbutica, in den
mehr inneren Theilen *) als Ophth. syphilitica.
Aber auch sdion in den einfachen Organen
sind die Sch.ittirungen solcher Formen bemerk-
bar, z, B. bei den Entzündungen des Fells, bald
leider nur die oberflächlichen Gefafse, gleich
unter der Epidermis, und das kleienartige Ab-
schuppen dor Oberhaut ist Folge, — bald die
tieferen, so scheinen die rosenartigen Entzün-
dungen zu entstellen, so wie bei den Elntzün-
dungen mit Schwären und Eiterung sidi
die AfFecrion auf das tiefer -liegende -Zellge-
webe der Cutis zu beschränken scheint.
Noch könnte ich hier eine grolse Zahl
von Krankheitsformen mit ihren unendlichen
Schattirungen nachweisen, wenn ich nicht schon
das Gesagte für genügend Idelte, zu erweisen,
dafs die Krankheitsform einzig aus der Ein-
bildung der Krankheit in eine bestimmte Be-
sondeiiieit hervorgehe, und keinesweges durch
ein Aui'senverhältnifs , was man ehedem wohl
in den specifiquen Krankheitsstoffen annahm,
gesetzt sey. Wenn freilich bei Nachweisung
dieser Form nur auf das individuelle Leiden
hingewiesen, und nicht auch zugleich das We-
sen der Krankheit, oder die bestimmte Pro-
portion, welche jeder Form zum Grunde liegt,
•) Vergl. K. F. ffujer über den Werth der Krank-
heiisform. Brauntcbw. i8o3«
— ifl5 —
bestimmt würde, so dürfte mir dies wohl nicht
zum Vorwurf gereichen, da Ausmittelung des
bestimmten Krankheitsdiarakters nicht Zweck
meiner Untersuchung war, doch ob überhaupt
aus der Krankheitsform das Wesen der Krank-
h(?it zu erheben sey, wird hier eine um* so
unerläfslidiere Forderung an uns seyn, aU
man deshalb ehemals den Kranklieits-^ Erschei-
nungen den höchsten Werth zugestand.
Wenn jede bestimmte Proportion in der
Wahrnehmung eine bestimmte Verschieden-
heit giebt, so mufs jede wesentlich verschie-
dene Disproportion für die Erscheinung eine
wesentUciie Verschiedenheit bedingen, und so
mit in der Form des Krankheitschnrakters aus-
gedrückt seyn; doch in sofern diese Dispro-
portion von der unendlich mannichfachen spo-
ciellen Proportion ausgeht, wird ihr Ausdruck
in der Erscheinung oft so täuschend, dafs bis
jetzt auch die besseren Versuche zu einer rich-
tigeren Semiotik zu gelangen, nicht leisten,
was man in dieser Hinsicht zu fordern halte^
|a auch bei dem besten Bestreben werden sie
nie dieser an sie zu machenden Forderung
vollkommen entsprechen können, weil jene
Grade, welche als Hypersthenie und Hyper-
asthenie bezeichnet sind, nichts Unterscliei-
. dendes für die Wahrnehmung geben. Wir
werden demnach auch im Besitz einer besse-
ren Symptomatologie uns von dem ursachli-
* chen Verhältnifs der schädlichen Potenzen bei
Erforschung des Krankheitswesen leiten las-
sen müssen, ohne jedoch den bedeutenden
Werth der Formen ganz zu verkennen. Aber
behaupteten dieselben auch nur einzig dadurcJi
ihren Werth, dafs sie uns das individuelle
Leiden aulzeigten, so sind sie schon unent-
— ia6 —
beKrlich, deön jede Krankheit ist individuell,
und fordert als solche eine individuelle Be-
handlung; förner ist die gestörte individuelle
I^unction als Ursadie bei der sich fortbilden-
den Krankheit genau zu berücksichtigen, und
enWich hängt auch der iHöglidle Ausgang der
Krankheit von dei* AflFection der mehr oder
minder artitrt Leben wichügen Organa ab.
Obgleich man seit der Anwendung der
Lehre BtQMfVLS nur mit Berücksichtigung des
allgemeiuen Uebelseyns durch dsis alTgemeiiie
reizende und reizmindernde Kutverfahreu zwar
oft Heilung bezweckte^ so ist hi^durdh död
nicht die nichtigkeit der t^uttdamental-Sätie
Brownes documentirt^ und ,wie man dahör glau-
ben könnte, die Erforschung des individuell
lert Leidens unnöthig^gemdcht« Belege hier-
über wird jeder praktische Arzt ä\i% seiner
eigenen Erfahrung hernehmen können^ und
ich schliefse daher mit dem eifrigsten 'Wun-
sche^ dafs man die Krankheits-Erscheinungen
einer recht aufmerksamen Erforschung weitb
halte, Und Brownes Lehre^ in sofern &ie an
die aetiologische Krankheits-Erforschung eriii-'
nert) nicht vergessen^ sondern sie vielmehr zu
^iner gröfseren Vollkommenheit in dieser Hin-
sicht, auszubilden streben möge«
, f
k^ lorj —
Inhalt«
Stwai übet die BeWeiakraft der Luogenprobe«
Vom Prof« Mendd in BretlaU« * , Seite %
• . »
« GeichicliM einef gani eigeneil> allgemeineii fint*
sundung der Haut/ welche in den räudigen Aui^
•at^ (lepm sqtiammosa) übergiag; mitgetbeilt
•Ton Dr* A^ M^tutnich, Prof. zu Mains, und Dr.
Fr* WUtmannt ^mdtpbytikna daselbst« . — at
!• Ueber die Anwendung des Merkurt in der hau»
tigen Braune. Vom Hofmedicug Sachse in
Schweriif« (^BetchluCi. ) , « .... 3^
f. Nachricht von dem bösartigen NerVenfieber^
w.elchea x8o^ epidemisch in Weimar grassirte.
Von Dr. 7. C. Sckluittar, mu Weiman (Fort-«
aetmn|[.) « < « < < 4 -^66
•
'4 Beatimittuifg ie$ Grunde^ und Andeutung del
Wertha der Krankheitsform. Von D, P, Ho-
ienthiUg Pri?atdocent zu Berlin* « -^ tot
Mt diesem Stücke des Joumüie fiflrd atugegekeßt:
Bibliothek der practischen Heilkunde. Fünf
und Zwanzigster Band» Fierces Scüch
Inhalt.
Preß /. /T. F. Auunrleth, Fenueh* fiß die prakti»
sehe Heilkunde aus den klinischen Anstalten von
Tukiagen. /. Band, i Heft. 1807.
Journal
der
practischen Heilkunde
herausgegeben
von
C. W. H u f e 1 a n d,
Königl. Preufi. Staauraih, Ritter det rothtn Adltr*
Ordens dritter Klaue, wirkl« Leibarn, entern
Anit der Charit^» Mitglied der Academie
der WiM^nichaften etc.
und
,K. H i m 1 y, .
Profeaior der Mediein an Oöttingeii| Direetet
dei kliniicben Inatitute etc.
Orau, Freund, ist alle Theorig,
jboük grün d€t Lebetu goldner Bmim*
Göthe»
wmtmimi^mmm^tmimmmimmmmmmmmmmmmmmmmJktl^
V. Stück. May.
Berlin x8ii*
;< In Gonuniaaion der RealaditiUBuchhandlun^^
, • -•
«••1
p
I.
U e b e r
die 'Erweichung des Magen - Grundes,
' oder
die sogenannte Verdauung des Magens
nach dem Tode.
Vom
Hofmedicus Dr. Jagen
l^ie eigenthumliche Art von Zerstörung des
Magens, welche J^ Hunter einer Auflösung
«eiiier Häute durch den in ihm enthaltenen
Magen - Saft zuschreibt^ habe ich selbst neun*
mal in Leichen von Kranken zu beobachten
Gelegenheit gehabt, deren pathologisdie Ge«
schichte mir ganz bekannt war, und aufser
den — übrigens nicht sehr zahlreichen ^^
Fällen, welche ich in Schriften aufgezeichnet
Cand, wurden mir noch drei genauer «r^äJUt»
Joan* XXXn. B. 5. Sr. A
- < -
ron meinen Freunden mitgetheilt. Hunten
mit nicht unwichtigen Gründen unterstützte
Erklärung hatte mich ehemals befriedigt ^ so
-wie ich beinahe yermuthen mufs,* dafs sie
ziemlich allgemein für richtig angenommffl
wird; allein die unbefangene Yergleiehung
der Thatsachen, brachte mich später zu der
Ueberzeugung, dals jene Ansicht durchaus nodi
nicht für erwiesen angenommen werden kön-
ne, und dafs das in Reda stehende Phänomen
wenigstens gewifs nicht als ein blos chemisdies.
erst nach dem Tode des Organismus mögli-
ches, anzusehen sejr, indem, es zum Thal'
von Bedingungen abhängt, welche schon wäh-
rend des Lebens eintreten müssen. Ich hatte
dieses Resultat schon in meiner im Jahre i9^
geschriebenen Abhandlung ütfer die krankliaf-
te Schwäche p. 3o4 bestimmt angegeben, und
da mir dasselbe in mehr als einer Hinsicb
nicht unwichtig zu sejn scheint, so hoffe id
durch seine nähere Prüfung keine ganz ufr
nütze Arbeit zu unternehmen. — Hunte
suchte zuerst die Allgemeinheit der Ersdiei-
nung darzuthun, wie es auch nothwendi;
war, wenn er ihren Grund von einer so allgfr
mein vorhandenen Ursache ableiten woUte, ib
die chemische Einwirkung des Magensafts ist
Er versichert, man finde selten einen mensch-
lichen Magen, in welchem nicht die Yillosa am
Fiindo mehr oder weniger zerfressen wäre.
Hievon glaube ich das Gegentheil behaupten
zu können; häufig habe ich zwar in Leichen
den Fundus des Magens äufserlich, da wo er
die Milz berührt, etwas bläulich oder grünlich
mifsfarbig gefunden, und an derselben Stelle
innerlich auf der Yillosa, aufgetriebene und
bläulich durchscheinende Gefäfse gesehen, wie
dies Hunier auch angiebt; aber Zerfressungen
der letztem kommen gewifs bei weitem nicht
so häufig Tor. Anatomen, welche wie So/n»
mering auf die gewöhnlicherep Metamorpho-
sen der Organe eine besondere Aufmerksam-
keit verwendeten, sprechen nicht von dieser
Zerfressung, und eben so wenig wird ihrer
▼on den zahlreichen Schriftstellern über ana^
tomia comparata gedacht; Hunter selbst, der
. lim jene Zerstörung zu finden, nicht wenige
Thiei*e, besonders Fische, öü^ete, sagt nur, er
habe sie in manchen vorgefunden, und eben
dies bestätigt, nur mit noch mehr Einschrän-
kung, Spalanzaniy der die Huniers'dien Ver-
suche wiederholte. Die Ursache des seltenen
Vorkommens der eigeäÜichen Auflösung der
Magensäfte in einem höheren Grade in mansch-
— 6 —
liehen Leichen, findet Hunter in dem Um-
stände, dafs die meisten Zergliederungen an
Krankheiten gestorbene Individuen betreffe«,
bei welchen die auflösenden Kräfte des Ma-
gensafts leicht verändert und geschwächt wer-
den konnten, und er beruft sich hiebei auf
seine Erfahrung, nach welcher ihm jene Zer-
störung am häufigsten und auffallendsten in
den Leichen gesunder Menschen, die an ei-
nem plötzlich tödlichen Unglücksfalle gestor-
ben waren, vorgekommen ist. Hier scheint
ihn offenbar ein zufallig einigemale wieder-'
hohes Zusammentreffen Ton Umständen, zu
schnell zu Aufstellung eines allgemeineren Ge-
setzes vefrleitet zu haben. Gerade die mei-
sten und die genauesten Sections-Berichte, die
zur öffentlichen Kenntnifs kommen, betreffen
die Leichen gewaltsam getödteter Menschen,
mid die Frage, ob eine so in die Augen sprin-
gende Zerstörung eines so wichtigen und so
oft die Ursache des gewaltsamen Todes enl-
haltende^A Eingeweides, für eine blos chemi-
sche, erst nÄch dem Tode eingetretene Ver-
änderung anzusehen söy ? müfste in vielen
Fällen für den obducirenden Arzt und für den
Richter von sehr grofsem Belange seyti. Den-
noch konnte ibh N^^m^^^tens auch nicht eint
Th^tsacbe aufEnden, welche an diese Frage
nur eriimert^, noch haoen ihrer die meisten
forensischen Schriftsteller nur erwähnt* *)
Sömmering beine];'kt hingegen ausdrücklich,
dafs man völlig gesunde und unveränderte
Mägen, blos bei plötzlich und ohne yorange-
gangene Todes-^Angt gewaltsam gestorbenen,
gesunden Menschen, antreflFe, Alle von mir
selbst beobachtete, und wenigstens alle mit
Sicherheit hieher zu re6bnende von andern
nufge^^eichnete **) Fälle der wahren Erwei-
chung des Magen^Grundes, betrafen durchaus
Subjecte, welche an einer unmittelbar voraus»
*) AutenHeth ih der Anleitung (ur gerichtliche Aernte^
Tübingen i8d6, tagt p. 67, ,,D« aelbst nach einem
•chnellen Tode der liffagenaaft zuweilen den todten
Magen auflofat» so ist bei vorgefundenen Oefinün-
gen im Magen eine genaue Unterauchung ihrer Bän-
der etc. nothig.«' Ohne Zweifel liegt hiebei bloa
J. Hunden Meinung ;sum Grunde, 7.
**} Die Erscheinung» welche die Beobachter immer
am' meisten fesselte» WAr das vorgefundene Loch im
Magen, Man trift daher auch bei aolchen, welche
wie Gcrard, die Untersuchung in das Gebiet der
^Nosologie «ogen» unter der Aufschrift ; Perforatio
Ofmtriaäi» die heterogensten Dinge, k. B. Zerstö*
rung der Magenhäute durch Kreba-Geachwure, durdi
Brandsch&rfe» durch Abacesae« ohne Auswahl ver«
mischt mit den Fällen an» von welchen hier di«
Rede ilt. /;
— 8 —
gegangenen Krankheit, ohne eriitteae änlsere
Gewalt, gestorben waren« .
Diese Krankheit nun steht, wenigstens in
den meisten Fallen, in einer unverkennbaren
Beziehung zu der nach dem Tode sich ton
findenden Veränderung des Magens, und sie
hat häufig einen, durch i)ire Symptome und
die Alt ihrer Aufeinanderfolge so bestimmt
ausgeprägten Karakter, dab ich bei den letz«
ten drei Kranken dieser Art, die mir vorka»
^men, das Resuhat der Leichenöffnung mit Ge-
wif&heit vorausgesagt habe* Ich will diese
Fälle zuerst besonders betrachten, da sie ge«
rade den Pathologen am meisten interessiren,
und dann noch einige» über ihre Verwandt«
Schaft mit andern Fällen bemerken , in wel«
eben sich während des Lebens kein besonde«
res Leiden des Magens offenbart«
Bis jetzt habe ich jene Krankheit nur bei
Kindern von 4 Monaten bis zu i|- Jahren be-
obachtet; in diesem Alter aber sechsmal, bei
Knaben sowohl als bei Mädchen, und eine
7te Beobachtung, die mir mitgetheilt wurde,
fällt ebenfalls in jene Grenze, Einige Vön
'lieficn Kindern erkrankten plötzlich und ohne
i Vorboten« Sie verl obren mit ein^mmale
— 9 —
den Appetit^ bekamen heifse Hände, mit ei-
nem sehr beschleunigten Pulse, heftigem Dur-
fte, groCier Unruhe und Aeufserungen voi^
Schmerzen, wie man aus dem anhaltenden
durchdringenden Geschrei der Kleinen, und
dem beständigen Anziehen der Beiiie gegefn
den Unterleib schliefsen konnte* Das Gesicht
wi^d bald blafs und entstellt, und die Augen
eingefallen; das Schreien geht in ein stöhnen-
des Wimmern über, und die Kleinen liegen
nun gana ruhig auf deni RUcken da. In die-
sem Zustande blieb ein Kind von 4 Monaten
etwa i8 Stunden lang, dann zeigten sich leich- ^
te convülsivische Verdrehungen der Augen,
die H^ut wurde kühl, es erbrach sich tind
starb nach einigen Stunden. Bei einem an-
dern starkem 4i.iiionatlichen Kinde, stellte
sich aulser den obigen Zufallen, sogleich mit
»
dem Fieber, eine sehr häufige wässerige Diar-
rhoe und ein immer wiederkehrendes, durch
nlles was nur niedergeschluckt wurde , aufs
neim erregtes Erbrechen ein ; es wurde in
kurzer Zeit ruhig, wimmerte entweder, oder
lag i¥ie ein im höchsten Grade erschöpftes
Kind mit halbgeschlossenen starren Augen,
und entstelltem leichenblassem Gesichte auf
dem iiück.e& da« Die Diarrhoe Yerovuid^tx^
«ich und hörte nach zwei Tagen ganz aul^ das
Erbrechen aber dauerte im vorigen Grade
fort; die genossene Milch wurde in fest ge-
ronnenen Klumpen ausgeworfen; flüchtig rei-
sende Mittel, wie Zimmtwasser, Liquor ano-
djnus und dergleichen, verweilten noch am
längsten im Magern Nun wurde die Haut an
den Händen und im Gesichte auffallend Jcalt,
der Puls unregelmäfsig, klein, und nicht zu
zählen häufig. Durch Klystire wurde grasgrü-
ner Schleim ausgeleert. Vorübergehend wur-
-de das Gesicht wieder wärmer und rötber,
■und zugleich der seuvor ganz ruhige Athem
\ etwas beschleunigt; der Kleine wimmerte- bis-
weilen, wurde ruhiger, Wenn man ihn umher
■trug, und lag dapn wieder mit halbgeschlos*
senen Augen, wie es schien, beinahe ohne
Empfindung da, wenigstens äufserte er weder
•beim Betasten des übrigens weichen und klei-
nen Unterleibes, noch über ein auf die Ma-
gen* Gegend gelegtes Blasen-^Pflaster, etnigen
Schmerz; doch nahm und schluckte er al-
les, was man ihm anbot, erbracht es aber meist
sogleich wieder. Am 4ten Tage der Krank-
heit starb das Kind ruhig und ohne alle con-
vulsivische Bewegungen* — In einigen andern
FäDen war die Kiankheit in ihrer letzten 3—
— JI —
4 ^^8^^ Periode der eben beschriebenen voll«
kommen äbnBch, allein es gieng lo — i4 '^^g^
lang ein häufiger Abgang von theils grilnen
und schleimigen, theils den Weinhefen ähnli-»
chen dünnen fixcrementen voraus, womic heis«
se Hände, verminderte Elslust und ein nicht
oft wiederholtes Erbrechen, bisweilen auch
einige Spannung und Empfindlichkeit des Un-
terleibes verbunden waren; audi bemerkte
ich öfters einen eben «nicht heftigen, kurzen
und trockenen Husten, der mir mehr durch
einen Reiz unterhalb des Zwerchfells, als durdi
eine Affection der Organe der Brust, v^ran-
lafst zu werden schien, — Endlich nahm bei
einigen andern Kindern die Krankheit einen
noch mehr duronischen Verlauf von 4 — 6 Wo-
chen« Sie fing sich ebenfalls mit Fieber und
(|Cinem Durchfalle an, durch welchen eine mit
.der eingenommenen Nahrung nicht im Ver-
m
.'hältnisse stehende Menge von schleimigen,
oder auch breiartigen Excrementen ausgeleert
wurde, und bei welchem die Kleinen auflfal-
lend abmagerten« Bald hierauf gesellte sich
ein Schleimhusten hinzu, welcher mit einer
krampfhaften Zusammenziehung deS Zwercb«
felis, und^ einem in Erbrechen übergehenden
Würgen verbunden war« Spät^ steUxit udkü
/
/
/
das Erbrechen auch ohne Husten ein, die ubri«
gen Zufalle dauerten fort, und es fand sick
nun die Entstellung des Gesichts, die Unruhe
mit Geschrei, dann das Wimmern und Stöh-
nen mit völliger Entkräftung und leichten con-
Vulsi\'ischen Bewegungen, ein; dann wurde —
oft schon einen oder zwei Tage vor dem To-
de, die Haut auffallend kalt, der Puls unfiihl-
bar, und die Kleinen starben erschöpft und ab*
gezehrt. Diese letztere Form der Krankheit ha-
^e ich nur zweimal, bei Kindern von i5 bis i8
Monaten, beobachtet. -— In den Leichen al-
ler dieser Kinder wurden keine andere con-
atante Abweichungen vom normalen Zustande
angetroffen, als eben die Veränderung des Ma-
gens, die ich nun genauer beschreiben wilL
Wenn man das Omentum an der gro«
fsen Gurvatur des Magens abtrennt , vaiA
die Gedärme sanft nach unten zurückaehiebt,
8o erscheint der Fundus des Magens am
stärksten da, wo er die Milz berührt, aber
auch noch in etwas an seiner vordem und
hintern Fläche, grünlich grau, oft auch rödi-
lich-mifsfarbig. Bisweilen ist der Speisen-Brei
aufserhalb dem Magen, zwischen diesem und
der Milz ergossen, und dann findet sich eine
Oeffnung an irgend einer Stelle der grofsen
— i5 —
Curvatur des Magens. Bei andern ist der Ma*
gen noch ganz, die mifsfarbige Stelle a^er ist
gleichsam xlurchscheinend, und ihr mittlerer
Theil wird offenbar nur nocli durch das Jn^
voluerum perüonaei geschlossen, und reifst
sehr leicht bei einem aucH nur schwachen
Ziehen ^m Magen, entzwei. Die Oeffnung^
sie mag* «im schon vor der Section vor-
handen gewesen, oder erst .durch die obi-
ge Manipulation entstanden seyn, befindet
sich immer am obern Theile der grofsen
Curvatur in der Nähe der sogenannten kur-
zen Gefäfse , und hat eine mehr länglich-
te, der Richtung dieser Curvatur folgen-
de Gestalt. Allein weder ihre Gestalt noch
ihre Grofse lafst sich eigcntli(ii bestimn^en,
indem ihre Ränder gleichsam unter den Fin-
gern zerschmelzen und das Loch immer grü-
fser wird. Legt man den Magen in Wa§ser,
80 erscheinen jene Ränder mit ungleiclien
Franzen besetzt, welche wie Schleim -Flocken
in der Flüssigkeit üottirep. OefThet man den
Magen, so finden sich, wenn er noch nicht
zerrissen ist, seine innem Häute an der oben
bezeichneten Stelle, bis auf das sehr dünne und
ganz mürbe lavolucruni peritonaei, in eine
weiche schleimige Gallerte aufgelöfst, welche
- i4 ~
fant wei&grane Faii>e hat und ticB leidit mit
einem Schwämme abwisdien läist. In aDmäii-
lichen Abstufungen von diesem ganz oder doch
beinahe gan2 zerstörten Mittel «-Punkte aus,
wird dann jene Gallerte immer fester, und
endlich erscheint nur noch die Villosa allein
erweicht und wie au%equollen, und in einem
noch weit^en Umkreise nimmt die Substanz
der Magen -Häute wiederum die gewohnliche
Festigkeit an^ doch habe ich in einem Falle
die zoitige Haut bis zum Pfortner hin weicher
Und leichter abgehend gefunden^ als im ge-
sunden Zustande. Gewöhnlich betrifft aber
diese Umwandlung den ganzen blinden* Sack
des Magens, wenn man dasjenige Segment des
Eingeweides so nennen will, das durch einen
in der Richtung des Oesophagus vom linken
Rande der Cardia an durch dasselbe gefufar*
tea Schnitt abfallen würde. Meistens finden
sich weder in dem erweichten Theilel noch
in dem übrigen Magen die gewöhnlichen
Merkmale einer heftigeren Entzündung vor,
doch war in. einem Falle der ganze Umfang
der entstandenen Oeffnung ziemlich dunkel-
roth, in einem andern Falle fand ich blofs die
Nervea unter der weichen und au%equollenen
Hosa etwas geröthet^ und in einem dritten
— i5 —
latte blols das nicht zuruckgclasscBe ZiMf»-
zrum peritonaei eine mehr rosenrotlie Farbe*
öfters sah ich einige blalsrothe Streifai. wei-
che sich von der macerirten Stelle ans «liircb
die Cardia in den Oesophagus hineinzoecn.
und einmal zeigten sich sehr Wele Ge&Is-Zcr»
ästlungen in der gewöhnlichen Porpi ron
gleichsam flokkig-dentridschen dnnfc elhiannen
Zeichnungen, auf der erweiditen Villosa. Der
Magen ist, wo er nodi nicht durdigdvodien
ist, mäfsig von Luft ausgedehnt» und enthalt
immer eine beträchdiche Menge eines scfalapC»
rig* klebrigen halbdurdisichtigen Schleims, der
auch in einer beträchtlichen Schicht seiner
innem Wandung üb^^eht; übrigens traf ich
noch Speisen - Brei, und einmal feste JUnm«
pen von geronnener lüililch in ihm an« Eben
in diesem letzterwähnten Beispiele wurde
das Lackmuls •* Papier sowohl von dem Ma-
gen-Schleim, als von den damit in Berührung
gebrachten Magen -» Häuten , sehr stark gero*
thet, welches jedoch auch bei gesunden Ma-
gen von jungem Kindern der Fall ist. Nie*
mals habe ich einen faulig »stinkenden, uiid
nur einmal einen etwas triedrigen Gentdi aa
dem zerstörten Magen bemerken können**)
*) Durch diM« gcfliatentlich «nifubrliche
— i6 —
*^ fiel einem Kinde» dessen Krankheit die
nicht völlig akute Form gehebt hatte^ fand '
sich aucli noch am untersten Theile des in*
iesnni llei eine ähnliclie durchbrochetie> in
ihrem Umfange macerirte und etwas entzün»
dete Stelle^ bei einem andern^ an den
.mehr chronischen Uebel verstorbnen^ hiOte
der Oesophagus ungefähr in der Mitte der
Brust, dieselbe Zerstörung erlitten; seine er«
weichten Häute waren durchgebrochen, und
eine ähnliche Art von Erweichung und Auf-
lösung wer in die Substanz der aniiegendea
Lungen eingedrungen, der weiter unten gele-
gene Theil der Speisen-Röhre war gesund und
erst unter der Cardia fing dann die Verderb-
nifs wiederum an% In einem Falle^ in w^diem
sich der Speisen-^Brei zwischen d^n Magen und
die Milz ergossen fand, war die den Magen«-
^und berülirende Stelle des Zwerchfells grau-
lich-blaU) sein Involucrum Perü^naei theüs
' ganz
- werden sebr viele In ScbriFcen tuPgeteichnete Fallf
Von Durchbohrung; des Magena, in welcfatn sirkel«
runde Oe£Fnungen mit acharRnti« calliiaen» tcliwir*^
men, faulicht-stinkenden Rändern^ tn dem Darm*
£nde des Magens Aler an andern StdUen deiielbtiif
vorgefunden wurden» all nicht hieher gehörig abgf*
•ondert. /»
-. 17 ~
ganz zerfressen , thöils so erweicht, ' : di|(s ^
sich ganz leicht von den MuskeUasenü abjue-
hen liefs, und diese selbst waren bleigrau und
mürbe, völlig auf dieselbe Art war lüer auch
eine Stelle der vordem Bauchwand verändert,
welche gerade der vordem Seite des Magen«»
Grundes e^tsprach• In den übrigen Einge«-
weiden fand sidi s^ten eine bedeutei^de Ver-
änderung vor, nur die Lungen waren einige*
male etwas mit Blut überfiillt,. nnd in einem
der chronischen' Fälle enthielten sie eine sehr
grofse Menge zähen Schleims« Bei einem
Kinde von 9 Monaten, welches von seiner Ge^
burt an, an Zufällen einer örtlichen Affection
des Gehirns gelitten hatte, und dann an der
zweiten Abänderung der oben beschriebenen
Krankheit starb, fand sich ;eine bedeutende Was«
ser-Ansammlung in den Gehim^Höhlen vor*
/ Auf diese Art verhält sich nun die Sa*
che in denjenigen Fällen, in welchen eine
direkte Beziehung zwischen der vorangegan~
genen Krankheit und dem Erfiimde der Lei-
chen-Oefinung, als möglich und als wahrschein*
lieh zugleich aufiallt. Nun sind mir aber selbst
die Beispiele vorgekommcm, und von eilu^en
andern habe ich ausfuhrlichere Naphridbt «r*
halten, in welchen durchaus während d^r letz*
Jourji. xkiui. B. 5. St. ii
— ta-
ten tödlichen Krankheit kein besonderes Lei-
den des Magens Vermuthet werden konnte,
indefs die Leichen70.eflnung dennoch die
oben beschriebene Zerstörung dieses Organs
vor Augen legte* Einer dieser Fälle betraf
ein neunjähriges Mädchen'^ das an einer dem
akuten Wasserkopfe wenigstens nahe verwand-
ten Krankheit gestorben war, in deren An-
fange sich die Kranke mehrmals erbröchen,
und iii deren Verlaufe sie viele Spulwümier
durch den ' Stuhlgang von sich gegeben hatte;
hier fand man in den. Gehirn * Höhlen eine
beträchtliche Wdsser-Ansamtnltmg^ Und die
Häute des Magen- Grundes wallen ohiie Spnr
von Entzündung^ erweicht und in eind Galler-
le aufgelöfst^ Welche blofs noch durch das
dünne durchscheinende und gän^ inürbe In"
volucrum Peritofiaei^ Zusamüienhftng und
Form hatte« Eine andete Beobikchtung der
Erweichung des Magen -^Grimides. bei einein
am acuren "Wasserköpfe verstorbenen l^ihiA^
hat mir eihei* meiner liiesigen Gollegen mit-
getheiit. Eines dritten FaÜsj in Welchem Wfts^
ser-^ Ansammlung im Gehirne imd 2etstÖrtzttg
des Magen -i^ Grundes co^xistirten^ habe ich
schon weiter oben erwähnt,- lind so weit sich
auf die Kränkengeschiditen eih Urtheil bau*
«. i$ -
en iäCst^ möichtöii mi^hreri^ vöü SchH^^stlell^m
erzählte Beispiele iäuch hieher z\i t&äia^h
Äeyri; *) Vergleicht hiäü hieiriit Ach gewöhn-
lichen Verlauf der acuten Gehirn * Wässel-«
sücKt^ Ivblchi^ isich beihi^i^ iihU&ei^ hiit Bäüch*»
schntei^l^n und tlrbrecht^n ianlahgt^ ^ö kohnte
leicKt zwischen ihr und dei^ Krankheit^ diö
isieh mit der Erweichung der Mägisn - Häute
^Shdlgt, eiiiö clürdigi-eiFenclerö Beziehung Vei'-*
niüthet werden, um 3ö mehr, ah mithin det'
etzteiü iniin'er^ Wenigste^ns an ihrem Ende)
öffiehbai' nervöse. iZiu^iÜe*, etinstelleh. Ich er«
iäübö iüii: indäissen hbcU hicht^ dne bestimm'^
tö Meihühg hierübei' zU äufsern^ indem i\A
äu( der andern Seite gestehi^n muls, 4aß idi
bei einer bedeutehdi^n Ahzahl Yoh Kindi^ni)
welchis äü Köpf- Krankheiten }^d nami^tlich
ätn ffydtocdffhälüs acutum gisstbrbeü Wären^
d^üMäglsnglgsund ündunv'erdotbien ängi&trbflfbh
habe^ Die zwei letzten Fälle vbü ^rWeiHikung
des Mägisn-Gründes \hh^ ii'glend ^iü dahin
deutbares .Symptom Währi^hd des Leben^^ kä»
ttieii üiit bi zwei maxiiilich&n Leichen vois
^) So Vietieiclii iei Vdü ^ä}Mh Itn Uttrhäi äe Me^d^
iu Ann6e 17^6 pttt^. %iß ^rSäblt« t^\\\ likiii i)6f
«On ^. iü HtlftlAiidi Jtttuütl t%. Bind, iteft Stilvib
%o
eine war von einem gesonden jungen
Manne, der am 5ten Tage einer äußerst hefti-
gen Pleu^peripneumonie gestorben war. Der
ganze Fundus des Magens war völlig aufge-
lofst, und an mehreren Stellen durchgebrochen,
die erweichte Villosa im Umfange sah rotUidi
und zum Theil bräunlich aus, und an der
nicht macerirten hinteren Wandung de» mitt-
leren Theils des Magens erschienen mehrere,
zum Theil groschengrofse, schwarzrothe, of-
fenbar brandige Flecken, die venösen Gefalse
des Magens waren stark aufgetrieben, und in
seiner Höhle war eine braune, wie mit Ca£Fee-
Satze vermischte Flüssigkeit ergossen; an der
untern Fläche des Zwerchfells, neben der
Oeffnung für die Speise-Röhre, war eine gro-
fse mifsfarbige Stelle mit einigen brandigen
Flecken, dieMuskel-Fasem waren hier mürbe
und von bleigrauer Färbe, und 2war sdiien
diese Art von Verderbnifs die ganze Substanz
des Zwerchfells zu durchdringen, denn die •—
durch die Entzündungs-Krankheit im Ganzen
weniger als die recljite veränderte — linke
Lunge, war gerade an jener Stelle angewadi-
sen, schwarzroth und ganz mürbe. Der ande-
re Fall betraf einen älteren «schwächlichen
Mann, der nach jn einer langen Reihe von
l
— Ol —
Jahren häufig wiederholtem Blut -Erbrechen,
endlich von einem sehr heftigen Bluthusten
* mir peripneumonischen Zufällen befallen wur-
de, und m dieser Krankheit starb. Auch hier
rifs der ganz erweichte Fundus des Magens
bei der Leichen-OefFnung entzwei; die auf«i»%
gequollene Villosa um den Rifs^ herum, sah
ziemlich hellroth aus, und im ganzen übrigen
Magen war sie von einem Netze aufgetriebe-
ner Venen bräunlichschwarz gefleckt *). Die-
se beiden zuletzt erwähnten Kranken waren
einige Tage Vor ihrem Tode ohne deutliches
Bewufstseyn, und delirirten beständig, und
nach Eröfinung des Kopfs der Jüngern Leiche,
fand sich eine Menge Wasser zwischen der
Arachnoidea und der stark entzündeten "pia
mater ergossen. Hiemit scheinen sich diese
•*- freilich immer noch zu isolirten — Fälle
an diejenigen anzuschliefsen, in welchen die
*) Die Lungen fanden sich in beiden Leichen in ei-
nem entsundeten Zuatadde, .bei dem jungern mit
allgemeiner lymphttitcher Durchfchwicsung und
Bildung von Pfeudomembranen> bei dem altem mit
Verhärtungen und cum Theil Vereiterung in der
Lungen-Substanz. Sehr viele Aebnlichkeit mit die-
Jen Fällen scheint mir der von Santessün beobachte«
te «u haben. Schwedische Abhandlungen. 21 Q.
Th. II. auch in auserles. Abhndlgn. für praktische
Aeme. 14« Bnd. p. 453« «^*
^ *^ -f^
l&rwe^chung de^ Miigea -r Grunds im Gffolge
d^^ acuten Gehinp •? Wus^ei^ucht beobachtet
wurde, und eben hiemi( Könnte auch die B^
Jiauptung^ d^r^x T^^il sich in^ Ij.eben k.ein ?Ju-
fall einer Magen-Krankheit äu&erte^ K^ina
$oIcIie vorhanden gewesen sey, wiigO Ein*
schränknng erleiden^ fs ist nemlich MröU
möglich, dafs di^ gewöhnlichen Reactioi»ep> am
welchen wir den kranken Zustand de^i Ma^ ,
gens erkennen^ undeutlich wenden oder gw
cessiren in Kranken, bei welchen die Q^e^^
der Empfmdung» oder wenigstens, der Apper?
ception und der sensitiven Bewegungen un^
mittelbar angegriffen ist, wie diefs bei d^U
idiopathischen Affectionen des Gehirns ge-
schieht. -— Gieht es nun eine bestimmte
Kxanl^heits-Earm , in deren Gefolge die Er-i
weicliung des Magen-^Grundes beobachtet wird»
und kommt diese Ers»cheinung -wenigsten.a ge-.
wifs oii^hp haußg in den Leichen solcher
Menschen vor, welche ohne vorangegangen©
Krankheit plöt^Kch gestorben sind, so glaube
ich jm% Recht behaupten m können* dafs sie
in Aei^e/n Falle hervorgebracht werde durch die
bloße cheniische Einwirkung des naturlich he-.
seh äffen en? IVIagensafis auf den gesunden M^gen»
sondern 4?^Cs noich irgend eine andere^ achon
~- ?3 —
währenddes Lebens eintreteüdet.Beding^qg hiu'^
zukommen müssei damitj'ene £invrirkun|^ ipiur
miiglich^erde, wenn anders überhaupt das Phä-,
nomen auf die^eArt erklärlich seyn solle«. Die
Zufälle jener Krankheit weisen deutlich genug
auf ein Leiden dLej^ Md£;en^ während des Le«
bens hin, und die Art der .Zerstörung selbst
zeigt sowohl in diesem^ als in den nicht un««
ter jene Krankheit zu.ordnendoa Fällen, dala
sie vor dem Tode wenigstens schon beginnen
mufste, denn die Spuren von Entzündung, und
bisweilen von filut<^Unterlaufung und von
Brandy lassen sich doch auf keine Weise aus
einem chennschen Prozesse in dem Leich-
name herleiten;. Der Umstand, dafs bisweilen
diie mit dem zerstörten Magen blo$ in Be->
rührung'^stehenden Theile, wie das Zvvrercbfell
und >die vordere Bauch- Wandung, auch ange-
griflPen werden, scheint allerdings für die Mit-*
Wirkung einer nach Art der chemischen Aetz?^
Mittel wirkenden "Ursache %u sprechen« In->
dessen glaube ich doch hierbei bemerken zu
dürfen, dafs diese. Verbreitung der. Krankheit
eines .Organs auf andere mit ihm in Conti-
.gnität stehende, auch in Fällen vorkommt, in
w^ldien man iiicht wohl eine chemische Zer-
Messung durch ^inM^nstruum, annehmen kann.
- «4 -
86 habe ich schon öfters beim Krebse der
GebariMütter'und der Muttersdieide beob-
iaichtet, dafs die Urin-^BIase, der Mast^DanOf
das Zellgewebe des kleinen Beckens^ und die
auf dem Gebär-Mutter-Grunde liegenden Ge-
därme, scirrhos verhärtet und zum Theil mit
Krebs-Geschwüren besetzt waren; schwerKch
weil die Krebs -Jauche in alle diese Theile
eindringt und sie chemisch verändert, sondern
weil der ursprüngliche Mutter-Krebs eine ge-
wisse Assimilations «- Sphäre hat, innerhalb
welcher jedes darein eingesenkte Organ solli-
citirt wird, dieselbe pathologische Verände-
rung aus sich selbst zu produciren. Eine wei-
tere Schwierigkeit fBr die Huneerische Erklä-
rungliegt in den oben angefiihrtenBeobachtan-
gen einer ähnlichen Zerstörung einzelner, von
der Einwirkung des Magen-Safts entfernterer,
Stellen des Darm-Kanals, nemlich der Speiscjf
Rcihre und der dünnen Gedärme, so -wie der
schon von andern gemachte Einwurf dab
nemlich gerade Membranen nach Sennebiers
und Spalanzanis Versuchen am unverdaut
liebsten sind, auch nicht ohne Gewicht ist. -«
Mir scheint Hunter von einem am einseitigen
Gesichtspunkte ein Phänomen aufgefalst su
haben, das offenbar noch mit mehreren sa«
— a5 —
sammenhängt ; denn die Erweichung organi-*
scher Theile ist eine in mehreren Krankhei-
ten derselben Yorlcommende Metamorphose^
nicht unbegreiflicher als die Eiterung ^ aber
weniger beachtet, vielleicht schon deswegeui
weil die NoscAi^e kein umfassendes Kunst-
Wort dafür eingeführt hat, indem es im Ent*
wicklungs-Gange der Erfahrungs-\7issenschaf-
ten liegt, dafs das, was gesehen werden soll,
erst einen Nahmen haben mufs, der die Auf*
merksamkeit der Beobachter fixirt. In der
von Bolu^ zuerst beschriebenen Putrescenz der
Gebärmutter, im Spitalkrebse, in manchen
phagedänischen Geschwüren, begegnen uns
wirklich Vorgänge Ton einer nicht 2U mifs«
kei^ienden Aehnlichkeit CriUkshank hat an
eine allgememere Ursache solcher Erscheinun-
gen gedacht^ indem er einen, von ihm beschrie-
benen, wahrscheinlich hieher gehörigen FaU
der Zerstörung des Magen-Grundes, aus einer
widernatürlich vei^ärkten Wirkung der ein«*
saugenden Gefafse zu erklären suchte; allein
ich habe weder beim erweichten Magen, noch
bei dem von der sogenannten Putrescenz er-
griffenen Gebärmutter-Halse, jemals einen wah-
ren Substanz-Verlust bemerken können. Die
Theile sind offenbar blos erweicht, macerirt
— flS —
und i^ eine Art von GaUeite aufgequollen. —
Wenn über die Ursache fieser Umwandlung
irgend eine Vermuthung gewagt werden soll,
so glaube ich immer noch, die meisten Grün-
de dafür zu finden^ dals eine Störung in den
naturgen^äfsen Einflüsse des Ne^rven -r. Systenw
auf das so nerven-reiche und ia seinen Ver-
richtungen von der Temperatur seiner Sensi-
bilität so sehr abhängige Orgaq, eine Lähmung
desselben bedinge, deren Folge sodann jene
besondere Art des feuchten Brandes ist. Un-
ter den mir mitgetheilten Fällen ist mir in
dieser Beziehung einer besonders merkwürdig
gewesen^ welcher einen jungen Menschen be-
traf, der, nachdem er eine ganz, enorme Quan-
tität Weipgeist zu sicli genomme* hatte^ schneD
starb, und bei welchem der Fundus des Mt-
gens völlig aufgelöfst, und gegen cjen obeni
Magen-Mund hin entzündet angetroffen wur-
de. Hier ist eine Lähmung durch IJeberrei-
zung wohl begreiflich^ der chemischen Wirk-
samkeit des. Magensafts aber hätten der Wein-
geist wohl eher entgegen wirken soUen« *) ^
*) Eioigermarsen ähnlich ist der Srfolg der Venucbe,
welche ColletfMejgret.mii Alcohol an Ilunden an*
atelUe. (S. Journ, de Phjtique par Ue la MetherU,
Jbm. SS* iJii^^ 1^02« p. 437' ) <£r fand in •iBigeii
^ »7 -^
Doch ^ese Betrad^tungen haben hier nur ein
untergeoHnetes Ii^teresse. D^^s wichtigste wä«
fe cU^ &Ken|iung und (]ie Heilung der oben
bieschriob^n^n^i bei Kindern, wie mir ^cheint^
nicht SQ g^nz. $eltenei^ Krankiieit, Für die
erster^ lioffe ich eichen Beitrag geliefert zu
' haben,, durch welchen ich wenigstens andere
s zur Mittheilung ihrer Beobachtungen reranlas-
1 sen möchte^ * Was aber die Heilung betrifit,
so ge$tehe ich, dafs sie inir^ so oft ich den
Fall wiyhrend des. Lebens erkannt habe, im«
mer mif^g^glüclct ist. Ich habe äufserlich Si-.
napi$men, Yesicatorien, flüchtige und geistige
Hijnreibnngen in den Magen^ und laue aroma-
ti9ch9 Bäder angewi^idt, und innerlich koh*
leQs^ure Luft,' Alcalien, Opium, Zinkblumen,
Mosclnis, bittere, gewürzhafte, flüchtig reizen-
de nnd tonisd^e, auch abführende, Mittel ^-
geben, n^ch Indicc^tionen > welche mir bei ei-
men^ nirgends genau* beschriebenen Uebel,
inline blon durch eigene Beobachtung gelei-
teten Ansichten jedesmal an die Hand gaben,,
dtf P^ritonacumi mfae an der Ctrdia«, besonder! «^
dec binum Flache de« Fundi, Itvid durcbacbeinend ;
die Schleim- ujad Muikel - {laut dos Magens Üefsea
•loh Uicbt Tom ini^iucro peritonaei absondern, eine
dicke Schleim •Schichte kUidete den Magrn aus.
y^A sa|leicb Migtei^ sich Ürajid-Flecken in ihm« A
»38 —
aber alles vergebens, und selbst ohne bemeric-
liehen Einüufs auf den raschen tödlichen Ver-
lauf der Krankheit. — Es wäre mir freilidi
leicht, eine beträchtUche Anzahl von glücklidi
geheilten Fällen anzuführen, wenn ich jede
Kinder-Krankheit, die sich mit Erbrechen und
Laxieren anfängt, und mit einigem Fieber und
selbst mit einigen nervösen Zufällen verbun-
den ist, hieher rechnen wollte. Allein ich
>viederhohIe es, es ist hier von einem Erbre-
chen die. Rede , welches durch die gewöhnli-
chen Mittel ganz und gar nicht besänftigt wird,
mit anhaltendem, heftigem Fieber, und einem
unverkennbar ominösen Zusammensinken der
Kräfte, mit Blässe und auffallender Kälte der
Haut, ohne heftige Krampf-Zufälle, ohnQ an-
haltende Schmerzen, ohne grofse Härte und
Aufgetriebenheit des Bauchs. Ich habe diese
Zufälle nur bei <ler beschriebenen Krankheit,
und — wiewohl mit bedeutenden Modifilu-
tionen — beim akuten Wasserieopfe, in der
angegebenen Aufeinander r Folge gesehen, und
ich bin aus den weiter oben erörterten Grün-
den noch zweifelhaft, ob diese beiden Uebel
nicht in irgend einer hohem Ursache näher
mit einander .verwandt sind, als wir bis jetzt
einsehen, — Nur bei einigen Kindern, bei
— .39 —
welchen die Krankheit in ihrer länger dauern»
den Form schon ziemlich weit vorgerückt zu
seyn schien, glaube ich durch den Gebrauch
einer Mischung aus wässeriger Rhabarber-
Tinctuir, Oleum tartari per deliquium, Extract
aus unreifen Pomeranzen, Diacodium-Saft und
Fenchel-Wasser, den weitern Verlauf dersel-
ben unterbrochen zu haben, wiewohl auch
hiezü vielleicht mehr die veränderte Nahrung
als die Arznei beigetragen haben mag,, denn
es waren dies — so wie .mehrere der gestor-
benen — gerade Kinder, die man kurz vor
dem Anfange der Krankheit entwöhnt, und
dann theils mit Fleisch-Brühe, theils mit Milch-
Speisen ernährt hatte. Ich liels ihnen entwe-
der Eichel - CaflFee geben , der mir in diesen
^ Fällen von ganz vorzüglichem Nutzen zu seyn
scheint, oder ich verfchaffte ihnen neuerdings
eine gesunde Amme, und so erhohlten sie sich
dann — wiewohl sehr langsam — allmählig
wieden Es ist ein in seinen Beweg-Gründen
eitles, und in seinen Folgen naclitheiliges Be-
streben mandier Aerzte, der Beschreibung ei-
nes jeden, ;kaum durch einige . unglückliche
Fälle erkannten Uebels, auch sogleich die be-
ste Heilmethode Beizufügen. Um dies thun
zu können, ziehen sie jede, auch nur in ein-
— 3o —
zelnen Symptomen analoge KräAkheit kiii
mehr Witz als Schäk^Esinn herbei, frleüen ^ich
der gelilngenen Kur^n ^ und etklälren sich die
tüdlicben Ausgänge liebei^ aus jedöih ändeni
Umstände-, als aus dehi aih hächsteii liegeff-
den^ däfs diese JPälle hähdich Von ganz laüd^
rer Nätui* wareii, ials isle meinten^ und iö kttnf-
men wir in der biägüose Und fiehandldtag
der schlimrnerü Üebel nicht Weitbh-, inde^^
die der mit ihnen Vehwechiselten leiicfatehi kdP
nesvvegs dadurOh erleichte)^ 'wik^i
— 3x —
i
p
11.
/ •
AüfderordetttUche Ettei^samtnlutig
in der Brusthöhle
Aach einer Lüng&ilent2uii(lung^
voiik
Medis^inälrath Tourtuel
in Münatet»
r
JD • • Candidat dßt Theologie, eiü sehr star^
ket Vollblütiger jungei* Manu von zth Jaliten>
hatte sich hei erhitztem Körpei' durch zu ge-^
ftchwiiide Abkühluüg eine heftige Piieunlöiiie
zugezogen« Nach Aussage des Pätiehteii und
des Krankeilwätter^ hatte isich gleich anfängt
tnit eintretehdem Ftöste ein stärk&i* spännen-»
dei* Schinew ttiit Gefiihl von Angst und Drück
m
auf dei* Birüstj disibei ttüsteii mit blutigem Aus-
würfe und Äeht' küi'^em beklommenen Athem
umgestellt. Ohüeraditet diese Zufalle eiti
~ 321 —
oder mehrere Aderlässe sehr dringend erfor-
derten, und der Kranke selbst entweder aus
Instinkt oder unausstelilicher Angst dazu be-
wogen, mehrmalen um eine Blutlüftung den
Arzt ersuchte, so war diese Operation den-
noch bei dem scheinbaren Mattigkeits^GefiiU
als ein tadtUches Mittel angesehen^ Verwor£eD
und unterlassen. Höchstwahrscheinlich wir
diese inflammatorische Pneumonie sthenisdi
behandelt und dadurch das Feuer der Entzun- '
düng noch mehr angefacht; wenigstens bei
genauer Erkundigung war die vorgenon\inene
Kurart meinem Systeme schnurstracks «n^
gen.
Am i6tenTage der Krankheit liels midi
dieser Kranke um meine Hülfe bitten« Ick
fand diesen unglücklichen Menschen mit filrdi-
terlich beengtem Atliemhohlen, mit einer Be-
klommenheit und Aengstlichkeit, die ich mid
nicht erinnere, je in solchem Grade gesehen
zu haben; wirklich dem Ersticken nahe.
Ohne den geringsten Auswurf stieüi er
beständig zum Husten an,. Aufrecht nach der
rechten Seite mehr herüber gelehnt, sals der
Kranke im Bette, luid war nicht im Stande^
sich nur im mindesten nach der Iwkeü Seite
• - 35 -.
zubeugen, der Puls klein und schnell, das An-
sehen sclynutzig, die Lippen dunkelroth und
eine curcumscripte Dunke}röthe lag auf seinen
Backen; in dieser schaudervollen Lage erwar-
tete er sehnsuchtsvoll den Tod. Die Brust
schien an der rechten Seite aufserordentlich
erweitert, ausgedehnt und die Brustmuskeln
waren üdematÖs anzuFuhlen. . Die linke Seite
der Brust hingegen war natürlich. Gleich un-
ter dem Schlüsselbein der rechten Seite fand
ich eine merklich hervorragende Geschwulst,
eine zweite ebenfalls unschmerzhafte und un-
entzündete von der Grüfse eines Hühnereje«
zwischen der 6ten und yten Rippe von oben
gezählt. Ia beiden bemerkte ich ein deutli-
ches Gefühl von Schwappung. Gleich unter
dem Zwerchfelle war der Unterleib gespannt
und ausgedehnt, io dafs der Patient zwar nicht
an diesem Orte über einen Schmerz, doch
aber über ein Gefühl von Schwere klagte.
Dieses unangenehme Gefühl wurde ohne Zwei-?
fei durch den Druck, der oben erwähnten Ma-
0
terie der Geschwulst auf das Queerfell ver-
ursacht. Der leiseste Druck hierauf war ^n-
erträglich, erstickend. Die Füfse waren stark
geschwollen, oedematös. Der Stuhlgang na-
türlich, aber der Urin^ng brennen^ Und
Journ. XXXU. B. 5. St. ^ C
— 54 —
hpanaci ab, und hutte schon seit mehrer«s
Tc-ren .n einem Spitzglase mehrmalen aufbe-
T^ btii^ '-.L wej:ies. dem Eiter völlig älinlicta
S^j-rrrLt cehaLt, pegeriwärtig betrug der Bo-
dersci: ". Theile Eiter und i Tbeil war fclu:-
A::^ diese Erscheinungen, besonders di?
iftilrn iri den eben bemerkten Brustge^en-
if-ü £r-:lch ftuctuirenden GeschMÜIste, und
-T T/ztn davon lielsen mir keinen Zweüt.
l:*-{z. r- fchÜefsen, dafs hier bei diesem P^
^rc:-?;! rUQe aufserordentliche Men^^e Eiter
2 .* ., .i::^ - der Pleura und den Intercostalmus-
i*!^ 'xi. auci h'Jchst wahrscheinlich die in-
H-r»:? 5:.:>-ii^hle damit angefüllt sey, und dafs
v:b. :.!iL:ci mit einem währen Empyem zu
thun har e. Da mir nun bei dieser dahin ge-
koiv-men-en allgemeinen Vereiterung alle übri-
gen Hciiniittel durchaus fruchtlos schienea
und wei? ich sicher vorher sah, dafs derKrao«
ke ear 'vo.id ein Opfer des Todes seyn wür-
de, so entschlofs ich mich auf der Stelle iäi
(ipeiation, nämlich mit der Lanzette eine Oeff-
nunr in den Eitersack machen zu lassen. Der-
jun^e Patient immer schrecklich beängsti«^
und nach Hülfe seu&end, konnte den Zeit-
^ 55 -^
ptiiit kaum abwarten ) bii der Hn Stadtchi-
tut*g l^abian herböigehöhit werdöii könnte.
Dieset hiächtö vermittielst einer Laii^^t^ an
der untern deutlich schwappenden Ge^chwuktj'
weichö ungefähr zwischen der 6ten und yt^n
Wahren: Rippe isäfs^ die Oeffnühgk Der Pleck
der gemachten ÖöfFnüng hielt toigefähr diö
Mitte zwisdien dem ^Brustbeine und Wirbel»
«
beihej
(
Wie das blut äüs einer geöffneten Adef
hervorbricht j so strömte der klarste Eiter in
einem ünüiiterbröchenert Bogen bis inis Zim-*
men Ein Teller^ der zur Aufnähme des .Ei-*
ters zur Hand gestellt^ war atigetiblicklich an*
^ gefüllt) wir iiePsen noch fein paar nachkom«
meUj. diese waren wieder ^ben so ischnell
^ volU ohne däfs der Eiterström im mindeisten
abzunehmen schien*
Sichtbar würde das Athömhöhlfen Wahrend
. d6Ä Abzäpfens fr^ifer, der Patient bekam we-
der Anwandlung von Ohnmacht noch Üebel-
keit^ und Wiö et herte^ dafs ich dem Chinüg
hiefs^ die Oeffnüng zu verschliefen^ weil idljis
aus bekannten Ursachen nicht für räthSiam
hielte so plötzlich Und auf dinmäl alles Eiter
ausflieiseh zu lassen, bat er mich mit J^m Ab«-
-^ 38 ™ '
■
Oefftiung, abgerechnet die Porfion|-die wah-r
rend des Wegspritzens ins Zimmer und Bette
flofs. Der Patient hatte ein paar Stunden ge^
/sclilafen und stark geschwitzt, urinirte stärke?
und init weniger Beschwerden, und um inidi
kurz zu fassen, es ging nach Umständen ^es
besser, Es stieg bei mir ein Streihl Yon Hoff-.
nung auf, diesem Kranken wenigstens noch
einige Zeit d^is Leben yerlänge|:*n zu KqpP^
um so mehr hoffte ich dies, weil weder pW«- I
fische Architektur, noch erbliche phthisisdie 1
Anlage die Schwindsucht begünstigte.
Ich behandelte ihn in der Folge wie e*'
nen Schwindsüchtigen , auch prä$entirteii sidi
nachher deutlich alle Symptonie eines Aufc
zehrenden , als schleichendes Fieber, Magen^
$chwäche u. s, w. Die Oeffnung hUek h^
ständig natürlich,
Beim fortgesetzten Gebrauche des Chiiii«
decocts, des Islandischen Mooses, aI>wecbseM|
statt dessen fies Selterwassers piit Mzlcb> dö
Piilv. Gumm, Myrrh. und anderer älmli(Jiei
Mittel, nahm der Kranke allmählig ßn. Säftef
imd Kräften zu, verliefs Anfangs Mai scho»
täglich vier Stunden d^s Bette, ging den i^\
Mai bei einem angenehmen warinen Frühlings
. -f- 59 -^
Ige zum^er$teiiinal sich selbst überlassen Wie-
er spatzleren, und am Endp Mais schon eine
tunde weit von JV^ünster.
Noch immer blieb die gemachte Oeffnung
Fen, der Patient verband sie selbst uls eine
>ntaaell, es leerte sich täglich noch gutarti*
»s Eiter dadurch aus, doch von Zeit zu Zeit
?niger. AuiserunbedeutendenMorgenschweis-
Q hatten die übrigen Schwitidsucbts-Sypipto-
5 durchaus aufgehört, wie gesagt, der Pa-
nt an Kräften und Fleisch zunehmen d? ge-
fs täglich die süfse Hofinung, völlig wie-
r hergestellt zu werden. Die Heiterkeit des
^istes, verbunden mit Jugendkraft, belebten
P ^ne bewunderungswürdige Weise dengan-
1 Organismus,
Anfangs Juni wünschte der Jleconvales-
it sehr, bei seinen Eltern auf dem Lande
seyn, auch diese wünschtenihren Sohn bei
h zu haben, und mir schien diese Verände-
lg für seinen Gesundheitszustand sehr zWeck-
fisig. Er reiste um diese Zeit von Münster
Er war^ ohnweit Lippstadt zu Hause, der
in eines Schulzen,
Dafs der Genufs einer reinen Frühlings-
:, ,das Frohseyn bei seinen Eltern, der fort-
/
- 4* -
gesetzte Gebrauch des Selterwassers mit
frisch gemolkener Milch, verbunden mit einer
sehr nahrhaften Diät, diesem jungen Menschen
noch ferner gut angeschlagen, hörte ich ein
Jahr nachher, wo ich- Gelegenheit hätte, je-
mand aus dasiger Gegend zu sprechen, der
mir versicherte, dafs er sich gegenwärtig
ganz wohl befinde. '
Ich empfehle diese Krankengeschichte zum
Wohl der Menschheit der femern Beherzigung
und dem Nachdenken allen denen, welche
immer am Krankenbette nichts als Schwäche
und Asthenie sehen, und gegen das Bludas-
sen und sonstige Ausleerungsmittel, worunter
Unglücklicher Weise in unsern Tagen die so
wirksamen Brechmittel mit gehören , eine be-
sondere Abneigung verspüren,
•
Wahrhaftig unterlassene Aderlässe bei in-
flammatorischen Pneumonien, Pleuresien, Blut-
husten etc. sind in der Folge eben so gewifs
tüdtlich, *) als dieselben bei, nervösen und
putriden, zur Unzeit angestellt, nicht minder
gefährlich sind.
' *) Es in dieses gewifs fürchterlich wahr su nennen,
wenn man Sinn und Gelegenheit hatte, darauf so
achten. Dafs diels seltener geschah und nochge*
- 4i -
•cbiehty liegt cum Theil daran • dalt ■ die traurigen
Folgen der vernachläMigten Aderläaie» z, 3. bei
Pneumonieen und Biuthuiten, öfter nicht lo f ebneil
lukulent werden, ala die unceitigen Aderiaste in
nervoien Fiebern« Aua dietem Grunde ward grofso
Hospitalpraxia hierin leicht verfübreriach. Wie er-
achrak ich « ala ich vor einigen Jahren den mich
in \iinem der gröOiten Krankenhäuser Deutachlande
herumführenden dirigirenden Arst deaaelben grade
in Beaug auf Pneumonieen gefragt hatte, ob er
nicht auch nach wie Tor die Aderläiie aehr schatte*
und cur Antwort nichts erhielt, alt ein Hinwen-
den desselben su dem uns begleitenden Chirugus«
mit der Frage: wie viele Jahre aind es, daÜs hier
im Hause nicht mehr aur Ader gelassen ist? — -
Jener Ghirurgua besuchte mich bei einem Durch-
märsche durch Göttingen einige Jahre darauf, und
eraählte mir Fälle, wo man nach wie vor bei sei*
chen Pneumotiieen nicht cur Ader gelassen hatte
und er nun aufmerksam geworden, die bösen, ofc
später erst deutlich werdenden Felgen sehr wohl
bemerkt hatte. Eilt man nun, in grofsen Anstalten
die Kranken schnell wieder fortschicken su können»
achtet man nicht auf die auruckgebliebenen gelin-
dern Brustbeschwerden , bei übrigem aiemlichen
Wohlbefinden, so glaubt man wahrhaft schon lun-
gtnsuchtig gewordene und gemachte Kranke gluck-
lich geheilt su haben.
Einen glücklichen Aus|[ang eines Empyems, auch
wenn es durch Kunst geöffnet wurde, beobachtete
ich aehr selten, meistens konnte ich nur bewundern«
wie lange die Kranken die schreckliche Eiterung aus-
hielten. Einmal kam mir ein Fall vor, wo' am
Abend deaaelben X^fjflt das Empyem « welches a«
- 4^ -.
4
Morgen au£iierlich geofiPnet war, tncb innerlicb Auf-
brach, wahrscbeinlich durch den Zutritt der Luft
|in die tchon nach innen auch sehr dilni^ geworde-
nen Wändp. — In piehrern Fällen solcher fitemn-
gen schien mir neben China, Isländischem Moose«
und der ^^räffigsteu Diät, besondfrs V*is OL asphaltt
zu nutzen, mir weichem die Krankon nach und
nach bis auf so Tropfen Morgens und Abenda ii)
steigen yermochten.
N i m 2jr,
^
'\- in. .
^ }TistQrische Skizi^«
die Fortschritte der Medicia in England,
in dem Jahre 1807,
Von
Hm, H o 7 ß 1 0 n, ♦)
(Aw dem Medicat and phytical Journ, Juh ifiog biJÄfljeir .
tet yovK ^ofinedlcaii Milhryixk HannoTer.)
^o f(ie flie Grenzeil der Wi»enschaft sich
erweiter|i,'und die Materialien iii der Litera-
tur sich anhäufen, werden yon^Zei^ zu Zeit
^Usammenßtelltingen des neu Hinzugekommen
*^ l^anclie« Gedehtttd in der Scbrcibtrf tind Unwicli*
tige iat vreggelassen oder abgekürzt. Pje Titel der
'Schriften 'w^elcbe diesmal von dem Vf. nicht ange^
geben waren, sind ron mir, fo y^eit lie mir bekannt
i|e^orden^ Jiinsugefügt.
- 44 -
nen nothwendig. Wenig Köpfe sind so glück-
lich organisirt, und von so starker Beurfliei-
lungskraft, dafs ihnen eine klare und umfas-
sende Uebersicht des ganzen Gebiets d^r Wis-
senschaft, natih der gegenwärtigen Bearbeitung
möglich wäre. Die täglich erscheinenden
neuen Ideen und Thatsachen, die Verände-
rungen in der Nomenklatur, die Verwickelun-
gen im Detail oder der Theorie, die mit
Sch^ingründen aufgestellten Hypothesen; die-
ses Alles zusammengenommen bietet mancher-
lei Schwierigkeiten dar, die nur durch Thei-
lung überwunden werden können, fäne Schei-
dung der verschiedenen Arten, Zusammenstel-
Hr. R. (j^pothekary extraordinary des Herzogs von
Clarence) arbeitet seit ni ehrern Jahren an «inem gro-
fsen historisch-literarischen Werke, unter dem Ti*
tel: Biblio^raphia Medicinae Britannicae, deaaea,
in dem med. and phys. Joürn. Mai 1807. ^V^'^
theilter, Prospectus grofse Erwartungen rege macht.
Der Plan ist nicht chronologisch oder alpbabetiichi
aofldern systematisch nach den verichiedenen Zwei-
gen der Medicih angelegt. Nicht «inen trocknen
Bücherkatalog will der Vf. Irefern, sondern eine bi*
atorisch-critische Bearbeitung ^er GjMchichte und Li-
teratur der Arzneiwissenschaft in Grofsbrittannien,
mit Angabe des Inhalts der Schriften. Das Gansf
•oU in ß bia 6 Bänden in 8 bestehen.
A. d. Ue&.
lung der Klassen dieser Arten, unter bestimm-
te Kapitel, kann allein in einen wissenschaft-
lichen Gegenstand Licht und Ordnung brin-
gen, der durch die Ausdehnung seiner eige-
nen Verbesserungen verwinkelt wird» Gelehr-
te, die aus Gewohnheit, Neigung oder Pflicht
sich mit Untersuchung über die Fortschritte
der Wissenschaften beschäftigen, werden' die
Stärke dieser Bemerkungen fühlen und den
Literatoren vielleicht 'einigen Dank wissen,
die die Spreu wegräumen und die Hinder-
nisse von dem Pfade entfernen,, auf welchem
Gelehrsamkeit und Genie zu Eroberungen und
Ruhm fortschreitet.
Der Anatom ist den wilden Hypothesen,
die von Zeit .zu Zeit sich der Medizin aufr
drängten, weniger ausgesetzt, als andere Be-
arbeiter "dieser Wissenschaft. Es ' liegt ihm.
nur ob, Thatsachen aufzufinden, durch Ent-
wickelung der Structur, und aus der Kennt-
nifs der Structur die Art der Thätigkeit in den
animalischen Functionen abzuleiten* Durch die
tangible Natur seines Gegenstandes wird sei-
nen S^Iüssen Bestimmtheit gegeben. Schweift
er auch zuweilen in Visionen über Muskulär-
- 46 -
ewegühg amSy so werden doch ^einid T
Heen nicht schädlich ; sind ^ie gleich )
übet-zeUgehd^ so führten sie auch tiicht ti
tier yerderblicheil Anwendung in d^t Pi
In den irrsten Zeiten der Kün^t (diilster
Anatomen^ dem Voruithieil ^ü^öhneü^
ttur mit Zergliederung von Thietell' hegni
und daraus den Bau des Menschen errä
jetzt trieibt sie^ bei ticiheret Aüsbilduiig
Wissenschaft^ die Wifsbegierde j diö Düi
heiteii des animalischen Lebens^ diürch
iiützüng der vergleichenden Anatomie *)
zuheilen« Muskulärbeweguilg^ Generation
Öigeistion ierfodern noch entscheid&ntle 1
terüngien^ die erst die Grehzfe äwistheil
huhg lind Wisseii beslimmieri. Hi\ Ilorhe
in einem der Kunigl. Societät Vopgt4es
"^Aufsatz-, durch sehr unbefangene anatom
tJrttersüchuhgeii einige .Umstände in deiü
däuüngsptocefs zu erklären gesuchte Viji
^) Da die Verbinduilg aer vergleicJi«niden Atii
tnit dem Studium delr Medicili aU leih« wi
Sache anerkannt ist, so freÜJBt eü lini, d(sä Htti,
Blumenhach's Abhandlung ubeT diesen Gegeü
Voii Hrn. Lawrence übersetzt» emipFehleh bü kü
Diese Uebersetzüng ersetzt einen Mangel, d«
in England aii einem Handbuchs übttr dilife
ftcnschaft hatten»
- 47 -
thUrig der Structur deÄ Marens in verschie-
denen Thierklassen, vorzüglich derer; welche
die vorzüglichsteti Glieder in der Stufenfolge
zwischen den rtiminirenden ünä wirklich
fleischfresseiideii Thieren ausmachen ^ hat uns
einen artsehnlichen Schritt zur Erkläi^ng des
Proces^es', wodurch animalische und vegetabi-
lische Nahrung in Chylus Verwandelt wird^
weiter geführt; Die aus diesei* genauen Ün-j*
tersüchüng,' verbunden mit den Versuchen von
SpallaYizani und Humer^ gezogenen Schlüsse,
unterstützen die Meinung, däfs der Magen der
alleinige Sitz des Öigestioüsprocesses ist; dafs
der Magensaft aus Drüsen, die Unmittelbar äU
der Speiserohre liegen, abgesondert werde,
und dafs der Pylorus vorzüglich den Chylus
aufzunehmen bestimmt sey. -i— Durch Ver-*
Fertigung von Präparaten ist die Kenntnifs der*
Anatomie isehr befördert; besonder^ haben
Injectionen der Blut- Ujid LymphgePäfse dazu
beigetragen« Voii der Nachahmung anatomi-
scher Gegenstände in Wäch^, durch die Ita-
liener in Anwendung gebracht, hat iiiän in
England bis jetzt hur sehr wenig Exeirtplare
gesehen. Die hohe Vollkommenheit der Ita-
lienischen Künstler, so wohl was genaue Nach-
' ahmung als Schönheit der Arbeit betriflFt, ver-
— 48 —
diönt Bewunderung. Hr. Brooks^ am dhato-
mischen Theater in Blenheim- Street, besitz!
Modelle der Sinnorgane, die mit unbegreifli-
cher Schönheit und Genauigkeit verfertigt sind
Man hat sie von Florenz mit grofsen Kosten
kommen lassen. In Frankreich ist zu Ronen
unter Aufisicht von Hrn. Laumonier eine -An-
stalt, anatomische Wachspräparate zu verfö^
tigen, errichtet, di^e bereits den Floren tinischen
Arbeiten gleichkommen. Es ist nicht zu be-
zweifeln, dafs England ebenfalls in dieser Kunst
geschickte Arbeiter liefern könnte« *)
Wie sehr die Chirurgie ihre Genauigkeit
und Sicherheit auf die Kenntnifs des Baues
der Theile, worauf ihrfe Wirksamkeit gerid-
tet ist, gründen mufs, ist Jäu keiner 2^it voll-
StälH
*) In Edinburgh siod bereits Behi: glückliche Versudit
in der Wacbsbildoerei gemacht, Der ' Wundirtt
Hr» Charles Bell hat mehrere anatomische und ia
da« Fach der Enthindungskunst schlagende Wadw
; präparate verfertigt» von welchen Hr. Piof. Frank
d. j. versichert» da£i sie die schönsten « d- h. dis
naturlichsten sind> die ef je gesehen» jene tob
, Florenz, Wier^ und Paris nicht ausgenommen, S.
dess. Heise nach Paris, London, etc. Qter Tbl
- 49 -'
J . ■
«tändiger eingesehen, als jetzt, wo ^eübtie Zer-
gliederer sich mit so grofsem und einleuch-p
tenden Gewinn der tKeoretischen und practi-
schen Chirurgie widmen* Die Arbeiten eines
' Abernethy-y Astley Cocfper^ Bell .u. s. w. ge-
ben darüber die unwiderleglichsten Beweise.
In iseinem System der, o]f)erativen Chirutgiei
auf Anatomie, gegründet^ vernichtet Hr. CÄör-
lesBell*) die verderbliche . und gefährliche
Lehre, dafs genaues Studium der Anatomie
den Wundarzt nur verlegen, furchtsam und
unentschlossen mache. Nur der erste Band
dieses Werks ist bis j'etzt erschienen. Eine
ansehnliche Menge Skizzen, von dem Verf. in
dem Augenblick der Beobachtung aufgenom-
men , begleiten und erläutern den T^xt. —
Die Ersdieinung des zweiten ThelU ' von Ast-^
ley Cooper **) anatomischer und chirurgischer
^ Abhandlung über die Schenkel- und Nabel-
brüche wird, Unfehlbar diesen Theil der prak«
tischen Chirurgie vervollkommnen, besonder«
^in Hinsicht det Schwierigkeiten, die bei der
Reposition des Schenkelbruchs durch^ die Ta-
•) A Syitert öf operative Sdrge^ foutidfcd bn the ba»
sitf öf Aziacotny; by GharTäs Belli
•) Tl^ Anatomy tnd surgical l'reattiient öf drüral and
umbical Hernia; by A Cooper Part. II. Fol.
Journ. XXXIL B. 5' St« D
- 59 -
xis und die OperatiQn desselben, weiui ei
nicht zurückzubringen ist, und von den Wimd-
ärzten begierig aufgenommen werden. *)
Die Fortschritte der Chirurgie in England
sind zwar in dem Jahre 1807 liicht durch ein
Factum, welches als eine- ^ufserotdentlidie
Entdeckung angesehen werden könnte, be-
zeichnet, wohl" aber durch tnäncherlei vorzug-
Kch verdienstliche Producte^ die auf eine sehr
nützliche Art, verschieden^ Theile dieses Zwf^
ges der Medizin erläutern Und berichtigtik
*) Die rechte Methode eine Hernia cruraliä cn rtpon-
ren durch die Taxis, in to wenig veritanden, dalj
Cooper's Vorschriften datüber nicht geliiig ioausi
bekannt gemacht Werden. D*t Kranke Vvird in «'
iie RückenUge gebrach^i die Schultarn elii weiiis
erhpheti die Schenkel iin rechten Winkbl lüit dem
Leil)e gebögen. Der Wündatzt stellt äich iibe^ den
Korpet d^s Kränkelt und druckt > indem er beidf
• l)aumen auf die Oberfläche der Getefalintlat lettfi
Manft gerade nach unten, tUi oS er die Getchmdi
tMhr in den Schenkel als grgeh deh UnterUib dni'
heh fvotlU. Ist der Drück anhaltend einige Ifim*
ten fortgesetzt« bii die Geichwülst mit dem Arcdi
truralia in eiüe Linie gebracht ist» io kann dir
Bruch gegen den Unterleib gedruckt werden, tm^
wird dann in denselben zurücktreten. Die gröüti
Schwierigkeit bei dem Zuruckbringefa dieser Art
Brüche li^gt in der iiiigeschickteA Kichtang dtf
Drucks*
Preis grrnp*t . xsuesZ^cfz. .wiu&oit* Jciit^i-v^ft-«
PiixxJtKÖBL.^T'Tziera/aic' jcT'facsau. :i»u .^fltt^^
der t^ii'M^»**-n >^inT7'.iT»i inu Jeaiticvau^c^u sUk^c
das jp*i»Tii*:it*»T»* '.-litiiL lui: lii;; 5«j*e; ^u. -t;;^nfu^
be&)ftgn&r nuiJa :iJi ii.«f 5i::i v.<ö::ä'?ic ?«fuii^^:
den cfaraiii. b»i*jii'ier» N?i SjDtooliecVru%'a«Ä
des SdusÜLsIs, zs. c^r i'recx >I;r<;is>^^r* ^<^
KranLcxL saf den Rücivea 2u le.iifu uc]^«.( i.{^
Glied ftiuzzLStr ecken . £:jxü..^2U^^cx^et<k l^u.ivN
Binden imd in die Hvhe liebeu vle^ Kiu<;r« au(
**) A Letter containinf som« O^MtvAUOM« 9« VmvI««
m of the Lower Limbt. By Sir Jaiom AaWt ¥, H.
S. SargeoA £xtnoriünarj to Kit II«)mi^ «i^ t^^H«
don 8-
einen gewissen Punkt und Befestigen des Glie-
des mittelst einer sehr einfachen Bandage^
können alle Vortheile von Ersdilafiiing der
Muskeln erhalten werden, ohne die Nachthjei-
le zu risquireuy die von dem Liegen auf der
Hüfte entstehen können. — Hm. Lawrence *)
Abhandlung über die Brüche (gleichfalls eine
Preisschrift) enthält zwar keine neuen Entdek»
kungen, wohl aber eine nützliche Compilation
bewährter Thatsachen und begründeter Mei-
nungen. Gesundes Urtheil, emsige Untersn-
chungen, Klarheit in der Schreibart und Ord-
nung machen dem Verfasser grofse Ehre.
Genaue Bestimmimgen über den Zustand
der Atmosphäre y in einem gewissen Zeitran-
me, oder in einer Reihe von Zeiträumen;
Auseinandersetzung der Veränderungen des
Clima, die vielleicht voif sehr dunkeln Ursa-
chen entspringen y und Erläuterungen der da-
durch angeblich herbeigeführten, oder aufge-
hobenen Krankheitszustände^ sind für Aerzte
*J A Trctatiie on Hernia, belog the Esiay which g^-
ned tbe Prize offered by tbe Royal College of Snz^
geona in l8o6. lUutträted vritb Plattt. By Lawreiut,
Member of tbe College and Demonatrator of Anato-
my at 8%. Banbölomew*t Hoapital.
. — 53 —
I
keinesweges gleichgültige Dinge; Ob gewisse
Klassen von Krankheiten^ von einer specific
sehen' Beschaffenheit der Atmosphäre selbst
entstehen; ob die Luft nur den Saamen der
epidemischen Krankheiten als Vehikel dient,
undy wenn dieses der Fall istj durch welche
Besonderheiten erhält sie diese Eigenschaft?
ob die Gifte, welche sie geleitet, wenn sie
nur als Vehikel dient, aus Morästen und Süm-
pfen mit Gasarten /Von todten animalischen ^
oder vegetabilischen Substanzen geschwängert,
sich sammeln, oder durch Ausströmungen aus
der Oberfläche des lebenden menschlichen
Körpers gebildet werden? alles dieses sind
Fragen von nicht geringer Wichtigkeit; Fra-
gen, ^ über welche schon viel und oft gestrit-
ten worden, ohne dafs bis jetzt noch etwas
Bestimmtes und Sicheres darüber ausgemacht
ist. Die Hülfsmittel, welche uns die neuere
Chemie zur Bestimmung der Bestandtheile der
Luft mit vieler Genauigkeit darbietet, die
sorgfältigen und weitläuftigen Tabellen über
Witterung; herrschende Krankheiten, die inan-
nichfaltigen Naturerscheinungen., besonders
in d^r Vegetation, und die Aufklärungen, wel-
che dieser Gegenstand kürzlich erhalten hat,
bieten zu fortgesetzter Untersuchung Mittel
•^ 54 -
an die Hand und solltea billig zu tiefem
Nachforschungen anreizeii, Eijie £ntwicke-
Iimg der Veränderung, die das Clima und die
Temperatur einzelner Plätze in einer langes
Reihe von Jahren erlitten, verbunden mit den
darauffolgenden Wirkungen auf da« animalis^
che und vegetabilische Leben, ist eine Arbeit,
wahrlich nicht von geringem Interesse und vjet
leicht nicht ohne Nutzen, Die Art, wie die-
se Untersuchung gewöhnlich geführt wurde,
hat indefs einen Theil des Nutzens hinweg-
genommen. Eine Hypothese wurde aufge-
stellt, und die nachfolgenden Untersuchungen
wurden nur angewandt, um Materialien w
deren Stütze zu sammelut In diesen Fehler
verfiel auch wohl Hr, fVilliams *) in seinen
Bemerkungen über das Clima von Grofcbri»
tannien. In diesem Werke voll treflicberBe"
merkungen, neuer und interessanter Ansichten,
ist das leitende Princip, dafs die Feucbtig*
keit und die darauf folgende Kälte unserer let^
tern Sommer der vermehrten Ausdlinstunj de?
*) The Climate oF Grtat Briutn : or R^markt on tlu
Change it has undergono, particalarly witbin th*
laat fifty years; witb the Effects a^cb uogenial Sei*
aon bave produced oa Vegetable and Aoimal Sco*
noDiy» By /oA« fFHiiams^ Esq, 1807, Lond,
r- 55 -^
; Oberfläphe zugeschrieben werden müsse, und
y in einem Kapitel, über den Einflnfs eines kal-
3 ten und feuchten Clima auf den thierischea
Körper, bemüht sich der Vf., die Meinung zu
^ unterstützen, dafs die zunehn^ende Insalubrit
tat von Grofsbritannien von dieser angenom*
menen Veränderung der Jahreszeiten herrüh«^
re. Ohne Zweifel sind s Untersuchungen iiber
die Veränderungen, welche Zeit und n^aijcher-»
lei Umstände in dem Climi^ eines Xiandedi her«^
Vorbringen, von Interesse, aber es mischt sich
zu der, ihnen anklebenden, Ungewifsheit so
leicht eine Neigung zum Hjpothetisiren, daß ihr
' Werth sehr dadurch vermindert wird. Unter*
Buchungen über die VerändBrungen, die durch
die atmosphärische Luft beim^ Keimen der
Saamen, der Vegetation di^ Pilahzen, und der
Respiration der Thiere gescheiten, lassen' sich
mehr direct und genauer anstelle;n. Üie ür*
scheihungen werden mehr zu Gegenständen
des Ejcperimentirens, und, da sie zum Theil
'durch die Sinne erkennbar sind, • bestimmt er,
als wenn man zu historischen Erinnerungeii
aus entfernter Zeit und von Personen, die
sich dieser Naturereignisse^ nicht mit Genauig-
keit zu erinnern im Stande sind, seine Zu-
flucht nehmen muCs. In einer wohlaitsgear-
— ' 56 — ■
beiteten Schrift von Hm. EUis *) wird ge-
y^eif^tf dafs bei dem Processe des Keiinem,
Wachsens und Athmens das Sauerstof%as der
Atino3phäre verschwindet, und dagegen Koh-
lenstoffg^s. sicli bildet, und zwar im Verhält-
jiifs zu dem verloren gegangenen Sauerstoff«
gas»
Unter der Reihe von Krankheiten, die
Angeblich durch besondern Zustand der At-
mosphäre entstanden oder vermehrt sind, setzt
die allgemeine VolksmeinuAg wenigstens die
Lungenkrankheiten oben an. Die Beschaffen-
heit der Atmosphäre durch ganz Europa, wäh-
rend des Sommfers 1807, und' der Grad der,
dieselbe begleitenden, Krankheiten stimmt in-
defs mit der eben erwähnten Hypothese sdblecht
zusammen. Zu Paris war die Hitze sehr grols,
mit lange anhaltender Windstille, und Katar-
rhalbeschwerden und Lungenschwindsüchten
waren ungewöhnlich häufig. In London hat-
te man seit langer Zeit nicht so heilses Wetr
.ter gehabt und die Frequenz der Brustkranb'
heiten in den Monaten Juni und Juli schien
*) An Inquiry into the Ghanget inductd ön atno-
fpberic Air> by the GerminatioHof Se«dt» the Ve-
getation of Planta, and the Retpiraüon ol Aninuli^
By DmUI EUis 3. Edinb.
- 57 -
einigermafsen mit dieser Zunahme der Tem*
peratur in Verbindung zu stehen. Dab in-
defs Krankheiten des Lungensystems nicht im-r
mer oder häufig von besonderer Beschaffen-
heit der Atmosphäre abhängen, wird durch
Koben Bree^ *) in seiner Untersuchung über
krankhaftes Athemholen mehr als wahrschein-
lich geknacht. Die Celebrität dieses Werks
zeigt, dafs die Aerzte schon lange ausgedehn-
tere Ansichten ilber die Krankheiten der Lun-
gen hatten, und dafs wir bei Nachforschun-
gen der Ursachen dieser Uebel ihren Sitz wei-
ter suchen müssen» Manche angeblich Lun-
'gensUchtige wären vielleicht gerettet, wenn
die Grundsätze des Verfassers früher in An-
wendung gezogen wären und wenn, statt der
gebräuchlichen ausleerenden und allgemeinen
erschlaffenden Mittel, mehr Rücksicht auf Ent-
fernung der Lokalschwäche genommen wor-
den wäre» Beseitigung der Obstructionen der
Eingeweide unterhalb der Brust ist in zahl-
reichen Fällen die beste Heilmethode Süit muth-
inalsliche oder reelle Lungensucht. Das gan-
*) A practical Inquiry into ditorderad Reipiration,
dUtinguiabing tha Spaciaa of oonvuliire Asthma
•tc. By Robert Bree, M. O. Tha fourth Edition,
trich «dditiofial practical Obterradlint»
— 58 —
ze Wejkj von 4em dieses Jahr eine vierte
ansehnlich verbesserte Auflage erschienen ist,
enthälr: eine neue Pathologie der Lungenkrank-
heiteh, mit sehr wichtigen Bemerkungen dar-
über,
Es giebt Klassen Ton Krankheiten, die
möglicher Weise zum Theil von Veränderun-
gen in der Temperatur und Glima entstehen;
ajlein sicher in Verbindung mit besondem ge-
sellschaftlichen Verhältnissen und Lebensart
Nerifenübely wie sie gemeinhin genannt wer-
den, vermehren sich, je näher man der gebil-
deten Gesellschaft kommt, wo Geistes-« und
Körperschwäche zu Hause sind. Die Entwöh-
nung von der kräftigen Kost und Lebensart
der Vorfahren, hat hier die Stärke der Seele
und des Leibes gebrochen,^ und Hypochon-
drie mit ihren Proteussjrmptomen un4 Hyste-
rie, in allen ihren mancherlei Gestalten, .be-
greifen vielleicht alle diese flüchtigen, übel
definirten , sogenannten Nervenbeschwerden.
Es leidet wohl wenig Zweifel, dafs diese ner-
vöse Temperatur, wie sie kürzlich genannt
wurde, hier zu Latide im starken Zunehmen
ist, die Ursache mag- seyn., welche sie wolle.
.einem Werke eigen ds in der Absicht ge-
irieben^ dieser Prädisposition entgegen zu
59 —
arbeiten, worden iie Ursachen entwickelt,
durch Contrastirjing 4e$ wilden Zustand^s mit
der letzten Pwode der Verfeinerung, Der
Mensch, welcher iin einfachen Naturzustande
lebt, ist frei von dem körperlichen Unbeha-
gen und den geistigen Unruhen, die durch
die Zerstreuungen der civilisirten Lebensart
herbeigeführt werden, Gesundheit und Kör-i
perkraft, mit p^issiver Zufriedenheit der Seele,
ist das Erbtbeil des zügelfreien Wilden,. In
der Bevülkerung. grofser Städte zur Zeit- ho-
* her Givilisation, wo die Faulen, die Verschwen-
der, die Gelehrten, die Künstler, Fabrikarbei-
ter, Taglöhner, die mit zerrüttetem Körper aus
Indien Zurückgekommenen, und die Weiber,
auf welche verschiedene Beschäftigungen und
Lebensweisen, so wie Laster und verkehrte
gesellschaftliche Gewohnheiten gewirkt haben,
die gröfste Zahl ausmachea« müssen wir den
Ursprung der physischen Entartung und die
Quellen der Nervenkrankheiten aufsuchen.
•^ Und unter diesen sind diejenigen, welche die
Kraft uncl Elastizität des Geistes zerstören,
nicht die am wenigsten furchtbaren. Die Li-
teratur giebt nur dann dem Verstände Nah-
rung und Stärke, wenn sie auf die rechte Art
gebraucht wird, Di^ Sucht Komane zu lesen
L-
— 6a —
die Mittel, sie Auszurotten. Nach ^iaet äds^
fuhrlichen Uebersicht des Gegenstandes^ macht
er folgetifle Schlufsfolgerungeti t
i) Die Krankheit entsteht jederzeit in
dem Hundegeschlechtft
!2) Sie erzeugt &ich üieMals Von Selbst
fspotitan6oUsly)i
S) Das voh den Hühdeü einpfang&iie Coli»
tagitim bleibt nie länger, ds Fünf Monate ver*
borgen (^lat^nty
Auf diese Jsclilichten Tkatsadieli gründet
er seinen Exstirpationsplan« £r besteht gant
und allein in der lEiiiführütig einer allgemei-
iien Quarantaine der Hunde im Königreiche,
Und gänzlichem Verbiotj diese Thiere während
dieser Quarantaine einzuführen. Obgleiclije^
der HeilüngsVersuöh der Hundswutli bishet
uhzUreichend befunden ist, so dürFen wir
doch die HöifnUng lix künftigem glücklichen
Erfolg nicht ganz auFgebeUb- Vielleicht ver*
dient die Verbindung des Opiutns tnit dem
kohleftsauten Kali Aufmerksamkeit ^ Wie im
•Tetanus. Eine Abkochung der Celtü An^
hralis isoÜ von den Scihäfem in Andalusien
mit grofsem Erfolg in der Hydrophobie, seit
dem Jahre iSoi^ ängewimdt werd^n^ und Blai-
— 63 —
ne hat ein JElecept zur JEEeilung, . djeS/ tollöa
Hundsbisses, welches seit i5o Jahteii zu Tring
in Hertfotdshire tnit äufserördentlichera Süc-
cefs gebraucht wird, ÖflFeptlicli mitgetheilt* In
jeder Grafschaft iii Ei^länd ist irgeöd ein In^
dividuum, welches fein geheimes Mittel gegen
diese furfchtbare Krankheit besitzt. Ungeach-
tet dieser Umstand das Zutrauen fcü derglei-
dieii Nostrüms etwas Veriliindeti:, ^ö Verdient
doch Hr. ßldine Djsinlc^ dafs er eins davöü
bekannt geinächt hat, Um dessen Kräfte üah^r
kennen zu lernen und zu prüfen. Hr. ßlainä
behauptet^ diese Atzhei*) s^y züi* Verhütung
\ • '^
*) Atischri^ einea Äetept$, Jas leit .i^ J»bren in det
Familie Von /^hh fVislflf sich befihdet.
Nimm voti ieh Blatteim Und zarten (^d()li{>eü der ^Ant-
te eine gröfie Tb^etcbAale voll,- wenn sie ganz. klein
gescbnitten sind, lo dal« die Scb^ale et^ä ein Viertel
Quartiier (Biermaata) entbäh, nimm dieselbe Quanti-
' ' tat Buxbauth/ fecbtteide sie gleicbfalls klein; neun
Blätter Säivöjr, k&bneide Ü» klöini iib thussen obni
Mebkeü Seyn. Nitnm eine balbe ^int^ neues Wei-
ifcehihebl Von der Mäble» bder gUteS feines Kraft-
tnM, und etwa bineü JEfsloffel Voll Gest, miscbd
)9k XU toineta Teig; lafs es etwa eine balbe Stunde
liegen 4 däün backe bder feiede ies. Nimm daVoit
(ein Drittel in friscber Milch jeden MorgeÜ. Diese
'Quantität ist für einen Miinn bder eine If'raü, Scbaaf>
Scbwein, bdcir Hund. Abier für eine Kub pdör
Pferd nimkn leitie gröfso iTbdbsckaale voll Baste»
— 64 —
der Wasserscheu mit allgemein gunstigem Er-
folg gebraucht. Sie erregeUebelkeit, Schwin-
del, Zittern, und kalt^ Schweifs. Diese Wir-
kungen dauerten zwei, drei oder vier Stunden.
Nachher bleibe der Kranke von Jedem Uebel-
befiuden frei.
■**■
Die Fortpflanzung einer Augenentzün»
dang^ ursprünglich aus Egypten herüberge-
bracht, durch Ansteckung^ ist noch weiter toq
Dr. Vetch*) bestätigt word^i* Er behauptet,
sie
tcliDieide ei klein und dAsaelbd von Buxbaum^. a])«
nur neun Blätter von Salvey. Gieb es in Miick
bder anderer Flutiigkeit. . Halb ao viel' ist gendg
für ein Füllen oder Kalb von dpt Raute oder £ux*
. bäum» aber neun Blatter Salfoy. Mein Vater, tagt
James VTebb, curirte einige Männer» die toll waren.
Dann nabm er eine T^eeacl^aale voll Rante uad
voll Buxbaum und neun Blätter Salvey, kochte es
Wohl in einer Pinte Milcb und gab es ao ^^eachfrind
alamüglicbk Die Hälfte von Raute und Buxbaum
für ein kleinea Kind. Aber in allen Fällen nickt
«aebr und vrtniger/als neun Blätter Salvey."
Die robe Form dieae» Recepts beweiset dessen Ao-
tbentizitätk tvch abgesehen davon > dafs ea eidlick
überliefert woi^den von /airiM tVebh^ dem Sokos
von John Wehh
•) An Accoünt of tbt Ophthalmia Vrbich haS appea-
red in England since the Return of the Biitiak
. Army from £gypt. By John P^etcli, M. D. Aasisunc-
Surgaon to xV ^^^ ^^^^ ^'*
— 65 —
sie w^rde nur durch directe Berührung mit
der ausfliefsendeft krankhaften Feuchtigkeit
mitgetheilt* Daher tyird es so ni^thig, die
■
Kranken von den Gesunden streng abzuson-
dern« Wenn gleich die verschiedenen Kranke
heiten des Auges den Praktikern in England
»ehr wohl bekannt wären^ seit den Zeiten von
Banniuer^ welcher iiSKiankheitsformen die-
' ses Organs aufzähltej so bot doch die Egyp-
tische Ophthalmie theils so neue> theils auf
einen bisher tiach unbekannten Grad der Heftig«
keit steigende Erscheinungen dar^ dafs die
Meinungen über die beste Behandlungsart der^
selben gar sehr getheilt waren« Kälte und
Wärme ). besänftigende und reizende Mittel,
verbunden mit topischen und allgemeinen
Ausleerungen, wurden angewandt ^ aber ge-*
wohnlich ohne der Heftigkeit des Uebels Ein-
halt zu thun^ oder nur mit Verhütung der
gänzlichen Zerstörung des Auges« Unter die-
isien Umständen beschlofs man die ausleeren-
de Methode auf ein Maximum zu bringen,
um am Ende ihre Macht über diese Lokal«
entzündung völlig und entscheidend zu be-
stimmen. Der Erfolg wai* günstig. Der Ge-
brauch war günstig. Der Gebrauch der Lan-
zette, mit solcher Freiheit , wie es in neuem
Jonra. XXUL B. 5 St. £,
— Ge-
zeiten Die geschehen, zeigte sich als das Mi^
tel, dieses furchtbare, und bei geliüder Be-
handlung unbesiegbare, Uebel ssii bändigen.
Man fana, dafs das Ablassen von dfeifsig^ vier"
zig^ fünfzig^ ja sechzig Unzen Blüt der Kränk*
heit Einhalt that und das Uebergehen in das
zweite Stadium verhütete.
Die Digitalis^ deren Einfiihniiig in die
Medizin eine der gröfsten Bereicherungen der
Kunst in der neuesten Zeit ist, ist noä fort-
während der Gegenstand der Beobaditiing
der Aerzte, Noch vor wenigen Jähren war
sie nur als ein Bestandtheil eines äuTsenl i|fit-
tels bei scrofulösen Oiöschwüreii gekannt. Em
Zufall leitete IVühering auf genauere Uhtdv
suchung, welche die ei£;enthümlichen tind be»
wunderungiwürdigen Kräfte dieser PAäiUe
zeigten; die nacnfplgehdeh fieiiiühiingeti vöü
Darmn^ Ferriar^ Fotvleir, etc. lehrten sie JJs
eins der kräfrigsteh Mittel kennen^ die Tha-
tigkeit deis Herzehs und Blüisystein^ zu ihiii-
dem. Dr. fVilUdm Hamikon^*\ der neueste
Schriftsteller über dieses Arzneimittel^ steÜi
die Meinungen und Entdeckimgeh der frObeni
Beobachter zusammen , fiigt ^eine; >igiieDi
nicht unbeträchtlicheh Erfahrungen hinzu, üüd
fiebt feine Uebersicht der Geschichte ^ .diar
jultur und des Nutzens der Digitalis im Hj^
drothörax^ Und ändern wässerichten £rgie£iii]l-
*} Observations on the Preparationt^ Utility änd Ad*
ininistration of the Digitalis purpu^ea or FoxglöfS
in the Dropay ot the Qhesi, Contumption , Hemtr-
rhage, Sdarlet Fever and Measlea .Bj W^ HdmuäoB,
PhyticiAn in SujBfoIk. London. 8.
_ 67 -.
gen in den Cavitäten der Brust, in der Lun-
genschwindsucht, deni Scharlächfiebex Und den
Masern. Die Wirkung des Fingerhuts auf ei-
iiige Thiere ist sehr $ic;htbar; all^jin die Ge-
setze, worauf sie sich gründet, sind in ei-
nigen, ja in vielen, Fällen so dunkel, dafs ei-
ne nähere Auflösung der Eigenschaften und
des Effects dieses Mittel nodi immer besoh«
ders interessant bleiben. Wir wissen, dafs
der innere Gebrauch die Reizbarkeit hecab-
stimmt, die' Frequenz des Pulsies vermindeit,
und ^ie Action der absorbirenden Gefälse
vermehrt, Ff^thering bemerkte indefs, dafs
JPersonen von straffer. Faser, grols er Kraft,
wenh sie an Ai&cnes oder Anasarca leiden,
die Digitalis selten bekommt; dagegen waren
ihre diuretischen Kräfte auffallend, wenn der
Puls schwach öder intermittirend, die Was-
siergeschwulst der Glieder und des Körpers
weich und nachgebend, das Gesicht blafs und
die Haut kalt waren. Diese Beobaciitungen,
sofern isie Ascites und Anasarca betreffen,
werden von Hamilton bestätigt. Im Hydro^
thorax fand er jedoch die DiÄfitalis im entge-
f engesetzten Znstande des Körpers hiUfreich.
>r. Hosack Professor der Botanik im Co/-
lumbia College sagt : im ersten oder inflam-
matorischen Stadium de't Lungenschwindsucht
war die Digitalis von Nützen. Sie entfernte
den Brustscnmerz, kninderte den häufigen Hu-
sten, erleichterte die Expectoration und schwäch-
te im allgemein^, die Fieberbewegüng. AI*
lein im spätem Stadium, schwächte sie die
Kräfte j benahm den Appetit und vermehrte
in aller Rücksicht die Heftigkeit der Krank-
heit. In einem Falle von anfangender Phthi*
sis, wo Bluthusten vorherging, wirkte sie wie
Ea
— Co —
♦Ifl Z.2-ler. :ir:h Befreiung des Kranken voa
e.::-£-rz. i-r r-rc-i:r.ir:iten Svmptome des ent-
z.:r.:::»±r- S:-f.-Lr:i5. Die Di^itaiis wird da-
hrr " ijiri I-T-rl; h sich als scnätzbares Miuel
in l^T. r..eii:-rn inr.ammatorischen Krankhei-
ten z-rU-rn. uni nirht weniger nützlich sem
in der Pl^urejze. Peripneumon/e oder Ar«.
^nczündr.^g. als in dem ersten Stadium der
pkekiiu. ^De Lile Disertat. inawuralis^
Au: t:!^r ir.i-i^ra Seite wird behauptet? auf die
f>i_K5lIs k.nne man in Brustentzündung nur
tiinn r^rcha^rn. wenn der Tonus des Blutsv-
stenis durcli vorheriges Blutlassen erst herab^e-
stimmt worden sey. Dasselbe gelte auch Bei
der PhtLisis nach Maas^be der inflammato-
rischen Disposition der Gefdfse. Dr. Sanders
behauptet (in einer neuern Schrift über die
Lungenschwindsucht)*) die Digstalis sey ein '
kral'ti^es Stimulans^ sie vermehre die 'Kraft
und Frequenz des 'Pulses, und verursache, wenn
sie lauije irebraucht werde, Röthe des Gesichts,
Kopfschmerz, heifse Haut^ Unruhe und alle
Symptome einer Fieberbewegung. Diese an-
scheinenden Widersprüche machen weitere
Aufklärung nothwefidigj! Wenn die Digitalis
die Freijuenz des Pulses vermindert, und die
Irritabilitiit des Gefäfssystems herabstimmr, so
mögen sie die simpeln Praktiker wenigstens
als ein nützHches Hül£smittel zu Blutlassen
oder andern ausleerenden Mitteln ansehen.
Doch ist dabei ernstlich erinnert, dafs der
Gebrauch dieser Pflanze deren bemerkbarste
Eigenschaft ihre Kraft ist, die Thätigkeit des
Herzens zu vemindem, unzulässig ist, bevor
*) On pulmonarj Gonaumpuoa bjr Jama* Sandtn.
£dinb. i.
- «9 -
nicht durch Blutlassen die inßammatorische
Diathesis gebrochen worden. Die Meinungen,
sowohl in Rücksicht der Wirkung der Digi-
talis, als des besondem Zustandes des Ge-
fäfssystems , der zu ihrem Gebrauch, wenn er
Von Nutzen seyn soll, vorausgesetzt werden
muFs, sind, wie aus obigem erhellet, noch so
-vrenig verei^gt, dafs noch viel zu thun übrig
bleibt, um zu einer vollständigen und klaren
£ntwickelung ihrer Kräfte zu gelangen, wozu'
alle Aerzte aas ihrige beitragen sollten *).
(Es folgen nun Nachrichten von Berei-
cherungen der Botanik in dem Jahre i8oy
aus England, Frankreich und Deutschland, und
zwar aus letzterm wieder sehr dürftig, denn
es geschieht nur der Pflanzenabdrücke auf
Stein, die zu Regensburg ( vielmehr zu Mün^
*) Um ein BeUpiel au Afeben, woher die Abweichungen
der Meinung über die Wirkung «der Digitalia kom-
men konnten, mag folgende Beobachtung von Dr.
Buüdon aua dem Edinb. Med. Journ. Juli ig07
hier atehen: Dieser Arzt beobachtete an aich aelbat
und in wiederhohlten Versucheb, dafa wenn die
Digitalis angefangen hatte zvl wirken, sein Puls nicht
ah Frequenz ^vermindert war, wenn er aufrecht stand.
Er War 'dann über loo, £r fiel beträchtlich, wenn
er fich aetzte, und noch weit mehr> wenn er aich
sO'Bett 'legte. Im Liegen war dann der Pula ;= ^,
ifn Sitzen == 75 und im Stehen über 100. Dr. B,
fand den Pula auf dieae Art aich verandern bei allen
Kranken^ detfen er die Arznei in einiger Menge gab.
Dieaea Faktum iat für die medizinische Geschichte
; dar Digitalia von gröfster praktiacfaer Wichtigkeit,
und fodert die Aerzte zu genauerer Prüfung auf, ob
ea ala ein wichtiges Moment bei' Anwendung dieaet
kräftigen Mittels festgeaetn, oder ala ein von- uner-
klärlichen Ursachen abhängende! sufäliigea Phäno-
men unbeachtet bleiben sqU»
_ 70 -■■
chen') erschienen sind, des Prachtwerks dei
Erzherzog Johann von Öestreich über Tyro-
ler, Salzburger und Oestr eichische PHanzeo,
und der Vermischung der Angusturarinde, dij
von Hamburg aus oekannt gemacht wurde,
Erwähnung.
S. i7heifstes: In Deutschland, wo dieG^
lehrten fortwährend entweder mit CiegenstäD-
den, die mühsame Untersuchung erfodern, oder
mit wilden vSpecuIationen, aus erhitzter Ein-
bildungskraft sich beschäftigen, sind doch die
wilden Einfälle von Gall^ (^the wild notUns
of Gall) wie wir vorausgesagt haben, in
Vernachlässigung und Misa'edit gefallen. Ei-
ne Darstellung dieses Systems mit kritischei
Bemerkungen von Hufeland ^ wurdein die-
sem Jahre ins Englische fibersetzt;, und hat
die directe Folge gehabt, dafs dasselbe, trotz
der' Bemühungen des geistreichen , Verfas-
sers, hier gänzlich verunglüqkt ist, und zwar
t;rade dadurch, dafs man es näher kennen
ernte. — )
Der Bericht des Känigl. Kollegiums d^^
Merzte zu London über die Vaceinafiony ist
fdie^ merkwürdigste Erscheinung in der Ge-
schichte dieser rlntdeckunö[ während des Jah-
res 1807. Verschiedene Meinungen sind dar-
über laut geworden. Offenbar ist er indels
piit strenger Rücksicht auf Wahrheit xmd Bil-
ligkeit und Achtung für die Wissenschaft ab-
gefafst, die besonder^ in diesen Zeiten ge-
rühmt zu werden verdienen. Im Detail ist die-
ser Bericht klar, männlich und verständig)
führt jede Thatsache Pur Jennefs Entdeckun|f
— 7^ —
die leidenschaftlose Untersuchung bewährt hat»
an, und unterstützt durch die vernünftigsten
Gründe eine Belohnung, von einem dankba-
ren Lande, für einen ausgezeichneten Wohl-
thfiter des Menschengeschlechts. Klar und
bündig, gedrängt aber ohne .Dunkelheit, eat-
hält er besondere Punkte, die nicht zu oft
wiederholt werden können. — (Es folgt ein
kurzer Auszug, der hier überäüssig ist zu wie-
derholen, da der Bericht selbst in Deutsch-
land durch eine vollständige Uebersetzung be-
kannt ist.)
In Hüchsicht der Frage von Wichtigkeit:
wie erhält man' das Vaccinegift auf längere
Zeit in einem activen Zustande, und während
des Transports in entfernte Gegenden? ist
die Aufmerksamkeit wieder auf den, von Biy^
ce i8oa gethanen, Vorsclilag geleilet, die trock-
ne Kruste der Kuh|)ocke aufzubewalu-en und
bei' der Impfung mit Wasser anzufeuchten,
und zwar d^rch die interessanten BenTerkun-
gen von Shoolbred ixhet den Zustand und
Fortgang der Vaccination in Bengalen. Die
aufserord^ntliche Srhvvierjtjkeif, die Krankheit
in einer sehr hohen Temperatur der Atmo-
sphäre in den Gang zu bringen, veranlafste
Hrn. «y., mancherlei Methoden, das Gift auf-
zubewahren, zu versuchen. Die' bewaifnete
Lanzette, der getxänkte Faden, die ebenen
oder vertieften Glasplatten, der Dorn, die el-
fenbeinerne Lanzette, die Röhre von Giraudy
alles dieses wurde mit verschiednem Erfolg
angewandt* Die GiraaAcJie Rühre war noch
das beste Mitfrei, denn in ihr blieb das Gift
lg Tage so flüssig, aU ob es eben aus der
Pustel genommen worden, die Kra%t0 indels
gewährte eine einfachere und sicherfere Me-
Jl ^ ».^
'. ^ %. • .": . ^ - . r ^
•n: :■*. '-• i ^ *r'iL'jiiffrL daTs ihre Wirksam-
i- - *-.i»'i rf--.ii* : :* «-«fein^^äii Wochen daurb
Z.n >:.;. !!•*-• '-TL-'i* *2f einer Glasplanft
f«: -r ■ .ir»:n 'i. "^ 2-4rten K*Lirperi mit Ja
i .;-- - .T»»'5 J-: f" i:*i»i-rr* zerdrückt, und mit
"-■:••-- '»Vasser vermen.^t, w
• .-r^:^i»:t entsteht, ist dk
? iT-- liaere Ciift zum Ge-
fi-. '•''Jtd diese trübe FJii*-
.-_::}ie V\'eise unter die
/■•;** ,::'?..-■ »: *-•::. Jt die wahre Kufapok-
vr-i - "vr jr w T - Na ::-_ ier "Warnung von Aä-
7«r. i:: : jt .r-rr > ur.fr*te'i?er, die Materie
fir l.T.'r. -.z ;_. ::i: 'i .2 der BildunjE^ der Areth
ia i ^ -j. ". -.*:_:-=■ nian natürlich erweise er-
• jr. -.:. :. - ' iz. z-zi dem Gebrauch derKra-
K'r. :.•? : :i: ./. ?' iierer Zeit sich bildet, leidit
'_5-r. i.T -*."f. •! "? 5.:>.cenannten falschen Kwh-
T'?« '».r:: Z-: -f.Tf-ijen. Allein Hr. «S. ist, ver-
fiT Erfahrung, überzeugt, dab
un^esrründet ist. Er sali nie
s.^hpocKen, und die KrankJieir
n.r rf^: :••*-:- r und vollständiger verlaufen,
-!> ::'. .ifci r\ii.iri, wo er die Kruste zur Im-
priLr»? aa^e-vinic hatte. Die Untersuchung
di-Ti-?* Ge^'^r.sMrxJes ist nicht für uiüfsigeSpe-
cula'ion o-ler !-»«»re Neugierde. Es ist von äu-
fserster Wi''h:i:;'>.eit zu wissen, ob dioKuhpok-
ken mit Gewif>heit so fortgepflanzt werden
k'>rin?n un-J mit vCilliofer Sicherheit gegen die
Blättern. Ware esgef ihrüch, mit Kuhpocken-
f\h zu impr?n, d:is nach gebildeter Areola
atiFienomnien ist, wie geht es zu, dafs Hr.
Shoolbred mit dem Gifte von weit späterem
Z'Mipunkt so gt-icklich war? Vielleicht kann
-?irif? genauere KenntDifs der Bildung der Kuh-
ikkonblase darüber Aufklärung geben. Man
- 75 —
m
hat uns gelehrt, eine glückliche ' Vaccination
könne nur dann Statt finden, ^enn die Mate-i .
rie vor oder am neunten Tage aufgenommen
werde; sie müsse vollkopimen durchsichtig
seyn; die Stiche müssen so superficiel wia
fhöglich, und nur einer *) auf jedem Arm ge-»
tnaclit werden, Jeides Üebermaas von Ent-
zündung solle -sogleich durch kalte und ad-
3tringirende Aufschläge gehefnmt werden, Dr»
^dams^ dessen Untersuchung über Krankheits-«
-Gifte für den Philpsophen und Arzt gleich
interessant sind, hat die Bemerkung gemacht^
dafs es sehr wichtig sey, sorgfältig zu vermei-.
den, dafs das Vaccine-Gift auch nur im ge-
ringsten trübe SBjr, Der Karakter des wah-
ren KuhpokkenHuidum ist eine so vollkom-s
vnene Durchsichtigkeit ^ dafs es auf feinem
Glase oder der polirten Spitze einer Lanzette
gar nicht zu bemerken ist. Die krystallini-«
sehe Durchsichtigkeit, sagt ör, mufs ganz volU
kommen seyn. Und doch war, nach Hrn,
ShoolbretCs Erfahrung, die sehr ausgebreitet
. ist, eine trübe Flüssigkeit, die durch das Rei-
ben der Kruste mit Wasser entsteht, im Stan-
de, die ächten Kuhpocken hervorzubringen,
Ungeaditet dieser anscheinenden Widersprü-^
che, werden «weckmälsige Nacliforschungeu
*) Fa^i allgemein macbt man \et%i in Enj^land auf jev
defi Arm nur einen Stieb» in der (Jeberzergüngf
dafs eine Pocke zur SiWberune geftn Blatt erinfection
hinreicbt, und dadurch die ZuFäTU von Entzündnng
und heftigen Reis bei «arten Kindern verhütet wer-
den. Da indeft, aua mebrern Ursacben, nicht je»,
der Stieb gelinet.» und um Ae% Erfol^^i gewils 2U
aeyn^ ist es doch ratbsam wenigstens eft, z'Wei Sti-
ebe xu machen; nur nicht wie von Deutacbea
Wvadäratea bauEg getohiebt, vier oder f&Qf Stiebe,
- 74 -
ohne Zweifel die Impfmethode mit der Kiu-
sfo mit den von Jenner aufgestellten Gnind-
sfitzen vereinigen.
Dr. Anderson^ Präsident des Medical bo-
jird zu Madras^ hat einige interessante Fälle
über die Vaccination mitgetheilt. Aus seinen
Berichten erhellet, dafs seit Einfiihrung derKut
pock^nimpfung keine ernstliche Besorgnib
durch die Blattern in ganzen ausgedehnten,
Grosbritttanien unterworfenen Theile von In-
dien entstanden sind ; auch hat der Kuhpocken-
ÄtofF, ungeachtet seit vier Jahren von einem Men-
sclien zum andern geimpft worden ist. nirgend
eine andere Krankheit erzeugt* IJnter der
Direction der Präsidentschaft zu Madras hit
die Vaccination die Probe von i5oo Blatter-
impfungen ausgehalten, und sind daselbst^ zwi-
schen September i8oä und dem letzten Aii^
gust 1806, mit glücklichem Erfolg . vaccinirt
607, 895 Personen.
Es läfst sich wohl nicht bezweifeln, dali
durch die Jenn ersehe Entdekkung der Wis-
senschaft in der Folge der grolse Triumph
werde bereitet werden, die Menschenblattern
ganzlich auszurotten. Während sie indels
noch existiren, sind wir dem Dr. ^deuns*)
fiir seine Beobachtungen Danle schuldig, ii^'O-
durch er die Blatternkrankheit noch milder
als durch frühere Impfungen zu machen sudit
Jenner spricht in seiner Schrift über die Kuh-
pocken von einer besonders milden Blatternart,
die einige Zeit in Gloucester^hire verbreitet
*) A populär View of Vaccinp IpocuUtion, wiib thc
firactical Mode ofconHucting it. Scbe^fing tbe Ana-
ogy between tbe Smallpox and Cow-pox and tbe
Advantagea of tbe laiter. By Joseph ^dams M. D.
12 mo.
- 75 -
war. Wir haben keine andere Beschreibiing
" darüber, als daf^ sie nie zusammenftiefsenq
wurden; dafs sie in einer gegebenen Anzahl
Fälle, SQ milde, als die geimpften Blattern sich
zeigten^ und dafs die untarn Klassen^'der Ein-
v^ronner alle Furcht davor so gähzlich verloh-
ren, dals sie sich gar nicht in Acht nahmen,
aU pii keine Ansteckung statt fände. Aus der
allgemeinen Gelindigkeit mufs man auf die
Vermuthung kommen, dafs es die Art Blattern
war, weiche die Wärterinnen die wei/se j4r^
(white sort^ nennen, deren auffallendste £i-
genthümlichkeit darin besteht, dafs, im Ge-
gensditz von dem was Sydentßm^ sowohl von
den zusammenQiefsenden, als getrennten, be-r
merkt, die Pusfeln im Gesicht nicht nur, son-
dern, iai^di auf dem übrigen Körper, weifs
bleiben, bis sie anfangen zu trocknen. Die
Pusteln dieser Art sind nie sehr grpfs, aber
rund und gleichförmig. Wenn sie gtöfser
werden, tritt die Oberfläche über die Basis
herüber, und wenn sie troqki^en, wird die
Kruste beinahe kugelicht, nemlich das Ganze
ist über der Haut zu sehen, ohne mehr von
der Sphäre zu verbergen, als gesehen würde,
wenn solcl^ eine Figur wirklich auf die Ober-
fläche gesetzt wäre. Zu dieser Zeit bekommt
die Kruste eine blasse Bernsteinfarbe, und
trocknet viel schwerer, als in den gewöhnlichen
getrennten Arten. Die Abweichungen derr
selben können durch die frühere Annäherung
der Pustel zur gelben Farbe, und die gröfsere
Weichheit und Unebenheit der Oberfläche
der Kruste bestimmt werden. Dr. Adams
impfte mit grojfeer Vorsicht in dem Blattern-
hospital Pancras von dieser Varietät der Blat-
tern, und wählte nachher zum Weiterimpfen
- 76 -
immer solche Arme, wo jsie am meisten di
Anselm der Kubpocken hatten ; dadurch er-
j-eiclite er zuletzt eine solche Aehnlichkeit mit
den Kuhpocken, dafs man allgemein glaub-
te, er habe die eine der andern uatergesdio-
ben.
In der ersten Nummer dieser historisdieD |
IJebersicht haben wir einige kurze Bemerkun- 1
gen über die Wichtigkeit 'der Frage, die Exi-
steni5 des Contagiums in gewissen Fieber-
krankheiten betreffend, gemacht. Das Jair
1807 hat zu ernsthaften Reflexionen über die-
sen wichtigen Punkt Beit^-äge geliefert. Zwei
sehr angesehene Aerzte haben ganz entgegeo-
gesetzte Meinungen darüber geäulsert. Dt
Edward Miller^) zu Neu- York bemiUit «ick
in seinem Bericht über das bösartige Fieber,
welches in der Stadt im Herbst i8o5 herrsdi-
te, zu erweisen, dafs der- lyphus iaeroides
niemals durch Ansteckung verbreitet werde;
während Dr. Gilben ßlanc^**) in einem Brie-
fe an den Baron Jacobi Kloest^ mit gleich«
Stärke die entgegengesetzte Meinung verthei-
Der Typhus icteroides wurde zuerst un-
*) Report on the mtlif;nant Disease, which previled
in the City of New-York , in the Autumn of i8o5.
^Addressed to ihe Governor of the State of New-
York. By Edward MÜUr, M. D. Resident Phyii-
cian for ihe City of New-York. (Lond. med. and
phys. Journ. Febr. 1807)
*•) A Letter to Baron Jacobi Klöesr, Evoy Exiraordl-
jitry and Minister pJenipotentiaiy from the Kinf
■ ' , of Yi\3i%M to the Court of Great britain', fjrom G«
h%rt blane £>q. F- M. S. Physician to Hit Rojal
- .Bifhiieta tJb« rxince of Wales rcspecting ihe Nüim
— 77 —
ter dem Namen Malädie de Siam angePuIirt
von dem Pere Labac^ der zu Martinique gei-
gen das Ende der lyten Jahrhunderts wohnte!.
Im Jahre 1729 oder 30 war er zuerst epide-
misch zu Carthagena in Südamerica, wo er
die Benennung vomieo prieto erhielt« Um di^
selbe Periode, oder einige Jahre zuvor^ zeigte
er sich auf der Insel Barbadocs. Die erste
Notiz davon* war in Nordamerica zu Char^
lesconn in Südcarolina 173a woselbst ec
173g, 1745) und 1748 wieder erschien* Zu
PhÜadelpliia wurde er zuerst bekannt 17615^ ^
kehrte* aber erst 3o Jahre nachher dahin zu-
rück, als eine Anzahl Französischer Emigran-
ten daselbst ihre Zuflucht nahmen. Seitdem
war er mehrere Male an diesem Orte epide-
misch, so wiß zu New *. tork und in andern.
Städten von Nord-America. Disseits des At-^
lantischen Meers wurde er zuerst beobachtet}
zu Cadix 1764 und wieder 1800. .1803 er-
schien er zu Malaga und 1804 besuchte ec
die Stadt und Festung Gibraltar^ breitete sicli
auch dasselbe Jahr nach verschiedenen Häfen
des mittelländischen Meers aus, bis an die
Gränzen von Fhlenziasim Ocean bis nach
St. Lucar*).
r
and Propen Us 6/ the Yellotv Pevet, (^drnburgh.
Med. and Surgiel Journal No. Xlf» 1807*) — VergL
die Preisaufgabe ^t% Konigl. Preuff. OberoCoUe*
£tum medi.um: die Aniteckutijiaweise dea gelbaa
Fiebers betreflPend, in diesem Journal gt B. 3 St.
S. 159, und die Beantwortung von Riish 2a B..3 St.
S. 100. A, dt Üeb>.
*) Diese kurxe historiacbe Angabe des Fortgang! de«
gelben Fiebers In neuern Zeiten ist ,ai)t Documen»
ten gesammelr, die sich in deu'Scbrifien der Aerzfe^
gefanden weicbe dasselbe aeic Labat's Zeittn btob*
cbteten.
*'
- 78 -
Eine klare und genaiie Entwickelung der
Ilrsnclieii der furchtbaren Todüichkeit diesfl
Kninklieil bleibt iiocli immer eine dnngendt
und widitif;e Aul'pabe.
Dr. IM.ller versichert, in seiner mit gro-
i'sfMn Heils ausgearbeiteten Schrift, dafs m
schädlicher Dunstet der in der yitmosphifi
schwimme^ die erste Und wesentliche Ursadu
derselben^ und die Krankheit an sich äh^o-
lut und allgemein nicht ansteckend sey. Die-
ses sucht er zu beweisen:
i) JDurch die Localität der Krankheit
2) Durch ihr Erscheinen und Verschwin-
don zu besondern Jahreszeiten; und
")) i')adurch, dafs die Personen tun den
Kranken von der Krankheit frei bleiben, wenn
sie von der unreinen Atmosphäre sich entfernt
halten.
Die schädlichen Miasmen der Fäulnils,
die bei der Hitze emporsteigen, hält er för
das Material dieser gefahrliclien Dünste. Sie
haben folgende Eigenthümlichkeiten.
i) Sie entstehen von niederh und feuchten
Boden, der mit den verdorbenen Abfällen aiii-
Die Americanischen Aerste wollen eine Kenntnili
davon weit zurück bis in die Zeiten von Uippo-
crates Rnden« und führen an, aelbat eine oberflä-b-
liche Ansicht seiner Werke beweise, dab er die
Krankheit in ihrer bösartigsten und tödlichst»
Form beobachtet habe. Man hat behauptet, ds*
gelbe Fieber sey eine neue Krankheit, und vorher
in Europa unbekannt gewesen, bis ee aus Americi
überbracht wurde. Diesem Vorwurf mu begeg-
nen, ciiiren die Americanischen Aerxte üippocrmut,
um dessen Existena in den frühesten Zeiten der
M«disin XU erweisen; Bi^ä^'i und lAiHciri, für des-
sen Daseyn in Rom; und CJrghom au aeigeo, diJ
m ia MinQrca eviheiaiiKh scy.
— 79 —
malischer und vegetabilischer Substanzen in
Sofsen Massen bedeckt ist, oder wo der Fäu-
agsprocefs eine grofse HÖjie erreicht hat.
a) Sie wer<ie)i häufigei* und in gröfserer
Menge entwickelt und concentrirter in ivar-
men tropischen Ländern^ als in hohen, breiten
lind kaltcfn Regionen;
3) Sie erzeugen sich mehr im Sommer
jind wirkejl kräftiger im Herbst, als i^ andern
Jahrszeiten. Sie ^ind gemeiniglich häufiger
und giftiger in Seehäfen, läiigs den Seeküsten,
:uk Ebenen und der Nähe von Flüssen, als
in.ddü iunerxi hohen und gebirgigten JDi-
^tricieh.
f
4) Sie gehören Unter die allgemeinsten
'Kraiiluieitsursachen in der Natur. Ihre Wir-
kungen erstrecken sich, wenn aücJi in Quanti-
tät, oder Schärfe durch Lokalumstände, Ab-
wechselung des Glima, der Jahrszeiten oder
Beschaffenheit der zusammen sich befinden-
den Menschen, fnodificirt, in einem oder an-
dern Grade beinahe ^o weit, als die Erde
»bewohnbar ist.
Aufser diesen angenommenen primären
und wesentlichen, in dler schädlichen Ausdün-
stung liegenden Ursachen des gelben Fiebers,
müssen noch die Wirkungen isecundärer Uf-
sachen in Betracht gezogen werden. Diese
^nd: Einflufs gfofser/Wärme, heftige Anstren-
gung, Erkältung, Unmäfsigkeit, Furcht, Angst
etc. Und diese erregenden Ursachen sind
bekanntlich so schnell und heftig wirkend,
dafs von manchem der Einflufs des atmo-
sphärischen Gifts ganz übersehen wird.
Dr« Miller hat durch eine genaue Be-
— So —
srfaroibun^ der Localeigenthümlichkeiten ym
New- forf; aitsi^innmlnr gesetet, warum diese
ftdiädlirhon Au.sdiin^tungen odc-r giftigen Da»
jiCc düselb.st zu einer solcliea Quantität lu^
Schade sidi an^ehüuft: haben, um zu vendw^
donen Perioden den Typhus icleroides hff*
vorzubringen. Da angenommen wird, dili
dieser Dunst eine allgemeine Ursache n«
Krankhfiron in jedem Weltlheile sey, soidk
es niitzlirli scyn, die umstände ^ "welche dei»
sen Anhiiurun^' zu New'^York veranlaTsten^ait
Millers eigenen Worten anzufif ihren.
Die Stadt üew- York liegt 4o) 4a, 8 Nord
Tit. und 7^) 9) 4^ West» Länge { am Zumih
nionnuls des Musscs /luUson und JLonglh
land 8und, und an dorn siidlicfaea und sdiiDi-
len V.xuXft der Maliaitaa. Insel, weJche etwi
iT) Meilen in die Länge, und eine oder ive
in die Breite hat* Die ursprüngliche h^
der Stadt war sehr unregelmäisig, durch Hu*
gel und Abhänge unterbrochen, von kleines
l'lüf'schen oder JUayen eingeschnitten und voa
Sümpfen umgeben« Manche der Pliigel sind
geebnet, allein die, zwar tnit Heusern bebaiK
ten und gepflasterten^ Sümpfe sind uocli ni^
drig und i'eucht Die Slädt ist ötwa 27 (ei>pl-)
Meilen von der See entfernt, von beiden Sei-
ten von sehr tiefem Wasser bespiele, dessen
Strom sehr sclmell ist, mit einer Cbbe ttod
riutli von etwa 6 Fufs und fast so gesalzen
als die benachbarte See« Auf beiden Seiten
der Stadt ist das Wasser duttii Kunst abg^
dämmt, wodurch ein Erdreich von Wenigstens
132 Morgen erhalten wurde. Davon liegen
go Morgen an dem Cast Ris^er und 40 längs
des Hudson. Die erstem bilden deri TheS
der Stadt, wo bösartige Fieber immer sueist 1
epi-j
'^ 8i —
deniisch wurden und vorzüglich herrschten.
Die Werfte und Docks sind von Balken und
lokkem Steinen gebauet. Alles von den Ein*
wohnem gebrauchte Wasser, kömmt aus Quel-
len in der Stadt und ist jetzt sehr unfein ge-^
worden* Die Population von New yorkkaitn
auf ungefähr 76^ 000 gesdiHtzt werden. Die
Quellen schädlicher Ausdünstungen in der
« Stadt sind ungliicklicherweise sehr zahlreich
und schwer ftM verbe^isem. Die fiauart der
Werfte scheint dazu bestimmt 2U seyn, sie
BU Behältern von Unräth lüid Krankheitsstof-
fen 2U machen. Der neugemachte Grund am.
JSasc Uwer gebiert füst alljährlich Seüdien.
Da er ursprünglich aui den verdorbensteh
Materialien zusammengesetzt ist, so nahe am
Flusse liegt und vermöge der BeschaiFenheit
der Werfte und Einschläge beständig feucht
bleiben muls« Da seine Oberfläche rast ganz
eben ist» bekommrund behält er den gesamm-
ten^ von dem höhern Boden herabgespülten^
Schlamm; dazu kommen die verdorbenen
und faulichten StoiFey welclie eine stark be«
Tölkerte Stadt nothwendig absetzt^ wodurch
die Masse der schädlichen Materien Unaufhör^
lieh vermehrt wird« Es ist daher nicht- zu
; verwundern^ dafs die brennende Sommerhitze^
ii>venn sie auf diesen« durch ein Aggregat von
r .•ohftdlichkelteii gebildeten 9 Boden^ der forC^
• während zahllose andere in «ich aufnimmt,
. wirkte niclit sollte Gift und Tod in der, über
diessen Grundfläche stagnirenden^ Atmosphäre
ausströmen machen*
Nach dieser Darstellunj^^ scheint es^ sind
Ifrir zu einem festen Und bestimmten i^unkt
gekommen^ die Quelle und deh U^sptung dea
|[elben Fiebers zu erklären* Dr. Miller stützt
— 82 —
darauf seine Gründe für die Nichtanerkennimg
der Fortpflanzung durch Contagium.
Nach einigen allgemeinen Bemerkungen
über die Gesetze der. Ansteckung und deren
Wirksamkeit bei der Blatternkrankheity wo
sie sich deutlicher nachweisen lassen^ als in
andern Krankheiten ^ geht er zu der Bemer-
kung über, dafs der EinflüTs eines Contagiums
bei der Fortpflanzung des Americanisdien
bösartigen Fieoers, aus folgenden Gründea
verworfen worden sey.
i) Es ist keine Verbindung zwischen der
.Quelle des angeblichen Contagiums und der
Verbreitung der Krankheit unter Individuen
oder Familien;
2) Das ' angebliche Contagium bewirkt an-
erkannt in dem Clima von Amerika keinen
EiFect, ausgenommen in besondem Fällen^ in
besondem Jahrszeiten j wenn eine unreine
und schädliche Atmosphäre rorhaitiden sejn
soll;
» ■
3) Es ist anerkannt, dafs die Krankheit
sich nicht verbreitet, Wenn die Kranken ans
der unreinen Luft, wa )iie dieselbe erhielteoi
entfernt werden.
4) Es wurde nie Mittheilung der Krank-
heit in Hospitälern fiSrs gelbe Fiäer bemeibt
die in geringer Entfernung von den StadtlA
zu denen sie gehörten, sidi beJFandeii;
5) Die . Verscheuchuüg der KranUot
durch kaltes Wetter ist ein ünwiderlcfgliclitf
Argument gegen die Lehre von der Aiistel-
kung derselben. .
6) Das gelbe Fieber herrscht nicht i
Gegenden, wo die Hijtze nicht so stark isti
um die 'm^ismen. der Päulung in der nötJu*
— 83 —
geh XJuäritität und Virulenz ausströmen zu
machen.
7) Iii keinem Falle theilteri Personen, die
in jNev^'York die Krankheit bekamen und in
totferntöiZL Städten oder Dörfern starben , das
Fiebefr durch Ansteckung mit.
8) Unter den früherii Fällen der Krank-
heit, diej wie gewöhnlich ^ am heftigsten wa-
ten^ kä man mehrere auffallende Beispiele vor,
dafs sie^ selbst in einige der am engsten be-
völkerten Quärtiet'fe der Stadt vertheilt, nicht
äiisteckten. \
9) Das aligemeine Freibleiben der Aerzte
in New -York, deren Zahl sich auf So oder 60
belauft^ von der Krankheit^ ist unvereinbar
mit die Lehre von der Ansteckung.
10) Das Fehlsthlageh jedes Versuchs, den
Fortgang der Kt^ankheit durch Trennung des
Kranken' vom Gelsunden aufzuhalten, ist eben
so wenig au^ der Lehre von der Ansteckung
zu erklären*
11) Das UfiTzusämmenhängende und die,
Widersprüche, welche die Anwendung der Leh*
re voirder Absteckung in dieser Krankheit mit
sich führte, mächen sie gänzlich unannehmbar^
Wenn gleich Df. Miller in seiner Be^
weisführung, dafs der Typhus icteroides ^ei«
.nen Ursprung von einem schädlichen Dunsl?
nimmt, aer in den durch die Hitze aus fau-
lenden Stoffen ausgetriebenen nachtheiligen
Miasmen besteht, nicht vollkommen seinen
Zweck erreicht hat, so sind doch die Gründe
f'egen die Lehre von der Ansteckung sehr
räftig von ihm vorgetragen worden.
Da das Ober-CoUegium medicum in Ber*
lin eine Preisfrage^ die Ansteckungsweise des
F a
- S4 —
gelben Fiebers betreffend, aulgegehen hatte,
so theilte Dr. BIütk;^ doch niclit als Äliibe-
verber, einijre Bemerkungen über diesen dun-
keln (jei^eiisiand, dem Baron Jacobi (damak
Köiii^l. Preuls. Gesandten in London) mit
Der Gesichtspunkt des Preufsischen GouTer-
nements v.ar, die wahrscheinliche Gefahr a
bestimmen, wenn diese Krankheit die Preu-
Isisclien Gränzen überschreiten soUte. Dr.
Blanc zei^t durch Angabe der die Krankheit
leitenden Gesetze deutlich die Unwahrschein-
lichkeit, wo nicht die Unmöglichkeit, dafs sie
sich nach den nördlichen Staaten in Europa
ausbreiten könne.
Es ist ein äufserst merkwürdiges Faktum
der Geschichte der Pest, dals ein Grad der
atmosphärischen Wärme unter dem tropi-
sclien, und über dem Gefrierpunkt, zu ih-
rer Existenz wesendich nothwendig, daJs
die Kälte des Winters und die Hitze
des Sommers ihr gleich feindselig ist. Zwi-
sdien dieser Thatsache und einem Gesetz bei
dem Typhus icteroides ist eine au£PaIIende
Aehnlichkeit, jedoch mit dem Unterschiede:
das gelbe Fieber existirt nur in der tropi-
schen Wärme, und die Pest in einer Tempe-
ratur der Atmosphäre, zwischen der Hitze des
Sommers und der Kälte des Winters. Diese
Thatsache in der Geschichte der Amerika-
nischen Epidemie, gewährt den nördlichen
Theilen von Europa Sicherheit, sowohl gegen
die Einfiihrung desselben durch Ansteckung,
als auch gegen die Selbsterzeugung aus schäd-
lichen Dünsten aus faulichten Sümpfen*).
•) " Vers rljie den e Arten der AntteckuDg richten aidi
.^nack versihiedenen GetfitKen» Die Slattem pflan*
— ' 85 —
Dr. BlartLC stellt nun folgende * beiden
wichtigen Punkte auf:
i) Das gelbe Fieber ist ansteckend.
a) Diese Ansteckung wird beschränkt
durch die Bedingung sine qua non^ dafs der
Pahrenheitsche Thermometer entweder auf 80^
oder darüber stehen muFs, und dafs die Ef-
fluvia von lebenden mensdilichen Korpern in
einem gewissen Grade von Goncentration
seyn müssen.
Die erste dieser Behauptungen unterstützt
er durch die Angabe von einer Anzahl That-
sachen, dadurch bewahrheitet, dafs sie entwe-
der von ihm selbst beobachtet, oder von acht-
barer Autorität mitgethrilt worden. Die erste
betriflPt die Mittheilung der Krankheit an die
Fregatten Thetls imd Hussatj von zwei fran-
zösischen Kriegsschiffen an den Americani-
' sehen Küsten im Mai i8o5.
Im Monat August 2800 kam ein Schiff
nach CadiXj an dessen Bord einige Personen
^während der Fahrt am gelben Fieber gestor-
ben war^n. Nach der Ankunft wurde das
ganze Schüfsvolk^ Passagiere und Steuelcmann
ans Land gebracht und starben. Die Anstek-
kung, welche mit so buchst traurigen Folgen
sich über Cadioc und einige benachbarte Städ-
te verbreitete, wurde von dieser Quelle ab-
geleitet. Ein Französisches Schiff von West-
4
s
sen «ich in allen Jahnsbiteft, Climatea und Verbälr
niiaen fort. Die Pest kann ihre ichäd liehe Kraft
nicht äufsem, alt nur bei einer Hiuaunt«r6o^ und
fiber 80^ Fahrenheir. Da« gelbe Fieber verbreitet
- »ich nur unter noch höheren Graden von Hitze,
und in Verhältnissen^ wo die Luft mit menachli«
chen ££Pluviea verunreinigt itt. ,» Bianc*
T- 86 —
inidien brachte (die Krankheit nach Maißgß
1803 '^) und 'die Ansteckung T^urde von da
nach Gibtraltßr tiberhracht* Nadi PkiladeU
phia schiel^ es 1792 durch einige Französische
Einigrani en, fiie daselbs]; ihrie Zuflucht gepppir
tuen platten« sejbr^cht zi; seyn, und Dr» Liid
führt an, nach der Autpritäjt eines Kranken,
der das Fieber überstand , 4^r$ e« fdorjjiin
duixh die Kleider einer Person gebracht sej,
der in Barbados an diesem Fiebef gestor-
ben war.
Die zweite Beh^uptufig wird 'e|)enfaUs
durch Anführung vpn Thatsachen unterstützt
Es giebt kein Beispiel, weder in I>^ordamerica,
noch in Europa, dafs ^ev Typhtfs ictprouies
sich gezeigt habe, al$ nur danpi wenn ^
Temperatur der Atmosphäre zu 80?^ Falirenh.
stieg, oder noch fortgedauert, wenn die Wärme
unter diesei> Ppnkt fiel. Als er zu Gibrakar
erschien 1804, war die Herbstwäqme grö|ser,
als je vorher beobachtet. Er hat, wie man
weifs, nie geherrscht, als nur da, wo die Ef-
fluvia des Ijebenden menschhchep; Körpers iß
einem gewissen Grad vpn Copcentration «i<i
befinden; er hat sich nie verbreitet auf ^ta\
Lande» in Pörfern oder einzelnen Häusern.
Naclj eiper vollständigen Uebersicht des
Gfgenstapdes macht Dr. ßlaric cleif Schlufs:
der Typhus icperoides is^ ansteckend^ weil
er, \yie bekannt, entsteht sowphl auf Schiffen
als 3m Lande, wp J^lenschei^ weder yerdor-
benen Ex^^^tipnßf^ de§ Erdbodens, noch
*> N<)c)i flen) Verfchwipidpii dpr ICr^plLhei^ yu V^lagl
fix^ihitji sfß äpn fplgendeii Spiyipaer «iediB>; diescf
18^ daß einaige Beispiel, weichet Dt, B. aufgeseich-
net gjs^mfiden Vtit« yro aic in hinein gein«jGii|teii Clj:
- 87 -
schädlichen Dünsten irgend einer Art ausge*
setzt warexiy ausgenommen solchen^ die. yon
schadhaften Effluvien des lebenden menschli-
chen Körpers herrührten* Er wird aber in
seinen furchtbaren Folgen beschränkt, daäujrchi
daüs er in gewisse Qr^de atmospl^ischei^
Wärme .eingeschlossen ist, und, gleich andern
Arten anji^teckender Stoffe, ein feines undzv
fälliges Zusan^mentrefFen von Un^ständen er-
fodert, die von innerer Prädisposit^oii und
äulsern Verhältnissen abhängen, um. seine zer*
störende Kraft in Thäti|[keit.zu setzen.*) .
Die umfassenden Darstellungen yon Milm
ler und Blanc^ lassen - indefs noch . Zweifel
über die unmittelbare Urs£^che dieses epide-
mischen Fiebers zurück^
Unbegreiflich ist es, dafs die vop Miller
angegebenen permanenten Quellen', die yon
fixen Lokalitäten« wie zu New^York herrüh-
*) Auf der Seite derjenigen Aercte, welche daf ge
Fieber für Anstackehd balten, stellt nocb ein Mi
reibe
[ann
von ^erkannter K^nntniff» UrtbeiU^Lraft und * Er*
fabrungf der. lange in Amerika lebte» Chuholm, Er
bebaubtete jederzeit die apsteckendje Natur der
Krankheit pnd bat dieae aeine Meinung kurxlicb
wie4er, bei Geldgenbelt der entttandenen Screit&a«
.§e in einef eignen Scbrift, gegen 'die Amerikani*
acben Aerne yertbeidigt. Ich fuge den 1?itel hier'
an, obgleich aie nicht in jd^? ^^^ ?B97 cehört.
A Lietter to John ^aygarth M. J}^ trom Colin
Chisholm etc. Autbor of an Essay oh jiestilentij^l Fe*
ver, eibibiting fyrder.eyidence' of the infectiona
nature oF ttiis fatal. Oiseaf.e in Grenada during the
Year 1794 ,,5, ^^^ ^* ^?4 ^^ ^^ united iSItates of
Araerica> from 179310 i8Ö5j in orderte correct the
pernidous Doctrine' promulgated by Dr. Edward
Atiüer and other American Physicians relative to
tbit destructive Pestilence. Lonaon 1809. 8*
^. d.SJeb,
— ga-
ren, so selten diese Krankheit lierTorbringc&
sollten. Wie ging es zu, dafs das ausgebrei-
tete Pabulum der Krankheit, aus dem qoMon
fen grofsen längs des East Hiver gelegenen
irundei ^^ welcher ursprünglich aus den Ter-
dorbenften Materialien besteht und fast all-
5*nhrlicli Pestilenz gebiert,, so selten das gelbe
rieber hervorbringt? Geschieht dieses eine
lange Reihe Jahre hindurch aus dem Nidit-
daseyn des wesentlichen Grades von Hitze,
so TU 'ige man es durch genaue Witterung»-
Tabellen während einer solchen Periode zei-
gen. War es von lange anhaltender Wind-
stille, verbunden mit hoher Temperatur ent-
standen, so möge man beweisen, dafs vorhin
solciies Zusammentreffen von Stille und Hitze
xucht da war.
Vor 3o Jahren war Philadelphia frei von
solchem Besuche. Kann es bewiesen werden,
dafs das naturgemäfse ZusammentrefTen von
Hitze und Stille in dem Jahre 179a, gerade
so wie im Jahre 1762 Statt fand 9 und dals in
der Zwischenzeit vpn 3o Jahren kein atmo-
sphärischer Einflufs eintrat, um diesen perni-
cioson Dunst aus seinem faulichten Lager her«
vor zu rufen?
Die Krankheit erschien zu Cadioc ewei
Mal in einer Zwischenzeit von 36 Jahren.
Kann es bewiesen werden, dafs 1764 und
1800 die Hitze und Stille der Atmosphäre zu
Cadix dieselbe war; dafs die Ausdünstungen
der Erde in diesen Jahren dieselbe Beschaf-
heit hatten ; waren die Einwohner im gleichen
Grade angehäuft; der Manffel an Reinlichkeit
in der Stadt derselbe; ungf trat in den zwi-
schenliejgenden 36 Jaliren kein sol dies Zusam-
mentreffeu von Umstiändenein? Wariini kam
E
- 89 --
»Krankheit in Gibraltar nur ein Mal vor?
es, besonders von dem Herbst 1704 9 er-
esetij dafs er heifser war, als ein anderer ,
ssen man sich erinnert? Stand aber der
lermometer nie auf 80^ oder höher in einem
dem Herbst als dem von 1804? Oder wa-
a die secnindären Ursachen, Furcht, Fatigue
llte, Unmäfsigkeit u. s. w. mächtiger, als in
(end einer frühem Periode? Stimmt die
»calität von Gibraltar mit Dr. Millers er-
na Satz tiberein, dafs die schädlichen Aus-
nstungen von niedrigen und feuchten Bo-
n en^pringen?
Es scheint eine ganz natürliche Frage zu
n, warum diese furchtbare Ausdünstung
e allgemeinste Ursache der Krankheiten
der iHatur,, so selten in den Gegenden
dl wirksam zeigt, wo der Typhus icteroides
der entschiedensten Gestalt vorkommt; und
Euiim von solch' einer allgemeinen Ursache,
cht auffallende Effekte in Plätzen hervor-
fbracht werden, die jede Nebenbedingungen
. ihrer Erzeugung darbieten? Diese Schwie-
S[keiten w^raen sämmtlidi beseitigt, wenn
an ein Gontagium annimn^t, zu' einem Zeit-
mkt, wo die secundären Ursachen in voller
raft sind.
Allein die Angabe von Dr. Miller^ wei-
te beweisen, da(s kein Zusammenhang be-
erkt wurde zwischen der Quelle des Con-
giums und und der Ausdehnung der Krank-
et; dafs es sich nur in einzelnen Plätzen
isbreitete; dafs die Aerze zu New-York un-
igesteckt blieben; dafs davon befallene Per-
men die Krankheit nicht mittheilten, wenn
e in die Stadt £[ebracht wurden, steht der
nnahine dieser Ursache fas^ entgegen.
— go -^
Bei diesen sich enteegenateheiKlen Theo-
rieen, deren jede durch sprechende Thatsa^
pheh unterstützt wird, jede wichtige E^lwen-
fdungen zi^lälst, . bleibt der W^hrheitsforscher
in einem ungewissen Schwanken zwischen dem
Dunst von Dr. Miller und dem animalischen
Contagium von Dr ßlanc^ Er sieht hin anf
den Zeitpunkt, wo correcte Witteningstabel-
len den Zustand der Atmosphäre in solchen
Plätzen, wo der Typkiis icpproides vorkam,
sowohl beim Dasejn, als Nichtdaseyn der
Krankheit vollständig angegeben haben werden.
Ist Miliares Meinung die richtige, so werden
zuverlässig zweckmälsige Untersuchungen der
Atmosphäre mit Hülfe der genauen Analyse
der neuern Chemie einige Varietäten in der
Qualität und Mischung der Luft, wahrend der
gesunden und Kranken Jahreszeit^ entdecken.
Wird das gelbe Fieber durch eine pernio
piclse Ausdünstung oder einen in der Al»
mosphßre schwimmenden Vapor hervorge-
bracht, so kann man mit Grund erwarten, ,
dafs einige ihrer Eigenschaften erwiesen^ we-
nigstens ihre wirkliche Anwesenheit darge-
legt werden wird. Die Natiir der Sättigung,
%der Atmosjphäre, als existirende U^ache des
gelben Fiebers, auszumitteln, scheint vpn sol-
cher Wichtigkeit zu seyn, dafs es w,olil als
Beweis einer weisen Regierupg angesidien
werden kann, wenn sie die zweckn^si^ten
Mittel zu dieser Kenntnifs zu gelangen an-
wendet und diesen Zweck durch eben %<^
strenge Gesetze zu erreichen sucht als die
Quarantaine. *)
\
*) Der Gebrauch mineralsaurer Galiarten » nach den
Erfahiun^eik von Des^enmus im Uoapittl su f^«/
^ ?t —
Die' Fieber haben in dem Jahre 1807 die
Aufmerksamkieit ganz 'vprzügUch auf sich ger
zogen. Ihre crofse Zßhl ii|iter den da« idenschr
licme lieben begleitenden Krankheiten macht
sie deren wertht In einef gelehrten Unfiersu»
chnng über den Sitz und oBe Natur des Fie-
bers, in so fem sie sicH aus den Phänome-
nen, Ursaphen und Folgen ableiten lälst, be-
hauptet Dr. Cluuerbuchy *) die Krankheit be-
stehe in einer topischen Affection ^e% Ge-r
hirns ai|f EntzUnfliing jgegründet. Diese Hy-
pothese stützt et* auf genaue Üntersuchnng
der Symptome der Fieber^ustände^ welche
sämmtiich, wie der Verf. lehrt, vor einer
krankhaften Beschaffenheit der Theile in
d^r Sphä4elhöhle abgeleitet ^verdon können^
Cr h^t einen strengen, aber geschickten und
scharfsinnigen Recensenten an Dr. ßeddoes**)
gefunden, der in seinien anatpmischen unq
praktischen Untersuchungen d^s F;eber be-
treffend ? zeigt, dafs die Krankheit eben sp
d« GrßCf, yox^ Pinel in dier Sßhetrier^, I]n4 to^
J^onfean, deutMi (|uf ibre groft« Kr^ft gegen die An*
•teckupg des gelben Fiebert;. Der Arst CabßnelUM
fchloCi *ipb selbst niit ie^i^en beiden Söhne« und
48 andern Perfonen in dM Hotpittl xii Carth^genf^
ß\a, yro»e\h$t eine grofiie 2*bl Sfenfcben tm gel-
bep Fieber gestorben wtren. Nach einem Aufenthalt
von 4q T*K^"# wahrend welches er sur Vorsicht mi«
nefalsaure&äucheruDgen anwan^te^ blieben alle phno
die geringste UnbequemHchlieit. yi^ljeicht ist dic"
fes ein epeii $Q starker Beweis für die nic)it con-
t^|iöse Katur der Krankheit^ alt die Wirksamkeic
des ochutzmittelf.
*) Epqpiry ix^to the Seat anjt Natura oF Ferer^ })f ffen*
ry Cit^ter^nck M. D.
^^) Research es an#tomical and pr«ctic«l pn Ferer, af
connected with inflammation ; by Xh. Beddou.
— 9» —
oh von LoIealafFectionen anderer Theäe als
des Gehirns entstehe, und daTs* die Meinung,
es habe seinen Ursprung von einer topisches
AtTection des Gehirns, wenn sie auch wahr
sey', nicht das Verdienst der Originalität h-
be, da sie schon von Bhumelius^ zu Nünn
berg i6a4i Marteau de Gram/iUiers in Frziii»
reich, fV'endelstadt zu Wetzlar 1794 imd
nocii kürzlich von Ploucquec zu TübiBga
angenommen worden.
A Phillips Wilson *) sucht ia einem Ver-
suche über die Natur des Fiebers die Graad-
sätze der Behandlung durch eine Auseinan-
dersetzung der näclisten Ursache zu begrün-
den. — Ein neuer Abdruck eines kleinen
Traktats von der Ursache des gelben Fie-
bers und die Sicherun£;smittel dagegen an
Orten, die noch nicht oavon befallen sind,
von dem einst berühmten Thomas JPayme**\
verdient wegen der einfachen Kraft des Styls
und der Klarkeit der Beweise angemerkt zu
zu werden. In einer Inauguraldissertation zu
Edinburgh, de Typhi remediis von Dr. Bald'
win IVake^ werden die wohlthätigen Wir-
kungen der Gestatioii^ sowohl durch -eigne
jErfahrung, als durch mitgetheilte Thatsachen
von Freunden, eindringlich auseinanderge-
setzt. Die merkwürdigsten Fälle kamen bei
der gezwungenen Entremung der Soldaten
aus den Hospitälern in Hem schlimmsten Wet-
ter vor. In diesen Beispielen war die gute
*) An EMty on ihe Nature of Fever; by A. P, fVil^
•on.
♦•) The cauie oF tbe Yellow Fever and ibe Means of
preventing it in pUces not yet iiiFected vritb .it; by
TkortifJkt Payru.
~ 93 —
[rkung zu aulFallend) um nicht bemerkt 2U
rden. Bei dem Krankentransport im Früh«
g ^794 ^^^ ^^^ Hospitale zu St. Guislaiit
zh jD ender mondey einer Reise von vier Ta-
1, kamen Beispiele von Erleichterung der
^rschlimmsten Symptome vor. In dem
engsten Wetter mit häufigem Schneegestü'-
r, wurden mehr denn Hundert Kranke, die
1 Fieher litten, auf offnen Wagen von Emb-^
fi nach Bremen gebracht, mit dem glück-
isten Erfolg. Besonders bemerkte man ^
]s das Delirium schwächer wurde» Dr. ff^a^
sfBeobadhtungen führen ihn auf den Schlufs,
dafs das Herumfahren- der Kranken in dem
zten Stadium der Fieber sehr wohlthatig
'-; 2)fdafs man dasselbe in offnen Wagen
mehmen sollte, damit die Kranken die freie
ft geniefsen und durch die Abwechselung
iier Gegenstände sich erheitern können;
dafs es täglich S oder lo Stunden bis zur
Fangenden Genesung fortgesetzt werden
isse. Die sehr triftigen, von Dr. W. erzähl-
I Fälle, spUten die Aufinerksamkeit der Fa-
Ität auf dieses IVfittel leiten, das wahrschein-
bi dadurch die Fiebersymptome mildert, dafs
einen Theil des angehäuften WärmestofFs
tzieht. £s giebt wohl wenige Praktiker,
liehe nicht gesehen haben, da& Fieber plötz-
h gemindert wurden, auf eine Weise die
;ht auszumitteln, oder nicht einzusehen war^
ihrscheinlich aber durch Ei^fluis der kalten
d frischen Luft. Kranken, die in dem Ge*
Lgnifs eines Hospitals eingeschlossen, ocler
dem untersten, mit giftigen Ausdünstungen
rdfiwässerten, Schiffsraum eingemauert wa*
a, mufs da]i Einadunen der irischen Hirn-
- 94 -^
hiels-LüFt eine erquicl^ende Herz&tärkütigi und
bft ein -v^irksames Heilmittel seym
^^ii^iJA
£)ie Medizinal einrichtüü^eii id . det tog-
lischi^n Marine haben gegtowärti^ den höcb-
^teh Grad von Vdllkdiniiiehheit erreicht. Es
ist jetzt nichts Ung^wöhnliäies^ dafs Schiffe
3o Wöcheii iii See sind, und vömg wohlbe-
halten in den Häfen züi*UclLk.ehi^; Eiii Drei-
decker veriohr auf e'iiler Fährt von ^g M^o-
cheii iiicht einen Mänii durdi Krankheit uud
ein anderes Schiff^ che Deßähbeiy bliisb änf
einer Station bei L'Orient eilf Monate/ nnd
war, als es in den Hafen zurückkehrte^ schon j
in einer Woche wieder ini Stande in See zu
geheii; Gaiize Geschwader mächeii Reisen
nach . Westindien, Amerika und Neufundland
und kehren nach England zurück, völlig im
Stande in die Sclrlacht tu gehto. In frilheni
Kriegen konnte eine Flotte keine Reise nach
Westindien oder Amerikd machen^ ohne auf
mehrere Wochen wegen KrarlkKtiiteii in ei-
nen Hafen zu laufen; und diis grofae Flotte
wurde j nach einer, nach jetzigen Begriffen
sehr kurzen. Fahrt, zu Spithead eine beträcht-
liche Zeit aufgehalten, weil sie das Haslar
Hospital mit ihren Kranken nicht nur ange-
füllt hatte, sondern auch genöthigt war, am
Ufer Zelte aufzuschlagen, um iuidere unterzu-
bringen, die in jenem geräuniigen Gebäude
keinen Platz fanden; Den vortrefflichen durch-
dachten Einrichtungen und. Maalsregeln des
Lord's St. /^/ice/i^ verdankt die Nation ^ese
grofsen Vortheile. Sie sind eben so vemünf-
- 95 -
tig, einfach ab der Sache angeinesseii. Sii
beruhen vorzüglich auf der Einrichtung von
besondeixi Plätzen für Kränke ) die von dem
f[esunden Theile^ der Schififsgesellschalt ent-
emt sind; auf der strengsten Sorgd für
Reinlichkeit^ dadurch; dafs die Verdecke liicht
mit Wasser abgeschweitipit^ sondern mit Sand
und Steiheii trockeil geiiebeii werden; auf
sorgsamer Ventilation;, regtelihäisiger Auslüf-
, tung der Betten und Bettüther; auf Einfuh-
rung einer der Jahreszeit üiid dem Clima ange-
messenen Bekleidung^ besonders des Oebräudii
von Flanell im Winter^ als eines Mittels Briist-»
krankheiteii vorzubeugen; und endlich auf
AnschafEimg eine^ iieicnlichen Vorraths Vege-
tabilisdier oäure.
- 96 -
IV.
Verhindertes ScUingen
dnrch
9
Desorganisation in der Spei^eröliri
hervorgebracht.
Von
Docn und Prof» Heineken
cu Bremen.
D,
as Unvermögen die Nahrungsmittel frei
und ungehindert durch die Speiseröhre in
den Ma^en zu bringen^ gehört nicht allein
zu den fürchterlichsten ^ sondern leider auch
sehr oft zu den unheilbaren Krankheiten.
Die Ursache dieses Uebels kann 'vrandel'-
bar oder fix seyn^ und im letztem Falle ist
^ew^öhnlich ein oder anderer Desorganisations-
l^ehler in der Speiseröhre oder in ihrer Nähe
orhandeU) der auf eine medilwsthe ~Wei*
Sf
— 97 —
se diesen Kanal verengert oder ihn ^usam-
mendrückt« ^
So lange dieses tJebel wandelbar ist, so
lange ist auch noch Hofinung zur Heilung
desselben vorhanden; allein die Hülfe muU
früh angewendet werden und der Natur der
wandelbaren Ursache angemessen sejn, Sonst
entstehen sehr leicht durch ihre fortgesetzte
Würkung Desorganisations « Fehler^ uie aller
Kunst spotten*
Man erkeimet diese Veränderung göwölm-
lich bald aus der sidi nie entfernenden Be-
schwerde die Nahrungsmittel liinunter zu brin-
gen, und aus dem beständigen Bestreben der
Natur, sie wieder heraus zu werfen^ ehe sid
den Ort ihrer Bestimmung, nemlich den Ma-
gen erreicht haben.
Aber zuweilen ist wirklich ein mechani-
sches Hindernifs in * oder in der Nahe def
Speiserohre gegenwärtig, und dennoch JSnden
sich Pausen ein^ in weichen die Speisen un-
gehindert durchgehen und zum Magen kom-
men können, da in andern kein Krumen^ kaum
'ein Tropfen Flüssigkeit hinuntergebracht wer-
den kann.
Dieser Fall gTebt leicht tu grofser Täu-
schung die y^ranlassuflg und erregt Hoffiiiing
auf Heilung, die fast immer trügt.
Der Fall welchen ich hier dem ärztlichen
I I^ublikum übergebe^ war Von dieser letztem
Art; hier waren ?;uweilen so gute 2wischen-
>u räume vorhanden ^ dafs man berechtiget 2U
seyn schien, das Uebel fUr geheilt zu halten^
und dennodfi waren so wicntiffe utid gewifs
unheilbare Desorganisations-Fehlel* vorhanden*
l«Iur die Mitwürkung. einer wandelbaren Ur-
sache, eiAes bald die Speiseröhre afläzir^ndeiL^
- 98 —
bald sie wieder verlassenden Reizes, der bei
seiner Wirkung auf diesen Kanal eine sol-
che Zusammenziehung und Verengeruilg des-
selben bewiirkte^ dafs nichts hindurch konnte,
der also gemeinschaftlich mit der mediani-
sehen Ursache würkte, konnte hier in An-
spruch genommen werden j da wenn die me-
oianische Ursache allein gegenwärtig war, noch
Räum für hindurch dringende Nahrungsmittel
übrig blieb.
Der Kranke, von dem hier die Rede ist,
war ein Mann Ton 47 Jahren, der' niemals be-
deutende Krankheiten erduldet hätte, sondern
sich bis zu dieser Zeit iiiehrentheils wohl be-
£and;
• • •
Nur dann und wann litt er ian Kopfweh
und rheumatischen Schmerzen», des Kopfes^ die
zum öfterri so^ heftig . wären j dafs er iie für
unerträglich ausgab. Er war ein sehr sanfter
Mann^ nur zuweilen etwas jähzornig; Sein
Ansehen war gesund und frisch^ er war nicht
stark von Muskeln-, hatte aber eiiie seinem
Körperbäue angemessene Stärke. Bewegun-
geuj selbst schnelle und anhaltende^ könnte er
ohne Anstrengung ertragen^ und alle geistige
und körperliche Functionen würden in un-
gestörter Völlkommeiihieit verrichteti
Dieser normale Gesundheitszustand dau-
erte bis ohngefähr ein Jahr vor seinem Tode
da er einige unangenehme und fortdauernde
Gemüthsbewegungen hatte, deren üble Wir-
kungeii zuerist an einer gröfsern SeeIehrei^
barkeit un,d verdrüfslichen GemuthstimmiiDjf
wahrgenomq;ien wurden; Die körperliche
Gesundheit schien änJPängs weiter nicht dabei
Ell leiden^ ^^^eüts Verdauung, Schitff und
— 99 —
die übrigen körperlichen Yerrichtttn^en gin«
gen gehörig von stattei;i. i
Allmählich stellte sich äbier eine Beschwer-
Ae «ein, die ihm so unbedeutefnd schien, df^s
er es nicht der Mühe werth hielt ^ etwas da-
gegen zu gebrauchen; * Er «empfand hemlich
zuwi^ileil beim Hinunterschlucken der Speisen
eineil Widerstand beim Durchgange dersel-
ben durch den Schlund^ wodürich sie gehin-
dert würden in dän Magen zu kommen, und
rriit Schleim vermischt wieder in die Höho
kämien und ausgeworfen werden mufsten.
Ein ganzes Vierteljalir achtete er dieses
Uebel liicnt, da er weiter keine Unbequem-
lichkeit davon hätte, als dafs er oft mitten
iil d^i* Mahlzeit und beim besten Appetit
gehöthigt würd^, mit dem Essen aufzuhö-
ren^ indem er nichts weiter hinunterbringen
konnte.
Gaiize iTagö vej^gingenj an welchen er
von dieser Beschwerde nichts verspürte, dann
aber wäröh auch andere an denen er wenig
zu sich nehmen und feste Speisen nicht an-
ders hinunterbringen konnte^ iais wenn er
£ie 1 *lt vider Flüssigkeit hinunter £U spülen
suchte. '
Jetzt empfand er aucn einen unangeneh-
men Druck in der Brust, , olihgefähr in der
Mitte des Brüstbeins, der beim Hinunterschlin-
gen der Speisen vermehrt ^wurde, und wo er
bei dem Durchgange derselben den Wider-
stand, welcher sich däsdbst fand, deutlich zu
fühlen glaubte«
Jetzt suchte fei* zui^rst arztliche Hülfe.
Nach der jetzigen Form der Krankheit, jund
nach det^ Abwesenheit alter andern Anzeigen,
konnte man nicht anders schliefsen, als dals
G a
lOO
ein organischer Fehler des Oesophagus, beste-
hend in einer Verengerung desselben, vorhaa-
deft sey. Verdickung der Häute desselben,
ihre Anschwellung, Auftreibung und Verhär*
tung der Schleinibälge rn ihm, oder gar eine
polypenartige Afterbildung in demselben, wa-
ren die -wahrscheinlichen Ursachen, denen
man dieses Uebel zuschreiben konnte. Da
aber das Uebel noch nicht konstant war, son*
dern zuweilen deutliche Pausen hatte, sojtonn*
te der Gedanke von einer wandelbaren, auf
den Oesophagus bald als schädlicher Reiz win-
kenden, bald sich wieder davon entfernenden
Ursache nicht unterdrückt werden%
Der nächste hier in die Augen springen-
de Reiz war der rheumatische StoflF, der sonst
bei dem Kopfweh eine so wichtige Rolle ge»
spielt zu haben schien; besonders da nach
der Erscheinung des jetzigen Uebels, diese
Schmerzen sich fast ganz im Kopfe Verlohren,
dagegen, obgleich nur flüchtige bald hie bald
dort, in den Gliedern eingefunden hatten.
Um beiden Indikationen, so riel möglidi
war, eine Gnüge zu leisten, wurde die Tin»
ctura antimonü saponacea verordnet, mfelche
der Kranke nicht allein gut vertragen konnte^
sondern auch sehr gute Wirkung davon ver-
spürte, indem sich sowohl der Druck vermin-
derte, als auch die Beschwerde des Hinunter-
schlingens der Speise gelinder wurde, Ja sich
bei weitem nicht so oft einfand, als vorher
geschehen war. Dieser gute Erfolg veranlafs-
te einen mehrere Wochen anhaltenden Ge-
braucli des besagten Mittels, endlich aber ver-
sagte es die erwünschte Wirkung und es wur-
'üe die Anwendung andrer nothwendig? denn
: Druck vermehrte sich sehr, und die Be-
lOI r—
schwerde des Hinuntersdilingens^ so wie das
darauf erfolgende Erbrechen, wurden so stark,
dafs oft in ganzen Tagen nichts genossen
"Werden konnte, wodurch der Kranke sehr
litt, und zusehends an Kräften verlohr.
Es \^rd jetzt (im October) das ver&üfste
Quecksilber in kleinen Dosen mit Cikuta ver-
ordnet^ dabei an versciiiedene Stellen des x
Kürpers Blasenpflaster gelegt, die Brust - und
Magengegend mit dem Oleo cajepuCy dem
Balsam o vUae und Tinctura cantharidum
eingerieben und über dieselbe das JEmpla^
stram scamaclncuni PJu n. geleget.
Der Gebrauch dieser Mittel hatte aber-
mals den guten Eifolg, dafs die Speisen fei-
ner durch den Schlund gingen, das Erbrechen
aufliörte, und der Druck ganz nachliefs; es
stellte sich besonders des "Machts eine^tärkere
Transpiration ein, und in den äufsern Extre-
mitäten erschienen stärkere und'anlialtendere
rheumatische Schnierzen. Schon jetzt, dachte
man daran, lauwamie Bäder zu Hülfe zu neh-
men, allein die strenge, kalte Wit erung und
mehrere andere Verhnlti^isse. verhinderten für
jetzt die Ausfuhrung desselben*
Es wurde mit dem Gebrauche oben an-
gegebener Pulver fortgefahren und zwischen-
durch des Mel. Gratnin. Taraxaci ipit dem
Ld€fuore tärtari ace^a// genommen. Das Uebel
schien sich . hieb ei . zu mindern, wenigstens
fiihlte sich der Patient viel erleichterter, konn-
te zwisdiendurch .^hne Beschwerde essen und
auch seine Gesichäfte verrichten.
Da der längei'e Gebrauch des versüfsten
Quecksilbers nicht viel mehr zu würken, und
die Verdauung dabei zu leiden schien, so wür-
de es eine Zeitlang ausgesetzt und an seia^:^
— loa —
«tatt eine Mischung au^ dem Mellag^ T($ra-
xrci'y Exrrac^o Cardui b^nedicti cum aqua
Auramiormn et Aqua Z^^zfroc^r^iiii verordnet^
welche wohl einen Monat lang gute Dienste
leistete, jßesonder^ schien das Kirschlorbeer-
Wasser \yphlthätig zu "^virken, 4eiia bei der
Vermehrung der Dose desselben, so dafs es
zuletzt bis zu einer Drachme in jeder Gabe
gedeicht wurde, fand der Krat^ke neue Er-
leichterung seiner Beschwerden und wenigen
Widerstand im Schliinde.^
Diese Besserung war aber nicht bleibend,
ja schon im Anfange des December^ kanten
mehrere und fast täglich Perioden, in welchen
es niclit allein unmöglich war, etwas^ hinunter
zu bringen, sondern auch alle Speisen,* so wie
sie an den Ort des Widerstandes in der Spei-
seröhre gelangten, mit, grofser Ansfk'engiing
und mit vielem Schleim gemischt wieder her-
ausgeworfen wurden.
Da das AbwechsÖiide des üebels einen
die Speiseröhre nur zuweilen ganz verschlie-
fsenden Krampf verrieth, inden> dieses der
Gonstanten, und in einem Organisation5-Feh-
1er dieses Kanals bestehenden Ursache nicht
zugeschrieben werden konnte, so wurde
mit der Belladonna, als eines auf die Speise-
röhre eigenthümlich wirkenden Mittels ein
Versuch gemacht, und die gepulverten Blätter
derselben zu einem Gran drieimal täglich ge-
geben, Allein hierauf zeigte sich keine
neilsän^e Veränderqng, yielrtiehr schfen die
Beschwerde des Schlingen? häufiger 211 kom-
men, und der AnfaU dc^rselbei;! länger zu
dauern. *
In Rücksicht der guten Wirkungen, welche
<Hn VeTSÜtsXei^ Qu^ick^Ubeif Tf^rahrgenoinmen
— io5 —
waren, welches noch bis jetzt alle amder^ INfit^
tel übeitrofien hatte , 'griff man wieder zu
dems^lbto, liefs sechs Gran davon innerhalb ^^
vier und zwanzig Stunden nehmen und verband
dasselbe noqh mit dem Kampfer und kleinen
Gaben VQn Mohnsaft, dabei wurde ein Bla-
senpflaster auf der Brust gelegt. Die £rleid|i-
terung und Abnähme • des Uebels nach dem
Gebrauch dieser Mittel war auffallend und so,
dafs oft in mehrem Tagen nach einander kei-
ne Spur des Uebels zum Vorschein kam, und
der Kranke wie ein Gesunder afs und trank,
weswegen auch den ganzen Monat December
durch mit den Mitteln k^ine wese^itliche Ver-
änderung vorgenommen wurde.
Allmählicn aber zeigte ^ich einige Wir-
kung des Quecksilbers aufs Zahnneisjch, die
den Gebrauch desselben auszusetzen rieth.
Da sich aufserdem mehrere rheumatische
• Schmerzen in den Gliedern äufserten, und die
Kräfte des Kranken etwas gelitten zu haben
schienen, so wurde ein Inft^umVßleriane
mit Kampfer dem Ammonio acetoio und
dem Extracto aconiti verordnet^ und mit
diesen und ähnlichen Mitteln als der Sen-
nega- Wurzel, dem l^iquQr Cornu Cers^i s^ccU
nato, der Tinctura Moschi artißcißli^ dem
Opio 1den Umständen nach abgewechselt, und
aufserdem die Brust mit dem Mtmplaströ de
Galbano crocaio^ wozu Sal CQrnu Cen^i und
Opium geipischt war, bedeckt. Die vorhin
angegebene gute Ansicht der Krankheit hÄtte
^ich bisher nicht allein erhalten, sondern auch
noch vermehret, so dafs man nicht ohne Grund
^ hoffen konnte, da$ Uebel zu bezwingen. Al-
lein leider war die Dauer dieser guten Pause
nicht anhaltend, denn schon gegen das Ende
— fo4 •—
Jeft Jenners stieg es wieder tu einer sokjien
t Höbe, dafs oft in vier und zwanzig Stuni-
den nicht ein Tropfen hinunter gebracht wer»
den konnte, und der Kranke dabei von Ma-
gen-Krämpfen nind immerwährendem Würgen
gequält und sehr angegrÜFen wurde. £ioe
Mischung au$ Essentia Asae foetidae, Casuh
rei und Opio^ so wie das Einreiben des OW
eaieput mit Opium, in der Magengegend Ha-
derte zwar dasselbe, ohne indessen seine Wie-
derkehr zu hindern^
Jetzt hatte mein geehrter Freund Hr, Dr.
Albers die Güte, mit mir den Kranken ai
besuchen und mich bei der femern Behand-
lung zu unterstützen.
Wir waren beide der Meinung, dafs ein
organischer Fehler in der Speiseröhre vor-
handen sey, von dessen Entstehung wir kei-
nen andern Grund, als das rheumatische Übel
auffinden konnten, welches sich auf den Speise-
' kanal abgelas^ert, zu einem Organisations-
Fehler desselben die Veranlassung gegeben
hatte, und noch jetzt die Ursache, d^er krampt
haften Konstriktionen desselben sey^ Wir
mufsten also solche Mittel anwenden, welche
sowohl auf das örtliche Übel wirkten, als
auch die wahrscheinliche erste Ursache des-
selben zu entfernen im Stande waren.
Zu diesem' Zwecke wurde wieder das
versüfste Quecksilber mit dem Zinkkalke ver-
ordnet, der Gebrauch warmer Salzbäder an-
gerathen Tuid Ve$icatorift an den Beinen ge^
legt.
Nach wenigen Tagen, an welchen diese
Verordnungen befolget, und zu dem Quecke
Silber und dem Zinkkalke noch Kampfcr ge-
fetzt war, verloi*en sieb wieder die Beschwor"
— io5 -^
den des Schlingens in so .weit> daf$ sie nur
noch ganz einzeln und Iturz anhaltend er-^
schienen; Jas Würgen aber sowohl, wie der
Magenkrampf ganz ausblieben.
Dagegen wurden nun aber die rheuma-
tischen Schmerzen, vorzüglich im linken Beine^
heftiger und störten zum öftern die Nacht-
ruhe, Nach jedem Bade fand sich ein allge-
meiner, sehr erleichternder Schweifs ein, und
der Kranke fühlte sich im Ganzen genommen
sehr wohl; Appetit, Verdauung ; Ausleerung
waren gut, und der fast noch immer fühlbar
gebliebene Druck in der Brust war ^anz ver-
gangen, .
Um noch kräftiger auf^s Haut- Organ zu
wirken, ^Is bisher durch die Bäder geschehen
war, deren wohlthatiger Einflufs auf das ört-
liche Übel durch stärkere Hervcyrrufung der
rheumatischen Beschwerden in den äuiseren
Theilen i.icht zu verkennen war, mischte man
mit den Bädern das kaustische Kali anstatt
des Küchensalzes,
Nach wenigen Tagen nach der Anwen-
dung dieser Laugenbäder zeigte sich eine
kräftige Reaktion im Gefäüsjrsteme, ein be-
deutendes Fieber, Vermehrte Transpiration,
und das rheumatische Lei<len bildete sich in
den äufseren Theilen, vorzüglich , in den Bei-
nen ^ stärker aus; das örtliche Übel in der
Speiseröhre >^egte sich aber fast nie oder nur
sehr leise, «
Ohngefä)ir vierzehn Tage wurde mit die- '
sen Bäder»- fortgefahren , und da das Queok-
silber wieder auf die Zähne und Sp(*icheldrü-
sen zu wirken anfing, der blolse Gebiauch
des Zinkkalkes mit Kampfer, Kxtractuwi
Aconiti, nnJ 2;uw«ilen der heftigen Sd\w\fev-
— io6 —
zen wegen mit etwas Opium fortgesetzt. Da
{iber das fieber jetzt zu stark zu werden und
die Kräfte des Kranken zu sehi^ zu zerstören
• * • - -
drohete, so liefs man die Bäder aussetzen, und
verordnete innerlich ein Decoctum Ilad» Sa-
leb^ cum Elixir acidöy und liefs zwischen-
durch, der Leibesyerstopfung und andrer sich-
zeigender gastrischen Beschwerden wegen, ge-
linde abführende Mittel aus TamarinLoen und
ähnlichen Dingen nehmen.
Indessen blieb das Fieber und n^hm noch
eher an Heftigkeit zu, und hatte ganz den
Karakter einer vollkommenen Synoche, mit
vollem harten Pulse, grofser Hitze, l^eftigen
Schmerzen in den Extremitäten mit anvermin-
derter Kraftäulserung und Wirkungs^^rrnögen.
Diese Form der Krankheit machte die
Anwendung reizmindernder, kühlender Arae-
neien nothwendig,- und durch diese "wurde
das Fieber zu einem gemäfsigtem Orad her-
untergebracht.
Jetzt befand sich der Kranke einige Tage
bedeutend besser und, den Mangel an anhal-
tendem Schlaf abgerechnet, so wohl, wie er
lange nicht gewesen war.
Von 4em beschwerHchen Schlingen zeigte
sich nur noch sehr selten eine geringe Spur.
Plötzlich aber änderte sicli wieder die
Szene, denn auf einmal stellte siqh ein hefti-
ges Magendrücken, mit Würgen und Erbre-
chen einer grünen, bitter schmeckenden Ma-
terie ein, wobei der Kranke von der unaus-
stehlichsten Angst und Beklemmung gefoltert
wurde. Ein gelindes Brechmittel aus einer
Auflösung des Brech Weinsteins mit Castoreum
leerte eine sehr grofse Menge grün gelblicher
Materie aus, und xiaek dieser Ausleerung fand
I
— 107 —
sich der Kranke sq erleichtert, daf« er sich
ausdrückte, or sey yrie neu geboren. Einef
Mixtur aus dem Kali citratum und Tama-
rinden, bewirkte mel^rere ähnliche Ausleerun-
gen durch den Stuhl, zuf grofsen Erleichterung
des Kranken.
Ein hierauf gereichtes Decoct der JRadix
caryophjrUa$ae mit dem Elispir aci4zf/?s, un^
die angegriffenen Kräfte etwas zu heben,
konnte nicht vertragen werden, da dadurch
Beklemmungen und Druck in der Magenge-r
gend hervorgebracht Vurden.
Die abermaligen Neigupffen aum Erbre-
chen, der bittr* Geschmadk, die ganz unreine
Zunge zeigten noch zu deutlich auf ein zu
entfernendes Leiden der Gallen -Absondrungs-,
Organe, als dafs man nicht darauf hätte sein
Augenmerk richten sollen. Das Mittel, wel-
ches diesen Zweck ^u erreichen uns am pas-
sendsten schien, war die Ipecacuanha 'in kleir
nen Gaben zu einem halben Gran ftir die
Dose alle Stunde genommen. Wir hofften,
durch dieselbe den krampfhaften Zustand des?
Magens und der Gallen -Organe zu entfer-
nen, und die normale Stimmung derselben
wieder herzustellen,
, Wir erreichten auch in so weit unsere
Absicht, dafs die Neigung zum Erbrechen,
aufhorte, der Geschmack und die Zunge rei-
ner wurde und sich wieder etwas Appetit
einfand.
Aber die erwähnten Leiden und eine
schon über vierzehn Tage angehaltene Schlaf-
losigkeit hatten ein beträchtliches Stocken der
Kräfte und ein gröfseres Hervortraten der
Sensibilität mit deutlichen Leiden des Gehirne
zur- Folge ^ sp dals der Kranke yiel \wid. o^
-**- iia —
tung' zwischen der Speise- 4ind Luftfahre
Platz gehabt hatte* Unter diesar Afterbildung
erhielt die Speiserühre ohngefähr noch am
eine Länge von zwei Finger Breite ihre na-
türliche Beschaffenheit wieder^ und ging mit
dieser in den obern Magenmund über.
^1 >
^-
— 113 -—
mm
V.
Heilung einer Hydrocele
ohne Operation
an einem 40jährigen Maniie
durch innere und ftuftere Mittel
von ^
Dr. ß. Ottendorf
in Heidelberg.
J^Uf wenige Ärzte und Wundärzte glauben
an die Möglichkeit einer^ ohne Operation,
blofs durch innere und äuFsere Mittel) zu hei-
lenden Hydrocele, bei schon vorgerücktem
Alter, so zwar^ dafs sie sich bei noch ganz
jungen Leuten, ja bei Kindern kaum recht
getrauen^ mit einiger Sicherheit auf einen gün-
stigen Erfolg einer solchen Kurart zu zählen.
Dald dies auch nur bei noch nicht sehr
veralteter und einfacher .Hydrociele,
ohne Krampfaderbruch oder scirrhösen Testi-
kel) gesehenen kann, fst ohnedies aufser Zwei-
fel. Da demnach Beobachtungen dieser Art
selten^ und beinahe nirgends ohne zweifelnde
Joam. XXXn. B. 5 St. . H
•Jl : •
- "4 -
Zusätze zu finden sind; so war auch ich die-
' ser Meinung, und verdanke die Heilung in
vorliegendem Falle mehr der hartnäckigen
Weigerung des Kranken^ sich einer auch nur
palUativen Operation zu unterwerfen, als mei-
ner voraussehenden Hoffnung und zweckmä-
fsigen Kurmetho'de* Ich werde daher um so
aurrichtiffer alle angestellten Versuche erzäh-
len, wodurch, was das äufserliche betrifit, die
Kur sogar mehrmals unterbrochen wurde, bis
ich endlich zum Erstaunen schnell zum Ziele
gelangte-
In dem Augenblicke, da ich dieses schreibe
(Januar 1811.), sind bereits über 16 Monate
verflossen, seit ich meinen Patienten gesund
nach Hause entUefs, und erst vor einigen Ta-
gen erhielt ich einen Brief voll des Danks
für seine Wiederherstellung, die zugleich seine
übrige, stets schwankende GesuncSieit zu ei-
nem ihm seit seinem Leben nicht erinnerli-
chen Grade gestärkt und erhöht habe« Idi
glaube mich daher berechtigt, nach Verfluü
dieser Ze.?t, und bei dieser dauerhaften sJlge-
meinen Gesundheit, auch auf Bestand dieser
örtlichen Kur schliefsen, und diese fieobadn
tung bekannt machen zu dürfeifi«
Secretair PV.^ ein Mann über 4o Jair
alt, ledig, von Jugend auf schwächlich, zärt-
lich erzogen, und ängstlich fiir seine Gesund-
heit besorgt, litt sehr häufig an rheumatischea
Übeln, Krämpfen, Katarrhen, Hämorrhoide»
und andern Zufällen, die ilm nie zu einer
festen dauerhaften Gesundheit kommen liefsen.
Schon in seinem igten Jahre fing er seine
Laufbahn in einer Kanzellei an^ und gewöhnte
sich so sehr an die Arbeit^ dafs er sich kaum
^eine Stunde des Nachmittags ("bei heiterem
- u5 -.
Wetter) zu einem Spaziergange erlaubte^ und
oft spät in die Nacht fortarbeitete. Dies
mehrte sich um s'o stärker^ als er Sekretär
wurde, und nun auch mehr eigentliche Kopf-
arbeit auf ihm liihte. Sein Ehrgeiz erlaubte
ihm 5 trotz seiner schwächlichen Gesundheit,
nie^ etwas liegen an Isiss^n^ und dies alles
arbeitete er^ theils wegen seines kürzen Ge*
sichts^ theils um seine Brust zu schonen,
stehend. Hierin scheint mir auch der Haupt-
grund der Entstehung seiner Hydrocele zu
Kegen^ da er sich nie einer örtlich^ Einwir-
kung auf die Hoden^ durch Druck, Stofs, oder
auf irgend eine andere Weise erinnern konn-
te ; seine Geschlechtstheile weder durch Selbst-
befleckung noch Ausschweifungen in der Liebe
im geringsten geschwächt, er sogar nie häu-
figen Pollutionen unterworfen war»
Vor einigen Jahren wurde er aus deinem
damals noch bestehenden väterlichen Hause,
wo vier unverheirathete Männer, der Vater
als Wittwer, ipit drei Söhnen, die alle das
dreifsigste Jahr längst überschritten hatten,
ein einfaches, zufriednes Leben, alle ängstlich
besorgt für der Ändern Gesundheit, gegenwär-
, tiger Kranke aber stets der schwäcnlichste,
geführt hatten, mit seiner Kanzellei in eine
la Stunden weit entfernte Stadt versetzt, und
so zum erstenmale sich selbst überlassen* Hier
änderte er nur in so fern - seine Lebensart,
als er des Mittags aufser dem Hause speiste^
sidi etwas mehr Bewegung machte, und hie
und da, gleichsam gezwungen, in mehr auf-
heiternde Gesellschaft kam'. Seine Arbeitsam-
keit, mit der Art, sie zu Verrichten, blieb die
nämliche ^ nur dafs er nach der jetzigen Ein-
theilung der Arbeit in Fächer^ bald wenig
H a
— ii6 —
bflld iibermäfsig viel zu arbeiten hatte, je nach-
dem gerade Gegenstände seines Faches ver-
handelt wurden.
Seine Ciesundheit hatte hiebei, da bei
milderer liiift an seinem jetzigen Wohnorte
ihn wenig rheumatische Zufalle plagten, bei-
nahe 3 Jahre lang kaum merkliche Anfedi-
tungen erlitten; und mit Erstaunen und Ver-
wunderung entdeckte er daher auf einmal
nachdem er einige Wochen, besonders bei
Bewegungen, leichte Schmerzen und Ziehen
in der rechten Lendengegend gefühlt hatte,
auf die er jedoch bei seiner übrigen stand-
haften Gesundheit wenig achtete, eine un-
schm erzhafte, sehr merkliche Vergröisening
seines rechten Hodens, wofür er die durch
Ansammlung von Feuditigkeiten verursachte ^
Ausdehnung der Scheidenhaut des Hodens
hielt. Bei dieser ersten Entdeckung hatte die
Geschwulst die Gröfse eines starken Hühner-
eies erreicht; demolltigeachtet entdeckte er,
theils aus Schamhaftigkeit, theils weil die Ge-
schwulst unschmerzhaft, und ihm deswegen
noch wenig beschwerUch war, noch unmerk-
lich wuchs, er auch noch keinen Arzt genau
kannte, niemand etwas hievon, virusch sich
öfters mit Branntwein, und war, gegen seine
früher bei unbedeutenden Kleinigkeiten be-
wiesene Aengstlichkeit, ruhig; bis n^ch Ver-
lauf von einigen Monaten die Geschwulst
schneller zu wachsen schien, gegen den Bauch-
ring heranzusteigen, und durc» Schwere und
Ziehen ihm beschwerUch zu werden anfing.
Es waren nun seit der ersten Entdeckung des
Übels beinahe 6 Monate verflossen, und folg-
lich, das Übel vielleicht schon ein ganzes .Jahr
alt. Nun ging er zu euiem Arzte , weichet
— n7 —
ihn aber nach gemachter Untersuchung zu ei-
nem Wundarzt verwies, welcher ajs ein sehr
erfahrner Mann bekannt ist, das Übel gleich
erkannte, allein nur wenig Hoffnung z^r Hei-
lung ohne Operation gab; ja ihn blofs durch
ein Suspensorium mit darein gelegten aroma-
tischen Kräutersäckchen hinhalten zu wollen
schien, bis die Ausdehnung des Hodensacks
j^elbst so weit vorgerückt wäre, dafs er be-
auem einen Stj[^ machen, und das Wasser
herauslassen könfRe; und, pbschon der Kranke
stets fest versicherte, er würde sich nie zu
einem Stiche, vielweniger zu einer gröfseren
Operation entschliefsen, ihn tagtäglich nur
von der nöthigen Operation unterhielt, und
sonst ganzer ^echs Wochen lang keinen Ver*
such machte. Es war wohl Kei dieser Be-
handlung kein Wunder, dafs durch die stete
Furcht und Angst über den endlichen Aus-
gang seines Uebels, auchseine übrige Gesund-
heit mititlerweile sehr abgenommen hatte ; er
fühlte sich heftig angegri£^n, Mangel an Schlaf
und Efslust verminderte seine Kräfte, und
brachte ihn zu dem £ntschlufs, Urlaub -zu
nehmelti und hieher zu reisen, um wo mög-
lich sich heilen zu lassen. Es war am aSsten
Julius ,1809, als er Abends hier ankan^ und
gleich Morgens darauf mich rufen liefs. Er
hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, und
erwartete ängstlich ineine Ankunft und mein
Urtheil über sein ÜbeL
. ^ Ich fand den Kranken auf einem Ruhe-
bette, blafs, elwas eingefallen, mit trüben,
todten Augen, stiets seufzend, immer fröstelnd,
und daher ganz in Wolle gekleidet, ohne die
geringste Eislust, mit Schmerzen in der Len-
dengegend, Drück und Ziehen am Bauchringe,
- ii9 -
Gliederreifsen, kleinem 9 mattem, schnellem
Pulse, kurz, sehr angegrifiFei» un4 voll Furcht
und Angst Dabei plagte ihi* noch ciiteres,
Iarj;L;sanies Urinlasseq, von stets gerwger Menge^
J3I »iiungen, Krämpfe, kurz; die heftigste Ner-
ven Hypochondrie, Bei Untersuchung seines
eigen tli(hen Uebels fand ich eine schon weit
Yorij^erückte Hydrocele, jedoch ohne «onsti-
g'^n V(^rdacht einer Gomplication mit Krampf-
aderbruch, oder verdorbendte scirrhösen Te-
st ikel, auf der rechten SeitÄ* Zwar liefs sich
hlutfu oben der Testikel, jedoch nur undeut-
lich, noch fühlen, pder vielmehr errathen, aber
die (Geschwulst war vom Bauchringe an ge-
rerjmet schon über vier Zoll lang, eirund, der
Hoilensack sehr angespannt, glänzend, fast
ohne Spur eines Fältchens, und nur bei einem
Drucke, oder Auflieben gegen den Bauchring
schmerzhaft, Der linke Testikel war gesund.
Aufs er dem Trogbeutel, aromatischen Kräuter-
säckchen, und hie und da Waschen mit Brannt-
wein war nichts gebraucht worden»
Ich gestehe gern, dafs ich bei diesen Um-
ständen keine Hoffnung hatte, diese Hydro-
cele ohne Operation zu heilen; auf jeden Fall
schien mir eine Ausleerung des angesammel-
ten Wassers nothig, wenn an einige Hülfe
sollte gedacht werden? Da sich aber der
Kranke, ehe ich mich noch äufserte, bestimmt
gegen jede Operation erklärte, bei dem Gfe-
danken an einen Stich oder Schnitt schon
ohnmächtig zu werden fürchtete, mir über-
dies die erste Indication Herstellung der Kräfc
te, Gemüthsnihe, Efs -. und Schlaflust des
Kranken schien, und ich bei vorgerückter
Körperkraft eher hoffen konnte, ihn, wenn
— 119 —
alle sonstige Versuche fehlgeschlagen wären,
^ zu einem Stiche zu bereden; so gab ich mir
alle Mühe, ihn zu beruhigen, versicherte ihm,
: dafs ich viele Hofhiung zur Heilung habe,
dafs aber hiezu natürlich Zeit, Mutfi, Geduld
und Zutrauen erfodert würden, u. dgl. und er
versprach, sich allen Anordnungen zu unter*
^ werfen.
Meine erste Ordination war demnach äus«
, serlich: i) ein besseres Suspensorium, gleich-
wolil, da der Kranke es gern sah, mit Spec
, aromat. eingelegt, und mit Spir. aromat. und
Tintct. opii spl. gelind befeuclitet. 2) üngCm
hydrarg. einer. 5ß. Camphor. 3/* M» S. Mor~
gens und Abends die leidende Stelle luemic
einzur/'iben. Ihnerlich: fy» Cort. perui^. se^
lert. ?ß- Coq, c. Aqu, fönt. s. f. adde Fol.
digital, purp. 3/- Rad. Valerian. syh. Zij»
Colat. ^vf. adde Spir. nitr. aeth. Z^ij\ Aqu.
juniper. Syr. rad. 5 aperient. H ^7- M. D. S.
Alle a Stunden i Efslößel voll. Dabei gut
nährende, leicht verdauliche Diät, Wein, und
des Abends ein Gl^isc:hen Anisbranntwein, an
den der Kranke längst gewöhnt war; und —
heitere Gesellschaft.
lliemit wurde innerlich bis zum Ende des
Monats fortgefahren; äufserlich mufste schon
am zweiten Abend Spiritus und Salbe, wegen
Wundwerden des Scrotums, ausgesetzt wer-
den, welches ich einstweilen mit einem Gerat
bedeckte. Der Krankef war etwa^ munterer,
hatte etwas mehr Appetit, schlief auch besser.
An der Geschwulst war zwar keine Vermin-
derung, doch auch' keine VergrüfseruHg zu
entdecken.
jjao —
Am I. August. Die Haut des Scrotums
war {»eheilt, dor Kranke den Tag über bei-
nalie ^aiiz aus dem Bette; der Appetit, Schlal
Puls besvser, nur war der Unterleib sehr ge-
bl 'Jit, und der Kranke über den öftern Drang
zum UrJnirfn unwillig. Ich suchte letzteres
n<H'li zu vermehren, indem ich ihm leichten
\A arhliolderbeerenaufgufs mit Wein, auch mit
etwas Arak zu trinken verordnete, und da-
mit folgeudo Vorschrift verband : ^. Cort,
C/iin, reg. ?/. Coq, c. -^w« fönt, j. f, aide
FoL digital, purp, Zif» Aad^ Vaterian. syh»
5ß. Colat. ±vj. adde, Tinct. aromat, ^ß. &jt,
papav. alb. J/. M. D. S, Alle % öiunden
i Kf\löJJel Toll. — ^. Hvdrarg. muriac. mit.
Gr, /. Alcoh. fol. digitaL purp, Gr. iß, Opü
pur, Gr. |. Camphor, Gr. fj. Elaeosacch, Va-
fti^L 9/ M. f. pulif. p. dosj\ et d^ tales no,
vuj, A. Morgens und Abends i solches Pid-
'ver, Start der Säckchen und Einreibimgen
^vurde die Geschwulst bedeckt mit J^, £mpL
Cirur,^ Hydrarg Vh iß Camphor. ^f. Ex-
acte mifc. S Täglüii fruch aufzulegen.
Am a. August. Der Kranke hatte gegen
MoriTen einigemal Diarrhoe mit Schmerzen im
Unterleihe, und war daher wieder ängsdicher
geworden. Ich liels der noch übrigen Arznei
Tin.vt. opii croc, ^j\ Aqu. . Cinamont. s. i>*
^'ß. Extr, hyosciam. 9ß. beimischen, und als
Abends keine Besserung erfolgt^ war, wurde
eine Emulsion aus weisem M^csamen und
Mandeln mit Chnmillen- und Pomeranzenblü-
ihenwasser mit Opium gegeben. — Eben so
am dritten, die Pidver waren ausgesetzt, das
Pflaster aber immer frisch aufgelegt -worden.
Am 4. — Linderung nach einer ruhigen
— lar
Nacht Der nodk übrigen Arznei wurde linct^,
Chiiu compös* i{i« Spir» nur. aetk. Zip Aqu4
flor, aurant. ^y. zugesetzt, nach liefen Been-«^
digung wurde Abends verordnet: ^. Coru
peruif. selec^. 5/. Coq. c. Aqu, fönt, s» /l
adde Flor, aurant. 3<(^* Flav^ed. cort. ejusd^
Ziij* Colat. ^vij\ add^ Tincu opü croc. W^
j4qu. Cinamom^, s. v. Syr. rub. id. iä ^*. iff^
D. S. Alle % Stunden si E/slöffel voUj und
bei gutem Erfolgt bis zum S» fortgesetzte,
-Das Pflaster schien in Vereinigung mit der
5tärkenden Arznei ' einigen Erfolg zu haben^
da der gespannte Hodensack. aiKing faltiger
zu werden; übrigens war die Minderung dec
Geschwulst an sich noch kaum zu merken,
sondern nur dadurch zu muthmaisen.
Am 8. '^ Alles durchaus besser! ruhi-'
\ • 7 ■
gere Nächte, besserer Appetit und Verdauimg^
gröfsere Munterkeit und Kraft; die Geschwulst
hatte wirklich merkbar an Umfang abgenom-*
men. Das Pflaster blieb: innerlich ein De^
coct. Chin. reg. mit rothem Enzian, Aether
und Pomeranzensyrup , und Morgens und
Abends 4o Tropfen von einer Misdbung voa
^ Theilen Tinct. Mortis hudov. und i Thei«^
le Spir. nity. aeth.
Am Qten. Das Pflaster mufste .wegen
Wundwerden der Haut des Scrotums auf$
neue abgenommen, und dafür ein linderndes,
austrockjoende^ aufgelegt werden«
Die Besserung hält Bestand; allein die
Haut des Hodensacks mufste geschont wer»
den, und erst am i3ten konnten aromatische
Krälitersäckchen mit Kampher, mit gutem
Branntwein angefeuchtet, aufgelegt werden,
y\'ährend dessen die Arznei nur viermal desTa-
^es, die Tropfen in verstärkter Dose genom-
men wurden» '
Am iG, war der Hodensack, gänzlich g^
heilt; die Hqut, die sich stark um den Tag
fiir Tag merklidier schmelzenden Hoden zu-
sammenzog, war etwas verdickter, als gewolm-
lieh, der Fähen sehr viel. Der Kranke rieb
nun wieder Üngt, hydrarg. ein. a Tbeile,
und Un^t, ditaitah purp, i Theil des Tages
zwei- bis dreimal ein, nahm statt aller Arz-
nei täglich viermal 5o von oben gemeldeten
Tropfen, g^eng fleifsig in freier Luft spazie-
ren, und nahm bei dem besten Appetit, Ver-
dauung und Schlaf an Kräften und Fleisch znoi
Erstaunen zu.
Am 19. Die Geschwulst hatte jetzt um
Äwei Driitheile an Umfang abgenommen, fing
nun aber an langsamer und unmerklicher zu
schmelzen; es wurde daher zu obigen Tro-
pfen etwas Tinct. digital, aetker. gös Azt, und
die Geschwulst mit folgendem Pflaster be-
deckt: R. Empl. resolu, Schmuck, ij, JJngi*
hydrarg. ein. 5vj\ Camphor. 3/ß. Ölei hyos-
ciam. 3ij\ L a. m, S^ Täglich frisch auf*
zulegen.
Am 25. hatte hierauf die Geschwulst so
abgenommen, dafs die noch übrige Vergrofse-
rung der rechten Seite des Hodensacks eher
der verdickten Haut, als einer noch zurück-
gebliebenen Wasseransammlung zugeschrieben
werden mufste. Demohngeachtet wurde das
Pflaster mit Ausnahme zweier Tage, an de-
nen die Reizung der Haut wieder Wundwer-
den drohte, bis zur Abreise fortgesetzt. An
-tft Zvj' Aerh. sulph^ 5ij\ Sign^ Täglich vUr*
— |a5 —
^diesen Tagen ^wurden Säckchen in da^ Sus*
uipensorium gelegt, welphe mit lUnze des fein-*
•sten Ohinapulvers und f Unze Spec. aromat*
^gefüllt und mit Branntwein celinu angefeuch-
jtet wurden, Ijpnerljch nalmi der Kranke
xfy. Tincc. C/än, comp» Tinct. Marc, Ludöu^
^mal 40 Tropfen,
• Am I. September war die Gesundheit
meines Patienten in einem Grade, ^dessen er
sich nicht erinnerte ; die Hodengeschwulst
giinzlich verschwunden, und selbst die ver-
dickte Haut fing pn, ihre natürliche Dicke wie-
der anzunehmen. Ich trug daher kein Beden-
ken, ihn für jetzt als geheilt mit folgenden
Vorschriften zu entlassen;
I ) Noch j4 Tage lang das Pflaster des
Nachts aufzulegen, den Tag über aber in sei-
nem Tragbeutel 2» — 3 Monate lang Säckchen
mit Alconol Chinae und Spec. aromat. zu tra«-
gen; den Tragbeulel selbst aber vor ij Jah-
ren nicht abzulegen,
2>) Innerlich noch einige Zeit in abneh-
mendfer Do^e Stahltinktur mit Spir. nitr, aeiher^
und jedesmal eine Stunde vor Tische eine
Dose von einer bittern aromatischen l^nctur
zu nehmen*
3) -Sitzend zu arbeiten, und sich theiU
wegen seines kurzen Gesichts, theils wf»:;on
seiner ängstlichen ßesorgnifs um seine Brust
eine Vorrichtung machen zu lassen, fleilsig
Bewegung in freier Luft zu machen, und we-»»
nigstens jeden dritten Morfat über seinen Ge-»
sundheitszustand überhaupt , und vorzüglich
über die BesdiafFenheit seines krank gewes^
nen Hodens zu sberichten.
Und nun hofiPe ich, nach beinahe 17 oh-
ne den geringsten Anschein von Wiederkeh
dieses Uebels verflossenen Monaten, mit Grun-
de behaupten zu können, diese Hydrocde
glücklich und radical geheilt zu haben.
Ich verpflichte mich jedoch, im Fall spä-
ter ein Anfall wiederkehren sollte, ihn eben
so aufrichtig, als ich die Behandlung vorge-
tragen habe, bekannt zu machen.
l
^ laS —
VI.
Kurze Nachrichten
und
Auszüge.
Das Jenner* s^ Fese.
I Jen i4* Mai dieaea Jahres würde zum eratenval hier
in Berlin der -grolae Tag gefeiert, an welchem zu-
erst die Schutzpockenmaterie in die menichlich«
Natur ühtrgetragen , und dadurch der Grund zur Be-r
freiung der Menschheit von einem ihrer fürchterlich»
•ten Feinde gelegt wurde. Wenn irgend ein Tag es
verdient* so verdient es dieser. £s ist ein Fest, was die
ganze Menschheit feiern, und was in unserm Ka*
lender eine neue Zeitrechnung beginnen sohlte, so gut
wie die Erfindung derBuchdruckerkunst und des Schiels*
pulvers, und gleichsam als Ersatz der lautem. — Mehr
als hundert Aerzte und Wundärzte hatten sich zu die-
sem Feste versammelt^ und die Regierung verherrlicht«
die Feier des Tags , gewifs auf die zweckmäisigste Art — ^
durch VervielßiltiguDg seiner Wohlthaten -* indem
nemlich loo armen Kindern unentgddiich die Schutz*
3ßt diesem Simokw det Joummis wird mtugegShent
'Bibliothek der prcictischen Heilkunde. Fünj
und zwanzigster Band. • Fünftes Stück ^
I n h a l t*
m
Jf J/. F. j^utenrieih, Fersuche für die praktische
Heilkunde aus den kiifäsehen jinstaiten 'von
Tubingen, l. Band. (Beecklu/s»)
K, G, Schmal s , Versuch einet medizinisck'
chirurgischen Diagnostik in TabeUetu
Journal,
t
der
practischen Heilkunde
^ herausgegeben
▼ on
C. W. H u f e 1 a n d,
Rönigl. Preufa« Stattaratb, Ritter äes rothen Adler-
Ordent dritter KleMOf wirkl. LeibatBti erttem
Arat der Charit^» Mitglied der Academie
der WiNenschAfteii etc«
' und
K. H i m 1 y, .
Profeisor der Medisin su GöttiDgen, Oirector
des klinisohen Institute ete.
%
Orau, Freund, üi alle Theorie,
Doch grün de» Lebens goldner Beaun*
I ' Göthe.
»—■————— ———1 ■ — — *— ■!! I I — I
VI. Stück. Junius.
Berlin iß^i* . '
In Gomn^nion der Reälscbd-Budihendhxn^.
» /
t
Erster Jahresbericht
des Königl. Poliklinischen Instituts
der Universität zu Berlin
vom Jahre i8ia
töni
Herausgeber.
Uen etsten Februar tQio wurde das Poli-
klinische Institut der Universität zu Berjin er-
üflFnet, und ich fange hierdurch an, den Er-
sten Jahresbericht davon abzustatten. Oef*
fentlich Rechenschaft zu geben von dem, was
in dieser Anstalt geleistet worden, scheint mir
Pflicht gegen die Regierung, die sie so grofs-
müthig unterstutzte, gegen das Publikum^ das
ihr seih Zutrauen schenkte, und gegen die
Wissenschaft, der wir dienten, um ihr das dan-
zubringen, wa$^ sich auf unserm Wege ihr an<^
gehörendes fand«, *
Joiiro. XXXlt B. 6. St. X
Durch die Gnade des Königs, und die
von ihr dem Institute auf imtner zugesagte
Wohlthat der freien Median, durc^h diethätige
Vorsorge, die das Curatorium der UniTeisitäl
und das Armendirektorium der Anstalt schenL-
ten, wurde es tnuglich, dafs in dieten
nicht ganz ein Jahr umfassenden Zeitrann
*^a Kranke behandelt, und 714 gehdt
wurden. Gestorben sind 5'» (folglich der igt«;
und, wenn wir die Augenkranken abrechniA
der i3te) abgegeben 39, nicht ' geheilt 4f
Nicht blos mit freien Arzneien, sondern aack
wo es nöthig war, mit guter Nahrung, Hob,
und mit Geldzuschiissen aus der poliklinisdia
Kasse und den Beiträgen der Studirenda
yrurden diese Armen unterstützt.
Es sind jS junge Aerzte unterrichtet nn'
3a thätig zur Ausübung der Heilkunst ange-
führt worden. — Alle Kranke sind swff
von den Studirenden- gesehen, genau ezami-
nirt, und ihr- Kurplan ent\forfen wordes.
ab'er nur die instruktivsten sind^ der Ver-
fassung gemäfs, ihnen zur besondem B^
handlung und zum Studium übergeben wo^
den, so dafs jeder nicht mehr als 4» ^^
stens 6 zugleich zu besorgen hatte, dabei
aber \on Ij&x vql X^lt ^echselte^ um ve*
■ ' K ^
nigsten^ von jeder -iCrai^heitsklAtse eulen FaH
recht genau zu beobachten. Die übrigen sind
von beiden geschickten und thätigen Assisten-
ten, Hrn. D. Osann und D. Unger^ behaad^Il^
und von den merkwürdigsten: Resultaten Be-
rieht abgestattet worden. — .. Chirurgische
Kr^ke ^wurden unter Leitung des Vorste-
hers dieses Theils der Anstalt, Hrn. Doctor
Bernstein, 97 besorgt, iznd davon 56 geheilt.
Operationen sind xo vorgefallen und alle
mit glücklichem Erfolg. — r So hat das Insti-
tut seinen zweifachen Zweck, wohlthätige Hül-
fe ftir die nothl eidenden Armen und Bildung
junger Aerzte, erfüllt. Und auch dem dritten
den jede solche Anstalt sich setzen mufs^ Er- ^
Weiterung und Vervollkommnung der Kunst,
ist nach Möglichkeit, und so viel es die Na-
tur der Sache erlaubte, nachgestrebt worden; '
Berichtigung der Diagnose, Erforschung der
Ursachen und des Kärakters der Krankheiten^^ .
Aufsuchung neuer Heilwege in schwierigen
Fällen, Erweiterung und Vervollkommnung
/der> alt^ diefs waren die Hauptgegenstände.
Auch wurde möglichst fiir Ersparung der
Arzneikoe(ten und Verhütung alles Misbrauchs
gesorgt, indem nur denen, welche ein von
dem Armendeputirten beglaubigte« Zeugni%
1
ihrer Amuth vorzeigten, freie Arzneien
gereicht, stati ausländischer und theurer immei;
wo es nicht das Heil des Kranken unumgang-^
lieh federte, inländische, und wohlfeile Mittel
gegeben, die wohUeile Form der theuren vor-
gezogen, und gewils die Hälfte aller Rezepte
in, unsrer eigenen Apotheke bereitet, also ät
Bereitungskosten erspart wurden. Kranken, (üe
zu den verschämten Armen oder zu solcha
gehörten, welche zwar während der Gesuui
heit noihdürftig zu leben haben ^ und folg-
lich kein Armenzeugnifs erhalten, aber, so^
bald Krankheit ihren Erwerb hemmt, hülfloi
sind, wurde die Arznei aus der kliniscfaeii
Kasse von den Beiträgen der Studirenda
bezahlt -^ Rechnen wir dazu, dafa, wenig aa*
genommen, aoo unsrer Kranken aufserdem ii
die Charit^ gekommen wären, und dadurdi
dem Armenwesen die Kosten der Verpflegung!
erspart wurden, so würde es leicht zu berede j
nen seyn, dafs der Staat, aufser dem grofsa
Vortheile, den es für das physische und mo-
ralische Wohl der Kranken bat , wenn sie i«
Kreis ihrer Familien geheilt werden , auch ifl
Absicht der Kosten dadurch eine bedeutende
Ersparung gemacht habe.
Den Ei£er und Fleiü der praktizirendeo
i
Mitglieder kann ich nicht genug r&hmen. S%
erfüllten redlich die Pflichten, die sie der
Menschheit und der Wissenschaft schuldig
waren, und ich darf hoffen, dals nicht blosf
ihr medizinisches Wissen vermehrt und ge-
ordnet, sondern ihr Geist mit dem Sinn^
wahrer Heilkunst und der von ihr unzertrenn-
lichen Humanität erfüllt worden ist, Jeder
;siah sich als wesentlichen Theil des Ganzen ^
an, und handelte in diesem Sinne. Der Kon-
stitution gemäfs übernahmen iminer vier Mit-
glieder die Sekretariatsgeschäfte, die hier be-
sonders genannt zu werden verdienen, es wa-
-. ren die Herren Dr. Bulla ^ Bremer^ Busse ^
Fuchs^ Theine^r, und Hr. Beier.
Ueberdiefs übernahm jedes Mitglied eine
^ Krankheitsklasse zum genauen Studium und
zur halbjährigen summarischen Uebersicht *)*
t) Dm Schema, was 2U diesen halbjährigen Uebersick-
ten vorgeschrieben wurde, war folgendes:
I. Die Kranken einer Klasse von den leuten sechs
Monaten werden zusammengesteUt, nach Namen*
Alter, Karakter u. s. w.
3. £s wird summarisch angegeben, welches Alter,
.welches Gewerhe und welches Geschlecht am häu-
figsten an der Krimkheit litt; auf welche Veranlas-
sung sie am häufigsten entstand.
3. Ihre Datf«r im Allgemeinem,
— 8 ^
liier nur eine flüchtige Uekersicht dessen,
Wfts über die Krankheiten und ihre Behand-
lung im allgemeinen lu bemerken war.
Dies Jahr gehörte im Ganzen zu den ge-
sunden« Die Mortalität war geringe, keine
bösartigen Epidemien herrschtenr Dfer Baro-
meterstand war im Durchschnitt mehr hoch
als niedrig, der Wind mehr ösdich, dieTera-
4* Ihr Karakter, besonders bei fieberhaften Krank«
lieieen,
5« Ob uDgewöbnlicha Symptome* oder manche
gewöbnlicbe TorjfugUcb und ausgeeeiclmet Torks-
men.
6. Ob und welche Uebergänge der Krankheitea
vorkamen, Metastasen, MecaschematiimeOf Kriaefl»
7. Welche Mittel im AUgenteinen gebraucht vrur-
den, biet namentlich angeführt^ aber klaaaificift mit
dem Erfolg , besondere Wirkung der Mittel j ünge-
wöhnliihe Dosen, Verbindungen« AnYrendovgpartao,
Versuche mit neuen Mitteln»
Q. Der Ausgang im Allgemeinen, wie viel geheilt,
gestorben f und an welcher Todesursach.
Die einzelnen Krankheitsklassen sind : Akute Fie«
her. Lokale Entzündungen, Wechselfieber« Nenreo-
kraftkheiten, Abssehrungen, Wassersüchten» Haut»
krankheiten, ProQuyien, Suppressionen, Rheumatii-
nien und Katarrhe, Skrophelkrankheit und RackU
tlt. Venerische Krankheiten, Weiberkrankheitea»
Vacciuation, Augenkrankheiten, LokalkrankheiteS;
Ghirurgi«che Fäll« und Kinderkrtnkheitea«
- 9 -
perätur anfangs kühl, nachher mäfsig warm«
Besonders merkwürdig war der Karakter der
Trockenheit, die mit des Sommers Anfang ein«
trat und noch jetzt fortdauert* Der Karakter
der Constitution war vorherrschend entzünd-
lich, dabei rheumatisch, gastrisch, mit vorzüg-
licher AfBcirbarkeit des Halses der Respira«
tionsorgane und der Haut. Epidemisch herrsch- .
ten, 'in der ersten Hälfte noch die Wechsel-
fieber, die schon seit anderthalb Jahren ste-
hende Krankheit gewesen Wären, und offen-
bar durch den Eintritt der anhaltenden trocke-
nen Witterung beendigt wurden, so wie sie
durch die Feuchtigkeit der Torhergehex^den
Jahre begründet gewesen zu tejn .schienen;
in der zweiten Hälfte des Jahres ^e Masern-
krankheit so häufig, wie fast noch nie, auch
der Keichhusten« Die Ruhr herrschte nicht ,
epidemisch*
An acuten Fiebern ohne vorwakende
LokalaiFektion waren 57 in der Behandlung,
meistens gastrischen oder katarrhalisch -rheu-
matischen Karakters, 14 amTjphus, 4 ^^i Kind-
bettfieber« — DieBrechmittel im Anfange wareH
bei allen Fiebern von einiger Bedeutung wohl«»^
ihätig. Uebrigens war die Behandlang dem
Karakier des -Fiebers und deyi entfernteA Ur-
* %
— • id —
Sachen angemessen ^ im Gainzen emfadi uni
mehr antiphlogi^tisdi, auf Beförderung de
Darm- und Hautluise hingerichtet; beim Ner
venfieber anfangs nur gelind reizend , ja ii
einigen Fällen kühlend und' herabstimmenc
und erst bei höherm Grade der Schwad
stärkere Excitantia anwendend. Der Erfd]
rechtfertigte die Behandlung; es starb an da
gewöhnlichen Fiebern keiner^ von Typhus-
kranken nur zwey. -— Besonders merkwür-
dig war der Fall eines Knaben, der eina
Typhus mit den heftigsten Delirien und Kopf
schmerzen, sehr angegriffenes Nefvensysten
und dabei eine noch bedeutend erhöhte Irri-
tabilität des Gefafssystems hatten und bl«
durch Schwefelsäure und Opium in Verbin-
dung der äufsern Ableitung durdi Sinapism«
geheilt wurde. — Das Kindbettfieber zeig»
uns deutlich die Verschiedenheit seines Ka
rakters. In einem Falle thaten Aderlässe, ii
dem andern Brechmittel mit untermischtei
Nervenmitteln, die erwünschteste "Wirkung
und die Kranke war schon beinähe herge
stellt, als sie sich durch Ueberladung und Er«
kältung ein tödliches Rezidiv zuzog» Beim
entzündlichen Kartkter war nach einmaligem
IderMs die lokale Blutentziehung durch bin-
— II
tige Schröpfkopfe auf den Unterleifr viel sicher
rer und wirksamer, als die Wiederholung
der ailgemeinen Aderlässe,
An Lokalenczünduhgen litten 36 Kranke.
Die häufigsten waren Lungen- und Halsent*
Zündungen, der Karakter fast durchgängig rein
sanguinisch, die Veranlassung Erkältung, die
Hülfe allgemeine und örtliche Aderlässe, Ve*
sicatorien, Nitrum mit Antimonialinitteln, dann
Calomel und Senegä, auch Opium, wenn nach
gehobener sanguinischer nervöse Entzündung
zurückblieb. Sehr wirksam zeigte sich bei
pleuritischen Brustentzündungen im Anfange
die Methode^ ein reichliches Aderlafs am Arm
zu machen, und gleich darauf ein Vesicato^»
rium auf die schmerzhafte Stelle zu legen. 7—
Bei Magen- und Darmentzündungen warem
nächst den nöthigen Blutausleerungen, Um-
schlägen, Bädern, Klystiren, Emulsionen von
frisch ausgeprefst^m Mandel- oder Mohnöl
mit.Extr. JHyoscyami (alle Stunden zu einem
halben Gran, auch mehr) von trefflichem Nut-
zen.
An WecluelfieSern waren 67* in der Be-
handlung. Die gröfste Menge war vom Mära
bis' zum August, wo die Zahl auffallend »b-
nahm, und sidi im Herbst ganz verlor. Die
-T- IS —
meisten vom zehnten bis zum Tiena^ten lak
Te --^ mehr vom männlichen ab wcdbliches
Geschlecht.-^ Die Krankheit herrtdite
seit einem Jahre so epidemisch, wie sie lan^
nicht geherrscht hatte , und fast ^ durch dai
ganze nördliche Europa verbreitet. Die Grund-
ursache war also die epidemische Konstitudoi
der Atmosphäre, die nächsten Veranlassungei
waren Erkältung, oder Magenüberladung, oder
Gemüthsbewegung. Mehrere male waren «
Nachkraukheiten der Nervenlieber. Die
Dauer wälirend der gehörigjBn Beluuidlung w«
bis sechs Wochen, vorher hatten sie zuwei-
len fünf bis sechs Monate gedauert. -— Mi-
Jigne Symptome kamen nicht vor, in emea
Fall erschien mit jedem Paroxjsmus ein bii-
senartiger Ausschlag, bei einem andern (fc
Gelbsucht, bei einem dritten Rheumadsmii^
— *'Der Karakter war in der Regel jierroi'
rheumatisch. Daher die wii4uamste Kur,
ein Brechmittel, dann bei noch vorband
Materialreizen oder noch nicht reinen Inter-
missionen, Salmiak oder Spiritus Mindereii
hierauf fiebervertreibende Mittel. Das ha*
figste und wirksamste war. die China. facÜM
Pharm. Paup.- in Substanz , eine Unze in iß
£eber&eiexi Zeit. Mit ihr allein wurden i^
. - 15 -
vollkommen geheilt, worunter sich einige sehr
hartnäckige Quartanfieber befanden. Die an-
dern wurden mit Belladonna, Chelidouiumex-
trakt, bittern Mandelnemulsion, nur wenige
*
mit China regia, deren wir unjs immer statt
der gewöhnlichen China bedienten, hergestellt»
In den hartnäckigsten Fällen half die Königs-
rinde zu I Unze mit 4 ~* 6 Gran Belladonna
in der Zwischenzeit; einmaf, wo selbst China
,und Opium vergebens war, bewirkte Bella-
•
donna allein die ganze Kur; einige mal, wo
auch di^s vergebens war, das Chelidonium-
extract bis zu än^ halben und ganzen Unze
in der fieberfreien Zeit« In einem Fall wo das
Fieber als Nachkrankheit des Norvenfieber»
^erschien, äufserst hartnäckig - und -schon in
Kachexie übergehend war, half ein kräfti-
ger Gebrauch der Gascarille mit Eisen. Bei
Kindern war die bittere Mandelemulsion von
X bis 2 Drachmen mit i Drachme Extr; Cen^
talir. immer vor demParoxjsmus das angenehm-
ste unJ hülfreichste Mittel. Fünf Sechstheil
-wurden ohne China geheilt^ und nur, ein Sechs-
theil bedurfte ihres Gebrauclis. -^ Durch obi-
ge Mittel sind alle Wechsel&eber, die uns zur
Behandlung kamen, glücklich geheilt worden^
wir hatten also nicht nöthig, zum Arsenik zu
- i4 —
greifen, wIIrdcMi es ajich nie getlian haben,
da es unumstöfsHcher Grundsatz unsers Insti-
tuts ist, nie von diesem gefährlichen und
in seinen zerstörenden Wirkungen noch gar
nicht zu berechnenden Mittel innerlichen Ge-
brauch zu machen, und schon der BegnfT ei-
nes Instituts, welches junge Leute zu vor-
sichtigen und gewissenhaften Aerzteu bildai
soll, mir dieses Mittel auszuschliefsen schemt
Die Zahl der an Hautkrankheiten lei-
denden betnig 90. — Unter den akuten
waren die häufigsten, die Masern* Das Ifr
stitut hatte daran äo Kranke in der Be-
handlung, meistens Kinder zwischen i imi
10 Jahren. Lange hatte man hier keine
so allgemeine Epidemie gesehen , und aucl
Erwachsene wurden häufig befallen. Ihr Ka»
rakter und Verlauf war im Ganzen eifi-
fach und gutartig; einfache diaphoretische]!^
tel, einige Wochen lang fortgesetzte Abwa^
timg, erst im Bett, dann im Zimmer, und zuo
Schlufs einige Merkurialabfiihrungen, wareo
hinreichend, die Krankheit gliicklicJi zu endi-
gen und alle üblen Folgen zu verhüten. Id
der Regel erhielten alle im Anfange, auch zu-
eilen später^ ein Brechmittel ^ und auffallend
r die gute Wirkung, die solches auf des
I
— i5 —
>
^ten Verlauf der ganzen Krankheit hatte*
Die Mortalität war äufserst geringe, und im-
mer waren nur zufällige Ursachen, Erkältung
oder Zahnreiz, Ursachen des Todes. Sehr
merkwürdig war ein Fall, wo durch Erkäl-
timg der Ausschlag unterdrückt wurde, und
das Kind hierauf in ein Fieber mit soporösem
Zustand und allen Zeicheh des Hydrops Ce-
rebti verfiel, welches 14 Tage anhielt, und
dann erst, nach Anlegung von Blutigeln und
Vesicatorien am Kopf und reichlichem Ge-
brauch des Calomel, Zink,'Digitalis,^ Moschus
und Opium, mit einem neuen Ausbruch von
I
Masernflecken (Morbilli secundarii) glücklich
endigte.».— Die Röceln wurden nun völlig
entschieden als eine Abart des Scharlachs
(Scarlatina pustularis s. miliaris), erkannt,
worin auch . der gröCst^ Theil der B^liner
Aerzte jetzt übereinstimmt. Als karakteristi»
sehe Eigens chaJften wurden festgesetzt, der
schnellere, gleichsam auf einen Wurf gesche-
hende und die Extremitäten zuerst und ohne
Ordnunff befallende Ausbruch (ganz ähnlich
dem Scharlach, da hingegen^ bei den Masern
der Ausbruch, den Pocken gleich, vom Ge-
sicht zu den Händen un4 von da zu (Jen Pu-
lsen aUmähjU^ fortschreitet); die Gestalt der
— i6 —
Flecken, rr'jfser und zackJgter vrie bei des
Masern, beschrankter wie beim Scharlach, &
darauf sich KiiuCg erzeugenden kleinen, oi
den Wasserpocken ähnlichen Pusteln; die ao-
gin'jsen Zufälle, (wie beiin Scharlach , aber
nicht die Augen- und Lnngenafiektion, dos
der trockne Keizhusten; wie bei den Masera ;
die Abschuppung von Hautstücken, klemff
wie beim Scharlach, aber grofser und mA
kleienartig wie bei Masern; als Nachknnl-
heit wäfsrigte Extravasate wie beim ScharlaA
— Das Scharlachfieber war, ohnerachtet i»
Ganzen auch gutartiger wie sonst, doch vonwei)
gerährlich«-em und bösartigerem Karakter i*
obige beide» immer noch, wie seit j o Jahres,
mehr das Nervensystem als den Hals angrei-
fend, und mehr durch Metatase aufs Gehin
al durch Angina tödlich« Auch hier war die
beste Behandlung, Anfangs Brechmittel und
kühlende Diaphoretica, denen aber, sobald
der Zustand bedeutender wurde, Calomel und,
wenn sich deutUch nervöser Karakter zeigte,
Nervina zugesetzt wurden.
Unter den chronischen Exanthemen kaio
die Krätze bei 44 bidividuen vor. Nie war
^ie so frisch, einfach und blos lokal, daß
e mit bloCsen äußerlichen Mittebi hätte be-
kxar
— «7 —
handelt werden können, son^ilem entweder
war sie Produkt einer andern, besonders skro-
phulösen, Dyskrasie, oder schon so eilige wur<-.
^zelt, dafs sie den Mitgebrauch innerer und
allgemeiner Mittel erfoderte. Als äufseres Mit-
tel zeigte sich besonders die weifse Merku«
rialsalbe, alle Abend in die Handgelenke ein**
gerieben, vortrefflich ; sie heilte sicher und
gründlich, und ohne die üblen Folgen der
ouppressibn furchten zu lassen, die der äufse«
re Gebrauch des Schwefels so leicht mit sich
filhrt* AufFallend wurde die Kur durch den
innerlichen Mitgebrauch des Aethiops und
zwischendurch gegebene Abführungen ron Ja-^
läppe mit Calomel beschleunigt« In einem
hartnäckigen Falle half endlich das Waschen
mit Tabacksdecoct und Sublimat. Merkwür-^
dig war ein Fall von unterdrückter Krätze bei
3 Kind^rn^ worauf ein heftiger Husten erfolg«
te, der immer am stärksten wurde, wenn sie
im Bette warm wurden, {eben so wie die Krätze
in der Haut dann am meisten reizt, wenn man
im Bette warm wird, följglich eine wahre «Scis-
bies pulmonum^ wie man sich eigentlich söl-'
che Metastaton denken. mufs) ; sie erhielten
Schwefel mit Antimonium, der Ausschlag wur«*
de wieder lierg,?steUt> und imi ihm verschwand
— i8 —
auch der Husten* — Herpes, Crusta^ fam
wurden in der Regel durch ^ethiops^ Gut'
jac^ Amimonium^ Sauafrasthee^ äufserlidi üi-
guent. Mercur. alb. und Bäder geheilt Meik
würdig war eine periodische £ssera.
An Blutßüssen kamen 17 vor, wonmM
bei weitem die meisten weibliche Subjectt,.
am häufigsten metastatischen oder antagonisti'
sehen Ursprungs. Bluthusten wurde immer dnni
kleinere oder gröüere Aderlässe, und nadier
entweder durch Cremor Tart. mit Nitrum oJff
Alaun, mit schleimichten Mitteln, bald betä-
tigt. In einem Falle, wo es offenbar Folge eiflö
supprimirten Kopfgrindes war, leisteten kuntf-
liehe Geschwüre die besten "Dienste. Uebfl^
haupt aber blieb bei allen hartnäckigen Fal-
len von Blutflüssen der innere Gebrauch dei
Alauns das beste und sicherste Mittel. B^
merkenswerth war ein Kranker, der schoA
lange an Blasenhämorrhoiden mit starkem Blat-
abgang durch den Urin , endlich Abgang too
polypösen Concretionen und eitrigten Schleuß
mit den heftigsten Schmerzen litt, und nach
halbjähriger Kur nach dem reichlichen und
langen Gebrauch des Schwefels, des Kalkwas-
sers, der Uva Ursi, und dazwischen ölichter
^4nulsionen, mit alle4 Wochen an denMastdana
— X9 -r'
angelegten Blutigeln, geheilt wurde. Die Flek-
kenkrankheit wurd^ durch China artiilcialis mit
Alaun gehoben.
An schleimichten und wäfsrichten Pro^
fluyien waren i5 in der Kur. Die Dysente-
rie kam nur sporadisch vor, und war mehren«
theils leicht zu heben« Eine Ldenterie wurde
durch Wurmmittel, nachher Roborantien mit
Opium geheilt» Ein Fluxus coeliacus war
offenbar nichts anders als Folge der suppri-
mirten Menstruation, also eine antagonistische
Schleimabsonderung des Mastdarms, und wur-
de durch Wiederherstellung der Menstruation
und Injektionen Von Kalkwasser mit Opium
in den Mastdarm geheilt. — Urininconti-
nenz war^4>ei a, Kindern Folge des Wurmrei-
9;es imd wurde durch Würmmittel geheilt«
An fV asser anhäuf ungen waren ao Kran-
Jce in der Behandlung, und es bestätigte sich '
hiedurch von neuem , dafs der hiesige ende*
misdie Karakter weit weniger der Wassersucht
als der Schwindsucht günstig ist. — Wenn
nicht die Krankheit Folge unheilbarer Zerstö-
rungen der- Eingeweide war, so war die Kur
durch diuretische, bald mit stärkenden bald
resolvirenden , zuweilen mit zwischendurch
g^ebieHoft firechmiueln, hülfreicb.
•M ao «■•
Hauptmittel waren, die Wurzel des Il^
visticum , zu einer halben bis ganzen Unze äg-
lieh in Dekokt, die Tinctura Scillae kalina Pk
Paup. und die TincL diuret. Ph. P. auA Ca-
lomel mit Opium in starken Gaben einige
Tage lang fortgesetzt, wodurch selbst in i
nem Falle Brustwasser&ucht bezwungen im'
de. Noch jetzt, und schon seit einem Jair,
wird eine alte 73 jährige Frau, die an BtnA-
und Brustwassersucht leidet, durch den ab-
wechselnden Gebrauch der Tinct. ScilL kali-
na und diuretica beim Leben und bei sdi
erträglichen Zustand erhalten. — Die Gelun-
Wassersucht wurde einmal glücklich durch fibfi*
igel, Calpmel mit Zink und Digitalis, Levisfr
' cum, kalte Umschläge, Begiefsungen auf dd^
Kopf, und ein Vesicatorium perpetuum i«
Nacken, gehoben*
Die Klasse der Abzehrungen begriff j)
Kranke. .Die häufigste Ursache der hier
vorzüglich häufigeii Lungensncht, war ang^
bohme, oft erbliche, Anlage, allmähliff duiti
den Fortgang der Zeit und mancherlei oft
unbeachtete, nachtheilige Einflüsse bis zur 1
wirklichen Krankheit gesteigert ,' zunächst 1
aber vernachlässigte Katarrhe, und metastati- P
•che Entstehung, wo die Limgensucfat niclio 1 1
— Ä —
anders war, als die Rückwirkung und lieber-
tf agung einer unvorsichtig suppriöiirteji natür-
lichen oder krankhaften Secretion auf die Lun- ^
ge. Vom letztern kamen mehrere merkwür-
dige Fälle vor; beim weiblichen Geschlecht
insbesondere häufig die Unterdrückung oder
gehinderter erster Durchbruch der Menstrua-
tion; bei einer schnelle Heilung eines vieljäh-
rigen Fufsgeschwürs; bei einer andern schnell
unterdrückte Krätze. Seltner war die Entste-
hung von Lungenentzündung und Bluthusten.
— Unter den Heilmitteln zeigte sich beson*
ders das Phellandrium^ der Liehen Island« und
das Oleum Asphalti wirksam. Letzteres zu i
bis 4 Tropfen einigemal des T^ges gegeben,
verminderte Brustbeklemmung, Husten, Fieber
und Schweilse, ja einigemal g^zliches Aufhö-.
ren der letztem Symptome. Der Liehen leistete
am meisten in der Form der Gallerte zu 3
Unzen täglich, ^ei schwerem Auswurf mit Succus
Liquir. oder mit Spir. Ammon. anisat. versetzt.
Die Dulcamara zeigte sich schmerzlindernd,
den Husten vermindernd und die Heilung der
kranken Lunge befördernd, und corrigirte
vortrefflich die Wirkung des Liehen, wenn
dieser die Lunge zu sehr reizte, Husten und
Beklemmung vermehrte, so wie hingegen der
— 251 —
Liehen ihre Schweifs erregende- Kraft ii#rri-
girte. In einem Falle bewirkte diese Verbin-
dung völlige Heilung. Auch lange unterhal-
tene künstliche Geschwüre auf der Stelle des
Schmerzes oder am Arm thaten, besonders
bei der metastatischen Lungensucht, die sidit-
barsten Dienste. Auch die frisch ausgepreis-
ten Kri^uter&äfte von Tussilago, Bäocäbungen,
Chaenefolium und Grafswurzel, so. wie der
Gurkensaft wurden mit gutem Erfolg ange-
wendet. Das Blei zeigte "sich nützlidi zu Ver-
minderung des Auswurfs der Schweilse und
Diarrhoe, die Digitalis bestätigte mehrmals
auffallend ihre Kraft zu Verminderung des
Pulsschlags und des hektisohen Fiebers.
An der Darrsucht (^Atroptda infantäi)
litten i8 Kinder. Leider bestätigte sidis auf
eine grauenvolle Weise, dafs diese Krankheit
fast immer die Folge schlechter Beköstigung
und Abwartung der Kinder in den ersten zwei
Jahren des Lebens, und besonders in Berlin
1
das Schicksal der meisten von ihren Müttera
verlassenen unglücklichen Kinder ist^ deren
Mütter in Ammen- oder andere Dienste geben,
und sie dann andern Weibern in die Kost geben,
die oft sechs und mehr solche arme Geschöpfe
bei sich ha\)en% \iixd ^\& unverantwordicb ver-
— a5 —
nachlässigen. Bei einer solchen Frau fanden
wir sechs solche arme Kinder, in. einem Betto^
in der dumpfigsten Kellerluft, mit Schmuz b^
deckt , mit nichts, als Kartoffeln und grobem
Brod geniihrt, sämmtlich am höchsten Grade
der.Atrophie leidend. Drei von ihnen waren
nicht mehr zu retten, sie starben sehr bald^
und aulser den verhafteten Gekröfsdriisen
faiiden sich bei der Sektion auch dio. Lungen
vereitert. «^ Die wirksamsten Heilmittel wa**
m
ren, der £ichelnka£fee, laue Bäder mit Malz,
oder aromatischen Kräutern, bessere Nah«
rung und reine Luft Diese Mittel waren oft
allein schon hinreichend, die Kur zu bewir-
ken. Bei hartnäckigem Fälleh wurden noch
bittere Extrakte, selbst China, audi kleine Ga-
ben des Aethiops min. mit 2^mmt, zuletzt Ei-
sen, damit verbunden. Aber der Eichelnkaf-
fee blieb immer das Hauptmittel, er hob die
Verstopfungen, die Verdauungsfehler, den star--
keh- Leib , und gab zugleich Nahrung und
Kraft. .
- An'üfer^enhränlAeUen wurden 36 behan«>
delt. Eins der häutigsten Nervenleiden war der
Magenkrampf ^ seine, entfernte Ursache am
gewöhnlichsten lUironische Erkältung, Rheu^-
matismus . oder Gicht. Höchstwirksam zeigte
- «4 -
sich dla Verbindung von Magister. Bisnrat mit
Extr.Hyosc, mit einem milden Aroma oderCi*
jeputöl verbunden, zugleich äulserlich krampt
stillende Salben oder Pflaster — bei hartnakr
kJger Mai^engicht noch mit Aconit« Guiie
nnd Vesicatoiien auf die Magengegend nr*
bunden. In einigen Fällen, wo das UeW
Magenverhärtung zum Grunde hatte, tagte
sich Extr« Belladonnae mit Aqu. Lenoo-
cerasi .sfehr wohlthätig« — Die Epilepsie km
aiich häufig vor, und fast immer 'wstr dieU^
Sache, wenigstens die Veranlassung des entei
Ausbruchs^ psychisch, heftiger Affekt, SchrdK»
ken, Aerger, auch der Anblick des epilepti-
schen Anfalls. Die Behandlung war theils ail
die entfernte Ursache und Konstitution, theils
auf die nächste,^.das Nervensystem selbst, ge*
richtet» In erster Hinsicht war am öfterste!
Schwächung, oder Würmer, oder MetastaMi
zuweilen aber auch zii grofse Vollblütigkeiti
zu verbessern, so dafs in einem Falle -wiede^
holte Aderlässe das beste Mittel waren die Zo-
falle seltner und schwächer zu machen und
die Gefahr der Apoplexie zu entfernen* b
letzter Hinsicht, als SpedficMim amiepüepü'
cum leistete die besten Dienste unser Pulvii
Aiuiepilepiicus^ bestehend aus ZinkblumeD»
- aS —
Kupfersalmiak, Hjoscyamusextrakt und Vale^
riana, wodurch die Anfälle bis auf d •— 3 Mo»
nate hinaus verhütet wurden, bei manchen
auch noch länger, wovon der Erfolg noch zu
erwarten, da bekanntlich bei dieser Krankheit
die Kur des 'Anfalls und die der Disposition
(eigentlichen Krankheit) zwisi sehr verschie»
dene Dinge sind« Die glückliche Heilung eine^
Kranken durch Trepanation wird zum Schluüi
ausfuhrlich beschrieben. — -* Der Keichhusien
kam als epidemi&che Krankheit häufig von
Seine ansteckende Kraft bestätigte sidi von
neuem, so wie seine Stadien und Dauer, die
unter Fünf bis sechs Wochen durdi nichts ab*
zukürzen war. Aber zu Verminderung der
Heftigkeit der Gefahr und der Folgen vermoch-
te die Kunst sehr viel, und hier zeigten sich
Anfangs die Brechmittel, und auflösende SaU
ze mit Senega , Meerzwiebelsaft , dann die
Belladonna und die Antimonialsalbe äufserst
wirksam. Zum Schlufs verhütete die Gelati«
na des Isländischen Moofses und China am
J)esten den beschwerlichen Nachhusten und
die Gefahr der Phthisis. — Die Lähfhungea
wurden in einigen Fällen deutlich als Folgen
unterdrückter Hautausschläge, in andern wah^*
rer Nervenschw'adiie bemerkt; eine sehr be^*
- «4 -
sich die Verbindung von Magister. Bismut mit
£aar* Hyosc^ mit einem milden Aroma oder Ca-
jeputöl verbunden, zugleich äulseriich krainp£-
stillende Salben oder Pflaster — bei hartnäk^
kiger Ma^engicht noch mit Aconit. Gnsiac
und Vesicatorien auf die Magengegend ver-
bunden. In einigen Fällen, wo das Uebd
Magenverhartung zum Grunde hatte, zeigte
aichr .£xtr. Belladonnae mit Aqu. Leaco-
ceras2'4^hr wohlthätig. — Die Epilepsie kam
«icb häufig vor, und fast immer war die Ur-
sache, wenigstens die Veranlassung des ersten
Ansbruchsv psychisch, heftiger Affekt, Sdirek-
ken, Aerger, auch der Anblick des epilepti-
icben Anfalls. Die Behandlung war theils auf
die entfernte Ursache und Konstitution, theils
auf die nächste^as Nervensystem selbst, ge-
richtet. In erster Hinsicht war am öftersten
Schwächung, oder Würmer, oder Metastase,
^mweilen aber auch zii grofse Vollblütigkeit,
zu vei bessern, so dals in einem Falle wieder-
holte Aderlässe das beste Mittel waren die Zu-
falle seltner und schwächer zu machen und
die Gefahr der Apoplexie zu entfernen. In
letzter Hinsicht, als Spedficum antiepileptu-
^um leistete die besten Dienste unser Pidvis
VUiepilepiicus y be^lekead aus Zinkblumen,
— aS —
Kupfersalmiak, Hjoscyamuseztrakt und Val^
riana, wodurch die Anfälle bis auf a — 3 Mo»
nate hinaus verhütet wurden, bei manchen
auch noch länger, wovon der Erfolg noch zu
erwarten, da bekanntlich bei dieser Krankheit
die Kur des Anfalls und die der Disposition
^eigentlichen Krankheit) zwei sehr verschie-
dene Dinge sind. Die glückliche Heifun? eines
Kranken durch Trepanation wird zum Srhluf»
ausführlich beschrieben. — • Der Keirhhnsf^^
kam als epidemische Krankheit h-iiifi«; '»^
Seine ansteckende Kraft bestäriete ^\rh '^'^
neuem« so wie seine Stadien und f),-?!! dr-
unter fünf bis sechs Wochen durrh nichts
zukürzen war. Aber zu Verminden»^'^
Heftigkeit der Gefahr und der Fol
Ten
,. .^«-»-r-« r
te die Kunst sehr viel, und n^r PT-f^^
Anfangs die BrerhmittH. ,rsA „rt/:.^-^*-^ *
ze mit Senega. Mppr7wi^h,J„ft -^
Belladonna und oi*» mi« .1
wirksan,. Z,.m Sr^,,«,, „^ .,^^^ ...
na des IsJSndisrh««} •.fr...-.;^ , .
liesten den !je?/^wor*.'o*;^ -
die Gefohr der J'»;th><t^
wurden in e\mft<^j^ r\\\^
unterdriirkfer froi,tnn...m,..^"
rer Nerv*»n«rhw;<rhp ^.
in».*^^t
— . a6 —
(räcbtlicbe Lähmung der untern Elxtremitä-
'ten, blos Folge zu häufiger Ausschweifun-
gen ^ wurde völlig durch den starken Ge-
brauch der China artificialis und des £isenae-
ther^ mit stäjrl^enden Bädern gehoben. Ak
Ursache der Apoplexie kamen heftige Ge-
müthsbeweguDgen und gastrische Ursachen
vor; im letztern Falle leisteten Brechmittd die
trefflichsten Dienste. Als Nervenbelebeade
Mittel zeigten sich besonders Arnica, Cam-
pher, Rhus und Phosphor wirksam, wovon
unten ausführlichere Nachricht gegeben wer-«
den wird; äufserlich das Unguentuoi nervi-
Bum Ph. P. , das Petroleum, die Vesicatorien
und Electricität.
Die Skrofelkranhheit ist zwar hier auch
häufig unter den Kindern, doch nicht so häu-
fig, wie man sie an solchen. Orten sieht, wel-
che feuchte Lage und enge Strafsen haben.
Die Hauptmittel, durch welche wir in den
meisten Fällen glücklich heilten, wenigstens
die Symptome, Ausschläge, Augenfehler^ Drü-
sengeschwülste, beseitigten, waren Eichelnkaf-
fee, Aethiops (gewifs das Merkurialpräpa-
rat, was für Kinder am passendsten ist, und
am längsten ohne Nachtheil fortgesetzt wer-
den kann)) Bacryta muriat., Sassafrasthee, Bä-
-, 37 -
der. — * Bemerkenswerth war der Unterschied
der beiden Hauptformen dieser Krankheit^ der
äufsem und innem, der sich mehrmals deut«
lieh offenbarte. Erschien die äufsere SkrofeU '
krankheit in Ausschlägen, Augenentzündun«*
gen, Driisenknoten etc., so war das innert'
Befinden gut. Verschwand jene, oder erschien
sie gar nicht bei voriiandener Grundursache^
so bildeten sich Skrofeln der Longe (Phtßii»
sis cuberc») oder des Unterleibes (^Atrophia
mesenter.), oder Schleimsucht der Lunge, dea
UnterILeibes , Pseudorganisationen der Einge-
weide ^c. aus. Selbst Hydrops Cerebri schien
^ zuweilen nidits als eine skrofulöse A£Fektion
des Gehirns zu seyn, und alternirte mit äus«^
Sern Skrofeln.
An der i^eikemrAe/i Krankheit wurden 16
behandelt. Die Methode war die gewühnli«
che. Doch bei den hartnäckigen und dem
gewöhnlichen Gebrauch des JMerkurs wider-
stehenden Uebeln des Halses, der Knorheh
etc. leistete die Einreibung der Sublimatsalbe
in die Fufssohlen mehr als jede andre Mer«
kurialanwendung. Bei einem ungllicklichen
Kinde, von i^ Jahren, wo die Ansteckung im-
bewufst *durch den Mund geschehen war, und
die fürchterlichsten Zerstörungen im Gaumen
— rf —
und den Gaamenknocfaea bewirkt hatte, w«
über ein halbes Jahr lang aUe Arten you Mer-
kurialmitteln, dann das Opium, die Säuren,
die Sabina und andre Mittel ohne Nutzen ge^
braucht worden waren, bewirkte ^etzt idas
greise Mittel, der frisdi ausgepreiste Saft des
Gielidonium maj. zu a bis 4 Dradunen tag«
lieh gegeben, die Besserung. ^
An Oieht und ^Rheumatismen litten ^.
Die Hauptniittel waren Guajac, Aromonimn,
Gampher, Antimonialsehwefel, Sabina, Kalk-
wasser, äufserlich Petroleum und Vesicatorieo. ,
Bei der Hüftgicht leisteten Catunnis Methode
die wiederholten Vesicatorien auf den Lauf des
ischiadischen Nerven das meiste. — Bei zwei
Fällen der eingewurzeltsten knotigen Gicht
bewirkte das Ammonium - Sulphuricum ( li"
4fuor Hydro - Sulphuricus Beguini) zu a Trop-
fen in X Unze Melissenwasser au%elöset,. täg-
lich 3 bis 4 ™^1 g^g^b^]^) bewundernswürdi-
ge Hülfe. Sogar eine gichtische Kniegeschwulst
mit vielem Schmerz und gänzlidier Unbewegt
Hchkeit des Knies wurde damit geheilt, wobei
der Krtake endlich bis sa f Drachme des
fittels täglich stieg.
— 99 ^
Bei djsn Kinderkrankheiten vom schwe^
ren Zahnen bestätigte sich durchgängige dafs
die beste Behandlung die milde 9 mehr anti«
phlogistische und die Darmausleerung mäfsig
befordernde sey, womit niir bei bedeutend
angegrüFenem Nervensystem ein schwaches In-«
fusüm Valerianae und Bäder , bei Kongestio-
nen nach Kopf oder Brust ein bis zwei Blut*
igel, verbunden wurden«
Vaccinirc wurden mehrere, und es ist
nun die Einrichtung getroffen, dals jedte Wo-
che ein Kind im Institut geimpft und der Ver-
lauf der Krankheit beobachtet wird, damit die
Studirenden nicht blos die nothige Uebung
in der kleinen Operation erhalten, sondern,
was wichtiger ist, die kaVakteristischen Kenn-
zeichen, den regelmäfsigen Verlauf,' und liie
Unterscheidung der ächten Schutzpocken yon
den unächten, kennen lernen«
Ueber die in. diesem Jahre im poliklii^i-
tdien Institut behandelten Augenkrankheiten
theilt der würdige und sowohl um die Armen-
als tun den Unterricht hochverdiente Hr. D»-
Memmingy als Vorsteher der Aagenkliiuk, fol-
gendes mit:
— . 30 —
Unter allen Augenkrankheiten, die vom
Febr. bis Ende Decembr. 1810 im KcinigL Poli-
klinikum zur Kur au%enominßn wurden, war
die skrofulöse Ophthalmie die häufigste —
47. Der grüfsere Therl derselben war weib-
lichen Gesychlechts. Das Verhältnils der weib-
lichen Kranken war hier, so wie überhaupt
bei allen Augenkrankheiten zusammengenom-
men, gegen die männlichen ohngefahr vrie 3
zu 2, nämlich 29 weibhche und 18 männli-
che. Unter den weibhchen waren 16 vona
bis 4 Jahren, und i3 von 5 bis ^2 Jahren;
^unter den männlichen 17 von i bis 7, und i
von 12 Jahren^ Blepharophthalmieen^^ gröli-
tentheils auch skrofulöser Natur, waren 16.
Auch hier waren die weiblichen Kranken die
Siehrzahl, nämlich 12 gegen 4 des männlichen
Geschlechts. Unter den- weiblichen waren 8
von 3 bis 8 Jahren, und 4 v^ou 10 bis So Jah-
ren. Unter den männlichen 3 von 5 bis 10
Jahren und i von 3^ Jahren» An Psoroph
ihälmie litten 16, ix weibliche und 5 männ-
liche, von jedem Alter gleich ^eL — ^mau*
ifosis und Ambfyopia. — Da diese Krank-
heiten nach Graden der Gesichtsschwäche vei;-
schiedeioL sind, so ist hier eine. <jren£e festzu«
•teilen, damit man wisse, welcher Grad im
— ^ 3* —
Allgemeinen gemeint sey. Ich nenne 'äiejem*
ge Augenkrankheit Amblyopie, wobei ohne
Zeichen eines bemerkbaren organischen Feh-
lers des AugeSi ohne vorhandene Kurzsichtig-
keit oder Femsichtigkeit, der Kranke über
eine solche Gesichtsschwäiche klagt, durch wel«
die er sich verhindert sieht, ehemals erkann-
te kleine Gegenstände zu erkennen, wobei er
2. B. kleine Schrift gar nicht, und grofse nur
mit Mühe lesen kann, wobei er aber doch
im Stande ist, Farben zu imterscheiden und
^ein, ohne Führer, geht« Amaurosis hinge-
gen von dem Grade an, wo der Kranke gar
keine Schrift mehr lesen, keine Farben meht
unterscheiden kann , grofse Gegenstände nur
nach ihren Umrissen unterscheidet, und ge-
führt werden mufs : bis zu dem Grade der
Yollkommnen Amaurosis, wo der Kranke nur-
mit Mühe den Stand der Sonne, oder audi
diesen nicht einmal angeben kann. «— Die
nach verschiedenen Anzeigen bei versdiiede-
nen Subjekten hier angewandten Mittel wa-
ren: Belladonna, Camphor mit Amica, Digi«*
talis, Sublimat mit Aether Vitr., Tinct. GuaJ.
voL , Tinct Rh, Toxicodendr. , Valeriana, Ader-
lässe, Riibefedentia, Yesicantia. Unter diesen
Mitteln hat sidi (fie BelladdUna, der Camphor
•^ 3a —
imdf die Tinct Rh« ToxicocL am wirksamsten
gezeigt;
, . Folgende Fälle verdienen hier bemeriu
»1 werden: Friedrich B > 3g Jahr alt^
mälsiger Leibesconstitution , der früher ab
Schneider und Uhrm^^er zugleich die Augen
angestrengt^ und besonders häufig des Nachts
gearbeitet hatte, kam mit einer bedeutenden
Amblyopie beider Augen am lotenFebr.iSio
zu uns. Die Pupille war ziemlich erweitert,
die Iris wenig contractu. Er konnte nur gro-
£se Gegenstände unterscheiden. Er bekam
bis zum 5ten April innerlich Pulv^. hb. Bella-
donnae von i gr. täglich bis 3 gr., äufserlich
hatte er ein Emplastr. vesicat. über die Augen-
braunen gebraucht, ohne eine bedeutende Ver-
jinderung zu bemerken. Vom 5ten April an
bekam er 4 gi** ^^"id nach einigen Wochen
5 gr. täglich, worauf er am igten Mai uns
freudig die glückliche . Veränderung des Ge^
fiichts berichtete. Er stieg nun noch bis 6 gr.
tügUch, und wurde am xSten Jul^ geheilt ent-
lassen, zu welcher Zeit er deutlich lesen konn-
te. AeuTserliche Mittel waren vom April an
nicht mehr angewendet' worden.
Gleichfalls wurde die Belladonna mit Nut-
aen angewendet bei i^ou.jC^.f«« einer -Wä-
sche-
• — 33 — '
scherin ä8 Jahre alt, tv eiche am i^ten März
aufgenommen wurde, ebenfalls an einer Am-
blyopie litt, die sie sich durch Erkältung und
anhaltende Anstrengung der Augen zugezogen
hatte. Sie vertrug .die Belladonria blos in der^
Verbindung mit Camphor, und bekam zuletzt
täglich 4 Gn Bellad. mit 3 Gr. Camphor. Aeii-
Iserlich hatte sie im i^fange ein Emplastr.
yesic, über die Augenbraunengegend bekom-
men, so wie später den Spir. flor. anthos in
die Stirn einzureiben. Am eisten May wur-
de sie geheilt entlassen. «-^ In sieben andern
Fällen bewirkte die Belladonna keiiie Verän-^
derung des Sehens*
Der Camphor ward in li Fällen inner-
lich angewendet, jedoch mit ungleichem Er-
folge. Bei einigen bewirkte er nur augen-
'blickliche, aber, keine anhaltende Be$sefung
'des Gesichts, bei andern brachte er gar
»keine Veränderung hervor. Bios in einem
Falle bewirkte er vollige Herstellung des Ge-
sichts, nämlich bei einem Schuhmacherlehrling
7oÄ. TA...*.. 17 Jahre alt, der an einer be-
deutenden Amblyopie litt, und zwar so, dafs
er seine Arbeit nicht mehr verrichten konnte,
welchen Zustand er sich durch häufiges Ar-
beiten des Nachts hinter der Glaskuge.1 ziige-
Joorii. ZXXXI. B. 6. St. C
-34,-
zogen hatte* Er wurde am i^ten Mai aufge-
nommen, und am i8ten Juli geheilt entlassen»
nachdem er zuletzt täglich i6 Gr. Gamphor
bekommen hatte. (NB. der ganze Körper des
Kranken zeigte beim Anfange der Kur torpide
Schwäche.) *)
Die Tinct. Rh. Toxico^endri ward in lo
Fällen angewandt, und unter diesen waren
hauptsächlich zwei voll glücklichem Erfolge
begleitet. D-er erste Fall von diesen letztern
war bei eine Mädchen von a4 Jahren, Louise
H...... die an einer bedeutenden Amblyopie
des rechten Auges und anfangenden Amauro-
.sis des liken Auges litt, und den yten Februar
deshalb* zur Kur aufgenommen wurde. Sie
hatte früher durch kalte Fufsbäder zur Zeit
der monatlichen Reinigung diese unterdrückt,
und zu gleicher Zeit war auch das Augenübel
entstanden. Nachdem sie einige Zeit hindurch
den Aether mercurialis zu 20 Tropfen amal
des Tages gebraucht hatte, stellte isich die mo-
natliche Periode wieder ein, jedoDh ohne die
mindeste Besserung des Gesichts. Die Belladon-
na war ebenfalls ohne Nutzen angewendet wor-
*) S. die Rrankheitsgeschicbcflf einei «maurotisclien
, Buclidru.kergeselleo au« P«. .. im JaDuar*H«ft diesaa
/Aizr^togef. Seite 107.
— 55 —
den. I>en lateh Mai erhielt sie nun die Tinct,
Rh. Toxicod. von einem Tropfen 2 mal täg-
lich, womit sie nun in steigender Dosis 4 Mo-
nate lang fortfuhr, bis sie zu 25 Tropfen ge-
kommen war. Das rechte Auge fing im ersten
Monat des Gebrauchs dieses Mittels zuerst an
sich zu bessern, das linke erst im 3ten M^nat.
Bis zum isten September war das Gfesicht der
Kranken ganz hergestellt. — Der zweite Fall
fand statt bei einem Manne von 47 Jahren Lomzj
P g"..; er wurde den Sosten Juni zur
Kur aufgenommeh. Das Sehvermögen M^ar
auf beiden Augen sd gering, dafs er mit Mü-
he allein geli^ und selbst grofse Schrift nicht
lesen konnte. Er hatte früher viel in die .
Sonne gesehen. Die Pupille war nicht über
die natürliche Grofse erweitert, aber die Iris
wenig contractil. Er erhielt zum Anfange
Camphor mit Arnicä, welches Mittel in stei-
gender 'Gabe beinahe a Monate lang fortge-
setzt wurde, worauf er nur sehr langsam ei-/
nige Besserung des Gesichts verspürte. Er
bekam nun die Tinct. Rh. Tox. in steigender
Gabe bis zu So Tropfen täglich 3 mal, wor-
auf das 'Gesicht sich immer mehr verbesserte,
«o dafs er, nach einigen Monaten selbst kleine
Schrift wieder lesen kannte. ^
C %
Oi
^ 56 ^
An Cataracta Leidende meldeten sich la
Von diesen wurden nur 3 operirt, da der eine
Theil der iibrigeii wegen" gänzlichen Mangcb
äh häuslicher Pflege theils an die Charit^, thdls
an das Clinicum chirurgicum des Hm. Hof-
rath und Prof. Graefe «ur Aufiiahme und
Pflege verwiesen wurden; und da femer bei
einem andern Theile* die Cataracta mit solchen
Uebeln complicirt war, welche keinen glück-
lichen Erfolg der Operation yerspjachen. An
allen dreien wurde die Extraction gemadit,
da keine Gegenanzeigen dieser OperaüoDS*
methode vorhanden waren. Zuerst an einm
Manne von 34 Jahren, Carl U. , den
Sosten Juli, der einen langen hagem, schlecht-
genährten, schwächlichen Körper hatte. Seine
stete Beschäftigung war Abschreiben gewesen.
Auf dem linken Auge war die Cataracta, wel-
che nicht allein ein Linsenstaar war, sondern
auph als Capselstaar durch sehr dichte wei-
Ise Streifen sich bemerkbar machte. Auf
dem rechten Auge erschien die Linse eben-
falls schon getrübt, jedoch konnte diese ge-
ringe Trübheit die einzige Ursache des so |
sehr geschwächten Sehvermögens dieses Au-
ges nicht seyn, worüber der Kranke klagte,
•ondern die in ihren Zusammenziehungen so
/ ^
V.
, - 57 -
tr'Äg^ sich zeigende Iris gab deutlich genug
Zeugnifs von einer bedeutenden Schwäche des
Sehnerven oder der Netzhaut. Da bei Per-
sonen unter 4^ bis 5o Jaluren die verdunkelte
Linse in der Regel noch weich und selten
mit der Capsel verwachsen ist, (daher hier sel-
ten eiü Theil der Capsel zugleich mit der Lin-
se austritt,) so suchte ich gleich nach dem
Austritt der Linse einzelne Flocken der Cap-
sel durch den DavielschenLüfFel herauszubrin-
gen, welches zum Theil auch gelang, so dais
I der Pupille klar wurden ; nur nach dem nu-
fsern Augenwinkel hin blieb ein weifser Streif\
sitzen, der irgendwo angewachsen zu seyn
schien, denn er, wollte dem wiederholten Auf-
fassen des Löffels ilicht folgen, und ich mufste
ihn da lafsen wo er war, da schon ein TJieil
des Glaskörpers unter diesen Bewegungen
ausgeHofsen war, und es mir bedenklich schien^
mit der Pincette dieses Stiick Kapsel abzu-
reifsen und herauszuziehen, welches wegen
*
seiner blendenden 'Weifse viel Consistenz zu
haben sciiien, und durch seine feste Verbin-
dung leicht beim Herausziehen etwas mit nach-
gezogen hätte, wodurch der gute Erfolg der j
Operation vereitelt werden konnte. Der
Kranke sah einige Wochen nach der Opera-
^ _ 38 —
tiön, wie auf dem nicht operii'^^ Aüge^ nur
grofse Gegenstände, am Rande der Pupille;
nach dem äufsern Augenwinkel hin, war hin-
ter der Iris jener weifse Streifen noch zn
bemerken, der bei der Operation zurückblieb,
ab«^r I der Pupille ganz klar und schwarz.
Da nach der Operation nicht die gei^ngste
Entzündung entstanden war, -so mufste die
nachher entdeckte Gesichtsschwädie wahr-
scheinlich schon vor der Operation neben
der Cataracta bestanden^ haben. Er bekam
nun die Tinct. Rh. Tox, und später den Cam-
phor mit der Arnica, worauf einige Monate
lang die Besserung des Gesichts mit langsa-
men Schritten vorwärts schritt. Dieser lang-
same Gang der Kur war indefs vielleicht die
Ursache dafs der Kranke sich der fernem
Behandlung ganz ehtzog*
Die ate^ Operation w^^rde den igten Au-
gust gemacht am linken^ Auge einer Frau von
49 Jahren, Christiane G , von robu-
ster Leibesconstitution. Dia. Linse (rat fast
allein durch die Wirkung der Augenmuskeln
mit der Capsel aus, ohne dafs diese geöffnet
wurde ^ und die Kranke sah gleich nach der
Operation kleine Gegenstände. Schmerzen
und eine oberflächliche Entzündung wurden
— S9 —
durch, Siluqfttsmen hM bcwiriget. ^^oT^aL-
l>rachter JH^ung wsr nrjr ^bie Izs in mp
Wundle&e der Homhum iiliii'ji üii imii ii ie^
doch die Papille VuHig rem. md die OjieEff-
te kann durch eine Bn&e Icmbl
Die Ste Operttdon wsvdle den Mi:
gust -ebenfaUs an einer Fian
^•••, 56 Jahr alt. Ton
tudoDy hatte häufig an
zen des rediten Armes giriiucn^
ches Uebd sie einige WodftCK tot der Ope-
ration Mittd eihielt. Die Tcrdankcske
des rechten Auges trat ■nter d
Krämpfen der AugenmnskeiD,
kleinen Thefle des fibskoipcp
beim Schnitt der Homhaot
die heftigste Bewegung, iler
sprützte sdmdl aus der kaum gelfiactcm W
de, und die Iris lag sogleicii tc«- d^
de des Messers und zwar so tmgedxtittkt. d»L
sie nidit mehr zu repcMairoa war, nud cm
Theil bei Vollendung des Sdmitu mait weg«
geiMJinitten wurde. Das Ange war mait Bhtte
angefüllt» und es konnteo dnrrhans keine Vcr«
suche angestellt werden, da die Kranke beut
Oeffiien d« Augenlieder sagten sie sähe nichts
als Feuer und Blut^ Es muhte Jbiker rerbna*
- 4* -
den und dem Resorptionsprozesse überlassen
werden. Es stellten sich zwar den andern
Tag Schmerzen ein, allein sie wurden bald
beseitiget, ohne dafs Geschwulst und Entzün-
dung entstanden wäre. In den ersten Wo-
' chen, nachdem sie ohne Verband. im dunkeln
Zimmer herumging, erschien ihr Alles, was
erheilt war, roth, und besonders später^ wenn
sie auf die Strafse ging, die von der Sonne
beschienenen Stellen« Im dritten Monat, nach-
dem nun ihrem Gesichte immer mehr und
mehr die Gegenstände in ihrer natürlichen
« - ■
Beleuchtung erschienen, fing sie an mit einer
convexen Brille die Zeitungen zu lesen, und
war nun völlig hergestellt. \
1
Unter den syphilitischen' Ophthalmieen \
wurden zwei merkwürdige Fälle beobachtet
Christine iB...., 3i Jahre alt, etwas hagerer
Constitution, erschien am loten März zum er-
stenmale in der Klinilc Das linke Auge bot
einen schrecklichen Anblick dar. Der Rand i
des untern Augenliedes war ganz verzehrt.
Ueber einen Zoll breit unter dem Augapfel
war Alles eine rohe Fleischmasse, die Con-
junctiva des Augapfels war ganz schwammicht
aufgetriebeq, und erhob sich über den Band
iev Hornhaut. Das obere Augenlied war auf-
^ 4i •"
getrieben und hart anzufühlen, wahrscheinlich
eine bedeutende Sdrrhosität der Thränendrü«
se verdeckend. Die Pupille bildete völlig ei«
nen* gleichseitigen Triangel. Dieser Zustand
hatte bereits einige Monate so gedauert. Tie-
fe Narben , welche von der Backe bis übet
den ganzen Hals herunter sich erstreckten^
zeugten von früheren Exulcerationen der gan-
ze^ Gegend. Die Kranke bekam sogleich den
Sublimat in Pillenform, womit mehrere Mo-
nate lang fortgefahren wurde, da kein Zei-
chen des Speichelflusses dies untersagte. Aeus-
serlich ward zum Benetzen ein Augenwasser
von Sublin>at angewandt und dazwischen wur-^
den einigeniale des Tages die rohen scliwam-
michten Stellen mit Laud. liq. |Syd. berührt.
Wach sieben Monaten, binnen welcher Zeit
der rothe Präcipitat in Salbenform, Vitriol.
cypr. mit Camphor, so wie zuletzt eine Solu-
tion des Extracts der Cicuta äufserlich war
angewendet worden, Latte sich die breite
schwammichte Sttelle unter dem Augapfel um
I Zoll breit vermindert, so dafs es blos das
Ansehen wie bei einer heftigen lippitudo je-
nilis mit anfangendem Ectropium hatte. Di©
Conjunctiva des Augapfels zeigte sich beinahe
ganz in ihrer natüriichen Farbe und Gestalt^
r ^
- 4a - .
die harte Geschwulst des obem Augenliedes
war beträchtlich gesunken, und viel weicher
geworden. Die Kranke schien mit dieser Be-
schaffenheit ihres Gesichts zufrieden zu seyn,
de^n sie erschien nach jener Zeit -picht wie-
der.
Sophie B , 34 Jahre alt, kam am 26.
September ebenfalls wegen einer ^ syphiliti-
schen Ophthalmie des linken Auges zu uns.
Die Krankheit hatte bereits schon einige Wo-
chen gedauert. Die Pupille, wie immer in
dieser Krankheit, war irregulair, und mit ei-
nem lymjphatischen Concrement angefüllt. Iris j
bewegungslos, trübe Hornhaut. Aui äufseni
Ringe der Iris befand sich eLi Condylom, das
eine halbmondförmige Gestalt von 3 Linien
Länge und i Linie Breite hatte, und von
bräunlicher Farbe war, da die Iris selbst doch
eine graublaue Farbe zeigte. Die Kranke konn-
te mit diesem Auge fast gar nichts sehen.
Auch sie erhielt den Sublimat in Pillenform,
jedoch zum Anfange gleich äufserlich die ro-
the Präcipilatsalbe. Nach 3 Monaten war das
Condylom völlig und das lymphatische Concre-
ment in der Pupille gröfstentheils verschwun-
den, und die Kranke sah wieder viel deutli-
- 43 -
eher, nachdem . auch die Trübheit der Hörn*
haut durch den Gebrauch eines Augenwassers
von 2jinkvitriol ganz beseitiget worden wiar.
Im Anfange dieses Jahres aber erschien in
der nämlichen Gegend des verschwundenen
Condyloms der Iris, jedoch nach aursen, am
Rande der Hornhaut auf der Scierotica ein
staphylomatöser Auswuchs^ welcher eine röth-
lieh -bläulichte Farbe hatte, und sich 2 Linien
hoch wie eine kleine Bohne über di^ Sciero-
tica xerhob, mit einer Länge von oben nach
unten von 5*, und einer Breite von 3 Linien.
Die Scierotica hatte überhaupt ein solches niifs-
/farbiges Ansehen, welches auf Varicosität der
"Ghoroidea schliefsen liefs. Augenwasser mit
Blei -Oxyd angewandt erregte Schmerzen, und
beförderte den Wachsthum des Auswuchses«
Mit dem innern Gebrauche des Quecksilbers
. inufste jdann und wann inne gehalten werden,
•weil sich Spuren einer eintretenden Salivatioh
zeigten. Unter den dreimonatlichen Gebrauch
eines GoIIyriums Von i Theil Land. liqu, Syd.
und a Theilen Rosenwasser, und der rothen
Präcipitatsalbe, welcher zuletzt noch etwa»
Camphor zugesetzt wurde, verlor sich endlich
nach und nach auch dieser Auswuchs bis auf
einen zurüdcgcbliebenen bläulidbten Fleck,
- 44 -
gänzlich, nur das Sehvermögen blieb noch et-
was schwach. —
Ein Sarcom an der innem Fläche des un-
tern Augenliedes ward bei einem Manne von
38 Jahren, Friedrich A , blos durch
fortgesetzte Anwendung einer Solution des
Extra cts der Gcuta äufserlich, während eines
iMonats gehoben. -— Ein bedeutendes Staphy-
lom des rechten Auges ward an einem Mäd-
chen vom Lande, Marie Z , ä5 Jahre
alt, operirt. Schon am dritten Tage hatte sich
eine neue Haut von ziemlich fester Consistenz
erzeugt.
Das Schielen des linken Auges^ nach der
Käse hin, bei einem jungen Menschen von
l8 Jahren, Carl St..,y ward durch oft wie-
derholte Vesicatoria an der Schläfegegend
glücklich gehoben. —
Eine beträchtliche Myopie zeigte sich bei
einem Mädchen von 7 Jahren, Pp^ilhelmine
L ., wo ein von Geburt an bemerkter
hoher Orad von Convexität der Hornhaut als
einzige Ursache zu erkennen war. Stete Uebung
des Gesichts auf entfernte Gegenstände möch-
tß vielleicht hier das beste Mittel gegen die-
is Uebel seyn, y^elcKes auch den Eltern an-
i
'• )
- 45 -
gelegentlich empfohlen ward, worüber abec
er$t 6in langer Zeitraum entscheiden wird.
- Als pathologische Seltenheit erschien ein
Mann, Simon H. ^ welcher wegen ei-
ner Verdunkelung der Hornhaut des rechten
Auges behandelt wird, mit einer gänzlich feh-
lenden Iris am linken Auge« Er erzählte, dafs
er vor mehreren Jahren einen heftigen Stofs
durch ein Stück Holz gegen dieses Auge be-
kommen habe, fv eich es vorher ganz gesund
gewesen war, konnte aber weiter nichts an-
geben, als dafs es nachher sehr entzündet ge-
wesen. Man sähe die hintere Augenkammec
mit der vordem völlig vereinigt, von einer
, reinen Schwärze, die Hornhaut völlig rein und
durchsichtig, und von jedem Punkte dersel-
ben konnte man in den Hintergrand des Au-
ges blicken; blos an einer Stelle war sie et-
was mehr erhaben, wahrscheinlich Folge de»
Stofses. Der Kranke sah mit diesem Auge
alle Gegenstände ziemlich deutlich, und konn*-
te auch die Farben unterscheiden, blos lesen
konnte er nicht. — Consumrion der Iris war.
hier die Bedingimg der Erscheinung. Was
brachte sie aber hervor? Geschah blos eine
gänzliche Zerreifsung durch den heftigen Stofs^
«. «48 —
Vorfalle aus der zartesten Kindheit mit Ge*
nauigkeit und Lebhaftigkeit recitiren, nur mit
folgender besondern Erscheinung. Mitten 'im
Flusse einer solclien Geschichtserzählung ward
er plötzlich still, gleich einem Menschen, w^
. eher tiefdenkend über einen Gegenstand brü-
tet; er sah starr vor sich hin^ ohne unbeweg-
lich da zu stehn; ward er endlich aus diesem
Yertieftseyn durch Rütteln oder Rufen bei
seinem Namen geweckt, so setzte er die Er-
zählung, von welcher der Faden abgerissen lu
r seyn schien, fort. — Seine Digestionsorgane .
waren nicht gestürmt; eben so regelmäfsig ging
die Respiration von statten; der tTrin,- wel-
* eher oft mit einem Gefühle von Brennen ge-
lassen ward, war beständig blafs und setzte
molkigtes Sediment ab. Der mäfsig frequen-
te Puls war nicht sclmell, aber klein, voll und
zusamn^ engezogen, ohne jedoch zu intermitti-
ren» Der Kranke schlief gern, ward aber öf-
ters durch Auffahren aus dem Schlafe geweckt;
übrigens hatte er schlafend nie ruhige Gesichts-
züge; sie waren vielmehr krampfhaft, beson-
ders um den Mund, verzogen.
Bis zum zehnten Jahre hätte keine Krank-
Y^it, am wenigsten eine nervöse die Gesund-
heit
-- 49 --
beit de^ Knaben getrübt; doch ist hin Und
wieder etwas von Wuriher zu. bemerken ge-
wesen. Als er nun am Weberstuhr des Vaters
anhaltend arbeiten niufste^ verfiel er in ein
spasmodisdies Astlima^ an welchem die £in^
geweidö des Unterleibes, bald^in Gastrodjnie
und bald in ictefrischeh Zufallen > Theil nah<^
men« Er verliefs im awölften Jährö den We-
berstuhl ^ utn das Schnei derhandwerk zu er-^
lernen« Der neue Lehrherr ergriff einst im
Zornejl^e dreikantige Schneiderelle und ver^
setifite ihm damit einen Schlag auf den Scliei-
tel; am folgenden Tage wiederholte der er-
sUrnte Mann, bei einer ähnlichen Gelegenheit,
dieselbe Mifshandlung, und zwar mit solcher
Eleftigkeit^ dafs die starke Elle auf der Schei*>
:el zersplitterte* Nach der letztern Mifshand-
lung zeigte der Knabe sich mifsmütbig^ zur
Arbeit untauglich , verlor , in einem Ge-
spräche begriffen, plötzlich das Bewufstseyn
und fiel ia eine Qhnmacht^ aus -welcher er
sich nicht alsobald erholte« Die • geti offene
Stelle auf der Scheitel, die die nämliche wai^
welche bei der Untersuchung bemerkt avut-
d©i verursachte nachher dem Ivranben wenig
ßjdimerzeix, auch schien sein Beßnden, bis auf
eine oft vorübergegax&gene Traurigkeit) woiinl^
lonn. XXXII. B. 6. St. J)
— 5o —
daher auch ein damak hinzugemlenef Arzt, am^
ser einer flüchtigen Einreibung auf den Hinter-
kopf ^ keine weitere Verordnung für nöthig
fand. — Ein zweiter Lehrmeister^ welchem
der Knabe demnächst Übergeben worden war,
glaubte 9 däfs eilie öftere Vergefslichkeit und
ein besondrer Trieb des Lehrlings zum Lau-
fen und Umherirren^ welchen er an ihm nur
zu bald bemerkte^ VersteUung und bciser Wille
sey; er milshandelte ihn daher ebenfalls mit
Schlägen^ doch nicht auf den Kopf, und knbk-
■
te so das Gefühl des armen Leidenden^ wd-
cher gutmiithiger Natur war^ noch mehr.
Voxi nun an erlangte das Uebel eine hö-
here Steigerung und mehr psychisehe^Ausbrei-
tung. Der Knabe war oft genöthigt, ot er
schon den festen Vorsatz zu einer andern Ridi-
tung hatte^ unaufhaltsamen Laufes im Zimmer
lind auf den Strafsen in gerader Richtung und
in Kreisen umher zu laufen. Ward er darin
aufgehalten, so blieb er träumaid stehn nnd
gab, um die Ursache befragt^ ein ängstigen-
des, peinigendes Gefühl an, dem er nicht wi-
derstehen könne. Ein Thräiiensti'om und Ver-
wünsdiungen über seine traurige ETostenz
machten dem Anfall ein Ende* -— Bis jetzt wa-
ren Schlaf und Digestion ia guter Ordxiung.
— 51 —
Nachdem dieser Zustand ein roIleS' Jahr
gewährt hatte 4 eröfinete sich eine, andre und
traurigere Scene. Die Chorea kam häufiger
tmd ging zuweilen in Cataiejpsie liber; indem
der Kranke^ freilich selteti^ Von einer begon-
nenen Rede abbrach und -uaLe weglich fest in
einer angenommenen Stellung crstarrte4 Ab-
wesenheit .des richtigen Urtbeils über gering-
fugige Gegenstände und gestörte Geistesfuuk-
tionen überhaupt, kündigten den Umstehenden
immer^ wenn sie auch nicht auf die Stellung
und das Umherirren dea Kranken achteten
die ^getretene Periode an. . Nun auch be-
gann die Vergefslichkeit einen eigenthumii-
' chen^ schon oben berührten, Charakter anzu-
nehmen; der Kranke nämlidi fand in seinem
Innern durchaus keine Spur von loatürlichem
Zusammenhang, «wischen seiner gegenwärti-
gen Exiateäz und jener ^ in*: welcher er die
Mifshandlungen erlitten hatte« Dochy sein
richtiges und iur moralische: Wilrde offenes
Gefiihl^ war s6 empört gegen den Urhebe«
seiner Leiden^' ^dafs der Name desselben^, zu«
falHg genannt^ ihn schon bewtifstlos umher*
trieb oder cataleptisch erstarrend machte. Jetzt
auch war es, Wo die äolsern Kopfbedeckun»
gen tvLtn üfterd^ im ganzen' Umfange der ga«
— 5a —
lea aponeurotica, aufschvrollen und sich um
Einen Zoll (denn so viel betrug die veren-
gerte Weite des gewähnlichen Huts des Kran-
ken) in der Peripherie ausdehnten«
Als zwei Jahre nach der ursprünglichen
Verletzung die Krankheit heftiger ward, die
Chorea und Catalepsie mit wahrer, ausgebil-
deter Epilepsie abwechselten, der Kranke Yier
bis fiinf mal täglich von der letztem heimge-
sucht wurde, eilten die Eltern, sich emsdidi
um ärztliche Hülfe zu bemiihen. ' Denn jetzt
war eine mit einiger Ansa*engung begonnene
Refde oder. Erzählung hinreichend, eine der
gedachten Arten der Geistes- und Nerven«
krankheiten hervor zu rufen ; ja, zuweilen er-
ofihete Catalepsie die traurige Epoche und
madbte durch Chorea den Uebergang in Epi-
lepsie. — — Nach waren ScUaf^iuid Appetit
ungestört. — Kahe Umschläge • auf den Kop^
welche vom ordinirenden Arzte für zweckmä-
Isig erachtet wofdeki waren, inufsten, da d^
Uebel.dabei«ich.sichtlich verschlimmerte, aas*
gesetzt werden. Es^ wurden hierauf Valeria-
na,. Flores Zinci und Folia Aurantii in schick-
licher Verbindung gegen die gestörten Ner-
venfunctionen gereicht •
Allein ^e l^^ookScksäl Uieb im Steigen.
— 55 — ,
Die Stdie auf der ScEeitel ward beim Bertih-
ren sdimerzhafter^ denn vorher; einem epi-
leptischen Anfälle, welcher nun zehn bis fünf-
zehn mal täglich reiterirte, gingen zuweilen
asthmatische Beschwerden als Prodrome vor,
und -gewaltig aufschreiend verfiel der arme
Kranke in die sdhreckenerregende Scene, wel-
che nach einer yiertelstuQde sich endete, und
den Erwachten todtenbleich , noch zitternd,
verliefs. Auch der nächtliche Schlaf ward un-
ruhig; Schreckgestalten umschwebten den
Schlummer; auffahrend aus diesen Schreckge-
sichten taumelte er vom Lager und erneuerte
die Auftrittei der Chorea, welche in Catalep-
sie und Epilepsie übergingen. In gleichem
Verhältnisse verlor sich auch der Appetit; so
wie die Eltern einen allgemeinen Stillstand
der Evolutionen des Knaben ganz richtig mit
dem Arzte bemerkten. •—
Auf dieser Hohe der Krankheit stellte sich
der Kranke dem Poliklinischen Institute dar,
und ward zur Behandlung aufgenommen. Al-
lerdings erzeugte der Anfang, der Verlauf, die
torm der Krankheit , " die empfindliche etwas
ungleiche Stelle auf der Scheitel, sogleich die
Ueberzeugung, dafs von da aus und also von
einer mechanischen Ursache, die Entstehung
-^ 54 "
des Uebels herzuleiten, und durch Trepanation
allein eme Radikalkur isu bewirken aej. Aber
aus der äufsemUutersuchuogliers sich durcbaui
pichU iijber di^ Natur der ürtUcben Verletzung
jerforsdieiL -«^ £$ wurd^ daher noch einmal
ein Versuch gemacht« was durch die Anwen^ i
düng der kräfiigisten kramp^Millenden iäittd \
(Zink, Kupfer, Valeriana^ lljoscyamus, Onm- \
genblätter), in Verbindung kalter Sturzbäder
auf den Kopf, auszurichten seyn möchte, 1
Am a5r April ward man genöthi^ die i
Sturzbäder deswegen auszusetzen , weil die
Epilepsie darnach offenbar häufiger und an- *
greifender ward; dafür sollte ein Vesicatorium i
perpetuum auf die leidende Stelle gelegt wer- ]
den» — Die. emphysematische Geschwulst der
Kopfbedeckungen fiel jeut schon mehr auf, ,
und am benannten Orte der Verletzung schien
die Muthmafsung als wäre eix^ Depreasio ara«
nii zugegen, etwas an Wahrscheinlidikeit ;u
gewinnen.
Den II. Mai 9 als bei der strengsten und
aufmerksamsten Anwendung des Heilplansy das
Uebel an Heftigkeit zunahm, die Chorea und
Catalepsie gan9 in Epilepsie t deren Anfällft
täglich dreifsigmal wiederkamen , übergingt
wurden auf Anrathen eines erfahrnen Wund-
— 55 —
Arztes Mercui:i2dien iimerlich und äuf^erliph in
<lerA}>sicI»ty eine reichliche SaJiv^tion zu erre-
gen^ verordiiiet,
Am 2&2, Mdi stellte sich der Ptjalismus,
nachdem Vorboten desselben schon drei Ta-
ge anwesend gewesen wahren, copiös ein^ oh-
ne dafs das Uebel eine günstigere Wendung
genomRien hätte, — A}s aber am 8, Junius
die Erschöpfung der Kräfte drohender wurde
und der Ptyalismus eine allerdings sdiädliche
EinwirJLung auf die Krankheit zeigte ; so hieh:
man es für unumgänglich nüthigy n>it diesen
so wie allen andern Heilmitteln inne zu halten,
und baldmöglichst zu dem einzigen Mittel, was
noch Hülfe und zwar R^dikalHUlfe erwarten
^efs — der Trepanation — zji sdireiten. Die-
se Operation war hier doppelt angezeigt,
einmal weil alles erwarten liefs, auf der be-
nannten Stelle eine organische Destruction zu
finden, und so die einzige Ursache der Krank-
heit wegzunehmen; zweitens weil, wenn auch
dies xucht war, die Trepanation schon an sich
ein Heilmittel der hartnäckigsten Epilepsieen
werden J^onnte^ — Es wurden daher die Mer-
curialien ausgesetzt, und einige Zeit die kräf-
tigsten Hoborantien angewendet.
Nachdem die Kräfte hinlänglich gestärkt
— 56 —
waren, wurde am i3« Junius, Vormittags um
zehn UHr, die Operation unternommen, an!
welche der Kranke die größte Zuversidbt
setzte und sich mit einer diesem Alter un-
gewöhnlichen Herzhaftigkeit derselben un-
terwarf; Hr. Dr. ünger machte die Opcra^
tion,
Zu überlegen waren zwei sehr wesendiche
Momente t dafs i) durch die erhöhete Empfind-
lichkeit in der verletzten Stelle des Sch&dels
die Ansetzung der Krone, in sofern eine tödtende .
Epilepsie oder eine noch schrecklichere Form
der Convulsionen und Spasmen herbeigeführt
werden könnte, unmöglich gemacht werden, .
oder uns wenigstens in die Nothwendigkeit
I
setzen dürfte, die Operation ä deuao tems zu ver-
richten; und dafs 3) die bevorstehende mög-
liche Verletzung des Sinus longüudinalis^ den .
man durchaus in die Krone aufnehmen mufste, <
unvorhergesehene Hindemisse oder wohl gar
eine tödliche Verblutung verursachen könnte,
Der Kranke safs auf einem mit nicht za
hoher Lehne versehenen Stuhle ; der Kopf
desselben ward von einem wohlunterrichteten
Gehülfen unbewegUch festgehalten, und zwei
andere unterstützten den erstem, dafs der
Knabe night vom Stuhle weiche, oder deto
Operirenden sonst hinderlich werde. Ein
Kreuzschnitt durch alle äufsern Kopfbedekw
kungen von a| Zoll L*änge auf der ^ucura
longüudinaliSy und derselben Breite nach der
Richtung der Sutura lambdoidea legte auf ein«^
mal dfe problematische Stelle dem Auge blofs«
Mit vieler Mühe war die Adhäsion der Galea
aponeurotica zu trennen — welche Tren«»
tiung aus gutem Grunde durch ein geballtes
Bistouri verrichtet ward, — und als dies ge-
schehen war, bemerkten wir einen' mifsfarbi-»
gen, schwarzen Fleck, von der Grofse ^ines
Silberpfennigs , zwei liinien von der beinah
völlig verknöcherten iutüra saginalis nach
links (wir schauen den Kopf vom Hinterhaup-
te aus in verticaler Richtung) auf der Mitte
einer flachen Impressio cranU\ die in der Pe-
ripherie eines' ViergroschenstüQks war. Bei
der Nothwendigkeit, die ganze Impression
durch ei/20 Krone auszubohren, mufste die Ge-
fahr einer Verletzung des Sinus longüudinalis
um so drohender werden. -^ l/eber alle Er^
Wartungen und Vermuthungen bemerkten wir
an dem Kranken durchaus keine Spur , von
spasmodischen Zufällen, bei diesem ersten
Theile der Operation; der heftige Schmer«
latte ihn so heftig ergriffen« dafs sich all«
Thät]gk.eit des Geistes auf dieses eiiizige M<>-
ment vereinigte, und wieil der Operirte sich
wirklieb in Todesgefahr glaubte, so lieEs die«
se Spannung des Gemüths keine unwillkübr-
lichen Extravaganzen zu. r— Auf jenen mils-
farbigen Fleck ward der Perforatiftrepan be-
hutsam applicirt und mit der Corona mos die
Anbohrung der Impression angefangen; indes-
sen schritt dieser Theil der Operation, wegen
der ungewöhnlichen Dicke der KnochenlameU
letij besonders in Hücksicbt der zu beoback-
tenden Präcautionen im Allgemeinen, nurlang-
sam fort. Lange schon hatten die Knochen-
späne sich roth gefärbt,, die Corona feminA
durch die Furche tief eingedrungen, und den-
noch war an eine Beweglichkeit des Knochen-
Stücks nicht zu denken^ Endlich lüste sidi
die innere Lamelle auf dem sinu$ und schwär-
zes Blut trat hervorquillend in die Furche; es
ward durch einen schicklichen Druck des Tre-
pans auch der übrige Theil des Ki^ochenstücki
gelöst, und so die ganze Impression durch das
Elevatorium -^ der Urefond leistete nücbl? —
herausgehoben^ Man eilte den wirkliiji hef-^
ti'g blutenden sinus zu tamponiren, und ^
bedurfte nur einer geringen Ai^euchtung mit
Thedens SciiuWN^^e^> um 4i^ Blutimg so-
- 59 -
gleich ZU sistiren. Der Kranke bekam epflep-
tische Anfälle» Es konnte also nur eilei^id be-*
merkt werden , dafs die dura mmer beinahe
zwei ZoU-unteF dem oranium nach vorne ab«*
getrennt imd milsfarbig an der Stelle war, wo
äoTserlich der schwarze Fleck auf der corre-»
» .
spondirenden Impression bemerkt worden war^
Es ward hierauf Alles mit lockerer Charpia
ausgefüllt und die vierkopfige K-opfbinde auf
den Compressen mit hinreichender Festigkeit^
der 2U befürchtenden neuen Blutung iänge-*
messen , angebracht^ Der Operirte kam ge-«
gen eilf Uhr auf sein Lager und erhielt, in
der Pause eines epileptischen Anfalles » rier
Tropfen £s$igna|^ta, mit zwei Tropfen Lau^
danum, in einem halben Efslöifel Franzwein^
Einem sorgfältigen wachhabenden Wundärzte
ward die Beobachtung den Kranken anrer-»
trauet und die möglichste Buhe im Zimmer
empfohleUf »^ Es darf nicht übergangen wer-
dexi, dafs ^uf der innern Lami^Ue des ausge*
bohrten Eindrucks, eine FissUr sichtbar wai^,
welche in der Bichtung des $inu5 longUudi»
nalis mit i»m Diam^ter des KppichenstUckf
schlängelnd hinlief^
^i« $^Sßn die Nacht des^Operationstagef
schHefW-0p^)wX!9 Abwechselnd ynd gut, f4i*4
(
\ _ 6o _
auc6 beim Erwachen sich etwas erleichtert;
die Epilepsie trat sechsmal in dreizehn Stun-
den, in türzem und langem Intervallen , ein.
Heftiger Durst weckte den Operirten öfters
aus dem Schlafe, mitunter auch Neigung zum
Erbrechen, welches na^ch dem Getränke von
etwas Wein mit Wasser sich v-ermehrte. Kopf-
schmerzen und Schmerzen in den Wangen wa-
ren mitunter' heftig, auch leichte Zucl^imgen
und Verzerrungen um den Mund waren sicht-
bar, Und machten uns sehr aufmerksam auf
Ersdieinungen, welche vom trismus träuma^
Bicus vielleicht nicht entfernt lägen. — Am
Abend gegen 9 Uhr vermehrte sich die Fre-
quenz und Härte des Pulses;, er ward klein,
ohne doch unregelmäfsig zu seyn ; Kopf- und
Gesichtsschmerzen nahmen zu; auch die Vo-
miturition verminderte sich nicht. Mit dem
dreistündlichen Gebrauche des Laudanums zu
zwei Tropfen ward nun inne gehalten ; dafür
alle vier Stunden ein Tropfen Laudanum
mit zwei Tropfen Essignaphta verordnet. —
In der Nacht auf den folgenden Tag waren
der epileptischen Anfälle mit cataleptischer
Beimischung ^vier erfolgt und die übrigen
Uqistände dieselben geblieben; die Neigung
zum Erbrechen liatle lick nicht vermindert;
— 6;c —
im Ganien ward die Nacht schlaflos zuge*
bracht.
Den i4* Junius Morgens fing (]as inflam*
matorische Fieber an zu remittiren; 4och hielt
die Vomituiition an; ein zweistündiger Schlaf
erquickte den Kranken ungemein. Wir ver-
ordneten ein Lavement von Chamillenau£-
gufs mit Baumol, und dabei innerlich eine
kühlende Salzmixtur mit Magnesia alba. Den
GeBrauch der flüchtigen Mittel untersagten
wir ganz« — Bei einer genauen Nachforschuug
erfuhren wir^ dafs der Knabe • lange vor der
Operation öfters an Odontalgie von ciariösen
Zähnen laboriit habe, ^,imd wir hatten dem^
nach Grund, die Gesichtsschmerzen dieser Lo-
kalaffection zum Theil zuzuschreiben. -^ Bis
gegen Abend um 4 Uhr erfolgten keine spas-
modischen Zufälle ; der Schlaff welcher oft
dien Kranken beruhigte, verblieb erquickend.
Das Erbi^echen verminderte sich> und zwar
schien die,Regel: dem Operirten das verlang-^
te Getränk nur theelci/Felweise und erwärmt
zu gebäa, viel zu diesem Sistiren des sympa*«
duschen Erbrechens beigetragen zu haben. Die
sympathischen brennenden Schmerzen im rech-
ten Hypochondrium wurden bald durch ein
RubefadeQs, auf die affidrte Stelle applicirt.
— 6d —
beseitigt Gegen Abend trat eiir leidbter epi-
leptischer AnFall ein, welcher in ruhigen Schlaf
überging. Mnfsige Transpiration erfolgte jetzt,
und mit ihr verminderten sich auch die Schmer-
zen im Kopfe und Gesidite« -— In derKaiJit
erfolgten wiederum zwei epileptische Anfälle;
das Fieber exacerbirte und mit ihm auch die
Kopf •>> und Gesichtsschmetzen^ Gegen Mor-
gen ruhiger Schlaf.
Den i5. Junius. Vormittags um lo Uhr
stellte sich Stuhlgang mit harten und reichen
Ausleerungen nach einem Lavement ein, und
der Operirte füiilte sich hernach sehr erleich-
terte t)]^ Remission des Fiebers und aller
Schmerzen war sehr bemerkbar. % Jetzt ward
auch zur Lösuiig ile% Verbandes geschritten;
die Eiterung war noch nicht so reichlich, dals
man ohne Gefahr die üntem Lag^n der Teni-
ponäde hätte t'emöyiren können. -^ Gleidi
nach dem Verbände stellte sich ein reichli-
ches Nasenbluten ein^ weldies aiilserordentli-
che Erleichterung aller Schmerzen mitbrächte.
Der Appetit war gut, und Ward mit einer
Tasse dünner Fleischbrühe und Zwieback be-
friedigt Der Harii kritische -*- Die Nacht
Verlief ohne heftige Exacerbation des Fiebers,
und aucb di^e vetvri&ckt« sich gegen Morgen
I
\
-* _ 63 —
janz; und^ wäst das erfreulichste Von altem
9\rar, in den letzten vier und zwansiig Stunden
bätte sijßti auch nicht eiüß Ahndung der Epi-*
[epsie gezeigt«
JÖ^ ißteti Morgens begrüfste der Operirte
die' Besuchenden bei völligem Wohlseyn. Dcff
Verband konnte schon besser gelost werden;
ein Wirklich gekochtes Eiter hatte alle Ver-
bandstucke bis auf die Teiifponade de& Sinus
völlig abgestofseri j welche letztere unberührt
blfebi Die mifsfarbige Stelle der harten Öirn-
haut fiel gleichfalls irt die Augen* -^-k Gegen
Mittag ereignete sich ein NasenbJuteu'^ wel-
ches den Kopfs-chm erzen tetnporär Einhalt thät.
Weil die EeibeSofJtiung niclit ganz normal
•war, und audi um mehr ableitend zu verfah-
ren j wurde nun das Signettesalz angewendet.
— r Am Abend' erfolgten auch zWei Stühle mit
gonglobirten FäceS. Bis gegen eilf Uhr Nachti
war keine Fieberexacerbatiort bemerklich *
Der Operirte hatte in dieser 2^wischenzeit
bald ruhig geschlafen^ bald munter gewabht«
In der Nacht um i Uhr schien e$ ^ als Wtttm
der schläfende Kranke epileptische Antätte be*
käme; indessen zeigte sich bei genauer Un-
tersuchung, dafs es nur Träume gewesen wt-
e.«-n TOT.
x*a. :~:2a 'd^ircsas .lai üÜ dir Luid
z£r .^'2ii -leinitszr. iie IiesciraLiuxi lesofo-
ä a -rill "^ ss«aiiL xcÄ nsn*::i-*T7u-?ii. -v«tie,
7.'.*« Wamst ci-i Esyg «^««iirie io^iLei
^pii^Xujn %Ai Inti^dueiuii^t und der A:^ec
fc'rj/t. Um Mitt^^raaciit e«: le'te sich iestf
J'hy^sUUf nachdeai Toriier ein zwei:€& Eax§'
■ -.j— .65' —
lavement und eine Art Limonade zum Ge*
tränk gegeben, worden waren« Gegen Mor-
gen genols der Kranke sein Frühstück, eine
Tasse Kaffee mit Zwieback, bei gutem Befin-
den.
Den i8ten ufti eilf- UHf -zeigte sich beim
Verbände dieTamponade des^SlriUs schon m^hr
hervorgedrängt, so dafs man hoffen konnte,
sie baldigst lüsen äu können.' .
•
Den ig* Zeigten die Knoch^nränder durch
ihre bleiche Farbe eine Neigung iur Exfolia-
tion; die mifsfarbige dura mater schien sich
mit frischen Granulationen zu belegen; da der
Sinus noch fortwährend tamponirt bleiben
mufste, so ward am gewohnlichen Verbände
nichts ' verändert. — Die erfolgte Darmaus-*
leerung verschaffte dem Operirten Ruhe und
fröhlichen Sinn. — • Heute zuerst ward dem
bittenden Kranken etwas Kalbfleisch erlaubt';
der Wein blieb noch untersagt. -^ In der
Nacht erregte er viel Besorgnifs durch einen'
Anfall von Kinnbackenkrampf mit convulsivi*
sehen Zufällen. Vergebens suchte man in äus-
sern Ursachen den Grund dieser Veränderun-
gen tM finden; doch' hatte vielleicht der mo-
mentane Gebrauch eines specificum anfodoH'»
Joüth. XXXU. B. 6. St. %
— 66 —
talgieuntj welches. Campher als Beimischung
hat, dazu beigetragen*
Beim Verbände am 20. waren die Um-
stünde gleich den gestrigen; als aber am 2t.
einige Gewalt angewendet wurde, um die feste
Tamponade zu lösen ^ so erfolgte eine neae, ,
doch nicht sehr starke Blutung aus. dem Sinus
seihst; daher der Verband mit einet oberfläch-
lichen Tamponade baldigst beendigt wurde.
Inzwischen hatte diese Blutung auf das Befin-
den des Kranken einen sehr wohltliätigen Ein-
'flufs. •— Am a5« ward die Tamponade gänz-
lich weggenommen; die Granulation zeigte
sich überall und auch auf dem losgestofsenen
Fleck der mifsfarbigen dura meninx deudich
hervortretend. Der Verband ward etwas fe-
ster denn gewöhnlich, der noch zarten Qca-
trix des Sinus wegen, angelegt. Aber eine
gegen Mittag eingetretene Blutung unter dem
Verbände nöthigte denselben zu lösen. Dff
Sinus hatte von heftigen Anstrengungen bei i
einem sich oft erneuerten Niesen sich geöff--^
net. Diese Hämorrhagie u^^d die entsetzliche ^
Angst des Kranken', dafs sie auf die Heilung
hachtheiligen Einflufs haben könnte, hatten
ihn sehr mitgenommen; der Puls ward klein,
Sie Abexvdexacerbation heftiger und zugleich
- 67 -
• verlor sich auch der gesunde Appetit. — A1-*
]es, ja die ganze Erhaltung des Kranken kam
darauf an, das Niesen zu verhüten, und seine
Ursache zu entfernen, die allgemein seyn mufs-
te, da alle Gegenwärtige auch eine Neigung
zum Niesän verspürten., Es fand sich, dafs '
salzsaure Dnmpfe aus einer chemischen Bleich-
officin in das Zimmer durch die offenen Fen-
ster eindrangen; alsbald Ward dies Eindrin-
gen verhindert, und so verlor sich auch jene
Anlage.
Am a8. beschwerte sich der Kranke über
ein Brennen beim Uriniren, welches er schon
vor drei Tagen verspürt hatte. Der Urin war
dick und setzte einen lehmigen Bodensatz ab.
— Beim Verbände wurden die GharpÜBbSusch-
chen mit verdünntem Schufswasser befeuchtet,
um den leicht blutenden squamosen Gra-
nulationen Einhalt zu tliun. — Neben dem
innern Gebrauche von Mittelsalzen erhielt er
der Ischurie wegen, ein Decoctum Altheae mit
*Sem. Canabis.
Die Hoffiiung, in der Trepanation das
Mittel zur radicalen Heilung gefunden zu ha-
ben, be$tätigte sich nicht allein dadurch, dafs
seit zehn Jagen von allen neri>ösen Ersehet--
nungen keine Spur erschienen war^ sondern
£ %
— 68 —
I
auct durch die höchst wichtige psychische Ver-
änderung , dafs nemlich die Gedankenver-
bindung von nun an völlig frei und ohne Un-
terbrechung vor sich ging und jene Kluft in sei-
nem Erinnerungsvermögen zwischen den' Er-
eignissen seiner frühem Jugend und der Ge-
genwart durch die Krankheit völlig aufgeho-
ben war.
Den lo. Julius. Die ausserordentlich er-
höhete Temperatur der Witterung wirkte* nach-
theilig, die lokale Pletliora im Gehirn verur-
sachte momentane Vergessenheit, besonders
wenn der Kranke int Gespräche durch die
Einrede eines andern ÜDgestüm unterbrochen
wird. In der Regel verschwindet dieser sel-
tene Vorfall nach einem freiwilligen Nasen-
bluten; es wird dagegen (|urch antiphlogisti-
Sjche Mittel, vegetabilische Säuren, Brausepul-
ver, selten Laxanzen, mit glücklichem Erfolg
gearbeitet. Die Wunde geht der Heilung ent-
gegen; das ausgebohrte-Knoclienstück ist durch
eine condensirte Membran ersetzt; doch reicht
diese Festigkeit noch nicht bis zur Stelle des
verletzten Sinus, wo auch die Granulation
sich immer aufgelockert zeigt und öfters
durch den Höllenstein bjßschränkt werden
tnufs* — Obgleich bis jetzt nur der trockne
'l
- 69 -
Verband gebraucht wurde, so war doch nun,
da die Hautlappenränder auszutrocknen be-
ginnen und sonach eine tiefe Narbe zu be-
filrchten ist, es nöthig,' dieselben mit Un-
guent. basilicum zu bedecken.
Den ao. Julius. Die Wunde ist kaum
noch a Linien breit, bedarf kaum des Ver-
bands. Der Genesende bringt den gröfsten
Theil des Tages aufser dem Bette zu und ist.
muntern Sinnes. ,
Den a8. Julius erfolgte ein beunruhigen-
der auftritt. Der Genesende nemlich 1 hatte
die ihm, ertheilte Erlaubnifs , in den Mittags-
stunden auf einem freien Platze sich ergehen
zu dürfen, auf eine ungebührliche Art genutzt
imd sich dann dem Zugwind ausgesetzt. Gleich
darauf ward er von unerträglichen Ohren-
schmerzen überwältigt, und gcnütliigt, sogleich
das Bett zu suchen. In der Nacht erreichten
diese Ohtenscbm erzen eine fürchterliche Höhe,
Deliria furiosa^ aufgetriebejnes Gesicht, apo-
plectisches Ansehn und ein in solcher Heftig-
keit vorher nie da gewesener epileptischer
Anfall drohte dem kaum Genesenen den Tod.
Der Zufall ward als rheumatische Otitis be-^
trachtet. «nd Sülphur. antimon. aurat. Extr.
Hvoscyami- mit Niirum und ein grofscs Ve-
— 70 —
sicatorium in dem Nacken angewendet, — Die
Otitis endigte sich bei dieser Behandlung ]
mit einem von selbst sich öffnenden Ohren-
abscefs , welcher durch einen Fliederbla-
menaufgufs mit Milch gereinigt und geheilt
wurde.
Am 14* August, also in dör neunten Wo-
che, war die Wunde völlig geheilt; die Nar- '
be zeigte sidh nicht so tief, als wir anzuneh-
men geglaubt haben, ^ie war beim DniAe
unempfindlich und schien sich bald mit Haa-
ren zu bedecken. — Noch immer ist eine
magere Diät und ein antiphlogistisches Ver- ^
halten nöthig, um der lokalen Plethora Grän- J
zen zu setzen. Die Schmuckerschen kalten :
Umschläge auf den Kopf leisten ei'Wlinschte '>
Dienste,
Er wurde* nun der Pflege seiner Eltern
überlassen, die trepanirte Stelle mit einer
Bl^chplatte bedeckt, alle anstrengende Arbei-
ten sowohl des Leibes als Geistes, starke Be-
wegung/?n, erhitzende Getränke, streng verbo-
ten. Da aber die dürftige Lage der Eltern
ihn nöthigte, sich wieder in seine Handwerks-
geschäfte zu begeben, so konnte es nicht feh-
, len, dafs nicht von Zeit zu Zeit noch Konge-
stionen nadv den^o^C ^nÄ&tanden, welche je-
— 7' —
desmal mit momentanem Verlust des Gedächt-
nisses, Unterbrechung des Fadens einer ange-
fangenen Erzählung, verbunden waren ; beson-
ders bei Nord- und Ostwind war dies öfter
der Fäll; die Natur half sidi oft selbst durch
Nasenbluten. Aufserdeih wurde durch abfüh-
rende Salze, «ScÄwi/cÄersche Umschläge auf den
Kopf und von Zeit zu Zeit wiederholte bluti-
ge Schröpfköpfe in den Nacken auch dieser
Nachlafs des Uebels nach mehrern Mbnatto
völlig beseitigt.
Merkwürdig war es, dafs er durchaus
nichts stärkendes, nichts flüchtiges vertrug;
sogleich entstand Orgasmus des Blutes nach
dem Kopf. Die antiphlogistischen gelind ab-
fuhrenden Salze hingegen halfen sogleich, und
l)raiditen ihn glücklich völlig *atis dieser Dis-
Position heraus.
Es ist nun ein Jahr, dafs er völlig von
, seinen epileptischen Anfällen und seiner Gei-
stesabwesenheit befreit ist. Die Wunde ist
fest vernarbt und kaunl zu 'bemerken. Alle
Verrichtungen des Geistes und Körpers gehen
in der gröfsten Vollkommenheit von statten;
er hat beträchtlich an Gröfse und Stärke zu-
genommen, und verspricht ein thätiger und
brauchbarer Mann zu werden.
— 7» —
,/hiwendu77g des Phosphori g^gen Lähmung,
Eine Frau von 48 Jahren,. Mutter mehre»
rer Kinder, welche seit langer Zeit von Spu-»
rem der allgeni einen Syphilis höchst entstellt
war, ward vier Woclien vor ihrer Aufnahme
in das Institut von einem Tertianfieber befal-
len, welches, ob es gleich nicht ärztlich be-
hfjndelt, sondern sich selbst überlassen wnr-
de, zwar fortwährend seinen Typus gegen
Abend beibehielt, aber auf die ziemlich ge-
nährte Korpulenz der Kranken keinen sicht-
lich schädlichen Einflufs hervorbrachte. Nach
drei Wochen iiel I^atienlin beiin Beginnen ei*
nes Paroxysmus bewufst- und bewegungslos
zu Boden , aus welchem Zustande sie zwar
nach einigen Stunden von selbst wieder er-
wachte, allein die willkührlichen Bewegungen
blieben gelähmt. Seit dieser Zeit zeigte sich
zwar gegen Abend der Fieberanfall wieder,
doch machte er keinen normalen Verlauf, $o
dafs der kritische Schweifs imd Urin gänz-
lich ausblieben. Mit jedem Tage ward die
Paralysis allgemeiner \und das Fieber nahm
den Karakter des remittirenden an.
Am a6, Aijtil y^wcd Patientin in folgen-
\
- 73 -
dem Zustande befunden. Der Puls war sehr
firequent, klein und nicht hart; die Haut per-
^amentartig trocken, aber brennend heifs, der
Durst unerträglich; der Urin war blafs und
hatte keinen Bodensats. Die Lähmung er-i
streckte sich auf alle willkührlichen Functio-
nen, bbschon in verschiedenem Grade ; so wa-
ren die obern und untern Extremitäten völlig
bewegungs- und empfindungslos, Harn- und
Stuhlausleerung erfolgten ohne Wissen der
Kranken, aber das Schlucken und die Bewe-
gung der Zunge, so auch das Aihemholen im
Allgemeinen und die Bewegung des Thorax
insbesondre waren nur beschwert; eine Ble-
pharoptosis beider Augen hinderte die Kran-
ke, wel die etwas nach innen schielte, am Se-
hen; auch die Pupillen waren irregulär. (In-
dessen kann mit Gewifsheit nicht behauj)tet
werden, dafs die beiden letzten Indicien Fol-
ge der Lähmung waren, indem ersteres Feh-
ler der Gewohnheit und letzteres fortwähren-
des Symptom der noch nicht extinguirten Sy-
philis seyn konnte.) Das Bewufstseyn war
%icht gestört und Patientin bea^twortete dici*
ärztlichen Fragen mit Präcision, obgleich halb
stammelnd. Die Verdauung war normal nx^d
'selbst die Zunge rein. Der Habitus de^ ?«w~
- 74 -
tieiitin^ schien ziemlich robust, aber nicht ple-
thorisch zu seyn*
Es ward verordnet: ^t. Rad. Seneg. Dr,
duas c, cotfu, c. j4tju^ font^ TJnc^ octo per
hör. dimid. sub finem cqct. add* Rad. Va-
leriaru syU\ c, Vnc $em. Flor^ Arnic. motu,
Dr. unarn Colatur, Unc. ifuin^ue add. Liqju
anodyiu nu H. Spirit. sah ammoniac. anisai, |
ana Dr, duas. M, D^ S. Alle zwei Stunden
einen vollen E/slöffel zu nehmen^ Zugleich
ward folgende Inunction empfohlen : ^. Lmi-
*ment. volac. Unc* duas, Camphor, trit. TincU ,
Cantharid. ana Dr. duas. M. — — ^ Zu Bä-
dern, kalten sowohl als warmen, welche wir
gern hätten in Anwendung bringen mögen,
war im Krankenzimmer durchaus keine Anstalt
zu machen.
Am 2,5. war der Krankheitszustand um
gar nichts verbessert. Es ward zu obiger Mix- ^
tur statt des Liqu. anodyn, und des SpiriJU
ammoniac. anisat. hinzugesetzt: Spirit. aro»
tnatico^ camphorat^ Ph* Paup. Unc. sem.
Tinct. thebaic. Scr. duos; Inunctionen mach-
te man mit folgenden : ^. PecroL Tinct, Canr
tharid. ana Unc. duas. M. Zugleich waM
um auf den Karakter des Fiebers, welches man
des reguläceiL ^^xläSxo^Xä^ ^^^^TL als ein He-
' -' 75 -
trytaens betrachten konnte, directe zu' wir-»
in, folgendes gegeben: Vit. AlcohoU Core*
Tuv. reg. Had. Valerihn, min\ ana Dr^ duas
id* Serpent. Virg^ Pulv. aromacic. Phar. P,
\a JDr, i*/i. Pülv. Chin. facnc. Ph. P, Dhc, u/i.
r. D» S. in zweimal vier und zwanzig Scun^
m theelö ff el weise zu veflbrauchen^
Den I. Mai zeigte die Kranke eine be*
»ndre Neigung zu fortwährendem Schlafe;
?r Appetit verlor sich zum Theil ; die untern
Ktremitäten fingen an zu schwinden, und über-
iupt lag in der Physiognomie mehr Ausdruck
er Passivität, als vorher da gewesen war.
[it der Lähmung ging es desto schlimmer,
idem ein anhaltendes Asthma die Lage Jcr
atientin um so ominöser machte« Es wur-
en in diesem höchst bedenklichen Zustande
ie Medicamente der letztern Verordnung
icht wiederholt, sondern folgende verordnet;
'tt^ Phosphor. Gr. duo^ soli^e^ supra balneum
^aporiSi in NapHtha Vitrioli Dr, dual» e^ dimi^
lia. D. S, Viermal täglich fünf und zwan^»
ig Tropfen mit Salepabkochung zu nehmen.
Leufserlich wurden Sinapismen auf die ganze
'eripherie des Körpers, und zwar auf die eine
lälfte auf- und auf die andre absteigend, mit
Ausnahme des Kückens und des Kte\vi.^^> xsSsv
_ ,6 _ ^
Decubitus zu vermeiden, weldier leider an
diesen Stellen doch nicht verhindert werden
*
konnte, sorgfältig angewendet
Am 3« ,Mai zeigte sich schon auflFallend
die grofse Wirkung dieses neuen Mittels. Anr
fanglich waren blos Urin - und Darmauslee-
rung nicht unwillkührlich abgegangen; doci
bald zeigten sich auch in den obern Extremi-
täten mehr Kraft und Energie; die Patioitin
war im Stande, freilich mit Anstrengung und
aufgemuntert durch das Zureden des Arztes,
einen LüfFel Wein selbst nach dem Munde zu
fuhren. Nicht so folgsam der Willkühr wa- <
ren die untern Extremitäten und die Augen-
licder, welche sicJi noch nicht thätig zeigen.
Noch mehr liberraschend war der Zustand
am ioten, wo Patientin sich auf einem Stuhle
sitzend befand* während die Wärterin, mit Be-
sorgung des Lagers beschäftigt war; sie hatte
selbst zum Transport von einem hohen Bette .
nach dem. Sitze beigetragen und war, obgleich 1
sehr schleppend, einige Schritte gegangen. ^
Ueberdies verlor sich die Schläfrigkeit, und "j
Transspiralion der Haut stellte sich, mäfsig
zwar, ein ; doch fehlng der Appetit noch im-
. mer, uud Aex Sx\]Se!\gao£\^ N^\^\55N^CtÄ dch. Ge-
^ 77 —
gen letzteres ward ein ühligtes Lavement
gegeben« Als am andern Tage die dreitägige
Verstopfung noch nicht gehoben war , gab
man eind^ Emulsion von Oleum Papaveris
mit Jalappa (zum Ersätze des Olei Ricini)^
•worauf dicke verhärtete Fäces ausgeleert wur-
den. — — ' Jetzt traten zwei üble Uhistände
ein, welche dem guten Erfolge der Behand- .
lung Hindemisse sowohl, als auch grofse
Schwierigkeiten entgegenstellten. Einmal war
der Decubitus, welcher nicht verhindert wer-
den konnte, so weitiunfassend geworden, dafs
wohl eine Handbreite des Ossis sacri blos ge-
gelegt war; zweitens äufserte die bestellte
Wärterin der Kranken zu wenig Sinn zur
thätigen Mitwirkung für die eifrige Kunst;
sie vernachlässigte die Kranke unverzeihlich,
luid die hier so nöthige, unermüdet handeln-
de Kunst konnte nur unvellkommen in Aus-
übung gebracht werden. — Gegen den Decu-
bitus ward mit Nutzen folgendes Liniment
'' angewendet: l^* OL Terebinch, Unc^ unam,
Camphor. Dr. unam, Spirit. saL ammoniac^
caustic. Dr^ semüs. M.
Am i5- war die Leib es Verstopfung mit
Beschwerden verbunden; der Unterleib war
aufgetrieben, schmerzte bei der Berührung,
. besonders in den Lumbalgeg^nden^ und die
Kranke zeigte Neigung zum Erbrechen, Die
I
oben benannte öhligte Emulsion leistete nichts,
daher muCste durch das Elix. aperitiv.Ph. Paup,
LeibesöiFnung verschafft werden, und der Ver-
such gelang so, dafs alle Abdominalbeschwer-
üen nach vief^ und zwanzig Stunden Völlig
verschwunden waren. — Der Phosphor wur-
de zwar nicht ausgesetzt, doch waren wir ge-
nclthigt ,der Phosphorauflösung eine andere
Form zu ^eben. Die Auflösung in Vitriol-
naphtha nämlich erfolgte nur dann vollkom-
men und ohne nachherige Präcipitation > wann
die Naphtha von schwefelsaurer Beimischung
frei war ; da wir zweimal ein solches reines
Präparat nicht erhalten zu haben glaubten, so
ward folgende Emulsion vorgezogen: J^. -PAoif-
phori Or. duo , soli^^ in OL Papaver. JDr,
tribtis, et add. Gumm. arabic, q.s, utF^c.Aqu.
Foenic. ünc, quatuor Emulsio, D. ä. Viermal
täglich einen Efslö^el voll zu geben. —
Es wurde mit der Gabe des Phosphors stei-
■ gend fortgefahren, so dafs Patientin" am heu-
tigen Tage* einen und einen halben Gran Phos-
phor in Emulsion bekam*
Den i'4 Mai. Bis. heute nahm die auffal-
lende IJesseruiig der Bewegung zu, so dafs
V ' ~ 79' — - ■
auch die Sprache verständlicheiii war ; nicht so
aber verminderte sich das Asthma, desgleichen
blieben' die Erscheinungen an den^Augen die--
selben. Auch der Decubitus, ungeachtet der
Unaufmerksamkeit beim Stuhlgange der Kran-
ken, wo die gehörige Reinlichkeit des Bettes
und der untergelegten Wachsleinwand nicht
beachtet worden war, neigte sich zur Granu-
lation. — Allein von nun ^n war eine exact«
Pflege, besonders ein regelmäfsiges Darreichen
• der Medicamente nicht zu erlangen; und ob-
gleich das Resultat der Beobachtung vom Arz-
te dem Wohl des Kranken gerne wäre geop-
fert worden, so war Patientin dennoch zu
einer Lokalverändefung naqh einem Hospi-»
tal nicht zu bewegen. Daher blieb- die be-
gonnene Besserung stehn, ja die Krankheit
ging ia den folgende» Tagen rückwärts. Mit
dem uuwillkührlicheh Abgange des Harns war
hattnäckige Obstruction des Unterleibes ver-
bunden; die Bieweglichkeit der Extremitäten
verminderte sidi sichtlich. Zwar ward durch
ein Mercuriallaxans mit Jalappa ein wässerig-
ter Stuhlgang erzwungen, allein eine allmäh-
Ug zunehmende Erschöpfung der Kräfte zeigte
auch ihren Einflufs auf die Functionen des
Sensoilums. Die Kranke schlief oft und fest^
— 8o -^ •
ohne durch ien Sdilaf . erheitert worden z
seyn ; das Fieber nahih einen / kbntinuirende
Typus an, der Puls war klein, aufserordentlic
schnell und frequent, mit dem zwanzigstel
Schlage' intermittirend; dann ward er auch au
eiiiige Stunden voll und hart, nahm aberbalc
ab, und. ward kaum fühlbar an den Händen
Endlich ereilte bei zunehmendem Asdnna dej
Tod ein Leben, welches unter giinsjLigem
Umständen vielleicht hätte erhalten werden
können. Nach dem Tode,^ welcher am 17.
frühe sich ereignete, war die linke Seite iet
Leiche blau, todtenfleckig. — - Widriger Ver»
hältnisse wegen konnte die LeichenöflEaung
nicht vorgenommen werden*
Auch in einem zweiten Fall, wo pach ei-
nem Schlagflufs halbseitige Lähmung zurück*
^febliebeiji war, leistete der Phosphor gute
.Wirkung, besonders änfserlich angewendet in
folgender Salbe: J^. Phosphor, gr. X. Garn»
phor. gr, XL. Axung. parc, ünc^j. M*
Innere Anv^endung des Phosphats gegen
kalce Tieberk
Ein Mann- von 34 iahten, des:sen Consfr
tUtipn aXrabüarUch«) icterisch war und daher zu
Tabellarische UeberSicht
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Chirorgiiche Oncraiioi
Amputation der Flngar
— dei Zäpfcbent
Puracentheia
TrtpinallaB
■ •rksDsen. l) Dia Cabeiltcn an HemiBn und Frocidanllaa
illen acWkliche Bandaga. und Bractibindgr. 2) Dia klsiaen
irgiichen Operatian^a aind TöUig übargaogeii wordaii.
Augenkrankheiten. -
Ambljopii
Bliphiraphdulniia
Giuu Bi«iaonliaa.
Blaphimpiotia
ChiluioB
Baratt IicanU
Ectropinni
HemerilopU
HordeoloiB
Ujpopiuni si abicau.
Lippiludo Mailii
Leuconu et micaliB
Mjopi«
Oedema palpebrarum
Ophthalmia --i-.-:--
Ophtbalmia
Ophlhalm.BBi.aa>"
Ophihalmia iccoFu
~ Ophthilmia irphili
Qpbibalmi« lopica
Prolaptu« irldU
Ftotophthaluiii
FlBrygium
rhaL
Ttuhiuia
Vanucia palpcbrvai
Ulcwa MiDeae.
— 8i —
häufigen Leibesr<^ritopFatigcn incliülrtf yrard
iror zwei Jahren von eineni intermittirenden
ireitägigen Fieber befallen» und sdiien in den
gewöhnlichen- Fiebermitteln, welche verschie-
lene Aerzte ihm gegeben hatten» '*vei*geben4
leine Rettung ni suchen« • Gegen Anfang ded
Winters dieses JAhres (ißtö) übernahm das In-
ititüt die Behandlung dieses invecerirten Fie^
bers* Der Kranke» dessen ökonomische Ver-
l^ältnisse drückender aU seine Ki'ankheit wa-»
ten, ttiageite säht, db ; Dyspepsie -wat ein Vor-
KÜgliches Leiden» ^reichem der Kranke durch
Hausmittel^ sdhadlidie und unschädliche» zu
begegnen suchte; überdies vraren die Päro«
tjrsmen) deren Dauer wohl achtzehn Stun«
den betrugt überaus schmerzhaft» indem statt
des Frostes» ein leichtes Schauern mit uner«
träglichen Gliederreifsen von zwei bis drei-
stündiger Dauer den Kranken inarterte« Ver-
gebens wurden auch von uns die besten Cid« ^
tiasörten niit Opium» umsonst die China fa-
ctitia Ph» Päup* versucht» ebeÄ so wenig lei-
stete die Belladonna in Extract und Substanz;
audh das Frühjahr fand diesen Unglücklichen
vom Fieber abgehärmt» einem Schatten gleich«
Endlich Versuchten wir das E^ttract« Ghelidon.
ma Joris mit einem Zusätze von Guajak^ er«
29un4 XXXit 3. i*Sti }S
iteres von einer Drachme bis dne halb^ Un*
ze zum täglichen Verbrauche^ und waren im
Versuche glücklich. Noch waren nicht d?^ei
Unzen verbraucht, als das Fieber einen Quat"
tantypus anzunehmen anfing und mit dem zwei*
ten raroxysmus sich verlor, ohne doch j6ne
heftigen Gliederschmerzen gänzlich wegge-
nommen zu haben. Armuth nöthigte den Ge-
nesenen zu manchen Diätfehlem, indem der
Appetit bei dem Gebrauche des neuen Fie-
bermittels zugenommen hatte.
Am Ende des Sommers, nachdem das Fie-
ber eine Pause von drei Monaten 2urLick.ge*
Jegt hatte, überfiel es - den Kranken im Quoti-
diantypus mit erneuerter Heftigkeit, in. der»
selben rheumatischen Form , deren 'oben ge-
dacht worden ist» Alsbald veränderte sich
der Typus zum dreitägigen und Patient ward
wied^um Gegenstand ärztlicher Behandlung.
Gastrische Cruditäten turgescirten nicht naoi
oben, aber im Ansehen zeigte sich die A£Fection
der Abdominaleingeweide. Es ward nun so-
gleich folgendes gereicht : -i^^. Phosphori
Gr. duo^ solve in OL Terebinthinae JDr.
duabus» £)* «S. Viermal täglich lo Tropfen *)
in einer Tasse Altheadecoct zu nehmen. —
AtiJfFallend war die erste Wirkung darin, dafs
der nächste Paroxysmus nicht mehi? mit Glie-
derschmerzen verbunden, und dafs er nur von
zehnstündiger Dauer war. Der folgende Pa-
roxysmus anteponirte um zwei Stunden, war
der letzte und verblieb es sofort. -^ Es darf
nicht übergangen werden, dafs der Genesene
einige Zeit nachher, ob er gleich im Ganzen
nur vier Gran Phosphor consumirt hatte, täg-
^) Eine Drachma Ol« Terebiaihin. hält ZJO Tropfen.
— 83 —
lieh zwei höchst stinkende Stühle hatte^ im
Schweifse keine Krise machte, wohl aber im
Urin^ welcher noch vierzehn Tage nach dem
letzten Fieberanfalle braun war und einen leh-
migen Bodensatz hatte. — Icterisches Colorit
hatte der Mann zwar nacli vollendeter Kur
noch einige Zeit; doch konnte und wollte er
ziicht länger in der Kur bleiben^ und kehrte
zu seinein Merier als Kattundrucker zurück^
dem «r jetzt bei vüUigem Wohlseyn vprsteht*
Ein Bedientor von 39 Jahren, Von sangui-
nischem Temperament, und zur entzündlidien
Diathesis geneigt, litt schon seit anderthalb
Jahren an einem Wechselfieber. Ein Tertian-
fieber, welclie*» in seinem Typus so beweglich
war, däfs es alle Monate eine andre Form an-
nahm« Es trotzte a5l<^n unsern Berriiilmngen
den ganzen Winter hindurch, und ward erst
geg^n Ende des Frühlings durch das Extr.
Glielidonii mit rtüchtigen Mitteln versetzt, in-
dem er von ersterm täglich sechs Drachmen
'in Auflösung, mit einer halben Drachme Li*
Juor anodyn. m. H. verbrauchte, von seinem
ieber befreiet. Bald darauf ward der Fie-
berfreie von einer pleuritis rheumatioa heim-
Sesucht, welche durch Venäsectiouen und den
arauf folgenden Gebrauch des Calomels gänz-
lich gehoben wurde. Ein anderer pleuritischer
Anfall) welcher durch heftige Stiche den Kran-
ken zu tödten drohete, ward durch eine ein-
zige Venäsection weggenommen.
.Nach drei Monaten, während welcher Zeit
der robuste Mann eine weite Pieise vorge-
nommen und in regnigter Witterung viel zu
Fufs gewandert, ward er plötzlich von einer
febris septimana intermitcens befallen. Das
F a
— «4 —
Fieber hatte tchon sechs Paroxysmeor gemachi
als er sich -wieder an uns wandte. Wir ga
ben ihm 4^^ obige Phosphorsolutiqn) tägiicl
mit einem halben. Gran Phosphor anfangei»
, bis zu einem Gran steigend, unter einem ^ürzik
ke von Altheawurzeln , und waren erfireuel
ein ähnliches glückliches Resultat zu beobadi
. ten. Der folgende Paroxysmus po^tponirti
um drei Stunden, dauerte nur acht Stunden
indem der ursprüngliche Anfall beinahe :Swe
und zwanzig Stunden gewährt hatte, und dai
Fieber selbst endigte mit einem dritten Paro<
xjsmus, ohne auffallende und bemerkbare kri'
tische Ereignisse* Sieben Gran Phosphor vra«
ren hinreichend, dieses Fieber radikal zu hei-
len.
Die siclierste Anwendung des Phosphon
bleibt nach unsem Erfahrungen die, ihn enj
vollkommen in Mohnöl auflösen und dam
mit arabischen Gummischleim zur Emulsioi
machen zu lassen. Hier ist 'man sicher, da£i
nichts unaufgelöfstes auf die Magenwände wir-
ken und Entzündimg erregen kann, die ein-
zige Gefahr, die sein Gebrauch hat. Aud
darf deswegen die Dosis von |.Gran des Ta-
ges (und zwar in kleinen Abtheilungen ge
reicht), nicht überschritten werden. Ütidiiiv
mer ist beständige Aufiperksamkeit nö.tb'g
und, sobald der Kranke Uebelkeit oder eii
Brennen im Magen verspürt, mufs es ausge-
setzt werden, üeberhaupt ist >es kein Mitte
zum fortgesetzten Gebrauch, weil ^s ixnmei
zuletzt die Verdauung verdirbt.
- SS -
Heilung einer Lungensuclu.
s
Ein Instrümentenmacher, 58 Jahr alt, wur*
^ den igten Juni 1810 ins Poliklinische In-
Ltut aufgenommen. Ungeachtet seiner jetzt
ir $chwächlxchen Konstitution, genofs Patient
seiner Jugend einer dauerhaften Gesund-*
ttt* Vater und Mutter verlor er als Knabe;
tztere an der Auszehrung. In seinem tasten
hre wurde er zum ersten male syphilitisch,
bekam Tripper und Schanker, Unerfahren
Lt diesen Krankheiten, hielt er den Schan*
ST fiir ein unbedeutendes, nichtssagendes Ge-
hwür, und nur gegen den Tripper brauchte,
einige ihm ertjpfohlene Hausmittel, wonach
eses Uebel auch bald nachliefs. Bald aber
merkte er, dafs das Geschwür immer mehr
id' mehr um sich griff, und dafs das Schluk-
•n ihiii Schmerzen verursacJite. Nun wand-
er sich an einen unerfahrenen Bader, wel*
er ihn in kuiT^er Zeit so mit Quecksilber
»erfüllte, dafs eine anhaltende Sali vation die
räfte seines sonst starken Organismus fast
nzUch zerstörte. Hierauf sah er sich genü-
igt. Hülfe in der Charit^ zu suchen, wo er
idh einigen Monaten geheilt entlassen wur*
?. Nach 3 Jahren wurde er/ wieder sjphi-
isch, wovon er abermals in der Charit^ her-
stellt wurde. Hierzu kam •noch, dafs Pa-
jnt leidenschaftlich den Xanz liebte, und
cht selten unmittelbar nach demselben trank,
Ddurch er sich nach seiner Aussage oft Hu-
3n mit Stichen in der Brust zuzog. Vor 6
hron bekam er hämorrhoidalische Anfalle,
doch waren sie nur einmal ßiefsend, und
aten nach einer Erkältung beim Tanze zu-
^ 88 ^
seines Zustandes« Die Mittel wurden nocü
bis zum 'hosten Sept. fortgesetzt, und da kei-
ne Krankheitssymptomen mehr vorhanden wa-
ren, der Kranke als geheilt entlassen.
V O«
Heilung einer Chorea durch Zink allein.
Nachfolgende Erfahrung verdient mitge-
theilt zu werden, als ein ganz reiner Versudii
was Zink allein zu thuh vermag.
C D., i3 Jahre alt, schwächlicher Con-
stitution, mittelmäfsig ^genährt, von ziemlidi
gesunden Eftem gezeugt, genofs von seiiiff
früiiern Jugend an einer ziemlich guten G^
sundheit, In seinem loten Jahre haitte er sid,
der Aussage der Mutter gemäfs, einer starkea
Erkahung ausgesetzt, und darnach krampfhaf*
te Zufnlie bekommen ; doch schien dieses,
Uebel mehr eine Folge der Würmer gewesen
zu seyn, da es in wenigen Tagen gehoben
wurde. Nach diesem Zufall befand er sich
Wohl, bis er vor ungefähr af Monat aufs nene.j
krank wurde. Merklich unterschied sich die-
ser Krankheitszustand, dem eigenen Gestand»
nifs der Eltern gemäfs, von dem, wovon der
Knabe vor 3 Jahren befallen war.
Im Anfange der Krankheit bemerkte mafi
an ihm eine Gleichgültigkeit gegen alles, vd
Nachlässigkeit in allem, dafs er sogar das', wtf
er sonst am liebsten that, verabsdieuete* Nicb
lange hielt dieser Zustand an, es fand sid
Mangel des Appetits, das Sprechen würde air
weilen unverständlich, zuweilen war er nicht
im Stande gewisse Worte auszuspFechen* Es
fdudeu »ic^lEv V«c7«^XTOu^<Qa d^$ Gesidtfs, bei
- 89 -
aller Anstrengung sie zu unterdrücken, un«
willkührliche Bewegungen der untern Kinnla-
de, Zuckungen in dem linken Arm, und auf
der linken Seiten des Körpers^ ein, und äo stieg
die Krankheit von Tage zu Tage, bis sie den
ganzen Körper einnahm»
Die Krankheit aufserte sich bei seiner
Aufnahme in folgenden Erscheinungen:
Starrer Blick, schüchternes Betragen, die
oben genannten Verzerrungen des Gesichts,
'widernatürliche Bewegungen der Kinnlade und
der Zunge, zuweilen undeutliche oder gar ge-»
hemmte Sprache, Hin- und Herwerfen de»
Kopfes von einer Stelle zur andern, Zuckun-»
gen der Halsmuskeln, und widernatürliclie un-
winkiihrliche Bewegungen des ganzen Körpers,
so dals der Kranke nicht im Stande war, nur
einige Minuten ruhig zu seynj selbst bei der
fröfsten- Anstrengung vermochte er es nicht,
iuw eilen mufste er schnell voü einef Stella
2ur andern laufen, ohne sich halten zu kön-^
nen, zuweilen springen. Er wufste genau, was
er that, eben so konnte er sich des' Vergan«
genen wieder erinnern. Uebrigenj^ waren alle
Functionen, aufser einem. mangelhaften Appe-»
tit, wenig gestört. ~ .
Da sich aul'ser einer allgemeinen convul-
siblen Anlage, durchaus nichts von entfernten
Ursachen entdecken liels, als die Entwicklung
der Pubertät, vielleicht Onanie, so wurde di«
Krankheit ^Is reine Nervenkrankheit ^ngese«-
hen, und heschlpssen, einen re/oht rein^i V er-
sucli mit der Wirksamkeit des Zinks zu ma-^
chen« ' *
Er erhielt daher von Anfang bis zu Ende
. der Kur nichts als Zink. Zuerst die Zinkblu<-
pjen, täglidi dreimal i Gran, Nacb 3 Tagepi •
— 90 —
da sich keine Besserung zeigte, täglich i Gran
mehr. Hierauf erfolgte einige Äpnahme der
Krämpfe. Nach a Tagen ward wieder mit
j Gran gestiegen , und so fort. Bei 8 Gran,
die er ohne alle Beschwerde vertrug, zeigte
sich merkliche Besserung. Die heftigen Be-
wegungen mit Händen und FuGsen .liefsen et-
was nach, und die der Halsmuskeln verloren
sich gänzlich.
r^ach lo Tagen war er schon im Stande
sich anzukleiden, doch hatte er in den ein-
zelnen Fingern noch nicht Stetigkeit genng,
um etwas zu halten. Vier Tage hierauf, da
er täglich 12 Gran ohne Beschwerde nahm,
kormte er schon etwas zeichnen, welches ihm
empfohlen wurde, um auch durch psychischen
Einflufs dem Körperlichen mehr Stetigkeit ai
geben.
Vierzehn Tage nach der Aufnahme, ab
der Krianke i4 Gran täglich nahm, waren die
unwillkührlichen Bewegungen ganz verschwun-
den. Nur einige Un Vollkommenheit in der
Bewegung des linken Arms und etwas Stam-
meln beim Sprechen waren übrig, geblieben.
-^ Eine Erhöhung der Dose bis zu 16 Gran
erregte ihm Uebligkeit, s^'e ijoirde daher wie-
der auf i4 Gran vermindert.
Nachdem er so noch 8 Tage fortgefah-
ren war, platte sich aucli der Arm gebessert.
Er konnte wieder zeichnen, schreiben, geben,
wie vorher. Nur noch die Zunge behielt beim
Sprechen etwas stammelndes. ^*— Es wurde
nun statt des einfachen Zinkkalchs der Zink-
vilriol zu a Gran täglich in wäfsriger Auflö-
sung in steigender Dose verordnet. Nachdem
er J>is zu 6 Gran täglich gekommen war, fünf
Wochen nadv Anfang der Kür, war er voll-
• ^ 9« —
mm^n hergestellt. — ^ Zum Schlul^s bekam
noch eine Latwerge 'von China fact., Va-
ian« und Fol. Aurant
6. '
Erweiterung des. Hertens,
Madame A, Mutter vier gesunder Kinder,
: neun und swanzig Jahr, schon seit' drei-
hn Wochen krank, litt, als sie den ein und
eifsigsten December 1810 von dem polikli-
schen Institut in die Behandlung genommen
urde, an folgenden hervorstechenaen Krank-
litssymptomen:
Aufserordentlich abgemagert und beinahe
ler Kräfte beraubt, war sie nicht im' Stande
rBett zu verlassen. Die bleiche, schmutzig-
?lbe Farbe ihres ganzen Körpers, vorzüglich
?s Gesichts, deutete nicht nur auf einen seht
»störten Ernährungspro cefs, sondern auch
if ein bedeutendes Hindemifs beim Un^-
usch des Oxygens in den Lungen. Da»
esicht war sehr aufgedunsen, die untern Ex-
emitäten waren angeschwollen, Uire Respi-
itiön war sehr beengt, mit häußgem kurzen,
lit wenig Auswurf begleiteten Husten; ihre
prache schwach und geschah nur mit der
röfsten' Anstrengung; ihre Engbrüstigkeit er-
lubte ihr nicht, tief Athem zu schöpfen, und
ersuchte sie es, so folgte ein kurzer Husten,
ane unbeschreibliclie Angst, welche des Abend$
orzüglich wuchs und ihre Nächte schlaflos
lachte, beunruhigte sie fortwährend/ Das
ufrechte Sitzen vermehrte ihre Beklemmung,
m ruliigjiten und bequemsten befand sie sich,
renn sie horizontal , und ihr Kopf etwas nie^
— ga —
drlg In'g. Meistentheils lag die Kranke auf dem .
Rücken, denn das Liegen auf der rechteh Sei-
te vermehrte sehr ihre Beklemmung. Weder
am linken Arm, noch an der Arteria tempo-
ralis war jnan im Stande, den Puls zu fiihlea;
zuweilen nur, doch selten, gelang es, am redi-
ten Arm einen, doch sehr schwachen, unglei-
chen und tremulirenden Puls zu linden. So
schwacli auch, nach diesen Zeichen, die Thä- ,
tigkeit des arteriellen Systems war, so unge-
wöhnlich erweitert und angeschwollen zeigteo
sich im umgekehrten Verhältnisse alle . venö^
sen Geräfsc, vorzüglich bemerkte man ^ dies
an den hervorgetriebenen Venia jugularibus
und an der in das Violette spielenden Farbe
des ganzen Körpers. Sehr merkwürdig iwr
hierbei die Bewegung des Herzena» Wie im
cesunden Zustande schlug dasselbe an dieliiH
ke Wand der Brust, aber stärker; die Bewe-
|2;ung desselben war tremulirend, und man
fühlte deudich, legte man die Hand ruhig an
die Stelle, wie das Herz krampfhaft von der
linken nacli . der rechten Seite geworfen wurde.
Appetit hatte die Patientin wenig, alle Spei-
sen widerstanden ihr,' Buctus kamen öfters,
über Durst und Trockenheit: im Halse klagte
sie beständig. Der Urin, welchen sie sär
sparsam liefs, war dunkel gefärbt mit einem
bedeutenden Bodensatz, die Haut war trocken
und verschlossen. Eiu drückender Schmerz
im Köpfe yerliefs sie niemals, wahrscheinUch
Folge des Blutandranges in demselben. Jbr
ganzes Nervensystem war in einem sehr ge*-
reizten, empfinalichen Zustande, daher Unzu«-
friedenheit mit allem, was die Personen, wels-
che sie pflegten, für sie thaten, und fast be-
atändig Aergex -vx^vi^ie^eidUclu
— 93 ~
In diesem' bejammernswertlien Zustande
befand sich Patientin , aber ihre Leidfin wur-
den durch die öfteren^ fast alle Abend yvie^
derkehrenden heftigen Paroxjsmen noch un-
* gleich vermehrt. Starkes, oft sichtbares KIop-*
' fen der Karotiden, voller und harter Puls»
welchen man dann sehr leicht an beiden Ar-
men ftihlen konnte, gingen denselben vorausj
-dann, folgten heftiges Herzklopfen, Zusammen-
sebnürung der Brust und vermehrte Angst»
Patientin schrie nacii Luft, schlug und rang
mit den Händen, und warf sich, gleich einer
Epileptischen, im Bette umher* Zu gleicher
Zeit schwollen ihre Präcordien, ihr Unterleib
wurde, gespannt, und es war Pa*tientin nicht
anders, als wenn, wie sie selbst nach dem An-
fall aussagte, ein breites Band den Unterleib
anisammenschnürte. Unbestimmte Zeit, oft ei-
nige Stunden dauerte dieser schreckliche An-
fall, die Heftigkeit desselben verminderte sich
allmählig, und Patientin verfiel in eine ohn-
machtähnliche Erschöpfung) —
Von ihrer frühesten Jugend an hatte Pa-
tientin sich immer wohl befunden, öftere»
Kopfvreh und Windkolik abgerechnet» welche
jedoch schnell bei warmen Verhalten und Ru-
he verschwanden« Vor ungefähr dreizehn
"Wochen, als Patientin noch ein vor wenig
Monaten gebornes Madchen säu.i;te, erkältete
sie sich bei einer Wäsche, der Unterleib fing
an aufzuschwellen, es erfolgten starke Ructus
und Kopfweh. Die Wärme des Bettes, wel- ,
che in ähnlidfien Fällen oft schon geholfen^
besseite hier nur wenig; es entstand Appe-
titlosigkeit, Neigung zum Erbrechen, welcher ,
auch einige ftreiwillige Ausleerungen nach oben
folgten. Ein erhaltenes Brechmittel beseitigte
- 54 -
den Ekel und Mangel an Appetit nur auf ei-
nige Tage. Reissen in allen Gliedern^ ver«.
bunden mit Hitze und Frost, gesellten sich
Lald dazu; die linke untere Extremität, und
spater auch die rechte, flog an 2u schwellen,
ohne wahrnehmbare erysipelatöse Rotbe, aba
mit empiindlichen Schmerzen bei jedesmali- ^
ger Berührung. Nach Verlauf von acht Ta-
gen, als die Geschwulst und die Schmenen
na<:hlieisen, fühlte Patientin Stiche in derrBniit,
vorzüglich in der*hnken Seite derselben. Da*
dagegen eingeriebene Linimentum animonia-
tum carnphoratum wirkte nur palliativ au/
kurze Zeit, die Stiche erneuerten sich stär-
ker, mit ihnen die Beklemmung, beengte Rfr*
spiration, Angst und starkes Herzklopfen ge-
sellte sich zu denselben. So hatte Patientin
auf eine höchst traurige Weise länger als ein
Vierteljahr gelebt, trotz der gescliickten B^
handlang eines leider nur zu spät zu dieser
Kranken gerufenen Arztes, als sie das hiesige
poliklinische Institut um ärztliche Hülfe er-
suchte.
Bei einem schon so langwierigen, wahr-
scheinlich auf einem organischen jFehler be-
ruhenden Uebel der Brust an «iner Radikal-
kur verzweifelnd, blieb nichts übrig, als «u
versuchen, ob die Leiden dieser Unglückli-
chen nicht beruhigt werden könnten. Sie *
durch ein Aderlafs zu erleichtern, welches:
sonst bei Krankheiten des ]ßerzens so viel j
leistet , erlaubte die schon zu weit gediehe- ^
ne wäfserigte Kolliquation nicht. Sie erhielt
Valeriana und Senega, Tinctura Opii, Casto-
rei und Valerianae ammoniat. mit sehr vid '
Erleichterung, starb indels am achten Tage
unserer Behandlung, in der vierzehnten Wo«
— 95 —
che ihrer Krankheit, in einem heftigen Paro-
xysmui.
Bei der mit aller Sorgfalt untemommer
nen Section fand sich der linke Ventrikel und
'.Sinus des Herzens normal, aber der rechte
Ventrikel und Sinus aurserordentlicli erwei-
tert^ und ihre Substanz zugleich äufserst dün-
ne und zerreiblich. Die rechte Brusthöle ent-
hielt über ein Pfund Wasser, die linke nichts,
der Herzbeutel an vier Unzen. Auch im Un-
terleibe fand sich Wasser, *)
*) Bei eiser in der Diagnostik noch fo dunkola
. Kranklieitsklas«e als die Krankheiten des Herzens aindj »
müssen yrn allles aufbieten und jede Gelegenheit benut«
sen, um mehr Lithc und liestiminibeit zu erhalten.
Auch dieser Fall kann dazu dienen, besonders wenn
wir ihn mit der instruktiven lUiho solcher Fälle zasam-»
mensiellcn«die uns Jlr, Dundas indenLondnerMcd. Chir.
Abhandlnogen üben«, von D. Osann etc. aufstellt. — ßo*
merkenswerth sind besonders folgende Momente.
X. Höchst merkwürdig ist es, dafs auch hief^ wii
fast in allen dort auFgezähUen Fällen rheumatische Be-
* achwerden aufserer Theile vorher gingen« und t?a ibC mir
«US diesen« so wie aus mehrern mir bekannten Fällen
höchst w&brscheinlich, dals die organischen Kraztkhelien
des Herzens^ Erweiterungen, Verhärtungen« auch Poly»
pen meistentheils Folge einer, oft superßcioUen und da-
ber weniger bemerkten, Entzündung des Herzens» und di«*
•e oft Fdlgen einer rheumatischen Metastase» sind. -^
"Was besonders die Entstehung der Herzpo iypen betri£ft»
•o mache ich auf eine nicht genug beachtete Uisache
derselben aufmerksam, nemlicli ein bis sur völligen Obn*
machtfortgesetztesAderlafsbeiEnuünduugenderBnistein-
gewfiide und groijer Gerinnbarkeil der plastiichenLymphe.
, - 96 - •
Hier Isc ein VoHg er StllUuhd dea Blutumlaufsi den die
Olinaiacbc hcrvorbrio^t« iogleich im Stande eine Gerin*
aung (orgaiiiichü Rrystalliaation) in der Hershöhle selbit
«u bewirken f und daher oindsolche Ohnmächten ao ge-
fa&rliöh und sorgFähig ju rerhuten.
£i. Auch hier bekräftigt alch der Umstand, der mir
Ain liauptarichen cur Unteracheidung der Krankheltea
drs Herkens von de;i der Lunge /ü aeyn acheint, nem-
lieh da£s hei- erstem der Kranke bis an seinen Tod mehi
Erleichterung in der horixontalen Lage (wo d^r Blut-
ttmlauF am leichtesten geschieht) bei dorn letstern aber
mehr in der sitzenden oder aufrechten Stellung empfin-
det, und diese um so mehr sucht> je näh»r er dem Tode
komn*t.
3. £ri Kranliheiten dea Herzens» mehr das Gefühl
von Vollheit, Angst« Ohnmacht« hingaamen^ achwachen,
gehemmten Aihem, bei Lungen -> und Brusthölenkrink-
heiten mehr das Gefühl der Erstickung, des Luftmtn*
gels, kurzen geschwinder^ röchelnder Athem.
4. Bei den Krankheiten des Hersent besonders he&
tiges . JB^lsiren der Karotiden, cuweüen conrulsivischs
Bewegung des Herzens, auch vorübergehende Schmer-
ren im Herzen, der Puls gewöhnlich schnell, klein, atu-
setzend, oft etvtas cukkendi gleichsam wellenförmig.
5. Vermehrung der Zufalle' bei der geringsten Bs*
Tregung, und zwar bie zur Ohnmacht, nicht sur - ErstÜK*
kung wie bei den Lungenkrankheiten«
6. Bei zunehmenden Uebeln ein chlorotlsch^yetioiet
Zustand desKörperfiblafse schwaminichte Aufgedunsea-
heit der Extremitäten und des Gesichts> mit Untertnisch-
ten blaulichten Flecken — nun auch walarigtd Extrafa*
•ate in den innern Holen*
Ta.
.1
— 97 —
I .
II.
Kurze Nachrichten
und
Auszug«.
1.
■ml
' = Ein Speichelstein.
^^ ' • *
JLlai« fich in Tielen innern Oi-pnen de« thieriicben Kor-
ken Steine erseugen, ist bekannt Ob schon Erfafanmgen
gomtcht wurden, dafs sieb in der Parotis selbst oder in
^'•inem ihrer nächsten Ausgänge ^ Steine erzeugten, die
.dortli den Ductus Sienonianus gingen und 2ur Oeffnung
~ destelben herausfielen, weiis ich nicht, und kann mich
^ anchy beim fast gänzlichen Maogel aller literarischen
HuUsmittel an meinem Wohnort , nicht davon belehren.
^Sollten aber auch andre schon etwas ähnliches bemerkt
I haben, so wird diese kune Erjäblung doch Bekcnntma«
. chnog verdienen.
', . Ich wurde am x4ten Mai früh Ju .einem, sonsieebr
'. gesunden, von aller Kiankeitsanlage freien Manna geru-
^ fen* £r klagte über wüthenden Schmer« in seinem ge-
>' tchwollenen rechten Backen. Die Oeschwulst harte ihren
'..6its in der Gegend der Parotis; sie sah wie die Oeschwiilst
- bei der Angina parotidea aus und war sehr hart, rotb und äu.«
/«am. XXX/f. M. $» Su G
— c^ —
Üient fcbmerzb^ft beinü BOTubren« Auch in dem Backen,
.da wo sieb det Ductus Stenoniatius nacb inneil öffnet >
war eine etwa! gescbwölleiiei und beim Berübren sebr
•cbmer^ende Stelle. Der Scbmera lieiä keinen Augen*
blick ganx nacb^ erreicbte a1)et ]>eriodiacb eine furcb-
terlicbe Höbe« so data d^r Kranke beftig scbrie nnd
füjfcbtete ^abniinnig su werden^ Nut seit einigen Ta-
gen batte aicb eine acbmerzbafte Empfindung gezeigt,
die bia aü dieser Höbe geatiegen war^ firubet wurde
nichts VV'idemäturlicbea andet* bezeicbneteü Stelle ein-
pfunden.
Minderung dea Scbmertf^a iind i&ertlieilung der Ent-
rundung gelang mir durcb den ixlnerlichen Gebrauch
dea Hjärargjri muriaUd mitis mit Opium, durcb äulaer-
licbe Anwnedung einer Salbö mit Hydrat^rum thufiat,
miit und warmer erweichender Ümacblägei Ded t5teii
Nachmittag batte lieb der Schmers sebr gemiadert> und f
biä zum aoaten waren alle Spuren dieae^ beftigen Stur-
mea Veracbwnnden^ bia auf eine .unbedeüteiide ajtanxielida
Empfindung im Backen, und eineü aalaicbten Gescbmack
in der Gegend der gaua geauüdeü Backenaäbne« Am
S3aten &üb war der salaicbtd Geäcbinack baitigi der
Kranke wollte aicb durch 2ürückbeugeii deä Batkena
über die Üraacfae dealelben belehren > indeiü et dieaes
that fiel ihm eixi Stein ^ Ao grolä wie eiiie beträchtliche
Erbae^ auä dein Backen in den Mund. £r eracbrak dar*
über, und achickte mir diesen Stein aogleicb zu. Er
war rund, aab licbtgelb auä, aeine Fläche war ungleich,
und hatte daa Anaehen einea ganz lockern Sandateina.
leb zertbeihe ihn, mit leichter Mühe^ in zWei Stücke
und fand in aeiner Mitte einen dunkel auaaebenden
länglidben Kern, und um dieaen deutlich zti ünteracbei-
dende Kinge. Inwendig war die Farbe weifs.
Bei Untersuchung dea Mahnes faod ich die OeiF-
uung dea Du^wi Stenoniatiua ««lic «ryreitert, aber nicht
/ *
— 99 —
»f let«t. Auch yfätexk nuii ilU uügewphnUcli» £mpfin-
xügttL ^anz verscbw.uüden, . «
ich entlialte mich iüler Betiierktingen iiber diesen sehe*
stlF'tll Und erlaube mir nut eine eidJBige Fuge ^ufcustel*
9. Sollte die EtieÜguhg dieses Stciioes nicht dadurch
»railia&t wbrden aeyn^ dats ir^eiid ein Köipdr^ durch
neii Zufall TCid atilseli ib deü Ductus Stenotuantts ge^
iindieii wafi Welcher iicb bis hinten nach der Parotis
>|f und de^ Kern und die Ursache dtesea Steinea War*
ft 1 (Von Dh Af /i//«/' in Planen.)
örariätschäten ^
Hin neuei Mittet gegen die Pf^echselfieber.
Ir. Hofirath Helktnüntt in MoskaU iiat mit glucklichem
rlolge die Schaalea deir Granatäpfel (Puhita Oranatum)
sgen die Wechselfieber Ängetvendet« nnd aeine damit
emachten Versuche, So wie die chemische Analyse« in
.11 ei- kleinen Schrift bekannt gemacht.
• ^
Wi% theilen hier die Tormeln mit i , t) Hec. Pulv.
>rt. elect. fruct. punic« grAnilt. Sei', i}. vel Drachra. j.
9chi bis EinrdH Pulvet in def fieberfreien Zeit» oder ein
ulver alle t oder ^ Stunden.
ä) Das zusammenges^te Pulv«t i Pulv. cort. etc.
r. ti„ Pulv* Räd. amom. jEingibk gt. vj.» Pulv. piper. long.
r. iv. M. f pulv« dent« tales doses No.xij. S. \vijB oben.
3) Im Decoctt ftec* Pulv. CorL etc» Ünc. ]j.> Pulv.
umm. mimos. nilotiö. Drachm. j. coque c» aq. Libr. ij«
squd ad remanentism ditnid. pArtis Colat; adde aq.
ort. laut, cinam. vel aq flor« citr. aürant. Unc. ]., Syr*
ort. fruct« citr. aurant« vel Syr. amom, «ingib. Uno« j.
Ga
— lOO —
Mr D. S. Alle xi Stunde eine halbe Theetasae voll sa
nehmen.
4) Zuweilen werden eu 5o gr. Cort. Granat, xo gr.
Rad. gentian. xugesetar^ und
5) XU der Decoction V#n a Unisen Cort. Granat.
Extr. menyanth. trifol. Drachm. temia., Aeth« iulphur.
alcohol. Drachm. {. M« D. S. wie oben.
Druckfehler im 3. St. in Himlys Aufsatze über
die Behandlung der Augen, etc*
S. 3i Z. II »tatt waren We^^wären
S. 33 unterste Zeile itatt vorgtgartgenen 1. vorhefgegan-
g^nen
B. 34 i&, 15 »t. Z7* merken 1, zu warten
'S. 36 Z. 3 in der Anm. st. sonst 1. *cMjf
S. 58 Z. 10 et. i^/> l. es
S. 48 Z. 4 •^' w«r</tf« i. wurden
S. 50 Z. 5 St. stechende 1. stehende
S. 5i Z. II »t. I« rftfm Kranken, \,in den kranken {n%m'
lieh Zustand).
S. 53 Z.' 18 flt. £i/iJ 1. Eines
S. 56 Z. 4 ^^" nuten st. </fiin 1. den
S. 58 Z. 'S «t. Die 1. Z)/>/#
— lOI —
I h h alt«
) ■
t
Erster Jahresbericlit det Königl. Polikliniaclida
Instituts der Universität zu Berlin vom Jahre
1810. Von Huffiland, . . • %t\X» i
Augenkrankheiten von Dr» Flemming, . •«- So
* .' .
KrankbeitsgescLicliten :
I. Eine in Epilepsie übergegangene Cborea, •
welche durch die Trepanation glücklich ge-
heilt wurde. . .- . , . -^4^
a. Anwendung des Phosphors gegen Läh-
mung. -i* 72
5. Innere Anwendung' des Phosphors' ^egaa
kalte Fieber, . . ., ; . -*- 80
4* Heilung einer Lungensucht. . • -—•85
5. Heilung einer Chorea durch Zink allein* •?— 88
6. Erweiterung dos Hertens. '. . -^91'
. Kurze Nachrichten und Aossuge/
I. Ein Speichelstein, Von Dr. Müller in
Plauen. , • . ....•-— 97
a, Granatscbalen , ein neues Mittel gegen die
Wechseln eher. Vom Hrn. HoFrath Rehmann
in Moskau, * * . . . • "^ 99
halt de« Bandes.
egister.
^%^
ißt diM'etß ßtficke 4e4 Jpmrnäff frtrd aUMgßfeten:
BibÜQph^k iLer practuchen HßWmndef Fünf
und fwani^ig^ßer fißnd* Sechstes Stück*
Mitdicinitch - ehinirgixche ^lfhan4iwgeß den pi^icU
nisch ' chirurgischen Geseli^chaft zu L/^ndqn^ ßus
dem Englischen übersetzt mn4 fnit Anmerlimngen
begleitet vort Dr, E, Osann, JJerlfn bei Salfeid,
i8iif •
^ io5 —
Inhalt
des zwei und dreifsigsten Bandes«
Erstes Stuclc,
I. Dr. ^ndr. Roseklaub tn Hm. Dr. C ^- Hufeland.
Nachschrift des Herausgebers.
II. Künstliche Erzeugung des Blutes und Versucli einer
Theorie über die Bildung desselben im lebenden tbie*
rischen Körper. Von Dr. D, H. Grindel ßu Qorpar.
III. Nachtrag su meiner im zehnten Stück dieses Jour-
nals 1810 enthaltenen Abhandlung über die Zell^e^
websverhärtung neagebohrner Kinder. Vom HoFmedi-
cus Lodemadn,
' IV* Ueber die Anwendung des Merkurs in der hautigen
Bräune. Vom Hofmediciis Sachse in Schwerin; (Fort-
setzting. )
V. Geschichte eines durch aufserordentliche Gaben de§'
Camphors vollkommen geheilten achwarsen Staares
beider Augen. Vom Dt, Flemming 2U Berlin.
VI. Kurze Nachrichten und Auszüge.
I. Auszug aus einem Chinesischen Hebainmenltate-
chismus. \on Hiifeland,
a,- Merli^würdige Erfahrungen über die Mittheilun^
des Milzbrands -Cputagiums voq Thieren auf den
mens9hlichen fCörper*
3. K6nigt. Preufs. Verordnung in Betreff' des inncrn
Gebrauchs des Arseniks.
Zwettea Stuck.
I. Recbenscbart an dai Publikam über meia Verbalt-
nifs cum Brown ianitmut. . Von Hufelemd,
II. Ueber di^ fiebandlung der Aug^n nach Verletzun-
gen d'ertelben Cberbaupr und besonders nach den ab-
aichtliche£ durch Operationen an denselben. Von K.
Himfy.
III. Gedrängte geschichtliche Darstellung mehrerer schnell
nach einander erfolgter metastatischer Erscheinungfle,
aainnit der atl>;emein$ten Angabe des Grundes der
Metastasen und ibrer Bedeutung überhaupt. Vom Dr.
/. ^y:/, kygUther, zu Baireutb.
iV. Ueber die Möglichkeit und Nothwendigkeit, dieHe*
dicin und Chirurgie in ihrer Erlernung und Ausübuo;
2U verbinden ; in einem Sendschreiben an einen die
Heilkunde studirenden Freund. Von Dr. G. /. F. '
Nöläekf, in Oldenburg.
V. Bestätigung der Wirksamkeit des Geilnauer QosUi.
Vom Hofrith Dr. Grae/e, zu Berlin.
VI* Kurze Nachrichten und Aui^üge.
I. Die künstliche Hand.
S. Verschiuckung eines Theelöffeli und glücklichi
Operation desselben.
Drittes Stück.
I. Etwas über' Gehirn^ Wassersucht. Vom ProFeuor ,
Drr Heinehen, zu Bremen,
II. Beschreibung eider 'kteinen Thibetaniachen Hand'
Apotheke. Vom Hofrath Dr. /. Rehmann bu Mo¥
kau. • :
III* Nachricht Ton defÄ bösartigen Nervenfieber, wel'
cfaes i8o^ epidemrsch in Weimar' grasairte. Vom Dr.
/ok. Chr, SchtuUter zu Weimar.
IV. Kurse Nachrichten und Aua^üge.
1. Höebatmerkwürdiges Beispiel von siebsehmägiger
Auadauer des Lebens ohne Nahrung, und der Käl*
te aui oifnem Meere preisgegeben. Von Hufetand,
2. Neuere Beispiele von allgemeiner Haütentaundunj
nach «der Vaccination.i Yon Dr^ Moisalien «u Herm-
hut.
I
\ •
— io5 ^-^
3. Uiigewobnlichea und sehr Mrirkiamea Hitttel widef
die tlechteiu Tom Hofratk Loffler zu Wilepsk.
4. Der Theilungs-Conductor, für die mediciniscb»
Anwendung des Galvanismus. Von Vit. Molmz in
Stuttgardt*
Viertes Stuck.
I, Etwas über die Beweiskraft der Lungenprobe, Vom
. Prof. Mendel in Br^lau» ^^
IL Gescbicbte einer ganjs eigenen, allgemeinen Entzun«
düng der Haur/ welche in den räadigen Aussatz (^lepra
atjuammosa) überging; mitgetfaeilt vou Dr. j4, Meiterm
nich, Prof. zu Mainz, und Dr. Fr, UFiumann, Stadtphy«
sikua daselbst.
III. Ueber die Anwendung des Merkurs in der häutigem
Bräune. Vom Hofmedicui Saclise in Schwerin. (Be^
schhifs.)
IV. Nachricht von dem bösartigen Nervenfieber, wel«
ches i80fV^P^^®<^^'^^ V° Weimar grassirte. Von Df«
7. C Schluiuer, zu Weimar. (Beschlurs.)
V. Bestimmung des GrUndes und Andeutung des Werthf
der Krankheitsform. Von D, P. Hojentha/, Privatdo*
cent zu Berlin. . -
Fünftes Stuck.
s
I. Ueber die Eiweichung des Magen * Grundes , oder
die ' sogenannte Verdauung des Magens n^tch dem
Tode. Vom Hofmedicus UTp Jäger zu Stuttgardr.
IL Aulserordentliche Eiteransan^mlung in der BrusthöhU
nach einer Lungenentzündung ; vom Medizinalrath
Tourtuel in Münster.
III. Historische Skizze über die Fortichritte der Medi*
ein in England, in dem Jahre iSo^. Von Hrn. Roy^
ston, übersetzt vom Hofmedicus Muhry im Hannover.
IV. Verhindertes Schlingen durch Desorganisation in
der >Speiserühre hervorgebracht« Von l^t, und Prof«
Heineken zu Bremen.
V. Heilung einer Hydrocele, ohn» Operation , an ei<
nem 4oj^^"gon. Manne, durch innere uncl äufser»
MitteL Von Dr. B, Ouendorf in Heidelberg;.
VI. Kurze Nachrichten nnd AjUfiügf,
Das /#iznr^'#* Fast.
— io6 •-
Sdchitet Stück.
L JEnter Jalirttbericbt de$ König]. Poliklinj^ehen loitw
tuu der'Univditicif eu Berlin yom Jahre 1810. Von
fiufeland,
Augenkrankbelten von Dr. Fiemming,
Krankheitagef chicbten :
I. £ine in Epilepsie überge^ang«*ne Chorea , wel-
che durch die Trepanirtion glücklich geheilt
wurde.
s. Anwendung de« Photphori gegen Läfamung.
3* Innere Anwendung des Pbotphora gegen kiltc
Fieber.
r 4* Heilung einer Lnngenaucht.
5* Heilung einer Chorea durch Zink allein»
6. Erweiterung dei Hersena.
n. Kurse Nachrichten und Aussüge.
I. Ein Speichelstein. Von Dt, Müller zu Plauen.
. 3. Granatschalen, ein neues Mittel' gegen die Wecb-
selfieber. Vom Hrn. Hofraih . ütfAma/i n in Moaktu.
Inhalt des Bandet.
Register.
— |07 —
Namenregisterf
Abeaetby, V« 49*
Adams, V. 75. 74
Alberi. IV. 37, 44, V, 104,
Alpin, I. i3r
Ambiirger, IL Ii5r
Anderson, IV, 64«
Arnemapo, I, loS«
AselUni, IV, 54.
AMtenrietb, L 76, 78. |V,
42. d6. 49. 51. 57f 59r 63.
64. V, 7, ^ . '
Baglivi, I|. 8. V. 78,
Baii)if, II, 122. 123.
Balme, V. ig.
Banniater, V. 65*
Bard. IV. 5ci. 51, 5ßt
Beddoes, V. gi.
Beer, J. 108. -
Beguio. VI. 2ß.
Beier, VI. 7,
Bejrnard Mariji de Cn%trfLy
giaoe, IV. io5, 107.
Bernstein, V^ 5..
Bertin, I. 122.
Beutel, iV. 36.
Blanc, V, 76. 84, 85, 87, flo,
Blaine, V. ßq, j65.
Blumefibacb, II. ß.
Boebin, IL Ii5.
Boer, I. Ii4'
Boerbave, I. ijl
Bremer, V. I2ß. \\, 7.
BreodeU IL f,
Brown,!, n, 14, 15» ig^ ap.
U. 13. 14. IV. ip6. uo.
|ii. 114. laG.
^ryce, V. 71,
Bttcbbol«, IV. 6, 10. II.
Bncbboro, If, 56. 57.
BurseriiH, III.J5. 4, i8.
3u9se, VI> 7f
CabaiietUs. V. gi,
(C«mper, IV. 7.
de Carro, I. ii3.
relsua. II. 107.
Chf mbön, I. 63i.
qheyne, III. 3, 15. 19, JV*,
CS.
Cbiibolm. V, 87.
Cirillo. JV. 44. 45,
Clegborn. V. 78.
Clutterbuck^ V. gi»
Creuswiefer, I. 120. 13 r,
(JurriP, IV. 102. io3r lo^f
iq6. 107. jog.
Üarwin. V. 66. ip6.
Davy, I. 52.
Dee Eif«rt, IV. 56«
peiigenettefl, V. go.
Dnncan^ IV. 51.
Ellen. IV. 48.
ißUiiea, IV. 42. 4Q.
Emmert» I. 40*
Eicbenbacb, IV. 7.
— io8 —
tlorlllo, II, 57.
Flninmiog, h 10 j. IV, 99.
Vf. 29.
Flormton, IV. ^o.
7ourcroy, I. 24. a6. 53. 46.
47.
P. Frank, II, 7. 15. 94. IV,
Fuchf. VI, .7. .
Gtlenua, I. 16. Jl, 107.
Gtll, V. 70,
Galvani, Ul, 134,
Gartrhore, I, 61.
Gaubius, I. i3. III, X04,
^Gehler, IV. 7.
'Gerard, V. 7.
Gilbert. I. 36.
Giraud, V. 71.
iGirranner, I. 57>
Gmelin, lil. 102.
G6p( von herüchiafin, II*
130. 121.
CraeFe, U. ii5. VI. 5<&-
Grant» 1. f3.
Grapeagiffier, IV. 64*
Grindel, I. 24*
Grüner, I. 126. IV. 6»
Gutfeld IV. 43. 47. 53. 55.
56.
de Haen. III.. 97,
Hagen^ IV. 12.
de Hahn, IV, io5* 107*
Habnemann, IV, 5Si
Häller, II. 6,
Hamilton, IV, 46, 5l, 58,
107, V, 66.
Harles, IV. 57- 58.
Haygarth, V. ^7.
Hecker, IV. 50. 107, €4.
Hegewiacb^ III. 8I. IV. 53.
57.
Heineken, IIL 3, V, iß.
Heim, III. 56.
Heyer, IV. 124
HiU, IV, 48. 49.
Hunly, U. 3o. UI. 21 IV. 5.
Hippocraiet, I. 11. 16. XL
106. HL 98. V, 78.
Home, IV. 67.
Hopf, IV. 57. 64.
Hörn, I. 54. 55, 66. 59* 61.
IV. 53. 55.
Hotack, V. 6t.
G. W. Hufeiand, I. g. ffl.
2r, 97- I30. IV, 5.
F. Hufiland, III. 98. V.70.
I. Uunter^ V. 3. 4. 5. 6. 7.
Huxham, 11. 3.
Jacobi, V. 84.
Jäger, V. 3.
Jahn, IV. 44.
Jenner, V, 70. 72. 74, t^.
Jonii, IV. 64.
Jugler, II. 91.
Kapp, IV. 55. 56.
Keaae)^ I, lao.
Kloest/ V. 76.
Kloses IV. j2. ly,
Kuhn, IV. 46.
Labat, V. 77.
Lancisi. V. 78.
Laumonier, V. 48;
Lentin. L 86/96. IL 8, VI.
60. IV. 4r. 42. 43.
Lile. V, 68/
Lichtenberg, IL 8.
Litamtnn, IV. 41- 63.
Lodemann, I. 53.
Loder, IV. 5. 4. 5. 6. 7.
Loujeiro, III. 60.
Ludwig, V. 121-
Marker, IV. 5o. 56. 63.
Marcus, IV.. 45. 60.
Marteau de Gra^iviilierti V.
MaUalien, XIL idß.
?, J^ecbei^ IL jaj.
— xog
Meckfll, IV. 7*
Mellin« I. i3,
Mendel. IV 3. ^
Du Mesnil, I. 84.
de la Methtfrie, V« aQ. , '
Merternicb. 1^. . 2t,
Met2ger IV. ß. 7.
Michaelis^ lll. 120. IV. 46«
So 52. SS*
Schafier, 11. 7. 8. IV. t?.
Schert II. 55.
Schluuter, Ilf* 93» IV* 66«
Schmidtmüiterr IV. 7. t3»
Scböenemahni III., 120.
Schröder, IL 7.
Seile, I. 13.
Senoebier, V. ^.
Sbpolbred, V. 71, 72* 73.
Miller. V. 76. 78* 7g. 83» Soemmering, V. 5« 7.
87' 89. 9CU
Molvfitz, 111. 126- ^
Most, S27.
Mubry, V. 43.
Muller, lU. 3.
I^öl/Jeke, II. 87,
Otann, VI. 5, g5*
Oslander, IV. 3. 4- ö« 6. 8*
Octendorf, V. it3.
Payne, V. 92.
Pearson, IV. 66.
Pinel, V. gl..
Piattner; II. 114*
Ploucquet, IV. 7. V* 92*
Polt, V. 5i.
Redmano, IVi 59*
Redorsky. III. 63*
Rehmann. I. it3. III* 50«
Reich, IV 75. 82.
'RftW, I. 49.
RhumeliuSi V. 92.
Richter, I. 109. II. 7. g. 14.
IV. 56.
Rö derer, IV. 7*
Roescblaub, I. g. 22«
Roose, IV. 7.
Roseathal, IV. 109..
Roy»ton, V. 43.
Runde, II. 57.
Rumsey, IV. 64*
Rufb, IV. 68. V. 77.
Sachfte, I. 68- IV. 34.
Sanders, V. 68*
Santesson» V. 91.
fiaünders, III. 8^.
Spalantani, V. 6* 24. 47'
Sprengel, IL 6. IV. ai.
Stark, IV. 117.
Stoii, 1. 13. n. 7.
Sutbenie, IV, 5o.
Van Swieten, I. i3.
Sydenham, 1. 13. II. 8* V,
75.
Theinef, Vi. 7»
Thilenius, IV. 45* 5o* 57*
6o« 65*
Thuoberg, IIL 74.
Ti8sof> I. i3. IL 7. 8*
Tourtuel, V. 31»
Trendelenburg, (V. 4t*
Trotter* V. 60.
Turner, IIL 8a.
Underwood, L 6^t> /
Ünger, VI. 5. 56*
Vauquelin, I. 24. 26. 33* 4^
47*
Vetch, V. 64.
Vicat, IV. 57.
Vogel, IV. 58.
Voigtj lll. 125.
Wake, V..g3.
Wahlbom, IV. 5o.
WaUbaoi, 1. 61«
VValther. II. 71.
Webb, V. 63. 64.
Weikard. 1. 14. 11. 7. HI,
63.
V\rerlhoff . IV. 4^. 45.
W^ndelttadr, V. gs.
.WtaatU lU» \%. \%.
i>
Vvliite, il. is4*. is^i
WillUmi. V. 54t -i
Wilaöii, V. qa*
Vyithering. V. 06.
.WittmänD, LV, ai«
WolU*tOni I. üßi 28. 50i
Wrlght^ IV. 105.
Wrisberg, IV". 7;
i^iniindrmfiiil^ U. 7; .8^
— III —
achregister
A.
JlttfährungsmitLel, Nutzen derselbeii bei der Roid iiea«
geoohrener Kinder. I. 61*
jieonitexuact , Anwendung deiielben bei elrscbwertem
Schlingen. V. io3* to5.
Aderlafs^ böse Folgen nach VernachllUsigung deiielben»
V. 32. 40 — 42.
jiderUisiet Nutzen der allgemeinffn in der egyptiichen
Augeiientaündunff. V, 66. im Kindbettfieber. VI. 11.
bei blütflutien. Vi. 18.
— örüiche, angewandt in dft^ häutigen Bräune^ IV. 4^.
36. 37' bei Augeneatsündungen. 11, 3^. bei Uirnwai-»
•ersuche. III. ag, "
jiethiopst Nutxen deaielben bei ^crohheln. Vi. a6. in
der Krät««». VL 47.
jigar^ das Hol« einet unbekanntem BauiUei. III. 67*
jilaun, Muuen desselben bei colliquatiTen Blutungen im
l^phnl. IV. 88. bei Diarrhoena iV. 89^ bei blütflui-
•en. VL t8-
jikalitätt «eigt aicÜ am negativen Pole der Voltaiichen
- Säule. I. 30.
j^maurosU; Geichichtö einer glücklich durch Camphor
geheilten. L 107— 112. Entstehung nach einer Febr.
interm, tertiana. I. 108. ISutBon des Amicaextracii ver*
banden mit Camphor. I. 109. der Gortex Chinae ic»-
neriich. I, tto, ungeheure Gaben des Camphora in die-
. §ei Krankheit. L 11 1< . Nutzen des OampHora. VI. 51.
33. der Belladonna. VI. 31. 33« 33« 34. dei Rhui To«
xicodendr^ VI. 32; dAi ^5*
'Amblyopie, Unterscbieu von Amaüröiis^ VI. 31.
Anatomie, Fortichritte de.ielben in Englands Vj 4^1— ^4d*
Nachbildungen der Tbeile dei menschlichen llörperi
in Wache m England^ V. 47; 4d*
Angina mtmbtanattä, Nutsen d^ Elixif nectoral« Aegii
Daniae. IV. 3^. Anwendiing d)Bl ^% Viv ^«t-
IIA —
ielben. t. 6$ — 107. des BrechwMmteUii ^U Btpck»
mittel« I. 70. der Blutigel. I. 70. 79. ?i3. gS» lofi. des
Lentinschea Senegasaftes mit Elixir pectoral. reg. Da-
Hiae. I. 71.76.33. 95. des Calomels mit Magaesian.
71. 76. IV; 41. mit Senega. I. 77. 7g. 83. g6. mit Mo-
•cbus. I. 79. 193. 96. mit Uyoscyamusextract* I. 88.
der BUsenpflast^r» 1. 7a, 79. 83. loa. IV. 37. 4r. 42,
Kutzen d^r Brechmittel. I, 73. 77* 7S' 84. 86, 87. 90. g5.
102» io5> IV. 34. 4^* 61» 69» des Gummi ammoniacum.
I. 76» Anwendung der Essiglaveinents , um Salivation
XU verhüten, h 78» 80. 88' Einreibung der Campher-
Sfli^?. I. 78. gi. Anwendung einQs SenegainFusumf. I.
79. go. IV. 4t* 61» 62. des Elixir pectoral, reg, Daniae.
J; 86. des Moschus« I. ga. 94. 96. 97. 98. 104. dei Un-
fuentum Neapel itannm. 1. 93. IV. §9. 42. 43^ 44' 61. 6s.
er China mit Liehen ,- als Nachkur. L 99. de§ Sul-
5 hör auratum aatimoD. I. 104* IV. 41, /^» Anwendung
es Caiomel mit sulphur auratum antimonii. IV. 44<2.
äufsere Anwendung des M«ikurs. IV. 43^*4^* ^^'
"Werlhöfschen Krätssalbe» IV. 43. der Cirilloschen 8ai-
Ibe. IV. 44* Calomet auf die Zunge gestreuet, IV, 6s.
der örtlichen Aderlässe. IV. 34* ^^* ^7. Anwendung
der Brechweinsteiusalbe mic Caiomel aufserlidb.lV. 4/)^
Ursachen dcrsälböh, sehr heftiger Ostwind, IV» 35*
. Nutzen der Ipecacuanha« IV^ 57«
tintimömum. Fruchtlose Anwendung desselben in «der Le»
pra squamosa. IVr ag. Nutaen desselben bei Hai^t*
krankiioiten; VT. i8»
''tAlHtUcorbiitisthe Mittel, Nutaen derselben bei einer Lepra
squamosa. IV. 29. 3o.
'^poUieke, Beschreibung einer kleinen thibetanischen« IIL
50. Aufaählung der eioaelnen Mittel. Illi 66*
'jttfua crystallina^ Nutaen derselben bei synocbischer Op-
portunität. II. 37*
'jiramrui die Wurael einer iris artigen Pflanze^ IIT> 7$.
jirnica, gegeben bei Löcalaffection der Brust im Tvpbüs.
IV. ßt. Nutzen derselben in der Hirn Wassersucht. III.
32. 33. in dem schwarzen Staar. I. tog^ im Typhua,
weifn piarrboe eintrat. IViSö. bei heftigem Husten mit
Auswurf im Typhus. IV. gr. zu Kiystieren im Typhus.
IV. go. Nutien ddrsetben in den Lähmungen. VL26.
jirienik, mit SchWefel verbunden, als Arzneimittel ge-
braucht III. 79. Königl. Preufs. Verordnung wegen
des innem Gebrauchs desselben. I. 1125—^ 187. t*9ach«
t2ieilig;e Wirkung duiiilUti yl. 14.
— ii3 — •
IsA foeLida, Nutzen detielbcn in der Hiniwaneraucbt.
111. 34- 45.
^sphahöl, Nutzen desselben in der Liingensuchr. VI. ar-
^Mtkma, nebeilt durch SpeicheUluU. iV. 51.
^tmospUäre , V«>ränderung derselben und Einflufs auF
Krankheiten V. 5q— 60. in Grofsbrittanien* Y. 54. Ur-
sachen der Intilubrität in GroLbritraoien. V. 5^. Ivrank-
betten« weh he vorcügiich durch den Zustand der At>
mo Sphäre entstanden und vermehrt sind in London.
V* 56» Brustkraokheiten. V. 56.
4trophia i^fantUis^ Nutsen des Eichelkaffees. VI. s?.
finßiegen, brandiges im Typhus, Nutzen einer Wachs*
ialbo mit Campher dagegen. IV. 95. Nutaen des Ol.
, Terebintli. nnd Campber dagegen. VI. 77.
ikugeH$ Behandlung derselben nach VerletiEungan oder
Operationen an denselben« I!. 3o« Regeln bei der Be-
handlung. II. 3f — 36. Hiuptaustände If, 36 -_ 70.
SjToocbifche Opportunität. II* 36. Nutzen der Aqua
crystallina. II. 37* Synochische Entzündung mit alUe-
meinem synochischc'n Zustande. U. 38* Anwendung des
^Liq. Cornu cervi succinat. II. ^o« des tAxarus so-
lubilis mit Casiöreum. II. 4'* ^^^ BiutigeL 11. /^i.
Typhose Opportunttftt im Ueberg/^nge zur typhosen
Entzündung. II. 42. Nutzen des Opium II. \j. i\c^
Syrupus Diacodii.- If. 45« Auflegen Feiner troikn^r arö-
jmatiscber Kräuterkissen. II. 4^* Typhöse Emzündimg
mit allgemeinem typhosen Zustande, als Steigeiung des
Torigen. IL 45* Nutzen des Campher n^it Opium. n*46'
derromentationen von arumat. Kräutern, Crocui undCa-
pit. Papaver. II. 4^* ^^^ Uerba Hyoscyami. II. 46» der
belladonna. II. 4^« des Laudani liquidi Sydenhami. II.
47« Opportunität zur Entzündung >veoen gichtischer
oder rheumatisclier Constitution. II. 47* Opera.iona-
^eit für solche Kranke. 14. 5o. Praeparationskiv 11.58.
Abwendung de^ Liq. anthartiir. Eller if nach dar Opera-
tion. II. 5a. oder dei Spir. sal. ammen. aoisar. II. 53.
eines Bissenpflasters. II. ^3. Gichiiscbe Eut/ünduni;
nach der Verwundung II. 53 — 67* Nützen des Blasan-
pHasters IL 60. 64* des Liq. anthsrt. Eilet i. U. 60. ^^
Camphers mit Opium und Csloroel. II. 63« des Cm
pl«f tr. Hyoscyanoi. II. 63. der Guajaktinktur, II. 64* des
.' Laudaai liquidi Sydenhami. II. 65. einer Salbe aus
Mercur. Hahnemanni mit Opium und Campher. II. 66.
. Ak^ Oleum Cajeput. II. 66« des Balsamus Peruvianus.
II. 66. aromatischer Kräuteikiasen. IL 66» Verwun-
dung mit bedeutender KontutioDt II* 67-«'69. ohne
JoHm. XXXU. 6. 6. 8r. H
- ii4 -
topiacbe oder allgemeine Veranluiung tchweren Lei*
den». II. 69 — 71.
jtmgenentzündung , egyptiiche, Mitüiendng der Krankheit
durch Berührung der ausflielseoden Feuchtigkeit. V. G5.
Kuuen d«r allgemeioen Aderlässe. V. Qß,
jiiuichneiden, Nuuen des Ausicbaeideni des Ton einem
tollen Hunde gebissenen Theils. ^
Azura, eine thibetaniidie Frucht« III. 55. '^
Babru, die Wurzel der Irie Horentina. IIL 71,
Baccae Juniperi, mit Hanfsaamen gebraucht, bei grofter
Dysurie im Typhus. IV. 32.
Bad, wannes, Nutzen desselben in der Hirnwaseenucht.
III. 33. 38- mit Milch oder Seife. III. 34.
Badma Giser, die Frucht einer Rose. III. 78V
Balega, die Wurzel eines unbekannten Baumes. III. 70.
Balsttmiu Peruvianus, Nutzen desselben änfserlich oei
gichdschen Augenentzündungen angewandt. IL 66.
ßaisamus vUac HofmannU Einreibungen davon angewen-
det bei erschwertem Schlingen. V. loi. sumVVaachen
der Glieder im Typhus. IV. 89.
Barura, eine thibetanische« mit einer Kapiel Teraebeiia
Frucht. III. 57. - ' .
Begiefsungen, kalte nacJt Ctirrie, achon früher angerathen
von Bernard Maria de Castragiane. IV. 10^. Anwen-
dungen derselben im Typhus. IV. iof>r— log.
Bttlladonna, Nutzen derselben im Wechselfieber. VI. i3.
bei einer typhosen Augensiitzundung. II. 46. im Keich-
husten. VI. 35* b^i dem Magenkrampf. VI. 34. An-
Wendung derselben bei erschwertem Scnlingen. V. io3.
Nutzen derselben in der Amaurose. VI. 3a. 33*
Bibilen, die unreifen Amentae einer Species von Pfeffer.
III. 65.
Blasenhämorrhoiden, Nutaen des Kalkwaasera und der Vn
Vt$u VI. 18.
Blasenpßaster, Nutzen derselben in der Hirnwasaersircht.
III. 33* 33. 4^' l^utzen derselben bei drohender Apo-
plexie im Typhus. IV. 85* Nutzen derselben in der
nose neugebohrener Kinder. I. 62. *' angewandt in der
häutigen Bfäune. I. 72. 7^. 83. 10.2. IV. S7. 41. 43.
Iljich Augenoperationen bei Gichiischen. II. 5;. 50. 64.
Anwendung derselben bei erschwertem Schlingen. V. i04>
Nutzen derselben bei Localenizündungeni VI. n.
B/asenstein, Nuisen dea Geilnauer UeilqueUs mit Nairoa '
'
V
— iiS —
lonieum , um dtn Pfoccit dar SCttstTMu^iui^ gan«
vertilgen. iL 117«
'Tikrankheit, Betcfareibaog ein« Icicbua ia Glonc«-
[liiie. V. 74. 75,
SU Käurheruo|;en mit Qnecluilber gebramdit g'g*a
;/ischA Krankbeifen b«i deo Baraeteo. 111. gl* Niu-
dctsc'Jb'-n b«i An Lungeoscbvfincbucbc. VI. 33.
cA^r, Nutaen dcateJbeu bei OphtbalmiA nphiliiica.
43.
Icünstlicbe ErMugUDg deta Iben. I. 2^ * 5-3. Hi«r-
r AngestrLlte Veiaucfae mit phoipboraaurem Eisen,
Galvanis'.b^n Baiceiie lui«! KocbstU. 1. 3o — 32.
pbusphoraaurem Eiaen und «tjcendem Ammonium,
a — -> 33. mit kobleoiaarem Ammdoium, Eiwi s
pboffiborsaure« £i»en. I. 33* fiotbung dfT g>n-
Mifcbuni;. 1. 55-36. Eracea Arialrat: tin thieii-
)T Stoß acbeint bei Bereitung dea Bluret no hwen-
I. 38> Zweitea Beauliat: Ztn »-..(§ beitritt die StvUe
Ammooiam sebr gut. 1. Sg. Iifiltes Eesulia : auch
baalz i«t durcbaaa dabei oetbwendig. I. 4 . £iii-
der Temperatur dabei. I. 4<- Eigenacbatiea des
itltchea bfutea. I. 43 — 46. Theorie. 1. 46 — 5l.
•sietrungen, vergl. Aderläaae.
brechen t mit Erweichung dea Mageogrundea ohne
landene frühere Zeichen. V. ar.
sse, Nuuen der Aderüise und de« Nitrum. VI. 13.
künatÜcben Qpftchwüre. VI. iS. deaALuoa. VI. i8>
9/y Anwandung deraelben in der Zeiig«!weSiverhär-
\. i, 65. in der hautigen Braune. I. 70. 79. ^3- 93.
bei aynocbuchan Enczü.idungeo. II. 41« 4'* ^^^
Hirnwaatertucht. 121. 37.
k, Fertachritte deiteiben in England. V. 69 — 71.
nitttl, Nutaen- deraelbrn in der häufigen br.Huor. I.
57. IV. 34- 4s. 56. wenn indicirc im Typhus HI.
113. Nutjen deraelben, um riaen antan^'^nJen
bu8 au unterdrücken. IV. loi. in Matern. Vi. 15.
Scharlach. VI. 16 im Kindbetifieber. VI. 10. beim
rops. VI. 19. beim Keicbhusieji. VI. s.^.
peinstein, Anwendung desselben in der Laut igen
ine/I. 70. 77. 78. Ö4- 86- 92. 95. «03. loS- IV". 61.
peinsteinsalhe , äufserlich mit Cal'imal bai der An-
membranacea eingerieben. IV. 44.
k. radioea Alcannae« III. 69.
* /
— .116 - •
SroifnianismEU, Verhältnils des Herausgeben gegen den-
selben, ll. ^.
Bruch«, Reposition der Schenkel <> und Leisten- Bruche.
' V.40.
Brusthrankheken, Vermehrung det selben durch heifse und
Uockne Witterung, V. 56. Sj'
Bndschit.^ds«^ die Wurzel einer Art von Galant« III. 75.
Buxbaum, ein Bestandtheil des Biaineschen Mittels ge-
gen Wasserscheu. V« 63.
C.
Cafße, Entbehrung desselben i^t eine Ursache der |etäi-
^en adynamischen K.rankhf>iten* III. lod.
Cajeputöl, Einreibungen davon mit Opium bei schwerem
Schlingeif^ V. 104. Nutzen desselben bei gichtiachen
Augenentzundungen. II. QQ.
Calomel, Nucken desselben^ in det Hirn was&e/ sucht« itl.
30. 3 1. 3?« 38. 45-, angewandt in der häutigen Bräune.
IV* 4r. 61. aut die Zunge gestreuet. IV. 62« mit Ma-
gnesia. IV- 4i* ™*' Sulpnur auratum. IV. 42; vortrefF-
liche Wirkung desselben mit Opium im Typhus. IV.
53. mit Cxuta bei erschwertem Schlingen angewendet.
V# ibl. mit Opium und Campher. V. 103. mit Zink.
V. io4' 105. Nutzen desselben bei Locaienuandun*
' gen. Vi. II. Nutzen desselben hei Hydrops« VI. 30.
Nutzen desselben bei surückgetretenen Masern. VI. i5.
Im Scharlach. VI. i6<
Camphor, Nutzen desselben in der Amaurose. I. 107. VI.
32. 33. 34* verbunden mit Amica. i. 109. Ungeheure
Dosen davon in dsr Amaurose gegeben. I. iij. Nut-
zen desselben hsi gichtischer Augenentsui^dung mit Opi-
. um. II. 63. mit Mercurius Hahnemanni. II. 66. Nut-
zen desselben bei Colliquatioa im Typhus* IV. go. An-
. Wendung desselben bei erschwertem Schlingen. V. zo3*
^ 104. iGt^. Nutzen desselben in der Gicht. VI. 33«
Cantharidantlnctur, Nutzen derselben in der Hirnwasser-
subht. TU. 33. Einreibungen davon bei erschwertem
Schlingen angewender. V. loi.
Capita PapAverUi Anwendung derselben au Fomentatio-
nen bei typhösen Augeneatzündungen* II. 46.
Cascarille» Nutzen derselben im Wecfaselfieber« VI. 13.
Nutzen derselben am Ende des ersten Stadium des Ty-
phus. IV. 72.
Cataracta, Operation der Extraction. VI. 36 — 49.
Centaureumextract, Nutzen desselben im WecUselßeber
VI. 13.
•
— 117 —
Charuja, ein unbekanntes Sab. III. 89*
Ch'fiidonium, Nutzen desselben im Wechselfieber. VL 13.
VI. 82r bei venerischer Krankheir. VI, 38.
China, angewandt in drr Angina msmbranacea» I..98. bfii
einer Amaurose, v^lche nach einer febr. ibterm. terc.
entstanden war. L iio. Nutzen derselben bei der Kose
zieug(*bobrcner Kinder. I. 61. atn ScbluCs des erstea
Stadium im Typbus. IV. 72. rni zweiten Stadium des
Typbus mit Magnesia oder Salmiak» IV» 79, bei Hy->
drocele innerlich. V. rig — lao. lai. mit;^ Liehen Is-
land, bei Eiteransammliing in der Brusthöhle. V. 37*
China faaitia, Nutzen derselben. VI. 12.
Chirurgie, notb wendige Vereinigung der Chirurgie «sit
ider Medicin. II. 8? — i(4* Fortschritte derselben in
England. V. 48*^ ^2* Genaues Studium der Anatomie
macht den Wundarzt nur verlegen. V. 49-
Chon-iin, die Wurzel riner unbekannten Pflanae. III. 89*
Chorea, geheilt durch Zink. VI. 68 — 91« *
Cicucä, Nuuen derselben bei Ophtl>almia syplüUtica» VI.
41. 43»
Coloquinten t auf die Mageogegend gelogt bewirkten Er-
brechen. IV. 48.
Cofnmbo, Nutzeu derselben bei eingetretener Diarrhoe im
Typhu«. IV. 80.
Consensus, Gesetze desselben im Organismus. II, ao»
Cremor tartart, Nutzen desselben bei £ntzündung0n mit
erhöheter IrritabUität. II, 33.
CrociiSt Nutzen desselben su Fomencdtion'en bei typhöser
Augenentzündun^. II. 46.'
D.
Danroh, PurgirnGsse. III. 71,
jDarbat die Früchte der Berberisstaude. III. 75,
Diaphoretische Mittel, gebraucht bfi einer besondern alL
gemeinen Ent?.ün<lung der Haut. IV. 26»
Digitalis, Nutzen derselben in der Hirnwaisersucfat. III.
So — 32, 58« Nutzen , die au grofse Thätigkeit des
Herzens zu mildern. V. 66. beim Hydrotborax. V. 66.
4 67* wenn nicht iodicirt bei Ascites Und Anasarca. V.
67. Nutzeif in der Luneensrh windsucht. V. 67, An-
wendung derselben in der Pleuritis. V, 68. soll die
Frequenz des Pultes vermehren. V. 68, 69. Anwendung
desselben bei Hydrocele. V. 122. Nutzen dess<lben bei
* aurück getretenen Masern. Vf. 15. in dem Hydrops. VI.
so» in <Jer Lungensuchr. VI, 92,
Donn'bU'Zei^ral, die Wurzel eitip» ^ "^ '"^^
— ii8 —
4
Oonnroi, eise Vetbiadmc de* Artenik« tnit Schw«((t.
III. 79. . . ,
Dschat'a, die Wursel «iner unbekaantan PQanse. III. 77.
VschiJanga, Saamen ein«r nnbekannteii Pflans«. Hl, y^.
Dfcfuigari, eine Art von faferichten Gypa. III. 75*
Dachumza, eine tchlecbte Art von Rhabarber. lU. 74.
Dtehftrura, eine küblenHe Frucht in Thiber. IIL 58«
Dlickfürin, die Steine einer besonderen Krebsart. lU. 64'
JDyf/fntefien, Gebrauch der Ga iscbab dagegen. lU. 62.
Duicamara, Nutsen deaselben in der Lungexuucbt. VI.
91.
Eiehtflcaffie t Nuta^n desselben in der Atrophie. VI. 23-
Nutzen desselben bei Scropheln. VI. 26.
Eichenrinde, Kutten derselben bei heftiger Diarrhoe. IV.
83.
Etserr, ein bisher bestrittener Bestandtheil de« Blates. l
24* Gegenwart desselben in eineita sehr oxydirten Zu-
stande. I. S15. Weifses phospborsaures KUen. 'Bern*
tnngsart desselben. I. sg. Koihes phosphorsaures Ei-
sen. Bereitungsart. I. 50. Versuche niit demsi^lben, um
Blut hieraus durch Galvanismut künitlicb su bereiten.
I. 50 — ^. Versuche in Verbindung mit ätzendeio Am-
moniom. I. 52 — 55t Versuchein Verbindung mit koli-
leosaurem Ammonium. 1. 33 — 37. Rötbung der gan-
. Men Mischungr I. 35. 36. Nutvea desselben im Wech-
•elfieb?r. I. 13.
Eisenather, Nutaen desselben bei f^iähmtingen, VI. 26. ^^
' Rhus. iV. 26. der Amic^. VI. 36. des Phosphor. VI.
q6.
Eiter anaammluvg, aufs er ordentliche in der Bmsthöhle. V.
51 — 4'« Symptome. V. 32. 33» Operation des Ea-
pyem». V. 35. 58- Nutzen der China mit Spir. nitr.
aethw. V. 36. des Lieh. Islandici. V. 37. 58- der Myr-
rhe. V. ?58.
Ellzir pect orale regit Daniae^ angewandt in d«c hiatigti
Bräune. I. yr. 8^.. IV. 37.'
Elixir Fitrloii Mynsichii, Nutaen dessalben bei «nem aO'
jf'ingenden'l'yphus. IV. 101.
Emplastrum de Galbano crocatOp bei arick wertem Sdiü''' ]"
geh angewendet, V. 105.
Emplasirum Hyoscyami, Nutien detselbea )ier Aügeoeiit' ' <
l^iindun^eiTi ^\t^\\%cV^.Y ¥«t«^a.etr. II. 63*
■«I
iiti allgedoeinan. IL 51 — 56. Anwendung <les Opium.
IL 32» 33. kühlender Mittel^ und Bluuusiearungen. IL
33.
Entzündungen, locale, Nuuen des Nitrum, der Aotimo-
nialmittel und dee Blaienpflatterf. VL 11. dee Calo-
xnel mit Opium. VI. ii. der Bmuleionen mit Hyoacy-
amuf. VL if.
EpUepsie, Nutjsen des Pulvis antiepilepticua. VI. a4* glück-
lich geheilte Epileps-e durch IVepanatlon. VI. sik 46—'
73. Ursache der Krankheit. VI. 47» Fruchtlos aoge»
wandte Mercurialia. VI. 55* Nutcen gelinde abfilhreflo
der Salse. VI. 71.
Erhaltung, üble Folgen derielben. II. 53.
Essera, periodische. VI. 18.
Esnglai^emeniSt Anwendung derselben in der häutigen
Bräune ^ur Verhütung der Salivation. I. 7g. go. 88*
Extrah, Graminisp mit Kali aceticum angewendet bei er*
Schwertern Schtiugen. V. loi.
Extraa, Taraxaci, mit Extr. Bardanaß und Aqua Lauro-
cerasi angewendet bei erschwertem Schlingen. V. 102.
F.
Ftnekelwasser, Nutzen desselben bei Erweichung dei Ma-
gengrundes. V. 09.
Fieber, acute» Uebersi'ht der im Poliklin. Institute 2U Ber-
lin^ behandelten. Vi. g. lo. Sita und Natur derselben.
V. gr. ga. Nuisen der Gestation. V. gjj. g4*
i7«c^e/i»"Be8chreibung eines sehr wirksamen Mittels da»
gegen. III. 123 — 124.
Flnxus coeliacus, Folge der supprimirten Menstrustion.
VI. ig. Heilung durch Injectionen von KalkwaHer und
Opium. VI. ig,
G.
Gadsrkak, eine aromatische Wursel. III. 6r. gebraadit
in Dysenterien. III. 62.
Gagula, die Saamenkapseln «in er unbekannten Pflanse.
IlLb5.
Gajt, der getrocknete Wureelknollen des Ingwer. III. 60.
GalvarUsmuSf verwandelt KochsaU in Natrum. I. 36. Er-
zeugung eines künstlichen Blutes, wenii jAiofpboraaa-
res Eisen, Eiweis und Ammonium der Einwirkung dem-
selben o^ua^eset et wird. Versuche "hierüber, 1.^-^45**
Theorie hierüber. I. 46 — 52. Beschreibung «Ines Thei-
\
«
luBgs - Condoctors für den medicliiis€h«n Gebrandi.lll.
ia4 — ia6.
Gebärmuuer^ Putrescen« derselben. V. 35.
Gebnrt , Grund der schweren Geburt. 1. 114* RatbscliLi«
ge xur Befördemng einer leichten Geburt. I. 116-— iig.
Geilnauer Heilijuell, Wirksamkeit desselben. II. Iio— 130»
zum Getränk (ur Kranke nach schweren Operationen.
II. 116. bei Magensäure. II. 116» bei St^nb:each wer-
den. H. 117.
Oelhes^ Fieber, vergl. Typh'ti icteroides.
Gelenke, Krankheiten deneiben» V. 51.
Geschwüre, künsi liehe , Nutzen derselben in der Langen-
> suchr. VI. 22. bei Blul Aussen« VI. ig.
Gesiaiion, Nutzen derselben. V. 93 — .q/|*
Glchtt Nutzen der S^bina. "Cl. sÄ. de» Campfaers. VI. s8,
Aeg Kalkwasfters. VI. 28. des Liquor Beguini. VI. 28.
Giuan, eine Art Pillen von unbekannter Zusammenset-
zung. III. 88.
Glauhfr4ah mit Valeriana - Iniusum sehr passend in dem
ersren Stadium des Typhus. IV. 70.
Guajac, gegeben in der Gicht. II. ^3. heilsame Wirkung
desselben bei einem heftigen, gichfischen Schmers in
den Fufssohlen» IV. 95. bei Hautkrankheiten. VI. i8-
Guaj'akttnktitr, ffüchtiße, Nutzen derselben bei gichtischer
Augenentzündung. II. 64.
G'ugul, ein unbekanntem Gummiharz. III. 84.
Gummi ammoniacum, Anwendung desselben in der häu-
tigen Bräune. I. 76.
G»r^ir7n / getrocknete Staubfäden Und Blurasnkelche ei-
ner unbekionten PO^nze. IlL 68*
H.
Hand, die kunstliche ron BailliF verfertigte. IL 130 —
124.
Haut, Geschichte einer eigenen allgemeinen Entzündung
derselben. IV. 31 -^ 34* Erscheinungen der Krankheit.
XV. 34* Gebrauch von gelinden diaphoretischen Mit«
teln. IV. 3.'). Heitis« Schweifte. IV. 26. Bildung trock-
ner Schuppen und Krusten auf der Haut. IV. 37. Ab»
fallen der Uaaro und Speicheinufa. IV. 28- Sehr übel-
riechende Ausdünstung des Kranken, IV. 39. Anwen^
duog des Antimoniuin mit ChiDadecoct. IV. 39. Verr
' schltmmerung nach. Quecksilber. IV. 39. Nutzen der
anciseorbuüsch^n Mitte). IV. 29. 5o. Erscheinungen des
Gencäungiprocesses. IV. 30 — - .^4, Häutung. IV. 3l.
Abgang vq» fttra biJis. IV. 31,
lai
BFeBamme,' Noüb^endigVeit derselben. I. TT7*
ffe/»ammemcaieckiM/nus, chinesischer. I. Ii3 — I20*
Wedysmrum g/mns^ Bswegungen desselben. II. 43*
Hert, ,Natsen der Dij>iulit um M zu grolse Thätigkeic
des Uersens zu milde, n, V. 6f>. Erweiterung desselben«
VI. gi — 95. Bemerkungen hierüber. VI, g5. 96, "^
Htm^musersucht, retf^l, Uydrocephalus.
Mündet Quaranuine derselben, eia Mittel die Huads«
wuth Kan« aossurottcn, V. 63.
Hunds9uik\ Tergi. Uygrophobie.
Hydroeele, Heilung eiaer tofclien ohne OperatioB. V. 115«
— I«5. Vorhergegangene Ursachen. V', ii5. Noitea
der China und des CJnguent. cinereuoi. V. 119. 130. I23.
der Tinctara Hartis Ludomi. V. 131. laci. der Digita-
lis. V. 122.
0fdrdeephahu t Ursachen, warum er jetzt häufiger ror-
kommc als sooer. 111. 3. Hauptformen desselben. lU.
4« Sympcome desselben. \Xh 6. Geschwulst des reclu
tca HjpochondriBro. ÜI. 8* Erbrechen. III. 10. ver-
bandeo mit Intestina Ifieber. I1L ii. Verschieden«
X Stadia der Rrankheir. III, i3 — > 17. Nach dem Tode
gefundene Wasseranhäu/nneen im Gehirne ilL iS. Oie
Diclisie Ursache der Krankneir. III. iq. Prognoe«. 111.
s6 — 2S. Hctlanzeigen. III. 25. Xnuen Amt Blutaus*
leemng. lU. 39. .H7. der Blasen pOastcr. III. 3S. 3S. 45»
der warmes ßider. III. 3-?- 3S. ron Milch oder mir Seife.
111. S4- <le« Moschoe. III. 54. 38- 45- Baldrian. 111.
34. 45- Extract. UjoSTfam. III. 34. der kah<^a Umachlä-
^ UL 39. reixcndcr Kijeiire ■od Ablohrvngen. HL
30. des CalomeL III. 3o. 3'- Sr- 4,5. d^' Di^icaUa. I!L
50 ^ 33. 5S. dea MecnwicbeÜboaig. III. 32. der Ar«>
iiicahlameB. III. 32. S3. CaadurideniiaktBr. ILI. 33. dea
Ziokkalkee. UI. 37. 4?. «ier .\sa /«ctada. III. 3^ 45^
Kafhchctte des Opism. III. 34. K rankeng wcfcichien.
lU. 35 — 49' Le>c^BÖffaB32eo. Di. 40 — 4^ 46 — 4'>
Hydrops, Noucen cid irecfemicei. VI. 19. des Levisticcm.
VL 2iy, dvr Tmctira ScilLis kaliaa. VL a©- der Tinc-
cor. diar^fic. Ph. P. VL so. i^m Calom«& and. der 1>1,
gitalü. VI. 30.
Brdroih'irajc, Nntien dsr Di^sitalla. V. 6fv 67-
Hygropkchie^ kaa^ in Laoioar. V. äo. Katres des .lua-
acbneiJeas «iea geoisM»«fli Tkeila.. V. 6r^ PUn «ia
dnrch Qzarancaine g-inx aa wr.!g«D. V. Gc JLiwdn-r
daai^ dem Opiam mic !s.üi« V. «io. dhr Cel^ ambralis
V. 68. BUioea Mktaj. V» ;i^
k. »
Wyoseyamui^ Nutten d«Malb6a bei einer trpbotee Au<
geoentfumlttog. 11. 46* bei jler Uimwetseraucht. IIL
' 34. gegeben oei LokalefFecdon der Broet im Typbm.
IV. 81. bei LokeUntsiindungea. VL ii.
Hyatcyamtuöl mit Campher bei heftiger Djrtnrie im Ty-
phus. IV. 89*
L
Jalappa, Nofsen derselben in der Kritxe. VL 17.
Jennersfest, fjefeiert eu Berlin. V. I25v 137.
Ingwer, medizinischer Gebraut deaaelben bei den a$ii-
tiachen Natiooen. III., 60. 61.
Jpecacasanha, in kleiqee Gaben angewendet bei eradiwtf'
tem Schlingen. V. 107. Nuutn derselben, bei Aogbi
meoibraoacea. IV. 37*
iHst Mangel derselben bei einer Verdonkeinn^ der Horn-
haut \a. 45.
Kalhwassur., Nutzen desselben bei BlaseDhamorrhoideo.
VI. f8. der Injectionen bienron mit Opium bei Lien*
tei-ie. VI. 19. in der Gicbt. Vi. a8.
Kali carbonUum, ein Bestandtheii der Solatio 'ArseDica-
lis. I. 1 25.
Kali eausticum, Bäder bicMus bei erschwertem SchlingSD. 1
. V. io5. ]
Kalmoschßchu , Saamenkömer einer unbekannten Pflaose. j
III. ga. 1
Kampfersalhe, Einreibung derselben in der hantigen Brio*.
ne. I. 78. 90.
K eichhusten, Nutaen der Brecbnittel. VI. a5. der Sensga. ^
VI. 95. der Belladonna. VI.. 95. der China nnd da ;
Lieben Island. VI. 95.
KeimeiH der Pflansen, ProceCr deaaelben. V. Sl^, J
KeraLonyxis, ung'tücklicber Versuch mit dieser Operation
an einem Kranken. II. 57.
Kindbcitfieher, Nutsen der Aderlässe. VJ[. 10. der Brech-
mittel. VI. lo. des Schröpfeni. VI. 11.
Kirschlorbeerwasser , angewendet mit Extr. Taraxad bei
erschwertem Schlingen. V. ^09.
Klystire, von Bouillon^ Rheinwein nnd Arnica im Ty-
pbus. IT. 90» Nutzen derselben in der Hirnwasaersn^t.
lll. 3o. ^ v.
'^nj^chenbruche, Bebandlung derselben. V. 5i.
\9lualtt TTixd. dutOiEk ^<^;yk ^%)t?i«fldaaoLiia in Natron fsr
— ia3 —
wanddt. I. s8* Erster Versuch liirrub^r. J, %h 7*^^'^
ter Vmacfa. I^ sS. Dritter Versufli. \. 7/*. Ks** h m
Gegenwert tou EUeTi wird dennoch Neirui/i au#2«c'^ i«*
den. I. 3i« Vierter Versuch. 1. 3i. V\küt\m Vmf^U,
X I. 3i.
Krut%B, Nutsea der weifsrn MercnriaUslbp. Vf. ij, A*^
AMbiopii. VI- 17. der Jallappe ufid df« ^ya'^wels V|,
17 dee Tab'ackadecoct mit Sublimat. VI. 17. des h'bw«-
feU VI. 17.
KnSuienafte, frisch ausgep^fste, Nutxen derselben «n d'Y
Lvn|peQsuchr. VI. 22.
Krankenhaus ^ ixn Typhuikranke^ Nothwendi^keic t\ii9%
solchen. III. iio«
KraahkeU, mate'ielle Ursache derselben. 1. it. f4' f^«
nächste Ursache derselben II. 19.
Krankheitsform , Bestimmung d-s Grundes und Aiidtf*»»
"^ tung des Wertbes derselben. IV. ffH^ -* 137, Vi«h-ilf«
nifs des Organismus su der AuCienwelt libcfiiaupr. IV.
113. Jede verschiedene Kr«nkl««irsiofni ist die Abw^i.
chang der Leb^nserscheinung«*n von der ^ualiiaftven
Erregbarkeit. IV. i[3. Vier Haupiformen der Kr«nk'
'beit. IV. 114. I) Fieber, a) l'ypbus esthenicuf unA
•tbenicus. IV. 117. b) Synochu». iV. iif>. i,) Pebfis
gastrica. IV. irg. Bemerkungen über I^ieber Cberhaupt.
IV. ti.g.-^i3X U) Fiebei freie Krankbeiuform, A) Krank-
heiten der Systeme, a; dtk sensib'eo« b) 69% irriiab'fln
und repraductiven. IV; ig^- h) Krankheiten der O/^
gane. IV. i33.
Krankheiumaiene, Existens derselben. II. SO.
L.
Lagur Schmicha, Saamea einer unbekannten Pflanze. III. gg.
Lähmungen, Nutaen des Eiseoäihers. |VI. 36. de» Phos-
phors. VI. q6. 72. 75.
Laudanutn liquidum Sydenhami t Nntson d^'SSf lien bei
typliösea Augeneot/undmigen. 11. 4/* bei gichtischen.
II. 65.
Leben, Grundcharaktere desselben. II, 9 — ir. 17.
Lebentkrafit Aeufseningen derselben im organischen Kör«
per. II. 17 — 33.
lieber, ein Vorbereitungiorgan für die Lungen. II. 8S-
Len^ins Saft, in der häutigen Sräune. IV. 43.
I^pra squammosa, vergl. Haut. t
LevUiicAm, Nutsen desselben in dein Hydrops.. VI. so.
Liehen Itlandictu, gegeben bei Localaffection der Brust
im T]rpfaus, IV. B'« Notaen desselben mit China bei
"^
— " 124 ~
Hu«ten uud ¥1010111 Auswurf im l^yphas. IV. gr. m
China bai Eitf ransanimlaog in dor £njsthöhi0. V. 37.
in der Lungeasuchc. VI. 21.
Lidri, die Wurzel einer unbekannton PflanKa. III. 64*
U^nterie , ein0' dorcli Wurmmiccel, Roboranda and
Opiuo) geheilte. VL 19.
Liquor antarthrUicus Elleri, Anwendung deraelbenbei
Gicbtiichen nach Augenopprationen. IL 5a. 60, Zuatm-
men^etaung deMelben. 11. 61.
Liquor iirguini, Nutaen d0ta0lb0n in der Gichr» VI. 3S.
fjquor Curnu Cervi tuncrnaiit* , Anwendonf; deaselbeo bei
ftynoebischerEntsundun^ mit allgemeinem «ynochitchea
Zustande. II. ^o. in Verbindung mit Liq, antardirit
ElJeri bei Gichtitchen nach Augenoperationen II. 6l.
Lischi, die Kelche der Eugenia (.aryophyllau. IIL SS.
Loderatche, mit Speichel vermischt» ein vrirksacnes Mittd
gegen Flechten. 111. i23.
f^uti gftn probe , i'ieweiftkraic derselben. IV. 3 -^ so Unter-
sinken der Y>un^en im Wasser b0wei««.L nicht« dafs im
Kind narh der Gfburt nicht gelebt habr, IV. 5. Kran-
kenftescbichten. IV. 11 — 14» 17 — 19, Lelii reiche Ob-
duction, IV. 14—1''^. 19 — 2T. •
Lnngenschwindsucktt Nutzen der Digitalis im ersten Sta-
dium. V. 67- Nutjsen des Lieben Islandicus. VI. 31.
der Dulcamara. VI. ai. des Oleum Asphalti» VI, 21.
der Digita'is. VI. 33. der Frisch autgeprefsten Kräuter-
sät'te. VI. 22- der kunstlichen Geschwia-er VL aj. ge-
beilt durd^'heUaadrium. VI, 85^^
M.
Magen, die Erweichung des Grundes desf0lben nach den
"Inde. V. 3 — 51. Chemische Einwirkung aea Magen-
saftes nach Hunter, V. 4* 5. lu allen Fällen war eine Krank-
heit'vorausgegangen. V. \^.'v[i9\tt bloa bei lindern mit
Erbrechen, Fieber und Diarrhoe. V. g — ig. Ztumii- j'
wasaer mit Liq. m, Holm, stillte am besten Erbrechen, r;
V. 10. Obduction, eine milsfarbige Stelle an derero- '
isen Curvatur des Magens. V, 12 — 17, Auch «dai [
Int. Jleon fand man etwas entzündet. V. 16. Diesel- \
ben Üestructionen ohne vorhergegangene Ertcbcinungeii 1
welche auf Leiden dea Magens schliefsen lielson^ V. 17. ,
iNach einer acuten Gehirnwassersucht; V. ig. Nach *
einer sehr heftigen Pleuropneumonie. V. s2o. nach hef-
'tigern BlutdibTecbetv. V. iu Erweichung dot Magen-
gründe» i\e%%«\\>«n, VJv\iT<cv>itif^ ^^x ^^ov^^vci. \M^ait0o
den Nerven ist Urstch« davon. V. s6. Unbeilbtrkeit
dieser Krankheit. V. 17. Ohne Wirkune waren Opium*
V. 27. Moschus« V. 27. Zinkblumen. V. 27. Muuen
der 'hnctura Rhei. V. 09. des Oleum Ururi. V. 39«
de^ Fenchelwassers. V. 39.
MapenhampfT Nutfen des Bisreuths. VI. 24. dw Aco*
iiits mit Guajac. Vi. 24* der Beilidouna mic Aqua L^u-
rn-Oerasi. VI. 24* «
Mfajensüure, Nutsen des Geilntuer Heitquells. IL 116.
Magnesia muriatica, suweilen indiciri im Aufsöge det Ty>
phus. IlT. III.
J^agnetiitnus, thierischer^ glückliche Anwendung desselben
im Neiveii Heber. 111. to2. T03.
J^andelrit Nutsen derselben im WechselGeber. VI. i3»
ÄianUf die Wnrsel einer Are Xnul:. 111. 6.^).
Masf**n, gluckliche Behandlong derselben im Allgemein
nen. Vi. 14. Nutzen des Brechmittel. VI. 14. des Mo«
scbus, Zink, Calotnel, Digitalis und Opum. VI. i5.
l^as'ix, Nutjrn der Bäucberungen hiervon bei gichtiachen
Beschwerden. IV* 95.
Mediän , Zustand der teutschen bei Erscheinung des
Browntchen Systems« il. 6 •— 8« Inconsequens und
I>isharmoine in dt^n verschiedenen Theiteu desselben*
11. II. Nothwendige Vereinii'ung der Med«cin mit der
Cbirurfie in ibrer Erlernung und Ausübung. II. '67 -^
It4 Un/ertrrnn)icbkeit beider« II. 99 — 10:2. da £1 sich
piaktisrhe" Fertigkeit in der Chirurgie sehr gut mit den
Oescbaften eines praktischen Antes vereinigen läfsti II.
102« hisDorische Skixee der Forcschritte der Medicin in
EngUnd. V. 43 — 96.
Medicin aleinrichtunßen in def englischen Marine, Vot'«
rrelflichkeit derselben. V. 94 — 96.
M^inltranetit Un verdau liebkeit derselben. V. 24*
Merkur, wie wirkt er in der Angina membranaces. IV*
46 — 49' ^^ psthoiogische Product wird von demicj-
ben aufgelöst. IV. 46. dadurch, dafs die Haut von det
Luftröhre losgeweicht werde. IV. Ctt* warum es vor-
7<üglich in der Angina membr. indidrc ist. IV. 59. nick
Bltitausleerungeo. IV^. 58. wenn die Krankheit ktinea
gangraenescirenden Karakter angenommen faatJ iVi 63«
man höre mit demselben auf nach Lösung det Pseudo-
tnfmbran. IV. 63. verbinde ibi^ mit passenden Mitteln«
IV« 63. nicht mit Neutralsalzen« IV. 65« tvirkt beim
Croup oft selbst, wenn er aurli Salivation errect. iSn
' 4r^* äufsere Anwendung desselben in der hautigea
Braune. IV. 43. der Werlhoflschen KrätiSAlb«. IV. iß.
— laß -^
in Cirilloachen Salbe. IV. 44. N«u«b iettelbeA U
Hydrocele. V. 119. ifiQ. Nacbtbeilige Wirkimg in der
L«pra squafROil. iV. ag. Medicinischar Gebrauch dith
•elDen bei den Buraeten. lli. Qo — 84. aiigenrendjt all
Bäucberuogeii« 111. 81.
Alercurialtatbt t weilaa» Nutceo derselben bei HAudnmk-
heilen, YL 18* g^^o d>o Kratze. VI* 17.
MercuriafeiAreibungen ^ Nuuen deraelben bei veneriiduo
Krankheiten. VI. 38-
Äfercuriug dulcUt vergl« Celomel.
Mercurius Hahtutmanni, Nutsen dettelben in Salbenfom
mit Opium bei gichtitcben Augenenrsünduogen. II. 66.
Metasiasent Darttellung der Eracheinnnjen und dea Gnio-
det derselben. IL 7t — 87- £raabiung ein«r Kranken-
ceacbichte. II. 71 — 76. Hieraua gesogene Rf-aulute.
II. 75 — - 87* Auigieichen der/ DÜferens swiachen dem 1
Darmkanai und der Haut. H. 77. die Metaaiaaen »iod ;
Ausdruck dea eigenen Heilungaactea det Organisrou*. J
li. 80. die Metasusen «eigen sich vor^ugli^ in dtn |
Organe, was das schon primiir.nieiaatatia.ch difPerensir-
te ffu ergäncen vermag. II. gs.
Milch, heirian\e Wirkunj; derselben im Typhoa. IV. ^5. 8^^ ]
JdiUifrandcontaMium, Mitiheiluog desselben toq Tbietea j
auf den man*chlicheD, Körper« t. 120 — 125. Anschwel-
lungen des alficirCen Theils und der Achaeldrüsen mii
heftigen FiebetbeweaungeD. I. i3i. ia3. Brandblatso.
profuse Schweifse« die äufterste Schwäche. I. ixi. is3.
124. Erach einen dea MiUbrandes auf Guadeloupe un-
ter den dortigen Negern. I. laa. Art der Uebertraguog
dieses Cootagiums. I. i%i»
Molken, von Pomerabsen mit Rheinwein im Typhus. IV.
Moschus, Nutzen desselben in der häuiigea Crüune. I. ga.
fl7. verbunden mit Cilomel. I. g3* 94 96. mit iMoegi.
. lo4- inderHiniwaaseraucht.IlI. 34*38. 4^* gegeben mit
China im Typhus. IV. gS. Nutzen desselben mit Va-
leriana^ Campher und 8erpentari4 bei Colliquatioo im
Typhus. IV. Qo. Nutsen desselben hei surücfcgetrete'
neu Masern. \I. i3. Unwirkaamkeit de^elben bei Er-
weichung des Magengrundes. V. 27.
Myrrhe, Nutsen derselben bei Brustbeschwerden. V. 38-
N.
Naga Oiser, die Frucht einer unbekannten Pfladse. HI.
'1
— 127 —
Nahrung^ tiebsebatägige Ausdauer detLebeni melnerer
Henachen ohne ^jabruog auf dem Meere. III. 116-—
119.
Natron, ein BeatAidtbeil das Blutet. I. s5. erbüt daa in
dem Blute befiadiicbe Eisen in Einern aebr oxydirtea
ZusUnde. I. s5. ipvird aus Kocbsabi diircb den Gal^a"
^iarous eraeugt. I. 26. -
Natron carbonicum, Nutaen desselben bei Sieinbeicbwer-*
den. II. 117.
Neruenfieber, bösartiges, welcbes im Winter 1309-^ l8fo
epidemisch in Weimar ^rsssarte. III. 95 — m5* IV. 66
— • log. vorbsndene Disposition ux dieser Kraokbeir.
III. 9^ — 104. S<:brecken dea Krieges. III. Iro. Feuch-
te Witterung. ITL 10 1. Erkältungen, III. io5>^ Mors-
stige Dünste. III. iü6. Geschichte des' Anfsnges dieser
Epidamie. III. 106 — Iio. Beschreibung der Krankheit
telbsr. III. 110. vorherg'iheoder Zustand von Kränk-
lichkeit. III. HO. Drastische Purglrroittt-i schadeten sehr.
III. HO. Ipdicaiir.n SU Brechmitteln. III. iii. 112. oder
aur Magnesia muriatica« IIJU iit. Nutaen der Valeria-
• na mit Salmiak oder Spiritus Mindered. III. iia. Be-
schreibung des ersten Stadium der Krankheit. III. ii3
— ii.*^. die sondeibarsten Krämpfe. IV. C6. Synochi-
scher Karakter dieses Stadiums. IV. 67. daher Opi-
um coQtraiudicirt. IV. 68. Nutxen des acidum tarta-
ri mit Valeriana, des Ol. Kicini. IV. 69. 85. dea
Glaubersala mit Valeriana.' IV. 70« Nutzen der säuer-
lichen Getränke. IV. 70. der Cascarilla odar China
am Ende des ersten Stadium, IV. 73. Eintritt des awei-
ten Stadium« IV. 74* Aftection des Seosorium und Di-
arrhoea aquosa. Iv. 77. ^ Nutaen der China. IV. 79.
der Valeriana. IV. 79. des CaUmus aromatic, doch
nur in Verbfndung mit Magnesia, Salmiak. IV* 79. ' der
Columbo und Arnica« wenn Diarrhoe eintrat. y(. So«
des Opium, 'Alauns, der China, adscringirender Um-
scbläge^ der terra Japonica. bei stärkerer Diarrhoe. IV.
S6. der Serpeotaria, des Lieh. Islandici, Hyoscyamua»
er Amica, wenn die Brust mehr «fificiit war. IV. ,8r.
der Einreibungen von QI. Hyoscyami camphprat. bei
starker Dysuria, der Wachbolderheeren . mit Hanfsaa-
men. IV. Q3. oder des Ol. Juniperi mhvSpiritus nitr.
aetb. IV. 8a, bei Kopfaffeciion der SenPpUaater ,' dea
Waschen mit aromatischem Spiritus. IV, %2. des Pboa-
phor, -des Moschua mit China« IV. 83 — 84- bei dro-
hender Apoplexie der Blas« — "—tor. IV, 8^. hailaama
' }
Wirkuii^ cler Milch. IV. 85- 86 BeacliteibuJig des dnu
tan Stadiums der Putrescenz. IV. 86 — ((8- bei kolii-
5u^tiven Blutflüssen Nutzen des Alauns. ly. 86« der
'inet. Chin. Whytt. mit Aejb. Vitriol. IV* 89- der
Einreibungen von Balsam. Vit. Hofrnano. 'IV. 89. der
Valeriana mit Moschus und Serpeniaria. IV. 90. der
Klyfitire ai.s Bouillon, Arnica und Rheinwein« XV. 5^.
wenn die koUiquativen ZuFälle naebiic^en« der Pome-
tanseninolken mit Rbeinweiü. IV. 91. der China mit
Liehen Islandicus. bei fortdaurendem Husceii. IV. 91.
oder der Arnica und des £xtr. Card. BeiiediccIV. 9t.
Vferstandesverwirrung blieb seltetl zurück. IV, g3, Ucber-
eang in Wechseln ober. IV. 94. Uebergang in «inte sehr
neftigen Schmerz in den Fuissohlen. IV. 94. Heilung
desselben durch Räuchern ngon von Mastix und Storiuc,
und Guajak innerlich. IV. 1)5. Aufgeleg^ne brandiges
Stellen sicherten ge^en Recidive. IV. 95. gifte Wir-
kudg einer Wachssalbe mit. Campher« IVf.95. Krisen.
IV. q6a Anfang, Höhe und Abnahme der Epidemie.
IV. 99. Besondere Aflection des Halses« IV« 100« ein
sicheres Mittel, einen mfangenden Typhut zu unter-
drücken« IV. tot. JNutzen des Elix. .vitr. Myns. IV;
loi. Anwendung der Curfieschen Beg*e£suDgen. IV.
lo3 — log. glückliche Anwendung des cliieriscfaen Ma-
gnetismus. lU. 102. to3. Tod nach dem ein und swan*
iftigsten Tage. IV.. J8- tödliche Zeichen desselben, IV.
v5. eine bellroihe Zunge.. IV. 75. ein unbestimmtes
langsames Greifen ■ nach etwas. IV. 76. Nutjsen des
Opium und der Schwefelsäure« VI. K>. des Calomel
mit Opium. IV. 53* . . *
Keruenübpl , Ursachen der häufigen Frequens derselben.
V. 58- 59.
iVm ichoscha, di.e Frucht eines unbekannten Baumes« III.
89- .
Nisdiin^ die Wurzel einer Art von Menyanthes. HI. 76.
Tfitrum^ Nutzen desselben hei Localentzündungen. VI. 11.
bei Blutilüsjsen. VI. 18.
Nulischu, argentum vivum. III. 80« nvedicinische Auwen«
dpng deiseiben bei den Buraeten. HI, 8o«
O«
Oleum tartari, Nutzen desselben bei Erweichung dee
MÄßengrunde«. V. ag* _ .
* Oph-
— 129 —
halmi&, Mebriibl der scrophulosra. Vf. 50.
— syphilitische. VI. 40. Nutsen des Siiblinitts.
4i> 42. des Opittn. vi. 41. des Extract. C:cur.
41.43. des rotuen Vräecipiuu. V« 41.43. desBiei*
ikeis« VI. 43« dea Zinkfitnols
kalniia thrauntaUca, vergh Aug^o.
17» gegeben nach' Aogeo operationeil. If« 3a. 4^. ver-
iden wie Campber. II. 46. bei gicbtiscber Angan-
Buodong. II. 63. Nacbtheila de&selban in der Hirn'
isersucbt. III. %^ wenn cofitrsiodicirt im Typhus.
68* angewendet bei turke r Diarrhoe im Typhus mit
Ina. IV. 80. Unwirktamkeic bei Erweichung dea
geaf^rnnde«. V. 37. Nntaao desselben nie SchwM'el-
re im Typhus. VI« 10« in der Lienterie. VI. 19.
Ophthalmia syphilitica. VI. 4^* i^it Kali gegeben
der Wastarscheu« V« 62«
P.
üegie, geheilt durch 'SpaichetflnCi. IV* Su
hixßts-ncQnat9rtun$ eine havfig forkommande Krank-
u\ 68.
mdfium, Nutaen desaalben ia der Lungeniucht. VI*
-8Ä.
hör, angewandt im Typhni. IV. 83 *-* 84> Nuraen
selben bei Lahmongen» VL 116. 7a* 75, beim Wcch-
ieber VI. 80— HS*
alliitm, Tinctura Piperia albi gebraucht in aitLani*
in Krankheiten. IlL 63.
urif Einiluf« derselbaa auf den OrgaaUmui und die
Wickelung von Krankbeican. III. qqi 100.
tts, Anwendunj^ derselben in der i'leuriti«, V, 6S*
ipneuHionie , mit einer Erweichung das Magengrun-
ohne Zeichen beim Leben. V. 30.
inisches iiutUut zu B^Un, erster Jahresbericht, VI.
■97«
iitut^ rother, Nntaen deiselben bei Ophthalmia sy*
itica. VI. 41 • 43.
anUcUpticus , JKoraan deselben in der Epilepsie.
34/ Zusammen ser zu ng deaselbcn« VI« 34«
mitiie/, Tcrgl« Abiuhruogem
tU^€r, vergl. Merkur«
^nmgen, aalaanre, Praesertfttif mittel gegts dal gelbe
»er. Y. 91.
r. XXXU. B. $. 8f. \
I
— i5o —
Raute 9, die Butter davon ein Besundtdieil dee Bbüae-
Beben Mittels gecen die Watserechau. V. 63.
Rhabarbtninhtur, INutsen dereeiben bei einer chromscbeii
Erneicbung des Magenmundes. V. 99.
Rheimwein, iUystire biervon im Typhue. IV. 90. mit Po*"
merarsenmolken im Typbus. IV. oi.
Rkus Tosdlcodendron , Nuuen dfsseiDen bei Lihmnngen.
VI. a6. bei der Aaoaurose. VI. 32. S4< ^5-
Riciniuöl, Nutaen desselben in dem sjpiocbiadien Stadium
des Typbus. IV. 6g. 8^.' gebrancbt gegen Wurmer. I. 97.
Rote 9 neaechöhmer Kinder ^ Verwacbselubg mit SSeilge-
websv«*rnärtung. I, 53 — 5g< ^Nutten der Cbina. I. 61.
des Vin. antim. Huxb. I. 6s. der Abfubmngsmittel.
I. 6a. der Blasenpflaster. |. 62.
Ruda, die Wurael einer imbdtannten WuraeL UL 85.
S.
Sabina, Nutzen d«seH)en bei der Gicbt« VI. öS.
Scharlach^ Nutzen der Brecbmittel. VI. 16. dee €slo-
mel. VI. 16.
Schaza, der Salmiak der Buraeten. 111. 65* mit erdigen
Tbeilen meict blos Termischc. III. 86.
Schielen, gebeilt durcb Vesicatoria. VI. 44*
Sehinenza, eine Art von KocbsaU. III. 90.
Schingunn, das Gummi, der .feruU.Asa foetida. III. 84*
Sckinza, eine aromatiscb riechende JEVisde. III. 59.
Schlingen, verbindertes durcb Desorganisation in der Spei-
seröhre. V. 96— 113. Diagnose V. 97. Krankenge-
•cbicbte. V. 98. RbeuroatisoiHS Urta<^e desselben. V.
100. Anwendung der Tinctura Antimonil aaponaces.
V. 100. des Caiomel mit Cicota. V. loi. mit Opium
und Campber. V. 103. mit Zinkkalk. V. to4. reiseo-
der Einreibungei von Tinct. Cantbaridum, Bals. vitae
und Ol. Cajeput. V. loi. des Exrract. Graminis mit
Kali aceticum. V. loi. des Extr. Taraxaci und Bar«
danae .mit Aqua Laurocerasi. V. loa. ' der Belladonna,
V. .103. des Campber mitLio. ammon. acetic, V. io3.
des £xtr. Aconiti. V. 103. aer Senega. V, ro3. der
Tinctura Moscbi artificialis. V. 1^3. dee £mpla<>tr. de
Galbano crocato. V. io3. der £sseatia Asa^ fb^.tdae
mit Opium. V. io4- der Einreibungen von Oleum Ca-
jfput. V. 104. der Blasenpflaster. V. 104. der 'Bäder
aus Kali causticum. V. 104. der Ipecacuanba in klei-
nen Gaben. V. 107. der Valeriana, V. 108. Obduction.
T» 109 — 11^»
- 131 —
imerz phthiger in den Fufssoblen , die Folgekfinkheit
rines Typhus, seheile durch Räuchenineen von Maitix
Schmt
eines Typhus, seheile durch Räuchening<
und Scoras und Guajak innerlich. IV. g5.
Schröpf en^ "^mzetk desselben im Kindbettfieber. VI. ii.
Schwäche, falscher BegriB der dinectea und indirect^.
II. ig.
Schwarzer Staaf, vergl. Amaurose.
Schwof«!, Nutsen desselben in der Krätie. VI, 17.
Schwefelsaure, Niitaen derselben im Typhus. Vi. 10.
Scmpheln^ Nuuien>de§ Aethiöps. VI. s6* des Eichelkaf*
fee. VI. 36. verschiedene Forpien die««r Krankheit.
VI. 37.
Sema, Saamen des Hedysarum caput Galli. III. 7^.
Semen Cinae, gebraucht gegen Wurmer. I. 97,
Senega, angewandt in der häutigen Bräune« I. 79. 90.
Decoct, angewandt in der häutigen Bräune. IV. 41« ^i*
63. mit Calomel. I. 96. mit Moschus. J. 104. An-
wendung derselben bei erschwertem Schlingen. V. xo3.
Nutzen derselben beim Keichhusten. VI. 35.
Senega'SaJt von Lantim^ angewandt in der häutigen Brän*
ne. I. 71. 76. 83. 95.
Serpentaria, zu reisend oft im zweiten Stadium des Ty-
phus. IV. 79.
Sietechi Medoki der Saamef einer Art von Momordica«
I«. 79.
Sinapismen, angewandt bei Kopfaffectionen im Typhus.
IV. 82.
Soit^ rubia tinctorum. III. 70. ~^
Speichelflujst spät eintretender narh Mercurius dulcit. I.
99. sehr schnell entstaudäner durch Mercurialräucherun*
fen. IV» 48- *tört nicht immer die Wohhbäiige Wir-
ung des Merkurs in der häutigen Bräune. IV. 49« 5o.
heilsame Wirkung der Salivation bei .Paraplegie. IV*
51. bei Asthma. IV. 5i.
Speiseröhre, Desorganisationen derselben, vergl. Schlingen,
Spiriiua ^ngeiic^e compositus, ein Bestandtheil der solu*
tio arsenicalis. I. 135. •
Spiritm safis ammonlaci anisatur, Anwendung desselben
bei Gichtischen nach Augen Operationen. IL 53.
S^uii/a, HAutzen derselben in der Hirnwassersucht. III. 3s*
Stärkmehl, Klystire davon bei Diarrhoe im Typhus mit
Opium, ly. 80.
Staphylom, glückliche Operation desselben. VI. 44-
Storax, Nützen der Räucherungen hiervon bei gichtischen
Beschwerden^ IV ,05.
I a
^_. .'V
StrahUmns, vargl. Scliielen.
Suftiimatt äufserlich angeweadet la fler Krätsa. VI. tf.
Nu'xen desselben b«i iyphilitiicher OpbthalEniie. VI. 41.
Sukmill, die gereiften Kapseln einer baoaBenartigaa Pflan-
ze. III 6a.
Sulpkur auratum antimonii, gebraucht in der haaugen
Bräune. 1. io4« IV. 41. 4^,
Sjtn^ifuao, die Fracht iet Granatbaaine« XII, 7g,
T.
Tab ächte! eeoct, Nutsen desselben Sn der KriCtse. VI. 17.
TsUgadptschi, der Saamen der Robinia Ghamalagu. HI.
72. , ■
Tartgu ArUt^elae unbekannte Frticnt, III. gr.
Tangu Baru, eine unbekannte Steinfrucht. III. 91 r
- Tangu srhuni, eine unbekannte Fruclir. III. 92«
'T**ftO'rM softtöi/ist Anwendung desselben mit GastoreiUB
bei synocbi^cher Enizündung mit allgemeinem Byaochi^
sehen Zustande. II. -38.
Terpentinöl, Nuteen desselben beim Decubitus* VL 77.
Terra Japonicat bei heftiger Diarrhoe im Typhus IV. Öo.
Tincturfi üntimonil taponacea, Anwendung aeraelbea bei
verhinflertem Schlingen. V. 100.
Tinci, Chinae Whyttii, Nutsen derselbea im Typhus im
Stadium der Coiliquation. IV. gp. ^
Tinciura diureiicat ^utaea derselben in dem Hydropl,^
VI. ao.
Tinctura Manis Ludouicl, Nutzen derselben hm Hydroa
cele. V, 121. 122.
Tinctura Moschi artifipialU, angewendet b«t echwerem
Schlingen. V. 105.
Tinctura Scillae kaiinä, Nutzen ' derselben in dem Hy^
drops. VI. 20.
TrrfpanaUon, heilt glücklich eine Epilepsie. VT. 46r— 72»
TsckttTi' chan, die Blätter von Mespiluß Japonieal III. 74.
Typhus icceroidfs, verschiedene Namen desselben. V. 77»
Verbreitung d'^sselben. V, 77. Ursachen überhaupt V.
^2. Nutisen der salzsauern Bäucherungen. V. go. 91»
Ursachen der Tödtlichkeit der Krankheit. V. 78. Schäd-
liche in der'Lutt vetbreitete Dünste. V. 7^. — - Bösar«
cige Miasmen der Fäulaifs durch die l^t^ erzengt,
sind die Ursache. V* 78. Beschreibung von Neu-York,
• aU Beweis hiervon. V. go. 81 Nicht Verbreitung des
Fiebers durch Contagium. V. 82-^84. Möglichkeit der
^mtecWun^ dw^«\\3iaLU ^qn Blanc. V. 65^— öd.
— i33 —
. u.
(/Imn Sandan, rotb'es' Sandelholz. XII. 67. /
ümseklage, kahe^ Nutzefi derselben in der Hirnwatter«
sucht. III. 3b.
Un§;uefninn.,NeMpoHtannm , Anwendung desselbeli in der
häutigen Bräune. I. g^. mit Ung. alb. caotphoratum an?
gewandt IV; 55. 4?. 43. 44. 61. 62.
Urinincontinenz, durch Wurmer veranlalst» und durch
Wurmmittel geheilt. VI. 19.
Usvh die Saamen des Coriandbrum sativum. III. 76.
UtbiiU, die Frucht einer Art von Hibiscus. lil. 73.
r/f'A Ursi, Nutzen derselben b^bi Blasenhamorrboiden,
VI. 18.
V.
P^acclnation, allgemeine Hautentzündung nath derselben^
1X1. I90-^-t23. Fortschritte derselben in England.* V. 70,
— 76. Methoden, das Gilt gut aufzubewahren. V. 71 —
74. Das Gift darf nicht trühe seyn. V. 73. Forticfaritta
der Vaccination in JDiAadras. V. 74« Fortschritte dersel-
ben im Preu£»ischen Staate. V. (26. im Königf. Poll«»
klin. Institute zu Berlin. VI. 9g.
Valeriana gebraucht gegen Würmer. I. 97. Nutzen der*
selben im Tvphus. III. 113. mit Serpentaria und Kam«
pher bei Kblliquation im Tvphus. IV, gov
Venerische Krankheiten, häußg unter den Buraeten. IlI,
gl. Nutzen der Mercnrialeinreibungen. VI, 27. des Cher
lidonium. VI. sB*
Verdauungsprocefs, aus dar vergleichenden Anatomie erlang
tert. V. 4C.47'
Verdunkelung der Hornhaut, mit fehlender Irjs. VI. 45.
Versckluckmig' eipes TheelöiTels und glückliche Opera-
tion desselben. JI. 124-^127. •
Vesicacoria, Nutzen derselben bei Schielen der Augen.
VI. 44.
Vinum antimoniatum Hurhami, Nutzen desselben bei
der Rose neugebohrener Kinder. I. 63.
Vitriolsäure, unter das Getränk gemischt, ini Anfange des
Typhus gereicht. IV. 70.
W.
Wachholderbeeren, vergl. Baccae Juniperir
liVachssalbe, Nutzen derselben mit Campher verbunden«
gegen aufgelegene brandige Stellen. IV. g5.
. — 134 —
IVaschen, vait Aromatiscliem Spiritus im Typhus. IV. 85.
IVcchtelßeher , nipe Folgekrajikbeit des Typhus. IV. 94.
Nuuan der China ftctitia. VI., 12. der Belladonna und
des Chelidonium. VI. i3. 8S. der Cascarille mit
Sisen. VI. i3. der biitem Mandeln mit £xtr. Centau-
rei, VI. i3,
Pf^eimar, vergl, Nenrenfieber.
WurmmUiel, Nutzen derselben in der Li enterte. VI. iQ.
fVärmer, Anwtnf^ung des Zithversaamens. I. 97. des Bu-
drians. J. 97. des Oleum Ricini. L 97.
Wurmfieber, verwechseir mit Hydrops Cerebri. III. \%
' Werrnuthp Nat#en bei Magenkrampf. VF. $4.
ZMgan Sadan, gespaltene Stucke eines unbekannten Baumi.
UI. 66.
Zala, eine Art Borsx» welchen die Buraeten gebrauchen.
lUt 86. Orte wo man ihn in Tibet findet. III. 87.
Zeltge^ebsuerhänwig , Verwechselung derselben mit da
Kose neugebebmer Kinder. X. 56. Symptome der Zell-
gewebaverhärtung. I. 67, 53* Anwendung der Blutigel.
L 63. Unterscheidungvieichen derselben von der Rose
. der Neugebohrnep Kinder. I. 64 -*- 67. Nichterschei-
nen des Brandes, Genmgtheit auf Krämpfer. I. 64.
Zimmtwasser, Nutaen desselben bei £rbrecheii besonderer
Art. V. 10. vergl. Magen.
Zink, Nutsen desselben bei 'auruckgetretenen Maserq. VI.
15. bei Chorea, VI. S8*— 9i> .b«i der Hirnwassersucht
lU. 38. 4:5. AnwendunK desselben mit Calomel bei
erschwertem Schlingen. V. 104.
Zinkvitriol, Nutaen desselben bei Ophthalmia syphilitica.
VI. 45^