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Full text of "Hufeland's journal der practischen Heilkunde"

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Uta 


I  : 


J  o  u  r  n  a  1 

prac  tischen. 


rzneykim 

und 

Wundarzneykunst 

herausgegeben 

'  von         .  ,      ' 

C.    W.    H  ü  f  e  1  a  n  d^. 

Koni^I.  PreuGi«  Staattratb,  Ritter  des  rotben  Adler» 

Ordens    dritter    Kbf se ,     wirkl.    Leibarzt ,    erstem 

Arzt  der  Charit^,   Mitglied  der  Academie 

der  WissenschafteA  et<f« 

und 

K.     H  i  m  1  y, 

ProfeMor  derMedisin  su  Gottingen,  Director 
des  Uioisi^en  Instituts  etc. 


/ 

<" 


XXXII.   Band. 


Berlin.  i8ii 

ii|  CöxBmisaion  der  Reilsfljml-Bnchbondlxuig« 


I. 


Dr.  Andr.   Röschlaub, 

König),  btie'richer  Hofrath  und   ordentUcber  Professor 

der  Medicin  zu.  Ltiid«hut» 

an 

Herrn   Dr.  C.  W.  Hufeland, 

Königl.  preuüsischen  Staatsrath,  Laibaritt,  und  ördantl. 
ProÜessor  der  Medicin   su  Berlin   etc. 


x\nderthalj>  Jahrzehente  sind  nun  verflos« 
•en,  seitdem  ich  gegen  Sie  als  Gegner  auC^ 
trat.  Fast  ein  Jahrzehent  dauerte  der,  von 
uns  geführte,  Kampf.  Jedem  von  uns  war 
es  so  ganz  um  die  Verfechtung  des  Wahren 
und  um  die  Bekämpfung  des  Iri?tgi»n  zuthnn* 
Daher  wohl  die,  nicht  seltene,  Bitterkeit  un- 
seres Kampfes.  Seit  einem  halben  Jahrze- 
hente nun  enthalte  ich  mich  alles  Kampfes 
gegen  Sie.  Warum  dieses  ."^  r—  Die  Liebe 
zur  Wahrheit,  und  4ieselbe  Offenheit,  mit 
J^uni.  xxxii.  B.  I.  sr.  A       ^ 


,      —        lO        — 

welcher  ich  für  die  Wahrheit  gcfgen  Sie  zu 
kämpfen  strebte,  sagt  mir,  dafs  ich  es  uns 
beiden,  und  dafs  ich  es  unseren  Lesern  schul- 
dig  ^ejy  darüber  eine  deutliche  und  rück- 
sichtlose Erklärung  abzulegen. 

Offen  also  und  der  Wahrheit  getreu  sey 
hiemit  folgendes  erkläret.  Nähere  und  stren- 
gere Untersuchungen,  welche  ich  seit  dem 
Jahre  i8o5  über  die  wichtigsten  Gegenstän- 
de der  ärztlichen  Doctrin  und  Kunst  anstell- 
te, zeigten  mir  einleuchtend,  dals  in  Hin- 
sicht mehrerer  dieser  Hauptgegenstände  ge« 
rude  dasjenige,  was  Sie  gegen  mich  behaup- 
teten, ich  gegen  Sie  bestritt,  wenn  nicht 
durchaus  wahr  sey,  doch  der  Wahrheit  zu- 
nächst liege;  dafs  ich  demnach  in  mehreren 
Hauptpuncten  unseres  KarApfes  Ihnen  den 
Preis^  des  Kamp/es^  nämlich  das  Wahre  ver- 
lochten zu  haben,  zuerkennen  müsse. 

Zugleich  mufs  ich,  eben  so  offen  und 
der  Wahrheit  getreu,  erklären,  dafs  ich  das- 
jenige, was  mich  vorzüglich  bewog,  den  Kampf 
aufzunehmen,  nämlich  das  näher  therapeuti^ 
sche\  wie  ich  es  früherfain  behauptete,  dar- 
um keineswegs  auf  gleiche  Weise  für  irrig 
norkenne;    dafs  ich  yielmehr   die  meisten 


t 

meiDer  früherem  therapeutischen  Beheuptnih- 
gen^^  und  mit  diesen  yiele  nieiner  patholo- 
gischen und  anderen 'Behauptungen,  durch 
die  neueren  Untersuchungen  noch  fester  be« 
gründet  und  bestätiget ,  yiele  freilich  auch 
berichtiget  und  verbessert  finde«  Auch  kann 
ich  nicht  bergen^  dals  ich  die  innige  lieber« 
einstimmungy  oder  vielmehri  die  wesentCche 
Einheit  der,  in  meinem  (nun  vollständig 
entworfenen)  Systeme  der  gesammten  Me» 
dicin  von  den  ersten  GrundzUgen  der  Phy- 
siologie an  bis  zu  der  Technik  am  Kranken« 
bette  durchgeführten,  Ansicht  mit  eben  je« 
neh  Behauptungen,  welche  ich  fast  ein  Jahiw 
zehent  hindurch  bestritt,  und.  seitdem  wahr 
finde,  eben  sowohl,  als  mit  denjenigen,  weU 
che  ich  jetzt,  wie  vormals,  behaupte,  so  wie 
mit  den  wichtigsten  Lehren  der  grolsen  Aerz- 
te  aller  Zeiten,  vorzüglich  eines  Hippokra^ 
tes  und  /•  Brown  y  als  einen  ganz  besonde«  ' 
ren  Vorzug  meines  heuen  Systemes  ansehe« 

Um  das  so  eben  angedeutete  näher  zu 
bezeichnen,  bemerke  ich  folgendes.  Ibiter 
die  Hauptgegenständtf  dear  von  "uns'bestan** 
denen  Streites  gehören  oime  Zweifel  di# 
foigendien- -JEDagea-'t   ..T:::^^^"!^-  :>  *:»v; 

A  91 


-     •  § 

ij  Findet  in  Krankheiten  des  Menschen 
eine  causa  continens  niateriaUs,  als  in  eigent- 
lichem Sinne  so  zu  nennende  materia  mor'-» 
bißca^  statt?  / 

2.)  Sind  die  von  den  Alten  unter  dedP 
Namen:  Hohheit,  Kochung,  Ausscheidung, 
Reinigung  u.  s.  f.  angedeuteten  Vorgänge  in 
Kranken  wirklich  vorhanden,  und  stehen  sie 
wirklich  in  der,  von  den  Alten  angenomme- 
nen, Beziehung  tu  dem  Ptöcesse  der  Hei- 
lung? 

Standhaft  stritten  Sie  immer  für  die  Be- 
jahung  beider  Fragen:  ich  behauptete  das 
Gegentheil  von  beiden,  und  zwar  bis  zum 
Jahre  i8q5«  .  Allein  die,  von  diesem  Jahre 
an  von  mir  mit  aller  Strenge  angestellten 
Untersuchungen,  zeigteil  mir,  dafs  ich  nicht 
nur  Thatsachen  in  der.  Natur  anstritt,  son- 
dem  dafs  ich  auch  damit  gerade  dasjedige 
verwarf,  welches,  richtig  angeschaüet,  micli 
allein  über  Puncto  befriedige,  worüber  ich 
viele  Jahre  mich  unbefriediget  sah* 

.-,, Zum.  Kampfe  gegen  Sie,  und  insbeson- 
dere zur  Bestf^eitung;  der  eben  gemeldeten. 
^ohailplÖ^ngen  ifi^jx  Jhneni  wurde  icli  auf  fol- 
gende Weise  aufgeregt.     I^chdem  ich  si^e^ 


—      i3     — 

ben  Jahre  hindurch  Dber  alle  Zi^^rge  der 
Medicinf  gröIsteDtheils  nach  Boeriiaai'e,  Gau^ 
Inasy  M.  Stollj  SellCj  Mellinj  u.  dgl.  in.  Vor- 
lesuDgen  gehöret  und  die  meisten  mehrmft- 
leo  repetirty  in  den  Werken  eines  P.  Atpitiy 
Sydenhamy  van  Swieteriy  Grane ^  Tissot^  u. 
a.  m.  mich  all  belehren  gesucht,  und  das 
vierte  Jahr  schon  in  Heifsigem  Beobachten 
im  Krankenhause^zu  Bamberg, so  vrie  in  Pri« 
yathäu^ern  geübt  hatte;  fiel  es  mir  ungemein 
aufy  dafs  die  wirkliche  Etfahrung  am  Kran^ 
kenbette  so  gar  oft  mit  den  therapeutischen 
Lehrsätzen,  die  ich  aus  Schriften  undmilnd« 
*Iichem  Vortrage  hatte  kennen  gelernt^  in 
ivahreoi  Kontraste  sich  mir  zeige.  Daher,  j^ 
mehr  und  je  schärfer  ich  beobachtete^  desto 
zweifelhafter  kamen  mir  jene  Lehrsätze  yor» 
Da  ich  nun  dafür  hielt ,  solche  (therapeuti- 
sche) Lehrsätze  gehen  nothwendig  aus  der 
so  genannten  Humoralpathologie  hervor;  so 
mufsten  mir  die  Lehrsätze  der  Humoralpa- 
thotogie  gleich  verdächtig  werden.  Ich  sehn- 
te mich,  nach  besserlsr  und  richtigerer  Be- 
lehrung, und  forschte  redlich  und  Eifrig  nach 
allem',  wbraus  mtr  diese  werden  iriöge.  In 
den  Schriften  mehrerer  Nervenpäthölogen 
fadd^ich  '«<»  «war  schöne  pathologische  i  -— 


*i^ 


r-      l4      -- 

nicht  ftber  die  gesuchte  therapeutische,  B^ 
lehrung«  JN^ach  langem  innerem  Kampfe  end- 
lich schienen  mir  Jn  Browns  Eiemen^ia  Medi« 
cinae  das,  was  ich  verlangte}  zu  gewähren. 
Denn  da  ich  ein  Jahr  später,  durch  M.  A. 
TVeikari  ermuntert,  es«  unternahm,  nach 
J.  Browns  therapeutischen  Lehren  zu  verfah- 
ren, schien  sich  mir  immer  mehr  und  mehr 
Einstimmung  zwischen  diesen  und.  der  Er« 
fahrung  zu  zeigen ;  besonders  da  ich  bei  sehr 
vielen,  ganz  gleichen,  Fällen  bei  weitem  bes->' 
ftieren  Erfolg  der  Kuren,  aU  je  vorher,  sah, 

Dafs  ich  darin,  zwar  nicht  heil  genug, 
aber  doch  nicht  falsch  sah;  dieses  sagt  mir' 
jede  Erweiterung  meiner  eigenen  ärztlichen 
Erfahrung,  die  sich  mir  seitdem,  binnen  sech« 
zehn  Jahren  darbot«  Mögen  daher  auch  noch 
so  viele  widersprechen:  mit  aller  Beruhigung 
werde  ich  zeitlebens  /<  Browns  grofses  Ver« 
dienst  um  wahre  Medizin  anerkennen; 

» 

Erfahrung  also  sagte  mir,  dafs  viele  the^ 
r^ap.eutisqhe  Lehren^  welche  ich  aus  den  da« 
^aligeu.  Schulen  zog,  irrig  seyn«  Da,  ick 
nun  mich  für  völlig  überzeugt  hielte  dafs  ge- 
rade solche  Lehrsätze  nothwendig  aus  der 
Humor^lpa^tLol^gie  qder  au«  jeder  Patholof 


—     15     — 

gie^  welche^  wie  diese,  eine  eausa  morli  ton» 
tinem  materiaUs  festsetze,  hervorgehen;  %o 
war  es  Datürlith,  dafs  ich  auch  eine  solche, 
oder  ihr  verwandte,  Pathologie  für  irrig  an* 
sah.  '^ 

In  der  festen  Meinung,  dais  aus  solchen 
Lehren  dem  Menschengeschiechte  gar  viel 
Unheil  von  jeher  geworden  sey,  und  fer- 
ner werden  müsse,  mufste  ich  auch .  die 
pathologischen  Lehrsätze  Browns  um  so  hö« 
her  schätzen:  und  um  so  leichter  Hefa  ich 
n^ich  bewegen^  'solche,  wie  die  therapeu- 
tischen, gegen  Mle  ihre  Gegner  zu  verthei^ 
digen» 

Als  /.  Browns  vorzuglichsten  Gegner  in 
Teutschland  aber  sah  ich  Sie  an.  Und  so  ^ 
waren  gerade  «S/e  e^,  gegen  dessen  Ideen 
über  Pathogenie  mein  erstes  gröfserea  Werk 
(die  Untersuchungen  über  Pathogenie)  bei 
jedem  Berührungspunkte. gerichtet  war.  ^ 

Hatte  ich  einmal  die  Existenz  einer  can^' 
sa  morbi  continens  materialis  solcher  Art 
geläugnet*  so  konnte  ich  freilich  von  den 
Vörstellungeti  über  Rohheit,  Kochung,  Aus- 
scheidung einer  solchen  Materie ,  n.  s.  f.  , 
nicht  besser  denken,  als  wie  ich  es  an  ver- 


.-.i^ 


^   1$   - 

scbiedenen  Stellen  meiner  Werke  bis  auf  d^s 
Jahr    i8o5   nn^ab«     Dazu  bewpg   oiicb   nicht 

^  der  Widerspruch,  zwischen  den  4>]ussagen  wirk- 
lic^hcfr  Erfahrung  und  diesen  path^Iogischea 
(und  jatreusiologischen)  Lehren,  sondern, 
die   Meinung,  dals   diese  .  mit  jenen    thera-> 

.  peutischen  in  noth wendigem  Zusammenhange^ 
stehen« 

Ob   ein  solcher  nothwendiger  und  we«> 
'  sentlich^r  Zusammenhang  wirklich  statt  finde? 
^  Gerade  diese  Frage  h^tte    ich,    wie  ich 
nun  einsehe,    Vor    all^m  zum    Gegenstände 
der  ernsthaftesten  Untersuchungen  mir  wäh- 
len sollen.     Indem   ich   aber  diese  'Untersu-^- 
chüngen  ünnöthig  fand,  sie  darum  unnöthig 
fknd,  weil  ich  das  Gogentheil  davon  für  un- 
conseijüent  hielt;  beging  ich  gewissermafsen 
denselben  Fehler,  welc^iezir,   meinem  Dafiir- 
halten   nach    die   n^isteh   aus    den  Schulen 
;de«  Hippocrates  und  Galenus  begingen:  ei- 
nen Fehler,  welchem  eben  jene  irrigen  the- 
rapeutischen Lehrsätze  ihre  erste  Entstehung 
und  fernere  Festhaltung  bis  auf  unsere  Zei- 
ten  verdanken.     Indem  ich   also   das  Irrige 
gewisser    therapeutischer    Lehrsätze    einsah ; 
sah  ich  keineswegs  auch  den  Irrthum    ein, 

durch 


•-^.     »7     — 
d^rcb*  welchen  aie  nach  einer  faUchen  Con»  ^ 
Sequenz  aus  Lehrsätzen,^  die  an  sich  wahr 
aeyn  können,  abgeleitet  wurden. 

•■j  ■  ■    • 

Und  so  kam  ea,  dafs  ich  lang««  Jahre  auch 
gegen  solche  Voratelluogen  kämpfte,  welche 
ich  nun  nicht  mehr  irrig,  welche  ich  viel« 
mehr  wahr  finde.  Wie  ich  zu  diesig  £iA« 
sieht  gelanget  aey?  Dariiher  no^ch  einige 
Worte.  * 

Dafs  die  Belehrung  welche  ich  ,/ilj^r^ 
'4ingS(  /•  Btowns  Elementis  verdankfi^  iQ|]f 
iRi;eder  fine  allg^kneine,  noch  nach  irgend 
einer  .  Richtung  .voIlstiB^djgQ^  ^^We^igung 
gewährte,  mögen  ^iß  «qhoo.  ,aua  den  vielen 
Bemühungen  ersehen, , d^rch  welche.  i<^  ei^ 
JahrzehAl^t  .hindurch  allerlei  näher  j^u  ^i>pj 
gründen,  m  .)>erichtigep,  und  dief ei^rPjder  j€r 
nen  Mangeln  a)>zuhetfei9. streikte;,  p.qqh^ahr 
aber  aus  der..V,efa€bi^49>^flit  .dei  Wego^^^ 
welchen  ich  .4Ü9^es,  und.  dadi^ch  volle  Bff^ 
^edigun/;,  am  .eyreichei^  glai^bte,  ,  Nicht  im- 
mer acliien.  mir  die  Erfaiirung  zu, genügen; 
und  daher,  war  ich  einige  Sueit  geneigt,  rieh« 
tige  AnCscblüsserVon  dem  zu  erwarten,  was 
mit  ächter  Erfahrung  in  keiner  wesentlichen 

Jonn.  XXXU.  B.  i.  Sr.  B 


—      18      — 

it    oder  Uebereinstimmuiig  zu    stehen 
pfle^. 

Da  ich  jedoch  nie  so  weit  mich  verirrte, 
dals  ich  dasjenige,  was  mit  ächter  Erfahrung 
in  Trirklichem  ^Widerspruche  stehe,  für  wahr 
.anerkannte,  oder  dals  ich  leere  H;^pothesen 
für  Götterspruche  ansah  (und  dieses  war  es, 
was'xbich  bei  einer  gewissen  Schule -so  übel 
anschrieb),  da  ich  yielmehr  nie  ^unterlieis,  im 
Felde  der  Beobachtungen  vorwärts  zu  schrei- 

r  r  ■ 

tön»  und  meinen  Sinn  dafür  mehr  und  mehr 
rc4h  tk  erhalten;  so  konnte  ich  nicht  sehr 
läng  auf  jene  Weise  geblendet  werden.  Sol- 
ehe' Blendung  war  schon  vorüber,  als  idi  (im  ] 
Ächten  Bande  meine«  Magazine«)  die  erste 
Lieferung  physiologischer  Fhigmente  druk- 
ken  liefs:  Diese  uild  noch  mehr  die  zweite 
Liefcfiung  derselben  und  die  anthröpologi- 
ichta*  Fragmente  '(im  neunten  und  zehnten 
&ndedes  Magazine«)  dürften',  -wie  ich  erwar- 
te,  dereinst  grölsei^br  Aufmerkumkeit,  als  bis- 
her, gewUrdiget  werden.  -Doch  ho£Fe  ich, 
dals  auch  jetzt  schon  meine  Leser  sich  wer- 
den überzeugt  haben,  dafs  ich  nicht  dieser, 
noch  jener  Schule,  sondern  mir  %elb%t  an- 
gehöre*     '  . 


f  Je  meiir  ich  Yon  nun  an,  mit  dieser. FtA 
heit  des  Denkens«  ächte  Eriahrung  cu^  f^R^ 
gen. mich  bestrebte,  desto  reichere  und  lau-, 
terere  Quellen  achter^  Theorie  sah  ich  mir 
geöiFoet.  Bald  sah  ich  aber  auch,  dafa  iwi«- 
schen  achter  Theorie  und  Erfaiining  gar  kein 
'wesentlic^her  Unterschied  statt  Blade,  dafs 
vielmehr  beide  in  ihrer  Aecht  heit  und  mög« 
lieben  Vollendung  wesentlich  Eins  und  Das- 
selbe seyn« 

Von  eben  diesem  Zeitpunkte  ai^  erschien 
mir  Befriedigung  überxliejenigen  Gegeöstän* 
de^  über  welche  nicht  nur  y.  Browhs  Lehrei 
sondern  auch  meine  eigenen  -  riplen  Versu- 
che mich  immeir  in  etwas  vnbefriediget  ge- 
lassen haben.  Unter  diese  Gegenstände  ge^ . 
höret  vorzüglich  das  PP^esen  und'  die  innC" 
r^  Geschichte  der  Krankheit  und  der  Hei^ 
iung. 

*  -  •  «^  . 

Darüber,  nun^  so  vyie  über  alle  wichti- 
geren  Gegenstäiule  des  amtlichen  Forschens 
und  Denkens,  erreichte  ich  eine  Ansicht,  wel- 
che, je  heller  sie  mir  allmählich  wurde,  und  • 
|e  w^ter  ich.  si^ Verfolgte* V^  desto  mehr  auf 
der  ein^n  Seite  riete  der  yorzügUcbsten  no- 
sologischen    und    therapeutischen   Lehrsätae 

B  a 


(      -    » 


«—     ao     »-i 

■Browns  in  einem,  Torher  nie  alsa  gekannten^ 
Sinne  zeigte,  auf  der  anderen  Seite  aber 
'  auch  die  Lehren  der  Alten  i^>er  Krankheita* 
materie 9  Rohheit,  Kochung,  Ausscheidung, 
Rednigung,  n.  s.  f.  in  einem  tiefen  und  ehr« 
"Q^urdigeii  Sinne,  und  in  wahrer  Einstimmung 
mit  jenen  Liehrsätzen  mich  schauen  lälst.    ^ 

Seitdem  sehe  ich  ganz  klar  ein,  dafs  die- 
jenigen therapeutischen  Lehrsätze,  Von  deren 
Grundlosigkeit  und  Schädlichkeit  ich  durch 
die  Erfahrung  schon  seit  dem  Jahre  1794  Yöl- 
lig  überzeugt  bin ,  nur  durch  eine  falsche 
Gonsequenz  und  durch  einseitige  Betrach- 
tung acht  hippocratischer  Lehrsätze  ihre 
Jßxistenz  erhielten ,  und  solche  nur  auf  glci« 
'  che  Weue  bis  auf  unsere  Tage  behielten. 

^  Und  so  fand  ich,  dafs  ich,  selbst  in  Tan- 
schung  scheinbarer  Gonsequenz  befangen^ 
inich  zur  Fehde  gegen  Sie  rüstete,  und  nur 
darum,  Weil  ich  solche  Täuschung  nicht  als 
solche  erkannte,  diese  Fehde  viele  Jahre  hin- 
durch  fortsetzte. 

Diese«  mag  fiir  jetzt  hinreichen,  Ihnen, 
me  unseren  Lesern,  zu  sagen,  warum  ich 
^eit  1805  die  Fehde  nicht  fortseue,  und  wa* 


—    «    — 

mm  ieh  Ihnen  in  mehreren  Hanptgegen^ 
etänden  derselben  den  Preis  des  Kämpfet 
£reiwilKg  zuerkenne.  Genauere  und  umstand« 
liehe  Belege  zii  jedem  Punkte  dieser  Erklä- 
rung sollen  die  kleineren  und  gröfiiere^ 
,  Werke,  besonders  mein  System  der  gesamm« 
ten  Medizin,  enthalten,  welche  ich,  sobald 
Gesundheit  und  freie  Muse  es  mir  erlan^ 
ben,  dem  Publicum  vorzulegen  gedenke. 

Deutlicher  und  bestimmter,  als  sie  ans 
vielen  Stellen  verschiedener  Abhandlungen 
in  den  letsten  Bänden  meines  Magasipei 
und  meines  Lehrbuches  der  besonderen  No« 
sologie  und  Jaterie  von  selbst  erhellet,  woll- 
te ich  diese  Erklärung  darum  nichts  was  ich 
freilich  gekonnt  hätte,  um  Jahre  früher  ab« 
geben,  damit  ich  solche  mit  desto  vollerer 

I 

Ueherseugung  ablegen  könne.  Mögen  sie 
die  o£Fene  MittheüujBg.  derselben  als  einen 
Beweis  meiner  aufrichtigen  Hochachtung  ge-^ 
gen  Ihre  Verdienste  .betrachten. 


/ 

\ 


Nachschrift 
des     Herausgebers. 

V 

•  ■  •  ■•"■ 

So  Hbetraschend  mir  es  war,   obige  Erklä- 

**  Tung  o^ne  alle  Veranlassung  Von  Hm^JRdsrh' 
läub  zugeschickt  2u  erhaijten;  eb^n  üO'über« 
raschend,    kann  ich  erwarten,    wird  es  nieii> 

'  nen  Lesern  seya.^  diesen  Naifnen/in  diesem 
Journal,  mit  diesen  Worten  zu  erblicken.  — - 
Aber  nicht  blos  Überraschend,  sondern  höchst 
elT|eulich  darf  ich  hoffen,  daJTs  diese  Erschei- 
nung jedem  meiner  Leser  sejn  wird,  so  wie 
sie  es  mir  war.  •^—  Nicht  um  meiner  Per- 
sonlichkeit  willen  — *  denn  ich.  habe  nie  et- 

.  was  inehr  seyn  Wollen,  als  was  ich  der  Wahr- 
heit bin,    und   das  konnte  mir  weder  Herr 

'  Röschlaub,  noch  irgeisd  ein  Gegner  raubten; 
vielmehr  dient  eine  solche  Oppodtioa  und 
hat  auch  mir  dazu  gedient,  sieh  seiner  nicht 
zu  überheben,  und  von  der  Eitelkeit  des 
persönlichen  Daseyns  zu  dem  Standpunkt  des 
reinen  geistigen  Seyns  erhoben  zu  werden ;  — 
sondern  um  der  Wahrheit  willen,  die  durch 
dieses  Geständnifs,  von  ihrer  Kraft  allein  be- 
wirkt, einen  ihrer  schönsten  Triumpfe  fei- 
ert, und  um  des  Reichs  der  Wissenschaft  und 


-  «  - 

des  Geistes  willen,  das  so  lange  dorch  diese 
bittere  Fehde  entzweit  und  gekrinkt,  nun 
endlich  wieder  ausgesöhnt  wird«  «—  So  mus» 
sen  die  heftigsten  Widersacher  sich  doch  aa 
Ende  die  Hand  geben,  wenil  sie  es  nur  red- 
lieh  mit  der  Wahrheit  meynen! 

Ich  werde  von  dieser  Gelegeilheit  Ge» 
brauch  machen,  um  etwas,  was  ich  langst  auJE 
dem  Herzen  trug,  und  was  nur  nun  nach 
dieser  Erklärung  zur  doppelten  Pflicht  wird, 
auszuführen  9  und  dem  Publikum  eine  Re« 
chenschaft  m^eines  bisherigen  litterSrischen 
Lebens  und  Wirkens,  besonder!  in  obiger 
Angelegenheit»  abzulegen,  welches  irn^ näch- 
stens Stücke  geschehen  wird. 


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•    ^  ■ 


iCünsÜiche  Erzeugung   des  Bluteft 

....  ,-  ■■        •.  ^^^  '    .      ■'    ■ 

yersuch  einer  Theorie 

über 

■  /.  > 

die    Bildung     dess^ben    im    lebenden 
thierisctien   Körper. 


»    <  •» ;      ■»  .  ■   * 

»  I        Von 


Dr.   D.   H.    Grindel, 

Professor  in  Dorpat, 


-*-f4  • 


His  war  merkwüj^dig,  dafs  die  Gegenwart  des 
Eisens  im  Blote  so  lange  bestritten  werden 
konnte,  aber  wieder  um  so  auffallender,  dals 
Vauquelin  und  Fourcroy  das  Sättigungsyer- 
bältnifs  der  Bestandtheile  des  Eisenöxydes 
tmd  seine  Verbindung  mit  Phosphörsäure, 
jia<^  der  Analogie,  plötzlich  darthaten«   All- 


\ 


gemehi  folgte  man  diesen  Cbaorikeni« 
haben  diesen  Gegenstand  mit  einem  ^grofsen 
Aufwände  von  Scliarfunn  behandelt  und  es 
fehlte  ihnen  nur  die  Beharrlichkeit  auf  dem 
eingeschlagenen  Wege  fortzugehn,  um  selbst 
fiber  den  Procefs  der  Blüterzeugung  be- 
stimmt urtheilen  zu  können.  Ohugeachtet* 
sie  '  dieseih  Gegenstande  keine  Aufm^'k^am- 
keit  mehr  schenkten ,  als  die  ITl^enschaft 
wieder  bedeutend  fortgeschritten  war,  so  sind 
und  bleiben  mir  ihre  /iror  mehrern  Jachten 
niedergeschriebeneii  S&tae  höchst  meflowiir« 
digy  iihd  ich  wiederhole  sie  hier  zur  Einlei^ 
tung.    *  •' 

^  ^ylm  Blute  ist  phosphprsaures  Eisen,  jqs 
y^beßndet  sich  das^  Eisen  im  höchst  oxydir^^ 

yften  Zustande    und    mit  einem    Deberßii/s 

'    '         ■■'.".■      .'•*'  ■     ■ 

yytPon  Eisenoxyd.    Es  wird  durch  das  JSa^ 

jytrufn  in  diesem  Zustande  erhalt etu^^ 

.  ,}  Vielleicht  entueht  dai  phosphorsaure 
yjNdurumy'  das  im\  Bhttwasser  angetrjißeu 
yjwirdy  dürak  Halbz^rscitung  dei  phosphot^ 
iffSaüreh'  Eisens"  !oermiiielst\- des  Jifatrums. 
'yy  Noch  /btfgabiflicherf  rvrlfd  dieiesr-Phanoment 
wenn  mmx  Asb  eribnaivt^  dalsd^s- Eisen,  wel« 
ches  Blök  ^güisiAeB;  Aii ftrhnng  < 4«*. -phodphor- 


-r     *8     -p- 

L  Fersuck. 
£fach  WoUaston^yethvcA  ich  einen,  an 
beiden  finden    offenen   Gla^icylinder ,    an 
einem  £)nde.  mit  nasser  Blase,  setzte  die«- 

ihr 

ses  Snde  auf  Kupfer,. »so  dafs  der  Cylinder 

,  senkrecht  staod,  ..goir  in  denselben  Koch- 

Salzwasser,,  upd  führte  aus  dem  Wasser  ei« 

nen,iStilbf|rdraht  zum. Kupfer,  Nach  einigen 

Stunden  zeigte  Kni'kumapapier  Alkali^  es 

'  .wurde  braun   und  gerpthetes  Lackmuspa« 

^  pier  WHrde  ,bl^.     Das  Kochsalzwasser  hat- 

.   te  ich^YOiiher  geprüft   und ;  völlig  neutral 

gefunden.  ' 

Ich  yirünschte  nun  nodi  kti  wissen,  ob  eine 
i;ewöhnlidhe  galvanische* 'Säule  diese  Zerset- 
amng  schneller   und  tölikonünner  bewirket 

.würde;  dazu  den 

,  ■  -   I  ■  •  ■ 

//.  Versuch» 

Ich  setzte  6  Plattenpaare. aus  Kupfer  und 
Zink,  mit  Pappe  zusammen.  In  einen  klei« 
nen  Glascjlinder  gofs  ich  die  Auflösung 
von  5  Gran  Kochsalz  in  einer  Unze  destil- 
'  lirtes  Wastek',  und  aettte  dasselbe  durch 
GoIddrKlite  iteiit  deif'  kleüien  $äi^e  in  Ver- 
bindung«  Als  dfjs^.'Wirieung.nur  gine  kur- 
zp  Zoit  gedauert  fhntte»  was  die  Flüssigkeit 


^. 


•4 


-     «9    '■- 
TOllkommen  alkalisch,  obgleich  sto  yorher 
auch  nicht  die  geringate  Alkalitat  geaeigt 

Diese  befriedigenden  Resultate  mufsten  mich 
auffordern',  zu  nnteiüllchM,  wie  sich  phos« 
phorsaures  Eisen  mit  verschiedenem  Oxyda 
zum  Kochsalze  ^ünter  dei^e^beh  Umstanden 
verhalten  "wiirde.  Ich  bereitete  mir  daher 
zwei  Modificationen  d^  phosphorsauren  Ei- 
sens, deren  Bereitungsart  ich  erst  genau  an- 
gebe,^ damit  man  die  spätere^,  wichtigsten 
Yersuahe  wiederholea  k^Jkme. 

Weifoßs  pbosphorsüurts  Eiseru  ; 

^ß  feste,  aus  Phosphor  bereitete  Phos- 
phorsäure' lösete  ich  *  in  6  Unien  destillirtes 
.Wasser  auf, '  und  schüttete  in  die'ÄüflÖsung 
Z]  Schwatzes 'Eisenoxyd,  welches  durch  Tr ei- 
ben  des  Wassers  über  glühendes  EUen  er« 
halten  wund«;  Absichtlich  nahm  ich*  das  Ei- 
sen, in  grolsem  Uebermarfse,  koniit#<  auch 
bloüse  Eisen^feile  statt  4es  Dzyduls  nehmen» 
Die  Flüssigkeit  wurde  bis  cum  Kochen,  meh- 
rere Stunden  digerirt«  Dar  Eisenoxjdol  war« 
de  meisten!  weüs,  und  die  heiTs  abfiltrirte 
Flüssigkeit  wulde  hei  dem,'£rkalten  milchigt. 


/ 


N 


/ 


eiflgekommenw  M^lwudrähten  herrlihrtei 
;  denn  Uie  Golddrälit^  .waren  Um  Messing 
:    gelöth^t  und  zu  tief  iuneingetch^oben« 

Oa  in  dem  Blnte  die  Gegenwart  des  Ammo» 
niums,  wenigstens  nicht  iintter  bezweifelt  wer« 
"-den  kann,  auch  AoimonitiiA-Erzeugiiuig  aus 
Ihierischettt  Stoff  selbst  unter  Einwirkung  -des 
^alva^ism  zu  erwarten  ist,  so  änderte  ich 
'die  Vcnrsueb^  dahin  abV'dÜfs  icl^  Aminoniiim 
4m  rein^9  ujIKtf  kohlensauem  Zustande  su- 
%etzte«  ■■■■      ■  ■■■  -'  ■ 

.     '    FL   Versuclu 

-  ./        ,j«i       •  '  ;•!.■■.  .j-  f 

Diej  Mischung  4qs  ilV«:  .Vers,  wurde .  .mit 

5  Gr^A  i^iie^des  Arämonium  7erset2&  X^ach 

Einwirkung  des  Galtanüim«,  mit  deri^ben 

t;::  Säule,  zeigten  sich  n^eiioeiiiigen  Stunden 

.ii  fast  dieselben  Erscbetnu^Qgen  wie.  im  IV« 

VIL  Versi^tJu^ 

Di^ielN*  J^chung^  >  «uv  statt  des  .Sitzen-» 
. ..  den  Ammoniums,  kofdßtuaur^'Sf  Absidh^Uch 
liels,  ich  .die  Säule  mel^Efire;  Stunden  ein- 
wirken i   indem  .  ich  eiiiigeioaj   cU^  .:Abge- 
'   lauFene  ergänzte.    Es  schien  als.  wenn  ftie 
»jFIiissigk^  sicfi  ein  we^  ro^hete.  ......    ^ 


—     3S^    — 

Weäii  aber'  in  dem '  Blute  rölbei  phbsphdr- 
saoret  Eisen'  eDthäken  üst  und  das  ^kitrum, 
so  wie  d^  •  AmmoDium  ■.  Riesen  Zustand  er- 
halten  sollen,  so  änderte  ich  wenigsten«  zu 
Gunsten  der  Vanquelin  und  ^oiircroy 'sehen 
Meinung^  die  Versuche  dahin  ab«  dafs.  ich 
mein  rothes  *  phosphorsaures  Eis^n  nabm^ 
wenn  ich  gleich  überaeugt  inu  sejn  glaube,, 
dafa  beide /phosphorsaure  .Mischungen  nur 
dann,  wenn  sie  concret  sind,  überflSssigei 
Oxyd  haben  Jcönnen«  So  konnte  ich  sie 
aber  nie  gut  «chwimmend  erhalten  und  mula- 
te  sie  fllissig  nehmen,  wo  immer  die  Säure 
prädominirt.  ^ 

FIIl  Fersuch. 

Eine  Drachme  rothes  phosphorsaures  Ei«? 
sen,  so  lange  mit  ätzendem  Ammonium  ver« 
^mischt,  bis  es  ganz  blafs  wurde,  dazu  3fJ« 
EiweiCs,  5  (^ran  Kochsalz  und  Wasser.  Das « 
Eiweifs  gerann,  als  der  Galranism  wirkte 
und  nach  einigen  Stunden  war  die  Plus« 
aigkeit  röther  und  alkalisch* 

X  ./X  Versuch* 

Wie  der  VIIL  Vers«  nur  stat^des  ätzenden 
Ammoniums,  kohlensaures*  Ein  ähnlicher 
:£rfolg  wie  im  YUL  Vers. 

/oara.  XXXIL  B»  i,  $L 


—  «  — 

fgllltfM    Vi 


aickt  bflUtkeücB*  1^  cmi  aacti  m  \1L  Vi 
daf  ^reilse  pkoqdunnizie  Eücb  aicit  ctw» 
siütbete,  eben  so  V.  Ven.«  so  ^män  es  doch 
iroxeiIi£  eewefcnu  daxnn  irpend  £twjtt  jIieii- 


aotlurendig«    DtwiMrh  jiakm  ick 

^  T'erguch, 

die  Hüfte  memer  grolseii  Saale,  Bi 
lieh  i6o  bis  i8o  Plattenpaare  am  JLnp- 
fer  und  Zink,  deren  DurchmeMer  4  Zoll 
ist  und  zur  Leitiuig  Golddrikte.  Da  aber 
in  einem  ein£ichen  Cvlinder  die  Fluasig- 
keit  zu  schnell  abflieiiit,  und  die  Wiikng 
an  früh  aufhört,  so  nahm  ich  2.  Cyliader, 
Ton  welchen  der  eine  die  Goldspitze  yöü, 
^. ,  der  andere  die  Goldspitze  Ton  -|- 
Pol  empfing.  Nun  wurden  1  ^  Drachme 
EiweiJs  durch  langes  Schütteln  mit  5  Unzen 
destillirtem  Wasser  vereinigt  und  j»  Diach- 
men  weilses  phosphonanros  Eisen,  5  Gtan 


-     35    — 

koUensanres  Ammonium  (nach  dem  Vers. 
VIL) ''üiid  lo  Gran  Köchsalz,  hinzugesetzt. 
Diese  völlig  gleichförmige  Mischung  wurde 
unter  imnverwährender  Bewegung,  ia^.eide 
Cylinder  di^  doppelten  Zersetzungsapparats 
gegoasen«'*  'Die  Sohliefsu;Dg  der  Kette  ge- 
achah  durch  «in  Stück  feuchtes  Druckpa- 
pier,.  weichet«-  die  Flü^isigkeiten  beider  Cy- 
linder  verband.  Die  Phänomene  waten  so 
überraschend  und  befriedige|id,  /lafs  ich 
eine  umständliche  Beschreibung  ^benmuls. 
Anfangs  gerann  da»  Eiweifs  in  bciiden  Cy- 
lindem  und  &war  zuerst  an  den  Qolddräh- 
ten,  ^Oy  dafs.  diese  im  Augef){))io|c  damit 
überzogen  waren;  allein  sehr.J^ald  lirennte 
siöh  das  Eiweils  durch  die  rasche  >W:irkuDg 
von .  den  Goldspitzen  und  theilte^  sich  ver- 
schiedentlich in  dem  +  Cylind^r^^vln  dem 
—^  Cylinder  erhob  sich  das  fiiweifs  wie 
«in  zarter  Schaum.  ,  In  2  —  3  Stund.^n  sah 
ich  nichta  mehr,  aber  .nach  11»  -Stunden 
war  eine  gewaltige  Veränderung  vorgegan- 
:gen.  Es  .war  nämlieh  in  dem  .Clylindpr 
der  4-  S^ite  nicht  nur  ein  Theil  des  Ei- 
weL&^Sy/^^^i*  in  der  Mitte  schwamm,  also 
nicht  mi^  der  Luft  iA  Belehrung  gestanden 
hatte  9   schön  roih,    sondern  j^es  mittlere 

Ca 


f 


-     36     - 

Theil  de^  klaren  Flüssigkeit  waf  in;  ^e 
schön  blutrotKe  Flüssigkeit j    ähnlich   dem 
verdtinnten   Blute,   Verwandelt.    Der  Cy- 
linder  enthielt  gleichsam  3  Schichten;  ganz 
unten  war  die  Flüssigkeit  gelblich,  in  der 
Mitte  roth  und  gans  oben  wieder  gelblich, 
HiA  und  wieder  schwamm  ein  Stückchen 
geröthetes,    oder    auch    weüses    Eiweils. 
Uebrigens    zeigte    diese    Flüssigkeit    freie 
Säure.     AU    i^ch    diesen    Cylinder    leerte, 
färbte  sich  die  Flüssigkeit  durch  die  Be- 
wegung ganx,  als  sie  aber  in  einer  fla<:heh 
Schaale  an  der  Luft  gestanden  hatte,  trenn- 
te  sie  sich  in  eine  geronnene  rothe  Masse 
—  den  künstlichen  Cruor  —  und   in  eine  \ 
drüber  stehende,  klare  Flüssigkeit,  welche 
ich  das  künstliche  Blutwasser  nennen  will. 
— -  Der  Gylinder  der  —  Seite  enthielt  ei- 
ne gani  klare,  ungefärbte  Flüssigkeit.    Die 
Trübung  welche  das  phosphorsaure  Eisen 
gemacht  hatte,  war  verschwunden,  oben 
sah  iph  nur  £iweilj»chaum  und  die  Plus- 
•igkeitwar  bestimmt  alealisch.   Die  Aleali- 
tat  sdgte  sich  nicht  blols  durch  PAanien- 
pigmente,   sondern  selbst  der  Kork  durch 
welchen  der  Golddrath  ging,  war  dunkel- 
braun 


-^  57  - 
Ich  durfte  nun  wohl  schlielseni  die  gdwihlta 
weifse  Mischung  sei  ein  künstlicher  Cfvflus^ 
und  dieser  habe  sich  in  künstliches  Blut  Ter« 
witndek.  Auch  glaube  ich  auf  diese  Weise 
4t4n  Mtörlichen  Prösefs  der  Bluterseugimg 
näher  erkannt  zu  haben.  Indessen  entstan- 
den natürlich  erst  folgende  Fragen; 

-/i)  ob  der -thierische  Sto£F  in  diesem  Pro»* 
seli  nothwendig  sey; 

3)  ob  das  Ammonium  durchaus  mitwirken 
müsse,  und         ?:.  « 

STöb^'-das  Kochsalz'' hier  eine  Hauptrolle 
'    spiele,  indem  es  in  Natrum  renrandelt 


Znerst  Ke&  ich  also  den  thierischeHi  Stoff,  das 
Eiweüs,  ganz  weg  und  retfuhr  wie  folget: 

.    XL  Versuche 
Ich  oönstmirte  dieselbe  grofte  Sattle  von 
180  Pli^enpaareb  nhd-l^ediente  mich  der- 
'  Mlben  Vömch'tikngen',  Me  in  d«m  leisten 
"VeüMche.     Die  MfiRAung,   welche  ich' in 
beid«  CyiSnde^  VertKfflt^'  bestand  Aiis  5  Un- 
!^eii  "destiUirtem  WaÄer,  a  Drachmen  weis- 
sem phosphorsauren  Eisen,  5  Gran  kohlen- 
saurem Ammonium^  iind'io  Gran  Kochsalz. 
-  Säbn  nach  i48  Stunden  erfolgte  keine  Rö- 


—     58    *^ 

thuDg^  ja  die  Triihheity  welche  des  weifse, 
milGhigte;  phofphortaiire  £isen  gemacht 
hatte/  veüichwand  nicht  gan«,  und-  ftufser 
Alkali^t :  auf  4er  einen,  un  d  Sänre .  a(nf  dßi 
9ij»iißTi^*  Seite  y  war  nichts  Bedentendles.  an 
l>emedcen. 


.1  - 


/   XII.'  Fersuck.         '  '' 
Nuodas  kohlensaure  Ammbniüm 'wurde 
weggelassen,    übrigens    wte   ItL- Versuch. 
.  Der  Erfolg  war  ebenderselhe»  .. 

XIII.  Versuch.  /  •• 
,. '; '  ^tatt  ^dea  kphlensa]^^  Amn^fiujaqk  wur- 
de, äuendes  Ammonium  genommaa»  :iibri- 
gens  wie  der  XI.  und  XII.  yersi\f^y,D«er 
j^rfjolgnvie^d^er  derselbe«  JE!s^r£^IgiiQ)i(cbl)^cji« 
terdiirgs  keine  Röthung.  r..^ .    i.; . 

Erstes  Resultat. 
P  2^r  .jErzeuguQg'^d^  l^Unstllchen  Blutes 
scheint  der  thieriffclftefS^p^.^durcfa^tta  erfor- 
derlich. Obgleifj^  4ef  Jüili  Yet;$ßichf^.  ^^er 
ohife  ;  %9ionium  ,,:j|riqjf:,gl(?ip|i  v<?rhiüpjt.,  fto 
mufste  der  VersM^J^j  tvqch  a|>ge|L^^^rt  Wferdeni 
um  zu  wissen^  c4>  d^a  J^mmouivLm^^rfqideT-' 
lieh  ist«  i,;.:>j    .  ^         ,,;,.;.,  ,;,. 

Dm  AmmoniuiDo  wutAe  ^w^iiwe^etas- 


—  39  — 
sen  und  nur.Eiweilsy  Kocbsak,  phosphor- 
saures £isen  und  Wasser  in  den  Mengen- 
verhältnissen ifie  Versuch  X«  genommen. 
In  dem  Cylinder  der  -f  Seite  entstand  die 
.  blutrocKe  Flüssigkeit^  wie  in  Versuch  X, 
aber  nur  erst  nach  i4  Stunden,  weil  durch 
die  schon. oft  gebrauchten  PappstQcke  die 
Wirkun|^  schwächeD  waiu  Das  EiweÜs  war 
hin  und  wieder,  ja  selbst  am  Golddrahte 
geröihet^  und  die  Flüssigkeit  war  saner. 
Die  Flüssigkeit  im  €yiiAder  der  *^  Seite 
war  wieder  klar'^ririe  in  Versuck;  X,  aber 
am  Boden  hatte  sidi.ein  schmutzig. grünes 
Eisenoxyd  gesetzt  und  4ift'  Fiiissigkefe*  war 
alkalisch«  ,•••■?   j .     •»*  .     ...•.■ 

;  jf    Zweites^  Reßfdtat,  ,.        * 


Es  ist  aur  BUdung  des  kiinsdiehen  BIu« 
tes  das  Ammonium  nicht  nothw endig,  son- 
dern sie  gelingt  schon  durch  Eiweils,  Koch- 
aalz,  phosphörsatnres  Elisen  undWassen  Hier- 
aus  mächt^^schon  herrorgehn,  daCi  Aisik  Kbch- 
sahi  nie  fehlen  müsse,  vtÄ  durch  sein  Natrum 
die  Zersetzung  des  weilsen  phosphdt^atireff 
Eisens  eu  bemrkenV  allem  der'Genaaigkeit 
wegen  stellte  ich  noch'iden  nadklolgenden 
Vecsuch-an« 


-^    4o    -' 

'XK  Versuch»  '- 
Dieselbe  grofse  Sauie  wnrde.  gereinigt 
und  alle  Vorrichtungen  so  wie  vorher  ge- 
nomrned.  Die  zu  prüfende  Mischung  be- 
stand blos  afus  2  Drachmen  weifsem  pfabs- 
phorsaurem  Ei&en ,  i^  Drachme  Eiweifs 
und  5  Unzen  Walser.  Der  Galvanism 
•trömte  schön  24  Stunden  durch  «die  Flüs- 

• 

sigkeit  und  ^eS' ek'ftftgte  durchaus  keine  Rö- 
.  thung,  wenn  auöh' 'die  Wirkung  noch  län- 
ger  wahrete.^  Dse^vProcefs  war  auch  von 
ganz <. anderer  Ai't,  Das  Eiweifs  war  jn 
'  beiden ^CSj^^Iinderif  niedergefallen^  schwamm 
nicht  wie- in^  Vetvdch  X.  in  der  Flüssigkeit, 
war  zwar  geronnen,  aber  lag  wie  eine  kör- 
nige Masse  am  Boden.  Auf  der  —  Seite 
war  das  Eiweifs  nur  etwaV  gelblich,  aber 
die  ^Flüssigkeit  zeigte  keine  Aikalitat. 

Drittes   Resultat. 

'.':'... 

.    >Sur  Erzeugung  des  feünstliche;^  Blutes  ist 

...  .  y 

das  KocI^alz  in  Ve.rjb|in.dung  niil;<iJUiei'ischem 
Stoff  tind.weilseni  pjipsphoicsaurefn  Eisen  ec- 
forderlich...    •        .  .:^.^,    ... 

De:  in  den  eraten  Versuchen  eine  sehr 

schwache  xEleotrizität  ^ur  künstlichen   Blut- 

meu^n^  nicht  hinreichte,  indesseadamala 


^     4^\     ^ 

als  diese  angestellt  wurden,  mir  der  Gegen* 
stand  ho/tli  nifcbt  so  bekaiint  war  wie  jetzt, 
so  suchte  ich  noch  durrh  einen  Versuch  aus« 
znmittejii,  in  welchen^  Graden*  die  £le<itrizi- 
tat ' wohl  ^e^ebWh'^Werden  nmfste. 
'  .      r^         XVL  Versuch. 
Die  oftgenaAhte   grofse  Säule  und   der 
...  ganze 'Apparat  .wurden  zu  einfuu  Versuche 
.gewählt,  nachdem  die  Säule  schoii.  :44  $tuii« 
■,^en  gewirkt  hatte  und  schon  sehr, schwäch 
geworden  war.  ,  Die  Mischung:  von  Vers« 
X.  wurde  in  die  Säule  gebracht  und  selb^ 
nach  mehrem  Stuntien  erfolgte  luuni  eine 
-  scbw4ohe  fiöthung«    loh    würde  .weifläuf« 
tlg  seyn,    wenn  ic|i  noch    alleYenuch^ 
erzalilte,    in  welchen  die  Mischu^igen  ^on 
Vers.    Xf    und    XIV«    bei    verschiedenen 
schwachem  Grajdea  der  Elekf^iität  nicht 
joth  wurden.  . 
Es  schiefL  mir  end^cl^^gj^r  niqht  überflüssig, 
zu  untecsncheii,  ob  die  atmosphärische  Luft 
bei  mittlerer  Tempei;atur  oder  bei  einer  ho- 
hem Temperatur  im  Stande  sey,  di^.yerän» 
dtening  des   weifsen   phospborsauren   Eisens 
zu  bcTwirken,  wenb  es  mir  wohl  einleutshtete, 
dafii  eine  Zersetzung  des  Kochsalzes  so  nicht 
möglich  sejn  würde« 


^    44    - 

XXL   Fersuah. 
Die  abgestandqe  klare  Flüssigkeit,   das 
künstliche  Blutwasser  ^   gab  gekocht  ein  we- 
nig Eiweilsselianm, 

^  '•.-,•  ■         ■  •>.        - 

XXJL  Versuche 

*    .     ■      ...**•■  .  •  ■■ 

Eben  so,  wenn  ich  sie  mit  concentrir« 
ter  Schwefelsäure  vermischte.     Gerann  hier 

in  beiden  Fällen  nicht  das  Ganze,    wie  bei 

*  ,  .... 

dem  ^natürlichen  Blatwasser,  so  ihuls  man 
erwäget! ,  dafs  in  5  Unzen  Wasser  nur  \\ 
Drachme  Eiweils  ursprdagtich  ent*halten  wa- 
tiiky  und  d^fs  wir  nrcht  ittt  Stunde  sind,  so* 
Tiel  Eiweifs  mit  VVasse]t''!fca  vereinigen,  Inrie 
es'jdi«  JNätur  im  ^lebende«  tbicfrischen^'^Kör- 
per  vermag»'-^'' 

XXlli.  Versuch.  '. 

Der  künstliche  Gruor  wurde  an  der  Luft 
immer  duokler,  üHd  als-  er^  aüsg«etröcknet 
war,  schien  er  au  verwitt^^rh  und  zeigte  AI- 
kslztät..:  Hatie  da»  künstliche  Blut,  noch  flüs- 
sig,  Sätuße,'sot  .kim.ies.natjürlich  dahery  weil 
*"  ich  selbst  Säure  mit  dem  Eisen  hineinbrach- 
te, denn,  will  man  das  phosphorsaure  Eisen 
neutral  hinzunehmen,  so  mufs  es  und  kann 
es  nur  x^oncret  seyn,  und  so  bleibt  es  nicht 
o  gut  in  der  dünnen  Flüssigkeit  sdiwebend. 


-    45    - 

XXIK  Fersueh. 

Durch  Abdunsten  wurde  das  küDStlichtf 
Blut  ixniDer  dunkler  und  bei  dem  Abdunuen 
fast  schwararoih«' «  t. 

XXy*-  Versuch. 

Alle  Reagentien  seigcen  sich  natürlich 
hier  so  ^  wie  bei  dem  natürlichen  Blut^  ^  in 
der  Verischerung  u*  s,  w. 

Bei  allen  diesen  Versuchte  lag  mir  nur 
daran,  den  Procefs  näher  erkennen  au  ler- 
nen, durch  welchen  das  Blut  hervorgeht,  und 
es  kann  mir  nicht  einfallen,  das  Blut  so  her* 
Torbringen  zu  wollen,  wie  es  in  der  Matur 
sich  findet«  Denn  ich  weiis  es  sehr  wohl, 
wenn  ich  auch  alle  fiestandtheile  susammen« 
setze,  wenn  ich  selbst  die  Wärme  meinem 
künstlichen  Aggregate  gebe,  so  kann  ich  die 
Bedingungen  doch  nicht  herbeifUhrbn,  we!« 
che  in  dem  lebenden  köfi^er  obwalten;  so 
kann  ich  den  arganisirten.  Stoff  nicht  ent* 
behren*  Ja,  daa  Etweifs^  welches  ich  nahmi 
ist  thätig  mitwirkend  und  durch  kein  künst* 
liches  Mittel:  nachcnbilden.  Wollen  wir  nun 
eine  Theorie  fassen,.. so  geschehe  es  auch 
nur,  um  den  Weg  zu  neuen  Untersuchungen 
zu  bahnen.  Ich  möchte  lieber  gar  keine 
Theorie  aufstellen  und  ei  dem  lim«!  ^lit^ 


I 


-    4S    - 

lassen^  sie  aus. Aiem. 'Gegebenen  abzunefameni 
wentt  ich  nicht  meine  : Ansicht,  zur*  Würdi* 
giiüg  vorlegen  müSsCe^i  um. 2u  einer  vielseitig 
gefen  aufzufordern.  Die  im:  Eingange  ckir- 
ten  Worte  F'auquelin's  uüd  Fourcroys  seyen 
aber 'Suchviiieriwiederh alt;*  i»-^;  leK  hoffe  we- 
nigstens  den  Aerzien,  welehe^der  Chemie  im 
dem  organisirteH  Kt>rperzu  wenig  einräum» 
ten,  ein^  neuen  Beweis  von  ifaiiem  grolsen 
Einflüsse  zsx  geben ,  so  wie  ich  aber,  aach 
wüifische,  da£i^  andere  Aerzte»  weiche  der 
Chemie  wieder  mehr  einräumen,  als*  ihr  schon 
£uge^schrieben  werden  darf ,  nichts  mehr  in 
dieser  Theorie'  finden  möchten,  als  dtn  er^ 
üenr  ffierjuch. 

.    Wir  haben  zuV  Erzeugung' des' kUnstÜK 

>  dhieii  :  Blutes    Kochsalz ,   Eiweifs  (  überhaupt 

Shierisohen.*Sto£P)  uiid  weifsea  phosphorsau« 

r es  Eisen  nötirig;    wir  sehn>  die'  I4ätTanbii« 

4ung  aus.  dem  Kochsalze  .  dusch  Galv^anismui 

und.  Wasser;    wir  erwägen  die' Wichtigk^ 

der  Gegenwart  des  Wassers,*    imd  erinnern 

uns  früherer  Versuche  ^'^  welche  Modilicatio* 

nen  des  Wassers  durch. den  GaLvanismus  en- 

Weisen,   so,   dals  bald  ein  oxygenii^^s^  l>ald 

eia   hjrdrogeniztes  Wassex  ,    ^«i  selbst?  v  dem 


-    4T    - 

A«ther  und  Aletfhbl  gmilihettes  Wa«§er  eot- 
steh^n   kann,  und  endlich  erinnern  wir  untf 
auch  der  Versuche,  welche  die  Verwandlang 
des  thierisohen  Stoffes  in  Säure  d^rthun.  Als* 
dann  wird  die  A^ioiogif^  der  Hauptversnche 
vber  die  künstliche  Bluterzeugung  seyn :  das 
Kochsalz    geht    zum  Theil  in   Natrum   über, 
dieses  Nätrum  wirkt  auf  das  phosphorsaure 
Eisen,  ein  Theil  des  Oxydes  wird  gleichsam 
fireier  und  wird  durch   das  sauerstoffreichere 
Wasser,  im  Cylinder  der  4-  Seite,  wenn  nicht 
gerade  stärker  oxydirt,    doch  in   ein  rothes 
Hydrat  verwandelt,    welches    die    blutrothe 
Farbe  hervorbringt.     Es  ist  das  rothe  phos- 
phorsaure Eisen  mit  überflüssigem  Oxyde  ent- 
standen, welches  wir  durch  rothes  Oxyd  und 
Phosphorsaure  künstUch  hervorbringen,  wel- 
ches Vauqueliii  und  Fourcroy  schon  beschrie- 
ben.    Dieses  äufserst  fein  zertheilre  Hydrat 
schwimmt    in   der   dickeren    Flüssigkeit*  — 
Wenn   die  Säure  in  dorn  künstlichen  Blute 
nicht  ganz  schwindet,    so  ist   der  thierische 
Stoff  die  Ursache,  der  sich  unter  einer  star- 
ken Einwirkung  des  Galvanism  in  Säure,  zum 
Theil,  wandeln  muls.    Eine  gröisere  Menge 
I^ochsalz    würde   die   Säure    yielleficht    ganz 
nehmen.    Doch  ist  sie  im  Grunde  sehr  un- 


-    48    - 
bedeutend  und  schwach,'  und  in  einem  eiof- 
fachen  Cyliader  bemerkte  ich  sie  nicht,  (s* 
den  IV.  Versuch.)     Bemerken  wir 'aber  an 
der —  Seite  keine  Säure,  sondern  Alkaiitäti 
Hvo  doch  die  Mischung  dieselbe  war,  so  mufs 
das  Wasser,  welches 'sich  hier  anders  als  auf 
der  ^  Seite  rerhält,  die  Ursache  seyn«  Mer« 
ken  wir  an  der  ^  Seite  die  Alkalität  nichts 
so  kann  doch  eine  Zersetzung  des  Kochaal* 
£es  statt  gefunden  haben.    Doch  ist  es  wahr- 
scheinlicher, dafs  das  Natrum  von  der  — -iSei*' 
te  übergeht,  wie  sich  schon  daraus  ergeben 
.  möchte,  dafs  das  leitende^  nasse  Papier,  durch 
welches   ich    die  beiden  Cylinder    verband, 
weder  Säure  noch  Alkali  zeigte.      Es  ^oiuls 
sich   dieser  Indifferenz -Punct  natürlich   fio» 
den,  da  rerimige  der  Affinität  die  Säure  dem 
Alkali  entgegen  geht.  *-—    Man  kann  noch 
die  Frage  aufwerfnn:  wie  das  Kochsalz  durch 
den  Galvaoismus  zerlegt  wtfrde  und  zwar  im 
Beiseyn  des  phosphorsauren,   etwas  säuerli«' 
chen,  Eisens.     Hier  bleibt  nur  die  iiypothe* 
se  übrig,  dais  das  Wasser  selbst  in  ein  AI* 
kaii  übergehe,  wenn  die  negative  Electrizi* 
tat  es  moditicirt  und  dadurch  eine  Zerset* 
zong  des  Kochsslzes  zulasse,  wobei  das  Eisen 
mber  nicht  stärker  oxydirt  oder  in  ein  Hy^ 


r 

h 


—   4b   — 

drat  Yerwaadelt  w^rdta-  kno^  wttil'«i-  fil%# 
keioe  Sauerstoff  abgebieiule'  Mischtibg'  Wto 
am  4*  Pol^  findeh  -  .;D«r  tein«  Wasaerstoff 
i^ermag  es  tdcht^  wetdpMu  iiach  aflen  bis« 
hangen.  Vierauchefi^  das  Koehsals  wm  %tv$^^ 
ten»;  Sa  geht  hier  aber  wohl  her  vor  >  daT» 
der  Oalranistn  den  Procefs  so  al)äadeny  Ifie 
er  im  l^eaden  Körpiri  ebi^ndert  Wirri^'und 
dala  unaaüre  Schlüsse  nach  den  Versuchen  ttüt* 
dem  todten  Stoffe  hier  \ach)dcht  passen*  -^Vhi^ 
^ber  die  Rotbung  daafixseM  im  thieitolDifMi^ 
Küpper,  iQAWiA.dnrAi'den  iroit  mir  etB'gelei^> 
leten  pjrpoeft.jietntfft)  Mv  sciteint  sie^^rf^ese 
vohl  denij  AS!aas9ar  in  '«kta^enl'  lOetifi) 'Uiah 
kann,  kein  ricdlkoBimeB  edithea  Oxyd' dnitK 
Qliihen  suSi  detti  Eiaeni  dvfervorbringen,  etii- 
s^hönstta  ,uttd  ^  leichteateni  abery  trenn-  inäjul 
ea  feutifu  aa  der  Luft' und  lan^je  liegen  Afst. 
Wir  gehniauni  lebetiden  titierischen^Kör- 
per  Ubfii>  «ndi'iuchbn  das  iJüUnstlich  G«>fun* 
^ene^  w^nn.  eutih;  nur  nothdUrFrig  ansupas« 
aeDk  De nAfih:&>ki^'Me^^A2xeuesten  Versuchen*)' 
der,  Objrilis  an  der  Luftiroth  tHrd,  und  die 
Qffitt<^ai  des  £iselia  durch  fieaf;^ntielt  erwie- 
sen isti  ao  bleihi;  wohl  keinZweifel^  deft  defr 
Cül^ylttP  :ein..'taMnokydnl:  mit  Phosphorsäure 

^)  S.  ReWs  Arcliiy  8  34.  a  fiaftit  ti^^;       " 
/cura,  XXXII,  M.  i.  SU  t> 


I 


l 
V 


—      -$0 

f9thaIte/'AnEiYV«iIi  otkr  tiberktUpt  an  thieri- 
fiphem  Stoff  föhlt  es  ia  diömselben  auch  nichts 
MO  wie  «ich  Koöhsal«  auch !  noch  -  deutlicher 
£nden':.ipuii* .  Siod  dieiw  Stoffe  mit  dem''M^ai* 
ter  da^  uod  fehlt  idier.  electrische  Procels  iA 
^jerischen  Körjuec  nicht,  so  dilrfeti  wir  wohl 
achliefieftt  .  .  .  '•.;:'• 
h  II.  i  -//ti  .  ChyluSi  iwuadeii  •  siiA,  r-  dätf^Koe^hsals 
i^ffff^  iJ^hin  'NaiTiun;  oder  ist  seköm  ifteäi 
40HH .  vermfndüii  (l:^  da^ .  Nairüm  •  f^ki  auf 
4ßß\t0he9pk<^^^'^^^^^i^^V^  ^^ *  J^s9n  Wird 
ük^^ti^t^  ^^0t  JvirfAindeUy^^'Pnii  ^dessen 
]^0äf§ndunff^  dar  Biut  <  imstandiu  *  iul  Die 
NtbrufigKnittel  e|ebte  MKowhsalr  VLtkd'  Eisen 
Itfiftbclteitd,  welohe  auv  dem'Chynma  in  den 
CSliylus.  überdehn- konnten.  Bei  kaltbltttfgea' 
^hAerenjfcanA-'^p  electrische- Procels  auch 
nicht  SO!  vorwaltend  seyn,  u^d  ihr  Blttt  mub 
dem  Ghylus  ähnlich  l>ldlben.  Dock  w2re  et 
lächerlich,  sich  .im  lebenden  Körper  eine  soU 
cheEleclrisitätsäurserung  SU  denken,  wie  wif 
sie  kiinstlich  in  diesem  Fali  bemerkten.  Sie 
kimnj  sehr  gelinde  strßmen^  aber  dorch'  die 
Einschliefiiung  und  Uaterordnuog  durah  de» 
LebensprobeiCs,  »eine  höhere  Wirkung  faabeil. 
JVQÜn9ton  sersetste  -ja  das  Kdchsals  dmclk 
schwäch^jte  ßlecCKiui'it«  I 


—     St     — 

bl  HttD  eiomtl  flt$  Blut  «mstaBdcSi  so 
kann  es  %ick^  wie  wir  selbst  im  kBastBcke^ 
Versuc|i  gesehtt  Iiaben»  komogen  eriiakcfl» 
dssu  kommt  nocbi  deb  das  Matton  und  die 
WSrme  die  Gerinnting  des '  Eiweifscs  nickt 
sulassen.  Und  doch  geht  das  Eiweifs  nnd 
der  feste  Antheil  des  Blutes  tkeilweise  aur 
Bildung  der  festen  Th eile«  aber  sehr  ailmäh- 
lig  übeti  so,  difs  man  ein  Gerionen  des  £i- 
Weifses  in  dem  Blute,  ron  Zeit  sa  Zeit«i  au* 
geben  mufa;  Es  ist  anek  kein  Ueberflufs 
Von  Massel  4a >  wife'  in  uos^rm  kunstlichen 
Versuche.  Ob  das  Eä^reils  oder  der  thieri- 
sehe  Scoff  überhaupt  an  der  Röthong  des  BIu« 
tes  Theil  hat^  müssen  Venuche  mit  sehr  gro« 
Isen  Säulen  erweisen. 

Ich  werde  gelegentlich  Yielleicht  noch 
einige  Versuche  über  diesen  Gegenstand 
nachlietern,  das  schon  Gefundene  mufste  ich 
aber  gleich  bekannt  machen,  um  Mehrere 
uur  weitern  Machforschung  auftufordem«  *) 

^  Oewil«  eioe  der  ^nricbiigiten  Entdeckung!*!! »  weicht 
die  Chemie  in  neuern  Zeiten  gemacht  hat.  und  die 
den  würdigen  VerFaater  ein  bleibendes  Andrnkrn 
und  den  Dank  der  Nachwelt  sichert! —  Wenn  «urh^ 
was  den  Verf.  vor  manchem  Zoochemiker  so  rhrrn* 
voll  auueicfanet».  tr  ••Ibtt  foslthx»  ^il%Vv«t\>a^ 

D  a 


tL0di  kein  vollkommnes  >  d.  h.  mit  Vitalität  begab  -  /■ 
^  tpt,  Blut. dargestellt  aey,  so  ist  Jies  doch  acbon  eia''^ 
Aufaerordentlicber  Fortschritt  in  der  Erkenntnils  des 
bei  der  Bluibereitung  upd  überhaiipt  aller  Organi- 
airnig  vorgehenden,  che^utchen  Processes.  ' —  Wir 
b^ttem  il|n  instandigst,  «eine  Versuche  foruusetEen^ 
Nach  den  ersuunlichen  Entdeckun^eu  ,  welche 
durch  den  Galvanisuus  in  der  unorganische^  Che- 
mie von  Daxf^  gemacht'  -wurden .  was  für  Wunder 
lassen  sich  qoch  in  der  «Dimaliachen  Gbemte'  von 
«in^r  solchen  Kraft,  und  in  soldhen  Händen,  erwar* 
tenl  —  Besonders  empfehlen  wir  ihm  das  £y,  als 
den  Contiientrationsp'nnct  der  Viulität  des  Fl&ssigen  - 
«ur  galvanischen  Untersuchung»  ■«urB«itimmttng:ihw 
res  Einflvsses  auf  den  Vivificationsprbsedi  und  den 
damit  «verbundenen  chemischen  Procefs,  und  die 
Buccessive  Entwickehihg  tlar*^  Stoffe  bis  i^um  Bluc 
uad.aur  eiganisch^n  VolleflNlung« 

4.  Ä 


.  '  >  -. 


♦•,  /■  -* 


IIL 


Nachtrag 


llieh  w*r  die 
nt  nod  er^ 

'oüB  ei« 

dab 

ZU  meiner  im  sehnten  StUck- diei«i 

1810 

L 

•» 

enthaltenen  Abhandlung 

r 

aber    die  Zellgeweb'sverhartuiik 
neugebohmer  Kinder. 

■  I 

Vom 

Hofmedicus    Lo demann. 


'^ 


s 


o  geringen  Werth  ich  auf  jene  Abhand- 
lung lege,  so  sehr  ich  vielmehr  gewünscht 
habe 9  sie  in  einer  bessern  Form,  und  mit 
vermehrtem  Gehalt  dem*  Publiko  vorzulegen, 
was  ohne  meine  Schuld  unterblieben  ist:  so 
darf  ich  andererseits  doch  wohl  ohne  Unbe- 
scheidenheii  annehmen,  dafs  sie  in  diagno- 
stischer Riiftksiofat  nackt' ganz  unwichtig  sey; 


^    isö    — 

UorH;  Tön  der  ZHl^f^ebsf  erhärtüog  nickti 
gefunden  habet  ab  dett  Nameiif 

..-.y.  jPi0fe%  anJetfC  niihf r. .  dar^tihunv  möge 
mir  der.  Herr  Holmth  Moru  ^kiobea,  mit 
dejp.  ;sid^er A  VoraMiel;WDg|  dafii  ich  van  k«h 
imü^AQdjprA.Beweggiwtd^  dabei  jiuigehe^  ab 
4!9niv.  d^rWahrbe&t  su  dienea,  nnid  eine  nach«! 
tl^P^i:i£^.iy^i^^W6fihseluog .  van .  KiaiikheitOT^  für 
^.  JP^lfi^  ^u '.  verkiite^,  ^öp  d^r<  icb,  oach 
dem  fiekeiimni8.ae  meiner  obei\  apjefiibrten 
Abhandlung,  mich  ae)bst  picht  frei  sprechen 

jNichta,  tagte  ich,  habe  ich'^in  den  Be« 
obachtungen  des  Herrn  Hofrath  Tlorn,^  tob 
der' Zellgew ebsverhartüng  gefunden,  als  dea 
Namen ,  denn  alle  yon'  ihm  angegebene 
Symptome  der  von  ihm  beobachteten  Kin- 
derJcrankheit,  gehören  der  Jiose  der  neuge^ 
bphrmerh  Kiiuier  an.  und  jwar.  in  ihrer  vol-» 
lepdeteaten  Form^wie  sie  nur  immer  tresqhrie« 
bej(iT|iQd^eQbacht:«t  worden  ist« 

"Wiliidernde   oder  serktreute   «Btdtndli« 

che  Aöthe,  mit  Bitte,  Fieber,  Schtnerv^  itt 

einem  Falle  mit  ausfahrenden  Blätti&tn,   in 

einem  and^i^'init  ü^bergang  in  Btänd;,  was 

änden   WvcA  ^hdverck  ^«MicbACt  >  '>^'  tÄAsa' 


-    57    - 
r6llbUttlge  voDendete  Rose^  Freilieh  tr*r  di« 
Haut  und  das  Zett^W^be  gespannt  und  bt^ 
härtet',  suweitea  bh  mr  UaföriiitiGhkeit?  ge« 
Bichwollen,  aber  auoh  dietet  i|t  der  Roae  ei« 

• 

geo,  und  wird  immeP»  nur  mehr  oder  weni^ 
gef  bei  ihr  beobachtet.  Ich  ge^e  su,  dafa  ' 
die  franzöaiichen  Aerste  Unrecht  hatten,  die 
rpn  ihpen  aussehlielitich  Endureissement  du 
iissu  oeUulaire  «benannte  Krankheit ,  so  au 
nennen ;  data  noch  unpassender  -  Ginanner 
mit  dem  Namen  der  gespannten  :Haut,  sie 
beaeichnet .  hat ;  aber  der  Name  soll  ja  auch 
nicht -«Ues, enthalten,  was  eine  STScheinuag 
ausieichnet;  immer  bl^'bt  es  dein  genaaerA 
und  gelehrten  Forschen  vozbehalten>  um  alla 
EigenthUmUchkeiteiv  sich  9u  he)i^üfnmem% 

■  ■  ■  ■ 

Wiederholt  und  auf  das  bestimmteste 
stellen  aber  die  franzüsi^chex^  Aerzte,  die 
hier  als  unsere  Lehrer  su  betrachten  sind, 
neben  der  Härte,  eine  auffallende  KaUe  des 
ganzen  Kfirpers,'  besonders  'ab^h"  der  enge- 
schwollenen  TlieÜe,  als  pathogno^nonisches 
Zeichen  der  Zellgewebsretfaartung  auf;  eben 
so  bestimmt  nennen  sie  als  *  ansseichtteades 
Merkindf;  eine  anscheinende '^Afiresenkeit  dei^ 
Fiebers/  aiCf  m  l^eJQem  Fa^ö  be^^^^äÄ^^^ 


~     6o     ~ 

Neüg^bohrnen  imtersobiedeii  sey  v  denn  in-l^i 
sner  wird  üe,  wegen  der  lie  bediDgendet|  -^ 
besondern  Modification  der  Lebenskraft,  md.  ^ 
wegen  der  besondem  Richtung  der  JNeryen»|(] 
tharigkeity  yermöge  welcher  die  Gefahr  ta-|^ 
irischer  Krimpfe  ihr  so  nahe  liegt,  bedetttea- 
deModiflcationen  der  Heilmethode  erfordenii 
und  namentlich  weit  eindriDgendere,  achnel* 
1er  wirkende  Mittel  y erlangen,  als  die  Rosc^ 
deren  Verlauf  in  der  Regel  nicht  so  eilig  ist 
IJeberhaupt  kann  man  sicher  annehmen,  da/s 
das  verschiedene  Aeufsere,  wodurch  Kranke 
heiten  im  AUgemeiQ.en  und  Besonder^,  sich 
von  einander  unterscheiden,  immer  auch  in« 
innere,  die  Kur  bestimmende  Verschieden« 
heiten  voraussetze,  auf  deren  Erforscdiung 
und  angemessene  Behandlung  wir  anders 
nicht  geleitet  werden  können,  als  'in  aofem 
;wir  ihr  Dasein  aus  den  sinnlichen  Erschei« 

9 

nungen  wenigstens  vermuthen.  Ohne  diese 
xu  bemerken,  ohne  genaue  Diagxiosis  also, 
werden  wir  jedes  Anstoibes  ermangeln,  je- 
nen naohnrforschen ,.  sie  eifahmninmarsftfi:  an 
Tergleichen,  und  durch  Reflexion  sie  'end- 
lich a^a  klare  zu  bringta«  Igncti  nulla 
eupidom  ' 


Li.    ■; « V  :    • ,    »     *••?..  '.  :;,  .■ 


~    6t>  •  -* 

So  wenig  erUmemd  nun  ab«  die .  B^ 
»bMhtimgen  des  Hnu.  Hofrath  Hom  für.  die 
baan  güA^lich  fremde  ZellgewebaTetbärtung 
iad^io.ü^bätsbar  sind  nie  tls. Betrag  cu  der 
beschichtender  Rom  der.:Nettgeb<4Knei|,  so*. 
?ohI  in  HinsiGhc  auf  .aetiologische  Forschung^ 
ils  hespfiders  in  Rücksicht  der  von  ihm'  an« 
jesteUt^n  ^Lf^ichenoffnnngQn «  die  wenigstens 
iB  eii^c  gtöfsern  Zahl  von  Fällen)  di^e  schon 
:)j8kannten  £ntdecluifig|g|v  und  vorzüglich  die 
Erfahrung  bestStigen  i  dafs  diese  EntzUndung 
rornehpilidi  dadurch,  den  Kindern  gefä^Upk 
irerde»  wenn  sie  yon  den.  äubem  l^heilen 
dch  nach  den  innern  wendete«  ';  ! 

Di^stfs.  itu  verhüten,  wird  itninet  die 
profste  Sorgfalt  der  Aer^te  s'eyn  mül^en,  und 
)hne  Zweifel  wird  dieses  am  sichersten '  ali^ 
iann  ^i^chehen,  wenn  die  EntzUndung  Ih« 
rem  Charakter  gemäis  behandelt  wird* 

Herr  Hoififih  ffortii.  scheint  nach  der 
ron  ihm  im  gegenwärtige^  Falle  befolgten 
Methode  %VL  schlielseni  die  Erfahrungen  der 
Sngläi^dert  Uad^rwood^  ßarishorej  fp^aUftam 
i.  s.  w«  Terdächtig  zu  finden^  welche  die  Ro^* 
e  der  neugebohmen  Kinder ,  mit  stärkend« 
eizenden  Mitteln  (China,  Con/ec^  cardiac^ 


^     9i     ^ 

P7m.  Mtntä».  Hjxh:^  isneriich,  UnA^pir^Fin. 
tmmphk  fibderlicfa }  sehr  fechnell  und  '  jgHtek- 
lick  h^lteit.  ich  ^ttieifles  TheiU)  habe^gra- 
Ite  UrsAthe^  inil  ihtem  Hath  •  tiifrfeden^  zu 
ieyo)  dMü  die  ttlil^  6der  sechs  Kranke, 
die  ich  g^ltheft^  iind  auf  diese  Weise  be- 
halttdeb  habe,  doäl  M,  dafs  ich  eiA*  leich- 
tes AbluhrungsmitteJ  voränschickte,  find  aU 
te,  ohii^  Ansnahille)  glu^klifch  wied«V'bef- 
gestellt  worden.  Difs  dieses  G\\kdt  del-  an^  1 
gewandten  Methode, '  ttnd  nicht-  dem  Um« 
itäiKle  bi^aUDiesseti  sey,  dafs  kneihe  Kfkitike 
nicht  'im  "^  Ängsten  "Verstände  Neägeb<^rtae, 
sondern  Kinder  Ven  3  bis  8  Monate  altv  Wä- 
ten,  ist  mir  aus  dem  ßronde  wahrscheinlich^ 
w:eil  sonst  doch  wohl  einer  dieser  Fäile%  die 
gröfstfiniib.eils  »ehr  ernsthaft  und  bedenklich, 
lirjareo^  unglücklich,  geendigt  hab^  würden 

Mit  nicht  geringerem  unrecht  scheint 
mir  Herr  Hofrath  Horn^  die  Anwendung  der 
Vesicatorten  bei  kleinen  Kindern  Terdächti|; 
machen  ai^  wollen,  die  doch  als  Ableitnngs- 
mittel  bei  der  Gefahr  der'Entaundnn'gsTcr^ 
seftung  nach  innen  >  gewifs  die  grOfste  lEm» 
pfehlung  verdienen.  Der  grof^e  Nutzen,  wel- 
chen die  franiiisischen  Aente^  auf  röllig  un- 


-     65-    - 

y'erdachtigd  Weii^,  bei -der  Zallgew^bsreN 
härtnng  yon  ihnen  gesehen  haben  ^*iM:  alleiHb 
achpn  hinreichend,  alle  Bedonklichkeit  über 
ihre  Zulässigkeit  wegzuräumen,    und   meine 

I.-  '      '-Im  •!'         ^'      •  '  »1 

eigene  Erfahrung  bei  drohenden  BrustsuräU 
len  kleiner,  wenige  Wochen  alte^  Kinder« 
beruhigt  tnich  oeahälb  Yollkommeni 

ob  ChdrHbö^9  R«tk:  Blutigef  hinter  di^ 
Ohren  M  setaeli^'^^Wenn  Betihibtsejn  un^ 
Sdiiafsircht  «in^  VefiiettMg  nik^h  dem  iGew^ 
faim  ftei  der  Zellgewebsverhättung  drohen^' 
zntc{igUchV  "und  4en  Vefticatoi^en  Votzitzie«' 
hen^  oder  beizug^i^etlen  sejr?  dieses  wift^ 
n^ch  individueUen  Gründen  zu  erwägen  seyn. 
Im  Allgemeinen  schein]:  ein  beträchtlich. asthe-v 

ziischer  Zustand   ihnen   nicht   das    Wort    zii 

vrTt:.j*  ■  i.  ■/  .*  •»    ■        •     .>n 

redeoL,  doch  wird  es  in  solcbm  yerzweifeJir: 
ten  Lagen  auch: « hier,  heifsen:  .melius  anci*-. 
pifii  remedio  ufi^^  quam  nullo..    .:> 

'  '-^Da  ich  übri;^efis  in  der  oben  angeführt 
tM  Abhan^Ititig  ^M  erweisen  versucht  habe,' 
diffs  dar  VliagndiMisfehirn  Verlchiedetihf^it  un«. 
^achteti  die  R\ke^' Aind  die  Zellgewebsre^: 
hMkng  neugeboiirfi^r  Kinder^  als  Art  der 
Kriiitkheit  identi^h  •  Seyen :  so  mag  es  mir 
e^latibt'seyiiy   €en  9eweif  hier  noch  durch 


«    H  -^ 

idie  ErlÜittteKudg  einiger  Symptome  der  Zell- 
gewebsv^rbärtung)  su  verst^rlfLeB. 

Aufset  Aer'  Kälte  ^  und  dem  scHeinbit 
fiebertosen  Zusiande^  die  ich  dort  schön  n 
erklaren  bemühet  gewesen  bin,  untencliet' 
den  nämlich  die  Zellgewebsverhärtung  voi 
der  Rose^  noch  zwei  merkwürdige  Umstand 
de:  das  J^pchiens^keijpgft  dtßs  Bmndes^  tuii 
die  GeneigihAit  zu  tonisehen  KrJii^ffenk 
Beide  kctaaten  gegen  die  identische  Art.b.ei* 
der  Krankheitsformen  ^  «b  Einwurf  b€|ftjcli>* 
tet  werden )  welchen  ich  demnach  nqch  n 
entkräften  verpflichtet 

Die  £ntstehui]g  des  Btancle)»  ^etzt  ölm* 
fehtbat  eiil  tiefes  Herabsinken,  Wenigstesi 
'd«r  ortli^h^n  Lebebsyaft  vo'r&üs.  In  iofetH 
ich  also  im  kllg^möinön  bei  der  2eÜ^eWeb^ 
yerhärtuti^^  relativ  gegen  diii^Hos^,  ein«fl 
niedrigem  Stand  det  Lebenskraft  an^eidtoti^ 
men  habe,  um  das  Phänomen  der  Kält^iuiul 
des  anscheinend  iieberlo^^v  2^t4nde#  li 
erklären,  was  ich  richtiger  yielleicht  all  fi^ 
ne  verkehrte  Wirksamkeit  4^  Nerv^.)iKtJtt 
vorstellen  soUeO)  vermöge  der  sie  voB..df9l 
Gefäfssystem  abgewandt,  in  d^n  Muskflpr  1 
oder  anderswo  .Gonceatcict  .aum   VoraislM^  1 


/  ~ 


iLomsiCf  in  sofeta  scheint  ron  mir  eine  vor* 
Biiglich^ife  Dispositioa  'zaxn  Brande  bei   der 
Zelfgewefesverfaartnbg  ^eingeräumt    zu   seya, 
and  iHn''So   mehr  wird   man    es  bewundern 
Enüssen^  iäis  er  nicht  bei  ihr  erscheint;  wenn 
sie  mit  der  Rose  eine  und  dieselbe  Art  von 
Krankheit  bildet«    Allein  hier  ist  nicht  vx>n 
der  Patho'genie  des  Brandes  im  Aligemeiden 
die  Rede,' sotidern  allein  ron  der  Bedingung, 
unter  welcher  er  bei  Entzündungen  zu*  ent« 
stehen  pflegt,   wohin   ich   sowohl    die  Rose, 
als  die  Z'ellgewebsvei4i9ttiing  rechne^     Mus- 
isen  wir  nun  in-  dieser  Hinsicht    einräumeni 
clafs  der  'Brand  nur  immer  der  Begleiter  he£« 
tiger  Entziih^fangen  sej,  Vlas  heilst  "isölchAry 
die  sich  dwch  grofse  Hitze  und  Schmerz  zu 
ürkenneil  geben,  dals  wahrscheinlicherweise 
also   dnreh  die  Heftigkeit  der  Reabtion  die 
IjähmHUig  der  GePafse  vollendet,  duich  diese 
zrun  der  Umlauf  defi  Geblüts' gehemmt,  und 
dadurchi,  basonders  aber^ä\ich  durch  die  v^er* 
snebrte  'Hinze  die  Z^nletiiting  des  Bluts,  und 
der  thieriscben'  Paser   begünstigt  werde:    so 
sehen  wir  hier  Bedingungen  des  Brandes  bei 
der  Roiey  die-  der  Zellgewebsverhärtung  feh- 
len;  bei  dte*  nur-einie^'aehfr  geringe  Reaction 
der  Bltitgefafse,  und  anstatt  der  lävX^e^  v^^x 

/cBn.  XXXn.  ß,   z.  Sf.  Ya 


—     68     — 


IV. 

lieber    die  Anwendung    des    Meikuts 
in  der  häutigen  Bräune.    ' 

Vom  j, 

Hofmedicus     Sachse 

in  Schwerin. 


(Fortietsnag.) 

\jei  Ktmmer  •  Gommissair  Düff€ken  an« 
d«rtlulb  jihriger  Sohn^  jptem  3iif0r  Kranker^ 
war  tu  der  Brost  seiner  starken,  gesnndetti 
jungen  Mutter  emälirt)  aber  in  "den  aedui- 
l^r  Jahren  des  Vaters  erseugt.  Vom  Anbo« 
ginn  war  er  su  Ausschligen  geneigt,  hatBe 
tuerst  den  Pemphigus  neomatormmy  der  in 
Blasen  Ton  der  Grölse  kleiner  Erbsen,  tkcil» 
mit  weifser,  theils  mit  gelb»  milsrigerFendl- 
tigkeit  gelBIlt,  bestand,  <ein  Uebel,  welches 
loh  hier  oft  lu  beobachten  Gdegenkeit  babe) 


.        -    69      - 

Xftclilter  litt  er  an  grolsen  rothen  irreguli« 
wen  Flecken»  die  sich  oft  mit  Ueinen  Fie- 
bern,   über  den    ganzen  Körper  erseiigten, 
kauib.  erhaben  y   aber  doch  in  der  Haut  hart  ^ 
ancufiihlen  waron»  und  gewöhnlich  nach  ei- 
nigen Tagen  wieder  yerscfawanden.     Darauf 
seigten  sich  Sctopheln  am  Halse »    nach  de- 
ren Zertheilung  geschwollne  Drüsen  in   den 
Weichen,  die  enorm  grols  wurden,  Aufbruch 
droheten  und  nur  durch  Mercurialia  wegge« 
schafft  werden  konnten.    Hierauf  folgte  scro- 
phulöse  AugenentzUndung,  unförmlich  dicke    . 
Oberlippe    und    Gesichts  -  Ausschlag«      Die 
trocknen  schönen  Tage  des  Aprils,  die  noch 
trockneren,  ja  heÜsen  Tage  des  Maies  im 
Jahre  j8o8  hatten  dem  Knaben,  bis'  auf  ei- 
nen  Rest  des  Gesichts  -  Ausschlages,  Gesund- 
heit und  Leben  gegeben.    Er  war  stets  im 
Freien.    Man  achtete  nicht  tuf  die  seit  drei 
Tagen  eingetretene,  um  so  empfindlichere, 
durch  Nordwinde  herbeigeführte  Kälte,  die  in 
^en  meisten  Häusern  zum  Einheitzei^  zwang,   \ 
und  erlaubte  dem  Kleinen  bis  Abends  9  Uhr 
in  einer  Rollkammer,  auf  dem  nahe  am  See 
bel^penen  Hofe,  zii  spielen«     Plötzlich  wur- 
de er  hier  rom  Husteif  befallen  und^  klagte 
übet  Halsweh.  In  der  Nacht  vom  22sten  zum 


— :-.70      '— ,      . 

23sten   Mai  wurde  dieses  so  stark,  .da£i.  ^ 
immer  dafaiip  giifF  und  selbst  Medicia  ver- 
langte. —    Morgens  9  Uhr  wurde  ich  geru- 
fen, und   erkannte  gleich  an  der  bei  jedem 
Athemzuge  bohl  klingenden  Stimme^,  am  kuri> 
zen  Athem^    am  aufgedunsenen  rothen  Ge« 
•icht,  am  kaum  zählbar  schnellen  Pulse,  den 
aehr  acuten  beträchtlichen  Croup.     Dem  in-> 
n^rn  Schmerz  zufolge  hätte  man   auch   Ge« 
schwulst  an  der  Luftröhre  erwarten  sollen, 
^ber  si^  mangelte  ganz,    so   wie  auch  Vet*« 
mehrung  deä  Schmerzes  beim'  äulsem  Druck* 
—  Gegen  10  Uhr  hatten  schon  5  grofse  Elut« 
Igel  am  Halse  unter  den  stärksten  Beängstigt 
gungen  und  -Geschrei   des   Kindes  gesogen, 
während  welches   der  Ton  i^mmer  keichen- 
der  wurde  und   der  sonst  nur  selten  hohle 
Husten  öfter  eintrat.     An  Unterhaltung   der 
Blutung  war  kaum  zu  decken,  weil  der  Kna- 
be sich  so  ungeberdete.     Das  Blut  geronn 
gleich  zur  dicken  übrösen  Masse«  —  Ich  rieth 
eine  halbe  Stunde  zu  warten  und  dann  von 
'4echs  Gran  Brechweinstein  in  3  Unzen  Was« 
•er  aufgelöset,  alle  Viertelstunden  einen  Eis- 
löffel voll  zu  geben.    Aus  Gründen,  welche 
im  Kapitel  von  den  Brechmitteln  entwickelt 
sind,  wählte  ich  ein  so  starkes  Brechmittel, 


/ 


—  7«  - 
und  wirkitdi  waren  bei  diesem  Knaben  roa 
andeitlialb  Jahren  wieder  4  Gran  Tom  kräf- 
lösten  Breohweinstein  erforderlich,  ehe  Wir- 
kung erfolgte.  —  Schon  in  der  halbstündi- 
gen Ruhe  nach  der  Blutausleerung  war  er  in 
einen  sanften  Schlummer  gekommen,  das  Ge- 
richt erbleicht,  aber  das  Pfeifen  beim  Ath- 
men  hatte  fortgedauert.  Gleich  das  erste 
Erbrechen  hatte  vielen  Schleim  weggeschafft, 
den  ich  für  Magenschleim  hielt,  <aber  eine' 
Portion  zeichnete  sich  bestimmt  als  häutige 
Masse  aus,  (s.  das  Kap.  worin  die  Unter- 
scheidung der  Pseudomembran  von  andern 
ausgeworfoen  Materien  gelehrt  ?nrd,)  sie 
war  grauweifsy  und  so  zShe,  dafs  ich  sie  als 

■ 

xusammenhüngend  leicht  vom  Übrigen  Schleim 
wegnehmen  und  über  einen  Theelöffel  aus- 
breiten konnte.  Die  Stünme  .wurde  nun  viel 
freier.  —  Um  12  Uhr  fand  ich  ihn  leicht 
athmend,  bleich  und  ruhig.  Er  mufste  nun 
alle  halbe  Stunden  vom  Lencin'sclien  Sene- 
ga-Saft,  einmal  mit  12  Tropfen  Elixir  pe^ 
ctoraU  Reg.  Dan^y  und  in  der  folgenden  mit 
einbm  Pulver  gemischt  nehmen,  welches  aus 
51  Gran  Mercm.  dulcis  und  8  Gran  Magnesia 
bestand.  — ^^  Das  f^esicatorium  hielt  ich,'  da 
der  Athem  gänzlich  frei  geworden  war,  nicht 


—     7«    — 
für  notbwendig.     Alfends  5  Uhr.  .  %t  faattel 
}  Stunden  zwischendurch  ganz  ilihjg  geschli^l 
fen.     JNach  den  Leiden  ersten  Pulvetn  httttj 
er  sich  wieder  gebrochen,   seitdem   sie   abetl 
zv^ei  ^ übelriechende    Sedes    gemacht,    nicht 
weites.     Er  hatte  Fleischbrühe  und  eine  Bu^ 
tersemniei   gefordert  und   genossen.  .  £inge* 
geben  hatte  man  aufs  pünküichste.  — -     Seit 
einer   halben   Stunde    hatte  er  wieder    viel 
•  Kitze,  und  war   unruhiger  geworden.      Der 
'PuU  ging  sehr  geschwind,  und  war,  wie  das 
bei  kleinen  Kindern  so  oft  der  Fall  ist,  der 
Bewegungen,    des  Schreiens  beim  Beruhren 
wegen,  nicht  zu  fahlen.    Das  Gesicht,   die 
Lippen  waren   wieder   roth  geworden,    das 
Pfeifen   beim  Athmen  hatte  sich  auch  wie- 
der, ;jedoch  leiser  und-  gelöster  eingestellt 
Ob   er  beim  Husten  niedcrgeschluckt  habe, 
hatte»  man  nicht  bemerkt.  —  Jetzt  legte  ich 
das  Ye^catoiium  von  der  Grölse  eines  Tha- 
lers dahin«,  wo  sich  der  scerno  cleido  mastO" 
ideus ,  angesetzt  hat.  — -    Abends  7  (/Ar.    Er 
hatte  beim  fortgesetzten  .Gebrauch  dctr  obi- 
gein Arzneien  zwjLschen durch  geruhig  geschla- 
fen,   aber  doch,    während   des  Schlafs   den 
rauhen  Ton  oft  wieder  bekommen  (welches 
ich,   beim  Genesen,    im  Schlafe  überhaupt 


-       ^     73     - 

t 
1 

mehr  als  im  Wachen .  bemerkt  habe).  -«-  Das 
Niederschlucken  beim  Äui^usten,   als  aiche- 
res  i^eichen.  der  Lösung  der  Membran,  be« 
stimmte    niich   abermals    ein   Brechmittel  zu 
gebei^.    Jetzt  brachte  schon  der  erste  Löffel 
voll   ergiebige  Ausleerung ,    worin    man  die 
Pseudomembran   wieder   deutlich    vom  Ma- 
genschleim  durch  die  compactere  fadenfor« 
roige    Consistenz   unterscheiden    konnte.   -— 
Jetzt  lieb  ich  nur  alle  a  Stunden  ein  Queck- 
silber-Pulver nehmen,  in  der  Zwischenzeit 
das  Elixir  bis  auf  i5  Tropfen  vermehren,  und 
die   Z6it    des    geruhigen  Schlafs   ganz  über- 
schlagen.     Selbst  im   reichlicher  erfolgenden 
Stuhlgänge,  unterschieden  obige  Zeichen  das 
polypöse  aus  der  Lüftröhre  sehr  deutlich. 

Den  24stenj  Morgens  halb  S  Ulir.  Die 
Nacht  war  im  ganzen  gut  gewesen,  er  hatte, 
seit  ich  ihn'  nicht  gesehen,  obgleich  er  nichts 
mehr  vom  Brechmittel  genommen,  noch  7  mal, 
beim.  Eingeben  des  Safts  gebrochen,  %o  sehr 
war  di«.  Erregbarkeit  des  Magens  wieder  ge- 
hoben! (s.  das  Cap.  von  den  Brechmitteln.) 
Jedem  >  Erbrechen  folgte  die  angenehmste 
Ruhe  und  freier  Athem.  Das  Vesicatorium 
hatte  mdhrere  kleine  Blasen  gezogen.    Die 


^  -,  74    - 

Hitze  war  merklich  gelindert«  Im  Stuhlgan- 
ge fand  man  grolse  Stücke  lederartigen 
Si^hleimS)  dessen  Unterschied  Vom  Darm- 
schleim  selbst  Unkundige  einsahen.  —  Jetzt 
nur  zweistündiger  Wechsel  mit  Pulver  und 
Elixir«  —  Abends  Ermattung,  Brennen  in  den 
Händen,  Mercurial- Geruch  aus  dem  Mundei 
deswegen  kein  Pulver  mehr;  nur  beim  Hu- 
sten noch  Pfeifen  in  der  Brust« 

Den  2S^ten.  völlige  Genesung.  —  Eine 
grofse  Aderlafs,  starke  Brechmittel,  Senega 
und  24  Gran  Quecksilber  hatten  sie  bewirkt. 
Es  erfolgte  eine  gelinde  Salivation.  Diese 
Behandlung  und  der  fortgesetzte  Gebrauch 
des  Isländischen  Mooses  hatten  den  Knaben 
gesünder  gemacht,  als  er  je  zuvor  gewesen 
war. 

Wer  hätte  es  denken  sollen,  dafs  er  den-» 
noch  ein  Opfer  des  Croups  werden  wurde, 
und  doch  war  es  nicht  anders! 

Im  November  hatte  ich  eine  Kranke  am 
fürchterlichsten  häutigen  Croup  b)ehandelt, 
bald  nachher  hatte  einer,  meiner  GoUegen 
ein  Kind  daran  sterben  sehen,  und  im  An- 
fange des  Decembers  sagte  mir  der  Hr.  Hof- 
medicus  Gresmann.  dafs  er  einen   Patienten 


«   —     75    — 
Art   liegen  habe;   ich  wurde   daher 
loppelt  aufoierksaiii  als  mir  die  Mutter  des 
>bigen  Kranken,   während  ich  ihren  am  Po« 
Ui(ra  leidenden  Mann  besuchte,  beiläulig  sflg« 
mi  Es  sej  ni^n  die  5te  Placht,  dals  ihr  Klei- 
ler  um   4  Uhr  mit  Husten  und   einer  ver« 
liditigen  Heiserkeit  erwache,  wenn  er  aber 
iine  Tasse  Thee  getrunken,  verlühresich  das 
[xepTeife  sogleich.     Man  schrieb  mit  Recht 
liese    Erscheinung    einem    kalten    fiiere  zu^ 
Welches  der  Kleine,  der  sich  sehr  heifs  ge- 
»pielt,  heimlich  aus   einer  Bouteille  getrun- 
ken, welche  nahe  am  staik  zugefrornen  Fen- 
Uer,  welches  die  stärkste  Ofenhitze  nicht  auf- 
luthauen  yermochte,  gestanden.  — -  Man  war 
aber  ohne  Besorgni£i  hierbei,  weil  der  ältere 
Bruder  neulich  ähnliche  Zufälle  gehabt  habe, 
die  yon  mir  für  Catarrh  erklärt  worden  und 
einem  Brustsafte    gewichen,    und  weil  dem 
Knaben  am  Tage  durchaus  nichts  an  Mun- 
terkeit  und  Appetit  abgegangen.    Ich  horch- 
te genau  auf  seinen  Athem,  aber  er  war  wie 
beim  gesundesten  Menschen,    und  blieb   es 
SHch,  als  ich  mit  ihm  im  Zimmer  umher  lief, 
und  ii^  durch  Kitzeln  zum  Lachen  und  Hu- 
sten brachte»,    Dai  war  auch  noch  Abends  spät 
der  Fall. 


r 


\ 


—     '      /  .-     76     -      ,      '         - 

Sen  lUenDecember  ging  ich  früh- hix^ 

und  erfuhr:    dafs-  der  Husten  richtig  wieder 

mit  Brustbeklemmung  und  Heiserkeit  einge* 

treten,  nach  einer  halben  Stunde  aber  gewi* 

eben  sej,  als  man  warmes  Getränk  gegebea; 

Der  Knabe  schlief  noch  fanft,  ohne  alles  Fie^ 

bcr,   oder  ^oost  irgend    einen    verdächtigen 

•Zufall.  —  An   krampKgen    Croup ,  dachte  i^ 

hatütlich  gleich,   aber  da  mein   Kranker  nid 

zu  Krampf- Krankheiten,  wohl  aber  zu  Drüsen^ 

.Verstopfungen,'  Fehlern  im  Lymph  -  System^ 

und  zu  Haut-Uebeln  geneigt  gewesen, ,  da  ex 

schon   einmal  am  stärksten  häutigen   Croup 

gelitten,  und  ich  nicht  an   den  Autenriethm, 

sehen  Ausspruch  glaubte:  dafs  der,   der  den 

Croup  niir  gelinde  gehabt  habVf  ihn  wieder 

bekommen    könne,  tler  aber  nicht,  welcher 

den  höhern  Grad  überstanden;  da  femer  6e« 

legenheits- Ursache  und  epidemische  Consti- 

tUtion  mehr  für  eine  Axllage  zum  Recidiye 

stimmte,    so    glaubte   ich  Mittel  gegen    die 

Angina   mernbranosa  verordnen   zu  müsseni 

(s.  das  Kap.  von  den  Recidiven)    und  liefs 

den  Tag  über  8  Pulver,  jedes  aus  anderthalb 

Gran  Calomel  mit  4  d^^nMagnesia,  angerührt 

mit  a  Theelöffeln  voll  Syrup.  Senegae  (5iij) 

und  Gumm.  ammoniac.   (^j)  nehmen.    Dies 


—  77  — 
Mittel  bradite  4  sehleimiehte  grüne  Stuhle 
und  die  geruhigste  Nacht,  ohne  :eine  Spur 
ron  Husten  und  Heiserk/*it.  -—  Ich  war.  hen» 
Uch'froh)  ein  Uebet  i«i  Keimen  erstickt  sa 
liaben,  tifo^  deMem  Natur  inir  jetzt,  nach 
der  trefflichen  Wirkung  des  Calomels,  kein 
Zweifel  übrig  bliebw 

Den  i2ten  gab  ich  aber  doch  aus  Vor« 
sieht  kleine  Gaben  Brechweinstein  bis  zum 
leichten  Erbrechen,  Welches  vielen  ^ Magen« 
schleim  wegschaffte« 

Den   iSfen.     Nach. einer  guten  Nacht, 

■     ■  mm 

völlige  Gesundheit« 

Den  \J^en  wurde  ich  friih  geweckt«  Der 
Husten  ,sej  wiedergekommen  und  das  Pfei- 
fen wiche  nicht  wieder*  Ich  fand  hier  nun 
alles,  wie  im  Mai,  es  fehlte  kein  Zeichen  am 
häutigen  Croup,  ich  verordnete  deswegen 
sogleich : 

j^.  Calomelis  opt. 

Puh,  flad*  Senegae  ^  jf-y* 

Soßch.  albiQß.  Jk{.  Dispens»  ial.  Dos.  xij. 

S»  Stündlich  eins  mit  Saft  aus  Senega. 

Eine  Blutausleerung'iiielt  ich  nicht  für  zweek-* 
inäfsig,  da  weder  irgend  eine  Härte  im  Pul- 
se^-noch  Schmerz  beim  Drück  der  Luftröhre 


•  -  78  - 
Torhanden  war,  und  die  Strangnlatibns-Zn» 
falle  nuch  nicht  im  Yonnaligea  Grade  da 
waren.  Grg  n  Abend  Uessenin«:,  wenigsteoi 
giiiubte  ich  diese  ii»  raaselnden  Ton  hctfi 
Arhmen  au  dauen,  und.  gab,  de  die  Pulrar 
alle  vorbnucht  waren«  eine  Auflo6mii|g  Toa 
3  Gran  Bret^hweiosteio«  wonach,  wie  im  Mai, 
ein<eliio  Uo^e  Streifen  ron  Pseudomembraoi 
aber  Uorh  in  weit  geringerer  Menge,  ansge- 
tet'it  wurden:  anderthalb  Gran  waren  er£Dr- 
dt**5ioH*  ehe  t\-.rs.:mi:  eri  »Igte.  Hierauf  trat 
<^iuo  tausciteuvie  auhe  run  einigen  Standen 
^iiu  ^t^fc  *iei*  '^ieds»r  :-.i  von  obf^en  P^vem 
ttici%sicu»  uitU  t^.ech  i:ivc»n.  nach  KA:]»eiiire  der 
tttfdLxoiHitt^  v> der  V<ff$chKrom erringe  neihrader 
\^tM«i^cv  acu  atebee»  und  weil  nxxr  weoü^  Er« 
^:Ufti.«t».4  ^^vf^c  war.  und  ich  beim  Mmgel 
vtiHxv'ii^oift,  von  den  ^4  Gran  V^ueckscli^er  in 
\%  Mu!*vk'a^  C^ahv»tiv.>tt  KL  vhtec*.  'rr£&  ich 
ViU  Nvxi^    l,t.c««<*ttC  U4ch  AjLCisfinfixs  ^ot» 

.\,»     ^%a«tw     t>^  ^> -»ox'imiaL^Wjjta:  aller 

*r,  oiiv  »vu^v   *^«*«ri**aj^,  -ib«^  t«    rfer  Nacht 

VC  ^\.  %  ^  t^ity^K^*»  V^UNTviafÄnSK"  waad  Cimpher« 

^^•1»^^   ^s«le<^!i^^^^M  ^^NUtN^e^     l^tr  Ton 

\^u«»,««^  ,feM«r  ^M**«<«<<r  7^>(«äM>J  feUteben. 


.-  Ttf  - 
falle.  80|  da£i  ich'  lu  3  filatigdn /benimmt 
wurde*  Der  Knabe  wurde  danach  bleich 
und  sthiief  einige  Stunden  sanft,  -etwachte 
aber ,  mit  ungleieh  gröüierer  Angst  und  be<% 
itimmte  mich,  nicht  blos  die  Dosis  des  Mer- 
cnra  noch  zu  erhöhen,  sondern  änch|  da  ich 
Yon  der  Bluteusleemng  nicht  die  erwünschte 
Wirkung  gesehm,  nnd  die  Krankheit  eine 
so  bestimmt  intermittirende  Natur  gehabt 
hatte,  aus  fiesorgntfs  einer  krampfigten  Bei« 
miacfanng,  folgende  Mittel  abwechselnd -gebetf 
zu  lassen: 

^,  'Merc.  djulc.  jgr^.üf. 

Pidi^.  Rad,  Seneg»  gr.  ij. 
Extr,  lüjiUrit'.  öß. 

hyosciam.  gr.  ß. 
M.  Disp,  tak  'Dar.  17. 
tS*.  Stündlich  €u%5. 

^.  Mßrc.  dulc.  gr,  /(?• 

Ptdv»    Senegae.gr.  ij, 

Moschi  optimi  gr .]. 

Sacch,  albi  gr.  vüj.  ,     ...        «  •. 

M.  S.  Jede  Sie  Sunde  eins» 

Bei  immer  steigender  Gefahr  liels  ich  in  den 
Zwischenzeiten  ein  starkes  Senega  lufusum- 
nehmen,  ein  Vesicatorium  auf  dei^  Srustkno«-- 


»».* 


ZLi 


81     — 

ichts  abgegangen,'  b^eides  wäre  nacli  SiUs-^ 
olx  und  Annis  gewicheni,  Nach  ihrer  Ge* 
einng  vom  Fieber  habe  iietich  beim  Schlacht- 
»ste  der  Zugluft  ausgesetzte  wäre  darauf 
.eich  wieder  heiser  geworden  und  habe 
»hr  hohl  gehustet.  Man  habe  darauf  nicht 
Bachtet,  bis  in  der  letzten  Nacht  der  pfeifende 
'on  im  Schlafe  des  Kindes  so  stark  gewor« 
en)  dafs  er  die  Äeltern  geweckt.  Den  Tag 
ber  sey  es  schlimmer  geworden  und  man 
mge  an  ängstlich  zu  werden,  da  derSchwa- 
er  des  Hauses  versichere  ein  Kind  auf  diese 
Lrt  verlohren  zu  haben.  *)  —  Ich  wulste^ 
ia£i  in  der  vorhergehenden^Nacht  einer  ibei- 


*)  Diften  borte  ich  nachher  telbtt  ah,  und  erfuhr, 
da£i  sich  dieser  Fall  in  Lankow,  eine  halbe  Mei- 
le von  hier  ereignet  habe.  Der  Schulmeister-  hat- 
te seinem  ii  jährigen  Knaben  befohlen  au' 'Hause 
au  bleiben,  weil  er  unverständlich  heiser  gewesen. 
Plötzlich  sey  diese  einige  Tage  danrende  Heiserkeit 
in  einen  solchen  Ton,  übergegangen,  als  er  jetzt  hö- 
re. Sein  Sohn  habe  den  Sita  der  Krankheit  in  der 
Luftröhre  angegeben,  und  absichtlich  dicke  Hrodrin- 
den  hinabgewürgt,  um  damit  das  hinunter  au  schaf- 
fen, was  sich  dem  Einathraen  der  Luft  widersetite. 
Als  dieses  nicht  gefruchtet,  habe  er  denselben  Ver- 
such mit  den  eckigsien  Rücken  von  braUnem  Zuk- 
ker  gemacht»    Die  Angst  sey  so  fürchterlich  giswor- 

Jopm.  XXXII.  B.   X.  St.  F 


f 
I 


—    ^    — 

nrr  Colleg^n  ein  Kind  am  häutigen  Croup 
ver1oHrf«n  !iAt.t.e,  eilte  cUber  um  so  scimeileE 
glf^irh  seibj^t  hin,  und  erkanntie  beim  RinTritt 
tn%  //immer  flen  {gebildeten  Croup.  Jeder 
Athem^nig  wnv  pfeifend,  besonden beim.  £z- 
spiriren.  Die  Herzgrube  wurde  dabei  jed 
maly  beinahe  kugelförmig  einwärts  gezog 
f)ie  Srhivltern  hoben  sich  wenig«  Das  Gesicht 
war  rorh  und  ganx  mit  dicken  Scbweüsper- 
lea  bedeck r.  Die  Haare  trieften.  Die  Au- 
gen glaneren  in  Thriftnen.  Aus  der  Nase  flols 
dirker  gelMicher  Stideim.  Die  Zunge  war 
rein ,  im  llathen  nichts  widernatürliches 
tu   seilen.    Der  Hals   war   dick,   ohne  Ge- 

»>i»^«,  «NU  *v  «U«»  Fi»iiptpr  |(m>frn9t  und  nach  Luft 
l^vi  ^«*u*^^ .  i«  «MvU  \<>r4\vriUuiij(«voU  beidb^  ba.be« 
^•'i*  ^y*    V^s\  ^ssU  wwh{  kommen  wo/s«!   Alle  Ad- 

.ii:iitU.«!>    >\^|it««.i*r    »rpiM    .^/«ri'lifnfC   luu.  ^'»'  -juiit: 

■-•     ^i,    '^.J.iA.n:      ^-•*iai"^^r.  Tis      i,r£T»4?t^;      nAJ»-    ÜB 

w  iilitri»«./-?^.  .1»)  «.1 '  t.v.«  H«.n«nrr-.rr«  .irhrTB»- 
i-nf'.j       viw^rtiKi^t-       ArtKira       Kä^tt      iiÄrtli:      «uCBSC 


—     83     — 

fihwtttst  an  der  Kehle,  der  Druck  schien 
licfaty  oder  doch  nur  wenig  zu  schmersen. 
ie  hüstele  bellend  und  schluckte  dabei  nie- 
er.  Die  Stimme  war  unvernehmbar  heiser» 
bd  sprechen  habe  sie  den. ganien  Tag  nicht 
ewollt.  Die  Wärme  war  natürlich,  der  Puls 
ngemein  schpell,  mehr  hart  als  weich«  Das 
[er2  schlug  heftig.  «—  Wir  hatten  in  diesen 
^agen  starken  Nordwind  mit  Hagel  und  Re- 
en  gehabt)  die  Witterung  war  überhaupt  im 
4n£en  Monath  sehr  veränderlich  gewesen. 
-  Obgleich  die  Kranke  den  Nachmittag 
loch  Wurst  mit  Appetit  gegessen  und  leicht 
verschluckt  hatte,  und  obgleich  sie  eine  gu- 
;e  Constitution  zu  haben  schien,  so  traute 
ch  doch  der  Krankheit  nicht,  Wieil  sie  nach 
anger  Vorbereitung  gleich  am  heftig  ange* 
:allen,  und  nur  höchstens-  in  der  Nacht -ei^ 
ne  Stunde  Hemissiion  gezeigt  hatte.  Ein* 
nal  hatte  sie  schon  beim  Aufheben  aus 
lern  Bette  ersticken  wollen,  und  verlang* 
:e  stets  zu  lie^eti»  Ein  Stuhlgang  hatte  sie 
erleichtert»  —  Fünf  grofse  Blutigel,  eine  Hand 
^ofse  Spanische  Fliege  auf  die  Brust,  stündi* 
ich  2  TheelÖiFel  voll  vom  Ze/t^i/tschen  Saft, 
md  alle  3  Stunden  3  Gran  Calomet  damit 
[emischt,  waren   die  Mittel^  welche  ich  so« 


—    84    — 

gleich  verordnete.  ^—  Gleich  nach.  ToIIenW 
tem  'Nachbluten  der  Wunden  liefii  ich 
Viertelstunden  einen  halben  Gran  Brechw 
stein  nehmen,  um  zuerst  den  Magen  ron 
noch  Kachmittags  genofsnen  Speisen  zu 

freien. 

Abends  8  Vhr\  Die  Igel  hatten 
gesogen*  Das  nachfliefsende  Blut  war  sog 
in  einen  dicken  Klumpen  geronnen,  der, 
ich  denrothen  Theil  des  Bluts  mit  W 
ausgewaschen  lutte^  dicke,  weifse,  kaum  ad 
reifsbare  Fleischfasem  bildete,  die  ndi  i 
verschiedenen  Richtungen  durchkreuitei 
•Einer  meiner  Freunde,  Herr  Doctor  jDi 
ilfe5/u7,  war  so  gütig,  sie  zu  den  oben' mitg» 
theilten  cheinischen  Venuchen  zu  benutstt 
—  Das  örtliche  Aderlafs  hatte  alle  Zufllli 
wie  weggezaubert,  das  PfeifFen  beim  Ath- 
men  war  nur  noch  sehr  leise  bemerklich. 

Den  SL^een^  Morgens  8  Uhr:  So  angefr 
•cheinlich  wohlthätig  die  Blutausleerung^ 
wesen,  so  sey  doch  in  der  Nacht  ^viriedcf 
grofse  Unruhe  erfolgt.  Gestern  waren,  vi 
Erbrechen  zu  bewirken,  2  Gran  Brechwea* 
stein  erforderlich.  In  der  Nacht  habe  ii< 
auch  nach,  dem  Senega-  und  Ammoniac-  Safi 
verschiedentlich  gebrochen*    Das  Ausgeleei^ 


—     91      — 

nicht   sur  Nachgiebigkeit  rersteheii  sollen, 

aber  <lie  Versichenuig,   dafs  die  Zufälle  vor 

meiner  Ankunft  schon  stärker  gewesen ,  die 

Constitution  des  Knaben,  (bleiche  Haut,  blaue 

Augenringe,  mehr  schiaiFes  als  festes  Fleisch), 

und  die  Anlage  in  der  Familie  xa  Krämpfen, 

liestiiQmten  mich,  die  filutausleening  bis  zum 

folgenden  Morgen  auszusetzen.    Ich  liefs  so« 

gleich  ein  Camphor«  Liniment  mit  Canthaii» 

den-Tincttir  um  d^n.  Hals  legen  und  stund« 

lieh  einen  Kindeiiöffel  voll  von  folgender    ' 

Mhitur  geben;      .         . 
,      ... 
i^.  jRad,  Senegae 

liquirit  iH  Sy, 

Coq.  Cn  j4q.  fönt,  s.  ify  Colai.  ^iv.   4idde 

Salis  ammoniaci  depurat*  5j. 

L     ■  ^ 

empfahl  grofse  Aufmetfcsamkeit  und  yerlang« 
te  gleich. gerufen  ?u  werden,  wenn  das  Ath« 
men  wieder  beklemmter,  geräuschvoller  wür- 
de«. »—  Mein  Schlaf  floh,  wie  das.  immer 
der  Fall  ist,  wenn  ich  schwere  Krani^e  Jbabe» 

i)en  zeen  Margen^  3  Uhr  war  ich  schon 
nngWufen  im  Krankenzimmer,  Das  Pfeifen 
beim  Athmen  hatte  nachgelassen, .  der  Husten 
kam  aber  öfter,  doch  schien  er  mir  Joseri 


—       92       — 

und  ich  Teiordnete  daher  Bredtweinsteia.  *^ 
Morgens .  lo  Vhri  Er  hatte  nur  wenig  ge- 
wirkt, democh  war  das  Ailtmen  kaum  rom 
satürlicken  abweichend ,-  eben  so  wenig  die 
>Vänne,  «nd  kh  würde  diese  intermi«ion 
Säts  ein  Zeichen  des  krampfigen  Croups  gehaU 
ten  haben,  wenn  der  Hutfpn  nicht  ieacht, 
imd  die  häutige  Bräone  hier  nir'dcrLZcft 
nicht  herrschend  gewesen  wäre;  ich  Iie£i  di^ 
her  mein  Senega  *  Decect  fortsetzen  nnd 
^aecksiEbei*Sa!E>e  am  Hafam  eznrt 
gleich  aber  doch  aus  Vorsicht 
schus-^ulrer,  die  mir  bei  meinen  Toxhe^ge^ 
henden  Krüjcken  so  wphlthatig  gewesen 
reu,  in  öereitschaiit  halten^  um  daros 
etwanigen  n-?uen  Paro.TT*'siirjs  sogleich 
brauch  machen  zu  kennen»  —  Jlzc£ags  at  Uhr 
der  feuchte  Küsten-  und  die  übrigen  gncnk 
Zeichen  iauerten  fort.  —  Dies  war  amcfc 
Abends  3   Chr  noch  der  Fall. 

Dätt  4*. :?/!.:  In  der  ^achc  war  wi< 
ein  Anfall,  gerade  wie  gestern  erfolgt^ 
i3ran  Mo&chus  hatten  üin  abgekürzt«  indt 
aen  war  doci>  jetzt  dec  A^hem  mehr  gechischp» 
>uli  geblieben^  und  das  bestimmte  miek 
stündlich  eins  von:  tnigenden  Pul^rem  an 
geben: 


-     87     -  ■ 

PModomeaibraii )  und  4  Spuhlwiirmer. 
Zusga  hatte  jetfet  einen  granweilien  lieber- 
zag  bekommen. 

Abends  6  Uhr.  Von  2>  Uhr  an  waren  obi« 
ge  Quecksilber- Pulver  gegeben.  DieZufäl« 
le>  wie  den  Nachmittag,  nur  der  Husten  war 
ängstliclier  geworden«  Oefterer  Stuhlzwang« 
Das  6esi6ht  schwitzte  wieder  stark,  aber  ohne 
Hitze.  Durst  nach  Bier,  Puls  wankend,  ohne 
fiärtp  und  sehr  schnell«  Ich  mufste  nun  die 
Eltern  "schon  dringend  bitten,  Arzneien  zu 
geben,  x  Ein  starkes  Brechmittel  gaben  sie 
jedeehr  gern,  weil  das  vorige  so  vortrefflich 
erleichtert  hatte«  Merkurial -Pulver  und  Saft 
^ivürden  fortgesetzt,  Salbe  aber  nicht  ein«*^ 
gerieben,  weil  jeder  Drucl(  des  Halses 
8Öhmerzte# 

Den  sSsten  Morgens  7  Uhr.  Das  Brech- 
mittel hatte  vielen  Schleim  und  Haut  ausge« 
leert,  die  man  aber  nicht  habe  au£Fangeil 
können«  Einige  Stunden  sey  wieder  Ruhe 
gefolgt,  dann  aber  ein  solcher  Grad  von 
Erstickung,  dafs  man  jeden  Augenblick  das 
Ende  erwartet  hatte  und  nichts  weiter  habe 
eingeben  wollen«  Um  dies  zu  befördern, 
bHeb  ich  selbst  einige  Stunden  bei  der 
von  mir  s^r  entfernt  wohnenden  Kranken, 


—     88     — 

lieCi  zwei  Esiig-Lavemeots  tetzen»  die  ab« 
nur  Oarmschleiiii   wegHähmeD,  gab  ein  gror 
Dies  Brechmittel  ohne  alle  Wirkung,  Uefa  dai^ 
auf  4  Gtan  Calomel  auf  einmal  nehmen,  wie- 
derholte diese  nach  einer  Stunde,  und  glaub- 
te   einige   Lösung  der  Pseudomembran  da- 
nach Jtx  bemerken;  sah  selbst  noch  zwei  aus- 
aerordenrlich  lange  lebendige  SpuhlwUrmeiy 
(also  im  Ganzen  9  S|;ück.)  abgehen  und  da- 
nach das  Athmen  weniger  pfeifend  werdeoi 
aber  unter  Umständen,   die  mir  .doch,  keine 
Hoffnung   übrig  liefsen.     In  der  Brust  ging 
gerade  die  Bewegung   vor ,    als  wenn«  eine 
starke  Welle  an  ein  steiles  Ufer  schlägt  und 
plötzlich    zurück    prallt.     Der   ganze  Bru^t« 
kästen  war  in  der  fürchterlichsten  Bewegung. 
Der  Puls  war   kaum    zählbar    und  ungleich| 
der  Durst  grofs,  die  Zunge  dick  belegt.   Der 
Urin  nicht  trübe.    So  verlieis  ich  die  Krai^ 
ke  um  Ji  Uhr* 

Nachmittags  a  Uhr.  Die  Mutter  hatte 
noch  3  Quecksilber- Pulver  jedes  zu  ändert« 
halb  Gran  mit  Hjoscyamus  -  Extract  gegeben* 
Aber  man  höite  es  immer. deutlicher,,  wie 
yoU  und  beengt  die  Brust  wurde.  Mit  halb 
offnfsil'  Augen  und  zitternden  Halsmuskeln 
lag  die  ganz  verstummte  und  geduldig  lei- 


~    89    — 

dend«.  da^  und  verlangte  nur  oft  die  Lage 
XU  ändern»  der  Uala  war  stark  aufgeichwolr 
len»  die  Augen  ]ier?oi|[edrängt«  —  Die  blo- 
ae  Erinnerung  des  Leidens  ist  mir  schreplcr 
lieh!  —  Der  Tod  et^folgte  Abends  8  Uhr, 
nachdem  ich  eine  Stunde  zuvor  aus  der  Ver* 
minderung  aller  ZuftUe,  wie  die  Eltern  an 
^eine  glückliche  Veränderung  gedacht  haben 
konnte»  wenn  die  Erfahrung  -mich  nicht  schon 
öfter  belehit  hätte»  dala.  di^e  Ruhe  trüglich 
und  nur  ein  Vprbathe^der  ewigen  sey. 

Mpiw.  unentgeldlichen  rastlosen  Bemii« 
httng^%  meine  Uitten»  mein  Versprechen  ei« 
ner  jutisebnlichen  fielohnuog  vermochte  Über 
die  lEitem  luchti»  sm  Furcht»  ich  mochte 
delinoch  ,die  Seetion  vornehmen»  er)f übten 
sie  mir  picht  einipal  die  äulkere  Besichtigung 
det  Leiche»,  die  in  eiper  Lade»  welphe.in  ,el« 
ner  dunkeln  Küche  stand,  verschlossen  war. 


Zwar  sollte  ich  wohl  fürchten»  durch 
noch  vermehrte  Krankheitsgeschichten  von 
milslungenen  Heil  versuchen  meine  Leser  zq. 
ermüden»  aber  bei  einer  so  wichtigen  Krank^ 
heit  acheinen  mir  ueue  Darstellungtai  ein* 
seiner  unglUoj^licb  fibgelaufenet  ¥'i\V^  v  "Q^"^^^ 


i-      gS      — 

ich  yerordnete  daher  gegen  beide  ZustSode 
stündlich  ^  Gran  vom  ächtesten  Mosqhus  und 
einen  Gran  Calomei. 

Den    Qten:    Es  ^ar^i    mehrere    kleine 
Nachlässe  von  einer 'bis  .^  Stunden  -erfolgt^ 
aber  den  jetzigen  Paroxysmus  traf  ich  doch 
starker  als  alle  vorhergehenden,  (ich    darf 
die*  hier   mit   der  gröfsten  Erstickungs i.  Ge- 
fahr verbundenen  Zufälle,  als  bekannt,  nicht 
wiederholen )•     Deswegen  setzte  ich    jedeia 
obiger  Pulver  noch  einen   Gran  Senega  zu. 
Dieser  Zusatz. machte  jedespnai  Würgen  imd 
starke  Ausleerung  eines  zähen  Schleims.  Aber 
der  Krampf  liels    doch  nicht  nach,   welches 
hätte  erfolgen  müssen,  wenn  schleimicht-po« 
lypöse  Masse  in  der  Luftröhre  ihn  vcranlafste, 
oder  wenn  hier  blofser  Nervenreiz  ohne  ma- 
terielle Ursach  obwaltete;  ich  sah  mich  da- 
her nach  andern  Ursachen  um , .  und  glaubte 
sie  in  Würmern  zu  finden,  weil  der  jetzt  ge- 
lassene Urin  ganz  milchweifs  geworden  war, 
weil  das  Reiben  der  Nase  stets  fortdauortei 
und  weil  alles  genossene,  nur  verschlag^enei 
.Wasser  nicht,  wieder  weggebrochen  wurda 
Die  Erzählung  der  Eltern,  dafs  der  Patijent 
schon  einmalin  einer  andern  Krankheit  :ei- 
nen  Wurm  ausgebrochen  ^  und  die  mir  iror« 


-  -97     — 

L^ntins^  *dab  eiii-IOtrAiDp& 
B  Qrouiv  4idb  nicht  ehtr  gejgeheu^  bite^  Wlir- 
HD^r  ausgeleert  habe,  lettetett  mich^  «in  In» 
s  fiisum  aus  ZittweivSaiifeii^'BäldriiAijaiidäeiH 
tf  nies  Blättern  init  Oleom  'titiclni  ztt  ^  ^ibett. 
N  -Aber  aueh  diese  Aruxfeiy^tBlbst  nachher  mit 
i;  mit .  LflMdaxiam  •  versetst,  •  brach  er  wieder 
weg*  loh^  UeDi  jetat  reine«  MilcU  trinken, 
Larements.'dayon.  setzen^  dcfti  gar  nioht»  hei- 
i£sen  oder:  fieberhaften:  JCöiper.  mit  Wei|i<w<^ 
«chen^  -den!  gar  nicht -acihineiifhafte^l^Magea 
jtnit  /  Bsödklftistep ;  «^e;iriiffien  tind  Aiaauxt^ 
wein.  bededkQn:;üiididarattC;wieden  dt/n  Mo^ 
lichua  'g^aanBi3efnfao&  nehmen,  den  e^  non 
mamnit'^^d^r  Mikth*  b*^i  skh  bebielt.  ..  .n-' 
i'"  .Ddn'Naohmiuug:  VölUger  Nachla£iijdet 
AeängWgung..  Aber  ein  neues  £reigni& for- 
derte meine  Aufmerkaämbüfe.  •  Kleite  rBle^ 
•chen  unter  der  ObetU{>p6  aeigten  -  deo^rbe^ 
Yorstehendea  Speichelfli9i£i4'  Doppelt  mehr 
tig.  schien  i^Mnir  daher,  die  ahhehin  immer 
träge  Erofiiiung  24  befprdem j  es  wurde  di^ 
herabermals  ein  Versuch  mit  der  Wntm^Emul- 
aion  gebiacht«  die  noch  durch  mehr  Ricinus-^- 
Oel  y erstarkt  wan  Sie  wurde  jetzt  nicht 
ausgebrochen« 

Den    loten.     Did.KacKt  w^x    x\e:a^^ 

Joara.  XXXH  B*  i.  St*  (j 


-  98  - 
mitunter  iavtanftem  Schlaf  IdngehnakL 
Jetit  liatte  er  «tetes  fruchtloset .  Stuhldri» 
gen.;-  :Ein  Lavement  nahm  enorm  -  Tida 
gallertartigen:':  Wunnachleim,  und.  wie  i 
flttcb^njtch  obigen  Zitichen)  überzeugt  glaok 
tei  yiele  Pfeudomembran.weg.  Die  Emnt 
aidn  hatte  gestern  nur  einen .  Stuhlgang  g^ 
jnacht.  Heute  wurde  sie  wieder  ausgebro- 
chen;.'—<  Die  Croup  •  Zufalle  .  hatten  gani 
nachgelassen  I  nur  ein  Krampfhusten  kam 
noch  b£lv^  er  glieh'  dem.  rauhen  Biellen  einai 
Hund^  und  endete^  wie  der  Keiciahnstea, 
aehr  cxfir  in  Würgen  und  Schleimbrtehen. 

Den  Uten  .dauerte  dieser»  gute  «Zoitand  1 
fort  und  ich  schöpfte  Muth*  Obgleich,  da  V 
:Würgen  und  Brechea  nach  jedem  »'Tnnkaa 
fortdauerte^  so  behielt  er  doch,  den  Mosch« 
bei  sich)-  und  inir>  schien  fetzt  die  ElrachSp» 
fntig  die  meiste  Berücksichtigung  eu  yeidi^ 
nen,  ich  gab  daher  ein  China-Deco<«t  mit 
Valeriana  und  Moschus,  und  iii«lt  den  Leib 
mit  Lavem^nts  offen^weil  ich  dadurch  noch 
immer  vielen  Wurmschleim  abgehen  sah. 

Den  Abend  trat  wieder  ein  starkes  Fi^ 
ber  ein,  welches  in  der  Nacht  mit  vieler 
Unruhe  fortwährte* 

Den  i2Cisn..  Nachdem  ab^t  beim  fonge- 


^    deutlicli  XU  xaiterieheijitmde  kleine  StSck« 
eben  Pfeudomembran  tut.   > 

Den  2ßseem  DM  Uebel  hatte  aioh  nicht 
i  yerschlimhiert,  im  Gegentheil  war  dcRr  Pnlä 
'  nicht  io  schnell,  die  Hitae  nicht  'lo  groliiy 
»  das  Gesicht  bleich;  ea  'litarde  mit  der  Einrei- 
'  bung  der  starkem  Queoksilber  -  Salbe  und 
allen  fibrigeäk  Bflitteln  öontiniurt. 

Den  arjsim.  Well  sich  die  Krankheit 
gleich^der  Husten  trocken' blieb,  daii  Pf^- 
fen  beim  Athmen  sich*  im  Gegentheil  Wieder 
vermehrte,  dai  Geiidit  wieder  röther'whrde, 
liefs  icsh  abermals  £wei  Bliitigel  setaen,  lanjg[e 
nachbluten  iind  hinterher  wieder  mit  einem' 
-noch  rentirkten  Brechmittel  brechen.  Der 
Erfolg  war  d^iii  Torigibil^  -gleich ,  das-^^ 
verminderte  sich,  und  -ich^  horte : 

JDeit  'i^stien^  dals  'Üe  doch  einigen  Sddaf 
gehabt  habe.  Der  HMten' blieb  sidk  ]$teiGh. 
Das  Teilende  Lflfvemeiit  'nahm'-  wie  gestern 
vielen  Darmschleim  wegi  ^—  Später  «waren 
zWei  nattiriiche  Stnhlgäiige  mit  £i4Aohterung 
erfolgt.'  Einreibuiig  und.^aft  würden  forfc- 
gesetzte  Vm  die  Lcisnn'g  des^Hufetens,  der  mir 
so  krampfhaft  schien,  zu' bi^fök^^rkiV  aulseiw 
dem  noch  alle  2  Standen  eins  von  folgen* 
den  9vXrdm  gegebem- 


if       «■  ■ 


i^-i-       lOO       •— 


(wShrend  einer  Reise,  die  ich  uohiiitertreib* 
lieh  zur  medizinischen  Rathpflege  machai 
mufste)  mit  allen  Ersticknngibesch werden 
und  unter  diesen  ein  uhiorwarteter- Tod,  die 
Seciion  wurde  nicht  gestattet. 


Da  ich  diese  Krankheitsgeschicbten  II 
Vedaufe    des    Werks   schon  hinlänglich  n 
Schlilssen    benutzt  habe,  so  bedarf   es    hier 
keines  weiteren  Raisonnements  darüber.  Man 
glaube  aber  ja  nicht,  dafs  ich  sie  hier  ange- 
führt habe,  um  Zweifel  gegen  die  gute  Wir- 
kung des  Quecksilbers  zu'  erwecken.     Es  ist 
schon    in    mehreren    diesem   Werke    einge- 
streuten Krankheitsgeschichten  (s.   die   Cüp. 
Aderlafs,  Brechmittel)  die  vörtreiflichö  Wir- 
kung'gezeigt,  und  es  sollen  gleich  noch  ei- 
nige dafür  sprechende  Beobachtungen  nach- 
folgen;   aber  man  mufs  nur  nicht   ddrch  su 
grofse    Anpreisungen    seine   Amtsbrüder   zn 
sicher  machen,  und  das    könnte  durch  die 
unbed&gten  Empfehlungen  eines  so  sehr  ge- 
schätzten Mannes,  als  Hr.  Professor  jiUtenr 
rieth  ist,  gar. leicht  der  Fall  sejrn. 


•  •  ■ 


\ 


—      lOl       — 

'  Des  T^elöhner  Dieckmanns   5  jährige 
Tochter,  (meine  i6te  Kranke)  ein  fleischiges 
Tolls'aftiges   Madchen,'  hatte  mehrere  Tage 
Husten  und  Schupfen  gehabti  und  jetzt  eine 
Bmstkrankheit^  worinn  ich  sie  linden  wurde, 
sie'  habe  swar  noch    mit   Appetit  gegessen 
(der  eindge  Ma(sstab  geringer  Leute  über 
Gefahr  in  Krankheiten),  aber  man  sej  doch 
besorgt,  weil  in  benachbarten  Häusern /in  die- 
sen Tagen  2  Kinder  an  derselben  Krankheit 
gestorben.     Dies  der   Bericht    der    Mutter, 
ich   eilte'  sogleich  hin',    und  fand  —    (den 
aS*  JDeeerhber    i8o4)    --^' das    Kind    in    der 
Wiege  aufrecht   sitzen,    ihr   Athem   war  so 
Schallend,  dafs  ich  ihn  schon  vor  der  ErÖff« 
nung  der  Stube  hören  konnte,  "et'  war  aber 
nicht,  wie  sonst  gewöhnlich,  fein^'  «ondem 
mehr^bafsartig  und  ich  "'dachte  deswegen  so« 
gleich  an  das  Mülarsehe  Asthma,  -aber  die 
nun  schon  volle  3  Tage  anhaltende  stufei^. 
weise  Verstärkung  der  Krankheit,  die  nur  in 
den   Nächten   noch   verschlimmert   worden, 
.  überzeugten  mich  bald  eines  anderen«     Daa 
Kind  war  nicht  roth,  sondern  blau  im  Ge- 
sichte, die  Augen  ragten  hcryor,  die  Schul^^ 
tern  hoben  sich  hoch.     Am   Hälse,  'da   wo 
iler  Adamsapfel  aufhört,  'Wir^ine)  fotfA\ODLX^^ 


—    loB    -^ 

derbffiJdfeiten  ausgenommen,  selir' gesund 
gewesen,  und  yerheirathete  sieb  im  mosten 
Jahre  an  eine  junge  Wittwe.  Im  Herbste 
igog  bekam  er  ein  Tertianfieber,  wobei  er 
▼on  einem  Arzte  seines  Wohnorts  behandeh 
wurde.  In  der  zweiten  Woche  der  Kur  ver- 
loren sich  die  Paroxysmen;  allein  wahrschein- 
lich wegen  VemachrässiguDg,  oder  unterlas- 
sener Fortsetzung  der  Kur  ( der  sögSMaAMi 
Nachkur)  entst4id  Ödematiise  Geschwulst  des 

■  ■  ■ 

ganzen  Körpers  und  Blindheit  beider  Augen. 
Er  wu^de  einige  Monate  lang  vergeUidi:  von 
.mehreren  Aerzten  behandelt,  worauf  er  dann 
hierher  kam«  — >  Gegenwärtig .  fand  ich  da- 
mals  folgenden  Zustand:  Einen  mafsig  ge« 
nährteil'  Körper,  blosses  gedunsenes  G'^fdii, 
blasse  Lippen,  langsamen  und  kleinen  Polii 
Trägheit  in  allen  Functionen,  braunen  Urin, 
sehr  erweiterte  Pupille,  wenig  cöntractile 
Iris^  matten  fast  glan/Jose  Hornhaut.  £r  läuis- 
te  geführt  werden,  und  konnte  nur  preise 
und  helle  Gegenstände  nach  ihren  Umriaen 
unterscheiden«  Von  Farben  kr)nute'^ei?  blos 
heiles  Raul,  Orange  und  Gelb  untecsckei- 
.den.  'Grün  und  Blau  unterschied  er  nicht, 
beide.  Faiben  erschienen  ihm  b!os  wie  Graii« 
.Der  Zustand  des  ganzen^  Körpers  verrietk  bsi 


einemrein  phlegmadscluaB-TeiBpiraAitBta ei« 
aen  J&oIiaB  >  Grad  Ton. 'AlKmie.  ^ 


« / 


^ .'       Alle '  fdrseheinungCbi  JKaiamineti  gMoau» 

5  men  -vwaoikfiten  inicfa  ii2e  Amaurosis  ab  d»9 

f  Form  mir  SU  gedenken^  in  welcher  d!a»:ati* 

jl  gemein^  Leiden  mir  9:(i»agswe]6e  äasgedrüffk^ 

g  imd  akl  Bedingung  idea-  *äiUicheB  rürinndea 

,  war. '  Dalier  stelheJdi>mir 'diese  Aiiise^e:4U 

^  Rieht8ehnur.;aiif  :>'  diürch  AufregUDg  der.  ber«- 

abge^uckenen  Tiiätigkeit  dev 'ganzen -OEga» 

nitmua^  die  su  geringe  Tiiätigkeit  des.  einzeln 

V  nen  Organs  zu  der  Torigen  -Stufe  im  gesun« 

den  Zustande  wieder.zi»  Theben.    Ich  wäiil^ 

te  zu  dieser  Absiebt  den  Campbor,  der  mir 

in  düesem  Falle  aowaU  natb  Mehtersj  ßeers 

m 

und  ArnsmamiSj  als  nacH  eigener  Erfabrung. 

am   meisten  indieirt  i  schien.  .  leb  ^bescMoGi 

gleieh  yor  dem'Gebi'auith&  des  JditteU^i.v 

^  diesem  zu  bleiben,  im  Falt'die^tifcimg^: 

/in  Etwas  .  der '^  Erwartungv  ent^ribUe;';'  Zuitif 

I  Anfange 'f  ab  ich  ihn  zu^s  Gran  viermal  dea^ 

I   Tages,  *  mit  eben   so   viel  .des  Extracts  diB 

Amica,  wdl  ich'  frtihcit  J>ei  Andern  bemenkt 

hatte,    däfs  er  aUem  m<äkt  so  sehr  die-^ge» 

hoffte  Wirkung  xeigte,  als  in  Verbindung  mit 

der  Anuc^  welche  ihm  meht  ixoc^  diA'&at^^ 


—      HO      — 

tmg  nftQh  dem  ^nsorism  zu  geben  sdieiBt 
Ich  yermehite  die  Dosk  des  Camphon  allt 
4  Tage  um  einen  Gran,  die  Arnica  aber  wur- 
de nicht  yermehrt;  .Aeniserliche  Reizmittel 
wurden  während  der  ganzen  Kot  nicht  a»- 
gewandt.    Gegen  das  Ende  der  zweiten.  Wo« 
chis^  Vom: Gebrauche  der  Mittel  an  gevecb- 
net,. stellte  sich  meder  ein  Tertianfieber  ein* 
Dieses  Fieber  nahm-  ich  blos  für  ein  2jeiGhen 
der  etwas  erhöhten  Thätigkeit  des  Organis« 
nug»  auE  derjenigen  Stufe,  wo  Fieber  wieder 
Biöglich  ist.  .    Ich  hatte  deswegen  gar  kein 
Bedenken,  sogleich  den  Cortex  mit  ^iritnS^ 
son  Mitteln  yerbunden  zu  geben,  wonadi  der 
dritte  Anfall  nur  schwach  eintrat,    und  der 
Tiefte  ausblieb.    Ich  fiihr  jetzt  nach  WertiU 
gigem  Gebrauche  der  China  fort  die  Toiige 
Gabe  des  Carophois  zu  geben,  und  der  Kran- 
ke fing  in  der  vierten  Woche  an,  6  Zoll  h6hi$ 
Buchstaben  an  der  Wand  zu  unterscheide^' 
Grün  und  Blau  erschien  ihm  aber  immev  nock 
wie  Grau.    In  der  fiinften  kam  er  achon  ok^ 
oe  Führer  zu  mir.    In  der  sechsten  Wocha^ 
wo  er  nun  p.  dos.   g  Gran  Camphor  nalua% 
unterachied  und  las  er  schon  einzöllige  Frafc* 
turschrift«  so  wie  auch  alle  Farben  bestimmt 
Ton  ihm  angegeben  wurden.    Um  nicht  die 


—     XII     — 

oiiuelnen  Ddsen .  m.  schnell  zb  TeiBtüvfceo^ 
lieft  ich  *  Hirn  lecfas  mal  des  Taget*  no  Graj| 
nehmen«      In  der-^aehten  Woche  »hatte:  det 
Urini'der  in  den  enitfen'  Wochen  iaiiner  hodi 
^iaiui.|[eweten  war^  seine  natürliche  Farbe^ 
jedoiah   st  eis   müt' einem  starken  Sedimenh 
Dw«  Krankei  bekkm   vöthliche  'Uppen   und 
Wangen,  das  Fleis^. wurde  festet;    Jetzt  finig 
auch  die  Haut  an  thätig  zu  werden,  und  er 
sdBMiKzte  des  Nadics'^«ia  wMigv  was  seit  g 
Monate^  nicht  der 'Ball  gewesen  wsr.    Di^ 
xiBBier  i^ehr  zunehmende  Besserung  des  G^ 
sidita  munterte  minh  auf,  da  ifdf-kläne  nachi 
theilige  Neben  Wirkungen  des  Cainphors  be- 
merkte^  im  Gebrauche  desselben  imme^föft 
luottefgen.     Der' Kranke   Ito'  iii  der  ittffk 
Wödk»  grdfse*  Gic^)^  ohne  Attttrenguiig.  Ich 
lidEs-^ihu.  nun,  bei  stets  auüehinender  KraJBt 
des  G^chts;    täglich  einigemtf^-gi&drückt^ 
und  geichrieb'ener  Sdirift  lesen;   liih  ^rch 
m!£HJ^'Uebunj;\die   Kraft  zu   erKcfhen.  ^ 
Die  J^lit' konnte  det  Lage- wegeii;  in  der'ä^ 
sieil  b^nd,  nicht  ftefar  zut  Unterstützung  dil«L 
nen.    Nach  i^  Wochen,  in  welcher  Zeit  e^ 
tiglich  8mal  i  Scrupel  Gamphor  nahm,  liefs 
ich  ihn  wieder  nach  Hause  reisen,   und  em»- 
pfähl  ihm^  den  Gebrsnbh  des  Camphors  wie- 


gebieten,  und  §e\h$t  in  deren"  übeiKunstlidi  {[e^ördenea 
Europa  wiederholt  su  werden,  verdienen. 

Gleich  der  Anfang  beaeugt  dies: 

■ 

Pag.  I.  ..Ich  verkündige  hiemit  die  gro&e  Weitheit 
des  Himmela  und  der  Erde !  «—  <* 

»Obgleich   die    Weite  Einrichtung    der  £raeugini| 
überall  in  der  Natur  au  bemerken   iit,    ao  ist  sie  dodi 
nirgends  deutlicher;    als   bei'  der  £niiiehun|;  -^h»  Mea- 
achen.  —    Die   Geburt  iat  .e^ie  Folge   der   natürlichen 
Gesetae  des  HinimeU  und  der  Erde,  und  g^öhnlich  to 
leicht  und  ungeawuuj^en ,   als  ca  Ist  ait  den  Ohren  aa 
hören,  mit  den  Hinden  au  fühlen  und  mit  den  Fiilien 
SU  gehen.    Heut  au  Tage  tagen  aber  viele»    dafa  grolae 
Beschwerden   damit   verbunden  teyen«    wenn  daa  Kind 
langtam  aur  Welt  komm«.«  Kömmt  dieaet  nicht  daher« 
dala  di«  Ordaung  dea  Himmelt  durch  die  MeaBchen  in 
Unordnung  gebracht  wurde?    Itt  es  wohl  möglich  ao 
denken«    dala  der  Himmel  durch  ein  natürlicheo  Gestti 
den  Menschen  bei  der  Geburt  tödten  tollte?  — «« 

„Der  Menach  iat  daa  Temünftigite 'G^hcfaöpf  nnd 
•r  itt  daher  nicht  unbeeeolb  —  Ich  habe-  aber  nie  ge- 
hört» daft  die  Ge'^urt  nnbeaeritor  Wesett  irgendwo 
achwer  aeyn  aollte.  Z.  B.  "Kräuter,  Blumen«  Biame  ear> 
itehea  und  wachten  au  bestimmten  Zeiten,  '>die  Kucbela 
und  junge  Enten  tchül^n  steh  telbtt  «ut  dem  •£¥&  iM 
wenn  die  Zeit  ihrer  Keife  da  itt .  und  da  hieriif  Viickn 
Widersprech^ndea  oder  Vorkohrtea^an  entde<ÜLen.MQ^to 
aoUte  man  wohl  denken «  da£i  «uck  dio  G«lMMf  dal 
Mentchea  auf  ein«  ähnlich«  W«ia«  geachähaln  ^Ju 

*)  A.  d.  Ueb  Sollte  man  nicht  gUabea,  da&  dieser  c^inesi- 
•cbe  Gebarnkelfer  nnd  der  TortrefFlicha  PioL  Moer  ia 
Wien  auf  emer  Sehule  studirt  haben  ?  —  Die  hohe  Schale 
der  Na  ur  nnd  nnTerkünstelcen  l^f^hroiig  ist  in  allen  Well- 
tbeileu  zu  fiii|lea,  objdion  sie  aar  wenig«  einzelne  Sdia« 
1er  säUc.  ..^       • 


■  I- 


••   ^ö  — 


.     A    U  J  .£    Ü    g-'O«.-- 

'"*•  ■        '        ■   \*.  .:r..  ■     i..f.»,I  , 

•   .    -i  :  •'  I-     1   1»     .         .     '  .     ■ 

■  ■*■.!,* 

I  I 

in  «HiPAlPMclt«!'  H^Mpnmfnvincemicht  iit  «twas  |o  seit- 

meined  Lei^n  ^n«g«%  j^j^^fH^efn  mitfiutlffBileB^ .  der  mijr 
durch   die^Gur«   des   wurdUgen   Hm.  JDr..  </«  C<7rrr>  ^u- 
Wiö?Lvj4w.Wr  «9^9n.»o  «»ffcb«  ^chätabire  Bekannt- 
W^^W6ifi«»^*flfc*'*»:  ■"«^Ofpumi  iai^.  ,Pi^  Schrift  führt 

c    Xmlookin^sUthe  i^kkaädiatigen  aber  die  (Mwuhül/e; 

; . .« ".  :Dr,  .J^  .§€Ain^^n,  Rßus.  Köiserl^^  ^  Hof  ruf  k.^    Peters^ 
..^Hr^otSie«  III.  .     . .:.        .    ...t<    i     c  (  ':    ., 

'  .  .$a  ut'in't^räge  tulä  Ati[tW6rt   äWe^afst  'uÄ(l"<enilthält 
Ipafta  .und  Grundsata«.   die   einen   to:  reinen  Sinn  Cur 
Natur  und    Orgaaismus  auMprechen»    daüa  %v«  k^^va^'Ci^ 
Joan.  XXXI7.  B,   i.  Su  Yi 


.  ,«Dt«iflt.  Buch  ist.  i^äpni  yL^npch^fi  ,tßht  al 
f%6e  Famili^i^llte  dasselbe  kennen,  i(b  .wü^scl] 
bitte,  jdafs  jeder,  depe#.))^tst»  dasselbe  aeinem 
•ten  mmbeilon  loaöge.  —  ■  Genieüt  gemeinachaftli 
Wohhba^en  des  Hiqamels.  Störet  und  .veiruiiatalce 
jdie  yeiKicIil.tuogen  der  Menschen.  *' 

'    '•  »,Die  besten  und  nothwendigaten  Ratbechiagc 
tlie  idi '  sur  Beförderung  einer   leichten  •  Geb«rt 
kann,  bestehen  in  6  Buchstaben.  *)i    Sie   sind: 
Schiaß     a.  DieGeduiä.  :  3.  Die  Fonicht,  sich  m 
früh  €ikf  dm  Stuhl  zu  tetzen,". 

„ Winn  der  Litfib'  anfangt  wehe  zu  thun  ,    # o 

bige  deitt  Oemuth;  "dieses  ist   eine' unumgäb glich 

gel  tur  eine 'Gebafhfdnde  und  leicht  zu  befolgen   J 

te  nicfiti/'u^'d  erschrecke  dich  nicht.     Wenn   diese 

')ien"äScht~aillhor6n,  "die  ftüekenschnierren  sich  e 

len,  öfters  wiederkommen  und  anhalten,  so    sage  * 

derff'nEnd-  befdiler*  AnaHdtM«-««  «ilichiin.      Wenn 

die  Ancki9nsc)iiBbersen;  schvrach  updi.Jbangiao)    kM 

•o  sind  Jsre  nur  als  ein  Yerbothe  a^i.  betrachten.  <' 

'  ;;itt  diesem  Zustande  lege  dich  aehkFeii  «dei 

aber 'fcewege  -dich  nicht.  — •    Biese   ist   die    erste 

höiiwferidigite  Regel,  vrfekhe  veh  dir  g^be.'verach 

niöht.  •^*  W*nn  du  dir  vorttellen  solltest,  dafs  di 

burt  }eUt  schön  nahe  sey  und  dich  glet^  auf  den 

•etlieti  weihest;  so  irrest  du  dich  eehr.     Bei  «blcfac 

VandnÜs  der  Umstände  ist  das  VorzOgHctiste  und  : 

#bndigfrr -ifaUsmitttt',  «die  Schmerlen  ^u*  duiden. 

vorher  zu  essen  und  zu  schlafen.     Nachdem- dieae 

hen  einmahl  vorüber  sind,   so  ist  es  leichter  kvl  gc 

f cjn.    Setz j'  di^h  aber  keifireiweget-  auf*  den  Srub},  t 

ke  nicht  die  Lenden  'und  reibe  dön'üülä^en  niciit.  "5 

''  '^"üff'^Aiih*  ;3Valursdieiidich  sind  die:dr0t  rdi^udea  1^ 
mjctel  iwCIgnisiithaHiiaifc  6  :Z«6ki^«fc;%\M^<tdtucku..  c. 

;^   Vi 


oder   ait«»'-  (Ailaiitlich  lud  wie   gewdhiüich ;    krGmm« 
dich'niche,  deitit  dieiea  steht  in  deiner  Maekt;  und  be«  ' 
•  dinke,   dafs^  da  kein  Anderer  draeee  Geechäft  (ur  dich 
▼errichten  kanii>  nuth  dein   eigenee  Leben '  davoii  «Im 
hinge. ^  Vor  der  Oebnrt  suche  deine  Kräfte  soviel  mojf- 
\idk  SU  verstärken  9  -desto   bester  dahAr  vrena  du  schia< 
R»n  kannst;    wenn   dir  es  aber  nicht  gelingt,    so  steho 
«ild  gehe  sachte,  wenn  ouoh  an  jemand  angelehnit  oder 
steho  an  einöm  Siähi  dich  haltend.     Wenn  diese  Wo« 
hen  vorüber  smd,' so  sage  ich«  ist  der  Schlaf  4^  noth^' 
trendigste  Mittel,   um  wieder  «u  Kraeften  au  gelangen r 
kg^'dich  auf  den  Rucken,  und-  gteb   den  Magen  Frei* 
iNite»'  damit'  dat.  Kind    sich  bequem  bewegen- 'könne. 
WWnn  die^Mfttt^r  liegt  und  ruht,  so  liegt  und  ruht  auch 
ds»  Kind,  und  es  tat  ihm  leicht,  sich:-su  bewegen;   So- 
wohl die  MmteH  ala'das*KUidiiiabe|i':nothlg  ihre  Krä£> 
te  XU  sammeln,    damit  sie  zu   seiner  Zeit  einen  giinsci* 

gev  G>V'^^.  ^^  49Pfelit^«ABM<>t^iQA:U>Q^uV  -r^  Pra- 
g^.dl^  dieso  ,yir«hrheit  tief  ein.  —  Setze  dich  ja  njchi 
sogleich  auf  den  Stuhl»  wenn,  du  auch  von  der  Uebam-, 
me  hören  solltest:   „Hier  ist  schon  det  Kopf"  —  und   * 

veirderbe  nicht  dadurch  eine  so  wichtige  Sache, '< 

■ «     .  1  ■     .  •  ■.  , 

Pag^(i5.   ;t^rage,-   »Ux  eine  HebaniajM  notiiig?*\.  ., 

Antwort.  „Man  kann  sie  bei  aicn  haheir,  nbot 
ttiriikeine  Macht  über  die  Gebährendli., einräumen;  idenn 
diMJ  grofsto.  Theil'von  denselben  ist  idiAibm  undunwi^ 
s6Ad.  Sobatö  sie  nur  über  dip  Schwelle  des  Uausaa 
tfkt,  ohne'*»  wissen,  eJ>  die  Zeit. der  Entbindung. da 
ist,-  öder  nicht ^  >iangt  sie  gleich  i  an  Heu  auf  die  Dielo 
aiiannatrenen ;  und  tagt:  ; „Strenge-  deine  Kräfte  an,  des 
Hopf  des  Kindea  ist  schon  da,'.'  oder  sie  reibt  das 
Kreua,  streichelt  den  Bauch,  oder  steckt  die  Hand  hin- 
ein, um  Versuche  anzustellen,  und  um  dadurch  ihre 
Muhe  und  Füriorge  au  seigen,  und^dafi  sie  nicht  müs- 


-—    i.i8    — 

•ig  oliB0  etwAt  iiu  tliun  da  »f  *),  i.G^m  m&eht»»  ^^ 
hidr  anzeigen  ^—  allein  Mitleiden  hält  miob  j|nr&d&-^  ^ 
«iL  'daa  lieiUaie  Unglück»  weichet  TertchoBic^e  und 
seh lagene. alte  Weiber  anrichten»  blot  eua  .frigenea 
tereste»  indem  sie  ihre  Geichicklichkeit  heweiaen  fml>l  ti 
len.  ächon  die  Benenj»ung  Hebamm»  Jieigt  an»  4^1  i 
eie  ein  eltea  Weib  isti»  weiche  Erfahruag  beaitat  «  l 
Kind  heii  der  Geburt  au  empfangen«  ea  «nitudeckea  udl 
auFdaa  Bett  au  l^gen,  aber  nicht»  dela-.aie  dieKtfil 
heaiteen- aollte  mit  den -Händen  Etwas  eu  bewerkatdtl 
gen« «oder  sonst  mit  der  Gebührenden,  umsugehen.  b 
nancbei^  reichern  Häusern  hält  man  dieselbe  ackeal 
lange  vor  der  Geburt  bei  sich  Wenn  aber  bei  An] 
eigentlichen  V'  rgange  etwas  unangenehme«  eich  «fM^ 
not,  so  sammelt,  man  deren  Viele»  und.^ie  maclMn  sickl 
nari  /btwas  UahöthigeiL  .«u  thun,  uoA  lanfen  bin  iiiii| 
her.«*  ; 

'  mEs  ist  irgend  wo  gesagt:  s,/t  dtr  fV&ii  ßii  mktu 
Üeh'ärnatürliiihes ;  wenn  aber  dieses  gesekimht^ '  so  Ut  ik 
Dummkeit  df'r  Menschen  daran  Schuld,** 

,,Und  hierüber. sey  so  viel  gcsag;. '' 

Frage.  „Kann  man  wohl  solche  Arzneien  eii- 
nehmen» "welche  bei  den  Entbindungen  Für  ▼örtlieillia6 
gejUTfesen.  werden?  * 

^  '^Antwort.  ^».Man  mala  es  nicht  thunw  i  Von  «Rff 
alten  seltenen  Medizin  ist  keine  vorzüglicher »  als  ^ 
sdr  Rdth.  Ueut  zu  Tage  nimmt  man  aber,  lieher  «i- 
iiiities  Zeug  ein.  '  Was  ist  aber  hier  zu  thun?  Wfra* 
nimmt  man  so  gerne  unnütze  Arzneien?  <^  Icfa  habt 
schon  gesagt  und  sage»,  wenn  die  Gebährerin  sich  nicht 
übermäfsig  anstrengt;    unnuuerweise  sich  nicht  bevregti 

*)  A.d.Ueb.  Welch  getreue«  Bild  der  zu  groCien  Geschäftig- 
keit der  Hebammen  und  wie  gensn  pafst  daMelbe  auf  an- 
dere balbgelebrten  Weibex  dveMT  kx\  x^  -  vt^v%«u  Siädtea ! 


, 


und  noch  scbltfen  kann;    so  wird  in  dieiem  Zuitand« 
dat   Kind  lelbtt   ohne    Arsneien  juu  Ttgetlicht    kom« 

Pag.dS.  MDiavflnelinMt«uiid  apthigiMRegtUwolelia 
•in  fl«hwMig«m  Weil|!,fiibf|£^gen  bti^if^d^e  li^dentihtft 
der  Liebe  su  vertilgen  oder  S14  unteirdrücken.  Durch 
Hie  Verminderung  dieser  Leidentcbtft  und  Aeinbeit  der 
(vetfanken  bleibt  du  l^ipd,  rabig «.  .er  wird  ohne  Bet 
Mdi^terlicbkeit  snr  Welt,  kpnupen,  ^liicklicb  wtcbien«^ 
keine  Rmakbeit  erleiden«  uqd  kann  aU.yrfpden. "    ^ 

•^Esist  sebr  niitslicfa  tut  die  Scbwangeie  arbeiuaiV 
iti'lfeyn'.   ''ALm  nehme  nur  ein   Beispiel  an  Bauerwei« 
B6m  vlid  Dietiitbötert ;  sehr  wenige  iroh  ihnen  erleicUa- 
nnglucUiche  ZufSIle  oder  iinseitigA  Gebqrten;  und  di» 
Uraache  bievon  ist,  dafi'k^e'immei''Sirbcp)tlinr  skifl.  Disrcb? 
'rbät;gkeit  qnd  Arbeit  crbült  sich  das  Blut  der  Schwan- 
gern immer  im   geliörigen  Umlauf»   di^'  NeWien   werdbn 
aagefullc»  und. das  Kincf  gewohnt  sich  hierkSi/'so«  daHM 
wenn   auch  eine  unvorhergesehene   Kfaiikhetf    dafselbe- 
ein^t  ergfeiTen  sollte/' diese'  nicht  gefährlich  keyn  kanta« 
Hingegen   immer   ohne  Arbeit  und  Beweg^n^  iKu   sejrn,' 
verursacht  Schwäche,    das  Ge^ifut  hat  iL'ihen'  gehörigen 
Umlauf  und  hiedurch  erfolgt  bei.  4er  g^eringsten  Unvor- 
sichtigkeit   eine ,  unzeitige    Geburt.     Hiedurch   will    ich 
ab.fr  keinesweges  gesagt  haben,   dafs  man  n\ir  während' 
der/6chwangerscbaFt   arbeitsam   seyn   soll;;    sondern   ich 
cathe  an   immer   arbcirsam  xu  seyn ,    denn,    wenn    man 
luir.itt.der  Schwangerschaft  arbeiten  wollte >   kann  man 
dem    Kinde    Schaden    zufügen     und    wird    sich    selbst 
schwachen. " 


.) 


'kl-*--  M       '      • 

.Ttj   .  I  11  .    '.  ■  1  1         I     y  f  I  ••  ti       I, 

■  ■     •      -         *    . .  -  i  •  I     j  '..  . .  t       -        .     •.  •  j  .-i     ■ : 

Merhwüräige    Erfahrunf^en    über   die    JtJtkf, 

^iheÜüng  •  'dms'-  MtMtramdie^miAgwm^ .  •. von 

.    liieren  ßiif  den  ntens^titben'*K&rp^. 


I  ' 


».        I  a        .11 


iti  ditr  Pliytfiolo^e  iiad  PMhölogie  'der' lebenden  Orgi 
nismen  bleibt  iodtfier  *  aock.  die  yoii'  Ueberrragani)|;  vm 
Wirknog  der  Gontagien  aus  einer  ^Thierklaa««  in  dii 
ander«.  Jeder  Beitrag  mufs  -uns  da  vriclu^g  iseyq..  «w 
ich  ioile  dabei*,  fol^eade  ^lerkwurdi|;e  Thataaehe^  di 
eich  vor  weni^-  MoMMn  in  OttpreuIJien  zutrug,  ss 
Keimtnifl  dea^^SMUikunii  «u  bringen« 


...     .  . •• 

im.  .      «  •  1  . 


In  dieamr  Provins  grassirte  »u.  Ende  des  Herbtte 
in  einigen  D.örfern  der  Milxbrand«  Es  wurden  Sectio 
nen.  des  gefallenen.  Viehes  angestellt»  und  Li  er  erfolgit 
jene  Ansteckung  bei  Menschen«-,  worüber  ich  nun  dti 
würdigen  Ker^repten«  Hrn.  Regierun|[tratli  Dr,  Kwtl  n 
HLüaig  berg.  «elbftt  ^prechvi  lasiQ, 

In  PreuCilsch  Holland  erkrankten,  der  aar  Ob 
duction  der  daselbst  am  Milsbrand  leidenden ,  und  fs 
•cblachreten  Tbiere,  zugesogene  Dr.  Creiiz^irsf^r ,  um 
der  bei  derselben  'bebnlfliche  Tambour  ImmUch.  Gir 
tenwächter  Schmidt,  mit  dem  Hirten  Frank,  dtr  tn&a 
dem  Schlarbten.  und  der  Beibulfe  bei  der  Obduction 
noch  das  Maul  eines  der  'Akranktcu  Tbiere  mit  ürii 
gewaschen,  und  sich  am  Zahn  des  Thieres  verletstlut 
te,  gleich  nach  einigen .  Stunden  mit  blauen  Pasteln 
gewöhnlich  zuerst  an  solchen  Stellen,  die  verletzt,  od« 
mit  einer  sehr  zarten  Haut  bedeckt;  und  dadurch  aiu 
Resorption  empfänglicher  und  geachickter  gemacht  iror 


gaogränötea  «ngagriCcnen  AbdominaUffjrttam»  und  dtu- 
tea  di«  Scbme»0ii  m  Unterieibe,--dM>  NeigUDgeo  sum 
Effbreclien»   das  Efbrechaa  selbst»   in   den  bier  bei  dta 

^  Jdeoflchen  genmcbttn  Erfthrungen«  nicht  «uF  äbniicb« 
'Afiectioneu,  -•-  die  duccb  die  Bertioitchtn  Beobtcbtttn- 
'  gf»  bei   der.  Section   der  Leicbname  gtr  .  eufter  «llen 

.  breiCal  gesaut  werdea  diufcen?  —*  Aucb  die  übrigea 
£iicbeinuflrgen  des,  attf  d»n  inenscbÜcbea  Orgaaisau« 
übergetragenen,  Milzbrandes  tragen  das  Gepräge  der 
Aebnlicbkeit«  und  täännen  ihre  Ahkualc  nicht  verleugnen, 

.  .Dia  Art  der  Uebertrsgung  dieses  Milzbrands -Con* 
tföurna  von  den  Tbieren  auf  den  Menschen,  scheint, 
njich,  den  gemachten  Erfahrungen«  nur  <lurch  Verletzun- 
gen« oder  durch .  sehr  zartbäuiige  Tbeile  geschehen  «u 
•eyn.  .     . 

.    ■...    » 

Die  Wirkungen  auf  den  menschlichen  Körper  wa- 
ren in  allen ^  uns  aur  Kenntnifs  gekommenen  Fällen. 
immer  die  nämlichen,  und  können  auf  folgende  che- 
lakteris tische  auruckgefiihrt  mrerden  : 

•  i;  Scbroerabsfte«  ylceröse,  gangränöse  LocalafFeotio- 
aen«.vorcij glich  an  .den- Stellen, f  wo  die  Resorption  des 
flülzbrands-Contsgiums  geschehen  war,  mit  entztindii- 
«bar^  leicht  in  dea  Brand  übergebenden  Anschwellung 
dea  Tbeila,  welcher  das  Gomagium  auerst  aufgenom- 
jmtn.  hatte.  — 

"     ''9.  Bald  darauf  schmerzhafte  Anschwellung  der  Ge- 
l^ckkHrusen. 

'3.  Entziindlich  angegriffenes  AbaominaUSystem,  da- 

ner  unbesclireiblicb^  Se^m^rzen  im  Unterleibe«  Neigung 

■  ■  *■       '        . 

zum  Brechen,  Erbrechen, 

4.  Ein- hohes  Gefühl  Ton  Schwäche,  mit  Obnmacb* 
ten  begleitet. 


5.  Uebt»rm%f^iff«  Schweifsa,  \lelebe  Tom  Anfanga, 
^er  Krankheit  wvrvr  warm,  aber  ftm  Ende  der  KrattlBf 
heht  kura  ▼or-d«m  Tode,  d^n  KotpSr  kalt  bedeckten. 
t^Qier  dieseA,  =fni  Verein  mit  den  Bönafc  ge^öbnlichea 
typböse^  Fiebererstbeinun^en,  manifestiren  sich  die  Eis* 
,Trirkungen  de»  MUsbtand^a  auf  den  menarblicben 'Mnt« 
per>  nnd  dieselben*  fühlten,  w6  nicht  sebnelle  vmA 
ffweckmäfaige  Hülfe  geschafft  wurde,  gewöhnlich'  am. 
4ten  Tage,  seltener  am  yten  Tage,  nach  dem  eraten  Ei>- 
■teheinen  der  blauen  Puateln  an*  den  afficirten  Stellap^ 
«um  Tode.    ^    • 

Sehr  bemerkenswerth  ist  ea»  dtffi  dhs'anf  aten  thenadi- 
liehen  Körper  übergetragene  Milzbrands-Contägiuikif'liadl 
hervorgerufen^')^  ähnlicher  Krankheit,  auch  bei  tieh^  na- 
lier  fierühruBgl  wieder  auf  aiidere  gesunde  Meniidien 
übergetragen  werden  kann,  wie  dieses  gleichfalla  bia'xnt 
Gewifsheit  diirch  die  hier  gemachte  Erfahrung  erwleaen 
IM.  Die  Frau  des«  am  Milzbrande  verstorbenen,  ,Gar- 
tenwächters  Schmidt,  lag  nur  eine  Nacht  bei  ihrem,  mit 
Scbweiüs  bedeckten.  Manne,  den  folgenden  Tag  nach 
dessen  7'ode  bekömmt  sie  Schmerzen  auf -der 'rechten 
Backe,  und  am  linken  Mittel/ahn/'und  auf  beiden- Thei- 
len  fanden  sich  bald  dunkelrothe  Putteln  mit  Fiebeiw 
Bewegungen,  die  immer  gröCser  wurden,  und  "nur  Imit 
Muhe  sammt  dem  typhösen  Fieber  •'beaeirigt  wevcbm 
konnten.  Die  Frau  dea  verstorbenen  Hirten  Franko  rrA- 
che  während  der  ganaen  Krankheit  ihres  Mannea  bti 
demselben  in  einem  Bette  gelegen  hatte«  bekam  gleich 
nach  dem  Tode  desselben,  eine  starke  entzündliche  Ab» 
Schwellung  beider  Fleisch-Bruste,  auf  den  sich  achmera- 
hafte,  gangränöse  Pusteln  erceugten,  die  auch  nur  mit 
Mühe,  närhst  dem  typhösen  Fieber,  gehoben  werden 
konnten.  Doch  hatte  diese  Person^  durch  einen  FaÜ 
über  eine  Tonne,  itch  die  Brüste  früher .  ohne  aie  ver« 
wundet  au  haben «  stark  gequetschet. 


«.   1  •  I 


3. 


RSnigL  Pr^ußyV'erordnung  in  Betreff  des 
innern  Gebrauchs  des  Arseniks. 


Kl 


ii 


idiC  tb  «in  Bew«ia  dea  BeiFalla»  (wie  et  etwt  von 
.«Mincleci  ^enbaanen  werden  möchte,^  tondern  um  den 
nicht  «U'TverlHndeniden  innern  nedicinilchen  Gebravich 
4ee  Arteniki  eberinn-.  beschränken^  .nnd  ihn  weniger  g«« 
fehrlicb  für  dM  PiibUici4Si  su  machen  «.dbiurde  fojgend^i 
▼on  Seiten   di-r  Regierung    yml^licirt.    - 

.  «>,lJm  den  Nücblbeilen,  weich a. bei.  dem  gegcnwärti- 
Ken  Gebrauche  dea  Araeniks  gegen  die  Wecbaeliieber, 
Jeicht  ematehen  können,  möglichst  vorxubeugen,  ist  von 
leiten  d«r  Königlichen  Seccion  im  hohen  Ministerio  dea 
JlHMm  FmY  dM  Medicinal  *- Wesen  nachstehendes  verord* 
net  worden :  .  .  ■  ^ 

i)  ist  eine  Auflösung  des  Arseniks  unter  dem  Na- 
men 80fßitio  mtwnlcalis.  und  nach  unten  atubender  Vor- 

achrift  *}    in  sammtlichen  Apotheken    sum   innern  Ge- 

».  •    ... 

brauch  Torralhig  aii  halten; 

s)  darf  selbige  nur  auf  ein  von  einem  approbirten 
Arai  Terachriebenes,  mit  der  Namens  >  Unterschi ift  des- 
ael  >en  ▼eraehenes,  Recept  yenie^eä  verabfolgt  werden» 
«nd 

5)  keine  Reiteratur  statt  Hnden;  vielmehr  mufs  das 
Mittel  TOn  dem  Arat  jedesmal  aufs  neue  verordnet  wer- 
den; 

*)  Solutio  arsenicalis. 
Rec  Al^enid  albi  subl.criti.  Kali  carbonic.  por  laagr.  LXIV 
Aqn»    destül.   Uno.  viij.    Solve   digerendo   in  phiala  vitrea. 
aolmioni  refrigeracae  «dde  Spir.  Angelic.  compos.  Unc.  so'- 
niss.   Aqa.   destill.   qaaDtum  requiritur,  uc   totius    massae 
poadus  siat  Unc  zlj.  .  a 

/ 


—  -  12(4      *^ 

5.  Uebt»rmil(^i^«  Schweifsa,  \lelebe  Tom  Anfangi 
'der  Krankheit*  swar  warm,  aber  «m  Enide  der  Kraidb- 
heit,  kura  ▼or-d«m  Tode,  dtfn  Kotzet  kalt  bedeckten. 
t^Qier  diesen,  '^m  Verein  mit  den  Bönst  gepröfanlicbeB 
typböseii  Fiebererscbeinunf^en,  manifestiren  sich  die  £iB* 
TrirkuDgen  des  MiUbrandes  auf  den  mansrhlicben 'K^ 
per,  und  dieselben-  fiibiten,  w6  nicht  aebnelle  ml 
ffweckmäfsige  Hülfe  geschafft  wurde,  gewöbniich  an 
4!ten  Tage,  seltener  am  yten  Tage,  nach  dem  ereten  & 
■theinen  der  blauen  Pusteln  an' den  afficirten  Steiles^ 
«um  Tode.    ,    • 

Sehr  bemerkeoswerth  ist  es,  dtffi  dhs'aaf  aea  liiensdi- 

I  ■ 

liehen  Körper  übergetragene  MiUbrands-Contägiunif'liacb 
hervorgerufene)^  ahnlicher  Krankheit,  aurh  bei  aebr  na- 
lier  fierühruBgi  wieder  auf  andere  gesunde  Menschen 
übergetragen  werden  kann,  wie  dieses  gleichfalls  bis  int 
Gewifsbeit  durch  die  hier  gemachte  Erfahrung  erwiesen 
ist.  Die  Frau  des,  am  Milzbrande  verstorbenen.  Gar- 
ten Wächters  Schmidt ,  lag  nur  eine  Nacht  bei  ihrem,  mC 
Scnweiüs  bedeckten.  Manne,  den  folgenden  'l^ag  nadi 
dessen  7'ode  bekommt  sie  Schmerlen  auf  -der  'rechten 
Backe,  und  am  linken  Mittel/abn;' und  auf  beid«n  Tbei- 
len  fanden  sich  bald  dunkelrothe  Pultein  mit  Fitbei^ 
Bewegungen,  die  immer  gröCser  wurden,  und  'nur  imit 
Mühe  sammt  dem  typhösen  Fieber  ■'beseirigt  werdea 
konnten.  Die  Frau  des  verstorbenen  Hirten  Errnnh^  tre^ 
che  während  der  ganaen  Krankheit  ihres  Mannes  b«i 
demselben  in  einem  Bette  gelegen  hatte «  bekam  gleich 
nach  dem  Tode  desselben,  eine  starke  entzündliche  :Ai»> 
Schwellung  beider  Fleisch-Brüste,  auf  den  sich  achmers- 
hafte,  gangränöse  Pusteln  erceugten,  die  auch  nur  mit 
Mühe,  nächst  dem  typhösen  Fieber,  gehoben  werden 
konnten.  Doch  hatte  diese  Person^  durch  einen  FaÜ 
über  eine  Tonne,  sich  die  Brüste  früher«  ohne  fie  ver« 
wundet  tu  haben,  stark  gec^ueudieu 


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^ 


L    thTJliir.  HoichUuh  AD  tinb.  Dr.  C.  ^.  ^i/e.      ' 

Mtdis^irt  dek  Hera'tisgeB'ers.        .  —    32 , 

[L  Kllntdiclie  l£rscu^i4rtg  dks  Blutes  und  Versuch 
iiin«r  Theori«  ul>er  die  Bilduhg  desselben  lin 
lebendem  thieriscbeb  ttörper.  Von  Dr.  D,  H, 
GHndml  ku  Dörpat.  •        .        — '    24   ' 

[IL  Nac)itr«j|  'an  meiner  im  sehnten  Stück  dieses 
Journal«  1810  enthiilteiien  Abhandlung  über  die 
ZeUjgetreblvtrliarrung  neugebohrner  Kinder.  Vom 
Hofmedicna  Lodemann.  —    33 

lY«  tJeb«r  di«  Anwendung  des  Merkurs  in  der  hau- 
tigen  Britta«.  Vom  Uofmedicus  Sachse  in  Schwer 
rin.    (^Forucuntog.)  —68 

V.  Gewplbichte  eines  durch  aulserordentliche  Gaben 
des  Camphors  vollkommen  geheilten  schwarten 
Saures  beider  Augen.  Vom  Dr.  Flemming  zu 
Berlin .        *-  107 

Vi.  Kurs«  Nachrichten  und  Aussüge. 

t.  Aüssug  aus  einem  chinesischen  Hebaromen- 
katechismus.    Von  llufelattd,  —  Il3 

d.  Merkwürdige  Erfahrutogen  über  die  Mitthei- 
Inng  des  Milshnmds-Contagiums  von  Thieren 
auf  den  menichlichen  Körper.  .      ^120 

5.  Königl.  Preufs.  Verordnung  in  Betreif  des  in- 
neni  Gebrauchs  des  Arseniks.        .        •      ...  135 


Bibliothek  der  practischen  Heilkunde.  FU^ 
und  zwanzigster  Band.    ISrskes  Stück, 

i  n  h  ä  1 1, 

Dr.  Ia<ioli,  F.ideL  Ackermann^  Oe  oonätrutwif 
di4u  cognofcendU  et  cunmdis  fehribut  epiionu^ 
f^olumen  L  Quod  iheoriam  .ftenerahm  febrium  tt 
ftbret  splanchnicag  comprehendU,  HeideUnerf^tte^ 
impensis  Möhr  u  iimmer,  Idt^ctiX,  8.  säibe  ^^ 


!■-'        '.     ■  ii     .'Ij       *;"., 


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J  o  u  r  n  a  1 


practischen    Heilkunde 

herausgegeben 


Ton 


C.      W.      H  u  f  e  1  a  n  d, 

Konigl.  Preulfe.  SUatftraili,  Ritter  des  rothen  Adler« 

Ordena     dritter    Klasse«     -wirkl.     Leibarzt,     erstem 

Artt  detr  Charit($,    Mitglied   der  Academia 

der  Wiaaenscbarteti  etc. 

und 

K'*     H  i  m  1  y, 

Professor  der  Mediain  2u  Göttingeti»  DIrector 
des  klinischen  Instituts   atc« 


GraUf  J^reund,  ut  alle  Theorie, 
Ddch  grün  de*  Lehen*  goldner  Baum^ 
V  GSthe, 


i^«*1-*lfcJJb^»^iii^^il^— MM— >     I     ■     »         1 1*— «fc»^i*^t^— 


II.  Stück.    Februar, 

Berlin  i8i  !• 
Ut  ConutiUsi^m  der  Heabchul^Budihändlujig» 

N 

^       -       •'  -  /  • 


f. 


/ 


« 


I. 

Rechenschaft 

an 

^        (das     Publikum 

über 

0 

am  ein  Verhältnifs  2um  Brownianismus, 

/      Vom 

Herausgeben 


Itifa  Werk  yOfl  Co»,  so  fvtrdj  beftabo, 
ttt*«  MenfcheBwabfif  ^d's  Bator^ahii. 


JlLs  si&d  Auu  zehn  Jahre  verAosien»  als  icfa^^ 
tuch  fun^ähriger  Bejümpfun^  jdes  Browqia* 
liismus^  alle  nun  auf  mich  .  einstürmende^ 
Schmähschtiften  mit  der  Erklärung  beantwor« 
tetei  s^ich  Für  meine  Person  bleibe  meinen 
^  Grundsätzen  treu ,  auf  alle  in  der  Hitze  des 

loa».  XUa  B.  fl.  ff«  ik 


-     4     - 

■^,  Streites  auf  mich  geschehende  Inrectiven 
„gar  nichts  zu  antworten^  behalte  mir  es  aber 
„vor,  nach  Endigung  dieses  Stadii  infiamina- 
^^toriij  eine  kleine  Revision  der  im  Anfange 
5, so  heftig  und  so  roh  vertheidigten  Bro Wü- 
nschen Sätie;  und  dessen,  was  sie  nachher 
„durch  Einschränkungon  ihrer  selbstdenken- 
„den  und  für  Naturbeobachtung  empfangli- 
„chen  yer^eidiger  geworden  sind^  aufzusteU 
^^len,  wo  sich  denn  manches  aufklären ,  und 
„manclie  Dissonanz  wegfallen  wird.'*  ^-^  Ich 
habe  redlich  Wort  gehalten,  auf  alles  ge- 
schwiegen, was  gegen  mich  vorgebracht  wur- 
de^ aber  nie  aufgehört,  dem  Brownianismus 
nach  allen  Kräften   entgegen  zu  arbeiten. 

Jener  angedeutete  Zeitpunkt  ist  nun  ge- 

...  i 

kommen.     Die  Waffen  ruhen,    und  .die  Ge- 

müther  sind  abgekühlt;  die  Wahrheit  hat  g^ 

siegt,  und  selbst  der^heftigste  Vertheidiger  des 

Brownianismus,    der  uns,    nachdem  er  früher 

seinen  Scharfsinn  hinlänglich  dokumentirt  hat^ 

nun   auch  *  durch  sein  offenes  -G^stSndnifs  die 

gröfstö  Achtung  für  seinen  Ka Akter  einflöfst^ 

erklärf   sich   in  den  Hauptpunkten  für  tib^ 
seugt..    • 

*)  5.  ineTne  mhliothislL  für  prniätsch^B^lkukde  IV.*  Bi 


JDie  Akten  eines  Kampfes   sind   nun   ge- 
chiossen,  der  eine  der  wichtigsten  Epochen 
der  Heilkünst  gemacht  hat;  man  kann  wie- 
der   hoffen   gehört   und   verstanden    zu  wer- 
ben, und  ich  nehme  nun  zum  ersten  und  zu- 
gleich zum  letzten  male  vieder  das  Wort  in 
dieser  Sache,  um  mein  Geschäft  zu  beschliefsen, 
Tind    dem    Publikum    Rechenscliaft   abzulegen 
Ton  dem,    was  ich  that,    und  wie  ichs  that. 
Ich  bin  dies  der  Wahrheit  schuldig,  die  durch 
falsche  Ansichten  häufig  entstellt  wurde,  dem 
Publikum,    das   mir  sein  Zutrauen   selieukte, 
so   vielen  Zuhörern,    die   mir  glaubten,    und 
mir  selbst,'  um  manche  Mifsverständnis^e  auf- 
zuhellen, *)  auf  dafs  bei   einer  Sache,  die  so 
w^esentlich  in  mein  Leben  und  meine, Persön- 
lichkeit eingegriffen  hsitj  durchaus  kein  Dun- 
kel und  keinp  Ungewifsheit  übrjig  bleibe,  son- 
dern alles  klär  und  oifen  der  Welt  vor  Au- 

*}  Wie  npthig'dies  sey,  und  wie  unglaublich  ich^b«*. 
;  *  tondcwi  in  Absicht  meines  Stillschweigen«,  auF  per- 
•önliche  Angriffe,  mifs verstanden  worden,  davon 
habe  ich  mit  Bedauern  und  Verwunderung  man* 
nichfaltige  Beweise  gefunden,  }a  reibst  der  würdige 
Sprtngpl  in  seiner  trefflichen  Gesdlüchte  der  Medi- 
jun  giebt  eilten  Beleg  dazu.  — »  Noch  kurzlich  mufste 
ich  in  einem  französischen  Journale  lesen,  ich  sey 
einer  der  thätigsten  Verbreiter  des  Brownschen  Sy- 
•Ctmil  gewesen. 


-^       6     ~ 

gen  lieg«*  —    Wa«  rein  gkngetang^n  ^wuiii\ 
*  muls  auch  rein  geendigt  werden» 

Dazu  wird  es  nothig  teju,  daf»  Leb  ifr 
erst  den  Zustand  der  teutschen  Medizin,  ins- 
besondere aber  meinen'  individuellen  Stan^ 
punkty  bei  Erscheinung  des  Brownschen  Sy- 
stems schildere,  hierauf  die  wesentlichen  Punk- 
te meiner  Opposition ,  und,  was  davon  nn 
als  wahr  erkannt  wird,  darstelle,  und  zuletit 
die  Gründe  angebe,  die  mich  vermochten  m 
und  nicht  anders  zu  handeln» 

Die  teutsche  Medizin  befand  sich  auf  des 
Standpunkt  rationeller  Empirie^  Man  erbm» 
te  nur  factische  Wahrheit  in  der  Heilkunde  « 
aber  man  war  emsig  bestrebt ,  sie  ^eiidl 
zu  erfassen  und  zu  trerarbeitem  Die  gtob^ 
HaUersehen  Entdeckungen  der  Irritabditi 
und  Sensibilität  wirkten  fort,  und  gabeti  da 
Bessern  die  Richtung.  Achtung  der  Alm 
und  der  von  ihnen  aufgestellten  unwandelU' 
ren  Gesetze  der  kranken  Natur,  firomnoie  Ver* 
ehrung  der  Naturkraft«  als  der  innem  alles 
wirkenden  Gottheit«  Anwendung  jjenjer  g^ 
fsen  Entdeckungen  der  Irritabilität  ytuß,  ScD*  | 
sibilität«  so  wie  der  neuesten >auiserordendi'| 


-  7  - 
chen  Fortschritte  der  Physik  und  Chemie,  be^ 
sonders  der  eben  entdeckten  pneumatischen, 
des  animalischen  Magnetismus  und  Electricis- 
flfius,  zur  Erklärung  der  organischen  Phäno- 
fnßne  ^nd  zur  Vervollkommnung  der  Theorie 
lind  Pfws  ;  —  im  Ganzen  mehr  Neigung  zum 
So.lidism9S,  zur  Nervenpathologi^,  als  zum  Hu* 
xnoraksmus;-*  der  durch  Stoll  zu  weijt  getrie- 
})ene  Gastri.cismus  schon  in  der  Abnahme  und 
.auf  seine  wahren  Grenzen  hingewiesen  ;  — 
Jcein  System  herrschend,  aber  jene  republi-  - 
kanische  Verfassung,'  die  jedem  Geist  freie 
Enjtwicklumg  und  Wirksamkeit  nach  sei- 
ner Weise  verstattet,  und  dadurch  so  wohl- 
{häjig  für  (ias  Weiterbringen  der  Wissenschaft 
im  Ganzen  ist;  -t^.  dies  war  die  Lage  dejr 
l^ui]LSit;  in  de^  Köpfen  der  bessern  Aerzte.  Ic^ 
berufe  mpk  auf  die  Schriften  eines  Schröder, 
Brsndel^  ^mmermann,  TissoCj  Schäffer^ 
Frfthky  JRictuery  und  auf  die  hohen  Schulen 
von  Gäumgenj  Jena^  HallCy  Leipzig,  wo  die 
Medizin  in  diesem  Geist  gelehrt  wurde.  *) 

*)  Hr.    WHkard  hatte  frciUcli    aridere  Ideen   davon» 

aber  wie  wenig  er  die  walire  Lage  der  Med^iia 

.  und  ibres  Unterrichts  in  Teutschland    kannte  und 

t 

vermöge  seiner  Kenntnifs  von  teutschen  Oniversi- 
taten  kennen  konnte,  beweist  hinlänglich  «eine  1^19- 
bensbtichreibung.  -~    Aus  allen  dem  erhalt  auch 


•^     8     w    ; 

Mein  "wissenschaftlicher  Standpunkt  ifar 
diesem  angemessen,  nur  durch  individuelle  Uin« 
^täilde  modificirt,  und,  so  ungern  es  geschielit, 
mufs  ich  hier  t^on  mir  selbst  sprechen.  — 
Ich  h/itte  die  kranke  Natur  i4  Jähre  lang  be- 
bbachtet,  mit  reinem,  unbefangenen,  gewissen- 
haften Sinn.  Eine. zahlreiche  Praxis,  in  die  mich 
günstige  Umstände  gleich  bei  meinem  Eintritt 
versetzten ,  hatte  ich  nicht  blos  als  ein  Ob- 
jekt der  Heilung,  sondern  zugleich  als  ein 
fortgesetztes  Experimentiren  in  der  Sphäre 
des  Lebens,  betrachtet,  und  so  zu  Aufiichlüs- 
$en  über  die  Natur  des  Organismus  und  sei- 
nes Verhältnisses  zu  den  Aufseridingen  be- 
nutzt, Nicht  blos  mit  dem  Verstände,  "son- 
dern mit  meinem  GemÜthe,  in  mein"  ganzes 
>Wesen,  hatte  ich  meine  Wissenschaft  aufge^ 
nömmen,  sie  war  mein  Leben  gewordei^,  — • 
Durch  Richter,  Blumenbach  und  Lichtenberg 
"gebildet,  durch  einen  ächt^  hippocratisdien 
Vater  in  die  Praxis  eingefiihrt,  fand  ich  nach-' 
her  in  Baglii^is,  Hüxhams»  SydenhamSy  Len» 
(insy. Schaff erSf   TisfotSy  24immermanns  Schiüt 

• 

ten  den  Geist,  der  mich  am  meisten  ansprach, 
imd  meihe  weitefe  Ausbildung  bewirkte.    Ein 

MUT  Gnuge,  was  von    der   daraus   modviFten  Notln 
webdigkeit  einer. Revolution  an  halten  sey, 

\ 


*  *-  9  — 
gründliches  Studium  der  Physik  und  Ciie- 
nii'e  setzte  irfeinea  Geist  mit  der  gai^zen  Na- 
tur in  Verbindunf},  und  verhütete  Einsf^iti5- 
keit  und  Verirrungen  der  Sf>ekulatioii  und 
Phantasie.  So  bildete  sidi  oline  mein  WoU 
len  und  Wissen,  ohne  4ie  Absidit  je  als  Leli- 
rißP  oder  Schriftsteller  aufzuireten,  aus  dem 
reinen  Anschauen  der  Naiiir  und  dem  fakti- 
schen Leben  in  ihr,  ein  System,  oder  was  >» 
vielleicht  riclitiger  aiissj)rirht,  ein  geistiges  Kr- 
fassen  ihres  Seyns  und  Wirkens,  dessen  Grund- 
zUge  folgende  waren: 

Die  Natur  erschien  mir  als  ein  Ganzes 
allbelebtes ,  dessen  iimcres  Leben  sich  nur 
'  in  ^verschiedenen  Formen  und  Stufen  der 
Vollkommenheit  äufserlich  darstellt.  In  der 
organisclien  Welt ,  P/lanzen  -  und  l'liier- 
welt,  Eeigt  sich  dieses  Leben  in  seiner  gröfs- 
ten  Vollkommenheit  und  Entwicklung,  und 
stellt  sich  in  zwei  Hauptformen  dar,  welche 
daher  die  Grun,dkaraktere  der  ganzen  orga- 
nischen Natur  sind.  Einmal  die  Fähigkeit 
Außendinge  als  Reize  zu  percipiren  und  darauf 
spezifisch  zu  reagiren,  (Reizfähigkeit,  nachher 
Erregbarkeit  genannt),  welche  sich  auf  der 
hödisteu  Stufe  der  Organisation,   der  TUier- 


—         lÄ         — 

• 

der  Prozefs  des  Krankwerdens*  und  des  Ge- 
suridwerdens  —  dies  erzeugte  in  mir  die  Idee 
der  Paehogenie.  .—  Aber  diese  Ansicht  ge- 
bot zugleicli  tiefe  Ehrfurcht  gegen  jenes  Un- 
sichtbare und  Uiibegrei fliehe,  für  das  es  ei^ 
gentUch  keine  Worte  giebt,  und  was  der  Arzt 
doch  zu  benennen  und  zu  behandeln  Wagen 
mufs.  Die  ganze  medizinische  INomenklatur 
erschien  mir  also  nur  als  eine  symbolische 
oder  mythische  Darstellung  der  tjebenspro^ 
zesse,  tmd  die  Heilkunst  selbst  ein  Denken 
und  Handeln  in  einer  höhern  Potenz,  za 
dem  nur  der  wirklich  gelangen  kann,  der 
die  innere  Weihe  hat,  und  mit  reinem  JBrom«- 
men  Sinn  hinzutritt. 

Durchaus  verwerflich  schien  mit*  also 
jede  rohe  Bearbeitung  eiaes  leben4en  Orga- 
nismus gleich  einem  lodten  cliemiscli-phy^- 
^ sehen  Naturprodukt,  jedes  frivole  Experime/i- 
tiren,  und  am  meisten  das  despotische  Heri^ 
schenwollen  und  Aufdringen  spekulativer  Sy- 
steme, in  der  Sphäre  des  Lebens. 

Erfüllt  und  durchdrungen  von  diesen  Ide- 
en, fühlte  ich  das  Bedürfnifs  sie  mitzutheilen; 
es  trieb  mich  zum  Lehramt  und  zur  Schrift- 
stellerei,  imd  so  entständen  meiae  Vorlesun- 


l  ^ 

E  ,         r-         l3        — 

f  gen  und  aus-  ihnen  meine  Schriften  über  Pa-; 
i'  thogenie  und  Macrobiotik,  welche  obige  Ido* 
■  en  für  jeden,  der  sie  mit  Studium  und  Lin-^ 
'.    befaiigeHheit  liest,-klar  und  bestimmt  ausspre- 

0 

chen  *}. 

Nuu  erschien  das.  Brownsche  Sy«teui4 
und  wurde  mit  einer  bisher  unerhörten  Ar* 
roganz  und  als  etwas  durchaus  neues  und  un- 
umstöfeliches  in  Teutschland  verkündigt.  Die- 
se  neut  Lehre  empörte  eben  so  sehr  meine 
innerste  Ueb Erzeugung,  als  die  Art  ihrer  Ver* 
breitung  imein  Gefühl.  Ich  erkannte  sie  als 
unwahr  und  einseitig  in  ihren  Gruiidr-ntzen, 
als  höchst  verderblich  in  ihrer  Anwendung 
auf  die  Menschheit,  und  als  hemmend  fiir  dia 

•)  Allerdings  hattcp  meine  Ideen  Aehnlicbkeit  mit  ileil 
BroWnischen,   in   so   fem   sie  alles  auf  ein  Prinsip 

-  reilucirten,  und  doch  waren  sie  im  -vresentlichen  so 
gans  von  jenen  verscbieden.  — '  Daher  entstan- 
den damals  die  sonderbarsten  Mirsverständnissö. 
Einige   fandien    rftich   mit   Brown  ganz    ubereittstim** 

-  mend«  Vräbrend  andere  als  Antibrownianer  gegen 
mich  scbmälieten»  Ja  einige  hatten  den  guten  £in* 
fall,  meine  Ideen  blos  als  eine  Nachbildung  Biowns 
jEn  Aehmeh,  da  ich  sie  doch  schon  von  dem  Jahr» 
1785^1^  in:  den  ersten  Vorlesungen  über  Macrobio- 
tik im  'Tentscben  Merkur,  und  ib  der  Abhandlung 
ühet  die  Bßwegung^n  des  Hedjsafnm  gyrans  (S*  mei« 
mei  giemainnoXfigen  Aufsäti^e»)  also.  Ung^  vor  ßroivn^ 
Erscheinung,  öifentlii-h  ausgflispfocfljtiln-.  IttU«*  . 


—      14     -^ 

Fortschritte  des  wissenschaftlichen  Geistea 
durch  die  Fesseln,  die  sie  ihm  anlegte.  Ich 
ftihlte  die  schreiende  Ungerechtigkeit  in  der 
Geringschätzung,  mit  der  man  die  bisherige 
teutsche  Medizin  und  so  viele  trefftidie 
Männer ,  die  sie  bearbeitet  hatten ,  behan- 
delte, ich  fiihlte  als  Teutscher  die  Sdunädi 
die  wir  uns  bei  andern  Nationen  und  bei  der 
Nachwelt  bereiteten^  —  Wie  konnte  im 
Browns  Lehre  Yon  der  Erregbarkeit  lur  nea 
erkennen^  der  das  Wahre  darin  selbst  sdion 
früher  erkannt  und  üiFentlich  ausgesprochen 
hatte  ?  Wie  die  Zurückfiihning  der  gasen 
Medizin  auf  ein  Prinzip «  die  er  selbst  9thsat 
fiillier  aufsestelk  hatte?  Wie  den  Unterschied 
unter  sth«nisclien  und  asthenischen  Entx&B- 
diuigen*  Bluttlüsäen,  etc.  den  wir  schon  lingrt 
unter  dem  Nahmen  activer  und  passiver  kmn« 
ten?  Wie  die  brownische  Behandlung  ftsA^ 
nischcr  Fieber  und  Entzündungen  durch  Reu- 
mittel  die  schon  mein  würdiger  Lehrer  Jkifik- 
ler  längst  vorgetragen  hatte?  *)  Wie  denVof^ 
warf  der  allgemeinen  gastrischen  Verblendnng 

^  Schon  im  Jahr  i-^Sr  an^  «r  uns  in  amaatt  Tod^ 
iitng«n:  B«i  Xerrait-  und  Ftullittban  i«c  Wmx  «^ 
)iitles  ReumictoL  kühlend,  benibigttnd,  und  hebt  Os* 
lirium  and  Eabnin düngen,  w«iA  Mm  diät  WKt  Wt^ 
duGfiB  dar  8Awidfca  aiad» 


da  sich  schon  ein  Frank  (im  J,  1784  in  sei- 
ther herrlichen  Abhandlung  de  Formis  mor-m 
horum  biliosis)  und  andere  so  nachdrücklich 
dagegen  erklärt  hatten  u^  sv  Wi 

Mit  dieser  Üeberzeugung,  auf  dem  Platz<!^ 
wo  ich  stand,  zu  schweigen,  wäre  Verrath  an 
der  Wahrheit 9   an  meinen  Zuhörern,  und  an 
dem  Theil  des  Publikums  gewesen^   der  mir 
bis  jetzt  sein  Vei'trauen  geschenkt  hatte.   Wer 
Gutes  thun  kann  und  es  nicht  thut,  dem  ists 
Sünde;  und  hier  war  wahrlich  nicht  von  lee- 
rer  Spekulation,    sondern   von    der    Rettung 
TausendJer,    von    der  Erhaltung   der  wahren 
Heilkunst,  die  Rede.   —    Hier  waf  für  den 
Mann  yojl  Gefühl  und  Gewissen  keine  Wahl. 
&  fnu/ste  sich  dem  Strome  entgegen  setzen, 
unbekiiinmert,    wasT  daraus  entstehen  könnte^ 
ob  es  mit  den  irdischen  Rücksichten  verein-i 
bar  sefi  ja  ob  seine  gan^e  Persönlichkeit  dar- 
&b^r  zil  Gnindef  gehen  nlöchte^    Er  inulilie  ea 
thtin  niit  dem  festen  Vertrauen  Auf  ein  hohc^ 
res  BeWufst^eyn^  und  dafs,  -^enn  die  Mitwelt 
ihn  verkenne  j  ihn  die  Nachwelt  rechtfertigen 
werde.  -^  Mit  diesem  Sinne  ubemahni  ich  den 
Katnpf^  und  er  allein  gab  mir  die  Kraft  aus-* 
zudaüern^  alu  von  allen  Seifen  die  «mpfind** 


/ 


/" 


—     i6     ^ 

lichsteji  Schmahiingeu^  auf  •  micli   eindrangen, 
ja  als  selbst   die  Primaten   unsrer  Kunst   ent- 
weder übergingen^   oder   aus   leiclit.  begreifli* 
chen  Ursachen  schwief[en  >    und  ich ,    im  Ge^ 
gensatz    mit    der  herrschenden  Meinung,  ze* 
hen  Jahr    fast     allein    stand.      Die    persönli«' 
chen    Sciimähungen    Vvarön    mir    gleichgültige 
denn  ich  stritt  hicht  für  mich,  sondern  flir  die 
Sache.    Nur  das  that  mir  weh,  dafs  selbst  acht* 
bare  Männer  j   mit  denen  ich  so  gern  vereint 
das  Güte  gewirkt  hätte,  durch  Verschiedenheit 
der  Meinung  von  mir  abgewendet ,    ja' selbst 
die  reinen  Motife   meines  Handelils  verkannt 
wurden.   Was  mich  aber  am  tiefsten  schmerz- 
*te,  war,  zu  sehen,  wie  die  vferderbliche  Lehre 
durch  ihre  täuschende  Einfachheit  und  Kon- 
sequenz  sich   immer   irtiehr    ausbreitete^    wie 
Rohheit,  Einseitigkeit  und  ein  leeres  Formel- 
•wesen  an  die  Stelle  der  lebendigen  Kunst  trat^ 
wie  die  junge  Saat  schon  im  Aufkeimen  er- 
stickt wurde,  und  wie  Tausende  von  Kranken, 
und  luntet   diesen   die .  hofiiiungs vollsten  jun- 
gen Leute,  ^in  Opfer  der  Opiatwuth  wurden. 

f 

Nur  erst  dann^  äis  der  Streit  in  einen 
persönlichen  Faustkampf  ausartete,  der  die 
:Wissemchaft  «ntpehtte  statt|ihr  2U  nützen,  als 


I 

die  Generation  so  iii  die  Fesseln  des  Geistes-^. 
Crespo tismus   geschmiedet    war^    dafs  sie    alle* 
Empfänglichkeit  für  ^atur  iiiid  reine  Anschau- 
,  img  verlorien  hatte,  und  das  Streiten  iiur  zur 
Fortsetzung  des  Unanständigen  dienen  k'onn-- 
'te^    beschlöfs  ich,  meine    direkte   OppositioA 
auBzügebeiij,    statt  desiseii  aber  desto  kräfiiger 
durch'  Lehrö  und  That  für  das  tJesÄt^re  zu  ar- 
beiten^    und    die  Walirheit    dadurch    zu    ver- 
theidigen,  däfs  ich  ihr  recht  treu  ünj  ülFent- 
lich    diente  ^     und    ihr    junge   Gemüther  zu- 
führtet 

Die  Hauptpunkte,  die  ich  vom  Anfang 
an  deni  Brownianismus  entgegen  gesetzt,, Und 
bis  ans  Ende  Vertheidigt  hal;^,  isind  folgendet 

L  Der  letzte  Grund  aller  Lebenserscliei-* 
hüng[&h  ist  das  innere  unsichtbiare  Lfeben  — 
die  Lebenskraft.  Die  Erriegbörkeit  selbst  ist 
erst  Produkt  ocler  Erscheihuiig  dersfelben^  und 
folglich  nicht  die  Ürkraft; 

.    IL    Diese  Lebenskraft  j    oder   das   inhel'ö 
Leben,    offenbart   sich   auf   diOppelte    VVeisp» 

•        '    •  I  \' 

einmal  als  Erregbarkeit  oder  Reizbarkeit;  irrt 
weitesten-  Sinne  -^^  d»  lu  diiö' Fähigkeit  >4iic}it 
allein  vitkl  äftlzirt  zti  w^ddli)  st)ddern  afrcba^ilp 

Joürü.  XXXir.  B.  H,  St:  B 


^ 


—       i8    — 

I 

"reägiren,  worauf  sich  das  Reizverhältnils  dal 
Organismus  grüadet;  -—  zweitens  als  ISchö^ 
fungskraft,  d.  h.  das  Vermögen  die  Materie] 
chemisch  umzuwandeln,  organisch  zu  gestalto, 
zu  individualisiren,  den  Organismus  su  repco- 
duciren,  zuheilen;  worauf  sich  das  chemisdi- 
organische  Verhältnifs  gründet. 

III.  Beides  ist  immer  ^  vereinigt.  Jeder 
Act  des  Lebens,  jede  einfache  Reizung,  schliefst 
immer  beiden  in  sich,  Erregung  und  chemi- 
schen Prozeüs. 

IV.  Eine  befriedigende  und  alles  ühifas- 
sende  Theorie  lAufs  also  immer  beides, 
nicht  blos  Erregung,  soildern  auch  die  che- 
mischen materiellen  Verhältnisse  des  Organis- 
mus, im  Auge  haben,  und  umschlielsen. 

V*  Der  Organismus  ist  nicht  blos  etwasÜei-. 
dendes,  durch  Aujisendinge  bestimiiibarse.  und 
bestimmtes,  andern  etwas  selbstthätiges,  sich 
selbst  bestimmendes,  selbst  bei  dem  AiBzirt- 
werden  von  aufsen  tliätiges  und  auf  die  Au- 
fsendinge  reagirendes,  und  ihre  Wirkung  spe- 
zifisch, daher  sehr  mantiiclifaltig,  gestaltendes. 

:j'     vi.  Es  existirt  mithin  jiicht  blos  ein  quan- 
urtatives  sondern  auch    ein,   qualitatives  Ver* 


—     ig    — 

luOtiiifii  in  der  organischen  Natur^  und  letzte« 
Ksist^as  wichtigste,  insofern  es  dasindivi^. 
duelle  Sejn  des  Körpers  und  die  spezifischen 
Besiehungen  desselben  bestimmt.  Es  existi- 
iren  also  nicht  blos  Veränderungen  des  Le- 
bens und  seiner  Erscheinungen  in  plus  und 
minus,  sondetn  auch'  in  modo.  Folglich  ist 
die  Brownische  Didiotomie  in  Sthenie  und 
Asthenie  falsch. 

Vn.  Die  nächste  Ursache  aller  Krankhei- 
ten ist  qualitatir,  d«  h.  etwas  in  dem  Orp:anls- 
mus  selbst  erzeugtes,  specifisch  verändr*rtos. 
Nur  dadurch  werden  die  entfernten  Ursachen, 
selbst  Sthem'e  und  Asthenie^  erst  zur  Krank« 
hext. 

VUL  Der  Brownische  Begriff  von  directer 
und  indirecter  Schwäche  ist  also  falsch,  da  es 
dabei  auf  die  entstehende  Qualitätsverände- 
rung ankommt,  wodurch  bei  der  directen 
Schwäche  die  Reiz-Empfänglichkeit  vermindert, 
bei  der  indirecten  erhöht  seyn  kann.  —  Aus 
sben^  dem  Grunde  ist  die  Stufenleiter  der 
EVeizmittei  in  blofs  quantitativem  Sinne  falsch« 

IX.  Eben  so  ist  der  Akt  der  Heilung 
und  die  Wirkung  der  Heilmittel  immer  quan« 
titativ  und  qualitativ  zugleich. 


—     ao     — 

Xi  Es  existirt  demnach  Krankheitsniat« 
und  sie  ist  oft  so  bedeutend  in  der  Pathogeiiicj| 
dal's  sie  Heilung^object  werden  muGsi 

XI»  Jeder  Heiiimgsprozers  ist  seiner  innenj 
Natur  nach  ein  chemisch- animalischer  Prozel^ 
ein  UmschaflFungs-Akt^  den  di^  Natur  selbtt 
macht,  und  zu  dem  sich  die  Heilnäittel  ou 
als  äufsere  Bedingungen  verhalten* 

XIL  Immer  ist's  also  die  Natu^  und  nidit 
die  Kunstj  die  die  Krankheiten  heilt^  und  dit 
Medizin  non  eit  magister^  sed  minütet  na^ 

XIII.  Die  alte  Idee  der  Cöction  und  Cri- 
se  bezeichnet   diesen   innern  Heilungsprozefsj 
seinen  Fortgang  und  VoUendungj  und  ist  da^  I 
her  keineswegs  blos  humoralistisch  und  ver« 
werflich» 

XIV.  Eben  so  gewifs  ist  eSy  daTs  Kranti' 
heiten  aus  gastrischen  Ursaclien  existiren^  wni 
diafs  die  gastrische  Methode  keineswegs  ver-» 
werflich,    sondern  oft  die  einzig  rettende  ist  1 

XVi  Ein  Grundgesetz  des  Organismus  ist 
das  Gesetz  des  Cohsensus  und  des  AntagcH 
nismusi    Es  beruht  hierauf  sowohl  die  Pathos 


^^     p-l      — 

[enie,    fils    die   Hcilmeüiode    vieler   Krank - 
leiten. 

XVI.  Die  LehonskraFi  ist  iiiclit  im  gnn-i 
&a  Organismus  ^'I(Mrli  verrlieilt,  sondern  schon 
n  gesunden  Zustande  vi'rs(:liio<ln(Mi  'l'lieileu 
nd  Systemen  in  versrliiedriem  Grado  und  ver- 
^Iiiedner  Mgdiiicnfion  /ui;f'tlioilt;  norli  mehr 
ann  diese  Dift'erouz  im  kranken  Zu. stand« 
Latl.  finden,  uud  es  k'innen  dachiirh  Kränk- 
elten gemiscliter  An,  nu't  eutg4^^eii^('.s4:t/t<Mn 
e/jensJ(^rak.ter  des  Oau/on  und  des  l'.in/t'l- 
an,  oder  verscliiedner  Sjsieuio,  enlstclien. 

XVII.  Die  Vitalität  ist  nicht  lih)s  l'.i-en- 
rhafb  der  iesten,  sondern  auch  (lf*r  ilüssii^ru 
heile,  besonders  des  IMutes^  und  die  SiüK* 
nd  daher  niciit  Idos  als  äuFsere  Ji(>(lin^:;uu- 
;n,  sondern  als  iutoijrinMulo  Thcile,  des  JiC- 
ms  zu  betrncliten.  Der  ]k\i;rin  des  Oii^'aui- 
hen  bezieht  sich  nicht  auf  fr.sr  odtiT  Ih'issi^^^, 
ndern  auf  das  F.iholx^nseyu  der  Materie  zu 
tier  höhorn  Sdile  des  üeyns.  Es  ^iebt 
mnach  auch  Kianklieiten   der  Siifte. 

■ 

Diese  Sätze  waren  der  direkte  (lef^en* 
tz  der  Fundamentalsätze  des  l^rovvnianis- 
as  und  der  Erregim^siheorie,  und  luin   iVa- 

idi    jeden    unj[>ariijeüsciien    und     selbst- 


—     aa     — 

denkenden  Wahrheitsforscher :  Habe  ich  je 
einen  derselben  aufgegeben?  Habe  ich  Je  eine 
ilnien  widersprechende  Brownische  Ansicht 
luigenouimen  ?  Und  sind  sie  nidit  gegenwär- 
tig: durcligüngig.  selbst  von  den  erklärtesten  . 
Anhängern  Browns,  als  wahr  anerkannt? 

In  au  [serwesentlichen  Dinaren,  auch  in 
NAmeu»  nachzugeben,  hielt  ich  fiir  Pflicht,  Aeiis 
um  iev?en  AVrdacht  des  Eigendünkels  zu.  ent- 
f^rn<m.  theils  um  der  Wahrheit  selbst  mehr 
Fitig;ui^  ^u  rersciuäPeu.  Hat  dies  jemand  für 
Auuiherun^  ^um  Brownianismus  gehalten,  so 
i>t  vh<r<ii  uiolit  m^ue  SchuldL  Wer  sidi  so  gänx-v 
Itv^  ttUvi  in  der  Wunel  ron  ihm  gesdneden 
«r.x^rv^rv'chen  hatti^«  bei  dem  konnte  w<M 
t\\t\  ^^^iiUMT  w;jihnNii  AnuÄherang  die  Rede  aejn* 

l^;<^s  s^r  i^uii  ub*r  mein  Ve: 
«^rA  Ivv^^n^Asxtsmu**  —  Ich  habe  midi  ge- 
ftvsu  t;^^^  *iji$  \u:\v^r^.t^en  einer  freieren  .und 
n'"-.r«ss<^r.^^'^m  Ari«v'^;r  oor  Din^e,  die  man? 
SoV.  ^c^^t^Ve.  mü  Unrecht  und  nicht  m  ihrem 
^^vt\f■:  \  N  «nlrJ^hf^^s.^ph;e  gerannt  hat ;— nicht 
^'^^  .^^  :^^\  ein  unbeiiin^er  Aiihäneer  dersd- 
^'»n  ^K-o^v^^n  "w^re,  sonu?m  irril  ich  sie  I& 
^''^^>!^t^-r»>:V>>Rtic  und  ncvrhweoi^'c  fand,  den 
in    dU^   Fesseln  eines  schol»s:ariien  System* 


.       -     «3     — 

eingeengtem  Geist  des  Zeitalters  wieder  frei 
ZU  machen,  der  zum  dürren  Skelet  geworde* 
rien  Heilkunst  lebendigen  Othem  einzuhau- 
dien,  vnd  die  Aerzte  wieder  au^  Naturstudium 
und  Erfahrung  hinzudrangen.  Nur  in  dieser 
Beziehung  werde  ich  sie  schätzen  und  mich 
zu  ihr  bek^nen,  keineswegs  aber  wenn  sie 
eine  zügellose  Phantasie  und'selbsterschaiFene 
Welten  an  die  Stelle  des  reinen  Natursizmes 

und  wahrer  Erfahrung  setzt* 

*   •        • 

,    t 

Es  ist  nun  noch  übrig,  über  die  Gründe 
meines  Betragens  einige  Worte  zu  sagen, 
welches  mir  Gelegenlieit  geben  wird,  mein 
Glaubensbekenntnifs  über  gelehrte  Streitig'^ 
keiien  und  Selbstvertheidigungen  überhaupt 
abzulegen,  und  wie  es  bei  mir  Grundsatz  wor- 
den is^  mich  persönlich  nie  tu  ver^heidigen. 
Der  Gegenstand  verdient  gewifs  in  unsern 
streit-  und  selbstsüchtigen  Zeiten  der  ernste^ 
sten  Beherzigung,  wenn  wir  nicht  noch  tiefer 
sinken  wollen.  Möchten  doch  nachfolgende 
Worte  zur  Erweckung  edlerer  und  liberale- 
rer Grundsätze  darüber  beitragen! 

Es  ist  meine  feste  Ueberzeugung:  Nichts 
icht  wahres  und  den  Keim  des  Lebens,  in  sich 


u 
« 


?-J 


—     a4     — 

tragendem;  geht  unter.  Wie  ein  Saainenk.<vi| 
keimt  es  oft  unbemerkt  in  stiU^r  Erde  fortt 
'  und  trägt,  sey  es  »auch  nach  hingen  Jahren, 
g^wifs  die  schönsten  Früchte.  Und  eben  w 
]iat  uns  die  Geschichte  gelehrt  und. lehrt  uds 
poch  täglich,  dafs  die  JiocJjgepriesensten  Wer- 
ke und  Systeme,  ^weim  sie  auf  Irrthum  bern- 
hen,    in  sich  seihst  zerfallen  und  vergehen! 

Das  erste,  was  mir  daher, immer  vor  Augen  1 
schwebte,  wenn  iqh  etwas  ins  Publikum  sen- 
dete, war  das  herrliche  Wort  unsers  Luthers: 

Ist)8  Werk  von  Gott,  80  wird's  bettaha« 
Isfs  Mensch em and 4  vrird's  untergafan;'. 

Ich  war  und  bin.  noch  fest  davoi^  über-, 
zeugt:  Ist  das,  was  du  schreibst,  Wahrheit, 
so  wild  es  keine  Kritik,  ja  keine  Mac^t  in 
der  Welt  luiterdriickcn,  —  es  wird  sich  selbst 
halten,  und  bedarf  deiner  Vertheidigung  nicht 
—  Ist  es  aber  Irrthum,  sq  mag  e«  fallen^  es 
ist  recht  gut,  dafs  es  als  Irrthum  'erkannt 
wird,  und  alle  Yertht'idigung  wird  es  nicht 
halten. 

Ferner  erschien  mir  das  Schreiben,  pder 
wie  es  eigentlich  heifson  sollte,  das  Reden 
zur   Welt    und   zwar  nicht  blos   zur  Mitwelt 


a'y 


pndern  zur  Nadiwelr,  von  jeher  als  ein  Iieir 
iges  höheres  CJ^-sohiilV,  wotiei  die  {^rüfste  Kr- 
lebiuig  seiner  seligst  ilbur  Aas  Gemeine  und 
rdische ,  die  iMÜx^Iidisie  Eniiiurseriuii;  seiner 
^ersünliclikcit  und  ein  reines  j\ui^i;iien  im 
geistigen  Leben,  unerliirsIicJie  l>edini:iuiy  sey. 
[n  dieser  Le!>eusspiiiu'e  aber  giebt  es  bekann L- 
lich.  keine  Rezensenten,  keine  herrsriiende 
IVfode,  keinen  Wediselkurs  der  f;eloIiri.ou  l*.!- 
piere,  genug  keine  von  den  vorübergelien- 
den  Erscheinungen,  ilia  (b.'u  'IVif^'sdnKisitt.'IU'r 
bestimmen.  Alles  ist  reill<^s  liiliMiK^nl  di's  (jeir 
stes  und  d^r  Walirlioil,  in  dnn  jnan  sirii  {'mi 
und  entfesselt  von  diT  Zeit  bew<.'^t,  inun 
spriciit  zu  einer  unsi<:liLbaron  Kirdw,',  dm  im- 
mer ist  und  ewig  seyn  wird,  wcjnn  auih  die 
lautwerdende  keine  Ahndun;;  d.'ivon  Iiat.  W  as 
geht  uns  diese  an?  Und  wozu  beduii  es  denn 
der  Vertlieidigung  gegen  sie? 

.  .Dazu  ist  es  aber  unentbehrlich,  dafs  iYir\i\ 
nur  aus  völlig  rc^inen  Motifen  die  Iw.'der  er- 
greift: nidit  um  seinetwillen,  und  ausg  e- 
meinen  Rücksichten,  sondern  rein  fiir  die 
Sache,  und  getrieben  allein  von  t\r:r  Idee. 
Wer  so  schreibt,  dorn  ist  es  völlig  glcidigül-. 
tig,  was  man  gegen  ihn  sagt.     L^  i^t  ja  nidit 


w-     26     — - 

seine  Sache,  die  er  vereidigt,  es  war  ja  nidit' 
um  Recht  zu  behalten,  dafs  er  schrieb,  son- 
dern um  den  Trieb  seines  geistigen  Strebem 
2?u  befriedigen,  und  dem  Geiste  ssurUckzuge- 
ben,  was  er  von  ihm  empfangen  hatte, 

Dör  wahre  Schriftsteller  mufs  seine  Per- 
sünlichkeit:  so  ausziehen,  dafs  es  ihn!  gleicii* 
gültig  ist,  unter  welchem  Namen,  dem  sei- 
öigen  öder  einem  andern,  seine  Idee  in  die 
Welt  kommt.  Es  ist  genug,  dafs  sie  in  die 
Welt  kommt,  und  unentstellt  ins  Leben  ein* 
geführt  wird. «—  Die  wahre  irdische  Unsterb* 
lichkeit  ist;  ja  ^nicht  die  Unsterblichkeit  des 
Namens  ,  sondern  der  Sache ,  das  geistige 
Fortleben  und  Fortwirken  unsers  Daseyns.  — 
Es  ist  genug,  dafs  du  da  warst,  und  dafs  die 
Spuren  .  deines  Daseyns  wohlthätig  in  der 
Menschheit  fortwirken.  Wir  kennen  den 
nicht  mehr,   der   den    ersten  Baum  pfropfte, 

■ 

und  doch  seegnen  wir  sein  Andenken  bei  dem 
Genufs  jeder  Frucht.  Der  erfreuende  Genufs 
selbst  ist  die  schönste  Feier  seines  Anden- 
kens. ^ 

Werfen  wir  nun  einen  Blick  auf  das,  was 
aus  gelehrten  Streitigkeiten,  selbst  unter  den 


,  —     «7     — 

Bessern,  hervorgeht,  wie  sie  immer  persön- 
hch  werden,  zu  der  heftigsten  Animosität,  ja 
endlich  zur  pöbelhaftesten  Gemeinheit  fuh- 
ren,  und  keineswegs  zur  Ehre  und  Gewinn 
der  Wahrheit,  sondern  zur  Unehre  der  Wis- 
senschaft und  derer,  die  sie  filhren,  gerei« 
chen,  müssen  wir  da  nicht  überzeugt  werden, 
dafs  dies  sicher  nicht  der  Weg  sey,  die  Wahr- 
heit zu  färderp,  sondern  viehaelir  die  gefähr- 
lichste iäippe,  durch  gereizte  Eitelkeit  und 
Leidenschaft  selbst  in  Iclilioir  und  Gemein- 
heit zu  versinken?  —  Selb«;t  der  üeste,  wenn 
er  sich  in  Streitigkeiten  einlnfst,  ist  nie  sicher 
dafiir. '  Unvermerkt  wird  es  seine  Sache,  und 
hört  auf  Sache  der  Wahrlioit '  zu  soyn,  und 
somit  ist  die  reine  liöhere  Welt  und  ihre  Be- 
dingung, Ruhe  der  Seele,  verloren.  Wem 
beides  lieb  ist,  der  gehe  nie  ein  ! 

So  geschali  es,  dafs  ich  es  für  das  letz- 
te, und  icli  kann  sagen,  fiir  das  unnützeste  Ge- 
schäft von  allen  hielt,  mich  zu  verth eidigen, 
und  dafs  ich,  je  mehr  ich  unwürdiges  gegen 
mich  vorbringen  sah,  desto  mehr  in  diesem 
Grundsatz  bestärkt  wurde,  da  sich  ja  eben  da- 

•  

durch  das  wahre  W'esen  der  Polemik,  und  was 
bei    einer    seriellen  Stimmung  der  Gemüther 


—     a8     r- 

fiir  die  Wahrheit  zu  hoffen  3ey,  am  besten  of- 
fenbarte. 

I 

Wandelte  mich  ja  einma}  die  Lust  an, 
midi  zu  vertheidiiiren,  so  lief  es  in  nieinefn 
jnnern:  K^nft  du  nicht  in  der  JZeit  etwas 
bes$eres  thun? —  Strebe  weiter  —  handle  im 
J)essGrn  Sinne,  dies  ist  die  beste  Antwort-—' 
Dann  verdoppelte  ich  meinen  Eifer,  in  Lehre 
und  That,  suchte  mich  selbst  und  meine  Lehre 
""imm^r  mehr  zu  vervollkommnen  und  klarer 
Vu  entwicklen,  und  half  dadurch  der  ^ache 
iträfliger  fort,  als  durh  direkte  Vertheidigung. 

Und  so  sollte  es,  dünkt  michj  immer  ge- 
halten werden.  Die  Wahrheit  bedarf  keiner 
Vertheidigung,  nur  des  redlichen  Fortwjirkens 

'  und  Handelns  in  ihrem  Sinne,  utid  t>ei  Mifs- 
T erstand  einer  deutlichem  Entwicklung  und 
Parstellung,  Der  Schriftsteller  atich  nicht,  denn 

,  ist  er  mit  Recht  getadelt,  so  schweige  er  und 
bessere  sich,  ist  es  mit  Unrecht  oder  Bosheit 
geschehen,  so  fällt  der  Tadel  sicher  üb^r  lang 
oder  kurz  auf  den  Angreifer  zurück,  und  er 
kann,  wenn  er  wirklich  ein  reiner  und  jpdler 
Mensch  ist,  es  ruliig  abwarten.  — r  So  liele 
demnach  alle  Selbstvenheidigung-i    das  heifst 


\i 


—  Ä9  — 
alle  Polemik  iiA  persönlichen' Sinn^,  weg,  es 
hliebe  blos  Sachverüieidigung,  das  heifst  aber 
^chts  anders^  als  fortgesetztes  reines  Streben 
nach  Wahrheit^  sey  es  auch  auf  den  entge- 
gengesetztesten Wegen ,  und  so  würde  die  Li« 
teratur  friedlicher  und  würdiger  erscheinen , 
und  da»  wahre  Reich  des  Wissens  sicher  bes- 
%et  gefördert  werden« 


I 
t 


/ 

f 


—     5o     — 


I     ' 


II. 

U  e  b  e  r 

die   Behandlung   der  Augen 

uAch  W^rleCiungen  derselben  überhaupt 

und  besonders 

tuch    Jen    Absichtlichen    durdi   Operationen 

an  denselben. 

Von 

K«     H   i   m  1  v» 


«it^f'7y>ik  iH^^nf^^)  AuffCÄ  mehr  oder  weniger 
«V  ^:^v)^yi^  ^)^d  «iic»^  £^iialh^>»  Veriecxongen 
!eVcA  >i<k^^?v^  ni;r  jt^^T  ^^«!uf#Kt  :^  zerstörend 
^»^vv'.^\\mä^  >ny>%l  iM>mhch  nkii»t  die  passende 
^.>>-^!^,^>?rT^  ««lit  ii)^wsr  w<>)i}  sesßtti  eine  rer- 
VvViK'  t^lMtM.    BeiL  der  Pre^cmz  J^  An^en- 


—     3j     — 

Operationen  sieht  man  bei  diesen  es  noch  oF- 
ter,  und  muts  manchmal  bedauern ,  dafs  eine 
solche  Operation  dieser  Art,  obgleich  gut  vor- 
richtet, dennoch  fehl  schlägt,  weil  nämlich  der 
,  Operator  überhaupt  zu  wenig  Arzt,  oder  von 
einer  einseitigen  Behandlungsmaxime '  einge« 
nommen  ist. 

Die  letzteren  sind  besonders  häufig,  und^ 
.  zwar  von  vier^rfei  Art,  * 

$ 

Die  erste  ist:,  alle  solche  Verletzungen 
machten  -^ritzündungy  waren  synochischer^ 
sthenischer  Art  und  federten^  also  eine  ent* 
zünduhgswidrige^  d.  h.  nach  diesem  Glau^ 
ben  nur  eine  schwächende  Behandlung.  Dien 
sen  Grundsatz  findet  man  am  häufigste^  bei 
den  Wundärzten  der  altem  deutschen  und 
bei  der  französischen  Schule,  und  obgleich  er 
vielleicht  in  der  MehrzaU  richtig  ^st,  so  nach^ 
theilig  wird  er  doch  in  andern  Fällen ,  wo 
statt  der  Blutausleerungen,  besonders  der  all- 
gemeinen,  und  statt  des  Salpeters  und  ähnli- 
cher Mittel  gehörige  Dosen  von  Opium,  Naph- 
theomd  andern  inzitirenden  Mitteln  der  Krank- 
heit eine  ganz  andre  Wendung  würden  gege- 
ben und  vorzüglich  oft  ihren  Ueb  ergang  in .. 
ein  sehr  chronisches  Uebel  verhütet  haben. 


••  •/■ 


I 

—     3a     — 

« 

Die  zi/0eiU  isl :  Üiesd  Verletzungen  müj%- 
ten  mit  Opium ^  innerlich  gegeben,,  beharh 
delt  werden  y  weil  nämlich  ein  so  sehi^  em- 
pfindlicher  Theil  verletzt  sey^  müsse  man  den 
Nen^enr^iz  durch  betäühehde  Mittel  hebpu 
Diese  Maximen  hatten  $chon  Wiindätzte,  ehe 

• 

der  Brownianismus   cUs   Opiuni    in   häufigere 
Anwendung  brachte,  besonders  englische  und 

gebildetere  deutsche,  die  gemerkt  hatteii,  <;Iaß 

AI  •' 
,j  erzten  und  Wund- 
ärzten viel  lernen  läfst  und  ihnen  viej  iäach- 
ähmten.  Ueber  das  Irrige  der  Mein  oiig,  als  sej 
Opium  hur  ein  betäubendes  Mittel,  hcits'cht 
seit  Brownes  ^,  Opium  me  hercle  hon  'iedat^ 
eine  allgemeinere  Uebereinstimmung,  und  hie- 
durch  liels  man  von  dieser  Hypothese  auch 
ifnehr  ab,  wenn  auch  deshalb  noch  nicht  tob 
demselben  Mittel.  Schädlich  genug  zeigte  ös 
sich  auch  oft,  und  ich  glaube,  die  Deütischen 
inifsbrauchteh  in  solchen  Fällen  das  Opium 
iiielir,  als  die  Engländer,  obgleich  sie  es  in 
kleinem  Gaben  wagten;    sie  übersahen  näm- 

•  •  •  »  . 

lieh  den  freien  Gebrauch   der  Blutausleenin-    ' 
^en,    welchen   die  £nglähder  so   oft  vorher* 
icliickten.  ^ 

Zu    dieser  Maxime    kann    man   auch   die 
noch  rechneu  :    Ruhe  befördere   die  Heilung 


-  33r  - 

jeder  Wunde^  die  meiste  Ruhe  habe  dos  Auge 
im  Schlafe^  also  wenigstens  die  Nacht  müsse- 
der  Kranke  tüchtig  schlafen^  und  da  Opium 
Schlaf  mache,  müsse  man  dies  deshalb  in  2u- 
reichender  Dose  wenigstens  Abends  geben« 
Das  erste  ist  richtige  das  letzte  falsch.  Bei 
Entzündungen  mit  erhöheter  Irritabilität .  be- 
fördern Blutausleerungen  uqd  Weinsteinrahm 
die  Ruhe  und  den  Schlaf,  und  Opium  ver« 
mehrt  die  Schmerzen  und  verdrängt  den  Schlaf 
Tollends«  Es  hat  mir  geschienen  ^  als  wenn 
selbst  halbe  Vergiftungen  mit  Opium  in  soU 
chen  Fällen  nicht  einnjal  gelingen  Rollten,  in« 
dem  das  Qpium»  wenn  ein  Arzt  dadurch  den 
Schlaf  in  solclien  Fällen  durchaus  erzwingen 
wollte^  in  grölsern  oder  öftem  Dosen  gege« 
beU)  nur  Erbrechen  erregte* 


^    \ 


Eine  dritte  ist:  audi  besonders  ,  0/?iu/» 
tu  geben  und  zwar  als  difi,Intuauon  ver^ 
mehrendes  Mitteln  und  deshalb  oft  in  Ver« 
bindung  mit  Liquor  aüodjnus,  Naphtha^  Wein^ 
Kampher  u.  s.  w<  Diese  Maxim^  wurde  init 
dem  firownianismus  und  der  Erregungstheorie 
bei  Entzündungen  überhaupt  gtassirend^  die 
Nothwendigkeit  derselben  glaubte  man  erwie-« 
sen  durch  gehörige  Würdigung  der  vorgcgan* 

lovrn^  XXXU.  B.  ii.  Sr.  C 


—     54     — 
genen  Schädlichkeiten,   als  dem  Blutrerluit^l  ^ 
dem  Schmerze^    der  gestörten  Funktion,  der |  ^ 
Betrübnif«,  Angst  etc.    Bei  Augenoperationa 
zeigte  sich  dieser  allgemeine  Grundsatz  nadh 
theiliger,  als  der  erste,  immer  kühlend  zu  ter- 1  \ 
fahren«    Zwei  besondere  Verhältnisse  wurda 
hier,  wirklich  zum  Erstaunen  überseheny  nem* 
lieh,    dafs  bei  diesen  Verietzungen    meistern 
gar  kein  Blutverlust  Statt   hat  tuid    dafs  statt 
;der  Betrübnifs  meistens   die  Freude   eintritt, 
wieder  sehen  zu  können,  oder  wenigstens 'dodi 
Befreiung   von  der    vorhergegangenen  Angst 
vor  der  Operation  und  gegen  die  eingetausch- 
te Hoffnung  ihres  erwünschten  Effectes. 

£ine  vierte  ist,  zu  merJcen^  tu  schlimm 
Folgen  der  Verletzung^  eine  Entzündung 
mit  ihren  Symptomen  sich  zeigen^  indem  ja 
bis  dahin  noch  nichts  zu  behandeln  da  -sef, 
Seinen  geradesten  Gegensatz  findet  diese  Ma- 
xime in  den  älteren  Praparationskuren  und 
ich  kann  mir  die  Aufstellung  derselben  fast 
nur  aus  dem  Streben  und  der  Gewo^infaeit, 
dem  Milsbrauche  dieser  entgegen  zu  arbeiten, 
erklären«  Kann  ein  Arzt  denn  wirklich  glau- 
ben, in  den  ersten  Tagen  nach  der  Verlet- 
zung sey  noch  nichts  normwidriges  YoAast- 


-     55    — 

dßn?  Woher  komtnt  ei  denn  so  heftig  am 
folgenden  Tage  hervor  ^  ohne  däk  eine  neue 
zufällige  Verletzung  eintrat?  Eine  krankhaft 
te  Veran(lei*ung  hat  hier  die  andere  erzeugt^ 
bis  sie  in  die  Augen  springend  wurden,  lei« 
sere  Veränderungen  gingen  vom  Momente  der 
Verhetzung  an  vor,  wie  vom  Anfange  der  Im^ 
pfung  oder  der  s^ufälligen  Anbringung  eines 
haftenden  Kontagiums;  vorbeugen  soll  der 
Arzt  (^en  schwerem  Zufällen  durch  zeitige 
Beseitigung  der  gelindem^  aus  denen  sie  sonst 
entstehen  würden,  und  selbst  diese  soll  er 
nicht  aufkommen  lassen  |  wo  er  dlvinifen 
kann,  dafs  und  in  welcher  Art  sie  hervotreteft 
würden.  Die  Möglichkeit  solches  Verfahrens 
kann  ein  guter  geübter  Arzt  nidht  in  Zweifel 
ziehen,  und  er  wird  sich  in'  ihm  die  Krone 
seines  Thuns  nicht  nehmen  lassen !  Hielni  ist 
aber  besonders  nöthig  ein  Loslassen  yom  Ge- 
neralisiren  und  das  Sor^Itigste  und  genaueste 
Individualisiren.  Eine  sehr  genaue  Erforschung 
der  Konstitution  des  Verletzten  überhaupt  und 
der  seines  verletzten  Theiles  insbesondere  ist 
hier  nöthig,  wenn  man  sich  nicht  auf  das  Glück 
eines  blinden  Griffes  verlassen  will.  Hiemach 
sich  zu  bemühen,  ist  wichtig  götaüg,  da  man- 
che Augenentzündung,  wenn  sie  sich  schon 

C  iM 


I , 


~.  36     — 

ausgebildet  hat,  zu  arge  FlecLen  dem  Kran- 
ken und  auf.  der  Waage  der  Kunst  auch  den 
Arzte  ^urückläTst.  Ich  ivill  .hier  blofs  aa  die 
Iritis  erinnern,  die  pft  so  heimlich  entsteh 
und  so  häufig,  wenn  sie  sich  erst  gebildet  ItH^ 
Verwachsungen  und  Verdunkelung  des  Ge- 
sichts zuriickläfst. 

Als  Hauptspezies  dieser  Zustände  unte^ 
scheide  ich  folgende. 

i)  Synochiscbe  Opportunität^  im  IJeher» 
günge  zum  wirklichen  synochischen  Zustande, 

Der  Verletzte  hat  eine  gute  Ge;sundheit, 
ist  in  mildern  Jahren,  sanguinischen  oder  cho- 
lerisoien  Temperaments  u.  s.  w. 

Die  Operation  ging  leicht  und  scbiielly 
war  gleich  von  sichtbar  gutem  Erfolge  beglei- 
tet, oder  erfüllte  doch  dem  Kranken  mit  leb- 
hafter  HofEaung. 

In  «einem  Gemüthe  ist  Exaltation,  *)  ^ 
will  gern  seipe  Bekannte  sprechen,  ihnen  er- 
zählen, mag  nicht^esseh  vor  Freude,  kann  nidit 
schlafen,    obgleich    er  keine  Schmerzen  liat) 

*)  So  iat  68  Aiir  ein  paar  Mahle  schon  tvor^ekoDiineBt 
dafa  die  Operirten  sich  fast  mit  dem  Instrumente 
aonst  verletst  hätten,  -wegen  ihrer  Hast«  die  Haii^ 
JEU  küssen,  die  ihnen  so  eben  das  Gesicht  wieder- 
^^eben  hatte.  ■     ' 


-     37     -. 

blols    vor  ixmerm  Vergnügen  louin  er  nicht 
sdilafen.  

Hier  ist  besonders  nütliig,  die  zu  lebhafte 
GemUÜi$stiminung  zu  beruhigen.  Der  Kranke 
darf  deshalb  nur  wenig  Menschen  sprechen» 
das  köstlichste  Opiat  fiir  ihn  wäre  —  Langem, 
weile,  wenn  man  sie  ihm  nur  richtig  dispen* 
siren  könnte!  Ist  der  Kranke  aber  gar  zu 
überspannt,  so  deprimire  ich  seine  Freude 
durch  ernsthafte  Vorstellung,  dafs  bis  jetzt 
zwar  Alles  recht  gut  stehe,  er  aber  doch  noch 
gar  nicht  ganz  über  den  Berg  sey^  besonders 
hei  miangelnder  Geistesruhe. 

Solche  Kranke  lege  icii  besonders  hoch, 
lasse  sie  auch  wohl  aufsitzen,  das  Zimmer  ver- 
jBnstere  ich  stark,  bei  dem  Augen  verbände 
meide  ich  starke  Erwärmung  des  Auges.  . 

Zum  Getränke  gebe  ich  Limonade,  zur 
Speise  nur  Wassersuppen  oder  Obstsuppen. 

So  behandle  ich^  ihn  die  ersten  3  Tage 
nadi  .der  Verwundung j  und  wird  der  Puls 
härtlidi,  wird  das  Auge  unruhig  oder  selbst 
schmerzhaft,  so  gebe  ich  ihm  Weinsteinrahm, 
als  Limonade  mit  kochendem  Wasser  {Aqua 
crystallina)  und  Zucker  bereitet,  auf  den  Tag 
^  .«•4  Loth,  so  dafs  ein  gelindes  Purgiren  ent- 
steht. 


—     38     -. 

9)  Synöehhohe  BntzUnduhg    min  aiig^ 
meinem'  synochisch^n  Zus^tmde^ 

4 

.  I 

Der  vor]^  Zustand  ging  in  diesen  über, 
zuweilen  schon  am  ersten,  zuweilen  am  «tweiten, 
drittenTage  und  wohl  noch  späser,  oft  durch  Ver- 
nachlässigung desselben,  oft  aber  auch  wegen 
der  gröfsern  Verletzung.  E$  entsteht  nun  im 
Auge  ein  lebhafter  Schmerz,  ein  Gefühl  von 
Pressung,  als  wäre  die  Augenhöhle  zu  klein 
für  ihn  geworden,  es  entsteht  wohl' selbst 
Klopfen  im  Auge,  sein  Aeufseres  zeigt  Ge- 
schwulst und  Rothe;  mäßiger  Thränetiflufs;  der 
Schmerz  deicht  sich  in  den  Kopf  aus,  suerst 
nur  in  die  Sdiläfe  und  Augenbraunengegend 
der  verletzten  Seite,  ilach  und  nadi  weiter, 
doch  lange  xitir  halbseitig,  oft  auch  in  die 
ollere  Kinnbacke  $  im  recht  hohen  Grade  ist 
er  fast  betäubend,  der  Puls  ist  bedeutend  bart^ 
seine  Frequenz  nicht  sehr  übermäfsig  vermebrti 
J^aum  bis  go  oder  loo  Schläge  in  einer  9& 
nute;  dem  Kranken  ist  üblich ^  er  erbriebt 
sich  wohl  selbst;  Abends  imd  Na6hts  konimt 
eine  bedeutende  Exazerbation«  3ei  redtt^f 
Hohe  des  Uebels  leidet  der  Kranke  wie  im 
HirnentzUndung,  das  Auge  leidet  hier  durch 
und  durch,  nicht  wie  bei  der  gichtischen  und 


—     39     — 

andern  EntcUndungen  ftst  nur  io  ieiozelkien 
Theilen,  udd  so  droht  es  auch,  in  aUgemeine 
Vereiterung,  oder  Yfie  idi  auch  einige  Male 
iah,  selbst  in  Brand  zu  gerathen,  und  so  nach 
vielen  Leiden  in  ein  entstellendes  Kluinpchen 
zusammen  zu  schmelzen* 

ICer  pflegt  das  Auge  grofsentheils  ver« 
loren  su  gehen,  wenn  der  Arzt  oder  Wund- 
arzt glaubt^  Opium  müsse  er  geben,  um  den 
heftigen  Schmers  und  das  Jconsensuelle  Erbre- 
chen zu  stillen*  Es  mufs  eine  schwächende 
Behandlung  eintreten,  und  zwar  eiKg.  — -  Der 
schwädietade  Apparat  ist  aber  grofs  uud  gra- 
dativ  sehr  verschieden,  z.  B.  zwischen  etwas 
Spiritus  Minderen  und  einer  Aderlässe  ein 
grolMT  Unterschied.  Die  Walil  mufs  sidi  liier 
riditen  theils  nach  der  Hohe  des  Zustandes, 
aber  auch  gar  sehr  nach  der  Grundkonstitu- 
tioxu  Denn  ein  sehr  sensibles  zartes  Subjekt 
ist  zu  diesem^  Zustande  grade  wegen  seiner 
groisen  Sensibilität  und  dadurch  geschehene 
grolse  Steigerung  der  relativen  Gewalt  des 
Reizes,  sehr 'geeignet,  dieser  Zustand  ist  aber 
seiner  Grundkonstitution  zu  sehr  entgegen, 
ist  ihm  nUr  gewaltsam  aufgedrungen  und  dau- 
ert bei  dieser  KonsutuUon  deshalb  meistens 


audh  nicht  lange-  Bleibende  Reizentziehnn^ 
gen,  z.  @.  durch  allgemeine  Blutausleenmgen,  1 
.tind  deshalb  hier  nicht  so  passend,  als  bei 
denselben  Zulallen  i>ei  einem  derben  Manne» 
— -  Sq  weit  wird  mich  jede  Schule  verstehen, 
wenn  ich  aber  sage,  dafs  ich  in  einigen  Fäl- 
len auch  wohl  Liquor  Cornu  Cen^i  succiaa» 
tus  und  Castoreunt  gebe,  dafs  idi  diese  Fälle 
auch  mit  in  diese  zweite  Spe;des  rechne,  so 
wie  diese  Mittel  in  dieselbe  Reihe  mit  Cremor 
tanari  und  dergleichen  Mittel,  *  so  muls  ich 
hierüber  mich  wohl  weiter  erklären.  Unter 
iynodhiscHem  Zus|;ande  verstehe  ich  denjeni* 
gen,  wo  Wirkungsvermügen,  Irritabilität  über- 
mäfsig  ^rhoht  sind,  und  diese  werdet  gemiu«- 
dert  durch  sauerstofihaltige  (kühlende)  Büt- 
tel, aber  auch  durch  stickstoffhaltige  (krampf» 
stillende).  Die  letzteren  vertreten  die  Stdie 
der  ersteren,  wenn,  wie  oben  angegeben  wui^ 
de,  übergrpfse  Sensibilität  das  Hauptmoment 
bei  der  Entwicklung  dieses  Zustande«  war« 
Als  solches  Mittel  schätze  ich:  in  vielen  Fäl* 
Jen  besonders  den  Liquor  Cornu  Cerui  sucä^ 
^  flatus  y  dieses  vortrefiliche  Neutralsalz,  dessen 
Neutralsalz  -  Natur  die  Brownianer  gottlob 
übersahen  und  es  deswegen  niclit  9cas  der 
Ap($theke    ausschlössen ,    sondern  es  als.,  ein 


.-    4«    - 


lächtiges  Reizmittel  recht  oft  und  derbe  ga- 
I  ■ 


In  ähnlidien  Fällen  madie  ich  auch  wohl 
erbinduDgen  von  Tartarus  solubiUs  mit  Ca* 
'.areums  und  gebe  solche  Mittel  gar  nicht 
Is  diaphoretica  antirheumatica^  sondern  aU 
iefer  in  der  Reibe  derjenigen  Mittel  «tehen- 
[e,  welche  die  krankhaft  erhöhte  Irritabilität 
u  depotenzirea  vermögen. 

Eine  Aderlässe  erinnere  ich   mich   nicht 
lach   irgend   einer  meiner  Augenoperatiöneii 
gemacht  zu  haben,  Blutigel  setze  ich  aber  oft 
an,  ich  mochte  sagen  manchmal  nur  zur  völ- 
ligen Sicherheit,    und   beJaure,    im   Anfange 
meiner  Praxis  nicht   genug    davon   Gebrauch 
gemacht  zu  haben,  weil  mir  Mifstrauen  gegen 
ihren  fi^utzen  und  Furcht  vor  ihrer  das  Llut 
noch  mehr  anziehenden  Kraft   eingeiiöi'st  wa- 
ren,   deren   Ungrund   eigene  Erfahrung   niicii 
erst  später  lelirte.     Etwas  Aehuliches  äui'serie 
Srüninghausen  einmal  bei  Gelegenheit,  nU  ei: 
einen  kleinen  Apparat  zur  Ansetzung  der  Blut- 
igel empfahl;  was  Andre  Böses  durch  die  an- 
ziehende   Kraft    der  filuiigel    gesehen    haben 
wollten,  leitete  er  davon  her,   dafs  man  we- 
gen der  Schwiei'igkeit ,    diese  Thiere  manch« 


mal  in^  gehöriger  Menge  anzubringen,   ihitti 
zu  wenige  gesi^tzt  habe.    Ich  habe  aber  mandh« 
mal  auch  von  2  bis  3  schon  grofsen  Nutzen 
gesehen.    Die  Sugillation  um  den  Bifs  henzm 
zeigt  freilich  von  Kongestion;    wir   setzen  ja 
die  Thiere  aber  auch  nicht  auf  dei^  Augapbl 
Und  die  Kongestion  in  der  Augengegend  kana 
ja  grade  im  Auge  sie  mindern.     Indels  setz» 
ich  wegen  dfer  sonst  wohl  nachfolgenden  Ve^ 
Schwellung   der  Augenlieder    die  Blutigel  lie- 
ber nicht  dicht  um   die  Augen  lieninL,.  son- 
dern in  die  Schläfe    und   hinter   die  Ohren^ 
aber  deshalb   auch   in  gröfserer   Menge  und 
unterhalte  die  Nachblutung  lange. 

3)   Typhose  Opporcunitäf:  im  Uebergaih 
ge  zur  typhösen  Enczündung^ 

Der  Kranke  hatte  schon  länger  eine  Koib 
stitution,  in  welclier  wenig  Energie,  aber  desto 
mehr  Empfindlichkeit  herrschte,  oder  er  I>^ 
kam  solche  erst  durch  sein  Augenübel .  nüt 
seinem  Gefolge  von  Angst,  Kummer  9  Mangel 
an  Bewegung  und  freier  Luft,  besonders  wena 
er  schon  lange  litt,  ehe  er  sich  zu  einer  Ope* ' 
ration  entsclilofs,  wie  es  bei  dieser  Konstito^ 
tion  häufig  ist.  Zitternd  und  bebend  setzte 
er  sich  vielleicht  auf  den  Operationsstuhl,  ward 


.        -    43.  -, 

ohne  besoncleivi  ^Schmerz  yielleicht  ohnmäch- 
tig auf  demselben,  oder  bekam  Neigung  zum 
.  Erbrechen,  ohne  dafs  diese  durch  das  Ueber- 

L 

inafs  vorher  genommener  Stärkungsmittel  ver-* 
'  ursacht  wurde.    Endlich  sieht  er  rielleicht  kei- 
nen  erwarteten  Effekt  der  Operation,  -r-    In 
demselben  Zustande  befindet  sich  solche  Kon- 
^titution  nach  zufälliger  Augeitve'rletzung,  wo- 
Ton  sie  ihrer  Natur  nach  sich  gleich  dien  völligen 
Untergang  des  Auges  vorzählt.  —  Öer  Kränke 
fühlt  sich  nach  der  beabsichtigten  oder  zufäl- 
ligen Verwundung  äufserst  schwach,  zitternd^ 
ängstlich  9  sein  Puls  schlägt  häufig  und  klein, 
seine  Seele   ist    betrübt,    sein  Auge   unruhig 
und  ^  seine  Augenlieder  öfinen  sich  unwillkühr- 
)ich  und  oft  auch  ohne  sein  Wissen,  wie  bei 
Typbuskranken,  indem  Irritabilität  hier  unter- 
liegt, und  so  auch  der  reiner  irritabel^Schliefs- 
muskdi  des  Auges  unter  der  wenigstens  rela-* 
tiv  vermehrten  Thätigkeit  des  Aufhebers  de$ 
obern  Augenliedes, 

Hier  muftte  man  dem  guten  Effekte  der 
Operation  oft  schon  vorarbeiten,  durdi  Stär-r 
küng  der  Konstitution,  mittelst  Erhebung  der 
Hoffnung,  mittelst  Bewegung,  liüftung,  bitter« 
ätheriscben  Mitteln  9  geistigen  -«•  den  pperir« 


y 


-    4i    -■ 

i]i»n  nicht  am  nüchternen  Morgea,  lieber 
<;ine    Stunde    nach    einen^'  guten   Frühstücke. ^ 
oder  nach  einer  leichten  Mahlzeil,  m'o  nidl||2 
so   gebe,  man   vorher   ein  kieme&   Cardiaaül; 
wenigstens,   etwas  Wein,  13ranntwciu,  Najit 
llie,  nach  (iewohnheit   des  IVlensclien.     Dock 
denke  man  auch  hiebei  daran,  dafs  man  eina 
solclien   empfui^Iidicn  Matur  auch   auf  dieM 
iWeise  sehr  leicht   zuviel  ihut ;    hievor  muii 
man  zuweilen  den  Kranken  selbst  warnen,  da- 
mit er  sicli  nicht   im  Stillen  auf  seine  eigene 
Hand  zuviel  stärkt,  wie  icli  ein  Paar  Mal  gra- 
de solche  Schwächlinge  betrunken  vorbekom- 
mcn  habe. 

Hier  erheitere  man  auch  nach  der  Ope- 
ration, oder  nach  der  zufälligen  Verwundung 
das  Gemütli  und  stärke  den  Glauben,  beför- 
dere erheiternde  üesollschaft.  Hier  gebe  man 
ein  poculum  hilaritatiSy  oder  etwas  versüIaU 
Säure,  doch  mit  grofser  Riicksicht  auf  die 
jL^rofse  relative  Gewalt,  welche  die  Reizmittel 
bei  solchen  Konstitutionen  und  in  solchen 
Verstimmungen,  haben,  um  nicht  Erbrechen 
zu  erregen  und  wohl  gar  den  ganzen  Zustandf 
wenn  auch  nur  temporär,  in  den  ganz  entge- 
gengebelzlen  Krankheils^stand,  den  synochi- 


-    45    - 

ttheriy  über  die  beabsichtigte  Gestindheit  hin- 
aus, EU  treiben.     Aus  diesem  Gnfhde  bediene 
ich  mich  auch  des  Opiums,   selbst  in  kleinen 
Dosen,  hier  nicht  ^ern,    ausgenommen  einen 
haustus    von    Syrupus    diacodii    mit    etwas 
Zimmtw asser,    welchen    icli  wohl    gegen   die 
Nachtszeit  gebe,   —    Was   das  Topische   be«- 
trifFt,  so  ist  bei  richtiger  allgemeiner  Behand- 
Irnig  äufser  der  gewöhnliclien  meistens  Nic^hts 
nöthig;    sonst  beruhigt    das   Anstreichen   der 
vorg^ehangenen   Kompresse    mit    etwas    Kam«' 
pher;  oder  loses  Aufbinden  eines  feinen  trok.-- 
kenen  Kissens  mit  Her baMenihae  crispae^  pi^ 
pericae   oder  ähnlichen   Kräutern,  und  selbst 
schon  das  AufLinden  öfters   gewärmter  Korn» 
pressen  meistens.    Das  Erwärmen   der  Koni*, 
pressen   darf  %ie    aber  nicht  mit  scJiädlichen 
Stoffen  imprägniren,   z.B.    nicht  mit  Schyv'.c-.' 
feldunst,   der  sich   aus   den  dazu  gebrauchten 
Steinkohlen  entwickelte. 

4)  Typhose  Entzündung  mit  allgemein 
nem  typhosen  Zustande,  als  Steigerung  des 
^vorigen* 

Aufser  den  vorigen  Zufallen  stellen  sich 
ein  meistens  allerlei  pathologische  Lichter*» 
scheinungen,  starker  Thiünenflufs  utid  Schmer* 


-    46    - 

z^  der  Augeriy   di&  auch  ftfischwelleA,   d 
meistens  ohne  dafs  ihre  tlöthe  mit  den  ld>»l^ 
haften  Schmerzen   in    gteidielP  Höhe    stSiid& 
Det*  Puls  ist  dabei  iibermäfsig  freqüent  und. 
klein  Und  die  Kranken  pflegen  tu  schwiben, 
ohne  Erleichterung^   oft  kalt.  ^^    Hief  ttmls 
die  Behandlung  des  vorigen  Falles  Verstukl 
werden«    Kleine  Dosen  von  Opium  ^ind  hier 
sehr  schätzbar^    aber  auch  der  Kampher^  der 
Baldrian  und  die  yersüfsten  Säuren.    Topisck 
thün  hier  Fomeiitationen  mit  Plores  Chatno* 
millaej  Herba  MenChae  crispae^piperUü^  Ca* 
pita  Papai>eris  ^t,  oft  der,  nur  sehr  schmus 
zende,  Zusatz  von  etwas  Crocus.     Aiidi  hier 
mufs  man  wegen  der  gröfsen  Empfindlichkeit 
manchmal  tiur  die  mildesteii  Mittel,  nehmen, 
wie  z*  E.  Capüa  Papas^eru  mit  etwas  Crociu 
Wo  ich  furchten  mufs,  die  Iris  mochte  beson* 
ders  mit  in  Entzündung  treten  ^  fiige  ich^  ^M 
ihrer  Sperre  zeitig  g«nug  zu  begegnen^  Hv^^ 
Hyoscyami  hinzu,  da  später  selbst  die  stärke- 
re Belladonna  ihr  selten  noch  zu  steuern  ver- 
mag.   Alle  diese  aiass'en  Umschläge  vertragen 
sich  aber  mit  keiner  gichtischen  oder  rheu- 
matischen Konstitution )  so  wie  auch  bedeu- 
tende  Verletzungen,  die  ein  Voneinandei^g^ 
hen  der  Augenlieder  durch  Losweichen  der 


—    47    - 

Heftpflaster  oder  den  leisesten  Druck  auf  die 
Augen  gefährlich  machen,  sie  kontraindiziren« 

t 

Dieser  Zustand  hat  oft  grofse  Neigung^ 
lieh  in  die  Länge  zu  ziehen,  eine  langwieri- 
ge leichtere  Entzündjung  des  Auges  mit  gro- 
fser  Lichtscheu  und  Thränenflufs  nachzuschlepr 
pen.  Diesem  begegnet  man  durch  zeitiges 
Lüften  und  Lichten^  und  dreiste  Anwendung 
Terdiinnter  Opiattinkturen«  Unter  diesen  hat 
das  JLaudanum  liquidum  Sydenhami  den  Vor* 
zug  vor  der  thebaischen  Tinktur,  dafs  die 
Verdüiinung  desselben  gleichmäfsiger  gemischt 
bleibt,  als  bei  der  letztem  blos  geistigen  Tink<» 
tur«  Scheut  man  die  Farbe  des  demJ^auda^ 
no  beigemischten  Crocus^  so  kann  man  ein 
Laudmnum  auch  ohne  diesen,  so  wie  aucli 
ohne  Zümmt  und  Nelken  bereiten  lassen,  und 
erreicht  dieselbe  Absicht,  wo  es  nur  darauf 
ankommt,  eine  mischbarere ^  also  nicht, blos 
geistige  Tinktur  zu  haben« 

5)  Opportunität  zur  JSntziindung  liegen 
gichtischer  oder  rheumatischer  Konstitution,, 

Diese  ist  sehr  häufig,  besonders  in  man«** 
ch^n  Gegenden,  wie  zJ  B,  in .  der  meinigen- 
Meistens  hat  sie  sich  sdion  offenbart   durch 


/ 


-    -48     -     ■ 

Öftere  Anfälle  von  Zahnschmerzfen^  Kopfreissen, 
Migräne^  Schwindel,  öftere  Anfälle  von  söge« 
nannten  rheumatischen  Fiebern,  die  aber  wirk- 
lieh  oft!  besser  Gichtfieber  genannt  wurdeja, 
indem  sie  oft  mit  Iciditen  und  nur  kurzen 
Anfällen  wahrer  Gicht  und  eben  sold^en  Kri- 
sen begleitet  sind,  — •  oder  durch  eigene  Aus- 
schläge,    Neigung  zu   Rosen    etc.,    oder  die 

I 

Menschen  zeigten  sich  schon  länger  als  währd 
Wetterpropheten,  hatten  'sogenannte  Kalendei\ 
ohne  dafe  besondere  Verietzungen,  wie  Bein* 
brüche  u.  dgl.  sie  herbeiführten.     Bei  solchen 
Menschen  sind  gichtische  Augenentzündungett 
nach  Verletzungen    dieses    Theiles  besonders 
zu  fiirchteuj  wenn  immer  der  Kopf  bei  ihnen 
leix;ht  angegriffen    wurde,    durch  Schmerz^ 
Entzündungen,  Ausschläge^  wenn  sie  im   Ge* 
sichte  gedunsen  sind,  mit  eigener  Röthi?j  die 
zwischen  der  des  Karmins  und  des  Memiigei 
liegt,  besonders  abor  wenn  sie  sclion  öfter  m 
gichtischen  oder  rheumatischen  Augenentzun- 
dungen,  sowohl  des  Augapfels  selbst >   als  d^ 
Augenlieder,  oder  auch  nur  kn  solchem  Thrär 
nenflü^se  gelitten  hab^n,  und  da^  Uebel^  ifi^es* 
wegen  man  operiren  will,    durch   Gicht  teat« 
standen  ist,  wie  ein  hiedurch  schleichend  ent- 
standener grauer  Staur,  eine  schleichend  oder 

6Äer 


öfter  schneit y  in  Begleitung^  offenbarer  Ent- 
zündung, entstandene  Pupillensperre,  Erkun- 
digt man  sich  auch,  wie  zufällige  Verletzungen 
anderer  Theile  abliefen,  so  hört  man  meistens, 
die  Kranken  hätten  eine  unheile,  (unheilschey 
ünfärsche  in  Niedersachsen)  Haut,  so  dafs  ih- 
nen alles  gleich  schwärte. 

Solche  Konstitutionen  sind  überhaupt  nicht 
sehr  vulnerabel,  wenn  man  hiedurch  die  Er- 
laubnifs  zur  künstlerischen  Vulneration  aus- 
drücken will.  Es  giebt  Fälle,  wo  sie  die 
Operation  ganz  untersagt,  häufiger  aber  nur 
die  Methode  und  Zeit  derselben  bestimmt, 
so  wie  die  Präparation  zur  Operation  und 
die  Behandlung  nach  derselben. 

^  In  Absicht  der  Methode  mufs  die  milde- 
ste Operationsart  gewählt  werden,  die  die 
geringste  Verwundung  macht,  deren  guter 
Ausgang  am  wenigsten  eine  tüchtige  Repro- 
duction  fodert,  und  am  wenigsten  durch  stär- 
kere oder  langwierigere  Ehtzündung  und  feh- 
lerhafte Rejwoduktion,  eine  Wucherung  u.  dgl. 
aufgehoben  wird.  Hierdurch  allein  schon 
mufs  bei  Staarblinden  unserer  hiesigen  Ge- 
gend  die  Extraktion  der  Reklination  oder  je- 

Jonrn.  XXXII.  B.  2.  5r.  ^        D 


A , 


i^     So     ^ 

'der  andern  Beseitigungsart  des  Staares  über* 
haupt  nachstehen« 

Was  die  Zeit  betrifft,  so  ist  Fiir  solche 
Naturen  unstreitig  wo  man  sie  zur  Operarion 
wählen  kann,  eine  stechende  Sommerhitze  die 
beste,  selbst  wenn  sie  bis  zur  Lästigkeit  greis 
wird.  Solche  Operirte  sehe  ich  am  liebsten 
immer  mit  Schweifse  bedeckt.  Nicht  blofs 
unter  Operatoren,  sondern  durch  diese  auch 
unter  den  Kranken  herrscht  eine  Vorliebe  fiit 
den  Maymonat  zu  Augenoperationen,  der 
Maymonat  mufs  sich  aber  durch  Wärme'  und 
Beständigkeit  mir  erst  liebenswürdiger,  als  in 
einer  ziemlichen  Reihe  der  zuletzt  "verflösse- 
nen  Jahre  überhaupt,  gemacht  haben,  ehe  ick 
dieser  Meinung  werden  kann,  und  für  Gidi- 
tische  würde  ich  docli  wohl,  wo  ich  Wahl  ha- 
be, einen  spätem  Sommermonat  vorzieheOf 
obgleich  auch  diese  durch   plötzliche  Abkuh« 

lung    nach    Gewittern    sich    manchmal    nicht 

« 

empfehlen.  Den  Wintern,  wo  idi  meinen 
Operirten  vermittelst  des  Ofens  ad  libitwn 
die  Temperatur  geben  kann ,  ziehe  ich  wirk- 
lich auch  dem  veränderlichen  Frühjahre  ui^d 
Herbste  vor.       # 


Präparatioiien  zu  Operationen  sind  bei 
.  Gesunden  unnöthig,  so  wie  alle  Präparations-* 
kuren;  aber  auch  hier  haben  sich  die  Extreme 
wieder  hervorgerufen,  grundlose  Vorliebe  er» 
•  zeugte  Auch  hier  grundlosen  Widerwillen. 
Das  Raisonnetnent^  welches  man  seit  Rösch» 
laubs  Erregungstheorie  so  oft  h^rte,  jede  so- 
genannte  Präparationskur  bei  einem  Gesun- 
den sey  eine  krankmachende  Potenz,  da  der 
gesunde  Zustand  nur  Eine  Umänderung  erlei- 
de, die  in  dem  Kranken,  ist  sehr  übertrieben, 
da  die  Gesundheit  gottlob ^eine  gröfsere  Brei- 
te l\at,  und  desjenigen  Menschen  Gesundheit 
nicht  hoch  anzuschlagen  wäre,  dessen  Zustand 
sich  gleich  in  den  kranken  umänderte,  wenn 
er  .ein  Paar  Bissen  mehr  genösse,  als  die  mit 
Hunger  androhende  Kranliheit  zu  ihrer  Sätti- 
gung foderte,  oder  wenn  er  alle  Sommer  ei- 
nige Flaschen  Pyrmonterwasser  tränke.  Auf- 
fallender ist  es  aber,  wenn  man  deswegen 
auch  solche  Kuren  verwarf,  welche  nur  halb 
Präparationskuren,  und  gewissermafsen  ganz 
gewöhnliche  Kuren  waren,  indem  sie  bei  vojp- 
handenen  Abnormitäten  ihr  Zunehmen  hindern 
sohlten,  —  ich  meine  die  Vorbereitung  sol- 
cher Menschen,  die  bestimmte,  nur  leichie 
Krankheitsdiathesert  haben  und  ^em  AhgrifFe 

Da 


—     5a     — 

von  Schädlichkeiten  ei&tgegensehen  müssen. 
Die  Präparation  vor  Operationen  ist  oft  sehr 
unangenehm  noch  dadurch,  dafs  sie  den  angst* 
liehen  Kranken  länger  in  Angst  und  oft  in 
steigender  Angst  erhält,  aber  dennoch  ist  sie 
oft  sehr  dringend  angezeigt,  wie  in  diesem 
Falle,  wobei  ich  n^n  blofs  noch  zu  sagen 
brauche,  dafs  die  allgemeine  antarthritische 
Methode  hier  angewandt  werden  mufs«  Sehr 
gichtische  Subjecte  habe  ich  zuweilen  über 
einen  Monat  lang  mit  flüchtiger  Guajaktinktur, 
Spiritus  salis  ammoniaci  anisatus^  oder  an- 
dern Gichtmitteln  behandelt,  ehe  ich  sie  zu 
operiren  wagte,  und  zweifle,  ohne  diese  Vor- 
sicht so  gut  mit  ihnen  fertig  geworden  zu 
seyn. 

Nach  der  Operation  lege  ich  solche  Kran- 
ke gleich  wärmer,  suche  sie  in  gute  Ausdün- 
stung zu  setzen  durch  Fliederthee  oder  selbst 
einige  Dosen  Spiritus  Salis  ammoniaci  am" 
satusj  oder  Liquor,  antarthriticus  Elleriy  tind 
bedecke  das  Auge  gleich  dichter  und  wärmer, 
zu  welchem  letztern  Zwecke  ich  .  meistens 
WachstafiPent  in  die  Kompt^esse  lege,  oder,  wo 
ich  eine  solche  Entzündung  sehr  erwarten 
mufs,  Wachstaffent  gradezu  auf  das   verletzte 


^^ 


—     53     —   . 

Auge,  unter  welchem  es  daxm  in  starke  Trans- 
piration geräth.  In  dem  letztem  Falle  lege 
ich  auch  wohl,  ohne  die  Entstehung  der  £nt- 
Eun^ung  abzuwarten,  gleich  einige  Stunden 
nach  der  Verwundung  ein  Blasenpflaster,  und 
zwar  nicht  in  den  Nacken  iini  das  nöthige 
Liegen  nicht  zu  erschweren,  sondern  auf  den 
Oberarm  an  der  leidenden  Seite,  wenn  nidit 
die  Kranken  an  einem  andern  Theile,  z.  B. 
in  einem  Fuise,  ihre  Gichtanfälle  am  häulig- 
sten  hatten,  da  ich  das  Blasenpdaster  dann 
eben  hier  legen  lasse.  —  Solche  Kranke  müs- 
sen sich  aber  sehr  lange  hinterher  noch  vor 
Erkaltung  hüten« 


-i 


Eine  Menge  Fälle  könnte  ich  aus  meiner 
Erfahrung  anfuhren,  wie  bei  gehuriger  Vorsicht 
bei  höchst  gichtischen  Kranken  Staaroperatio- 
len  dennoch  glücklich  ablaufen,  aber  nur  Eins 
will  ich  erwähnen.  Herr  Geheimerath  Scherf 
in  Detmold  vertraute  mir  vor  einigen  Jahren 
einen  Staarblinden  seines  Ortes  zur  Operation 
in>  der  halb  gichtlahm  bei  mir  ankam,  so  wie 
iie  Gicht  ihn  kataraktos  gemacht  hatte,  der 
l>ald  darauf  hier  einen  Anfall  von  Podagra 
ibhielt,  noch  mit  Krücken  zum  Operations- 
»tuhle  kam,  und  dennoch  blieb  die  Operatiop 


^    54    ^ 

ohne  alle  Entzündung  oder  sonstigjb  unangt-  I 
nehme  Folge,  obgleich  längere,  Zeit,  nachdem 
er  sehend  heimgekehrt  war,  ein  neuer  An&O 
von  Gicht  ihn  und  selbst  wieder  seine  Augen 
befieL  Dies  letzte  beweist  die  eingewurzelte 
Krankheit;  der  Ausbruch  des  Podagra's  hier 
war,  mir  willkommen,  indem  icJi  den  durch 
dawelbe  entstandenen  Waffenstillstand  «ur 
Operation  benutzen  konnte. 

Wie  spät  bei  solcher  ungetilgten  gichti- 
schen Disposition  nach  der  Operation  noch 
Entzündung  entstehen  kann,  die  nicht  selten 
durch  Pupillensperre  das  kaum  wieder  gewon- 
nene Gesicht  wieder  zerstört,  hievon  gab  ich 
schon  in  der  ophthalmologischen  Bibliothek 
(B,  3,  St.  a.  S.  i8)  einen  Fall  an,  wo  ichnem- 
Kch  ein  kurzes  compte  rendu  von  den  ohn- 
gefähr  So  Staaroperationen  gab,  die  ich  bin- 
^nen  der  ersten  3  Jahre  meines  hiesigen  Auf- 
enthaltes verrichtet  hatte,  von  welchen,  ob- 
gleich auch  hierunter  viele  Gichtische  waren, 
All6  das  Gesicht  wiederbekamen,  £inen  zu- 
gleich Amaurotischen  ausgenommen,  und  nur 
bei  Einer  das  Gesicht,  soviel  ich  erfahren 
konnte,  hinterdrein  wieder  verlören  ging^  nem- 


Yi 


lidi  bei  einer  Gichtischen ,  die  8  Wochen 
nachher,  da  sie,  im  Stande  zu  lesen,  an  ihren 
Wohnort  zurückgekehrt,  hier  durch  Erkältung 
eine  gichtische  Augenentzündung  erlitt,  die 
ihr  das  Gesicht  wieder  raubte.  Einen  andern 
Fall  will  ich  hier  noch  anfuhren,  wegen  eines 
Experiments,  wozu  er  midi  veranlafste.  Einem 
hier  noch  unter  uns  am  Stabe  umhergehenden 
gichtischen  Bürger^orporale  Hampe  reklinirte 
ich  die  Staarlinse  mit  dem  besten  Erfolge; 
mehrere.  Wochen  waren  gut  verstrichen,  als 
er.  der  Versuchung  nicht  widerstehen  konnte, 
sein  wiedererhaltenes  Gesicht  zu  benutzen, 
um  ein  vorbeiziehendes  Trupp  Militair  zu  be- 
sehen. Nur  ganz  wenig  hatte  er  das  Fenster 
geöfinet,  um  durch  diese  Spalte  durchzusehen; 
soldies  Fenstergucken  ist  aber  wegen  des  de- 
sto scharfem  Zuges  und  der  ungleichem  Ab- 
kältung  gerade  nachtheiliger,  wie  selbst  das 
Stehen  im  Freien.  Obendrein  stand  gerade 
der  Wind  gegen  die  Fensterspalte,  das 'Haus 
hart  am  freien  Thore,  und  die  Folge  dieser 
Neugierde  war  eine  gichtische  Entzündung,  die 
einen  wahren  Nachstaar  durch  Verdunke- 
lung eines  zurückgebliebenen  Theiles  der  I^in- 
senkapsel,  yielleidit  auch  durch  die  Iritis  eine 


,      ^     56     — 

I 

Pfeudomembran    erzeugt   hatte  J    und   so   das  ] 
Gesicht  wieder  sehr  störte.     Die  Entzündung 
war  hartnäckig,    und    mehrere    Monate    liefs 
ich  auch  nach  ihrer  Beseitigung   verstreichoi, 
Tvie  nian  in  solchen  Fällen  sich  gewifs  es  zur 
Regel  machen  muTs,  ehe  ich  nacboperirte.    In 
meinen  Vorlesungen   über  Arrgenkrarilüieiten 
hatte  ich  längst  eine  Parallelcv  aufgestellt  zwi- 
.schen  der  Extraktion  des   Staares   und   seiner 
Beseitigung    durch    Depression,    Reklination, 
etc.  mittelst  des  durch   die   Sklerotika   eing^e- 
stochenen  Instrumentes.     Bei  dieser  ParaOele,  - 
welche  ich   vielleicht   einmal  in   diesen  Blät- 
tern mittheile,  liel  das  Gewicht  der   Vorzüg- 
lichkeit fast  überall  auf  die   Seite   der  Dislo- 
zirung   des  Staars   mit  Rücklafs    desselben  im 
Auge,  ausgenommen   bei    dem   Punkte,    dafs 
bei  der  Extr^iktion  die  einfachere,  unempfind- 
liche Hornhaut,  bei  der  a;ndern  Methode  aber 
die  wichtigern  Häute,  Sklerotica,   Chorioidcta 
und  Netzhaut  verletzt  werden.     Diefs  brachte 
mich  auf  die  Idee,  hier,  wo  nur  ein  Häutchen 
zu  beseitigen  w^ar,  wo  ich  neue  EntzünduBg 
sehr  fürchten  mufste,  denn  damals,  soviel  ich 
weifs,  neuen  Versuch  zu  machen,    die  Nadel 
in   die  Hornhaut  einzustechen,  um   von  hier 
ab  zu  rekliniren,  was  Herr  Buchhorn  nachher 


-     57.    - 

ds  eine  neue  Methode,  unter  dem  Namen  K^ 
ratonyxis^  in  seiner  bekannten  Dissertation  aiif- 
g[estellt  hat«     Ich  machte  den  Versuch  mit  As^ 
listenz  des^  Herrn  Doktors  Fiorülo   aus  Göt- 
tinged,   so    wie   auch    Herr    Doktor  Rundcj 
gleichEalls  aus  Gottingen,   Tiieil   daran  nahm. 
Et' £el  aber  nicht  nach  meiner  Erv^ai mng  aus» 
es  entstand    eine  gichtische  Entzündung   von 
l|ohem    Grade,    die  den   Kranken  und  mich 
ein  Paar  Monate  plagte  und  das  Gesiclit  wie- 
der sehr  getrübt  zurUckliels.     j^o  liels  ich  die- 
sen Gedanken  wieder  fallen.     Denn  für  die 
Regel  verlangte  icli  nichts  besseres,   als  mei- 
ji^    bisherige  Methode  der   Reklination,    für 
die  Regel  hätte  ich  es  für  undankbaren  Vor- 
witz von   mir  halten   müssen,    eine  Methode, 
bei  der  meine  Kranken  sicli  bisher  so  gut  be- 
funden hatten,   gegen   irgend    eine  andere  zu 
vertauschen,    und  für  einen  mir  seltenen  £x- 
zeptionsfall    hatte    sie    meine    Erwartuug   ge- 
täuscht«     Auch   mufs  ich   gestehen,    dafs   icli 
gegen  neue  Operationsmethoden  etwas  mifs- 
trauisch  geworden   bin  *). 

*)  Um  jeder  faltchen  Deutung  vorsubeugen,  versteh* 
re  ich  hiemit,  daft  ich  dieses  in  gar  keiner  Besle- 
bung  auf  Herrn  Dr.  Buchhnrn  geschrieben  habe, 
deaien'  eigenes  Nachdenken  über  diese  Oiieratioo 


.   \ 

wie  ich  unter  der  vorigen  Nummer    angab. 
Blasenpflaster,  WachstafFent  und  liquor  am* 
arthriticus  Elleri  sind  die  Mittel,  auf  welche 
ich  auch  hier  am  meisten  baue.     Der  Wach^ 
,  taifent  mufs  öfter  gewechselt  oder  wenigstens 
abgetrocknet  werden.     Wenn  die  Thränense- 
kretion  sich  mindert,  und  statt  ihrer  eine  rei- 
che Schleimsekretion  eintritt,  so  betrachte  ich 
diefs   als   eine  gute   Wendung,    obgleich   die 
Entzündung  auch  ohne  dieses  Phänomen  sidi 
verlieren  kann.     Ich  habe   einige  Male  diese 
Sekretion  so  stark  gesehen,  dafs  dadurch  wah- 
re Bäche  entstanden,   deren  Einflüsse  in  den 
Mund  oft  genug  2;u  steuern  der  Kranke  liluhe 
hatte,  und  dann  legten  sich  die  tiefern  AfFefc- 
tionen  des  Auges,  die  mich  schon  beunruhigt 
hatten.    Natürlich  entsteht  sie  am  leichtesten 
so  profus,  wenA  die  Augenlieder  schon  vor- 
her an  gichtischer  Bleijnorrhoe  gelitten  hatten.^ 
Besonders  lieftig  sah  ich  sie  einmal  bei  einer 
armen  Frau  aus  Münden,  welche  seit  vielen 
Jahren  triefende  Augen  hatte.  -  Als   sie  sich 
wegen  grauen  Staares  auf  beiden  Augen  zur 
Operation  in  meinem  Hospitale  einfand,  gab 
ich  ihr  allgemeine   antarthritische  Mittel;   lo- 
pisch  gegen  die  Augenlieder  zu  verfahren;  um 
ildese,  gewohnte    übermäfsige  Sekretion,  jetzt 


>     / 


-     59     - 

glücklicherweise  das  Auge.    Zuwiäilen  hat  cUe« 
ser  Schmerz   blos  Statt  bei   dem  ersten  An« 
grüFe  der  Krankheit,  legt  sich  bald,  kehrt  auch 
nicht  wieder,   und   dennocli  geht  ^ie  Krank- 
heit  fort  und  erreicht  einen  sehr  hohen  Grad* 
Aus  dem  Auge  fliefsen  viele  heilse  Thränen, 
oft  soy    dafs  kein  Pflaster  haften  kann;    und 
ehe  sie  h^rausschiefsen,  brennt  es  stärker  im 
Aug^.     Die   Geschwulst  des  Auges  steigt  in 
den  ersten  Tagen  und  entsteht  theils   durch 
Oedem   der  Augenlieder,    theils   durch  ange-» 
häufte  Thränen,  die  bei  dem  Auseinanderzie-p 
hen    dieser  Theile    in  Menge    hervorstürzen, 
theils  durch  die  starke  Auftreibung  der  Kon- 
junktiva,   welche   oft  weniger  entzündlich  ist, 
als  üdematös,  wäfsricht,  blasicht  aussieht  und 
bei  einem  gemachten  Einschnitte  mehr  Was- 
ser als  Blut  giebt.  *-    Zur  Nachtzeit  ist   der 
Zustaind  schlimmer.  —    Nach  und  nach  wird 
oft  die  wäfsrichte  Feuchtigkeit  in  den  Augen- 
kammern trübe,  die  Pupille  verengert  und  alle 
Zeichen  und  Folgen  der  Iritis  treten  ein.  Da- 
bei mehr  oder  weniger,  oft  starkes  Fieber. 

Sah  man  diese  üble  Wendung  nicht  schon 
voraus,  und  suchte  ihr  zu  steuern,  so  ist  es 
nun  hohe  Zeit,  sie  in  .der  Art  zu,  behandeln. 


"*  a 


— -     6a     — 

wissenheit.  dafs  es  doch  auch  ein  Neutrabidi 
ist,  es  beibehielten,  und  wende  es  voraüj^ 
bei  Gich^schen  an* 

Bei  stärkerer  Konstitution,  gröfsw'er  Rodie 
und  Straffheit  der  Geschwulst  überhaupt,  wo 
diese    Entzündung    mehr    den    synochischen 

Charakter  hat,  setze  ich  auch  hier  wohl  Blut- 

«      .      t 

igel  an,  doc^h  sparsamer.  —  Das  Einschneiden 
der  geschwollenen  Conjunctiva  leert  wenig 
Blut  aus  und  leistet  überhaupt  nadi  naeiner 
Erfafirung  nichts* 

Zieht  sich  4^ese  früh  entstandene  akute 
gichtische  Entzündung  in  eine  chronische  über, 
so  behandle  ich  sie  dann  mehr  gleich  der  spä- 
ter entstandenen  chronischen» 

Diese  spätere  gichtische  Entzündung  fiingt 
ferst  mehrere  Tage  nach  der  Verletzung  aii) 
schleichend,  und  geht  so  auch  schleichaid 
weiter.  Ich  bemerkte  von  ihr  zwei  Hauptfor* 
men.  Bei  *der  einen  meldet  sich  in  einer 
Nacht  Kopfschmerz'  in  der,  ganzen  Augenge- 
gend oder  auch  nur  Augenschmerz,  aber^jutf 
etwa  auf  eine  Stunde,  dann  fühlt  der  Kramke 
nichts  weiter  bis  zur  nächsten  Nacht,  wo  der 
Schmerz  früher ,  stärker  und  auf  längere  Zeit 
Kviederkehrt,  und  so  immer  weiter,    büt  der 


—  63     — 

Kranke   zuletzt  auch   am  Tage  nicht  schmer- 
zenfrei ist   und   in   der  Nacht  oft  schreckKch 
aushalten  mufs,  besonders  durch  Gefühle,  als 
würde   ihm  das  Auge   aus   dem   Kopfe  geris- 
sen.    Dann  entsteht  auch  hier  leicht  Pupillar* 
sperre.     Die  gewöhnliche  antarthritische  Be- 
handlung ist  auch  hier   passend ^     auTserdem 
scheint   aber  versüfstes  Quecksilber  mit  Opi- 
um  und  Kampher,    besonders    gegen  Abend 
gegeben,    hier   gut   zu  thun  und  das  Belegen 
der  leidenden  Gegend  mit  Emplastrum  Hyos^ 
cyarräy    in  Porm    einer  Viertelsmaske    zuge- 
schnitten. 

Die  zweite  späte  Form  kommt  auch  erst 
nach  mehreren  Tagen,  z.  B.  nach  der  Staar-* 
qperati on  erst,  nachdem  man  das  Auge  schon 
am  5ten,  6ten  Tage  geöfinet  hat,  und  deh 
Kranken  seitdem  zuweilen  etwas  sehen  liefs. 
Das  Auge  wird  nicht  bedeutend  schmerzhaft, 
sondern  nur  zu  empfindlich  für  das  Licht, 
thränend,  röthet  sich,  doch  wird  es  nie  so  ge- 
schwollen, wie*  bei  den  vorigen  Arten.  Höchst 
langwierig  wird  diese  Entzündung  oft,  und 
obgleich  sie  in  der  Regel  fast  nur  durch  die 
grofse  Empfindlichkeit  gegen  das  Licht  und 
durch    den  Thränenflufs    quält,    um    welcher 


-    64    - 

willen  2.  B.    der  Staaroperirte  sein  neuerhal-. 
tenes  Gesicht  noch  nicht  nach  Lust  und  Noth* 
dürft  gebrauchen  kann,  so  zieht  sie  sich  dodi 
zuweilen  auch  in  schleichende  Iritis  oder  Ent- 
zündung der  Hornhaut  (Korn^itis)    mit  Bil- 
düng   von    Geschwüren    und  VerdunkJongeD   ^ 
hinilber.    Da  sie  nicht  die  gewöhnliche  Fonn 
der  gichtischen  Augenentzüjqdung  hat,  und  erst 
einige  Tage,  nachdem  das  am  Staare.  operiite 
Auge  wieder  geöffnet  ist,  wahrnehmbar  wird, 
achtete  ich  darauf,  ob  sie  vielleicht  durch  das   \ 
Oeffnen   des  Au^es   entstehe.     Ob   di«8  nicht  i 
vnt  ein  Moment   zur   Bildung   derselben  sey,   \ 
will  ich   nicht   ableugnen,    und   öffne  deshalb 
gewöhnlich  bei  gichtischen  Personen  die  Au- 
gen  etwas   später,    und   lasse  sie  länger  nur 
sparsam  an  Licht  und  Luft;    gichtische  Kon- 
stitution   hat    aber    bestimmt   Antheil    daran. 
Deshalb  wende  ich  auch  dagegen  den  anur- 
thritischen  Apparat  an,  auch  oft  die  flüchtige 
Guajaktinktur,  wie  ich  glaube.nicht  ohne  Nntr 
zen.     Blasenpflaster  pflege  ich  aucli  dabei  hin- 
ter die  Ohren  zu  legen,  und  frühzeitig,    mag 
aber  nicht  behaupten,    ob  sie  wirklich  dabei 
nützen,  indem  diese  Krankheit  zu  denen  ge- 
hört,   die,    wenn  sie   bis   zu  einem  gewissen 
Punkte  fortgerückt  sind,  ihren  Gang  fort^c^ 

hen 


—     65     — 

sn  und  so  m  sagen  austoben^  wobei  iininer 
a»  Unheil  über  Heilmittel  schwierig  ist.  Dies 
^eÜA  ich  aber  bestimmt,  dals  das  Eintröpfeln 
on,  Mehnsafttinktur  mit  geringer  Verdün- 
axkfjf  und  selbst  des  ganz  reinen  Laudani  lim 
Mäidi  &fßL  das  Aufhören  des  Uebels  sehr  be- 
chlennigt}  weshalb  ich  damit  immer  herzhaf* 
er  geworden  bin.  Jedoch  tröpfle  ich  nur 
elten»  etwa  21  bis  5  Mal  täglich  dies  Mittel 
ixu  Von  sehr  grolsem  Nutzen  zeigt  sich  auch 
las  Eintröpfeln  der  Opiumtinktur  in  dem  spä- 
liren  Zeiträume  der  gichtischen  akuten  Au- 
^nenfkEiindung;  Bei  dieser  fange  man  nur 
ranz- dreist  mit  der  imverdünnten  an,  so  lan* 
jre  die  Konjunktiva  eine  blasichte  Wulst  biU 
let,  man  wird  finden,  dafs  sie  kaum  einige 
Empfindung  erregt,  im  reichen  Mafse  einge^ 
schüttet  oder  mit  einem  Pinsel  aufgestrichen; 
so  wie  sich  aber  dieser  Theil  seinem  norma« 
len  Baue  wieder  nähert,  kehrt  seine  normale 
Empfindlichkeit  zurück  und  die  Opiumtink- 
tur  guiGi  demna(^  allmählig  verdünnt  werden. 

Wo  das  Uebel  efst  anfängt,  verschliefse 

ich  das  Auge  sogleich  wieder,  und  glaube  hie-> 

durch  es  manchmal  im  Entstehen  wieder  un- 

terdrückt  zu  haben« ,  Die  Wärme  wirkt  hie« 

loun.  XXXU,  $.  ü.  sr.  £ 


~     66     — 

bei  gewifs  viel  mit.  Dabei  scheinen  lAirvon 
Nutzen  zu  seyn  Einreibungen  von  Opium  k 
die  Augengegend,  —  biei  längerer  Dauer  voa 
Quecksilbersalbe  mit  Opium^  wozu  ich  ge» 
wohnlich  -den  Mercurius  solubilis  HahnecUm^' 
lii  nehme,  ^-^  oft  mit  einem  Zuaatze  von 
Oleum  Cajeputi  oder  Kampher,  doch  anfimgi 
in  kleinen  Dosen«  Wo  diese  Einreibungen 
nicht  ijruchteten^  schienen  mir  oft  Einreibungen 
von  Baliamus  perünanus  gute  Dienste  zu 
leisten.  Ich  verdünne  ihn  hierzu  gewöhnlidi 
mit  einer  Mischung  von  Spiritus  salis  du/ms 
und  Alcohol  viniy  (z.  B.  Balsam,  perui^*  iradh 
ma  ufiOj  Spirit»  sah  dulc*  draehma  dimidiat 
Alcohol  vini  drachma  una  curn  dimidia)  da 
hierdurch  der  Balsam  nicht  nur  durchdringen^ 
der,  sondern  audi  besonders  gut  aufgelöst 
und  zertheilbar  wird. 

Trockne  Kräuterkissen  von  Chamomäla 
vulgaris^  romana^  Flores  Sambuci^  Hei^iaMeO' 
thae  erispaey  piperitae^  späterhin,  wenn  man 
nicht  die  kampherähnliche  Mentha  piperka 
oder  Chamomilla  romana  genommen  luit, 
mit  einem  Zusätze  von  etwas  Kampher,  tkun 
auch  sehr  gut,  jedoch  müssen  sie,  wenn  sie 
durch  die  Thränen  nafs  wurden,  zeitig,  ge- 
wechselt werden. 


Dmü  idi.  gichtische  iuid  rheumaÜAche  Au- 
geaenuündung  hier  zusanimennahin,  daran 
müge  man  sich  nicht  stofsen.  Was  dabei 
wirklich  unterschieden  ist,  würde  hier  zu  weit 
tvlireBLUadjirtfiruis  incongrua^  anomala  iliefst 
fnit  der  Diathesis  rheumatica  gar  sehr  su- 
•aninien« 

7)  Vernvundung  mit  bedeuiender  Kon- 
tuüon  und' Quetschung. 

Diese  fodert  im   Allgemeinen   eine  mehr 
antisynochische     üehandlung,  da    die    unge- 
schwächte  K^aft  des   Ganzen  ohne  diese  oft 
zu  heftig  gegen  den  gcschwäciiten  Theil  wirkt, 
.ihn,  anstatt  zu  rekonstruiren ,   ausstöfst.     Das 
Zusammenstimmen    eher    wiederherzustellen , 
•  dient  zugleich  topisch  starkende  Mittel  anzu- 
wenden, wie  ätherische,  spirituö.se  Umschläge. 
Die  neuere  Ansiclit  der  Individualitiit  des  Or« 
.ganismus  hat  liier  Manchen  irre  gefuhrt;   wo 
Krankheit  ist,  da  ist  die  Individualitat  immer 
gestört,  immer  das  Zusammenstimmen  aufge- 
hoben,   und    die   ältere    Behandlungsart    der 
Kontusionen  mit  allgemein  scliwächendej^  und 
topisch  stärkenden  Mitteln    war   sicher    weit 
anpassender,    als   eine  solche  neue,'  wonach 
man   allgemein   stärkende   Mittel   anwendet. 


—     68     -- 

weil  ja  durch  Schwächtuig  des  .l^eiles  das 
ganze  Individuuni  geschwächt  ist^  ohne  Rück- 
sicht auf  den  grofsen  gradativen  Unterschied 
dieser  Schwächung  in  dem  geradezu  getrefiS^- 
nen,  verletzten  Theile  und  den  übrigen  so 
zu  sagen  nur  per  consensum  leidenden,  wo* 
durch  diese  letztere  relatii^  gestärkt  sind|  Rück-  . 
sieht  zu  nehmen* 

Auch  hier  muTs  man,  früh  genug  gerufen, 
nicht  zögern^  bis  das  Uebel  sich  voll  aus- 
gebildet j  sondern  ihm  entgegengehen)  wo 
majl  sein  Andringen  so  gewils  vöratt^sdben 
kann. 

Hieher  rechne  ich  selbst  die  leicfateis 
Fälle,  wo  man  nur .  Anschwellungen  der  Au* 
genlieder  erwarten  muls  nacK  schwereren 
Operationen,  z.  B.  der  Ausrottung  des  Aug- 
apfels, und  selbst  nach  leichteren,  wenn  der 
Operirte  die  Augenlieder  heftig  z^likneipeii 
wollte  oder  der  Gehülfe,  der  sie  hi^elt,  xa 
'  vehement  gegen  sie  wirkte.  Die  nadifel- 
gende  Anschwellung  dieser  Theile  hat  dock 
mancherlei  kleine  Nachtheile  fiir  richtigen 
Abflufs  der  Thränen,  des  Schleimes  und  foc 
nöthige  Besichtigung  des  Augapfek. 


-     «9     - 
8)  f^erwundung  des  Augapfels  ohne  so* 
isehm  oder  allgemeine  Veranlassung  sohwe» 
m  Leidens  *). 

Diese  federt  nur  Schutz  vor  Licht,  Luft, 
leler  Bewegung,  Erschütterung,  Reibung  und 
tols.  Wie  man  ihn  giebt,  ist  wohl  allgemein 
ekannt,  weshalb  ich  auch  hieriiber  nur  ein 
aar  Bemerkungen  machen  will. 

Zu  wenig  achtet  Mancher  auf  die  Erschilt*- 
?rung|  wdche  durch  das  Käuen,  zumal  etwas 
arter  Körper,  entsteht.  An  den  Augen  be- 
eutend  Verwundete  lasse  ich  in  den  ersten 
'agen  nichts,  wie  Flüssigkeiten  und  Breie, 
enielsen« 

Manche  Kranke  schlafen  so  unruhig,  da(a 
e  bewacht  werden  miissen,  damit  sie  nicht 
n  Schlafe  mit  der  Hand  gegen  die  Augen 
liren^  oder  mit.  denselben  im  Umdrehen -ge- 
en  einen  Zipfel  des  Kopfkissens  stofsen. 

^)  Dch  Gegeniats  su  jenen  ptychitchen  sehr  affisir- 
ton  Operirten  nucben  Fleischklöue,  die  vorher  gtLtiM 
blind  f  nach  der  Operation  to  ttumm  aiuen,  dafa 
man  glaubt,  iie  seyen  so  blind,  wie  auvor,  bis  tio 
auf  dio  eindringenden  Fragen,  ob  iie  denn  von  Tor« 
gohaltenen  Gegenständen  gar  Nichte  sehen,  durch 
die  kältesten  Antworten :  nun  Ja!  das  ist  eine  Hand, 
cIfi  Finger^  eSnt  Dose,  —  in  JBrstaunen  teuen.  u 


>>^ 


Manche  Aerzte  oflxien  das  Auge  zu  früh, 
fast  nur  um  die  Neugietdie  zu  befriedigen. 
So  gut  geschlossen,  wie  das  Auge  zuerst  war, 
durch  die  Natur  blos  unter  Begünstigung  ei- 
niger  Streifen  Heftpflaster,  wird  es  nachher 
nie  wieder  geschlossen.  Es  versteht  sich  ab« 
freilich  auch,  dafs  hier  Uebertreibung  gesche- 
hen kann,  wodurch  das  Auge  zu  lange  ,yon 
seiner  Atmosphäre,  —  Licht  und  Luft,  — -  ent- 
wöhnt, schwach  wird,  oder  der  Arzt  richtige 
Schätzung  des  Uebels,  seiner  Modifikation  und 
seines  Grades,  verpafst,  so  wie  auch  zuweilen 
dadurch  Anhäufung  von  Thranen  und  Sdüeim 
nachtheilig  wei'den  kann. 


Diese  Bemerkungen  sind  vorzüglich  das 
Resultat  von  einigen  Hunderten  von  mir  ver- 
richteten Augenoperationen,  und  ich  hoffe 
durch  ihre  Mittheilung  auch  nicht  operiren- 
den  Aerzten  nützlich  zu  werden,  da  sie  dodi 
auch  zufällige  Verletzungen  zuweilen  zu  be- 
handeln bekommen  und  Mtoches  des  Gesag' 
ten  a^ch  auf  Augenentzündungen  mit  demset 
ben  Charakter  pafst,  die.  ohne  mechanische 
Verletzung  entstehen.  1 


t 


7' 


IIL 
Gedrängte  geschichtliche  Darstellung 

mehrerer 

•chnell  nach  einander  erfolgter 

in etaflt etlicher  Erscheinungen, 

Minint 

der    allgemeinsten    Angabe    des    Grundes 

der  Metastasen  und  ihrer  Bedeutung 
•  überhaupt. 

Von 

J.  A.  Walther, 

D^,  der  phil.  und  MediKio  und  practUirfodcr  Arst 

in  Baireuth. 


lliin  junger  Mensch  von  vierzehn  Jahren,  von 
«inem  saftvollcn  Körper  und  phlegmatischen 
Temperament,  erkältete  sich,  und  die  erste 
Folge  dieser  Erkältung  war,  so  schien  es  dem 


—      7^     — 
Kranken,  eine  heßige  Diarrhoe^  gegen  wd«  lE^ 
che  er  mich  um  Hülfe  ersuchen  liels» 

Bei  meinem  Besuche  fand  ich  die  Respi- 
ration  des  Kranken  etwas  besc^wett,  audi 
klagte^  er  über  einen  drückenden  Schmerz  in 
der  Brust;  die  Zutige  war  wenig  belegt,  die 
Haut  ganz  trocken  und  der  Puls /ging  fieber- 

Jiaft  u.  s,  w«  Aufser  der  gedacht^a  bedeuten- 
den  Erkältung  liels  sich,  durch  Einziehung  des 
Geschichtlichen,  welches  vor  dem  Moment  des 
Uebelbefindens  des  Kranken  bis  za  dem  sei- 
nes völligen  Erkrankens,  yorgefalleii,  kein 
Causalmoment  zur  Krankheit  weiter  vorfin- 
den, und  so  war  ich  hinsichtlich  der  Itidica« 
tion  wenig  mehr  in  Zweifel,    Mit   der  Rich- 

.  tigkeit  dieser  stimmte  auch  der  Erfolg  ma- 
ner  ärztlichen  Verordnungen  vollkommen  über- 
ein, denn  schon  bei  meinem  zweiten  BenuJie 
fand  ich  den  Zustand  des  Kranken  um  ein 
Merkbares  irum  Bessern  verändert:  die  Kant 
war  feucht,  der  weniger  heftige  Puls,  und  die 
gleichere  Respiration  verriethen  eine  geringe- 
re Intensität  des  Fiebers  u.  s.  w«  Bei  meinem 
dritten  Besuche  war  die  Haut  noch  feuchter, 
aber  der  Schweifs  noch  sauer,  der  Kranke 
klagte  über  ein  prickelndes^  Gefühl   in  ^den 


I 


-     73     - 
Fingern  und  seine  Hände  kamen  ihm  wie  bel« 
dg  Ton     Der  Eintritt  eines  Frieselexanthems^ 
der  sich  schon  gleich  bei  dem  ersten  Besuche 
als  erfolgend  ahnden  liefs,  war  unverkennbar, 
lind  det  Erfolg  entsprach  richtig  der  Erwar- 
tonj^  denn  bei  meinem  vierten  Besuche  fand 
ich  es  wirklich  ausgebrochen.    Mit  dem  ganz» 
üchen  Ausbn^ch  dieses  wurde  die  Respiration 
des  Kranken  rtdiiger  und  gleicher^   der  drUL- 
kende  Sdimerz  in  der  Brust  war  verschwun* 
den  und  mit  diesem  auch  alle   iibrigen   Er* 
•cheinungen,  durch  welche  gewöhnlich  (|as  Frie- 
selexanthem  seinen  Eintritt  ankündigt;    vor- 
züglich aber  war  keine   Spur   der   Diarrhoe 
mehr  vx  finden,    eine  Erscheinung,    die  die 
widitigste  fiir  unsem   gegenwärtigen  Zweck. 
Das   Fieber  wurde  nun    bei'  den  gereicliten 
Bfitteln  immer  schwächer,  das  Wohlbefinden 
aber  besser,  und  endlich  zeigten  sich  hie  und 
da  auf  der  Haut,  deutliche  Spuren  einer  he- 
ginnendenv  Desquamation.     Dieses  zunehmen- 
de Wohlbefinden   errege  nun  in  dem  Kran« 
ken  die  Lust  das  Bett  zu  verlassen,   und  un* 
glücklicher  Weise  frohnte  er  ihr,  kleidete  sich 
wider    mein  Wissen  an  und  ging  üb^r  den 
Hausraum  in  ein  anderes  Zimmer.    Die  Wit* 
terung  war  regnerisch,    feucht,    windig,    und 


ff 


-,    76   — ^ 

3em  einzig  und  allein  um  die  Einsicht  in  den  1 
Grund  und  innem  Zusammenhang*  des   Ge- 
schichtlichen, und  daher  dieses  hier  selbst  nor 
'    eine  secundäce  Stelle  hat,  und  haben  kann 

Von  dem  Grund  und  innern  Zusammen^ 
'^  hang  dieses  nun,  der  Absicht  gemäss,  insbe- 
sondere zu  reden;  so  ist  es  für  mich  a^ilser 
allen  Zweifel  gesetzt,  dafs  der  ganze  Verlauf 
vorliegender  Krankheit,  nichts  als  ein  fort- 
schreitender Wechsel  von  Metastasen  gewe- 
sen, wo  die  eine  an  die  Stelle  der  andern 
getreten.  'An  der  Ge.wifsheit  dieser  Behaup- 
tung wird  y/ohl  Niemand  zweifeln,  der  weifs, 
welche  Bedeutung  die  Metastasen  im  Mikro- 
kosmus als  einem  vielgegliederten  Ganzen, 
wo  jedes  Einzelne,  indem  es  in  sich  lebl^  zu- 
gleich mit  jenem  dem  Ganzen  wunderbar  ver- 
eint, haben  und  haben  müssen« 

Was  aus  dieser  nothw endigen  Ansicht  der 
Sache  für  die  Reconstructionsmethode  des 
Arztes,  für  jeden  solchen  Fall  hervorgeht,  ist 
wohl  ohnstreitig  im  AUgemeineii  dies,  dafs  er 
ganz  irrig  daran  ist,  ja  nothwendig  dem  heil- 
kräftigen Streben  des  Organismus  zuwider 
handelt,  wenn  er  im  vorliegenden  Falle  keine 
andere  Xndication  ßndet,  ali  die^  ^reiche  ge- 


—     77     — 

gen.  die  hier  neben  der  DiflFerennning  det 
Hautsj-stems  gleichzeitig  6tatt  findende  des  , 
Darmkanais  gerichtet.  ^  Nicht  die  Dia^hoe  ist 
die  primäre  Differenz ,  auf  welche  ^  wie  be- 
kannt, immer  zuerst  die  Aufmerksamkeit  des 
Arztes  gerichtet  seyn  mufs,  sondern  ->»  die 
gestörte  HautiunctiDn  ist  es.  Das  Hautorgan 
muTs  er  daher  in  seinem  Streben  sich  zur  In«  . 
differenz  zu  reconstruiren  durch  sein  Einwir- 
ken zu  unterstützen  suchen,  und  ist  jenem 
durch  das  Mitwirken  seiner  Kunst  solches  ge- 
lungen; so  gleicht  sich  (in  der  Regel)  die 
neben  der  bestandenen  primäjen  Differenzi- 
rung  der  Haut  statt  findende  secundäre  des 
Darmkanals  von  selbst  aus.  Der  gute  Beob- 
achter wird  in  den  meisten  Fällen  dies  stets 
so  finden,  und  also  immer  sehen,  dafs  in  dem 
Grade,  in  welchem  sidi  das  Hautorgan  zur 
vorigen  Integrität  reconstruirt,  auch  die  Dif- 
lerenzirung  des  Darmkanals,  als  secundäre 
Erscheinung  verschwindet  und  der  Indifferenz 
vermählt  wjrd. 


Hier,  wo  die  Differenz  in  dds  Hautsystem 
zu  tief  gegriffen^  konnte  die  Crisis  freilich 
nur  unter  ^er  Form  eines  Exanthems  zur  Voll«' 
kommenheit. ihrer  Existent  gelangen;  aber  $a 


-     78     -       ^ 

wie  auch  das  Frieselexanthem  in  seiner  voÜ- 
kommnen  Form  auf  der  Haut  sich  zeigte^  hör- 
te die  Diarrhöe  auf,  zum  Zeichen^  dals  die 
Differenz  der  flaut  der  Indifferenz  einverleibt 

werde.  » 

« 

Es  hätte  nun  nicht  fehlen  können,  dals  nach 
vollendeter  Desquamation  des  Exanthems,  das 
indifferente  Bild  der  Gesundheit  ganz  an  die 
Stelle'  des  differenten  der  Krankheit  getreten 
wäre,  wenn  der  Kranke  nicht  jene  erwähnte 
Unvorsichtigkeit  begangen,  und  sich  also  nicht 
einer  neuen  Erkältung  ausgesetzt  hätte.  Da- 
durch mufste  nemlich  nothwendig  der  sich  gel- 
tend machende  Indifferenzirungsact  des  Haut- 
systems vor  der  Erreichung  des  Maximums 
seiner  Höhe  auf  das  Minimum  derselben  her- 
abgesetzt werden,  der  Differ^nzirungsact  aber 
umgekehrt  sein  Maximum  erreichen,  und  ab 
den  sprechendsten  Ausdruck  einer,  in  ihrem^ 
Realwerden      beschränkten      Indifferenzinmg 

konnte  man  hier  wohl    die  schnell    auf   die 
I 

Erkältung   erfolgte    Geschwulst  der   Gelenke 
nicht  verkennen. 

I 

Eine  neue  Metastase  war  nach  der  Aitj 
wie  das  Eyizelne  in  sich  und  in  dem  Ganzen 
des  Organismus  lebt^  die  unausbleibliche  F<ä- 


i>. 


-^  79  — 
ge  eines  solchen  Vergehens,  Denn  dafs  die 
das  nervöse  vorzüglich  abei*  das  fibröse  Haut- 
system am  meisten  getroffene  Differenzirung, 
von  welcher  einzig  die  arthritischen  Schmer- 
zen ihren  Ursprung  nahmen,  metastasitcher 
Natur,  darüber  möchte  wohl  'nicht  leicht  ein 
Zweifel  aufzuwerfen  sein,  indem  dafiir  ja  selbst 
die  sie  begleitenden  Nebenumstände  sprechen; 
als  nehmlich  das  plötzliche  gleichzeitige  Ver- 
schwundensein des  Frieselexanthems  auf  der 
Haut  auf  der  einen,  und  das  gleichzeitige  Wie- 
dererscheinen desselben  auf  der  andern  Seite, 
so  wie  das  Hautsystem  wieder  zu  seiner  vori- 
gen Integrität  gelangte.  Erscheinungen,  deren 
Grund  tief  in  dem  Leben  gegründet,  und  die  bei 
jeder  Metastase  unverkennbar  zugegen,  wenn 
durch  sie  eine  vollkommene  Ausgleichung  der 
Differenz,  welche  sie  zur  Folge  hatte,  zu  Sran- 

^  de  gebracht,  und  die  Indifferenz  nicht  in  die 
Differenz  aufgenommen  wird.  —  So  unver- 
kennbar aber  es  ist,  dals  dieser  neue  Wechsel 
der  Erscheinungen  metastasischer  Natur,  so 
gewifs  ist  es  auch,  dafs  sich  die  an  sich  un- 
bedeutende Differenzirung  des  Hautsystems 
durch  nichts,  als  durch  diesen  hervorgerufenen, 

■  beständigen  Wechsel  verschiedener  metastati- 
scher  Erscheinungen  merkwürdig  gemacht. 


/ 


Klar  scheint  mir  aber  eben  aus  diesem 
allen  hei^vorzugehen.)  dafs  die  Metastasen  als 
abnorme  Erscheinungen  zugleich  Ausdruck,  des 
eignen  .  Heilungsactes  des  Organismus ,  soll* 
te  auch  hier  durch  die  Form  der  Erscheinung . 
derselben^  diese  Wahrheit  weniger  leicht  ab 
dort  zu  erkennen  seyn»  Wo  diese  weniger 
klar  fiir  uns  durchleuchtet »  da  liegt  es  sicher 
nur  an  unserer  ^  noch  nicht  hinlänglich  zur 
Reife  gekommenen  Einsicht  in  das  lebendige 
Verhältnifs  aller  Organe  des  organischen  Lei* 
bes  zu  einander^  nicht  aber  in  der  Natur  der 
«Sache  selbst«  Den  Einwurf  betreffend^  dab 
die  Metastasen  so  oft  tödlich  ausfallen,  so 
benimmt,  wie  sich  erweisen  lälst  der  Behaup* 
tung,  dafs  sie  Ausdruck  des  hieilkräftigen  Stre* 
bens  des  Organismus,  nicht  an  ihrem  Werthe» 
Ja  dieses  oftmalige  Tödlichseyn  derselben  ist 
gerade,  möchte  man  sagen,  in  gewisser  Hin- 
sicht der  sprechendste  Beweis,  dafs  siß  dif* 
ferente  Erscheinungen^  durch  welche  das  ei- 
gene heilkräftige  Streben  des  Organismus 
sich  am  unmittelbarsten  offenbart» 

Also  war  als- Ausdruck  des  Strebens  des 
Organismus  Di£ferenzei(  zur  Indifferenz  su* 
rückzuTuhren)  haben  die  Metastasen^  ^rie  ich 

\    auch 


—     8i      — 

auch  schon  an  einem  andern  Orte,  wohin  ich 
deshalb    auch    den    durch    das    hier    Gesagte 
noch  nicht  befriedigten  Leser  verw.eise  *),  welt- 
läuftiger  gezeigt^  Bedeutung,  und   können  als 
nothwendige  Ereignisse  des  in   seinem  DifFe- 
renzirtseyn  nach  Indifferenz  strebenden  Lebens 
angesehen  werden.'   Daher  treten  sie,  wie  uns 
denn  diefs    eine  richtige   Beobachtung   lehrt, 
auch  nur  dann  als  nothwendige  Erscheinungen 
des  in  sich  entzweiten  Lebens    ein,    wenn  in 
irgend  einem    Organ   des  Mikrokosmus  3eine 
ihm,  durch  sich  und  das  Ganze,  gesetzte  Func- 
tion mehr  oder  weniger  cessirt,  und  die  doch 
nicht  cessiren  kann,   ohne  dafs  die  Harmonie 
des  Ganzen,    in  der   es  zu  verbleiben  strebt, 
gestört  wird,  —    denn  um    dem.  Ganzen  die 
gesetzte  Disharmonie  weniger  fühlbar  zu  ma- 
chen, ist  es  nothwendig,  dafs  ein  anderes  Or- 
gan durch  das  Steigern  und  Metamorphosirei;! 
seiner  eigenen,    möchte  man  sagen,    zugleicli 
die  cessirende  mehr  oder  weniger  ersetzt. 

Aus  dem  Ganzen  unserer  Ansicht  -  von 
den  Metastasen  ist  nun  aber  sehr  klar,  dais 
in  der  Erscheinung  derselben  durchaus  nichts 

*)  Siehe  meine  Oründ^ug«  der  Nosplogie  und  The- 

rapie. 
JoBrn.  XXXn.  B.  a.  St.  F 


—     8ä     — 

zufälliges,    und  dafs  nothwendig  immer  nur 
dasjenige  Organ  metastasisch  afHcirt  werden 
kann,  welches  das  primär  Differenzirte.  mehr 
oder  weniger  zu  ergänzen  vermag,  und  wel- 
ches also  den  entgegengesetzten  Pol  von  dem- 
jenigen im  Mikrokosmus  repräsentirt ,  dessen 
Funktion  mehr  oder  weniger  anihilirt.  — -  Dies 
ist  ein  unmittelbar  gewisses   Gesetz,    dessen 
Gültigkeit  eine  zahlreiche  Menge,   theils  von 
mir,    theils  von  andern  beobachtete  Thatsa- 
chen  laut  genug  sprechen.     In  einem  solchen 
Verhältnifs,   wie  das  geforderte  stehen  oiFen- 
bar.  Haut  und  Darmkanal,  Lunge  und  Leber 
u.  s.  w.    So  kann  man  sagen,  ohne  mich  je- 
doch mifszudeuten,   oxydirt,   um    sinnbildlich 
zu  reden,  die  Lunge  im  Gegensatz  der  Leber, 
das  Blut  auf  positive,  diese  aber,  im  Gegen- 
satz  der  Lunge,    auf  negative  Weise;    denn 
wenn  auch  nicht  durch  die  Funktion  der  Le- 
ber directe  eine  Oxydation  des  Bluts  bewirJit^ 
so  vermag  doch  durch  den  Einflufs  dieser  auf 
dasselbe,  der  Oxydationsprocefs  in  den^Lun- 
^en  reiner  hervorzutreten.    Die  Leber  so  wie 
sie  das  Organ,  durch  welches,  vermittelst  der 
Galle,   das  Assirailirbare,   was  Thier  zu  wer- 
den vermag ,  von  dem  Nichtassimilirbaren  ge- 
schieden wird,  scheidet  eben  auch  vdn  dem 


-      83      — 

Blute,  was  dem  Blute  in  dem  ßhite  unähn- 
lich geworden,  und  wird  so  unmittelbar  i\ir 
die  Lungen  ein  pleidi  notJiwendiges  Vdiin?- 
reitungsorgan,  milteibar  aber  für  den  pan^.en 
Mikrokosmus.  Daher  sehe  man  aber  auch 
nur,  sobald  die  Funktion  der  Leber  bedeu- 
tend gestört,  die  Anstrengung,  mit  dor  die 
.  Lungen  thätig,  die  oft  so  grofs,  dafs  sie  da- 
durch in  jene  eigene  Art  der  Kntziindung  fal- 
len, die  man,  wie  beka^int,  als  galh'chte  Lun- 
genentztindung  aufgestellt.  Und  dies  mii  Recht, 
denn  wirklich  ist  hier  <ler  Auswurf  gallichter 
Natur  und  mufs  es  sevn,  da  eben  durch  die 
bis  zur  Krankheit  erliöhto  Funktion  der  Lun- 
gen,  wenn  das  Gleichgewidit  des  Ganzen  nicJit 
von  Grund  aus  aufgehoben  werden  soll,  von 
dem  Blute  geschieden  werden  mufs,  was  in 
dem  Blute  dem  Blute  unähnlich  geworden,  — 
eine  Scheidimg,  die  sonst  hauptsächlich  durch 
die  Funktioh  der  Leber  gesdiah,  die  aber  eben 
jetzt  unterdrückt.  —  Wo  konnte  wohl  aber 
einerseits  ein  schonerer  Beweis,  eine  s[)re- 
chendere  Thatsache,  fiir  die  Behauptung,  dafs 
die  Leber  zugleich  ein  Vorbereitungsrorgan  fiir 
die  Lungen  sey,  gefunden  werden,  als  der, 
welchen  uns  die  gallichte  Lungenentzündung 
giebt;  und  durch  was  konnte  es  andererseits 


•  -  84  - 
zugleich  klarer  erhellen,  dafs  die  Metastasen 
Ausdruck  des  eigenen  Heilungsaktes  des  On 
ganismus,  und  dafs  immer  nur  dies  Organ  von 
dem  andern  metastasich  afHcirt  werden  kann, 
welches,  wie  gesagt,  durch  Metamorphose  sei- 
ner Funktion,  die  jei^es  mehr  oder  weniger 
ergänzen  kann.  — 

Der  Grund,  dafs  gerade  dieses  Organ,  vor 
einem  andern,  durch  das  Differenzirtseyn  jV 
nes  metastasisch  ergriffen,  liegt  also  stets  in 
dem  eigenen  Verhältnifs  des  metästasisch  Er- 
griffenen zu  dem  primär  Differenzirten,  und 
es  ist  daher  hier  duraus  an  keine  Zufälligkeit 
zu  denken.  Schade  ist  es  freilich,  dals  wir 
durch  eine  noch  statt  findende  Beschränkheit 
der  Einsicht  in  das  besondere  Wesen  des  Or- 
ganismus, die  Nothwendigkeit  nicht  in  allen 
Fällen  klar  genug  erkennen* 

* 

Wer  kann  es  nun  aber  hier  noch  ye^ 
kennen,  dafs  das  Leben,  und  somit  auch  der 
Organismus,  das  sich  personificii:t  kabende 
Leben,  Einheit  in  der  Differenz,  und  dafs  et 
durch  diese  Einheit,  welche  das  Ganze  beseelt^ 
den  in  ihn  gesetzten  Störungen  Schranken 
setzt  und  sie  selbst  durch  sich  auszugleichen 


—     85     — 

I 

Strebt^  gelingt  es  ihm  auch  nicht  immer  ohne 
die  Mitwirkung  seines  Priesters,  des  Arztes! 

Nur  in  so  fem  wir  also  in  den  Metasta^ 
sen  nichts  anders  erkennen,  als  den  Ausdruck 
des  Strebens  des  Ganzen,  die  gestörte  Funk- 
tion des  einen  .Orgaus  durch  die  eines  an- 
dern zu  ersetzen,  können  wir  den  Grund  des 
Wechsels  der  verschiedenartigsten  Erscheinun- 
gen  im  vorliegenden  Fall  ohne  Schwierigkei- 
ten einsehen  und  begreifen,  da  er  uns  im  Ge- 
gentheil  nothwendig  verborgen  bleiben  mufs- 
te,  J^tzt  wissen  wij,  wie  die  eingetretene 
Diarrhoe  verschwand,  so  wie  sich  die  Haut 
allmählig  wieder  zu  ihrer  vorigen  Integrität 
zürückbildete ,  und  warum  endlich  auch  die 
heftigsten  .arthritischen  Schmerzen  wichen,  als 
sich  nach  erfolgter  zweiter  Metastase  die  Haut 
durch  den  neuen  Ausbruch  des  zurückgetre- 
tenen  Frieselexanthems  u.  s.  w.  wieder  als  thä- 
tiges  Glied  des  Ganzen  zeigte. 

Jene  Schule,  welche,  dem  Schein  nach, 
auch  alten  erprobten  Wahrheiten  der  Medi- 
cin,  den  Fall  drohte,  mufste  eben,  deshalb 
auch  die  Metastasen  als  Täuschungen  ver- 
schreien, wenn  sie  nicht  in  sich  selbst,  gleich 
bei  ihrem  Entstehen,    zerfallen  sollte,    wohl' 


—     86     — 
wissend,  dal's,  wenn  sie  überhaupt  als  Erschei- 

I 

nungen  gelten  sollen,  sie  nur  durch  das  eige-  * 
ne  heilkräftige  Streben    des   Organismus  zur 
Wirklichkeit  gelangen  köjnnen,    das  sie  doch 
so   geradezu   geleugnet,   und  leugnen  miifste.    ' 
Abgefallen    vom  Leben   mufste   sie    das,    was    , 

r 

von  ihm  ausging,  als  nichtig  verschreien,  doch 
die  Wahrheit  siegt,  sey  es  auch  noch  so  spät,  .  j 
und  der  Fall   ist   dem  Unwahren   immer  ge- 
wifs,  und  zwar  um  so  schrecklicher,  je  länger  • 
es  bestanden. 


Ich  glaube  diesen  Aufsatz  mit  der  Be- 
merkung schliefsen  zu  müssen,  dafs  die  Me- 
tastasen weit  häufigere  Erscheinungen,  als  man 
bisher,  hie  und  da  geahndet,  sind.  Möchte  da- 
her dies  er  merkwürdige  Gegenstand  die  Gemü- 
ther mit  Interesse  erfüllen,  damit  das,  was  an 
ihm,  hinsichtlich  unserer  Erkenntnifs  und  Ein- 
•  sieht,  noch  verworren  und  undeutlich,  auf 
lichten  Klarheit  reifen  kann ! 


K? 


» 


r  -     87    - 


IV. 

lieber 
die  Möglichkeit  und  Noth^f  endigkdt, 

die  Medicin  und  Chirurgie  in  ihrer  Erler- 
nung und  Ausübung  zu  verbinden ; 

in  einem  Sendschreiben 

an  einen  die  Heilkunde  studierenden  Freund ; 

von 

Georg  Justus  Friedrich  Nöldeke, 

ausübendem  Arxt   und   Wundarxt    in    Oldenburg* 


öie  erinnern  sich,  mein  jimger  im  Aeskulap 
und  hoJSfentlich  auch  bald  im  Chiron  geliebter 
Freund,  mit  welcher  Wärme  nicht  lange  vor 
Ihrem  Abschiede  vom  väterlichen  Hause,  oder 
Ihrer  Erhöhung  in  den  Stand  eines  akademi-  ' 
sehen  Bürgers,  ich  bemüht  war,  Ihren  Ent- 
schlufs,    die  Arzneiwissenschaft  zu  studieren. 


-     88     « 

wankend    zu   machen.      Ich    erülRiete    Ihrem 
Blicke  das  unabsehbare  Gebiet  von  K'enntuis- 
sen,  die  aHe,  näher  oder  ferner,  auf  mehr  oder  . 
minder  gebahnten  Wegen    zu  jener  schrpffen 
Höhe  führen,  worauf  die  Heilkunst  mit  ihren 
spätreifen  FrücJiten  prangt.     Allein,   statt  da- \ 
durch  abgeschreckt   zu  werden,    glaubten  Sie  ^ 
sich    durch   solche  Schwierigkeiten   nur  noch 
stärker,   in  jenes  Gebiet  vorzudringen,    und 
mit  der  Zeit  Herr  seiner  frucht vollsten  Höhe 
zu  werden,  in  deren  Besitz  manche  treffliche 
Männer  waren,  und   einige   noch  sind.      Um 
noch  erschütternder  auf  Ihren  Vorsat?  zu  wir* 
ken,   führte  ich  Sie  zu  dem  jede  zarte  Phan- 
tasie  empörenden  Schauspiel    der  Zergliede- 
rung, wo  der  Tod  zur  Schule  des  Lebens  wird, 
und  von  da   in  den  Aufenthalt  und  Sammel- 
platz des  physischen  Elends,  ins  Krankenhaus. 
Schweigend  verliefsen  Sie  mich,  und  suchten 
die  Einsamkeit,   um   für  sidi  den  Aufruhr  zu 
besänftigen,  in  welchen  jener  Anblick  Ihr  Ge* 
fühl  gegen  den  Verstand  gesetzt  hatte.    Nach 
.  einigen    vergeblichen    Versuchen ,    besonders 
iaber  durch    ein   schriftliches  Besprechen  ©it 
sich  selbst,  war  es  Ihnen  gelungen,  Ihre  Phan- 
tasie zu  Gunsten   des    einmal   gefafsten  Eatr 
Schlusses  zu  bestechen;  und  mit  jener  frobefl 


(  '. 


-     89     - 

Miene,  welche  immer  die  Besiegqng  der  Sinn* 
lichkeit  begleitet,  kündigten  Sie  mir  Ihren  auf 
Ueberlegung  gegründeten  Vorsatz  an,  keinem 
andern  Studjium,   als   dem    der  Heil  leimst  Ihr 
Leben  zu  widmen.    Von   diesem  Augenblick 
an  ward  nicht  mehr  der  Schwierigkeiten,  son- 
dern nur  der  Mittel  gedacht,  sie  am  glücklich- 
aten  zu  überwinden.     Eine  allgemeine  Ucber- 
sieht   des  ganzen  Fachs,   womit  ich  das  Ver- 
gnügen hatte,  Sie  bekannt  zu  machen,  schien 
am  passendsten  zu  seyn,  um  zwischen  Ihrem 
grofsen  Zweck,   Ihrer  beschränkten  Zeit  und 
Ihren  fnäCsigen  Glücksumständen   das  gehöri- 
ge  Veriiältnifs  'zu  treffen,    welches  allein  im 
Stande  ist,    Einseitigkeit  und  Auswüchse   in 
der  Bildang  des   praktischen  Talents   zu  ver- 
hüten.    Sie  lernten,    wie  auf  einer  Verwand- 
scbaftstafel,  die  Verschwisterung  der  dahin  ab- 
zweckenden Wissenschaften  und  das  alle  Kün» 
ste    umschlingende   Band    kennen,    in    deren 
Mitte  die   Menschheit    hülfsbedürftig    dasteht, 
um  durch  ihren  Verein  von  den  Anfällen  kör-* 
perlicher  Plagen  befreiet  zu  werden,  oder  da* 
gegen  verwahrt  zu  bleiben.     In  Bezug  auf  die-^ 
se  wissenscliaftliche  Genealogie  haben  Sie  wäh-^ 
rend   der   zwe;   ersten  Jahre    Ihrer    akademi- 
.  sehen  Laufbahn  den  menschlichen  Körper  ana^ 


—       go       — 

tomisch  und  physiologisch  studirt,  sich  mit 
den  ihn  angehenden  natürlichen  Einflüssen, 
so  wie  mit  der  Natur  künstlicher  Einwirklm- 
gen  auf  ihn  bekannt  gemacht ,  und  sind  jetzt 
im  Begriff,  von  allen  jenen  Studien  gleichsam 
die  Kehrseite  zum  Gegenstände  Ihrer  Betrach- 
tungen und  Untersuchungen  zu  machen,  d.  fc 
de|i  kranken  Menschen  in  alleii  seinen,  so- 
wohl  abstracten,  als  concreten  und  individu- 
ellen Beziehungen,  imgl eichen  die  Regeln  ken- 
nen zu  lernen,  durch  deren  Ausübung  ein 
pathologischer  Zustand  in  einen  physiologi- 
schen verwandelt,  oder  deutliclier  und  deut- 
scher zu  reden,  die  Wiederherstellung  der  zer- 
.  tütteten  Gesundheit  bewirkt  werden  kann. 

Sie  haben,  wie  Sie  letzthin  schrieben,  sich 
vorgenommen,  in  diesem  zweiten  Abschnitt 
Ihrer  Studien  die  Hauptzugänge  zu  erforschen, 
welche  ins  Innere  des  praktischen  Lebens  füh- 
ren. Unter  ihnen  nehmen  Sie  vorzüglich  zwei 
wahr,  die  von  entgegengesetzten  Seiten  zu 
gleichem  Zwecke  hinweisen;  den  der  Medi- 
ein  und  den  der  Chirurgie.  Beide  möchten 
Sie,- wegen  ihrer  nahen  Beziehung  zu  einan- 
der, theoretisch  und  praktisch  zusammen  ver- 
einigen ,  zweifeln  aber  aus  subjediVen  Grün- 


^     91      — 

den  an  der  Ausfiihrbarkeit  eines  solchen  Vor- 
habens*  und  wünschen  daher,  d.ifs  ich  Ihnen 
hierüber  meine  Meinung  niitthcilo,  und  Ihrem 
wankenden  Entschhisse  durrh  entscheidende 
Gründe  den  Ausschlag  gehe. 

'  Sie  wissen,  derselbe  Gegenstand  ward  vor 
nicht  gar  langer  Zeit  von  einer  deutschen  Aka- 
demie als  Preisfrage  zur  J>eantwoii!ing  auKi^e- 
stellt  und  durch  Jitgler's  gekrönte  Schrift  ne- 
gativ entschieden ,  wälirend  andere  Mann(»r 
bemüht  waren,  eine  solche  Vorneiiaing  prak- 
üsch  zu  widetlegen.  Wie  glücklich  dieser 
Versuch  ausgefallen  sey,  mögen  die  V^ersucher 
am  besten  wissen;  meine  Absicht  ist,  Ihnen 
das  Resultat  meiner  Prüfung  einer  so  wichti- 
gen Angelegenheit,  als  individueHe  Ueberzeu- 
gung,  mitzutheilen,  ohne,  wie  ich  wünsche, 
der  Sache  zu  wenig  oder   zu  viel  zu  thun. 

Ihre  Frage  enthält  zweierlei;  einmal:  ob 
es  möglich;  und  dann:  ob  es  nothwendig  scjr, 
die  Medicin  und-Chirurgie  in  ihrer  Erlernung 
und  Ausübung  zu  verbinden? 

Die  Verneinung  des  ersten  Problems  wür- 
de die  Beantwortung  des  zweiten  überflüssig 
machen;  keinos>vpgs  aber  dürfte  die  Evidenz 
des   zweiten    aus  -der  Bejahung    des   ersteren 


—     9»     — 

erhellen,  da  Notliwezidigk.eit  nicht  ohne  Mög<« 
liehkeit,  wohl  aber  diese  ohne  jene,  gedacht 
werden  kann,  ' 

Wir  wollen  also  zuerst  untersuchen :  \>hy 
und  in  wiefern  es  möglich  sey,  beideriei  Heil- 
fcünste  zu  gleicher  Zeit  zu  erlernen?  ' 

Wer  in   einem  allgemeinen   Ueberblicke 
das   grofse  Gebiet  der  Heilkunde  mit  seinen 
vielfachen,  innern  Abtheilungen  und  den  un* 
zählbaren,  daran  gränzenden  Feldern  verwand-» 
ter  Wissenschaften  überschaut,  wird  sich  ge^ 
neigt  fühlen,    den  Kopf  eines  Menschen   für 
zu  beschränkt  zu  halten,  um  dasselbe  in  sei-* 
tiem  ganzen  Umfange  zu  .beherrschen.    Kaum 
sind    der   Theile    des    menschlichen   Körpers 
mehr,  als  der  Disciplinen,  deren  Zweck'  seine 
Erhaltung  ist,      Es  ist  wahr,    die  Masse  des 
Wisisenswürdigen,   die   durch   die  lange  Bahn 
der  Vorzeit  von  einem  Jahrhundert  dem  an- 
dern  bis   auf  uns   herab   gleichsam  zugewälzt 
worden,  hat  sich  so  ins  Ungeheure  vermehrij 
dafs   die  Schultern   eines   Einzigen    nicht    im 
Stande  sind,  sie  auf  sich  zu  nehmen,  und  die 
Kräfte  des  gesammten,  denkenden  Menschen- 
geschlechts dazu  gehören,  sie  dem  künftigen 
zu  übergeben*    Allein  wie  deraüthigend  auch 


—      93     — 

diese  Wahrheit  auf  einer  Seite  fiir  denjenigen 
sejm  mufe,   der  nach  einem  dahinstrebenden^ 
fruchtlosen  Versuche  sein  Unvermögen  fühlt, 
so  fehlt  es  doch  auf  der  andern  nicht  an  Be- 
ruhigungsgründen fiir  den  Bescheidneren.  Die- 
ser kepnt  seinen  Zweck,  seine  Kräfte  und  bei- 
der Verhältnifs    zu    den  Mitteln*      Er  upter- 
scheidet  das,  was  Wissenswürdig  ist,  von  dem 
Wissenswürdigern,    und  zieht  beiden,  das  zu 
wissen  Nöthige  vor.     Ihn  treibt  nicht  der  Ehr- 
geiz,  seinen  Zeitgenossen   als  InbegriflF  aller 
mögKchen  Kenntnisse,    wäre  es   auch  nur  in 
alphabetischer   Ordnung,   zu  erscheinen;    ihn 
beseelt  der  edle  Vorsatz,  durch  Brauchbarkeit 
der  erworbenen  oder  zu  erwerbenden  Kennt- 
nisse dem  Staate    hülfreich    und   nützlich  zu 
*sejn.     Nicht  ein  leeres   Fachwerk    fiir  Wis- 
.  senschaften  sucht  er  in  den  Jahren  der  Aka- 
demie  sich  zu  erbauen  oder  erbauen  zu  las- 
sen, sondern  Wissenschaften   und  Kenntnisse 
sich  anzueignen,  für  welche  das  reifere  Alter 
ihm  leicht  ein  philosophisches  Gerüst  aufstellt« 
Ihm  also,    der   bestimmt  weifs,    was  er  will, 
ihm,  der  ^eine  Kräfte  nicht  durch  Ausbreitung 
über  alle  Gegenstände  des  Wissens  zu  schwä- 
chen, sondern  sie   durch  Anwendung  auf  die 
nützlidisten    zu    erhöhen   Willens  ist,    bleibt 


—     94     —  •        , 

Zeit  und  Kraft  genug,    das  Studium   der  Me- 
dicin  mit  dem  der  Chirurgie  zu  verbinden. 

Beide  Heilkünste  nämlich  «ind  so  lange 
Schülerinnen  der  Arzneiwissenschaft,  als  die 
Rede  nicht  von  technischen  Regeln  und  Ver- 
fahrungsarten  ist,  und  daher  verbuhden,.  sidi 
auf  demselben  Felde  der  Wissenschaft  anzu- 
bauen. 

Dem  Arzt  und  Wundarzte  sind  anschau- 
liche Kenntnifse  des  ganzen,  sowohl  .  innem 
als  äufsern  menschlichen  Körpers  gleich  un- 
entbehrlich, weil  beide  ohne  sie  in  lausend 
Fallen  die  gröbsten  Milsgriffe  nicht  vermeiden 
skcinnen,  vielmehr  ohne  Unterlafs  in  Gefahr 
gerathen  müssen,  an  vieler  Menschen  Leben 
zu  Verbrechern  zu  werden.  Das  *  Schauder- 
hafte  Beispiel  des  Geburtshelfers  Frank  y  der 
-aus  anatomischer  Unwissenheit,  eine  un- 
glückliche Mutter  in  der  Stunde  des  Ge- 
barens zerfleischte,  ist  zu  neu  und  bekannt, 
als  dafs  es  hier  einer  w^  eitern  Erzählung  be- 
dürfte. 

Dasselbe  gilt  von  der  bei  den  gleidi  noth- 
wendigen  Lehre,  welche  die  Gesetze,  Bedin- 
gungen und  Prozesse  erforscht,  bestimmt  und 
beschreibt,   auf  welchen    das   Leben    beruht 


Bhen  so  muTs  der  Wundarzt  niclit  minder  als 
der  Arzt  die  Verhältnisse  zu  kennen  sich  an- 
gelegen sem  lassen,  in  welchen  dasselbe,  durch 
äülsere  oder  innere  Einwirkungen  modilizirt, 
sich  befinden  kann;  imgVeichen  die  Natur  die- 
ser Einwirkungen  sowohl  in  ihrem  von  dem 
Kreise  organischer  Kraft  abgesonderten,  als 
mit  ihm  in  Berührung  gesetzten  Zustande. 
Anatomisches  9  physiologisches  und  pathologi- 
sches Studium  des  menschlichen  Körpers  ist 
beiden  also  unerlafslich  nüthig.  Auch  dürften 
sie  schwerlich  ungeahndet  sich  von  allem 
Unterricht  in  der  Chemie  und  Botanik  los- 
sagen, da  ohne  sie  kein  gründliclies  Stu- 
dium der  Pharmakologie ,  und  ohne  diese 
keine  richtige  Beurtheilung  der  anzuwehden- 
den  Mittel  statt  findet.  Ich  erwähne  nicht 
der  Physik  und  Naturgeschichte,  noch  der- 
.  humanistischen  Kenntnisse,  ais  welche  in  Ver- 
bindung mit  manchen  andern  die  solideste 
Grundlage  zur  akademischen  Bildung  ansma- 
YJien,  sondern  setze  die  Anerkennung  ihres 
grofsen  Einflusses  auf  das  ganze  praktische 
Leben,  und  die  vertraute  Bekanntschaft  mit 
*  ihnen  bei  jedem  Studirenden  von  liberaler 
Erziehung  oder  Gesizmung  voraus. 


-     96      - 

Bis  dahin  also  fuhrt  nur  ein  Weg  durch 
das  Feld  der  Wissenschaften  in  die  ver&chie*- 
denen  Gebiete  der  innem  und  äufsem  Heil- 
kunst)  welchen  daher  einzuschlagen  nicht  nur 
möglich^  sondern  auch  nothwendig  für  denje- 
nigen ist,  der  die  eine  oder  die  andere  zu 
seinem  Hauptaugenmerk  gewählt  hat.  Hier 
aber,  wo  beide  anfangen,  sich  mit  gröfsten- 
theils  verschiedenen  Kenntnissen  und  Kunst- 
fertigkeiten zu  Erreichung  ihres  Zwecks  aus- 
zurüsten, entsteht  die  Frager  ob  es  auch  da 
noch  möglich  sey,  sie  ohne  Ausschlufs  sich 
zu  eigen  zu  machen? 

Wenn  die  Jatrik  es  als  ihr  vorzüglichstes 
Geschäft  ansieht,  die  unregelmäfsigen  Kraft- 
äuGserungcn  der  organischen  Natur-  zu  modi- 
fiziren,  die  Chirurgie  Jiingegen  in  den  meisten 
Fällen  die  Abweichungen  in  der  Form  der 
(organischen  Masse  zu  berichtigen;  so  wählt 
jene  hiezu  gröfstentheils  chemische,  diese  aber 
fa%t  durchgängig  mechanische  Hülfsmittel.  Bei- 
de haben  dazu  ihre  reichlich  versehene  Ma- 
gazine und  Arsenale,  aus  welchen  sie  sich 
zur  Zeit  der  Noth  bewaffnen.  Nichts  setzt 
beim  ersten  Anblick  derselben  mehr  in  Er- 
staunen als  der  grofse    Vorrath   von  Arznei- 

mit- 


-  97  - 
mltteltt  und  Werkzeugen^  welche  sie  entlialten« 
Mancher  ist  wohl  gar  aus  diesem  Grunde 
schon  geneigt^  die  Mögliclikeit  der  gleichzei«" 
tigen  Erwerbung  einer  chirurgisch  ^^  niedizini-' 
sehen  Kenntnifs  ihrer  Natur  und  Anwendung 
nach  zu  bezweifeln;  und  würde  mit  Recht  daran 
zwfeifeln^  wenn  ihre  Anzahl  durchaus  mit  ihrer 
Brauchbarkeit  in  geradem  Verhältnifs  stünde. 
Allein  bc^i  iläherer  Bekanntschaft  mit  ihnen 
ötföhrt  der  Unterrichtete  nur  zu  baid^  dafs 
der  Reichthum  ihrer  Menge  meistens  die  Ar<^ 
nluth  ihrer  Wirkungen  beurkunde.  Er  aber 
ordnet  sie  mit  systematischem  Blicke  9  und 
drückt  durch  zweckmäfsige  Auswahl  den 
ung^h^uren  Haufen  zu  einer  Handvoll  zu* 
sammen^  um  sich  einiger  wenigen  zu  hun« 
den  Fällen  zu  bedienen.  Auch  durfte  der 
Ilibegriff^  der  Regeln,  welchen  ziifolge  sie  al- 
le angewendet  werden  müfsen,  für  den,  Wel- 
dien  die  Natur  oder  sein  'eigener  Genius  nicht 
ganz  verwahilofstön,  unter  Anleitung  VortreiF- 
licher  Lehrer^  bei  ausdauernder  Anstrengung^ 
bald  genug  zu  erlernen  söyn^  dafem  er  nicht 
deine  akademische  Laufbahn  yon  hinteil  än- 
längtf  mit  der  ihm  vergönnten  Zeit  gut  haus- 
.zuhalten  versteht y  und  sich  hüteft^  durch  un- 
zeitige  gelehrte  oder*  üngclehrtö  Liebhabereiett 

lonni.  XXXli.  B.  tf.  St.  O 


-      9«     - 

in  ein  von  seinem  Ziel  entlegenes  Gebiet  der 
Künste  oder  Wissenschaften  zu  gerathen.    Lei- 
der   aber  wird  nicht  selten  die  Neigung  zu 
einer  solchen  Verirrüng  von  d4n  Leht*em  der 
HüIfWissenschaften  selbst  geweckt  oder  unter- 
halten^  indem  mancher  unter  ihnen   mit  pe- 
dantischem, nicht  selten  merkantilischem  Ei- 
fer sein  Fach  als  das  erste  wissenswurdigste 
und    unentbehrlichste    fiir    den  Arzt    ausruft. 
Der  jünge^  unerfahrne  Mann^   im  Wahn  der 
Untriigiichkeit  einer  solcher  Belehrung,*  kauft 
von  iseiitet  Waare,  so  viel  er  immei'  yermäg^ 
eiiij  nimmt  von  einem  andern   noch   «nige 
praktische  Artikel  wenn  nicht  im  Kopf,  doch 
in  der  Mappe  mit^  und  geht  nach  Ablauf  ^ei- 
er  Jahre  zu  seinen  Vätern,  um  dort  als  treff- 
licher Anatom,  Botaniker^  Chemiker  ü.  f.  zu 
glänzen^    aber  als  Arzt  oder  Wundarzt  sich 
von  mancher  Krankehwärterin  yerduhkelt  zu 
sehen^    Wer  hingegen  mit  gehöriger  Würdi- 
gung dieser  allerdings  wichtigen,  aber  gleidi- 
wohl   untergeordneten    Fächer   seih    grofses, 
praktijsches  Ziel  im  Auge  hat^  wird  mit  iweck^ 
mäfsiger,  Beschränkung  des  auf  jene  zu  ver- 
wendenden Studiums  Zeit  genüg  übrig  behal- 
ten, seinen  Kopf  und  seine  Hand  zur  Aus« 
ubung  der  Medizin  und  Chirurgie  gleich  ge« 


—  99  *- 
schickt  zu  tnächen«  So  wenig  et  also  bei 
eriistem  Willen  und  guten  Lehranstalten  un- 
möglich Ist)  beiderlei  He\Jkundeii  zugleich  zu 
$tüdir€$n{  80  fragt  es  sich  dochi  ob  es  auch 
eben  80  nothwendig  sej^  iht  beiderseitiges 
Studium  tvL  verbinden? 

•Die  Median  Und  Chirurgie,  wie  sehr  ver- 
schieden ^ie  afUch  im  Gan:ien  in  ihren  Mitteln 
und  Thätigkeiten  sein  mögen,  sind  gleichwohl 
in  vielen  Beziehungen  so  unzertrennbar  von 
einändet*,  als  der  innere  und  äulsere  Mensch. 
Die    Natur  einer   beträchtlichen  Anzahl  von 
Krankheiten,    die   in   ihrem  Entstehen  allein 
durch  ärztliche  Hülfe  scheinen  gehoben  wer- 
deu  zu  können,  nimmt  nicht  selten  Uach  ei* 
ner  schleunigen  Wendung  einen  solchen  Gang, 
der  ohne  chirurgische  Vorhersehuug  tmdLei* 
tung  ins  Verderben  fuhrt.    Dahin  gehört  yor^ 
züglich  die  Vereiterung  der  Lungen,  der  Leber, 
d^t  Nieren,  der  Gebärmutter  und  Psoasmus- 
keln,  so  wie  örtliche  Versetzungen  schädlicher 
Stoffe  mancher  Art,   als  gichtische,    syphiliti- 
sche, Milchmetastasen  u*  f.,  bei  welchen  allen 
oft  in  wenig  Stunden  das  Forum  des  Arztes 
in  das  des  Wundarztes  verwandelt  wird.    Trifft 
hier  der  Plan,   welchen  die  Natur  gleichsam 

'   G  a 


—      loo      — 

»itr  Bee^clig^ng  dieser  Krankheiten  entwirft, 
mit  chirurgischer  Unkunde  des  Arztes  zusam- 
men, so  steht  das  Leben  des  Kranken  auf  dem 
Spiele»  Ferner  giebt  es  verschiedene  Uebel, 
die  hinter  der  Larve  einer  medizinischen  hi- 
dication  alle  ärztliche  Hülfe  verspotten,  und 
nur  durch  äufsere  Behandlung  zu  'bezähmen 
sind.  Leider  ward  auf  diese  Art  so  Mancher 
ein  Opfer  ärztlicher  Unwissenheit  in  der  Chi- 
rurgie, der  durch  ein  mehrseitiges  Studium 
hätte  gerettet  werden  müfsen.  Ich  nenne 
statt  aller  andern  Krankheiten  der.  .Art  das 
Erbrechen  aus  Einklemmung  eines  Bruchs, 
die  Engbrüstigkieit  und  Gefahr  der  Erstickimg 
als  Folge  der  Austrocknung  alter  Gesehwüre, 
und  ünzeitige  Hemmung  krankhafter  Ausflülse) 
den  Kinnbackenkrampf,  die  Fallsucht,  die. 
Sinnlosigkeit  öder  Raserei  von  äufsem  iJrMh 
chen;  in  welchen  Fällen  ohne  äufsere,  «weck- 
mäfsige  Behandlung  der  Kranke  wahrschein» 
lieh  verloren  ist,  wenn  der  Arzt  nicht  auf  gut 
chirurgisch  die  Quelle  des  Uebels  entdeckt^ 
öder  im  Fall  der  Entdeckung  bei  eigner  chi- 
rurgischer Unkunde  die  Hand  eines  geschickt» 
ten  Wundarztes  in  der  Nähe  hat,  welches  aber 
nicht  immer  sich  trifiFt.  Aufserdem,  welche 
S  tatist enroU«  wird  der  aller  Regeln  -  äulserer 


—       lOI        — 

I 

Behandlung  unkundige  Arzt  bei  wichtigeu 
Operationen  spielen ,  wenn  diese  ihm  Ge^ 
heimnisse  sind!  Er  ist  rielleicht  in  Gefahr, 
ia  der  Achtung  des  zu  behandelnden  Kranken 
zu  sinken,  was  noch  schlimmer,  sich  der  Ver- 
sehen eines  ungeschickten  Wi;  darztes  mit 
schuldig  zu  machen.  Durch  Kenntnifs  des 
chirurgischen  Zwecks  hingegen  und  der  dazu 
dienlichsten  Werkzeuge,  durch  eigne  Dexte- 
rität  und  richtige  Ansicht,  des  vorliegenden 
Falles  wird  er  im  Stande  seyn,  dem  gegen- 
wärtigen Wundarzte  seine  Ideen  bestimmt 
mitzutheilen,  den  Operationsplan  desselben 
richtig  zu  beurtheilen,  und  in  möglichen,  schleu- 
nigen Fallen  durch  Rath  und  That  der  mög- 
lichen Verlegenheit  des  Operateurs  selbst  ab- 
zuhelfen« Auf  der  andern  Seite  aber  ist  es 
.dem  Wundarzte  nicht  weniger  nothwendig, 
sich  mit  der  medizinischen  Behandlung  inne« 
rer  Krankheiten  im  Allgemeinen  bekannt  zu 
machen,  da  unzählige  Male  äufsere  Verände- 
rungen im  Umfang  des  Körpers,  so  weit  Aug' 
und. Finger  reichen,  vorgehen,  und  auf  die 
^Organisation  regressiv  wirken,  wenn  sie  auch 
nicht  gerade  das  Product  innerer  Störungen 
sind.  Wer  daher  in.  sich  den  Aufruf  zum 
Kampf  gegen  die  physischen  Plagen  der  Mensch- 


beit  vernimmt,  und  sich  mit  Geisteskraft  dazu 
ausgerüstet  fühlt,  dem  ist  es  Pflicht,  sich  in 
den  Besitz  zwiefacher  WafFen  zu  setzep,  unj 
dereinst  auph  zwiefachen  Sieg  über  den  Gcr 
sundbeit  undl^et^en  raubenden  Feind  -^  Krank- 
heit rrr  ZU  erkämpfen, 

Fragt  man  nun  weiter :  ob  es  für  den,  der 
{seinen  Kopf  mit  den  besten  KeniitnisseQ  berei- 
chert, ßeine  Hand  bis  auf  de»  gehörigen  Grad 
der  Fertigkeit  geübt  hat,  welche  das'pr^ti- 
sche  Leben  erfordert,  n^ögUch  und  uptljwenr- 
dig  3ey,  die  inuere  uud  äufeere  Heilkunst  zu-r 
gleich  auszuüben?  so  läf$t  sich  diese  Frage 
irreder  gr^dezu  bejahen,  noch  durph^u^  yer? 
neinen,  sondern  nur  unter  gewissen  Bedin? 
gungen  und  Einsdir^ukungen  beantworten, 

^s  ist,  wie  man  weifs,  da^  gewöhnliche 
lioos  junger  Aerzte,  dafs  wenn  2ur  Ausübung 
ihres  Talents  nicht  vielleicht  besonder«  gün^ 
stige  Vorfälle  mitwirken»  und  ihnen  eine  er-? 
wünschte,  praktische  Sphäre  eröfihen,  sie  nacb 
der  mehr  oder  minder  reichlich  eingenomme* 
neu»  ^ademischeh  Geistesnahrung  hinlängU-" 
che  Mufse  bekommen,  mit  dern  gesaninielteu 
Vorrath  von  Kenntnissen  die  gehörige  Ver- 
dauung, Aus^  und  Absonderung^   und  Ver-? 


Wandlung  in  ihr  Eigenthum  vorzunehmen* 
Diese  Zwischenzeit  der  Ruhe,  während  wel- 
cher .eine  grofse  Anzahl  trefflicher  Köpfe  zu 
ganz  verschiedenartigen  Beschäftigungen  Uber- 
gehty  und  in  welcher  allein  —  im  Vorbeige- 
ben gesagt!  —  jene  den  Aerzten  so  oft  vor- 
geworfene Poljpragmosyne  ihren  Grund  hat, 
wird  der,  welchem  es  mit  seiner  Pflicht  ein 
Ernst  ist,  zur  vielseitigsten  Benutzung  jeder 
noch  so  gering  scheinenden  Erfahrung,  zu  der 
sich  ihm  Gelegenheit  darbietet,  anwenden  und 
in  eine,  wie  die  Griechen  sagten,  «-^«yü^Ärj^r 
rv/furm  verwandeln^  Mag  er  auch  in^  Schatten 
des  häuslichen  Lebens  eine  Zeitlang  verbor- 
gen und  unbekannt  sejm,  früher  oder  später 
gehf  ein. besseres  Gestirn  über  sein  Schicksal 
auf,  und  enthüllt  den  Werth  oder  die  Brauch- 
barkeit  des  Unbekannten  oder  gar  Verkann- 
ten,  Uin  so  eher  wird  diefs  geschehen,  wenn 
er  durch  einen  grofsen  Umfang  praktischer 
Kenntnifse  und  Kunstfertigkeiten  im  Stande 
ist,  den  auf  ihn  wartenden  oder  sich  darbte- ' 
tenden  Zufall  zu  seinem  Vortheil  zu  benutzen. 
Manchem,  der  aU  Arzt  allein  lange  nicht  die 
rechte  Bahn  für  seine  Thatigkeit  gefunden 
hätte,  half  eine  einzige  diirurgi$che  Operation, 
die  er  mit  Glück  verriditetei   zu  Ehre  und 


—    io4    »^ 

Auhm,  yerschalfte  ihm  so  AnlaTs,   seüid  übrLr 
gen  Talente  geltend  zu  machen« 

Wer  vermag  alle  die  Fäden  der  Ereigni&r 
66  eu  berechnen ,  an  deren  feinsten  und  w^ 
sichtbarsten  oft  ein  Ungefähr  das  ganze  Ge^ 
webe  des  praktischen  Lebens  anzettelt!  Dem 
jungen,*  also  noch  für  keinerlei  Praxis  aust- 
schliefsend  bestimmten  und  berufenen  Arzte, 
wird  es  nicht  nur  möglich,  sondern  auch  von 
.  grolsem  Nutzen  seyn,  gleiche  Geschicklichkeit 
»  in  beiden  Fächern  der  He;lkunst  sich  erwor- 
ben zu  haben  und  bei  Gelegenheit  beweisen 
zu  können.  Allein  im  Fortgange  der  Zeit  wird 
diese  Möglichkeit  in  eben  dem  Verhältnisse 
schwieriger  werden,  als  sich  seine  kjinisclien 
Geschäfte  vermehren.  Wer  hat  bei  einer  zahl'- 
reichen  Stadt  *  und  Landpraxis,  wenn  die  Stim«- 
me  der  Hülfsbedürfdgen  seine  Gegenwart,  viel»- 
leicht  in  demselben  Augenblicke,  an  ganz  ent-  ' 
gegengesetzten  Orten  [seines  Wirkimgskreises 
erfordert,  nicht  Mühe,  schon  als  Arzt  allein^ 
als  Wundarzt  oder  Geburtshelfer  seine  Pflicht 
möglichst  treu  zu  erfüllen?  Kommt  nun  nodi 
zu  dem  Strome  seiner  gewöhnliqhen  Thätig-' 
keit  eine  epidemische  Flut  hinzu,  so  läuft  er» 
der  Allen  Äuf  ^e  Art  helfen  will,  Gefehr,  in 


enem    Strudel    von    Gesdiüfrigkeic    manchos 
Vlensdiienleheu  versinkea  zu  sehen,   das  eine 
besser  geordnete  Thati:;keit  hätte  retten  kün- 
aen«     Allerdings  ist  eine  Verbindung  mit  ge* 
schickten  Gehülfea    durch  Liebertr^gung  der 
geringern    und    unwesentlichem    Dienste    ii)! 
Stande,  einen  guten  Thcil  )ener  (leFahr  nbzu« 
wenden  y  und  die  Erfüllung  des  nicdicinisrh« 
chirurgischen  Beiiifs   zu  erleichtern.    Keinem- 
weges  aber  wird  dadtu'ch   auch   die  Verant- 
worlhchkeit  des  in  der  Ausübung  seines  ßc- 
rufs   Erleichterten   venniudort  ;     er  wird   nur 
desto  mehr  VerpIÜchrung  Iiabcn,  Hlr  den  gu-« 
teo   Willen  und    die   fiescliieklichkeit   seiner 
GehUlfan   einzustehen,    an   deren  Verschuldi* 
gungen  er  unfehlbar  als  Mitgenosse  derSchuId, 
wenn  nicht  vor  dem  lücluorstuhle  der  Welr, 
doch  vor  dem  weit  strengeren  und  unerbitt- 
liclien  des  Gewissens,   erscheint«     Ueberdiefs, 
vvenn  man  bedenkt,    wie  viel  Zeit,    wie  viel 
Aufmerksamkeit  und  Sorgfalt  eiuo  einstige  gro-* 
fse  Operation  mit  allen  ihren  Folgen  ofimalf 
dem  gewissenhaften  Wundarzte  kostet;    wie 
viel  Studium  und  Beobachtung   der   besonne-« 
.ne  Arzt  in  bedenklichen  Krankheitsfallen  nti«* 
thig  hat,  die  Natur  in  ihren,  oft  so  unmerk-i 
liohea  I\egung{;n  [zu  beurtheilea  und  glei(^« 


—    io6    — 

9am  auf  der  That  zu  ertappen;  so  wird  man 
yoUends  die  moralische,  und  fast  auch  physi- 
sche, Unmöglichkeit  einsehen,  als  Arzt  und 
Wundarzt  in  einer  Person  seine  Pflicht  zu 
jeder  Zeit  mit  gleicher  Gewi^senhaitigkeit  zu 
frfüllent 

Aus  eben  diesem,  in  der  Beschränktheit 
inenschlicher  Kräfte  bedingten  Grunde  ent- 
sprang wahrscheinlich  die  in  den  Jahrbüchern 
der  Geschichte  aufgezeichnete  und  um  die 
drei  und  zwanzigste  Oljrmpiade  (3^85  J.  vor 
unserer  Zeitrechnung)  vorzüglich  inwkbare 
Trennung  beider  Heilkünste,  welche  zuvor, 
in  schwesterlicher  Eintracht,  als  Töchter  einer 
Mutter,  der  Noth,  als  Pfleglinge  einer  Amme, 
4er  Erfahrung,  und  als  Zöglingp  einer  Erzie^ 
Jierin,  der  Philosophie  durch  Griecheiüands 
Tempelhallen  und  Gymnasien  gewandelt  wa- 
ren. Daselbst  erschienen  sie,  glei<chsani  Hand 
in  Hand,  deni  würdigsten  der  Asklepiaden, 
Hippokrates^  und  überlieferten  ihm  ihre  viel- 
jährigen Beobachtungen,  geschrieben,  in  der 
schlichten  Sprache  der  Erfahrung,  um  sie  als 
Urkunden  ihres  bis  dahin  bestandenen  Ver- 
trags  der  spätesten  Nachwelt  zu  vermachen. 
Unter  abvrechselnden  Schicksalen}  indem  bald 


4ii9  ei^Ci  jb^ld  die  andere  der  beiden  Künste 
meiw  geehrt  und  belohnt  ward,  fanden  sie 
bi«  zii  den  Reiten,  wo  mit  dem  Orakel  des 
Appll,  auch  die  GöttersprUche  seines  Sohns 
— 'Aeskulap  -r-  yerstumftiten ,  ihre  vereinten 
Uebungsplätze  zu  EpidauniSi  Ephesus,  Perga- 
mus^  Smyma,  und  an  andern  Orten  der  vor- 
züglichen Verehrung  jener  hülfreichen  Gott- 
heiten.  Selbst  nach  jeher,  allein  von  CorneL 
Celsus  ausdrücklich  erwähnten  T^ennungsepo-? 
ch^  4^r  Medicin  und  Chirurgie,  ragen  noch 
in  beiderlei  Heilkünsten  gleich  grofse  Männer 
hervor,  und  an  ihrer  Spitze  das  Wunder  sei- 
ner Zeit,  der  Pergapiener  Gßlen.  In  beiden 
Fächern  geübt,  beschäftigte  sich  doch  auch  er 
nur  in  dem  ersten  Jahrzehend  seiner  praktiv 
sehen  Thätigkeit  mit  beiden,  und  widmete 
sein  Ijgheres  Alter  vorzüglich  der  innero  Öeil- 
Imnstf  Pie  Anstellung  der  Alipten  in  den 
Gymnasien,  die  bei  dem  grofsen  Haufen  für 
Chirurgen  galten,  wiewohl  sie  nur  Schmierer 
und  Bader  waren,  der  für  inenschliches  Ge- 
fiihj  so  wesentliche  Unterschied  beider  Kün- 
ste, deren  eine  selten  anders  als  mit  Feuer 
und  Stahl  erscheint,  um  dem 'Leidenden  ihre 
gruusamen  Wohlthaten  zu  erzeigen,  die  ande- 
re aber  sich  sonst  durchgängig  als  Schmerzen- 


—    IÖ8    — 

linderln  ankündigt,  und  als  solche  fieudig  be- 
.    willkommt  wixd,  die  in  der  Folge  emreifsen- 
d^e  scholastische  Philosophie,  in  deren  Irrhau- 
se   die  Medicin    mit    andern   Wissenschaften 
Jahrhunderte  Jang   gefangen  safs ,    vor    allem 
aber  das  Bewufstseyn   des  menschlichen  Un- 
vermögens «—  in   mehrem  Fächern  des  Wi$- 
sens  und  Könnens,  bei  zersplitterter  Geistes- 
kraft, gleich  grofs  zu  s^yn;  — alles  dies  scheint 
mir  hinreichender  Grund,  um  in  der  Geschieb- 
te  der  Medicin  pragmatisch  zu  erklären,  war- 
um zwei  in  ihrer  Kindheit  so  innig  verschwi- 
sterte  Künste  in  Zwiespalt  geriethen,  und,  un- 
geachtet einiger  glücklichen  Versuche  zu  ihrer , 
Vereinigung,    im  höhern  Alter  dennpch  wie- 
derum $o  sehr  zerfielen,  dafs  selbst  dejr  welt- 
liche Arm  sich  zwischen  Me  schlug,  um  beide 
—  vielleicht  auf  immer  — ^  .aus  einander  zu 
halten. 

In  unsern  Tagen,  wo  so  manches,  durch 
Verjährung  beinahe  zur  Würde  dep  Wahrheit 
erhobene  Vorurtheil,  als  falsche  Münze,  aulser 
Umlauf  gesetzt  worden  ist,  standen  auch  iim 
Gebiet  der  Heilkunde  deutsche  Männer  von 
Kopf  und  thätigem  Eifer  auf,  um  diß  zu  den 
niedrigsten  Alltagsgeschäften  /  unter  uns  abge- 


—  J^^9    — 
wilrdigte   Qiinzrpe    ans    den  Händen   unge- 
schlachter,   dummer    Menschen    nx    befreien, 
und   Eum  Genufs   derjenigen  Achtung  zu   er- 
heben, deren  sie  sich  schon  Innge  unter  den 
gebildetsten  Nationen  Europa's  erfreute.  Dnnk 
ihnen  9    die  Deutschland  als   vrohhhäti^c  Gc-> 
nien  zu  verehren  Ursache  hat  dafs  sie  durch 
Wort  und  That  sich  der  entehrten  Kunst  an- 
nahmen,  und  bewiesen,   dafs  Chirurgie  nodx 
etwas  mehr  als  Handwerk  bedeute,    und  zu 
ihrer  ruhmvollen  Ausübung  niclit  blos  gesun- 
de Hände   erfordere.      Möchten  wir  es   bald 
erleben,    dafs  sie  von  jener  unseligen  Zunft, 
die  der  Welt  nur  kopflose  Barte  und  bartlose 
Köpfe  bescheert,    völlig  getrennt,    und  allein 
als  GehülHn  der  Arzneiwissenschaf^  im  Dien« 
ste.der  leidenden  Natur  gekannt,    geschätzt 
und  belohnt  würde  I 

Gleichwohl  können,  (um  von  diefser  hi- 
storischen Abschweifung  zu  unserm  Argumen- 
te zurückzukehren,)  jene  grofsen  Beispiele  dei* 
Mannet*,  die  in  unsern  Tagen  durch  eine  prak- 
tische Verbindung  der  Medicin  und  Chirurgie' 
sich  der  gekränkten  Achtung  der  letzteren  alt 
glückliche  Reicher  annahmen,  wie  glänzend 
immer  dieselben  scheinen  tnügen,  schwerlich 


Warme  Bader ^  aber  alle  fruchtlos  angewandt. 
Der  Kranke  stirbt»  Nach  einiger  Zeit  sdirei- 
tet  man  zur  Leichenüffnurtg }  ein  zu  dieser 
Arbeit  vom  Arzte  mitgebrachter  Wundarzt 
entdeckt  in  einer  Ideinen  Geschwulst  der  Lei- 
stengegend^ -—  kurz,  in  einem  eingeklemm* 
ten  Bruche  9  die  einzige  ^  nur  leider  zu  spät 
erkannte^  Quelle  des  Todes.  Der  Kranke  starb 
als  Opfer  des  chirurgisch  unwissenden  Aesku* 
-  lap» 

Äian  denke    sich  voti    der   anderü  Seite 
den    Entdecker   jener   Todsünde,    denselben 
Wundarzt,   zu    einet*  Frau  äufs  Land  gerufem 
£r  lindet  sie^  nach  einer  unzeitigen  Befreiung 
vdn   ihrer  kaum   athmensfahigeh   Frucht^    im 
Blute  schwimmend.  Mit  jeder  filutwelle  strottit 
einTheil  ihres  Lebens  rlacli  dem  atidem  {otu 
Schon    deckt   Todesblasse    ilit*    Gesicht;    ihr 
Auge  starrt;  ihre  Hand  fingert  in  kfaitipfhat 
teil  Zuckungen  uitiher;    sie  stirbt.     Alle  Mit- 
tel, die  unserm  Chiron  aus  der  hümostatischen 
Klasse  beifielen ^  wandte  er,  so  viel  ihrer  zur 
Hand  wärön^  nach  der  Reihe  an.     Weder  kal- 
te Umschläge,  nofch  zusammenziehende  Gebär»» 
muttereinspritziingen  i,  weder  Stopfkeil  (Tam- 
pon), noch  wagrechte  Lage  wurden  verges*- 

sen. 


—    ii5    — 

SOI*  Nach  dem  Tode  der  UnglücUichen  er* 
klärt  der  unmedicinisrhe  Heilmeister  den  nicht 
gdieilten  Fall  fiir  —  auf  jeden  Fall  unheilbar 
den  gleichwohl y  zu  rechter  Zeit  gegeben,  ei- 
nige kleine  Gaben  Zimmttinktur,  Brecliwur* 
ttlpulver^  oder  einige  Tropfen  Schwefelsaure 
mit  Laudanum,  wiederholt  gereicht,  kräftiger, 
als  alle  {ene  äufscren  Blutstill ungsmittel,  wür- 
den gehoben  haben. 

So  wenig  also  beide  Fächer  in  ihrer  Er- 
lernung üder  theoretisch  Iganz  getrennt  werden 
können^  eben  so  wenig  ist,  in  gewissen  La- 
gen des  praktischen  Lebens,  eine  völlige  Tren- 
nung ihrer  Ausübung  mit  den  Pflichten  des 
gewissenhaften  Arztes  oder  Wundarztes  ver- 
einbar. 

.  Sie  aber,  lieber  Freund,  der  Sie  es  sich 
zur  Pflicht  machen,  alle  und  jede  Kenntnisse 
und  Kunstfertigkeiten  sich  zu  erwerben,  die 
zur  Erfiillung  des  hoclisten  praktischen  Ge- 
setzes ^%Salus  Aegroti^^  führen,  werden  viel- 
leicht um  so  eher  bestimmt  werden«  aucli  den 
dahin  leitenden  Weg  der  Chirurgie  zu  betre- 
ten, wenn  ich  in  die  vielleicht  noch  schwe- 
bende Wage  Ihres  Entschlusses  den  Aussdilag 
einer  wichtigen  Autorität  —  die  Worte  und 

Joura.  XXXU.  B.  2.  Sr.  H 


'das  Beispiel  des    als  Lehrer   und    Praktiker  m 
gleich    vortreßUchen   Jth^  Zachar.  Platners 
lege :  ] 

Chirutgia  cum  medicina  üa   connexa  \ 
9Sty  ut  6x  toto  separari  noti  posunt. 

Instiu.  chir.  rau  Ups.  ijjZ*  §*  6.   \ 

\ 
leb  benalte  mir*«  vor,  über  diesen,  nicbt  blos  iiir*i    ' 
Indiriduum^  Sondern  auch  für  allgemeine  MedisinaWer* 
Fassung  und  Militainnedisin,  eehr  wichtigen  Gegenstand 
nächstens  noch  einige  Worte  cu  sagen» 

d.  a 


* 


~    ixS    *-* 


.V. 

Bestätigung 

d  er 

Wirksamkeit  des  Geilnauer  *^)  Quella. 

Vom 

Hofrath  Dr.  Graefö, 

o^rdentlt  offend.  Profeasor  der  Cbirurgi«^  9x1  dtr 
Uaivertitit  «u  Berlin  et«* 


Unbekannt  mit  den  Wirkungen  des  Geil-« 
nauer  QueHs,  entbehrt  der  Arzt^  in  der  Reiho 
angenehmer  und  wirksamer  Arzneimittel^  ^ines 
der  vorzüglichsten«  ^—    Amburger  hat  in  sei« 

*)  In  der  dem  Purttea  ton  Anbah-B^mtitil'f  «»Scliatim« 
bürg  «ugebörigen  Gre&cliih  Hoizapfeii  Hegt  dae 
Dorf  Geiiuaü.  Hier  <)uiilt  der  Brtinneli  In  einet 
grofsen  Wiesen  die  nabe  tm  Labnflufii  gelegen  iet« 

Unter  der  Adretie  Böhm  et  /Idarchand  erbült  man 
des  Wasser  in  steinernen  Krügen  aus  OffeAWh  teü 
JMaya»  und  sAit  Abi  bsi  Blirenbrfeimfts» 

IIa 


—    ii6    — 

ner  getaltreichen  Schrift  *)«die  einzelnen  Fäl- 
le, wo  dieses  an  Kohlensäure  und  Natron  so 
reichö  Mineralwasser  benutzt  werden  kann^ 
befriedigend  auseinander  gesetzt*  —  Hier  nur 
einige  Worte  von  den  Zusjänden^  in  welchen 
ich  es  mit  ausgezeichnet  günstigem  Erfolge 
anzuwenden  Gelegenheit  hatte. 

Wir  besitzen  zur  Erquickung  unsere^ 
Kranken  nach  schweren  Operationen  Mittel 
genug.  Alle  werden  aber  vom  Geilnauer 
Brunnen  weit  übertrofFen.  Abwechsdnd  tein^ 
mit  Himbecre^sig,  etwas  Himbeersyiiip  oder 
wenigem  Wein  gemengt^  ist  es  dem  Leiden«* 
den  die  angenehmste  Labunge  die  kostlichste 
ErJfrischung-  Es  stillt  den  Durst,  mindert  die 
in  den  erstem  Tagen  vorkommenden  Febrici- 
tationen,  und  stimmt  die  höher  gespannte 
Sensibilität  sanft  herab« 

Bei  Magenbeschwerden,  die  mit  Säuerung 
des  Magensaftes  verbunden  sindi^  fiudeii  wir 
in  ihm  noch  Linderung^  wenn  alles  übrige 
vergebens  angewendet  ward.  Ja  ich  kann 
mehrere  Beispiele  anführen,  wo  es  selbst  dann 
noch  eine  vollkommene  Herstellung  bewiijete, 

•)  Versucba  und  Beobachtung<»ii    mit  dem  Geilnauer 
Sauerbrunnen,  gedruckt  in  Ofienbach  bei  Weifs  und 


/ 


—    117    — 

wenn  mich  Jedes  andere  lifittel  verliers.  — 
Am  YortlieiUiaftesten  wirkt  es  in  dieser  Rück* 
sieht  während  des  Frühjahrs,  beim  Eintritt 
wärmerer  Witterung,  gebrau clit.  Dann  lasse 
ich  es  4  ^^  6  Woclien  hindurch  bei  einer 
möglichst  animalischen  Diät  trinken.  Jeden 
Morgen  nimmt  der  Kranke  nüchtern  eine 
Tasse  warme  Bouillon  zu  sich,  trinkt  eine 
halbe  Stunde  darauf,  im  Freien  herumgeh end, 
ein.GIa5  des  genannten  Wassers,  was  ohnge» 
fahr  6  bis  8  Unzen  enthält,  bewegt  sich  hier« 
auf  eine  Viertelstunde,  leert  dann  das  zweite^ 
und   nach  Ablauf  noch    einer   Viertelstunde^ 

I 

das  dritte. 

Steinkranke  geniefsen  es,  selbst  bei  voll- 
kommen gebildetem  Steine,  mit  Erleichterung. 
Kleine  Harnsteine  gehen  ab.  Kurmäfsig  nacli 
obiger  Vorschrift  gebraucht,  lasse  ich  in  die- 
sem  Falle  gern  jedem  Glase  noch  eine  Mes- 
serspitze kohlensaures  Natron  zu  mischen. 
Zweimal  sah  ich  den  Prozefs  der  Steiiiorzeu- 
.  gung  ganz  erloschen.  In  beiden  Fällen  wa- 
ren die  ausgesonderten  Steinchen  rein  harn« 
tauer. 

Drei  Kranke,    die  ich   durdi  den  Stein^ 
schnitt  vom  Blasenstelne  befreite »  trinken  iea 


'     «**     1x8    "^ 

bis  auf  den  heutigen  Tag,  um  vor  Wieder* 
kehr  gesichert  zu  seyn.     Bei  einem  derselben 
verrichtete    ich    die  Operation   sehr   ungern, 
weil  die  Steinerzeugung  ungeheuer  war,  wie 
man  aus  der  erstaunlichen  Menge    des   stets 
Abgehenden  Grieses  ersehen  konnte.    Nur  die 
heftigsten  Schmerzen   des  Kranken  vermoch- 
ten micli,  die  Operation,  trotz  der  Furcht  ei- 
ner   baldigen    Wiedererzeugung  *  des  ,  Blasen- 
steines, zu  unternehmen.   Beim  Einbringen  der 
Zange  war  die  Blase  fast  ganz  mit  kleineren 
und  grölberen  Steinen  ange|iillt,    Der  Kranke 
trank  gleich  nach  der  Operation  täglich    ei- 
ne   Flasche    des     Geilnauer    Wassers,    theils 
IVlittags,    theils   Abends.      Jetzt  5ind  e^  bald 
dr§i  Jahre,  und  weder  Gries,  noch  Alerkmah«r 
It?  ^ine;5  wiederentstehenden  Blasensteins ,  be^ 
unruhigen  den  mit  Recht  dankbaren  Verehrer 
jener  heilbringenden  Na  jade.    Der  Ie|ztf,  de^ 
ich  durch  die  Operation  vom  Stein  befreite, 
w^r  Hr.  Graf  Astorg^   jetziger  Commandant 
von  Halle.     Dieser  trinkt  alltäglich,  statt  deii 
gewühnlicben  Nachmittagthees,   die  üi^a  ursi 
als  solchen;  bei  Ihm  war  dem  Harne  viel  tbie» 
rischer  Stoif  beigemischt,  und  biei»  fand  ich 
die  Beerentraube  immer  nützlich/    Aufserdem 
gebraucht   er  jedes  Frühjahr  die  allen   tm« 


—     "9    — 

pfbUne  Kiup  und  ist  bis  jetzt  *)  yollkommen 
gesitfid.. 

Die  Mischung  des  Geilnauer  fVassers^ 
durch  höhere  galvanische  Strome  der  Erde, 
vielleicht  mit  eigenthümlichem  Leben,  geschaf- 
fen» wird  nie  von  der  Kunst  erreicht.  Sie 
scheint  die  Vitalität  der  Nieren  wie  des  Ma- 
gens so  zu  stimmen,  dafs  jene  Richtung  der«- 
selben  die  stärker  oxydirte  Produkte  zur  Fol- 
ge hat,  aufgehoben  wird.  Die  gleich  günstige. 
Einwirkung  auf  beide  Organe  ist  erklärlicher, 
seitdem  im  Magen  gefundene  hamsaure  Stei- 
ne auf  Analogie  der  Harn-  und  Magensäuro 
hindeuten,  lassen.  — • 

Ueberhaupt  ist  es  mein  innigster  Wunsch, 
da&  mehrere  Aerzte  genaue  und  oft  wieder- 
holte Versuche,  auch  in  andern  Zuständen, 
mit  diesem  aus  der  grofsen  Ofßcin  der  Na- 
tur gereichten  Heilmittel  anstellen  möchtent 

*)  Er  wurde  den   i7ten  Mai  1809  ia  aeiaem  S6atfm 
Jahre  operirt. 


i   / 


•-*       laO       mm 


VI. 

Kurze    Nachrichten 

und 
A  u  6  z  ii  g  et 


Die  hünstliohe  Hand  *)• 

Ut%  nittftrt  Com  von  Bfirtlchln/ftn  ttitrite  Hioil  m 
ihitrh  (Jüihf't  »Sr.liAijftjii«!  viol  ia\\^mr\H\\\nt  b«kiODC«  il< 
•if)  olmM  'lir:4  nirliL  /jnworflAri  •»yn  wurd«;  abAf  unfliicH 
w^Mi^Mf  /il'gt'fneiri  wwir*  iti««  „wis  «)•  mit  diM«r  <tfl«^ 
non  ÜMiid  »fi^'-fiillcb  l/ir  «tu«  Jüevy<tn(inilif  haU«. '^  i^*< 
dnr  [ioU|(($ruti^  von  LuiMUliut  in  iUiorn  httt«  der  flpfr* 
O'^/s  ;'/>a  limtihv.htnf^en  acin«  t^^^ht«  Hand  durdi  aiflf 
Haubiutiugol  ly/frloliritn.  Nicbdirm  «r  gancaen  wtr» 
wvd  ilim  (wilirtr.heinlicli  durdt  ««Inon  Kunitler  Atf* 
Nrirnlj«rg,  in  denen  Nuhe  ur  im  La>s«r0rb  g«heUl  wer* 
d«)n  war)  «)in«  \itk\u\  von  «urkem  EifonHlech  rerfefd|tf 
die  au  den  Siutnpon  dua  Vordeiatma  befeaüi;!^  dieScfUe 

*)  f<.h  m«r;1i«  futr  (*in  V>rf{niif(<;n  flurnu« »  fo}f(en4e  AfiMiKt* 
in  <l<tr  fciti  h</r'iMti.;^'ivriii/*r  KuiHiltrr  ua«  «in^,  l>«*oiKl«n 
in  (i«*f)  )i«fr4f{<M)  /.«ir^rf  liir«*!««««»!«»  M<^ci«:h«rutig  ufifan 
m^'cl'rfnitclKin  ihilUa|f)*iritu  l>«*k*tt9t  tn<«'.lir,  %\x%  der  tUM»' 
j«*n  Z«M(uHg  la  mmfl  Journai  aufaunelimen« 


ilar  varlnbrnan  nriiiiiinii  aolit«*,  alirr  niflit  »ii  lian  friail» 

liiiieii  (l0aili4iriaii    ilicart  <iiii*iliii«4iina  ,    •uiiilrrii  finvig 

III    (tamjftiiiKrii ,     auF    wrli|ii*a    ili«r   Jliiin    ilmi    niiilaiitii 

Wartli  ff^tma,  »iiiii  l)aiili<ii  «ii  gfliitiin  ln'ii  war.     Im  fia- 

farltl  riiliini  ^«•</.i  vi»ii  ilii,  Ititlin  «in    iliiii    iiirlir    Di^iiaiii 

Kalifiiinl,  ala  riivor  aiMiin  iiAiiiilidif*.  almr  iiiif;«Miila   iiifimi 

vr  dttii  Küiiiiliti,  ilfr    iliiii    (lirfrlliK    v«*iii>inf{t,    ntwli  ai« 

wÜliia  ar  iiiir«  kmi'ilii  lim  Mt«i  iMiiiainiif  wniirr.     iSln  iat 

inilrra  iioi  li  in   Naium  viirlianditii    iliraa    niiriiiit    lldiiil, 

und  «war  wird  aiii    hii    ilni    Nrfi  liktMuiiinii    ilra    ia|irrrii 

lliuaia    von    lirilii  )iiii|ff«ii,    ^iImch   aliraini    alliiiiiiil    dmi 

Mamaii   (j'i/i  liiliii;    aiil    iliinin    »Siiiiiiiiitiia  au   Jaxlljuani 

in  S'ranikaii  ■iirbawalur. 

llarr  von  Afnhrf,  «!■  Kiinailrr  und  Kiiiimririinil 
mil  Rulim  bakannl,  hrfiilvi  üiiic  ^niiinn  /ii-ii  liiiiiii^  \iiii 
dii*aar  Hand»  ilin  n  im  Jalii  17KJ  zu  VN'i«  n  iiiiiilifii  liria, 
wohin  ilira  djuulifjn  Jlrail/niii,  l^iitu  von  Ilftrlti:liiii|(f*n9 
•ia  alf  atiia  8islifiilirir  niii  aii  li  jffiifjiiiiiirii  luiir,  und 
lia  dam  Kaiii^i  Jnarjdi  voiKriffir,  dur  inii  ilnrr  Itrwilli« 
giingt  l'iir  lUa  Miulmimi  rinn  (io|nii  davon  Hiilitiii|;iin  lirJi, 
Wagan  dm  Sidirnlicii  drtr  iSa«  lii<  li.ii  lli.  v.  Mrchel 
dan  Kuncrn  Mn  haniaiiiu-i  arifi^lindrii  in  Kujili'i  airdiun 
iaaian«  ii\\i\  |;t'ilitnlii  aidilirn  mii  rinn  hini fii  liendmi 
Uaaciiiaibnn|(  in  bryoi^irlmulti  ()kii>int«aia  111  Dnuk 
liorAUay.ii£t<l.iiM, 

Zu  iiiiHfirni  |;lt'ii-h  n.ilir>r  anxiiffnljrnilfiii  /wrt  k  aiidia 
Lior  im  Allfffinrinm  Hill  liilf'rndra  d.iviin.  Aiil  iii-ilitill'n 
dar  liiikan  lUnd  liilfii  aii  li  dm  l'in;;(ir  ilvi  rinrinna 
Hand,  vt^rniillriai  iln  kliiinii  iLidrr  dicf  in  |fdrni  rin* 
aidnaii  (ii*lrnk  aii^;c'I)i.ii  In  waritn,  in  ffi-iuiin  Kit  In  im  ff 
biiii((<*iii  aii  ll  Hin  dua  (ifiltili  riiir«  I  )f<|;f'na  lirniiiiljir^iMi^ 
iNid  dm  min  |;t<l>.ill|ri  l'aiiai  lilrh  dni  xiimu  IiiniMii^n» 
liraLliini  Dn^i-n,  vrimiiirUi  riiiDi  i<iiia)uiiif;iindrii  l'itilrr, 
VOM  jadui  liulacin  Ciowall  uiiabliaii|}i£,  au  Uiif(o  un\^Au# 


p—     lao      -i^ 


VI. 

Kurze    Nachrichten 

und 

Auszüge« 


Die  künstliche  Hand  *)t 

JL^ea  Rittera  Gntz  von  Berliching^n  eiserne  Hand  itt 
durch  Göthe*s  Schauspi«!  viel  allgemeiner-  bekannt«  als 
•ie  olme  die«  nicht  geworden  seya  würde;  aber  ungleich 
weniger  allgemein  -weifs  man  „was  es  mit  dieser  eiser- 
nen Hand  eigpaiilch  iTir  eine  iJewandnifs  hatte. '^  Bei 
der  Belagerung  von  Landshut  in  Baiern  hatte  der  tapfre 
Götz  'von  Beriichingen  seine  fechte  Hand  durch  eine 
Haubitskugel  vcrlohren.  Nachdem  er  genesen  war, 
wvd  ihm  (wahrscheinlich  durch  einen  Künstler  aus 
Nürnberg,  in  dessen  Nähe  er  im  Lazareth  geheilt  wor- 
den war^  eine  liand  von  starkem  Eisenblech  Ferfertigt« 
die  an  den  Stumpen  des  Vorderarms  befestigt^  die  Stelle 

*)  Ich  mache  mir  ein  Vergnügen  daraus,  folgende  Anzeige« 
in  der  ein  hofauii^'syoUer  Künstler  uas  eine,  besonders 
in  den  jeizi^en  Zeireil  interessante  Bereicherung  unsers 
meciianischen  Hülfsapparats  bekannt  macht,  aus  der  hiesi- 
gen ZtMtung  in  mein  Journal  aufauuehmen« 


r  der  Terlohnifln  eneuen  tollte,  aber  nicht  tu  den  fiied» 
liehen  Geachäften  dieses  GliedmaaGieB ,  sondern  einzi|^ 
zu  demjenigen,  auf  welches  der  Ritter  den  grüfsten 
Werth  setzte,  znm  Raufen  zu  gebrauchen  war.  Im  Ge« 
fecht  rühmt  Götz  von  ihr,  habe  sie  ihm  mehr  Dienste 
geleistet,  als  zuvor  seine  natürliche,  aber  nirgends  nennt 
er  den  Künstler,  der  ibm  dieselbe  verfertigt,  noch  er* 
wähnt  er  ihres  kiinfttlichen  Mechanismus  weiter,  Sie  ist 
indefs  noch  in  Natura  vorhanden  diese  eiserne  Hand« 
und  zwar  wird  sie  bei  den  Nachkommen  des  tapfem 
Ritters  von  Berlichingen,  (deren  ältester  allemal  den 
I^amen  GbtM  führt)  auf  ihrem  Stammsitz  zu  Jaxthusen 
in  Franken  aufbewahrt» 

Herr  von  Mechel ^  als  Künstler  und  Kunstfreund 
mit  Ruhm  bekannt,  besitzt  eine  genaue  Zeichnung  von 
dieser  Hand,  die  er  im  Jahr  1783  zu  Wien  machen  lieü, 
wohin  ihre  damalige  Besitzerin,  Frau  von  Berlichingen, 
cie  alt  eine  Seltenheit  mit  sich  genommen  hatte,  und 
cie  dem  Kaiser  Joseph  vorzeigte,  der  mit  ihrer  Bewillig 
gung,  für  das  Museum  eine  Copie  davon  anfertigen  liels. 
Wegen  der  Seltenheit  der  Sache  hat  Hr.  v.  Meckel 
den  ganzen  Mechanismus  zergliedert  in  Kupfer  stechen 
lassen,  und  gedenkt  solchen  mit  einer  hinreichenden 
Beschreibung  in  bevorstehender  Ostermesse  in  J3ruck 
lierauszugeLen. 

Zu  unserm  gleich  naher  anzugebenden  Zweck  steh« 
bier  im  Allgemeinen  nur  folgendes  davon.  Mit  Beihülfe 
dar  linken  Hand  liefsen  sich  die  Finger  der  eisernea 
fimnd,  vermitteist  der  kleinen  Räder  die  in  jedem  ein* 
seinen  Gelenk  angebracht  waren,  in  gerade  Richtung 
bringen,  sich  um  das  GeFäfs  eines  Degens  herumbiegen» 
und  die  nun  geballte  Faust  hielt  den  zuvor  hineinge» 
brachten  Degen,  vermittelst  einer  einspringenden  Feder^ 
'    vop  jeder  äufsern  Gewalt  unabhängig,  so  lange  unwan# 


mm       1A2      -— 


\ 


^elbar  feit>  bii  die  nach  Art  eines  Schloftea   eiatprln« 
gande  Feder^  willkührlich  wiederum'  geöHnet  ward. 

Was  im  ersten  Viertel  dei  aecb^sebz^ten  Jahrbiinderta 
^in  Nürnberger  Künitler  sinnreich«  aber  nur  z«  einem 
einseitigen  und  verderblichen  Behuf,  «rsann,  >da8  hat_ 
dreihundert;  Jahre  später«  jetzt  hier  i^  Berlin  einem 
frerqden  sehr  denkenden,  mechanischen  Kunstler,  N^t- 
niens  ßaiili/,  Anlafs  gegeben,  etwas  ähnliches  abernüt^ 
lieberes  und  unendlich  einfacheres  dieser  Aft  Jierfor« 
jtubringen. 

Der  erste  glückliche  Versuch  dieser  Art,  den  Herr 
i^Äi/'f/^  (wohnhaft  in  Berlin,  Taubenstrafse  No.  30; J  so 
eben  vollendet  bat,  ist  eine  Hand  von  dünnem  Messing- 
Blech.  -  Sie  ist,  mit  einem  ledernen  Handschifh  bedeckt  ' 
Ton  der  Gröfse  der  naturlichen,  und  endigt  sich  in  ein 
ßtuck  des  Vorderarms,  welches  ebenfalls  von  Ij^essing- 
blech,  innerhalb  ausgepolstert,  der  Länge  nach  aufge- 
)^Iappt,  und  an  den  Stumpf  des  natürlichen  Vorderarms 
angelegt  werden  kann.  Ohne  Räderwerk  und  ohne  Ma- 
schinerie, blos  durch  wenige  Schnüre,  welche  innerhalb 
4er  Finger  laufen,  und  an  das  Elbogengelenk,.  so  wi^  an 
die  Schulter  befestigt  werden,  öffnet  und  schliefst  iicb/ 
durch  deren  Bewegung,  die  Hand  nach  Wilikühr.  Die 
Kraft  dieser  Vorrichtung  reicht  hin,  um  (eichte  Oegi^n- 
stände  zu  ergreifen,  und  sie  mäiüsig  fest  zu  halten,  sum 
Beispiel  ein  Tuch,  ein  Glas,  eine  Feder,  mit  welcher 
sich,  durch  Hülfe  dieser  künstlichen  Hand>  füglich  schrei- 
ben  läfst.  Anstatt  dafs  Götzens  eiserne  Hand  drei  Pfund 
•  schwer  war^  ein  Gewicht,  welches,  am  £nde  des  Arms 
als  ein  Hebel  sehr  beschwerlich  sein  mulate,  darf  Herrn 
BaiiUfs  Hand  nur  ein  Drittel  so  viel  wiegen^  und  was 
xhr  an  Kraft  abgeht,  das  Schwerdt  zu  führen,  (wozu  ein 
tfann  mir  einer  Hapd  in  unsem  Tagen  wohl  ohnehin 
acht  viel  Beruf  haben  möchte),  das  wird   durch  eine 


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Ur  Zahne  oiiBt  Xart-.r*!.  cer  ÜDr^-t  «MH.?,.'Kb-. '■  -l? 
gaase  luntt'isbt  Zfchrr»-.'r*n  }ia:  hfrr  / «;."..  -.c-*  ■  vtr.. 
liehe  Mediodfcii;  or  ftu-m  £:;  \  rrtTferrLTf  <  .>:  tri:.V.- 
lMUid«r;  mic  tlrf-ni  Vfori.  er  erw-.rh:  ».o'n  i.m  »'..^C'.»««« 
der  An  ifartn  Gi:eczr.«isen  Be»cl:ri«1  ».rc  n  <,\\  ^i:ki.«l:#t 
bedeutendes  Verdienat.  Mö^e  ihinh  Ak%  v'nuti  Ami^« 
T9Xp  weichet  er  henuitellen  tucbt,  sein  ri|fnrt  brtot- 
den  werden! 


*«      124     — . 

yerschlunkung  eines  Theelöffeh  und  glück* 
liehe  Operation  desselben. 

ixeforff  Mary,  a6  Jahr  alr«  welcher  an  einem  Rhenma- 
tUmus,  verbunden  mit  einer  beträchtlichen  Geschwulst 
des  Knies  und  mit  Geschwüren  an  den  Schenkeln,  hef- 
tig lirt,  ergriff  in  einem  yeraweiflungsvollen  Augen- 
blicke, am  7ten  Juli  iSo6,  einen  Theelü£Fel»  der  noch 
mit  Frucht -GeUe  angefüllt  war,  und  steckte  ihn  sich 
gewaltsam  in  den  -Schlund.  Seine  Wärterin,  sLie  sich 
am  andern  Ende  des  Zimmers  befand,  nahm  e«  ca  spät 
wahr  und  erst,  als  er  schon  dem  Ersticken  nahe  schien. 
Er  hatte  sich  so  sehr  angestrengt,  den  Löffel  durch  Nach- 
achieben  mit  den  Fingern  hinunter  zu  drucken,  dafs 
dieser  schon  in  den  Magen  hinabgegleitet  war^  ehe  sei- 
ne Freunde  ihm  tu  Hülfe  kommen  konnten. 

Man  rief  sogleich  dpn  Dr.  White  herbei.  Der 
Kranke  befand  sich  in  grofser  Gemuthtbewegung,  und 
sagte  zu  seinen  Freunden,  dafs  er  seinen  Zweck  erreicht 
habe,  und  ihn  niemand  mehr  reiten  könne.  Am  Mor- 
gen darauf  fand  man  ihn  in  einem  leichten  Delirium, 
•her  ohne  Schmereen  im  Magen;  er  ward  jedoch,  am 
Abend  des  dritten  Tages  von  einem  heftigen  MageU* 
);rampfe  befallen,  der  alle  Viertelstunden  wiederkehrte 
und  mit  einer  Betäubung  vergesellschaftet  war.  Nach 
jrweis'undiger  heftiger  Bewegung,  während  welcher  sich 
der  Kranke  von  einer  Seite  des  Bettes  zur  andern  war& 
und  nachdem  wahrscheinlich  der  Löffel  durch  den  Pj- 
lorus  gegangen  war,  fiel  er  in  einen  Schlaf,  der  bi«  ^iim 
andern  Morgen  währte.  Unterdefs  bemerkte  man,  dafs 
er  den  kranken  Schenkel,  den  die  rheumatische  Ge- 
schwulst des  Kniet's  gekrümmt  hatte i  besser  ausstrecken 


—      12$     — 

konnte,  nnd  ^aft  das  Fieber  tehr  Terringert  war.  Er 
xeigte  jetsC  Heue  über  aeine  That«  uuJ  Jen  \Yunscli« 
gebeilt  su  werden. 

Man  verordnete  ibni  ölilige  und   scblein^e  Mittel* 
Die  Geacbwnre  der  Scbenkel  scblossen  aich,  die   Kräfte 
kehrten    curuck    und   der  Kranke,    welcher  bia   xu  der 
Zeit»  da  er  den  Löffel  hinunter«chluckte,  von  den  ver« 
•chiadenen  Behandlungsarten  keinen  Erfolg  empfunden 
batte,    schien    jet^t  seine    Gesundheit    wiederxiibekom» 
inen»  ala  er  sich  am  iCten  Tage  über  einen  schneiden- 
den Schmer«  «wischen  der  regio  hypoga^uica   und  Uia" 
ea  dexira  Beklagte.     Man    brachte   ihn    deshalb  in  eine 
flcbickliche  Stellung,  und  entdeckte  hier  beim  Nachfüh- 
len,   dafs    der  Löffel    bis  in    das  lleum    hinab^efiangea 
vru.     Hier  blieb    er   fest  sitzen,    und    bewirkte   in  dea 
anliegenden    Theilen    eine    Heizung    und   Entzündung, 
daran  Ueberhandaahmen    die   herbei    gerufenen   Aerzte 
für    daf    Leben    des     Kranken     fürchten    liefs ,     wenn 
der   fremde  Körper  nicht  weggenommen    wurde.    Des* 
halb  ward,  am    7tcn  August,    grade   einen    Munat  nach 
dem  Zufalle,  die  Operation  unternommen.     Der  Doctor 
JVhUe  machte  zu    dem  Ende    einen  Einschnitt   von   un- 
gefähr drei  Zollen,    welcher  mit   der  ylnetia  epigajfricA 
parallel   lief   und   seinen   Anfang    etwas   oberhalb    einer 
Linie  nahm,  die  man  queer  über  die  Spina  anterior,  su» 
periof  ossis  ilium   ziehen    kann.     Nachdem   er   den  Un- 
terleib  geöffnet   hatte.    Schnitt   er   den    Darn)  über  dec 
Spitze  dos  Löflelstiels  durch,  zog  diesen  mit  dftr  Zango 
heraus,  vereinigte  die  Lefzen  der  Darm  wunde  durch  did 
Kurachnernaht    und   verband    die    iiufsere    Wunde    mit 
Heftpflastern«  um  sie  ohne  weitere  Suppuration  zu  ver«*« 
heilen.     Er  beschlofs   die  Kur   mit   milden   ZubereitUn«- 
gen  von  China,  und  die  Heilung  ging  ziemlicb  schnell 
von  statten.  i 


•m 


Du  Knie  war  jeut  viel  weniger  tdunersbalb  und 
der  Krakike  im  Stande,  an  Krücken  su  gehen  und  aut- 
l^ufabren«  tm  folgenden  Monate  Septbmber  begab  er 
•ich  nach  Nantucket,  einer  kleineii  Insel  an  der  Kutte 
Von  IVett^£ngland,  um  die  dortige  Luft  su  geniefaen, 
tro  sich  auch  seine  Gesundheit  merklich  gebetaeit  hat. 
(^Medieal  RtpoiUory  mnd  RevUw.) 


—    IÄ7    — 


I    n    li    a    1    t« 


I«  Reclieo^ctitft  an  das  Publikum  dbai;  mein  Vef» 
hälmiü  ^um  BrowniAaltmaa.     Von  HufelantL 

Sflitd    f 

n«  tJabfir  die  Behandlung  def  Augen  nach  Verlet* 
sungen  derselben  überhaupt  und  besonders  nach 
den  absichtlichen  durch  Operationen  an  denseU 
btn.    Voti  K.  Himlji       *       %       .        .    ^^    3^ 

m.  Gedrängte  geschichtlich«  Darstellung  mehrere^ 
schnell  nach  einander  erfolgter  metss tatischer 
Erscheinungen«  sammt  der  allgemeinsten  Anga* 
be  des  Grundes  der  Meustasen  und  ihrer  Be- 
deutung überhaupt.  Von  Dr.  /.  ji,  WtUther^ 
Bu  Baireuth.        •        »        •        »        .       .      ta.    ^| 

ly.  lieber  die  Möglichkeit  und  NothwendiglLeili  di« 
Median  und  Chirurgie  in  ihrer  Erlernung  und 
Ausübung  £U  rerbinden;  in  einem  Sendschrei* 
ben  an  einen  die  Heilkunden  studirenden 
^  Freund.  Von  Dn  G.  J.  F,  Noldehe,  in  Olden- 
burg.    '   .         ,         .        .         .         .  —    8y 

y.  Bestätigung  der  Wirksamkeit  des  Geilnauer  Quells. 

Vom  Hofrath  Dt,  Graeje,  su  Berlin,        ,      —  It5 

yi.  Kurze  Nachrichten  und  Auszüge« 

I.  Die  künstliche  Hand.  •         «         9  — -  t20 

9.  Verschluckung   eines  Theelöffels  und  glück* 
liehe  Operation  desselben*  *         .         ««•  laS 


—      128     — 
Hßt  diesem  Stucke   des  Journals  pdrd  ausgegeben  s 

BibUothek  der  pr actischen  HeüUunde.  Fünf 
und  zwanzigster  Band.    Zw^tes  Stück, 

I  n  k  a  l  t. 

Dr.  Jacob,  Fidel,  j^ckermann,  de  construen*  . 
dis,  cbgnofoendis  et  curondis  fehribus  epiiome^ 
f^olumen  L  Qtlod  theoriam  generalem  fehrium  et 
febres  splanchnicas  comptehendit.  Heidelbergae, 
impensis  Mohr  et  Zimmer^  MDCCCVC^  8.  (Be^ 
schlufs,) 

'Analyse  des  eaux  sulphi^teuses  d^j^ix  la  ChapelU 
par  Raumont,  Ifocteur  'Ci^  medecine^  et  MoH* 
h}sim%  Pharmacien,   i8xo^ 


A 

J  o  u  T  n  a  1 

der 

practischen   Heilkunde 

herausgegeben 

▼  on 

C.      W.     H  u  f  e  1  a  n  d, 

RonigL  Preufa.  S^^atsrath,  Aitter  des  rotben  Adler* 

Ordena    dritter    Klasse  t     wirkl.    Leibarac ,    erstem 

▲rat  der  Charit^ ^   Mitglied   der  Academi« 

der  Wissenschaften  etc* 

und 

K.     H  i  m  1  75 

Professor  der  Medizin  au  Göttingen,  Oirector 
des  klinischen  Instituts  etc. 


■fcMl*AaMWk«Mai^*M*.Mtaka 


OtaUf  Freundf  ist  alle  Theorie, 
Doch  grün  des  Lebefit  goldner  ßsum» 

ööthe. 


>*— i<»— <    ■    in 


IIL  Stück.    März. 

Berlin  igi  i* 
I        In  Conmiission  der  Realschiü -Buchhandlung« 


\ 


\\         %      .        t 


7t 


E^as  Aber  Gehirn  -  Wassersucht. 

Vom 

Professor  Dr.  Heinektti 

» 

«11  Bresea. 


JLraft  seit  einiger  Zeit  häufigere  Erscheineii 
der  Wasseransammlungen  in  dem  Gehirne 
und  vorzüglich  in  den  Höhlen  desselben^  wels- 
ches mit  dem  Namen  Gehimwassersucht,  nach 
Burserius  *)  hydrocephalus  internus  und  von 
Cheyne  **)  de&  hydrocephalus  acutus  belegt 
wird,  muCi  zu  der  Frage  Veranlassung  geben^ 
woher  es  komme ,  dafs  diese  Krankheit  sich 
jetzt  Öfter  als  in  älteren  2^ten  seige»  oder 
ob  sie  wohl  wi/klich  neu  sey? 

Oeftere  Gelegenheiten  diese  Krankheit  vx 
beobachten  9   und   die  dabei  vorkommenden 

*)  In  inititutionibiis  m^dic*  firsct«  'T.  lU-  S.  i,  p.  58. 
^*)  Abhaadlluiig  über  den  hiuigen   Wtiterko|pf«   4iie 

dem  Englitclien  von  0r.  A.  MiUm.  1809.  . 
lenm.  ItXXIt  B.  S.  Sc  A  a 


—     4    - 

VeraÄdenmgen  im  Gehimei  nach'  dem  Tode 
zu  untersuchen,  haben  mich  überzeugt,  daTs 
dieselbe  nichts  weniger  als  neu  sey,  sondern 
nur  wegen  der  verschiedenen  Formen,  wel- 
che sie  annimmt,  leicht  verkannt  werden  kön- 
ne, und  verkannt  worden  ist,  indem  man,  sie 
ziicht  für  das  hielt,  was  sie  wirklich  war,  ein- 
zehie,  bei  derselben  vorkommende  Sympto- 
me, oder  einen  Haufen  ^  derselben  Für  die 
Kraz^heit  selbst  hielt,  das  wickliche  Wesen 
derselben  aber  und  das  primär  leidende  Or- 
gan dal^ei  aus  den  Augen  verlor. 

,  ■  _  ■  '1     < 

Gewöhnlich  zeiget  sich  diese  Krankheit 

unter  zwei  Hauptfonmen  der  chronischen  und 

*    *  • 

akuten,  wie  auch  schon  von  Burserius  an- 
genomm^en  wird  *)• 

Unter  der  ersten!  -  ist  sie  oft  schon  die 
Mitgabe  des  neugebohrnen  Kindes'  und  auf 
ahnliche  Weise  erzeu|[etj  Wie  der  bei  dem- 
selben oft  Vorkommtode  Wasserkopf.  Sie 
ist  die  Folge  der  innorinälen  Thätlgkeit 
der  Gefalse  .  des  Gehirns,  und  des  .man- 
gelnden Gleichgewichts  in  der  Wirksamkeit 
der  arteriösen   und   venösen  Gefäße  >    wozu 

*)  Inn.  med.  prAct«,l..,c..*       .  ^ 


■•  •»• 


6      — 


vieUekkt  ttbon   der   Grund   bei   der   ei'Sten 
Bildmig  de»  Gekims  gelegt  ist. 

Auf  diese  Weise  habe  ich  sie  mehrere 
male  bei  Kindern  beobachtet,  die  von  ner- 
YexiB€ixwmA6u  Müttern  gebohren  waren,  oder 
deretf  Mlitt^r  an  convuisivischen  oder  epilep- 
tisdhien  ^ifällen  litten.  Diese  Kinder  hatten 
schon 'gleich  oder  bald  nach  der  Geburt  ein 
nvatteiV-flif^äoses  Ansehea,  entwickelten  sich 
sdirspät  und  immer  nur  unvollkommen,  oder 
wohl  gar  nicht;  schliefen  fast  bestän^dig,  ,und 
hatten,  wenn  sie  aufwachten,  etwas  stieres^ 
nichtssagendes  im  Auge  und  Blicke.  .  Das 
Entwickeiun^sgesch^  der  Zähne  ginr.  sehr 
langsam,  vpn  statten,  sie  kamen  sefJi^'^bät,  oft 
gar  nicht  zum  Gehen,  alle  Muskeln'  waren 
schlaff  und  ohne  Kraft,  an  geistige'  Enlw.ick- 
lung  war  gar  nicht  zu  denken,  es  war^n  bjos 
kleine  Mitleiden  erregende  Maschinen. 

Oft  zeigt  sich  diese  Krankheit  in  der  er- 
wähnten Form  auch  -  erst  in  spätem  Zeiten, 
imd  schlerehet  so  langsam" einher,  dafs  man 
ihr  Das^yÄ"  Hirfit  eher"  merket,  als  bis  sie 
schon  ganz^^in  ihrer  fist-  unheilbaren  Form 
sich  offfWbaröu       .».:.:.'*lß  -  ;  .    '3:i.«    ,    '^ 


/ 


wickluiigsorgahen,  odet*"  di'e  bei^diar  -ZahAar- 
b^it  regere- Thätigkeit«  'pflanzet  sieb'  beim 
UefrersdirÖteii  Ihrep  (^rddtf6Al>is:tüm' Gehirn 
fort,  und  legt  den  Grund  zu  der  erwälinten 
Krankheit  desselben,  ohne  dafs  jedoch  der 
erschwerte  öder  erleichterte^Siahnausbruch  et- 
wa^ 2tirn  n?irf«"ode«**ivi€rhiger  derselben  beiträgt. 

'  ^   ...    .  i»* ;    •        ./  •■  t-        i    ■ 

Oft  ist   ein   unverkennbares   Leiden   der 

lieber  bei  derselben  vprhanden,  und  spricht 
'  sich  deutlich  .durch  Geschwulst  des  rechten 
.  "^  Hypoghoüdriums  und  durch  einen  hex  der 
Berührung  vermehrten  Schmer?:  desselbeQ  ^us. 
Selbst  das  anhaltende  Erbrechen  und  der  Aus- 
wurf  gallichter  Feuchtigkeiten  zeugen  yöii  der 
Affection  der  Galle  bereitenden  und  abson- 
dernden Organe,  Dieses  Leiden  i§t  oft  ent- 
mündlicher  Art,  ujid  wird,  wejin  es  gleich  im 
Anfange  deutlich  hervortritt,  durch  das  An- 
setzen  der  Blutigel  an  die  leidende  Seite,  w«* 
lyeileii  s^Jijiell  und  glücklich  gehoben, 

• 

Mit  oder  bald  nach  dem  Ersclieinen  des- 
selben zeigen  sich  au^  Zufälle  in^ormaler 
Hirnthätigkeit,  denen  die  Symptomen  .der  J&e^ 
hirnwasser$ucht  3chnell  oder  langsam  .folgen« 

Ob  hiebei  die  Leber  oder  das  Gebirn 
ther  primär  leidende  Theil  s^f^    läSst  «ich  in 


; 


—     'S-     — 

vielen  Fällen  schwer  *bestiminen  ; ':*da(s  -  abei* 

beide  des  grofsen  Oonsensus  we^en,  der  zwü 

sehen  ihnen  herrscht,  wediselseitig  auf  eiiian« 

der  krankhaft   wirken  künneiiv  i&t  eine  aus^ 

gemachte  Walaheit.    Affectionen  des  Gehirnif 

bewirken  bekanntlich  aus  dieser  Ursache  oft 

innormale  Actionen  des  Gallensystenis,  so  wie 

Krankheiten  in  diesem  zu   wichtigen  Leiden 

in  jienem  die  Veranlassung  geben«    J)eid6  tre^' 

ten  aber  oft  zugleich' oder: in  einer^  so  schnei« 

len  folge  auf,  dafs  man  ^ngewiIs  ist,  welche 

man  für  die  ursprünglichen  halten^    und  ge«« 

gen   welche  man    zuerst   ^ein   Heilverfahrea 

richten  soll, 

Gewife  hat  man  zum  oftern  liber  das  Her^  , 
vorstechende  des  Leidens  der  GallcHOrgane 
und  ihrer*  Folgen  das  Leiden  des  ■  Gehima 
übersehen,  wo  denn  der  Ausgang  u^^lü(!Wicli 
seyn  mufste,  oder  gesdiahe  demohngeachtet 
die  Heilung,  so  war  sie  durch  Mittet »heitei- 
geführt,  die,  ohne  dafs  ihan  es  ahnete,  die 
Krankheit  des  Gehirns  gehoben  hatten^:  So 
ist  das  Quecksilber,  welches  in  Lebereritz(ft»- 
dungen  ^  einen  so  grofsen  Werth  hati  auch 
nach  allen  Erfahrungen  in  der  Himwassersucht 
eines  der  vorzüglichsten  Mittel;    so. JäÖnneil 


I»* 


••'  'Difr'JuFefefibiieii  d^s  Gehirns  können  hier 
coMsensuel  entstehen,  oder  die  Krankheit  des 
Unterleibes  auf,  das  Gehirn  übertrafen,  werden. 

'Am  öftersten  wir<f  wohl  die-IIimT^sser-' 
sucht  mit  Wurmfiebec'yeimpejcUsdit^'.undl'diese. 
Verwechselung  'ist>  so^ldibht^  difs  ?dßC"gß\ikftB^ 
isie  Arst  getäuscht  werden  kann.    £Xie  .mehr** 
sten  Zufiüle^von    Wöripiem   sind   die.  hänili*^. 
chtenV  Welche  bei '  der  Watsersucht  des   Ge- 
hirns zum  Vorschein  kommen^  und,  was  das 
libelste  i6t,     eben   die  karäkteristiscfaeja  Zei- 
chen in  dieser  Krankheit,  vo'rzüglidi  die,  wel- 
che von  dem  Zustande  der  Augen  hergeziom- 
in<^n  werden,    finden  sich   auch  mehrentheils 
bei  Wurmkrankheiten..    •  .  "   *.  ,^ 

Ich  mufs  gestehen,  däfs  ich  nicht  nur 
glaube,  sondern  auch  überzeugt  bin,  es  Verde 
hier  den  Würmern  auch  öff  zuviel  zuges^hrie- 
ien.  Weil  ein  oder  ein  paar  Würmer  abge- 
hen,  deswegen  sind  de  doch  noch  nicht  Ur- 
sache 'dep' Krankheit,  in  i^elcher  dieses 'ge- 
schieht. 

Ich  habe'  diese  Thier^  tiöch  nicht  so-  viel 
üxiglück 'anrichten  sehen^'^äs- man  gewöhnlich 
von  ihneii' iherlfeitet.  Abter >Ä  hahe  ich' bhob^ 
achtet,  dafs  Krankheiten^  die'voniWüjpmerj»  ib- 


—     13     — 

rpn  Ursprung  zu  nehmen  schienen,  uqd  ge- 
wöhnlich ^  als.  von  ihnen  hervorgebracht;  angen 
sehen  werden,  von  Leiden  des  Gehirns  und 
Ergiefi^ungen  in  demselben  ihren  Ursprung 
i^fi^.enf  «^  . 

.Der  Gebrauch  der  gewöhnlichen  Wurra^ 
mittel  war  fast  immer  ohne  glücklichen  Er- 
folg, und  nur  solche  Mittel,  welche  auf  da^ 
Gehirn  frilh  genug  heilsafai  wirken  konntenr, 
waren  im  Stande,  die  Heilung  herbai  zu  fuh«- 
ren*  Gewifs  ist  in  denen  Zeiten^  'iit  welclien 
die  Würmer  nocli  eine  wichtige  Holle  spiel- 
ten^  und  man  ihnen  gröfsere  Wirkwng  auf  den 
thierischen  Organismus  zuschxieb,  rmancher  ack 
der  Himwassersucht  gestorben,  den  mau  von 
Würmern  getödtet  glaubte.  -*    .» 

Die  Diagnostik  dieser  Ki*ankheit  ist  der 
angegebenen  Gründe  wegen  immer  sehr  schwer, 
und  der  Unaufimerk'same  uild  Ungeübte  wird 
sehr  leicht  getäuscht;  in'dessen  hat  sie"  auch 
viel  Auszeichnende^  und  Karakterisiisches', 
welches  ihre  Erkenntiiils  sehr  erleichtehi   ' '  ' 

■  *   I  ^    l 

Der  Engläniler  Cheyne/*')  hat  s\e  sehr 
gut  gezeichnet,  u«nd  ihren  I^arakter  nach  den 
drei  von  ihm  angenommenen,  3tadien,  iiem^ 


—    i4  •  — 

lieb  dem  der  Reizung^   des  Torpbi^'  und  d^ 
Lähmung  so  genau  als  möglich  bestimmt. 

Gewohnlidi  fängt  die  Krankheit  mit  £r«> 
bredien  an,  wobei  bald  Schleim»  bald  giilich-' 
te  Stoffef  bald  blofs  wälsrichte  Feuchtigkeiten 
ausgeleeret  werden »  und  welches  nach  allem 
erfolget«  was  genossen  wird.  Hiebei  ist  zu« 
weilen  die  Darmausleerung  gehemmt^  oft  aber 
eine  Diarrhöe  gegenwärtig»  wobei  gräne  mils- 
fariiige  Unreinigkeiten  ausgeleeret  werden. 
Zugleich  klagen  die  kleinen  Kranken  über 
Leibschmenen«  die  oft  so  heftig  sind^  dals  sie 
laut  au&chreien*  Der  Puls  ist  gesdiwind  und 
gereiai«  und  er  sowohl  wie  <lie  Hitze  und 
das  Brennen  der  Stirn  und  der  Flächen  der 
Hände  2eigen  beträchtliches  Fieber  an«  Das 
G^cht  ist  mehrentheils  roth  und  etwas  au& 
l^etriebeu«  die  Augen  haben  einen  eigneti 
GUa<>  gik  sind  sie  auch  etwas  entzündet,  be- 
wegen sich  unruhig  hin  und  her*  und  könnoi 
das  Licht  nicht  ertragen.  Der  Patient  klaget 
über  heftigem  Kopf>veh«  welches  aber  selten 
iuunerfort  dauert»  sondern  mehrentheils  Pau- 
sen macht ;  oft  sind  es  heftige^  Secunden  lang 
anhahende  Stiche«  die  wie  ein  Bliti  durch 
dw  K<»(f  jyumu    I>er  ScUaf  ist  sehen,   da^ 


•^      rf     -r 

bei  aber  unrubigt  ^^  Kinder  sdireien  oft  laut 
in  demselben  au^  und  sind  auch  im  Wachea 
unruhig  tind  verdri^IsUch« 

i 

Dieser  Zustand  in  welchem  alles  von  el« 
ner  erhvheten  Aeizbarkeit  und  Empfindlich- 
keit zeiget  9  dauert  bald  liftnger,  bald  kürzer^ 
gewöhnlich  nur  einige  wenige  Tage«,  nach  die« 
sem  treten  Zufälle  ein^  die  einen  Druck  aufs 
Gehirn  verrathen«   Auf  die  Schlaflosigkeit  folgt 
anhaltender  Schlaf,  aus  welchem  die  Kranken 
siu  Zeiten  mit  lautem  Geschrei  über  die  hef« 
tigen    Schmerzen    im    Kopfe    aufgeschi'ecket 
^  werden,   es  entstehet  Schielen,  und  ein  sol- 
ches Verdrehen  der  Augen ,  dals  dJe  Pupille 
oft  ganz  verborgen  wird«    Die  Kranken  grei-- 
fen  oft  nach  dem  Kopfe,  reiben  sich  die  Nase, 
dringen  nicht  Gelten  so  tief  mit  dem  Finger 
in  die  Hole  derselben,  dals  Blut  kommt,  grei- 
fen in  den  Mund,  machen  die  Bewegung,  als 
ob  sie  etwas  aus  demselben  herausholen  woll- 
ten,  reiben  das  Zahnfleisch  und  bewegen  den 
Kopf  auf  dem  Kissen  hin  und  her;   Dergan« 
ze  Blick  derselben  bekömmt  etwas  Stupides,* 
dabei  aber  dauern  die  Kopf-  und  Leibschmer« 
zen,  so  wie  das  Erbrechen,  gew^hnlif^  fort.' 
Der  A^m  ist   dabei  übelriefik^nd«    Zuletst 


I 

yei*\r&ii(]!ell '^1  derSfcM»  uLiSopol*  iinit  äea* 
',    geabiicjelit:ham.  plünzliscliem  und  mit  .Geschrei 
verbjindenem  Erwacheüj'.  ibei  •  diefiam'  siehet 
man  die  Pupille  sehr  erweitert,  sie  ziehet  sich 
auchrbeiiii..Hinzu'trUte  d^s' Lichts  nit^t^sam- 
men:,  das  Gesicht  i8tttptdhlu^eiHUji^:3r.Jergeht 
endjicb  ^^Piz?  ,weldbes '  iüd^  zuwl^ilen  Oiit  dem 
.Geheure  ge,9^ieh^   es.  entstehen  Convulsionen^ 
doch  TnehrßQctheits  nur  aa  der  ^iiien  Seite,  in- 
dem.  die.  andere  gelähmt  .ist^  der  Kopf  wird 
i|ut  ,Qß;it(^aIt  im  Nacken  gezoigen,  der  Hals  und 
Hucken    werden  steif  »und   unbiegsam»^   Der 
Pids  ist  langsam,^  schwach  und  ungleich,  doch 
kurz  vo;r  .dem  Tjode  bekömmt  er* wieder  meh- 
rere Geschwindigjeeit,  -und  ^ird  oft  so  schnell^ 
dafs  man  ihn  kaum  ^ähjenkann^.das  Bov^urst- 
sein  verlieret    sich,    und   endlich   macht    der 
.   Tod   dieser  traurigen  Sce^^ie    ein  Ende.^    Oft 
kömmt. kurz  vor  dem  Tode  noch  das.  Bewufst- 
$ein  wieder.  ,       ■  .j   i\, 


i  .1 


.In  der  Hegel  tritt  die  Hiiiiwassersucht 
mit  den  angegebenen  2^ufaUen  auf,  :,und  ist 
dann  nicht; '.leicht: zu  verkennen ^  deupLn^iwenn 
auch  Verwicklungen  mit  andern  Uebein  da- 
bei yorhanden  sind,  so  .fetiisht  doch  .ihr 
"^-arackter  ;2^u  «deutlich  h^r^or,  als  d^.^Ai  %^ 

hö- 


—  17  — 
hürifr^r  Anfinerksamkeit  leicht  ein  Irrthiim 
entstehen  könnte.  Besonders  llndet  dU'ses 
statt,  wenn-  sie  in  Uinyr  akuten  Form  ersrlioi- 
net;  aber  viel  undoutliciior  ist  ihr  Gang  bei  der 
chronisciien  l\>rni«  Hier  «chleieht  &ie  so  lang* 
sani  heran,  und  veisoheinet  sieii  oft  so  sehr, 
dals  man  leicht  in  ihrer  Diagnose  irreq  kann. 
Wenn  man  indessen  auf  das  ganze  Benehmen 
der  Kranken,  vorzüglich  nuf  ihren  Bliuk,  auf 
den  Stand  und   die  BescliaHenheit  ihrer  Au* 

■ 

gen,  auf  ihre  geistige  Kntwicklung  Rücksidit 
jiimnit^  sp  wird  man.  leioht  die  Spuren  einer 
iunormaleii»  in  ihren  ^^'irkungen  gehemmten 
Gehimthäci^keit  ilnden,  luid  danacli  seinen 
Heüpian  einrichten  konneiu 

Bei  den  an  diesem  Kranklieit  Gestorbenen 
Andet  tnan  bald  zwischen  der  harten  HirnhauC 
und  iXejn  Gehirne,  bald  in  den  Hülen  dcsseU 
Len,  bis  in  der  d^g  verlängerten  Marks  eine 
Jielle,  durchsichtige,  weifse  Plä<;<(Igkeit,  deren 
Menge  zuweilen  bis  auf  einige  Unzen  steiget. 
Dabei  sin^  die  Gefafse  des  Gelürns  üiehren- 
llioils  sehr  aufgetrieben  und  angePullet;  die 
Substanz  -desselben  ist  oft  viel  weicher  wie 
im  natiirlichen  ü^ustande,  gleichsam  aufgetoset, 
und  seine  Oberfläche   findet  sich   nacli  d^ 

Journ.  XXXil.  B.  5<  SC«  B 


•^18     — 

Beobaditüngen  der  Herren  Pf^enzel'^'j  und  auch 
nach  mpinen  eigenen  Erfahrungen,  in  den  mehr 
iten  Fallen  mit  einem  eignen  widernatürlichen 
Ue)!)erzuge  bedeckt,  der  bald  weifs,  durch« 
sichtig,  von '  fimifsartigem  Glänze,  bald  gelb- 
grün,  dick  und  eiterähnlich  ist,  und  sidi  zwi- 
schen der  harten  Hirnhaut  und  der  Spinne- 
webenhaut  und  an  mehreren  Theilen  ^es  Ge- 
hirns befindet  **). 

In  'Bietreff  der  nächsten  Ursache  dieser 
Krankheit  sind  die  Uitheile  noch'  nicht  ganz 
übereinstimmend»  Im  allgemeinen  'sieht  man 
die  Wasserergiefsungen  ini  Gehirne "  aus  den 
nächsten  Grund  derselben  an«  Allein,  wenn 
gleich  nicht  zu  leugnen  ist,  daSsiü  dem  letz- 
ten Stadio  derselben  der  Druck  dieser  Flüs- 
'sigkeit  die  älsdänn  bemerkten  Zufälle,  die 
'alle  von  gehemmter  Gehimwürküng,  von 
'Lähmung  zeigen,  hetrorbringen  könne ^  so 
ist  doch  die  Frage,  ob  dieS&  iDruck  es  allein 
thue,  oder  ob  nicht  die  auf  den  vorherge- 
henden überreizten  Zustand  des  Gehirns  fol- 
gende Schwäche  desselben  daran  mit  Schuld 
sey^    oder   sie    nicht    allein    wohl    erzeugen 

*3  Bemerkungen  über  die  Ge^jmwaaseriucht.  1806.  4* 

**}  Burseriu4  ««rwähnt  Schon  «inet  ähnlicbtn  U^bersn« 
.   gel.  1.  c,  p.  75. 


—     ig    — 

lömue?  Cheyne  sichet  die  ausgetretene  Flus* 
ügkeit  als  Fol^«  uml  nicht  als  Ursache  iler 
KrtlikJieit  an,  und  ^laubr,  dafs  diese  in  einer 
agnen  krankhaften  Thr^tigkeit  des  arteriösen 
Systems  und  in  dem  aufgehobenen  (jleitligeu 
Wichte  iwischen  diesem  und  dem  venösen, 
-wovon  eine  UeberRlllun^,'  des  letztein  die 
Folge  «qr,  liege.  Die  Herrn  ff^enzel  leiten 
die  Krankheit  in  den  mekrsten  Fielen  aus 
dem  erwähnten  widernatürlichen  Ueberzuoe 
des  Gehirns,  dem  Drucke  und.jder  Aß'ectioii, 
welchen  die  Bhit  -  und  lynii »haiischen  (jefa- 
£se  di^vott  erleiden,  ab,  und  ^ebcu  dieser  Idee 
durch  die  zahlreichen,  von  ihnen  an^esteileten 
Beobachtungen  einen  hohen  Grad  von  V\  ahr- 
scheinKchkeit.  Allein  dieser  IJeberzüg  ist 
doch  wohl  weiter  nichts,  als  ausgeschwitzte 
coagülable  Lymphe  <  die  ein  vorhergegange- 
nes Leiden  der  Gefifse,  welches  sie  in  den 
Stand  brachte,  die  Ausscliwitzung  derselben 
herbeisurühren,  voraussetzet ,  und  kann  eben 
so  wenig,  wie  die  ergofsne  Feuchtigkeit |  als 
erste  Ursache  der  Krankheit  angesehen  wer- 
den; sie  scheinet  nur  Folge,  aber  gewifs  einfe 
solche  zu  seyriy  die  die  Krankheit  unheilbar 
machte  und  ist  in  dieser  Rücksicht  wichtiger, 
wie    die    ergofsene    wäfsrichte    Feuchtigkeit, 


—       20        —  .      - 

deren  Wiedereinsaugung  die  Natur  durch  ih- 
re eigne  Kräfte,  oder  ducch  die  gehörigen 
Mittel  dazu  angespornt,  ^veranstalten  kann, 
welches  aber  wohl  schwerlich  bei  jenem  mög- 
lich ist. 

Die  Gefäfse  des  Gehirns  finden  sich  bei 
dieser  Krankheit  widernat|irlich  angefiUlet,'  und 
gewöhnlich  so  ausgedehnet,  und  mit  Blut  über- 
laden, dafs  die  feinsten  Aestchen  derselben, 
ftls^Wären  sie  durch  Kunst  ausgesprützt,  zum 
Vorschein  köhimen;  weswegen  man  auch  in 
den  abgeschüittenen  Scheiben  der  Gehimsub- 
stanz  eine  ungewöhnliche  Menge  rother  Punk- 
te^aiitrüFt.  *  ' 

Diese  Ueberfiiyung:  der  Geföise  setzt  ei- 
ne starke  Kongestion   nach  dem  jSehirn  vor- 
aus, in  die^pr,  so  wie  in  der  gröfserjiB^  Schwä- 
che und  Reizbarkeit  der  Gefäfse^  upid  in  der 
äfärkern  Wirksamkeit,   welche  die  Natur  ind 
kindlichen  Alter  gegen   das    Gehirn  ausübet, 
setze   ich    die    prädisp.onireAde    Ursache   der 
Hirnwassersucht.    Kömmt  nun  hiezu  ein^  kon- 
sensuei  oder  idiopathisch  wirkende  Veranlas- 
^sung,    welche   das  Hindringen  des  Bluts  zum 
^ Kopfe   vermehret,    aber  als   schädlicher  Reiz 
auf  die    Gefälse   des    Gehirns   würket,-  ihre 


—     ai     — - 

Sdiwäche  und  Reizbarkeit  vermehret,  so  müs- 
sen innormale  Thätigkeitsäufserungen  dersel- 
ben erfolgen;  die  arteriöaeh  werden  alle  ihre 

j 

Kraft  und  Wirksamkeit  anwenden,  um  sich 
des  Uebermafses  der  in  sie  eindringenden 
Blutmasse  zu  entledigen,  und  diese  dem  nach- 
gebehdeü  venüsen  zuzufiihren  sudien,  in  ih- 
nen wird  also  erhohete  Thätigkeit  statt  finden, 
und  in  letztern  Ueberfiillung  entstehen. 

Das  Gleichgewicht    ihrer   Wirkung'  wird 
hiebei  .aufgehoben  werden,    und   die   Folgen 
davon    müssen    sich    in   innormaler  Function 
des  Gehirns  selbst    äufsern.     Dieser  Zustand, 
der  mir  am  mehrsten  Aehnlichkeit  mit  dem- 
jenigen zu  haben  scheint,  welchen  Hr,  lieget' 
wisch  *)  exsudative  Entzündung   nennet^  und 
vielleicht  nichts   weiter   wie    eine  solche  ist, 
kann  keine  Dauer  haben,  ohne  dafs  nicht  auch 
die  Absonderung  und  Einsaugung  der  im  ge- 
sunden Zustande  in  Dampfgestalt  iu  den  Hini- 
hühlen  und  zwisclien  dessen  Häuten  S7ch  be- 
fmdenden  Feuchtigkeit  von    ihrer  Normalität 
itbgeleitet  werden.      Die  grofsere   Thätigkeit 
der  arteriösen  Gefäfse  wird   nicht  allein  eine 

*)  HufelancTs   und   Himty^t  Journtl   der  prtktiacheu 
Heilkunde  3.  Stuck.  iSoQ, 


r 


32 


.stärkere  Absonderung  dieser  Flüssigkeit;  ison* 
dern  vielleicht  auch  eine  solche  Veränderung 
in  der  Mischung  d^s  Blutes  veranlassen,  die 
eii^e  leichtere  Scheidung  desselben  möglich 
machte  ;  die  sonst  dampffürmige  Flüssigkeit 
.wird  mejir  in  tropfbarer  Form  hervortreten, 
und  die  gerinnbare  Lymphe  sich,  leichter  von 
der  serösen  trennen,  diese  sich  in  den  Höh- 
len  ansammeln,  jene  die  Flächen  überziehen. 

Dieses  letztere  kann  aber  nur  erst  dann 
statt  haben,  wenn  der  vorhergehende  Akt  der 
innprmalen  Gefäfsthätigkeit  schon-  eine  Zeit 
lang  gedauert,  und  dies«  so  abgeändert  hat, 
dafs  das  Ausgeschwitzte  und  Abgesonderte 
nicht  in  dem  Maafse  der  Abscheidung  wieder 
.eingesogen  wird. 

So  lange  die  Thätigkeit  der  arteriösen 
Gefäfse  des  Gehirns  in  den  nothwendigen 
'  Grenzen  bleibt,  ist  von  ihren  Functionen  nichts 
Nachtbeiliges  für  das  Gehirn  zu  befurchten; 
wird  sie  aber  durch  das  Hinzukommen  unge- 
wöhnlicher neuer  Reize,  oder  durch  den'ver- 
stärkten  Andrang  des  Blutes,  dem  sie  vermö- 
ge ihrer  natürlichen  Schwäche  keinto  hin- 
länglichen Widerstand  entgegensetzen  kön- 
nen,   erhöhet,    so  kan^  die  Wirkung  davon 


9. 


-     a?     - 

nicht  ohne  schädliche  Folgen  seyn»,.  J3abgan-r 
ze  Gehirn  wind  bei  dieser  innoroulen  .f  hä-. 
tigkeit  in  Mitleidenschaft  gezogen,  in  einen 
widernatürlich  gereizten  Zustand  versetzt  -und 
in  seinen  Functionen  .gestürt  werden.  JSine 
wahrf  Entzündung  desselben  würde  wahr- 
scheinlich Platz  haben  y;;Wenn  nicht  d^  bald 
auf  diese  Anstrengung  folgende  Exsudation 
und  £ffusion  dieses  verhinderte^  und  die  er^ 
hühet^  Thätigkeit  herabstimmte,  so  dafs  dem 
Anscheint  nach  die  Natur  in  diesem  Au&tre^ 
ten  der. überflüssigen  Säftemasse  das  Heilungs^ 
mittel  dieses  Zustandes  selbst  gegeben  hat. 


Nur  ist  zu  beklagen,  dafs  das  Mittel  eben 
so  schlimm  in  seinen  Folgen,  wie  das  Üebel 
selbst  sej» 

Pieser  der  wirkliehto  Entzündung  so  nahe 
Zustand«  des  Gehirns  und  besonders  der  Ge* 
fälse  desselb  en,  bringt  diejenige '  Form  der 
Himwassersucht  hervor^  welche  sieh  fuglich 
mit  dem 'Namen  der  akuten  belegen  läTst,  da 
■der  Gang  dabei  schnell  imd  tasch«  ist,  die 
Scene  keüe  lange  Datier  hat,  das  starke  Fie^^» 
ber  und  di&  Erhöhung  .der  Temperatur  sie 
ganz.:  dazu  qualificirt,  in  die  Klasse  der  hitzi- 
gen Krankheiten  gebracht  zu  werden. 


^    »4    ^  ' 

-Anders'  VÄrhHlt  -  fes  sich    mit  '  itr  chroni- 
sehen  Form  i    bei  welcher   die  Schwäche  der 
Gefäfise^'und  der  Mangel  an  Energie  in  ihrer 
Wirkung  der  vorwaltende  Grund  der  Krank- 
heit ist;     Hier  kann  die  •Ueb^rfiillung  dier  Ge- 
föfse   bis  7sa  einem •  gewissen  Maximum^  stei- 
gen, ohne  dals   dadurch   nachtheilige   Folgen 
entstehen  I    da  die  Thätigkeit    derselben   da- 
durch noch"  nidit  innormal  erhöhet  wird,  und 
3ie  gteichsdm    bis   dahin    in    einem    passiven 
Zus'tto'de  verbleiben.     Zufälle  von^geschwäch- 
ter  •  Function,  Vom  Drucke  aufs"  Gehirn  kon- 
fien  statt  haben,  aber  noch  keine,  S^die  wirk- 
liche Jlirniyasser^ucht    karakterisireji«      Wird 
ab^r  das. erwähnte  Maximum  überschritten,  so 
reget  sich  die  reagireude  Thätigkeit  der  Ge- 
fäfse,  sie  suchen  sich  dadurch  ihres  Ücberflus- 
»es  zweiytledigen  und^in  ihren  formalen  Zu- 
stand zurückzukehren.     Diese  Thütlgkeitsäus- 
aerunjg^  ÜV  nicht  ohne  Folgen  für  •die^Fünctio- 
neu  des  Gehirns,   :sio  werden   einen ^^gello* 
sen  Karakter  annehmen,  und  es  traten  zuletzt 
diejenigen  Zufälle  hervor,    welche   das   Pro- 
dukt der  Ueberreizung  und  Ueberfüliitug:  der 
Gefäise,  so  wie  späterhin  der  AusschYrjftzung 
und  Ergiefsung  coagulabler  und  seröser  Feucb* 
•4:igkeiten  sind,  .     ....^..:    . 


—       !l5 


'  Der  Gang  der  Krankheit  ist  hier  aber 
sehr  langsam/-  es  können  Wochen  und  Mo- 
nate vergehen  f  ehe  sie  völlig  ausgebildet  ist, 
ja  zuweilen  bringen  Kinder  die  erwähnte  Dis* 
Position  dazu  mit  zur  Welt,  tragen  fie  das 
erstem  Jahr  ihres  Lebens  oder  noch  länger,  bis 
sie  sich  endlicli  bei*  zunehmenden  Kräften  vcr- 
liert,  oder  mit  ausgebildeter  Hirnwa&sersudit 
endigt... 

■ 

Efiese  Disposition,   vrclrhe  vielleicht  nuc 
noch,  eiues   geringen  Zusatzes   bedurft   liäite^ 
um,  ßchon  vor  der  Geburt  zvir  Erzeugung  des 
Hydrocephalus    die    Veranlassung    zu  fgeben, 
präget  sich  im  Gesicht  und  dem  ganzen  Aeas~ 
sern.'mit  unverkennbaren  Zügen  aus,  es  zeigt 
^ich   eine  gewisse  Mattigkeit   in   iien  Augen 
und  dem -ganzen  Blicke,    ein.e  Schlaßlieit  in 
den  Muskeln   des   Gesichts,    ein  Mangel  des 
Ausdrucks   in   allen  Zügen.     Die  Kinder  lie- 
gen fast  immer   im  Schlafe,    schreien   selten, 
und  zeigen  wenig  GerdhI  gegen    äufsere  Ein- 
drücke.    Bei   diesen  schon  «eine   bedeutende 
Unwirksamkeit  des  Nervensystems  verrathen- 
deh  Uipst'inden  geht  das  reproduktive  Leben 
seinen  ungestörten  Gang,   das  Ernährungsge- 
schäfc  4cheiiit  besser  und    vollkommener  zu 


.    ■     '    .  .     .^    äS.    «. 

^eschehe^  als  sonst,  die  Kinder  wer4«Ardick 
]i^4  stark,  dabei  ist  aber  doch  ein  gewisser 
Mangel  an  Kraft  s^elbst  in  ihren  Muskeln  nicht 
2u  v^t^kenjjien,  di^se  sind  gewöhnlich' schlaiF, 
welk  und  weich,  ohne  Elasticität  und.  mit  ei-? 
jier  ungewöhnlichen  Menge  Fett  bekleidet. 

Der  Grundkarakter  beider  Krankheiten 
ist  Asthenie,  nur  bei  der  ersteh  von  mir  mit 
der  Benennung  der  akuten  bezeichneten  von 
Anfange  .an  erhöhete  Erregbarkeit  mit  Zufal- 
len von  gesteigerter  Rei^ibarkeit  und  Empfind- 
Jichkeit  im  Gehirn  und  den  Verdaüungswerk- 
«eugen ;  bei  der  andern  vierminderte  Erreg- 
barkeit,  mehr  Törpor,  mit  denen  bei  der  völ- 
ligen Ausbildung  der  Krankheit  auf  Augen- 
blicke Zufälle  von  erhöheter  Reizbarkeit-  ab- 
»wechseln,  z.  B*  das  Erbrechen,  die  Lichtscheu, 
^as  Gesdirci  über  Kopf  -  und  Leibschmerzen, 
-die  aber  nicht  von  der  Intensität  und  Dauer 
sind,  wie  bei  der  ersten. 

Im  letzten  Stadio  der  Krankheit  sind  die 
Zufälle  sich  in  beiden  Formen  gewöhnlich 
gleich  ;  alles  zeigt  von  Drucke  worunter  das 
Gehirn  leidet,  und  wodurch  es  in  seinen  Fhnc- 
tionen  gestöret  wird. 

Was  die  Prognose  in. dieser  Krankeit  an- 


-  »7'  - 
betri/Ity  so  kann  m^in  sie  im  Durclischnitte 
leider  nur  ungünstig  stellen  ;  eine  glilckliclie 
Heilung  derselben  gehurt  noch  immer  /ii  (ksn 
Seltenheiten,  inid  kann  nicht  leicht  erwartet 
werden,  wenn  die  Krankheit  schon  bis  dahin 
gekommen  ist,  dafs  betra<:htliche  Quantitäten 
Flüssigkeit  ergossen,  oder  die  verdickte  coa- 
gulable  Lymphe  schon  eine  Decke  über  ei«« 
nen  Theil  oder  das  ganze  (Jehirn  gebildet 
hat. 

Ist  man  so  glücklich,  gleich  die  Krank«> 
*  heit  in  ihrem  Entstehen  zu  erkennen,  oder 
früh  genug  gerufen  zu  werden,  so  kann  man 
oft,  besonders  bei  der  akuten  Form,  durch 
die  gehörigen  Mittel  viel  ausrichten;  bei  der 
chrozii£chen*  hält  es  sdiwerer,  und  bei ,  der,  zu 
welcher  die  beschriebene  Disposition  mit  auf 
die  Welt  gebracht  ist,  ist  wohl  an  keine  Hei- 
lung zu  denken. 

Doch  darf  man  auch  bei  der  schon  bis 
in  das  Stadium,  wo  alles  Torpor  und  gelihin« 
ten  Zustand  anzuzeigen  scheint,  vorgerückten 
Krankheit  den  Muth  nicht  ganz  verli<«ren;  idi 
'  habe  in  Fätleu  noch  Heilung  erfolgen  seheji, 
wo  alle  Heilung  vergebens  schien» 


Die  allgemeinen  Heilanzeigten,  welche  man 

ZU' l:)efolgen  hat,  sind  kürzlich  folgende: 

•  •  • 

I.  Man  mufs  die  Hirngefäfse  von  der  sie 
beschwerenden  BJutmasse  befreien,  und  alles 
zu  vermeiden  und  zu  entfernen  suchen,  wo- 
durch die  Congestionen  nach  dem  Kopfe  be- 
^  wirkt  werden.  2.  Man  mufs  ,die  Wirksam- 
keit  »der  Gehirngefäfse  auf  die  angen^uessene 
Norm  zurückbringen.  3.  Die  Einsaugung  der 
,  altsgetretenen  Flüssigkeiten  zu  bewirken  trach- 
ten. 4*  Di^  Folgen  der  regellosen  Nerven- 
wirkungen zu  entfernen  suchen,  und  5.  auf 
die  Heilung  der  Complikationen  sein  Augen- 
merk richten.. 

Die  erste  Anzeige  wird  durch  Blutaus- 
leerungen,  erfüllet;  doch  sehr  selten  und  all- 
getiieine  nothw endig,  ja  sie  werden  bei  einer 

•    Krankheit,  deren  Hauptkarakter  Schwäche  ist, " 
in  der  Regel  mehr  schaden  als  nützen.     Lo- 
kale Blutungen  durch  die   hinter    die  Ohren', 

'  am  Hals  und  an  die  Schiäffe  angesetzten  Blut- 
igel  erregt,  erfüllen  den  beabsichteten  Zweck 

^  hinlänglich;  ja  auch  bei  der  Zahl  der  anzu- 
setzenden  Blutigel  oder  Schropfköpfe,  bei  der 
Wiederholung  ihrer  Anwendung  und  bei  der 
Lange  der  Zeit,  welche  jnan  die  Blutung  dau- 


—    ag     — 

fm  llUst,  müssen  Constitution,  Alter,  Krüfte, 
Form  der  Krankheit  und  Stärke  des  Fiebers 
sehr  berücksicli^get  werden. 

Die  Wiirküng  dieser  Bhitansleerung  ist 
in  der  akuten  Form,  in  welcher  sie  vorzüg- 
lich angewendet  werden  müssen,  oft  außallend 
erwünscht,  in  mehreren  Fällen  habe  ich  gese- 
hen ^  wie  gleich  nach  den  Blutungen  allp  Zu- 
fälle der  regellosen  Hirnwirkung  verschwan- 
den und  bald  völlige  Gesundheit  zurück- 
kelute. 

Auch  verspreche  ioh  mir  in  dieser  Form 
von  den  kalten  Umschlägen  gleich  nach  den 
Blutungen  angewandt  grofsen  Nutzen;  doch 
.glaube  ich,  dafs  dieselben  nur  so  lange  fort- 
gesetzt werden  dürfen,  als  sich  Zeichen  von 
Congestionen  und  Geliimreizungen  zeigen  ^ 
treten  die  Zufälle  von  Lähmung  und  Druck 
ein,  so  müfsen  sie  mit  aromatischen  und  wei- 
nichten  vertauscht  werden. 

Nächst  diesem  mufs  man  auf  den  mit  dem 
Gehirne  in  so  nah^m  Consens  stehenden  Un<» 
terleib  Rücksicht  nehmen,  und  aus  demselben 
Alles  entferr^^en^  was  al^  schädlicher  Reiz  wir- 
ken, und  dadurch  zu  Congestionen  nach  dem 
'  Kopfe  oder  zu   condensuellen  Leiden  dcssef* 


/ 


--    $Ä    *p* 


leicht  zu  d^eiir  herab^tioimet  und  einen^^löhm- 
ten  2^taii<l  herbeiführet«    fMöh  itiufs'  auCihie 
Wirkuti,g  genau  achten  >   und  sie  nicht  länger 
gebrauche ,  ^ä   bis   der  gesdiwinde  gereizte 
Puls  dadurch  mehr  zti  sei^ler  naturUchen^Nor* 
malität   zurückgebracht,  ist-;    sobald,  er  nach 
ihrem   Gebrauche   anfatagt  tax  jfinken^  -  so  ist 
es  'auch  hohe  Zeit, damit  auEs^lxor^n.     Auch 
findet  zuweilen  bei.  der  Neigung   z^m  .£rbre- 
chen,  welches  sie  vermehrt,  ihre  Anwendung 
ScJiwierigkeit.     Doch  püegt   die  Tjiilqtur  mit 
i^em  Zusätze  von  Caiiel- Wasser -gut  vertra- 
gen zu  werdi^n*    Wird  sie  gebrauchtpsb  mufs 
man  mit  den  kleinsten   Dosen    des    Pulvers 
oder  der  Tinktur  an£pigen,  und  langs9m  da* 
mit  steigen. 


I  f 


Der  dritten  Anzeige  wird  sfcHon.' durch 
idie  obengejftannten  Mittel  ein  Geüüge  geIei-^ 
stet>  doch  können  hifer  auch  nodh  andre  fnit 
zu  Hülfe  genommen  werden.  Die  Meerzwie-* 
bei  verbunden  mit  dem  Calomel  ^  die  Ami- 
cablum^n^  und  andere  die  ReioJrp.tiott  *.  ver- 
stärkeiide  und  die  Absonderung  des.  Harns 
befördernde  Mittel  «ind  auch  hier:  vöti-^Nut- 
zen'^  die  CantharidentinktuJr  scheint  ü^  :yQVr 
»gliche  Iliick$icht  zu  verdienen;  a^qf,.vtsr  al-» 

'    -        lem 


—     33     ~ 

lern  kommt  es  darauf  an,  durch  lokal  an<];c- 
brachte  Reize  die  Thätigkeit  der  einsaugon- 
den  Gefäfse  zu  vermeliren. 

Am  besten  wird  dieser  Zweck  durclx 
Blasen pfläster  im  Nacken  ouer  auf  dem  Kopfe 
selbst  bewürkt;  ich  habe  gesehen,  dafs,  «arh- 
dem  der  ganze  Kopf  damit  beleget  war  um}. 
sie  recht  stark  gezögen  hatten,  erst  ErleicJi- 
terung  und  Besserung  erfolgte.  Auch  liel's 
sich,  wenn  man  auf  dem  Kopfe  selbst  die 
Blasenpflaster  nicJit  legen  will,  von  Umsclilä- 
gen  weinichter  Aufgüsse  gewürzhafter  Krauler 
viel  Gutes  prwarten,  vorzüglich  mochte  ich 
einen  solchen  Aufgufs  von  Amicablumen  em- 
pfehlen.    ,  . 

Auch  die  warmen  Bädör  firtden  hiebrf 
eine  nützliche  Anwendung,  indem  sie  diuch., 
ihre  Würkung  auf  das  Gefafs  -^  und  Nerven- 
reiche Hautorgan  die  Unordnungen  im  Kreifs- 
laufe  verbessern,  mehr  Gleichgewicht  und  Har* 
nionie  darin  zu  wege  bringen,  die  unorclent- 
lichen  Nervenwirkungen  regeln,  und-  dadurch 
cönsensuell  beitragen  können,  die  fehlerhaftei^ 
Würkungen  der  Gehirngefäfse  zu  veibessern,. 
-und  sie  ilirer'  regelmäisigen  Norm  zurückzu- 
führen. 

Joura.  XXXn.  B.  3-  St.  C 


^  34  — 
Vorzüglich  verdienen  sie  tur  Erfüllung 
der  vierten  Anzeige,  nämlich  die  regellosen 
Nervenwirkungen,  als  Convulsionen  u.  dergl. 
zu  heben,  Empfehlung;  sie  sind  in  dieser 
Rücksicht  von  wesentlichem  Nutzen. 

Sind  die  Zufälle  soj  dafs*  sie  einen  g€f- 
reizten  Zustand,  vielen  Erethismus  verrathen, 
ist  noch  starkes  Fieber  mit  seht  erhciheter 
'Temperatur  vorhanden,  so  dienen  am  besten 
die  blos^  erweichenden  Milch  -  oder  Seifen- 
bäder; ist  aber  schon  mehr  Torppi'  vorhan- 
den, so  würde  ich  den  Bädern  mit  Baldrian, 
Chamömilleh'  und  andern  sogenannten  krampf- 
stillenden und  reizenden  Mitteln',  und  im  hö- 
hern Grade  dieses  Zustandes  den  ^ Weinbä- 
dern den  Vorzug  gebend 

> 

Die  andern  Mittet  zur  Entfernung  dieser 
Zufälle  sind  die  gewöhnlichen  aus  der  Klasse 
der  sogenannten  kfampfstillenden  oder  flüch- 
tig reizenden,  der  Moschus,  4,er  Baldrian,  die 
A^a  föetida,  das  Hyosciamusextract.  Der  Ge- 
brauch des  Opiums  ist  nicht  an^urathen^  da 
es /eicht  in  dieser  Krankheit  eine  UeJ>errei- 
sung  im  Gehirne  veranlassen,  und  zur  Be- 
ichlei^nigung  des  paralytischen  Zustandes  des- 
lelben  beitragen^  kann« 


35 


In  Rücksicht  der  Complikationen  inu& 
ftich'>  wie  leicht  zu  erachten  ist,  das  Ganze 
der  Kur  nach  diesen  richten  und  nach  der 
verschiedenen  Art  derselben  tnödilicirt  Wer- 
den. 

Die  beiden  jetzt  folgenden  Krankenge-r 
schichten  habe  ich  aus  meinem  Tagebuche  zur 
Bekanntmachung  gewiihlt,  weil  mir  iii  ihnen 
die  beiden  angegebeneu  Formen  dieser  Krankr 
heit  am  deutlichsten  ausgepräget  schienen. 

Erste  KrankengescJiichte. 

Ein  Knabe  von  4  Jahren,    sehr  munter 
und  lebhaft  und  c^em  Ansehen  nach  vollkom- 
men gesund,  aufser  dafs  er  ohngöfähr  8  T^age 
vor  der  Krankheit   mitten  in   seinen  Spielen 
über  ein  "heftiges,  aber  vorübergehendes  und 
zuweilen    kaum    einige   Minuten    anhaltendeÄ 
Kppfweh  klagte,  wurde  auf  einmal  von  einer 
plötzlichen  Unpäfslichkeit  befallen^  die  in  frei- 
willigem  Erbrechen,  Ttogheit  Und  Fieberbewe- 
gungen   bestand,    wobei   er  mehr  wiö  sonst- 
über  Köpfweh   klagte.     Dieses  Uebelbefinden 
war  ftber  sehr  abwechselnd ,   bald  war  es  auf 
einige  Stunden  da,    bald   wieder  so  vergan- 
gen^   dafs   er  seine  gewohldichen  Spiele  mit 
der  ihm  eignen  Munterkeit  verrichtete»    YXxv<^ 


—     36     — 

f       , 

gewisse  Ordnung,  ein  bestimmter  Typus  konn- 
te aber  nie  dabei  wahrgenommen  werden. 

Die  Eltern  konnten  sich  keiner  Veran- 
lassung zu  dem  besagten  Uebelbefinden  erin* 
nern ;  seine  Diät,  seine  ganze  physische  Er- 
ziehung liefs  nichts  finden,  dem  majt  die  Ur- 
sache desselben  zuschreiben  konnte.  Das  ein- 
2ige,  was  einige  Aufmerksamkeit  erregte,  war 
die  Erzählung,  dafs  er  oft  bei  seiner  Munter- 
keit gefallen  und  auch  einige  Male  die  Trep- 
pe herunter  gestürzet  sey,  ohne  doch  einigen 
'bemerklichen  Schaden  genommen  zu  haben. 

Da    keine   materielle  Schädlichkeit    oder 
ein  nachtheiliger  Reiz  in  den  Digestionsorga- 
nen   entdeckt  werden  konnte,   der  als  Ursa- 
che des  Erbrechens  und  der  übrigen  Unpäis- 
lichkeit  zu  betrachten  war,  so  suchte  man  das 
Erbrechen  zu  stillen,   die  Fiebefregungen  zu 
dämpfen,  und  die  Verdauungswörkzeuge  da- 
hin  umzustimmen,    dafs   sie  ihre  Functionen 
verrichten  konnten.      Aber  alle  dieserwegen 
angewandte   Bemühungen,  waren    vergeblich, 
das  Fieber  nahm  sehr  zu,  die  Kopfschmerzen 
und  das  willkiihrtiche  Erbrechen  dauerten  fast 
immer  fort.  .  ^ 

Bei   der  Abwesenheit  aller  Kennzeichen 

\  * 

von  dem  ursprün|[licben  Sitze  dieser  Beschwer- 


—      37      — 

den  im  Unterleibe,  orler  von  andern  sie  her* 

vorbringenden  Ursachen  niufste  nun  wohl  der 

Gedanke  entstehen,  dals  im  Kopfe  der  Grund 

derselben  zu  suclien  sey^    und  wahrscheinlich 

in   einer   anfangenden   Wassersucht   des   Ge* 

hims  bestehe. 

In  dieser  Rücksicht  wurden  Blutiii^el  hin«* 

ter    den    Ohren    gesetzt,    und.  d.is    versüfste 

Quecksilber  zu  |  Gran  fiir  die  Gabe  mit  dem 

Zinkkalke  verordnet,  und  auf  den  zwolfstiin- 

•digen  Gebrauch    dieser  Arznei    grofser  Mach* 

lafs    in   der   Heftigkeit    des   Kopfleidens    und 

des  Erbrechens  wahrrjenommen. 

Dieser  Nachlafs  dauerte  aber  niclit  I^nge, 

die  Schmerzen   im    Kopfe «    welche  zuweilen 

I 

mit  Leibweh  abwechselten,  wurden  so  heftig, 
da(s  das  Kind  überlaut  schrie,  und  durch  be- 
ständiges Greifen  nach  dem  Kopfe  den  Sitz 
seines  Leidens  nocli  deutlicher  erkennen  zu 
geben  sich  bemüiiete« 

Alles  was  es  genofs,  wurde  wieder  aus- 
gebrochen, der  Leib  war  dabei  verstopft,  und 
konnte  nur  dunh  Klystire  geöflTnet  werden« 
Der  Puls  war  geschwind  ond  gereizt,  die  Ue- 
spiration  mebrentheils  ordentlich,  nur  zuwei- 
len etwas  seufzend,  und  zwischendurch  fan*-* 
den  sich  noch  einige  Augenblicke,  wo  er  et- 


-rr        38        -^ 

was  munter  schien,  und  D^ch  seinem  Spiel- 

I 

zeug  begehrte, 

Die  Augen,  welche  bisher  §ehr  empfind- 
lich gegen  das  Licht  gewesen  waren,  wurden 
jfelzt  starrer  ;  er  blickte  oft  unverw^qdt  auf 
einen  Meck,  und  zwischendurch,  iedoch  noch 
sehen,  ^  bemerkte  man  etwas  Schielen;  der 
Abgang  des  Urins  wurde  dabei  sparsamer. 

Jetzt  verordnete  man  das  versüfste  Queck- 
silber zu  einem  Gran  für  die  Dose  mit  Mo- 
schus und  Zinkkalk,  alle  Stunden, 

Jliemit  wurde  drei  Tage  fortgefahren  und 
zu  gleicher  Zeit  ein  Blasenpflaster  iin  Nacken 
gelegt  und  in  Eiterung  erhalten,  und  alle 
Abend  ein  Senfumscldag  um  4^^  Waden  ge-t 
legt,  Es  erfolgte  hierauf  keine  Veränderung, 
^ie  Krankheit  schien  weder  zu  n  nod^  abzu- 
n^hqien,  das  Leiclen  des  Kopfs  und  das  Er- 
brechen wurden  etwas  weniger ,  aber  ^as 
Schielen  nalin^  dagegen  z\i. 

Es  wurde-  nun  ein  Aufgufs  des  Baldi;ians 
mit  dem  rothen  Fingerhut  verschrieben,  und 
dieses  auswechselnd  mit  dem  Quecksilber  Stün- 
de  um  Stunde  gereicht,  dabei  noch  das  war- 
me Bad  angewandt  und  ein  Blasenpflaster 
t)ben  auf  dem  Kopf  gelegt. 


\  ^     39     — 

So  ging  die  KrankJxeit  bis  am  zehnten 
Tage,  fort,  ohne  dafs  man  auffallende  Verän-i 
derungen  zur  Verschlimmerung  oder  Besse- 
rung wahrnehmen  konnte.  Zuweilen  war  ein 
Tag,  all  welchem  der  kleine  Kranke  von  dem 
Kopfweh  wenig  litt,  aber  mehr  über  Leibwek 
yagte,  wo  das  Erbrechen  nur  ein-  oder  zwei*, 
mal  ^^^  einstellte,  und  auch  an  den  Augen 
wenig  .widernatürliches  wahrgenommen  wer*« 
den  konnte^ 

Am  andern  Tage  litt  er  wieder  sehr  viel^ 
schrie  laut  auT,  brach  öfters  und  lag  entwe- 
der stumpfsinnig  mit  starren  Augen  vor  sicli 
Jiin,  oder  verdrehte  sie  so  sehr,  vorzüglich 
nach  oben  9  dafs  oft  von  der.  Pupille  niclit^ 
gesehen  wurde.  Er  neb  die  Nase,  griff  mit 
den  Fingern  oft  in  den  Mund  und  rieb  den 
Kopf  auf  dfem  Kissen  hin  und  her. 

Am  eilften  Tage  verschlimmerte  sich  al- 
les so  sehr,  tiafs  er  fast  beständig  im  Sclilum- 
mer  lag,  und  nur  durcli  die  Heftigkeit  der 
Schmerzen  im  Kopfe  aulgeschreckt  wurde. 
Die  Augen  standen  unbeweglich,  die  Pupillen 
waren  erweitert,  und  zogen  sich  auch  bei  vor- 
gelialtenera  Licht  zusammen. 

Am  Abend  dieses  Tages  fand  sich  nach 
dem  Bade  eine  ziemlich  bedeutende  Fieber- 


regung  mit  Schweifs  ein,  wobei  fedoch  die 
Bewufstlosigkeit  unverändert  blieb.  Hierauf 
erfolgte  in  der  Nacht  ein  einige  Stunden  an-*- 
haltender  ruhiger  und  natürlicher  Schlaf,'  i^nd 
nach  demselben  schien  der  Patient  heiterer 
zu  sejn  und  mehrere  Besinnung  zu  haben; 
ja-rör  spielte  sogar  etwas  und  konnte  wieder 
sehen,  was  seit  zwei  Tagen  nicht  der  Fall 
gewesen  tvar.  Dieses  gute  Befinden  dauerte 
den  ganzen  Tag  fprt,  und  hatte  sich  am»  Abend 
eher  vermehrt  als  'vermindert;  .  jedoch  hatte 
crnöoh  immei»  viele  Neigung  zum;  Schlafe,  und 
die  Augen  standen  mehrentheils'  *auf  einen 
festen  Punkt  »hingerichtet.  *  Dia  Nacht  war 
besonders  ruhig,  und  gut,  allein  gegen  Mor-r 
gexv  entstanden . heftige  Convulsionen  und  un- 
ter diesen  erfolgte  der  Tod.  In  dieser  gan- 
zen Zeit,  nämlich  in  zwölf  Tagen,  hatte  der 
Kranke  i44  Gran'  versüfsten  Quecksilbers  in-» 
nerlich  genommen,  und  es  war  ihm  eine  Unze 
Quecksilbersalbe  eingerieben  worden >  ohne 
dafs  die  geringste  Spur  von  Speichelflufs  ent- 
stand, oder  Stuhlgang  dadurcli  bewirkt  wur-r 
de,  im  Gegentheil  mufsten  täglich  KlysUre 
gegef^en  werden. . 

Am    andern    Tage   wurde    die   OefFnung 
t. Kopfes,   an  dessen  Aeufseren  man  keine 


-  .(I  - 

Veränderung  wahrnehmen  konnte,  unternonrh« 

men. 

Bei  der  EntbKifsung  des  Schädels  vort 
den  allgemeinen  Decken  und  der  Schädelhaut 
fiel  die  Farbe  desselben  zuerst  sdir  auF,  wel-  . 
che  nicht  wie  sonst  röthlich  weifs,  sondern 
bläulich  war ;  dabei  war* derselbe  mit  einer 
klebrichten  Feuchtigkeit  bedeckt,  und  die 
Näthe  bezeichneten  sich  durch  eifte  sehr  in 
die  Augen  fallende  und  alle  ihre  Zähne  be-^ 
grenzende  ROthe  aus. 

Nachdem  der  Schäd61  durchsäget,  abf^eÄ 
löset  und  die  hArte  Hirnhaut  losgotreimet  war, 
zeigten  sich  alle  GeFäfso  der  Oberfläche  des 
Gehirns  sehr  ausgedehnt  und  mit  Bliij:  bis  in 
ihi^  kleinsten  Verzweigungen  aufs  stärkste 
angcrüllt.  Die  ganze  obere  Fläche  des  Ge- 
hirns war* dabei,  vorzüglich  die  rechte  Hälft o 
desselben,  mit .  einem  wcilsen  durchsichtigen 
lirnifsartigen  Ueberzuge  bedeckt ,  welcher,  so 
wie  man  mit  der  Spitze  de$  Messers  darun- 
ter fuhr,  wohl  in  der  Dicke  einer  Linie  ab- 
gehoben werden  konnte,  und  hatte  alle  Aehn- 

■ 

lichkeit  mit  verdickter  £ntzilndun£;shaut.     Er 
lag   dabei   so  fest  auf,    dafs    es  nicht  möglich 
'    war,  cUe  Spinnewebenhaut,  aller  angewandten 
Mühe  ohngeaclitet  9  aufzublasen.    D2l^  G^\xv\w 


,  ^   425  -* 

selbst  schien  sehr  aufgetrieben  zu  seyn,  und 
war  weit  elastischer,  als  im  gesunden  Zustan- 
fle,  gleichsam  fluctuirend  anzufühlen. 

Bei  den  horizontalen  Sectionen,  die  durcli 
4asselbe  bis  auf  die  Seiten- Ventrit ein  ge- 
fnacht  wurden,  fand  man  die  obere  Decke 
derselben  sehr  aufgetrieben,  und  beim  Ein- 
«<iinitte  in  dieselben  drang  eine  grofs0  Men- 
ge ganz  weiT&en,  hellen,  und  durchsichtigen 
Wassers  aus  deinselben  hervor,  womit  sie> 
•vyie  bei  weiterer  Eröffnung  d^rselbe^  offön-f 
bar  wurde,  ganz  angdfidlet  war.  Dieses  Was- 
ser fand  sicii  auch  böi  fernerer  tJiit^rsuchung 
in  dem  dritten  und  -viertem  Vöatrikel,  so'  wie 
in  dem  Kanäle  des  verlängerten  Markes^  und 
betrug  der  geringsten  Scliätzung  nach  sechs 
"Unzen, 

Die  Selduigel  uhd  gestreiften  Körper  wa- 
xen  widernatürlicH  weich,  und  hatten  beson- 
ders die  letzten  eine  auifall^nde  Blässe  so- 
wohl auf  ihrer.  Fläche,  als  auch  in  ihrem  In- 
iiern.  Die  Plexus  cfioroidei  fielen  durch 
ihre  blasse  Röthe  auf,  und  all  dem  innern  und 
obern  Rande  der  rechten  Hirnhämisphäre, 
scliräg  gegen  den  hintern  und  innern  Win- 
kel der  grofsen  Gehirnhöhle  über,  fand  sich 
ein  piizartig  aus;  der  Gehirnmasse  sich  erhe- 


bender  fester,  harter,  löfiglirhtrunder  Wulst 
von  ungefalir  einem  halben  ZroU  im  Durch- 
messer, der  kaum  mit  dem  Messer  durch* 
schnitten  werden  konnte,  und  von  iveh:hem 
an  der'  linken  Heniispliäre  keine  Spur  zu  fiiH 
den  Yf^Vt 

An  der  Grundfläche  des  Gehirns  war 
nichts  i/vas  das  Ansehen  einer  Krankheit  hatte, 
das  {deine  Gehirn  aber,  besonders  die  rechte 
Hälfte  desselben,  war  widematürlidt  weich 
und  SQ  zusammengefallen,  dal's  dessen  oberq 
Fläche  ganz  ihre  gewölbte  halhkugelichte  Foru) 
emgebülset  hatte, 

Zweite  Geschichte^ 

Ein  Knabe  i3  Monate  alt  von  einem  ge-i 
Sunden  starken  \^ler  erzeuget,  aber  von  ei- 
ner zaitcn  etwas  schwächlichen  Mutter  gebo-? 
ren,  wurde  an  der  Brust  einer  gesioiden  und 
sehr  muskulösen ,  aber  dabei  piilegruatisclien 
Amine  ernähret,  und  befand  sich  dabei  den^ 
Ansehen  nach  sehr  wohl: 

Obgleich  er  aber  sehr  dick  und  fleischicht 
wurde,  sp  fehlte  es  dodi  seinen  Muskehi  an 
der  Fertigkeit  und  dem  Kernicliten  im  Anfüh- 
len, welclie?  sich  gewöhnlicli  bei  i^esunden  und 
starken   Kindern   zu    fmden  pUeget*,    es  ns^\: 


^    44    - 

ein  gewifser  Grad  von  Schlaffheit   und  Laxi-» 
tat  daran  nicht  zu  verkennen. 

Nie  hatte  er  eine  recht  Msche  Farbe, 
sondern  immer  ein  blaf3es  etwas  aufgedunse- 
nes Ansehen,  t   . 

Die  Enrv\äckhing  seiner  Geisteskräfte 
ging  unmerlilich  und  sehr  langsam  von  statten, 
er  hatte  aus  Dingen,  die  sonst  schon  im  er- 
sten halben  Jahre  des  Lebens  die  Aufmerk- 
samkeit, der  Kinder  auf  sich  zu  ziehen  pfle--- 
^en,  agi.  En(ie  seines  ersten  Lebensjahres  kein 
Arg?  weinte  wenig,  lacht^  ^ast  gar  nicht,  und 
schlief  viel.  Dabei  hatte  er  immer  eipen 
dummen,  stupiden,  nichtssagenden  Blick,  sehr 
matte  Augen  und  etwas  Starres  in  denselben. 
Auch  das  Geschäft  des  Zahnens  ging  bei  ihm 
sehr  längsam  von  statten,  und  nur  am  Ende 
des  ersten  Jalires  fing  die  Natur  an,  dabei  et^ 
was  wirksam  zu  werden.  Diese  Periode  dcv 
Regsamkeit  der  Natur  bei  diesem  Gesqhäfte 
dauerte  bis  in  seine  letzte  Krankheit  und  auch 
noch  wahrend  derselben  fort,  und  letztere 
äufterte  sich  auf  folgende  Weise» 

Nachdem  er  ein  paar  Tage  etwas  blasser 
und  stiller  als   gewühnlicli   gev.^esen   war,  be-, 
kam    er    in   der  Nacht  Uebelkeiten    und   ein 
oft  wiederholtes  Erbrechen,  wobei  unverdaute 


\    . 


—    45    — 

Speisen  und  grüne  gallichte  Flüssigkeiten  aus-* 
geleeret  wurden.  Da  dfeses  Erbreclien  we- 
der von  selbst <)  noch  nach  den  dagegen  ge- 
reichten Mitteln  aufliürte,  und  man  viele  Ur- 
sache hatte  zu  vermutlien,  dafs  iJim  von  der 
Wärterin  einige  unverdauliche  Nahrungsmit- 
tel möchten'  gereicht  seyn,  so  gab  man  ein 
gelindes  Brechmittel,  welclies  zweimal  lei<:ht 
würkte« 'Allein  demohngeachtet  liefs  das  frei- 
willige Erbrechefi  niclit  nach,  und  es  erfolgten 
dabei  Convulsionen  und  ein  solcher  Grad 
von  Schwäche,  dafs  er  beständig  ohnmächtig 
daniederlag« 

Der  innere  und  äufsere  Gebrauch  reizend- 
stärkender Mittel  hob  in  24  Stunden  die  drin- 
gendste Gefahr;  allein  nun- stellten  sich  Fie- 
berregungen mit  untermischten  kleinen  con- 
vulsivischen  Anfallen  ein,  wobei  er  fast  be- 
ständig im  Schlummer  lag  und  zwar  so,  dafs 
die  Augen  dabei  halb  geschlossen  waren,  wo- 
bei der  Kopf  beständig  hinten  über  mit  einer 
solchen  Kraft  gezogen  Wurde,  dafs  es  unmög- 
lich war,  ihn  nach  vorn  zu  biegen. 

Ein  Aufgufs  des  Baldrians  mit  dem  Mo- 
schus^ und  zwischendurch  das  Calon^l  mit 
den  Zinkblumen,  so  wie  krampfstillende  Kly- 
stire  aus  AsajM^  und   ^enfiimschläg^   an   den 


Beinen  und  Blasenpflastei'  im. Nacken  schie- 
nen  eine  Verbesserung  dieses  Zustandes  zu 
bewirken,  so  dals  das  Convulsivische  sich  ganz 
„  VerlöPj  die  Fieberregüngen  gelinder  wurden, 
und  bedeutend  ^üte  Zwisdiörträume  kamen, 
in  \Velchen  er  davon  ganz  frei,  und  den  Um- 
ständen nach  ziemlich  niurtter  schien. 

Alleiil  eine  grofse  Neiguilg  zünt  Schlafe, 
(iäs  Schlafen  ihit  halb  öffnen  Atigen  j  ein  ge- 
•wisser  starrer  Blick  in  denselben  y  fein  Schie- 
löft  nach  oben,  und  das  bemerkte  Hintenüber- 
riehen  des  Kopfes  ftöfsten  den  Verdacht  ein, 
dafs  das  Gehirn  selbst  leide,  und  zw^r  wahr- 
scheinlich unter  dem  Drucke  einer  wäfsrigen 
Feuchtigkeit-     '_  .        ' 

Bis  zum  fünften  Tage  ging  älle$  den  er- 
wähnten abwechselnden  Gang^  ja  es  zeigte 
sich  ^zuweilen  mehrere  Stünden  lang  eine  auf*, 
fallende  Öesserutig.  Allein  an  diesem  Tage 
fanden  sich  allgemeine  Cortvulsiöhfen  ein,  wel- 
che i:^  Stunden  in  einer  Heftigkeit  ununter- 
brochen, der  Anwendung  der  wirksamsten 
Mittel  ohrtgeächtet,  fortdauerten^  und  nur  erst 
mit  dem  Tode  endigten* 

Am  darauf  folgenden  Tage  wurde  Aet 
Kopf  geöffnet,  wobei  es  sich  zeigte,    d?>is  die 

vetnluthete    Ursache    die  walu'ö  war.     Nach 

'  .  "  '■ 


-     47    - 

der  Elntblöfsung  des  Schädels  fand  man  die 
grofse  Fontanelle  noch  nicht  gänzlich  verwach- 
sen, die  Farbe  des  Knochens  war  blauweii^. 
Nachdem  der  Schädel  durchgesäget  war  und 
derselbe  nun  herabgenommen  werden  sollte, 
muCste  tnän  dabei  grofse  Gewalt  anwenden, 
und  könnte  ihn  demohngeächtet  nicht  vort 
der  liarten  Hirnhaut  trennen,  indem  dicfselbe 
mit  ihrem  sichelförmigen  Fortsatze  so  fest  mit 
dem  Knochen  verwachsen  war,  dafs  man  sich 
genüthigt  sahj  die  Trennung  vermittelst  des 
Messers  zu  bewerkstelligen.  Nach  der  darauf 
geschehenen  Wegnahme  des  Schädels  zeigte 
sich  die  harte  Hirnhaut  sehr  gesj>annt,  und 
•wie  vöü  einer  darunter  liegenden  Feuchtig- 
keit in  allen  Punkten  ausgedehnt.  Beim  Durch- 
schneiden flofs  auch  wirklich  eine  beträchtli- 
che Menge  dieser*  Feuchtigkeit  aus,  worauf 
sie  zusammenfiel.  Sie  wurde  nun  Vorsichtig 
voii  dem  darunter*  liegenden  Gehirn  getren- 
net, und  dieses  dadurch  entblüfst.  Nun  zeig- 
te sich  aber*  eine  sehr  äüfFallende  Erscheinung; 
zwei  Drittel  der  ganzer!  Oberfläche  des  Ge- 
hirns war  mit  einem  griingelblichen^  deni  ge-^ 
kochten  Eiter  ^ähnlichen  Ueberzuge  bedeckt, 
welcher  mehrentheil^  einö  Linie  ^  äii  einigen 
Stellen  aber  sogar  3  bis  4  Linien   dick  wax^ 


-     48     -^ 

'  üii'd  sich  mehrentlieils  lief  in  /Üe  Zwischen- 
räume der  Windungen  hineinlegte*  Von  der 
Spinnewebenhaut  konnte  man  an  diesen  Stel- 
len ilichts/»deutlicli  wahrnehmen,  und  alle 
Mühe^  'hie  oder  da  durch  Aufblasen  etwas 
von  ihr  unversehrt  zu  fmden^  war  vergeblich. 
Dieser  Ueberzug  war  ffest  und  zähe,  und  konn« 
t§  mit  der  Spitze  des  Messers  in  die  Hühe 
gehoben,  werden;  6r  hatte  ganz  die  Beschaf- 
fenheit der  Entziindungshaut  auf  dem  Blute* 

Bei  der  darauf  unternommenen  horizon- 
talen Abschälung  des  Gehirns  bis  auf  die  obe- 
re Decke  der  grofsen  Hohlen^  verriesüi  dessen 
.Substanz  eine  grofse  Weiche  und  Mangel  an 
Festigkeit,  sie  zerllols  gleichsam  unter  dem 
Messer  zu  einem  weichen  Brei* 

Die  grofsen  Hiruhöhlen  waren  sehr  aus- 
gedehnt,  und  beim  Oeffnen  derselben  spritz- 
te das  darin  enthaltene  Wasser  mit  Gewalt 
-hervor;  sie  waren  damit  ganz  in  allen  ihren 
Vertiefungen  angefüllet.  Die  ^  Adergeflechle 
hatten  eine  sehr  blasse  Farbe  ^  und  die  Seli- 
hiigel  sowohl  wie  die  gestreiften  Körper  wa- 
ren widernatürlich  weich. 

i 

Die  Grundfläche  des  grofsen  Gehirns  hat- 
te niclits  widernatürliches  ;  aber  das  Jdeine 
riehirn  war  in   seiner  Grundfläche   von  dem 

.       '  .      i:ing- 


.        -     49     ^      . 

nngförmigen  Fortsätze  des  grofsen  GeMras 
an  bis  an  den  Uebergang  in  die  obere  I  la- 
che mit  eben  einem  solchen  zähen  grüngelb- 
lichen  üeberzuge  bedeckt,  wie  das  grol'se  Ge- 
hirn. Sein  Bau  war,  so  wie  der  jenes,  dem 
äufseren  Ansehen  nach,  und  die  widernatür- 
liche Weiche  abgerechnet,  ohne  Fehler.  Alle 
Gefälse  aber  sowohl  des  grolsen  als  des  klei- 
nen Gehirns,  waren  bis  in  ihren  feinsten  Ver- 
ästelungen  vom  Blute  so  aufgetrieben  und 
sichtbar,,  als  wenn  si^  mit  großem  FIeüise  aus- 
gespritzet  wären. 


.1 


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l 
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letini.  XUIL  B.  f.  St.  X> 


^     So     '^ 


\ 


li. 


t 


•   ^-     ' 


Beschreibung    ^       ^    .  . 

einer  '    "^ 

.t" 

kleinen  Thibetanischen  Hand-Apotheke 

.      .   Vom- 

Dr.    J»  Reh  mann,      \ 

Rufs.  Kaiser!«  Hofrathe. 


\ 


xJie  Entdeckung  der  kleinen  Medicam en- 
ten  -  Vorräthej  wovon  wir  hier*  eine  kurze  , 
Be&chreibung  Kefern,  wird  für  die  gelehrte 
medi^nische  Welt  in  Europa  ein  werthes  und 
neues  Geschenk  seyn.  Die  Arzneikennt- 
nisse des  entferntem  Asiens^  besonders  von 
China  und  Thibet,  sind  nur  noch  so  unbekannt 
und  von  frühern  Reisenden  noch  so  yvenig 
untersucht  worden^  dafs  jede  Beobachtung^ 
die  einiges  Licht  über  dieselben  werfen  kann^ 
lue  sehr  willkonunene  Bereicherung  für  das 


—     5i     — 

Feld  der  Erfahrung  in  der  Naturw'issen&ihnlt 
seya  mufs«  Die  Arzneivorräthe,  von  welciien 
hier  die  Rede  ist,  und  welche  diös  beschrei- 
bende Register  erklärt,  sind  in  dem  dii Hessi- 
schen Handelsstädtcheil  iMaimatsckon  an  der 
tiberischen  Gränze  bei  Kiachra  zu  lindeMi,  und 
werden  von  den  Priestern  (Lamen)  der  Mou- 
golen  und  der  unter  russischer  Bothniöl'sigkoit 
lebenden  Buräten,  welche  sich  vorzügHch  auch 
mit  Arzneikunde  abgeben,  liäuiig  gesucht;  sie 
bestehen  aus  Co  ;verschiedenen  StiLckeu,  wo- 
von jedes  Sorgfahig  in  Papier  eingewickeh,  und 
mit  dem  Namen  des  Medicanienls  in  tangu- 
tischer  (thibetanischer)  Sprache  versehen  ist. 
Auf  einem  besöndern  Bogen  ist  das  Namen- 
Verzeichflils  des  ganzen  Vorraths  ebenfalls  in 
jener  Spräche  verfertiget  beigelegt« 

Dieser  thibetanischen  Aufschriften  wegen 
nennd  ich  diese  Sammlungen  thibetanische 
Apotheke^  obschon  man  mich  versicherte,  dats 
dieselben  eigentlich  aus  Peking  kommen,  und 
wahrscheinlich  blos  deshalb  mit  tanguti^chen 
Benennungen  versehen  sind,  weil  diese  Spra- 
che  .die  Gelehrten-  und  Religionssprache  der 
Mongoiisöhen  Lamas  ist,  und  denselben  da- 
her diese  Medicamente  unter  diesen  Namen 
mehr  bekannt  sind.     Soviel   ist  aber  gowifs, 

D  2 


—     5a     — 

'dais  diese  Materia  inedica  auch  in  Thibet  im 
Gebrauch  sejm  raufs,  weil  die  Bücher,  woria 
der  Gebrauch   der*  Arzneimittel    erklärt  und 
bestimmt    wird,     ebenfalls   in    thibetanischer 
Sptache  gedruckt  sind,    und  von,   als  Götter 
verehrten  Aerzten  in  Thibet  geschrieben  wur- 
den.   Das  vorzüglichste  dieser  Bücher  hat  ei- 
nen ihrer  Gottheiten   (Burchane)  Ototschei 
gtoannt,  zum  Verfasser,  welches  der  Aesculap 
ixi  der  tangutischen  Mythologie  zu  seyn  scheint. 
Es  ist  aufserordentlich  wüifschenswerth,    und 
für    die    Geschichte    der  Medicin   von    dem 
gföfsten  Interesse,  dafs  diese  Bücher  übersetzt 
würden,  und  ich  hoffe,  dafs  dies   einst  durdh 
•inen    sich    gegenwärtig    in  der  medizinisch- 
chirurgischen Academie  ta  Petersburg  befind- 
liehen  Lama  geschehen  könne,    sobald  der- 
selbe   der    russischen    Sprache    vollkommen 
mächtig  seyn  wird,  —  Nach  der  Ordnung  in 
welcher  die  Namen  dieser  Medicamente  auf 
Jdem  thibetanischeh  Verzeichnifse  vorkommen, 
habe  ich  dieselben  von  mehrem  Lamas   aus- 
sprechen lassen,    und   die  Aussprache  genau 
mit  lateinischen  Lettern  auszudrücken  gesucht. 
—  Ich  habe  die  verschiedenen  Saamen,  Früchte, 
Wurzeln  und  übrigen  Substanzen  nach  ihren 
Kennzeichen,   die  zum  Theil  des  Alters  der 


-    55    - 

Exemplare  ^egen  schwer  aufzufinden  warent 
einzeln  einer  genauen  Prüfung  unterworfen , 
und  sie  durch   die  jVIithüIfe   des  Botanikers 
Herr9  Dn  Redorsky^   so  viel  möglich  zu  be- 
stimmen gesucht.    Die  ausfuhrliche  botanische 
Beschreibung    der    meisten    Artikel    ist    also 
gröfstentheils  diesem  Gelehrten  zu  verdanken. 
Die  verschiedenen  einfachen  Arzneikör- 
pÄ,  welche  man  hier  kennen  lernen   wird, 
werden  von  den  LSmas  der  Burätischen  Na- 
tion theils  unter  sich,  theils  mit  vielen  andern 
einheimischen  Kräutern  gemischt,  meistens  in 
Pulverform  gerieben,  und  so  erst  zum  Meil- 
gebrauch angewendet.     Ihre  Mischungen  sind 
zuweilen  sehr  vielfach  und  bestehen  zuweilen 
aus  2,5 — 4^  verschiedenen  Ingredienzien,  die 
meistens  in  Pulverform  in  kleinen  ledernen 
Beutelchen  aufbewahret  werden,    und  wovon 
kleine  Portionen  gewöhnlich  früh  und  Abend* 
mit  Walser  infiindirt  oder  gekocht,  den  Kran- 
ken gereicht  werden^    Idi  habe  mehrere  Pro- 
ben solcher  künstlichen  Zusammensetzungen 
gesehen,  nur  bedaore  ich  hiebei  über  die  i;e- 
flaue  jedesmalige  Anwendung,  derselben   die 
Indication  welche  zar  Anitendnng  derselben, 
bestimmt,  noch  nicht  sovid  erfahren  zu  ha- 
ben, als  ich  ^eiruasdit  faabe»  da  sich  die  La- 


.  -    54    ^ 

I  *■ 

jmas  iiiebei  immer  bei  unseqj  Erkundigungen 
auf  die  An\Y  eisungen,  weichein  iiiren  Büchern 
geschrieben  ständen,  zu  berufen  pflegen.  Nie 
erhielt  ich  eine  befriedigende  Antwort  hier- 
über,^ und  wir  ihüfsen  also  Geduld  tragen, 
Etwas  näheres  über  die  .  Anwendung  dieser 
Mßteria  medica  zu  erfahren,  bis  eins  von 
jenen  tangutisqhen  Büchern  übersetzt  seyn 
wird,  welqJies  ihr  therapeutisches  Handehi 
leitet.    ^ 

Ich  bin  auch  in  dem  Besitze  von  yn ehrern 
(Einheimischen  Arzneikräutern,  derensich'unsere 
•;  Burcßten  bedienen,  welche  .Materialien  oins 
nach  und  nach  zu  einer  gepauern  Bekannt- 
schaft mit  ihren  ärztlichen  Kenntnifs^  führen 
werden. 

Da  durch  die  Erfahrung  allein  .die  Wir- 
kung aller  Arzneikorper  ausgemittelt  werden 
kann;  so  habe  ichgeglaubr,  bei  der  Beschrei- 
bung der.Mediciunente,  welcJie  aus  China 
und  Thibet  gezogen  werden,"  imc\i  so  viel 
als  möglich  aller  voreiligen  Raisonnenienls 
über  ihre  praktische  Anwendung  enthalten 
zumiifsen,  und  nur  die  wenigen  Thatsachen 
und  Nachrichten,  die  ich  mir  zu  eigen  machen 
konnte,  auszuführen.  Der  üe.*brauch  mehrerer 
\on    diesen.  Arzneimitteln  läfst  sich  aber  mit 


—     55    — 

^otstet  \\^ahrftcheiiilichkeit  präsumiren.  —  leh 
hoffte  hierüber  durch  unsern  Aufenthalt  iii 
China  noch  Manches  211  erfahren.  Die  Rück- 
kehr der  Gesandtschaft  hat  aber  auch  diese 
Hoffnung  vereitelt..  —  Die  Naturhistorische 
Beschreibung  dieser  Pharniazieen  mcige  also 
indessen  genügen.  Die  gelehrten  Aerzte  un-i» 
seres  Vaterlandes  werden  darin  manches  Be- 
kannte Ilndent 

Aus  der  Uebersifht  des  ganzen  ergiebt 
sich  die  Bestätigung  der  schon  länger  bekann- 
ten Beobachtung,  dafs  die  orientalischen  Völ- 
ker in  ihrea  Arzneivorratli  vielmehr  auf  rei- 
zende, erhitzende,  stärkende  Mittel  becjacht^ 
sind,  als  auf  ausleerende,  scliwächende,  küh-^ 
lende  Mittel,  welche  in  unsern  abendländi- 
schen Medizinal -Magazinen  sich  in  so  grolser 
Quantität  vorfinden.  Auf  einem  besondem 
Blatt  von  gelber  Farbe  ist  diesen  Apotheken 
noch  die  Adresse  des  Kaufmanns  in  cliinesi- 
scher  und  "ynandschurischer  Sprache  beigelegt, 
bei  welchem  dieselben  verkauft  werden,  und 
wrelche  in-  der  Uebersetzung  also  lautet: 

„  In  dieser  Bude  verkauft  man  allerlei  chi- 
/nesische  und  tangutisghe  Medicam ente,  einfa- 
che und  asnsammengesetzte,  wie  auch  Schqupf-  • 
taback  aus  Peking  luul  Bücher  in  tangutisdier 


J  ■ 

—     5«    — 

^prachc^.  Diese  Bude  befindet  sich  in  d^ 
ileihe,  genannt  Tschang  r  kio  -  geu  •  zulzae-» 
wat ,  auf  der  östlichen  Seite  von  Zel «  dak^ 
chak^saia^,  ,  ^    ' 


JVo.  I.  Azura. 
Die  Nufs  eines  unbekannten  Baumes,  de» 
ren  äufsere  Schaale  fün&eitig  ist,  und  zwi- 
•  sehen  jeder  Seite  noch  eine  Furche  bat.  Die 
äufsere  Fomi,  in  so  fern  sich  dieselbe  aus 
dem  getrockneten  Zustande  ^kennen  lä&t, 
ist  birnformig.  Nach  Abnahme  der  äufsern 
Schaale  zeigte  sich  die  Schaa^  der  innern 
Nufs,  deren  Parenchyma  portis  und  gegen 
drei  Linien  dick  ist,  die  Farbe  derselben  ist 
gelbliclit.  Die  innere  Höhlung  dieser  Nufs, 
die  noch  mit  einer  besondern  Haut  bekleidet 
ist,  enthält  einen  länglichten  mandelartigen 
Kern«  Dei'  Geschmack  der  Schaale  ist  herb 
zusammenziehend.  Es  fragt  sich,  ob  der  Kern 
nur  allein,  oder  die  Schaale  gebraucht  wird, 
und  ob  aus  ersterm  nicht  etwa  ein  Oel  ge- 
prefst  wird.  Der  Apotheker  Äe/i»  vermuthe-* 
te,  dals  es  die  jetzt  schon  in  unsern  Offizi- 
nen veralteten  Myroballani  seyen,  unter  wel- 
chen sAe  einer  Sorte  auffallo^d  gleichen  sollen.  • 


■  / 


^     57     - 

Es  ist  diese  Nufs  ein  Hauptmittel  in  die« 
ser  maieria  medica\  so  ilafs  ein  Lama  mir 
es  als  den  Chan  (den  König)  der  Arzneien 
bezeichnete;  er  wird  als  ein  Gegengift  Tür 
alle  Gifte  von  ihnen  betraclitet,  vorzuglicli 
gegen  den  Sublimat,  welchen  die  Baräten 
und  Mongolen  von  den  Russen  erhalten  und 
dessen  Wirkung  gar  wohl  kennen.  Es  wird 
die  ganz  getrocknete  Frucht  in  Pulver  ge- 
stofsen,  warmes  Wasser  aufgegossen,  dann 
einige  Augenblicke  aufgekocht  und  mit  etwas 
Zucker  zu  trinken  gegeben.  Es  soll  vorzüg- 
lieh  auch  gegen  Trunkenheit  helfen,  wenn 
man  ein  Stück  im  Munde  hält,  oder  auch  mit 
Zucker  abgerieben  einnimmt. 

2.  Barura. 
Eine  apfelfürmige,  mit  einer  nufsartigen  vieU 
fächrichten  Capseh  versehene  Frucht,  von  der 
Grölse  einer  mäfsigen  Wallnufs;  sie  ist  mit 
einer  Epidermis  vei^sehen,  welche  in.IlUck- 
sieht  der  Nufs  dünn  ist,  von  Farbe  gelb  mit 
kleinen  bräunlichen  Flecken  besprengt,  glatt, 
glänzend,  und  locker  anliegend;  bei  den  rei- 
fem ist  diese  Oberhaut  gerunzelt,  bei  den 
jungen  Früchten  ist  sie  stärker  angespannt; 
sie  bekleidet  eine  innere  Capsel  von  schwam- 
michter,  locker  anzufühlender  Substanz,  wel- 


che  sich  vom  Messer  leicht  schneiden  |äfst, 
lind  ein  mehrfächerichtes<  Samengehäuse  ein- 
schliefst, dessen  Klappen  sich  dnrch  die  äus^ 
Sere  Wai^d  des  beschriebenen  Körpers  öffneuy 
und  kleine  Kerne  entlialten,  die  ihrem  Aeus- 
Sern  und  Innern  nach  jenen  der  Apfelfrucht 
gleich  kommen^  Die  Frucht  selbst  ist  von 
rein  bitterm  Geschmack,  und  wahrscheinlich 
ein  tonisches  Mittel,  welches  in  Magenbe- 
schwerden und  Uebeln  des  Unterleibes  ge- 
bräuchlich seyn  kann., 

3.  Dsphur urüf 
Eine  in  horizontale  dünne  Scheiben  geschnit- 
tene Frucht,  die,   so  viel  man  aus  den  Frag- 
menten  errathen  kann,    zu  dei|  Rosafceis  ge- 
hört, 

Die  Stücke  haben  eine  runzlicbte,  gelb-» 
röthlichte,  gediipfelte  Haut.  Das  dünne  die- 
^er  Frucht  besteht,  aus  einer  borgknotigen 
verhärteten  Mass^,  in  deren  Mittelpunkt  sich 
3  —  4  steinartige  Samen  befinden,  deren  in- 
nere  Flächen  sich  ohne  zwischen  gelegte  Haut 
berühren,  und  deren  äufsere  Seiten,  mit  drei 
Erhabenheiten  erhöht:  sind.  Die  Frucht  scheint 
auf  langen  Stielen  zu  sitzen  und  von  der  Grö- 
fse  einer  kleinen  Birn  zu  Seyn.  Dfer  Ge- 
hmack  ist  angenehm   säuerlich,   erfrischend 


59      -- 

und  gleicht  beiiifal]^  jenem  der  Hanbutlen  oder 
getrockneten  Quitten, 

Als  Sjieise  müssen  diese  Frlichte  mit  Zuk- 
ker  soibereiiet  ein  sehr  wohlschmeckendes  Ge- 
richt abgeben,  und  als  Arzneimittel  können 
sie  den  Saft  unserer  Limonien  als  erfrischen- 
des  kühlendes  Mittel  ersetzen.  Es  wird  da-r 
von  ein  grofser  Gebrauch  gemacht,  und  in 
China  nach  verschiedenen  Gegenden  auch 
grüfs'ere  Kisten  davon  verscliickt» 

4f  Schinta» 
Stark  aromatiscJi  riechende  Rindenstücke  ei- 
nes Baums,  der  walirscheinlich  Cassien  ge- 
hört, Die  Stücke  sind  von  ungleiclier  Dicke^ 
hellbraun,  zum  Theil  noch  mit  ihrer  äufsern 
Borke  beneidet,  woran  bei  einigen  noch 
Moose  und  Flechten  sitzen.  /  • 

Die  dem  Splint  zugekehrte  Seite  ist  glWj 
ohne  Kaifhigkeiten  und  nicht  von  der  hell- 
grauen Farbe,  welche  mai\  an  einzelnen  Stel- 
len der  äulsem  Rinde  bemerkt,  die  ihren  Ur- 
sprung denen  $icli  erzeugenden  Flechten  zu 
verdanken  haben.  —  Die  Substanz  ist  sprö- 
de,  im  Bruche  nicht  faserielit  und  intensive 
gefärbt.  —  Der  Geschmack  ist  etwas  schwä- 
cher, als  jener  der  Cassia  caryo^hyllaia^  übri- 
geii3  angenehm,  nelkenartig  aromatisch,  und 


— •     6o     -« 

sie  ist  daher  in  ihren  Wirkungeit  in  grofsen 
Dosen  jenen  der  Zimmtrinde  wahrscheinlich 
gleich  zu  setzen. 

5«  Gchm 
Radix  amomi  ZingiberiSy  oder  getrocknete 
.Wurzelknollen  des  Ingwers,  welche  Pflanze  in 
Indien  einheimisch  ist;  aber  auch  im  südli- 
chen China  nach  des  Jesuiten  Louleiro's  Be- 
richt kultivirt  wird.  Es  fragt  sich,  in  welcher 
Provinz  dieses  vorzüglich  geschieht? 

Es  unterscheiden  sich  die  Wurzeln  von 
den  beiden  Sorten  Ingwer,  die  aus'Osdndien 
nach  Europa  kommen,  dadurch,  dafs  er  un- 
geschält, nicht  mit  heifsem  Wasser  abgebrüht 
ist,  und  in  der  Xjuft  und  Sonne  getrocknet 
2U  seyn  scheint.        ^ 

Es  wird  der  Ingtver  im  Magenübel  häu- 
fig von  allen  asiatischen  Nationen  gebraucht, 
und  er  gehört  zu  den  vielen  erhitzenden, 
üjtark  reizeriden  Mitteln,  welchen  überhaupt 
diese  Völker  in  so  vielen  Fällen  den  Vorzug 
geben.  Sein  Gebrauch  in  Europa  als  Gewürz 
ast  bekannt;  der  sehr  stimulirenden  Kraft  we- 
gen verdiente  er  in  der  Arzneikunde  eine 
häufigere  Anwendung.  Die  Engländer  schei- 
nen jedoch  für  den  Ingwer  als  Arzneimittel 
einige  Vorliebe  zu  besitzen,  und  haben  neu- 


-*     6r     ' 

erlicK  eine  Esseniia  Zingiberis  mit  vielem 
Lobe  in  Gebrauch  gesetzt.  —  Die  Chinesen 
Tersenden  diese  Wurzel  auch  mit  Zucker  über- 
zogen in  grofser  Menge,  und  man  sieht  bei 
den  Gastereien  der  Sibirischen  und  russischen 
Kaufleute  denselben  häufig  unter  den  Confi- 
turen  als  eine  sehr  wohlschmeckende  und 
Appetit  erregende  Leckerei. 

£•  Gadschah. 
Die  aromatische  Wurzel  einer  Pflanze,  weU 
che  zu  der  Familie  der  Scitaminien  gehört^ 
und  der  äufsem  Form  nacli  zu  den  Anionen 
oder  Cucunien  zu  zäiileu  ist,  und  wahrsciiein-« 
lieh  ebenfalls  in  China  cuhivirt  und  aus  den 
heüsen  Gegenden  Asiens  daher  versetzt  ist. 
Die  einzelnen  Glieder  dieser  Wurzel  sind 
platter,  zusammengedrückter,  als  bei  dem  ge- 
'WÖhidichen  Ingwen  Man  bemerkt  mehr  Sub* 
stanz  als  Epidermis,  welche  sich  gegen  die 
Seiten  im  Umkreise  zusammengehäuft  hat. 
Keim  und  Wurzelfasem  unterscheiden  sicli 
deutlich  auf  beiden  Oberflächen.  Die  Sub« 
stanz '  der  einzeln  ründlichten  zusammenge* 
druckten  Platten  ist  weifslicht,  mehlartig,  po- 
rös, und  leicht  brechbar,  und  sehr  leicht  zer- 

ff 

reiblich«     Der  Geschmack  unterscheidet  sich 
von  dem  Geschmack  der  ofUdnellen  Radios 


JSiedoariae  bloS  durch  das  st^chehd- reizende 
des  Ingwers^  welche  Eigenschaft  aber  zugleich 
durch  den  glutinösen  Antheil^  welcheti  diese 
Wurzel  bei  sich  führet,  eingehüllt  und  gemil- 
dert zu  werden  scheint*  Sollte  sie  nicht  die 
ehemals  officineij  gewesene  Hadui;  Co^iUmU 
haer  seyri?         •    ^   -»  /  • 

Die  reizende  Tugend  dieser  Wurzel  scheint 
durch  das  Einhiillende  und  SchlieiWichte  ei- 
,  iien  grofsexi  Vorzug  iii  ihrer  AQW-diidung  zu 
erhalten,  und  dadurch  VorztlgUch 'b-ei  iehr  er- 
regbareri  Subjecten  in  Dysenterien ,  Schwä- 
che der  Eingeweide,  selbst  in  d^PjithisiS  des 
nährenden  Antheils  wegen  raiigew endet  .  zu 
•Werden  verdienQiii      j»       .        •  j, 

;        7»  Submilh  '    ,         .  .'. 

Die  .gereiften  Kapsieln  einer  Bananenartigen 
Pflanze,  welche  zur  Gattung  ,des  Ing^^rs  ge,- 
hörty  und  als  Species  ,  zum. ^momum  Cardu" 
Momum  oder  dem  noch  dnhiü$eih,j4momum 
gräna.  parädisi  gehören  dürfte* 

Die  Capseln  unterscheiden  J:sich  durch 
keine  chärakt^i^tiscHen  Zeichen  Vbn  denen 
bei  deii  Materialistän,  vorkommejlden  Hülsen 
von  CatdatriotnkLmi.  aufser  difsisie  durch  die 
eckichte  Form  einigermafsen'  abweichen*  Die 
iilsen  sind  dreifächeticht^  der  Saame  ist  drei- 


—     63     — 

seih'g,  herzförmig  und  ai^  der  äufseni  und  in« 
nern  Scheide  belestigt« 

Der  Geschmack  des  SaamensMst  gewiirz- 
haft,  und  jener  der  ofüciellen  Gratia  para* 
disL 

8.  Bibilen.  (Ripef  longUm  L.) 
Die  unreifen  Amentae  einer  Species  von  Pfef- 
fer^ welche  nach  dem  Linneischen  System 
Piper  longum  ist;  er  wird  bekanntlich  immer 
wurmstichicht  gefunden.  Der  Pfeffer  ist  ei- 
nes der  allgemeinsten  Volksmittel  auf  unserer 
Erde;«  seine  Anwendung,  in  Magenbesdiwer- 
den  Und  vorzüglich  in  kahen  FiebeVn  ist  bei 
dem  gemeinen  Volke  in  ganz  Europa,  beson- 
ders in  Ungarn,  mit  Branntwein  sehr  häutig; 
er  verdiente  auch  in  unsern  Apotheken  an 
der  Stelle  so  manches  unwirksamen  und  zwei- 
felhaften Mittels;  einen  ehrenvollen  Hang;  er 
wird  von  uns  iiirht  so 'sehr  gebraucht,  als  er 
e^  verdiente.  Der  yev^xoThene  H^eiekardt 
hat  eine  Tinctura  piperis  longt\  die  er  selbst 
zusammen  setzte,  häufig  gebraucht,  und  sie 
verdiente  bei  asthenischen  Krankheiten,  welche 
gröbere  Oi*gane  befallen,  bei  dem  gemeinen 
Volke  als  Mittel  in  int^rmittirenden  Fiebern  ' 
u.  d.  gl.  gewifs  eine  allgemeine  Anwendun^f» 
Wegen  ihres  so  stark  brennenden  Geschinacka 


-    64    —   .  . 

wird  sie^Äuf  ^eangpeneäime  Wefee  mit  MildU 
genommen, 

•g,  Lidri»  •.  : , 

Die  Wurzel  einer  unbekannten  Pflanze,  Trel-* 
che  ihrer  Form  und  Textur  nach  ,  wahr- 
scheinlich ieu "de»  Was5(Örgewächseil*  gehört. 
Nachllen  vorhandenen  Stucken  zu  urtheilen, 
scheint  die  Wurzel  beträchtlich  lang  und  krie- 
chend zu  seyn;  sie 'ist  von  einer  diinnen 
«diWärzbräunlichten  Oberhaut  umgeben;  die 
Substanz  selbst  ist  lei<5ht;  lacker,  ubd  von  aus 
dem  jMittelpünkt  ausgehenden  parallelen,  nach 
dem  UmKreise  dirigirenden  und  $ich  daselbst 
vereinigenden  Schichten  zusammengesetzt»  — 
Die  Wurzel  schiefst  aus  ihrer  untemj  Fläche 
mehrere  Seitenäste  heraus,  deren  inner^^truk- , 
tur  der  Hauptwurzel  vollkommen  ähnlich  ist» 

Der  Geschmack  ist  sehr  bitter,  anhalten^ 
und  äufsert  sich  erst  eine  Zeitla:i;ig  nach  dem 
Kaueti;  el^  hat  weder  mit  di&m  Bitterstoff  der 
Quassia,  der  China,  der  Gentiana  einige  Aehn-^ 
lichkeit,  sondern  besitzt  mehr  etwas  dem 
Wermuth  ähnliches,  dieser  bittere  Geschmack 
deutet  schon  auf  den  Gebrauch  hin. 

10.  Dükfürin* 
Ckela    Cancrorum.      Ein    gröfseres    Paquet 
bsschalen,  wdcbe  aber,  soviel  sich  aus  der 

Men- 


-    65    - 

Menge  laniter  kleiner  Stückchen  erkennen  läfst 
einer  eigenen  Krebsart  zugehüren  mögen.  Die 
Species  ist  weil  keine  hinlänglich  groFse  StUk- 
cke  sich  vorfinden  um  ein  Ganzes  zusammen- 
zusetzen, unbestimmbar.  Ihre  Anwendung  ist 
wahrscheinlich  die  nämliche,  wie  jene  unserer 
Oculi  cancrorum,  der  Magnesia  u.  s.  w. 

II,'  Manu* 
Die  Wurzel  einer  zur  Klasse  der  Syngenesia 
und  wahrscheinlich  zum  Geschlecht  der  Inula 
gehörigen  Pflanze ;  sie  ist  dem  Anscheine  nach 
spindelförmig,  an  ihrem  oberii  Ende  von  der 
Dikke  eines  kleinen  Fingers,  runzlicht  hell'- 
braun«  Die  innere  Substanz  ist  von  weifsgelb* 
lichteif  Farbe  ziemliph  locker  und  mehlartig; 
die  .dünnem  Enden  sind  mit  feinen  Neben* 
wurzeln  versehen.  Der  Geruch  und  Ge- 
schmack sind  ganz  jene  der  offizinellen  Aad. 
Inul.  Letztere  ist  anfangs  auf  der  Zunge  fa- 
de, mehlartig,  und  dann  etwas  zusammcnzie«« 
hend  aromatisch,  wenig  bitterhaft.  Ihr  ge- 
trokneter  Zustand  zeigt,  dafs  er  wahrschein- 
lich zu  einem  Decoct  gebraucht  wird. 

lat.  Gagula* 
Die  Saamen-Kapseln  einer  vermuthlich  zu  den 
Scidaminien  gehörigen  Pflanze,  die  ihrer  merk- 
lichen Gröfse  ausgenominen' vielleicht  zu  den 

Joura.  XXXIf.  B.  3«  St.  £ 


—     66     — 

Am^men  oder  den  damit  verwandten  Ge- 
schlechtem gehört.  Diese  Saamenkapsel  ist 
von  der  Gröfse  einer  mittlem  Wallnufs,  oval, 
auf  einem  Stiele  sitzend,  welcher  fast  so  Jang 
als  die  Frucht  selbst  ist;  sie  ist  gefurcht, 
dreiklappicht  und  dreifächericht;  an  den  Wän- 
den sitzen  Saamen^  welche  die  Fächer  voll- 
kommen ausfüllen;  diese  Saamen  sind  eben- 
falls dreiseitig,  ziemlich  grofs  und  von  schar- 
fem brennenden  Geschmack*  Die  Färbe  die- 
ser  Nüsse  ist  diejenige  unserer  Wallnüsse;  bei 
einigen  ist  der  Stiel  der  Frucht  gebogen.  Die 
Anzahl  dersielben  in  jedem  Päckchen  ist  ge- 
wöhnlich zwölf.  Wahrscheinlich  wird  der  Saa- 
me  zu  Piilver  gerieben  tmd^'mit  andern  ahn- 
lieh  reizenden  Mitteln  gemischt  angewendet. 

i3.  Zagan  Sandam 
Längliche  gesp^tene  Stüdce  eines  Baumes 
welcher  der  Deutung  der  rÜfsischen  Ueber- 
"^etzung  zufolge  zu  den  Cedem  gehört,  oder 
vielleicht  auch  Lignum  rhod.seyn  kann.  Nach 
der  ersten  Vermuthung  wäre  dieser  Baum  ei- 
ne Art  Gupressus. 

Der  Geruch  und  Geschmack  ist  harzicht, 

und   die  Stücke  brennen  mit  heller  Flamme 

Ymd  geben   einen   angenehmen    leichten  resi- 

osen  Geruch,  beinahe  wie  jeDier  des  Wach- 


-  -     67    - 

holilerholaes  und  hinterlassen  eine  sehr  weiTsa 
und  auffallend  zusammenhängende  Äsche. 

j4«  Vlan  Sandafu  ..,*.. 
Russisch  Crasnoia  Deuifa.  —  .  I^gn.  Sqnd^ 
rubr.  Rothes  Sandelholz.  — .^Die  Stücke  die- 
ses vorhandenen  Hol^zes  sind  ohne  ZweiFel 
der  Matercal^  welches  unter  obigen  N^meu 
ehemals  in  .  unsem  Apotheken  einheimii^ch 
war,  und  in  dem  Handel  als  Färbemittel  eine 
bedeutende  Rolle  spielt;  sie  haben  in  dieser 
Sammlung:  da»  merkwürdige,  dafs  sie  von  ei- 
nem zertrümmerten  verarbeiteten  Stjicke  oder 
alten  Möbel  genommen  zu  seyn  scheinen. 

15.  Agar* 
Derbe  Stücke  eines  HoUes,  welchesi  von  kf  jt^ 
ner  beiherkbaren  äufsem  Rinde  mngeben  ist* 
Die  Stucke'  sind  von  einer  hellgrauen  ifj^^ 
gelblidite  spielenden  Farbe,  mit  braunen  Adern 
der  Liängenach  durchzogen,  welche  von  bräun- 
lichten-Queerbündeln  durchkreuzt  werden.  Di^ 
StückiB  :tand:im  Verhältnifs  zu  ihrer  Grüfse 
ziemlich  sdiwer,  fassen  leicht  Feuer  und  hin- 
terla&sen  iaat  einem  dicken  Rauch,  einen  an- 
genehmisn  harzigten  Geruch  ^  welcher  unserm 
Weihrauch'  gleich  kömmt. 

Sollte  ^eses  Holz  nicht  einem  von  ]e^ 
neu  Bäumien'  angehören,    welche  uns  irgend 

£  d 


--     68     ^ 

.eines  von   den  re^inosen   Injgredienzicm  un- 
seres orientalischen  Räucherwerks  liefern?  Der 
Geruch  scheint  vorzüglich  jener  de«  Oliba^ 
num  zu  seyn. 
•  .     16.  Gurgum. 

Ein  Gemisch  von  hell  carminrothfiot*  Farbe, 
dem  Safran  beim  ersten  Anblick  ähnlich,  des- 
sen Haupttheil  aus  getrockneten  Blumenkel- 
chen und  Staubfäden  einer  F^ilan^e  zu  beste- 
hen scheint,  welche  in  denen  mit  zusammen- 
gewachsenen Filamenten  vers^'enen.  Klasse  zu 
sählen  ist»         .     ' 

Die  Art  gehört  zu  den  semiflosculosen 
Blumen  und  ist  wahrscheinlich  &n  Canha^ 
musj  Ceutaurea  oder  dgl.  Aufser  diesen 
Theilen  finden  sich  noch  in  der  Mischung 
rundlicht^,  kleine,  gelblich  aussehende,  gum- 
miartige, körnichte  Körper,  so  dafs  das  Gan- 
ze ebenfalls  eine  Art  Räucherwerk  zu  consti- 
tuiren  scheint.  — *  Der  Genich  ist  ganz  eigen 
und  von  den  gumniösen  Körperchen  herzu- 
leiten.  Diese  Masse  scheint  wegen  der  auf- 
fallenden Aehnlichkeit  des  Geruchs«  zu  der 
Komposition  der  chinesischen  Räucherkerz- 
claen  benommen  zu  werden,  welche  bün* 
deVeise  fiir  den  Gebrauch  für  ihre  Tem- 
j>el  und  fiir  ihre  Hausaltäre  verkauft /ivc^rden. 


M«   I « 


-     69     ~  , 

Kaltes  Wasser  wurde  davon  hellgelblicht  ge- 
färbt; von  Weingeist  wurde  die  Farbe  stär* 
ko*  ausgezogen,  wobei  aber  die  Blumen  nicht 
wie  der  Croeus  viel  v.on  ihrem  Pigment  ver« 
Joren, 

17«  Bremohm 
RaJUees  Aleannae.  Die  Wurzel  einer  unter 
dem  Namen  Lausonia  m^rmis  bekannten, 
und  in  Egjpten  und  den  Morgenländern 
wachsenden  Pflanze.  Sie  gehur^  zu  der  ach- 
ten Klasse  erster  Ordnung  des  Linneischen 
Systems.  -Die'  Blätter  und  Stengel  .dieser  Pflan- 
ze färben  gelb,  die  Wurzel  aber,  deren  Pig- 
ment in  derdUmien  Rinde  befindlich  ist,  giebt 
eine  dunkelrothe  Farbe  von  bekannter  An- 
wendung in  der  Färberei 

Die  Chinesen  färben  höchstwahrschein- 
lich eine  Art  runder,  von  Baumwolle  verfer- 
tigter Blätter  damit,  welche  zur  rothen  ScJimin- 
ke  dienen,  die  trocken  nicht  abgewischt  wer* 
den  kann.  —  Die  Pflanze  selbst  dient  den 
Egyptiem  als  Nägelschminke,  die  davon  gelb 
werden. 

Das  Daseyn  dieser  Wurzeln  in  dieser 
kleinen  Pharmacie  läfst  indessen  vermuthen, 
dais  diese  Wurzeln  eine  medizinische  Anwen- 
dung haben,  die  uns  unbekannt  ist. 


.  yo       ~  \ 

18.  Sott»  ■ 
JRuhia  tindtorum.  Färberröthe  oder  Krapp. 
Die  Wurzeln  eine^  bekannten  Pflanze,  wel- 
che Linne  in  die  erste  Ordnung  der  vierten 
Klasse  setzt  und  mit  dem  angezeigten  Nansen 
bezeichnet;  sie  wächst  im  südlichen  Europa  . 
und  auch  in  den  südlichen  Provinzen  Rufs- 
lands  wild  und  scheint  in  der  nördlichen  Ge- 
gend von  China  einheimisch  zu  seyn,  -?-  Es 
fragt  sich  hier  ebenfalls,  wie  diese  Pflanze 
aufser  dem  Färbegebräuch  noch  ak  Arznei- 
mittel  von  diesen  Völkern  angewendet  v wer- 
de^ und  welches  die  eigentliche  Indication  für 
dieselbe  sey?  Sollten  sie  ^  die  Rachitis  ken- 
nen, und  dieses  Mittel  hierin  oder  lin  andern 
Gliederkrankheiten  anwenden? 

ig.  Balega.  ■   r 

Diese  Wurzeln  scheinen  zu  einer  Pflanze  zu 
gehören,  welche  nach  dem  über  denselben 
bei  einigen  Stücken .  noch  ^vorhandenen 
Stempel  zu  urtheilen ,  ein  Staudengewächs 
zu  sejn  scheint.  Die  walirscheinlich  perpen- 
diculäfre  Wurzel  hat  eine  ziemlich  dicke  Rin- 

r 

de..  Das  Innere  derselben  ist  durch  sich  nach 
dem  Mittelpunkte  vereinigenden  s^Jjr  starken 
Strahlenbündeln  zusammengesetzt,  deren  Zwi- 
schenräume  aber  noch    mit  porä$em  Marke 


^    fjl     .^ 

I 

ausgefüllt  sind.  Der  Geruch  dieser  Wurzel 
ist  beim  Brennen  dem  unter  No.  i6.  ange- 
zeigten ähnlich,  der  Geschmack  ist  etwas  bit- 
terlich, 

20.  Bahru. 
Einige  Stücke  der  Hadißc  Jreos  florentinae^ 
Violenwurzel.  Sie  wächst  bekanntlich  auch 
im,  südlichen  Europa,  wroher  ihre  Benennung. 
Sie  wird  in  vielen  Gegenden  den  Kindern  als  / 
ein  Schutzmittel  des  Zahnwehes  angehängt, 
und  zuw^ eilen  mit  Silber  eingefafrt;  sonst  ist 
sie  von  bekanntem  unbedeutenden  Gebrauche. 

ai,  DanrokJ 
.  Purgirnüsse.     Saamen  vpn  einer  Pflanze,  wel- 
che zu  der  natürlichen  Familie  der  dreibeeri- 

*  , 

gen  (tricoccae)  gehört  und  eine  Art  von  Ä*- 
cinus  ist.  Die  Saamen  haben  ganz  die  Fornji 
der  unter  dem  Namen  bekannten  sibirischen 
Zedernüsse,  allein  die  noch 'vorhandenen  äus- 
sern Umhüllungen  deuten  deutlich  auf  das 
genahnte  Geschlecht,  und  der  scharfe  bren- 
nende Geschmack  des  Saamens,  welcher  sich 
spät  äufsert,  zeigt  nur  zu  sehr  die  schädlichen 
Wirkungen  der  ganzen  Familie  an. 

Diese  Saamen  sind  in  den  Offizinen  un-    ' 
ter  dem  Namen  SeminaCataputiae  majoris 
bekannt,  eben  so  wie  ihre  purgirende  Wirkung. 


/ 


Die  Lamas  lassen  3  —  4  Stücke  nehmen^ 
tun  Purgiren  hervor^ubringfen. 

Bei  .dem  Kosten  dieser  Saamen  zieht 'man 
sich  ein  heftiges  Brennen  auf  der  Zunge  und 
Yor2üglich  im  Halse  zu,  welches  lange  anl^ält 
und  äufserst  unangeneho^  ist, 

a2.  Talgadorschi* 

•  Die  Saamen  eines,  auf  den  hohen  Gebirgen 
von  China  wachsenden  Baumes,  welcher  in 
der  Mongöley  als  Steppenstrauch  vorkommen 
soll,  und  nach  Linn^ischer  Benennung  RoH' 
nia  Chamlagu  heifst.  Die  Gestalt  der  Kör- 
ner ist  rhomboid^isch,  die  Seiten  sind  abge- 
stumpft, die  Oberfläche  ist  gelblicht  -  braun 
und  glänzend;  sie  scheinen  nach, der  Analo- 
gie  der  ganzen  Familie  zu  den  alimentarischea 

•  Saamen  zu  gehören, 

25.  ütbull. 
KierenfÖrmige,  nach  ihrem  untern  Ende  ab- 
gerändete,  von  einer  graulich-schwarzen  Haut 
umgebene  Kömer,  welche  sich  gegen  den  Hi- 
^  lus  gelblicht  färbt,  mit  welchem  diese  Saamen 
an  die  innere  Columna  der  gemeinschaftlichen 
Fruchtkapsel  befestiget  ist;  dieser  Saame  die 
Art  ^nes  HibiscuSy  deren  Species.  sich  nicht 
bestimmen  läüsti  es  k^ann  vielleicht  Hiiiscui 


-   7*  r- 

Manihoe^  ^eyn^  dessen  Saamen  ron  den  Con« 
fituriers  gebraucht  werden« 

a4*  Buschü  *  äse* 
Getrocknete  Wurzeln  einer  Art  von  Galgant^ 
welche  von  den  gewöhnlichen  im  Handel  vor« 
kommenden  zwar  verschieden,  und  daher  nicht 
zu  der  Linn^ischen  Campheria  galanga  zu 
gehören  scheint.  Diese  Wurzeln  sind  porö- 
ser, leichter,  zusammen  geschrumpft,  ajs  die 
des  Ingwers. 

Der  Geschmack  ist  etwas  gewürzhaft,  der 
Geruch  angenehm*  Sie  hat  wahrscheinlich 
eine  culinarische  Anwendung. 

25.  Denn  "bu  ^  zei  -  raL 
Radix  pofypodiu  —  Die  Wurzel  eines  nidit 
zu  bestimmenden  Farrenkrautes,  welches  wahr- 
scheinlich in  den  südlichen  Provinzen  von 
China  zu  Hause  ist,  und  gewöhnlich  zwischen 
Felsenrissen*  gefunden  wird.  Die  horizonta- 
len Wurzeln  sind  noch  mit  der  Palea  äulser- 
lich  belegt  und  haben  keine  bemerkbaren  Fi- 
brillen. An  einigen  bemerkt  man  noch  den 
abgestorbenen  Stipes;  die  Wurzeln  sind  beim 
Bruche  von  einer  dunkelrothen  Farbe  und 
von  Geschmack  süfslicht  zusamixienziehend. 

^6.  Dschumza. 
Einige  Stüci^e  von  Rhabarber >   welche  abei* 


,        '    '     .      rr-      74      r- 

unrein  ist,  und  lange  nicht  sq  sorgsam  ge- 
wählt, als  diejenigen  Stücke,  welche  in  /Ci- 
achca  von  dem  dort  angestellteh  Apotheker 
für  die  Kfone ,  ausgesucht  werden,  da  bei  die- 
sen Stücken  jene  graugelben  und  schmuzig 
braunen  FJecke,  welche, von  einer  Verderb- 
jpifs  der  Wurzel  herrühren,  sorgsam  abge- 
schnitten werden,  wovon  aber  diese  gar  nicht 
frei  ist# 

27.  Tschun^  charip 

Die  Blätter. eines  na6h  ITiunhergs  Bericht  in 
Japan  auf  Felsen- wachsenden  Baumes,  wel- 
eher  zum  Geschlecht  der  Mispeln  gehört  ui^d 
im  Linneischen  System  unter  dem  Namen 
Mespüus  japohica  vort^ömmt.  —  Die  Blät- 
ter sind  von  der  Gestalt  und  Gröfse  jener 
des  WaJJnufsbaumes  in  den  amerikanischen 
Provinzen,  sie  sind  ey förmig,  lanzettenartig, 
grob  gezÄhnt,  auf  der  äufsern  Oberfläche  glatt, 
glänzend,  auf  der  untern  filzicht,  woUicht,  von 
*  pergamentartiger  Substanz;  sie  haben  keinen 
bemerkbaren  Blattlstiel.  Es  scheint,  dafs  nur 
die  Blätter  gebraucht  werdeii,  da  keine  Früch- 
te vorhanden  sind.  Der  Geschmack  ist  mu- 
cilaginüs,  sehr  wenig  bitter. 

28.  Dschidanga. 

Rundlichte  Kömer  von  der  Gröfse  des  g^- 


wöhnlicheil  schwarzen  Pfeffers ,  weldie  sieb 
aber  von  diesen  durch  den  sie  noch  umge-» 
benden  Kelch  unterscheiden ,  welcher  ein* 
blätterich  und  fiinflappidit  ist,  Diese  Korner 
haben,  eine  dünne  braunschwarze  äuisereOber«* 
haut,  welche  einen  markichten  Kern  uinklei- 
den,  der  4  Sclieidewände  entliälr.  (Tesclunack* 
und  Gerucli  sind  jene  des  schwarzen  Pfefieri 
nur  in  einem  geringen  Grad<^. 

29*  Sema* 
Saamen  von  einer  bekannten  Art  von  ff^dym 
saruffij  welclies  das  Iledys,  Caput  galli  (llali- 
nenka^nm)  ist.  Diese  Pllaiue  <)[diört  zur  Klas* 
se  Diadclphia  Decimdria  und  wird  auch  im 
siidliclien  Europa  allwacliseiid  gefunden» 

3o,  Darba. 
Die  getrockneten  Früchte  der  Berberistaude» 
Berberis  vjulgaris.  Unn. 

3i*  Dschugan. 
Einige  Stücke  faserichten  Oyps,  weIrJier  mit 
jener  Asbestart  dem  äulsern  Ansehen  nach 
Aehnlichkeit  hat,  welche  ehemals  in  den  Apo- 
theken unter  dem  Namen  Alumen  plumosum 
bekannt  wan  Dieser  Gjps  bridit  in  Tiion- 
gebirgen,  auch  hängt  derselbe  noch  in  Schie- 
fer übergehender  Thonerde.an..  Er  ist  noch 
brüchiger    ids    der    Aluwu  plumosum  j    und 


~     78     - 

ein  fettes  Oehl  eiltlirelt.     Es  -läfst  sich  schwer 

bestimmen,  von  welcher  Pflanze  diese  Frucht 

herkomme. 
•     zy.  ßadma  Gisen  , 

Ohne  Zweifel-  die  Frucht  einer  Rose.  '  Sie  ist 
.von  aufsen  -  sehr  runzlicht  und  höckericht, 
und  enthält  eine  Menge  Säamen,  die  aber  in 
einem  nicht  so  rauhen  Parenchyma  sitzen  als 
bei  ünsern  gewöhnlithen  Rosen.  Der  Ge- 
schmack tler  Schaale  ist  etwas  säuaüch  ÄÜfs- 
lich,  Hanbutten  ähnlich.  ;. .    '  . 

Eine  an  ihrem  obem  Ende  rundlichte,   nach 
unten  zugespitzte,  aiif* einem  holzichteh  langen 
Stiele  aufsitzende  Kapsel,    weiche  von  aufsen 
mit    eiiiem   gelblichweifsen    kurzen  Tmnento 
begleitet  ist.     Beim  JEröiFnen  zeigte:,  sich  eine 
innere  eben  so  gestaltete  andere .  Kapsel ,   de- 
ren Tomentum  langhaarichter  und  zarter  be- 
Al^dön  wurde.     Diese    ganz    sonderbar  con- 
«truirte  Saamehhülse  enthielt  einen  die   gan- 
ze  innere'  Höhle    ausfüllenden^    dunkelbrau- 
nen Kern.    Es  läfst  «sich  vermuthen,:  dafs  die- 
-se  Pflanze- zu  den  natürlichen  Familien  der 
'  Contorten  gel^öre.     Der  Kern  hat  einen  liitzi«> 
gen  Cardamomen  ähnlichen  Geschmack,  und 
l䣻t  vermuthen^  ^afs  er  sehr  wirksam  «ej* 


-     79     - 

59*  Donnr  roL 
Stücke  jener  natürlichen  Verbindung  des 
Scliwefels  mit  dem  Arsenik,  welche  in  den 
Apotheken  unter  dem  Arseikicum  nibnim 
vorkömmt,  auch  rothes  Rauschgelb  oder  San- 
darak  genannt  wird,  und  aus  80  Theilen  Ar- 
senik und  20  Theilen  Schwefel  besteht.  Wahr- 
scheinlich wird  dieses  Mittel  blos  äufserlich 
angewendet,  so  wie  ein  anderes  ähnliches 
chinesisches  Arzneimittel,  welches  aus  einer 
künstlichen  Verbindung  des  Arseniks  mit  dem 
Schwefel  besteht,  in  der  Form  von  kleinen 
runden  Stängelchen  unter  dem  Namen  Den*  - 
pu  häufig  nach  Kiachta  gebracht,  und  an  die 
Russen  veriiandrft  wird." 

40.  Siecschi  Medak. 
Saamen  einer  zu  den  Cucurbitanrteh  gehörigen 
Pflanze,  welche  eine  Art  von  Momordica  zu 
seyn  scheint;  sie  kommen  den  Saanieh  der 
Momordica  baUamica  sehr  nahe,  nur  sind 
sie  weit  gröfser;  sie  enthalten  einen  flachen 
ranzigt  schmeckenden  Kern  von  mehlichter 
Substanz. 

41«  SüFt"  burco,  '■' 

Poma  granatorum.  Granatäpfel  im  getrock- 
neten Zustande,  als  Früchte  von  dem  unter 
dem  x>ramen  Punica  granatorwn  bekanntetv 


^.    9a     -- 

Baume)  weldier  in  den  südlichen  Ländern 
Europa's  einheimisch  ist.  Die  Schaale  wird 
Huch  bei  uns  als  adstringirendes  Mittel  ge-* 
braucht. 

42.  Nulcschu. 
^Argentum  vivum^  Ohngefahr  eine  halbe  Unze 
Quecksilber,  welches  zwar  viel  Stäub  -  und 
dergleichen  ^Unreinigkeiten  auf  seiner  Ober- 
fläche hat,,  aber  von  fremden  Metallen  jpem- 
ich  rein  zu  seyn  scheint;  er  ist  in  einem 
kleinen  irdenen  Töpfchen  mit  engem  Halse 
iterwahrty  weLpher  statt  einem  korkenen  Stop^ 
sei  mit  einem  fest  zusammen  gerollten  rothen 
Papier  veristopft  ist.  Bekanntlich  wird  das 
Quecksilber  in  vielen. Bergen*  Chinas  ffiSan^ 
den.  ' 

Bei  den  Buräten  ist  der  Gebrauch  des 
Quecksilbers  in  einer  Salbe,  welche  sie  selbst 
bereiten,  ebenfalls  bekannt ;  nur  zeigt  die 
kleine  Quantität  des  in  dieser  Apotheke  vor- 
£ndlichen  Metalls^  däfs  sie  in  dem  Gebrau- 
chte desselben  dennoch  nicht  so  freigebig  sind, 
als  die  Radicalkur  venerischer  Zufälle  durch 
die  Schmierkur  erfordert.,  Das  Leben  in  den 
JLÜhlen  Filzzelten,  das  rauhe  Klima,  ihre  gro- 
fse  Unreinlidlikeit  der  Haut ,  müssen  auch  als 
Hinderai^e,  dieser  Merkurialkuren  angesehen 

wer- 


3-     8i     — 

werden«  Ich  fand  dalicr  unter  diesem  Nom.i- 
deii/olk  Viele  veraltete,  venerische  Krafikiini- 
ten^  mit  denen  sie  schon  seit  Jahren  hidit 
fertig  werden  konnten*  --^  Audi  in  der  Kniut^ 
wird  die  Quecksilbenfeftlbe  ^on  ilihen  "  axx*^^ 
wendet;  sie  bereiten  dieselbe  durch  I\eibeii| 
doch  so  eü,  dafs  alle  Kügelchen  yensclivv^nden^ 
Noch  haben  sie  ewei  aiid^r^  Arien  eS  «u  be* 
reiten;  sie  misdien  iHiiuIich  gleiche  Tii^e 
Schwefel  utid  Qued^silber .  mit  einander  und 
lassen  es  über  dem  Feuer  in  eiiLeni  Topfe  sidi 
verbinden,  wodurch  eine  Att  •yieüuops  mine^ 
ralis  entsteht;  audi  i^ird  dasselbe  euw.eilen 
auf  die*  nämliche.  Weise'  mit  Blei-  in  Verbin* 
dutig  gesetzt.  -^  Dieser  beiden  Prfiparat.e  her 
dienen  sie' sich  dann,  indcrli  sie  etwas  davon 
in  Papier  eingewickelt,  auf  Iieif's  gemachte  Siei-* 
ne  le^en;  der  Krstnke  setzt  sich  nalie  lünzO, 
hält  seinen  Mund  darüber,,  sein  Haupt  ist  mit 
einem  Tuche  bedeckt,  ,urid  so  haucht  er  den 
von  dem  Verdampfen  jeiles  Mercurialkalchs 
entstehenden  Rauch  ein,  -*-  Der  schädlichen 
'Folgen  dieser  Räucherun^etiWill  ich  hier  nicht 
gedenken;  merkwürdig  ist  es  .aber,  dafs  diese 
Art  des  Mercurialgebrduchs  einer  der  allge* 
mein  verbreitetsten  auf  unserm  Erdboden 
ht.  ^     .. 

Jduro.  XXXa,  B.  5*  St*  B 


—     8»     — 

Die  Wirkung  dieses  Metalls    gegen    die 
Te|ieri*<^h«i^  Krankheiten  ist  also  auch  in  Asien 
anerkannt;  die  Chinesen  geben  dasselbe  schon 
lehr  Idnge  in  diesem  und  andern  Uebeln.   Es 
eötÄteht  die  widitige  Frage ^  ob  diese  Natio- 
nen dieses  Mittel   von   den  Europäern  ken- 
nen gelerxit  haben,  oder  diese  von  jenen,  oder 
hat  in  beiden  'Welttheilen  eigene  Erfahrung 
hierauf ,  geführt  ?  -^    Wie  Saunders  erzählt, 
i^t  dieses  Mittel  auch  ia.  Thibec  allgemein  ge- 
gen die  Lues  im  Gebrauch.      Man    bereitet 
•dort  zur  innem  Anwendung  das  Quecksilber 
auf  eine  besondere  Weise,    welche  ich  hier 
aus  Saunders  Beobachtungen  anführe  *)•  Man 
misdit  eine  gewisse  Quantität  Alaun,  ^Salpe- 
ter, Zinnober  und  lebendiges  Quecksilber  in 
einem  irdenen  Topfe,  dessen  Oefinung  man 
mit  einetoi  andern  kleinen  Topfe  schli«lst,  wel- 
cher umgekehrt  ■  auf  den  ersten  gesetzt  und 
zugekittet  wird/    Man  macht  oben  und  un- 
ten Feuer  ah,  und  unterhält  dasselbe  4o  Mi- 
nuteti^.    Die  Bereitenden  beurtheilen  den  Grad 
der  Hitze  nach  keiner  andern  Regel,  als  nach 
dem  Gewicht   des    angewandten  Brennmate- 
rials;  denn  das  chemische  Präparat  ist  ihnen 
während    der    Operation    selbst  •  unsichtbar. 
^  S.  7%ifr/i«r«.ReU«  nach  Th!1»«U 


«-     85     — 

Wfcnii:  der 'Apparat  erkaket  ist,    ÖiFn^t  maa 
.denselben,    um   cks  Produkt  zum   Gebrauch 
hervorznnehmen.    Das ^  regulinische  . Quecksil- 
ber  hat  seine  Gestalt  verloren,  und  die  Mass^ 
bildet  eine  Art  röthliches  Pulver,  wovon  zur 
aiediziaisdiea  Anwendung  eine  gewisse  Quan*- 
tität  mit  Pflaumen  oder  Datteln  gemischt  un4 
in  Pillenform  gebracht  wird.     Zwei  oder  drei 
Pillen,  vweimal  imt  Tage -genommen,  erregen 
gewöhnlich  schon  den  vierten    oder  fünften 
Tag  einen.  SpeichelfluTs ,  den.  m^  zu  unter- 
halten sudit,    indem  man  noch  einige  Tage 
mit  dem    Gebrauch    der   PilleA   fortfährt.  — 
Wenn  die  Salivatioii  stark  ist,  wird  ein  klei- 
ner hölzerner  Knebel  in  den  Mund  der  Kraii- 
ken  gebracht,  sie  behaupten  dafs  dieses  Mit- 
tel noch  mehr  den  Speichel  errege  und   die 
.^ähne    vor    dem    Ausfallen    bewahre.     Man 
4ucht  erst  nach   lo    bis    in  Tagen    di/^  Sali- 
yation  >>u.  stillen,    und  wahrend  der  ganzen 
Zeit  wird  der  Kranke  blos  mit  Suppen  und 
Aüfsigeii'  Substanzen    genahrL     Man-  wendet 
di^es  Merkurialpulver  auch  äufserlich  an,  zu 
welchem    Ende   man   es   im   heifsen   Wasser 
außcisen  lafst  und  venerische  Geschwüre,  of- 
fene    Leistenbeulen    und    dergleichen    damit 
wäscht.    Ich  habe  nicht  in  Erfahrung  gebracht : 

F  a 


/, 


^    M    -^      • 

i6b  di^se  fierdtungsärt  auch  deil  buraetdscböii 
Lama»  bekannt  ist,  es  ist  aber  wohl  möglicb^ 
'  dafs  sie  di^elbe-  durch  ihre  ärztlichen  thi-^ 
betamschen  Bücher  kennen.  Die  BeJreieer 
kennen  auch  den  Gebrauch  des  Sublimats  in 
Branntwein /welches  sie  von  den  Russen  g0»> 
lernt  haben.      ,     - : 

44i  GuguU  -v 

Ein  brauner  sehr  .verimreinfgtet  Gmnmiharss 
in  gräfsem  und  kleinem  "^ründlichten  körnige 
ten  Stücken.  '  Es  hat  wehig  und  einen  unan- 
genehmen Gesdimack^  riedit  scliwach^  aber 
angwiehm  dieser  Geruch  wird  durch  das 
JBrennen  vermehrt,  es  hat  keine  'auffallende 
•Aehnliclikeit  mit  denen  üi  unsem  Offizinen 
Torkommenden  Gummiharzen» 

^5%  ^Schinnguftk 
'Gummi  Assa6  föetidae.  Einige  StKcke  Von 
dem  bekannten  Gummi*  wjdiche  von  dem  Dol- 
dengewächse  ferida  Assa  foecida  (stinken- 
der  Asand)  gezogen  wird  ^  und  aus  Persien 
herstammt,  wovon  aber  die  Pflanze  auch  schon 
im  sudlichen  europäischen  Rufsland,  beson- 
ders in  Taurien  gezogen  werden  soll. 

46.  Iludot 
Geschälte  daumendikk^  ziemlich  leichte,   try^ 
ÜQdrisqhe'  StiickiK  ei&or   Wurzel)   die   einem 


Wasiergewäohse  an2nigehÖr6a  fcfaeinen;  sie 
besteheil  au»  einem  sebr  lockern  Parenchy-n 
ma,  enthalten  kein  Mark,  sondern  statt  des«p 
^^ix  ein  Gewebe  von  .sich  durchkreuzieiiden 
bräunlicliten  Fasern,  welche  einen  freiem 
Durchgang  der,  Säfte  gestatten,  und  den  mehr^ 
sten  WassergewächsTen  eigen  sind,  sie  gleichen 
in  Hinsicht  ihres  innern  Gewebes  den  halb-i 
verwitterten  Knoqhenstücken  von  Markrohren, 
ü^v  Geschmack  ist  bitter,  coloquintenar^ 
tig,  dodi  etwas  stechender, 

47..  SjchßZcu    •  .  . 
£lin  äialz,  welches  in,  Dodecaedren    krystalli-. 
sirt  ist.,  ohne  Geruch,    zwischen  den  Zähnen 
weich  und  zähe,   h einsähe    wie  Wachs,    iDpr 
Geschmack  liefs    gleich    vermuthen,    dafs    es 
Salmiak  sey,  um  dies  aber  ^änz  aufser  ^wei- 
fei  au  setzen,  wurde  etwas, von  diesem    Salae 
zerrieben  und  lyiit  Kali  vermischt,  worauf  sif:h 
Sogleich  viel  Ammonium  entband.    Etw^as  von 
der  Auflösung  dies.es/  Salzes   im\  salpetersau^  . 
I^r  Silbera«flösung  geprüft,  zeigte  soglqicli  di^ 
Salzsäure,  indem  sich  das  Selber  mit  der  Salz- 
^ure  zu  salzsaurem  Silber   verband,    und  ^ir 
3aen  starken  .weifsea  Illiederschlag.gab, 

Der    natürliche   oder,  gediegene  Salmiak 
findet  ^ich  .rbekanntüch  gevyxibnlicheu  Weise  ' 


\^     86    -^ 

.    •  '         '  ' 

'  in  der  Nathbarscliaft  voh  feuerspeienden  Ber- 
gen, z.  B.  in  Europa  am  Vesuv,  in  der  Solfa- 
tara,  in  der  Nachbarschaft  des  Aetna,  in  eini- 
gen   St^inkohlengruben    iii  England  u.   s.  w. 
Man  findet  ihn  in  Asien  auch  in  den.  türkesp- 
tanischen   Gebürgen.     Woher  dieser  komme 
ist    uns    unbekannt.     Er  wird   bisweilen   mit 
Schwefel,    Alaun    oder  Eisenvitriol  vermengt 
gefunden,'  wovon  er  dann  ^elb,  gelblTcht  grau, 
schmutzig  apfelgrün  oder  bräunlidit .  schwarz 
wird,    oft  hat  er    solche  Stoffe    beigemengt, 
obgleich  er  weils  und.  durchsichtigüst;    Die- 
ser unter  No.  4?   «icJi  vorfindende   S?ilmiak 
ist  von  allen  diesen  Beimischungen  frei,  und 
tat  blos  etwas  erdige  Theile  beigemengt. 

48.  Zala, 

Die  kleinen  Stücke  eines  Salzes.  Die  wenigen 
von  denselben  welche  eine  Crystallform^veiv 
fathen,  latsen  vermuthen,  dafs  es  in  6seitigen 
d^r  Quere  nach  gestreiften  Säulen  mit  J^sei- 
tigen  End^pitzen  crystallisire.  SSfuren  und 
Alkalien  bewirkten  keine  -  Trübung  in  der 
Auflösung.  Die  Schwefelsäure  zersetzte  es 
aber,  und  es  wurde  durch  dieselbe  das  Seda- 
tivsalz  oder  die  Boraxsäure  abgeschieden,  und 
Glaubersalz   bli^b  in  der   Auflösung  zurück, 


—     «5^    -f- 

woraus  erhdlt,  dafs  da«  uat^ersuohte  Sah  Bo- 
rax war.  ... 

Der  rohe  Borax  findet  «ich  bekannter- 
mafsen  yorzüglich  in  THibet  mit  Erzharz  durch« 
drungenen  Mergel,  woi*aüs  er  ausgekocht  wer-» 
den  kann.^ 

/  Die  Orte,  wo  der  Borax  in  Thibet  vor- 
kömmt, sind,  die  Prorinz  Sembul,  im  See 
Nobal  in  Wasser  aufgelcifst,  theils  auch  eben 
daselbst  in  reiner  trockener  Gestalt  Manna- 
körnern (Havi^Pquri)  oder  kleinen  Bohnen' 
(My-paun)  ähnlich,  oder  in  kleinen  weifsen 
klaren  an  beiden  Enden  zugespitzten  Ecksäu- 
len  (Finpoun)  ,die  zuweilen  die  Gröfse  ei-  ' 
ner  Wallnufs  eneichem  ^ 

Von  dieser  letzten  Sorte  scheint  der  vpr- 
liegende  Borax  zu  seyn.  Am  allerhäufigsten 
kömmt  er  in  einer  luifruchtbaren  Gegend  der 
thibetanischie^n  Provinz  Zumlate,  in  Ciöga,  im 
Thale  Tapa^  und  beinahe  noch  mehr  in  einem 
schmalen  von  Schneegebürgen  umgebenen 
Thal  z5»  Tagereisen  von  Lassa  in  stehendem 
.  Wasser  vor,'Wor4us  er  selbst  anschiefste  Der 
raifinirt«  Borax  soll  in  Tlnhet  Pourucra  hei^} , 
fsen.  AuTser  Thibet  findet  man  audi  Borax 
in  Peru,  Jajpan  und  Indiexu 


i 


49*  S>udif '  -  •  •  • 
Nux  mo^chata.,  Mjiscati^ilsse.  Längere  völlig 
liliyersöhrt!^  Nijss^.eiajtes  J)ek.anpijjen  ^ßjaiimes, 
wjßlclier  auf  de|i.  Molucke^^  >Tild  waphst,  -sie 
spllen  von  A^t üj/lyriscwa  /tio^cAo^ä  Jverkpmp. 
meii,  Wir  bemerkt e^,  "dafe- diese  P^üssß,  so 
•wie  die  übrigen  feinen  .Gewürze  in  dieser 
Apotheke  npch  besonders  in  feines  schönes 
rothgefärbtes  Papier  eingewickelt  wajren, 

'  5o»  LüchU  ^ 
Gewürznelken.  Unterscheiden  sidi  ehen  so 
wenig,  als  die  vorher  angezeigten  Muskatnüs- 
.  te  von  denen  in  unsern  Offizinen  sich^  vor-? 
findenden  j  sie  fcommen  bekanntlich  von  der 
Eu^enia  CaryophyllßCay  .wel<die-au|"  der  In^el 
Banda  wil4  wächst, 

•  *  ■  > 

5i.  Giuan, 
Pilleii,   die   einzelnen   Stücke  von   ohngefähr 
4*  Gran  Schwere,     Das  sonderbare   dabei  ist, 
dafs  1  Pille  gleichsam   ans   a   besteht,    indem 
eine  kleinere  von  schwärzlichter  Substanz  üi 

•  eine  dickere, -hellgelbe,  mehlichte,  schichten- 
weis gerundete  Masse  eingehüllt  ist.  Der 
Geschmack  dieser  Pillen   ist  bitterlicht.    Der 

,  äufsern  einhüllenden  Substanz  ist.Rbabarbei^ 
pul ver  beigemischt,     ■     -   .. 


^     »9     - 

Sa^  Lagur  sehuscfia. 
^aameti  von  einer  muthmarslich  zu  dem  Ge« 
schlechte  der  Cassia  gehörigen  Pflanze  von 
ungewöhnlicher  Grüfse  sie  haben  über  einen 
Zoll  im  Durchmesser  und  einen  4^el  Zoll  in 
der  Dicke,  sind  flach,  kreisförmig,  kastauien» 
hraiia,  glatt  und  glänzend,  ziemlich  schwer 
und  9oli4e  ä!ßz'ii(tih\en^ 

SZ*Chon '•^  lin^ 
Walzenförmige  Wurzeln  von  der  Dicke  eines 
starken  Federkiels,  deren  holziclit  innere  Sub-« 
stanz  mit  einer  Menge  dünnen  Häute  umge- 
hen ist,  welche. noch  von  einer  gemeinschaft-r 
liehen,  bellhräunlichten  Oberhaut  umgeben 
werden,-  sie  sind  runzlicht  und  haben  einei 
höckerichte  Oberfläche,  aus  welcher  an  man-? 
xhen  Stellent^  feine  Nebenwurzeln  hervorkom-i 
men« 

\54-  Charuza. 
£411  rothes  Salz  von  offenbarem  Kochsalz^Ge-t 
.  ^chmack,  welches  selu*  viel  Schwefelnatron 
enthält,  'das  sich  schon  durch  den  Geruch 
des  sich  eutwikkelnden  Schwefelwasserstoff-r 
gases  bei  dem  Befeuchten  noch  mehr  aber 
durch  den  Geschmack  offenbaret.  Die  ^alt 
petersaure  Silberauflösung  gAb  in  der  Auf-r  ^ 
läsung  dieses  Salzes  eineu  iiäufigeu  weif^ea 


—       go      — 

'  3>fiederschlag,  die  BaryterdenauflÖsung  brachte^ 
aber  keine  Trübung   hervor,   eben  so  wenig 
das  blausaure  Kali ;  es  ist  übrigens  zu  rermu* 
äien,  dafs  dieses  Salz  aus  irgend  einer  Salz- 
quelle von  den  Chinesen  erhalten  werde* 

I 

55.  Schinenza.  * 

Ebenfalls    Kochsalz,    welches    eine    gräulicht 
blaue  Amethystfarbe  hat,  in  blättriger  Gestalt, 
'  ebenfalls    mit    vielem    SchwefelwasserstofFgas 
imprägnirt,    besonders  offenbaret  sich  dieses, 
wenn  man  etwas  davon  in  den  Mund  nimmt, 
sonst  ist  es  aber  auch  schon  wie   gewöhnlich 
durch  den  Mund  zu.verspüreA.  Die  angezeigte 
Ametliystfarbe  durdidringt  nicht  das  ganze  Salz, 
sondern  einige  Parthien  sind  auch  von  helle- 
rer Farbe,  ja  wohl  gar  ganz  weifs.    Das  ganz« 
Salz  hat  daher  gleichsam  das  Ansehen'  als  wl- 
re  es  marmorirt.     Die  Auflösung  dieses    Sal- 
zes hat  eine  schmutzig  bläulicht  grüne  Farbe, 
braufst  ein  wenig  mit  der  Schwefelsäure,  und 
wird  dann  helle,  nachdem  Jsich  äufserst  wenig 
Bodensatz  gesetzt  hat.     Das  Kali  brachte  kei- 
ne Trübung  in  der  Auflösung  hervor,  das  blau- 
saure Kali  madite  aber   die   Flüssigkeit  blau- 
iicht.    ^Ijpetersaure    Silberauflösung  gab    ei- 
nen häufigen  Niederschlag. 

Diese  wenigen  ProbeÄ  geben  schon  hin- 


länglich  zu-  ^kennen,  das  vorliegendes  Sal2| 
Kochsalss  mit  vielem   übers chüfsigeR    Natnim» 
sei,  welches  aber  mit  Schwefel  und  Schwefel- 
wasserstoffgas verbunden  ist.  Aufserdem  ent- 
hält  es  auch  etwas  £isen« 

56.  JVm  sohoscha.  • 

Eine  Frucht,  welche  nach  dem  Aeufsern  der- 
^  jenigen  der  Dattelpalmen  nahe  könimt.  Der 
steinartige  Kern  ist  von  einer  dunkelbraunen 
runzlichten  stark  zusammengeschrumpften 
Oberhaut  umgeben,  welche  fest  auf  dem  Kern 
aufliegt  und  säuerlicht  schmeckt. 

57.  Tangu  Aru.  \ 

Die  nämliche  Frucht,  welche  unter  No.i.  schon- 
beschrietfen  ist,  nur  durch  etwas  stumpfer^ 
Seiten  von  ihr  abweicht,  und  ^twas  klein  ist. 
Die  B^ennung  zeigt  an,  dafs  diese  Frucht  in 
,  ^hibet  einheimisch  ist,  so  wie  die  erste  die 
chinesische  nach  dem  Ausspruche  der  Lamas 
seyn  soll. 

58.  Tangu  baru. 

Eine  Steinfrucht  von  der  Grufse  einer  Wall- 
nufs;  sie. hat  eine  Birnförmige  Gestalt,  sie  ist 
an  der  Basis  zugespitzt  und  noch  mit  einem 
Rudimente  des  Stengels  versehen,  das  obere 
Ende  ist  zugerundet.  Die  Hülle  dieser  Stein- 
frudit  ist  von  Schwarzer  Farbe,  mit  unterge- 


^     9«*     — • 
siiischtem  bräunliphgelbeA  Staube i  sie  en&äli 
%inen    mandelartigeA    Kern    Yon    ^ätslichem 
'Milchgeschmali,  i     '      :^ 

59,  Tangu  schuru* 

Zerschnittene  Stücke  einer  apfelaFtigen  Frucht, 
^reiche  eine  Kapsel  nrnschliefst*  ' 

Bei  dem  zerbeif^en  .dieser  beinahe  stein-r 
harten  Stücke  gilben  sji^  «eiiieii  säuerlichen  Ge«^ 
Ächmack, 

60.  KalmosehosohUf 
^ohnenförnirige^.  Kömer  von  schwärzlichglän«» 
sseptder  Farbe,  welche  ohue  Zweifel  zu  den. 
Geschlechtern  Dolichos  oder  Phaseolfis  ge- 
hören, und  wenn  es  das  erste  ist,  so  wären 
65  die  Saamen  ypn  der  Frucht  des  ßolichos 
ooyö. 

Der  Geschmack  ist  bohnenbaft  m^hlicht, 
etwas  bitterlich,        '  .        : 


-  ■  93     -i 


«  ■        • 


ni. 

.  . I    •       '  •     ■•     •• 
Na  c  h  r.i  c  h  t 


von     dem     bösartigen  •  Kervefifiebesr, 


I  I •  •« 


welches  ißo/^  epidemisch  in  WeiniAr 

grassirte« 


f 

■  i  ■  ■   •   • 


Tom 
Dr.  Joh.  Christ.  Schluitter, 

- '    Pract.  Arct  jeu  Weimar« 


t 
I 


jLfie  epidemische  Krankheit,  welche  im  vori- 
gen Jahr  linsere  Stadt  Weimar  heimsuchten 
und  vom  August  1809  an  bis  Jänüär  1810  die 
Einwohner  derselbeii  über  die  Malse  mit  Furcht 
und  Schrecken  erfilllte,  hat  auch  zugleich  eine 
solche  Celebrität  im  Auslände  bekommen^ 
Bo  übertriebene  Gerüchte  voii  ihi-er  Allgemein- 
heit und  TOdtUdtkeil:  haben  »ich  weit  in  die 


jjästrischen  Karakter  dfes  Uebels  gehörig  be* 
ächtete  und  sogleich  ttiit  Valeriftua^  Chi* 
n«  j  Wein  und  Opium  st|irmtö;  Man  gab 
^daniit  entweder  einen'  schnellen  Tod^  oder 
irrSachte  doch  durch  Üeberf^iaung  eine  soU 
che  Veifüekuiig  im  Organismus^,  besoftdclrs 
4n)  dem  sensiblöii  Syst^m^  desiselben^  hervoi^. 
dftfs  diö  Genesung  th^ils  äufeerst  langsaijfi^ 
jhöils  mit  ■  lang däurendfet'Ahgegrifferiheit  des 
8ensoriums,  mit  Vierstaride» -Schwäche^  oder 
vrirklidier  Ver$tändies-Verwirmttg  vergesell- 
sdiaftot  Wän  Ich  will  damit  gäj?  nicht  gesagt 
liab'en',  däfs  es' hiiireitlhend  göw^sen  wl^rfe,  am 
KrankenbTBtt  den  blofseü  ünthätigen  Zuschaue 
-er^  höchstens  einmal  den  Nachhielfer  zü  mis- 
chen* Der  Unterschied  würde  danii'  nur'  da- 
tin bestanden  haben,  dafs  th^hy  ^tatt  gleidi 
Üen  Methodikern  alter  und  neuer  Ze-it^  kühn 
uiid  ijtiirmi?nd  dett  -Tod  zu  geben^  den  Kran- 
Jkisn  bei  kühlenden  Tränköhen  und  halben  Mit- 
teln in  aller  Gemächlichkfeit  und"*  Rühb  hätte 
hinsterben  lafs^n;  Nein  oft.' ^enug  'vrat'  -es 
nothw^ndig,  das  Ruder  mit  starker  -Hand  zu 
«rgreifeuj  wenn-  Inah  das.  lecke . Schiff  des  TjC- 
böns  durch  d^n  Sturm,  dör  entgegen  käm- 
pfenden Organe^  .oder  auch  ^urch  die  lähmen- 
Ute  Windstille  noch  sicher  hindurchfuhren  woU- 

.    te, 


—  97.  — 
te  und  oft  ■vrar  auch  hier,  wie  fTufeland 
sagt,  und  zwar  mehrere  Wochen  lang,  das 
Lehen  ein  blofses  Kunstprodukt.  So  viel 
aber  ist  gewifs,  und  Jeder,  der  anderes  (Jlau- 
hens  "war,  konnte  sich  davon  hier  liberzeupen, 
dafs  der  siclierste  Leitfaden  bei  Behandlung 
dieses  Typhus,  so  wie  wohl  aller  Fieber,  da- 
rin bestand,  dafs  man  die  Succession  der  ver- 
schiedenen Krankheitskaraktere,  welche  die 
nämliche  Krankheits-Gattung  annahm ,  genau  ^ 
beachtete.  Eine  BemerkuJ>g,  deren  Wahr*  » 
heit  noch  laiige  nidit  allgemein  genug  erkannt 
und  anerkannt  ist,  da  ein  gtofser  Theil  der 
Aerzte  sich  immer  noch  nicht  aus  dem  Stru- 
del von  Wahn^und  Meinungen  heraus  winden 
können,  worein  sie,  gleich  einör  Syrene,  die 
blendende  Aufsenseite  geschlofsner  allein  gül- 
tiger Systeme,  unwiederbringlich  wie  es  scheint, 
gezogen  hdt« 

Jedoch  ich  wende  tnich  zu  linsrer  Krank- 
heit j  Voii  der  ich  äwät  nicht  selbst  befallen 
worden  bin^  um,  wie  de  Hatn  von  tn^r  sa- 
gen 2^  küimen,  dafs  ich  deswegen  vor  andern 
im  Stande  sey,  sie  Zu  ireschreibeü.  Indessen 
kann  ich  doch  zü  die^efiji  Zweck  von  mir  be- 
haupten, dafs  ich,  besonders  nach  den  Anfal- 
len,  die  z^ei  tinsrer  ersteii;  liiit  Recht  allgemein 

Jonni.  XXXXL  B.  9.  Sx.  G 


—     98     — 

geschätzten  Aerzte,  nämlich  der  Hr.  Hofrath 
Jluschke  und  der  Hr.  Hofmedicus  Hufelanä^ 
gleich  Anfangs  der  Krankheit  von  <Jersel- 
ben  erlitten,  ohnitreitig  di^  meisten  Fie- 
berkranken zu  behandeln  und  Gelegenheit 
genug  hatte,  di^e  verschiedensten  Gestalten  des 
Uebels  zu  beobachten.  Möge  es  mir  gelingen 
das  Beobachtete  mit  Klarheit  und  Interesse 
darzustellen. 

Was  die  Disposition  zu  unsrer  Epidemie 
anlangt,  so  hat  sie  ohne  Zweifel  ihren  letzten 
Grund  in  der  Anlage  zu  adynanii; chen  Krank- 
heiten, die  jetzt  offenbar  über  ganz  Europa 
verbreitet  ist  und  allen  Krankheiten  demselben 
ein  gemeinschaftliches  Gepräge  aufdrückt 
Piese  statio  mollis^  wieHippokrates  sagt,  mit 
andern  Worten,'  diese  erhöhete  Receptivität 
des  Nervensystems  oder  vorwaltende  Involu- 
tions-Thätigkeit  des  Organismus,  die  in  die- 
sem Mond-Cyklus  die  herrschende  ist,  ohne 
welche  das  Aufkommen  der  brownischen  Me^ 
thode  schlechterdings  unmöglich  gewesen  wä- 
re« und  auch  diese  — -  doch  anders,  als,  es  die 
hitzigen  Verfechter  dieser  Lehre  i(^ollte^  — 
allerdings  begünstigte,  wird  ohne  Zwpifel  von 
allgemeinen  theils  moralischen,  theils  ^hjsi- 
$chen,  in  einem  hohen  Weltengang  liegenden 


—     99     -* 
Ursachen  Bedingt  und  begründet;     Von  mo- 
ralischer Seite  "mag  sie  eine  Begleiterin  und 
Folge  der  europäischen  Kultur  und  Verfeine- 
rung seyti,  welche  so  leicht  in  Ueb  er  Verfeine- 
rung' und  Verzärtelung  des  Geistes,    wie  des  , 
Körper^  ausartet.    Physisch  mag  sie  vielleiciit 
von  Veränderungen  und  Störungen  in  den  ge- 
genseitigen Verhältnissen  unsers   Planetensy- 
stems bestimmt  werden,  vot'ausgesetzt,  wie  es 
wohl  ausgemacht  ist,  dafs  hiervon  alle  Wech- 
selungen unsrer  Erdatmosphäre  oder  der  ver- 
schiedene Witterungswechsel,  und  somit  auch 
die  Alterationen  der  thierischen   so  wie   der 
vegetabilischen    Organismen    abhängen    und 
bedingt  werden.     Und  so  wäre  denn   aller- 
dings  der  letzte  Grund    der  Epidemien  und 
Zeit-Krankheit,  so  wie  manche  andre  Erscliei- 
nungen  der  gesimden  und  kranken  Organis- 
men,   in  dem  Stand  der  Planeten,    in  ihren 
Conjnnctionen  und  Oppositionen  iu  suchen, 
und  es  dürfte  einmal  die  Zeit  kommen,  wo 
die  Physiker  auf  viele  tausend  Jahre  hinaus 
den  Wechsel  der  Witterung  und  somit  den 
Wechsel  der  herrschenden  Krankheits-Anlage 
voraus    bestimmen    werden.      Freilich   dürfte 
man  aber  hiebei  nicht  den  Einimfs   des  Gei- 
stigen auf  den  Körper  rergesseui  flicht  die  R««. 

G  % 


r 


xoo     -^ 

gierungsformen,  nicht  Kriege  und  ihre  Folgen, 
nicht  die  Lage  eines  Volkes  ob  besiegt  oder 
5ieger,  un(l  —  wenn  von  Bestimmung  der 
Volkskrankheit  eines  Orts,  einer  Gegend  die 
Rede  wäre,  —  nicht  die  besondem  Verhält- 
nisse derselben,  die  topographische  Lage,  die 
Beschaffenheit  des  Erdbodens,  etc. 

Indessen,  was  diesen  Einflufs  der  Planei- 
ten  auf  unsem  Erdboden,  besonders  in  Be- 
treflF  der  unregelmäfs;geh  Erscheinung  betrifft, 
.  so  sehen  wir  die  Bestimmungen,  nach  wel- 
chen auch  diese  ohne  Zweifel  vor  sich  gehen 
noch  zu  wenig  ein,  es  fehlt  zu  sehr  an  fort- 
läufenden Beobachtungen,  als  dafs  nicht  zu 
voreilig  darauf  gebaute  Schlüfse  noch  das  An- 
sehn von  astrologischen  Träumereien  habex^ 
spjlten. 

•  Aufserdem  waren  andere  entferntere,  uns 
aber  doch  nähei  liegende  Umstände  als  dispo- 
nirende  Ursachen  zu  unsrer  Epidemie,  nicht  zu 
verkennen.  Moralisch  z.  E.  mufstendieZeitver- 
hältnifse,  die  Schrecknisse  des  Kriegs,  die  be- 
schränkte Nahrung,  und  Sorge  wegen  Nahrung, 
die  stete  Besorgnifs  und  Ungewifsheit  wegen 
der  Zukunft  nicht  wenig  dasNervensystem  de- 
primiren  und  den  Organismus  für  diese  Krank- 
lieiten  empfiingliGhm{|chen..Hiezukain.imJahr 


—      lOX      — i 

i8og  bei  um  eine  Witterung,  die  von  physi- 
scher Seite  das  Nachtheilige  jener  moralischen 
KinfliiPffi*  nicht    wenig  erhöhete.     Der   ganze 
Frühling   dieses    Jahres   war  kalt  und  feucht 
und  gan^  und  gar   nicht  geeignet  uns   einem 
eben  so  ungesunden,  mehr  naßkalten,  als  durch 
reine    tind    anhaltende   Kälte    sich    auszeich- 
nenden Winter    vergessen  zu  maclien.     Der 
Monat   Juni   -—    aulser    den    Veränderungen 
des  Dunstkreises,  welche  die  Höhe  der  Jah- 
reszeit nothwendig  herbeiführte,  änderte  nichts 
im  allgemeinen  in  der  Wittterung. 

Bei  einem  Winde,  der  meistens  S.  S.  W. 
oder  W.  S.  W«  wehete,   hatten  wir  fast  be- 
ständig trüben,  umwölkten  Himmel,    Regen 
und  unfreundliches    kaltes    Wetter.     Im   J^Ii 
desgleichen,  viel  Regen  und  besonders  zeich- 
nete sich  dieser  Monat  durch   mehrere   stin- 
kende, ganz  nach  Steinkohlenbrand    riechen- 
de Nebel  aus.     Vorzüglich  war  den  iiten  ein 
solcher  Nebel,  durch  welchen  die  Sonne  blut- 
.^    roth  durchschien  und  eben  so -unterging.    Das 
Barometerstand  an  diesem  Tage  ay''  und  4'">  n 
das  Thermometer  17!,  und  Nachmittags  19I, 
das  Hygrometer  56  y  die  Wi^^dfahne  N.  N.  O. 
Sonst  war  der  Wind  auch,  jetzt  gewöhnlich 
W.,  S.yV.y  odqr W.  S.  W.,  selten  S.  oder  O.    So 


verlief  der  ganz«  Sommer,  fast  stets  trübes, 
windiges  Wetter,  wenig  Sonnenschein;  Bee- 
ren  )xnd  Baumfrüchte  waren  schlecht,  hatten 
einen  wafsrigen  Geschmack,'  das  aromatische 
fehlte  ihnen;  eben  so  das  Gemüsei  Derwe* 
nigeWeinj  der  bei  uns  wäciist,  gerieth  nicht 
zur  Reife. 

Einer  Luftbeschaffenheit,  wie  der  angege- 
benen, gebricht  es  nach   den  Beobachtungen 
mehrerer  Physiker  an   Elektrizität.     Ist  diefs 
der  Fall^  so  konnte  man  vielleicht  aniiehmen, 
'dafs  die  Disposition  zu  adynamischen  Krank- 
heiten, die  bei  einer  solchen  LuftbeschaflFen- 
heit  besonders  statt  findet,'  in  nichts  anderem 
bestehe  und  ihren  Grund  habe,   als  in  einem 
Mangel    an   thierischer    Electrizität.      Andere 
Ereignisse    und    Resultate    scheinen    diefs   zu 
bestätigen.     Ich   erinnere    deswegen    nur    an 
den  sogenannten  thierischen  Magnetismus,  der 
doch  wohj  blos  in  einer   positiven   Mitthei,- 
lung    von    Electrizität    besteht, "  und     dessen 
Wirksamkeit,  —   so  wenig    wir   ihn    leideri 
V  auch  bis  jetzt  anwenden .  —  doch  wohl   kein 
Arzt  mehr  bezweifeln  wird.    Ich  erinnre  mich 
sogar  eines  von  GrHelin  ^geführten  Falles,  wo 
dieser  in  der  Hohe  eines  bösartigen  hitzigen 
Nerveufiebers,   wo   schon  alle  Zeichen'   von 


.  \ 


—    iö5    — 

Putrescemr  eingetreten  waren  und  alle  Hofl^ 
nung  zur  Rettimg  verschwunden  2U  seyn  schien, 
den  Magnetismus  noch  anwandte  und  zwai* 
mit  dem  besten  Erfolg.  Vas  Mittel  that 
Wunder. 

Für  eine  der  vorzüglichem  disponirenden 
Ursachen  ±u  deh  Jetzigen  adynamischen  Krähk* 
heiten  halte  ich  überdem  noch  den  Mangel 
und  die  Tlieurung  des  Kaffees,  oder  vielmehr 
den  daraus  entspringenden  Gebrauch  von  aller- 
hand erbärmiichen  Sun^ogaten  desselben ,  wi^ 
gebranntes  Korn,  Erbsen,  Hunkeln  etc.,  die 
jetzt  selbst  in '  mehr  bemittelten  und  reichen 
Familien  eingeführt  werden.  So  schwer  ist 
der  Mensch  von  Gewohnheiten  abzubringen! 
Wenn  er  nur  um  die  gewohnte  Stunde  aus 
einer  Porzellan  -  Schaale  ein  Getränk  trinkt, 
das  er  Kaffee  nennen  kann,  so  ist  er  schon 
zufriecten,  wenn  es  auch  gleich  nichts  ist,  wie 
€:in  schäaler  Laxirtrank,  wofür  das  wenige 
Geld  Was  er  kostet,  doch  weit  schlimmer  wie 
weggeworfen  ist. 

Alle  diese  Ursachen,  moralisch  wie  phy- 
sisch, mögen  die  entferntere  Disposition  zur 
Krankheit  gelegt  haben.  Inzwischeo,  so  noth- 
wendig  auch  die  Disposition,  diese  bestimmte 
Richtung  der    Erregbarkeit  der  Organe,  zur* 


13egrüi)<Jmig    ein^r  Kranjtheit  üt,    so  ist  sie 
doch  nicht  die  {Crankbeit  jselbst.    Es  müfsen, 
•wexrn  von   einer  Epidemie  in  einer   Gegend 
odei  Ort  die  Rede  ist,  und  sie  niclit  offenbar 
durch  ein  von   fern  eingebtachtes  Coatagium 
entstand,    noch   Gelegei]Jieits«p Ursachen,    die 
meistens    in  Lokalitä^s  ^  Verhältnissen   liegen, 
hinzukomme^,  um  dien  Ausbruch  der  Kranke 
heit  zu   bedingent.     Solclie  Lokal » Ur3achen 
W4ren    hier    um    so     sicherer     vorauszuset- 
zpn,  dßr  das   Uebel  siph  einzig    auf.  Weimar 
einschränkte  und  erst  spät  sich  hin  und-  wie* 
der  auf  einzelnen  naiieliegenden  Düi'fern  zeig- 
te, aber  nur  sporadisch,   und  —   wie  sich  in 
mehrern    Fällen    nachweisen    ^iefs    --»    durch 
Ansteckung  von  hier  aus.  entstanden,    indem 
sich  häufig  Dienstboten,   die  von  der  Krank-» 
heit    befallen  wurden,    nach    Haus^    schaffen 
liefsen  und  ihren  Verwandten  die  Seuche  mit- 
theilten. 

In  Betreff  dieser  Lokal-Umstände  herrsch- 
ten uhter  dem  Publikum*  sowohl,  wie  unter 
den  Aerzten,  die  verschiedensten  Meinungen. 

Einige,  wahrscheinlich  der  Grundsätze  des 
alten  ehrwürdigen  Gaubius  noch  eingedenk, 
suchten  den  Grund  der  Kranklieit  eben  in 
)encr  pafekalten-  nebliditen  Witterung,    und 


•--    jo5    •«— 


glaubten  y  da&  eine  rheumatische  Schärfe  sich 
auf  die  Nerven  geworfen  habe^    die  entfernt^ 
werden  müsse;   andre,  mehr  nach  der  Mode, 
und,  wie  es  scheint,  von  chemiatrischen  An- 
si eilten  geleitet,    und  das  Wesen  des  Fiebers 
'    ipi  eine  Abnormität  des  chemisch -elektrischen 
Processes  setzeAÜ,  nahmen  zwar  auch  die  vor-* 
gegangene  Witterung  als   die  KrankJieitsursa- 
che  an,  glaubten  aber,  dafs  dadurch  das  Ge-* 
schäft  der  Hautabsonderung,  als  Kühlungspro* 
cefs  gestört,  so  der  Wärmestoff  übermäCsig  im 
Körper  angehäuft,   und   demnach   das   Flehet 
gesetzt  iworden  sey.      Noch  andre,    die  mehr 
das  innere  Wesen '  der  Krankheit  berücksich- 
tigten, glaubten,  dafs  jene  Ursachen  der  Wit- 
terung,   nebst   der  Lage  Weimars,    vermöge 
deren  es  einem  steten  Zugwinde  in  allen  Thei- 
len  ausgesetzt  ist,  zv^^ar  wohl  mancherlei  Krank- 
heiten erzeugen  könnten,  die  auf  Erkältungen 
>  gewöhnlich  folgen,   und  die  auch  die  stehen- 
den-Krankheiten  der  Stadt  sind,    keineswegs- 
aber  gerade  diese  Epidemie,  deren  Charakter 
ho  ausgezeichnet  adynamisch  sey^ 

Einige  von  c^esen,  die  bemerkten,  dafs 
die  meisten  Fieberkranken  gerade  in  denje- 
nigen Gassen,  und  Strafsen  sich  befanden, 
(durch  welche  Kanäle   gehen i    dafs   hingegen 


andre  Th«ile  der  Stadt  beinahe  gändich  ver^ 
schont  blieben,    wo  auch  wohl  gerade  keine 

,  Kanäle  waren,  fanden  den  hinreidienden  Grund 
in  den  morastigen  Dünsten,  die  aus  diesen 
,  Kanälen  emporstiegen.  Andre  derselben,  wel- 
die  wufsten,  dafs  die  Krankheit  zuerst  in  ei- 
n^r  Gegend  ausgebrochen  sey,  wo  zugleich 
die  Scharf  richterei  sich  befindet,  suchten  in 
<}em  Trocknen  der  Flechsen,  in  dem  Ausko- 
chen  des  Kampifettes   und   dem   dadurch  im 

.Sommer  verbreiteteji  Gestank  den  Grund  der 
Epidemie.  Noch  andre  glaubten,  dafs  in  der 
Sommerwärme  die  Luft  immer  noch  von  den 
Dünsten  der'  unzähligen  Leichname  vemnrei- 
niget  werde,  «die  nach  der  Schlacht  bei  Jena 
iti  unsrer  Gegend  verscharrt  und  vielleicht 
nur  mit  wenig  Erde  bedeckt-  wurden. 

Was  mich  betrifft,  so  bin  ich  weit  ent- 
fernt über  den  Werth  oder  Unwerth  aller  die- 
ser Meinungen  zu  urtheilen.  Ich  begnüge 
mich,  der  Wahrheit  gemäfs  nach  meinen  eig- 
-  nen  Beobachtungen  den  Anfang  und  Gang  der 
Krankheit  kurz  zu  erzählen,  und  leicht  wird 
,  sich  die  Frage  über  den  Ursprung  und  näch- 
ste Ursache  beantworten  lassen.« 

Zu  Anfang  des  August   bekam    ich  den 
ersten  Kranken  der  Art  zu  behandeln,    und 


^war  in  emer  Gasse  ^'  welche  die  Töpfergasse 
lieifst.  Es  war  ein  Mädchen  von  i5  Jahren^ 
Tochter  ganz  armer  Leute,  an  der  sich  alle 
Zeichen  eiiies  Typhus-  gravior  sogleich  ausge- 
zeichnet bemerken  liefsen.   Gleich  darauf  noch 

3  andre  in  der -nämliclien  Gasse  und  kurs 
nachher  noch  3^  nämlicli  die  3  jungem  Ge- 
schwister-dfiir  ersten  Kranken,  die  von  dem 
nämlichen  Uebel  befallen  wurden.  Fast  2u 
gleicher  2^it  einen  achten,  nicht  in  der  näm- ' 
lidien  Gass^e^  aber  ganz  nahe  dabei,  einen  be- 
mittelten Mann^  wo  wahrscheinlich  die  Krank- 
heit schon  durch  Ansteckung  entstanden  war. 
Aa  allen  diesen  8  ersten  Kranken,  yon  de- 
nen keiner  starb,  äul'serten  sich  die  Sympto- 
me  dfes  Typhus  mehr  oder  weniger  stark. 
Kopfweh,  Schwindel,  Mattigkeit  und  Muthlo- 
sigkeit,  Hoffnungslosigkeit,  bitterer  Geschmack, 
Uebelkeit,  trockne  Hitze,  Fantasieren,  Diar- 
rhöe waren,  die  vorzüglichsten  Symptome,  wel- 
che die  Krankheit  gleich  anfänglich  karakte- 
risirten  und  an  deren  Daseyn  man  dann  im^' 
mer  den  Feind  erkannte.  Wenige  Wochen 
hernach   erst  wurde  eine  ganze  Familie,   aui 

4  oder  5  Personen  bestehend,  mitten  in  der 
Stadt  von  dem  Fieber  befallen  und  erst  eini- 
ge Zeit  darnach  brach  sie  plötzlich  allgemein 


;   » 


iind  furchtbar  aus  und  man,  .erkannte  ihren 
lepidemischen  Karakten 

Jene  Töpfergasse,  in  welcher  sonach  die 
Krankheit  zuerst   ausbrach,   halte  ich  für  die 
eigentliche  Quelle  des  Uebels.     Wirklich  tref- 
fen hier  .alle  Umstände  zusammen^    die  von 
jeher  Kerker-  und  Soldaten- Fieber,  auch  ohn.e 
grofse  Disposition,  zu  erzeugen  im  Stande  wa- 
fen,  und  mächen  diese  Gegend  zur  üngesun- 
deste^n  der  Stadu     Diese  Gasse  Uegt  an  dem 
einen  Ende  der  Stadt,  sehr  tief,  hart  an  der 
Stadtmauer,    an   der  sich   ein  sumpfigter  mit 
Weiden  besetzter  Grund  hinzieht  und  so  von 
^len  Seiten   eingeschlossen,    dafs   fast  jedem 
Winde  der  Zugang  versperrt  ist.     Sie  ist  sehr 
en^  und  besteht  aus  lauter  ärmlichen  Woh- 
nungen, die  niedrig,   feucht,  Kellern  ähnlidi, 
höchst  uiy-einlich  und  ekel  sind,  und  von  der 
ärmsten  Volksklasse,  von  Taglöhnern  bewohnt 
^Verden,    welche  in  der  Hitze   des  Sommers 
durch  Strapazen  und  Mangel  an  Nahrung,  oder 
doch  gesunder  Nahrung,   ihre  Kräfte   erschö» 
pfen.     Sollten  alle  diese  Umstände  zusammen 
nicht  hinreichend  seyn,  eine  typhöse  Krank- 
heit zu  erzeugen,  die,  einmal  entstanden,  leicht 
durch  Ansteckung  weiter  um  sich  greifen  und 


—    log     — 

epidemisch-werden  konnte, 'statt  dafs  sie  dti^ 
fängjlidi  nur  endemisch  oder  sporadisch  war? 
Da  es  wohhin  mehrefn,  besonders  grÖ-» 
fsem  Städten  der  Fall  ist,  dafs  sie  ungesunde^ 
von  der  gröfsten  Airouth  bewohnte  Gassen 
und  Gegenden  enthalteQ,  in  denen  die  jetzt 
so  gewöhnlichen  Typhus -Krankheiten  sich  zu- 
erst erzeugen  und  nur  durch  Ansteckung  wei- 
ter gehen ;  da  diese  Krankheiten  noch  Tangd 
di^  niorbi  stationarii  von  Deutschland  und 
dem  gröfsem  Theil  von  Europa  bleiben  dürf- 
ten, so  würde  es  —  um  das  Gesundheitswohl 
der  Bürger  zu  befördern  —  sehr  gut,  ja  drin- 
gend nothwendig  seyn,  daü  /He  Regierungen 
auf  diese  Gegenden  ihre  vorzüglichste  Auf- 
merksamkeit richteten  und,  wenn  nicht  eben 
der  Entstehung,  doch  der  weitem  Verbreitung 
durch  passende  Mittel  vorzubeugen  suchten^ 
Denn,  was  die  Entstehung  anlangt,  so  möchte 
e^  wohl  nicht  thunlich  seyn,  solche  Gassen 
eben  abzi^brennen  und  ihren  Bewohnern  ge- 
sundere Wohnplätze  zu  verschaffen,  und  ,  so 
absichtlich  das  zu  thun,  was  in  London  zu- 
fällig der  grofse  Brand  that,  als  wonach  erst 
die  Pest,  die  jährlich  grofse  Verheerungen  da- 

I 

selbst  anrichtete,  gänzlich  aufhörte,  indeni  nun 
die  Stralsen  weiter  und  gesunder,   die  Häu^ 


5«-    xia  ,— 

nach  Äür  Stärkung  ein  infm.  Valer,  ntitbit- 
tem  Extracten,    oder  blos   ein  Glas  Bischoff, 
oder  sonst  ein  guter  Wein.     Sehir  oft  war  mit 
'  diesen  dem  Anschein    nach  blos   gastrisdien 
Zufällen,    noch    ein  katarrhalischer    Zustand 
verbunden,  was,  besonders  Anfangs  der  Epi- 
demie 9  sehr  täuschend  war,  da   das   geringe 
Kopfweh  von  dem  Katarrh  zu  entstehen,  kei- 
neswegs  aber  einen   so  gefährlichen  noch  im 
Hintergrund  verborgenen  Feind   zu  verrathen 
schien^   In  diesem  Falle  war  nichts  besser,  als 
ein  leichtes  Infus,   von  Valer.   mit  Spir.  Min- 
der.  und  Vin.  emet,   au<?h   mit  Salmiac.  Ver- 
bunden, und  bei  entstehender  Ueb^lkeit  ein 
Emeticum.     Auf  diese  Art  wurden  eine  Men- 
ge Nervenfieher  gleich  in  ,der  Qeburt   noch  * 
in  der  Opportunität  erstickt   und  abgeschnit- 
ten.    Blofse  Stärktode  Mittel,  Wein,  Brannt- 
wein etc.,   so  gut  sie  auch  zur  Vorbeugung 
überhaupt  ^ejti  mochten,  heilten  doch  diesen 
Zustand  nicht,   wenn  es  einmal  dazu  gekom- 
men wan     Ein  Emeticum,  früh  genug  gege- 
ben, war  und  blieb  das  Hauptmittel   bei  die- 
ser Epidemie,  wo  gastrische  Gomplication  of- 
fenbar eine  Hauptrolle  spielte.      Doch  gebe 
ic)i  zu,  dafs^es  auch  hier  nicht  blos  als  Aus- 
leerungsmittel wirken  mochte^  Sondern  auch 

da- 


dadurch  «o  wohlthStig  war,'  dafs  es  den  Haut- 
krampf  löste,  die  Ausdünstung  freier  madite 
und  das  Nervensystem  erschütterte  Und  um- 
stimmte. Wir  gaben  es  nicht  in  getheilten 
kleinen,  sondern  in  starken  Dosen;  auch  nicht 
Ipecac.  allein,  sondern  imt  Tart.  emdtiö.  verf 
bunden.  Denn  so  sehr  irilah  sich  au^h  vor 
eigentlichen  Laxanzen  hüten-  mufste,  so  sähe 
man  es  doch  gern,  wenn  das  Emeticum  zu^ 
gleich  ein  paarmal  deorsum  wirkte. 

War  es  jiun  aber  nicht  möglich  auf'  die 
angezeigte  Art  die  Krtakbeit  iaufzuhalten,  oder 
—  was  im  Anfange  imfiiet  der  Fall  •^A'v  — ^ 
wareil  die  Leute  zu  sdrglöis,  und  gläübWn,  es 
würde  sidi  von  seJbst  gebto^  oder  brauchten 
sie  verkehrte  Mittel,  wie  drastische  Purgan- 
zen oder  starke  Schwitzmittel,  so  ging  netch 
8,  lo  und  mehr  TagÄ  dieses  iste  Stadium 
in  das-^e  über,  oder  vielmehr  d«s  i^te  Sta*- 
dium:  des  Nervenfiebers  selbst  trat  nun  ein.  ■ 

Dieses  Stadium  zeigte  sicH  unt^  den  ver^- 
schiedenstenund-sonderbafsten  Gestalten.  '^^ 

Alle  ".vörhergegangeatte:  Besdiwerden'^vieri 
stärkten,  sich  jetzt >  das -i»nbedeiitende  Kj[>pft 
weh  verwandelte  sich  fetrt"  in  Dumpfheit,'  irt 
wirkliche  Betäubung  oder  ^  weh  in*  unent^äg^ 
hch  heftige  KopfsohiniorftMy  der  bittrer^  *6^ 

-  Jouni.  yXXn»  B*  9t  St.  'XX 


■ 

•chmack  nahm  mehr  zu;  die  Kranken  waren 
entweder  8p  matt^  dafs  sie  nicht  im  Stande 
waren  sich  au£&urichteny  oder  wenn  sie  es 
vermochten  j  so  rils  sie  ein  gewaltsamer 
Schwindel  sogleich  wieder  nieder;  ein  Fieber, 
wovon  die  Exacerbationen  gewöhnlich  gegen 
Abend  kamen  und  bis  gegen  Morgen  um  2, 
3  Uhr  dauerten ;  der  Puls  oft  voll,  schnell 
imd  so  hart,  dafs  man  hätte  aderlassen  mö- 
gen, oft  war  er  schnell,  klein,,  häufig;  die 
Kaut  trocken  Mnd  brennend  heifs ;  die  Zunge 
trocken,  gewöhnlich  mit  gelbem,  schmutzigen 
Ueberzug  belegt,  manchmal  nur  weifse  Strei- 
fen dsa  der  Seite,  in  der  Mitte  roth  aussehend, 
manchmal ,  doch  nur  in  sehr  seltnen  Fällen 
und  immer  grofse  Gefahr  und  eine  schwere 
Krankheit  verkündigend,  war  sie  ganz  blut- 
roth  mit  Schrammen;  der  Durst  bei  aller  Hitze 
und  Trockenheit  nicht  immer  sehr  grofs,  oft 
fehlte  er  ganz ;  ,der  Urin  theils  dunkelrotb 
und  hell,  theils  jumentös;  viele  klagten  über 
Jieftige  Schmerzen  in  den  Schultern,  in  den 
Schenkeln.  ,Nasenbhiten  war  bei  allta  die- 
sen Zufallen  sehr. gewähnlich;  auch,  fanden 
sich  wohl  bei  Wieibspersonen  starke  Blutflüs- 
se aus  der  Vattiaa,.bei  Mannspersonen  Blut«^ 
'>29^,  Hns  den  I^iunoixhoidalgefälseni    selbst 


«H 


■  \ 


* 
« 


—    ii5    — 

bei  •okhvn,  die  vorher  nie  Hämonjioidalbe- 
schwerdfen  hatten. 

Bei  aller  Muthlosigkeit  behielten  doch  die 
Kranken  gewöhnlich  in  diesem  Stadio  den 
Verstand  und  fantasirten  ^  nicht.  Docli  habe 
ich  auch  in  ein  paar  Tällen  sogleich  mit  dem 
Fieber  Fantasito  und  selbst  Rasereien  eintre- 
ten  sehen. 

(DI0  Fortaetfung  folgt.) 


/ 


I 


V 


4 


II  a 


« 
I 


I        ,  ^    ,i6    — 


IV. 

% 

Kurze    Nachrichten 

und 

Auszüge* 


I. 

fföchstmerkwürdiges  Beispiel   von  siebzehn» 

iägiger  Ausdauer  des  Lebens  mehrerer  Meri" 

sehen  ohne  Nahrung,  in  der  Kälte  und  dem 

offnem  Meere  preisgegeben. 

XcH  ersähle  diesen  merkwürdigen  Fall  mit  den  eignen 
gerichtlich  ausgesagten  und  vAu  sieben  Zeugen  bestätig- 
ten Worten  del  Holawärter  Stielow,  der  einer  von  den 
•ieben  Männern  war«  welche  sich  auf  ein  an  die  Ku- 
tte vhei  Leba  in  Pommern  angetriebenes  Wrack  eines 
dänischen  Kapers  begaben,  und  jenes  Schicksal  erleb- 
ten: 

Im  Monat  Mars  dieses  Jahres  (1809},  war  In  der 
Gegend  bei  Leba  ein  Schi£Fs- Wrack  angetrieben»  wel-. 
chee  aber  annoch,  da  es  im  Eise  fest  gefroren,  beinaht 
eine  Meile  vom  Lande  entfernt,  in  der  See  lag.  Meh*' 
rere  Menschen  aus  Leba  besuchten,  da:' das  £Äi  über- 
^lelt,  dittet' Schifft T  Wrack,  daher  deikn  auch  bei  mit 


—    «17    — 

^er  Wnnach  entnand,  aolchet  su  betthen.  Ich  giag 
also  in  Begleitung  Ton  aechs  Männern  ans  dar  Gegend 
auf  daa  Scbi£Fa- Wrack.  Nachdem  Trir  allea  besehen  and 
auf 'dem  Wrack  nichts  vorgefunden  hatten«  uaten  wir 
wieder  unsern  Rückweg  an.  Unterweges  verwandelt« 
sich  der  Nordostwind  in  Sudost,  daher  sich  daa  Eis  am 
Lande  brach,  und  wir  auf  keine  Weiae,  wegen  Tiefe  dea 
Wassers,  das  Land  erreichen  konnten.  Wir  wollten  nun 
vüm  Schi£Ps*Wrack  suruckkehren,  allein  auch  dieaes  Vor- 
haben vnirde  vereitelt;-  weil  sich  daa  Wrack  vom  £ia« 

« 

abgelöset  'und  ein  ganaea  Eodeivom  Eise  im  WassM 
entfernt  lag.  Una  verging  nun,  da  wir  stundlich  den 
Tod  vor- Augen  sahen,  aller  Muth,  und  Zagefi  und  Weh« 
klagep  bemächtigten  aich  unserer« 

Pie  Eisscholle,  auf  der  wir  una  befänden,  und  wel- 
che ohngefjihr  eine  Viertel  -  Meile  lang  und  eine  halbe 
Viertel  -  Meile  breit  war,  wurde  von  dem  Winde  in  die 
See  getrieben.  Dea  andern  Tages ,  als  des  Sonnabende 
den  25sten  Mars,  befanden  wir  una  um  Mittag  in  der 
Gegend  von  Schmolain,  ungefähr  3  Meilen  vom  Linde, 
geg^n  Abend  dieaea  Tagea  aber  waren  wir  acCon  ao 
hoch  in  der  See,  dala  wir  faat  gar  kein  Land  mehr  er- 
blicken konnten. 

In  der  Nacht  -von  Sonnabende  bia  aum  Sonntage 
war  das  ßchlSs-Wsak  wieder  an  unsere  Eisscholle  an« 
gefroren,  daher  wir  des  Sonntags  Nachmittags  dasselbe 
mit  Lebensgefahr, '  indem  wir  alle  Augenblicke  durch« 
brachen, .  besteigen  konnten  —  Land  aber  aahen  wir  gar 
nicht  mehr.  Wir  hatten  die  Nacht  übeF  eine  fürchte^» 
liebe  Kälte  ausgestanden,  ao  dafs  wir,  um  uns  doch  et« 
was  au  erwärmen ,  bestandig  stuf  dem  Eise  herumlaufen 
mufsten,  bei  welcher  Gelegenheit  denn  auch  dem  Chri" 
4tian  Schmuchal  beide  Fülse  erfroren. 

''      Hier  auf  dem  SchijSi*  Wrack  eiholten  wif  una  aber 


—     ii8'  — 

nieder  und  thaten  uns  etwas  zu  gute.  Wir  uiacbtei\ 
uns  nämlich  in  der  Kajüte,  vermittelst  eines  Feuerzeugs, 
welches  vfit  hei  uns  halten,  Fjeuer  an»  verbrannten  alle 
Breter  des  Schiffs  und  schmolzen  uns  über  dem  Feuer 
in  dem  blechernen  Fasse  eines  Leuchters  das  Eis ,  vrel- 
ches  auf  diese  Art  gekochte«  Wasser  rtir  in  der  Folge, 
beständig  statt  des  'ihees  tranken,  und  auf  diese  Art 
unsere  Subsistenz,  da  wir  wreiter  durchaus  nichts  zu  1^ 
ben .  bei  uns  hatten,  erhielten.  Vyir  trieben  nun  auf  dem 
Schiffs  -  Wrak,  welcher  an  die  EisschpUof  angefroren,  in 
der  See  hc^rum,  ohpe  Land  zu  erblicken ;  umgefäbr  nach 
Verlauf  von  8  Tagen,  denn  so  gepau  kann  ich  die  Zeit 
nicht  bestimmen,  weil  wir  alle  mehr  todt  als  lebendig 
waren,  sahen  wir  eines  Tages  Bornholm.  Diese  Freude 
währte  aber  nicht  lange,  indem  wir.  es  gleich  wieder 
aus  den  Augen  verlobren^  und  nuf  erst  nach  ein  paar 
vollen  Tagen  wieder  in  der  ^erne  sahen.  Wir  kreuz- 
ten nun  in  einiger  Meilen  weiten  Entfernung  ungefähr 
an '5  oder  6  Tage  immer  um  Bornholm  herum,  ohne 
dafs  uns  die  Mensrhen<  wegen  des  fürchterlich  hohen 
Eises  zu  retten  im  Stande  waren. 

Endlich  am  gten  April  kamen  des  Nachmittags  von 
Bornholm  und  zwar  aus  der  Stadt  Könne  vier.  Schalü}>- 
pen^  worin  aa  Menschen  von  hohem  ^und  niederm  Ran- 
'ge,  mit  Gewehren  und  Säbeln  bewaffnet,  au  unserer 
Rettung.  Sie  brachten  uns  mit  Lebensgefahr  gegen  Abend 
nach  Rönne. 

Wir  sind  also  vom  24aten  März  bis  zum  gten  April 
auf  dieser  anscheinenden  Todesfahrt  begriffet,  mithin 
also  17  Tage  unterweges  gewesen,  und  haben  während 
dieser  ganzen  Zeit  nron  17  Tage^  durchaus  weiter  nichts 
als  gekochteel  Seewassdr  genossen. 

Hier  in  Rönne  wurden  wir  in  die  Hauptwache  ge- 
bracht und  auf  das  sorgfältigste  erquickt,    wir  konnten 


—    "9    — 

aber  fait  «11«  wegen  f u  grofser  Schwache  dm  Magea« 
keiiif  Speiae  genielaezi.  D99  andern  Tages  alt  dei  Mon« 
tags  den  loten  April  mafsten  wir  Tor  dem  Burgermei* 
ster  erscheinen,  wohin  wir  aber  wegen  Entkraftung  kaani 
gehen  konnten.    Nachdem  dieser  uns  alle  zu  Protokoll 
genommen,  erhielten  wir  noch  desselben  Tages  bei  dem 
Bürgern  in  der  Stadt  Quartiere,  und  nur  allein  der  Chri^ 
itüM  SchmuckAl  kam   ins   Laaareth,    woselbst  ihm   die 
erfiromen  Zehen  abgenommen  wurden.    Wir  erhielten 
ein  tagliehiis  Tractament  ron  la  Stufer. 

Ueberhaupt  eraeigten  uns  die  Einwohner  Ronnet 
▼iele  Wohlthaten,  wir  mufsten  sehr  häufig  bei  den  Kauf- 
leuten  zu  Mittag  speisen ,  ihnen  unsere  Fata  ersahlen  und 
erhielten  sodann  oft  kleine  Geldgeschenke  und  Klei» 
dungsstücke^ 

T^achdem  wir  uns  etwu  fiber  14  Tage  in  Ronoo 
i^ufgehalten  und  ,  unsere  Gesundheit  nothdurftig.  wieder 
hergestellt  hatten,  sandte  uns  das  Gouvernemtat  ea 
Boot  nach  Kolberg,  als  von  wo  aus  wir  uns  deinnächst 
au  Pulse  n^ch  Hause  begaben. 

Schlielslich  bemerke  ich  noch,  dals  wir  während 
unserer  ganzen  i^eise  fast  im  Ganzen  genomnien  nicht 
4  Stun^ien  geschlafen  und  auch  während  dieser  17  Ta* 
ge  gar  keinen  offnen  Leib  gehabt  haben.  De§  Tagea 
liefen  wir  auf  dem  Eise  herum,  um  Land  zu  erblicken« 
und  deis  Nachts  safsea  wir  in  der  Kajüte  und  beteten 
zu  Gott  um  Erlösung. 


•—    lao     — 


r-   ■      .        ■  2. 

Neue  Beispiele   von    altgemeiner  Hautenu 
zünduhg  nach  der  Vaccination. 


Di 


4a  vom  Hrn.  Oarnison^Medicus  ^iichaelU  zu  Hat« 
bürg  im  Juni -Stuck  i8io  des  M.ffefnndschen  Joucnali 
p.  i6  erzählte  Geschichte  einer  Kufapocken-ImpFung  mit 
allgemeinar  peripherischen  Röthe,  welche  tödlich  ab- 
lieL  veranlafst  mich  eine  ähnliche,  doch  ohne  ao  ubeln 
j^usgang  bei  4  Kindern  beobachtete,  hier  mitzutheilen, 
••nderlich  auch  in  Besiehung  auf  die  Ehrenrettung  der 
Schutzbiattern  von  Dr.  Schöaemann  zu  Driesen,  in  eben 
dem*  Journal  Monat  October  tSio  S.  129/ 

Am  i5ten  Sept.  rgog  impfte  ich  zwei  Kinder,  G — a 
Söhnljein  von  6  Wochen  und  S — s  Töchterchen.^'  Jahr 
alt  mit  frischem  Impfstoff,   den  ich  Tages  zuvor  durch 
nif^inen  Gehüifeu   auf  einem   Dorfe  ^  Meilen   von   hier 
hatte  aufnehmen  lassen,  w^oselbst  ich  in  2  Succesaionen 
20  Kinder  mit  dem  besten  Fortgang  geimpft  batt%    Der 
£r(ol^  dieser  Impfung  war  au  h  Anfangs  ganz  erwünscht, 
•o  daCs   ich    am    s3#ten  Septbr.    mit    Lymphe   von  G — • 
wiederum  ^  Knäbchen  iropfie,  £  s^,  R.  ^  und  S.  i  Jahr 
alt       Bei    dem    am    iSten    geimpften   G— eschen  Kinde 
ereilte  sich  aber  die  peripherische   Rötfae  schon  am  23* 
«ten  ungewöhnlich   heftig  ein,    mit  Fieber  und  Auffah- 
ren rerLunden^  und  verbreitete  sich  bald  über  den  gan- 
zen Arm.     Anfangs  glaubt^  ich,    das  Oeffoen  der  Impf- 
blätterchen  am  22sten  habe  solches  bei  diesem  vielleicht 
besonders  rmzbaren  Kinde  veranlaSit;   allein  Taget  dar- 
auf entstanden  dieselben  Zufälle  auch  bei  dem  S*>schen 
Kinde,  wo  ich  die  Impf  blättern  uneröffnet  gelassen  hat- 
te.    Diese  Entzündung,  ganz  von  der  Hitze,  Röthe  uiid 
harten   Geachwulst,  wie   gewöhnlich  die  peripherieche 


I 

ju  teyn  pflegt  t  Terbreitete  «ich  nun  rön  dem  linken 
Arm  nach  und  niicb  über  den  gancen  Körper.  Am  rech- 
ten Arm  war  sie  normal  entstanden  und  verging  .auch ' 
fo.  ISvLT  allein  der  Hals  und  Kopf  blieben  von  der 
wandernden  Entzündung  befreit,  welche  von  der  linken 
Achsel  sur  Brust ^  dem  Unterleib,  den  Geschlechtsthei- 
len,  die  besonders  stark  anschwollen  und  empfindlich 
waren ,  beiden  untern  Extremitäten  und  vom  rechten 
Oberschenkel  wiederum  zurück  mehr  auf  die  rechte  Sei- 
te des  Unterleibes,  der  Brust>  Achtel  und  ganzen  rech* 
ten  Arm  sich  nach  und  nach  verbreitete,  doch  4uf^so 
eine  langsame  Weije,  dafs  die  ganze  Wanderung  ent 
in  6  Wochen  vollendet  und  alle  Geschwulst  verschwun- 
den war. 

\ 

Diese  beiden' an  der  Brust  junger  starker  MStfer 
vorher  ganz  gesunden  Kinder,  hatten  fast  einerlei  Zu- 
fälle mit  Fieber,  Unruhe  und  Schlaflosigkeit,  jedoch  mit 
unbestimmten  Reiüissionen  und  ohnle  convuUivische  An* 
fälle;   auch  bildete  sich  nirgend^  eine  Eiter'sammlung. 

Eröffnende,  J^uhlende  und  beruhigende  Mittel  schie« 
nen  wenig  zu  leisten,  am  besten  that  hier  noch  Calo- 
xnel  mit  Suiph«  etibiat.  nj.  in  so  klein/^n  Dosen,  daüe 
mehr  eine  sanfte  Transpiration,  als  Ausleerungen  da» 
dwrch  befördert  würden. 

Das^am  soften  geimpfte  Kind  £.  s^  Jahr  alt,  be« 
kam  die  Schutzpocken  ganz  regelmäi^ig  und  ohne  ei- 
nen widrigste  Zufall.  Die  beiden  andern  R.  ^  und  S» 
I  Jahr  alt,  *än  demselben  Tage  mit  demselben  StoiGP  ge« 
impft  aber,  bekamen  dieselbe  wandernde  Entzündung, 
wie  (iie-vom  i^ten,  nur  in  weit  linderem  Grade  und 
mit  mäfsigerem  Pieber  und  Unruhe,  welche  jedoch  auch 
4Wociien  bis  2U  inrer  gänzlichen  Beendigung  brauchte. 

Dies  war  doch  bestimmt  kein  nur  zufälliger  Rotl^» 
lauf,  sondern  olfenbar  durch  Impfung  mitgetheih,  scheint 


—      12%      — 

abar  nur  mit  dem  KuhpockenstöfiF  coexittirt  zu  haben, 
'denn  bei  dem  Knaben  E.  von  3^  Jabr  hatte  er  nicht 
mitgehaftet,  sondern  nur  der  Kuhpockenstoff  ullein. 
'  Aber  war  der  langiame  Verlauf  für  blofaen  Rothlaut 
nicht  fast  zu  beträchtlich?  oder  entstand  vielleicht  aus 
der  Verbindung  des  Rothlaufs  mit  der  peripherischen 
Röthe  oder  Entzündung  der  Schutzpocken  ein^  tfenium 
malum? 

Nach  genauer  Nachforschung,  wie  die  Schutzpok^ 
ken  bei  dem  I^inde  oeschafFen  gewesen,  wovon  die 
Lymphe  auf  dem  Dorfe  genommen  worden,  erfuhr  icb, 
dafs  schon  damals,  es  war  am  yten  Tage  nach  der  Im* 
pfung,*wo  ich  gewöhnlich  die  Lymphe  wieder  aufneh- 
me, die  peripheriscbe  Röthe  ungewöhnlich  stark  war. 
Wiewohl  nun  dies  wkler  die  Re^el  war^  Scbutzpok- 
ken -Lymphe  zur  weitern  Impfung  zu  sammeln,  hatte 
mein  Gehülfe  sie <  doch  genommen,  weil  keine  andere 
zu  haben  war,  da  die  Impfbläschen  bei  den  andern  Kin- 
dern abgerieben  waren.  ^  Jedoch  hatte  dies  Kind  x  Jahr 
alt,  auCier  einer  sehr  f tarken  peripherischen  Enuünduog 
und  darauf  folgenden  Eiterung  der  XmpfiiteUe,  keine 
über  den  ganzen  Körper  wandernde  rotblaufarti^e  Ent- 
zündung weiter  bekommen.  Mir  soll  diese  Erfahrung 
zifr  Warnung  dienen,  bei  einigermafsen  beträchtlichen 
Röthe,  die  doch  nicht  häujfig  schon  Am  7ten  Tage  nach 
der  Impfung  gegenwärtig  zu  seyn  pflegt,  ja  nicht  Lym- 
phe zum  weiter  Impfen  aufzunehmen,  Uebrijgena  kann 
ich  zum  Rnhn^e  der  Schutzp'ocken  /sagen,  dafs  von  igio 
Kindern,  so  ich  nun  in  bald  9  Jahren  mit  Erfolg  ge- 
impft habe,  keines  von  de|i  Menschenblattern  wieder 
angesteckt  worden  ist,  der  vielen  Veranlassungen  dazu 
ohngeachtet.  (  Von  Hrn,  J^i,  Jp  P.  MtusaUen^  zu  Herrn« 
hut.)  ^  ^ 


I 


\  - 


;    =  3. 

Ungewöhnliches  und  sehr  wirksames  Miuel  * 

wider  die  Flechten* 

xVerzte  uftd  Nicbtärzte  sind  hinlänglich  mit  dieser  im- 
rner  lästigen    und   oft  sehr   langwierigen   Hautkrankheit 
bekannt;    aach  giebt   es   deswegen    dagegen   eine    sehr 
grofse  Menge  so-wohl  innerer  als  äufserer 'Mittel.    Letz- 
tere, wenn  sie  recht  gewählt,  auch  möchte  ich  sagen  -— 
getroffen  werden ,   helfen  immer  am  sichersten  und  ge* 
scKwindesten.      Jedoch  müssen    dabei   passende  innere 
Mittel,  zumal   wenn  die  Flechten    überband  genommen 
haben  und-  ftark  nässen  und  um  sich  fressen,  nicht  ver« 
säumt  Verde».     Die  grofse  Menge  von  Aerzten  dagegen 
enipFohlener  Mittel  ist,  wie  mich  dünkt,  ein  Beweis  — - 
ihrer  Unwirksamkeit.     Jedoch  darf  uns  dieses  nicht  ab« 
halten,  in  der  weitem  Prüfung  solcher  Mittel  fortzufah- 
ren,   denn   wir  sind   nocti   nicht   über   die  Wahrschein^' 
lichkeit  hinaus  y  ein  specifisches  Mittel  wider  die  Flech* 
ten  zu  erfinden. 

Auch  ich  vermehre  noch  die  Zahl  dieser  Mittel  mit 
einem,  zwar  nicht  unfehlbaren ,  aber  doch  sehr  wirksa- 
men;  meinen  Erfahrungen  zufolge  übertrifft  es  alle  mir 
bekannte  aufsehe  Mittel  «wider   4ie  Flechten, 

Es  ist  folgendes:  Man  nimmt  Flock-  oder  Loder» 
asche,  so  viel  maif  will.  Speichel,  so  viel  als  nöthinf. 
Dieses  mischt  man  genau  und  innig  zusammen,  macht  - 
I  davon  eine  flüssig«  Salbe,  und  bestreicht  damit  einige- 
mal des  Tages  die^Flechten ;  auch  streicht  inan  davon 
auf  Wachspapier  und  bedeckt  selbige  damit.  £&  ist  aber 
nicht  genug,  dafs  dieses  Mittel  nur  so  ob«n  hin  auf  die 
Flechten  gestrichen  wird;  — •  soll  es  schnell  und  sicher 
wirken,  so  mula  es  tüchtig  eingerieben  unii  nicht  al^ge* 


vvUcbt  werden.  Häufig  habe  ich  dieses  UitteV  gebraucbt, 
.  lind  selbst  bei  scbweren  bösartigen  Flechten    angewandt 
und  fait  in  allen  Fällen  bewährt  gefunden.     (Von  Hrn, 
Hofrath  Uffler  tu  Witepsk. ) 

JDer  Theilungs  -  Conductor, 
für  die  mediciniscke  Anwendung  des 

Galifanismus* 

Ijillig  murste  ein  Phänomen^  wie  das  vor  «eben  Jahren 
Ton  Ga/f^an/  in  Bologna  beobachtete,  die  Aufmerksam- 
keit der  Naturforscher!  erregen,  und  ein  neues  Feld  zm 
wichtigen  Untersuchungen  eröfinen.  £s  haben  auch  die, 
Huf  jene  Beobachtung  gegründeten^  fortgesetzten  Versu- 
che  mehrerer  vorzüglichen  Köpfe  bereits  einiges  zur 
Aufklärung  der  wichtigsten  und  zugleich  Verborgensten 
Functionen  der  thierischen  Oekonomie  beigetragen,  so 
dals  es  Pflicht  eines  jeden  Arztes  wäre,  auf  dem  Wege, 
den  jene  Beobachter  eingeschlagen  haben,  durch  eigene 
Untersuchungen  nicht  nur  fortzu wandeln,  soli.dern  auch 
die  Wifkuugen  dieser  Naturthätigkeit  unter  den  man- 
nichfaltigsten  Umständen  besonders  zu  prüfen  ^iind  die 
Resultate  der  ErfabrungsaUmme  anzureihen.  Schon  ^e* 
räume  Zeif  arbeitete  ich  auf  diesen  Zweck  bin,  ohne 
gerade  immer  dasselbe  so  zu  beobachten  und  i^u  fol- 
gern, wie  und  was  andere  vor  mir,  von  den  aiqli  täg- 
lich mehr  erläuternden  Erscheinungen  der  Galvauiachen 
lliätigkeit,  öfiPentlich  bekannt  gemacht  haben,  und  ich 
bebalte  mir  vor,  späterhin .  das  wenige  eigene  meiner 
Resultate  zu  ordnen,  so  wie  auch  die  ausführliche  Be- 
schreibung und  Abbildung  eines,  nach  meinen  Begrif- 
fen/  für.  d»  mtdicinitcbe  Anwendung  sweckmafiiigtn, 


(^aWaiilscliini.Appartteaf  dem  geleliheii  Pttblikttm  Tor« 
^egeto.    Eb  bestehet  dieser  zwar  ebenfalls  aus  den  be« 
kanmea  Zink-  und  Kapferscheibenpaaren,  mit  feucbtea 
Zwifeobenleitem,  wobei  aber'  die  Scheiben  um  rieles  dun- 
ner,   voi»  beträchtlicherediv  Durchmesser   und  honxontal 
um    einen    isolirten    Mittelpunkt   beweglich    sind.      In. 
Voigts  Magaain   für  den  neuesten  Zustand   der*Natur* 
künde  4  ^*    ^  ^^'   findet  sich  swar   auch  die  Beschrei* 
biing  und  Abbildung  einer  horizontalen  Vohaiscben'  Säu- 
le» aber  mit  Platten  von  gewöhnlicher  Gröfse»  beinahe 
so  wie  ich  sie  schon   vor   einigen  Jahren  ansuwendeA. 
versuchte,  und  es  scheint  der' scharfsinnige  £rfinder*um 
den  nämlichtm  Zeitpunkt  mit  mir«  nur  durch  verschie- 
dene Umwege,  auf  die  Vortheile  dieser  Art  Anwendung  " 
des  Galvanismus  aufmerksam  geworden  zu  seyn.  Denn, 
mich  leitete  eigentlich  der  sogenanhte  PerkinismuS/Undf 
dessen  Aifwendung  mittelst  einer  in  dieses  Journals  lo  B. 
I  St.  beschriebenen  und  abgebildeten  Metallbürste  zu« 
erst  auf  die  Idee,  mit  diesem   mechanischen  Reizmittel, 
did.  Galvanische   VVirkung   in  Verbindung  zu    bringen. 
Da  aber  dies^  Vorrichtung  kostspielig  und  umständlich 
ist,  so  gebe  ich  Vorläufig  hier  eine  Art  Conductoren  an, 
womit  auf  IhAHche'An,   ein  hoher  Grad    der  Galvani- 
schen Wirkung,  mit   minder   gewaltsamen  Impulse   als 
durch  die  gewöhnliche  Conductoren,   angebracht,    d.  i. 
die  Galvanische  Thäcigkeit    i^  geikei/c,     üj  auf  grrj/sere 
Flächen  des  Körpers  und   3)  in  kürzerer  Z^it  angewandt 
.  werden  kann.     Dieses   Instrument   bestehet  ai|s   einem, 
an  jedem  £nde  der  beiden  Conductoren  statt  des  Kno- 
pfes angebrachten,   Büschel   der  zartesten  Metallfäden^ 
welchen  nach  aufsen  eine  Richtung  gegeben  wird,   wft-  , 
durch  'das  Ganze    die  Form   einer   vengrorrenen  Queste 
erhält,  und  woran  jede  besonders  )i  ervorragen  de  einzel-  ^ 
ne  Spitze  sorgfaltig  umgebogen*  werden  muij.    Htedurch 
wird  die  Summe    der  Thätigkeit   einer  beträchtlichen 


Voluisclieii  Batterie  weniger  ^ewaltf  am  # '  und  iebnellerr 
«elbst  auf  empfindütberen  Stellen,  alt  am  Gesiebte,  Au 
ge,  Zunge,    an  den  Zeugungatheilen ,    anstatt  auf  einen 
Berübrungipunkt,  wie  bei  dein  Knopf- Conductor,  nun 
mit  dem  Strahlen -Condnctor  in  die,  du/9b  viele  strab- 
lenf9rmig   divergirende  Tactoren,    sanft    berührte    oder 
bestrichene  Uautflache  influiren,  und  somit  dem  Patien- 
ten  manche  unangenehme  Empfindung,  dem  Experimen- 
tator aber  vieles   an  Zeit -Aufwand   erspart,    auch  diese 
weiche   elastische   Conductoren.  (es  verstehe  sich«    dals 
die  P/ähte,    wo'   sie   vom  Experimentator   berührt  wer- 
den* isolirt,  d.  h.  durch  Glasröhren  geh^n  müssen,)  auf 
leidende    Stellen    von    gröfserem    Umfange    angebracht 
und  erforderiichen  Falles    ganze  Flächen    der  Haut  mit 
dem  Büschel  bestrichen  werden  können.    Mittelst  die* 
Her  ^  einfachen   und   kleinen   Abänderung   der  gewöhnli- 
chen Conductoren,  wird  noch,  nach  meinen  Erfahrun- 
gen,' im   Allgemeinen,    die  Empfänglichkeit   der  Haut- 
nefven.für    die  Galvanische  Wii^kung  erhöhter  erschei- 
nen, im  Besondern   aber  ein   proportionirter  Grad   die* 
•er  neuen  Art  von  electrischer  Erregung,  für  die  kränk- 
lich veränderte  animalische  Erregbarkeit,   sweckmälsiger 
wirken.    (Von  Med.  et  Ghir.  I>r.  Moiwiif  in  Stutgart.) 


r-        IVJ       — 


n    h    a    1    >t« 


!•    Etvraa   übet  Gehirn  -  Wasseriucht.     Vom  Profeiior 
Dr.  Heineken  zu  Bremen.       .         .        .        Seite    3 

IL   Bescbreibung    einer  kleinen    Thibetanisclien  Hand« 
Apotheke:    Vom   Höfrath  Dr.   J.  Rehmann  au 
Moikau.         ,         . .       •        •        .         •       •        —  ^0 

lU.  Nachricht  von  dem  bösartigen  Nervenfieber, 
welche!  ;l80j^  epidemisch  in  Weimar  grassirte. 
Vom  Dr.  Joh,  Chr.  Sehluüter  zu  Weimar.    —      ^3 

IV.  Kurze  Nachrichten  und  Auszüge. 

I.  Höchstmerkwurdiges  Beispiel  von  siebzehn- 
tägiger Ausdauer  des  Lebens  ohne  Nahrung, 
und  der  Kälte  auf  offnem  Meere  preisge* 
gebex^.     Von  Hufeland,       .       .       .         .      ^  nQ 

Q.  Neuere  Beispiele  von   allgemeiner  Hautent-   ' 
zündung    nach    der    Vaccination.'     Von    Dr. 
Massalien  zu  Herrnhut.         •         ....  x3q 

3.  Ungewöhnliches  und  sehr  wirksam£a  Mittel 
wider  die  Flechten.  Vom  Hofrath  Lofßer  zu 
Witepsk.         -         ,         .  .      •  .  —  135 

4.  Der   Theilungs  -  Conductor,  für  die^medici- 
nische  Anwendung  des  Galvanismus.  Von  Yit^     \ 
Molv/iz  in  Stuttgard.        .        .         .        •     »-  134 


'i 


ilßf  diesem  Stucke   des  Journals  flflrd  ausgegeben: 

^Bibliothek  der  pracnschen  Heilkunde.  Fünf 
und  zwanzigster  Band,    Drittes  StücJu 

Inhalt. 

Dr»  Joh.  Val.    "Edler  von  Hildenbrandt-  lieber  den 
ansteckenden  Ty.phus,     Nebst  einigen  VFinken  "zur  . 
ßeschrankung  oder  gänzlichen  Tilgung  der  Kriegs- 
pest,  und  mehrerer  anderer  Mensckenseuchen,   Wien 


s 
* 


t 


f  •  f 

Journal 

» 

der 

practischen   Heilkunde 

herausgegeben 

Ton 

C.     W.     H  u  f  e  1  a  n  d, 

*  • 

Koiflgl.  Preuff,  Staatsratb,  Ritter  dts  rotben  Adlar« 

Ordern    dritter    Klasse»     nirkl.    Leibi<r;st«     erstem 

Arzt  der  Cbarit^«    Mitglied   der  Academie 

der  Wisseoscbaften  etc« 

und 

K.    H  i  m  1  y, 

Profetaor  der  M^diain  stt  'Ööttiogen,  Oicootpr 
dei  kliaiiohea  Xnstituu  etc« 


Grant  Fheufid,  ist  älU  Theorie^ 
t)och  grün  dts  Lehtkt  gotdner  Bmunu 

Göthe. 

IV.  Stück/  April. 
Berlin  i8xt* 

In  Gonurds^on  der  Rteakdiiil»fttu^\\\«yvA\TfTi^^ 


-       -       T: 


y 


/ 


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Etwas 
die      Beweiskraft     der     Lnngeoprobe. 

Von 

dem  Professor  Mendel 


MU. 


BretUa. 


Unter  allen  Einwürfen,  welche  je  gegen  die 
Zuverlässigkeit  der  Lungenprobe  in  der  {ge- 
richtlichen Arzneikunde  aufgestellt  wonliMi 
sind,  besteht  kein  kräfdgeres,  als  die  im  J.  r*8u 
ron  Loder  und  im  J.  1809  von  Osiandtr  Lc«* 
kannt  gemachten  Wahrnehnmtigeii. 

Loder  (S.  dessen  Programm :  PulmuHum 
äodmasia  in  duhium  vor'aeur  it.i:  ff^'i  min* 
iemica  obsen^a/ione^  7tfn.  1780)  Innd  uHtnljrh 
in  dem  Leichnam  eine»,  nllijii  Kcnrtif.rilfliftii 
nadi  siebenmonatUchen^  d  Piund  Uttd  11  IJii- 

ja^tn,  XXXiL  M,  4,  gl.  K  % 


zen  schweren  Kindes,  welche^  dreizehn  Stun- 
den nach  d'er  Geburt  gelebt  und  wiederho- 
lenriich  eine  Stimme  von  sich  gegeben  hatte, 
die  Lungen  zusammengefallen,  braunröth  und 
Yöllig  von  dem  Ansehen  solcher  Lungen,  die 
xiOjch  gar  nicht  geathmet  haben;  sie  sanken 
im  Ganzen  sowohl  als  in  Stücken  in  gemei- 
nem Wasser  zu  Boden ,  ungeachtet  man  we- 
der Verhärtungen,  noch  Sonst  etwas  in  ih- 
nen  fand,  was  das  Sinken  derselben  hätte  be-^ 
fördern  können« 

Oslander  (S.  Götdng.  gel.  Anzeigen  St. 
i6*  i8og.)  theilt  einen  überaus  merkwürdigen 
Fall  mit,  wo  in  einem  mittelst  der  Wendung 
ohne  Lebenszeichen  zur  Welt  gebrachten, 
d  Pfiind  und  i6  Loth  schweren  Kinde,  die 
Lungern  von  dem  Aussehen  solcher,  die  schon 
geathmet  haben,  waren,  5  Loth  und  3  Quent- 
chen wogen,  und  sowohl  im  Ganzen  als  in 
Stücken  im  Wasser  schwammen  ,'^  ungeachtet 
weder  der  Leichnam  von  Fäülnifs  angegriffen, 
noch  ihm  zur  Wiederbelebung  Luft  eingebla- 
sen war.  —  AuTserdem  theilt  Oslander  eine 
der  Loder^^^a  gleiche  Beobachtung  von 
zwei  siebenmonatlichen  Zwillingskindern  mit, 
Ci(Ui   denen  4as  eine^   a  Pfund  und  d  Lotb 


—      5     — 

schwer,  zwei,  — -  das  andere,  s  Pfand  und 
la  Loth  schwer,  dreizehn  Stunden  nac^  der 
Geburt  gelebt,  gleicli  nach  der  Geburt  ziem- 
lich laut  gesclirieen,  und  dann  beständig  fort 
bi»  an  ihr  Ende  gewimmert  hatten,  und  de- 
Ten  Lungen  bei  der  Section  sowohl  im  Gan- 
zen als  in  Stücken  im  Wasser  untersanken. 

Eine  der  Loder&iiien  beinahe  gleiche  Be- 
obachtung findet  man  auch  in  Hu/eland's  und 
Birhiys  Journal  d.  prakt,  Heilk.  B.  XXVIIL 
St,  4-  S.  95  ff.  von  einem  6|  Pfund  schweren, 
19  Zoll  langen  Kinde,  welches  beinahe  4  Ta- 
ge nach  der  Geburt  gelebt  hatte. 

Durch  diese  Wahrnehmungen  nun  ist 
meines  Erachtens  sowohl  die  positive  als  die 
negative  Beweiskraft  der  Lungenprobe  un- 
tergraben, indem  dadurch  nicht  nur  der  Satz: 
Schwimmen  der  Lungen  im  TVasser  ist  ein 
Bevfeisy  dafs  das  Kind  nach  der  Geburt  ge^ 
lebt  (geathmet)  hat^  seine  Allgemeingültig«« 
keit  verliehrt,  sondern  auch  der  Satz :  Untere 
sinken  der  Lungen  im  Wasser  beweiset^  dafs 
das  Kind  nach  der  Geburt  nicht  gelebt  (ge^» 
athmet)  hat^  dadurch  seine  bisher  behauptete 
Gewifsheit  einbüfst. 

Die  Osiaader$4he  Wahraehmm^'tQix  A«qi 


>l 


.—      6 

Schwimmen  der  Lungen   eines  ohne  Lebens« 
zeichen  zur  Welt  gebrachten  Kindes,  soll  durch 
das  Athmen  desselben  vor   der  Geburt,  wäh- 
rend  seines  Aufenthalts  im  mütterlichen  Schofee: 
nach '  dem    Wassersprunge,    erklärt    werden. 
Den  Löderschen  Fall  aber  voni   Untersinken, 
solcher  Lungen,' die  i3,  Stunden  nach  der  Ge- 
burt geathmet  haben,  getrauet  sich   der  Be- 
obachter selbst  nicht  zu  erklären  (S.  Bucholtz 
Beiträge    zur    g^richtl.    Arzneigel.    etc.    B.  2. 
S.   r^5).     Doch  scheint  fes,  als  ob  dieser  letz- 
te  Fall  (so  wie  die  ihm  gleichen)  am  liebsten 
untpr  den  allgemeinen   Satz   gebracht  werden 
möchten:   dafs  ein  frii/fzeftfgps^  Kind'  athmen 
und  die  Lungen  desselben'  dennoch  untersin- 
ken kcinnen.     (S*  Knebels  Grundrifs  d.  poUc 
gerichtl.  Entbindungsk.  E.  2.    §.  552.  ff.)  ob- 
gleich-  Grüner  (S.  dessen  Almanach  v.  X  1784 
S.  ai5.)   u.    a.   sich   mit    Bestimmtheit    gegen 
diesen  Satz   erklären,  und, 'näher  beleuchtet, 
derselbe  auch  nur  sagt,   deSs   frühzeitige   Kin- 
der sehr  unvollkommen  Athem  holen  können 
und  die  Lungen  dabei  zu  wenig  ausgedehnt 
werden,  als  dafs  sie  an  zum  Schwimmen  nö- 
thiger    specifischer    Leichtigkeit    hinreichend 
gewinnen. 

Wenn  nun  auch  Mcczger  ;die  Authenti« 


—  7  '  — 
cität  'des  Lodersckea  Falls  in  Zweifel  zieht, 
auch  beigefaends  das  Argument:  Una  tärudo 
0on  facit  ver^  dagegen  aufbieten.  lälkt,  (S. 
dessen  yermischte  medidn.  Schriften,  Zweite 
Aufl.  B,  I..  S.  208.)  und  die  Beweiskraft  der 
Osiandersdien  neuern  Beobachtung  wahr- 
scheinlich auf  demselben  Wege  —  besonders 
von  den  Aerzten«  welche  das  Athmen  der  Kin- 
der  vor  vollendet^  Geburt  fiir  etwas  durch- 
aus unglaubwürdiges  halten,  als  Camper^  Da- 
niel, Eschenbach y  Gehler j  Meckel^  Plouc 
quety  Röderer^  Roose,  Schmidtmüller ^  TVriS'^ 
berg  u.  a.  m,  —  gebrochen  werden'  dürfte 
so  mufs  doch  meines  Erachtens  jetzt  dem  ge- 
wissenhaften ^gerichtlichen  Arzte  der  Aus^pi^iich 
in  jedem  Falle  bedenjtlich  bleiben  f  wo  ihm 
zur  Entscheidung  die  Lungenprobe  als  Be- 
weismittel an  die  »Hand  gegeben  wird.  Denn 
der  Einwurf^  dafs  der  gerichtliche  Arzt  des- 
wegen, weil  unter  Tausenden  ein  einziges 
Beispiel  vom  Gegentheil  vorgekommen,  nicht 
berechtigt  oder  verpflichtet  ist,  erstere  in  Zwei- 
fel EU  ziehen,  (S.  Metzger  a.  a.  O,  S.  209.) 
kann  als  keiner  gelten,  in  sofern  ich  nicht 
behaupte,  dafs  jene  Tausende  von  Beispielen 
selbst,  sondern  nur  dafs  ihre  als  unbedingt 
anjpenommene  ^Beweiskraft  in  Zweifel  zu  zie- 


hen  ist,  sobald  man  keinen  andern  trifticen 
prund  hat,  das  einzige  widersprechende  Fak- 
tum ZU'  bezweifeln.  Und  lassen  sich  denn  mit 
Grund  jene  Beobachtungen  so  glaubwürdiger 
Männer  bezweifeln?  —  Mufs  denn  nicht  in 
jedem  einzelnen  Falje  dem  gerichtlichen  Arzt© 
die  Möglichkeit  vorschweben,  dals  derselbe 
wohl  jenem  seltenen  Beispiele  gleich  $ejn 
könnte?  -^ 

Es  läfst  sich  freilich  nur  denken,  dafe  in 
jenen  Wahrnehmungen  noch  Umstände  über- 
sehen oder  nicht  gehörig  gewürdigt  worden 
sind,  welche  die  wahrgenommenen.  Elrschei«* 
nungen  ^elteixer.Art  begründet  haben,,  und 
ohne  welche  wohl  niemals  mehr  eine  solche 
.  Beachtung  wiederholt  werden  dürfte,  jsp  z.  B, 
in  dem  Osianderschen  ersten  Fall  der  Um- 
stiand,  dafs  das  Kind  mit  den  Füfsen  voran 
wnd  zwar  künstlich  mit  Hülfe  der  eingebrach- 
ten Hand  des  Geburtshelfers  zur  Welt  befor- 
dert Worden,  wobei  nämlich  der  Zutritt  der 
äufseto  Luft  zu  den  Respirationsorganen  des 
in  den  Geburtstheilen  der  Mutter  nodi  be- 
findlichen Kindes  eher  als  möglich  gedacht 
werden  kann ,  als  wenn  ein  Kind,  mit  dem 
.    Kopfe  oder  auch  selbst  mit  den  Füfsen  vpr- 


•—      9      —     . 

an   (Jedoch   ohne    durch  die  Hand  des  Ge- 
burtshelfers  gewendet  worden  zu  seyn)   ge-* 
bohren  wird.     Vielleicht  kann  auch  in  einem 
solchen  Fall  die  frühe  Henifmung  des  Blutum- 
laufs  durch  die   Nabelschnur    (bei    zufälliger 
Züsammendrückuog    derselben )     der    Zuflufs 
des   Bluts   zu   den  Lungen   befördert  werden 
und  dadurch  eine  solche  Entfaltung  derselben 
vor  sich  gehen,    dafs   der  Eintritt  der  zustrü- 
menden  Luft  in  die  Luftzellchen  zufolge  me- 
chaniscfc^r  Gesetze  (^Horror  vacui^  nothwen- 
dig  gemacht  wird.   —     Aber  so   lange   eben 
diese  odefr  andere  Umstände  als  Bedingungen 
jener  Erscheinungen  noch  nicht  völlig  berich- 
tigt sind   und  ihr  grofiser  Eiriflufs  auf  diesel- 
ben auCser  Zweifel  gesetzt  ist,  kann  die  Lun- 
genprobe da  wohl  ihr  altes  Recht  ohne  Ein- 
schränkung behaupten?  Ich  glaijbe,  nein,  olme 
zu   befürchten,    als    Skeptiker   zu   erscheinen, 
Wa  glaubwürdige^    obgleich  einzelne  Wahr- 
nehmungen und   Ausnahmen   von   dem,    was 
wir  bisher   für   durch  Theorie  und  Erfahrung 
sanctionirt  gehaken  haben,    zeugen,    müssen 
wir  —   nicht   etwa  gleich   di(^  bisherigen  wi- 
dersprechenden  Erfahrungen/  selbst,    ab^^r  — 
die  unbedingte  Beweiskraft  derselben  in  Zwei- 
fel zieheuv    Und  die«  ist  hier  gang  der  FalK 


—        lO       — 

Solche  unerwartete  .Ausfälle  im  Gebiete  der 
Erfahrung  müssen  unsere  Vorsiclit,  besonderf 
in  gerichtlichen  Fällen  verdoppeln,  und  unse- 
re Bestrebungen,  authentische  Beobachtungen 
solcher  oder  ähnlicher  Art  zu  häufen^  dürfen 
nichts  weniger  als  nachlassen,  um  endlich  «in 
glaubwürdiges  Resultat  möglich  zu  machen 
4ind  vielleicht  die  Bedingungen  festsetzen  zu 
können,  unter  welchen  jene  seltenen  Erschei- 
Bungen  con^truirt  worden  sind» 

-  Bekanntlich  hat  Buchohz  (S.  dess«i  Bei- 
träge etc.  B,  2.  S.  io4  ff')  bald  nach  der  Bc- 
^kanntmachung  des  Zo /Versehen  Falls  einen 
ihm  einigermafsen  nahekommenden  mitge- 
theilt,  wo  nän^lich  in  einem  i§  Pfund  Leipz. 
Gew.  schweren  und  1 4  Zoll  langen,  der  Rech- 
nung nach  i3  Wochen  zu  früh  gebohmen 
*  Kinde,  welches  fünfzig  Stunden  nach  der  Ge- 
burt gelebt,  bisweilen  gewimmert  und  Mus* 
kelbewegungen  geäufsert  hatte,  beide  Lungen, 
bis  auf  den  untern  Lobus  der  linken ^  in 
dem  Zustande  solcher  waren,  die  schon  ge- 
athmet  haben.  Nur  der  gedachte  Lobus  sank 
zu  Boden,  —  ein  Beweis,  dafs  das  funfzig- 
stündige  Athemhplen  doch  nicht  ganz  voll- 
dinmen  exekutirt  worden  war. 


■r 
I 


/ 

-         -       »       -  y 

Folgende  Fälle  sind  meines  Erachtens 
nicht  nur  wegen  ihrer  Aehnlichkeit  mit -dem 
Buchohzschen^  sondern  auch  überhaupt  als 
Beiträge  zur  Geschichte  der  Lungenprobe, 
nicht  unwerth,  mitgetheilt  zu  werden» 


Wilhelmine  N.,  a5  Jahr  alt,  Erstgeschwän- 
gerte,  meldete  sich  wegen  eingetretener  Ge- 
burtswehen den  2.  Mai  i8ia  Morgens  zur 
Aufnahme  in  die  hiesige  Entbindungsanstalt. 
Ich  examinirte  sie  bei  der  Aufnahme  und  er- 
fuhr,  dafs  ihre  monatliche  Reinigung  zu  Enda 

*  Octobers  vorigen  Jahrs  zum  ersten  Mal  aus- 
geblieben war,  und  dafs  sie  den  ao.  Februar 
zutn  ersten  Mal  die  Bewegungen  der  Frucht 
gefühlt  hatte.  Setzt  man  hiernach  die  Epoche 
der  Schwängerung  in  die  Mitte  Octobers,  und 
die  erste  Wahrnehmung  von  Bewegung  der 
Frucht  zu  Ende  der  achtzehnten  Schwanger* 
schaftswoche,  so  befand  sich  nun  die  N.  zu 
Anfange  der  zagsten  Schwangerschaftswoche#" 
An  dem  Tage  ihrer  Aufnahme,  Abends  gegen 

-  6  Uhr,  gebahr  sie  ZwilÜDjge.     Das  erste  Kind^ , 
ein  Mädchen,  schofs  unmittelbar  nach  erfolg- 
tem Wassersprunge   hervor,    und   gleich  hinr 
terdrein  das  zweite  Kind,   ein  Knabe.     Das 


-^     IJI    -I- 

Mädchen  äiifserte  sogleich  Lebenszeichen^  der 
Knabe  keine,  obgleich  die  gewöhnlichen  Wie- 
derbelebüngsmittel  eine  gerau^ie  Zeit  lang 
angewendet  -wurden, 

'  Trotz  dem,  dafs  das  Mädchen  alle  Kenn- 

Veichen  »eines  noch  sehr  unvollkommen  ge- 
bildeten und  frühzeitig  gebohmen  Kindes  an 
sich' trug,  setzte  es  dennoch  sein  schwaches 
Leben  in  einer  mit  Baumwolle  gefüllten  Schach- 
tel, in  der  Nähe  des  erwärmten  Ofens,  bis 
zum  folgenden  Tage  Nachmittags  um  a  Uhr 
fort,  während  welcher  Zeit  es  sehr  oft  piepte, 
4ann  und  wann  einige  TheelüflPel  mittielst  Ei- 
dotter bereiteter  Molken  scLlang,  di«  Augen 
öffnete,  die  Gliedmafsen  bewegte,  auch  ein- 
mal Meconiüm  ausleerte, 

£s  schien  mir  merkwürdig,  dafs  das  fast 

■ 

einem  unzeitig  gebohrnen  Kinde  ähnliche 
Mädchen  20  Stunden  sein  Leben  fortsetzen 
konnte,  und  ich  hielt  es  für  der  Mühe  werth, 
dasselbe  nach  erfolgtem  Absterben  einer  Sek- 
tion zu  uftterwerfen ,  um  besonders  den  Zu- 
stand  der  Lungen  auszumitteln.  Herr  Prof. 
Hagen  und  Herr  Kreisphysikus  Klose  hatten 
4ie  Güte  9    nicht  nur  bei  der  Sektion  gegen- 


—     15     — 

I  

w artig  eu  tejn^  sondern  selbst  thätigen  Theil 
an  derselben  zu  nehmen. 

Aus  der  äußern  Besichtigung  ergab  sich 
folgendes  s 

Die  Länge  des  Kindes  war  ia|  Pariser 
Zoll.  Die  Schwere  desselben  betrug  i  Pfund 
und  aS.Loth  Schles«  Gewicht«  Die  magere 
Nabelschnnt  (der  am  Kinde  und  der  am  Mut* 
terkuchen  gebliebene  Theil  zusammen)  war 
i5i  Paris.  Zoll  lang«  —  Das  zweite  todtge« 
bohme  Kind  war  i4i  Paris«  Zoll  lang  und 
wog  A  PAind  und  C  j  Loth  Schles.  Gewicht  *)* 
•-  Beide  Mutterkuchen ,  welche  nur  mittelst 
der  Häute  mit  einandejt  in  Verbindung  stan« 
den^  wogen  i  Pfund  ii  |  Loth  Schles»  Gewicht* 

Die  allgemeine  Hautbedeckung  jenes  er^ 
sten  Kindes  war  faltig,  sehr  durchsichtig,  mit 
vielem  Wollhaar  besetzt;  das  Gesicht  hatte 
ein  ältliches  Aussehen;  das  Kopfhaar  war  ge« 

^J  Bis  !o  i§t  gericlitHcbeii  Arsneikuncle  sogeoommt« 
as  K9g9\,  darp  bei  der.  Gegenwart  mehrerer  Kin« 
der  im  Uterue  daa  itärkere  sUertt  gebobren  werde^ 
(S.  SchnUdimuUär^s  Hindb.  der  Staauarsneik.  $.  363.) 
•rieidet  bief  eine  Anaoabme,  indem  du  kleiner« 
auerit  gebohrtH  wurde« 


> 


♦  f 


-    i4    - 

gen  3  Linien  lang ;  die  Ohr^n  waren  noch 
nicht  sehr  knorpeligt,  die  Nägel  sehr  dünn, 
durchscheinend,  kurz,  besonders  an  den  Ze- 
hen noch  sehr  unausgebildet ;  die  Sehelochs- 
haut  (^membrana  pupillaris)  war  an  beiden 
Augen,  noch  sehr  deutlich;  die  Brust  war  aus-» 
serlich  ziemlich  gewölbt;  die  Fontanellen  wa- 
ten grofs,  die  Sutui'en  breit;  der  Querdurch- 
messer  des  Kopfs  betrug  ti\  Zoll,  'der  gerade 
.  Durchmesser  des$elben  2.  Zoll  5  Linien,  der 
schiefe  Durchmesser  desselben  3|  Zoll,  die 
Peripherie  desselben  8|  Zoll^  die  Breite  der 
Schultern  3  Zoll,  die  Distanz  der  Trochante- 
ren  2,  Zoll  i  Linie;  die  grafsen  Schamlefzen 
waren  sehr  roth  und  liefsen  die  Nymphen 
unbedeckt. 

Bei  der  Oeffnung  der  Brusthöhle  zeigte 

• « 

sich  folgendes:  ^ 

1)  Die  Thymusdrtise  war  sehr  grofs,  das 
lin,ke  Hörn  reichte  bis  zur  ebenfalls  sehr  gro- 
Isen  Schilddrüse^  das  rechte  bis' zum  Manu^ 
brium  ossis  sternU 

a)  Die  Earbe  der  Lungen  war  im  Gän- 
sen blafsroth,  nur  der  untere  Lappen  der  lin- 
ken Lun^e^w^ar  etwas,  dunkelfarbiger»   . 

S)  I^er  untere  Lobus  der  rechten  Lun^e 


—     x5     — 

reichte  bis  zum  Herzen,  der  obere  Lobus  der 
linken  Lunge  bedeckte  ziemlich  den  Herz- 
beutel« 

4)  Das  Zwerchfell  war  ziemlich  flach  nach 
oben  gewölbt.     ' 

5)  Die  Lungen  sammt  dem  Herzen  und 
der  Thymus  wogen  a-|-  Loth. 

6)  Nachdem  die  Lungen  in  Verbindung 
mit  dem  Herzen  und  der  Thymus  in  ein  tie-  -• 
fes  mit  reinem  kühlen  Wasser  gefülltes  Ge- 
fäfs  gelegt  waren,  blieben  die  äufsere  Fläche 
der  rechten  Lunge  und  die  Spitze  des  obem 
Lobus  der  Unken  Lunge  über,  alles  übrige 
aber  unter  der  Wasserfläche. 

7)  Beide  Lungen,  Von  dem  Herzen  und 
der  Thymus  getrennt,  wogen  zusammen  i|- 
Lotlb 

(Es  rerHielt  sich  demnach  das  Gewicht 
der  Lungen  zum  Gewicht  des  ganzen 
Körpers  =::  1  •  4^  tt-  ) 

^)  Nachdem  beide  Lungen  allein  in  das 
mit  Wasser  gefüllte  Gefäfs  gelegt  waren,  blieb 
ein  Theil  der  äuisem  Fläche  der  tiungeü  über, 
der  gröfste  Theil  derselben  unter  der  Was- 
serfläche:    besonders  Blieb,  der  \Uit^\ct  ^acj^^o^x 


^     i6     — 

der  linken  Lunge  ziemlich  tief  unter  der  Was- 
serfläche; auch  der  untere  Lobus  der  rechten 
Jliünge  war,  obgleich  nicht  so  tief ,  unter  der 
^Wasserfläche* 

9)  Jede'  Lüxige  allein  in  das  Gefäfs  ge« 
legt,  zeigte  die  Erscheinungen  wie  in  No*  8* 

10)  Her  untete  Lobus  der  Unken  Lun^ 
ge  allein  senkte  sich  langsam  ganz  auf  den 
Boden  des  Gefafses;  der  obere  Lobus  deN 
selben  Lunge  allein  ragte  nur  ein  wenig  über 
der  Wasserfläche  hervor*' 

11)  Beim  Zerschneiden  der  rechten  Lun- 
ffi  bemerkte  man  deudich  einen  zischenden 
Laut,  und  unter  dem  Wasser  stiegen  viel« 
Luftbläschen  in,  die  Hohe*     Beim  Zerschnei* 

* 

deii  des  obem  Lohns  der  linken  Lunge  be-^ 

inerkte  man  :^wär  einen  zischenden  Laut,  aber 

» 

nnter  dem  Wasser  ^^mie  Luftbläschen;  eben 
so  bei  dein  Zei^lschneid^n  des  uhterü  Lobus 
der  linken  Lunge,  wobei  jedoch  der  zischen» 
de  Laut  unmerklich  und  2iweifelhaft  wan 

/  Im  Unterleibe  zeigten. sich  die  Gedärme 
schon  herunter  gedrängt  ^  das  Meconium  in 
den  dicken  Därmen^  und  die  Urinblase  leer» 


•HhWMtaMiCiMfaAi«» 


"^x^jaL 


-     17     - 
Frau  J.  verehlichte  Sciu  geb.  //.,  %i  Jahr 
Mehrgeschwängertc,  that  d(*n  ai.  Januar  1811, 
als  sie  ihrer  Rechnung  nach  19  Woclien  schwan- 
ger  war    —    am    Tage   Maria    Geburt,    den 
8.  Sept,  18x0.   glaubte  sie  schwanger  gewor- 
den zu  sejn,  und  seit  8  Tagen  hatte  sie  Be- 
wegungen  der  Frucht  gefühlt,  —   einen  Fall 
auf  der  Strafse.    Den  yten  Tag  nach  diesem 
Fall  fand  sich  nebst  Geburtswehen  ein  mäfsi- 
ger  Blutabgang  ein,  und  den  Morgen  darauf » 
'den  29.  Januar,  ging  die  Frucht,  völlig  ^n  die 
Eihäute  eingeschlossen,    ab.    Die  anwesende 
Hebamme  schnitt  das  £i  auf,  und  die  kleine 
Frucht   begann  sogleich  zu  athmen  und   die 
kleine  Frucht  begann  sogleich  zu  atlimenund 
die   Gliedmafsen  zu  bewegen.     Das    Athem- 
holen,  wobei  das  Erheben  der  Brust  sehr  deut- 
lich   war,    und    die  *  Bewegungen    dauerten 
\  Stunden  foit,    während  welcher  Zeit  aucii 
einmal ,    ohne    dafs   ein    Rlystir    angewendet 
worden  war,  eine  Ausleerung  von  Meconium 
erfolgte.     Nachdem    die    Frucht    verschieden 
war,  übergaben  mir  die  Eltern  dieselbe  zur 
wissenschafdichen   Benutzung.      Ich    lud    die 
Herren  Kreis -Physicus  Klose  und  Kreis-Qii- 
rurfus  Schaff  er  zur  Section  ein,  welche  auch 
noch  an  d^^mselben  Tag«  vorgenommen  Yi>aiX- 

Joura.  XXXÜ  3.  4.  iu  ^ 


-     i8     - 
de.     Ich     theile    hier    das    Wahrgenommene 


mit. 


Da»  Kind  Trat  weiblichen  Geschlechts, 
10  Zoll  und  10  Linien  lang,  i  Pfund  im^ 
a  Loth  schwer.  Die  Haut  war  glatt,  glänzend, 
röthlich,  durchscheinend,  mit  keinem  Woll- 
haar besetzt;  am  Kopfe  fand  sich  wenig  wol- 
liges Haar,  etwas  über  2  Linien  lang;  beide 
Fontanellen'  waren  nach  Verhältnifs  noch  sehr 
grofs,  die  Kopfknochen  sehr  verschiebbar,  — • 
die  Ohren  weich,  wenig  knorpelig,. fest  anlie- 
gend, die  Augenlieder  so  geschlossen,  dafs 
sie  nur  mittelst  des  Messers  getrennt  werden 
konnten,  —  die  Membrana  pupiUaris  voll- 
kommen, sehr  deutlich,  -—  die  Nägel  an  Hän- 
deji  und  Füfsen  weich,  kurz,  durchsichtig,  — 
die  Brust  unmerklich  wenig  gewölbt,  •»—  die 
Hegio  epigastrica  (von  der  Leber)  dunkel 
durchscheinend  und  voll,  die  Regio  hypoga* 
urica  platt^  eingefallen,  — -  die  Nabelschnur 
sehr  sulzig,  i  Zoll  10  Linien  vom  Ansätze  des 
Processus  ensiformis  ossis  sterni^  i  Zoll  von 
der  Synchondrosi  ossium  pubis  entfeitit  inse- 
rirt,  -—  die  äulseren  Sclmmlefzen  weit  iiusein- 
ander  stehend,  die  inneren  nebst  der  Clitoris 
ireit  hervorstehend. 


—     xg     — 

Bei  der  Oeffnung  der  Brusthöhle  zeigte 
h  folgendes: 

i)  Die  Farbe  beider  Lungen  war  hell- 
th,  die  der  untern  Lappen  beider  Lungen 
ir  ein  wenig  dunkler,  gesprengt. 

a)  Die  rechte  Lunge  und  der  obere  Lo- 
,s  der  linken  Lunge  reichten  mit  ihren 
barfen  Rändern  bis  an  den  Herzbeutel,  lie- 
?n  ihn  aber  völlig  unbedeckt.  Der  untere 
>bus  der  linken  Lunge  erreichte  nicht  das 
»ricardium  und  war  noch  ganz  nach  hinten 
»drängt« 

3)  Das  Zwerchfell  war  sehr  nach  oben 
jwölbt. 

4)  Die  Lungen  in  Verbindung  mit  dem 
erzen  und  der  Thymus  sanken  in  einem 
it  reinem  Wasser  gelullten,  tiefen  Gefäfse 
i  Boden« 

5)  Beide  Ltmgeii,  Tön  dein  Herzen  und 
er  Thymus  getrennt  ^  inrogen  x  Loth  und 
K  Gran. 

(Das  Gewicht  der  Lungen  verhielt  sich 
demnach  zum  Gewicht  des  ganzen  Kör- 
per» SV  I  :  3^7^^«) 

B  A 


6)  Beide  liungen  sanken  im  Wasser  zu 
Boden,  eben  so  auch, 

7)  jede  Lunge  allein,  desgleichen 

8)  die  einzelnen  Lappen.  Nuj  der  obe- 
re Lobus  der  rechten  Lunge  allein  dreh- 
te sich  auf  dem  Böden  des  Gefäfses  einmal 
herum'  und  legte  sich  gleichsam  zurecht, 
die  übrigen  lagen  völlig  ruhig,  so  wie  das 
Herz  allein« 

g)  Beim  zerschneiden  der  einzelnen  Lun* 
genstücke  bemerkte  man  weder  ein^n  zischen- 
den  Laut,  noch  unter  dem  Wasser  das  Auf- 
steigen von  Luftbläschen;  aiich  waren  die  Lun- 
gen nicht  blutreich. 

Im  Unterleibe  bemerktet  wir  eine  ziem- 
liche Quantität  eiweifsstofEige  Flüssigkeit  im 
Magen,  — -  das  Meconium .  in  den  dicken  Där- 
men, —  die  Urinblase  noch  hoch,  cylindrisch, 
mchf  leer. 


p-    ai     — 


n. 

Geschichte 
einer    ganz    eigenen, 

allgemeinen     Entzündung    der     Haut, 

welche 
\ 

in  den  räudigen  Aussatz  (lepra  squammosa) 

überging; 

mitgetlieilt 
von 

Dn  A.  Metternichy 

Professor  der  Patholosle  «u  Mains, 

und 
Dr.  Fr,  Wittmann, 

Stadtjphysikuf    daselbst. 


xJev  Aussatz,  dessen  verschiedene  Gattun- 
gen uns  bekanntlich  unter  den  Neuern  Franko     ' 
Henfsier  und  Sprengel  am  besten  beschrie- 
bep,  gehört  zu  jenen  lUvb ein,  wielche  glückli- 


—     a»     — 

cherweise  unsenn  Zeitalter  und  unsenh  Kli- 
ma fremd  geworden  sind.  Eine  Beobachtung 
dieser  schrecklichen  Krankheit,  welche  man- 
cher alte  und  grof&e  Praktiker  nie  zu  sehen 
Gelegenheit  hatte ,  verdient  dahe^  in  dem 
Journale  der  jprakt.  Heilkunde  um  so  mehr 
eine  Stelle,  da  die  Zeichenlehre  -  derselben, 
die  wir  zur  Zeit  noch  blos  historisch  und 
ziemlich  unbestimmt  aus  allgemeinen  Beschrei* 
bungen  kennen,  einzig  und  allein  durch  die 
Beobachtung  wirklicher  Fälle  dieser  Art  be* 
stimmt  und  berichtigt  werden  kann»  Wir 
theilen  daher  folgencle  höchst  wichtige  Krj^nk- 
heitsgeschichte  mit,  derän  Zufälle  wir  auf  das 
genaueste  beobachtet  und  aufgezeichnet  habend 

Ein  Handelsmann  von  neun  und  dreifsig 
Jahren,  der  mit  einem  melancholischen  Tem- 
perament und  ziemlich  robuster  Körperbe- 
schaffenheit, schon  über  zehn  Jahre  als  Witt- 
wer  gesund  gelebt  Hatte,  bekam  im  Anfange 
Oktobers  iSog  ein  heftiges  und  anhaltendes 
Jucken  über  die  ganze  Haut,  welches  ihm 
Tag  und  Nacht  sehr  beschwerlich  fieL  Die 
Haut  schwoll  an.  verschiedenen  Stellen,  be- 
sonders der  Extremitäten,  ungleich  auf,  an 
andern  Stellen  des  Körpers  wurde  sie  leder- 


-  ss  - 

artig  hart  und  fast  unempfindlich.  Schon,  meh- 
rere Wodien  hatte  dieser  Zustand  gewährt, 
als  die  Ersdieinung  eines  chankxosen  Geschwü- 
res der  Vorhaut  (welches,  wie  man  in  der 
Folge  sdien  wird,  nur  ein  Symptom  der  Haut- 
krankheit war)  dem  Patienten  Bedenklichkeit 
einflöfste  und  ihn  bewog,  sich  einem  Arzte 
anzuvertrauen.  Da  aber  durdi  dessen  Behand- 
lung sein  Lokalübel  nicht  besser,  sondern  der 
allgemeine  Zustand  seiner  Haut  täglich  schlim- 
mer wurde,'  so  entfernte  er  diesen  Arzt  wie- 
der und  liels  uns  beide  nach  einander  rufen, 

• 

in  der  Absicht,  sein  Heil  unserer  gemeinschaft- 
lichen Berathung  zu  übergeben«  99  Ich  fiihle 
es^  meine  Herren,  sagte  er,  dafs  eine  heftige, 
imd  ungewöhnliche  Krankheit  in  meinem  Kör- 
per steckt,  und  ich  verlange  darum  zwei,  drei 
und  noch  mehrere  Aerzte,  wenn  sie  wollen, 
die  mich  behanddn  sollen«  ^  Diese  Ahndung 
ging  wirklich,  was  wir  damals  noch  nicht  wis- 
sen konnten,  sehr  bald  in  Erfüllung  über. 

• 

Als  wir  den  Kranken  zum  erstenmal  sa- 
hen, hatte  er  folgende  Zu£ille.  Die  Haut  war 
von  den  Füfsen  aufwärts  über  die  Schenkel, 
die  Geburtstheile,  den  Leib  und  Rücken,  die 
Brust  und  die  Anne  bis  in  die  Spitzen  der 


I 

t 


-    »4    - 

Finger  von    einer   dunkelrothen  Entzündung 
eFgriffen,   in  ihrem  ganzen  Umfange  ungleich 
aufgeschwollen  und  in  ihrer  Substanz  gleich- 
sam knolligt  anzufühlen,  so  zwar,  dafs  über- 
all da«  Volumen  der  benannten  Theile  durch 
seine  Ver^röfserung   von   dem   normalen   be- 
trächtlich  abwich.     Man   glaubte  auf  den  er- 
sten tilick  einen  Kranken  mit  eiuer  allfremei- 
jien  Rose  oder  mit  dem  heftigsten  Scharlach- 
fieber  vor  sich  zu  Jiaben.     Doch  fehlten,    bei 
genauerer   Untersuchung,    alle    übrigen    diese 
Fieber    karakterisirenden    Zeichen.      Drückte 
man  die  Haut  mit  dem  Finger  ein,  so  verlor 
sich  die  Röthe  *)  niemals   auf  einige  Augen- 
blicke an  der  eingedrückten  Stelle,  und  man 
konnte  sich  sowohl  durch  diesen  Versuch,  als 
durch  das  brennende  Gefühl,  welches  die  Be- 
rührung   des   Kranken   in   den   Fingerspitzen 
zurückliefs,  wenn  man  noch  die  dunkle  Blut- 
röthe  der   eigens   entzündeten  Haut  in  Erwä- 
gung zog,  im  voraus  auf  eine  sehr  heftige  und 
anomale  Krankheit  dieses  Organs  gefafst  ma- 
chen.    Der  Puls  war  dabei  voll  und  nur  we- 
nig beschleunigt.     Die  Zunge  war  feucht  und 
hatte  einen   leichten  Ueberzug.     Der  Appetit 

*)  Dief«  Erarheinung  itt  bekannilicb    der  Ros«  eigen- 
di  um  lieh  und  «in  Signum  diagnosiicum  derselben. 


* 


~     «5     — 

Fehlte.  Der  Hnm  sali  etwas  feurig  aus.  Der 
vStiihIgnng  ging,  wie  gewöhnlich,  l!>er  Kranke 
hatte  Krnlto  und  wuFste  alles ,  was  seit  der 
Zeit  mit  ilim  vorgegangen  war,  sehr  pünkt- 
lioh  und  in  der  Zeitfolge  mitzutheilen.  >  Er 
klagte  einen  heftigen  und  unbeschreiblicheu 
Brand  in  'allen  Theilen  seiner  Haut  zu  fühleD, 
indem  er  uns  zugleich  auf  die  schon  erwähn- 
te Icderartigc  Beschaffenheit  einzelner  Stelleo 
d(»rselben  aufmerksam  machte.  Letztere  be- 
mrrkto  man  am  deutlichsten  längs  der  aus« 
Sern  FInche  des  linken  Sclienkelboincs,  in  wel« 
clioin  Thoile  der  Haut  eine  krankhai'te  Härtt 
und  gänzliche  Genihllosigkcit  herrschten« 

Wir  verordneten  in  den  ersten  Tagen 
nichts,  als  gelinde  diaphoretische  Mittel,  >veil 
das  Uobel  der  Rose  noch  am  nächsten  kam^ 
einer  Krankheit,  welche  grade  damals  in  Mainz 
öfters  beobaclitet  wurde,  wie^^ohl  man  nicJit 
eigentlioJi  sagen  konnte,  dafs  <liese,  noch  dafs 
irgend  eine  andere  Krankheit  zu  dieser  Zeit 
herrscliend  war. 

Unterdessen  hatten  sich  Röthe  und  Ge« 
schwellst  der  Haut  immer  mehr  und  mehr  aus« 
gebreitet,  so,  dafs  sie  endlicli' auch  das  Ge« 
sieht  erreichten,    und  den  ganzen  Kopf  des 


—     a6     — 

Kranken  einnahmen,  wodurch  dessen  Physio- 
gnomie täglich  mehr  entstellt  wurde. 

Alle  diese  Zufalle  begleitete  ein  ganz  be* 
ÄOnderes  Fieber,  welches  jedesmahl  mit  gelin- 
dem Schauder  und  einem  eignen  Jucken  und 
Kriebeln  der  Haut  anfing,  keinen  bestimmten 
'    Typus  hielt  und  meistens  *in  der  Nacht  ein- 
trat.    Auf  den  Schauder  folgte   die  heftigste 
Hitze  der  innern  Theile,  welcha  dem  Patien- 
ten fast  unerträglich  war,  und,    wie  er  sich 
oft  ausdrückte,    einem    heftigen    Brande    der 
ganzen  Hautsubstanz  zu  vergleichen  war.     In 
dieser  Hitze,  wobei  der  Puls  härter  und  be- 
schleunigter  wurde,  dem  Kranken  aber,  eini- 
ige  Nächte  abgerechnet,  immer  das  voUkom- 
jnenste  Bewufstseyn  blieb,   traten   allgemeine 
sehr  heftige  Schweifse  von  einer  ganz  eignen 
Art  ein.     Es  sickerte  nämlich   durch  die  Po- 
ren der  Haut,  Wie  durch  ein  Sieb,   eine  zähe 
und  klare  Feuchtigkeit  durch,  welche  sich  beim 
lAnfühlen    wie    Wasser   verhielt,    worin    man 
.Gummi    aufgelöfst    hat.      Diese ,  Feuchtigkeit 
»tand    tfopfenw eis,     gleichsam   in   konkreter 
'Gestalt  auf  jedem  einzelnen  Poren  der  Haut, 
wie  Bläschen,  und  bildete  durch  ihre  Menge 
u^d  ihren  Zusammenfluis  jedesmahl  einen  kle-^ 


—     S7     — 

brigen    Ueberzug   Über   den    ganzen  Korper. 
Sie   drang  in   die  den  Patienten    umhüllende 
Leinwand,  welche  nach  dem  Trocknen  davon 
hornartig   steif  und   gelblich   gefärbt   wurde. 
£s  bildeten  sich  aus  dieser  Feuchtigkeit  dicke 
Schuppen  und  Krusten,  *die  nach  und   nach 
die  ganze  Haut  überzogen  und  ihr  ein  scheuls« 
liches  Ansehen  mittheilten.    Die  dabei  krank* 
haft  producirte  und   verdickte   Obeihaut   lajg 
an  den  öbern  Extremitäten   in    unförmlichen 
Massen  über-  und  durcheinander  gerollt,  wäh- 
rend dem  der  Mensch  am  Leibe  und  seinen 
untern  Extremitäten  einem   Fische  nicht  un* 
ähnlich  ^ah.     Zwischen    diesen    Grindmassen 
und  Schuppen  entstanden  tiefe  Risse  und  Für» 
eben,  aus  denen  ein  sehr  rothes  Fleisch  durch^i« 
sciihimmerte.     An   den  Beinen    und   Scliaam- 
theilen  bildeten  sich  beträchtliche  Geschwüre, 
die  der  Hand  des  Wundarztes   mufsten    an- 
vertraut werden.    Das  Gesicht  wurde  um  den 
Bart  herum   mit  dicken  schwarzbraunen  Kru- 
sten bedeckt,  indefs   ein  grauer  Grind  Stirn 
und  Schläfe  überzog,  worauf  man  viel  kleien- 
artigen  Staub  wahrnahm.    Der  behaarte  Theil 
des  Schädels  war  mit  ähnlichen  Krusten  be- 
deckt, aus  deren  Zwischenräumen  eine  stin- 
kende Jauche  ausflo£s«    Au$  den  Ohren  c[uoU 


^     'a8      — 

ebenfalls  eine  übelriechende,  dem  Eiter  ähn- 
liche Flüssigkeit.  Die  Augen  verloren  ihren 
Glanz  und  schwammen  in  einer  gelbeu  Ma- 
terie. Ihre  ovale  Form  ging  dabei  allmäh- 
lig  in  eine  rundliche  über.  Zähne  und  Zahn- 
fleisch wurden  mit  schwarzem  Schmutze  über- 
zogen.  Ein  zäher  SpeiöhelUufs  mit  Trocken- 
heit des  Schlundes,  Rauliigkeit  der  Stimme 
und  Verstopfung  des  Nasenkajjals  quälte  den 
Kranken  beständig.  Täglich  fand  man  eine 
Menge  Schuppen  und  Kleien  in  dem  Bette. 
Die  Haare  spalteten  sich  und  fielen  aus.  Die 
Nagel  bekamen  ein  dickes  klobigtes  Ansehn. 
Der  Körper  magerte  mehr  und  mehr  ab ,  die 
Kräfte  schwanden,  das  Gesicht  und  der  gan- 
z6  Habitus  des  Menschen  war  dem  einer  fau- 
lenden  Leiche  nicht .  unähnlich.  Zu  allen  die- 
sen schrecklichen  Zufällen  gesellte  sich  eine 
grofse  Niedergeschlagenheit  des  Gemüthes, 
welche  sich  durch  beständiges  Seufzen  und 
Wehklagen  und  mitunter  durch  die  melancho- 

r 

lische  Pünktlichkeit  ausdrückte,  womit  der 
Patient,  beim  vollen  Gebrauche  seiner  Gei- 
steskräfte, die  über  seinen  Zustand  täglich  und 
stündlich  gemachten  Selbstbeobachtungen  mit- 
theilte. Das  empfindlichste  Symptom  dieser 
zum  Glück  seltenen  Krankheit  war.  übrigens 


—     ag     — 

der  Geruch  der  Ausdünstung  des  Kranken 
selbst.  Ein  eigener,  mit  nichts  zu  verglei- 
chender,  (bockichter?)  scharfer  und  hücht 
penetranter  Gestank,  der  die  Nase  und  das 
Sensorium  auf  das  heftigste  ergriff,  verbrei- 
tete sich  beständig  um  ihn.  her,  so  zwar, 
dafs  in  der  höchsten  Höhe  des  Uebels  seine 
Atmosphäre  fast  unerträglich  wurde.  Ein 
Kommis  des  Hauses  war  davon  ohnmächtig 
geworden  und  alte  versuchte  Wärterinnen 
hatten  den  Dienst  versagt,  weil  sie  vor  Ekel 
krank  zu  werden  fürchteten.  Wir  selbst  em- 
pfanden die  penetrante  Wirkung  dieses  Ge- 
stankes dergestalt,  dafs  wir  ihn  oft  ganze  Ta-» 
ge  in  der  Nase  behielten. 

Fünf  volle  Wochen  waren  nun  verflo«;- 
sen,  von  dem  Tage  an,  wo  wir  den  Patien- 
ten gemeinschaftlich  behandelten.  Vergebens 
waren  Antimonialia  mit  Chinarindendekokt 
abwechselnd  gegeben  worden«  Wir  wählten 
statt  jener  das  Quecksilber.  Als  wir  aber 
bei  dem  Gebrauche  desselben  offenbare  Ver- 
schlimmerung aller  Zufälle  ben)erkten,  so  stan- 
den wir  davon  bald  wieder  ab^  und  gaben 
antiskörbutisciie  Mittel  m  Verbindung  mit 
der  Chuxanndey  uni  die  sinkenden  I^äfte  auf- 


—     So    ^-ij 

recht  zu  -erhalten»  In  derselben  Absicht  ver- 
ordneten wir  dem  Kranken,  nebenher  täglich 
mehrere  Gläser  alten  Rheinwein  zu  trinken. 
'  Auch  wurden  öfters  allgemeine^  lauwarme 
Rheinbäder  angewandt.  Unter  dieser  Behand- 
lung  erfolgte  allmählich  Besseiiing  und  Gene* 
sung  des  Patienten. 

Die  Erscheinungen  des  Genesungs  «  Pro* 
2e$ses  waren  indefs   nicht  weniger  merkwür^. 
dig)  als  die  Zufälle  der  ICrankheit  selbst.   Denn 
nichf    auf    einmahl    fielen    die    Krusten    und 
Schuppen  ab  und  liefsen  eine  neue  Haut  zum 
Vorschein  kommen,    sondern  letztere  müfste 
gleichsam  alle  Grade  einer  allmählichen  Rege* 
neration  auf  dieselbe  Art  rückwärts  durchlau- 
fen, wie  ihre  Desorganisation  vorwärts  durch   ' 
die  Krankheit  war  bewirkt  worden.    Mit  dem 
Nachlassen    des    gummigten   Schweifses    liefs 
die  Bildung  der  Schuppen  und  Krusten  nach. 
Das  Bad  hatte  die  alten,  längst  vorhandenen 
pathologischen    Bildungen    dieser    Art    zum 
Theile  erweicht  und  sie  fielen  täglich  in  gro- 
^  fser  Mbnge  ab.     Zum  ewigen  Andenken  be* 
wahrt  Hr.  Z.  ein  Paar  mit  Grind  und  geroll- 
ten Schuppen  gamirte  Finger  und  Zehen  au^ 
di^  er  wie  Handschuhfinger  in  ihrer  vollkomm- 


•  '     '-  -    3i     ^ 

nen  Integrität  abgestreift  hatte^  als  eben  so 
viel  pathologische  Reliquien  seines  glUcklich 
überstandenen  Leidens. 

Das  unter  den  abgefallenen  Krusten  lie- 
gende Hautfleisch  sah  schön  roth,  aber  feucht 
und  klebrig  aus.  Denn  immer  noch  sikkerta 
aus  seinen  Poren  jene  gummigte  Feuchtigkeit 
durch,  welche  von  Tag  zu  Tag  wieder  neue^ 
jedoch  kleinere  und  immer  kleinere  Krusten 
bildete.  So  ging  es  gradweis  fort  und  unser 
Kranke  häutete  sich  im  eigentlichen  Sinne 
des  Wortes  noch  mehrere  Wochen  hindurch 
so  lange  fort,  bis  seine  Oberhaut  normal  und 
total  regeneriit  war. 

Während  dieser  heilsamen  Erscheinun-' 
gen,  welche  das  wieder*  genesende  Hautorgan 
darbot,  waren  mit  der  Leibesofihung  des  Pa- 
tienten fast  täglich  beträchtliche  Quantitäten 
von  schwarzer  Materie  (atra  hilis)  mit  an-, 
derm  Blute  vermischt^  abgegangen,  ein  Um- 
stand, Welcher'  bemerkt  zu  werden  verdient, 
da  unseres  Wissens  schon  Galen  und  andere 
alte  Schriftsteller  den  Aussatz  von  dem  Ueber* 
flusse  der  schwarze^  Galle  und  deren  Ver# 
derbnifs  und  Ablagerung  auf  die  Haut  herlei- 
ten wx>llten.. 


—      3a    — 

Der  Appetit  des  Rekonvaleszenten  wurde 
so  heftig,  dafs  man  ihn  einen  wahren  Wolfs- 
hunget*  nennen  konnte.  Die  dabei  allmählig 
wiederkelirenden  Kräfte  stärkten  auch  das  Ge- 
milth  wieder.  Doch  hattie  er  noch  lange  Zeit 
Furcht  vor  Rezidiven,  und  wagte  es  kaum 
während  des  kalten  Winters  (Jenner  und  Kör- 
nung von  1810)  das  Bett  zu  verlassen ,  noch 
viel  weniger  auszugehen.  Einmal  besonders 
wurde  Ihm  noch  mehr  bange^  da  in  der  .Hälf- 
te des  Jenners  die  Haut  seiner  schon  ganz 
glatten  und  gereinigten  Schenkel,  nach  vor- 
aus  gegangenem  Brennen  und  Jucken ,  anfing, 
abermals  jene  oft  erwähnte  guramigte  Feuch- 
tigkeit aus  ihren  Poren  zu  schwitzen,  welche 
in  einer  einzigen  Nacht  mehrere  Leintücher 
durchnäfst  hatte,  sp  zwar,  dafs  sie  nach  dem 
Trocknen  steif  standen,  wie  ehemals.  Doch 
war  die  Feuchtigkeit  dieses  Mal  geruchlos.  Es 
bildeten  sich  auch  wirklich  des  andern  Tages 
kleine  Schuppen  und  Krusten  aus  ihr,  welche 
aber  auf  döh  Gebrauch  von  Pillen  aus  Aloe 
und  Assa  foetida,  die  täglich  einige  Stühle  be- 
wirkten^  «ehr  bald  wieder  abdorrten,  ohne 
»ich  auf  eine  bedenkliche  Art  wieder  zu  zei- 
gen.  Ein  Oedem,  womit  der  Genesende,  als 
eiziem  Nachübel,  noch  einige  Zeit  zu  thun 
^  hat- 


—     33    — 

hatte»  httte  sich  schon  im  MÄn  ganzlich  ver- 
loren« und  derselbe  Kranke«  der  ron  dem  sel- 
tensten und  häfslichsten  Uebel  mehrere  Miv- 
nate  über  bis  sur  Verzweiflung  gebracht  ^  der 
Schrecken  seiner  Verwandten«  der  Absclieu 
seiner  Hausgenossen  und  eine  sehr  harte  VrlU 
Amg  für  seine  Aerste  wan  geht  i#tit«  da  wir 
dies  schreiben,  wohlgenfJirt,  fruhlich  und  durch 
die  Regeneration  seines  Hautorgans  gleichsam 
yerjüngt  einher,  zum  Erstaunen  und  Vergnü- 
gen aller^  die  ihn  auf  seinem  Kjrankealager 
geseheti  haben« 


70wtm*  Hin  f.  4*  ^« 


-•34 


lii. 

Uebei'    die    Anwendung    des   Merkurs 
iii  der  hautigen  Bra'üne, 

Tom 

Hofttiediöüs    Saehli 

in  Schwerin. 

I.    ■ 

(Betchluft.) 

T 

Xm  September^  November  und  Decenfber 
1807  rettete  ich  3  Kinder^  durck  örtliche  Ader- 
lässe, gröfse  Brechmittel^  uiid  Merciir.  Das 
erste,  der  Sohn  des  hiesigen  Waisenhaus-Päch- 
ters, würde  wider  ihein  Erwarten  noch  da- 
durch hergestellt,  nachdem  er  schori  S  Tage 
gelitten  hätte,  fehe  er  Hülfe  bekam.  Die 
^Krälikh^its-Geschichte  des  zweiten  s.  im  Kap. 
vom  Ad^riafs.  Nur  die  des  dritten  sey  mir 
erlaubt  hier  noch  hiitzutheilen,  da  sie  zugleidi 
ßinen  Beweis  giebt,  dafs  der  von  mehreren 


/ 


\\ 


^     S5     -^ 

angenoihmehe  höchstmögliche  Heilungstermin 
von  ü  -=i-  3  Tagen  zu  kürz  gesetzt  sey; 

Priejgnitz,  des  Portechäisefh-Trägers^  üh^ 
derthäiy  jährige  Tochter^  meine  ^6sce  Kü^an'- 
Ae,  die  ^ctioh  natürliche  Pocken  und  (Schv*- 
lach  Uberitähdeii,  Und  besonders  nach  diesem 
&ine  Heisei*keit  übrig  behalten  hätte^  zuletzt 
aber  dodi  iäne  ^te  Gesundheit  genofs,  war 
in  der  vöngeri  Wofchcj  den  ^Tag  wufete  taäii 
nicht  genau,  wiöaer  heiser  geworden,  und  litt 
jetzt  schoil  Mit  ^  Tagen  an  einer  ^t^rkeh 
iBrustki*änkneit,  ^o  dä(s  der  Athem  plißT,  (nach 
dem  platten  Ausdrück  der  Leute  giekmie)^ 
und  man  ^chon  ijti  den  beiden  letzten  Näch- 
ten geglaubt  habe,  dafs  sie  ersticken  müsse.  — * 
Den  gteii  Jbee.  igöy  ^ah  ich  sie  imverziig-^ 
lieh.  JSi«  ifföhnte  äuF  dem  Juden -Kirchhof 
eine  halbe  Stünde  ton  der  Stadt  ^  hart  am  i 
grotseh  See,  lehr  hbch,  älleii  Winden  Zugänge 
iich.  Nach  länger  Nässe,  war  mit  Stürm  Frös^ 
eingetreten^  und  (ein  Schneidender  Ostwind 
wehete  so  itark^  dafs  man  kaum  dagegen  äh*^ 
komiheii  könnte.  -^  Ich  hörte  üiid  ^kännt^ 
gleich  beim  OefFneii  des  Zimihei's  den  Feind) 
das  Gepfeife  war  Selbst  im  Sitz^ü  so  he(d*g^ 

dafs    maii   auch   iiicht   ^ine  Miüüte  Nlk&hlafs 

j  •  •  • 

merkte  j   und  im^  Liegen '  bis  zürn  firstLckj^p^ 


-    36    - 

Jeder  Athemzug  hob  die  Schultenr  hoch  in 
die  Hohe,  das  Gesicht^  die  Haare  trieften  von 
JuJtem  Schweifs,  jenes  war  gedunsen  und  hoch- 
roth,  die  Lippen  bläulich^  tind  das  Kind  grüf 
immer  nach  dem  Munde,  als  ob  es  etwas  her- 
ausziehen wollte.  Die  Hitze  war  stark,  und 
der  Puls  so  zitternd,  dafs  man  ihn  kaum  zäh«- 
len  konnte;  der  Husten  klang  fürchterlich 
bellend  und  schien  immer  Erstickung  zu  dro- 
hen. Es  wurden  sogleich  Blutigel  verschrie- 
beDi  um  nur  der  drohenden  Erdrosselung  vonn 
lingehäuften  Blute  im  Kopfe  zuvor  zu  kom- 
men, und  alles  nach  Lentins  Methode  ange^ 
ordnet. 

Mit  Begierde  machte  ich  Mittags  i  Uhr 
den  lästigen  Weg  wieder,  weil  diese  Krank- 
heit, als  eine  der  fürchterlichsten,  von  jeher 
meine  gespannteste  Aufmerksamkeit  erregte; 
lieh  traf  meinen  viel  zu  früh  versto]4>enen  lie- 
ben Gehülfen,  den  Chirurgus  Beutel  gerade 
beschäftigt,  die  eine  Wunde  zu  stillen  ^    wel- 
ches ihm  viele  Mühe  gemacht  hatte  ^  die  von 
den  3. andern  Blütigeln  hatten  sich  leicht  ge- 
schlossen.   Das  Blut  war  aber  lange  nicht  so 
fest,  als  bei  meinem  ia4sten  Kranken,   indes- 
sen doch  leicht  geronnen«    Das  Athmen  fand 
ifib  jetzt  im  Liegen  so   fiirchterlich  beengt. 


-     37     - 

dafs  ich  es  bereuete,    die  Blutaüsleenmg  in 
einer  so  späten  Periode  der  Krankheit,   und 
bei  einem  schon  so  schwach  scheinenden  Kin- 
de  verordnet  zu  haben,  ja  es  sdiien  mir,  als 
mUsse  ich  ihr  die  oflPenbare  Verschlimmerung 
^zuschreiben.    2iweien  höchst  langsamen  pfei- 
fenden Inspirationen  folgte   eine  Exspiration^ 
und  dann  schien  eine  kleine  Sekunde  gar  kein 
Athemzug    zu  bemerken.     Todtenbleich   war 
das  Kind  geworden  ufid  schien  jeden  Augen- 
blick sterben  zu  wollen.     Das  Vesicatorium 
wurde  gelegt.  *—  Ein  Scrupel  Ipecacuanha  auf 
einmal  gegeben,  und  mein  GeßUlfe  gehörig 

instruirt,  weil  ein  Land-Krtoker  meine  Ueber- 

«  

kunft  Terlangte.  Ehe  die  Blutigel  herbei*« 
geschafft  wurden,  hatte  die  Kranke  schon 
stündlich  %  Theeloffel  voll  vom  Zen^inschen 
Safte,  einmal  mit  i5  Tropfen  Elixir  pect. 
Reg.  Dan.  und  einmal  mit  a  Gran  Mercur. 
dulcis  genommen  y  und  damit  sollte  sie  jetzt 
condnuiren.  —  Fufseinwickelungen '  verord- 
nete ich  bei  diesen  Leuten  aus  Furcht  vor 
Erkältung  niicht.  Auch  Lavements  nicht,  weil 
idi  der  nach  unten  wirkenden  Kraft  des  Mer- 
kurs, nach  mehreren  früheren  Beobaditungan 
trauen  konnte,  und  weil  heute  schon  Eröff- 
nung da  gewesen  war« 


}md  hörte  w^def^  niein  £4*vv^£(rten  daf^i  das  Kind 
liocH  lebe.  E^  habe  sich,  (sq  lautete  der  Be-? 
rieht)  sechsmal  nacl^  .der  Ip^cacuanha  stark 
gebrochen^  un4  sehr  vielen  grunei^  Schleim 
laxirt,  Icl^  eilte  gleich  hinausj  und  hörte  zwa^ 
noch  immei*  dei^  Group,  fand  ahei^  dei\  Toi^ 
obgleich  er  noch  unausgesetzt  fo?l:dai;eite,  p^il* 
der,  den  Husten  rasselndei^  und  ^lit  Nieder- 
schlucken  verbunden,  P?i^  Gesicht  wa?^  na- 
türlich, die  Augen  i^icht  mehr  hervorragend, 
die  Häuf  nicht  mehy  sq  brennend^  ip^  G^genr 
theil  feucht,  —  Man  hatte  n^einem  Verfangen 
zufolge  die  ausgebrochnen  IVfassen  ^uft^ciyahrt, 
und  ich  fan4  mehrere  Stücke^  Pfeudqmem-t 
bran  mit  allen  cha^acteristischen  Zeiche^  d^^ 
in«  Statt  dafs  die  Mutter  in  den  beiden  vorher- 
gehende^  !t{ächten  das  Kind  ^tet^  halte  tragen 
müssen,  yv^i^  e^  in  diese^.  oft  eingeschlafen, 
un4  h^ttie  'deiv  Morgen .  zuerst  ^iedei;  begie-. 
rigst:  gesogen,  -r-  Es  ha^e  gestern  la  Grai^ 
Qi^epksilber  geixommen  und  4^h^i,  vi^  Sa^ 
Yierbraucht,  mufste  fortfahren,  abe?^  jetz^  nur 
ein  halbesi  Pulver  alle  2  Stunden  nehmen«  und 
de^  rasselz^den  Tq^^  h.eim  Hustei^  ^^gen,  un) 
4  Uhr  wieder  einen  ganzer^  Scri^pel  Ipegi^fiUf. 
mha   nehmen.  ^  Daioi  ^oUte   auch    d^    üth 


—     59     ^ 

güentum  neapoUtanum  mit  Ung.   ßÜt»  04fft« 
phoroium  eingenebelt  werden. 

Den  Uten  fand  ich  4i^  Patientiii  in  ,der, 
Wiege  sitzen  und  mit  Begierde  essen.  Jeder 
Athemzug  war  noch  pfeifiend,  aber  ohne  al- 
les Heben  der  Schultern.  AUes  war  gehörig 
angewandt,  Die  Ipecacuanha  hatte  iiur  zwei«? 
mal  Würgen  yeiiirsacht,  ui^d  damit  etwas 
weifsen  3dileim  aufgebracht.  Darauf  >ifar 
aber  eine  |o  gröfse  Engbrüstigkeit  erfolgt, 
dafs  maxi  jeden  Atigenblick  Erstickung  er- 
wartet hatte,  diese  habe  bis  um  4  U^i*  Mor- 
gens fortgedauert,  dann  sej  ein  starkes  Er» 
brechen  eingetpeteii,  wobei  eine  dicke  Schleim- 
Masse  ausgeworfen,  die  man  in  der  Nacht 
nicht;  'habe  au£Pangen  können,  sie  sey  aber 
ganz  weis  gewesen,  so  wie  der  Schleim 
den  ich  häufig  ini  noch  yorhaiidenen  Stuhl- 
gange  finden  würde.  Von  4^^  Augenblick 
an  $ey  die  Kranl^e  sehr  geruhig  und  munter 
geworden.  —  Die  Eltern  wollten  aber  weder 
Elixip  iioch  Quecksilber  -  Pulyer  dem  Safte 
den  sie  gern  gaben,  weiter  zumischen,  weil 
das  Kind  dann  unmittelbar  nachher  stärkev 
huste.  Auch  war  die  Mutter  nicht  weiter  a^ur 
Ipecacuanha  zu  bereden,  weil  sie  dif!ser  die 
Angst  de^  gestrigen  Abends  und  der  Nacht 


^    4ö    « 

Msefari^eb,  ohne  an  die  höchst  wohIt)iätige 
Ausleerung  der  polypösen  Masse  zu  denkeoi 
ich  verschrieb  daher.  1^.  Siklplu  Auram*  pur^ 
Sj\  Tart.  emet.  gr.  iij,  Syrupi  sen^gae.  Aquae 
fonpan,  ^^/ß.  M.  S,  fVohl  umg^sehüuek 
alle  hiilbe  Stunden  2  Theelöffel  voll  bis  zur 
Zfnalfgen  ff^irkung*  -«-  Die  halbe  Portion 
war  verbraucht,  ehe  das  erste  Erbrechen  ein» 
trat,  ihm  folgten  noch  3^  und  zwei  Stuhlgän- 
ge, die  ungemein  erleichterten« 

'Den  i2ten  war  sie  genesen  bis  auf  einen 
kurzen  Athem  und  bellenden  Husten,  den  sie 
noch  eine  lange  2^it  behielt»  ohne  dafs  die 
Eltern  irgend  etw^s  weiter  gebrauche^  woU» 
ten. 

So  oft  ich  nachher  den  Vater  sah,  erfuhr 
ich,  dafs  sein  Kind  wohl  sey,  und  dennoch 
war  es  den  Gten  März  des  folgenden  Jahres 
plötzlich)  gestorben,  ohne  dafs  die  Eltern  Hül- 
fe gesucht  hatten.  (So  wenig  macht  das  Un- 
glück solche  Leute _£ur  die  Ihrigen  besorgt! 
Ein  Jahr  früher  hatten  sie  ein  Kind  schnell 
verlohren,  welches  glühend  heüse -Grütze  nie» 
dergeschluckt  und  den  Schluud  ganz  verbrazmt 
hatte« )  -—  Hatte  vielleicht  der  Croup  Wer 
Polypen  in  den  gröfseren  Gefälsen  zurück-r 
gela^s^n,   oder  wiu:  ein  Recidiv  erfolgt?   £g 


(. 


iF  mir  höchst  unangenehm,    dafs    ich   den 

)d  des  Kindes  nur  ganz  zufällig  erfiihr,  uiid 

keine  weiteren  Aufschlüsse  erbalten  konnte, 


f^mn 


Diesen  Beobachtungen  erlaube  man  mir 
H»  noch  einige  meiner  geschätzten  Herrn 
>rre$pondenten  hinzu  zu  fügen; 

Herr  Stadt  -  Phjsicus  Doctor  Trendelen^ 
irgy  einer  der  beriihmtesten  Aerzte  Lübecks, 
ttete,  weil  er  so  spät  gerufen  wurde,  von 
Kindern  nur  3,.  die  er  gleich  nach  dem 
:itstehen  behandeln  konnte.  Versüfstes 
ueoksilber  war  das  Hauptmittel,  dem  er  bei 
^eien  noch  Goldschwefel,  Senega  und  ein 
esicatorium  hinzufügte.  D^  3te,  3  jährige, 
^kam  nichts  weiter  als  alle  d  Stunden  einen 
ran  Quecksilber  mit  a  Gran  Magnesia  und 
isig«-Clystiret  Die  »4  Gran  Mercur  welche 
I  genommen;  hatte,  wirkten  etwas  auf  den  * 
[und,  aber  zum  eigentlichen  Speicheliliirs  lie- 
en  es  schickliche  Mittel  nicht  kommen.  Da 
>eri  wo  die  Krankheit  schon  zu  lange  gen 
luert  hatte,  wirkte  weder  die  L^ncinsche 
[ethode,  noch  da»  Quecksilber. 

Herr    Doctor    ZiUzmann    in    Gadebusch 

»ttete  von  8  Kiadeto   die  Hälfte»    &  gab 


—    4*    '—  .. 

Kinderst  vöü  /^  —  5  Jahreh  stündlich  einen 
Gran  Calomel  in  Verbindung  hiit  Sulphur 
ßuraeuniy  und  rettete  einst  selbst  noch  da, 
wo  er  am  4ten  Tage  der  Krajikheit  gerufen 
wurde,  und  alle  Zufälle  die  nahe  Erstickung 
herdrchten  liefsen.  Das  geschah  ehe  er  -^u- 
tenrieths  Schrift  gelesen  hatte.  Nebenher 
gebrauchte  er  Brechmittel,  Lenins  3afi:  und 
Salbe  und  Spanische  Fliegen  im  Nakken. 

Herr  Dpctor  Ellissen  in  Schnackenburg 
rettete,  von  7  Kindern  3»  weil  er  auch  ge- 
wöhnlich zu  spät  gerufen  wurde,  r —  Einem 
sechsjährigen  Knaben,  der  gleich  am  ersten 
Tage  behandelt  werden  konnte,  urtd  der  das 
üebel  doch  schon  im  hohen  Grade  hatte,  liefs 
er  von  der  aus. Schweinefett  und  Quecjesilber 
bestehenden  simpelh  Quecksilbersalbe  alle  3 
(Stunden  einer  Erbse  grofs  einreiben,  und  leg- 
te auf  die  Brust  ein  Vesicatorium  von  der 
Gröfse  eines  Thalers.  Schon  nach  dem  aten 
Reiben  liefsen  alle  Zufälle  nach«  Esf  steUte 
»ich  ein  ^gelinder  Speichelflufs  ein,  der  sich 
aber,  wie  mit  dem  Einrieiben  aufgehört  wur- 
de, nach  einigen  Tagen  von  selbst  wieder 
verlor.  —  Hier  wurde  also  ohne  irgend  ein 
anderes  Mittel,  und  deswegen  ist  die  Beob- 
achtung um  so  merkwürdiger,   die  Krankheit 


-^    43    -> 

durch  Merkur  ii^  kurzer  Zeit  gehoben, '---  Ein 
Jahr  uachker  behandelte  derselbe  3eobacI^ter 
eii^  ^ehnjälin^ej^  Mädchen,  Ein  Brechmittel 
wurde  gleich  f^nfiMißs  oJine  den  mindesten 
Nutzeii  gegeben,  Die  Einreil^ung  der  Queck*. 
ftilbersalt^e,  hafte  aber  nachher  denselben  Er« 
folg,  wie  bei  d^m  I^naben;  in  3  Tilgen  war 
die  Kranke  hergestellt  -^  1808  bekam  der 
Knabe  ^  welcher  Vor  a  Jahren  gerettet  wurde, 
die  Krankheit  wieder,  e^  wurde  gar  nichts 
weiter  aU  die  Merkurialr Einreibung,  ange- 
wandt, schnelle  und  völlige  Genesung  war 
wieder  der  Erfolg, 

jpie  äufoere  j4n^endung  4es  Qi^eoksäbers 

bewährt  sich  hier  alsQ  auPs  vortrefflichste^  und 
rechtfertigt  Lemin's  grofsesi  Vertrauen ,  der 
sie  zuerst  empfahl^  und  meinte,  ein  Mittel 
könne  arn  besten  wirken,  wenn  es  dem  Sitze 
der  Krankheit:  so  nahe  als  möglich  aufgebracht 
würde.  Er  wählte  anfangs  die  flTerl^ioJfsche 
Krätzsalbe,  \yelche  ausi  einer  Unze  Ponfiade 
und  einem  Quentchen  weifsen  Präcipitat  be- 
steht, liefsi  da^VQn  3  mal  de$  Tags  einen  Scru- 
pelj  einreiben,  und  Fuhr  so  lange  damit  fort, 
als  die  Stimme  verdächtig  blieb,  (i  Bd.  p.  33t8. 
4ot  1^    In  spätem  Zeiten  bediente  er  sich  auch^ 


-    44    -. 

der  Neapolitanischeu  mit  3  Theileo  Campher- 
salbe vermischt* 

Hr.  Dr.  Albers  in  Bremen  hält  diese  Sal* 
be  fiir  zu  schwach,  als  däls  in  der  erforder* 
liehen  kurzen  Zeit  die  iiöthige  Wirkung  des 
Quecksilbers  dadurch  hervorgebracht  werden 
könnte,  räth  mit  Recht  zum  gleichzeitigen  iiür 
nern  Gebrauch,  und  zu  weit  stärkeren  Ein- 
reibungen, da  man  wisse,  in  wie  grofsen  Ga- 
Jben  Kinder  das  Quecksilber  vertrügen  (t  c 
P»  43)*  —  Man  wird  auch  oft  zum  blos  ixt-- 
nern  Gebrauch  gezwungen ,  da  das"  Einreiben 
bei  ganz  zarten  und  eigensinnigen  Kindern 
seine  grolsen  Schwierigkeiten  hat, 

Aufser  den  obigen  Mitteln  hat  man  noch 
mehrere  zum  Einreiben  vorgeschlagen,  z,  E. 
die  Cirillosche  Salbe,  aus  Sublimat  und  Pi>* 
made,  oder  da*  versüfste  Quecksilber  mit 
dieser  gemischt, 

Jahji  (Kinderkrankheiten  p.  49^*)  ^^t  in 
mehreren  Fällen  folgende  Salbe  nützlich-  be- 
funden, fy*  Unguenti  rosati  ^.  CalomeL  3ß« 
Tan.  emet.  ^j\  M.  S.  AUe  i  —  3  Stunden 
etwas  (?)  einzureiben.  Statt  des  Fettes  kön- 
ne man  auch  Speichel  oder  einen  andern  dik- 
ken  Schleim  zum  Vehikel  nehmen»  -—    Die 


-    45    - 

Folge  Ist  ein  pnstulöser^  meisten)  erleichtern'- 
der  Alisschlag« 

Heeker  lälst  ron  gleichviel  Dnguentum 
neapolüanwn  und  Luumentum  i^olatile  alle 
a  Stunden  2t  Theelöffel  voll  einreiben,  und 
giebt  dieser  Salbe  vor  allen  den  Vorzug,  weil 
sie  so  sdmell  durchdringe.  TVerlhofs  und 
CiräloM  Salbe  enthalten  schärfere  Präparate^ 
aber  dodi  weit  weniger  Quecksilbertheile  (L 
c  p.  aa).  h  der  '3ten  Auflage  seiner  Kunst 
die  KrflnUieiten  zu  heilen,  räth  er  alle  halbe 
Stunden,  dner  Haselnufs  grofs  von  folgender 
Salbe  einzortiben:  1^.  Mercur,  praedp.  atb» 
fiakiphoräe  %k  S/*  Vnguent,  pomat.  3i/;.  und 
Speidiel  oder  Magensaft  zuzusetzen,  da  es  hier 
auf  schnelle  Wirkung  ankomme«  (p.  55g*) 

Marcus  räth  in  24  Stunden  wenigstens 
eine  Unze  von  der  Merkurialsalbe  zu  verbrau- 
eben,  und  damit  fortzufahren,  bis  sich  irgend 
eine  starke  Secretion  zeige«  (p.  ii4*) 

Thilenius  läfst  sie  neben  dem  Kehlkopfe 
einreiben^  und  wo  dies  die  vesicatorirten  Stel- 
len hindern^  in  die  Achselhöhlen«  (p.  Co.) 

Giufeld  ist  gegen  die  Einreibungen »  die 
gute  Wirkung  komme  auf  RechnuAg  der  gleich- 
zeitig angewandten  BlutigeL  (p*  74«) 


-    46    - 

fyie  wirkt  der  Merkut? 
AutenHeth\f  der  isich  bleibende  Verdien- 
ste durch  die  kräftigere  Anw enaüng  des  Queck- 
silbers Erworben  hat^  giebt  auch  eine  Erklä- 
rung (ier  Wirkungsart,  die  wie  alle,  auf  nicht 
jfest  begründete  Vordersätze  gebadete  -Theo- 
jrien  hur  ephemerisch  seyn.wirdi.   Der  prak^ 

tische  Arzr  bekümmert  isick  inehr  ütii  die  äü- 
1*.  .,'.•. 

gehscheinlichen  Folgen^  und  danach  ist  auch 
jdas  ^a/:e/2r/e^Asche  Resultat:  (p.  ä8)  der  Mer- 
kur lösidt  das  päthötogiiche  Produkt  Huf,  und 
verbreitet  dieKränkh^ic  über  das  gastrische 
System.  Es  stimmt  also  ganz  irnit  der  tlä' 
miitohsdien  Idee  überein,  der  in  Entzündüngs^ 
krahkheiten  die  Säfte  damit  verdünnen^  Und 
Ausscheidung  der  Krankheit  durch  IStühle  und 
Schweifs  bewirken  wollte.  i^Jotitn^  de  fnei. 
Sept.  iygo.  Nr,  z.) 

Auch  Kuhn  hatte  ^chön  die  Idee,  dais 
das  Quecksilber  durch  Seinen  tleiz  in  den  er- 
sten Wegen  die  Materie,  welche  die  IPseüdo- 
inembrän  bilde^  von  der  Luftröhre  ableite. 
(iSi  Michaelis  Bibliothek  t  B.  p.  iitO  Öiese 
kritische  Veränderung  bemerkte  Autehriekh 
immer  erst^  iiäch  i2  —  5*4  Stürideh.  Wenn  der 
Merkur  früher  Erbrechen  inächte^  so  gab  &r 
4^eich  eine  neiii»  Gäbe^  die  dann  blt^b.     Als 


^  —  47/  _  , 

erste  unmittelbare  Wirkung  bemerkte  er  eine 
Herabstimmung  der  Spannung  im  Pulse  lind 
im   ganzen  Körper,  durch   den  Ekel   (p*  36) 
eine  Umänderung  der  pathologischen  Schärfe  (?) 
und   dann   die    überwiegende  Thätigkeit  der 
gastrischen  Organe.  »-    Es  ist  bekannt,  dafs 
die.  Quecksilber -Kalkei  den  Magen  besonders 
stark  üiid  permanent  *r*^izenj    ifaid  so^e  be- 
absichtigte Wirkung,  d^leitung  der  im  leiden- 
den   Organ  angehäufteh .  Erregbarkeit   bewir- 
ken  kön^en^  indem*  sie  die  unterdrückte  Ener- 
gie dei?  Magennerven  Wieder  herstellen.    Aber 
könnte  mah  mir  sä^eni  streitet  mit  dieser  An-* 
sieht  nicht    der  Nutzen    der  Merkurialsalbe? 
Das  ist  der  Fall  allerdings,  wenn  wir  Uns  die 
Wirkung  dieses  grofsen  Mittels    zu   einseitig 
denken,    und   seinen    mächtigen    beleberiderl 
Einflufs   auf  das  ganze  lymphatische  System, 
seine  specifische  Wirkung  auf  die  Speichel- 
drüsen, seinto  Einflufs  auf  Harri-Vermehrüngj 
Schweifs  und  Stuhlgang  vergessehi    . 

.Aber  -wie  wirkt  idenn  die  SälheP  Nich^ 
durch  NeiVeis(lei(mig,'$ägt  Outfeld;,  oder  durch 
directe  Penet^nonj  weil  es  kein  flüchtiges 
Mittel  ist  (p.  73).  Auch  durch  Einsaugiirig 
könne  sie  nicht  in  so  kürzer  Zeit  der  fehler- 
haften Absonderung  steuern;  nach  mehrtägi- 


I 

I  getil  Gebrauch  könne  sie  allerdings   dädurdh 
wirken^  wenn  sich  nur  die  Krankheit  daiiiadi 
Verzügeril  wollte  (p;  y4)'  -*■  ^^9  obigen  Be* 
obachtüngen  des  Hrni  Dr.  ElUssen  sind  allein 
hinreichend,  die  schnelle  Wirkung  des  Queck<> 
Silbers  zu  beweisen^  noch   mehr  thut  es   die 
Hiäscheif  nach  w^Ich^r  yon  3ß  Zinnober^  durch 
Räucherung  in  den  Mund  und  die  Nase  ge^ 
bracht^    binnen  5  Statiden  ein  Speichelflufs 
erfolgte  (Edinlf,   VersutihB  4.  ßd.)^    Ueber- 
haupt  ist  es  von  der  Erfahrung  läng$t  wider« 
legt^   dafs  nur  uns  flüchtig  scheinende  Sub-  ' 
stanzen ^,$ich  sdmell  dem  Körper  mittketlen 
können.    Ich  wüfste  nicht)  dafs  man  deQ  Co- 
loquinten  eine  flüchtige  Eigenschaft  beig/riegt 
hätte,  imd  doch  sah  man  Erbrechen  entste» 
ben,  wenn  man  sie  auf  die  Magengegend  leg- 
te, und  Quecksilber,  das  vermöge  seiner  eiior^ 
inen  rtheilbarkeit  die  entferntesten  Theile  des 
Körpers  durchdringt,  und  zu  kr^tigen  Gegeit^ 
reizen  anspornt,    das  alleraußösendste  Mittel, 
sollte  nicht  schnell  ^    am  gefälsreicheü  Halse 
angebracht,  auf  die  Gefäfse  der  Luftröhre  wir- 
ken können?    Wer  daran  zweif^t^  der  lese 
doch  nur  7.  F.  Ellers  mediciniscbe  und  chi« 
rurgische  Anöierkungen  (Berl.  1730»  |>»  d43)r 
hier  findet  ii^ui^  dafs  ein  bl^  4fÄgiger  Auf- 


—     49     — 

enthalt  eines  jungen  Mannes  in  der  Saliva- 
tionB*Stube,  wo  damals  5  —  6.  durch  die  Stri- 
cade  salivirt  wurden^  den  heftigsten  Speichel« 
flufs  hervorbrachte.  —  Ich.  führe  diese  That- 
sachen  hier  absichtlich  an,  um  meinen  Mit* 
ärzten  ein  neues  Mittel  gegen  den  Croup:     . 

■  p 

Die  Einwendung  des  Quecksilbers  in  Dunste 

gestalt 

VorEUschlagen;  ich  werde  es  nicht  unterlassen^ 
bei  erster  Gelegenheit  Versuche '  damit  zu  ma- 
chen ^  da  man  auf  diese  Weise  die  Luftrohre 
am  unmittelbarsten  berühren,  und  nach  Hills 
Beobachtung  eine  andere  organische  Thätig- 
keit  in  der  Nachbarschaft  des  leidenden  Theils 
hervoribringen  kann«  — ^  Man  wende  mir  nicht 
mit  Hm.  Professor  Aucenrieth  ein:  der  Mer» 
kur  wirke  beim  Croup  nicht,  indem  er  Sali'» 
vasiön  errege,  weil  er  das  in  andern  liitzi*** 
gen  Fiebefn^  wo  er  hiilfreich  wirke^  auch  nicht 
thue^  Fürs  erste  ist  es  sehr  unrecht ^  unsra 
Krankjieit  mit  einem  hitzigen  Fieber  verglei» 
chen  zu  wollen^  da  wir  es  hier  besonders  mit 
einer  örtlichen  Krankheit  zu  thun  haben,  wo- 
bei das  System  oft  wenige  oder  doch  nicht 
ppoportionell  mit  jenem,  gewöhnlich  nur  se- 
cundair  leidet;    und  zweitens  haben  wir  un^ 

loan,  ZXXn.^B.  4*  St«  O 


—  fo   — 

ier«   Krankheit^   wie    oben  im  Sten  Kapitel 
durch  fVaUbomsy  Flormanns ^  Bards^  Bum^ 
seys   und   Maerkers   Beobachtungei;!    gezeigt 
worden,   nicht  selten  glücklich  enden  sehen, 
wenn  die  Natur  selbst  eine  yicariirende  Thä» 
tigkeit  der  Speicheldrüsen,  eine  kritische  Sa- 
livation  bewirkte*  —  Bei  allen  meinen  Kran- 
ken, die  Quecksilber  gebrauchten^  zeigte  sich 
einige  Wirkung  auf  das  Drüsen-System,   bei 
einigen  sogar  ^  wie  das  oben  gezeigt  ist^  töI- 
lige Salivation.    TAiZeisiuj  versicherte  dafs  sich 
4ie  Kranken  um  so  eher  und  früher  erleich- 
tert fühlten,  je  eher  und  häufiger  Speichelflufs 
entstand,  sah  jedoch  den  Menkur  auch  ohne 
diesen  wohlthun.  p<  ^i  und  6i.  Michaelis  d.j\ 
sah  von  44  Gran  Quecksilber,  in  3  Tagen  ei- 
nem 3 Jährigen  Knaben  gegeben,   eine  so  be- 
trächtliche Wirkung   auf   den   Mund   folgen, 
dafs  dadurch  ein  Stück  vom  Rande  des  Ober- 
kiefers, 2  Backenzähne  und  2  Zahnkeime  ver- 

• 

löhren  gingen.  L  c  p.  6i.  So  bekam  auch 
Heckers  Kranker  während  der  Genesung  vom 
leichten  Merkürial-Gebrauch  so  lockere  Zäh- 
ne^ dafs  er  nicht  kauen  könnte,  (1.  c*  p.  i4). 
So  sah  Snthenie'Yötn  Calomej  Genesung,  nach- 
dem CS  einen  leichten  Speichelflufs  erregt  hat- 
te I.  c.  p,  179,  und  Bar d  versichert,  ihn  nicht 


ungetUf  wtfnn  auch  nur  selten  gesehen  zu  ha- 
ben p.  745.  Hamilton  sah  dann  in  £ntzün- 
dungskrankheiten  am  allergeschwlndesten  Bes- 
serung erfolgen ,  wenn  ein  Spelchelflufs  ent- 
stand«  und  oft  e^fo^gte  nicht  die  mindeste^  bis 
ibr  eintrat  (I.  c  bei  Duncan,)  So  sah  end- 
lich f7ca/,'dafs  ein  Grei$  durch  einen  zufäl- 
ligen SpeicheUlufs  nicht  blos  von  seiner  Pa- 
raplegie«  aondeltl  auch  von  seinem  Asthma 
,  befreiet  würde  ( Noi^.  Act.  IteWet.  P^oU  1. 
p.  12$)*  Wenn  man  also  den  Merkur  geben 
wollte^  um  Salivation  zu  bewirken«  so  dürfte 
man  doch  diese  Absioht  wohl  nicht  mit  tiar-' 
les  (Id.  a.  L.  6  S^  l  St.  p«  12S)  ganz  uerkehrt 
nennen«  .denn  diese  sich  öfter  wolilthätig  zei- 
gende Ausleerung  schliefst  die  übrigen  Wir- 
kungen ai^  da^  AbsQnderungs-Sjstem«  die  Hr. 
H«  specüisch  reizend«  auflösend«  nennt«  niclit 
aus«       ::  •     ' 

ßard  meint«  das  Quecksilber  wirke«  in» 
dem  esj  durch  vermehrte  Schleim «Absonde«* 
rung  die  Haut  von  der  Luftrohre  lostveiche^ 
und  sie  auflölse;  erstere«  vrillA utenrieth  nicht 
^Iten  lassen«  er,  behauptet:  es  mache  keine 
weitere  Einwirkung«  keine  Sputa  cocta.  Die^ 
M  sind  es  aber«  wenigstens  nach  meinen  Be- 
obachtungen,    womit  die  Haut   ausgeworfen 

D  a 


-     5i»     - 

wird.  Der  grofse  Nutzen  des  Quecksilbers 
zeigt  sich  ja,  nach  des  Verfassers  eigenen  Wor- 
ten dadurch,  und  das  Mittel  soll  so  lange  fort« 
-gesetzt  werden y  bis  jeder  Husten  etwas  auf- 
bringt. 

Das  Quecksilber  ist  gerade  deswegen  in 
unserer  Krankheit  ein  so  grofses  Mittel,  i) 
weil  es  auf  alle  Systeme^  besonders  auf  Ex* 
cretions^TVege  wirkt,  am  schnellsten  und  ge- 
wissesten auf  die  Speicheldrüsen,  und  auf 
die  Lungen,  wie  es  der  eigenthtimliche  Mund- 
geruch noch  vor  der  Salivation  zeigt»  Der 
sicherste  Beweis  von  einer  veränderten  Ab- 
sonderung in  den  Drüsen  und  GeFäfsen  der 
Luftröhre  und  der  Lungen,  die  in  diesem 
Jjocälübel  vom  gröfsten  Nutzen  sejm  mufs. 
(Vergl.  Michaelis jun*  1.  c.  p.  83.  84).  Nach- 
her wirkt  es  auf  die  Haut  und  den  2)ann- 
kanal.  2)  Weil  es  in  sthenischen,  den  höch- 
sten Grad  ausgenommen,  und  in  asthenischen 
Körper-Zuständen,  ohne  Anlage  zur  Gangrae- 
nescenz  iind  nur  nicht  im  colliguativen  Zu- 
stande pafst,  und  selbst  da,  wo  man  den  Darm- 
kanal oft.  ganz  leer  glaubte,  noch  breiartige 
kritische  Stühle  macht.  — 'So  behandelte  ich 
vor  anderthalb  Jahren  einen  jungen  Kaiifdie^ 
p^  aus  Grabow,  dessen  langsam  -«ntstand«- 


—    fö    — 

ner  Tjrphiu  durdi  emormes  Purgiren  mit  Glan«^ 
bersalx  eine  solche  Höhe  erreicht  hatte,   dafs 
ein  stetes  Singen,  Rasen,  Zähneknirschen,  Flok- 
kenhaschen,  Herabsinken  zu  den  Füfsen,  un- 
Y^illkührUcher  Stuhle,  und  Urin- Abgang  und 
Brand  am  ganzen  Rücken  etc.,  kaum  irgend 
eine  Hoffinung  zur  Genesung  übrig  liefsen.  -^ 
Die  kräftigsten  difiusiblen  und  permanenten 
Reizmittel,    kalte  Umschläge  über  den  Kopf 
fruchteten  nichts,  bis  mich  das  starke  Leiden 
des  Gehirns  auf  die  Anwendung  des  Queck- 
silbers Idtete*    Kaum  hatte  er  .es  einen  Tag 
mit  Opium  ^  genommen^    als    mehrere    grüne 
breiartige  Stühle  entstanden,   ein  allgemeiner 
ScJiweifs  ausbradb^  und  diese  Ableitung  vom 
Nervensystem^  den  Kranken  wieder  zum  füh- 
lende^ Menschen  machte  und  eine  Genesung 
durch  Stärkung  zuliefs.  —    Der  trefliche  He^ 
gewüeh  liat  Recht,  wenn   er  im  6ten  Bande 
des  ^For/ischen  Archivs  p.  212  sagt:  Es  giebt 
nur  ein  Mittel,   das  fast  ohne  Ausnahme  cum 
euphoria  Sttüilgang  schafft,  und  das  ist  Calo- 
mel.     Eben  so  sehr  hat  Gucfeldt  Recht,  weim 
er  in  eben  diesem  Archive  sagt :  Wenn  Mer- 
curia^a  einen  Bauchflufs  erregen,  bleiben  sie 
auf   den    übrigen   Körper    unwirksam.    Main 
daraus,'  dals  ich  vom  Quecksilber  keine 


—     54     — 

Diarrhoe,  s^nderh  nur  'da»  als  wohlthätig  er- 
warte ,  was  man  kritische  Stühle  neimt.  — 
Man  verzeihe  rbir  diese  Abschweifung,  und 
erlaube  mir,  n^ch  eine  neue  Anwendnngsan 
des  Quecksilbers  zu  emplehleu,  weil  es  ungser 
Zweck  »eyn  mufs  >  die  fVirPung  /  desselben 
auf  alle  Systeme  recht;  -^schneU  ^u  beschaff 
fett^  und  durch  Anwendung  des  Merkurs  auf 
mehreren  Wegen  dem  rasclien  Gange  der 
Krankheit  auf  nicht  weniger  rasche  Weise 
Einhalt  zu  thun, .  Die  Natur  zeichnet  uns  hier 
selbst  den  Weg  vor ;  sie  hebt  die  meisten 
Kinderkrankheiten,  indem  3ie  andere  vicarii-^ 
rende  Thätigkeiten  hervorbringt.  So  ver-^ 
schwindet  die  Entzündung,  des  Zahnfleisches 
■  beim  Zahnen,  wenn  sie  eine  Blennorhoe  der 
Därme  hervorbringt.  So  weicht  die  Milch- 
borke, wenn  der  Urin   den  Geruch  des  Kat-» 

I  j 

zen-Urins  annimmt.  Konnte  Asellini  (1,  c) 
eine  nicht  bjos  venerische  Augenentziindung, 
sondern  auch  einen  hartnäckigen  periodischen 
^Kopfschmerz  heben,  indem  er  eii}e  Sublimat 
Auflösung  öf^er  in  den  Mund  nehmen  ließ, 
sollten  wir  denn  nicht  durch  dasselbe  Mittel 
bei  Erirachsenen,  oder  verständigen  Kindern, 
hier,  in  der  Nähe  des  leidenden  Theils  ange- 
bracht,.'tini  sa  mehr  Nutzen  erwarten  können? 


^     S5     ^ 

Es  hat  wenigstens  den  Nebennutsen,  die  ein- 
dringende Luft  zu  mildern  und  anzufeuchten, 

jils  Gffgner  des  Quecksilbers 
zeigen  sieb  besonders  Gutfeldt  und  Kapp» 
Jener  ist  es  aus  theoretischen  Gründen,  die 
auf  yermeindich  zu  langsame  Wirkung  und 
auf  der  purgirenden  Kraft  des  Mittels  beru- 
hen (p.  77.  78^.  Man  muls  sich  wundem, 
dafs  Gutfeldt  von  der  langsamen  Wirkung 
spricht,  da  er  selbst  im  7ten  Bande  des  Horn^ 
sehen  Archivs  p«  2o5  berichtet,  dafs  zwei  Frau- 
enzimmer, kaum  eine-  halbe  Stunde  nachdem 
jede  §  Gran  HahnemannscYies  auflüsliches 
Quecksilber  genommen,  Uebelkeit,  Erbrechen, 
und  gleich  hinterher  einen  starken  Speichel- 
flufs  bekommen,  welcher  bis  auf  den  Abend 
gedauert,  -^  Eine  schnellere  Wirkung  kann 
man  ja  gar  nicht  erwarten!  Gesetzt  sie  sey 
aiich  eiae  Ausnahme  von  der  Hegel,  so  ha- 
ben wir  auch  eine  so  ganz'  schnelle  Einwir^ 
kung  nicht  nöthig,  und  können  si-e  theils  durch  . 
stärkere  Gaben,  theils  durch  Anwendung  des 
Mittels  auf  den  oben  vorgeschlagenen  mehr- 
fachen Wegen  befördern.  Einem  loffehrigen 
Mädchen  gab  ich  3  Gaben  Calomel  gegen 
Würmer,  und  den  folgenden  Tag  bekam  sie 
schon  starke  Salivation  und  Mnndgeschwiiret 


^    56    w 

Kapp  ist  dagegen,  weil  er  hier^.  wo  Sauer- 
stoff zu  entziehen  sey,  vielleicfu  noch  mehj; 
absetzen  könne,  (p#  a3o)  und,  was  wichtiger 
ist,  weil  alle  von  ihm  damit  behandelte  Kran- 
ke ein  Opfer  des  Todes  geworden.  Man 
solle  hier  durch  Aderlässe  etc.  Säfte  entzie- 
hen (p.  a3i).  —  Schade,  dafs  uns  der  Ver- 
fasser keine  dieser  Beobachtungen  mitg^theilt 
hatJ 

Auch  Pearson  zieht  seinen  Aether^  An- 
timonialia  und  Brechmittel  vor,  weil .  diese 
schneller  auf  das  absorbirende  System  wirk- 
ten (p.  8.  9). 

MicJiiaelis  sagt :  er  wisse,  dafs  Bard^  wel- 
fJier  bekanntlich  den  Merkur  für  das  Haupt- 
mittel  hält,  manches  Kind  trotz  seines  Ge- 
brauichs verloren  habe.  {Riehurs  Chir.  Bibl. 
i  c,  p.  746)» 

Müf^rker  sah  in  seiner  Epidemie  nicht 
den  geringsten  Nutzen  davon.  Beim  Nacht 
und  Tag  fortgesetzten,  kräftigsten  Gebrauch) 
ging  das  gangraenöse  in  das  membranöse  Sta* 
diiim  über  und  tödtete  (p.  127). 

Cf^eyne  versichert,  niemals  einigen  Nut- 
zen davon  beobachtet  zu  haben  (L  c«  p.  jaS). 

Des  Essart  wendet  ihn  nicht  an,  weil  er 
Salivation  befurchtet. 


-     57     - 

Womn  soll  man  eigentlich  das 
Quecksilber  geben? 
Ein  noch  so  vortreffliches  Mittel  kann  un« 
möglich  in  allen  Fällen  helfen.   Im  Individuali* 
siren  besteht  gerade  die  grofse  Kunst  des  Arztes. 
Die  häufige  Wiederherstellung  von  Kindern  oh* 
ne  einen  Gran  Quecksilber  zeigt  deutlich,  daß 
es  nicht  das  einzige  Rettungsmitlel  scy  {Alm 
jkers  Vorrede  zu  Home  p.  8).  —  Selbst  nach 
angestelluer  Blatausleerung  gab  es  Hopf  p.  Ci 
jeinem  3jähngeii  Kinde,  auf  die  zweckmäfsig« 
3te  Art  vom  An£ange  an,   ohne   den  minde- 
sten Nutzen;  so  auch  Thilenius^   der  bei  ei- 
nem scbwächU^hen  Kinde  gleich  Moschus  da<- 
mit  verband  p^  57«  -«^  Man  sieht  also  hieraus 
dafe  Autenricsh  zu  weit  geht,  wenn  er  den 
Merkur  so  unbedingt  empfiehlt.    Hegewisch 
sagt  sehr  richtig:    der  Arzt,  der  in  gleichen 
Fällen  allezeit  gleiche  Mittel   anwendet,   und 
anwenden  sah,  darf  sich  nicht  auf  seine  Er* 
fahrung  berufen,  wenn  es  den  Vorzug  einei: 
Methode  vor  einer  andern  gilt«  1.  c,  p,  ioj. 

Hier  also  noch  einige  aus  der  Erfahrung 
abstrahirte  genauere  Regeln  zur  Anwendung 
des  Quecksilbers: 

i)  Es  ist  eine  bekannte  Sache,  dals  der 
Merkur  in  Entzündungs-Kxankheiten  nur  dann 


~     58     -- 

pafst,  wenn  kein  Blut  mehr  abgeMpft:  werden 
darf,  (S.  f^og^ls  Programm  über  4ie  neue 
entzündungswidrige  Heilart  dutch  Quecksilber. 
Jlostok  j8oa  §.  i8.)  Man  bab^  den  Gewinn 
dadurch,  meint  dieser  geschätzte  Arzt,  dafs 
man  die  zweite  Venaesection  l^nd  $0  die 
Kräfte  ^pare.  Dies  ist  auch  gaBZ  die  HamiU 
^o/zsche  Maxime,  und  der -gründliche  Recen- 
$ent  der  Autehrieth^daen  Scbarift  in  der  AUg* 
Lit.  Zeitung  versichert^  daü  er  bei- Vernach- 
lässigung des  AderlasseKis  den  Tod  unvermeid- 
lich gesehen,  selbst  weim  innerlich  reichlich 
Quecksilber  gegeben  worden. 

Wenn  uns  daher  ein  Kind  vorkommt, 
dessen  Croup  plötzlich  bei  guter  Ges^undheit 
eintrat,  dessen  Faser  straff  war,  dessen  Ge- 
sicht glühet,  wo  der  Puls  aufser  der  Schnei- 
Kgkeit  beträchtliche  Härte  zeigt,  dessen  Häuf 
heifs,  dessen  Krankheit  anhaltend  oder  wenig 
remittirend  ist,  wo  die  Lokal^Zufalle,  nanient- 
Kch  der  Schmerz  im  Halse,  beträchtlich  sind, 
etCf  da  säume  mm,  ja  nicht,  wie  es  im  Kapitel 
vom  Aderlafs  gelehrt  ist,  dem  Blute  zuvor 
Luft  zu  schaffen.  Es  ist  daher  wohl  zu  un- 
bedingt, wenn  Hartes  Jounif  Bd.  6.  St.  i^ 
p.  128-  sagt:  das  Calomel  zur,  rechten  Zeit: 
\t  \u  gleich  im  Anfange   gebraucht,   leistet 


^     5g     ^ 

kehr  tiely  wie  es  zwei,  blos  durch  dasselbe 
in  3—4  Tagen  vom  äufserst  heiligen  Croup 
Genesene  beweisen, 

Wpeiu  Kind  vorher  reichlich  gegessen, 
hatte,  wo  es  wohl  während  der  Krankheit 
noch  mit  Appetit  afs,  da  leere  man  gleich 
nach  der  filutausleerung  den  Magen  durch  ein 
Brechmittel  aus,  weil  sonst  der  Mercui*  irucht-» 
lose  wäfsricbte  Stülile  macht. 

'  Bei  bleichen  welken  saftreichen  Subjec-* 
ten,  wo  ma^  Milchborke,  Krankheiten  des 
Lymphsystems,  überall  Neigung  zu  exsi^dati-» 
ven  Entzündungen  bemerkte,  wo  die  Zufälle 
minder  stürmisch  sind,  da  greife  maa  gleich 
zum  SIercur, 

Mast  vergifte  nicht,  aber  man  spiele  auch 
nicht  mit  dieser  wichtigen  Arznei,  Nicht  die 
Jahre  allein',  mehr  das  dringende  der  Gefahr 
müssen  uns  leiten^  ab  wir  stündlich  oder' ^l0 
halbe  Stunden  |^— 3  Gran  geben  sollen,  Nur 
Nebenzwecke  können  uns  bestimmen,  seit-» 
nere  und  grcifsere  Dosen  zu  geben,  Z,  E» 
dw  Wunsch  gleichzeitig  Brechen  ;eu  erregen, 
oder  wie  Redmarin  hajdren  zu  bewirken,  un4 
so  den  aufgetriebenen  Leib  von  gastrischen 
Unreinigkeiten  oder  Wurmschleim  zu  hefrei-^ 
en.    Man  weifs  kaum  ob  man  seinen  Augeyti 


—     6o     — 

trauen  darf,  wenn  man  in  der  neuesten  Sdirift 
Über  den  Croup,  die  mich  der  Name  Marcus 
mit  solcher  Begierde  ergreifen  liefs,  denRath 
findet:  innerhalb  48  Stunden  2 — 4^^  Gran 
Calomel  zu  geben,  und  stündlich  mit  5— ^10 
Gran^  bei  ^ jährigen  Kindern  ohne  Beden- 
ken gleich  anzufangen ! !  Zu  solchen  Be- 
hauptungen hätte  selbst  ein  berühmter  Mann 
Belege  geben  müssen!  Aber  danach  sucht 
man  in  dieser  Schrift  vergebens! 

Da,  wo  die  Witterung  den  Croup  begün- 
stigt, wo  mehrere  Kinder  gleichzeitig  oder 
nach  und  nach  daran  leiden ,  da  furchte  man 
sich  nicht  vor  der  reizenden  Kraft  des  Mdrkurs, 
sondern  unterdrücke  sogleich  die  Krankheit 
damit,  und  lasse  es  nicht  zu  dem  Grad  der 
Entzündung  kommen,  der  Aderlässe  fordert 
tTlUlenius  liels  seinem  ^i]2i\iTigeTi  Sohne,  des- 
sen Croup  er  entstehen  sah,  gleich  Quecksil- 
ber nehmen;  nach  3  Pulvern  war  die  Krank» 
heit  merklich  gemindert,  la  Gran,  die' Salbe 
^us  Quecksilber,  und  ein  Vesicatorium  hö- 
ben sie  ganz.  —  Auf  gleiche  Weise  rettete 
er  eui  6  jähriges  Mädchen. 

Mein  56scer  Kranker  ^  der  4]ährige  Sohn 
des  Hegierungs-Registrators  Pasehen  ^  hatte 
«ich  beim  Beschauen  der  Weinachtsgeschenke 


->         fix  -! 

erhitztf  vad  sialste  des  Abends  im   Srfan^e^ 
gestöbcr  Bach  Hanse  getragen  werden.    Den 
Nachmittag  nxror  war  er  schon  heiser  gewe* 
sen  nnd  hatte  gefaustet»    Stündlich  hane  sich 
beides  rcnnehrt.    In  der  Nacht  weckte  mich 
der  Vater  sdbst,  weil   der  Hust^i   einen  so 
pfeifenden    bedenk  Kdien   Ton   angenommen 
hatte.  -—  Nicht  blos    der   bellende   Husten , 
sondern  auch  das  Pfeifen  beim  Athmen  über- 
zeugten  mi<di)   dals  hier   ein  sich    bildender 
Croup  hej*  —  Idi  hefs  ihn  stündlich  aus  der 
Betäubung  wecken,  um  i  Gran  Mereurius  duU 
eis  geben  zu  können.    Nach  7  Gran  und  Zij 
üngueniUm  nempob'ianum;  war  das  Pfeifen 
nicht  inehr  so  fein,  nur  noch  beim  Husten 
merklich.    Zwei  Gran  Brechweinstein   mach- 
ten nua  reichliches  Erbrechen  und  schatften 
unter  vielem  andern  Schleim  einzelne  Streifen 
der  charakteristischen,  dünnen  Pseudomembiau 
weg.     Die  Schläfrigkeit  liefs  nach,    und  d»r 
Kleine  konnte  nun  deutlich  die  Stelle,  w(»i(U 
ber  er  im  Halse  geklagt  hatte,  zeigen.    Ks  wttr 
der  vordere  Theil  des  Kehlkopfs.     Dio  Mun« 
dein  waren  gar  nicht  geschwollen.     Ich  li^ls 
jetzt  ein  Senega-Decoct  aus  anderthalb  Quam« 
chen  auf  5  Unzen  Wasser  mit  1    Quentdian 
,  eben  so  vid  SUlsholz  -  EairACt  und 


—     6a     ~ 

Äwei  Loth  Meerzwiebelsaft,'  stündlich«  zu  ei- 
nem    Efslöflfel    voll    nehmen«     Danach  folgte 
starker  Schweifs.    Noch  ein  Brechmittel,  Cam- 
phor -Tücher  auf  die  Brust  gelegt,  Fortsetzung 
der  Neapolitanischen  Salbe  ^  gaben  dem  Hu- 
sten Völlig  den  Ton  des  catarrhaUschen^  mach- 
ten ihn  dem  der  beiden  Brüdet   gleich,  der 
auch  rauh^    aber  nur  e^cspirando,  nur    catar- 
thalisch    war,    den  ich   aber  Wenn  ich  micb^ 
vielleicht  wie  AmiSnrieth^  hätte  täuschen  laS'* 
(den  wollen )    gär   leicht  hätte  Croup •« Husten 
nennen  können,    Weil' die  feuchte  Witterung 
de$    Decembers,    der  nur  3  Grad  Frost  und 
viel  Schneegestöber  hatte,  mir  2  andre  Croupe 
Patienten  brachte,  wovon  ich  den   einen  mit 
Hm  Dr.  Lüzmann  in  Gadebusch  vergebens 
herzustellen   suchte ,     die   keimende    Krank-» 
heit  des  andern,  meines  ^8sten  Kranken^  aber 
iii  der  Geburt  erstickte.     Es  war  der  Sohn 
des  Justiz-R^th  von  Mecklenburgs  welcher  seit 
fi  Jahren  so  heiser  geworden  war,    dais.  ihm 
Htm  seine  Stimme  den  Dienst  ganz   versagte. 
Der  Athem  .selbst  war  zwar  noch    frei    und 
rem,  aber  der  Husten  war  &o  trocken,  so  fein 
bellend  geworden,  dafs  ich  gleich  zur  Senega 
schritt,    wielche^  die   Constitution   des   Kindes 
mir  zu  erfordern  schieiif.und  Calomel.auf  dit 


I 


-     63     - 

Zunge  streuen  liefs,  wonach  der  Husten  gleicli 
mit  Auswurf  verbunden  wurde^  und  der  Kran« 
ke  in  drei  Tagen  hergestellt  wan  Er  bekam 
vom  Gebrauch  des  Merkurs  kleine  Bläschen 
wie  Frieselköpfe  am  Munde^  der  Vorhergehen- 
de Kranke  aber  nur  Schmerzet!  Am  Gaumen> 
die  bald  wichen« 

%)  Man  gebe  den  Merkur  nichts  wo  die 
Krankheit  einen  gangraenescirenden  Charak«^ 
ter  angenommen  hat«  Maerket  sah  unter  die-« 
sen  Umständen  vom  reichlichsten  Gebrauch 
nicht  den  geringsten  Nutzen.   1.  c.  p«  127* 

3)iMan  höre  da- auf ^  wo  Schleimgerassel 
hinlängliche  Lösung  der  Pseudomembran  an«« 
zeigt,  oder  wo  uns  die  Erschöpfung  zeigte  daf« 
mehr  reizende  Mittel  angewandt  .werden  miis'-^ 
sen^  öder  wo  betr^ächtliche  Zufalle  der  Sali-» 
vation  eintreten;  wo  das  nicht  der  Fall  ist,- 
kann  mari  in  längeren  Zwischenräumen  damit 
continuiren^  selbst  wenn  schön  Besserung  ein-* 
getreten  ist^  weil  diese  oft  täuschen  tind  leicht 
neue  Exsudatiön  erfolgen  kann^ 

4)  Man  verbind^  den  Merkur  mit  Mit'^ 
tetn^  Vielehe  den  jedesmaligen  Umständen 
angemessen  sind.  Wir  wissen^  dafs  ein  gro- 
fser  Vorrath  Von  Säure  im  Magen  der  Kin-r 
der  befindlich  sej-,    nehmctn  wir  bei  AnWen^ 


^     -    64    - 

düng  des  Merkurs  keine  Rücksicht  darauf 
oder  gestatten  wir^  viie  ^Gfapengie/ser  1.  c 
p4  390.  den  Genul's  von  sauren  Gurken^  so 
können  die  grofsen  Dosen,  worin  mhn  ihn 
reiclit,  gar  leicht  Erbrechen,  Leib  weh  und 
wäfsrige  Diarrhoeen  verursachen,  deswegen 
ist  der  jiutenriethsche  Zusatz  vo^  Magnesia 
sehr  zweckmäfsig.  Der  Fall  ist  wohl  sehr  sel- 
ten, daTs  Quecksilber  einen  so  trägen  Stuhle 
gang  verursacht,  dafs  man  sich  wie  Andere 
son  gezwungen  sieht,  Abends  einige  Gran  Ja- 
lappe  zuzusetzen  (p.  236).  Im  Gegentheil 
mufs  man  wohl  zuweilen,  nach  gehörig  ver- 
minderter Blutmasse,  weun  Gepolter  im  Darm- 
kanal  etc.  wäfsrige  Diarrhoeen  furchten  las- 
sen, oder  wie  Jonas  will,  (p*  li49)  schon  wirk- 
lich verursacht  haben,  ganz  kleine  Gaben  Opi* 
um  hinzusetzen;  hier  aber  nicht,  wie  Rumsey^ 
Ton  einem  Theelöffel  voll  Syrupus  papaveris 
tdbi  llemmung  erwarten.  Ob  der  Zusatz  des 
Opii  gefährlich  sey,  (den  Hecker  so  sehr 
rühmt,)  wie  Hopf  p.  59  meint,  darüber  s. 
das  Kap.  von  den  krampfstillenden  Mitteln. 

Eine  5te  Regel  ist  es:    den  Merkur,  b&* 
sonders  mit  Magnesia,  nie  anders  als  mit  Sy- 
rup  angerührt,  nur  nicht,  wie  Anderson^  mit 
Sjyrupus  acetiy  zu  geben ^  weil  sonst  das  Pul- 
ver 


—     65     — 

V 

rer  statt  in  den  Magen  zu  kommen,  im  LoC» 
Fei  liegexA bleibt,  die  Alagnesfa  sich  ohne  die* 
&en  leicht  im  Schlünde,  an  der  Epiglottis  fest« 
setzt,  und  dann,  wie  icli  es  öfter  gesehen  ha- 
be, deü  heftigsten  Krampfhusten  bewirkt« 

6tens,  ist  die  grofse  anthelmintische  Kraft 
des  Quecksilbers  bekannt,  und  dadurch  wird 
das  Mittel  im  Croup  noch  viel  wichtiger;  aber 
bei  reizbaren  Kindei'n  können  diese  Insassen 
nur  2tt  leicht  Krämpfe  verursachen  und  so  die 
Kranklieit  verschlimmern,  wenn  man  nicht  ne- 
benher  Milch  ^  Mandelmilch  und  andere  ein- 
hüllende Sachen  trinken  läfst« 

I^afs  man  yteils  nicht  gleichzeitig  mit  dem 
Merkur  Säuren  und  Neutralsalze  *)  anwenden 
dürfe,  wenn  man  nicht  Koliken  und  Durch- 
fälle hervorbringen  will,  ist  zu  bekannt f  wie 
so  viele  andere  Kegeln,  die  deswegen  dem 
erfahrnen  Arzt  nur  langweilig  seyn  dürften; 
ohnehin  mufs  ich  furchten,  dies  schon  durch 
die  Länge  dieses  Kapitels  geworden  zu  sejn« 
Aber  die  Wichtigkeit  des  Heilmittels  wird 
meine  Ausfübrlidikeit  entschuldigen« 

*)  TiiteNius  ,gah  fedodi.  Bei  utiietlAüTendem  oder  er- 
npumwm  Orgnmu»,  S«lpefer  und  Quecktilber  ab* 
weckaelnd  ia  eine»  Tige,  ^^  5  t* 

'_    Joara.  XXXJf,  B.  4-  ^^  ^ 


—     66     *- 


IV. 

Nach  riebt 
von     dem.    bösartigen     Nervenfieber, 

welche»  i8o/^  epidemisch  in  Weimar 

grassirte« 

Von 

Dr.  Job*  Christ.  Schluitter,  ^ 

pract.  Arzt  zu  Weinar. 


'  (Fortfetzung.) 

Juläufig  sähe  man^  besonders  bei  Mädchen 
die  sonderbarsten  Krämpfe^  Einige  fingen^ 
wenn  sie  vorher,  ganz  vernünftig  gesprochen 
hatten,  auf  einmal  an  zu  singen,  zu  lachen, 
oder  sie  fielen  in  eine  nicht  zu  unterbrechen- 
de Redseligkeit,  die  —  wie  ich  in  einem  Fall 
*  beobachtete  —  häufig  von  einer  Reihe  von  an- 
dern zwar  artikulirten,  aber  ganz  unverständ- 
lichen Tönen  imterbrödien    wurde,    welche 


t 

\ 


-  «7  - 
den  Abzeichen  und  Tonen  einer  ganz  frem- 
den  Sprache,  wie  der  persischen  und  sinesi- 
schen,  glichen;  andere  hingegen  wurden  von 
einer  plötzlichen,  mehrere  Minuten,  Ja  Vier- 
telstunden lang  dauernden  Sprachlosigkeit  be- 
fallen, und  in  einem  Fall  dauerte  dies  Unver- 
mögen zu  sprechen  bei  Bewufstseyn,  lo  Tage 
lang;  noch  andern  wurde  der  ganze  Körper 
gewaltsam  und  furchtbar  von  Krämpfen  auf 
und  nieder  gerissen ^  oder  sie  bewegten  n)ir 
Arme  und  Hände  unwillkührlich  in  der  Luft 
in  einem  Kreise  herum,  oder  sie  machten  Be- 
wegungen  zum  Tanzen«  So  sonderbare  und 
immer  neue  Auftritte  sah^  der  Arzt  fast  tät- 
lich in  dieser  vielgestalteten  Krankheit* 

Inzwischen,  so  mannichfach  auch  diese 
Aeufserungen  waren,  so  war  doch  der  Karak- 
ter  dieses  Stadiums  immer  entweder  gastrisch, 
oder  synochisch,  oder  beides  zugleich,  oder 
auch  mit  einem  katarrhalischen  Anstrich  ver- 
bunden,  selten  rein  nervös,  und:  die  richtige 
oder  unrichtige  fieurtheilun^;  ühd  davon  ab<^ 
hängende  Behandlung  dieser  Zustände,  war^ 
wenn  nicht  allemal  für  das  Leben  oder  den 
Tod  de&  Patienten,  doch  für  den  folgenden 
Gang  der  Krankheit  und  leibst  flir  die  ß«- 


—     68     -^ 

onvalescenz  von  der  grö£sten  Wichtigkeit 
Blofse  Berücksichtigung  des  Nervenhebers  und 
in  dieser  Hinsicht  gegebene  Mittel,  wie  Vale- 
riana, Kampher,  Opium  etc.  schadeten  fast 
durchgängig  mehr,  als  dafs  sie  nützten ,  sie 
verschlimmerten  alles,  die  Kranken  fingen  an 
zu  phantasiren,  zu  rasen,  und  beharrte  man 
doch  dabei,  so  konnte  schnell  ein  Schlagflufs 
entstehen. 

Ädergelassen  habe  zwar  weder  ich,  noch 
irgend  ein  andrer  Arit,  aber  doch  war  oft 
der  entzündliche  Karakter  so  hervorstechend, 
der  Puls  so  voll  und  hart,  die  Hitze  so  über- 
mäfsig  grofs  und  wahr,  dafs  man  häufig. mit 
Vortheil  nichts  geben  konnte,  wie  kühlende 
Emulsionen,  auch  wohl  mit  etwas  Nitrum  ver- 
setzt. Dafs  der  Karakter  des  ersten  Stadiums 
auch  der  am  meisten  adynamischen  Fieber 
fast  immer  entzündUch  seyn  müsse,  das  ztigt 
eine  Behauptung  des  Dr.  Büfhj  welcher  die 
gröfsere  Tödtlichkeit  der  zweiten  gelben  Fie- 
ber-Epidemie blos  dem  Umstände  zuschreibt, 
^  däfs  man  zu  wenig  Adergelassen  habe.  So 
wenig  ich  auch  hierin  seiner  Meinung  seyn 
möchte,  so  konnte  doch  unmöglich  ein  so 
berühmter  Arzt,  eine  solche  Behauptung  wa- 


^     69     - 

gen^  wenn  nicht  wenigstens  einigermafsen  die 
Umstände  und  Zufälle  seine  Meinung  gerecht- 
fertigt hätten.  Wo  aber  der  sjmochische  Ka- 
rakter  nicht  so  hervorstechend,  aber  doch  auch 
eben  nicht  Uebelsejn  und  Neigung  zum  Bre- 
chen vorhanden  war,  da  bekam  nichts  besser, 
als  ein  leichtes  Infusum  von  Valeriana,  worin 
zu  ^iner  Colatur  von  etWa.  iiv.  noch  magnes. 
mur.  und  acid»  tart.  ess.  pur.  ana  3/*  nebst 
«inem  Syrup.  a.  'Liq.  m.'  a;  H.  hinzugesetzt 
wurden.  Oft,  besonders  wenn  -  sehr  starke 
Krämpfe,  auch  wohl  Mangel  an  Leibesöfinung 
da  waren,  mäfsigte  die  Heftigkeit  aller  Zufälle 
nichts  besser,  als  eine  Dosis  Ricinus-Oel.  So 
sehr  eigentliche  Abfiihrungsmittel  selbst  in  die«; 
sem  Zeitpunkt  geschadet  und  den  Uebergang 
ins  paralytische  Stadium  würden  befördert  ha- 
ben, so  wohlthätig  wirkte  hier  dies  gelinde 
abführende  Oel.  Es  verdiente  mit  Wahrheit 
den  Namen  des  Wunderöls,  so  schnell  beru- 
higte es.  oft  die  heftigsten  Zufälle^  besonders 
Krämpfe.  Inzwischen  war  auch  hier  ein  Brech- 
mittel das  vorzüglichste  und  Hauptmittel,  des- 
sen Anwendung  man  beinahe  'durchgängig 
möglibh  2u  machen  suchen,  mufste.  Erlaub- 
ten es  die  Umstände,  so  gab  man  es  sogleich. 
War  ^er  die  entzündliche  Spannung  «i  grofs, 


oder  doch  die  gastrischen  Symptome  nidit 
hervorstechend  genug,  so  gab  man  erst  jene 
Mittel  zur  Vorbereitung.  Doch  mufete  man 
CS  immfr  so  früh  wie  möglich  geben,  denn 
jede  Verspätung  war  bedenUicb. 

Wenn  nach  allen  diesen, Mitteln,  selbst 
nach  dem  Vomitiv,  die  Hitze  und  Trocken- 
heit, ein  etwas  voller  Puls,  und  bittrer  Ge-» 
achmack  nebst  den  andern  Zufällen  noch  fort- 
dauerten, also  der  gastrische  und  «ynochische 
Karakter  nicht  ganz  verschwunden  war,  man 
aber  doch  nun  mehr  auf  das  Nervöscj  über- 
haupt Rücksicht  nehmen  mufste,  so  that  nun 
nichts  besser,  als  ein  etwas  starkes  Infusum 
von  Valer,  mit  etwa  5  Quentchen.  Sah  mir. 
Gl,  und  zu  einer  Golat^r  von  ^iv  noch  Vin, 
emet.  3ß  nebst  Licj.  m.  a.  H. 

Zum  Getränk  verordneten  wir  in  dieser, 
•ivie  in  den  folgenden  Perioden  der  Krank«* 
heit  fast  nichts  wie  WasselP  und  Wein,  oder 
auch  Vitriol-  oder  Salzsäure  unter  das  Was- 
ser gemischt.  Von  diesen  Säuren  merke  ich 
an,  dafs  sie  Anfangs  der  Epidemie  sehr  gut 
bekamen.  In  der  Folge  aber,  wo  eine  groise 
Neigung  zu  Durchfällen  und  äufserst  starke 
Dgegriffenheit  der  Brust  sich  mit  der  Krank- 


.  » 


—  7'  — 
heit  verbanden,  waren  sie  selten  dienlich,  man 
mufste  sie  oft  aussetzen  und  durch  einwik- 
kehide  Getränke  ihren  Schadeii  wieder  jgut  ma- 
chen. Der  Gebrauch  der  Säuren  nach  Reich's 
Methode  war  durchaus  nicht  anwendbar.  In 
einem  einzigen  Fall,  wo  ich  sie  so  versuchte, 
erregten  sie  die  schrecklichste  wässerigte  Dt- 
arrhoc,  die  den  Kranken  schnell  dem  Grabe 
nahe  brachte. 

Liefsen  bei  dieser  Behandlung,  die  ich 
nur  ganz  im  allgemeinen  andeuten  konnte, 
und  welche  durch  die  individuelle  Konstitu- 
tion der  einzelnen  Kranken  mannichfache  Mo- 
difikationen  erlitt,  liefsen,  sage  ich,  hierbei  in 
einem  Zeitraum  von  4  bis  7  Tagen  i^*  denn 
auf  so  lange  konnte  man  die  Dauer  dieses 
Stadiums  annehmen  —  alle  Zufälle  nach,  min- 
derte sich  das  Kopfweh,  der  Schwindel,  ver- 
lor sich  der  bittre  Geschmack,  wurde  die  Zug- 
ge  und  Haut  feucht,  der  Puls  mehr  normal, 
kam  etW'ais  Schlaf,  auch  wohl  etwas  Appetit 
zum  Essen,'  so' 'war  die  gröfste  Hofiiiung  vor- 
handen, dals  die  Krankheit  hier  stehen  blei^ 
ben  und  nicht  in  das  2te  Stadium  übergehen 
wUrde.  Um  der  noch  rückständigen  allge- 
meinen Schwäche  zu  begegnen,  gab  man  noch 


—     7»     — 
•t'ärkende   Mittel.     Ein   leichte«   Decoct  der 
Kaskarille  bekam  jetzt  sehr  gut,  sonst  aucb 
China  oder  ein  Infus,  Valerian.    mit  bittern 
Extracten. 

Traten  hingegen  jene  Hofinung  gebenden 
Zeichen  nicht  ein,  und  zögerten  länger  und 
länger,  so  gieng  die  Krankheit  unaufhaltsam 
in  das^  ste  Stadium  über,  in  das  des  reinen 
Nervenfiebers  mücht  ich  sagen,  wo  alles  syn- 
ochische  und  gastrische  verschwand,  wo  man 
wenigstens  auf  das  letzte,  wenn  man  es  im 
ersten  Zeitraum  übersehen  oder  "vernachläs- 
sigt hatte,  nicht  mehr  besondre  Rücksicht  peh* 
men  konnte,  sondern  einzig  den  jetzigen  Ka- 
rakter  der  Krankheit  im  Auge  haben  mufste. 
Es  ist  übrigens  unmöglich  -die  Kennzeichen 
des  Uebergangs  in  dieses  Stadium  genau  zu 
bezeichnen,  bestimmt  anzugeben,  wenn  man 
mit  jener  Methode,  welche  das  erste  erfoder- 
te,  aufhören,  und  in  die,  dem  jetzigen  ange- 
messei^e  übergeben  konnte  und  mufste«  Es 
giebt  Abstufungen,  Schattirungen  in  dem  Ver- 
lauf von  Krankheiten,  welche  sich  mit  keinem 
Pinsel  mahlen,  mit  keiner  Feder  vorzeichnen 
lassen,  d^cn  Auffassung  ewig  nur  dem  in- 
nem  Auge,  eineni  gewmea  Takt  des  Arztes 


—     73     — 
überlassen  bleiben  mufs.    Es  zeigt  sich  hier« 
in,  dafs  die  praktische  Medicin  —  und  giebt 
c^  wohl  eine  andre,  als   eine  praktisdie?  — 
keine  Wissenschaft,  wohl  aber  eine  Kunst  sey^ 
wovon  die  Regeln  und  Mittel  sich  zwar  leicht 
von  allen  erlernen  lassen,  deren  Anwendung 
aber  jedem  verschlossen,  bleibt,  dem  nicht  die 
Natur  selbst  dies  Talent  ertheilte.     Es  liegt 
hierin  der  Grund,  warum  nicht  alle  gelehrte 
Aerzte    aucli    grobe   Künstler   sind ,    manche 
Künstler  hingegen  nichts  weniger  als  wissen^ 
schaftliche.  Aerzte   sind.      Ihrem    Kunsttriebe 
vertrauend,  heilen  sie  die  schwersten  Krank« 
heiten  zuweilen  mit,  gewohnlich  ohne  Bewufst« 
seyn ;   jene  hingegen,   welche  sich  aus  Rede« 
xion  ihres  Handelns  bewulst  sind,    sind  oft 
höchstens  nur  mittelmäfsige  Techniker, 

So  viel  ist  gewifs,  so  sehr  ein  zu  reizen- 
de« Verfahren  im  ersten  Stadio  schädlich  war, 
so  sehr  mulste  man  sich  hüten,  die  schwä- 
chenden kühlenden  IVIittel  zu  lange  fort7;i  set- 
zen. So  viel  Glück  ich  auch  bei  Behandlung 
dieser  Krankheit  gehabt  haben  mag,  so  kann 
ich  doch  nicht  umhin,  in  einem  Fall  mir  Vor- 
würfe  darüber  zu  machen,  dafs  ich,  und  zwar 
aus.  zu  grofser  Sorgfalt,   und  weil  ich  tcacK 


-     74'    - 

yon  einer  vielleicht  mehr  scheinbaren  als  wah- 
ren  Hitze,  verbunden  mit  einem  vollen  Pulse 
und  rothem  Aussehen ,  verführen  liefs,  in  ei- 
'  nem  als  Katarrhalfieber  anfangenden  Nerven- 
iieber  jene  Mittel,  zu  denen  ich  häufig  noch 
Salmiak  setzte,  zu  lange  fortsetzte,  bis  plötz- 
lich den  i3ten  oder  i4teri  Tag  ein  paralyti- 
scher Zustand  mit  solcher  Heftigkeit  eintrat, 
dafs  alle  Reizmittel  nicht  mehr  im  Stande  wa- 
ren den  Kranken  zu  retten» 

Im  allgemeinen  wurde  der  Uebergang 
in  dieses  Stadium  auch  durch  das  Nachlassen 
aller  stürmischen  Bewegungen  des  ersten  be- 
zeichnet. Die  Krämpfe,  die  übermäfsige  Hit- 
%e  verminderten  sich;  aber  dabei  wurde  die 
Haut  und  Zunge  nicht  feucht,  zu  der  immer  hö- 
her steigenden  Schwäche  gesellte  sieh  ein 
Zittern  der  Hände;  der  Puls  weniger  voll, 
aber  schnell,  klein,  häufig;  der  Urin  mehr  hell, 
ein  Brausen  vor  den  Ohren,  eine  Schwerhö- 
rigkeit, die  auch  wohl  schon  im  ersten  Stadio 
da  war,  blieb  nun  permanent  und  war  mehi: 
ein  gutes.  Zeichen,  besser,  als  wenn  die  Kran- 
ken   zu    leise    hörten;    dabei    eine    äufserste 

Vrfiwäche  und  Veri^ichtung  aller  Geisteskräfte. 

^   Die    Kranken   \erga£$en  im    eigentlichen 


-     75     - 

Sinne  des  Worts,  das  Wort  im  Munde,  so 
sehr  fehlte  das  Gediltchtnirs ;  Fantasieen  nur 
während  der  Exacerbationen  des  Fiebers,  Kam 
es  weiter,  so  entstand  eine  gänzliche  GePiih«' 
losigkeit,  moralisch  wie  physisch,  was  gewis-» 
sermafsen  das  allgemeinste  und  constanteste 
Zeichen  dieses  Stadiums  war.  Die  Kranken 
'klagten  durchaus  nichts,  und  gefragt,  wie  sie 
sich  befänden,  erhielt  man  stets  die  Antwort, 
dafs  sie  wohl  ^ejen.  Noch  höher  steigend 
entstanden  Zuckungen,  Konvulsionen,  die 
Kranken  wollen  immer  fort;  ein  Delirium  ta^ 
citurnum  et  mussitans  verläfst  sie  auch  am 
Tage,  nicht;  weifser  Friesel,  der  häufig,  doch 
nicht  immer  entstand,  zeigte  nur  die  hohe  Ge- 
falir,  war  aber  weder  kritiscli  noch  todbrin- 
gend; Carpologie,  Myologie  und  Crocidismus; 
die  Kranken  fallen  im  Bett  zusammen,  sie 
suchen  sich  immer  Luft  zu  machen ;  dabei  der 
Puls  äufserst  klein,  die  Zunge  rauh,  aufge-» 
Sprüngen  und  breit  aussehend. 

Von  allen  diesen  Erscheinungen,   welche 
einzeln  man  sonst  9dion  fiir  tödtlich  hielt,  ha-» 
be  ich  nur  3  Zustände  angemerkt,  welche  den     - 
gewissen  und  nahen  Tod  verkündeten,  '  Ein-r 
mal' eine  ganz  fleischrothe  Zunge y  we\c\ve  däi^ 


-     76    - 

ff 

Kranken  oft  zitternd  aus  dem  &Iunde  weit  her« 
Torstreckten,  verbunden  mit  einer  ganz  ver- 
änderten und  mehrere  Töne  höher  als  gewöhn- 
lich gesteigerten  Stimme,  womit  sich  in  einem 
Fall,  bei  einer  Wöchnerin  nemlich,  wo  aber 
auch  Metritis-  hinzu  gekommen  zu  sejn  schien, 
noch  eine  Art  von  Hydrophobie  verban(l,  ein 
um  »ich  Beifsen,  ein  weit  von  sich  Werfen 
des  Speichels  und  Unvermögen  ^Flüssigkeiten 
zu  schlingen;  dann  jenes  famose  unbestimmte 
Greifen  mit  den  Händen  nach  etwas  in  der 
Luft,  worunter  ich  nicht  das  Suchen  nach  et« 
was  an  der  Wand  verstehe,  auch  nidit  da* 
Suchen  und  Finden  von  Ringen  auf  der  Decke 
oder  neben  dem  Bette,  sondern  nur  ein  ganz 
unbestimmte^  langsames  Greifen  nach  Etwas 
über  sich  in  der  Luft,  womit  sich  zum  Schluli 
bald  ein  kalter  klebrigter  Schweifs  und  Sopor 
^verband.  Diesem  Schauspiel,  wenn  ich  es  be- 
merkte, habe  ich  oft  latige  mit  Rührung  zu- 
gesehen und  mir  es  umsonst  zu  enträthselo 
gesucht,  und  eine  auf  physiologischen  Zu- 
sammenhang gegründete  Ursache  aufzufinden 
mich  bemüht,  warum  gerade  dies  Symptom 
in  dieser  Form  so  tAltverkündend  sey? 
warum  nicht  eben  so  andre,  diesem  gatiz 
ahnliche  ?      Ich   konnte   nicht   umhin    einen 


—  77  — 
so.Ichen  Sterbenden  —  denn  das  waren  sie 
im  eigentlichen  Sinne  des  Worts  —  einem  ins 
Wasser  gestürzten  zu  vergleichen,  der  dem 
Untersinken  nahe,  noch  nach  jedem  über  ihm 
treibenden  Strohhalme  greift,  vielleicht  mit  der, 
seinem  fliehenden  Geiste  dunkel  und  trübe 
vorschwebenden  Vorstellung,  in  ihm  einen  ret-  - 
tenden  Baum  zu  ergreifen.    ^ 

Aufser  dieser  Aufeinanderfolge  •gefährli- 
cher Symptome  zeigte  -sich  in  diesem  Stadio 
das  heimtückische  und  busartige  der  Krank*, 
heit  auch  darin,  dafs,  aufser  der  Angegrif- 
fenheit des  Sensoriums  und  des  sensiblen  Sy- 
stems überhaupt,  noch  jedes  System  organi- 
scher Gebilde  insbesondere  angegriffen  wurde, 
imd  zwar  eines  nach  dem  andern  mit  ausge** 
suchter  Bosheit,  bis  die  ganze  Integrität  des 
Körpers  völlig  zerstört  und  vernichtet  war. 
So  entstand^  gewöhnlich  erst  sehr  heftige  wäls- 
rige  Diarrhoe,  un4  die  Krankheit  schien  sich 
hier  besonders  fixirt,  den  Darmkahal  gleich- 
sam gdähmt  zu  haben.  Hörte  diese  etwas 
auf,'so  zeigte  sidi  ein  so  heftiger  mit  so  star- 
kem oft  blutigem  Auswurf  begleiteter  Husten^ 
dals  man  bestimmt  glaubte,  der  Kranke  wür- 
de, wenn  nicht  am  Nervenfieber,  doch  an  der 
Auszehrung  sterben^    Damrt  wechselte   wohl 


*  —  78  — 
ein  Luiden  der  Organe  der  Urinabsondenmg 
ab)  denn  es  entstand  oft  gänzliche  Urin  ver- 
bal tung,  auch,  wohl,  docli  selten^  zu  vieles  Urin- 
lassen. Ja  selbst  das  IjVnphatisctie  System 
blieb  nicht  unangetastet,  den  in  zweien  der 
Heftigsten  Fälle  entstand  ein  ordentlicher  Spei- 
chelflufs,  und  die  Kranken  kamen  durch. 

Was  den  Gang  und  die  Dauer  dieses 
Stadiums  anlangt ^  so  lag  hierin  gerade  das, 
was  unsere  Krankheit  von  allen  ähnlichen 
Epidemieen  auszeichnete ^  und  sie  besonders 
merkwürdig  macht  Gewöhnlich  dauerte  es, 
vom  ersten  Anfang  der  Krankheit  an  gerech« 
net^  bis  in  die  Sie  und  6te  Woche  mit 
gleicher  Gefahr  fort^  und  ging  erst  dann  in 
das  dritte  Stadium  über,  oder  verlohr  sich 
auch  ohne  diefs  in  den  Zustand  der  Recon« 
valescenz« 

Uebrigens  mufs  ich  auch  hieton  anmer* 
ken,  dafs  ich  nach  dem  eisten  Tage—  Kuck« 
fälle  ausgenommen  «—  keinen  habe  sterben 
sehen^  und  icli  bauete  auf  diese  Beobachtung 
$0  sehr,  dafs  ich  oft,  wenn  ich  über  die  Hart* 
näclugkeit  dieses  Stadiums  und  über  die  Un» 
aulänglichkeit  oder  vielmehr  über  die  gebun- 
dene Wirksamkeit  der  Kunst  unzufrieden  war, 
ttjßhnlichst  Jen  Ueb^gang  in  die  putride  P«- 


--     79     ~ 

riode  wünschte^  die  ich  nicht  fürchtete,  und 
in  welcher  ich  auch  keinen  verlohren  habe. 
Von  [den  4  Todesfällen,  die  ich  —  3  tödt- 
liche  Recidive  abgerechnet  —  gehabt  habe, 
fiel  einer  auf  den  eisten,  der  andere  auf  den 
lyten,  und  a  auf  dea  iiten  Tag* 

Was  unsere  Behandlung  dieses  Stadiums 
anlangt,  so  kann  ich,  in  so  fem  ich  die  Krank- 
heit gern  schneller,  aber  freilich  eben  so  si- 
cher geheilt  hätte,  nicht  viel  trösdiches  und 
rühmliches  davon  sagen^  Auch  hier  durfte 
man  nichts  übertreiben  und  man  mufste  duchaus 
die  Schnelligkeit  der  Sicherheit  aufopfern« 
Ein  nur  etwas  zui  starkes  Mittel  konnte  schnell 
Ueberreizung  hervorbringen,  welche  schlim- 
mer war  als  wirkliche  Schwächung-  ^^n  De- 
coct.  Chinae  mit  etwas  Baldrian  und  Liquor 
War  oft  schon  zu  reizend,  eben  so  Serpentar^ 
Calamus«  China  mit  Magnesia  abgekocht 
nebst  Liquor,  oder  auch  etwas  Salmiak,  oder 
Lapid«  cancron  citr.  zu  einem  China-Decoct 
hinzugesetzt,  bekam  im  Anfange  oft  am  besten« 
Dann  traten  oft  solche  Wechsel  der  Sympto- 
me ein,  dafa  man  sich  begnügen  mufste,  nur 
diesen  zu  folgen,  um  sie  entweder  zu  beseiti«f 
gen,  oder  doch  die  angegriffenen,  Ojrgane  so 


—  >  8o     — 

viel  möglich  lu  schützen.  Der  Widerstreit, 
die  Disharmonie  der  Organe  war  so  grols 
und  unauflöslich,  dafs  man  nicht  mit  oller 
Wirksamkeit  der  Kunst  .auf  Erhöhung  der 
Kräfte  hinarbeiten,  sondern  sicli  darauf  be* 
schränken  mufste,  diese  nur  nicht  zu  sehr  sin- 
ken zu  lassen  und  die  Natur  ihrem  eignen 
Gang  zu  überlassen. 

Bei  starker  Diarrhöe  gab  icll  gewöhnlich 
^ine  blofse  Abkochung  von  Rad.  arnica  oder 
auch  Golumbo.  Im  hohem  Grade,  wenn  die 
Diarrhöe  immer  zunahm,  sich  wohl  Meteoris- 
mus dazu  gesellte  und  Indicatip  vitalis  eintrat, 
wurde  China  mit  Rad.  Arnica  in  Abkochung 
mit  etwas  Opium  gegeben  oder  auch  China 
mit  Campher;  dabei  Clystiere  Von  Stärkmehl 
mit  Rheinwein  und  einigen  Tropfen  Laudan. 
Liq.  S.,  Umschläge  über  den  ganzen  Leib  mit 
einem  dicken  Flanell,  der  in  eine  weinigte 
Abkochung  von  aromatischen  Kräutern  mit 
Cort.  Quercin.  getaucht  -y^ar*  In  einem  Fall, 
wo  diefs  alles  die  Diarrhöe  nicht  hemmte 
wurde  dem  ChinMecoct  noch  Alumen  crudum 
mit  Muciläjgo  gum.  arab.  hinzugesetzt,  und, 
als  auch  das  nichts  half,'  verba^d  ich  damit 
Terra  Japonica  mit  Gumm,  arabicr  und  Opium, 

was 


/ 

\ 


—     8i     ~ 

was   den    Durchfall  stillte  und    den    Kranken 
rettete. 

War  hingegen  die  Brüst  mehr  angegriffen, 
waren  die  Kräfte  noch  nicht  zu  sehr  gesunken 
und  verlangte  ein  beständiges  Fantasiren, 
Sehnenhüpfen  etc,  nicht  ganz  flüchtige  Mittel, 
so  gab  ich  in  dem  Fall  nichts  wie  China  mit 
Liehen.  Island.,  zuweilen,  besonders  wenn 
etwa  Diarrhöe  dabei  war,  mit  etwas  Laudan. 
Liq.  S.,  zuweilen  auch  mit  Spiritus  Minder, 
und  'Extract-  Hyosc-  Konnte  man  es  aber 
wegen  dringenderer  Sjmptome  nicht  wagen 
diese  fixen  Mittel  zu  geben,  so  begnügte  man 
sich  neben  den  andern  mehr  angezeigten  Mit- 
teln einen^.blofsen  krampfstillenden  Brustsaft 
zu  geben  und  man  wählte  unter  diesen  solche, 
die  zugleich  wohlthätig  für  die  Brust  würkten 
wie  Serpentar.^  Flor.  Arnic&e,  Camphor*  und 
vermied  solche,  welche  die  .-schon  angegriffe- 
ne Lunge  noch  mehr  angreifen  und  ein  idio- 
pathisches Leiden  derselben  zurücklassen  konn- 
ten, wie  sehr  spirituöse  f)inge,  Säuren  etc. 
Denn  es  ist  meines  Erachtens  nicht  genug, 
dafs  der  Arzt  gerade  nur  die  Krankheit  kuri-  • 
re,  welche  er  ^ben  vor  sich  hat,  er  mufs  auch 
die  Mittel  zur  Kur  so  wählen^-dafs  aus  il\te\ 

Journ.  XXXn,  B,  4-  St.  'lg. 


—     8a     — 

Anwendung  in  dieser  Verbindung  von  Um- 
ständen  nicht,  nach  Beseitigung  jener  Umstän- 
de andl*e  Krankheiten  entstehen,  die  nicht  we- 
niger gefährlich  sind  ^  wie  die  erste.  Er  mufs 
seinen  Blick  über  die  Gegenwart  weg  in  die 

I 

Zukunft  erheben  und  über  dem  Was  er  fiir 
sich  hat^  nicht  das  folgen'de  vergessen. 

Das  Meichsche  Fieber-Mittel  hier  hartnäk* 
kig  angewendet,  würde  die  gröfste  Zerstörung 
angerichtet  haben. 

War  die  Dysurie  öder  auch  Ischurie  drin- 
gend, so  liefs  man  auf  den  Unterleib  Oleum 
Hyosciam.  camphorat.  mit  Laud.  liq^  S.  ein- 
reiben, innerlich  wohl  ein  paar  Tassen  Thee 
von  Hanfsaamen  -und  Wachholderbeeren*  In 
einem  sehr  hartnäckigen  Fall  der  Art  OL  Ju- 
niperi  in  Spir.  nitr.  dulc.  imd  lauwarme 
Brei-Umschläge  auf  den  Leib^ 

Ich  brauche  übrigens  kaum  zu  Erinnern) 
dafs  bei  hoher  Gefahr,  wenn  die  Delirien,  die 
konvulsivischen  k^mpfhaften  Bieweguhgen  al- 
ler Art  und  selbst  der  sopotöse  Zus;taud  im- 
mer mehr  stiegen,  auch  äulsere  Reizrtiittel  nicht 
vergessen  [wurden,  so  Senfpflaster,  das  Wa- 
schen der  Hände  und  Füfse  mit  aromatischem 


—     83.    — 
Spiritus,  das  beständige  Belegen  der  Herzgru- 

ff 

be  mit  einem  in  solchen  Spiritus  getauchten 
Flanell.  Innerlich  erhielten  in  diesen  Fällen 
die  Krankön  häufig  ein  Decoct-  Chin.,  mit 
Gamphof  und  Moschus,  oder  auch  ein  saturir- 
tes  infusum  von  Valei*.^  Serpentan  xiild  Calamüs 
mit  Naphtha  und  abwechselnd  damit  beson- 
den  de&  Nachts  Pulvet  aus  Camphör  und 
Moschus.  In  einem  Palle^  wo  alle  diese  Mittel 
in  der  stärksten  Anwendung  unwirksam  blie- 
ben, der  Sopor  immer  hoher  stieg,  aber  kei- 
ne kolliqjiätiven  Zufalle  sich  zeigten,  wendete 
ich  noch  den  Phosphor  urinae  an  mit  Schleim 
von  Gumm.  arab.,  Oel  und  Sjrup.  Die  Wir^ 
kung  war  au^allendi  Man  hatte  .der  Patientin 
— ~  ein  Mädchen  von   sit    Jahren,    &onst  blil^ 

hend  und  gesund":*— 4  ^i^  5  mal  von  der 
Mischung  gegeben,  so  dafs  sie  i  bis  i§.  Gran 
Phosphor  bekommen  haben  mochte  und  noch 
sähe  man  nicht  die  geringste  Würkung,  der 
Sopor  bWi  iMid  nur  mehr  von  der  Urirettbar- 
keit  überzeugt,  liefs  man  sie  rnhig  liegen,  oh* 
ne  sich  weiter  zu  bemühen,  ihr  noch  etwas 
von  der  fliefsenden  Flamme  einzuflöfsen-  Drri 
oder  4  Stunden  hernach  aber  richtet  sioh  die 
Kranke  mit  einemmal  in  die  Höhe,'  sieht  sich 
munter  nm  und  fodert  zii  aller  Erstaunen  et- 


-    «4    - 

was  zu  essen. .  Sie  besserte  sich  bxlA  Ton 
diesem  Augenblick  an  sichtlich,  doch  aber  be- 
hielt der  Puls  immer  etwas  ger^tes,  sie  de- 
lirirte  zuweilen  noch  und  nach  3  Wochen  er- 
folgte ein  Reddiv  mit  pneumonischem  Zu- 
stand verbunden,  was  unrettbar  eine  Kranke 
hinwegrafFte,  welche  ich  als  ein  auffallendes 
Beispiel  von  dem  Triumph  der  Kunst  gern 
am  Leben  gesehen  hättei. 

Inzwisch^i  bedurfte  es  solcher  Ezempd 
eben  nicht,  um  die  Macht  der  Kunst  m  be- 
weisen.  Denn,  wenn  sie  fluch  gewöhnlich 
nicht  im  Stande  war  den  Lauf  der  Krankheit 
zu  hemmen  und  eher  abzuschneiden  ^  so  sähe 
man  doch  deutlich,  dafs  die  Natur  ihre  Stüue 
nie  und  in  keinem  AugenbUck  entbehren 
konnte«  Doch  kann  ich  nicht  umhin  hier  ei- 
nes Falles  zu  erwähnen,  wo  bei  den  mifsUdi- 
sten  Uyiständen  doch  der  Kunst  wenig  An* 
theil  an  dem  glücklichen  Ausgang  zugeschrie- 
ben werden  konnte.  Es  war  ein  Knabe  von 
II  Jahre%  welcher  von  dem  hefdgsteh  Ner- 
veniieber  befallen  wurde.  Im  synochischen 
Stadio  nahm  er  zwar  einige  der  gewöhnlichen 
Mittel,  wie  einmal  ei4  Decoct.  der  Valer. 
mit  Mazma  und  Spir.  Minder«,  Auch  ^eine  Do* 


4> 


—     8S     — 

sis  Ricinus-Oel ;  auch  rettete  ihn^  als  er  beiin 
Uebergang  ins  ate  Stadium  von  einem  apo- 
plectischen  Zufall  befallen  wurde,  eine  Spani« 
sehe  Fliege  im  Nacken  und  Senfpflaster.  Al- 
lein nach  diesem  Anfall  und  während  die- 
ses ganzen  Stadiums,  das  an  3  Wochen  dau- 
erte,  mit  dem  heftigsten  Husten,  abwechselnd 
Durchfall,  Fantasiren,  ganz  schwarzer  Zunge, 
brennender  Hitze  etc.,  nahm  er  durchaus  keine 
Medicin  mehr,  trank  nicht  einmal  Wein  oder 
Wein  mit  Wasser,  Worauf  er  mit  der  grüfs- 
ten  Hartnäckigkeit  bestand  und  dessen  Ver- 
weigerung ihm  convulsivische  Zufälle  erre- 
gen konnte,  das  war  Milch  und  zwar  eis- 
kalt, jedesmal  aus  dem  Keller.-  War  sie  nur 
so  wenig  überschlagen,  dafs  jeder  andrer  sie 
noch  würde  sehr  kalt  gefunden  haben,  so 
schrie  er  so  lange  und  fürchterlich  bis  man 
ihm  die  eiskalte  Milch  brachte,  die  man  dann 
sogleidi  wieder  in  den  Keller  tragen  mufste* 
Eine  Person  hatte  den  gaiizen  Tag  zu  thun, 
ihm  nur  immer  frisch  die  Milch  aus  dem  Kel- 
ler zu  holen.  So  sehr  ich  an  seiner  Gene- 
-  sung  zu  zweifeln  Ursach  hatte,  so  ist  er  dpch 
jetzt  völlig  gesund,  ohne  allen  Husten  und  trotz 
der  gänzlichen  Abzehrung  vollkommen  wie- 
der, bei  Kräften.     Sollte  die  Kälte  des  Ge- 


^     86     — 

tränks  hier  vielleicht  alle  Heilmittel  entbehr- 
lich gemacht  und  ihre  Stelle  ersetzt  haben? 
Sollte  die  Milch  an  $icb  vorzüglich  wirksam 
gewesen  sejn? 

Bei  dieser  Behandlung,  welche  ich  eben- 
falls  nur  ganz  im  allgemeinen  habe  angeben 
können,  wich  nun  noch  zuweilen  die  Krank- 
heit und  hörte  mit  diesem  Stadio  auf.  Ge- 
wöhnlich aber,  wenn  sie  irgend  einen  hohen 
Grad  erreicht  hatte,  war  alle  Kunst  nicht  ver- 
mögend,  den  Uebergang  in  die  3te  Periode, 
in  die  der  Putrescenz,  zu  verhüten  -^  ein  Zu-  * 
stand,  welchen  ich  oft  sehnlich  wünschte,  wenn 
ich  der  unaufhörlichen  Spannung  und  Auf- 
merksamkeit  müde  war,  die  der  ewige  Wech- 
sei  der  Zufälle  und  Veränderlichkeit  der  Sym- 
ptome  und  die  danach  sich  richtende  Behand- 
lung erfoderte. 

Die  vorher  immer  noch  bestehende  Dis- 
harmonie der  Organe,  schien  sich  jetzt  in  die 
^  alFgemeinste  und  furchtbarste  Schwäche  auf- 
gelölst  zu  haben.  Die  Kranken  fielen  im  Bett 
zusammen,  waren  oft  nicht  vermögend  ein 
Glied  tu  bewegen,  ja  manchmal  fesselte  eine 
Steifigkeit,  ein  Rigor  alleGli/edmafsen,  Da- 
mit verband   sich    eine   faulichte   Versetzung 


^     87    '- 

der  Säfte,' welche  sich  durch  kolliquative  Zu- 
fälle aller  Art  und  besonilers  durch  einen  fau- 
len aashaften  Ceruch  zu  erkennen  gab,  der 
das  ganze  Haus  erRillte,  und  vorzUglich  um 
das  Bett  herum  unerträglich  war.  Kolliqua- 
tive Durchfälle  und  filutflüsse  entstanden  auf 
allerlei  Art.  Einem  Mädchen  von  i8  Jahren, 
die  schon  in  der  6ten  Woche  lag,  flofs  bei 
der  geringsten  Bewegung  ein  aashaft  stinken- 
des Blut  aus  dem  After,  andern  Aofs  es  eben 
so  aus  der  Nase,  Alle  Excretionen,  auch  Urin 
und  Schweifs,  nahmen  jetzt  jenen  faulen  Ge- 
stank an,  der  dies  Stadium  karakterisirte.  Selbst 
die  Blutstriemen  und  Blutkltfmpchen ,  welche 
jetzt  oft  mit  dem  heftigen  Husten  ausgewor- 
fen wurden,  l\atten  diesen  Gestank. 

Petechien,  Vibices  erschienen  nie,  wohl 
aber  ein  weifser  Friesel,  doch  nicht*  immer. 
Die  Zunge  schwarzbraun,  trocken  und  auf- 
gesprungen» Gewöhnlich  lagen  die  Kranken 
still  in  einem  delirio  caciturno^  doch  manch- 
mal verfielen  sie  auch  ia  Rasereien,  und  man 
■war  kaum  im  Stande  sie  im  Bett  zu  halten  — 
solche  vorübergehende  Kraft  fand  man.  zuwei- 
len da,  wo  man  kurz  vorher  kaum  noch  or- 
ganische  Lebensthätigktit  bemerkte*^. 


-^     go     — 

boii  übergieng,  der  überhaupt  so  schlecht  war, 
dafs  die  Verwandten  niir  mit  Mühe  zur  fer- 
nem Anwendung .  von  Arzneien  zu  bewegen 
warep,  war  die  kräftigste  Aijwendung  der 
niannichfacbsten  Reize  nothwendig,  um  das 
fliehende  Leben  noch  festzuhalteUf  E3  würde 
ihm  I  LöiFel  voll  eines  starken  Infus,  von  Va- 
ler.  und  Serpent.  mit  Naphtha  gegeben,  ^  Stun- 
de danach  ein  Pulver  aus  Moschus  und  Kam- 
pher, und  die  folgende  halbe  ^tunde  1—3 
Löffel  voll  ganz  alter  Rheinwein,  mit  unter  | 
Tasse  Bouillon  und  dabei  des  Tages  a  Kly- 
stire  aus  Valer. ,  rad.  Arnica,  sem.  Ljni  mit  § 
Tasse  Rheinwein,  und  äufserlich  alle  jene  aro- 
matischen  Mittel.  Senfpflaster  oder  spanische 
Fliegen  wendete  ich  nie  in  diesem  Stadio  an. 

Neigte  sich  dieses  Stadium,  das  nie  län- 
ger als  a  bis  3  ^age  dauerte,  zu  Ende,  liefsen 
die  Kolliquationen,  die  Deliriett  nach,  verlor 
sich  besonders  der  faulige  Gestank,  und  schien 
sonach  die  Krankheit  in  die  Periode  der  Re- 
eohv^escenz  übergehen  zu  wollen,  behielt 
aber  der  Puls  itnmer  noch  etwas  gereiztes,  so 
brauchten  wir  häufig  ein  Mittel,  das,  abwech- 
selnd mit  mehr  flüchtigen  Mitteln  gegeben, 
"*anz   vortreffliche  Dienste   leistete,    nämlich 


—      91      — 

Pomeranzen  ^  Molke  mit  Rheinwein  bereitet. 
Auf  i  Maafs  Milch  wurden  2  frische  bittre 
Pomeranzen  vmd  3  Tassen  Wein  genommen. 
Auch  während  der  Reconvalescenz  Kefs  ich 
sie  oft.  noch  forttrinken,  besonders  wenn  der 
Puls  immer  noch  etwas  gereiztes  behielt. 

Verschwanden  nun  sonach  bei  dieser  B^ 
handlung  laicht  blos  die  schummern  Zufälle, , 
wie  die  Colliquation ,  Delirien  etc.,  sondern 
wurde  auch  die  Zunge  rein  und  feucht,  der 
Puls  langsam  und  natürlich;  so  konnte  man 
sicher  daraulf  rechnen,  dafs  die  Reconvales- 
cenz  sehr  schnell  vorübergehen  und  der  Kran* 
ke  nur  wenig  Stärkungsmittel  zur  gänzlichen 
Erholung  nöthig  haben  würde. 

Gewöhnlich  dauerte  noch  der  Husten  mit 
starkem  Auswurf  fort,  doch  ein  Decoct.  Chi- 
nae  mit  Liehen  Islandic.  hob  ihn  bald,  und 
wd  das  nicht  genug  wirken  wollte,  da  gab  ich 
gewöhnlich  folgende  Mischung,  welche  rom 
ausnehmendem  Nutzen  wur ;  9^»  Extr^  Arnic^ 
3ß,  Extri  Cardui  ben.  Szy.  soly.  inAqu,  Hy^ 
sop,^  Aqu^  foenicuL  ana  ^ij\  Oxym^  j.  ?y. 
Spir.,  nur.  dulc.  3ß,  M.  D.  «S.  Alle  2  Stun* 
den  I  EJdö^el  zu  nehmen^    Bei  noch  sehr 


'\  —    93   — , 

groFser  Schwäche  jetzte  ich  zu  dieser  Mischung 
wohl  Naphtha  VürioL  oder  Spir.  Sal.  amm. 
anis.     Sonst  wurden   die  gewöhnlichen  Stär- 
kungsmittel gegeben,  oft^  wenn  die  Kranken 
der  Arznei  überdrlifsig  waren,  nichts  wie  Bi- 
schoff.     Hierbei   entstand  nun  schnell    ein  so 
enormer  Appetit  zum  Essen,  dafs  die  Patien- 
ten ihn  durchaus  befriedigen  mufsten,  und  ich 
häufig  nielit  weniger  über  die  Menge  oft  schwer 
verdaulicher  Speisen  erstaunte,  welcho^  sie  zu 
sich  nahmen,    als   darüber,    dafs   sie  es  ohne 
Nachtheil  thun   durften.     Nie  habe  ich   aber 
gesehen,    dafs   ein  Rückfall   aus  Ueberladung 
und  Indigestion  entstanden  wäre.     Die  2  R^ 
cidive,   welche -ich  sähe  und  die  beide  tödt- 
lich  waren,   entstanden  da,  wo   der  Puls  im- 
mer noch  etwas  gereiztes  behalten  hatte  und 
der    Appetit    sicli    nicht  vollkommen   wieder 
einstellen  .wollte.     Gewöhnlich  schob  man  die 
Schuld  darauf,    dafs   die  Genesenden  sich  zu 
bald  der  Luft  exponirt  hätten,  eigentlich  aber 
lag  wohl  der  Grund   in  einer  innern  verbpr- 
^enen  Ursache,    welche  nicht  hatte  beseitigt 
werden  Jeqnnen,    und   die  der  völligen  Wie- 
derherstellung entgegenwirkte.    Beide  Recidi- 
ve  entstanden  in  Fällen,    wo   die  Krankheit 

r 

nicht  in  das  3te  Stadium  übergegangen  war, 


—     93     ~ 

i 

WO  sie  mit  dem  aten  als  liitziges  Nervenfie- 
ber zwar  aufhörte,  der  Puls  aber  nicht  ganz 
ruhig  und  normal  wurde  und  sie  so,  wie  es 
schien,  sich  in  ein  schleichendes  Fiebei*  ver- 
wandelt hatte. 

Aus  der  hitzigen  Periode  der  Klrankheit 
giengen  zuweilen  einige  fixe  verkehrte  Ideen 
mit  in  den  Stand  der  Genesung  über^  und 
verliefsön  die  Kranken  nicht,  so  richtig  und 
vernünftig  sie  auch  sonst  in  allem  dachten 
und  handelten^  so  gut  ihr  Appetit  und  Schlaf 
war  und  ihre  Kräfte  sichtlich  zunahmen.  So 
sehr  man  besorgte,  dafs  hi^eine  Verstandes- 
verwirrung zurückbleiben  möchte,  so  ver- 
schwanden doch  auch  diese  UeberbleibseL  so 
wie  die  Kräfte  immer  mehr  zunahmen,  und 
diese  Verstandes-Sch wache  war  nur  ein  Beweis, 
wie  sehr  das  Sensorium  von  dieser  schteckli- 
chen  Krankheit  angegriffen  worden  seyn  mufs- 
te.  'Ich  verbot  in  diesen  Fällen  streng,  den 
Kranken  ^e  in  ihren  verkehrten  Einbildun- 
gen zti  Mddersprechen,  und  sie  nicÜt  mit  Ge- 
walt aus  ihrem  Ideenkreise ,  herauszureifsen. 

In  21  Fällen   entstanden   nach  dem  3ten 

Stadio,  in  dem  Augenblick,  wo  alle  Zufälle 

'desselben  zu  verschwinden  und  die  Krankheit 


—       fKf      — 

tchf.  .^ififa&e  «mf*  "^Ä  f^ck»i«iäe4Hess  mit  eine^i 
.  ^jto  ^.oxzJJ^ACo.  In  beddcB  FäSen  trat  der 
Frm^t  zu  Iklirrar^  tsn :  in  'äfrm  e£fi«n  Falle  madi- 
t-e  -dts  Fieb«  imr  3  PÄroxnMii«j.  in  dem  an- 
dem  dausrie  es  8  Tiur^,  Bei  dem  Gebraudi 
der  ^ewuimlichen  SiaiiLMa^mitiel  ^  dem  nodi 
etwas  Opium  ipi^esetxt  wurde,  versdiwand  es. 

In  diesen  nimlidien  b^doi  Fällen,  und 
nur  in  diesen «  entstand  noch  ein  andrer  Zu- 
falK  der  mir  noch  nie  vorgekommen  ist,  und 
-wovon   der  eine  mir  viel  zu  schaffen  machte 
und    die    Genesung    erstaunlich    verlängerte, 
nämlich    ein    ganz  unerträglicher  Schmerz  in 
den  Fufssohlen,  welcher  dem  Kranken  durch- 
aus alle  Ruhe,  Schlaf  und  Appetit  raubte.    In 
dem  ersten  Fall,  der  mir  vorkam,  liefs  ich  die 
Fiilse    mit    Wachstaffet    umwickeln    und    die 
Fufssohlen   mit  einem   schmerzstillenden   zer- 
theilenden  Oel  gelinde  bestreichen  ~  ich  sage 
bestreichen,  denn'  die  geringste  nur  etwas  rau- 
he Betühnuig  machte  die  unleidlichsten  Schmer- 
len -i^  und  dabei  verlor  sich  das  tJebel  in  % 
Tagen  gänzlich«    In  dem   andern«    bei  einem 
^'ingen  Mädchen  von  17  Jahren^  war  icJi  nicht 
I  glücklich«    Als  jene  Mittel  hiter  uchts  wirk- 


-     95     - 

ten,  legte  ich  Guoim.  Galban.  als  Pflaster  aiiC 
was  eher  die  Schmerzen  vefmehrte,  als  ver- 
minderte, dann  ein  Empl.  de  Galban.  croc. 
mit  Camphor.  und  Ol.  Cajeput ;  aU  das  nicht« 
half,  l^efs  ich  Opodoldöc  einreiben,  dann  FuJs- 
bäder  nehmen  aus  Hepar  sulphun  und  die 
Fif&e  räuchern  mit  Mastix  uod  Storax«  In- 
nerlich gab  ich  zuletzt,  da  ich  das  Ganz^  mehr 
für  einen  Gichtzufall  ansähe,  auch  die  Fufs-> 
zehen  des  einen  Fufses  gans  krumm  gezogen 
waren,  Gumffl«  Guajaa  und '  andre  Gichtmit- 
tel, wobei  sich  zwar  das  Uebel  verlor,  doch 
äufserst  langsam,  und  die  gänzliche  Wieder«« 
herstellüng  aülsero'rdentlich  verzögernd« 

In   dieser  Periode   der   Genesung   litten 
auch  einige  noch  sehr  an   den   dufgelegenen 
brandigen  Stellen^  welche  mehr  oder  wenig';r 
lange  eiterten  und»  mit  den  gewöhnlichen  Mit- 
teln verbunden  wurden.  Eine  einfache  Wach*- 
salbe  mit  Campher  that  oft  am  besten«     An- 
dre wurden  mit  Chinadecoct  Verbunden«  Wall- 
rend  des  Nervenfiebers  selbst  lief*  ich  sol/rh« 
anfängende  wunde  oder  eifernde  Srellen  Moi 
mit   Charpie   bedecken,    und    verbot  %fhnMl 
vorzüglich  Bleimittel  oder  iu>nst  sUirlu»  irottk^ 
nende  spirituöse  Mittel  mit  Alaun  0ie*  Deniit 


—     cjS     — 

so  viqI  Qwal  und  Beschwerde  6r  auCh  in  der 
Genesung  machte,    so   sähe  ich"  doch    diesen 
Zufall  eher  gern,    verhinderte  ihn  wenigstens 
nicht,  wo  er  sich  zeigte.    Alle  diejenigen^  die 
in    der   Genesungsperiode    an    einer    solchen 
Eiterung  htten,  die  konnten  ihrer  Gesundheit 
gewifs  &eyn  und  hatten  von  einem  Recidiv,  ■ 
das  allemal   tödtlich^  war,   durchaus  nichts  zu 
befürchten.      Man  konnte    also   wohl    diesen 
Zufall  als  heilsam  und  kritisch  ansehen.  Auch 
in   dem   eben  erwähnten  Fall  hatte   sich  das 
17  jährige  Mädchen,   das  nach  dem  3ten  Sta- 
dio  noch  8  Paroxysmen  eines  Wechselfiebers 
erdulden  mufste  und  dann  die  unausstehlichen 
Schmerzen  in  den  Fufssohlen  bekam,  durch- 
aus gar  nicht  aufgelegen« 

Ein  grofser  Theil  übrigens  wurde  gesund, 
ohne  sich  aufgelegen  zu  haben,  und  ohne  sonst 
bedeutende  Zufälle  zu  erleiden. 

Andre  Crises  habe  ich  nicht  bemerkt' 
Schweifse  entstanden  nie  im  Sten  Stadio.  *Nur 
wenn  sich  die  Krankheit  mit  dem  ersten  en- 
digte^ war  eine  feuchte  dunstende  Haut  und  . 
damit  correspondirender  Urin"^  ein  gutes  Ze- 
chen. Uebrigens  mufs  ich  gestehen,  dafs  ich, 
die  Gefahrlosigkeit^  ^ie  Nichttödtlichkeit  des 

3ten 


.,      ■—     97     — 

3ten  Stadiums  bemerkend/ <eia  solcher  Freun<l 
desselben  wurdet  dafs  ich  es  für  heilsam,  für 
kritisch  zu  halten  sehri  geneigt  war^  So  vm^ 
statthaft  nun  aber  auch  die  Benennung  kri- 
tisch, selbst  die  Von  den  ältßhi  Schriftstfellem 
recipirte  Benennung  einer  gefofarliehen  Crisi^;' 
hiei*  seyn  mag,  indem  diese  Veränderung >o' 
gefahrvoll  war,  dafs  sie,  ohne  die  kräftige  .Ge- 
genwirkung der  Kunst  9  öhxie.  Zweifel  jedes^ 
mal  den  Kranken  getödtet  haben  würde,  also« 
mit  dem  Begriff  von  Crisis  gar*  nicht  übe^^ein- 
stimmt:  so  dürfte  es  mir  doch,  wenn  es  mir 
um  Meinungen  und  deren  Behaiuptung  auch 
nur  im  geringsten'»*  thun  wiirfe,  vidleicht.ge*. 
lingen,  diese  Idee  durch  ? einige  .Gründe  zu 
rechtfertigen.  Denn  so  lag  das  Gefährliche 
unsrer  Krankheit  überhaupt  nicht  darin,  dafs 
das  LebenspriAcip  urplötzlich  und  gleicfamä- 
fsig  durch  alle  Systeme  wäre  angegriffen -wor- 
den, in  welchem  Fall  der  Vedauf  weit  schnei-, 
ler  hätte  &eyn  müssen;  sondern  darin,  dafs' 
der  Organismus  gleichsam  nur  theilweise  von 
der  Krankheit  ergriffen  9  und  dadurch  ein« 
ungleichmäfsiges  Wirken  der  noch,  bestehen- 
den Lebenskraft  'gesetzt  wurde,  das  die  hoch* 
rte  Aufmerksamkeit  des  Arztes  verlangte,  und 
ihn  zwang,  sich  in  seinem  Handeln;  blos  nach 

Jonni.  XIXJJ.  S.  4  SU  G 


-     98     - 

den  Zufällen  zu  liditen^  mit  Rucksicht  zwar 
auf  die  Adjnamie  der  Krankheit  Und  die  Con- 
stitütion^  aber  ohiie  did  Kunst  in  ihrer  gan- 
zen Wirksamkeit  anwenden  ztt  können«  Jetzt 
aber  beim  Eintritt  des  Sten Stadiums  warder 
Körper  gleichmäibig  durch  alle  ÖrgAuö  ergrif- 
fen,  die  Schwäche  war  allgetfiein^  und  nun 
hatte  tucht  mehr  zu  besorgen,^  eine  Ueberrd- 
züng  in  einem  Theile  heryorzubringen^  indem 
man  einem  andern  angegriffenen  durch  Raz- 
mittel  zu  Hülfe  kommen  wollte  unH  so  den 
Tumult  zu  yermehren«  Ist  aber  nun  wohl 
Crisis  etwas  anders^  als  das  Auihöreii  der  dis- 
harmonischen Zusammenwirkung  der  Organe, 
als  eine  gleichmäfsige  Vertheilung  der  Schwä- 
che über  den  ganzen  Körper?  die  Sogenann- 
ten kritischen  Ausleerungen  sind  sid  etwas 
anderes  9  als  eine  blofse  Folge  5  eine  Beglei- 
tung —  nicht  aber  die  Ursache  •—  dieser  Jruck- 
kehrenden  Harmonie^  der  nahenden  Gesund- 
heit? Um  die  Sache  von  einer  dndem  Seite 
2U  betrachten^  sollte  nicht  der  Ötgtoistnus, 
dem  es  an  Kräften  fehlte  das  feindselige  Con« 
tagium  entweder  auszUstoCien  oder  sich  zu 
homogenisiren^  vielleicht  dieses  Umschafiirngs* 
ProcesseS)  def  Fäulnifsj  bedurft  haben,  tun 
diesen  Stoff  zu  verflüchtigen?  Wie  dem  ^sucb 


—      99     — 

sey^  diete  äuFserste  Schwächei  verbunden  mit 
anfangender  Ersetzung  der  Aussigen  Theile, 
beendigte  schnell  die  kaum  zu  bezwingende 
Krankheit  und  zwar  glucklich  fnit  BeihUlfe  der 
Kunst,  und  diejenigen,  welche  dieses  Stadium 
noch  überstanden  hatten  9  genasen  im  Durch« 
schnitt  schneller,  ^als  diejenigen,  bei  denen 
mit  dem  aten  die  Krankheit  sich  als  hitziges 
Nervenfieber  endigte.    >  ' 

Was  die  Epidemie,  ihren  Gang  tmd  Dauer 
ganz  im  allgemeinen  anlangt,  so  glich  sie  völ* 
lig  dem  Verlauf  eines  a^altenden  Fiebers^ 
und  man  bemerkte  und  unterschied  deutlich 
eine*Zunahme,  eine  höchste  Hohe  und  Ab- 
nahme dersäb^n«  Der  Anfang  war  im  Au- 
gust, die  höchste  Höhe  Ende  October  und 
Monat  November,  ^und  die  gänzliche  Abnah« 
me  verlor^sich  im  Januar  und  Anfang  Februars 
i8to«  Die  meisten  Sterbefalle  fielen  in  die 
Höhe  der  Krankheit,  auch  äufserte  sich  da^ 
die  Ansteckungsfähigkeit  am  stärksten«  Auch 
erschien  nur  so  lange  die  Epidemie  in  der 
Form,  wie  ich  sie  angegeben  habe.  Im  Mo* 
nat  Februar  kamen  noch  einige  Nervenfieber, 
aber  nur  sporadisch,  bei  aller  Heftigkeit  ohne 
alle  Ge&hr  der  Ansteckung,  und  diese,  ein-* 

G  % 


\ 


mm     roo      •— • 


zelnen  Fälle  hatten  nicht  mehr  jene  eigene 
Form  und  Andauer,  wie  während  der  Epide- 
mie,  -sondern  sie  verhieltenr  sich  vielmehr  ganz 
wie  die  gewöhnlichen  Typhus  -  Ki-ankheiten, 
,  so  wie  sie  von  den  Schriftstellern  angegeben 
und  beschrieben  sind.  Der  gte  und  iite  Tag 
waren  die  entscheidenden. 

Noch  eine  ganz  andre  Form  zeigte  die- 
ser Typhus  in  einem  nahgelegenen  Dorfe,  wo 
er  im  Januar  1810  ganz  epidemisch  zu  wer- 
den anfing,,  und  dessen  Untersuchung  und  Be- 
handlung mir  von  Polizey  wegen  aufgetragen 
wurde.  Aufser  den  gewöhnlichen  Symptomen, 
Mattigkeit,.  Uebelkeit,  Schwindel,  Hoffnung 
losigkeit  etc.  hatten  die  Kranken  tfaeils  hefti- 
ge Schmerzen  im  Halse,  die  das  Schlucken 
sehr  erschwerten,  wo  man  aber  bei  der  Un- 

§ 

tersuchung  nidits  von  Bräune  entdeckte,  theils 
Schmerzen  in  den  Schenkeln  und  Fiifsen,  theils 
ein  eignes  Gefiihl  von  Schmerz,  Kriebeln  und 
Unbehaglichkeit  in  der  Herzgrube,  das  bis  ans 
Ende  anhielt  und  mit  erstaunlicher  Unruhe  und 
Schlaflosigkeit  verbunden  war.  Das  ausgezeich- 
netste und  allgemeinste  aber  war  ein  äufserst 
profuser  Schweifs,  welcher  die  ganze  Krank- 
heit daue/te,  so  wie  audb,  dafs  das  Sensoxium 


—    .101      i— 

gar  nicht  angegriffen  zu  seyn  schien^  denn 
kein  Kranker  fantasirte*  Diarrhöe  und  Hu- 
sten kam  nicht.  Die  Krankheit  hatte  ziem- 
lich die  Form  des  Typhus,  welcher  unter  dem 
Namen  der  Schweifssucht ,  des  englischen 
Schweifses  bekannt  ist.  Die  kräftigsten  und 
mannichfachsten  Reize  waren  nöthig,  um  die 
«chlimmem  Kranken  zu  retten.  Säuren  wur- 
den hier  weit  besser  vertragen,  sie  schienen 
fast  unentbehrlich  zu  seyn.  Gegen  3o  Per- 
sonen, die  nur  die  bekannten  Vorboten  des 
Uebels  klagten,  und  sich  nach  meiner  Ver- 
ordnung sogleich  beim  Eintritt  derselben  mel- 
den mufsten,  habe  ich  durch  ein  ganz  einfa<- 
ches  Verfahren  von  der  Krankheit  befreiet, 
Ich  gab  nemlich  zuerst  ein  Brechmittel  und 
darnach  liefs  ich  ihnen  einige  T^ge  lang  von 
dem  Elix.  Vitriol.  JMynsicht.  nehmen,  täglich 
3,  4  u^d  mehrmal,  wodurch  die  Krankheit 
abgeschnitten  wurde. 

Ich  kann  meine  Abhandlung  nicht  schlie-  . 
fsen,  ohne  gleichsam  einen  kritischen  Rück- 
blick auf  unsere  aufgesti^llte  Behandlung  zu 
werfen,  meine  nicht  gänzliche  Zufriedenheit 
damit  zu  erkennen  zu  geben,  und  Deutsch- 
lands  Aerzte  nochmals  auf  ein  Mittel  anfmerk- 


—       10»      — 

sam  zu  machen,  das,  wenn  nicht  eine  sichre- 
re,  doch  eine  schnellere  'Hülfe  verspriclit.  Was 
bei  jener  Behandlung  die  Sicherheit  anlangt, 
so  zeugt  der  Umstand,  dafs  von  etlichen  120 
—  i3o  Kranken,  wovon  ein  grofser  Theil  al- 
le Stadien  der  Krankheit  zu  überstehen  hatte^ 
nicht  mehr  wie  4  —  zwei  Recidive  al^erech* 
net,  —  starben  —  wie  ich  glaube,  hinlänglidi 
dafiir;  was  aber  die  Schnelligkeit  betrifft,  so 
war  ich  selbst  immer  höchst  unzufrieden  damit. 
Denn  es  ist  in  der  That  so  wenig  für  den 
Kranken  als  für  den  Arzt  eine  erfreuliche  Sache, 
einenMenschen  mehrere  Wochen  lang  unimter« 
brochen  in  Todesgefahr  schweben  zu  säien,  ob*- 
ne  mit  aller  Kunst  etwas  öderes  diun  «i  kön«* 
nen,  als  mit  gespannter  Aufmerksamk^t  der 
Natur  jeden  Wink  abzulauschen  und  nur  eben 
zuzusehen,  dafs  sie  in  dem  Tumult  ihre  Kräfte 
nicht  gänzlich  aufreibe.  Ich  war  deswegen 
beständig  auf  ein  Mittel  und  Methode  be« 
dacht,  diese  Krankheit  schneller  und  einfacher, 
aber  eben  so  sicher,  zu  beendigen.  Unter  al- 
len schien  mir  keine  passender  als  die  Cur* 
rzesche  oder  das  Begießen  mit  kaltem  Was^ 
ser.  Inzwischen  so  sehr  ich  auch  vott  der 
Nützlichkeit  derselben  überzeugt  bin,  so  wag* 
te  ich  es  doch  nicht  Einmal  sie  anzuwenden! 


da  ich  wohl  sähe,  mit  welchen  Vonmheileti 
ich  würde  zu  kämpfen  haben ,  und.  wie  seht 
ein  einziger  miTsglUckter  Versuch  mir  in  mei- 
nem Kredit  wurde  geschadet  haben.  Ich  will 
glauben,  dafs  jandere  Aerzte  aus  eben  diesem 
Grunde  noch  nicht  mehr  Versuche  damit  ge->  » 
machte  und  bis  auf  wenige  Beispiele,  ein  Mit-* 
tel  so  sehr  vernachlässigt  haben,  das  theore«> 
tisch  sowohl,  als  nach  allem,  was  englischer 
und  auch  deutsche  Aenete  davon  beobachtet 
haben,  die  herrlichsten  Wirkungen  bei  die» 
sen  adjnamischen  Krankheiten  verspricht^  Hat 
die  alles  wissende  Theorie  recht,  wenn  $ie 
die  Kälte  fiir  schwächend  }iält,  so  spricht  das 
ganz  »nd  gar  nicht  gegen  die  Anwendung  der» 
selben  in  unserer  Krankheit,  vielmehr  läfst  sich 
eben  daraus  die  grofse  Wirksamkeit  der  kaU 
ten  Afiusipn  erklären^  Schon  nach  Crirries 
Regeln  ist  sie  nur  in  den  ersten  Tagen  des 
Fiebers  anzuwenden,  nur  bei  trockner  bren-'> 
nender  Hitze  und  je  grofser  die  Hitze  ist, 
desto  grofser  kann  die  Kälte  »eyn,  DieTs  ist~ 
aber  eben  das  synochische  entzündliche  Sta-» 

• 

dium,  wo  auch  wir  schwäcl^ende  Mittel  inner«* 
lieh  geben  mufsten,  wo,  nach  dem  Zeugnifs 
glaubwQrdiger  Schriftsteller,  auch  in  der  Pest 
abfühirende  Mittel  gut  tljun,  und  wo  die'  ame» 


likäxilschen   Aerzte-  selbst   vom    AderlaDs  als 
sehr  Yortheilhaft'.  im  jgelben  Fieber  sprechen. 
Das  Äderlass  ganz  abgerechnet,    an  des- 
aen  Nützlichkeit  ich  sehr  zweifeln  möchte,  so 
habe  ich  aber  schon  oben  gesagt,  mit  iveldier 
äufsersten  Vorsicht  man  doch  die  schwächen- 
den Mittel,   so  nothw endig  sie  waren,  geben 
mufste,  indem  ein  nur  etwas  zu  lange  fortge- 
setzter   Gebrauch    derselben    den   Uebergang 
zum  paralytischen  Stadio  befördern    und  die- 
ses' Unheilbar    machen    konnte.     So    uützlidi 
imd  unentbehrlich  dennoch  diese   Mittel  wa- 
ren, so  konnten  sie  doch  leicht  nicht   zu  er- 
setzenden  Schaden  stiften.    Der  Grund  davon 
lag  ohne  Zweifel  vorzüglich  darin,    dafs  sie 
neben  dej:  allgemeinen  kühlenden,  schwächen- 
den Würkung,  noch  besonders  den  Darmka- 
nal angriffen,    und  diese  Theile,:  wenn  nicht 
eben  lähmten,  doch  in  einen  soldien  Zustand 
von    Schwäche   und   krankhafter    Reizbarkeit 
yersetztefi,  das  sie   der  Schauplatz    vieler  le- 
bensgefahrlichen Symptome  wurden  und  blie- 
ben.    Um  die  Krankheit  schneller  abzuschnei- 
jden,  käme  -es   also  darauf  an,    ein  Mittel  zu 
haben,    das,  ohne  jene  Schwächung  der  Ver* 
dauungfc-Organe ,   doch  im  Stande  wäre  den 
Hautkrampf  zu. lösen,  eine  gleichmäfsige  Aus* 


(lünstiUig  hervorzubringen*  und  durch  diesen 
erregten  Kühlungs-Procefs  die  cntzündUche 
Spannung  des  Organismus  zu  heben;  das  fer- 
ner  das  auch  in  diesem  Stadio  schon  ange- 
'  griffene  Nervensystem  nicht  schwächte,  son- 
dern vielmehr  durch  seinen  Eindruck  dasselbe 
erschütterte,  umstimtme,  und  in  vermehrte  Thä« 
dgkeit  setzte. 

Wo  können  wir  aber  die  Erfüllung  aller 
.dieser  Anforderungen  so  befriedigend  antri&f-o 
fen,  als  in  dfem  von  de  Hahn  schon  vor  vie- 
len Jahren  in  Breslau  im  Typhus  angewand- 
ten, dann  na«h  langek*  Vergessenheit  von  Dr. 
ff^righc  wieder  bervörgesuchten  und  Von  Cwr- 
rie  mit   so   vieler   Wärme  und  Eifer  weiter 
-Yerbreiteten    und  zuerst   auf  bestimmte  '  An- 
-wendungs-Regeln  gebrachten  Heilmittitl,  n^m« 
lieh  in  dem  kalten  Sturzbade,   oder  der  kal- 
bten AflFusioÄ?     Auch  den  Alten  war  die  An- 
"Wendung  des  eiskalten  Wassers  in  Krankhei- 
ten nicht  unbekannt,    und  vos  melu:  als  loo 
^^   Jahren  vjerrichtete  ein  Mönch ,  Namens  J?ar« 
^     nard  Maria  de  Cauroßian^  damit  Wunder- 
[     kuren  zu  Palermo«    Er  b'raudite  es  nicht  alr 
%    lein  wie  Currie^  in  bösartigen  Fiebern,  son- 
i     dern  auch  in  krampfhaften  Krankheiten  aller 
X     Art,  aelbst  bei  Jnfarctus  der  Eingeweide,  ]t>ei 


)[Uieumatismus  und  Hüftweh)  üinerlich  und 
äufserlich  mit  dem  besten  und  glücklictuteo 
Erfolg.  .    ,    -    . 

Es  i^  übrigens  nicht  zu  läi^en,  dsSs  die 
englischen  Aer2te,  die  alles  höhere  Theoretisire» 
verachten  und  sich  deswegen  um  JSrown  und 
Darwin  weit  weniger   kümmerten   als  andre 
Nationen;  namentlich  die  Deutschen,  die  hin- 
gegen alles  umfassen,    was  praktis«^  ist  und 
sich  mit  den  5  Sixmen  greifenjälst^  dais,  $d^<i 
ich  9    diese  auch  die  Methode  des  Htp   Cur* 
rie  mit  zu  vieler  Hitze  ergriffen  und  »ie  so- 
gleich, so  wie  jener  Mönch,  beinahe  als  Uni- 
versal*MitteI  in  einer  Menge  von  Krluaifcheits« 
Zuständen    anwendeten,   wo   sie  .wohl    eher 
Schaden  «als  Nutzen  stiften  dürfte»    Im^wischen 
tausendfachen  Beobaditungen  zu  Folge,  gegen 
die  sich  ohne  Thorheit  nichts  einwenden  läfst, 
erfolgt  da,'  wo  das  kalte  Sturzbad  unter  den 
gehörigen  Anzeigen  im  Typbus   angewendet 
wurde,  ein  ruhiger  Schlaf,  und  während  des- 
selben eine  warme  Ausdünstung,  mithin  Lö- 
sung   des   Hautkjampfes  und   Verflüchtigung 
des  angehäuften  Wärmestofls,  auch  wohl  Vß^ 
flUchtigung  des  theils  atmosphärischen,   theils 
contagiösen  Prindps,  bei  welchen  Wirkungen 
ttUen  der  Eindrucl^  auf  das  Nervensystem  und 


-*    107    — 

ie  Schonung  des  D^nnkaniils  Wsonders  in 
Lnschlag  zu  bringen  ist,  *) 

Möchten  daher  Deutschlands  Aerzte  die* 
SS  grofse  Mittel  mehr  in  AnwenVlung  brin« 
en,  als  es  bis  jetzt  geschähe  und  die  Vorur-» 

*)  Eben  kömint  mir  in  il«n  HecAenchen  AnnaUn  für 
die  leiammte  Mddicin  ein  Au&at«  über  di«  CurrUm 
icbe  Methode  »u  Gesicht,  der  die  Nütislichkeit  der» 
aelben  nicht  wenig  be;iweifelt.  Ich  habe  darüber 
weiter  nichts  su  aagen,  «la,  man  versnebe,  untenu* 
che  unbefangen,  und  uribeile  und  enttcheide  dann, 
Dr.  Currie  ,  dß  Hahn,  der  Mpnch  B^rnarA  Mariit 
und  andre  führen  Thatsachen  auf,  man  stelle  ihnen 
Thatsachen  gegenüber.  Eine  Thatsache,  wenn  sie 
auch  nicht  mit  aller  der  Umsicht  gegeben  ist,  wio 
fiie  die  Theoretiker,  nnd  awar  immer  jeder  ngch 
seiner  Ansicht,  reilangen,  ist  doch  immer  mehr 
werth,  als  ein  noch  so  glänaendes  theoretisches 
Raisonnement  ohne  Thatsache,  Ich  mochte  nicht# 
vreniger  als  die  englischen  Kurmeihoden  in  Schuts 
nehmen,  ao  wie  auch  die  IiamiUoft$chB,  überhaupt 
die  ganz  Ungeheuern  Dosen  von  Cblomel,  die  sie 
anwenden,  aber  eben  so  wenig  mochte 'ich  es,  oh^ 
ne  Weiteret,  der  natura  eonisrvatrix  allein  atischrei» 
hen,  wenn  sie»  die  Natur«  eine  KufmUieit  bei  ei» 
vem  Mittel  und  einer  Methode  überwindet,  weicht 
man  am  Ende  doch  nur  deswstgen  fehlerhaft  ßndet 
und  als  Mifsgriffe  «ufstellc,  weil  sie  mit  unaera. 
Meinuiigen  und  Vorunheilen  nicht  «usammenp^«» 
aen  wollen.  Wer  weiff,  ob  das  englische  und  west- 
indische Klima  nicht  Keilmetnoden  und  Mittel  Ter» 
uägt'vndrerlingt,  welche  wir  in  Deutichland  nicht 
ohne  Gefahr  so  «nwtndttn  köiincnT 


—    io8    — 

theile  bekSihpfön,  wecihe  bei  uns,  die  wir 
noch  jeden  der  Hitze  und  überiiaupt  Krank- 
sejn  klagt,  sogleich  in  Federn  einpacken  und 
ihn  aller  frischen  Luft  berauben,  gegen  Bäder 
und  vorzügTich  gegen  kalte  Bäder,  nock  im- 
iher  herrschend  sind  und  dem  Arzt  uniiber- 
steigliche  Hindernisse  «»ntgegensetzen.  Die 
Einführung  «ines  so  einfachen  Verfahrens  wie 
das  Ci/rr/e^che,  dessen  Anwendung  man  selbst 
Nicht-Aerzten  überlassen  kann,  macht  sich  um 
so  nöthigeFj  da  bei  möglicher  Ausbreitung 
der  Nervenfieber  unter  dem  Landvolke  sich 
eine  solche  zusammengesetzte  Heilmethode 
"wie  die  obige  nicht  wohl  in  Anwendung  brin- 
gen läfst,  da  die  hierbei  oft  lihentbehrlicbe 
China  von  Tage  zu  Tage  seltner,  theur«r  und 
schlechter  wird,  und  da  besonders  diese  Ner- 
yenfieber.noch  lange  bei  uns  wüthen  und  nicht 
eher  aufhören  dürften,  bis  die  wahrscfaein- 
liehen  Störungen  in  unserm  Planetensj^stem 
sich  ausgleichen,  bis.  alle  Spuren  des  Krieges 
und  alle  Folgen  des  erlittenen  Schreckens,  al- 
le Furcht  und  Ungewifsheit  wegen  der  Zu- 
kunft verschwinden,  und  eine  regere,  kräftigere 
ihit  dem  innem  Selbst  mehr  harmonirende 
Gemüthsstimmung  die  jetzige  Schlaffheit  und 
oerjgielosigkeit  verscheuchen  wirdL 


—    log    — 


V.     ■ 

Bestimmung  des  Grundes 

und 

Andeutung  des  Werths  der  Krankheits- 

form  • 

Von 

D.  F.  Rosenthäl,     ' 

Privatdocent  auf  der  Universität  au  Berlin» 


\)o  sehr  es  d,en  altem  Aerzten  zum  Vorwurf 
gereichen  könnte,  einen  zu  grofsen  Werth^auf 
die  Erscheinungen  der  Krankheit  .gesetzt  zU 
haben,  indem  sie  keinesweges  daraus  das  We-*- 
sen  der  Krankheit  zu  enthüllen  im  Stande  wa-  -  ' 
ren;  so  ist  die  Brownsche  Schule  doch  eben* . 
so  sehr  zu  tadeln,  wenn  sie  die  Krankheits- 
form  gering  achtend,  nur  die  aetiologische 
Erforschung,  der    Krankheit    berücksichtiget« 


—      HO      — 

Für  uns  hat  die  Tendenz  der  Forschung^  bei- 
der Partheien  gleich  bedeutenden  Werth,  als 
nicht  allein  die  Erscheinung^  sondern  audi  das 
Ursächliche  der  Krankheit  die  wichtigsten 
Momente  zur  Ausmittelung  des  Krankheits« 
Charakters  enthalien,  und  je  rollkommner  da- 
her eine  der  beiden  Schulen  sich  durch  den 
Ausspruch  wahrhafter  Naturforschung  bf^glaa- 
biget^  ein  so  gröfseres  Verdienst  um  die  Wis- 
senschaft mnfs  ihr  von  uns  zugestanden  wer- 
den. 

Es  ist  nicht  2U  leugnen,  dafs  wir  rorzüg- 
lidi  den  altem  Aer^ten  treffliche  Zeichnun- 
gen der  mannichfaltigen  Krankheitsformen  ver- 
danken, wenn  gleich  das  sie  begründende  Wer 
sentliche  bei  allen  scharfsinnigen  Erforschnn« 
gen  dunkdi  bleiben  mufste.  Leitete  nun  Sronn 
durch  sein  System  unsre  gröfste  Aufm^ksam- 
keit  auf  das  Verhältnifs  der  Wirkungen  der 
AuTsenwelt  zum  Otganismus^  so  hatte  er  das 
Verdienstliche,  uns  von  dieser  Seite  eine  fiahn 
2U  eröffnen,  auf  der  wir  sicherer  tuid  leichter 
2U  einem  Ziel  uns  näherten,  dessen  Eitei- 
dnmg  von  je  her  das  höchste  Bestreben  aller 
ärztlichen  Forschung  war* 

tn  sofern  aber  Brown  das  Leben  in  sei- 
BjBti  allgemeimten  Phänomenen^  ^Efvegang^  au£* 


—    ttt    — 

fafstö^  tind^aiu  den  allgemeinst^il  Modificatio« 
neu  derselben  den  Zustand    der  Gesundheit 
und  Krankheit^    und  die  möglichen  Formen 
der  letztem  erklärte^    so  war  es  hinlänglich, 
ein  allen  Organen  gleich  zugetheiltes  Vermö- 
gen ^   die  Aufsefiwelt   als  Reiz  zu  empfangen, 
anzunehmen,  und  die  Intensität  der  Wirkung 
'  der  Aufsenwelt  zu  beachten,  um  jene  allge* 
meine  Modificätiön  der  Erregung,   welche  er 
uns  als  Krankheit  bestimmt,  abzuleiten«    Von 
diesem  Standpunkt  ßroivn^s   kann   aber  nur 
eine  mangelhafte  Kenhtnif«   der  Wechselwir- 
kung zwischen  der  Aufsenwelt  und  dem  Or- 
ganismus aüsgehn,  daher  ist  «ein  System  nicht 
geeignet,  uns   die  physiologische  Aufklärung 
zu  verschäiSFen,  auf  welche  allein  die  richti*- 
gen   Gesetze  der  Pafliölogie  begründet  sind, 
weldie  eine  sichere  und  vollständige  aetiolo- 
gische   Erforschung    der    Krankheit   möglich 
mächen« 

Wenn  ÄWär  der  aus  ßro^n*i  Erfahrung 
abgeleitete  Satz:  „dafs  das  Leben  nur  im  An*^  ■ 
dränge  def  Aufsenwelt  Bestand  Ihabe,  und  dafs 
Reizung  als  Resultat  dieses  Conflicts  Bedin- 
gung der  mannichfaltig^n  Lebensphänomene 
sey,  selbst  von  einem  höheren  Standpunkte 
aus,    als  richtig  erkannt  wird;    sö  kaniL'ntir 


—    IIa    — 

mit  der  tiefem  Erforschung  des  Reiz  Verhält- 
nisses und  der  daraus  resultirenden  richtigen 
Einsicht  der  möglichen  Modification  der  Rei- 
zung Jede  coxistante  Verschiedenfceit  und  aller 
mannichfaltige  Wechsel  der  Lebenserschei- 
nungen  bestimmt  erklärt  werden« 

Ist  die  Aufsenwelt  nur  in  sofern  Reiz 
oder  Bedingung  der  Erregung  eines  Organs, 
als  dasselbe  erregbar  ist,  so  kann  nur  mit  Ab- 
leitung des  deudichsten  Begriffe  der  Erreg- 
barkeit der  Grund  des  wirklichen^ Lebens  und 
seiner  besondem  Zustände  zur  Einsieht  erho- 
ben  werden.  Nach  dieser  Ableitung  kann  die 
Erregbarkeit  nicht  anders  als  Synthese  zweier 
sich,  entgegengesetzter  Kräfte  —  in  ihrer  hödi- 
sten  Potenz  ausgesprochen:  Sensibilität  und 
Irritabilität  — -  gedacht  werden. 

Jedes  lebende  Organ  ist  erregbar,  und 
daher  kommen  demselben  diese  beiden,  Fak- 
tore&  der  Erregbarkeit  zu.  Dem  Wesen  nach 
ist  also  die  Erregbarkeit  in,  allen  Organen 
gleich,  obgleich  sie  doch  in  diese^i  unendli- 
cher Grade  ihrer  Faktoren  fähig  ist,  und  so 
unendliche  Verschiedenheit  der  Synthesen  -con- 
stituirt  ^y  Die  Erregbarkeit  ist  demnach  kei- 
ne 

O  Da  ich  dleaeAnnalime  darch  dit  Conatruction  dei. 


—    ii3    — 

ne  absolut  gleiche^  Filr  jedes  Organ,  und  jede 
AfFection  eines  Gebildes  qualitatif^,  somit  di* 
Lebensäufserung  als  Folge  derselben  eine  ei* 
genthümliche.  Jede  Abweichung  von  dieser 
q[ualitativen  Erregbarkeit  mufs  ^ine.  veränder- 
te Lebenserscheinung  zur  Folge  haben,  und 
so  entstehn  die  besummt  verschiedenen  Krank- 
heitsformen. 

Wenn  g(leich  nach  dipm  Begriff  der  Er- 
regbarkeit, nut  zw^i  wesentlich  verschiedene 
Krankheitsformen  -r-  Sthenie^  und  Asthenie  — 
angenommen  werden  Können  *) ,  so  entstehn 
doch  aus  der  Aufnahme  dieser  i];i  die  Beson^ 
derheit,  mannich£sJtig  vorsofaiedene  Krankheits- 
formen.      ,  .     .  ;    ^ 

Djer  Begriff,  wielcher  .  der  wesentlichen 
Verschiedenheit  dieisi^  beiden  Hauptformen 
zum  Grunde  liegt,  ist  von  dem  Const^tutions- 
grad  abweichende  .  abnorme  Erhöhung    einer 

Erregbackeit  vnd  der  NÄcl^w«i«ii9g  dieMr  beiden 
Tbätigkeiten  in  ihren  Siibatraten  gegen  jeden  Wi» 
dersprucb  gerecbtfertiget  glaube,  so  entbahe  ich 
mich  jedes  ferneren  ^  hier  ^  ireit  rom  gewöbnli* 
eben  Ziele  abfubrendisn  JCrweiset,  um  jeden  ge« 
gründeten  oder  ungegründettn  Einwurf  ga  entkräf* 
ten« 

*)  Wie  dies  in  eben  diesem  Journal  Bd.  aß*  St.  5. 
AbhandL^«,  Erforschung  ^9t  Krankb.  im  Indiv.  ^  go- 
seigt  worden« 

Joun.  XXXIt,  B.  4  SN  H 


der  beiden  Factoren^  die  aber  wiederum  nach 
der  Intensität  ibrer  Erhöhung  Grade  der  Ver- 
ichiedenheit  bedingen«  Wenn  SUieni«  und 
Asthenie  als  Ausdrücke  für  die  Erscheinuiig 
dieser  wesentlichen  Verschiedenheit  gelten^  so 
kann  man  die  Grade  derselben  durch  Hyper- 
sthenie  und  Hyperasthenie  passend  bezeich- 
nen« 

Es  giebt  also  4  Hauptformen  der  Krank- 
heit^  deren  charakteristische  Merkniahle  aber 
nicht  anders  als  nur  einzig  aus  der  ursprüng- 
lichen Tendenz  der  beiden  GAmdkräfte  zu 
erheben  sind  *)# 

Die  Sensibilität  als  eine  Kraft  für  sidi 
gedacht^  strebt  in  ihrer  Wirksamkeit  mit  un- 
endlicher Geschwindigkeit  fort^  nur  durch  ihre 
Negation  wird  sie  an  endliche  Zeit  gebunden, 
und  da  diese  Negation  nicht  denkbar^  als  durd 
eine  iht  entgegengesetzte  Kraft^  sa  kann  nur 
mit  dem  Gegensatz  der  Irritabilität  Negation 
eintreten^  und  so,  beide  Kräfte  fixirt  erschei- 
nen« Die  durch  diese  Entgegensetzung  be- 
dingte endliche  Zeit,  ist  zugleich  Orund  der 
'  RaumerfuIIung^    denn   mit  der   beschrankten 

^)  Brown' s  Zeicliiinngen  i^t  Sthenie  und  Astliemt 
aind  schon  diese  in  d«r  Bttbnderhett  reflecdnei 
Formen. 


-    ttS    - 

unendlichen  Geschwindigkeit,  ist  zugleich  ein 
Verweilen  im  Räume  gesetzt^  und  dahet  mufs 
jede  DiiFerenÄ  der  Wechselwirkung  dieser  bei- 
den Kräfte  in  ihrem  Resultat  •»  LebensäüFse- 
rung  — >  als  in  Zeit  und  Raum  differirend  sich 
offenbaren«  So  ist  mit  der  grufseren  Intensi- 
tät der  Sensibilität  in  diesem  Gegensate  ein 
geringeres  Vefwdlett  im  Räume  gesetzt  j  und 
die  dadurch  bedingten  Thätigkeitsäufserungen 
schneller  vorüber  schwindend ;  hingegen  ist 
mit  der  höheren  Intensität  deä  Gegensatzes 
ein  längeres  Verweilen  im  Raume^  und  fiir 
die  Erscheinung  andauernde  Thätigkeitsäurse- 
rung  gegeben^  In  der  Asthenie^  dessen  Fak- 
tor die  Sensibilität  ist>  wird  die  Erregung  nicht 
vermindert,  sondern  beschleuniget,  also  der 
Zeit  nach  vielmehr  vermehrt  erscheinen;  so 
wie  in  der  Sthenie  durch  die  Intensität  der 
Irritabilität  ein  andauentider  Kampf,  die  Ene- 
gungi  der  Zeit  nach  vermindert  *),  und  so 
sich  uns  als  Kraftäufserung  darstellet.  In  so- 
fern dies  verschiedene  Wechselspiel  durch  das 

*)  Um  hier  jedeiti  Midlreratatici  stt  beigegtieil,  tnlifs  hu*'. 
fnetkt  Urtrdeh,  dafa  niclit  die  LattgsAitikeit  def  Ttii- 
tigkeirafiUfaemngeil  «la  Criteriufii  def  ätbenid  ge* 
Aottimeii  Werden  kadOi  eolidefil  der  Aiiadruck  der 
«uf  einig<$  Zeit  fixirtett  tegell  £Atg«gt«aet<tiiig  der 
flctoted. 


i-*    ii6    —  ^ 

Steif;en  der  Intensität,  der  einen  Knft  gegen 
die  andere  begründet  wird,  so  ist  dies  Stä- 
gen  doch  nicht  bis  za  dem  Grade  anznneh« 
men,  wo  absolute  Negation  d^  einen  dnrdi 
die  der  andern  eintritt,  denn  mit  dieser  Stufe 
ist  das  Leben  sowohl  der  MögbcJikeit  als 
Wirklichkeit  aufgehoben  ;  dodi  g;iebt  es  ein 
Maximum  der  Annäherung  zu  diesem  Punkte^ 
und  schon  mit  diesem  sind  die  £rsdieinun- 
gen  des  Lebens  für  uns  erlosdien^  und  diese 
Lebenszustände  sind  es«  welche  man,  je  nach- 
dem eine  von  diesen  Kräften  zu  diesem  Gra- 
de potensirt  ist,  durch  Hjperasthenie  oder 
Hypersthenie  bezeichnet. 

Diese  Formen  in  ihren  Reflexionen  durdi 
die  vielen  Besonderheiten  des  Organismus, 
geben  so  mannichfaltige  Verschiedenheiten, 
als  es  bestimmte  Synthesen  der  Faktoren  giebt, 
von  denen  eine  Abweichung  möglich  ist^  und 
so  entsteht  die  unendliche  Zahl  der  zu  unter- 
scheidenden  Krankheitsformen,  die  sich  aber 
doch  imter  3  allgemeine  Formen  zusanämen- 
fassen  lassen. 

Die  Unterschiede  dieser  allgemeinen  For- 
men sind  durch  das  Wesen  des  Organismus, 
"nd    durch    die   davon   abhängende  Art   der 
isbildung   der  Krankheit  begründet ,    denn 


—    117     — 

nur  in  sofern  der  Organismus  — -  als  unend- 
liche Vielheit  in  seiner  Einheit  Grund  der 
Beschränkung  dör  bauptformen  auf  seine  Be- 
sonderheit, und  auch  als  Einheit  wiederum 
Grund  der  Fortbildung  der  Krankheit  in  sei- 
nem Ganzen  —  Bedingung  der  verschiedenen 
Extension  der  Krankheit  wird,  sind  die  Ver- 
schiedenheiten dieser  Formen,  die  wir  Fieber, 
partielle  und  organische  Krankheiten  nennen, 
bestimmt. 

L  Fieber.  IJier  reflectirt  die  Krankheit 
durchs  Ganze,  jedes  System  nimmt  Antheil, 
entweder  in  einem  höheren  oder  geringeren 
G#ade,  dies  zeigen  die  «veränderte  Tempera- 
tur, Gircülation,  Digestion  und  Secretion.  In 
dieser  allgem.  Form  bilden  sich  die  beson- 
dem  Formen  durch  prävalirende  Affection  ei- 
ner von  diesen  Systemen.  Es  erscheint  so 
•  I.  mit  gröfserer  Affection  des  sensibeln 
Systems,  öls  Typhus,  der,  in  sofern  er  die 
Hauptformen  aufnimmt,  bald  mit  erhöhter 
Empfindlichkeit,  als  Typhus  ästhen.  *),  bald 
mit  vermehrtem  Wirkungsvermögen  Typhus 
stheti.  **)  erscheint,  die,  wenn  sie  die  höhe- 
ren Grade,  Welche  wir  als  Hypersthenie  und 

•)  Febr.  nerposa  a  vi  nerporum  diminuta,   nach  Star^. 
**)  Fehr,  nert^,  a  vi  rurt>orum  auct,  nach  Ehendema. 


Hyperasthenie  bezeichneten, -eir^ichez)»  inFüU- 
losigkeit  oder  gänzliche  Unter4rückung.der 
sensitiven  Function,  übergehet;  (^febr^s  irmlig* 
uße  der  Alten), 

Diese  Fprinen  nüanciren  wiederum  mit 
der  besoodern  Affection  der  in  die^^ni  System 
befafsten  Einheiten,  und  30  erscheinen  sie  bei 
besonderer  AiF^ctioa  des  G^meiü^^Gefuhls  mit 
dem  Gefühle  der  Angst  und  grofs^n  Unruhe, 
dem  bespndern  Leiden  der  Sinne,  mit  abnör-^ 
mal  erhöhter  Empfindlichkeit  und  AbstumpiuBg 
derselben,  mit  besonderer  Störung  der. höhe- 
ren Function  dieses  Systems,  mit  wilden  und 
stillen  Delirien, 

2,  Mit  größerer  Affection  des  irritabcln 
System«  als  SyuQchus,  der  ^ich  entweder  durch 
abnormal  beschleunigte  Action .  als  iS,  asihen, 

oder  durch  abuormal  verstärktes  Wirkmigs«» 
vermögen  äI^  «S«  sphen,  darstellt,  und  mit  der 
Ausbildung  ?um  hyper^sihenischen  Grade  in 
P^qlyse  iihergeht,  Jf.  paralytimt  S,  putric^  der 

ödten  Aerzte,    Di^  Ntiwcirungen  dieser  For« 

men  sind  bedingt  a)  durch  die  prävalirend^ 
Affection  der  Bewegorgane,  woraus  S.  rheu-' 
mancajt  und  dessen  Gattung  P^ripneumomß 
spuria  entsteht ;  b)  durch  die  prävalirepde 
Aifection  des^  Geßfssystem^i  tnrvv^der  mit  verr 


■  \ 


—     1*9    — 

Stärktet  Circidätioa  S.  inßammat.  *)  und  mit 
Congestion  S.  spastic.  **). 

3)  Mit  grofserer  Affection  des  i^produo« 
tiven  Systems  als  gastrischei  Fieber,  welches 
gleich  den  vorigen  die  llauptformen  ***)  auf- 
xiimmt,  und  je  nach  dem  prävalirenden  Lei- 
den des  Darmkanals  der  Galle  bereitenden 
Organen  oder  der  Secretion  als  Saburral-,  Gall- 
ien -  oder  Schleimüieber  u.  s.  yr.  untersdiie«* 
den  wirdf 

Bemerkung'* 
Ist  es  zwar  die  *  wichtigste 'Aufgabe  für 
die  aligemeine  Padiologie,  zu  zeigen,  wie  ein 
periodischer  Wechsel  in  den  Lebens  *  und 
Krankheitserscheinungen  möglich  werde,  so 
ist  doch  dieselbe,  aller  Forschung  ohngeachtet, 
bis  jetzt  nicht  einmal  so  weit  gelö(st,  dafs  wir 
hieraus  genügend  auch  nur  eine*  nchtige  Ah- 
nung der  Wesenheit  dieser  Zustände  herneh- 
men könnten;   um  so  freier  lege  ich   daher 

*}  Di«M  find  «ntwodtfr  univeraell»  oder  erscheiaea 
mit  Catsundangen  einvelner  Eingeweide. 

**)  Dieae  ericheinen  im '  böheren  Gr4d0  mit  Blutex« 

***}  Der  hypcraitheniKbe  Grad  itc  hier  durch  daa  FauU 
fieber  i^Ftbris  putrida  der  älteren  Aerzte)  bezeich- 
net, nnd  von  mtbreren  richli|  von  Syn,  pmrU  unter* 
aehieden. 


—      12Ö      — 

hierüber  meine  ftuf  Naturbeobachtung  gegrün- 
dete Ansicht  der  Prüfung  vor,  und  halte  die- 
se wenigen  Worte  hier  um  so  nöthiger,  als 
das  Fieber  vor  allen  andern  Krankheiten  sich 
durdi  einen  periodischen  Wechsel  seiner  Er- 
scheinungen auszeichnet,  und  man  die  Ver- 
schiedenheit desselben  als  besondere  Form 
dieser  allgemeinen  Form  aufixihrte.  Wären 
diese  Perioden  pls  Form  dieser  allgemeinen 
Forui  anzunehmen,  so  wäre  die  Reflexion  der 
allgemeinen  Form  in  eine  bestimiht  verschie- 
dene Besonderheit  Grund  ihrer  Verschieden- 
heit. Da  sie  nun  aber  feder  Besonderheit 
dieser  allgemeinen  Form  gleich  eigen  sind,  so 
können  sie  nichf  als  besondere  Form  dem 
Eintheilungsgrunde  consecjuent  gelten.  Vor- 
züglich ist  es  bei  diesem  Wechsel  wohl  zu 
merken,  dafs  er  nur  so  lange  bei  dieser  allge- 
meinen Form  erscheine,  als  nicht  gleic4|.e  Hö- 
he der  Krankheit  fürs  Ganze  existirt,  denn  mit 
der  gröfsten  Höhe  und  gleichem  Leiden  aller 
Systeme  verschwindet  jede  Remission,  und 
dernnfich  gilt  er  uns  nur  für  das  Maafs  der 
fortsclireitenden  Intensität  der  Krankheit.  Der 
Grund  ihrer  Erscheinung  liegt  im  Organismus 
selbst,  in  sofern  er  beständig  producirend  und 
producirtes  Prpduct  zugleich  ist. 

Jedes  Produciren  beniht  auf  dem  Wech- 
sel der  Factoren,  auf  einem  Steigen  oder  Fallen 
der  Irritabilität,  hierdurch  wird  Leben  und 
Krankheit,  und  jede  Veränderung  im  normal 
Leben  möglich;  damitaber  dieser Weclisel, wel- 
cher die  normale  Veränderung  bedingt,  nicht 
beständig  zur  Krankheit  ausschlage,  sondern 
auf  das  zu  producirende  normale  Pfodiict  ge- 
he, mufs  dieser  Wechsel  dem  zu  produciren- 
den  Product  gemäfs  begrän^t  werden.     Diese 


—    lai    — 

Begränzung  erscheint  als  Ausgleichung  ,der 
differenten  Systeme,  die  an  gewifsen  durch 
die '  Individualität  des  Organismus  bestimm- 
ten Zeitraum  in  ihrer  Erscheinung  gebunden 
ist.  —  Solche  nothwendige  Ausgleichungen 
zeigen  der  Wechsel  des  Schlafs  und  des  Wa- 
chens —  Assimilation  und  Ausscheidung.  In- 
sofern nun  dieses  Streben  nach  Ausgleichung 
im  Organismus  selbst  liegt,  werden  auch  die 
Differenzen,  welche  die  Krankheit  setzt,  zu  ei- 
ner Ausgleichung  tendiren,  und  so  entsteht  in 
der  Krankheit  Indifferenz  der  Differenzen 
mit  Annäherung  zur  normalen  Erscheinung^ 
die  aber  immer  nur  ak  Resultat  krankhafter 
Ausgleichung  betrachtet  werden  darf,  und  so- 
mit auch  nur  krankhafte  Differenz  zur  Fo]£;e 
haben  kann.  Auf-  diese  Weise  wäclist  die 
Krankheit  mit  jedem  Anfall,  und  erreiclit  jene 
Höhe,  bei  weflcher  sie  sich  in  allen  Systemen 
gleich  ist,  und  dann  giebt  es  nicht  mehr  eine 
Ausgleichung,  welche  der  Höhe  der  Krankheit 
nicht  gleich  wäre,  so  verschwindet  ]e,de  be- 
merkbare Intermission. 

Um  die  bestimmte  Ordnung  (Typus)  un- 
ter welchem  das  Fieber  seine  Anfälle  macht 
zu  erklären,  niufs  besonders  das  Individuum 
mit  seinem  in  der  Normalität  erscheinenden 
Wechsel  berücksichtiget  werden;  denn  auch 
das  normale  Ausgleichen  ist  an  bestimm- 
te Ordnung  durch  das  Individuum  gebunden. 
Daher  kehrt  ja  nach  der  Verschiedenheit  der 
Individualität  des  Subjects,  Schlaf  und  Wa- 
chen nicht  nur  nach  längeren,  sondern  auch 
in  längerem  Zeiträume  zurück,  so  stellen  sich 
natürliche  Ausleerung  bei  einigen  bestimmt 
nach  a4  Stunden  oder  bei  anderen  nach  län- 
gerer Zeit  wieder  ein« 


—    ja3     — 

ecfid  der  altern  Aerzte  sich  darstellt, 
gröfsere  AfFection  der  Besonderheit  wird 
.  recht  deutlieh  durch  j4trophia  glandulär 
A  dem  Hydrops  bezeichnet. 
B;  .Krankheit  der  Organe.  Jedes  Organ 
rheilg£i|izes  mufs  die  3  Systeme  vereini- 
£äns  derselben  kann  nur  für  das  an- 
j  jeidep,  oder  sie.  sind  alle  krankhaft  afli- 

i'edes  Organ  wird  daher  die  Möglichkeit 
ten  mit  verschiedener  Form  krank  zu 
heinen,  und  insofern  der  Grad  der  Eri;eg- 
Leit  jedes  Systems  in  jedem.  Organ,  je  nadi- 
i  63  mehr  der  sensibeln»  irritabeln  oder 
oductiven  Function  angehört ,  nüancirt; 
l  jedes  dieser  besondern  Form  eines  Or- 
I  von  denen  der  übrigen  unterscheidbar 
r  eigenthümUch  seyn.  Ist  z,  IJ.  der  Darm-= 
9}  Sitz  der  Krankheit,  so  erscheinen  die 
men  aphcora,  anarexia^  fames  abnormis 

meinen  Arten  *),  wenn  sich  die  Krank** 
sreQexion  nur  auf  das  sensible  System  dess- 
en   beschränkt ,    Entzündungen  ,    Krämpfe 

Blutungen,  wenn  mehr  die  irritable  Funk- 
desselben  abnormal  wird,  Dyspepsia^ 
fpsißy  bei  stärkerer  AfFection  der  höheren 
roduction  in  Diarrhoea,  Obs tr actio  ali^i^ 
Ausbildung  der  Krankheit  in  de:"  Secre- 
['  dieses  Organs,  .  Jedes  organische  Ganze 
[ii(dit  einfacJ^,  sondern  besteht  wiederum 
i'heilganzen,  die  mit  ihren  Graden  der  Er-? 
)arkeit  in  diesem  Ganzen  nüanciren,  wie 
Organ  im  allgemeinen:  Es  wird  demnach 
s  und  dieselbe  Form  in  die^e  >  verschiede-s 

Theile  eingebildet,  wiederum  verschie-s 
d  Sd^attirnngen  zeigen.      Vorzüglich  deut-* 

erscheinen  die  Nuancen  einer  Form  bei 


t.  • 


—    ia4    — 

den  mehr  Kusammengesetzten  Organen^  so  bil- 
det sich  z,  B.  die  Entzündung  des  Auges,  je 
nachdem  sie  von  der  Besonderheit  dieses  com- 
ponirtcn  Organs  aufgenommen  wird,  versdiie- 
den,  und  so  erscheint  sie  daher  mit  Einbil- 
dung in  den  mehr  äufseren  verschiedenen  Häu- 
ten, wiederum  ja  nach  derselben  Eagenthüm- 
lichkeit,  bald  als  Ophth.  rheumati^a^  bald  als 
Ophth,  scrophulosa  oder  scorbutica,  in  den 
mehr  inneren  Theilen  *)  als  Ophth.  syphilitica. 
Aber  auch  sdion  in  den  einfachen  Organen 
sind  die  Sch.ittirungen  solcher  Formen  bemerk- 
bar, z,  B.  bei  den  Entzündungen  des  Fells,  bald 
leider  nur  die  oberflächlichen  Gefafse,  gleich 
unter  der  Epidermis,  und  das  kleienartige  Ab- 
schuppen dor  Oberhaut  ist  Folge,  —  bald  die 
tieferen,  so  scheinen  die  rosenartigen  Entzün- 
dungen zu  entstellen,  so  wie  bei  den  Elntzün- 
dungen  mit  Schwären  und  Eiterung  sidi 
die  AfFecrion  auf  das  tiefer -liegende  -Zellge- 
webe der  Cutis  zu  beschränken  scheint. 

Noch  könnte  ich  hier  eine  grolse  Zahl 
von  Krankheitsformen  mit  ihren  unendlichen 
Schattirungen  nachweisen,  wenn  ich  nicht  schon 
das  Gesagte  für  genügend  Idelte,  zu  erweisen, 
dafs  die  Krankheitsform  einzig  aus  der  Ein- 
bildung der  Krankheit  in  eine  bestimmte  Be- 
sondeiiieit  hervorgehe,  und  keinesweges  durch 
ein  Aui'senverhältnifs ,  was  man  ehedem  wohl 
in  den  specifiquen  Krankheitsstoffen  annahm, 
gesetzt  sey.  Wenn  freilich  bei  Nachweisung 
dieser  Form  nur  auf  das  individuelle  Leiden 
hingewiesen,  und  nicht  auch  zugleich  das  We- 
sen der  Krankheit,  oder  die  bestimmte  Pro- 
portion, welche  jeder  Form  zum  Grunde  liegt, 

•)  Vergl.   K.  F.  ffujer  über    den  Werth   der  Krank- 
heiisform.  Brauntcbw.  i8o3« 


—    ifl5    — 


bestimmt  würde,  so  dürfte  mir  dies  wohl  nicht 
zum  Vorwurf  gereichen,  da  Ausmittelung  des 
bestimmten  Krankheitsdiarakters  nicht  Zweck 
meiner  Untersuchung  war,  doch  ob  überhaupt 
aus  der  Krankheitsform  das  Wesen  der  Krank- 
h(?it  zu  erheben  sey,  wird  hier  eine  um*  so 
unerläfslidiere  Forderung  an  uns  seyn,  aU 
man  deshalb  ehemals  den  Kranklieits-^ Erschei- 
nungen den  höchsten  Werth  zugestand. 

Wenn  jede  bestimmte  Proportion  in  der 
Wahrnehmung   eine   bestimmte  Verschieden- 
heit giebt,  so  mufs  jede  wesentlich  verschie- 
dene Disproportion  für  die  Erscheinung  eine 
wesentUciie  Verschiedenheit  bedingen,  und  so 
mit  in  der  Form  des  Krankheitschnrakters  aus- 
gedrückt  seyn;   doch  in  sofern  diese  Dispro- 
portion von  der  unendlich  mannichfachen  spo- 
ciellen  Proportion  ausgeht,  wird  ihr  Ausdruck 
in  der  Erscheinung  oft  so  täuschend,  dafs  bis 
jetzt  auch  die  besseren  Versuche  zu  einer  rich- 
tigeren Semiotik  zu  gelangen,    nicht  leisten, 
was  man  in  dieser  Hinsicht  zu  fordern  halte^ 
|a  auch  bei  dem  besten  Bestreben  werden  sie 
nie  dieser  an   sie  zu  machenden  Forderung 
vollkommen  entsprechen  können,    weil  jene 
Grade,  welche  als  Hypersthenie  und  Hyper- 
asthenie  bezeichnet  sind,    nichts   Unterscliei- 
.  dendes  für  die  Wahrnehmung    geben.     Wir 
werden  demnach  auch  im  Besitz  einer  besse- 
ren Symptomatologie  uns   von  dem  ursachli- 
*  chen  Verhältnifs  der  schädlichen  Potenzen  bei 
Erforschung  des  Krankheitswesen  leiten  las- 
sen  müssen,    ohne  jedoch   den  bedeutenden 
Werth  der  Formen  ganz  zu  verkennen.   Aber 
behaupteten  dieselben  auch  nur  einzig  dadurcJi 
ihren  Werth,    dafs  sie  uns    das  individuelle 
Leiden  aulzeigten,  so  sind  sie  schon  unent- 


—    ia6    — 

beKrlich,  deön  jede  Krankheit  ist  individuell, 
und  fordert  als  solche  eine  individuelle  Be- 
handlung; förner  ist  die  gestörte  individuelle 
I^unction  als  Ursadie  bei  der  sich  fortbilden- 
den Krankheit  genau  zu  berücksichtigen,  und 
enWich  hängt  auch  der  iHöglidle  Ausgang  der 
Krankheit  von  dei*  AflFection  der  mehr  oder 
minder  artitrt  Leben  wichügen  Organa  ab. 

Obgleich  man  seit  der  Anwendung  der 
Lehre  BtQMfVLS  nur  mit  Berücksichtigung  des 
allgemeiuen  Uebelseyns  durch  dsis  alTgemeiiie 
reizende  und  reizmindernde  Kutverfahreu  zwar 
oft  Heilung  bezweckte^  so  ist  hi^durdh  död 
nicht  die  nichtigkeit  der  t^uttdamental-Sätie 
Brownes  documentirt^  und  ,wie  man  dahör  glau- 
ben könnte,  die  Erforschung  des  individuell 
lert  Leidens  unnöthig^gemdcht«  Belege  hier- 
über wird  jeder  praktische  Arzt  ä\i%  seiner 
eigenen  Erfahrung  hernehmen  können^  und 
ich  schliefse  daher  mit  dem  eifrigsten 'Wun- 
sche^ dafs  man  die  Krankheits-Erscheinungen 
einer  recht  aufmerksamen  Erforschung  weitb 
halte,  Und  Brownes  Lehre^  in  sofern  &ie  an 
die  aetiologische  Krankheits-Erforschung  eriii-' 
nert)  nicht  vergessen^  sondern  sie  vielmehr  zu 
^iner  gröfseren  Vollkommenheit  in  dieser  Hin- 
sicht, auszubilden  streben  möge« 


,   f 


k^    lorj    — 


Inhalt« 


Stwai  übet  die  BeWeiakraft  der  Luogenprobe« 

Vom  Prof«  Mendd  in  BretlaU«         *        ,      Seite    % 

•  .  » 

«   GeichicliM  einef  gani  eigeneil>  allgemeineii  fint* 

sundung  der  Haut/  welche  in  den  räudigen  Aui^ 

•at^    (lepm  sqtiammosa)  übergiag;    mitgetbeilt 

•Ton  Dr*  A^  M^tutnich,  Prof.  zu  Mains,  und  Dr. 

Fr*  WUtmannt  ^mdtpbytikna  daselbst«       .      —    at 

!•  Ueber  die  Anwendung  des  Merkurt  in  der  hau» 
tigen  Braune.  Vom  Hofmedicug  Sachse  in 
Schweriif«    (^BetchluCi. )      ,        «        ....    3^ 

f.  Nachricht  von  dem  bösartigen  NerVenfieber^ 
w.elchea  x8o^  epidemisch  in  Weimar  grassirte. 
Von  Dr.  7.  C.  Sckluittar,  mu  Weiman    (Fort-« 

aetmn|[.)         «        <        «        <         <        4         -^66 

• 

'4  Beatimittuifg  ie$  Grunde^  und  Andeutung  del 
Wertha  der  Krankheitsform.  Von  D,  P,  Ho- 
ienthiUg  Pri?atdocent  zu  Berlin*  «       -^  tot 


Mt  diesem  Stücke  des  Joumüie  fiflrd  atugegekeßt: 

Bibliothek  der  practischen  Heilkunde.  Fünf 
und  Zwanzigster  Band»     Fierces  Scüch 

Inhalt. 

Preß  /.  /T.  F.  Auunrleth,  Fenueh*  fiß  die  prakti» 
sehe  Heilkunde  aus  den  klinischen  Anstalten  von 
Tukiagen.  /.  Band,  i  Heft.  1807. 


Journal 

der 

practischen   Heilkunde 

herausgegeben 

von 

C.      W.     H  u  f  e  1  a  n  d, 

Königl.  Preufi.  Staauraih,  Ritter  det  rothtn  Adltr* 

Ordens    dritter    Klaue,     wirkl«    Leibarn,    entern 

Anit  der  Charit^»   Mitglied  der  Academie 

der  WiM^nichaften  etc. 

und 

,K.     H  i  m  1  y,  . 

Profeaior  der  Mediein  an  Oöttingeii|  Direetet 
dei  kliniicben  Inatitute  etc. 


Orau,  Freund,  ist  alle  Theorig, 
jboük  grün  d€t  Lebetu  goldner  Bmim* 

Göthe» 


wmtmimi^mmm^tmimmmimmmmmmmmmmmmmmmmJktl^ 


V.  Stück.  May. 

Berlin  x8ii* 
;<  In  Gonuniaaion  der  RealaditiUBuchhandlun^^ 


,  •  -• 


«••1 


p 


I. 


U  e  b  e  r 

die 'Erweichung  des  Magen  -  Grundes, 

'  oder 

die  sogenannte  Verdauung  des  Magens 

nach  dem  Tode. 

Vom 

Hofmedicus  Dr.  Jagen 


l^ie  eigenthumliche  Art  von  Zerstörung  des 
Magens,  welche  J^  Hunter  einer  Auflösung 
«eiiier  Häute  durch  den  in  ihm  enthaltenen 
Magen  -  Saft  zuschreibt^  habe  ich  selbst  neun* 
mal  in  Leichen  von  Kranken  zu  beobachten 
Gelegenheit  gehabt,  deren  pathologisdie  Ge« 
schichte  mir  ganz  bekannt  war,  und  aufser 
den  —  übrigens  nicht  sehr  zahlreichen  ^^ 
Fällen,  welche  ich  in  Schriften  aufgezeichnet 
Cand,  wurden  mir  noch  drei  genauer  «r^äJUt» 

Joan*  XXXn.  B.  5.  Sr.  A 


-   <   - 

ron  meinen  Freunden  mitgetheilt.  Hunten 
mit  nicht  unwichtigen  Gründen  unterstützte 
Erklärung  hatte  mich  ehemals  befriedigt ^  so 
-wie  ich  beinahe  yermuthen  mufs,*  dafs  sie 
ziemlich  allgemein  für  richtig  angenommffl 
wird;  allein  die  unbefangene  Yergleiehung 
der  Thatsachen,  brachte  mich  später  zu  der 
Ueberzeugung,  dals  jene  Ansicht  durchaus  nodi 
nicht  für  erwiesen  angenommen  werden  kön- 
ne,  und  dafs  das  in  Reda  stehende  Phänomen 
wenigstens  gewifs  nicht  als  ein  blos  chemisdies. 
erst  nach  dem  Tode  des  Organismus  mögli- 
ches, anzusehen  sejr,  indem,  es  zum  Thal' 
von  Bedingungen  abhängt,  welche  schon  wäh- 
rend des  Lebens  eintreten  müssen.  Ich  hatte 
dieses  Resultat  schon  in  meiner  im  Jahre  i9^ 
geschriebenen  Abhandlung  ütfer  die  krankliaf- 
te  Schwäche  p.  3o4  bestimmt  angegeben,  und 
da  mir  dasselbe  in  mehr  als  einer  Hinsicb 
nicht  unwichtig  zu  sejn  scheint,  so  hoffe  id 
durch  seine  nähere  Prüfung  keine  ganz  ufr 
nütze  Arbeit  zu  unternehmen.  —  Hunte 
suchte  zuerst  die  Allgemeinheit  der  Ersdiei- 
nung  darzuthun,  wie  es  auch  nothwendi; 
war,  wenn  er  ihren  Grund  von  einer  so  allgfr 
mein  vorhandenen  Ursache  ableiten  woUte,  ib 
die  chemische  Einwirkung  des  Magensafts  ist 


Er  versichert,  man  finde  selten  einen  mensch- 
lichen Magen,  in  welchem  nicht  die  Yillosa  am 
Fiindo  mehr  oder  weniger  zerfressen  wäre. 
Hievon  glaube  ich  das  Gegentheil  behaupten 
zu  können;  häufig  habe  ich  zwar  in  Leichen 
den  Fundus  des  Magens  äufserlich,  da  wo  er 
die  Milz  berührt,  etwas  bläulich  oder  grünlich 
mifsfarbig  gefunden,  und  an  derselben  Stelle 
innerlich  auf  der  Yillosa,  aufgetriebene  und 
bläulich  durchscheinende  Gefäfse  gesehen,  wie 
dies  Hunier  auch  angiebt;  aber  Zerfressungen 
der  letztem  kommen  gewifs  bei  weitem  nicht 
so  häufig  Tor.  Anatomen,  welche  wie  So/n» 
mering  auf  die  gewöhnlicherep  Metamorpho- 
sen der  Organe  eine  besondere  Aufmerksam- 
keit verwendeten,  sprechen  nicht  von  dieser 
Zerfressung,  und  eben  so  wenig  wird  ihrer 
▼on  den  zahlreichen  Schriftstellern  über  ana^ 
tomia  comparata  gedacht;  Hunter  selbst,  der 
.  lim  jene  Zerstörung  zu  finden,  nicht  wenige 
Thiei*e,  besonders  Fische,  öü^ete,  sagt  nur,  er 
habe  sie  in  manchen  vorgefunden,  und  eben 
dies  bestätigt,  nur  mit  noch  mehr  Einschrän- 
kung, Spalanzaniy  der  die  Huniers'dien  Ver- 
suche wiederholte.  Die  Ursache  des  seltenen 
Vorkommens  der  eigeäÜichen  Auflösung  der 
Magensäfte  in  einem  höheren  Grade  in  mansch- 


—      6      — 

liehen  Leichen,  findet  Hunter  in  dem  Um- 
stände, dafs  die  meisten  Zergliederungen  an 
Krankheiten  gestorbene  Individuen  betreffe«, 
bei  welchen  die  auflösenden  Kräfte  des  Ma- 
gensafts leicht  verändert  und  geschwächt  wer- 
den konnten,  und  er  beruft  sich  hiebei  auf 
seine  Erfahrung,  nach  welcher  ihm  jene  Zer- 
störung am  häufigsten  und  auffallendsten  in 
den  Leichen  gesunder  Menschen,  die  an  ei- 
nem plötzlich  tödlichen  Unglücksfalle  gestor- 
ben waren,  vorgekommen  ist.  Hier  scheint 
ihn  offenbar  ein  zufallig  einigemale  wieder-' 
hohes  Zusammentreffen  Ton  Umständen,  zu 
schnell  zu  Aufstellung  eines  allgemeineren  Ge- 
setzes  vefrleitet  zu  haben.  Gerade  die  mei- 
sten und  die  genauesten  Sections-Berichte,  die 
zur  öffentlichen  Kenntnifs  kommen,  betreffen 
die  Leichen  gewaltsam  getödteter  Menschen, 
mid  die  Frage,  ob  eine  so  in  die  Augen  sprin- 
gende Zerstörung  eines  so  wichtigen  und  so 
oft  die  Ursache  des  gewaltsamen  Todes  enl- 
haltende^A  Eingeweides,  für  eine  blos  chemi- 
sche, erst  nÄch  dem  Tode  eingetretene  Ver- 
änderung anzusehen  söy  ?  müfste  in  vielen 
Fällen  für  den  obducirenden  Arzt  und  für  den 
Richter  von  sehr  grofsem  Belange  seyti.  Den- 
noch konnte  ibh  N^^m^^^tens  auch  nicht  eint 


Th^tsacbe  aufEnden,  welche  an  diese  Frage 
nur  eriimert^,  noch  haoen  ihrer  die  meisten 
forensischen  Schriftsteller  nur  erwähnt*  *) 
Sömmering  beine];'kt  hingegen  ausdrücklich, 
dafs  man  völlig  gesunde  und  unveränderte 
Mägen,  blos  bei  plötzlich  und  ohne  yorange- 
gangene  Todes-^Angt  gewaltsam  gestorbenen, 
gesunden  Menschen,  antreflFe,  Alle  von  mir 
selbst  beobachtete,  und  wenigstens  alle  mit 
Sicherheit  hieher  zu  re6bnende  von  andern 
nufge^^eichnete  **)  Fälle  der  wahren  Erwei- 
chung des  Magen^Grundes,  betrafen  durchaus 
Subjecte,  welche  an  einer  unmittelbar  voraus» 

*)  AutenHeth  ih  der  Anleitung  (ur  gerichtliche  Aernte^ 
Tübingen  i8d6,  tagt  p.  67,  ,,D«  aelbst  nach  einem 
•chnellen  Tode  der  liffagenaaft  zuweilen  den  todten 
Magen  auflofat»  so  ist  bei  vorgefundenen  Oefinün- 
gen  im  Magen  eine  genaue  Unterauchung  ihrer  Bän- 
der etc.  nothig.«'  Ohne  Zweifel  liegt  hiebei  bloa 
J.  Hunden  Meinung  ;sum  Grunde,    7. 

**}  Die  Erscheinung»  welche  die  Beobachter  immer 
am'  meisten  fesselte»  WAr  das  vorgefundene  Loch  im 
Magen,  Man  trift  daher  auch  bei  aolchen,  welche 
wie  Gcrard,  die  Untersuchung  in  das  Gebiet  der 
^Nosologie  «ogen»  unter  der  Aufschrift ;  Perforatio 
Ofmtriaäi»  die  heterogensten  Dinge,  k.  B.  Zerstö* 
rung  der  Magenhäute  durch  Kreba-Geachwure,  durdi 
Brandsch&rfe»  durch  Abacesae«  ohne  Auswahl  ver« 
mischt  mit  den  Fällen  an»  von  welchen  hier  di« 
Rede  ilt.   /; 


—      8      — 

gegangenen  Krankheit,  ohne  eriitteae  änlsere 
Gewalt,  gestorben  waren«  . 

Diese  Krankheit  nun  steht,  wenigstens  in 
den  meisten  Fallen,  in  einer  unverkennbaren 
Beziehung  zu  der  nach  dem  Tode  sich  ton 
findenden  Veränderung  des  Magens,  und  sie 
hat  häufig  einen,  durch  i)ire  Symptome  und 
die  Alt  ihrer  Aufeinanderfolge  so  bestimmt 
ausgeprägten  Karakter,  dab  ich  bei  den  letz« 
ten  drei  Kranken  dieser  Art,  die  mir  vorka» 
^men,  das  Resuhat  der  Leichenöffnung  mit  Ge- 
wif&heit  vorausgesagt  habe*  Ich  will  diese 
Fälle  zuerst  besonders  betrachten,  da  sie  ge« 
rade  den  Pathologen  am  meisten  interessiren, 
und  dann  noch  einige»  über  ihre  Verwandt« 
Schaft  mit  andern  Fällen  bemerken ,  in  wel« 
eben  sich  während  des  Lebens  kein  besonde« 
res  Leiden  des  Magens  offenbart« 

Bis  jetzt  habe  ich  jene  Krankheit  nur  bei 
Kindern  von  4  Monaten  bis  zu  i|-  Jahren  be- 
obachtet; in  diesem  Alter  aber  sechsmal,  bei 
Knaben  sowohl  als  bei  Mädchen,  und  eine 
7te  Beobachtung,  die  mir  mitgetheilt  wurde, 
fällt  ebenfalls  in  jene  Grenze,  Einige  Vön 
'lieficn  Kindern  erkrankten  plötzlich  und  ohne 
i  Vorboten«    Sie  verl obren  mit  ein^mmale 


—      9      — 

den  Appetit^  bekamen  heifse  Hände,  mit  ei- 
nem sehr  beschleunigten  Pulse,  heftigem  Dur- 
fte,  groCier   Unruhe   und  Aeufserungen  voi^ 
Schmerzen,    wie   man   aus   dem  anhaltenden 
durchdringenden  Geschrei  der  Kleinen,  und 
dem  beständigen  Anziehen  der  Beiiie  gegefn 
den  Unterleib  schliefsen  konnte*    Das  Gesicht 
wi^d  bald  blafs  und  entstellt,  und  die  Augen 
eingefallen;  das  Schreien  geht  in  ein  stöhnen- 
des Wimmern  über,  und  die  Kleinen  liegen 
nun  gana  ruhig  auf  deni  RUcken  da.     In  die- 
sem Zustande  blieb  ein  Kind  von  4  Monaten 
etwa  i8  Stunden  lang,  dann  zeigten  sich  leich-  ^ 
te    convülsivische  Verdrehungen   der  Augen, 
die  H^ut  wurde  kühl,    es   erbrach  sich  tind 
starb  nach  einigen  Stunden.    Bei  einem  an- 
dern starkem  4i.iiionatlichen  Kinde,    stellte 
sich  aulser  den  obigen  Zufallen,  sogleich  mit 

»  

dem  Fieber,  eine  sehr  häufige  wässerige  Diar- 
rhoe und  ein  immer  wiederkehrendes,  durch 
nlles  was  nur  niedergeschluckt  wurde ,  aufs 
neim  erregtes  Erbrechen  ein ;  es  wurde  in 
kurzer  Zeit  ruhig,  wimmerte  entweder,  oder 
lag  i¥ie  ein  im  höchsten  Grade  erschöpftes 
Kind  mit  halbgeschlossenen  starren  Augen, 
und  entstelltem  leichenblassem  Gesichte  auf 
dem  iiück.e&  da«    Die  Diarrhoe  Yerovuid^tx^ 


«ich  und  hörte  nach  zwei  Tagen  ganz  aul^  das 
Erbrechen  aber  dauerte  im  vorigen  Grade 
fort;  die  genossene  Milch  wurde  in  fest  ge- 
ronnenen Klumpen  ausgeworfen;  flüchtig  rei- 
sende Mittel,  wie  Zimmtwasser,  Liquor  ano- 
djnus  und  dergleichen,  verweilten  noch  am 
längsten  im  Magern  Nun  wurde  die  Haut  an 
den  Händen  und  im  Gesichte  auffallend  Jcalt, 
der  Puls  unregelmäfsig,  klein,  und  nicht  zu 
zählen  häufig.  Durch  Klystire  wurde  grasgrü- 
ner Schleim  ausgeleert.  Vorübergehend  wur- 
-de  das  Gesicht  wieder  wärmer  und  rötber, 
■und  zugleich  der  seuvor  ganz  ruhige  Athem 
\  etwas  beschleunigt;  der  Kleine  wimmerte-  bis- 
weilen, wurde  ruhiger,  Wenn  man  ihn  umher 
■trug,  und  lag  dapn  wieder  mit  halbgeschlos* 
senen  Augen,  wie  es  schien,  beinahe  ohne 
Empfindung  da,  wenigstens  äufserte  er  weder 
•beim  Betasten  des  übrigens  weichen  und  klei- 
nen Unterleibes,  noch  über  ein  auf  die  Ma- 
gen*  Gegend  gelegtes  Blasen-^Pflaster,  etnigen 
Schmerz;  doch  nahm  und  schluckte  er  al- 
les, was  man  ihm  anbot,  erbracht  es  aber  meist 
sogleich  wieder.  Am  4ten  Tage  der  Krank- 
heit starb  das  Kind  ruhig  und  ohne  alle  con- 
vulsivische  Bewegungen*  —  In  einigen  andern 
FäDen  war  die  Kiankheit  in  ihrer  letzten  3— 


—     JI     — 

4  ^^8^^  Periode  der  eben  beschriebenen  voll« 
kommen  äbnBch,  allein  es  gieng  lo  —  i4  '^^g^ 
lang  ein  häufiger  Abgang  von  theils  grilnen 
und  schleimigen,  theils  den  Weinhefen  ähnli-» 
chen  dünnen  fixcrementen  voraus,  womic  heis« 
se  Hände,  verminderte  Elslust  und  ein  nicht 
oft  wiederholtes  Erbrechen,  bisweilen  auch 
einige  Spannung  und  Empfindlichkeit  des  Un- 
terleibes verbunden  waren;  audi  bemerkte 
ich  öfters  einen  eben  «nicht  heftigen,  kurzen 
und  trockenen  Husten,  der  mir  mehr  durch 
einen  Reiz  unterhalb  des  Zwerchfells,  als  durdi 
eine  Affection  der  Organe  der  Brust,  v^ran- 
lafst  zu  werden  schien,  —  Endlich  nahm  bei 
einigen  andern  Kindern  die  Krankheit  einen 
noch  mehr  duronischen  Verlauf  von  4 — 6  Wo- 
chen« Sie  fing  sich  ebenfalls  mit  Fieber  und 
(|Cinem  Durchfalle  an,  durch  welchen  eine  mit 
.der  eingenommenen  Nahrung  nicht  im  Ver- 

m 

.'hältnisse  stehende  Menge  von  schleimigen, 
oder  auch  breiartigen  Excrementen  ausgeleert 
wurde,  und  bei  welchem  die  Kleinen  auflfal- 
lend  abmagerten«  Bald  hierauf  gesellte  sich 
ein  Schleimhusten  hinzu,  welcher  mit  einer 
krampfhaften  Zusammenziehung  deS  Zwercb« 
felis,  und^  einem  in  Erbrechen  übergehenden 
Würgen  verbunden  war«    Spät^  steUxit  udkü 

/ 


/ 

/ 


das  Erbrechen  auch  ohne  Husten  ein,  die  ubri« 
gen  Zufalle  dauerten  fort,  und  es  fand  sick 
nun  die  Entstellung  des  Gesichts,  die  Unruhe 
mit  Geschrei,  dann  das  Wimmern  und  Stöh- 
nen mit  völliger  Entkräftung  und  leichten  con- 
Vulsi\'ischen  Bewegungen,  ein;  dann  wurde  — 
oft  schon  einen  oder  zwei  Tage  vor  dem  To- 
de, die  Haut  auffallend  kalt,  der  Puls  unfiihl- 
bar,  und  die  Kleinen  starben  erschöpft  und  ab* 
gezehrt.  Diese  letztere  Form  der  Krankheit  ha- 
^e  ich  nur  zweimal,  bei  Kindern  von  i5  bis  i8 
Monaten,  beobachtet.  -—  In  den  Leichen  al- 
ler dieser  Kinder  wurden  keine  andere  con- 
atante  Abweichungen  vom  normalen  Zustande 
angetroffen,  als  eben  die  Veränderung  des  Ma- 
gens, die  ich  nun  genauer  beschreiben  wilL 

Wenn  man  das  Omentum  an  der  gro« 
fsen  Gurvatur  des  Magens  abtrennt ,  vaiA 
die  Gedärme  sanft  nach  unten  zurückaehiebt, 
8o  erscheint  der  Fundus  des  Magens  am 
stärksten  da,  wo  er  die  Milz  berührt,  aber 
auch  noch  in  etwas  an  seiner  vordem  und 
hintern  Fläche,  grünlich  grau,  oft  auch  rödi- 
lich-mifsfarbig.  Bisweilen  ist  der  Speisen-Brei 
aufserhalb  dem  Magen,  zwischen  diesem  und 
der  Milz  ergossen,  und  dann  findet  sich  eine 
Oeffnung  an  irgend  einer  Stelle  der  grofsen 


—     i5    — 

Curvatur  des  Magens.  Bei  andern  ist  der  Ma* 
gen  noch  ganz,  die  mifsfarbige  Stelle  a^er  ist 
gleichsam  xlurchscheinend,  und  ihr  mittlerer 
Theil  wird  offenbar  nur  nocli  durch  das  Jn^ 
voluerum  perüonaei  geschlossen,  und  reifst 
sehr  leicht  bei  einem  aucH  nur  schwachen 
Ziehen  ^m  Magen,  entzwei.  Die  Oeffnung^ 
sie  mag*  «im  schon  vor  der  Section  vor- 
handen gewesen,  oder  erst  .durch  die  obi- 
ge Manipulation  entstanden  seyn,  befindet 
sich  immer  am  obern  Theile  der  grofsen 
Curvatur  in  der  Nähe  der  sogenannten  kur- 
zen Gefäfse ,  und  hat  eine  mehr  länglich- 
te,  der  Richtung  dieser  Curvatur  folgen- 
de Gestalt.  Allein  weder  ihre  Gestalt  noch 
ihre  Grofse  lafst  sich  eigcntli(ii  bestimn^en, 
indem  ihre  Ränder  gleichsam  unter  den  Fin- 
gern zerschmelzen  und  das  Loch  immer  grü- 
fser  wird.  Legt  man  den  Magen  in  Wa§ser, 
80  erscheinen  jene  Ränder  mit  ungleiclien 
Franzen  besetzt,  welche  wie  Schleim -Flocken 
in  der  Flüssigkeit  üottirep.  OefThet  man  den 
Magen,  so  finden  sich,  wenn  er  noch  nicht 
zerrissen  ist,  seine  innem  Häute  an  der  oben 
bezeichneten  Stelle,  bis  auf  das  sehr  dünne  und 
ganz  mürbe  lavolucruni  peritonaei,  in  eine 
weiche  schleimige  Gallerte  aufgelöfst,  welche 


-    i4    ~ 

fant  wei&grane  Faii>e  hat  und  ticB  leidit  mit 
einem  Schwämme  abwisdien  läist.    In  aDmäii- 
lichen  Abstufungen  von  diesem  ganz  oder  doch 
beinahe   gan2   zerstörten  Mittel  «-Punkte  aus, 
wird  dann  jene  Gallerte  immer    fester,   und 
endlich  erscheint  nur  noch  die  Villosa   allein 
erweicht  und  wie  au%equollen,  und  in  einem 
noch  weit^en  Umkreise  nimmt  die  Substanz 
der  Magen -Häute  wiederum  die  gewohnliche 
Festigkeit  an^  doch  habe  ich  in  einem  Falle 
die  zoitige  Haut  bis  zum  Pfortner  hin  weicher 
Und   leichter   abgehend  gefunden^  als   im  ge- 
sunden  Zustande.     Gewöhnlich    betrifft  aber 
diese  Umwandlung  den  ganzen  blinden* Sack 
des  Magens,  wenn  man  dasjenige  Segment  des 
Eingeweides  so  nennen  will,  das  durch  einen 
in  der  Richtung  des  Oesophagus  vom   linken 
Rande  der  Cardia  an  durch  dasselbe  gefufar* 
tea  Schnitt  abfallen  würde.    Meistens   finden 
sich  weder  in  dem   erweichten  Theilel  noch 
in    dem    übrigen    Magen    die    gewöhnlichen 
Merkmale  einer  heftigeren  Entzündung  vor, 
doch  war  in. einem  Falle  der  ganze   Umfang 
der  entstandenen  Oeffnung  ziemlich  dunkel- 
roth,  in  einem  andern  Falle  fand  ich  blofs  die 
Nervea  unter  der  weichen  und  au%equollenen 
Hosa  etwas  geröthet^  und  in  einem  dritten 


—     i5    — 

latte  blols  das  nicht  zuruckgclasscBe  ZiMf»- 
zrum  peritonaei  eine  mehr  rosenrotlie  Farbe* 
öfters  sah  ich  einige  blalsrothe  Streifai.  wei- 
che sich  von  der  macerirten  Stelle  ans  «liircb 
die  Cardia    in  den  Oesophagus  hineinzoecn. 
und  einmal  zeigten  sich  sehr  Wele  Ge&Is-Zcr» 
ästlungen   in    der    gewöhnlichen    Porpi    ron 
gleichsam  flokkig-dentridschen  dnnfc  elhiannen 
Zeichnungen,  auf  der  erweiditen  Villosa.    Der 
Magen  ist,  wo  er  nodi  nicht  durdigdvodien 
ist,  mäfsig  von  Luft  ausgedehnt»  und  enthalt 
immer  eine  beträchdiche  Menge  eines  scfalapC» 
rig*  klebrigen  halbdurdisichtigen  Schleims,  der 
auch    in  einer    beträchtlichen   Schicht   seiner 
innem  Wandung  üb^^eht;   übrigens  traf  ich 
noch  Speisen  -  Brei,    und  einmal  feste  JUnm« 
pen  von  geronnener  lüililch  in  ihm  an«    Eben 
in     diesem    letzterwähnten    Beispiele    wurde 
das  Lackmuls  •*  Papier  sowohl    von  dem  Ma- 
gen-Schleim,  als  von  den  damit  in  Berührung 
gebrachten  Magen -» Häuten ,   sehr  stark  gero* 
thet,  welches  jedoch  auch  bei  gesunden  Ma- 
gen von  jungem  Kindern  der  Fall  ist.    Nie* 
mals  habe  ich  einen  faulig  »stinkenden,   uiid 
nur  einmal  einen  etwas  triedrigen  Gentdi  aa 
dem  zerstörten  Magen  bemerken  können**) 

*)  Durch  diM«  gcfliatentlich  «nifubrliche 


—     i6     — 

*^  fiel  einem  Kinde»    dessen  Krankheit  die 

nicht  völlig  akute  Form  gehebt  hatte^  fand  ' 
sich  aucli  noch  am  untersten  Theile  des  in* 
iesnni  llei  eine  ähnliclie  durchbrochetie>  in 
ihrem  Umfange  macerirte  und  etwas  entzün» 
dete  Stelle^  bei  einem  andern^  an  den 
.mehr  chronischen  Uebel  verstorbnen^  hiOte 
der  Oesophagus  ungefähr  in  der  Mitte  der 
Brust,  dieselbe  Zerstörung  erlitten;  seine  er« 
weichten  Häute  waren  durchgebrochen,  und 
eine  ähnliche  Art  von  Erweichung  und  Auf- 
lösung wer  in  die  Substanz  der  aniiegendea 
Lungen  eingedrungen,  der  weiter  unten  gele- 
gene Theil  der  Speisen-Röhre  war  gesund  und 
erst  unter  der  Cardia  fing  dann  die  Verderb- 
nifs  wiederum  an%  In  einem  Falle^  in  w^diem 
sich  der  Speisen-^Brei  zwischen  d^n  Magen  und 
die  Milz  ergossen  fand,  war  die  den  Magen«- 
^und  berülirende  Stelle  des  Zwerchfells  grau- 
lich-blaU)  sein  Involucrum  Perü^naei  theüs 

'  ganz 

-  werden  sebr  viele  In  ScbriFcen  tuPgeteichnete  Fallf 
Von  Durchbohrung;  des  Magena,  in  welcfatn  sirkel« 
runde  Oe£Fnungen  mit  acharRnti«  calliiaen»  tcliwir*^ 
men,  faulicht-stinkenden  Rändern^  tn  dem  Darm* 
£nde  des  Magens  Aler  an  andern  StdUen  deiielbtiif 
vorgefunden  wurden»  all  nicht  hieher  gehörig  abgf* 
•ondert.     /» 


-.  17    ~ 

ganz  zerfressen ,  thöils  so  erweicht, ' :  di|(s  ^ 
sich  ganz  leicht  von  den  MuskeUasenü  abjue- 
hen  liefs,  und  diese  selbst  waren  bleigrau  und 
mürbe,  völlig  auf  dieselbe  Art  war  lüer  auch 
eine  Stelle  der  vordem  Bauchwand  verändert, 
welche  gerade  der  vordem  Seite  des  Magen«» 
Grundes  e^tsprach•  In  den  übrigen  Einge«- 
weiden  fand  sidi  s^ten  eine  bedeutei^de  Ver- 
änderung vor,  nur  die  Lungen  waren  einige* 
male  etwas  mit  Blut  überfiillt,.  nnd  in  einem 
der  chronischen'  Fälle  enthielten  sie  eine  sehr 
grofse  Menge  zähen  Schleims«  Bei  einem 
Kinde  von  9  Monaten,  welches  von  seiner  Ge^ 
burt  an,  an  Zufällen  einer  örtlichen  Affection 
des  Gehirns  gelitten  hatte,  und  dann  an  der 
zweiten  Abänderung  der  oben  beschriebenen 
Krankheit  starb,  fand  sich  ;eine  bedeutende  Was« 
ser-Ansammlung  in  den  Gehim^Höhlen  vor* 
/  Auf  diese  Art  verhält  sich  nun  die  Sa* 
che  in  denjenigen  Fällen,  in  welchen  eine 
direkte  Beziehung  zwischen  der  vorangegan~ 
genen  Krankheit  und  dem  Erfiimde  der  Lei- 
chen-Oefinung,  als  möglich  und  als  wahrschein* 
lieh  zugleich  aufiallt.  Nun  sind  mir  aber  selbst 
die  Beispiele  vorgekommcm,  und  von  eilu^en 
andern  habe  ich  ausfuhrlichere  Naphridbt  «r* 
halten,  in  welchen  durchaus  während  d^r  letz* 
Jourji.  xkiui.  B.  5.  St.  ii 


—     ta- 
ten tödlichen  Krankheit  kein  besonderes  Lei- 
den des  Magens  Vermuthet  werden    konnte, 
indefs    die    Leichen70.eflnung    dennoch    die 
oben  beschriebene  Zerstörung  dieses    Organs 
vor  Augen  legte*     Einer  dieser  Fälle  betraf 
ein  neunjähriges  Mädchen'^  das  an  einer  dem 
akuten  Wasserkopfe  wenigstens  nahe  verwand- 
ten Krankheit   gestorben  war,  in  deren  An- 
fange sich  die  Kranke  mehrmals    erbröchen, 
und  iii  deren  Verlaufe  sie  viele   Spulwümier 
durch  den ' Stuhlgang  von  sich  gegeben  hatte; 
hier  fand  man  in  den.  Gehirn  *  Höhlen  eine 
beträchtliche  Wdsser-Ansamtnltmg^    Und   die 
Häute  des  Magen- Grundes  wallen  ohiie  Spnr 
von Entzündung^  erweicht  und  in  eind  Galler- 
le aufgelöfst^    Welche   blofs   noch  durch  das 
dünne  durchscheinende  und  gän^  inürbe  In" 
volucrum   Peritofiaei^    Zusamüienhftng    und 
Form  hatte«     Eine  andete  Beobikchtung  der 
Erweichung  des  Magen -^Grimides.  bei  einein 
am  acuren  "Wasserköpfe  verstorbenen  l^ihiA^ 
hat  mir  eihei*  meiner  liiesigen  Gollegen  mit- 
getheiit.    Eines  dritten  FaÜsj  in  Welchem  Wfts^ 
ser-^  Ansammlung  im  Gehirne  imd  2etstÖrtzttg 
des  Magen -i^  Grundes    co^xistirten^    habe   ich 
schon  weiter  oben  erwähnt,- lind  so  weit  sich 
auf  die  Kränkengeschiditen  eih  Urtheil   bau* 


«.  i$  - 

en  iäCst^  möichtöii  mi^hreri^  vöü  SchH^^stlell^m 
erzählte  Beispiele  iäuch  hieher  z\i  t&äia^h 
Äeyri;  *)  Vergleicht  hiäü  hieiriit  Ach  gewöhn- 
lichen Verlauf  der  acuten  Gehirn  *  Wässel-« 
sücKt^  Ivblchi^  isich  beihi^i^  iihU&ei^  hiit  Bäüch*» 
schntei^l^n  und  tlrbrecht^n  ianlahgt^  ^ö  kohnte 
leicKt  zwischen  ihr  und  dei^  Krankheit^  diö 
isieh  mit  der  Erweichung  der  Mägisn  -  Häute 
^Shdlgt,  eiiiö  clürdigi-eiFenclerö  Beziehung  Vei'-* 
niüthet  werden,  um  3ö  mehr,  ah  mithin  det' 
etzteiü  iniin'er^  Wenigste^ns  an  ihrem  Ende) 
öffiehbai'  nervöse.  iZiu^iÜe*,  etinstelleh.  Ich  er« 
iäübö  iüii:  indäissen  hbcU  hicht^  dne  bestimm'^ 
tö  Meihühg  hierübei'  zU  äufsern^  indem  i\A 
äu(  der  andern  Seite  gestehi^n  muls,  4aß  idi 
bei  einer   bedeutehdi^n  Ahzahl  Yoh  Kindi^ni) 

welchis  äü  Köpf- Krankheiten  }^d  nami^tlich 
ätn  ffydtocdffhälüs  acutum  gisstbrbeü  Wären^ 
d^üMäglsnglgsund  ündunv'erdotbien  ängi&trbflfbh 
habe^  Die  zwei  letzten  Fälle  vbü  ^rWeiHikung 
des  Mägisn-Gründes  \hh^  ii'glend  ^iü  dahin 
deutbares  .Symptom  Währi^hd  des  Leben^^  kä» 
ttieii   üiit   bi   zwei  maxiiilich&n   Leichen  vois 

^)  So  Vietieiclii  iei  Vdü  ^ä}Mh  Itn  Uttrhäi  äe  Me^d^ 
iu  Ann6e  17^6  pttt^.  %iß  ^rSäblt«  t^\\\  likiii  i)6f 
«On  ^.  iü  HtlftlAiidi  Jtttuütl  t%.  Bind,  iteft  Stilvib 


%o 


eine  war    von   einem   gesonden   jungen 
Manne,  der  am  5ten  Tage  einer  äußerst  hefti- 
gen Pleu^peripneumonie  gestorben  war.  Der 
ganze  Fundus  des  Magens  war  völlig    aufge- 
lofst,  und  an  mehreren  Stellen  durchgebrochen, 
die  erweichte  Villosa  im  Umfange  sah  rotUidi 
und  zum  Theil  bräunlich   aus,    und    an   der 
nicht  macerirten  hinteren  Wandung  de»  mitt- 
leren Theils  des  Magens  erschienen  mehrere, 
zum  Theil  groschengrofse,  schwarzrothe,   of- 
fenbar  brandige  Flecken,  die  venösen  Gefalse 
des  Magens  waren  stark  aufgetrieben,  und  in 
seiner  Höhle  war  eine  braune,  wie  mit  Ca£Fee- 
Satze  vermischte  Flüssigkeit  ergossen;  an  der 
untern   Fläche    des    Zwerchfells,    neben   der 
Oeffnung  für  die  Speise-Röhre,  war  eine  gro- 
fse  mifsfarbige  Stelle  mit  einigen  brandigen 
Flecken,  dieMuskel-Fasem  waren  hier  mürbe 
und  von  bleigrauer  Färbe,    und  2war  sdiien 
diese  Art  von  Verderbnifs  die  ganze  Substanz 
des  Zwerchfells  zu  durchdringen,  denn  die  •— 
durch  die  Entzündungs-Krankheit  im  Ganzen 
weniger   als    die   recljite    veränderte  —  linke 
Lunge,  war  gerade  an  jener  Stelle  angewadi- 
sen,  schwarzroth  und  ganz  mürbe.    Der  ande- 
re  Fall    betraf    einen    älteren  «schwächlichen 
Mann,  der  nach  jn  einer  langen  Reihe  von 


l 


—       Ol        — 

Jahren  häufig  wiederholtem  Blut -Erbrechen, 
endlich  von  einem  sehr  heftigen  Bluthusten 
*  mir  peripneumonischen  Zufällen  befallen  wur- 
de, und  m  dieser  Krankheit  starb.  Auch  hier 
rifs  der  ganz  erweichte  Fundus  des  Magens 
bei  der  Leichen-OefFnung  entzwei;  die  auf«i»% 
gequollene  Villosa  um  den  Rifs^  herum,  sah 
ziemlich  hellroth  aus,  und  im  ganzen  übrigen 
Magen  war  sie  von  einem  Netze  aufgetriebe- 
ner Venen  bräunlichschwarz  gefleckt  *).  Die- 
se beiden  zuletzt  erwähnten  Kranken  waren 
einige  Tage  Vor  ihrem  Tode  ohne  deutliches 
Bewufstseyn,  und  delirirten  beständig,  und 
nach  Eröfinung  des  Kopfs  der  Jüngern  Leiche, 
fand  sich  eine  Menge  Wasser  zwischen  der 
Arachnoidea  und  der  stark  entzündeten  "pia 
mater  ergossen.  Hiemit  scheinen  sich  diese 
•*-  freilich  immer  noch  zu  isolirten  —  Fälle 
an  diejenigen  anzuschliefsen,  in  welchen  die 

*)  Die  Lungen  fanden  sich  in  beiden  Leichen  in  ei- 
nem entsundeten  Zuatadde,  .bei  dem  jungern  mit 
allgemeiner  lymphttitcher  Durchfchwicsung  und 
Bildung  von  Pfeudomembranen>  bei  dem  altem  mit 
Verhärtungen  und  cum  Theil  Vereiterung  in  der 
Lungen-Substanz.  Sehr  viele  Aebnlichkeit  mit  die- 
Jen  Fällen  scheint  mir  der  von  Santessün  beobachte« 
te  «u  haben.  Schwedische  Abhandlungen.  21  Q. 
Th.  II.  auch  in  auserles.  Abhndlgn.  für  praktische 
Aeme.  14«  Bnd.  p.  453«    «^* 


^    *^    -f^ 

l&rwe^chung  de^  Miigea  -r  Grunds  im  Gffolge 
d^^  acuten  Gehinp  •?  Wus^ei^ucht  beobachtet 
wurde,  und  eben  hiemi(  Könnte  auch  die  B^ 
Jiauptung^  d^r^x  T^^il  sich  in^  Ij.eben  k.ein  ?Ju- 
fall  einer  Magen-Krankheit  äu&erte^  K^ina 
$oIcIie  vorhanden  gewesen  sey,  wiigO  Ein* 
schränknng  erleiden^  fs  ist  nemlich  MröU 
möglich,  dafs  di^  gewöhnlichen  Reactioi»ep>  am 
welchen  wir  den  kranken  Zustand  de^i  Ma^  , 
gens  erkennen^  undeutlich  wenden  oder  gw 
cessiren  in  Kranken,  bei  welchen  die  Q^e^^ 
der  Empfmdung»  oder  wenigstens,  der  Apper? 
ception  und  der  sensitiven  Bewegungen  un^ 
mittelbar  angegriffen  ist,  wie  diefs  bei  d^U 
idiopathischen  Affectionen  des  Gehirns  ge- 
schieht. -—  Gieht  es  nun  eine  bestimmte 
Kxanl^heits-Earm ,  in  deren  Gefolge  die  Er-i 
weicliung  des  Magen-^Grundes  beobachtet  wird» 
und  kommt  diese  Ers»cheinung -wenigsten.a  ge-. 
wifs  oii^hp  haußg  in  den  Leichen  solcher 
Menschen  vor,  welche  ohne  vorangegangen© 
Krankheit  plöt^Kch  gestorben  sind,  so  glaube 
ich  jm%  Recht  behaupten  m  können*  dafs  sie 
in  Aei^e/n  Falle  hervorgebracht  werde  durch  die 
bloße  cheniische  Einwirkung  des  naturlich  he-. 

seh  äffen  en?  IVIagensafis  auf  den  gesunden  M^gen» 

sondern  4?^Cs  noich  irgend  eine  andere^  achon 


~-    ?3     — 

währenddes  Lebens  eintreteüdet.Beding^qg  hiu'^ 
zukommen  müssei  damitj'ene  £invrirkun|^  ipiur 
miiglich^erde,  wenn  anders  überhaupt  das  Phä-, 
nomen  auf  die^eArt  erklärlich  seyn  solle«.  Die 
Zufälle  jener  Krankheit  weisen  deutlich  genug 
auf  ein  Leiden  dLej^  Md£;en^  während  des  Le« 
bens  hin,  und  die  Art  der  .Zerstörung  selbst 
zeigt  sowohl  in  diesem^  als  in  den  nicht  un«« 
ter  jene  Krankheit  zu.ordnendoa  Fällen,  dala 
sie  vor  dem  Tode  wenigstens  schon  beginnen 
mufste,  denn  die  Spuren  von  Entzündung,  und 
bisweilen    von    filut<^Unterlaufung    und    von 
Brandy  lassen  sich  doch  auf  keine  Weise  aus 
einem    chennschen  Prozesse    in    dem  Leich- 
name herleiten;.    Der  Umstand,  dafs  bisweilen 
diie  mit  dem  zerstörten  Magen  blo$   in  Be-> 
rührung'^stehenden  Theile,  wie  das  Zvvrercbfell 
und  >die  vordere  Bauch- Wandung,  auch  ange- 
griflPen  werden,  scheint  allerdings  für  die  Mit-* 
Wirkung  einer  nach  Art  der  chemischen  Aetz?^ 
Mittel  wirkenden  "Ursache  %u  sprechen«    In-> 
dessen  glaube  ich  doch  hierbei  bemerken  zu 
dürfen,  dafs  diese.  Verbreitung  der.  Krankheit 
eines  .Organs  auf  andere  mit  ihm  in  Conti- 
.gnität  stehende,  auch  in  Fällen  vorkommt,  in 
w^ldien  man  iiicht  wohl  eine  chemische  Zer- 
Messung  durch  ^inM^nstruum,  annehmen  kann. 


-    «4    - 

86  habe  ich  schon  öfters  beim  Krebse  der 
GebariMütter'und  der  Muttersdieide  beob- 
iaichtet,  dafs  die  Urin-^BIase,  der  Mast^DanOf 
das  Zellgewebe  des  kleinen  Beckens^  und  die 
auf  dem  Gebär-Mutter-Grunde  liegenden  Ge- 
därme, scirrhos  verhärtet  und  zum  Theil  mit 
Krebs-Geschwüren  besetzt  waren;  schwerKch 
weil  die  Krebs -Jauche  in  alle  diese  Theile 
eindringt  und  sie  chemisch  verändert,  sondern 
weil  der  ursprüngliche  Mutter-Krebs  eine  ge- 
wisse Assimilations «-  Sphäre  hat,  innerhalb 
welcher  jedes  darein  eingesenkte  Organ  solli- 
citirt  wird,  dieselbe  pathologische  Verände- 
rung aus  sich  selbst  zu  produciren.  Eine  wei- 
tere Schwierigkeit  fBr  die  Huneerische  Erklä- 
rungliegt in  den  oben  angefiihrtenBeobachtan- 
gen  einer  ähnlichen  Zerstörung  einzelner,  von 
der  Einwirkung  des  Magen-Safts  entfernterer, 
Stellen  des  Darm-Kanals,  nemlich  der  Speiscjf 
Rcihre  und  der  dünnen  Gedärme,  so  -wie  der 
schon  von  andern  gemachte  Einwurf  dab 
nemlich  gerade  Membranen  nach  Sennebiers 
und  Spalanzanis  Versuchen  am  unverdaut 
liebsten  sind,  auch  nicht  ohne  Gewicht  ist.  -« 
Mir  scheint  Hunter  von  einem  am  einseitigen 
Gesichtspunkte  ein  Phänomen  aufgefalst  su 
haben,   das  offenbar  noch  mit  mehreren  sa« 


—     a5     — 

sammenhängt ;  denn  die  Erweichung  organi-* 
scher  Theile  ist  eine  in  mehreren  Krankhei- 
ten derselben  Yorlcommende  Metamorphose^ 
nicht  unbegreiflicher  als  die  Eiterung  ^  aber 
weniger  beachtet,  vielleicht  schon  deswegeui 
weil  die  NoscAi^e  kein  umfassendes  Kunst- 
Wort  dafür  eingeführt  hat,  indem  es  im  Ent* 
wicklungs-Gange  der  Erfahrungs-\7issenschaf- 
ten  liegt,  dafs  das,  was  gesehen  werden  soll, 
erst  einen  Nahmen  haben  mufs,  der  die  Auf* 
merksamkeit  der  Beobachter  fixirt.  In  der 
von  Bolu^  zuerst  beschriebenen  Putrescenz  der 
Gebärmutter,  im  Spitalkrebse,  in  manchen 
phagedänischen  Geschwüren,  begegnen  uns 
wirklich  Vorgänge  Ton  einer  nicht  2U  mifs« 
kei^ienden  Aehnlichkeit  CriUkshank  hat  an 
eine  allgememere  Ursache  solcher  Erscheinun- 
gen gedacht^  indem  er  einen,  von  ihm  beschrie- 
benen, wahrscheinlich  hieher  gehörigen  FaU 
der  Zerstörung  des  Magen-Grundes,  aus  einer 
widernatürlich  vei^ärkten  Wirkung  der  ein«* 
saugenden  Gefafse  zu  erklären  suchte;  allein 
ich  habe  weder  beim  erweichten  Magen,  noch 
bei  dem  von  der  sogenannten  Putrescenz  er- 
griffenen Gebärmutter-Halse,  jemals  einen  wah- 
ren  Substanz-Verlust  bemerken  können.  Die 
Theile  sind  offenbar  blos  erweicht,  macerirt 


—     flS     — 

und  i^  eine  Art  von  GaUeite  aufgequollen.  — 
Wenn  über  die  Ursache  fieser  Umwandlung 
irgend  eine  Vermuthung  gewagt  werden  soll, 
so  glaube  ich  immer  noch,  die  meisten  Grün- 
de dafür  zu  finden^  dals  eine  Störung  in  den 
naturgen^äfsen  Einflüsse  des  Ne^rven -r.  Systenw 
auf  das  so  nerven-reiche  und  ia  seinen  Ver- 
richtungen von  der  Temperatur  seiner  Sensi- 
bilität so  sehr  abhängige  Orgaq,  eine  Lähmung 
desselben  bedinge,    deren  Folge  sodann  jene 
besondere  Art  des  feuchten  Brandes  ist.   Un- 
ter  den  mir    mitgetheilten  Fällen   ist   mir  in 
dieser  Beziehung  einer  besonders  merkwürdig 
gewesen^  welcher  einen  jungen  Menschen  be- 
traf, der,  nachdem  er  eine  ganz,  enorme  Quan- 
tität Weipgeist  zu  sicli  genomme*  hatte^  schneD 
starb,  und  bei  welchem  der  Fundus  des  Mt- 
gens  völlig  aufgelöfst,  und  gegen  cjen  obeni 
Magen-Mund  hin  entzündet  angetroffen  wur- 
de.   Hier  ist  eine  Lähmung  durch  IJeberrei- 
zung  wohl  begreiflich^  der  chemischen  Wirk- 
samkeit des.  Magensafts  aber  hätten  der  Wein- 
geist wohl  eher  entgegen  wirken  soUen«  *)  ^ 

*)  Eioigermarsen  ähnlich  ist  der  Srfolg  der  Venucbe, 
welche  ColletfMejgret.mii  Alcohol  an  Ilunden  an* 
atelUe.  (S.  Journ,  de  Phjtique  par  Ue  la  MetherU, 
Jbm.  SS*  iJii^^  1^02«  p.  437' )    <£r   fand  in    •iBigeii 


^     »7     -^ 

Doch  ^ese  Betrad^tungen  haben  hier  nur  ein 
untergeoHnetes  Ii^teresse.    D^^s  wichtigste  wä« 
fe  cU^  &Ken|iung  und  (]ie  Heilung  der  oben 
bieschriob^n^n^i  bei  Kindern,  wie  mir  ^cheint^ 
nicht  SQ  g^nz.  $eltenei^  Krankiieit,     Für   die 
erster^  lioffe    ich    eichen  Beitrag  geliefert  zu 
'    haben,,  durch  welchen  ich  wenigstens  andere 
s    zur  Mittheilung  ihrer  Beobachtungen  reranlas- 
1    sen  möchte^  *  Was  aber  die  Heilung  betrifit, 
so  ge$tehe  ich,    dafs  sie  inir^    so  oft  ich  den 
Fall  wiyhrend  des.  Lebens  erkannt  habe,  im« 
mer  mif^g^glüclct  ist.     Ich  habe  äufserlich  Si-. 
napi$men,  Yesicatorien,  flüchtige  und  geistige 
Hijnreibnngen  in  den  Magen^  und  laue  aroma- 
ti9ch9  Bäder  angewi^idt,  und  innerlich  koh* 
leQs^ure  Luft,'  Alcalien,  Opium,  Zinkblumen, 
Mosclnis,  bittere,  gewürzhafte,  flüchtig  reizen- 
de nnd  tonisd^e,  auch  abführende,  Mittel  ^- 
geben,  n^ch  Indicc^tionen  >  welche  mir  bei  ei- 
men^    nirgends    genau*  beschriebenen   Uebel, 
inline  blon  durch   eigene  Beobachtung  gelei- 
teten Ansichten  jedesmal  an  die  Hand  gaben,, 

dtf  P^ritonacumi  mfae  an  der  Ctrdia«,  besonder!  «^ 
dec  binum  Flache  de«  Fundi,  Itvid  durcbacbeinend ; 
die  Schleim-  ujad  Muikel  -  {laut  dos  Magens  Üefsea 
•loh  Uicbt  Tom  ini^iucro  peritonaei  absondern,  eine 
dicke  Schleim  •Schichte  kUidete  den  Magrn  aus. 
y^A  sa|leicb  Migtei^  sich  Ürajid-Flecken  in  ihm«  A 


»38      — 

aber  alles  vergebens,  und  selbst  ohne  bemeric- 
liehen  Einüufs  auf  den  raschen  tödlichen  Ver- 
lauf der  Krankheit.  —  Es  wäre  mir  freilidi 
leicht,  eine  beträchtUche  Anzahl  von  glücklidi 
geheilten  Fällen  anzuführen,  wenn  ich  jede 
Kinder-Krankheit,  die  sich  mit  Erbrechen  und 
Laxieren  anfängt,  und  mit  einigem  Fieber  und 
selbst  mit  einigen  nervösen  Zufällen  verbun- 
den ist,  hieher  rechnen  wollte.  Allein  ich 
>viederhohIe  es,  es  ist  hier  von  einem  Erbre- 
chen die.  Rede ,  welches  durch  die  gewöhnli- 
chen Mittel  ganz  und  gar  nicht  besänftigt  wird, 
mit  anhaltendem,  heftigem  Fieber,  und  einem 
unverkennbar  ominösen  Zusammensinken  der 
Kräfte,  mit  Blässe  und  auffallender  Kälte  der 
Haut,  ohne  heftige  Krampf-Zufälle,  ohnQ  an- 
haltende Schmerzen,  ohne  grofse  Härte  und 
Aufgetriebenheit  des  Bauchs.  Ich  habe  diese 
Zufälle  nur  bei  <ler  beschriebenen  Krankheit, 
und  —  wiewohl  mit  bedeutenden  Modifilu- 
tionen  —  beim  akuten  Wasserieopfe,  in  der 
angegebenen  Aufeinander r Folge  gesehen,  und 
ich  bin  aus  den  weiter  oben  erörterten  Grün- 
den noch  zweifelhaft,  ob  diese  beiden  Uebel 
nicht  in  irgend  einer  hohem  Ursache  näher 
mit  einander  .verwandt  sind,  als  wir  bis  jetzt 
einsehen,  —    Nur  bei  einigen  Kindern,  bei 


—  .39     — 

welchen  die  Krankheit  in  ihrer  länger  dauern» 
den  Form  schon  ziemlich  weit  vorgerückt  zu 
seyn  schien,  glaube  ich  durch  den  Gebrauch 
einer  Mischung  aus  wässeriger  Rhabarber- 
Tinctuir,  Oleum  tartari  per  deliquium,  Extract 
aus  unreifen  Pomeranzen,  Diacodium-Saft  und 
Fenchel-Wasser,  den  weitern  Verlauf  dersel- 
ben unterbrochen  zu  haben,  wiewohl  auch 
hiezü  vielleicht  mehr  die  veränderte  Nahrung 
als  die  Arznei  beigetragen  haben  mag,,  denn 
es  waren  dies  —  so  wie  .mehrere  der  gestor- 
benen —  gerade  Kinder,  die  man  kurz  vor 
dem  Anfange  der  Krankheit  entwöhnt,  und 
dann  theils  mit  Fleisch-Brühe,  theils  mit  Milch- 
Speisen  ernährt  hatte.  Ich  liels  ihnen  entwe- 
der Eichel  -  CaflFee  geben ,  der  mir  in  diesen 
^  Fällen  von  ganz  vorzüglichem  Nutzen  zu  seyn 
scheint,  oder  ich  verfchaffte  ihnen  neuerdings 
eine  gesunde  Amme,  und  so  erhohlten  sie  sich 
dann  —  wiewohl  sehr  langsam  —  allmählig 
wieden  Es  ist  ein  in  seinen  Beweg-Gründen 
eitles,  und  in  seinen  Folgen  naclitheiliges  Be- 
streben mandier  Aerzte,  der  Beschreibung  ei- 
nes jeden,  ;kaum  durch  einige .  unglückliche 
Fälle  erkannten  Uebels,  auch  sogleich  die  be- 
ste Heilmethode  Beizufügen.  Um  dies  thun 
zu  können,  ziehen  sie  jede,  auch  nur  in  ein- 


—     3o    — 

zelnen  Symptomen  analoge  KräAkheit  kiii 
mehr  Witz  als  Schäk^Esinn  herbei,  frleüen  ^ich 
der  gelilngenen  Kur^n  ^  und  etklälren  sich  die 
tüdlicben  Ausgänge  liebei^  aus  jedöih  ändeni 
Umstände-,  als  aus  dehi  aih  hächsteii  liegeff- 
den^  däfs  diese  JPälle  hähdich  Von  ganz  laüd^ 
rer  Nätui*  wareii,  ials  isle  meinten^  und  iö  kttnf- 
men  wir  in  der  biägüose  Und  fiehandldtag 
der  schlimrnerü  Üebel  nicht  Weitbh-,  inde^^ 
die  der  mit  ihnen  Vehwechiselten  leiicfatehi  kdP 
nesvvegs  dadurOh  erleichte)^ 'wik^i 


—     3x     — 


i 

p 


11. 

/  • 

AüfderordetttUche  Ettei^samtnlutig 

in  der  Brusthöhle 

Aach  einer  Lüng&ilent2uii(lung^ 

voiik 

Medis^inälrath     Tourtuel 

in  Münatet» 


r 

JD  •  •  Candidat  dßt  Theologie,  eiü  sehr  star^ 
ket  Vollblütiger  jungei*  Manu  von  zth  Jaliten> 
hatte  sich  hei  erhitztem  Körpei'  durch  zu  ge-^ 
ftchwiiide  Abkühluüg  eine  heftige  Piieunlöiiie 
zugezogen«  Nach  Aussage  des  Pätiehteii  und 
des  Krankeilwätter^  hatte  isich  gleich  anfängt 
tnit  eintretehdem  Ftöste  ein  stärk&i*  spännen-» 
dei*  Schinew  ttiit  Gefiihl  von  Angst  und  Drück 

m 

auf  dei*  Birüstj  disibei  ttüsteii  mit  blutigem  Aus- 
würfe und  Äeht'  küi'^em  beklommenen  Athem 
umgestellt.      Ohüeraditet    diese   Zufalle    eiti 


~         321        — 

oder  mehrere  Aderlässe  sehr  dringend  erfor- 
derten, und    der  Kranke  selbst  entweder  aus 
Instinkt  oder  unausstelilicher  Angst   dazu  be- 
wogen,   mehrmalen  um  eine  Blutlüftung  den 
Arzt  ersuchte,   so   war  diese  Operation   den- 
noch bei  dem  scheinbaren  Mattigkeits^GefiiU 
als  ein  tadtUches  Mittel  angesehen^  Verwor£eD 
und    unterlassen.      Höchstwahrscheinlich   wir 
diese   inflammatorische    Pneumonie    sthenisdi 
behandelt  und  dadurch  das  Feuer  der  Entzun-  ' 
düng  noch   mehr   angefacht;    wenigstens  bei 
genauer  Erkundigung  war  die  vorgenon\inene 
Kurart  meinem  Systeme  schnurstracks  «n^ 
gen. 

Am  i6tenTage  der  Krankheit  liels  midi 
dieser  Kranke  um  meine  Hülfe  bitten«  Ick 
fand  diesen  unglücklichen  Menschen  mit  filrdi- 
terlich  beengtem  Atliemhohlen,  mit  einer  Be- 
klommenheit und  Aengstlichkeit,  die  ich  mid 
nicht  erinnere,  je  in  solchem  Grade  gesehen 
zu  haben;  wirklich  dem  Ersticken  nahe. 

Ohne  den  geringsten  Auswurf  stieüi  er 
beständig  zum  Husten  an,.  Aufrecht  nach  der 
rechten  Seite  mehr  herüber  gelehnt,  sals  der 
Kranke  im  Bette,  luid  war  nicht  im  Stande^ 
sich  nur  im  mindesten  nach  der  Iwkeü  Seite 


•  -     35     -. 

zubeugen,  der  Puls  klein  und  schnell,  das  An- 
sehen sclynutzig,  die  Lippen  dunkelroth  und 
eine  curcumscripte  Dunke}röthe  lag  auf  seinen 
Backen;  in  dieser  schaudervollen  Lage  erwar- 
tete er  sehnsuchtsvoll  den  Tod.  Die  Brust 
schien  an  der  rechten  Seite  aufserordentlich 
erweitert,  ausgedehnt  und  die  Brustmuskeln 
waren  üdematÖs  anzuFuhlen.  .  Die  linke  Seite 
der  Brust  hingegen  war  natürlich.  Gleich  un- 
ter dem  Schlüsselbein  der  rechten  Seite  fand 
ich  eine  merklich  hervorragende  Geschwulst, 
eine  zweite  ebenfalls  unschmerzhafte  und  un- 
entzündete  von  der  Grüfse  eines  Hühnereje« 
zwischen  der  6ten  und  yten  Rippe  von  oben 
gezählt.  Ia  beiden  bemerkte  ich  ein  deutli- 
ches Gefühl  von  Schwappung.  Gleich  unter 
dem  Zwerchfelle  war  der  Unterleib  gespannt 
und  ausgedehnt,  io  dafs  der  Patient  zwar  nicht 
an  diesem  Orte  über  einen  Schmerz,  doch 
aber  über  ein  Gefühl  von  Schwere  klagte. 
Dieses  unangenehme  Gefühl  wurde  ohne  Zwei-? 
fei  durch  den  Druck,  der  oben  erwähnten  Ma- 

0 

terie  der  Geschwulst  auf  das  Queerfell  ver- 
ursacht.  Der  leiseste  Druck  hierauf  war  ^n- 
erträglich,  erstickend.  Die  Füfse  waren  stark 
geschwollen,  oedematös.  Der  Stuhlgang  na- 
türlich,   aber    der   Urin^ng    brennen^   Und 

Journ.  XXXU.  B.  5.  St.  ^  C 


—     54     — 

hpanaci  ab,  und  hutte  schon  seit  mehrer«s 
Tc-ren  .n  einem  Spitzglase  mehrmalen  aufbe- 
T^  btii^  '-.L  wej:ies.  dem  Eiter  völlig  älinlicta 
S^j-rrrLt  cehaLt,  pegeriwärtig  betrug  der  Bo- 
dersci:  ".  Theile  Eiter  und  i  Tbeil  war  fclu:- 


A::^  diese  Erscheinungen,   besonders  di? 
iftilrn    iri   den   eben  bemerkten  Brustge^en- 
if-ü  £r-:lch  ftuctuirenden  GeschMÜIste,  und 
-T  T/ztn  davon   lielsen  mir  keinen  Zweüt. 
l:*-{z.  r-  fchÜefsen,  dafs  hier  bei  diesem  P^ 
^rc:-?;!    rUQe    aufserordentliche   Men^^e   Eiter 
2  .* .,  .i::^ -  der  Pleura  und  den  Intercostalmus- 
i*!^  'xi.   auci  h'Jchst  wahrscheinlich    die  in- 
H-r»:?  5:.:>-ii^hle  damit  angefüllt  sey,  und  dafs 
v:b.   :.!iL:ci   mit    einem  währen  Empyem  zu 
thun  har  e.     Da  mir  nun  bei  dieser  dahin  ge- 
koiv-men-en  allgemeinen  Vereiterung  alle  übri- 
gen   Hciiniittel    durchaus    fruchtlos    schienea 
und  wei?  ich  sicher  vorher  sah,  dafs  derKrao« 
ke  ear  'vo.id  ein  Opfer  des  Todes  seyn  wür- 
de, so  entschlofs  ich   mich  auf  der  Stelle  iäi 
(ipeiation,  nämlich  mit  der  Lanzette  eine  Oeff- 
nunr  in  den  Eitersack  machen  zu  lassen.  Der- 
jun^e  Patient  immer   schrecklich    beängsti«^ 
und  nach  Hülfe  seu&end,  konnte  den  Zeit- 


^     55     -^ 

ptiiit  kaum  abwarten )  bii  der  Hn  Stadtchi- 
tut*g  l^abian  herböigehöhit  werdöii  könnte. 
Dieset  hiächtö  vermittielst  einer  Laii^^t^  an 
der  untern  deutlich  schwappenden  Ge^chwuktj' 
weichö  ungefähr  zwischen  der  6ten  und  yt^n 
Wahren:  Rippe  isäfs^  die  Oeffnühgk  Der  Pleck 
der  gemachten  ÖöfFnüng  hielt  toigefähr  diö 
Mitte  zwisdien   dem  ^Brustbeine  und  Wirbel» 

« 

beihej 

( 

Wie  das  blut  äüs  einer  geöffneten  Adef 
hervorbricht  j    so  strömte  der  klarste  Eiter  in 
einem  ünüiiterbröchenert  Bogen   bis  inis  Zim-* 
men     Ein  Teller^   der  zur  Aufnähme  des  .Ei-* 
ters  zur  Hand  gestellt^  war  atigetiblicklich  an* 

^  gefüllt)   wir  iiePsen  noch  fein  paar  nachkom« 
meUj.    diese    waren  wieder    ^ben  so   ischnell 

^  volU   ohne  däfs  der  Eiterström  im  mindeisten 
abzunehmen  schien* 

Sichtbar  würde  das  Athömhöhlfen  Wahrend 
.  d6Ä  Abzäpfens  fr^ifer,  der  Patient  bekam  we- 
der Anwandlung  von  Ohnmacht  noch  Üebel- 
keit^  und  Wiö  et  herte^  dafs  ich  dem  Chinüg 
hiefs^  die  Oeffnüng  zu  verschliefen^  weil  idljis 
aus  bekannten  Ursachen  nicht  für  räthSiam 
hielte  so  plötzlich  Und  auf  dinmäl  alles  Eiter 
ausflieiseh  zu  lassen,  bat  er  mich  mit  J^m  Ab«- 


-^     38     ™  ' 

■ 

Oefftiung,  abgerechnet  die  Porfion|-die  wah-r 
rend  des  Wegspritzens  ins  Zimmer  und  Bette 
flofs.  Der  Patient  hatte  ein  paar  Stunden  ge^ 
/sclilafen  und  stark  geschwitzt,  urinirte  stärke? 
und  init  weniger  Beschwerden,  und  um  inidi 
kurz  zu  fassen,  es  ging  nach  Umständen  ^es 
besser,  Es  stieg  bei  mir  ein  Streihl  Yon  Hoff-. 
nung  auf,  diesem  Kranken  wenigstens  noch 
einige  Zeit  d^is  Leben  yerlänge|:*n  zu  KqpP^ 
um  so  mehr  hoffte  ich  dies,  weil  weder  pW«-  I 
fische  Architektur,  noch  erbliche  phthisisdie  1 
Anlage  die  Schwindsucht  begünstigte. 

Ich  behandelte  ihn  in  der  Folge  wie  e*' 
nen  Schwindsüchtigen ,  auch  prä$entirteii  sidi 
nachher  deutlich  alle  Symptonie  eines  Aufc 
zehrenden  ,  als  schleichendes  Fieber,  Magen^ 
$chwäche  u.  s,  w.  Die  Oeffnung  hUek  h^ 
ständig  natürlich, 

Beim  fortgesetzten  Gebrauche  des  Chiiii« 
decocts,  des  Islandischen  Mooses,  aI>wecbseM| 
statt  dessen  fies  Selterwassers  piit  Mzlcb>  dö 
Piilv.  Gumm,  Myrrh.  und  anderer  älmli(Jiei 
Mittel,  nahm  der  Kranke  allmählig  ßn.  Säftef 
imd  Kräften  zu,  verliefs  Anfangs  Mai  scho» 
täglich  vier  Stunden  d^s  Bette,  ging  den  i^\ 
Mai  bei  einem  angenehmen  warinen  Frühlings 


.    -f-      59     -^ 

Ige  zum^er$teiiinal  sich  selbst  überlassen  Wie- 
er  spatzleren,  und  am  Endp  Mais  schon  eine 
tunde  weit  von  JV^ünster. 

Noch  immer  blieb  die  gemachte  Oeffnung 
Fen,  der  Patient  verband  sie  selbst  uls  eine 
>ntaaell,  es  leerte  sich  täglich  noch  gutarti* 
»s  Eiter  dadurch  aus,  doch  von  Zeit  zu  Zeit 
?niger.  AuiserunbedeutendenMorgenschweis- 
Q  hatten  die  übrigen  Schwitidsucbts-Sypipto- 
5  durchaus  aufgehört,    wie  gesagt,    der  Pa- 
nt  an  Kräften  und  Fleisch  zunehmen d?  ge- 
fs  täglich  die  süfse  Hofinung,    völlig   wie- 
r  hergestellt  zu  werden.     Die  Heiterkeit  des 
^istes,  verbunden  mit  Jugendkraft,  belebten 
P  ^ne  bewunderungswürdige  Weise  dengan- 
1  Organismus, 

Anfangs  Juni  wünschte  der  Jleconvales- 
it  sehr,  bei  seinen  Eltern  auf  dem  Lande 
seyn,  auch  diese  wünschtenihren  Sohn  bei 
h  zu  haben,  und  mir  schien  diese  Verände- 
lg  für  seinen  Gesundheitszustand  sehr  zWeck- 
fisig.    Er  reiste  um  diese  Zeit  von  Münster 

Er  war^  ohnweit  Lippstadt  zu  Hause,  der 
in  eines  Schulzen, 

Dafs  der  Genufs  einer  reinen  Frühlings- 
:,  ,das  Frohseyn  bei  seinen  Eltern,  der  fort- 


/ 


-    4*    - 

gesetzte  Gebrauch  des  Selterwassers  mit 
frisch  gemolkener  Milch,  verbunden  mit  einer 
sehr  nahrhaften  Diät,  diesem  jungen  Menschen 
noch  ferner  gut  angeschlagen,  hörte  ich  ein 
Jahr  nachher,  wo  ich- Gelegenheit  hätte,  je- 
mand aus  dasiger  Gegend  zu  sprechen,  der 
mir  versicherte,  dafs  er  sich  gegenwärtig 
ganz  wohl  befinde.  ' 

Ich  empfehle  diese  Krankengeschichte  zum 
Wohl  der  Menschheit  der  femern  Beherzigung 
und  dem  Nachdenken  allen  denen,  welche 
immer  am  Krankenbette  nichts  als  Schwäche 
und  Asthenie  sehen,  und  gegen  das  Bludas- 
sen  und  sonstige  Ausleerungsmittel,  worunter 
Unglücklicher  Weise  in  unsern  Tagen  die  so 
wirksamen  Brechmittel  mit  gehören ,  eine  be- 
sondere Abneigung  verspüren, 

• 

Wahrhaftig  unterlassene  Aderlässe  bei  in- 
flammatorischen Pneumonien,  Pleuresien,  Blut- 
husten etc.  sind  in  der  Folge  eben  so  gewifs 
tüdtlich,  *)  als  dieselben  bei,  nervösen  und 
putriden,  zur  Unzeit  angestellt,  nicht  minder 
gefährlich  sind. 

'  *)  Es  in  dieses  gewifs  fürchterlich  wahr  su  nennen, 
wenn  man  Sinn  und  Gelegenheit  hatte,  darauf  so 
achten.    Dafs  diels  seltener  geschah  und  nochge* 


-    4i     - 

•cbiehty  liegt  cum  Theil  daran  •    dalt  ■  die  traurigen 
Folgen    der    vernachläMigten    Aderläaie»  z,  3.    bei 
Pneumonieen  und  Biuthuiten,  öfter  nicht  lo  f  ebneil 
lukulent  werden,    ala   die  unceitigen   Aderiaste   in 
nervoien  Fiebern«    Aua  dietem  Grunde  ward  grofso 
Hospitalpraxia  hierin  leicht  verfübreriach.    Wie  er- 
achrak  ich  «    ala  ich  vor  einigen  Jahren  den  mich 
in  \iinem  der  gröOiten  Krankenhäuser  Deutachlande 
herumführenden  dirigirenden  Arst  deaaelben  grade 
in  Beaug    auf  Pneumonieen  gefragt    hatte,    ob  er 
nicht  auch  nach  wie  Tor  die  Aderläiie  aehr  schatte* 
und  cur  Antwort    nichts    erhielt,   alt    ein    Hinwen- 
den  desselben  su  dem   uns  begleitenden  Chirugus« 
mit  der  Frage:    wie  viele  Jahre  aind  es,  daÜs  hier 
im  Hause    nicht  mehr  aur  Ader  gelassen  ist?  — - 
Jener  Ghirurgua  besuchte   mich  bei    einem  Durch- 
märsche durch  Göttingen  einige  Jahre  darauf,   und 
eraählte  mir  Fälle,  wo  man  nach  wie  vor  bei  sei* 
chen   Pneumotiieen  nicht   cur  Ader  gelassen  hatte 
und  er  nun  aufmerksam  geworden,    die  bösen,  ofc 
später  erst  deutlich   werdenden   Felgen   sehr  wohl 
bemerkt  hatte.    Eilt  man  nun,  in  grofsen  Anstalten 
die  Kranken  schnell  wieder  fortschicken  su  können» 
achtet  man  nicht  auf  die  auruckgebliebenen   gelin- 
dern   Brustbeschwerden ,    bei     übrigem   aiemlichen 
Wohlbefinden,  so  glaubt  man  wahrhaft  schon  lun- 
gtnsuchtig  gewordene  und  gemachte  Kranke  gluck- 
lich geheilt  su  haben. 

Einen  glücklichen  Aus|[ang  eines  Empyems,  auch 
wenn  es  durch  Kunst  geöffnet  wurde,  beobachtete 
ich  aehr  selten,  meistens  konnte  ich  nur  bewundern« 
wie  lange  die  Kranken  die  schreckliche  Eiterung  aus- 
hielten. Einmal  kam  mir  ein  Fall  vor,  wo'  am 
Abend  deaaelben  X^fjflt  das  Empyem «    welches  a« 


-    4^    -. 

4 

Morgen  au£iierlich  geofiPnet  war,  tncb  innerlicb  Auf- 
brach, wahrscbeinlich  durch  den  Zutritt  der  Luft 
|in  die  tchon  nach  innen  auch  sehr  dilni^  geworde- 
nen Wändp.  —  In  piehrern  Fällen  solcher  fitemn- 
gen  schien  mir  neben  China,  Isländischem  Moose« 
und  der  ^^räffigsteu  Diät,  besondfrs  V*is  OL  asphaltt 
zu  nutzen,  mir  weichem  die  Krankon  nach  und 
nach  bis  auf  so  Tropfen  Morgens  und  Abenda  ii) 
steigen  yermochten. 

N  i  m  2jr, 


^ 


'\-  in.  . 

^    }TistQrische    Skizi^« 

die  Fortschritte  der  Medicia  in  England, 

in  dem  Jahre  1807, 

Von 

Hm,   H o  7 ß 1 0 n,  ♦) 

(Aw  dem  Medicat  and  phytical  Journ,  Juh  ifiog  biJÄfljeir  . 
tet  yovK  ^ofinedlcaii  Milhryixk  HannoTer.) 


^o  f(ie  flie  Grenzeil  der  Wi»enschaft  sich 
erweiter|i,'und  die  Materialien  iii  der  Litera- 
tur  sich  anhäufen,  werden  yon^Zei^  zu  Zeit 
^Usammenßtelltingen  des  neu  Hinzugekommen 

*^  l^anclie«  Gedehtttd  in  der  Scbrcibtrf  tind  Unwicli* 

tige  iat  vreggelassen  oder  abgekürzt.    Pje  Titel  der 

'Schriften  'w^elcbe   diesmal  von  dem  Vf.  nicht  ange^ 

geben  waren,  sind  ron  mir,  fo  y^eit  lie  mir  bekannt 

i|e^orden^  Jiinsugefügt. 


-    44    - 

nen  nothwendig.    Wenig  Köpfe  sind  so  glück- 
lich organisirt,  und  von  so  starker  Beurfliei- 
lungskraft,   dafs  ihnen  eine  klare  und  umfas- 
sende Uebersicht  des  ganzen  Gebiets  d^r  Wis- 
senschaft, natih  der  gegenwärtigen  Bearbeitung 
möglich    wäre.      Die    täglich     erscheinenden 
neuen  Ideen  und  Thatsachen,    die  Verände- 
rungen in  der  Nomenklatur,  die  Verwickelun- 
gen  im   Detail    oder    der  Theorie,     die   mit 
Sch^ingründen  aufgestellten  Hypothesen;  die- 
ses Alles  zusammengenommen  bietet  mancher- 
lei Schwierigkeiten  dar,  die  nur  durch  Thei- 
lung  überwunden  werden  können,  fäne  Schei- 
dung der  verschiedenen  Arten,  Zusammenstel- 

Hr.  R.  (j^pothekary  extraordinary  des  Herzogs  von 
Clarence)  arbeitet  seit  ni ehrern  Jahren  an  «inem  gro- 
fsen  historisch-literarischen  Werke,   unter  dem  Ti* 
tel:   Biblio^raphia  Medicinae  Britannicae,    deaaea, 
in   dem   med.   and   phys.   Joürn.   Mai    1807.  ^V^'^ 
theilter,  Prospectus  grofse  Erwartungen  rege  macht. 
Der  Plan  ist  nicht  chronologisch  oder  alpbabetiichi 
aofldern  systematisch  nach  den  verichiedenen  Zwei- 
gen  der   Medicih  angelegt.     Nicht  «inen   trocknen 
Bücherkatalog  will  der  Vf.  Irefern,  sondern  eine  bi* 
atorisch-critische  Bearbeitung  ^er  GjMchichte  und  Li- 
teratur der  Arzneiwissenschaft  in    Grofsbrittannien, 
mit  Angabe  des  Inhalts  der  Schriften.     Das  Gansf 
•oU  in  ß  bia  6  Bänden  in  8  bestehen. 

A.  d.  Ue&. 


lung  der  Klassen  dieser  Arten,  unter  bestimm- 
te Kapitel,  kann  allein  in  einen  wissenschaft- 
lichen Gegenstand  Licht  und  Ordnung  brin- 
gen, der  durch  die  Ausdehnung  seiner  eige- 
nen Verbesserungen  verwinkelt  wird»  Gelehr- 
te, die  aus  Gewohnheit,  Neigung  oder  Pflicht 
sich  mit  Untersuchung  über  die  Fortschritte 
der  Wissenschaften  beschäftigen,  werden'  die 
Stärke  dieser  Bemerkungen  fühlen  und  den 
Literatoren  vielleicht  'einigen  Dank  wissen, 
die  die  Spreu  wegräumen  und  die  Hinder- 
nisse von  dem  Pfade  entfernen,,  auf  welchem 
Gelehrsamkeit  und  Genie  zu  Eroberungen  und 
Ruhm  fortschreitet. 


Der  Anatom  ist  den  wilden  Hypothesen, 
die  von  Zeit  .zu  Zeit  sich  der  Medizin  aufr 
drängten,  weniger  ausgesetzt,  als  andere  Be- 
arbeiter "dieser  Wissenschaft.  Es  '  liegt  ihm. 
nur  ob,  Thatsachen  aufzufinden,  durch  Ent- 
wickelung  der  Structur,  und  aus  der  Kennt- 
nifs  der  Structur  die  Art  der  Thätigkeit  in  den 
animalischen  Functionen  abzuleiten*  Durch  die 
tangible  Natur  seines  Gegenstandes  wird  sei- 
nen S^Iüssen  Bestimmtheit  gegeben.  Schweift 
er  auch  zuweilen  in  Visionen  über  Muskulär- 


-    46    - 

ewegühg  amSy  so  werden  doch  ^einid  T 
Heen  nicht  schädlich  ;  sind  ^ie  gleich  ) 
übet-zeUgehd^  so  führten  sie  auch  tiicht  ti 
tier  yerderblicheil  Anwendung  in  d^t  Pi 
In  den  irrsten  Zeiten  der  Kün^t  (diilster 
Anatomen^  dem  Voruithieil  ^ü^öhneü^ 
ttur  mit  Zergliederung  von  Thietell'  hegni 
und  daraus  den  Bau  des  Menschen  errä 
jetzt  trieibt  sie^  bei  ticiheret  Aüsbilduiig 
Wissenschaft^  die  Wifsbegierde  j  diö  Düi 
heiteii  des  animalischen  Lebens^  diürch 
iiützüng  der  vergleichenden  Anatomie  *) 
zuheilen«  Muskulärbeweguilg^  Generation 
Öigeistion  ierfodern  noch  entscheid&ntle  1 
terüngien^  die  erst  die  Grehzfe  äwistheil 
huhg  lind  Wisseii  beslimmieri.  Hi\  Ilorhe 
in  einem  der  Kunigl.  Societät  Vopgt4es 
"^Aufsatz-,  durch  sehr  unbefangene  anatom 
tJrttersüchuhgeii  einige  .Umstände  in  deiü 
däuüngsptocefs  zu  erklären  gesuchte    Viji 

^)  Da  die  Verbinduilg  aer  vergleicJi«niden  Atii 
tnit  dem  Studium  delr  Medicili  aU  leih«  wi 
Sache  anerkannt  ist,  so  freÜJBt  eü  lini,  d(sä  Htti, 
Blumenhach's  Abhandlung  ubeT  diesen  Gegeü 
Voii  Hrn.  Lawrence  übersetzt»  emipFehleh  bü  kü 
Diese  Uebersetzüng  ersetzt  einen  Mangel,  d« 
in  England  aii  einem  Handbuchs  übttr  dilife 
ftcnschaft  hatten» 


-    47    - 

thUrig  der  Structur  deÄ  Marens  in   verschie- 
denen Thierklassen,  vorzüglich  derer;  welche 
die  vorzüglichsteti  Glieder  in  der  Stufenfolge 
zwischen     den    rtiminirenden    ünä     wirklich 
fleischfresseiideii  Thieren  ausmachen  ^  hat  uns 
einen  artsehnlichen  Schritt  zur  Erkläi^ng  des 
Proces^es',  wodurch  animalische  und  vegetabi- 
lische  Nahrung    in  Chylus   Verwandelt  wird^ 
weiter  geführt;    Die  aus  diesei*  genauen  Ün-j* 
tersüchüng,'  verbunden  mit  den  Versuchen  von 
SpallaYizani  und  Humer^  gezogenen  Schlüsse, 
unterstützen  die  Meinung,  däfs  der  Magen  der 
alleinige  Sitz  des  Öigestioüsprocesses  ist;  dafs 
der  Magensaft  aus  Drüsen,  die  Unmittelbar  äU 
der   Speiserohre   liegen,    abgesondert   werde, 
und  dafs  der  Pylorus   vorzüglich  den  Chylus 
aufzunehmen  bestimmt  sey.  -i—    Durch  Ver-* 
Fertigung  von  Präparaten  ist  die  Kenntnifs  der* 
Anatomie    isehr    befördert;    besonder^    haben 
Injectionen  der  Blut-  Ujid  LymphgePäfse  dazu 
beigetragen«     Voii  der  Nachahmung  anatomi- 
scher Gegenstände  in  Wäch^,    durch  die  Ita- 
liener in  Anwendung  gebracht,    hat  iiiän  in 
England  bis  jetzt  hur  sehr  wenig  Exeirtplare 
gesehen.     Die  hohe  Vollkommenheit  der  Ita- 
lienischen Künstler,  so  wohl  was  genaue  Nach- 
'  ahmung  als  Schönheit  der  Arbeit  betriflFt,  ver- 


—    48    — 

diönt  Bewunderung.    Hr.  Brooks^  am  dhato- 
mischen  Theater  in  Blenheim- Street,  besitz! 
Modelle  der  Sinnorgane,  die  mit  unbegreifli- 
cher Schönheit  und  Genauigkeit  verfertigt  sind 
Man  hat  sie  von  Florenz  mit  grofsen  Kosten 
kommen  lassen.    In  Frankreich  ist  zu  Ronen 
unter  Aufisicht  von  Hrn.  Laumonier  eine  -An- 
stalt,  anatomische  Wachspräparate  zu  verfö^ 
tigen,  errichtet,  di^e  bereits  den  Floren tinischen 
Arbeiten  gleichkommen.     Es  ist  nicht  zu  be- 
zweifeln, dafs  England  ebenfalls  in  dieser  Kunst 
geschickte  Arbeiter  liefern  könnte«  *) 


Wie  sehr  die  Chirurgie  ihre  Genauigkeit 
und  Sicherheit  auf  die  Kenntnifs  des  Baues 
der  Theile,  worauf  ihrfe  Wirksamkeit  gerid- 
tet  ist,  gründen  mufs,  ist  Jäu  keiner  2^it  voll- 

StälH 

*)  In  Edinburgh  siod  bereits  Behi:  glückliche  Versudit 
in  der  Wacbsbildoerei  gemacht,  Der '  Wundirtt 
Hr»  Charles  Bell  hat  mehrere  anatomische  und  ia 
da«  Fach  der  Enthindungskunst  schlagende  Wadw 

;  präparate  verfertigt»  von  welchen  Hr.  Piof.  Frank 
d.  j.  versichert»  da£i  sie  die  schönsten «  d-  h.  dis 
naturlichsten    sind>    die  ef  je    gesehen»    jene    tob 

,  Florenz,  Wier^  und  Paris  nicht  ausgenommen,  S. 
dess.    Heise   nach  Paris,  London,    etc.    Qter  Tbl 


-      49     -' 

J  .  ■ 

«tändiger  eingesehen,  als  jetzt,  wo  ^eübtie  Zer- 
gliederer  sich  mit  so  grofsem  und  einleuch-p 
tenden  Gewinn  der  tKeoretischen  und  practi- 
schen  Chirurgie  widmen*    Die  Arbeiten  eines 

'  Abernethy-y  Astley  Cocfper^  Bell  .u.  s.  w.  ge- 
ben darüber  die  unwiderleglichsten  Beweise. 
In  iseinem  System  der,  o]f)erativen  Chirutgiei 
auf  Anatomie,  gegründet^  vernichtet  Hr.  CÄör- 
lesBell*)  die  verderbliche  .  und  gefährliche 
Lehre,  dafs  genaues  Studium  der  Anatomie 
den  Wundarzt  nur  verlegen,  furchtsam  und 
unentschlossen  mache.  Nur  der  erste  Band 
dieses  Werks  ist  bis  j'etzt  erschienen.  Eine 
ansehnliche  Menge  Skizzen,  von  dem  Verf.  in 
dem  Augenblick  der  Beobachtung  aufgenom- 
men ,  begleiten  und  erläutern  den  T^xt.  — 
Die  Ersdieinung  des  zweiten  ThelU '  von  Ast-^ 
ley  Cooper  **)  anatomischer  und  chirurgischer 

^  Abhandlung  über  die  Schenkel-  und  Nabel- 
brüche wird,  Unfehlbar  diesen  Theil  der  prak« 
tischen  Chirurgie  vervollkommnen,  besonder« 

^in  Hinsicht  det  Schwierigkeiten,  die  bei  der 
Reposition  des  Schenkelbruchs  durch^  die  Ta- 

•)  A  Syitert  öf  operative  Sdrge^  foutidfcd  bn  the  ba» 

sitf  öf  Aziacotny;  by  GharTäs  Belli 
•)  Tl^  Anatomy  tnd  surgical  l'reattiient  öf  drüral  and 

umbical  Hernia;  by  A  Cooper  Part.  II.  Fol. 
Journ.  XXXIL  B.   5'  St«  D 


-     59     - 

xis  und  die  OperatiQn  desselben,  weiui  ei 
nicht  zurückzubringen  ist,  und  von  den  Wimd- 
ärzten  begierig  aufgenommen  werden.  *) 

Die  Fortschritte  der  Chirurgie  in  England 
sind  zwar  in  dem  Jahre  1807  liicht  durch  ein 
Factum,  welches  als  eine-  ^ufserotdentlidie 
Entdeckung  angesehen  werden  könnte,  be- 
zeichnet, wohl"  aber  durch  tnäncherlei  vorzug- 
Kch  verdienstliche  Producte^  die  auf  eine  sehr 
nützliche  Art,  verschieden^  Theile  dieses  Zwf^ 
ges    der  Medizin    erläutern   Und    berichtigtik 

*)  Die  rechte  Methode  eine  Hernia  cruraliä  cn  rtpon- 
ren  durch  die  Taxis,  in  to  wenig  veritanden,  dalj 
Cooper's  Vorschriften  datüber  nicht  geliiig  ioausi 
bekannt  gemacht  Werden.  D*t  Kranke  Vvird  in  «' 
iie  RückenUge  gebrach^i  die  Schultarn  elii  weiiis 
erhpheti  die  Schenkel  iin  rechten  Winkbl  lüit  dem 
Leil)e  gebögen.  Der  Wündatzt  stellt  äich  iibe^  den 
Korpet  d^s  Kränkelt  und   druckt >  indem  er  beidf 

•  l)aumen  auf  die  Oberfläche  der  Getefalintlat  lettfi 
Manft  gerade  nach  unten,  tUi  oS  er  die  Getchmdi 
tMhr  in  den  Schenkel  als  grgeh  deh  UnterUib  dni' 
heh  fvotlU.  Ist  der  Drück  anhaltend  einige  Ifim* 
ten  fortgesetzt«  bii  die  Geichwülst  mit  dem  Arcdi 
truralia  in  eiüe  Linie  gebracht  ist»  io  kann  dir 
Bruch  gegen  den  Unterleib  gedruckt  werden,  tm^ 
wird  dann  in  denselben  zurücktreten.  Die  gröüti 
Schwierigkeit  bei  dem  Zuruckbringefa  dieser  Art 
Brüche  li^gt  in  der  iiiigeschickteA  Kichtang  dtf 
Drucks* 


Preis  grrnp*t .  xsuesZ^cfz.  .wiu&oit*  Jciit^i-v^ft-« 
PiixxJtKÖBL.^T'Tziera/aic' jcT'facsau.  :i»u  .^fltt^^ 
der  t^ii'M^»**-n  >^inT7'.iT»i   inu  Jeaiticvau^c^u   sUk^c 

das  jp*i»Tii*:it*»T»*  '.-litiiL  lui:  lii;;  5«j*e;  ^u.  -t;;^nfu^ 
be&)ftgn&r  nuiJa   :iJi  ii.«f  5i::i v.<ö::ä'?ic  ?«fuii^^: 

den  cfaraiii.  b»i*jii'ier»  N?i  SjDtooliecVru%'a«Ä 
des  SdusÜLsIs,  zs.  c^r  i'recx  >I;r<;is>^^r*  ^<^ 
KranLcxL  saf  den  Rücivea  2u  le.iifu  uc]^«.(  i.{^ 
Glied  ftiuzzLStr ecken .  £:jxü..^2U^^cx^et<k  l^u.ivN 
Binden  imd  in  die  Hvhe  liebeu  vle^  Kiu<;r«  au( 


**)  A  Letter  containinf  som«  O^MtvAUOM«  9«  VmvI«« 
m  of  the  Lower  Limbt.  By  Sir  Jaiom  AaWt  ¥,  H. 
S.  SargeoA  £xtnoriünarj   to  Kit  II«)mi^  «i^  t^^H« 

don  8- 


einen  gewissen  Punkt  und  Befestigen  des  Glie- 
des  mittelst   einer    sehr    einfachen    Bandage^ 
können    alle  Vortheile  von   Ersdilafiiing  der 
Muskeln  erhalten  werden,  ohne  die  Nachthjei- 
le  zu  risquireuy  die  von  dem  Liegen  auf  der 
Hüfte  entstehen  können.  —  Hm.  Lawrence  *) 
Abhandlung  über  die  Brüche  (gleichfalls  eine 
Preisschrift)  enthält  zwar  keine  neuen  Entdek» 
kungen,  wohl  aber  eine  nützliche  Compilation 
bewährter  Thatsachen   und  begründeter  Mei- 
nungen.    Gesundes  Urtheil,   emsige  Untersn- 
chungen,  Klarheit  in  der  Schreibart  und  Ord- 
nung machen  dem  Verfasser  grofse  Ehre. 


Genaue  Bestimmimgen  über  den  Zustand 
der  Atmosphäre y  in  einem  gewissen  Zeitran- 
me,  oder  in  einer  Reihe  von  Zeiträumen; 
Auseinandersetzung  der  Veränderungen  des 
Clima,  die  vielleicht  voif  sehr  dunkeln  Ursa- 
chen entspringen  y  und  Erläuterungen  der  da- 
durch angeblich  herbeigeführten,  oder  aufge- 
hobenen Krankheitszustände^   sind  für  Aerzte 

*J  A  Trctatiie  on  Hernia,  belog  the  Esiay  which  g^- 
ned  tbe  Prize  offered  by  tbe  Royal  College  of  Snz^ 
geona  in  l8o6.  lUutträted  vritb  Plattt.  By  Lawreiut, 
Member  of  tbe  College  and  Demonatrator  of  Anato- 
my  at  8%.  Banbölomew*t  Hoapital. 


.         —     53     — 

I 

keinesweges  gleichgültige  Dinge;     Ob  gewisse 
Klassen   von  Krankheiten^  von  einer  specific 
sehen'  Beschaffenheit   der   Atmosphäre   selbst 
entstehen;   ob  die  Luft  nur  den  Saamen  der 
epidemischen  Krankheiten  als   Vehikel   dient, 
undy    wenn  dieses  der  Fall  istj    durch  welche 
Besonderheiten  erhält  sie   diese  Eigenschaft? 
ob   die  Gifte,    welche  sie  geleitet,    wenn  sie 
nur  als  Vehikel  dient,  aus  Morästen  und  Süm- 
pfen   mit  Gasarten  /Von   todten  animalischen  ^ 
oder  vegetabilischen  Substanzen  geschwängert, 
sich  sammeln,  oder  durch  Ausströmungen  aus 
der    Oberfläche    des    lebenden   menschlichen 
Körpers  gebildet  werden?     alles    dieses  sind 
Fragen  von  nicht  geringer  Wichtigkeit;   Fra- 
gen, ^  über  welche  schon  viel  und  oft  gestrit- 
ten worden,    ohne  dafs  bis  jetzt  noch  etwas 
Bestimmtes  und  Sicheres  darüber  ausgemacht 
ist.    Die  Hülfsmittel,  welche  uns  die  neuere 
Chemie  zur  Bestimmung  der  Bestandtheile  der 
Luft   mit    vieler    Genauigkeit    darbietet,    die 
sorgfältigen  und  weitläuftigen  Tabellen  über 
Witterung;  herrschende  Krankheiten,  die  inan- 
nichfaltigen    Naturerscheinungen.,    besonders 
in  d^r  Vegetation,  und  die  Aufklärungen,  wel- 
che dieser  Gegenstand  kürzlich  erhalten  hat, 
bieten   zu  fortgesetzter  Untersuchung  Mittel 


•^     54     - 

an  die  Hand  und  solltea  billig  zu  tiefem 
Nachforschungen  anreizeii,  Eijie  £ntwicke- 
Iimg  der  Veränderung,  die  das  Clima  und  die 
Temperatur  einzelner  Plätze  in  einer  langes 
Reihe  von  Jahren  erlitten,  verbunden  mit  den 
darauffolgenden  Wirkungen  auf  da«  animalis^ 
che  und  vegetabilische  Leben,  ist  eine  Arbeit, 
wahrlich  nicht  von  geringem  Interesse  und  vjet 
leicht  nicht  ohne  Nutzen,  Die  Art,  wie  die- 
se Untersuchung  gewöhnlich  geführt  wurde, 
hat  indefs  einen  Theil  des  Nutzens  hinweg- 
genommen. Eine  Hypothese  wurde  aufge- 
stellt, und  die  nachfolgenden  Untersuchungen 
wurden  nur  angewandt,  um  Materialien  w 
deren  Stütze  zu  sammelut  In  diesen  Fehler 
verfiel  auch  wohl  Hr,  fVilliams  *)  in  seinen 
Bemerkungen  über  das  Clima  von  Grofcbri» 
tannien.  In  diesem  Werke  voll  treflicberBe" 
merkungen,  neuer  und  interessanter  Ansichten, 
ist  das  leitende  Princip,  dafs  die  Feucbtig* 
keit  und  die  darauf  folgende  Kälte  unserer  let^ 
tern  Sommer  der  vermehrten  Ausdlinstunj  de? 

*)  The  Climate  oF  Grtat  Briutn :  or  R^markt  on  tlu 
Change  it  has  undergono,  particalarly  witbin  th* 
laat  fifty  years;  witb  the  Effects  a^cb  uogenial  Sei* 
aon  bave  produced  oa  Vegetable  and  Aoimal  Sco* 
noDiy»    By  /oA«  fFHiiams^  Esq,  1807,  Lond, 


r-      55      -^ 

;    Oberfläphe  zugeschrieben  werden  müsse,  und 
y    in  einem  Kapitel,  über  den  Einflnfs  eines  kal- 
3    ten  und  feuchten  Clima  auf  den  thierischea 
Körper,  bemüht  sich  der  Vf.,  die  Meinung  zu 
^     unterstützen,    dafs  die  zunehn^ende  Insalubrit 
tat  von  Grofsbritannien  von  dieser  angenom* 
menen  Veränderung  der  Jahreszeiten  herrüh«^ 
re.     Ohne  Zweifel  sind  s Untersuchungen  iiber 
die  Veränderungen,  welche  Zeit  und  n^aijcher-» 
lei  Umstände  in  dem  Climi^  eines  Xiandedi  her«^ 
Vorbringen,  von  Interesse,  aber  es  mischt  sich 
zu  der,   ihnen  anklebenden,  Ungewifsheit  so 
leicht  eine  Neigung  zum  Hjpothetisiren,  daß  ihr 
'  Werth  sehr  dadurch  vermindert  wird.    Unter* 
Buchungen  über  die  VerändBrungen,  die  durch 
die   atmosphärische    Luft   beim^  Keimen   der 
Saamen,  der  Vegetation  di^  Pilahzen,  und  der 
Respiration  der  Thiere  gescheiten,  lassen'  sich 
mehr  direct  und  genauer  anstelle;n.    Üie  ür* 
scheihungen  werden  mehr   zu  Gegenständen 
des  Ejcperimentirens,  und,   da  sie  zum  Theil 
'durch  die  Sinne  erkennbar  sind, •  bestimmt  er, 
als  wenn  man  zu  historischen  Erinnerungeii 
aus    entfernter  Zeit   und   von  Personen,    die 
sich  dieser  Naturereignisse^  nicht  mit  Genauig- 
keit zu   erinnern  im  Stande  sind,    seine  Zu- 
flucht nehmen   muCs.      In  einer  wohlaitsgear- 


— '    56     —  ■ 

beiteten  Schrift  von  Hm.  EUis  *)  wird  ge- 
y^eif^tf  dafs  bei  dem  Processe  des  Keiinem, 
Wachsens  und  Athmens  das  Sauerstof%as  der 
Atino3phäre  verschwindet,  und  dagegen  Koh- 
lenstoffg^s.  sicli  bildet,  und  zwar  im  Verhält- 
jiifs  zu  dem  verloren  gegangenen  Sauerstoff« 
gas» 

Unter  der  Reihe  von  Krankheiten,  die 
Angeblich  durch  besondern  Zustand  der  At- 
mosphäre  entstanden  oder  vermehrt  sind,  setzt 
die  allgemeine  VolksmeinuAg  wenigstens  die 
Lungenkrankheiten  oben  an.  Die  Beschaffen- 
heit der  Atmosphäre  durch  ganz  Europa,  wäh- 
rend des  Sommfers  1807,  und' der  Grad  der, 
dieselbe  begleitenden,  Krankheiten  stimmt  in- 
defs  mit  der  eben  erwähnten  Hypothese  sdblecht 
zusammen.  Zu  Paris  war  die  Hitze  sehr  grols, 
mit  lange  anhaltender  Windstille,  und  Katar- 
rhalbeschwerden  und  Lungenschwindsüchten 
waren  ungewöhnlich  häufig.  In  London  hat- 
te man  seit  langer  Zeit  nicht  so  heilses  Wetr 
.ter  gehabt  und  die  Frequenz  der  Brustkranb' 
heiten  in  den  Monaten  Juni  und  Juli  schien 

*)  An  Inquiry  into  the  Ghanget  inductd  ön  atno- 
fpberic  Air>  by  the  GerminatioHof  Se«dt»  the  Ve- 
getation of  Planta,  and  the  Retpiraüon  ol  Aninuli^ 
By  DmUI  EUis  3.  Edinb. 


-    57     - 

einigermafsen  mit  dieser  Zunahme  der  Tem* 
peratur  in  Verbindung  zu  stehen.     Dab  in- 
defs  Krankheiten  des  Lungensystems  nicht  im-r 
mer  oder  häufig  von  besonderer  Beschaffen- 
heit der  Atmosphäre  abhängen,    wird  durch 
Koben  Bree^  *)  in  seiner  Untersuchung  über 
krankhaftes  Athemholen  mehr  als  wahrschein- 
lich geknacht.      Die  Celebrität   dieses  Werks 
zeigt,  dafs  die  Aerzte  schon  lange  ausgedehn- 
tere Ansichten  ilber  die  Krankheiten  der  Lun- 
gen hatten,  und  dafs  wir  bei  Nachforschun- 
gen der  Ursachen  dieser  Uebel  ihren  Sitz  wei- 
ter suchen  müssen»    Manche  angeblich  Lun- 
'gensUchtige  wären  vielleicht   gerettet,    wenn 
die  Grundsätze  des  Verfassers  früher  in  An- 
wendung gezogen  wären  und  wenn,  statt  der 
gebräuchlichen  ausleerenden  und  allgemeinen 
erschlaffenden  Mittel,  mehr  Rücksicht  auf  Ent- 
fernung der  Lokalschwäche  genommen  wor- 
den wäre»    Beseitigung  der  Obstructionen  der 
Eingeweide  unterhalb   der  Brust  ist  in  zahl- 
reichen Fällen  die  beste  Heilmethode  Süit  muth- 
inalsliche  oder  reelle  Lungensucht.    Das  gan- 

*)  A  practical  Inquiry  into  ditorderad  Reipiration, 
dUtinguiabing  tha  Spaciaa  of  oonvuliire  Asthma 
•tc.  By  Robert  Bree,  M.  O.  Tha  fourth  Edition, 
trich  «dditiofial  practical  Obterradlint» 


—     58     — 

ze  Wejkj  von  4em  dieses  Jahr  eine  vierte 
ansehnlich  verbesserte  Auflage  erschienen  ist, 
enthälr:  eine  neue  Pathologie  der  Lungenkrank- 
heiteh,  mit  sehr  wichtigen  Bemerkungen  dar- 
über, 

Es  giebt  Klassen  Ton  Krankheiten,  die 
möglicher  Weise  zum  Theil  von  Veränderun- 
gen in  der  Temperatur  und  Glima  entstehen; 
ajlein  sicher  in  Verbindung  mit  besondem  ge- 
sellschaftlichen Verhältnissen  und  Lebensart 
Nerifenübely  wie  sie  gemeinhin  genannt  wer- 
den, vermehren  sich,  je  näher  man  der  gebil- 
deten Gesellschaft  kommt,  wo  Geistes-«  und 
Körperschwäche  zu  Hause  sind.  Die  Entwöh- 
nung von  der  kräftigen  Kost  und  Lebensart 
der  Vorfahren,  hat  hier  die  Stärke  der  Seele 
und  des  Leibes  gebrochen,^  und  Hypochon- 
drie mit  ihren  Proteussjrmptomen  un4  Hyste- 
rie, in  allen  ihren  mancherlei  Gestalten,  .be- 
greifen vielleicht  alle  diese  flüchtigen,  übel 
definirten ,  sogenannten  Nervenbeschwerden. 
Es  leidet  wohl  wenig  Zweifel,  dafs  diese  ner- 
vöse Temperatur,  wie  sie  kürzlich  genannt 
wurde,  hier  zu  Latide  im  starken  Zunehmen 
ist,  die  Ursache  mag- seyn.,  welche  sie  wolle. 
.einem  Werke  eigen ds  in  der  Absicht  ge- 
irieben^  dieser  Prädisposition  entgegen  zu 


59     — 

arbeiten,   worden   iie   Ursachen    entwickelt, 
durch  Contrastirjing  4e$  wilden  Zustand^s  mit 
der  letzten  Pwode    der  Verfeinerung,     Der 
Mensch,  welcher  iin  einfachen  Naturzustande 
lebt,  ist  frei  von  dem  körperlichen  Unbeha- 
gen und  den  geistigen  Unruhen,    die  durch 
die  Zerstreuungen    der  civilisirten  Lebensart 
herbeigeführt  werden,     Gesundheit  und  Kör-i 
perkraft,  mit  p^issiver  Zufriedenheit  der  Seele, 
ist  das  Erbtbeil  des  zügelfreien  Wilden,.    In 
der  Bevülkerung.  grofser  Städte  zur  Zeit-  ho- 
*  her  Givilisation,  wo  die  Faulen,  die  Verschwen- 
der, die  Gelehrten,  die  Künstler,  Fabrikarbei- 
ter, Taglöhner,  die  mit  zerrüttetem  Körper  aus 
Indien  Zurückgekommenen,  und  die  Weiber, 
auf  welche  verschiedene  Beschäftigungen  und 
Lebensweisen,    so  wie  Laster  und  verkehrte 
gesellschaftliche  Gewohnheiten  gewirkt  haben, 
die  gröfste  Zahl  ausmachea«  müssen  wir  den 
Ursprung  der  physischen  Entartung  und  die 
Quellen    der   Nervenkrankheiten    aufsuchen. 
•^  Und  unter  diesen  sind  diejenigen,  welche  die 
Kraft    uncl  Elastizität   des  Geistes   zerstören, 
nicht  die  am  wenigsten  furchtbaren.    Die  Li- 
teratur giebt  nur  dann  dem  Verstände  Nah- 
rung und  Stärke,  wenn  sie  auf  die  rechte  Art 
gebraucht  wird,    Di^  Sucht  Komane  zu  lesen 


L- 


—     6a     — 

die  Mittel,  sie  Auszurotten.  Nach  ^iaet  äds^ 
fuhrlichen  Uebersicht  des  Gegenstandes^  macht 
er  folgetifle  Schlufsfolgerungeti  t 

i)  Die  Krankheit  entsteht  jederzeit  in 
dem  Hundegeschlechtft 

!2)  Sie  erzeugt  &ich  üieMals  Von  Selbst 
fspotitan6oUsly)i 

S)  Das  voh  den  Hühdeü  einpfang&iie  Coli» 
tagitim  bleibt  nie  länger,  ds  Fünf  Monate  ver* 
borgen  (^lat^nty 

Auf  diese  Jsclilichten  Tkatsadieli  gründet 
er  seinen  Exstirpationsplan«  £r  besteht  gant 
und  allein  in  der  lEiiiführütig  einer  allgemei- 
iien  Quarantaine  der  Hunde  im  Königreiche, 
Und  gänzlichem  Verbiotj  diese  Thiere  während 
dieser  Quarantaine  einzuführen.  Obgleiclije^ 
der  HeilüngsVersuöh  der  Hundswutli  bishet 
uhzUreichend  befunden  ist,  so  dürFen  wir 
doch  die  HöifnUng  lix  künftigem  glücklichen 
Erfolg  nicht  ganz  auFgebeUb-  Vielleicht  ver* 
dient  die  Verbindung  des  Opiutns  tnit  dem 
kohleftsauten  Kali  Aufmerksamkeit ^  Wie  im 
•Tetanus.  Eine  Abkochung  der  Celtü  An^ 
hralis  isoÜ  von  den  Scihäfem  in  Andalusien 
mit  grofsem  Erfolg  in  der  Hydrophobie,  seit 
dem  Jahre  iSoi^  ängewimdt  werd^n^  und  Blai- 


—     63     — 

ne  hat  ein  JElecept  zur  JEEeilung, .  djeS/  tollöa 
Hundsbisses,  welches  seit  i5o  Jahteii  zu  Tring 
in  Hertfotdshire  tnit  äufserördentlichera  Süc- 
cefs  gebraucht  wird,  ÖflFeptlicli  mitgetheilt*  In 
jeder  Grafschaft  iii  Ei^länd  ist  irgeöd  ein  In^ 
dividuum,  welches  fein  geheimes  Mittel  gegen 
diese  furfchtbare  Krankheit  besitzt.  Ungeach- 
tet dieser  Umstand  das  Zutrauen  fcü  derglei- 
dieii  Nostrüms  etwas  Veriliindeti:,  ^ö  Verdient 
doch  Hr.  ßldine  Djsinlc^  dafs  er  eins  davöü 
bekannt  geinächt  hat,  Um  dessen  Kräfte  üah^r 
kennen  zu  lernen  und  zu  prüfen.    Hr.  ßlainä 

behauptet^  diese  Atzhei*)  s^y  züi*  Verhütung 

\  •  '^ 

*)  Atischri^  einea  Äetept$,  Jas  leit  .i^  J»bren  in  det 
Familie  Von  /^hh  fVislflf  sich  befihdet. 

Nimm  voti  ieh  Blatteim  Und  zarten  (^d()li{>eü  der  ^Ant- 

te  eine  gröfie  Tb^etcbAale  voll,-  wenn  sie  ganz. klein 

gescbnitten  sind,  lo  dal«  die  Scb^ale  et^ä  ein  Viertel 

Quartiier  (Biermaata)  entbäh,  nimm  dieselbe  Quanti- 

'   '  tat  Buxbauth/ fecbtteide  sie  gleicbfalls   klein;    neun 

Blätter  Säivöjr,  k&bneide  Ü»  klöini  iib  thussen  obni 

Mebkeü  Seyn.     Nitnm  eine  balbe  ^int^  neues  Wei- 

ifcehihebl  Von  der  Mäble»  bder  gUteS    feines   Kraft- 

tnM,  und  etwa   bineü  JEfsloffel  Voll   Gest,  miscbd 

)9k  XU  toineta  Teig;   lafs  es  etwa  eine  balbe  Stunde 

liegen  4    däün  backe  bder  feiede   ies.     Nimm  daVoit 

(ein  Drittel  in  friscber  Milch  jeden  MorgeÜ.     Diese 

'Quantität  ist  für  einen  Miinn  bder  eine  If'raü,  Scbaaf> 

Scbwein,    bdcir  Hund.     Abier  für    eine   Kub    pdör 

Pferd  nimkn  leitie  gröfso  iTbdbsckaale  voll  Baste» 


—     64     — 

der  Wasserscheu  mit  allgemein  gunstigem  Er- 
folg gebraucht.  Sie  erregeUebelkeit,  Schwin- 
del, Zittern,  und  kalt^  Schweifs.  Diese  Wir- 
kungen dauerten  zwei,  drei  oder  vier  Stunden. 
Nachher  bleibe  der  Kranke  von  Jedem  Uebel- 
befiuden  frei. 


■**■ 


Die  Fortpflanzung  einer  Augenentzün» 
dang^  ursprünglich  aus  Egypten  herüberge- 
bracht, durch  Ansteckung^  ist  noch  weiter  toq 
Dr.  Vetch*)  bestätigt  word^i*    Er  behauptet, 

sie 

tcliDieide  ei  klein  und  dAsaelbd  von  Buxbaum^.  a])« 
nur  neun  Blätter  von  Salvey.  Gieb  es  in  Miick 
bder  anderer  Flutiigkeit. .  Halb  ao  viel'  ist  gendg 
für  ein  Füllen  oder  Kalb  von  dpt  Raute  oder  £ux* 
.  bäum»  aber  neun  Blatter  Salfoy.  Mein  Vater,  tagt 
James  VTebb,  curirte  einige  Männer»  die  toll  waren. 
Dann  nabm  er  eine  T^eeacl^aale  voll  Rante  uad 
voll  Buxbaum  und  neun  Blätter  Salvey,  kochte  es 
Wohl  in  einer  Pinte  Milcb  und  gab  es  ao  ^^eachfrind 
alamüglicbk  Die  Hälfte  von  Raute  und  Buxbaum 
für  ein  kleinea  Kind.  Aber  in  allen  Fällen  nickt 
«aebr  und  vrtniger/als  neun  Blätter  Salvey." 

Die  robe  Form  dieae»  Recepts  beweiset  dessen  Ao- 
tbentizitätk  tvch  abgesehen  davon  >  dafs  ea  eidlick 
überliefert  woi^den  von  /airiM  tVebh^  dem  Sokos 
von  John  Wehh 
•)  An  Accoünt  of  tbt  Ophthalmia  Vrbich  haS  appea- 
red  in  England  since  the  Return  of  the  Biitiak 
.  Army  from  £gypt.  By  John  P^etcli,  M.  D.  Aasisunc- 
Surgaon  to  xV  ^^^  ^^^^  ^'* 


—     65     — 

sie  w^rde  nur  durch  directe  Berührung  mit 
der  ausfliefsendeft  krankhaften  Feuchtigkeit 
mitgetheilt*     Daher  tyird    es  so    ni^thig,    die 

■ 

Kranken  von  den  Gesunden  streng  abzuson- 
dern«  Wenn  gleich  die  verschiedenen  Kranke 
heiten  des  Auges  den  Praktikern  in  England 
»ehr  wohl  bekannt  wären^  seit  den  Zeiten  von 
Banniuer^  welcher  iiSKiankheitsformen  die- 
'  ses  Organs  aufzähltej  so  bot  doch  die  Egyp- 
tische  Ophthalmie  theils  so  neue>  theils  auf 
einen  bisher  tiach  unbekannten  Grad  der  Heftig« 
keit  steigende  Erscheinungen  dar^  dafs  die 
Meinungen  über  die  beste  Behandlungsart  der^ 
selben  gar  sehr  getheilt  waren«  Kälte  und 
Wärme ).  besänftigende  und  reizende  Mittel, 
verbunden  mit  topischen  und  allgemeinen 
Ausleerungen,  wurden  angewandt ^  aber  ge-* 
wohnlich  ohne  der  Heftigkeit  des  Uebels  Ein- 
halt zu  thun^  oder  nur  mit  Verhütung  der 
gänzlichen  Zerstörung  des  Auges«  Unter  die- 
isien  Umständen  beschlofs  man  die  ausleeren- 
de Methode  auf  ein  Maximum  zu  bringen, 
um  am  Ende  ihre  Macht  über  diese  Lokal« 
entzündung  völlig  und  entscheidend  zu  be- 
stimmen. Der  Erfolg  wai*  günstig.  Der  Ge- 
brauch war  günstig.  Der  Gebrauch  der  Lan- 
zette, mit  solcher  Freiheit ,  wie  es  in  neuem 

Jonra.  XXUL  B.  5  St.  £, 


—     Ge- 


zeiten Die  geschehen,  zeigte  sich  als  das  Mi^ 
tel,  dieses  furchtbare,  und  bei  geliüder  Be- 
handlung unbesiegbare,  Uebel  ssii  bändigen. 
Man  fana,  dafs  das  Ablassen  von  dfeifsig^  vier" 
zig^  fünfzig^  ja  sechzig  Unzen  Blüt  der  Kränk* 
heit  Einhalt  that  und  das  Uebergehen  in  das 
zweite  Stadium  verhütete. 


Die  Digitalis^  deren  Einfiihniiig  in  die 
Medizin  eine  der  gröfsten  Bereicherungen  der 
Kunst  in  der  neuesten  Zeit  ist,  ist  noä  fort- 
während der  Gegenstand  der  Beobaditiing 
der  Aerzte,  Noch  vor  wenigen  Jähren  war 
sie  nur  als  ein  Bestandtheil  eines  äuTsenl  i|fit- 
tels  bei  scrofulösen  Oiöschwüreii  gekannt.  Em 
Zufall  leitete  IVühering  auf  genauere  Uhtdv 
suchung,  welche  die  ei£;enthümlichen  tind  be» 
wunderungiwürdigen  Kräfte  dieser  PAäiUe 
zeigten;  die  nacnfplgehdeh  fieiiiühiingeti  vöü 
Darmn^  Ferriar^  Fotvleir,  etc.  lehrten  sie  JJs 
eins  der  kräfrigsteh  Mittel  kennen^  die  Tha- 
tigkeit  deis  Herzehs  und  Blüisystein^  zu  ihiii- 
dem.  Dr.  fVilUdm  Hamikon^*\  der  neueste 
Schriftsteller  über  dieses  Arzneimittel^  steÜi 
die  Meinungen  und  Entdeckimgeh  der  frObeni 
Beobachter  zusammen ,  fiigt  ^eine;  >igiieDi 
nicht  unbeträchtlicheh  Erfahrungen  hinzu,  üüd 

fiebt    feine  Uebersicht    der    Geschichte  ^  .diar 
jultur  und  des  Nutzens  der  Digitalis  im  Hj^ 
drothörax^  Und  ändern  wässerichten  £rgie£iii]l- 

*}  Observations  on  the  Preparationt^  Utility  änd  Ad* 
ininistration  of  the  Digitalis  purpu^ea  or  FoxglöfS 
in  the  Dropay  ot  the  Qhesi,  Contumption ,  Hemtr- 
rhage,  Sdarlet  Fever  and  Measlea    .Bj  W^  HdmuäoB, 

PhyticiAn  in  SujBfoIk.  London.  8. 


_     67     -. 

gen  in  den  Cavitäten  der  Brust,  in  der  Lun- 
genschwindsucht, deni  Scharlächfiebex  Und  den 
Masern.  Die  Wirkung  des  Fingerhuts  auf  ei- 
iiige  Thiere  ist  sehr  $ic;htbar;  all^jin  die  Ge- 
setze, worauf  sie  sich  gründet,  sind  in  ei- 
nigen, ja  in  vielen,  Fällen  so  dunkel,  dafs  ei- 
ne nähere  Auflösung  der  Eigenschaften  und 
des  Effects  dieses  Mittel  nodi  immer  besoh« 
ders  interessant  bleiben.  Wir  wissen,  dafs 
der  innere  Gebrauch  die  Reizbarkeit  hecab- 
stimmt,  die'  Frequenz  des  Pulsies  vermindeit, 
und  ^ie  Action  der  absorbirenden  Gefälse 
vermehrt,  Ff^thering  bemerkte  indefs,  dafs 
JPersonen  von  straffer.  Faser,  grols er  Kraft, 
wenh  sie  an  Ai&cnes  oder  Anasarca  leiden, 
die  Digitalis  selten  bekommt;  dagegen  waren 
ihre  diuretischen  Kräfte  auffallend,  wenn  der 
Puls  schwach  öder  intermittirend,  die  Was- 
siergeschwulst  der  Glieder  und  des  Körpers 
weich  und  nachgebend,  das  Gesicht  blafs  und 
die  Haut  kalt  waren.  Diese  Beobaciitungen, 
sofern  isie  Ascites  und  Anasarca  betreffen, 
werden  von  Hamilton  bestätigt.  Im  Hydro^ 
thorax  fand  er  jedoch  die  DiÄfitalis  im  entge- 

f engesetzten  Znstande  des  Körpers  hiUfreich. 
>r.  Hosack  Professor  der  Botanik  im  Co/- 
lumbia  College  sagt :  im  ersten  oder  inflam- 
matorischen Stadium  de't  Lungenschwindsucht 
war  die  Digitalis  von  Nützen.  Sie  entfernte 
den  Brustscnmerz,  kninderte  den  häufigen  Hu- 
sten, erleichterte  die  Expectoration  und  schwäch- 
te im  allgemein^,  die  Fieberbewegüng.  AI* 
lein  im  spätem  Stadium,  schwächte  sie  die 
Kräfte  j  benahm  den  Appetit  und  vermehrte 
in  aller  Rücksicht  die  Heftigkeit  der  Krank- 
heit. In  einem  Falle  von  anfangender  Phthi* 
sis,  wo  Bluthusten  vorherging,  wirkte  sie  wie 

Ea 


—      Co      — 

♦Ifl  Z.2-ler.  :ir:h  Befreiung  des  Kranken  voa 
e.::-£-rz.  i-r  r-rc-i:r.ir:iten  Svmptome  des  ent- 
z.:r.:::»±r-  S:-f.-Lr:i5.  Die  Di^itaiis  wird  da- 
hrr  "  ijiri  I-T-rl;  h  sich  als  scnätzbares  Miuel 
in  l^T.  r..eii:-rn  inr.ammatorischen  Krankhei- 
ten z-rU-rn.  uni  nirht  weniger  nützlich  sem 
in  der  Pl^urejze.  Peripneumon/e  oder  Ar«. 
^nczündr.^g.  als  in  dem  ersten  Stadium  der 
pkekiiu.  ^De  Lile  Disertat.  inawuralis^ 
Au:  t:!^r  ir.i-i^ra  Seite  wird  behauptet? auf  die 
f>i_K5lIs  k.nne  man  in  Brustentzündung  nur 
tiinn  r^rcha^rn.  wenn  der  Tonus  des  Blutsv- 
stenis  durcli  vorheriges  Blutlassen  erst  herab^e- 
stimmt  worden  sey.  Dasselbe  gelte  auch  Bei 
der  PhtLisis  nach  Maas^be  der  inflammato- 
rischen Disposition  der  Gefdfse.  Dr.  Sanders 
behauptet  (in  einer  neuern  Schrift  über  die 
Lungenschwindsucht)*)  die  Digstalis  sey  ein  ' 
kral'ti^es  Stimulans^  sie  vermehre  die  'Kraft 
und  Frequenz  des 'Pulses,  und  verursache,  wenn 
sie  lauije  irebraucht  werde,  Röthe  des  Gesichts, 
Kopfschmerz,  heifse  Haut^  Unruhe  und  alle 
Symptome  einer  Fieberbewegung.  Diese  an- 
scheinenden Widersprüche  machen  weitere 
Aufklärung  nothwefidigj!  Wenn  die  Digitalis 
die  Freijuenz  des  Pulses  vermindert,  und  die 
Irritabilitiit  des  Gefäfssystems  herabstimmr,  so 
mögen  sie  die  simpeln  Praktiker  wenigstens 
als  ein  nützHches  Hül£smittel  zu  Blutlassen 
oder  andern  ausleerenden  Mitteln  ansehen. 
Doch  ist  dabei  ernstlich  erinnert,  dafs  der 
Gebrauch  dieser  Pflanze  deren  bemerkbarste 
Eigenschaft  ihre  Kraft  ist,  die  Thätigkeit  des 
Herzens  zu  vemindem,   unzulässig  ist,   bevor 

*)  On   pulmonarj    Gonaumpuoa    bjr    Jama*  Sandtn. 
£dinb.  i. 


-     «9      - 

nicht  durch  Blutlassen  die  inßammatorische 
Diathesis  gebrochen  worden.  Die  Meinungen, 
sowohl  in  Rücksicht  der  Wirkung  der  Digi- 
talis, als  des  besondem  Zustandes  des  Ge- 
fäfssystems ,  der  zu  ihrem  Gebrauch,  wenn  er 
Von  Nutzen  seyn  soll,  vorausgesetzt  werden 
muFs,  sind,  wie  aus  obigem  erhellet,  noch  so 
-vrenig  verei^gt,  dafs  noch  viel  zu  thun  übrig 
bleibt,  um  zu  einer  vollständigen  und  klaren 
£ntwickelung  ihrer  Kräfte  zu  gelangen,  wozu' 
alle  Aerzte  aas  ihrige  beitragen  sollten  *). 


(Es  folgen  nun  Nachrichten  von  Berei- 
cherungen der  Botanik  in  dem  Jahre  i8oy 
aus  England,  Frankreich  und  Deutschland,  und 
zwar  aus  letzterm  wieder  sehr  dürftig,  denn 
es  geschieht  nur  der  Pflanzenabdrücke  auf 
Stein,  die  zu  Regensburg  ( vielmehr  zu  Mün^ 

*)  Um  ein  BeUpiel  au  Afeben,  woher  die  Abweichungen 
der  Meinung  über  die  Wirkung  «der  Digitalia  kom- 
men konnten,  mag  folgende  Beobachtung  von  Dr. 
Buüdon  aua  dem  Edinb.  Med.  Journ.  Juli  ig07 
hier  atehen:  Dieser  Arzt  beobachtete  an  aich  aelbat 
und  in  wiederhohlten  Versucheb,  dafa  wenn  die 
Digitalis  angefangen  hatte  zvl  wirken,  sein  Puls  nicht 
ah  Frequenz  ^vermindert  war,  wenn  er  aufrecht  stand. 
Er  War 'dann  über  loo,  £r  fiel  beträchtlich,  wenn 
er  fich  aetzte,  und  noch  weit  mehr>  wenn  er  aich 
sO'Bett  'legte.  Im  Liegen  war  dann  der  Pula  ;=  ^, 
ifn  Sitzen  ==  75  und  im  Stehen  über  100.  Dr.  B, 
fand  den  Pula  auf  dieae  Art  aich  verandern  bei  allen 
Kranken^  detfen  er  die  Arznei  in  einiger  Menge  gab. 
Dieaea  Faktum  iat  für  die   medizinische   Geschichte 

;  dar  Digitalia  von  gröfster  praktiacfaer  Wichtigkeit, 
und  fodert  die  Aerzte  zu  genauerer  Prüfung  auf,  ob 
ea  ala  ein  wichtiges  Moment  bei'  Anwendung  dieaet 
kräftigen  Mittels  festgeaetn,  oder  ala  ein  von- uner- 
klärlichen Ursachen  abhängende!  sufäliigea  Phäno- 
men unbeachtet  bleiben  sqU» 


_      70      -■■ 

chen')  erschienen  sind,  des  Prachtwerks  dei 
Erzherzog  Johann  von  Öestreich  über  Tyro- 
ler,  Salzburger  und  Oestr eichische  PHanzeo, 
und  der  Vermischung  der  Angusturarinde,  dij 
von  Hamburg  aus  oekannt  gemacht  wurde, 
Erwähnung. 

S.  i7heifstes:  In  Deutschland,  wo  dieG^ 
lehrten  fortwährend  entweder  mit  CiegenstäD- 
den,  die  mühsame  Untersuchung  erfodern,  oder 
mit  wilden  vSpecuIationen,  aus  erhitzter  Ein- 
bildungskraft sich  beschäftigen,  sind  doch  die 
wilden  Einfälle  von  Gall^  (^the  wild  notUns 
of  Gall)  wie  wir  vorausgesagt  haben,  in 
Vernachlässigung  und  Misa'edit  gefallen.  Ei- 
ne Darstellung  dieses  Systems  mit  kritischei 
Bemerkungen  von  Hufeland  ^  wurdein  die- 
sem Jahre  ins  Englische  fibersetzt;,  und  hat 
die  directe  Folge  gehabt,  dafs  dasselbe,  trotz 
der'  Bemühungen  des  geistreichen  ,  Verfas- 
sers, hier  gänzlich  verunglüqkt  ist,  und  zwar 
t;rade  dadurch,  dafs  man  es  näher  kennen 
ernte.  —  ) 


Der  Bericht  des  Känigl.  Kollegiums  d^^ 
Merzte  zu  London  über  die  Vaceinafiony  ist 
fdie^  merkwürdigste  Erscheinung  in  der  Ge- 
schichte dieser  rlntdeckunö[  während  des  Jah- 
res 1807.  Verschiedene  Meinungen  sind  dar- 
über laut  geworden.  Offenbar  ist  er  indels 
piit  strenger  Rücksicht  auf  Wahrheit  xmd  Bil- 
ligkeit und  Achtung  für  die  Wissenschaft  ab- 
gefafst,  die  besonder^  in  diesen  Zeiten  ge- 
rühmt zu  werden  verdienen.  Im  Detail  ist  die- 
ser Bericht  klar,  männlich  und  verständig) 
führt  jede  Thatsache  Pur  Jennefs  Entdeckun|f 


—     7^     — 

die  leidenschaftlose  Untersuchung  bewährt  hat» 
an,  und  unterstützt  durch  die  vernünftigsten 
Gründe  eine  Belohnung,  von  einem  dankba- 
ren Lande,  für  einen  ausgezeichneten  Wohl- 
thfiter  des  Menschengeschlechts.  Klar  und 
bündig,  gedrängt  aber  ohne  .Dunkelheit,  eat- 
hält  er  besondere  Punkte,  die  nicht  zu  oft 
wiederholt  werden  können.  —  (Es  folgt  ein 
kurzer  Auszug,  der  hier  überäüssig  ist  zu  wie- 
derholen, da  der  Bericht  selbst  in  Deutsch- 
land durch  eine  vollständige  Uebersetzung  be- 
kannt ist.) 

In  Hüchsicht  der  Frage  von  Wichtigkeit: 
wie  erhält  man'  das  Vaccinegift  auf  längere 
Zeit  in  einem  activen  Zustande,  und  während 
des  Transports  in  entfernte  Gegenden?  ist 
die  Aufmerksamkeit  wieder  auf  den,  von  Biy^ 
ce  i8oa  gethanen,  Vorsclilag  geleilet,  die  trock- 
ne Kruste  der  Kuh|)ocke  aufzubewalu-en  und 
bei'  der  Impfung  mit  Wasser  anzufeuchten, 
und  zwar  d^rch  die  interessanten  BenTerkun- 
gen  von  Shoolbred  ixhet  den  Zustand  und 
Fortgang  der  Vaccination  in  Bengalen.  Die 
aufserord^ntliche  Srhvvierjtjkeif,  die  Krankheit 
in  einer  sehr  hohen  Temperatur  der  Atmo- 
sphäre in  den  Gang  zu  bringen,  veranlafste 
Hrn.  «y.,  mancherlei  Methoden,  das  Gift  auf- 
zubewahren, zu  versuchen.  Die'  bewaifnete 
Lanzette,  der  getxänkte  Faden,  die  ebenen 
oder  vertieften  Glasplatten,  der  Dorn,  die  el- 
fenbeinerne Lanzette,  die  Röhre  von  Giraudy 
alles  dieses  wurde  mit  verschiednem  Erfolg 
angewandt*  Die  GiraaAcJie  Rühre  war  noch 
das  beste  Mitfrei,  denn  in  ihr  blieb  das  Gift 
lg  Tage  so  flüssig,  aU  ob  es  eben  aus  der 
Pustel  genommen  worden,  die  Kra%t0  indels 
gewährte   eine  einfachere  und  sicherfere  Me- 


Jl  ^  ».^ 


'.  ^  %.  •  .":    .  ^  -    .  r  ^ 


•n:  :■*.  '-•  i  ^ *r'iL'jiiffrL  daTs  ihre  Wirksam- 
i-  -  *-.i»'i  rf--.ii*  :  :*  «-«fein^^äii  Wochen  daurb 
Z.n  >:.;.  !!•*-•  '-TL-'i*  *2f  einer  Glasplanft 
f«: -r  ■  .ir»:n  'i.  "^  2-4rten  K*Lirperi  mit  Ja 
i   .;--   -  .T»»'5  J-:  f"  i:*i»i-rr*  zerdrückt,  und  mit 

"-■:••--  '»Vasser  vermen.^t,  w 
•  .-r^:^i»:t  entsteht,  ist  dk 
?  iT--  liaere  Ciift  zum  Ge- 
fi-.  '•''Jtd  diese  trübe  FJii*- 
.-_::}ie  V\'eise  unter  die 
/■•;**  ,::'?..-■  »:  *-•::. Jt  die  wahre  Kufapok- 
vr-i  -  "vr jr  w  T  -  Na  ::-_  ier  "Warnung  von  Aä- 
7«r.  i::  :  jt  .r-rr  >  ur.fr*te'i?er,  die  Materie 
fir  l.T.'r.  -.z  ;_.  ::i:  'i  .2  der  BildunjE^  der  Areth 
ia  i  ^  -j.  ".  -.*:_:-=■  nian  natürlich  erweise  er- 
•  jr. -.:.  :.  -  '  iz.  z-zi  dem  Gebrauch  derKra- 
K'r.  :.•?  :  :i: ./.  ?'  iierer  Zeit  sich  bildet,  leidit 
'_5-r.  i.T  -*."f.  •!  "?  5.:>.cenannten  falschen  Kwh- 
T'?«  '».r::  Z-:  -f.Tf-ijen.     Allein  Hr.  «S.    ist,    ver- 

fiT  Erfahrung,  überzeugt,  dab 
un^esrründet  ist.  Er  sali  nie 
s.^hpocKen,  und  die  KrankJieir 
n.r  rf^:  :••*-:-  r  und  vollständiger  verlaufen, 
-!>  ::'.  .ifci  r\ii.iri,  wo  er  die  Kruste  zur  Im- 
priLr»?  aa^e-vinic  hatte.  Die  Untersuchung 
di-Ti-?*  Ge^'^r.sMrxJes  ist  nicht  für  uiüfsigeSpe- 
cula'ion  o-ler  !-»«»re  Neugierde.  Es  ist  von  äu- 
fserster  Wi''h:i:;'>.eit  zu  wissen,  ob  dioKuhpok- 
ken  mit  Gewif>heit  so  fortgepflanzt  werden 
k'>rin?n  un-J  mit  vCilliofer  Sicherheit  gegen  die 
Blättern.  Ware  esgef  ihrüch,  mit  Kuhpocken- 
f\h  zu  impr?n,  d:is  nach  gebildeter  Areola 
atiFienomnien  ist,  wie  geht  es  zu,  dafs  Hr. 
Shoolbred  mit  dem  Gifte  von  weit  späterem 
Z'Mipunkt  so  gt-icklich  war?  Vielleicht  kann 
-?irif?  genauere  KenntDifs  der  Bildung  der  Kuh- 
ikkonblase  darüber  Aufklärung  geben.    Man 


-     75     — 

m 

hat  uns  gelehrt,    eine  glückliche '  Vaccination 
könne  nur  dann  Statt  finden,  ^enn  die  Mate-i . 
rie  vor  oder  am  neunten  Tage  aufgenommen 
werde;    sie    müsse    vollkopimen   durchsichtig 
seyn;    die  Stiche  müssen  so  superficiel    wia 
fhöglich,  und  nur  einer  *)  auf  jedem  Arm  ge-» 
tnaclit  werden,     Jeides  Üebermaas    von  Ent- 
zündung solle -sogleich   durch  kalte  und  ad- 
3tringirende  Aufschläge  gehefnmt  werden,   Dr» 
^dams^  dessen  Untersuchung  über  Krankheits-« 
-Gifte  für  den    Philpsophen    und  Arzt    gleich 
interessant  sind,  hat  die  Bemerkung  gemacht^ 
dafs  es  sehr  wichtig  sey,  sorgfältig  zu  vermei-. 
den,  dafs  das  Vaccine-Gift  auch  nur  im  ge- 
ringsten trübe   SBjr,    Der  Karakter  des  wah- 
ren KuhpokkenHuidum   ist  eine  so    vollkom-s 
vnene  Durchsichtigkeit  ^    dafs    es    auf  feinem 
Glase  oder  der  polirten  Spitze  einer  Lanzette 
gar  nicht  zu   bemerken   ist.     Die  krystallini-« 
sehe  Durchsichtigkeit,  sagt  ör,  mufs  ganz  volU 
kommen  seyn.     Und  doch   war,    nach  Hrn, 
ShoolbretCs  Erfahrung,   die  sehr  ausgebreitet 
.  ist,  eine  trübe  Flüssigkeit,  die  durch  das  Rei- 
ben der  Kruste  mit  Wasser  entsteht,  im  Stan- 
de,  die   ächten    Kuhpocken  hervorzubringen, 
Ungeaditet  dieser  anscheinenden  Widersprü-^ 
che,    werden  «weckmälsige  Nacliforschungeu 

*)  Fa^i  allgemein  macbt  man  \et%i  in  Enj^land  auf  jev 
defi  Arm  nur  einen  Stieb»  in  der  (Jeberzergüngf 
dafs  eine  Pocke  zur  SiWberune  geftn  Blatt  erinfection 
hinreicbt,  und  dadurch  die  ZuFäTU  von  Entzündnng 
und  heftigen  Reis  bei  «arten  Kindern  verhütet  wer- 
den. Da  indeft,  aua  mebrern  Ursacben,  nicht  je», 
der  Stieb  gelinet.»  und  um  Ae%  Erfol^^i  gewils  2U 
aeyn^  ist  es  doch  ratbsam  wenigstens  eft,  z'Wei  Sti- 
ebe xu  machen;  nur  nicht  wie  von  Deutacbea 
Wvadäratea  bauEg  getohiebt,  vier  oder  f&Qf  Stiebe, 


-     74     - 

ohne  Zweifel  die  Impfmethode  mit  der  Kiu- 
sfo  mit  den  von  Jenner  aufgestellten  Gnind- 
sfitzen  vereinigen. 

Dr.  Anderson^  Präsident  des  Medical  bo- 
jird  zu  Madras^  hat  einige  interessante  Fälle 
über  die  Vaccination  mitgetheilt.  Aus  seinen 
Berichten  erhellet,  dafs  seit  Einfiihrung  derKut 
pock^nimpfung  keine  ernstliche  Besorgnib 
durch  die  Blattern  in  ganzen  ausgedehnten, 
Grosbritttanien  unterworfenen  Theile  von  In- 
dien entstanden  sind ;  auch  hat  der  Kuhpocken- 
ÄtofF,  ungeachtet  seit  vier  Jahren  von  einem  Men- 
sclien  zum  andern  geimpft  worden  ist.  nirgend 
eine  andere  Krankheit  erzeugt*  IJnter  der 
Direction  der  Präsidentschaft  zu  Madras  hit 
die  Vaccination  die  Probe  von  i5oo  Blatter- 
impfungen ausgehalten,  und  sind  daselbst^  zwi- 
schen September  i8oä  und  dem  letzten  Aii^ 
gust  1806,  mit  glücklichem  Erfolg  .  vaccinirt 
607,  895  Personen. 

Es  läfst  sich  wohl  nicht  bezweifeln,  dali 
durch  die  Jenn  ersehe  Entdekkung  der  Wis- 
senschaft in  der  Folge  der  grolse  Triumph 
werde  bereitet  werden,  die  Menschenblattern 
ganzlich  auszurotten.  Während  sie  indels 
noch  existiren,  sind  wir  dem  Dr.  ^deuns*) 
fiir  seine  Beobachtungen  Danle  schuldig,  ii^'O- 
durch  er  die  Blatternkrankheit  noch  milder 
als  durch  frühere  Impfungen  zu  machen  sudit 
Jenner  spricht  in  seiner  Schrift  über  die  Kuh- 
pocken von  einer  besonders  milden  Blatternart, 
die  einige  Zeit  in   Gloucester^hire   verbreitet 

*)  A  populär  View  of  Vaccinp  IpocuUtion,    wiib  thc 

firactical  Mode  ofconHucting  it.  Scbe^fing  tbe  Ana- 
ogy  between  tbe  Smallpox  and  Cow-pox  and  tbe 
Advantagea  of  tbe  laiter.  By  Joseph  ^dams  M.  D. 
12  mo. 


-    75    - 

war.  Wir  haben  keine  andere  Beschreibiing 
"  darüber,  als  daf^  sie  nie  zusammenftiefsenq 
wurden;  dafs  sie  in  einer  gegebenen  Anzahl 
Fälle,  SQ  milde,  als  die  geimpften  Blattern  sich 
zeigten^  und  dafs  die  untarn  Klassen^'der  Ein- 
v^ronner  alle  Furcht  davor  so  gähzlich  verloh- 
ren,  dals  sie  sich  gar  nicht  in  Acht  nahmen, 
aU  pii  keine  Ansteckung  statt  fände.  Aus  der 
allgemeinen  Gelindigkeit  mufs  man  auf  die 
Vermuthung  kommen,  dafs  es  die  Art  Blattern 
war,  weiche  die  Wärterinnen  die  wei/se  j4r^ 
(white  sort^  nennen,  deren  auffallendste  £i- 
genthümlichkeit  darin  besteht,  dafs,  im  Ge- 
gensditz  von  dem  was  Sydentßm^  sowohl  von 
den  zusammenQiefsenden,  als  getrennten,  be-r 
merkt,  die  Pusfeln  im  Gesicht  nicht  nur,  son- 
dern, iai^di  auf  dem  übrigen  Körper,  weifs 
bleiben,  bis  sie  anfangen  zu  trocknen.  Die 
Pusteln  dieser  Art  sind  nie  sehr  grpfs,  aber 
rund  und  gleichförmig.  Wenn  sie  gtöfser 
werden,  tritt  die  Oberfläche  über  die  Basis 
herüber,  und  wenn  sie  troqki^en,  wird  die 
Kruste  beinahe  kugelicht,  nemlich  das  Ganze 
ist  über  der  Haut  zu  sehen,  ohne  mehr  von 
der  Sphäre  zu  verbergen,  als  gesehen  würde, 
wenn  solcl^  eine  Figur  wirklich  auf  die  Ober- 
fläche gesetzt  wäre.  Zu  dieser  Zeit  bekommt 
die  Kruste  eine  blasse  Bernsteinfarbe,  und 
trocknet  viel  schwerer,  als  in  den  gewöhnlichen 
getrennten  Arten.  Die  Abweichungen  derr 
selben  können  durch  die  frühere  Annäherung 
der  Pustel  zur  gelben  Farbe,  und  die  gröfsere 
Weichheit  und  Unebenheit  der  Oberfläche 
der  Kruste  bestimmt  werden.  Dr.  Adams 
impfte  mit  grojfeer  Vorsicht  in  dem  Blattern- 
hospital Pancras  von  dieser  Varietät  der  Blat- 
tern, und  wählte  nachher  zum  Weiterimpfen 


-     76     - 

immer  solche  Arme,  wo  jsie  am  meisten  di 
Anselm  der  Kubpocken  hatten ;  dadurch  er- 
j-eiclite  er  zuletzt  eine  solche  Aehnlichkeit  mit 
den  Kuhpocken,  dafs  man  allgemein  glaub- 
te, er  habe  die  eine  der  andern  uatergesdio- 
ben. 


In  der  ersten  Nummer  dieser  historisdieD  | 
IJebersicht  haben  wir  einige  kurze  Bemerkun- 1 
gen  über  die  Wichtigkeit 'der  Frage,  die  Exi- 
steni5  des  Contagiums  in  gewissen  Fieber- 
krankheiten betreffend,  gemacht.  Das  Jair 
1807  hat  zu  ernsthaften  Reflexionen  über  die- 
sen wichtigen  Punkt  Beit^-äge  geliefert.  Zwei 
sehr  angesehene  Aerzte  haben  ganz  entgegeo- 
gesetzte  Meinungen  darüber  geäulsert.  Dt 
Edward  Miller^)  zu  Neu- York  bemiUit  «ick 
in  seinem  Bericht  über  das  bösartige  Fieber, 
welches  in  der  Stadt  im  Herbst  i8o5  herrsdi- 
te,  zu  erweisen,  dafs  der-  lyphus  iaeroides 
niemals  durch  Ansteckung  verbreitet  werde; 
während  Dr.  Gilben  ßlanc^**)  in  einem  Brie- 
fe an  den  Baron  Jacobi  Kloest^  mit  gleich« 
Stärke  die  entgegengesetzte  Meinung  verthei- 

Der  Typhus  icteroides  wurde  zuerst  un- 

*)  Report  on  the  mtlif;nant  Disease,  which  previled 
in  the  City  of  New-York ,  in  the  Autumn  of  i8o5. 
^Addressed  to  ihe  Governor  of  the  State  of  New- 
York.  By  Edward  MÜUr,  M.  D.  Resident  Phyii- 
cian  for  ihe  City  of  New-York.  (Lond.  med.  and 
phys.  Journ.  Febr.  1807) 

*•)  A  Letter  to  Baron  Jacobi  Klöesr,  Evoy  Exiraordl- 

jitry  and    Minister  pJenipotentiaiy    from   the  Kinf 

■  '   ,    of  Yi\3i%M  to  the  Court  of  Great  britain',  fjrom  G« 

h%rt  blane  £>q.  F-  M.  S.    Physician   to   Hit   Rojal 

-    .Bifhiieta  tJb«  rxince  of  Wales  rcspecting  ihe  Nüim 


—     77     — 

ter  dem  Namen  Malädie  de  Siam  angePuIirt 
von  dem  Pere  Labac^  der  zu  Martinique  gei- 
gen das  Ende  der  lyten  Jahrhunderts  wohnte!. 
Im  Jahre  1729  oder  30  war   er  zuerst  epide- 
misch zu  Carthagena  in  Südamerica,    wo   er 
die  Benennung  vomieo  prieto  erhielt«    Um  di^ 
selbe  Periode,  oder  einige  Jahre  zuvor^  zeigte 
er  sich  auf  der  Insel  Barbadocs.     Die   erste 
Notiz  davon*  war   in  Nordamerica  zu   Char^ 
lesconn    in    Südcarolina     173a    woselbst    ec 
173g,  1745)    und    1748   wieder  erschien*     Zu 
PhÜadelpliia  wurde  er  zuerst    bekannt  17615^  ^ 
kehrte*  aber  erst  3o  Jahre  nachher  dahin   zu- 
rück, als  eine  Anzahl  Französischer  Emigran- 
ten daselbst  ihre  Zuflucht  nahmen.    Seitdem 
war  er  mehrere  Male  an  diesem  Orte   epide- 
misch, so  wiß  zu  New  *.  tork  und  in   andern. 
Städten  von  Nord-America.    Disseits  des  At-^ 
lantischen  Meers  wurde   er   zuerst  beobachtet} 
zu  Cadix   1764  und  wieder   1800.   .1803    er- 
schien er  zu  Malaga  und    1804  besuchte  ec 
die  Stadt  und  Festung  Gibraltar^  breitete  sicli 
auch  dasselbe  Jahr  nach  verschiedenen  Häfen 
des   mittelländischen    Meers   aus,    bis   an   die 
Gränzen    von   Fhlenziasim   Ocean  bis  nach 
St.  Lucar*). 

r 

and  Propen Us  6/  the  Yellotv  Pevet,  (^drnburgh. 
Med.  and  Surgiel  Journal  No.  Xlf»  1807*)  —  VergL 
die  Preisaufgabe  ^t%  Konigl.  Preuff.  OberoCoUe* 
£tum  medi.um:  die  Aniteckutijiaweise  dea  gelbaa 
Fiebers  betreflPend,  in  diesem  Journal  gt  B.  3  St. 
S.  159,  und  die  Beantwortung  von  Riish  2a  B..3  St. 
S.  100.  A,  dt  Üeb>. 

*)  Diese  kurxe  historiacbe  Angabe    des  Fortgang!  de« 

gelben  Fiebers  In  neuern  Zeiten  ist  ,ai)t   Documen» 

ten  gesammelr,  die  sich  in  deu'Scbrifien  der  Aerzfe^ 

gefanden  weicbe  dasselbe  aeic  Labat's  Zeittn  btob* 

cbteten. 


*' 


-     78      - 

Eine  klare  und  genaiie  Entwickelung  der 
Ilrsnclieii  der  furchtbaren  Todüichkeit  diesfl 
Kninklieil  bleibt  iiocli  immer  eine  dnngendt 
und   widitif;e  Aul'pabe. 

Dr.  IM.ller  versichert,  in  seiner  mit  gro- 
i'sfMn  Heils  ausgearbeiteten  Schrift,  dafs  m 
schädlicher  Dunstet  der  in  der  yitmosphifi 
schwimme^  die  erste  Und  wesentliche  Ursadu 
derselben^  und  die  Krankheit  an  sich  äh^o- 
lut  und  allgemein  nicht  ansteckend  sey.  Die- 
ses sucht  er  zu  beweisen: 

i)  JDurch  die  Localität der  Krankheit 
2)  Durch  ihr  Erscheinen  und  Verschwin- 
don  zu  besondern  Jahreszeiten;  und 

"))  i')adurch,  dafs  die  Personen  tun  den 
Kranken  von  der  Krankheit  frei  bleiben,  wenn 
sie  von  der  unreinen  Atmosphäre  sich  entfernt 
halten. 

Die  schädlichen  Miasmen  der  Fäulnils, 
die  bei  der  Hitze  emporsteigen,  hält  er  för 
das  Material  dieser  gefahrliclien  Dünste.  Sie 
haben  folgende  Eigenthümlichkeiten. 

i)  Sie  entstehen  von  niederh  und  feuchten 
Boden,  der  mit  den  verdorbenen  Abfällen  aiii- 

Die  Americanischen  Aerste  wollen  eine  Kenntnili 
davon  weit  zurück  bis   in  die   Zeiten    von    Uippo- 
crates  Rnden«  und  führen  an,  aelbat  eine  oberflä-b- 
liche  Ansicht  seiner  Werke    beweise,    dab   er  die 
Krankheit    in    ihrer    bösartigsten     und     tödlichst» 
Form  beobachtet  habe.     Man  hat    behauptet,   ds* 
gelbe  Fieber  sey  eine  neue   Krankheit,  und  vorher 
in  Europa  unbekannt  gewesen,  bis    ee  aus  Americi 
überbracht     wurde.      Diesem    Vorwurf    mu    begeg- 
nen, ciiiren   die  Americanischen  Aerxte  üippocrmut, 
um   dessen    Existena   in   den   frühesten    Zeiten  der 
M«disin  XU  erweisen;    Bi^ä^'i  und  lAiHciri,  für  des- 
sen Daseyn  in  Rom;  und  CJrghom  au  aeigeo,  diJ 
m  ia  MinQrca  eviheiaiiKh  scy. 


—     79     — 

malischer  und   vegetabilischer  Substanzen    in 

Sofsen  Massen  bedeckt  ist,  oder  wo  der  Fäu- 
agsprocefs  eine  grofse  HÖjie  erreicht  hat. 

a)  Sie  wer<ie)i  häufigei*  und  in  gröfserer 
Menge  entwickelt  und  concentrirter  in  ivar- 
men  tropischen  Ländern^  als  in  hohen,  breiten 
lind  kaltcfn  Regionen; 

3)  Sie  erzeugen  sich  mehr  im  Sommer 
jind  wirkejl  kräftiger  im  Herbst,  als  i^  andern 
Jahrszeiten.  Sie  ^ind  gemeiniglich  häufiger 
und  giftiger  in  Seehäfen,  läiigs  den  Seeküsten, 
:uk  Ebenen  und  der  Nähe  von  Flüssen,  als 
in.ddü  iunerxi  hohen  und  gebirgigten  JDi- 
^tricieh. 

f 

4)  Sie  gehören  Unter  die  allgemeinsten 
'Kraiiluieitsursachen  in  der  Natur.  Ihre  Wir- 
kungen erstrecken  sich,  wenn  aücJi  in  Quanti- 
tät, oder  Schärfe  durch  Lokalumstände,  Ab- 
wechselung  des  Glima,  der  Jahrszeiten  oder 
Beschaffenheit  der  zusammen  sich  befinden- 
den Menschen,  fnodificirt,  in  einem  oder  an- 
dern Grade  beinahe  ^o    weit,   als    die  Erde 

»bewohnbar  ist. 

Aufser  diesen  angenommenen  primären 
und  wesentlichen,  in  dler  schädlichen  Ausdün- 
stung liegenden  Ursachen  des  gelben  Fiebers, 
müssen  noch  die  Wirkungen  isecundärer  Uf- 
sachen  in  Betracht  gezogen  werden.  Diese 
^nd:  Einflufs  gfofser/Wärme,  heftige  Anstren- 
gung, Erkältung,  Unmäfsigkeit,  Furcht,  Angst 
etc.  Und  diese  erregenden  Ursachen  sind 
bekanntlich  so  schnell  und  heftig  wirkend, 
dafs  von  manchem  der  Einflufs  des  atmo- 
sphärischen Gifts  ganz  übersehen  wird. 

Dr«  Miller  hat  durch    eine   genaue   Be- 


—      So    — 

srfaroibun^  der  Localeigenthümlichkeiten  ym 
New-  forf;  aitsi^innmlnr  gesetet,  warum  diese 
ftdiädlirhon  Au.sdiin^tungen  odc-r  giftigen  Da» 
jiCc  düselb.st  zu  einer  solcliea  Quantität  lu^ 
Schade  sidi  an^ehüuft:  haben,  um  zu  vendw^ 
donen  Perioden  den  Typhus  icleroides  hff* 
vorzubringen.  Da  angenommen  wird,  dili 
dieser  Dunst  eine  allgemeine  Ursache  n« 
Krankhfiron  in  jedem  Weltlheile  sey,  soidk 
es  niitzlirli  scyn,  die  umstände  ^  "welche  dei» 
sen  Anhiiurun^' zu  New'^York  veranlaTsten^ait 
Millers  eigenen  Worten  anzufif ihren. 

Die  Stadt  üew-  York  liegt  4o)  4a,  8  Nord 
Tit.  und  7^)  9)  4^  West»  Länge  {  am  Zumih 
nionnuls  des  Musscs  /luUson  und  JLonglh 
land  8und,  und  an  dorn  siidlicfaea  und  sdiiDi- 
len  V.xuXft  der  Maliaitaa.  Insel,  weJche  etwi 
iT)  Meilen  in  die  Länge,  und  eine  oder  ive 
in  die  Breite  hat*  Die  ursprüngliche  h^ 
der  Stadt  war  sehr  unregelmäisig,  durch  Hu* 
gel  und  Abhänge  unterbrochen,  von  kleines 
l'lüf'schen  oder  JUayen  eingeschnitten  und  voa 
Sümpfen  umgeben«  Manche  der  Pliigel  sind 
geebnet,  allein  die,  zwar  tnit  Heusern  bebaiK 
ten  und  gepflasterten^  Sümpfe  sind  uocli  ni^ 
drig  und  i'eucht  Die  Slädt  ist  ötwa  27  (ei>pl-) 
Meilen  von  der  See  entfernt,  von  beiden  Sei- 
ten von  sehr  tiefem  Wasser  bespiele,  dessen 
Strom  sehr  sclmell  ist,  mit  einer  Cbbe  ttod 
riutli  von  etwa  6  Fufs  und  fast  so  gesalzen 
als  die  benachbarte  See«  Auf  beiden  Seiten 
der  Stadt  ist  das  Wasser  duttii  Kunst  abg^ 
dämmt,  wodurch  ein  Erdreich  von  Wenigstens 
132  Morgen  erhalten  wurde.  Davon  liegen 
go  Morgen  an  dem  Cast  Ris^er  und  40  längs 
des  Hudson.  Die  erstem  bilden  deri  TheS 
der  Stadt,  wo  bösartige  Fieber  immer  sueist  1 

epi-j 


'^     8i     — 

deniisch  wurden  und  vorzüglich  herrschten. 
Die  Werfte  und  Docks  sind  von  Balken  und 
lokkem  Steinen  gebauet.  Alles  von  den  Ein* 
wohnem  gebrauchte  Wasser,  kömmt  aus  Quel- 
len in  der  Stadt  und  ist  jetzt  sehr  unfein  ge-^ 
worden*  Die  Population  von  New  yorkkaitn 
auf  ungefähr  76^  000  gesdiHtzt  werden.  Die 
Quellen  schädlicher  Ausdünstungen  in  der 
«  Stadt  sind  ungliicklicherweise  sehr  zahlreich 
und  schwer  ftM  verbe^isem.  Die  fiauart  der 
Werfte  scheint  dazu  bestimmt  2U  seyn,  sie 
BU  Behältern  von  Unräth  lüid  Krankheitsstof- 
fen 2U  machen.  Der  neugemachte  Grund  am. 
JSasc  Uwer  gebiert  füst  alljährlich  Seüdien. 
Da  er  ursprünglich  aui  den  verdorbensteh 
Materialien  zusammengesetzt  ist,  so  nahe  am 
Flusse  liegt  und  vermöge  der  BeschaiFenheit 
der  Werfte  und  Einschläge  beständig  feucht 
bleiben  muls«  Da  seine  Oberfläche  rast  ganz 
eben  ist»  bekommrund  behält  er  den  gesamm- 
ten^  von  dem  höhern  Boden  herabgespülten^ 
Schlamm;  dazu  kommen  die  verdorbenen 
und  faulichten  StoiFey  welclie  eine  stark  be« 
Tölkerte  Stadt  nothwendig  absetzt^  wodurch 
die  Masse  der  schädlichen  Materien  Unaufhör^ 
lieh  vermehrt  wird«  Es  ist  daher  nicht-  zu 
;  verwundern^  dafs  die  brennende  Sommerhitze^ 
ii>venn  sie  auf  diesen«  durch  ein  Aggregat  von 
r  .•ohftdlichkelteii  gebildeten  9  Boden^  der  forC^ 
•  während  zahllose  andere  in  «ich  aufnimmt, 
.  wirkte  niclit  sollte  Gift  und  Tod  in  der,  über 
diessen  Grundfläche  stagnirenden^  Atmosphäre 
ausströmen  machen* 

Nach  dieser  Darstellunj^^  scheint  es^  sind 
Ifrir  zu  einem  festen  Und  bestimmten  i^unkt 
gekommen^  die  Quelle  und  deh  U^sptung  dea 
|[elben  Fiebers  zu  erklären*    Dr.  Miller  stützt 


—       82        — 

darauf  seine  Gründe  für  die  Nichtanerkennimg 
der  Fortpflanzung  durch  Contagium. 

Nach  einigen  allgemeinen  Bemerkungen 
über  die  Gesetze  der.  Ansteckung  und  deren 
Wirksamkeit  bei  der  Blatternkrankheity  wo 
sie  sich  deutlicher  nachweisen  lassen^  als  in 
andern  Krankheiten  ^  geht  er  zu  der  Bemer- 
kung über,  dafs  der  EinflüTs  eines  Contagiums 
bei  der  Fortpflanzung  des  Americanisdien 
bösartigen  Fieoers,  aus  folgenden  Gründea 
verworfen  worden  sey. 

i)  Es  ist  keine  Verbindung  zwischen  der 
.Quelle  des  angeblichen  Contagiums  und  der 
Verbreitung  der  Krankheit  unter  Individuen 
oder  Familien; 

2)  Das '  angebliche  Contagium  bewirkt  an- 
erkannt in  dem  Clima  von  Amerika  keinen 
EiFect,  ausgenommen  in  besondem  Fällen^  in 
besondem  Jahrszeiten  j  wenn  eine  unreine 
und  schädliche  Atmosphäre  rorhaitiden  sejn 
soll; 

»  ■ 

3)  Es  ist  anerkannt,  dafs  die  Krankheit 
sich  nicht  verbreitet,  Wenn  die  Kranken  ans 
der  unreinen  Luft,  wa  )iie  dieselbe  erhielteoi 
entfernt  werden. 

4)  Es  wurde  nie  Mittheilung  der  Krank- 
heit in  Hospitälern  fiSrs  gelbe  Fiäer  bemeibt 
die  in  geringer  Entfernung  von  den  StadtlA 
zu  denen  sie  gehörten,  sidi  beJFandeii; 

5)  Die  .  Verscheuchuüg  der  KranUot 
durch  kaltes  Wetter  ist  ein  ünwiderlcfgliclitf 
Argument  gegen  die  Lehre  von  der  Aiistel- 
kung  derselben.  . 

6)  Das  gelbe  Fieber  herrscht  nicht  i 
Gegenden,  wo  die  Hijtze  nicht  so  stark  isti 
um  die  'm^ismen.  der  Päulung  in  der  nötJu* 


—     83     — 

geh  XJuäritität    und    Virulenz    ausströmen   zu 
machen. 

7)  Iii  keinem  Falle  theilteri  Personen,  die 
in  jNev^'York  die  Krankheit  bekamen  und  in 
totferntöiZL  Städten  oder  Dörfern  starben ,  das 
Fiebefr  durch  Ansteckung  mit. 

8)  Unter  den  früherii  Fällen  der  Krank- 
heit, diej  wie  gewöhnlich  ^  am  heftigsten  wa- 
ten^ kä  man  mehrere  auffallende  Beispiele  vor, 
dafs  sie^  selbst  in  einige  der  am  engsten  be- 
völkerten Quärtiet'fe  der  Stadt  vertheilt,  nicht 
äiisteckten.  \ 

9)  Das  aligemeine  Freibleiben  der  Aerzte 
in  New -York,  deren  Zahl  sich  auf  So  oder  60 
belauft^  von  der  Krankheit^  ist  unvereinbar 
mit  die  Lehre  von  der  Ansteckung. 

10)  Das  Fehlsthlageh  jedes  Versuchs,  den 
Fortgang  der  Kt^ankheit  durch  Trennung  des 
Kranken'  vom  Gelsunden  aufzuhalten,  ist  eben 
so  wenig  au^  der  Lehre  von  der  Ansteckung 
zu  erklären* 

11)  Das  UfiTzusämmenhängende  und  die, 
Widersprüche,  welche  die  Anwendung  der  Leh* 
re  voirder  Absteckung  in  dieser  Krankheit  mit 
sich  führte,  mächen  sie  gänzlich  unannehmbar^ 

Wenn  gleich  Df.  Miller  in  seiner  Be^ 
weisführung,  dafs  der  Typhus  icteroides  ^ei« 
.nen  Ursprung  von  einem  schädlichen  Dunsl? 
nimmt,  aer  in  den  durch  die  Hitze  aus  fau- 
lenden Stoffen  ausgetriebenen  nachtheiligen 
Miasmen  besteht,  nicht  vollkommen  seinen 
Zweck  erreicht  hat,  so  sind  doch  die  Gründe 

f'egen  die  Lehre  von    der    Ansteckung   sehr 
räftig  von  ihm  vorgetragen  worden. 

Da  das  Ober-CoUegium  medicum  in  Ber* 
lin  eine  Preisfrage^  die  Ansteckungsweise  des 

F  a 


-       S4        — 

gelben  Fiebers  betreffend,  aulgegehen  hatte, 
so  theilte  Dr.  BIütk;^  doch  niclit  als  Äliibe- 
verber,  einijre  Bemerkungen  über  diesen  dun- 
keln (jei^eiisiand,  dem  Baron  Jacobi  (damak 
Köiii^l.  Preuls.  Gesandten  in  London)  mit 
Der  Gesichtspunkt  des  Preufsischen  GouTer- 
nements  v.ar,  die  wahrscheinliche  Gefahr  a 
bestimmen,  wenn  diese  Krankheit  die  Preu- 
Isisclien  Gränzen  überschreiten  soUte.  Dr. 
Blanc  zei^t  durch  Angabe  der  die  Krankheit 
leitenden  Gesetze  deutlich  die  Unwahrschein- 
lichkeit,  wo  nicht  die  Unmöglichkeit,  dafs  sie 
sich  nach  den  nördlichen  Staaten  in  Europa 
ausbreiten  könne. 

Es  ist  ein  äufserst  merkwürdiges  Faktum 
der  Geschichte  der  Pest,  dals  ein  Grad  der 
atmosphärischen  Wärme  unter  dem  tropi- 
sclien,  und  über  dem  Gefrierpunkt,  zu  ih- 
rer Existenz  wesendich  nothwendig,  daJs 
die  Kälte  des  Winters  und  die  Hitze 
des  Sommers  ihr  gleich  feindselig  ist.  Zwi- 
sdien  dieser  Thatsache  und  einem  Gesetz  bei 
dem  Typhus  icteroides  ist  eine  au£PaIIende 
Aehnlichkeit,  jedoch  mit  dem  Unterschiede: 
das  gelbe  Fieber  existirt  nur  in  der  tropi- 
schen Wärme,  und  die  Pest  in  einer  Tempe- 
ratur der  Atmosphäre,  zwischen  der  Hitze  des 
Sommers  und  der  Kälte  des  Winters.  Diese 
Thatsache  in  der  Geschichte  der  Amerika- 
nischen Epidemie,  gewährt  den  nördlichen 
Theilen  von  Europa  Sicherheit,  sowohl  gegen 
die  Einfiihrung  desselben  durch  Ansteckung, 
als  auch  gegen  die  Selbsterzeugung  aus  schäd- 
lichen Dünsten  aus  faulichten   Sümpfen*). 

•)  "  Vers rljie den e  Arten  der  AntteckuDg    richten  aidi 
.^nack  versihiedenen  GetfitKen»    Die  Slattem  pflan* 


— '    85     — 

Dr.  BlartLC  stellt  nun  folgende  *  beiden 
wichtigen  Punkte  auf: 

i)  Das  gelbe  Fieber  ist  ansteckend. 

a)  Diese  Ansteckung  wird  beschränkt 
durch  die  Bedingung  sine  qua  non^  dafs  der 
Pahrenheitsche  Thermometer  entweder  auf  80^ 
oder  darüber  stehen  muFs,  und  dafs  die  Ef- 
fluvia von  lebenden  mensdilichen  Korpern  in 
einem  gewissen  Grade  von  Goncentration 
seyn  müssen. 

Die  erste  dieser  Behauptungen  unterstützt 
er  durch  die  Angabe  von  einer  Anzahl  That- 
sachen,  dadurch  bewahrheitet,  dafs  sie  entwe- 
der von  ihm  selbst  beobachtet,  oder  von  acht- 
barer Autorität  mitgethrilt  worden.  Die  erste 
betriflPt  die  Mittheilung  der  Krankheit  an  die 
Fregatten  Thetls  imd  Hussatj  von  zwei  fran- 
zösischen Kriegsschiffen  an  den  Americani- 
'  sehen  Küsten  im  Mai  i8o5. 

Im  Monat  August  2800  kam  ein  Schiff 
nach  CadiXj  an  dessen  Bord  einige  Personen 
^während  der  Fahrt  am  gelben  Fieber  gestor- 
ben war^n.  Nach  der  Ankunft  wurde  das 
ganze  Schüfsvolk^  Passagiere  und  Steuelcmann 
ans  Land  gebracht  und  starben.  Die  Anstek- 
kung,  welche  mit  so  buchst  traurigen  Folgen 
sich  über  Cadioc  und  einige  benachbarte  Städ- 
te verbreitete,  wurde  von  dieser  Quelle  ab- 
geleitet.   Ein  Französisches  Schiff  von  West- 

4 

s 

sen  «ich  in  allen  Jahnsbiteft,  Climatea  und  Verbälr 
niiaen  fort.  Die  Pest  kann  ihre  ichäd liehe  Kraft 
nicht  äufsem,  alt  nur  bei  einer  Hiuaunt«r6o^  und 
fiber  80^  Fahrenheir.  Da«  gelbe  Fieber  verbreitet 
-  »ich  nur  unter  noch  höheren  Graden  von  Hitze, 
und  in  Verhältnissen^  wo  die  Luft  mit  menachli« 
chen  ££Pluviea  verunreinigt  itt. ,»    Bianc* 


T-     86     — 

inidien  brachte  (die  Krankheit  nach  Maißgß 
1803 '^)  und 'die  Ansteckung  T^urde  von  da 
nach  Gibtraltßr  tiberhracht*  Nadi  PkiladeU 
phia  schiel^  es  1792  durch  einige  Französische 
Einigrani  en,  fiie  daselbs];  ihrie  Zuflucht  gepppir 
tuen  platten«  sejbr^cht  zi;  seyn,  und  Dr»  Liid 
führt  an,  nach  der  Autpritäjt  eines  Kranken, 
der  das  Fieber  überstand ,  4^r$  e«  fdorjjiin 
duixh  die  Kleider  einer  Person  gebracht  sej, 
der  in  Barbados  an  diesem  Fiebef  gestor- 
ben war. 

Die  zweite  Beh^uptufig  wird  'e|)enfaUs 
durch  Anführung  vpn  Thatsachen  unterstützt 
Es  giebt  kein  Beispiel,  weder  in  I>^ordamerica, 
noch  in  Europa,  dafs  ^ev  Typhtfs  ictprouies 
sich  gezeigt  habe,  al$  nur  danpi  wenn  ^ 
Temperatur  der  Atmosphäre  zu  80?^  Falirenh. 
stieg,  oder  noch  fortgedauert,  wenn  die  Wärme 
unter  diesei>  Ppnkt  fiel.  Als  er  zu  Gibrakar 
erschien  1804,  war  die  Herbstwäqme  grö|ser, 
als  je  vorher  beobachtet.  Er  hat,  wie  man 
weifs,  nie  geherrscht,  als  nur  da,  wo  die  Ef- 
fluvia des  Ijebenden  menschhchep;  Körpers  iß 
einem  gewissen  Grad  vpn  Copcentration  «i<i 
befinden;  er  hat  sich  nie  verbreitet  auf  ^ta\ 
Lande»  in  Pörfern  oder  einzelnen  Häusern. 

Naclj  eiper  vollständigen  Uebersicht  des 
Gfgenstapdes  macht  Dr.  ßlaric  cleif  Schlufs: 
der  Typhus  icperoides  is^  ansteckend^  weil 
er,  \yie  bekannt,  entsteht  sowphl  auf  Schiffen 
als  3m  Lande,  wp  J^lenschei^  weder  yerdor- 
benen    Ex^^^tipnßf^    de§    Erdbodens,    noch 

*>  N<)c)i  flen)  Verfchwipidpii  dpr  ICr^plLhei^  yu  V^lagl 
fix^ihitji  sfß  äpn  fplgendeii  Spiyipaer  «iediB>;  diescf 
18^  daß  einaige  Beispiel,  weichet  Dt,  B.  aufgeseich- 
net  gjs^mfiden  Vtit«  yro  aic  in  hinein  gein«jGii|teii  Clj: 


-     87     - 

schädlichen  Dünsten  irgend  einer  Art  ausge* 
setzt  warexiy  ausgenommen  solchen^  die.  yon 
schadhaften  Effluvien  des  lebenden  menschli- 
chen  Körpers  herrührten*  Er  wird  aber  in 
seinen  furchtbaren  Folgen  beschränkt,  daäujrchi 
daüs  er  in  gewisse  Qr^de  atmospl^ischei^ 
Wärme  .eingeschlossen  ist,  und,  gleich  andern 
Arten  anji^teckender  Stoffe,  ein  feines  undzv 
fälliges  Zusan^mentrefFen  von  Un^ständen  er- 
fodert,  die  von  innerer  Prädisposit^oii  und 
äulsern  Verhältnissen  abhängen,  um.  seine  zer* 
störende  Kraft  in  Thäti|[keit.zu  setzen.*)  . 

Die  umfassenden  Darstellungen  yon  Milm 
ler  und  Blanc^  lassen  -  indefs  noch  .  Zweifel 
über  die  unmittelbare  Urs£^che  dieses  epide- 
mischen Fiebers  zurück^ 

Unbegreiflich  ist  es,  dafs  die  vop  Miller 
angegebenen  permanenten  Quellen',  die  yon 
fixen  Lokalitäten«  wie  zu  New^York  herrüh- 


*)  Auf  der  Seite  derjenigen  Aercte,  welche  daf  ge 
Fieber  für  Anstackehd  balten,  stellt  nocb  ein  Mi 


reibe 
[ann 
von  ^erkannter  K^nntniff»  UrtbeiU^Lraft  und  *  Er* 
fabrungf  der.  lange  in  Amerika  lebte»  Chuholm,  Er 
bebaubtete  jederzeit  die  apsteckendje  Natur  der 
Krankheit  pnd  bat  dieae  aeine  Meinung  kurxlicb 
wie4er,  bei  Geldgenbelt  der  entttandenen  Screit&a« 
.§e  in  einef  eignen  Scbrift,  gegen 'die  Amerikani* 
acben  Aerne  yertbeidigt.  Ich  fuge  den  1?itel  hier' 
an,  obgleich  aie  nicht  in  jd^?  ^^^  ?B97  cehört. 

A  Lietter  to  John  ^aygarth  M.  J}^  trom  Colin 
Chisholm  etc.  Autbor  of  an  Essay  oh  jiestilentij^l  Fe* 
ver,  eibibiting  fyrder.eyidence'  of  the  infectiona 
nature  oF  ttiis  fatal. Oiseaf.e  in  Grenada  during  the 
Year  1794  ,,5,  ^^^  ^*  ^?4  ^^  ^^  united  iSItates  of 
Araerica>  from  179310  i8Ö5j  in  orderte  correct  the 
pernidous  Doctrine'  promulgated  by  Dr.  Edward 
Atiüer  and  other  American  Physicians  relative  to 
tbit  destructive  Pestilence.    Lonaon  1809.  8* 

^.  d.SJeb, 


—      ga- 
ren, so  selten  diese  Krankheit    lierTorbringc& 
sollten.     Wie  ging  es  zu,  dafs  das  ausgebrei- 
tete  Pabulum  der  Krankheit,  aus  dem  qoMon 

fen  grofsen  längs  des   East  Hiver  gelegenen 
irundei   ^^  welcher  ursprünglich  aus  den  Ter- 
dorbenften   Materialien    besteht  und   fast  all- 

5*nhrlicli  Pestilenz  gebiert,,  so  selten  das  gelbe 
rieber  hervorbringt?  Geschieht  dieses  eine 
lange  Reihe  Jahre  hindurch  aus  dem  Nidit- 
daseyn  des  wesentlichen  Grades  von  Hitze, 
so  TU 'ige  man  es  durch  genaue  Witterung»- 
Tabellen  während  einer  solchen  Periode  zei- 
gen. War  es  von  lange  anhaltender  Wind- 
stille, verbunden  mit  hoher  Temperatur  ent- 
standen, so  möge  man  beweisen,  dafs  vorhin 
solciies  Zusammentreffen  von  Stille  und  Hitze 
xucht  da  war. 

Vor  3o  Jahren  war  Philadelphia  frei  von 
solchem  Besuche.  Kann  es  bewiesen  werden, 
dafs  das  naturgemäfse  ZusammentrefTen  von 
Hitze  und  Stille  in  dem  Jahre  179a,  gerade 
so  wie  im  Jahre  1762  Statt  fand 9  und  dals  in 
der  Zwischenzeit  vpn  3o  Jahren  kein  atmo- 
sphärischer Einflufs  eintrat,  um  diesen  perni- 
cioson  Dunst  aus  seinem  faulichten  Lager  her« 
vor  zu  rufen? 

Die  Krankheit  erschien  zu  Cadioc  ewei 
Mal  in  einer  Zwischenzeit  von  36  Jahren. 
Kann  es  bewiesen  werden,  dafs  1764  und 
1800  die  Hitze  und  Stille  der  Atmosphäre  zu 
Cadix  dieselbe  war;  dafs  die  Ausdünstungen 
der  Erde  in  diesen  Jahren  dieselbe  Beschaf- 
heit  hatten ;  waren  die  Einwohner  im  gleichen 
Grade  angehäuft;  der  Manffel  an  Reinlichkeit 
in  der  Stadt  derselbe;  ungf  trat  in  den  zwi- 
schenliejgenden  36  Jaliren  kein  sol dies  Zusam- 
mentreffeu  von  Umstiändenein?    Wariini  kam 


E 


-        89  -- 

»Krankheit  in  Gibraltar  nur  ein  Mal  vor? 
es,  besonders  von  dem  Herbst  1704  9  er- 
esetij  dafs  er  heifser  war,  als  ein  anderer , 
ssen  man  sich  erinnert?  Stand  aber  der 
lermometer  nie  auf  80^  oder  höher  in  einem 
dem  Herbst  als  dem  von  1804?  Oder  wa- 
a  die  secnindären  Ursachen,  Furcht,  Fatigue 
llte,  Unmäfsigkeit  u.  s.  w.  mächtiger,  als  in 
(end  einer  frühem  Periode?  Stimmt  die 
»calität  von  Gibraltar  mit  Dr.  Millers  er- 
na  Satz  tiberein,  dafs  die  schädlichen  Aus- 
nstungen  von  niedrigen  und  feuchten  Bo- 
n  en^pringen? 

Es  scheint  eine  ganz  natürliche  Frage  zu 
n,  warum  diese  furchtbare  Ausdünstung 
e  allgemeinste  Ursache  der  Krankheiten 
der  iHatur,,  so  selten  in  den  Gegenden 
dl  wirksam  zeigt,  wo  der  Typhus  icteroides 
der  entschiedensten  Gestalt  vorkommt;  und 
Euiim  von  solch'  einer  allgemeinen  Ursache, 
cht  auffallende  Effekte  in  Plätzen  hervor- 
fbracht  werden,  die  jede  Nebenbedingungen 
.  ihrer  Erzeugung  darbieten?  Diese  Schwie- 
S[keiten  w^raen  sämmtlidi  beseitigt,  wenn 
an  ein  Gontagium  annimn^t,  zu'  einem  Zeit- 
mkt,  wo  die  secundären  Ursachen  in  voller 
raft  sind. 

Allein  die  Angabe  von  Dr.  Miller^  wei- 
te beweisen,  da(s  kein  Zusammenhang  be- 
erkt  wurde  zwischen  der  Quelle  des  Con- 
giums  und  und  der  Ausdehnung  der  Krank- 
et; dafs  es  sich  nur  in  einzelnen  Plätzen 
isbreitete;  dafs  die  Aerze  zu  New-York  un- 
igesteckt  blieben;  dafs  davon  befallene  Per- 
men  die  Krankheit  nicht  mittheilten,  wenn 
e  in  die  Stadt  £[ebracht  wurden,  steht  der 
nnahine  dieser  Ursache  fas^  entgegen. 


—     go    -^ 

Bei  diesen  sich  enteegenateheiKlen  Theo- 
rieen,    deren  jede  durch  sprechende   Thatsa^ 
pheh  unterstützt  wird,  jede  wichtige  E^lwen- 
fdungen  zi^lälst, .  bleibt  der  W^hrheitsforscher 
in  einem  ungewissen  Schwanken  zwischen  dem 
Dunst  von  Dr.  Miller  und  dem  animalischen 
Contagium  von  Dr  ßlanc^    Er  sieht  hin  anf 
den  Zeitpunkt,  wo  correcte  Witteningstabel- 
len  den  Zustand  der  Atmosphäre  in  solchen 
Plätzen,  wo  der   Typkiis  icpproides  vorkam, 
sowohl    beim  Dasejn,    als   Nichtdaseyn  der 
Krankheit  vollständig  angegeben  haben  werden. 
Ist  Miliares  Meinung  die  richtige,    so  werden 
zuverlässig  zweckmälsige  Untersuchungen  der 
Atmosphäre  mit  Hülfe   der  genauen  Analyse 
der  neuern  Chemie  einige  Varietäten  in  der 
Qualität  und  Mischung  der  Luft,  wahrend  der 
gesunden  und  Kranken  Jahreszeit^  entdecken. 
Wird  das  gelbe  Fieber  durch  eine  pernio 
piclse  Ausdünstung  oder  einen   in  der  Al» 
mosphßre    schwimmenden    Vapor   hervorge- 
bracht, so  kann  man  mit    Grund   erwarten,  , 
dafs  einige  ihrer  Eigenschaften  erwiesen^  we- 
nigstens ihre   wirkliche    Anwesenheit    darge- 
legt werden  wird.     Die  Natiir  der  Sättigung, 
%der  Atmosjphäre,  als   existirende  U^ache  des 
gelben  Fiebers,  auszumitteln,  scheint  vpn  sol- 
cher Wichtigkeit  zu  seyn,    dafs   es  w,olil  als 
Beweis     einer    weisen    Regierupg    angesidien 
werden  kann,  wenn  sie  die  zweckn^si^ten 
Mittel  zu  dieser  Kenntnifs   zu    gelangen   an- 
wendet  und    diesen   Zweck    durch   eben  %<^ 
strenge    Gesetze    zu    erreichen  sucht   als  die 
Quarantaine.  *) 

\ 

*)  Der  Gebrauch  mineralsaurer  Galiarten »  nach  den 
Erfahiun^eik  von  Des^enmus  im  Uoapittl  su  f^«/ 


^    ?t    — 

Die' Fieber  haben  in  dem  Jahre  1807  die 
Aufmerksamkieit  ganz  'vprzügUch  auf  sich  ger 
zogen.  Ihre  crofse  Zßhl  ii|iter  den  da«  idenschr 
licme  lieben  begleitenden  Krankheiten  macht 
sie  deren  wertht  In  einef  gelehrten  Unfiersu» 
chnng  über  den  Sitz  und  oBe  Natur  des  Fie- 
bers, in  so  fem  sie  sicH  aus  den  Phänome- 
nen, Ursaphen  und  Folgen  ableiten  lälst,  be- 
hauptet Dr.  Cluuerbuchy  *)  die  Krankheit  be- 
stehe in  einer  topischen  Affection  ^e%  Ge-r 
hirns  ai|f  EntzUnfliing  jgegründet.  Diese  Hy- 
pothese stützt  et*  auf  genaue  Üntersuchnng 
der  Symptome  der  Fieber^ustände^  welche 
sämmtiich,  wie  der  Verf.  lehrt,  vor  einer 
krankhaften  Beschaffenheit  der  Theile  in 
d^r  Sphä4elhöhle  abgeleitet  ^verdon  können^ 
Cr  h^t  einen  strengen,  aber  geschickten  und 
scharfsinnigen  Recensenten  an  Dr.  ßeddoes**) 
gefunden,  der  in  seinien  anatpmischen  unq 
praktischen  Untersuchungen  d^s  F;eber  be- 
treffend ?  zeigt,    dafs  die  Krankheit  eben  sp 

d«  GrßCf,  yox^  Pinel  in  dier  Sßhetrier^,  I]n4  to^ 
J^onfean,  deutMi  (|uf  ibre  groft«  Kr^ft  gegen  die  An* 
•teckupg  des  gelben  Fiebert;.  Der  Arst  CabßnelUM 
fchloCi  *ipb  selbst  niit  ie^i^en  beiden  Söhne«  und 
48  andern  Perfonen  in  dM  Hotpittl  xii  Carth^genf^ 
ß\a,  yro»e\h$t  eine  grofiie  2*bl  Sfenfcben  tm  gel- 
bep  Fieber  gestorben  wtren.  Nach  einem  Aufenthalt 
von  4q  T*K^"#  wahrend  welches  er  sur  Vorsicht  mi« 
nefalsaure&äucheruDgen  anwan^te^  blieben  alle  phno 
die  geringste  UnbequemHchlieit.  yi^ljeicht  ist  dic" 
fes  ein  epeii  $Q  starker  Beweis  für  die  nic)it  con- 
t^|iöse  Katur  der  Krankheit^  alt  die  Wirksamkeic 
des  ochutzmittelf. 

*)  Epqpiry  ix^to  the  Seat  anjt  Natura  oF  Ferer^  })f  ffen* 
ry  Cit^ter^nck  M.  D. 

^^)  Research  es  an#tomical  and   pr«ctic«l  pn  Ferer,  af 
connected  with  inflammation ;  by  Xh.  Beddou. 


—     9»     — 

oh  von  LoIealafFectionen  anderer  Theäe  als 
des  Gehirns  entstehe,  und  daTs*  die  Meinung, 
es  habe  seinen  Ursprung  von  einer  topisches 
AtTection  des  Gehirns,  wenn  sie  auch  wahr 
sey',  nicht  das  Verdienst  der  Originalität  h- 
be,  da  sie  schon  von  Bhumelius^  zu  Nünn 
berg  i6a4i  Marteau  de  Gram/iUiers  in  Frziii» 
reich,  fV'endelstadt  zu  Wetzlar  1794  imd 
nocii  kürzlich  von  Ploucquec  zu  TübiBga 
angenommen  worden. 

A  Phillips  Wilson  *)  sucht  ia  einem  Ver- 
suche über  die  Natur  des  Fiebers  die  Graad- 
sätze  der  Behandlung  durch  eine  Auseinan- 
dersetzung der  näclisten  Ursache  zu  begrün- 
den. —  Ein  neuer  Abdruck  eines  kleinen 
Traktats  von  der  Ursache  des  gelben  Fie- 
bers und  die  Sicherun£;smittel  dagegen  an 
Orten,  die  noch  nicht  oavon  befallen  sind, 
von  dem  einst  berühmten  Thomas  JPayme**\ 
verdient  wegen  der  einfachen  Kraft  des  Styls 
und  der  Klarkeit  der  Beweise  angemerkt  zu 
zu  werden.  In  einer  Inauguraldissertation  zu 
Edinburgh,  de  Typhi  remediis  von  Dr.  Bald' 
win  IVake^  werden  die  wohlthätigen  Wir- 
kungen der  Gestatioii^  sowohl  durch -eigne 
jErfahrung,  als  durch  mitgetheilte  Thatsachen 
von  Freunden,  eindringlich  auseinanderge- 
setzt. Die  merkwürdigsten  Fälle  kamen  bei 
der  gezwungenen  Entremung  der  Soldaten 
aus  den  Hospitälern  in  Hem  schlimmsten  Wet- 
ter vor.     In  diesen  Beispielen  war  die  gute 

*)  An  EMty  on  ihe  Nature  of  Fever;  by  A.  P,  fVil^ 
•on. 

♦•)  The  cauie  oF  tbe  Yellow  Fever  and  ibe  Means  of 
preventing  it  in  pUces  not  yet  iiiFected  vritb  .it;  by 
TkortifJkt  Payru. 


~     93     — 

[rkung  zu  aulFallend)  um  nicht  bemerkt  2U 
rden.  Bei  dem  Krankentransport  im  Früh« 
g  ^794  ^^^  ^^^  Hospitale  zu  St.  Guislaiit 
zh  jD ender mondey  einer  Reise  von  vier  Ta- 
1,  kamen  Beispiele  von  Erleichterung  der 
^rschlimmsten  Symptome  vor.  In  dem 
engsten  Wetter  mit  häufigem  Schneegestü'- 
r,  wurden  mehr  denn  Hundert  Kranke,  die 
1  Fieher  litten,  auf  offnen  Wagen  von  Emb-^ 
fi  nach  Bremen  gebracht,  mit  dem  glück- 
isten  Erfolg.  Besonders  bemerkte  man  ^ 
]s  das  Delirium  schwächer  wurde»  Dr.  ff^a^ 
sfBeobadhtungen  führen  ihn  auf  den  Schlufs, 
dafs  das  Herumfahren- der  Kranken  in  dem 
zten  Stadium  der  Fieber  sehr  wohlthatig 
'-;  2)fdafs  man  dasselbe  in  offnen  Wagen 
mehmen  sollte,  damit  die  Kranken  die  freie 
ft  geniefsen  und  durch  die  Abwechselung 
iier  Gegenstände  sich  erheitern  können; 
dafs  es  täglich  S  oder  lo  Stunden  bis  zur 
Fangenden  Genesung  fortgesetzt  werden 
isse.  Die  sehr  triftigen,  von  Dr.  W.  erzähl- 
I  Fälle,  spUten  die  Aufinerksamkeit  der  Fa- 
Ität  auf  dieses  IVfittel  leiten,  das  wahrschein- 
bi  dadurch  die  Fiebersymptome  mildert,  dafs 
einen  Theil  des  angehäuften  WärmestofFs 
tzieht.  £s  giebt  wohl  wenige  Praktiker, 
liehe  nicht  gesehen  haben,  da&  Fieber  plötz- 
h  gemindert  wurden,  auf  eine  Weise  die 
;ht  auszumitteln,  oder  nicht  einzusehen  war^ 
ihrscheinlich  aber  durch  Ei^fluis  der  kalten 
d  frischen  Luft.  Kranken,  die  in  dem  Ge* 
Lgnifs  eines  Hospitals  eingeschlossen,  ocler 
dem  untersten,  mit  giftigen  Ausdünstungen 
rdfiwässerten,  Schiffsraum  eingemauert  wa* 
a,   mufs  da]i  Einadunen  der  irischen  Hirn- 


-    94    -^ 

hiels-LüFt  eine  erquicl^ende  Herz&tärkütigi  und 
bft  ein  -v^irksames  Heilmittel  seym 


^^ii^iJA 


£)ie   Medizinal einrichtüü^eii  id  .  det  tog- 
lischi^n  Marine  haben  gegtowärti^   den  höcb- 
^teh  Grad  von  Vdllkdiniiiehheit  erreicht.    Es 
ist  jetzt  nichts  Ung^wöhnliäies^  dafs  Schiffe 
3o  Wöcheii  iii  See  sind,  und  vömg  wohlbe- 
halten in  den  Häfen  züi*UclLk.ehi^;     Eiii  Drei- 
decker  veriohr  auf  e'iiler  Fährt  von  ^g  M^o- 
cheii  iiicht  einen  Mänii  durdi  Krankheit  uud 
ein    anderes  Schiff^   che  Deßähbeiy   bliisb  änf 
einer  Station  bei  L'Orient  eilf  Monate/  nnd 
war,  als  es  in  den  Hafen  zurückkehrte^  schon  j 
in  einer  Woche  wieder  ini  Stande  in  See  zu 
geheii;     Gaiize    Geschwader    mächeii    Reisen 
nach .  Westindien,  Amerika  und  Neufundland 
und  kehren  nach  England  zurück,    völlig  im 
Stande  in  die  Sclrlacht  tu  gehto.     In   frilheni 
Kriegen  konnte  eine  Flotte  keine  Reise  nach 
Westindien  oder  Amerikd  machen^    ohne  auf 
mehrere  Wochen  wegen  KrarlkKtiiteii    in  ei- 
nen Hafen  zu  laufen;   und  diis  grofae   Flotte 
wurde j    nach    einer,    nach  jetzigen    Begriffen 
sehr  kurzen.  Fahrt,  zu  Spithead  eine  beträcht- 
liche Zeit    aufgehalten,    weil    sie  das  Haslar 
Hospital  mit  ihren  Kranken  nicht  nur  ange- 
füllt hatte,   sondern  auch  genöthigt  war,   am 
Ufer  Zelte  aufzuschlagen,  um  iuidere  unterzu- 
bringen,   die  in  jenem  geräuniigen   Gebäude 
keinen  Platz  fanden;   Den  vortrefflichen  durch- 
dachten Einrichtungen   und.  Maalsregeln  des 
Lord's  St.  /^/ice/i^  verdankt  die  Nation  ^ese 
grofsen  Vortheile.    Sie  sind  eben  so  vemünf- 


-     95     - 

tig,  einfach  ab  der  Sache  angeinesseii.  Sii 
beruhen  vorzüglich  auf  der  Einrichtung  von 
besondeixi  Plätzen  für  Kränke )   die  von  dem 

f[esunden  Theile^  der  Schififsgesellschalt  ent- 
emt  sind;  auf  der  strengsten  Sorgd  für 
Reinlichkeit^  dadurch;  dafs  die  Verdecke  liicht 
mit  Wasser  abgeschweitipit^  sondern  mit  Sand 
und  Steiheii  trockeil  geiiebeii  werden;  auf 
sorgsamer  Ventilation;,  regtelihäisiger  Auslüf- 
,  tung  der  Betten  und  Bettüther;  auf  Einfuh- 
rung einer  der  Jahreszeit  üiid  dem  Clima  ange- 
messenen Bekleidung^  besonders  des  Oebräudii 
von  Flanell  im  Winter^  als  eines  Mittels  Briist-» 
krankheiteii  vorzubeugen;  und  endlich  auf 
AnschafEimg  eine^  iieicnlichen  Vorraths  Vege- 
tabilisdier  oäure. 


-     96     - 


IV. 

Verhindertes  ScUingen 

dnrch 

9 

Desorganisation  in  der  Spei^eröliri 

hervorgebracht. 

Von 

Docn  und  Prof»  Heineken 

cu  Bremen. 


D, 


as  Unvermögen  die  Nahrungsmittel  frei 
und  ungehindert  durch  die  Speiseröhre  in 
den  Ma^en  zu  bringen^  gehört  nicht  allein 
zu  den  fürchterlichsten ^  sondern  leider  auch 
sehr  oft  zu  den  unheilbaren  Krankheiten. 

Die  Ursache  dieses  Uebels  kann  'vrandel'- 

bar  oder  fix  seyn^    und  im  letztem   Falle  ist 

^ew^öhnlich  ein  oder  anderer  Desorganisations- 

l^ehler  in  der  Speiseröhre  oder  in  ihrer  Nähe 

orhandeU)   der  auf  eine  medilwsthe  ~Wei* 

Sf 


—      97     — 

se   diesen  Kanal  verengert  oder  ihn   ^usam- 
mendrückt«  ^ 

So  lange  dieses  tJebel  wandelbar  ist,  so 
lange  ist  auch  noch  Hofinung  zur  Heilung 
desselben  vorhanden;  allein  die  Hülfe  muU 
früh  angewendet  werden  und  der  Natur  der 
wandelbaren  Ursache  angemessen  sejn,  Sonst 
entstehen  sehr  leicht  durch  ihre  fortgesetzte 
Würkung  Desorganisations  «  Fehler^  uie  aller 
Kunst  spotten* 

Man  erkeimet  diese  Veränderung  göwölm- 
lich  bald  aus  der  sidi  nie  entfernenden  Be- 
schwerde die  Nahrungsmittel  liinunter  zu  brin- 
gen, und  aus  dem  beständigen  Bestreben  der 
Natur,  sie  wieder  heraus  zu  werfen^  ehe  sid 
den  Ort  ihrer  Bestimmung,  nemlich  den  Ma- 
gen erreicht  haben. 

Aber  zuweilen  ist  wirklich  ein  mechani- 
sches Hindernifs  in  *  oder  in  der  Nahe  def 
Speiserohre  gegenwärtig,  und  dennoch  JSnden 
sich  Pausen  ein^  in  weichen  die  Speisen  un- 
gehindert durchgehen  und  zum  Magen  kom- 
men können,  da  in  andern  kein  Krumen^  kaum 
'ein  Tropfen  Flüssigkeit  hinuntergebracht  wer- 
den kann. 

Dieser  Fall  gTebt  leicht  tu  grofser  Täu- 
schung die  y^ranlassuflg  und  erregt  Hoffiiiing 
auf  Heilung,  die  fast  immer  trügt. 

Der  Fall  welchen  ich  hier  dem  ärztlichen 
I  I^ublikum  übergebe^  war  Von  dieser  letztem 
Art;  hier  waren  ?;uweilen  so  gute  2wischen- 
>u  räume   vorhanden  ^    dafs    man  berechtiget  2U 
seyn  schien,  das  Uebel  fUr  geheilt  zu  halten^ 
und  dennodfi  waren  so  wicntiffe  utid  gewifs 
unheilbare  Desorganisations-Fehlel*  vorhanden* 
l«Iur  die  Mitwürkung.  einer  wandelbaren  Ur- 
sache, eiAes  bald  die  Speiseröhre  afläzir^ndeiL^ 


-     98      — 

bald  sie  wieder  verlassenden  Reizes,  der  bei 
seiner  Wirkung  auf  diesen  Kanal  eine  sol- 
che Zusammenziehung  und  Verengeruilg  des- 
selben bewiirkte^  dafs  nichts  hindurch  konnte, 
der  also  gemeinschaftlich  mit  der  mediani- 
sehen  Ursache  würkte,  konnte  hier  in  An- 
spruch genommen  werden  j  da  wenn  die  me- 
oianische  Ursache  allein  gegenwärtig  war,  noch 
Räum  für  hindurch  dringende  Nahrungsmittel 
übrig  blieb. 

Der  Kranke,  von  dem  hier  die  Rede  ist, 
war  ein  Mann  Ton  47  Jahren,  der' niemals  be- 
deutende Krankheiten  erduldet  hätte,  sondern 
sich  bis  zu  dieser  Zeit  iiiehrentheils  wohl  be- 
£and; 

•  •  • 

Nur  dann  und  wann  litt  er  ian  Kopfweh 
und  rheumatischen  Schmerzen»,  des  Kopfes^  die 
zum  öfterri  so^  heftig .  wären  j  dafs  er  iie  für 
unerträglich  ausgab.  Er  war  ein  sehr  sanfter 
Mann^  nur  zuweilen  etwas  jähzornig;  Sein 
Ansehen  war  gesund  und  frisch^  er  war  nicht 
stark  von  Muskeln-,  hatte  aber  eiiie  seinem 
Körperbäue  angemessene  Stärke.  Bewegun- 
geuj  selbst  schnelle  und  anhaltende^  könnte  er 
ohne  Anstrengung  ertragen^  und  alle  geistige 
und  körperliche  Functionen  würden  in  un- 
gestörter Völlkommeiihieit  verrichteti 

Dieser  normale  Gesundheitszustand  dau- 
erte bis  ohngefähr  ein  Jahr  vor  seinem  Tode 
da  er  einige  unangenehme  und  fortdauernde 
Gemüthsbewegungen  hatte,  deren  üble  Wir- 
kungeii  zuerist  an  einer  gröfsern  SeeIehrei^ 
barkeit  un,d  verdrüfslichen  GemuthstimmiiDjf 
wahrgenomq;ien  wurden;  Die  körperliche 
Gesundheit  schien  änJPängs  weiter  nicht  dabei 
Ell  leiden^  ^^^eüts   Verdauung,    Schitff   und 


—     99     — 

die  übrigen  körperlichen  Yerrichtttn^en  gin« 
gen  gehörig  von  stattei;i.  i 

Allmählich  stellte  sich  äbier  eine  Beschwer- 
Ae  «ein,  die  ihm  so  unbedeutefnd  schien,  df^s 
er  es  nicht  der  Mühe  werth  hielt ^  etwas  da- 
gegen zu  gebrauchen;  *  Er  «empfand  hemlich 
zuwi^ileil  beim  Hinunterschlucken  der  Speisen 
eineil  Widerstand  beim  Durchgange  dersel- 
ben durch  den  Schlund^  wodürich  sie  gehin- 
dert würden  in  dän  Magen  zu  kommen,  und 
rriit  Schleim  vermischt  wieder  in  die  Höho 
kämien  und  ausgeworfen  werden  mufsten. 

Ein  ganzes  Vierteljalir  achtete  er  dieses 
Uebel  liicnt,  da  er  weiter  keine  Unbequem- 
lichkeit davon  hätte,  als  dafs  er  oft  mitten 
iil  d^i*  Mahlzeit  und  beim  besten  Appetit 
gehöthigt  würd^,  mit  dem  Essen  aufzuhö- 
ren^ indem  er  nichts  weiter  hinunterbringen 
konnte. 

Gaiize  iTagö  vej^gingenj  an  welchen  er 
von  dieser  Beschwerde  nichts  verspürte,  dann 
aber  wäröh  auch  andere  an  denen  er  wenig 
zu  sich  nehmen  und  feste  Speisen  nicht  an- 
ders hinunterbringen  konnte^  iais  wenn  er 
£ie  1  *lt  vider  Flüssigkeit  hinunter  £U  spülen 
suchte.  ' 

Jetzt  empfand  er  aucn  einen  unangeneh- 
men Druck  in  der  Brust, ,  olihgefähr  in  der 
Mitte  des  Brüstbeins,  der  beim  Hinunterschlin- 
gen der  Speisen  vermehrt  ^wurde,  und  wo  er 
bei  dem  Durchgange  derselben  den  Wider- 
stand, welcher  sich  däsdbst  fand,  deutlich  zu 
fühlen  glaubte« 

Jetzt  suchte  fei*  zui^rst  arztliche  Hülfe. 
Nach  der  jetzigen  Form  der  Krankheit,  jund 
nach  det^  Abwesenheit  alter  andern  Anzeigen, 
konnte  man  nicht  anders  schliefsen,    als  dals 

G  a 


lOO 


ein  organischer  Fehler  des  Oesophagus,  beste- 
hend in  einer  Verengerung  desselben,  vorhaa- 
deft  sey.  Verdickung  der  Häute  desselben, 
ihre  Anschwellung,  Auftreibung  und  Verhär* 
tung  der  Schleinibälge  rn  ihm,  oder  gar  eine 
polypenartige  Afterbildung  in  demselben,  wa- 
ren die  -wahrscheinlichen  Ursachen,  denen 
man  dieses  Uebel  zuschreiben  konnte.  Da 
aber  das  Uebel  noch  nicht  konstant  war,  son* 
dern  zuweilen  deutliche  Pausen  hatte,  sojtonn* 
te  der  Gedanke  von  einer  wandelbaren,  auf 
den  Oesophagus  bald  als  schädlicher  Reiz  win- 
kenden, bald  sich  wieder  davon  entfernenden 
Ursache  nicht  unterdrückt  werden% 

Der  nächste  hier  in  die  Augen  springen- 
de Reiz  war  der  rheumatische  StoflF,  der  sonst 
bei  dem  Kopfweh  eine  so  wichtige  Rolle  ge» 
spielt  zu  haben  schien;  besonders  da  nach 
der  Erscheinung  des  jetzigen  Uebels,  diese 
Schmerzen  sich  fast  ganz  im  Kopfe  Verlohren, 
dagegen,  obgleich  nur  flüchtige  bald  hie  bald 
dort,  in  den  Gliedern  eingefunden  hatten. 

Um  beiden  Indikationen,  so  riel   möglidi 
war,  eine  Gnüge  zu  leisten,  wurde   die    Tin» 
ctura  antimonü  saponacea  verordnet,  mfelche 
der  Kranke  nicht  allein  gut  vertragen  konnte^ 
sondern  auch  sehr  gute  Wirkung  davon  ver- 
spürte, indem  sich  sowohl  der  Druck  vermin- 
derte, als  auch  die  Beschwerde  des  Hinunter- 
schlingens  der  Speise  gelinder  wurde,  Ja  sich 
bei  weitem   nicht   so    oft  einfand,    als  vorher 
geschehen  war.     Dieser  gute  Erfolg  veranlafs- 
te   einen   mehrere    Wochen  anhaltenden  Ge- 
braucli  des  besagten  Mittels,  endlich  aber  ver- 
sagte es  die  erwünschte  Wirkung  und  es  wur- 
'üe  die  Anwendung  andrer  nothwendig?  denn 
:  Druck  vermehrte  sich  sehr,  und  die  Be- 


lOI       r— 

schwerde  des  Hinuntersdilingens^  so  wie  das 
darauf  erfolgende  Erbrechen,  wurden  so  stark, 
dafs  oft  in  ganzen  Tagen  nichts  genossen 
"Werden  konnte,  wodurch  der  Kranke  sehr 
litt,  und  zusehends  an  Kräften  verlohr. 

Es  \^rd  jetzt  (im  October)  das  ver&üfste 
Quecksilber  in  kleinen  Dosen  mit  Cikuta  ver- 
ordnet^ dabei  an  versciiiedene  Stellen  des  x 
Kürpers  Blasenpflaster  gelegt,  die  Brust  -  und 
Magengegend  mit  dem  Oleo  cajepuCy  dem 
Balsam  o  vUae  und  Tinctura  cantharidum 
eingerieben  und  über  dieselbe  das  JEmpla^ 
stram  scamaclncuni  PJu  n.  geleget. 

Der  Gebrauch  dieser  Mittel  hatte  aber- 
mals den  guten  Eifolg,  dafs  die  Speisen  fei- 
ner durch  den  Schlund  gingen,  das  Erbrechen 
aufliörte,  und  der  Druck  ganz  nachliefs;  es 
stellte  sich  besonders  des  "Machts  eine^tärkere 
Transpiration  ein,  und  in  den  äufsern  Extre- 
mitäten erschienen  stärkere  und'anlialtendere 
rheumatische  Schnierzen.  Schon  jetzt,  dachte 
man  daran,  lauwamie  Bäder  zu  Hülfe  zu  neh- 
men, allein  die  strenge,  kalte  Wit  erung  und 
mehrere  andere  Verhnlti^isse.  verhinderten  für 
jetzt  die  Ausfuhrung  desselben* 

Es  wurde  mit  dem  Gebrauche  oben  an- 
gegebener Pulver  fortgefahren  und  zwischen- 
durch des  Mel.  Gratnin.  Taraxaci  ipit  dem 
Ld€fuore  tärtari  ace^a// genommen.  Das  Uebel 
schien  sich  .  hieb  ei  .  zu  mindern,  wenigstens 
fiihlte  sich  der  Patient  viel  erleichterter,  konn- 
te zwisdiendurch  .^hne  Beschwerde  essen  und 
auch  seine  Gesichäfte  verrichten. 

Da  der  längei'e  Gebrauch  des  versüfsten 
Quecksilbers  nicht  viel  mehr  zu  würken,  und 
die  Verdauung  dabei  zu  leiden  schien,  so  wür- 
de es  eine  Zeitlang  ausgesetzt  und  an  seia^:^ 


—     loa    — 


«tatt  eine  Mischung  au^  dem  Mellag^  T($ra- 
xrci'y  Exrrac^o  Cardui  b^nedicti  cum  aqua 
Auramiormn  et  Aqua  Z^^zfroc^r^iiii  verordnet^ 
welche  wohl  einen  Monat  lang  gute  Dienste 
leistete,  jßesonder^  schien  das  Kirschlorbeer- 
Wasser  \yphlthätig  zu  "^virken,  4eiia  bei  der 
Vermehrung  der  Dose  desselben,  so  dafs  es 
zuletzt  bis  zu  einer  Drachme  in  jeder  Gabe 
gedeicht  wurde,  fand  der  Krat^ke  neue  Er- 
leichterung seiner  Beschwerden  und  wenigen 
Widerstand  im  Schliinde.^ 

Diese  Besserung  war  aber  nicht  bleibend, 
ja  schon  im  Anfange  des  December^  kanten 
mehrere  und  fast  täglich  Perioden,  in  welchen 
es  niclit  allein  unmöglich  war,  etwas^  hinunter 
zu  bringen,  sondern  auch  alle  Speisen,*  so  wie 
sie  an  den  Ort  des  Widerstandes  in  der  Spei- 
seröhre gelangten,  mit,  grofser  Ansfk'engiing 
und  mit  vielem  Schleim  gemischt  wieder  her- 
ausgeworfen wurden. 

Da  das  AbwechsÖiide  des  üebels  einen 
die  Speiseröhre  nur  zuweilen  ganz  verschlie- 
fsenden Krampf  verrieth,  inden>  dieses  der 
Gonstanten,  und  in  einem  Organisation5-Feh- 
1er  dieses  Kanals  bestehenden  Ursache  nicht 
zugeschrieben  werden  konnte,  so  wurde 
mit  der  Belladonna,  als  eines  auf  die  Speise- 
röhre eigenthümlich  wirkenden  Mittels  ein 
Versuch  gemacht,  und  die  gepulverten  Blätter 
derselben  zu  einem  Gran  drieimal  täglich  ge- 
geben, Allein  hierauf  zeigte  sich  keine 
neilsän^e  Veränderqng,  yielrtiehr  schfen  die 
Beschwerde  des  Schlingen?  häufiger  211  kom- 
men, und  der  AnfaU  dc^rselbei;!  länger  zu 
dauern.  * 

In  Rücksicht  der  guten  Wirkungen,  welche 
<Hn  VeTSÜtsXei^   Qu^ick^Ubeif   Tf^rahrgenoinmen 


—    io5    — 

waren,  welches  noch  bis  jetzt  alle  amder^  INfit^ 
tel  übeitrofien  hatte ,  'griff  man  wieder  zu 
dems^lbto,  liefs  sechs  Gran  davon  innerhalb  ^^ 
vier  und  zwanzig  Stunden  nehmen  und  verband 
dasselbe  noqh  mit  dem  Kampfer  und  kleinen 
Gaben  VQn  Mohnsaft,  dabei  wurde  ein  Bla- 
senpflaster auf  der  Brust  gelegt.  Die  £rleid|i- 
terung  und  Abnähme  •  des  Uebels  nach  dem 
Gebrauch  dieser  Mittel  war  auffallend  und  so, 
dafs  oft  in  mehrem  Tagen  nach  einander  kei- 
ne  Spur  des  Uebels  zum  Vorschein  kam,  und 
der  Kranke  wie  ein  Gesunder  afs  und  trank, 
weswegen  auch  den  ganzen  Monat  December 
durch  mit  den  Mitteln  k^ine  wese^itliche  Ver- 
änderung vorgenommen  wurde. 

Allmählicn  aber  zeigte  ^ich  einige  Wir- 
kung des  Quecksilbers  aufs  Zahnneisjch,  die 
den  Gebrauch  desselben  auszusetzen  rieth. 
Da     sich    aufserdem     mehrere    rheumatische 

•  Schmerzen  in  den  Gliedern  äufserten,  und  die 
Kräfte  des  Kranken  etwas  gelitten  zu  haben 
schienen,  so  wurde  ein  Inft^umVßleriane 
mit  Kampfer  dem  Ammonio  acetoio  und 
dem  Extracto  aconiti  verordnet^  und  mit 
diesen  und  ähnlichen  Mitteln  als  der  Sen- 
nega- Wurzel,  dem  l^iquQr  Cornu  Cers^i  s^ccU 
nato,  der  Tinctura  Moschi  artißcißli^  dem 
Opio  1den  Umständen  nach  abgewechselt,  und 
aufserdem  die  Brust  mit  dem  Mtmplaströ  de 
Galbano  crocaio^  wozu  Sal  CQrnu  Cen^i  und 
Opium  geipischt  war,  bedeckt.  Die  vorhin 
angegebene  gute  Ansicht  der  Krankheit  hÄtte 
^ich  bisher  nicht  allein  erhalten,  sondern  auch 
noch  vermehret,  so  dafs  man  nicht  ohne  Grund 

^  hoffen  konnte,  da$  Uebel  zu  bezwingen.  Al- 
lein leider  war  die  Dauer  dieser  guten  Pause 
nicht  anhaltend,  denn  schon  gegen  das  Ende 


—    fo4    •— 

Jeft  Jenners  stieg  es  wieder  tu  einer  sokjien 
t  Höbe,  dafs  oft  in  vier  und  zwanzig  Stuni- 
den  nicht  ein  Tropfen  hinunter  gebracht  wer» 
den  konnte,  und  der  Kranke  dabei  von  Ma- 
gen-Krämpfen  nind  immerwährendem  Würgen 
gequält  und  sehr  angegrÜFen  wurde.  £ioe 
Mischung  au$  Essentia  Asae  foetidae,  Casuh 
rei  und  Opio^  so  wie  das  Einreiben  des  OW 
eaieput  mit  Opium,  in  der  Magengegend  Ha- 
derte zwar  dasselbe,  ohne  indessen  seine  Wie- 
derkehr zu  hindern^ 

Jetzt  hatte  mein  geehrter  Freund  Hr,  Dr. 
Albers  die  Güte,  mit  mir  den  Kranken  ai 
besuchen  und  mich  bei  der  femern  Behand- 
lung zu  unterstützen. 

Wir  waren  beide  der  Meinung,  dafs  ein 
organischer  Fehler  in  der  Speiseröhre  vor- 
handen sey,  von  dessen  Entstehung  wir  kei- 
nen andern  Grund,  als  das  rheumatische  Übel 
auffinden  konnten,  welches  sich  auf  den  Speise- 
'  kanal  abgelas^ert,  zu  einem  Organisations- 
Fehler  desselben  die  Veranlassung  gegeben 
hatte,  und  noch  jetzt  die  Ursache,  d^er  krampt 
haften  Konstriktionen  desselben  sey^  Wir 
mufsten  also  solche  Mittel  anwenden,  welche 
sowohl  auf  das  örtliche  Übel  wirkten,  als 
auch  die  wahrscheinliche  erste  Ursache  des- 
selben zu  entfernen  im  Stande  waren. 

Zu  diesem'  Zwecke  wurde  wieder  das 
versüfste  Quecksilber  mit  dem  Zinkkalke  ver- 
ordnet,  der  Gebrauch   warmer  Salzbäder  an- 

gerathen  Tuid  Ve$icatorift  an  den  Beinen  ge^ 
legt. 

Nach  wenigen  Tagen,  an  welchen  diese 
Verordnungen  befolget,  und  zu  dem  Quecke 
Silber  und  dem  Zinkkalke  noch  Kampfcr  ge- 
fetzt war,  verloi*en  sieb  wieder  die  Beschwor" 


—    io5     -^ 

den  des  Schlingens  in  so  .weit>  daf$  sie  nur 
noch  ganz  einzeln  und  Iturz  anhaltend  er-^ 
schienen;  Jas  Würgen  aber  sowohl,  wie  der 
Magenkrampf  ganz  ausblieben. 

Dagegen  wurden  nun  aber  die  rheuma- 
tischen Schmerzen,  vorzüglich  im  linken  Beine^ 
heftiger  und  störten  zum  öftern  die  Nacht- 
ruhe, Nach  jedem  Bade  fand  sich  ein  allge- 
meiner, sehr  erleichternder  Schweifs  ein,  und 
der  Kranke  fühlte  sich  im  Ganzen  genommen 
sehr  wohl;  Appetit,  Verdauung ;  Ausleerung 
waren  gut,  und  der  fast  noch  immer  fühlbar 
gebliebene  Druck  in  der  Brust  war  ^anz  ver- 
gangen,  . 

Um  noch  kräftiger  auf^s  Haut- Organ  zu 
wirken,  ^Is  bisher  durch  die  Bäder  geschehen 
war,  deren  wohlthatiger  Einflufs  auf  das  ört- 
liche Übel  durch  stärkere  Hervcyrrufung  der 
rheumatischen  Beschwerden  in  den  äuiseren 
Theilen  i.icht  zu  verkennen  war,  mischte  man 
mit  den  Bädern  das  kaustische  Kali  anstatt 
des  Küchensalzes, 

Nach  wenigen  Tagen  nach  der  Anwen- 
dung dieser  Laugenbäder  zeigte  sich  eine 
kräftige  Reaktion  im  Gefäüsjrsteme,  ein  be- 
deutendes Fieber,  Vermehrte  Transpiration, 
und  das  rheumatische  Lei<len  bildete  sich  in 
den  äufseren  Theilen,  vorzüglich , in  den  Bei- 
nen ^  stärker  aus;  das  örtliche  Übel  in  der 
Speiseröhre  >^egte  sich  aber  fast  nie  oder  nur 
sehr  leise,      « 

Ohngefä)ir  vierzehn  Tage  wurde  mit  die-  ' 
sen  Bäder»- fortgefahren ,  und  da  das  Queok- 
silber  wieder  auf  die  Zähne  und  Sp(*icheldrü- 
sen  zu  wirken  anfing,  der  blolse  Gebiauch 
des  Zinkkalkes  mit  Kampfer,  Kxtractuwi 
Aconiti,  nnJ  2;uw«ilen   der  heftigen  Sd\w\fev- 


—     io6    — 

zen  wegen  mit  etwas  Opium  fortgesetzt.  Da 
{iber  das  fieber  jetzt  zu  stark  zu  werden  und 
die  Kräfte  des  Kranken  zu   sehi^  zu  zerstören 

•  *  •  -  - 

drohete,  so  liefs  man  die  Bäder  aussetzen,  und 
verordnete  innerlich  ein  Decoctum  Ilad»  Sa- 
leb^  cum  Elixir  acidöy  und  liefs  zwischen- 
durch, der  Leibesyerstopfung  und  andrer  sich- 
zeigender gastrischen  Beschwerden  wegen,  ge- 
linde abführende  Mittel  aus  TamarinLoen  und 
ähnlichen  Dingen  nehmen. 

Indessen  blieb  das  Fieber  und  n^hm  noch 
eher  an  Heftigkeit  zu,  und  hatte  ganz  den 
Karakter  einer  vollkommenen  Synoche,  mit 
vollem  harten  Pulse,  grofser  Hitze,  l^eftigen 
Schmerzen  in  den  Extremitäten  mit  anvermin- 
derter  Kraftäulserung  und  Wirkungs^^rrnögen. 
Diese  Form  der  Krankheit  machte  die 
Anwendung  reizmindernder,  kühlender  Arae- 
neien  nothwendig,-  und  durch  diese  "wurde 
das  Fieber  zu  einem  gemäfsigtem  Orad  her- 
untergebracht. 

Jetzt  befand  sich  der  Kranke  einige  Tage 
bedeutend  besser  und,  den  Mangel  an  anhal- 
tendem Schlaf  abgerechnet,  so  wohl,  wie  er 
lange  nicht  gewesen  war. 

Von  4em  beschwerHchen  Schlingen  zeigte 
sich  nur  noch  sehr  selten  eine  geringe  Spur. 
Plötzlich    aber    änderte   sicli    wieder   die 
Szene,  denn  auf  einmal  stellte  siqh  ein  hefti- 
ges Magendrücken,   mit  Würgen  und  Erbre- 
chen  einer  grünen,   bitter  schmeckenden  Ma- 
terie ein,  wobei   der  Kranke  von  der  unaus- 
stehlichsten  Angst  und  Beklemmung  gefoltert 
wurde.     Ein    gelindes    Brechmittel    aus  einer 
Auflösung  des  Brech Weinsteins  mit  Castoreum 
leerte  eine  sehr  grofse  Menge  grün  gelblicher 
Materie  aus,  und  xiaek  dieser  Ausleerung  fand 


I 


—     107     — 

sich  der  Kranke  sq  erleichtert,  daf«  er  sich 
ausdrückte,  or  sey  yrie  neu  geboren.  Einef 
Mixtur  aus  dem  Kali  citratum  und  Tama- 
rinden, bewirkte  mel^rere  ähnliche  Ausleerun- 
gen durch  den  Stuhl,  zuf  grofsen  Erleichterung 
des  Kranken. 

Ein  hierauf  gereichtes  Decoct  der  JRadix 
caryophjrUa$ae  mit  dem  Elispir  aci4zf/?s,  un^ 
die  angegriffenen  Kräfte  etwas  zu  heben, 
konnte  nicht  vertragen  werden,  da  dadurch 
Beklemmungen  und  Druck  in  der  Magenge-r 
gend  hervorgebracht  Vurden. 

Die  abermaligen  Neigupffen  aum  Erbre- 
chen, der  bittr*  Geschmadk,  die  ganz  unreine 
Zunge  zeigten  noch  zu  deutlich  auf  ein  zu 
entfernendes  Leiden  der  Gallen -Absondrungs-, 
Organe,  als  dafs  man  nicht  darauf  hätte  sein 
Augenmerk  richten  sollen.  Das  Mittel,  wel- 
ches diesen  Zweck  ^u  erreichen  uns  am  pas- 
sendsten schien,  war  die  Ipecacuanha  'in  kleir 
nen  Gaben  zu  einem  halben  Gran  ftir  die 
Dose  alle  Stunde  genommen.  Wir  hofften, 
durch  dieselbe  den  krampfhaften  Zustand  des? 
Magens  und  der  Gallen -Organe  zu  entfer- 
nen, und  die  normale  Stimmung  derselben 
wieder  herzustellen, 
,  Wir   erreichten   auch   in  so   weit  unsere 

Absicht,  dafs  die  Neigung  zum  Erbrechen, 
aufhorte,  der  Geschmack  und  die  Zunge  rei- 
ner wurde  und  sich  wieder  etwas  Appetit 
einfand. 

Aber  die  erwähnten  Leiden  und  eine 
schon  über  vierzehn  Tage  angehaltene  Schlaf- 
losigkeit hatten  ein  beträchtliches  Stocken  der 
Kräfte  und  ein  gröfseres  Hervortraten  der 
Sensibilität  mit  deutlichen  Leiden  des  Gehirne 
zur-  Folge ^   sp  dals  der  Kranke  yiel  \wid.  o^ 


-**-     iia     — 


tung'  zwischen  der  Speise-  4ind  Luftfahre 
Platz  gehabt  hatte*  Unter  diesar  Afterbildung 
erhielt  die  Speiserühre  ohngefähr  noch  am 
eine  Länge  von  zwei  Finger  Breite  ihre  na- 
türliche Beschaffenheit  wieder^  und  ging  mit 
dieser  in  den  obern  Magenmund  über. 


^1  > 


^- 


—    113    -— 


mm 


V. 

Heilung   einer  Hydrocele 

ohne  Operation 
an    einem    40jährigen    Maniie 

durch  innere  und  ftuftere  Mittel 

von       ^ 

Dr.    ß.    Ottendorf 

in  Heidelberg. 


J^Uf  wenige  Ärzte  und  Wundärzte  glauben 
an  die  Möglichkeit  einer^  ohne  Operation, 
blofs  durch  innere  und  äuFsere  Mittel)  zu  hei- 
lenden Hydrocele,  bei  schon  vorgerücktem 
Alter,  so  zwar^  dafs  sie  sich  bei  noch  ganz 
jungen  Leuten,  ja  bei  Kindern  kaum  recht 
getrauen^  mit  einiger  Sicherheit  auf  einen  gün- 
stigen Erfolg  einer  solchen  Kurart  zu  zählen. 
Dald  dies  auch  nur  bei  noch  nicht  sehr 
veralteter  und  einfacher  .Hydrociele, 
ohne  Krampfaderbruch  oder  scirrhösen  Testi- 
kel)  gesehenen  kann,  fst  ohnedies  aufser  Zwei- 
fel. Da  demnach  Beobachtungen  dieser  Art 
selten^  und  beinahe  nirgends  ohne  zweifelnde 

Joam.  XXXn.  B.  5  St.  .  H 


•Jl  :  • 


-    "4    - 

Zusätze  zu  finden  sind;  so  war  auch  ich  die- 
'  ser  Meinung,  und  verdanke  die  Heilung  in 
vorliegendem  Falle  mehr  der  hartnäckigen 
Weigerung  des  Kranken^  sich  einer  auch  nur 
palUativen  Operation  zu  unterwerfen,  als  mei- 
ner voraussehenden  Hoffnung  und  zweckmä- 
fsigen  Kurmetho'de*  Ich  werde  daher  um  so 
aurrichtiffer  alle  angestellten  Versuche  erzäh- 
len, wodurch,  was  das  äufserliche  betrifit,  die 
Kur  sogar  mehrmals  unterbrochen  wurde,  bis 
ich  endlich  zum  Erstaunen  schnell  zum  Ziele 
gelangte- 

In  dem  Augenblicke,  da  ich  dieses  schreibe 
(Januar  1811.),  sind  bereits  über  16  Monate 
verflossen,  seit  ich  meinen  Patienten  gesund 
nach  Hause  entUefs,  und  erst  vor  einigen  Ta- 
gen erhielt  ich  einen  Brief  voll  des  Danks 
für  seine  Wiederherstellung,  die  zugleich  seine 
übrige,  stets  schwankende  GesuncSieit  zu  ei- 
nem ihm  seit  seinem  Leben  nicht  erinnerli- 
chen Grade  gestärkt  und  erhöht  habe«  Idi 
glaube  mich  daher  berechtigt,  nach  Verfluü 
dieser  Ze.?t,  und  bei  dieser  dauerhaften  sJlge- 
meinen  Gesundheit,  auch  auf  Bestand  dieser 
örtlichen  Kur  schliefsen,  und  diese  fieobadn 
tung  bekannt  machen  zu  dürfeifi« 

Secretair  PV.^  ein  Mann  über  4o  Jair 
alt,  ledig,  von  Jugend  auf  schwächlich,  zärt- 
lich erzogen,  und  ängstlich  fiir  seine  Gesund- 
heit besorgt,  litt  sehr  häufig  an  rheumatischea 
Übeln,  Krämpfen,  Katarrhen,  Hämorrhoide» 
und  andern  Zufällen,  die  ilm  nie  zu  einer 
festen  dauerhaften  Gesundheit  kommen  liefsen. 
Schon  in  seinem  igten  Jahre  fing  er  seine 
Laufbahn  in  einer  Kanzellei  an^  und  gewöhnte 
sich  so  sehr  an  die  Arbeit^  dafs  er  sich  kaum 
^eine  Stunde  des  Nachmittags    ("bei  heiterem 


-    u5    -. 

Wetter)  zu  einem  Spaziergange  erlaubte^  und 
oft    spät   in    die    Nacht    fortarbeitete.       Dies 
mehrte  sich  um   s'o   stärker^    als   er  Sekretär 
wurde,  und  nun  auch  mehr  eigentliche  Kopf- 
arbeit  auf  ihm  liihte.     Sein   Ehrgeiz   erlaubte 
ihm  5    trotz  seiner  schwächlichen   Gesundheit, 
nie^   etwas   liegen   an  Isiss^n^    und   dies  alles 
arbeitete  er^  theils  wegen  seines  kürzen  Ge* 
sichts^    theils    um    seine    Brust    zu    schonen, 
stehend.  Hierin  scheint  mir  auch  der  Haupt- 
grund  der   Entstehung    seiner   Hydrocele    zu 
Kegen^  da  er  sich  nie  einer  örtlich^  Einwir- 
kung auf  die  Hoden^  durch  Druck,  Stofs,  oder 
auf  irgend  eine  andere  Weise  erinnern  konn- 
te ;  seine  Geschlechtstheile  weder  durch  Selbst- 
befleckung noch  Ausschweifungen  in  der  Liebe 
im  geringsten  geschwächt,    er  sogar  nie  häu- 
figen Pollutionen  unterworfen  war» 

Vor  einigen  Jahren  wurde  er  aus  deinem 
damals  noch  bestehenden  väterlichen  Hause, 
wo  vier  unverheirathete  Männer,  der  Vater 
als  Wittwer,  ipit  drei  Söhnen,  die  alle  das 
dreifsigste  Jahr  längst  überschritten  hatten, 
ein  einfaches,  zufriednes  Leben,  alle  ängstlich 
besorgt  für  der  Ändern  Gesundheit,  gegenwär- 
,  tiger  Kranke  aber  stets  der  schwäcnlichste, 
geführt  hatten,  mit  seiner  Kanzellei  in  eine 
la  Stunden  weit  entfernte  Stadt  versetzt,  und 
so  zum  erstenmale  sich  selbst  überlassen*  Hier 
änderte  er  nur  in  so  fern  -  seine  Lebensart, 
als  er  des  Mittags  aufser  dem  Hause  speiste^ 
sidi  etwas  mehr  Bewegung  machte,  und  hie 
und  da,  gleichsam  gezwungen,  in  mehr  auf- 
heiternde Gesellschaft  kam'.  Seine  Arbeitsam- 
keit, mit  der  Art,  sie  zu  Verrichten,  blieb  die 
nämliche  ^  nur  dafs  er  nach  der  jetzigen  Ein- 
theilung   der  Arbeit   in   Fächer^   bald   wenig 

H  a 


—    ii6    — 

bflld  iibermäfsig  viel  zu  arbeiten  hatte,  je  nach- 
dem gerade  Gegenstände  seines  Faches  ver- 
handelt wurden. 

Seine    Ciesundheit   hatte    hiebei,    da  bei 
milderer  liiift  an  seinem  jetzigen   Wohnorte 
ihn  wenig  rheumatische  Zufalle  plagten,   bei- 
nahe 3  Jahre  lang  kaum   merkliche  Anfedi- 
tungen  erlitten;  und  mit  Erstaunen  und  Ver- 
wunderung   entdeckte    er    daher    auf   einmal 
nachdem   er  einige  Wochen,    besonders   bei 
Bewegungen,   leichte  Schmerzen   und  Ziehen 
in   der  rechten  Lendengegend   gefühlt   hatte, 
auf  die  er  jedoch   bei  seiner  übrigen  stand- 
haften  Gesundheit  wenig    achtete,    eine  un- 
schm erzhafte,    sehr   merkliche    Vergröisening 
seines   rechten  Hodens,  wofür   er    die  durch 
Ansammlung   von  Feuditigkeiten    verursachte  ^ 
Ausdehnung    der    Scheidenhaut    des    Hodens 
hielt.    Bei  dieser  ersten  Entdeckung  hatte  die 
Geschwulst  die  Gröfse  eines  starken  Hühner- 
eies   erreicht;    demolltigeachtet  entdeckte  er, 
theils  aus  Schamhaftigkeit,  theils  weil  die  Ge- 
schwulst unschmerzhaft,    und    ihm   deswegen 
noch  wenig  beschwerUch  war,  noch  unmerk- 
lich wuchs,   er  auch  noch  keinen  Arzt  genau 
kannte,    niemand  etwas  hievon,    virusch  sich 
öfters  mit  Branntwein,  und  war,  gegen  seine 
früher  bei  unbedeutenden  Kleinigkeiten  be- 
wiesene Aengstlichkeit,  ruhig;    bis  n^ch  Ver- 
lauf  von    einigen    Monaten    die    Geschwulst 
schneller  zu  wachsen  schien,  gegen  den  Bauch- 
ring  heranzusteigen,   und  durc»  Schwere  und 
Ziehen  ihm   beschwerUch    zu  werden    anfing. 
Es  waren  nun  seit  der  ersten  Entdeckung  des 
Übels  beinahe  6  Monate  verflossen,  und  folg- 
lich, das  Übel  vielleicht  schon  ein  ganzes  .Jahr 
alt.     Nun  ging  er  zu  euiem  Arzte ,  weichet 


—    n7    — 

ihn  aber  nach  gemachter  Untersuchung  zu  ei- 
nem Wundarzt  verwies,   welcher  ajs  ein  sehr 
erfahrner  Mann  bekannt  ist,  das  Übel  gleich 
erkannte,  allein  nur  wenig  Hoffnung  z^r  Hei- 
lung ohne  Operation  gab;  ja  ihn  blofs  durch 
ein  Suspensorium  mit  darein  gelegten  aroma- 
tischen Kräutersäckchen  hinhalten  zu  wollen 
schien,   bis   die  Ausdehnung  des  Hodensacks 
j^elbst  so  weit  vorgerückt  wäre,   dafs  er  be- 
auem   einen  Stj[^  machen,   und   das  Wasser 
herauslassen  könfRe;  und,  pbschon  der  Kranke 
stets  fest  versicherte,    er  würde  sich  nie   zu 
einem  Stiche,  vielweniger  zu  einer  gröfseren 
Operation   entschliefsen,    ihn    tagtäglich   nur 
von  der  nöthigen  Operation  unterhielt,  und 
sonst  ganzer  ^echs  Wochen  lang  keinen  Ver* 
such    machte.    Es    war   wohl   Kei   dieser  Be- 
handlung kein  Wunder,   dafs   durch  die  stete 
Furcht  und  Angst  über   den  endlichen  Aus- 
gang seines  Uebels,  auchseine  übrige  Gesund- 
heit mititlerweile  sehr  abgenommen  hatte ;   er 
fühlte  sich  heftig  angegri£^n,  Mangel  an  Schlaf 
und  Efslust    verminderte    seine    Kräfte,    und 
brachte   ihn    zu  dem    £ntschlufs,   Urlaub  -zu 
nehmelti  und  hieher   zu   reisen,  um  wo  mög- 
lich sich  heilen  zu  lassen.    Es  war  am  aSsten 
Julius  ,1809,   als  er  Abends  hier  ankan^  und 
gleich  Morgens   darauf  mich  rufen  liefs.    Er 
hatte   die   ganze  Nacht  nicht  geschlafen,  und 
erwartete  ängstlich  ineine  Ankunft  und  mein 
Urtheil  über  sein  ÜbeL 

.  ^  Ich  fand  den  Kranken  auf  einem  Ruhe- 
bette, blafs,  elwas  eingefallen,  mit  trüben, 
todten  Augen,  stiets  seufzend,  immer  fröstelnd, 
und  daher  ganz  in  Wolle  gekleidet,  ohne  die 
geringste  Eislust,  mit  Schmerzen  in  der  Len- 
dengegend, Drück  und  Ziehen  am  Bauchringe, 


-    ii9    - 

Gliederreifsen,  kleinem 9  mattem,  schnellem 
Pulse,  kurz,  sehr  angegrifiFei»  un4  voll  Furcht 
und  Angst  Dabei  plagte  ihi*  noch  ciiteres, 
Iarj;L;sanies  Urinlasseq,  von  stets  gerwger  Menge^ 
J3I  »iiungen,  Krämpfe,  kurz;  die  heftigste  Ner- 
ven Hypochondrie,  Bei  Untersuchung  seines 
eigen tli(hen  Uebels  fand  ich  eine  schon  weit 
Yorij^erückte  Hydrocele,  jedoch  ohne  «onsti- 
g'^n  V(^rdacht  einer  Gomplication  mit  Krampf- 
aderbruch, oder  verdorbendte  scirrhösen  Te- 
st ikel,  auf  der  rechten  SeitÄ*  Zwar  liefs  sich 
hlutfu  oben  der  Testikel,  jedoch  nur  undeut- 
lich, noch  fühlen,  pder  vielmehr  errathen,  aber 
die  (Geschwulst  war  vom  Bauchringe  an  ge- 
rerjmet  schon  über  vier  Zoll  lang,  eirund,  der 
Hoilensack  sehr  angespannt,  glänzend,  fast 
ohne  Spur  eines  Fältchens,  und  nur  bei  einem 
Drucke,  oder  Auflieben  gegen  den  Bauchring 
schmerzhaft,  Der  linke  Testikel  war  gesund. 
Aufs  er  dem  Trogbeutel,  aromatischen  Kräuter- 
säckchen,  und  hie  und  da  Waschen  mit  Brannt- 
wein war  nichts  gebraucht  worden» 

Ich  gestehe  gern,  dafs  ich  bei  diesen  Um- 
ständen keine  Hoffnung  hatte,  diese  Hydro- 
cele ohne  Operation  zu  heilen;  auf  jeden  Fall 
schien  mir  eine  Ausleerung  des  angesammel- 
ten Wassers  nothig,  wenn  an  einige  Hülfe 
sollte  gedacht  werden?  Da  sich  aber  der 
Kranke,  ehe  ich  mich  noch  äufserte,  bestimmt 
gegen  jede  Operation  erklärte,  bei  dem  Gfe- 
danken  an  einen  Stich  oder  Schnitt  schon 
ohnmächtig  zu  werden  fürchtete,  mir  über- 
dies die  erste  Indication  Herstellung  der  Kräfc 
te,  Gemüthsnihe,  Efs  -.  und  Schlaflust  des 
Kranken  schien,  und  ich  bei  vorgerückter 
Körperkraft  eher  hoffen   konnte,    ihn,    wenn 


—     119    — 

alle  sonstige  Versuche  fehlgeschlagen  wären, 

^  zu  einem  Stiche  zu  bereden;    so  gab  ich  mir 

alle  Mühe,  ihn  zu  beruhigen,  versicherte  ihm, 

:  dafs    ich  viele   Hofhiung    zur  Heilung    habe, 

dafs  aber  hiezu  natürlich  Zeit,  Mutfi,  Geduld 

und  Zutrauen  erfodert  würden,  u.  dgl.  und  er 

versprach,  sich  allen  Anordnungen  zu  unter* 

^  werfen. 

Meine  erste  Ordination  war  demnach  äus« 
,  serlich:  i)  ein  besseres  Suspensorium,  gleich- 
wolil,  da  der  Kranke  es  gern  sah,  mit  Spec 
,  aromat.  eingelegt,  und  mit  Spir.  aromat.  und 
Tintct.  opii  spl.  gelind  befeuclitet.  2)  üngCm 
hydrarg.  einer.  5ß.  Camphor.  3/*  M»  S.  Mor~ 
gens  und  Abends  die  leidende  Stelle  luemic 
einzur/'iben.  Ihnerlich:  fy»  Cort.  perui^.  se^ 
lert.  ?ß-  Coq,  c.  Aqu,  fönt.  s.  f.  adde  Fol. 
digital,  purp.  3/-  Rad.  Valerian.  syh.  Zij» 
Colat.  ^vf.  adde  Spir.  nitr.  aeth.  Z^ij\  Aqu. 
juniper.  Syr.  rad.  5  aperient.  H  ^7-  M.  D.  S. 
Alle  a  Stunden  i  Efslößel  voll.  Dabei  gut 
nährende,  leicht  verdauliche  Diät,  Wein,  und 
des  Abends  ein  Gl^isc:hen  Anisbranntwein,  an 
den  der  Kranke  längst  gewöhnt  war;  und  — 
heitere  Gesellschaft. 

lliemit  wurde  innerlich  bis  zum  Ende  des 
Monats  fortgefahren;  äufserlich  mufste  schon 
am  zweiten  Abend  Spiritus  und  Salbe,  wegen 
Wundwerden  des  Scrotums,  ausgesetzt  wer- 
den, welches  ich  einstweilen  mit  einem  Gerat 
bedeckte.  Der  Krankef  war  etwa^  munterer, 
hatte  etwas  mehr  Appetit,  schlief  auch  besser. 
An  der  Geschwulst  war  zwar  keine  Vermin- 
derung, doch  auch'  keine  VergrüfseruHg  zu 
entdecken. 


jjao     — 


Am  I.  August.  Die  Haut  des  Scrotums 
war  {»eheilt,  dor  Kranke  den  Tag  über  bei- 
nalie  ^aiiz  aus  dem  Bette;  der  Appetit,  Schlal 
Puls  besvser,  nur  war  der  Unterleib  sehr  ge- 
bl  'Jit,  und  der  Kranke  über  den  öftern  Drang 
zum  UrJnirfn  unwillig.  Ich  suchte  letzteres 
n<H'li  zu  vermehren,  indem  ich  ihm  leichten 
\A  arhliolderbeerenaufgufs  mit  Wein,  auch  mit 
etwas  Arak  zu  trinken  verordnete,  und  da- 
mit folgeudo  Vorschrift  verband  :  ^.  Cort, 
C/iin,  reg.  ?/.  Coq,  c.  -^w«  fönt,  j.  f,  aide 
FoL  digital,  purp,  Zif»  Aad^  Vaterian.  syh» 
5ß.  Colat.  ±vj.  adde,  Tinct.  aromat,  ^ß.  &jt, 
papav.  alb.  J/.  M.  D.  S,  Alle  %  öiunden 
i  Kf\löJJel  Toll.  —  ^.  Hvdrarg.  muriac.  mit. 
Gr,  /.  Alcoh.  fol.  digitaL  purp,  Gr.  iß,  Opü 
pur,  Gr.  |.  Camphor,  Gr.  fj.  Elaeosacch,  Va- 
fti^L  9/  M.  f.  pulif.  p.  dosj\  et  d^  tales  no, 
vuj,  A.  Morgens  und  Abends  i  solches  Pid- 
'ver,  Start  der  Säckchen  und  Einreibimgen 
^vurde  die  Geschwulst  bedeckt  mit  J^,  £mpL 
Cirur,^  Hydrarg  Vh  iß  Camphor.  ^f.  Ex- 
acte  mifc.    S     Täglüii  fruch  aufzulegen. 

Am  a.  August.  Der  Kranke  hatte  gegen 
MoriTen  einigemal  Diarrhoe  mit  Schmerzen  im 
Unterleihe,  und  war  daher  wieder  ängsdicher 
geworden.  Ich  liels  der  noch  übrigen  Arznei 
Tin.vt.  opii  croc,  ^j\  Aqu. .  Cinamont.  s.  i>* 
^'ß.  Extr,  hyosciam.  9ß.  beimischen,  und  als 
Abends  keine  Besserung  erfolgt^ war,  wurde 
eine  Emulsion  aus  weisem  M^csamen  und 
Mandeln  mit  Chnmillen-  und  Pomeranzenblü- 
ihenwasser  mit  Opium  gegeben.  —  Eben  so 
am  dritten,  die  Pidver  waren  ausgesetzt,  das 
Pflaster  aber  immer  frisch  aufgelegt  -worden. 

Am  4.  —  Linderung  nach  einer  ruhigen 


—     lar 


Nacht  Der  nodk  übrigen  Arznei  wurde  linct^, 
Chiiu  compös*  i{i«  Spir»  nur.  aetk.  Zip  Aqu4 
flor,  aurant.  ^y.  zugesetzt,  nach  liefen  Been-«^ 
digung  wurde  Abends  verordnet:  ^.  Coru 
peruif.  selec^.  5/.  Coq.  c.  Aqu,  fönt,  s»  /l 
adde  Flor,  aurant.  3<(^*  Flav^ed.  cort.  ejusd^ 
Ziij*  Colat.  ^vij\  add^  Tincu  opü  croc.  W^ 
j4qu.  Cinamom^,  s.  v.  Syr.  rub.  id.  iä  ^*.  iff^ 
D.  S.  Alle  %  Stunden  si  E/slöffel  voUj  und 
bei  gutem  Erfolgt  bis  zum  S»  fortgesetzte, 
-Das  Pflaster  schien  in  Vereinigung  mit  der 
5tärkenden  Arznei '  einigen  Erfolg  zu  haben^ 
da  der  gespannte  Hodensack.  aiKing  faltiger 
zu  werden;  übrigens  war  die  Minderung  dec 
Geschwulst  an  sich  noch  kaum  zu  merken, 
sondern  nur  dadurch  zu  muthmaisen. 

Am  8.  '^    Alles   durchaus  besser!    ruhi-' 

\  •  7     ■ 

gere  Nächte,  besserer  Appetit  und  Verdauimg^ 
gröfsere  Munterkeit  und  Kraft;  die  Geschwulst 
hatte  wirklich  merkbar  an  Umfang  abgenom-* 
men.  Das  Pflaster  blieb:  innerlich  ein  De^ 
coct.  Chin.  reg.  mit  rothem  Enzian,  Aether 
und  Pomeranzensyrup ,  und  Morgens  und 
Abends  4o  Tropfen  von  einer  Misdbung  voa 
^  Theilen  Tinct.  Mortis  hudov.  und  i  Thei«^ 
le  Spir.  nity.  aeth. 

Am  Qten.  Das  Pflaster  mufste  .wegen 
Wundwerden  der  Haut  des  Scrotums  auf$ 
neue  abgenommen,  und  dafür  ein  linderndes, 
austrockjoende^  aufgelegt  werden« 

Die  Besserung  hält  Bestand;  allein  die 
Haut  des  Hodensacks  mufste  geschont  wer» 
den,  und  erst  am  i3ten  konnten  aromatische 
Krälitersäckchen  mit  Kampher,  mit  gutem 
Branntwein   angefeuchtet,    aufgelegt   werden, 


y\'ährend  dessen  die  Arznei  nur  viermal  desTa- 
^es,  die  Tropfen  in  verstärkter  Dose  genom- 
men wurden»  ' 

Am  iG,  war  der  Hodensack,  gänzlich  g^ 
heilt;  die  Hqut,  die  sich  stark  um  den  Tag 
fiir  Tag  merklidier  schmelzenden  Hoden  zu- 
sammenzog, war  etwas  verdickter,  als  gewolm- 
lieh,  der  Fähen  sehr  viel.  Der  Kranke  rieb 
nun  wieder  Üngt,  hydrarg.  ein.  a  Tbeile, 
und  Un^t,  ditaitah  purp,  i  Theil  des  Tages 
zwei-  bis  dreimal  ein,  nahm  statt  aller  Arz- 
nei täglich  viermal  5o  von  oben  gemeldeten 
Tropfen,  g^eng  fleifsig  in  freier  Luft  spazie- 
ren, und  nahm  bei  dem  besten  Appetit,  Ver- 
dauung und  Schlaf  an  Kräften  und  Fleisch  znoi 
Erstaunen  zu. 

Am  19.  Die  Geschwulst  hatte  jetzt  um 
Äwei  Driitheile  an  Umfang  abgenommen,  fing 
nun  aber  an  langsamer  und  unmerklicher  zu 
schmelzen;  es  wurde  daher  zu  obigen  Tro- 
pfen etwas  Tinct.  digital,  aetker.  gös Azt,  und 
die  Geschwulst  mit  folgendem  Pflaster  be- 
deckt: R.  Empl.  resolu,  Schmuck,  ij,  JJngi* 
hydrarg.  ein.  5vj\  Camphor.  3/ß.  Ölei  hyos- 
ciam.  3ij\  L  a.  m,  S^  Täglich  frisch  auf* 
zulegen. 

Am  25.  hatte  hierauf  die  Geschwulst  so 
abgenommen,  dafs  die  noch  übrige  Vergrofse- 
rung  der  rechten  Seite  des  Hodensacks  eher 
der  verdickten  Haut,  als  einer  noch  zurück- 
gebliebenen Wasseransammlung  zugeschrieben 
werden  mufste.  Demohngeachtet  wurde  das 
Pflaster  mit  Ausnahme  zweier  Tage,  an  de- 
nen die  Reizung  der  Haut  wieder  Wundwer- 
den drohte,  bis  zur  Abreise  fortgesetzt.    An 


-tft  Zvj'  Aerh.  sulph^  5ij\   Sign^  Täglich  vUr* 


—     |a5    — 

^diesen  Tagen  ^wurden  Säckchen  in  da^  Sus* 
uipensorium  gelegt,  welphe  mit  lUnze  des  fein-* 
•sten  Ohinapulvers  und  f  Unze  Spec.  aromat* 
^gefüllt  und  mit  Branntwein  celinu  angefeuch- 
jtet  wurden,  Ijpnerljch  nalmi  der  Kranke 
xfy.   Tincc.  C/än,  comp»    Tinct.  Marc,  Ludöu^ 

^mal  40  Tropfen, 

•  Am  I.  September  war  die  Gesundheit 
meines  Patienten  in  einem  Grade,  ^dessen  er 
sich  nicht  erinnerte ;  die  Hodengeschwulst 
giinzlich  verschwunden,  und  selbst  die  ver- 
dickte Haut  fing  pn,  ihre  natürliche  Dicke  wie- 
der anzunehmen.  Ich  trug  daher  kein  Beden- 
ken, ihn  für  jetzt  als  geheilt  mit  folgenden 
Vorschriften  zu  entlassen; 

I )  Noch  j4  Tage  lang  das  Pflaster  des 
Nachts  aufzulegen,  den  Tag  über  aber  in  sei- 
nem Tragbeutel  2» — 3  Monate  lang  Säckchen 
mit  Alconol  Chinae  und  Spec.  aromat.  zu  tra«- 
gen;  den  Tragbeulel  selbst  aber  vor  ij  Jah- 
ren nicht  abzulegen, 

2>)  Innerlich  noch  einige  Zeit  in  abneh- 
mendfer  Do^e  Stahltinktur  mit  Spir.  nitr,  aeiher^ 
und  jedesmal  eine  Stunde  vor  Tische  eine 
Dose  von  einer  bittern  aromatischen  l^nctur 
zu  nehmen* 

3)  -Sitzend  zu  arbeiten,  und  sich  theiU 
wegen  seines  kurzen  Gesichts,  theils  wf»:;on 
seiner  ängstlichen  ßesorgnifs  um  seine  Brust 
eine  Vorrichtung  machen  zu  lassen,  fleilsig 
Bewegung  in  freier  Luft  zu  machen,  und  we-»» 
nigstens  jeden  dritten  Morfat  über  seinen  Ge-» 
sundheitszustand    überhaupt ,    und   vorzüglich 


über  die  BesdiafFenheit  seines  krank  gewes^ 
nen  Hodens  zu  sberichten. 

Und  nun  hofiPe  ich,  nach  beinahe  17  oh- 
ne den  geringsten  Anschein  von  Wiederkeh 
dieses  Uebels  verflossenen  Monaten,  mit  Grun- 
de behaupten  zu  können,  diese  Hydrocde 
glücklich  und  radical  geheilt  zu  haben. 

Ich  verpflichte  mich  jedoch,  im  Fall  spä- 
ter ein  Anfall  wiederkehren  sollte,  ihn  eben 
so  aufrichtig,  als  ich  die  Behandlung  vorge- 
tragen habe,  bekannt  zu  machen. 


l 


^    laS    — 


VI. 

Kurze    Nachrichten 

und 

Auszüge. 


Das  Jenner* s^  Fese. 

I  Jen  i4*  Mai  dieaea  Jahres  würde  zum  eratenval  hier 
in  Berlin  der  -grolae  Tag  gefeiert,  an  welchem  zu- 
erst die  Schutzpockenmaterie  in  die  menichlich« 
Natur  ühtrgetragen ,  und  dadurch  der  Grund  zur  Be-r 
freiung  der  Menschheit  von  einem  ihrer  fürchterlich» 
•ten  Feinde  gelegt  wurde.  Wenn  irgend  ein  Tag  es 
verdient*  so  verdient  es  dieser.  £s  ist  ein  Fest,  was  die 
ganze  Menschheit  feiern,  und  was  in  unserm  Ka* 
lender  eine  neue  Zeitrechnung  beginnen  sohlte,  so  gut 
wie  die  Erfindung  derBuchdruckerkunst  und  des  Schiels* 
pulvers,  und  gleichsam  als  Ersatz  der  lautem.  —  Mehr 
als  hundert  Aerzte  und  Wundärzte  hatten  sich  zu  die- 
sem Feste  versammelt^  und  die  Regierung  verherrlicht« 
die  Feier  des  Tags ,  gewifs  auf  die  zweckmäisigste  Art  — ^ 
durch  VervielßiltiguDg  seiner  Wohlthaten  -*  indem 
nemlich  loo  armen   Kindern  unentgddiich  die  Schutz* 


3ßt  diesem  Simokw  det  Joummis  wird  mtugegShent 

'Bibliothek  der  prcictischen  Heilkunde.  Fünj 
und  zwanzigster  Band.  •  Fünftes  Stück  ^ 

I  n  h  a  l  t* 

m 

Jf  J/.  F.  j^utenrieih,  Fersuche  für  die  praktische 
Heilkunde  aus  den  kiifäsehen  jinstaiten  'von 
Tubingen,  l.  Band.    (Beecklu/s») 

K,  G,  Schmal s ,  Versuch  einet  medizinisck' 
chirurgischen  Diagnostik  in  TabeUetu 


Journal, 

t 

der 

practischen   Heilkunde 

^  herausgegeben 

▼  on 

C.      W.     H  u  f  e  1  a  n  d, 

Rönigl.  Preufa«  Stattaratb,  Ritter  äes  rothen  Adler- 

Ordent    dritter    KleMOf     wirkl.    LeibatBti     erttem 

Arat  der  Charit^»  Mitglied   der  Academie 

der  WiNenschAfteii  etc« 

'   und 

K.     H  i  m  1  y,  . 

Profeisor  der  Medisin  su  GöttiDgen,  Oirector 
des  klinisohen  Institute  ete. 

% 


Orau,  Freund,  üi  alle  Theorie, 
Doch  grün  de»  Lebens  goldner  Beaun* 
I  '  Göthe. 

»—■————— ———1  ■  — — *— ■!!  I  I  — I 

VI.  Stück.  Junius. 


Berlin  iß^i*  .    ' 

In  Gomn^nion  der  Reälscbd-Budihendhxn^. 


»      / 


t 


Erster   Jahresbericht 
des     Königl.     Poliklinischen     Instituts 

der   Universität    zu  Berlin 

vom  Jahre  i8ia 
töni 

Herausgeber. 


Uen  etsten  Februar  tQio  wurde  das  Poli- 
klinische Institut  der  Universität  zu  Berjin  er- 
üflFnet,  und  ich  fange  hierdurch  an,  den  Er- 
sten Jahresbericht  davon  abzustatten.  Oef* 
fentlich  Rechenschaft  zu  geben  von  dem,  was 
in  dieser  Anstalt  geleistet  worden,  scheint  mir 
Pflicht  gegen  die  Regierung,  die  sie  so  grofs- 
müthig  unterstutzte,  gegen  das  Publikum^  das 
ihr  seih  Zutrauen  schenkte,  und  gegen  die 
Wissenschaft,  der  wir  dienten,  um  ihr  das  dan- 
zubringen, wa$^  sich  auf  unserm  Wege  ihr  an<^ 
gehörendes  fand«,  * 

Joiiro.  XXXlt  B.  6.  St.  X 


Durch  die  Gnade  des  Königs,  und  die 
von  ihr  dem  Institute  auf  imtner  zugesagte 
Wohlthat  der  freien  Median,  durc^h  diethätige 
Vorsorge,  die  das  Curatorium  der  UniTeisitäl 
und  das  Armendirektorium  der  Anstalt  schenL- 
ten,  wurde  es  tnuglich,  dafs  in  dieten 
nicht  ganz  ein  Jahr  umfassenden  Zeitrann 
*^a  Kranke  behandelt,  und  714  gehdt 
wurden.  Gestorben  sind  5'»  (folglich  der  igt«; 
und,  wenn  wir  die  Augenkranken  abrechniA 
der  i3te)  abgegeben  39,  nicht '  geheilt  4f 
Nicht  blos  mit  freien  Arzneien,  sondern  aack 
wo  es  nöthig  war,  mit  guter  Nahrung,  Hob, 
und  mit  Geldzuschiissen  aus  der  poliklinisdia 
Kasse  und  den  Beiträgen  der  Studirenda 
yrurden  diese  Armen  unterstützt. 

Es  sind  jS  junge  Aerzte  unterrichtet  nn' 
3a  thätig  zur  Ausübung  der  Heilkunst  ange- 
führt worden.  —  Alle  Kranke  sind  swff 
von  den  Studirenden- gesehen,  genau  ezami- 
nirt,  und  ihr-  Kurplan  ent\forfen  wordes. 
ab'er  nur  die  instruktivsten  sind^  der  Ver- 
fassung gemäfs,  ihnen  zur  besondem  B^ 
handlung  und  zum  Studium  übergeben  wo^ 
den,  so  dafs  jeder  nicht  mehr  als  4»  ^^ 
stens  6  zugleich  zu  besorgen  hatte,  dabei 
aber  \on  Ij&x  vql  X^lt  ^echselte^  um  ve* 


■  '         K  ^ 

nigsten^  von  jeder -iCrai^heitsklAtse  eulen  FaH 
recht  genau  zu  beobachten.  Die  übrigen  sind 
von  beiden  geschickten  und  thätigen  Assisten- 
ten,  Hrn.  D.  Osann  und  D.  Unger^  behaad^Il^ 
und  von  den  merkwürdigsten:  Resultaten  Be- 
rieht  abgestattet  worden.  —  ..  Chirurgische 
Kr^ke  ^wurden  unter  Leitung  des  Vorste- 
hers dieses  Theils  der  Anstalt,  Hrn.  Doctor 
Bernstein,  97  besorgt,  iznd  davon  56  geheilt. 
Operationen  sind  xo  vorgefallen  und  alle 
mit  glücklichem  Erfolg.  — r  So  hat  das  Insti- 
tut seinen  zweifachen  Zweck,  wohlthätige  Hül- 
fe ftir  die  nothl  eidenden  Armen  und  Bildung 
junger  Aerzte,  erfüllt.  Und  auch  dem  dritten 
den  jede  solche  Anstalt  sich  setzen  mufs^  Er-  ^ 
Weiterung  und  Vervollkommnung  der  Kunst, 
ist  nach  Möglichkeit,  und  so  viel  es  die  Na- 
tur der  Sache  erlaubte,  nachgestrebt  worden;  ' 
Berichtigung  der  Diagnose,  Erforschung  der 
Ursachen  und  des  Kärakters  der  Krankheiten^^  . 
Aufsuchung  neuer  Heilwege  in  schwierigen 
Fällen,  Erweiterung  und  Vervollkommnung 
/der>  alt^  diefs  waren  die  Hauptgegenstände. 

Auch  wurde  möglichst  fiir  Ersparung  der 
Arzneikoe(ten  und  Verhütung  alles  Misbrauchs 
gesorgt,  indem  nur  denen,  welche  ein  von 
dem   Armendeputirten  beglaubigte«  Zeugni% 


1 


ihrer    Amuth     vorzeigten,     freie     Arzneien 
gereicht,  stati  ausländischer  und  theurer  immei; 
wo  es  nicht  das  Heil  des  Kranken  unumgang-^ 
lieh  federte,  inländische,  und  wohlfeile  Mittel 
gegeben,  die  wohUeile  Form  der  theuren  vor- 
gezogen,  und  gewils  die  Hälfte  aller  Rezepte 
in,  unsrer  eigenen  Apotheke  bereitet,  also  ät 
Bereitungskosten  erspart  wurden.  Kranken,  (üe 
zu   den   verschämten  Armen  oder  zu    solcha 
gehörten,  welche  zwar  während  der  Gesuui 
heit  noihdürftig   zu  leben  haben  ^    und  folg- 
lich  kein   Armenzeugnifs  erhalten,    aber,  so^ 
bald  Krankheit  ihren  Erwerb  hemmt,   hülfloi 
sind,    wurde    die  Arznei    aus    der    kliniscfaeii 
Kasse    von    den    Beiträgen    der    Studirenda 
bezahlt  -^  Rechnen  wir  dazu,  dafa,  wenig  aa* 
genommen,  aoo  unsrer  Kranken  aufserdem  ii 
die  Charit^  gekommen  wären,    und  dadurdi 
dem  Armenwesen  die  Kosten  der  Verpflegung! 
erspart  wurden,  so  würde  es  leicht  zu  berede j 
nen  seyn,  dafs  der  Staat,  aufser   dem  grofsa 
Vortheile,  den  es  für  das  physische  und  mo- 
ralische Wohl  der  Kranken  bat ,  wenn  sie  i« 
Kreis   ihrer  Familien  geheilt  werden ,  auch  ifl 
Absicht  der  Kosten  dadurch  eine  bedeutende 
Ersparung  gemacht  habe. 

Den  Ei£er  und  Fleiü  der  praktizirendeo 


i 

Mitglieder  kann  ich  nicht  genug  r&hmen.  S% 
erfüllten  redlich  die  Pflichten,  die  sie  der 
Menschheit  und  der  Wissenschaft  schuldig 
waren,  und  ich  darf  hoffen,  dals  nicht  blosf 
ihr  medizinisches  Wissen  vermehrt  und  ge- 
ordnet,  sondern  ihr  Geist  mit  dem  Sinn^ 
wahrer  Heilkunst  und  der  von  ihr  unzertrenn- 
lichen Humanität  erfüllt  worden  ist,  Jeder 
;siah  sich  als  wesentlichen  Theil  des  Ganzen  ^ 
an,  und  handelte  in  diesem  Sinne.  Der  Kon- 
stitution gemäfs  übernahmen  iminer  vier  Mit- 
glieder die  Sekretariatsgeschäfte,  die  hier  be- 
sonders genannt  zu  werden  verdienen,  es  wa- 

-.  ren  die  Herren  Dr.  Bulla ^  Bremer^  Busse ^ 
Fuchs^  Theine^r,  und  Hr.  Beier. 

Ueberdiefs  übernahm  jedes  Mitglied  eine 

^  Krankheitsklasse  zum   genauen  Studium    und 
zur  halbjährigen  summarischen  Uebersicht  *)* 


t)  Dm  Schema,  was  2U  diesen  halbjährigen  Uebersick- 
ten  vorgeschrieben  wurde,  war  folgendes: 

I.  Die  Kranken  einer  Klasse  von  den  leuten  sechs 
Monaten  werden  zusammengesteUt,  nach  Namen* 
Alter,  Karakter  u.  s.  w. 

3.  £s  wird  summarisch  angegeben,  welches  Alter, 
.welches  Gewerhe  und  welches  Geschlecht  am  häu- 
figsten an  der  Krimkheit  litt;  auf  welche  Veranlas- 
sung sie  am  häufigsten  entstand. 

3.  Ihre  Datf«r  im  Allgemeinem, 


—     8      ^ 

liier  nur  eine  flüchtige  Uekersicht  dessen, 
Wfts  über  die  Krankheiten  und  ihre  Behand- 
lung im  allgemeinen  lu  bemerken  war. 

Dies  Jahr  gehörte  im  Ganzen  zu  den  ge- 
sunden« Die  Mortalität  war  geringe,  keine 
bösartigen  Epidemien  herrschtenr  Dfer  Baro- 
meterstand war  im  Durchschnitt  mehr  hoch 
als  niedrig,  der  Wind  mehr  ösdich,  dieTera- 

4*  Ihr  Karakter,  besonders  bei  fieberhaften  Krank« 
lieieen, 

5«  Ob  uDgewöbnlicha  Symptome*  oder  manche 
gewöbnlicbe  TorjfugUcb  und  ausgeeeiclmet  Torks- 
men. 

6.  Ob  und  welche  Uebergänge  der  Krankheitea 
vorkamen,  Metastasen,  MecaschematiimeOf  Kriaefl» 

7.  Welche  Mittel  im  AUgenteinen  gebraucht  vrur- 
den,  biet  namentlich  angeführt^  aber  klaaaificift  mit 
dem  Erfolg ,  besondere  Wirkung  der  Mittel j  ünge- 
wöhnliihe  Dosen,  Verbindungen«  AnYrendovgpartao, 
Versuche  mit  neuen  Mitteln» 

Q.  Der  Ausgang  im  Allgemeinen,  wie  viel  geheilt, 
gestorben  f  und  an  welcher  Todesursach. 

Die  einzelnen  Krankheitsklassen  sind :  Akute  Fie« 
her.  Lokale  Entzündungen,  Wechselfieber«  Nenreo- 
kraftkheiten,  Abssehrungen,  Wassersüchten»  Haut» 
krankheiten,  ProQuyien,  Suppressionen,  Rheumatii- 
nien  und  Katarrhe,  Skrophelkrankheit  und  RackU 
tlt.  Venerische  Krankheiten,  Weiberkrankheitea» 
Vacciuation,  Augenkrankheiten,  LokalkrankheiteS; 
Ghirurgi«che  Fäll«  und  Kinderkrtnkheitea« 


-      9      - 

perätur  anfangs  kühl,  nachher  mäfsig  warm« 
Besonders  merkwürdig  war  der  Karakter  der 
Trockenheit,  die  mit  des  Sommers  Anfang  ein« 
trat  und  noch  jetzt  fortdauert*  Der  Karakter 
der  Constitution  war  vorherrschend  entzünd- 
lich, dabei  rheumatisch,  gastrisch,  mit  vorzüg- 
licher AfBcirbarkeit  des  Halses  der  Respira« 
tionsorgane  und  der  Haut.  Epidemisch  herrsch-  . 
ten,  'in  der  ersten  Hälfte  noch  die  Wechsel- 
fieber, die  schon  seit  anderthalb  Jahren  ste- 
hende  Krankheit  gewesen  Wären,  und  offen- 
bar durch  den  Eintritt  der  anhaltenden  trocke- 
nen Witterung  beendigt  wurden,  so  wie  sie 
durch  die  Feuchtigkeit  der  Torhergehex^den 
Jahre  begründet  gewesen  zu  tejn  .schienen; 
in  der  zweiten  Hälfte  des  Jahres  ^e  Masern- 
krankheit so  häufig,  wie  fast  noch  nie,  auch 
der  Keichhusten«  Die  Ruhr  herrschte  nicht , 
epidemisch* 

An  acuten  Fiebern  ohne  vorwakende 
LokalaiFektion  waren  57  in  der  Behandlung, 
meistens  gastrischen  oder  katarrhalisch -rheu- 
matischen Karakters,  14  amTjphus,  4  ^^i  Kind- 
bettfieber«  —  DieBrechmittel  im  Anfange  wareH 
bei  allen  Fiebern  von  einiger  Bedeutung  wohl«»^ 
ihätig.  Uebrigens  war  die  Behandlang  dem 
Karakier  des  -Fiebers  und  deyi  entfernteA  Ur- 


*  % 


— •     id     — 

Sachen  angemessen  ^  im  Gainzen  emfadi  uni 
mehr  antiphlogi^tisdi,  auf  Beförderung  de 
Darm-  und  Hautluise  hingerichtet;  beim  Ner 
venfieber  anfangs  nur  gelind  reizend ,  ja  ii 
einigen  Fällen  kühlend  und'  herabstimmenc 
und  erst  bei  höherm  Grade  der  Schwad 
stärkere  Excitantia  anwendend.  Der  Erfd] 
rechtfertigte  die  Behandlung;  es  starb  an  da 
gewöhnlichen  Fiebern  keiner^  von  Typhus- 
kranken  nur  zwey.  -—  Besonders  merkwür- 
dig war  der  Fall  eines  Knaben,  der  eina 
Typhus  mit  den  heftigsten  Delirien  und  Kopf 
schmerzen,  sehr  angegriffenes  Nefvensysten 
und  dabei  eine  noch  bedeutend  erhöhte  Irri- 
tabilität des  Gefafssystems  hatten  und  bl« 
durch  Schwefelsäure  und  Opium  in  Verbin- 
dung der  äufsern  Ableitung  durdi  Sinapism« 
geheilt  wurde.  —  Das  Kindbettfieber  zeig» 
uns  deutlich  die  Verschiedenheit  seines  Ka 
rakters.  In  einem  Falle  thaten  Aderlässe,  ii 
dem  andern  Brechmittel  mit  untermischtei 
Nervenmitteln,  die  erwünschteste  "Wirkung 
und  die  Kranke  war  schon  beinähe  herge 
stellt,  als  sie  sich  durch  Ueberladung  und  Er« 
kältung  ein  tödliches  Rezidiv  zuzog»  Beim 
entzündlichen  Kartkter  war  nach  einmaligem 
IderMs  die  lokale  Blutentziehung  durch  bin- 


—     II 


tige  Schröpfkopfe  auf  den  Unterleifr  viel  sicher 
rer  und  wirksamer,  als  die  Wiederholung 
der  ailgemeinen  Aderlässe, 

An  Lokalenczünduhgen  litten  36  Kranke. 
Die  häufigsten  waren  Lungen-  und  Halsent* 
Zündungen,  der  Karakter  fast  durchgängig  rein 
sanguinisch,   die  Veranlassung  Erkältung,   die 
Hülfe  allgemeine  und  örtliche  Aderlässe,  Ve* 
sicatorien,  Nitrum  mit  Antimonialinitteln,  dann 
Calomel  und  Senegä,  auch  Opium,  wenn  nach 
gehobener  sanguinischer  nervöse  Entzündung 
zurückblieb.      Sehr   wirksam    zeigte    sich    bei 
pleuritischen  Brustentzündungen  im    Anfange 
die  Methode^  ein  reichliches  Aderlafs  am  Arm 
zu  machen,   und  gleich  darauf  ein  Vesicato^» 
rium  auf  die  schmerzhafte  Stelle  zu  legen.  7— 
Bei  Magen-  und  Darmentzündungen    warem 
nächst   den  nöthigen   Blutausleerungen,    Um- 
schlägen, Bädern,  Klystiren,  Emulsionen  von 
frisch    ausgeprefst^m    Mandel-  oder    Mohnöl 
mit.Extr.  JHyoscyami  (alle  Stunden  zu  einem 
halben  Gran,  auch  mehr)  von  trefflichem  Nut- 
zen. 

An  WecluelfieSern  waren  67*  in  der  Be- 
handlung. Die  gröfste  Menge  war  vom  Mära 
bis'  zum  August,  wo  die  Zahl  auffallend  »b- 
nahm,  und  sidi  im  Herbst  ganz  verlor.    Die 


-T-         IS         — 

meisten  vom  zehnten  bis  zum  Tiena^ten  lak 
Te  --^  mehr  vom  männlichen  ab  wcdbliches 
Geschlecht.-^  Die  Krankheit  herrtdite 
seit  einem  Jahre  so  epidemisch,  wie  sie  lan^ 
nicht  geherrscht  hatte ,  und  fast  ^  durch  dai 
ganze  nördliche  Europa  verbreitet.  Die  Grund- 
ursache war  also  die  epidemische  Konstitudoi 
der  Atmosphäre,  die  nächsten  Veranlassungei 
waren  Erkältung,  oder  Magenüberladung,  oder 
Gemüthsbewegung.    Mehrere  male  waren  « 

Nachkraukheiten   der   Nervenlieber.   Die 

Dauer  wälirend  der  gehörigjBn  Beluuidlung  w« 
bis  sechs  Wochen,  vorher  hatten  sie  zuwei- 
len fünf  bis  sechs  Monate  gedauert.  -—  Mi- 
Jigne  Symptome  kamen  nicht  vor,  in  emea 
Fall  erschien  mit  jedem  Paroxjsmus  ein  bii- 
senartiger  Ausschlag,  bei  einem  andern  (fc 
Gelbsucht,  bei  einem  dritten  Rheumadsmii^ 
— *'Der  Karakter  war  in  der  Regel  jierroi' 
rheumatisch.  Daher  die  wii4uamste  Kur, 
ein  Brechmittel,  dann  bei  noch  vorband 
Materialreizen  oder  noch  nicht  reinen  Inter- 
missionen,  Salmiak  oder  Spiritus  Mindereii 
hierauf  fiebervertreibende  Mittel.  Das  ha* 
figste  und  wirksamste  war.  die  China.  facÜM 
Pharm.  Paup.-  in  Substanz ,  eine  Unze  in  iß 
£eber&eiexi  Zeit.    Mit  ihr  allein  wurden  i^ 


.      -    15    - 

vollkommen  geheilt,  worunter  sich  einige  sehr 
hartnäckige  Quartanfieber  befanden.  Die  an- 
dern wurden  mit  Belladonna,  Chelidouiumex- 
trakt,    bittern  Mandelnemulsion,    nur  wenige 

* 

mit  China  regia,  deren  wir  unjs  immer  statt 
der  gewöhnlichen  China  bedienten,  hergestellt» 
In  den  hartnäckigsten  Fällen  half  die  Königs- 
rinde zu  I  Unze  mit  4  ~*  6  Gran  Belladonna 
in  der  Zwischenzeit;  einmaf,  wo  selbst  China 

,und  Opium  vergebens   war,    bewirkte  Bella- 

• 

donna  allein  die  ganze  Kur;    einige  mal,  wo 
auch  di^s  vergebens  war,  das  Chelidonium- 
extract  bis  zu  än^  halben  und  ganzen  Unze 
in  der  fieberfreien  Zeit«    In  einem  Fall  wo  das 
Fieber   als  Nachkrankheit    des  Norvenfieber» 
^erschien,    äufserst   hartnäckig  -  und  -schon   in 
Kachexie    übergehend    war,    half  ein   kräfti- 
ger Gebrauch  der  Gascarille  mit  Eisen.     Bei 
Kindern  war  die  bittere  Mandelemulsion  von 
X  bis  2  Drachmen  mit  i  Drachme  Extr;  Cen^ 
talir.  immer  vor  demParoxjsmus  das  angenehm- 
ste unJ  hülfreichste  Mittel.     Fünf  Sechstheil 
-wurden  ohne  China  geheilt^  und  nur, ein  Sechs- 
theil bedurfte  ihres  Gebrauclis.  -^  Durch  obi- 
ge Mittel  sind  alle  Wechsel&eber,  die  uns  zur 
Behandlung  kamen,  glücklich  geheilt  worden^ 
wir  hatten  also  nicht  nöthig,  zum  Arsenik  zu 


-    i4    — 

greifen,  wIIrdcMi  es  ajich   nie    getlian   haben, 
da  es  unumstöfsHcher  Grundsatz  unsers  Insti- 
tuts ist,    nie   von    diesem     gefährlichen   und 
in  seinen  zerstörenden    Wirkungen  noch  gar 
nicht  zu  berechnenden  Mittel  innerlichen  Ge- 
brauch zu  machen,  und  schon  der  BegnfT  ei- 
nes  Instituts,    welches  junge    Leute    zu   vor- 
sichtigen und  gewissenhaften   Aerzteu  bildai 
soll,  mir  dieses  Mittel  auszuschliefsen  schemt 
Die  Zahl  der    an   Hautkrankheiten  lei- 
denden   betnig    90.   —     Unter    den    akuten 
waren    die  häufigsten,   die  Masern*     Das  Ifr 
stitut    hatte    daran    äo    Kranke    in    der  Be- 
handlung,   meistens   Kinder  zwischen    i  imi 
10    Jahren.      Lange   hatte    man     hier    keine 
so  allgemeine  Epidemie   gesehen ,     und  aucl 
Erwachsene  wurden  häufig  befallen.     Ihr  Ka» 
rakter    und    Verlauf   war    im     Ganzen    eifi- 
fach  und  gutartig;  einfache  diaphoretische]!^ 
tel,  einige  Wochen  lang  fortgesetzte  Abwa^ 
timg,  erst  im  Bett,  dann  im  Zimmer,  und  zuo 
Schlufs    einige  Merkurialabfiihrungen,    wareo 
hinreichend,  die  Krankheit  gliicklicJi  zu  endi- 
gen und  alle  üblen  Folgen  zu   verhüten.    Id 
der  Regel  erhielten  alle  im  Anfange,  auch  zu- 
eilen später^  ein  Brechmittel  ^  und  auffallend 
r  die  gute  Wirkung,  die  solches   auf  des 


I 


—     i5     — 

> 

^ten  Verlauf  der  ganzen  Krankheit  hatte* 
Die  Mortalität  war  äufserst  geringe,  und  im- 
mer waren  nur  zufällige  Ursachen,  Erkältung 
oder  Zahnreiz,  Ursachen  des  Todes.  Sehr 
merkwürdig  war  ein  Fall,  wo  durch  Erkäl- 
timg der  Ausschlag  unterdrückt  wurde,  und 
das  Kind  hierauf  in  ein  Fieber  mit  soporösem 
Zustand  und  allen  Zeicheh  des  Hydrops  Ce- 
rebti  verfiel,  welches  14  Tage  anhielt,  und 
dann  erst,  nach  Anlegung  von  Blutigeln  und 
Vesicatorien  am  Kopf  und  reichlichem  Ge- 
brauch des  Calomel,  Zink,'Digitalis,^  Moschus 
und  Opium,   mit  einem  neuen  Ausbruch  von 

I 

Masernflecken  (Morbilli  secundarii)  glücklich 
endigte.».—  Die  Röceln  wurden  nun  völlig 
entschieden  als  eine  Abart  des  Scharlachs 
(Scarlatina  pustularis  s.  miliaris),  erkannt, 
worin  auch  .  der  gröCst^  Theil  der  B^liner 
Aerzte  jetzt  übereinstimmt.  Als  karakteristi» 
sehe  Eigens chaJften  wurden  festgesetzt,  der 
schnellere,  gleichsam  auf  einen  Wurf  gesche- 
hende und  die  Extremitäten  zuerst  und  ohne 
Ordnunff  befallende  Ausbruch  (ganz  ähnlich 
dem  Scharlach,  da  hingegen^  bei  den  Masern 
der  Ausbruch,  den  Pocken  gleich,  vom  Ge- 
sicht zu  den  Händen  un4  von  da  zu  (Jen  Pu- 
lsen aUmähjU^  fortschreitet);  die  Gestalt  der 


—     i6     — 

Flecken,   rr'jfser  und  zackJgter  vrie  bei  des 
Masern,  beschrankter  wie  beim  Scharlach,  & 
darauf  sich   KiiuCg   erzeugenden   kleinen,  oi 
den  Wasserpocken  ähnlichen  Pusteln;  die  ao- 
gin'jsen  Zufälle,    (wie  beiin  Scharlach ,   aber 
nicht  die  Augen-  und  Lnngenafiektion,  dos 
der  trockne  Keizhusten;  wie  bei  den  Masera ; 
die    Abschuppung   von  Hautstücken,    klemff 
wie  beim  Scharlach,    aber  grofser  und  mA 
kleienartig  wie  bei  Masern;     als  Nachknnl- 
heit  wäfsrigte  Extravasate  wie  beim  ScharlaA 
—  Das  Scharlachfieber  war,    ohnerachtet  i» 
Ganzen  auch  gutartiger  wie  sonst,  doch  vonwei) 
gerährlich«-em  und  bösartigerem  Karakter  i* 
obige  beide»  immer  noch,  wie  seit  j  o  Jahres, 
mehr  das  Nervensystem  als  den  Hals  angrei- 
fend, und  mehr  durch  Metatase    aufs  Gehin 
al    durch  Angina  tödlich«    Auch  hier  war  die 
beste  Behandlung,   Anfangs  Brechmittel  und 
kühlende  Diaphoretica,    denen  aber,    sobald 
der  Zustand  bedeutender  wurde,  Calomel  und, 
wenn  sich  deutUch  nervöser  Karakter  zeigte, 
Nervina  zugesetzt  wurden. 

Unter  den  chronischen  Exanthemen  kaio 

die  Krätze  bei  44  bidividuen  vor.     Nie  war 

^ie  so  frisch,    einfach  und    blos    lokal,    daß 

e  mit  bloCsen  äußerlichen  Mittebi  hätte  be- 

kxar 


—     «7    — 
handelt  werden  können,    son^ilem    entweder 
war  sie  Produkt  einer  andern,  besonders  skro- 
phulösen,  Dyskrasie,  oder  schon  so  eilige wur<-. 
^zelt,    dafs  sie   den  Mitgebrauch  innerer  und 
allgemeiner  Mittel  erfoderte.   Als  äufseres  Mit- 
tel zeigte  sich  besonders    die  weifse  Merku« 
rialsalbe,  alle  Abend  in  die  Handgelenke  ein** 
gerieben,  vortrefflich ;     sie  heilte    sicher  und 
gründlich,    und   ohne  die    üblen   Folgen   der 
ouppressibn  furchten  zu  lassen,  die  der  äufse« 
re  Gebrauch  des  Schwefels  so  leicht  mit  sich 
filhrt*    AufFallend  wurde  die  Kur  durch  den 
innerlichen    Mitgebrauch    des    Aethiops    und 
zwischendurch  gegebene  Abführungen  ron  Ja-^ 
läppe  mit    Calomel    beschleunigt«      In  einem 
hartnäckigen  Falle  half  endlich  das  Waschen 
mit  Tabacksdecoct  und  Sublimat.     Merkwür-^ 
dig  war  ein  Fall  von  unterdrückter  Krätze  bei 
3  Kind^rn^  worauf  ein  heftiger  Husten  erfolg« 
te,   der  immer  am  stärksten  wurde,  wenn  sie 
im  Bette  warm  wurden,  {eben  so  wie  die  Krätze 
in  der  Haut  dann  am  meisten  reizt,  wenn  man 
im  Bette  warm  wird,  följglich  eine  wahre  «Scis- 
bies  pulmonum^  wie  man  sich  eigentlich  söl-' 
che  Metastaton  denken. mufs)  ;    sie  erhielten 
Schwefel  mit  Antimonium,  der  Ausschlag  wur«* 
de  wieder  lierg,?steUt>  und  imi  ihm  verschwand 


—      i8      — 

auch  der  Husten*  —  Herpes,  Crusta^  fam 
wurden  in  der  Regel  durch  ^ethiops^  Gut' 
jac^  Amimonium^  Sauafrasthee^  äufserlidi  üi- 
guent.  Mercur.  alb.  und  Bäder  geheilt  Meik 
würdig  war  eine  periodische  £ssera. 

An  Blutßüssen  kamen  17  vor,  wonmM 
bei  weitem  die  meisten  weibliche  Subjectt,. 
am  häufigsten  metastatischen  oder  antagonisti' 
sehen  Ursprungs.  Bluthusten  wurde  immer  dnni 
kleinere  oder  gröüere  Aderlässe,  und  nadier 
entweder  durch  Cremor  Tart.  mit  Nitrum  oJff 
Alaun,  mit  schleimichten  Mitteln,  bald  betä- 
tigt. In  einem  Falle,  wo  es  offenbar  Folge  eiflö 
supprimirten  Kopfgrindes  war,  leisteten  kuntf- 
liehe  Geschwüre  die  besten  "Dienste.  Uebfl^ 
haupt  aber  blieb  bei  allen  hartnäckigen  Fal- 
len von  Blutflüssen  der  innere  Gebrauch  dei 
Alauns  das  beste  und  sicherste  Mittel.  B^ 
merkenswerth  war  ein  Kranker,  der  schoA 
lange  an  Blasenhämorrhoiden  mit  starkem  Blat- 
abgang  durch  den  Urin ,  endlich  Abgang  too 
polypösen  Concretionen  und  eitrigten  Schleuß 
mit  den  heftigsten  Schmerzen  litt,  und  nach 
halbjähriger  Kur  nach  dem  reichlichen  und 
langen  Gebrauch  des  Schwefels,  des  Kalkwas- 
sers, der  Uva  Ursi,  und  dazwischen  ölichter 
^4nulsionen,  mit  alle4  Wochen  an  denMastdana 


—     X9     -r' 

angelegten  Blutigeln,  geheilt  wurde.  Die  Flek- 
kenkrankheit  wurd^  durch  China  artiilcialis  mit 
Alaun  gehoben. 

An  schleimichten  und  wäfsrichten  Pro^ 
fluyien  waren  i5  in  der  Kur.  Die  Dysente- 
rie  kam  nur  sporadisch  vor,  und  war  mehren« 
theils  leicht  zu  heben«  Eine  Ldenterie  wurde 
durch  Wurmmittel,  nachher  Roborantien  mit 
Opium  geheilt»  Ein  Fluxus  coeliacus  war 
offenbar  nichts  anders  als  Folge  der  suppri- 
mirten  Menstruation,  also  eine  antagonistische 
Schleimabsonderung  des  Mastdarms,  und  wur- 
de  durch  Wiederherstellung  der  Menstruation 
und  Injektionen  Von  Kalkwasser  mit  Opium 
in  den  Mastdarm  geheilt.  —  Urininconti- 
nenz  war^4>ei  a,  Kindern  Folge  des  Wurmrei- 
9;es  imd  wurde  durch  Würmmittel  geheilt« 

An  fV  asser  anhäuf ungen  waren  ao  Kran- 
Jce  in  der  Behandlung,  und  es  bestätigte  sich  ' 
hiedurch  von  neuem ,  dafs  der  hiesige  ende* 
misdie  Karakter  weit  weniger  der  Wassersucht 
als  der  Schwindsucht  günstig  ist.  —  Wenn 
nicht  die  Krankheit  Folge  unheilbarer  Zerstö- 
rungen der- Eingeweide  war,  so  war  die  Kur 
durch  diuretische,  bald  mit  stärkenden  bald 
resolvirenden ,  zuweilen  mit  zwischendurch 
g^ebieHoft  firechmiueln,  hülfreicb. 


•M     ao     «■• 

Hauptmittel  waren,  die  Wurzel  des  Il^ 
visticum ,  zu  einer  halben  bis  ganzen  Unze  äg- 
lieh  in  Dekokt,  die  Tinctura  Scillae  kalina  Pk 
Paup.  und  die  TincL  diuret.  Ph.  P.  auA  Ca- 
lomel  mit  Opium  in  starken  Gaben  einige 
Tage  lang  fortgesetzt,  wodurch  selbst  in  i 
nem  Falle  Brustwasser&ucht  bezwungen  im' 
de.  Noch  jetzt,  und  schon  seit  einem  Jair, 
wird  eine  alte  73  jährige  Frau,  die  an  BtnA- 
und  Brustwassersucht  leidet,  durch  den  ab- 
wechselnden Gebrauch  der  Tinct.  ScilL  kali- 
na und  diuretica  beim  Leben  und  bei  sdi 
erträglichen  Zustand  erhalten.  —  Die  Gelun- 
Wassersucht  wurde  einmal  glücklich  durch  fibfi* 
igel,  Calpmel  mit  Zink  und  Digitalis,  Levisfr 
'  cum,  kalte  Umschläge,  Begiefsungen  auf  dd^ 
Kopf,  und  ein  Vesicatorium  perpetuum  i« 
Nacken,  gehoben* 

Die  Klasse  der  Abzehrungen  begriff  j) 
Kranke.  .Die  häufigste  Ursache  der  hier 
vorzüglich  häufigeii  Lungensncht,  war  ang^ 
bohme,  oft  erbliche,  Anlage,  allmähliff  duiti 
den  Fortgang  der  Zeit  und  mancherlei  oft 
unbeachtete,  nachtheilige  Einflüsse  bis  zur  1 
wirklichen  Krankheit  gesteigert ,'  zunächst  1 
aber  vernachlässigte  Katarrhe,  und  metastati-  P 
•che  Entstehung,  wo  die  Limgensucfat  niclio  1    1 


—  Ä   — 

anders  war,  als  die  Rückwirkung  und  lieber- 
tf  agung  einer  unvorsichtig  suppriöiirteji  natür- 
lichen oder  krankhaften  Secretion  auf  die  Lun-  ^ 
ge.  Vom  letztern  kamen  mehrere  merkwür- 
dige Fälle  vor;  beim  weiblichen  Geschlecht 
insbesondere  häufig  die  Unterdrückung  oder 
gehinderter  erster  Durchbruch  der  Menstrua- 
tion; bei  einer  schnelle  Heilung  eines  vieljäh- 
rigen  Fufsgeschwürs;  bei  einer  andern  schnell 
unterdrückte  Krätze.  Seltner  war  die  Entste- 
hung von  Lungenentzündung  und  Bluthusten. 
—  Unter  den  Heilmitteln  zeigte  sich  beson* 
ders  das  Phellandrium^  der  Liehen  Island«  und 
das  Oleum  Asphalti  wirksam.  Letzteres  zu  i 
bis  4  Tropfen  einigemal  des  T^ges  gegeben, 
verminderte  Brustbeklemmung,  Husten,  Fieber 
und  Schweilse,  ja  einigemal  g^zliches  Aufhö-. 
ren  der  letztem  Symptome.  Der  Liehen  leistete 
am  meisten  in  der  Form  der  Gallerte  zu  3 
Unzen  täglich,  ^ei  schwerem  Auswurf  mit  Succus 
Liquir.  oder  mit  Spir.  Ammon.  anisat.  versetzt. 
Die  Dulcamara  zeigte  sich  schmerzlindernd, 
den  Husten  vermindernd  und  die  Heilung  der 
kranken  Lunge  befördernd,  und  corrigirte 
vortrefflich  die  Wirkung  des  Liehen,  wenn 
dieser  die  Lunge  zu  sehr  reizte,  Husten  und 
Beklemmung  vermehrte,  so  wie  hingegen  der 


—        251       — 

Liehen  ihre  Schweifs  erregende-  Kraft  ii#rri- 
girte.  In  einem  Falle  bewirkte  diese  Verbin- 
dung völlige  Heilung.  Auch  lange  unterhal- 
tene künstliche  Geschwüre  auf  der  Stelle  des 
Schmerzes  oder  am  Arm  thaten,  besonders 
bei  der  metastatischen  Lungensucht,  die  sidit- 
barsten  Dienste.  Auch  die  frisch  ausgepreis- 
ten Kri^uter&äfte  von  Tussilago,  Bäocäbungen, 
Chaenefolium  und  Grafswurzel,  so. wie  der 
Gurkensaft  wurden  mit  gutem  Erfolg  ange- 
wendet. Das  Blei  zeigte  "sich  nützlidi  zu  Ver- 
minderung des  Auswurfs  der  Schweilse  und 
Diarrhoe,  die  Digitalis  bestätigte  mehrmals 
auffallend  ihre  Kraft  zu  Verminderung  des 
Pulsschlags  und  des  hektisohen  Fiebers. 

An  der  Darrsucht  (^Atroptda  infantäi) 
litten  i8  Kinder.  Leider  bestätigte  sidis  auf 
eine  grauenvolle  Weise,  dafs  diese  Krankheit 
fast  immer  die  Folge  schlechter  Beköstigung 
und  Abwartung  der  Kinder  in  den  ersten  zwei 
Jahren  des  Lebens,  und  besonders  in  Berlin 

1 

das  Schicksal  der  meisten  von  ihren  Müttera 
verlassenen  unglücklichen  Kinder  ist^  deren 
Mütter  in  Ammen-  oder  andere  Dienste  geben, 
und  sie  dann  andern  Weibern  in  die  Kost  geben, 
die  oft  sechs  und  mehr  solche  arme  Geschöpfe 
bei  sich  ha\)en%  \iixd  ^\&  unverantwordicb  ver- 


—     a5     — 

nachlässigen.  Bei  einer  solchen  Frau  fanden 
wir  sechs  solche  arme  Kinder,  in.  einem  Betto^ 
in  der  dumpfigsten  Kellerluft,  mit  Schmuz  b^ 
deckt ,  mit  nichts,  als  Kartoffeln  und  grobem 
Brod  geniihrt,  sämmtlich  am  höchsten  Grade 
der.Atrophie  leidend.  Drei  von  ihnen  waren 
nicht  mehr  zu  retten,  sie  starben  sehr  bald^ 
und  aulser  den  verhafteten  Gekröfsdriisen 
faiiden  sich  bei  der  Sektion  auch  dio. Lungen 
vereitert.  «^    Die  wirksamsten  Heilmittel  wa** 

m 

ren,  der  £ichelnka£fee,  laue  Bäder  mit  Malz, 
oder  aromatischen  Kräutern,  bessere  Nah« 
rung  und  reine  Luft  Diese  Mittel  waren  oft 
allein  schon  hinreichend,  die  Kur  zu  bewir- 
ken. Bei  hartnäckigem  Fälleh  wurden  noch 
bittere  Extrakte,  selbst  China,  audi  kleine  Ga- 
ben des  Aethiops  min.  mit  2^mmt,  zuletzt  Ei- 
sen, damit  verbunden.  Aber  der  Eichelnkaf- 
fee blieb  immer  das  Hauptmittel,  er  hob  die 
Verstopfungen,  die  Verdauungsfehler,  den  star-- 
keh-  Leib ,  und  gab  zugleich  Nahrung  und 
Kraft.  . 

-  An'üfer^enhränlAeUen  wurden  36  behan«> 
delt.  Eins  der  häutigsten  Nervenleiden  war  der 
Magenkrampf  ^  seine,  entfernte  Ursache  am 
gewöhnlichsten  lUironische  Erkältung,  Rheu^- 
matismus .  oder  Gicht.    Höchstwirksam  zeigte 


-    «4    - 

sich  dla  Verbindung  von  Magister.  Bisnrat  mit 
Extr.Hyosc,  mit  einem  milden  Aroma  oderCi* 
jeputöl  verbunden,  zugleich  äulserlich  krampt 
stillende  Salben  oder  Pflaster  —  bei  hartnakr 
kJger  Mai^engicht  noch  mit  Aconit«  Guiie 
nnd  Vesicatoiien  auf  die  Magengegend  nr* 
bunden.  In  einigen  Fällen,  wo  das  UeW 
Magenverhärtung  zum  Grunde  hatte,  tagte 
sich  Extr«  Belladonnae  mit  Aqu.  Lenoo- 
cerasi  .sfehr  wohlthätig«  —  Die  Epilepsie  km 
aiich  häufig  vor,  und  fast  immer  'wstr  dieU^ 
Sache,  wenigstens  die  Veranlassung  des  entei 
Ausbruchs^  psychisch,  heftiger  Affekt,  SchrdK» 
ken,  Aerger,  auch  der  Anblick  des  epilepti- 
schen Anfalls.  Die  Behandlung  war  theils  ail 
die  entfernte  Ursache  und  Konstitution,  theils 
auf  die  nächste,^.das  Nervensystem  selbst,  ge* 
richtet»  In  erster  Hinsicht  war  am  öfterste! 
Schwächung,  oder  Würmer,  oder  MetastaMi 
zuweilen  aber  auch  zii  grofse  Vollblütigkeiti 
zu  verbessern,  so  dafs  in  einem  Falle -wiede^ 
holte  Aderlässe  das  beste  Mittel  waren  die  Zo- 
falle seltner  und  schwächer  zu  machen  und 
die  Gefahr  der  Apoplexie  zu  entfernen*  b 
letzter  Hinsicht,  als  SpedficMim  amiepüepü' 
cum  leistete  die  besten  Dienste  unser  Pulvii 
Aiuiepilepiicus^  bestehend  aus  ZinkblumeD» 


-    aS    — 

Kupfersalmiak,  Hjoscyamusextrakt  und  Vale^ 
riana,  wodurch  die  Anfälle  bis  auf  d  •—  3  Mo» 
nate  hinaus  verhütet  wurden,  bei  manchen 
auch  noch  länger,  wovon  der  Erfolg  noch  zu 
erwarten,  da  bekanntlich  bei  dieser  Krankheit 
die  Kur  des  'Anfalls  und  die  der  Disposition 
(eigentlichen  Krankheit)  zwisi  sehr  verschie» 
dene  Dinge  sind«  Die  glückliche  Heilung  eine^ 
Kranken  durch  Trepanation  wird  zum  Schluüi 
ausfuhrlich  beschrieben.  — -*  Der  Keichhusien 
kam  als  epidemi&che  Krankheit  häufig  von 
Seine  ansteckende  Kraft  bestätigte  sidi  von 
neuem,  so  wie  seine  Stadien  und  Dauer,  die 
unter  Fünf  bis  sechs  Wochen  durdi  nichts  ab* 
zukürzen  war.  Aber  zu  Verminderung  der 
Heftigkeit  der  Gefahr  und  der  Folgen  vermoch- 
te die  Kunst  sehr  viel,  und  hier  zeigten  sich 
Anfangs  die  Brechmittel,  und  auflösende  SaU 
ze  mit  Senega ,  Meerzwiebelsaft ,  dann  die 
Belladonna  und  die  Antimonialsalbe  äufserst 
wirksam.  Zum  Schlufs  verhütete  die  Gelati« 
na  des  Isländischen  Moofses  und  China  am 
J)esten  den  beschwerlichen  Nachhusten  und 
die  Gefahr  der  Phthisis.  —  Die  Lähfhungea 
wurden  in  einigen  Fällen  deutlich  als  Folgen 
unterdrückter  Hautausschläge,  in  andern  wah^* 
rer  Nervenschw'adiie  bemerkt;    eine  sehr  be^* 


-    «4    - 

sich  die  Verbindung  von  Magister.  Bismut  mit 
£aar*  Hyosc^  mit  einem  milden  Aroma  oder  Ca- 
jeputöl  verbunden,  zugleich  äulseriich  krainp£- 
stillende  Salben  oder  Pflaster  —  bei  hartnäk^ 
kiger  Ma^engicht   noch   mit   Aconit.    Gnsiac 
und   Vesicatorien    auf  die  Magengegend  ver- 
bunden.     In  einigen   Fällen,    wo   das  Uebd 
Magenverhartung  zum  Grunde   hatte,   zeigte 
aichr  .£xtr.    Belladonnae     mit     Aqu.    Leaco- 
ceras2'4^hr  wohlthätig.  —   Die  Epilepsie  kam 
«icb  häufig  vor,  und  fast  immer  war  die  Ur- 
sache, wenigstens  die  Veranlassung  des  ersten 
Ansbruchsv  psychisch,  heftiger  Affekt,  Sdirek- 
ken,  Aerger,  auch  der  Anblick  des  epilepti- 
icben  Anfalls.    Die  Behandlung  war  theils  auf 
die  entfernte  Ursache  und  Konstitution,  theils 
auf  die  nächste^as  Nervensystem  selbst,  ge- 
richtet.   In  erster  Hinsicht  war  am  öftersten 
Schwächung,   oder  Würmer,   oder  Metastase, 
^mweilen  aber   auch  zii  grofse  Vollblütigkeit, 
zu  vei  bessern,  so  dals  in  einem  Falle  wieder- 
holte Aderlässe  das  beste  Mittel  waren  die  Zu- 
falle seltner  und   schwächer  zu  machen    und 
die  Gefahr  der  Apoplexie  zu  entfernen.      In 
letzter  Hinsicht,    als  Spedficum  antiepileptu- 
^um  leistete  die  besten  Dienste  unser  Pidvis 
VUiepilepiicus  y  be^lekead  aus  Zinkblumen, 


—     aS     — 

Kupfersalmiak,  Hjoscyamuseztrakt  und  Val^ 
riana,  wodurch  die  Anfälle  bis  auf  a  —  3  Mo» 
nate  hinaus  verhütet  wurden,  bei  manchen 
auch  noch  länger,  wovon  der  Erfolg  noch  zu 
erwarten,  da  bekanntlich  bei  dieser  Krankheit 
die  Kur  des  Anfalls  und  die  der  Disposition 
^eigentlichen  Krankheit)  zwei  sehr  verschie- 
dene Dinge  sind.  Die  glückliche  Heifun?  eines 
Kranken  durch  Trepanation  wird  zum  Srhluf» 
ausführlich  beschrieben.  — •  Der  Keirhhnsf^^ 
kam  als  epidemische  Krankheit  h-iiifi«;  '»^ 
Seine  ansteckende  Kraft  bestäriete  ^\rh  '^'^ 
neuem«  so  wie  seine  Stadien  und  f),-?!! dr- 
unter fünf  bis  sechs  Wochen  durrh  nichts 
zukürzen  war.  Aber  zu  Verminden»^'^ 
Heftigkeit  der  Gefahr  und  der  Fol 


Ten 


,.  .^«-»-r-«  r 


te  die  Kunst  sehr  viel,   und    n^r    PT-f^^ 
Anfangs  die  BrerhmittH.    ,rsA    „rt/:.^-^*-^  * 
ze  mit  Senega.    Mppr7wi^h,J„ft  -^ 

Belladonna  und   oi*»    mi«  .1 

wirksan,.     Z,.m    Sr^,,«,,     „^  .,^^^      ... 
na  des  IsJSndisrh««}    •.fr...-.;^         ,    . 
liesten  den    !je?/^wor*.'o*;^    - 
die  Gefohr  der  J'»;th><t^ 
wurden  in  e\mft<^j^  r\\\^ 
unterdriirkfer  froi,tnn...m,..^" 
rer  Nerv*»n«rhw;<rhp  ^. 


in».*^^t 


— .     a6     — 

(räcbtlicbe  Lähmung  der  untern  Elxtremitä- 
'ten,  blos  Folge  zu  häufiger  Ausschweifun- 
gen ^  wurde  völlig  durch  den  starken  Ge- 
brauch der  China  artificialis  und  des  £isenae- 
ther^  mit  stäjrl^enden  Bädern  gehoben.  Ak 
Ursache  der  Apoplexie  kamen  heftige  Ge- 
müthsbeweguDgen  und  gastrische  Ursachen 
vor;  im  letztern  Falle  leisteten  Brechmittd  die 
trefflichsten  Dienste.  Als  Nervenbelebeade 
Mittel  zeigten  sich  besonders  Arnica,  Cam- 
pher, Rhus  und  Phosphor  wirksam,  wovon 
unten  ausführlichere  Nachricht  gegeben  wer-« 
den  wird;  äufserlich  das  Unguentuoi  nervi- 
Bum  Ph.  P. ,  das  Petroleum,  die  Vesicatorien 
und  Electricität. 

Die  Skrofelkranhheit  ist  zwar  hier  auch 
häufig  unter  den  Kindern,  doch  nicht  so  häu- 
fig, wie  man  sie  an  solchen. Orten  sieht,  wel- 
che feuchte  Lage  und  enge  Strafsen  haben. 
Die  Hauptmittel,  durch  welche  wir  in  den 
meisten  Fällen  glücklich  heilten,  wenigstens 
die  Symptome,  Ausschläge,  Augenfehler^  Drü- 
sengeschwülste, beseitigten,  waren  Eichelnkaf- 
fee,  Aethiops  (gewifs  das  Merkurialpräpa- 
rat,  was  für  Kinder  am  passendsten  ist,  und 
am  längsten  ohne  Nachtheil  fortgesetzt  wer- 
den kann))  Bacryta  muriat.,  Sassafrasthee,  Bä- 


-,      37      - 

der.  — *  Bemerkenswerth  war  der  Unterschied 
der  beiden  Hauptformen  dieser  Krankheit^  der 
äufsem  und  innem,  der  sich  mehrmals  deut« 
lieh  offenbarte.  Erschien  die  äufsere  SkrofeU  ' 
krankheit  in  Ausschlägen,  Augenentzündun«* 
gen,  Driisenknoten  etc.,  so  war  das  innert' 
Befinden  gut.  Verschwand  jene,  oder  erschien 
sie  gar  nicht  bei  voriiandener  Grundursache^ 
so  bildeten  sich  Skrofeln  der  Longe  (Phtßii» 
sis  cuberc»)  oder  des  Unterleibes  (^Atrophia 
mesenter.),  oder  Schleimsucht  der  Lunge,  dea 
UnterILeibes ,  Pseudorganisationen  der  Einge- 
weide ^c.  aus.  Selbst  Hydrops  Cerebri  schien 
^  zuweilen  nidits  als  eine  skrofulöse  A£Fektion 
des  Gehirns  zu  seyn,  und  alternirte  mit  äus«^ 
Sern  Skrofeln. 

An  der  i^eikemrAe/i  Krankheit  wurden  16 
behandelt.  Die  Methode  war  die  gewühnli« 
che.  Doch  bei  den  hartnäckigen  und  dem 
gewöhnlichen  Gebrauch  des  JMerkurs  wider- 
stehenden Uebeln  des  Halses,  der  Knorheh 
etc.  leistete  die  Einreibung  der  Sublimatsalbe 
in  die  Fufssohlen  mehr  als  jede  andre  Mer« 
kurialanwendung.  Bei  einem  ungllicklichen 
Kinde,  von  i^  Jahren,  wo  die  Ansteckung  im- 
bewufst  *durch  den  Mund  geschehen  war,  und 
die  fürchterlichsten  Zerstörungen  im  Gaumen 


—   rf   — 

und  den  Gaamenknocfaea  bewirkt  hatte,  w« 
über  ein  halbes  Jahr  lang  aUe  Arten  you  Mer- 
kurialmitteln,  dann  das  Opium,  die  Säuren, 
die  Sabina  und  andre  Mittel  ohne  Nutzen  ge^ 
braucht  worden  waren,  bewirkte  ^etzt  idas 
greise  Mittel,  der  frisdi  ausgepreiste  Saft  des 
Gielidonium  maj.  zu  a  bis  4  Dradunen  tag« 
lieh  gegeben,  die  Besserung.  ^ 


An  Oieht  und  ^Rheumatismen  litten  ^. 
Die  Hauptniittel  waren  Guajac,  Aromonimn, 
Gampher,  Antimonialsehwefel,  Sabina,  Kalk- 
wasser, äufserlich  Petroleum  und  Vesicatorieo.  , 
Bei  der  Hüftgicht  leisteten  Catunnis  Methode 
die  wiederholten  Vesicatorien  auf  den  Lauf  des 
ischiadischen  Nerven  das  meiste.  —  Bei  zwei 
Fällen  der  eingewurzeltsten  knotigen  Gicht 
bewirkte  das  Ammonium  -  Sulphuricum  ( li" 
4fuor  Hydro  -  Sulphuricus  Beguini)  zu  a  Trop- 
fen in  X  Unze  Melissenwasser  au%elöset,.  täg- 
lich 3  bis  4  ™^1  g^g^b^]^)  bewundernswürdi- 
ge Hülfe.  Sogar  eine  gichtische  Kniegeschwulst 
mit  vielem  Schmerz  und  gänzlidier  Unbewegt 
Hchkeit  des  Knies  wurde  damit  geheilt,  wobei 
der  Krtake  endlich  bis  sa  f  Drachme  des 
fittels  täglich  stieg. 


—       99       ^ 

Bei  djsn  Kinderkrankheiten  vom  schwe^ 
ren  Zahnen  bestätigte  sich  durchgängige  dafs 
die  beste  Behandlung  die  milde  9  mehr  anti« 
phlogistische  und  die  Darmausleerung  mäfsig 
befordernde  sey,  womit  niir  bei  bedeutend 
angegrüFenem  Nervensystem  ein  schwaches  In-« 
fusüm  Valerianae  und  Bäder ,  bei  Kongestio- 
nen nach  Kopf  oder  Brust  ein  bis  zwei  Blut* 
igel,  verbunden  wurden« 

Vaccinirc  wurden  mehrere,  und  es  ist 
nun  die  Einrichtung  getroffen,  dals  jedte  Wo- 
che ein  Kind  im  Institut  geimpft  und  der  Ver- 
lauf der  Krankheit  beobachtet  wird,  damit  die 
Studirenden  nicht  blos  die  nothige  Uebung 
in  der  kleinen  Operation  erhalten,  sondern, 
was  wichtiger  ist,  die  kaVakteristischen  Kenn- 
zeichen, den  regelmäfsigen  Verlauf,'  und  liie 
Unterscheidung  der  ächten  Schutzpocken  yon 
den  unächten,  kennen  lernen« 


Ueber  die  in.  diesem  Jahre  im  poliklii^i- 
tdien  Institut  behandelten  Augenkrankheiten 
theilt  der  würdige  und  sowohl  um  die  Armen- 
als  tun  den  Unterricht  hochverdiente  Hr.  D»- 
Memmingy  als  Vorsteher  der  Aagenkliiuk,  fol- 
gendes mit: 


— .     30     — 

Unter  allen  Augenkrankheiten,  die  vom 
Febr.  bis  Ende  Decembr.  1810  im  KcinigL  Poli- 
klinikum  zur  Kur  au%enominßn  wurden,  war 
die   skrofulöse   Ophthalmie  die  häufigste  — 
47.     Der  grüfsere  Therl   derselben  war  weib- 
lichen Gesychlechts.    Das  Verhältnils  der  weib- 
lichen Kranken  war  hier,    so  wie  überhaupt 
bei  allen  Augenkrankheiten  zusammengenom- 
men, gegen  die   männlichen  ohngefahr  vrie  3 
zu  2,   nämlich  29  weibhche  und    18    männli- 
che.   Unter  den  weibhchen  waren  16  vona 
bis  4  Jahren,    und   i3  von  5  bis   ^2  Jahren; 
^unter  den  männlichen  17  von  i  bis  7,  und  i 
von  12  Jahren^     Blepharophthalmieen^^  gröli- 
tentheils    auch  skrofulöser  Natur,   waren  16. 
Auch  hier  waren  die  weiblichen  Kranken  die 
Siehrzahl,  nämlich  12  gegen  4  des  männlichen 
Geschlechts.     Unter   den-  weiblichen  waren  8 
von  3  bis  8  Jahren,  und  4  v^ou  10  bis  So  Jah- 
ren.    Unter  den  männlichen  3  von  5  bis  10 
Jahren  und  i   von  3^  Jahren»    An  Psoroph 
ihälmie  litten  16,  ix  weibliche  und  5  männ- 
liche, von  jedem  Alter  gleich  ^eL  —  ^mau* 
ifosis  und  Ambfyopia.  —    Da  diese  Krank- 
heiten nach  Graden  der  Gesichtsschwäche  vei;- 
schiedeioL  sind,  so  ist  hier  eine. <jren£e  festzu« 
•teilen,    damit  man  wisse,   welcher  Grad  im 


—  ^  3*    — 

Allgemeinen  gemeint  sey.    Ich  nenne  'äiejem* 
ge  Augenkrankheit  Amblyopie,    wobei  ohne 
Zeichen  eines  bemerkbaren  organischen  Feh- 
lers des  AugeSi  ohne  vorhandene  Kurzsichtig- 
keit oder  Femsichtigkeit,    der  Kranke   über 
eine  solche  Gesichtsschwäiche  klagt,  durch  wel« 
die  er  sich  verhindert  sieht,  ehemals  erkann- 
te kleine  Gegenstände  zu  erkennen,  wobei  er 
2.  B.  kleine  Schrift  gar  nicht,  und  grofse  nur 
mit  Mühe  lesen  kann,    wobei  er   aber  doch 
im  Stande  ist,  Farben  zu  imterscheiden  und 
^ein,  ohne  Führer,  geht«    Amaurosis  hinge- 
gen von  dem  Grade  an,  wo  der  Kranke  gar 
keine  Schrift  mehr  lesen,  keine  Farben  meht 
unterscheiden  kann ,  grofse  Gegenstände  nur 
nach  ihren  Umrissen  unterscheidet,  und  ge- 
führt werden  mufs :    bis  zu  dem  Grade  der 
Yollkommnen  Amaurosis,  wo  der  Kranke  nur- 
mit  Mühe  den  Stand   der  Sonne,    oder  audi 
diesen  nicht  einmal   angeben  kann.  «—    Die 
nach  verschiedenen  Anzeigen  bei  versdiiede- 
nen  Subjekten  hier  angewandten  Mittel  wa- 
ren: Belladonna,  Camphor  mit  Amica,  Digi«* 
talis,  Sublimat  mit  Aether  Vitr.,  Tinct.  GuaJ. 
voL ,  Tinct  Rh,  Toxicodendr. ,  Valeriana,  Ader- 
lässe, Riibefedentia,  Yesicantia.    Unter  diesen 
Mitteln  hat  sidi  (fie  BelladdUna,  der  Camphor 


•^     3a     — 

imdf  die  Tinct  Rh«  ToxicocL  am  wirksamsten 

gezeigt; 

, .      Folgende  Fälle   verdienen   hier  bemeriu 

»1  werden:   Friedrich  B >  3g  Jahr  alt^ 

mälsiger   Leibesconstitution ,     der   früher   ab 
Schneider  und  Uhrm^^er  zugleich  die  Augen 
angestrengt^  und  besonders  häufig  des  Nachts 
gearbeitet  hatte,  kam  mit  einer  bedeutenden 
Amblyopie  beider  Augen  am  lotenFebr.iSio 
zu  uns.    Die  Pupille  war  ziemlich  erweitert, 
die  Iris  wenig  contractu.    Er  konnte  nur  gro- 
£se   Gegenstände   unterscheiden.      Er    bekam 
bis  zum  5ten  April  innerlich  Pulv^.  hb.  Bella- 
donnae  von  i  gr.  täglich  bis  3  gr.,  äufserlich 
hatte  er  ein  Emplastr.  vesicat.  über  die  Augen- 
braunen gebraucht,  ohne  eine  bedeutende  Ver- 
jinderung  zu   bemerken.     Vom  5ten  April  an 
bekam  er  4  gi**  ^^"id  nach    einigen   Wochen 
5  gr.  täglich,    worauf  er   am    igten   Mai  uns 
freudig  die  glückliche .  Veränderung   des  Ge^ 
fiichts  berichtete.    Er  stieg  nun  noch  bis  6  gr. 
tügUch,  und  wurde  am  xSten  Jul^  geheilt  ent- 
lassen, zu  welcher  Zeit  er  deutlich  lesen  konn- 
te.   AeuTserliche  Mittel  waren  vom  April  an 
nicht  mehr  angewendet' worden. 

Gleichfalls  wurde  die  Belladonna  mit  Nut- 
aen  angewendet  bei  i^ou.jC^.f««   einer  -Wä- 
sche- 


•  —     33     —  ' 

scherin  ä8  Jahre  alt,  tv eiche  am  i^ten  März 
aufgenommen  wurde,  ebenfalls  an  einer  Am- 
blyopie litt,  die  sie  sich  durch  Erkältung  und 
anhaltende  Anstrengung  der  Augen  zugezogen 
hatte.  Sie  vertrug  .die  Belladonria  blos  in  der^ 
Verbindung  mit  Camphor,  und  bekam  zuletzt 
täglich  4  Gn  Bellad.  mit  3  Gr.  Camphor.  Aeii- 
Iserlich  hatte  sie  im  i^fange  ein  Emplastr. 
yesic,  über  die  Augenbraunengegend  bekom- 
men, so  wie  später  den  Spir.  flor.  anthos  in 
die  Stirn  einzureiben.  Am  eisten  May  wur- 
de sie  geheilt  entlassen.  «-^  In  sieben  andern 
Fällen  bewirkte  die  Belladonna  keiiie  Verän-^ 
derung  des  Sehens* 

Der  Camphor  ward  in  li  Fällen  inner- 
lich angewendet,  jedoch  mit  ungleichem  Er- 
folge. Bei  einigen  bewirkte  er  nur  augen- 
'blickliche,  aber,  keine  anhaltende  Be$sefung 
'des  Gesichts,  bei  andern  brachte  er  gar 
»keine  Veränderung  hervor.  Bios  in  einem 
Falle  bewirkte  er  vollige  Herstellung  des  Ge- 
sichts, nämlich  bei  einem  Schuhmacherlehrling 
7oÄ.  TA...*..  17  Jahre  alt,  der  an  einer  be- 
deutenden Amblyopie  litt,  und  zwar  so,  dafs 
er  seine  Arbeit  nicht  mehr  verrichten  konnte, 
welchen  Zustand  er  sich  durch  häufiges  Ar- 
beiten des  Nachts  hinter  der  Glaskuge.1  ziige- 

Joorii.  ZXXXI.  B.  6.  St.  C 


-34,- 

zogen  hatte*  Er  wurde  am  i^ten  Mai  aufge- 
nommen, und  am  i8ten  Juli  geheilt  entlassen» 
nachdem  er  zuletzt  täglich  i6  Gr.  Gamphor 
bekommen  hatte.  (NB.  der  ganze  Körper  des 
Kranken  zeigte  beim  Anfange  der  Kur  torpide 
Schwäche.)  *) 

Die  Tinct.  Rh.  Toxico^endri  ward  in  lo 
Fällen    angewandt,    und  unter  diesen  waren 
hauptsächlich  zwei    voll    glücklichem  Erfolge 
begleitet.    D-er  erste  Fall  von  diesen  letztern 
war  bei  eine  Mädchen  von  a4  Jahren,  Louise 
H......  die  an  einer  bedeutenden  Amblyopie 

des  rechten  Auges  und  anfangenden  Amauro- 
.sis  des  liken  Auges  litt,  und  den  yten  Februar 
deshalb*  zur  Kur  aufgenommen  wurde.  Sie 
hatte  früher  durch  kalte  Fufsbäder  zur  Zeit 
der  monatlichen  Reinigung  diese  unterdrückt, 
und  zu  gleicher  Zeit  war  auch  das  Augenübel 
entstanden.  Nachdem  sie  einige  Zeit  hindurch 
den  Aether  mercurialis  zu  20  Tropfen  amal 
des  Tages  gebraucht  hatte,  stellte  isich  die  mo- 
natliche Periode  wieder  ein,  jedoDh  ohne  die 
mindeste  Besserung  des  Gesichts.  Die  Belladon- 
na  war  ebenfalls  ohne  Nutzen  angewendet  wor- 

*)   S.    die    Rrankheitsgeschicbcflf    einei    «maurotisclien 
,  Buclidru.kergeselleo  au«  P«. ..  im  JaDuar*H«ft  diesaa 
/Aizr^togef.  Seite  107. 


—     55     — 

den.  I>en  lateh  Mai  erhielt  sie  nun  die  Tinct, 
Rh.  Toxicod.  von  einem  Tropfen  2  mal  täg- 
lich, womit  sie  nun  in  steigender  Dosis  4  Mo- 
nate lang  fortfuhr,  bis  sie  zu  25  Tropfen  ge- 
kommen war.  Das  rechte  Auge  fing  im  ersten 
Monat  des  Gebrauchs  dieses  Mittels  zuerst  an 
sich  zu  bessern,  das  linke  erst  im  3ten  M^nat. 
Bis  zum  isten  September  war  das  Gfesicht  der 
Kranken  ganz  hergestellt.  —  Der  zweite  Fall 
fand  statt  bei  einem  Manne  von  47  Jahren  Lomzj 

P g"..;   er  wurde    den   Sosten  Juni  zur 

Kur  aufgenommeh.  Das  Sehvermögen  M^ar 
auf  beiden  Augen  sd  gering,  dafs  er  mit  Mü- 
he allein  geli^  und  selbst  grofse  Schrift  nicht 
lesen  konnte.  Er  hatte  früher  viel  in  die  . 
Sonne  gesehen.  Die  Pupille  war  nicht  über 
die  natürliche  Grofse  erweitert,  aber  die  Iris 
wenig  contractil.  Er  erhielt  zum  Anfange 
Camphor  mit  Arnicä,  welches  Mittel  in  stei- 
gender 'Gabe  beinahe  a  Monate  lang  fortge- 
setzt wurde,  worauf  er  nur  sehr  langsam  ei-/ 
nige  Besserung  des  Gesichts  verspürte.  Er 
bekam  nun  die  Tinct.  Rh.  Tox.  in  steigender 
Gabe  bis  zu  So  Tropfen  täglich  3  mal,  wor- 
auf das  'Gesicht  sich  immer  mehr  verbesserte, 
«o  dafs  er,  nach  einigen  Monaten  selbst  kleine 
Schrift  wieder  lesen  kannte.  ^ 

C  % 


Oi 


^     56     ^ 

An  Cataracta  Leidende  meldeten  sich  la 
Von  diesen  wurden  nur  3  operirt,  da  der  eine 
Theil  der  iibrigeii  wegen"  gänzlichen  Mangcb 
äh  häuslicher  Pflege  theils  an  die  Charit^,  thdls 
an  das  Clinicum  chirurgicum  des  Hm.  Hof- 
rath  und  Prof.  Graefe  «ur  Aufiiahme  und 
Pflege  verwiesen  wurden;  und  da  femer  bei 
einem  andern  Theile*  die  Cataracta  mit  solchen 
Uebeln  complicirt  war,  welche  keinen  glück- 
lichen Erfolg  der  Operation  yerspjachen.  An 
allen  dreien  wurde  die  Extraction  gemadit, 
da  keine  Gegenanzeigen  dieser  OperaüoDS* 
methode  vorhanden  waren.    Zuerst  an  einm 

Manne  von  34  Jahren,  Carl  U. ,  den 

Sosten  Juli,  der  einen  langen  hagem,  schlecht- 
genährten, schwächlichen  Körper  hatte.  Seine 
stete  Beschäftigung  war  Abschreiben  gewesen. 
Auf  dem  linken  Auge  war  die  Cataracta,  wel- 
che  nicht  allein  ein  Linsenstaar  war,  sondern 
auph  als  Capselstaar  durch  sehr  dichte  wei- 
Ise  Streifen  sich  bemerkbar  machte.  Auf 
dem  rechten  Auge  erschien  die  Linse  eben- 
falls schon  getrübt,  jedoch  konnte  diese  ge- 
ringe Trübheit  die  einzige  Ursache  des  so  | 
sehr  geschwächten  Sehvermögens  dieses  Au- 
ges nicht  seyn,  worüber  der  Kranke  klagte, 
•ondern  die  in  ihren  Zusammenziehungen  so 


/  ^ 


V. 


,  -  57  - 
tr'Äg^  sich  zeigende  Iris  gab  deutlich  genug 
Zeugnifs  von  einer  bedeutenden  Schwäche  des 
Sehnerven  oder  der  Netzhaut.  Da  bei  Per- 
sonen unter  4^  bis  5o  Jaluren  die  verdunkelte 
Linse  in  der  Regel  noch  weich  und  selten 
mit  der  Capsel  verwachsen  ist,  (daher  hier  sel- 
ten eiü  Theil  der  Capsel  zugleich  mit  der  Lin- 
se austritt,)  so  suchte  ich  gleich  nach  dem 
Austritt  der  Linse  einzelne  Flocken  der  Cap- 
sel durch  den  DavielschenLüfFel  herauszubrin- 
gen, welches  zum  Theil  auch  gelang,  so  dais 
I  der  Pupille  klar  wurden ;  nur  nach  dem  nu- 
fsern  Augenwinkel  hin  blieb  ein  weifser  Streif\ 
sitzen,  der  irgendwo  angewachsen  zu  seyn 
schien,  denn  er,  wollte  dem  wiederholten  Auf- 
fassen des  Löffels  ilicht  folgen,  und  ich  mufste 
ihn  da  lafsen  wo  er  war,  da  schon  ein  TJieil 
des  Glaskörpers  unter  diesen  Bewegungen 
ausgeHofsen  war,  und  es  mir  bedenklich  schien^ 
mit   der   Pincette  dieses  Stiick  Kapsel   abzu- 

reifsen   und  herauszuziehen,    welches   wegen 

* 

seiner  blendenden 'Weifse  viel  Consistenz  zu 
haben  sciiien,  und  durch  seine  feste  Verbin- 
dung leicht  beim  Herausziehen  etwas  mit  nach- 
gezogen hätte,  wodurch  der  gute  Erfolg  der  j 
Operation  vereitelt  werden  konnte.  Der 
Kranke  sah  einige  Wochen  nach  der  Opera- 


^  _      38     — 

tiön,  wie  auf  dem  nicht  operii'^^  Aüge^  nur 
grofse  Gegenstände,  am  Rande  der  Pupille; 
nach  dem  äufsern  Augenwinkel  hin,  war  hin- 
ter der  Iris  jener  weifse  Streifen  noch  zn 
bemerken,  der  bei  der  Operation  zurückblieb, 
ab«^r  I  der  Pupille  ganz  klar  und  schwarz. 
Da  nach  der  Operation  nicht  die  gei^ngste 
Entzündung  entstanden  war,  -so  mufste  die 
nachher  entdeckte  Gesichtsschwädie  wahr- 
scheinlich schon  vor  der  Operation  neben 
der  Cataracta  bestanden^  haben.  Er  bekam 
nun  die  Tinct.  Rh.  Tox,  und  später  den  Cam- 
phor  mit  der  Arnica,  worauf  einige  Monate 
lang  die  Besserung  des  Gesichts  mit  langsa- 
men Schritten  vorwärts  schritt.  Dieser  lang- 
same Gang  der  Kur  war  indefs  vielleicht  die 
Ursache  dafs  der  Kranke  sich  der  fernem 
Behandlung  ganz  ehtzog* 

Die  ate^  Operation  w^^rde  den  igten  Au- 
gust gemacht  am  linken^  Auge  einer  Frau  von 
49  Jahren,  Christiane  G ,  von  robu- 
ster Leibesconstitution.  Dia.  Linse  (rat  fast 
allein  durch  die  Wirkung  der  Augenmuskeln 
mit  der  Capsel  aus,  ohne  dafs  diese  geöffnet 
wurde  ^  und  die  Kranke  sah  gleich  nach  der 
Operation  kleine  Gegenstände.  Schmerzen 
und  eine  oberflächliche  Entzündung  wurden 


—     S9     — 

durch,  Siluqfttsmen  hM  bcwiriget.  ^^oT^aL- 
l>rachter  JH^ung  wsr  nrjr  ^bie  Izs  in  mp 
Wundle&e  der  Homhum  iiliii'ji  üii  imii  ii  ie^ 
doch  die  Papille  VuHig  rem.  md  die  OjieEff- 
te  kann  durch  eine  Bn&e  Icmbl 

Die  Ste  Operttdon  wsvdle  den  Mi: 
gust  -ebenfaUs  an  einer  Fian 
^•••,  56  Jahr  alt.  Ton 
tudoDy  hatte  häufig  an 
zen   des  rediten  Armes  giriiucn^ 
ches  Uebd  sie  einige  WodftCK  tot  der  Ope- 
ration Mittd   eihielt.    Die  Tcrdankcske 
des   rechten  Auges   trat   ■nter  d 
Krämpfen    der   AugenmnskeiD, 
kleinen  Thefle   des   fibskoipcp 
beim  Schnitt  der  Homhaot 
die   heftigste   Bewegung,    iler 
sprützte  sdmdl  aus  der  kaum  gelfiactcm  W 
de,  und  die  Iris  lag  sogleicii  tc«-  d^ 
de  des  Messers  und  zwar  so  tmgedxtittkt.  d»L 
sie  nidit  mehr  zu  repcMairoa  war,    nud   cm 
Theil  bei  Vollendung  des  Sdmitu  mait  weg« 
geiMJinitten  wurde.    Das  Ange  war  mait  Bhtte 
angefüllt»  und  es  konnteo  dnrrhans  keine  Vcr« 
suche  angestellt  werden,  da  die  Kranke  beut 
Oeffiien  d«  Augenlieder  sagten  sie  sähe  nichts 
als  Feuer  und  Blut^    Es  muhte  Jbiker  rerbna* 


-    4*    - 

den  und  dem  Resorptionsprozesse  überlassen 
werden.  Es  stellten  sich  zwar  den  andern 
Tag  Schmerzen  ein,  allein  sie  wurden  bald 
beseitiget,  ohne  dafs  Geschwulst  und  Entzün- 
dung entstanden  wäre.  In  den  ersten  Wo- 
'  chen,  nachdem  sie  ohne  Verband. im  dunkeln 
Zimmer  herumging,  erschien  ihr  Alles,  was 
erheilt  war,  roth,  und  besonders  später^  wenn 
sie  auf  die  Strafse  ging,  die  von  der  Sonne 
beschienenen  Stellen«  Im  dritten  Monat,  nach- 
dem   nun    ihrem  Gesichte   immer   mehr  und 

mehr    die   Gegenstände   in   ihrer    natürlichen 

«  -  ■ 

Beleuchtung  erschienen,  fing  sie  an  mit  einer 

convexen  Brille   die  Zeitungen  zu  lesen,  und 

war  nun  völlig  hergestellt.  \ 

1 

Unter  den  syphilitischen'  Ophthalmieen  \ 
wurden  zwei  merkwürdige  Fälle  beobachtet 
Christine  iB....,  3i  Jahre  alt,  etwas  hagerer 
Constitution,  erschien  am  loten  März  zum  er- 
stenmale  in  der  Klinilc  Das  linke  Auge  bot 
einen  schrecklichen  Anblick  dar.  Der  Rand  i 
des  untern  Augenliedes  war  ganz  verzehrt. 
Ueber  einen  Zoll  breit  unter  dem  Augapfel 
war  Alles  eine  rohe  Fleischmasse,  die  Con- 
junctiva  des  Augapfels  war  ganz  schwammicht 
aufgetriebeq,  und  erhob  sich  über  den  Band 
iev  Hornhaut.    Das  obere  Augenlied  war  auf- 


^    4i    •" 

getrieben  und  hart  anzufühlen,  wahrscheinlich 
eine  bedeutende  Sdrrhosität  der  Thränendrü« 
se  verdeckend.    Die  Pupille  bildete  völlig  ei« 
nen*  gleichseitigen  Triangel.     Dieser  Zustand 
hatte  bereits  einige  Monate  so  gedauert.  Tie- 
fe Narben ,   welche  von  der  Backe  bis  übet 
den   ganzen   Hals    herunter  sich    erstreckten^ 
zeugten  von  früheren  Exulcerationen  der  gan- 
ze^ Gegend.    Die  Kranke  bekam  sogleich  den 
Sublimat  in  Pillenform,  womit  mehrere  Mo- 
nate lang  fortgefahren  wurde,    da  kein  Zei- 
chen des  Speichelflusses  dies  untersagte.  Aeus- 
serlich  ward  zum  Benetzen  ein  Augenwasser 
von  Sublin>at  angewandt  und  dazwischen  wur-^ 
den  einigeniale  des  Tages  die  rohen  scliwam- 
michten  Stellen  mit  Laud.  liq.  |Syd.  berührt. 
Wach  sieben  Monaten,    binnen  welcher  Zeit 
der   rothe   Präcipitat  in  Salbenform,    Vitriol. 
cypr.  mit  Camphor,  so  wie  zuletzt  eine  Solu- 
tion  des   Extracts   der   Cicuta    äufserlich  war 
angewendet   worden,    Latte    sich    die    breite 
schwammichte  Sttelle  unter  dem  Augapfel  um 
I  Zoll  breit  vermindert,    so   dafs  es  blos  das 
Ansehen  wie  bei  einer  heftigen  lippitudo  je- 
nilis  mit  anfangendem  Ectropium  hatte.    Di© 
Conjunctiva  des  Augapfels  zeigte  sich  beinahe 
ganz  in  ihrer  natüriichen  Farbe  und  Gestalt^ 


r  ^ 


-     4a     -         . 

die  harte  Geschwulst  des  obem  Augenliedes 
war  beträchtlich  gesunken,  und  viel  weicher 
geworden.  Die  Kranke  schien  mit  dieser  Be- 
schaffenheit ihres  Gesichts  zufrieden  zu  seyn, 
de^n  sie  erschien  nach  jener  Zeit  -picht  wie- 
der. 

Sophie  B ,  34  Jahre  alt,  kam  am  26. 

September    ebenfalls    wegen    einer  ^  syphiliti- 
schen Ophthalmie   des  linken  Auges    zu  uns. 
Die  Krankheit  hatte  bereits  schon  einige  Wo- 
chen gedauert.     Die  Pupille,    wie    immer  in 
dieser  Krankheit,  war  irregulair,  und  mit  ei- 
nem lymjphatischen  Concrement  angefüllt.  Iris   j 
bewegungslos,  trübe  Hornhaut.      Aui  äufseni 
Ringe  der  Iris  befand  sich  eLi  Condylom,  das 
eine  halbmondförmige   Gestalt  von   3  Linien 
Länge   und    i   Linie  Breite   hatte,    und    von 
bräunlicher  Farbe  war,  da  die  Iris  selbst  doch 
eine  graublaue  Farbe  zeigte.  Die  Kranke  konn- 
te  mit   diesem   Auge   fast    gar   nichts    sehen. 
Auch  sie  erhielt   den  Sublimat  in  Pillenform, 
jedoch  zum  Anfange  gleich  äufserlich  die  ro- 
the  Präcipilatsalbe.     Nach  3  Monaten  war  das 
Condylom  völlig  und  das  lymphatische  Concre- 
ment in  der  Pupille  gröfstentheils  verschwun- 
den, und  die  Kranke  sah  wieder  viel    deutli- 


-    43    - 

eher,  nachdem .  auch  die  Trübheit  der  Hörn* 
haut  durch  den  Gebrauch  eines  Augenwassers 
von  2jinkvitriol  ganz  beseitiget  worden  wiar. 
Im  Anfange  dieses  Jahres  aber  erschien  in 
der  nämlichen  Gegend  des  verschwundenen 
Condyloms  der  Iris,  jedoch  nach  aursen,  am 
Rande  der  Hornhaut  auf  der  Scierotica  ein 
staphylomatöser  Auswuchs^  welcher  eine  röth- 
lieh -bläulichte  Farbe  hatte,  und  sich  2  Linien 
hoch  wie  eine  kleine  Bohne  über  di^  Sciero- 
tica xerhob,  mit  einer  Länge  von  oben  nach 
unten  von  5*,  und  einer  Breite  von  3  Linien. 
Die  Scierotica  hatte  überhaupt  ein  solches  niifs- 
/farbiges  Ansehen,  welches  auf  Varicosität  der 
"Ghoroidea  schliefsen  liefs.  Augenwasser  mit 
Blei -Oxyd  angewandt  erregte  Schmerzen,  und 
beförderte  den  Wachsthum  des  Auswuchses« 
Mit  dem  innern  Gebrauche  des  Quecksilbers 
.  inufste  jdann  und  wann  inne  gehalten  werden, 
•weil  sich  Spuren  einer  eintretenden  Salivatioh 
zeigten.  Unter  den  dreimonatlichen  Gebrauch 
eines  GoIIyriums  Von  i  Theil  Land.  liqu,  Syd. 
und  a  Theilen  Rosenwasser,  und  der  rothen 
Präcipitatsalbe,  welcher  zuletzt  noch  etwa» 
Camphor  zugesetzt  wurde,  verlor  sich  endlich 
nach  und  nach  auch  dieser  Auswuchs  bis  auf 
einen    zurüdcgcbliebenen    bläulidbten    Fleck, 


-    44    - 

gänzlich,  nur  das  Sehvermögen  blieb  noch  et- 
was schwach.  — 

Ein  Sarcom  an  der  innem  Fläche  des  un- 
tern Augenliedes  ward  bei  einem  Manne  von 

38  Jahren,    Friedrich  A ,    blos    durch 

fortgesetzte  Anwendung  einer  Solution  des 
Extra cts  der  Gcuta  äufserlich,  während  eines 
iMonats  gehoben.  -—  Ein  bedeutendes  Staphy- 
lom  des  rechten  Auges  ward  an  einem  Mäd- 
chen vom  Lande,  Marie  Z ,  ä5  Jahre 

alt,  operirt.  Schon  am  dritten  Tage  hatte  sich 
eine  neue  Haut  von  ziemlich  fester  Consistenz 
erzeugt. 

Das  Schielen  des  linken  Auges^  nach  der 
Käse  hin,  bei  einem  jungen  Menschen  von 
l8  Jahren,  Carl  St..,y  ward  durch  oft  wie- 
derholte Vesicatoria  an  der  Schläfegegend 
glücklich  gehoben.  — 

Eine  beträchtliche  Myopie  zeigte  sich  bei 
einem  Mädchen  von  7  Jahren,    Pp^ilhelmine 

L .,   wo   ein  von  Geburt  an   bemerkter 

hoher  Orad  von  Convexität  der  Hornhaut  als 
einzige  Ursache  zu  erkennen  war.  Stete  Uebung 
des  Gesichts  auf  entfernte  Gegenstände  möch- 
tß  vielleicht  hier  das  beste  Mittel  gegen  die- 
is  Uebel  seyn,  y^elcKes  auch  den  Eltern  an- 


i 

'• ) 


-    45    - 

gelegentlich   empfohlen  ward,    worüber  abec 
er$t  6in  langer  Zeitraum  entscheiden  wird. 

-  Als  pathologische  Seltenheit  erschien  ein 
Mann,  Simon  H. ^  welcher  wegen  ei- 
ner Verdunkelung  der  Hornhaut  des  rechten 
Auges  behandelt  wird,  mit  einer  gänzlich  feh- 
lenden Iris  am  linken  Auge«  Er  erzählte,  dafs 
er  vor  mehreren  Jahren  einen  heftigen  Stofs 
durch  ein  Stück  Holz  gegen  dieses  Auge  be- 
kommen habe,  fv  eich  es  vorher  ganz  gesund 
gewesen  war,  konnte  aber  weiter  nichts  an- 
geben, als  dafs  es  nachher  sehr  entzündet  ge- 
wesen. Man  sähe  die  hintere  Augenkammec 
mit  der  vordem  völlig  vereinigt,  von  einer 
,  reinen  Schwärze,  die  Hornhaut  völlig  rein  und 
durchsichtig,  und  von  jedem  Punkte  dersel- 
ben konnte  man  in  den  Hintergrand  des  Au- 
ges blicken;  blos  an  einer  Stelle  war  sie  et- 
was mehr  erhaben,  wahrscheinlich  Folge  de» 
Stofses.  Der  Kranke  sah  mit  diesem  Auge 
alle  Gegenstände  ziemlich  deutlich,  und  konn*- 
te  auch  die  Farben  unterscheiden,  blos  lesen 
konnte  er  nicht.  —  Consumrion  der  Iris  war. 
hier  die  Bedingimg  der  Erscheinung.  Was 
brachte  sie  aber  hervor?  Geschah  blos  eine 
gänzliche  Zerreifsung  durch  den  heftigen  Stofs^ 


«.  «48    — 

Vorfalle  aus  der  zartesten  Kindheit  mit  Ge* 
nauigkeit  und  Lebhaftigkeit  recitiren,  nur  mit 
folgender  besondern  Erscheinung.  Mitten 'im 
Flusse  einer  solclien  Geschichtserzählung  ward 
er  plötzlich  still,  gleich  einem  Menschen,  w^ 

.  eher  tiefdenkend  über  einen  Gegenstand  brü- 
tet; er  sah  starr  vor  sich  hin^  ohne  unbeweg- 
lich da  zu  stehn;  ward  er  endlich  aus  diesem 
Yertieftseyn  durch  Rütteln  oder  Rufen  bei 
seinem  Namen  geweckt,  so  setzte  er  die  Er- 
zählung, von  welcher  der  Faden  abgerissen  lu 

r  seyn  schien,  fort.  —     Seine  Digestionsorgane  . 
waren  nicht  gestürmt;  eben  so  regelmäfsig  ging 
die   Respiration   von   statten;    der  tTrin,-  wel- 

*  eher  oft  mit  einem  Gefühle  von  Brennen  ge- 
lassen ward,  war  beständig  blafs  und  setzte 
molkigtes  Sediment  ab.  Der  mäfsig  frequen- 
te  Puls  war  nicht  sclmell,  aber  klein,  voll  und 
zusamn^ engezogen,  ohne  jedoch  zu  intermitti- 
ren»  Der  Kranke  schlief  gern,  ward  aber  öf- 
ters durch  Auffahren  aus  dem  Schlafe  geweckt; 
übrigens  hatte  er  schlafend  nie  ruhige  Gesichts- 
züge; sie  waren  vielmehr  krampfhaft,  beson- 
ders um  den  Mund,  verzogen. 

Bis  zum  zehnten  Jahre  hätte  keine  Krank- 
Y^it,  am  wenigsten  eine  nervöse  die  Gesund- 
heit 


--    49    -- 

beit  de^  Knaben  getrübt;  doch  ist  hin  Und 
wieder  etwas  von  Wuriher  zu. bemerken  ge- 
wesen. Als  er  nun  am  Weberstuhr  des  Vaters 
anhaltend  arbeiten  niufste^  verfiel  er  in  ein 
spasmodisdies  Astlima^  an  welchem  die  £in^ 
geweidö  des  Unterleibes,  bald^in  Gastrodjnie 
und  bald  in  ictefrischeh  Zufallen  >  Theil  nah<^ 
men«  Er  verliefs  im  awölften  Jährö  den  We- 
berstuhl ^  utn  das  Schnei  derhandwerk  zu  er-^ 
lernen«  Der  neue  Lehrherr  ergriff  einst  im 
Zornejl^e  dreikantige  Schneiderelle  und  ver^ 
setifite  ihm  damit  einen  Schlag  auf  den  Scliei- 
tel;  am  folgenden  Tage  wiederholte  der  er- 
sUrnte  Mann,  bei  einer  ähnlichen  Gelegenheit, 
dieselbe  Mifshandlung,  und  zwar  mit  solcher 
Eleftigkeit^  dafs  die  starke  Elle  auf  der  Schei*> 
:el  zersplitterte*  Nach  der  letztern  Mifshand- 
lung zeigte  der  Knabe  sich  mifsmütbig^  zur 
Arbeit  untauglich ,  verlor ,  in  einem  Ge- 
spräche begriffen,  plötzlich  das  Bewufstseyn 
und  fiel  ia  eine  Qhnmacht^  aus  -welcher  er 
sich  nicht  alsobald  erholte«  Die  •  geti  offene 
Stelle  auf  der  Scheitel,  die  die  nämliche  wai^ 
welche  bei  der  Untersuchung  bemerkt  avut- 
d©i  verursachte  nachher  dem  Ivranben  wenig 
ßjdimerzeix,  auch  schien  sein  Beßnden,  bis  auf 
eine  oft  vorübergegax&gene  Traurigkeit)  woiinl^ 

lonn.  XXXII.  B.   6.  St.  J) 


—     5o     — 

daher  auch  ein  damak  hinzugemlenef  Arzt,  am^ 
ser  einer  flüchtigen  Einreibung  auf  den  Hinter- 
kopf ^  keine  weitere  Verordnung  für  nöthig 
fand.  —  Ein  zweiter  Lehrmeister^  welchem 
der  Knabe  demnächst  Übergeben  worden  war, 
glaubte  9  däfs  eilie  öftere  Vergefslichkeit  und 
ein  besondrer  Trieb  des  Lehrlings  zum  Lau- 
fen und  Umherirren^  welchen  er  an  ihm  nur 
zu  bald  bemerkte^  VersteUung  und  bciser  Wille 
sey;  er  milshandelte  ihn  daher  ebenfalls  mit 
Schlägen^  doch  nicht  auf  den  Kopf,  und  knbk- 

■ 

te  so  das  Gefühl  des  armen  Leidenden^  wd- 
cher  gutmiithiger  Natur  war^  noch  mehr. 

Voxi  nun  an  erlangte  das  Uebel  eine  hö- 
here Steigerung  und  mehr  psychisehe^Ausbrei- 
tung.  Der  Knabe  war  oft  genöthigt,  ot  er 
schon  den  festen  Vorsatz  zu  einer  andern  Ridi- 
tung  hatte^  unaufhaltsamen  Laufes  im  Zimmer 
lind  auf  den  Strafsen  in  gerader  Richtung  und 
in  Kreisen  umher  zu  laufen.  Ward  er  darin 
aufgehalten,  so  blieb  er  träumaid  stehn  nnd 
gab,  um  die  Ursache  befragt^  ein  ängstigen- 
des, peinigendes  Gefühl  an,  dem  er  nicht  wi- 
derstehen könne.  Ein  Thräiiensti'om  und  Ver- 
wünsdiungen  über  seine  traurige  ETostenz 
machten  dem  Anfall  ein  Ende*  -—  Bis  jetzt  wa- 
ren Schlaf  und  Digestion  ia  guter  Ordxiung. 


—  51   — 

Nachdem  dieser  Zustand  ein  roIleS'  Jahr 
gewährt  hatte 4   eröfinete  sich  eine,  andre  und 
traurigere  Scene.    Die   Chorea  kam  häufiger 
tmd  ging  zuweilen  in  Cataiejpsie  liber;  indem 
der  Kranke^  freilich  selteti^  Von  einer  begon- 
nenen Rede  abbrach  und -uaLe weglich  fest  in 
einer  angenommenen  Stellung    crstarrte4    Ab- 
wesenheit .des  richtigen  Urtbeils   über  gering- 
fugige  Gegenstände  und  gestörte  Geistesfuuk- 
tionen  überhaupt,  kündigten  den  Umstehenden 
immer^  wenn  sie  auch  nicht  auf  die  Stellung 
und    das   Umherirren  dea  Kranken  achteten 
die  ^getretene  Periode  an.  .  Nun  auch  be- 
gann   die  Vergefslichkeit  einen  eigenthumii- 
'  chen^  schon  oben  berührten,  Charakter  anzu- 
nehmen;   der  Kranke  nämlidi  fand  in  seinem 
Innern  durchaus  keine  Spur  von  loatürlichem 
Zusammenhang,  «wischen  seiner  gegenwärti- 
gen Exiateäz  und  jener ^   in*: welcher   er  die 
Mifshandlungen    erlitten  hatte«     Dochy   sein 
richtiges  und  iur  moralische:  Wilrde  offenes 
Gefiihl^  war   s6   empört  gegen  den  Urhebe« 
seiner  Leiden^' ^dafs  der  Name  desselben^,  zu« 
falHg  genannt^  ihn  schon  bewtifstlos  umher* 
trieb  oder  cataleptisch  erstarrend  machte.  Jetzt 
auch  war  es,  Wo  die  äolsern  Kopfbedeckun» 
gen  tvLtn  üfterd^  im  ganzen'  Umfange  der  ga« 


—     5a     — 

lea  aponeurotica,  aufschvrollen  und  sich  um 
Einen  Zoll  (denn  so  viel  betrug  die  veren- 
gerte Weite  des  gewähnlichen  Huts  des  Kran- 
ken) in  der  Peripherie  ausdehnten« 

Als  zwei  Jahre  nach  der  ursprünglichen 
Verletzung  die  Krankheit  heftiger  ward,  die 
Chorea  und  Catalepsie  mit  wahrer,   ausgebil- 
deter Epilepsie  abwechselten,  der  Kranke  Yier 
bis  fiinf  mal  täglich  von  der  letztem  heimge- 
sucht wurde,  eilten  die  Eltern,  sich  emsdidi 
um  ärztliche  Hülfe  zu  bemiihen. '   Denn  jetzt 
war  eine  mit  einiger  Ansa*engung  begonnene 
Refde  oder.  Erzählung  hinreichend,    eine  der 
gedachten  Arten  der  Geistes-  und  Nerven« 
krankheiten  hervor  zu  rufen ;  ja,  zuweilen  er- 
ofihete   Catalepsie   die   traurige  Epoche   und 
madbte  durch  Chorea  den  Uebergang  in  Epi- 
lepsie. —  —    Nach  waren  ScUaf^iuid  Appetit 
ungestört.  —  Kahe  Umschläge  •  auf  den  Kop^ 
welche  vom  ordinirenden  Arzte  für  zweckmä- 
Isig  erachtet  wofdeki  waren,  inufsten,  da  d^ 
Uebel.dabei«ich.sichtlich  verschlimmerte,  aas* 
gesetzt  werden.    Es^  wurden  hierauf  Valeria- 
na,. Flores  Zinci  und  Folia  Aurantii  in  schick- 
licher Verbindung  gegen  die  gestörten  Ner- 
venfunctionen gereicht         • 

Allein  ^e  l^^ookScksäl  Uieb  im   Steigen. 


—     55     —      , 

Die  Stdie  auf  der  ScEeitel  ward  beim  Bertih- 
ren  sdimerzhafter^  denn  vorher;    einem  epi- 
leptischen Anfälle,  welcher  nun  zehn  bis  fünf- 
zehn mal   täglich  reiterirte,    gingen  zuweilen 
asthmatische  Beschwerden  als  Prodrome  vor, 
und  -gewaltig   aufschreiend  verfiel    der   arme 
Kranke  in  die  sdhreckenerregende  Scene,  wel- 
che nach  einer  yiertelstuQde  sich  endete,  und 
den  Erwachten   todtenbleich ,    noch    zitternd, 
verliefs.    Auch  der  nächtliche  Schlaf  ward  un- 
ruhig;    Schreckgestalten    umschwebten     den 
Schlummer;  auffahrend  aus  diesen  Schreckge- 
sichten taumelte  er  vom  Lager  und  erneuerte 
die  Auftrittei  der  Chorea,  welche  in  Catalep- 
sie  und   Epilepsie  übergingen.     In  gleichem 
Verhältnisse  verlor  sich  auch  der  Appetit;  so 
wie   die  Eltern    einen    allgemeinen  Stillstand 
der  Evolutionen  des  Knaben  ganz  richtig  mit 
dem  Arzte  bemerkten.  •— 

Auf  dieser  Hohe  der  Krankheit  stellte  sich 
der  Kranke  dem  Poliklinischen  Institute  dar, 
und  ward  zur  Behandlung  aufgenommen.  Al- 
lerdings erzeugte  der  Anfang,  der  Verlauf,  die 
torm  der  Krankheit , "  die  empfindliche  etwas 
ungleiche  Stelle  auf  der  Scheitel,  sogleich  die 
Ueberzeugung,  dafs  von  da  aus  und  also  von 
einer  mechanischen  Ursache,    die  Entstehung 


-^     54     " 

des  Uebels  herzuleiten,  und  durch  Trepanation 
allein  eme  Radikalkur  isu  bewirken  aej.    Aber 
aus  der  äufsemUutersuchuogliers  sich  durcbaui 
pichU  iijber  di^  Natur  der  ürtUcben  Verletzung 
jerforsdieiL  -«^    £$  wurd^  daher  noch  einmal 
ein  Versuch  gemacht«  was  durch  die  Anwen^   i 
düng  der  kräfiigisten  kramp^Millenden  iäittd    \ 
(Zink,  Kupfer,  Valeriana^  lljoscyamus,  Onm-    \ 
genblätter),  in  Verbindung  kalter  Sturzbäder 
auf  den  Kopf,  auszurichten  seyn  möchte,  1 

Am  a5r  April   ward   man  genöthi^  die    i 
Sturzbäder    deswegen    auszusetzen ,   weil   die 
Epilepsie  darnach  offenbar  häufiger  und  an-    * 
greifender  ward;  dafür  sollte  ein  Vesicatorium   i 
perpetuum  auf  die  leidende  Stelle  gelegt  wer-   ] 
den»  —  Die.  emphysematische  Geschwulst  der 
Kopfbedeckungen  fiel   jeut  schon  mehr  auf,    , 
und  am  benannten  Orte  der  Verletzung  schien 
die  Muthmafsung  als  wäre  eix^  Depreasio  ara« 
nii  zugegen,    etwas  an  Wahrscheinlidikeit  ;u 
gewinnen. 

Den  II.  Mai 9  als  bei  der  strengsten  und 
aufmerksamsten  Anwendung  des  Heilplansy  das 
Uebel  an  Heftigkeit  zunahm,  die  Chorea  und 
Catalepsie  gan9  in  Epilepsie  t  deren  Anfällft 
täglich  dreifsigmal  wiederkamen ,  übergingt 
wurden  auf  Anrathen  eines  erfahrnen  Wund- 


—     55     — 

Arztes  Mercui:i2dien  iimerlich  und  äuf^erliph  in 
<lerA}>sicI»ty  eine  reichliche  SaJiv^tion  zu  erre- 
gen^ verordiiiet, 

Am  2&2,  Mdi  stellte  sich  der  Ptjalismus, 
nachdem  Vorboten  desselben  schon  drei  Ta- 
ge anwesend  gewesen  wahren,  copiös  ein^  oh- 
ne dafs  das  Uebel  eine  günstigere  Wendung 
genomRien  hätte,  —  A}s  aber  am  8,  Junius 
die  Erschöpfung  der  Kräfte  drohender  wurde 
und  der  Ptyalismus  eine  allerdings  sdiädliche 
EinwirJLung  auf  die  Krankheit  zeigte ;  so  hieh: 
man  es  für  unumgänglich  nüthigy    n>it  diesen 
so  wie  allen  andern  Heilmitteln  inne  zu  halten, 
und  baldmöglichst  zu  dem  einzigen  Mittel,  was 
noch  Hülfe  und  zwar  R^dikalHUlfe  erwarten 
^efs  —  der  Trepanation  —  zji  sdireiten.  Die- 
se  Operation    war   hier    doppelt    angezeigt, 
einmal  weil  alles  erwarten   liefs,  auf  der  be- 
nannten Stelle  eine  organische  Destruction  zu 
finden,  und  so  die  einzige  Ursache  der  Krank- 
heit wegzunehmen;  zweitens  weil,  wenn  auch 
dies  xucht  war,  die  Trepanation  schon  an  sich 
ein  Heilmittel  der  hartnäckigsten  Epilepsieen 
werden  J^onnte^  —  Es  wurden  daher  die  Mer- 
curialien  ausgesetzt,  und  einige  Zeit  die  kräf- 
tigsten  Hoborantien  angewendet. 

Nachdem  die  Kräfte  hinlänglich  gestärkt 


—     56      — 

waren,  wurde  am  i3«  Junius,  Vormittags  um 
zehn  UHr,  die  Operation  unternommen,  an! 
welche  der  Kranke  die  größte  Zuversidbt 
setzte  und  sich  mit  einer  diesem  Alter  un- 
gewöhnlichen Herzhaftigkeit  derselben  un- 
terwarf; Hr.  Dr.  ünger  machte  die  Opcra^ 
tion, 

Zu  überlegen  waren  zwei  sehr  wesendiche 
Momente  t  dafs  i)  durch  die  erhöhete  Empfind- 
lichkeit in  der  verletzten  Stelle  des  Sch&dels 
die  Ansetzung  der  Krone,  in  sofern  eine  tödtende  . 
Epilepsie  oder  eine  noch  schrecklichere  Form 
der  Convulsionen  und  Spasmen  herbeigeführt 
werden  könnte,  unmöglich  gemacht  werden,  . 
oder  uns   wenigstens   in  die  Nothwendigkeit 

I 

setzen  dürfte,  die  Operation  ä  deuao  tems  zu  ver- 
richten; und  dafs  3)  die  bevorstehende  mög- 
liche Verletzung  des  Sinus  longüudinalis^  den  . 
man  durchaus  in  die  Krone  aufnehmen  mufste,   < 
unvorhergesehene  Hindemisse  oder  wohl  gar 
eine  tödliche  Verblutung  verursachen  könnte, 
Der  Kranke  safs  auf  einem   mit   nicht  za 
hoher  Lehne    versehenen   Stuhle ;     der  Kopf 
desselben  ward  von  einem  wohlunterrichteten 
Gehülfen  unbewegUch  festgehalten,   und  zwei 
andere   unterstützten    den    erstem,    dafs    der 
Knabe  night  vom  Stuhle  weiche,    oder  deto 


Operirenden  sonst  hinderlich  werde.  Ein 
Kreuzschnitt  durch  alle  äufsern  Kopfbedekw 
kungen  von  a|  Zoll  L*änge  auf  der  ^ucura 
longüudinaliSy  und  derselben  Breite  nach  der 
Richtung  der  Sutura  lambdoidea  legte  auf  ein«^ 
mal  dfe  problematische  Stelle  dem  Auge  blofs« 
Mit  vieler  Mühe  war  die  Adhäsion  der  Galea 
aponeurotica  zu  trennen  —  welche  Tren«» 
tiung  aus  gutem  Grunde  durch  ein  geballtes 
Bistouri  verrichtet  ward,  —  und  als  dies  ge- 
schehen war,  bemerkten  wir  einen' mifsfarbi-» 
gen,  schwarzen  Fleck,  von  der  Grofse  ^ines 
Silberpfennigs ,  zwei  liinien  von  der  beinah 
völlig  verknöcherten  iutüra  saginalis  nach 
links  (wir  schauen  den  Kopf  vom  Hinterhaup- 
te aus  in  verticaler  Richtung)  auf  der  Mitte 
einer  flachen  Impressio  cranU\  die  in  der  Pe- 
ripherie eines'  ViergroschenstüQks  war.  Bei 
der  Nothwendigkeit,  die  ganze  Impression 
durch  ei/20  Krone  auszubohren,  mufste  die  Ge- 
fahr einer  Verletzung  des  Sinus  longüudinalis 
um  so  drohender  werden.  -^  l/eber  alle  Er^ 
Wartungen  und  Vermuthungen  bemerkten  wir 
an  dem  Kranken  durchaus  keine  Spur ,  von 
spasmodischen  Zufällen,  bei  diesem  ersten 
Theile  der  Operation;  der  heftige  Schmer« 
latte  ihn  so   heftig  ergriffen«    dafs  sich  all« 


Thät]gk.eit  des  Geistes  auf  dieses  eiiizige  M<>- 
ment  vereinigte,  und  wieil  der  Operirte  sich 
wirklieb  in  Todesgefahr  glaubte,  so  lieEs  die« 
se  Spannung  des  Gemüths  keine  unwillkübr- 
lichen  Extravaganzen  zu.  r—    Auf  jenen  mils- 
farbigen  Fleck  ward  der  Perforatiftrepan  be- 
hutsam applicirt  und  mit  der  Corona  mos  die 
Anbohrung  der  Impression  angefangen;  indes- 
sen schritt  dieser  Theil  der  Operation,  wegen 
der  ungewöhnlichen  Dicke  der  KnochenlameU 
letij  besonders  in  Hücksicbt  der  zu  beoback- 
tenden  Präcautionen  im  Allgemeinen,  nurlang- 
sam  fort.    Lange  schon  hatten  die  Knochen- 
späne sich  roth  gefärbt,,  die  Corona  feminA 
durch  die  Furche  tief  eingedrungen,  und  den- 
noch war  an  eine  Beweglichkeit  des  Knochen- 
Stücks  nicht  zu  denken^      Endlich   lüste  sidi 
die  innere  Lamelle  auf  dem  sinu$  und  schwär- 
zes  Blut  trat  hervorquillend  in  die  Furche;  es 
ward  durch  einen  schicklichen  Druck  des  Tre- 
pans  auch  der  übrige  Theil  des  Ki^ochenstücki 
gelöst,  und  so  die  ganze  Impression  durch  das 
Elevatorium  -^  der  Urefond  leistete  nücbl?  — 
herausgehoben^    Man  eilte  den  wirkliiji  hef-^ 
ti'g  blutenden  sinus  zu  tamponiren,    und  ^ 
bedurfte  nur  einer  geringen  Ai^euchtung  mit 

Thedens  SciiuWN^^e^>  um  4i^  Blutimg  so- 


-     59     - 

gleich  ZU  sistiren.  Der  Kranke  bekam  epflep- 
tische  Anfälle»  Es  konnte  also  nur  eilei^id  be-* 
merkt  werden ,  dafs  die  dura  mmer  beinahe 
zwei  ZoU-unteF  dem  oranium  nach  vorne  ab«* 
getrennt  imd  milsfarbig  an  der  Stelle  war,  wo 

äoTserlich  der  schwarze  Fleck  auf  der  corre-» 

»  . 

spondirenden  Impression  bemerkt  worden  war^ 
Es  ward  hierauf  Alles  mit  lockerer  Charpia 
ausgefüllt  und  die  vierkopfige  K-opfbinde  auf 
den  Compressen  mit  hinreichender  Festigkeit^ 
der   2U  befürchtenden  neuen  Blutung   iänge-* 
messen ,    angebracht^    Der  Operirte  kam  ge-« 
gen  eilf  Uhr  auf  sein  Lager  und  erhielt,    in 
der  Pause  eines  epileptischen  Anfalles »  rier 
Tropfen  £s$igna|^ta,  mit  zwei  Tropfen  Lau^ 
danum,  in  einem  halben  Efslöifel  Franzwein^ 
Einem  sorgfältigen  wachhabenden  Wundärzte 
ward   die  Beobachtung   den  Kranken   anrer-» 
trauet  und  die  möglichste  Buhe  im  Zimmer 
empfohleUf  »^  Es  darf  nicht  übergangen  wer- 
dexi,  dafs  ^uf  der  innern  Lami^Ue  des  ausge* 
bohrten  Eindrucks,  eine  FissUr  sichtbar  wai^, 
welche  in  der  Bichtung  des  $inu5  longUudi» 
nalis  mit  i»m  Diam^ter  des  KppichenstUckf 
schlängelnd  hinlief^ 

^i«  $^Sßn  die  Nacht  des^Operationstagef 
schHefW-0p^)wX!9  Abwechselnd  ynd  gut,  f4i*4 


( 


\     _     6o     _ 

auc6  beim  Erwachen   sich  etwas  erleichtert; 
die  Epilepsie  trat  sechsmal  in  dreizehn  Stun- 
den, in  türzem  und  langem  Intervallen ,  ein. 
Heftiger  Durst  weckte  den  Operirten   öfters 
aus  dem  Schlafe,  mitunter  auch  Neigung  zum 
Erbrechen,  welches  na^ch  dem  Getränke  von 
etwas  Wein  mit  Wasser  sich  v-ermehrte.  Kopf- 
schmerzen und  Schmerzen  in  den  Wangen  wa- 
ren mitunter'  heftig,  auch  leichte  Zucl^imgen 
und  Verzerrungen  um  den  Mund  waren  sicht- 
bar,  Und   machten  uns  sehr  aufmerksam  auf 
Ersdieinungen,  welche  vom  trismus  träuma^ 
Bicus  vielleicht  nicht  entfernt  lägen.  —    Am 
Abend  gegen  9  Uhr  vermehrte  sich  die  Fre- 
quenz und  Härte  des  Pulses;,    er  ward  klein, 
ohne  doch  unregelmäfsig  zu  seyn ;  Kopf-  und 
Gesichtsschmerzen  nahmen  zu;    auch  die  Vo- 
miturition  verminderte  sich  nicht.     Mit  dem 
dreistündlichen  Gebrauche  des  Laudanums  zu 
zwei  Tropfen  ward  nun  inne  gehalten ;  dafür 
alle    vier    Stunden    ein    Tropfen    Laudanum 
mit  zwei  Tropfen  Essignaphta  verordnet.  — 
In  der  Nacht  auf  den  folgenden  Tag  waren 
der    epileptischen   Anfälle   mit   cataleptischer 
Beimischung   ^vier    erfolgt    und    die    übrigen 
Uqistände  dieselben  geblieben;    die  Neigung 
zum  Erbrechen  liatle  lick  nicht  vermindert; 


—     6;c      — 

im   Ganien  ward   die  Nacht  schlaflos   zuge* 
bracht. 

Den  i4*  Junius  Morgens  fing  (]as  inflam* 
matorische  Fieber  an  zu  remittiren;  4och  hielt 
die  Vomituiition  an;  ein  zweistündiger  Schlaf 
erquickte  den  Kranken  ungemein.    Wir  ver- 
ordneten   ein    Lavement    von    Chamillenau£- 
gufs   mit  Baumol,    und    dabei  innerlich  eine 
kühlende  Salzmixtur  mit  Magnesia  alba.     Den 
GeBrauch   der   flüchtigen    Mittel    untersagten 
wir  ganz«  —  Bei  einer  genauen  Nachforschuug 
erfuhren  wir^   dafs  der  Knabe  •  lange  vor  der 
Operation  öfters   an  Odontalgie  von  ciariösen 
Zähnen  laboriit  habe,  ^,imd  wir  hatten  dem^ 
nach  Grund,  die  Gesichtsschmerzen  dieser  Lo- 
kalaffection  zum  Theil  zuzuschreiben.  -^   Bis 
gegen  Abend  um  4  Uhr  erfolgten  keine  spas- 
modischen  Zufälle ;    der  Schlaff    welcher  oft 
dien  Kranken  beruhigte,  verblieb   erquickend. 
Das  Erbi^echen   verminderte  sich>   und  zwar 
schien  die,Regel:  dem  Operirten  das  verlang-^ 
te  Getränk  nur  theelci/Felweise  und  erwärmt 
zu  gebäa,  viel  zu  diesem  Sistiren  des  sympa*« 
duschen  Erbrechens  beigetragen  zu  haben.  Die 
sympathischen  brennenden  Schmerzen  im  rech- 
ten Hypochondrium  wurden  bald   durch   ein 
RubefadeQs,  auf  die  affidrte  Stelle  applicirt. 


—     6d     — 

beseitigt  Gegen  Abend  trat  eiir  leidbter  epi- 
leptischer AnFall  ein,  welcher  in  ruhigen  Schlaf 
überging.  Mnfsige  Transpiration  erfolgte  jetzt, 
und  mit  ihr  verminderten  sich  auch  die  Schmer- 
zen im  Kopfe  und  Gesidite«  -—  In  derKaiJit 
erfolgten  wiederum  zwei  epileptische  Anfälle; 
das  Fieber  exacerbirte  und  mit  ihm  auch  die 
Kopf  •>>  und  Gesichtsschmetzen^  Gegen  Mor- 
gen ruhiger  Schlaf. 

Den  i5.  Junius.  Vormittags  um  lo  Uhr 
stellte  sich  Stuhlgang  mit  harten  und  reichen 
Ausleerungen  nach  einem  Lavement  ein,  und 
der  Operirte  füiilte  sich  hernach  sehr  erleich- 
terte t)]^  Remission  des  Fiebers  und  aller 
Schmerzen  war  sehr  bemerkbar.  %  Jetzt  ward 
auch  zur  Lösuiig  ile%  Verbandes  geschritten; 
die  Eiterung  war  noch  nicht  so  reichlich,  dals 
man  ohne  Gefahr  die  üntem  Lag^n  der  Teni- 
ponäde  hätte  t'emöyiren  können.  -^  Gleidi 
nach  dem  Verbände  stellte  sich  ein  reichli- 
ches Nasenbluten  ein^  weldies  aiilserordentli- 
che  Erleichterung  aller  Schmerzen  mitbrächte. 
Der  Appetit  war  gut,  und  Ward  mit  einer 
Tasse  dünner  Fleischbrühe  und  Zwieback  be- 
friedigt Der  Harii  kritische  -*-  Die  Nacht 
Verlief  ohne  heftige  Exacerbation  des  Fiebers, 
und  aucb  di^e  vetvri&ckt«  sich  gegen  Morgen 


I 

\ 

-*         _     63     — 

janz;  und^  wäst  das  erfreulichste  Von  altem 
9\rar,  in  den  letzten  vier  und  zwansiig  Stunden 
bätte  sijßti  auch  nicht  eiüß  Ahndung  der  Epi-* 
[epsie  gezeigt« 

JÖ^  ißteti  Morgens  begrüfste  der  Operirte 
die'  Besuchenden  bei  völligem  Wohlseyn.    Dcff 
Verband  konnte  schon  besser  gelost  werden; 
ein  Wirklich  gekochtes  Eiter  hatte  alle  Ver- 
bandstucke bis  auf  die  Teiifponade  de&  Sinus 
völlig  abgestofseri  j    welche  letztere  unberührt 
blfebi     Die  mifsfarbige  Stelle  der  harten  Öirn- 
haut  fiel  gleichfalls  irt  die  Augen*  -^-k   Gegen 
Mittag  ereignete  sich  ein  NasenbJuteu'^    wel- 
ches den  Kopfs-chm erzen  tetnporär  Einhalt  thät. 
Weil    die    EeibeSofJtiung   niclit    ganz   normal 
•war,  und  audi  um  mehr  ableitend  zu  verfah- 
ren j  wurde  nun  das  Signettesalz  angewendet. 
— r  Am  Abend'  erfolgten  auch  zWei  Stühle  mit 
gonglobirten  FäceS.    Bis  gegen  eilf  Uhr  Nachti 
war    keine    Fieberexacerbatiort     bemerklich  * 
Der   Operirte    hatte    in    dieser  2^wischenzeit 
bald  ruhig  geschlafen^   bald  munter  gewabht« 
In  der  Nacht  um  i  Uhr  schien  e$  ^  als   Wtttm 
der  schläfende  Kranke  epileptische  Antätte  be* 
käme;  indessen  zeigte  sich  bei  genauer  Un- 
tersuchung, dafs  es  nur  Träume  gewesen  wt- 


e.«-n   TOT. 

x*a.    :~:2a    'd^ircsas    .lai     üÜ    dir    Luid 


z£r  .^'2ii    -leinitszr.    iie  IiesciraLiuxi  lesofo- 


ä a   -rill  "^  ss«aiiL   xcÄ nsn*::i-*T7u-?ii.    -v«tie, 


7.'.*«    Wamst    ci-i    Esyg    «^««iirie   io^iLei 

^pii^Xujn  %Ai  Inti^dueiuii^t  und  der  A:^ec 
fc'rj/t.  Um  Mitt^^raaciit  e«:  le'te  sich  iestf 
J'hy^sUUf  nachdeai  Toriier  ein    zwei:€&  Eax§' 


■   -.j—     .65'  — 

lavement  und  eine  Art  Limonade  zum  Ge* 
tränk  gegeben,  worden  waren«  Gegen  Mor- 
gen genols  der  Kranke  sein  Frühstück,  eine 
Tasse  Kaffee  mit  Zwieback,  bei  gutem  Befin- 
den. 

Den  i8ten  ufti  eilf- UHf -zeigte  sich  beim 
Verbände  dieTamponade  des^SlriUs  schon  m^hr 
hervorgedrängt,  so  dafs  man  hoffen  konnte, 
sie  baldigst  lüsen  äu  können.'      . 

• 

Den  ig*  Zeigten  die  Knoch^nränder  durch 
ihre  bleiche  Farbe  eine  Neigung  iur  Exfolia- 
tion; die  mifsfarbige  dura  mater  schien  sich 
mit  frischen  Granulationen  zu  belegen;  da  der 
Sinus  noch  fortwährend  tamponirt  bleiben 
mufste,  so  ward  am  gewohnlichen  Verbände 
nichts '  verändert.  —  Die  erfolgte  Darmaus-* 
leerung  verschaffte  dem  Operirten  Ruhe  und 
fröhlichen  Sinn.  — •  Heute  zuerst  ward  dem 
bittenden  Kranken  etwas  Kalbfleisch  erlaubt'; 
der  Wein  blieb  noch  untersagt.  -^  In  der 
Nacht  erregte  er  viel  Besorgnifs  durch  einen' 
Anfall  von  Kinnbackenkrampf  mit  convulsivi* 
sehen  Zufällen.  Vergebens  suchte  man  in  äus- 
sern Ursachen  den  Grund  dieser  Veränderun- 
gen tM  finden;  doch' hatte  vielleicht  der  mo- 
mentane Gebrauch  eines  specificum  anfodoH'» 

Joüth.  XXXU.  B.  6.  St.  % 


—     66     — 

talgieuntj  welches.  Campher  als  Beimischung 
hat,  dazu  beigetragen* 

Beim  Verbände  am  20.  waren  die  Um- 
stünde gleich  den  gestrigen;  als  aber  am  2t. 
einige  Gewalt  angewendet  wurde,  um  die  feste 
Tamponade  zu  lösen  ^  so  erfolgte  eine  neae,  , 
doch  nicht  sehr  starke  Blutung  aus.  dem  Sinus 
seihst;  daher  der  Verband  mit  einet  oberfläch- 
lichen Tamponade  baldigst  beendigt  wurde. 
Inzwischen  hatte  diese  Blutung  auf  das  Befin- 
den des  Kranken  einen  sehr  wohltliätigen  Ein- 
'flufs.  •—  Am  a5«  ward  die  Tamponade  gänz- 
lich weggenommen;  die  Granulation  zeigte 
sich  überall  und  auch  auf  dem  losgestofsenen 
Fleck  der  mifsfarbigen  dura  meninx  deudich 
hervortretend.  Der  Verband  ward  etwas  fe- 
ster denn  gewöhnlich,  der  noch  zarten  Qca- 
trix  des  Sinus  wegen,  angelegt.  Aber  eine 
gegen  Mittag  eingetretene  Blutung  unter  dem 
Verbände  nöthigte  denselben  zu  lösen.  Dff 
Sinus  hatte  von  heftigen  Anstrengungen  bei  i 
einem  sich  oft  erneuerten  Niesen  sich  geöff--^ 
net.  Diese  Hämorrhagie  u^^d  die  entsetzliche  ^ 
Angst  des  Kranken',  dafs  sie  auf  die  Heilung 
hachtheiligen  Einflufs  haben  könnte,  hatten 
ihn  sehr  mitgenommen;  der  Puls  ward  klein, 
Sie  Abexvdexacerbation  heftiger  und  zugleich 


-     67     - 

•  verlor  sich  auch  der  gesunde  Appetit.  —  A1-* 
]es,  ja  die  ganze  Erhaltung  des  Kranken  kam 
darauf  an,  das  Niesen  zu  verhüten,  und  seine 
Ursache  zu  entfernen,  die  allgemein  seyn  mufs- 
te,  da  alle  Gegenwärtige  auch  eine  Neigung 
zum  Niesän  verspürten.,  Es  fand  sich,  dafs ' 
salzsaure  Dnmpfe  aus  einer  chemischen  Bleich- 
officin  in  das  Zimmer  durch  die  offenen  Fen- 
ster eindrangen;  alsbald  Ward  dies  Eindrin- 
gen verhindert,  und  so  verlor  sich  auch  jene 
Anlage. 

Am  a8.  beschwerte  sich  der  Kranke  über 
ein  Brennen  beim  Uriniren,  welches  er  schon 
vor  drei  Tagen  verspürt  hatte.  Der  Urin  war 
dick  und  setzte  einen  lehmigen  Bodensatz  ab. 
—  Beim  Verbände  wurden  die  GharpÜBbSusch- 
chen  mit  verdünntem  Schufswasser  befeuchtet, 
um  den  leicht  blutenden  squamosen  Gra- 
nulationen Einhalt  zu  tliun.  —  Neben  dem 
innern  Gebrauche  von  Mittelsalzen  erhielt  er 
der  Ischurie  wegen,  ein  Decoctum  Altheae  mit 
*Sem.  Canabis. 

Die  Hoffiiung,  in  der  Trepanation  das 
Mittel  zur  radicalen  Heilung  gefunden  zu  ha- 
ben, be$tätigte  sich  nicht  allein  dadurch,  dafs 
seit  zehn  Jagen  von  allen  neri>ösen  Ersehet-- 
nungen  keine  Spur  erschienen  war^  sondern 

£  % 


—     68     — 

I 

auct  durch  die  höchst  wichtige  psychische  Ver- 
änderung ,  dafs  nemlich  die  Gedankenver- 
bindung von  nun  an  völlig  frei  und  ohne  Un- 
terbrechung vor  sich  ging  und  jene  Kluft  in  sei- 
nem Erinnerungsvermögen  zwischen  den'  Er- 
eignissen seiner  frühem  Jugend  und  der  Ge- 
genwart durch  die  Krankheit  völlig  aufgeho- 
ben war. 

Den  lo.  Julius.  Die  ausserordentlich  er- 
höhete  Temperatur  der  Witterung  wirkte*  nach- 
theilig, die  lokale  Pletliora  im  Gehirn  verur- 
sachte momentane  Vergessenheit,  besonders 
wenn  der  Kranke  int  Gespräche  durch  die 
Einrede  eines  andern  ÜDgestüm  unterbrochen 
wird.  In  der  Regel  verschwindet  dieser  sel- 
tene Vorfall  nach  einem  freiwilligen  Nasen- 
bluten; es  wird  dagegen  (|urch  antiphlogisti- 
Sjche  Mittel,  vegetabilische  Säuren,  Brausepul- 
ver, selten  Laxanzen,  mit  glücklichem  Erfolg 
gearbeitet.  Die  Wunde  geht  der  Heilung  ent- 
gegen; das  ausgebohrte-Knoclienstück  ist  durch 
eine  condensirte  Membran  ersetzt;  doch  reicht 
diese  Festigkeit  noch  nicht  bis  zur  Stelle  des 
verletzten  Sinus,  wo  auch  die  Granulation 
sich  immer  aufgelockert  zeigt  und  öfters 
durch  den  Höllenstein  bjßschränkt  werden 
tnufs*  —  Obgleich  bis  jetzt  nur  der  trockne 


'l 


-  69  - 

Verband  gebraucht  wurde,  so  war  doch  nun, 
da  die  Hautlappenränder  auszutrocknen  be- 
ginnen und  sonach  eine  tiefe  Narbe  zu  be- 
filrchten  ist,  es  nöthig,'  dieselben  mit  Un- 
guent.  basilicum  zu  bedecken. 

Den  ao.  Julius.  Die  Wunde  ist  kaum 
noch  a  Linien  breit,  bedarf  kaum  des  Ver- 
bands. Der  Genesende  bringt  den  gröfsten 
Theil  des  Tages  aufser  dem  Bette  zu  und  ist. 
muntern  Sinnes.    , 

Den  a8.  Julius  erfolgte  ein  beunruhigen- 
der  auftritt.  Der  Genesende  nemlich  1  hatte 
die  ihm,  ertheilte  Erlaubnifs ,  in  den  Mittags- 
stunden auf  einem  freien  Platze  sich  ergehen 
zu  dürfen,  auf  eine  ungebührliche  Art  genutzt 
imd  sich  dann  dem  Zugwind  ausgesetzt.  Gleich 
darauf  ward  er  von  unerträglichen  Ohren- 
schmerzen überwältigt,  und  gcnütliigt,  sogleich 
das  Bett  zu  suchen.  In  der  Nacht  erreichten 
diese  Ohtenscbm erzen  eine  fürchterliche  Höhe, 
Deliria  furiosa^  aufgetriebejnes  Gesicht,  apo- 
plectisches  Ansehn  und  ein  in  solcher  Heftig- 
keit vorher  nie  da  gewesener  epileptischer 
Anfall  drohte  dem  kaum  Genesenen  den  Tod. 
Der  Zufall  ward  als  rheumatische  Otitis  be-^ 
trachtet. «nd  Sülphur.  antimon.  aurat.  Extr. 
Hvoscyami-  mit  Niirum   und    ein    grofscs  Ve- 


—  70  — 
sicatorium  in  dem  Nacken  angewendet,  —  Die 
Otitis  endigte  sich  bei  dieser  Behandlung  ] 
mit  einem  von  selbst  sich  öffnenden  Ohren- 
abscefs ,  welcher  durch  einen  Fliederbla- 
menaufgufs  mit  Milch  gereinigt  und  geheilt 
wurde. 

Am  14*  August,  also  in  dör  neunten  Wo- 
che, war  die  Wunde  völlig  geheilt;  die  Nar-  ' 
be  zeigte  sidh  nicht  so  tief,  als  wir  anzuneh- 
men geglaubt  haben,  ^ie  war  beim  DniAe 
unempfindlich  und  schien  sich  bald  mit  Haa- 
ren zu  bedecken.  —  Noch  immer  ist  eine 
magere  Diät  und  ein  antiphlogistisches  Ver-  ^ 
halten  nöthig,  um  der  lokalen  Plethora  Grän-  J 
zen  zu  setzen.  Die  Schmuckerschen  kalten  : 
Umschläge  auf  den  Kopf  leisten  ei'Wlinschte  '> 
Dienste, 

Er  wurde*  nun  der  Pflege  seiner  Eltern 
überlassen,  die  trepanirte  Stelle  mit  einer 
Bl^chplatte  bedeckt,  alle  anstrengende  Arbei- 
ten sowohl  des  Leibes  als  Geistes,  starke  Be- 
wegung/?n,  erhitzende  Getränke,  streng  verbo- 
ten. Da  aber  die  dürftige  Lage  der  Eltern 
ihn  nöthigte,  sich  wieder  in  seine  Handwerks- 
geschäfte  zu  begeben,  so  konnte  es  nicht  feh- 
,  len,  dafs  nicht  von  Zeit  zu  Zeit  noch  Konge- 
stionen nadv  den^o^C  ^nÄ&tanden,  welche  je- 


—  7'  — 
desmal  mit  momentanem  Verlust  des  Gedächt- 
nisses, Unterbrechung  des  Fadens  einer  ange- 
fangenen Erzählung,  verbunden  waren ;  beson- 
ders bei  Nord-  und  Ostwind  war  dies  öfter 
der  Fäll;  die  Natur  half  sidi  oft  selbst  durch 
Nasenbluten.  Aufserdeih  wurde  durch  abfüh- 
rende Salze,  «ScÄwi/cÄersche  Umschläge  auf  den 
Kopf  und  von  Zeit  zu  Zeit  wiederholte  bluti- 
ge Schröpfköpfe  in  den  Nacken  auch  dieser 
Nachlafs  des  Uebels  nach  mehrern  Mbnatto 
völlig  beseitigt. 

Merkwürdig  war  es,  dafs  er  durchaus 
nichts  stärkendes,  nichts  flüchtiges  vertrug; 
sogleich  entstand  Orgasmus  des  Blutes  nach 
dem  Kopf.  Die  antiphlogistischen  gelind  ab- 
fuhrenden Salze  hingegen  halfen  sogleich,  und 
l)raiditen  ihn  glücklich  völlig  *atis  dieser  Dis- 
Position  heraus. 

Es  ist  nun  ein  Jahr,  dafs  er  völlig  von 
,  seinen  epileptischen  Anfällen  und  seiner  Gei- 
stesabwesenheit befreit  ist.  Die  Wunde  ist 
fest  vernarbt  und  kaunl  zu  'bemerken.  Alle 
Verrichtungen  des  Geistes  und  Körpers  gehen 
in  der  gröfsten  Vollkommenheit  von  statten; 
er  hat  beträchtlich  an  Gröfse  und  Stärke  zu- 
genommen, und  verspricht  ein  thätiger  und 
brauchbarer  Mann  zu  werden. 


—    7»     — 

,/hiwendu77g  des  Phosphori  g^gen  Lähmung, 

Eine  Frau  von  48  Jahren,.  Mutter  mehre» 
rer  Kinder,  welche  seit  langer  Zeit  von  Spu-» 
rem   der  allgeni einen  Syphilis   höchst  entstellt 
war,  ward  vier  Woclien  vor  ihrer  Aufnahme 
in  das  Institut  von  einem  Tertianfieber  befal- 
len,  welches,   ob   es  gleich  nicht  ärztlich  be- 
hfjndelt,   sondern  sich  selbst  überlassen  wnr- 
de,    zwar    fortwährend  seinen  Typus     gegen 
Abend  beibehielt,    aber  auf   die  ziemlich  ge- 
nährte Korpulenz   der  Kranken   keinen  sicht- 
lich schädlichen  Einflufs  hervorbrachte.    Nach 
drei  Wochen  iiel  I^atienlin  beiin  Beginnen  ei* 
nes  Paroxysmus   bewufst-  und  bewegungslos 
zu  Boden  ,    aus  welchem  Zustande  sie  zwar 
nach   einigen  Stunden  von   selbst  wieder  er- 
wachte, allein  die  willkührlichen  Bewegungen 
blieben  gelähmt.     Seit   dieser  Zeit  zeigte  sich 
zwar  gegen  Abend   der  Fieberanfall    wieder, 
doch  machte  er  keinen  normalen  Verlauf,  $o 
dafs   der  kritische  Schweifs  imd   Urin    gänz- 
lich ausblieben.      Mit  jedem  Tage  ward  die 
Paralysis   allgemeiner  \und    das  Fieber  nahm 
den  Karakter  des  remittirenden  an. 

Am  a6,  Aijtil  y^wcd  Patientin  in  folgen- 


\ 


-     73    - 
dem  Zustande  befunden.     Der  Puls  war  sehr 
firequent,  klein  und  nicht  hart;  die  Haut  per- 
^amentartig  trocken,  aber  brennend  heifs,  der 
Durst  unerträglich;    der  Urin  war  blafs  und 
hatte  keinen  Bodensats.      Die  Lähmung   er-i 
streckte  sich  auf  alle  willkührlichen  Functio- 
nen, bbschon  in  verschiedenem  Grade ;  so  wa- 
ren die  obern  und  untern  Extremitäten  völlig 
bewegungs-  und  empfindungslos,  Harn-  und 
Stuhlausleerung    erfolgten    ohne   Wissen    der 
Kranken,  aber  das  Schlucken  und  die  Bewe- 
gung  der  Zunge,  so  auch  das  Aihemholen  im 
Allgemeinen  und   die  Bewegung   des  Thorax 
insbesondre  waren   nur  beschwert;    eine  Ble- 
pharoptosis   beider  Augen  hinderte  die  Kran- 
ke, wel die  etwas  nach  innen  schielte,  am  Se- 
hen; auch  die  Pupillen  waren  irregulär.    (In- 
dessen  kann  mit   Gewifsheit  nicht  behauj)tet 
werden,  dafs  die  beiden  letzten  Indicien  Fol- 
ge der  Lähmung  waren,    indem  ersteres  Feh- 
ler der  Gewohnheit  und  letzteres  fortwähren- 
des Symptom  der  noch  nicht  extinguirten  Sy- 
philis  seyn  konnte.)       Das  Bewufstseyn  war 
%icht  gestört  und  Patientin   bea^twortete  dici* 
ärztlichen  Fragen  mit  Präcision,  obgleich  halb 
stammelnd.     Die  Verdauung  war  normal  nx^d 
'selbst  die  Zunge  rein.    Der  Habitus  de^  ?«w~ 


-    74     - 

tieiitin^  schien  ziemlich  robust,  aber  nicht  ple- 
thorisch  zu  seyn* 

Es  ward  verordnet:  ^t.  Rad.  Seneg.  Dr, 
duas   c,  cotfu,  c.  j4tju^  font^    TJnc^  octo  per 
hör.  dimid.   sub  finem   cqct.  add*  Rad.  Va- 
leriaru  syU\  c,   Vnc  $em.  Flor^  Arnic.  motu, 
Dr.  unarn  Colatur,   Unc.  ifuin^ue  add.  Liqju 
anodyiu  nu  H.  Spirit.  sah  ammoniac.  anisai,  | 
ana  Dr,  duas.   M,  D^  S.    Alle  zwei  Stunden 
einen  vollen  E/slöffel  zu  nehmen^     Zugleich 
ward  folgende  Inunction  empfohlen :  ^.  Lmi- 
*ment.  volac.  Unc*  duas,  Camphor,  trit.  TincU  , 
Cantharid.  ana  Dr.  duas.  M.  —  — ^     Zu  Bä- 
dern, kalten  sowohl  als  warmen,    welche  wir 
gern  hätten  in  Anwendung    bringen   mögen, 
war  im  Krankenzimmer  durchaus  keine  Anstalt 
zu  machen. 

Am  2,5.  war  der  Krankheitszustand  um 
gar  nichts  verbessert.  Es  ward  zu  obiger  Mix-  ^ 
tur  statt  des  Liqu.  anodyn,  und  des  SpiriJU 
ammoniac.  anisat.  hinzugesetzt:  Spirit.  aro» 
tnatico^  camphorat^  Ph*  Paup.  Unc.  sem. 
Tinct.  thebaic.  Scr.  duos;  Inunctionen  mach- 
te man  mit  folgenden :  ^.  PecroL  Tinct,  Canr 
tharid.  ana  Unc.  duas.  M.  Zugleich  waM 
um  auf  den  Karakter  des  Fiebers,  welches  man 
des  reguläceiL  ^^xläSxo^Xä^  ^^^^TL  als  ein  He- 


'    -'  75     - 

trytaens  betrachten  konnte,  directe  zu' wir-» 
in,  folgendes  gegeben:  Vit.  AlcohoU  Core* 
Tuv.  reg.  Had.  Valerihn,  min\  ana  Dr^  duas 
id*  Serpent.  Virg^  Pulv.  aromacic.  Phar.  P, 
\a  JDr,  i*/i.  Pülv.  Chin.  facnc.  Ph.  P,  Dhc,  u/i. 
r.  D»  S.  in  zweimal  vier  und  zwanzig  Scun^ 
m  theelö ff el weise  zu  veflbrauchen^ 

Den  I.  Mai  zeigte  die  Kranke  eine  be* 
»ndre  Neigung   zu   fortwährendem    Schlafe; 
?r  Appetit  verlor  sich  zum  Theil ;  die  untern 
Ktremitäten  fingen  an  zu  schwinden,  und  über- 
iupt  lag  in  der  Physiognomie  mehr  Ausdruck 
er  Passivität,    als    vorher    da  gewesen  war. 
[it  der  Lähmung  ging   es   desto  schlimmer, 
idem  ein  anhaltendes  Asthma   die  Lage  Jcr 
atientin  um   so   ominöser  machte«    Es  wur- 
en  in  diesem  höchst  bedenklichen  Zustande 
ie    Medicamente    der    letztern    Verordnung 
icht  wiederholt,  sondern  folgende  verordnet; 
'tt^  Phosphor.  Gr.  duo^  soli^e^  supra  balneum 
^aporiSi  in  NapHtha  Vitrioli  Dr,  dual»  e^  dimi^ 
lia.   D.  S,  Viermal  täglich  fünf  und  zwan^» 
ig  Tropfen  mit  Salepabkochung  zu  nehmen. 
Leufserlich  wurden  Sinapismen  auf  die  ganze 
'eripherie  des  Körpers,  und  zwar  auf  die  eine 
lälfte  auf-  und  auf  die  andre  absteigend,  mit 
Ausnahme  des  Kückens  und  des  Kte\vi.^^>  xsSsv 


_     ,6     _  ^ 

Decubitus    zu  vermeiden,    weldier  leider  an 
diesen  Stellen  doch  nicht  verhindert  werden 

* 

konnte,  sorgfältig  angewendet 

Am  3«  ,Mai  zeigte  sich  schon  auflFallend 
die  grofse  Wirkung  dieses  neuen  Mittels.  Anr 
fanglich  waren  blos  Urin  -  und  Darmauslee- 
rung nicht  unwillkührlich  abgegangen;  doci 
bald  zeigten  sich  auch  in  den  obern  Extremi- 
täten mehr  Kraft  und  Energie;  die  Patioitin 
war  im  Stande,  freilich  mit  Anstrengung  und 
aufgemuntert  durch  das  Zureden  des  Arztes, 
einen  LüfFel  Wein  selbst  nach  dem  Munde  zu 
fuhren.  Nicht  so  folgsam  der  Willkühr  wa-  < 
ren  die  untern  Extremitäten  und  die  Augen- 
licder,  welche  sicJi  noch  nicht  thätig  zeigen. 

Noch  mehr  liberraschend  war  der  Zustand 
am  ioten,  wo  Patientin  sich  auf  einem  Stuhle 
sitzend  befand*  während  die  Wärterin,  mit  Be- 
sorgung  des  Lagers  beschäftigt  war;  sie  hatte 
selbst  zum  Transport  von  einem  hohen  Bette  . 
nach  dem. Sitze  beigetragen  und  war,   obgleich  1 
sehr    schleppend,    einige   Schritte    gegangen.   ^ 
Ueberdies   verlor  sich    die  Schläfrigkeit,    und   "j 
Transspiralion   der  Haut  stellte  sich,    mäfsig 
zwar,  ein ;     doch  fehlng  der  Appetit  noch  im- 
.  mer,  uud  Aex  Sx\]Se!\gao£\^  N^\^\55N^CtÄ  dch.    Ge- 


^     77     — 
gen    letzteres    ward    ein    ühligtes   Lavement 
gegeben«     Als  am  andern  Tage  die  dreitägige 
Verstopfung    noch    nicht   gehoben  war ,    gab 
man     eind^  Emulsion    von    Oleum    Papaveris 
mit  Jalappa    (zum  Ersätze  des   Olei  Ricini)^ 
•worauf  dicke  verhärtete  Fäces  ausgeleert  wur- 
den. —  — '   Jetzt  traten  zwei  üble  Uhistände 
ein,  welche   dem  guten  Erfolge  der  Behand-  . 
lung   Hindemisse    sowohl,     als    auch   grofse 
Schwierigkeiten  entgegenstellten.     Einmal  war 
der  Decubitus,  welcher  nicht  verhindert  wer- 
den konnte,  so  weitiunfassend  geworden,  dafs 
wohl  eine  Handbreite  des  Ossis  sacri  blos  ge- 
gelegt  war;     zweitens   äufserte    die  bestellte 
Wärterin    der  Kranken    zu   wenig  Sinn   zur 
thätigen    Mitwirkung  für    die    eifrige    Kunst; 
sie  vernachlässigte   die   Kranke  unverzeihlich, 
luid  die  hier  so  nöthige,  unermüdet  handeln- 
de Kunst  konnte  nur  unvellkommen  in  Aus- 
übung gebracht  werden.  —  Gegen  den  Decu- 
bitus   ward    mit  Nutzen  folgendes    Liniment 
''  angewendet:  l^*  OL   Terebinch,   Unc^  unam, 
Camphor.  Dr.  unam,  Spirit.  saL  ammoniac^ 
caustic.  Dr^  semüs.  M. 

Am  i5-  war  die  Leib  es  Verstopfung  mit 
Beschwerden  verbunden;  der  Unterleib  war 
aufgetrieben,    schmerzte   bei    der  Berührung, 


.  besonders  in   den  Lumbalgeg^nden^  und  die 
Kranke  zeigte  Neigung  zum  Erbrechen,    Die 

I 

oben  benannte  öhligte  Emulsion  leistete  nichts, 
daher  muCste  durch  das  Elix.  aperitiv.Ph.  Paup, 
LeibesöiFnung  verschafft  werden,  und  der  Ver- 
such gelang  so,  dafs  alle  Abdominalbeschwer- 
üen  nach  vief^  und  zwanzig  Stunden  Völlig 
verschwunden  waren.  —  Der  Phosphor  wur- 
de zwar  nicht  ausgesetzt,  doch  waren  wir  ge- 
nclthigt  ,der  Phosphorauflösung  eine  andere 
Form  zu  ^eben.  Die  Auflösung  in  Vitriol- 
naphtha  nämlich  erfolgte  nur  dann  vollkom- 
men und  ohne  nachherige  Präcipitation  >  wann 
die  Naphtha  von  schwefelsaurer  Beimischung 
frei  war ;  da  wir  zweimal  ein  solches  reines 
Präparat  nicht  erhalten  zu  haben  glaubten,  so 
ward  folgende  Emulsion  vorgezogen:  J^.  -PAoif- 
phori  Or.  duo ,  soli^^  in  OL  Papaver.  JDr, 
tribtis,  et  add.  Gumm.  arabic,  q.s,  utF^c.Aqu. 
Foenic.  ünc,  quatuor  Emulsio,  D.  ä.  Viermal 
täglich  einen  Efslö^el  voll  zu  geben.  — 
Es  wurde  mit  der  Gabe  des  Phosphors  stei- 
■  gend  fortgefahren,  so  dafs  Patientin"  am  heu- 
tigen Tage* einen  und  einen  halben  Gran  Phos- 
phor in  Emulsion  bekam* 

Den  i'4  Mai.    Bis.  heute  nahm  die  auffal- 
lende  IJesseruiig  der  Bewegung  zu,    so  dafs 


V  '   ~      79'    —  -     ■ 

auch  die  Sprache  verständlicheiii  war ;  nicht  so 
aber  verminderte  sich  das  Asthma,  desgleichen 
blieben'  die  Erscheinungen  an  den^Augen  die-- 
selben.     Auch  der  Decubitus,  ungeachtet  der 
Unaufmerksamkeit  beim  Stuhlgange  der  Kran- 
ken, wo  die  gehörige  Reinlichkeit   des  Bettes 
und   der  untergelegten  Wachsleinwand  nicht 
beachtet  worden  war,  neigte  sich  zur  Granu- 
lation. —  Allein  von  nun  ^n  war  eine  exact« 
Pflege,  besonders  ein  regelmäfsiges  Darreichen 
•    der  Medicamente  nicht  zu  erlangen;  und  ob- 
gleich das  Resultat  der  Beobachtung  vom  Arz- 
te dem  Wohl  des  Kranken  gerne  wäre  geop- 
fert   worden,    so  war    Patientin    dennoch  zu 
einer  Lokalverändefung    naqh    einem  Hospi-» 
tal  nicht  zu  bewegen.     Daher   blieb-  die  be- 
gonnene Besserung  stehn,    ja   die   Krankheit 
ging  ia  den  folgende»  Tagen  rückwärts.    Mit 
dem  uuwillkührlicheh  Abgange  des  Harns  war 
hattnäckige  Obstruction  des  Unterleibes   ver- 
bunden;   die  Bieweglichkeit  der  Extremitäten 
verminderte  sidi  sichtlich.     Zwar  ward  durch 
ein  Mercuriallaxans  mit  Jalappa  ein  wässerig- 
ter  Stuhlgang  erzwungen,    allein  eine  allmäh- 
Ug  zunehmende  Erschöpfung  der  Kräfte  zeigte 
auch  ihren    Einflufs   auf  die  Functionen  des 
Sensoilums.    Die  Kranke  schlief  oft  und  fest^ 


—     8o     -^  • 

ohne  durch  ien  Sdilaf .  erheitert  worden  z 
seyn ;  das  Fieber  nahih  einen  /  kbntinuirende 
Typus  an,  der  Puls  war  klein,  aufserordentlic 
schnell  und  frequent,  mit  dem  zwanzigstel 
Schlage' intermittirend;  dann  ward  er  auch  au 
eiiiige  Stunden  voll  und  hart,  nahm  aberbalc 
ab,  und.  ward  kaum  fühlbar  an  den  Händen 
Endlich  ereilte  bei  zunehmendem  Asdnna  dej 
Tod  ein  Leben,  welches  unter  giinsjLigem 
Umständen  vielleicht  hätte  erhalten  werden 
können.  Nach  dem  Tode,^  welcher  am  17. 
frühe  sich  ereignete,  war  die  linke  Seite  iet 
Leiche  blau,  todtenfleckig.  — -  Widriger  Ver» 
hältnisse  wegen  konnte  die  LeichenöflEaung 
nicht  vorgenommen  werden* 

Auch  in  einem  zweiten  Fall,  wo  pach  ei- 
nem Schlagflufs  halbseitige  Lähmung  zurück* 
^febliebeiji  war,  leistete  der  Phosphor  gute 
.Wirkung,  besonders  änfserlich  angewendet  in 
folgender  Salbe:  J^.  Phosphor,  gr.  X.  Garn» 
phor.  gr,  XL.  Axung.  parc,  ünc^j.  M* 


Innere    Anv^endung    des    Phosphats  gegen 

kalce  Tieberk 

Ein  Mann-  von  34  iahten,  des:sen  Consfr 
tUtipn  aXrabüarUch«)  icterisch  war  und  daher  zu 


Tabellarische  UeberSicht 

rlm  polikUt.i.d.r»    Intritute  bel.=nd=lui.  KnnUwiMn 


JV 

Kci>»niintn«n  Ktgr^cn. 

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Bolir 
GoUne  A^M- 

fül,ermäf,rgP) 
FlackkrankUeit    , 
Erlrecheo   (chron.  1 

; 

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HirBÜuli 
Cddno  Ad« 

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Eogliicte  Kr,„kb.i. 
Muuerblulfluf. 

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IVeitier  Flur. 

SauchiicIivi^iaECT- 
icbafi 

F.h!er  Lr  BilduDg 
d««  Henaai 

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ferner: 


MoulIi<:he  Siunme   der 

.ifg.noni.-™nX«nk«"- 

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Olli. limine". 

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iirg.  Kr=nkh«.. 

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iJikn  brach« 

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M.U|.i.|, 

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Chirorgiiche  Oncraiioi 
Amputation  der  Flngar 
—  dei  Zäpfcbent 
Puracentheia 

TrtpinallaB 


■  •rksDsen.  l)  Dia  Cabeiltcn  an  HemiBn  und  Frocidanllaa 
illen  acWkliche  Bandaga.  und  Bractibindgr.  2)  Dia  klsiaen 
irgiichen  Operatian^a  aind  TöUig  übargaogeii  wordaii. 


Augenkrankheiten.  - 


Ambljopii 
Bliphiraphdulniia 

Giuu  Bi«iaonliaa. 
Blaphimpiotia 

ChiluioB 
Baratt  IicanU 

Ectropinni 

HemerilopU 
HordeoloiB 
Ujpopiuni  si  abicau. 

Lippiludo  Mailii 
Leuconu  et  micaliB 


Mjopi« 

Oedema  palpebrarum 
Ophthalmia  --i-.-:-- 
Ophtbalmia 
Ophlhalm.BBi.aa>" 
Ophihalmia  iccoFu 
~  Ophthilmia  irphili 
Qpbibalmi«  lopica 

Prolaptu«  irldU 
Ftotophthaluiii 
FlBrygium 


rhaL 


Ttuhiuia 

Vanucia  palpcbrvai 

Ulcwa  MiDeae. 


—    8i     — 

häufigen  Leibesr<^ritopFatigcn  incliülrtf  yrard 
iror  zwei  Jahren  von  eineni  intermittirenden 
ireitägigen  Fieber  befallen»  und  sdiien  in  den 
gewöhnlichen-  Fiebermitteln,  welche  verschie- 
lene  Aerzte  ihm  gegeben  hatten»  '*vei*geben4 
leine  Rettung  ni  suchen«  •  Gegen  Anfang  ded 
Winters  dieses  JAhres  (ißtö)  übernahm  das  In- 
ititüt  die  Behandlung  dieses  invecerirten  Fie^ 
bers*  Der  Kranke»  dessen  ökonomische  Ver- 
l^ältnisse  drückender  aU  seine  Ki'ankheit  wa-» 
ten,  ttiageite  säht,  db ;  Dyspepsie  -wat  ein  Vor- 
KÜgliches  Leiden»  ^reichem  der  Kranke  durch 
Hausmittel^  sdhadlidie  und  unschädliche»  zu 
begegnen  suchte;  überdies  vraren  die  Päro« 
tjrsmen)  deren  Dauer  wohl  achtzehn  Stun« 
den  betrugt  überaus  schmerzhaft»  indem  statt 
des  Frostes»  ein  leichtes  Schauern  mit  uner« 
träglichen  Gliederreifsen  von  zwei  bis  drei- 
stündiger Dauer  den  Kranken  inarterte«  Ver- 
gebens wurden  auch  von  uns  die  besten  Cid«  ^ 
tiasörten  niit  Opium»  umsonst  die  China  fa- 
ctitia  Ph»  Päup*  versucht»  ebeÄ  so  wenig  lei- 
stete die  Belladonna  in  Extract  und  Substanz; 
audh  das  Frühjahr  fand  diesen  Unglücklichen 
vom  Fieber  abgehärmt»  einem  Schatten  gleich« 
Endlich  Versuchten  wir  das  E^ttract«  Ghelidon. 
ma Joris  mit  einem  Zusätze  von  Guajak^   er« 

29un4  XXXit  3.  i*Sti  }S 


iteres  von  einer  Drachme  bis  dne  halb^  Un* 
ze  zum  täglichen  Verbrauche^  und  waren  im 
Versuche  glücklich.  Noch  waren  nicht  d?^ei 
Unzen  verbraucht,  als  das  Fieber  einen  Quat" 
tantypus  anzunehmen  anfing  und  mit  dem  zwei* 
ten  raroxysmus  sich  verlor,  ohne  doch  j6ne 
heftigen  Gliederschmerzen  gänzlich  wegge- 
nommen zu  haben.  Armuth  nöthigte  den  Ge- 
nesenen zu  manchen  Diätfehlem,  indem  der 
Appetit  bei  dem  Gebrauche  des  neuen  Fie- 
bermittels zugenommen  hatte. 

Am  Ende  des  Sommers,  nachdem  das  Fie- 
ber eine  Pause  von  drei  Monaten  2urLick.ge* 
Jegt  hatte,  überfiel  es  -  den  Kranken  im  Quoti- 
diantypus  mit  erneuerter  Heftigkeit,  in.  der» 
selben  rheumatischen  Form ,  deren  'oben  ge- 
dacht worden  ist»  Alsbald  veränderte  sich 
der  Typus  zum  dreitägigen  und  Patient  ward 
wied^um  Gegenstand  ärztlicher  Behandlung. 
Gastrische  Cruditäten  turgescirten  nicht  naoi 
oben,  aber  im  Ansehen  zeigte  sich  die  A£Fection 
der  Abdominaleingeweide.  Es  ward  nun  so- 
gleich folgendes  gereicht :  -i^^.  Phosphori 
Gr.  duo^  solve  in  OL  Terebinthinae  JDr. 
duabus»  £)*  «S.  Viermal  täglich  lo  Tropfen  *) 
in  einer  Tasse  Altheadecoct  zu  nehmen.  — 
AtiJfFallend  war  die  erste  Wirkung  darin,  dafs 
der  nächste  Paroxysmus  nicht  mehi?  mit  Glie- 
derschmerzen verbunden,  und  dafs  er  nur  von 
zehnstündiger  Dauer  war.  Der  folgende  Pa- 
roxysmus anteponirte  um  zwei  Stunden,  war 
der  letzte  und  verblieb  es  sofort.  -^  Es  darf 
nicht  übergangen  werden,  dafs  der  Genesene 
einige  Zeit  nachher,  ob  er  gleich  im  Ganzen 
nur  vier  Gran  Phosphor  consumirt  hatte,  täg- 

^)  Eine  Drachma  Ol«  Terebiaihin.  hält  ZJO  Tropfen. 


—     83     — 

lieh  zwei  höchst  stinkende  Stühle  hatte^  im 
Schweifse  keine  Krise  machte,  wohl  aber  im 
Urin^  welcher  noch  vierzehn  Tage  nach  dem 
letzten  Fieberanfalle  braun  war  und  einen  leh- 
migen Bodensatz  hatte.  —  Icterisches  Colorit 
hatte  der  Mann  zwar  nacli  vollendeter  Kur 
noch  einige  Zeit;  doch  konnte  und  wollte  er 
ziicht  länger  in  der  Kur  bleiben^  und  kehrte 
zu  seinein  Merier  als  Kattundrucker  zurück^ 
dem  «r  jetzt  bei  vüUigem  Wohlseyn  vprsteht* 

Ein  Bedientor  von  39  Jahren,  Von  sangui- 
nischem  Temperament,  und  zur  entzündlidien 
Diathesis  geneigt,  litt  schon  seit  anderthalb 
Jahren  an  einem  Wechselfieber.  Ein  Tertian- 
fieber,  welclie*»  in  seinem  Typus  so  beweglich 
war,  däfs  es  alle  Monate  eine  andre  Form  an- 
nahm« Es  trotzte  a5l<^n  unsern  Berriiilmngen 
den  ganzen  Winter  hindurch,  und  ward  erst 
geg^n  Ende  des  Frühlings  durch  das  Extr. 
Glielidonii  mit  rtüchtigen  Mitteln  versetzt,  in- 
dem er  von  ersterm  täglich  sechs  Drachmen 
'in  Auflösung,  mit   einer  halben  Drachme  Li* 

Juor  anodyn.  m.  H.  verbrauchte,  von  seinem 
ieber  befreiet.  Bald  darauf  ward  der  Fie- 
berfreie von  einer  pleuritis  rheumatioa  heim- 
Sesucht,  welche  durch  Venäsectiouen  und  den 
arauf  folgenden  Gebrauch  des  Calomels  gänz- 
lich gehoben  wurde.  Ein  anderer  pleuritischer 
Anfall)  welcher  durch  heftige  Stiche  den  Kran- 
ken zu  tödten  drohete,  ward  durch  eine  ein- 
zige Venäsection  weggenommen. 

.Nach  drei  Monaten,  während  welcher  Zeit 
der  robuste  Mann  eine  weite  Pieise  vorge- 
nommen und  in  regnigter  Witterung  viel  zu 
Fufs  gewandert,  ward  er  plötzlich  von  einer 
febris  septimana  intermitcens  befallen.    Das 

F  a 


—    «4    — 

Fieber  hatte  tchon  sechs  Paroxysmeor  gemachi 
als  er  sich  -wieder  an  uns  wandte.  Wir  ga 
ben  ihm  4^^  obige  Phosphorsolutiqn)  tägiicl 
mit  einem  halben.  Gran  Phosphor   anfangei» 

,  bis  zu  einem  Gran  steigend,  unter  einem  ^ürzik 
ke  von  Altheawurzeln ,  und  waren  erfireuel 
ein  ähnliches  glückliches  Resultat  zu  beobadi 

.  ten.  Der  folgende  Paroxysmus  po^tponirti 
um  drei  Stunden,  dauerte  nur  acht  Stunden 
indem  der  ursprüngliche  Anfall  beinahe  :Swe 
und  zwanzig  Stunden  gewährt  hatte,  und  dai 
Fieber  selbst  endigte  mit  einem  dritten  Paro< 
xjsmus,  ohne  auffallende  und  bemerkbare  kri' 
tische  Ereignisse*  Sieben  Gran  Phosphor  vra« 
ren  hinreichend,  dieses  Fieber  radikal  zu  hei- 
len. 


Die  siclierste  Anwendung  des  Phosphon 
bleibt  nach  unsem  Erfahrungen  die,  ihn  enj 
vollkommen  in  Mohnöl  auflösen  und  dam 
mit  arabischen  Gummischleim  zur  Emulsioi 
machen  zu  lassen.  Hier  ist 'man  sicher,  da£i 
nichts  unaufgelöfstes  auf  die  Magenwände  wir- 
ken und  Entzündimg  erregen  kann,  die  ein- 
zige Gefahr,  die  sein  Gebrauch  hat.  Aud 
darf  deswegen  die  Dosis  von  |.Gran  des  Ta- 
ges (und  zwar  in  kleinen  Abtheilungen  ge 
reicht),  nicht  überschritten  werden.  Ütidiiiv 
mer  ist  beständige  Aufiperksamkeit  nö.tb'g 
und,  sobald  der  Kranke  Uebelkeit  oder  eii 
Brennen  im  Magen  verspürt,  mufs  es  ausge- 
setzt werden,  üeberhaupt  ist  >es  kein  Mitte 
zum  fortgesetzten  Gebrauch,  weil  ^s  ixnmei 
zuletzt  die  Verdauung  verdirbt. 


-    SS    - 

Heilung  einer  Lungensuclu. 

s 

Ein  Instrümentenmacher,  58  Jahr  alt,  wur* 
^  den  igten  Juni  1810  ins  Poliklinische  In- 
Ltut  aufgenommen.  Ungeachtet  seiner  jetzt 
ir  $chwächlxchen  Konstitution,  genofs  Patient 
seiner  Jugend  einer  dauerhaften  Gesund-* 
ttt*  Vater  und  Mutter  verlor  er  als  Knabe; 
tztere  an  der  Auszehrung.  In  seinem  tasten 
hre  wurde  er  zum  ersten  male  syphilitisch, 
bekam  Tripper  und  Schanker,  Unerfahren 
Lt  diesen  Krankheiten,  hielt  er  den  Schan* 
ST  fiir  ein  unbedeutendes,  nichtssagendes  Ge- 
hwür,  und  nur  gegen  den  Tripper  brauchte, 
einige  ihm  ertjpfohlene  Hausmittel,  wonach 
eses  Uebel  auch  bald  nachliefs.  Bald  aber 
merkte  er,  dafs  das  Geschwür  immer  mehr 
id'  mehr  um  sich  griff,  und  dafs  das  Schluk- 
•n  ihiii  Schmerzen  verursacJite.  Nun  wand- 
er sich  an  einen  unerfahrenen  Bader,  wel* 
er  ihn  in  kuiT^er  Zeit  so  mit  Quecksilber 
»erfüllte,  dafs  eine  anhaltende  Sali vation  die 
räfte  seines  sonst  starken  Organismus  fast 
nzUch  zerstörte.  Hierauf  sah  er  sich  genü- 
igt.  Hülfe  in  der  Charit^  zu  suchen,  wo  er 
idh  einigen  Monaten  geheilt  entlassen  wur* 
?.  Nach  3  Jahren  wurde  er/  wieder  sjphi- 
isch,  wovon  er  abermals  in  der  Charit^  her- 
stellt wurde.  Hierzu  kam  •noch,  dafs  Pa- 
jnt  leidenschaftlich  den  Xanz  liebte,  und 
cht  selten  unmittelbar  nach  demselben  trank, 
Ddurch  er  sich  nach  seiner  Aussage  oft  Hu- 
3n  mit  Stichen  in  der  Brust  zuzog.  Vor  6 
hron  bekam  er  hämorrhoidalische  Anfalle, 
doch  waren  sie  nur  einmal  ßiefsend,  und 
aten  nach  einer  Erkältung  beim  Tanze  zu- 


^     88     ^ 

seines  Zustandes«  Die  Mittel  wurden  nocü 
bis  zum  'hosten  Sept.  fortgesetzt,  und  da  kei- 
ne Krankheitssymptomen  mehr  vorhanden  wa- 
ren, der  Kranke  als  geheilt  entlassen. 

V  O« 

Heilung  einer  Chorea  durch  Zink  allein. 

Nachfolgende  Erfahrung  verdient  mitge- 
theilt  zu  werden,  als  ein  ganz  reiner  Versudii 
was  Zink  allein  zu  thuh  vermag. 

C  D.,  i3  Jahre  alt,  schwächlicher  Con- 
stitution, mittelmäfsig  ^genährt,  von  ziemlidi 
gesunden  Eftem  gezeugt,  genofs  von  seiiiff 
früiiern  Jugend  an  einer  ziemlich  guten  G^ 
sundheit,  In  seinem  loten  Jahre  haitte  er  sid, 
der  Aussage  der  Mutter  gemäfs,  einer  starkea 
Erkahung  ausgesetzt,  und  darnach  krampfhaf* 
te  Zufnlie  bekommen ;  doch  schien  dieses, 
Uebel  mehr  eine  Folge  der  Würmer  gewesen 
zu  seyn,  da  es  in  wenigen  Tagen  gehoben 
wurde.  Nach  diesem  Zufall  befand  er  sich 
Wohl,  bis  er  vor  ungefähr  af  Monat  aufs  nene.j 
krank  wurde.  Merklich  unterschied  sich  die- 
ser Krankheitszustand,  dem  eigenen  Gestand» 
nifs  der  Eltern  gemäfs,  von  dem,  wovon  der 
Knabe  vor  3  Jahren  befallen  war. 

Im  Anfange  der  Krankheit  bemerkte  mafi 
an  ihm  eine  Gleichgültigkeit  gegen  alles,  vd 
Nachlässigkeit  in  allem,  dafs  er  sogar  das',  wtf 
er  sonst  am  liebsten  that,  verabsdieuete*  Nicb 
lange  hielt  dieser  Zustand  an,  es  fand  sid 
Mangel  des  Appetits,  das  Sprechen  würde  air 
weilen  unverständlich,  zuweilen  war  er  nicht 
im  Stande  gewisse  Worte  auszuspFechen*    Es 

fdudeu  »ic^lEv  V«c7«^XTOu^<Qa  d^$  Gesidtfs,  bei 


-     89     - 

aller  Anstrengung  sie  zu  unterdrücken,  un« 
willkührliche  Bewegungen  der  untern  Kinnla- 
de, Zuckungen  in  dem  linken  Arm,  und  auf 
der  linken  Seiten  des  Körpers^  ein,  und  äo  stieg 
die  Krankheit  von  Tage  zu  Tage,  bis  sie  den 
ganzen  Körper  einnahm» 

Die  Krankheit  aufserte  sich  bei  seiner 
Aufnahme  in  folgenden  Erscheinungen: 

Starrer  Blick,  schüchternes  Betragen,  die 
oben  genannten  Verzerrungen  des  Gesichts, 
'widernatürliche  Bewegungen  der  Kinnlade  und 
der  Zunge,  zuweilen  undeutliche  oder  gar  ge-» 
hemmte  Sprache,  Hin-  und  Herwerfen  de» 
Kopfes  von  einer  Stelle  zur  andern,  Zuckun-» 
gen  der  Halsmuskeln,  und  widernatürliclie  un- 
winkiihrliche  Bewegungen  des  ganzen  Körpers, 
so  dals  der  Kranke  nicht  im  Stande  war,  nur 
einige  Minuten  ruhig  zu  seynj  selbst  bei  der 

fröfsten- Anstrengung  vermochte  er  es  nicht, 
iuw eilen  mufste  er  schnell  voü  einef  Stella 
2ur  andern  laufen,  ohne  sich  halten  zu  kön-^ 
nen,  zuweilen  springen.  Er  wufste  genau,  was 
er  that,  eben  so  konnte  er  sich  des'  Vergan« 
genen  wieder  erinnern.  Uebrigenj^  waren  alle 
Functionen,  aufser  einem. mangelhaften  Appe-» 
tit,  wenig  gestört.  ~  . 

Da  sich  aul'ser  einer  allgemeinen  convul- 
siblen  Anlage,  durchaus  nichts  von  entfernten 
Ursachen  entdecken  liels,  als  die  Entwicklung 
der  Pubertät,  vielleicht  Onanie,  so  wurde  di« 
Krankheit  ^Is  reine  Nervenkrankheit  ^ngese«- 
hen,  und  heschlpssen,  einen  re/oht  rein^i  V  er- 
sucli  mit  der  Wirksamkeit  des  Zinks  zu  ma-^ 
chen«     '   * 

Er  erhielt   daher  von  Anfang  bis  zu  Ende 
.  der  Kur  nichts  als  Zink.     Zuerst  die  Zinkblu<- 
pjen,  täglidi  dreimal  i  Gran,    Nacb  3  Tagepi  • 


—     90     — 

da  sich  keine  Besserung  zeigte,  täglich  i  Gran 
mehr.  Hierauf  erfolgte  einige  Äpnahme  der 
Krämpfe.  Nach  a  Tagen  ward  wieder  mit 
j  Gran  gestiegen ,  und  so  fort.  Bei  8  Gran, 
die  er  ohne  alle  Beschwerde  vertrug,  zeigte 
sich  merkliche  Besserung.  Die  heftigen  Be- 
wegungen mit  Händen  und  FuGsen  .liefsen  et- 
was nach,  und  die  der  Halsmuskeln  verloren 
sich  gänzlich. 

r^ach  lo  Tagen  war  er  schon  im  Stande 
sich  anzukleiden,  doch  hatte  er  in  den  ein- 
zelnen Fingern  noch  nicht  Stetigkeit  genng, 
um  etwas  zu  halten.  Vier  Tage  hierauf,  da 
er  täglich  12  Gran  ohne  Beschwerde  nahm, 
kormte  er  schon  etwas  zeichnen,  welches  ihm 
empfohlen  wurde,  um  auch  durch  psychischen 
Einflufs  dem  Körperlichen  mehr  Stetigkeit  ai 
geben. 

Vierzehn  Tage  nach  der  Aufnahme,  ab 
der  Krianke  i4  Gran  täglich  nahm,  waren  die 
unwillkührlichen  Bewegungen  ganz  verschwun- 
den. Nur  einige  Un Vollkommenheit  in  der 
Bewegung  des  linken  Arms  und  etwas  Stam- 
meln beim  Sprechen  waren  übrig,  geblieben. 
-^  Eine  Erhöhung  der  Dose  bis  zu  16  Gran 
erregte  ihm  Uebligkeit,  s^'e  ijoirde  daher  wie- 
der auf  i4  Gran  vermindert. 

Nachdem  er  so  noch  8  Tage  fortgefah- 
ren war,  platte  sich  aucli  der  Arm  gebessert. 
Er  konnte  wieder  zeichnen,  schreiben,  geben, 
wie  vorher.  Nur  noch  die  Zunge  behielt  beim 
Sprechen  etwas  stammelndes.  ^*—  Es  wurde 
nun  statt  des  einfachen  Zinkkalchs  der  Zink- 
vilriol  zu  a  Gran  täglich  in  wäfsriger  Auflö- 
sung in  steigender  Dose  verordnet.  Nachdem 
er  J>is  zu  6  Gran  täglich  gekommen  war,  fünf 
Wochen  nadv  Anfang  der  Kür,  war  er  voll- 


•  ^     9«     — 

mm^n  hergestellt.  — ^    Zum  Schlul^s  bekam 
noch  eine  Latwerge 'von  China  fact.,  Va- 
ian«  und  Fol.  Aurant 

6.  ' 

Erweiterung  des.  Hertens, 

Madame  A,  Mutter  vier  gesunder  Kinder, 
:  neun  und  swanzig  Jahr,  schon  seit'  drei- 
hn  Wochen  krank,  litt,  als  sie  den  ein  und 
eifsigsten  December  1810  von  dem  polikli- 
schen  Institut  in  die  Behandlung  genommen 
urde,  an  folgenden  hervorstechenaen  Krank- 
litssymptomen: 

Aufserordentlich  abgemagert  und  beinahe 
ler  Kräfte  beraubt,  war  sie  nicht  im'  Stande 
rBett  zu  verlassen.     Die  bleiche,  schmutzig- 
?lbe  Farbe  ihres  ganzen  Körpers,  vorzüglich 
?s  Gesichts,  deutete  nicht  nur  auf  einen  seht 
»störten    Ernährungspro cefs,    sondern    auch 
if   ein    bedeutendes    Hindemifs   beim   Un^- 
usch    des    Oxygens   in   den    Lungen.     Da» 
esicht  war  sehr  aufgedunsen,  die  untern  Ex- 
emitäten  waren  angeschwollen,     Uire  Respi- 
itiön  war  sehr  beengt,  mit  häußgem  kurzen, 
lit  wenig  Auswurf  begleiteten  Husten;    ihre 
prache    schwach   und    geschah  nur   mit  der 
röfsten'  Anstrengung;  ihre  Engbrüstigkeit  er- 
lubte  ihr  nicht,  tief  Athem  zu  schöpfen,  und 
ersuchte  sie  es,  so  folgte  ein  kurzer  Husten, 
ane  unbeschreibliclie  Angst,  welche  des  Abend$ 
orzüglich  wuchs  und   ihre    Nächte  schlaflos 
lachte,    beunruhigte   sie    fortwährend/     Das 
ufrechte  Sitzen  vermehrte  ihre  Beklemmung, 
m  ruliigjiten  und  bequemsten  befand  sie  sich, 
renn  sie  horizontal ,  und  ihr  Kopf  etwas  nie^ 


—     ga     — 

drlg  In'g.  Meistentheils  lag  die  Kranke  auf  dem . 
Rücken,  denn  das  Liegen  auf  der  rechteh  Sei- 
te vermehrte  sehr  ihre  Beklemmung.  Weder 
am  linken  Arm,  noch  an  der  Arteria  tempo- 
ralis  war  jnan  im  Stande,  den  Puls  zu  fiihlea; 
zuweilen  nur,  doch  selten,  gelang  es,  am  redi- 
ten  Arm  einen,  doch  sehr  schwachen,  unglei- 
chen und  tremulirenden  Puls  zu  linden.  So 
schwacli  auch,  nach  diesen  Zeichen,  die  Thä- , 
tigkeit  des  arteriellen  Systems  war,  so  unge- 
wöhnlich erweitert  und  angeschwollen  zeigteo 
sich  im  umgekehrten  Verhältnisse  alle .  venö^ 
sen  Geräfsc,  vorzüglich  bemerkte  man  ^  dies 
an  den  hervorgetriebenen  Venia  jugularibus 
und  an  der  in  das  Violette  spielenden  Farbe 
des  ganzen  Körpers.  Sehr  merkwürdig  iwr 
hierbei  die  Bewegung  des  Herzena»  Wie  im 
cesunden  Zustande  schlug  dasselbe  an  dieliiH 
ke  Wand  der  Brust,  aber  stärker;  die  Bewe- 
|2;ung  desselben  war  tremulirend,  und  man 
fühlte  deudich,  legte  man  die  Hand  ruhig  an 
die  Stelle,  wie  das  Herz  krampfhaft  von  der 
linken  nacli .  der  rechten  Seite  geworfen  wurde. 
Appetit  hatte  die  Patientin  wenig,  alle  Spei- 
sen widerstanden  ihr,'  Buctus  kamen  öfters, 
über  Durst  und  Trockenheit:  im  Halse  klagte 
sie  beständig.  Der  Urin,  welchen  sie  sär 
sparsam  liefs,  war  dunkel  gefärbt  mit  einem 
bedeutenden  Bodensatz,  die  Haut  war  trocken 
und  verschlossen.  Eiu  drückender  Schmerz 
im  Köpfe  yerliefs  sie  niemals,  wahrscheinUch 
Folge  des  Blutandranges  in  demselben.  Jbr 
ganzes  Nervensystem  war  in  einem  sehr  ge*- 
reizten,  empfinalichen  Zustande,  daher  Unzu«- 
friedenheit  mit  allem,  was  die  Personen,  wels- 
che sie  pflegten,  für  sie  thaten,  und  fast  be- 
atändig  Aergex  -vx^vi^ie^eidUclu 


—     93     ~ 

In  diesem'  bejammernswertlien  Zustande 
befand  sich  Patientin ,  aber  ihre  Leidfin  wur- 
den durch  die  öfteren^    fast  alle  Abend  yvie^ 
derkehrenden  heftigen  Paroxjsmen  noch  un- 
*  gleich  vermehrt.     Starkes,  oft  sichtbares  KIop-* 
'  fen   der    Karotiden,  voller  und   harter  Puls» 
welchen  man  dann  sehr  leicht  an  beiden  Ar- 
men ftihlen  konnte,  gingen  denselben  vorausj 
-dann,  folgten  heftiges  Herzklopfen,  Zusammen- 
sebnürung    der  Brust   und  vermehrte  Angst» 
Patientin  schrie  nacii  Luft,    schlug  und  rang 
mit  den  Händen,  und  warf  sich,  gleich  einer 
Epileptischen,  im  Bette  umher*     Zu  gleicher 
Zeit  schwollen  ihre  Präcordien,  ihr  Unterleib 
wurde,  gespannt,   und  es  war  Pa*tientin  nicht 
anders,  als  wenn,  wie  sie  selbst  nach  dem  An- 
fall  aussagte,   ein  breites  Band  den  Unterleib 
anisammenschnürte.    Unbestimmte  Zeit,  oft  ei- 
nige Stunden  dauerte  dieser  schreckliche  An- 
fall, die  Heftigkeit  desselben  verminderte  sich 
allmählig,    und  Patientin  verfiel  in  eine  ohn- 
machtähnliche Erschöpfung)  — 

Von  ihrer  frühesten  Jugend  an  hatte  Pa- 
tientin sich  immer  wohl  befunden,  öftere» 
Kopfvreh  und  Windkolik  abgerechnet»  welche 
jedoch  schnell  bei  warmen  Verhalten  und  Ru- 
he verschwanden«  Vor  ungefähr  dreizehn 
"Wochen,  als  Patientin  noch  ein  vor  wenig 
Monaten  gebornes  Madchen  säu.i;te,  erkältete 
sie  sich  bei  einer  Wäsche,  der  Unterleib  fing 
an  aufzuschwellen,  es  erfolgten  starke  Ructus 
und  Kopfweh.  Die  Wärme  des  Bettes,  wel- , 
che  in  ähnlidfien  Fällen  oft  schon  geholfen^ 
besseite  hier  nur  wenig;  es  entstand  Appe- 
titlosigkeit, Neigung  zum  Erbrechen,  welcher  , 
auch  einige  ftreiwillige  Ausleerungen  nach  oben 
folgten.    Ein  erhaltenes  Brechmittel  beseitigte 


-    54    - 

den  Ekel  und  Mangel  an  Appetit  nur  auf  ei- 
nige Tage.     Reissen  in   allen  Gliedern^  ver«. 
bunden  mit  Hitze  und  Frost,    gesellten  sich 
Lald  dazu;    die  linke  untere  Extremität,  und 
spater  auch  die  rechte,  flog  an  2u  schwellen, 
ohne  wahrnehmbare  erysipelatöse  Rotbe,  aba 
mit  empiindlichen  Schmerzen    bei  jedesmali-  ^ 
ger  Berührung.     Nach   Verlauf  von   acht  Ta- 
gen,  als   die  Geschwulst  und  die  Schmenen 
na<:hlieisen,  fühlte  Patientin  Stiche  in  derrBniit, 
vorzüglich  in  der*hnken  Seite  derselben.  Da* 
dagegen   eingeriebene  Linimentum   animonia- 
tum    carnphoratum    wirkte    nur    palliativ  au/ 
kurze  Zeit,   die  Stiche  erneuerten  sich  stär- 
ker, mit  ihnen  die  Beklemmung,  beengte  Rfr* 
spiration,  Angst  und  starkes  Herzklopfen  ge- 
sellte sich  zu   denselben.     So  hatte  Patientin 
auf  eine  höchst  traurige  Weise  länger  als  ein 
Vierteljahr  gelebt,    trotz  der  gescliickten  B^ 
handlang  eines  leider  nur  zu  spät  zu    dieser 
Kranken  gerufenen  Arztes,  als  sie  das  hiesige 
poliklinische  Institut    um    ärztliche  Hülfe  er- 
suchte. 

Bei  einem  schon  so  langwierigen,  wahr- 
scheinlich auf  einem  organischen  jFehler  be- 
ruhenden Uebel  der  Brust  an  «iner  Radikal- 
kur verzweifelnd,  blieb  nichts  übrig,  als  «u 
versuchen,  ob  die  Leiden  dieser  Unglückli- 
chen nicht  beruhigt  werden  könnten.  Sie  * 
durch  ein  Aderlafs  zu  erleichtern,  welches: 
sonst  bei  Krankheiten  des  ]ßerzens  so  viel  j 
leistet ,  erlaubte  die  schon  zu  weit  gediehe-  ^ 
ne  wäfserigte  Kolliquation  nicht.  Sie  erhielt 
Valeriana  und  Senega,  Tinctura  Opii,  Casto- 
rei  und  Valerianae  ammoniat.  mit  sehr  vid  ' 
Erleichterung,  starb  indels  am  achten  Tage 
unserer  Behandlung,  in  der  vierzehnten  Wo« 


—     95     — 

che  ihrer  Krankheit,  in  einem  heftigen  Paro- 
xysmui. 

Bei  der  mit  aller  Sorgfalt  untemommer 
nen  Section  fand  sich  der  linke  Ventrikel  und 
'.Sinus  des  Herzens  normal,  aber  der  rechte 
Ventrikel  und  Sinus  aurserordentlicli  erwei- 
tert^ und  ihre  Substanz  zugleich  äufserst  dün- 
ne und  zerreiblich.  Die  rechte  Brusthöle  ent- 
hielt über  ein  Pfund  Wasser,  die  linke  nichts, 
der  Herzbeutel  an  vier  Unzen.  Auch  im  Un- 
terleibe fand  sich  Wasser,  *) 

*)  Bei    eiser    in    der   Diagnostik    noch    fo    dunkola 
.    Kranklieitsklas«e  als  die  Krankheiten  des  Herzens  aindj   » 
müssen  yrn  allles  aufbieten  und  jede  Gelegenheit  benut« 
sen,  um  mehr  Lithc  und  liestiminibeit  zu  erhalten. 

Auch  dieser  Fall  kann  dazu  dienen,  besonders  wenn 
wir  ihn  mit  der  instruktiven  lUiho  solcher  Fälle  zasam-» 
mensiellcn«die  uns  Jlr,  Dundas  indenLondnerMcd.  Chir. 
Abhandlnogen  üben«,  von  D.  Osann  etc.  aufstellt.  —  ßo* 
merkenswerth  sind  besonders  folgende  Momente. 

X.  Höchst  merkwürdig  ist  es,  dafs  auch  hief^  wii 
fast  in  allen  dort  auFgezähUen  Fällen  rheumatische  Be- 
*  achwerden  aufserer  Theile  vorher  gingen«  und  t?a  ibC  mir 
«US  diesen«  so  wie  aus  mehrern  mir  bekannten  Fällen 
höchst  w&brscheinlich,  dals  die  organischen  Kraztkhelien 
des  Herzens^  Erweiterungen,  Verhärtungen«  auch  Poly» 
pen  meistentheils  Folge  einer,  oft  superßcioUen  und  da- 
ber  weniger  bemerkten,  Entzündung  des  Herzens»  und  di«* 
•e  oft  Fdlgen  einer  rheumatischen  Metastase»  sind.  -^ 
"Was  besonders  die  Entstehung  der  Herzpo iypen  betri£ft» 
•o  mache  ich  auf  eine  nicht  genug  beachtete  Uisache 
derselben  aufmerksam,  nemlicli  ein  bis  sur  völligen  Obn* 
machtfortgesetztesAderlafsbeiEnuünduugenderBnistein- 
gewfiide  und  groijer  Gerinnbarkeil  der  plastiichenLymphe. 


,         -     96     -      • 

Hier  Isc  ein  VoHg  er  StllUuhd  dea  Blutumlaufsi  den  die 
Olinaiacbc  hcrvorbrio^t«  iogleich  im  Stande  eine  Gerin* 
aung  (orgaiiiichü  Rrystalliaation)  in  der  Hershöhle  selbit 
«u  bewirken f  und  daher  oindsolche  Ohnmächten  ao  ge- 
fa&rliöh  und  sorgFähig  ju  rerhuten. 

£i.  Auch  hier  bekräftigt  alch  der  Umstand,  der  mir 
Ain  liauptarichen  cur  Unteracheidung  der  Krankheltea 
drs  Herkens  von  de;i  der  Lunge  /ü  aeyn  acheint,  nem- 
lieh  da£s  hei- erstem  der  Kranke  bis  an  seinen  Tod  mehi 
Erleichterung  in  der  horixontalen  Lage  (wo  d^r  Blut- 
ttmlauF  am  leichtesten  geschieht)  bei  dorn  letstern  aber 
mehr  in  der  sitzenden  oder  aufrechten  Stellung  empfin- 
det, und  diese  um  so  mehr  sucht>  je  näh»r  er  dem  Tode 
komn*t. 

3.  £ri  Kranliheiten  dea  Herzens»  mehr  das  Gefühl 
von  Vollheit,  Angst«  Ohnmacht«  hingaamen^  achwachen, 
gehemmten  Aihem,  bei  Lungen  ->  und  Brusthölenkrink- 
heiten  mehr  das  Gefühl  der  Erstickung,  des  Luftmtn* 
gels,  kurzen  geschwinder^  röchelnder  Athem. 

4.  Bei  den  Krankheiten  des  Hersent  besonders  he& 
tiges . JB^lsiren  der  Karotiden,  cuweüen  conrulsivischs 
Bewegung  des  Herzens,  auch  vorübergehende  Schmer- 
ren im  Herzen,  der  Puls  gewöhnlich  schnell,  klein,  atu- 
setzend,  oft  etvtas  cukkendi  gleichsam  wellenförmig. 

5.  Vermehrung  der  Zufalle'  bei  der  geringsten  Bs* 
Tregung,  und  zwar  bie  zur  Ohnmacht,  nicht  sur -  ErstÜK* 
kung  wie  bei  den  Lungenkrankheiten« 

6.  Bei  zunehmenden  Uebeln  ein  chlorotlsch^yetioiet 
Zustand  desKörperfiblafse  schwaminichte  Aufgedunsea- 
heit  der  Extremitäten  und  des  Gesichts>  mit  Untertnisch- 
ten  blaulichten  Flecken  —  nun  auch  walarigtd  Extrafa* 
•ate  in  den  innern  Holen* 


Ta. 


.1 


—     97     — 


I     . 


II. 
Kurze   Nachrichten 

und 

Auszug«. 


1. 

■ml 

'    =  Ein  Speichelstein. 

^^  '  •  * 

JLlai«  fich  in  Tielen  innern  Oi-pnen  de«  thieriicben  Kor- 
ken Steine  erseugen,  ist  bekannt    Ob  schon  Erfafanmgen 
gomtcht  wurden,  dafs  sieb  in  der  Parotis  selbst  oder  in 
^'•inem  ihrer  nächsten  Ausgänge ^  Steine   erzeugten,    die 
.dortli  den  Ductus  Sienonianus  gingen  und  2ur  Oeffnung 
~  destelben  herausfielen,  weiis  ich  nicht,  und   kann  mich 
^  anchy    beim    fast  gänzlichen  Maogel  aller   literarischen 
HuUsmittel  an  meinem  Wohnort ,  nicht  davon  belehren. 
^Sollten  aber  auch  andre  schon  etwas  ähnliches  bemerkt 
I  haben,  so  wird  diese  kune  Erjäblung  doch  Bekcnntma« 
.  chnog  verdienen. 

',  .  Ich  wurde  am  x4ten  Mai  früh  Ju  .einem,  sonsieebr 
'.  gesunden,  von  aller  Kiankeitsanlage  freien  Manna  geru- 
^  fen*  £r  klagte  über  wüthenden  Schmer«  in  seinem  ge- 
>'  tchwollenen  rechten  Backen.  Die  Oeschwulst  harte  ihren 
'..6its  in  der  Gegend  der  Parotis;  sie  sah  wie  die  Oeschwiilst 
-  bei  der  Angina  parotidea  aus  und  war  sehr  hart,  rotb  und  äu.« 
/«am.  XXX/f.  M.  $»  Su  G 


—     c^      — 

Üient  fcbmerzb^ft  beinü  BOTubren«  Auch  in  dem  Backen, 
.da  wo  sieb  det  Ductus  Stenoniatius  nacb  inneil  öffnet > 
war  eine  etwa!  gescbwölleiiei  und  beim  Berübren  sebr 
•cbmer^ende  Stelle.  Der  Scbmera  lieiä  keinen  Augen* 
blick  ganx  nacb^  erreicbte  a1)et  ]>eriodiacb  eine  furcb- 
terlicbe  Höbe«  so  data  d^r  Kranke  beftig  scbrie  nnd 
füjfcbtete  ^abniinnig  su  werden^  Nut  seit  einigen  Ta- 
gen batte  aicb  eine  acbmerzbafte  Empfindung  gezeigt, 
die  bia  aü  dieser  Höbe  geatiegen  war^  firubet  wurde 
nichts  VV'idemäturlicbea  andet*  bezeicbneteü  Stelle  ein- 
pfunden. 

Minderung  dea  Scbmertf^a  iind  i&ertlieilung  der  Ent- 
rundung gelang  mir  durcb  den  ixlnerlichen  Gebrauch 
dea  Hjärargjri  muriaUd  mitis  mit  Opium,  durcb  äulaer- 
licbe  Anwnedung  einer  Salbö  mit  Hydrat^rum  thufiat, 
miit  und  warmer  erweichender  Ümacblägei  Ded  t5teii 
Nachmittag  batte  lieb  der  Schmers  sebr  gemiadert>  und  f 
biä  zum  aoaten  waren  alle  Spuren  dieae^  beftigen  Stur- 
mea  Veracbwnnden^  bia  auf  eine  .unbedeüteiide  ajtanxielida 
Empfindung  im  Backen,  und  eineü  aalaicbten  Gescbmack 
in  der  Gegend  der  gaua  geauüdeü  Backenaäbne«  Am 
S3aten  &üb  war  der  salaicbtd  Geäcbinack  baitigi  der 
Kranke  wollte  aicb  durch  2ürückbeugeii  deä  Batkena 
über  die  Üraacfae  dealelben  belehren >  indeiü  et  dieaes 
that  fiel  ihm  eixi  Stein  ^  Ao  grolä  wie  eiiie  beträchtliche 
Erbae^  auä  dein  Backen  in  den  Mund.  £r  eracbrak  dar* 
über,  und  achickte  mir  diesen  Stein  aogleicb  zu.  Er 
war  rund,  aab  licbtgelb  auä,  aeine  Fläche  war  ungleich, 
und  hatte  daa  Anaehen  einea  ganz  lockern  Sandateina. 
leb  zertbeihe  ihn,  mit  leichter  Mühe^  in  zWei  Stücke 
und  fand  in  aeiner  Mitte  einen  dunkel  auaaebenden 
länglidben  Kern,  und  um  dieaen  deutlich  zti  ünteracbei- 
dende  Kinge.    Inwendig  war  die  Farbe  weifs. 

Bei  Untersuchung    dea  Mahnes  faod  ich   die  OeiF- 
uung  dea  Du^wi  Stenoniatiua  ««lic  «ryreitert,  aber  nicht 


/  * 


—      99     — 

»f let«t.    Auch  yfätexk  nuii  ilU  uügewphnUcli»  £mpfin- 
xügttL  ^anz  verscbw.uüden,    .  « 

ich  entlialte  mich  iüler  Betiierktingen  iiber  diesen  sehe* 
stlF'tll  Und  erlaube  mir  nut  eine  eidJBige Fuge  ^ufcustel* 
9.  Sollte  die  EtieÜguhg  dieses  Stciioes  nicht  dadurch 
»railia&t  wbrden  aeyn^  dats  ir^eiid  ein  Köipdr^  durch 
neii  Zufall  TCid  atilseli  ib  deü  Ductus  Stenotuantts  ge^ 
iindieii  wafi  Welcher  iicb  bis  hinten  nach  der  Parotis 
>|f  und  de^  Kern  und  die  Ursache  dtesea  Steinea  War* 
ft  1   (Von  Dh  Af /i//«/'  in  Planen.) 

örariätschäten  ^ 
Hin  neuei  Mittet  gegen  die  Pf^echselfieber. 

Ir.  Hofirath  Helktnüntt  in  MoskaU  iiat  mit  glucklichem 
rlolge  die  Schaalea  deir  Granatäpfel  (Puhita  Oranatum) 
sgen  die  Wechselfieber  Ängetvendet«  nnd  aeine  damit 
emachten  Versuche,  So  wie  die  chemische  Analyse«  in 
.11  ei-  kleinen  Schrift  bekannt  gemacht. 

•  ^ 

Wi%  theilen  hier  die  Tormeln  mit  i  ,  t)  Hec.  Pulv. 
>rt.  elect.  fruct.  punic«  grAnilt.  Sei',  i}.  vel  Drachra.  j. 
9chi  bis  EinrdH  Pulvet  in  def  fieberfreien  Zeit»  oder  ein 
ulver  alle  t  oder  ^  Stunden. 

ä)  Das  zusammenges^te  Pulv«t  i  Pulv.  cort.  etc. 
r.  ti„  Pulv*  Räd.  amom.  jEingibk  gt.  vj.»  Pulv.  piper.  long. 
r.  iv.  M.  f  pulv«  dent«  tales  doses  No.xij.  S.  \vijB  oben. 

3)  Im  Decoctt  ftec*  Pulv.  CorL  etc»  Ünc.  ]j.>  Pulv. 
umm.  mimos.  nilotiö.  Drachm.  j.  coque  c»  aq.  Libr.  ij« 
squd  ad  remanentism  ditnid.  pArtis  Colat;  adde  aq. 
ort.  laut,  cinam.  vel  aq  flor«  citr.  aürant.  Unc.  ].,  Syr* 
ort.  fruct«  citr.  aurant«  vel  Syr.  amom,  «ingib.  Uno«  j. 

Ga 


—      lOO      — 

Mr  D.  S.  Alle  xi  Stunde  eine  halbe  Theetasae  voll  sa 
nehmen. 

4)  Zuweilen  werden  eu  5o  gr.  Cort.  Granat,  xo  gr. 
Rad.  gentian.  xugesetar^  und 

5)  XU  der  Decoction  V#n  a  Unisen  Cort.  Granat. 
Extr.  menyanth.  trifol.  Drachm.  temia.,  Aeth«  iulphur. 
alcohol.  Drachm.  {.  M«  D.  S.  wie  oben. 


Druckfehler  im  3.  St.  in  Himlys  Aufsatze  über 
die  Behandlung  der  Augen,  etc* 

S.   3i  Z.  II    »tatt  waren  We^^wären 

S.  33  unterste  Zeile  itatt  vorgtgartgenen  1.  vorhefgegan- 

g^nen 
B.   34  i&,  15  »t.  Z7*  merken  1,  zu  warten 
'S.  36  Z.    3  in  der  Anm.  st.  sonst  1.  *cMjf 
S.  58  Z.  10  et.  i^/>  l.  es 
S.   48  Z.     4  •^'  w«r</tf«  i.  wurden 
S.   50  Z.  5  St.  stechende  1.  stehende 
S.  5i  Z.  II  »t.  I«  rftfm  Kranken,  \,in  den  kranken  {n%m' 

lieh  Zustand). 
S.  53  Z.'  18  flt.  £i/iJ  1.  Eines 
S.  56  Z.    4  ^^"  nuten  st.  </fiin  1.  den 
S.  58  Z.     'S  «t.  Die  1.  Z)/>/# 


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Erster  Jahresbericlit  det  Königl.  Polikliniaclida 
Instituts  der  Universität  zu  Berlin  vom  Jahre 
1810.     Von  Huffiland,  .        .         •  %t\X»    i 

Augenkrankheiten  von  Dr»  Flemming,       .         •«-  So 

*  .'  . 

KrankbeitsgescLicliten : 

I.  Eine  in  Epilepsie  übergegangene  Cborea,  • 
welche  durch  die  Trepanation  glücklich  ge- 
heilt wurde.         .         .-      .         ,         .         -^4^ 

a.  Anwendung    des    Phosphors    gegen   Läh- 
mung.   -i*  72 

5.  Innere  Anwendung'  des  Phosphors'  ^egaa 
kalte  Fieber,         .        .        .,        ;         .        -*-  80 

4*  Heilung  einer  Lungensucht.       .        •        -—•85 

5.  Heilung  einer  Chorea  durch  Zink  allein*  •?—  88 

6.  Erweiterung  dos  Hertens.         '.         .        -^91' 
.  Kurze  Nachrichten  und  Aossuge/ 

I.  Ein  Speichelstein,  Von  Dr.  Müller  in 
Plauen.      ,      •         .         ....•-—  97 

a,  Granatscbalen ,  ein  neues  Mittel  gegen  die 
Wechseln  eher.  Vom  Hrn.  HoFrath  Rehmann 
in  Moskau,  *        *        .         .        .        •    "^  99 

halt  de«  Bandes. 

egister. 


^%^ 


ißt  diM'etß  ßtficke   4e4  Jpmrnäff  frtrd  aUMgßfeten: 

BibÜQph^k  iLer  practuchen  HßWmndef   Fünf 
und  fwani^ig^ßer  fißnd*    Sechstes  Stück* 

Mitdicinitch  -  ehinirgixche  ^lfhan4iwgeß  den  pi^icU 
nisch '  chirurgischen  Geseli^chaft  zu  L/^ndqn^  ßus 
dem  Englischen  übersetzt  mn4  fnit  Anmerlimngen 
begleitet  vort  Dr,  E,  Osann,  JJerlfn  bei  Salfeid, 
i8iif  • 


^    io5    — 


Inhalt 
des  zwei   und  dreifsigsten  Bandes« 


Erstes  Stuclc, 

I.  Dr.  ^ndr.  Roseklaub  tn  Hm.  Dr.  C  ^-  Hufeland. 

Nachschrift  des  Herausgebers. 

II.  Künstliche  Erzeugung  des  Blutes  und  Versucli  einer 
Theorie  über  die  Bildung  desselben  im  lebenden  tbie* 
rischen  Körper.    Von  Dr.  D,  H.  Grindel  ßu  Qorpar. 

III.  Nachtrag  su  meiner  im  zehnten  Stück  dieses  Jour- 
nals 1810  enthaltenen  Abhandlung  über  die  Zell^e^ 
websverhärtung  neagebohrner  Kinder.  Vom  HoFmedi- 
cus  Lodemadn, 

'  IV*  Ueber  die  Anwendung  des  Merkurs  in  der  hautigen 
Bräune.  Vom  Hofmediciis  Sachse  in  Schwerin;  (Fort- 
setzting. ) 

V.  Geschichte  eines  durch  aufserordentliche  Gaben  de§' 
Camphors  vollkommen  geheilten  achwarsen  Staares 
beider   Augen.     Vom   Dt,  Flemming  2U  Berlin. 

VI.  Kurze  Nachrichten  und  Auszüge. 

I.  Auszug  aus  einem  Chinesischen  Hebainmenltate- 
chismus.     \on  Hiifeland, 

a,-  Merli^würdige  Erfahrungen  über  die  Mittheilun^ 
des  Milzbrands -Cputagiums  voq  Thieren  auf  den 
mens9hlichen  fCörper* 

3.  K6nigt.  Preufs.  Verordnung  in  Betreff'  des  inncrn 
Gebrauchs  des  Arseniks. 


Zwettea  Stuck. 

I.  Recbenscbart  an  dai  Publikam  über  meia  Verbalt- 
nifs   cum  Brown ianitmut. .  Von  Hufelemd, 

II.  Ueber  di^  fiebandlung  der  Aug^n  nach  Verletzun- 
gen d'ertelben  Cberbaupr  und  besonders  nach  den  ab- 
aichtliche£  durch  Operationen  an  denselben.  Von  K. 
Himfy. 

III.  Gedrängte  geschichtliche  Darstellung  mehrerer  schnell 
nach  einander  erfolgter  metastatischer  Erscheinungfle, 
aainnit  der  atl>;emein$ten  Angabe  des  Grundes  der 
Metastasen  und  ibrer  Bedeutung  überhaupt.  Vom  Dr. 
/.  ^y:/,  kygUther,  zu  Baireutb. 

iV.  Ueber  die  Möglichkeit  und  Nothwendigkeit,  dieHe* 
dicin  und  Chirurgie  in  ihrer  Erlernung  und  Ausübuo; 
2U  verbinden ;    in   einem  Sendschreiben  an    einen  die 
Heilkunde   studirenden   Freund.     Von    Dr.    G.  /.  F.  ' 
Nöläekf,  in  Oldenburg. 

V.  Bestätigung  der  Wirksamkeit  des  Geilnauer  QosUi. 
Vom  Hofrith  Dr.  Grae/e,  zu  Berlin. 

VI*  Kurze  Nachrichten  und  Aui^üge. 

I.  Die  künstliche  Hand. 

S.  Verschiuckung  eines  Theelöffeli  und  glücklichi 
Operation  desselben. 

Drittes    Stück. 

I.  Etwas  über'  Gehirn^  Wassersucht.     Vom  ProFeuor  , 
Drr  Heinehen,  zu  Bremen, 

II.  Beschreibung  eider  'kteinen  Thibetaniachen  Hand' 
Apotheke.  Vom  Hofrath  Dr.  /.  Rehmann  bu  Mo¥ 
kau.    •  : 

III*  Nachricht  Ton  defÄ  bösartigen  Nervenfieber,  wel' 
cfaes  i8o^  epidemrsch  in  Weimar'  grasairte.  Vom  Dr. 
/ok.  Chr,  SchtuUter  zu  Weimar. 

IV.  Kurse  Nachrichten  und  Aua^üge. 

1.  Höebatmerkwürdiges  Beispiel  von  siebsehmägiger 
Auadauer  des  Lebens  ohne  Nahrung,  und  der  Käl* 
te  aui  oifnem  Meere  preisgegeben.     Von  Hufetand, 

2.  Neuere  Beispiele  von  allgemeiner  Haütentaundunj 

nach  «der  Vaccination.i  Yon  Dr^  Moisalien  «u  Herm- 
hut. 


I 

\   • 


—    io5    ^-^ 

3.  Uiigewobnlichea  und  sehr  Mrirkiamea  Hitttel  widef 
die  tlechteiu    Tom  Hofratk  Loffler  zu  Wilepsk. 

4.  Der  Theilungs-Conductor,  für  die  mediciniscb» 
Anwendung  des  Galvanismus.  Von  Vit.  Molmz  in 
Stuttgardt* 

Viertes  Stuck. 

I,    Etwas  über  die  Beweiskraft  der  Lungenprobe,    Vom 
.    Prof.  Mendel  in  Br^lau»  ^^ 

IL  Gescbicbte  einer  ganjs  eigenen,  allgemeinen  Entzun« 
düng  der  Haur/ welche  in  den  räadigen  Aussatz  (^lepra 
atjuammosa)  überging;  mitgetfaeilt  vou  Dr.  j4,  Meiterm 
nich,  Prof.  zu  Mainz,  und  Dr.  Fr,  UFiumann,  Stadtphy« 
sikua  daselbst. 

III.  Ueber  die  Anwendung  des  Merkurs  in  der  häutigem 
Bräune.  Vom  Hofmedicui  Saclise  in  Schwerin.  (Be^ 
schhifs.) 

IV.  Nachricht  von  dem  bösartigen  Nervenfieber,  wel« 
ches  i80fV^P^^®<^^'^^  V°  Weimar  grassirte.  Von  Df« 
7.  C  Schluiuer,  zu  Weimar.     (Beschlurs.) 

V.  Bestimmung  des  GrUndes  und  Andeutung  des  Werthf 
der  Krankheitsform.  Von  D,  P.  Hojentha/,  Privatdo* 
cent  zu  Berlin.  .  - 

Fünftes  Stuck. 

s 

I.  Ueber  die  Eiweichung  des  Magen  *  Grundes ,  oder 
die '  sogenannte  Verdauung  des  Magens  n^tch  dem 
Tode.     Vom  Hofmedicus  UTp  Jäger  zu  Stuttgardr. 

IL  Aulserordentliche  Eiteransan^mlung  in  der  BrusthöhU 
nach  einer  Lungenentzündung  ;  vom  Medizinalrath 
Tourtuel  in  Münster. 

III.  Historische  Skizze  über  die  Fortichritte  der  Medi* 
ein  in  England,  in  dem  Jahre  iSo^.  Von  Hrn.  Roy^ 
ston,  übersetzt  vom  Hofmedicus  Muhry  im  Hannover. 

IV.  Verhindertes  Schlingen  durch  Desorganisation  in 
der  >Speiserühre  hervorgebracht«  Von  l^t,  und  Prof« 
Heineken  zu  Bremen. 

V.  Heilung  einer  Hydrocele,  ohn»  Operation ,  an  ei< 
nem  4oj^^"gon.  Manne,  durch  innere  uncl  äufser» 
MitteL    Von  Dr.  B,  Ouendorf  in  Heidelberg;. 

VI.  Kurze  Nachrichten  nnd  AjUfiügf, 
Das /#iznr^'#*  Fast. 


—    io6    •- 

Sdchitet   Stück. 

L  JEnter  Jalirttbericbt  de$  König].  Poliklinj^ehen  loitw 
tuu  der'Univditicif  eu  Berlin  yom  Jahre  1810.  Von 
fiufeland, 

Augenkrankbelten  von  Dr.  Fiemming, 

Krankheitagef  chicbten : 

I.  £ine  in  Epilepsie  überge^ang«*ne  Chorea ,  wel- 
che durch  die  Trepanirtion  glücklich  geheilt 
wurde. 

s.  Anwendung  de«  Photphori  gegen  Läfamung. 

3*  Innere  Anwendung  des  Pbotphora  gegen  kiltc 
Fieber. 

r  4*  Heilung  einer  Lnngenaucht. 

5*  Heilung  einer  Chorea  durch  Zink  allein» 

6.  Erweiterung  dei  Hersena. 

n.  Kurse  Nachrichten  und  Aussüge. 

I.  Ein  Speichelstein.    Von  Dt,  Müller  zu  Plauen. 

.    3.  Granatschalen,   ein  neues  Mittel' gegen  die  Wecb- 
selfieber.    Vom  Hrn.  Hofraih .  ütfAma/i n  in  Moaktu. 

Inhalt  des  Bandet. 

Register. 


—     |07    — 


Namenregisterf 


Abeaetby,  V«  49* 
Adams,  V.  75.  74 
Alberi.  IV.  37,  44,  V,  104, 
Alpin,  I.  i3r 
Ambiirger,  IL  Ii5r 
Anderson,  IV,  64« 
Arnemapo,  I,  loS« 
AselUni,  IV,  54. 
AMtenrietb,   L  76,  78.     |V, 

42.  d6.  49.  51.  57f  59r  63. 

64.  V,  7,  ^    .        ' 

Baglivi,  I|.  8.  V.  78, 

Baii)if,  II,  122.  123. 

Balme,  V.  ig. 

Banniater,  V.  65* 

Bard.  IV.  5ci.  51,  5ßt 

Beddoes,  V.  gi. 

Beer,  J.  108.    - 

Beguio.   VI.  2ß. 

Beier,  VI.  7, 

Bejrnard  Mariji    de   Cn%trfLy 

giaoe,  IV.  io5,  107. 
Bernstein,  V^  5.. 
Bertin,  I.  122. 
Beutel,  iV.  36. 
Blanc,  V,  76.  84,  85,  87,  flo, 
Blaine,  V.  ßq,  j65. 
Blumefibacb,  II.  ß. 
Boebin,  IL  Ii5. 
Boer,  I.   Ii4' 
Boerbave,  I.   ijl 
Bremer,  V.  I2ß.  \\,  7. 


BreodeU  IL  f, 

Brown,!,  n,  14,  15»  ig^  ap. 

U.  13.  14.  IV.  ip6.  uo. 

|ii.  114.  laG. 
^ryce,  V.  71, 
Bttcbbol«,  IV.  6,  10.  II. 
Bncbboro,  If,  56.  57. 
BurseriiH,  III.J5.  4,  i8. 
3u9se,  VI>  7f 

CabaiietUs.  V.  gi, 

(C«mper,  IV.  7. 

de  Carro,  I.  ii3. 

relsua.  II.  107. 

Chf  mbön,  I.  63i. 

qheyne,  III.  3,  15.  19,  JV*, 

CS. 
Cbiibolm.  V,  87. 
Cirillo.  JV.  44.  45, 
Clegborn.  V.  78. 
Clutterbuck^  V.  gi» 
Creuswiefer,  I.  120.  13  r, 
(JurriP,  IV.    102.    io3r    lo^f 

iq6.  107.  jog. 
Üarwin.  V.  66.  ip6. 
Davy,  I.  52. 
Dee  Eif«rt,  IV.  56« 
peiigenettefl,  V.  go. 
Dnncan^  IV.  51. 

Ellen.  IV.  48. 
ißUiiea,  IV.  42.  4Q. 
Emmert»  I.  40* 
Eicbenbacb,  IV.  7. 


—    io8    — 


tlorlllo,  II,  57. 
Flninmiog,  h  10 j.    IV,  99. 

Vf.  29. 
Flormton,  IV.  ^o. 
7ourcroy,  I.  24.  a6.  53.  46. 

47. 
P.  Frank,  II,  7. 15.  94.   IV, 

Fuchf.  VI,  .7.  . 

Gtlenua,  I.  16.    Jl,  107. 
Gtll,  V.  70, 
Galvani,  Ul,  134, 
Gartrhore,  I,  61. 
Gaubius,  I.  i3.  III,  X04, 
^Gehler,  IV.  7. 
'Gerard,  V.  7. 
Gilbert.  I.  36. 
Giraud,  V.  71. 
iGirranner,  I.  57> 
Gmelin,  lil.  102. 
G6p(  von  herüchiafin,  II* 

130.    121. 

CraeFe,  U.  ii5.   VI.  5<&- 
Grant»  1.  f3. 
Grapeagiffier,  IV.  64* 
Grindel,  I.  24* 
Grüner,  I.  126.  IV.  6» 
Gutfeld  IV.  43.  47.  53.  55. 
56. 

de  Haen.  III.. 97, 

Hagen^  IV.  12. 

de  Hahn,  IV,  io5*  107* 

Habnemann,  IV,  5Si 

Häller,  II.  6, 

Hamilton,  IV,  46,  5l,  58, 

107,  V,  66. 
Harles,  IV.  57-  58. 
Haygarth,  V.  ^7. 
Hecker,  IV.  50.  107,  €4. 
Hegewiacb^  III.  8I.  IV.  53. 

57. 
Heineken,  IIL  3,    V,  iß. 

Heim,  III.  56. 


Heyer,  IV.  124 
HiU,  IV,  48.  49. 
Hunly,  U.  3o.  UI.  21  IV.  5. 
Hippocraiet,   I.  11.  16.  XL 

106.    HL  98.    V,  78. 
Home,  IV.  67. 
Hopf,  IV.  57.  64. 
Hörn,  I.  54.  55,  66.  59*  61. 

IV.  53.  55. 

Hotack,  V.  6t. 

G.  W.  Hufeiand,  I.  g.  ffl. 

2r,  97-  I30.  IV,  5. 
F.  Hufiland,  III.  98.  V.70. 
I.  Uunter^  V.  3.  4.  5.  6.  7. 
Huxham,  11.  3. 

Jacobi,  V.  84. 

Jäger,  V.  3. 

Jahn,  IV.  44. 

Jenner,  V,  70.  72.  74,  t^. 

Jonii,  IV.  64. 

Jugler,  II.  91. 

Kapp,  IV.  55.  56. 
Keaae)^  I,  lao. 
Kloest/  V.  76. 
Kloses  IV.  j2.  ly, 
Kuhn,  IV.  46. 

Labat,  V.  77. 
Lancisi.  V.  78. 
Laumonier,  V.  48; 
Lentin.  L  86/96.  IL  8,  VI. 

60.  IV.  4r.  42.  43. 
Lile.  V,  68/ 
Lichtenberg,  IL  8. 
Litamtnn,  IV.  41-  63. 
Lodemann,  I.  53. 
Loder,  IV.  5.  4.  5.  6.  7. 
Loujeiro,  III.  60. 
Ludwig,  V.  121- 

Marker,  IV.  5o.  56.  63. 
Marcus,  IV..  45.  60. 
Marteau  de  Gra^iviilierti  V. 

MaUalien,  XIL  idß. 
?,  J^ecbei^  IL  jaj. 


—    xog 


Meckfll,  IV.  7* 
Mellin«  I.  i3, 
Mendel.  IV  3.  ^ 

Du  Mesnil,  I.  84. 
de  la  Methtfrie,  V«  aQ.     ,    ' 
Merternicb.  1^. .  2t, 
Met2ger  IV.  ß.  7. 
Michaelis^  lll.  120.  IV.  46« 

So  52.  SS* 


Schafier,  11.  7.  8.  IV.  t?. 
Schert  II.  55. 
Schluuter,  Ilf*  93»  IV*  66« 
Schmidtmüiterr  IV.  7.  t3» 
Scböenemahni  III.,  120. 
Schröder,  IL  7. 
Seile,  I.  13. 
Senoebier,  V.  ^. 
Sbpolbred,  V.  71,  72*  73. 


Miller.  V.  76.  78*   7g.  83»     Soemmering,  V.  5«  7. 


87'  89.  9CU 
Molvfitz,  111.  126-  ^ 

Most,  S27. 
Mubry,  V.  43. 
Muller,  lU.  3. 
I^öl/Jeke,  II.  87, 
Otann,  VI.  5,   g5* 
Oslander,  IV.  3.  4-  ö«  6.  8* 
Octendorf,  V.  it3. 

Payne,  V.  92. 
Pearson,  IV.  66. 
Pinel,  V.  gl.. 
Piattner;  II.   114* 
Ploucquet,  IV.  7.  V*  92* 
Polt,  V.  5i. 
Redmano,  IVi  59* 
Redorsky.  III.  63* 
Rehmann.  I.  it3.  III*  50« 
Reich,  IV  75.  82. 
'RftW,  I.  49. 
RhumeliuSi  V.  92. 
Richter,  I.  109.    II.  7.  g.  14. 

IV.  56. 
Rö derer,  IV.  7* 
Roescblaub,  I.  g.  22« 
Roose,  IV.  7. 
Roseathal,  IV.  109.. 
Roy»ton,  V.  43. 
Runde,  II.  57. 
Rumsey,  IV.  64* 
Rufb,  IV.  68.  V.  77. 

Sachfte,  I.  68-  IV.  34. 
Sanders,  V.  68* 
Santesson»  V.  91. 
fiaünders,  III.  8^. 


Spalantani,  V.  6*  24.  47' 
Sprengel,  IL  6.  IV.  ai. 
Stark,  IV.  117. 

Stoii,  1. 13.  n.  7. 

Sutbenie,  IV,  5o. 
Van  Swieten,  I.  i3. 
Sydenham,   1.  13.  II.  8*  V, 

75. 

Theinef,  Vi.  7» 
Thilenius,  IV.  45*  5o*   57* 

6o«  65* 
Thuoberg,  IIL  74. 
Ti8sof>  I.  i3.  IL  7.  8* 
Tourtuel,  V.  31» 
Trendelenburg,  (V.  4t* 
Trotter*  V.  60. 
Turner,  IIL  8a. 

Underwood,  L  6^t>  / 

Ünger,  VI.  5.  56* 
Vauquelin,  I.  24.  26.  33*  4^ 

47* 
Vetch,  V.  64. 
Vicat,  IV.  57. 
Vogel,  IV.  58. 
Voigtj  lll.  125. 
Wake,  V..g3. 
Wahlbom,  IV.  5o. 
WaUbaoi,  1.  61« 
VValther.  II.  71. 
Webb,  V.  63.  64. 
Weikard.  1.  14.   11.  7.   HI, 

63. 
V\rerlhoff .  IV.  4^.  45. 
W^ndelttadr,  V.  gs. 
.WtaatU  lU»  \%.  \%. 


i> 


Vvliite,  il.  is4*.  is^i 

WillUmi.  V.  54t     -i 
Wilaöii,  V.  qa* 

Vyithering.  V.  06. 

.WittmänD,  LV,  ai« 


WolU*tOni  I.  üßi  28.  50i 
Wrlght^  IV.  105. 
Wrisberg,  IV".  7; 

i^iniindrmfiiil^  U.  7;  .8^ 


—    III     — 


achregister 


A. 

JlttfährungsmitLel,  Nutzen  derselbeii  bei  der  Roid  iiea« 

geoohrener  Kinder.  I.  61* 
jieonitexuact ,    Anwendung    deiielben    bei  elrscbwertem 

Schlingen.  V.  io3*  to5. 
Aderlafs^  böse  Folgen  nach  VernachllUsigung  deiielben» 

V.  32.  40  —  42. 

jiderUisiet  Nutzen  der  allgemeinffn  in  der  egyptiichen 
Augeiientaündunff.  V,  66.  im  Kindbettfieber.  VI.  11. 
bei  blütflutien.  Vi.  18. 
—  örüiche,  angewandt  in  dft^  häutigen  Bräune^  IV.  4^. 
36.  37'  bei  Augeneatsündungen.  11,  3^.  bei  Uirnwai-» 
•ersuche.  III.  ag,  " 

jiethiopst  Nutxen  deaielben  bei  ^crohheln.  Vi.  a6.    in 

der  Krät««».  VL  47. 
jigar^  das  Hol«  einet  unbekanntem  BauiUei.  III.  67* 
jilaun,  Muuen  desselben  bei  colliquatiTen  Blutungen  im 
l^phnl.  IV.  88.     bei  Diarrhoena  iV.  89^     bei  blütflui- 
•en.  VL  t8- 
jikalitätt   «eigt  aicÜ  am  negativen  Pole  der  Voltaiichen 
-  Säule.  I.  30. 

j^maurosU;  Geichichtö  einer   glücklich  durch  Camphor 
geheilten.   L  107— 112.     Entstehung  nach  einer  Febr. 
interm,  tertiana.  I.  108.   ISutBon  des  Amicaextracii  ver* 
banden  mit  Camphor.  I.  109.     der  Gortex  Chinae  ic»- 
neriich.  I,  tto,    ungeheure  Gaben  des  Camphora  in  die- 
.  §ei  Krankheit.  L  11 1<  .  Nutzen  des  OampHora.  VI.  51. 
33.    der  Belladonna.  VI.  31.  33«  33«  34.    dei  Rhui  To« 
xicodendr^  VI.  32;  dAi  ^5* 
'Amblyopie,  Unterscbieu  von  Amaüröiis^  VI.  31. 
Anatomie,  Fortichritte  de.ielben  in  Englands  Vj  4^1— ^4d* 
Nachbildungen   der  Tbeile   dei  menschlichen  llörperi 
in  Wache  m  England^  V.  47;  4d* 
Angina  mtmbtanattä,  Nutsen  d^  Elixif  nectoral«  Aegii 
Daniae.  IV.  3^.    Anwendiing  d)Bl  ^%  Viv  ^«t- 


IIA   — 

ielben.  t.  6$  —  107.  des  BrechwMmteUii  ^U  Btpck» 
mittel«  I.  70.  der  Blutigel.  I.  70.  79.  ?i3.  gS»  lofi.  des 
Lentinschea  Senegasaftes  mit  Elixir  pectoral.  reg.  Da- 
Hiae.  I.  71.76.33.  95.  des  Calomels  mit  Magaesian. 
71.  76.  IV;  41.  mit  Senega.  I.  77.  7g.  83.  g6.  mit  Mo- 
•cbus.  I.  79.  193.  96.  mit  Uyoscyamusextract*  I.  88. 
der  BUsenpflast^r»  1.  7a,  79.  83.  loa.  IV.  37.  4r.  42, 
Kutzen  d^r  Brechmittel.  I,  73.  77*  7S'  84.  86,  87.  90.  g5. 
102»  io5>  IV.  34. 4^*  61»  69»  des  Gummi  ammoniacum. 
I.  76»  Anwendung  der  Essiglaveinents ,  um  Salivation 
XU  verhüten,  h  78»  80.  88'  Einreibung  der  Campher- 
Sfli^?.  I.  78.  gi.  Anwendung  einQs  SenegainFusumf.  I. 
79.  go.  IV.  4t*  61»  62.  des  Elixir  pectoral,  reg,  Daniae. 
J;  86.     des  Moschus«  I.  ga.  94.  96.  97.  98.  104.    dei  Un- 

fuentum  Neapel itannm.  1.  93.  IV.  §9.  42.  43^  44'  61. 6s. 
er  China  mit  Liehen ,-  als  Nachkur.  L  99.  de§  Sul- 
5 hör  auratum  aatimoD.  I.  104*  IV.  41,  /^»  Anwendung 
es  Caiomel  mit  sulphur  auratum  antimonii.  IV.  44<2. 
äufsere  Anwendung  des  M«ikurs.  IV.  43^*4^*  ^^' 
"Werlhöfschen  Krätssalbe»  IV.  43.  der  Cirilloschen  8ai- 
Ibe.  IV.  44*  Calomet  auf  die  Zunge  gestreuet,  IV,  6s. 
der  örtlichen  Aderlässe.  IV.  34*  ^^*  ^7.  Anwendung 
der  Brechweinsteiusalbe  mic  Caiomel  aufserlidb.lV.  4/)^ 
Ursachen  dcrsälböh,  sehr  heftiger  Ostwind,  IV»  35* 
.  Nutzen  der  Ipecacuanha«  IV^  57« 

tintimömum.  Fruchtlose  Anwendung  desselben  in  «der  Le» 
pra  squamosa.  IVr  ag.  Nutaen  desselben  bei  Hai^t* 
krankiioiten;  VT.  i8» 

''tAlHtUcorbiitisthe  Mittel,  Nutaen  derselben  bei  einer  Lepra 

squamosa.  IV.  29.  3o. 
'^poUieke,  Beschreibung  einer  kleinen  thibetanischen«  IIL 

50.     Aufaählung  der  eioaelnen  Mittel.  Illi  66* 

'jttfua  crystallina^  Nutaen  derselben  bei  synocbischer  Op- 
portunität. II.  37* 
'jiramrui  die  Wurael  einer  iris artigen  Pflanze^  IIT>  7$. 

jirnica,  gegeben  bei  Löcalaffection  der  Brust  im  Tvpbüs. 
IV.  ßt.  Nutzen  derselben  in  der  Hirn  Wassersucht.  III. 
32.  33.  in  dem  schwarzen  Staar.  I.  tog^  im  Typhua, 
weifn  piarrboe  eintrat.  IViSö.  bei  heftigem  Husten  mit 
Auswurf  im  Typhus.  IV.  gr.  zu  Kiystieren  im  Typhus. 
IV.  go.    Nutien  ddrsetben  in  den  Lähmungen.  VL26. 

jirienik,    mit  SchWefel    verbunden,    als   Arzneimittel   ge- 
braucht III.  79.      Königl.  Preufs.   Verordnung    wegen 
des  innem  Gebrauchs  desselben.  I.  1125—^  187.     t*9ach« 
t2ieilig;e  Wirkung  duiiilUti  yl.  14. 


—     ii3    — • 

IsA  foeLida,  Nutzen  detielbcn  in  der  Hiniwaneraucbt. 
111.  34-  45. 

^sphahöl,  Nutzen  desselben  in  der  Liingensuchr.  VI.  ar- 

^Mtkma,  nebeilt  durch  SpeicheUluU.  iV.  51. 

^tmospUäre ,  V«>ränderung  derselben  und  Einflufs  auF 
Krankheiten  V.  5q— 60.  in  Grofsbrittanien*  Y.  54.  Ur- 
sachen der  Intilubrität  in  GroLbritraoien.  V.  5^.  Ivrank- 
betten«  weh  he  vorcügiich  durch  den  Zustand  der  At> 
mo Sphäre  entstanden  und  vermehrt  sind  in  London. 
V*  56»     Brustkraokheiten.  V.  56. 

4trophia  i^fantUis^  Nutsen  des  Eichelkaffees.  VI.  s?. 

finßiegen,  brandiges  im  Typhus,  Nutzen  einer  Wachs* 
ialbo  mit  Campher  dagegen.   IV.   95.     Nutaen  des  Ol. 

,  Terebintli.  nnd  Campber  dagegen.  VI.  77. 

ikugeH$  Behandlung  derselben  nach  VerletiEungan  oder 
Operationen  an  denselben«  I!.  3o«  Regeln  bei  der  Be- 
handlung. II.  3f  — 36.  Hiuptaustände  If,  36 -_  70. 
SjToocbifche  Opportunität.  II*  36.  Nutzen  der  Aqua 
crystallina.  II.  37*  Synochische  Entzündung  mit  alUe- 
meinem  synochischc'n Zustande.  U.  38*     Anwendung  des 

^Liq.  Cornu  cervi  succinat.  II.  ^o«  des  tAxarus  so- 
lubilis  mit  Casiöreum.  II.  4'*  ^^^  BiutigeL  11.  /^i. 
Typhose  Opportunttftt  im  Ueberg/^nge  zur  typhosen 
Entzündung.  II.  42.  Nutzen  des  Opium  II.  \j.  i\c^ 
Syrupus  Diacodii.-  If.  45«  Auflegen  Feiner  troikn^r  arö- 
jmatiscber  Kräuterkissen.  II.  4^*  Typhöse  Emzündimg 
mit  allgemeinem  typhosen  Zustande,  als  Steigeiung  des 
Torigen.  IL 45*  Nutzen  des  Campher  n^it  Opium.  n*46' 
derromentationen  von  arumat. Kräutern,  Crocui  undCa- 
pit.  Papaver.  II.  4^*  ^^^  Uerba  Hyoscyami.  II.  46»  der 
belladonna.  II.  4^«  des  Laudani  liquidi  Sydenhami.  II. 
47«  Opportunität  zur  Entzündung  >veoen  gichtischer 
oder  rheumatisclier  Constitution.  II.  47*  Opera.iona- 
^eit  für  solche  Kranke.  14.  5o.  Praeparationskiv  11.58. 
Abwendung  de^  Liq.  anthartiir.  Eller if  nach  dar  Opera- 
tion. II.  5a.  oder  dei  Spir.  sal.  ammen.  aoisar.  II.  53. 
eines  Bissenpflasters.  II.  ^3.  Gichiiscbe  Eut/ünduni; 
nach  der  Verwundung  II.  53  —  67*  Nützen  des  Blasan- 
pHasters  IL  60.  64*  des  Liq.  anthsrt.  Eilet i.  U.  60.  ^^ 
Camphers  mit  Opium  und  Csloroel.  II.  63«  des  Cm 
pl«f  tr.  Hyoscyanoi.  II.  63.  der  Guajaktinktur,  II.  64*    des 

.'  Laudaai  liquidi  Sydenhami.  II.  65.  einer  Salbe  aus 
Mercur.  Hahnemanni  mit  Opium  und  Campher.  II.  66. 

.  Ak^  Oleum  Cajeput.  II.  66«  des  Balsamus  Peruvianus. 
II.  66.  aromatischer  Kräuteikiasen.  IL  66»  Verwun- 
dung mit   bedeutender  KontutioDt  II*  67-«'69.     ohne 

JoHm.  XXXU.  6.  6.  8r.  H 


-    ii4   - 

topiacbe  oder  allgemeine  Veranluiung  tchweren  Lei* 

den».  II.  69  —  71. 
jtmgenentzündung ,   egyptiiche,  Mitüiendng  der  Krankheit 

durch  Berührung  der  ausflielseoden  Feuchtigkeit.  V.  G5. 

Kuuen  d«r  allgemeioen  Aderlässe.  V.  Qß, 
jiiuichneiden,  Nuuen  des  Ausicbaeideni  des  Ton  einem 

tollen  Hunde  gebissenen  Theils.  ^ 

Azura,  eine  thibetaniidie  Frucht«  III.  55.  '^ 


Babru,  die  Wurzel  der  Irie  Horentina.  IIL  71, 

Baccae  Juniperi,  mit  Hanfsaamen  gebraucht,  bei  grofter 
Dysurie  im  Typhus.  IV.  32. 

Bad,  wannes,  Nutzen  desselben  in  der  Hirnwaseenucht. 
III.  33.  38-     mit  Milch  oder  Seife.  III.  34. 

Badma  Giser,  die  Frucht  einer  Rose.  III.  78V 

Balega,  die  Wurzel  eines  unbekannten  Baumes.  III.  70. 

Balsttmiu  Peruvianus,  Nutzen  desselben  änfserlich  oei 
gichdschen  Augenentzündungen  angewandt.  IL  66. 

ßaisamus  vUac  HofmannU  Einreibungen  davon  angewen- 
det bei  erschwertem  Schlingen.  V.  loi.  sumVVaachen 
der  Glieder  im  Typhus.  IV.  89. 

Barura,  eine  thibetanische«  mit  einer  Kapiel  Teraebeiia 
Frucht.  III.  57.  -  '   . 

Begiefsungen,  kalte  nacJt  Ctirrie,  achon  früher  angerathen 
von  Bernard  Maria  de  Castragiane.  IV.  10^.  Anwen- 
dungen derselben  im  Typhus.  IV.  iof>r— log. 

Bttlladonna,  Nutzen  derselben  im  Wechselfieber.  VI.  i3. 
bei  einer  typhosen  Augensiitzundung.  II.  46.  im  Keich- 
husten.  VI.  35*  b^i  dem  Magenkrampf.  VI.  34.  An- 
Wendung  derselben  bei  erschwertem  Scnlingen.  V.  io3. 
Nutzen  derselben  in  der  Amaurose.  VI.  3a.  33* 

Bibilen,  die  unreifen  Amentae   einer  Species  von  Pfeffer. 

III.  65. 

Blasenhämorrhoiden,  Nutaen  des  Kalkwaasera  und  der  Vn 
Vt$u  VI.  18. 

Blasenpßaster,  Nutzen  derselben  in  der  Hirnwasaersircht. 
III.  33*  33.  4^'  l^utzen  derselben  bei  drohender  Apo- 
plexie im  Typhus.  IV.  85*  Nutzen  derselben  in  der 
nose  neugebohrener  Kinder.  I.  62.  *' angewandt  in  der 
häutigen  Bfäune.  I.  72.  7^.  83.  10.2.  IV.  S7.  41.  43. 
Iljich  Augenoperationen  bei  Gichiischen.  II.  5;.  50.  64. 
Anwendung  derselben  bei  erschwertem  Schlingen.  V.  i04> 
Nutzen  derselben  bei  Localenizündungeni  VI.  n. 

B/asenstein,  Nuisen  dea  Geilnauer  UeilqueUs  mit  Nairoa  ' 


' 

V 


—    iiS    — 

lonieum ,  um   dtn  Pfoccit  dar  SCttstTMu^iui^  gan« 
vertilgen.  iL  117« 

'Tikrankheit,  Betcfareibaog  ein«  Icicbua  ia  Glonc«- 

[liiie.  V.  74.  75, 

SU  Käurheruo|;en   mit  Qnecluilber  gebramdit  g'g*a 
;/ischA  Krankbeifen  b«i  deo  Baraeteo.  111.  gl*    Niu- 
dctsc'Jb'-n  b«i  An  Lungeoscbvfincbucbc.  VI.  33. 
cA^r,  Nutaen  dcateJbeu  bei  OphtbalmiA  nphiliiica. 

43. 

Icünstlicbe  ErMugUDg  deta  Iben.    I.  2^  *  5-3.     Hi«r- 

r    AngestrLlte  Veiaucfae   mit   phoipboraaurem  Eisen, 

Galvanis'.b^n   Baiceiie    lui«!  KocbstU.  1.  3o  —  32. 

pbusphoraaurem  Eiaen  und  «tjcendem  Ammonium, 
a  — ->  33.     mit    kobleoiaarem    Ammdoium,    Eiwi  s 

pboffiborsaure«  £i»en.  I.  33*     fiotbung  dfT    g>n- 

Mifcbuni;.  1.  55-36.  Eracea  Arialrat:  tin  thieii- 
)T  Stoß  acbeint  bei  Bereitung   dea  Bluret   no  hwen- 

I.  38>  Zweitea  Beauliat:  Ztn »-..(§  beitritt  die  StvUe 
Ammooiam  sebr  gut.  1.  Sg.  Iifiltes  Eesulia  :  auch 
baalz  i«t  durcbaaa   dabei  oetbwendig.    I.  4  .     £iii- 

der  Temperatur  dabei.   I.  4<-      Eigenacbatiea  des 
itltchea  bfutea.  I.  43  —  46.     Theorie.  1.  46  —  5l. 
•sietrungen,  vergl.  Aderläaae. 

brechen t  mit  Erweichung  dea  Mageogrundea   ohne 
landene  frühere  Zeichen.  V.  ar. 
sse,  Nuuen  der  Aderüise  und  de«  Nitrum.  VI.  13. 
künatÜcben   Qpftchwüre.  VI.   iS.  deaALuoa.  VI.  i8> 

9/y  Anwandung  deraelben  in   der   Zeiig«!weSiverhär- 
\.  i,  65.     in  der  hautigen  Braune.  I.  70.  79.  ^3-  93. 
bei  aynocbuchan  Enczü.idungeo.   II.  41«  4'*     ^^^ 
Hirnwaatertucht.  121.  37. 
k,  Fertachritte  deiteiben  in  England.  V.  69  —  71. 

nitttl,  Nutaen-  deraelbrn  in  der  häufigen  br.Huor.  I. 
57.  IV.  34- 4s.  56.  wenn  indicirc  im  Typhus  HI. 
113.  Nutjen  deraelben,  um  riaen  antan^'^nJen 
bu8  au  unterdrücken.  IV.  loi.  in  Matern.  Vi.  15. 
Scharlach.  VI.  16  im  Kindbetifieber.  VI.  10.  beim 
rops.  VI.  19.  beim  Keicbhusieji.  VI.  s.^. 
peinstein,  Anwendung  desselben  in  der  Laut  igen 
ine/I.  70.  77.  78.  Ö4-  86-  92.  95.  «03.  loS-    IV".  61. 

peinsteinsalhe ,    äufserlich  mit  Cal'imal  bai  der  An- 
membranacea  eingerieben.  IV.  44. 
k.  radioea  Alcannae«  III.  69. 


*    / 


—    .116    -   • 

SroifnianismEU,  Verhältnils  des  Herausgeben  gegen  den- 
selben, ll.  ^. 

Bruch«,  Reposition  der   Schenkel <>  und  Leisten-  Bruche. 

'    V.40. 

Brusthrankheken,  Vermehrung  det selben  durch  heifse  und 
Uockne  Witterung,  V.  56.  Sj' 

Bndschit.^ds«^  die  Wurzel  einer  Art  von  Galant«  III.  75. 

Buxbaum,  ein  Bestandtheil  des  Biaineschen  Mittels  ge- 
gen Wasserscheu.  V«  63. 

C. 

Cafße,  Entbehrung  desselben  i^t  eine  Ursache  der  |etäi- 
^en  adynamischen  K.rankhf>iten*  III.  lod. 

Cajeputöl,  Einreibungen  davon  mit  Opium  bei  schwerem 
Schlingeif^  V.  104.  Nutzen  desselben  bei  gichtiachen 
Augenentzundungen.  II.  QQ. 

Calomel,  Nucken  desselben^ in  det  Hirn was&e/ sucht«  itl. 
30.  3 1.  3?«  38.  45-,  angewandt  in  der  häutigen  Bräune. 
IV*  4r.  61.  aut  die  Zunge  gestreuet.  IV.  62«  mit  Ma- 
gnesia. IV-  4i*  ™*'  Sulpnur  auratum.  IV.  42;  vortrefF- 
liche  Wirkung  desselben  mit  Opium  im  Typhus.  IV. 
53.  mit  Cxuta  bei  erschwertem  Schlingen  angewendet. 
V#  ibl.  mit  Opium  und  Campher.  V.  103.  mit  Zink. 
V.    io4'   105.     Nutzen   desselben   bei   Locaienuandun* 

'  gen.  Vi.  II.  Nutzen  desselben  hei  Hydrops«  VI.  30. 
Nutzen  desselben  bei  surückgetretenen  Masern.  VI.  i5. 
Im  Scharlach.  VI.  i6< 

Camphor,  Nutzen  desselben  in  der  Amaurose.  I.  107.  VI. 
32.  33.  34*  verbunden  mit  Amica.  i.  109.  Ungeheure 
Dosen  davon  in  dsr  Amaurose  gegeben.  I.  iij.  Nut- 
zen desselben  hsi  gichtischer  Augenentsui^dung  mit  Opi- 

.  um.  II.  63.  mit  Mercurius  Hahnemanni.  II.  66.  Nut- 
zen desselben  bei  Colliquatioa  im  Typhus*  IV.  go.   An- 

.     Wendung  desselben  bei  erschwertem  Schlingen.   V.   zo3* 
^  104.  iGt^.     Nutzen  desselben  in  der  Gicht.  VI.  33« 

Cantharidantlnctur,  Nutzen  derselben  in  der  Hirnwasser- 
subht.  TU.  33.  Einreibungen  davon  bei  erschwertem 
Schlingen  angewender.  V.  loi. 

Capita  PapAverUi  Anwendung  derselben  au  Fomentatio- 
nen  bei  typhösen  Augeneatzündungen*  II.  46. 

Cascarille»  Nutzen  derselben  im  Wecfaselfieber«  VI.  13. 
Nutzen  derselben  am  Ende  des  ersten  Stadium  des  Ty- 
phus. IV.  72. 

Cataracta,  Operation  der  Extraction.  VI.  36  —  49. 

Centaureumextract,    Nutzen  desselben  im  WecUselßeber 
VI.  13. 


• 


—    117    — 


Charuja,  ein  unbekanntes  Sab.  III.  89* 

Ch'fiidonium,  Nutzen  desselben  im  Wechselfieber.  VL  13. 
VI.  82r     bei  venerischer  Krankheir.  VI,  38. 

China,  angewandt  in  drr  Angina  msmbranacea»  I..98.  bfii 
einer  Amaurose,  v^lche  nach  einer  febr.  ibterm.  terc. 
entstanden  war.  L  iio.  Nutzen  derselben  bei  der  Kose 
zieug(*bobrcner  Kinder.  I.  61.  atn  ScbluCs  des  erstea 
Stadium  im  Typbus.  IV.  72.  rni  zweiten  Stadium  des 
Typbus  mit  Magnesia  oder  Salmiak»  IV»  79,  bei  Hy-> 
drocele  innerlich.  V.  rig — lao.  lai.  mit;^  Liehen  Is- 
land, bei  Eiteransammliing  in  der  Brusthöhle.  V.  37* 

China  faaitia,  Nutzen  derselben.  VI.  12. 

Chirurgie,  notb wendige  Vereinigung  der  Chirurgie  «sit 
ider  Medicin.  II.  8?  —  i(4*  Fortschritte  derselben  in 
England.  V.  48*^  ^2*  Genaues  Studium  der  Anatomie 
macht  den  Wundarzt  nur  verlegen.  V.  49- 

Chon-iin,  die  Wurzel  riner  unbekannten  Pflanae.  III.  89* 

Chorea,  geheilt  durch  Zink.   VI.  68  —  91«  * 

Cicucä,  Nuuen  derselben  bei  Ophtl>almia  syplüUtica»  VI. 

41.  43» 

Coloquinten  t  auf  die  Mageogegend  gelogt  bewirkten  Er- 
brechen. IV.  48. 

Cofnmbo,  Nutzeu  derselben  bei  eingetretener  Diarrhoe  im 
Typhu«.  IV.  80. 

Consensus,  Gesetze  desselben  im  Organismus.  II,  ao» 

Cremor  tartart,  Nutzen  desselben  bei  £ntzündung0n  mit 
erhöheter  IrritabUität.  II,  33. 

CrociiSt  Nutzen  desselben  su  Fomencdtion'en  bei  typhöser 
Augenentzündun^.  II.  46.' 

D. 

Danroh,  PurgirnGsse.  III.  71, 

jDarbat  die  Früchte  der  Berberisstaude.  III.  75, 

Diaphoretische  Mittel,  gebraucht  bfi  einer  besondern  alL 
gemeinen  Ent?.ün<lung   der  Haut.  IV.  26» 

Digitalis,  Nutzen  derselben  in  der  Hirnwaisersucfat.  III. 
So  —  32,  58«  Nutzen ,  die  au  grofse  Thätigkeit  des 
Herzens  zu  mildern.  V.  66.  beim  Hydrotborax.  V.  66. 
4  67*  wenn  nicht  iodicirt  bei  Ascites  Und  Anasarca.  V. 
67.  Nutzeif  in  der  Luneensrh windsucht.  V.  67,  An- 
wendung derselben  in  der  Pleuritis.  V,  68.  soll  die 
Frequenz  des  Pultes  vermehren.  V.  68,  69.  Anwendung 
desselben  bei  Hydrocele.  V.  122.  Nutzen  dess<lben  bei 
*  aurück getretenen  Masern.  Vf.  15.  in  dem  Hydrops.  VI. 
so»     in  <Jer  Lungensuchr.  VI,  92, 

Donn'bU'Zei^ral,  die  Wurzel  eitip»  ^        "^  '"^^ 


—    ii8    — 

4 

Oonnroi,    eise  Vetbiadmc  de*  Artenik«   tnit  Schw«((t. 

III.  79.  . .  , 

Dschat'a,  die  Wursel  «iner  unbekaantan  PQanse.  III.  77. 
VschiJanga,  Saamen  ein«r  nnbekannteii  Pflans«.  Hl,  y^. 
Dfcfuigari,  eine  Art  von  faferichten  Gypa.  III.  75* 
Dachumza,  eine  tchlecbte  Art  von  Rhabarber.  lU.  74. 
Dtehftrura,  eine  küblenHe  Frucht  in  Thiber.  IIL  58« 
Dlickfürin,  die  Steine  einer  besonderen  Krebsart.    lU.  64' 
JDyf/fntefien,  Gebrauch  der  Ga  iscbab  dagegen.  lU.  62. 
Duicamara,  Nutsen  deaselben  in   der  Lungexuucbt.  VI. 

91. 


Eiehtflcaffie  t  Nuta^n  desselben  in  der  Atrophie.  VI.  23- 
Nutzen  desselben  bei  Scropheln.  VI.  26. 

Eichenrinde,  Kutten  derselben  bei  heftiger  Diarrhoe.  IV. 
83. 

Etserr,  ein  bisher  bestrittener  Bestandtheil  de«  Blates.  l 
24*  Gegenwart  desselben  in  eineita  sehr  oxydirten  Zu- 
stande. I.  S15.  Weifses  phospborsaures  KUen.  'Bern* 
tnngsart  desselben.  I.  sg.  Koihes  phosphorsaures  Ei- 
sen. Bereitungsart.  I.  50.  Versuche  niit  demsi^lben,  um 
Blut  hieraus  durch  Galvanismut  künitlicb  su  bereiten. 
I.  50 —  ^.  Versuche  in  Verbindung  mit  ätzendeio  Am- 
moniom.  I.  52  — 55t  Versuchein  Verbindung  mit  koli- 
leosaurem  Ammonium.  1.  33  —  37.  Rötbung  der  gan- 
.  Men  Mischungr  I.  35.  36.  Nutvea  desselben  im  Wech- 
•elfieb?r.  I.  13. 

Eisenather,  Nutaen  desselben  bei  f^iähmtingen,  VI.  26.  ^^ 

'  Rhus.  iV.  26.  der  Amic^.  VI.  36.  des  Phosphor.  VI. 
q6. 

Eiter  anaammluvg,  aufs  er  ordentliche  in  der  Bmsthöhle.  V. 

51  —  4'«  Symptome.  V.  32.  33»  Operation  des  Ea- 
pyem».  V.  35.  58-  Nutzen  der  China  mit  Spir.  nitr. 
aethw.  V.  36.  des  Lieh.  Islandici.  V.  37.  58-  der  Myr- 
rhe. V.  ?58. 

Ellzir  pect  orale  regit  Daniae^  angewandt  in  d«c  hiatigti 
Bräune.  I.  yr.  8^..  IV.  37.' 

Elixir  Fitrloii  Mynsichii,  Nutaen  dessalben  bei  «nem  aO' 
jf'ingenden'l'yphus.  IV.  101. 

Emplastrum  de  Galbano  crocatOp  bei  arick wertem  Sdiü'''  ]" 
geh  angewendet,  V.  105. 

Emplasirum  Hyoscyami,  Nutien  detselbea  )ier  Aügeoeiit'  '  < 
l^iindun^eiTi  ^\t^\\%cV^.Y  ¥«t«^a.etr.  II.  63* 


■«I 


iiti  allgedoeinan.  IL  51  —  56.    Anwendung  <les  Opium. 
IL  32»  33.    kühlender  Mittel^  und  Bluuusiearungen.  IL 

33. 

Entzündungen,  locale,  Nuuen  des  Nitrum,  der  Aotimo- 
nialmittel  und  dee  Blaienpflatterf.  VL  11.  dee  Calo- 
xnel  mit  Opium.  VI.  ii.  der  Bmuleionen  mit  Hyoacy- 
amuf.  VL  if. 

EpUepsie,  Nutjsen  des  Pulvis  antiepilepticua.  VI.  a4*  glück- 
lich geheilte  Epileps-e  durch  IVepanatlon.  VI.  sik  46—' 
73.  Ursache  der  Krankheit.  VI.  47»  Fruchtlos  aoge» 
wandte  Mercurialia.  VI.  55*  Nutcen  gelinde  abfilhreflo 
der  Salse.  VI.  71. 

Erhaltung,  üble  Folgen  derielben.  II.  53. 

Essera,  periodische.  VI.  18. 

Esnglai^emeniSt  Anwendung  derselben  in  der  häutigen 
Bräune  ^ur  Verhütung  der  Salivation.  I.  7g.  go.  88* 

Extrah,  Graminisp  mit  Kali  aceticum  angewendet  bei  er* 
Schwertern  Schtiugen.   V.  loi. 

Extraa,  Taraxaci,  mit  Extr.  Bardanaß  und  Aqua  Lauro- 
cerasi  angewendet  bei  erschwertem  Schlingen.  V.  102. 

F. 

Ftnekelwasser,  Nutzen  desselben  bei  Erweichung  dei  Ma- 
gengrundes. V.  09. 

Fieber,  acute»  Uebersi'ht  der  im  Poliklin.  Institute  2U  Ber- 
lin^ behandelten.  Vi.  g.  lo.     Sita   und  Natur  derselben. 

V.  gr.  ga.     Nuisen  der  Gestation.  V.  gjj.  g4* 
i7«c^e/i»"Be8chreibung  eines   sehr  wirksamen  Mittels  da» 

gegen.  III.  123  —  124. 
Flnxus  coeliacus,    Folge   der  supprimirten  Menstrustion. 

VI.  ig.     Heilung  durch  Injectionen  von  KalkwaHer  und 
Opium.  VI.  ig, 

G. 

Gadsrkak,  eine  aromatische  Wursel.  III.  6r.  gebraadit 
in  Dysenterien.  III.  62. 

Gagula,  die  Saamenkapseln  «in  er  unbekannten  Pflanse. 
IlLb5. 

Gajt,  der  getrocknete  Wureelknollen  des  Ingwer.  III.  60. 

GalvarUsmuSf  verwandelt  KochsaU  in  Natrum.  I.  36.   Er- 
zeugung eines  künstlichen  Blutes,    wenii  jAiofpboraaa- 
res  Eisen,  Eiweis  und  Ammonium  der  Einwirkung  dem- 
selben o^ua^eset  et  wird.     Versuche  "hierüber,  1.^-^45** 
Theorie  hierüber.  I.  46 —  52.  Beschreibung  «Ines  Thei- 


\ 

« 


luBgs  -  Condoctors  für  den  medicliiis€h«n  Gebrandi.lll. 
ia4  —  ia6. 

Gebärmuuer^  Putrescen«  derselben.  V.  35. 

Gebnrt ,  Grund  der  schweren  Geburt.  1.  114*  RatbscliLi« 
ge  xur  Befördemng  einer  leichten  Geburt.  I.  116-— iig. 

Geilnauer  Heilijuell,  Wirksamkeit  desselben.  II.  Iio— 130» 
zum  Getränk  (ur  Kranke  nach  schweren  Operationen. 
II.  116.  bei  Magensäure.  II.  116»  bei  St^nb:each wer- 
den. H.  117. 

Oelhes^  Fieber,  vergl.  Typh'ti  icteroides. 

Gelenke,  Krankheiten  deneiben»  V.  51. 

Geschwüre,  künsi liehe ,   Nutzen  derselben  in  der  Langen- 

>  suchr.  VI.  22.     bei  Blul Aussen«  VI.  ig. 

Gesiaiion,  Nutzen  derselben.  V.  93  —  .q/|* 

Glchtt  Nutzen  der  S^bina.  "Cl.  sÄ.  de»  Campfaers.  VI.  s8, 
Aeg  Kalkwasfters.  VI.   28.     des  Liquor  Beguini.   VI.  28. 

Giuan,  eine  Art  Pillen  von  unbekannter  Zusammenset- 
zung. III.  88. 

Glauhfr4ah  mit  Valeriana  -  Iniusum  sehr  passend  in  dem 
ersren  Stadium  des  Typhus.  IV.  70. 

Guajac,  gegeben  in  der  Gicht.  II.  ^3.  heilsame  Wirkung 
desselben  bei  einem  heftigen,  gichfischen  Schmers  in 
den  Fufssohlen»  IV.  95.     bei  Hautkrankheiten.  VI.  i8- 

Guaj'akttnktitr,  ffüchtiße,  Nutzen  derselben  bei  gichtischer 
Augenentzündung.  II.  64. 

G'ugul,  ein  unbekanntem  Gummiharz.  III.  84. 

Gummi  ammoniacum,  Anwendung  desselben  in  der  häu- 
tigen Bräune.  I.   76. 

G»r^ir7n  /  getrocknete  Staubfäden  Und  Blurasnkelche  ei- 
ner unbekionten  PO^nze.  IlL  68* 

H. 

Hand,   die  kunstliche  ron   BailliF   verfertigte.    IL    130  — 

124. 

Haut,  Geschichte  einer  eigenen  allgemeinen  Entzündung 
derselben.  IV.  31  -^  34*  Erscheinungen  der  Krankheit. 
XV.  34*  Gebrauch  von  gelinden  diaphoretischen  Mit« 
teln.  IV.  3.').  Heitis«  Schweifte.  IV.  26.  Bildung  trock- 
ner  Schuppen  und  Krusten  auf  der  Haut.  IV.  37.  Ab» 
fallen  der  Uaaro  und  Speicheinufa.  IV.  28-  Sehr  übel- 
riechende Ausdünstung  des  Kranken,  IV.  39.  Anwen^ 
duog  des  Antimoniuin    mit  ChiDadecoct.  IV.  39.     Verr 

'  schltmmerung  nach.  Quecksilber.  IV.  39.  Nutzen  der 
anciseorbuüsch^n  Mitte).  IV.  29.  5o.  Erscheinungen  des 
Gencäungiprocesses.  IV.  30  — -  .^4,  Häutung.  IV.  3l. 
Abgang  vq»  fttra  biJis.  IV.  31, 


lai 


BFeBamme,'  Noüb^endigVeit  derselben.  I.  TT7* 
ffe/»ammemcaieckiM/nus,  chinesischer.  I.  Ii3  —  I20* 
Wedysmrum  g/mns^  Bswegungen  desselben.  II.  43* 
Hert,  ,Natsen  der  Dij>iulit   um  M  zu   grolse  Thätigkeic 
des  Uersens  zu  milde,  n,  V.  6f>.     Erweiterung  desselben« 
VI.  gi — 95.    Bemerkungen  hierüber.  VI,  g5.  96,  "^ 

Htm^musersucht,  retf^l,  Uydrocephalus. 

Mündet  Quaranuine    derselben,    eia  Mittel   die  Huads« 

wuth  Kan«  aossurottcn,  V.  63. 
Hunds9uik\  Tergi.  Uygrophobie. 

Hydroeele,  Heilung  eiaer  tofclien  ohne  OperatioB.  V.  115« 
—  I«5.  Vorhergegangene  Ursachen.  V',  ii5.  Noitea 
der  China  und  des  CJnguent.  cinereuoi.  V.  119.  130.  I23. 
der  Tinctara  Hartis  Ludomi.  V.  131.  laci.  der  Digita- 
lis. V.  122. 

0fdrdeephahu t  Ursachen,    warum   er  jetzt  häufiger  ror- 
kommc  als  sooer.  111.  3.     Hauptformen   desselben.  lU. 
4«  Sympcome  desselben.  \Xh  6.     Geschwulst  des   reclu 
tca   HjpochondriBro.   ÜI.   8*     Erbrechen.  III.  10.    ver- 
bandeo    mit    Intestina Ifieber.    I1L   ii.        Verschieden« 
X  Stadia  der  Rrankheir.  III,  i3  — >  17.     Nach   dem  Tode 
gefundene  Wasseranhäu/nneen  im  Gehirne  ilL  iS.    Oie 
Diclisie  Ursache  der  Krankneir.  III.  iq.     Prognoe«.  111. 
s6  —  2S.     Hctlanzeigen.   III.  25.    Xnuen  Amt  Blutaus* 
leemng.  lU.  39.  .H7.     der  Blasen pOastcr.  III.  3S.  3S.  45» 
der  warmes  ßider.  III.  3-?- 3S.  ron  Milch  oder  mir  Seife. 
111.  S4-    <le«  Moschoe.  III.  54.  38-  45-     Baldrian.  111. 
34.  45-  Extract.  UjoSTfam.  III.  34.  der  kah<^a  Umachlä- 
^  UL  39.     reixcndcr  Kijeiire  ■od  Ablohrvngen.  HL 
30.    des  CalomeL  III.  3o.  3'-  Sr-  4,5.  d^'  Di^icaUa.  I!L 
50  ^  33.  5S.     dea  MecnwicbeÜboaig.  III.  32.     der  Ar«> 
iiicahlameB.  III.  32.  S3.  CaadurideniiaktBr.  ILI.  33.  dea 
Ziokkalkee.  UI.  37.  4?.     «ier   .\sa  /«ctada.   III.  3^  45^ 
Kafhchctte  des   Opism.  III.  34.       K rankeng wcfcichien. 
lU.   35 — 49'     Le>c^BÖffaB32eo.  Di.  40 — 4^  46 — 4'> 
Hydrops,  Noucen  cid  irecfemicei.  VI.   19.    des  Levisticcm. 
VL  2iy,  dvr  Tmctira  ScilLis  kaliaa.  VL  a©-  der  Tinc- 
cor.  diar^fic.  Ph.  P.  VL  so.  i^m  Calom«&  and.  der  1>1, 
gitalü.  VI.  30. 
Brdroih'irajc,  Nntien  dsr  Di^sitalla.  V.  6fv  67- 
Hygropkchie^   kaa^  in  Laoioar.  V.  äo.  Katres  des  .lua- 
acbneiJeas    «iea    geoisM»«fli    Tkeila..   V.   6r^    PUn    «ia 
dnrch  Qzarancaine    g-inx  aa   wr.!g«D.    V.  Gc    JLiwdn-r 
daai^  dem  Opiam  mic  !s.üi«  V.  «io.    dhr  Cel^  ambralis 
V.  68.  BUioea  Mktaj.  V»  ;i^ 


k.  » 


Wyoseyamui^  Nutten  d«Malb6a  bei  einer  trpbotee  Au< 
geoentfumlttog.  11.  46*  bei  jler  Uimwetseraucht.  IIL 
'  34.  gegeben  oei  LokalefFecdon  der  Broet  im  Typbm. 
IV.  81.  bei  LokeUntsiindungea.  VL   ii. 

Hyatcyamtuöl  mit  Campher  bei  heftiger  Djrtnrie  im  Ty- 
phus. IV.  89* 

L 

Jalappa,  Nofsen  derselben  in  der  Kritxe.  VL  17. 

Jennersfest,  fjefeiert  eu  Berlin.  V.   I25v  137. 

Ingwer,  medizinischer  Gebraut  deaaelben  bei  den  a$ii- 
tiachen  Natiooen.  III.,  60.  61. 

Jpecacasanha,  in  kleiqee  Gaben  angewendet  bei  eradiwtf' 
tem  Schlingen.  V.  107.  Nuutn  derselben,  bei  Aogbi 
meoibraoacea.  IV.  37* 

iHst  Mangel  derselben  bei  einer  Verdonkeinn^  der  Horn- 
haut \a.  45. 


Kalhwassur.,    Nutzen  desselben  bei  BlaseDhamorrhoideo. 

VI.   f8.  der  Injectionen  bienron   mit  Opium    bei  Lien* 

tei-ie.  VI.  19.     in  der  Gicbt.  Vi.  a8. 
Kali  carbonUum,  ein  Bestandtheii  der  Solatio 'ArseDica- 

lis.  I.  1 25. 
Kali  eausticum,  Bäder  bicMus  bei  erschwertem  SchlingSD.     1 
.    V.  io5.  ] 

Kalmoschßchu ,  Saamenkömer  einer  unbekannten  Pflaose.     j 

III.  ga.  1 

Kampfersalhe,  Einreibung  derselben  in  der  hantigen  Brio*. 

ne.  I.  78.  90. 
K eichhusten,  Nutaen  der  Brecbnittel.  VI.  a5.    der  Sensga.     ^ 

VI.  95.     der  Belladonna.  VI..  95.     der  China  nnd  da    ; 

Lieben  Island.  VI.  95. 
KeimeiH  der  Pflansen,  ProceCr  deaaelben.  V.  Sl^,  J 

KeraLonyxis,  ung'tücklicber  Versuch  mit  dieser  Operation 

an  einem  Kranken.  II.  57. 
Kindbcitfieher,  Nutsen  der  Aderlässe.  VJ[.  10.     der  Brech- 
mittel. VI.  lo.     des  Schröpfeni.  VI.  11. 
Kirschlorbeerwasser ,    angewendet  mit  Extr.  Taraxad  bei 

erschwertem  Schlingen.  V.  ^09. 
Klystire,    von  Bouillon^    Rheinwein   nnd  Arnica    im  Ty- 
pbus. IT.  90»  Nutzen  derselben  in  der  Hirnwasaersn^t. 

lll.  3o.  ^  v. 

'^nj^chenbruche,  Bebandlung  derselben.  V.  5i. 

\9lualtt  TTixd.  dutOiEk  ^<^;yk  ^%)t?i«fldaaoLiia  in  Natron  fsr 


—    ia3    — 

wanddt.  I.  s8*  Erster  Versuch  liirrub^r.  J,  %h  7*^^'^ 
ter  Vmacfa.  I^  sS.  Dritter  Versufli.  \.  7/*.  Ks**  h  m 
Gegenwert  tou  EUeTi  wird  dennoch  Neirui/i  au#2«c'^  i«* 
den.  I.  3i«  Vierter  Versuch.  1.  3i.  V\küt\m  Vmf^U, 
X  I.  3i. 

Krut%B,  Nutsea  der  weifsrn  MercnriaUslbp.   Vf.   ij,    A*^ 

AMbiopii.   VI-   17.  der  Jallappe   ufid  df«  ^ya'^wels    V|, 

17  dee  Tab'ackadecoct  mit  Sublimat.  VI.  17.  des  h'bw«- 

feU  VI.  17. 

KnSuienafte,  frisch  ausgep^fste,  Nutxen  derselben  «n  d'Y 

Lvn|peQsuchr.  VI.  22. 
Krankenhaus ^  ixn  Typhuikranke^    Nothwendi^keic  t\ii9% 

solchen.  III.  iio« 
KraahkeU,    mate'ielle  Ursache  derselben.    1.    it.  f4'  f^« 

nächste  Ursache  derselben  II.  19. 
Krankheitsform ,    Bestimmung   d-s  Grundes   und  Aiidtf*»» 
"^  tung  des  Wertbes  derselben.  IV.  ffH^ -*  137,    Vi«h-ilf« 
nifs  des  Organismus  su  der  AuCienwelt   libcfiiaupr.  IV. 
113.     Jede  verschiedene  Kr«nkl««irsiofni  ist  die  Abw^i. 
chang   der   Leb^nserscheinung«*n   von    der   ^ualiiaftven 
Erregbarkeit.  IV.  i[3.     Vier   Haupiformen    der  Kr«nk' 
'beit.  IV.    114.   I)  Fieber,     a)  l'ypbus    esthenicuf    unA 
•tbenicus.   IV.    117.    b)   Synochu».   iV.  iif>.    i,)  Pebfis 
gastrica.  IV.  irg.    Bemerkungen  über  I^ieber  Cberhaupt. 
IV.  ti.g.-^i3X  U)  Fiebei freie Krankbeiuform,  A)  Krank- 
heiten der  Systeme,  a;  dtk  sensib'eo«    b)  69%  irriiab'fln 
und  repraductiven.  IV;    ig^-     h)  Krankheiten  der  O/^ 
gane.  IV.  i33. 
Krankheiumaiene,  Existens  derselben.  II.  SO. 

L. 

Lagur  Schmicha,  Saamea  einer  unbekannten  Pflanze.  III.  gg. 

Lähmungen,  Nutaen  des  Eiseoäihers.  |VI.  36.  de»  Phos- 
phors. VI.  q6.  72.  75. 

Laudanutn  liquidum  Sydenhami  t  Nntson  d^'SSf  lien  bei 
typliösea  Augeneot/undmigen.  11.  4/*  bei  gichtischen. 
II.  65. 

Leben,  Grundcharaktere  desselben.  II,  9 — ir.   17. 

Lebentkrafit  Aeufseningen  derselben  im  organischen  Kör« 
per.  II.  17  — 33. 

lieber,  ein  Vorbereitungiorgan  für  die  Lungen.  II.  8S- 

Len^ins  Saft,  in  der  häutigen  Sräune.  IV.  43. 

I^pra  squammosa,  vergl.  Haut.  t 

LevUiicAm,  Nutsen  desselben  in  dein  Hydrops..  VI.  so. 

Liehen  Itlandictu,  gegeben  bei  Localaffection  der  Brust 
im  T]rpfaus,  IV.  B'«    Notaen  desselben  mit  China  bei 


"^ 


— "    124     ~ 

Hu«ten  uud  ¥1010111  Auswurf  im  l^yphas.  IV.  gr.  m 
China  bai  Eitf  ransanimlaog  in  dor  £njsthöhi0.  V.  37. 
in  der  Lungeasuchc.  VI.  21. 

Lidri,  die  Wurzel  einer  unbekannton  PflanKa.  III.  64* 

U^nterie ,  ein0'  dorcli  Wurmmiccel,  Roboranda  and 
Opiuo)  geheilte.  VL  19. 

Liquor  antarthrUicus  Elleri,  Anwendung  deraelbenbei 
Gicbtiichen  nach  Augenopprationen.  IL  5a.  60,  Zuatm- 
men^etaung  deMelben.  11.  61. 

Liquor  iirguini,  Nutaen  d0ta0lb0n  in  der  Gichr»  VI.  3S. 

fjquor  Curnu  Cervi  tuncrnaiit* ,  Anwendonf;  deaselbeo  bei 
ftynoebischerEntsundun^  mit  allgemeinem  «ynochitchea 
Zustande.  II.  ^o.  in  Verbindung  mit  Liq,  antardirit 
ElJeri  bei  Gichtitchen  nach  Augenoperationen  II.  6l. 

Lischi,  die  Kelche  der  Eugenia  (.aryophyllau.  IIL  SS. 

Loderatche,  mit  Speichel  vermischt»  ein  vrirksacnes  Mittd 
gegen  Flechten.  111.  i23. 

f^uti gftn probe ,  i'ieweiftkraic  derselben.  IV.  3 -^  so  Unter- 
sinken der  Y>un^en  im  Wasser  b0wei««.L  nicht«  dafs  im 
Kind  narh  der  Gfburt  nicht  gelebt  habr,  IV.  5.  Kran- 
kenftescbichten.  IV.  11  — 14»  17 — 19,  Lelii reiche  Ob- 
duction,  IV.   14—1''^.  19  —  2T.  • 

Lnngenschwindsucktt  Nutzen  der  Digitalis  im  ersten  Sta- 
dium. V.  67-  Nutjsen  des  Lieben  Islandicus.  VI.  31. 
der  Dulcamara.  VI.  ai.  des  Oleum  Asphalti»  VI,  21. 
der  Digita'is.  VI.  33.  der  Frisch  autgeprefsten  Kräuter- 
sät'te.  VI.  22-  der  kunstlichen  Geschwia-er  VL  aj.  ge- 
beilt durd^'heUaadrium.  VI,  85^^ 

M. 

Magen,  die  Erweichung  des  Grundes  desf0lben  nach  den 
"Inde.  V.  3  —  51.  Chemische  Einwirkung  aea  Magen- 
saftes nach  Hunter,  V.  4*  5.  lu  allen  Fällen  war  eine  Krank- 
heit'vorausgegangen.  V.  \^.'v[i9\tt  bloa  bei  lindern  mit 
Erbrechen,  Fieber  und  Diarrhoe.  V.  g  —  ig.  Ztumii-  j' 
wasaer  mit  Liq.  m,  Holm,  stillte  am  besten  Erbrechen,  r; 
V.  10.  Obduction,  eine  milsfarbige  Stelle  an  derero-  ' 
isen  Curvatur  des  Magens.  V,  12  —  17,  Auch  «dai  [ 
Int.  Jleon  fand  man  etwas  entzündet.  V.  16.  Diesel-  \ 
ben  Üestructionen  ohne  vorhergegangene  Ertcbcinungeii  1 
welche  auf  Leiden  dea  Magens  schliefsen  lielson^  V.  17.  , 
iNach  einer  acuten  Gehirnwassersucht;  V.  ig.  Nach  * 
einer  sehr  heftigen  Pleuropneumonie.  V.  s2o.  nach  hef- 
'tigern  BlutdibTecbetv.  V.  iu  Erweichung  dot  Magen- 
gründe»  i\e%%«\\>«n,   VJv\iT<cv>itif^  ^^x  ^^ov^^vci.  \M^ait0o 


den  Nerven  ist  Urstch«  davon.  V.  s6.  Unbeilbtrkeit 
dieser  Krankheit.  V.  17.  Ohne  Wirkune  waren  Opium* 
V.  27.  Moschus«  V.  27.  Zinkblumen.  V.  27.  Muuen 
der  'hnctura  Rhei.  V.  09.  des  Oleum  Ururi.  V.  39« 
de^  Fenchelwassers.  V.  39. 

MapenhampfT  Nutfen  des  Bisreuths.  VI.  24.  dw  Aco* 
iiits  mit  Guajac.  Vi.  24*  der  Beilidouna  mic  Aqua  L^u- 
rn-Oerasi.  VI.  24*     « 

Mfajensüure,  Nutsen  des  Geilntuer  Heitquells.  IL  116. 

Magnesia  muriatica,  suweilen  indiciri  im  Aufsöge  det  Ty> 
phus.  IlT.  III. 

J^agnetiitnus,  thierischer^  glückliche  Anwendung  desselben 
im  Neiveii Heber.    111.   to2.  T03. 

J^andelrit  Nutsen  derselben  im  WechselGeber.  VI.  i3» 

ÄianUf  die  Wnrsel  einer  Are  Xnul:.  111.  6.^). 

Masf**n,  gluckliche  Behandlong  derselben  im  Allgemein 
nen.  Vi.  14.  Nutzen  des  Brechmittel.  VI.  14.  des  Mo« 
scbus,  Zink,  Calotnel,  Digitalis  und  Opum.  VI.  i5. 

l^as'ix,  Nutjrn  der  Bäucberungen  hiervon  bei  gichtiachen 
Beschwerden.  IV*  95. 

Mediän ,  Zustand  der  teutschen  bei  Erscheinung  des 
Browntchen  Systems«  il.  6  •—  8«  Inconsequens  und 
I>isharmoine  in  dt^n  verschiedenen  Theiteu  desselben* 
11.  II.  Nothwendige  Vereinii'ung  der  Med«cin  mit  der 
Cbirurfie  in  ibrer  Erlernung  und  Ausübung.  II.  '67  -^ 
It4  Un/ertrrnn)icbkeit  beider«  II.  99 — 10:2.  da £1  sich 
piaktisrhe"  Fertigkeit  in  der  Chirurgie  sehr  gut  mit  den 
Oescbaften  eines  praktischen  Antes  vereinigen  läfsti  II. 
102«  hisDorische  Skixee  der  Forcschritte  der  Medicin  in 
EngUnd.  V.  43  —  96. 

Medicin aleinrichtunßen  in  def  englischen  Marine,  Vot'« 
rrelflichkeit  derselben.  V.  94  —  96. 

M^inltranetit  Un  verdau  liebkeit  derselben.  V.  24* 

Merkur,  wie  wirkt  er  in  der  Angina  membranaces.  IV* 
46  —  49'  ^^  psthoiogische  Product  wird  von  demicj- 
ben  aufgelöst.  IV.  46.  dadurch,  dafs  die  Haut  von  det 
Luftröhre  losgeweicht  werde.  IV.  Ctt*  warum  es  vor- 
7<üglich  in  der  Angina  membr.  indidrc  ist.  IV.  59.  nick 
Bltitausleerungeo.  IV^.  58.  wenn  die  Krankheit  ktinea 
gangraenescirenden  Karakter  angenommen  faatJ  iVi  63« 
man  höre  mit  demselben  auf  nach  Lösung  det  Pseudo- 
tnfmbran.  IV.  63.  verbinde  ibi^  mit  passenden  Mitteln« 
IV«  63.  nicht  mit  Neutralsalzen«  IV.  65«  tvirkt  beim 
Croup  oft  selbst,  wenn  er  aurli  Salivation  errect.  iSn 
'  4r^*  äufsere  Anwendung  desselben  in  der  hautigea 
Braune.  IV.  43.    der  Werlhoflschen  KrätiSAlb«.  IV.  iß. 


—    laß    -^ 

in  Cirilloachen  Salbe.  IV.  44.  N«u«b  iettelbeA  U 
Hydrocele.  V.  119.  ifiQ.  Nacbtbeilige  Wirkimg  in  der 
L«pra  squafROil.  iV.  ag.  Medicinischar  Gebrauch  dith 
•elDen  bei  den  Buraeten.  lli.  Qo  —  84.  aiigenrendjt  all 
Bäucberuogeii«  111.  81. 

Alercurialtatbt t  weilaa»  Nutceo  derselben  bei  HAudnmk- 
heilen,  YL  18*     g^^o  d>o  Kratze.  VI*  17. 

MercuriafeiAreibungen  ^  Nuuen  deraelben  bei  veneriiduo 
Krankheiten.  VI.  38- 

Äfercuriug  dulcUt  vergl«  Celomel. 

Mercurius  Hahtutmanni,  Nutsen  dettelben  in  Salbenfom 
mit  Opium  bei  gichtitcben  Augenenrsünduogen.  II.  66. 

Metasiasent  Darttellung  der  Eracheinnnjen  und  dea  Gnio- 
det  derselben.  IL  7t  —  87-  £raabiung  ein«r  Kranken- 
ceacbichte.  II.  71  —  76.  Hieraua  gesogene  Rf-aulute. 
II.  75  — -  87*  Auigieichen  der/  DÜferens  swiachen  dem  1 
Darmkanai  und  der  Haut.  H.  77.  die  Metaaiaaen  »iod  ; 
Ausdruck  dea  eigenen  Heilungaactea  det  Organisrou*.  J 
li.  80.  die  Metasusen  «eigen  sich  vor^ugli^  in  dtn  | 
Organe,  was  das  schon  primiir.nieiaatatia.ch  difPerensir- 
te  ffu  ergäncen  vermag.  II.  gs. 

Milch,  heirian\e  Wirkunj;  derselben  im  Typhoa.  IV.  ^5. 8^^    ] 

JdiUifrandcontaMium,  Mitiheiluog  desselben  toq  Tbietea  j 
auf  den  man*chlicheD,  Körper«  t.  120  —  125.  Anschwel- 
lungen des  alficirCen  Theils  und  der  Achaeldrüsen  mii 
heftigen  FiebetbeweaungeD.  I.  i3i.  ia3.  Brandblatso. 
profuse  Schweifse«  die  äufterste  Schwäche.  I.  ixi.  is3. 
124.  Erach einen  dea  MiUbrandes  auf  Guadeloupe  un- 
ter den  dortigen  Negern.  I.  laa.  Art  der  Uebertraguog 
dieses  Cootagiums.  I.  i%i» 

Molken,  von  Pomerabsen  mit  Rheinwein  im  Typhus.  IV. 

Moschus,  Nutzen  desselben  in  der  häuiigea  Crüune.  I.  ga. 

fl7.  verbunden  mit  Cilomel.  I.  g3*  94  96.  mit  iMoegi. 
.  lo4-  inderHiniwaaseraucht.IlI.  34*38. 4^*  gegeben  mit 
China  im  Typhus.  IV.  gS.  Nutzen  desselben  mit  Va- 
leriana^ Campher  und  8erpentari4  bei  Colliquatioo  im 
Typhus.  IV.  Qo.  Nutsen  desselben  hei  surücfcgetrete' 
neu  Masern.  \I.  i3.  Unwirkaamkeit  de^elben  bei  Er- 
weichung des  Magengrundes.  V.  27. 
Myrrhe,  Nutsen  derselben  bei  Brustbeschwerden.  V.  38- 

N. 

Naga  Oiser,  die  Frucht  einer  unbekannten  Pfladse.  HI. 


'1 


—      127      — 

Nahrung^  tiebsebatägige  Ausdauer  detLebeni  melnerer 
Henachen   ohne  ^jabruog  auf  dem  Meere.  III.  116-— 

119. 
Natron,  ein  BeatAidtbeil  das  Blutet.  I.  s5.    erbüt  daa  in 
dem  Blute  befiadiicbe  Eisen  in   Einern  aebr  oxydirtea 
ZusUnde.  I.  s5.    ipvird  aus  Kocbsabi  diircb  den  Gal^a" 
^iarous  eraeugt.  I.  26.  - 

Natron  carbonicum,  Nutaen  desselben  bei  Sieinbeicbwer-* 
den.  II.  117. 

Neruenfieber,  bösartiges,  welcbes  im  Winter  1309-^  l8fo 
epidemisch  in  Weimar  ^rsssarte.  III.  95  —  m5*  IV.  66 
— •  log.  vorbsndene  Disposition  ux  dieser  Kraokbeir. 
III.  9^  —  104.  S<:brecken  dea  Krieges.  III.  Iro.  Feuch- 
te Witterung.  ITL  10 1.  Erkältungen,  III.  io5>^  Mors- 
stige  Dünste.  III.  iü6.  Geschichte  des'  Anfsnges  dieser 
Epidamie.  III.  106 —  Iio.  Beschreibung  der  Krankheit 
telbsr.  III.  110.  vorherg'iheoder  Zustand  von  Kränk- 
lichkeit. III.  HO.  Drastische  Purglrroittt-i  schadeten  sehr. 
III.  HO.  Ipdicaiir.n  SU  Brechmitteln.  III.  iii.  112.  oder 
aur  Magnesia  muriatica«  IIJU  iit.     Nutaen  der  Valeria- 

•  na  mit  Salmiak  oder  Spiritus  Mindered.  III.  iia.  Be- 
schreibung des  ersten  Stadium  der  Krankheit.  III.  ii3 
—  ii.*^.  die  sondeibarsten  Krämpfe.  IV.  C6.  Synochi- 
scher  Karakter  dieses  Stadiums.  IV.  67.  daher  Opi- 
um coQtraiudicirt.  IV.  68.  Nutxen  des  acidum  tarta- 
ri  mit  Valeriana,  des  Ol.  Kicini.  IV.  69.  85.  dea 
Glaubersala  mit  Valeriana.'  IV.  70«  Nutzen  der  säuer- 
lichen Getränke.  IV.  70.  der  Cascarilla  odar  China 
am  Ende  des  ersten  Stadium,  IV.  73.  Eintritt  des  awei- 
ten Stadium«  IV.  74*  Aftection  des  Seosorium  und  Di- 
arrhoea  aquosa.  Iv.  77.  ^  Nutaen  der  China.  IV.  79. 
der  Valeriana.  IV.  79.  des  CaUmus  aromatic,  doch 
nur  in  Verbfndung  mit  Magnesia,  Salmiak.  IV*  79. '  der 
Columbo  und  Arnica«  wenn  Diarrhoe  eintrat.  y(.  So« 
des  Opium,  'Alauns,  der  China,  adscringirender  Um- 
scbläge^  der  terra  Japonica.  bei  stärkerer  Diarrhoe.  IV. 

S6.  der  Serpeotaria,  des  Lieh.  Islandici,  Hyoscyamua» 
er  Amica,  wenn  die  Brust  mehr  «fificiit  war.  IV.  ,8r. 
der  Einreibungen  von  QI.  Hyoscyami  camphprat.  bei 
starker  Dysuria,  der  Wachbolderheeren .  mit  Hanfsaa- 
men.  IV. Q3.  oder  des  Ol.  Juniperi  mhvSpiritus  nitr. 
aetb.  IV.  8a,  bei  Kopfaffeciion  der  SenPpUaater ,'  dea 
Waschen  mit  aromatischem  Spiritus.  IV,  %2.  des  Pboa- 
phor,  -des  Moschua  mit  China«  IV.  83 — 84-  bei  dro- 
hender Apoplexie  der  Blas« — "—tor.  IV,  8^.    hailaama 


'    } 


Wirkuii^  cler  Milch.  IV.  85-  86  BeacliteibuJig  des  dnu 
tan  Stadiums  der  Putrescenz.  IV.  86  —  ((8-      bei  kolii- 

5u^tiven  Blutflüssen  Nutzen  des  Alauns.  ly.  86«  der 
'inet.  Chin.  Whytt.  mit  Aejb.  Vitriol.  IV*  89-  der 
Einreibungen  von  Balsam.  Vit.  Hofrnano.  'IV.  89.  der 
Valeriana  mit  Moschus  und  Serpeniaria.  IV.  90.  der 
Klyfitire  ai.s  Bouillon,  Arnica  und  Rheinwein«  XV.  5^. 
wenn  die  koUiquativen  ZuFälle  naebiic^en«  der  Pome- 
tanseninolken  mit  Rbeinweiü.  IV.  91.  der  China  mit 
Liehen  Islandicus.  bei  fortdaurendem  Husceii.  IV.  91. 
oder  der  Arnica  und  des  £xtr.  Card.  BeiiediccIV.  9t. 
Vferstandesverwirrung  blieb  seltetl  zurück.  IV,  g3,  Ucber- 
eang  in  Wechseln  ober.  IV.  94.  Uebergang  in  «inte  sehr 
neftigen  Schmerz  in  den  Fuissohlen.  IV.  94.  Heilung 
desselben  durch  Räuchern ngon  von  Mastix  und  Storiuc, 
und  Guajak  innerlich.  IV.  1)5.  Aufgeleg^ne  brandiges 
Stellen  sicherten  ge^en  Recidive.  IV.  95.  gifte  Wir- 
kudg  einer  Wachssalbe  mit.  Campher«  IVf.95.  Krisen. 
IV.  q6a     Anfang,    Höhe   und  Abnahme  der  Epidemie. 

IV.  99.  Besondere  Aflection  des  Halses«  IV«  100«  ein 
sicheres  Mittel,  einen  mfangenden  Typhut  zu  unter- 
drücken« IV.  tot.  JNutzen  des  Elix.  .vitr.  Myns.  IV; 
loi.  Anwendung  der  Curfieschen  Beg*e£suDgen.  IV. 
lo3  —  log.  glückliche  Anwendung  des  cliieriscfaen  Ma- 
gnetismus. lU.  102.  to3.  Tod  nach  dem  ein  und  swan* 
iftigsten  Tage.  IV..  J8-  tödliche  Zeichen  desselben,  IV. 
v5.  eine  bellroihe  Zunge..  IV.  75.  ein  unbestimmtes 
langsames  Greifen  ■  nach  etwas.  IV.  76.  Nutjsen  des 
Opium  und  der  Schwefelsäure«  VI.  K>.  des  Calomel 
mit  Opium.  IV.  53*  .      .  * 

Keruenübpl ,  Ursachen  der  häufigen  Frequens  derselben. 

V.  58-  59. 

iVm  ichoscha,  di.e  Frucht  eines  unbekannten  Baumes«  III. 

89-  . 

Nisdiin^  die  Wurzel  einer  Art  von  Menyanthes.  HI.  76. 

Tfitrum^  Nutzen  desselben  hei  Localentzündungen.  VI.  11. 
bei  Blutilüsjsen.  VI.  18. 

Nulischu,  argentum  vivum.  III.  80«    nvedicinische  Auwen« 
dpng  deiseiben  bei  den  Buraeten.  HI,  8o« 

O« 

Oleum  tartari,   Nutzen  desselben   bei  Erweichung  dee 

MÄßengrunde«.  V.  ag*  _  . 

*  Oph- 


—        129       — 

halmi&,  Mebriibl  der  scrophulosra.   Vf.  50. 

—    syphilitische.    VI.    40.      Nutsen    des   Siiblinitts. 

4i>  42.   des   Opittn.    vi.   41.    des   Extract.   C:cur. 

41.43.  des  rotuen  Vräecipiuu.  V«  41.43.  desBiei* 
ikeis«  VI.  43«  dea  Zinkfitnols 
kalniia  thrauntaUca,  vergh  Aug^o. 
17»  gegeben  nach'  Aogeo operationeil.  If«  3a.  4^.    ver- 
iden   wie  Campber.    II.  46.    bei   gicbtiscber  Angan- 
Buodong.  II.  63.    Nacbtheila  de&selban  in  der  Hirn' 
isersucbt.   III.  %^    wenn  cofitrsiodicirt  im  Typhus. 
68*  angewendet  bei  turke r  Diarrhoe  im  Typhus  mit 
Ina.    IV.   80.    Unwirktamkeic    bei    Erweichung    dea 
geaf^rnnde«.  V.  37.    Nntaao  desselben  nie  SchwM'el- 
re  im   Typhus.   VI«    10«    in  der   Lienterie.    VI.  19. 

Ophthalmia  syphilitica.  VI.  4^*    i^it  Kali  gegeben 
der  Wastarscheu«  V«  62« 

P. 
üegie,  geheilt  durch  'SpaichetflnCi.  IV*  Su 
hixßts-ncQnat9rtun$  eine  havfig  forkommande  Krank- 
u\  68. 
mdfium,  Nutaen  desaalben  ia  der  Lungeniucht.  VI* 

-8Ä. 

hör,  angewandt  im  Typhni.  IV.  83  *-*  84>  Nuraen 
selben  bei  Lahmongen»  VL  116.  7a*  75,  beim  Wcch- 
ieber  VI.  80— HS* 

alliitm,  Tinctura  Piperia  albi  gebraucht  in  aitLani* 
in  Krankheiten.  IlL  63. 

urif  Einiluf«  derselbaa  auf  den  OrgaaUmui  und  die 
Wickelung  von  Krankbeican.  III.  qqi  100. 
tts,  Anwendunj^  derselben  in  der  i'leuriti«,  V,  6S* 
ipneuHionie ,  mit  einer  Erweichung  das  Magengrun- 
ohne  Zeichen  beim  Leben.  V.  30. 
inisches  iiutUut  zu  B^Un,  erster  Jahresbericht,  VI. 

■97« 

iitut^  rother,  Nntaen  deiselben  bei   Ophthalmia  sy* 

itica.  VI.  41  •  43. 

anUcUpticus ,  JKoraan  deselben  in  der  Epilepsie. 

34/ Zusammen ser zu ng  deaselbcn«  VI«  34« 
mitiie/,  Tcrgl«  Abiuhruogem 

tU^€r,  vergl.  Merkur« 

^nmgen,  aalaanre,  Praesertfttif mittel  gegts  dal  gelbe 
»er.  Y.  91. 

r.  XXXU.  B.  $.  8f.  \ 

I 


—    i5o    — 

Raute  9,  die  Butter  davon  ein  Besundtdieil  dee  Bbüae- 

Beben  Mittels  gecen  die  Watserechau.  V.  63. 
Rhabarbtninhtur,  INutsen  dereeiben  bei  einer  chromscbeii 

Erneicbung  des  Magenmundes.  V.  99. 
Rheimwein,  iUystire  biervon  im  Typhue.  IV.  90.    mit  Po*" 

merarsenmolken  im  Typbus.  IV.  oi. 
Rkus  Tosdlcodendron ,  Nuuen  dfsseiDen  bei  Lihmnngen. 

VI.  a6.     bei  der  Aaoaurose.  VI.  32.  S4<  ^5- 
Riciniuöl,  Nutaen  desselben  in  dem  sjpiocbiadien  Stadium 

des  Typbus.  IV.  6g.  8^.'  gebrancbt  gegen  Wurmer.  I.  97. 
Rote  9   neaechöhmer  Kinder ^    Verwacbselubg  mit  SSeilge- 

websv«*rnärtung.  I,  53  —  5g<  ^Nutten  der  Cbina.  I.  61. 

des  Vin.  antim.  Huxb.   I.  6s.      der  Abfubmngsmittel. 

I.  6a.     der  Blasenpflaster.  |.  62. 
Ruda,  die  Wurael  einer  imbdtannten  WuraeL   UL  85. 

S. 

Sabina,  Nutzen  d«seH)en  bei  der  Gicbt«   VI.  öS. 

Scharlach^  Nutzen  der  Brecbmittel.   VI.    16.     dee  €slo- 
mel.  VI.  16. 

Schaza,  der  Salmiak  der  Buraeten.   111.  65*     mit  erdigen 
Tbeilen  meict  blos  Termischc.  III.  86. 

Schielen,  gebeilt  durcb  Vesicatoria.  VI.  44* 

Sehinenza,  eine  Art  von  KocbsaU.  III.  90. 

Schingunn,  das  Gummi,  der  .feruU.Asa  foetida.    III.  84* 

Sckinza,  eine  aromatiscb  riechende  JEVisde.  III.  59. 

Schlingen,  verbindertes  durcb  Desorganisation  in  der  Spei- 
seröhre. V.  96—  113.    Diagnose    V.  97.     Krankenge- 
•cbicbte.  V.  98.     RbeuroatisoiHS  Urta<^e  desselben.  V. 
100.    Anwendung  der  Tinctura  Antimonil  aaponaces. 
V.  100.     des  Caiomel  mit  Cicota.  V.  loi.     mit  Opium 
und  Campber.  V.  103.    mit  Zinkkalk.  V.  to4.    reiseo- 
der  Einreibungei  von  Tinct.  Cantbaridum,   Bals.  vitae 
und  Ol.  Cajeput.  V.  loi.    des   Exrract.   Graminis   mit 
Kali  aceticum.  V.  loi.     des  Extr.   Taraxaci  und   Bar« 
danae  .mit  Aqua  Laurocerasi.  V.  loa. '   der  Belladonna, 
V.  .103.   des  Campber  mitLio.  ammon.  acetic,   V.  io3. 
des  £xtr.  Aconiti.   V.  103.     aer  Senega.    V,  ro3.     der 
Tinctura  Moscbi  artificialis.  V.  1^3.     dee  £mpla<>tr.  de 
Galbano  crocato.   V.  io3.     der  £sseatia  Asa^  fb^.tdae 
mit  Opium.  V.  io4-     der  Einreibungen  von  Oleum  Ca- 
jfput.  V.  104.     der  Blasenpflaster.  V.  104.     der  'Bäder 
aus  Kali  causticum.  V.  104.     der  Ipecacuanba  in  klei- 
nen Gaben.  V.  107.   der  Valeriana,  V.  108.  Obduction. 
T»  109  — 11^» 


-    131    — 


imerz  phthiger  in  den  Fufssoblen ,    die  Folgekfinkheit 
rines  Typhus,  seheile  durch  Räuchenineen  von  Maitix 


Schmt 

eines  Typhus,  seheile  durch  Räuchening< 
und  Scoras  und  Guajak  innerlich.  IV.  g5. 

Schröpf en^  "^mzetk  desselben  im  Kindbettfieber.  VI.  ii. 

Schwäche,   falscher  BegriB   der   dinectea  und  indirect^. 

II.  ig. 
Schwarzer  Staaf,  vergl.  Amaurose. 
Schwof«!,  Nutsen  desselben  in  der  Krätie.  VI,  17. 
Schwefelsaure,  Niitaen  derselben  im  Typhus.  Vi.  10. 

Scmpheln^  Nuuien>de§  Aethiöps.  VI.  s6*  des  Eichelkaf* 
fee.  VI.  36.  verschiedene  Forpien  die««r  Krankheit. 
VI.  37. 

Sema,  Saamen  des  Hedysarum  caput  Galli.  III.  7^. 

Semen  Cinae,  gebraucht  gegen  Wurmer.   I.  97, 

Senega,  angewandt  in  der  häutigen  Bräune«  I.  79.  90. 
Decoct,  angewandt  in  der  häutigen  Bräune.  IV.  41«  ^i* 
63.  mit  Calomel.  I.  96.  mit  Moschus.  J.  104.  An- 
wendung derselben  bei  erschwertem  Schlingen.  V.  xo3. 
Nutzen  derselben  beim  Keichhusten.   VI.  35. 

Senega'SaJt  von  Lantim^  angewandt  in  der  häutigen  Brän* 
ne.  I.  71.  76.  83.  95. 

Serpentaria,  zu  reisend  oft  im  zweiten  Stadium  des  Ty- 
phus. IV.  79. 

Sietechi  Medoki    der  Saamef   einer  Art  von  Momordica« 

I«.  79. 
Sinapismen,  angewandt  bei  Kopfaffectionen  im  Typhus. 

IV.  82. 
Soit^  rubia  tinctorum.  III.  70.      ~^ 
Speichelflujst  spät  eintretender  narh  Mercurius  dulcit.  I. 

99.  sehr  schnell  entstaudäner  durch  Mercurialräucherun* 

fen.  IV»  48-     *tört  nicht  immer   die  Wohhbäiige  Wir- 
ung des  Merkurs  in  der  häutigen  Bräune.  IV.  49«  5o. 
heilsame  Wirkung   der  Salivation  bei  .Paraplegie.    IV* 
51.    bei  Asthma.  IV.  5i. 
Speiseröhre,  Desorganisationen  derselben,  vergl.  Schlingen, 

Spiriiua  ^ngeiic^e  compositus,   ein  Bestandtheil  der  solu* 

tio  arsenicalis.  I.  135.   • 
Spiritm  safis  ammonlaci  anisatur,  Anwendung  desselben 

bei  Gichtischen  nach  Augen  Operationen.  IL  53. 
S^uii/a,  HAutzen  derselben  in  der  Hirnwassersucht.  III.  3s* 
Stärkmehl,  Klystire  davon   bei  Diarrhoe  im  Typhus  mit 

Opium,  ly.  80. 
Staphylom,  glückliche  Operation  desselben.  VI.  44- 
Storax,  Nützen  der  Räucherungen  hiervon  bei  gichtischen 

Beschwerden^  IV  ,05. 

I  a 


^_.  .'V 


StrahUmns,  vargl.  Scliielen. 

Suftiimatt  äufserlich  angeweadet  la  fler  Krätsa.  VI.  tf. 
Nu'xen  desselben  b«i  iyphilitiicher  OpbthalEniie.  VI.  41. 

Sukmill,  die  gereiften  Kapseln  einer  baoaBenartigaa  Pflan- 
ze. III  6a. 

Sulpkur  auratum  antimonii,  gebraucht  in  der  haaugen 
Bräune.  1.  io4«   IV.  41.  4^, 

Sjtn^ifuao,  die  Fracht  iet  Granatbaaine«  XII,  7g, 

T. 

Tab  ächte!  eeoct,  Nutsen  desselben  Sn  der  KriCtse.  VI.  17. 
TsUgadptschi,   der   Saamen  der   Robinia  Ghamalagu.  HI. 

72.  ,  ■ 

Tartgu  ArUt^elae  unbekannte  Frticnt,   III.  gr. 

Tangu  Baru,  eine  unbekannte  Steinfrucht.   III.  91  r 
-  Tangu  srhuni,  eine  unbekannte  Fruclir.    III.  92« 

'T**ftO'rM  softtöi/ist  Anwendung  desselben  mit  GastoreiUB 
bei  synocbi^cher  Enizündung  mit  allgemeinem  Byaochi^ 
sehen  Zustande.  II. -38. 

Terpentinöl,  Nuteen  desselben  beim  Decubitus*  VL  77. 

Terra  Japonicat  bei  heftiger  Diarrhoe  im  Typhus  IV.  Öo. 

Tincturfi  üntimonil  taponacea,  Anwendung  aeraelbea  bei 
verhinflertem  Schlingen.  V.   100. 

Tinci,  Chinae  Whyttii,  Nutsen  derselbea  im  Typhus  im 
Stadium  der  Coiliquation.  IV.  gp.  ^ 

Tinciura  diureiicat  ^utaea  derselben  in  dem  Hydropl,^ 
VI.  ao. 

Tinctura  Manis  Ludouicl,  Nutzen  derselben  hm  Hydroa 
cele.  V,  121.  122. 

Tinctura  Moschi  artifipialU,  angewendet  b«t  echwerem 
Schlingen.  V.  105. 

Tinctura  Scillae  kaiinä,  Nutzen '  derselben  in  dem  Hy^ 
drops.  VI.  20. 

TrrfpanaUon,  heilt  glücklich  eine  Epilepsie.  VT.  46r— 72» 

TsckttTi'  chan,  die  Blätter  von  Mespiluß  Japonieal  III.  74. 

Typhus  icceroidfs,  verschiedene  Namen  desselben.  V.  77» 
Verbreitung  d'^sselben.  V,  77.  Ursachen  überhaupt  V. 
^2.  Nutisen  der  salzsauern  Bäucherungen.  V.  go.  91» 
Ursachen  der  Tödtlichkeit  der  Krankheit.  V.  78.  Schäd- 
liche in  der'Lutt  vetbreitete  Dünste.  V.  7^.  — -  Bösar« 
cige  Miasmen  der  Fäulaifs  durch  die  l^t^  erzengt, 
sind  die  Ursache.  V*  78.   Beschreibung  von  Neu-York, 

•  aU  Beweis  hiervon.  V.  go.  81  Nicht  Verbreitung  des 
Fiebers  durch  Contagium.  V.  82-^84.  Möglichkeit  der 
^mtecWun^  dw^«\\3iaLU  ^qn  Blanc.  V.  65^— öd. 


—    i33    — 

.  u. 

(/Imn  Sandan,  rotb'es'  Sandelholz.  XII.  67.  / 

ümseklage,  kahe^  Nutzefi  derselben  in  der  Hirnwatter« 

sucht.  III.  3b. 
Un§;uefninn.,NeMpoHtannm ,  Anwendung   desselbeli  in  der 

häutigen  Bräune.  I.  g^.  mit  Ung.  alb.  caotphoratum  an? 

gewandt  IV;  55.  4?.  43.  44.  61.  62. 
Urinincontinenz,   durch   Wurmer  veranlalst»    und  durch 

Wurmmittel  geheilt.  VI.  19. 
Usvh  die  Saamen  des  Coriandbrum  sativum.  III.  76. 
UtbiiU,  die  Frucht  einer  Art  von  Hibiscus.  lil.  73. 
r/f'A   Ursi,    Nutzen    derselben    b^bi   Blasenhamorrboiden, 

VI.  18. 

V. 

P^acclnation,  allgemeine  Hautentzündung  nath  derselben^ 
1X1.  I90-^-t23.  Fortschritte  derselben  in  England.*  V.  70, 
—  76.  Methoden,  das  Gilt  gut  aufzubewahren.  V.  71  — 
74.  Das  Gift  darf  nicht  trühe  seyn.  V.  73.  Forticfaritta 
der  Vaccination  in  JDiAadras.  V.  74«  Fortschritte  dersel- 
ben im  Preu£»ischen  Staate.  V.  (26.  im  Königf.  Poll«» 
klin.  Institute  zu  Berlin.  VI.  9g. 

Valeriana  gebraucht  gegen  Würmer.  I.  97.  Nutzen  der* 
selben  im  Tvphus.  III.  113.  mit  Serpentaria  und  Kam« 
pher  bei  Kblliquation  im  Tvphus.  IV,  gov 

Venerische  Krankheiten,  häußg  unter  den  Buraeten.  IlI, 
gl.  Nutzen  der  Mercnrialeinreibungen.  VI, 27.  des  Cher 
lidonium.  VI.  sB* 

Verdauungsprocefs,  aus  dar  vergleichenden  Anatomie  erlang 
tert.  V.  4C.47' 

Verdunkelung  der  Hornhaut,  mit  fehlender  Irjs.  VI.  45. 

Versckluckmig'  eipes  TheelöiTels  und  glückliche  Opera- 
tion desselben.  JI.  124-^127.  • 

Vesicacoria,    Nutzen  derselben  bei  Schielen   der  Augen. 

VI.  44. 

Vinum  antimoniatum   Hurhami,    Nutzen   desselben   bei 

der  Rose  neugebohrener  Kinder.  I.  63. 
Vitriolsäure,  unter  das  Getränk  gemischt,  ini  Anfange  des 

Typhus  gereicht.  IV.  70. 

W. 

Wachholderbeeren,  vergl.  Baccae  Juniperir 
liVachssalbe,  Nutzen  derselben  mit  Campher  verbunden« 
gegen  aufgelegene  brandige  Stellen.  IV.  g5. 


.     —    134    — 

IVaschen,  vait  Aromatiscliem  Spiritus  im  Typhus.  IV.  85. 

IVcchtelßeher ,  nipe  Folgekrajikbeit  des  Typhus.  IV.  94. 
Nuuan  der  China  ftctitia.  VI.,  12.  der  Belladonna  und 
des  Chelidonium.  VI.  i3.  8S.  der  Cascarille  mit 
Sisen.  VI.  i3.  der  biitem  Mandeln  mit  £xtr.  Centau- 
rei,  VI.  i3, 

Pf^eimar,  vergl,  Nenrenfieber. 

WurmmUiel,  Nutzen  derselben  in  der  Li  enterte.  VI.  iQ. 

fVärmer,  Anwtnf^ung  des  Zithversaamens.  I.  97.  des  Bu- 
drians.  J.  97.  des  Oleum  Ricini.  L  97. 

Wurmfieber,  verwechseir  mit  Hydrops  Cerebri.  III.  \% 
'  Werrnuthp  Nat#en  bei  Magenkrampf.  VF.  $4. 

ZMgan  Sadan,  gespaltene  Stucke  eines  unbekannten Baumi. 
UI.  66. 

Zala,  eine  Art  Borsx»  welchen  die  Buraeten  gebrauchen. 
lUt  86.  Orte  wo  man  ihn  in  Tibet  findet.  III.  87. 

Zeltge^ebsuerhänwig ,  Verwechselung  derselben  mit  da 
Kose  neugebebmer  Kinder.  X.  56.  Symptome  der  Zell- 
gewebaverhärtung.  I.  67,  53*  Anwendung  der  Blutigel. 
L  63.     Unterscheidungvieichen  derselben  von  der  Rose 

.  der  Neugebohrnep  Kinder.  I.  64  -*-  67.  Nichterschei- 
nen des  Brandes,  Genmgtheit  auf  Krämpfer.  I.  64. 

Zimmtwasser,  Nutaen  desselben  bei  £rbrecheii  besonderer 
Art.  V.  10.  vergl.  Magen. 

Zink,  Nutsen  desselben  bei  'auruckgetretenen  Maserq.  VI. 
15.  bei  Chorea,  VI.  S8*— 9i>  .b«i  der  Hirnwassersucht 
lU.  38.  4:5.  AnwendunK  desselben  mit  Calomel  bei 
erschwertem  Schlingen.  V.  104. 

Zinkvitriol,  Nutaen  desselben  bei   Ophthalmia  syphilitica. 

VI.  45^