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Full text of "Hufeland's journal der practischen Heilkunde"

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Ud.i' 


H 


t 


I  ^ 


.     '^ 


Journal 

der 

practifcheo        _. 

A.rzneykunde 


and 


Wundarzneykunft 


herantgegeb«»n 


?oa 


C.     W.     H  u    f   e   1    a   n    d, 

Konigl.  Preuls.  Geheimen  Rtüi«  ^irkl.Leibarit^  Director 
det  Golleg.  med.  chirurg. ,  erftem  Arzt  der  Charit^ 

u.  L  w. 


Sechs  und  zwanzigster  Band.    Erstes  Stuck. 


Berlin  1807. 
In  Commission  bei  L.  W»  Wittich. 


I. 

4  - 

Bemerkungen 

über  die  Reilsche  5cbnft; 

Pejpimeren    zum    Unterricht    ärzdicher 

Routiniers  u,,:5*. >v. 

ihre  Recension  in  d«r  Halleschen  A.  L.  Z. 

im  November  1804.  ^) 


Der  Herausgeber  ^ürde  glauben,  eich  an  einem  treff- 
iScben  Geiite  towobl  al«  aucb  an  der  arstlichen 
Welt  au  vergeben,  wenn  er  diese  Bemerkungen 
des  nnt  leider  im  Torigen  Jahre  au  Scbwäbisch- 
Gemünd  durch  den  Tod  entriiaenen  Stutz,  des  be- 
rühmten Beobachters  und  getitTollen  Scbriftttellera 
.  nicht  der  Vergeasenheit  entayy.  Sie  sind  vielleicht 
ak  ein  Opus  posthumum  anauiehen,  dessen  frühere 
Mittheilung  nur  durch  die  Verwirrungen  dtt  Zeit 
verhindert  worden  ist.  d^  ff, 

SS  icht  nur  die  genannte  Schrift,   sondern 
auch  die  Recension  derselben  rerdienen  die 

*)  Der  Leser  wirit  ersucht ,  jeae  ftecetiilon,  woI«he  89  darck« 

A  a 


lO        — 


Aufmerksamkeit  des  Staatsmanns  und  des 
Arztes  in  itohem  Grade.  Es  ist  ein  denken- 
der, erfahrner  Arzt,  der  in  jener  spricht,  «in 
denkender  und  erfahrner  Staatsbeamter,  oder 
wenig^ens  ein  im  Fache  der  Staatsarznei- 
kunde wohlbewanderter  Laie,  der  in  dieser 
das  Wort  führt.  Bei  der  Wichtigkrit  der 
Sache,  woyon'»dfeRecie  ist,  dürfte  es  auch 
einem  .dritten  lerlaubt  seyn,  seine  Gedanken 
iiber  das  Verhandelte  zu  äufsern.  Der  Ver- 
fasser der  foTgenden  Bemerkung/^n  hat  seit 
einiger  Zeit  über  den:  Gegenstand  der  Ver- 
handlung viel  nachgedacht;  die  Recension 
reizte  ihn  zur  Mittheilung  seiner  Gedanken, 
für  die  er  ein^  gut€f  Aufnahme  erbitten  — 
Die  Recension  fängt  mi%|der  Aufstellung 
eines  Satzes  an,  welcher  nur  zu  wohl  gegrün- 
det i&t: „Es  ist,  hoifst  ^s,  ein  terhättnifs- 
mafsig  sehr  kleiner  iTheil  des  Menschenge- 
schlechts, der  selbst  in  den  kultivirtesten 
Reichen  £uropa*s  den  Bjeistand  solcher  Aerzte 
und  Wupdärzte  geniefst,  die  4'et  Staat  an- 
erkennt, nind  die  nach  ihrer  Sufsern  Bezie- 
hung auf  diesen  Namen  Anspruch  haben. 
Der.  ganze  Bauernstand,  die  mehrsten  Be- 
wohner der  Flecken  und  kleinen  Städte,  der 

dacKt  und  geschrieben  ist,  wie  es  "wenige  sind,  bei,  lies ung 
dieser  Benierkungen  yar  sich  su  legen,  und  deä  ganzen  ge- 
genwärtigen AufsftU  damit  cu  Terglelcheo. 


ta»     11     «» 

'gro£»e  Haufen  in  sehr  ^elen  grotkt^m  Stad« 
ten»  die  keine  Tonäglidie  Aroienanstalten 
haben,  diese  ungeheureki  Meniiclienniass«>n 
holen  sich  wohl  ia  einseinen  Fällen  einmal 
ein  Paar  Hecepte,  verlangen  und  eihalten 
wohl  SU  Zeiten  den  Besuch  eines  legitimir* 
ten  Arstes  oder  Wundantes;  im  Gaiuen  aber 
sehnen  ^e  sich  eben  so  wenig  nach  ordeot- 
lichev  mediainischer  Hülfe,  als  es  bei  der 
jetzigen  ^age  der  Dinge  möglich  ist,  sie  ih- 
nen zu  leisten;  es  sey  nun,  weil  es  in  Be- 
zug auf  die  ganze  Bevölkerung  lu  wenige 
Aerzte  giebt,  diese  sich  zu. sehr  in  don  gro- 
Isen  Städtea-. häufen  und  zu  sehr  df>n  Hei* 
chen  fröhnen,  ader  weil  der  gemeine  Mann 
die  Kosten  des  .Arztes  und  der  Arzn<*ien 
scheuet  oder  nicht  aufbringen  kann,  oder 
Mangel  an  Einsicht  und  (ilauben  hat,  um 
.zu  folgen  und  auszudauera^  wenn  der  wohl* 
thätige  Esfolg.  sich'  nicht,  wie  nur  selten  der 
Fall  aeyn.kann,  alsbald  zeigt. ''  Die  in  diesen 
Worten  enthaltenen  Wahrheiten  sind  schon 
.oft  gesagt,,  können  aber,  so  lange  die  Diogo 
beim  Alten  bleiben,  nicht,  oft  genug  wiedi^r- 
holt  werden«.  Die  gegenwärtige  Verfassung 
des  Medicinalwesens  der  meisten  Staaten  ist 
gröfiitentheiU  daran  schuld,  dafs  die  Vor- 
theile  ^ev  wahren  Heilkunst  noch  so  wenig 
dem  gemeinen  Manne  in  Städten  und  auf 


«-.fa- 
dem Lande  sttkoiBiBeny  wie  noch  ferner  aus 
dem  Folgenden  ^ieh  ergeben  wird.  Am  Man- 
gel der  Aerzte  in  Besug  auf  die  Bevölkerung 
liegt  es  nieht,!. neuerer  Zeit  wird  yielmehr 
über  die  grofse  Zunahme  derselben  geklagt. 
Dafs  sie  sich  in  grofsen  Städten  häufen,  ist 
natürlich}  dort  &uien^  sie  Gelegenheit ,  ihre 
Kunst  zu  üben,  sich  Lebensunterhalt  zu  ver- 
schaffen.  W^nn  sie  auch,  wie  es  heilst,  „zu 
sehr  den  Reichen  fröhnen^^  (ein  nicht  ganz 
würdiger  Ausdruck),  so  kommt  es  eben  da- 
her, dafs  die  Lebensart  der  Reichen  der  hei- 
lenden Kunst^'  wie  auch  anderer  Künste  mehr 
bedarf,  und  dafs  die  Kunst  ictk  -Haiise  des 
Reichen,  in  Anwendung  aller  erforderlichen 
Hülfsinittel  nach  ihrem  ganzen  Umfange  sich 
entwickeln  kann,  ind^sen  sM^inder  Hütte 
des  Armen  von  nur  zu  vielen  Seiten  be- 
schränkt, und  ihre  helfende  Hand  aufgehal- 
ten wird.  Dafs  sie  auch  im  Krrise'  der  ge- 
.sellschaftlichen  Verhältnisse^  wo  Reichthum 
und  Ansehen  das  Meiste  gelten,  yon  Lohn 
und  Ehre  angetrieben  wird,  wird  ihr  wohl 
nicht  übel  angerechnet  werden  können,  zu- 
mal letztere  die  Triebfedern  oft  der  gröfs- 
ten  und  gepriesensten  Handlungen  des  ge- 
sellschaftlichen Menschen  sind.  Sobald  für 
Brod  gesorgt  ist,  tritt  das  Verlangen  nach 
Ehre,  diesem  Brod  der  Seele,  ein,  und  nach 


—     i3     — 

I 

andern  GlUcksgUtern«  Eben  weil  so  wenig 
Btody  SDgeschweigen  Gut  und  Ehre,  der  hei- 
lenden Kunst  unter  den  niedern  Ständen  zu 
Theil  wird,  rieht  sie  sich  in  den  Kreis  det 
Reichen,  der  zugleich  ihr  Glücks«  und  wah- 
rer Wirkungskreis  ist. 

Hr.    Prof.    Aeä   erklärt  sich  gegen  die 
Eide  und  Gesetze,    die  von  dem  Arzte  for- 
dern ,  keinem  Hiilfesuchenden  seine  Dienste 
eigenmächtig  zu  versagen,  den  Armen  ohne 
Belohnung  mit  Rath  und  Gutachten  an  die 
Hand  zu  gehen ,   und  sagt  weiter  in  seiner 
Schrift:   als  Staatsbürger  trage  der  Arzt  sei- 
nen gesetzmäfsigen  Theil  zur  Unterstützung 
der  Armuth.     Diene   er  überdiefs  noch  ei- 
nem Armen  umsonst,    aus  Kunst  liebe,    Hu- 
manität und  Localyerhältnissen,  so  thue  er 
mehr  als  er  schuldig  »ey.     Allein   von  die- 
ser fViUkühr  kann  der  Staat  die  Besorgung 
des    Gesundheitswohls    des    armen   Haufens 
nicht  abhängig  machen  u.  s.  w.    Diese  Stelle 
nennt  Aet  Recensenthart,  und  hebt  sie  durch 
Unterstreichen  der  Worte,  wie  sie  hier  un- 
terstrichen sind,    noch  mehr   heraus.     Fürs 
erste  sagt  er  dagegen  nicht  unrichtig:   „der 
sogenannte  Doctoreid  schien  uns  nie   eine 
AufFordemng  des  Staats  auszudrucken,  son- 
dern eine  freiwillige  Verpflichtung  zu  seyn, 
die  der  ganze  Stand   der  Aerzte  übemom- 


^    i4    - 

men  hat,  und  die  er  9ich  feierlieh  von  ^e** 
dem  zusichern  läfst,  den  er  tür  würdig  et-» 
Jdärt,  in  seiQe  Verbindung  zu  treten.  <<  Wenn 
es  aber  heifst: »weichet Engherzigkeit kdiinte 
inan  jedem  Staatsbiiiger  vorwerfen,  der  im 
Besitze  des  Vermögens  irgend  einer  Art,  es 
jbestehe  nun  in  Geldeswerth  oder  Geschick- 
lichkeit, sich  auf  dast  berufe,  was  er  ge&etz* 
mäfsig  zur  Unterstützung  der  Armuth  bei- 
trage, und  daa  geringste,  was  er  darüber 
thue,  für  mehr  halte,  als  er  schuldig  sey,^^  — 
$o  ist  dies  nicht  ganz  richtig«  Der  Reiche, 
wenn  er  über  das,  was  er  an  Steuern  und 
Gaben  dem  Staate  und  noch  in  die  Armen- 
kasse zahlt,  hin  und  wieder  einem  durch 
Unglück  heruntergekommenen  borget,  aus  der 
Noth  hilft,  der  Dürftigkeit  .einer  Wittwe 
steuert,  eine  Waise  unterstützt,  thut  mehr 
$ls  er  schuldig  ist;  der  Adrokat,  wenn  er 
Unbemittelten  umsonst  Processe  führt,^  und 
ihnen  Recht,  J&hre  und  Güter  rerschaft,  %hv^ 
'mehr  als  er' schuldig  ist,  und  sollte  nicht  der 
Arzt,  welcher  den  Armen  ohne  Belohnung 
mit  Rath  und  That  an  4i^  Hand  geht»  nicht 
eben  so  ^„ mehr  thun,  als  er  schuldig  ist, ^< 
wie  jene?  —  Als  Bürger,  und  besonders, 
wenn  er  blos  practiscber  Arzt  ohne  Anstel* 
lung  ist,  thut  er  gewifs  mehr,  als  er  schul- 
dig ist;  aber  ti)A  Mansch  thut  ^r  nicht  mehr« 


—     j5    — 

AÜ  die&er  toll  er  helfen^  wo  er  helfen  kann; 
aber  ak  blolser  Büfger,  als  Staatsglied,  ist 
er  es  nicht  schtUdig  au  tfaun,  wie  es  gleich 
darauf  in  der  Recension  selbst  auch  sngege* 
ben  wirdk  Weoii  demnach  der  Hr  Rec.  ent^ 
scheidend  sagt:  ,>Kein  ausübender  Arst  kann 
einem  £inwohner  d^r  Stadt  oder  Gegend^ 
denen  er  sich  widmet^  seine  Hülfe*  versagen^ 
wenn  eine  bestiaimte  Anforderung  an  ihn 
ergeht  ;^^  so  ist  wohl  hierunter  au  yerstohen 
—  als  Mensch.  Und  wir  wollen  auch  (je^ 
doch  unter  einiger  Berichtigung)  mit  ihm 
ausrufen:  ^Lalst  uns  den  Aersten  nie  sagen^ 
sie  thäten  (als  Menschen)  mehr,  als  sie  schuU 
dig  sindji*^  Sonst  ist  die  Anetkonnung  dea 
Verdienstes  der  Aerate  um  die  Menschheit 
und  den  Staate  die  der  biedere  Recensent 
offen  darlegt,  um  «so  mehr,  zu  rühmen,  je 
seltener  dies  von  gelehrten  Laien  geschieht^* 
Ganz  recht  berichtigt  der  Rec.  Meiis  Aiinm, 
nähme  eines  Arztes  auf  tausend  Menschen, 
indem  er  sagtt  „unter  den  niodern  Ständen, 
die  nicht  aus  Verzärtelei  krank  werden,  und 
in  Krankheiten  sich  nicht  verzärteln,  wäre 
für  einige  Tausend  wohl  ein  Arzt  zurei- 
chend,^^ Dies  gilt  besonders  vom  Lande^ 
und  in  Rücksicht  der  Armen  giebt  es  in 
Städteb,  wo  neben  dem  Reichthume  die  Ar* 
muth  am  häufigst«!  anzutreffen  ist,.  Aarate 


} 


-^     i6     — 

genug.  \  Wenn  nur  ein  kleinster«  Theil  hie- 
von  sich  Üer  Arm enpraxis  widmet,  so  wer- 
den die  armen  Kranken  hinlänglich  rersorgt 
seyn«  —  Das  was  Hr.  -  Prof.  Reü  Von  der 
Kunst  Vorbringt^  versteht  der  Hr.  Recensent 
nichts  wie  er  sagt;  man  kann  ihm  auch  hierin 
nicht  unrecht  geben,  denn  jenes  ist  theils 
zti  abstract,  theils  zu  poetisch,  dafs,  es  ganz 
zu  yerstehen,  dem  Laien  nicht  au%ebiirdet 
werden  kann.  Hätte  aber  Reil  gesagt:  das 
ausübende  Kunstgenie  zeigt  sich  in  einem 
zusammenhängenden  Ganzen  yon  Wissen  und 
Handeln ;  das  Kunsttalent  ist  die  Anlage  zur 
KuAStiiberhaupt,  die  im  Menschengeschlechte 
immer  existirt,  und  mehr  oder  weniger  dem 
einzelnen  Menschen  angeboren  vrird  u.  s.  w«, 
so  wiirde  es,  w^n  sich  Schreiber  dies  nicht 
trugt,  besser  verstanden  worden  seyn.  Frei- 
lich ist  jene  Einheit  von  Wissen  und  Han- 
deln, wie  der  Rec.  weiter  sagt,  „das  grolse 
Problem,  das  unsern  Forsqhungsgeist  beschäf- 
tigt, und  das  Viele  für  nnaufläslich  halten.  <^ 
Wenn  der  Mensch  diesen  Zusammenhang, 
diese  Einheit  von  Wissen  und  Handeln,  worin 
die  Kunst  besteht,  ergrübein  will,  so  wird  es 
ihm  nicht  besser  gehen,  als  wenn^  er  den 
harmonischen  Zusammenhang  der  zerstreu- 
ten Welten,  die  Einheit  von  Geist  und  Kör- 
per «ntdeckea  wüL  Was  und  wodurch  zu- 
letzt 


—     17    — 

ktzt  alles  und  das  Höchste  ist,  soll  er  nicht 

ausklügeln  wollen ^    aber  das  zu  erforschen 

.  und  zu  erkennen  suchen  ^  wie  es  sich  zeigt, 

und  wie  es  in  den  Erscheinungen  wechselt, 

sej  sein  Geschäft. 

Gründlich  wird  vom  Kritiker  erinnert, 
dals  man  die  künftige  Sphäre  des  Routiniers 
nicht  in  dem  Sinne  für  beschränkt  riehmen 
müsse,  insofern  diesem  yorzügiich  die  un- 
tern Stände  zu  seinem  Wirkungskreise  an- 
gewiesen werden,  denn  auch  hier  gelte  es 
Menschenleben,  sondern  insofern  ausgebil- 
detere  Geisteskräfte  und  geringere  Vorberei« 
tung  eine  engere  Begränzung  des  Wissens 
Ton  Seiten  des  Routiniers  erfordern.  Es  ist 
nicht  abzusehen,  wie  Heil  ssgen  konnte: 
,yMag  auch  ein  Mensch  faMen,  den  ein  bes- 
serer Arzt  hätte. retten  können.  Er  fällt  ja 
auch  jetzt  und  neben  ihm  Tausend  andcrp. 
Kettet  erst  die  Masse  und  nachher  die  Ein- 
zelnheiten  u.  s.  w.,^*  denn  abgerechnet  deu 
etWfifli  übertriebenen  Ausdruck  ,,  Tausend  ^^ 
kann  ja  die  Masse  nie  in  ihrer  Ganzheit  er- 
haltea  werden,  als  durch  flie  Erhaltung  der 
Einzelnfieltf^n« .  Fällt  o^  ejp.  einzelner  Mensch, 
so  leidet  ,das  Ganze  dax^nter,  und  wie  man 
bei  dem  yermuthlicfaen  Scheintode  eines  nicht 
einmal  zum  Staate,  nur  zur  Menschheit  ge- 
hörenden Gliedes,  wie  man  bei  der  Geburt 

Joorn.  XXyi.  fid.    i.  Sr.  Q 


-      18     - 

eines  Kindes,  ein 6s  erst  werdenden' Staats- 
büjHlgers,  alles  anwenden  müfs,  um  es  zu  er- 
halten, so  mufs  auch  alles  zur  Erhaltung  je- 
-des  wirkiichen  Staatsbürgers,  wenn  sein  Le- 
ben durch  Krankheit  gefährdet  ist,  angewen- 
det worden;  denn  ei  wird  nicht  nur  um  die 
eigene  Existenz  des  Bürgers,  sondern  auch, 
"wl^nti  er  iJ'amilienvater  ist,  noch  ttm^die  Exi- 
sten«  und  s.lb^t  buch  die  Möglidhkeit  künf- 

"ftge'f  Staatsbürger  hier  gehandelt.  Kein  Glied 
datf  dtem  Staate  wissentlich  zu  Grunde  ge- 
iaen!^-^  Bei  der  Stfellein  Aeils  SchriTt':  '„dul- 
idet  den'  Routiriier  (das  heifst^dra  Wofs  nach 
blind'^lr  Uebung  Heilenden)  nur  tdt^  den  in- 
tereurrenten  Moment,  bis  das  goldene  Zeit- 
alter  Anbricht.  Dann  wird  der  bescheidene 
Routinier  von  selbst  tfem   ratibnelliäfti   AfzTe 

'weichen  u.  s.  w.',"  welches  nur  halb  ihisgä- 
dacht  zu  seyn  scheint,  fragt  der  Rec.  mit 
Grund:  „Ist  das  Entst  öder  Spott?^^  —  Das 
Üebrige,  was  in  ^er  Recension  (atsin  der 
Abhandlung  gesagt)  folgt ,  ist  ntlt  gröfser 
Fireimüthigkeit  geschrieben,  vielf^icht  nur  zu 
fr»  imüthig.  Jedüar  Arzt,  der  sich  in  seinem 
Innern  sagen  kan^i  ich  habe  da' und  dort 
gerhau,  was  mir  filv. diesen  Moment,  in  die- 
sen Verhältnissen  möglich  war,  darf  sich  we- 
der vor  den  Menschen,  noch  vor  Gott 
scheuen.   —     Ob   die    Aeufserung[   des   Rec. 


~      19      — 

über  die  wissenschaftlichen  und  naturphilo« 
sophischen  Äerzte,  welche  nach  der  Matur« 
Philosophie  Meil  annimmt,  nicht  etwas  zu 
weit  greift;  wahrlich  wer  ein  guter  Natur- 
philosoph ist,  wird  auch  ein  guter  Arzt  sejn. 
Aber  es  mufs  zwischen  Naturphilosophie  und 
den  Naturphilosophen  ein  Unterschied  ge- 
macht werden;  ungefähr  wie  Rousseau  sagte: 
bringt  mir  die  Arzneikunde ,  aber  nicht  die 
Aerzte;  welches  zu  sagen  er  in  Rücksicht 
seiner  vaterländischen  und  auch  so  mancher 
anderer  Aerzte  wohl  Gründe  haben  mogte. 

Mit  der  Anmerkung,  — «  dals  wenn  der 
Unterricht  des  Routiniers  auf  die  nämliche 
Sphäre  beschränkt  werden  müsse,  in  welcher 
er  künftig  als  Werkzeug  gebraucht  werden 
solle,  dies  eine  schwere  oder  gar  unmögli- 
che BescbT'inkung  sey,^  -^  stimmt  Schreiber 
dieses  vollkommen  überein,  so  wie  mit  fol- 
gender  Aeuf:kerung  des  Recensenten  über 
die  Reilsche  Vergleichung  der  Routiniers  mit' 
Stubenmahlern  und  der  wissenschaftlichen 
Aerzte  mit  Correggws  und  Michael  Ange* 
lo's:  ,,W^nn  der  Abstand,  heilst  es  in  der 
Recension,  in  der  Behandlung  des  kranken 
Landmanns  von  der  des  reichen  Städtebe- 
wohners nach  Einführung  der  Routiniers 
noch  so  grofs  seyn  soll,  könnte  man  sagen, 
als  zwischc^n   den  Produkten   eines  Stuben« 

B  a 


mm,     aa     — 

mahlers  und  den  Werken  eines  Correggio's 
u.  s«  w. ,  sp  lafst  uns  keine  Veränderung  der 
jetzigen  Lage  erzwingen.*'  Wenigstens  nicht 
eine  solche,  setzr  Schreiber  dieses  hinzu,  die 
uns  priviiegirte  Handlanger  und  Schiendria- 
Bisten  (Routiniers)  giebt,  die  nur  blind  tap- 
pend und  affenartig  angelernt  in  disis  Hei« 
ligthum  des  Staats,  der  Bürger  Leben,  grei- 
fen. Wie  überall,  so  ist  hier  das  Halbler- 
nen  und  Halbwissen  am  meisten  schädlich. 
II  ne  faut  pas  faire  le  crime  ä  demie^  sa^e 
derb  Mackiai^el;  und  ein  conseijuenter  und 
ausgemachter  Spitzbube  macht  es  wirklich  so, 
^r  schlägt  sich  kühn  und  listig  überall  durch, 
indessen,  wie  auch  ein  bekanntes  Sprichwort 
sagt,  ein  elender  Kerl,  der  nur  halbwegs 
sich  zum  Schurken  gesteigert  hat,  von  Rechts- 
wegen gehangen  wird.  Was  sollte  man/mit 
blindhandelnden ,  halbwissenden  Routiniers 
tbun,  die  unwissentlich  aber  privilegirt  man- 
ches Meoschen  Lebenslicht  auslöschen  wer- 
den. Wenn  es  bei  den  Aerzten  zuweilen 
an  der  richtigen  Zusammenstimmung  des 
Wissens  und  Handelns  nach  Keil  fehlt,  und 
dadurch  hin  und  wieder  ein  Mifsgriff  ge- 
schieht, wie  wird  es  bei  den  Routiniers  aus- 
sehen! 

Die  Darstellung,  die  Sprache,  die  Kunst- 
worte  und  Wendungen  der  neuphilosopfai- 


mm  Zt  mm. 

sehen  Schule  wollen  dem  Rec«  nicht  gefal- 
len; in  eioer  populären*  Schrift  sind  sie  auch 
nicht  an  ihrem  Or^e,  und  die  deshalb  er- 
gaugene  Rüge  ist  gerecht«  Aber  der  Sinn 
und  Geist,  der  in  den  Bemühungen  und 
Werken  der  wahren  Naturphilosophie  liegt, 
welcher  nicht  von  ehegestern  ist,  sondern 
schon  in  den  Schriften  der  Philosophen  ver- 
gangener Zeitalter  lebt  und  durchblickt,  ist 
schätzbar ,  und  eben,  weil  er  lu  unsern  er«- 
schlafiten  Zeiten  das,  was  die  greisen  Geistes 
verschwundener  Volker  dachten,  neu  er- 
frischt uns  vorfuhrt,  iind  zu  neuen  Entwick« 
lungen  Anlafs  giebt,  der  Aufmerksamkeit  und 
des  Dankes  werth.  Wenn  daher  bei  der 
Stelle  in  Reäs  Schrift:  dafs  ein  Geist  die 
Lehrer  der  Naturwissenschaft  beseelen  solle 
u«  &•  w.,  der  Rec  fragt:  „ob  es  zu  wünschen 
sey?  und  ob  es*  aüsiufiihren  sey,  bei  dem 
Wandel  der  Systeme  in  die^ier  Zeit,  und  bei 
der  Neigung  der  jetzigen  medidnischen  Pro- 
fessoren von  einem  Systeme  zum  andern 
überzugehen;^^  — <^  ^o  mögte  er  vielleicht  des 
Schriftstellers  Sinn  nicht  vollkommen  erkannt 
haben.  Schreiber  dieses  hält  dafür,  dafs  in 
.  Meüs  Ideengang  Hege,  ein  Geist,  der  nur 
auf  weitere  Entwicklung  und  Gultur  der  Na- 
turwissenschaft, auf  Erfindung  der  höchsten 
und  letzten  Gesetze  der  Erscheinungen  aus- 


—        22       — 

» 

gehe 9  und  immer  darnach  strebe,  müsse  je- 
den lehrenden  oder  nicht  lehrenden  Natur- 
philosophen beseelen;  jeder  denkende  Arzt 
müsse  immer  den  Kreis  seines  Wissens  und 
Handelns  erweitern  und  hoher  steigern,  aber 
Je  mehr  dieser  Kreis  vor  seinem  Innern  sich 
^ausdehne,  und  je  mehr  er  in  sich  scbliel'sey 
desto  mehr  müssen  die  Einzelheiten  uiM 
Mannigfaltigkeiten  in  einen  innigem  ^iisam- 
menhang,  in  ein  harmonisches  Ganzes  ge- 
bracht, werden«  Dem  Arzte  geht  es  mit  sei- 
ner Kunst,,  wie  es  dem  Menschen  mit  dem 
Leben  geht;  dieser  letztere,  nachdem  er 
durch  Erziehung  die  besten  Grundsätze  der 
Lebenskun$t  erlernt  hat,  maclit,  sich  selbst 
überlassen,  f^st  mit  jedem  Jahre  neue  Er- 
fahrungen,  in  der  Welt  und  im  Umgänge  der 
Menschen,  legt  alte  Ansichten  w»  g,  gewinnt 
nieue  Aussichten,  denkt  Plane  aus,  Verwirft 
sie,  imd  macht  wieder  neue,  und  so  fort, 
bis  ^r  auf  einen  Sia^ndpunkt  kommt,  auf  wel- 
chem er  fest  zu  stehen  glaubt,  von  welchem 
oft  aber  neue  Erfahrungen  und  Begegnisse 
ihn  wieder  weiter  und  höher  führen,  indes- 
sen paittlerweile  der  letzte  Stand-  und  End- 
punkt  des  Lebens  naht.  Eben  hienach  strebt 
die  Philosophie,  und  soll  dahin  führen,  ei- 
nen allge/neine/i  und  höchsten  Standpunkt, 
der  alles  Seyn  und  Wirken  umfafst,  gleich- 


-     ap     TT 

sam  das  Centrum  eines  .vBendlich  sich  er- 
weiternden Kreises  fest2usetzen  und  zu  er- 
halten. So  lange  der  Natutforschrr,  der  Arzt 
noch  nicht  auf  den  Mittelpunkt  seines  Denk- 
und  Wirkungskreises  gekommen,  auf  wel- 
chem er  alles  ihn  Umgehende  mit  einem 
Blicke  des  Geistes  überschauen  kann,  so 
lan^e  wird  er  nur  an  dem  VoiUbergange  der 
einzelnen  I  immer  wechselnden  Erscheinmi-^ 
gen  haften s  bald  Täuschung,  bald  schriobare 
Gewifsheit  erlangen,  und  eben  deshalb  iaiqier 
nach  neuen  gewisser  scheinenden  Aussich- 
ten haschen;  wie  des  Menschen  Leben  un- 
stät  und  flüchtig  ist,  der  sich,  weder  nah 
noch  fern ,  eines  festen  Lebensplanes  be- 
wufst  ist*  In  dem  gebildeten  Menschen  wirkt 
stets  der  Trieb,  weiter  zu  kommen,  sein  in- 
neres Selbst  mit  geistiger  P^ahrung  gleich- 
sam zu  erhalten  und  grofs  zu  ziehen,  wie 
der  Instinkt  das  Thier  nur  zu  sciper  leibli- 
chen Erhaltung  treibt.  Die  Neigung  dem- 
nach, von  einem  Systeme  zum  andern  über- 
zugehen, fliefst  unbezweifelt  aus  reiner  Quelle, 
und  da  die  Systeme  nur  wechselnde  Foruien 
einer  und  der  nämlichen  Wissenschaft  ,siod, 
so  bleibt  der  wahre  Grund  der  Wissenschaft 
doch  immer  sich  gleich  und  fest.  Nur  man- 
cherlei Formen  und  äufsere  Umwandlungen 
werden  in  dem   Systemwechscl   kennen   ge- 


-    »4-   - 

lernt}  wie  der  Wechsel  des  Lebens  in  der 
Kitidbeit,  in  der  Jugend,  im  Manns-  und 
Greisenalter  yerschieden  gestaltet,  wie  er  ist^ 
die  abweichendsten  Ansichten  hervorbringt, 
aber  im  Grunde  das  Leben  selbst .  immer, 
eines  und  das  nämliche  bleibt«  — r 

Hr.  Prof«  Heil  spricht  von  einem  band- 
lösen  Galimathi^s  der  practischen  Medicin, 
und  der  Reo.  sagt,  dies  sej  ein  yiel  zu  har- 
ter Name,  mit  Recht.  Die  practische  Me<« 
dicin,  als  Kunst,  mufs  immer  ein  in  sich 
selbst  correspondirendes  Ganze  darstellen, 
Reiches  freilieh  in  höherem  und  niederem 
Gifade  seyn  kann;  aber  leider!  haben  die 
Aerzte  durch  täuschende  Beobachtungen, 
durch  einseitige  Erfahrungen,  schiefe  £m- 
fälle,  und  wer  weifs,  welche  ungünstige  Ein* 
Aüsse  die  Bande  des  zusammenhängenden 
Ganzen  nicht  selten  zerrissen,  und  so  ein 
bandlüses  1(3alimathias  hervorgebracht,  das 
aber  nur  in  beschränkten,  vereinzelnden 
Kcipfcn,  nie  in  dem  Innern  des  wahren  Künst- 
lers existirt.  —  Zu  des  Recensenten  Angabe 
von  Mitteln,  gute  angehende  Aerzte  zu  bil- 
den, könnte  noch  hinzugetban  werden,  dafs 
jeder  künftige  practische  Arzt  ein  paar  Jahre 
in  einem  Spitale  am  Krankenbette  sich  übe, 
dann  bei  dem  Uebergange  in  die  Privatpra- 
xis die  ersten  zwei  bis  drei  Jahre  .gemäfs  einer 


^    a5    - 

gesetzlichen  Norm  unter  der  Aufsicht  eines 
älteren  Arztes  stehe,  bei  dem  er  nach  Er- 
fordemifs  Rath  und  Gutachten  einzuholen 
ang[ewiesen  ist. 

Fein  und  wohl  etwas  spottend  sagt  d^r 
Rec.  auf  die  Stelle  der  Schrift^  wo  es  heilst, 
dafs    die   Routiniers    nur  die  Wirkung   der 
Mittel  wieder  die  Formen   der  Krankheiten 
zu  kennen  >  nicht  die  Wirkungsart  derselben 
zu  begreifen  haben 3  „Unsere  besten  Aerzte 
waren  stolz  darauf,  bei  Gewandheit  in  die- 
ser   schwierigen    Unterscheidung    (zwischen 
Wirkung  und  Wirkungsart  der  Mittel)  sich  ^ 
diese  Resignation   eigen  gemacht  zu  haben 
(die  Wirkung  der  Mittel  nämlich  zu  kennen, 
ohne  ihre  Wirkuugsart  zk  begreifen).'*  Hier- 
auf dürfen  die  Aerzte  wahrlich  nicht  stolz 
seyn;  denn  Resignation  ist  in  diesem  Falle 
nichts  als   Unwissenheit.     Gänzlich  mag  in- 
dessen der  Rec.  nicht  unrecht  haben;    aber 
darauf  zu  resigniren,    diese  Wirkungsatt  je 
kennen,  zu  lernen,  würde  ein  noch  gröfserer 
Fehler  als ,  jene  Unwissenheit  seyn.     Unab- 
lässig   sollen    die  Aerzte  ihre  Geisteskräfte 
anstrengen,  um  in  der  Erjkenntnifs  jenes  wich- 
tigen/Theils  der  Heilkunde  weiter  zu   kom- 
men.    Wer  darf  sagen I    d als   die   Aerzte   zu 
Anfang  des  gegenwärtigen  Jahrhunderts  nicht 
^    mehr  von  der  Wirkungsart  der  ArzneimitX^V 


r 


-^    a6     ~ 

I 

1 

ivisseO)  als  zu  Anfang  des  verflossenen?.  Und 
sollte  auch  das  Wissen  nur  negativ  seyn, 
und  darin  bestehen,  dafs  man  von  diesen 
und  jenen  Arzneien  weifs.  sie  wirken  nicht 
das 9  was  man  sonst  von  ihnen  glaubte,  ob- 
wohl man  auch  im  positiven  Wissen  in  die- 
ser Hinsicht  weiter  gekommen  ist«  Aber 
noch  weiter  mu{s  man,  kann  man  kommen. 
Auf  die  Frage;  was  bessere  Aussichten  für 
die  Zukunft  eröffne  ?  antwortet  die  gegen« 
wärtige  Lage  der  Heilkunde,  die,  so  verwirrt 
seit  einiger  Zeit  und  gährungsvoU  sie  war, 
doch  allmählig  auf  ein  reines  und  geläuter- 
tes Resultat  fuhren  wird«  Aus  Störungen 
und  Revolutionen  gehen,  historisch  und  lit- 
terarisch betrachtet,  wie  aus  Gährungen  klare 
Educte  vor;  ja  es  sind  diese  ohne  jene  gar 
nicht  hervorzubringen. 

Ganz  gegründet  ist  der  Einwurf  des  Rec* 
gegen  R^eils  Forderung,  dals  der  Routinier 
Künstlertalent  haben  solle,  indem  es.  heilst: 
wie  dieses  von  einem  Menschen  verlangt 
werden  könne,  der  dem  gemeinen  Manne 
in  ^eyn  und  Bildung  nahe  stehen  solle,  wie 
dies  mit  dem  Routinier  nach  Reil  der  Fall 
seyn  solL  Letzterer  verwechselt  hier,. das 
wahre  Kunsttaleut  mit  dem  technischen,  me- 
chanischen; zu  jenem  wird  hohe  Fassungs- 
kraft, reiches  Pro ductionsvermögen  und  Wis<- 


—      ay      - 

senschaft  erfordert;  zu  letzterem  Geschick 
und  Gelehrigkeit,  die  dann  durch  öftere  Ue<- 
buDg  in  Gewandheit  und  Fertigkeit  lilier- 
'  gehty  wie  der  Vogel  durch  öftere  Wieder- 
holung sein  Liodchen  pfeifen  lernt.  Als  soU 
che  Vögel  siad  die  lloutiniers  anzusehen. 
Gelehrigkeit  und  Anlage  zu  mechanischen 
Fertigkeiten  sind  bei  jungen  Leuten  wohl  zu 
entdecken,  und  diese  können  auch  deshalb 
auf  die  Probe  gestellt  werden;  aber  das  wahre 
Kunsttalent  kann  nie  Tofsetzlich  erforscht 
werden,  ungefragt  nur  und  durch  Zufall  ver- 
räth  und  entwickelt  es  sich.  In  dieser  Hin- 
sicht fragt  daher  der  Rec.  passend :  mit  wel- 
cher Wünschelruthe  die  Kunstlertalente  ge- 
sucht werden  können?  so  wie  alles  gegrün- 
det ist,  was  gegen  den  projectirten  Unter- 
richt der  Houtiniers  vorgebracht  wird«  £r 
ist  für  diese,  die  nur  auf  einer  niedcm  Stufe 
von. Bildung  stehen  sollen,  zu  hoch,  so  wie 
ihr  künftiger  Beruf  bei  der  Niedrigkeit  ih- 
res Curgewerbes  gleichfalls  zu  hoch  ist.  Auch 
der  Uebelstand,  dafs  es  noch  zwischen  Routi- 
niers und  Routiniers  einen  Unterschied  ge- 
ben soll,. ist  mit  Recht  bemerkt« 

Mach  einigen  Bemerkungen  über  Spra- 
che und  Vortrag  der  Reilschen  Schrift,  so 
wie  über  dien  gegenwärtigen  wissenschaftli- 
chen  Characters   ihres  Verfassers,    worüber 


^-     »8     — 

Schr^^iber  dieses  schön  oben  seine  Meinung 
zum  Theil  gegeben  hat,  kommt  der  zweite 
und  in  jeder  Hinsicht  v^ichtigste  Theil  der 
Recension*  Er  enthält  die  Ansicht  des  Laien, 
wie  ihm  die  gegenwärtige  Lage  der  Heilkunst 
in  Beziehung  auf  den  Staat,  und  woHI  auch 
zum  Theil  in  Bezug  auf  die  Wissenschaft  und 
Kunst  vorkommt.  Keinem  Ärzte  kann  er* 
gleichgültig  seyn,  wie  diese  beschaffen  ist, 
und  es  mag  selbe  hier  ihren  Platz  finden,  da 
mehrere  Leser  dieses  Journals  jene  Recen- 
sion  nicht  eben  bei  der  Hand  haben  mögeUi 
und.  die  wörtliche  Anßihrung  derselben  zur 
bessern  Ausführung  und  Darstellung  des  noch 
au  sagenden  dienen  wird.  Dieser  Hanpttheil 
derReqension  lautet  folgendermafsen :  ^,flrn.  " 
Jleils  Vorschlag  verdient  daher  die  vollste 
AuFmerksamkeit,  di^  vielseitigste  Prüfung  je- 
des  Arztes  und  Staatsmannes«  Den  Stand- 
punkt des  letztern  mufs  vorzüglich  der  ins 
Auge  fassen,  der  die  Untersuchung  weiter 
führen  will;  und  wir  wollen  daher  in  eini« 
gen  Zügen  ausführen,  welche  vorzügliche 
Einwürfe  er  aufstellen  kÖDue.  Am  besten 
mag  es  seyn,  einen  solchen  Mann  redend 
einzuführen«  Ihr  Aerzte,  könnte  er  begin- 
nen, legt^so  unendlich  ^iel  Gewicht  auf  euer 
Seyn  und  Wirken,  glaubt. den  Staat  in  Ge- 
währ ^  und  haltet  seine  Verfassung  für  schäd- 


—       29       — 

haflc,   wenn  nicht  alle  seine  Mitglieder  und 
Gemeinheiceii  eure  Hülfe  haben  können  und 
wollen,    bestürmt  uns    ewig   mit   oft    aben- 
theuerlix^hen y  immer  verwickelten,  schwieri- 
gen,  viel  Geld  erfordernden  Planen  zu  Ver- 
ordnungen   und    Einrichtungen:    köiint    ihr 
denn  wohl  uns,    odc'r  auch  euch  selbst  Re- 
chenschaft  ablegen,    wprein  ihr  den  unent- 
behriicn  grofsen  Nutzen   eurer  Wirksamkeit 
setzt?  Wenn  er  dann  fortführe:  fern  sey  es 
yon  mir.  eure  Wissenschaft  und  Kunst  her- 
unter  zu  setsen,  ich  ehre  sie  in  so  manchem 
Arzte,  dem  ich  mi^h  und  die  Meinigen  un- 
bedingt anTertrauen  würde,  weil  ich  sein  Ge- 
nie und  seinen  Character  schätze,  und  weifs 
was  er  leisten  kann;  ich  verachte  die  ober- 
ü'achlichen  und  sophistischen  Angriffe  auf  gan- 
2e  Stände  und  Wissenschaften«  Aber  was  mich 
nicht  fiir  meine  Person,  der  ich  in  einer  gro« 
Isen  Stadt  wählen  kann,  doch  in  Beziehung 
auf  den  ganzen  Staat  wankend  macht  und 
in  Zweifel  setzt,    ist  der  Mangel  an  Ueber- 
einstimcnung  unter  euch;  ihr  hängt  versciiie- 
denen   Systemen   und   Handlungsweisen    an, 
ich  sehe  jlumoralpathologen,   JMervenpatho* 
logenf,  Gastriker,    Brownianer,    einen  Hau- 
fen verschiedener  Erregungstheoristen,    Na- 
turphilosophen,   Eklektiker,    seyn  wollende 
blofse  Erfahrungsärzte,  und  wie  ihr  euch  fe^- 


—     3o     — 

ner  unterscheidet,    wo   der  eine  aderlassen, 
-abführen   will,    dringt   der   andere  auf  stär- 
kende Mittel,   gar  auf  Wein,    Mbhnsaft  n. 
9,  w. ,    und  wähnt  bur  in  seinem  Veifahreil 
Heil,  in  der  Kurart  anderer  Verderben.    Ihr 
alle  beruft   euch,    so   Wie   die   Aerzte  jeder 
Zeit,    auf  Gründe   aus   Erfahrung  und  Ver- 
nunft, preiset   eure  gelungenen  Kuren,   und 
an  allen  Orten,  in  allen  Zeiten  ist  euer  Pu- 
blikum mit  euch   zufrieden.     Keine  medici- 
nische  Theorie  bestand  noch;   die  alte  vct- 
Werft  ihr,  die  neue  wechselt  jeden  Tag,  und 
keine  bringt   es   zur   allgemeinen  Annahme« 
Theorie  ist  also,  nicht  die  feste  Stütze  eurer 
Behandlungsart  der  Krankheiten.    Wie  kann 
aber  diese  Behandlungsart  sich  selbst  begrün- 
den,* sich   ausbilden  und   vervollkommnen, 
wenn  sie  auf  entgegengesetzten  Wegen,  bei 
widersprechenden  Mitteln,  Kranke  heilt  und 
Kranke  sterben  läfst,  und  ihre  jedesmaligen 
Anhänger  mit  ihrem  Erfolge  im  Allgemeinen 
zufrieden  zu  seyn,   Ursache  zu   haben  glau- 
ben? Von  einer  Praxis  kommt  man  nur  durch 
sie  selbst  zurück,    wenn  ihre   verderblichen 
Folgen  klar  werden,  die  ihr  aber  nie  in  eu- 
rem eigenen  Kreise  wahrnehmen  zu  kennen 
scheint,  und  nur  immer  zu  geneigt  seyd,  in 
dem  Verfahren  eurer  Mitärzte  zu  bemerken* 
Mir  zeigte  es  Aerzte  und  Arzneikunst  in  kei- 


-     3i     - 

nem  sehönea  Lichte,  wenn  ich  zua  öfteren 
angesehene  Aerzte  grofser  Städte  fragte,  wen 
sie  unter  ihren  3o*— 5o  und  mehreren  Col- 
legen  wählen  würden,  falls  &ie  selbst  schwer 
erkrankten  und  sich  selbst  nicht  behandeln 
könnten  — «   und  sie   dann   bedenklich  über 
alle  schienen  und  kaum   einen ,    sehen   zwei 
bannten,  die  sie  wohl  im  Nothfall  hinzuge- 
rufen  wünschten«     Ihr  Aerzte   wifst  nur  we- 
llige Kunstgenossen,  denen  ihr  es  wagen  wür- 
det, euer  eigenes  Selbst  anzuvertrauen,  und 
wollt  uns  glauben   machen,    wir  hätten    an 
den   hunderteii  yon  Aerzten   des  gewöhnli- 
chen Schlages    noch    lange   nicht  genug  im 
Lande,  sollten  sie  noch  von  schlechterer  Art 
uns  anziehen  lassen.**      Ob   die  Aerzte   sich 
und  dem  Staate  Rechenschalt   von  dem  un- 
entbehrlichen Nutzen  ihrer  Kunst  und  Wirk- 
samkeit ablegen  können,  fragt  hier  ein  Staats- 
mann«   'Ein  im«  Dienste   des  Staats  und  der 
Menschheit  grau  gewordener  Arzt  möge  da- 
gegen das  Wort  führen  und  antworten :  Seit 
den  etlich  und  vierzig  Jahren  würde  er   un- 
geEahr  sagen",    ilEi'  deifen  ich   als  au!« übender 
Arzt  lebe  und  diene,  habe  ich,  wie  in  mei- 
nem andern,  so  auch  in  meinem  Kunstleben 
viele  Erfahrungen  gemacht,    habe ^ nicht  sel- 
ten das,  was  ich  für  Wahrheit  nahm,  als  Irr- 
thum.  kennen  gelernt,  meine  Urtheile  geläu- 


—     3a     — 

tert  und  berichti^rt  ipanch'  eiteln  Wahn  ab- 
gelegt ^  dagegen  dieses  und  jenes  im  Hinter- 
gründe stehende  Bessere  und  Wahre  erkannt. 
In  meinen  otudienjahren  habe  ich  neben 
manchen  leichten  Streichen  und  Vernach- 
lässigungen doch  auch-Aeifsig  studirt,  und 
glaubte,  da  ich  den  Anfang  meiner  practi- 
schen  Laufbahn  antrat',  nachdem  ich  vorher 
in  einem  grofsen  Spitüle  practicirt  hatte,  hin- 
länglich mit  aÜQm  ausgerüstet  zu  seyn,  yras 
von  einem  Arzte  seine  Mitbürger  billiger 
Weise  fordern  konnten.  Ich  hatte  einen  un- 
begränzten  Eifer,  der  Menschheit  zu  dienen, 
und  bei  einem  tiefen  Ehrgefühle  dachte  ich 
schon  zum  Voraus  der  Freuden,  die  mir 
meine  Bestimmung,  Menschenleben  ^zu  ret- 
ten, gewähren -würde.  Ich  fing  an,  meine 
erworbene  Kenntnisse  anzuwenden;  meine 
Kunst  auszuübep«  Aber  wie  zeigte  sich  da 
so  vieles,  ja  alles  fast  anders.  Hundert  Schwie- 
rigkeiten setzten  meinem  Eifer  Gränzen,  un- 
umänderliche  Verhältnisse,  und  äufsere  Um- 
stände, die  Launen  der  Kranken,  d|e  Ein- 
Rasse  der  Anverwandten  und  anderer  Men- 
sehen,  .die  gewohnlichen  Beschwerlichkeiten 
des  Berufs  zu  geschweigen,  zeigten  sich  mir 
als  eben  so  viele  Bitterkeiten  statt  der  ge- 
ahneton  Freuden.  Durch  den  Verlust  eines 
Kranken   wurde  nicht  nur   mein  Eifer    für 

Men- 


—    .33     — 

Men»cbenwohI,  sondern  auch   mem  Ebrge- 
fühl  tief  gekränkt/ be&.on^ers  wenn  noch  da- 
bei htch   der   gewöhnlichen   Menschen    Art 
schiefe  und  kleinliche  Urtheile  fielen.     Was 
mich  aber   noch   am   meisten  traf  und  mein 
Inneres  widrig  bewegte»  war,  dafs  meine  er- 
langten theoretische  Kenntnisse  mir  zu  klein 
und  einseitig  für  die  Unendlichkeit  der  Na- 
tur und  die  Vielseitigkeit   ihrer  Erscheinun- 
gen vorkamen.     M^ine  Kunst  schien  mir  ein 
Zwirnsfa'ien,    an  dem  ich  einen  Löwen  lei- 
ten wollte,    und  meine  Hülfsmittel    Troj)fen 
Wassers   in   die   Fluthen    des    Oceans.      Ich 
fing  wieder  und  fleifsiger  als  vormals,  zu  stu*- 
diren   an,    nicht   nur    die   Bücher,    sondern 
auch   und    mehr  noch   die  Natur;    ich    ver- 
suchte,  beobachtete,   dachte  nach,   zog  Re- 
sultate ab,  ging  von  diesen  wieder  zu  neuen 
Versuchen  und  Beobachtungen  über,  gewann 
neue  und  festere  Resultate,  die  ich  bei  Ge- 
legenheiten wiederholten   Proben  unterwarf 
u.  s.  w.     So  machte  ich  es  mit  den  verschie- 
denen Theilen  der   Natur-   und  Heilkunde, 
und  obwohl  iVlanche!^  dabei  der  menschlichen 
Hinlässigkeit  und  Schwäche  entschlüpfte,  so 
Jßng   sich  mir  doch   allmählig   die  Schatten- 
seite meiner    Kunst   und    Wissenschaft,    die 
vorher  immer  grofser  als  die  lichte  Seite  war, 
zu  erleuchten  an.     Ich  bildete  mir  eine  eigene 

.   Joarn.  XXVI.  B.  x.  St.  C 


—    34    — 

Denk-  und  Handelsweise  in  meinem  wissen- 
schaftlichen und  Kunstleben,  unabhängig  von 
den  Meinungen  der  Schulen;  nicht  dals  ich 
diese  veractttete,  oder  vernachläfsigte,   son- 
dern ich  studirte  sie,    nicht  selten   mit  we- 
nig Mühe,   verglich  sie  mit  der  Natur,   und 
machte  mir  das  zu  Nutze,   was  die  Systeme 
und  Theorien    der   Natur   abgelernt  hatten, 
und   welcheK   mir  vielleicht   entgliDgen    war* 
Immer  zog  ich    davon    einen   Gewinn,    der 
bald  gröfser,  bald  geringer  war.     Indem  ich 
so  mit  dem  wandelnden  Geiste   des   neuern 
Zeitalters  Fortschritt,  auch  in  die  Vergangen- 
lieit  zurückging,  die  zerstreuten  Schätze  der 
Alten  in  ihren  uns  hinterlassenen   Schriften 
aufsuchte,  legte  ich  die  erhaltenen  Goldkör- 
ner,  die  für  den  geschickten  Sucher  überall 
aufzufinden  sind,  in  meinen  mir  eigenthüm- 
lieh    zusammengebrachten   Schatz  von   Wis- 
senschaft nieder,    welcher  sich   so   allmähli|[ 
durch  die  Benutzung  der  .Systeme  und  Mei- 
nungen der  Neueren,  durch  die  Erfahmiigen 
und  Lehrsätze  der  Alten,  durch  eigene  treue 
Beobachtung   der  Natur  zu   einer  nicht  un- 
beträchtlichen Gröl'se  gesteigert  hatte.     Mein 
Geist  bemächtigte  sich  der  reichen  Summe  von 
Kenntnissen,  die  mir  aus  jenen  Quellensa- 
flofs,    und  ich  Jhatte  das  Vergnügen,    dasje- 
jkige  was  icn,  die  Neuern  und  die  Alten  der 


» 
I 


—.     35     — 

« 

NatuT  abgdernt  hatten,  ihr  bei  so  vielen  An* 
lassen  mit  Zinsen  zurückgegeben.  Da  ich 
nämlich  durch  mein  erneuertes  und  anhalten- 
des Studium  die  verborgen- offenbaren  Wir«* 
iungen  der  Natur  genauer  kennen  gelernt 
hatte,  konnte  ich  ihre  Yerirrungen  und  Stö- 
rungen auch  besser  zu  rechte  richten,  und 
wenn  ich  mich  vorher  fruchtlos  an  der  Oberr 
Eäche  abgemühet  hatte,  war  es  nun  gewöhn- 
lich nicht  schwer,  da  ich  mehr  in  das  In- 
nere zu  dringen  anfing,  mir  und  meinen  Kran- 
ken Genüge  zu  leisten.  Wie  grofs  war  nicht 
meine  Freude,  wann  ich  mit  dem  Bewulstsejm, 
die  Pflichten  meines  Berufs  erfüllt  zu  haben, 
die  körperlichen  V ebel  meiner  Mitmenschen 
mindern  oder  gai:  tilgen  konnte;  wann  ich 
diesen  und  jenen  Scheintodten  durch  meine 
Bemühungen  dem  Leben  und  dem  Staate 
wiedergab;  wenn  ich  bei  ansteckenden  Volks- 
krankheiten,  zumal  bei  ihrem  leisen  Urspran- 
ge, die  Landesstellen  aufmerksam  machte, 
dafs  durch  getroffene  V orkehrungeji;^  sie  nicht 
zu  sehr  ein^i^sen  und  um  sich  griffen ;  wenn 
bei  wirklich  herrschender  Epidemie,  unter 
Mitwirkuiig  anderer  Staatsbeamten,  durch 
meine  angestrengte  Sorgfalt  ganze  Fi^nilien 
dem*  Elende  und  dem  Tode  entrissen  wur- 
den;-wenn  ich  beim  ersten  Ausbrechen  yoiL 
Viehseudlien   sogleich    Anzeige    den    obecn. 

C  a 


.  -     56     - 

Staat$behördeii  machte,   und   durch   schleu- 
nig getroffene  Maafsregeln,  z.  B.  durch  Ab- 
sonderung und  Tödten  der  ersten  angesteck« 
ten  Thiere,  (}as  üebel  im  Keime  erstickte  — 
und  so  mit  dem  Rf  ichthume  dfs  Ack^rbauers 
den  Reichthum  des  Landes  erhielt.     Dals  hin  ^ 
'  und  wieder  nicht  alles  gelang,  und' nicht  al- 
les Unglück  verhindert  werden  konnte,  wer 
würde  dies  der  Kunst  aufrechnen,    wer  von 
Menschenhänden    etwas    nach    allen    Seiten 
vollkommenes  verlangen  wollen.  Genug  wenn 
die  Heilkunst   das  Gesagte  leistet,    Was  sie 
auch  zu  jeder  Zeit  leisten  wird  -^  und  noch 
mehr.     Indessen  stiefsen   mir   doch   in   mei- 
iiem  practischen  Leben  hin  und  wieder  Zweif- 
ler auf,    die  nicht  an   die  Wirksamkeit  der 
H^ilkunst  glauben  wollten,    vielmehr   frag- 
ten,  ob  die.  Aerzte  sich  wohl  von    dem  un- 
entbehrlichen Nutzen  ihrer  Kunst  ,  Rechen- 
schaft ablegen  könnten?    Ich  antwortete  ih- 
nen mit  dem  vorhin  Angeführten,  und  stellte 
ihnen  die  Wirksamkeit,  nur  des  einen  Theils 
der  Arzneikunst,  —  der  Diätetik  vor,  deren 
Regeln,    wenn   sie   beobachtet   würden,    di^ 
Menschen  gesund  erhalten  und  lange   L^ben 
machen  würden.     Ich  sagte,   wenn  in  nichts 
andern,  so  würde  der  Nutzf*n  und  die  Wirk- 
"  samkeit   der  Arzneikuost   als   Medicinalpoli- 
^ei^  bürgerlich  und  besonders  militärisch  be- 


-     37     - 

trachtet,  dann  in  der  Hülfe  bei  Vergißungen 
auffallend  erkannt  werden  könnten.  Ueber- 
dies  machte  ich  solche  ZweiAnr,  wenn  $ie 
sich  nicht  blos  von  blinder  sich  lustigma- 
chender Satyre  leifen  liülaen,  son  ern  Ge- 
duld und  Bescheidenheit  hatten,  mich  ansu- 
hören,  auf  die  Chirurgie  aufmerksam,  deren 
künstlichen  Dienst  keine  menschliche  Ge- 
meinheit Je  entbehren  kann,  wie  auch  auf 
die  unverkennbar  helf«*nde  Hand  der  Geburts- 
hülfe,  die  nnserm  versärtelten  Zeitalter  so 
ofb  nothwendig  ist,  erinnerte  sie  an  die  zwei 
grofsen  Gebrechen,  die  lum  Theil  aus  der 
erhöhton  Cultur  des  Menschengeschlechts  ent- 
springen, die  Venusseuche  und  den  Wahn- 
sinn, und  ich  fragte  nun  sie,  ob  sie  es  läug- 
nen  könnten,  dafs  die  heilende  Kunst  des 
Arates  alljährlich  vielen,  mit  diesen  Uebeln 
behafteten  Subjecten  Gf^tundheit  und  Le- 
bensgenufs  wieder  gSbo?  Zugleich  ersuchte 
ich  sie,  die  Krankenlisfen  gröfserer  Städte 
und  Spitaler  n^cbiusehen,  wie  viele  sy« 
phiKtisch  Angesteckte  jährlich  geheilt  wür<- 
den^  wie  mancher  Wahnsinnige  wieder  in 
sich  selbst  und  in  den  Kreis  seiner  Familie 
snrückgefiUirt  würde  n.  s.  w.  Von  der  Hülfe 
der  KuBsr  im  Einaelnea^  wo  der  wissea« 
schafUlciie*  Arxt  von  der  Rettung  und  Hei- 
lu^  itiMiii  oder  jcms  KraiJLen  auversicLt- 


—    -38     — 

lieh  sprechBn  könnte,  wollte  ich  nichts  sa- 
gen, da  dies  auf  Ueberzeugung  Einzelmer  be- 
ruht, zu  der,  wenn  sie  ein  anderer  nicht  an- 
nehmen will,  man  ihn  nicht  zwingen  kann, 
die  aber  nichts  desto  weniger  fest  und  wishr 
lileibt.  Zuletzt'  erwähnte  ich  etwas  von  den 
Geschäften  des  gerichtlichen  Arztes,  die,  blos 
auf  die  Prinzipien  der  Kunst  gestützt,  yoil 
solchem  Einflüsse  sind,  dafs  sie  die  Urtheils- 
sprücbe  ganzer  Recbtscollegien  bestimmen, 
die  Entwicklung  verwirrter  Menschenhandel, 
und  die  Enthüllung  des  Lasters  oft^allein  be- 
wirken.    Auch  konnt^  ich  neuerer  Zeit  die 

'  grolsen  Vortheile.  der  von  Aerzten  entdeck- 
ten  Kubpockenimpfung  anführen.  —  So 
brachte  ich  di^  Zweifler  zum  Schweigen* 
Je  loch  erhob  sich  wieder  von  einer  anderA 
Seite  die  falsche  Zweifel  ei,  und  brachte  vor| 
dafs  wenn  man  die  Sterbelisten  von  Städten 
und  Ländern  betrachte,  die  alljährliche  grofle 
Sterblichkeit  mit  der  gerühmten  Wirksam- 
keit der  Medicin  in  keinem  Verhältnisse 
stehe.  Ich  antwortete,  dafs  dieses  fürs  erste 
iiiöht  in  allen  Städten  oder  Ländern  der  Fall 

«sey,  und  dann  zeigte  ich,  dafs  bei  dem 
vorhandenen  Geist«  und  Körper  Verderbnisse 

*  unserer  Zeiten  die  Heilkunst  es  noch  s^| 
welche  dem  zunehmenden  V.erderbeJa;.iio  den 
^ultiVirten  Staräten  entgegen  arbeit^i^lafs  je- 


*  —     39     — 

mehr  der  Luxus  in  allem  zunehme,  die  hei« 
lende  Kunst  auch  sich  in  ihren  Anhäogern 
und  Wirkungen  vermehren  müsse.    Es  würde 
gewiCs  die  Sterblichkeit,    besohders  in   gro- 
üien  Städten  noch  gröfser  seyn,  weno  nichc 
die  Heilkunst  sich^thiitig  und  hülfreich  er- 
wiese.   Dann  gebe  es  zwei  Ursachen,  stellte 
ich  ihnen  ror,    welche   die  Sterblichkeit  in 
Städten  vermehren:  i)  die  Vernachlässigung 
oder  nachtheilige  Pflege    der   neugebornen 
Kinder  bei  den  niedern  Ständen;    der  halbe 
Theil  der  Gehörnen  stirbt  wieder  ^i  den  er- 
sten Lebensjahren,  welches  nicht  geschehen 
würde,  wenn  der  gemeine  Mann  seinen  Kin« 
dern  eine  richtige  physische  Erziehung  und 
ärztliche  Hülfe  bei  ihren  Krankheiten,   was 
$o  selten  ist,  zukooiQien  liefse«     Der  Abgang 
dieser  Hülfe  i^t  auch  unter  den  Kindern  auf 
4em  Lande  merkbar,  wo  es  nach  den  a.nge« 
stellten  Berechnungen  immer  mehr  Todtge- 
borne  giebt  als  in  Städten.     9)  Der  Zusam« 
menflufs  von  vielen  an  körperlichen  Uebela 
leidenden  Menschen,  welcher  in  Städten,  vom 
Lande  und-  aus  der  Fremde  statt  hat}   meh- 
rere kommen  siechend  krank  dahin,  wer  Jen 
in  Spitälern  aufgeqommen,  und  da  die  zei« 
tige  Hülfe  versäumt  worden,  sterben  sie  dort; 
obwphi  auch  viele  ihre  Genesung  finden,  die 
sie  auf  dem  Lande  nie  erhalten  haben  wür- 


—    4»    —     , 

I 

den.    Das  Resultat  you  mehrereo  angestell- 
ten medicinisch- politischen  Berechnungen  *) 
ist,  daTs  die  meisten  Menschen  aus  Verpach- 
lässigung  im  gesunden  und  Mangel   an   pas- 
sender Hülfe  im  kranken  Z.ustande  z«i  früh- 
zeitig  dahip  sterben,    und    dafs  alles  dessen 
und  der  iibrigen  Verderben  bringender  Ein- 
wirkungen auf  das   Messchengeschlecht  un- 
geachtet die  Länder  und  besonders  die  cul- 
■jivirten   Staaten,    wo    eben   die  Arzneil^unst 
9m   meisten   wirksam   ist,    im   Ganzem   doch 
immer  mehr  bevölkert  und   stärker  besetzt 
werden.     Was   ist  bei   dieser  Lage   der  Si- 
phen  gegen  die  Wirksamkeit   der  Heilkunst 
einzuwenden?    fragte  ich*  denn  nochmal  die 
Zweifler.     Ist  sie  entbehrlich?  ist  es  gut  und 
reclit,,    wenn  nichts   ?u  ihrer  Vervollkomm^ 
nung  vom  Staate   aus   geschieht?    Wird  mit 
'  Verbesserung  der  Medicinalverf^ssuxkg   nicht 
auch    der   physische    Wohlstand    des   Volks, 
von   welchem    zuletzt    ?iller  *  Wohlstand    ab*» 
hängt,  verbessert  uad  erhöhet  werden?    Da 
die  Zweifler  auf  diese  Weise  nicht  auslang- 
ten, da  sie  die  Unentbehrlichkeii:  der  Heil- 
kui^^st   an   sich   und   im   Ganzen  anerkennen 
mufsten,.so  warfen  sie  ihre  Zweifel  und  Ein- 

•)  Man  seh«:  Schöpf f  über  den  Eioflufs  des  Medicinal- 
wesens  auf  den  Staat,  Hof^  ^79.9.*  ^hiio  von  Sta^t^- 
beamten  nicht  au  übeisehetade  Schrift,  ' 


-    4t    - 

Wurfe  tnf  die  Äerzte,   und  macüten  beson« 
ders  den  Mangel  ^an  tlebereinstimmuDg  der« 
selben   in    Behandlung    der    Kranken,    und 
hiedurch  das  Wankende  der  Heilkunst  be- 
nrerklicb*     Ich  niufs  gestehen,  dafs  diese  Ein- 
wendung mir  nicht  ganz  ungegründet  schrint| 
und  dafs  die  gelehrten 'Kämpfe   der  Aerzte, 
ihre  Streitigkeiten  über  Krankeabehandlung 
immer  theils  lächerlich,  theils  ärgerlich  wa« 
ren.    So  stritten  sonst  die  Priester  über  Ke» 
ligion  und  Dogmen;  jeder  hielt  seine  eigene 
Lehre   für   acht    und   beseligend,    und    be« 
kSin^pfte  die  andere;  indessen  allen  Religio- 
nen und  Glaubenslehren  nur  eine  wahre  Re- 
ligion zu  Grunde  liegen  kann,   die,  sich  in 
ipancherlei  Formen  biidf^nd,   nur  den  ober- 
ilächlich    Schauenden   verschieden   und    an^ 
ders  vorkommt.     Auf  gleiche  Weise  mag  es 
init  den  Streitigkeiten  der  Aerzte  aussehen; 
können  nicht  entgegengesetzte  Mittel  in  eU 
ser  und  der  nämlichen  Krankheit  nur  nach 
den  verschiedenen  Stadien  und  Graden  der 
Krankheit   heilsam  wirken?    mufs   nicht   bei 
einer  und  der  nämlichen  Krankheit,  die  ver- 
schiedene Subjecte  und  Constitutionen  be- 
fällt, eine  verschiedene  und  oft  von  der  an- 
dern sehr  abweichende  Curart  eingeschlagen 
werden f    sind   die  Jahrs-»  und  Jahrsceitcon« 
Utitutionen^  die  so  verschieden  wechseln,  die 


Jm         /^         mmm     i 

verschiedene  Örtliche  BeschaiFenheit  der  Län- 
der nicht  von  dem  gräfsten  Einflüsse  auf  die 
yerscbiedene  Einrichtung  der  Behandlungsart 
der  /.nämlichen  Krankheit  ^formen?    Wirklieb 
kleinlich   miissea  in   diesen '  Hinsichten    die 
Kämpfe  der  Aerzte  gegen  einander  den  Laien 
yorkonimen,  und  die  Grundsätze  ihrer  Kunst 
unzuverläfsig.     Aber  wer  &ind  diese  Stt'eiter? 
J!drD3chen,    die  bri  einer  groisen  Ehr-  und 
Gewinnfucht  nur  Halbwisser  und  wenig  mehr 
als    privilegirte   Pfuscher    sind.     Wahrhafte 
Aerzte   und   Künstler  werden  nie  in  Streit 
gerathen;  gehen  sie  auch  von  yerscbiedenen 
jjinsidhten  aiis,  90  werden  sie  doch  am  Ende 
und  in  der  Hauptsache  zusammen  stimmeui 
nachdem  sie  freundlich,  wie  die  Kunst,  ihre 
Ansichten  einander  entgegengesetzt,   ausge- 
glichen und  ?u  einem  harmonirenden   Gan« 
zen  vereinigt  haben.     Wahrlich  nicht  Jialb« 
wissende,  mechanisch  gebildete,   blind  nach 
Byrhstaben  und  Regel  handelnde  Aerzte  sollte 
es  geben;    fast  mögte  ich  sagen  lieber  gar 
keine,  wenn  wissenschaftlich  und  vollkom-f 
men  gebildet  nicht  alle  sejn  sollen.     Didi* 
cisse  fideluer  ar^es  emoilit  mores ^   nee  sinU 
esse  feros.     In  meiner  ganzen  Laufbahn  hafste 
ich  g''lehrte  Streitigkeiten  und  Kämpfe  über 
die  Behandlung  der  Kranken.     Besorgte   ich 
ilit  mehreren  Aerzten  einen  Kranken,  so  er« 


—    43    — 

öffnete  ich  ihnen  frenndschaftlich  meine  Mei« 
nung  üher  die  Krankheit  und  ihre  Behand- 
\\ing^  stellte  die  Grundsätze  auf,  die  mich 
dazu  bestimmten 9  und  hörte  gern  andern  zu, 
wenn  sie  ein  gleiches  thaten;  wir  wogen  die 
Meinungen  und  Ansichten  ab,  setzten  dar« 
auf  diese  oder  jene  Behandlung  fest,  ui^d 
immer  kam  ich  gut  aus,  und  unsere  Kran- 
ken nicht  übel  weg«  Die  Theorien,  Systeme 
und  CurmQthoden  wechseln,  aber  die  wahre 
Theorie  I  die  wahre  Wissenschaft  und  Kunst 
ist  unter  den  wandelnden  Formen  immer  die 
nämliche.  Griechen  übten  bildende  Künste 
und  redende,  unser  .Zeitalter  übt  sie  auch; 
aber  die  Bildungen  und  Gestalten  sind  an- 
ders, obwohl  die  Künste  immer  die  nämli- 
chen bleiben«  So  verhält  es  sich  auch  mit 
der  Heilkunst,  die,  unter  so  rerschiedenen 
Ansichten  und  Formen  sie  sich  äufsern  mag, 
wenn  sie  acht  ist,  immer  eine  und  dieselbe 
bleibt«  Es  mag  daher  auch  etwas  tiefer  in 
dem  Gange  der  Natur  und  der  Welt  liegen, 
warum  in  Yerschiedenen  Z^citaltern  die  Aerzte 
Terschiedene  Curmethoden  vor  andern  be- 
folgten, und  indem  sie  selbe  mit  Glück  aus- 
übten ^  jede»  Zeitalter  die  seinige  für  die 
ächte  hielt.  Ganz  stimme  ich  >niit  einem 
neuern  ärztlichf*n  Schriftsteiler  üb€trein,  wo 
er  sagt:  „Es  ist  interessant  dax'dbec  ix^daxui- 


denken,  wie  die  verschiedenen  Curmethoden 
der  Aerzte  zu  verschiedenen  Zeiten  theüs 
durch  die  herrschende  Lebensweise,  theils 
durch  die  andern  vorwaltendei^  Verhältnisse 
in  der  menschlichen  Gesellschaft  bestimmt 
.  wurden,  Diö  Schwitzmethode  war  zur  Zeit 
der  gra^sirenden  Pest  und  des  Aussatzes  be- 
sonders im  Schwünge,  und  Vertrieb  nebst 
andern  günstigen  Einflüssen  endlich  beide; 
wer>  mögte  heut  zu  Tage  dergleichen  diapho-«* 
retische  und  heroische  Arzneien,  wi^  damals 
reichen  ?  In  der  ersten  Hälfte  des  vnrilosse«^ 
nen  SäJeuluins  gab  es  fast  keine  Krankheit, 
in  der  man  nicht  Blut  lieis,  welches  bei  den 
k.räftigen  JNaturen  unserer  Vorfahren  wöhl- 
fiethan  war,  das  aber  jetzt  viel  seltener  ge- 
schehen darf.  Auf  d^e  Aderlafsperiode  folgte 
bei  dem  zugenommenen  Luxus  in  Speisen 
der  Gastricismus,  und  wirkte  unter  diesen 
Umständen  wohlthätig;  dem  zu  sehr  einreis« 
senden  Mifsbrauche  desselben  setzte  sich  der 
Browpianismus  entgegen^  welcher  den  enk* 
kräfteten  Menschen  unsers  Zeitalters,  beson-% 
ders  in  Städten,  gut  kam,  der  nun  aber  wie- 
der in  andere  Formen  überzugehen  ^anfangt« 
Sieher  sind  diese  je  nach  dem  Genius  seculi 
herrschend  gewesene  Methoden  in  höherh 
Principien  eines  nach  allen  seinen  Richtuli- 
gen   «ttsaminenhängen4en    JNaturlaufeSy    näit 


-    45    -^ 

welolien  die  Aerzte   eines  jeden  Zeitalters, 
grölstentheils  ohne  es  zu  wissen,   fortschrei- 
ten,  begründet.^'  —    Hiermit  stimmen   die 
Lehren  der  Alten  von  den  sogenannten  Sta- 
tionen der  Krankheiten,  die  in  unserer  Zeit 
zu  sehr  vernachlässigt  werden,  überein,  wel« 
che  aber  wieder  manpher  Rectification  nach 
neuern,  weiterdringenden  Ansichten  bedür- 
fen. —    An   dieses  alles  dachten  die  Zweif- 
ler nicht,  und  es  ist  kein  Wunder,  da  selbst 
manche  Aerzte  dessen  , nicht  gedenken;    so 
wie  es  nicht^  zu  verwundern  ist,  dafs  bessere 
Aerzte  in  ihren  eigenen   Krankheiten  Aicht 
gerne  andere  Kunst«*  oder  vielmehr  Gewerbs- 
genossen  zulassen,  und.nur  sehr  wenigen  ih- 
fen  Körper  und  ihr  Leben  anvertrauen   mö- 
gen.    Wer  mag  sich  dem  Pöbol  anvertrauen, 
und  giebt  es  selbst  nicht  im  Heiligsten  und 
Höchsten,    in  jeder  Wissenschaft  und  Kunst 
—  Pöbel?    Wie  viele  elende  Schriftsteller- 
linge   giebt   es    unter    allen    Völkern?    Wer 
mogte  sich   von.  diesen  , abschrecken   lassen 
und  nicht  die  Werke  der  besten  Dichter  und 
Denker  jeder  Nation  benutzen?   So   sprach 
ich  zu  den  Zweiflern,  und  sie  erkannten  den 
Pfützen,  die  Wirksamkeit  der  Heilkunst  und 
ihrer  Organe  —  der  bessern  Aerzte;  sie  £ngen 
an  einzusehen,  dafs,  wenn  der  Staat  auf  d^s 
MeiUdbaalwesen  gehörige  immer  weiter  sich 


-.    46    — 

■ 

erstreckende,  mit  dem  Zeitgeiste  fortgefiende 
Rücksicht  nehme,  für  eine  Erforderliche  An- 
^tfhi  ächter,  wissenschaftlich  gebildeter,  kunst- 
lieb en  der  A  er  zte  sorge,  * —  oder  wenn  er  al- 
les dieses  nicht  thup,  es  wahrhaft  nicht  gleich« 
gültig  für  das  Wohl  des  Landet  und  der 
»Menschen  sey.  — 

Zu  diesen  Worten  des  alten  Aesculapi- 
den,  de^  ächten  Kunstlers,  der  im  täglichen 
Umgange  mit   der  Natur  ihr  Frennd   ward, 
und  sie  näher,  als  viele,  kannte,  hat  Schrei- 
ber dieses  nur  noch  folgendes  hinzuzusetzen, 
was  besonders  auf  den  Wechsel  derMeinun» 
gen  und  Theorien  des  Hrn.  "Prof,  Üez75,  un- 
t*ör  y^elchem  wohl  auf  die  ganze  wankende 
Lage  der  Heilkunst  angespielt  wird,  Bezug 
hat.     Ehe  von  diesen  die  Rede  ist,    kommt 
eine  Stelle  vor,    die  hier  ausgezeichnet  zu 
werden   verdient,    und   die   dem   trefflichen 
Recensenten  in  jeder  Rücksicht  Ehre  macht. 
Sie  heifst:  „Bis  jetzt  beruhigte  mich  über  das 
Abweichende  der  medicinischen  Praxis   der 
Gedanke:    es  handeln  doch  so  häufig  Män- 
ner von  verschiedenen  Talenten,    die   eine 
grofse  Masse  mannigfaltiger  Kenntnisse  sich 
angeeignet  haben,  die  ihre  Urtheilskraft,  ihre 
Autübungsfähigkeit   durch    grofse  Vorberei- 
tungen und  Uebungen  auf  eine  seltene  Hohe 
ringen  konnten,   denen  man  es  ohne  Vor- 


-    47    - 

atttwortlichkeit  überlassen  kann,  was  feder 
einzelne  für  gut  findet,  zu  thun  oder  xa  las- 
sen. Vielleicht  dafs  solche  Männer,  ich  weifs 
freilich  nicht  wie?  —  auch  die  v^erderblich* 
$te  Maafsregel  so  zu  modificircn  wissen,  dala 
ihre  Nachtheile  vermieden  werden.  Aber 
nun  will  man  uns  da  Routiniers  aufdringen, 
Menschen,  die  bis  zum  j5-^  iSten  Jahre  es 
nur  zum  Lesen  und  Schreiben  gebracht  ha- 
ben, die  nur  mechanisch  handeln,  und  doch, 
was  bis  jetzt  unter  euch  getrennt  war,  den 
Arzt,  Wundarzt  und  Geburtshelfer  zugleich 
machen  sollen.  Das  gestehe  ich  euch,  macht 
mich  Laien  ganz  irre.  Der  Nichtarzt  spricht , 
in  dem  ernen  Theile  dieser  Stelle  gaaz  wie 
er  soll,  wie  er  bei  seiner  Ansicht  nicht  an- 
ders kaan,  und  in  Rücksicht  des  letzten 
Theiles  stimmt  Schreiber  dieses  und  viel- 
leicht jeder  Arzt,  der  Über  die  Sache  nach- 
gedacht hat,  mit  dem  Herrn  Recensenten 
iiberein.  —  Die  Hrn.  Prof.  Hfiil  insbeson« 
dere  angehende  Stelle  lautet  folgenderma- 
fsen:  „Und  kürzlich  sprach  ich  den  Mini- 
ster von  N«,  der  erklärte,  er  habe  als  Chef 
des  Medicinalwesens  im  Lande  den  Ent- 
schiufs  genommen,  in  diesem  Departement 
für  jetzt  keine  Hauptveränderung  eintreten 
zu  lassen;  man  müsse  den  Lauf  der  Dinge 
^bwarten^  es  stj  in  der  Medicia  tiWe^  xn.  d^«t 


-    48    - 

Jfürchterlichsten  Gährung  im  wahren  Revo- 
lutionszustande^  eine  Partfaie  verdränge  die 
jtndere)  eine  Constitution,  ein  System  folge 
dem  andern^  und  was  das  Sonderbarste  wäre, 
die  verschiedensten  Secten  beriefen  sich  auf 
denselben.  Einer  der  ältesten,  angesehensten 
iCerzte  erzählte  ihm  oft,  wie  auf  Reüs  Werk 
de  p'olycholia  gestützt,  er  die  biliöse  Stol- 
lische Ansicht  gegen  alle  neuern  Angriffe 
vertheidigen  wolle;  einige  sehr  denkende 
und  glückliche  Aerzte  des  Landes  hielten 
sich  an  die  Neryenpathologie  und  nennten 
ihm  als  die  schätzbarsten  Werfc^  ihre  Schule 
Reils  Memorabilien  und  mehrere  Disserta-« 
tionen  desselben;  der  akademische  Lehrer 
N,  habe  ihm  erklärt,  er  stelle  für  die  Theo- 
rie mit  Reil  den  chemischen  Gesichtspunkt 
auf,  und  halte  sich  für  die  Ausübung  mit 
Reit  an  die  reine  Erfahrung;  und  ein  Schul- 
freund seines  Sohns^  ein' junger  Arzt,  der 
bei  einer  Durchreise  nach  Würzburg  und 
Bamberg  sich  bei  ihm  aufhielt,  und  dem  er  . 
die  Bekanntschaft  der  bedeutendsten  Aerzte 
der  Stadt  verschaffe,  zucfete  über  alle  diese - 
die  Achseln,  erklärte  sie  für  Männer  ohneJ 
Begriff  von  Kunst  und  Wissenschaft;  sie  wä-  ^ 
ren  fremd  in  der  Naturphilophie,  deren  \ 
Stütze  und  Zierde  Reil  jetzt  sey.  Er,  dßr  ^ 
Minister,  sehe  wohl  ein,  dals  der  verdiente 


-     49     - 

I 

hallisdie  Lelirer  mit  dem  Zeitalter  stets  fort« 
geschiitten  sey  und  kräftig  in  dasselbe  nach 
seinen  jedesmaligen  Grundsätzen  eingegrüBFen 
habe.  Aber  was  bewähre  sich  in  solchen 
Zeiten  als  das  letste?  welches  System  mache 
Hoffnung*  dals  es  im  Wesentlichen  doch  We- 
nigstens auf  ein  Jahrsehend  Bestand  haben 
und  öffentlichen  Verfügungen  zum  Grunde 
gelegt  werden  könne  ?^^  Aeü  wird  sich  über 
seine  wechselnde  scientihsche  Denkungsweise 
wohl  am  besten  rechtfertigen  können,  aber 
in  Hinsicht  auf  die  ganze  seit  einigen  Jah« 
ren  vorwaltende  Lage  der  Heilkunst  in 
Deutschiandy  auf  welche,  wie  schon  gesagt,L 
hier<  allenfalls  angespielt  wird*  ist  aufserdem, 
was  schon  der  alte  Arzt  hierher  Bezughaben-* 
des  vorgebracht  hat*  und  wovon  auch  noch 
weiter  obcfn  schon  gesagt  worden,  noch  fol- 
gendes den  in  eben  angeführter  Stelle  ent- 
haltenen Aeulserungen  entgegen  zu  setzen. 
Die  Kunst,  wie  schon  mehrmalen  gesagt  wor- 
den, bleibt  immer  die  nämliche,  nur  ihre 
Formen  ändern  sich  nach  den  verschiedenen 
y erhältnissen ,  die  mit  ihr  coincidiren.  Das 
eine  und  selbe  Genie  für  Kunst  und  Wis- 
senschaft |  als  Eigenuium  des  Menschenge- 
schlechts, entwickelt  sich  in  verschiedenen 
Köpfen  verschieden,  und  äufsert.  sich  auf 
mannigfaltige  Weise;  dieses  mufs  auch  seyn 

Joarn.  XXVL  B.  z.  SL  D 


—    5«    — 

wton  nicht  alles  Leben  und  künstliches  Wir- 
ken in  ein  bewegungsloses  Eins,  in  eine 
leere  Eintönigkeit  zusammenFallen  soll.  Ja 
diefs  geschieht  selbst  in  einem  und  ({em  näm- 
lichen Kopie  zu  Verschiedenen  ^eüeru  Wie 
diese  sich  ändern,  ändern  sich  auch  die 
Ansichten  der-  Dinge;  es  ist  aber  deshalb 
nicht  nothwendig,  dafs  die  alte  Ansicht  gani 
yerworfen  wird;  sie  kann ' beibehalten  wer- 
den,  indem  eine  neue  hinzukommt,  wodurdi 
mit  Gewinn  der  wissenschaftliche  Gesichts- 
kreis erweitert  wird.  Die  untere  Stufe,  fiber 
die  man  schon  gestiegen  iA,  bleibt  doch  im- 
mer, ,wenn  gleich  eine  höhere  erstiegen,  wird, 
ja  sie  ist  zur  Ersteigung  dieser  nothwendig 
und  kann  nicht  übergangen  werden.  Von 
niedern  Ansichten  und  Anhöhen  her  kommt 
man  auf  einen  von  ,den  hohem  Standpunk- 
ten, auf  welchem  man  ein  ganzes  Land  der 
Wissenschaft  überschauen  kann.  Dies  muls 
hii  einem  jec^en  Menschen,  bei  einem  jeden 
Denker  geschehen,  und  es  fallt  nur  bei  bes- 
seren Köpfen,  die  vor  dem  Publikum  gleich- 
sam ihre  Geistescarriere  machen,  mehr  auf. 
So  lälst  sich  in  jeder  Wissenschaft  und  Kunst, 
und  selbst  im  Laufe  des  gesellschaftlichen 
Lebens  eine  fortschreitende  Steigerung  der 
Denk-  und  Handelnsweise,  besonders  bei 
den  bessern  Köpfen  aufweisen.    tNur  stufen- 


N 


—     5i     — 

weiset  bildet  sich  das  Leben,  die  Wissenschaft 
und  Kunst  aus;  und  so  ist  dies  auch  bei  der 
Naturkunde  und  Heiiluinst  der  Fall.  Fürs ' 
andere  ist  es  bei  weitem  nicht  von  dem  Be- 
lange,  wie  der  Nichtarst  glauben  mag,  wenn 
die  Aerzte  ihre  Meinungen  und  Systeme 
leicht,  wie  es  scheint,  umwechseln.  Denn 
es  wird  nie  eine  solche  gänzliche  Umwand- 
lung rintreteny  dafs  nicht  etwas  vom  Alten 
übrig  bleibt,  und  selbes  rectificirt  in  die 
neue  Ansicht  mit  aufgenommen  wird.  Und 
dann  sind  nur  die  Ansichten  neu  und  ver- 
änderlich, die  Behandlungen  der  Krankhei- 
ten kommen,  wenn  sie  auch  im  Einzelnen 
verschieden  sind,  im  Ganzen  doch  grolsten- 
theils  mit  einander  tiberein.  Die  Gastriker 
haben  sonst  auch  reizende  und  stärkende 
Mittel  gegeben 9  weshalb  sie  gegen  die  neue 
Brownische  Heilart,  als  neuer  ^  protestirten; 
es  geschah  zwar  nicht  auf  die  nämliche  Weise 
wie  bei  den  &rownianern,  doch  zu  dem  näm- 
lichen Endzwecke,'  und  meistens  auch  mit 
dem  nämlichen  Erfolge.  Dann  sind  die  Kur- 
methoden der  Humoral-  und  Nervenpatho- 
logen, der  Gastriker  und  Brownianer  nie 
ganz  rein,- das  heifst,  es  wird  gewöhnlich  mit 
den  Arzneimitteln  verschiedentlich  abgewech- 
selt, wobei  nicht  selten  die  Kurmethoden  im 
Ganzen  einander  gleichen ,  wenn  auck  dii^ 

Da 


-    Äa    — 

*  -   • 

Ansichten  verschieden  sind.  Wenn  die  eine 
in  Behandlung  der  Krankheiten  ypn  Verdiin-* 
nung  und  Auflösung  der  stockenden  Säfte, 
die  andere  Ton  Reizung  und' Belebung  der 
erschlafften  Fibern  ausgehen ,  so  schlagen 
beide,  Partbien  oft  die  nämliche  Kurmethode 
ein  9  gebrauchen  nicht  selten  die  .nämlichen 
Mittel,  stimmen  dabei  in  einem  und  dem 
andern  Hauptpunkte  zusammen,  und  blos  die 
Wirkung  der  Mittel  legen  sie  nach  ihren  Aa^ 
sichten  anders  aus.  Dals  jedoch  auch  hin 
nnd  wieder  Differenzen,  zumal  bei  blind 
handelnden  Empirikern,  die  nur  nach  den 
erlernten  Buchstaben,  nicht  nach  dem  Geisten 
die  Kunst  üben,  vorfallen  mögen,  kann  nicht 
geläugnet  werden.  —  Nur  allein  auf  die 
Vereinigung  aller  einzelnen  Ansichten,  auf 
die  Si^bordinirung  derselben/ unter  allgeifteine 
Standpunkte  reducirt  sich  die  wahre^  Wis- 
senschaft und  das  Heil  der  Kranken,:  was 
leider  von  nicht  vielen  geahnet,  von  noch 
wenigem  begriffen  wird. 

Wenn  daher  Schreiber  dieses  Vorschläge 
zu  der  Medicinalverf^ssung  eines  Staats  zu 
machen  hätte,  so  würde  er  in  Rücksicht  der 
Aufstellung  des  Medicinalpersonales  festset- 
zen und  darauf  genau  zu  halten  antragen: 

i)  Nur  wissenschaftlich  gebildete  Aerzte, 
welche  wissen,  wai»  Kunst  uhd  Kijinstler  sa- 


—    55    « 

gen  will,  soll  et  geben ^  keine  Empiriker, 
keine  Routiniert,  keine  togenannte  medidL- 
niscbe  Chirurgen. 

2!)  Et  toll  deren  wie  in  der  Stadt  so 
auf  dem  Lande  geben;  wenn  dort  auf  lau- 
tend Menschen  ein  Arzt  gerechnet  werden 
kann,  ist  hier  für  swei  bis  drei  und  yier  tau« 
send  einer  hinreichend« 

3)  Wie  in  der  Stadt  Phjsici  (Sanitatt- 
beamten)  angestellt  tind,  die  in  Vereinigung 
mit  Staatsbehörden  die  Geschäfte  der  Medi« 
cinalpolizei  und  der  gerichtlichen  Ärznei- 
kunde  zu  verrichten  haben,  $0  müssen  in 
gröltern  Städten  einige  Armenarzte  aufge^ 
stellt  werden.  Die  von  den  Städten  weiter 
€sntf ernte  Landarzte  können  zugleich  als  Pbj- 
tici  det  Landes  aufgestellt  teyn. 

4)  Wenn  nicht  alle  wissenschaftlich  ge- 
bildete Aex^te  zugleich  ausübende  Chirurgen 
und  Geburtshelfer  seyn  wollen  und  können, 
to  mult  doch  der  Staat  dafür  sorgen,  dafs 
immer  eine  hinlängliche  Anzahl  ron  derglei- 
chen Aerzten,  die  zugleich  Chirurgie  und 
Gebunsh&lfe  ausüben,  vorhanden  sej.  Be- 
sonders muüs  hierauf  bei  den  Land-,  weni- 
ger bei  den  Stadtärzten  gesehen  werden,  da 
unter  den  letztem,  deren  es  mehrere  giebt^ 
immer  einige  seyn  werden,  die  zugleich  Chi<» 
rurgen  und  Geburtsi^elfer  sind.    Wo  nur  ein 


-     54    -      . 

Stadtarzt  ist,    hat   dieser  zugleich  Wundarz- 
nei-  und  Entbindungskunst  auszuüben., - 

5)  Die  gewöhnlichen  Chirurgen  (Barbie* 
rer)  in  der  Stadt,  sollen  sich  schlechthin  mit 
nichts  anderem,  als  mit  den  Geschäften  der 
niedern  Chirurgie  abgeben,  als;  Aderl^isen, 
Schröpfen,  Klystiere  geben^  Pflaster  auflegeO) 
Blutigel  ansetzen  u.  dergl*.  Besonders  konr 
nen  sie  sich  mit  Badeanstalten  beschäftigen^ 
und  yornemlich  sollten  sie  als  oBrigkeitlicha 
pririlegirte  Krankenwärter^  deren  wir  so 
sehr  bediirjen«  nach  vorausgegangenem  Un- 
terrichte  aufgestellt  werden, 

'  6)  Den  Chirurgen  auf  dem  Lande  liegt 
das  nämliche  zu  thun  ob;  da  sie  aber  dort 
nicht  so  häufig  beschäftigt  seyn  können^  als 
wie  jene  in  der  Stadt,  so  könnten  si^  lüg" 
lieh  als  subalterne  f^iehärzte^  statt  der  Klee« 
meister  und  Schar£richter,  angeoommen  wer« 
den,  um  die  kleinern  Geschäfte  der  Vieh- 
arzneikunde,  welche  sonst  letztere,  wenn  es 
erlaubt  zu  sagen  ist,  Schinder mäisig'  genug 
ausüben,  zu  verrichten.  Hiezu  könnten  sie 
leicht  von  den  Thierärsten  des  Staats,  ver« 
mittielst  wenigen  Unterrichts,  geschickt  ge« 
macht  werden*  Sonst  können  alle  Barbie- 
'  rer,  Bader  oder  niedere  Chirurgen,  wie  bis« 
her  bei  den  Meistern  der  Profession  ihre 
Lehrjahre  halten;  und  es  sind  hienach  keine 


-    5Ä    - 

>stbare  Institute  für  medicimsche  und  chi« 
irgische  Routmierft  nothwendig.  Die  Chi- 
irgen  stehen  alle  unter  der  genauesten  Auf«' 
cht  der  Stadt-  und  Landärite. 

j)  Durch  Anstellung  der  Armenärtte  in 
T  Stadt I  der  liandärste  in  Flecken  und 
ofsen  Porfschahen,  die  alle  Wissenschaft« 
h  gebildet  sejn  müssen,  werden  die  Armen, 
e  Landleute  hinlänglich  in  Rücksicht  der 
esundheif  versorgt  ^e^^^  ^^^  ^^'  Staat 
rd  sich  des  gegründeten  Vorwurfs  entlasten, 
ü  er  nur  scheinbar,  und  um  desto  nach- 
eiliger  und  schadenbringender  sorge ,  wenn 
halbwissende  und  blind  handelnde  Chirur« 
n  auf  das-^Land  thut,  und  sie  unter  den 
^nschenköpfen,  wie  unter  den  Zetteln  ei« 
«  LotterietopfeSy  herumgreifen  läfst. 

8)  Wenn  die  obrigkeitlich  angestellten 
idt-  Annen«-  -und  Landärzte  so  besoldet 
rden,  dals  sie  nöthiges  Auskommen  ha- 
[ly  so  kann  ihnen  xur  Pflicht  gemacht  wer- 
a,  dafs  sie  yon  Armen  oder  auch  nur 
ader  bemittelten  für  ihre  Dienste  nichts 
hmen.  dürfen«  Sie  sollen  eben  so  für  die 
Wundheit  des  Landes  sorgen  und  wachen, 
e  die  Amtleute  für  die  Gerechtigkeit  und 
zfaerheit  des  Eigenthums.  Von  Reichen  / 
d  Hegüterten  werden  sie  immer  Belohnun- 
Q  zu  erwarten  haben,   und  auch  erhalten, 


-     56     - 

wie  auch  wohl  den  andern  Beamten  Erkenil>i 
lichkeiten  für  ibre  Bemühnngen  nicht  entg»-' 
hen.  Aber  Dürftigen  und  Unbemitteken  §A^ 
len  und  müssen  sie  umsonst  dienen«  80 
würde  zugleich  die  Heilkunat  nicht,  meiu 
gleich  einem  Gewerbe,  sondern  wie  die  Hechts- 
Verwaltung  als  ein  freier  AusflnCi  der  Staats« 
gewalt  ausgeübt  werden«  Und  was  hidm 
noch  ein  grofser  Gewinn  wäre,  diePflascfas* 
rei  würde  abgeschnitten  seyn«  Der  wahie 
Hausyater,  der  ohne  Baarschaft  lebende  Land« 
mann  dürfte  nicht  mehr  um  einige  Grosdieii 
bei  Pfuschern  Aczneien  holen,  er  wSrde  yoa 
rechtlichen  Arzte  Rath  und  Hülfe  umsonst^ 
und  auch  die  Arzneimittel  um  ein  Geringei 
aus  den  Apotheken/)  erhalten« 

9)  Da  nach  diesen  Vorschlägen  alle  In- 
stitute ftir  Medico  -  Chirurgen ,  ftlr  antliche 
Routiniers  wegfielen,  so  sollte  dagegen  alles 
Erforderliche  yur  Bildung  wahrer  Aerzte  Tom 
Staate  aus  verwendet  werden«  Streng  miilste 
auf  vollkommene,  wissenschaftliche  Bildung 
derselben  gehalten,  und  von  den  Doctor- 
Promotionen  alle  abgewiesen  werden,  die 
nicht  den  mit  Recht  an  sie  zu  machenden 
Forderungen  des  Staates  und  der  Menschheit 
entsprechen  würden«    Damit  die  angehenden 

*J  Ueberall  erhalten  die   Annenansuiten  die  Anneite 
um  geriflgere  Preise« 


-     57     - 

Aerste  auch  in  der  Knnnfertigkeit  mehr  aus- 
gebildet wiirdeu,  so  sollten  sie,  4u£ser  dals 
sie  schon  in  Spitälern  oder  klinischen  An- 
stalten practicirten,  älteren  Aerxten  die  er- 
sten zwei  bis  drei  Jahre  ihres  Practidrens 
aubord  nirt  und  an  die  Hand  gegeben  wer- 
den, damit  sie  bei  dem  so  leidfteti  Strau- 
cheln der  Jugend  und  Ungeübtheit  gleichsam 
an  sichrer  Hand  ins  Heiligthum  der  Kunst 
eingeleitet  würden. 

Auf  diese  Weise  ungefähr,  und  rieUeicht 
noch  bei  anderweitigen  Vorkehrungen  und 
Gesetzen,  könnte  der  Staat  seinen  Gliedern, 
den  Wohlhabendsten  wie  den  Dürftigsten, 
den  Städtern,  wie  den  Landleuten,  ^ie  alle 
gleichen  Anspruch  auf  dessen  Sorge  für  ihr 
physisches  Wohl  haben,  gute  Aerzte  bei  mä- 
fkigein  Kostenaufwaiide  yerschsffen,  sobald 
nämlich  für  gute  akademische  Lehranstalten, 
fiir  wohlbestellte  klinische  Institute  gesorgt 
ist.  —  Doch  kann  sich  Schreiber  dieses  tru- 
gen, und  er  wünscht^  dals,  durch  diese  Vor- 
achläge  geweckt,  ein  anderer  Patriot  aufte- 
ilen möge,  um  bessere  Vorschläge  su  machen. 


—  -58     —     * 


.  •     ■  •    4 


n. 


■I     • 


'■    '  i 


Einige    Bemerkungen 

.1  .       . 

•  Cber  den  AttfsaU: 

Von  welchen  Ursachen  hängt  der  große 

Nutzen   der  Brunnen-  und  Badecurei» 

eigentlich   ab?    nebst   einigen   Worten 

über  daa  Mineralwasser  bei  Verden; 

^      von  C.  C.  Matthäi,   ' 

(Verj^l.  Jouni.  d,  pract.  neilkunde  ig.  !Bdi.  s.  St.) 

Vom 

Hrn.    Hofrath    Ritter 


JLn  unserm  paradoxen  Zeitalter,  in  welchem 
wir  es  fast  gewohnt  sind,  die  seltsamsten 
Meinungen  aufgestellt  zu  finden,  den  Glau- 
ben an  Dioge,  durch  die  reichste  Erfahrung 
bestätigt,  angetastet  zu  sehen,  bedarf  es  im- 


•» 


^     59     -r 

mer  yiel,   nm  über  eine  neue  Meinung  in 
Verwunderung  zu  gerathen.     Doch  ist  man 
dieser  nicht  fern^  wenn  man   die  eben  an* 
geführte    Abhandlung    durchlesen    von    der 
Hand  legt.     Es  finden  sich  in  ihr  so  manche 
einseitige,  «um  Theil  auch  willkürliche,  und 
einige  sogar  sich  widersprechende  Behaup. 
tungen,   dafs  man  der  Vecsuchuog  diese^  zu 
beleuchten  i{m  so  weniger  widersti^hen  kann, 
indem  man  bedenkt,    dals  mancher  Aufsatz 
dieses  Journals  auch  von  Laien  gelegen  wird, 
und  desh^b  also  die  gute  Sache  schon  ge- 
.fahrdet  werden  könnte.     Ich  fühle  mich  aus 
mehreren  Gründen  zu  diesem  Geschäfte  be^ 
rufen,    von  welche^i  ich:  nur    die    angeben 
.will«     daCs    ich.    ehedem    selbst    Rad-,  und 
Brunnenarzt,  während  einer  Reihe  yon  Jah- 
'   ren  eine  ziemlich   ansehnliche   Menge    von 
Brunnencuren  an  zwei  Curorten  leitete,  wel- 
che in  und  aufs^rhalb  DejatschUnd  yon  lan- 
gen Zeiten  her  in  vorzüglichem  Hufe  gestan- 
den haben;   dafs  ich  aufserdem  manche  4er 
berühmtesten  mineralischen   Heilquellen  in 
und  a)ilser  Deutichland  besuchte,   und  mit 
Aufmerksamkeit  ihre  Kräfte,  ihre  Anstalten 
etc.  studirte  und  daher  auf  einige  Gompe- 
tenz  bei  der  Beurtheilung  dieses  Gegenstan- 
des Anspruch  machen  dürfe.    Auch  von  Sei- 
ten der  Unpartheilichkeit  kann  kein  Verdacht 


mich  treffen :  ich  bin  nicht  itf e&r  fininnen* 
am  und  habe  keine  Vorliebe,  kein  Intereiise 
ftir  irgend  eine  mineraliliche  Quelle.  Um  so 
mehr  geh'  icli  daher  mit  Zuversicht  an  dies 
kleine  Geschäft,  da  ich  eine  gute  Sache  m 
Tertheidigen  übernommen  habe,  und  der  Herr 
Herausgeber  d.  3*  durch  die,  fenem  Aüikatse 
S.  5s  beigefügten  Noteii  bereits  erklärt  auf 
meiner  Seite  steht« 

Nun  zur  Sache  selbst.  Der  Hr.  üt.  Mat^ 

thäi  sucht  dutch  eine  Menge  yon'  OrUnden 

darzuthun  und  behauptet :  ,,  dafs  es  bei  Schät« 

„zung  der  Wirksamkeit  einer  Brunnen«  und 

,,Badecur  nur  sehr  wenig  (vielleicht  gar  nicht) 

',,auf  die  Bestandtheile  des  Wässei's   ankpffi« 

'yftney    sondern    dafs   mineralische    Quellen, 

„wenn  sie  Heilkräfte  äufsern,   dies   mit  ge* 

„wohnlichem  Brunnenwasser  gemein  haben; 

„der  Hauptnutzen  aber,  .den  man  nach  Bade- 

„lind  Brunnen  euren  bemerke,   im  Gonflict 

,^  folgender    einwirkenden    Ursachen   za  su« 

„chen  sey,  und  bestimmt  von  ihm  abhänge: 

„nämlich   von  der  Reise;    von   der  Entfer- 

„nung  von  gewöhnlichen   Geschäften;    von 

„der  Veränderung  in  dem  Zirkel  der  psy- 

„chologischen  und  physiologischen  Thätig- 

^,keiten;  von  der  Zer^reuung,  Unterhaltung! 

„Leidenschaften,  Gemüthsbewegungen  man« 

'iicheilei  Art;  von  der  yöUigen 


I 


—    Ci     -« 

^'der  biaherigen  Lebensart;  i^on  der  Vintin* 
y^schung  des  Arstes;  Ton  der  Verandemng 
„der  Atmosphire. ^^  Ehe  wir  cur  Würdigung 
der  über  alle  diese  Einflüsse  geäuTserten  Mei» 
nnngen  übergehen,  vorher  eHt  ein  paar 
.Worte  über  das,  was  der  Hn  Verf.  ,,ul 
»die  mineralischen  Bestandtheile  und 
,,  Verbindung,  den  innern  Gebrauch  des  ein» 
,, fachen  Walsers  und  die  Bäder  nach  ihrer 
„  verschiedenen  Temperatur  «^  sagt.  Man  kann 
es  für  einen  durchaus  willkürlich  angenom» 
menen  und  ohnstreitig  unerweislichen  Sata 
erklären,  wenn  Hr^  M.  behauptet:  ,,man 
,, könne  im  aügerfl^inen  die  chemische  Un« 
,,tersuchung  der  mineralischen  Wasser  nicht 
,, tadeln,  da  es  iii  mancherlei  Hinsicht  sei- 
„nen  Nuuen  habe.  Aber  aus  dem  Gesichts- 
,,  punkte  betrachtet,  aus  dem  man  bisher 
„  eine  Solche  Untersuchung  anstellte,  um  näm« 
^y  lieh  darnach  die  nothwendigen  Wirkungen 
„  des  Wassers  oder  die  Krankheitsformen,  in 
„denen  man  Nutzen  von  seiner  Anwendung 
„erwarten  könne,  zu  bestimmen,  sey  sie 
„yöUig  unnütz. ^^  Worin  dieses  „in  mancher« 
lei  Hinsicht  ^^  bestehe,  bat  der  Hr.  Verf.  wei- 
ter nicht  auseinander  zu  setzen,  für  gut  be* 
funden,  und  ohne  das  ist  es  nicht  abzuse- 
hen, wohin  es  deute?  .Denn  wenn  die  che-, 
mische   Erforschung    nuneralisoher   Quellen 


llandteller  und  FüIssoUen^  noch  künerer 
Athem,  sUliier  Geschmack,  aofiteigeader,  hei» 
£$er  Durst  in  der  Luftröhre  gesellt,  und  alle 
Anstrengungen  der  Kunst,  das  angemessenste 
Regim  und  zweckmälsige  Diät  sejen  frucht- 
los den  Drohungen  der  Zerstörung  der  Lun- 
gen entgegen  gesetit  worden:  die  Aerxte 
hoften  von  einer  passend  eingerichteten 
Reise  zu  einem  Curorte,  wohl  nicht  Heilung^ 
doch  einige  günstige  Veränderung,  Auf« 
Schub  der  drohenden  Catastirophe;  würde  es 
gleichgültig  seyn,  ob  dieser  Kranke  nach 
Driburg,  Spa,  Pyrmont,  Schwalbach,  oder 
nach  Selters,  Weilbach  etc.  ginge?  ob  er  bei 
jenen  Quellen  dem  sichern  Tode,  oder  bei 
diesen  der  Möglichkeit  einer  Erleichterung 
entgegen  gienge?  -*^  und  gilt  denn  nicht  das 
nämliche  noch  in  einer  Menge  von  fällen, 
die  ich,  um  Weitschweifigkeit  zu  meideni 
nicht  ausmahlen  will?  —  gilt  es  nicht  im 
heltigen  Grade  des  Asthma's  mit  sthenischem 
Zustande,  im  weifsen  Flusse,  in  der  eitrigen 
Lungenschwindsucht,  in  unmälsiger  weibli- 
cher Reinigung,  in  Neigung  zu  Blutstürzun- 
gen aus  den  Hamorrhoidalgefärsen  und  yie* 
len  andern?  —  Wenn  es  nun  gewifs,  und 
wie  weiter  unten  folgen  wird,  durch  Erfah- 
rung dargethan  ist,  dals  es  durchaus  nicht 
gleichgültig  sey,   zu  welcher  Mineral^elle 

ein 


^     6S     - 

ein  Kranker  gesendet  werde,  so  folgt  ^rohl 
darattfly  dafs  jene  Behauptung  des  Hrn.  Dn 
M.  y  II  chemische  Uotersuchung  mineralischer 
,1  Wasser  sey  zu  Bestimmung  der  nothwen- 
,1  digen  Wirkungen  derselben,  oder  der  Krank« 
lyheitsformen  ohnstreitig  Töliig  unnitu,^^ 
grundlos . seyn  müsse.  Denn  gi«'bt  es  Fälle, 
und  &war  häufige,  wo  Mineralwasser  in  Krar.k«- 
heiten  nach  vielfältiger  Erfahrung  schadeten^ 
so  ist's  doch  wohl  uueriäfslich  nothwendig, 
die  Bestandtheile  einer  anzuordnf^ndcn  Quelle 
2u  kennen,  um  analogisch  schlielsen  zu  kon*^ 
nen,  ob  sie  im  gegebenen  Falle  schaden, 
oder  nUtzen  werde?*  und  dieser  Kenntnifs 
fithr^ubs  einzig  die  chemische  Analyse  zu« 

Die  Gründie,  womit  der  Hr.  Verf.  seine 
Behauptung  unterstützt,  sind  durchaus  nicht 
hinreichend,  zum  Thoil  nur  scheinbar,  oder 
einseitig,  oder  ausnahmweis  nur  zulässig* 
So  wird  behauptet:  „es  widerspreche  allen 
„Prinzipien  der  Chemie,  dafs  die  Kunst 
„nicht  durch  die  entdeckten  Bestandtheile, 
„in  hinlänglicher  Menge  Wassor  gelusr,  das 
„nämliche,  wie  die  Natur  hervorbringen 
„ könne. *^  Dies  ist  aber  gewifs  irrig,  denn 
jeder  Chemiker,  mit  hinreichenden  physika« 
lischen  Kenntnissen  versehen,  wird  gern  ge- 
stehen, dafs  es  der  Kunst  zwar  möglich  sey, 
die  Natul*  der  Mineralwasser  naciuBttahmen,, 
Jon».  ZXVI.  Bd,  j*  ih  £ 


»66-- 

etwas  ähnliches  hervorzubringen ,  dafs  es  ibr 
aber  aus  Gründen  versagt  sej,  .2ur  Identität 
derselben  zu  gelangen.  Diese  sind  folgende: 
erstens,  macht  uns  zwar  die  chemische  Ana- 
lyse  mit  den  Bestandtheilen  dieser  Quellen 
bekannt.  Dies  kann  aber,  wie  Jeder,  der 
Krnntnifs  dieser  Processe  hat,  nie  mit '.der 
Pünktlichkeit  und  Vorsicht  geschehen,  dab 
nicht  ein  Theil,  selbst  der  festen  Stoffe» 
theils  beim  Abrauchen,  theils  durch  die  Ge- 
walt des  Feuers  und  den  Gebrauch  der  G^ 
räthschaften  verloren  gehen,  oder  sich  we- 
nigstens unsern  Sinnen  entziehen  aollte;  a 
ast  also  unmöglich,  dafs  künstlich  erzeugte 
Mineralwasset,  deren  Synthese  auf  deim  üb- 
lichen Wege  der  Untersuchung  ausgemittelt 
worden  ist,  genau  das  sejen,  was  die  Nitnr 
giebt.  Zweitens  ist  es  unmöglich,  dali  ein 
solches  Kunstproduct  völlig  die  Natur  enei- 
cHen  könne,  selbst  wenn  es  den  giröben 
Sinnen  so  scheinen  mögte,  weil  zwei  Be- 
dingungen bei  der  künstlichen  Zusammen- 
mischung stete  fehlen  werden;  einmal,  die 
Kenntnifs  der  Temperatur,  bei  welcher  die 
Natur  ihre  Processe  vollbringt,  und  daoa 
der  nicht  abzuhaltende  EinHufs  der  atmo* 
sphärischien  Luft  bei  der  Kunstbereitung,  wel- 
cher bekanntlich  in  den  Eingeweiden  defi 
Erde  nicht  statt  &udet  (und  doch  mögtd  esi 


lA  mclit  woU  tknzi  Insec.    Acbf  IlübsxIk 
jien  Micera}«r2:»er  im   lOHnnDB: i^sctwn   Jl^ 

Den  za  seizec.  —  selnrft  abar  xuict  dis 
enoflusieB.  kcsix^eE  wir  die  Gtn-arr^sn, 
he  bei  der  Miii*-rfc--  gv  e:  ■  en  ■ 
ber  ikran  Sps^g«!  »CLwiier:^  Dai*  i>nda 
ber  bei  eiaem  sojciif>s  L^lsucsz-  cad  Mi- 
Anagugpcrtte  tc^d  rröisrer  fcerlcLrmg  My, 
rird  Niemaiid  Infren.  de;  mit  ri£&£^  Ope- 
«Cioiiai  Temsnt  ist.  Bei  wArzuen  '''j^Uen 
Lommt  ttBB  sodh  be^ocders  die  mfthDtioie 
indieiaiiiig  in  Asscklar.  d&Is  ilntm  der 
n^innettoff  TiiJ  fef^er  «TihiiTigt,  ids  ^ erneu- 
tem oder  cAaStetem  Miz>er2!wc»er,  ^fldies 
Dan  snr  »JtKrhen  Tcnipentiir  etmüiart  hat« 
ron  beiden  umfich  der  freien  Lmh  aui^e- 
etzt,  erkaltet  das  nat£r]ick  warme  Miseral* 
fasser  bedeotesd  ipiter,  und  gf^fnert  in  der 
kalte  ebcnJaüs  langsamer,  kommt  asch  spa* 
er  zara  Kochen.  Man^fuklt  sidi  daher  ge- 
leigt,  dem  Gedanken  einer  eigen  en^,  ant^ 
ier  Erde  nur  statt  findenden ,  HodiScation 
les  Warmeitofis  Raum  an  gehen,  worüber 
ich  mich  mit  den  dahin  gehörenden  Versn« 
shen  aa  einem  andern  Orte  ^  weiter  er» 
Uart  habe.     AnFser   diesen  nna   bekannte 


Verfji  t>eakffunligkekai  der  Stade  Wl«sb«d«a  < 
I.  ThdL  &  i^i,  lyS  etc. 


-     68     -- 

Hindernissen,  giebt  es  aber  höchst  wahrschein* 
lieh  noch  andere  unbekannte,  die  uns  stets 
abhalten  werden,  die  Natur  hier  durch  die 
Kunst  vollkommen  zu  erreichen  i 

Ferner  wird  nun  zum  Beweise  aulge« 
stellt:  „da£i  wir  oft  Krankheiten  durch  die 
Anwendung  des  Eisens  und  der  Salze  heil- 
ten, ohne  mineralische  Wasser  zu  verord« 
nen;  daron  spreclie  aber  Niemand  ^  denn 
dies  halte  man  in  der  Ordnung; '  geschähe 
dies  aber  durch  ein  Mineralwasser,  so  stolse 
man  in  die  Posaune  etc.  ^^  Dies  können  wir 
yollkommen  zugeben ;  aber  eben  so  gut  wird 
der  Hr.  Verf.  nicht  läugnen,  dals  ^s  oft, 
sehr  oft  geschehe,  dals  Eisen  iind  Salze  dem 

•  Dämon  der  Krankheit  lange  yergebens  ent- 
gegeogesetzt  wurden,  ohne  ihn  zu  ezorziai- 
ren,  und  dals  dies  dann  durch  eben  diese 
Potenzen  in  Form  des  Mineralwassers  glück- 
lich geschieht.  Ja  ich  traue  mir  zu  behanp 
ten,  dafs  bei  weitem  der  gröfste  Theil  daff 
den  eisenhaltigen  Säuerlingen  jährlich  zs- 
strömenden,  Menge  gewöhnlich  jene  Arznd- 
körper  lange  vergeblich  verschluckt  hat^  ehe 
man  zu  dem  mit  so  viel  Schwierigkeiten  ver- 
bundenen Entschlüsse  kam,  sie  von  der 
Hand  der  Natur  zu  empfangen*  | 

„Warum  manche  Bäder  und   BrunneO)! 

f,die  $o  wenig  mineralischen  Gehalt  haben J' 


--    eg    ^ 

>9So  grode  Guren  herrorbrii^eD ,  und  ein 
yjso  grolses  Vertrauen  und  so  grofsen  Ruf 
jysidi  haben  erwerben  können  ?^^  —  ich  däch- 
te, dies  eben  bewiese,  dals  ein  gewisses  Et- 
was yon  der  Natur  hier  gethan  werde,  wel- 
ches der  Kunst  ewig  unerreichbar  bleibt. 
Wir  wollen  aber  bescheiden  in  ihrem  Lobe 
seyn,  und  der  Wahrheit  gemäfs  bekennen, 
dals  dieses  unbekannte  Etwas  in  vielen  Fäl« 
len,  theiU  durch  die  bei  Badereisen  und  der 
Cur  selbst  zuweilen  sehr  günstig  wirkenden 
Nebennmstände,  und  durch  die  Thätigkeit 
des  Arzties,  indem  er  meistentheils ,  wenige 
stens  sehr  oft,  in  wichtigen  und  hartnäcIuH 
gen  Krankheiten  den  Gebrauch  höchst  wirk« 
samer  Arzneikörper  als  Hülfsmittel  jener  Na« 
turwirkung  angeseilt,  au£i  kräftigste  unter- 
stützt wird.  Freilich  hat  man  hier  eben  so 
unrecht,  das  Lob  der  Quelle  ausschliefslich 
zu  singen,  welches  nur  dem  Conflict  aller 
gUnstigen  Einwirkungen  in  eoHcreto  zukömmt. 
Erwägen  wir  dies,  9o  ly^erden  wir  uns  nicht 
mehr  wundern,  wenn  amweilen  auch  an  we- 
nigee  reichhaltigen  Mineralquellen  achöne 
Curen  geschehen;  indem  yrir  dies  ab^thun,. 
werden  wir  zugleich  die  Meinung  Von  den 
grofsen  Cardinaltugenden  des  einfachen  Was- 
sers, dem  übrigiens  kein  einsichtsvoller  Arzt 
seine  guten  Kräfte  am  gehörigen  Orte  ab- 


—     7^     — 

sprechen  wird,  faerabstimmen.  Wenn  wir 
aber  auch  alle  Wirkungen,  welche  ihm  S.  ig 
beigelegt  werden,  anerkennen,  so  kann  'dies 
doch  von  der  diurotischen  nicht  gelten ;  denn 
unter  dieser  stellen  wir  uns  eine  specißke 
Kraft,  die  einen  eigenen  Reiz  a*uf  die  Nie- 
renorgane ausübt,  vor.  Dies  können  wir  uns 
beim  einfachen  Wasser  nicht  denken;  denn 
wenn  bei  häufigem  Wassertrinken  die  Urin- 
secretion  vermehrt  wird,  so  ist  dies  öine 
nothwendige  Folge  der  Ueberfüllung  -der  Ge- 
fafse,  welche  nur  eine  bestimmte  Menge 
wäfsriger  Flüssigkeit  auf  bestimmte  Zeit  6nt« 
halten  können,  nach  welcher  diese  nicht  al- 
lein durch  das  Nieren-,  sondern  auch  das 
Hautorgan  aufli  dem  Organismus  entfernt  wird« 
Wenigstens  kann  auf  keinen  Fall  diese  ver- 
mehrte Thätigkeit  der  Nieren  dem  Wasser 
alsi  ein  Vorzug  angereehnet  werden ,[  indem 
wohl  alle  Flüssigkeiten,  welche  in  den  Xila<i> 
gen  kommen )  diese  Absonderungen  in  dl« 
rectem  Verhältnisse  zu  ihrer  Menge  verineh« 
ren«  Unter  einc^m.  diurenco  proprie  sie  dicio 
pflegen  wir  uns  eine  Potenz  vorzustellen) 
.welche  in  geringer  Menge  genommen ,  ei* 
nen  zu  den  verschluckten  Flüssigkeiten  un- 
verhältnirsmäCsig  grofsen  Abflufs  von'  Urin 
verursacht«      / 

Die  Behauptung  der  Brunnenärzte,  w^- 


_     71     _ 

che  ihnen  S.  ao  vorgeworfen  wird,  ist  übri- 
gens so  ungereimt  nicht  und  zuverlässig  in 
der  Erfahrung  gegeben.  Wenn  sie  indessen 
erst  am  Ende  der  Cur  geschieht,  so  mögte 
sich  der  Arzt  freilich  in  den  meisten  Fällen 
eine  lächerliche  Blöfse  geben;  denn  man 
sollte  billig  Yon  ihm  fordern  können,  dafs 
sein  practischer  Takt  diese  Entdeckung  hatte 
früher  machen  sollen.  Dafs  es  aber  gewiis 
viele,  selbst  gesunde  Individuen  gebe,  die 
entweder  gar^  keine  Mineralwasser,  welcher 
Gattung  sie  auch  seyen,  oder  wenigstens  ei- 
nige, z«  B.  die  hepatisches  Stickgas  enthal- 
tenden, oder  die  stärkern  eisenhaltigen  Säuer- 
linge, auch  abgesehen  von  wahrer  Idiosyn- 
krasie, nicht  vertragen,  dies  ist  Aerzten  von 
Erfahrung  durch  so  viel  Beispiele  zur  Ge- 
wirsheit  geworden,  dafs  auch  der  leiseste 
Zweifel  dagegen  nicht  aufsteigt.  Bei  meh- 
reren Krankheiten,  oder  auch  nur  kränkli- 
chen Dispositionen,  wird  man  es  nur  zu  bald, 
und  beim  Mangel  genauer  Aufmerksamkeit 
meist  mit  grofsem,  oft  unersetzlichem  Scha- 
den gewahr,  dafs  Mineralwasser,  von  deren 
Nutzen  man  a  priori  überzeugt  zu  seyn 
glaubte,  nicht  statt  finden  können.  Ich  will 
einige  der  auffallendsten  Erfahrungen,  wel- 
che ich  über  diesen  Gegenstand  zu  machen 
Gelegenheit  hatte,  hier  erzählen 3  ich  zweifle 


'k* 


^, 


*  „^     IJ%     ,^ 

picht,  dafs  viele  aufmerjcsame  und  beschäf- 
tigte Äerzte,  selbst  solche,  die  fern  den  Heil- 
quC'ilen,  ähnliche  und  vielleicht  noch  häi^- 
^gere  Beobachtungen!  wie  iqh,  gemacht  )ia*r 
\>en  fverden. 

^  Zuerst  im  allgemeinen  von  der  Abnei» 
gung  eioiger  Personen  gegen  alle  mineraU-^ 
sehe  Wasser,  die  bei  Manchen  wahrer  Ab* 
scheu  und  dann  Idiosynkrasie  im  eigentlidi- 
Sten  Wortverstai^de  ist.  Ich  habe  mehrere 
Personen  gekannt,  welche  auch  die,  gewöhn- 
lich für  angenehm  aberkannten  Mineralwas- 
ser durchaus  nicht  vertragen  konnten,  und 
darunter  einen  Theil,  der  sie  sonst  piit  Ver- 
gnügen und  zum  Wohlgeschmacke  getrunken 
haben  würde«  Bei  einigen  e4tstand  bald  nach 
dem  Genüsse  Uebelkeit,  Aufstofsen,  auch  woiil 
Erbrechen  a  bei  andern  Eingenommenheit  des 
Kopfs,  Betäubung,  Schwindelt  Eine  gesunde, 
nicht  übermäfsig  empfindliche,  dreifsigjährige 
Frau,  bekam  nach  einem  Glase  Pyroionter 
Wasser  jedesmal  Betäubung  und  Anwandlung 
von  Ohnmacht  (  welche  einen  SchwächezU' 
stand  für  den  ganzen  Tag' nachliels;  eine 
Freundin  von  ihr  empfand  Colikschmerzeii; 
und  purgirte  mehreremal,  so  oft  sie  von  die- 
sem Wasser  trank.  Es  ist  bekannt^  dafs  so- 
wohl di^^^s  M^ieralwasser,  als  auch  die  übri' 
gen  verwandten,   besonders  aber  Schwi^lbs^ 


-     73     - 

t 

eher  und  Spawasser,  wenigstens  der  Pouhon 
bei  vielen  Personen,  bei  einigen  immer,  bei 
den  andern  doch  im  Anfange  des  Gebraucha 
Eingenommenheit  de3  Kopfs,  die  einem  Raur 
sehe   sehr   nahe    kommt,    oder   hartnackige 
Verstopfung,  od^r  starkes  Purgiren  erzeugen« 
Hätten. wir  auch  keine  andeie  Erfahrvingen 
und  Beweise,    um  darzuthun,    dafs  Minetal- 
wasser eigenthümliche  Kräfte  besitzen ^    die 
dem   gemeinen    Quf-ilwasser    durchaus   man- 
geln,  so  würde  es  hiemit  schon  genug  sejn; 
denn  di^  angegebene^  Erfahrungen  können 
nicht  geläugnet  werden,  und  aus  ihnen  geht 
a  priori  schon,  indem  wir  analogisch  schlies« 
sen,   die  Voraussetzung  hervor,    dafs  sie  in 
manchen   Störungen    des   Organismus,    weil 
sie   als  kräftige  Potenzen    wirken,    sich   als 
Heilmittel  zeigen  tnüssen,  die  vom  gemeinen 
Wasser  nicht   zu    erwart^A  sind,    weil  ihm 
diese    wirksamen  fiestandtheile    fehlen.     Es 
wird  doch  auch  dem   wärmsten  Freunde  des 
süfsen  Wassers  nicht  einfallen,    zu  behaup- 
ten,  dafs  man  solche  unmittelbare  und  auf- 
fallende  Wirkungen    auf    die    Magennerven 
und  das  Gehirn  ebenfalls  von   diesem   nach 
seinem  Genüsse  beobaqhte!   Bei  Mineralwas- 
sern   anderer   Quellen   i$t    diese   Abileigung 
noch  stärker  j    denn  beiden  unangenehmen 
kommt  nun  noch  da^  Geschmacks-  undGe- 


I 


-     74    - 


ruchsorgän  in  Anschlag:  ich  kenne  Personen^ 
die  man  für  keinen  ^Preis  überreden  Viirde, 
auch  nur  ein  halbes  Glas  Nenndorfer,  Acb- 
ner  oder  Weilbacher  und  Wiesbader  Wai- 
ser zu  verschlucken.  Andere,  die  die  Ab- 
neigung dieser  beiden  Sinne  überwinden,  y^- 
tragen  es  doch  nicht,  brechen  es  entweder 
auf  der  Stelle  wieder  weg,  oder  leiden  >deii 
ganzen  Tag  »n  Uebelkcit|  Beängstigung,  Con- 
gestionen  etc.  Diese  Erfahrungen  sind'  so 
allgemein,  dali^,  wenn  man  sie  in  Zweifel  zie-  * 
ben  wollte,  maoi  keii^er  Beobuchtung  und  Sr* 
fahruDg  mehr  trauen  dürfte*  Hieraus  ergäbe 
sich  doch  wohl  schon  mit  Sicherheit,  dalsei 
wirklich  Fälle  geben  K^^n,  wo  dies  oder  je- 
nes Mineralwasser  irgend  einem  Individuum 
zu  stark  seyn  könne,  und  Brufinenärzte  da« 
her  nicht  jenen  angefühitei^  T^^el  verdie* 
nen,  wenn  sie  die$  behaupten. 

Tritt  der  FaU  ein,  dafs  ein  oder  das 
andere  der  edlern  Organa,  :f^  B.  die  Lungen, 
der  Magen  etc.  an  vorzüglicher  Schwäche  lei« 
det^  oder  gar  wahre  Verletzungen  derselben 
zugegen  sind,  so  hieben  es  tausend  Fälle  ge« 
zeigt,  dafs  dann  gewisse  Mineralwasser  ent« 
weder  wegen  .zu  befürcbteiiden  grofsem  Scha«' 
den  gar  nicht  statt  finden,  oder  nur  mit  der 
gröfsten  Behutsamkeit  angewendet  werden 
köhnen.    Ich  -will  hier  nur  der  auffallend- 


-     75     - 

sten,   Ton   mir  am  häufigsten  beobachteten 
Eirw'äbnung  thun.    Geschwächte  Lungen  ver- 
tragen oft  den  Qebrauch  eisenbalüger  Säuer- 
linge durchaus  nicht y  besonders  djinn  nicht, 
wenn  entweder  Blutspeien  bereits  vorherge- 
gangen,   oder  Neigung   dazu  vorhanden  ist« 
Meist  bemerkt  man  schon  in   den  zwei  er- 
sten Tagen  deutliche  Congestionen  nach  den 
Lungen,    Beängstigung,    erschwertes  Athem- 
holen.  Aufsteigen  eines  heifscn  Dampts  aus 
der    Luftröhre,     sUfslichen     Blutgeschmack. 
Fährt  man  zu  trioken  fort,  so  erscheint  b^Id 
wirklicher  Blutauswurf   und   wahrer  Bluthu- 
sten.    Sehr  oft  habe  ich  Gelegenheit  gehabt, 
mich  theils  an   den   Quellen  solcher '  eisen- 
haltigen  Säuerlingen   selbst  und  theils   ent- 
fern(  Ten  ihnen  von   diesen  Erscheinungen 
zu  überzeugen.    Noch  isind  es  kaum,  drei  Mo- 
.nate^i  dafs  ich  das  letzte^  Beispiel  dieser  Art 
'  sah.    Ein   Herr  zwischen  vierzig    und   fünf- 
zig litt  schon  einigen  Monate  an  hartnäcki- 
gem Husten;  wogegen  er  schon  mehrere  Mit- 
tel seines  Hausarztes  angewendet,   und   der 
ihm,    bevor  er  sich  auf  l^nge  Zeit  von  sei- 
nem  Kranken   entfernen   mufs^e,   nun  noch 
den  Qebrauch  des  Pyrrponter  Wassers  ange- 
rathen  hatte.      Einige  Tage  hatte   er   dieses 
zu  drei  bis  vier  Gläser  nüchtern  getrunken, 
als  seine  Beschwerden  vermehrt,  der  Husten 


1 


-     76     - 

Stärker  ward,  er  eine  eigene  Beklemmung 
derBrust^  Acg^t,  verminderten  Auswurf  em<« 
pfand.  Unter  diesen  Umständen  begehrte  er 
meinen  Rath,  der  vorläufig  dieses  Wasser' 
mit  dem  Selteser  zu  vertauschen  vorschlug» 
Bald  minderte  dies  den  Zuwachs  der  Be- 
schwerden,  und  andere  Unterstützungsmittel 
minderten  auch  die  ursprünglichen ;  der  sonst 
heftige  Husten  war  Jetzt  nur  ein  seltenes  An« 
stofsen,  und  beim  Erwachen  wurde  kaum  ei«« 
nigemal  Schleim  ausgeworfen.  Jetzt  glaubte 
ich,  sey  der  Augenblick  gekommen,  wo  Pyr« 
monter  Wasser  heilsame  Stärkung  den  ge« 
schwächten  Schleimdrüsen,  den  durch  den 
anhaltenden  Gatarrhreis  an  erhöhter  Sensi« 
bilität  leidenden  Lungen  bringen  könne« 
Doch  durch  öftere  Erfahrungen  zur  gröisten 
Vorsicht  aufgefordert,  suchte  ich  durch  Er« 
mahnungen  diese  auf  den  Trinker  überzu- 
tragen. Mehrere  Ta/s^e  schien  alles  erwünscht 
zu  gehen;  es  wurden  nur  zwei,  höchstens  drei 
Gläser  getrunken:  jetzt  sah  ich  ihn  in  vie« 
len  TagcA  nicht,  bis  ich  etwa  gegen  den 
vierzehnten  dieser  Brunnenkur  zu  ihm  be^ 
schieden  ward«  Das  Wasser  hatte  so  gut  ge« 
schmeckt,  so  gut  zu  bekommen  geschienen, 
daf3  an  möglichen  Nachtheil  nicht  mehr  zu 
denken  gewesen  sey.  Rasch  waren  immer 
mehrere  Gläser,  am  Ende  eine  volle  Flasche 


^77     — 

geleert  worden.     Seit  gestern  aber  kehrten 
die  alten  Gefühle  zurück,  die  Brust  war  Toll, 
starke    Oppression,    Beängstigungen    hatten 
sich  au£s  neue  eingefundeo,  waren  mit  Kit« 
2eln    im  Halse   und  unaufhürüchem  kurzen 
Husten,    den  selten  ein  wenig  schäumender 
Schleim  begleitete  und  den  oft  blutige  Strei« 
fendorcb zogen,  yerbunden^  dabei  stieg  ein 
heüser  Dunst  aus  der  Brust  auf  mit  süisli« 
chem  Blutgeschmacke;  Hände  und  Füfse  kalt. 
Das  Mineralwasser,    welches  heute  noch  in 
grolser  Portion   genommen    worden,    ward 
freilich  für  den  folgenden  und  alle  andere 
Tage  ausgesetzt.  Demohnerachtet  wirkte  sein 
Keiz  mehrere  Tage  und  zwar  stärker  noch 
fort;    der  Schleim  ward   blutiger,    und   am 
dritten  Tage  erfolgte  wahrer,  doch  nicht  hef- 
tiger Bluthusten,  der  erst  nach  einigen  Ta* 
gen  aufhörte.     Viel  geschah,    um  den  a-nge« 
stifteten  Schaden  zu  vf^rgüten;  ich  mufs  aber 
leider!    gestehen,    dafs    es    bis   heute    noch 
nicht  von  grofsem  Nutzen   war  und  kaum 
volle  Herstellung  zu  hoffen  ist«^    Aehnliche 
Beispiele  konnte  ich  noch   eine  Menge  an« 
führen,  die  alle  die  eigene,  ganz  spezifische 
Wirkung  auf  die  Lungen,  die  man  nicht  an- 
ders,   als  Ueberreizung  nennen  kann,    dar- 
thun,    geböte   nicht   Ersparnifs    des    Haumi 
diese  zu  übergehen |    ^nd  auch  noqk  eini| 


-     78    - 

Erscheinnngeii  mit  Erfahrongeii  zu  belegeif 
welche  man  beim  Gebrauche  eisenhaltiga 
Säuerlinge  an  andern  Systemen  des  Korpen 
bemerkt;  diese  sind  v>)rzüglich  da§  der  Feaa 
portarum  und  des   Uterus» 

Wenn  gleich  eine  Menge  ron  Er£dinm- 
gen,  theils  an  solchen  Quellen  selbst,  tlieib 
fern  von  ihnen  gern  acht ,  die  trefflichen  Heu* 
kräfte  in  dem  täglich  hSuäger  erscheinenden 
Hämorrhoidalübel  bestätigen,  und  diese  bei ' 
jedem    Arzte    ohne   Voruriheil   ganx    anbier 
Zweifel  setzen,   so   gilt  dies  Alles,    wie  wii 
aus  den  Aeufserungen  des  Hrc.  Dr.  M.  ste- 
hen, so  viel  als  Nichts.    ,,  Nicht  das  Mineiäl-  . 
Wasser  War's,    sondern   die  Concurrens  der 
damit   verknüptien  Nebenumstände    sind  ei 
nach  ihm,  welche  diese  Curen  Tollbrachten. 
Gemeines  Wasser  in  ihrer  Verbindung  Wnrde 
das  nämliche  gethan  haben ;  denn  es  ist  gleich^ 
gültig,    ob    dipses,    oder   Mineralwasser  ihit 
seinen  unbedeutenden  Atomen  yon  Salzen, 
Eisen  und  Säuren  jenes   Aggregat   yon  die 
Cur  begünstigenden  Umständen  vermehre.^ 
Deshalb  will  es  nöthig  seyn,  besonders  nodi 
negative   Beweise    für    den    Wirkungsnnter- 
schied  und  die  Kraftäufserung   der  Mineral« 
Wasser  im  Gegensatze  zu  dem  gemeinen  bei- 
zubringen.   Müssen  diese  zugegeben  werden, 
erhellt  ans  ihnen,    dab  grobe ^  \>edkextx«a<&A 


—     79     — 

IrkmigeD)  wenn  der  individuelle  Fall  gleich 
rhinderte,  dafs  sie  hier  heilsam  waren,  wirk- 
b  yon  ihnen  beobachtet  worden  sind,  so 
!t  der  paradoxe  Satz  von  selbst.  Denn 
ler  Verf.  mÖgte  es  doch  Schwer  finden, 
Fällen,  wo  offenbar  der  Genuls  eines  rei- 
iden  Mineralwassers  die  heftigsten  Müttt?r- 
Ltstiirze ,  oder  Hämorrhoidalausleerungen 
ranlafste,  Beweise  beizubringen,  dafs  die 
kannten  Nebpjaumstände  eigentlich  die 
huld  trugen«  Ist  dies  abet  einmal  zugego- 
n ,  so  wird,  denke  ich,  gegen  die  Richtig- 
it  des  Schlusses  nichts  einzuwenden  seyn : 
fs  das,  was  unter  ungünstigen  Bedingun- 
n  Nachtheil  brachte,  unter  günstigen  eben 
wohl  Nutzen  stiften  könne. 

Oft  sah  ich  eisenhaltige  Säuerlinge  im 
amorthoidalübel,  in  manchen  Gestaltungen, 
effliche  Dienste  leisten«  Dies  Ubergeh^  ich ; 
mn  dürft'  ich  wohl  hoffen,  dafs  Hr.  Dr* 
.  bei  meinen  Erfahrungen  eine  Ausnahme 
achen  und  sie  auf  Rechnung  des  Wassers 
threiben  werde,  da  er  so  viel  zahlreiche 
idere  blos  zufälligen  Einflüssen  übergab? 
Iso  einige,  wo  der  unbehutsame  Gebrauch 
:haden  brachte  und  die  reizende,  offenbar 
irksame  Kraft  des  Wassers  zu  Tage  lag. 
in  Herr,  den  funfzigen  nicht  fern,  der  den. 
reudenbecher   de^  Lebens  AeiCsig  und  o^ 


-.     80     — 

bis  auf  den  Boden  geleert  hatten,  litt  an  der 
goldnen  Ader,  die  selten  und  nur  wenig 
Blut  ergofs.  Die  übrigen  damit  verbundenen 
Beschwerden  waren  grofs,  und  er  dachte  um 
so  eifriger  darauf,  sich  davon  ±u  beGreien, 
als  sie  ihn  nur  zu  oft  im  Genüsse  störten. 
Von  Aerzten  und  Arzneien  hielt  er  wenig; 
es  war  Ton  der  guten  Gesellschaft  in  jener 
Stadt,  wo  er  lebte,  sie  zu  persiAiren*  Voft 
den  Händen  der  Natur  hoffte  er  Hülfe  erwä*- 
ten  zu  können.  Er  hatte  Manches  über  den 
Gefbrauch  der  Mineralwasser  gelesen,  und  be- 
^cblofs  die  Heilkräfte  der  Schwalbaeher  Qud^ 
len  nach  einem  eigenen  Kurplane  zu  yerstt- 
chen.  Dieser  War  sehr  einfacht  wbil  diesA 
Autiater  nun  einmal  eine  sehr  strenge  und 
magere  Diät  für  nöthig  erachtete,  so  sölltt 
die  Kur  auch  im  schnellsten  Schritte  yoU- 
bracht  werden,  um  diesem  verbalsten  Zwati^ 
möglichst  bald  Wieder  zu  entrinnen^  Deshalb 
wurden  Morgens  und  Nachmittags  an  kwaa- 
2ig,  dreifsig  Glaset  geleert^  und  ^ngleidi 
Bäder  aus  demselben  Wasser  genomtiüed. 
Nach  kaum  zwölf  Tagen  erfolgten  reichlidie 
Biutausleerungen,  anfänglich  mit  Gefiihl  yön 
Erleichterung  verbunden,  Worüber  der  Blniii^* 
nengast  froh,  schon  halb  gewonnen'  zu  ht< 
ben  glaubte,  uhd  darum  auch  rasch  diene  Was- 
iserkur  in  fast  noch  stärkerer  Gabe  fortsettte. 


—     8c     — 


Der  Blutflttlj  hielt  nicht  nur  an,    son- 
dern Wird  bald  noch  stärker,  das  anfängliche 
Wohlbehagen,  yeischwand;    es   fanden    sich 
höchst  unangenehme  Gefühle  im  Unterleibe, 
Rüflken  und  Mastdarme  ein,  krampfhafte  Be- 
w^gltngen   erschienen,    so   oft  ein  hinzuge- 
tretener erschöpfender  Durchfall  sich  mel« 
dete;  bald  ward  die  Entleerung  der  Gefäfse 
80  bedeutend,  die  daher  erwachsende  allge- 
meine Schwäche  so  grofs,   Anwandlung' Ton 
Ohnntacht  so  häuüg,    dafs  er  endlich  gleich 
dem  Ueinherzigen  Atheisten  auf  dem  Tod- 
bette ^  um  den  Beistand  des  Arates  bat^  wie 
jener  zum  Priester  sendet.     JN^ur  mit  vieler 
Mühe  gelang  es,    den  Sturm   zu  besänftigen, 
und  den  fast  habituell  gewordenen  Blutfluls  za 
stillen«'.  Sollte  gemeines  Brunnenwasser,    in 
welcher  Quantität  es  auch  getrunken  würde^ 
"fvohl  ähnliche  Erscheinungen   hervorzubrin- 
gen im  Stande  seyn?    Ein,  diesem  sehr  ähn- 
liches, Beispiel  habe  ich,  wenn  ich  nicht  irre, 
in  einem  der  frühem  Bände  d.  J.  vom  Pyr- 
monterwasser  i^  Verbindung  der  Bäder   von 
'Wiesbaden    erzählt.     Mehrere   übergehe   ich 
aus  dem  angeführten  Grunde,  und  gebe  noch 
folgende  Erfahrungen,   um  auch  die  Wirk- 
samkeit dieser  Mineralwasser  auf  das  System 
der  weiblichen  innem  Geschlechtstheile  zu 


erweisen. 

Joniu.  XXVI.  ß.  I.  St. 


—     8a     — 

Nach    langem    yergeblichen    Gebrauche 
einer  Menge  von  Arzneimitteln,   um  bei  ei« 
neiji  cachectischen  Mädc)ien   von  neunzehn 
Jahren  die^  noch  nie   erschienene  weibliche 
Periode  zu  befördern ,  ward  endlich,  nach- 
dem seit  dem  letzten  Gebrauche  sehr  iiräf* 
tiger  Eisenmittel,  seit  drei  Monaten  der  Ge- 
brauch   aller    Arzneien    eingestellt    gewesen 
war,  das  Pyrmonterwasser  angerathen*     Die  " 
Leidende,    von  meinem  Wohnorte  entfercit, 
erhielt  die  nöthigen  Erläuterungen  zum  vor« 
sichtigen  Gebrauche  im  Hause,  da  Beschränkt« 
heit    des   Vermögens    die   Reise,  zur   Qudle 
versagte.     Statt  abrr  diesen  zu  folgen,  und 
den  Rest  der  Flasche  nach  getrunkener  vor- 
geschriebener Gläserzahl   wegzugiefsen,    wa^ 
doch,'  aus  übel  angebrachter  Oeconomi?,  der 
ganze    Inhalt    verschluckt  worden«      In  der 
Nacht   des    achtzehnten   Tags   der   Kut   er- 
wacht die  Kranke  von  heftigen  zusammen- 
ziehenden Schmerzen  im  Unterleibe  und  RUk- 
ken  geweckt  und  findet  sich  im  Blute  schwim- 
mend.   In  Ermangelung   eines   Arztes    wird 
ein   Wundarzt   herbei  geholt,    der    aber   in 
glücklicher  Unwissenheit  wenig  Rath  zu  schaf- 
fen   wufste.      Ehe    ich    endlich«   ankommen 
konnte,    war  der  Blutverlust  immer  stärker 
geworden;    der   Puls   War   kaum   zu   finden, 
.Gesicht  und  Lippen  todtenbleich,    die  Ex- 


—     83     — 


» 


>mititen  kalt  u.  s.  w.  Es  gelang  doch,  das 
shetide  Leben  zu  halten,  und  es  folgte  selbst 
aterhia  besserer  Gesundheitszustand  mit 
regelter  Menstruation,  freilich  mit  grolser 
fahr  erkauft.  Ein  harter  Klumpen^  den 
n  vorher  auf  der  linken  Seite  über  den 
laambeinen  gefühlt  hatte,  war  verschwun- 
Ay  und  das  cachectische  Ansehen  yerlor 
h  mit  der  Zeit.  Ich  bitte  zu  bemerken, 
fs  alle  oben  angeführte  günstige  Umstände, 
Iche  eine  Reise  ins  Bad  begleiten,  und  auf 
Iche  ein  so  hoher  Werth  gelegt  wird,  hier 
azlich  mangelten,  und  in  Diät  und  dem 
dzen  Verhalten  keifie  bedeutende  Verän« 
rang  Torgenommen  wurde,  welche  dem 
er  geäulserten  Vermögen  dieser  Mineral« 
tenz  die  Totalsuaime  schmälern  könnte. 
I  denke>  es  müsse  erlaubt  seyn^  von  die- 
r  Erfahrung  zu  schliefsen^  da£s,  kann  ein 
as^er  solche  stürmische  Bewegungen  boi 
ertriebenem  öebrauche  hervorbringen,  so 
isse  die  Erscheinung  sanfterer  und  heil- 
paet  Wirkung  bei  richtig  geleiteter  An- 
30 düng  ohne  Inconsequenz  zu  hoffen  seyn« 
Ohne  weiter  in's  Detail  zu  gehen,  will 
1  nur  summarisch  bemerken,  dafs  es  durch 
^säblige  Erfahrungen  bestätigt  ist,  dals 
1  wache  Verdauungs Werkzeuge  durch  un- 
hutsamen  Gebrauch  der  Quellen  von  Ema^     ;*j 

r  a 


-^     84     — 

Selters  9  Wiesbaden  u.  a.  ähnlichen  auf  lange 
Zeit  zerrüttet  werden,  dafs  selbst  sonst  glitt 
Magen  zuweilen  auffallend  bei  ihrem  anJul- 
tenden  Gebrauclie  leiden. 

Alles  was  S.  2  t  Über  die  Unschädlich« 
keit  der  Mineralwasser  beigebracht  wirdp  be- 
weist I  auch  bei  unbedingter  Annahme  dar 
aufgestellten  Erfahrungen,  wenig  oder  nichli« 
Es  ist  wahr,  dafs  die  Einwohner  bei  «- 
senhaltigen  Säuerlingen  gewöhnlich,  wenig- 
stens die  Meisten  Mineralwasser  trink^i;  d 
geschieht  auch  in  Schwalbach,  Spa  etc»  — 
Nach  meiner  Erfahrung  geschieht  dies  aber, 
selten  beim  Essen,  weil  auch  sie  der  Erfolg 
oft  gelehrt  hat,  dafs  es  die  Verdauung  st8rt|- 
Blähungen,  Uebefaaglichkeit  erzeugt.  Aber 
dies  Alles  abgerechnet,  würde  ^s  richtig  ge^ 
schlössen  seyn,  diese  Unschädlichkeit  docdi 
lange  Gewohnheit,  yon  vielen  Generationei 
her  mit  dem  Organismus  dieser  Quellenbei 
wohner  gleichsam  verschmolzen,  auch  bsi 
Andern,  denen  dieser  Genufs  fremd  wtff 
zu  supponiren?  — -  ich  denke,  eben  so  we- 
nig, als  es  erlaubt  ist,  zum  vorauszusetzeiif 
dals  Opium  kein  betäubendes  und  reizendei| 
Mittel  sey,  weil  Chinesen  und  Tiirken  ef{ 
mit  aller  Behaglichkeit  täglich  in  Menge  ver- 
schlucken; oder  dafs  der  Tabaksrauch  niclit{ 
narkotisdi  und  Ekel  erregend  auf  den  Us-j 


-r      87     - 

welche  die  Aerzte  bei   Was^erkurea  npthtg 
'fiiaden.   und  auf  welche  Hr.  Dr.  M.   selbst 
einen  so  hohen  Werth,  z.  ü.  Abgezogenheic 
von -Geschäften,  Entfernung  von  Allem  ^as 
die  Leidenschaften    erregt,    Bewegung    etc. 
Jegt,    lächerlich    zu   machen.     Ich    erinnere 
mich  AUS  meiner  frühem  Jugend  noch  recht 
gut   eines   cholerischen  Beamten,    der  wäh- 
rend- dreifsig  Jahren  regelmäfsig  Pyrmonter- 
wasser  in  der  schönen  Jahrszeit  währead  drei, 
vier  Wochen  trank,  weil  —  er  sich  nun  fest 
eingebildet   hatte,    dals   dies  zur  Erhaltung 
seiner  übrigens  eisenfesten  und  unerschütter- 
lichen Gesundheit  nothwendig  sey.    Das  Re- 
gime weldbes  er  dabei  beobachtete,  war  fol- 
gendes: am  Tage  vor  Anfang  der  Cur  wur- 
de,  weil  ihm  dies  unerläfsUch   schien,  pur- 
girt,  und  nun  die  zwanzig  oder  dreifsig  fol-  ^ 
genden  nüchtern,  nicht  etwa  drei  bis  vier 
Gläser  bri  mäfsiger  Bewegung  getrunken  — 
nein!   vom  ersten  bis  ztim  letzten  trank  er 
ein  volles  Maafs  am  Aktentische  ^   von  dem 
ihn  allenfalls  nur  der  Sfadtdiener  aufjagen 
konnte,  wenn  dieser  ihm  die  Galle  so  auf- 
geregt  hatte,    dafs   er  sich  nicht  enthalten 
konnte,   ihn  am  ^  Kragen  zu  fassen  und  auf 
den  Weg  nach  der  Stiege  zu  geleiten  *—  eine 
Promotion,  welche  er  nicht  selten  vorzuneh- 
men pflegte.    Dann  stieg  er  zu  Rath,  wo  er  . 


—     88     — 


sich  in  der  Regel  mit  Aktuar,  Biirgermeister 
und  Schoppen  weidlich  tummelte,  und  meist 
so  heftig  keifte,  bis  sich  in  seinem  Gesichte 
Vorboten  der.  Apoplexie  zu  zeigen  schienen; 
auch  dieser  tägliche  Zank,    behauptete   er, 
sey  zu   Aufrechthaltung    seiner    Gesundheit 
höchst  nöthig,  und  die  leidenschaftlichen  Se^ 
genswünsche,   welche  das  mit  seinem  R^- 
ment  nur  wenig  zufriedene  Volk  in  seinet 
Erbitterung  über  ihn  ergofs,  yermehrten,  wid 
er  fest  glaubte,  nur  seine  Corpulenz.    Nach 
einem  leckern  Mahle,  welches  er  als  eigener 
Brunnendiätetiker  ordnete,  pfl'^gte  er  dann 
dem  Spieltische  zuzueilen,    an   welchem  an 
besserer  Wirkung  des-  Brunnens  noch  eine 
Flasche   Rheinwein   extra    geleert  ward;    an 
Bewegung,  Zerstreuung,  mäfsigere  Arbeit  et& 
.ward  nicht  gedacht.    Dies  trieb  der  gute  Mann 
dreif'iig  Jahr  und  drüber«     Das  Ende^  seines 
Lebens    scheint    seine    Behauptung    fast  zu 
rechtfertigen;    noch  ganz   rüstig,   suchte  er 
einen  gl'änzendern  Titel  und  begab,  sich  lur 
Ruhe.    Nicht  lange   aber  genofs  er  dersel- 
ben und  es  schien,    als  habe  das  Aufhören 
jener  moralischen  Inzitamente  einen  bedeu- 
tenden Antheil   am    frühern   Ende.     Würde 
es  erlaubt  seyn,  aus  dieser  einzelnen  Erfah- 
rung Vorschriften  zum  Verhalten  bei  einer 
Brunnenkur  herzunehmen? 


-      85    - 

Der  Schlufs  S.  21 9  ^^dafs  man  es  als 
,, Grundsatz  annehmen  könne,  daCi  da,  wo 
^eine  Wasserkur  nicht  angezeigt  ist,  audi 
i^nie  eine  Brunnenkur  yon  Nutzen  seyn  kön« 
„ne^'und  wo  jene  schädlich,  auch  diese  es 
„sejn  müsse /^  ist  so  evident  falsch,  so  ohne 
alle ' Gonsequens  aufgestellt,  dals  ich  es  in 
dtt*  That  Für  verlorne  Mühe  halte,  die  Be- 
weise dagegen  aufzustellen,  da  sie  allgemein 
bekannt  sind* 

Das,  was  über  die  Einsaugung  im  Bade 
gesagt  wird,   ist  ebenfalls  sehr  unzulänglich« 
SeguMs  Meinung,  dafs  Flüssigkeiten  an  die 
Oberfläche  des  Körpers  gebract^t,    nicht  an- 
ders eingesogen  werden,  als  wenn  entweder 
die  Oberhaut  verletzt  sey,    oder  wenn  sie 
durch  Reiben  mit  Gewalt  hindurch  getrieben^ 
und  mit  den  darunter  liegenden  Oefinungen; 
der  lymphatischen  Getälse  in  Berührung  ge-^ 
bracht  sind,    widerspricht  durchaus  alle  Er- 
fahruiig,  selbst  im  gemeihen  Leben.    Wenn 
keine  Einsaugung  wäfsriger  Flüssigkeiten  statt 
fände,  woher  kommt  denn,  auch  im  gemei« 
nen  Wasserbade,  die  ungemein  hänüge  und 
öftere  mit  den  genossenen  Flüssigkeiteh  in 
gar  keinem  Verhältnisse  stehende'l^tcr^on 
dies  Urins  ?  -^  diese  kann  sich  doch  der  Bc^ob- 
achtung  des  Hm.  Verf.,    der  die  Wirlumg 
der  Bäder  studirt  hat;  unmöglich  |Ma^^c^ 


—     90     — 

haben  9  denn  sie  erfolgt  mweileB  in  einem 
Bade  yon  einer  Stunde,  selbst  bei  ga — gS^ 
F.  sieben,  acht  mal,  und  übersteigt  die  Menge 
genossener  Flüssigkeiten   um   das  Doppelte 
und  Dreifache!    Es  sej-  hier  der  Ort  nichti 
sich ,  tief  in  die  Untersuchung   über   4iesen 
Gegenstand  einzulassen,  äulsert  der  Hr«  VerL 
Gut!  ich  will  also  auch  nur  einige  allgemeia 
bekannte  Erfahrungen  anfuhren,  da  ich  jopdi 
an  einem  andern  Orte  ohnedies  weitläufiger 
darüber  auslassen  muls,  und  da  merkwürdige, 
wie  ich  hoffe,  auch  befriedigende  Erfahrung 
gen  beibringen  werde.     Indem  ich  nur  die 
Note  des  Hr«..  Herausgebers,  in  welcher  die 
Wahrnehmung  über  die  Einsaugung  im  Sehwe« 
feibade,  welche  doch  wohl  ein  argumentum 
ad  haminem  genennt  werden  mag,  berühre, 
will  ich  lediglich  an  die  oft  wiederholte  Er* 
iahrung,    auf  Schiffen  bei  gänzlichem  Man- 
gel an  Trinkwasser  angestellt,  erinnern;  so 
oft  hier  die  Kleidender  Dürstenden  vom  Re- 
gen, oder  auch  yom  Meerwasser  durchnSfst 
wurden,  minderte  sich  der  Durst,  und  einst 
ertrug  auf  diese  Art  ein  Boot  Schiffbrfiohi« 
ger  den  absoluten  Wassermangel  bei  fünf« 
zehn  Tagen.     Kann  man  zweifeln,  ob   hier 
Einsaugung  durch  die.  Haut  statt  fand?, --i- 
Es  ist  ja  allbekannt,   diUs  wir  bei  feudhtem 
Wetter  nur  venig  dürfen  und  bei  wenig  ge« 


—      9t     — 

/ 

t 

nossenen  Fllissigkeitto  doch  viel  Uria,  mehr 
als  das  yerschluckte  Getränk,  beträgt,  weg- 
lassen. Man  kann  nicht  einwenden,  dafs  wir 
auch  weniger  ausdünsten,  denn  dies  weniger 
gern  zugegeben,  bleibt  ja  doch  ein  Theil  der 
unmerklichen  Ausdunstung  immer  noch  übrig. 
Nach  Seguin's  Meinung,  welcher  der  Hr. 
Dr.  M.  beitritt,  müfste  man  die  Epideroi^s 
fiir  einen  undurchdringlichen  Kuirais  haltein, 
welcher  Flüssigkeiten  hindere,  die  unter  ihnn 
mündenden  Sauggefälse  zu  berühren,  weil 
diese  Meinung  blos  dann  Einsaugung  zu!äfst:, 
wenn  jene  Verletzt  sey.  Diese  Ansicht  ist 
aber  durchaus  irrig,  denn  einmal  wissen  wir, 
dafs  auch  sie  unzählige  OeiFnungen  habeo 
mufs,  um  Ausdünstung  und  Schweifs  durch- 
zulassen« Wäre  dies  aber  auch  nicht,  so  se- 
hen wir  doch  offenbar,  dafs  nach  Bädern 
Ton  einiger  Dauer,  selbst  schon  nach  einer 
halben  Stunde,  die  ganze  Masse  der  Blätt- 
chen der  Epidermis  vom  Wasser,  also  ihre 
innere  Oberfläche,  die  mit  den  Mündungen 
der  Saugadern  in  unmittelbarer  Berührung 
steht,  durchdrungen,  und  von  ihm  eben  so 
angerüllt,  als  (man  darf  diese  Gleichung  hier 
nicht  scheuen)  ein  eingeweichtes-  Leder^ 
schon  an  den  Nägeln,  die  doch  so  viel  dik- 
ker  und  compacter  als  sie  sind^  vorzüglich 
ab  et  auch  an  den  Hühneraugen,  welche  doch 


—•     ga     — 

I 

nur  Duplicatur  des  Oberhäutcliens  sindf  und 
doch  so  sichtlich  und  stark  erweicht,  also, 
durchdrungen  wei^den,  sehen  wir  dies  deut- 
lich« Von  diesem  ToUkommneii  Durchnässen» 
der  Epidermis  hängt  übrigens  auch  der  Um« 
jstand  ab,  dafs  man  sich  nach  einem  Bade 
Ton  längerer  Dauer,  nie,  auch  mit  aller  Mühe 
nicht  yollkommen  trocknen,  und  dies  nur 
nach  und  nach  durch  den  mit  der  in  den 
Plättdhen  des  Oberhäutchens  befindlichen 
Feuchtigkeit  sich  yereinigenden  Wärmestoffi 
wodurch  sie  als  W^ssergas  entweicht,  ge- 
schehen kann. 

Was  das  Reiben  im  Bade  betrifft,  yon 
welchem  gesagt  wird :  „  da  dies  nun  aber  von 
^, keinem  Arzte  meines  Wissens  je  als  noth- 
„  wendig  beim  Gebrauche  der  mineralischen 
„Bäder  vorgeschrieben  ist,  so  kann  man  si- 
,,cher  glauben,  dafs  die  guten  Wirkungen, 
,,die  man  nach  solchen  Bädern  hat  erfolgen 
,^ sehen,  nicht  den  mineralischen  Bestand- 
„theilen,  .die  nicht  in  den  Körper  überge- 
„ gangen  sind,  sondern  den  den  Bädern  all- 
„  gemein  zukommenden  Eigenschaften  znge- 
,) schrieben  werden  müssen, ^<  so  muls  be- 
merkt werden,  dafs  es  wohl  sch?rerlich  ei- 
nen guten  Badearzt  geben  werde,  welcher 
das  Reiben  im  Bade  nicht  allgemein,  wenn 
gleich  nicht  als  unerläfslich'nothwendigi  doch 


—     93     — 

Als  (ein  Mittel  empfehlen  werde,  welches  die 
Kräfte  desselben  ungemein  erhöhe.  Es  kann 
ab^r  die  Erregung,  oder  eigentlich  die  Ver- 
mehrung  der  Resorption  ohnmöglich  der  ein« 
zige  Hauptgesichtspunkt  bei  dieser  Empfeh« 
long  seyn;  denn  es  giebt.noch  andere  Vor- 
theile,  welche  dadurch  bezweckt  werden  kön- 
nen y  z.  B.  y ermehrte  Thätigkeit  der  Haut- 
yenengeflechte,  der  Hautneryen,  der  .aus« 
hauchenden  GeFäfse,  der  Hautdrüsen,  Bele- 
bung des  erschlafften  Hautorgans  und  yer« 
mehrte  Reaction,  richtigere  Vertheilung  der 
Säfte  etc.  Es  ist  in  der  That  zu  yerwun- 
dem,  dals  dem  Hrn.  Verf.  es  unbekannt  ist, 
dals  die  Badeärzte  auf  diese  Manipulation 
^^einen  hohen  Werth  legen;  ich  erinnere  mich 
sehr  gut,  ihre  Empfehlung  oft  gelesen  zu 
haben.  Der  Behauptung,  „dafs  natürliche 
,y Mineralbäder  yor  künstlichen  gar  nichts  zum 
„yoraus  hätten,  ^^  ist  genau  alles,  das  entge- 
genzusetzen, was  bereits  oben  über  diesen 
Gegetistand  gesagt  worden  ist.  Noch  mehr 
als  dies  Alles  beweist  tausendfältige  Erfah- 
rung. Aber  diese  jäfst  der  Hr.  Verf.  nicht 
leicht  zu,  denn  er  hat  ja  die  gesammte  al« 
1er  Badeärzte  yerdächtig  gemacht.  Erwülrde 
mir  daher  wahrscheinlich  eben  so  wenig  Glau- 
ben beimessen,  wenigstens  mögliche  Selbst«« 
täuschun^  wahrscheinlich  machen,  wenn,  vfiäi 


% 


—    i94    — 

ihm  des  Breiteren  erzählte,  dafs  ich  oft  sehr 
wichtige  Uebel  in  Wiesbaden  heilen  sah,  die 
nicht  nur  Jahre   lang   dem    Gebrauche   der 
trefflichsten    Arzneimittel,     einfachen    und  v 
künstlichen  Bädern,  sondern  auch  denen  yon  , 
Plombiere»^  Achen,  Garlsbad  und  selbst  auch 
Nendorf  widerstanden  hatten.     Aber    eben 
so  ffeimiithig  gestehe  ich  auch,  dafs  Krank- 
heiten dort  nicht  überwunden  wurden,    die 
an  andern  Orten  zur  Heilung  kamen,   nnd 
dafs  ich  selbst  geseheii  habe,  tlafs  künstliche 
Bäder  unter  imeiner  Anleitung  da  n^och  hal« 
fen,  wo  die  Heilkräfte  der  Wiesbader  Quel* 
len^  lange  umsonst  versucht  worden   waren. 
Erwartet  hätte  man  aber  die  Bemerkung  yoa 
einem  übrigens  so  scharfsinnigen  Arzte  gewils 
nicht,  dafs  die  Natur  und  Form  der,  in  den 
Brunnenbeschreibungen    als  geheilt   angege« 
benen  Krankheiten,    immer   dieselben*    die 
helfenden  Mittel  aber,  nämlich  die  MinjeraU 
quellen,  ihrer  inneren  Mischung  nach,   yon 
der  yerschiedeASten  Natur  seyen.     Ist  denn 
dem  Hrn.  Veif.  nicht  eingefallen,    dals  wir 
mit  Potenzen  der  verschiedensten  Natur  eine 
und  dieselbe  Form,  oder  ganz  ähnliche,  ver« 
wandte,  oft  mit  denselben  Mitteln,  oder  mit 
einem  einzigen  die  verschiedensten  und  sidi 
direct   entgegenstehenden   Krankheiten  hei« 
Jen?  Geben  wir  nicht  im  Typhu^  eine  Menge 


-     95     - 

Mittel,  deren  Grundstoffe  so  änderst  Ter- 
scbieden  von  einander  sind,  theils  einzeln, 
theils  combinirt  und  theils  abwechselnd  ?  und 
gesehieht  es  nicht  oft,  dafs  das  Eme  gar 
nicht  hilft,  ob  es  gleich  in  vielen  andern 
Fallen  trefiFliche  Dienste  leistete?  und  wie- 
der, dafs  sie  alle  xnsammen  wenig  oder 
nichts  thnn ,  bis  erst  durch  laulige  Bä- 
der ihr  Wirkungskreis  geklärt  wurde.  Ein 
solches  Beispiel  sah  ich  noch  vor  kur- 
Sem«  Ein  robuster  Maurer  von  etwa  vier- 
Mig  Jahren  lag  vom  Typhus  ergriffen  im  tief- 
sten Stupory  der  oft  mit  Deliriis  abwech- 
selte« .  Gampher  mit  Baldrian  und  Aether, 
mit  Moschus  abgewechselt  >  späterhin  durch 
Opium  ersetzt,  waren  nicht  im  Stande  mehr 
als  geringe  und  nur  kurze  Milderung  dieser 
Sjipptome  und  des  ganzen  Zustandes  her- 
beiiufiihren;  auch  der  reichliche  Gebrauch 
alten  Weins  nicht.  Endlich  wurde  der  Krank» 
in  ein  einfaches  lauliges  Bad  während  ein^ 
halben  Stunde  gesetzt,  und  von  diesem  Au- 
genblicke gieng  alles  vortrefflich  und  diese 
sehr  schwere  Krankheit  entschied  sich  in  we- 
nigen Tagen  zum  Besten. 

Wollte  Hr.  Dr.  M.  diese  Analogie  zwi- 
schen innerlichen  und  äufsetlichen  Mitteln 
nicht  gelten  lassen,  so  dürfen  wir  ihn  nur 
an  das  Heer  unsrer  äufsren  Mittel,  an  unsro 


-     96     - 

Salben^  Pflaster,  Aetzmittel  etc.  eiiiineni^ 
welche  wir  doch  oft  auch  gegen  die  glei- 
chen 'Fopaen  von  Krankheiten  anwendeoi 
und  deren  Zusammenaetzung  doch  gewüf 
nicht  einfach  ist,  da  wir  sie  aus  allen  Bei- 
cdien  der  Natur  herzuholen  pflegen!  Sind 
denn  aber  die  Charactere  der  Mineral^el- 
len  wirklich  so  disparat  und  heterbgeni  ab 
hier  zum  vorausgesetzt  wird?  Ich  Tenaitg 
das  in  der  That  nicht  zu  entdecken;  meiit 
kohlensaures  Gas,  zuweilen  hepatisches,  seit-, 
nes  Stickgas;  fast  immer  freie,  oder  dnrd 
Säuren  zu  Mittel-  und  Neutralsalzen  gebni* 
dene  Soda,  oft  Thou,  Kalk  oder  Kieselerde 
und  Eisen,  seltner  ein  wenig  Asphalt,,  du 
sind  in  nuce  fast  alle  Bestandtheile  der  in 
Deutschland  und  wohl  auch  in  allen  Tbei- 
len  der  bekannten  Welt  als  Arzneimittel  ge« 
bräuchlichen  Mineralquellen«  Wahxhiildgi 
einfache  Zusammensetzungen  im  Gegensatts 
Ton  denen,  welche  die  Kunst  in  unsem  Of- 
fizinen bereitet!  -« 

Alles  bisher  Gesagte  hat  aber  bei  wei- 
tem nicht  die  Tendecz  dem  innerlichen' und 
aulserlichen  Gebrauche  des  einfachen  Quell- 
Wassers  seine  allerdings  oft  trefflichen  Kräfte 
und  Ruf  zu  schmälern»  Nein!  suum  cuiquif 
ich  bin  weit  billiger  und  gestehe  gern,  diii 
ich  nicht  allein  bei\riindernsw;erthen   Erfolg 

■ 

bei 


—     97     -!• 

bei  richtiger .  Jndikatipii  u^d  Anwendtiag  ib 
yiirien  Btüspielen  kenne,  sondern  auch  selbtt 
nicht  selten  so  glücklich  gewesen  bini  ihn 
du'ch  meiner  Leitung  zu  beswecken*  .Aber 
ich  weifs  ai)4^  im.  Gegentheile,  dafs  es  oft 
$^.  wenig  aU:küostyches  Mineralwasser  fruch- 
tete ua4^  doch  nachher  yollendete  Heili 
nach  4eBi  Gebrauche  des  Ton  der  Nati^r 
gl^beneo.fol^jte;  auch  könnte  Jch  umstäi&dr 
lieh  beweisen,  :da£s  weder*  die  Reise,  denn 

»  •  •     •  ■  . 

Sfe  befrug  nur  wenige .  Stunden,.  no,ch  die 
£ntfe!l^ll^;gig..f;<'^  ge wohnlichen.  Geschäft^.; 
die  Peisoneny  konnten  seit  i^iier  Zeit  keine 
Ij^eib^i^;^  ^och  di«vZeratreuung ;  die  Kxankej^ 
hütheten  das  Zin^oier.  uqd  tUhrten  ein  ein- 
£ör;piges  Lfheaj  noch  xiie  .völlige  Verände- 
simff.  der.  beucu^sait;  &ie. blieb  dieselbe;  noch 
l)ie  Vertauschung .  djsa  Arztes;  ich  war  es 
ge^resen  und  blieb  es  aoch;  noch  die  Ver- 
endeCtt'ig  der  Atmosphäre:  sie  war.  bei.,kur- 
ser  Entfernung  wühl  fast  die  nemliciie.  und 
^wej^igst^ps  eher  schiechter  als  besser,,  den 
.geringsten  Antheil  an^der  Kur  hatte,  r—  Um- 
gekehrt aber  habe  ich.  den.  Fall  nie  gesehen, 
4j|fs  Kuren  ypn  einfachem  Wasser  einen  glück- 
lichen Ausgang  genomn^en  hätten,  nachdem  sie 
yon  mineralischem  fruchtlos  gewesen  waren.  — 
Wir  Wollen  nuii  zur  Betrachtung  aller 
der  Yortheile  übergehen,,  deren  Goncorc^nz 

Jonrn.  XXVI  Bi.   i.  $i.  G  ' 


-     98     - 


der  wichtigste  Ahtbdl,  ja  fäU'  alleiH  Guiil 
ztigeschriebeh  wird,  iräs  eine  BAderQisd''iuii 
der  Aufenthalt  «a  eiüer  Min^iß^Ald  b^ 
awecken  könkie^  'nnd  xwar  zuerst:^'' 

der  Ihüe  seWst.  S.^a^."  "  '  -^ 
'  Er  ist  nicht  •  ztt  längttezi/' älFs  mittSkfä 
alle  oder  dodi  ihehrere  delr  Vörifa^',  *die 
Hier  einet  ■iblcAen  Reise  zugeschriebtni  ^imt^ 
cite/ wirklich  ezistiren^  tind  dafs  ihrBilifIkii 
auf  die  Krankheit' -  ölt  aller£ngs  Toüli^dei» 
tMdiiiki  und  wirklich  gnnstigrai  'EUtMge'  sisf« 
K)äint  man  aber  alle  die  udknbeMUUbiaiittei 
widi4geii  ZtifiBe,  dente  gar  ni^f -atä^iH^ 
chta  Verden  kann,  und  ^et»  mkiii  ssBk  ndl 
an  did  Stelle  einbi  "^mpflndllch^ii';  iB^it^ 
tetett ;  von  ScUmenen  gequilt^iT  KäÜttiMi^ 
detikt  man  sich,  wie  oft  di^ie  ftcSÄaUMI 
YöSL  j^^ellenden  Giast^iifthenVg^obed'  ^o^ 
lions/  ihren  uneirsättÜchen  id!eistefiiV''^<A 
schlechte^  Mahlzeiten, •  unsanbehi  ZiffiiMik 
uüd  Betten^  zudringlichen  Wanten'  iOA  U^ 
dierm  Ungeziefer,  bösen  We^en ,  ündP  etitife* 
kendem  Staube,  vieler  anderer  Attj^HdA 
Zufälle  gar  nicht  au*  igedenken^  aafgere||l^ 
durch  fast  unausbleibliche  Leibesr6rstopfiui| 
bei  langem  JFahren  erhöht  werden  milsseyso 
findet  man  nach  den  Regeln  der  Subtraktiöilf 
daüi  oft,  und  yielleicht  am  Öftersten  weni^ 
aehr  wenige  vielleicht  gar  ein  Deficit  heraus« 


—     99     — 

kommd«  '-Dsft    dieie   Berechnuiig    wirklich 
getreu  sey ,  cUvon  habe  ich  mich  oft  za  iiber- 
seugen  Gelegenheit  gehabt;   decn  nicht  sel- 
ten waren 'eitiige  Tage  nöthig,   um  den  ar- 
men Leidenden  von  den  iiberstandenen  Un« 
gemichlichkeiten  ausruhen  zu   lassen.    Die* 
ser-Maasadib  ist  nun,  wohl  zu  merken^  von 
solchen '^Pettonen  angtoommen,  deren  Ver-  ' 
mögen  eigi<e||< 'Wagen,  Bedienung  und  al{e 
mögüche  Bei^emlichkeit  erlaubt.    Wie  sehr 
nüsiön^  uns  nun  aber  die  aufgezählten  Vor- ' 
theile  probUmatisch  dünken ,  wenn  wir  uns 
diebe^'VMtem  gröiaere  Menge  ins  Bad  Rei« 
soiden^'^tirärsteltenj  -die  mit  öffentlichen  Bei- 
sesoaitaltett  Tötlieb  nehmen  müssen,    denen 
Bedienang.  nad  Pftege  fehlen,  die  ängstlich 
nur  imofer  berechnen t  wie: sehr  diese  unge*»: 
wfthnl|fiheii  Koitten  ihrem  beschränkten  Haus- 
siandn  listig iallc^9  dereii  Kummer  über.dia. 
Zorilefcgelaiseheiiy  Zwttifei  tadd  .achwankende  . 
Hofiittlig  über  ^dÜ  UhgiasifiÜieit  des  Erfolgs/ 
ätt  Brunneakuby  i}edeni>6:db<9n    Gedanken 
aui^em  iäiett'ten!  scheucht!  «^j 'Die  Farben, 
diasil'^  Bildes 'liAssBen  aich^^ooh  dunkler  auf<f  .^ 
tri^en^  w«iaa>!!rür  nns  die.  noiJBb  .weniger  Be- 
Biiitelteny.  j» idüewganz  DürfUgen  yorjtellen, 
di^en   auch  der  kleinste  Vortheil  nicht   zu. 
gute  kömmt  i  iädeuen  doch  auch  von  fem 
dem  Heilbome  zueilen ;  und  nicht  eben  ie^<% 

Ga 


^  —    '00    — 


texis/^o  gut  wie  der  Hekatomben;  Opfemdel 
von  .der  Nymphe  desselben  erhSrt  Pferden. 


c« 


*. 


Von»  der  Entfernung^  von.  den  gewoJka^ .  ^ 
n- .       ^ö/i  Geschäften.  «... 

.  »Es  ist  nicht  zu. läugnten,  diks  jder .Nutten^ 
Wfiioh^K^us  .dieseb.:Ve£ändeniB|^.«bei  BÄdeiM 
'  kuren  entspringt,  wirklich-  der  'ansehnUchstei 
sejl^^  Jedoch  ist  di4  Bemeikiing^'Aelui  natSv^i 
lich^  dals  nun  gerade  nicht.  der:9{dXiei^'3%dl'« 
der  Kurgäste  aus  Geschäftamännern  J>esteha9i 
dala  ein  grofser  Theü  dieses  fißiea^ljsckaGlj 
aus  ^reichen  Miis^ggSngem,  atta':^  abfefishteii, 
yon '  Geschäften  ^  iEurii£k^zogenbiie:£9miian 
znsaiqm engesetzt  sey^*  dala :  k^tL^gerioga-. 
Menge^ alter  Matronen,,  altet  J«ng^n&:,y<dÜiC 

Hinge  der  Baddeette  vermehreny'demQtfeiita^ 
zige  Beschäftigung- das  liebe  Stz3cka«^^;4tfcr,' 

Bade  fort,  wie*  ui  Hause,  gehandha^f  ^Hr4|? 
und  wobei  es  -  bekanntlich ,  keinen  •.  :4.Qr^ei^\ 
YasTdrufs,  trUbd^^EiiidrUcke,  Zörm^üü  s^  fH.  «ÜAJ 
das  hier  aufgestellte  Gemä]de,d0a  Bernfa.  iBintgii 
Oescbäftsmaiines  giebt,  etwa  ]eoftriibeiiLBin«r 

dfilcke  ausgenommen,  welch«;  die  4UituidiQhiM) 
od^  Toilettanif  Grazien    an  iivkaatfiten. XNi,«^: 

men  und  die  daraus  zu  abstrahuieade  Gitelkeife 

und   Weltsinn   veranlassen  könnten.   -^  Es; 

ist  alao  kl^r,  dafs  dieser  würklioh  reelle  Nutzen 


>—      lOI      -— 


fiur*bei'der  Ueinern  Hälfte  allelr  Brunnen- 
^aste'itatt  finden  könne. 

VoA  *'der   Veränderung   in  dem   bisherigen 
Zirkel  der  organischen  Thatigkeit. 

Alles  wat  darüber  gesagt  ist,  wird  jeder 
jpraktische  Arat  von  Kop^  der  alfo  nicht 
blos  Handwerksmann  ist,  Ton  ganzem  Her- 
xjen  unterschreiben,  doch  wird  sich  ihm  auch 
die  Bemerkung  nicht  entziehen,  dafs  der  be- 
schaftigte  Brunnenarzt,  wenn  dieser  Fall  sehr 
häufig  einträte,  nic^t  wohl  im  Stande  seyn 
wiii^B^' immer  das  Organ  au&usuchen,  durch 

'dfesseü' fehlerhafte  Thätigkeit  der  nachtheili- 

*ge*2!^klus  begründet  wird,  denn  hiezu  be- 
darf es  nicht  allein  des  Scharfsinns,  sondern 

*  auch"  oft '  eteer  uncrmüdeten,  fortgesetzten 
lUBlil^'geAatten 'Beobachtung ;  und  doch  wiir- 
de  aü6h  dies  auweiten  nicht  hinreichen,  weil 

'ea' Fälle  giebt,  wo  das  höchste  Vertrauen 
des  Kranken,  innfge  Bekanntschaft  mit  sei- 
nen Verhältnissen,  gäiMKches  Hingeben  def 
Kianken  an  den  Arzt  erfordert  wird,  um 
sur  Kenntnifs  zu  gelangen,  wie  diese  Auf- 
hebttiig  fehlerhafter  Assoziationen  möglich 
zu  machen  %ey  —  mit  eiiiem  Wort,  hieau 
wird  dann  unbegrenztes  Vertrauen  erfordert, 
und  dies   erlangt  der  Bmnnenarzt  selten  in 

*  wenigen  Wochen.    Die  übrigen  Schwierig- 


—     loa    — ! 

keiten,  die  sich  der  S^ei^eiiiiiig  aiiier  ioldm 
Kette  in  den  Weg  stellea ,  sind  ypi^^Hni. 
Verf.  selbst  bemerkt  worden.  Endlich  noch 
ist  es  abier^doch  eiii|sv.:der  seltnen-/ Eälle^- wo 
von  dieser  Methode  .der  ganze  Ntttseol  einer 
;BruiinQakur  äbhJkn^en  h^nuj  und  cjiphalb 
kann  das  darüber  S^igebrachte  nvn^f^j^fl^ 
nähme.  zu§elas8en  ^^carden.,. 


F'on   der:  fZerstreuung^     Üruerhedtung^  'des 
GeisceSy  Leidenschaften  lind  Oemujfism 
Bewegungen  mancherlei  Ar tm    .. 

»  Hier  soll,  wie  es  heilst,  nicht  der  mtfi^ 
»theilige  £iiiAaIs,  d^n  der -Mf&bri(u^c]^'4i^ 
»Ursachen  hervorbringen.,  kano^  ..untemchl 
werden.  >»  Dies  ist  aber  gewifs  unrecht^'  d^ 
der  Zweck  des  Hrn.  Verf.^  jst,.^  zu;  seü^^ 
wie  wenig  eigentlich  Mineralwasseic  heLßl^db- 
liehen  Brannenk.iiren  ,.^rken,  uEjd  i^.  ivä 
Antheil  ;Eurallig^.UEii8|:ä|ide  dabei  habe»;  p 
ist  also  auf  alle.FälU  unwillig,  dafs  ^  hier 
nicht  weiter  in.Aq^chlag  |[e)>racht  .wertes 
soll,  was  doch  im  Allgemeinen  z9g0|S^ 
wird .  dafs  eben  die  verschiedenen  in  (dijffei 
Rubrik  bezeichneten  Einwürkungen  so.|tf 
nacbtheilrg  werden  können,  als  ihr^n  yo^ 
theil  zuge»chrieb(en  wird,  sie  sich  di(her^4^ 
möglichen  Kräften  der  Mineralwasser,  dif 
nur  dem  Hrn.  Verf.  problematisch   di^AMBf 


.—    103   .— 

bi.  entgegeoAetien  und  den  tu  hoflPenden 
Mii  vemichten  können» 

Fon  der  Veränderung  des  bisherigen 

Arztes, 

Weif n  wir .  auch  hier  gern  mit  dem  Hm, 
r.  annehmen  9  dafs  au  weilen  von  einer 
hen  Veränderung  viel  gutes  au  hoffen 
,,ap  kann  doch  auch  nicht  geläugnet  wer- 
^  d|ils  eben  so  oft  und  öfterer  vielleicht 
h  dfs  Gegentheil  zutreffe,  wenigstens  an 
'  besuchten  |Cnr orten.  Denn  es  gehört 
Seiten,  auch  des  geschicktesten  Arstes, 
t  .gemeine  Anstrengung  und  ein  sehr 
ndigea  PlUchtgefühl  dazu,  um  bei  gehäuf- 
Gescbäften  jedem  Kranken  und  den  be« 
lers  verwickelten  Fällen  die  ganze  er- 
leiliche.  Aufmerksamkeit  yu  >7idmen.  Die 
hraiig  begründet  ai>er  lei()er!  die  Klage 
el^fr  .{(ui'gäste,  ditfs  defp  nicht  stets  so 
m\i^;]^ei  den  Apr^tep,  die  sich  durch 
liebes  Verdienst  eine  wohlerworbene 
pl^cm  gegründet  haben.  Kann  dies  bei 
si|  der^Ffül  se^ii,  yrie  wird  es  Jenen  aus- 
qi,  welctlP  Hr,  Dr.  M.  als  rohe,  geistlo- 
StnpJKJk^fr,  die  ihr^  Wissenschaft  als  blo- 
jSrwerbsmittel  betrachfen,  characterisirt? 
ch  erinnere  mich  nicht  Q^ne  ein  gewis- 
wehmiithjges   Gefühl   eines  possirlichen 


—    xo4    — 

Auftritts  imBadehaus  zum  weriüeiü  LS^eniA 
Wiesbadeo,  als  es  einst  eineoi  Th>-il  der'da 
wohnecideni  Kurgaste  einkam,  ihre  Arznei- 
fläschcheo  zu  confVonti^en  und  sichs  ergab, 
dafs  sie  oiiue  Unterschied  dieselben  Mittel 
mit  derselben  Etikette  erhalten  Aatten«--- 
Es  ist  wohl  überflüfsig  zu  erinneni ,  daEs  ^di  -| 
auch  nicht  die  geringste  Wabrscheinlich^efi  .  | 
für  sich  hat,  anzünrehm^n,  dafs'  dieser*  Ooiir^ 
flux  so  Verschiedener  Stände,  so  yersc'*^  iede« 
nen  Alters,  Geschlechts  und  Göhstits^ 
tionen  an  eia  und  derselben  Kräitikheit  gtf*  ; 
litten,  oder  auch,  ^äre  sie  disparat  geweselij 
der  nochgerühmte  Spiritus  Elhri^  dekin*  diiS^ 
sen  erhielten  die  Phiolen,  bei  Jedem  richtii 
indizirt  war, 


» • « I  • 


«I  -« 


Kon  der  Veränderung  der  Atmosphäre» 

Gilt  im  Grunde  ieben  ^as,  was  vondeiia 
Wechsel  des  A^kztes  gesagt  worden  ist;*  Sie 
kann  eben  so  gilt  Tortheilhaft^  als  iutchthei? 

I  ■      ,  • » 

lig  si^yn, 

Werfeii  wir  nun  einen  Reeapitnlations« 
blick  auf  das  ganze  von  Hrii.  Dn'  M.  au& 
'gestellte  Gemälde,  so  gewahren  wir  deiil& 
lieh,   dafs  Alles,  was  ^r  zu  Begründung  sei- 

*  •  *  •        » 

n<^r  paradoxen  Meinung  aufgestellt  hat,  nidili 
weniger  als  Beweis  dafür  angenommen  wer* 
den  kahuj,  dafs  er  Ausnahpieh'  der  TXe^eX  auf« 


~    iü5    — " 


t*  «■ 


:;tita  sie  nU  Regd  dafttfstcfll^n;  daf«  er 

a'potiori  fit  denominana  gsnz  -  aulser 
t  gelassen  habe.  Es  ist  dodh  wohl  ni'cht 
la^en,  daTs  der  größte  Tkeil  aller  Ba- 
ke keine ' weite  l^e\%t  t[n^e%tf\\l  hat,  und 

iSies  selbst"*  in  sehr  beriihöireii  Bädern 
^fiPe.     Man  mnfs  ohne  Widerrede  zuge- 

daCi  in  dein'Uhikreise  von  2/4  ^^  ^^ 
litel  eines'  jeden  Bades  jährlich  »ine 
i£b  efaronilchery  sich  iehr'  in  die  Läoge 
endtey  schwer 'und  suweilt^n  gar  nvrht 
reilender  Krankheiten  entsteht.  Der  bei 
'tfm  gröfste  Theil  solcher  Siechen  zinht 
Üt  in  der  ginstigen  Jahrszeit  nach  dem  be- 
nteü  Hiälbom*  Auch  ist  eben  so  ^ewifs 
gröCsere  Theil  aller  Kurgäste  nicht  aus 
m  nahmhaft  gemachten  Ständen  der  f  i- 
,  grofsen  Welt,  oder  ans  der  Klasse  dcrr 
den  Schreibtisch  gefesselten  Gescbdi'*«- 
leer,  abgesehen,  dafs  schon  di^  fiiie 
fte  des  Barlezirkels  weiblichen  üe«(:hl'*rr'ts 

Ferner  ist  es  nur  eine  s^flt^ne  7'>fai%4* 
,  da(s  der  bisherige  Zirkel  der  •  ri'^ini- 
en  Thätigkeit  die  Grundlage  der  Kiaok- 
t,  oder  das  Haupthindermts  der  Kur  be- 
nde;  und  endlich  geschi«ht  es  oFt,  daU 
weder  gar  kein  Arzt  ?ofber  um  HsfH  p^.- 
{t,  odÄr  dsls  es  der  Brtfnn»-naist  %«»!#••, 
)i  ein  Besserer  war,    der  Yochcf    &«';"(;* 


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Jlrii.  Ö»  G.  Hprsl:  junior. 


Mi 


Arst  zu  Kölln  am  Rhein,         -  <  • 


M, 


orbus  maculosus  haemorrhagicus^  Hat- 
rnorrhaea  petechiaUs^  BIutAeckenkriuiUieity. 
fängt  gewöhnlich  ohne  vorhergegangenes 
besonderes  (Jebelbefindon ,  unerwartet  mit 
Petechien  über  den  ganzen  Körper  an*  Dann 
kommen  bald  nachher,  zuweilen  fchon  des 
ersten,  ofil  den  zweiton  Tag  nach  Erschei- 
nung des  Ausschlages  starke  BIutAüfse  inf 
Nase,  Mund,  Magen  etc.  hinzu.  Uebrigeas 
wollen  einige  diese  Krankheit  ohne  Fieber, 
den  Puls  vielmehr  langsamer,  als  im  gesun- 
den Zustande,  ja  mit  völliger  Gegenwart  des 
Geistes,  andere  mit  heftigem  Fieber,  Verwir« 


Iig*^d«  'Sinn^f «  eixuge'  €m^  fordächtig« 
;^Ut  unter  I  dem  .ßAunien.  als  die  Quelle 
ie  liBlucflufses»  ferner  das  ausstrumende 
hMmfgielüaty  4ndere?.das  Gegenthejil  bcp« 
idiMti.liaben;  alleia  diese  Ver^chiedenhei- 
Draiml  aulserweieniUcti,  und  gehören  nicht 

»r.  Ein.  Frauenzimmer  von.  i3  Jahren,  blas«« 
ir  Geiicbtsfarbe».  hagerem  9  schlanken  KCir^n 
erbaue,  wobei  sich  ^noch  gar  .keine  Vorbp-« 
M.'mU'"'Menstruati0U  aeigten,  hatte  kun% 
isher  :i?eniger  .im'slust^  abwechselnd  Kapf<« 
hinerceni  war  übrigisns  impictr  gesund,  m^n- 
r,  wurde  den  yten  /Ipril  1806,  nach  einem 
»asiergange  .  mit.  .leiditer.  Kleidung,  daher 
itstandener  Erkältung  bei  schsifer,  Nord- 
ft,  desselb.en:iVkcnds  wie  si^,  nach  .Hause 
im»  mit  Frost  und  Kopfweh  überfallen, 
hlief  jodoch  dilr.  Nacht  siemlich  gut. 

Den  8ten  bßAcfkXe.  man  im  Gesichte 
üflyr?  Und.  über  dem.  linken  Auge  zwei 
eine  achwarzbraune,  runde,  nicht  über  die 
KMjeirhabene.Fl^i^kea.  fEb^n  sq  .fs^nd  man 
A' .  genauerer.  .  UAtersue)iung  d,en  gauxejx 
Brp^;.  damit,  »besäet;  besonders  war  die 
ßhte  Seile  des  H4U0S  bis  an  ^die  Schulter- 
^eTf.d^  ganze . Nacken,  ferner  die  innere 
ite..der  Arme,  die  Untesrschen^e),  von  den 
den  :biib..su  :cleii.  JF^ifsi^ehen»  ,ap  stark  mit 


Dnr^^t,  dec.PttU  sehr  Ußin,  jetwa  8o$6h%i^ 
der  .{Jriii  gans  Uar,  Wlasorigy  44»  BIuteii:li4t. 

aufgehärts  .leb  verorjdiifter 
.]^.   Con^'-regü  y',9\i 


itf.  Dh '  S.  1  Alle ^madeA.  rmß  JMb^i' 
se.  w  jtehfB.en ;  i  der  SpiriW^UrioU^j  ftuiy|^T|i 
banbdip.unter  d^ .  6erstepi«[A9>?r  ly^igesÄ 

In  der<jN4cht  ;au£-.dw  ißtm  itiült^ikk 
einige  Stunden  ruhig  geschUfeim  wuintfe  d|pn 
«  auf  einmal  unruliig;  ]>ekaiP(i  ^^f^im  Eirwaclien 
heftige  Gonvulsionen,  VerzerruhgQti^^MLGe« 
üebtit^;  ^Zittern ;aiD  '.gMiK'n  l^i^e^  lia^te  Jtauin 
fifUbareüi  irreguUreti  ;Pii)m«i9;j|^^e  {(^^^ 
gtisg.SBUto/frJ^e^^n^  t^kam  wii^.ig)^..£r« 
brefclient'  von  ^Ihe^t  gfnt  di|kiU€^(;lf^«l%rif 
lichenv  br9yavtigeii<> Blute,'  ireld^ei/ wojhji  4 
bis  Snval  m;d^rael(iw..N!aeht'  'anff>$s|ej  und 
fiin  ganaesNachtge^irr;  atlfüllteir.)  j^a^hdfta 
dieser.  Sturm  roriiber  war,  schlief  s^  "l^^iedtv 
iuhig  bis  an  den  M?rgen,  behielt  die.y/j»> 
ken '  immerfort  in  der  Nase  ^  nebst  doti  :Mt 
ten  Umschlägen  übet  cke  :Stirne..f., 

Den  loten  hcirte   das  Nas^i^laten  a4 
2iut  hei  kleinen  Erschütterungen^  BeTV^guari  f 
gen  des  Kopfes  zeigton  sich  wenige  TropfaO)  I  '^ 

die 

I  \ 


— •   ii3    — 

}  bald  wieder  nachliefsen,  die  Neigung 
n  Brechen  verschwand,  das  Gesicht  war 
.  Morgen  seh»  eingefallen,  leichenahnlicfa, 
»  GJiedmaüsea  kalt  ansuPiiblen,  übrigens 
10  Kopfweh,  wenig  Durst,  die  Zunge  rein, 
icht,  der  Puls  gereizt,  krampfhaft »  klein, 
te  80  Schläge,  das  Zahnfleisch,  der  ganze 
iere  Mund  war,  so  weit  ich  bei  der  ge^ 
xesten  Untersuchung  sehen  konnte,  frisch 
:Klich|  ohne  Terdächtige  Stellen,  aufser 
eien,  ein  wenig  erhabenen,  kleinen,  run« 
tXf  zerfressenen  schwarzrothlichen  Flecken 

der  ionem  Seite  der  untern  Mundlefze 
bemerken,  die  dennoch  zu  unbedeutend 
ienenf  um  daher  die  Quelle  jenes  so  hef- 

ausatrömenden  Blutes  argwohnen  zu  kön- 
D.  Die  Kranke  hatte,  den  Anfall  von 
itbrechen  abgerechnet,  die  grülste  Mun- 
keit  und  Gegenwart-  des  Geistes,  und 
gte  |iur  über  Mattigkeit,  die  Flecken 
aden  noch  wie  vorher,  nach  Tische  aus« 
te  sich  Kopfweh,  viel  Durst,  grolse  Schwä« 
»;  sie  konnte  im  Bette  nicht  aufrecht  sitzen, 
ne  ohnmächtig  zu  werden.  Auf  den  Abend 
r  der  Puls  sehr  klein,  schwach,  schnell, 
sr  100  Schläge«  Auf  ein  gegebenes  Kly- 
ft  erfolgte  zweimal  ganz  schwarzer  Stuhl« 
lg  mit  etwas  Blut  vermischt;  die  Kranke 
Ite  noch  Trieb  zum  Stuhl^  äulserte  aber, 
311».  XXVI.  ß.  1.  St.  H 


-   ii4  - 

Kraft  zu  haben,  ihn  fortstofiien  m  k 
nen*  Det  Urin  war  klar,  citrongelb*  ' 
Arxnei  wvttde  wiederholt. 

Auf  den  i  iten  hatte  die  Kranke  me 
re  Stunden  ruhig  geschlafen,  das  Bluten  ] 
te  ganz  auf  ^  es  zeigte  sich  weiter  keine  ] 
güng  zum 'Brechen.  Am  Morgen  klagte 
über  leichtes  Kopfweh,  viel  Durst,  die  Zi 
war  feucht,  der  Puls  hatte  sich  etwas  geho 
übrigens  noch  schnell  über  loo'Schläge^ 
Urin  ganz  klar,  zitronengelb,  die  Fl^ 
standen  noch,  sahen  aber  hier  und  dort  c 
^blSfser  aus.  Pat.  behielt,  aufser  einer 
fsen  Mattigkeit,  ihre  TöUige  G^enwan 
Geistes  und  Munterkeit  bei.  Es  stellte 
ein  wenig  Husten  ein;  der  Athem  w 
etwas  beklommen^  Nachmittags  bis  g 
Abend  zeigte  sich  yiel  Durst,  Hitze,  JS 
weh,  Schweifs  über  den  ganzen  Letb^ 
Hustenreiz  hielt  an,  mit  fliegenden  Sti 
in  der  Brust  (wahrscheinlich  eine  Wir: 
der  Mineralsäuren),  es  erfolgten  zwei  t 
artige,  schwarze  Stühle.  Uebrigens  war 
imm^r  diegröfste  Schwäche  vorhanden^ 
wurde  gleich  ohnmächtig,  wie  sie  sich 
im  Bette  aufrichten  wollte.  Die  Hitze  hiel 
der  Puls  war  am  Abend,  wie  des  Morj 
schnell,  schwach,  im  Liegen  fühlte  und  J 
te  Fat.  wenig,  war  recht  munter,  la cht e^  sei 


-    iiS    - 

tBf  .wollte  ioimer  essen ;    es  wurde  noch  ein 
iUjAtier  gesetzt,  und  iolgendet  verordnet : 
IjL     Cort,  regä  5;' 

Coq.  c.  \J  Joru.  suff.  quam.  p.  J  hör. 

Col,  ^x  aäde 

mucäag.  rad.  Saleb  ^jv, 

M.  D.  6\  Alleäciin«iei'  eine  halbe Thee- 
Ctste  SU  nehmen;  der  Spirit,  vUrioL  unter 
lern  GerstenwuMer  wurde  zurückgesetzt,  und 
anstati  dessen  \  Moselwein  zum  Getränke 
gemischt. 

Ci£Fee,  Fleischbrühe  mit  Sauerampfer 
nahm  sie  mit  vifl»in  Appett* 

Auf  den  i^Aien  hatie  &ie  des  Nachts  gut 
geschlafen;  Husten,  Seitenstechen lielaennachi 
das  AthemhohJexi  war  frei,  sie  spürte  keine 
Hitse,  keinen  Durst  noch/- Kupf weh,  auch 
hörte  das  Bluten  ganz  auf,  nach  dem  Kly« 
itier  erfolgten  wieder  zwei  schwarze  brejr- 
irtige  Stühle;  der  Puls  war  am  Morgen  ein 
venig  voller,  langsamer,  gegen  80  —  go 
Schläge;  die  Flecken  standen  noch  alle,  wa- 
ren aber  bläfser  wie  vorhin.  Die  zwei  ver« 
daehtigen  Stellen  an  der  innern  Seite  der 
untern  fduodlefze  waren  ganz  verschwunden, 
üe  Kranke  war  des  Morgens  recht  munter, 
rerlangte  feste  Speisen  zu  essen,  die  ihr  aber 
loch  nicht  gestattet  wurden.  Nach  Tische 
.piirte  ii^  wieder  etwas  Kopfweh^  Durst  und 

Ha 


l 


—     ii6    — 

Hitze ;  sie  wollte  fum  Nachistühl  gelien,  ludd 
wnrde  ohnmächtig«  In  einer  horizontidett 
Lage  war  sie  ganz  wohl^  klagte  nichts,  der 
Phls  hatte  auf  den  Abend  wieder  gegen  xoo 
Schläge;  es  wurde  wieder  einKIystier  verord- 
net, die  Arznei  fortgesetzt,  die  Gabe  des 
Weins  verstärkt« 

Auf  den  iSten  hatte  sie  die.ganze^NäcliI 
durch  geschlafen,  am  gStiten  Körper  mit 
Erleichterung  aller  Zufälle  ^tärk  gescitmtit 
Des  Morgens  hatte  sie  noch  ein  wehig  Ko[>£- 
weh,  die  Zunge  war  rein,  feucht,  der  Puls 
vermindert,  hatte  nur  80  Schläge,  übrigens 
noch  schwach,  klein.  Auf  das  Kiystier  erfolg- 
te wieder  ganz  schwacher  Stuhl ,  die  Fleckt 
wurden  immerfort  blafser,  waren  aii  der 
rechten  Seite  dös  Halses  rast  ganz  v^rschwim« 
den^  an  den  Unterschenkeln  weit  blälser 
wie  vorher«  Pat*  Verlangte  zu  enseni  haitte 
mehr  Zuwachs  an  Kräften,  wollte  aufstehen, 
nicht  mehr  im  Bette  bleiben^  die  Arznei 
wurde  wiederholt ^  uii'd  etwas' ntehr  tu  essen 
erlaubt« 

Auf  den  t4ten  hatte  sie  bei  der  Nacht 
wieder  gut  geschlafen,  fiihlte  am  Tage  we- 
der Kopfweh  noch  Durst  ^  und  hatte  von 
selbst  natürlich  gefärbte  OefPnung  gehabt. 
Der  Puls  war  stärker,  und  hatte  80  Schläge^ 
die  Flecken  am  Halse,  Nacken  waren  gans 


—    117    — 

renchwunden,  an  den  Unterschenkeln  kaum 
noch  die  Spuren  davon  zu  erkennen.  Sie  war 
ganz  munter,  und  man  konnte  ihr  picht  genug 
zu  Eisen  bringen.  Die  Arznei  wurde  wieder- 
holt. 
§ 

Auf  den  i5ten  flössen  wieder  einige 
Tropfen  Blut  aus  der  Nase,  welches  bald 
wieder  nachliefs;  sie  hatte  auch  ein  wenig 
Kopfweh,  und  Durst,  der  Puls  war  derselbe, 
es  wurde  wieder  ein  Klystier  gesetzt. 

Den  i6ten  hatte  sie  noch  etwas  KopE- 
ifeh,  wenig  Durst,  viel  Appetit,  der  Puls 
atarker,  zwischen  70  und  80  Schläge,  die 
Kräfte  nahmen  zu,  im  Gesichte  äufserten  sich 
nur  noch  einige  Spuren  von  Flecken.  Sie 
wurde  mit  der  Arznei  verschont,  fing  an 
mehr  zu  essen,   und  mehr  Wein  zu  trinken. 

Den  i7teny  i8ten  ging  alles  besser,  der 
Puls  war  natürlich^  es  erfolgte  von  selbst 
gehSriger  Stuhlgang  die  Flecken  waren  kaum 
mehr  zu  erkennen. 

Den  igten  hatten  sich  wieder  einige 
Tröpfen  Blat  aus  der  Nase  gezeigt.  Pat.  Fühl- 
te sich  übrigens  ganz  wohl;  es  wurde  wieder 
sin  Klystier  gesetzt. 

Den  mosten  waren  die  Fleckeij^ganz  ver« 
lohwunden,  sie  wurde  aus  der  Kur  entlassen, 
md  hat  bis  jeut,  nach  einem  Jahre,  anhal- 
;end  der  besten  Gesundheit  genolsen. 


—    ii8    — 

üeber  das  Wesen  dieser  sonderbaren 
Krankheit  sind  fast  alle  ]ie<,*bachter  überein- 
kommend, indem  sie  dasselbe  in  eine  Sch'wächa 
der  Lebenskräfte,  Lähmung  der  Hautgefafse^ 
aufgelöstem  Blute  setzen,  wozu  wohl  die  gleich- 
zeitige Erscheinung  der  Petechien  am  meisten 
verleiten  mogte,  weil  man  diese  als  so  viel 
"^kleine  ecchymoses  extravasatae  yon  aufgelö'« 
sten  Blutcheilchen  ansah,  die  wieder  auf  eme 
allgemeine  Schwäche,  auf  eind  anfangende 
allgemeine  Auflösung,  Zersetzung  der  Säfte 
schli eisen  Hessen,  so  wie  man  überhaupt} 
wo  man  nur  Petechien,  Petechialfieber  salii 
yon  nichts  als  anfangender  Zersetzung  dec 
Säfte,  Lähmung  der  festen  Theile  traumta 
Allein  in  den  Petechien  als  Petechien  an  und 
fiir  sich,  kann  nicht  immer  und  allein  eia 
Merkmal  der  Lebensschwäche,  der  anfangen- 
den Auflöfung  liegen,  weil  der  Charauet 
des  Fiebers,  wozu  sie  sich  gesellen,  nach 
den  Beobachtungen  der  besten  Aerzte  yer^ 
schieden  sejm  kann,  bald  ein-jplus  bald  m 
minus  der  Lebensthätigkeit  im  Ganzen  dir- 
stellty  zuweilen  durch  ein  zu  warmes  Vei^ 
halten,  oder  zweckwidrige  hitzige  ArzaeimiN 
tel  auf  der  Höhe  des  Fiebers  erscheineoy 
und  bei  gastrischen  Zeichen  oft  zum  Vor- 
thei|  des  Kranken  nach  der  ausleerenden 
Methode  verschwinden.  Wir  haben  viele  Bei« 
spiele,  dafs  Petechialfieber  durch  wiederholte 


mm      H9      — . 

I 

Aderlasse  y  wo  sich  ein«  dicke  Sjieckhiiit 
anf  dem  gelassenen  Blute  zeigte,  und  ande« 
re  ausleerende  Mittel  gehoben  werden.  So 
sagt  Frank  de  curandis  Hominum  Morbis 
libm  5^  p^»  123.  nee  opus  est^  ad  putridam 
sanguinis  resolutionem  in  his  explicandis 
recurrere  ^  quae  vel  solo  interdum  emetico^ 
out  purgante  alvum  remedio  dissipantur  in 
horaSy  aut  in  multis  sine  febris^  aut  morbz 
vestigio  in  cute  prorumpunt^  frequenter 
saiis  in  morbis  inflammatariis  petechiaSj  ac 
emissum  sub  istis  in  forntam  certe  insulam 
compaccunij  ac  denso  corio  obtectum  con^ 
tpeximus  sanguinem.  De  Haen  rat,  me« 
dendi  part.  ^ta.  pag.  8i8*  führt  ähnliche 
Krankheitsgeschichten  an,  wo*  bei  wieder« 
holten  Aderlässen  in  Petechialfiebem  eine 
dicke  Speckhaut  auf  dem  Blute  sich  zeigte. 
Der  scharfsinnige  Heil  *)  nimmt  zwar  auch 
Petechien  mit  einem  entzündlichen  Gefafs- 
fieber  an.  In  diesem  Falle  ist  nadi  ihm  die 
Krankheit  rerwickelt,  nemlich  das  Gefäfsfie« 
her  entzündlich,  und  den  Petechien  schreibt 
er  den  Char acter  des  Typhus  oder  der 
Lähmung  zu;  allein  wir  haben  entzündliche 
Gelälsfieber  vom  gelindesten  bis  zum  höch- 
sten Grado  der  Ueberreizung,  wo  doch  nie 
Petediieo.  zum  Vorschein. kommen ,  ja  man 

*)  ^dbttl^lm  s.  B.  p.  54. 


—    lao    — 

hat  Petechien  ohne  Fieber,   ohne  besonde- 
res   Uebelbefinden    bei   vorhandenen  Pete^ 
chialepidemien  gesehen ,    so   sagt  Burserius 
Tonip   3»  p*   334«    ^^  primum   illud   considc" 
randum  venü^  quod  peticidae,  quando  epi* 
demiae  aliquo    in  loco   increbrescurUy    non 
raro  soluarie^  et  sine  fehre^  aut  alio  moT" 
boy  a  quo  pendere  queant^  uagairi  solentj 
sie  w  non  pauci  peticulis  consperci  ceman^ 
tUTy  huc  illuc  sine  üllo  incommodo  discur^ 
rere^  et  suis  negotiis  operam  dare^     Es^ä-  * 
re  daher  nicht   einzusehen ,    wie    in  diesem 
Falle  eine  totale  Lähmung   der  ganzen   se« 
eemirenden  Oberfläche  ohne  merkbare  Stö« 
rang  für  die  Gesundheit  im  Allgemeinen  be- 
stehen  könne*    Schwäche   der  Lebenskrifice, 
Lähmung    der    aushauchenden  Gefäfsc,    ex- 
travasirteSy  aufgelöstes  Blut,  passives  Durch- 
schwitzen, kann  also  im  Ganzen  nicht  f&r  den 
Grund  der  Entstehung  der  Petechien  ange« 
Bommen  werden,  sie  scheinen  vielmehr  daf 
Product     einer     anomalen     Secretion    la- 
seyn,  sie  setzen  bei  ihrer  Erscheinung  eine 
veränderte  Thätigkeit,  in  der  Hautabsondd- 
rung,  einen  veränderten  chemische tmimali^ 
sehen  Prosefs,  mitbin  irgend  etwas   actvues 
voraus,  und  so  kann  auch  das  Verschwinden 
derselben  nicht  durch  einfache  EinsangüBl 
Ton    exrravasirten    Bluttheilcbeijf.,   .fanden 


—      121      — 

mir  durch  entgegengesetste  Tätigkeit ,  Re^ 
gulirusg  der  Hautsecretion  vor  sich  gehen, 
so  gut  wie*  bei  der  Gelbsucht  die  gelbe  Far« 
be  auch  gewils  nicht  durch  mechanische  In* 
filtration   abgesetzt   wird.      Hr.   Brandts   *) 
sagt?  es  ist  unbezweifelt^  dals   das  Pigment 
im  Schleimnetz,    so  gut  als  jede  andere  ge- 
färbte   oder   ungefärbte    abgesonderte   Sub- 
stanz durch  ^ne   eigene   lebendige   Thätig« 
keit  der  Organe  bereitet,    und  nicht  durch 
erweiterte  oder  verengerte  Gefafse  in  das« 
selbe  abgesetzt  wird.    Wer  werde  es  sich  zu 
behaupten    einfallen   lassen,    das    schwarze 
Pigment^  welches  die  Haut  der  Neger  färbt, 
oder  das  schwarze  Pigment  unserer  Augen 
werde  durch  Infiltration  schwarzer  Bluttheil« 
chen  abgesetzt? 

Die   ia   Fiebern    vorkommenden  Pete- 
chien,  besonders   die  primairen^   als   eigen* 
thfimliche  fiir  sich  bestehende  Krankheit  be» 
trachtet,  die  besonders  ßurserius  mit  Wich« 
tigen  Gründen  vertheidigt,    und  wovon  er 
manche  Epidemien'  anführt,  erscheinen  nach 
eben  den  Gesetzen,  wie,  bei  gewissen  Luft* 
comtitutionen^  die  Blattern,  Masern,  Schar- 
lach erscheinen.    Diese  primairen  Exanthem 
inen   fcbeinen   nur   darin  von  den  seeun^ 
daiten    oder    symptomatischen    Petechien^ 

*)  Versuch  über  dis  Metsstuen;  p.  170. 


—       12A      — 

Friesel,  sich  zu  unterscheiden,  daCi  diese 
organische- chemische  Hautabsonderung  bei 
jenen  blos  durch  eine  von  auisen  direct  auf 
das  Hautorgan  würkende  Ursache,  wahrschein« 
lieh  eigenthümliche  Reschaffenheit  der  LuA 
bei  vorhandener  Anlage ,  bei  diesen  nicht 
von  auFsen,  sondern  blos  durch  eine  innere 
fortwirkende  krankhafte  Thätigkeit  als  Zei- 
chen der  Zunahme  der  gestörten  Absonde-^ 
rangen  erregt  wird. 

Nach  dieser  Digression  in  Rücksicht  der 
Petechien,  Petechialfieber  im  Allgemeinen, 
ist'  es  mir  wahrscheinlicher,  dafs  auch  der 
morbus  maculosuSj  wobei  die  Petechien  pri» 
mair  zu  Anfange  der  Krankheit  erscheineoi 
ursprünglich  durch  eine  veränderte  ckemisck^ 
organische  Thätigkeit  durch  eine  Abnormi^ 
tat  in  der  Hautfunction  hervorgehe,  wodurch 
die  Flecken  zuerst  gebildet,  dann  Störungeoi 
Rückwürkungen  in  andern  Organen,  vermehr« 
te  OsciUationen  in  entfernten  Zweigen  des 
Blutsystems  entstehen  und  so  der  Blutflnls 
als  vicariirende  Thätigkeit  dargestellt  wirdi 
in  den  meisten  Fällen  scheint  eine  vorher- 
gegangene Erkaltung  bei  einzelnen  Indivi^ 
duen  nach  ihrer  eigenthümlichen  Anlage  m 
dieser  Krankheit  wirksam  zu  seyn« 

Der  morbus  maculosus  hat  einen,  knr- 
sen  Verlauf  I  unbedeutende  Vorbpten, 


—    ia3    — 


so  wenig  üble  Nachwiirkuagen ,  tb 
I  man  eine  Auflösung  des  Blutes,  Schwa- 

als  primaire  Ursache,  wenn  gleich  als 
xkung.  annehmen  könne;  der  Blutflnik 
aint  yielmehr,  obscbon  mit  vielem  Kraft« 
luste,  für  die  individuelle  Constitution 
noch  eine  kritische  Erscheinung  fiir  die 
:örte  Hautsecretion  zu  seyn,  weil  nach 
ifsenem  Blut  die  Krankheit  bald  geho« 
.  ist,  der  Arzt  so  wenig  jenes  zur^ckzu« 
;en  rermögend  ist,  das  Uebel  ohne  Nach« 
kungen,  ohne  Recidive  völlige  Integrität 

Gesundheit  hinterläfst,  was  so  selten  bei 
tfliifsen  anderer  Art  der  Fall  ist.  Als  ent« 
ite  Momente  mögen  ;:uweilen  Haemor^ 
idaUMenstruaUCongestionen  zur  Entste- 
ig dieser  Krankheit  beitragen;  doch  ist 
s  nicht  immer  der  Fall,  weil  von  beobach« 
den  Aersten  auch  Fälle  angegeben  sind, 
die  Menatrua  in  bester  Ordnung  yorhan« 
i,  keine  Anlage  zum  Haemorrhoidalflufse 
erkennen  war^  sogar  bei  Knaben  von  aar- 
i  Alter,  wo  aller  Verdacht  zu  Blutconge« 
inen   dieser  Art  in  der  Regel,  wegfallen 


—      124      "" 


IV. 

I 
Udber  eine 

bis  jetzt  nicht  genug  beachtete  Ursache 

des 

Gebärmutterblutflusses        nach 

■ 

Entbindungen^ 

durch 
einige  Beobachtungen  erläutert, 

von 
Hrn.  Dr.  L.  M  e  n  d  e,     . 

auaübendem  Arite  und  Lehrec  der  Arsneikonde 
.     EU  GreiFswald, 


Jjjine  junge  starke  Frau  von  24  Jahren  brau- 
nen Haaren  und  frischem  Ansehen,  hatte  dal 
Ende  ihrer  zweiten  Schwangerschaft  gesund 
und  wohl  erreicht.  Während  der  Schwan- 
gerschaft war  sie  W6der  durch  Noth  und  Sor- 
gen erschöpft ,   noch    durch  Leidenschaften 


tdg  bewegt  worden.  Sie  lebte  in  einer 
genehmen^  zwar  gemächlichen, -^och  Thä» 
,keit  erfordernden  Lage. 

Am  Sitten  August ,   nachdem  sie  schon 
ir  nreien  Tagen  mit  ihrer  Rechouog  au  Ende 
iresen,  bekam  sie  gegen  Mittag  gelinde  Leib« 
imerzen,  die  gegen  drei  Uhr  If  achmittaga 
wahre  Wehen  übergingen,  welche  schnell 
nehmend,  ohne  groise  Schmerzen,  sehon 
gen  7  Uhr  Abends  einen  lebendigen  star« 
in  Knaben  zur  Welt  förderten.    Bei  dem 
nzen  Verlaufe  der  Geburt   ereignete   sich 
chta  Auffallendes,    aulser  das  in  der  Fort- 
ngs-  und  Austrittszeit  bei  jeder  ron  den 
hnell  auf  einander  folgenden  Wehen  eine 
iidigkeit  eintrat,  wobei  die  Augen  zufielen, 
er  Leib,-  die  Arme  und  Füsse  alle  Spannk- 
raft verlohren,  und  daher  auch  kein  Ver- 
übelten   der    Wehen   statt  finden   konnte, 
fach  jeder  Wehe,   die  doch  kräftig  genug 
ad  in  der  gehörigen  Richtung  wirkte,  schien 
ie  Gebährende  aus  einer  Betäubung  zu  er- 
achen,  blickte  frei  und  heiter  umher,  und 
lagto  blofs   über  Mattigkeit.    So    wie  die 
rischen    Wehen   wiederkehrten,    erneuerte 
ich  «och  die  Betäubung,   die  erst  den  leb« 
afteren   Schmerzen    beim   Durchschneiden 
ei  Kopfes  wich« 

Di^   Nachgeburt   lösete    sich   langsam» 


.weshalb  die  erfahrne,  hier  g^enwXitige  E 
^mme  zu  gelinden  Reibungen  in  der  Schi 
gegend  ihre  Zuflucht  nahm,  worauf  i 
heftige  Wehe  erfolgte,  die^  nachdem 
ganze  Nachgebnrtszeit  ungefähr  eine  8tn 
gedauert  hatte,  den  Mutterkuchen  yoU« 
abtrennte  undjan  die  Scheide  warfL 

Sowohl  bei  der.  Geburt  alt  in  deren 

Stunde  nach  derselben  war   auch  mc|l^* 

Tropfen  reinen  Blutes  aus  den  Gebunid 

Jen  abgegangen.   Demohnerachtet  fühlten 

die  Kranke  völlig  wohl,    und  hatte,    in 

Bette  surückgebracht,  schon  Appetit  aa 

ner  Suppe  geäuTsert.    Diese   Umstände 

fuhr  ich  alle  aus  dem  Munde  der  Heban 

ich  selber  wurde  erst  nach  acht   Uhr    gl 

.fen«,  weil  auf  einmal  heftige  Nachwehen  i 

getreten   waren,    die  Tom  Kreua.  bis.ia  < 

.Schoos    gingen,    nur   kleine  Zwischeuin 

liessen    und   viele   Schmerzen    yerursackt 

Nach  jeder  Wehe  flols  ganz  Aüisiges  rot 

Blut  aus  den  Geburtstheileo,  anfangs  wei 

nach  und  nach  aber  immer  mehr.     Der  I 

terleib    war    aufser    der    Wehe    schmerzl 

doch  im   ganzt^n    Umfange    weich,    und   i 

härtere  Gebarmutter  nirgends  zu  entdeck 

Der   Puls    war     auber    der    Wehe,  aniai 

weich   und    voll,    doch   nicht   So  grols  tt 

Stark  wie  die  Frau  ihn*  in  gesunden  Tsg< 


—    1^7    -r 

haben  pflegte»  während  der  Wehe  wurde 
'  krampfig  und  klein.  So  wie  der  Blut* 
£•  mnahm,  yerminderte  sich  die  Völle  def 
ibet,  das  Gesiebt  und  die  Extremitäten 
irden  nach  jeder  Wehe  bleich  und  kalti 
^suletst  folgte  jedetmal  eine  wirkliche 
mmachty  die  nur  durch  die  folgende  We- 
>  unterbrochen  wurde. 

-  Dnrch  die  während  der  '  Geburt  statt 
idende  Müdigkeit,  und  durch  den  im  All* 
Mneinen  krampfhaften  Ohara cter  der  We« 
»  getäuscht,  hoffte  ich  durch  Einreibung 
ic^htiger  Mittel  in  den  Unterleib,  durch  äus- 
re,  warme  beruhigende  Umschläge  und 
irek:  den  innerlichen  Gebrauch  kranipf« 
ttlender  Mittel,  die  Nachwehen  besänfti- 
bh  und  den  Blutflufs  in  Ordnung  bringen 
I  können.  Eine  £tunde  lang  wandte  idi 
iher  diese  Mittel  unansgesetEt  an,  doch  da& 
^ebel  wuchs  mit  jeder  Minute,  und  der  oben 
Bgegebene  gefährliche  Zustand  eines  Blut- 
Tomens  mit  Ohnmacht,  und  anscheinender 
fichfipfung,  trat  unaufhaltsam  ein. 

Die  erste  Vermuthung  -über  den  Grund 
leses  Uebels,  fiel  auf  einen  fremden  Kor- 
er, der  noch  in  der  Gebärmutter  enthalten 
rärc^.  Die  Nachgeburt  oder  Stücken  derselb- 
en lielsen  sich  nicht  erwarten,  da  ich  sol- 
he  gans  und  unverletit  gesehen  katte. 


—    ia8    — 

'  Be  nebst  dem  Kinde  gegenwärtig  gewesene  \ 
Afterbürde  durfte  man  nicht  ohne  Wahiy. 
scheinlicfakeit  zu  finden  glauben»  über  .deMll 
paseyn  indessen  nur  eine  innerliche  .Untere 
Auchung  entscheiden  konnte  9  da-  äaberliisk 
keine  harte  oder  besonders  erhabene  ;SfieU« 
zu  entdecken  war.  Zu  dieser  machte  ich 
dann  auch  sogleich  die  nöthigen  An^odtasi 

Nachdepi  ^rch  Unterschieben  vonilKfis- 
sen  das  Kreuz .  hoch  gelegt  und  die  Q^bmii«. 
theile  frei  gemacht  waren  yunteärsnchte  sdk 
gleich  nach  einer  Wehe  zuerst  mit  ^  awd 
Fingern  den  Stand  des  Muttermnndea.  Id 
fand  ilu^  tief  im  kleinen  Becken^  eiA  weaig 
gegen  die  linke  Wand  gekehrt.  Er  was  bb 
auf  eine  kleine  OeffnuHg  geschlossen^  ditak 
die  ich  mit  Mühe  meinen  Zeigefinger  kana 
durchpressen  konnte,  dabei  aber  wei<di'tuid 
dehnbar.  Aus  der  Oefinung  kam  flüssiges 
Blut«  Im  Scheidengrunde  konnte  ich  l^dbO 
Hartes  oder  Schweres  vorliegen  fühlen,  dpek 
schien  er  geschwollen  und  nach  nntea  gi^ 
drückt«  Bei  der  nächstfolgenden  Wehe  wiri^ 
de  mein  Finger  im  Muttermunde  tusamineiH 
geyprefst,  besonders  dünkte  es  mich,  als  weiis 
von  oben  noch  ein  weicher  Körper  gegotf 
ihn  andrücke. 

So  wie  die  Wehe  vorüber  war,  Iie&  did 
Pressung  des  Fingers  nach,  und  ich  fühlte  deuN 

lieh 


lieh  warmes  Blut  bei  ihm  lienrorqiiellen. 
Ich  Yertnchte  jetzt  auch  den  Mittelfinger 
hineinzubringen,  welches  nicht  ohne  Anstren- 
gung gelang.  Mit  beiden  Fingern  dehnte  ich 
nach  und  nach  bis  zur  Einbringung  von  vie- 
ren,  und  so  der  ganzen  Hand.  Während  je- 
der Wehe  schnürte  sich  der  Muttermund  und 
die  hintere  Wand  schmerzlich  um  meine 
Hand,  doch  nach  oben  war  ein  ganz  freier 
Raum,  der  mit  Blut  angefiillt  schien.  Indem 
ich  diesen  verfolge,  finde  ich  an  der  vorde- 
ren Wand  und  nach  dem  Grund  hinauf  ei- 
nen weichen  ungleichen  Körper,  dessen  Be- 
fühlen der  Frau  keinen  Schmerz  renirsach- 
te  und  kein  früheres  Wiederkehren  der  We- 
hen bewirktet  Auch  durch  das  Gerdhl  un- 
terschied er  aich  von  der  Mutterwand,  indem 
•eine  Oberfläche  zwar  sehr  glatt,  der  ganze 
Körper  dennoch  aber  viele  Ungleichheiten 
bildete«  Wo  er  dem  Gefiihl  nach  aufhürte, 
ichien  er  in  die  Substanz  der  Mutter  selber 
einzugehen«  Beim  weiteren  Umherßihlen  fin- 
de ich  endlich  ganz  nach  vorn  und  dicht 
Übet  dem  Muttermund,  da  wo  ich  vorher 
den  Druck  eines  weichen  Körpers  zu  fühlen 
glaubte,  'eine  Spalte  zwischen  dieser  Sub« 
itanz  und  der  Gebärmutter*- Wand,  aus  wei- 
ther beständig  das  Blut  herabltcf. 

Ich  suchte  diese  zn   erweitern,    und   es 

Josrn.  XX\I.  Bd.   i.  St.  I 


i2o    — 


gelang  ohne  Scliinerzen  derMufter,  obgleick; 
mit  etwas  vermehrten  Zusammenziehungeft^ 
nach  hinten  und  im  Mutterhalse.  Der  £reiii^ 
de  Körper  trennte  sich  immer  weiter  ■  alu^ 
endlich  kfOnnte  ich  meine  Hand  zwiache^. 
ihn  und  die  Gebärmutter  schieben,  üin  um- 
fassen) und  so  nach  und  nach  gaiu  von  djec 
Letztern  trennen*  So  wie  dies  geschehen, 
begann  auch  der  Grund  und  .  die  vodter^ 
Wand  der  Gebärmutter  sich  tusammentuiie-. 
hen,  so  dals  ich  Mühe  hatte«  meinen  FoBd- 
aus  derselben  hervorzubringen.  Wie  s'oldier; 
endlich  an  das  Licht  kam,  sah  ich  ein  iHf 
sammenhängendes  Stück  zähe  geronnene, 
Blutes,  das,  wo  es  gegen  die  Mutterwand  ge« 
sessen,  eben  und  nach  der  Form  det  Mutter 
gewölbt  erschien,  auswendig  aber  ungleich. 
ausgehöhlt  war*  So  wie  es  weggenommeii| 
verschwanden  alle  Nachwehen,  Jälutiuigen, 
Ohnmächten,  so  dafs  die  Frau  nach  Verlant. 
weniger  Minuten  ganz,  heiter  wurde»  tiiii 
freudigst  versicherte,  sie  iej  gar  nicht  dia*' 
selbe  mehr* 

Bemerkungen» 
i)    Der    Hauptumstand,    wodurcji    alle 
nachherige  Übel  veranlafst  würden,  war  bei' 
dieser  einfachen    nicht    vermischten  Geburt, 
das  schnelle  Verschliefsen  des  MuttennundaSi 
Indem  die  Nachgeburt  zögerte  und  sich  nur 


—     i3i     — 

gsam  absonderte,  schien  eine  Erv^eckuDg 
r  GebSi'mntter-Tfiatigkeit  durch  Reiben 
^  Baachs  nothwendig.  Wahrscheinlich  er- 
'ecktl?  sich  dies  Reiben  mehr  auf  den 
Ltern  Theil  des  Fruchthälters ,  wodurch 
ar  eine  stärkere  Wehe '  Und  Ausstofsung 
s  Mutterkuchens  bewirkt  wurde,  aber  eben 
durch-  auch  eine  unverhältnüiniärsige  Zu- 
nlnenziehnng  des  Muttermundes.  *  Das  aus 
r  Wandung  der  Gdbärmutter  flielsende 
iit  wurde  hiedurch  eiiigesperrt,  dehnte  all- 
ihlig  dieGebährmuttor  aus,  und  ward  viel« 
!cbt  wegen  einer  geringen  Erkältung  b^im 
das  Bette  Steigen  von  dem  Geburt* sruhl 
ler  wegen  einer  vorübergehenden  Atonie 
ir  Yotderch  Wand  der  Gebärmutter  durch 
erinnüxig  mit  der  Letsitern  verbunden. 

2k  Gäkizlicher  Mangel  von  Abgang  des 
utea  bei  der  Geburt  Hat  in  allen  Fällen, 
B  ich'  lix  beobachten  Gelegenheit  ha.'tey 
mer  starke  Nachwehen  und  oft  heftige 
ntung  zur  Folge.  Dies  gilt  nach  meiner 
rfahrung  eben  sowohl  'Von  Erstgebähren« 
m,  als  von  solchen,  die  schon  öfter  geboh- 
n  habeAi  Der  Grund  scheint  mir  in  einer 
lyeihältnifsinäfsig  starken  Zusamzhenzie- 
mg  derinnerli  Gebärmütter-Fläche  zu  lie« 
o.  ~  Hiedurch  werden  die  Mündungen  der 
efälse  zusammengedrückt,  ehe  Letztere  sel« 

I  Ä 


»    i3a    —    . 

ber  von  dem  in  ihnen  enthaltenen  Blut  be- 
freit sind.      Ich  erinnere  mich   iw^er   Qe- 
burtsfälle,    wo   in  dem  einen  bei  sehr  wei« 
tem  Becken,  in  dem  anderen  aber  bei  einer 
ganz  gewohnlichen  Grofae  desselben,  dasKiod 
mit    geringen    Wehen    ohne    allen    Abgang 
von  Blut ,   zur  Welt  gel^Ördert  wurde.     In 
dem  letztern  Falle  folgte  auch   die  N$€hge^ 
burt  leicht.    Dennoch  war  bei  diesiem  towojd 
als  bei  dem  ersten  der  Gebärmutter  r  Körper 
noch  grofs   und  weich,    und    der    bekannte 
harte  Klumpen  nirgends  zu  fühlen.    Bei  der 
Frau,  wo  die  Nachgeburt  sich  noch  verhid^ 
erwartete  ich  noch,  eine  Frucht,   theils  weil 
die  geborene  nur  klein  war,  theils  auch  weil 
die  Frau  schon  einmal    Zwillinge    geborea 
hatte,  überdies  auch  die  Schwangere  mit  sehr 
ausgedehntem  Leibe  gegangen  war.  Um  mich 
SU  überzeugen,  ging  ich  mit  derHand  ii^die 
Gebärmutter.    Ihre  Höhle  war  enger,  wie  idi 
erwartete  und  nach  oben  ganz  von  dem  Mut« 
terkuchen  angefüllt.    Der  Umfang  desselbsi 
schien  mir  so  klein,    dais    ich  schon   eiaa 
ganz  neue  Art    von    Einsackung    fürchtete 
um  so  mehr,  da  derselbe  noch  unbeweglidi 
fest  safs.    Ich  konnte  indessen  nirgend  dis 
Spur  einer  Oef£aung  finden,  und  wurde  durch 
das  Geschrei  der  Frau  über  heftigen  Schmeo. 
2um  Ausziehen  der  Hand  bewogen.    Bei  bei« 


V. 


—    iS3    — 

den  folgten'  nach  einem  Zeiträume  von  lan« 
ger  denn  einer  Stande^  bei  der,  welche  von 
der  Nachgeburt  schon  befreit  war,  bloCi  auf 
Reiben  des  Bauchs,  bei  der  Anderen  aber 
nach  dem  Gebrauch  von  flüssigem  Opium, 
neue  viel  heftigere  Wehen,  die  bei  beiden 
mit  starkem,  bei  der  Letzteren  unter  Abgang 
•der  Naehgeburt  mit  wahrhaft  lebensgefährli- 
chem Blutverluste  verbunden  waren,  durch  die 
aber  die  Gebärmutter  unter  vielen  Schmersen 
gans  zusammengelogen  wurde.  Durch  eige- 
ne Erfahrung  belehrt,  kann  ich  den  Rath  ge- 
ben, Wöchnerinnen,  die  bei  der  Geburt  gar 
kein  Blut  verloren  haben,  in  den  ersten 
Stunden,  ja  Tagen  nachher,  nicht  aus  der' 
Acht  za  lassen,  weil  sehr  gefährliche  Biutun« 
gen  gewShnlich  eintreten.  Eine  Erstge« 
schwängerte  sah  ich  nur  tn  diesen  Tagen 
noch|  nachdem  sie  einen  siebenmonatlichea 
Ffitus,  ohne  den  geringsten  Blutverlust  zur 
Welt  gebracht  hatte,  noch  am  dritten  Tage 
-Ton  einem  Blntßulse  befallen  werden,  der  mit 
wahren  heftigen  Wehen  eintrat^  und  w^en 
seiner  St&rke  grofse  Gefahr  drehte. 

3«  In  der  zuerst  erzählten  ausführlichen 
Geburtage&chichte  verdient  es  Aufinerksam- 
keit,  dafii  die  Wöchnerin  sich  wohl  eine 
Ettnnde  lang  nach  der  Geburt  ganz  wohl  be- 
^mndf  und  erst  nack  deren  .Veiiauf  die  ke£- 


-     »5i    - 

tigen  Nachw.elieii  eifttraten*  Wi<(  ^die  Ol»-!^ 
bärmutter^Höhle  6r$l;- wieder  •bi»  «tuf -einfsn 
I^unkt  ausgedehnt  war,  begannen  die  Zulam- 
menziehubgto  wieder,  wobei  immer  nur  .0^ 
was  Blut  ausgeleert  wurde,  das  gleich  wil- 
der zuströmte.  Die  Zusammensiebung^n  ev^ 
streckten  sich  nur-  von  -  der  hintern  Wand* 
bis  auf  und  in  den  Muttermupd«  -Oer  For- 
dere Theil,  an  dem-sich  das  gerodomene Bht 
^festgesetzt  hatte,  zog.  sich  gar  nicht»  zössm- 
nien,.im  Gegientheil  worde  er  durch  die  Zn- 
sammenziehung  der  hinteren  Wand  j^ezent 
und  gedehnt,  und  zwischen  seinem  iint«n 
Abschuitte  und  dem  filut*  Lappen  quoll  du 
Blut  unaufhörlich  hervor.  Sobald  der  Blo^ 
läppen  entfenit-waiv  zog  sich  auch:  diesisG»* 
bärmutterhälfte  ordentlich  zusammen.  Dia 
beweist  nach  meiner  Meinung^  .dajk  jeder 
fremde  Körper,  sobald  er  sich  fest  g6g0n  difl 
Gebärmutterwand  angelegt  hat,  xmi  der  Wlg 
yerschlossen  ist,  -  durch  den  er  ausgeleert  wc^ 
deii.  könnte,  jedesmal  bald  ^ Später,  •  bald  £ri* 
her,^  die  ZusammeBsiehungen '  auf  diescia 
Punkte  gana  yerhindert.  Ist  em  soldier 
fremdeir  Körper  nicht  so.  genau  mit  den  Mnt^ 
terwänden  vereinigt^  .dennoch  aber  der  Aus- 
weg für  ihn  verstopft^  SU  sind  die  WehsH 
swar  anhsiltender,  aber  unregelmäfsig  uimI 
imqief  :Biit  stnOireiser  Efschlafftinjf  ^tewhxm-^ 


—     i35    — 

den,  wodurch  immer  ein  Blutflufs  erfolgt. 
Dies  haben  mir  neuerlich  noch  zwei  Fälle 
bestätigt. 

In  dem  einen  war  bei  einer  Frau  von  Si 
Jahren  die  Geburt  leicht  vor  sich  gegangen, 
die  Nachgeburt  schnell  gefolgt,  bei  dem  gan- 
zen Vorgange  aber'  kein  Blut  abgeflossen. 
Dreiviertel  einer  Stunde  nachher  kamen  We- 
hen»  die  gelinde  anfingen,  bis  auf  einen  be- 
stimmten Punkt  im  Schoofse  sich  fortzogen 
und  da  sehr  schmerzhaft  aufhörten.  In  der 
Tiefe  des  Beckens  beklagte  sich  die  Frau 
über  ein  Gefühl  von  Druck  und  Schwere. 
Weder  während  einer  Wehe  noch  nachher 
kam  das  geringste  Blut  aus  den  Geburts- 
tfaieilen.  Zuletzt  hörten  die  Wehen  auf,  es 
kamen  kalte  Schweif se  und  Ohnmächten. 
Nach  meiner  Ankunft  untersuchte  ich  so- 
gleich den  Muttermund  9  und  fand  ihn  fest 
veri^chlpssen«  Ich  öffnete  denselben  lang- 
sam und  vorsichtig,  und  versuchte  mit  mei- 
ner ganzen  Hand  einzugehen.  Doch  wie  ich 
nur^  vier  Finger  hineingebracht  und  mit  den- 
selben ausdehnte,,  stürzte  mir  eine  Menge 
Blut  entgegen.  Es  kamen  heftige  Wehen, 
die  aber  anfangs  gar  nicht  besonders  auf 
den  Muttermund  wirkten^  und  bei  jeder 
noch  Blut.  Ich  zog  meine  Hand  wieder  her- 
vor und  unterstutzte  äusserlich  den  Unter- 


—     *56    -^  ^ 

leib.  Ich  fdnd  hier,  dafs  die  Geb'ärmni 
sich  wirklich  yerkleinere,  und  nach  eini| 
Wehen  schon  als  eine  harte  Kugel  bei  an 
zogencn  Knieen  über  den  Sohaambeinen 
fühlen  war.  Die  Wehen  wurden  hier 
schwächer,  es  kam  wenig  Blut,  die  Kindb< 
reinigung  war  nachher  wie  in  zw.ei  yorli 
gehenden  Kindbetten,  und  das  Befinden 
auf  eine  etwas  lang   anhaltende  Ermattu 

völlig  gut. 

Der  zweite  Fall  war  bei  einer  Frau  ' 
39  Jahren  die  schon  6  Kinder  gehabt. 
Nachgeburt  war  noch  2  Stunden,  nach 
Geburt   zurück,    und    der  Muttermund 
um  die  Schnur  zusammengezogen«     Es  1 
stand    innerer    Blutflufs,    Anschwellung 
Leibes,    kalte    Schweilse   und    Ohnmach 
Ich  erweiterte   den  Muttermund    und    £ 
zu  meinem  Erstaunen  die  Nachgeburt  g 
•los,  so  dafs  sie  einem  geringen  Zuge  fol 
es  entstanden  neue  Wehen,  mit  denen 
did  Gebärmutter  verkleinerte,  und  der  B 
fluls  aufhörte,  ohue  dafs  etwas  Weiteres 
schehen  wäre. 

4^  Die  zu  frühe  Verschlicfsung  des  B 
termundes    und  «Verhaltung  fremder    Kö 
in  der  Gebärmutter  i$t    von  öiehreren 
burtshelfern  und  besonders   von   Baude 
que  schon  als  Ursache  der  Mutterblutfli|sse 


-    137    - 

gegeben,  aber  leider  nicht  genug  beachtet.  Ich 
wünschte  solche  durch  diese  kleine  Abhand- 
lung wieder  in  Erinnen^ng  zu  briogen,  und 
möchte  bei  allen    Vorkommenheiten    dieser 
Art,  vor  allen  anderen  Mitteln,  die  so  Icich- 
te  Untersuchung  und  ErofFnung  des  Mutter- 
mundes empfehlen.    Konnte  diese  kleine  Ar- 
beit  überdies  noch    den   Wahn   beseitigen, 
dajs    die    Zu^cklassung    der   Nachgeburt^ 
wenn  sie  nicht  von  selbst  käme^    unbedingt 
zu  empfehlen  sey.    Wenn  der  Mutterkuchen 
wirklich  angewachsen,  oder  wegen  Schwäche 
und  Atozfie  der  Gebärmutter  von  derselben 
nicht  abgestofsen  wird,  dann  hilft  da$  Lö^en 
in  den  meisten  Fällen  gar  nichts.     Bei  dem 
ersten  Umstände  sind  meistentheils  auch  kei- 
ne Zufälle  gegenwärtig,  die  schleunige  Hülfe 
erferdeni.     Doch   wenn    der  Mutterkuchen 
gäni  oder  tbeilweise  gelöset,  und  gerade  nur 
das  fest^itsende  Stück  oder  der  Umfang  des 
Ganzen  ein  Hindemifs    der  Ausleerung   ist, 
wodurch    die    Wehen    unterdrückt    werden 
und  heftiger  BlutAufs  eintritt,    ja  wenn  der 
ganze  Mutterkuchen  schon  abgelöst  ist,  und 
den  Muttermund  verdeckt,  so  ist  die  Weg- 
aalun^  demselben  unumgänglich  nothwendig^ 


—    138    — 


V. 

I 

Geschichte 

einer  ^• 

glücklich  geheilten  Hemia  sphacelosa. 

Vo  m 

Hrn.     Dr.      M    o    1    w    i    z, 

xuStutgardt. 


K^atharina  M.^  Wittwe  yon  4o  Jahren,  hatte 
sich  vor  mehreren  Jahren  durch  hefitigeAiUi 
$tren.gung|  kur%  nach  einer  schweren  6e- 
hurt)  einen  Leistenbruch  zugezogen.  Ge^ 
räume  Zeit  nach  4em  Entstehen  *  desselben 
fühlte  sie.  erst,  diie  Nothwendigkeit  eines 
Sruchbandes,  und  erhielt  yon  einem  Wuqd« 
l^rzte  ein  yorräthiges,  dessen  sie  sich'Se- 
diente.  Da  solches  der  gegenwärtigen  Form 
des,  Uebels  nicht  angemessen  war,  so  wurde 
der  Zweck    nicht    erreicht^   und    PatientiA 


\ 


—     i59    — 

*  ■  '  ■  ' 

:' glaubte  durch  inamer  stärkeres  Schnüre  i  und 
Anpressen    der    Pelotte,    den  Mängeln   der 
Dandage  Abhelfen  zu  können.     Aber   schon 
nach  der  'ersten  Woche  hatte  dieser  gewalt- 
same Drqck  so  unyerhälmirsmSrsig  auf  ein- 
zelne Punkte  gewirkt, .  dafs  mehrere  Stellen 
entzündet  und  schmerzhaft,    das    im  Sacke 
enthaltene  aber  in  beträchtlichem  Grade  ge- 
quetscht wurde,    so,   dafs  einige  Zufälle  der 
Einklemmung   erfolgten.    Diese  Zufalle  ei- 
ner gewaltsamen  Quetschung    aber    yermin- 
derten    sich    bald  nach  der  Entfernung  dc^ 
Druckes,  und  die  eben  nicht  sehr   empfind- 
liche Patientin  glaubte  nun,  bei  weniger  Un- 
gemächlichkeit,    sofort    keines    Bruchbandes 
mehr  zu  bedürfen.  ,  Izl    dieser  Zeit  fing  sie 
an»    sicb^  an    die    Beschwerlichkeit^  .ihres 
'Uebels  zu  gewöhnen,    und    bemerkte    auch 
lange  nicht  das  allmählige  Wachsen  der  aus- 
gerretenen  Theile,  bis  endlich  durch  wieder- 
Niolt^    Aüstrengungen    und    neue  Veranlas- 
4un((en,  nach  Verflufs  einiger  Jahre,    so  viel 
Ton  den  Eingeweiden  in  den  Bruchsack  ge- 
drängt wurde,  dafs  die  heftigsten  Zufälle  ei- 
n^r  walifen  Einkleitimung  die  Patientin  nö- 
thigten,,'  die  schleunigste  Hülfe  eiiies  Wund- 
teztes  th  suchen. 

Der    erste  Wundarzt    versuchte    mehr- 
mals! die  Tjuds  vergeblich,  so  dals  ein  zwei-. 


-—   i4o   — 

ter  gerufen  wurde,  welchem  ebenfalli 
Reposition  unmöglich  schien,  unter,  deiisa 
Bemühungen  aber  dennoch  einige  •  ZuflUo 
der  Einklemmung  nacblieisen,  obschpn  dm 
Ausgetretene  mehr  empfindlich  und  wShrenA 
der  Berührung  schmerzhafter  wurde.  Dia 
Beobachtung  der  zunehmenden  AusdduiBi^ 
des  Bruchsackes  und  ein  geübtes  ße&hl 
hätten  ausmitteln  können,  dafs  Kothanhin- 
fung  hier  ein  vorzügliches  Hinderhils  der 
Reposition  war.  Dieses  Hindemils  wurde 
immer  mehr  begünstiget,  da  letzterer  Wund- 
arzt die  Zufälle  für  krampfhafter  Art  «p- 
klärte,  die  so  nöthigen  innerlichen  Auslee- 
rungsmittel verabsäumte,  und  fortdanenid 
und  einzig  örtlicb  erweichende  Bähungen 
anwandte. 

Ich  kann  hier  beiläufig  einer  neueilidi 
beobachteten  Behandlung  erwähnen,  wo  ein 
strenger  Brownianer  bei  einer  Herma  in- 
carceratOy  aus  Besorgnifs  zu  seh  wachen» 
ebenfalls  die  so  nöthige  Darmausleemng 
unterliels,  aber  durch  eine,  obiger  em^egen« 
gesetzte,  beharrliche  allgemeine  und  Örtliche 
Anwendung  diffusibler  Reizmittel  die  ^Erre- 
gung so  weit  übertrieben  hatte,  dafs  die  ia- 
carcerirte  Parthie  schon  bis  zu  einend  hpliev 
Grade  von  Entzündung  gestiegen  wart 
Brechmittel^    erÖfiPnende.  KIjstire  aus  Stärke 


-    i4i    - 

ythwug    mit    Senxiesblittei|mlrer  y    und 
I  Torsichtige  Anwesdung,   gradweise  im- 

kälterer  Fomentationen  aas  Bleimcker- 
ötnn/;,  mäliugten  die  örtlichen  Entzun* 
guuJEalle  so  weit,  dais  die  Taxis  nach  24 
iden,  ohne  groise  Schmeneni  iweckmä- 

rersnchtf  und  der  Patient  auf  diesem 
telweg«  einer  yemünitigen  Empirie,  ron 
i  bereits  drohenden  Erregungsbrande  ge« 
et  werden  konnte.  Es  bleibt  aufser 
eifely  dals  bei  diesen  beiden  Fällen  das 
s  und  Minus  der  Erregbarkeit  fibersehen, 
[  die  laute  Sprache  der  Erfahrung  über« 
t  wurde,  welche  doch  schon  e*nen  J.  Car-^ 

übeneugen  konnte,  dafs  heifse  Gewür^ 

und  geistige  Dinge  des  Leibschadens 
czündung^  viel  warme  und  erweichende 
HumscUägc  aber  des  Leibschadens  Auf^ 
ch  befördern  können.  Dieser  rohe  Prie- 
.*  der  noch  unmiladigen  Hygiea  würde, 
len  damals  apodiktischen  Sätzen  gemäfs, 
werlich  im  erstem  Falle,  bei  der  ohnehin 

groCien  .Ausdehnung,  wegen  zu  langen 
Eenthaltes  und  beträchtlicher  Anhäufung 
r  Excremente  in   den  ausgetretenen  Ge- 

■ 

meüi  diese  durch  zu  lange  fortgesetzte 
liehe  ErweichuDgsmittel  norh  mehr  ge- 
wacht und  endlich  aller  Elasticität  be- 
bt,   noch  weniger  die  durch  Druck  und 


—   i4s^   -* 

mechanischeii    Reit    schon    sehr    belexdigl» 
Partfai^,  wie 'im  letztern  Fälle  gesebah,    wai  ^ 
Ehre  der  Kunst  seines  Jahrhündeits^- YoUen^'^ 
mit    chemischen  Reizen  übersättiget .  habJBih 

Doch   ich   fahre  wieder  in  det  irrsten ' 
BehandluDg^geschichte  fort^    Nachdem  «ad-' 
lieh  dem  Wundarzte  durch    seine  Mediode  - 
keine    Rettung    möglich  schien,    ein'  F«Mf 
lenta  symptommica  die  Qberhandnehtttede 
Verstopfung  und  eine  Vereiterung  der  Ein- 
geweide  argwöhnen  lieTs,    noch  mehr  aber,  - 
als  er  die  tügliche  Abnahme  der  Kräfte,  die 
schnelle   Respiration    und    den   Mangel    ni. 
Schlaff    als  die   ihm  besonders  auifällenditti 
Symptome    einer  herannähenden  Krise,  als« 
fser  seinem  Wirkungskreise  glaubte,,  ja  über-  - 
dies  noch,  was  asli  begreiflichsten  "WNsr»    ils 
bei  Forjt Wirkung  der  sohwächtaden  Uriäeäeiii' 
die  Schmerzen   nachliefsen«    so   Irrihntli^'er 
Grund  genug  zu  haben,  abzutreten  nnd*'  dter 
Zeit  Und  Natur  zu   überlassen^    was  üo  kitk 
Ihig  der  Kunst  bedurfte. 

In  diesem  hülflosen  Zustande  Verlebte 
cUe  Patientin  teoch  einige  Tage,  in  welche^ 
Zeit  der  Bruch,  trotz  mehreren  inedidni« 
sehen  Trostgründen,  in  Eitei^ung  gieng.  JEiA 
medicinischer  •  Rathgeber  ( ich  sage  nicht 
Arzt,  denn  unter  diesem  verstehe  ich  einädl^ 
der  nicht  blofs  spricht  und  R^cepte  schreibt» ' 


—     i43    — 

indem  deiii  der  mit  Kopf  und  Hand  kein 
ittel  zur  Rettung  unversucht  läfft),  wei- 
ter zuweilen  bei  der  Patientin  einsprach, 
ar  gerade  gegenwärtigi  als  ich  yon  einem 
ausfreunde  vorgeschlagen  Wiirde,  und  auch 
r  bestand  um  so  mehr  auf  schleuniger  An* 
Bndiin^  chirurgischer  Nothmittel,  je  weni- 
»r  Hülfe  ypn  seiner  Thätigkeit  bisher  er« 
reckt  wurde*    Ich  fand  die  Patientin  ent- 

• 

äftet  und  abgezehrt,  von  falber  Gesichts« 
rbe  und  unruhig  wegen  einiger  aufgelegenen 
eilen  am  Rücken,  den  Puls  etwas  ge« 
hwind,  zusammengezogen  und  härtlich^ 
»onders  Abends,  die  Hitze  nicht  stark 
»er  anhaltend^  den  Urin  sparsam  und  ei- 
rattig,  .den  Stuhlgamg  selten  und  flüssig, 
igleiche  starke  nächtliche  Schweilse,  ziem« 
iJien  Appetit^  trockenen  Husten  mit 
Ängstlichkeit  vorm  nahen  Tode^  beinahe 
zweifelnd  an  wesentlicher  Hülfe  und 
irrend  über  das,  was  etwa  an  ihr  ver^umt 
»rden  aeyn  mochte« 

Da  die  macerirende  Wirkung  der  Um* 
Uä^e  auf  die  Häute,  den  innem  Zerrüt- 
ägen  vorgearbeitet  hatte,  so  stellte  sich 
r  Bruch  als  eine  geborstene  Eiterge«^ 
iwulst  von  ungleichem  Umfange  dar,  de- 
1  Gestank  fast  unerträglich  war.  Einige 
ch  ^zusammenhängende    Häute    hinderten 


-   i44  - 

die    nähere   Untersnchnng   der   BruGhböUe. 
welche  ich  aber  alsbald  durchschnitt»     Hier 
war  keine  Granze  des  Todten    nnd  Leben- 
digen  zu  erkennen.    Verrottete  Fragment«, 
vom    Bruchsacke  und  etwas  brandiges  NeU 
gewährte  der  erste  Anblick,   nur  etwas  ei- 
nem Darmende   ähnliches   war  kaum  durch 
Koth  und  Eiter  zu  unterscheiden.    Ich  ni* 
nigte  mittelst  eines  Schwammes    mit   Essig 
die  Bruchhohle  und  fand,  nach  Absondemng 
alles  Verdorbeneni    den    Bauchring    nnge» 
wohnlich    grofs^    so    dafs    das    mir    gesund 
scheinende   ohne  grofse  Muhe  in  diese  be- 
trächtliche Oeffnung  zurückgebracht  werden 
konnte.     Nachdem    ich    mich    yorher    des 
Darmendesmit  einem  Faden  versichert  liatte^ 
wählte  ich  die  Lage  der  Patientin,  so,   dafs| 
der  zu  besorgenden  Ergiefsung  in  die  Bauch« 
höhle  wegen,   der  Abflufs  nach*  aufsen  statt 
finden  konnte.    Ein    mäfsiger    Dnrck    eines' 
grofsen    Charpiebausches,    mittelst    der-  Ti 
Binde  befestigt,  sollte  mir  die  vor  die  Oeff- 
nung   kommende    Flüssigkeiten    einsangeni 
So  liefs  ich   nun  die  Kranke  24  Stunden  in 
einer    Seitenlage,    welche  ihr   jetzt  um  so 
willkommener  sejn  mulste,    da   sie  die  ein» 
zige   war,   welche  bisher  unversucht  geblie« 
ben,  indessen  ich  zur  Linderung  der- aufge- 
legenen Stellen  eine  Salbe  aus  EiweiCs  und 

Zink- 


—    145   — 

2:,iakbICimeil  aufkulefgen  yerördndte«     Inner« 
licfh  liels  ich  der  Patientin  von  einem  con« 
oentrirten  Cbinadecoct^    worin   etwas  Glau** 
bersalz  aufgelöst  war^  alle  Stunden  zu  eini* 
gen  Löffeln  voll,  reichen,  und  zum  Klystier^ 
das  in  dieser  Lage  füglich  angewandt  wer- 
den konnte,  verordnete  ich  Tlierebinth.  vi^ 
telli  ovor.  suhacti  3p.  Lact,  r^cend  ^vj.  M. 
Hiervon    wurde    die    Hälfte    mittelst    einer 
kleinen  Spritze  Vormittags,  die  andere  Hälfte 
Nachmittags  sanft  beigebracht«    Des  andern 
Tages  fand  ich   die    Patientin    lebhafte^    in 
ihren  Aeufserungen,  und  voll  Vertrauen  auf 
meine    Hülfen     De^    Verband    sammt    dem 
Plumaceaux  war  gänzlich   durchnäfst,    und 
non  UeCion  sich    die  zerrütteten  Theile  nä« 
her  beobachten«    Nachdem  ich  all^s  sorgfäl- 
tig mit ..  Ghinadecoct    gereinigt    hatte,    fand 
jiid>i    dais    durch    das    befestigte  Darmende 
^twa^  voffi  Klystier  gedrungen  wa^^  welches 
inif .  dfit  Geruch  deutlich  versichette«   Durch 
Anfiriehtung  der  Patientin  versuchte  ich  nun, 
ein.  Vorfallen:  der  leidenden  Theile  2u  be- 
vritjiHeny  waches  mir  aber  mifslang  undwor« 
auf  ich  mich  geüothigt  glaubte^  mittelst  des 
tfingers:  iweiter;  su  suchen«      Hiemit   war  ich 
so .  j^jipklieh^^  unter    mehreren    brandigen 
iSTatsstiickcbea .  ein    aweites    Darmende    su 
flit^oclieih /w.9?oii .  mir  aber  beim  Hervov» 

jMrS.  AVI.  B*  i*  9t.  tC 


—    i46    — 

ziehen  i|  Zoll  Länge  zwischen  de»  fisgets 
blieb,  so  daüs  ich  mich  überzeugte,  dal«  sol- 
ches das  im  BnichsadLe  eingeklemmt  gew0- 
aene  Stück  Darm  seyn  mUfste.  Ich  litftie 
indessen  die  Patientin  wiederholt  von  del 
Salzsolution  nehmen  lassen  und  vertaciM 
nun  itioch  einmal  durch  Aufrichtung  der  P^ 
tientin  ein  Vorfallen  der  GedäraEte.'  Nach 
verschiedenen  Bewegungen  drang  tedfich 
am  obern  Winkel  des  Baüchiitiges  ^6 
Flüssigkeit  hervor,  die  mich  zu  £ndeft  lat 
Cete,  was  ich  suchte,  nemlich  das  ^b<ffl 
Darmende,  welches  zWar  am  Bäuehtingts  ia- 
gewachsett  schieti,  durch  allmähli^ea  Zidtea 
aber  ohne  grolse  ScbwieAglteit  loagettiif^ 
in^rden  konnte«  Ich  versicherte'  fidch  AWA 
dessen,  legte  den  vorigen  Veth^dlkA  |M^  «Hl 
die  Mittel  wurden  fortgesetzt«  &Öa  ifeubKl 
Tages  fand  ich  mich  in  meiner  \fetilatlis| 
nicht  belogen,  fand  wen^ek*  Üttmh|i'  dk 
Patientin  lebhafter  und  voll  Hüffuimfji  ^^ 
noch  mich  aber  gemüfsigt  ifl  «üeiiieii  4lMM^ 
gkfinden  etwas  Vom  kuüstlichcfii  AftttteW- 
wähnen.  Den  dritten  Tag  Issd  ich  eMtt 
stärkere  Fieberbewegungen^  -dett  SattUttfet 
und  die  enthaltenen  Theite  beiift  ^laWllM 
sehr  schmerzhaft,  abet  von  I^Mub^Mt 
Farbe«  Arzneimittel  mid  KlyatieMdiia«  ir^ 
Een  durch  diFe  beiden  Dattiendetf  ""«bgeM^ 


•-    147    — 

•en,    weiche   Theile    des    Grimmdarmes    lu 
fteyü  schienen.     Mir  blieb  nun  kein  Zweifel 
mehir  an  der  Möglichkeit  der  Wiedcrvereini« 
gung,  wekhe  ich  nun»  da  mir  der  Auschischm 
mit  Firnils    überzogene  Karttaring  zu  harr, 
und  yon   den    passirönden  Flüssigkeiten  lu 
langjsam  äuflöslich    yorkommt)  folgenderge- 
ttalt  au. lultet'nehmeii  versuchte.    Ich  bildete 
dvtch  inäfsig  festes  Aufrollet!  inehrerer  Strei- 
fen Schreibpapier,  einen  Kegel  Von  der  ohn« 
gefahren   Weite  der  Darmöfnungf  den  ich 
mit  Oel  benetzt,  etwa  einen  Zoll  tief,  in  daa 
obere  Darinende  einbrachte.    Diesem  ^chob 
ich    nuä    eben  so  tief  in  das  untere  Ende 
und  suchte  auf  diese  Art^  und  mittelst  eini- 
ger Hefte,  die  Vereinigüüg  beider  Enden  zu 
hezWeijJLen.    Denn  ich  behaupte,    wie  mein 
|;eluiigener  Versach  bestatigi^  dafs  der  Zweck, 
beide  vereinigte  Darmendvn  in  Ausdehnung 
tu,  erhalten^  bis  zur  Zeit,  wo  die  innersten 
l^a[iiel:li^;en  von  den  flüssigen  Ezcrementen 
elr^eicht^  ferttUcken,  erreicht  seyn  mufs^oder 
abefr  äpäter  schwerlich  erreicht  wetden  wird. 
Und  ick  glaube,  dafs  die  nach  du  Vergec^ 
getro.tköete  Luftröhre    einer  Oana  viel   zu 
Wttig  PeriplK^e  hat,  um  diese  Art  Gedär- 
ilMi   in   der   zur  Vereinigung   erforderlichen 
Ansd^üüng   tn   erhalten«     Hierauf  machte 
ith  eiii  liiigef  iü  die  gereinigten  ^   ao  ^cit 


—    i48    — 

möglich    geordneten    Eingeweide-,    so    'dab 
schon  diese  Unterlage  eine  ruhige  Lage  beg&n« 
stigte*    Die  Faden  der  Hefte  liels  ich  aus  der 
Wunde  hängen,   und    die  wiedervereinigton 
Theile  unter  der,  mit  Oel  getränkten  Char* 
piebauschen  bedeckten  Oefnung..    in  meiner 
Aufsicht  liegen*    Der  Verband  blieb  bis  $nM 
Ende  der  Kur  der  erwäl{nte,  nur  dals-in^* 
sehung    des    Drucks    mäfsig    fortgeschritten 
wurde*    Die  Nahrungsmittel  bestanden  am 
schleimic^ten,  kräftig  nährenden  Substanzen, 
welche  in  flüfsiger  und  weicher  Form  Gereicht. 
wurden.     Vorzüglich  schien  mir  hiei  BouiU 
Ion  mit  Eigelb,  wenig  aber  öfters .  genolm» 
Schon  nach  8  Tagen  fand  ich  die  Oefiamig 
um  \  kleiner,    und  fast  gar  nichts  flUlaigei 
drang  mehr  zwischen  den  vereinigten  Thei- 
len    hervor.     Die   Patientin    schien    tljgficli 
an  Kräften  und  Heiterkeit  zu  gewinaeni  ob« 
schon  sich  noch  nach  14  Tagen  Spüren  dei 
asthenischen  Fiebers  fanden.     Zu  Ende  der 
dritten  Woche  wurden  die  Excremente  nach 
und    nach   natürlicher,    aber    der   trockene 
Husten  hatte  sich  jetzt  zu  ^inem  beträcfali- 
chen  eiterartigen  Auswurfe  umgeändert,  wel- 
cher in  24  Stunden  wohl   gegen  ein  Pfnnd 
betragen   mochte*    Da  indessen  anfaer  vak 
iaiemand  mehr  Theil  an  dem  Geschäfte  die- 
ser Heilung  hatte  Mhmen  wollenj  so  mnifts 


—    «49    — 

lir  um'  so  mehr  daraa  gelegen  seyn«  den 
^ertauf  so  viel  möglich  genau  tu  beobach- 
00,  und  mein  Wirken  den  eintretenden  JJm« 
tanden  anzupassen.  Das  oben^  envähnte 
alaige  Chinadecoct  schien  mir  durch  den 
isherigen  Gebrauch  gewöhnlich  zu  werden, 
sh  ändeite  es  deshalb  in  folgende  der  be« 
anntMi  Griffiehschen  ähnliche  Mischung  unu 
l~  Gumm.  Myrrh.  ^j.  solide  in  Decoct.  Con. 

p'erui^»   coneeiur.    §zy«    adde  Luf.   anod. 

m.  ^ij.  Syn  Gore,  auram.  ^}.  M.  JD.  S. 
Jl)»  Stunden  einen  EfslöiFel  roll  zu  neh- 
leiB«  Nebenbei  wurde  ein  Decoec,  Lieh.  /;• 
tui^V?.  getrunken«  Alle  s4  Stunden  erhielt 
ie  Patientin  ein  erweichendes  gelinde  rei« 
endes  Kl;^stier,  welches  aber  aus  nicht  mehr  . 
ils  4  Unxen  Masse  bestand,  und  vorsichtig, 
o  daSk  es  nicht  bis  sur  vereinigten  Stelle 
belangen  k)onnte,  beigebracht  wurde.  Bei 
er  giMauen  Anwendung  dieser  Mittel  ver*  * 
Mreii  aich  allmählich  die  Ueberreste  des  len- 
»sdrenden  Zustandes,  der  Auswurf  minderte 
ich  täglich,  und  die Excremente  erschienen 
sehr,  und  mehr  consistent.  Die  Patientin 
e Wattn  immer  mehr  Kräfte,  und  zu  Ende 
«r  Sten  Woche  hatte  sich  die  OeiSnung  bei- 
ahe)|eschlossen«  Ein  vorübergehender  stum- 
Per  Schmerz  in  der  beschädigt  gewesenen 
regend,  vermuthlich  vom  Durchgänge  allzu 


•«»     1^2     -■ 


.    •:.  .i 


I      i 
f 

p 


VI, 

■ 

£rfkhr^^^e^  über  die  Wirksamkeit 

des 

inaern   Gebrauchs   d^r    Phospboraatiie 


in 


heftigen  asthenifchen  Blutfliissen  der  GeUfr 

mutter,  und  der  auf  solche  natürlich  fol» 

genden  gänzlichen  Sinknng  der 

Lebenskraft. 


Vom 


Hm.   Dr.  Lützelb erger, 

H.  $,  H.  Ho£rat}i  iiii(f  I^eibarzt  zu  üildburghuiflen. 


^ppp- 


Jjis  fetst  ist  der  Gebrauch  des  Phosphoiif 
und  die  Fälle,  in  welchen  und  wie  er  anzuwen- 
den, noch  nicht  so  genau  bestimmt,  als  es  dodi 
bei  einen  so  heroischen  Mittel  jiQibig  und  e^ 
forderlich  ist.  Denn  in  den  meisten  Arzneimifi? 
teilehren  wird  er  nurgan^empirisoh  abgehsii* 
delt;  daher  es  gar  nicht  su  yennindero  ittt 


diüj  solcher  noch  so  wenig  in  Anwendnng 
gekommen. 

•  Richtige  Beobachtnngeir,  die  sur  genau« 
em  Bestimmung  des  Gebrauchs  und  der  An-* 
Wendung  des  Phosphors  etwas  beitragen, 
Werden  daher  gewils  um  so  nützlicher  seyn, 
je '  Torzüglicheir/ je  wirksamer  das  Mittel  ist, 
und  je  öfter  der  praktische  Ant  Gelegen* 
heit  findet,  solches  zu  versuchen. 

Es  soll  mich  daher  sehr  freuen,  wenn 
ich  durch  gegenwärtigen  kleinen  Beitrag  im 
Stinde  bin,  die  Aufmerksamkeit  der  prakti- 
schen Aerste  auf  ein  Mittel  mehr  noch  hin- 
^uleiten,  das  in  Rücksicht  seiner  Wirksam- 
keit, und  der  yrichtigen  schweren  Fälle,  in 
denen  es,  wenn  man  von  allen  andern  in 
diesen  Fällen  sonst  gebräuchlichen  Mitteln 
sich  ganz  rerlassen  sieht,  noch  Hülfe  schafft, 
den  Vorzug  vor  allen  andern  verdient« 

'    Von  mehrem  Fällen  aus  meinem  Tage^^ 
buche  will  ich  nrtir  den  ersten  und  wichtig« 
*  sten  Aur  Bestätigung  ausheben, 

Fmu  r*'lM^  eine  kleine  schwächliche  Frau, 
gebar  zum  sechstenmal,  und  zwar  diesesmal 
sehr  leicht^  nur  etwas  zu  geschwind.  Die 
Nachgeburt' erfolgte  leicht^  von  selbst,  und 
gleich  nach  der  Geburt  des  Kindes,  |edec(i 
mit  vielem  Blutabgang.    ..rv.  .     '    ^ 

Die  Wöchnerin    wurde  >  ücheiubvt  "vicdoX 


^    i54    — 

ins  Bette  gebracht;  alleia  os  erfolgte  giü 
unvermerkt  für  die  Anwesenden  ein  «p..  hA 
tiger  filutverluat^  dals  sie  dessen  Dtseyn 
erst  an  der  immer  mehr  annehmenden  Schefc>. 
c)ie^  Bläfse  und  Kulte  der  WöQhQerinJ>4r 
merkten« 

.  Bei  meiner  Ankunft  fand 'ich  soicheQaf 
ter  benannten  und  folgenden  Umstlndeo; 
den  PuU  gesunken,  klein»  gesc^windi  dis 
Gebäbrmiftter  zwar  yerkleinerty  'doch  noch 
nicht  ganz  zusammengezogen. 

Ich  wendete  sogleich  die  bewShrtoitfi 
Mittel,  sowohl  äuiserlich,  durch  UmacU||ik 
Einspritzungen,  als  auch  innerlich  mit  albf 
Sorgfalt  und  Genauigkeit  anhaltend  an^ 

Nur  mit  Mi^he  Konnte  ich'  den  Blnt^ 
gang  stillen,  der  sich  immer  wiod^  fp^ 
Zeit  zu  Zeit  von  neuem  einstellte« 

Indessen  brachte  die  Kranke  aechl  l?#r 
ge,  beträchtliche  Schwäche  abgerechneit,  e^ 
•träglich  bin,  ab  sie  nach  einem  lieftfgsi 
Schrecken  einen  emeueiten  'S!^  fjtaijkw 
Blutverlust  erlitt,  der  den  kleinisft  Rmt  ihner 
Kräfte  schnell  erschöpfte,  und  sie  dem  ge- 
wissen Tode  zu  überliefern  schien^ 

Ich  unterlicfs  zwar  nicht  die  wirksüPr 
sten  Mittel  dieser  drohenden  Gefahr  aogliH^ 
entgegen  zu  setzen.^  Allein  sie  wurden  pl|s 
firuchtlos    angewendet;    die    Schwäche,  und 


—    155    — 

rfall  der  Kräfte  wurde  jeden  Augenblick 
»rklicher^  der  Blutabgang  konnte  nicht 
n  Stillstehen  gebracht  werden,  sie  wurde 
chenblals|  eiskalt,  mit  kaltem  klebrigem 
hweifse  über  den  ganzen  Körper  bedeckt, 
r  Puls  war  kaum  noch  sn  fühlen,  sittemd, 
bekam  bippokratisches  Gesicht,  schweres 
fhdr^  unvemehmliche  Sprache  —  kurz,  die 
»fahr  hatte  die  höchste  Stuffe  erreicht,  — 
I  schien  zu  agonisiren*  — 

Verlassen  von  allen,  auch  den  bew^hr- 
(ten  Mitteln,  war  ich  eben  mit  Nach- 
nken  beschäftiget,  was  ich  wohl  noch  in 
ssem  verzweifelten  Falle  thnn  könnte,  und 
»  ich  die  Arme  wohl  so  ganz  hiilflos  hin- 
»erschlumiiiern  lassen  müfste  — ?  als  mir 
if  einmal,  und  wie  der  Erfolg  bewies, 
len  noch  zur  rechten  Zjeit,  Phosphor  an- 
wenden, beifiel. 

Dieser  Fall,  dachte  ich,  ist  so  recht  für 
0  Anwendung  desselben  gemacht ;  ein 
ittel,  das  unsern  Körper  sq  homogen  ist, 
M  selbst  wesentlicher  3estandtheil  des  Kör- 
na  ist,  muTs  da,  wq  der  Kqrper  einen  gro- 
m  Theil  desselben  verloren  hat,  auch  im 
ande  seyn,  diesem  Verlust  am  geschwinde- 
*a  wieder  zu  ersetzen^  dem  Organismus 
aen  für  seine  Existenz  wesentlichen  StofiF 
d  geschwindesten  wieder  zu  geben. 


*-    i56    -> 

Das  Mittel,  was  möglicher  Weise  nodi 
vom  Tode  retten  könnte,  hatte  ich  nna 
zwar  gefunden,  allein  über  die  Form,  das- 
selbe zu^  geben,  war  ich  noch  yerlegen» 

Ich  wollte  die  Phosphorsäure,  all  ein 
Mittel,  dessen  Bestandtheile  wesentBche  Be« 
standthcile  unserer  Organisation  selbst  sind, 
das  als  das  stärkste  Excitans  noch  eiae  Sao« 
re  hat,  die  vielleicht  da  noch  wiirken  w&ide, 
wo  mich  die  andern  schon  angewentieteh  Sin« 
ren  verlassen  hatten;  ich  Ileus  aÜQs  ührijO 
aussetzen,  und  verschrieb 
5t  j4cid.  phosphor.  pur.  5/» 
V  destü.  5;V. 

Syr.  Ceras.  nigr.  ^]j\        M.  Z>, 
Hiervon    gab    ich    alle    ViertelstnndeB 
xo  Tropfen,  und  ging  nicht  vom  Bett6  der 
Kranken,  um  genau  9U  bexperkea  was  erfol- 
gen würde, 

Schon  nach  der  dritten  Gabe  bemerktB 
ich,  dafs  die  über  den  ganten  Körper  ver« 
breitete  Kälte  allmählig  sich  in  etwas  mebt 
'Wärme  aufzulösen,  der  kalte  klebrige  Sdhweib 
sich  zu  vermindern  sohlen;  nach  einer  vieri 
tel  Stunde  gab  ich  i5  Tropfen,  Bald  dsf^ 
auf  üng  die  Kranke  an  etwas  muntrer  la 
werden,  schlug  die  Äugen  auf  sich  nminse- 
hen,  der  Puls  hob  sich  merklich,  Wirmt 
verbreitete   sich  immer   weiter  und  stSrker 


-    157    -    . 

über  den  f[anzeii  Korper.  Nach  einer  viertel 
Stunde  gab  ich  abermals  i5  Tropfen^  der 
Pah  hob  sich  iaimer  voller  und  stärker, 
neue  Wärme  w&r  nun  Über  den  ganzen  Kör- 
per gleichmälsig  zurückgekehrt  9  der  kalte 
klebrige  Schweifs  hatte  sich  gänzlich  verlo« 
Iren,  der  Blutabgang  *ns  der  Gebärmutter 
stand ,  die  hippocratischen  Gesiebtszüge  gin« 
gen  in  die  der  Kranken  natürliche  wieder 
fiber;  sie  sah  sich  einige  Blinuten  sehr  mun« 
ter  um,  und  schlief  hierauf  sanft  ein« 

Während  dieses.  Schlafes,  der  ilber  eine 
Stunde  andauerte,  lag  sie  ganz  still  und  ru- 
hig, respirirte  leicht.  Nach  dem  Erwachen 
sah  sie  sich  munter  um,  i'gte  mit  vemehm« 
Hoher  Stimme,  ach!  wie  wohl  ist  mirl  und 
verlangte  zu  trinken. 

So  grofs  auch  meine  Hofnung  zu  diesem 
Büttel  war,  so  überrascht  war  ich  doch  durch 
diese  so  auifallende,  schnelle  und  günstige 
Wurkung« 

Da  nun  aber  irritable  Schwäche  im  An* 
Fange  kleine  oft  wiederholte  Gaben  der  Reiz- 
mittel erfordert,  und  nur  allmählig  zu  stär«> 
kern  und  gröfsern  überzugehen  erlaubt,  bis 
Knnn  endlich  auf  den  normalen  Grad  zu^* 
riiirkkommen  kann,  der  eine  gehörige,  der 
(Gesundheit  angemessene  Erregung  hervorzu- 
bringen im  Stande  ist;  so  yenninderte  ich 


—    i58    — 

aueh  die  Frequenz  derselben  sogleich  1^  der 
Besserung  der  Kranken,  und  lielii  nun  aUt 
Stunden  20  Tropfen  nehmen. 

Mit  dieser  Grabe  liefs  ich  a  Tage  foit- 
fahlren,  und  hatte  die  JPreude  zu  seheoi  dili 
alle  Gefahr  verschwunden,  der  Blutabgang 
aus  der  Gebärmutter  ganz  aufhörte,'  die  Kra£ 
te  sich  merklich  besserten,  Appetit  mti 
Schlaf  Wieder  natürlich  wurden. 

Nun  verordnete  ich  ein  De^octi  Ckin^ 
wozu  ich  auch  noch  Phosphorsäure  teuti^ 
und  liefs  dieses  einige  Zeit  foltnehtnen. 

Und  so  wurde  denn  die  eben  VeriösdM» 
de  Lebenskraft  noch  glücklicherweise  nk 
neue  angefacht,  und  die  schon  gaAs  für  t» 
loren  gehaltene  Kranke  mit  Wiuüderkisb 
durch  Phosphorsäure  Vom  Hände  des  GntM 
gerettet,  und  ihrer  Familie  erhalten« 

Aufgemuntert  durch  diesen  gltieUtdiai 
Ausgang,  habe  ich  die  PhosphotsSu^e  lK>d., 
mehrmalen  mit  gleich  glücklichem  CrfalgeWl^ 
mehreru  asthekiischen  Blutflüsien  Aiis  Bfilk^l^ 
Nase,  Mastdarm  und  Gebärmutter  tnge#eip|i 
det,  uhd  ich  mufs  gestehcfn,  dafs  soldhe  {edtl  ^ 
mein  Hauptmittel  in  diesen  Fällen  geWdrdfll 
ist,  und  dafs  ich  seine  Anwendi^ng  Hüll  üichi 
mehr  Verspare,  bis  et9t  die  höchste!  Gtffiib 
eingetreten  is^ 


—    159    — 


Anzeige 

an  die  Herrn  Mitarbeiter  dieses  Journals 

und  der  Bibliothek. 

j3ie  Herren  Mitarbeiter  dieser  Zeitschriften 
werden  hiedurch  benachrichtigt,  dafs  die 
zur  Oster •  Messe  fällig  gewesenen  Honorare, 
d,  h.  fiir  die  Beiträge,  zum  XXIV*  Bande  des 
Journals  und  aium  XVII.  Bande  der  Biblio« 
thek,  der  gewohnten  Ordnung  leider  zuwi- 
der, erst  zur  Michaelis» Messe,  dann  aber 
auch  ohnfehibar  alle  berichtigt  werden 
könnet. 

Alle  Beitrage^  die  toü  irgtad  einem 
wahrhaften  Interesse  für  {)ractische  Heilkunde 
sind,  Werden  nach  wie  vor  mit  Vergnügen 
aoi^enommen^  würdig  honorirt^  und  Sind 
der  bisherigen  Ofdnuüg  gemäfs  franco  ein«> 
ittsandtfn^ 


yaTt% 


Mi    i6o    -M 

Anzeige  -    I 

an  die  Leser  dieses  Journals  und  der 

Bibliothek. 

Vy  egen  häufig  einlaufendet  BeschwerdeA  ' 
der  Leser  dieser  Zeitschriften  wird  hieniuich 
bekannt  gemacht^  dals  dieselben  prompt  za 
der  auf  dem  Umschlage  bemerkten  Zeit  ans« 
gegeben  und  versendet  werden.  Wer  ^e^' 
Selben  nicht  zur  gehörigen  2eit  erhalti  hat 
dieses  lediglich  seinem  Buchhändler  beint« 
messen,  und  kann  sich  hiervon  üben^ugcsl  ] 
wenn  er  sich  an  eine  andere  solide  Bach* 
handlung  wendet« 


Inhalt 


V 


—    i6t    — 


Inhalt. 


'B«metkiiiigeii  über  die  ReiUche  Schrift-  Pepi- 
Bitsren  »müh  Uaterficht  ärztlicher  Routiniert  u. 
•.  w«.  und  ihre  Recen«ioii  in  der  Halleechea 
A.  ti,  Z.  im  NoTember  i8o4'  *        •        •  0 

.  2iiiiga  Bemerkungen  über  den  Aufiatx :  Voti 
i^^chen  Ursachen  hangt  der  grofse  Nouca  der 
Bniimeti-  und  Badecuren  eigentlich  ab?  nebst 
iiliigail  Worten  über  dat  Mineralwasler  bei 
Verden;  von  C*  C.  Matthäi,  (Vergl.  Journ. 
d.  pfact.  Heilkunde  19.  Bds.  2.  St.;.  Vom  Hrn. 
Hofrath  Ritter  zu  Casiel 5g 

I,  Moibut  maculosus  haemorrhagicus  WerlhöHi. 
Voin  Hrli.  Dr.  0,  Horst  junior,  Arst  au  Köliü 
ftm  Rhdiii.       »        »        •       «  •  *     .      log 

r»  Ueber  eine  bis  jetzt  nicht  genug  beachtete  Ur- 
•Ache  des  Gebärmutterblutflusses  nach  £ntbin* 
düngen  durch  einige  Beobachtungen  erläutert. 
Vom  Hrn.  Dr»  L*  Mmnäe^  ausübendem  Ante 
tind  Lehrer  der  Arzneikunde  au  Grcifswald.         134 

»  Geschichte  einer  glücklich  geheilten  Hernia  tpha* 
celosa*    Vom  Hrn.  Dr.  Mo/wUm  au  Stuttgart.       13$ 

L  Erfahrungen  über  die  Wirksamkeit  des  innem 
Gebrauchs  der  Phosphorsäure  in  heftigen  uthe- 

iooiB.  XXVL  B*  t.  St  ^     L 


pitchea  Blatflufien  der  öebmmtt«^  und  da?    . 

auf  lolche  natürlich  folgenden  gänalichen  S.ia* 

knng  der  Lebentkraft.    Vom  Hin»  Dr.  h&iEeU 

berger,  H.  S.  H.  Hofirath  und  Leibmt  tu  HiU? 

burghaoten«      ...••..      |j| 
Anseige  an  die  Herren  Mitarbeiter  dietet  Jonniali 

und  der  Bibliothek^  .  ,  •  ,  •  '|5g. 
Ansage   an  die  Leaer  dieses  Journale  und  der  Bi? 

bliothek*  .        ,        .  ,        ,       > '   i6^ 

9fU  diesem  Stücke  des  Journalf  wird  musg^timif 

Bibliothek  der  praktischen  Heilkunde^  JfeWh 
zehnter  Band^    Erstes  Stück.   . 

Inhalt^ 

James  Currfe,  über  die  Wirhmgen  dee  keUm 
und  wawmen  Wassers,  als  eines  Heihniuels  im  Fieter  Mai 
in  andenf-  Krankheiten^  naeh  seiner  innem  und  änsiV^ 
Anwendung;  t^ebsp  Bemerkungen  über  das  halte  GeisSak 
und  Badf  und  üfter  das  Fieherp  durch  praktische  FSUe  tfr- 
lüutert  .und  n^her  in's  Licht  gesetst.  Nach.^^r  smUm 
^iis gäbe  aus  dem  Englischen  übersetzt  von  Ch*  Fr*,  Mi-^ 
chaelis,  i8oz. 

H,  Wolff,  Krankengeschichten  nebst  Bemmrkwßgea^ 
nie  auch  eine  Krankengeschichte  eines  inner»  VTaster^ 
kopfes,  180a. 

VF —  Uf  Gedanken  über  den  Kaiserschnitt  ^  die  EsU^ 
hirnung  un4  Zerstückelung  des  Kindes,  nebst  einer  vet' 
gleichenden  Zusammenstellung  dieser  Operationen»  i8o3. 

Jens  Barfg,  jibhandlung  über  eine  Mifsgeburt^  dst 
Ten  Gehirn  in  einem  Beutel  vom  Nacken  hinunter  bis  auf 
den  Bücken  hing;  nebst  Vermuihungen  über  die  üreach^ 
der  Mifsgeburtenf  Muttermäler  n.  dgL  Aus  dem  Dani- 
schen ühersetu  von  D.  M,  H.    Mendel,     l8oi« 


Bei  L.  JV.  Wütick  in  Berlin  aind  folgende 
Verlags-  und  CommissioDS- Artikel  zu  ha- 
ben und  zum  Theil  neu  erschienen: 

Mkchoff,  Dr.  C.  G.  F.,  Darstellung  der  G^lUchen  Ge- 
hirn- und  Scbädellehre,  nebst  Bemerkungfln  über  diese 
Lehre  Ton  Dr.  C,  IV.  Hufelandt  ate  veno.  Aufl.  mit 
einem  Kupfer.  8.  i6  Gr. 

Maknemann,  Dr.  S,^  Heilkunde  der  Erfehrujig.  8*  8  Gr. 

Dr.  C  IV,  Hufeland,  Joumtl  der  praktischen  Heilkunde 
XXVI.  Bd.  I.  St.  13  Gr.  jedes  Siiick. 

•»-  -—  Universalregister  su  den  ersten  «wansig  Bänden 
dieses  Journals,  27^  Bogep.  8.  br.  i  Thlr.  16  Gr. 

£•  tollen  wegen  der  Verwirrung  unserer  Zeit  und 
der  dadurch  in  a^r  iitterarischen  Welt  Terursachten  Stö« 
mngen  auch  noch  femer  complete  Exemplare  diesee 
Journals  2u  einem  herabgesetsten  Preise,  nämlich  tlie 
fnten  fünf  und  Mwanzig  Bände  inclusive  dta  sie  den  er- 
Sien  zwanzig  Bänden  gekvpigen  Univertalregiuers ,  Für 
sechs  Frdr.d'ors  und  s^ar  franco  Leipzig  oder  Ham* 
hnrg  abgelassen  werden.     Doch  wird  kein  solchrs  com- 

fiet^  £xei*plar  abgesendet,  bevor  nicht  jene  sechs 
rdr.d*ors  baar  oder  durch  Anweisung  eingesendet  wor- 
den. — r  Da  dieses  aber  bLot  au  einem  Beneficio  für 
Aenta  und  Wundärste  dienen  soll,  so  kann  von  dle- 
•em  herabgesetsten  Preise  nidit  noch  Rabat  gegeben 
werden. 
-*  — >   Bibliothek  der  praktischen  Heilkunde  XlX.  Bd. 

I.  St,  6  Ot.  jedes  Stück. 
Auch  von  dieser  können  Liebhabern  die  ersten  aokt" 

mehn  Bjlnde  complet  nebst  swei  Supplement« tücken  su 
dem  herabgesetsten  Preise  von  zwei  und  einem  kalben 
Frdr.d'or  auf  gleiche  Art  und  Weise  erlsssen  werden. 

•<=•  —  Makrobioiik,  oder  die  Kunst  das  menschliche  Le- 
ben »^  verlängern,  a  Theile,  4^9  vermehrte  Aufl.  gr.  8. 
ordin.  Druckp.  i  Thh*.  8  Gr, 

Auf  engl.  Druckp.  mit  einem  Rnpfer.     i  Thlr.  so  Gr. 

lUstümo  auf  dem  Rönigl.  National -Theater  in  Berlia, 

II,  19  un^l  i^tes  Hefe.  (In  d«m  13  und  15  Heft  be- 
finden sich  die  Kostüme  aus  dem  Bitterschauspiel :  Di0 
Weihe  der  Kraß.)  jedes  Heft  2  Thlr.  |2  Gr. 

Pardp  de  Figueroa,  Benito,  über  die  Transfignration,  von 
Raphael  urbino,  nebst  eipigen  Bemerkungen  über  die 
Mahlerei  der  Griechen,  a.  d.  Sp^PMch^p  uberaetxtvon 

"  Fr,  Greuhm-  gr.  8.  '    '   '  20  Gr. 

Rodrich,  i.  Theil.  8,  t  Thlr.  8  Gr. 

Serena^  drei  Mährchen.  Q,  \^  ^i:> 


In  d<5r  Oopferdtscken  Vertagsbuchbandliing  ia 
Jena  siua  folgende  neue  mlcher  zu  haben: 

Grüner,  Cor,  Aug,  Const.  D,  kistoriae  Cultritforonun 
morbi  simuiaU  et  dissimulati  vcl  suicidii  intendaU  '» 
dices,  hmaj,  ta  Gr, 

Nordhoffs,  jiug,  Wilh.  D.,  Archiv  für  den  thieriidiefl 
Magnetismus,  i.  Bd.  a.  Sl  gr«  8.  l6  Gf. 

Schlegel,  Fr,  Jtisc.  jiug,  Di,  über  die  Ursachen  des  Waidi* 
aalsopfes  det  Menschen  und  Thiere,  die  Mittel  densd- 
Ben  SU  heilen,  in  kurzem  auszurotten >  und  dem  da- 
durch entvölkerten  Polen  seinen  ehemaligen  blühendes 
Wohlstand  wieder  zu.  verschajBPen.  gri  8«      Mit  ä  itÜi^ 

•    ininirten  Kupfertafeln»  ,  S  fblr. 

Die  endliche  Erscheinung  dieser  Schrift  wird  um  toinU- 
kommener  seyn^  da  nun  die  von  der  Rüsa.  K.AiserL  Ihii- 
versität  tu  Wilna  aufgegebene  PrMif  rage  über  den  Weich- 
eebsopf  dadurch  2ur  Gnüge  beantwortet  ist,  und  der 
Arst,  welcher  über  jene,  besondere  in  Polen,  nodi 
immer  ihre  Verheerungen   täglich  fortietseude  Rraet 

-  heic  nenes  Liebt  verbreitet,  und  sichere  Mittel  sur  H» 
lung  und  Ausrottung  derselben  an  die  Hand  giebt,  sick 
gewils  ein  eben  so  grolset  Verdienst  um  die  Mensdt 
£eit  erwirbt,  als  ein  Eduard  Jennir  durch  Aoarottuf 
der  Menschenblattem.  *^  Es  ist  dasselbe  Werk,  do- 
sen der  Freimüthige  am  17«  Mal  igoj  im  Vorbeigefa« 
u.  a.  mit  diesen  Worten  Erwähnung  that-:  »gerecbw 
Lob  verdient  der  Dr.  Schlegel  in  Moskau ,  wagen  s«- 
ner  dem  Kaiser  von  Rufstand  etc.  (im  Mspt.)  su|i< 
.  echickten  Bemerkungen  und  Resultate,  wie  der  Wd» 
aelxopf,  der  so  viMe  Menschen  in  Polen  hinrafft  pdf 
verstümmelt,  könne  ausgerottet  werden.« 

Schriften  der  Hersogl.  mineral.  Societät  fiur  die  getanntf 
Mineralogie  su  Jena ;  herausgegeben  vom  Hrn.  BetgfiA 

.  Dr.  Joh^  Ge^  Lcnzi  ater  Band.  Mit  4  l^^upfertafaln  si' 
einer  Charte.  a  Tkk 

tn  derselben  Buchhandlutig  erscheint  in  ba>| 
vorstehender  Oster- Messe:  1 

Lenz,  John  6e.  Dr.,  Tabellen  über  das  geaammte  Mifl^ 
talreich  mit  Rücksicht  auf  die  neuesten  Entdeckungen  lu'j 
mit  einigen  erläuternden  Anmerkungen,  kl.  fol.   AiOfcf 

Schlegels,  Jul.  Heinr.  Goul,  Dr.,  Materialien  für  die  Sttf^j 
anneiwissentchaft  und  praktische  Heilkunde.  ;^teSaflii»] 
lung.  gr^  8.  iQ  M 


Journal 

der 

practifchen 


Arzneykunde 


und 


Wundärzneykunft 


heraasgegeb»sn 


von 


C.    W.     H  n    f   e    I    a    n    d, 

KonigLPreiiri.  Geheimen  Ruth,  wirkl.  Lvibarzt,  Pirectot 
det  CoUeg.  med.  chirurg. ,  erftem  Arzt  der  Charit^ 

Q.  f.  w. 


u     ^ 


Sechs  und  zwanzigster  Band«    Zweites  Stuck. 


Berlin  1807. 
In  CoTimitiioii  bei  L.  W^  Wittich* 


•    "  I 


■.'  • 


I. 

* 

Fingerzeige 

auf  «den 

omöopathifichen  Gebrauch  der  Arauieien 

in  der  biaherigen  Praxis.  ' 

Von 

Dr.    Samuel    Hahne  mann. 


r  or  mir  *)  und  so  lange  cs  eine  Arznei- 
mde  gab,  vereinigten  sich  alle  Systeme, 
leTli^apien,  alle  Anweisungen  Krankhei- 
n  KU  heilen,  in  dem  Satze :  Contraria  con^ 
drUs  eurenturl    Und,-  wenn   es  auch  hie 

^)  OAtf  toltce  ich'  irvirklicb  niclit  zuerst  auf  den  Unter* 
dcbied  der  primären  und  der  ibr  entgegen  go«ei«teu 
cecondären  Wirkung  d^r  ArsneioA  aufmerksam  ge- 
macht, nicht  KUftrst  die  Hcilmig  der  Krankheiten 
durch  ähuliche  Mietal  mit  Gründen  gelehrt  haban? 

As 


^      6      — 

und  da  ein  Weiser  wagte^    mit  einigen  Id« 
sen  Worten  zu  widersprechen  und  ein:  ^ySi» 
milia  similibus}^  vorzuschlageD,  so  ward  die^ 
ser  Einspruch   doch  nie  geachtet,    und  das 
Grunddogma    alier    medizinischen    Schulen: 
Behandle  Krankheiten  blos  durch  gegentheu 
lige  Mittel^  (durch  Palliatwe)  —  blieb  ru- 
hig im  unvordenklichen   Besitze  y    in   unge* 
störter,   bemooseter  Verjährung,    von  allen 
Lehrern  und  in  allen  Büchern,  drei  imd  iwan- 
zig  Jahrhunderte  hindurch,  ununterbrochen 
fortgepflanzt  bis  auf  den  heutigen^Tag»  Doch 
die  Wahrheit  kann  selbst  unter  dem  Schutts 
mehrerer  besinnungslosen  Jahrtausende  nicht 
erstickt  werden.    Es  mufste  doch  einmal  eise 
Zeit  kommen,  wo  die  Allyerkähnte' erkannt 
und  in  ihre  ewigeh  Rechte  eingesetzt  würdei 
Es  war  sogar  zu  erwarten,  dafs  sie  von  Zeit 
zu  Zeit  Spuren  ihres  Daseyns  und  ihres  Vor* 
zugs  vor  der  verjährten,   thÖrichten,Obsa<- 
vanz  gegeben  haben  werde«     Und.*  .^p  war  et 
auch.     Sie  machte  sich  oft  bomerkJUcJ^; 

Ein  erquickendes  Geschäft  ist  i^s^-Athxf 
für  ihren  Verehrer,   zeigen   zu  könnep,  ^ 

*)  Meine  eignen«  zahllosen,  tprecHendeA  .£rfaJirmi|a[» 
meine  täglichen  und   stündlichen  Beitädguii|[eD  (tir-| 
ser  ursprüngUcheu ,    verkannten  und  .vqa    mir 
aufgefundenen    Wahrheit^    unterdrücke   ich  yor  ^\ 
Hand  geflissentlich,  um  ihr,  unt^r  VerraeiduD|;  je 


\afs  in  allen  Zeitaltern  schnelle  und  dauer* 
afte  Heilungen^  wenn  es  auch  die  Heil- 
.ünstler  nicht  beabsichtigten,  doch  nur  durch 
irzneien  ^vollführt  wurden  j  welche  in  die-- 
en  Fällen  homöopathisch  wirkten  ^  das  ist, 
lurch  ihre^  obgleich  nicht  geahnete  Eigen-- 
ehafty  Vior  sich  ähnliche  Uebel  erzeugen 
u  köitnen^  als  die  zu  heuende  Krankheit 
j%thieh.  Er  freut  sich,  zeigen  zu  käknen, 
aCs,  obgleich  seit  undenklichen  Zeiten  her, 
nmer  nur  das  Gegentheil  von  jener  heil- 
ringenden Wahrheit:  dafs  die  beste  kura^ 
We  Heüatt  in  Anwendung  solcher  Arzneien 
est  ehe  y  welcJie  ein  ähnliches  Uebel  vor  sich 
rregen  können ,  als  sie  heilen  sollen  —  ge- 
ehrt ward,  sich  dennoch  in  allen  Zeitaltern 
ine  Menge  von  Heilungen  finden,  deren 
Trheber,  ohjiezu  bissen  was  siethaten,  diese 
Wahrheit  wider  ihren  Willen  faktisch  bestä- 
gen  mufsten,  die  sie  scientivisch  anzuer- 
snnen  entweder  zu  schwach  waren,  oder 
>n  ihren  symbolischen  Büchern  gehindert 
nrden.  Es  thut  nichts  zur  Sache,  dafs  die 
.eirzte  diese  Heilungen  oft  unwissender  Weise 
errichteten,  qs  thut  nichts,  dafs  sie  solche 

Sch^S  von  anraafalicber  Postulirung  meiner  Glaub* 
Würdigkeit,  lieber  durcb  fremde  FacU  Eingaag  ia 
das  Ohr  und  Hers,  meiner  Mit*  und  Nachwelt  sa 
v^rechafien. 


—       8      — 

MitteL  vielleicht  in  einem  Anfalle  von  Ver- 
gessenheit der  gegentheiligeii  Lehre  des  grei« 
sen  Doguiatismus  (contrariß  coritrariis  ca* 
rentur)  ,  oder  durch  glückliche  Vorgänge  bei 
zufälligem  Gebravche  eines  solchen  IMittels  * 
in  ähnlichen  Fällen  engereitzt^-odei*  blos  ans 
wohlthätigem  Instinkte^  wählten^  Genug,  %i^ 
thaten  es,  und  es  gelang  natürlicherweise; 
ob  sie  schon  nicht  a^hneton,  \voher  der  glück- 
liche Ausschlag  kam.  £r$t  jetzt  sehen  vrir 
den  Grund  des  heilsamen  Erfolgs  ihrer  in- 
orthodox angewendeten,  Arzneien  ein,  wenu 
wir  wiesen,  jafsi  sie  durch  eine  homöopathi- 
sche ^)  Wirkung  halfen,  das  i^t,  durch  die 
innere  TeiLAenz^  4er  Arzneien  ^  einen  ähnli- 
chen Krankheitszustanc} ,  als.  sie  hier  besieg- ' 
ten,  ihrer  Natui*  nach  schon  yor  sich  erzeu- 
gen  zu  können. 

Die  tPgliche  Erfahrung  und  ilf wrra/ (statt 
aller  andern  Z^eugen)  zählt  uutet  die  Symp- 
tomen, welche  der  Gehrauch  des.  T^boka 
erregt^  YQVzü^ich,  Sck^in^el^  Ueb^lheit  und 
AengstUchkeU^  Und  gerade  Schwindel,  Ue- 
belkeit;  vljxA  Aengstlichkeit  waren  es,  von 
deneii  sich  Diemerbraek  durch  Tabakrau* 
chent  befreiete,,  wenn  er  unter  der  ärztlichea 
Behandlung  der  epidemischen  Krankjioiten  io 

*)  Homöopathisch  ist,  was  ein  tftöttt  tfm,^*^,  ein  uh- 
Uches  Leiden  zu  erzeugen  Tendenz  hat. 


Holland  hie  und  da  von  ihnen  beiailen  ward. 
—  Chomely  Grane)  Marrigues  sahen  vom 
starken  Gehrauche  des  Tabaks  Commlsio^ 
nen  entstehen,  und  Jaoge  vor  ihnen  hatte 
Zaeucus  der  Portujjtese  in  dem  aus  dem 
Safte  des  Tabakskrautes  bereiteten  Syrupe 
ein  sehr  heilbringendes  Mittel  in  vielen  Fäl- 
len y«n  Epilepsie  gefunden. 

Die  bei  Murray  zu  findende  Wahrneh- 
mung, dais  ArUesöl  von  Purganzen  erregtes 
Leibweh  stillt,  setzt  den  nicht  in  Verwun- 
derung, welcher  weifs,  dafs  «7.  B,  Albrechc 
Magenschmerzen  und  Pet.  Forestus  heftige 
Koliken  vom  Aniesöle  beobachtet  hatten. 

Die  schädlichen  Wirkungen,  welche  ei- 
nige Schriftsteller  und  unter  ihnen  Georgi 
vom  Genüsse  des  Fliegenschwammes  hei  den 
Kamtscbadalen  anmerken,  Ziuern^  Convul^ 
sianen^  Fallsucht^  wurden  wohlthätig  unter 
den  Händen  fVhistling'sy  der  sich  des  jp/ie- 
genschwamme^  mit  Glück  gegen  Com/ulsio" 
nen  mit  Zittern  begleitet,  und  unter  Bern^ 
hardt's  Händen,  der  sich  demselben  hülfreich 
in  Fallsuchten  bediente. 

Wenn  Fr»  Hoßmann  die  Schaafgarbe 
in  meltreTti  Blutßässen  xü\\D\te%  Stahl j  Buch* 
wald  und  Löseke  sie  im  überaiäfsigen  Flusse 
der  Ooldader  sehr  dienlich  fanden,  die-^re^ 
lauer.  Sammlungen  Heilungen  des  Blutspeiens 


I 

—       lO 


durch  Sdhaafgarbe  anführen,  und  Jhomasm 
Üei  Haller  sie  mit  Glück  in  MuuerhlutflU^ 
sen  anwendete,  so  beziehen  sich  diese  Hei« 
lungen  sehr  deutlich  auf  die  ursprünglidie 
Neigung,  der  Schaafgarbe^  vor  sich  Bliu^ 
flüsse  und  Blutharnen  ^  wie  Fr.  Hoff  mann 
beobachtete,  und  eigenthümlich  Nasenblu^ 
ten  zu  erzeugen,  wie  Boeder  yon  derselben 
wahrnahm. 

Scoi^lo  heilte,  nächst  Anders,  schmeri» 
haften  Abgang  eiterigen  Harns  mit  der  Bä* 
rentraubey  welche  dieses  nicht  vermögt  hätte, 
wenn  sie  nicht  vor  sich  Harnbrennen  uad 
Abgang  eines  schleimigen  Urins  erzengea 
könnte,  wie  wirklich  Saui^ages  voa  dw  Bä- 
rentraube entstehen  sah. 

Der  durch  seine  ungeheure  Kraf^,  dea 
menschlichen  Körper  zu  verändern,  man  weifs 
nicht,  ob  in  verwegenen  Händen  mehr  fürch- 
terlich, als  in  der  Hand  des  Weisen  eher 
verehruDgswürdig  zu  nennende  Arsenik  wür- 
de iai  Gesichtskrebse  nach  Gui  %>on  Chaw» 
liac^  nach  Theodoricy  nach  V^alescus  von 
Tarantay  nach  Fallopius^  nach  Penety  oadi 
Rönno{^  (Cosme)  und  mehrern  Neuem  nicht 
so  grofse  Heilungen  haben  vollbringen  kön* 
nen,  wenn  dieses  Metalloxyd  nicht  die  ho* 
möopathische  Kraft  besäfse,  schon  vor  sich 
sehr  schmerzhafte^  sehr  schwer  heilbare  Kno* 


---    II    — 

len  (nach  jimatus  dem  Portugiesen)  und  tief 
eindriDgende,    bösartige    Geschwüre    (nach 
Heimreieh  und  Knape)  zu  erzeugen.  — »  Die 
Alten  würden  das  Arsenik  enthaltende,    so-» 
genannte  magnetische  Pflaster  des  Angelus 
Sola  bei  Pestheulen  und  Karbunkeln  nicht 
so  einstimmig  wohlthStig  haben  finden  kön- 
nen, wenn  der  Arsenik  nicht  yor  sich  (wie 
Degrier  und  Knape  bezeugen)  die  Neigung 
hesälse,  schnell  in  Brand  übergehendö  Jint- 
Zündungsgeschwülste  zu   erzeugen.   —     Der 
Arsenik  bringt,    nach  den  Wahrnehmungett 
Dan.  Crügär's  und  J.  C.  Grimm'Sy  alle  Zu- 
falle   einer   bösartigen   rothen  Ruhr  hervor; 
was  Wunder,    wenn   ihn  schon    Galenus  in 
Klystieren  und  Zaoutus  der  Portugiese,  ^/e« 
'VOgt  und  Molitor  innerlich  als  Heilmittel  in 
der  rothen  Ruhr  haben  heilsam  finden  kön«* 
nen?'Und  wo  käme  seine  so  tausendfach  be- 
stätigte (nur  noch  nicht  behutsam  genug  an- 
gewendete) Heilkraft  in   einigen  Arten  von 
Wechselfiebern  her,  die  seit  Jahrhunderten, 
schon  von  Myrepsus  verordnet  und  von  Sle^ 
vogt^    MoUtor  ^    Jacobij    /.    C.   Bernhardty 
Jungken  und  Fowler  nicht  unzweideutig  ge- 
priesen worden  ist,    wenn   sie  nicht  in  der 
eigenthümlichen    Fieber    erregenden    Kraft 
des    Arseniks  gegründet  wäre,    welche    fast 
alle  Beobachter  der  Nachtheile  dieser  me- 


Lentiris^  Armstrongs  und  Itanoe's  Erfahran- 
gen  glücklich  hat  heilen  können.  -—  Die  Hei« 
lang  einer  Härnwinde  durch  Schierling  bei 
Stoerck  wird,  erklärlich  aus  der  Strangurie^ 
welche  Lange  und  Ehrhardt  von  eben  die- 
sem Kraute  haben  entstehen  sehen,  i—  Hit 
Stoerck  einen  schwarzen  St  aar  damit  ba* 
zwungen,  so  ward  dies  durch  die  natiirÜdie 
Eigenschaft  des  Schierlings  möglioh,^  nach 
welcher  er  (nach  Amatus  dem  Politogiesen) 
plötzliche  Blindheit^  (nach  Baylies^  und  An^ 
dree)  Gesichtsi^erdunkelung  und  Cqiach  Gat^ 
acker)  Gesichtsschwäche  schon  von  selbst 
erzeugt  hat. 

Wenn  es  auch  nicht  die  vielen  Erfah« 
rangen  voii  Stoerck^  MargeSj  Planchen^  du 
Monceauy  F^  Ch.  Juncker^  Schinz,  £krmann 
und  Anderer  versicherten,  dafs  die  Herbst* 
zeitlose  eine  Art  fVassersucht  geheilt  habe, 
so  würde  diese  Kraft  der  genannten  Worsd 
schon  von  ihrer  Eigenschaft,  verminderte 
Absonderung  eines  feuerrothen  Harns  mit 
stetem  Harndrange  vor  sich  zu  erregen  (wie 
nächst  Stoerck  auch  de  Berge  sah},  leicht 
herzuleiten  seyn]  —  sehr  sichtbar  aber  ist 
das  von  Garitz  durch  die  Zeitlose  geheilte 
hypochondrische  Asthma  und  die  von  Stoertk 
durch  sie  gehobene  Engbrüstigkeit  mit  (wi« 
es  schien)  Brustwassersucht  verbunden,   in 


—     i5    — 

V 

der  Tendenz  der  Herbstzeitlose,  Schwerqth* 
migkeü  und.  Asthma  vor  sich  hervorbringen^ 
gegründet,  dergleichen  de  Berge  von  ihr  be^ 
merkte« 

MuraUo  sah,  was  man  noch  täglich  se- 
h^n  kanui  dafs  die  Jalappe  aufser  Bauche 
weh  ;auch.  eine  große  Unruhe  und  ümher^ 
werfen  zuwege  bringt,  und  ganz  begreiflich 
für  jeden  «denkenden  Anst  Aiefi^t  aus  dieser 
ihrer  Tendenz  jene  wohlthätige  Kraft  der- 
selben, kleinen  Kindern,  in  Leibweh ,  Uo^ 
ruhe  und  Schreien  oft  zu  helfen  und  ibnjBn 
einen  ruhigen  Schlaf  zu  bewirken,  wie  G* 
Tf^^  Wedel  ihr  mit.  Ile<Jit  nachrühmt*   /     . 

•Bekanntlich  (und  yrie  Murraf^  HiUfixy: 
und  Spielmann  zum  Ueberflusse  bezeugen) 
ina^hci^.d^j  Sensbläuer  eine  Art  Leibschmerz 
zen  und  ^ringen  das  Blut,  in  Bewegung  (die 
gewähjD^iche  Ursache  der  Schlaflosigkeit)^  und 
eben  dieser  ihrer  natürlichen:J^igenschaft  wor 
gen  konnte  D^thardingJ\eftige  Kolikschmer^ 
zeHt  mit  ihnen  heben  ufid,  den  Kranken  die 
iß^ruhigeii  Näishte  benehmen.  Auch  sah  er 
selbst  ein,  dais  sie  die»  wohl  nur  mittelst 
Qben  ihrer  Kolik  erregenden  Eigenschaft 
(durch  eine  Art  Antagonism)  bewirken  müfs* 
ten.  So  nähe  war  dieser  Ar2t  am  Ziele  der 
grofsen  Wahrheit! 

Ganz  nahe  lag  es  auch  dem  sonst  sdiarf- 


-     i6    -      , 

sinnigen  Stoercky  einzusehen i  dafs  der  beio 
Gebrauch  der  Diptamv^uriel  Von  ihm  selbit. 
bemerkte  Nachtheil ,  zuweilen  eine  L6uoof% 
rhöe  zähen  Schleims  mit  Blutstriemeü  t^. 
mittcht,  zu  erregen,  eben  die  Kraft  sej^ 
Mrodnrch  er  knictelst  eben  dieser  Wurzel  m 
nen  langwierigen  Vfeifsen  Flufs  beswaog".  ''^\ 
Eben  so  durfte  es  Stoerck  nicht  «uffiil^ 
len,  wenn  er  mit  A^t  Brenn  •-fValdrAtmnt 
Art  langwierigen,  feuchten,  fressenden,  lÜi* 
gemeinen  Krätzausschlags  heilte^  da  eriielbit 
von  diesem  Kraute  wahrgenommen  hatte,  dals 
es  krätzartige  Pusteln  über  den  ganzen  KST' 
per  vor  sich  erzeugen  könne.  Welche  dent-. 
liehen  Winke  zur  naturgemüfsesten  Heil- 
kunde! Und  dennoch  bisher  unbeachtet! 

'  Wenn  man  die  Schriften  ubor  die  me- 
dizinische Electricität  Üest^  SO  tnufi^  man 
tiber  die  nahe  Beziehung  erstlBmnen,  mit  wel« 
eher  die  Ton  ihr  hie  und  da  erzeugten  K8^' 
perbeschwerden  und  Krankheitszufälle'  da 
iganz  ähnlichen  Körperbeschwerden  lind  Ktanfe 
heiten  entsprechen,  welche  sie  tiift  GIudL 
tind  dauerhaft  durch  Homöopathie^}  geheilt 

hat. 

*)  Gans  nahe  war  dahet  Benholon  de  St,  La»ar»  dir 
Wahrheit  auf  der  Spur,  als  er  tic^  (Afeditiatteh 
Sleciriciifltt  «weiter  Band,  S.  i5»  WeiCienf.  u.  Leipi 
1789)  äufscrt«.     ?>  Die   electritche   £rsdiutternn|^  bit 


—     17     — 

'hat.  Unzählbar  sind  die  Schriftsteller,  wel- 
che  Beschleunigung  des  Pulses  von  der  po- 
ikiven  Electrizüat  wahrnahmen ,  völlig  fie^ 
Jberähhliche  Zustande  aber,  blos  durch  Elec- 
trizit'at  erzeugt,  s.^hon  Sau^^ageSy  Barillon 
und  Delas  bei  Bcrtholon.  Diese  febnlische 
Tendenz  jenes  groiVoa  Agens  macht)?,  dafs 
Gardiniy  PVilkinson^  Syme  und  TVesley  Ter* 
tianfißher  mit  Electrixität  heilen  konnten, 
Zetzell  aber  uni  Pf^illcrmoz  sogar  Quartana 
ßeher.  —  Sie  ei*reg%  wie  allgem^ein  bekannt, 
schnelle  Verkürzung  der  Muskeln  ^  und  de 
Sans  konnte  durch  sie,  so  oft  er  wollte,  so- 
gar anhaltende  Convulsionen  der  Arme  bei 
einem  Mädchen  erregen.  Und  eben  mit- 
telst dieser  convulsiven  Tendenz  der  Elec- 
trizität  konnten  de  Sans  und  Francklin  bei 
Saui^äses  krankhafte  Com^ulsioneh  mit  Elec- 
trizität  stillen.  ■—  Derselbe  Fall  ist  es  mit 
dem  durch  Electrizität ,  erregten  Schwindel 
(Zetzell)  und  der  Ohnmacht  (Kühn  und  Du^ 
boueix)j    wovon   ersterer  bei  de  Haen  und 

T>  sehr  let^hafte  Sclimcrzen  verscbiedener  Art  gehoben, 
»wenn  ich  dieselbe  liuF  den  leideilden  Theil  ricli/> 
ntetei  sie  stumpft  den  Scbmen  ab  und  vernichtet 
»ihn  gänzlich,  indem  sie  einen  neuea  (weit  star- 
»kern?)  hervorbringt,  welcher  jedoch  vorübergehend 

'»ist,  und  gleich  wieder  verschwindet.  Ich  habe 
»  diese  Versuche  sehr  oft  mit  gleich  glucklichem  £r- 
» folge  wi<.derholt. «  '        '      ' 

Journ.  XXVI.  B.  ii.  St.  B 


—     ig     -^     . 

Sau^agesj  so  wie  letztere  bei  Nicolas^  Chan- 
geuxy  Hawes  und  Gardini  durch  ähnliche 
krankmachende  Kraft  der  Electrizität  (ho- 
möopathisch) geheilt  ward«  —  [5ar/emund 
I.andriani  haben  durch  die  Electrizität,  je- 
ner  eine  ungemeine  Erschlaffung  der  Mus» 
kein  und  Schwächung  der  Nerven^  dieser 
eine  augenblickliche  Berxtubung  der  Irriia^ 
büität  zuwege  gebracht,  so  wie  Bertholon^ 
nebst  Andern,  Lähmungen  yom  Blitze  hat 
entstehen  sehn;  und  eben  mittelst  dieser  pa« 
ralytiscben  Tendenz  der  Electrizität  haben 
unzählige  Naturforscher  Lähmungen  geheilt, 
eben  durch  sie  hat  der  Blitz  nach  Alonzo  de 

.  GomeSf  FFHkinson's  und  '  Diemerbroeck's 
Beobachtung  Lähmungen  geheilt.  —  Selbst 
die  Specie«  von  Nervenlähmung,  den  schwär» 
zen  Staar  hat  Saui^ages^  Floyer  ^  fVesley^ 
Hefy  Quellmalzy  Cai^alloy  fVilkinson^  Saus- 
sure^  Marety  Deuaen^  und  Paris  hei  Ser* 
tholon  durch  Electrizität  geheilt,  aber  durch 
welche  andere  Kraft  derselben,  als  durch 
welche  sie  für  sich  selbst  schwärzen  Scaar 
erzeugen  kann,  wie  Gallizin  sah?  —  Da  aber 
die  Electrizität  nicht  nur  Muskelbewegung 
zernichten  y   sondern  auch  Verlust   des  Ge* 

Jühls  erzeugen  kann,    wie«*  ein    Beobachter 
(Phüos.  tr ansäet*  Vol.  LXIIL)   an   den  un- 

tern  Giiedmafsen  wahrnahm,  so  ist  es  sieht- 


-      19      - 

bar,  da[s  blos  durch  diese  ihre  Tendenz  JaU 
labert  eine  Lähmung  mit  Gefühhverlust  hei- 
len könnte«  — ^  Francklin^  Abügard  und 
Landriani  bewirkten  eine  Art  Schlagflufs 
durch  Electrisität  und  mittelst  eben  dieser 
apoplectischen  TeQ<len^  konnte  sie  bei  de 
Haeu  auch  Shhlagßufs  heileif,  so  wie  Fon- 
tana  einen  durch  Blitz  entstandenen  Schlage 
flujs  aus  gleichem  Grunde  mit  kleinen  elec- 
trUchen  Erschütterungen  heilen  konnte.  — ]  *) 

^ j  Ich  mulj  jedoch  über  die«e  ganse  in  KUinmern  ein- 
getcblossene  Stell»  die  Bemerkung  machen^  d^fs  die 
in   derselben   Angeführten   Heilungen   nicht  walirhafc 
poeitiv  sind«  indem  obige  krankhaften  Gefühls-  und 
Bewegungsverluste  nur  mit  der  zweiten  Wirkung  der 
Electrisität  >   welche  in*  Gefühls-  |ind  Bewegun^-s Ver- 
minderung besteht»  bestritten  vrtrdea  konnten,  wäh- 
rend die   erite   Wirkung  derselben  (Gefühlserr^gung 
und  corfvulsivische  MuskeUusammen/iehung)  dds  Ge- 
gentheil  der  hier  behandelten  Krankheiten  ist.    Diese 
Heilungen  gehören  folglich  su   den  palliativen,   wie 
auch  theils  die  pft  lange  Dauer  solcker  Kuren   (das 
Uebel  wäre  denn  gan.-i  neu  gewesen) ,  theils  die  stu- 
fenweise nöthige  Verstärkung    der  Electricität  in  sol- 
chen Fällen,    theils  aber  auch  der  Umiitand  klärlich 
zeigt/ dafs  alte  Uebel  dieser  Art  von  der  Electrisität 
gar  nicht  besiegt  werden,    so  wie  alle  andern  chro- 
nischen Krankheiten    durch    Palliative    (entgegenge- 

-  sciÄto  Mittel)  nie  und  in  keinem  Falle  gebeilet  wer- 
den. Doch  9iuCi  man  gestehen,  dafsunsre  Itisherige 
Heilkunde  schon  einiges  Lob  verdienen  würde,  wenn 
sie  in  den  meisten  Fällen  auch  nur  durch  .passende 

B  i 


—     ao     — 


Die  unzähligen  Heilungen  rheumatischer 
Schmerzen  durch  eine  unnennbare  Menge 
Aerzte  und  Naturforscher,  erfolgten  sie  etwa 
aus  einer  andern  von  der  Theorie  fingirten, 
durch  plausible  Vorspiegelungen  sophistischer 
KuQKtgriiFe  geschmiedeten  Ursache  oder  nicht 
vielmehr  auf  die  einfachste,  naturgemäfseste 
Wei^üC  vermöge  der  Kraft  der  Eleccrixität, 
rheumatische  Schm^erzen  für  sich,  in  dör  er- 
sten Wickuug  erzeugen  zu  können,  wie  Ha- 
müton  und  de  Haen  von  ihr  beobachteten? 
—  Auch  Hllftweh  selbst  erregte  sie  (Phüos, 
Irans.  Voh  LXIIL  und  Jallabert)  und  konote 
also  auch  Hüf-tweh  heilen,  wie  JRortbergy 
LoK>ec^  Arrigoni^  Diiboueix^  Mauduyt^  Symt 
und  fVeslef  durch  ihre  Erfahrungen  bewährt 
haben.  —    Eine  Menge  Aerzte  haben  eine 

entgegengesetzte  Mittel  (Palliative)  wenigstens  kurs- 
dauernde  Erleichterung  der  Krankheiten  hätte  her- 
vorbringen können..  Aber  auch  solcher  standen  ihr 
nur  eine  geringe  Zahl  su  Gebote,  und  sie  innlio 
sich  übrigens,  um  nicht  ganz  unihätig  cu  scheioeii 
gröfstentheils  mit  Arzneien  behelFen,  die  entweder 
(weit ,  ihre  wahrf^n  Kräfte  aufzufinden,  kein  Weg  be- 
kannt war)  auf  gut  Glück  ergriffen,  oder  von  eineffl 
aus  leeren  Vermuthungen  zusammen  gesponnenes 
medicinischen  Systeme  erborgt,  oder  aus  dem  f^ 
dankenlosen  Polterkrame  plump^er  Erfahrungen  scheio- 
har  ähnlicher,  glücklicher  Fälle  entlehnt  wordei 
-waren. 


—     -ai      — . 

Art  ^ugenentzündung  durch  Electrizität  ge- 
hoben, nämlich  vermittelst  eben  der  Ten- 
denz  derselben,  wodurch  sie  selbst  Augen^ 
entzündungen  (nach  Patrik^  Dichson  und 
Bertholön)  erzeugen  kann.  —  Buisson  sähe 
eine  Verhärtung  der  Brustdrüsen  vom  Blitze 
verschwinden,  und  Mauduyt  heiltQ  verhär^ 
tete  Halsdrüsen  mit  Electrizität;  er  hätte  es 
nicht  vermögt,  wenni  die  Electrizität  nicht 
für  sich  im  Stande  wäre,  Geschwülste  ddr^ 
Halsdrüsen  zu  erzeugen,  wie  de  Haen  von 
ihr  sah.  —  Fuschel  heilte  Kropf  ädern  (va- 
rices)  mit  Electrizität,  welche  diese  Heilkraft 
blos  mittelst  ihrer  (von  Jallahert  beobach- 
teten)  Eigepschaft,  Venengeschwülste  zu  er- 
refgen,  besitzt. 

Der  (Galvanismus)  Metallreiz  heilt,  wie 
bekannt,  eine  Art  Ohren-^  und  Zahnschmer' 
zeuj  und  zwar  eben,  weil  er  dergleichen 
(Geiger)  fü^  sich  zu  erregen  im  Stande  ist. 
—  Der  Tic  douloureuxy  den  ein  Arzt  un- 
längst mit  dem  Galvanis9?us  heilte,  was  ist. 
er  anders  als  ein  unerträglich  brennend  ste^ 
chender  Schmerz^  demjenigen  höchst  ähn- 
lich, den  der  Galvanismus,  wie  jedermann 
täglich  erproben  kann,  für  sich  spezifisch 
hervorbringt?  *) 

*)  Da  des  Metallreicze«  primäre  Wirkung   in  Erregung 
gevriMer  eigenartigen  Empfindungeia  (Schmeraen)  und 


2&2 


Aus  eben  dein  Grunde,  aus  welchein 
Yon  Auflegung  der  PVolfsmilch  blos  auf  den 
Unterleib  durch  Scopoliy  JVassergeschwuht 
d^s  ganzen  Korper^^  erfolgte,  konnten  auch 
in  den  altern  Zeiten  eine  Menge  Aerzte  und 
gemeine  Leute  eine  Art  fVassersucht  mit 
Wolfsmilch  heilen,  wie  man  bei  Herrman 
und  Boeder  siebet. 

Wenn  nach  Murray  die  Euphrasie  Au-» 
genemzündung  und  das  Triefauge  geheilt 
hat,  sollte  sie  dies  durch  eine  andere  Kraft 
vermögen,  als  durch  die  Eigenschaft,  durch 
die  sie  selbst  für  sich  (nach  Lobeliusj  Bon" 
net.  und  Sim^  Paulli)  eine  Ait  Augenent* 
Zündung  erzeugen  kann? 

Fripze  hat  von  einem  Bade  mit  causü* 
schem  Kali  geschwängert,  eine  Art  Tetanus 
erfolgen  sehn,  und  Humbxild  bat  _die  Reiz- 
barkeit der  Muskela  durch  zerflossenes  TVein^ 
Steinsalz  bis  zum  Tetanus  zu  erregen  vtr- 
mogi^  kann  eine  einfachere  und  wahrere 
Quelle  fiir  die  Heilkraft  /les  (ätzenden)  Laih 
gensalzes  in  (einer  Art  von)  Tetanus  nach* 
gewiesen  werden? 

Muskelbtwegungen  besteht,  so  Waren  die  Kiven  ^ 
ter  schmerzloser  Tanbheiten  lokaler  Seiuibilititt-  m' 
Irritabilitäuverlast  durch  ihn  gewöhn licji  nur  sdi00' 
bar  und  kurz  dauernd  wie  alle  Kuren  chronitck*! 
Uebel  durch  Palliative. 


—       23       —       . 

Nach  Lanjge's  braunschweigischer  Haus*. 
mittelpraxis  hat  sich  die  Muskatnuß  sehr 
'hiilfreich  in  hysterischer'  Ohnmacht  erwie- 
sen; doch  wohl  aus  keinem  naturlicheren 
Grunde,  als  weil  sie  in  hoher '*')  tiabe/nach 
CuUen)  ein  Verschwinden  der  Sinne  und  all- 
gemeine Unetnpfindlichkeit  bei  gesunden 
Personen  zu  erregen  fähig  ist! 

Man  darf  sich  nicht  wundem,  'dafs  Mar'» 
cus  (Magazk  II,  2.)  eine  Entzündung  und  Ge- 
schwulst  der  Zunge  und  des  Rachens  schnell 
und  dauerhaft  mit  einem  Mittel  geheilt  hat, 
welches  nach  der  täglichen,  tausendfachen 
Erfahrung  aller  Aerzte  ganz  sppcifisch  Ent-> 
Zündung  der  innern  Theile  des  Mundes  er- 
zeugt (mit  Quecksilber)^  welches  dergleichen 
schon  bei  äufsecer  Auflegung  (der  mercuria- 
lischen  Salben,  Pflaster  oder  des  Sublimats) 
^uf  die  äufsere  Haut  des  iibrigeii  Körpers 
thut)  wie  Degner  nebst  Andern  erfuhr.  — 
Die  Gemüthsstörung  und  die  Herzensangst^ 

*)  Die  Kraft,  welche  bei  h»km  Gaben  der  jirzneimit' 
^l  "ia  äeiuiiche  Symptomenerscheinungen  ausbricht, 
wirkt  in  ihnen  bei  kleinen  Gaben  blas  ale  zur  Krank' 
heitserre^ung  strebende  Tendenz,  und  so  macht  eben 
diese  blofse  Tendenz  sie  in  sehr  kleinen  Gaben 
tu  positiifeUf  homöopathischen  BeUmitteln  vott  äufser»' 
ster  Wirksamkeit  ti^  Fällen,  wo  eine  Krankheit  von 
gleichen  und  ähnlichen  ^mptomen  geheilt  wer* 
den  soll. 


■  "^ 


-       34       ~ 

» 

welche  unter  andera  Hill  vom  Quecksilber- 
gebrauche wahmabai,  und  die  bekannte,  fast 
spezifische  Tendenz  dieses  Metalls,  SpeicheU 
flu/s  zu  erregen,  erklärt  sehr  einleuchtend, 
wie  ff^*  Perfect  eine  mit  Speichelflufs  ab- 
wechselnde Melancholie  mit  Quecksilber  so 
dauerhaft  heilen  konnte, 

Amelung's  Kur  einer  Art  geschwUriger 
Lungensucht,  durch  innern  Gebrauch  des 
Bleies  deutet  auf  die  von  Bocrhaave  beob- 

9 

achtete  Tendenz  dieses  ^^etalls,  selbst  unter 
äufscrer  Auflegung  desselben  Schwindsuclu 
zu  erregen.  -^  Sollte  die  schädliche  Kraft 
des  Bleies  Ileus  zu  erzeugen,  wie  Thunberg, 
fVilson^  Luzuriaga  und  Andere  sahen,  nicht 
diese  schreckliche  Krankheit,  w.enn  sie  Men- 
schen aus  andern,  und  unmechanisc^en  Ur- 
sachen befällt,  zu  besiegen  geschaffen  wor« 
den  seyn?  Und  wirklich  heilte  Angelas  Sola 
durch  innern  (homöopathischen)  Gebrauck 
des  Bleies  den  Ileüs^  und  Agricola  eine  an« 
dere  heftige  Leibesi^erstopfung.  --^  Weno 
Otto  Tachenius  und  Ettmüller  ehemals  hart« 
nackige  hypochondrische  Beschwerden  mit 
Blei  heilten,  so  erinnere  man  sich  der  die- 
sem Metalle  anerschaiFenen  Neigung,  hypo* 
chondrische  Uebel  für  sich  zu  erzeugen,  viit 
in  Luzuriaga's  Beschreibung  seiner  schädli" 
chen  Wirkungen  zu  sehen  ist. 


~     aS     — 

Boeder  und  Linnd  beaeugen,  dals  der 
JPaulbeer ^Kreuzdorn  beim  innem  Gebrau* 
che  eine  Art  Wassersucht  heile.  Der  Grund 
dieser  Heilkraft  liegt  ganz  nahe;  Schwenck'^ 
feld  iah  durch  äufsere  Auflegung  der  ianern 
Rinde  dieses  Strauchs  von  selbst  eine  Art 
Wassersucht  entstehen,     « 

Die  uralte  Wahl  des  Rosenwassers  zum 
äufserlichen  Gebrauche  bei  ^ugenentzün'- 
düngen  scheint  stillschweigend  eine  Heilkraft 
dieser  Blumenblätter  in  Ophthalmien  aiizu* 
erkennen.  Es  wäre  aber  doch  nur  Wahn, 
wenn  sie  nicht  auch  ihrer  innern  Natur  nach 
die  Eigenschaft  besäfsen,  für  sich  eine  Art 
^ugenentzündung  bei  gesunden  Menschen 
zu  erzeugen.  Und  diese  Kraft  besitzen  sie 
vrirklich,  wie  Echtius  und  Ledelius  berich« 
ten  von  ihnen  gesehen  zu  haben. 

Wenn  der  Rhus  radicans  nach  Rossi 
geneigt  ist,  den  Körper  allmählig  mit  JPu^ 
stein  zu  überziehn^  so  sieht  ein  verständiger 
Mann  ein,  wie  er  homöopathisch  den  Her^ 
-pes  bei  Diifresnoy  und  van  Mons  heilen 
konnte. 

Was   zwingt    den  Rhus  toxicodendroHy 

.  hei  jilderson  und,  E>ärwinj  'Lähmung  der  un- 

.  tern    Gliedmaßen  mit    F'erstandesschwäche 

;  begleitet  zu  heilen,  wenn  es  nicht  die  deut« 

lieh   zu  Tage  liegende  eigene  Kraft  dieses 


~        26        ~ 

Strauchs  tbiity  gänzliche  Abspanntmg  der 
Muskelkräfte  mit  einer  ^  zu  sterben  befiirch» 
tendea  f^erstandesi^erwirrung  fiir  sich  ra 
erseugen,  wie  Zadig  sah? 

Hat  das  Bittersiifsy  wie  Haller  bei  Vi*^ 
cat  yersicherty  von  P^erkältung  entstände^ 
nen  Husten  geheilt ,  so  kam  es  einzig  da- 
her, weil  es  bei  feucht -kalter  Luft  irorsug- 
lieh  geneigt  ist,  mancherlei  VerkäUungsbe" 
schwerden  hervorzubringen,  wie  Carrere  und 
de  Haen  beobachteten.  —  Ersterer  Arzt 
sah  beim  Gebrauche  des  Bittersüfsea  eine 
Rauhheit  der  Zunge  entstehen,  njid  eben 
dieser  Eigenschaft  wegen  war  es  yermögeod, 
Schrunden  der  Zunge  zu  heilen,  wie  Halter 
bei  Vicat  anführt*  —  Dem  Carrere  verdau« 
ken  wir  die  Beobachtung,  dafs  Bittersiiis  eine 
Art  Leucorrhoe  für  sich  erzeugt«  Hieran! 
könnte  man  schon  mit  Zuversicht  scblielseD, 
daüii  dieses  Kraut  eine  Art  von  Leucorrhoe 
mit  GewiTsheit  heilen  müsse;  die'  Bestati* 
gung  aber  hievon,  dafs  es  dergleichen  wirfcr 
lieh  (homöopathisch)  heile,  haben  die  E^ 
fahrnngen  von  Rahn^  Kühn^  Carrere  und 
Durande  geldirt.  —  Vergeblich  würde  mSD 
den  innem  Grund,  warum  gerade  BittersOfi  lO 
wirksam  eine  Art  Flechten  und  Herpes  (na- 
ter  den  Augen  eines  Carrere^  Fouquet  vni 
Poupart)  geheilt  hat,  in  den  Kegionen  tfii* 


r'  ^7  - 

xnerischer  Vermuthungen  und  den  gewaltsa- 
men Erkllirnngsküosteleien  der  Systeme  auf- 
suchen, da  er  uns  yon  der  einfachen  Natur 
so  ganz  in  die  Nahe  gelegt  worden  ist,  näm* 
lieh  :^  das  BittersUfs  erregt  für  sich  eine  Art 
Flechten  j  und  Carrere  sab  von  seinem  Ge« 
brauche  einen  Herpes  zwei  Wochen  hindurch 
sich  über  den  ganzen  Korper  verbreiten,  und 
bei  anderer  Gelegenheit  Flechten  auf  den 
Händen  davon  entstehen.  Giebt  es  einen 
naturgemäfsern  Zusammenhang  zwischen  Kraft 
und  Wirkung? 

Rucker  sah  Geschwulst  des  ganzen  Körm 
pers  \omSchwarzuachtschattenenUtehen  und 
Gatacker  heilte  eine  Art  fVassersucht  mit 
eben  diesem  Kraute;  welches  aus  obigen 
Gründen  keine  Verwunderung  erregen  kann. 

Eine  andere  Art  fVassersucht  heilten 
Boerhaave^  Sydenham  und  Radcliff  mit 
Schwarzholder.  Wie  gieng  das  zu?  Weil, 
wie  ^aZ/er  berichtet,  der  Schwarzholder  ^chon 
bei  äuberer  Auflegung  Oedem  erzeugt« 

De  Haen^  Sarcone  und  Pringle  huldig«* 
ten  der  Wahrheit  und  Erfahrung,  indem  sie 
freimfithig  die  Heilungen  des  Seitenstichs 
dnrch  eine  Wurzel  bekannt  machten,  welche 
das  (hier  nur  schmeidigende,  kühlende,  ab« 
spannende,  einwickelnde  innere  Mittel  ver- 
langende) System  ihrer  grofsen  Schärfe  we- 


sdiieii,   durch 
SüttuilA     £i  nsBp  dkcr  ^hb  aatnr^pmäfs  mit 

&  KboB  J.  C.  fVag* 
TV»»-  AM.  L^*.  E"^    w>a  der  freien  Wir- 

r^fi    ^amm  An   Pleuritis 


fffer.  Wedel,  Fr. 
Bkt^jrmmmu  3L  JL  ^t^isi^  Tkierry  und  AU 
l^^'fK'TK  -msS:  «1:211  ?ir9  A^rt  5ckMs%dsticht,  hec^ 
-rift-inf*  5?!»«;.'^.  Jan;^;^Kcer^;e  Cmiarrhe  und 
"«:<*o^?f    jN^K^/^-tisrS'JsX-  ^Q&-?iIt*    SO   geschah 

:2tl2i.licjieii  JCraft  des 
:mxe  Act  .&2!t»r<ai£t43urAr  ans   eigner 
;v7«L^  »t  «-ws^sfu  UMftcä»  sdkOB  J.  E.  Stahl 
it  \i^mM^  f  MED?»  ^-^  Wi»  wire  es  wohl  müg- 
ick*.   OM  Zinn^  Ute  G^sscALiger  berichtet, 
^^ej«<MBBer;e«t   ^lea  kJaiite«    wenn    es 
^      «sBfc  «»QU:    «{«cgSeicheii   erregen 
CBki  <bs  kMUCt  (»«   wfe  eben  auch 
C'^Mio^iia^'^  ^«ifc  iMd  cbe^fefii  :StaAl  (M.  m. 

C*   Q>^  fi^  C)^» 

Xftfik  C7«iir9r««k>  Beabftc&tttit^  hat  der 
iMbraMft  (fa»  Z'4ttri»i^  WMtt  ieft:^en  Husten 
m^c«MrMdht>  iui»i  bi«i^  iiesUtb  konnte  er  bei 
i*e#-/;;«    -/(Wir^  vit^  JV«^«^  179*?)  HiLsten  heilen. 

JtkNMHUttfik  «SM^^  das  TC>ptitzer  Bad, 
sii>  w«  ^%  Imm»  <^w  w^nMA  Bader,  weU 
i;^  O^^iW^M  «a  ffT^Msstfitsi^ffgus  aufgelöfst 
<^M6«teltt »  «nft  iilfcta  «i^^pt^uuMn  Badeaus- 


—     flg     — 

schlag  j  fvelcher  gro/se  Aefuilichkeu  mit  der 
Krätze  hdt^  und  eben  denregen  heilen  anch 
diese  Bader  (homöopathisch),  so  wie  der 
ScAwe/eZ  selbst,  die  wahre  Krätze  der  WolU 
arbeiter  daaerhaft.  — -  Bei  empfiodlicben 
Personen  erzeugt  der  innere' Gebrauch  des 
Schwefels  nicht  selten  Stuhlzwang^  xn weilen 
sogar  Erbrechen  y  Leibweh  und  Stuhlzwang^ 
wie  Walther  (progr.  de  sulph.  et  marte^  Ups, 
1743)  beobachtete,  und  aus  eben  diesem 
Grunde  hat  man  (Med.  iVl  Z.)  ruhrartige 
Zufälle  und  nach  fVerlhoff  Stuhlzwang  bei 
blinden  Hämorrhoiden ,  und  nach  Rave 
Hämorrhoidalkoliken  mit  demselben  heilen 
können. 

Bekanntlich  istlfarmferhaltung  mit  Hamm 
zwang  eins  der  häutigsten  und  beschwerlich- 
sten Symptome  beim  Gebrauche  der  spani* 
sehen  Fliegen^  wie  zum  Uoberflusse  Joa,  Ca* 
TtierariuSj  Baccius^  van  Hilden^  ForestuSy 
7.  Lanzonij  van  der  fViel  und  Werlhoß 
bestätigen.  Ein  behutsamer  innerer  Gebrauch 
der  Ganthariden  mufste  daher  in  ähnlichen 
schmerzhaften  Dysurien  durchaus  ein  curatl- 
T6S  und  homöopathisches  Hauptmittel  seyo. 
Und  so  ist  es  i|uch.  AuGser  fast  allen  grie- 
chischen  Aerzten  (deren  Gantharide  die  sehr 
ähnliche  Meloe  des  Wegwarts  War)  haben 
fahr,  üb  Aquap endende  >i   Capwaccitis^   Th. 


—     30     — 

Sanholin ,  Hiedlin  und  Ändere  die  schmert* 
haf testen^  ohne  mechanische  Hinderung  ent- 
standenen Ischurien  mit  Ganthariden  geheilt 
Selbst  Huxham  sähe  die  TOrtre£Plichsteii  Wir- 
klingen  da?on  in  solchen  Fällen  ^    er  rühmt 
sie  sehr,  und  hätte  sie  gar  gern  gebraucht; 
aber  die  Gespeister  der  theoretischen  Sj- 
steme  schreckten  ihn  wider  seine  Ueberaeu- 
gung  davon  ab.  — -    Van  Hilden  hat  in  iwei 
verschiedenen  Fällen  Hüftweh  wd.  den  Ge- 
brauch der  spanischen  Fliegen  erfolgen  seha 
und  dieser  ihrer  eigenthtimlichen  krankms- 
chenden  Kraft  hat  man  die  vielen  dauerhaf- 
ten Heilungen  von  Hüftweh  zu  danken^  wd- 
che  HolleriuSy  Riedlin^  Boerhaui^ey    Trolle^ 
Tissotj  Medicusy  Tode  (zum  stillachweigeii- 
'den    Hohne    der   palliativen  Arzneisysteme)  j 
aus  ihren  Erfahrungen   anfiihren.  — .    Doch 
kann   wohl  kein  stärkeres  Beispiel  von  der 
Kraft  der  Arzneien,  homöopathisch  (d.  i.  durch 
ähnliche  krankmachende  Tendens).  Krankhei« 
ten  heilen  zu  können,  gefunden  weräen,  ak 
die  Heilsamkeit  (ganz    kleiner   Gaben}   der 
Ganthariden  im  frischen^  entzündlichen  TV^jp* 
per  selbst,    wo  sie  Sachs  von  Lewenheoh 
HannaeuSy  Bartholin^  Lister ^  Mead  und  for 
allen  JVcrlhoff  mit  dem  auffallendsten  Er* 
folge  anwendeten,   eine  Heilkraft,    die  db 
Ganthariden  dem  Umstände  verdanken,  (blif 


^     3i     — 

sie  nach  "fast  allen  Beobachtern  schmerzhafte 
Ischuriey  Harnbrennen  ^  ja  selbst  Entzün» 
düng  der  Harnröhre  (fF'endt)  und  SQgar 
bei  blos  äufserer  Anwendung  schon  einen 
entzündungsartigen  Tripper  (fVichmann) 
fiir  sich  zu  erzeugen  geneigt  sind. 

Die  Eigenschaft  des  Terpenthinöls  (nach 
Stedman)  Harnverhaltung^  eine  Art  Was^ 
sers acht  und  Nicrefischmerzen  zu  erregen, 
gab  diesem  ärherisrhen  Oele  die  Kraft ,  hie 
und  da  eine  Wassersucht  zu  heben,  und  eine 
Art  Hilftweh  zu  heilen,  worüber  uns  Home^ 
Herz^  Thüenius  und  Cheyne  die  Belege 
liefern. 

Der  chinesische  Tliee  ist  sexner  Natur 
nach  nichts  als  ein  Arzneimittel.  Man  fin- 
det in  den  Nov.  Act.  N.  C.  und  bei  Lätt'- 
som  zusammenziehenden  Magenkrampf  von 
Thee  erzeugt,  auch  erwähnt  letzterer  eines 
drückenden  Magenschmerzes  daron,  eine 
Tendenz,  die  das  Lob,  welches  Buchan  dem 
Thee  bei  Hebung  der  Cardialgie  der  Schwan- 
gern ertheilt,  hinlänglich  motiyirt.  <*—  Nach 
mehrem  Beobachtungen  (von  Geoßroy^  von 
Janies  bei  Lettsom  und  von  Tode)  hat  er 
nicht  selten  Zuckungen  und  Fallsucht  er- 
regt und  in  dieser  ^Kraft  stillt  er  die  bei  Ma- 
tern und  Pocken  entstehenden  Convulsionen 
(Eph.  N.  C.  die.  HI.   a.  L  qbs.   f6i8*>  — 


—      34      — 

io  wie  er  auch  ein  vorzügliches »  homöop^  ! 
thisches  Heilmittel  ist,  die  von  Strappatzen 
entstandene  Ermüdung  (Leusom)  zu  hebeo, 
ebenfalls  einzig  durch  seine ,  allgemeine 
Schwäche  erzeugende  Kraft,  welche  von  Leu- 
sontj  Whyit  und  Murray  beobachtet  wor- 
den ist 9  und  eben  dahin  scheint  auch  seine 
von  Leusom  beobachtete ,  Schlaf rigkek  er- 
regende Eigenschaft  zu  gehoreui  vermöge  de- 
ren (nach  Herrmann)  die  Chinesen  die  Schlaf» 
suche  in  Krankheiten  mit  Thee  heilen. 

Die  von  Dan.   Crüger^    R^Xy   Kellner^ 
Kaaw  Boerhaa{>ej   und  vielen  Andern  Tom 
Genüsse  des  Stechapfels  beobachtete  Wir« 
kung,    wunderliche    Phantasien    und    Cob* 
vulsionen  zu  erregen  ^   setzte   die  Aerzte  in 
Stand,  die  Dämonie  (monströse  Phantasien 
mit  Zuckungen   verbunden)  n\it   Stechapfel 
(P^eckoskrift y  IF.)  zu  heilen,  —  so  wie  ein 
von  Quecksilberdampf  und  eine  von  Schreck 
entstandene  Art  Veitstanz  von  Sidren  mit- 
telst des  Stechapfels  geheilt  ward|   oder  ei* 
gentlicher  von  seiner  Kraft,  für  sich  derglei« 
chen  Arten  von  Zuckungen  zu  erregen,  iris  1/ 
man  bei  Kaa%v  Boerhaave  und  Lobstein  fia«  In 
den  —    Weil  auch  dieses  Kraut  nach  vxel0 1^ 
Beispielen,  und  schon  nach  denen,  welchsKL 
P^  Schenck  anfCihrt,  sehr  schnell  alle  Besin^yL 
nung  und  Hückerinnerung  wegnimmt^  soiftl;^ 


—     3S     — 

es  auch  BShigj  Gedächtnijsschwäche  (nach 
Saui^ages  und  Schinz)  zu  heben,  «—  und 
eben  so  konnte  auch  Schmalz  eine  mit  Ma^ 
nie  abwechselnde  Melancholie  mit  Stechap- 
fel heilen,  weil  dieser,  wie  a  Costa  erzählt, 
solche  alternirende  Gemuihs^erwirrungszu^ 
stände  auch  tat  sich  zu  erzeugen  im  iSti|n« 
de  ist* 

Percii^aly  Stahl  una  Quarin  beobachte- 
ten   Magendrucken y  ' —    Morton  y    Friborg^ 
Bauer  ütld  Quarin  Erbrephen  und   JÜurch^ 
fall  i—  Morton  und  Dan.  Crilger  Ohnmac/i^ 
ten    und    wie    viele   Andere    einen   grofsen 
Schwächezüstand  — »  Thomson^  Richard^Stahl 
und    C.   E.   Fischer  eine   Art    Gelbsucht  — • 
(Quarin  und  Fischer  Bitterkeit  des  Mundes^' 
und  mehrere  Andere  Anspannung  des  Un-^ 
terleibes   yom    Gebrauche  der   Chinarinde  \ 
und  eben  dies  sind  die  Zustände,  bei  deren 
Gegenwart  in  Wechselfiebern  Torti  und  Gleg^ 
hörn   am   meisten    auf  den    alleinigen    Ge* 
brauch  der  Chinarinde^  ah  auf  eine  hier  spe- 
zifisch heilsam  wirkende  Arznei  dringen,  •— «, 
so  -wie  die  gesegnete  Anwendung  derselben 
in  dem  ersthöpften  Zustande^    der  Unver^ 
daulichkeit  und  Anorexie  nach  acuten  Pie«» 
bern  auf  die'  Eigenschaft  dieser  Rinde  (Cleg* 
horn^    Friborgy    Crilger^    Romberg ^    Stahl^ 
Thomson)  ein  ungemeines  Sinken  der  Kräfte^ 

Jonm.  ZXYL  hä.  9.  Si.  C 


-    54    - 

« 

erschlafften  Zustand  des  ^Leibes  und  der 
Seele  y  UnverdauUchkeit  und  Anorexie  tu 
erregen,  sich  in  gerader  Linie  bezieht. 

Aufser  Pisoi,    Huck  und   Meyer    haben 
noch  eine  Menge  Aerzte  die  Durchfall  stiU 
lende    Kraft    der    Ipecacuanhe    anerkannt* 
Wie,  könnte  sie   aber    Durchfall   ^o   kräftig 
stillen,    wenn  sie  nicht    selbst  dergleichen^ 
wie^be||Lannt  (Mur(ay)  für  sich  .ju   erzeugen 
geeignet  wire?  —  Wie  könnte  sie  mehrere 
Blutfliisse  stTllen,  (Bagtiv^  Barbeu^ac^    Gia^ 
n^lla^^ Dalbergi^  Bergius  und  riele  Andere), 
wenn  sie  nicht  welche  zu  machen  (Murray^ 
QeoffroyJ  im  Stande  wäre?  -^  Wie  könnte 
sie  in. Engbrüstigkeit^  nnd  besonders  in  der 
krampfhaften     Engbrüstigkeit  ,   (^kenside^ 
Meyer^    Bang)  so  dienlicl^  seyn,    wenn  sie 
nicht  selbst,  auch  ohne  Ausleerung  zu  erregen, 
die  Tendenz  bjesäfse,    Engbrüstigkeit  über- 
haupt« und  krampfhafte  Engbrüstigkeit  ins- 
besondere  2u  verursachen?  dergleichen  Mur* 
ray  (pt.  Bibl.  IIL)-,   Geoffroy  und  Scott  von 
dieser  Wurzel  beooachteten«     Kann  es  deut- 
lichere Winke  geben,  dafs  wir  die  Arzneien 
nach    ihrer    krankmachendeti    Wirkung    zur 
Heilung   der  Krankheiten    anwenden  Collen, 
aber  nicht  nach  fingirten  Indicationen.^ 

Eben  so  i/^ürde  es  nicht  einzusehen  seyn, 
wie  die  Jgnatzbohne   in   einer  Art   ConvuU 


—     35     — 

sionen  (Aöta  BeroU^  Herrman^  T^alencin)  so 
hiilEreich  hätte  seyn  können,  wenn  nicht  be« 
^kannt  wäre»  (Bergius.^  Camelliy  DuHus  in 
Mise.  N.  C.  Dec.  lIL  a.  g^  lo,  obs.  126.) 
dafs  sie  selbst  dergleichen  hetirorzubringen 
geneigt  wäre^ 

Du^ch  Stofs  und  Quetschungen  beschä- 
digte Personen  bekodfimen  Seitenstiche,  Brech- 
reiz, krampfhafte  stechende  und  brennende 
Schmeraen  in  den  Hypochondern,  mit  gro- 
fsea  Aengstlichkeiten  und  Zittern^  unwill- 
kührliches  ZusamcneJafahren  ^  wie  von  elec- 
frischen  StÖfsen,  wachend  und  im  Schlafe, 
ein  Kriebeln  in  den  beschädigten  Theilen  u* 
s«  w*  Da  nun  das  ff^ohl^erleih  eben  diese 
Zustände  erregen  kann  (de  Meza^  P^icac^ 
Crichton^  Colliny  j4askoWy  StoU  und  J.  Chr. 
Lange) ^  so  Wird  es  leicht  begreiflich,  wie 
dieses  Kraut  die  Zufälle  von  Quetschung^ 
folglich  ^)  die  Quetschung  selbst  heilen  kann, 
wie  eine'  namenlose  Menge  ron  Äeraten  und 
gaxue  Völkeisc^haften  in  £rfahrung  gebracht 
lutben.  ^ 

*)  Was  der  Heilkünltl^r  Tdtti  iünezä  Waieä  d($r  tCrdink» 
iMit»  das  Uli  Tön  det  Krankheit  Witten  soll,  spricht 
•itb  ihm  durch  den  Inbegriff  aller  vöibiindenen  Sjmp 
tome  au»  ^auf  geradetii^  einfschem,  naturgemäfseiti 
Weiges  Wehe  ihni<  Weitn  er  die  Trunk^oheic  exal« 
tirtar  Fhantasi*  dem  Gebrauche  nübhterer  Sinütn 
▼orMdiC. 

C  Ä 


—     36     — 

Wenn  es  mehrere  Stufen  und  Arten  ron 
Hundswuth  giebt^/wie  wahrscheinlich,  so  wird 
man  wohl  behaupten  können,  dals  die  BeU 
ladonne  leine  Art  Wasserscheu  zu  heilen  Ver» 
mögend    sey,    wie    denn    wirklich    Mänchf 
Buchholz  und  Neimeke  dergleichen  mit  ihr 
geheilt  haben;  auch  leuchtet  diese  Heiliiraft 
aus  der  eigen thümlichen  Wirkungsart  di^.se9 
s  Krautes  hervor,  mehrere  Zufälle  van  fVa$* 
ser scheu  schon  für  sich  zu  erzeugen,   i.  B« 
das  yergebliche  Haschen   nach  Schlaff    das 
ängstliche  Athemholen,  der  ängstliche  bren- 
nende Durst  nach  Getränken,   die  er  kaum 
fordert,    als   er   sie  9chon  wieder   yon  sidi 
stöfst,  mit  rothem  Gesichte,  stieren  und  fim« 
kelnden  Augen,  wovon  uns  /  F.-C.  Glimm. 
das  Bild   entwirft,    während   die    einzelnea 
Züge  dieses  Zustandes  von  mehrern  JBeeb- 
achtern ,  namentlich  aber  das  Erstickung  er* 
regende  Niederschlingen   des   Getränkes  bsi 
übermälsigem   Durste    von   El,   Camerarias 
und  S auter  ^    und  überhaupt  das  UnvermS* 
gen  zu  schlucken  yon  Louinger^  ^^y%  ^^ 
celiuSj  Buchas>ey   ÜHermönt,  Maneui^  Vi* 
caty  Cullen  wiederhohlet ,  von  Andern  ab^ 
die  mit  Furchtsamkeit  abwechselnde  Begierde 
Bach  den  Umstehenden  zu  schnappen  (Saa^ 
ter^  Dumouliriy  Buchave^  MaVdorJJ  und  um* 
her  zu  spucken  (S auter) ,  auch  wohl  xu  ent- 


.—     37     *— 

fliehen  (Dumouliny  £b,  Gmeliriy  Buc'hoz) 
und  die  beständige  Regsamkeit  des  Körpers 
(ron  Boucher^  Eb.^meliny  Saiuer)  hinzu- 
gesetzt werden.  Ob  aber  die  Heiler  der 
iWasserscheu  mit  Belladonne  auf  der  einen 
Seite  nicht  oft  die  Gabe  Übertrieben,  auf  der 
andern  Seite  aber  die,  der  Belladonne  entr 
sprechende  Art  von  Wasserscheu  immer  ge- 
trofiFen  haben,  will  ich  hier  nicht  entschei- 
den« — *  Auch  heilte  die  Belladonne  Arten 
von  Manie  und  Melancholie  (Eifers,  Schmu-^ 
cker^  Schmalz  und  Münch  Vater  und  Sohn), 
mittelst  ihrer  inwohnenden  Kraft,  besondere 
Arten  von  fVahnsinn  zu  erzeugen,  derglei- 
chen, iiaz^,  Qlimmy  Hasenestj  May^  Mar  darf f 
Hayery  Hillenius  und  Andere  aufgezeichnet 
haben.  — Schlagflujsy  wie  Eifers  bei  Schmu* 
eher  bezeugt,  und  Lähmung  sogar  der  Sprach» 
und  Sdhlingorgane  (Seile)  h^t  dieses  Kraut 
geheilt,  weil  es  nicht  nur  einen  schlagflufs- 
ähnlichen  Zustand  (Z  J.  Wagner  ^  Porta^ 
Ehrhardt).^  sondern  auch  ipsbesondere  Läh«« 
xnungen  der  Sprach- und  Schlingorgane  (Sau^ 
vages  y  Hasenesty  Eauy  Wagner ^  Louinger^ 
Buchave^'  Maneui)  fair  sich,  zu  erregen 
pflegt. 

Die  Glieder fMad  Gelenkschtrterzen^  wel- 
che j4.  Richard  (bei  P.  Scheuch)  vom  Sturm» 
hui  in  £rf ahrung  gebracht  hat,  sind  von  ^er 


—     38     — 

Art,  wie  sie  von  Vielen  Aerzten,  deren  Na* 
men  bei  Murray  stehen,  mit  Sturmhut  ge« 
heilt  worden  sind ;  so  d^fs  der  Grund  seiner 
Heilkraft  deutlich  in  die  Augen  fällt. 

Feuriger  JVein  stillt  oft,  wie  M^rray 
bezeugt,  eine  lästige  Erhitzung  des  Körpers 
und  die  allzu  hehigeErregung  des  Puls^Jf  — p 
offenbar  homöopathisch! 

Wie  wäre  es  möglich,  dafs  der  Kampher 
in  den  schleichenden  Neryenfiebern  mit  i^er- 
mintierter  Körperwärme^  verminderter  Em* 
pßndßng  und  gesunkeisLen  Kräften^  so  aus- 
nehmende Dienste  leisten  könnte,  Mrie  uns 
der  Wahrheit  liebende  Huxham  versichert) 
weiia  der  Kampher  nicht  in  seiner  ersten 
Wirkuüg  gerade  einen  solchen  Zustand  er 
zeugte,  wie  Alexander^  Cullen  und  Fr* 
Hojfmann  bezeugen? 

Die  von  ekiigen  Beobachtern  (BIotK) 
Planchon)  zu  Anfange  der  Wirkung  des  Bi* 
ser^krautes,  entstehende.  Schla/lqszgkei^y  wel- 
che gewöhi))icli  von  Aengstlichkeit  unterkal* 
ten  wird,  ist  auffallend  der  einzige  Grond 
der  so  gi^ofsen  Schlaf  bringenden  Wirkung 
desselben  bei  idiopathischen  Agrypnien^  die 
nach  Stoerck  jene  (palliative)  hypnotischi 
Wirkung  des  Opiums  weit  übertrifit.  —  D« 
Bilsenkraut  hat  Krampf e^  welche  'vielAehn" 
lichkeit  mit   der  Fallsucht  hatten^   auch  WoUl 


-     39     - 

dafür  gehalten  worden  sind  (nach  Stoerck^ 
Collin  und  Andern)  gehoben,  weil  es  der 
Falhuchc  sehr  ähnliche  Zuckungen  erregen 
kann,  m.  s.  EL  Camerarius^  Chph.  Seliger^ 
Uiinerwolf^  ^.  Hamilton ^  Planchony  Costa 
lind  Andere,  —  Nicht  umsonst  hat  Greding 
vom  Büsenkraute  einen  trocknen  krampfw 
haften  Husten  entstehen  sehen;  dies  sollte 
uns  zeigen,  dafs  er  ein  kräftiges  Heilmittel 
in  ähnlichen  Husten  sejj  wie  auch  Friccius^ 
jRosensteinj  Dubfy  und  Sfoerk  erfahren  ha«, 
ten,  —  In  gewissen  Arten  von  fVahnsinn 
hat  Stoerck^  Fothergillj  Herwig  und  ^Ofter-- 
dinger  dieses  Kraut  mit  Erfolg  gebraucht; 
doch  würden  noch  weit  mehrere  Aerzte  hier- 
in glücklich  gewesen  seyn,  wenn  sie  keinen 
andern  Wahnsinn  damit  zu  heihen  unternom« 
men  hätten,  als  das  Bilsenkraut  in  seiner  er- 
sten Wirkung  ^u  erzeugen  vermag,  nämlich 
jene  Art  stupider  Sinnlosigkeit,  wie  sie  HeU 
manty  Wedel^  /.  G,  Gmelin ,  fa  Serre ,  ^ü- 
nerwolfj  A.  Hamilton^  Kicrnander^  J.  Sted^ 
ii^a/i,  Tappettiy  J.  Faber  uad  ff^endt  vom 
Bilsenkraute  haben  erfolgen  sehn.  —  Aus 
den  vom  Bilsenkraute  erfolgten  Wirkungen, 
die  m^n  bei  obigen  Beobachtern  nachsehen 
kann,  läfst  sich  das  Bild  des  höchsten  Gra« 
des  von  eioer  Art  Hysterie  zus/immensetzen, 
Und  eben  diese  wird  von  ihm  geheilt  l'JC  ^. 


-    4o    -- 

P.  Gesner^  Scoerck).  -—  Unmöglich  hatte 
Schenkbecher  einen  zwanzigjährigen  Schwing 
del  damit  heben  können,  wenn  4as  BiUen« 
kraut  diesen  Zufall  nicht  so  allgeo^ein  und^ 
in  so  hohem  Grade  in  seiner  ersten  "Wir«- 
kung  zu  erregen  von  Natur  geeignet  wäre, 
wie  Hünervfolfy  Blom^  Naifier^  Planchon^ 
SloanCy  Scedmim^  Qredingy  fVepJfer^  Vicat.^ 
Bernigau  bezeugen. 

Die  Convulsionen  ^  welche  nach  Aom«» 
say^  Fabus  und  Cosmier  der  Genufs  kupfer* 
haltiger  Dinge,  und  die  wiederhohlten  epU 
lepcischea  Anfalle^  welche  eine  verschlackto 
Kupfermünze  unter  Lazerme^s^  und  der 
Kupfers almiac  unter  Pfiindets  Äugeii  erregt 
haben,  erklären  dem  nachdenkenden  Arzte 
deutlich  genug,  woher  die  Heilung  des  FeiU' 
Sanzes  durch  Kupfer j  wovon  /?,  fVdlan^ 
und  die  vielen  Heilungen  einer  Art  FtfU- 
suche  durch  Bereitungen  eben  dieses  Metalb 
kamen,  wovon  Weifsman^  PasquqUa^i^  Duiiß 
canj  Rufsely  Cullen  und  Andere  90  eliicUi^ 
che  Erfahrungen  haben« 

Damals  als  ^onZ^fi^c  den  Gedanken  Sv* 
fserte,  dafs  «lie  Rhabarber  ihrer  pur|[irendeQ 
Tendenz  wegen  den  Leib  anhaUe^  war  die- 
ser Gruii<)satz  so  g^n?  den  heqiemen  pallia- 
tiven Dogmen  der  Arzneischule  entgegen) 
dais  er  allgemeinen  Widerspruch  fand,  und 


V 


ecSHm    mnagffiL   Tmpi'es    lixana3#«nuft&.:ur. 
weinner    aä:    mapt    j^-.rrsczmijcntt    lazoiiKlie 

uhetksoLJf:  mir  .n  ^{9Ui^*»m  '*  -err^ttcaLfaUfr  tsni- 

bracfcc  ^«sit  o^   ^it^  ji^o.  %uisl  fairzutf  5.jeau 

Kitr— iiOftig  T9!hiaftea.  ▼«itni^  a«^.:r:rr:r   i#^ 
Pftwrrra   k;£rve^:x«ettB«*x    nnit    skemiau-r^ 

dca  aditiis.^e9k.r^s  5ciȣ.    wv  ^x.   ik^tx.  s^ur 

]i«ih  jft  die  B£^£l»aci«r  xüect  J€r&e  Dojto^^'^ 
(nnterdmckt  oidbt  CAAShal.  vie  ^-^i^e  G«- 
bell  «dftCn0giie&d9  Gew4cfabtx^eÜe.  21.  fa.  Tor- 
pientillwttfx^^  oft  tiiitfl,  jede  Art  I>iarrL>e 
auf  eiiuge  Zeit;,  iieiit  ^ie  eisen  Durc:hf«U 
•dindi,  oluie  eis  aad^^res  Uebel  za  ert^ii- 
^cn,  oder  aut  Bestände,  welcher  sc^mentlos 
mit  Kike  oder  unrerimderter  TemperÄtur 
des  Körpen  verbundea,  und  ohoe  Schleim« 
abgang  ist|  oder  bei  dem  sich  der  Magen 
^ad  der  Schlaf  in  gutem  Stande  be&uJet. 


-    43    - 

sondern  diese  Wurzel  heilt  einzig  nur  die- 
jenige besondere  Art  Durchfall  schnell,  ohne 
Beschwerde  und  mit  Bestände,  die  sie  bei 
Gesunden  hervorzubringen  yermag,  clas  ist, 
homöopathisch. 

Und  so  Uefsen  sich  aus  der  Geschichte 
der  Arzneikunde  die  Beispiele  zU  Tausenden 
häufen,  um  jeden  vorurtbeilfreien  Mann  über- 
flüssig zu  überzeugen,  dafs  schnelle  luid 
dauerhafte  Heilungen  von  jeher  nur  durch 
Arzneien  erfolgten,  deren  krankmachende 
Tendenz  mit  der  zu  heilenden  Krankheit 
ilbereinkand.  Welches  klei|ien  Schrittes  be« 
darf  es  jetzt  nur  noch,  um  was  bisher  in 
dieser  Ait  ron  den  Aerzten  nur  zuiFallsweiss 
und  oft  ohne  Bewufstseyn  der  homöopathi- 
schen Wirkungsart  des  gewählten  'Mittels  ia 
Heilungen  bewerkstelligt  ward,  von  nun  ^n, 
geflissentlich  und  rationell  zu  thun!  Wie  we- 
nig bedarf  es  jetzt  noch,  um  einzusehen,- 
da{^  dev  einzige  Weg,  Krankheiten  leicht, 
schnell  und  mit  Bestände  zu  heilen,  vom 
Er!halter  der  Menschen  uns  ganz  deutlicli  und 
einfach  theils  in  der  Erforschung  des  gan- 
i^en  Inbegriffs  der  Sy!;nptome  jeden  Krank** 
heitsfalles,  theils  in  der  Aufsuchung  eines 
fiir  jedeii  Fall  passenden  Mittels  gezeigt  wer- 
de, das  ist,  eines  solchen,  welches  unter  al- 
len  übrigen  Arzneien  am  vollständigsten  den 


-     45     - 

Inbegriff  aller  krankhaften  Zfustande  für  sich  *) 
erregen  kann,  die  es  zu  heilen  vom  sorgfäl- 
tigen Arzte  gewählt  wird  —  doch  so,  dafs 
ein  solches  Mittel  nicht,  wie  zu  palliativen 
Absichten,  in  grofsen  Gaben,  sondern  nur 
in  der  kleinster  Gabe  gereicht  werde,  weil 
wir,  um  es  homöopathisch,  das  ist,  in  the- 
rapeutischer und  acht  curatiyer  Absicht  an- 
zuwenden, nicht  seine  yolle  krankmachende 
Kraft,  sondern  nur  seine  Tendenz  dazu  **) 
bedürfen. 

Ich  schätze  mich  glücklich ,  auf  diesen 
rationellesten  und  vollkommensten  aller  Heil- 
Wege  zuerst  aufmerksam  giomacht  zu   haben» 

*)  M.  4.  Fragmenta  de  viribus  medicatnentorum  posUi' 

vis.  Ups.  i8o5. 
^^)  Ü.  §,  Heiikuii^ß  der  Erfahrung,  Berlin  t8o6. 


mm 


44    - 


n. 

Gedanken 

Aber 

das      K  i  n  d  b  e  t  t  f  i  e  b  e  r. 

Vom 

Hrn.   Dr.    G.    E.   Fischer» 

YormiJ.  Her^ogl.  Weimar.  Hofrathe  und  ProCsMor  im  JeM. 


v^bschon  die^Bemilhungen  älterer  und  iieae« 
rer  Arrzte,  diejenige  wichtige  Krankheit,  die 
unter  dem  Namen  Kindbetterinfieber  bekannt 
ist,  aufzuklaren,  dankenswerth  sind,  so  scheint  ^ 
mir  doch  eine  genauere  Bestimmung  dersel- 
ben, die  allen  Aufklärungen  der  jetzigen 
Zeiten,  zusammt  der  darauf  gegründeten  wis- 
senschaftlichen Sprache  und  Bezeichnung  dsr 
BegrifiFe  adequat  wäre,  noch  immer  zu  feh« 
len.  Man  hat  die  einseitigen  pathologischen 
Theorien  dieser  Krankheit  yon 


( 


—    45    - 

der  Bauddiautf    der  Gebärmutter,   yo«i  un- 
terdrücktem Kindbettilufs,   yersetzter  Milch 
u»  8.  w.  schon -längst  als  unzureichend  in  £r* 
klärung  der  gesammten  bestimmten  Erschein 
nungen,  der  generischen  Form  dieser  Krank* 
heit,  verlassen;  man  hat,  besonders  seit  Len* 
tin*s  Vorgänge,    sich  mehr  -  angelegen   sejrn 
lassen,  die  domplizirten  und  mannichfaltigen 
Bedingungen  anzugeben,  welche  zur  Hervor-» 
bringung  dieses  unter,  einer  bestimmten  Form 
regclmäfsig  erscheinenden  und  auf  eine  sonst 
unerklärbare  Weise  schreckbaren  Uebels,  zu« 
sammen  kommen  müssen.    Und  das  lehrrei-* 
che  Resultat  von  allen  diesem  war,    Säfte* 
anhäufung  im  Unterleib^y  Atome  und  Schwä* 
che  der  Eingeweide  desselben;    (womit  na« 
türlich   das  System   der   Geburtscingeweide 
enge  zusammenhängt,  und  damit  einbegrif« 
fen  gedacht  werden  muls),  und  Reize  ^  und 
Zuflufs  und  Ueberfüllung  daselbst  noch  be*» 
fördernde  Jncitamentej    sind  die  drei  g^'O- 
fsen   concurrirenden   Ursachen   und  Bedin« 
jungen    des    sogenannten     Kindbettiiebera« 
Aber,  warum  ist  «man  nicht  schärfer  diesen 
theoretischen  Aufhellungen  praktisch  €im^er^ 
standen   nachgegangen?    warum    hSrt    man 
noch  direct  einander  Indersprechende  Uc« 
theile  über  die  Kur,  indem  dieser  Aderläsi»e 
oder  wenigstens   schwächende   und  Purgirw 


-    4«    - 

mittel,    diefter  die   heftigst  reizenden  und 
stärkenden  Arxneienlrerlangt;  dieser  auf  die 
Ausleerutig  der  übermäfsig  anfüllenden  Safte 
de^  Unterleibes,  jener  auf  die  Anfüilung  der 
(dutch  das  Wochenbett,  Blutfluls  u^  s.   w.) 
überm'äfsig  ausgeleerten  Säfte  besteht;    war« 
lim  hört  man  noch  alles  dies  in  den  prak* 
tischen  Thatsadhen  ron  einander  abweichen- 
de Haisönnement,  da  mai^  im  Theoretischen 
in  der  Hauptsache  einig  ist?    Längst  könti- 
ten  gewifs  (so  ijit  meine  Ueberzeugung)  zur 
Ehre    Und   zum  Vortheil    der   Wissenschaft 
und  «ehr  vieler  Kranken  toh  dieser  Verei- 
nigung der,    ernstlich  dieselbe  kaum  wün- 
schenden ,  Partheten ,  die  schönsten  Früchte 
gereift  seyn,  längst  könnte  man  sich  über- 
zeugt und  init  Zutraulicher  Annäherung  ein- 
ander bewiesen  habeo^  düfs  wie  in  maochem 
Punkte,  so  auch  hier^  m^n  gegenseitig  ein- 
verstanden ist^  dafs  zur  Darstellung  des  Oe- 
ihäldes  driei  Hauptfarben  vom  Mahlcfr  ange- 
wandt, Und  dafs  nur  der  Grund  des  Strei- 
tes über  dieses  deutlich  seinen  Gegenstand 
darstellende  Gemälde   darauf  beruht^    dafs 
der  eine  die  Farbe  weifs  nennte  welche  bei 
dem  andern  schwarz  heifst,   grün  das^^  was 
dem  ändern  für  blau  gilt^    und  tothy    was 
nnn  einmal  nach  seiner  Sprache  der  ändere 
gelb  SU  nennen  beliebt«  — «    Die  ]&fahrung, 


-    47    - 

welche  von  den  verschiedenen  praktischen 
Ansichten  dieser  Krankheit  die  beste  und  in 
der  Heilung  glücklichste  ut,  kann  hier  we* 
niger  wie  sonst  entscheiden;   theils  wegen 
dei^  Gefährlichkeit  und  Schwierigkeit  des  Ue« 
bels  an  sich,  was  auch  oft,  und  bis  jetzt  die 
meiste  Zeit,   auch  der  besten  Hülfe  spattet^ 
theils    wegen   der   Menschlichkeit)    der    die 
praktischen  Schriftsteller  immer  unterworfen 
sind ,  und  so  lange  sie  Menschen  sind,  auch 
wohl  unterworfen  bleiben^  werden,    die  Er- 
zählungen ihrer  glücklichen  und  ungltickli« 
chen  Kuren,  so  zu  stellen  und  mit  verschieb 
denartigen  Dingen  und  Ansichten  zu   amal* 
gainiren,  dad  wer  nicht  auf  ihrer  Stelle  und 
in   ihrem   Gesichtspunkte    steht ^    unmöglich, 
klar  wissen  kanu)  was  eigentlich  Naturund 
Faktum,  und  yfiras  künstliche  (wenn  auch  nicht 
gerade  geflissentlich  verdrehete)  Darstellung 
ist«    Daher   kommt   es    dann^    dafs   sowohl 
manche  Zufälle  bei  Kindbetterinnen  als  glück- 
lich geheilt  beschrieben  irerden,   die  untef 
nichts  weniger  als^juntet  die  eigentliche  Ru«» 
brik  von  Kindbettfieber  passen,    ntid  wie« 
derum  manches  Kindbettfiöber  (oder  der  An« 
fang,  die  Anlage  davon)  geheilt  wird,  ohne 
dals  sich  aus  der  gegebenen  Erzählung  der 
Kur  irgend  nachzuahmende  Vorschriften  odet 
sichere  Ri^ultate  ziehen  lassen^  da  die  prak« 


—     5o     — 

griff  des  Kindbettfiebers  gehört  und  oSPenbar 
ein  plastisches  Produkt  krankhaft  verinehr- 
ter  Action  der  Gefäfse  ist)  beweisen  dieselbe. 
Nur  der  Schlufs,  den  Mehrere,  z.  IL  Hulme, 
Hunter  u«  s.  w.  darauf  grUndeteni  dafs-Ader- 
lalsuud  d^gleichen  sogenannte  entziinJungs- 
widrige  Mittel  palslich  seyen,  war  anerkannt 
falsch  und  mufste  es  seyn,  weil  sie  das 
Symptom  einseitig  auf  einen  fälscheii  Gtund 
zurück  führten.  Wie  reimt  es  sich  nun  aber, 
dafs  Manche  durch  Brech-  und  Purgiermit- 
tel  glücklich  heilten?  eine  Thatsache,  die 
durch  kein  Raisonnemrnt  sich  weglaugnen 
läfst,  aber  auch  nicht  woggeläugnet  su  werden 
braucht,  weil  sie  sich,  obwohl  mit  der  stren* 
gen  Theorie  anscheinend  im  Widerspruch, 
gar  wohl  begreifen  und  erklären  läfst.  Und 
da  von  dieser  Erläuterung  alles  für  die  rich- 
tige Ansicht  und  Behandlung  dieser  furciit« 
baren  Krankheit  abhängt,  so  ist  es  wohl  der 
Miihe  werth  dabei  zu  verweilen. 

Eine  Hauptschwierigkdt  bei  der  ganxea 
TTheorie  der  Entzündung,  und  der  yerschie* 
denen  Arten  derselben,  ist  das  Ineinander* 
laufen  d  et  selben  nach  ihren  verschiedenes 
Graden.  *)    Was  ist  eine  active  (oder  athe« 

*)  Diese  Schwierigkeit  trift  aU  Fehler  nicht  das  Bf%umt 
■{die  vtrnünßige-  Erregungttkeorie ,  wenn  man  will) 
sondern  die  Anwendung  desselben  diurck  den  prakü 
tischen  Vetttand, 


—    5i     — 

nische))  ^ind  was  eine  passive  (oder  asthe- 
nische) Eatziinduag?   wo  hört  jene  auf,  und 
1VO  ßngt  diese  an?    Zwar  läfst  sich  die  Sa- 
che» nach  der  Ansicht  einer  richtigen  Theo- 
rie,   leidit   in    eine   mathematische   Formel 
nach  Zahl  und  Grad  bringen,  aber  damit  ist 
die  ächwieriglLeit  in  der  praktischen  £rkei;nt- 
nifä    und  Behandlung   nicht  gehoben.     Ob- 
wohl  nun  in  der  Regel  der  beim  eigemlichen 
Kindbettfieber  obwaltende  Zu  tand  von  £nt- 
Zündung   (allen    vorhergegangenen    Umstän- 
den und  gegenwärtigeu  Erscheinungen  nach) 
asthenisch  seyn  und  diesem   gemäfs  behan- 
delt werden  mufs,  so  tritt  doch  nothwendig 
öfter  der  Fall  ein,    dafs   nach  Verschieden- 
heit der  körperlichen  Anlage  (Constitution) 
und  nach'Maafsgabe  des  einwirkenden  Rei- 
zes eiti  mehr  od«^r  weniger  heftiger,    we^n 
auch  nur  kurz  andauernder  athenischer  Zu- 
stand entstehen  wird,  bei  Welchem  die  Reiz* 
mittel  minder  heftig   oder  mit  der  Neben- 
bedingung,  dafs   sie  gar  in  ihrer  Finalwir- 
kung (z.  B.  durch  SäfteausleerüDgen,   wie  z. 
B.  einige  Purgiermittel)  einigermafsen  schwä- 
chen und  das  System  herabstimmen  sollen, 
gegeben  wetiieh  müssen.  —    Auf  diese  ArL 
und' wenn  man  der  Sache  nach  dieser  An- 
sicht (welche  überhaupt  bei  jeder   Entzün- 
'  dun^  sie  sey  welche  und  wo  sie  wolle,   in 

Da 


—    «a    — 

Betracht  gezogen  werden  sollte)  weiter  nacli- 
denkt,    erklärt  es  sich  denn  sehr  gut,    daß 
auch  ausleerende  Mittel,  namentlich  Brech- 
mittel und  Purganzen ,  oftmals  den  drohen- 
den Zustand  des  Kindbettfiebers  abgewandt 
nnd  Heilung  bewirkt  haben.     War«  namiich 
die  Constitution  und  die  Faser  so  stark,  dafs 
sie  die  mit  der  Ausleeruog  rerbundeAe  Schwä- 
chung ertragen  und  nur  vielmehr  den  yom 
Ausleerungsmittel  erzeugten  Reiz^  sich  gleich- 
sam   zu    Gute   kommen   lassen   konnte,    so 
konnte  und  mulste  hier  die  Heilung  dadurch 
zu  Stande  gebracht  werden,  dafs  durch  die 
Ausleerung  der  Feuchtigkeit,  eine  Revolsion 
und  vermehrte  Absorption  derselben  im  gan- 
zen Systeme  der  Bauchhöhle  veranlnliit  wur- 
de,   welche   bei  dem  zu  gleicher  Zeit  ein- 
dringlich   als,  Erweckungsmittel    wirkenden 
Reize,    einer  iibermäfsigen  Anh&ufung  und 
endlichen    tödlichen    Durchschwitsung  und 
Ablagerung  derselben  auf  die  innern  Theile^ 
(allezeit  das  Finale  des  wahren  Kindbettfie- 
bers) glücklich  zuvorkam.  —  Es  ist  hier  der 
Fall  und  die  Frage,   wie  bei  allen  Entziia- 
düngen,  die  sich  vielmehr  zum  asthenischen 
hinneigen,    und  wo   dennoch   mälsig   ange- 
stellte  (namentlich  iiber  an  Ort  und  Stdie 
angebrachte)  Ausleerungen  pafslich  scrjrnkSa- 
uen^  ob  sie  gleich  nur  symptomatisch  an  wii^ 


—    55    — 


kern ■cliqi^f  ;  oidenitte 
ten  GefiiCMA  Rmub  uad  glektem  Ztit  ge* 
heiky  dnrcb  «mdenreitige  erreigaide  IGtt«! 
zu  pSfterär  und  ürwi«  Tkit%keit  «^ 
Schwiagwig  «iigetiid>ai  m  wctdeB,  iBdirect 
oft  mekr  Gttes  stiftaiY  ab  ciae  direct  «B-» 
ternonmieBe  stkeniscdM  ReUuig  der  Sber» 
jFiüIteB  GefiUse,  die,  betooders  wenn  die 
Theile  sait  und  edel  siud,  nur  gtr  m  leidtt 
in'Uebevrcisiiiig  und  totale  Stockung,  in  dgm 
Brand  fibeigeht.  So  bei  der  Lungenentain* 
düng,  beiden  topisdien  Affectionen  im  Schar» 
lachfieber  und  bei  and«n  Gelegenheiten.  — * 
Nun  lassen  sich  audi  beim  Kindbettfieber 
hundcHTt  Modificationen  und  Grade  der  Ent« 
aiindung  denken  (welches  Denken  aber  das 
EigendittniUdie  hat,  dafs  es  audi  oftmals  statt 
findet:)  und  da  nur  die,  den  wahren  Grad 
und  Punkt  dwielben  treffende,  Behandlung 
die  wahre  seyn  kann,  so  wundere  man  sich 
noch,  sowohl  wie  bei  dtr  grofiien  Uneinig* 
keit  der  Denkenden  und  Handelnden,  so  oft 
im  Erkennen  und  Handeln  hier  gröblich  ge» 
fehlt  werden  kann ,  als  auch ,  dafs  oft  auf 
eine  entgegengesetzte  Methode  und  Behand- 
lung in  flsehreren  Füllen  doch  die  Heilung 
gleich  glacklidi  erfolgt!!!  Ein  Wunder  ists 
aber  Überhaupt,  dals  sie  je  noch  erfolgt,  wel- 
ches auch  ifrohl  nicht  oft  g^ohoheji  if Urdt» 


-  '54    - 

wenn  dio  Natur,  d,  h,  die  Binridbtmif  und 
Organisation  des  animalischen  Körpevti  nicht' 
Anlage  und  Vermögen  in  sich  h^tte^  sowohl 
fehienrie  Reise  au  ersetzen  und  aus^  QSMTYiel« 
leicht  noch  zum  Theil  wenigstens  nnb^kanii- 
ten,  Substanzen,  z«  B,  der  Luft,  an  wnd  aus- 
zuziehen, als  auch  oft,  unvernünftig -«nd  nach- 
dem  Sporn  des  Übermächtigen  R«i^jstems 
angebrachte,  Reize  abzuleiten,  »iQcdnen 
und  gleichkam  (um  einen  Ausdruck  fuft  der 
Physik  vom  Feuerstoffe  zu  borgep)  latent  sa 
macheo«  -^  Und  doch  wäre  nichta  klarer, 
nichts  leichter^  als  eine  solche  Vereinigung 
all^r  Partheien  unter  Eine,  und  bia  jetst 
richtigere,  Ansicht,  wenn  nur  die^Aelterea 
ihre  Vorurtheile  gegen  neuere  Theorie  und 
auch  gegen  die  Sprache  derselben  ^)  verwes- 

*)  Das  Annehmen  oder  WidirieCseii  gSgad  ein«  nesi 
Sprache  (d,  b«  Bezeichnung  von  reeiloii  Be^rifioo)  iit. 
nichts  weniger  ^U  gleicbguiag  bei^  der  a^uabreitwig 
wiuenscbaFtlicher  Aufklärung.  ^U  unter  Danken,  und 
die  Mittheiluog  desaelben  diwb)i  Bexeicbnungcn  d« 
Begrifte,  d.  b,  durch  die  Sprache,  iat  eine  Art  vos 
Rechnen  durch  bsstiminte  Zahlen,  WQ  die  Vielheit 
'der  Gegenstände,  der  Attribute.  A bwecbselungen  «t 
0,  yf.  derselben  in  Einheiten  re<iuJtirt  wird«  '  So  wi« 
also  in  der  Algebra  es  gar  wohl  auf  Präctsion  und 
Kürze  der  rorraeln  ankommt,  um  eine  Aufgabe  (dit 
oft  mehrere  Auflösungen  auläfst)  auf  die  bsste  f^ 
jBU  lösen,  so  auch  in  den  diseursiveri  Wisaroacbif* 
ten ,  vro  man  noch  nicht  genug  darüber  nacfagedacfat 


—     55     - 

sen,    imil   die  Neueren    ihre   unfreundliche 
Härte  gegen  die  um  bo  achtungtwürüigere 
Handlungsweise  jener  ablegen  wollten,    um 
so  acbtUDgswurdiger,    weil  sie   dennoch  oft 
richtig  handelten,  bei  einseitigem  oder  yer- 
kürsten  Begriffen,  und  bei  gleichsam  dnnk-> 
lern  Sehglisem.    Nun  erklärt  sich  aber  die 
Torinalige,    und  aueh^oeh  zum  Theil  mit 
grobem  Rechte  gebräuchliche,  Kur  des  her- 
annahenden, 'oder  schon  wirklich  eingetre- 
tenen,  KindbettQeberzustandes    durch  küh- 
lende und  ausleerende  Arzneien,  am  simpel- 
sten rnd  richtigsten  auf  die  angegebene,  die 
Säfte  mindernde  und   dadurch   der  EntzUn« 
dang  yorbengende  Art  besser,  als  durch  die 
Vorstellung,  dsfs  die  Hin wegscha (Fang  ange- 
nommener scharfer  Materien  und  sogenann- 
ter Unreih^keiten,  Galle  u.  s.  w.  der  Grund 
der  glücklichen  Heilung  sej.    Penn  dafs  der- 
gleichen  Stoffe  bei    den  Ausleerungen    er« 
scheinen,    beweist  bekanntlich  ^n  und  für 
sich  fBr  dieselben  als  Ursachen  nichts.    Al- 
lerdings kann  der  viele  rerhärtete  Unrath, 
den 'Schwangere  und  Wöchnerinnen  oft  bis 

sa  hsben  tchciDt,  wie  viel  in  den  allgemeineii  Kiniit- 
sufdruckeu  und  HaoptwÖrtam  auf  di«  fieseicbnnng 
derselben ,  auch  für  die  Phantasie  oder  den  sinnlichen 
Verstand,  die  Anachaunng»  ankomme »  um  schneller 
and  richtiger  au  ubenehen  und  fortaudenken. 


~     56    - 

zum  Erstaunen  in  sich  aufsammeln  und  gleich- 
sam verjähren  lassen,  so  wie  mancherlei  Ter- 
dorbene  SloflFe  und  die  daraus  entwickelten 
schädlichen  Potenxen  (Gasarten)  den  Gedäiw 
men  t^hr  läjitig-seyn,  sicher  aber- öfter  durch 
Druck   und   dadurch  bewiikte  mechraische 
Stockung  in  den  Gefäfsen,  als  durch  chemi» 
si^en  Rei9,  der  ohnehin  auf  den  un^^m  Theil 
der'Gedäri^ei   wo  der  Sitz  dieser  ficemden 
Stoffe  zu  sejm  pflegt ,   nicht  sehr  .tiel  Eiar , 
druck  machen  würde.    Aber  UeberfUllung  in 
den  Gefälsen,  allgemeine  piethora  abSomi* 
naUsy  und  dadurch  Neigung  zu  kurzer  odar 
langer    im    athenischen    oder  .asthenischen 
Charakter  Terharrender  Entzündung,    diese 
findet    sich    mehr    oder  weniger   bei  jeder 
Wöchnerin,  kann  bei  hinzukommenden  alU 
gemeinen  und  topischen  Reizen  mancher  Art 
leicht    in    den    drohenden    Orgasmus  eines 
sogenannten  Kindbettfiebers  übergeben,  wel« 
ehes  sich  nun  entweder  durch   directe  oder 
indirecte  Zertheilung  der  Örtlichen  Entzün- 
dung *)  oder  in  einen  noch  höh^vi  tödli« 

*}  Die  ••genannte  Zertheilung  einer  Entsü'ndung  ge» 
schiebt  direct  durch  Wegräumang  des  UebermaeCsei 
▼on  Säften,  durch  ausleerende  Mittel  mancher  Art* 
indirect  durch  Anreiaung  der  Gefäfse,  sich  der  ia 
^  ihnen  enthaltenen  lästigen  Menge  von  Feuchtigkeitea 
SU  entledigen.    Die  leutere  Methode  ist  imm^r  achwtf 


-     57     - 

che«  Grad '4er  Entsündung^  in  ein  platti« 
seht  8  AustdlwiUeA  und  Srgieisen  von  Feuch« 
ti^keiten  in  und  auf  die  Cingeweide  emhgtf 
welckeif  wie  die  Leichenöffnungen  bewdsen^ 
oft  eher  noch  tödlich  wird,  ehe  das  leta^ 
Stadium  der  liöchsten  Entzündung,  der  Brand 
eintritt)  oder  aich  wenigstens  allgemein  ver« 
breitet«  Und  nun  iseig^n  sich  hier  haupt* 
sächlich  drei  Sohwierigkeiteni  welche  der  Hex<# 
lang  des  Zustandes  des  Kindbettfiebers  ioi 
Wege  $tehen|  und  ohne  welche  es  sobwer 
zu  begreifen  wäre,  warum  man  auch  bei.degi 
richtigit  gefafsten  Blicke  über  d^e  Art  und 
den  Grad  der  dabei  obwaltenden  EntzUn« 
düng,  ao  selten  glucklich,  und  den  drohen-» 
den  Zustand  au  besiegen  im  Stande  ist,  weU 
eher  sonst  nach  dem  Bucheitaben  der  Theo- 
rie und  im  Buche .  durch  zweckmäfsige  Mit«» 
tel  eben  ao  nothwendig  entfernt  werden 
inuis,  als  durch  Brod  der  Hunger  gesviUt 
irirdt    Das  erste  Hindernifs  einer  öfteren  und' 

bestimmteren  Heilung  ist  ^  allgtmeinei  und 

SQ  treffen,  und  aiich  da,  wo  §le  eigentiich  «rfordes 
Ucb  iat,  bei  d^n  asthenischen  Enuünclungen,  im  gs* 
ziogttso  Uebermaal«  angewandt,  im  r.er  gt^iafariichf 
daher  man  wohl  ihut,  um  den  tu  beiurchtendenUs« 
bergang  in  Sthenie  au  vermAi^en;  in  vielen  Fillsn 
diB  entere,  (mafaige  öriliche  filutaualeeruagen  U« 
S.  w«)  ▼orangehen  su  Istsen« 


—     58     -^ 

besonders  öVf^scAe  SdiwSche  und  At<Uiie,  die 
hier  ni«  ausbleibt,    auch  wenn  ^er  Zustand 
erst  yorübergehend  sthenisch  gewesen  seyn 
sollte.     Sowohl  der  Blutverlust  bei  d^r  Ent- 
bindung als  auch  das  relativ  plötzliche  Za« 
sammenfallen    der   Gefafse   nach   derselben, 
setzten    gleichsam    eiiien    so    gewaltsamen 
Sprung  der  Natur  zusammen,    dafs  daraus^ 
man  sollte  glauben   jedesmal,  ^ein'e  Qnord« 
nüng   im    Gleichgewicht    der    Organe    und 
Kräfte,  und  wenn  man  will  hier Tie! leicht 
oft,  eine  Mischung  von  directer  üHd  indi- 
reiiter  Schwäche  hervorgebracht  werden  miÜs» 
te.     Dieser  Zustand  von  Schwäche  in  ^  den 
Gefäfsen,   mit  welcher  die  Reizbarkeit  oder 
Erregbarkeit  in  gleichem  Maalse  wäditi»  niadit 
aber  auch  die  Anwendung  der  Reizminel.  un- 
sicher,   sowohl  wegen   der  leicht   aiis  jeder 
starken  Reizung  zu  befürchtenden  ErschSp« 
fung  der  Erregbarkeit,    als  auch  wegen  das 
leicht  möglichen  und  doch  wegen  der  dun« 
kein'  Diagnosis  in  den  innern  Theilett  schwer 
erkennbaren  Ueb erganges   der  Asthenie   in 
Sthenie«    Die  Theorie,    die  alles  naeh  Gra«*^ 
den  und  Zahlen  anzugeben   vermag,,    kanu 
also  immerhin  Recht  haben,    während    üie 
Praxis  gar  sehr  fehlt,  und  statt  einer  genau 
abgemessenen   Hülfe    und    Herstellung    des 
Oleichgewichts,   unsicbern  oder  gar  schädli- 
lien  Reiz  und  Unordnung  hervorbringt. 


-     59     - 

Zweitmu:  die  EntfemnDg  der  beim  Kind«  ^ 
bettfieber  iuiupuächlich  affizirtea  Theile  Tom 
Hauptpunkte  der  Incitation«    Denn  obgleich 
die  Erregbarkeit  durdi  den  ganzen  Organis* 
miis  Vertheilt  ist«  so  steht  doch  diesem  Grund« 
satze  nicht  entgegen,   dals  die  Reize  um  ^o 
bestimipter    und    ^weckmäfsiger   wirken,    je 
näiier  sie   dem   affizirten  Tbeile   angebracht 
werden«    Deswegen  ist  auch  gewils  die  ge^ 
hörige  Reizung  und  davon  abhängende  Zer« 
theilung   in   einer   asthenischen   Lungenent- 
zündung leichter  zu  bewirken,  als  in  clor  Ent- 
zündung anderer  Eingeweide,  wohin  A>wohl 
der  Weg  vojn  Magen,  als  dem  ersten  innera 
Hauptpunkte  der  R'/izung,   länger  und  yer- 
wickelter  ist,  aU  auch,  wo  die  äuisern  Reiz-, 
mittel  eindringlicher  anzubringen  sind,    als 
dies   bei  den   innern   mehr  schwammichten 
Geburtstheilen  und  anliegenden  Orten  ge« 
schehen  kann«    Dazu  kommt,  dafs,  um  den 
g  hörigen  Grad  Yf^n  Reizung  hieher  zu  brin- 
gen, ein  weit  stärkerer  Grad  von  Incit^ment 
nöthig  ist,   der  wieder  für  andere  Organe, 
auf  eine  Zeitlang  wenigstens!  su  stark  sejn, 
und  dort    einen    entgegengesetzten  iZustand 
von   dem    herrorbringen,  kana,    den    man 
hier  heben  will:    ein  Umstand,  worauf  so 
selten  Rücksicht  genommen  zu  werden  scheint, 
und  der  doch  z.  B.  in  d^r  Angina  des  Schar« 


—     6o     — 


lacht ,  auch  wenn  dieses  einen  «sdienisehea 
Charscter  hat,  gewifs  sehr  leicht  su  Affec« 
tionen  des  Gehirns  Veranlassung  geben  iLaniii 
wenn  man  so  nur  blos  auf  einen  Theil  los- 
reizt, und  den  Zustand  anderer  oft  noch  ed- 
lerer Theile  aus  der  Acht  läfst. 

Drittens :  verdient  hier  der  Umstand  eine 
eigene  Rücksicht,  dafs  wir  im  Kindbettfieb^ 
die  meiste  Zeit  mit  einem,  den  Gesetzen 
der  animalischen  Oeconomie  nacb,  abzuson- 
dernden, und  abgesonderten  Stoffe,  der 
Milch,  zu  thun  haben,  deren  Abaonderung 
auf  der  einen  Seite  nicht  nnterdrttc^kt  wer- 
den darf  und  kann ,  und  deren  yorräthiget 
Stoff  sich  doch,  der  Theorie  und  ErfahroDg 
SU  Folge,  gar  leicht  nach  den  gesohwichten 
und  gereizten  Theilen,  dem  Unterleibe,  nehti 
und  daselbst  ein  hinzukommendes  Hinder- 
nifs  der  Zertheilung  und  gleichmälsig  eine 
Distribution  der  Säfte  abgi^^bt.  Belftstigt  nun 
dieser  UeberAuIs  auf  der  einen  Seite  jetzt 
das  System,  so  wird  doch  durch  seine,  s.  B. 
durch  Blutausleerungen  oder  durch  den  Dam- 
kanal  bezweckte  Ausleerutig,  der  Zufluis  der 
Säfte  dahin  noch  stärker,  und^  auch  dia 
Schwäche  der  Gefäfse  ebenmalsig  Termehrti 
"aus  welchem  Widerspruche  der  zu  crfUllen** 
den  Indicationen  schwerlich  etwas  Gutes  lief* 
auskommen  mag.    Zwar  wissen  die  Ekanzo« 


-ei- 
sen und  die  ihnen  nachfolgen,  leichter  mit 
der  Milch  fertig  zu  werden,  und  empfehlen 
nach  PuzoSj'  Levrec  vu  a»  namentlich  das 
Aderlassen  und  ausleerende  Miltelsalse*  Aus 
Innern  und  äulsern  Gründen  von  Selbster« 
fahrung  ist  es  aber  sicher  nicht  zu  viel  ge« 
sagt,  wenn  man  behauptet,  dafs  in  den  Fäl« 
len  ächten  Kindbettfiebers  (nicht  jeder 
schmerzhaften  Affection  des  Unterleibes  bei 
einer  Wöchnerin)  und  damit  yerbundener 
Milchstörung,  selten  Aderlalsen  und  über- 
haupt dreist  augestellte  Ausleerungen  den' 
wahren  l^unkt  treffen,  und  nach  gerühmter 
Weise  Besserung  herbei  bringen,  welche  sie 
im  Gegentheil  immer  weiter  entfernen  wer- 
den, (wo  iiicht  etwa  die  ganze  Anlage  und 
der  Zustand  vielmehr  der  Constitution  und 
allen  Umständen  nach,  athenisch  ist)  je  mehr 
durch  die  ansehnlichen  Entleerungen  von 
Säften  die  Gefäfse  erschlafft  und  unfähig 
werden,  sowohl,  was  durchaus  nothwendig 
und  erste  Bedingung  ist,  die  fremdartigen 
angehäuften  Feuchtigkeiten  aufzusaugen,  als 
sie  demnächst  durch  verschiedene  Wege  aus<» 
zusondem.  Einige  Unzen  Blut  mögen  zwar 
manchmal  verloren  werden  düifen,  so  wie 
einige  Stuhlgänge  zu  ertragen  seyn;  ja  zu«- 
weilen  kann  dies  nützlich  seyn,  um  die  erste 
Spannung  und  Ueberfüllung  der  Gefälse  zu 


—       62       - 

mindern,  und  ihrer  Action  £/ eieren  Spielraum 
vorzubereiten;  aber  nie  wird  ein  solennes 
Aderlassen  oder  Abfuhren  den  Endzweck  er- 
reichen können^  den  man  nach  dem  festge« 
stellten  Begriffe  vom  Kindbettfieber  und  des- 
sen ursprünglichen  Sitze,  durchaus  erreichen 
mi^fS)  um  nicht  den  Organismus  einer  unver- 
meidlichen Zerstörung  Preis  zu  geben. 

So  wie  ich  nun  äiit  Fleifs  in  der  Ueber- 
Schrift  dieser  Abhandlung  nur  Gedanken  und 
Anmerkungen  über  das  Kindbettfieber  ver- 
sprochen habe,  da  eine  vollständigere  Be- 
trachtung desselben  schon  deswegen  9um 
Theil  unniitz  seyn  wurde,  weil  doch  schwer- 
lich durch  alld^  Bemiidungen,  die  schon  so 
viele  Vorgänger  haben,  etwas  allgemein  Ge- 

.  billigtes  fiir  die  Praxis  ausgemittelt  werden 
^dürfte,  so  würde  auch  eine  Musterung  der 
verschiedenen  Schriftsteller  über  diese  Krank- 
heit am  unrechten  Orte  soyn,  obgleich  dies 
fast  sicher  eine  der  interessantesten  Beschäf- 
tigungen ist,  zu  bemerken,  wie,  ein  jeder 
fast  seine  eigene  Ansicht  davon  hat,  ein  je- 
der auf  seine  Weise  geheilt  zu  haben  rühmt, 
und  ein  anderes. Verfahren  verwirft,  übri- 
gens.ab^r  deutlich  verräth,  es  fehle  ihm  ganz 
und  gar  an  berichtigten  Begriffen  von  der 
Sache  selbst,  so  dafs  seine  hie  oder  da  etwa 

gelungene  Heilung  offenbar  mehr  Werk  des 


-.   63     - 

allgemeinen  Znfalls  und  des.  geleg^Dtlicben 
Fügens*  des  Organitmus  unter  seine  einseitige 
Theorie  sey.    Wie   grell  unterscheiden  sich 
%.  B.  nicht  die  drei  hier  föh^altenden  Haupt- 
^artheien,    die  Anhanger  der  wahren  Ent- 
iUndung,    des  .GastricisHius,   und   der  Reiz* 
theorie!    O  wie  systemaüsch,  ja  wie  leider 
zu  systematisch,   wird   alles  behandelt,   was 
unter  ihre  Hände  fällt.    Statt  dafs  ihr  Blick 
die  Katur  anschauen  sollte,    sehen  sie  nur 
sich  selbst,   und  ihre  eingebildeten  Gegner, 
und  nun  wird  ein  Streit  der  Meinungen  er« 
oiFnet,    wobei   nothwendig    die  Sphäre  der 
Handlungen  verlieren  mufs!    Wie  lehrreich 
ist  es  nicht  zu  bemerken,  wie,  nachdem  man 
einsah,  dafs  die  Theorie  wahrer  Entzündung, 
und    ihr    anpassender    streng    antiphlogisti- 
scher  Behandlung,    im    Allgemeinen    nicht 
Stich  hielt,   man  sich   quälte,   zu  benennen 
und  zu  erklären,  was  das  eigentlich  sey,  wäTs 
bei  allem  Anschein  von  Entzündung,  (Köth^, 
Hitze,  Schnierz  u.  s.  w.)  doch  nicht  eigent- 
lich so  genannt  werden  könnte,^  sondern  mit 
dem  Zxisatze,  phlegmonöser,   erysipelatöser, 
xheumatiscber^   gemischter,  falscher  u.  s«  w« 
£nt;^indung.  bezeichnet  werden  mUfttej    wie 
man  jichtig  inne  ward,  dafs  die  Behandlung 
dieser  so  oder  anders  genannter  Entzündung 
'  Tön  der  uiflammatio  vera  yerschieden  s«  yn^ 


-    64    - 

ttftd  wenigstens  sehr  vorsichtig 
werden  miisse.  und  wie  man  sich  mm.  doch 
ftcheuete  dies  Ding  geradezu  mit  dem  rech- 
ten Namen,  Entrundung  mit  oder  toh  Schwi« 
che  zu  neocien,  und  (beiläufig  wieder  cb 
wichtiges  Beispiel,  was  der  Name  und  die 
Sprache  zur  Sache  thut)  diesem  gemÜEs  zu 
behandeln* 

So  wie  es  sick  nun  einerteitl  BatBriich 
erklärt,  dafs  einige  Praktiker  bei  dekn  3^u- 
ttande  des  Kindbettfiebers  mehr,  kiihle&de 
ttnd  ausleerende  antistheoische,  andere  mdir 
reizende  und  stärkende  Mittel.  tnWtndfiaii 
und  zwar,  weil  diese  Krankheit  wirklich  bei* 
de  Formen,  die  athenische  und  asthenisclM 
haben  kann  *)  (obzwar  die  erstere  nie  lange 
oder  in  sehr  hohem  Grade},  und. so  wie  ms|i 
sich  nicht  wundern  darf,  dafs  daher  imm^ 
noch  keine  völlige  Einigkeit  in  den  Grund- 
iätzen  der  Beobachter  herrscht^  dafiiy  nß 
nur  einen  Blick  auf  die  neueste  und  ganf> 
barste  Litteratur  au  werfen ,  Michm^lis  St  & 

.  .   '.     dsBi 

■        * 

^)  Dieser  praktisch  Iruclitbare  Sats,  der  «lle«  voMuIi' 
gen  Disputen  über  die  räthselhlifte  und  pTot^naMtl 
tige  Narur  des  gleicliiam  ank  beiren  nur  mbi 
SU  bebandeldden  Kindbeufieben»  ein  Eitd«  OMchtfi 
•olite,  ist  richtig  auBgeiühn  in  Schoefier  (pratf^  CC\ 
Siri/oldj  äissi   inaug*  ät  /s^r$   puerp^r* 

«799- 


,  -     65    - 

den  Gebrauch  der  Valeriana  als  besonders 
'wirksam  unter  dieien  drohenden  Umstän- 
den, rühmt,  *)  Oswald  hingegen  sich  nifrhr 
auf  die  gastrische  Seite  hinneigt;  so  ist  und 
bleibt  es  doch,  auch  bei  aller  Vereinigung 
der  Theorie  eine  ganz  andere  und  noch  wich- 
tigere Frage:  ,, ob  und  wie  man  bei  aller 
Richtigkeit  iu  der  Diagnosis  und  des  g^^wähl- 
tea  Heilapparats ^  im  Stande  sey,  den  Zu« 
stand  '  eines  wirklichen  Kindbettfiebers  zu 
heben?"  — 

Wie  wenig,  bei  einmal  weit  gekomme- 
ner Unordnung  im  Organismus  hier  die  Kunst 
meist entheils  zu  leisten  im  Stande  spj,  be^ 
weisen  sowohl  die  Menge  der  unglücklich 
abgelaufenen  Fälle,  die  von  den  Beobach- 
tern erzählt  werden,  als  auch  die  Meng»?  der 
Torgescblagenen  Mittel  und  Methoden,  Im 
Ganzen  bin  ich  aus  Gründen,  die  zum  Theil 
•chon  vorher  angezeigt  sind,  überzeugt,  dafs 
innere  Mittel,  die  nur  allgemein  auf  das  Sy-* 
ätem  wirken,  oft  weniger  in  diesem  Zustan.le 
vermögen,  als  örtliche,  hier  wo  das  Tupi« 
•che  to  wichtig  ist,  und  die  Hauptsache  aus- 
macht. Dasjenige,  wovon  ich  noch  etwas 
Reelles  erwarte,  sind  topische  Mittel,  aber 
tnit  mehr  Ernst  und  Plan  angewandt,  als  ge- 

/•)  Hufelandt    Journal   der    prakt.   Heilkundt   Bd.    14. 

St.  a. 
Jenrn.  XXVI.  B.  fl.  St.  £ 


—     66     . 

wohnlich  geschieht,  wo  man  neben  der 
tuT  oder  den  einzunehmenden  Pulvern,  etwa 
auch  einen  Umschlag  oder  Einreibung  neben- 
her   empfiehlt«     Bei   wirklicher  Anlage    sur, 
auch  topischen,  Sthenie,  (die  aber  hier  un- 
möglich lange  dauern  kann  und  daher  durch 
baldige  Verwechselung  ihrer  Form  nicht  täu- 
schen darf)   werden  Blutigel    und  Schröpf- 
köpfe, auch  kalte  Umschläge,  mit  ümhersicht 
angewandt,   *)    die    zweckmäfsigsten    Mittel 
seyn.     Bei   wahrer   asthenischer   Form   aber 
kenne  ich  keine  wirksameren  Mittel,  um  durch 
tief  eindringenden  Reiz  die  krampfige  Stok- 
kung  der  Säfre  zu  zerthcilen,   als   das  Zug- 
pflaster und  den  kaustischen  Salmiakgeist,  so 
angewandt,  wie  es  Thilenius  yorschreibt,  **) 

*}  Dad  kalte  Umschläge  in  wahren  Sthenien   auch  in- 
nerer Eingeweide  nützlich  seyn  kodnen«  davon  habt 
ich  mich  unter  andern  in  Bamberg  ubefseogtt  wo  lil 
bei  der  Pneumonie  sehr  gute  Dienito  thaten«     Olli 
man    aber    durch    ihre   tumultuarische  Anw«ndiuii 
und  die   damit  verbundene  plötuliche  Vermindenuig 
des  Wärmestoffes,  oft  schaden  könne«  und  oft  wirk- 
lich im  Kindbett  schadet»    wo   man   manchmal  bn 
dem  geringsten  Verdachte  von  eiotretendem  BlutflöMf 
2um  kalten  Wassereimer  greift,    und    damit    dit  oft 
harten  und  nervösen  Kranken,  weidlich  erkaltat,  lA 
eben  so   gewÜs«    als  daCi  man  dadurch   den  Gnui^ 
cum  wahren  Kindbettfieber  legen  kann. 
••)  Mediz,  «.  Chirurg,  Bemerkungen,    FranhJ,   1789,  * 
979.    Hier  wird  zwar  nicht  ausdrücklich   von  1ffa^ 


-     6?     - 

WO  nämlich  ein'  in  heifses  Wasser  getauchtes 
Flanellstiick  wieder  ansgedrlickt,    und   iiber 
den  leidenden  Theil,  (hier  den  ganzen  Un- 
terleib) gelegt^  sodann  der  Salmiakgeist  hie 
und  da  diirchgetropft  angebracht  wird^  und 
zwar  so  länge,    aber  auch  nicht   länger,    als 
bis  es  zu  brennen  anfängt.     Nichts  gleicht 
diesem  schnellsten  aller  rothmachenden,  und 
wenn  man  will   blasenziehenden  Mittel,    in 
tief  eindringender  Wirksamkeit,  die  hierum 
so  nöthignr  ist,    da  durch  die  Bauchdecken 
auf  das  Peritonäum  und  meist  sogar  auf  die 
Gebärmutter  g  wirkt  werden  soll.     Veraltete 
rheumatische  Affectionin,    die   ebenfalls  ih<* 
ren  Grui^d  in  asthenischen    Stockungen    in 
den  Gelenken  und  in   den  Sehnen   haben, 
werden,  wenn  es  überhaupt  möglich  ist,  si- 
cherer dadurch  gehoben,    als   selbst    durch 
das  Zugpflaster»  welches  entweder  viele  Auf- 
sicht erfordert,  um  Blasen  zu  verhüten,  oder 
wenn  diese  einmal  entstanden  sind,  die  wei- 
tere kräftige  Anwendung  tederet  Reizmittel 
an  dem  Orte  ausschliefst*    Leider  wird,  un- 
ter so  manchem  Schwall  von  neuen  Mitteln, 
neuen  Methoden,  neuön  Zänkereien,  ein  der- 
gleichen  kräftiges   und   praktisch    erprobtes 

raen  Wataer  geredet»  worin  die  Kompresse  vdn  Fla- 
nell getaucht  werden  soll.  Sicher  wirkt  aber  dies 
■•ch  kräftiger«  wenn  die  Haut  es  vertragen  kann. 

£   2 


-     68     - 

Mittel  gar  oft  yergessen  und  man  bedenkt 
nicht,  dafs  es  besser  sejr,  Ein  bewährtes,  als 
hundert  nevie  Mittel  zu  haben.  JBei  man* 
geioder  Gelegenheit  dies  Mittel  anzuwend» 
(welches  doch  nicht,  so  umständlich  ist  und 
nicht  so  leicht  zu  Erkältungen  Qelegenheit 
giebt,  als  die  andere  Form  der  socreDannten 
fumigat.  volatn  humid.  ^  wo  eine  . Mischung 
yom  Sah  Tartar.  und  rohen  Salmiak,  mit 
/Wasser  infundirt  und  auf  Kohlen  gesetzt 
wird,  damit  der  sich  nun  entwickelnde  Auch- 
tige  Salmiakgeist  durch  ein  eigezida  im  Thee- 
kessel  dazu  angebrachtes  Loch,  i^  .Dunstge* 
stalt  an  den  leidenden  Theil  dringe)  mofite 
man  freilich  mit  Seofteigen  oder  trocknen 
SchrÖpfküpfen  zufrieden  seyn,  wobei  aber 
doch  nicht  aus  der  Acht  gelassen  werden 
darf,  dafs  oft  warme  Umschläge,  nur  nicht 
biosaus  Mehl  oder  dergleichen  milden,  aon- 
dern  mit  scharfen  AlicJitigen  Substanzen  zu- 
sammengesetzt, hier  einen  vorzüglich  guten 
Effect  leisten,  und  trotz  der  bishec  .octho- 
doxen  Furcht,  dafs  durch  die  Wärme  die 
Säfte  noch  mehr  zu  den  affizirt^n  Theilen 
gezogen  werden,  und  Erschlaffung  entste- 
hen könne,  dem  leidenden  Unterleib  der 
Kindbetterinnen  sehr  wohl  thun,  besonders 
wenn  der  Sitz  oder  die  Complication  des 
Uebeb  mehr  in  den  Gedärmen  ist,  und  yor- 


-     69     - 

ausgesetzt^  dals  sie  wegen  ihrer  Last  den  oft 
gegen   die  ßeringsle  Berührung  und  Druck 
empfindlichen    Unterleib   nicht    beschweren* 
^Wären  rielmehr  die  innern  Geburtstheile  an- 
gegrijSFen,   dann  sind  jene  oben  angegebene 
eindringlichere  Mittel  vorzüglicher.     Kur  mit 
den  sogenannten  flüchtigen  Öhligten  Einrei« 
l)ungen  bitte  ich    meine  Wöchnerinnen   zu 
verschonen.     Diese  haben  so  manche  Neben- 
nachtheile,  z.  B.  die  Unerträglichkeit,  die  oft 
aus  den  damit  nothwendig  verknüpften  Ein- 
drücken auf  den  höchst  empfindlichen  Un- 
terleib entsteht,    und  doch  so  wenig  Wirk- 
samkeit (denn  wahrlich  das  Oehl  in  der  wohl* 
meinenden  Absicht  die  Spannungen  (mecha- 
nisch) zu  rela'chiren,  angewandt^  dringt  da- 
bin,  in  die  Tiefe  nicht,   wo   es   eigentlich 
Noth  ist, '  und  verschlielst  obenein  dem  mit 
ihm  verbundenen  flüchtigen  Prinzip  den  Weg 
hinein,  $o  wie  der  Transpiration   den  Weg 
heraus),  dais  ich  mich  nie  mehr  überwinden 
kann,    diese  Nothhelfer   und   Gemeinraittel 
der  alltäglicShen  Praxis,  nach  dem  ihnen  ge- 
meiniglich zukommenden   Range   zu    ehren, 
und  vielmehr  ihre  Zusammensetzung  für  eine 
Art   von    contradictio   u^   adjccto   halte.   -— ' 
Die  erweichenden  oder  auch  reizenden  Ein- 
aprützungen  in  die  Gebärmutter,    die  man 
noch  anräth,   kennen  natürlich  nur  in  dem 


_       yO       — 

eigenthümlichen  Leiden   dieses   Organs  Ton 

bedeutendem  Nutzen  seyn^  und  zwar'sowohl 

wegen  ihrer   chemischen  Eigepscbaften ,    all 

auch  weil  sie  mechanisch   diesen   TheiL  von 

manchen  reisenden  Stoffen  befreien  könneUf 

Letztere  {lUcksichi  ist  wahrlich  beim  Kind^ 

bettfi'*bei^  wichtiger  und  öfter  zu  nehmen  als 

man  glaubt.      Wie  oft  lügt  nicht  ein  Stück 

eingeklemmte  Nachgeburt,    oder  ein  coagU' 

lirter  Blutklumpe  im  Muttermundei    einige 

Tage  nach  der  Entbindung,  den  ^fahren  An<* 

achein    vom    Kindhettfieber?    wie    yieltältig 

wird  dieser  Zufall  verkannt,    wie  yielfalcig 

nach  seiner   beabsichtigten    oder    zufälligen 

Beseitigung  als  ein  glücklich  und  weisUeh  ge^ 

l^obenes  Kindbettfieber  ausgerufen?  Als  Ga* 

bürtshelf^r  weifs  ich  dies  aus  vielfältiger  Er-? 

jfahrung,  so  wie  ich  auch,   nach  der  ganzen 

Analogie    dieser   unzweifelhaften   Erfahning, 

überzeugt  bin,    dafs   der  grofse  Ruhm,    den 

sich   die  Brechmittel  hier  erworben    habsB| 

zum  Theil  wenigstens  diesem  Umstände  zu« 

zuschreiben  ist^   dafs   durch   die  von  ihnen 

kommende  Erschütterung  und  ^usammenzie- 

hung  die  reizendem  Stoffe  und  Hindernisse 

in  den  innern   Geburtstheilen  und  dadurch, 

Schmerz,  Auftreibung,  verhaltener  Wochen- 

flufs  und  Urin,  ja  selbst  Fieber  und  alle  znm 

Theil  gefährlichen  Symptome  einer  inneiB 


—     7*     — 

EnuUndung  (Uebelkeiten  u.  ••  w.)»  entfernt 
wurden.  Denn  gerade  dies  leisten  Brechnit- 
tel  am  allerbesten  in  diesem  Zustande,  des- 
sen ToUständige  leicht  zu  übersehende  Dia- 
gnosis  «nnd  Kur  nicht  hieher  gehört,  der 
aber  so  vielfältig  den  Kranken  und  den  Arst 
in  die  peinlichste  Veriegenheit  setzt,  wenn 
sie  die  Erscheinung  nicht  auf  ihren  wahren 
Grund  su  reduziren  verstehen.  Dais  übri- 
gens die  Brechmittel  auch  durch  ihre  die 
Absorption  und  alle  Ausleerungen  beför- 
dernde Eigenschaft,  und  dann  selbst  durch 
ihre  erregende,  die  Zertheilung  von  passi- 
Ten  Stockungen  bewirkende  Kraft,  hier  nütz- 
lich aeyn  mögen,  will  ich  gern  glauben.   *) 

*)  Hier  ist  nun  ein  ituber^i  Feld  su  Screittn ,  und  ein 

trauriger  Beweis  von  der  Streitbarkeit  der  Patbolo« 

gen.     Oia  Brechmittel  können  hier  nämlich   wirken« 

nach  den  beliebigen  verschiedenen  Antichtea,  die  je- 

*  der  der  Herren  eich  macht : 

l)  aU  ausleerende,  Galle  und  Schleim  u.  i.  w.  aus- 
werfend ; 

a)  als  krampfstillend  und  schweiistreibend; 

5)  als  erschütternde,    die  Einsaugung  befördernd« 
Mittel; 

4)  ala  eotaündungswidrig  (si  placeC)  durch  die  Aiii- 
letrung  von  Säften;  (schwächend,  antiithenis. h) 

6)  als  antia^thbnisch,  als  ohngeaweiielt  reisend  und 

-  'arregend  u.  s,  w. 

Stifte  mir  da  Frieden  wer  kann!    Wie  einfach  ist 
doch  die  Natur,  wie  vielseitig  u&d  verwirrend  unaere 


\ 


—    7«     — 

Unter  den  übrigen  reizenden  innem  Mitteln 
ziehe   ich,    im    wahren    asthenischen    Falle, 
Quecksilber  mit   Opium   allen    vor.     Schon 
aus  dem  Grunde,  weil  die  andern  gewöhn- 
lichen flüchtigen  Reizmittel,  aus  begreifliehen 
Gründen,   so  selten  etwas  nutzen ^  verdient 
diese  Zusammensetzung,   allenfalls  noch  mit 
Gampher  versetzt,  noch  das  meiste  Zatrauer. 
Äbf-r  freilich  ist  Verhütung  des  Uebels  auch 
hier  besser  als  Prüfung  an  sich  kraftiger  Mit- 
tel dagegen.     Und  daher  kann  ich  über  die 
Wirksamkeit    der    meisten    hier    gerühmten 
Mittet,  nicht  viel  aus  Erfahrung  sagen,  weil 
diese  mir,  mehrere  frühere  Fälle  ausgenom- 
men,  wo  icjii  den   assistirenden  Beobachte 
und  nachherigen  ZeFgliederer  machte,  zeit- 
her  gottlob  nicht  gar    häu&g  vorgekommen 
ist.     Nur  so  viel  habe  ich  gesehen  und  ab« 
strahirt,   dafs  der  freiere  Gebrauch  der  ans* 
leerenden  Mittel,    namentlich  der  sonst  ge* 
rühmten  Mittelsalze,  des  Arcaru  duplic.  ib 

Theorien!  Und:  tioch  raaclit  dieser  bemerkta  Widc^ 
Spruch^  diese  babylonisclie  Thurmverwiminff,  da, 
Verstand  nicht  bescheidener,  nein  nur  noch  trotii*| 
ger  und  intoleranter.  Freilich  können  in  unserHj 
Falle  Brechmittel  auf  mehrfache  Art  nucxlich  ie^\ 
Aber  die  Erregung  und  oben  angegebene  (aber  nick 
mit  in  den  numerirten  Katalog  gebrachte)  ErtdiuCV' 
rung,  scheint  doch  wohl  meistcntbeiU  die  Hanptiiiklj 
SU  seyn »  wenigstem  darauf  vieles  sich  su  reduiirA 


-     75     - 

k.  m.  dem '  Zustande  dieser  Krankheit,  wenn 
sie  in  ihrem  Fortgänge  und  ächten  Charac- 
ter  erscheint^  nicht  gewachsen  sey,  so  niits- 
lieh  er  auch  sonst,  bei  leichteren  Unordnun- 
gen in  der  Absonderung  der  Milch  (nur  Ein 
Symptom  des  wahren  Kindbett£ebers)  und 
bei  anderweitigen  Umständen  seyn  kann. 

Fassen  wir  also  alles  über  das  Kindbett-* 
fieber  gesagte,  in  folgende,  der  Erfahrung 
und  vernünftigen  Theorie  nach,  kaum  be« 
streitbare  aphoristische  Sätze  susammen,  de- 
ren Uebersicht  die  Schwierigkeiten  und  die 
Hoffnungen  einer  vielleicht  noch  einmal 
glücklichern  Heilung  am  besten  anzugeben 
im  Stande  ist. 

i)  Dem  Kindbettßeber  liegt  eine  örtli- 
che Entzüildung  irgend  einet  Eingeweides 
des  Unterleibes  oder  der  sie  bekleidenden 
Häute  zum  Grunde.  Das  Fieber  selbst  ist 
iiieistentheils  vielmehr  Folge  oder  wenigstens 
coexistirendes  Symptom  dieser  ortlichen  Af« 
fectibn,  als  Ursach  davon..  (Ein  wichtiger 
Fingerzeig  für  die  relative  Zuverläfslichkei( 
der  Heilmittel  und  Methoden,  worunter  die 
örtlichen  das  vorzüglichste  Augenmerk  ver« 

dienen !) 

2)  Diese  Entzündung  und  das  damit  ver« 
bnndene  Fieber,  kann  der  Form  und  dem 
Grade  nach,  bald  aUienisch  bal^i  asthenisch 


-    74    - 

seyn,  wird  aber  dieses  letztere ,  der  Natur 
aller  zutreffenden  Umstände  und  überhaupt 
der   Entzündung  nach,    auf  jeden  Fall   gar 

Uli. 

3)  Der  yerhorgene  tiefe  Sitz  der  Ent^ 
;iündung  in  schon  vorher  sehr  geschwSchten 
und  also  in  der  Erregbarkeit  erhöhten  innern 
Theilen,  macht  sowohl  die  ErforsdniAg  des 
höheren  öder  geringeren  Gradea  derselben, 
als  auch  ihre  Heilung  um  so  schwieriger, 
yrozvt,  noch  die  Absonderung  und  Ausschei- 
dung der  Milch  und  meistens  atich  des  Wo* 
cheaflusses  kommt,  derea  gewöhnliche  Stö- 
rungen wieder,  auf  das  ganze  System  zui 
rückwirken,  und  immer  ein  bedenkliches 
Symptom  abgeben,  entweder,  in  so  fern  die 
Naturkräfte  unvermögend  zu  diesen  Abson- 
derungen und  Ausleerungen  wai:en,  oder  in- 
dem dieselben  verkehrt  deteiminirt  und  ge- 
leitet wurden  (Versetzungen). 

4)  Die  Vermeidung  der  Schädlichkeiten, 
die  zum  Zustande  des  wahren  Kindhettfie- 
bers  führen  können,  und  die  Verhütung  dec 
Krankheit,  bleibt  bis  jetzt  beiuahe  die  ein- 
zige Waffe,  deren  die  Kunst;  dagegen  sich 
rühmen  kann« 

5)  Diese  Prophylaxis  kann  in  keiner  ein« 
seitigen  Vorschrift  bestehen,  sondern  mvb 
sich  in  so  fern  nach  der  individuellen  Gob-» 


-    75     - 

stitutipH  richten,  dafs  sie  alles  'yermeiclen 
läfit«  was  ein  Uebermaars  von  Stärke  oder 
Schwäche,  hauptsächlich  im  ynterleibe,  her« 
beibringt,  also  während  der  Periode  der 
Schwangerschaft,  bei  und  nach  der  Entbin- 
düng,  da  entzieht  und  reizvermiiidernd  aus- 
leert, wo  zu  grofsQ  Stärke  und  Ucberflufa 
der  Säfte,  da  hinzusetzt,  anfüllt  und  reiz- 
vermehrt,  wo  das  Gegentbeil  $tatt  hat.  *) 

6)  Alle  bisherigen  einseitigen  Theorien 
also,  von  versetzter  Milch,  uoterdrürktem 
Wochenflusse,  voa  angehäuften  reizenden 
gastrischen  Unreinigkeiten,  von  Pauli-jen)  Zu* 
blande,   als  sq  viel  Ursachen,  des  KindbeU^ 

^)  Hieraus  erklärt  sich  eines  Theila  die  «u  Zeiten  wohl- 
thädge  Wirkung  der   ib(ührenden   Miuel   (und    alta 
auch  suweiten  de^  S,   Ti  Leonhardschen  Trunkes)  itt 
der  SchtriDgerschafc  (in  lyelcher  Allerdings   piei^teiia 
eine  jinlage  von  Sthenie  Yorwaltet.    irvie  der   danii( 
yerbundene  Zustand  ^qtk   Irritatioi^   Iura,  ganse   Ner- 
venaystem,    die  pUstiscbct  BeschaifeDbeit    dea    Bluta 
der  Schwaogcrn  v.  **  w,  beweiset,  beaoi^der«  im  .Un- 
terleibe,   rrabin   Andrang«    Ueberfüllung   yon  Soften 
und   gestörter  Un^lauf«    ao.  su   aagnn  natürlich  ist.) 
Abisr  auf  der  andern  Srite  yiird  es  Auffallend»    Tiie. 
unklug  gehandelt  frirdi^  wea^  roant  allen  hidividuen 
-    ohne  Ausnahme   eine  ^plr-he   ycirf>ereitende  Behand- 
lung auflege,  da^  bei  so  manchen  derselhen,  der  gaoxe 
Prozeüs  der  Schv^an^etschaft  schon  srh^Y^chend  und 
Atoaie  verbrellend'  wirkt ,    den  m&n  dur^K  entgegen- 
^eseute  Rathsehläge.  eher  au  b(fseiti|;ei|  audieB  «öUte« 


fiebersy  werden  mit  Recht  verworfen,  ob- 
gleich diese  einzelne  Erscheinungen ,  als  Ef- 
fect oder  coexistirende  Symptome  des  Haupt- 
übels, allerdings  Rücksicht  verdienen. 


Ali  Anhang  dieser  Bemifrkungen  mag 
hier  eine  Krankengeschichte  stehen,  die  so-* 
wohl  wegen  der  dabei  begangenen,  unver- 
hohlen gestandenen  Fehler,  als  auch  wegen 
der  Ansicht  des  Unterschiedes  und  zugleich 
des  Zusammenhanges  zwischen  Kindbett« 
fieber  und  Milchversetzung  lehrreich  werden 
kann.  Eine  getreue  Copie  derselben  aus 
dem  Tagebuche,  sammt  allen  dabei  damals 
(vor  10  Jahren)  niedergeschriebenen  Bemer- 
kungen, theile  ich  hier  mit,  in  der  lieber- 
Zeugung,  dafs  auch  Fehler,  wenn  sie  alt  sol- 
che erkannt  und  verbessert  werden,  nützlich 
seyn  können. 

Eine  4A]ähr£ge  sonst  gesunde  Frau,  war 
vor  acht  Wochen  glücklich  niedergekommen, 
und  hatte  den  eilften  Tag  schon  ihren  Kirch- 
gang  gehalten.  Der  Zuflufs  der  Milch  war 
sehr  reichlich^  .  An  ein^m  sehr  kühlen,  durch« 
aus  regnigten  Tage  (so  Wie  der  gante  Som- 
mer naia  und  kalt  gewesen  war)  geht  sie 
Ende  Junius  als  Waschfrau  in  die  Arbeit, 
wird  dabei  durch  und  durch  naTs,   legt  sidi 


—     77     — 

am  Abend  Bieder,    und  am  andern  Morgen 
ist  schon  alle  Milch  aus   den  Brür.ten  weg« 
Sie  hatte  nun  einen  stechenden  Schmerz  ge* 
rade  unter  dem  Nabel,   wo  sie  auch  keine 
Berührung  leiden  konnte,  Stiche  in  der  Bnut 
mit  Husten  und  etwas  Auswurf,  und  aufge- 
triebenen Leib,    doch,  wie  sie  sagte,    mehr 
ab  natürliche  Beschaffenheit  noch  vom  Wo* 
chenbette  her.     Sie  sprach  sehr  heiser  und 
mühsam,  der  Athem  war  kurz,  der  Puls  yoll 
und    hart.      Die    Zunge    schmutzig.      Auge 
und  Blick  hatten  etwas  Stieres.     Die  Nacht 
und  am  Morgen  hatte  sie  einigemal  abge- 
führt, weilslich  wie  Bierhefe.  —  Ich  sah  das 
Uebel   für   eine   plötzliche    Versetzung    der 
Milch  nach  Brust  und  Unterleib  an,  stellte 
eine  bedenkliche    Prognosis   und  liels   von 
Arcaru  dupUc.  Sach*  alb.  aa  5"/»   9'  ^^^^» 
gr,  ].  alle  2  Stunden  einen  TheelöfTel  yoU 
nehmen,    den  Unterleib   mit   Unim.  volat% 
camphorat,  reiben,    und  am  Arm  8  Unzen 
Blut  wegnehmen,  (wozu  ich  wegen  su  be- 
fürchtend^ Entzündung   im  fundus   uteri^ 
(dies  schien  die  schmerzhafte  Stelle  su  seyn) 
wegen   des  schnellenden  Pulses,    und   dem 
seit    beinah   14  Tagen    beständig  wehenden 
kalten  und  stürmischen  Nordwind  berechtigt 
zu  seyn  glaubt).    Tages  darauf  hatte  sie  nach 
dem  Pttlyer  yi^Ie  weij>farbige  )s.äsige  Stuhl« 


-     78     - 

gange  gehabt.     Die  Stiche  blieben  aber  tiocli 
immer  und  det  Puls  derselbe.     Am  MorgeA 
bock  wurde  det  Aderlals   auf   dieselbe  Art 
wiederholtk  — -    Abends  wat   der   Puls  nicht 
mehr  isö  hart,    nur  schnell.     Sticht  immer 
dieselben^     Ich  liefs  nuh  einen  halben  S6ru- 
pel  Campher  mit  einer   Querste  Salmiak  in 
einer  Mandel -Emulsion  Von  acht  tJnzeil  Was- 
ser alle  2  Stunden  zu   einer   halben  Tasse 
Voll  reichen^     Unangenehm  war  dabei,   dals 
die  Kianke  immer  ihr  kleines  Kind   Nachts 
mit  im  Bette  haben  wollte  und  muFste.  Am 
andern   Morgeli    (4ten  Tag    der  Krankheit) 
hatte  sie  starke  Ausleerungen,    immer  weifi 
wie    geronnene    Milche     Beim    foitgesetsten 
Gebrauche  der  Campheremulsion  fanden  sick 
immer  noch  dünne  Ausleerungeti  aber  audi  < 
Schweifs  ein,  und  der  Husten  löste  sich  e^ 
was«    Die  Stiche,  waren  nicht  mehr   ganz  so 
heftig*    Am  folgenden  Morgen  aber  war  der 
Puls  so  klein,  härtlich  und  schnell,  derAthas 
iiüd  Auswurf  schwer,    der  Stich.   Wieder  so 
belästigend,  dafs  ich  zwei  Gran  (^alomel  init 
einem  halben  Gran  Extn  Opii  gab.    Naek 
der  ersten  Dose  hatte  sich  der  Stich,  nick 
dem  Ausdrucke  der  Kranken  Weg-  und  mehr 
nach  der  rechteii  Seite  hingezogen.     AbtdA 
wurde  ein  gleiches  Pulver  genomqien.  Die- 
ser ante  Anschein  war  den  Moraren  dartif 


terieib  xstixszz  ^  ü..  ii^rsr  •:.>•.  i.« 
Dieiv  iil^4>!Bf«zz  BSnu^-rr. .  rz.  4*r  i'-r  ..  - 
gen  inm  «^«its*^"   *!*«*■  -•'••     ^  -r^-      »* 

und  sdauf  an^rt;-*«::  -äi  «j^  ^.•^  ^.••:.  •  ^. 
UdJ  sdtSE      X^ii     .**•«>*;:    *v;j**'    sas  -  «i-fft-x/:*' 

ten  Dopatnoan  -^»nt^jr.      v.f^      .  .r.—     *•- 
braoclir.  31x11  xurt::    ^#*i.*;i    >'t-'*?y'^üiii*r  **!  -^i: 

tete    rntt    ai**:m-*T-      ^<:?k#«i.i-.';;i»-      *"  :•■:  :«ii»i 
und  diese  bi**^*^    ■.   'jr    ai^      ^i-   jü:-  Tiiii 
sich  Dieknudii:   *'r-j:  .'s^'sz.     iü::::    '•  2:  lis:  aa 
Schluckes  «Tic->i*-^rr   imi   :>*:  lit:-  ^i-^    ▼«#- 
schlofseSk.     Z/Äi/^.  asi-yr:iTaLii~e!  Lr  11.   «.■  ^15 
snweileB  'sji^uoivwsui   i/eA^eii^si;      ist  ^rrun? 
auch  Ba»«2(  gst^e^nlh::^    «>'-  aif  Lr:>3K^  ^Äb- 
reod  ikrer  Scxivt^azi^^TvcniLf:  &.eiDe.  äiti  wahj^- 
sten  aBsikfer'SiCie  Araie.  ^enomirien.  ^;»j*  sv* 
aufiaiv^sdfSL  Tenii»eraiXH^»  »'^y.  ühw  ihr/^ 
Ifann  nad  im  artigen   sieben'Jähnywi  K*iÄb/**i 
auch  noch  jetrt  riei  VerdrttU  \*^\A{\  nr^^^  hry 
der  ihre  Krankheit  ^t^rAnlÄ»»<^n«lf*n   NN  ^M'h*» 
eine  reichliche  Portion  Klöl»^  und  Rrhwr« 


nefleisch  genossen  habe.  Dabei  fand  ick  sie 
jetzt  so  oft  weinerlicb  und  beweglich  ^  dafs 
mir  immer  Sarcones  Beschreibung  einer  ähn- 
lichen Erscheinung  als  Zeichen  von  neryö- 
sem  fauligen  Zustande  einfiel»  (KtankJu  v» 
Neapel  Thl.  2.  §.  54&  "•  55r.)  —  Ich  wollte 
nun  ein  grolses  Vesicator.  über  dea  Leib 
legen  lassen.  Allein  dies  sowohl^  wiß  er- 
weichende Umschläge^  war  hier  zu  umständ- 
lich und  der  Kranken  ohnedies  SuiÄectt  zu« 
wider.  Ich  beschlofs  also  endlich ,  immer 
noch  in  der  Idee,  der  Entzündung  des  Un- 
terleibes entgegen  zu  arbeiten,  Klystiere  ron 
Chamillen  mit  Essig  und  etwas  Gampher  ver- 
setzt geben  zu  lassen^  deren  siie  zwei  in 
mehrstündigen  Zwischenräumen  bekam,  her*. 
nach  aber  nicht  mehr  nehmen  wollte*  Ich 
verordnete  nun,  ,g«nz  noch  in  dem  recht- 
glaubigen  Wahn,  dafs  doch  noch  wohl  bei 
einer  solchen  Lebensart^  angehäufter  Unrath 
den  Unterleib  belästigen  könne,  überhaupt 
aber  auch  in  disr  Absicht,  um  die  Milchans« 
leerung  durch  den  Unterleib,  wohia  einmal 
der  Depot  gemacht  war,  zu  befördern,  eine 
Auflösung  von  einer  halben  Unze  engl«  Salij 
Bilsenkraut extract  i5  Gran,  Brechwurzelpnl« 
ver  drei  Gran  in  sechs  Unzen  Wasser  nnd 
einer  Unze  Süfsholzsyrup,  alle  Stunden  zu  ei- 
nem EfslöfiPel  voll  zu  nehmen.     Am  andern 

Morgea 


'  ^  —      AI      — ; 

Morgen  (siebenten  Tag  der  Krankheit)  war 
zweimalige  Leibesöffnung  erfolgt«  und  ein  ^ro<- 
fser  Vorrath  von  breiartigem  schwarzgrauem 
stinkendem  Unrathe  ausgeleert.  Der  Leib  war 
nicht  mehr  so  gespannt,  und  wenig  schmerz- 
haft beim  Derühren,  aufser  wenn  die  (schmer- 
zen von  der  Seite  herzutraten.  Die  Zunge 
war  feucht  und  cler  Puls  etwas  ruhiger  und 

■ 

freier;  bedenklich  war  aber  ein  öfteres  Er- 
brechen einer  gelblichen  Materie,  die  nach 
der  Kranken  Ausdruck,  gerade  wie  Koth 
schmeckte*  Am  Abend  war  wieder  eine  ähn^ 
liehe  Oeffnung  erfolgt« 
I  Am^  achten  Tage  hielt  das  Würgen  zwi« 

I  schendurch  ah,  und  was  herauFgebracht  wur« 
i^  de,  sah  wirklich  wie  Ko^  aus«  Der  Leib 
war  noch  -hoher  hinauf  gespannt»  doch  mit 
abnehmenden  Schmerzen  (den  Grund  l\ie« 
Ton  siehe  gleich  unten).  Es  erfolgten  heute 
noch  sieben  änfserst  starke  Ausle^^rungen  ei- 
ner dicklichen»  aschgrauen,  leimartigen  Ma- 
,  terie.  Dabei  die  Qände  schon  s^it  vorigem 
Tage  abwechselnd  kalt.  Der  Puls  klein  und 
ilottirend,  tiefe  und.  häufige  Inspiration  und 
grofse  Schwäche.  ^^  Ich  liefs  Wein  rei- 
chen; aber'  ör  machte  innerlich  zu  starkes 
Brennen.  Siebenmal  hatte  die  Kranke  in 
der  Nacht  zum  folgenden  Tage  wieder  «tarke 

Joan.  aUCTI.  M.  ^.  St.  ^ 


-.       82       - 

lUinliche  Ausleerungen  gehabt. .  *)  Und  diese 
hielten  auch  an  bis  zum  dritten  Tage  (eilf- 
ten  Tage  der  Krankheit),  wo  nach  äef  vor- 
gängigen Erscheinung  von  Aphten,  kalten 
Extremitäten^  gelindem  Irrereden,  und  sehr 
häufigen  kleinen  Pulsen  der  Tod  erfolgte. 

Die  EpikrisiS)  die  ich  mir  damals  in  mei- 
nem Tagebuche  fiber  diesen  Fall  nieder- 
schrieb,  lautet  folgendermalsen  s    ^ 

Ich  glaube 9  dafs  man  nicht  ohne  drin- 
gende Noth,  nach  Art  deif  f^rAnsiosen,  die 
bei  jeder  Milchversetzung  gleich  den  Sdinep- 
per  zur  Hand  haben,  bei  dergleichen  Milch- 
.yerirrungen  auf  innere  Eingeweide  rar  Ader 
lassen  darf«  Vielleicht  War  es  im  Anfange 
kein  Fehler  ^  nachher  aber  hatte  man  wahr- 
scheinlich mehr  auf  der  stärkenden  Methode 

*)  Wenn  die  aoigeleeite  Materie  GnUid  def  KnaUidt 
^    und  Unsch   g^eseo  wäre«   so   hättoil   durdi  ihi 
'Wegtcbaffuiig  leicht  sehn  Krankhaitm  der  Art.  fi* 
heilt  werden  mSisen«   ao  grofii  war   dia  Maaae  ia 
Ausleerung.    Aber  achon  damah  fiel  mir  Sarctuu  wo, 
der  über  dieai  Art  Ausleerungen,  die  aich  durch  ilff 
vitdere  breiartige  Consiatenz  von  den  unbedingt  ctl* 
liquativen  wälsrigen  unterscheiden »  aehr  ediönaB» 
merktthgen  macht,   und  sie  ala  Folge  und  Symptos 
eines  iaulartigen  Zustandes   ansieht,  ala   £ntbindii| 
dea  thieriscken  Leims,  wie  er  es  nennt,   (Ki^okli.  t. 
Neapel  Thl.  3;  S.  141  fi.)  womit  also  dem  Arste,  ila 
Krisen,  ^üljfreiche  Excretionen  oder   dergleichen  a^t; 
wartet,  unmöglich  gedient  aeyn  kann. 


^     83     - 

bestehen  mtlisen.     Vielleicht  wurde  doch  der 
Toniu   der   Gedärnie   durch    das    enghsche 
Salz  Ui  ••  w*  zu  Viel  geschwächt«    Wenigstens 
hätte,  wedii  ausleerende  und  die  Milch  ab- 
treibende Mittd  für  nöthig  gehalten  würden, 
diese  mit  toiiisbhen  mehr  verbünden  werden 
sollehi     So  hat  ßerends  (Dissen.  de  Cort. 
feruv^    in    morbö    nigrö    usuy    Franc/,   ad 
Viad^.  i7d^)  diese  Vetbindüng  Von  auslee- 
renden und  starkenden  Mitteln  Vom  Vorwurf 
der  Ia<k>nsisten2  gerettet,  und  man  wil-d  im- 
mer meh^  dahin  koiümen,    auf  diese  Verei- 
nigung tVL  4ehen,   wo   bei  der  Nöth#endig- 
keit  von  Ausleerungen  Neigung  zur  Päulnifs 
nnd  fauligten  Entzündung  sich  findet«     ße^ 
rends  giebt  z«  B.  im  morbus  higär^  iü^angs 
erweichende  Klystiere  mit  Honig,  oder  auch 
wohl   aus  Decöcc.    Taraob»   ChaniomüL  und 
Arnicai    Innerlich  Potiö  Ris^etiL    Steigt  mit 
dem  folg^ndeü  Tage  die  Gefdhr,  ein  gfofses 
f^esidatof.  uni  den  Leib^  und  innerlidl  we- 
nigstens eine  Unze  Chinaezträct  ^  nach  Um- 
ständen mit  einem  wUrzhafcen  Wässelr,  Spi^ 
rü*  Minder,  odei  Po£i  JRiverii,    So  stellt  man 
in  ttenigeü  Tagen  deA  Krankte  gsn<  her«  ^) 

*)  S.  ilucii  ubef  dSeieii  Punkt  der  Verbindaog  loge« 
nannter  auileertfdder  mit  itKrkenden  Mitteln,  Qua* 
rin,  de  fehfih,  p,  17 1.  -—  Medicus,  Beobachtungen 
Tbl.  i.  S.  801  u.  904. 

F  a 


-^     84     - 

^(Spaterer  Zusatz.)    Die  Analogie  aller 
dieser  heftigen  Ausleerungen  9    von  plötzlich 
dahin  geworfenen  oder  in  Bewegung  gekomr 
n^enen  StoiSen  durch  die  Gedärme^  ist  un- 
verkennbar.    Was  auclv  immer    die  Ursach 
der  Milchyerirrung  z*  B.  seyn  mag,  so  den« 
tet  der  Andrang  auf  die  Gedärme  doch  eine 
Anlage  von  Schwäche  in  diesen  an,  wohin 
vorzugsweise  der  Zug  der  aus  ihrem  eigent- 
lichen Gleichgewichte  und  aus  ihrer  norma- 
len Mischung  gebrachten  Materie  gieng,  des- 
sen sich  nun  der  affizirte  Theil  nicht  genug- 
sam ei^wehren  konnte.    Man  wird  bIo  nach 
den   Gesetzen    einer   vernünftigen   Theorie 
der  Lebenskräfte,  w;eniger  Ursach  haben,  den 
Zug  und  Absatz  der  Säfte  auf  die  Eingewei« 
de  dadurch  viel  mehr  zu  befördern,  dais  man 
durch  ausleerende  Mittel  sowohl  Schwäche 
als  auch  gleichsam  ein  vacuum  hervorbringt^ 
wodurch  der  Andrang  immer  mehr  hingezo- 
gen und  durch  den  Nutzen,    den   etwa  die 
bewirkten  Ausleerungen  dem  Anschein  nach 
haben,    der  Schaden  derselben  nicht   com* 
pensiit   wird.     Alles    scheint  hier   vielmdbr 
darauf  anzukommen,  den  angegriflFenen  Theil 
beim  ersten  Impuls  so  zu  unterstützen,  und 
zur  Reaction  zu  reizen,  dals  der  Zuflufs  der 
Säfte  von  ihm   weg  und  mehr  in   die  allge- 
meine Masse  geleitet,  und  dann  durch  man« 


*. 

r 


-     85     - 

r  eherlei  nielit  so  getihrliche  und  reiibare  Aus* 
leeruDgiörter,  (durch  die  Haut,  die  Blase  u. 
s.  w.)  das  Uebermaars  derselben  yielleicht 
fortgeschaft  werde.  Ohnehin  ist  noch  wohl 
die  Frage,  ob,  bei  einer  sogenannten  solchen 
Milchversetzung  auf  die  Eingeweide,  diese 
nicht  yielmehr  absondernde  und  thätige  Or- 
gane, statt  der  aufser  Thätigkeit  gesetzten 
Brüste  werden,  und  also  durch  erschlaffend 
reizende  Mittel  noch  mehr  in  ihrer  wider* 
natürlichen  Thätigkeit,  (?icariirende  Thätig- 
keit der  Organe  des  Brandts?)  bestärkt  wer- 
den müssen.  *) 

*)  Fast  unglaublich  ift  ti  doch,^  daCi  alle  die  Materie, 
die  oft  bei  Milchvertetxungen  durch  den   Stuhl   fort- 
gebt,   und   die  aucb,    wie    gleicbernnaafscn    in    dem 
eben  beachrieben^n  Falle  Statt  baue,  nach  vielen  An- 
seigen offenbar  eine  niilcbardge  Feuchtigkeit  su  teyn 
tcbeint«  in  dem  Blute  vorräcbig  gewesen  und  nur  ao 
nude  auf  die  Gedärme  hingeworfen  ae^ii  aoilte.   Eine 
solchö  Menge  der  Art,  wie  a.  B.  im  obigen  Falle  ab- 
^       gieng,  fafit  die  Blutmaase  achwcrlich   (die   Absonde- 
rung iii   den    Brüsten  kann   in   gar  keinen  Iletrachc 
kommen^  da  diese  welk  und  schlaff  sind.     Aber  wer 
kennt  die  wahre  und  reine  Tlieorie   der   ph^siologi- 
sehen  und  pathologischen  Absonderungen? 


-se- 


in. 

Versuch 

Über 

die  Natur   der   innera   Blutad^knotea 

eine  der  TPTzüglichstei^  Krai)]i;h^tei^  des 

Blutadetftystems. 

Vom 

Hrn.      Dr.      Dürr 

»  a     ?  e  g   a  u. 


XJ^a  die  BjutaderknoteA  oder  Kri^nipfad<en^ 

(varices)  eine  K^anl^beit  des  EUiitad^rajstems. 
sind,  so  ist  es^  schlechteirdingsi  i^othwenJigi 
vorher  richtige  Begriffe  von  der  Strurtur« 
den  Kräften  und  Wirkungen  di<>ses  Systems, 
zu  haben  y  wenn  man  die  Entstehung^  das 
Eigentbümliche  und  die  Wirkungen  der  Blut* 


leilulöten  gdiSrig  kennen  nnd  richtig  benr« 
eilen  wilU 

lEfB  tey  mir  demnach  erlaubt,  mich  nur 
irzlich  und  in  so  weit  es  zu  gegenwärtigem 
wecke  nothwendig  ist,  mit  der  Natur  nn^ 
>n  Verrichtungen  dieses  Systems  in  be- 
hSftige^,  weil  sich  leider  auch  unter  den 
racti^chen  Aeraten  noch  viele  finden,  de- 
n  j^hysiplogische  und  anatomische  Kennt« 
sse  änfserst  precär  sind ,  und  welche  glau« 
»n,  dafs  die  Kenntnüs  oder  Nichtkenntmla 
ler  Zoonomie  von  sehr  unbedeutendem 
nAuls  auf  die  gluckliche  Ausübung  der 
pilkiinde  sind» 

/,    Sfructur  der  Venen. 

Die  Venen  .  oder  Blutadftrn^  wodurch 
IS  Blut  nadi  dem  Herzen  zurück  geführt 
ird,  und  welche,  um  sich  die  Sache  bild- 
:h  vorzustellen,  die  Figur  eines  Kegels  re« 
^entiren,  dessen  breites  Ende  an  der  Ober« 
che  des  Körpers  und  dessen  stumpfe  Spitze 
i'Heraen  befindlich  ist,  sind  weit  ausdehn- 
nrer  und  dünnhäutiger,  jedoch  zäher  und 
eniger  elastisch,  als  die  Arterien.  Sie  pfle« 
>n  daher  auch  in  todten  Körpern,  nicht  über«. 
I,  sondern  nur  da,  wo  sie  blutleer  sind,« 
isammenzufallen.  Ausnahmen  von  dieser 
»gel  machen  jedogh  die  Venen  der  Gebär- 


—     88     — 

mutter«  so  i wie  die  Aeate  der  in  das^Organ 
der  Leber  sich  verbreitenden  Ffoctader,  wel- 
che letztere  Überhaupt  in  mehrerer  Hinsicht, 
b#^sonder$  wegen  der  sehr  deutlich  in  ihr 
entdeckten  Fleischfasern  mit  den  Arterien 
zu  vergleichen  ist»  Am  deutlichsten  unter- 
scheiden sie  sich  von  den  Arterien: 

j)  durch  ihre  Klappen,  welche  aus  einer 
Verdoppelung  ihrer  inwendigen  Hsut  entste- 
hen und  sich,  nach  Sömmerings  Beobachtung 
und  Untersuchung,  als  eine  Falte,  von  der  an 
dieser  Stelle  einen  härtlichen  Damm  (ogger) 
bildenden  Vene,  in  Form  eines  halbmondför- 
migen oder  elliptischen  Segels^  erheben,  und 
deren  beide  spitzige  Enden  an  der  Wand 
der  Vene  weiter,  als  der  übrige  Rand  des 
Segels  hinauf  laufen;  sie  kommen  theiis  ein« 
fach,  theits  doppelt,  theiis  dr^eifach,  selten 
vier-  od^r  Fünffach  an  allen  solchen  Venen 
vor,  deren  Durchmesser  mehr,  als  eine  Li- 
nie  beträgt,  doch  sind  davon  die  Venen  des 
Gehirns,  des  Herzens,  der  Lungen  utid  der 
Eingeweide  des  Unterleibes  ausgenommen; 

2)  durch  ihren  noch  einmal  so  grofsen 
Durchmesser  als  den  der  Arterien,  daher 
enthatten  sie  auch  noch  einmal  so  viel  Blut 
als  jene,  jedoch  ist  auch  dieses  Verhält« 
nifs  in  einzelnen  Theilen  des  Körpers  ver- 
schieden ; 


—     89     — 

3)  durch  ihren  uberhanpl;  mehr  geraden 
Lauf,  df  im  Gegentheil  die  Arterien  mehr 
gekrümmt  oder  gefchlängelt  fortgehen; 

4)  durch  die  Znsammenmündang  der  Ne«« 
benzireige  der  Venen  unter  sich,  welches 
aogär  bei '  Venen  von  ansehnlicher  Gröfse 
gilt,  und  wodurch  sie  ein  netzförmiges  Ge- 
flechte bilden.  Durch  diese  Verbindung  der 
Gefäfse  wird  der  Zu*  und  Rückflufs  des  Blus- 
tes, wenn  gleich  ansehnliche  Aeste  verstopft 
sind,  erhalten,  und  in  diesem  Falle*  erwei- 
tern sich  kleinere  Zweige  oft  zur  GrÖfse  be- 
trächtlicher Aeste,  die  man  deshalb  oft  auch 
sehr  unrichtig  für  Blutaderknoten  hält,  da 
sie  ihrer  gröfsern  Ausdehnung  und  Umfan« 
ges  ohngeachtet  dennoch  keine  Varices  sind, 
sondern  das  in  ihnen  ontbsiltene  Blut  unge- 
hindert in  denselben  circulirt« 

JL    Kräfte,  und  fVirkungen  der  Venen^ 

Das  Blut  bewegt  sich,  wie  wir  sogleich 
sehen  werden,  von  allen  Theilen  unsers  Kör- 
pers in  den  Venen  nach  dem  Herzen,  und 
zwar  beweisen  dies  folgende  Gründe: 

l)  Hie  bereits  beschriebene  Einrichtung^ 
der  Klappen. —  Ihr  unverkennbarer  Kuuen 
.   bestehet  darin,  dafs 

^  a)  der  Rückflufs  des  Blutes  vom  Herzen 

^  gehindert  wir4 ,    w&lches  geschiehet,  indem 


—      90     — 

,  sie  durch  das  an  den  Wänden  des  Gefäfses 
zurückströmende  Blut  anschwellen  .ynd  die 
]!4üadung  des  Gefafse^  gftQ^  oder  nur  sum 
Theii  verschlief^en ; 

ß)  Unterstufen  die  Klappen  auch  npcli 
die  Schwere  der  3lut^Hule,  d^Wt  die  oberei 
Blutsäule  nicht  auf  die  unter  ihr  beßndliahe 
dir&cke  und  das  durch  den  Sts^mm  strömen« 
de  Bluty  dem  durch  die  Neben^weige  ^n«^ 
JLoiqiQenden  9  nicht  wiederstehe* 

2»)  ^ie  Unterbindung.  —  Jede  nnter« 
}>i;ndene  Vene,  schwillt»  wie  man  sich  diurdi 
Ver^uch^  An  Thierea  davon  aehr  leipht  Über- 
zeugen kann»  wenn-  sie  durch  einen  ode^ 
mehrere  ]^{ebe^äste  sich  auszuleeren  geliin« 
d^rt.  wirdy  zwi^che;n  dem  Theile  iind  deni 
Bande  9U  einer  aufserordentlichen  ^röise  an; 
fällt  hingegen  zwischen  dem  Bande  nnd  dem 
Ilerzen  ganz  zusammen.  Pie  nämlich«»  Er- 
scheinung hemerkf  man  auch  yon  einer  be» 
trächtlichen  Geschwulst* 

3)  Die  Einsprüt:^ung  von  ßiissi^eiti  Ar$* 
ißeikörpem  oder  Giften^  ^^  Viperngift  xA 
eine  Vene  gebracht,  macht  das  Blut  bis  aas 
Herz  gerinnen;  Kirschlorbeerwasser  lös't  dat« 
seihe  ganz  oder  zu  einen  rotzähnlichea 
Schleim  auft  Abführungsmittel  bewirken  Li^zi«  , 
ren;  Brechmittel,  Brechen,  weil  diese  an- 
neilichen  Substanzen  ihren  Weg  gerade  nack 


—     9*      — 

dem  Herzen  iindl  au^.  diesein  i^  |Ile  Theile 
des  Körpers  iiehipen^ 

Noch  mufs   ich   im  Vorbeigehei\   einer 
Eigenschaft  der  Yenösen  Gefäfse  ^edepken, 
welche  zur  Erklärung  mancher  Erscheinung 
im  lebenden  thierischen   Körper   besonders 
angeführt  zu  werd^p  verdient,  obschon  ver« 
schiedene  Physiologen  nAd^nter  andern  auch 
Cruikshank  selbig^,  ganz  läugnen.     Ich  meine 
das  Einsaug1^lgsyermögen  der  feinsten  En- 
dungen der  YeAen.     Es  giebt  gewils  i^och 
manqh^  wichtige  Qfündei  welche  i^eben  dem 
Einsa\igeA  der  Lymphgefäise,  auch  das  Sin« 
saugen   der  feinsten ^  Endungen  der  Venen 
fast  völlig  darziithun  scheinen*   Dahin  gehört 
z.  B.  der  sehr  achnellcL  Uebergang  nahrhaf- 
ter und  kräftiger  Theile,  wie  liuch  einer  gro.« 
fsen  Menge  Tpn  Geträig^ken^  ins  Blut,  ^renn 
man  ihn  mit  der  i^ge  des  Brustkanals,  der 
.  doch  der  S.i^nmi.elpla(«  alller  lymphatischen 
Gefafse  ist^  i^i<i  mit  4er  durch  Versuqh^^  (^e^ 
wiesenen  langsan^eA  Qeiivregu^g  4er  ^ahmpgs- 
milchsäfte  in  j[enem.  Brustkaiial^.  yergleicht^ 
//•    Bewegung  des  Bluts,  in  dei\  Fenen. 
—  Die  6eweg\|ng  in.  den  kleinstf^i^  Yenen^ 
zweigen   pflegt   gemeiniglich   mit    eben    4er 
Schnelligkeit  wie  in  dem  arteriqsen  Systeme    ^ 
zu  geschehen,  wie  die   darüber  angestelltes^ 
microscopischen  Versuche  sehr  deutlich  h^< 


—       92      — 

X 

f 

weisen ;  aber  die  Stärke  der  Bewegung  selbst, 
'  hängt  theils  vom  Herzen,  weil  bei  heilbaren 
Asphyxien  'der   Anfang   des  KreislauEs  blos 
durch  dasselbe  wieder  beginnt;  theils  von  d^ 
Reizbarkeit  der  Arterien,   aus  denen  sie  ih- 
ren  Ursprung  nehmen^  theils  und  hauptsäch« 
lieh  noch  von  der  (Jen  Venen  eigenthümli« 
chen  Lebenskraft  und  der  ihnen  .beiwohnen« 
d^n  Conrractilität  ab,    vermöge  welcher  sie 
sich  durch  starke  an  sie  angebrachte  Keize, 
auch  einige  Zßit  nach  dem  Tode  noch  re- 
gier,  als  die  Arterien  zusammen  ziehen;    ja 
die  Hohl-  und  Lungen?enen  sind  öfters  die- 
jenigen Theile,   die  am  längsten  nach  gäns« 
lieh  erfolgter  Ruhe  der  Ventrikeln  ihre  Reiz^ 
Fähigkeit  äufsern.     Von  nicht  geringem  Eiii- 
ilusse  auf  den  Umlauf  des  Blitf:s  in  dem  ve- 
nösen  Systeme  ist  ferner  noch  das  Geschäft 
des  AthemholenS ;    denn  während   des   Ein* 
arhmens  erhalten  die  in  der  geräumigen  Brust- 
höhle sich  mehr  ausdehnenden  Lungen  ans 
dem  Hohladersystem  durchs  Herz  eine  grö« 
fsere  Blutmenge  y  auch  wird  in  den  feinsten  . 
Haargefäfsen  der  Lunge  einem  freiem  Blut« 
umlaufe  Platz  gemacht,    so  dafs   durch  ver- 
mehrte Blutwellen  Herz  und  Arteriensystem 
in  Action  treten   und  im   Tagepulse   in  ei- 
nem häufigem  und  stärkern,  aber  doch  da- 
bei freiem  Aderschlage  und  vermehrter  La« 


-      93     - 

benswärme  spürbar  werden.  Indem  nun  der 
Queermuskol  ifiit  allen  seinen  niuskulö&eci 
Fortsetzungen  'sich  in  Action  setzt,  so  setzen 
sich  auch  zugleich  die  gegen  wirk  enden  Bauch- 
muskeln in  Bewegung.  Bei  etwas  angehal- 
tenem Athem  entstehet  dann  die  natürliche 
Bauchpresse,  durch  die  in  der  obern  Abdo- 
minalgegend den  zunächst  liegenden  Thei- 
len  und  Eingeweiden  ein  vermehrter  Druck 
mitgetheilt  wird,  so  dals  sie  allesammt  eine 
stärkere  Aufregung  zu  tonischer  Kraft  über- 
kommen« 

Besonders  aber  wird  dadurch  der  trSge 
Blutumlauf  im  Pfortadersystem  merklich  be- 
fordert, und  das  venöse  Blut  durch  die  Hohl- 
ader häufiger  und  schneller  ans  Herz  wieder 
abgeliefert« 

Gerade  das  Gegentheil  von  alle  dem  ge- 
schieht bei  anhaltendem  Ausachmen  und 
uichemdnhalten^  wofür  ich  besonders  war- 
nen mögte;  hierdurch  wird  der  Blutumlau^ 
]>esonder8  iäi  Venensjrstem,  zu  sehr  angehal« 
ten  und  unterbrochen  und  leicht  zu  Krampf- 
.adem  Veranlassung  gegeben.  Man  sieht  et 
^inem  gleich  im  Gesichte  an,  wie  die  Adern 
dabei  ansdiwellen,  (cöhibuio  spirüus  venas 
dtnplet^  sagten  die  Alten)* 

Der  Fall  tritt  sehr  häuGg  bei  Personell 
«in,  die  mit  aUer  AnstreDgung  sich  einet  Qe*» 


—      g4      — 

$dßhsj  sey  ies  geistiger  bder  körperlidher 
Art^  unterziehen^  sie  hdteii^HAzin  den  Athem 
oft  so  Utige  an,  bis  sie  lüclit  mehr  können; 
auch  Kreisende  fallen  in  deiiselben  Fehler, 
oder  solche  9  die  von  Natur  zu  Hartleibigkeit 
geneigt  sind^  Instrumenitenblä^er  et^.^  be- 
sonders haben  ^ich  für  diesen  fehler  alle 
diejenigen  in  Acht  zii  nehmen^  Welfche^yon 
If atur  atark  und  lebhaft  sind,  weil  äU%eteg;te 
starke  innere  BeWegutig,  so  ^t  wie  äuTsere, 
stäi'ke  Blutbewegungen  yeranlässeh  kann; 
nicht  minder  GefäfsEebetkränkey  an  mecha- 
nischen Hindernissen  iii  der  Bmist  leidende* 

///•    Entfernte   Ur^achefi  der  JBliuader» 

knoten» 

m 

Ich  gehe  nüniüehrj  um  ünsem  yorge- 
setzten  Zwecke  näher  zu  kommen^ .  tor  Un- 
tersuchung der  entfernten  Ütsächea  der  Blll^ 
aderknöten  über. 

Auch  hier,  wie  bei  deü  tÄeisteil  fehler- 
hafteii 'Abweichungen  der  gesttnden  Natuc 
yon  ihren  gewohnten  und  regelmäiaigen  Ver- 
richtungen, i^t  der  Gtimd  dieses  Uebels  haupt- 
sächlich in  den  festen  Theileü  tu  suchei^ 
überhaupt  aber  siud  alle  sür  JSntstehuog 
der  Blutädefküoten  beitragende  Ursadici 
füglich  unter  folgende  zwei  Rubriken  iv 
bringen« 


—     95     — 

i)  Alles,  was  die  lebendige  Faser,  be- 
sonders die  Venen  schwächen,  und 

a)  die  Reisbarkeit  derselben  vermindern, 
und  dadurch  Gelegenheit  zu  einer  ungleichen 
Vertheilung'  des  Bluts  Anlafs  geben  kann. 

Nichts  vermag  die  lebendige  Faser  und 
besonders  die  VeneA  mehr  zu  schwächen,  als 
Verminderung  des  Lebensprocesses;  findet 
diese  einmal  durch  irgend  eine  Ursache  her- 
vorgebracht Uatt,  sogleich  nimmt  die  Wär- 
nneerseugung  nach.  Verhältnüs  dei*  Vermin- 
derung des  Lebensprocesses  mehr  od^t  we« 
niger^ab;  dieselbe  Störung  erfolgt  demnach 
auch  in  den  Organen  der  willkürlichen  Be^ 
wegung;  bleierne  Trägheit  ohne  Veranlas« 
sung,  baldige  Ermattung  nach  unbedeuten- 
dem Kraftaufwand;  diese  dem  Willen  unter- 
geordfieteti  Organe  befindeti  sich  in  demsel- 
ben Zustande^  ab  dai  arterielle  und  venöse 
System.  Stärker  und  ixt  die  Augen  fallen- 
der, als  hier^  nehmen  wir  noch  diese  Ver- 
minderung des  Lebenspfocesses  in  den  Or- 
ganen der  Verdauniig  wahr.  Nach  dem  vet « 
schiedetten  Grade  der  kranken  Constitution 
verrichten  diese  ihre  Functionen  immer  un- 
vollkommener, es  entst^CMi  hanfiger  Indige- 
stionen, Trigheit  in  dör  pCIristaltischen  Be- 
wegung der  Gedärme ;  das  Blut  verliert  ver- 
möge  der  mancherlei  inime)nifährenden  Le- 


^  J^  - 

b^inis^WMi^mteOf  wem  es  da  Snuntoff  ab- 
f^^hpra  mafs,  «Jitflr  andern  w^en  seiner  Eni- 
fernoog  Ton   den   BespirationAorgUken   nmd 
▼oo  der  Oberflärbe  des  Körpers,  scte  leickt 
s^'oe  /yxydirte  Bescbaff^nheify  es  ist  jdsdann 
iüf  riie   Vemen  des   CJnterieibes  nidxt  mehr 
reizend  genog,   und  liierdarch  entstehet  in 
dem   reoosen  Systeme  des   Unterlribes    ein 
noch  trägerer  Rreisnmiaidv  ab  im  natürlichen 
Zustande, '  welcher  um  9o  nachtheiliger  ist, 
da   '4eses  renöse  BItit  in  eineai   wichtigen 
Organe  Aer  Verdauung  in  der  Leber,  noch 
gleichsam  die  Dienste  des  arteriösen  Bluu 
Terrichten  and  die  Absonderung  in  dersel- 
ben rersehen  muls*    Hieraus  folgte  dafs  An- 
häufungen ron  venösem  Blute  im  Unterleibe 
und  Stockungen  in  den  rerschiedenen  zur 
Yerdaunng  notfawendigen  Organen  von  die« 
sem  verminderten  Lebensprocesse   als    ent* 
fernte  Ursache  der  filutaderknoten  eutstehen 
müssen«  «      ■    . 

Diesen  generellen  das  Venöse  System 
schwächenden  Ur5achen  verdienen  noch  an- 
dere speeielle  die  Lebenskraft  der  Gefäfse 
.Termindemde  Momente  beigefügt  su  werden« 
Dahin  gehört  besonders  eine  aus  unbekann- 
ten Ursachen  zuWeilen  entstehende  Miirbig«- 
keit  und  Atönie  in  den  Häuten  der  Arterien 
ßOkd  Yenen^  die  zu  Puls*  oder  Blutaderge- 


^     97     — 

:,obiv{iIueii  Anlafs  giebt:  als  Eiter,  •  Jauche 
und  Brand  können  die  Kraft  der  Geiälse 
lähmen.  Eben  dies  thun  auch,  wie  ich  oben 
geseilt  'habe,  verschiedene  vegetabilische 
und  thierische  Arsneikörper  und  Gifie*^  be« 
sonders  das  Gift  einiger  Schlangen.  Auch 
die'  Eiectriaität ,  Hungersnoth,  verdorbene 
Nahrungsmittel  und  eine  fauhs  verdorbene 
Luft  gehören  hieben 

Zur  «weiten  entf  rnten  Ursache  gehört 
alles I  was  die  Reisbarkeit  der  Veneahäuto 
vermindern  oder  ganz  aufbeben,  und  da« 
durch  f  Gelegenheit  zu  einer  ungleichen  Ver- 
thellung  des  Bluts  ^nlafs  geben  kann. 

Ich  rechne  dahin  besonders  den  Mangel 

an  oxydirtem  arteriellem  Blute.    Findet  diese 

£ntsätteruAg  schon  in  dem  Schlagadersysteme 

statt,  nm  wie  viel  weniger  werden  die  min« 

^er .  reizfahigen  Venen  den  von  den  Lungen 

und   aucji  vielleicht  von  den  Gefäfsen   der 

Haut  dürftig  erhaltenen  Sauerstoff  zu  dem 

Herzen  zuriickrdhren.     Müssen   daher  nicht 

mancherlei   Ausdehnungen  und  Stockungen 

dieser  Gefäise  ^im   Unterleibe  vom  filutbje* 

chen  bis  zu  Hämorrh'*id'en|  und  von  einzel« 

aien  Anschwellungen  venöser  Gefäfse  bis  zu 

enormen  Blutstürzungep  aus  der  Nase^  Lun* 

^en,  Magen  und  andern  Organen  entstehen? 

^        Ich  gehe^  nun  zu  den   besondern  Ursa- 

Jovna.  XXVt  B.  a.  St.  G 


—     9Ä  '  — 

■  m 

cli«n  über,  w<^Iche  xur  ErzengUiig  der  Bliit- 
äderknoten  unmittelbar  bcdtragen  kSnnen, 
Und  am  passendsten  in  vorbereüende  und 
Gelegenheüsursachen  unterschieden  werden« 
Ich  verbleibe  bei  diesen  längst  angeaomme- 
nen  Ansd/iicken^  weil  sie  mir  passender  und 
practisch  brauchbarer  dünken,  als  der  Aus- 
druck OpponunüdCj  welcher  selbst  nach 
Brownes  Sinp  etwas  ganz'  anders  beseichnet« 

/.  Schwäche  des  venösen  Systems  über" 
häupt  und  partielle  Atonie  der  Vc" 
nen  insbesondere  in  gewissen  Th^Uen 
dts  KörperSj  in  gewissen  Lebensperio^ 
denj  beim  weiblichen  Geschlecht^  ge* 
wissen  Handwerkern  y  Kindern  und 
Greisen. 

Das  Blutadersyst^m  ist  Termöge  seiner 
schon  Yon  Nfltur  schwachem  Organisation 
fähiger  und  geneigter  Stockiutgen  des  darin 
circulirenden  Bluts  zu  begünstigen/  und  noch 
mehr  tragen  dazu'  die  zuweilen  theils  ange- 
fressen, theils  zerrissen,  theils  rerdickt,  ge- 
schwollen und  zuweilen  ganz  ausgedehnt  und 
iöchericht  gefundenen  Valveln  bei.  Ich  will 
'  dieses  mit  einem  yon  Herr  Meckel  in  Sasse' s 
Dispute  S.  38.. beobachteten  Falle,  wo  eine 
scrophulöse  Frau,  die  ein  starkes  Kind  yon 
MQ  PTuad  gebati  und  nach  der  Geburt  ein 


Gefafs&eber  mit  be*iucx:eii*Dd«s  5ckix.pxeii 
im  Unterleibe  und  in  dzr  Iteckes^^esd  i>e- 
kam,  belegen.    Bei  der  Secnon  fksd  er  die 
Bauchhöhle    mit   einer   eL:^r&ru£e&   Ljni.  t« 
angefüllt»    die  LeLer  sehr  ge>ci2woJJeo.    die 
Lungen  gesund.    In  der  Gegend  der  1  niL^n 
Weiche  wurde  die  Haut  nach  der  üicfatung 
derCrural^efaise  durchschnitten,  welche  nei^^ 
den  Cruralnenren  mit  ci&er  eit  er  artigen  Ma- 
terie  umgeben   war.     Die   Gefalle    würfen 
oberwäits  bis  in  die  Beckenhöhle,  un^ervrsita 
bis  zur  Kniekehle  entt/lölst.     Die  Vene  war 
der  Arterie  an  Härte  und  Festigkeit  gleich, 
beide  Gefalse  wurden  oben  imd  unten  queer   * 
durchschnitten;    aus   der  Arterie   flofs   Blut, 
aber    Blut   und   Eiter  aus  der  Vene,     ^un 
-wurde   die  Vene  der  Lange    nach  nit  der 
Scheere  durchschnitten^    sie  knirschte  beim 
Durchschneiden;    ihre  Haute  waren  dicker, 
als  die  Häute  der  Arterie,  am  dicksten  un- 
.  ter  dem  Poupartschen  Bande«    Nachdem  sie 
mit  einem  Schwamm  rein  abgewaschen  war, 
so  sah  man,  dafs  ihre  innere  Membran  un« 
gewöhnlich  locker  und  mit  einer  deutlichen 
Entzündungshaut  überzogen  war,  die  in  Lap- 
pen von  derselben  getrennt  werden  konnte. 
Die   Klappen   derselben   waren   theils    ange^ 
fressen  und    zerrissen^    theüs   verdicke^    gc^ 
schwollen  und  dnnkelroch.      Ich  mö^te  hier 

Ga 


vttmiDds  jBDch  US  nflEExte»  die  BsBm 
ctwppfipunpeii  becaxwoimsft  Geiegeniieit  iu- 
Jiieii.  tHs&iuuhss  ygr'a'.hiiifffap  JlkecKte.  wenn  Jie 
XiCicIkd   Sfines^«    obp  scinwll    an   hfi— riii»! ji 


wausBtstiJHasi  wsKsbseiL  ws  sriir  in  flingkuciien 
^Slim  u!^  KennunnfiB.  nnd  £BiBewiBixle  vam 
Slutt  alrusaeii  im£  varicSs  ecsdienien;  dodi 
ttttci  sie  'uissr  Eaiehgmong  ainht  ^VTnnder 
jBBhiiiftp.^  veuii  sie  l>e^tenkfiiL.  da£i  die  star« 
und  Ümpor  snäsmEnde  l<ebenikr^  der 


AsQsäen   dsi  3£lxxt  in    die  *'^"^ 


unn  MJBanoBit   ^*»**^  dem 
Tode  diesoi  nänmnen  tob  g-i^ym  Blntan- 


prsditdi  wichti- 
^on  Gnsid  der  Sc3iwic^  des  Tenosen  Sj^ 
smm  SMOMdLflS  Mm  missen,  welcher  in  den 
Sft«n,»  tie^ick,»  F  sdbidlieh  sich  «^eignenden 
Cfti^tHsrimiwen  dss  Bhdts  snch  im  n&twgemi- 
£s<Mi  J&MUnde  dfls  Menichen  erfolg  Alle 
Ol^fM^%  wistsas  der  Mensch  bestehet,  neh- 
SMIK  ^Mti^  di»  li  ■fahl  si^  lehi%  nicht  sn  einer 


Zeit  an  Vollkommenheit  und  Qrofse  zu;  ei- 
nige entwickeln  sich  früher,  andere  tpateri 
und  erhalten,  um  zu  dieser  Vollkommenheit 
XU  gelangen,  zu  einer  Zeit  mehr  Blut  als  zur 
anderut    Daher  die  Congestionen  im  Foetut 
nach   der  Leber,    Nebennieren  und   Brüste 
dri|se,  nach  den  Zähnen  zur  Zeit  des  Zah- 
xiens,  nach  dem  Kopfe  in  den  Kinderjahren^ 
nach  den  Brüsten  unjl  Gebärmutter  zur  Zeit 
der  Pubertät  des  weiblichen  Geschlechts;  da«« 
her  die  venöse  Vollblütigkeit  nach  dem  35sten 
Jahre  und  die  Anhäufung  des  Bluts  um  diese 
Zeit  vorzüglich  gern  in  der  Pfortader,  wena 
es  zu  unrcgelmärsigen    Bewegungen  Veran- 
lassungen hat.    Diese  Congestionen  gehören 
also  zur  nothwendigen  Bedingung  aller  Thä- 
tigkeit  im  Körper;  aber  eben  so  wenig  kön-^ 
nen  die  kranken  Excesse  der  Thätigkeit  dea 
Körpers  ohne  Congestionen  existiren,    und 
aus  diesem  Grunde  sind  sie  die   ersten  Ur- 
anfänge aller  activen  Krankheiten.    Es  wird 
demnach  hier  nicht  am  unrechten  Orte  seyn«: 
und  vieles  zur  Aufkläruii|g  des  eben  erörter- 
ten Gegenstandes   beitragen,    wenn  ich  das 
Merkwürdigste  a^s  der  Anatomie  und^  Phy- 
siologie, das  Pfortadersystem  betre£Fcnd,  wie-^ 
der  ins  Gedächtnifs  zurückrufe.   Das  Blut  det 
Pfortader  geht  nicht  ungetheilt  in  die  jtlohl- 
ader  über,  sondern  ihr  Stamm  zeräst^ßlt 


—      102      — 


wieder  in  die  Leber  und  dieftC  Aeste  ana- 
itoino^iren  erst  tnit  den  I^eberrenep  der  Hohl- 
äder,  Oiq  Pföi^tader  hat  keine  Klappen,  die 
den  Fortgang  des  Blut$  cum  H^rzei^  befgr- 
aer  n :  sie  muf$  4e^  Qn^cl^  det  Muskdp  undf 
ihre  Unterstützung  entbehren,  Pie  innere 
Häm'trrhoidaivene  bat  eine  tosebnUcbe  (jän- 
^e,  in  der  sie  dai  Blut  yoiq  ]M[astdantie  zum 
Stammt  de^  Pfortader  heraufitihren  mufs« 
Üaa'Biut  der  Pfo^ader  hat  eine  eigene  ge- 
kohlte und  zähe  Natur*  HUdehraiidt  fand 
es  wirklich  dunkler  als  in  iei\  OekrÖ^venexL 
Durch,  den  Stamm  der  Pfortader  piuEi  aile$ 
^iut9  Qhne  einen  Nebenweg  nehmen  zu  kön- 
nePi  von  4er  Milz,  dem  Magen  und  Parm- 
"kanail  isüm  Herzen  zurück  gehen,  blo^  der 
unierste  TheU  des  Mastdarms  macht  hiervoa 
.^eine  Ausnahme,  dessen  Blut  sich  d^rch  die 
aufseirn  Uämorihoidalvenen  in  di.e .  Qec|(ea- 
,Yenea  etgieXst^  Qhne  Zweifel  hat  diese  squ- 
^erhare  Organisatioi^'des  Kreis^Iaufs  des  BlttQ 
iiü  Unterleibs  greisen  Antheil  an  der  Knute- 
hung  4er  spätern'Bli^tAüsse,  i;nd  beäqndeis 
'  der  schwarze^  Krankheit^  der  Hämorrboidefl 
lind  der  daher  entstehende^  Kfampfaders* 
Nächst  dieser  eigenen  Organisation  dc^  Kreis« 
laufs  des  ßluts  und  der  dadurch  yeranh&'l 
ten  Blutanhäufungen  im  Untcrieibe,  fcbeifltl 
'  die  aufrechte  Scelli^ng  4es  Mensclieh  dieiflff 


lO:, 


Ereignüj  nodi  zne^r  zc  L«:£l±it:j:«c  c<ra 
dadurch  wird  der  Maggdmrz.  vor.  Dir:  k^-i! 
der  tie£ite  Thei];  er  L«^  in  :>&cxe^  •  -.a 
den  Eiogeweidea  d€Si^«i/'iL  Zit-tz^\  s  \z.  ^er 
Harablase  und  der  Kis«&£g*n2  Geb3ra%.nAr 
sur  Seite,  Fon  den£zcreziei.t*a.  d^e  t^c.i  in 
ihm  anhäa£ea,  ron  innen,  und  ron  dea  'ib^r 
ihm  liegenden  £mgeweid'ea  von  o!>^Dlier  ge- 
drückt. Dadurch  wird  der  Kücknuit  de%  re- 
nosen  Blnti  gehemmt.  Auch  sc^ieiat  es^  dals 
die  Einrichtung  der  Gefaise  von  den  run- 
den Oeffhungen  des  Küipers  dies  begünsti- 
gen; als  am  Pförtner,  dem  Muttermunde, 
dem  Sphincter  aiu,  dem  Schlielser  der  Schei- 
de, dem  Blasenhalse  und  am  Munde  beson- 
ders bei  alten  Leuten  sieh  et  man  haudg  vs* 
zicöse  Geschwülste. 

Diese  jetzt  bewiesene  Schwäche  des  ve- 
nösen Systems  überhaupt  im  Vergleich  mit 
dem  arteriösen  ist  auch  in  einzelnen  Ve- 
nenstämmen  in  der  kranken  und  gesunden 
Natur  gegründet.  Ich  will  hier  an  die  von 
Lentia  und  andern  beschriebene  blaue  Krank- 
heit C/itor&i^  caeruleus)  der  Kinder  erin- 
nern,  wo  wegen  angeborner  wideraatürlicher 
Schlaffheit  und  Nachgiebigkeit  des  ganzen 
Blutadersystems,  das  Blut  in  Köpf  und  Lun- 
gen dergestalt  angehäuft  wird,  dafs  sie  ihr 
Ende  schon  in  den  l'rühesten  Jahren »  auch 
wohl  sdion  in  der  Wiege  erreiciien. 


—   io4   — 

Dahin  gehSrt  ferner  noch  die  der  Pneu^ 
monia  /loMa  eigeDthüfnliche  Abflormir&t  in 
der  Oyaamik  des  Venfinsystems  der  Lungen 
insbesoodere  und  des  ganzen  Körpers  des 
Kranken  überhaupt«  Vorzugsweise  ist  das 
Kindesalrer  wegen  seines  schlaffen  Habitus 
und  seiner  zum  Theil  erhöheten  Reitbsrrkeity 
die  oft  Folge  der  mit  diesem  Alter  verbau- 
denen  Asthenie^  zu'^'eyn' pflegt,  Termöge  wel- 
cher der  schwache  Widerstand,  welchen  die 
festen  Theile  den  tnit  Gewalt  einschliefsen- 
den Säften  entgegensetzen  können,  der  Er- 
zeugung der  ii^lutaderknoten  gOnstIg.  Vor- 
züglich haben  der  Kopf^  die  Lebe)'  und  du 
Jbrüsensystem  ein  grofses  üebergewidit  in 
Rücksicht  ihrer  Terhältnifsmäfsigen  GrSlse 
aufs  Gauze,  und  machen  sie  vor  andern  ge- 
schickt, C  »Qgestioaen  blutiger,  schleimig« 
und  seröser  Art  aufzunehmen.  Insbesondere 
ist  der  Kopf  in  dieser .  Lebensperiode  did 
Hsuptwerkstätte  der  wirkenden  und  bilden« 
den  Natur  und  die  beständige  Reisung  und 
Ueberfullung  des^elbrh  ein  Hauptzug  in  der 
Cdaräcteristik  der  ersten  Lebensjahre;  Durch 
diese  Ueberfullung  mit  Blut  und  beständige 
innere  Wirksamkeit  im  Kopf  wird -mehr  thie« 
rische  Wärme  dahin  gezogen,  die  Gefillse 
stärker  ausgedehnt«  Daher  haben  Kinder  in 
diesem    Zeiträume   gewöimlich   heifse  Stirn 


—    io5    — 


und  Kopf«  Diese  Örtliche  von  Conj^estionen 
bewirkte  Vollbliitigk.eit  und  Ausdehrtung  d^*r 
Gefilise  kann  endlich,  w/nn  sie  zu  lange  an- 
hlkltf  wahre  Atonie  und  endl. cn  Stockungen 
im  Gehirne  hervorbringen,  und  den  Grnud 
zu  vielen  Krankheiren,  hauptsächlich  zu  An^ 
hanfung  seröser,  lymphatischer  und  bluiiger 
Art  legen. 

Eben  so  tragen  bei  dem  weiblichen  Ge- 
schlechte,  auiser  der  ihrer  Natur  eigenen 
Constitution  zur  Erzeugung  der  ßlutader« 
knoten,  hauptsächlich  bei  Schwangerschafit, 
vieles  Sitzen,  warme  Stuben,  Mangel  anfieier 
Lnft,  organische  Fehler  der  Gebärmutteri 
vorzüglich  ihre  schiefe  Richtung,  wenn  sie 
vorwärts  schief  herabsteigt,  habituell  gewor- 
dener weilscr  Flufs,  wodurch  das  Blut  we« 
gen  des  gewohnten  Reimes  in  zu  grofüer 
Menge  zu  den  Geburtsthcilen  Aieist,  dafs 
eine  grölsere  wi(iematürlich6  Gewalt  der  Ve« 
nen,  als  nach  ihrer  natürlichen  Kraft  mög« 
lieh  ist,  znr  Zurückfuhrung  des  Bluts  erfor« 
dort  wird.  Eben  so  sehr  sind  Weibsperso- 
nen, die  in  ihrer  Jugend  die  Gicht  gehabt 
haben,  -  wegen  der  Atonie  der  Organe  des 
Unterleibes  von  ganz  eigener  Art  zu  Blut« 
ederknoten  geneigt;  das  naml.che  t^ut  auch^ 
wohl  die  sogenannte  rh/^umatische  Diathesis, 
welche  letztere  gewöhnlich  nut  widernatür* 


—    xo6    — 

■ 

lieber  Voliblutigkeit  4er  Eingeweide  de$  Un- 
terleibes  gepaart  ist. 

Unter  die  ihre  Geschäfte  im  Stahen  ver« 
richtende  Klasse  von  HandwerJcsm  und  Kunst« 
lern  geboren  ^ie  Weber,  Tnchscherer,  Buch-« 
dracker,  Schrif^etzer  etc.,  welche  die  Mus« 
kßln,  besonders  des  RUckgrata  und  der  un- 
t€.*rn  En^tremitäten,  aus  allen  Kräften  anapan« 
nen  müssen ,   ui^  ihren  Körper  Unge  in  der 
st;eh<mdeD  Lag^  au  erhalten^    Nicht  weniger 
1  Qiden  i|i  dieser  Attitüde  des  Körpers  die  in 
reinem  immerwährenden  gespannten  2ustan- 
'de  sich  be^denden  Banchmuskeln,  und  wer- 
den dadurch  ein  vielbedeutendc»  Hinderaiis 
der  Verdanung  und  Absonderung  dea  Nah« 
rungssaftes,     Yornebmlich  aber  sind   es  die 
untern  Extremitäten,  welche  die  Folgen  die- 
ser stehenden  Iiebensart  am  meisten  empfin« 
den,  sie  werden  achwach  und  mit  ihnen  zu- 
gleich   der   KreisUuf   der  Säfte, .   Oaa   Blut 
häuft  sich  durch  diese  senkrechte   SteUuog 
des  Körpers  in  den  Blutadern  ungewöhnlich 
an  j  dehnt  die  Wände  derselben  widernatUr- 
lieh  aus  und  giebt  mit-  einem  Worte  a^u  -  va- 
ricösen    Geschwiilsten    Gelegenheit«      Zwar 
tragen,   wie  wir  bereits  im  vorhergefaehdeB 
gesehen  haben,  auch  die  in  den  Venen  der 
untern  Extremität ^^n  in  Menge   enthaltenen 
Klappen,  das  ihrige  zur  Zustiömung  dea  filnts 


V  . 


—    I07    — 

nach  dem  Henen  bei,  aber  dies  ist  nicht 
hinreichend^  ^uch  wird  besonders  noch  die 
Mitwirkung  der  Muskeln,  die  bei  Menschen 
von  dieser  Art  Beschäftigung  ganz  unih»tig 
sind,  absolut  erfordert,  wenn  der  Rückgang 
desselben  pach  dem  lieraen  ohpe  Hinderung 
geschehen  soll. 

Auch  beim  hohen  Alter  aeigt  uns  die 
Natur  nicht  Rigidität,  sondern  vielmehr  au« 
fsersti^  Laxitit  und  Tonlosigkeit  des  %enä^ 
sen  Sjatems,  und  es  in  der  Erfahrung  au« 
folge  noch  ein  Hauptgrund,  warum  Stockun« 
gepL  des  Teiiöten  Systems  nicht  noch  häu«^ 
figer  bei  demselben  angetro£Fen  werden,  wei( 
das  tilut  durch  das  verminderte  Ausdttn&tungi« 
yermpgen  der  Haut  noch  einen  grofsen  Theil 
seiaer  ^erSseh  Bestandtheiie  behält,  wodurch 
es*  sich  zi|  yerüicken  abgehalten  wird.  Qe« 
rade  da^  Gegentheil  fiiokdet  bei  den  Arteriell 
atat?,  diese  werden  mit  aunehmemlen  Jahren 
'rigider  und  yertuiöchem  sich  mehr  oder 
weniger« 

■  • 

JXs  yoUblütigkeU  des  Unterleibes  als  Folge 
4er  LaxUät  des  Blu^cudersystems* 

Pie$e  topische  VoUblUtigkeit  und  dadurch 

bewirkte  Ausartung  der  Säfte,'  'welche  sich 

i;hauptsächKch  im  Unterleibe  vorfindet,  und 

bei  yielen  f&r  die  Hauptursache  der  Blut- 


adprknoten  gilt,  ist  blos  Torbereitende  und 
Anlagftorsacbef    die   erst  bei  einer  schickli- 
chen Gelegenheit  dieses  Uebel  hervorzubrin*  , 
gen  vermag, 

Sie  iindet  sich  in  allen  Venen  des  Un« 
terleibesy  am  häufigsten  in  denGefalsen  def 
Magens,  der  Gedärme,  vorzüglich  der  dik- 
kern  und  der  schwängern  Gebäroiatt^r.  D^r 
Fortgang  und  Trieb  des  Bluts  wird  in  ^e« 
sen  Organen  durch  die  zahllosen  KrfimHiun« 
gen  der  Venen  geschwächt  und  die  K^aft  des 
Herzens  gebrochen,  und  das  um  so  mehr,  da 
Müs  Mangel  der  Klappen  die  aufsteigende 
Blutsäule  der  nachkommenden'entgegen  wirkte 
Hierzu  kommt  noch  die  im  vorhergehenden 
beschritbenö  natürliche  Schlaffheit  der  Ve- 
nen ,  welche  gröfstentheils  in  weichea  hin* 
tigen  Tbeilen  fordaufeii  und  wenig  von  den 
Muskeln  in  ihren  Verrichtungen  upterstuttt 
werden.  Es  ist  daher  nicht  zu  verwundemi 
dafs  da$  yenösa  Blut  schwerer  in  die  Höhe 
steigt  und  die  Gefäfse  in  Säcke  ausdehnt. 

reicht  so  häufig  bemerkt  man  die  Blut«^ 
ad(*rkhoten,  den  Beobachtungen  der  Aerzte 
zufolge,  in  dem  System  der  Pfortader,  da 
sie  doch  wegen  ihres  langsamen  BlutumlauEi 
eine  von  .den  Ursachen  der  Zurückhaltung, 
des  Bluts  ist,  aber  die  starkem  Häute,  auf  ^ 
denen  sie  bestehet  i   enthalten   den  GnuB4,l 

J 


r  selmem  KntäieiniiDg;  «riewohl  maa 
Dicht  ia  Abrede  *eyn  kann,  ual.  weDo 
teilet  einmal  infarcirt  ul.  die  GaU^vctH- 
ia  gering'trer  Quantitäi  erfulf* ,  munt/. 
die  Därme  unüiBiiger  werden,  lo  ü«u 
grfilsere  Aobäufiuig  der  ExcrTier:*- 
rteter  Stnlilgang  und  Übs:ru'nifjii<n.  «-u:. 
Q,  wodurdi  die  xu!auk.tLihie:.'J*rL  i;  .-  ' 
i  in  den  di^ec  Gedanu'ft.  Bi^:-ufi.i^it 
ickt  nnd  ia  Rückfuir  ovi  bn-jr-  jp, 
nt  wird,  ancb  diese  retv»«  l«-u.»»  « 
e  anigeddnt  werdex  iuL>3>3.  <.- '■,  •.->« 
er  nicht  eudi  nocL  tue  iz  ov;  .•  «-. 
[sen  e«engten  p'j:;rtJ.-7  '^-ju:---  '^ 
lie  den  Rüdtflaü  cn  Ü'tri:  -v."..^^... 
en,  ab  Unaciie  ^»r-.  t.ftr,i,i-:  ,.  .... 
lern  TenoMS  OeiV-U«.  *i*„--»ff^^  .-;  ,, 
Gefdiwülde.  r*;U:i'*4  i.  ."Min  '-*.  ^ 
:and  rerdieste  c..eL  tw.  -r  »v  >-u  -.„ 
aem Catennmcz.}  •  i>i  t.-s  «-vt^  „. 
i^et  würde. 

r.      ^U    gro/iS    .r-.E.'^i(j-V..:;.      /,..'     .»■ . 

fasern  uftd  Zi    *;-■,  '^    .,ri,,^/,,..,    ,_,_^ 

Nerveasjr:  r*»; 
'nter  dieter  kri-i*.i-jwTt  ^^■»v*i/'/ä.-  .^ 
■  ich  eine  weit  tUitvrt  'f.fjfS'-''^  t...,  .^^ 
nden  und  empfind^.-,';**   f^'^t-'^t.f.t.  ^^ 
iboHdie  TOB  aH^es  od«  T'/o  «.^-m.  ^^^ 


_      HO     — 

\ 


gebrachte  Eindrücke,  als  sie  es  im  normalen 
Zustande  s«)yn  sollte*    ja  es  giebt  keine  Art 
von   Beschwerden,    die   man  tu  der   Klasse 
von  Mervenübeln  rechnet;  denen  nicht  Per- 
sonen, von  dergleichen  kränklicher  Heizbar- 
k  it    unterworfen    wären.     Dahin   gehören: 
iichmerzcn,  ÜLrämpfe,  Angst 9  Schlaflosigkeit, 
Convulsionen  ^     ausschweifende    Phantasien 
und    Unordnungen    in   allen  Systemen   des 
Körpers.    Dahet  ist    es  nichts   seltenes  mit 
reisbarer  Muskelfaser  begabte  Personen  an 
Blutaderknoten  leiden  zu  sehen.     Ich  erkläre 
mir  diese  Erscheinung  folgendermalseli;   Die 
Venen  befinden  sich,  wie  bekannt,  zunächst 
an  den  Muskeln  und  laufen  zwischen  und 
über  dieselben  hinweg,  da  hingegen  die  Ar- 
teiien  tiefer  unter  den  Muskeln  liegen,  und  '' 
darum  leiden  jene  bei  einer  längetn  Dauer 
von   Krämpfen    mehr   als   die   letstern.    Zu 
dieser   Klasse  Von   Krämpfen  gehören  nun 
hauptsächlich  hysterische,  hypochondrische^ 
epileptische,  convulsivische  Zufälle,  die  sich 
besonders  bei   tinrichtig   mensttuirten    oder, 
schwangern  Frauen  während  und   nach  der 
Geburt  zu  ereignen  pflegen;  im  letitem  Falle 
äufsern  sich  die  Krämpfe  nur  an  einem  ge- 
wissen Theile  der  Vene,    oder  sie  bewirken  1 
Gonge  tionen  nach  bestimmten  Venen,   e^ 
schlaffen  dieselben  durch  ihre  fortgesetxtei 


I 

Reiiungen,  bermiben  sie  ihrer  Lebenikraft 
und  erschweren  dadurch  dea  EttckAuül  des 
Bluts-  aus  denselben«  ... 

Mit  demselben  Rechte  sind  durch  Ue- 
bertragung  nach  acuten  Krankheiten  auf  die 
Eingeweide  entstandene  und  andere  wider* 
natürliche  9  cystiache^  scirrhoae  und  krebs- 
artige terbotgen  liegende  Geschwülste  durch 
ihren  auf  die  V«nensweige  gemachten  Drtick 
und  verhinderten  Ruckilurs  dea  Blnta  dahin 
zu  rechnen*  Zu  dieser  Klasse  Ton  Ursachen 
rechne  ich  femer:  angeborne  kranke  Dis- 
position gewisser  Theile  des  thierischen  Kör- 
pers,  als:  üble  Bildung  der  Knochen  des 
Kopfs,  der  Riickenwirbelsäule,  der  Brust,  des 
Beckens  und  Jiauptsächlich  der  untern  Ex« 
tremitäten^  sie  enthalten  sehr  oft  den  Clrund 
von  einem  widernatürlichen  Laufe  und  Rich- 
tung der  Gefälse,  welcher  macht,  dala  der 
RückAula  des  Bluts  in  den  venösen  GefÜfsen 
isntweder  gar  nicht  oder  sehr  schwer  von 
statten  geht«  Am  deutlichsten  fällt  dieses 
bei  rhachitischen  Subjecten  in  die  Augcen,  wo 
gewöhnlich  Rückgratak  rii  mmungen^  Ans^ßhwel- 
lung  dea  Kppb ,  oder  Auseinandertreibung 
der  Näthe  und  dadurch  bewirkte  Vergrölse- 
rung  desselben  angetroffen  wird«  Hier  suche 
man  die  Ursache  der  üblen  '.  Gonf ormation 
ja  nicht  in  ftulseni  oder  mechanischen  Yer- 


—    llß    — 

Ipteangen,  sondern  vielmehr  in  Scfawaohe  des 
ganzen  Organismus.  Gewöhnlich  findet  man 
die  Blutadern  am  Halse  stark  angesch?p^Iten 
und  seibi^t  die  jiigular es  öiterK  TariGÖs«  Auch 
giebt  sich  nach  Leruins  Beobachtung  der  in« 
nere  Wasserkopf  durch  'grofse  blane  uüd 
wie  ich  selbst  bei  der  Zergfiederung  beob- 
achtet habe,  durch  yancöse  Adern,  die  in 
der  angespannt  scheinenden  Haut,  welche 
die  Stirn  bedeckt,  vorzüglich  beim  Lachen 
oder  Husten  zum  Vorschein  kommen  |  an 
erkennen.- 

//•     Gelegenheüsursachertm 

Unter  den  sogenannten  Gelegenheus* 
Ursachen  verstehe  ich  nicht  bloa  solche,  xlie 
'allemal  hinzukommrn  müisen,  wenn  eine 
Krankheit  entstehen  soll,  sonderfi  auch  sol* 
che,  welche  nur  den  Uebergang  sa  der  in 
Anfrage  stehenden  Kranlüieit  beschleunigea 
und  erleichtern  können. 

In  di'  se  Klasse  von  Ursachen  gehören 
alle  diejenigen,  welche  durch  ihren  auf  die 
Venen  angebrachten  Druck  den  RtickAaCi 
des  Bluts  in  gröfsere  Gefäfse  au  achwachen 
oder  ganz  aufzuheben  vermögen.  Dahinsind  \ 
zu  rechnen :  ' 

i)  Alle  Hämotrhoidalzufälle  und  Gon« 
gestionen  überhaupt  erregende  Mittel  aus  der  - 

physi- 


-    «5    - 

pbysiichcnti  und  itioralischeo  Klau«  und  die 
immer  noch  su  sehr  gemifsbrauchte  gastri« 
sehe  Methode«  Ich  hebe  hier  nur  you  je- 
nen die  in  Ansehung  ihrer  richtigen  Ge«- 
brauchsart  ron  allen  Aerzten  noch  nicht  ge- 
nug gekannte  Aloe  aus,  die  ohnerachtet  ih- 
rer spezifischen  auf  die  Leber  i^virkendfeik 
Kraft  die  Secretion  derselben  und  also  die 
Galle  zu  verbessern  (w<^nn  sie.  durch  Atonie 
leidet)  und  folglich  die  Reinigung  des  Bluts 
durch  die  Lebersecretion  zu  befördern  ver^^ 
mag;  besonders  wo  Schlafi^heit  und  Reizbar- 
keit der  Äbdominalgefafse  angetrofi^en  wird» 
Keinesweges  aber  bei  inflammatorischer  An« 
lege,  sttKmmer  oder  reizbarer  Faser  ange^ 
wendet  zu  werden  verdient» 

si)  Druck,  Schläge,  Fall  ete.  arf  Brust, 
Unterleib^  Riickezi,  Kopf  und  Hals.  Man 
köiiJbte  hierher  mit  vielem  Rechte  die  jetzt 
tür  Mode  gewordenen  kurzen  Taillen  in  der 
iveiblichen  Kleidung  rechnen,  wodurch  der 
Magen  sehr  zusammengepreCit  und  Magen^» 
kr'am{)fe  aus  Cöjtigestionen  jetzt  Inehr  als 
sonst,  und  durch  ^ese,  filutaderknoteü  er« 
zeugt  werden^  Hauptsächlich  werden  dutcji 
das  Tragen  auf  dem  Kopfe,  der  Rüeken«  be« 
ionders  die  Muskeln  des  Habes  und  die  in 
der  Nähe  der  Luftröhre  liegenden  au£i  ^tärk* 

lonra.  XXVI.  B.  a.  Äl.  ** 


^  ii4  - 


^  .i.d«elb.tbefindUA«i.eb.  | 
^,  .»fe««««f  ..f^leich  .ehr   ««gedehnt    | 
,„,e.  B*«t.e  »j;' ,;,ese,.te  Wirkung  x- 
,   durcr.  '»»'       y^^„^  Und    daher  * 

Ir  •-  ''i:  U-r.,ern,  die  er  .«  ö«-   , 

r-    ^-"-""t: ,  i»^    beEndlicbca- Gefälse 
:..    ..:  ^^'""".«ricö.  waren.    So  h.ben 

;     ^--^'''^"S"   entdeckt,   ^e^cHe 

-    '•  "^   «:"  chli-g-  grolser  Bis^e., 

-    •  -  "•'^«M*  GefaUe    der    5peue- 

,,.♦.--««*»    ;,rtr:  Gebrauche   anu-ii- 


••-'      ,,^.    '*'*"7^.^l».en,    um    nicm 

"   -••'""  '"•.^  «eh.  «gt  er,   dnr:« 

..='-'  *'"  t  «»e  Ausdehnung  «- 
'"  ,.->..-  »'^'^i;,.  deren  Folgen  m« 
•^'  j^sV'f  "*"'  ^it.  Eben  »o  nachthfi 
*"  w#-'  **  ^'*^  topf  und  Bauoheing« 
"  ^^-r  »^  E^cbtttterungen.  Ersrhul 
*  ....•r^'^^eil»  Eingeweide  alsdan. 
*"■"  -,.!**•  ***  tofcete  Gewalt  das  innei 
"'     ^rrrt '♦[l --eo  seines  nur  .chwK 


^j^«  4*^ 
6«-«** 


'P^,  ^ 


—    ii5    — < 

» 

SU  leistenden  Widerstandes  in  solche  Vibra« 
tionen  geräth,  dafs  eine  zitternde  Bema« 
guQg  nicht  allein  in  de|i  berührten,- sondern 
auch  in  den  angrenxenden  Venensweigen 
y  er  ursacht  .  wird.  Die  auf  dergleichen  Er- 
schütterungen folgenden  Zufälle  lassen  sich 
füglich  in  £wei  Perioden  theilen,  in  den  Zeit- 
punkt der  Schwäche,  der  von  lo  bis  su  i8 
>Stunden  dauert,  und  der  EntzUndungf  der  9 
bis  i3  Tage  anhält;  jene  hat  ihre  Entstehung 
dem,  weniger  Widerstand  leistenden,  ?enö« 
sen  Systeme,  die^e  dem  aufgehobenen  Gleich- 
gewichte der  Kräfte  und  der  vermehrten  ant« 
agonistischen  Reäction  der  nicht  geschwäch- 
ten Gefäfse  und  des  Heraens  auf  diesen 
Theil  zu  verdanken.  Man  findet  daher  die 
der  Erschütterung  vorzügiich  ausgesetzt  ge- 
wesenen G'efäTse  nach  dem  Tode  gewöhn- 
lich yaricys  und  mit  dickem  geronnenem 
%filttte  strotzend  angeFüUt  So  öffnete'  The^ 
den  den  Leichnam  eines  ohngefahr  dreilsig 

^  Jahr  alten  Mousquetiers,  welcher  aus  Soherx 
▼ier  bis  fünf  Stufen  einer  Treppe  mit  glei- 
chen Fufsen  herunter  sprang.     Er  empfand 

«^  auf  der  Stelle  Schmerz  im  ^Kreuze,  der  ihn. 
jätn  Gehen  hinderte,  und  man  fand  ihn  in 
der  vierzehnten  Woch^  ciarauf,  wiewohL  kein 
passendes .  Mittel  zu  seiner  Rettung  ünyer- 

H  » 


sucht  geblieben  war,  todt  im  Bette.  Bei  Er- 
ofiniiDg  der  Leiche  fan^  man  da$  Netz  fast 
ganai  yerzehrt,  die  Blutadern  demselben  strotz- 
ten ,  so  wie  die  des  Gekröses  und  der 
übrigen  Eingeweide  des  Unterleibes  rom 
*Biutei 

^  (Die  Fomeuang  folgt.) 


. 


I       k 


i^ 


•^  117  -- 


'    , 


H«il|iiethoae 
Keiehhusten.a 

nach  eigenen  Erfahrungen« 

Vom 

Hrn.  Dr.  Immanuel  Gottlieb  Knebel, 

|(r«cti|^fm  Arzt  SU  Gdriiu; 

xiie  Behandlung  des  Keifc|ihustent  durch 
die  fluchtigen  Reizmittel^  /durch  schwere 
Weine^  üaphthen  und  y^fraüfste  .Säuren^ 
flurch  Opiate  etc«  iat  gac  nicKt  neu.  Man 
kann  sich  davon  überzeugen,  wenn  man  auch 
nur  Danz^  nichts  weniger  als  ganz  yoUstiin- 
dige,  Geschichte  dieser  Krankheit  durchgeht, 
oder  die  weitschweifigen  OpiQ.Iogi0n  Toh  ff^e^ 
del  und.  Tr alles  durchblättert»   noch  mehr| 


»  • 


—    ii8    — 

wenn  man  aa  die  Quelle  selbst  geht.t  und 
die  Schriftsteller,  die  über  den  Keichhusten 
bf^sonders,  oder  über  Kinderkrankheiten  im 
Allgemeinen  geschrieben  haben,  liest.  Doch 
scheint  es,  als  habe  sich  besonders  daa  Opium 
den  Aerzten  sehr  verdächtig  gemacht,  denn 
die  glücklichsten  Praktiker,  die  geschätzte- 
sten Beobachter  wollen  mit  ihm  beim  Keich« 
husten  nichts  su  scha£Fen  haben  ^  beschrän-' 
ken  seinen  Gebrauch  durch  so  viele  Gaute- 

t 

len,  d^fs  man  wohl  die  Lust« verliert,  sich 
die  Ideen,  nach  denen  man  nun  eigentlich 
die  Anzeigen  für  die  Wahl  dieses  Mittels 
bilclen  soll,  aus  der  Menge  von  Geboten  und 
Verboten,  abzuziehen  und  aussusohdem.  Sie 
vnderrathen  nicht  nur  im  Allgemeinen  den 
Gebrauch  des  Opiums,  sondern  yersichern 
auch,  durch  die  entgegengesetzte  Behand« 
lung,  Aderlassen  und  sanfte  Brustmittel,  ge- 
linde Laxanzen  etc.  weit  vortheilbafter  die 
Krankheit  angegriffen,  gemildert,  entfernt 
zu  haben«  Indeis  hatten  nicht  alle  Nachfol- 
ger das  Glück,  diis  Sydenham  ganz  rorzQg« 
lieh,  von  der  antiphlogistischen  H<^lmethode 
beobachtet  zu  haben,  erzählt :  und  der  Keicb« 
husten  zeigte  sich  zuweilen  so  verzweifelt 
hartnäckig,  dafs  die  Praktiker  Aoh  und  Webe 
schrieen,  ihre  Patienten  verzweiflungSvoU  und 
hüIÜos  verliefaen.    Ob  dies  eine  Folge  des 


—    119    "^ 

rerschiedenen  Characten  der  EpidamieD,  viid 
yoQ  dem  EinfluTs  der  herrsckendeii  Krank« 
heiiskonititutioa  tey,  oder  was  diesen  Er- 
scheinungen lam  Grande  liege?'  -—  Darauf 
lassen  wir  uns  hiet  nicht  ein;  ich  schreibe 
nur  nieder,  was  ich  selbst  beobachtet  habe. 
Ich  mache  gern  nicht  darauf  Anspruch, 
etwas  nagelneoei  gesagt  zu  haben,  icdem  ich 
in  meinen  Materialien  C*)  eine  Beobachtung 
ersähle,  die  mich  snm  drei^'ten  Gebrauch  des. 
Wein»  und  der  Opiate  bewog  und  di^e 
Mittel  als  sehr  sichre  Heiioiittel  gegen  deA 
Keichhusten  empfehlen  lielk.  Doch  mortis 
ich  soviel  SU  meinem  Besten  verfechten,  daOi 
Tieileicht  nur  wenige  Aerate  .beim  Keichhu- 
sten so  unbedingt  bei  dem  Opinm  ihre  Hütf^ 
gesucht  ao  entschlossen  daran  fest  gehalten 
und  sich  fast  so  gani  allein  auf  dieses  Mit« 
tel  verlassen  haben ,  als  der  Verfasser  ^^die« 
ser  Blitter  von  sich  aussagen  kaAo«  Wiii 
dort  einige  sporadische  Fälle  nach  nicht  mit 
der  umfangenden  Ueberseugung  gestatteten^ 
das  haben.vielfaltige  Beobachtungen,  die  eine 
Epidemie  snliefs,  gethan;  ich  darf  das  Opium 
als  das  sicherste  Hülf&mittel  gegen  den  Keich- 
husten, fast  gans  auss^lielslich  empfehlen: 

*)  Materialien  zur  theoretischen  und  practisehen  HeÜ» 
Jfunde,  Enrea  Baqdes  «weite  AbtheiiaB|.  Breils« 
iSoa.  d»  S^  — 396- 


9^        I^O        •«• 

imr  muEs  man  nicht  zu  sciiiichtero  vnd  furcht- 
sam  Gebrauch  davon  machen.  'Die  Furcht^ 
bei  Kindern  dav  Opium  in  zweckmäCsig,  und 
gehörig  reichlichen  Gaben  anzuwenden,  ge^ 
hdkt  '2U  den  gefährlichen  Vorurtheilen ,  die 
wir  noch  ausrotten  sollen.  Ich  werde  dies 
bei  einer  4adern  Ge|egenh^  Hu  beweisen 
Mchen,  '^  ^  « 

Das  rerfloasene  Jahr  (i8o4)  Michnete 
tfieh  durch  einen  selir  kalten,  lange  anhal-i 
teBden'Winl;fey  durch  ein  kaltes  Frühjahr, 
durch  Näs^e  imd>.  Kälte  im  Sommer'y  durch 
einen  rauhen,  kniven  Herbst  und  zeitig  ein« 
brechenden  Winter  aus«  Von  epidemischen 
Kinderkrankheiten  hatte  man  laicht  viel  ge^ 
fal>rt,  aber  im  August  brach  der  Keichhustm 
fast  in  der  ganzen  Oberlausitz,  in  Städten 
und  Dorfsohaften  aus.  Gleich  (andern)  an» 
steckenden  Krankheiten,  beobachtete  er  ei« 
nen  gewissen  Lauf,  nach  der  respeotiven 
Lage  der  Ortschaften,  nach  de&i  Zuge  und 
der  Richtung  der  Gebirge  und  Thäler,  der 
Flusse  etc.  Meine  Beobachtungen  über  die^ 
.  sen  Gegenstand  sind  zu  unvollständig,  all 
dafs  ich  die  Verbreitung  der. Epidemie  ge« 
nau  anzugeben  im  Stande  wäre,  doch  habea 
sie  mich  gelehrt,  die  Luft,  mehr  aU  jede* 
andere  Material,  fiir  das  Vehikel  zn  erken« 
nen,   durch  das  sich  die  Krankheit  yerbrei« 


V         mm       ISkl       mm 

• 

t»tv  undKIeidin^gsstücke,  Betten,  den  Othem 
der  Menschen,    das  Anhauchen  z.  B«   beim 
Küssen  etc.  für  weniger  gerdhrlich  zi^  halten^ 
als  bei  (dea  andern)   ansteckenden  Krank- 
heiten, -7-    Gegen  das  Frühjahr  hin,    ye'rlor 
sich  die  Krankheit,  die  ziemlich  viel  Kinder 
wegra£Fte,  manchen  liebenden,  pAegbesorg«* 
ten  Vater  beugte,   manchem  zärtlichen,  ge<^ 
fühlvoUen  Mutterherzen  tiefe  Wunden  sch.ug, 
manche  hofiFnungsyoile  BlUthe  im  ersten  Auf-« 
keioien  niederknickte«     In  den  ersten  Mo- 
naten litten  vor^^üglich  die  Kinder,  im   De^ 
eember und  Januar  wurden  auch  die  Erwach- 
senen, und  das  fast  durchs^us  recht  furciiter'* 
lieh,  angegriffen«    Es  litten  Personen  beider^ 
lei  Geschlechts :  schw^nger^  Weiber  und  be-t 
jährte  Männer,  Ton  mehr  als  fi;nfzig  Jahren^ 
Die  Zahl  der  Eirwachsenen  zur  Zahl  der  kran-* 
ken  Kindelr  mogte  sich  etwa  verhalten  -=:  i ; 
sUi  (eins  zu  zwanzig).     |ch  habe  binnen  sie- 
ben Monaten  nahe  an   i^nderthalb  hundert 
Kranke  zu  behandele  gehabt,    unter  denen 
wenigstens  der  dritte  Theil  sehr  bedeutende 
Patienten  waren;  noch  mehr,   ich  habe  die 
Krankheit  am  Bette  eines  I^idendf^n  Kinde«, 
in  ihrer  gröfsten  Wuth,  bei  Tag  und  N^cht 
Ton  allen  Seiten  zu  studiren   die  dringende. 
*     tte  Aufforderung  gehabt.     Gestützt  auf  diese 
EarfahüTungen,  kann  ioh  die  Klag^  unterschreit 


V  ■ 


beut  dafs  der  Keichhnsten  su  den  scblimm- 
steo  KiaderkranUieiten  gehört:  aber  als  eine 
der  widerspenicigsten  hat  er  sich  gegen  mich 
nt  ht  bewährt,  wenn  ich  im  Stande  war,  alle 
Bedingungen,  auf  denen  die  Heilung  bemhti 
pünktlich  zu  erfüllen.  Ich  habe  sehr  oft  den 
beittgyten  Grad  der  Kranleheit  binnen- vier 
Wücüen  ganz  vollkommen  geheilt:  und  über* 
Jbaupt  nicht  mehr  als  ein  .eibziges  kleines 
Kind,  das  allem  Anschein  nach,  auch  ohne 
Keichbu>ten,  yielleicht  nur  um  acht  Tagt 
später  gestorben  wäre,  unter  der  angegeben 
nen  beträchtlichen  Anzahl  ron  Patienten 
veiloren. 

Auf  eine  detaillirte  Beschreibung  der 
Krankheit  selbst  mag  ich  mich  nicht  einlas« 
aen.  Bei  allen  SubjVcten  hat  sie  das  gleiche 
Ansehen,  das  freilich  durch  die  Individuali- 
tät etwas  modiücirt  wird,  doch  nur  wenig; 
und  Wie  die  besten  praktischen  Schriftsteller 
ihn  schildern,  so  habe  ich  ibn  durchaus  wahfw 
genommen«  Ich  will  mich  also  auf  das  Pa- 
thologische und  Semiotische  hier  nicht  be- 
sonders ausdehnen,  s  ndern  TorzUglich  nur 
die  Bedingungen  angeben,  auf  denen  bei 
uns  in  der  jüngsten  Epidemie  die  Heilmif 
beruhte« 

Das  sinnlichste  Zeichen,  dem  man  pa* 
thügnomonischen  Werth  beilegen   darf|   vSi 


der  bAa»ii«  f *-!«•«.»  1-air  x#e    ^*-r 

unmllkiüvbcflkfiB  kraorpixsixMs 
der  KdÜipft^«  a  i«iBi«i.  »'-.^^ 
det  sick  ab«  «"«.    •  '^x.   i/      -^-ra    : 


ISO  9   lomdÄra  us.'Sas  in^^*r'     t    t-    -»->-  *, 


yierten  oder  £is«ii«x  7  «^»-    Jr-mj^-.tJi^:  ',7    >w 
ter  ein;    tÄ*fjtn  cii/9  xi*«jo--<--     **.-.;    i^*-    ar'»** 

leichten  Pjto^St-««-   |r.«:r    l^»;*^       i^r.t     iJ     '.  y-.t 

auch  fir  da»  ^^i/s«   O^i'   i:«^'M    ''h    '.t  '^'  r 

det  Hafte»«'  -rsr/enr  j^i,  i^^ru.-^i.^n.      -^     -  t 

man  nnn  d^t::*  «au^.<:  ^.^«v^.^ü^j-.;^)  .r-*>-f  '-^ 

bei  anCiAgfisBC^  iL:ut:i^ii->i:    ti.^  ^vr»w«n-i'  -i' 

der  RraakiMtt  enuausr   xtr      r^vs.    p-^si    rw 

Bebmeiif  dal*  x^;«  d?'trrt.r-'tii,  r^«i&  n*$»i'  ^99u. 

scheint,    »ondejii     c*'.t    ;>•'>«'    ^t^vvjr-Xv^-Tu* 

Husten  ein  fc^-ÄliuntJtÄ«  tper     ü***  «7  tri.-j» 

dem  Catanfc  v'/-A/ytiiwr*  j^-^a*,  vt«   »^v--» 

beim  KeicfainuteB  ns^  di»  f»;.  t.n  um  ««y, 

und  man  mal»  T^m  d^r»  Ave*?. >./*;«  *ä,  «« 

sich  bei  einem  Sabiect^  <5*7   >:ci.we&    a^^tiglf 

datselbe  als  Gefanj^enen  ber.dt  tf <;la,  d<t  heissty 

allen   Zutritt    za  der  fr«>>Ti    Lj't    rertagea« 

Dies  ist  selbst  in  warmer:.-  J»firc:z':^itea  noih- 

wandig,  aber  gsnz  uaedikN  ich  iiü  Winter  in 

kalten  Gegen  len,  bei  k^lrer  Witrerung.    Am 

besten  ists,    man  sperrt  den  Patietateo,    im 

aigentlicäen  Sinne  des  Woi  u ,  ein,  und  hält 


—     124    .— 

ihn  iür  die  ganze  Krankheit  in  einem  undl 

demselben  Gemache,    das  er   nicht   einmal 

um  der  täf^lichen  Ausleerungen  Willen   Ter- 

lassen-  dar£     Man    sorgt   für    eine    ^armei 

dicke,  nicht  reine,  schlecht  oxy-g^nirte  Lufti 

jede  'Erfrischung  derselben  durch  eröffnete 

Fenster  und  Thüren  steht  der  Heilujig  ioi 

.  Wege:  iselbst  die  hohe,   dem  Winde  ausge<« 

setzte  Lage  des  Zimmers  dient  zur  Untere 

haltung  der  Krankheit,    Den  Fufsboden  he^ 

lege  man  mit  Teppichen,    oder   suche   ihn 

durch  Heitzung  von  unten  zu  erwärmen,  die 

Fenster  und  ThUren  behänge  man  mit  Mat« 

ten,   bei  kühler  Temperatur  heise  man  den 

OfenxmäCnig,  überhaupt  strebe  man  danachi 

im  ZiiiniQer,  aufser  der  dicken  unreinen  Luft 

eine  gleichcuäfsige  Wärme  zu  erhalten,  aber 

alleu  Zug  zu  vermeiden.     Die  Patiemeu  selbst 

dürfen  dagegen  nur  mälsig  warm  bekleidet 

seyn ,  dürfen  nie  am  Fenster  sitzen,  können 

aber  das  Bett  verlassen,   so  oft  und 

sie  wellen^    Ich  habe  mich  au& 

tigs^e  zu  überzeugen  Gelegenheit  gehabt,  dali 

pur  dieses  ängstliche  Stubenbrüten  die  Krank* 

heit  leicht,  sicher  und  geschwind  überstehe« 

hilft,  dals  man  aber  in  dieser  Rücksicht  wirk-  .1 

lieh  nicht  ängstlich,    nicht    sorgsam,    genug 

seyn  kann.     Patienten  in  Stuben,    die  eher 

^^ällen,  aU  mensohlichen  Wohn^ungen  gU* 


^  getinseii,  wie  heftig  au6h  die  Krank- 
heit seyn  mogte,  am  häufigsten.  Meine  ei- 
gene Tochter,  ein  Kind  yon  einem  Jahrci 
yon  einem  feinen  Nervenbau ,  höchtt  em- 
pfindlich, litt  nicht  blos^  trotz  der  sorgfäU 
tigsten  Pflegt,  tu  der  väterliahe  Liebe  mich 
selbst  antrieb,  s^hr  heftig,  sondern  auch  un-, 
gewöhnlich  lange,  und  das  blos  darum,  weil 
das  Zimmer,  in  dem  sie  lag,  ^ehr  grofs  ist, 
hoch  liegt,  den  häufigen,  sdflieidenden  Ost- 
winden gani  frei  ausgesetzt  ist,  nicht  ganz 

\ teste  Fettster,  drei  Thüren  hatte,  uqd  so 
isolirt  lag,  dafs  weder  der  Fulsboden  noch 
die  Wände  gehörig  erwärmt  werden  konn- 
ten.   Als  sieh  endlich  im  Januar  1805  der 

'  Husten  ziemlich  bei  ihr  verloren  hatte,  bekam 
sie  bei  Gelegenheit  einer  kleinen  Keise,  auf 
der  sie  mich  begleitete,  wobei  sich  gan^s  un- 
erwartet die  w^rme  Luft  schnell  in  kalte, 
feuchte I  stUrmische  Schneeluft  umwandelte, 
gleich  anf  der  Stelle  ein  bedeutendes  Rezi« 
dir,  das  Späterhin  noch  mehrmals  bei  Erkäl« 
tungaa  erfolgte :  denn  ^S  war  unmöglich, 
das  sehr  lebhafte  Kind'  so  sehr  davor  zu  be- 
wahren,  als  die  sorgsamen  Eftem  es  wünsch- 
ten. Oagegei^  in  Zimmern^  die  in  Schluch-« 
ten  und  Thälern,  engen  Gassen  und  tief  la« 
gen,  wo  der  Ofentopf  die  Stubenluft  so 
Ismcht  hielt,  44*^  ^^  3f^indQ  träufelten^ 


■»    ia6    «- 

•0  niedrig  w^iren  j  dafs  ich  nur  gebückt'  ste-. 
hen  konnte,  die  zugleich,  als  Küche,  Wasch- 
platz, Hühnerstall,  etc.  beoutst  wurden,  in 
denen  gesponnene,  und  zum  Spinnen  ge- 
kämmelte,  das  heifst,  mit  schlechteol  Oel, 
Schmeer,  Fett  etc.,  mfit  einem  Worte  sehr - 
übelria(:hende  Wolle  in  Menge  aufbeirahrt 
wurde,  die  man  stark  heizte  und  selten  Öff- 
nete, wo  die  Fenster  vernagelt  und  fest  zu- 
gekleistert, die  Thiire  mit  Stroh  verdickt 
und  noch  obendrein  behangen  waren,  in  den 
elenden  Wohnungen  der  allerärmsteB  Tuch- 
macher —  da  war  es,  wo  ich  mit  Staunen, 
den  wüthendsten  Keichhusten ,  bei'  sehr  we» 
nigen  Arzneimitteln  sehr  bald  und  sicher 
yer&chwinden  sah. 

Ich  erinnere  mich  nicht,  bei  eineni  ein- 
zigen Schriftsteller  gefunden  zu  haben,  dali 
er  (in  Betreff  unserer  Krankheit)  soviel  Wertb 
auf  die  unreine  Stubenluft  legte^  als  sie  zu- 
folge meiner  Beobachtungen  verdient.  Wenn 
ich  von  dem,  was  ich  an  meinem  Kinde  beob- 
achtete, auf  alle  andere  Fälle  sch(ie£s«»n  könn- 
te, so  würde  ich  dem  Keichhusten,  für  die 
schlimmsten  Fillle,  nie  eine  längere  Dauer 
als  höchstens  vier  Wochen  setzen.  Für  die 
geringem  kann  man  sie  auf  vierzehn  Tage 
bescbräDken«  Ueberall  aber,  wo  er  langer 
währt,  und  wohl  gar  zehn,  zwölf,  sechszehB 


—      127      — 

und  roebrere  Wochen  füllt,  hat  man  et  mit 
xuchts  weit4*r|  als  einer  Reihe  von  zusun« 
znenhängenden  Rezidiven  zu  thua,  die  sich 
sehr  deutlich  durch  das  sich  wieder  hin/uge* 
seilende  Fieber  characterisiren  und  yon  ein« 
ander  unterscheiden,  und  entweder  ron  Diät- 
fehlern i  die  sich  besonders  in  Rücksicht  der 
Erkältung  sehr  leicht  begehen  lassen,  oder 
•  verkehrten  Kurmethoden  herschreiben* 

Durch  diese«  Fieber  unterscheidet  sich, 
wenn  man  auf  die  Zeit  des  Zutritts  beim  er-^ 
aten  Anfalle  der  Krankheit  Rücksicht  nimmt^ 
Bach  meinen  Beobachtungen  bei  unserer  Epi- 
demie, der  Keichhusten  von  jedem  Catarrh« 
Ich  habe  yielleicbt  sechszig  bis  siebzig  Pa« 
tienten  rom  eraen  Moment  der  Krankheit 
an,  ja  noch  trühar^  recht  sorgfältig  beobach- 
ten kännen.  In  keinem  Falle  war  der  Hu» 
aten  blqa  begleitendes  Symptom,  sondern 
imnier  dies  Fieber,  es  erschien  nie  eher,  als 
am  dritte%  vierten  Tage,  auch  später.  Ue- 
berall  eröffnete  der  Husten  das  Schauspiel 
imd  währte  einige  Tage,  nahm  schnell  zu 
an  Heftigkeit,  vermehrter  Anzahl,  längerer 
Dauer  der  Paroxysmen,  und  auch  nicht  die 
leisesten  Spu|ren  eines  l^iebers  waren  su  ent- 
decken: überall  trat  dies  später  und  erst  im 
Verfolge  der  Krankheit  auf.  Auch  darauf 
adieiat  map  bisher  weniger  geachtet  lu  ha- 


•    ^ 


—      128     — 

beü,  aU  did  Sache  es  refdi^lit.  -^^  Eitiebe- 
rondf^re  Opportunität,  oder  eine  Diathese 
\io  bestienrot ^  d^fs  sie  sich  streng  verth eidi- 
gen lif^fse,  habe  ich  nie  wahrgenommen«  U6- 
brigens  biü  ich  mit  der  Idee,  dafs  ich  es 
mit  einem  inditect  asthenischen  Uebel^  das 
^ich  ah  Lokalbeschwerden  des  Kehlkopfs  an* 
knüpfe,  oder  wohl  gani  alleiti  fön  einem 
asthenisch  -  entzündlichen  Zustande  des  Kehl« 
kopFs  und  der  Bfotichien  herrührt,  utid  der 
auf  diese  Idee  gegründeten  Kurmethode  am 
"besten  gefahren. —  Die  Lutigen  selbst^  oder 
"^ohl  gar  den  Magen,  als  die  hauptsachlich 
idiopathisch  leidenden  Orgta(d  amstisehen 
Und  anzuklagen,  habe  ich  nie  Ursache  gehabt 

In  Hinsicht  auf  diese  Vorttellupg  Von  * 
der  Natur  und  dem  Character  det  Krankheit 
liefs  ich  meine  Patienteii  so  enge  einspeN 
len,  als  ichs  im  Vorigen  Erzählte  und  wo 
dies  geschah,  mit  dem  besten  Erfolge:  au- 
fserdem  müfstän  sie  den  Hals  äüfserlich  warm 
Verbindeil,  und  stets  v^rbundeii  trägen.  Des- 
halb liefs  ich  nie  Salben  anwenden  ^  %u  d^ 
tion  ich  sotist  gei'ade  hier  Zutrauen  gehabt 
hätte,  weil  man  sdiemlich  örtiitihauf  die  kran- 
ken Theile  wirken'kann.  Stickgas  kiinstlidi 
einathmeü  zu  lassen,  hätt^  ich  gern  yersuditi 
allein  das  hatte  Seine  eignen  Schwierigkei- 
teii,  daher  ich  nie  Vetsudhe  damit  anstellte. 


Gelind  reisenlle  Gurgelwatser  wurden  aber 
bei  gewissen  Kindern  mitNtttsen  gebraucht. 
Getränke  kalt  su  geniefsen,  war  streng  ver- 
boten,  auch  alle  scharfen  und  durch  Essig 
und  Samen  nur-  den  Husten  rerraehrendea 
Speisen  oder  Getränke  waren  nicht  erlaubt. 
Säuren  reizten,  ^enn  auch  nicht  auf  der 
Steile,  doch  hintennach  aus  dem  Magen,  bei 
weitem  mehr  sum  Husten,  als  scharfer  Brannt- 
wein, und  der  gute  Rheinwein  stand  des- 
halb den  mildern  Frankenweinen  am  'Wer- 
the  nach;  selbst  der  Punsch  gehörte  nicht 
Ott  den  Getränken,  die  sich  empfehlen  lie^ 
fsen.  Was  xu  Säure  im  Magen ,  lu  deren 
Erzeugung  einige-  Disposition  vorhanden  war, 

^  Gelegenheit  gab,  mulste  vermieden  werden, 
und  anstatt  des  Obstes,  der  vegetabilischen 
Zuspeisen,  der  Fasten-  und  Mehlspeisen, 
in  Menge  und  tät^iich  genossen y  wurden 
Fleischspeisen,  Brühen,  Biersuppen,  rothe 
Weine,  Thee,  Milch  etc.  empfohlen.  Star- 
ke, feurige,  geistige  Weine  leisten  mehr 
und  bekommen  besser,  als  die  schwachen*' 
Doch  erfordern  auch  jene  Vorsicht,  und 
.ischeinen  besonders  im  Anfange  der  Krank- 
heit,  wenn  noch  gar  keine  Scbleimerseugung 

J  itatt  findet^  gar  nicht  bekommen  zu  wollen* 
Sie  tre£Fen.Men  leidenden,  höchst  empfind- 
licKen  Kehlkopf  unmittelbar^  und  reizen  ihn 

JszzB»  2JLYI.  B.  9.  Sr«  I 


zu  heftig«  Der  Patient  schlingt  ohnehin  et« 
tras  mühsam^  §leidisam  mit  einer  gewissen 
Fnrdity  wie  bei  der  Hydrophobie  und  ich 
habe  einige  Fälle  beobachtet»  wo  der  Pa- 
tient den  besten  spanischen  oder  ungarischen 
Wein  nicht  hinunter  brachte,  wie  sehr  und 
ernstlich  er  sich  auch  deshalb  mühte.  Wenn 
aber  die  ersten  Tage  der  Krankheit  yerflos- 
sen  sind,  der  Kranke  gut  und  schnell  tu 
schlingen  im  Stande  ist,  wenn  man  die  Gabe 
des  Opium  nicht  ohne  Furcht  und  nicht  ohne 
Gefahr  erhöhen  kann,  wenn  die  Heftigkeit, 
Dauer  etc.  der  Krankheit  Abwechselung  in 
der  Wahl  und  dem  Gebrauch  der  Reiztaittel 
heischt,  oder  wenn  man  gar  nieht  will  me« 
diciniren  lassen,  dann  sind  feine,  junge  Bur- 
gunder, die  edeln  französischen  Weine,  ei- 
nige Arten  des  spanischen  Weihs,  besonders 
der  Madeira,  ferner  gute  Ungwweine  und 
die  Weine  dte  südlichen  Italien,  treffliche 
Heil-  und  Hülfsmittel.  Alimeth,  Bischof  u. 
t«  f.  sind  Stellyertreter,  wo  man  gute  Weine 
nicht  haben  kann« 

Es  lief sen  sich  drei  Stsdien  bei  unserm 
Keichhusten  genau  unterscheiden;^  das  sta* 
dium  invasiomsj  Ton  kurzer  Dauer,  war  fie- 
berfireii.  Der  Husten  nimmt  schnell  zu,  da- 
bei sind  die  Vermögen  und  Thätigkeiten  dos 
Äitiesnresa  w«de^  besondera  erhöht,  noch  er- 


—    i3i    — 

niedrigt,  Sberbaupt  erscheinen  sie  nicht  tur- 
birt.     Die  Krankheit  scheint  gans  ürtlich  zu 
sejn,  der  Schlaf  ist  natürlich  uüd  ruhig,  die 
Haut  behält  eine  gleiche ,    natürliche,    dem 
Befinden' angemessene  Wärme,  am  Pulse  ist 
keine  VTeränderung  su  spuren,  auch  am  Ath« 
men  nicht,    der    Appetit   bleibt  sich  gleich 
nnd  ist  gut,  die  Haut' nicht  leucht.    Erwach- 
aene  Kranke  empfinden  den  Reii  zum  Hu- 
sten deutlich  im  Kehlkopfe,  doch  wird  man 
bei    genauer    Untersuchung   nichts    gewahr, 
nur  ist  nach  ihr(*r  Aeuüerung  der  schwer  zu 
•beschreibende  Reiz  zum  Husten  im  Halse  so 
heftig,  dafs  sie  mit  aller  Anstrengung  den 
Husten    nicht    können    zurückhalten.     Man 
könnte  dies  alles  für  eine  sthenische  Oppor« 
tnnität  halten,  allein  alle  Schwächungsmittel^ 
auch  die  sanften  z.  B.  Brechmittel  oder  reich- 
liche Gaben  ron  Mercurialmitteln ,  bis  zum 
anfangenden  Speichelflafii  gegeben,  -^  wo- 
Uin  man  es  bei  Kindern  freilich  nicht  leicht 
bringen  kann v  nutzen  doch  gar  nichts,  und 
ich   habe  ron   sehr  reichlichen   Gaben  de^ 
Opium  in  dieser  Zeit  keine  Aendefung  des 
Fiebert  bemerkt  >  sondern  in  Fällen,  wo  an- 
tiphlogistische Schutzmittel,  oder  Opium,  oder 
gar  nichts  gebraucht  worden  war,  <  zeigte  es 
fiberall  den  nämlichen   Character.     Wenig- 
atens  rerschlimmerte  sich  beim  Opium  nichts 

I  2 


tand  wenn  mich  nicht  .etwa  Vorliebe  (ur  die- 
ses Mittel  irre  führte,  mir  hat  es  immer  ge- 
schienen, als  ob  man  durch  den  zeitigen  Ge- 
brauch des  Opiums,  für  die  leichteie  Ent- 
fernung des  Hustens  im  Fieber  und  nach 
demselben  gewönne«  Gleichwohl  mag  ich 
nicht  widersprechen,  wenn  man  das  ganze 
Sudium  für  sthenische  Opportünitit  su  er- 
klären geneigt  wäre,  und  daraus,  wenn  auch 
nicht  einen  Kurplan  für  den  Keichhnsten, 
doch  einen  Plan  cur  Entfernung  und  Besei- 
tigung der  Krankheit  Tor  ihrem  Ausbrüche 
herleiten  wollte«  Dies  letzte  wäre  gewils 
sehr  wiinschens\verth,  und  wenn  meine  An- 
sicht yon  dem  Sitze  und  Wesen  des  Keieh- 
kustens  richtig  seyn  sollte,  vielleicht  ehec 
auszuführen,  als  wenn  wir  die  Quelle  der 
Krankheit  tiefer  legen. 

In  diesem  Stadio,  wenn  ich  des  Patien- 
ten schon  habhaft  wurde,  reichte  ich  jeden 
Abend  eine  grofse  Gabe  Opium,  s«  B.  einem 
Kind  yon  einem  Jahre  den  vierten,  fünften 
oder  sechsten  Theil  eines  Grans,  des  Mor- 
gens witrde  die  Hälfte  davon  wiedeikolt^ 
nach  sechs  Stunden  diese  Gabe  nochmals 
und  abermals  nach  sechs  Stunden  zum  drit- 
ten male,  dann  zum  Schlafengehen  wieder  die 
grölsere  Gabe  gereicht.  —  Oeftert  habe  ich 
Senfteige  mitten  auf  den  vordem  Hak^  noch 


—     i33    — 

lieber  geriebenen  Meerrettig  aufgelegt.  Lei« 
der  werden  die  Patienten  nur  nicht  streng 
naeh  den  Vorschriften  gehalten;  selbst  Er- 
wachsene scheuen  die  genaue  Befolgung  me- 
dizinischer Vorschriften,  und  leiden  lieber 
hintennach,  als  dafs  sie  sich  meditinische 
Strenge  znror  gefallen  liefsen,  ehe  sie  noch 
wissen,  ob  sie  gewils  leiden  werden  oder 
nicht. 

Mit  dem  Fieber,  das  ziemlich  schnell 
kömmt,  und  sich  fast  überall  gleich  so  hef- 
tig zeigte,  als  es  verlaufen  wollte,  auch  fast 
durchaus  nach  dem  ersten  Tage,  wo  es  sich 
nicht  mehrere  Tage  auf  seiner  Höhe  hielt, 
nicht  weiter  zunahm,  sondern  eher  gelindes 
wurde,  yeränderte  sich  der  Husten  dahin, 
dals  er  nicht  mehr  so  trocken  war,  als  im 
Anfange,  sondern  sich  Schleimauswurf  zuge- 
sellte. Das  Fieber  glich  in  Hinsicht  auf  die 
Symptome  zuweilen  einer  catatrhalischaki 
Synoche;  Frösteln  mit  leichter  Hitze  wech- 
selte mehrere  Tage  hintereinander,  die  Haut 
war  fast  ununterbrochen  feucht,  und  dies"? 
Character  zeigte  sich  bei  jeder  Erneneriing 
des  Fiebers.  Bei  andern  P^atitaten '  y.i<f lie£ 
es  wie  ein  Synochus,  der  ohne  bemeiUi«> 
chen  Frost,  aber  mit  anhaltender  Hitze,  un^ 
unterbrochnen  Phantasien,  geringem  Durst^ 
einer  weUsbelegten  Zunge,    sehr   trocknet^ 


—    134    — 

I 

brennender  Haut,  feuerfarbnem  Harhe^  wß- 
nig  verzögerter  Daroiausleeniog  e(c  beglei- 
tet war.  Nur  selten  ähnelte  es  einem  Ty- 
phus, und  schwer  anhaltende  Delirien,  Seh- 
nenhiipfen  etc,  fanden  sich  selbst  bei  sol- 
chen Personen  nicht  ein,  bei  denen  ein  fei- 
nes und  bewegliches  Nervensystem  Anlage 
zu  Krämpfen  verrieth,  oder  wo  frühere  Krank- 
heiten die  krampfhafte  Disposition  schon  ver- 
rathen  liatten.  Zuweilen  liofs  sich  tin  drei- 
tägiger  Typus,  sehr  deutlich  wahmehmeD. 
Piese  beträchtlichen  VerschiedexAeiten  des 
'  Fiebers  liefsen  sich  nicht  sicher  ans  der  ba- 
' kannten  Constitution  des  Patienten,  noch 
weniger  aber  aus  der,  sich  überall  gleichen- 
den Opportunität  im  Voraas  erratben.  Ich 
schwankte  in  meiner  Behandlung  im  An« 
fange  suweilen  sehr,  und  war  besonders  in 
Ansehung  des  Opiums  etwas  fiirehtsatn,  da 
ich  dasselbe  in  dem  Verdachte  haben  mulstei 
.es  verschlimmere  mit  in  Fällen,  wo  ichs  mit 
Pyre^uen  zu  thun  batte,  die  Krankheit.  Doch  | 
.wurde  ich  bald  dreister,  da  ich  schlechter- 
^ngs  beim  entgegengesetzten  Verfahren,  oder 
h^im  Temporisiren  mit  leichten  R^imitteln, 
^a.  B«  mit  d^m  mineralischen  Kermes«  nicht 
mehrere  Vortheile  errang.  Ich, nahm  endlich 
gar  keine  Rücksiebt  mehr  auf  die  Erschei- 
nungen, sondern  gab  Opium  in  ziemlich  be* 


—    135    — 


äcbtUcheii  'Gaben ,  ohne  ^ »»«. .^..wvi , 
L  solchen  Gaben  ^  dafi  der  Pittient  bestin« 
Lg  einen  schweren  Kopf  hatte,  yiel  Hang 
im  Schlafen  seigte  etc.  Nun  hatte  ich  we- 
er  mehr  die  heftigen  Fieber,  noch  durfte 
h  lange  hernach  einen  schweren  Kampf  mit 
»m  fieberfreien  Hasten  bevtlehen. 

Die  Dauer  des  a weiten  Stadiums  ist  nn* 
istimmt.  Ich  habe  dasselbe  in  drei  bis  Wer 
agen  yöllig  beendigt,  nie  aber  über  awei 
^och^n  Ton  anhaltender  Dauer  gesehen. 

Im  dritten  .Stadio  hat  der  Patient  Ha- 
an ohne  Fieber.  Die  sehr  viel  gelitten  ha« 
m,  scheiaen  mit  einem  schleichenden  Fie- 
»r  behaftet  zu  seyn,  das  aber  keinen  ner«i 
Isen  Gharacter  hat,  und  nur  in  grober 
i^ttigkeit,.atetem  Schweifse  und  sehr  war« 
er /weicher  Haut,  kleinem  Pnise,  natiirli- 
.en,  weichen  Darmaasleerungeni  sparsamen 
süttigten  Harn  bestehendi  auch  immer  gane 
fahrlos  war; 

IjAter  allen  Umstanden  blieb  eine  grofse 
sneigtheit  zur  Erneuerung  des  heftigen  Fie« 
»rs  im  «weiten  Stadio  zurück«  Dasselbe 
aoh  sogleich  auf  Kleinigkeiteil  aus^  ttn<| 
lesmal  ward  dabei  der  Hasten  heftigen 
i  einem  Knaben  von  zwSlf  Jahren  ge» 
hah  dies  jedesmal,  wenn  er  sich,  seiner 
ihern  Gewohnheit  nach,  mit  kaltem  Was« 


_    i36    — 

ser  fpirgelte.  Diese  Rtickkehren ,  wenn  sie 
au<!h  an  Heftigkait  dem  Hanptanfall  glichen, 
was  doch  nicht  leicht  geschah,  beschränkren 
lieh  doch  immer  auf  eine  viel  kürzere  Zeit: 
mehrenrheils  war  ia  zwei  oder  drei  Tagen 
Fieher  und  heftiger  Husten  beaeitigt,  nie 
'dauerten  dicae  Recidife  über  sechs  oder  sie« 
ben  Tage.  .. 

Auch '  im  dritten  Stadio  wurde  Opium 
noch  eiue  Zeitlang  als  Häuptmittel  gegeben, 
doch  die  Gaben  vermindert,  und  allenfalls 
die  Zwischenzeiten  ab^ekUrst« 

Einen  eiuzigen  Nachtheil  mufa  ich  beim 
Gebrauch  des  Opiums  auflFiihren,  flir  deuen 
Beseitigung,  oder  vielmehr  Verhütung  vom 
Hau^e  aus,  icli  keinen  Rath  weila«  Da  as 
in  reichlichen  Gaben  gereicht  werden  mulsi 
ao  betäubt  es  den  Patienten  mefarentheila  so 
aehr,  dafs  er  sich,  wenn  die  ersten .Anf&Ua 
des  Hustens  in  der  Nacht  kommen,  gar  nicht 
zu  besinnen  und  zu  ermuntern  im  Stande 
ist  und  dann  Öfters  durch  den  Husten  dem 
Ersticken  nahe  gebracht  wird.  Der  Anfall 
beginnt  mit  einer  heftigen  Inspiration,  durdi 
die  der  Kehlkopf  so  gereizt,  die  Lungen  so 
überfüllt  zu  werden  scheinen,  dafa  al|e  Tha« 
tigkeit  dieser  Organe  verschwundeil  ist:  def 
Puls  stockt«  der  Patient  wird  schwarzbraun! 
aein  Kopf  wie  beim  Opisthotonus  zurückge- 


-    137    - 

zogen,  die  Augen  unter  den  getcMostenen 
Augenliedern  treten  hervor,  alle  BlntgefäUe 
am  Kopf  sind  sichtbar  und  liegen,  wie  blaue 
Stränge^  hart,  im  Gesicht,  aus  dem  Munde 
vernimmt  man  einen  ängstlichen  Laut  von 
eigner  Art«  Der  Anblick  ist  erschütternd, 
nur  erst,  wenn  die .  gehemmte  Inspiration 
durch  einien  hefeigen  Ruck  sich  roilendet, 
endet  sich  die  schauderhafte  Srene  und«  es 
beginnt  ein  äufserst  angreifender  Husten, 
der  dem  Kranken  seine  ganse  Willkiihr  in 
Hinsicht  auf  Haltung  und  Bewegung  raubt« 
Die  einiige  HUlfe  gewährt  das  gewaltsame 
Erwecken  des  Patienten.  Auch  im  tiefsten 
Schlafe  kündigt  sich  der  Parozy^mus  einige 
Secunden  ror  seinem  Eintritte  durch  unru« 

• 

hige  Bewegung  des  Schlafenden  und  durch 
ein  jammeryolles  Wimmern  an.  Man  fasse 
in  diesem  Augenblicke  den  Kranken  fest  an 
beiden  Schultern  und  rüttle  ihn  ans  Leibes- 
kräften, cum  schnellen  Erwachen;  besinnt 
er  sich  nur  ror  dem  Eint/ittsmoment  des 
Hustens,  dann  hat  man  gewonnen  Spiel.  In 
der  letiten  Hälfte  des  Schlafs  hat  man  we- 
gen des  leichten  Erwachens  des  Krankep  so 
viel  nicht  zu  fürchten.  Dorh  habe  ich  selbst 
da,  wo  dieser  Krampf  sich  fürchterlich  hef- 
tig zeigte,  nie  den  Fall  erlebt,  dafs  ein  Kran- 
ker erstickt  wäre. 


—    138    — 

Gongestionea  nach  dem  Auge  hat  man 
fom  Gebrauch  des  Opiums  nicht  zu  furch» 
ten.  Zuv^eilen  disponirt:  der  IJutten  aelb&t 
dazu,  Besonders  ereignen  sie.  sich  bei  Er- 
wachsenen. Einer  YQa  meineii  Patiekitcn 
war  so  sqhrecKIich  9Ugenchtet|  daCi  ma«  ihn 
nicht  kannte«  Nicht  nur  das  ganie  innere 
Auge  und  die  innern  Augenlieder  waren 
ganz  pechschwarz  vom  ausgetretenen  Blute, 
sondern  ^uch  in  den  äufsern  Au|[e|iUedem 
waren  betrichtliche  Sugillationent  Sie  wur- 
den sich  tiberlassen  und  verschwanden^  so- 
bald «ich  der  Husten  minderte,  a^r  bald, 

Nachtheilige  Wirkungen  «of  den  Kop^ 
die  Seelenfähigkeiten,  das  Nervensystem  der 
Kranken  9  hab^  ich  bei  keinem  einzigen 
von  allen  meinen  Kranken f  weder  gleich 
nach  der  Krankheit,  noch  späterhin  beob« 
achtett  Eine  schwangere  Fi  au  nahm  vier- 
neim  Tage  nach  einander  jeden  Abend  zwA 
Gran  Opium,  und  am  Tage,  nach  Maafsgaba 
der  Heftigkeit  des  Hustena  einmal  oder  swei« 
mal  einen  Qran  davon,  und  gebar  apiter- 
hin  einen  muntern,  gesunden i  dicken  Jun- 
gen. Sie  hatte  eine  glückliche,  leichte  Nie- 
derkunft, ein  höchst  gesunde«  Wochenbette 
etc.  Mein  eignes  Kind,  dem  ich  in  dar 
schÜmmsten  Zeit  Abends  sechszehn  TropfeB 
frisch  bereitete  thebaische  Tinktur  -«•  nadi 


—     19     — 

kkards  Metbode,  nur  etwas  abgeändert  wie 
h's   unteii  angeben   werde,    rnd  am  Taee 
le  vier  Stunden  sieben  Tropfco  dai'on  gab, 
rächte  nicht  nur  binnen  acht  Wochen.  >^»<i« 
md  der  heftigsten  Krankheit  vi^d  nach  d-m 
raten  Hauptanfalle  derselben,  neun  Z  hce. 
nd  darunter   die  beiden  uatein  SchuciJe- 
ihne,  sondern  gehört  heute  poch«  so  zirt" 
ch  sie  auch  gebaut  ist  und  so  sehr  sie  in 
irem  ersten  Lebensjahre   krankfe«    zu  den 
luntersten,   lebhafteten   Kindern,    die  ich 
enne«    Sie  entwickelt  sich«  uhne  Schwierig:- 
eiten,  gani  ihren  Anlagen  nnd  d^r  be:oI§- 
m  Ersiehungsmethode  gema-.s  uod  z»-ictiiiet 
ich  besonders  durch  eine  sehr  r-^-e.  ftcx«n<f:!e 
mfmerkaamkeit  aiip.    Grade  clietes  Se^r'^rn- 
ermögen  sollte  am  mehrsteä  gelitten  naL^fU« 
•s  ist  aber  nicht  so.     Die  H<rrren  D.   vs^n 
Inton  ai|f  Waldau,  Obemeuadorf  etc.   vxd 
\.  von  Nuzsche  aui  Maikiisse  ucid  &u«ce« 
aide  litten I   besonders  der  letzte«   un  Ja«* 
uar  iQoS  heftig  am  Keicühn^sen  nnd   wüi« 
eu  stark  mit  Opium  behanceit^   «Mar   k^M- 
.et  TOE  beiden  klagt  Ober  eine  Mri^a«^^ 
liebepe    Schwache,    oder    üoer    ij ^ifif «^^ 
rauchbarkeit  seper  Geiste»:  «ailtk*  t«fc.  ^''-^• 
leich  D,  vo/i  Nuziche,  ti.ver  acut  7t^  -*<< 
X  starker  Beta  bjng  g#*aherft   *»«<•     K^*'^' 
ere  Beispiele  will  ich  aidtt  uumm^o^ 


Die  Verminfl^mn^  der  Daimausleenmg 
ist  e^ne  ge^^öholiche  Erschetnnng  beim  Ge- 
hrauche des  Opiums;  doch  findet  sie  sich 
nicht  notbwpndKg  überall,  ein  und  rierschwin« 
det  mehretatheih  nach  einigen  Tagen,  wenn 
man  aurb  «nit  dem  Opium  nicht  aufhört«  In 
ae!toem  Fallen  dauen  sie  aber 'mit  Hartnäk- 
kigkeit  fort,  fa  zuweilen  scheint  sie  gans 
nr.überwindlfch  und  dann  belästigt  sie  sehr* 
Beträchtlich  nachtheilige  Folgen  in  späterer 
Zeit,  selbst  bei  Hämorrhoidatiem, '  habe  ich 
niemals  beobachtet,  nnr  während  der  Krank«^ 
beit  werden  die  uaangeneiimen  Gefühle  des 
Patienten  durch  die  iacrg  abhaltende  Leibes- 
Verstopfung  beträrhtlieh  erhöht,  und  dann 
mufs  man  sich  Hutfe  schaffen  und  auf  die 
Ausleerung  bestimmte  Rücksicht  nehmen« 
So  sehr  häufig  ich  das  O^'inm  angewendet 
Kabe,  so  bin  ich  d^ch  nicht  im  Stande,  Zei- 
chen ansugebeny  ans  denen  sich  schon  woz 
dem  GebrancJi  des  Mittels  der  Einflufs  auf 
den  Darmkanal  bestimmen  li^fse«  Hartlei- 
bige Personell  fühlten  suweilen  die  wenig- 
sten Uobequem:ichkt'iten  und  Beschwerden, 
andere  dieser  Klasse  litten  erstaunend  u.  si  w« 
Indessen  klärt  ein  Zeitraum  yon  Tier  bis  fiinf 
Tagen  darüber  auf,  die  man  sich  füglich  nach« 
sehen  kann,  da  mit  der  Verstopfiing  nicht 
die  mindeste  Gefahr,  auch  'für  spätere  Zei- 


-   i4i    - 

1  nicht,  verknüpft  ist.  Wenn  K^ystiere 
:ht  helfen,  so  haben  niiih  Zusätze  v^^n 
oe,  Jalappe,  versUfsteni  Queikstlter  in  an- 
messenen  Gaben,  auch  öfters  di**  Squille 
id  etwas  Brechweiostcin  oder  miberalischer 
frmes  immer  sehr  leicht  und  sicher  zu  niei* 
^m  Zwecke  gelangen  lassen. 

Opium  ist  freilich* das  Hauptmirtel  beim 
»clihusten;  allein  da  diese  Krankheit  nicht 
OS  gesunde  Menschen  befällt,  sondern  auch 
ränkliche,  so  kann  man  aller  Zusätze  von 
idern  Mitteln  nicht  entbehren»     Auch  sind 
»sonders  im  letzten  Stadio    etwas  wenige 
ichtige  Reismittel,  'oder  die  sogenannten 
ärkenden  Mittel  gans  unentbehilich.     Am 
.ehrsteii  Rücksicht  mufs  man   auf  die  Dis- 
ösition   tur  Lungensucht  nehmen,    besond- 
ers bei  halberwachsenen  Personen,  die  am 
besten  Ge£shr  laufen,    in    diese  Krankheit 
j  verfallen  ,^  zumal  wenn  sie  eine  angeborne 
niage  dazu  haben»    Auch  ist  die  allgemeine 
:rofulcise    Cachexie    ein    nicht   unwichtiges 
loment  für  die  Beurtheilung  der  Krankheit 
Ad  Auswahl  der  Heilmittel.     Ich  rechne  hie* 
ler    auch   rhachitische   Kinder.     In    beiden 
Tillen  sind   Zusätze  von  Quecksilber-*  und 
Ipiefsglanzmitteln  — -  die  fetzten  nehme  ich 
;egen  Hm.  Hofrath  Hörn  (Handbuch  der 
fraci.   AnneinUuellchre.    Berlin   x8o3)    in 


-    i4»  - 

% 

I 

Schuts  —  iogleichen  die  draidschta  Purgir- 
znittel  in  sehr  kleinen  Gaben,  als  starke  Reis- 
xnittd  für  die  Erregung  des  Darmkanals,  un- 
entbehrlich»   Das  famose  Zahngeschaft  ver- 
dient an  und  für  sich  wenig  Rücksicht.  Aber 
auf  den  Zustand  der  Dauungsorgane  wen- 
dete ich  gleich  im  Anfange  einen  forschen- 
den Blick.     Man  hat  fast  in  allen  Kinder- 
krankheiten alles  gewonnen )  wenn  man  die 
Elslust  aufrecht  asu  erhalten  im  Stande  ist 
Das  Opium  war  mir  in  dieser  Hinsicht  nie 
im  Wege,   und  durch  zugesetzte  bittre  Mit- 
tel,  z.  B.  Golumbo,   Angustura,   Gascarille, 
Serpentaria  oder  Hofmannischen  Liquor,  et^ 
reichte  ich  bei   Personen,    die*  zu   Magen- 
schwäche disponirteU)    oder  Unreioigkeiten  i 
in  den  obern  Dauungswegen  hatten,  sehr  gut 
meinen  Zweck.  Brech   undLaxitmittel,  Bnmal 
die  gelinden,  salzigen,  hindern  yieltnehr.  Am 
nachtheiligsten  sind  die  Kuren  mit  Sjmpen, 
viel   Honig,    Zucker  in  grolser  Menge  und 
süfsen  Näschereien.     Ich  habe  durch   diese 
Dinge  den  Appetit  so  unwiederbringlich  Va- 
loren gehen  sehen,    als  es  selbst  nach  dem 
Mifsbrauche  ¥on  bittem  Mitteln   nicht   ge- 
schah.    Ein    Knäbchen    von   eineni    halbes 
Jahre,  das  unter  andern  Umständen  und  is 
den  Händen  ärmerer  Aeltern  oder  einer  ver- 
niinftigern  Mutter,  ganz  gewifs  die  Krankheit 


-    ,45    - 

überstanden  liitte,  starby  nachdem  der  Keich- 
husten  so  gut  als  bezwungen  war,  (len  Hun- 
gertod.   Ein  Pfund  roher  Zucker  war  ohn- 
geachtet  aller  Gegenvorstellungen  Öfters  in 
zwei   oder   d!rei   Tagen   aufgezehrt  worden. 
Ein  halalicher,  schleimig- saurer  Geruch^  öf- 
ters Erbrechen  schleimig -sauerer  Flüssigkei- 
ten, und  gänsliches  Unrermögen  Speise  zu 
geniefsen,  quälten  das  sonst  so  sehr  gesun- 
de,  gut  gebildete,  stai*ke  Kind  über  acht  Tage 
tind  lieferten  es  in  das  Grab.  «^    Auch  das 
i)rüsertsystem,  das  Nervensystem  müssen  be- 
rScksichtigt   werden.     Uebrigens    sind    alle 
diese  Rücksichten  nicht  sowohl  für  die  er- 
'  eten  Stadia  der  Krankheit,  sondern  für  das 
letzte   hauptsächlich  von  Wichtigkeit.     Am 
längsten  UeTs  ich  das  Opium,  in  Verbinduiig 
mir  China,   isländischem  Moofse,   Baldrian 
und  Milch. bei  Lungenschwäche,   oder  Nei- 
gung in  Brustkrankheiten  überhaupt,    neh* 
-inen«    Der  Baldrian  im  Ettract  hat  mir  un« 
ter  diesen  Umständen  immer  das  beste  Sur- 
rogat oder  AdjuFans  des  Opiums  zu  seyn  ge- 
schieben«    Wo   die  Reste  des  Keichhustens 
durch  das  Opium  allein,  oder  seine  Verbin- 
dung mit  Cäica,  Angustura,  Endan,  Ghamil- 
len,  Gardobenedicten  etc.  nicht  xu  bändigen 
waren,  da  wirkte  oft  die  einfache  Auflösung 
des  Baldrianeactraots  sebrachnell«   Doch  mu£i 


man  alle  diese  Mittel  ia  grofsen  Gaben  rei^ 
eben.  Einem  Kinde  von  -  einem  Jahre  gab 
ich  öfters  täglich  vier  bis  sechs  mal  einen 
Scrupel  pro  dosi^  in  gemeinem  Wasser  auf- 
gelöst. Und  so  VArbältnilsaiälisig  auch  die 
Extracie  der  andern  hier  genannten  MitteL 
Mit  kleinen  Gaben  ist  gar  nichts  ansgeriich« 
tet«  Man  marrert  das  Kiod  mit  dem-  £in<^ 
nehmen,  und  dünne  Auflösungen,  zu  geschwei* 
gen  dafs  sie  an  und  für  Cch  unwirksamer 
sind,  schmecken  viel  schlechter,  als  ge« 
sättigte* 

In  schlimmen  Fällen  befangt  ein  unnn^ 
terbrochener  Krampf  den  ganzen  Thorazt 
Man  bemerkt  dabei  nicht  die  Heftigkeit  und 
Gröfse  dieses  Krampfs  am  Pulse  etc.  -Nor 
das  orthopnöische  Athmen,  das  stille  kurse 
Hüsteln  in  einem  fort,  das  einem  höchst 
schnellen,  hörbaren  und  sichtbaren  Äthmen 
gleicht  und  durch  die  Keichhustanparoxys» 
men  unterbrochen  wird,  und  das  auffocati- 
yische  Ansehen  des  Gesichts,  das  von  Stun- 
de zu  Stunde  schlimmer  wird^  lehren,  dafi 
Gefahr,  dringende  Gefahr  yorhanden  ser« 
Wenn  hier  nicht  schleunig  Hülfe  geschaft 
wird ,  so  läuft  man  Gefahr,  in  wenigen  Stnn« 
den  eine  LiCiche  vor  sich  zu  sehen»  Ein 
plötzlicher  ^achlafs  des  Asthma,  mit  der 
Möglichkeit  z)i  liegen,  wenn  auch  das  Ath« 

met 


--n      l45     — 

men  nach  nicht  bei  ist,  ist  hi«>r  gemeini- 
glich eine  sichere  Anzeige  des  baldigen  To- 
des« Brechmittel  helfen  hier  sehr  schnell, 
aber  nicht  auf  die  Dauer*  Oft  sieht  man 
sich  in  kurzer  Zeit,  nach  wenig  Stunden,  wie« 
der  auf  der  alten  Stelle*  Mit  dem  Opium 
reicht  man  hier  nicht  aus,  )a  man  muls  so- 
gar den  dreisten  Gebrauch  etwas  hemmen^ 
lind  nebenbei  sehr  warmen  Kaffee,  schwarr 
und  ohne  Zucker  nehmen  la-^sen*  M<jschus 
in  grofsen  Gaben  nutzt  hier  viel*  Ich  gab 
meiner  Tochter  innerhalb  zehn  Standen  drei- 
Isig  Gran:  zueist  nach  Frisron  von  einer  hal- 
ben Stunde,  Fduf  Gran  auf  einmal,  und  das 
dreim&I  nach  einander  ^  dann  wenige^,  und 
das  Kind,  dessen  Erstickung  wir  in  den  er- 
sten Nachmittagsstunden  fast  mit  GewiiVkcit 
voraussahen,  konnte  am  Abend,  aufsorhalb 
des  Bettes  seyn  und  schien  kaum  etwas  ge^ 
littön  in  haben.  So  heftig  kam  di«  aer  ge^ 
fahrrolle  Zustand  nicht  wieder  zum  3^or- 
schein,  aber  er  blieb  no^ch  nicht  ganz  aus« 
..^^  Wo  aus  Rücksichten  Moschus  und  Casfo- 
reum,  das  nur  in  gröfsern  Gaben  noch  geU 
reicht  werden  mufs^  aber  auch  sehr  hülfreich 
ist)  nicht  ifersckrieben  werden  k'»nnte5  tha- 
ten  der  Liquor  Cornu  Cen^i  succinatus  (LU 
ijuor  '  ammanii .  succinicij ,  der  xnintn  alische 
Kermes  mit  dem  versülsten  Quecksilber  und 

Jonra.  XXYI.  B.  a.  St.  K 


—    i^S    — 


D.ö=a:-*>.     Lr.-t  IftixexL  Mutei  lieili  idi  «bweck 

Cruc:ri.  ^-^»a.  e::::xC2ea  d-ttiJirteB  WasMT 
KU  :  "iT^r  s^le^^ss  M-^.^e  des  Ho^mmMMisekem 
L:.-: -j..^ *i- .  -^=k  ü*  xeüif  ^  Gi&nxBf  •^csScUcünt 
2u  vcra^vz,  uad  zii«Iei<:ä  die  bnchcfima- 
ch'-z.'i^  E:r«Bschart  der  31ittel  A  äapfeo, 
oier  fi«*-l  f  ehr  dea  Mzgen  etwas  da^*-gmib» 
ZwiSC.:cr.^:  n.  Nor  weil  das  Brecii-m  ciuig 
ptlliative  Hi-Ife  gewüirt,  aber  den  Krankes 
doch  eini^enziaisea  und  öfters  betricfatlick 
ach  wachte,  suchte  ichs  TnriirfcTnhaftrn.  Wt 
es  g<^!acjv  höchstens  ein  ein-  oder  sweims-, 
liges  Erbrechen  zu  reranlassen,  nad  ohat 
d.esen  Erfolg,  doch  das  nämliche  Mittel  foi^ 
brauchen  zu  lassen,  da  war  diese  Analeenn| 
ungemein  wohlthä^ig.  Und  gewöhnlich  he* 
wirkte  diesen  Erfolg  der  sngeaetzre  Ho^ 
mannische  Lü/uor^  den  man  ^Uesenregd 
auch  bei  den  ersten  Gaben  weglassen  aai 
erst  nach  erfolgtem  Brechen  beisetnen  kaflii 
Doch  geht  man  sichrer,  wenn  man  daa  gantf 
Gemenge  gleich  znm  Anfange  mit  dieieij 
Beisatze  versieht  und  dem  Kranken  rei< 
Ganz  setzte  ich  auch  hiar  das  Opium 
aus,  nur  die  Gabe  wurde  etwa  um  dea 
ten  Theil  vermindert  und  etwa  in  fier 


anzig    Stünden    eine    Gabe    weniger   ge- 
cht« 

ZinkbluRien  und  Alcalien  überhaupt  lei- 
u  bei  scrafulöseo,  und  überhaupt  b-i  sol« 
&a  cachectischen  Personen,  die  sehr  zur 
are  hinneigen,  oiuige  Dienste;  auch  bei 
gesammelten  Würmern  oder  schleinii^rea 
reinigk.^iten  und  Anhäufungen  im  Darm- 
aale.  Gegen  den  Husten,  an  und  für  sich^ 
ifen  siö  gar  nichts,  man  üiag  sie  nun  ab- 
(chselnd  mit  Opiaten,  oder  zusamme-  g»« 
^ngt  mit  ihnen,  od'F  ohne  Optum  geben« 
s  Hydrargyruni  inuriaticuin  mite  e  hüht 
r  Wirkungen  des  Zinci  oxydati  albi  ge- 
1  die  Würm-^r  und  den  augesammeltea 
nrnischleini.  £in  ganz  unentbehrlicher  Zu'» 
t.iit  jenes  Qae.c«Vsilberuuttei  bei  allen 
adeni,  die  offenbar  am  lymphatischen  Sy« 
iti leiden«  Wo  Hng«>ilrü>en  am  Halse,  biei« 
^^  aufgedunsenes  Gesicht^  geschvVoilene 
erlippe  etc<  dis Subject  bezeichneten,  W'ir- 
dai  Qüf*cksilberitiittel  gleich  beigesetzt, 
i  wo  dabei  zuviel  Stuhlausb^eriiog  ent« 
0df  oder  in  andrer  Hinsicht  sich  Unin« 
lehme  Wirkungen  Augeseliten,  init  Sj)ißfs« 
jlxfflitteln^  nämlich  mit  dem  Sulphut  stU 
tum  rubeUrn^  selten  mit  d«^m  T/znarö  stU 
CO  vertauscht.  Auch  hier  pafst  die  Ja- 
pe  Tortrefflich>  nocübein'^r  die  Aloe,  Wenn 

K  2 


sia  nicht  durch  ihren  widrigen  Geschmack 
so  sehr  gegen  sich  einnähme.  Aber  alle 
diese  Mittel  wurden  überafl  nur  als  adju^ 
v.ßntia  des  Opiums  angesehen.  In  therapeu- 
tischer Hinsicht  schien  zwischen  den  Spiels« 
.  glänz-  und  Qaecksilberniitteln  so  fern  einige 
Verschiedenheit  obzuwalten,  dals  die  ersten 
Kioder  von  einem  sehr  zarten  Bau,  feinem 
Xeint,  empfindlichen  Nerven,  magerm  Fleisch, 
die  letzten  mehr  den  phlegmatischen,  weich 
und  schlapp -fleischigen,  fetten  aber  welken 

I  ■ 

Kindern  bekamen. 

Bei  einem  achtjährigen  Mädchen,  wo  eine 
grofse   Schleimanhäufung   in   den  Dauungs« 
prganen  schien  yorhanden  zu  seyUy  leistete 
das    Opium   gar   nichts  gegen   den  Husten, 
Es  griff  das  Hirn  sehr  an;  zu  'der  anhalten- 
den Betäubung  gesellten  sich  Zuckungen  in 
den  Gesichtsmuskeln;  aber  der  Husten  blieb 
heftig,  und  zwischen  den  einzelnen  Paroxys* 
Hien  des  Keichhustens  wurde  durch  ein  und' 
zuweilen  kaum  auf  einzelne  Sekunden,  un- 
terbrochnea,  leises,  gleichsam  säuselndes  Hü- 
steln, eine  höchst  krampfhafte  Beweglichkeit 
der  Lunge  verrathen.     Hier  brach  der  be-> 
hutsauLe  Gebrauch  des  Phosphors    in    einer 
Emulsion    die   Bahn  für  das   Opium.     Zwei 
Gran    Phosphor    wurden    binnen    vier    und 
zwanzig  Stunden  in  aechs  und  dreifsig  Thei- 


mm       läiy       «. 

de  KraA  —  ^«»»lati^-*.   aara   in  •»•m  Ai.-Jt- 
te« —   (i««    Pho^pa   c.»   in    >-rv'«»:ik..ir.  i- 
ffa  Ibeciiea.  xa,  Urnf*c.  lo  wind^'re  {nick 
Last  öfc'^ri  aü^  in  s^-;!  mmea  Fil>a  des 
hhiutenj  iJin  zu  t^outi^n.     A:  er  citn 
lo  lelteiL  xnTerÜMi^e,   gebildete  Warter 
einea  Krankeii,  läuft  in  Uinaicht  -.uf  Ruf 
Ruhe»  a^-Ibsc  sdion    wenn    durck  einen 
bädlitkea  Zu£a!l  der  Phosphor  entdeclft 
lea  sollte,    i.   B.   durchs   Leuchten    dee 
ids  beim    Venehütten   einiger   Tropfen, 
iel  Gefahr,   darf  nicht  sn  äagstlic)*  Bc- 
imkeit    anempfehlen,    wenn    man    nicht 
>en  will,  daCi  aus  Furcht  das  Mitcrl  im- 
aucht   stAhen   bleiben    soll,    mit    piumn 
te,    es  sind  in   der  Privatpraxis  so  fiel 
lernisse  gegen  den  Gebrauch  dieses  ^ro- 
Mittels,  dals  man  nur  selten  Mutz««n  da- 
neben kann  und    diesen  gröCilentht^iU 
Spitalarxte  überlassen  mufs. 
km  sichersten    giebt   man    das    Opium 
ffth  1V1  DfliltTAvvt      a/Ia«*  K<»«  7.nftiifninensetw 


—    i5o    —  ^ 

^   Opii  theh,  puli^en    unc.  octö» 
Sffir    f^uii  rentifiratissirnL 
Aq,  CO  mm,  destill.  oJia  unc^  vig*  quatuor. 
Mise,    di^er,   loco  frip^ido    in  vitro    optimt 
clauso^    saßpissirrie  moi^endo.      Filiret.   pro 
'  lubitu. 

Dies  GemeDge  muFs  wenigstens  yierzehn 
Tage  an  einem  sehr  teoiperirtpn  Oxte,  näm- 
lirh  in  einer  Wohnstube  an  dem  kühUten 
,  Platze^  digeriren,  und  dann  fiir  den  Gebrauch 
nie  mehr  als  eine  halbe  Unze  abgegossen 
werdf^n.  Sie  enthält,  wie  die  Eccardsche 
und  Berlinische  in  zehn  TropFen  eiaen  Gran 
Opium 9  und  bleibt,  wo  möglich 9  immer  in 
einem  Grade  der  Stärke.  Die  kühle  Tem- 
peratur, die  lange  Digestioii,  wubei  die  Auf- 
lösung mehr  auf  der  öftern  Be^^egung  def 
Gemenges,  als  auf  dem  Wärmegrad  beruht, 
die  Einfachheit  der  Vorschrift,  die  man  nicht 
weiter  treiben  kann,  d:e  bis  ans  Ende  fort- 
gesetzte Digestion  etc,  geben  ein  Mittel,  dsi 
sich  durchaus  ganz  gleich  bleibt  und  sich 
auch  mit  all-n  Arzneien  vermischen'  lälit) 
ohne  m^rkl  chen  Bodensatz  zu  geben.  Selbst 
den  Eisenmitteln  kann  man  sie  ohne  Nach- 
th^il  zusetzen,  was  bei  den  beiden  ftden 
genannten  nicht  der  Fall  ist. 


—    i5i    — 


V. 


Bruchstücke  der  Behandlung 


•iner 


ehroniaclien  Schleimlungenschwindsucht. 

Vom 

Hrn,  Dn   P.  G.  Joerden«, 

Suiüphysieus  su  Hof. 


D, 


a   et   in  mehrerem  Betracht   ohnstreitig 

sehr    nutabar    für    unsere    wissenschaftliche 

Kunft   ist|    KrankhfUts fälle,    seibat.  mit    un« 

.gUicklichem   Ausgang,    bekannt  xa  machen, 

besonders  weil  vielh^icht  durch  sie  mehrere 

andere  die  Wege  vermeiden  lernen,  die  nicht 

zum  gehöften   Ziele  geführt  haben;    ferner, 

weil  auch  noch  in  manchen  Stücken  das  Un- 

"TT  feareichende  der  Arzneiwissenschaft ,   ohnbe- 

^  schadet    ibr^-r    nach    und    nach   errungenen 

^  Höhe,   ins  Licht  gestellt,  und  dadurch  un« 


»  ■  .   .  ' 


^    15»    - 

aer  Streben  nach  mehreren- Einsichten  Ton 
Nf'uem  aogespomt)  ja  endlich  die  Regel  ab- 
•trahirt  wird,  dafs  die  Katurkräfte  da  nttf 
ruhig  zu  leiten  sind,  wo  stark  wirkende  Mit« 
tel  den  Or/janismus  schneller  destruiren  wür- 
den; so  theile  ich  auch  nachstehende  Krank-' 
heit&geschichte  nach  einigen  Yoraosgeschick« 
ten  allgemeinen  Bemerkungen  mit. 

Wenn  man  in  neuern  Zeiten  weit  haa- 
figere  Bemerkungen  ron  mehreren  und  Ter- 
achiedenern  Schwindsuchten  oder  Ansaeh- 
Tungen  zu  machen  veranlafst  wird,  so  wun- 
dert siöh  der  sorgfältige  Beobachter  der  jet« 
zigen  so  yiel  yerändertea  menschlichen  Na- 
tur überhaupt,  und  der  Lebensart  der  mei« 
sten  MeciSchen  insbesondere,  nicht  mehr  so 
sehr,  scibald  er  nur  einen  mehrjährigen  tie- 
fen Blick  auf  jene  beide  höchst  intereaaante 
Gesichtspunkte  gerichtet  hat,  weil  daratia  did 
ersten  und  hauptsächlichsten  Quellen  jener 
fürchterlichen,  nur  zu  oft  ganz  nnkeilbareii 
Ut*bal  herAiefsen,  die  eben  wegen  der  Nicfat* 
oder  Weniger- Edcistenz  jener  Ursachen,  auch 
weniger  oder  nicht  statt  fanden.  Ein  fast 
gleiches  Urtheil  mögte  man  in  Rücksicht  der 
nun  um  vieles  häu£ger  und  vielseitiger  wer- 
denden venerischen  Beschwerden  fallen,  die 
ofr  an  sich,  oft  durch  die  Kur  aelbst,  ins- 
besondere wenq  die  scharfem  Präparate  dei 


Mercuriiu»  l^ie  der  sublimatus  oder  phos-' 
phoratus  F.  iniierlich  und  äuiserlicb  bei  gio« 
£ien  VerietzuQgen  längere  Zoit  fort  Haza  an« 
gewendet  worden  sind,  b«ld  früher  bai<i  %\tk^ 
ter  zu  Abzehrungen  fuhren.  Uniäugbar  ist 
also  d«r  obige  erste  Satz,  abt^r  schwerer  die 
Entscheidung,  welche  Arten  Ton  Schwind« 
suchten  insbesondere  in  neueren  Zeiten  herr- 
schend sind.  Dies  wird  sich  nur  nach  und 
nach,  und  durch  solche  Männer  ausmitteln 
lassen I  die  eine  sehr  ausgebreitete,  to  fiel 
möglich  mit  ruhiger  Beobachtung  abgewar« 
tete  Privat-  und  Hotpitalpraxis  haben.  Düs 
Aesultat  muGste  um  so  riel  mehr  yersprecfaen- 
der  seyn,  je  mehrere  Aerste  sich  zu  einem 
Sio  nutzbaren  Unternehmen  rereinigten,  und 
dann  durch  öffentliche  genaue  Bekanntma-* 
chung  der  einzelnen  Fälle,  zu  dem  wichti- 
gen Resultate,  für  die  allgemeine  Wohlfartfa 
siitwirkten.  Denn  auf  diese  Art  würde  nicht 
allein  der  Pathologie,  sondern  auch  der  The- 
rapie, und  öfters  der  Prophylaxis  die  hiilf- 
üeichste  Hand  geleistet,  indem  durch  das 
richtige  Entdecken  der  Ursachen,  auch  diß 
Veranlassungen  eher  und  sicherer  vermieden 
werden  konnten.  Jeder  andere  Weg  ist, 
meiner. Meinung  nach,  trüglich  und  führt  zu 
falschen  Sichlufsfolgen«  die  in  manchem  Be- 
tracht meh^  al^  jemals  gewölmlich  zu  werden 
anfangen. 


—    i54   — 

a 

Bis  wir  Aber,    dafs  ich  so  sage«   so  sy- 
stematisch weit  Torgeriickt  sind,    und  ruck» 
sichtlich   der  mcSglichen   Verhinderung  der 
Entstehung  solcher  Ueb«'l  die  statt  findepden 
Vorbauungsmittei  sngewendet   babHO,  lie^ 
es  jedem  practischen  Arzte  ob,  alU  iknr  deck- 
bar rationelle  Kurmittel  selbst  in  dem  lets- 
ten  Stadio  der  verheerenden  Abzehmug,  und 
speciell  der  Lungensucht,  zur  möglichen  Ket« 
tung    der  Leidenden   anzuwenden,   und  da 
wenigstens  poch  zu  erleichtem,  wo  man  nidil 
mehr  heilen  kann.     Ob  es  schon  fetzt  noch 
sehr  viele  Fälle  giebt,    wo  ^ev  Tod  unveN 
meidlich  ist,  so  werden  sie  gewifii  nach  und 
nach  immer  mehr  verringert  werden ,  insbe- 
sondere   je    mehr  wir  die  so  wohlthatigei 
Fortschritte  in  der  practischen  Medizin  qad 
in  der  Naturwissenschaft  und  Chemie  dasa 
benmzen,  die  ganz  eigenthumlich  dafn  be« 
stimmt  ku  seyn  scheinen,  jenen  Verheernn- 
geo  durch  Abzehrungep  nach  un4  nach  gn- 
wisse  Gränzen  zu  setzen» 

Ich  habe  schon,  an  einem  andern  Orts^ 
erwähnt,  wi^  man  sich  allmählich  det,  daii 
ich  so  sage,  mehr  directen  Karart  der  Hals- 
und  Brustbeschwerden  genähert  hat,  ,welcli9 
auch  in  Betracht  der  letztem  besonders,  dis 
einzig  zweckmäfsige  und  beste  se^  wird^ 
wenn  man  dazu  das  £inathmen  verachiede* 


ner  DHnipfe  nach  Maafsgabe  der  Verschie- 
deoii^it  des  Uebel«t  und  der  Subjecte  anwen- 
det.' Bis  jetzt  harte  ich  zwar  norh  nicht  Ge- 
legenheit dieser  Behandlung  $olche  Personen 
zu  unterwarfen,  die  iiur  erst  an  anfangen- 
den Lungenbe^ch werden  leiden,  weil  man 
allgemein  nichts  fnohr  yernachlässi£^er>  als 
die  ersten  Zufalle  derselben,  die  sich  oft 
hinter  unbedeutenden  chronischen  Catarrhen^ 
gering^^m  Blutspucken,  sich  verirrenden  oder 
verna^-hläfsigten  Hämorrhoiden  u.  dfT^I.  m. 
verbergen;  und  nur  dann  erst  Hülfe  sucht, 
wenn  die  üebel  schon  sehr  weit  vor/^erii«kt 
sind.  In  diesem  Zeiträume  oder  im  driiten 
Stadio  der  Lungenkxankheiten,  habe  ich  seit- 
her die  Behandlung  mit  dem  F-inathmen  vor- 
nahmen können,  von  welchen  ich  unter 
mehreren  nur  nachstehendes  Beispiel  als  vor» 
züglich  des  Bemerkens  werth  hiermit  bekannt 
machen  will« 

In  den  ersten  Monaten  des  Jahrs  iSoo 
wnrde  ich  zu  einem  entf'^rnten  Kranken  be- 
rufen, der  nach  dem  Inhalt  des  schriltlichen 
Berichts'  schon  seit  langer  Zeit  kränklich 
«ey,  und  jetzt  sich  in  dem  schlimmsten  Zu- 
stande bePände.  Wenn  mich  auch  die  allge- 
meine Pflicht  nicht  an  sich  schon  zur  schnell- 
Men  Gf*.^ährung  der  Bitte  veranlafst  hätte, 
•o  würde    dies   doch  die  Rechtschaffenheit 


—    156    — 

des   geschätzten-  Manien    und  Vaters  einer 
groisen  Familie  bewirkt  haben.     Schon  beim 
ersten  Ueberblick  des  Kranken  sah  ich,  dalä 
in    dem    Briefe   in  Betreff  seiner .  wichtigen 
Krankheit  nicht  zu   tiel  gesagt  war»    Denn 
ich  fand  den  langen  54  J^^^  alten  äc^letartig- 
•  abgezehrten  Mann,  in   dem  äulsersten  Grad 
der   allgemeinen    Consnmtion.     Mit   matter 
Stimme  und  in  langen  AbsäTzen^  dazwischen 
Ton  seiner   Gattin    unterstützt,    erzählte   er 
mir,  dals  tick  der  Anfang  seiner  Krankheit 
schon  Ton  zehn  Jahren  herschreibe,    wo    er 
nach  einer  heftigen  körperlichen  Bewegung, 
tmd  besonders  naeh  yielem  Reden,  und  ei« 
nem   darauf  genossenen  Trunk  Wein,  bald. 
einen    ganz   trockenen    Husten   l>ekommen^ 
biri  dessfsn  Vermehrung  nach  und  nach  Schmerz 
auf  der  Brust  empfunden,    nach  Verlauf  ei-i 
Bes  noch  grö&^rn  Zeitraums  rerstärkten  Hu<- 
aten  und  Auswurf,  und  endlich  Vermischung 
desselben  mit  Blut  Terspürt  habe.     Bei  der 
schon  lange  Torher  erlittenen   Magenschwä« 
che  urtheilten  Anfangs  mehrere    geschickte 
Aerzte,    dafs  der  Grund  des  Uebels  nur  ia 
gestörter  Verdauung  zu  suchen,  und  dieser 
am  besten  durch  stärkende  Mittel  zu  begeg- 
nen sey,   weswegen  auch  hauptsächlich  bei 
jener   Kur    längere  Zeit    durch   nur    darauf 
Jiüeksicbt  gfenommen  va?de»,    Ohn^eachtet 


—    i67    — 

der  Parient  rielleichl;  durch  leine  dring^nds 
For<lerun'gen  Viele  nach  einander  consultlrM 
Aerzte,  selbst  auf  jenem  der  Sache  nicht  ent-* 
sprechenden  V^'eg  geleitet  haben  mögte,  so 
konnte  doch  weder  hierdurch,  noch  durch 
die  diizwischen  und  dabei  genommene  be« 
sondere  Rücksicht  auf  die  rheumatischen  Be-i^ 
wegungen  die  eigentliche  Qudle  des  Uebels 
rerstopft  werden.  Denn  der  Husten  ver- 
loe  rte  sich  unfd  mit  ihm  die  Menge  und 
Dirke  des  Auswurfs ,  zu  welcher^  allmählig 
Heiserkeit  nnd  Entkraftung  traten«  Die  be- 
rühmtesten in-  und  auswärtigen  Aerzte  wur<* 
den  mit  bald  mehr,  bald  weniger  g^ückli« 
ehern  Erfolg,  n.\ch  ihren  verschiedenen  Kur-^ 
planen  zu  Ratlie  gezogen,  und  so  Jahre  lang^ 
bei  indefs  einmal  verittdertem  Wohnort,  wel« 
ches  keinen  ungiinstigen  Einfluis  bewirkte, 
fort  mecKzinire  -^  auch  dazwischen  wiedeiP 
längere  Zeit  of^  wenig ,  oft  gar  keine  Medi- 
zin, gebraucht.  Unter  solchen  bald  mehr 
bald  weniger  günstig  scheinenden  Verände- 
rungen, war 'der  Patient  durch  zbhen  schwe- 
re Jahre  rorgerUckt,  seit  mehrem  Monaten 
aber  so  sehr  verschlimmert,  wie  ich  ihn  oben 
nur  überhaupt  zeichnete^.  Der  allgemein  erw 
schöpfte  durch  hervorragende  Wangen-  nnd 
Schulterbeine  und  eine  comprimirte  Brust 
ausgezeichnete  Kärper,  zeigte  rom  Scheitel 


—    i58    — 

ZU  den  Fiibea  ün  beinahe  VötUcömmeiiel 
Gerippe.     Die  Nerv^enschwäche  leuchtete  au 
jeder  Bewegung  und  Aeinet  Art  tu  empfin^ 
den    sehr    deutlich   hervor^    det   Tehemente 
Husten  uat  zwar  tu  yAet  Tagefzeit«  jedoch 
hauptsächlich  in  der  Nacht  und  gegen  Mor-  ' 
gen  um  5  oder  6  Uhr  und  eilke  bis  eintf  und 
eine   halbe  Stunde  nach  Tische   tuL     Die 
Anstrengung  sd  wie  die  Menge  dM  AiUifarfii 
War  sehr  beträchthch|  die  Farbe  delaelbeiL 
|[elbgriin,  bei  wiederholteti  Veraudieii  iik  ei« 
netn    mit    reinem    Wasser  AngefiillteA :  Glas 
gro£itentheil8   ivL    Boden   fallend^.  aeiA  Ge» 
Schmach,  dabei  fad^  mehr  sürsUch^   ttml   dia 
Empfindung   beim  AusWrrfeu   in  dcrr  Brust 
haoptsäphlich   der  fechten   Seite    detaelbeS) 
schmerzhaft,  welches  sich  ansbesottdere  hef« 
tiger   äuiserte,    wenn   sich  Patient  während 
des  Liegens,   yön    dieier  auf  die  etitgegtili«' 
gesetzte  S<-it^^  wobei  auch  das  Athme|i  be* 
schweilicher  und  der  Hustön  vermehrt  thtfw'^ 
de^  wöHdetCi    Die  Auigexl  lageii  tief  in  ihtill 
Höhlen  zurückgezogen^  die  Farbe    des  G6*'|l 
sichts   war  blafsgelb^    und   die   Zunge  mtiit^li 
weils  als   gelblich    belegt;    die    Efaluat   ieltf|] 
geringe  der  Durst  schon  am  Morgen  vorhan- 
den, und  immer  sehr  stark:«     Zu  diesem  g^^% 
«eilte  sich  noch   ein   beständige^  Aufstois€% 
oft  starker  oft  geringer  Blähungsabgang  .naoli  ffk 


—    i59    — 


•dv  tii^er   nsd  gewöhnlich   fetter 
ang,  ein  Zittern   der  Beinci  wodurch 
i  luUDoglich  wurde,    den  Kürper  lange 
ht  SB  ehalten,  weftwegen  er  den  grüia- 
lieü  def  Tagc^s  theils  auf  dem  Canapeei 
im  Bette  lag;   und   auch  unter  Tagea 
^   so    lange  ihm  nemlich  der  Husten 
eatattete.  -  Genofs  et  auch  dei  Nachta 
lieies  wohlthätige  Geschenk  der  Vor« 
g,  so  schlich  sich   gegen  Morgen  ein 
»pfender  Schweifs  ein,  der  auch  die  go- 
I    noch    üLngen    kürperlichen    Kräfte 
ar  dahinrils.    Fand   sich    ja    bisweilen 

mehr  £l&iust  ein*  so  war  doch  die 
uung  BO  geschwächt,  dafs  die  grüFstea 
werden  dnnh  Diuck  im  Magen,  mehr 
haCtq  Bewegungen,  beengte  Brust, 
uirieresFina'hmen,  entstanden,  folglich 
hierdurch  dir  Lungen  consensuell  litten« 
;■  der  rheumatische  StoiF  kehrte  da;^wi- 

Burtlck^  und  verursachte  sowohl  im 
1  Arme  aU  an  den  Fülsen  schmerzhnfte 
iadnngen.  Der  Puls  war  klein,  achlei- 
1^  mit  kaum  60  *—  70  Schlägen  in  der 
te« 

Jfadi  allen  dieaen  Symptomen  zu  ur« 
»if  befand  sich  der  Patient  im  let/tf^n 
6  der  Lungen absehrung«  Sein  ^eitlM'ii'* 
hswt  hatte  durch  verschiedene  Monat«* 


—    i6o    — 

-  ■ 

fifst  einzig  und  allein  den  Kräften  di 
bittere  Magenmittel,  auch  China  and  Kiän 
träcke,  nebst  nahrlia£ten  Suppen,  nach 
Relation  des  Patienten  und  der  Seini( 
aufzukelfen  gesacht  ^  auch  ein  Blasenpfla 
auf  den  Arm  legen  lassen;  allein  wie  nai 
lieh  einleuchtet^  and  nach  der  weitlänfti^ 
Angabe  ersichtlich  ist^  mit  jenen  allen  nii 
nur  nichts  gewonnen^  sondern  sehr  tiel  t 
lohren» 

M#>ine   häuptsächlichjte    tndication  g 

jetzo  dahin  y  der  entschieden   örtlichen  \ 

letzung  in  der  rechten  Lunge,  worinnen  i 

Gi^schwüre  und  Eitersacke  befinden  mulsl 

.W?il     oft    seht    leicht    ganze    Adassen    i 

9)ehr  gedachtem  Geschwüre  ausgfsworfen  if 

4en,  auch  örtUdi  au  HiUfe  au  kommen,  i 

dahcro  angemessene  Einathmungen,    woi 

ich  schon  sehr  günstige  Proben  hatten  an 

wenden  y    aber    zugleich  auch  die    WirJu 

derselben  durch  den  Wasserfenchel  und 

Polygala   amara    innerlich    zu    nnterstüts 

der  allgemeinen  Schwäche  mehr   durch  4 

kraftvollsten  Bouillons  und  geleeartige  Sp 

san,     auch    durch    das    zeithero    untersag 

Braunbier  ^   und   den  Wein  dazwischen  ai 

zuhelfen;  die  Brust  auch  durch  äufserlicha 

gebrachte   örtliche  Zertheüungs-  und   aUg 

meine  Abicituagsmittel  zu  yertheidigen,  üb 

de 


—     i6f    — 

len  Patienten  durch  Entfernung    von    den 
rielen  und  lästigen  Arbeiten^  eine  frohe  See- 
enstimoinngi   und  diejenige  Geistesaufheite- 
nxng  zu  gewähren^   die  bei  jedem   körperli-^ 
:hen  Uebel,  die  erste  und  wichtigste  StMo 
iet  wirksamsten  Arznei  vertritt«     Deswegen 
miriie  zuetst  das  Sinätbmen  der  Dämpfe  you 
HJ;  hyosc.  und  $  myrrfiae  mit  Näphtha  vi-^ 
\rioli  infimdirt   und   colirt  so   angewendet^ 
^e  ich  das  gail^e  Veifahren  bei  einer  andern 
Gelegenheit  in  den  Altenburg«  medizinischen 
ftnnälen  weitläuftiger  beschrieben  habe^  dabei 
das  Pulfer  Ton  Wasserfencfael  mit  der  Hälf- 
te von  BSjtrhenfeucker  versetzt,  täglich  vier 
mal  also  gegeben«  dafs  vom  erstem  pro  Do^^ 
si  im  Anfange  aöht  Gran. gerechnet  wuMen, 
und  immer  darauf  ein  sehr  saturirtes  Decoct 
von  der  Polygala  mit  dem  Lichene  islandU 
ea  getrunken  werden  mrfste«    Den  flüchti«^ 
gen    Salmiakspiritus   mit  Li.ntharidentinctut 
ifersetst,  liels  ich  mehrmals  des  Tages  in  die 
ganze  Brust  einreiben,  und  im  Nacken  tief  zwi- 
•cihen   den    Schultern    hinab    ein   reizendes 
Pflaster  ad  modum  Janini,  als  fortdauernden 
Abieiter    legen«      Etwas    Pöckelfleisch    und 
Schinken    ohne    Fett,    und    weich   gekocht^ 
nebst    kleinen  Portionen  |von  Hering  oder 
Sardellen  tieth  ich  aus  dem  Grunde   biswei« 
len  mit  zu  geniefsen  >  ireil  ich  dadurch  der 

Jsvni.  XXVI.  hi,  2.  St.  L  ( 


f—    i6a    — « 

Atonie   des  Magens  am   besten  unfmlielfen 
gedachte ,  indem  jene  ihm  nun  fremd  gewor<« 
dene  Reize  die  Fas^to  desselben  nrnstiq^men^ 
und  ihn  selbst  lFUr  andere  nahrhaftere  Spei- 
sen empßinglich.  machen  sollten.    Das  Früh« 
stück  wurde  aus  braunem  Warmlner  mit  et- 
was Milch  und  Ejdottem  bereitet;  Mittags 
kraftvolle  Bouillons  mit  Wurseln  und  Ejdot* 
tern  rersetzti  und  eben  dies  Abenda  gereicht. 
Zur  Abwechselung  liefs  ich  der  Hauptmafal« 
zeit  nach   und   nach    kleine   Portionen  Ton 
mürbem  Rind-  und  Kalbfleisch  beifügen,  rieth 
beim  Mittagstisch  ein  Glas  giften  Rheinwein, 
nach  geendigter  Verdauung  aber  ein  halbei 
bis  ganzes  Maas  gutes  bitteres  Brannbier  n 
trinken;  die  freie  Liift  bei  allen  geöffneten 
Fenstern  fleilsig   einzuatbmen,    die   Stnbeiu 
luft  aber  durch  Essigabdampfen  und  bespreii* 
gen   möglichst    rein  zu  erhalten.    Dringend 
empfahl    ich    Flanellbekleidungen    auf    des 
blofsen  Leib  und  besonders  an  den  FUlse% 
die  nebst  den  anderweitigen  entschieden  gün- 
stigen Einflüfsen  des  allgemeinen  Reises ,  büA 
wegen  der  rheumatischen  Beschwerden  dop* 
pelt  Yortheilhaft  wirken  mufsten.     Mit  soI«!  ^ 
eher  Veranstaltung  zur  Kur,  und  mit  mandien  I  ^ 
andern  Erinnerungen   wegen  seiner  Beni&*|^ 
gescbäfte  und  häuslichen  Verfassung  yerlielip^ 
ich  den  Kranken ,    und  erbat  mir   von  Zdt  1  ^ 


—    i63    — ' 

L  Zeit  die  genaueren  Nachrichten  von  «ei- 
ita  Böfinden.  Ob  ich  schon  nach  der  gaa* 
in  Lage  der  Sacht  n,  wegen  des  Ausgangs 
3r  Krankheit  kein  günstiges  Progn  sükon 
allen  konnte,  vielmehr  glauben  mur>te,  dafs 
an  hierbei  vor  der  Hand  metor  palliativ 
irken,  iind  so  den  Patienten  noch  einigis^ 
3it  fristen  konnte,  so  erwartete  ich  doch 
>a  den  wirksamen  Mittein,  *  so  wie  von 
wer  yersprocbnen  Pünktlichkeit  in  ihrer 
nwendung,  noch  manches  Günstige^ 

Maine  Freude  war  daher  auch  nicht  ge-* 
Bg,  als  ich  aus  dem  ersten  Bericht  erfuhr, 
i£b  sich  mehraie  Symptome  rerbessert  hat- 
D»  Denn  so  war  der  Schweifs  nicht  nur 
nringer,  sondern  oft  mehrere  Tage  lang  ent« 
nit,  der  Husten  etwas  weniger,  der  Aus«- 
tirf  iwar  noch  nicht  in  der  Quantität,  wohl 
ler  in  der  Qualität  verändert,  indem  die 
uxigelbe  Farbe  in  eioe  mehr  weif^lichgelbe 
arging,  nnd  dje  vorher  leimartige  Conni« 
niz  nunmehr  verdünnt  war,  und  von  dem« 
Iben  nicht  mehr  so  viel  zu  Boden  sank. 

Das  vorher  eintretende  öftere  Frösteln 
id  die  darauf  folgende  lange  anhaltende 
Itso  waren  modificirter,  und  die  anfangU« 
e  schnelle  Krafcabnahme  ^  weniger  pro- 
esiiT,  ja  sogar  su  einigem  Stillstand  ge* 
acht«    Selbst  von  den  vorher  immer  mehr 

L  IM 


herumschweifendan  Giditbeschwerden ,  die 
in  umgekehrtem  Verhältnifs  mit  der  Tcnixi- 
gertea  körperlichen  Stärke  standen,  hatte 
Patient  zeither  nur  sehr  wenig  empfnndeik 
Daher  war  die  genaue  Fortsetzung  aller  seit- 
her angewendeten  Mittel  nur  mit  Vermeh* 
rung  von  ^  Glas  Wein  Mittags,  und  eines 
Seidels  Bier  in  der  Zwischenzeit  das  Resol« 
tat  meiner  Rückantwort,  mit  dem  wiederhol- 
ten Bemerken,  dafs  der  freio  Luftgenuüs 
gli}ichsarn  geizig  und  mehr  als  seither,  die 
grölste  Zeit  des  Tages  durch  ^gebraucht  wer- 
den sollte» 

# 

Kleifiigkeiten  ausgenommen,  waren  nui 
wieder  mehrere  Wochen  verflossen ,  wo  sick 
in  Rücksicht  der  ersterwähnten  Punkte ,  ick 
will  nicht  sagen  besonders  starke  Fortaduä*' 
te,  jedoch  manche  Verbesseningen  beme^ 
ken  liefsen;  hauptsächlich  hatte  sich  dtf 
Husten  mit  seinen  Folgen  um  vieles  verin* 
dert,  die  Schweifse  erschienen  nun  sehr  letl 
ten,  der  Schlaf  war  viel  besser,  insbesoadf*] 
re  wegen  des  nun  zu  dieser  Zeit  um  vielii 
gemilderten  Hustens,  der  Appetit  stellte  W4 
wenn  auch  nur  noch  abwechselnd,  wied«J 
dazwischen  ein,  das  ReiTsen  in  den  Gelenktflif 
und  die  damit  in  Verbindung  stehende  Fnfrl 
geschwulst  waren  grölstentheils  entfentl 
und  selbst  die  Geistesheiterkeit  schien  »l 


—     i65    — 

rü ckzukehrea ;  nnr  war  der  Auswurf  y 
zuletzt  beschriebenen  noch  gleich,  das   len« 
teacirende  Fieber  noch  sehr  bemerkbar,  und 
die  Abmagerung  fafst  noch  in  gleichem  Gra« 
de.    Das  Einathmen  der  Dämpfe  hatte  An- 
fangs öfters  mehr  Reiz,  mehr  Husten,  ja  oft 
Stöcken  verursacht,  welches  aber  jetzo  nicht 
nnr  nachliefs,   sondern   sogar    den  Auswurf 
erleichterte,  und  den  sonst  immer  dabei  em« 
pfundenen  Brusrtschm^z  entfernte;    Die  An- 
fangs  gehabte   Empfindung  eines  Brennens 
IBS  Schlund,    als   Folge    des   Gebraueha  des 
Wasserfenchels,  yerlohr  sich  ganz,  selbst  bei 
verstärkten  Portionen,   welche  ich  nun  für 
sa  nöthiger  erachtete,  weil  Gewohnheit  ei- 
Aes  Mittels,   den  Grad  von  eigenthümlicher 
Reizbarkeit  demselben  abstumpft,  und  dadurch 
die  sonst  gev? isse  Wirksamkeit,  wo  nicht  ganz, 
doch  gFoistentheils  unterbricht.  Da  nun  diese 
spezifische  Reizung  eben  die  Ursache  seiner 
besondefn  Wirkung    ist,    $o   wird  es  unum- 
giaglich  erforderlich,  da&  bis  zu  jenem  Gra- 
de  der  Besserung^    wo    die    Thätigkeit^  der 
fcSrperKchen  Kräfte   die  schädlichen  Poten« 
sen  so  besiegt,  dafs  diese  «nieht  mehr  präva^ 
liren    kfinnen^    stufenweifs    die  Gabe  der 
entgeg«! wirkenden  Mittet  erhöht  werde,  so 
wie  sie  sich  dann   in   gleichem  Verhältnils 
Terringem  aaufs.    Aus  jenen  Gründen  gab 


~    i66    — 

ich  also  den  Wasserfenchel  allmäUig  bia  zu 
-einem  Scrupel,  ja  bis  zufeiner  halben  Drach- 
nie  pro  Dosi,  und  weder  hier,  noch  in  vie- 
len andern  FäileUf  erinnere  ich  mich,  einen 
schlimmen  Krfolg  bf^obi^chtet  su  haben.  Nur 
'  crft)rdert  das  successive  Steigen  in  der  Dosis 
die  genaue  RliclL>icht  des  Stadüdea  UebeIS| 
der  Kräfte  des  Patienten ,  der  aubjectifen 
Reizbarlc.eit  desselben,  so  wie  der  damis  in 
Verbindung  zu  setzenden  MitteL 

Aufser  jenen  äuTserlichen  und  'innerlichen 
mehr  direkten  Heilmitteln  in  Llingensncb- 
ten,  die  bis  hieher  so  günstig  gewirkt  hatteö^ 
strebte  ich  nun  die  körperlichen  jKräfte  ia 
dem  Grade  zu  erhöhen ,  dafs  sie  mit  jenen 
Verbesserungen  nicht  nur  gleichen  Schritt 
halten )  sondern  »ie  sogar  noch  nnteratUtzea 
konnten.  Mehr  als  jemals  empfahl  ich  in 
starkem  Portionen  Schwaden,  Salep,  Sago^ 
Eydottem  mit  und  ohne  Milch,  daawiachesf 
besonders  auch  Morgens,  Milchzuckergetrilnk, 
abwechselnd  mit  allen  oben  erwähnten,  baU 
mebri  bald  weniger  reizend  nährenden  ffab 
rungsto£Fen;  und  alles  dies  Wochen  nnd  Ms* 
nate  fortgesetzt»  war  zu  meiner  grofaen  Freif  I  ^ 
de  nicht  ohne  den  gewOoschten  Er£e||^|i( 
Denn  er  konnte  sich  nun  nicht  nur  mehraitftti 
Stunden  des  Tages«  sondeirn  nach  und  nacbl^ 
den  ganzen  Tag  aufser  dem  Bette  auihälte^rlie^ 


—    167    — 


etwas  mehr  Speisen  mit  Wohlgeschmack  ge- 
niefsen,  und  üe  auch  besser  rerdauen.    Be<« 
sonders  wurde  er  auch  geistig  belebter  nach 
jedesnaligem  Dampfeinathmen,  welches  nun 
auch  der  Menge  des    Eiters  Abbruch  thaty 
und  das  Athemhohlen    freier  machte.     Ob- 
giieidi  im  Anfange  der  mehreren  Bewegung 
in  der  Stube  das   Oedem    der  FUsse   insbe- 
sondere gegen  Abend  rermehrt  wurde,  so 
wirkten  doch  diedaswischen  angewandten  star- 
ken-Frictionen  mit  Ton  Mastix  durchräucher- 
ten Flimellflecken,  das  mehrere  Warmhalten 
derselben  9  die  Um  Wickelungen ,  so  wie  der 
^un  daswischen  gesetzte  Gebrauch  der  Chinti 
bald  günstig  dagegen;  so  dafs  jene  letztem 
Zeichen  der  allgemeinen  Erschlaffung  immer 
seltner  aichtbar  wurden.    Konnte  man  auch 
nickt  immer  die  Kraftzunahme  des  Körpers 
^ortachreiteolfl  bemerkeui  weil  'die  vorherge- 
Jiende  Abmagerung  zu  auflPallend  grofs,   und 
mier  Verlust  der  Stärkei  durch  den  noch  im- 
toier  betrachtlichen  Auswurf ,    der|doch  dem 
^suswisdieniiB  den  Körper  gebrannten  Nah- 
^vngsatoff  nicht  proportionell  war,  nicht  sq 
Q^eachwind   wieder    ersetzt  werden  konnte; 
ma>  bemerkte  man  doch  seine  rermehrte  Kraftv 
tlieils  durch  das  Geständnifs  des  Gefahls  da^ 
pTHkn,  theils  nach  seinen  Verrichtungen  wach- 
^mad.    Uetber  alles  lag  mir  nun  die  Verthei^ 


^    i68    — 

diguDg  der  Lungen  am  Herzen,  die  selbst 
wenn  das  Uebel  darinnen  auch  nicht  schon 
5o  tiefe  Wurzel  geschlagen  hätte,  als  es  doch 
nach    allen.  Symptomen  wirklich  statt  fand 

'  ---  durch  den  dazwischen  oft  unvermuthet 
eintretenden  Krampfhnsten  viel  leiden,  ja 
^eue  Entzündung  mit  ihren  Folgen  hervor«, 
bringen  mufste.  Aufser  jenen  verstärkten  und 
vermehrten  Einreibungen,  ging  ich  nun  zur 
schnellem  Erreichung  jenes  Entzwecks,  nicht 
länger  mehr  ron  meiner  schon  immer  er- 
neuerten Forderung  ab,  nemlich  am  Arm  ein 
Fontanell  setzen  zu  lassen,  welches  seither 
die  mannichfaltige  Besorgnils  des  Patienten 
itamer  abzulehne^i  suchte.  Es  war  aber 
meiner  Meinung  nach  um  so  nöthiger,  je 
gewisser  es  als  Ableitung,  Gegenreiz  und  als 
Mittel  zum  Fixiren  der  artbritischen  Beschwer- 
den, und  daher  als  wesentliche  Erleichterung 
des  Lungenabsatzes  und  jener  dadurch  ver« 
stärkten  fehlerhaften  Aussonderung  dienen 
mufste.  tjm  diese  noch  schneller  und  gründ- 
licher zu  entfdmen;  gab  ich  zuglaich  die  Myr- 

»  rhe,  das  Extract  der  polygalae  amarae  mit 
dem  Balsam«  tolutano  in  Pillen,  so  wie  die 
Oafoarille,  China  und  Altheewurzel  als  De- 
coct,  nebst  Wein,  Bier  und  den  kraftvollsten 
Fleischbrühen  fort^  theils  um  der  neuen  oder 
Wdtligstens  anhaltendein  purulentcn  Ausson- 


denme  rt  <£cs  i.ii:»»s .  -meis  «b  dflr  ^< 
~    f  read«  ia^  >ck  3iu«jl  «x^tit  : 

fortdaaemiie  As.  w^^^vz-t  c«  Zduisiniirrea. 

aber  vemeut  vejme.    ^'acai  exnigier   Zeit 
erfolgte  jetJcrdi  eia  SiC^x^ce&d  in  den  rorker 
fortschreitend    irvten   WiiuxiigcB«    der  £ifC 
swei  Monate  c-tacrte«     Der  Patient  ging  ia- 
.  dals   täglich   ia    fr^er   Luft  ^aciren.    oder 
.„^    fuhr  dazwiKJ;eiA  eicif  e  Siimden  aas,  wekJiea 
^    nur  immer  sehr  lajQj^sam   getehahf    wodurch 
'    er  ganx  besond^^rs  die  grölste  Erieichterwig 
des  Athemliofalenf ,  des  Hustems  nxid  des  Aiu- 
^  wvrfeSf  «ad  ein  wahret  Gefühl  ron  Kräften 
^  zunähme^    ^ei   verstärkter   ECiliut  empfand. 
L   Hierdurch  Teraolars^i  hatte  ich  schon  gera- 
,   tb^n,  mit  Ausoahme  des  fortznsetienden  Ein- 
^"nthmens  und  des  Wein*  und  Biergenusses, 
I     eii&Tge  Zeit  alle  andere  Arzneimittel  bei  Sei- 
te 2tt  setzeui  um  die  Wirksamkeit   der  Na* 
Curkräfte,  ohne  Ueberreiaung  eig^thiimliche 
fTbätigkeit  aursern  au  lassen;    als  das  Idils- 
-^  l^eschick  wollte,  dals  er  bei  einer  Spazierfahrt 
.    asvngeworfen,  und  so  sehr  dabei  auf  die  vier- 
^r  te  bis  sechste  Rippe  der  linken   Seite   ge- 


—  170  — 

drückt   wvrde,-  dafs    heftiger  Schoiens;  reif» 
mehrter  Husten,  blutige^  Auswurf,   sehr  b^' 
eDgter  Athem  und  anhaltendes  Fiebet  in  ho- 
hem   Grade    entstanden;    wodurch    ich   bsf 
stimmt   iimrde,     nm    einer    offenbar    neuen 
Entzündung  n^it  ihren  Begleitern  Tonuben« 
gen,    oder   sie   vielmehr   sogleich    bei  ihrer 
Entstehung  su  unterdritvlcen«  eine  AderJais 
am  linken  Arm  vornehmen  und  die  antiphlo* 
gistische    Diät   anwenden    zu    lassen«    Zwai 
lieis  bald  darauf  der  Schmerz  und  die  Ubrl« 
gen  mit  demselben  in  Verbindung  atelieBdei 
Symptome  nach«    Allein  die  Torhfmeganga- 
nen  glücklichen  Fortschritte  hatten  eine  sd^ 
che   Zurücksetzung   erlitten,  dab  alch  nack 
wenigen  Tagen   beinahe  dieselben  Erschai- 
nungen  wie  im  Anfange  meiner  Behandlung 
einstellten.      Einige   Wochen   darnach,    ab 
alich  dieser  Hauptsturz  gröfstentheila  wieder 
unschädlich  gemacht   worden   war^    ala   dif 
damit  in  Verbindung  stehende  mehrere  Ab« 
magerung   durch    obige   Restaurationamittd 
beseitiget,  und  Geiste>heiterkeit  und  selbü 
amtliche  Thätigkeit  wieder  eingetreten  tn« 
ren,  konnte  er  sich  schon  wieder   ohne  sHf 
Beihülfe  allein  in  freier  Luft  Bewegung  flu- 
chen,   und    durch    sie   jenen   Lebenabalsas 
einathmen,  der  insbesondere  bei  etwas  feachttf 
und  warmer  Atmosphäre^  sq  fühlbar  für  dei 


-   /7«    -    ,  ^ 

rankeOf  und  so^  ersichtlich  für  den  Ant, 
e  giinstigate  WirkuDj^D  in  Lungensuchten 
ilsert«  Da  der  eiterartige  Auswurf  nach« 
?fs  und  bei  wenigem  Husten  nun  nur  wäfs- 
^schleimige  Massen,  ohne  salzigen  oder  sills- 
:hen  Geschmack. ,  wie  öfters  Anfangs  ge« 
hah,'  heryorkamen,  da  Körper  und  Geistes« 
räfte  so  wuchs (»n^  dafs  er  seinem  Amt  Toll« 
>mmen  wieder  yorstehen  konnte,  da  er 
iswischen  kleine  Reisen  ohne  Beschwer* 
*n  machte,  Gesellschaften  auch  von  Ta« 
ikrauchem,  ohne  üble  Empfindungen  be^ 
ichte,  und  meine  Meinung,  dafs  jener  er^ 
er«  durch  zehen  Jahre  habitnell  gewordene 
:hleimhusten,  nicht  so  leicht  ganz  bekümpEt 
erden  wUrdOi  durch  mehrere  dergleichen 
ir  Vorgekommene  Beispiele  höhere  Wahr« 
ibeinlichkeit  bekam:  so  liefs  ich  ihm  alle 
rsneimittel  aussetzen,  und  nur  die  ange« 
esaenste  Diät,  und  dazwischen  die  Dämpfe 
itt  anwenden« 

Hierzu  kam  noch  die  Bedenklichkeit  bei 
ir,  dals  die  noch  längere  Fortsetzung  von 
em  phellandrio  aquatico,  dem  ich  zuletzt 
och  die  Folia  digitalis  purpureae  mit  dem 
[jrrbeosucker,  beigefügt  hatte,  in  einem 
liehen  Körper  rapider  consumirend  als 
irklich  heilend  wirken  könnten,  und  daja 
jie  angemessene   lestaurirende  Lebensarifi 


«p«    17*   *- 


mit  gehärigem  VerEalten  nach  Analogie  und 
Erfahrong,  nach  solcher  yorausgeschicktei 
Anwendung,  in  aolchen  Subjecten  aoi  gün* 
atig^ten  wirken  mufften. 

Die  mitten  im  Winter  eingetreten^  ab« 
.wechselnde  nafskalte  Herbstwitterung  9  die 
allgemein  catharrhalische  Zufalle  yerbreitetai 
Kufserte  auch  auf  den  immer  schwäGhlicheii 
Patienten  einen  widrigen  Einflufay  wodurch 
mehrere  ehemalige  bedenkliche  Symptome 
■urückgeführt  wurden,  und  eine  heftige  da# 
zugekommene  unangenehme  Qemiithsbews- 
.gungy  erneuerte  nach  einigen  Wochen  die 
bedenklichsten  Beschwerden  der  Lunge  10 
sehr,  dais  in  yiersehen  Tagen,  die  zeithff 
thatigst  durch  Unterstütauing  entgegenitre- 
bende  Maschine,  der  Allgemeinen  GonsuQ^ 
tion  auf  immer  unterliegen  mufste.  Die  p 
sehnlich  gewünschte  Leichenöffnving  woidi 
9um  Nachtheil  der  wisaenachaftUch^A  KnMH 
nid^t  (gestattet« 


-->  »75    -^ 


VI. 

Einige  Bemeijciingeii 

über 

•  *  '  , 

^as    herrschende   Nervenfiebdi'^ 

Yöitt 

Hrn*  Hofrath  WidninanB> 

ju  Eicbctfidt. 


W  ie  seit  mebretn  Jahteü  in  gahz  Deutsche 
land,  «o^  lien;schte  auch  vorzüglich  in  den 
letzten  jBwei^  Jahren  i8o5  ui^d  1806  das 
Nervenßebet  in  hiesiger  Gegend^  und  in 
höherem  Grade  in  der  Stadt  Eichstädt  selbst^ 
wo  es  jetzt  noch  nicht  ganz  vorüber  ist. 

Es  gehört^  wie  überall,  unter  die  Gattung 
Typhus  «*-  Schwäche  mit  mehr  oder  weni^ 
ger  erhuheter  Reizbarkeit^  und  konnte  nach 
seiner  Form  recht  passend  febris  nervosa 
l^nta  Burs^  genannt  Pferden  ^  indem  es  3  ««^ 


/■ 
\ 


^  —    174   — 

6—^7  Wochen  durch  wahrte,  ohne  Yon  ei- 
nem Apparat  der  ausgesuchtesten  Heilmittel 
zur  schnellem  Entscheidung  gebracht  werden 
zu  können. 

Eine  weitläufige  Beschreibung  desselben 
hier  aufzuführen ^  halte  ich  um  so  uberAüisi« 
ger,  als  es  ohnedem  schon  allgemein  be- 
kannti  und  sowohl  in  klassischen  Büchern, 
als  mehrem  Zeitschriften  z.  B*  forsuglich 
in  dieses  Journals  Tten  Bandes  istem  Stuck 
hinlänglich  beschrieben  ist:  Nur  also  was 
ich  auszeichnendes  dabei  bemerkte^  oder  in 
bemerken  glaubte^  und  welche  individuelle 
Ansichten  ich  hie  und  da  hatte,  soll  sor  all- 
gemeinen  Kenntnifs  dargelegt  werden* 

Dafs  dieses  Fieber  ansteckend  eei|  un- 
terliegt keinem  Zweifel,    denn ^ wenn   es  in 
ein  Haus  oder  in  eine  Familie  einbrech,  rer« 
schonte  es  selten  ein  Individuum  darin.;  dies 
galt  besonders  von  Jüngern  Subjecten,  iltere 
wurden  sehr  selten  befallen«     Die  minerat 
sauren  Räucherungen  halfen  nicht  gegen  sei- 
ne Verbreitung;   bei  «einer  Familie  von  aekt 
Kindern,  liefs  ich  sogleich  hei  dem  Erkran- 
ken des  ältesten  Sohns,   die  übersalManr^ 
Dämpfe   täglich    zweimal   in   drei   Zimmern 
machen,  und  doch  wurden  alle,  bia   auf  ei« 
nen  einzigen  Sohn,  von  der  nen^lichen  Krank- 
heit befallen!  £s  starb  zwar  keines  davon^ 


# 

—   175     —  * 

•wohl  besonder«  swei  Mädchen  seht  schwer 
id  hartnäckig  darnieder  lagen,  ob  aber  die 
iiren  Räucherungen  einen  bedeutend  heil- 
nen  Antheil  daran  hatten?  -^  wage  ich 
cht  zu  bestimmen. 

Dieses  Contagiose  des  Fiebers,  über  des- 
n  Natur  und  Vehikel  ich  keine  Vermuthung 
geben  will,  war  indessen  gewiss  eine  yor- 
glichere  Ursache  der  allgemeinen  Verbrci-/ 
ng  der  Krankheit«  als  die  Constitution  der 
ift  und  Witterung,  oder  gar  ein  -  durc^ 
ibekannte  Zusammentretung  entstandenes 
iasma!  Und  es  ist  wohl  keinem  Zweifel 
kterworfen,  dafs  der  lebende  Organismua 
I 'solcher,  und  nach  den  Verhältnissen  un- 
r  sich,  gröljern  Antheil  an  diesen  nerrö- 
n  Epidemien  hatte,  als  der  indifferente 
{rige  Weltorganismus,  oder  der  eigentlich 
BT  betrelFende  Theil  desselben«  So  hatten 
iO  die  Kriegsdrangsale,  Furcht,  Plagen  und 
vgBa  fiir  den  Lebensunterhalt,  der  Trans- 
it und  die  Einquartirung  kranker  Solda«- 
1,  den  sprechendsten  nachtheiligen  Ein-^ 
Cs;  ao  wurden  in  hiesiger  Gegend,  m  drei 
Tten,  durch  welche  ein  kranker  Russe 
insportirt  ward,  in  Jedem  Hause  die  Leu« 
krank,  in  welchem  er  einquartirt  war! 

Mangel    an    guter  Kost,    an    gesundem 
sr,   an  Reinlichkeit ,   bereiteten  eben    %o 


I 

I  .      > 

bestitniAt  zu  diesem  Fieber  vor ;  daher  ei  in 
id^n  HUtten  armer  und  jüittelmäTsii^er  Leute 
ßiiii  häufigsten,  in  den  Wohnungeti  der  ReU 
;cken  am  seltensten  Vorkam. 

Welchen  Einilu(s  die  fViueruHg  und 
^yitmosphnre  hatten?  —  Beim  sthönsten  Mai 
dieses  Jahrs  mit  meistens  heiteirn  schSneA 
Tagen  ^  bei  einer  mittlem  Temperatur  yoi| 
4. 18  Graden  Reaum.  und  einem  Barometer« 
atand  von  ^6  Zoll  Par.  16  Liti.  welcher  hier 
auch  als  der  mittlere  Stand  überhaupt  kanm 
angenomiheu  werden,  ware^ii  und  wurden  die 
tneistenMenschen  krank.  Indessen  imDecemb. 
18059  wo  es  die  meisten  Tage  schneiete^  wo 
die  mittlere  Temperatur  3  Grade  tuiter  dein, 
Gefrierpunkt  hatte,  nhd  der  Barometerstand  ' 
im  Durchschnitt  genommen  tiefer  war^  fehU 
te  es  a^ach  nicht  an  Nervenfieberkranken^ 
Beim  übelsten  Wetter  besserten .  sich  die 
Kranken^  gesunde  wurden  krank  beim  be- 
sten! -^  Freilich  möchte  es  vo^üglich  der 
Wechsel  der  Witterung  seyn,  der.  Krankhei- 
ten herbei  führt?  aber  welches  Verhältnif^ 
Sehen  wir  zwischen  dem  Stand  und  Wech-«' 
sei  der  Witterung  >  und  dem  Karakt  er  der 
Krankheiten?  So  viel  ich  mir  schon  mit  me« 
teorologischen  Vergleichungen  Mühe  gab> 
ein  bestimmtes  Verhältnifs  koiinte  ich  zwir 
sehen  Krankheiten  und  Witterung  doch  nie 
*  ,  her- 


—    177    — 

heransbringen ;  an  ein  Ca^alitätSYerhälAiGi 
ist  aber  gar  nicht  zu  deiÜLen»-  •  Dals  indessen 
die  Mischungen  der  Atmosphüre,  ,die  Win- 
de, Wärme  und  Kälte,  Feuchtigkeit  und 
Trockenheit  der  Luft  bedeutenden  Einüuls 
auf  unsere  Gesundheit  haben,  den  allerbe- 
dentendsten  aber  auf  Brust*  und  Hautkrank« 
heiten,  ist  wohl  ganx  gewifs;  aber  eben  so 
gewiis  ist  es,  dais  diese  EinRüIse  von  deib 
lebenden  Organismus  .auf  die  yerschiedenav- 
tigste  Weise  eingeschränkt  werden,  so  wahr« 
baft  wir  nur  dadurch  leben,  dals  wir  nnse« 
re  Individualität  gegen  die-  itifsern  Stürme 
behaupten.  Was  übrigens  die  feinertf  che- 
mis<4|en  Mischungen  der  Atmosphäre  betrift, 
so  halte  ich  es  für  um  so  gewagter,  sich  auf 
'  selbe  zu  berufen ,  je  Y^eniger  wir  daron  mit 
Grunde  wissen! 

Der  Hauptformen  dieses  Nerven£ebecs 
waren  drei:  Eine  mit  hastigen,.  uni;eg^J[- 
mälsigen  Bewegungen  4ea  Körpers  und  -  der 
Seele  ^—  febiis  nervosa  «^yersatilis  — ;  dabei 
erinnere  ich  mich  nicht  einen  in  seinem 
Rhythmus  ungleichen  Puls  bemerkt  au  habe?, 
er  war  >  nuT'i  immer  mehr  und 'weniger  ge- 
schwind, xseistens  schwach,  klein,  manchmal 
auch  voll,  ^och  dies  nie.  lapg^.  .  JEine  zweite 
Form  des  Fiebers  war. die  mit  Empfindungs- 
losigkeit —  febr.  neicv«  stHpidfi  ~  und  die 

Joium.  XXYI.  B.  9.  8r.  M 


—    178    — 

iriue  die  eigentlich«  febri«  nenrosa  lenta, 
wo  die  Kranken  ault er  grolser  Abgesefalagen- 
^heit  und  etwas  eingenommenem  Kopf  \nit 
leichten  nächtlichen  Delirien,  nichts^  was  man 
eigentlich  noch  nerrot  nennen  konntei  klag- 
ten. 

Complicationen  dieses  Nenrenfieben  wa- 
ren nicht  häufig.    Die  gewöhnlidiste  war  mit 
Brustaffectioni  yorziiglich  im  Frühjahre  1805. 
wo   auch  die  Temperatur  der   Tageaseiteui 
Torzüglich  in   der  letzten  'Hälfte-  des   Min 
und   ersten   des   Aprils,   auffallend  Terschie* 
den  ^aren*  Die  Hauptbehandlung  blieb  da- 
bei immer  reizend;  nur  wurde  auf  die  qaa» 
litative  Reisverscbiedenheit  der  Antinioniat 
mittel,  und  der  Senega  rorziiglichere  R&ck- 
sieht    genommen.      Einmal    hatte    ich   eine' 
Complication  des  Nervenfiebers  mit  Lebcf- 
äffection  bei  einem  Mädchen  von   iß  Jahres 
XU    behandeln;     die   Lebergegend    war  tt 
fiber  den  Magen  hin   gespannt  und   an^a- 
trieben ,  empfindlich  bei  jeder  Ber&hmng,  jda- 
bei  ein  quälender  Husten,  und  die  an&eiiBi 
allgemeine  Schwäche:  es  war  In&rctua  hcpi*] 
tis  ex  atoniai    oder  eine  sogenannte 
nische  Leberentziindung;  China  in  ^ubttaivl 
mit  Calomel  zu  2  Gran  pro  Dosi^  und  Kflf*[ 
miner.  i  Gran  alle  2  Stunden  gegeben^  n^j 
äufsem  flüchtigen  Einreibungen,  hoben 


—    179    — 

$en  Zustand  nach  2  Tagen.  Eine  wahre 
athenische  Entzündung  sähe  ich  bei  .diesem 
Fieber  niemals  vorkommen. 

Gegen  JVürmery  die  selten  eine  bedeu- 
tende Rolle  spielten,  unternahm  ich  nichts 
weiter,  als  dafs  ich  yoijßUglich  die  Valeriana 
^it  den  übrigen  Reizmitteln  beibehielt,  und 
die  Einreibungen  statt  des  igewöbnlichen 
Oers  mit  dem  Oleo  Xanaceti  yermischt  an* 
..wenden  liefs.  .       ■  \ 

P^iji  dieses  ?id)er  so  lange  dauerte^  so 

.'hartnäckig  schleich^d  blieb|  gereichte  frei- 

tech  der  jCuost  zu  Jceiuer  grofsen  Ehre!  -^ 

mfen^  erst  nach  Swöchentlicher  Anwendung 

der  bekannten  wirksamsten  Heilmittel  diese 

Krankheit  einen  noch  kaum  spürbaren  Schein 

^yoa  Besserung   gab,    wie   zweideutig  .ist  da 

die  Entscheidung    — *   welchen    Antheil    die 

Hfeilmethode,   und  wejicheli  die  Naturkräft^ 

an   der  heilsamen  Umänderung  hatten?  — - 

Kennten  wir  die  wesentliche .  ^Beschaffenheit 

dea  leidenden  Organismus 9  wUIsten'  wir  wel- 

.c^e  Abnormität   in  dynamischer  und  mate- 

.ric^er  Rücksicht  im  sensiblen  Systeme  für 

^ge|[ettwärtigen  Fall    obwalte,  und   wäre  uns 

^ie    bestimmte   weaei^tliehe   ^Wirkuii^sweiae 

der   Arzneimittel  bekannt,    so  müFsten   wir 

^eilich  diese  Krankheiten  in  so   Y^el  Tagen 

.  ]ieiiefi|  als  lyir  jetzt  Wochen  dazu  brauchen! 


—    16«    — 


1 


ner  Reeonvaleseenz  eitaieh  Pairotis,  wo  er 
schon  keine  Ärsnei  m^hr  ndiih;  er  brauchte 
äulserlicb  bloa  das  Empl.  DiacliyK  c;-  die  Ge- 
schwulst eiterte ,.  brach  toh  selbst  auf,  heil- 
te, und  der  Knabe  jging  ohne  wintere  Ifit- 
tf  1  täglich    mehr  eeineir  Gestmdlleit  en^«- 

gen.  ~    • 

MucUosigkeü:  dfer  Kranken   wte  ftber« 

haupt  genommeii  so    wenig  ein  Sblea  Pro- 

gnostikon  als  Hofnung  und  GleiohgüUigkeü 

ein  gutes.    Um  diesem  Zustand  als  Zeichen 

einen  Werth  zugeben,   glaube  icA  folgeii*- 

des  bemerken  su  miissta,  lat  diö  MatUosig* 

keit  Folge   des  Temperaments,  ttitt  sie  bei 

sonst  furchtsamen,  das  Leben  un'd  die  Oe- 

sundheit    SngstUch'  scheuenden    Mensckefli 

worunter  yonBilglieh    die  aangnii&iachen  j||e- 

hören,  im  Anfall  der  Krankheit  eiü,  aö  wlrl 

sie,    caeteris  paribus,  keine  YorsBglich  Sbk 

Bedeutung  haben;   so  sähe  ich  Kranke,  die 

mir  beim  Eintritt  vor  Angst  deä  Todes  en^ 

gegen  weinten  und    zitterten,    nhd  daa  bei 

wiederholten  Besuchen,  ohne  anlaerordrtitli' 

che  Zufälle  wieder  gesund  ^erdäü;'  sie  hU' 

ten  aber  yon  jeher  auch  Hasenherzäa! 

Ist    aber   die   Muthlösigkeit    Folge  de 

heftiger  angegriffenen  Seelenorgi^s,  ttitt  v^ 

.  bei  Leuten  ein ,  die  gebildefeii  Verstfand  h^ 

1^%'n,  und  sonst  nicht  g^e  die  le^st^n  iial 


—    185    — 

erfolgt  «nWillkUhrliches  Thrineii  der  ^ugen, 
wie  wir  ein  solches  bei  vom  Schlage  getrof- 
fenen bemerkem ,  so  leidet  sicher  dar  Ge- 
hirn im  Yorzuglichen^  Grade,  und  dann  ist 
ein  lolqh^  Zustand  xwar  kein  sicher  be- 
stiäimendea,  aber  dock  unter  andern  ein  gef* 
wifs  sehr  übles  Prognostikon!  Zwei  Männer 
sähe  ich  so, ^gleich  im  Anfnge  des  Krank- 
heit mit  Furcht  befallen»  und  Thranen  ver- 
igiefiend,  in  den  kefcigsten  6l:«d  des  Ty^htts 
sinken,  und^— -  sterben« 

Das  Umgekehrte  mö.dite  Ton  Hofnung 
und  GleichgüUigkeii  gelten:  sind  sie  Pol- 
gen des  Templ^raments,  so  haben  sie  auf 
eine,  günstige  Vorhersagung  überhaupt  wenig 
Ein  Aula;  ich  sähe  Kranke  mit  gutem  Muth 
und  Hpfnungy  bei  »weckmifsigst^r  Behand- 
lung sterben;  sind  sie  aber  Zustände  etnisa 
sich  seiner  Kraft  noch  bewufsten  Seelenor^ 
gans,  so  ist  daraus  immer  auf  guten^  Aus- 
gang KU  sctdiefsen.-  Freilich  mufs  dabei,  wie 
es  immer  aeyn  sollte  9  nie  auf  ein  Zeichea 
allein^  sondern  auf  das  Vorbandenseja»  und 
die  ^eschafiPenheit  aller  gesehen^  und  mit 
Kiinstler&berlegun^  darüber  gerichtet  weiw 
den! 

Meine  Behandltin|[sweise  des  Nerrenfia« 
bers  war  yon  der,  trotz  aller  transcenden- 
xeaa  und  aublttjqiaria^en-  thtologis^-  mytti- 


—    x84    — 

$chen  und  philosophischen  Theorieiiy  dock 
zieoniich  allgemein  angenommenen,  nnd  im 
Grunde  doch  nur  empirischen  nicht  verschie- 
den. 

f^alerianaj  Arnicay  SerperUar,  t^irg»  Ur 
quor  anod.  Naphta^  ,  Opium y  China  etc. 
waren  auch  meine  currenten  Mittelt  seltner 
bedürfte  ich  des  Camphor^s  und  Mouhus 
*r  weil  ich  meis(e|is  mit  den  ersteren^chon 
atfskaip;  dabei;  wurden  äufsere  Reismittel 
als  flüchtige  Einreibungen  y^eiica^or,  SiM* 
ptsrßen  auch  nicht  vergessen« 

Die  China  wurde  gewöhnlich  erst  nadi 
yorausgeschickten^ejcÄwiixi2e/i  (ein  Ausdruck» 
der  mir  besser  gefällt ,  9}%^ flüchtige}  Reis-, 
mittein,  wenn  die  Reisbarkeit  schon  mehr 
herabgestimmt,  und  die  Schwäcsho  des  "Wir* 
kungs Vermögens  mehr  vorstechend  war,  an- 
gewandt; sie  that  aber  auch  öfters  in  Sub- 
stanz und  pecoct,  besonders  bei  der  je&i" 
gen  scheinbaren  Abnahme  der.  Epidemb 
gleich^  im  Anfange  der  Krankheit  gegeben 
wo  erst  blose  Schwäche,  Abgeichlagenheit 
etwas  eingenommenet  Kopf  ansprach,  sekj 
gut;  manchmal  wurde  ihr.,  ein  Brechmittil 
vorausgeschickt;  während  ihres  Gebrauch 
entstanden  Schweüse,  die  Kräfte  stiegen,  us' 
die  Kranken  erholten  sich  in  wenigen  Ti*] 
gen;  daneben  wurde  Wein,  gute 


^    i85    —. 

li^en  gereicht 9  und  zeigte  sich  während  ihres 
Gebrauchs  Diarrhöe,  so  wurde  diese  durch 
beigegebenes  Opium  gehoben.  Freilich  ge- 
lang aber  diese  Unterdrückung  des  yollen 
Krankheitsausbruchs  nicht  allemal!  — 

Die  Serpentaria  konnte  durch  Valeria- 
na und  Arnica,  so  sehr  ich  solches  aus  Pa- 
triotismus wünschte I  nicht  erseut  werden; 
Shr  belebender  Heii^  auf  das  sensible  System 
war  in  viel  yorxüglicherem  Grade  heilsam^ 
mnd  auffallend.  Eben  so  wenig  taugte  die 
Radix  CaryophyÜatae  für  ein  hinlängliches 
Surrogat  der  China« 

Bei  einigen  Kranken,  welche  schon  län- 
ger darnieder  lagen,  imd  wo  die  Schwäche 
das  Wirknngsvermögens  achon  mehr  als  die 
erhöhte    Reizbarkeit    hervortrat,    gab    ich 
Bebst  den  Übrigen  Arzneien  Opinm  in,  sehr 
gemäfsigten  Gaben,' eigentlich  um  ihnen  das 
;«chmerahafte    GemeingefUhl ,    .  das     Gefühl 
/der  Mattigkeit,    welches  sie  nun  .bei  meh- 
rerm   Bewufstseyn    yorzttglich  .  quälte,,  zu 
.lindem,  aber  nun  erfolgte  öfters.  Erbrechen, 
^trots  eines  gleichseitigen  China-  itpfl  Zimmt- 
jg4Bbrauchs!  Als  ich  das  Opium  wegUefs,;  hör- 
.te  das  Erbrechen  auf,  «-*  W v  hier  der  Reiz 
.jdes  Opium's  zu  stark  für  den  Magen ^  was 
^das  wahrscheinlichste  ist^   od^r^swar   dieses 
JErb^ech^  als  Folge  der .  BjicJKjfftfi^UDg  4e$ 


-»    i86    — 


Tom  Opium  eigendij  afficirtea  Gehinu  «a* 
lusehen?  -— 

Von  dem  Moschus^  diesem  so  thenreft 
und  so  oft  Terfälschten  Mittel!  habie  ich  bei 
der  mir  möglichsten  Sorgfalt  fär  sei&e  Gflt» 
noch  wenig  hefilsame  Wirkungen  im  Neu 
Tenfieher  gesehen!  Videmnt  alii!  —  Ich  gab 
ihn  zu  2,  XU  5»  xu  lo  Gran  pro  Dosi,  gsB 
ihn  in  dem  yon  dem  m^^isten  TherapeutiK^tn 
geschilderten  adaeqaaten  Zttstand  eriiöhter 
Reizbarkeit,  beim  härtlichen,  geachwindea 
Pulse,  Gliederxittem,  Flechsenspringen,  bei 
Gongestionen  nach  dem  Kopf,  rothen  Au« 
gen,  grofser  Unruhe,  vielem  Phenttsieren: 
JNTie  kann  ich  leider!  sagen,  dafs  ich  eine 
auffallende  Wirkung  davon  gesehen  hätte! 
Vielleicht  Ut  es  schon  zu  spät,  wenn  er  eitl 
in  diesem  hohen  asthenischen  Zustand  ange- 
wandt wird?  Allein  wer  saudert  nicht  gemv 
mit  einem  so  kostbaren  'Mittel?  Und  welok 
«ndere  Anieigen  fordern  aeine  frühere  An- 
wendung? «— 

Bessere  Bewahrung  der  Heilkraft  dsi 
Moschus,  fand  ich  bei  dessen  Anwendung  ifl 
nicht  fieberhaften  idiopatisch-convulaivischea 
Krankheiten  s.  B.  im  Krampfhuaten  u.  a 
Ob  indessen  Mosdius  nicht  überhaupt  dorck 
unsere  übrigen  vielen  Reizmittel  ganz  entbeltf*; 
lieh  gemadit  -jrerden  kpnnte?    und    ob  if 


nlcBf  efner  Behersigung  werth  ist^'wiu  von 
Mederer  in  seiner  Anrede  an  die  K.  K, 
Feldärste  über  yemünftige  Wirthschaft  mit 
Arziieien^  1796,  fagt?  —        *' 

«Welcher  gute  W|rth  wird  nicht  den. 
»wohlfeilem  stinfcenden  j4sand  atatt  dem 
»theuren  Matohus  iiehmea,  ^derldieaem  doch 
»dens<alben  beisetzen^  wenn  man  aolchen  fiir 
»unentbehrlich  halten  sollte,  um  damit  di« 
#0ieure  Gabt»  deaaielben  s«  vundÄi?» 


.  V 


■»     V 


-.1 


188 


'    V 


.  S  e  me  r  k  n  n  g  a  a 

über 

das  -'Zah&en'    der     Kinder; 

Vom 

Hrn.    D  r.   M y  1  i  u  s, 

FuTfd.    Rtth   stt   Lahr   im   Brebgaa. 


deit  Wfchmann  in  8einoa  Ideen  stur  Dia« 
goostik  das  Zahnen  der  Kinder  aus  der  Rei- 
he der  Krankheitsursachen  .  verbannt,  und 
blos  als  physiologisches  Ereigniis  hat  be- 
tracEtet  wissen  wollen,  haben  mehrere  Aerwm 
te  diese  Behauptung  Wichmanns  bestritten» 
Ein  Gegenstand  der  Arzneiwissenschaft^ 
'der  einen  angesehenen  Arzt  j^ider,  und  an- 
gesehene Aerzte  für  sich  hat,  mnfs  nach, 
adlen  möglichen  Ansichten  dargestellt  und 
betrachtet  werden,  wenn  jsndlich  mit  Zurcr- 


6-    i89    — f 

lass.igkeit  darüber  entschieden ,  und  das  Ur« 
tlieil  als  LehVsatz  soll  aufgenomtnen  werden 
kSnnen.  Ich>viil  deswegen  auch  das  weni- 
ge, was  ich  zft  diesem  Streite  zu  sagen  weifs, 
meinen  Herrn  Coli egen  in  nachstehendem 
Yortrageii.       '   '     ' 

Man   sieht  Kmder     während    des  Aus- 
bruchs der  ZähnregePahi^lich  krank   w^rdoni'^ 

*nnd  siebt   Kinder   während  -des'  Ausbruchs 

» 

dcY  ^'ähne 'steA'fen'^' -  und  dodi  kann^  nachi 
medizinischen  Grundsätzen  y.  das  mechanisch 
gereitzre  oder  entzündete  ZahnßeiscK  '  nicht 
als  die  Ursache  dieser  gefährtichön  ZufälPs, 
odet  des  Todes  angesehen  Verden,'  ein  Um- 
stand, den  selbst  die  Gegn'er' 'Wich inanns 
«ingestehen;    ■ 

Es  ist  also  die  Frage  zu  lösen:  Woher 
entstehen  die  gefährlichen  Zufälle  beim  Zah- 
nen, u'nd  wodurch'  erfolgt  in  manchen  Fäl- 
ieh  der  Tod? 

"'  Na)ch  fneiti'en  Beobachtungen  ^ind  eon- 
sensuelle Affettionen  der  Eingeweide,  vor- 
züglich derer  des*  Unterleibes, '  und  unter 
diesen  am  öftersten  der  Gedärme  und  d^r 
'Leber,  hieyon  die  Ursache.  Auf  die  letzte- 
ren, nehmlicä 'der  Leber,  wünsche  ich  be- 
sonders  meine  Herrn  Collegen  aufmerksam 
zu  macheui  weil  in  keinem  mir  bekannten 


, Wecke  -über  JUnderkranUieifeeii,   ihrer   ab 
Fol|;e  de$  Zahnens,  Erwähnung  geschieht.  . 

Ich  habe  diese  Krankheit  gewÖhnlic{i 
imter  folgenden  Abstnfongen  gesehen« 

Entv^ed^r  ist  die  Krankheit  gelinjle :  di(i 
Kinder  haben  Dnrchfall,  die  Excremente 
sind  grifn,  mit  Galle  iiberladen^  der  Pnis  ist 
wenig  verändert  9  und  aniser  etwas  Mattig- 
Ifeit  befinden  sie  sich  leidlich.  Mit  doffk 
Hervotbrechen  der  2^ahne  verlieren  sich  die- 
se  ZuiSUle« 

Die  Leber  scheint  hier  in  einem  gercM- 
«ten^  ich,  machte  lieber  sagen. rei^areren^  gC' 
schwächten  Zustande  zu  seyn,  sie  sondert  2a 
.viel  einer  ^dünnen  Galle  ab.  . 

Oder  zweitens,  die  Krankheit  ist  bedeo,- 
,tender : .  die  kleinen  Kranken  sind  verstopft, 
die  Excremente  sind  strohgelb,  aschgrat^ 
oder  weils;  es  wird  selten  und  wenig  eines 
stark  gefärbten  Urins  gelassen ,  es  ersc][^ 
nen  gaatri^e  Symj^tome^  die  Elslust  ver^- 
schwindett  die  Zunge  ist  belegt,  die  .Kran- 
ken brechen  die  aufgezwungenen  Speisern 
wieder  von  sich,  sie  ^ind  sehr  matt,  der  Kopf 
ist  eingenommen,  der-P^U  ist  kleiner  un^ 
schneller  als  ^gew^hnliph,  und  es  stellen 
sich  in  cliesec^  Gtade  der  Krankheit  gerne 
Convulsionen  ein« 

Ein   krampifhafter  Zustand   scheint    die 


—    191     — 

AnsftihnuigigSnge  der  Galle  zuifa  Theil  oder 
ganz'zu  verschliefseii«  Die  gastrischen  Ziik^ 
£ille  siad  alf  morbus  secnndarius  anzusehen« 
Das  Verdauungsystem  scheint  in  Unthätig« 
keit  zu  yerjfallen,  weil  ihm  unter  diesen  Umj!- 
ständen  der  Reiz'  der  bittem  Galle  fehlt; 
Die  gehörige  Absonderung  des  Magen«  und 
'Darmsafts,  und  selbst  -die  wurmfi^rmige  he>* 
wegungy  scheinen  diesen  Reiz  zu  erfordern» 

Oder  es  stellt  sich  Stens  der  gefährliche 
ste  Grad  der  Krankheit  ein.  Aulser  dem 
Mangel  an  Leibesöffnung,  der  nemlicheü 
Beschaffenheit  des  Urins  und  der  Ezcremen« 
te  und  den  gastrischen^  Symptomen,  m<e 
im  Yorigen^  liai^en  die  kleinen  Kranken  bat« 
täubt,  in  einem  schlafsüchtigen  Zustande  7 
der  Puls  ist  entzündlich  fieberhaft,  der  Durst 
grofs,  consensueller  Husten  Und  Erbrechen, 
das  Athemholcin  mühsam,  die  u,ntere  Rippen^ 
gegend  der  rechten  Seite,  besonders  gegen 
den  Magen  hin,  ist  aufgetrieben,  beym  Druck 
sd^mei:zhaft>  mehr  wenn  dii^  convexe,  und 
weniger  wenn  die  concare  'Fläche  der  Lc^ 
ber, leidet.  Die  Krankheit  ist  jetzt  sympto^ 
znatisohe  Leberentzündung  ^)* 

*)  Wem  etwa  der  Autdruck«  t^mptamatUe&e  oder  eott* 
4ensueiie  finUuodung  An»töl!si|;  ieyn  solhe,  den  bit^a 
ich  xti  bedenken«  dafs  auch  nach  Kopfw^unden  symp^ 

•    tomtti#che  LebereaUundungen  sntttehtoo. 


Die  tiefe  Betirubung^  in  diesem  Grade 
Krankheit,  unterscheidet'  sick  von  der 
nervösen  Betäubuog  dadurch^  dafa  hier  das 
"Gehiir  nicht  geschwächt  ist;  zugleidi  beleh- 
ren der>  in  -  Rücksicht  des  Alters,  'folle, 
#tarke ,  und  unter  dem  Fingerdruck  nicht 
Verschwindende  Puls,  und. die  beträchtlichen 
•Muskelkräfte,  dafs  man  weder  asthenische 
Krankheit  noch  asthenische  Coidplication 
fov  sich  habe.  Diese  Betäubung  acheint  den 
'bekannten  Consensus  zwischen  Kopf  und 
lieber  cur  Ursache  zu  haben«  .  Ich  habe  nie 
-weder  die  Farbe  der  Haut;  noch  die  Gon- 
^nctiya  merklich  gelb  gefunden;  vielleicht 
WÖil  die  Galle  im  kindlkhen  Alter  noch 
nicht  sehr  dunkel  an  Farbe  ist.  W.enn  nen- 
gebome  Kinder  so  stark  mit  Gelbsucht  be*  ' 
fallen  werden,  so  möchte  ich  nie  dieses  da- 
her erklären,  weil  das  Blut  dieser  Kinder 
i  moch  mütterliches  Blut,  und  die  daraus  ab- 
\  gesonderte  Galle  noch  mUtteriiche  Galle  ist» 
\  '  Behandlung.  Der  erste  Grad  der  Krank- 
iieit  erfordert  selten  Arzneien;  sollte  man 
sjber  doch  etwas 'geben  wollen,  so  vermin« 
dert  Opium  in  kleinen  und  dem  Alter  an- 
gemessenen Gaben,  die  krankhaft  erhöhte 
Reizbarkeit  der  Leber.  Auch  den  gällichten 
Durchfall,  wenn  er  anhaltend  und  entkräf- 
tend ist,  hebt  dieses  Mittel»     Nur  hüte  man 

sich 


—    193  .— 

sich  die  gälliolften  Ausleerangen  als  lodica- 
tionen  zum  Brechen  oder  Laxiren  ani^sehen. 
Täglich  etwas  Wein  in  dieser  Periode  der 
Krankheit  gegeben,  ist  nützlich. 

In  der  aten  Stiife  der  Krankheit  sind 
wanne  Bäder,  innerlich  Opium,  ein  Liniofent 
mit  Laud.  in  die  rechte  Unterri^pengegend, 
die 'Heilmittel.  Man  lasse  sich  durch  die 
gastrischen  Zufälle  nicht  täuschen ,  und  zu 
Abfuhrungen  rerleiten,  denn  diese  sind  blos 
cpnsecutie*  Eintretende  Convulsionen  in 
Begleitung  der  gastriiichen  Zufälle  können 
auf  den  (.redanken  bringen,  dafs  eine  gastri« 
sehe  Ursache  zum  Grunde  liege,  allein  die 
FarBo  und  Beschaffenheit  der  Ezcremente 
und  des  Urins  werden  dfsn  Arzt  zurechtd 
leiten.  Ist  in  diesen  Convulsionen  der  Puls 
fieberhaft,  so  werden  sie  durch  Quecksilber 
gehoben. 

Im  3ten  Orad  der  Krankheit  ist  das 
Quecksilber  das  Hauptmittel,  und  unter  allen 
Quecksilberpräparaten  leistet  das  versüfsto 
Quecksilber  die  schnellste  Hülfe.  Ich  gebe 
Kindern  Von  i  bis  3  Jahren  2  —  3  Gran  in 
i2Stunden,entwederblosmit  Syriip  vermischt, 
etwa  so  :  ^^  Mercur.  dulc.  grjjj.  Syr^SimpL 
§f.  M.  D.  S.  Alle  Stunden  i  Caffeelotfel 
voll, wohl  umgeschüttelt;  oder  ^  V  comun.^^» 
Mprcur.  dulc.  grjji.  GL  arabic.  5/.  Syr.  SimpL 
§^.  M.  D.  S.  Alle  Stunden  i  Elslöffef  voll, 
wohl  nmgeschiittelt.  Doch  die  Formel  hangt 
von  dem  Beliebai  des  Arztes  und  der  Nei- 
gung des  Kranken  ab.  Dieses  Mittel  hat  au« 
gleich  das  Vorzügliche,  dafs  es  weder  riecht 
noch  schmeckt  und  den  Kindern  leicht  bei- 
zubringen ist.  . 

,  Die    angegebene  Heilart  ist    zwar   nur 

lovra.  XX^.  B.  X  St.    *  N 


/ 


I 

^    194    — 

frjipptoinatiscil  und  kann  auch  nichts,  weiter 
teyn,  weil  wir  die  Ursache,  den  Zahnreiz, 
nicht  wegschaffen  können;  allein  wir  bewir- 
ken doch  dadurch  eine  Milderung  der  Sjmp« 
touie,  und  entfernen  die  Gefahr,  bis  nach 
und  cach  die  Zähne  durchgebrochen  sind* 

Meine  Meinung  über  das  Zahnen  als 
Krankheitsursache,  ist  ohngefähr  folgende: 
das  Zahnen  ist  zwar  ein  physiologisches  Er- 
eile ifs^  und  bei  weitem  nie  mei^tep  Kinder 
bekomcnen  ihre  Zähne,  ohne  daron  zu  er« 
kranken;  allein  es  ereignet  sich  doch  in  dei 
Menge,  dafs  bei  einer  besondern  Anlage^  des 
kindlichen  Körpers  dieses  Ereignifs  patholo- 
gisch wird  und  Zufälle  veranlafst,  die  die  Ge- 
sundheit stören,  uud  das  Leben  in  Gefahr 
sf^tzen.  So  ist  das  Gebähren  auch  ein.  phy- 
siologisches £reignifs,  und  die  meisten  Wei- 
ber geb'ähren  ohne  ärztliche  Hülfe;  allein  es 
giebt  doch  mit  unter  Fälle,  die  das  Leben 
der  Mutter  oder  des  Kindes,  oder  beider  zu- 
gleich, in  Gefahr  setzen,  und  die  die  Hülfe 
der  Kunst  erfordern. 

Von  der  Zahnrühr  und  der  consensuel- 
len  Gedärmentzündung  durch  Zabnreiz,  als^ 
mehr  bekannten  Krankheiten,  will  ich  nur 
noch  erwähnen,  dafs  in  diesen  beiden  Krank- 
heiten, als:  einer  Ruhr  und  einer  Gedärm- 
entzündung sine  materiey  zusammenziehende 
Mittel,  z.  B.  Alaun  in  Verbindung  mit  Opium 
und  scbleimigten  Dingen  die  Mittel  sind,  de- 
ren ich  mich  mit  erwünschtem  Erfolge  be- 
diene. 


I 


.  / 


—    195    — 


Inhalt* 


« 


Seitf« 

FiDger^aig  su  dem  hoTiiöopatbitche&  Gebrauch 
der  Arsoeien  in  der  bisherigen  Praxis^  Vom 
Dr.  Samuel  UafmaAiähn,  .         •         •        •         ^ 

,     Gedankett   über    das  Kindbettfieber«  •  Vom  Dr. 
C  E,  Fischer,    vorm J.  Herzog],  Weimar.  Hof- 
rathe  und  Prof.  2a  Jina.         ^        ,         .        «44 

[L    Versuch  über  dio  Natur  der  innem  Blutador-    "" 
knoteo   als  eine   der  vorzüglichsten  Krankheiten 
des  Bluudersyatems«  Vom  Dr.  Dürr,  in  Pegati.      S9 

V.  ,  Heilmethode  des  Keichhusteni  nach  eigenen 
Erfahrungen.  Vom  Dr. ,  Immanuel  Gonlieb 
Knebel,  pracdschem  Arzc  2U  Görlitz.     .         .         i%j 

^  Bruchstücke  der  Behandlung  einer  chronischen 
Schleimlungenschwindsucht.  Vom  l^i,  G.  P« 
Joerdem,  Stadcphjsicuf  au  Hof.    «         •         •         i5r 

71,    Einige   Bemerkungen    über    das    herrschende 
Nerveafieber.    Vom  Hrn.  Hofrath  Widnmann^     ^ 
XU  Eickstädt.  .        .        •        .        ..        «         i'j% 

711.  Bemerkungen  über  das  Zahnen  der  Kinder.. 
Vom  Dr.  Mjliut,.  FurtcL  Bath  »1  Lahr  im 
Breiiga'u.  .        •      ^       \        •        #.        •      16S 


r 

Jdit  diesem  3iuck€  dei  Journals  wird  mmsgegehmi:' 

Bibliothek      der      practischen      Heilkunde, 

JNeuhzehruer  Band.     Zwisites  Stück» 

* 

Inhalt, 
Karl  Himly's   und  Joh.  jid.   Schmidt* 4  Oph- 
ihalinologische  BUf/iot/iek.    Ersten  Bandet  erMe»  und  zwä- 
lee  Heft,  1802. 


\  / 


\ 


»J 


J  o  u  r  n  a  1 

practifchen 


Arzneykunde 


und 


Wundarzneykunli 


beraaigegeb«^n 


von 


C.     W.     H   a    f   e    1    a    n    d, 

KönigUPreuCi.  Geheimen  Ratbf  wirkt.  Leibtnt«  Directot 
de«  Colleg.  med.  cbi/urg. «  erftem  Am  der  Cbaiitd 

u.  f.  w. 


Sech«  und  xvranzlgsier  Band.    Dritte«  Stuck. 


Berlin  1807.. 
2«    In  Gommis«ioa  b«i  L.  "TT.  WiiticlL 


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Beobachtungen 

Übtr 

die    Wirkungen   des    Soolbades 

•  ■. 

in  den  Jahren  1804  tmd  tQöS» 

Vom 

Dr.    T  o  1  b.Q  r  g,    . 


in  Schoenebek. 


V  on  ^em  Soplbade>  Welchei  im  Jahre  i8o3i 
bei  dem  Gradirw^rke  der  hiesigen  königL 
Saline  errichtet  wurde,  hab(^.ich  schon  eine 
kleine  Nachriclit  in  diesem  Journale  gege<« 
ben«.  Der  Beifi^U  den  dieae  Anstalt  gefundeni 
und  die  guten  Wirkungen ,  welche  disn-  Ge- 
brauch begleiteteui  $el;zen  mich;  in  den  Stand, 
dem  ärztlichen  Publikum  einige  dabei  ge- 
maohte  Erfahrungen  mitzutheilen. 

•        A  2 


-i    6    — 

Die  Krankheitsformen  ^  bei  Welcheft  idk 
die  Wirkuog  des  Soolbades  ^u  beobachten 
Gelegenheit  hatte,  waren  Hautkrankheiten 
aller  Art^  von  den  bösartigsten  Flechten 
oder  Lepra«  bis  zur  Krätze  und  Finnen;  yer« 
altete  Geschwüre,  besonders  der  FUfse;  Sero- 
fein  und  Orüsenrerhärtungen;  Schwäche  und 
andere  Folgen  der  Syphilis;  weifser  Flufs, 
Unordnung  oder  Mtkügel  des  Monatlichen 
und  der  Hämorrhoiden,  Schleimschwindsucht 
nnd  Knoten  der  Lunge;  hysterische  und 
hypochondrische  Reizbarkeit;  Gicht,  Rheu- 
matismen und  Lähmungen;  Metastasen  nach 
Pocken,  Wahminn,  1x^4  endlich  mancherlei 
Fehler  des  Organismus,  welche  ron  vorher- 
gegangenen fieberhaften  Kraükkeiten  her- 
rührten,  wodurch  die  Function  eines  oder 
des  andern  Organs,  yorzuglicb  des  Unterlei« 
bes,  gestört  worden  war» 

Bei  diesen  so  yerschiedenen  Krankheits- 
formen  war  die  Wirkung  der  Soole  nicht 
gleich  giinstig,  ja  bei  manchen  von  anschei« 
nend  gleicher  Natur,  erfolgte  ein  verschiede« 
ner  Ausgang«  Der  Arat  erhält  von  den  Ba« 
degästcn ,  besonilers  dem  weiblichen  Theile, 
gewohnlich  nur  allgemeine  Nachrichten  ^  er 
kann  die  influirenden  Potenzen  nicht  gehö- 
rig würdigen,  und  mufs  also  die  Krankheits« 
form  nehmen  wie  er  sie  findet.  An  Voi4>erei- 


I 

timg   oder  UnterstüUung    des   Eades  durch 
zweckmäisige  Arzneien,  ist  s.elten  zu  denken, 
daher   auch  der  Erfolg  so  vertichieden  aus- 
fällt.   Da  aber  ein  Bad,  wie  das  hiesige,  selt- 
nen Bestandtheilen    nach    sowohl   chemisch 
als  dynamisch  sehr  kräftig  auf  die  Haut  ^  und 
dadurch  auf  den  ganzen  Organismus  wirkt; 
so  empfanden  selbit  solche,  die  ihreB';Zweck 
bei  einem  bestimmten  Uebel  nicht  gansi-er« 
reichten,    doch    durch   vermehrten   Appetit» 
Schlaf  und  die  allgemein  beförderte   Star* 
kung   ein   solches  .Wohlbehagen»  .da£i  ihre 
speziellen  Leiden  wenigsteQs  erleichtert  und 
vermindert  wurden« 

/•    Huutkranhheüen. 

Ein  Mann  von  60  Jahrein,  litt  an  einem 
aufserordentlichen  Flechtenausschlage,  so 
dals  von  seinem  ganzeti  Körper  nichts  als 
die  flachen  Hände  und  Fufssohlen  davon  be^ 
freit  waren*  Schon  vor  20  Jahren  hatte  sich 
das  Uebel  eingestellt,  und  war  nach  und 
nach  bis  zuNdef  jetzigen  Höhe  gestiegen.  Pie 
ganze  Oberfläche  seines  Körpers  war  mit 
weifsen  Schuppen  bedeckt,  durch  deren  ge« 
borstene  Zwischenräume  die  Haut  roth  durch« 
schimmerte,  und  fast  beständig  eine  scharfe 
Ljmphe  durchschwitzte,  die  sich  nach  eioi^ 
ger  Zeit,   wenn  die   altern   sich   abschener- 


—    8    — 

teD,  zu  neuem  Schuppen  T.ertiärtete.  S 
ganzer  Körper |  besonders  Gesicht,  Fi 
und  Arme,  waren  aufgedunsen  und  sc 
Finger  steif  und-  unbiegsani. 

Hiermit  retband  sich  ein  heftiges  JncI 
das  auf  ein  gelindem  Reiben  in  ein  starkes  Br 
Hen  überging,  wodurch  ihm  aller  Sddai  i 
Ruhe  geraubt  wurde.  Als  ein  yermögeni 
Mann  hatten  aeine  Aerzte  nicht«  gespart,  i 
ihn  Ton  diesem  lästigen^  Uebel  zu  befrei 
er  auch  deshalb  mehrere  Badeorte  besu« 
Allein  wenn  auch  zuweilen  eine  tempoi 
Linderung  erfolgte,  so  kehrte  doch  bald 
Uebel  mit  erneuerter  Stärke  zurück,  l 
Appetit  und  Verdauung  waren  dubei  zi 
lieh  gut,  nur  der  Mangel  an  nöthiger  Ri 
der  Verlust  so  vieler  Safte  und  die  gcsti 
Function  der  Haut  magerten ^ihn  nicht  1 
ab,  sondern  hatten  auch  ein  Abend fieber 
zeugt,  welches  in  ein  Zehrfieber  uberzuge 
drohte.  "^   . 

Unter  solchen  Umständen  gebraac 
er  das  hiesige  Soolbad,  trank  daneben  E{ 
Wasser,  nahm  ein  Elixir  aus  seifenartigen 
trakten  und  die  Wirkung  war  auffslli 
günstig.  Er  badete  anfangs  in  sehr  yerdui 
ter,  so  wie  sich  aber  die  Empfindlicbi^ 
der  Haut  verminderte,  in  etwas  stärici 
Soole.  in  einer  Temperatur  von  124^  Rea» 


—  .9     — 

\ 

I  , 

hartta  B^Akmioaten  ^ichi  und  er  konn^ 
te'iie   üirie  naaies  Löschpapier  von  seiner 
Haut  roll^  dabei  verlor  .die  unterliegende 
Haut  ihr  wunde»  Ansehen,  mithin  liels  auch 
das  Brennen  nach  und  er'genofs  eines  er« 
quickenden    Schlafs»     Die    Geschwulst    des 
Köq^ers.  verschwand ;  auf  der  Brust,  im  Ge- 
sichte, auf  dem  Rücken,  dem  Oberarme  und 
Schenkelii  erzeugte  sich  schon  eine  gesunde  ' 
Haut,   die  keine  Ljrmphe  mehr  ausschwitste 
und    mit  jedem  Tage  wurde  sein  Ansehen 
und  Befinden  besser«    Nur  auf  dem  Rücken 
der  Hände  und  um  die  Knöchel  der  Füsse 
w«i11te   der   Ausschlag   nicht   weichen.    Auf 
den  Händen  war  ßs  herpes  siccus  farino$uSf 
an  den  Füssen  aber  meht  humidus;  an  den 
Händen    machte   es    keine   Empfindung,  .  an 
den  Füfsen  aber  noch  oft  Jucken  und  Bren- 
nen.   Sein     dringendes    VerläDgen,    diesen 
Uebelstand  wenigstens  von  den  Händen  los 
zu  werden^  bewog  mich,  neben   dem  Bade 
das  NufsÖl  anzuwenden,  und  da  dies  nichts 
half,  eine  Merkurialsalbe'^zu  versuchen.- Al- 
lein   eine    Augenentzündung  und  Beängsti-   v 
gung''anf  der  Brust,  waren  so   unmittelbare 
Folgen,  dals  ich  gleich  damit  aufhörte. 

Aus  dieser  Erscheinung,  sah  er  ein ,  dafs 
die '  lange  Dauer  der  Krankheit  seine  Haut, 
zu  einem  unnatürlich  seoemirenden    Organ 


'•»  N    lO       mm 

/  '  . 

gemacht  habe  und  dafs  man  b«i  gSkiBlidker 
Unterdrückung  dieser  krankhaften  Absonda- 
rung  bei  seinem  heben  Alter,  leicht  wicht!« 
gere  Störungen  in  dem  Organismus  erregen 
könnte,  als  Ton  dem  jetzt  noch  unbedeutta* 
den  Hautübel  sn  furchten  war. 

Aulser  den  bemerkten  <  Theilen ,  dem 
Rückeui  der  Hand  und  den  Knöcheln  der 
Füfse,!  ist  sein  ganzer  Körper  jetAt  seit 
s  Jahren  TOn  allem  Ausschlage  frei  geblie« 
ben.  Er  nahm  bei  seiner  Abreise  etwas  Soö« 
le  mit  und  lälst  auch  zuweilen  noch  jetzt 
welche  holen,  um  sich  damit  zu  waschen, 
wenn  etwa  das  Brennen  an  den  Füssen  so 
stark  wird,  dafs  es  ihn  am  Schlaf  bindert, 
und  er  hat  jedesmal  sichere  Hülfe  zu  erwar- 
ten. 


Eine  ähnliche  Krankheit  hatte  ein  hie- 
siger Pfannenschmiedegeselle,  nur  mit  dem 
Unterschiede,  dafs  Brust  und  Rücken  frei, 
die  übrigen  Theile  aber  eben  so  mit  feuch* 
tem  Herpes  bedeckt  waren.  Da  ihn  seine 
Profession  nöthigte  Tor  einem  sti^rken  Feuer 
zu  arbeiten,  so  litt  er  am  Gesicht  und  Hän- 
den aufserordentliche  Schmerzen,  die  ihn 
oft  zwangen  seine  Arbeit  zu  verlassen.  Die 
gegen  diese  Krankheit  gerühmten  Mittel  blie- 


H 
^ 


—   il    <-« 

.ben  ohne  Wiriäing,  nur  dat  Soolbad  stellte 
ihn  wieder  her.  Als  er  wieder  anhaltend 
Tor  dem  Feuer  •  arbeitete»  so  erfolgte  zwar 
wieder  ein  leichter  Ausschlag  im  Gesicht 
und  an  den  Händen«  allein  diesen  vertrieb 
er  «ich  durch  blobes  Waschen  «lit.  Soole  i^nd 
ist  nnp  schon  länger  als  ein.  Jahr  gänslich 
Ton  seiner  Flechtenkrankheit  befreit« 

Hier  hat  die  Soole  nicht  blas  die.patho« 
logische  Destruktion  der  Haut  gehoben,  son- 
dern dieselbe  auch  fähig  gemadhti  den  schäd- 
lichen Potenzen  zu  widerstehen.  - 


Ein  sehr  verwachsenes  Erauenzimmer 
behielt  nach.deri  wiesiesagte,  nnterbroche- 
Ben  Kur  *im  Landecker  Bade,  einen  aehr 
schmerzhaften  Flechtenausschlag,  womif  ber 
sonders  der  behaaite  Thcil  des  Kopfs,  die 
Ohren  und  der  Oberleib  bedeckt  waren. 
Unerträgliches  Jucken  und  Brennen  beglei- 

%  tete  diesen  Ausschlag ,  so  wie  ein  beständi- 
ges schmerzhaftes  Wundseyn  in  den  Häuf« 
falten  derjenigen  Seite,  wohin  sich  ihr  Kör-^ 
per  neigte.    Das  Soolbad  schatte  ihr  so  viel 

•'  Erleichterung,  dafs  sie  fast  ein  ganzes  Jahr 

.  iVtm  ihrem  Uebel  verschont  blieb*    Sie  badet 

if 

*:k6bon  seit  3  Jahren,  und  ob  sie  gleich    da- 

■ 

durch  das  Hautübel  so  sehr  vermindert  hat» 


r 


i". 


«•    It    -» 

dafi  •£•  den  grdfitten.Theil  des  Jahvwgiiii- 
lich  frei  ist,  lo  kehrt  dodt  im  H^wt  der 
AustchUg;^  wiewohl  sehr  ranniadcrt,  sorScL 
Sie  ist  hoch  in  die  50  und  schleppt  uA 
schon  seit  einigen  xwsniig  Jahren  mif  die- 
sem Uebel.  Es  seheint  also  die  Haut  der- 
gestalt destmirt  sn  seyn,  daCi  die  Soole  nur 
Linderung  an  rerschaffen,  aber  den  Normal« 
xustand  nicht  hertostellen  yermn^. 


Ein  Mann  Ton  36  Jahren  bekam  jedes* 
mal   eine   nesselsUchtige    brennende    Roths 
der   Haut,   sobald   er   sicih   einer   trocknen 
Luft    oder   der  Sonne   anssetate«       Geticht 
und  Hände  litten  am  meisten,  doeh  auch  dis 
übrigen  Glieder  blieben  nicht  y^rsShont,  und 
er  konnte  ^ich  nur  in    einem    finstem    uni 
feuchten  Aufenthalte  einige  londernng  yer- 
scha£Fen«     Starker  Frost   und   groXae   iüM 
waren    ihm  gleich  nachtheiUg  und  nur  bei 
nassem  Wetter  befand  er  sich  wOhK     Uebri* 
gQns  war  er  völfag  gesund»  und  nur  die  wh 
angenehme   brennende  Empfindung    macht! 
ihn  milsmUthig  und  hypochondrisch.    Er  ha* 
dete    anfangs    in    schwacher  Soole   bei  s4' 
Wärme,    nach  und   nach   aber   in    stärkectf 
Soole  und  geriogerer  Wärme  mit  dem  bestef| 
Erfolg.    Während  seine»  Aufenthalts  hattet 


—    15     — 

UT  sehr  heilÄe  Tage,  so  dals  er  die  Abirtih- 
DO  seiner  Leiden  genau  merken  konnte. 
3ie  Empfindlichkeit  verminderte  sich  mit 
edem  Tage,  und  luletzt  konnte  er  sich  in 
1er  gröisten  Sonnenhitze,  im  blofsea  Hem- 
le  bewegen,  ohne  von  der  gewöhnlichen 
aesselsUchtigen  Röthe  belästigt  zu  werden. 


«i^ 


Sowohl  gegen  die  Krätze  als  auch  ge- 
lten die  chronischen  HantUbel  und  Geschwü- 
re, welche  Y^rohl  nach  der  Anwendung  sup- 
primärender  Lokalmittel  zurückzubleiben  pfie- 
l^en,  war  das  Soolbad  sehr  beilsam« 

Unter  mehreren  befand  sich  eine  Frau, 
welche  TOr  einigen  Jahren  die  Krätze  ge- 
habt, die  man  ihr,  wie  sie  sagte,  vertrieben 
harte.  Seit  dieser  Zeit  litt  sie  an  schmerz« 
haften  um  sich  fressenden  Geschwüren,  so- 
wohl an  den  Lenden  und  Füssen,  als  auch 
Im  Gesieht,  besonders  an  der  Stirn  und 
iiuef  welche  letztere  eine  krebsartige  Ver« 
lerbniCs  annehmen  zu  wollen  schienen«  Ihr 
Körper  war  dabei  gedunsen  und  schwammigt^ 
Appetit  und  Schlaf  mangelhaft  und  des 
Abends  stellten  sich  fieberhafte  Bewegungen 
ein.  Gegen  alle  innere  Arzeneimittel  zeig- 
te sie  einen  solchen  unüberwiodlichen  Ab- 
icheu,  dafs  sie  nichts  als  das  ^Soolbad,  aber 


—    i4   - 

auch  mit  ^o  guter  Wirkung  gebrauchte^  daft  sie 
nicht  blos  in  Zeit  von  3  Wochen  toH  ihrem 
HautUbel  gänzlich  befreit  wurde^  seiideni  tick 
auch  das  gedunsene  Ansehen  verlor,  und 
Schlaf,  Appetit  kurz  das  ganze  Gefiihl  dei 
WoHbeyns  wiederkehrte. 


I 


Mehrere  minderbedeutendeHautausschli- 
ge,  ak :  Finnen,  Kupfer,  Wundwerden  u.  d^ 
übergehe  ich,  weil,  wie  jedem  Arzt  bekannt 
ist,  diese  kleinen  der  Schönheit  hinderlichen 
Uebel,  selten  auf  eine  dauerhafte  Art  gehe« 
ben  werden,  indem  e^  den  Patienten  selbst 
mit  der  Heilung  kein  rechtet  Ernst  zu  seya 
scheint,  weil  sie  die  Gelegenheitsursachen 
nicht  zu  vermeiden  suchen* 

Eins  der  wichtigsten  Hautübel,  welches 
das  Soolbad  an  einem  hiesigen  iGjährigea 
Judenmädchen  heilte,  glaube  ich  nQch  an- 
fuhren zu  müssen,  um  damit  die  Classe  der 
Hautkrankheiten  zu  beschliessen,  und  ich 
überlasse  es  den  Lesern  dieses  Journals,  ob 
•ie  dies  Krankheit  lepra  oder  malüm  mor^ 
iuum  nennen  wollen.  — 

Das  Mädchen  war  von  der  Stirne  bis 
SU  den  Augenbraunen,  von  der  Handwurzel 


zu  der  Schulter,  Ton  den  KniMn,  bis  an 
den  Leib,  von  dem  Rucken  bis  in  den  Nak« 
ken  und  auf  der  Brust ,  mit  solchen  dicken, 
weilsliqh  gelben  Krusten  bedeckt^    als  man 
bei  der  tinea  capitis  oder  auch    crusta  la^ 
ccea  bemerkt.    Die  Ohren  waren  roth  und 
geschwollen,  der  behaarte  Theil  des  Kopfes 
aber  frei.    Aus  den  Ris&en    dieser  Borken, 
quoll   beim  Drücken,    oder  auch  freiwübgi 
eine  gelbe  stinkende  Feuchtigkeit,  die  sich 
wieder  aü  einer  ähnlichen  Rinde. verhärtete^' 
und  wenn  dieselbe  eine  gewisse  Dicke. er«, 
reicht  hatte,  eine  starke  juckende  Empfing 
düng  erregte,   wodurch  die  Kranke,   beson« 
ders  im  Schlaf,  aum  Äbr^ilsen  derselben  ge«. 
nSthigt   wurde«    Die    abgerissenen    Krusten- 
hinterliefsen  keine  Narben,   auch  sähe  msoi 
keine  tiefere  Verderbnifs,  sondern  die  Stel« 
len  waren  roth  und  yon  der  Epidermis  so 
entblöfst,^,als  wenn  ein  SpanischiliegeDpflaster 
daselbst  gelegen.     Als  Ursache  wollte  man 
eine    Öfiter  unter  ihren  Eltern  und  Geschwi« 
Stern  geherrschte  Krätae  betrachten,  obgleich, . 
die    äntiscabiosa  nicht    die  geringste   gute. 
Wirkung  b%i  ihr  thaten,  sie  auch  nie  wis- 
sentlich die  Krätze  gehitbt  hatte.    Auch  war 
die  Krankheit  nicht  ansteckend,  denn  weder 
die  übrigen  Hausgenossen,  noch  die  Magd, 
die  mit  ihr  iiQ .  einem  Bette  schlief,  wurde 


—    x6    ^ 

davon  befalleD.  ^—  Schon  seit  einigni  Jahran 
hatte  sie  den  Rath  mehrere  Aerxte  befolgt, 
ihreft  Wohnort  sogar  veratadeii*t)  abe»  alles 
ohne  Nützen.'  Der  MonättsfluCi)  auf  deasen 
Erscheinung  man  so  viel  Hoffnung  banete^ 
stellte  sieh  im  i4ten  Jahre  ein,  war  regeU 
liläfsig,  zeigte  aber  keinen  atideni  Einflnls 
auf  die  Hautkrankheit,  als  Aäts  '  um  diese 
Zeit  der  Ausschlag  heftiger  juckte ,  und  die 
Materie  häufiger  und  stinkender  wurde.  — « 
O^er  >  langwierige,  von  jedem  Arno  wieder- 
holte  Gebrauch  von  Annmonial^  Mercuriäl 
ifnd  ähnlichen  Mitteln,  hiitten  ihre  bisher- 
^te  Verdanungsorgane  geschwächt,  die  gro« 
fse  eiternde  Fläche  entzog  ihr  zugleich  eine 
Menge  reproduzirende  3toffe,  so  dafs  ein 
schleichende^  Fieber  keine  befremdende  Er* 
scheinung  seyn  konnte. 

Unter  diesen  Umständen  gebrauchte  sie 
das  Soolbad,  und  setzte  die  schon  einige 
Zeit  genommene  China  und  Sassaparille  dabei 
fort.  Die  erstfen  guten  Folgen  äufserten 
•ich  durch  Abnahme  des  stinkenden  Gefuchs^* 
bald  heilten  auch  schon  mehrere  Stellen  auf 
der  Brust  und  dem  Rücken  ab^  ohne  dafs 
sich  wiedet  neue  Borken  ansetssten.  Schlaf 
und  Appetit  stellten  sich  wieddr  ein,  das 
Fieber  verlor^ich,  und  Muntefkeit  und  Wohl- 
befinden   kehrten    augenscheinlich     zurUck. 

Dies 


—     17     — 

ei  ifiv  ihet  auch  allea»  was  ^n 
h es  Baden  bewirkte.  Es  erfolgte  jetat  ein 
Ilstand,  wo  alle  writere  Besserung  anfhör- 
Weder  Veränderung  des  Bades  in  Ab- 
lit  der  Temperatut,  noch  der  Löthigkeit 
r  Soole  j,  seigten  den  geringsten  fiinflnfs. 

wurde,  daher  .  das  Bad  i4  Tage  ausge* 
zt  *)f  die  innem  Mittel  aber  fortgebraucht, 
dan»  wieder  mit  Baden  angefangen ;  allein 
ch  jetat  erfolgte  die  Besserung  nur  lang- 
n  und  man  mulste  sich  bei  der  schon  et« 
s  spaten  Jahreszeit  mit  den  erhaltenen  Vot- 
üen  begnügen.  Diese  waren  abör  auch  so 
Lrateoidy  dafs  man  einsah»  die  Soole  werde 

einem-  künftigen  Gebrauche,  das  bisher 
hartnackige  Uebel  ganzlich  heilen«  Vom 
enbogen  bis  zur  Schulter,  an  den  Lenden 
i  im  O^cht  war  alles  fem  und  mit  neuer 
iit  bekleidet,  die  keine  Feuchtigkeit  mehr 
lekwitste, .  hur  an  den  Vorderarmen ,  auf 

I^  tolcheii  Fallen,  trö  anfiiiigs  lie$$€tün^,  la  der 
Foi^e  aber  eine  Unthatigkeit  des  Bades  jsu  benler* 
kea  war,  habe  ich  das  Auststsetf'deaaelbeii  aaf  eiai^ 
gs Tsfs  irebr  nüulich  gefunden.  £•  acfaeiac  aladann  eim 
^jy^gt^giauttand  der  Haut  einauCrcten,  den  man 
ant  iforiberlassen  muls,  ebe  man  mit  £rfoIg  tottEßÜ» 
reo  darf»  und  daher  glaube  ich  auch,  dab  daa  twA' 
oaalige  Baden  an  einem  Tage  selten  naulich  ist»  weil 
8S  dieeiB  Sättigung  und  Unthaügkeit  dtf  Rsaafptisnt» 
IMrknevg«  schMller  ersengt> 
■m.  XXVL  a.  3.  St.  B  ' 


—       T8      — 

der  Brust  und  dem  Rücken  befimden  ticli 
noch  einzelne  Borken^  welche  «iber-nur  zir 
Zeit  des  Monatsfhdses^  etwas  juckteit  und 
feucht  wurden  y  aulserdem  aber  .  getrocknet 
SU  sejn  schienen:  In  dem  folgendeii  Winter 
gebrauchte  sie  eine  Zeitlang  einen  scfgenmsk^ 
ten  Holztrank  aus  BardanUy  Cnr*.  arenam 
Slip,  dulcamar»  etc.  und  ein  Elizir  aus  JExtr* 
ßramin»  tarax*  und  Quassiae  y  •  wobei  allei 
ohne  Verschlimmerung  in  demselben  Zi^staa- 
de  blieb.  «—  Im  folgenden  Frühjahre'  wurde 
das  Soolbad  wieder  angefangen  ^  Hnd  jetit 
erfolgte  nach  Swöchentlichem  Gebrauche  die 
gSnzliche  Heilung.  Sie  ist  schein  .seit: •inem 
Jahre  röUig  gesund,  und  von  allen  Rückfäl- 
len des  Ausschlags  frei  gebliebem      < . .  c. . 


f  • 


IL     Ferahete  Geschwüre. 

Eine  Frau  Ton  mittlerm  Alter  litt:  seit 
m  ehrern  Jahren  an  einem  FufsgeschwOre, 
wogegen  sie  vergebens  mit  innern  und  aus« 
sern  Mitteln  gekämpft  hatte.  Der  Fufs  war 
bis  zum  Knie  angeschwollen ,  zum  Theil  ro« 
senartig  entzündet.  Das  Geslchwür  hatte  fast 
3  ,  Zoll  im  Durchmesser  y  blaue  schwieligte 
Ränder  und  einen  zackigten  Grund,  aus  Wel- 
chem  viel  übelric^chende  Jauche  flöfs.  Beim 
fiintritt  des  Monatlichen  empfand  sie;  daran 

■ 

heftige  Schmerzen  uiiid  war  überhaupt  häufig 


4      •    i-  ^     I 


—     »9    •^ 

nesseUüchtigen.  AuischtögM  <&ttSgMittt.  Sii 
gebrauchte  das  Soolbad  oüjr  i4  Tage;-  allem 
in  dieseiTy  durch  ihre  häaslich^i  Ang^egen- 
heiten  <u  iekr  beaehränkten  Zeit^  hatte  sich 
ihr  FoTa  aufaerordentlich  gebessert.  Die  Ge- 
schwulst^ Höthe  und  Härte'def  Rändeff  ^  'Wa« 
rea  yersehwundcn ;  itM  Geschwür  skh  gut  aus; 
gab  ein  gutes  Eiter, 'üttd'hflitte  sich  'bis^ztir 
Grölse^  eines  Groschens  *  verk^eineH«^ '  *  Beim 
läDgern  Gebrauche,  glaube  ich,  würde  «t^i» 
ge  Heilung  und  auch  daueriiiaft  erfolgt  seyn; 
denn  ob  sie  gleich  in  ihrer  Wirthschaft  den 
Fuß  nicht  schontet  so  meldi»te  ^e'VniY  doch 
einige  Zeit  nachher,  dafs  sie  siöh'^nock  wohl 
befände^  auch  keine  Nesselsucht 'wieder  ge- 
habt hätte.  ;  '    ''^^ 


i«i 


Eine  andere  Frau  ron  60  Jahren  hatte 
an  beideif  Füssen  ähnliche  Geschwi^i'  ifiro« 
bei  der  ganze  Körper  sp  .^aufgedunsen  war, 
dafs  man  eine  Hautwassersucht  befürchten 
mtlfste.  Schlaf  und  Appetit  miuigelf en-^und 
ihre  Brust  war  beengt.  Vermöge  einer  erb«: 
liphen  Anlage,  litt  sie  schon  ittfrühei*]!  Jah- 
ren an  anomalen  Gichtzufall^n.  Man^liatte, 
auls^r  laehrern  innerif  und  äüfuferb  Mittdn, 
ihr  an  beide  Waden  FontanieRe  gelegt ;  aber 
desaeü  tihngeachtet  yeradtHlnmerten  sich  die 

B  a 


f 


GeftdiwSM  und  der  g«nse  Znttand»  ;-^  Bei 
dem  Gebrauch  des  Soolbades  letste  mtn  al- 

4 

le  andere  Mittel  bei  Seite,  nnd  va.  Ztit  Ton 
4  Wochea  wurde  nicht  blps  die  w^aaersSdu 
tige  Geschwulst  gehoben  y  sondern  es  Imlteii 
auch  die  Geschwüre  mit  aamt  deaFontandU 
len  und  die  Kranke  geniefst  jetat  schon  seif 
Jahr  und  Tag  .einer  aolchen  Gesundheit,  ab 
aie  selbst  in  jUngam  Jahren  nicht  genoasea 
hatte. 


Eben  so  wurde  ein  yerabschiedeter  Rei- 
ter yölllg  Ton  einem  FuXsgeschwiir  geheilt; 
ein  Zimmergeselle  aber,  der  sich  nicht  ge* 
nug  schonen  und  seinem  Fusse  nicht  die 
nöthige  Ruhe  geben  konnte,  yerliefs  das 
Bad,  als  er  nur  ötwas  Besserung  empfand, 
und  ich  habe  nicht  erfahren,  wie  es  nachher 
mit  ihm  geworden  ist. 


Dodi  nicht  blos  die  hiesige  natSrIiehe 
Soole  leistet  solche  Hülfe",  sondern  selbst 
mit  einer  künstlich  bereiteten  Soole  iietlte 
der  Hr.  Ho£r.  Herzog  in  Cöthen  ein  altes 
sehr  bösartiges  Fulsgeschwür,  wogegen  man 
6  Jahre  hindurch  vergebens  alles  mögliche 
angewendet  hatten  in  außerordentlich  knrser 


—    ai    — 

Indem  ich  diatM  biet,  erwiline,  sei  m 
erlaubt,  dem  Hixl  Bofir.  Herzog  meiaen 
L  f&t  die  BflittheiluDg  dieser  fBr  mieh 
Kigeft  Krankheitsgetehichte  abiuatatteiu 

t    Scrqfeln  und  scro/ulose  Driism^ 

verKänungmu  .  ^ 
Sin  Musketir  Ton  ejuaem  in  Magdeburg 
Bonirenden  Regin^ente  ^.  hatte  ao  sehr 
»f^woUene  Drüsen  der  Ohren^  des  Hel- 
ler Acbselhöle  iiod  der  Weichen^  daft 
in  sieht  bloa  entstellte^  sondern  aud^ 
Dienst  unfähig  machte.  Der  harte  Ua^ 
b|  und  das  kachektische  Ansehen  seig- 
ib  sich  auch  die  Drüsen  des  Unterlei- 
a  keinem  bessern  Znstande  befanden, 
ehrere  Drüsen  des  Halses  -hatte  man 
net,  allein  dadurch  nichts  rerbessen^ 
die  Wunden  gaben  eine  lepechaUsche 
itiigkeitt  hatten  harte  Rinder  und  tiefe 
ie«  Alle  diese  Zufälle  wurden  fast  ein- 
urch  das  Soolbad  gehoben,  er  kehrte 
rerSUidert  su  seinem. Regiment e  surUck| 
roa  eeinem  Compagniechef  erfuhr  ich 
einem  Jahre ,  dafs  er  sich  Tollkommen 
id  l>ebide  und  seinen  Dienst  Tersehe» . 


ion  Ton  einer  krünklichen  scrofiitösea 
ir  gd>oh|3ies    schlecht    gesäugtes   und 


—      22      — 


^iel  gefuttertes  Kiii49  -  h^tie  sein  Leben   anf 

7  J^e  gebriiclit,.  aUein  dem  Ansehen  »nach 

hi^lt  man  es  kaum  fiir  4  J^^*    Gans  atro« 

p^ispli  b^fitand  es  pur  aus  einem  4ickeii^:  und 

harten   Unterleibe,    übrigens  aus  Haut  und 

Kn'dfehen»'  Sein  Appetit  beschrS^hte '  sieh  auf 

Brody    Käse   und  Kuchen,     welche  Dinge 

yeriftentheils     unTerdatit'    wieder     ieibgieB« 

gen.;— ^  Neben  dem  Qade  wurde  nichts  ab 

Mn  eiWeichendes  I4nimetit  auf  den  Unter» 

üeib  eikigeriebeni   und    der  Erfolg   übertraf 

nie  Erwartung.    Der  Unterleib  würde  weich, 

der  Abgang  natiirUch  und   mit  dem   regd« 

mäfingen  Appetit  kehrte  ruhiger  Schlaf  und 

ein  gesundes  munteres  Ansehen  zurU6k« 

JFm'   Ferhindertär  Monatsßu/s  und  gestör* 

ce  Hämorrhoiden^ 

-Nach  der  Niederkunft  mit  einem  bald 
nach  der  Geburt  gestorbenen  Kinde,  fing 
eine  bisher  sehr  gesunde  Frau  an  «u  kxin- 
kein,    magerte  ab,    klagte   über  Mangel  an 

Appetit,   unruhigen   Schlaf  uikd' Schwere  in 

•  •  •*  • 

den  Gliedern,  Ihre  FSsse  waren 'ängesdhwol- 
ten,  Röthe  und  Blässe  wechselten  eben  %o^ 
wie  FrSstdn  und  .überlaufende  Hitke,  mit 
Brennen  der  Hände  und  kaltem  Schweilse 
ab.  Der  Monatsflufs  war  schon  seit  \  Jahren 
ausgeblieben  I  der  Unt^leib  bald  aufgetrie- 


—    a3    — 

ben  .  baUl  I  tfnMmmeiigefalleo  t :  undxu  allen 
diesen- ZufiUItB  gesäte  niclv  eine  grolke'hy«» 
sf erische.  Aengstlicbteeit  und  Traarigkeit.  — 
Weder  Ammeien  noch  Zerstreming  und  Rei- 
sen^ leiatetfitt  die  geboffte  Besserung^  nur 
nack  ;4lm:(8irö<hentlicken  Gebrauch  des  Ba- 
des stellte  aich 'det  Mönatsflulb  ein,  und  mit 
ihor  kehrte  die  Gesundheit  wieder  zuriicfct 
Die  bishjorigen  Uebel  .versehwanden  i  sie  hat 
seitdekn  ihre  ftegel  ohne  Beschwerdte  und 
ihre  Kräfte^  fleisch  und  Munterkeit  wieder 
erhallen#  .    .      ., 


•».•*•.•■■■■•     .?".'.*  .... 

■ 

V;Oli  ao  Jahren,  bleichsüch- 
tigen  Anseheiia^  hatte  ihre  Menses  aeit  dem. 
1 6ten  •  JEehie  Ifniper  *  nur  schwach  .und :  unoi^ 
deotlichy  jettt  ,§beT  seit .  8  Monaten  g«r  n^cihl;^ 
gehabe  .  JCi%iih  i4tägigeniL  ^  .Qebriuicbe  ,  des 
Soolbadkt  ilHgd. sieh  der  MonafsAuüs  eirund* 
ist  aiioh  lum  sohcoi  eiUf.  J^ahr  laug  ungestjf^ 
lind  r^ebnStfMg  geblieben i  wobei  sich. ihr. 
ganaes  Amehen  Terb.essert.'lMit  t 

Eben  aolche  gute  Wirkung  mulserte  daa . 
Bad  bei>*einetn  Salswirkeri^  deriteiK'ittehrem 
Jahren  fliessende  Hämonhoidhn  gebabt»  die» 
sich .'  eben-,  pfit  aeit  langer  '^Zeit  nicht  .mak% 


-    i4    - 

•ingeAuden  hatten.  Er  emp£ud  tbi  &tetm 
Reilsen  in  den  Oliedend,  eine  Schwere  im 
Körper,  Schwindel,  tcige  LeibesÖfiRniing^  nn- 
^juhigen  Schlaf,  fehlerhaften  Appeti;t,  ao  dab 
er  seine  Arbeit  nicht  mehr  yerrichtea  konn- 
te.  Vergeblich  versncfate  man  dnrch  iniiers 
Aranei  sowohl;  als  durch  Blntigel  n.  dgl 
den  Hämorrhoidalfluls  wieder  au  mv^gvk 
Nor  das  Soolbad  bewirkte  dies  in  knrxtt 
Zeit  und  befreite  ihki  yon  allen  bisherigen  ZuCUf» 
len^so  dafs  eraohon  über  ein  Jahr  seine  Arbait 
wieder  ohne  Beschwerden  verrichten  kiuuif 

/^    Bheumatismus  und  Gicht. 

Die  häufigsten  Leiden  der  hiesigen  -Sals« 
witker  sind  rheumatische  Schmerzen  beson- 
ders der  obem  und  untern  Ettremititen ; 
«Uein  durch  kein  Mittel  werden  sie  so  sobneli 
davon  befreit,  als"  durch  warme  SooMftder; 
ja  Wettn  die  Heftigkeit  der  Schmersen  eine 
Bewegung  zu  dem  Badd  unm{»^lich'  macfatey 
aelAiffcen  schon  UiAscblige  V<5ti  erw&rmter 
Soole  grolse  libderung.  <-^  Bei*  Rheumatis- 
men erfolgte  gewöhnlich  nach  dem  la  bis 
x4  Bade  ein  Hautausschlag,  womit  auch  mei- 
stens die  Schmerzen  äufhörtexi.:.-  ^  .•      ; 

Ein  Bauerhursche  ron  ifto  Jahren  wurde 
nach  einer  starken  AnstreikgHng^  mit  hefti- 
gem Gliederreüaen  befallen^  wosagen  er  eine 


-    J»5    - 

N 

I 

l«Dge  Zefc  hifldnreh  ^llerband  Hausmittel 
gebraucht  hatte.  Jetzt  waren  die  Oelenke 
der  Knie  steif,  diök  und  sehr  schmerzhaft, 
9ö  dafs  ter  nur  auf  Kriicken  gehen  konnte. 
Bei  dem  Soolbade  verloren  sich  die  Schmer- 
aea  und  Steifigkeit  mit  jedem  Tage  und 
nach  3  Wochen  gin^  er  geheilt  naeh  seinem 
Dorfe  änittdk,  Wo  er  seitdem  wieder  ab 
Knecht  arbdiet*    ^ 


Sdion  seit  mehrern  Jahren  litt  wa  Mann 
vom  mitdenn  Alter,  an  der  allgemeinen  Gicht, 
mit  ansdieuMl0d  scrofulöser  Komplikation« 
Das  Soolbäd  aobafiFte  .ihm  grolse  Erieicbte« 
rung,  besonders  seigte  sich  der  gute  Einflufs 
desselben  «auf  die  DriisengesohwUre  und  Ver- 
härtungen am  Halse  und  auf  aeinen  ganzen 
Habitus,  indem  e#  zugleieh  SeUaf  nnd  Ap« 
petit  veriHBfserte,  ^ 


tm» 


Eine  schon  etwas  ältliche  Frau,  die  an 
igen  Oicht^ällen  litt,  wurde  ganalioli 
Wiederhergestellt^  so  daCs  sie  jetzt  schon  seit 
j  I  Jahre  einer  kleinen  Landwirthschaft  wiede» 
Yorsteht,.  da  am. vorher  kaiuii  im  Stande  war 
allein  an&usteheni .  .  ^ 

Diese  Penson  .ist  die  EiBSBJge^  wdehe  bis 


r 


_    aö    — 

jinst  dieSoole  lagleieh  getrsakita  ^tt»  alku 
so  kurze  Zeit,  dab  ich  über  dia  Wirkmigi- 
ait  noch  nichts  zu  sagen  wage. 

Sie  nahm  täglich  anfangs  5,  snlectt  6 
Weingläser  voll  mit  etwas  Ifilch  Termiscbl^ 
empfand  daron  keine  andere  Wirkang,  ah 
einen  willigen  Stuhlgimg,  iiaeb  eioüw  fiar« 
t8gigen  Gebranche  ging  ihr  ei*  iBeedminn' 
ab  *)^  Ton  dessen  Daseyn  sie  hißktt  wiM 
gewalst  hatte. 


FL    EngbrüstigkeU  und  Sckmin^kmdu, 

Die  Erfahrung,  da£iiintelp  don'  Gradiii- 
werfcsarbeitern  t  so  riet  ich^  weib,:  liie,  ni^ 
unter  den  Salswirkem  iofsem^*  aalten  sich 
ein  Schwindsüchtiger  findet  9'  4>eBBclitigt  ss 
der  Vermuthnog,  dab  das  geschww|eita:Wait 
serstoffgasy  in  Yerbi^nng « mit  dcai  SalatiWH 
len,  womit  die  Soole  und  also  euch  die  At- 
mosphäre des  Gradirwerks  geecimüägegt  i<L 
ein  grofses  Stärkuogsmittel  schwedier  vai 
selbst  schadhafter  Lnngen  seyn  m&iste.  Disr 
se  Veraiuthung  bestätigte  sich-  tft.  folgend« 
beiden  Personen;  s\  .... 

Eine  Frau  Toti  38  Jthren't  üf  ia  ihM 
Jngettd  aoL  Scrofeln  und  Fledlteuyiel  gdil- 
ten  hatte,  bek^m  oaebher  Eegbruai%|bdLt  wk 

*)  Ich  habe  lüuOg  gefunden«  dalt  Kuid«n*  Vma  0^ 
'  brtncb  des  Soölbadei,  Wunner 'ib|tiigil^  ' 


-    ^7    — 

einem  periodischen  Hasten ,   wobei  sie  viel 
Schleim  mit  untermischten  harten /eiterarti* 
gen  Knötcheu  auswarf«    Viele  Wochenbetten 
und  Selbststillen    vermehrten  diesen  Husteot 
so  dais  sie  endlich   Blut»  und  nach  diesem 
einen   dicken    eiterartigen  Schleim  auswarf, 
wozu  sich  noch  ein  sehr  verdächtiges  Fieber 
geselltet    Durch  Arznei    und    ein    schiddi«« 
ches  Verhidten  wurde  zwar  das  Fieber  rer^ 
mindert^    allein    der    Husten   und    Auswurf 
blieben,    und    magerten    sie    nicht  blos  ab, 
sondern  raubten  ihr  auch  die  nächtliche  Ru- 
he und  den  Appetit.    Das  Soolbad  in  einer 
Temperatur   von  24^  R«   und  die   häufigen 
Promenaden  in  der  Atmosphäre  des  Gradir«» 
Werks,  brachten  eine  aufserordentliche  Wir«« 
jLung  hervor«    Der  Husten  und  Auswurf  ver« 
lor  sich,  und  mit  ihm  kam  Schlaff  Appetit 
und   Stärke    wieder.    Diese    Frau   hat   nua 
B9kou  swfi  Sommer  gebadetf  empfindet  seit^ 
dem  iii<äiSl  mehr  yon   einem  bedenklichen 
Auswurfi  und  wen»  sie -ja  von  einem  Husten 
^befallen  wird,    so   ist  ^r  blos  catarrhaUsch 
und  weicht  den  leichtesten  Mitteln,    Auch 
war  ide  öftern  Anfällen  einer  Gesichtsrose 
«usgesietit,  allein  auch  von  dieser  ist  sie  be- 
freit geblieben ,  ob. sie  sich  gleich  häufig  sol- 
ehen   Gelegenheitsursachen    ausgesetzt    hat^ 


—    a8    ~ 

auf  welche  diese  KranJüieit  lonst'gOBifUuiIidi 
SU  erfolgen  pflegte. 


Ein  Mann  der  vor  6  JahMB  «ine  vowu» 
ca  pulrnoncaum  Iiattei  welche  sich  glueklieb 
durch  die  Luftröhre  öffnete  md  duck  den 
Auswurf  eine  greise  Menge  enies  telv 
stinkenden  Eiters  ausleerte»  iMlüelt^Bad 
dieser  Krankheit  Engbriistigkeit ,  einen  kos« 
zen  Husten  mit  eiterartigem  Auswurf  vmA 
ein  gelblich  blasses  Ansehen«  Aucih  diesem 
bekam  das  Bad  und  die  Inhalation  der  gs* 
schwefelten  Salzaümosphire  so  gut,  dals  sick 
sein  Husten  und  Auswurf  ginslieh  reiloi; 
und  er  auch  in  dem  darauf  f (Agenden,  u 
Brustbeschwerden  so' sehr  disponirendirti^V^ 
ter,  daTon  frei  blieb.  Er  hat  jetst  swci 
Sommer  gebadet^  und  sein  Ansehen  hat  sidk 
nicht  nur  sa  seinem  Voitheil  glnslich  gs^ 
bessert,  sondern  er  ist  snek  l^on  sndeit 
Krankheitszufällen,  womit  «r  hln^g  be£iD« 
wurde,  verschont  gebliebei^  ' 

yiL    Fehler  in  den  Fanktiomen  der  Sif^ 
geweide  nach  akuten  Krankheitenm 

Mehrere,  die  nach  akuten  Krankheiten 
besonders  nach  intermittirenden  Fiebert^ 
(abmattend»)  Schwei£se,  Mangel  des  Appetiti 


^    39     — 

und  eine  grobe  Abgeschlagenlieit  der  KrSf« 
te  zur iickbehalteift  hatcen,  badeten  mit  dem  be- 
sten Erfolge«  Unter  solchen  befand  sich  ein 
Böttcher  Ton  So  Jahren,  welcher  nach  einem 
Gallenfieber  einen  dumpfen  Schmerz  und  eine 
ftihlbareHirteundErhabenheitinderLeberge- 
gend  bekommen  hatte,  wobei  sein  Stuhlgang 
trage  und  hart,  sein  ganzes  Ansehn  gelbsilchtig 
und  seine  FQlse  geschwollen  waren.  Er  brauch- 
te das  Soolbad  und  nahm  daneben  Pillen  aus 
assafoeiida  mitbittem  Eztrakten,mit  so  gutem 
Erfolge^  dafs  sich  in  Zeit  ypn  14  Tagen  sein 
ganzer  Zostand  gebessert  hatte,  und  er  nach 
94  Bädern,  seine  Profession ,  ohne  Beschwer- 
de treiben  jkonnte  und  noch  treibt« 

VIIL    Folgen  venerischer  Kranhheiteiu 

Nicht  blos  in  solchen  Fällen,  wo  Yer- 
hSrtungen  sowohl  nach  einem  Bubone  oder 
Tescicu'lo  yenereo  zurück  geblieben  waren, 
wirkte  daa-B^d  völlige  Zertheilung,  selbst 
bei  einem  sehr  reralteten  Falle  dieser  Art; 
sondern  auch  da,  wo,  nach  getilgter  veneri- 
scher Krankheit,  solche  Lokaltibel  noch  fort- 
danerteiii  die  «war  ursprünglich  von  dem 
Gifite  herrührten,  jetzt  aber  nur  als  bleiben- 
de Eindrücke  zu.  betrachten  waren,  iieigte  ea 
sitih  sehr  n&lzliclL    . 

;  Bus  Soldat^  seiner  Professioq^.^  Mauer- 


—    So    — 

geselle,  bekam  nadi  einer  aUgemeinm  Tene« 
rischen  Krankheit,  wobei  er-swar  Tiel  Mer« 
kurius  aber  ohne  gehörige  Abwartong  tow 
achlucket  hattei  neben  einer  allgemeinen 
Schwäche,  Reilsen  in  den  Gliedetii|  nnd  vie- 
le kleine  Hautgeschwiire ,  sowdil  an  der 
Sdfne  als  am  übrigen  Köiper«  In  -  der  Ab- 
sicht ihn  lu  einer  nenen  Merkniialenr  yor- 
snbereiten,  indem  ich  diese  Ersdidmmgen 
Ton  dem'  noch  nicht  getilgten  Gifte  ableite- 
te, liels  ich  ihn  baden«  Allein  die  Wirkung 
war  so  auffallend  gut,  dafs  ich  mich  bald 
übenengte,  4a£s  hier  keine'Syphilia,  aondera 
nur  die  Eindrucke  des  getilgten  Gifte  mdir 
übrig  waren.  Er  wurde  YÖllig  bergestellt^ 
und  ist  auch  seit  2  Jahren  gesund  geblid>ea. 


Ein  Mensch  von  20  Jahren  hatte  in  sei- 
ner frühen  Kindheit  seine  Hüfte  durc^h  einn 
unglücklichen  Fall  verreukt  und  dadurch  ei- 
nen verkürzten,  etwas  steifen  Fufii  behalten*  U 
dem  jetzigen  Alter  wurde  er  venerisch  iofirirt» 
und  verschlimmerte  seine  Krankheit  dncck 
Pfuscherhände,  bis  ihn  endlich  ein  geschicbi 
ter  Arzt  heilte.  Allein  der  vorherige  unor« 
dentliche  Gebrauch  von  Merkurial  Bfitteb 
hatte  ihn  nicht  nur  sehr  geschwächt,  .so»« 
lern  der  verkürzte  Fufs ,  von?  der  Hüfte  bis 


—    3i    — 

bis  «um  Knie^  wurde  das  Ablager  einer  so 
schmerdiaften  Geschwulst,  dafs  er  nur  mit 
Mühe  sieh 'au  swei  Knicken  bewegen  kobn« 
te.  >Bei  dem  Gebrauche  des  Soolbades  Ter- 
mindertesich  der  Schmers  und  die  Geschwulst 
mit  jedem  Tage,  so  dals  zuletzt  wieder  wie  ehe» 
malsmit  einemStockegehen,  und  mit  dem  Fas- 
se auftreten  konnte.  Die  Schwäche  und  das 
cachektische  Ansehen  Terlor  sich  zogleich, 
er  Terliels  dss  Bad  mit  Zufriedenheit  und 
trat  seinen  Posten  wieder  ao. 


IXm     LäOAmungenm 

Unter  diesen  wurde  ein  an  der  recl/ten 
Seite  durch  Schlagfloli  gelähmter  joj'ibrsiier 
Bauer  so  weit  wieder  hergestellt,  dals  er  mit 
dem  Pulse  auftreten,  auch  die  Hand  nach, 
dem  Kopfe  fuhren  konnte;  allein  er  behielt 
in  beiden  Gliedern  ein  Gefühl  4e%  so^^nacn* 
ten  Einsdilafens.  Eben  so  ein  jung««  Mens#.l!t 
dessen  rechter  Arm  und  Puls  nieht  i/ios  jre- 
lähmt  war,  sondern  dessen  DexikMi^ji  surh 
sugleich  durch  eine  hitzige  Ki^niu-^it  i^eiit- 
ten  hatte,  wurde  durch  watafe  bkA^^  v^oLej 
ihm  auf  Augenbücke  ein  Strahl  kslten  V.  Es- 
sers auf  die  am  meisten  leidende«  Tk^tiä^ 
sO'Smte,  so  Tiel  gebessert,  dals  seine  Bet./.- 
nnn^  und  Sprache,  tfnch  ^i^  Itewi^fg^idttJ^ix 
-dM  Atms  und  Fttlli«s  wiederkehrten;  Mi^m 


«    Sa    -. 

ein  deutliches  Gefiihl  beim  AnfktseBt  -einei 
Oegenitandea  bekam  er  nicht  ifvieder« 

Einen  gleichen  Ausgang  hatte  ea  mit  al- 
nemBarbiergetellen,er  konnte  auletst  ein  aen^ 
lieh  schweres  Gewicht  mit  seinani  gdilimteB 
Arm  aufheben,  aber  die  diemsAige  Starke 
fand  sich  nicht  gana  wieder  oiii»  . 

Diese  drei  badeten  nicht  lingar  ib  Tier* 
sehn  Tage  und  ich  habe  nicht  wfidi^en  kSn- 
nen,  was  die  nachherigen  Folgen  des  Bades 
gewesen  sind«  . 

Besser  ging  es  mit  einem  Schlösser.  Die- 
ser hatte  eine  Lähmung  des  Sehultergelenkei 
mit  einer  Taubheit  der  Finger,  aOx  -dab  er 
weder  den  Arm  bewegen  noch  sein  Hand- 
werksseug  fassen  und  festhalten  konnte^  Er 
empfand  schon  während  des^Bedeüa  grolss 
Besserung  und  nach  seiner  Znhanaekunft  hst 
aifth  seine  Lähmung  so  gänslich  reriorem 
dals  er  jetst  seine  Profession  cdine  Hindei^ 
nifs  betreibt« 

t 
«  *         * 

X.     Pf^ahnsinn. 

Zwei  Fälle  Migten,  dals  aueh  hierin  dsi 
Soolbad  dem  Seewass^r  nichu.|aa  Wirkaam- 
keit  nachgiebt«  ^..  .    '  •   • 

Eine  unerwartete  ^giinstige  ^yerlndenug 
vorher  etwas  beschränkter  :QIUckl|umst8i|de 
täubte  einer  Frau  TQh  üblrt^lMgtf  Sirihiwuiafl^ 

thi- 


thiger  Stimmung  nach  einem  schweroi  Wo- 
chenbette«  den  Verstand  ^  so  dafs  sie  ihren 
Mann  und  Kinder  hafste  und  sich  selbst  das 
Leben  an  nehmen  suchte«  Man  si^tzte  sie 
in  ein  lauwarmes  Bad,  ^liels  ihr  von  Zeit  zu 
2eit  kalte  Soole  auf  den  I^opf  strömen 
und  hatte  das  Vergnügen  zu  sehen,  dafs  ih- 
re Besinnung  und  Lebenslust  mit  jedem  Ta- 
ge mehr  zurückkehrte«  Sie  wurde  ganz  ge- 
sund "^sn  nennen  sejn,  wenn. nicht  die- im 
Wahnsinn,  '  durch  einen-  Sprung  aus.  dem 
Fenster  yerrenkte  Hüftf ,  die  nicht  yoUkom- 
men  eingerichtet  werden  konnte,  sie  zu  ei- 
nem sitzenden  Leben  verdammt,  und  dadurch 
ihren  naturlichen  Trübsinn  genShrt  hätte. 


Neid  und  beleidigter  Stolz  brachten  die 
Frau  eiiies  Gradirers  zu  einem  so  hohen 
Grade  des  Wahnsinns, '  dafs  sie  mufste  gcbun- 
df.n  werden,  indem  sie  alles,'  was  in  ihre  Hän- 
de kam,  zerrifs,  ihren  Mann  und  Kinder  bifs 
und  schlug  Wo  sie  konnte»  Sie  wurde  des 
Tages  zweimal  ins  Bad  gebracht,  in  ganz 
kalte  Soole  einigemal  untergetaucht,  schnell 
wieder  herausgezogen  und  alsdahn  zu  Bette 
gelegt«  Ohne  heftiges  Toben  und  Wider- 
streben  konnte  diese  Prozödur  nicht  vorge- 
nommen  werden ;    allein   nlich    dem  ersten 

Journ.  X}^VI.  B.  S    Si.  Q 


-    34   - 

Bade  schlief  sie  schon  eioige  Stnndea  gau 
ruhig  und  zeigte  beim  Erwachen  einige  Bat 
sonnenheit.  Dies  dauerte  aber  nicht  leege^ 
denn  der  Wahnsinn  kehrte  nach  einiger 
Zeit  wieder  zurück«  Mit  jedem  Tage  wm^- 
den  aber  die  Zwischenräume  der  Ruhe  nnd 
Besonnenheit  gröfser  und  sie  gänsiich  wie- 
der hergestellt.  Seit  zwei  Jahren  hat  sie 
keine  Rückfälle  gehabt^  ist  vor  einem  Jaiire 
mit  ihrem  4ten  Kinde  niedergekommen,  und 
befindet  sich  vollkommen  bei  Verstände« 

XJ.     Metastasen. 

Die  Kinderblattem  hinterlielsen  bei  ei- 
nem Knsben  eine  starke  Kpiegescbw^ilst,  die 
an  einzelnen  Stellen  in  Eiterung  fibergidgi 
und  in  welcher  theils  durch  Kunst,  theils  vob 
Natur,  mehrere  Oeffnungen  entstanden  wa- 
ren. Jetzt  dauerte  der  Schaden  schon  '  iai 
sechste  Jahr;  das  Knie  war  sehr  aogeschwel* 
len,  steif  und  schmerzhaft,  das  Gehen  imr 
an  zwei  Krücken  möglich  und  aus  den  Wun- 
den flofs  eine  lymphatische  Feuchtigkeit 
Der  beständige  Schmerz  raubte  dem  Kinde 
alle  nächtliche  Ruhe,  und  dieses,  verbündt 
mit  dem  Verlust  der  Säfte»  hatte  ein  schlei- 
chendes Fieber  erzeugt»  welches  über  kun 
oder  lang  seinem  Leben  ein  Ende  zu  machen 
*  drohte.    Durch  das  Soolbad  wurde   er  sehr 


-    35    -     . 

gebessert  9 '  das^  Fiebelr  und  die  Schmersen 
verloren  sich ^  die' meisten  Oeffnungen  heil« 
ten  lu  tfud^di«  andern  gaben  ein  besseres 
Eiter ;  dUt  Geschwulst  yerininderte  sidi',  so 
dafs'er  mit  em^r  Kriicke  ge^fM  kokmte.  £r 
^at  s«rei  Sommer  «nit  imoye^  steigender  Bes* 
serung  gebadet,  und  ich  glaube  daf»  die  Fort« 
se.t2uirg  seine  vÖlKgi^lHeilung' bewirken  werde/ 
in  so  weit  dSts#  Mt'^der^-^ahaiulenien  De« 
struktionligamentöser  Theile  möglich  ist. 

JCIL    Folgen  der  Onanie^ 

Ein  der  Onanie.  Asbr  ergebener  junger 
Mensch ,  bekam ,  ntbst  einer  allgemei- 
nen Nervenschwäche,  einen  Saamenilufs. 
Unbewust  und  ohne  Gefühl,  der  Wohltuet 
erfolgten  Polhitionen,  wovon  ihn  eine  zweck* 
mäfsige  Kurart  nicht  hatte  befreien  können. 
Die  Abmagerung  seines  Körpers,  der  starre 
dutnme  Blick,  liefsen  die  Annäherung  der 
traurigen  Folgen  dieses  Lasters  schon  er* 
warten. 

Man  brachte  ihn  in  das  hiesige  Bad^ 
\felches  er  a^itangs  lauwarm,  nachher  aber 
immer  kuhler,  mit  so  gutem  Erfolge  gebrauch- 
te, dais  er  dadurch  ?on  seinem.  Ucibel  gäna« 
Kch  befreiet  wurde. 


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—    36    — 

Xm.    JSpü^psisM 

Zwei  Personen  badeten  unter.  _ 
Aufsicht,  gegen  diete  traurige  Krankl&eit  und 
blieben  während  des  4  ^^v^chentlielien  Ge- 
brauchs, ob  durch  Zufall,  oder  durch  die 
Reaktion .  des  B4del,  Ton  den  AnfiUlen  be- 
freit« Allein  nachher  kehrte  ihre  Krankheit, 
wie  ich.  hörte,  ieider.  wied«  «ürScki  . 


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-  .57    - 


Ueber 

iüe   Heilung    einiger    Hautkrankheiten 

durcH 

äu&erliche  Mittel« 

Vom 

I 

t 

Hrn.    D  r.    O  ft  w  a  1  d, 

lit»l.wtriembergit€li«nLeibArste  snCarltrube  in  Schletifti. 


JtLs  ist  hinlänglidi  aus  der  Anatomie  be- 
kannty  daüi  die  Hülle,  welche  unaern  Körper 
in  seiner  ganzen  Ausdehnung  bedeckt,  aus 
verschiedenen  einseinen  Gebilden  zusammen- 
gesetzt ist,  die  wir  als  Oberhaut,  Epidermis, 
Nefzhaut  oder  Schleimgewebe ,  corpus  reti- 
culare  Malpighü,  Haut^  cutis,  mit  ihren  Po- 
ren, Haaren,  Haarwurzeln  und  deren  Schei- 
den,    nebst    den  tJ^fuhlswärzchen   kennent 


/ 
* 


—    3«    ^ 

und  dafs  wir  das  ganze  Organ  snsammenge- 
nommen  unter  dem  KoUektiynahinen  der 
Haut  begreifen«  Jedes  dieser 'einzelnen  Ge- 
bilde hat  seine  besondere  Organisation^  und 
alle  zwecken  vermut&lich  zu  einer  Gesamt- 
function  ab« 

t 

So  verschieden  diese  einzelnen  Organe 
nach  Struktur,  Lage,  Verbindung  und  Zweck 
unter  einander  auch  seyn   mögen;  so  ver- 
schieden  müssen    auch   die   VerSiiderungen 
seyn,  welche  sie  durch  Krankheit  erleiden. 
Die  Verändetirog,  welche  sie  in  ihrem  kran« 
ken  Zustande   auf  die  Zustimmung  zur  Ge* 
Samtfunktion  hervorbringen,    fallt  vielleicht 
nicht  immer  genug  in   die  Aagefi^  um   be* 
merkt    werden    zu   können;    wahrscheinlich 
aber  beruht  auf  der  AflPektion  der  einzelnen 
Gebilde  die  verschiedene  Form,   unter  wel- 
cher   sich    die  mancherlei   Hautkrankheiten 
dem  Auge  darstellen,  als:  Mehlflechte,  Her- 
pes   farinosus ;    trockne     erhabne     Flechte, 
herpea    serpens;    nässende   Flechte^    herpei 
exedens,    galoppirende   Flechte;  Verliärtung 
der  Haut;  Yaws,  Elephantiasis;    der    vielen 
'  kleineren  und  oft  unbedeutenden  zu  geschwei- 
gen,     als:     Sommersprossen,    Leberfleckeiii 
Hühneraugeui  das  Ausfallen  der  Raare  etc. 
So  scheinen  die  verschiedenen  Flechten   in 
der    Oberhaut    und    deiin  Schleimgewebe  zn 


—    59    -^ 

sitzen;  die  Verhaftung  der  Haut,  die  Tawt 
vtAd  die  Elephantiasis  im  Gesamtorgan  der 
Haut  bis  in  das  darunter  liegende  Fett ;  die 
Sommersprossen  und  Leberflecken  blos  im 
Sehleimgewebe;  die'  Hühneraugen  anfan)gs 
blos  in  der  Oberhaut,  und  nur  nach  und 
nach  durch  fbrtgesetiEten  Druck  bis  in  die 
Haut  selbst  za  dringen;  das  Ausfallen  der 
Uisiare  bJos  in  den  Scheiden  der  Hiiärwur- 
zeln.  Ich  überlasse  andern  tu  bestimmeni 
ob  nicht  selbst  manche  Arten  des  Krebses, 
besonders  des  Lippenkrebses ,  hieher  gehö- 
ren, und  als  blofse  Hautkrankheit  zu  be« 
trachten  seien. 

Indessen  ist  es  eine  vielleicht  sehr  nn- 
^  fruchtbare  Idee,  blos  zu  wissen,  wo  man  je- 
der dieser  Krankheiten  ihren  Sitz  anzuweisen 
habe;  ron  mehr  praktischem  Gehalt  ist  die 
Frage:  lypher  entstehen  sie?  welehes  ist  der, 
eigentliche  pathologische  Graxid  darpn?  Die 
Arzeneiwissenschaft  hat  in  ihrer  Aufklärung 
zu  grofse  Fortschritte  gemacht,  als  dafs  ihr 
nicht  auch  die  Kunst  hätte  nachfolgen  sollen. 
Der  Einflufs ,  welchen  das  Erregungssystem 
auf  die  Praxis  hat,  ist.  nnirerkennbar.  Be- 
ruht die  Heilung  allgemeinbr  Krankheifen 
ans  Schwäche  oder  rerminderter  Erregbar- 
keit, wie  z.  B.  die  tjrphischen ,  auf  Anwen- 
dung   des  proportioairten  Reitzee;    warum 


^   4o    - 

soll  nicht  auch  lokale  Schwäche  und  denel« 
be  Grundsatz  in  der  Heilung  derselben  statt 
finden  kpnnen?    So  scheint  mir  die  Ursache 
der  meisten  oben  genannten  Haui^ankhci« 
ten   in   lokalen  Schwächen  der  Haut  oder 
ihrer  einzelnen  Gebilde  zu  liegen^  und  die 
Heilung  auf  dem  richtigen  Verh&lti|jise  xwi« 
sehen  dem  jedesmaligen  Grade  der  Schwä- 
che und  der  reitzenden  .Potenz  zu  beruhen. 
Ich  wage  es  nicht,  über  die  Art  und  Weise 
etwas  zu  sagen,  wie  das  Verbältnifa  soll  auf- 
gefunden werden.    So  lange  es  für  die  Ma- 
teria medica  kein  festes  Prinzip  giebt,  be^ 
hält  die  Empirie  noch  ein  grofses  Feld,   wo- 
von sie  der  Wissenschaft  keinen  Fufs   breit 
abtritt}   oder  ihr  höchsten»  nur  ein  Gunst« 
recht  darauf    einräumt.    Dieser  Mangel  an 
festen  Prinzipien  aber  kann   uns  .nicht  ab« 
halten,  reine  und  wiederl^plte  wahre  Erfah« 
rungen  für  die  Praxis  zu  benutzen,  und  den« 
noch  brauchbare  Resultate  daraus  zu  zieheut 
Was  mich  besonders  auf  diese  Betrach« 
tungen  leitete,  war  die  Heilung  einiger  sehr 
um  sich  greifenden  Flechten  durch  blos  aus« 
serliche  Mittel«    Ich  hatte  einst  eine  kranke 
Pame   an   langwieriger  Wassersucht  zu    be« 
handeln,  welche,  während  etlicher  Jahre,  bei 
Anwendung  ipanch^rleiMethotJen,  Vergebens 
nach  HeÜMPg  seufztet    und  nur  dapn   ers^ 


—   4i    — 

gesund   ward,   als  .ich    ihr,     nach   JVJäte^s 
Beobachtung  (Saoiml«  anterL  Abh.  für  praku 
A.  7  B.)  den,  sehr  energisch  wirkenden  blau- 
en Vitriol  mit  yreirsem  Zimmt  in  Pillen  gab. 
E3  blieb  aber  eii^  die  Kranke  sehr  belästi« 
gendes   Simultaneum    übrig,    nemlich,    eine 
näss^ide  Flechte  aA.  beiden  Unterschenkeln, 
vQn  den  Knien  an  bis  zu  den  Zehen.    Die 
Haut  sah  ganz  roth  und  wund  aus,  und  ans 
den  Millionen  offnen  Poren  quoll  da&  Wasser 
sichtbar  in  Menge  hervor,  und  machte  eine 
beständige  dicke  Einwickelung  npthwendig« 
Nach  mehreren,  von  andern  Aerzteo  so  wie 
von  mir  vorgeschlagenen  und  anhaltend  ver- 
geblich gebrauchten  Mitteln,  verfiel  ich  auf 
die    Idee,    eine    Außösung   von   zehn  Gran 
Sublimat  in  zwei  Pfund  Wässer  umschlagen 
zvi  lassen.    Welche  Verbinduqg  d,^rVorstel« 
Jungen  mich  eigentlich  auf  dies  Alittel  leite« 
täte,  weifs  ich  jetzt  selbst  nioht  mehr;  wohl 
Aber  erinnere  ich  mich,  dals.ich  dapals,  wi^ 
noch  jetzt,  dem  Sublimat  einen  zustmmenr 
ziehenden  trocknenden  Reiz  zütfauc^  findihi^ 
beschuldigte,,  dafs   er,   innerlich  vnd  lang^ 
gebraucht,  sogar  zu  trockner  «Scbwija.dsucht 
disponire.    .Nach  wenig  Tajjen^  vernjinderte 
sich  schon  der  Zu-  und  Abfiufs^  der  ?euch« 
tigkeit,  und  ia  vierzehn  Ta|[ei|  yair  .di^  !!;• 
stige  Uebeljauf  immer  gehpil^ 


-   4»  - 

Et  blieb  mit  diidkel,  ob  ich  die  gott 
Wirkung  des  Mittel»  dem  Queoksilbergehah 
oder  der  damit  verbundenen  Salisäure  so« 
schreiben  sollte,  bis  ich  durch  einige  spite* 
re  Erfahrungen  mehr  Licht  bekipoi,  Xßk  fiib» 
re  nur  folgende  an: 

Ein  Mädchen  yois:  zehn  Jahrein  Bei  nad 
rerletste  sich  die  Haut  am  rechten  Elbo- 
gen.  Nachdeih  sie  mehrere  Wothen  lang 
allerlei  Hausmittel  angewandt  hatte,  wihrend 
dessen  die  Haut  immer  offen  blieb,  nnd  sich 
im  Umfange  eines  Handtellers  mehrere  unter 
einander  rerbundene  nässende  Steilen  ge> 
funden  hatten,  zeigte  man  mir  den  Schaden. 
Ich  betrachtete  die  Sache*  als  uiibedeutendi 
liefs  Goulardsches  Wasser  überschlagen  und 
Wochen  lang  damit  fortfahreiu.  Aber  du 
Uebel  ward  gröfser  und  verwandelte  sich  ia 
eine  offne  nissende  Flechte ,  die  am  Rande 
immer  weiter  kroch ,  indem  sich  Im  tlmfa» 
ge  kleine  Blätterchen  fanden,  welche  eins 
helle  Feuchtigkeit  gaben  und  deren  Haut 
am  Verbände  hängen  blieb«  Fingen  auch  ift 
der  Mitte  einige  Stellen  an  au  trocken  nnd 
gleichsam  Inseln  zu  bilden;  so  formirten  siek 
doch  auf  diesen  bald  Schorfe,  unter  welchen 
die  Haut  wieder  von  Feuchtigkeit  zerfressen 
war.  Ich  liefs  ein  Dekokt  ron  Dulkaroats 
trinken,  und  legte  eine  Salbe  auf^  aus  Un^f^^ 


-   43   - 

I 

I  pomato   mit  flor.  sulph.  und  Rot.  tinci    ge- 
i  inischu    Das  Uebel  ward  dabei  nicht  scblim* 
mer,  aber  auch  nicht    besser«    Der  Umfang 
E    der   Flechte    war   nun    einer  ganzen   Hand 
:    grola  geWpiden.     Ich  legte  ein  grofaes  sj^a« 
nischea    Fliegenpflaster  auf  die  Flechte«    Et 
flofa  yiel  Wasser  aus,  es  folgte  hierauf  Eitiff, 
wie  bei  Blaaenpflastem  zu  folgen  pflegt,  der 
Grund  wt^d  rotb  und  gleichförmig,  heilte 
stellenweiiief  aber  am  Rande  bli<^b  alles  wie 
zuvor.     Ich  wandte  nun  eine  Auflösung  des   . 
Sublimats  Sufserlich  an.     Dies  that  yortrefli« 
che  Dienste;  alles  nahm  ein  trocknei'es  An- 
sehen und  Heilung  an;  wenn  aber  einen  Tag 
das  Mittel  hiebt  angewandt  wurde ,  so  fanden 
sich  eine  Menge  kleiner  Wunden,  welche  eine 
tvärsrige  Feuchügkeit  von  sich  gaben.    Da  idt 
diese  Erscheinung  der  Zartheit  und  SprSdig- 
keit  der  neuen  Hüut  zuschrieb;  so  liefs  ich  die 
neue  Haut  täglich '  einigemal  mit  Nüfs&l  be^ 
streichen.  Der  Erfolg  war,  dafii  iiDes  schlim- 
mer ward,  und  wieder  auf  den  alten  Fteck 
kam.      Ich   richtete  meine  Aifmärksaitok^ 
wieder  atif  das  Mittel,    welches  die   I^e^eH 
Dienste    geleistet    hatte,    üetiiUclif '  ävtf^  tfeb 
'     Siiblimät,   aber  nicht  q;ua  fälis,  'sbiidetti  'sl^ 
ein    salzsauies    Arzneimittel.      Üi]i"'lluh 'zu 
wissen,  was  hier,  wo  ich  bfos  %fäbv^8üke   der 
Haut  als  Ursache  annahm,   Aie  SnltAüte  al- 
lein   thun  würdei    da   sie    xiac\v  ReicTi^cKei^ 


—  44  - 

ErfahrHBgeii  in  Klystiren  angewandt 9  so  rat« 
taend  wirkt ;  so  liels  ich  ein  Quentchen  rekt^ 
tifizirte  SalzsSure,  in  acht  Unxen  Wasfer 
gemischt 9  täglich  einigemal  überlegen  y  tgid 
hatte  das  Vepgnügen,  diese  anderthalb  Jaht 
gedauerte  Flechte  in  drei  Wochen  ToIIkonu 
mea  und  dauerhaft  geheilt  xu  sehn» 

Wenn  man  in  diesem  FaHe  auf  den  Er- 
folg der  angewandten  Mittel,  beii^fndera  der 
excitirenden,  als  Blasenpflaster»  Sn|>limat  und 
Salzsäure^  Achtung  giebt;  so  findet  man»  daüi 
der  Effekt  allemal  in  einem  gewitten  Veiu 
hältnila   zur  reitzenden  Potenz  stand,   und 
dafii  man  diesemnach,    in  Beziehung  wenig- 
stens auf  obigen  Fall,  dies«  drei  j&littel  ak 
einander    untergeordnet    ansehn    und   ,dtc 
Salzsäure  den  obersten  Platz  einräumen  mfisse» 
Mehrere  Erfahrungen  werden  yiell  eicht  ein« 
mal  lehren,  wie  unter  ähnlichen  Umständen 
der  Grad  der  Hautschwäche  zu  beurtheilen 
und  die  Intensität  des  Reizmittels  zu-  find^ 
sei,  um  nicht ,  wie  es  bei  den  technisches 
Bestimmungen  der  Mittel  so  leicht  geschieht^ 
blos  in  den  Gliickstopf  greifen  zu  diirfeB; 
wo  es  sicl^  denn  oft   zuträgt,   dafs    auf  eis 
trocknendes  Mittel  der  Feuchtigkeiten  immer 
mehr  werden  und  heilende  Salben  und  Pila« 
ster  das  Uebel  ungeheilt  lassen. 

Man   hat  'wider  Flechten  sonst  allerlei 


t 


-*     45     r^ 

innerliche  und  Sufserliche  Mittel  forgeschla- 
gen.  Welche  Wunder  hat  die  Belladonna 
innerlich  gebraucht  verrichten  sollen?  ich 
habe  nichts  davozi  erfahren.  Ich  habe  meh- 
tere  Fälle  der  trocknen  Flechten  zu  behan- 
deln gehabt;  und  gemeiniglich  erfolgte  die 
gänaliche  Heilung  bei  Anwendung  einer  Sal- 
^e  aus  Ühg.  pomato  mit  ßor.  sulph.  und 
zinci.  Das  Wirksame  in  dieser  Mischung 
dünkte  mir  immer  der  Schwefel  zu  seyn* 
Um  mich  davon  zu  überzeugen  und  um  den 
Schwefel  in  Aiifsiger  Gestalt  zu  haben,  be^ 
strich  ich  solche  trockne  Flechten  mit  der 
Tinctura  anutnonü  Jacobi^  oder  Sulptu 
antim*  liquidum^  Liquor  saponis  stibiatu$ 
des  nenera  Dispensacorii.    Die  Flechte  färb« 

I  9 

te  sich  dann  braun,  zersprang  mit  mehreren 
ftisseiii  schälte  sich  unter  acht  Tagen  ab. 
«nd  machte  einer  gesunden  Haut  Platz«.  Ick 
schrieb  den  guten  Erfolg  wenigstens  blos 
dem  .Schwefelgehalt  zu.  Einer  der  merk- 
würdigsten Fälle  dieser  Art  War  folgender^ 
Eitle  junge  Dame  trug  seit  zwei  Jahren  eine 
trockne  Flechte  im  Gesichte,  welche  den 
rechten  Nasenflügel  nebst  der.  Spitze^  einen 
Hieil  der  Bapke  und  das  Kinn  einiiabm. 
Der  Grund  sah  rpth  aus,  und  war  an  vielen 
Stellen  schuppicht;  hin  und  her  schössen 
meijaci    QÄCÜR^biW    «mf;    ]ir«I<^€^   aber   bald 


-   46  - 

wieder  yerttockneten  und  Schnppea  hinter- 
liefsen.    la  dieser  Art  hatte  das  Uebel  so 
lange    ohne   weitere  Veränderung  gedauert^ 
als  dafs  zur  Zeit  der  Menstruation   alles  et- 
was schlimmer  ward,  nach  deren  Uebergang 
aber  wieder   ins  alte  Gleis  ^am»     Eben  so 
erhöhete  der  Genuls  des  Weins  und  starke 
Bewegung  die  Röthe.    Alles,  was  Patientin 
bisher  gebraucht^  und  in  mancHerleL  innerli- 
chen Mitteln  nach  verschiedenen  therapeu- 
tischen   Rücksichten    bestanden    hatte,    war 
vergebens  gewesen.     Als  sie.  mich  um  Rath 
fragte  und  ich  die  Krankheit  blos  für  einen 
Örtlichen  Fehler  der  Haut  hielt,  so   verord* 
nete    ich    die    oben    genannte    Antimonial« 
tinctur,  um  die  ganze  Stelle  taglich    einige- 
mal damit  lu  bestreichen.    Da  einige  Std- 
len  etwas  wund  waren ,  sb  machte  das  Mit« 
tel  swar  eine  unangenehme  Empfindung,  die 
aber  bald  vorUbergiog.    Die  ganse    Flechte, 
färbte  sich    rothbraun  >    trocknete   un^d    die 
verdorbene  Haut  fing   an,    mit .  acht    Tägeii 
sich  abzuschälen.    Es  entständen  nur  nbcl^ 
wenig  neue  Blätterch^n,    welche  aber   jetit 
gleich  guten  Eiter  fafsten,   trockneten  und 
heilten.    Da  die  neu  entstande^e  Haut  sehr 
roth  und  empfindlich  war,  so  lieTs  ich  sie  mit 
etwas  verdünliter  Salzsäure  bestreichen,  worauf 
sie  bald  auch  ihre  natürliche   Farbe  bekam* 


-  47   - 

■ 

Die  etffemge-  Trockenheit  verlolir  sich 
durch  eipgeriebenes  Linimentum  volacUe. 
Qke  HüiluDg  war  in  wenig  Wochen  vollen« 
oet,  und  i?t  seit  etlichen  Jahren  nichts  mehr 
sum  Vorschein  gekommen. 

Ich  mnls  aber  hier  ein  für  allemal  be«* 
merken I  dais  es  dabei,  wie  ich  aus  Erfah* 
fang  g^i^hen  habe,  sehr  darauf  ankommt, 
dab  die  Tinct.  antimonii  Jacobi  gehörig  zu* 
bereitet  sei.  Ich  habe  dasselbe  Mittel  aus 
mehreren -Apothekf^n  gehab;,  und  gefunden, 
dals  es  an  Farbe,  Consistenz  und  Wirkung 
aehr  verschieden  war.  *£s  thut.nur  dann  sei* 
ne  ve/'iangte  Wiikuug,  wenn  es  eine  gesat-^ 
iigee  braunrothe  Farbe  hat^  sehr  schwefe^ 
liehe  rieche  und  vor  allen  Dingen  die  be^* 
striehne  Stelle  braunroth  färbe.  Der  Un*- 
terschied  ist  aufFaileod  und  man  hat  sich 
aichts  d«Ton  zu  versprechen,  wenii  es  nicht 
die  Haut  stark  braunroth  facht.  Aus  der 
0£uin  des  Herrn  Medicinalassessor  Günther 
sn  Breslau  habe  ich  es  immer  unter  den  er- 
forderlichen Eigenschaften  erhalten« 

Durch  diese  Erfahrung  geleitet,  versuch«. 
te  ich  das  Mittel  nun  auch  in  einer  andern 
Krankheit,  deren  eigentlicher  Grund  zwar 
noch  völlig  unbekannt  ist,  die  ich  aber  doch 
nur  für  örtliches  Uebel,  wenn  auch  von  der 
schlimmsten  Art,  «u  halten  geneigt  bin;  ich 


-   48  -. 

mpine    den   Lippenkr^bs.     Sd    fiirckterlicli 
und  unaufhaltsam  zerstörend  dies  Uebel  ist; 
so  scheint  doch   keine  allgemeine  Ursatia 
desselben  vorhanden  zu  seyn,  wenigstens  hat 
die  Pathologie   noch   nichts  festes    dariiber 
bestimmen  können.    Vom  unbedentendsten 
entferntesten  Anfange  an  bis  zur  granenyol« 
lesten  Zerstörung^    die  mit  dem  Tode  en* 
digt,  sieht  man  nichts  als  örtliches  üebel; 
alle  Funktionen  des  ganzen  übrigen  Körpiers 
können  so    lange  ungestört  seyiif    als  nicht 
durch  die  unaufhörlichen  Schmerzen,   durch 
Schlaflosigkeit    und    mangelnde    Ernährung 
des  Köpers  die  Kräfte  so  leiden ,  daCs  end* 
lieh  der  Tod  aus  Schwäche  und  durch  Aui-^ 
zehrung  erfolgt,    wenn  nicht  Verblutungen 
aus  zerfressenen  Gefäfsen  .der  trautigen  See* 
ne  auf  schnellere  Art  ein  Ende  machen. 

Der  Fall  eines  angehenden  Lipperkreb- 
$eSy  wo  ich  die  Antimenialtinktur  anwandte» 
war  folgender:  Eine  Frau  Ton  ohngefäbt 
2o  Jahren,  Mutter  einiger  Kinder,  und  Übri- 
gens guter  Gesundheit,  litt  seit  länger  ab 
anderthalb  Jahren  an  einer  knotigen  Vet^ 
härtung  der  Ober*  und  Unterlippe,  mit  gro« 
fsen  und  immerwährenden  Schmerzen  darin« 
Ehe  sie  mich  um  Rath  fragte,  hatte  sie  nichts 
dawider  gethan,  als  etwa  gelinde  Hausmittel 
angewandt*     Ich    fand    die '  Oberlippe    vom 

rech» 


-  w  - 

rechtßii  NaAenflUgel  an,  einen  ZoÜ  breit  in 
iie  linke  Backe  liinein,  und  die  Unterlippe 
t>is  über  die  Hälfte  eines  starken  Fingers 
dick  aufgetrieben  y  ungleich  und  roll  harter 
Ksnoten;  die  Farbe  dunkelroth,  zum  Theil 
schvranblau;  die  Knoten  waren  mit  nässen- 
den Blattern  besetzt,  >v eiche  zum  Theil  ei^ 
neu  gelben  rauhen  Schorf  bildeten.  Der 
Linke  Winkel  des  Mundes  war  etliche  Linien 
tief  eingefressen;  nahe  dabei  war  an  der 
Unterlippe  nach  innen  zu  eine,  eines  Fin« 
gemagcla  grofse  angefrefsne  Stelle  von  un- 
gleicher Oberfläche  und  äulserst  schmerz- 
haft. 

.  Bei  der  Unzuverläfsigkeit  andrer  Mittel, 
welche  in  ähnlichen  Fällen  angewandt,  wei;- 
den,  sdiritt  ick  sogleich  zum  Versuch^  mit; 
dorn  flüisi^eA  Goldschwefel.  Ich  strich  die- 
se Tinktur  mit  einem  Pinsel  über  die  ganze 
leidende  Flänhe,  mit  Vermeidung  der  ofFnen 
Stellen,  weil  in  diesen  das  Mittel  zu  viel 
Schmerzen  erregte.  Auf  diese  Art  lieis  ich 
täglich  viermal  veifahren,  und  um  die  Er- 
fahrung rein  zu  haben,  wie  auch  *-«-  ich  ge- 
stehe es  gern  -^  aus  Mangel  an  einer  be- 
stimmten Indikation;,  verordnete  ich  inner- 
lich nichts. 

.     Zvi,   meiner  freudigsten    Verwunderung 
sfdjie  ich  nach  einixen  Tagen,   dals  sich  die 

^     Journ.  XXVI.  Bd.  S.  Si.  J) 


—    5o    — 

AnftreibuDg  im  ganzen  Geschwell  etwas  Ter« 
mindert  hatte;  die' Haut  zwischen   den   ein- 
selnen  Knoten  ward  weicher;  die  zerfrefs- 
nen  Stellen  in  Mundwinkel  und  in  der  Un« 
terlippe  bekamen  ein  frif  cheres  Ansehn,  und^ 
.  statt    des  wäfsrigen    Ichors    auf    denselben, 
erblickte  ich  schon  eine  eiterähnlidhe  Lym- 
phe;  auch  war  die  Empfindlichkeit  der  Ge- 
schwüre,   die   ich    übrigens  nur  mit   einem 
Leinwandstreifen  bedecken  liefs,  nicht  mehr 
so  grofs.     Auf  den  harten  Knoten  bildeten 
sich  Blattern  mit  gutem  Eiter  angefüllt.    In 
etlichen  Wochen  heilten  die  zerfrelsnen  Ge« 
schwüre  ganz,  und  vernarbten  sich  fest«     Dia 
braun  gewordene  Oberhaut' schälte  sich  ab| 
und  es  erschien  eine  neue  gute  Hant|  deren 
ganze  Texfur  immer   weicher  ward.      Nadi 
und  nach  zertheilten'  sich  alle  einzelne  Ver- 
härtungen   dadurch,    dafä"^ Von  Zeit    zu  Zofi 
Eiterblattern  auf  ihnen 'aufschössen ,  wodurch 
bei  fortgesetztem  Gebrauche  dieses   Mittels 
ganz  allein,    alle    Verhärtungen    sich    durck 
eine    solche  eiterige    Hautkrisis    yerlohren, 
und  nur  hin  und  her    kleine,   aber    weiche 
Narben    in    der  Haut  zurück  blieben.     Di» 
Kur  dauerte  beinahe  ein  halbes  Jahr,  Ton( 
März  bis  in  den   September   igoS»    <ehe    die 
krank  gewes'ene  Stelle  durchaus    ihre    roll- 
koinmne   Weichheit  wieder  erhalten    hattSifl^ 


—  St     — 

So  selten  anch  Menschen  von  mittlerem 
Stande  und  ohne  sonderliche  Bildung  des 
Geistes  zum  lange  fortgesetztem  Gebrauche 
eines  und  desselben;  Mitt^  zu  bewegen 
sind;  so  hielt  doch, ^diese  Frau  getreu  aus; 
aber,  ihre  Beharrlichjeeit  ward  auch  durch 
den  guten  Erfolg  eben  so  unterstützt  als 
belohnt. 

.  Nachdem  ohngefähr  ein  Jahr  vergangen 
war»  fand  sich  ziemlich  schnell  neue  Verhär- 
tung, in  dem  Theil  der  Lippen  rechterseits, 
welcher  voriges  Jahr  verschont  geblieben 
war.*  Aufgel^rochen  war  zwar  nichts,  aber 
Härte,  Knoten,  Schmerzen  uod  Bleifarbe,  wie 
zuvor  auf  der  andern  Seite.  Ich  ward  um 
Rath  gefragt,  nachdem  der  neue  Zustand 
schon  ertliche  Wochen  gedauert  hatte.  Es 
war  sehr  natürlich,  dals  ich  unter  den  jglei« 
chen  Umständen  auch  wieder  das  gleicjbe 
Mittel  und  in  derselben  Art,  wie  zuvor,  an- 
wandte. Ich  machte  aber  die  ui^angenehme. 
Erfahrung,  dafs  das  Uebel  nicht  nur  nicht 
besser,  sondern  viel  schlimmer  ward.  Denn 
lufser""  den  vermehrten  Schmerzen  brach  bin- 
len  acht  Tagen  die  halbe  Oberlippe,  der 
echte  Winkel  des  Mundes,  und  ein  Theil 
ler  Unterlippe  auf,  so  weit  nemlich  die  Ver- 
&&rtung  ging.  Die  benannten  Theile  waren 
rie  nach   der  Länge   aufgerissen,   oder  tief 

D  2 


zerfresse;  die  WundAäcke  uneben  und  wie 
mit  Fleischwarzen  besetzt;  die  Ränder  hoch 
aufgeworfen,  und  gloichsam  umgestülpt;  die 
herausfliessende  ("euchtigkeit  wälsrig  und 
achteimig.  t>ie  Erscheinung  war.  nur  auffal- 
lend, aber  bald  erkläiB'ar.     Ich^  £ätte  nem« 

'  ,     ■  •  i  -  ■      ' 

lieh  die  SpielsgTanztinktur  aus  einer  andeirn 
Apotheke,  und  ich  hatte  gleich  anfangs,  die 
rothbraune  Farbe  auf  der  Haut'  davon  Yef«> 
mirst.  Auch  bemerkte  nie  Kranke  ^  dats  ihr 
das  Mittel  empfindlicher  wirke  wie  sonst; 
und  da  das  Uebel  schlimmer  dabei  ward,  so 
war  die  Kranke  nicht  zum  ferneren  Gebrau- 
che  im  bewegen ;  sie  hatte  das  Mittel  anch 
schon  weggelassen,  und  sich  etwas  Sahne 
aufgelegt I  wovon  sie  wenigstens  Linderung 

der  Schmerzen   empfand.     Da  ich  von  der 

* 

Sahne  doch  keine  Heilung  erwarten  konnte, 
und  ich  mir  indessen  dasMittel  wieder  aus  der 
rechten  Quelle  zu  verschaffen  gesucht  hatte; 
so  versucnte  ich  die  Kranke  nach'  einigen 
Tagen  zu  dessen  nochmaliger  Anwendung 
zu  bewegen  y  indem  ich  ihr  versicherte,  dali 
ich  es  nun  wieder  in  der  rechten  Art  hätten 
die  Kranke  auch  aus  der  Farbe  und  der 
braunroth  färbenden  Eigenschaft  sich  von 
der  Aechtheit  desselben  überzeugte.  Sie 
liefs  es  sich  nun  gefallen,  bestrich^  die 
Haut,    so  weit  sie  nicht  offen   war,    damit; 


—    53    — 

auf  die  offne  Flache  liefs  iqh  ein  Streifchen 
Leinwand  mit  Ung.  pomato  cum  flor.  sulph. 
gemischt  legen.  Ob  Patientin  gleich  einige 
schmenbafte  Empfindungen  davon  hatte,  so 
-war  sie  doch  fleifsig^niid  getreu  in  der  An- 
wendung. In  einigen  Tagen  hatte  nun  schon 
wieder  alles  ein  weit  hessetis  Ansehn  j  in 
acht  Tagen  war  die  vortrefliche  Wirkung 
A^s  Mittels  aufser  allem  Streite«  Die  Ge- 
schwulst hattfEf  «ich  durchaus  nm  sehr  ^eles 
vermindej^y  und  zwischte  den  noch  harten 
Steileii  war  die  Haut  ganz  weich  geworden. 
In  der  häislichen  WundAäche  war.  die..  Ver- 
änderung  am  merkwürdigsten;  yiele  Stellen 
heilten  schon,  und  nach  Verlauf  von  aber- 
mals acht  Tagen,  war  beinah  die  ga&ze  Wun< 
de  trocken,  und  schön  r6th  verheilt.    - 

Es  ist  nun  ein  Jahr  verflossen,  und  die 
Heilung  ist  dauerhaft'  und  ohne  allen  Rück- 
fall geblieben.  Man  konnte  es  wohl  für  ei- 
nen nicl^t  geringen  Gewinn  für  die  Kunst 
anse)^,  wenn  durch  diese  einfache  Behand- 
lung^ das  TTebel,  ich  meine  den  Lippenkrebs, 
immer  S9  glücklich  geheilt  würde. 

-     •    •»,  i1  -  ■  ..  '. '    •  •■         ■.  ■    •  ■*  ii'Jx-,«:|.. 


-  -  54   — 


•     .        ffl./ 


Beobachtung 


«iner 


Eiterschwittdiucht, 

.    *  wol^ei 

dem  Kranken  die  Züpge  'wegeiteite. 

Vom   : 

H  r  n.    Dr.    Letocha. 

/ 

«a  Neifse  in  Scbleti«B« 


JLIen  s3sten  October  iSÖo,  suchte  der  Friidh 
meister  Mocisnjr  meinenr  Rata  und  Hülfe 
Man  brauchte  nicht  Arzt  zu  sejn^  'um  i>ei0 
ersten  Anblick  dieses  Mannes  die  Krankheft 
gleich  jfiir  den  höchsten  Grad  der  Schwind- 
sucht zu  halten,  so  abgemagert,  hohläuMJ 
und  gelbgrau  sah  dUn^  Kranke  aus,  desses 
Magerkeit  durch  seine  GrÖlse,  sie  mochte  51 


--    55    ^ 

Fufft    i5  ZoU  betragen,  noch  mehr  gehoben 
wurde. 

Schon  die  wenigen  Stufen  zu  mir  her« 
auf,   konnte  er  kaum  Luft  mehr  schöpfen, 
und  mit  sichtbarer  Anstrengung  arbeitete  zwi- 
schen jedem  Worte  die  Brust«    Die  Respira« 
tion    begleitete    ein    bald    pfeifendes,    bald 
röchelndes    Geräusch,    das    nur  zn  oft  yon 
fast    convulsiTischem    Husten    unterbrochen 
wurde;    der  Auswurf  war  nicht  häufig,    sah 
schaumigt,  mit  gelben  Eiterklumpen  gemischtf 
aus,  und  sollte  in  frühern  Zeiten  manchmal 
blutige  Streifen  mitgeführt    haben,     wovon 
jetzt  nichts  zii  entdecken  war.     Durch.  Hei- 
serkeit war  die  Sprache  kaum   hörbar   ge- 
worden,  ja  wohl  manchmal  ganz  unterdrückt. 
Die  Hände  klebricht  feucht,  aber  kalt;   der 
Puls  schlug  ii6  —  120  mal  in  einer  Min«^ 
te,  intermittirte  einigemal  in  unbestimmten 
Zwischenräumen.    Der  äuisere  Habitus  zeig- 
te eine  schmutzig  gelblichte  Haut  und  gro- 
£se  Magerkeit.     Die  Efslust  war  ganz  rer- 
schwunden,    dagegen    plagte    den    Kranken 
Tag  und  Nacht   ein  nnanslöschlicber  Durst. 
Ein  Schauer,    der  den  ganzen  Tag  währte, 
Abends  in  tödtende  Hitze  mit  heftigem  Kopf- 
weh überging,  bezeichnete  ohne  Vermehnuig 
des  matten  kleinen  Pulses    ein  Fieber,    das 
jede  Nacht  mit  absohenUcb  stinkenden  Scbwei« 


.-    56    - 

faen  endete.  Hiesu  gesellten  sich  noch 
Drücken  über  dem  Magen,  mehrtägige,  ha- 
bituel  gewor/dene  Verstopfung,  und  Schmer- 
zen in  allen  Gliedern. 

So  beschaffen  war  der  Kranke,  der  von 
zwanzig  Quacksalbern,  Wundärzten  und  Aerz- 
tiBti  vergebens  behandelt,  getäuscht,  mit  bren- 
nender Begier  zu  leben,  mit  ungetheilter 
Zuversicht  sich  mir  aufdrang,  und  bekaoot 
mit  den  so  oft  fruchtlosen  Versuchen  der 
Kunst,  dennoch  sein  Uebel  heilbar,  und  in 
kurzem  rertrieben  wähnte. 

Die    Geschichtserzählung    des    Kracken 

war   unzysammenhängend:    und    seine  Ant* 

werten    auf    meine    Fragen    nicht    geeignet 

grofses  Licht  Über  das  Entstehen  des  Uebels 

zu  verbreiten.     9»  In  frühem  Zeiten  hatte  er 

^viel  geistige  Getränke  genossen;   adl  hau* 

i»figsten  aber,  und  mit  Vorsatz,  war  dies  vor 

»  S  Jahren  der  Fall  gewesen,  wo  ein  Streit  ihn 

»verleitete:  mit  einem  Faustschlage  dem  un« 

9»  glücklichen  Gegner  den  Kinnhacken  au  ser« 

»schmettern,    weshalb    er    in  Ansprach  ge- 

»nomnien  und  eingesperrt  worden*  war«  Un- 

»befriedigte  Rache,  Wuth,  Angst  über  den 

»  Ausgang  seines  Prozesses,  Verdrufs  we^en  der 

7»  groi'sen  Kosten,  die  er  tragen  muiste,  und  die 

p  Hosuche  seiner  Arbeits-  und  Trunkgenossen, 

''^leiteten  ihn  nun  Tag  undNachtfortzusau- 


-    57    - 

»fen;  bald  Bier  bald  Wein,  bald  auch  Brannt- 
»wein  in  unmärsiger  Menge  hinab  zu  schluk« 
»  ken,  um  seine  GeinUth38Ümmung  zu  übertäu« 
u  ben,  $eine  Angst  und  seinen  Zorn  zu  fesseln. 

»Nachdem  er  di^se  Lebensart  mehrere 
>» Wochen  fortgesetzt  hatte,  fand  sich  ein 
»Stechen  in  der  Brust;  noch  im  Gefängnis« 
>se,  und  forttrinkend,  hatte  dies  Gefühl  im- 
»mer  zugenommen,  bis  ein^  zu  immerwähr 
» rendem  Husten  reitzender  Kitzel  im  Halse, 
»und  eine  abwechselnde  Heiserkeit  sich  ge« 
9)  zeigt  hätten« 

»Aus   dem  Verhaft   entlassen,   habe  er 
»nun  eine  Menge,   ihm  natürlich  nicht  be- 
itkannter,  und  also  unnennbarer  Mittel  ge« 
«braucht,    auch    einigemal    Ader    gelassen; 
»doch  ßei  dies  alles  umsonst  gewesen.    Das 
»Blut  habe  £iter  mit  sich  geführt,  und  da« 
>»  her  sei  ihm  das  fernere  Aderlassen  verbo« 
»ten  worden»     Jetzt  tritnke  er  zwar  weder 
»Wein  noch  Branntwein  mehr;    doch  daur<^ 
»'Seit  einem   Jahre   die   Krankheit  ununter- 
»brö^hen  fort,  nehme  sogar  zu,  und  sei  ihm 
»am  meisten  durch  die   ungewöhnliche  und 
»sclilielle  Abnahme  dbr  Kräfte  nachtheilig, 
»indem  er,  vordem  ein  Herkules,  ntiü  kei- 
»nen   Hammer    mehr  Ibu  führen  im  Stande 
»  sei.     Auch  andere  Krankheiten  wisse  er  sich 
«nicht  zu  erinnern^  sein  Umgang  mit   dem 


N 


—    Si- 


lier»«   if!iar«ra 

mm^  7ref fir  foämcfat   kiL« 
X{pR::fai»  <Afl7  FaH  v^'iOLreed  * 

iLdr  an   iiai»?  ^eiiftri  iuii«.  — 

Lz3»on><-i;flL  konDlc  id  wohl  das  Udiel 
?ir  ?r.::.:s2i  tx-iliatud  erklireB,  aad  dies 
sc:2  :a  £2u  ci**  bi^ftea  AiucäaaBBg  des  Knn- 
jL-?r.  ::r  Itt  C^r.jTSfJ  sa  SsoUt  so  Torire£i- 
citr  >.-,! -^  •  ■^•'i.g.^  !i«s  Habuui  phihisici  ab- 
fTel>C£i    JL  Sibt«.     Die   Lange   der    Beine  fiel 

»7  aN?&r  sx:.   s3&  sie  nur  blos  mit  Haut 

:ebe3  scaiesev«  wed  der  Kranke  schos 
Bic  17  :  liimft  isrte  Groise  erreicht  su  ha- 
ben ve-9£c*^ffte«  Aber  aach  diese  Anlage 
abger^iiaet.  osag  ■nmifiiger  Umgang  mit 
Frauenzixamem,  and  besonders  seine  Be- 
schafdgnog  nur  an  Tiel  xa  Erzeugung  des 
Uebels  beigetragen  haben. 

Der  ^rOiste  Theil  dieser  in  den  Eisea- 
werken  arbeitenden  Menschen,  setst  sich 
Tage  lang,  und  ganze  Nächte  hindorcli 
eiaer  beträchtlichen  Hitze  aus,,  aad  unter« 
sieht  sich    einer    fortwährenden  gewaltiges 


-    59     - 

Anstrengung,  indem  sie  die  ohnedem  schwe- 
re Arbeit,,  aus  Gewinnsucht  nt»ch  mehr  er- 
schweren und  übertreiben«  £in  solcher  Ar- 
beiter sucht  nun  darin  einige  Frleichterungi 
dals  er  sich  bis  aufs  Hemde  und  den  kur- 
zen Lederschurz,  aller  Kleider  entledigt,  meist 
mit  blofsen  Füfsen  auf  dem  immer  etwas 
feuchten  Boden  steht,  und  glaubt  wohl  zu 
thun,  wenn  er  den  häufig  herrorströmenden 
Schweils  durch  eben  so  häufiges  Trinken  zu 
ersetzen  sucht«  Bier  und  Wasser  leisten 
ihm  diesen  Dienst  nicht  im  gehörigen  Maa- 
Xae^  sein  Verdienst  erlaubt  ihm  eine  gröfse« 
re  Ausgabe,  er  macht  also  mit  dem  Brannt- 
wein Bekanntschaft,  und  bringt  es  in  kur- 
zem znr  täglichen  Vollendung  einiger  Quar- 
te. 

.  Hiedurch  mufs  denn  nun  wohl  diie  ent- 

ferifiteste    Krankbeitsanlage  sehr  begünstiget 

-werden,  und  bald  in  Kranl^eit  selbst  ausar- ' 

ten^  wenn    unaufhSrIich   Reitze  immer  von 

neuem  den  Körper  bestürmen^  Dämpfe  ni^^ 

.  eher  Art,    Rauch.  .Staub   von    Ko^<9A^  ,jfpd 

Eisen  .scKwängern  die  (^uft  worin  diese  Leu- 

|e  leben,  die   noch  oft  ganz   triefjßpd   vom 

SchiweiTse,   aus  der  Hütte  ii;i,(^.  |^I^Q^I^|nnen, 

sogar  inpi  strengen  T^intje^^^,  jinmerviFährend 

genomipene  reitzende  Getränke  soU^li' wohl 

der.  ErsciiÖpfung  vorbeueea # .  ^I>ep  ^  üJl^  über- 


—    6o    ^ 

reitzen  aucK  und  erxeugen  örtliche  Schwa- 
che. Mangel  ruhiger  Erholung,  unordendi- 
che  Diät 9  uod  Unmälsigkeiten  im  Gennia  der 
Liebe,  fuhren  dann  zeitiger  oder  später  die 
gefürchtete  Catastrophe  herbei,  deren  Schlulih 
szene  ich  wohl  hier  erwartem  mnCite. 

So  deutlich  als  ich  die  Krankheit  er« 
kannte,  mufste  ich  auch  die  Vorheftagung, 
'  bei  einem  kaum  Zi  ^^br  alten  Sübjecte  ken* 
nen.  Ich  lieft  ihn  zwdr  meine  Ueberzeu- 
gung  nicht  gradezu  merken,  aber  vorheim- 
lichte  sie  auch  nicht  ^anz,  um  die  Hoffnung 
seiner  Herstellung  nicht  zur  Ungeduld  aus« 
arten  zu  lassen*  Hätte  der  Mann  gewuisti 
wie  so  yiele  gegen  dies  UebeT  ^gerühmte 
Mittel,  die  Hoffnung  der  Aerzte'  gcstäiisdit  * 
haben?  er  würde  meine  Wahlyerlegenheit 
b'emerkt,  und  vob  seüäem  unbegranzten  Ve|w 
traüen  etwas  herabgestimmt  haben. 

Ich  werde  nicht  leugnen:  däfs  die  M^ 
thode.  die  ich  anzuwenden  mir  yorgenonimen 
liätte,  auf  jener  Empirie  die  dem  Arzte  nach 
'ieilier' länaufgeh eilten  Uebdrzeugung^  blos  die 
iVersuche  der  Vorgänger  zu  wiederholen  aiA«  ' 
räth,  beruhte:  weil  yon  dei^  so  yenicäiedent« 
lieh  empfohlnen  Mitteln  grofser  praktischer 
Aetzte^^  ich^  mehrere  mit  eben  so  wenigem 
Erfolge'  angewandt  hafte,  wie  andre  Äerz):e 
yöni  imn^r  fiekanntschafi; ;  und  weil  die  ün« 


—    Ol     — 

tnittelb^re  Wirkung  auf  das  kranke .  Orgaa 
im  vorliegendea  Falle  niqbt  g;estattet  war. 

Die  Empfehluiig.der  Bleimittel  in  rer« 
ftchitednen  Zeittchnjten :  der  Erfolg  bei  ei- 
nem schon  Monate  lang  mit  allen  Mitteln 
vergebens  bebandctlten  colliquativen  Durch« 
fall  mit  einem. Zehifieber,  den  ich  vor  meh« 

■  ■ 

rern  Jahren  im  Irrenihurme  zu  Wien  zu  be* 
obachten  Gelegenheit  hatte,  bestimmten  mich 
zu  einem  Versuche,    den  ich  nach  der  HiU 
debrandüchen  Vorschrift :  {Hufeland' s  Journ. 
8r.  4s.  p.  is(40  ^^  ^^i*  ^f t  anstellte :  dafs  der 
Kranke  mit  gr»  j\  plumb.  acetic.  anfing,  der 
täglich  smal  gegeben  wurde,  und  alle  2ten  Ta- 
ge um  einen  Gran  stieg.    Er  hatte  folglich. 
in  i4  1^T8^  ^^  Gran  Bleizucker,   mit  einem 
geringen   f!aisatz    von    Sül&holzwurzcl    und 
Opium  yerbrancht.    Indels  blieb  die  Krank- 
heit an  sich  selbst  nicht  nur  ganz  unverän- 
dert» sondern  die  Kräfte    verrlngcrtei^  sich 
oben   ein    dermafsen,    dafs  ich  von   diesem 
einfachen  Kurplane  abzustehn,  und  mehr  auf 
die  Unterstützung  der  Kräfte  zu  denken  ge« 
Kwungen    war.     Zum    Getrünk   hatte   bisher 
eine   aiemlich   concentrirte  Abkochung    der 
Mad*  Eryng.  campest,  gedient« 

Den  6  —  gten  November.  Ich  fürchte- 
te aus  Selbsterfahrung  die  Anwendung  der 
China  bei  einer  so  weit  gediehenen  Destru« 


~      63      — 

ction  der  Lungeo  ^  wo  der  Answurf-  immer 
beträchtlicher  wurde,,  die  Fieberhitze  sich 
täglich  früher  schon  einstellte,  und  länger 
währte,  und  schritt  2um  Gebranch  der  Sah- 
säure;  jsinen  Theil  mit  zehn  Theilen  Wasser, 
alle  a  Stunden  2u  einem  Speiselö£Fel  mit  be- 
liebiger Menge  Syrup  2u  gebrauchen;  das 
Deco  et  Eryngn  wurde  fortgesetzt. 

Die  gute  Wirkung  des. Mittels  war  schon 
am  dritten  Tage  auFser  Zweifel;  der  bren- ■ 
nende  Durst  hörte  auf;  Frösteln  und  Husten 
liefsen  nach,  die  Fieberhitze  blieb  wieder 
länger  aus,  und  der  Schweifs  wurde  mäfsi- 
ger  und  weniger  stinkend,    so   dais   ich  mir 

fast  zu  siegen  schmeichelte,  als  eine' sonder« 

^  

bare  Erscheinung  alle  meine  HofiFnnngen 
umstürzte.  ' 

Am  II  Nov.  Bisher  hatte  nemlich  der 
Kranke,  in  seinem  2  Meilen  entfernten  Wohn- 
orte gelebt,  und  mir  durch  Boten  und  Brie- 
fe Nachricht  gegeben.  Weinend  kömmt  er 
am  II  Nov.  zu  mir,  und  erzählte  mit  deut- 
licher Stimme,  aber  im  kaum  yeiständ lieber 
Sprache:  es  sei  ihm  unmöglich  die  Arznei 
länger  zu  nehmen,  und  lieber  wolle  er  ster- 
ben. Hiebei  öffnete  er  den  Mund,  und  zeig« 
te  mir  seine  Zunge.  Ich  erschrack  gewaltig; 
sie  glich  einem  unförmlichen  schwarzrothen 
Stück    rohen    Fleisches,    und    hatte    gerade 


(iber  dem  Zun^enbSndcheiif  auf  ihrer  obem 
Fläche  ein  Geschwtir  vOn  einem  halben  Zoll 
im  Durchmesier,  desten  Tiefe  bis  auf  |  der 
Zunge  ging,  im  Gründe  schwarz,  und  von 
umgebognen  scheckigen  Rändern  umgeben 
war.  Alles  was  der  Kranke  genofs,  mach- 
te ihm  die  Hirchterlichsten  Schm^erzen,  nur 
Hunger  und  Durst  konnten  ihn  zu  neuen 
Versuchen,  breiartige  Speisen  zu  verschluk- 
ken, verleiten ;  feste  Sp^jisen  konnte  er  gar 
nicht  genieUen,  und  seit  2  Tagen  brauchte 
tr  auch  keine  Medizin  mebr. 

Ich  gerieth  in  Verlegenheit ,  wovon  ich 
die  Ursache  dieses  schrecklichen  Zustandes 
ableiten  sollte:  denn  bisher  war  dip  Zunge 
des  Kranken  rein,  geröthet,  und  ohne  Blat- 
ter oder  Schmerz  gewesen,  auch  hatte  der 
an  starke  Getränke  Gewöhnte,  sich  Ober  die 
Heftigkeit  des  sauren  Mittels  weiter  nicht 
beschwert.  Der  Kranke  erzählte,  es  habe 
sidi  ans  gten  Nov.  Abends  ein  kleines  Hitz- 
blätterchen  auf  der  Zunge  gebildet ,  das  ihn 
etwas  gebrennt  habe.  Jedoch  habe  er,  das- 
selbe nicht  achtend,  noch  am  gteo  zweimal 
eingenommen;  aber  schon  nach  dem  ersten 
male  ein  kleines  Geschwur ,  und  späterbin 
dessen  schnellere  Zunahme  bemerkt:  und 
die  jede  Stunde  dicker  gewordne  Zunge, 
und  die  Grölse  (des  Schmerzes,  $0  wie  die 


—    64    -> 

vollendete  UanKiglichkeit  zu  schlingen,  ha« 
be  ihn  zum  Aussetzen  der  Medizin  genöthi- 
gety  und  zu  mir  hereingetrieben» 

Vom  12  -^  19  N0V4  Auf  einmal  war 
ich  also,  wo  nicht  ganz  zurückgedrängt  doch 
wenigstens  im  Fortschreiten  aufgehalten,  und 
muliite  nun  meine  ganze  Sorgfalt  der  Zunge 
widmen,  der  mit  Näclistein,  wie  im  Krebs, 
eine  völlige  Zerstörung  drohte*  Idi  war 
nicht  abgeneigt  meine  Unvorsichtigkeit  zu 
beschuldigen;  allein  das  Geschwür  war  zu 
schnell  und  unmäfsig  gewachsen^  auch  die 
Mittel  sogleich  weggesetzt  worden;  ferner 
kpnnte  auch  die  Gabe  der  Säure  an  sich 
nicht  schuld  sejn,  die  Reich  doch  noch 
weit  stärker  gegeben  hat«  Nur  nachdem  ich 
endlich  durch  einen  Dritten  ausgemittelt 
hatte,  der  Kranke  sei  angesteckt  gewesen, 
habe  Mercurialia  gebraucht,  sogar  salivirtf 
konnte  ich  mich  des  Gedankens  nicht  er- 
wiehren,  ob  nicht  gegen  aila  bisherige  Mei- 
nung, die  Theilchen  des  Metalls  im  Körper 
Jahrelang  zurück  bleiben,  und.  mit  später 
hinzukommenden  Mitteln  Verbindungen  ein- 
gehn  könnten.  Alles  schien  hier  mein;  ür- 
theil  zu  rechtfertigen.  .  Die  Stelle  an  der 
das  neue  Uebel  entstanden  war,  ist  gewifs 
bei  Salivationen  und  überhaupt  beim  Ge- 
brauch   des    Quecksilbers    sehr   angegriffen. 

Die 


1 


^    ^5.  - 

Die  Form*  de9  Uebels  stimpite  mit, den  eor- 
rosivea  Wirkungexi  des  ätzenden  Sublimats 
überein,,  und  schien  aus  der  Verbindung 
zweier  Mittel  entstanden,  woraus  auch  je- 
ner bereitet  wird;  ich. werde  mich  freuen, 
wenn  Aerzte  hierüber  mein  Urtheil  berichti* 
gen,  und  mich  belehren  werden. 

Allerdings  iivürde  alsdann  der  Gebrauch 
des  Quecksilbers  durchaus  eine  i^ch  grofse^ 
re  Vorsicht  nuthig  machen;  und  Bereitungen, 
wie  jene  des  Hydr.  mur.  mit.  den  spätem 
Gebrauch  heftiger  ^  Minetalsäuren  gänzlich 
aufheben. 

Das  Getränk  aus  ßad.  Eryng.  ward  zuletzt 
zwar  foitgeset^ity  allein  statt  der  andern  Mit- 
tel nun  ein  gesättigt  ChinadecQCt  gebraucht, 
und  die  Zuc^ge  mit.  einer  Mischung  yqxl  ßo* 
rax^  Campher  und  Rosenhonig  gerieben 
und  gereinigen  Dies  wurde  bis  zum  ig  Nuv. 
fortgesetzt;  allein,  obschon  das  Geschwür 
reiner,  und  die  Geacjliwttlst  der  Zunge  ganz 
verringert  wurde,  so  nahm  jenes,  doch  fort- 
während am  Umfange  zu,  und  die  Zungeipi- 
Substanz  schien  zu  schwinden*  Auswurf,  Hu* 
sten,  Fieber  und  Schwäche  nahmen  wieder 
sichtbar,  ieu  -^  der  Schlaf  war  ganz  rer- 
scheucht^  und  wegen  Schmerzen  die  £fslust 
nicht  zu  stillen« 

Zürn   Chinadecoct    wurde  t^hospfaorsäu« 

Jawrn.  XXTI.  B.  5.  St.  ^  E 


—    6«    — 

re  gesetzt,  imd  mittelst  einer  Spritze  eUge« 
geben  um  die  Berabvong  mit  der  Zunge  m 
vermeiden.  Die  Zunge  selbst  mit  einem 
Infus.  ^  MiüefoL  Unc.  jj\  in  gj.  Wasser, 
und  y^.  '^.  b&iz.  composit.  baufig  gews« 
sehen,  und  höchst  nShrende  Kraftbtiibeii  iB 
Verbindung  mit  Wein  zur  Diät  forgcMirfe- 
ben.  — 

Den  25  Nor.  Fortwahrend  rils  die  Krank- 
heit  ihr  Opfer  dem  Grabe  näher;  die  Haupt« 
krankheit  nahm  nicht  ab,  während  das  Ue« 
bei  an  der  Zunge  stündlich  zunahm,  nnd  ii 
nnaufhaftbarer  Zerstörung  schon  bis  gaui 
an  die  Zungenspitze  sich  ausgebreitet  ^  und 
wohl  mehr  als  einem  halben  Zoll  da^oa 
Terzehrt  hatte.  Uebrigens  war  das  Oeachw&r 
ganz  rein,  nichts  weniger  als  speckigt^  mid 
schien  weniger  Schuld  am  Substansyerfuft 
der  Zunge,  als  eine  ganz  besondre  ianef« 
Verzehrung.  Mit  jedem  Tage  wurde^,  dss 
Schlingen  weniger  möglieh;  die  flüssigeo 
Nahrungsmittel,  und  die  Arzneien  mulatea 
durch  eine  Rohre  bis  in  den  Hals  gebracht 
werden,  wegen  der  unerträglichen  Schme^ 
zen,  die  sie  auf  der  Zunge  erweckten.  Der 
Auswurf  ward  mächtig,  das  Fieber  tobend, 
die  Heiserkeit  unnnterbrochen,  die  Sprache 
unverständlich,  und  die  Abnahme  alier  Kräf* 
te  augenscheinlich. 


-    76    - 

Am  97  Nov.  Auf  die  Zmnge  ward  eine 
Aufli^ong  des  Argent»  nur.  fus*  mit  Opium 
und  SpirU.  serpül.  in  Seheiben  ans  Schwamm 
gettuchti  aa%elegtt  mid  statt  der  AUsiigen 
C^a  -->  das  Extrakt  derselben  mit  Wohl- 
yerle/^ .Mohnsaft  und  Gardobenedicteneitrakt 
in  3  granigen  Pillen  alle  Stunden  f5  Stück 
rerordnet;  die  Zange  auch  in  den  Zwischen« 
xeiten  mit  einer  Gampheremulsion  in  Eidot- 
ter bestrichen»  die  dem  Kranken  das  hefti* 
gere  Gefühl  de%  Schmerzes  benahm,  jedoch 
nicht  das  mindeste  gegen  die  tägliche  Ver- 
ringerung der  Zunge  fruchtete« 

Alle  Abende  mufste  nun  ein  Opiat  ge« 
nommen  werden:  der  Kranke  konnte  aus 
Schwäche  das  Bett  schon  nicht  mehr  verlai« 
aen, .  daa  Fieber  hörte  gar  nicht  mehr  auf» 
RöcUsln  oder  Husten  quälten  ununterbro- 
chen» der  Athem  stank  unerträglich,  die  Fas- 
se sehwollen  an»  der  Auswurf  betrag  des 
Tages  wohl  über  %  ]£.»  Aiefsende  Stühle  er- 
folgten nun  häufig  $  die  Arzneien  wurden 
nach:  dem  nemlichen  Plane,  mit  mancherlei 
Abweehselung ,  aber  alle  ohne  die  geringste 
Bflttle  rerbrauchtt  der  rordere  Theil  der 
%anffl^  bis  aum  Bändchen  ^  war  ichon  giini 
weggefressen,  wie  abgeschnitten,  imd  liels 
anr  noch  bis  zum  10  Deeember  die  Mög- 
lichkeit zu>  Etwas  hinab  au  schlingen;  spä- 

E  3 


—    68    — 

terhin  aber  auch  sogar  nicht  mahr  m,  dab 
dem  Kranken  etwas  eingeflölst  werden  konn* 
te.  Die  nahrhafteren  Klystiere  aus  Fleisck- 
brühen  mit  Eiern,  Gummi,  gingen  dunsh  die 
häufig  statt  findenden  Stühle  schnell  wiedei 
ab,  und  waren  nutzlos. 

Am  14  Dec.  erwacht  dex  Kranke  dei 
Morgens  nach  einer  etwas  ruhigem  Nadit 
mit  einem  eignen  muntern'  Anssehn  y  deottC 
auf  etwas  Trinken  das  eir  rerlange»  indem  er 
sich  aber  au£ietzt  um  einen  Vemich  in  ma- 
chen, es  hinab  au  bringen,  fiindet  sich  eia 
Husten,  der  allmählig  heftiger  wird;  indem 
stürzt  auch  schon  in  einem  unnnterbrodinen 
Strome  Blut  und  Eiter,  ein  ziemliches  Bek« 
ken  ?oll,  zum  Halse  heraus,  und  entses^ 
sinkt  er  auf  das  Lager  zurück.  Eine  Oeff« 
nung  des  Leichnams  wurde  nicht  gestattet^ 
und  hätte  auch  wohl  zu  weitern  bespnden 
Aufschlüssen  nicht  führen  können^  dasick 
der  Grund  der  Zungenzerstörung  wohl  ntf 
muthmalsen  läist. 

Sonderbar  bleibt  indefs  das  Ereignüf» 
an  sich  so  Wohl,  als  auch  seiner  hartnieki« 
gen,  keinem  Mittel  weichenden  Verbreitniig 
wegen;  und  unter  welche  Abtheilnng  iu)D 
Krankheiten  gehörte  es?  als  krebsartiges  Ge- 
schwür war  es  zu  geruchlps,'und  sah  zu  reifl 
aus,  eiterte  auch  nicht  so  stark;    als   einfs- 


( 


— ■    6g    — 

ches  Geschwür  irürde  es  sich  haben  Grin- 
sen setzen  lassen,  und  wäre  nicht  mit  einer 
uchtbaren  Abnahme  der  ganzen  Zungensub« 
itanz  begleitet  gewesen,  die  mit  der  Eiterung 
in  keinem  Verfaältnils  stand«  Ist  es  jedoch, 
wie  ich 'oben  erwähnte«  möglich,  dafs  Heil« 
onittel  Jahre  lang  im  Körper  unthätijg  liegen, 
>eim  Hinzukommen  andrer  Mittel,  mit  die- 
;en  neae  Verbindungen  eingehn,  und  zu  ganz 
remdartigen  Dingen  umgestaltet ,  dann  erst 
hätig  werden  können,  so  würde  ich  diese 
^ulceration  als  eine  wahre  Zungenschwind- 
acht  antehn,  wo  in  den  Unterzungendrü« 
en  der  Krankheitsstoff  aufbewahrt,  beim 
3ebrancbe  der  Salzsäure  verändert  und  wirk- 
^xn  gemacht,  und  bei  der  allgemeinen  Ver« 
lerbnils  der  Säfte,  und  der  hohen  Schwäche 
;um  unheilbaren  Uebel,  und  zur  beschleu* 
iigende^  Todesursache  wurde.  .Ganz  der 
^atur  treu  nachgezeichnet,  und  ohne  gelehr- 
e  Künstelei,  lege  ich  praktischen  Aerzten 
ar  Benithettung  diese  Krankengeschichte 
nar,  Hin  den  Grund  oder  Ungrund  meiner 
deinmig  durch  fremde  Beobachtungen  be* 
t&ti^et  n  adien. 


-    74    - 


IV. 

Einiget 

nähern  Beschreibung  des  St  N^eitstanies, 

nnd 

über  den  Nutzeu  des  Zinks  bei  dessen  Heilmig. 

Vom 

H  r  n,   Dr.    E  H  a  n  d, 

na  Sorau  in  der  Niederlim^iu, 


U  nter  diejenigen  Krwfcheiten»  die  bis  jeW 
Tielleicbt  am  seltensten  beobachtet  wudes, 
von  deren  genauem  Bestimmung  wir  di« 
wenigsten  sichern  Nachrichten  besitaen^  im' 
die  der  Aehnlichkeit  der  Erscheinungen  we* 
gen,  leicht  unter  sich  verwechselt  werdesi 
kann  gewifs  auch  die  Krankheit,  die  mit 
dem  Namen  des  St,  Veitstanses  belegt  wirdi 


—    7'    — 

•  > 

gerechnet  werden.  Mangel  hinlängliche  Be« 
obachtungen  über  diese  Krankheit  aniustel- 
len,  um  für  die  Technik  bestimmte  Resulta- 
te^ daraus  herleiten  zu  können,  und  sie  fest- 
zusetzen) genügte  bis  jetzt  jedem  techni« 
r.chen  Arzte  allein,  diese  Krankheit,  wenn  ei- 
ner dieser  Kranken  s^en  Händen  an?er- 
traut  wurde,  unter  die .  allgemeine  Classe 
der  krampthaften  Bewegungen  zu  ordnen,  und 
iiiiemach  seinen  Kurplao  einzurichten.  Die 
grölsere  oder  geringere  Aehnlicbk^it  dieser 
Krankheit  mit  denen^  in  denen  krampfhafte 
Bewegungen  der  Muskularfas^rn  die  auffal- 
lendsten Erscheinungen  darbieten,  machte, 
dafs  sie  vielleicht  öftera  gar  nicht  yon  ihnen 
unterschieden  wurde,  oder  doch  weniger 
wichtig  4^  Erscheinungen  genau  zu  beobach- 
ten, gehalten  wurde.  Zwar  finden  wir  schon 
in  den  ält«N:n  Schriftstellern  Erwähnung  dersel- 
ben, schon Bzovius  nndüaynäld erzählen,  dals. 
in  den  Jahren  1374  in  Deutschland  zum  er- 
atenniale  eioe  Krankheit  epi<Iemi$ch  herrsch- 
te, die  in  den  sonderbarsten  Bewegungen 
dea  KSrpers,  den  Bewegungen  eines  Tänzers 
ähnlich,  bestand,  und  den  Namen  Veitstanz 
•rhalten  habe,  weil  ein  Schutzheiliger  des 
Klosters  Kor vey,  nach  Aussage  seioejr  Prie- 
•ter,  Yermögend  wäre,  solche  KrankHn,  wenn 
ai0  ihn  mit   Opfern  und  fasten  v^csöhjitenf 


-    7«    - 

davon  zu  befreieii.  Die  Priester,  die  aui 
Speculatioa  der  häufigen  Opfer  wegen,  uh- 
ter  dem  Volke  sehr  bald  diese  Meinung  zu 
begründen  suchten,  und  von  der  guten  'VWr« 
kung  des  häufigen  Tabzes  und  der  dadurch 
verursachten  Bewegung  des  Körpeva  über- 
zeugt, die  sie  zur  Cur  einzelner  Krankheiten 
hinlänglich  glaubten,  oder  Falls  sie  starben, 
der  erzürnten  Gottheit  es  zuschrieben,  die 
diese  Menschen  nicht  habe  gesund  machen 
wollen,  setzten  jährlich  eine  gbwisäe  Zeit 
fest,  an  denen  Spiele  und  Tänze  su  Ehren 
dieser  Gottheit  bestimmt  wurden,  su  denen 
nun  solche  Kranke  und  auch  andere,  die 
mit  Schmerzen  behaftet  wiireö,  zugelassen, 
und  hierdurch  wieder  hergestellt  wurden. 
Horstius  erzählt,  dafs  er  mit  Weibem  selbst 
gesprochen  habe,  die  zu  dieser  Capetle  des 
heiligen  Veits  jährlich  gereist  wären,  und 
dort  mehrere  Tage  und  Nächte  getanzt  hat« 
ten,  wodurch  sie-  sich  dann  von  allen  Krank« 
heiten  das  ganze  Jahr  hindurch  befreft  hat« 
ten,  was  sie  dann  im  Monat  Mai,  zu  welcher 
Zeit  diese  Feste  angesetzt  waren,  und  sie 
nur  eine  Unbehaglichkeit  ihres  Körpers  be- 
merkt,  erneuert,  und  zu  den  Festen  dieses 
heiligen  Veit  sich  hinbegeben  hätten,  um  sidi 
wieder  durch  die  Tänze  von  ihren  Uebeln 
zu  befreiur     Seit  diesen  Zeiten  erhielt  nun 


ese  KrÄnkheit  den  Namen  Vdtttan»,  mit 
sichern  Hamen  in  unsern  jetzigen  Zeiten 
)ch  eine  Krankheit  belegt  wird,  die  mit 
;n  auffallendsten  Erscheinungen  von  Bewe- 
Ingen  der  Arme  und  FüFse  beschrieben 
ird;  Die  Meinungen  der  Aerste,  die  gern 
3n  eigenthUmlichen  Charakter  dieser  Krank« 
dt  bestimmen  wollen  i  wurden  bald  ver- 

hieden« 

Bierling  setzte  ihn  in  einen  melancho« 
ichcEn  Zustand,  Bläncard  beschreibt  sie  als 
ne  Art  der  Tollheit  zu  tanzen,  die  bis  auf 
m  letzten   Augenblick  der  VölligMi  Ent« 
räftung,  bis  sie  zu  Boden  fielen,  fortdauer« 
*,  Setinert  nimmt  als  den  bestimmten  Cha- 
ikter    derselben    ein  immerwährendes  und 
Qsinniges  Verlangen  zu  tanzen  an«    Ein  auf« 
illeades  Beispiel  erzählt  er  von  einer  Frau 
1  Basel,  das  ihm  selbst  bekannt  ist,  die  ron 
ieser  Lust  immerwährend  zu   tanzen  befal« 
>n  wurde,  warum  sogar  der  Magistrat  eini- 
&  Männer  bestimmen  mufste,  die  wechseis« 
eis  mit  dieser  Frau  Tag  und  Nacht  tanz- 
en, was  vier  Wochen  lang  fortdauerte ,  ob 
ich  gleich  die  Haut  Ton  den  Fufssohlen  los« 
egeben-  hatte.    Selten  könnten  ü^  sie  data 
berreden,  Speise  zu  nehmen^  und  geschah 
s  }a,  so  mufsten  sie  sie    dAzti  nifO*'Giewalr 
ahen^  wobei  aber  immer  der  jCorper  in  der 


.      -    74    - 

tansenden  Bewegung  blieb,  bis  sie  endlich 
gans  erschöpft,  so  dafs  sie  nicht. mehr  sie« 
hen  konnte,  aufhörte,  und  auch  bald  darauf 
starb*    Sydenham  scheint  der  erste  gewesen 
SU  seyn,    der    die  Krankheit   geunuer  und 
richtiger  beobachtete.    Er  beschreibt  sie  als 
eine   Art   convulsiyischer  Bewegungen,    die 
Kinder    männlichen    und    weiblichen    Ge- 
schlechts zur  Zeit  der  Pubertät  bekommen, 
und  aicb  anfänglich  durch  das  Uebereinan- 
derschlagen  der  Beine  au  erkennen   giebt,' 
späterhin  aber  die  Kranken  die  Hände  und 
Füise  auf  eine  närrische  Art 
sen   und   mit   den  Händen   au 
nöthigen,    wodurch   sie   verhindert  werden, 
sie  geringe  Zeit  lang  ruhig  liegen  lassen  a 
können«    Ehe  sie  ein  Olas  zum  Munde  brin- 
gen können,   machen  sie  vielfältige  hefitr 
gungen,    und   indem   die  Hand  von  diesen 
Krampf  geleitet  wird ,   wird  aie  bald  hiehia 
bald  dorthin  gefuhrt,  bu  sie  endlich  glück- 
lidierweise  das  Glas  an  die  Lippen  bringen, 
nm   geschwind    daraua    au    trinken«       Bfir 
acheint  daher  der  Charakter  dieser  Krankheit 
in  einer  innern  vermehrten  Thätigkeit  dy 
Muskuli^kraft  sH  liegen,  wodurch  die  Kran- 
ken  zu  den  seltsamsten  und  lächerlichstea 
Bewegungen  ihrer   Arme   und  Fiifsd  veran« 
lafst  werden,    denen  sie  selbst  mit  Gewalt 


-   75    - 

nicht  widerstehen  können ,  die  su  gewissen 
Zeiten  kräftiger  sich  äufsern  9  in  Zwischen« 
räumen  sich  vermindern  ^  auch  der  ^anke 
yon  allen  Schmerzen  dab^i  befreit  bleibt« 

In  Ostindien  kömmt  eine  Art  des  Veits- 
tanses  unter  dem  Namen  Beriberie  als  Folge 
des  schnellen  Wechsels  der  Lufttemperatur 
vor,  und  in  Apulien  entsteht  nach  dem  Bis- 
sd  der.TarnntehDi,   durch  den  mitgetheilten 
Oittj   die    schmerzhaftesten  Symptome,   die 
nach  JBagUtis ,  als  Augenzcigen  dieser  Krank- 
heit, durch  den  häufigeii  Tans,  bis  die  Kran- 
ken heftig  Schwitzen,  allein  gehoben  werden 
kann«    Ist  dann  durch  das  einmalige  Tanzen 
der  Gift  noch  nicht  aus  dem  Körper  geschaft» 
so  erneuem  sie  den  Tanz,  bis  die  Kranken 
yon  allen  Schmerzen  befreit,    völlig  gesund 
siodi  .Ehedem  glaubte  man,  dafs  die  nach 
dem  Bus  der  Taranteln  entstandene  Kranl&- 
heit  der  Veitstanz  wäre,  was  sich  aber  hier- 
durch hinlänglich  widerlegt,  ^eil  beim  Veits- 
tanz nie  schmerzhafte  Symptome  sich  seigeui 
nnd  das  Tanzen  als  Mediain  verordnet  wur« 
4%  um'  den  Gift  durch  die  eröffneten  Haut- 
poren   einen    Ausweg    zu    schaffen^      Jene 
Krankheit,  die  man  ehedem  ebenfalls  mit  den 
Veitstanz  verwechselte,   ja  ihn   selbst  dafiir 
ausgab,  die  Kriebelkrankheit,  die  in  Schle- 
sien ^  Sachsen,    der   Niedeclausitz  im  Jahre 


-    76    - 

1716  bekannt  wurde ,  und  gewöhnlich  sehr 
schnell  mit  conyulsi?ischen  Zuckungen  sidi 
zeigte«  bestand  mehr  hierinn,  dafs  die  Krän- 
ken Yom  emprosthotono  und  opüthotono 
befallen  wurden,  denen  öfters  Zuckungen^  die 
^  oft  den  epileptischen  glichen,  vbrhtergingeni 
öfters  in  einen  Kreis  sich  hemmbewegteuy 
schief  von  ein 6m  Ort  zum  andern  lieEeu, 
und  heftiges  Hersklopfen,  Angst  ub4  Unruhe 
empfanden«  Der  Name  scheint  von  der 
kriebelnden  Empfindung,  die  die  Kranken 
vor  dem  Ausbmeh  derselben  bemerkten,  her* 
genommen  au  sejn. 

Die  Erscheinungen  die  wir, beim  wahren 
Veitstanz  bemerken,  die  nach  Verschieden-, 
heit  dier  Subjekte,  bald  heftiger,  bald  gerin* 
ger,  bald  häufiger,  bald  weniger  wiederkeh- 
ren,  kommen  im  Ganzen  hierinn    überein, 
dafs  solche  Kranken^unwiderstehlich  von  der 
Lust   zu  tanzen,  oder  mit  den  Füfsen  tanz- 
ähnliche .Bewegungen  zu   machen,    befalleii 
werden,   welche  Bewegungen  öfters   stärker 
in  den  Armen  sich  zeigen,  und  nun  die  Is* 
cherlichsten  Gesticulationen   yerstellen.    Im 
Anfange  empfinden  solche  Kranken  gewöhn« 
lieh  eine  Zerschlagenheit   der   Glieder,    sie 
leiden  an  Schwindel,  Magenkräpipten,  Schwe« 
re  und  Wiistigkeit  d^s  Kopfs,  Benebelungen 
der  Augen,  Beklemmung  der  Brust,  heftigen 


—     77     — 

Herzklopfen«  £im  darauf  al$  dies  vother« 
g^gangeft  iati  fangen  sie  an  die  Arme  und 
FüTse  bald  in  die  Hghe.  bald  wieder  nie- 
der izu  bewegen,  mit  einer  Geschwindig- 
keit^ der  sie  selbst  mit  Anstrengung  nicht 
widerstehen  können*  Die  Bewegungen  ge- 
acbehen.nun  bald  häufiger,  und  dauern  oft 
längere,  .oft  kUraere  2leit.  Manche  fangen 
während  dieser  Bewegungen  an  zu  weinen» 
^der  si^  lachen,  andere  fangen  an'zu  schrein, 
yerziehn  das  Gesicht,  ahmen  das  Hüpfen  der 
Frösche  nach,  oder  bewegen  den  Kopf  nach 
hinten,  so  dafs  sie  manchmal  .einen  halben 
Zirkel  mit  dem  Körper  bilden.  Einige  ver- 
suchen die  Wände  hinanzulaufen,  und  suchen 
sich  an  denselben  festzuhalten.  Ein  ähnli- 
ches Bei^iel  ist  mir  selbst  ^on  einem  Mäd- 
chen Ton  einigen  und  zwanzig  Jahren  be- 
kannt, die  gewöhnlich,  nachdem  sie  vorhev 
ruhig  im  Bette  gelegen  hatte,  mit  Händen 
und  FUlsen  wechselsweis  nach  dem  Takte  zu 
trommeln  ipEifing,  was  dem  Takte  der  Dre- 
scher sehr  ähnlich  war,  und  was  sie  mit  ei- 
ner unglaublichen  Fertigkeit  und  Geschwin« 
djgkeit  ausübte,  dann  sprang  sie  mit  Schnel- 
ligkeit auf,  Wulste  sich  sehr  geschickt  an 
einem  Nagel  an  der  Wand,  der  zufälliger 
Weise  über  ihren  Bett  eingeschlagen  war, 
mit  einem  Finger  festzuhaltep,  wo  sie  dann 


I 

-    78    - 


fortfuhr»  diese  Bevreguigea  allaiK  tnh  des 
FOfsen  m  machen,  bis  «10  ermQdeC^  gans 
tubig  in»  Bett  snruckitiag« 

Gewöhnlich  werden  Kinder  Ton  lo  — 
14  Jahren  davon  befallen,  doch  giebt  ei  anch 
Beispiele,  dafs  Kinder  ron  6  Jahren  ond  Er- 
wachsene davon  brfallen  wurden*  Phlegma- 
tische werden  selten  davon  befallettf  gewöhn^ 
lieh  mehr  solche,  die  eine  lebhafte  Phanta- 
sie haben«  Auch  ist  es  nicht  gaiu  unwahr- 
echeinlichf  dats  diese  Krankheit  erblioh  ist^ 
da  es  Fälle  gab,  wo  Bruder  und  awei  Schwe- 
stern in  kurzer  Zeit  hinter  einander  davoi 
befallen  wurden*  Dals  bei  reizbaren  Sob- 
jekten  der  Anblick  solcher  Kranken  ühnli* 
che  Zufälle  hervorcubringen  im  Stande  iitf 
ist  mir  ans  einem  Beispiel  bekannt. 

Ein  Madchen,  das  die  Tochter  etnsi 
Reichem  bediente,  die  an  dieser  Krankheit 
litt,  wurde  von  ähnlichen  Zufällen  befaHea» 
die,  als  ihre  Ehern  sie  mit  heroiachea  Ar^ 
neien  behandelten,  in  wahre  epileptische  A» 
fälle  übergingen« 

Auffallend  ist  es  jedoch,  daTs  solehi 
Kranken  so  häufig  und  heftig  auch  die  An* 
fälle  am  Tage  erscheinen,  des  Nachts  voa 
denselben  befreit  bleibe»,  gewöhnlich  ruhil 
schlafen,  und  nur  selten  von  Träumen  uoi 
Unruhe  beängstigt  Werden«  Bd  heftigem  Aar 


-•  7a   — 

fSlIen  scheineii  si^  nicht  bei  tieh  tu  leja^ 
auch  ein  UovemiSgeti  za  sprechea  tu  beiit« 
seO)  bei  geriogem  Anflllen  ist  dies  der  Fall 
nie.  Sie  auchen  mit  aller  Gewalt  diesen  Be* 
wegnngen  tich  entgegenaii#et2en ,  nm  sie  m 
veriiindern,  und  fangen  Öfters  fiber  dieses 
Unremögen  wehmütii^  zu  klagen  an.  Nack 
deoa  PM-oxismns  klagen  sie  gewdlnüieh  fiber 
Hunger.  Nicht  selten  worde  bemerkt,  da(s 
bei  einigen  bei  Mondeswechsel  die  Parozis- 
inen  wiederkehrtetti  bei  etnigoa  blas  beim 
VoHmonil. 

In  den  iheren  Zeiten  scheint  dleia  Zan« 
berei  Bit  die  Ursache  dieser  Krankheit  ge- 
bslten  worden  au  seyn« '  So  erzahlt  JReies 
Ton  einem  Mädchen,  die  ron  ihren  Eltern 
mit  einem  jongen  Mann  versprochen  worde, 
die,  als  sie  ihren  Verlobten  zum  erstenmale 
amh,  Ton  aeinera  Anblick  blind  wurde,  $o  dab 
sie  mit  c»ffiien  Augen  nichts  nnterscheiden 
konnte,  darauf  als  ihr  Verlobter  sie  nach  3 
od^  4  "Fagen  wiederum  besuchte^  stumm  wur- 
de, und  das  Gehör  verlor,  und  endlich  sls 
ier  cum  drittenmal  zu  ihr  kam,  und  sie  noch 
in;  diesem  Zustand  fand,  in  immerwährende 
Bewegungen  mit  den  Händen  versetzt  wur* 
de,  die  14  Tage  anhielten,  von  denen  sie  nur 
ao  lange,  als  sie  schlief,  befreit  blieb,  sogleich 
nbel'  wieder  von  ihnen  befallen  wurde,  so» 


-so- 
bald sie  erwachte«    Der  Neuyeilobte  den  min 
allein  für   die  Ursache  dieses  Uebels  anstliy 
ivurde  von  Recu  wegen  in  Verhaft  genommea. 
Die  Eltern  suchten  ärstliche  Hiilfe^  wodurch 
sie,  nach  dem  Gebrauch  einer  Zauberformel, 
die  den  Magen  durch  Erbrechen  einer  Men-* 
ge  stinkender  Materie,  Haare,  umgebogener 
Nägel  entleert  habe,  binnen  3  Wodien  YÖl- 
lig  gesund,  ihren  Eltern  wieder  zugesandt 
wurde.  — -  Zu  den  häufigem  Ursachen  die  den 
«Veitstanz  erregen,  ItÖnnen  vorsüglich  Wür- 
mer gerechnet  werden,  so  wie  .das  Zahnge-' 
schäft  bei  Kindern,   nach  Erfahrijing,    ölten 
Gelegenheit  dazu  giebt.    Oefters   hat    auch 
der  Eintritt  der  Menstruation  d^i  bedeutend* 
sten  Antheil  an  HerVorbringung  dieser  Krank* 
heit;  zurückgetretene  Hautausschläge«  so  wie 
Wende  sie   vom    unterdrückten  Kopfgrinde 
und  Bissot  von  zurückgetriebener  Krätze  be- 
obachtete, können  bisweilen  mit  Recht  fui 
die  Ursache  dieser  Krankheit  gehalten  werden. 
Hauptsächlich  scheint  wohl  das  NerFenaystem 
die  eigentliche  Ursache  dieser  Krankheit  m 
seyn,  indem  jeder  Reiz,  durch  den  sie  affizirt 
werden, Ycrmöge  der  zahlreichen  Veras tel  ungea 
der  Nervenäste,  jedem  Theil  des  menschlichen 
Körpers  auf  eine  leichte  und  geschwinde  Axt 
ihitgetheilt  wird,  und  hier  in   den  Muskeln» 
die  zu   den  willkürlichen  Bewegungen,  be« 

stimmt 


\ 

\ 


_  1 

•timmt.  «ind^  jenß  auffallettd^iBrtchoiaiiBgeii 
heryorzubringen^  im  Stande  sind« 

« .  In  Anwendung  ärztlicher. Hülfe  war  man 
jetst  iimner  auf  Machforschung  d^  Gelegen^ 
^heitsunachen  be&orgt,  worauf  man  dann  den 
Allgemein^  Heilplan  sicher  zu  gründen 
tuchte.  Mittel  die  aus  Erfahrung,  wo  man  in 
Ausmittdung  der  Gelegenheitsursachen  zwei- 
felhaft war,  und  die  gewöhnlich  sich  hülf- 
reich zeigten,  sind:  der  Mistel  Baldrian,  Mo* 
ZvChns,  OL  aninu  DippeL  DekoJtLt  von  Po» 
meranzenblätteru ,  Ziok,  warm^  Bäder«  .  In 
wie  weit  der  Nutzen  des  Zinks  sich  in  die- 
ser Krankheit  aeigte,  mag  folgende  Kranken« 
geachicilif^  zeigen. 

Ein  Mädchen  23  Jahr  alt,  von  gesunden 
Eltern  gezeugt ^  die  seit  mehrerer  Zeit  die 
be^te  Gesundheit  genofs,  war  im  sechsten 
Monat  schwanger,  und  £el,  als  sie  vermöge 
einer  Leker  etwas  von  der  Höhe  herabho- 
len  wollte,  einige  Sprossen  hoch  beim  Her« 
.vx^tersteigen  herunter«  Sie  em;jfand  keine 
Schmerzen  an  der  Stelle  wo  sie  hingefallen 
.war/  kurz  darauf  aber  Zuckungen  im  rechten 
Arm.  JBlin  Chirurg,  den  sie  um  Hülfe  frag« 
te,  hielt  ein  Aderlafs  am  linken  Arm  für  das 
beste,  worauf  sich  aber  kein  Blut  ergofs, 
und  er  sie  von  neuem /zu  einer  Aderiiffnung 
an\  rechten  Arm  beredete,, die  seinein  Wunsch 

"-       Journ.  XXVI.  B.  3-  St.  ,     F 


.1 


**-  'fc  ^—     ■    . 

#tifi{jMi9tf.  -  Sie^Zuckntt^en  eradiieBeil  aber 
stärker  und  nun  sul^l^te  sie  ärztliche  Hülfe. 
3«i:  geoacierer  Effot^chung  erzählte  sie  von 
>«tner  Magd,  mit  der  sie  zugleich  im  Bette 
gelegen  habe,  vom  fluore  albo  einmal  ange- 
gesteckt worden  zusfyn,  von  dem  sie  aber 
schon  läogere  Zeit  her  wiederhergestellt  wi- 
re.  Einige  Zeit  lang  habe  sie  sehr  hän% 
den  Beischlaf  ausgeübt,  auch  wäre  sie  bei 
jedesmaligem  Eintreten  der  Menstruation,  die 
nach  3  Wochen  gewöhnlich  wieder  zurück- 
kehrte, sehr  mit  krampfhaften  Zufällen  ge- 
-plagt  gewesen.  Bei  Untersuchung  der  Ge« 
schlechtstheile,  um  von  der  Lage  des  Kinda 
sich  zu  unterrichten,  bemerkte  man  eide 
heftigere  Bewegung  der  Arme,  die  auch  je- 
desmai  bei  Bewegungen  des  Kindes  erfolgt«*, 
die  vorzüglich  häufiger  und  stärk  r  waren 
als  iie  es  sonst  sind. 

Gewöhnlich  wenn  sie  im  Bette  ruhig 
lag,  bemerkte  man  anfangs  ein  blofses  Be- 
wegen bald  des  rechten,  bald  des  linken 
Arms,  denen  die  Bewegungen  der  Füfse  ge- 
wöhnlich nachfolgten«  Hatte  dies  einige 
Zeit  gedauert,  so  wurde  sie  ängstlicher,  un- 
ruhiger, holte  tiefer  und  geschwinder  Athem, 
ttnd  «mpfand  eine  gewisse  Unbehaglichkeit, 
die  sie  Öfters  durch  -Wimmern  zu  erkennen 
gab,  worauf  dann  die  Bewegungen   der   Ar« 


-f^    83    — ^ 

me    häufiger    und  .  keftiger    wurden.      Bald 
streckte  sie  nun  denselben  «us,   bald;  schlug 
sie  in  die  Luft,  bald  suc&te  sie  über  liirem ' 
Kopf  die  Arme  in  sich  au  verschlingen;  bald 
rang  sie  die  Hände,  xupfte  an  der  Beltdecke» 
achmifs  die  Haube  vom  Kopf,  das  aber  doch 
nie   ohne  viele   vorhergegangene   Gesticula* 
tionen,   und  .öftere  Ver'Uche  geschah,  xer^- 
zupfte  die  Haare,  schmils  sich  im  Bette  her«' 
um,  schlug  mit  den  füiseni   und  machte   i5 
—  20  Minuten  lang   die  sonderbarsten  üe* 
wegungen,  die  ohne  Lachen  öfters  nicht  an- 
^esehn   werden    kt^nnten.    ,War   diese   Zejf^ 
yprbeiy    sq    Iiefsen    diese  Bewegungen  nach, 
und    sie    wurde    etwas    ruhiger,    gewöhuiich 
griff  sie  nun  allemal  nach  ibrer  Haube,  um 
diese  wieder  auftusetzen,  >  welches   sie    aber 
ohne  ähnliche  vielfältige  V^rsoche^    ehe  es., 
ihr  glUckte  sie  auf  den  Kopf  au  setzen,  nie 
yerrichten    konnte.      Nun    klagte    sie    über 
Mattigkeit,  Schvveifs   war  ihr  ausgebrochen, 
und  lag  wohl  mit  den  Körper  luhig,  die  Ar« 
nie  aber  waren  immer  in   Thäti^keit.     l'Vag- 
te  man  sie,  wit>>  es  ihr  denn  eigentlich  wäh- 
rend des  Antalls  su   Mathe  wäre,    so    sagte 
aie  weitet  nichts,    als  (iais  sie  von  einer, in* 
nern.  Kraft  ergriffen  würde  diese  Bewegungen 
ztjL  machen«     Versuchte,  ^nan   die   Hände   au 
haltcyiy  6a  war  imsaöf;e;rs  .mit  angewandter 


-    81   - 

Stirke  mtkt  ia  Stade  ikr  n 
JLmen  «nd  GctriBke  HnEit^B  ihr 
TO>m  eiser  iWTfftcrm  daxgereiciK  wenie««  u- 
dc«  sie  «lies  lelbit  sn  thsa  nicht  ia  Scaidc 
wir.  Die  Nichte  bradtte  siegewahBfick'n- 
bfpr  fii,  schlief  vnd  die  Zackangen  lw£ieB 
sadi,  der  Pols  war  gewöluilich  ^mtaind^ 
kteis  mid  schwach. 

Es  wurde  ikr,  da  «e  eisige  Tage  kciae 
Oeffmaig  gehabt  hatte,  ein  Qysder  avs  Bal- 
drian nnd  Chamillenaii^nCi  mit  Bibeffcü 
Terordnety  snm  Getränk  ein  An^^nCs  f«a 
Poflieranaenblattem  nnd  innerBch  bekaot « 
die  Eckhardache  Opiomrinktnr  in  steigender 
Dosis  Toa  2  —  8  Tropfen  taglieh,  die  an 
andern  Tag  ron  3  ««  lo  Tropfen  foitge- 
brancht  wurde.  Hierauf  minderten  sich 
aber  die  Zufalle  nichts  eher  wurden  aie  hef- 
tiger, nach  dem  Gebranch  ws^rmer  Bader 
aber  schienen  sie  besinftigter.  Doch  wurde 
einige  Tage  mit  obiger  Medizin,  mit  Zusati 
des  Opiums  fortgefahren«  Die  Bewegungen 
der  Arme  waren  nach  dem  Gebrauch  der 
Bäder  gewöhnlich  schwacher,  auch  dann 
wenn  sie  im  Bette  nach  dem  Bade  zu  achwit- 
zen  anfing;  ao  bald  sich  aber  Bewegungen 
des  Kindes  zeigten,  wurden  sie  stärker  und 
heftiger,  die  aber  nun  auch,  wenn  aie  im 
Bade  sais,  und  sie  sich  (^eigaeten,  sich  sehr 


•—    85    — 

Temiodeiten«  Xt^  Uefa  «ioh  dahw  die  woU 
jiuck  nicht  gans.  imgegrKndete  .Meinung  lie- 
gen, dafs  die  Lage  des. Kindes  riei  aur  Her- 
vorbringung dieser.  krampfli&fteB  ;BeweguB- 
gen  beitragen  mfiaaev^  und  es  wurde  beM^blosr 
<aen,  tbei  herannahender  Geburt  die  Entbint 
idnag*  im  Bade  iroriunehmen ,  da  der  utrohi« 
thätige  Binfluis  des* 'warmen  Bades  sich  täg- 
lich sehr  nützlich::  geaeigt  hatte.  ' 

-  Der  i4tägige  Gebrauch  dieier  ^ 'Medicia 
Jbatte  die  Kranke  in.  einiges  weiter  gebracht; 
Aie  schlief  gut,  hatte  Appetit  an  essen,  '8& 
ters  klagte  sie  des  Morgens  über  KopfscluiiBb» 
nen^  die  aber  wohl^^^da  an  Winter  wnv;  dem 
öfters  SU  heilsen  tEihheiteen  zuaiudii^iben 
waren,  und  die  Bewegungen  hatteArÜish  dock 
vermindert^  so  dafs  die  heltigeir  Parexiimeft 
seltner  kamen,  und  nur  bei  .fedoimaligtik 
Bewe^fungeh  des  Kindes,  wenn  ^stias  im:- Bette 
war,  sieh  zeigen.  ^.  JSs  wurde  HuH  der^/Ge^ 
brauch  •  des  .Zinks;  Terordnet,  woVon  sie  frük 
nüd  Abends  einen  Gran  mit  Zucker  nahm. 
Hieroiit  wurde  täglich  ia  der  Dosi^  geiti^ 
ifen^  und  ein  Gran  sagesetzt,  imd  mit  deai 
Gebrauch  de^-  Pomeranzenblätiärau^fisei 
fortgefahren ,  wobei  -  ;sie  isich  •  immer  •  besser 
befand;  die  N&chte.'>ifhifden  ganz  rullig,  die 
eiazeliseii  >  Bewegungen  i  der  yUnfce  i  liefsea 
nach , .  so  dafs  sie  in  den  Zwischenzeiten,  Yfo 


—  »  — 


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V. 


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Praktische    Beitrüge 

▼om 

Hrn.    D VI    Garn, 

$xi    Döbela. 


Beobachtung  einer  mit  einer  skorbuth 
sehen  Dyscrasie  ^verbundenen  Bauch» 

-Wassersucht^ 

X^er  verewigte  Max.  Stall  sagt  in  aeines 
Vorle  ungen  über  einige  langwierige  Krank- 
heiten: es  ist  lächerlich,  weiin  die  Aents 
bei  Heilung  der  Wassersucht  nur  auf  die  Aus- 
leerung des  Wassers  denken,  und  dariiber  alle 
andere  Mittel  vernachläftigen.  Die  Erfah- 
rung bestätigt  auch  diesen  Erfahrungssats 
nicht  allein  in  diesem  besondem  Krankheits« 
falle^    sondern  auch  überhaupt  in  mehreni 


-    «9     -^ 

dironiichen   Uebeln.     Denn  übertleli^  itian 
hei  Behandlung  chronische^  Krankhieiten,  wo- 
bei yorzüglich    Complicationen  statt  zu  ha- 
ben pflegen  I  die  entfernten  oder  prä£spo^ 
susehd^a  Ursachen^   und    begegnet   solchen 
nicht  mit  gehörigen,  öder  nach  Beschaffen- 
heit der  Fälle,  mit  specifischen  Heilmitteln: 
so    werden    die    getro£Fenen    Heilanstalten 
zwecklos      seynv      der  ■  KrankheitsBnttand . 
wird    yerschlimmert    und    der    Kranke    mit  ^ 
diNB    Arzte    in    der    Hofnung   einer    baldi- 
gen oder  erwünschten  Wiederherstelliing  ge- 
t&nscbet  werden.     Man  mufs  daher  Sauua^ 
ges   immer  Dank  wissen,    wenn    er   manche 
Gattungen   von    Krankheiten,    in   Erwägung 
der    mannigfaltigen  Ursachen  derselben ,    in 
Xiehrere  Untergartungen  ein theilte,  wenn  der- 
•elbe  sehoii  bei  ; Aufstellung  oft  saMreicher 
Bnterabtheiliingfi^  sä*  weit  ging,  vnd  sich' 
diNron  in  der  pi^ktisehen   Heilkunde  nicht 
sülemal  der  gehoffte'Nutzen  erwarten,  liefs.  -—  ; 
'f    Die  Wiassersuefat ,  womit  so  oft  Trinker 
befiktlen*  werden    «^    wofon  ich  unten   ein 
B^(ffei<iinführen  werde.  -*-  entspringt  grSfil« 
fiAilheils  aus  einer  Verstopfung  der  lympha- 
.  «Uehea  Qefäfse.    Es  findet  bei  dieser  Krank- 
irik  eine  verminderte  oder  mangehide  Er- 
~  'Hfgang  statt,  welche  eine  indirekte  Schwü- 
ehe^'  wodurch  di#  einsaugende  K»(t  der  lym- 


•i-    90    -* 

pbatifdwn    CefaGie     aaf^ehoben    oder    g»> 
•chwäcbt  wird,    herbeiiührt.    Man  mnlii  di»* 
8f^Ibe  d«her  in  die  Klasse  .der  astbeniscbct 
Ueb^   bricgeo.    Nacürlicb   enegea    geütigi 
Getränk^,  rocxii^Iich  weoQ  sie  lange  päd  im 
Veb^rm^abe  getrunken  werd»,  anfiings  eioea 
lu  s'ark<"n  K«*Ut    und  erzeugen  tbeib  ciaen 
p?eihonsrh^n  2^u$tand,  tbeil»  eine  Verdeib» 
xiii's  d<*r  Säfte.     Di>r  zu  starke  R*-is  Temielrt 
aDiäciglich    di^  Absonderung    der   lymphati- 
schen Feuchtigkeit  widernatürlich;  nachul 
narh  aber  stelk  sich  eine  rerminderte  Sr^ 
re^baikAir  ein,  und  so  wird  dar  Weg  wt 
Schwäche  gebahnt,  und  durch  diese  die  Ab-, 
sonderung    jener    Feuchtigkeit    Termindartf 
Ipl^iich-auch  «»ine  Anhäufung  deraelbe«  ycr« 
anlafst.     Die  Schwäche,   Atonie,  ninmit  mit 
der  schwächenden  Wirkung  mehr  Hberbail4 
besonders  wenn  die   ifeftigkeit  des    Reissi 
fortdauernd  durch  eine  YerderboiCi  der  Sä^ 
te  unterstützt  und  erhöhet  Ifivdt 

Die  Trinker  spirituciser  Getränke  em« 
pfiaden  wegen  der  geistigeo  Bescliaffenhait 
derselben  eioen  geschwiodeni  und  allgemair 
nern  Heis;  di«; jenigen  hipgiPgen,  welche  aroi. 
matische  Speisen  im  Ueb^fmliafse  genieiaeSt 
einen  Ian^%amern  und  inehr  örtlichen«  Mit 
wie  TielQu  Schwierigkeiten  man  daher  bei 
Heilung  der  Wassersuekty  weiche  aus  ^em 


/" 


SU  käoififen  '  JMibe,  wird  4His  dienn  ^KSes|^[[teir 
«choQ  «mleacbtendi  ^Mt  «clmereir  Ab«|5Witd 
dieser  Kampf,  wenn -dintit  noch  eioüb  bmcliHi 
dere  Dyscrasijd  der .:Safte:^'>w€lciie  älji:6iiiö  Ireiv 
aiendi»  i^nd  s^hwäcbe^de  Unacli  ^  die  SobSd« 
jfhdikeit  fener  Würl^ungm .  direkt:.  TJeianehrt^ 
compliojirt  ist«  Im  yorliegenden  Falle  was 
mit  (ier  :Baachwai«erau4^it  ^ifie  sA^rlHUtiiche 
Be$cbaffenfaeit  vergieadliobaftet«  Es  Sbten  idab 
mehrere,  starke  iteiäfe  über  die  Erregbarkeit 
ihre  Qewalt  aos,  er^ietiliiten  sentit  ;^sclme(ler^ 
als  in  Abvft^aeBheit^  einer  dompUc^oki  nteh«« 
l^rer  wirkendea  r Ursachen  i  eine 
Schwäche  und  AJlthenie/. 

Wollte^  mä*  snn  /bei  HeilnDff^diesiii 
ICrankheit  sich:* 'ledi([licb<y  irie  oben>^dindtt 
worden >  auf)'  Iuinitreibfi|de>  MitCiä  'oddr 
Scbwschungsifiiittel ..einsehiÄnkfiPir  so  -^Urdf 
ikiin  die  isstbeiiisAe.fieaolia£Unlieii;jLmelben 
mehr  rerinehreiq  'rida  i:'Ai^elbe4'  >r4blielfen| 
.  oder  wollte  tpnm?  iiidit«*deb«i-*'  auch  enf  enla 
f ernt#  ^CFrMthetf ,  ^fo  ^  den^  j^rank^eiMmitand 
be^eiic»«^  lind  ^^aleh  verschKninieni,  Itabki 
ri^t  Qe&iden:  -so  wtfirde  bei  Ueberüebniig 
d«ir'  iib^n  reisendem  Uneehen  die  Heilnil 
finsulätigtieh  seyiDi,  Und  der  Jcrankhafte  Zek 
stantTnldit  itb^Tf^ndisii^  werden,  r^avainlü 
abo  leißht  ein;  daüi  in  einem ^  Krapkhesisfad# 


*.  *» 


—    9»    — 

la  difltar  Art  nicht  allein  urintreibende,  lai- 
dern  auch  stärkende,  und  der  akorbutiiohii 
Schärfe  abhelfende  'HOlfainittel  ansnweodct 
scyen.  In  wie  fem  ich  nun  diesen  then« 
pentiscben  Grundsätien  treu  geblieben  biny 
wird  sich  aus  nachstehender  Krankheiti^ 
schichte,  nebst  befolgtem  £feilnngsplads  er- 
geben. 

Em  Mann  von  64  Jähren  hatte  bei  einer 
•itaenden'  und  unthätigen  Lebensart  mehrere 
Jahre    hindurch    die     Spirituosen    C^eträfike 
in  etwas  genifsbraucht :  endlich  verspürte  flf 
eine  allgemeine  Schwäche,    vermied    deswe« 
gen  eine  gute  Z/^itlan^  fast'  alle   Bewegung 
des  Korpers,   behielt  aber   seine    bisheii^ei 
laeblingsget ranke,    Wein,    Sranntwein    und 
Bier,  bei.     Es  verminderte  sich   der  Abgang 
des  Uiina,  und  derjenige,  welcher  noch  ab- 
ging, war  ?ott  dunkelbrauner  Farbe,  mit  ei- 
nem haiifigen  Bodensats«    Hierauf  fand  sick 
eine  harte  Geschwulst  der  untern  Extremitä- 
ten, und  bald  hernach. eine  starke  Geschwnbl 
des  Unterleibes  mit  einiger  .Fluktuation  eio> 
Dabei  empfand  der  Kranke  in  besagten  Es« 
tremitäten    einige    Schmerzen.      Die    obeia 
EKtremitaten    waren    etwas   abgezehrt.     Des 
Athemholen   ging   schwer  von  statt<»n«     Dia 
Zunge    war   weifs    belegt;    das    Zahnfleisdi 
schwammicht  und  etwas  blutend;  der  Pub« 


-     95    ^ 

blag  schwach;  die  ECiIast  zidmlidi  jrevm 
Imrtmdeii.  ,£iidlioIi  fand  iich  in  einem  kur« 
n,  Zeitraum  von  zelm  bis  zwölf  Stunden 
beiden  Beinen,  von  den  Fulazehen  an  bis' 
L  den  Knieen  eine  dunkelbraune  Kirschfar«' 
i  mit  einigem  Glänze  ein,  ao,  dala  auch 
cht  ein  Punkt  an  diesen  Theilen*  übrig 
ir^  der  nicht  mit  dieier  Farbe  wäre  über^i» 
gen  worden.  Anfser  dieser  Rothe  waren 
ich  an  den  Schenkeln  und  an  den  Unter« 
men  einige  purpurrothe  Streifen  befindlich« 
iei  schnelle  £rscheiniing  dieser  widematii^« 
^en  Farbe  der  Beine,  hatte  denn  Vorzug« 
;b  den  Kranken  bewogen,  Sfch  nach  ärztli- 
ker  Hülfi^  umzusehen. 

P^ich  nun  bei  Untersnchnng  des  I^ank« 
HtSfiustajDdes  charakteristische  Kennzeichen 
ner  Bauchwassersucht  und  einer  damit  rer-*, 
mdenen  akorbutischen  Schärfe  yorrand, 
id  die  Complication  zwei  so  wichtiger  Ue« 
A^  eine  ungetheilte  Aufmerksamkeit  erfor«» 
tne:  so  richtete  ich  das  Heikerfahren  m 
h ,  dafs  jeder  dringenden  Heilanzeige  nacht 
idgÜchkeit  ein  Genüge  geschehen  mochte. 

Idi  liels  daher  äurierlich  die  Beine  und 
iise  mit  zertheilenden  Spezies  und  Kam- 
er  bedecken,  und  innerlich  folgendes  Eli« 
r  siehmen. 


-  94  -*      • 

^  SaL  tanari  5/^. 

Aceti  Squüluie.  q.  ^•pmfee^.  toimrpk 

admisc» 
Extr.  Fiimariae 

TrifoL  fibrin.  ^  f ff. 
Syrup*  cori.  auramior.  ^\ 
Spirit^  Juniper» 

Cochlear.  ^  517. 
yUi*  Antimon.  Huxh.'^j. 
-     Tinct.  thebaic.  5/. 

Aq.  Janiper,  5/V*  rf. 

Hiervon  wurde  alle  3  Stunden  em  Ell- 
löffel voll  genoramcUi  Der  Gebrauch  b^tf 
Uittel  Wurde  mit  einem  erwünschten  £rfbl* 
ge  begleitet.  Die  Röthe  der  Beine  war  be» 
trachtlicii  verminderte  und  der  Urinabgaof 
Termehrte  sich  so,  dals  innerhalb  24  Stan- 
den zwei  Kannen  Urin  ausgeleert  wurden* 
Man  fuhr  daher  mit  beiden  Mitteln  noch 
fort,  und  verband  damit  ein  fleifsiges  Reibea 
des  Körpers,  besonders  des  Unterleibes,  fliit 
Flanell,  so  man  mit  Gummidampfen  durch- 
räucherte« 

Was  das  diätetische  Verhalten  betraf, 
so  mufste  Patient  Wasser  mit  Zitronensaft 
lind  zuweilen  mit  etwas  Wein  trinken,  und 
gröfstentheils  vegetabilische  Speisen ,  und 
frische  und  eingemachte  siifssäueriiche  Friich« 
te  geniefseut 


*.    OS  ^ 

Nachdem  rnttn  noeb  einige  Tage  obige 
fucrlidie  und  ibnerliche  Mittel  Angeweti* 
t  batte,  war  aueh  die  noch  nbrige  Rdthe 
den  Beinen  und  Pulsen  gandieh  vet* 
hwunden,  und  die  Oeschvenist  de$  Unter« 
ibe$  und  der  untern  Extremitäten  ticfatbai^ 
rtnindert  worden«  So  Wurden  auch  Jieine 
luren-  von  obbemerkten  purpurroülen  ätrei* 
1  an  den  Ar^ien  un4  Öche&Vein  medt 
ihrg#*Domüjen,    ■ 

Weil  indessen  mit  Grund  tu  Termuthea 
ir,  daU  durch  oHgedaohte  Lebensart  in  den 
ngeweiden  des  Unterleibes  Versehleimun«' 
o  und  Verstepp  Fungen  reraolaUt  wordeA 
^n  machten,  übeihaupt  auch  die  allgemein 
>  Erschlaffung  und  S'.hwüche  des  Korpers 
^entliehe  Stärkungsmittel  e^hehchte :  so 
rardnete  ich  uachstehehde  Mischung: 
^  SaL  tanar.  ^jj.  i 

saturet.  c. 
Aceto  squilluic,  (f,  s. 

admisc*  i 

Extr.  Card,  bened. 
Fumar.  ^  '5^. 
•'  Tinctur.  Man.  aperitiv,  ^jjj.  .r 

Syrup,  Cort.  uurantior.  5/. 
Spirit    Cochlear.    ^vj. 
Aq,   Menth,  piperuid,  5/2;.  •       Ä.     . 
Durch  dieses  Mittel,  wo^oa  alle  3  Stun« 


-    9«    - 

ddn  ein  Speiscioffel  voll  genommen  wardfl^ 
fand  sich  Patient  an  Körpeiieraft  woU.i 
terstUtzt,  auch  wurde  dadurch  ein  reichlidui 
Abgang  des  Urins  bewirkt» 

Naoh  Verlauf  Ton  drei  Wochen  war.  ilk 
Geschwulit  des  Unterleibes  sowohl ,  als  d« 
nntemT Extremitäten  völlig  gehoben»    Es  fand 
sich  einiger  Appetit)  auch  mehr  Schlaf;,  dv 
Geschäft  des  Athemholens  ging  wieder  okM 
Beschwerden    von    statten;  ,  der    PiilsscU^ 
wat  etwas  stärker;  an  den  Beinen   desan" 
mir^^  sich  die  Oberhaut;  das  lockere  Zaki» 
fleisch,  welches  mit  einer  Mischung  aus  Bs^ 
senhonig,  Mjrrhensölution,  Gummilaktinklii; 
und  Alaun  bestrichen  worden   war,.wuJi 
V'ied^r  fester;  allein  die  schmerzhaften  Spsa- 
BlfingeQ   in    den   Schenkeln    dauerten  nick 
nur  fort)  sondern  es  flogen  solche  nun  ss 
dem  Kranken  beschwerlich  zu  fallen,  inde 
sie  ihn    sehr    am    Gehen  verhin^ferten.    Pa- 
tient   klagte   dabei  über  eine  Kraftlosigkeit 
und  Steifheitin  den  Kniegelenken.   Ourc^die 
Anwendung  einer  Nervensalbe^jvurden  diese 
schmerzhafte  Empfindungen  und  übrigen  l)^ 
schwerdcn    zwar  in  etwas  gemind*  rt;    dock 
bei  weitem  nicht  vollkommen  gehoben^    leb 
hoiVto  indessen,  dafs  solche  beimFortgebranck 
dieser  Salbe,   womit    ich   in  der  Folge  eifl 
öfteres    Heiben    der  Füfse  mit  Flanell  ver« 

bin* 


«     9!^     — 

bin^eä  lieis;  Mth  ^nfl  G^<«dr'en  wüfdM^rMd 
rieth,  sidh  üach  Mdglichkeit  im  Geben  «li 
flbeh.  .   .1 

Naölidein  ich  nuaf  giMbte,  auf  Auft^8tio|^ 
der  obsthiirten  Eingeweide  und  auf  B^töt^ 
denmg  'des  Harns  gettugsam  Äücksieht  g^e-» 
Aommett  zu' haben,  üb^dies  sich  auch  aai 
dirfn  natürlichen  Verrichtungen  des  Körj^rH 
auf  die' Viederfaerge^tellte  Einsaugungskräft 
der  ]y-cnf)hatischen  .GefSfse'  s^liefsen  Ürfsf 
ao  suchte  ich  den  fem  ern  Heil  anzeigen;^' in: 
Riiekncht  einer  rolligeü'^  Hebung  der  «se^^ti 
butiscben  Scharfe  und  der.  Restauration'  dei^ 
KttiFte  c^in  GenUge  tuti^iifn;  Das  hierzu  ge- 
wählte Mittä  bestand  in  foIgMderMiachimg^ 
^  Pül(f.  dort,  jretuv:  ^ji' 
'  IMis.  rad.  Cdlüm.  nrpm'atic* 
Häsüf.  iiigru  QuAssJ  TSi  r^yV 

coif.cuinti^ul/bfAän.pethoKdÜftid^ 

*  ^aUmäcy*    =-*«^'^*     ■>'•■■••      .  •  -oJ  ■ .;» 
Syf'up;  Cort:  äüfintiör.  §<^.  *    ^' •• 

£lix'  dcid.  Hatter:^^'^  jD.  * 
Man'hahlBi  hiervon  tX^lich'VieMnate&M  halbe 
Tasse  >oH  *ühd  fühi^  daMt-^a^ilsb^^^ilo*«!'  gute 
Zeittatif^  feit.  Patiei&it  mteht^-'fiti  ZüMhne* 
derkrkrte  gute  Forbil^iritte,  befandh4ell<aitclir 
Töh  der  itforbtttü^cBeA  flchfefe^  tuM^reh  Tii« 

iom.  XXVI  a.  3.  St.  G 


.1. 


-     98    -, 

guag  isbempfohlae  Düft^  «o  man  wihrei^d  dm 
K.ur  gAörig  befolgt  hatte,  ebeiifallr.daa:ikf 
rige  beigetragen,  befreiet;  doch  haben  di« 
ipiteren  Extremitäten  die  gehörige  Stacks  lud 
Leichtigkeit  sum  Gehen  nicht  wieder  erbak 
ten«  Dieae«  Unvenpögen  zum  Gehen  diiilci 
«uiH  Theil  anck  wejd  von  der  ehedLap  ge- 
wohnten sitzenden  und  nntUtigen  •  Lebenih 
qn  abzuleiten  aeyn;  obgleich  die  .acivrbuti" 
sehe  Schärfe  an  der  Steifheit  und  ZnaauiniaD- 
aiphung  der  beugenden  Flechaen  und  Mfi* 
k/^»in  der  Kniekehle  ebenfalla  Theil  Jmbea 
9H>gte. 

Dieser  Fall  schien  mir  wegen  d.er  a49i^ 
bvtiuiohea  Vc^rdefbniij^  die  sich  b^aöifdail 
durch  die  dunkelrothe  Schjattirung  der  Boae 
und  Ftifse  so  auffaUfynd  pffepbute,  um  ao 
merkwürdiger,  da  ich  micih  nicht  erinnan 
iKpnAt^i  einen  solofadn.  Xi^  Vereiniguig  mit 
einer  Wassersucht  irgendwo  aiifgeaeiehnet  gs- 
funden  zu  haben.  Dafs  bei  einer  acfoibad« 
sehen  Verderbnifs  dei'.  ßäfte  hin  und .  wieder 
auf  der  Oberfläche  des  Körpers^  und  h&jttfi^ 
sächlich  an  den  fieiBte%  g^^Ibe  und  out  ^lat 
unterianfene  Fl^ck^  Ton  rerschiedener  QttiSm 
zum>  Vorschein,,  kommen,  War  mir  aehr  wiM 
l|ekan«it;.  aben  to|i  einer  aolchen  dmikda 
und  im  ganzen  Um£a[iige, der  Beine  und«Biilia 
aich  Met chaua  gleich  ambieitenden  Farbe  sak 


—     9»     — 

^elMctit  NiecMsid  äiiti:iiiirin  ünterni  Hian»- 
ali$lMtrtche  ein  sdlirhea -  htispimU  ^rrBeim  'brst«m 
AabUcke  dieseir  ^^itb^iwütd^-  ioiax  ilrerift 
und  bestidinit^  Solche  fweüitf'i3ii^'tteikl>rao<* 
digen  Zustand  übei'gegafigene  finuüiidang 
tuid  höfrige  stheniteirr  Dltfthe&is  tu  halten. 

Üiiä  glückliche  HeiluDg  dies^^s  Wasser- 
sQchtijgta  gÖhÖrt  vielleicht  auch  nicht  iu  den  - 
«UtägUl:heii^,  dä^  die  £^{$11041  fA^i^/in :  ^n^vQL 
•olchl^fl  Grade  Verdorbenen  Blutmasse  einen 
nicht  linbeträchtlibhen  Grad  von  ErsohlalTung 
iHMi  Mt^hi^  der  festen  Tbeile  iiaekpatholx/ 
g£«f$h)|nrCrUu<ie<k  yot^üUettti  ZXten  ÄoUtar 
Mdbt r'.Vefediftbnila  di^  •Säfte"  fttieseit  .dm 
Witkofi^ ,  .#MchlAffter  ßefidjie  -.  styn^  -wtk^ 
«b0  4i#^  itt  ihiti^  isntbilbtfgideiLi  Säfti^  ;iii«te 
gek9H#rs4  fenttiächini  üqd  2ii  verbrSitetf  in 

jietari)M|:.iriird«  sä  Viei 'bättiM,  Als  djaiMifw 
i(Wig).ät#  4«^:  UrtHek^.gältCMiiiit  listen j^'lndff: 
iSttidMlb^  /djE^r  SJiÜ^ifW  iejr  i&Üieft  oder> 

4Uemii«iti^:«itf  iM^adIdt«UlMfcleiikf^ir^ 

UlÄMirii^dr  ftllg#te^itaäifiahwäeGfef  sotaiäAiu 
4torMAMwBg  »döftStet^Motr  ^  .Wollte  tiiiiiu 
B«ii  jMti>bea    lUflieitiittbe^  . Ünbeh xniit  ei^BciK 

tatgunge  dtt  Koi^tinHi'lftim^hi^^^  diäi  feiHi^ 

G  ä 


-—      &OP     -» 


lends  «emichten,  und  so  m  ErgieCntttgCB 
und  Stockungen  der  Silft»  .und  folglidi  tfi 
einer  tödlichen.  VetderbniSi  derselben  Thor 
nnd  Thur  «ffnen.  ^  ^        ^ 


t. 


W^»  r        •  f      ■  ■■»•', 

•       kl  I 


■'  4 


I   . 


o     •  •• 


r 


A'nr^a  XrvHkhettißtle,  die  KopfgxU 

'^betreffend.  '     '  • 

'Wenn  ich  hier  einig«  Fälle  anfiiteUe,  n« 
Ton  rheumatischen  -  eder  trthtitischen  Kd^ 

ff 

tchmetzen.  die  Rede  itt,  se  yersteh«  teh  du^. 
lufater  nicht  solche .<^opfsdiQ|(N«Mli ,  ^#slchs 
^piweilen  ^mtZnrlidkliitte  det*^odagrisdM 
Stoffs  naeh  dem. Kopfe  ^u^  entstehen  pflegt 
aondern  aiissddieJaiiofatiSolohe^  die  Ton  Ab-* 
lagerung  rheuouitxsaher  oder-  arthritisohil' 
Sehihrf e .  auf.  de»  Kopf'  ihren^Uripnmg  hiabea^ 
duie  dals  alleieit  iriatliee' eine  solche  jtg^Ji 
wtt  jeindn  •  Theil  dät-]DVi]pcn  «innafani'  und 
sjBicitte.  Fälle  'enterer ' An^  maehemrlte 
nicht  den  "Gegenstand  meiner  Bettwchftaaf 
ansy  sondern  die  letatefer;  ^  Die  KopfadimeN 
senv  welche  :dadurch  tieranlafst  werden, .  ^weni^ 
die  ^odagriidie>Materi#  au^  irgend  ei»#r  [^ 
sadie  diia  Fillse' ^fwolaist.  iinfl  die  KopfbedekJ 
knagen.fiefim,  sind  #ifii^rat4!efii^      uai 


mm>     lOI      — 

■ 

äirfordem  die  geschwindelte  flnlfo,  wenn  der 
Kranke  nicht  in  Lebensgefahr  geretfaen  ioIL 
Die  Diignosis  dieses  Uebels  ist   euch   som 
Glückoicht  schwer.  Detto-schwerer  aber  ist  ei^ 
den  Kopf  von  dem  fremden  nnd  gefiihrlichea 
Stoffe  wieder  su  befreien.    Die  KopfMJimer» 
xen  hingegen 9  welche  ron  eiaer  rheumatU 
echen  odBr  «rthritischefii  Materie,  gewöhn- 
lich dnrch  Erkältung;  'Sdireefc,  Aerger  piflts« 
,  lick'  Ter ursacht  werden,  sind  xwar  nicht  leksht 
gefiUirlich,  wideretefaen  indessen  nicht  selten 
hartnackig  der  tweckmifsigsten  Behandlung^ 
imd  der  eigentliche  Charakter  und  die  Na* 
tur  deraelben  wird  wohl  süWeilen  yerkaHnti 
ao  däfs  man  dieses  Uebel'w^hl  von  Ursa« 
üben    ableitet,    wovon,  es    nicht    absulei- 
.ten  war. .  So  kann  die  Ursache  der  Kopf- 
achmenen  bald  consenaudl  sejrn,  wenn  die 
Nerven  des  Magens  irgend  wodurch  afficirt 
ererden;  bald  hecriihreii  von  einer  suriickge* 
tretenen  Schärfe,  >•  Q.  einer  «herpetischen,  ve- 
nevisclien  uu  s.  w.,  Ibald  von' einem  pletho* 
risiclien  2kistanfde  odejr  Andränge  des  Blute 
in*  die  Kop%efii£se' und  einer  Disposition  sur 
Bntiltndnng' der  innerliohen  Kopfhäute,'  bald 
von*  einem  FieberstofFe,  bald  von  einer  hy« 
ätHrisdien  oder  hypoohoiidrisehen  Beschaf- 
Anaheit  des  Körpers,    bald  Ton  Einwirkung 
iulserlioket  Dingen  m  deigL  nu  auf  den  Kopl^ 


I 

KopfiiehiiieiMn  tliHorclT  Art  idi^riiei^ri^ir^n  lidi  < 
jlicht  allein  iiivch  ihre  plpttUche  Bimtehimg,  . 
i!QiKler»«ucbiund  yor^üglich  durch  ihre  lange 
Pa»er  und  durcli  eme  bMB«Qii4er0f  ihi|€fi  ei|[eii« 
liiirmtiche  ^  EaipiiadiifAg.     GewcU&nIicl|  geben 
Varkiltung.  Sf^breck^  A^i|[er  oder  ai|dere  Jhef« 
tfge  und  traurige  G^anuihaaffecten  nn^ditf 
/ittti   AnliiCi,-^    Ott   halteii   diese  SchönerieB 
mehrere  Woi^I^eii  MV^^^4  tu<^  wohl  xi^irei« 
len  p^Qdiscii.     Uiid  in  Hiasidit  der  Bn^« 
pfinduog  Uagea:4ieKi:9«Uteii  ü)Mreuie)ura4ipf' 
ßnige  6pf^dntt|ig  uii4  AuadebiuMig  4e?  KopC* 
hatfte.    N«cb  ihrer  Illetctimbiifig  incdieSpaA« 
nung  und  AusdehpuA^.  4ef  rtliatil  yoader 
Bescba^euhi'it,  als  trenn  lolbbe  mit  Gewalt ' 
aur.dMrr.  (ftnuiQbaal^  gfapauunt  upd  autged^bif 
wijurdeD*     Uebrigenkb^hen^  diese  K:qpCieI|iMr* 
sen  das^ 41111  fadem  fh<?|iinttiiob^n  «(derart 
thritincben  Be»dii^.eirden  geoieili«  diifa  ai^  itdb 
theib   @egei(  Aben4    ?eir&chliiiiiiieri|  y   <beth 
dafa  selbige  nach  p^fk^h^ffenheit  der  jLqiparf 
lieben  Disposition  bfil4  hitfiger^  k#l4  C^^ 
ms^hei  iAr(  d,  h^  bald  uiitr  MH  öhnelSi« 
ber  Mn4v  th^ils  dafi  die:  seh^er^hiiftea  iS^l« 
len  ao^  i^opfe  bei  df»r  ßerühhing  aohl^fii? 
haft  sindi  filfil*  dt[$  ^iph  ^ie  Schmera^.hei 
einer  warmeki  Becl^ttng .  vergtöfserift«  -  Bei 
dem  fiebethaft^n  f heami^tia^fihel^  fCopf w^  fff^ 
]^deA  die  Kranken  lebbafipfirQ  ^dlutffefitaf 


ite  böi* 'denen  ohne  Fiebcnr.  Zu  emarbi  siad 
bekanhtUch  Tollbiütige,  robuste  Personell, 
die  sieb  eioer  Öftern  Erkaitnng  avssetseni^ 
sich  in  feachteii  Wobniingen  anfbalten,'  eine 
schwelgeritche  (jebensart  fiibren,  mancherlei 
beftigen  Geiptitbsaffectea ,  besonders  Aerger 
nnd^  Klammer,  unterworfen  sind,  yonoga« 
weise  geneigt,  und  su  }eti;terni  Körper  von 
schlaffen  Mnakeln. 

Rhennilitische  und  arthritisehe  Schmer« 
nen  haben  ohne  Ziweifel  ihren  Uraprung  tob 
^em  Ertlichen  Aeise,  da^  eine  Zusammen« 
siehiin|[  oder  Ausdehnung  der  Muskelfasern 
oder  d9r  Meipbranen  yeranlalst.  Es  scheint 
daher  bei  selbigen  ein  beaonderer  krampf« 
lUfter . J^natazid  statt  xu  haben;  wenigstens 
li&H  ai«h  aolches  aus  der  Beschaffenheit  der 
ZefiOle'  Yind  aus  der  beaondern  Reiabtrkeit 
der  fcbipershaften  Th<nfte  fenpnthen.  Es  ist 
dEribei  Mne  yeraiiiiderte  SrrAgung  nnd  Schw'a- 
dW'fdriilAilden ,  worana  denn  auch  folgt,  daist 
ZlätÜie  dieser  Art»  sie  hiben  eine  Vollbiii^. 
tigkeit  und  feste  Körperkonstitution,  oder^ 
i^Mti  'Mangel*  an  Skfken  nnd  einen  achlaffen 
Xflit»erhim  tarn  Gründe,  in  die  Klasse  aithe-* 
sÜdiW'  KiUldieiten  gehören.  Und  Schmer- 
tttmimiwihl  innerliche  'als  tnfserliohe;  bei 
aathenischer  BeschaffeiUieil  ilei  Kdn^erki  aind. 
kl*aa9pfhaflt  su  nennen»  — 


i 

].;.  loh  komm^  j;mii  wr  BesohreilHmg ;  d«c 
|ä41e  «elbftt,  wo  ic^  gichüsche  KopfsduD^nen 
J^bacbtete« 

o.,,  £ia 'Mann  vo|i  einigen  £o  Jahrjei^i  yob 
j||(es«oder,  fevter  und  vollblütiger  Leibetcon« 
etitution  und  sanften  T>*mperanienu,>, der  bei 
^ner  nahrhaften  Kost  thätig  w^r,  wurde  njicb 
erlittenen  A^gerniasen  und  nach  eii^er  Er« 
kältung,  so  er  sich  bei  seinen  Bemfigescbaf« 
ten  in  einer  Zuglifft  sugeiogen.,  linkerseits 
au£  dem  Stirnbeine  plötzlich  mit  einem  £zaa 
gichtischen  Kopfweh  hefallen*  Dieser  fichmen 
WUT  bei  seiner .  Entstehung  mit  einigen  JBe^ 
kerhaftf  n  Zufällen  begleitet»  und  verursachte 
dem  Ksanken  viel  Leiden  und  .Sqhl|iJfloaigN 
keit^  Merkwürdig : war  hierbei,  dafs  diesaa 
Schmer«  sich  Vormittags  gegen ).i^  Uh^  mit' 
aller  Heftigkeit  einstellte  und  sich  erat  gc«: 
gen  Morgen  verminderte. 

Weil  gichtische  Beschwerden  gewöholidi 
mit'  den  Verdauiutgaorganen  in  ßemeinschaft^ 
ati^hen  und  oft  aoa^de^reA  krankhaften  Be«: 
achaffenheit  wo  nicht  entspringen ^  dpch  y^ 
aditiaunert  werden.»  ^  verordnese  idh  ,dem^ 
Knabken  allererst  eiA  Abfiihrupgj^nvlttelt .  ,imd 

* 

wendete  darajuF  nachbemerkto  imierljphe  mad. 
ÜLCnerliche  Reizmittel  an.    Ersteri^.  b^stf ndfA 

ÜL  folgender  Mii4biWg »  .;   i- •  vi 


•  ■•*■<  •      '.     .••• 


:^      »0^      mm 

.     ^Spirk..  Minder  er* 

Roob  Junipßr^  Äa  ^'« 
.    Laudan^  liqu^id.  S, 

Mxtr^  Duleamar»  H,  57« 
/  .  jiconiiu  3/. 

Aq.  Sambucm  ^iv.  M. 
Man  nahm  davon  den  Tag  über  alle  S 
imden  einen  Speiselöffel  voll«  Früh  und 
>enda  wurde  das  Dowersch»  Pulver  genom« 
en,  nnd  HoUunderthee  nacbgetrunjcen.  Ea 
nd  «ich  hierauf  ein  ziemlich  häufiger  Schweife 
tu  Mit  diesen  Hülflmitteln  verband  man 
la  Einreiben  eines  flüchtigen  Liniments, 
ridhem  thebaische  und  Cantharidentinctur» 
«h  Gampher  beigemischt  wurde.  Doch  alle 
ea0  Mittel  leisteten  nicht  die  gehofren 
Üfaou.  Ich  liefs  am  Kopfe»  Halse  und 
i  di^i  Schultern  einige  blutige  .  Schröpf- 
Ipfe  setzen!  verordnete  ein  BUsenpflaster 
..JBiaeken  und  lieXs  die.  Stirn  nfiit  Flsnell, 
mit  Gampher  wohl  iiberstricheii  war,  bedek*« 
D*  Auch  hiervon  verspürte  Pat^  keinen- 
uderiichen  Nutzem.  Ich  nahm  meine  Zu« 
che  znr  Fieberrinde,  deren  Gebrauch  mir 
divegen  angezeigt  zu  aejrn  schien  1  weil  aie 
ohtanfalle  des  Kopfs  sich,  wie  oben  be-L 
wkt  worden,  periodisch  einst ellteuv. und 
(a  wieder  von  obigem  Linimente  sowohl 
^brauch  machen »  als  mit  der  Bedeckung 


.    —     loß     :— 

des  mitCäinpher  Uber^tHcbenen  Flanells  fort« 
fihtrep.  Die  äcbmerian  wichen  diesen  Mit« 
teln  allenfalls  nicht,  ob  maii  selbige  schon 
einige  Tage  hindurch  anwendete«  Es  wurda 
^pe  AuRiißüBg  des  £xtr.  Aeonip^  im  Füia 
jintiinon.  H^  un4  das  Dowersche  Pulrer  ge- 
HomtiDien  und  die  Stirn  mit  dem  Hnfeiand- 
seheii  Pflaster  wider  die  Z^ahnschmerzeni  mit 
einekti  sfarkern  2^a8atse  vQm  Campliery  be« 
decktf  Nun  wurde  endlich  nach  einer  fast 
Tierzehntä^gen  Dauer  der  I^raiiklieit  ^  da». 
Gichtübe}  fieho^enf 

P^C|  Imswischen  nicht  die  sulets^  äng^ 
irendft^n  Ansneimittel  allein  die  rtfliige  Hei^ 
Ittfig  d^^  <o  h^rtnäcKigeTi  gichtisohen  Spbmeit- 
ses  bewirkt,  sondern  die  yorherigexr  ebM«' 
fa]!^  da^ati  Theil  geliabt  haben  mögen ,  bedarl 
^ohl  l^eiapr  weicern  Erc^fteriing.  UdbrigeBt 
gie|>t  dieser  FalU  %cy  \\rie  der  folgende,  e|aies 

^eleg  zu  cleoY  ^f^hrüiigsaiatzef  ab?  diifs  dts- 
OichtanfäUe  robuiiter  ukid  toUbStiger  Pei^d^ 
pen  yon  4oneii  b^i  &qbw&phlicher  (^eibei^ 
Constitution  durch  ihre^  grSfsere  H^fij^ii^ 
yer9cMe4ßn  sind. 

"  tSn  anderer  Fall  djea^  Ar(  i^%r  nlfli- 
Jich  dieser? 

J^in  M^°n  von  Stander  einige  ^o  Jahre 
f^lt,^^in  Lti6t)haber  spiritVQ$et  GetrlUike,  fet« 
(eV  tietbe&lsotistitutiön,  'hatte  sich  zar  Früh- 


liagf^eit  pftern  Ef^ililtungeii  aixsl^s^  mfis« 
sen  unc|  sicli  dadurch  eifien  lieftig^n  giohti« 
sehen  K^opfscl^meriB  zugexogen,  Der  fichj^en 
aahai  den  obern  Theil  des  p^cdpuc  v^in 
und  war  Init  Fieber|>ewegupge]|  yerblifi4f^. 
Beide^  Scfapners  und  Fieberi  hatten  in  eii|i3|il 
starlLeii  Grade  iibertiind  geiiompieii,  da  V^t^ 
t^ent  ip  deu  entern  Tagen  der  (Jnpiriliciu- 
)Loit  bfni  at)weahi|et|ider  Witterung  sieh  «ai« 
neu  8eru£9g^ehäfi:fi|  unter£Ogei|  i|nd  sieli 
pud^  in  Hucktiph^  des  diätetiacl|e&  YediaU 
tens  eben  nicht  e|nflescb|*änkty  ridniehr  ein# 
nahrhafte  Di^t  und  di0  s{>ifituGtsen  ßetrajike^ 
^schon  in  gert|tgeret'  Quant^tilty  beihehali 
ten  hatte«  liachdem  der  gichtische  Scdujpei« 
bereit^  ^  finetal  iehi  ho^hen  Gra4^  fcnde-^ 
|»ep  war,  stechte  er  erst  n^eineii  Beisti^Mi> 

Patienf  M^fft«»  At^^ur  nnefträglicil^e  S(c^ii|iere: 
aen  ^nf  ojbgedaohf er  Stelle  des.  Kqpfea^  9^0t^ 
Aeiigs^licJil^eit,  8d|la|Iöfigfc?it,  Itfang^  bibu 
E^uat  fuid  i»i||ig[ei|  Dufnt«.  Die  Zung^.  f iNI- 
ich  e^as  qiit  Schleini  belegt;  der  Plitla^flllag 
xengtn  yom  |tebeiiia|te&  ^lUtandf  9  «  wie 
der  Urinv 

Es  wurden  Tqn  föl|[end«9i  Mittel  alle  a 
Stunden  a  Efslälffel  TQll.genQQiDkfn: 

9e  OocymälL  simpi.  §#«  : -. 

Moob  SambuCm 
SpirU.  Mindtrer^'ü  y^      ;    ^. 


^^    »oft    '— 

Deti  folgenden  Tag  verordnete  ich  ein 
.  antiphlogistiftches    Laxiert  ränkchen;     Siafiier« 
lidi  auf.  die  schmerzhafte  Stelle   de&  Ropfii 
fluchtiges    Linicueht'    mit    rhebaiseher    und 
Ganiharidentinctnr  und  .Gampher,  und  lieOi 
mit  obigem  Mirtel  wieder  fortfahren«     I>i# 
Seit  merzen  wurden  hierdurch  nicht  Teraun« 
dert^    obschon    ein  hinlänglicher   Stuhlgang 
UndV  ein  reichlicher  Schweifs  erfolgt  war  und 
der    Fieberzustand   abgenommen  hiatte»    De 
ich    einigen   Andrang    des  Bluts   nach  deor 
Keplie  wahrnahm^  Ueis  ich  auf  den  Kopf,  aoi 
Halst?  und  auf  den  Schultern  einige  blutigt 
Sctiröptköpfe  appliciren,  hernach  f^in  QUsen« 
pfliisier  zwischen  die  Schultern  legen,  enrei- 
^hetnide   und  kühlende  Klystiere  beibringen 
lUidf- vo4t' nachstehender  Misehnng  nehmeft; 
'Ift  Mad.  Calam.  aromaiie.      < 
7    '■'.    :.  'Valeriana  .     ' 

Rasur.  Lign.  Quass.  H  S^V» 
♦i^  coq,  e.  Aq*  fontan. 

^olatur.  ^3sJ    admise^  ' 

Xxir.  Duleamar*  ^iti, 

Aconit.  3*f»     ' 
Roob  Sämbaic.  i^ifju^ 
Syrup*  de  ^Uh»  ^.    SC» 


•f  1 


«     • 


Hiervon  wurden  alle  3  Stunden  %,  Eft« 
löffel  voll  den  Tag  über  genommen,  untl 
früh  und  Abends  .  Dowei^ches  Pulver.  Es 
erfolgte  ein  reiohliclier  Schweils.  Dip»  Pie» 
berbewegungen  ccssirten  ganz,  :di?r  gichtis<!h^ 
Schmerz  hingegen  wurde  nur  in  etwas  ret^ 
mindert.  Man  nakm  noch  ein  hüldendee 
Laxirtr&nkchen )  behielt  letzteres  Elixir  b<el^ 
nnd  wendf^e,  statt  der  bisher  gHb^ucfaten 
üafserlichfirn  Blitfel,  einen  warmen  Breium- 
schlag I  so  aus  Schierlings-  Mclilotenkraut; 
Höliimderblütheni  foenn  graecnm  and  Mildi 
bereitet  Wurde,  an.  Nun  fingen  die  Schmev^ 
aen  an,  merklich  schwacher  zu 'Werden;  aucft 
die  Nächte  werden  nicht  mehr  scblaAoa-rä^ 
gebradfai  {  und  die  JEfslast  fiind  sich  wieder! 
Pat;  bediente  sicb^noch  ein  paar  Tagedef 
letztetw  Eiixirs,  gebrauchte  Matt  desBreiem« 
icbliigs  trockne'' lü*äuter5idüA^hj-nn#'  'dldi 
SchnteiMti'  Verschwandeor-  g&nziidh«^'>^'  ><vr  s 
'•!  Mit' so  heftigliij  Sehmer^n*  itftwhcheä 
^ie  niifgetheilten'z#)i}  KHÜf Verbunden  waten^ 
io  widerstanden  ielbige  denboeh  bei  WäStenl 
nicht  so  hartnäckig  den  angewe^deteA  AffißL 
neimitteln,  als  nachfolgender^  mit'  weit  g#>^ 
üegem  Schmerzen  verbundene  FalL  Dieset 
gich'tf^che  Kopfschmerz  spielt,  bei'  einei^ 
schwäHiltchen  tieibe«b#sdi^i)^enhextt  trotz  ei« 
nisr  ordentlichen  Lebensart  und  Anwendunj^ 


—      ;II9      — 

siristkaitaiicher  und  t^irksämer  HeiliAittel  b 
nehret'em  Betracht;  liine.  bjise  Aolte*  » 

I  '  yiiae  Frau  yöü  tietMiß  Jahreni  fM 
V  j!f:U&Sefi  MUikelA  iipd  em^^dlichtfiii  ttil4 
*  «eizbaren  NeryeA,  die  imiaeff  eina  ör^eytf? 
liehe  Lebensart  bepbichtet  hatten  JilutlflC 
^oa  einigen  Kiüderii^  üAd  alleztft  ul  /ime> 
^an^  Her  monatUcifea  Aecknimg  in  Ot4ilini| 
gewetita  war^  hattß  siüh  auf  at^ei  fteiMiii  119 
WiiliB^r.  und  Frühling  die  FüCte  diifehiii&^ 
Weg^A»  dtötaanden  LebeiQigäfahren  Ung^dlinl 
geäft||8tiget  und  erliüzif.  und  nach  «>ili<^  daf^ 
äni  ^iolgten  £rkäItH|ig  auf  dein  Kopf«  ]ä.d!M 
.(ßeg^ild  des  os  aeaipkis  einen  iBitoii  fg^tiH^. 
adken  S^ohinenl  erhalten,  Jüliui^  hätter  «4  tUk 
long  dies  Kopfiibels^  waches  4nfäi9gs  «ftt-eäiik 
genpi  Fieher  yergesellschaftei:  gewcj^So,.  1ifil( 
Von  eineoi  geschickte^  Ara^te  iHt^yäh^lM 
Balfsbnittei  empfangen  f-iK>Lchä  abec  ilhat 
twei  Moiiatä  gliiii  fröi^ios  al»gfBi,wwdlat 
Alä  man  nun  |;0ifVB^.  fieasetung«  yiefaftelir 
Aioei.  Versishlitiioieciinj)  dec;ÜebeIs  Vefspiirii» 
iog  jäan  olich  tu  ^the« '  Pai'  >  Sch»et4  ^ 
xwlf  iFoni* Ali£Ax&ge  ajoi  nicht  sehr  h^ÜQ.Hfi!. 
wescM;  desto  lüehr  aber  hatte  er  einen  tiaabr 
tbäiii^en  Flindufs  au^  die  Ceiniithsstimmuiii 
der  ICranil^ön  geilv^fsetti  und  Selbige  in  einem 
ziemlich  hohen  Qrade  sur.  Txaurijgki^it;  Jber* 
abgestimmt.  .  . -^  *   * .  :.s. 


,  I»  dUset ;  Göiiiuttuyer^aMuiiit  fand,  4/cU 
denn  auch  dk^  .lÜTianke :  sonst  ab^r  fueberiiiejL 
M^A  ^e^2ählte  jQ^if^^j^aJls  jdiese  .^GÜa)er^hACtf| 
odrr  vielmehr  spannei^cie  ^ß4Ä^JIlJSf<i[i$l^;^| 
abfvecb^elndeii  Gjrad^ä  inanchen  /ra||;(i][iehr| 
manchen  hingegen  weniger  ve£iB|»iiii;;.V|^ürde9^  ' 
und  dafs    nach  d^m   Cfad^   d^nciH^^il,  ihre 

GeniüthsbeschafiF^nheit.  ebenfalls  bald  Inehn 

-■*■■>'■■• 

bald  wenigem  ttäuHg^und  fiiigstlich  seil  Ih^ 
bisheriger  Arzt  ichieii  dies^  Zi^^^  ^tif  hy- 
sterisch gehaltei?!  jtU  habc^n^  wexugaj^üs  li eis 
sich  dieses*  aas  den  vtrol'dlKrteti  ^sneimit« 
leint  äbnebmen«  .Als  dch  (ii^  .ftbeij^hnte 
EAtj|t€;hung  und  die  eigentUphcif.  Natul*  ii,nd 
den  Charakter  d^  Uebels  erwogt  und  bierz-i 
mit  diö  Truchtlose  Anwendung  .ilntibjsterifif 
sdhei!  Mittel,  die  Hartnäckigkeit  des.UabeU^ 
und  die  sonst  'w,ährendi  dem .  Vierl^ufe  der 
Krankheit  statt  geiiinHenejdt  Ziifälle^  b^söü- 
ders  deii  im  Anfange  d^AnfälLe. verspürten 
JPiebefrzustaiid,  vörglichr,  so  glaubte  ifUcL  nach 
richtigen  Gründen  dieses  Uebel  fUr  tfthri« 
tisch  erkJäred  xu  müssen.  Dieseiä  aus  an- 
0cigebiQtten  Dat^n.  gezogenen  llcsuU4ti^  und 
den  sich  mir  dat;bieteliden  Indic^^Onem  ge/p 
mzü^  richtete  icl^  daher  die  Üeilait  sofort 
ein,  und  suchte  die  Niedorgeschttigenheit 
und  ßekümmemirs  der  Kranken,  so  aus  def 
ziemlich  fix  gewordenen  IdeC]  dals  sie  ihre 


■»       •  «    -■ 


Vorige  Gesundheit ' '  nicht  wieder  eAänge^ 
yßfSrdef  enUpTuügen' zk^ieyn  ^dden^  mSglichit 
fliirch  die  HofitUDg  einer  gewisteni  Wieder« 
fiirstelltth«'  ifä  mindern; 

'Der  Anfang  der  BehAndlung,  wurde  mit 
fb^enden  Bfitteln  gemtchtt 

•  Dulirämdr.  'ij. 

'  Robb  Sambnc»    ' 
^'Spirit.  Minderer.  7i*  5vj,i ' 
'  Aq.  Sambuö.  Jiy.  M:     '*• 

Pat  nahm'  you  dieser  Mischung  alle  3 
Stnhden  d  £fsl6ffel  voll:  Früh  und  Abendi 
Wurden  von  nachstehenden  Pillen  ib'^tfick 
giniommän:  ;      ^^' 

•'     l^JG.  Guajae.  natii).  yi  ' 

Sapön.  Starck.  3/^* 
Mercur,  dulc.  ' 
Kernu  miner äL  luli  gr»  XXP\ 
Camphor.  ^'f. 
*  •    ifcf .  JR  yt;i/.  c,  Aceto  Squülitic.  ad  poni, 
.  gf»  jj*  competg.  pulv.  Lycopod. 
Aufti^rdem  bediente  man  sich  äuberüdl 
auf  die   schmerzhafte  Steile   des   AUclAigeit 
Liniments  mit  Laudam' litf. 'S.^  Canthariden- 
tinktur  und  Kampfer ,  in^Ieichen  des  SchrSp- 
Fens  am  Kopfe  und  auf  den  Schultern,  und 
der  Visceralklystire. '  Der  Erfolg  dieses  Heil- 

Ter- 


«^    1 18    "*• 

Tacfahrens  eoltpndi  im  «Kiri^  wi«in  WSb^ 
sehen«  Die  knspflia&e  Reicmog.  rmisdcstt 
sieht  oad  Pat.  sah  mit  mtfirer««  HciftctjLeifi 
des  Gemiiths  einer  bessern  ZeksMft  entse» 
gen«  Dielj  war  aber  alles. tob  nidtt  langer 
Dauer*  Eine  ongiinsciige  Witteningsconstini-» 
tion  nnd  der  Eintritt  der  nonatlichen  Perio- 
de yermehrten  j^e  Empfindnugeit'  wi^dei^ 
und  bei  deren  Wi^i^knnft  ? erschwand  alle 
Heiterkeit  des  Qemiii^.  jmd  aller  Frofasinm 
Wahrend  der  monatlichen.  •  Jl^einigung 
setste  Pat.  die  innerlichen  Mittel  ans,  und 
wendete  *  blos  das  flüchtige  IJjmnmt  an. 
Na^  beendigter  Reinigung  fuhr  de  wiedei( 
jfkit  dem  Gebrauf^.^biger  innodicher  Ars^ 
neimittel  fort  und  •badeci^te  die  eoipfindli^ 
che  Stelle  dei  %o^{b  mk  einein-£laseä|iiflaf 
steri. .  Was  geschah?-  di^^-fpan^m^a  t^j^Rüt 
4iing  «.terlieTi  ihren.  Sfts ,  und,  A^üfm»  i  W^ 
fin£  dem  Stitnbeindi  ich  ^efifoigiOiidfe -i^ 
ya»  SüiS  rerandeiri^de  M#^fj^  tait;  4B|lneiii  Bl% 
^enpflastef.  Per,  fip;f0)g.,4|iFon;f^4,  Mffiillicb 
gfrt^.aiik    per   sjlM^ei^jJb^    SchmMfL   ^pjc^p 

Tegett^wiederrf igWgJtt^F^ed^rslirillfW  #lt^ 
Qang,  l]!echwA|;;4M.^«M  ja»tM^^VfKtf# 

iouiu  XXVX.  B.  3.  dl.  tt 


bei  %eitmii  mebtinehr  tö  eöapfindlich  j  als  es 
TOT  tinser^  Kur  ge^sea  war^ 
:<' '^"iStaii 'obiger H&cbtiog  liefs  ich  nun  fol- 
gendes 4litvel*nehilii<m  9  •    ' 
^     '-Ifl  J^to^  räd.^Ciaiafiu  äromatic. 
~:    'Av.'  :jz-:'.:.'  ..'Jl^erumi  sylvesi.  TS.  517 

oi;-  'v  *  .  •  ""'  'CdiiY  ^i^Jtq.  fontän. 

bi  rj    <?ifß  1:      '^Aconit,  '^j. 

^iudp  ^sttfl  ' 'öliger -JSIkfA  'das  DoweHdie 
PufT^-i^J^i^^Hitaii^wift^' dis  vöth  iZhi. 
dD^j  M^l^/»ikin/^  ii^dier  G^itschdae^^  em- 
ffelÄltf» t  'Mittel ,  ^  »ö-  ftrt« ^>  Ä;[?iri^.  Mihdenr. 
ühdi^iSauUimi  tiffüidi^^k^^hty  angewendet. 
4hitieilKiaf!  ti^|hipBite  Von  dieien  Mitteln.  E^ 
iliicJIt^^ifiigl  ^  «^  i>^kairf^  9cli#eirs^  ^t^tdbe 
^tiik  m  MM^mVtf^chi  eingeiundefi  :|iatte 
fitfitl^  mit  ditä  OkbÜtidHi  dieier  fifitt^  fort; 
^^frdif '  ^ifUhld  au  det  Slelle  letätgedtfchtei 
li^tiKlDai^'  SKhell'tlUj^  wieder 

itf^^iftMy'  %%fl''  iHafiftblEn  ääsielbe  für 
^MHitt^lii<At*<'4M99f%Uei«^^  äud 

€ie%ffi|ffifiBHl9](e^'^^  so  inif 

llkä^^^eiitriiaiki^Tftiki«;  belegi     Unge- 

*    '  a  'S  •  1 


achtet  dei  Gebräufclis  voräogenllirter  Arznei- 
mittel, litt  t^ätienttn  baid   äo  leicliieti  rbeu- 
matiachen  Zahhsbhmerien  i  baid   dal  derglei- 
chen B^chwerden  in  eineth  Arifie,  ohne  dafs 
die  ärthiritiicbe  Empfindung  auf  d^di  Kopfe 
dadüreh  ? erschwähd.     Dieäer  Umstand  und 
die  Fötfcdaüer  des  Kopßibeis,  wobei  cias  Ge- 
müth  bald  mehr,  bald  weniger  zur  Traiirigii^ 
kcftt  geätimnft  wurden  verahlafaten  mich|  statt 
des  Dowerschen  Pnlrers  obige   Pillen  zieh« 
ni^ny  und  statt  des  fliichtigeii  Liniments  eine 
Misclinng  äiis  der  JEss,    Gdlbdh.  Berhh.^  oL 
äriimäk-Dippel.  nrnLaud.  liquid;!  gebratt- 
icKeii  zit  lassen;    HierÜurcK  wurden  iwar  ob- 
erw&hhte  rbentüatiscb^  Zahnschinen«n  üö^ 
übrigen  rkeiimatischen  Beschwerden  gehoben,'^ 
äiidr  das  Kopliibel  erltiicUteit^   aÜeiti  letzte-^ 
Tcfa  iiibbt    ganz    beseitiget;     Patientin   wat; 
dariibeir  sebr  bekürämert^  und  mit  Kf iiser  Be^' 
kSiüinernils  schien  bei  dänelbeif-die  Hof-, 
niinj^'  einer  gewisseü  tiebün^'dei  Ütibeis  fast 
gani^  ixi   erlösöheii;    iöU   terortflDilille   'AtÜet 
folgende  adittel:  '*'"     ■■"■   '" 

^tiVöraent  ein  äbfUhrendeä  Üiitef''^it': 
Üiäieritisaiein  ke^äes,  nnti  sdditl^/ ''^Ülgf f di^ 
«weimai'däwefsidieit  Püiiritr,  und  VÖft  ttacli.' 
aiehetia^i!'  Mitchüfi^^  tiigli«ä  dr^Uäi  Unen 

Sip*isilaffei  töiri    '   ""  •       "    '*• 


■  mm       ll6      ^ 

-  »  I 

\ 

9^  Sal»  i^olatiL  Corn.  C^rv.  '^jj^ 
Aceti  vini  q.-  S.  ad  saturae* 
Aq.  flor.  Sambuc.  ^v» 
Syrup.  Sem.  Papai^er.  alb»  ^vj» 
Exßr.  Aconit,  gr.  x.  Mi 

Zum  äufserlichen  Gebrauche  behielt  Pat« 
obiges  flüchtiges  LiB^iment,  und  jene  Mischnii^ 
aus  der  Ess.  ,Galban.  Berrüu,  oL  iuümoL 
DippeU  etc.  bei. 

,.  Die  E£fekte  yon  alleo  diesen  Mitteln 
entsprachen  anfangs  unsern  Wünschen;  in 
dier  F^Ig^'  aber  verschwand  alle  geschöpfte 
Hoffnung,  ipdem,  ungeachtet  des  fortgesets« 
ten  Gebrauchs  derselben,  mehrerwähnte  Em* 
nandun£^  ^amt  Traurigkeit  sich  wieder  ein» 
stallten.  Patientin  befand  sich  übrigens  bei 
ganz  giter  ^Gesundheit ;  sie  hatte  einen  gans 
guten  Schlaf)  leidlichen  Appetit,  auch  tag«  ^ 
lieben  iStfihlgang,  und  ihr  äußerliches  An- 
aehen zeugte  eben  nicht  ron  einem  krank- 
haficen  Zustande«  Die  spannenden  Empfin- 
dungen erstreckten  sich  nunmehro  bis  zum 
Nasenbeine,  und  auf  beiden  Seiten  bisjEU.  den 
Auge^brafjaen«  Die  Hartnäckigkeit  des  Ue-^ 
bels^  w.eldies  alle  ^ülfsmittel  zu  verspotte 
•chien,  gab  der  olmeflies  grofsen  Traurigkeit 
und  Muthlosigke^t  der  Kranken  immer  mehr 
und  mehr  Nahrung,  und  Patientin  rermoch- 


\ 


IQ  es  nicht  jUimer  fibisr  sifdi, ^di'd^^ 
fttreuang  nild   bcfsor^img    ihrer   hiiisUchen 
Verriehtiisgen  Aibüheitenu 

Pat.  nahm  aiiii  ein  Bredunittel  «dhd  dar« 

auf  tXglich  frOh  nnd  Abead'ein  Pulrer'ana 

Valeriana »  mineralisdiem  K^mea,  rersflibtem 

Qiiecfclilbe^^    KampBeri   dem  JBxir,  ^eonit^ 

UQd   Elaeosaähär.    OL  Cajepm^y   ri^b    i^uf 

die  leidende  Slelle  d^  Kopfes  ein  lipimeiit 

^in,  ao  aua  dem  Oh  IfyüS€yam.y  Säl''5üeeitöp 

Ol.  Cafepue,  und  dw.JSss.  Gälian.  Bernhi 

bestand,  bediente  Vieh'  auch  anwäßsta  einea 

Viseeralkly&tieia.    Und.  welehien  E&fdflg  aali^ 

snah'  hienron?  Keinen  bessern  •  als  '^ü?  den 

vorher   angewendeten  '"Almeimicteln.     Die 

Empfindungen  auf  dem  Kopf o  «essitten,  Wie 

^es  s^nst  gesdvdieni  einen  auch  pehrereflE^ 

^  ge ;  und  dritte  gleidie  fiewabdtnifii  Üatter  ^ 

auch  mit   der   Gemttdisbeschaffenheit    Däa"^ 

sonstige  Befinden  war  Ubrigena.giit    Petidia- 

tin  Idagte  1#d%Keh  IIb«  die  abweehM^nden 

'  EfBDpfittdutigent  war  aber,   beiondära  wiffiDtki 

,  die  Empfindungen  auf  ^t'beMgter  8M1« 

-  rege  #toden,  bis'  tum  b&'^st#n  Orade  traii^ 

'  ti^  iiiB^>trostloiü.  Jedoehr  Wre^  h4A  den  star« 

'ken  Ausbrachen  Tön '  ^atirigkeitV,  ThMtlo* 

»gk^   und   Wehmuth   keine  S]^nradl'  liad 

Symptoopie   einer    eigmi^then    ikhweimuth 


—    ii8    — 


*  r 


henQrkb;^'.  66^^^  .4^  Schlaf  tn4  die  Eü-, 
luf C  watfiin  gut,  auch  trat  4i^  moiiat^phe  Pe« 
riode  regeloiälsie  ^^>  Ej  wurde  ua(er  diesen 
J/lf stf^deA  nqcl^mids  fiu^  Bbike^p^aster  fuf  difi 
.le^4e^di^  Steife  gflegt,  i^ld  daf  bifk«r  ger 
SiomBDyeiiie  P.hIv^,  sq  ^oa  y^Ieriani^^  Himer^- 
l^c^eip  Kerioea,  Y^r^UIsteii^  Queekailb^ar  vu  s. 
if.  bestJU^d,  ferner  beibehaUfo«  Der  leidenr 
^vde  ZQStand  der  Kjvankep  wnrdQ  i|ttph  hie^- 
^lurch  um  aicbu  yerbe.ss9ft»  .  Man  beachlob 

datier  dieses  Uebel  vor  der  Hand  mit  m^- 
^Tet^  A/uu^imitteln  nicht  feroeif  su  bes^tfei- 
l^r  fl»4  Acht  *tt  babei^ ,  wi(s  ^qlchea  i^ach 
./^er  jfcieii^abe  j^ejf  ^onatlipbei^  Beh^lK^mig 
,J%  eioci  Besdu|ffQi|lieif:  beben  würde.  •  yielr 
.j[eicl^  Ifjste^  ai^i^i  B^der,  Visceri^Iklystire 
-VCfA:  ffV^  Fpn^nell  imter  gfiastigen  IJmstän« 
,4^  f ur  ^riihlingsafiit  a^ehr,  ^1#  sieb  in  den 

lifrbst-    ^n4   "W^in^rmo^ii^reA    ^nrch    ipigc- 

X(gi||f€i  I^eiUnstalfen  bewirliKea  lieCs, 

6q  wenig  sich  iibifigedcis  bei^^^^f^iUl  I^Cb^. 

.^afii  ][)e|jcbrie^eiies  i^OD^bel  durch  &k^8l- 
.Jung  yeranlalst  worden^  und  rhßi^matischer 

.g4or.4ithritiscbe|'  ]>(atur  sei;  so  i(ehr  dürfte 
.^|ia  4och.  fapt  befiircl|ten  laUssen»  daJpi  ^ine 

YerlaiTte  Disposition,  £\ir  Sphwermuth  im 
.  Sjpiele  ^ei,  und  dadurch  die  Heilung  de^  Ue- 

beh    erschwert   werde.      D.och    is(    so    viel 


•«i    119   — 

teil  gewift,  daft  -Patientm  clem  Aightu 
ich  nicht  weniger  ^n  dieaem  ^afalle  gelitten 
kbe,  als  sie  yorgegeben,  und  dafs  die  nadi- 
eiKge  Einwirkung  de^sälben  fuf  ihren  Ge- 
iit|^ra^and    keinem  ^Mfmlel,  unterworfen 


• 


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B«merkt|iigen 

> 

4  i  e     N  e  T»  V  e  p  f  i  e  b  e  r^ 
im  .Winter  i8o|  in  Preufseii  hemcbten« 

▼dm      f 

tieri^nsgebeF^ 


I 


m  Herbste  des  für  Norddeutscbländ  so 
unglüokUchen  Jahres  1806,  jo  wie  im  darauf 
iolgeaden  Winter  und  Frühjahref  herrschten 
in  allen  den  Gegendeii,  die  die  Sdireckniue 
des  Krieges  erfuhren,  bösartige  und  anstek-? 
kende  Nerrenfieber,  die  alten  treuen  Un- 
gtücli^gefahrten  des  Kriege$|  in  den  ältesten 
Zeiten  Pest^  in  den  folgenden  Faulfieheri 
jetzt  Neryenfieber,  Typhus  genanntt  ^-^  Man- 


^    zai    — 


^Inde  und  ftcfaleohte  Nahrnngi  Furcht  und 
lUedeIrsdilageDdesGemüthsajffecte,  Zustmmeii* 
drangmig  der  Menachen  Und  Erkältung,  die- 
ae  nnaertrennlichen  Folgen  des  Kriegek,  be* 
socdera  der  Wintercampagnen,  miiaaen  aach 
immer  daa  nähmlicbe  Resultat  herroibrin^ 
gen.  T^  Heiligei  in  der  Zeit  der  Noth  dop- 
pelt heilige,  Pfliohten  führten  mich  dorch  alle 
Provinsen,  die  der  Schauplata  des.  Elends 
HFßren.  Sechs  Monate  lang  hattie  ich  fast 
unaufhörlich  mit  jenem  Feinde  su  kämpfen, 
der  das  Maas  unserer  Leiden  voll  machte, 
iind  auch  das  JSd^lfte  iind  Höchste  nicht 
Terachonte, 

loh  hatte  dadurch  Gelegenheit,  dieses 
gefährliche  Uebel  in  mancherlei  Formen  und 
mit'  eisier  Aufmerksamkeit  tu  beobaJohten, 
die  theila  durch  die  hohe  Wichtigkeit  der 
Krianken^  theils  durch  meine  isolirte  Lage, 
die  mir  erlaubte,  mich  diesem  Gegenstande 
Isst  ansacblieislioh  lu  widmen,  erhöht  wurde ; 
und  ich  halte  es  für  Pflicht,  die  dabei  ge^ 
maditen  Bemerkungen  dem  Publikum  mitr 
xutbeilen,  in  der  Hoffnung,  dals  sie,  so  wie 
mir,  Jinch'  andern  niitslidi  seyn  werden.  Sie 
«sögen  a|b  Supplement  meiner  Tor  9  Jahren 
im  VH.  Jk  u  St.  dieses  Journals  ersebiene-' 
fien  und  auch  besonders  abgedfudfeten  Ah-^ 
.fcluidluHg  über  das  Xiervenfteher  dienei»« 


I 
122 


Attstfif  dea  iillgf  meineii .  »choii  oben  m^ 
UrMch^xi^  käpieii  bei  nnserii  Reisoir 
den  npcb  di^  Strapasei^  und  Unordimngei 
der  Heisoi  die.  Sehnsucht  nacb  den  Zurück« 
geUssenen^  pnd  das  i^Dt^ewqbnte  niirdiiqiM 
See*CUin%  hinstu,  dafi^  sie  noch  \veit  neii? 
und  heftiger  ifA  dieaejp  |Cran|Lheit  litten,  al| 
die  Einwohner,  Auch  ist  es  eine«,  fast  bei 
allen  ffpidemisch  ^errsphefiden  Kxankbeitea 
beitäfigtf  |&rf|ihrung,  dals  Fremde  imraer  ia 
höhere  Qfdde  dar 09  ergriffen  *>?  erden  ^  dJ^ 
Einheimische« 

P\e  Krankheit  pflegte  in^  Herbste  na4 
Aflffange  des  W^i^f^rs  immer  mit  Diiprrho« 
«nsufilQgefi.  pieses  Uebel  herrschte  damib 
aeht  ullgttip^ii  h^\  4en  Reisen4en9  als  emt 
jiati^rtiflie  f'pIgQ  der  Erkältung  lu^d  der  Y^ 
knderiuig  de^*  Getränke  und  ffahmngsmittelf 
beaotideia  4e^  Wfa^^rs  einigeip  Orte^  &\ß 
ging  %  14  ^^6^%  ^uch  länger  vor  dem  Ans- 
b^tto^«  4^  ^iebeni  YOfiifr^  nndwar  ein  üa^, 
^tan4  ^^^  4^  ä^^$erste|l  W^üitigkeit,  theib 
aU  UrSKoN«!  4er  K^rsinkheiti  theils  aU  wirklif 
^er  I^fi|«nfang  derselbei^  selbst.  Ea  Yni^ 
de.  nä^n^ic^  dui;^  dm  Siifteyerlnst  nidiC  ' 
blos  det^:  Grad  der  al^emeinen  Sphwäclia 
fafserofdcnAtlicli  erhöbt,  sandem  es  bildett 
sich  aiipb  d^dnrdi  eii^e  Örtliche  Schwäche 
des  Daripilu^arsi   die  lait  in  die;  Krankheit 


^bergtug,  t|Dd  ti^mtf  4ani^  t<m^mt&mdi  Di* 

die  Gefahr  fürchterlioh  Teimdwf«,  tluHlt  *#»^ 
arcs  Organ  srnn^yiinliglicli   Wdey|»Mi  Itheil^ 

nad  satn  Sitkct  l>edeiiUibher  «lui'.iiMi  OnU 

■■•  ».,1  ',,*      »• 

seil.  Gefahr  hiBngmdW  SyiaptpiM  «w^ 
J^^olgli^^i  ia'aller  ROoMidif  a<^  S^u]^ 
g^ii3tand  der  iJMmidilwig  aejn  und  -  Ms  iuni 
-^Ende  bleihell  moiafew  rw  W**  «H  "miM^  ^i^ 
OiarrKpe  bal^  |Uich'  ihrer  S^tiltlliai0-<  wo. 
lieotmeii,  iai4  wn^dctn  d^mn  ^efmiiiM^^eit 
paMende.  Stärl^ungMUttel  nyhg^r^»fiht|  ao 
ent9Un4  keia  Neffeii%ber,  Zs^Ettie  dei 
l/^t^  wurdttidi^  Diarrhoeeii  aeltsi|er,>^iid 
daa  I^^enfesM^e»  eiitslai\d  radi  olpfi«  aie^ 

4ndh  di^tf^  hütidgte  fiob  dtef'Prfah«» 
nm^  TqllfcomBpjWi^  daliii  l^det  Und,  Jovg^^ 
yoU^iitige,  YCffbare  Körper  di«  KfanMkmfc 
leichteip  fiMiiumj  wij  piA  gefU^ücher  ki^N 
teii^  als  MpiUdbfisi  fon  4ot  iiiid.Bdbffff||'JaIi^ 
feiiy  ofciütr^tig  'eiihef  Ij^lgisi    ^er;  i^-  d^esei^ 

Ja&f  eo  gf d^er&Effegl^eft,  4«^ 
iiiegfi^d%  ao4  der  dedim^  l^e^i^stfifi^efaöpß^ 
baii^  dev  LebeiiiluRH&i   d^  m)  :#f  Folge, 
durch  die  Abnahnpe  der  i^eiafiiifl^t'iBidritai- 
neha^eiide.  Fetti^eifc  4^  OvgM^  »dir 

fixiit  wird^  und)  ¥reii^  ieh|  flttdkb^iil  4iUh 
drudos  bedt^nei^  darf ,  e^  pSism  /iMiaci^ 
.-.tat jsriiält.  ■     .      .■-../■•      ";■  r  ■  »/a 


1 


■  ^ 


_      124      -  ^ 

MehrentfaeiU  ging  swar  ein  Zeitcaui 
Wtm  Mattigkeit  9  Äppetitmangcl ,  Uebeiteja^ 
fieberhafite  Anlage  u,  ••  w.  vor  dem  wirkli»  1^ 
chea  Auibruclie  vorher,  aber  nicht  immei^  ■' 
denn  es  wurden»  besonders  au  Ende  im 
Winten  und  im  Frühfalire ,  Leute  bei  rcllli« 
gern  Wohlaejm  piötslick  davon  beMles« 
Dies  waren  die  Fälle«  wo  es  Folge  einer  na« 
mittelbaita  Ansteckung  war.  Ich  erinneit 
mich  eines  jungen  sehr  thatigen  Ghiinrgn^ 
der  bei  der  Besuohung  seiner  Krankqn  einsa 
in  einem  heilsen,  eingeschlofsnen  Ziimnar 
und  in  .  einem  ekelhaften  Gestanke  findet 
Dies  a£Eicirt  ihn  auf  der  Stelle  dergescaltf 
dals  er  einen  Ekel  mit  Schauer  bekonnril^ 
der  ihn  auch  nach  Hause  begleitet  ^  und  dar 
in  wenig  Tagen  in  das  heftigste  und  gefäii»^ 
lichste  Nerrenfieber  überging,  ..woron  jener 
Augenblick  offenbar  der  Infectiona- Moment 
gewesen  war. 

Häufig  stellte  es  sich  in  den  ersten  Ta* 
gen  unter  der  Gestalt  eines  rheumatischeil 
oder  catairhalischen  Fiebers^  mit  abwechseb« 
dem  Schauer  und  Hitse^  und  Oliedersohmer» 
sen  dar.  Dock  zeigten  die  grSfsere  Ermat^ 
tung,  die  Dianhoe,  die  Eingenommenheit 
und  ein  druckendes  Weh  im  Kopfe  dem  auf» 
merkaamen  Beobachter  .den  verborgenen 
j^'eind  au«    Ott  waren  die  Beschwerden  in 


BO  ersten  Tagfa  BOch>  ao  leiclil^&f  däü  di^ 
rünkea  benmi'.fisifen,  und  oS6  durdi  Ei^ 
iltuiig  und  DiitfieUef  die  KraAUitit .  Y^Kr 
lüimmerten«     -t?  .«NnsL  itellte    tidk.    tim 
»Beiger»  oft  uoeffträgUcher,    und .-tjouft  dem 
refil^  :der  Betieatmng  Terbimdenef  Kop& 
;|imer»:  ^  (d|ta  Hauptajdiptom^*  dia  ^iea  niui 
üPgebiidete  Nerreniieber  charakMrisirt)  ein, 
ue^iiliCil^e  Hittenahm  tu^  der  Pala  wurde 
4^l^^e^9  ungleiclu  de«  Urin  trübe  und  jn* 
ifEmtoa;    e$   stellten    sich  Ziuern,   Djeliriea^ 
|i|d  .  Sebnenzucken,    grofse    EmpBadlichkeif 
«r  AqgM  gegea  das  Licht,  der  Ohren  ge* 
en    den    $chall  ein«   die  Diarrhoe  , dauerte 
MEtiK.  :<Pies   waren 'die  Hauptsymptooie  des 
;#r]|BgafA  Grades.  -^  Stieg  aber  die  Krank* 
LfAt.stt  dem  huhern  Grade,  so  gesellten  .fi^ll 
iii£aet  der  zuaehmendeB  Piarrh€>e)  MetjSO* 
jßBpmr  Borborjgme^,    scbmersharfte : üeriih^ 
UHg  4^  Unterleibes,  unaufhörliches  Phan^ 
paSren,    meistens   still  und  in  sich  .gekehrt» 
loch  zuweilen  in  Raserei  iibergehi^.qdt  äufse« 
■0  Krämpfe,    Crocidismus    und   Carpologie^ 
Infserste   Empfindlichkeit    der   Augen    und 
ykSßlfi  f  oder  das  Gegentheil ,  Taubheit  und 
iefathunger»  Schlaisudht,  Gefiihilosigkeit,  äot« 
k^pnie  Emurttung»  ein  immer  schnellerer  und 
üeinerer  Puls  (bis  zu  i4o  Schlägen  in  der 
Ifinute)  SchluchsfOi  Würgen  und  Eifbtecheo, 


6cfiiifv«ijEii^>  Pätedden,  ikelteiiiir  Friesel;  Ni^ 

# 

•iiibliii#ny*Bliitabgki9  4«rcK  den  Stuhl,  n» 
iHUkiiftHiciie  Attdednuigeiit  acbwarze^  ' 
n6  ZidAge;  iawlichtei^  Greftiwtk  dei  Scliwei 
nttd  der  ändesa  Aiisleeiibi§en';  (genug 
Zeichen}  die  die  fanlichte  Modification  du 
Typhwi  däfs  logenänte  FäiitfilErberi  diiiit 
terisiren)  und  eine  beioiidiect  äüJäFällMi 
Verit^llung  der  GesiditUirge  data,  die 4 
Hie  id  atugezeipknet  bemerkt  habe,  und  & 
Immer  ein  Zeichen  grofser  Gefahr;  so  iM 
ihr  Vetchwindejl  dai  Mcherite  Zeichen  dtf 
Öesseriing  war; 

Ich  nntersehied  deatlidi  drei  Grade  der 

kratikhint:  den  geringehi,  wenn  keiiioütli* 

tie^  enöhi^neii,  den  heto^eirn^  ireim  i^etj 

rien  yörhanden  wareii,^   und  den    helkig/m 

irehn  di^  Zeichen  der  t^ätrescens  einträte» 

Diä  Dauer  dei  vällig  autgv  bildeten  Nflf' 

veufiebdri  War  jederzeit;  ax   Tage.     Bei  dei 

geringern    Gräcleii    trat   zwar    früher  ichöi 

Nachläls  der  Krankheit  ein^  aber  do«^  dift* 

erte  das   Fieber  immer  bis  zu  dieäeni  Ter- 

mini  und  wenn  auch  .ifbhon  alle  andern  Z^ 

chen,^  selbst  der  Puls^  zuni  Natürlichen  ^)  wo* 

rückgökehrt  waren^  so  zejgtcf  doch  der  Uiio 

•     •       «       ■■  •  «■#... 

•)  Wer  daf    "Wo«  normal  iin^ht  liebt,   den  biut  idi. 
Statt  natürlich  inmtr  normttt  iii  leien. 


—    ^»7    — 

I  dahin  jedörseit  di^^  dieserin  Fieber  eigen- 
ittilkhe    joiüeiitöse    fii^scbäffenheit.      Bei 
ni  /heftigites   Ortd^^   dauerte   da«    Fieber 
k<^tk  in  äeiiiei'  gr(;fttM   Höhe  gewölmli- 
an  Sjrmptömen  immer  bid  zii  diesem  Zeit* 
vakz&i   und  bis  dahin ,    abkti  auch  nnir  bis 
liiii;' dauerte  dep  tödlidie  Zeitraum;   dfehn 
iBllP'diKm*ÄitteniTa^erhäb€^  ich  leeinen  To- 
•Fair tteobachtet.^ ;  üHap^b^deni  diiten  Tage 
lU -nua  iwär  in  aabehen*  Fäiled ' die  Todes^ 
ifähr  nebst  den  gefahrvollsten  Symptomen 
Mi^  aber  das  Fiebei\  die  D^Iiriea»  kra«npf. 
iftie-  Bewegungen^  •  inrieüste    Kraftlosigkeit 
AertaH  noch,  ^oft  ians^  fort^  uiid  die  tii^ 
iMyaleicexiz  wili''iiirserst  langsam^- lind  im« 
if  noch  mit  Gefahr  ^oniftetidiven  Verbun- 
Mi  iDiei    welche    daa  lieber  im  höchst^ln 
Häail^  gehübt   hatten,   waren   noch  in   der 
attta  Woche  nicht  fShi^   auf  den   Füfsen 
(   atehen,    und  die  gi^riiigste  Anstrengung 
BT  *Kräfte    könnte  Ohnmacht    erregen»    Es 
störte  immer  dn   volles  Vierteljahr  d^su, 
hÄ  der  iUirpor  seifie  ^anie  Integrität   wie- 
er  (erlangte;   ilo  grofi  war  die  Schwäclmng 
tid    Zerrüttung,     welche    diese   furbbtbare 
rank'heit  im  Organismus  heryor&rächte;   Die 
lalirien    daüerteii    snwpilen   noch    mehrere 
IToaliafi,  selbst  nach  völlig  gehobenem  Fieber 
)rt.  *  Ja  ea  Jübmen  ^nige  Beispiele  «troTi  wo 


\   * 


ta»    ia3    — 


ein  dironischer  Wahnsitm  lUcIrfbl^tfl^  btton» 
ders  in  einem  Falle,  wo  des;  Kranke  urUiMid 
dea  Fiebers  einigemal  entapmngen  war»  vad 
sich  atnndenlang  in  kaltem  Waaser  wmnSk 
katte»  ,  .. 

Der  Tod  erfolgte  immer  in  einem  mpo* 
üSaen  Zustande,  nach  TorhergegangeA^Hk.oit» 
liehen  Lähmungen,  ■  unil  ibit  allen  iVirn^üim 
einer  neryosen  Apefftleriepin  deli  dlralrFit 
leD,  die  ich  bdobaidilM%  am.  iiteni  i4Mi 
und  rSten  Täge^ 

Das  wichtigste  j^eickeü  tut  Bestimmtf^ 
det  Zunahme  und  Abnal^aae^  der,.  Krankksik 
und  Lebensgefahr  war  .4Qb  Puls  ^  luad  awir 
a^ine  Freqnenc  und  Celefitftti  *)  Je  JMk 
ger  und  gefchwinder  der  Puls  wurde»  ideste 
köker  stieg  auch  immer  die  Krankheit  tmi 

*)  Sehr  tictiiig  üntBrseh^^iden  -die  Semiotik^  ^M^ 
den  Piilaanen:  Frequenz  und  Ctleriiäi^  das  äpftits 
HanfigkSit  der  ZtisaibmensiehuDg  des  Hera.eiit«  de 
tsüaX^  tiflid  das  leutere  Geaciiwindi^lceit  in'  dctm  Kid\ 
der  SinAelfieA  Zusafhmeäiielrpti'g  aelbtt^  io  'Akh  M 
die  Attadehnudg  dte  Aiierie  ttnitiitteibar,  iiiiid  fehe  itl 
aochZ^üt  hat^  Tollkoinnien  sti  geidieheii«  die  ImwkIk^ 
mensiehung  folgt,  welchss  also  mit  dter  iFrequeStf 
gar  niclits  su  thuii  bat,  ja  obnü  sie  ds  ieyfi.kaiUi 
Die  Celerität  bat  iliren  Griind  itamer  in  der  Arterie 
ielbat,  die  Frliquenit  iin  H^radn,  jA  \h  cbecbsnitt&eir 
Unacbeo;  Verbindäng  der  CeleritHt  mit  Ereqiiens 
seigt  iaanet  den  hohem. 'Oradl  dar  Sthsrächd  an. 


Gefahr,  ^iebeii  bei  deaen  der  Puls, 
irie.diea  bei  mehrern  der  ^all  war,  die  na« 
türlidlie  Geschwindigkeit  nicht  ?iel  überstieg, 
wareti)  Wenn' sich  auch  andere  bedenkliche 
ZüSÜle  einstellten f  .  nicht  lebensgefährlich; 
upd  bei  denen  ^  wo  die  Geschwindigkeit  des 
Polses  grofs  war,  war  die  '\bnafame  dersel- 
ben iqadidr  die  erfreulicliste  und  gewisseste 
Anifteige  d^r  abnehmenden  Krankheit  und 
Gefahr,  gesetzt  auch,  dafs  andere  bedenke 
liehe  Zufälle  fortdauerten.  -^  So  währ  blieb 
Bk  auch  hier,  dals  der  Puls  immer  das  Haupt« 
seichen  zur  Bestimmung  det  Kraft  des  Her- 
ietu  und  filutsystems  ist^  ünd^  in  so  (etü 
dieses  das  Grundsjstem  des  thierischeli  Le^ 
bens  ist)  zur  Bestimmung  der  Enei*gic^  de^ 
Lebenskraft  überhaupt;  — *  freilich  nur  liir 
ioldidy  die  ihn  zu  fünlen  und  zii  Verstehen 
wiäiexL  — ^  Der  Chäraktcfr  dkit  Veränd^r« 
lichkeit  der  S/mptoine,  der  diese  Fieber 
(b(prha|ipt  auszeichnet,  war ^  auch  die^^m  ei* 
gen. .  Der  Puls  war  oft  jede  Stunde  ändets^ 
lo  dafs  man  sich  seht*  hüieh  iltufste^  fön 
eitlem  Besuche  auf  den  !^ttständ  de^  Kr&n- 
käi  sioL  schliefsezi.  Ebeü  so  det  Charaktet" 
4et  Üngleichh€>ity  so,  dafs  die  dinzelüen 
Schlige  weder  aiL  Geschwiüdigkeiii  höbh 
Starke  sich  gleich  wären. 

jMra.  XXYI.  Bd.  3.  ^r..  ^  ' 


—    i3o     — 

In  der  Höhe  des  Fiebers  waren  in 
zwei  Exacerbationen  täglich  bemerkbar;  • 
die  des  Vormittags  eintrat  und  des  Mi 
ihre  Höhe  hatte ,  die  andere,  die  g 
Abend  anfing  und  um  Mitternacht  ihre  I 
erreichte. ' 

Der  Urin  war  durch  die  ganze  Ki 
heit  jumentos,  wie  Lehmwasser ^  und  j( 
fährlicher  die  Krankheit,  desto  dicker  w 
er.  im  schlimmsten  Falle  sähe  er  aus 
Bicir,  mit  einem  mehrere  Finger  dicken, 
£sen  Bodensatze,  gleich  eingerührtem  Le 
Aeufserst  gefährlich  war  es,  wenn  er  in 
Höhe  der  Krankheit  plÖtaJich  hell  und 
wurde;  dies  seigte  innern  Krampf  an, 
es  folgten  stets  heftige  Delirien  oder  K 
pfe  darauf«  —  Das  beste  Zeichen  der 
serung  war,  wenn  der  Urin  sich  alim 
abklärte,  mit  abnehmender  Dicke  und  M 
des  Bodensatzes,  zuletzt  oben  her  gani 
und  citrpnenfarbig  wurde,  und  unten  e 
leichten,  gleichförmigen,  weiTsIichen  fio 
sata  hatte«  —  Das  alte,  schon  nach  Hi^ 
crates  Ausspruch,  tödliche  Zeichen,  i 
mit  der  Spitze  oben  auf  der  Oberfläch« 
Urins  angehängten ,  nach  unten  zu  sich 
breitenden  und  in  dieser  Lage  yerharren 
sich  nachher  nicht  zu  Boden  senken 
Wölkgens  9  war  auch  hier  jedesmal  eine  1 


—    i3i    — 

liehe  AnEeige.  —  Merkwürdig  war  die  schon 
voll  Tiöhy  aufgezeicKaete  Beobachtung,  die 
/ch  bei  hinein  Kränken  in  der  Zeit  dei*  Criso 
inAähtey  dafs  der  libirigens  klaret  ^  rheinwein« 
Hhnliche  Ürio  eine  Menge  heruihachwimmen- 
der^  kleifier  Körper  enthielt,  welche  die  Ge* 
stalt  voll  kleinen  Kiyatalleni  Spitsen,  Blatt* 
gen  und  Fasern  hatten,  und  an  i4  Tage 
läng  fortdauerten.  Sie  zeugten  auch  hier» 
witf  imoier,  dnö  langwierige  und  schwere 
Rc^coAvaleacänz. 

Üeberhaupt  war  das  Ürinsystem  häufig 
der  Sitz  kraiiipfhit|i)er  Zufällei  Strängurie 
und  Üyiurie  wäreii  sehr  gewöimlich;  auch 
kam  öitiig^oial  v(>lli|;e  Üri^yerhaitung  vor. 

Ein  coüstantes  S7inpt<j^  4^  köhetn  Gra«i 
d6i  war  das  allgeiüeine  Zittisrü,  und  das  be- 
atälidigel  Hefrumgreifen,  Spielen  ^d  Si^en 
ftif  der  Bettdecke  (Cfocidismüs).  ~^..pas 
FlodLMileiän  (Carpoiögia)  kaüi  nur  b'eim 
^dlicheü  Ausgange  hinzu  ^  und  war  eigent- 
lich, was  es  üach  oieiner  Erfährudg  immer 
istt  clet  Anfang  des  Agonisirens. 

Pattielle  Lähmung  der  Zunge  (d.  h.  dafs 
4et  Itranke  eim^elild  Blichstäben,  hauptsäch- 
lich die  Lingualen:  L,  T,  nicht  recht  aus- 
sprechen kann,  und  daher  etwas  undeutli- 
ches in  der  Sprache  hekömpit)  war  auch  hier 
immer   ein.  tödliches  Zeicheo.    Es  äufserte 

I  a 


—    !5a    — 

sich  feuweilen  gleich  beim  Eintritte  des  Fie- 
b6rs,  und  war  auch  da  schon  ein  Beweis  des 
traurigen  Ausganges.  Es  deutet  an»  dals  die 
Macht  des  Fiebers  schon  die  innern,  edlen 
Theile  des  Sensoriums  paralytisch  affidrt  hst» 
uHd  dafs  diese  partielle  Lähmung  allgismeiB 
werdr^n  wird,  und  bleibt  eins  der  wicditigsten 
und  schwersten  Zeichen. 

O öfteres  Würgen ,  auch  hiazukommen- 
d^  Erbrechen  der  genossenen  Dinge,  war 
immer  ein  sehr  bedenkliches,  Gefahr  dro- 
hendes Symptom. 

Die  Taubheit  War  ittimer  ein'  heilsames, 
einen  guten  Ausgang  verkündendes  Zeichen, 
,w^nn  sie  permanijnt  war ;  war  Üe  abier  in- 
constant^  und  w^&selte  mit  feinem  Gehfire 
ab,  so  war  es  'diu  desto  übleres. 

Bei  'ttllen  stellte  sich  ibit  der  dritteii 
Wdche  ein  Husten,  etwas  catarrhalische% 
ein.  Er  war  immer"^  heilsam  und  ein  Beglei« 
ter  der  Krise.  Bei  einem  Kranken  Ton  de^ 
gefahrlichsten  Art  entstand  in  dieser  Zeit 
ein  heftiger  Speichelflüfs,  der  an  4  Wochen 
lang  dauerte,  und  die  Wiederherstellnng  Ter* 
längerte,  die  aber  aulserdem  Tlelleicfat  gar 
nicht  möglich  gewesen  wSre.  ••-  Bei  den 
meisten  traten  mit  der  kritischen  Periode 
allgemeine  Schweifse  ein,  die  mit  sichtbarer 
Erleichterung  rerbunden  waren,  die  Wieder- 


•--    i33    -« 

iifintelliiDg  beförderten^  und  gut  abgewartet 
werden  muXsten.  —  Bei  einigen  Kranken 
Ton  der  gefährlichsten  Art  stellte  sich  in  der 
vierten  I  fünften  Woche  ein  allgemeiner  Aus- 
]|phl4g, . schwärende  Pusteln,  den  Furunkeln 
^halidii  .ein. 

.  Die  Kur  bestand  in  Erhebung  und  Er* 
haltnng  der  KriUte  durch  eine  möglichst  all- 
gemeine  und  dem  Grade  der  KranUn^it  an* 
gemessene  Anwendung  der  flüchtigem  Reix^ 
i)iittel,  mit  beständiger  Rücksicht  auf  den 
'VonügUch  geschwächten  und  immer  xu  Diar* 
«hoe  geneigten  DarmkanaL  Die  Kranl^^ 
VKlangtei  und  yertrug  durchaus  nur£iufbtigo 
'Reisnuttel  •  die  China  so  wie  andere  fixe  Ro« 

!••  .■,fj,... 

I^orantuyi  durchaus  nicht.}  und  ich  ha^e  noch 
nisT  «eine  üerrenfieberepidemie  gesehen ,  wo 
"^ies  M  allgemein  und  so  auffallend  dfer  Fall 
g9W#aen  wäre.  Sie.  erregte  allemal  bescUen« 
njgtuift  Puls,  gröfsere  S9hwäche,  Diarrhoe, 
^Kifffßt^Ulckenj  QeängsjEjigung«  Die  Ursache. 
Ug  ywiir  zunächst  wo)d  i^  jißvi  hohen  Grade 
TMi^üo^tabler  Schwäche  .des  Darmkana^ 
fiir.  die  die  fixten  Restandtheile  dieses  Mittels 
gsAi  unyerdaulich ,  und  als  Cruditäten  belä« 
ttigo^  wurden;  doch- nicht  all  ein  >  denn,  ich 
k^e  .Kranke  gesehen ,.,  die  nur  einen  gerin- 
gen Grad  des  NerTez^ßebers,  keine  piarrhoe 
and  nach  so  gute  y^eildauungskräfte.  hatten. 


--    i34   — 

1  • 

daCi  sie  mit  Apjletit  afseb  vmi  gut  Terd 

■ 

ten,  ukid  bei  d^nen  dejinoeh  die  Chinq 
desnla^yeraleItr^llg  des'  Fiebers,  BeäB 
gnng,  gröfsere  gehwHcIie  und  Unwoli!! 
ItöiH^orbrscbte.  Der  Gmpfl  sc)|ieii  mir  { 
zu  liegen,  d^fs  es  keine  reine  Sckwlicliie 
(denn  bei  Fiebern  vc^n  reiner  Sch^äc^ 
B.  bei  den  Nerfenfiebern,  die  ypn  E^ti 
fiiklg  der  Kräfte]^:  Aüs^hireifuog  u.  d 
«tiftstsfi^^n  siädj;  teiti^ajgteti  dief  Kraüken 
£ql  bolien  Graden  der  Krankheit  die  G 
sehr  gnt),  sondern  dafs  hier  die  Schw 
dits  Prodact  dc^r  positiven  Einwirkung  c 
ftindsddie'  auf  den  Organismus  wirk« 
fluchtigen,  theils  fitmosph'^Hschen,  theit^  < 
AlffQ^eii  Stoffes  >ar,  dessen  Verärbei 
i!üid  Ent^ickelung  ein  Hauptgeschäft  der 
,  Beropetation ,  und  eine  HAuptbedipguiig 
Evheirüxig  und  Wiederherstellung  €)er  Ki 
war;' '  '&6i  wie  die '  Schwache  mehr  ein  Ui 
ä^^^^4erLi3braslu'aftsrntm  derJ^inVritl 
di6i6^  in  den  ICörpir^-eiägedrungenen  S 
fös  war,'  so  intib'te  Üüeli  'die  Stärkung  i 
^ös'l^irhebucg  der  ttrSfte,  sondern  auch  ] 
feraun^  dieses*  lähmenden  Prinzips  be 
kiSn,  wenn  sie  ihren  Zw^flk  rollkommetf 
reichen  sollte.  Dies  zQS'ammen  konnten 
fluchtige' Mittel  hervoirbtingen,  indem  sie 
gleich'  die  Kräfte  eilid&en  und  jenen  i 


'—    135    — 

.  verflUchtigteii  9  die  fixen  aber  nicht,  und  am 
wenigsten  die  China,  das  fixeste  unter  allen; 
denn  ne  figirten  zugleich  jenen  StofiP,  und 
yerm^hrten  durch  Festhaltnng  des  Feindes 
den  verderblichen  Aoi«  und  die  Oppression 
der  Lebenskraft, 

Im  Anfange  der  Krankheit  und  bei  ge- 
ringerm  Grade  war  ein  Jnfusum  J^alerianae 
xsiit  Ammonium  acedoum  und  ein  nicht  au 
stark,er  Zusatz  des  Hoffmannschen  Liquors 
(i  Quentchen  auf  94  Stunden),  Fiiederthee 
mit  Wein,  warmes  Verhalten,  Ruhe  und  ho- 
risontale  Lage  die  beste  und  oft  hinreichen- 
t  de.  iBehandlung.  Nur  war  in  Absicht  .d<s . 
jifnmQ.nium  nctticum  grofse  Aufmerksamkeit 
nöthig,  weil  es  leichtlich  Diarrhoe  erregte, 
in. welchem  Falle    es   sogleich  weggelassen 

werd^  muCite, 

•■  ^' .'  ^  ■  .         •  ■  •        •    • 

.Bei  dem  hohem  Grade  der  Krankheit 
n^nfiite  die  Dosis  der  Välerianae^  des  HaJ^f" 
\mM^chen  IJ^uors  vermehrt,  Serpentaria. 
hiil^iiilg^e^etzt,  der  Gebrauch  des  Wein.s  ver- 
stiirktf  und  noch  Suisere  Reizmittel,  beson^ 
dera  $uiapismen  und  d^s  Waschen  mitaro* 
miltischjsn  Spirit|Liosia  damit  verbunden  werden. 
,  Bei.  dem  höchsten  Grade  aber  mulste  die 
Kraß»..  Mannigfaltigkoit  und  Allgemeinheit 
der  Reizmittel  in  dem  möglichst  stärksten 
Grude .  concentrirt  werden,    wenn  die  dem 


•■  -« 


Verläichen  nahe    Flammt  'dös' ^Lebcin^  ^e^ 
haltete  und  zu  neuem  Leben  angcff acht  wer- 
den '  sollte.     Es   war   nicht   geniig,    dl^  "'&• 
tensir  kräftigsten  Mittel  \^iisgewählt  tn  ha- 
ben,    fs    mufsteii '  aü^h  "m^hVere   Tere!nl|t 
un4   in   zweckmäfsiger   Abwechselung  nge^ 
wendet  werden',  um  diirch  deü  imm^r  neoen 
{leiz  und  die  quailitatitre  Y^riicliiedenheit  ^e 
so  leiöht  iü'  Ijn'witMa^eit  ubörgehepde'Mck 
nötonie    der   E^nwitknbg    zu'  unterbtechetiji 
Vnd  endlich  mufste  ;jQichf  l)töi  ein  Organ  def 
einzige  Einwirkungspuükt  de^  Reize  bleü>e^' 
yond^rn  auch  di^  Applicationspunkte  mulii« , 
teil  'iminieif  gewechselt,  und  alld  benutzt  Wer^ 
den,  die  in  d'er  Gewah  der'I^ünst  stanAiin. 
Weir  dieL  anhaltend  irnmer    gereizte    StOÜt^ 
libt^'endig  zuletzt  ihre  Reizbi^rkeit  unj  d|e' 


Fähigkeit),^   die  in  ihr  hervorgebrachte  En^ 
giJDg'iüls. /Ganze  fortzupflanzen,  vcripr.   ^e« 
liujgpV  die  Kunst  bestand  hiev  m' der  ^fusi^ähl^ 
der^  Miltelj^    na^ch    ihre^    'quaixtitativen    iväA*^ 
quaKta^iven  ]^esch^|^enheit  ^  ihrem  gehari^^ 
PJ^echsely  und  der  dei?  ifer{>ie^äliigüng'iter' 
Appjliciulohspunkte ;  üftd*dädarch  allein' wur- 
de; es'ipc^^^^^        Kranke/' älö'iiäiön  lin^Ättir. 
bcn'waren,    noch  dfem  Ti^Si^*  iu  eiitrtSiilen* 
Ich  will  übeir  jedes  ittich  'ausflihrlich^r  eV- 
klaren.  ,, 

Wiäs*dfe '^ajfvJjJH^ betrifft i   so   mußten,^ 


—  . 157    ^ 

^•*  höher  die   Schwäche   «Heg,    auch   (d^lo 
durchdringendere    iliichtige    Reizmittel*  gß*' 
wühlt  werden,  unter  denen  Campher ^  -Mö^- 
sehuSj    Aeiher-^    Alkohol^    Opium ^    Zimmi^' 
aefh^radie  Oe/e,  ^besonders  aber  der  ^^^di   ' 
die  Hauptsachen  iraren;     Nur  mo&teil*  di«« 
mit  immer  noch   Mittel    von  *  ailhalfl^iidiKF 
Heilkraft,  wenn  auch  intensiv  weni/^er  irkf^ 
fig,  verbunden  werde»,  besonders  yateriäntf^ 
.  Serpeiuaria ,   Calamus /    wodurch  der  Ao*^ ' 
pelt»  Vortheil  ctrreicht  wuide ;    einmal  ^e' 
.AQchtig    excitirende    Wirkung   jenM'lShte^ 
dauerhafter  ku  machen^  auderntheilsdie^^' 
iahr  der  Ueberreiaung  und  ErsohqpDjlajg  4ek> 
.  Zi^enskraft  zu  verhüten. 
'     '  Dm  Opium  stand  als  das  schnelliHl^ketid-r 
ite^^  AiA^hdriDgendste ,   BHchtigste ,  -  ukid  -.  su«* 
^ieidk'  krankhafte  Steffis  am  schnellsteir  verv 
in^ai^ude  Mittel  öhm  anr,  und  es  ^ürffit' 
itäsiete  Epidemie  ndch*  dadurch  gamt'geeigV 
'ii^  mid'jgiihz  unenfbehrlicfa,  weil  ea  die  im^' 
Ateif'ircirhsndene  N^igilng  rar  Diarrhö^'^nd* 
idtidem  krankhaften  AfFectionen  d^  Diam^ 
lcaA)il>  *Äi  sichersten  und  schnellsten  hMitttte^ 
Ab'^    ebfen  jener  Vorzug  der  grj^üteii'  und 
da^cfadHDgeo4st eh- 'ReÜkraft  ma6hte^ IH  "^aUch 
hie^j  ^^  imnier^  ah  dim  gefährlichsten  Mit- 
fäf'd\ei^  KIa.se  ,*'uri9  forderte  die*  grUlitW^ 
^cÄVi'öht«  und  Kunsf  ^d^  At^tesj  es'Sö 


—    138    — 

wenden.,  dafs  seine  Wirkung  icnmer  nur  aat 
d^m  PynKte  heilswiQr  Erregung  stehen  bliebe 
m^^  .nicht  in  scbwacheiide  und  lebeossertfä- 
rtiid^  Ueberreisuqg  Ubei^ing;    da   bekannt- 
Ijqb  iLein  Mittel  dieser. Klasse  auf  die  Viti* 
Utiic  lyo  a^erstcireiidi  und  so  unwiederbringlick 
s^rstlSfWd  wirkt»  als  dieses,    Dies  wird  di^ 
durch  ^reicht,  eißmo.ly  wenn  man  dies  Mi^ 
tel  iipmer  nur  als  WUrse,  als  Acumen  der 
iibri||ei|.  Reia^mittel   betrachtet 9    und  indem 
man  mdere  9.ur  ^Wß  nimmt,  das  Opium  nur 
ab  I^ata  benutzt»  um  ihnen  den  höcbsta 
Grud.  der  Flüchtigl^eit  2^^  geben,    wodurdk 
ifjoi  den  Vortheil  gewinnt,  mit  einer  geris« 
gen  Quantität  Opium  den  nämlichen  ££Eect 
«n  eirhdlf»n,  nnd  d^n  Nachtheil  9u  vermei- 
den,   den  die  Menge  4es  Opiums  mit  sick 
füh|:e%wüi}de,  wenn  m^n  jenen  Effect  durck 
Qpiiim    lülleiii    erzwiijigen   wollte;    zweitem^ 
wenn  oisn  das  Opium  lieber  öftei:  in  klei- 
nen Ciitlben,    eis  selten  und  in  starken  lut 
«inniai  ceic>ht,    d^  bei  let«term  die  IJebar- 
reiawif  W^it  leichter  erfolgt    Driuensy  wenn 
nuMil  4Mie|be  immer  mit  solchen  Mitteln  ver- 
bindet)  Welche  ,  dvch  jyhf e  anhaltender  rei« 
aende.und  positir  beleh!en4^  Kraft  die  Er- 
tcb&pfong  der  ViUilitit  durch  das  Opium  ver« 
hüten  I  luid  in  sa  |em  als  Corrigentin  des 
Qpmmi  betrachtet  werden  kSnnen, 


—    139'    — 

ifh  TORuglich  Faltfianaj  SerpentariOj  \30rom 
mßfß^  die  Naphtken,  d^n  Kaffee,  imtef  4d« 
l9D  aber  am  ipetsteix*de9  Wein  rechae;  und 
frndlich,  wenii  der  Arzt  beständig  die  grSisto 
Anfiperksaoil^eit  anwendet:/  um-  dif  Eraidiei« 
unngen  gleich  ^u  bemerken,  die  den  m  atar« 
^ea  Gebranch  nad  cHe  anfangend^  Ueber« 
reisnög  anzeigen ,  und  dann  sogleich  die  Do- 
•U  vermiodeit,  oder  et  auf  einige  S&eirganz 
ilfnatetzt»  Sie  sind:  zunehmeiide' fietiubnng 
i|n4  Phantaiien,  Sohl^isncht,  -  eolliqii^ire 
Sdivreifaei  »poplectncke  Langaamfceit^  oder 
naadimeiida  SchneUigl^eit  nnd  Kleinheit  dea 
Pnlaes.  ^)  '  Hipuptsächllch  mulste  der  Zeit- 
pnikkt  wohl  beobaichtet  werden,  wo  die  IGk^fte 
ttch  adion  zu  heben  anfingen,  und  Wb  die 
Klmliche  G^be,  die  i^och  vor  weni^  Tagen 
WoWthätig  und  belebend  war,  J^Ut  .yiiel  zu 
t^äik  und  lebenarerderblich  wurde.  ^*> 

-  4^  Ick  7&nfm§9  kifriib«r  «ruf  dat,  VH  kk  Uk  iuMDem 
3:  t^0m  der  prakükcham  üeUkMnd^  U^  ißMUft  Typhut, 
'  '  "nad  iB  mmer  jibhoßäämg  üher  dl^f  JVgfTyw^a^y  da- 

von  getagt  liabc^ 
•  «*)  Ick  bin  iron  nenem  ülifnaugt  wafde?«  (Jad  gfrade 

ioB  kai4eii  entgagaagMatrittn  £ndpi|nl;ti|  im,,JfqinBt, 

(wann  ick  mich  ao(  ansdruiek«i  dailO-ifaf-QpdHi^und 

-'-  dfli  AdflaJ*^   dariii  gana.  jnicbinaad^r  '$be|«^om- 

,-i-    niaB,  da&.^ta  ricbdge  An:wanduiig.da%<K|lN^|IK|tuck 

■*■■'  fi0i  Koatt  nnd  ^aa.aii:h«rata  KafUM^aickflp  dfa^iroliea- 

4eteii  Kunitlera  ist,  da£t  abei  der  UidfC  j^L||t  ^  hau- 


/ 


•  Der  Moschus  war  ganz  unentbebilidi, 
thfliU  ala  ein  höchst  flüchtiges  utfd  doch  we« 
niger  ab  das  Ophim  di^  VitalitSt  aerstöreiio 
des  Mittel,  um  in  den  höchsten  Graden  der 
Scfiwäche  den  nöthigen  Grad  der  Elrr'egimg 
zu  nnterhalten,  ahne  das  Opinih  2n  stark  sb- 
wenden  su  müssen;  theila  als  Corrigens  clie-« 
sea  letztem  Mittels  seibat;  theils  um  geirisie 
jModificationen  und  Symptomen  d«r  Krank- 
heit,  für  die  eeine  Wirksamkeit  speaifitch 
geeignet  sn  seyn  scheint,  schneller  und  kra£* 
tiger  zu  beiseitigen.  Dahin  gdbört  das  Fl^di<k 
sensacken  (immer  ein  sicheres  Anseichen. Bit 


Bga,.ilbennäijig«  und  of^ip  gans  unzettige  GsbfiMli 

dos  encen  MitUlt  gowils  ein  uneri«ulicber  Schade 

vi|d  wahrlich  kein  3owei«  des  Forttcbrettena  nnMiir 

Kanal  iat.'    Dat  Mittel  micht  et  nicht,  aondein  m£ 

Knnat«   mid  je  her<>iacber  daa  Mittel;    ddato 

▼eHangt-  m  ^a  leutea««  jand:  deatQ  yerdpr^Iicher 

ea  in  der  Hand  des  Unkundigen.     Solche  Mittel  aoIU 

Vto' ^gentlich  nur  den  MeiatenD-obeilaaaen,-    «nd  i]^ 

len  andern  von  Seiten  -  ifarar  ganaen  GefährKchkdt 

tegsatellt  werden^  —    Waa  hat  wohl  die  Manidi- 

beit  dadurch  gewonnen,    dafs  daa  Heer  der  Halb- 

iMe  iutt  dea  Aderiafuchneppers  jeut  die  Opion« 

ttkseti^  bei  sich  fuhrt?  —    ^ficfata,    ala^dafa  jetn 

'dttrcÜ  UeWmisung  eben  ao  viel  Unheil  angerichtet 

1N^«  ala  sonat  durch  Snireisong.     Und   nach  m» 

iierlftiming  ist  der  Schaden  der  Entreinung^  immar 

nödi  ehet  wieder  gut  sa  muchsn^    ala  eino  Opiat«' 

Sberrdaung^ 


■^    » 


—   x4«   - 

fti  passenden  Gebrauch  des  Möschtts)>  die 
xklichen  Zuckungen,  die  Delirien  und  Ra- 
reieni   und  die  trockne ^    krampfhaft  ver- 
hiossene  Haut.    Auch  war  er  bei  alleo»  die 
itttt  betreffenden  Kriunpfen,  vorsuglxch  heil* 
m;  fiir  die  er,  wie  uns  das  Asthma  aeu» 
\m  und  der  Keichhusten  zeigen ,  einevpe- 
Ssdie  Wirksamkeit  besitzt* 
.'  Der  Campher  stand  ihm  zur  Seite,  und 
Ate   in   der   Höhe   der   Krankheit  gleiche 
erziige  mit  dem   Moschus,    zur  Erhaltung 
m  kräftigen  Reizgrädes  und  zur  UntecstUt«> 
mg  und  Correction  des  Opiums.    Der  pas-> 
ndste  Fall  für  ihn  wat,    wenn   der  Puls 
ilzetst  klein  uf  d  weich  und  die  Haut  of- 
nifAT,  mit  Betäubung  und  soporösem  Zu- 
ande  oder  äul'serster  Kraftlosigkeit.    Hier 
ickte  er  schneller,  als  Opium  und  Moschus 
it    Wiederbelebung    des    ganzen    Systems, 
^ar  der  Puls  klein  und  härtlich,    und  die 
Aut  yerschlossen ,  so  war  Moschus  passen^^ 
sTf    der  Camphor  hingegen  rermebrte  die 
itjre',  ohne  die  Haut  zu  ö£Pnen.    Die  ein- 
gie  unangenehme  Eigenschaft,   die  er  hat, 
t,  daCs  er  in  starken  Dosen  leicht  den  Ma« 
en   angreift   und  Uebelkeit,    Würgen    und 
phluchzen  erregt.    Deshalb  mufste  ei*  nicht 
i  zu  starken  Dosen  gegeben,  und  mit  Aro- 
ten  oder  I^aphthen  tt#  dergl.  ?erbundenwer- 


—  ^4»  —   ' 

den.  Auch  wät  etf  wU  besonders  in  sol- 
chen Fällen  sehr  zu  benntsea  Vrar,  in  im 
äulserlichen  Anw€rndun|[  TOii  rottuglidiv 
.Wirksamkeit. 

Die  ätherischen  Oele  wäteii  hetrli^h» 
Mittel  j  um  die  reizende  Wirkung  der  AScb- 
tigsten  Mittel  zu  tUiterstUtzen  und  anhAltev 
der  zu  machen.  Vorzüglich  TeTdänktf  ick 
zweien  die  ausgezeichnetste  Hülfe,  dorn  OUw$ 
uethtreünt  P'^erianaäy  bei  än£serster  Sehn- 
che  und  den  gefährlichsteil  Krämpfefi,  mnl 
dem  Jbalsdmus  P^üae  Hoßmarmi^  *^  diesem 
Inbegriff  der  ausgesuchtesten  ätheriaehen  titfd 
^balsamischen  Substanzen,  den  ich  bei  gro- 
(ser  und  anhaltender  Schwäche  immer  den 
Aiichtigsten  Reitfaüittelil  zusetzte^  iim .  ÜM 
(Wirkung  permanenter  zu  machen. 

Die  Näphthen^  besonders  die  NäphÄd 
4utphurica  und  aceticd^  dienten;  als  tre£3i» 
che  VerStärkungsmittel  des  flüchtigen  ft«i- 
aes,  und  zugleich  als  Corrigentia  des  OpiitiM 
Der  ff^eiri  aber  Übertraf  do6h  alle  übri- 
gen Reizmittel  an  Wohlthätigkeit  Und  Foft- 
dauer  der  Wirkung,  und  ich  habe  mehrere 
Beispiele  gesehen ,   wo  trotz  der  kräftigsteB 

*)  Ich  kann  nicht  laügnen^  dafs  ich  id  iolchea  Fitlei* 
wo  daa  Mittel  idacrlich  gebraucht  Ivetden ,  und  fiel 
leisten  soll,  die  alte  iHoffmannischo  Vorschrift  der 
ntutn  yeranderten  vorziehe. 


^    i43    - 

AnwenduDg  der  gettäntten  ftüohtigiMii  MiN 
*  tel  dennoch  es  nicht  eher  mit  der  BeHemng 
TOTwirts  ging,  bis  ein  guter  Wein  m  HUlfo 
genommen  wurde ,  io  wie  andere,  Wo  det 
l/V^ein  in  gehäriger  Stärke  angewendet,  und 
daittritchen  gereichte  Oele^n  und  Bonillonti 
fast  alle  andere  Mittel  entbehrlich  macht en« 
Dis  fori&gliebi  und  hier  besonders  ao  Heil- 
bringende  des  Weines  ist  das«  dafs  er  zu- 
gleich mit  der  flüchtigen  auch  eine  anhal- 
tende Reiskraft  rerbindet«  dafs  er  nicht  bl os 
reist I  aondern  auch  zugleich  dem  OrganiS'» 
nus  poaitir  restaurirende  und  belebende 
8to£Fe  mittheilt.  Daher  eä  gewifs  auch  sehr 
'  irrig  ist  an  glauben,  man  könnte  den  Wein 
,  gana  dnrch  den  Branntwein  (seinen  blos  flüch- 
tig -  Inenden  Bestandtheil)  ersetzen  j  denn 
eben^  dafs  der  Wein  nicht  bioa  Branntwein, 
.  iL  h*  flüchtig  reizend  ist,  dafs  ihm  noch  an- 
jtfre  Anhaltend  reizende,  stärkend  undre- 
^anrirende  Bestandtheile  beiwohnen,  das 
^beii  macht  ihn  so  heilsam  und  wohlthätig. 
Eher  könnte  man  ihn  noch  durch  die  Naph- 
t)ien,  besonders  die  Essignaphthe ,  ersetzen. 
-^  ,Aber  es  mufste  ein  ächter,  edler  und  aU 
tec  Wein  seyn;  ein  Wein,  der  nicht  blos 
Geist  (wie  s.  B.  Champagner,  Burgunder) 
aondern  auch  Körper  hat,  z.  B#  ein  alter 
Hochheimer,   oder  Stein-  oder  Franzwein. 


Di6  .lierrlichfte  Wirkung .  that  mit  hiec  ie 
Xereswein.  den  wir  glücklicher  Weise  tcb 
Xcht  und  gut  haben  konnten ,  und  der^  ira 
hler^  die  Hauptsache  war^  auf  Magen  ml 
Nervensystem  eine  besonders  wohlthatige 
Wirkung  zu  haben  scheint^  wie  ich  mach  hi 
andern  chronischen  Krankheiten  beobacbfiet 
habe.  -^  Aeulserst  niitalich  ze^e  sich  die 
Verbindung  des  Weins  mit  den  nährend« 
Stoffen  des  Hirschhorns  zum  Gelee;  aiewa 
bei  mehrern  Kranken  Wochen  lang  dTas  eifr 
«ige  Nahrungsmittel^  was  sie  yertrugeUi  nal 
Was  die  entscheidendste  Beihülfe  .su  ÜM 
Wiederherstellung  leistete.  *) 

Das  Ammonium^  gewifs  nächst  des 
Opium  eins  der  autarksten  Reizmittel ,  fiirck 
tete  ich,  weil  es  so  leicht  colliquatire  Schweüia^ 
Ueberreizung  undu  Putreicen^  heryorbrinA 
wozu  hier  schon  die  Neigung  so  grols  im» 
Ein  einziges  mal  habe  ich  es  angewendsl^ 
aber  mit  keinem  glücklichen  Erfolge* 

Diese  Mittel  mufsten  nun,  v^^ie  schoi 
oben  gesagt,  in  gehöriger  Verbindung  und 
i^eeÄjeZ, gegeben  werden j  .wenn  die  Wir* 

kuDg 

*)  Bei  iirmera  Kranken  tüuCita  denn  üreilicK  dfc  tUH 
des  Weins  der  üranntirein  benutzt  werden^  weic&tt 
ann  besten  durch  Vermischung  einer  paiaenden  Por- 
tion mit  dem  gewühnlicben  Getränk ^    boibnders  «- 
iitm  ardmaüscUeti  Th«a »  geschab. 


k 


]uil^.;Tollkpw>nen  effveieht  werdexi  sollte« 
Qiese;  J^dgfJl)  dia.bei.  chroni^oheA  Nerrea« 
kY.aAk^ei%a|^  so  wiehtig  iat^  gi^lt  ai^ch  bei  die^ 
ftenfJFu|bfiini;»  bei  denen  das  NexYieasystem 
auehcdar, zuerst  und.  hervorsKipl^ead  leidende 
System  ijear.  In  der.U/L>he  des^  Fieben  wurde 
4ii|nK  denkfFprtgebrauGh  ei^ies  und  desselben 
;  ILg^igen  Mittels  die  Eoipfanglicbkeit  dafür 
«ehr  Jei^sbt  abgestumpft I  .odj^r^  welches  eben 
das>. beüst;,  die  spezillsqh^£rregf>arkeit.da£u|: 

mn^ippit»    Blieb  man  nun  dennqch'boi  4®°^ 
'  niljqdichen,  Mittel  und  wolltet  dur^h  Verstar« 
lcifpig^fl«^*Do^en   den  Siffect  eisswingen,.  so 
'  war  di9:Folgey  dafa  es  entweder.  ohz^e.iWir^ 
kai^ 'blifb|.  ,-oder  dala,   W49nii   ea  ein   seh^ 
flüf;|itigßs ..Mittel,    z,    £1.  .Opiums;  wari   di? 
p<dhW*|if4\»te,.Uebei;rei^unjf  erfolgte.     Wufj 
d^]i.jn||n/^<^.andere|  selbst ^chwjichere^tf 
;    tßh  4w^i*c)»^»  gegebe;ii7f(?,,l^pi^nte^wa^^ 
*^    ditnBllvftGigleif^  .qinep..»eiieÄ.j^eia  ber^qjj^riar 
-    g«n*:  uwliMlbat  ^dp|j\   mJlV .  ¥»^^^^5%» 
BlMf<^^  »W*®    Reizkxaft   gebeq.     So  ^kof«|e, 
'    W8BII .i'dM... Opium  ^plieift.i^ftbts  wplijtlj^rges 
ttehb)  leisten  wollte^  4Kii1^  siob  sidhow  dißf^ei-^ 
Idtieii'  seiner  überroi2»nf4en> Wirkung  einstell- 
Uü'i  dir  ZwischengebMIttcli'  'dfef*"  KafFe^  ^ine 
neue  heilsame  Aftectioii.   des  SvÄt^ims  erre- 
gen»,  und  djle  Ueberreizung   aufheben.     So 
^ewii»  ist  es  9    d^fs  man  mit  derblos  quan- 
Joa».  XXVL  B.  a.  St.  K 


~    i46    — 

tttMi^eü  oder  fpnAätiren  (d.  h.  wmt  das^)^ 
oder  minus  der  Reitkraft  beachtendea)  Ver 
idiiedenhric  der  Heilmittel  in  der  MedWi 
überhaupt  9  und  besonders  in  NerrenlcraBk 
heken^  nicht  avskomiDt;  ja,  dafs  diese  Am 
sieht  durchaus  die  rerderbltcbstett  Folg« 
fbr  den  Kranken  haben  kann  und  häba 
nnls,  indem  aie  uns»  wenn  wir  conseq[BeBl 
bleiben  wollen,  awingt,  die  n&mlichen  atift 
itei^  Reiamittel,  wenn  sie  nichts  mehr  w» 
ken  wollen,  in  immer  starkem  Dosen  am 
wenden,  und  dadurch  sicher  tödliche  U» 
hsrreirang  heryorsnbringen ;  weil  die  Untw* 
brechung  desselben  durch  ein  anderes,  wt- 
niger  starkes  Ifittel  durchaus  VermindenBil 
di^  Incitaments.seyn  würde,  wenn  die  Mit- 
id  blos  durch  plus  öder  minus  Terachiedoi 
llitd.  Es  wird  ewig  wahr  bleibetr,  dtfCi  m 
mich:' '  itfne  qualitative  Verschiedenheit  d« 
llebktaft  dtt  Mittel,  so  wie  der  RoiEßhi^;- 
iLdt  des  Oiganiamns  giebt,  *)  dafsdie  Reiii 

'  ^  jS  lit  wirklieb  unbligreiflich,  wie  nun  di«ta  tidi  ii 

"Itir  li^licliea  EifiÜnitag  fo  laut  aaitjirechemU  Wal» 

^ '  hllr ,  blas  mami  m  pkinM€^n  Syateme  m  Ciebs,  m 

haxVßkidg  hn^ftt^irslf^^pmi^.    Ut  m  nicht  eine  dif 

b^luuuttsatsii.Th«{i)f})ip9'i-  da£i   die  nimltche  Qciiii- 

.  dtit  einet  eliikeni  Weinet  nicht  so  leicht  berauadil^ 

elf  das  naüilidM  Qaantitm  in  yertchiedenen  Weiii- 

aiten  i^etrunk'enT   Ühd  Wtft  faeffiit  das  anders  i    ab» 

die  Gewalt  mehrerer  qualitativ  verecbiedenfr  Kein 


./ 


tc  fihigkeit  fBr  ein  Mittel  «nclro|ift  ttmA  doch 

^  Bb  «in  aaderesy  selbst  gradativ  schwächeres, 

^orhaadea  sejrn  kann,  und  dafs  eben  in  der 

''Annahme  dieses  Verhält nia&es  und  der  Kennt- 

BÜä  nnd  BönttUung  dieser  qaalitatiiren  Ver-« 

.  »dhi^danheit  der  Mittel  die  Hauptkunst  he« 

•feaiiCy    die  Erregung  in   schwierigen   FäVea 

Ittige  genug  auf  dem  hinreichenden  nnd  heil« 

'^liögeÄdein    Grade   der  Höhe   xu   erhaltf^n«* 

^Diesen  Grundsatsen  bin  ich  auch  bei  dieser 

Epidemie  gefolgt,  und  ihn^n  glaube  ich  Tor« 

'  flllg^iGli  den  glücklichen  Succ^fs  meiner  -  Ku« 

•  MB- saachreiben  zu  Können.    Denn  wie  wäre 

'   et  ofene  dies  möglich  gewesen^  bei  einem 

;^  KobeSi  dessen  nicht  m  Terändernder  Gang 

^   IOp  iaiigsäm  war,    dafs-  das  Stadium  der  To« 

;-  dMgcfahr  immer   3   Wochen    dauerte,    die 

'^' Ubii^tfhd  Errcgnng  to  lange  in  gleichem 

^,  OtmAmänr  Höhe  su  erhalten,    ohne  es  zur 

PaluMi nimmt   kommen   su   lassen?  «-    Ich 

;.  gründete  hiecauf  zwei  Gesetze  der  Behend* 

liitgy*  das  Geseta  der  Vereinigung  und  das 

des  Wechsels  mehrerer  quaiitatir  ver- 

^wntiaK  iiC  »tärker,  Ut  die  Gewalt  eines  monotonen^ 
we^n  fleich  intweiv  atärkern  R^e%?  —  Dank  ttj 
dar  neuen  nauirphiloaopbitclien  Antidit  irnd  fiear- 
beituBg  de>  itedutin  i  die  dieser  so  wichtigen  facti- 
sdiea  Wahrheit  der  Qualitatsverschiedenheit,  Itir  die 
idi  eo  lange,  und  oh  allein«  su  kämpfen  hätte,  nun 
nnck  •yetanutische  Legalität  genährt! 

K  2 


-  ,i48    - 

I 

schiedener  ReizmitteL  In  Abaiclit  des  er- 
stem Yvurden  mebMcre  der  kräftigsten  Mittdf 
z.  B.  Campher,  Mgschus  und  Opium,  oder 
Campher,  Valerianaöl,  ßoffmmnnischer  Mr 
samvund  Aether,  yereinigt,  wodurch  theüs 
die  Reiskraft  erhöht  und  ankalt ender  *^ ge- 
macht, theils  manche  nachtheiiige'JYebü* 
Wirkungen  der  eioeelnen  Mittel  corogict 
wurden» ,  In  Absicht  des  letztem  wurden  im-, 
mer  abwechselnd  ▼erscfaiedene'Reice  ango^ 
wendet,  und  je  gröfser  die  .Gefahr  war^  de-i 
sto  mannichfaltiger  und  in  deato  kleinem 
Intervallen^  so,  dafs  bei  der  höchsten  fichift' 
che  alle  Viertelstunden,  ja  noch  öftrer^  dhtfdt 
i^oi'er  neue  Reize,  die  immer  wieder 'Sin^' 
keAde  Kraft  erweckt« wurde ^  und  bald  ^ 
neues.  Arzneimittel,  bald  eine  neue  Foxia, 
bald,  ein  neuer  Applioationsort  (wovon  gleich* 
ein  mehreres)  die  Wirkung  neu  belebten.  -^ 
Und  nicht  bloa  pharmacevtische  Substanseic 
sondern  auch  alle  «ndere  reizende  Einwfts 
kungen  konnten  und. 'mufsten  dajEu  benutit 
werden 9  um  die  .Kxift  des  Wechsels  zu  eiv/ 
hüben.;  Ich  rechne,  dahin  Erneuerung  und 
Erfrischung  der  Luft,  vorsichtige  Veranda« 
ruRg  der  Wäsche,  des  Orts  und  der  Unige» 
bungen  des  Kranken,  und  geistige  Einwir- 
kungen. Ich  habe  mit  Erstaunen  gesehen, 
was  die  Erscheinung  einer  geliebten  oder  in- 


—    149    — 

f 

teressanten  Pprson^  eime  f^ohe  Neuigkeit, 
ein  aufmunterndes  Gespräch,  für  grofse  Wir« 
kung  zur  Erweckung  der  Kräfte  baben  kennte. 
Bei  Kindern '▼ertrat  off  die  Erzählung  eine» 
ihnen  angemessenen  Mährcheus  die  Stelle 
eines  heilsamen  Reizmittels,  und  erhielt  ihr 
ganzes  System,  so  lange  «s  dauerte,:' ia  einer 
angenehmen  Bewegung^ 

Ich  komtne  nun  zu  dem  <Iritten  Haupt« 
punkte^  der  Verschiedenheit  des  jlpplica»^ 
tionsortes.  — -  IMicht  allein  >  um  überhaupt 
c}ie  Summe  der  Ileize  zu  vermehren  udd  zu 
vervielfältigen,  war  es  nothwendig  durch  meh« 
rere  Berührungspunkte  'au£  den  Ot-ganismus 
einzuwirken;  sondern  der  Umstand,  dafs  bei 
diesem  Fieber,  dui'eh  ^ie  in  dem  hohen 
Grade  so  lange  nothwendige  Application  der 
stärksten  Reixmittel  auf  ein  Organ,  dieses 
zuletzt  ahgesmmpf^  u&tt  neuef  Esregung  un- 
fähig wurde,  machte  es  liier  äufserst  notb- 
wendige  Tönr  Zeit  au- -Zeit  andere  Organe 
zum  Eittwirkungspmkte  der  Reize  auszuwäh- 
len ^  und  gab  dieser  Methode  einen  hohen 
Werthr  Ick  isak  eimgeosat,  nach»  lo-,  i4  tä« 
giger  Dauer  der  KvaÄkheit  »in  ihrem  höch- 
sten Grade,  dafa  alle,  auch  'die  kräftigsten 
Reizmifteli  plötzlich  unwirksam'  wurden,  und 
durchana^'kjeine  Erhebung » des  si>nk^Jid«n  PuU 
ses  bewirken^- wollten.    J'cfa.jsijhini' dies*  nicht 


f 


"^eioh  als  einen  Btweis  der  inl  gßmo&a  iBb 

lomen  Reizbarkeit  •  aondern  erklirre  mir  m 

dadurch«  dafs  der  nun  beinahe  i4  Tafeiii« 

aufhörlich  mit  den  stärksten  Reisunitteln  bSi 

stürmte  Magen  wohl    ^m  Ende  gegeu  äui 

Einwirkung   unempfindlich    geworden   ssji 

mussef,  und  dals.ein  anderes  noch  nicht  9|)e^ 

reiztes   Organ   gar  wohl  noch  Erregbarkiit 

genug  haben  könnte«     In  dieser  Vojrans^t- 

sung  liefs  ich  nun  die  nämlichen   BiÜttAl  ii 

Form  eines  Klystiers  auf  den  untern  Thal 

des  Darmkanals,  anbringen,  und  ich  sah  iUmi 

meine  Erwartung«  wie  vortrefFlich  dieselbas 

Mittel,   die  durch  den  Magen  niehta  OMkr 

Ihaten,  durch  diesen  Theiil  des  Dsrmkviili 

die   lebhafteste  und  allgemeinste  Er)iebaif 

der  Krähe  bewirkten.  — *   So  wichtig  waraii 

▼on  der  Wirkung  der  eingenommenen^  ]4i^ 

tel  allein  nicht  anf  den  Zustand  der  Errc|« 

barkeit  im   Gänsen  an  urtheilen,   und  tisk 

nicht  f  on  der  Idee  der  einzigen  imd  nntheü* 

bar^n  Erregbarkeit  ferfohren  so  laeaen»  H 

Tiirgessen ,  da£i  der  Grad  der  Erregliark^ 

in  den  yersohiedeiten  Theilen  des  näaüidMS 

Individuums  sehr  Yersdhieden  seyn  kittin«-«^ 

Das  nächst  dem  Magen  wichtigate  wi 

iJlgem  einölte  Organ  der  Application:  war  iv 

mer  die  Haut;    die  dadurch  angilwettdeiei 

Mittel:    Senfpfta5t£v\    Einreibwigea^    Unh 


/  iphläge  md  Bader»    UatcASttbir  war  die 
;  Ifitynduung  dieser  Mittel  sur  Erhohttn^  dec 
^  ellgeaieUieii  Heidueft^   und  sor  Besettiguof 
.  loceler  lieideiu 


I 


Des  gewöhnlichste  weren  Sen/pflasier 
oder  Meerreitig  und  spiruuose  Jimreibuam 
ge^  (em  häufigsten  vom  Spir*  Angelie*  comp^ 


^  «der  eine  Mischung  aus  ßpir.  MeurieoL^  ^am* 

pkor.  Wi  Unc  üj\j  BiUs.  FU.  Hojfm.  Une.  ij^ 

vaA  bei  den  höchsten  Graden  der  Schwäche 

«och  mit  Spir,  Sal.  ammon.  vU   Unc  di^ 

ifiMl»'Terseut)  in  die  Hände,  FUfse,  Schen^ 

-  ki^l  und  den  Untedeib«     Ich  nahm  sie  bei 

fallen  fiebern  ron  hohem  Graden  an  Hiilfe; 

.  und  d^  Senfpflaster,  besonders  an  die  Wa- 

'den.  gdcg^»   hatten  aoTser  der  allgemeinen 

hwüijMii^B  Wirkung,  den  grolsen  Neben  vor« 

'  tiwil,  die  Delirien  am  schneUsten  au  beru- 

bigeM.nnd  den  Kopf  an  befreien.    Bei  ge« 

'fehrvoUen  Lagen  wurde  alle  8  Stunden  ein 

'Meehits  Senfpflaster  an  immer  anderen  Thei- 

)mi  .gjdlegt,   und  alle  %  Stunden  die  aroma- 

tiadie  Einreibung  wiederholt,  mit  sichtbt- 

«^em  Nntaen  für  die  Erhebung  der  Kraft. 

'  Spaniiche  Fliegen^  wurden  seltener  ge>- 
tasttdit^  weil  sie  langsamer  wirken,  und  be^- 
noaders  an  den  untern  Extremitäten  leicht 
«a^  bösactigi»  Geschwüre  ftbergehen.  Jf  ur  wenn 
gefahrliehe  Localaffection  einea  innüaim 


—    154   — 

aber  war,   wenn  tia  katlsam  tejn  -  tollt«, 
die  genauste  Anfineffkaamkeit  auf  den  Gnd 
.  der  Wärme,  die  Daaer  und  die  Art  des  Gm» 
braucht«    Die  Warme  muDite  immer  %j  ha 
eS  Grad  Reaum.  haben;  der  gewflhalidie  Ba* 
degrad  yon  a4,  aS  war  sehSdlieh.,     Erat  mit 
Abnahme  der  Krankheit  konnte,  und  nm&lt 
man  ailmählig  aneh  darin  abnehmen.  •*-  D» 
Pauer  durfte  im  höchsten  Grade  d^  Kruki» 
beit  nie  über  8  Minuten  teyn^  nnd  oft  ga* 
boren  Ohrenkiingen«  Uebelkeit,  ohaoiächtigt 
Schwache,    Umstände,    woranf .  man   imiaar 
aufmerksam  sejn  nrnfste^    das  noch  £rUhef% 
achl^unige    Herausnehmen«      Mit    Abnahas 
der  Krankheit  und  24unahme  der  Kivfice  köaiita 
euch  die  Daner  dns  Badea  verlängert  irat» 
den«    Das  Wasclien  der  Stirn  und  der  Bniil 
mit   aromatischem   Spiritus  ror  dem    Bads 
▼erhOtete  sehr   den  Andrang  nach   daesae 
3%eilen    beim'  Eintritte«   «-«     Znletst    abai 
sauOite  auch  darauf  sorgfültig  gesehen  w»^ 
dePf   daCi  der^  Uebergang  ina  Bad  mit  dfl( 
wenigst  möglichsten  Veränderi|ng  der  Lagi 
und  Kraftanstrekigung  von  Seiten  dea  Kra» 
ken  geschähe*    Denn  der  Schwächesuataei 
war  so  grois^    dafs  schon  die  geringste  Be«r 
wegung  dea  Körpers,    ein  Augenblick  Ste- 
hen, ja  nur  die  aiifirechte  Stellung  ohnmidh 
ligen  anstand  erregen  konnte;  undeokonnta 


—    155    — 

■ 

^o  l«idit*diii>eh  die  Vofberahiiiig  mm  Bede 

1  idie  Krsi(  zu  teinem  Aushalten  enek^iplr  und 

'  as  selbst  nachth^ig  gemacht  werdeo»    Die 

'  Regel  muJiite  also  seyn,  da£i  tich  der  Kranke 

bei  dem  Transport  Töllig  leidend  Terldelty 

und  in  yällig  horizontaler  lUchtioig,  bei  ge^ 

'  häng  erW&rmtem  Zimmer,  mhig  ina  Bad  ge«* 

tragen,  nnd  beim  Heransnehmen  sogleich  in 

'  «nen  warmen  Flanell  gewiiokeltwordei   ii| 

ilrdchem  er  dann  einige  Minuten  bis  smr  föU 

vJUigen  durch  gelindes  Reiben  ^befäfdei^en  Ab^ 

Mdujung  lag,    und  dann  erst  mit  gewärm-? 

tar  Wisdie  bekleidet  wurde,  ^^  vEin  Ba4 

liglidi  war  hinreichend* 

XToeh  ein  höchst  wichtiges  Mittd  der 
iniGienPL  Application  waren  fUystiere^  Sie 
dientfii  »1  aweierlei  Zweck* ,  Binmal  die  hier 
liO' gefährliche  Diarrhoe  achneU  m  hemmen, 
«nd  dimn.  die  Reiakrafk  der  stirkenden  Mit« 
tet  dnreh  einen  neuen  und  ungewohnten  Ap^ 
l^ieatioiisweg  an  erhöhen,  SEu  ersterer  Ab^ 
eioht  dienten  einige  Tassen  ToU  cUcker  StJM^« 
fceiBmehlabkorchnqg  mit  i  bis  si  6f  «n  Qptun^ 
Die  Ne^jung  zub  Diarrhoe  war  e£l  so  gfolS| 
Adhaolche  Klystiere  die  ganze  Krankheil 
hindutdi,  tiglich  einmal,  ja'  zuweilen  mehn 
rere  des  Tages  gegeben  werden  mnfsten.  -^ 
.  Shir  zweiten  Absicht  wurde  das  Klystier  auf 
4ie  nämliche:  ikrt  «bereitet,   und  ^niia  noch 


—    i56    — . 


«ae  hiH}^,  TftMe  Wein,,  oder  Autgab  iim 
'.  jierpetataxia  und  Valeriant^  oder  einige  Gmt 
Moscbns  nnd  Ctmpher  «ugesetit,  nnd  tig^ 
lieh  wenigstenl  einmal,  aber  in  nnr  kleinem 
y olnmen, . Jiötiifttens  a.Taason  ▼all,  appliciit^ 
mo  es  dann. .  gewöhnlich  bei  dekn  Kranken 
l>lieb*  * '  Ich  hube  schon  oben  gesagt^  wie  iror- 
treffUoh  diese  Methode  auf  die  Erhcdbnng  der 
Kräfte  wirkte,  und  wie  sie  in  dem  yenwei- 
fettsten  Zustande  augenscheinlicheHUlf  e  adbit' 
fen  konnte»  . 

Noch  mufs  ich  ein  Wort  über  den  Ge« 
brauch  der  Brechmiuel  beifilgen,  die  ictf 
nach  meiner  Theorie  von  ihrer  Wxvknng..*) 
keineswegs,  wie  manche,  als  schlechterflugi 
contraindicixt  b  etra  chtet e.  Sie  konnten  hw 
nämlich  in  doppelter  Hinsicht  nütslich  sep», 
einaml  als-  ein  höchst  kräftiges  Reismittel 
eur  EcschütjteniDg  und  Umstimmung  Ae^  Ner- 
vensystems,' wenn  man  nur  die  Zeit  walir* 
nahm,  wo  die  Kräfte  noch  nicht  su  sehr  ge^ 
aunken,/^  und,  die  Neigung  cur  colli^atifen 
Diarrhoe  su  grols  war,  nnd  dafür-  sorgtt^ 
dals  die  Ausleerung  dabei  nicht  lu  heträciit4 
lieh  wurde.    Zweitens  als  ein  Befreiungsmii^ 


'     *        ■        •  .       f     •  ,  ,         \ 


*)  Es  ist  hier  nicHt  der  Ort,  sie  weitläu&ieer .  auteio« 
ainder  zu  «et'ien^  und  ich  Tefw'eisci  darüber  auf  mdit 
Sysiem^d,  pract.  Heiiknndet-  I}^d.  jimfeerende  !MW 
khöd».    IL  Sd,    F9r^iuitgen:'ißodüi^iai 


1 


—    i57    — 

tel  des  Organisotas '  Yl>n  #thldl£chen  StdffM^ 
und  zwar  von  doppeksrAit*  -  Brst^u  JOfi^Üittf 
dadurch I    ntna  oargleich  anüuigt*  gegeben 
wurde,  ^ock  eixt.Theil  des  Ccmtflgiu&is,  das 
bekanutlich  bei  typhüs«n  Fiebern  dntch  fihm'd 
waid  Mageh  yorzügikh  mitgethoilt  wird,  aus- 
geleert, und  demnach  die  Maeht  -der  Krank- 
heit gleich  in.  der*  ersten  Instanz --^ebvodien 
i^erden.  -  Zweitens  waren  ^ofc  betr|ehtUehe 
Gruditäten  im  Magen,  welche,  wenn  sie  fiithv 
Anfangs  weggeschaft  wurden,  als  sehrsehKd^ 
Uche  Potenzen:  auf  größere  Unterdrückung 
der  Kräfte  wirkten»^. Mind  dur^h  ihre?  imnier 
zunehmende  Cotmptian   die'  0ialrrho*''ünd^ 
den  Meteorismus,  folglich  die  üetabr  iuiiier« 
ordentlich  Teridehrten«  r^'   Ich  gab'  also  je« 
derzeit  ein  Brechmittel,    wenn  der  Kranke 
in  den  erstta.  Tagen  Uebelkeit^  MagendrUk«' 
Jk.en,:Ekel  und  Neigung  zum  Erbrecbata  kfagtei* 
und  ich  habe-  gefunden,    daff  öfters 'gUich^ 
die.  Krankheit  in  il^er  weitem'  Atialldldäng' 
«Hehemmt  und  au%ehöbon  wurde,    oder  we-> 
nigstens,  wenn  aie.nuch  fortdaüM^,  ^niger 
gefahrvoll    anss^hig.     Die  Reg^t,'    dfe 'ichf 
aber  immer  beobi^cbtete,  war,  es  nur  in  den 
ersteil  Tagen,,  bis  höchstens'  zum  siebenteii 
Tage  zu  gebai^  immer  nur  Ipecacuahha,  und 
zwar  alle  Viertelstunden  5  Gran,  4>iHtf  ihm  An^-- 
fange  des  Erbrechen  anzuwendeny  ab  |^  dafs 


—  i58    — 

iQk  iiMDaar  VLUf  det  Milt«li  blieb,  ud  il 
BW  dvDiiMl  (ibar  ndi  nicht  wttiigir)  S» 
bM^aii  ^iregte,  imd,  Wenn  Diarrhoe  dtMlt 
•tfol^t  dieselbe  bald  dtiiök  eaa  ((dip^ 
Opiattnittel  «i  bemmea» 

Ich  kajiik  den  im  bttchtMn  Gfnd*  Ai 
Krankheit  erforderlichen  Grad  der  lleiaidi» 
Ui  und  die  Art  ihrer  Verbindiüig.  nnd.  Jn^ 
welMiong  nicht  atuohäuUcher  daretdIeB|  4|b 
welin  ich  das  Bild  der  Behandlung  eines  0^  n 
jährigen,  achwächlicheifr  Kmdta,  seichne,  iki|| 
14  Tage  lang  in  beständiger  Todetge&M  L 
echwebte^  mit  einem  Pake  ron  i3o  Sdit  L 
gen  in  der  Minute,  beständige  Delirien^  iß^  K 
por^  Flechsenspringen,  Zucken,  Gnwdb^L 
mus  I  Diarrhoe,  M eteorismus  n«  a^  m  -^  Alb  1 4 
n  Stunden  wurde  i  EIslöJFel.  eines  heünriilij, 
Au%usaes  von  Serpentaria  Dr.  Jvj  f^almä^  L 
na  i>r«  ^\,  Calamus  Dn  ^,  an  3  UüMS 
^olatur,  nuS  jedesmal  hinzngetrtipfelten'li 
Tropfen  einer  Mischang  ron  liaphtAa  füi, 
irioliy  Tificu  Chuu  ff^kyit.  jdi  2>r,  ^.  gafi^v 
ben,  un4  unmittelbar  darau£  i  Efslöffel  Ifß 
resweinrf  eine  halbe  Stunde  dansach  ein  PA 
Ter  tpn  Mojschusy  Campkot  HÄ  ^  Gfa% 
Opium  \  Gipan  und  Zucker/,  Eine  halbi 
Stunde  darauf  bekam  ea  einen  ETsIöffdi  eüMi 
kalten.  Au%usiea  der  nämlichen  obigen  Spt»' 
«iea  mit  aU^n  Franawetne  ^oreitst,  ao^  dsflf 


f» 


«1 

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la 


k 


—    i59    — 

I 

ako  aBeStwikB,  einind  den  waftrigcp 
lü  iMftdareiDal  dm  weinigt^n  Au%ni«9  ^4^ 
Unntehen  du  Ptdrer  erhielt.  Dabei  G9^ 
Ink  von  Brödwetser  mit  dem  vierten  Theilt 
itoiy  rotbeti  Wein,  öfterer  Genub  der 
lEicUionigelee  mit  altem  lUieipweinev  tut^ 
fBeh  lockte  Bovilkm  .mit  Gravpen-  od«f 
iferschleim.  Alle  4  Stunden  wurde  Äfg 
üMB  K({rpef  mit  eromatiichem,  campfaoriiWi 
a^^pintua  gewaachen,  alle  a4  Stunden  ein 
id  mit  arodäitiacfaen  Speciei  imi  W4iu  nr 
irendM»  lalle  a49  bei  ateigender  Sd^V&^iie 
0  I»  fitvndeii,  ein  Sinapiamna  gelegt,  und 
[Uefa  ein^  Klyatier  mit  StärkmeU ,  Opium 
d  Wcjn  gagfben«  Aufaerdem  lag  beatän^ 
g  noch  ein  Säckchen  von  atomatiacben  Sper 
te  in. Wein  gekocht  auf  der  Hßrsgrube. ~ 

dieaer,,  für  ein  Kind  von  ilieaem  Altejr 
«fifir  anlaerordefitlichen  Intenai^t  und  Vei^- 
adttog  von  Reiakraft,  mufate  die  OKcitirend^ 
sthode  i4  Tage/lang  unauagevetzt  fortge- 
tsc  werden,  und  nur  erst  aladann  durfte 
cdh  kleinere  Dosen  und  längere  Interval«» 
%  der  Ifittel  allmäblig  nacbgeLaaaen  werden. 
'  So  jgroljier  Anätrettgung.und  aolcber  Macht 
m  Retaea  bedurfte  ea,  uin.in  dem  Qrgania^ 
ia  den  Grf4  der  Tbätigkait.  su  erwecken 
ed  tn  unterhalten  f  der  aur  Erhaltung  dea 
dtonapraceaaea  und  aiur  Vollendung  jener 


*-    i6o    — 

Vtgaaischeii  tJm5ohiifiFuiigs6p«ilftion  ;^  dit'  m 
Vlrtse  nennen  j   ^tiilechterdings  ■■  erferderiki 
war )  nnd  man  konnte  mit  Reebt  Mgeny  # 
lieben   war  wShrtdüd  '  diese»'  'Z^itrauma  «i 
Mt^fses  Kunstf^f oduct  I    ein^rfwunqgener  & 
mand»   befDfl'inan'rbräuchte  nnr^erme  StiuA 
lang  mit  dekn  Gebrauche  der  R^ixmiiltel  na 
üb  halten,  S0  sanken  Puls  nnd  Kräfte  auge^ 
üKlcklich;  undich Yahe einstsadk'CKaieised» 
«tQndi^eil:  >ÜnterbFechting  der  A(rcfatigen  li^ 
tf^r  eiiaiän  Krankec^i^  einen  wifvklieh  todtaj 
Miilidien  ^lAstand  rerfaU^tt,  ^  mit ,  hippocnr 
tiichem  Gesickte,  spitzer  Nasti^  liefehenbliiil 
kalten  E^ttr^mitatte,  cfinem'  kjiiitm^iählbareii 
"V^enigstens  f5o'mä'&  der  mittiitei-tdra^ 
id'en  Pulse.     Nur  de¥ -stärkste  und  concentiiP 
teste    Gebrauch  'd  et*  Reizmittel   k<yAnte  fin 
iiffedef' beleben 9   und  bewirkte  dies  «o  ?oIt 
fftändig,  dafs  er'glüeklich  die  KrankheifälM^ 
Vaiid.  —    Wefilr  irgend  die  Kunst  in  ib« 
ganzen  Machtvollkommenheit   auch   für  d« 
Ungläubigsten  sich  zeigen  konnte,  so  wsra 
U^er;  denn  dai  Leben  lag  augenscheinlich  ii 
ihren  Hönden,  und  es  liersMiich^mit  mßAt 
tnatischer  GeWrfsheit  beweisen,  dafs  die  Wie* 
detherstelluiig' lediglich  ihr  Werk  war. 
^'       War  tfun^'dut0k  dies^  '  excitii<ende  M» 
Wode  die  <Gfrkö'fotS€3heidende  Hülfe  gesch» 
Iien,  die  L^bi^nskraft  gehoben  inidd^m  Ytf 

derbefl 


^   161  ~ 

|^l>|^eii  EiftliAlt  ffiÜMBtj  (woiron  die  sidieiWe 
^jtpi^a^Aitat  gehobctner  n^d  langsacder  1?^- 
Itf%49t  PttU  war),   vo  kam   alles-  dantif  an, 
lu»  durcl|:die  Aiichtigen  Seismittel  erweckte 
t^poß   TJiatigkeit    su  fixiren,    den   (ilibraiieh 
|e,Cj  A^chtig^n  Micieli  die  nun,  j^  tnelir  die 
gfAlie  woahoD«^;.  desto  'keftigere  Reaccio* 
uBMi  firtvegteii,   immer  mehr  einzusdMfiDkeny 
md  anhaltendere  Stärkungsmittel  u'tfd-^'ah* 
rupKr  a»7^i«'  ädelle*  ZU' setzen.     China   ver«- 
ü^N(ft^'.1fie^^hon  oben  ges^tgt,    diese  Epide« 
IHM  (i|ii:bt^9 !  küchsten»  durfte  sie  in  der  spi* 
ntniifm  Tinctur  oder  in-  kaltem  Weinauf- 
pilf*09  und  vorsichtig  gereicht  werden*    Aber 
QiA  Ifltttely    welches  sie  hier  vortrefflich  er- 
BftM(9f:.*.'und  ganz  für  diesen  Zustand  geeig- 
pi^iiiywiV  '^tr  die  Rad.  Amicae.     Ich  litis 
i^A  sffbi.'bis  9  Drachmen  der  obigeJf .  AUch^ 
tJJMii  Mixtur  aus  Valeriana,  Serpentaria  etesi 
pi^^zenLy  und  habe  oft  nichts  weiter  bi « zur 
]f^|)igei^:  Wieder herstelhiing    nöthig    gehabt« 
^|^ick<ii{a£{.  CaryophyUatae  f    Calami\  Cort», 
'jC^c0rUlM  hatten'  ii^  dieser  Absicht  ihren 
flUt^ehiedeato  Werth.     Gegen  das  Ende  der 
I^H^, . .ipieini^  .die  Kraft- des  Ganzen  und  be« 
Ii094^rifl|  der  Verdanuhg  schon  mehr  Energie 
ju»d  ^Stetigkeit  erlangt   hatte,    dann   konnte 
pfcigen;  Mitteln  noch  China  beigefügt  wer^- 
depyir.-.^oh  immer  noch  mit  Vorsicht ^    dafs 

Josrik  SdVI.  B.  S.  St.  ta 


sie  nicht  Diarrhoe   erregte,   welehei  wiK 

de^n  ';B<>€h  leicht«  geschah«    Ia  aoMieoi  Filb 

war  Colfirnbö^  Cascardla^.  Quassio^  ton%i 

lieber! .—    Nach  überstauideBen  eehr  ache«^ 

f en  Fiebern,  wa  -die  nachfolgende  SdiWlcU  U 

auTserordeotlich.  und  äuCierat  langwierig  wi^  ||^ 

muCiten  zuletit  Aoeh   Stabimittel  %n  -  Hifi  1|^ 

genommen  werden «   unter  welchen  djBr  Jt^h 

iher  martialU  das  passendste  war»   *        ■ -•^  L 

Mineralsäuern  habe   ich   in  der  lUjjd  L 

nicht  angewendet,    weil  dieigfblae 'Nei^Mlft  l| 

uir  Diarrhoe  ihren  Gebrauch  milalich  maift^  1| 

te,  wie  auch  die  Erfahrung  einigemal  seigtab  |{ 

Nur  da,  wo  heftige  Hämorrhagien  durich^iL 

Nase  odjer  den  Uterus  Gefahr  drohete^i  be-  L 

nutite    ich    ihre    entschiedene   blntstiilMk  |{ 

Kraft,  und  mit  anhgezeichnetem  £rfo]{|^'diti 

aie  hemmten  sie  jedenseit,  nachdem  die  t» 

dern  kräftigsten  Reizmittel  yergebena  änga» 

wendet  worden  waren«     Ich  bedieirte  tM 

.entweder  des  Elixir  acid*  HalL    in  aeUeip 

michtenx  Getränke^    welches  ich  der  reiM  , 

Schwefelsäure  ^oTzog,'    da   der    Zusatz  dsl 

Alcohpl  die  K«aft  -der  Säure,    Koliken  irii 

Diarrhoe  zu   erreget,  ^minderte,   .oder  dei 

AUuns  mit  Zimmt  auch  in  scbleimigtem  Ve* 

hiculum.   — -    Auch    in   solchen   Fällen,    wo 

noch  ein  beträchtlicher  Grad   von   Energie 

des  Blutsystems  oder  Vollbliitigkeit  init  der 


—    »613    — 

ryenschwtche  yerbundes  war,  (der  Zu« 
ad,  wo  auch  bei  chronischen  Nenren- 
inkheiten  die  Mineraltauren  so  passend 
d}f  konnten  sie  viel  Nutzen  bringen,  weil 
die  flüchtigem  erhitzenden  Mittel  durch 

0  SU  starke  Wirkung  auf  das  Blutsystem 
Sdlich  werden  konnten,  und  ausgesetzt 
rden  mufsten.  —  Ich  ward  zu  einem  jun- 
i  Vollblütigen  Menschen  gerufen,  der  an 
Ma  heftigen  Nerv^enfieber  darnieder  lag, 
d  seither  mit  den  kräftigsten  flüchtigen 
[smitteln,  aber  mit  immer  zunehmenden 
fällen,  behandelt  worden  war.  Es  war  der 
:er  Tag  der  Krankheit;  er  hatte  schnellen 
Llen  PuFs,  beständige  De^lirien,  grofse  Hitze, 
ismbluten.  Ich  liefs  alle  Mittel  aussetzen, 
d  ihm  blos  eine  Mischung  von  6  Theilen 
ixir  acidum  und  einem  Theile  Ldudanum 
MÜL  alle  d  Stunden  zu  6  Tropfen  in  einte 
Iben  Tasse  schleimic^ten  Getränk  Heb- 
in*  Dies  verminderte  das  Fieber,  die  Hitze, 
s  NervenzuTälle,  hob  das  Nasenbluten  ganz- 
h^  und  in  wenig  Tagen  war  er  in  dir  röl« 

1  Besserung. 

Die  grofse  Schwäche  des  Darmkanals^ 
Bf  Wie  schon  oben  gesagt,  dieser  Epide- 
.6  aum>  ^S^Di  ^uid  gewöhnlich  das  erste 
ii^H«i;  oder  rielmehr  das  Örtliche  Stadium 
k^' 'Krankheit  war,  bipgleitete  aie  durch  alle 

La 


m 


—     164     — 

ihre  Stadien  hindurcli,  und  Tetmehrte 
Lebensgefahr  außerordentlich,  tbeils  duidi 
die  immer  wiederkehrende  Diarrhoe,  theili 
durch  andere  daraus  entstehende  Syntptomt^ 
Würgen,  Erbrechen,  Meteorismus ,  Uämor- 
rhagie  der  Gedärme.  Das  Hauptmittel  nr 
Hemmung  der  Diarrhoe  blieb  immer,  nackt 
stärkenden  Einreibungen  und  Umschlifes' 
auf  den  Unterleib,  das  Klystier  ron  Stiii- 
mehl  mit  Opium,  so  oft  wiederholt,  bis  di^ 
Diarrhoe  stand.  In  der  Höhe  der  KranUel 
konnte  eine  einzige  Ausleerung  das  fiirdb« 
terlichste  Sinken  der  Kraft  zur  Folge  habe^ 
und  es  war  also  eine  allgemeine  Kegel,  dui 
durch  Opiatklystiere  zu  verhüten,  und  je- 
desmal gleich  nachher  ein  solches  zu  gebn; 
und  hier  war  es  in  der  That  höchst .  noth- 
wendig  und  heilsam,  wenn  die  Krankenia 
dieser  Zeit'49  ^  '^^SP  8^^^  ohne  OeffnmK 
blieben*  — -  Der  fürchterlichste,  und  schal 
Yon  Hippocrates  als  lethal  ausgesprocheit 
Zustand  war,  wenn  sich  mit  der  Diarrhcil 
Meteofismus  und  heulende  Borborygmci 
yerbänden;  und  dennoch  war  ich  in  einigci 
solcher  hofinunglo.sen  Fälle,  Dank  sey  « 
den  Fortschritten  der  Kunst,  so  gliickäd^ 
das  Leben  zu  retten,  was  ich,  aulser  der 
oben  geschilderten  allgemeinen,  und  im'^pch« 
aten  Grade  angewendeten  excitirendcfk  Mh 


—    i65   — 

lode,  yonilglich  dem  Gebrauche  der  Sftem, 
[einea  Kljrttiere  yon  Stärkmehl,  Opium  mid 
t^eiD,  und  der  beständigen  FomenUtion  des 
nte<ieibes  mit  heiCien  Flanells,  die  in  eine 
rischong  von  Bals.  Vit.  Haffm.^  JEss.  Gal^ 
miimd  Acet.  Fmi  getaucht  waren,  Ter* 
unke,  —  ein  Mittel,  das  ich  bei  Meteoris« 
US  nfdit  genug  empfehlen  kann. 

Auch  das  System  der  Urinabsonderung 
n^e  oft  angegrijfen,  und  es  entstanden  da- 
lith  häufige,  lästige,  auch  gefährliche  Af- 
cticüen  von  Strangurie,  Dysurie  und  Ischu« 
»^  die  dem  Gebrauche  erweichender  Um- 
hlfige  von  Herb.  Hyoscyami  mit  Spec. 
\olL^  Einreibungen  des  fluchtigen  Gampher- 
Üamit  Opium,  und  dem  innerlichen  Ge- 
au<^e  diuretlscher  Mittel,  des  Selzer  Was« 
n  mit  Wein,  des  Petersilienwassers,  Feh« 
lelr  und  Wacholderthee,  des  Spir.  Nüri 
ücm  und  der  Opiatklystiere  za.  weichen 
legten.  —  In  einem  Falle  artete  es  in  vöU 
rcf  Harnverhaltung  aus,  die  schon  über  ^4 
unden  anhielt,  dem  Kranken  gcoh'e  Beäng- 
Igung  verursachte,  und  Gefahr  drohte«  Die 
mannten  Mittel  waren  vergebens,  und  sie 
ich  nicht  eher,  als  bis  ich  eine  Mischung 
im  OL  aether,  Juniperi^  Petroselini  m  Scrup» 
Inud'y  Spir.  Nitr.  dulc.Dr.ij.^  alle  2  Stua- 
m  30  Tropfen  |;ab.    Aber  die  Urinabson- 


—    i66    — 

%        -  ■     ■    ■ 

deniog  blieb  .immer  noch  unrolIkoniiiMB, 
und  es  entstanden  beim  NacbUIse  der  Krank- 
heit  Ödematöse  Anschwellungen  der  FSb^ 
Schenkel  und  des  Unterleibes,  welche  Wai- 
sersucht  drohten.  Obiges  Mittel,  dem  noch 
Buletzt  Tinct.  DigitaL  aether,  sageaetst  Wll^ 
de,  beseitigte  auch  diese  glücklich. 

Ein  merkwürdiges  Beispiel  einer  an8id> 
lend  schnellen  Besserung,  das  ich  gemeia- 
schafdich  mit  meinem  hiesigen,  wiirdigcp 
Kollegen,  Herrn  Dr.  Morgen^  zu  beobach- 
ten Gelegenheit  hatte,  mufs  ich  hier  nodi 
erwähnen.  —  Ein  Offizier,  der  schon  ssk 
lo  Tagen  das  Nervenfieber  gehabt  hsttcj 
und  dabei  unter  beständigen  Strapazen,  be 
der  nafskalten.  Witterung,  in  einem  offnes 
Schlitten  herumgeführt  worden  war,  kam  hier 
in  dem  elendesten  Zustande  an.  Die  Haup^ 
Symptome  waren  unaufhörliches  Würgen  lud, 
Erbrechen  alles  Genossenen,  SchluchMS» 
Diarrhoe,  Meteorismus,  allgemeines  Zittetfi 
äulserste  Muskularsch wache ,  und  ein  Psb 
yon  i^o  Schlägen  in  der  Minute,  doch  dtf 
Kopf  &ei.  Er  nahm  2,  Tage  lang  das  /ig/M 
Valer.  c.  Serpentar.y  Wein,  Opium  obsi 
Nutzen,  selbst  ein  Vesicatorium  auf  die  lli* 
gengegend  that  dem  Würgen  keinen  Einhsb* 
Der  Meteorismus  stieg.  Nun  wurden  Fornea- 
tationen  von  Ess.  Galban.y  Spir.  Matrical^ 


JhBC  7*..   siit  FlBiiell  w£  dfljft 

3Brit  I  -Gosii  Cfpiom, 
ab  ^tsaat  £iiiiikiiHi  mxm, 

s  alle  s  %osaiße^ 

IignidiiBi   und   f 

.    uoii   alie   Inlbe 

«uB  Lftffid  Utiiiiiiippi  m  ^enben.  Aiil 

fi  sack   emiftsB  STmod^fa 


Ta^  -war  eine  t<>tale  Verfvaad» 
if  aut  deai  KiaaJbBB  foi^c^iij|imi  :  <d«r  Pab 
ESt^ScUige  gefallen,  gl«idi£Simig  aad  ge- 
biB%  Am  Wafgae,  ScUacluw,  Eri^recbei^ 
I  JUaariboe,  sdbtt  dar  Meteontiaas  vm^ 
nraada&Y  and  es  stellte  sich  starker  Ap* 
tit  nacb  Kaffee  eia,  den  er  auck  erhielt« 
a  Raansmm  des  Pabet  wsr  so  sisrk^  d«(s 
L  ^anbte,  das  Fieber  werde  den  Gharac« 
r  crinas  Wechsel&ebers  anaehmea,  welriies' 
BT  nieht  geschah«  So  blieb  es  a  Tage; 
\  Sten,  nachdem  er  seinem  Appetit  su  riet 
abgegeben  hatte»  stellte  sich  das  Erbre- 
BB' alles  Genossenen,  selbst  der  Arsnei, 
sder  ein«    Es  ifi^a  ^eina  Mischung  voA 


Aqua  CinamotHi  VAc^  iij.^  <Laud» 
Scr,  dimid. ,  Naphfih.  Jff-ürioL  Scn  /. , '  äjt. 
Cqrt,  aurant.  Und;  j,  %\\^  Siuoden  i  Eüilöf- 
fei  verocdn^t.  AberXuch  dies  braoh  «riweg; 
die  Diarrhoe,  der  schnelle  Puls  stellten  wk 
wie«lef  ein.  Diese  wurde  duföh  awei  bald 
nach  einiinder  gegebene  Opiatklyaciere  ge^» 
hoben.  Innerlich  lief«  ich. nichts,  als  alle 
Stunden  i  Tropfen  Laudanum  liquidum  mit 
9  LöBFfI  BischoiF  (der  bekannten  Jdiscljnag 
Ton  Medoc,  Ess.  Cört.  auraru,  und  Zuckoi) 
nehmen,  \nd  nichts  geniefsen,  als  Hirsch* 
homgelee  mit  Hheinwein;  dabei  täglich  eis 
warmes  aromatisches  Bad«  Dies  war  von  so 
trefflicher  Wirkung,  dafs  er  von  nun  .an  nidit 
wieder  brach,  am  dritten  Tage\<Appetit  hs» 
kam,  und  am  vierten  schon  im  Stande  waf 
ein  wenig  aufser  dem  Bette  zu  seyn«  -*«•  Eia 
drittes  Rezidiv,  welches  er  sich  durch  eben 
die  Ursache  zuzog,  wurde  durch  die  nämli« 
chen  Mittel  glücklich  beseitiget. 

'Zum  Schlüsse  erlaube  man  mir  not^h  eiA 
Wort  über  di^  Präseri^aiwe  gegen  diese 
Krankheit  beizufügen,  welche,,  wenn  maa 
den  Begriff  ansteckende  Krankheit  im  allga* 
msinsten  Sinne  nimmt,  d.  h.  darunter  jeda 
Krankheit  versteht ,  die  durch  einen  .  von 
aulsen  in  den  Körper  gebrachten,  imm«r  die 
nämliche  Krankheit  erzeugenden  Stoff,   sey 


ann  ein  Product  atmosphXrUcBier  oder  or- 
nisoher  Chemie,  erregt  wird ,  mit  Recht 
Ml  'Namen  einer  ansteckenden  Krankheit 
Tdient.  *)  Denn  aufs'er  der  Innern  allge« 
einen  Anlage,  concur#irte  imttier  noch  eine 
ithe  iuCiere  Mittheiluog,  nra  den  Ausbruch 
»r  Krankheit  in  bewirken,  nnd^ihr  ihre  be« 
imbite  Form  sn  geben. 

Folgendes  ist  es,  was  ich  über  die  Prä« 
nrati\^kur  derselben  bemerkt  habe. 

I.  Diejenigen,  welche  heftige  Schnup«- 
n,  Gichtanfälle,  oder  die  catairhalische 
Qgenentsündung,  an  denen  Vorzüglich  die 
»isendea  viel  litten,  bekamen,  blieben  ge«* 
Sfanlich  frei  von  der  Krankheit*  Personen, 
-e  riel  schwitzten,  und  besonders  des  Nachts 
»gelm&Iiiig  Schweifs  hatten,  blieben  frei. 

•  n.  Der  tägliche  raäfsige  Gebrauch  der 
hiBt,  entweder  in  der  geistigen  Tinctur, 
!#r  in  Extract  mit  Quassienextraot  yerbun-* 
m,  dabei' Mittags  ein  Glas  starken,  alten, 
ibstantielien  Weins,  Xeres,  Madera,  alter 
[alaga  oder 'H^tychhelimer,  und.  Abends  wäh« 
Häd  d^r  naff kalten  Witterung  ein  paar  Tas*» 
•ä  Thee  mit  Ruin,  thaiten  ofiPentar  die  t^e-^ 
IM  Dienste  ntr  Sidherang,   wie  ich  an  diir 

*)  Auch  ub^   die|0   Begriffe  von  GoQta^ain   uuA  der 
^  VerscSiiedeÄbetk  ^desselben  Terweiie  ich  auf  mein  Sj^* 


—    17»    — 

f  elbit  erfahreil  habe,  ^ur  durften  dieae  Reia> 
mittel  nicht  im  Uebei;aiaa(^e  |;ebraacht  wer^ 
den^  weil  lie,  scmst  gerade  ^ai  Gegentkeil 
bewirkten.  — -  Ein  ^räseryatiK,  was  unsere 
Feldwundärzte  von  4en  Ruasea  lemten«  und 
^  was  augenscheinlich  sicherte,  war  der  Ge» 
pufs  yon.ik  bis  .3  rohen  Zwiebeln  tägUdb 
Selbst  wenn  sich  schon  Zeichen  der  Anstek- 
kung  äufserten,  konnte  durch  den  verdop- 
pelten Genufs  dieses  Mittels  die  Anst(9ckiiag 
wieder  vernichtet  werden. 

3*  Mäfsigkeit  in  Essen  und  Trink»!  ^ 
Leidenschaften ).  in  allem  ^  war  eine  Haupt- 
sache. Jeder  Excefs,  von  welcher  Art  st 
seyi^  mogte,  kpnnte  das  Signal  xum  Ausbro» 
che  des  Fiebt^s  geben.  Die  Disposition  war 
fast  überall  da»  und  es  brauchte  nur  ein«! 
GelegenheitsursachOy  um  sie  in.  Wirksamkat 
zu  setzen.  Vermied  man  diese,  so  konnt6 
^ie  Anlage^  (hier  wahre  Opportunität)  nack 
lind  nach  wieder  aufgehobeA  Verden y^  ohne 
in  Kran)eheit,überaug^hen. 

4-  Der  gefährlichste  ^itpiMnkt  für  dis 
Ansteckung  war,  wentor  mim  >on  vielen  As- 
strtngt^Dgen  erschöp|C|:o4ffi}liiiekternt  oder 
mit  lüeder^ebeugtem  .  Q^Stbe^  <  sich  dem 
Kranken  näherte,  wcinn  derselbe  im  letzten 
Stadium  defr  Krankheit,  der  ;Ptttrescenz,  oder 
schon  sterbend  waf^  weni^  disp  A,|isdunstunges 


—    17«    — 

desselben^  durch  eingeschlosiene  Luft,  xa- 
fammengedränjite  Menschen,  oder  Bettvor- 
hänge (die  nicht  blos  den  Umstehenden,  son- 
dern anch  dem  Kranken  selbst  durch  Zu« 
riickwerfiing  sc^iner  eig'^oen  Ausdiinstnngea 
hdchst  schädlich' waren,)  concentrirt  waren^ 
oder  wenn  man  anhaltend  mehrere  Tage  und 
Jfächte.  immer  um  den  Kranken  aubrachte. 
~  Unter  solchen  Umständen  konnte  der  ge* 
snndeste  Mensch  in  einem  Momente  die 
Krankheit  so  augenscheiolich  aufnehnien,  dafa 
unmittelbar  darauf  das  gana  eigenthlinilicbe 
Krankheitsgefühl  sich  einstellte,  und  der  Au- 
genblick genau  zu  bestimmen  war,  in  dem 
die  Mittheilung  erfolgte.  —  In  solchen  Fäl- 
len jhabe  ich  selbst  einigemal  deutlich  em- 
^fionden ,  dals  sich  ein  AnsteckungsstoBF  mit- 
l^etbeilt  hatte,  und  ich  fühlte  alle  Vorboten 
der  Krankheit,  grofse  Ermattung  und  Zer- 
fchlagenheit,  Betäubuog  und  Schwindel,  Zit- 
tern, Mangel  des  Appetits.  Doch  war  ich 
jederzeit  so  glücklich,  das  eindringende  Ue- 
bei  gleich  in  der  Entstehung  zu  vernichten« 
5»  Die  schon  geschehene  Ansteckung 
selbst  konnte  wieder  aufgehoben  werden, 
wenn  man  bald  genug  zu  Hülfe  kam,  und 
die  Ansteckung  nicht  zu  heftig  war«  Ich  bin 
nämlich  völlig  überzeugt  worden,  dafii  es  bei. 
diesem  Fieber  mehrere  Grade  der  Anstek» 


kung  giebt,  die  durch  die  gröfsero  oder  geh 
ringere  Intensität  des  Giftes   und    durch  üi 
mehrere  oder  mindere  RezeptiWtät   des  Or< 
glinismus  bestimmt  werden«     Bei  den  geriih 
gern  Graden,   die  sich   durch  die    oben  sb< 
gegebenen  Vorboten  anzeigten,  und  wo  die 
Vorboten  lange  £ii  dauern  pflegten ,   könnt» 
durch  eine  sweckmäJsige  Erhöhung  der  ReI^ 
tion  des  Organismus,  Torsügiich  des  MageBi 
und   der  Haut,   eine  V(^iederaufhebung  be- 
wirkt werden.     Eine  Bouteille   guter   WeiO) 
eine  heitere  Gesellschaft,   eine  gut  besetztii 
zum   £ssen  und  Trinken    einladende  Tafdi 
Theo  mit  Rum,  konnten  alle  Symptome  ve^ 
schwinden  machen.     Vorzüglich  kam  viel  auf 
,ein  guttis  Verdauungssy^tem  an;  je  kräftiget 
dies  reagirtp,  desto  weniger  konnte  sich  Ai^ 
steckung   Üxiren.     Und   war    sie   geschehefl, 
nnd  erregte  Uebelkeit  und  Ekel  ^ein  Beweii» 
dals  sie  durch  den  Magen  am  strärksien.f>iii« 
gewirkt  hatte),    so  konnte  ein  sogleich  ge- 
giebenes  Brechmittel  sie  völlig   aufheben.^ 
Ich  sah  eine  Krankenwärterin,  die  von  einer 
Kranken  angesteckt  worden  war,    bei   wel« 
eher  sie  i4  Tage  lang,  bis  an  ihren  Tod  zu- 
gebracht hatte*    Sie  hatte  den  nämlichen  Ge- 
ruch  und  Geschmack  im  Munde,    den   die 
Schweifse    der    Sterbtoden    gehabt    hatten, 
dabei  ZitteciU)  Betäubung,  Kopfweh,  Fieber. 


~   173   — 

Sie  brach  auf  ein  gegebenes  Brechmittel  rine 
MLetige  eben  so  rieöfaender  Materie  ai:s,  und 
ffax  unmittelbar  darauf  röllig  hergestellr. 

6.    Aber  mehr  als  alle  physischen  Mit- 
tel  trug  zur  VerhiituDg    der  K-ankheit   die 
Kraft  des    Gemüths  bei  •»   die  Kiaft  näm- 
lieli,  die  in  diesen  Zeiten  der  Noth  das  Ge- 
miith    über   das  Irdische   erheben,    und    auf 
den  Standpunkt  eincT  höbern   Welt  Vi-rsetr 
xen  konnte,    wo   es  kein   Unglück,    keinen 
Kummer,    keinen  Tod  giebt.      Eine   sr>lche 
Gemüthsfttimmung    erhielt   d&s  ganze  Wesen 
gleichsam  schwebend  über  der  gewöhnlichen 
Weit  und  über  ihren  Ereignissen,  und  ver« 
xninderte   selbst  die   schädliche    Einwirkung 
physischer  Einflüsse;    es  verbreitete  bich  da«* 
dun^  eine  Ruhe,  ein  Gleichgewicht  über  das 
Ganze,  das  vchts  zu  erschüttern  yermogter 
und  was  das.gröEste  Präservativ  der  Gesund« 
lieii  ist,   das  ich  kenne.  -^     Glücklich  der, 
der  ^8  darin  in  cuten  Tagen,  zu  solcher  Vollf 
kommenheit  unfl  Gewohnheit  gebracht  hatt^ 
d|da  sie  ihn  auch  in  den  bö^en  «icht  Terliefs! 


,  * »  • » 


~   174  — 


m      ■■■ 


■  • 


vn. 

Ueber  di«  , 

Erforsckung  der  Krankheit  im 


VV  enn  die  rationelle  Therapie  reconstm- 
ftU  was  dre  I^osologie  construirt,  so  kana 
anir  aus  der  wahr<^n  nosologischen  Bestimmt- 
lieit  therapetttisrhe  Gewifsheit  hervorgehen« 
Gesetzt  auch ,  die  Nosotoeie  .  gäbe  uiii 
4en  Isllgemeinen  BegriiF  von  kraoXheit  rieh- 
tig  afn,  so  ist  dennoch  dem  Theiapeutikefi 
d'er  die  fCrankheiteh  mit  besonderer  Fem 
im  Indiviatium  itu  beseitigefinat,  wenig  gi^ 
ii'olfen;  ünmögücH  aber  wird  es  ihim  mit  dam 
srchTftnkehd^  Begri^Fe  defselben/^die  Kräiit 
heiten  in  allen  ihren  Besonderheiten  durdi« 
zuführen y  richtig- au  erkennen ,  und  nad 
dieser  KenntnÜs  einen  wahren  Heilplan  m 

begründen. 

Auch  unsere  neuem,  einer  beaaem  Phy« 
aiologie  aich  rühmenden  Nosologen  streiten 


—    175   — 

»r  die  V&lire  Bestimmung  der  Krankheiti 
d  so    wäre  uns  noch  in  unserm  Zeitalter 
[  der  wahrhaft  bessern  Kultur  der  Medi- 
j  die  frohe  Aussicht  auf  gröfsere  Bestimmt- 
it  unserer  Therapie   benommen»    Bei  der 
»ten  flüchtigen  Ansicht  der  Definition  der 
ankheit,    welche   Schelling   uns  in  seiner 
turphilosophie,  yerglichen  mit  der,  welche 
Uns  später  in'  den .  Annaieh  'der  Medizin 
bf  mufs  man  einen  Widerspruch  zu  finden 
tollen.     Beide  gleich  unvollkommene  Be- 
mmungen  geben  nur  zusam'men'den  voll« 
»mmenen  Begrifi^  der  Krih)ükheit|  und  da- 
t  entsteht'  der  scheinbare  Wid'e^pruch. 
'    In  seiner  Naturphil oSopliie  beeitimmt  er 
e  Krankheit  als  diejenige  Abweichung  roa 
Hr  Proportion   beider    organisc&er    Grund- 
r&fte^  mit  der  die  Existenz  dfes'  örganismu^ 
iterträglich;     Hier    war    die    Grenze    der 
'esundheit  nicht  scharf  bezeichnet«  insoferit 
Ir  die  Abweichung  kein  Maiais  gesetzt  ist»' 
L  seiner  späteren  Definition  nichttit'  er  den 
nderstreit  des  Allgemeinen  mit  dem  £xpö^ 
enten  der  Besonderheit   des    Gebildes   fiir 
iie  Krankheit. 

Da  littn  unter  Exponent  eihe  bestiminte 
^uantitlt  der  beiden  Factoren  verstanden 
rird,  so  ist,  wenn  dieser  ftir  jedes  organi- 
che   Gebildie  bestimmt  angegeben  i^t,  auch 


—      I.7ß     — 


hestimmtf :  bei  welcher  Diipropoition  notb 
weodig  Krankheit  emstehea  mü&se.  Insofan 
aber.  kein.  Widerspruch  des  Allgemeinen  mid 
Kesondem  entstehen  kann,  ohne  eine  Difh 
Proportion  der  Factoren  im  Exp0.nenten4r.li 
kann  man  nur  f ojgende  Definition  ron  KraoJfji 
heit  gelten  lassen:  »Krankheit , ist  diejeuigi' 
«Disproportion  der  Factoren  der  Erregbsvt 
s»keit,  bei  welcher  der  die  indiyiduelleLeb^iyf 
»  action  bedingende  Exponent  dahin  rerändoit 
»ist,  dafs  er  in  seine^i Bedingenden  abnol* 
»ipal  erscheint.  Nun  ist  entweder  dies  Jmt 
stammte  Verhältaifs  der  Factoren  (Exponen^l 
im  einzelx|,9A  Organ  gefahrcletf  und  dadurdi  ] 
^e  Function  o^f^rOrganiaation^eatÖrti  oder 
die  Disproporti^oijit  betrift  ein  System,  w0« 
urch  das  ..normale  Zusammenstimmen  albc 
f  unctionei^  aufgehoben  isU  .    ,    .    . 

Da  es  nur  zwei  Factotvon   der  Erregha^ 

t;eit  giebt^^uad  diese  keiner  andern  VeriiH 
derungen. fähig  aind)  als  die  der  Erhcthiug 
oder  Vet'j^inr^erung,  so  kann^,  ef,  auch  nttf 
zwei  wesentliche  Verschiedenheiten  der  Krank' 
jhe;ten  gebei)«  ,.Ii)iese  wesentliche  Verschieß 
derüieiten  in  der  Form  aufgefafst^  bat  man  ua? 
t^r  St^enie  und  Asthenie  ausgedruckt,  und, 
indem  diese  Factoren  Grade  ihrer  ^höhupg 
und    Verminderung    fähige   sind,    so   werden 

diese    allg^ipein.eA .  I^Pf ^^    f uloI^  .  .]f?iederum 

unter 


—    177    — 

ter  gewissen  gradnellen  Vertchiedenhaiteii 
cheinen. 

So   wie  diese  allgemeinen   Formen   mit 
en  Graden,  auf  der  Sraf^^nreihe  der  Thie» 

in.  verschiedenen  Individuen  dargest'dlty 
tnnigfaltige  Formen  geben»  *)  so  müssen 
sh  .diese  im  menschlichen  Organi-mus  als 
tividuum  mit  mannigfaltige^  individuellen 
ganen  manigfaltige  Verschiedenheit  in  der 
ratellun«  zeigen.  Denn  eben  so  wie  daa 
ben  durch  die  Synthesen  der  quanritativ 
rschiedenen  Factoren  unter  mannigfaltig 
rscbiedenen  Functionen  sich  darausteilen 
rmag,  so  kann  die  Krankheit  durch  Stö« 
ag  dieser  bestimmten  Differenzen  auch  so 
innigfaltig  in  ihrer  ELrscheinung  differiren^ 
Bei  der  grofsen  Mannigfaltigkeit  dieser 
innen  9  ist  daher  eine  systematische  Ord« 
LOg  derselben  von  grolsem  Nutzen,  und  in 

ferne  zugleich  der  Sitz  und  Umfang  der 
'Unkheit  dadurch  bezeichtf  et  wird,  von  the- 
peutischem  Werth.  Darnach  werden .  sich 
le  Mannigfaltigkeiten  unter  zwei  Ordnun- 
m  bringen  lassen. 

L    Ordnung,  wo  das  ^{^usaamienstimmai 

^)  D«r  Organitmos  bei  glaichem  U/tädhIichea  d« 
Krankheit  a-^f  der  Stufe  der  mentclilidiea  Iadivt> 
dnalitat^  erscheint  anilen  krapk,  .als  cia  auf  aia- 
derer  Thierstufe  stehendtr  Orgaoisniiu« 

Umrn.  XXVI.  B.  S.  8r.  M 


—    17«    —    , 

aller  Functionen  mehr  oder  minder   tn^ 
hoben  erscheint«  —  Fieber^  die  j«  iiachdfd| 
eip    System    vor  ^em   andern  ein   gröls 
Misyerhältnüs  der  Factoren  zeigt,  beaond' 
unterschieden  werden  müssen : 

1.  in    Nervenfieber ^  nach  der   grolseat 
Affection  des  sensiblen  Systems; 

2.  in  Reizfieberj  die  sich  in  grolsen, 
Leiden  des  irritablen  Systems  ausspreches; 

3*  za  go^trische  Fiebet^   mit  besonder 
Affection    aller    der   zur   Assimilation 
Secretion  gehörenden  Organe. 

IL  Ordnung,  wo  die  Krankheit  auf  eil 
öder  mehrere  Organe  beschränkt  erschein; 
— -  organische  Krankheiten,  Da  jedes  0^; 
gan,  so  wie  der  OrganismuSf  seine  3  Sjit^ 
itae  zur  Construction  bedarf,  so  zerfallen  wA 
diese  Krankheiten  nach  der  grofaeren  A& 
ction  dieser  Systeme 

j.  in  Krankheiten  des  sensil^Ien 

2.  des  irritablen 

3«  des  reproductiven  Systems 

Obgleich  die  Aufsuchung  dieser  Forfid 
üach  dieser  Einth^ilung  schon  viel  mehr  x< 
Bestimmung  einer  Krankheit  beitragt,.  aU  dkl 
irelcbe  nach  der  Benennung  der  Kränklich 
nach  den  Unterschieden  des  TypuarerlanE 
gev^ählt  sind^  so  ist  dennoch  durch  diese 
weder  der  generelle  Character,  noch  wesi; 


—     '79    — 

^€>r  der  speslelle  oder  Hoilcharact^r  atifge- 
Keigt,  und  der  Arzt,  der  in  den  aufgefun- 
lenen  Aeufserungen  *)  die  Krankheit  und 
Aetk  zur  Heilung  nöthigen  BegrifiF  bestimmt 
BU  haben  glaubt,  ist  nicht  minder  in  einem 
irrigen  Wahne  umfangen,  als  derjenige  Mo- 
ralist, der  die  Handlangen  des  Menschen  für 
den  Character  nimmt.  So  wie  hier  nur  die 
K^nprnifs  des  Inneren,  was  den  Menschen  zum 
Handeln  bestimmt,  für  den  besseren  Morafi- 
iten  und  Erzieher-Werth  haben  kann,  so  darf 
auch  für  den  besseren  Arzt  nur  das  Begrün« 
d«nde  dieser  Erscheinungen  wesentlichen  Ge* 
hBlt  habf'n,  und  daher  auf  die  Erf>  rschung  des- 
aelbeti  sein  gröf-^tes  Bestreben  gerichtet  seyn« 
Die  einzig  sichern  Hülfsmittel  zu  dieser 
Aufiindung  kann  er  nur  aus  der  Aetifogie 
lind  Symptomatologie  nehmen;  denb  nur  als- 
dann erhält  die  Bestimmung  der  Krankheits- 
fbrm  Zuverlässigkeit,  wenn  sie  in'  keinen  Wi- 
dersprüchen mit  der  erzeugenden  Ursache  er- 
adieint,  ja  vielmehr  nothwendig  aus  dieser 
tfafolgert  werden  kann.  Nicbt  minder  darf 
4«lier  die  symptomatische  als  äeth)logische 
Untersuchung'  ein»?i'  Krankheit  geäcfitet  wer- 
dMV  da  eine  durch  £e  ändere  in  ihrer  GüU 
t^k^it  erprobt  wird.    ' 

*'^  ffahnemann  Heilkunde  der  ErFabrung  in  Hufttands 
'    Jonra;  dtr  prict.  JdTeilk.  S.  2.  Bd^.  5. 'St-  A4   ^'°' 

M  a 


—    i8o    — 

Möge  der  Arzt  die  AenberuiigeB  d« 
Krankheit)  als  das,  wodurch  sich  ihm  die- 
selbe zunächst  offenbart ,  zuerst  in  Ansprudi 
nehmen,  nur  hüte  er  sich,  diese  Untersuchnai ' 
als  das  erste  und  höchste  Requisit  zur  Aa£* 
findung  der  Krankheit  zu  betracxhten.  So 
wichtig  diesemnach  nun  auch  die  aymptoma- 
tische  ^rankheitserforschung  ist,  so  schwsf 
ist  es  oft,  indem  so  vieles  auf  die  Empfiii 
düng  und  Aussage  des  Kranken  anköoinrii' 
die  Krankheit  von  dieser  Seite  zur  wahra 
Kenntnifs  zu  bringen.  Da  nur  allein  hie^ 
bei  ein  gutes  Krankenexamen  vor  IrrthtimflQi 
sichern  und  leichter  zum  Zwecke  fuhren  ka]i% 
so  finde  ich  bei  allen  guten  Anleitungen  ds- 
su  dennoch  hierüber  einige  Worte  nicht 
überflüssig. 

Zur  Einleitung  eines  guten  Kranke»» 
axamen  kann  es  dem  Arzte  nicht  dringead 
genug  empfohlen  werden,  ^ch  zur  grö£iteB 
Sorgfalt  gereichen  zu  lassen,  dafs  er  sich  ? or 
aller  Selbsttäuschung  sichere.  Dies  kann  ai^ 
wenn  er  nur  allein  die  Form,  wie  sie  foir 
ihm  liegt,  aufzufassen  sich  bestrebt«  Dahsr 
abstrahire  er  von  allem,  was  er  von  des  Kran- 
ken Lebej|[isweise  oder  IJmstiindenweils;  laasa 
sich  von  ihm  alle  seine  Beschwerden N^dageBf- 
nnd  ermahne  ihn  bei  dieser  Erzählung  so 
yollkomm^^n  und  deutlich  sich  auszudrücken, 


..I»       iSt       mmi  < 

ftls  es  seine  Spriiebe  zuläfst«  Bdit  der  Aus- 
sage des  .Kranken  vergleiche  er  die' der  Um* 
stehenden,  uod  nun  beginne  das  'EoNunenf 
wobei  er  dahin  bestrebt  ist,  richtig  zu  er« 
forschen, 

i)    welche    Function    Torztiglicfa  *  leide^ 
wie  dieselbe  von  ihrer  Normalität  abgewi^ 
chen  sey,  wie  viele  Functionen  und  in  wel- 
chem Grade  sie  in  diesem  Leiden  mit  'be-^ 
griffen  sind; 

2)  weiches  das  ursprünglich  leidende 
Organ,  wie  es  zu  Anfange  litt,  wie,  und  in 
wie  viel  Zeit  sich  das  Leiden  in  den  übrigen 
Organen  fortbildete. 

Jede  l^rage,  die  der  Arzt  an  den  Kran-> 
ken  richtet,  sey  allgemein,  und  zwar  so,  dafs 
«s  demselben  unmöglich  wird,  sie  allein  mit 
ja  oder  nein  zu  beantworten;  besonders,  achte 
er  darauf,  ob  die  Beantwortung  der  Frage 
mit  der  ersten  Erzählung  übereinstimme.  *) 

Bei  der.  aetiologischen  Untersuchung 
kömmt  es  vorzüglich  darauf  an,  alles,  was  als 
•ttrsächliches  Moment  zur  Erzeugung  der  Krank- 
heit beigetragen  haben  kann,  zur  Kenntnifa 

*)  Er,  erbält  so  die  wiederholte  Ausaage  des  Kranken 
über  seiisen  ZufUnd,  und  kann  diese  vergleichen« 
ohne  durch  dreimalige  Wiederholung  der  Fra^e»  \wie 
Bahnemann  (1.  c.)  will,  sich  au  la  'gw^len>  und  den 
Kranken  listig  lu  werden.  **' 


—    i8a    — 


\ 


zu  bringen.  Man  lasse  «ich  daher  die  L^ 
bensweise  sowohl  überhaupt  aU  auch  d^ 
welche  der  Krankheit  unniitteLbar  Toru 
ging,  erzählen y  erhebe  daraus-  die  ursadh 
liehen  Momente  der  Krankheit,  und  b^r 
obachte  genau,  welche  die  aufsehe  Natd, 
und   welche  der  Q'ganismus  selbst  liefoiti^ 

^  Aber  auch  nicht  minder  wichtig  für  die  as* 
tiologische  Untersuchung  ist  das,,  wi^s  fssi 
ersten  Krankseyn  bis  dahin,  w^Ji  wir  il 
Krankheit  finden,  die  äiilsere  Natur,  odCf 
das  Krankseyn  seihst  bewirke^  )lou9(# 
Nach   dieser  Erforschung  suche   man   jei0 

'.  als  ursächlichen  Moment  erhobenen  {öiiAdl 

besonders    in    folgender    Rücksicht    xa  ^ 

stimmen : 

j)  Für  welchen  Factor   der  organjsditt 

Thätigkeit  wirkte  ei^  erhöhend^  und  in  tnfr 

ehern  Grade? 

Hierbei  erwäge^an  ToraMglidi  die  Ite 

stände,    unter  welchon  die  krackmachei^dei 

Sch^idiichkeiten  einwirkten,  und  hüte  sieb  j| 

den  ä,tand  des  Kranken  bei  der  Einwir 

derselben  zu  übersehen».  j''|| 

2)  Auf  welches  Organ  wirl^to  dje  Kmok^f 

beitsursache  vorzüglich  ein? 

Hierüber  entscheidet  ni^ht  die*nnaiitlil(i 

I 
bare  Anbringung  der  Schädlichkeiten 9  ^oPm 

dern  die  qualitative  Verschiedenheit  der  Eis* 


-i.    183    — 

■ 

flüs9e ,   wodurch  die  Wirksamkeit  mehr  auf 

* 

ein  bf^iimmtes  Organ  bingeleitet  wird. 

Aus  allein  I  was  man  sowohl  in  sympto« 
matischer  aU  aetiologtscher  Hinsicht  von  der 
Krankheit  zur  Kenntnifs  brachte,  suche  man 
die  wesentliche  Form  mit  der  zu  ihrei^  Er« 
zeu^üng  nothwendig  ursächJicheti  Momenten 
nach  der  Zeitfolge  4er  Ausbildung  der  Krank« 
heit  anzugeben  I  und  so  sich  ein«  getreue 
Geschichte  zu  entwerfen.  Da  m^n  erst  aus 
dieser  sicher  den  Krankheitsqharacter  'zu  er« 
heben  im  Stande  ist^  so  kann  man  auch  nur 
erst  darnach  zur  Ptagnosis  übergehcmf 

Bei  der  Formirung  derselben  ist  das  erste 
Geschäft,  aus  der  getreuen  geschichtlichen 
Darsrellungi  die  durch  die  ünTseren  Einflüsse 
bewirkte  Erhöhung  eines  der  Factoren  an« 
zugeben,  und  den  Umfang '  der  Krankheit  so« 
wohl  9  als  die  Grade  derselben  im  einzebnen 
genetisch  zu  entwickeln« 

Hi^t  maa  nun  so  die  t^lasse,  Ordnung 
>ind  Gattung  >  der  gegebenen  Krankheit  rieh« 
tig  aufgezeigt  und  mithin  den  generellen 
Gharacter  derselben  bestimmt,  so  darf  ^an 
sich  hiermit  nicht  beruhigen;  denn  da  jede 
Krankheit  eine  individuelle  ist,  so  kann  nut 
dann  erst  der  klinische  Arzt  seind  Heilao- 
zeigen  entwerfen,  wenn  er  den  speciellen 
.Gharacter I  d.  h.  wenn  er  die,  seine  gege« 


\ 


—    ;84  — 

b«ne  Kranl^heit  begrUodende  bestüxipitfii  IHli  |I 
propo|tioo  aufgeseigt  hat^  I 

Um  eine  Krankheit  su  dieser  Kenntoib 
zu  erbebeiüj  wii:d  allerdings  eine  höhere  Pby« 
Biologie,  eio  gröfs^erer  Umfang  von  KennW 
niisen  d>  r  Pathogenie  erforriert,^  als  bish« 
Er  wäre  dabei*  ein  eu  kühnes  Unternehoiei^ 
hier  meh?  als  blos  die  nothwendigeoi  Bedirf« 
vsse  zu  eioer  ^olcheu  K,enntiiil>  andeutet 
SU  woHen« 

i)  Mülstea  wir  su  diesem  Zwecke  ik 
Physiologie  dahin  in  Ansprach  nehmen  k^ 
nen^  uns  bestimmt  zu  zeigen  ^  welche  Pro- 
ponion  der  Factoren  der  Erregbarkeit  jedff 
individuellen  Function  im  gesunden  Zustande 
au  Grunde  Iäg'>  oder  welches  der  Exponert 
für  Jed^s  organische  individuelle  Gebilde  isji 
auch  nicht  minder  müfsten  wir  von  ihr  T^ 
langen  können ,  daJj$  sie  uns  die  Mitanoei 
dieser  Propimon,  die  unter  die  X^fiianM 
der  Individualität  fallen  -^  die  die  aitei 
Schulen  unter  den  Temperamentsverschiedea« 
heiten  zusammenfaf^ten  — ^  bestimm en»  Am 
leichtesten  würde  uns  zu  einer  solchen  Phf» 
siologie  eine  richtige  Bearbeitung  der  fB^ 
gleichenden  Physiologie  verhelfen« 

2)  Bedarf  in  diej>er  Rücksicht  die  Pt* 
tbogenie  einer  gröfseren  Bestimmtheit;  deitt 
bei  der  grofsen  Un Vollkommenheit  unserer 


^    »85    — 

Krkeniitiiirs  Ober  die  BeschafFanheit  und  Wi^- 
l^üngsart  der  EkrflUs^e  auf  den  Organismus 
0?ird  es  uns  unmöglich ,  diese  in  der  Rela-' 
\Xon  «um  Individuum  zu  bestimmen«  yv^äre 
dwAk  die  chemische  Analyse  aller  auf  una 
mnwirkendrn  Dinge  so  Tollkommen,  als  sie 
nOFoUkommen  ist,  «o  würde  sie  uns  das 
irMhre  Verhältnifs  derselben  zum  Organismus 
(loch  i^ie  angeben  k&nnen.  Auch  die  Ver- 
suche der  rationellen  Madisin  verbreiten  hier- 
Ober  bis  jetst  noch  ein  su  schwaches  Licht, 
Qtfid  es  wird  noch  lange  ein  Gegenstand  blei- 
ben, der  die  scharfsinnigste  Untersuchung 
^^Mm  Art  fordert«  -«• 

Wcaio  doch  aber  Theorie  und  Erfahrung 
oarin  Übereinstimmen,  dafs  jeder  £influfs 
ifcm  bestimmter  Wirksamkeit  sey,  oder  dafs 
•f  eine  bestimu^te  Beziehung  auf  ein  Organ 
iMdie  -"  wie  dies  nicht  allein  die  in  jedem 
Organe  cirkulirenden  eigenthiimlichen  Säfte, 
•die  ihm  als  £rregungsmittel  dienen,  son« 
4em  auch  alle  andere  Einwirkungen  durcli 
ihre  Tendenz«  nur  auf  gewisse  Organe  beson- 
;4ers  erregend  zu  wirken,  zeigen  —  so  ha^ 
.  t>en  wir  von  der  Pathogenie  zu  fordern,  dafs 
lie  bestimmt  angebe: 

i)  Was  ist  der  Grund  dieser  bestimm- 
ten Beziehung  qder  Wirksamkeit  dieser  Ein* 
'flösse? 


—    i86    —      . 

d)  In  wiefern  kann  b'^i  diesen  bettimn^ 
ten^  Einflüssen  Wphlseyn  bestehen,   und  ii  l( 
'wiefern  Krankheit  entst^beaf  || 

Man  halte  nicht  etwa  die  erste  Anfgale 
schon  gelöst,  wenn  toaa  den  ^ualitattir  Yer« 
schiedenen  Organen  qualitativ  yerscbiedeM 
Einßlisse  entgegen  steilen  kann»  denn  ja* 
durch  ist  nichts  mehr  gewonnen«  als  wir  bii* 
her  ^cboii  wuTst^n,  dal's  nämlich  cjualit^tir 
yorschiedene  Einflüsse  auf  qualitativ  verschiaf 
dene  Organe  wirken^  Mur  mit  Aufseigi^flg 
des  Wesens  dieser  Qualitärsverschiedenheit 
läfst  sich  der  Grad  ihrer  bestimmten  Widb* 
saifakeit  angebep;  deon  nich|  was  fUr  dit 
/Erscheinung  das  Oiqg  an  sich  ist»  sondern 
das  seine  Qu^iütät  Begründende,  «--  i^amiui 
die  ibcn  unter  einer  hgheren  Influenz  be- 
stimmte Differenz  der  Fa^roren  ^—  Attractif« 
und  I\epuUivkraft  7*  ist  das  Wirj^aoie  ia 
dieser  fie?;iehuQg,  welche  Organismus  Qn4 
anorgi$cbe  Natur  9u  einander  haben,  und 
daher  i$t  nur  dann  der  Orund  der  bestimm« 
ten  Wirksaaikeit  jedes  Finflusses  angegebeBi 
Wenn  die  jeder  Qualität  der  mannigfaltige« 
Organe  cörrespondirepde  quantitative  Dijfe^  • 
renz  unter  den  mannigfaltigen  J^ix^üaaen,  auf- 
gezeigt ist, 

Hieraus  sowohl  |  wie  auch  nacb  der  ge- 
gebenen Definition   von  Krankheit » 


.-    187    - 

•Ach  null  unsere  zweite  Aufgabe  leicht  so 
tioflösen  lasseO)  dafs  unter  den  gesetiten 
Ein  Aussen  nur  so  lange  Wohlseyn  statt  habe, 
•o  lange  diese  in  ihrer  Qualität  mit  der  Qua- 
lität der  Organe  correspondire;  dafs  aber  all- 
•abald  Krankheit  gesetzt  werde,  sobald  auf  ir- 
-gend  ein  Organ  ein  Einflufs  mit  der  quantitati- 
Teo  Differenz  einwirke,  dafs  darnach  dienor- 
mitte  Qualität  des  Organs  sich  nicht  wieder 
SiQgleich  herzustellen  vermag^ 

Mit  dieser  genauen  Kenntnifs  der  Qna« 
«firiten  der  Organe  und  der  Einflüsse,   wür- 
iden  wir  nicht  allein  die  höchste  Zu^erl'assij^ 
^eit  in  der  Patbogenie  erhalten,  indeoi  wir 
nur  den  Grad  der  Abweichung  der  quanti- 
'tntiTen  Differenz  der  krankmachenden  £in- 
"HUsse  gegen  den  Eiqionenten  des  Organs  zu 
^Sicldifen  oder    subtrahiren  hatten,    um   don 
"j^edaiien'  Grad    der    Krankheit   angeben  zu 
Icdnnen;   sondern  iiuch  die  specielle  Thera- 
l^ie  würde  unendlich  dadurch  gewinnen,  in  so 
fern  Vir  der  erkannten  bestimmten  Dispro- 
portion, Einflösse  n^it  genau  erkannten  Gra«^ 
.den  ihrer  Qualität,  als  Mittel  entgegen  stel- 
len könnten,    llnaere  Heilmittellehre  konnte 
'imd  mUfste  uns  d^nQ  fiir  die  unter  den  Sy- 
stemen Yop.  der  Physiologie  «uFgezeigten  be- 
stimmten  Qual(tätsgra4eii ,    die  ihnen  unter 
den  Glassen  der  Mittel  parallelen  Grade  der 


-  I*' 


—    188    — 

Qualität  aufzeigen  9  und  wie  von  einer  PIij* 
slcilogie  in  ihrer  höchsten  Vollkommenhait 
dargestellt  werden  konnte,  welche  *NtiaDeci 
der  Qualität  die  einseinen  Organe  unter  der 
Terschiedenen  menschlichen  Individualitit 
eingehen ,  so  miiist^  uns  die  Heilmittelkundi 
die  diesen  Nuancen  parallelea  Mittel  aufsteU 
len  können»  Hiernach  würde  uns  die  sog0« 
nannte  Idiosynkrasie  nicht  mehr  unerklarbir 
S(?yn,  auch  bf^i  richtiger  Anwendung  ibt 
Mittel  uns  nie  mehr  yorkommen  dürfen,  uni 
dann  erst  würde  die  spezielle  Therapie  nickt 
mehr  einer  Experimentensammluog,  sooden 
einer  auf  ToUe  Einsicht  gegrüadoteu  Kuul 
gleichen. 

Schliefslich  bekenne  ich  gerne,  da&  ei 
mir  bei  diesen  fast  unubersteiglichen  Schwidi» 
rigkeiten  sur  Auflösung  aller  dieser  PuncH. 
sehr  schwer  9  fast  unmöglich  scheint,  je  ä6if  j 
Gegenstände  der  speciellen  Therapie  mit« < 
Zuverlässigkeit  des  Einmal  Ein  entscheidif 
2U  können.  Vielleicht  giebt  es  eine  besseifj 
Bahn^,  au  dieser  Gewifsheit  zu  gelangen,  s|] 
die  hier  vorgezeichnete,  und  wer  diese  M\ 
che,  würde  gewifs  jedem  von  wahrer  Li 
*u  seiner  Kunst  beseelten  Arzte,  beaondtfl 
aber  mir,  sich  verbindlich  machen« 


—  189   — 


:vin. 

Aeristliche  Bemerkungen*^ 

/.  .-■-... 

über 

p 

I    Herstellung   Ertrunkener. 

■       ■    ■        '     '   ■ 

Von 

i)r.  F.  E.  Holst, 

f 

fofiUlier  der  HMabnrgischen  RettungaanttalMii 


»  ;.'; 


M  di^Yerfassung  der  Hämbttrgischeii  Hulfi- 
taltcn  ftir  Ertrunkene  durch  eine  kleine 
rift  des  verewigten  Senators  Günthtfr  be« 
jit' gemacht  war^  to  wünschten  wieder« 
t  mehrere  Aerzte^^  von  dem  Rettangsrer« 
F6Bt  eine  nähere  Kunde  tu  haben.  Um 
let'  Aufforderung  zu  entsprechen ,  theile 
^hier  einen  gedrängten  Umrifs  der  Be» 
bdlwgiweise  mit,  welche,  wie  das  in  nn- 
b-  l^rotoGolle  aufgenomm'ene  Detail  erwei- 
I  lA Briden  bedenklichen  Fällen  von  er- 


t 

wUnschter  Wirksamkeit  war.     Die  hier  i^ 
gegebeae    Heilmethode    der    Aspbyzie   uni 
deren  Folgekran kheit  wird  im  ganzen  Uow 
fange  dort  angewendet,    wo   das  Local  tlle 
die    benannten    Geräthö,    ak.  WSrmebaak, 
Electrisirmaschiney   und  übrigen  Hiilfamitt«! 
darbietet,   and  wenn  ans  der  Zahl  Hiilflei- 
stender  die  mit  der  sweckmäfsigen  Behandr 
lungs weise  vertrauten  Wundärzte  and  Aentt 
berufen  werden.   Da,  wo  eben  erwähnte  £^ 
dingungen  nicht  Zusammentreffen,  mnis  nii 
von  der  Fülle  dieser  Anordnungen  allerdinp 
auch  hier  in  Hamburg  oft  Fiel   abrechnsD. 
Bei  der  weiten  Ausdehnung  der  Gegend,  n 
welcher  sich.  Unglücksfälle  ereignen,  könnet 
nicht  auf  allen  Puncten  alle  Geräthe  ytJl- 
ständig  spyn,  nicht  allenthalben  Sogleich  dar 
Sache  ganz  kundige  Männer  Hülfe   leisten 
Aber  dennoch  darf  ich  behaupten,   dais  dit 
einfachen,   auf  Erfahrung  begründeten,   all- 
gemein fafslich  gegebenen  Regeln  immer  tak 
Menschenfreundlichkeit  und  Ausdauer  ange- 
wendet sind,  und  dafs  höchst  selten  durcfe 
stürmisches  Verfahren  geschadet  wird.    Nock 
bedarf.es  hier  der  Anmerkung,   dafs  eiaip 
Heilmittel  erst  seit  Kurzem  bei  uns  im  alt 
gemeinen  Gebrauche  sind,  weil  bei  der  l^|l 
forderlichen  Zahl  Hülfeleistender,  welche  aar  || 
durch  guten  Willen  vereint  wurden,  ZnuB*  1  i 


—    igi    — 

»nstimtneii  im  ärctiichen  Handela  nur  tll- 
ihlig  zu  bewirken  war» 


Geleitet  von^  der  Ueberzeugong,  Abu  die 
l^hyzie  d>;r  im  Waiter  verusglUckten  Meii-< 
len  durch  Entziehung  ?on  Luft  und  War- 
r  b^irkt  wirdf  streben  wir  dahin^  die  ent- 
jenen  Lebenarei^e  dem  Organismuf,  zu- 
Chat  den  Lungi'n  und  der  Haut  wtederzu* 
ben«  Nachdem  Mund  und  NaaenfaÖlt^n  ab« 
il  mö>;lich  von  Schlamm  befreit  aiod,  bla» 
A  wir  Luft  in  die  Lungen  durch  den  Gor- 
ichen  Blasebalg  eio,  mitteilt  einer  ge* 
ilmniten  Rohre*,  welche  Über  Hie  Zungen- 
irzel  an  die  obere  KehlkopfsöflFnuag  gelei* 
i  wird;  Bis  Spuren  drr  wiederherge^telU 
n,  Reapiration  sich  äul^ern,  wenden  wir 
itt,eruo(fgia ,  als  den  concei^trirtesten  der 
Lturgemafften  Lebensreize  für  die  Lungen  an; 
it  Rttckkehr  des  &elbstthätigen  Athmens  be« 
itzen  wir  die  atmosphärische  Luft.  Von 
ur  Anwendung  einer  Mischttn|[  des  oxjge^ 
rtaalaaauren  üases  mit  atmosphärischer  Luft, 
iben  wir  nie  Gebrauch  gemacht,  weil  jenea 
ea  una  günzlich«  von  den  anerkannten  Le- 
llisreizen  abzuweichen  und,  selbst  vermischt, 
ir  iktzeod  aut  den  zarten  Znllen  *  und  Gefäfs«- 
m  der  Lungen  einzuwirken  schien.     Auch 


der  LuftrÖhren^chnitt  ist  hier  nie  imtemom^ 
men;  manche  Hindernisse  am  freien  Eindiis- 
gen  der  Luft  in  den  Kehlkopf,  s.  B.  das  A» 
häufen  von  Schlamm  etc.  im  Halse,  siiii 
durch  einen  zarten  Schwamm,  welcher  an  eil 
gekrümmtes  Stäbchen  befesrigt  ist,  xa  be* 
seitigen.  Wir  erwärmen  den  Körper,  nidl 
sorgfältiger  £ntkIeiduDg  und  Abtrocknnif 
desselben,  indem  wir  ihn  mit  wollenen  Dekr 
ken  umhüllen  und  in  eine  kupferne  Wansi 
legen,  deren  Wände  und  Boden  doppelt  nsJ 
und  einen  Zwischenraum  SEUm  Eingiefsen  hd' 
Isen  Wassers  enthalten.  Gemäfs  den  bekaufr 
ten  Regeln  ordnen  wir  diese  Erwärmung  ba* 
hutsam  und  alhnählig  erhöht,  im  Verhältnill 
zur  Temperatur  der  Athmosphäre  und  dei 
Wassers/  worin  der  Körper  erstarrti».  Wir 
reiben  die  Haut  zuerst  mit  trocknen  flaneU- 
nen  Tüchern ,  dann  aber  auch  mit  nenren- 
belebenden  Flüssigkeiten,  um  die  innigst  Ter- 
bundenen  Functionen  des  Nelren*  und  dsi 
G^fäfssystems  zu  erwecken  ^  (nack  unserer 
Meinung  kann  bei  dem  gebornen  Menschen 
das  vegetative  Leben  von  dem  thieriscb^ 
Leben  nicht  geschieden  werden).  Ein  con« 
centrirtes  flüchtiges  Campborliniment  wird 
dazu  gebraucht.  Säurehaltiger  Salben  ^^aub- 
ten  wir  nicht  zu  bedürfen^  weil  selbst  bei 
der  Voraussetzung ,  dafs  8auersto£F  daraus  an 

die 


^. 


ii-»    193    —< 

Hant.  abgegeben  wäd^  dl(em  ehemisrlien 
iftusse  des  9auersto£Ps  auf  die  Thati^keifi 
t  G&fäfssjrsteois  nicht  einzige  ausschli^'fs« 
le  .  Heilsanikeit  beizumeM^n  iat»  Wäh« 
kd  der  Asphyctische  auf  der  Wärmebank, 
in  nach  Umständen  auf  eineiti  passend 
igerichteten  Isolifsckeoii^l  eingebOIlt  !ie/»t^ 
:^n  wir  den  electriscfa«*n  Ströto  von  einer 
tk  trirkenden  Masühine  auf  Hals  und  Ma^ 
ngegend  und  Rückgrat,  oder  mittelst  des 
»dicinischen  Ausladers  geben  wir  abgemes- 
le  kleine  Erschüttetungen.  Zu  eben  die« 
n  Zwecke  wird  auch  die  Voltaische  Säule 
nutst  •    . 

Bei  allen  diesen  Hül(lei$ttingen  rermei« 
n  wir  stürmisches  Verfahren ,  weil  ja  die 
terdrückte  innere  Lebensthätigkeit  hier 
dht  die  zarten  Organe  gegen  aufsere  Ge- 
lt tertheidigt;  wir  machen  oft  kleine  Pau« 
i  in  den  Belebungsversuehen ,  damit  die 
rächenden  Lebensfunken  sich  zu  einer 
imme  sammlen  köiinen;  nur  die  Erwär- 
tng  setzen  wir  immer  g!eichm䣻ig  forty 
d  wenden  für  letztere  Absiebt  auch  Kljr^ 
ere.  aus  einem  Inf  uso  Hb,  arom.  mit  Weia 
er  Liqu.  anod*  m*  H.  an«  Wenn  sich  die 
itei\  Spuren  des  wiederkehrenden  Lebens 
irch  Minderung  dofs  Erstarrtseyns,  durch 
M^  leisen  Hauch  A^  Mundes ,   durch  ein 

iMim.  XXYI.  Bd.  g.  sr.  N 


-    «94    - 

fast  unmerkliches  Ziehen  der  Lippen  inlseni 

dann  htlten  wir  Salmiakgeist  Tor  die  Nne^ 

tröpfeln  mit  warnten  Tfaee  etwas  NaphAi 

Vuriöli  oder  Liqu.   C.   C    auf   die  Zuag^ 

und  setsen  das  Snfsere  Erwärmen  wie  i^ 

Frottiren    fort.     Zunehmende   W-arme  asi 

Biegsamkeit  des  Körpers^    etwas   mehr  L» 

bensrötbe  der  Toa  feiner  Oberhaut  beUit 

deten  Gesichtstheile,  V^rengeruii^  der 

pille  bei  hellem  Lichte,   anhaltende  Spani 

des  Athmens  und  entwickelter  Puls,  geta 

uns  die  Aufforderung  zum  sorgsamen  Fort» 

fahren  in  der  eben  erwähnten  Behandl«^ 

bei  nunmehriger  Unterlassung   des  Lufteifr 

b|asens.     Die  schon  etwas  erhobene,   sbe 

immer  ifoch  angstliche  röchelnde  Resptratitft 

wird  durch  diese  behutsame  erregende  M» 

thode,  besonders  durch  das  Einreiben  ei 

stark  camphorirten  Salbe  auf  die  Brust, 

ter  durch  Senfteige  eben  dahin  gelegt  ^ 

terstiitat.    Innerlich  werden  in  diesem 

räume  noch  flüchtige  Reizmittel  in  kleiaat 

Sfters  wiederholten  Gaben  mit  einem  si» 

matisdien    Vehicel   gereicht     In   gOnsdgtf 

Fallen  kehrt  nun  Bewufstseyn  und  Spra^ 

lurOck ;  die  gänzliche  Genesung  erfolgt  aber 

erst  nach  einer  oit  Wochenlang    dauermta 

durch  Schwäche  aller  Functionen,  besondei 

der  Respiration  und  Hautr«rrichtung  ausge" 


—    igS    — 

I 

r 

jtei<difieten ,  uid  dorcli  eine  iwedunifsig  er« 
regende  Behandlung  iiberfrundenen  Unpäfii« 
tüüikeit. 

Biifweilen  ttiirzte  bei  ^em  Beginnen  des 
Rettungstrerfahrens  unter  einem  Neigen  de» 
Ql^^riLörpera  nnd  einem  mifüigen  Dfuck  auf 
f|te  Oi^erbauefagegend,    nm  die  Ei^piratioa 
der  eingeblasenea  Luft  lu   bewirken  i    Wel 
Wa^l^r  mit  Schlamm  gemi^t^  aus  dem  Mun- 
de hervor,   die  l!4agengegend  war  di^nn  ge« 
urtftinliph  aufgetrieben  und  gespannt,  mit  der 
Riickkehr  des  Lebens  trat  ein  beständiget 
rfimi  fimcbtlQses  Würgen  ein,  die  ßespiratiöii 
blieb  gleich  yom  Anfange  unTerhält^ifsmi» 
Saig  beeiigt  und  röchelnd  t  wihreM  die  Er« 
;  atarrnng  nachliefs,  der  P^ls  freilich  iinr^eU 
iSlDMg»  aber  doch  eiitwickeh  sclUiig,   Durch 
feia  sanftes  Kitsein  des  inneren  Hajses  mit« 
/telst  eines  in   Oel  geUuchten  Federbartes 
^imrd«  hier  oft  ein  erleichferndef  Erbrechen 
^wirkt,   oftaberi  wenn  dies^  Kitsein  das 
Würgen  TMmehrtei  wurde  ein  Brechmittel  aus 
tTorMf .  pm^cic^  und  Jpßc^euankß  eingeflölst» 
Hinfig  sahen  wir  dann  unter  den  Anstren« 
HOBgen  sum  Erbre^en  für  eine  kurze  Weile 
die  Wärme  Terschwinden  und  einen  ohnmäch» 
eigen  Zustand  eintreten,  sehr  ^bald  aber  nach 
Tollendeter  Wirkung  kehrte  die'  Lebenswär*  ' 
mm  zurück,  di€f  Augen  eihielten  eineft  neuen 


I 

GlanS)  der  Puls  wnrde  regelmäfsiger  und  tr- 
habener,  die  Respiration  frei  und  ohne  RS» 
chelo;  zweck^mifaige  erregende  Mittel  brach» 
ten  «dann  die  Genesung;      Offenbar   ^orda 
hier  öie  noch  iufsem, schwache  Respiration 
Voll  einem  groUen  Hindernisne,  welches  def 
iiberfäHte,   die  Verrichtung  rie^  Zwerohfelb 
beschränkende  Magen  gab«  befreit,  TieUeioht 
seiht    die   Luiträhre    Ton    eingedrungenem 
Wasser  tntleert.     Sq  weit  ich   Oeiegenh«! 
hattet  dipse  Fälle  naiier  z^  beobachten»  fand 
icl|  solche^   wo  die  Un^läcklichen.  lange  ga^ 
gen   den    Tod  gekämpft  hatten,    öfters  h»' 
Wassef  untergetaucht  und  dann  wieder  am 
ihm.  empQvgehoben  waren,    Bei  dem  so  an« 
|se<st  ängstlichen  Streben,  Luft  lu  achöpfeBi 
drang  wahrscheinlich  zugleich  Wasser  in  dia 
(jüftrQhre  eich    |n  4^n  ?4Ueiii  WQ  yiel  Wai- 
ser    und    Schlamm   yerschluckt,    der   unters 
Le^'b  gespannt  und  har|  war^    genügten!  die 
Brbchaiittel  nicht  2ttr  Tölligen  Brleichtemoi 
dßr.ge^tcirten  Respiration,   das  schon  ziem« 
Hch  befreite  Athtaen  wurde  immer  -wieder 
beengt«     Wir  .sahen  einigemale  unter  einM 
mit  vieler  Äusleej^ung  begleiteten  Durchfalle^ 
die  Genesung  eintreten  und  nahmeiL  dies  sb 
Aufforderung  an,    in  solchen   Fällen  öfters 
Lavements  anauwenden,  bisweilen  sogair  mit 
Vorsieht  abführende  Mittel  zu  reichen.    £f 


rsteht  sich  aber,  dals  wir  hierbei  nur  ^ef| 
reck  hatten,  ein  einzelnes  wicli^tiges  Hin«, 
rnib  zu  entfernen,  4afs  uns  aber  die  ge- 
ihlte  erregende  Metbodo,  welche  auph  diA 
oft   krampfhaft  -beschränkte    Kespiratioji 

freite,   die   einzig  durch. Ursache  und  Er« 

t, 

beinungen  der  Krankheit  indicirte  bliebu  ■ 
In  den  früheren  Zeiten,  ^a  man  anfing; 
0  Belebung;  $chexntodter  nach  Wissenschaft^ 
the»  Hegeln  zu  i^terAehmen,  glaubte  maa 
imer  4^  Blutlasaens  zu  bedürfen.  Man  sah 
IT  Stockung^  des  Bluts  in,  ^^n  edleren 
rganen,  und  glaubte,  dii^^^i^  durch  OeiFneA 
ir  Ader  Luft  xu  niachen,    In  den  neuejTf&n 

>  ff 

^H^n,  da  ipan  dieae  Stockung  tooi  Mangel 
)s  eigenthümlichen  Reiaes  für  die  Gef^Iao 
deutet,   lürchtet  man  sich  in  allen  Fällexi 
>r  dem  Blutentziehn^    Gnbe^vrei£elbare  F^Ua 
od   mir   bekannt,    wo,  ganz  der  jetzigen 
ehrei  und  auch  meiner  sonstigen  Ueben^eu-? 
mg'  entgegen,    bei  Ertrunkenen  Blut  entt 
eit,  wnrde  und  dei;^noch  die  Äsphjp^ie  ein 
BOi  einfachen  Erwärme^  ^nd  Reiben  wicb^ 
[eine  auf  Erfahrung  begründete  Ansicht  des 
egenstan^^  4^t  diese:  öfters  verunglücken 
[ensqhen  von  grofser  Blut-  und  KraftfüUei 
ft  Wasser,  während  die  Temperatur  der  At-s 
ospbäre  und  des  \yassers  milde  ist;  nur  aU 
w  Uemmun|[  des  Athmena  durch  X^uft^uan-i 


—     198-   — 

gel,  flicht  aber  eugleich  Ersfairraiig  dnrd 
unmittelbares  Etttzieheii  4er  ^ebenswänni^ 
enthält  den  Grund  der  Asphyxie;  hei  sweck« 
mäfsiger  Behandli^ng  erwacht  die  Merren- 
un4  Gefälsthätigkejtt^  nur  die  Lungen  alt  ni- 
nftebst  und  bedeutend  angegriffen^  Qrgaoe 
aind  Unyerh&ltQiIsiiiäfsig  ichwaeh  unc|  köoniB 
die  angetrieheiie  Fülle  des  Blutstroms  nicht 
beseitigen;  es  ent'ftebt  aHuiifatig'  eine  wahn 
Pneumonie  mit  der  charafderiiitiachen  hirfsht* 
bfiren  Beklemmung^  der  Verhinderung  eiosr 
niedrigen  und  Seifeiihige,  mii;  Heraklopfea 
und  deip  unter  Husten  erfolgehden  Blutaas- 
irurfe,  Hier  nur  kann  ein  mit  Behutsamkeil 
^ngetir^lltes  Aderlafs  und  nachher  das  An- 
setzen yon  Blutigeln  den  geschwSchteii,  Rbef 
f&Ilten  Oi^anen  Erleichterung  gebta  und  die 
weitere  Hülfe  yorbereiteiu 


l.r. 


a    * 


?•■ 


—    199    — 


i    n  ^  h    a    i    t« 


t.     Beobtcbtangen  über  die  Wirkungen  det  SooU 
^  btdes  in  den  Jahren  1804  und  v8o5*    'Vom  Hrn. 

I  Dr,   Tolberg  in  Schpenebek.  •         •*       •  5 

i    IL    Ueber  die  Heilung  einiger  Hautkrtnkheitea  doreh 

I  iuberlicfae  '  Mittel.     Vom    Urn.    Dr.    Oawald, 

^  hersogl.  wirtembergitcben  Letberste  sa  Carlt* 

tube  in  Scbletien.  ,        •        •        •         .27 

I 

III.  Beobachtung    einer  Fitertchwindeucbt,    wobei 

dem  Kranken  die  Zunge  wegeiterte.     Vom  Hrn. 

Dr.  Leipchä,  su  Ncilse  in  Sdilesien.       .         .         54 

IV.  Einiget  eur  nabern  Beschreibung  d^t  St.  Veiti- 
tanaee  und^  über  den  Nutaen  det  Zinkt  bei 
de5t<>n  Heilung.  Vom  Hrn.  Dr.  F,  Hand,  s« 
Sorau  in  d^r  Niederlautitz.      •        .        ,        •        74 

V.  PractiKhe  Beitrage  votai  Hrn.  Dr.  Gar»  su 
Döbeln. 

I.    Beobachtung  ei^ier  mit   einer  tcorbutiachen 

Dyscraiie  verbundenen  Bauchwattertucht.     ,    '  8$ 

9.  Einige  Kraakheittfalle«  die  Kopfgidit  be- 
treffend.       ..•••..       loo 

VL  Bemerkungen  über  die  Nenrenfieber,  die  im 
Winter    f8o|    in    PrenGien    hexrtchten.     Vom 


—    apo  .  — 

VIL  tJfÜtk  ii%  Erlbrtckaiig  der  Kraiikliiit  ixA^ndl 

VIII.  Acntlidie  ^eoierkniigeii  über  die  Herecellung 
Ertrunkener.    Vom  Hrn.  i3r.  F.  £,  Holst.  Vet- ' 
•Ceber  der  UAmbiti|isdiaa  Aettiuf  »aneultttOi       i% 

m 

* 

MiU  diesem  Stücke  des  Jownaie  wird  «n^iv^eM; 

Bibliothek  der  praktischen  Heilkunde.  Newh 
zehnter  Bandj    Drittes  Stiidu 

I  n  k  it  I  i. 

Ludw>  Jos»  SthmidtiHanmi  OMsßßhtliche  pree^ 
sehe  jfinleUung  %ur  Gründung  eutttr  voUkoaännenMtir 
zinalverfassung  und  Poiieei,  —  A'i$^  vielfaitigen,  tuf 
ieuchfenden  Beweisen  dsf  dringenden  Nothwendig.kric  diie,\ 
Reform  de*  in  den  meisten  Ländern  noch  so  mangelid 
ien  Mediiinahhsens,  —  Mit,  einrr  Vorrede  'Von  Dr,  Lekh 

» 

Friedrk   Benj»    Lentim*  —   Erster  und  zweiter  Bad' 

J804. 

Joh^  Barth,  "von  Siebold,  Sammlung  sdtaii\ 
und  auserlesener  chirurgischer  Beobachtungen , und  BrfJ^l 
ntngem    Erster  Band.    i8o5« 


.  .» 


\ 


J  Q  u  T  n  a  1 


/ 


piactifchen 


^rzneykunde 


und 


t 


p 


Wundarzneyfcunft 


heransgegeben 


von 


C.     W.     H  u    f   e    1    a    n    d, 

oni^LPreuCi.  Geheimen  l^tttn,  irmU.  Leibarst»  Directoi 
dee  CJolleg.  med.  cfaicurg. »  erftem  Aibi  der  Gharice- 

u.  f.  w. 


Sechs  und  zwanzigster  Band.    Yiertea  Stück. 


Berlin  1807. 

In  Commission  bei  L*  W.  Wittich. 


1. 


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•    I 


l!      L 


.1. 

^     Ueber  die  gtoUe  Yerschiödenheit 

venerischen    Krankheitsformen 

.durch 

einen  merkwürdigen  Fall ,  der  eine  ganz  neue 
Form  darstellt,  erläutert; 

1  •* 

A         -  » 

nebst. 

Benierkungen 

über  . 

die  Natur  und  Behiindlung    der  vieueri- 
schen  Uebel  überhaupt; 

von  dem 

* 

Hofrath  und  Professor  Heck^r 

SU     B  e  r'l  i  n.  ' 


Xn  den  heuern  und  neuesten  Bearbeitungen 
der  Medicin,    ist  bekanutlich  die  Rücksicht 

A  st 


~      6.     -        . 

auf  die  so  grofse  und  wichtige  Ferschieiea^, 

*  heu  der  Krankheüsformen^    in    einem  %m\ 

hohen    Grade    yernachläfsigt>  worden«     Idl 

i  I 

habe  mich  darüber. an  einem  andern  Oitc 
schon  ausführlicher  erklärt.  *)  So  hinge  idk 
einseitigen  Darstellungen  und  Anpreiaunga 
der  Brownischen  Lehre  und  der.  Erreguiigi' 
theorien\an  der  Tagesordnung  waren,  wv 
es  genug  zu  wissen,'  oder  sich  einzubild^l 
welche  Krankheit  sthenisch  oder  aathenisck 
wäre,  und  welche  von  directer,  indirecttf 
od^r  gemischter  Schwäche  herrührte; '  dieie 
Einsicht,  die  bekannte  Schwachköpfe  aä' 
Termeintliche  Constructionen  gründeten,  wtf 
hinlänglich,  den  ganzen  Heilplan  zu  bestim- 
men, ohne  dafs.  es  dabei  irgend  noch  einer 
Rücksicht  auf  Symptome,  auf  die  Formes 
der  Krankheiten,  bedurfte.  Freilich  bliebea 
die  .sogenannten  örtlichen  Krankheiten,  im« 
mer  ein  grofser  Stein  des  AnstoXsea,  die  sich 
nur  gezwungen,  oft  auch  gar  nicht  unter 
jene  einfache  Ansicht  fügen  lielsen.  Am 
diesen  und  andern  Gründen,  kam  ea  d«DB 
bald  genug  dahin,  dafs  jene  gehaltlose  Ein- 
fachheit fallen  mufste,    und  wir  sehen  jetzt, 

*)  Ein  paar  Worts  über  die  GeAetze,  nach  welchen  b«* 
.  atimmte  Krankheitafonnen   in   der   IQoaologie  aufge* 
atellt  werden  rnüasen;  in  dem  Journale  der  Er6ndcui 
£^n  etc.  38.  St.  S.  80. 


wie  die  Aerste,  zum  Theil  dieselben ,  die 
vor  wenigen  Jahren  die  U^trüglidikeit  de? 
ßrownischenhehte  darthaten, und  durch Con- 
atructionen  erwiesen  ,^  immer  mthr  zu  den 
alten  richtigeren  Ansichten  zurückkehren, 
i^nd  aas  jetzt  als  falsch  erweisen,  was  sie  noch 
yor  Kurzem  als  wahr  und  unwiderleglich  er- 
wiesen hatten.  —  ' 

Nun  darf  man  es  schon  ohne  Furcht, 
sich  von  unseren  sonst  so  lauten  Sprechern 
-zurecht  gewiesen  zu  sehen,  wagen,  ein  Wort 
von  der  Verschiedenheit  der  Krankheitsfor« 
men  laut  werden  zu  lassen;  -^  man  darf  es 
um  so  zuversichtlicher,  da  die  Naturphilo- 
^ Sophie,  deren  Einfloüi  auf  die  Medicin  über« 
haupt,  und  in  einzeln>9n  Zweigen,'  hier  un- 
erörtert  bleiben  möge,  ^)  die  Rücksicht  auf 
jene  Verschiedenheiten  in  Schutz  genommen, 
—  und  besonders  gezeigt  hat:  dafs  der  thie« 
rische  Organismus  aus  Materien  bestehe,  und 
sich  nach  Verschiedenheit  ihrer  Mischung, 
in  den  Verhältnissen  seines  Lebens  Terschie- 
den  Terhalte.    Sie  hat  die  Seite  seiner  Qua* 

*}  Erörterungen  dieter  Art»  finden  lieh  in  der  arUttn 
j^ußag*  meiner Scbrih:  Die  Ueilkuntt  tnf  ihren  We^ 
gen  «1^  GewiCibeit^  oder  die  Theorien,  S^tema  und 
Heilmerhoden  derAerste  etc.  Erfurt,  i8o8>  8*  to  wie 
in  den  neuesten  Stucken  des  Jonmali  der  Erfindun- 
f  ^gea  etc. 


Vit.  XUUi  m  tihnämng  dar  Krtiikli^  im  IndU 

▼idvvatii  t        .        i        •  ^    I        •174 

VIU.  Atntlldi«  ll«aiirknti|Mi  übtr  dU  H«rtt«lluiig 
ErtniBkentr.    Vom  Hra,  br.  F.  £.  /foif#«  V«ft> ' 
•K«hfr  d«  UAmb«i|iil^M  lUttiiaftaiiiUlMiu        igg 

BUtUoihek  der  pratuischen  Heilkunde,  Neun^ 
Mohruer  ßandv    Druces  Siäok^ 

I  m  k  m  i  i. 

Ludwi  J'ot.  Sthmidimmmmt  aasßikhlicK^  prmcth 
4€h$  MifUmmmg  mit  OHhuknf  mtmr  vollkominn^  Mali' 
iihmlv4ffiu9ung  und  l^liz^L  —  K^kH  vif/föitigen ,  eifh 
/fMc/l^iH^««  B0W*is€m  £/«i*  drtng^Hden  Noihw^ndigk^U  eintr , 
'JI!i§form  ifft  J«  dsn  msUtm  Lundnm  noch  S9  mangeivoi* 
/tii  M^diMUuäphtenu  <—  MU.^mi^t  Vv^rride  von  Dr,  Ltbr, 
Fri^dfk  B^HJi  Is9mtim.  —  Erttitr  und  sw€ii€r  Btuid.^ 
1804. 

/oA.    Barth*    von    Si^hold^    Sammlnng  teitner  « 
mnd  «aii0f/MM«r  chirmrgUoht  B^Qk^htugg^n .  «11«/  £(/«A- 
fwi|[fii«    £itft«r  Jfmnd.   i8o5« 


J  o  u  T  n  a  1 


der 

/ 


practifchen 


Arzneykunde 


und 


Wundarzneyfcunft 


heYaaigcgeben 


voo 


C.    W.     H  n    f   e   1    a   n    d, 

t 

Könul.Preufii.G6faeimenRttb#  wirkl.Ltibtrit,  Directoi 
de«  CoUeg.  msd.  chicurg. ,  erftem  Arst  der  Charit^- 

u.  f .  w. 


Sechs  und  zwana^igster  Band.    Viertel  Stfick. 


Berlin  1807. 

In  Commission  bei  L.  W«  WittSch. 


V 


lO 


zehnten  Jahrhunderts  bei  Weitem  nicht  melür» 
.In  den  drei  Hauptlocaliibeln,  dem  Tripper, 
dem  Schanker  und  den  Bubopen^  sehen  wir 
eine  auffallende  Modi£cation;3ji,  der  Wirk- 
samkeit und  den  Erfolgen  d^  Goütagiams, 
die  sich  auch  in  den  nachfolgenden  .allge- 
meinen Krankheiten  sehr  deutlich  ausdrUdLt. 
Diese  Modification  wird  noch  gröiser,  nadi 
der  hier  so  unendlich  verschiedenen  Re- 
ceptivität  der  Menschen  gegen  di^es  Conta^ 
gium,  die  sich  ungleich  manniichfaltiger  seigt, 
als  wir  sie  gegen  andere  Schädlichkeitea 
wahrnehmen.  So  wird  der  eine  leichter  und 
bei  der  Hiichtigsten  Berührung,  ein  anderer 
weit  schwerer,  oft  auch  gar  nidit  angesteckt, 
so  sehr  und  so  oft  er  sich  der  Gelegenjieit 
dazu  auch  aussetzt.  Bei  dem  einen  zeigea 
sich  die  Folgen  der  Ansteckung  sehnell|  bei 
dem  andern  langsamer;  bei  d^m  einen  be- 
atehen  sie  in  geringfügigen,  leicht  zu  heilen- 
den, ifA  dem  anderen  in  weit*grölseren,  zer-^ 
stöfenderen,  mancherlei  Formen  ann^mea 
den  Uebeln  ^  die  nur  langsam  und  schwer 
geheilt  werden  können.  Besonders  mi^fs  ieh 
hier  auf  eine  Verschiedenheit  in  den  Erfol« 
gen  einer  jedea  Ansteckung  aufmerksam  ma- 
chen, die.  in  einem  allgemeinen  Naturgesetx 
gegründet  scheint,  die  man  aber,  so  yiel  ich 
weifs,  bis  jetzt  ganz  übersehen  hat,  so  be- 


—     II 


okacnt  anch  die  Thatsachen  «inci»  iUt^  m«  h^^ 
weiseli.  Es-  ist  folgendes  Natiirfttfunu,  lU« 
wir  auch  in  dem  Pilanson«  und  in  t\mu  Thlur- 
ireiche  bestätigt  sehen: 

^Alle  Vegetationen,    nll^  Mutsmiividii» 
aen  in  der  organisrhen^Njitiir«  tUß  wtf^ 
malen  und  innormaleo^    tm««ri    um  s«i 
kräftiger,  rollstäadig^  und  mMfat^fUM  ■• 
liger  henrotf  Je  fremdart]^^  h^f^tftfrm 
negf  di«  ICatetien  tmd  Km^m  «»«y/f,  fUttf^U 

:.'     'iCM  dj)S^$m  VMi^iW  l#M*/f ,    s^#/f  ^«, 

in  enw  en^i^re»  d]Hi^<4^^  ^AmmA^  4m4^:k 

.  d£e  Z«it  fludie  an^>^^^  m^lv^  j.,v  4«.^ 

f 

MO^  ()^Mt- />^*^«^^^*^       prm^     .«V'^     »>»*'     ^-«^ 


"»*<'t'i  '^f 


— •       12       — 


sie  in  eine  Erd^y  die  ihnen  fremd,  nnd.Toa 
der,  wo  sie  gewachsen  waren,  sehr  verschieb  ^ 
den  ist,  so  darf  man  einer  ungleich  lebhat' 
teren  und  voUkommneren   Vegetation  em- 
gegenseheh«   Ein  Vorsichtiger  Landmann,  säet 
di(her  niemals/ lam  wenigsten  wiederholt,  sei^ ; 
nen.  selbst*  ersengten  Saamen,    sondern  er  ; 
wechselt ^damit  ab,  lädt  sein -Saatkorn  sali 
Ral'sländ  und  Polen,  seinen  Leinsaamen  aai 
Riga,  seine  Ertoffeln  wenigstens  von  öinen 
^twas  entlegenen  Orte,   der  einen  anderes 
Boden  har,  kommen,  und  siehet  dann  reick 
Sicheren  Emdten  entgegen.  —  In  dem  leti- 
t'en  heifsen -Sommer,  wuchsen  und  bliiheten 
die  Pflanzen,  aus  Südamerika,  z.  B.  die  L(h 
belia  fulgenSy  die  von  Humboldt  hieher  ge- 
bracht hatte,  in  unserem   botanischen  Ga^ 
ten  üppiger,  als  vielleicht  in  ihrem  Vater-: 
lande.  —  So  können  Erfahrungen,    die  deC'! 
Land-  und  Girtenbaa-  darbietet^   allerdiogSf 
wie  Fr.  Hoff  mann  sagte,    find  Brown  üiü 
nachschrieb,     auf    die    Medic^n    angewandt 
werden.  — « 

Wodurch  verändern,   veredeln  wir  die  , 

*  • 

Ragen  unserer  Thiere?  Durch  fremden  Saa^ 
men!  Pferde  aus  Arabien  und  England,  Och- 
sen aus  der  Schweiz,  Ostfriesland  und  Mek- 
lenburg,  Widder  aus  Spanien  u.  s.  f.  haben 
uns  bessere   Racen  verschafc.    auf  die  sich 


;  —     i3     — 

der  fremde  Einflufs  durch  mehrere  Genera- 
tionen erhält.  ^  Um  aber  der  Veredlang  Dauer 
zu  verschaffen  9  bleibt  es  immer  nöthig,  yon 
Zeit  zu  Zeit  neue  mäpnliohe  >  Thigre  kom- 
men zu  lassen  f  die  ein  fremdes  Land  er- 
zeugte und  ernährte,  um  durch  Vermischung 
heterogener  Materien  und  Kräfte,  yoUkomm- 
nere  Produkte  zu  erhalten»  ^ 

Es  würde  mich  zu  weit  yon  dem  eigent- 
lichen Gegenstande  dieses  Aufsatzes  entfer- 
nen, wenn  ich  die  Veredlung  der  Mensch'en- 
racen,  —  und  ihr  Verderben,«*^  durch Mi-^ 
schung  versöhiedener  Nationen,  hier  anfüh- 
ren  wollte.    Nur  auf  die   Krankheiten  will 
ich  einen  Blick  werfen ;  aucU  sie  sind  Meta- 
morphosen,  die  in  ihrer  Art  ihre  yerschie- 
denen  Grade   yon  Vollkommenheit  haben, 
die  groFsentheils  in  vielartigen  Vegetationen 
bestehen,  und  die  folglich,  nach  dem  ange- 
führten Naturgesetas,  um  so  auffallender  und 
.  eigenthümlicher   hServortretep ,    je  mehr    sie 
die  Folgen  sehr  heterogener  Materien  und 
Kräfte  sind.    Die  Alltagskrankheiten  (sit  ve- 
nia  verbo)y  die  nnter  gleichartigen  Menschen, 
in  einer  und  derselben  Gegend,  aus  gewöhn- 
lichen Ursachen  entstehen,  die  als  alte,  ver- 
traute Bekannte  anzusehen  sind,   haben  gar 
nidhts  Eigenthümliches.     Wird  dagegen  ein 
fremdartiger,  sehr  heterogener  Stoff  roh  ei- 


nem  Thiere,  auf  den  Menschen  übertragen, 
das  Gift  einer  Schlange »  der  Geifer  eiaei 
tollen  Hundes,  die«  bei  dem  Milzbrande  yei- 
dorbene  Feuchtigkeit  irgend  eines  Thiem 
u.  s.  f.y  welctie  uzigewöhnlichey  chsütact^i^ 
stische  Formen  sehen  wir  dann  hervortre* 
ten?  Unsere  Pocken  sind  uns  zur  Gewoiui* 
heit  geworden,  und  bieten  daher  in  ihres 
Erscheinungen  und  Folgen  keine  au£Fallei- 
den  Abweichungen  mehr  dar;  tragen  liir 
aber  den  ansteckenden  Pockenstoff  t^  einer 
fernen  Nation,  wie  so  oft  geschehen^  welds 
fürchterliche,  verheerende  Formen  erzeugt  ^ 
dann?  Er  ist  dieser  Nation  so  fremd,  söhsi- 
terogen,  als  es  nur  immer  unsere  Lebeaitrtf 
unsere  Cultur,  unsere  Denk-  und  Hand^ 
weise  ihr  seyn  kann.^  Der  gewöhnliche  spo- 
radische, oder  aus  einheimischen  Schädlich« 
keiten  entstandene  Typhus,  zeichnet  AA 
nicht  leicht  durch  etwas  besonderes  aus;.] 
wird  uns  aber  das  Typhusmiasma  yon  einett. 
fernein  Volke  aus  dem  Süden  oder  Nordei 
zugebracht,  bei  dem  es  sich  vielleicht  selbst 
unter  sehr  ungewohnten  Einflüssen  erzeugtet 
werden  z.  B.  Einwohner  des  Südens  von  ei« 
nem  Zuge  kriegsgefangener  Russen  ange- 
steckt, *)  dann  entwickelt  sich  ein  Typhm 

.  *)  Vergl.  meine  Schrift:  lieber  die  Nerv^nfieber,  wel- 
che in  Berlin  im  Jshis  1807  herrschten  ^    nab^^t  Be- 


-^     i5    - 


«   \ 


n  so  eigen thiimlicher  Form,  Ja(s  sie  mit 
r  reinen  inländischen  kaum  vergliche» %vor- 
n  kann.  Auf  ähnliche  Bemerkungen  lei- 
A  idis  noch  so  manche  andere  Krankhei- 
II),  nbit  ich  mufs  jeut  auf  meinen  Gegen- 
ady  anf  das  venerische  Uebel,  zurück-. 
oinieA« 

Dieses  giebt  uns  die  Sprech exfdsten  Be- 
ribe  fiir  das  oben  aufgestellte  Naturgesetz* 
b'  im  Ende  des  funfzehenten  Jabrhupderts 
nie  neue  Lustseuche  in  Neapel  ausbrach,  — 
n  den  älteren  venerischen  Krankheiten, 
mn  hier  nicht  die  Rede  seyn,  —  waren 
iselbst  Nationen  fast  aus  ganz  Europa  ver- 
mmlet:  Italiäner,  Spanier,  Marranen,  Fran- 
«en ,  Deutsche  etc. ,  •  die  unter  sehr  unge- 
ojinten  Verhältnissen,  welche  Witterung, 
Niititntion)  Ueberschwemmungen,  Kriege 
k.  Landplagen  darboten,  einander  den 
fteckenden  StofiF  mittheilten.  Daraus  ent- 
ind  jene  fürchterliche,  pestartige  Form  des 
nerischen  Uc^els,  die  nur  wenige  Jahre 
ithete,  jind  die  wir  jetzt  fast  gar  nicht 
skr  zu  sehen  bekommen.  Nachher,  als  die 
ünkheit  in  jedem  Lande  einheimisch  wur- 
r,  naihm  sie  auch  überall  eine  andere  Lan. 
üart;^  einen  eigenen  Nationalcbaracter  an. 

inerkuiigeii  über  die.  reizende,  stärkende  und  «chwä- 
chende  Kuimethode.    Berlin,  1807.  8. 


—      i6     — 

Wer  könnte  den  Unterschied  swischen  den 
Luitseüchen  verkennen:  die  in  Amerika  min- 
der zerstörend  sind,  und  vt>n  wilden  Natio- 
nen mit  vegetabilisch e|i  Mitteln  ^  ohne  grobe 
Kunst,  leicht  und  schnell  geheilt  ^^rden;  *)  —  ' 

die 

*)  Vor  wenigeo  Jabren^  hatte  sich  auf  eiaem  Dorf«  ii 
der  Neu  mark  da»  veneriiche  Uebel,  das  eine  ange* 
•teckte  Ainme  «uerit  in  eioe  dortige  Familie  gebrich 
hatte»  so  v;erbreitet»  dals  von  Sqiten  der  Kama« 
Anstalten  dagegen  getrolfen  Yrerden  nnufs^.  Allf 
£inwohner\  über  700  an  der  Zabl,  Trurden  wieder- 
holt besichtigt ,  und  ea  fand  sich»  da£i ' eine  ee^ 
groCie  Menge  derselben,  von  jedem  Geschlechte  itai 
allen  Altern,  von  d  em  neugebornen  Kinde  an.lni 
SU.  den  älceslen  Leuten  über  80  Jahre,  an  den  msiH 
jaichfaltigaten  Graden  und  Formen  jener  Krankheif 
litt.  '  Uhfehlbar/vfären  nicht  nur  sie^  eondem  db] 
Bewohner   da   ganzen  Dorfes ,    in  wenigen  Jahrii  I 

.  dadurch  aufgerieben  worden,  wenn  matt  nicht  acbneli  1^ 
und  wirksame  MaaCiregeln  dagegen  getroffen  )iit!ft|(i 
Bei  manchen  zeigten  sich  die  ontsetslichsten  J^ 
«törungen«  Vielleicht  setit  mich  mein  Freund,  <ltf 
Medicinalrath  Sponitter  zu  Cüßtrin ,  zu  dessen  9)if» 
eikat  jenes  Dorf  gehört,  dereiost  in  den  Stand,  eifll 
aktenmäÜsige  Beschreibung  jener  in  vieler  B-lpM 
merkwürdigen  venerischen  Epidemie  zu  liefin 
Hier  nur  das :  Wenn  unter  den  wilden  Völkerstit* 
men,  bei  ihrer  Verfassung  und  ungebundenen  Lebeni* 
art,  das  venerische  Uebel  seit  Jahrhunderten  ebis 
••  zerstörend  fortgeschritten  wäre,  als  auf  jenfi> 
Dorfe,  —  würden  dann  die  Reisebeschreiber  nock 
immer  fortfahren  könoen,  die  vollkommene,  gesuA<l% 


^     ,7     — 

I 

die  in  dem  sUdlichen  Europa,  ebenfalls  we- 
niger zerstörend,  einfach,  keine  so  auffal- 
lenden Metamorphosen  erzeugend,  sich  auch 
noch  leicht  genug,  und  oft  ohne  alles  Queck- 
silber heilen  lassen; —  die  endlich  in  Polen  — 
(wo  vielleicht  die  Plica  polonica  auch  auf 
eine  entferntere  Art  zu  ihren  Metamorpho- 

.  sen  gehurt)  —  Rufsland  u.  a.  Gegenden  des 
Nordens,  sich  durch  weit  grolsere  Hartnäk- 
Jügkeit  auszeichnet,  organische  Gebilde  ge- 
waltsam zerstört  und  neue  von  den  seltsam- 
sten   Formen    erzeugt,     die    wir   nur   lang- 

.  sam,  mit  den  kräftigsten  Queckifilbcrmitteln, 
und  auch  damit  oft  nur  unvollkommen,  hci- 
lep  können?  —  Eine  lange  und  vielfache 
Erfahrung  hat  mich  gelehrt:  dafs  khnJiche 
yerhältiiisse  in  der  Erziehung,  Lebensart  u. 
s.  w«  der  beisammen  lebenden  Einwohner 
einer  Stad(  oder  Gegend,  eine  gewisse  Gleich- 
förmigkeit und  Gelindigkeit  in  den  veneri- 
schen Uebeln  erzeugen,  die  sie  sich  unter 
«inander  mittheilen«  Gehet  dagegen  die  An- 
.steckung  auf  Odenschen  von  sehr  entfernten 
Kationen^  ^von  ^anz  verschiedener  Constitu- 
tion und  Lebensart  über;  geräth  der  Land- 
mann,  der  viele  Meilen  weit  hergeholte  junge 

robuste  Constitution  jener  Völker  au   rühmen,   und 
•ie  als  Meisterstücke  einer  kraftvollen  Schöpfung   au 
preisten  ?  — 
Journ.  XXVI.  B.  4-  St.  B      ' 


—      i8     — 

Rpcrut,  diBr  unschuldige  aus  eiirer  kleinen 
Landstadt  auf  die  Akkdemie  -kommend^ 
Jäziglitig>  an  eine  ihm  höchst  Fremdanige 
Quelle  der  Ansteckung,  wie  sich  denn  sol- 
che Quellen  in  grofsen  Städten-  ans  allen 
Weltgegendon,  und  in  gröfster  VerschiedeD« 
heit  finden,  so  fallt  jene  Gleichartigkeit  und , 
Gelindigkeit  in  einem  hohen  Grade  weg 
und  der  fremde  Saame  wuchert  auf  dem 
neuen  Boden  so  üppig,  und  in  so  mannich« 
faltigen  Vegetationen  und  Metamorphoseiii 
wie  man*  sie  in  den  Cirkeln  gleichartiger 
Menschen  nicht  leicht  2u  Sehen  bekömmt 
Der  Franzose  oder  Italiäner,  der  sich  seine 
Ansteckung  an  einer  Polnischen  Quelle,  oder 
auch  nur  iin  nördlichen  Deutschland,  geholt 
fiat)  hat  davon  Folgen  zu  empfinden ^  die 
'  ihm  unter  seinem  vaterländischen  Himmel, 
in  dem  Grade  und  in  der  Form^  völlig  fremd 
waren*  Das  habe  ich  hier  seit  einem  Jahre, 
wo  Menschen  von  den  verschiedensten  Na- 
tionen in  unserer  Stadt  zusammen  trafeo, 
und  wo  auch  im  Punkte  der  Ansteckungen 
die  heterogensten  Conflicte  gegen  einander 
wirkten,  sehr  auffallend  bestätigt  gesehen. 
Die  venerischen  Uebel  dieses  Jahres^  waren 
in  vieler  Hinsicht  die  der  vorigen  Jahre  nicht 
mehr,  sondern  zeichneten  sich  im  Ganzen 
durch  ihren  hohen  Grad^  durch  schnell  fort« 


—     X9     — 

eitende  ZerstÖrungcii  der  Organisatiov^ 
:h  eine  besondere  Neigung  zu  den  ab- 
usiien  Vegetationen,  und  durch  eine  fast 
?2wingliche  Hartnäckigkeit  aus»  Bubo- 
,  die  gleich  in  den  ersten  Tagen  einen 
il  des  Unterleibes  einnahmen,  iind  die 
shmuskeln  zerstörten;  Schanker,  die  die 
»törung  der  Eichel  und  der  Vorhaut  in 
igen  Tagen  vollendet  hatten,  anstatt  dals 
lieh  Sonst  in  Wochen  und  Monaten  nur 
sani  v^rgriifsern;  geheilte  Schanker,  auf 
m  Naiü^en,  oft  nach  Wochen,  die  hart- 
:igsten  Warzen  hervorwuchsen;  Waraea> 
chartige  Auswüchse  überhaupt,  im  Hals^, 
len  Genitalien,  am  Alter  etc.  von  den 
lerbarsten  Gestalten,  oft  gleich  im  An- 
;ÜR  des  Uebels;  unverhoffte  Bubonen  und 
engf schwülste  nach  längst  geki^ilten  Trip- 
1  undSchankern;  schneller  Ausbrach  der 
tseuche^  schon  cariöse  'Zerstörungen  am 
moii  und  in  der  Nase,  fast  üYimiltelbar 
1  der  Ansteckung!  das  warön  die  Haupt« 
kte^  in  welchen  sich  hier. das vetierische 
lel  im  Jdhre  1807  unterschied«  Nimmt 
i:  dazu  die  gewöhnlichen  Complicationen 
rheumatischen  und  gichtischen  Uebelü^ 
Kräize  und  Höspitalciachexie^  -^  und  mit 
Folgen  oft  unzweckmäfsiger  Kurmetho^ 
I  dea  ttiic^deiitlidieji  QuecksÜbetgehrandis, 

B  a 


—     ao     —  ^ 

jand  des  Mirsbrauchs  der  Tisanen,  so  kann 
fiian  sich  ein  Bild  Ton  den  Formen  der  ye« 
nerischen  Uebel  zusammensetzen,  die  wir  in 
jenem  Jahre  zu  sehen  und  zu  behandehi 
liatten. 

Auf  das  oben  angeführte  Naturgesefs, 
das  ich  durch  die  merkwürdigsten  Thatsa« 
chen  bestätigt  habe,  gründet  sich  auch  die 
Bemerkung,  dafs  manche  ausschweifende  Men« 
sehen,  so  lange  sich  ihre  Venus  i^ulgwaga 
nur  in  den  gewohnten  Kreisen  hält,  nicht 
leicht  angesteckt  werden.  Der  Boden  ist  ge- 
gen den  alltäglichen  Ansteckungsstoff  unefli- 
pßinglich,  unfruchtbar  geworden«  £in  sol- 
cher Indult  gilt  aber  nur  in  den  gewohntea 
Kreisen,  wo  man  sich  gegen  einander  in  ein 
gewisses  Gleichgewicht  gesetzt  hat;  kommt 
ein  solcher  Mensch,  der  sich  gegen  jede  An- 
steckung fest  glaubt,  an  eine  fremde  Quelle^ 
an  einen  neuen  ans  fernen  Landen  kom« 
aaenden  Gegenstand,  etwa,  wie  ich  gesehen, 
an  eine  Mohrinn,  so  treten  dann  die  Fol- 
gen der  heterogeneren  Ansteckung  stark  ge- 
nug herror ,  und  der  Umgang  mit  Schwar- 
zen, giebt  wahre  Mulatten  von  yenerischen 
Metamorphosen.  >        * 

II.  Ein  zweiter  Grund  der  groisen  Ver- 
achiedenheit  der  yenerischeb  Krankheitsfor- 
jneni  liegt  darinn:  da£i  der  ansteckende  Stoß 


\ 


—     fli 


£tftt  ausachlieljlich  nur  auf  dts  repro  ductiire 
System  irirkt.     Alle  Schädlichkeiten    dieser 
Art  erseugen  die  mannichfaltigsten  Yegeta- 
^nen^    theils   nach    ihrer    eigeDthümlichen, 
Wechselnden   Eigenschaft,    theils    nach    den 
terschiedenen  Verhältnissen  des  Organismus 
lelbsty  und  der  mancherlei  Einflüsse  auf  den- 
•elben.     Waa  hingegen    auf   die  Vegetatio« 
■en  Bunächst  keinen  Einflufs   hat,    was  we- 
iarMischuDg  noch  Structur  der  Theile  merk- 
lidi  Verletzt,   sondern  was  vielmehr  auf  die 
^ffregbarkeit  vorzüglich  wirkt  und  die  Le- 
^fensthätigkeiten  im   Ganzen  und  in  eiuzeU 
Ottern  Theilen  umstimmt,  das  erzeugt  weit  ein« 
'Schere  Krankheitsformen,  die  sich  im  Gan- 
'Im  immer  gleich  bleiben,  und  hauptsächlich 
Wiv  dann  grofse  Verschiedenheiten  in  ihren 
Erscheinungen  darbieten,  wenn  ^ie  mit  ort- 
lUchen  Uebeln,    mit  Veränderungen  in  der 
IVfiAchung  und  Structur,  kurz  mit  abnormen 
Vegetationsprozessen  in  Verbindung  treten. 
iDiie  ganze  Fieberlehre  liefert  davon  Beweise. 
l)ie    einfacheren   ReizCeber,    wie  sie  sonst 
lilefsen,  die  Synocha  und  der  Typhus  in  ih- 
rer einfachsten  Gestalt ,  bieten  wenige  Man- 
tiichfaltigkeit  in  den  Formen  dar,   weil  sich 
die  Gegenwirkungen  des  irritabelen  und  sen- 
aibelen  Systemes  immer  nach  gleichen,    un- 
veränderlichen Gesetzen  verhalten;  tritt  aber 


«»       33       •» 

eine  A£Fection  des  reproductiren  Systeme^ 
zu  dem  Fieber,  eine  EntzünduDg,  ein  Exan- 
them, ein  Leiden  der  Digefrtionsdrgane  n« 
dergU|  so  entspringt  daraus  sogleich  eine 
groise  Veränderlichkeit  in  den  Formen,  Wie 
firofs  sind  daher  die  Modificationen  der  ex- 
anthematischen  Fieber!  Kein 'Wunder  also, 
dafs  eine  Hauptkraakheit  des  reproductiveä 
Systems,  die  venerische,  die  die  Vegetatio« 
Ben  auf  der  Oberfläche,  in  den  Häuten,  in 
dem  lymphatischen  und  DrUsensy.steme,  in 
den  Knochen  etc,  theils  serstöit  und  ver- 
wandelt, theils  in  allen  jenen  Theilen  neue 
erzeugt,  daTs  eine  solche  Krankheit  die  wan- 
delbarsten Formen  annimmt !  — ^ 

IIL  Einen  driuen  wichtigen  Grund  die- 
ser wediselnden  Formen,  geben  die  so  ge- 
wöhnlichen und  höchst  mankiichfaltigen  Za- 
sammensetzungen  und  Complicationen«  Wer 
sich  der  venerischen  Ansteckung  aussetzt, 
wer  sich  ihr  schoti  oft  ausgesetzt  hat,  yrer 
die  Folgen  davon  schon  in  verschiedenen 
Graden  ausstand,  der  ist,  in  physischer  und 
moralischer  Hinsicht,  auth  mancherlei  ande- 
ren SchäciUchkeiten  ausgesnzt  gewesen.  Auf 
eben  den  Wegen,  aiif  welchen  er  sich  seine 
venerischen  Uebel  und  ihre  Folgen  zuzog, 
sind  ihm  auch  Rheumatismen,  Gicht,  Hy-  • 
pochondue,  Hämorrhoiden,  Krätze  u.  a.  Haut- 


—      43      —        ' 

krankheiten^   kurz^  Cachesieix  von' mancher-« 
lei  Arten  und  Graden ,   isrelbst  Schwindsucht 
ten  und  Abzehrufigen^    xu  Th^U  geworden« 
Mit  allen  diesen  wechselnden  Formen,    Ter- 
binden  sich  denn,    auf  mannichfaItigc^  Art, 
die  wechselnden  Formen  der  örtlichen  und 
allgemeineren  venerischen  Uebet,  imdest  eit- 
stehet daraus  eine  so  upendliche  Versehe« 
denheit  in  den  Eracheiinungen  und  in  ihren^ 
Verbindtmgen  unter  einander,  d^U  man  fast 
von  jedem  einzelnen  Kranken  jener  Art  ein 
individuelles    Krankheitsgen^älde    entwerfen 
könnte^  in  welchem  es  aber  mehr  oder  we- 
niger sweifeihaft  bleibt,  welche  ^ge  der  ve- 
nerischen Krankheit,  welche  der  Gicht,  und 
welche  den   Ubjrigen  gleichseitigen  Fonnen 
angehören?  -^        .  \ 

IV«  Wenn  a^s.den  bereits  angezeigten 
Gründen,  eine  sehr  grofse  Verschiedenheit 
der  venerischen  Formen  hervorgehet,  s^^muls 
sie  viertens  noch  um  vielea  gröiser  werden : 
durch  die  mancherlei  fehlejhaften  Gurmetho- 
den  dieser  Formen.  Gerade  die  Methoden* 
und  Mittel ,  deren  wir  uns  gegen  die  vene.« 
rischen  Uebel  bedienen,  haben,  einen  sehr 
hohen  Grad  von  Wirksamkeit,  und  schaden 
eben  darum  sehr- empfindlich^  wenn  m  zu 
st^rk,  zu  anhaltend,  oder  sonst  fehlerhaft 
gebraucht  werden;  ao   die  mancherlei  Ti|A« 


V.      « 


f 

—     a4   — 

nen  und  Holztranke,  die  leicht  das  Ver^ 
dauungssystem  in  einem  hohen  Grade  schwä«  j 
chen,  besonders  wenn  zugleich  eine  schwä- 
dieade  Diät  verordnet  wird;  die  Giftpflanw 
xen,  die  man  oft  nur  zu  freigebig  anwendet, 
und  die  dann  die  gröfsten  Unordnungen  ia 
dem  Organismus  hervorbringen;  das  Queck- 
silber, dessen  Mifsbrauch  jene  langsame  Va* 
giftung  erzeugt,  die  sich,  oft  zerstörender 
als  die  L)istseuche  selbst,  in  den  mannich- 
faltigsten  Formen  entwickelt,  und  mit  ihr 
verbindet.  Was  man  so  oft  als  ausgeartete^ 
verlarne  Lustseuche  beschrieben  hat,  war  oft 
nichts  anderes,  als  jene  Quecksilberkrahk- 
heit^  und  wenn  ich  einen  Blick  auf  dievie« 
len  Kranken  werfe,  die  mir  in  dieser  Art 
vorgekommen  sind,  auf  die  Krankengeschich- 
ten, die  ich  aus  vielen  Gegenden  zum  Gut« 
achteoi  erhalten  habe,  so  mufs  ich  mich  über- 
zeugen: dafs  eben  so  viele,  und'  vielleicht 
noch  mehrere  Menschen,  durch  fehlerhafte 
Heilmethoden  der  venerischen  Uebel  un- 
glücklich, wenigstens  in  ihrer  guten  Consti« 
tution  zerrüttet  worden  sind,  als  durch  diese 
Uebel  selbst!  — 

Die  ganze  vormalige  Lehre  von  den  ver« 
larvten  venerischen  Krankheiten,  über  die 
vor  mehreren  Jahren  so  lebhaft  gestritten 
wnrde ,  gründet  sich  grofsentheils  auf  die  bis 


-    »5     - 

I 

bieher  betrachtete Mannichfaltigkeit  und  Wan- 
delbarkeit der  Formen,  die  allerdings  jedem 
die  Diagnosis  erschwert,  der  nicht  auf  daa 
Ganze  siehet,  und  der  nicht  die  nach  und 
Aach  erfolgte  Entwickeinng  einer  zusammen« 
fetetzten  Krankheiti  aus  ihren  verschiede« 
ien  Ursachen,  verfolgt.  Wer  in  diesen  Feh- 
ler Terfällty  und  seine  Diagnosis  aus  einigen 
irenigen  pathognomonischen  Erscheinungen, 
lief  er  immer  gleichartig  erwartet,  bilden 
ifill,  dem  wird  sehr  vieles  verfarn,  d.  i.  un- 
kenntlich erscheinen,  vras  eine  scharfe  Ue- 
kerticht  des  Ganzen,  einem  anderen  leicht 
Cenntlich  macht.  — - 

Je   mehr   eine  Krankheit    ihre   Formen 
Verändert  und  wechselt,  desto  genauer  müs- 
sen wir  eine  jede  kennen  zu  lernen  suchen; 
da*  erweitert  nicht  nur  unsere  Kenntnifs  in 
der  Katurgeschichte  der  Krankheiten,  son- 
dern hat  auch  auf  ihre  Beurtheilung  und  Be- 
handlung einen  entschiedenen  Einflufs.    Es 
liaben  es  daher  die  grofsen  und  guten  Aerzte 
ftlier  Zeiten  anerkannt,  daCi  genaue  und  voU- 
•tindige    Beschreibungen    der    Krankheiten, 
unser  Wissen  mehr   als   alle  Speculationen 
Tärvollkommnen.    Was  haben  uns  die  An- 
etrengungen  der  Theoretiker  genützt,  die  die 
yenctfischen  Uebel    unter    die    Ansicht    von 
Stheni^  und  Asthenie  zwingen,  und  sie  durch 


—        2«       — 


tcbwidicBde  und  Reisrattte)  faeileo  woUtCB? 
Anf  «te  Thorheit  l-*-:«fCB  s-e.  feren  Irfwil- 
Sbe!  kail;«s  V/isier  za  ecifi£eb!eflu  «m  daidi 
die  Kzste  rii>  Scäeci-i»  zj  sc£i waches«  «ail 
▼Oft  der  Lust-eccte  ztx  i^ehaai^reo«  dals  sie 
eicht  Dsr  dvrcb  das  ^Jaecksitb«r,  sondcn 
durch  Mpdes  heizoiittel  oane  Unterschied  ^ 
heilt  werden  missew  Icfi  h4ft>^  eii;«^a  solchca 
Theoretiker,  der  die  s^zize  Bro^^-nische  Tcr- 
hesspTte  Heüknost  iiioe  hart-^".  ^?«dkeii,  wie 
er  einen  fiobo  stendhalr  mit  kalten  Um- 
schlagen befaandeff«*«  und  zwei  Monate  lan^ 
nicht  anfhörte,  immer  kaltes  Wasser«  und 
nichts  als  kalt*  s  Wasser  hinein EasprirzeOi 
nachdem  ^e  fiitemi^  schon  listoli^se  Gän^e 
genudit  hatte«  Damit  sollte  die  sthenische 
Eatziindang  bezwungen  werden  l  Es  hat  mir 
nachher  Tide  Mühe  gekostet,  den  armes 
gemilshandelten  Kranken  hermstellen.  Auf 
solche  Thorbeiten  gerat hen  einseitige  Mai- 
schen, die  an  dem  Bachstaben  ihrer  Theo- 
rie hängen,  die  bei  einem  Bubo  nichts  wei- 
ter  ^}b  einen  stheniscben  oder  asthenischen 
Absce(s  sehen  wollen,  nnd  die  überhaupt 
hei  örtlichen  Krankheiten,  hei  Fehlern  der 
Vegetation,  nichts  weiter  wissen,  aH  reizen 
nnd  schwachen.  — 

Dirse  Fehler  haben   ihre  gana   anderen 
Eigenheiten)  die  auf  Mischung  und  Stmctor 


i-       VJ        — 

barailicii;  imd  wenn  wir  diese  Eigenbeitea 

auch '  noch  lange  nicht  volUtändig  kennen» 

noch  lange  nicht   nachzuweisen   im  Stande 

lind,  durch  welche  Mittel,  und  wie  sie  sich 

m. jedem  Falle  heilen  lassen,  so  dücfen  wir 

doch  nicht  den  Schattenbildern  folgen »  die 

-4ietfer-'oder  jener  durch  seine  ^peculatienen 

rinstweilen  an  die  Stelle  des  wahren  Wis- 

ftenä  gesetzt  hat.    Die  Erfahrung  ist  hier  der 

e^Uige  sichere  Weg,  dem  wir  zu  folgen  ha« 

btibv  und  dabei  können  und  müssen  wir  es  * 

•bwilrten,  welche  haltbare  Theorie  ihr  die 

iMUestte  Untersuchungen  der  Qualitäten  des 

Otfganismus  und  der  Meilmittel    unteirlegen 

* 

ciiücbten« 

'i  Damit  wir  diese  Qualitäten  des.Qrga« 
Kriimna  in  ihrer  Mannichfaltigkeit  kennen 
IWBon,  ist  eine  sorgfältige  Beschreibung  aU 
licrT^^^^^^^B^^Ad^i^  Krankheitsfotmen  nöthig» 
ftui  dieseni' Gesichtspunkte  mufs  die  folgen- 
de Krankengeschichte  angesehen  werden,  die 
bifr  aus  einer  entfernten  Gegend,  von  einem  - 
geschickten  Arzte  zum  Gutachten  eingesandt 
%mrde,  und  die  einen  höchst  merkwürdigen 
fe«itrag  zur  Naturgeschichte'  des  venerischen' 
Hebels  liefert.  Ich  lasse  jetzt  die  Erzählung' 
mit  ihren  Beilagen  ununterbrochen  folgen, 
nnd  werde  zuletzt  in  Zusätzen  noch  einige 
Bemerkungen  über  einzelne  Punkte  beifügen^ 


—       28       — 

anf  welche  die  eingeschobenen   Bucbittbea 
Ay'fit  ^9  ^c«  verweisen« 

Krankengeschichte^ 

"■  Patient  ist  gegen  70  Jahre  alt  9  yerbd« 
tatbet;  von  starker  Leibeseonstitujtion  y  vie- 
lem Temperament,  und  noch  grofsem  fie- 
durFnisse<  zur  Befriedigung  des  Geschlechti- 
triebea«  Er  bekam  im  Mai  i8oa  eine  Go* 
norrhoe  durch  Vermischung  mit  einer  ande« 
ren  Weibsperson.  Lage,  Geschäfte  und  Ver- 
hältnisse, erlaubten  ihm  durchaus  nicht,  diese 
Krankheit  nach  den  Regeln  der  Kunst  be- 
handeln zu  lassen,  er  mufste  täglich  meh« 
rere  Stunden  in  zuweilen  grolser  Hitze  rei« 
ten,  konnte  und  wollte  in  seiner  Lebens- 
weise nichts  abändern,  trank  Wein,  genofi 
Speisen  j^der  Art;  dies  alles  mufste  in  der 
Entzündungsperiode  sehr  nachtheilig  werden. 
Vom  Reiten  fünf  bis  sechs  Stunden  des  Ta- 
ges  in  grofser  Hitze,  GenuTs  des  Weins,  ver- 
absäumter Reinigung  des  kranken  Theüsi 
wurde  der  Ausßufs  scharf  und  blutig,,  es  ent- 
stand eine  £xcoriation  an  der  Eichel  zur 
linken  Seite  des  Bändchens,  welche  in*  ein 
flaches  schankerartiges  Geschwur  ausartete, 
von  der  Gröfse  einer  grofsen' Linse,  auf  ei- 
ner Stelle,  die  schon  von  einer  ähnlichen 
tJrsache,  damit  behaftet  gpwesen  war.    Nichts 


1 


—     flg     — 

rnnte  bei  dem  allen  •  geschehen ,  ats  dals 
.Ilen  ans  Gummi  mimos.  Lapid.  canc,  cum 
fr,  Alth.  eingenunimen  wurden,  (in  Pil- 
nform  konnte  Pat.  nur  einsig  Arzneien 
ahmen),  dals  durch  vieles  Wassertrinken 
id  Thee  der  Wein  unschädlicher  gemacht 
srde,  und  er  eine  sehr  schwache  Auflö« 
mg  des  Plumbi  acetic.^  einen  drittel  bis  hal- 
m  Gran  auf  die  Unse  Aqua  destilL^  so  oft 
r  konnte  einspritzte,  welches  auch  nach  den 
egeln  nicht  gehörig  geschähe,  weil  s^in 
VTorstehender  Bauch  ihn  hinderte«  Das 
diankerartige  üeschwür  wurde  mit  dem 
hguent,  rosac,  cum  Mercur,  oxydat.  ruhr^ 
der  dem  Unguent.  Mercur».  einer,  sin.  The- 
9^.  ^nach  dem  mehr  oder  weniger  gereizten 
■Stande  der  Eichel  verbunden.  Vier  Wo- 
hn lang  mufste  Fat.  dabei  noch  auf  einer 
ieise  zubringen,  wo  nichts  geschehen,  nicht 
iamal  die  nöthige  Reinigung  der  Geschlechts- 
i«ile,  beobachtet  werden  konnte.  IMach 
ier  bis  fünf  Monaten  hörte  tler  Tripper  zu 
ie£^n  auf,  das  Geschwiir  der  Eichel  heilte 
^  bloa  Örtlicher  Behandlung,  wobei  mit  un* 
«•auch  Coitus  gepflogen  wurde. 

Eine  sehr  mögliche  Resorption  des  an- 
tickenden  Stoffes,  dachte  sich  hiebei  der 
&nt  wohl,  aber  eine  antisyphilitische  Cur, 
iUn  Schaden  zu  verhüten,  ohne  angemesse- 


\ 


—   '5o     — 

nes  Verhalten,  würde  nachtheiliger  undxwed«^ 
•loi  gewesen  seyn* 

Im  Sommer  j8o3  bekam  dieser  Patient 
abermals  einen  Tripper;  ob  durch  neuei  Aäh^ 
stecküng,  oder  durch  Änstrenguiig  im  iUt| 
als  Folg^  des  yormaiigen  Uebcis,  erlaubte«^ 
sich  nicht  aufizumitteln;  nach  lo  Wodw^ 
horte«  der  AusfluCs  nach  den  Einspritznnjtf  | 
der  Sotut.  plumbi  acetici  wieder 'auL  ' 

Aufser  sonstigen  Gonorrhöen^  hattaP*": 

I 

tient  seit  ^  Jahren  ein. Meines  Geschwür ik\ 

unterA  und  äufsetii  Theile  der  linken  WiAji 

in  der  GrÖfse  einer  Linse^  mit  BntsündeMih 

hartenfi  Umfange,  da  ich  es  Zuerst  sähe,  wfll-l( 

ches  ^von  einer  Pustel  entstanden,  und  iii4i| 

geachtet  worden  war»    Bei  einer  mildenniirr 

loseil    Behandlung,    heilte    das   kleine  (Ü-n 

schwur  zu,  und  brach- wieder  Auf;  einetrifj'» 

rige  Feuchtigkeit  sämmlete  tsich  unt^r  i^\k 

Oberhäutchen  der  Narbe,  löfste  sie  auf,  ^ 

so  erschien  das  kleine  Geschwür  denn  H 

mer  wieder«     Ohngcfaht  bis  6  Wachen  V^  \ür, 

es  geschlossen,  da  es  detin  wieder  aufbn<)f  %i 

vom  Januar  bis  July  i8o4  blieb  es  gans  \iA  Jttz 

Wie  schon  bemerkt,    gab  es  bei  nuld«r>  i^p 

handlung  nur  wenige  wälsrig^  FeuchtägkA  k 

und  es  schien  das  Geschwür,  blos  durch^  \^ 

er^te  Vernachlässigung  und  die  lange  Div^  Iq] 

zum  Fontanell  geworden  zu  ^eyau  -  te 


's 


~     31      — 

In  der  Mitre  Juljr  i8o4  entzündete  sich 
.  diesem  Fufse  die  Schwiele  auf  dem  Bal^ 
V  der  grojson  Zehe^  welche  Jintziindung 
:t  bis  auf  den  Rücken  des  Fufi<'S  Verbroi- 
:e«  Foaieniationr*n  aus  Aqua  fönt,  ^vii/\ 
«9t.  P^ini  Tj\  Ulli'  Amman,  viuriat.  "^ß  zor- 
rilten  die  Entzündung,  und  cachdem  aus 
m  Mittelpunkte  dieser  Schwiele,  einige 
opFen  blutiger  Eiter  aus/^efloisen  waren, 
Ute  dies  so  geHlrchtete  (Jebe!  glücklicii  in 
migftn  Tagen. 

Nach  ohngePähr  4  Wochpn,  ip  der  Mitte 
»^August,  entstand  um  die  Narbe  des 
•^Schwärs  an  der  fVade^  eine  ziemlich  aus- 
sbreitete  Rötkey  worauf  sich   dio  Oberhaut 

m 

liondeite,  und  eine  wäfsrige  Feuchtigkeit 
w^or/kam;  durch  Bestreuen  mit  Lycopo-^ 
i^imy  darüber  das  Ünguent,  rösat,  heilte 
od  trocknete  alles  in  wenigen  T^geo* 

Gegen  Ende  des  Septenibe^r  zeigte  mirPa- 
ant  seinen  linken  Fufs  wieder,  Aer  zwischen 
^m^Knie  und  Knöcheln  des  Unterfufsesy 
U  einer  Menge  kupferrother  Flecken  ie- 
■tzt  tvän  Ich  hielt  für  jetzt  mein  Urtheil 
>er  die  Natur  dieser  Flecken  zurück,  wur- 
»  aber  in  vier  bis  fünf  Tagen  meiner 
Iche  gewifsi  dafs  sie  syphilitischer  Her- 
ruft Varen;  denn  die  erstentstandenen  wur« 
dn  von  der  Rosenröthe^    mit  welcher  sie 


-.32       — 

heryQrbrach'en,  kupferroth^  dann  nahmen  sie 
das  Ansehen  der  JRos^ecken  an,  verschwan- 
den dann,  allmählig  ins  gelbliche  spielend 
ganz^  ohne  eine  Spur  zurück  zu  lassen,  un- 
terdessen neae  hervortraten;  auch  zeigten 
sich  bald  eben  diese  Flecken  auf  dem  Oba- 
Schenkel.  « 

Indem  ich  dies  Uebel  erkannte  9  waren 
meine  Besorgnisse  nicht  geringe  darüber,  den 
Kranken  durch  eine  gründliche  Cur  daron 
zu  befreien,  weil  ein  angemessenes  Verhal- 
ten zu  einer  solchen  Cur,  dem  Pat.  nach  sei- 
nen-Verhältnissen,  eine,  fast  unmögliche  Sa- 
che war.  Ich  eröfnete  ihm,  dals  die  Flecken 
yonerischer  Art  wären,  und  die  Nothwen- 
digkeit  einer  dieser  Krankheit  angemesse« 
nen  Cur." 

Patient  entdeckte  mir  nun  nochi,  dab 
er  auch  wieder  einen  Aasflufs  aus  der  Harn* 
röhre  habe,  er  zeigte  mir  die  umgelegten 
Lappen,  die  davon  sehr  verunreinigt  wareni 
und  ein  häfsliches  Ansehen  von  den  fast 
^cÄfvarz  aussehenden  Flecken  hatten  ^),.er 
empfand  )ed  och  beim  Uriniren  keinen.$chmerx. 
^ach  einigen  Tagen  konnte  ich  einq  Besich- 
tigung des  Penis  vornehmen,  und  fand  je- 
nes Geschwür  an  der  Eichel,  in  eben  der 
Grofse  wieder;  die  Eichel  war  entzUndet. 
Die  Aeilsigere  Reinigung  mit  kaltem.  Wasser, 

minderte 


-     35     — 

minderte  die  Entziindung  bald  wieder,  auch 
hcirte  der  Ausflufs  aus  der  Harnröhre  bald 
wieder  auf.     Vor  wenigen  Tagen  hatte  Pa-^ 
.  tient  den   CoUum  noch   exercirt;   von  nun 
an  versprach  er  aber  dieses  ganz  aufzugeben^ 
Der  Anfang  der  Cur  begann  den  toten 
October.  Da  Patient  täglich  ausgehen  mufste^ 
war  ich  genöthigt^  mich  in  die  Umstände  zu 
•ohicken,   und  es  so  lange  zu  gestatten ,   als 
die  Witterung  nicht  zu  kalt  wurde.     In  der 
Diät  durfte  ich  nur  so  viel  ändern,  dafs  ich 
den  Genuls  des  geräucherten  und  gepökel- 
ten und  das  Fletsch  der  Schweinq,  Enten  und 
Gänse  untersagte.    Den  Wein  durfte  ich  auch 
'SO  sehr  nicht  einschränken,   da  ^der  Kranke 
fürchtete,  seine  Krankheit  bemerklich  zu  ma« 
chen;    und   ob  ich  schon  nur  zwei  Gläser 
Franzwein  erlaubte,  so  wurden  doch  meh- 
rere getrunken,  da  er  gewohnt  war,  täglich 
eine  Flasche  von  drei  viertel  Quart  zu  trin- 
ken«    Ein  Ajuzug  von  Flanell  auf  4en  blofsen 
Leib  war  ein  vergebener  Vorschlag;  Patient 
besorgte  davon  ein  zu  starkes  Reizen,    zog 
Übrigens  sich  aber  recht  warm  an.  Er  war  gen  o- 
thigt,  den  ganzen  Tag  in  seiner  Kleidung  zu 
bleiben,    zwischen    Thiiren^  und   nahe    dem 
Fenster  am  Schreibtische  zu  sitzen,   wo  ein 
beständiger  Zug  an  die  Füfse  ging.  Zwar  wa- 
ren  die  Füfse  mit   ein^m   wollenen  Sacke, 

Joarn'.  XXYJ.  B.  4*  St.  G 


-     34     - 

einem  Paar  baumwollenen  Strümpfen,  dar- 
über noch  einem  paar  wollenen ,  und  mit 
Stiefeln  bezogen;  warme  Bäder  machten  ihm 
«tt  grofse  Schwierigkeit.  • 

Da  Patient  Anneien  nur  in  Pillenform 
nehmen  konnte,  bereitete  ich  Pillen :  1^  Mer» 
curii  muriat,  müis  3f«  Gumm^  mimos»  ^j, 
Sacch.  alb.  3f«  Aquae  descilL  simpl.  q.  i. 
forment*  PUuU  pond.  gran.  duor.  Er  nahm 
den  ersten  Abend  eine  Pille,  jeden  Abend 
wurde  mit  6iner  Pille  gestiegen,  diq  eines 
halben  Gran  Mercur.  muriac.  müis  enthielt. 
Als  bis  zu  fünf  Granen  pro  Dosi  gestiegen 
,war,  und  es  kalt  zu  werden  anfing,  mulste 
er  ^u  Hause  bleiben;  bisher  war  der  Auf- 
enthalt im  Kälten  9  täglich  eine  Stunde  lang 
gewesen. 

Neigung  zur  Diarrhoe,  wozu  Pat.  sonst 
leicht  bei  Erkältung  der  Füise  disponirt  war, 
wurde  durch  Aussetzen  des  Hydrargyr.  zu 
einigen  Tagen,  und  durch  einen  halben  bis 
ganzen  Grs^n  Opium  verhütet:  ^  Opii  pwi 
gr.  X.  Gumm»  mimos.  ^/.  Sacch.  älb.  gr.  x» 
M.  form*  PiL  No.  xx.  sigL  Nach  Verord- 
nung Abends  eine  bis  zwei  Pillen  zu  nehmen. 

Als  bis  zu  acht  und  einen  halben  Gran 
des  Mercurii  pro  Dosi  gestiegei^  war,  vfurde 
der  Mund  dai^on  angegrijfen.  Patient  em- 
pfand   vermehrte    Absonderung     des    Spei- 


—     35     —     • 

r 

chelsy  dev  Atjiein  roch  stark,  dts  Zimmer 
War  von  diesem  Gerüche  merkbar  erfüllt; 
die  JPUuläe  Mercurü  Wurden  ausgesetzt  -ß). 

Im  Anfange,  da  e^wa  zu  drei  Granen 
fto  Dosi  gestiegen  war,  vergingen  die  Flecken 
auf  dem  UnterschenkeU  Allein  diese  Freude 
dauerte  nur  wenige  Tage,  eine  desto  größere 
Menge  trat  hervor ;  auch  erschienen  sie  nun 
muf  dem  Obersdienkel,  auf  der  ganten  rech-t 
ten  Unterextremität ,  und  auf  dem  männli« 
chen  Gliede.,  Die  Eichel  entzündete  sich,  und 
war  vtixx  ähnlichen  Flecken^  aufser  dem  schon 
Torhandenen  GeschwUre,  besetzt*  Nach  we- 
nigen Tagen  yerloren  sich  jedoch  die  Entzün- 
dung der  Eichel  ui^d  auch  die  Flecken  wieder. 

Da  ich  Zimmer  jedes  reneriscl^e  Uebel, 
das  ich  zu  behandeln  hatte,  glücklich  be- 
zwang, wenn  ich  das  Hydrargyrum  muria-^ 
ticum  mite  in  steigender  Dosi  so  lange  fort« 
setzte,  bis  ein  Reiz  auf  das  ganze  System 
erfolgt  war  (welches  nach  Verschiedenheit 
des  Individuums  iPrüher  oder  später  geschie- 
het)^  und  was  sich  durch  ein,  drei  bis  vier 
Tage  daurendes  Fieber^  nach  vorhergegan- 
genem gereizten  Pulse,  mit  abgegriffenem 
Munde,  Kopfschmerz,  Sehmerzen  im  Halse, 
in  d0n  Gliedern,  zu  erkennen  giebt;  ^o  fing 
ich  nach  Verlauf  von  lo  Tagen,,  nachdem. 
das  Speicheln  ganz  aufgehört  hatt^  und  Pa- 

C  2 


-     36     - 

r 

tient  sich,  aufser  dem  Erscheinen  neübr  lieh 
kenj  und  Vergehen  der  da  gewesenen^  recht 
wohl  befand,  das  Hydrargyr.  mur*  mite  wie- 
der an  nehmen  zu  lassen,  und  zwar  so,  daJj 
ich  Ton  acht  und  einem  halben  Gran,  jeden 
Tag  um  einen  Gran  herab  stiege  in  der  Idee, 
jenes  Fieber  nun  bald  erregen  lu  kÖnneiL 
Als,  unter  bisweüigem  Aussetzen  auf  einen 
bis  zwei  Tage,  bis  zu  sechs  Gran  herunter 
gestiegen  war,  entstand  dpn  i6ten  Nor.  ge- 
gen Abend,  nachdem  eine  ödematose  Gs-  1' 
schwulst  des  Fufses  um  die  Knöchel,  und  y 
gewisse  Empfindungen  im  Fufsgelenke-FO^  1* 
ausgegangen  Waren ,  ein  mehr  als  Hand  gro* 
Iser  dunkelrother  entzündeter  Fleck^  der 
vom  untern  Theile  der  linken  W^de  anfinge 
und  bis  zur  Hacke  sich  forterstreckte,  wel- 
ches den  Kranken  in  nicht  geringe  BestSr' 
zung  versetzt  hatte,  da  es  gans  das  Anse- 
hen nahm^  als  wollte  sich  die  EntailnduBg 
dem  Brande  nähern.  Ich  liefs  einen  Um«  t^ 
schlag  aus  I^  Mixtur.  Vulner,  acid^  siM 
Sacch,  §/•  Aquae  simpL  ^v.  auflegen,  und 
da  mir  dieser  noch  zu  reizend  schien,  fol- 
genden anwenden :  1^  Amon.  muriat.  gr.  s» 
Aceti  Viiu  §/•  Aquae  simph  \vj,  M.  wo- 
mit ich  dem  Fortgange  der  Entzündung  Qrän-* 
%en  setzte. 

Den  jBebrauch  des  Mercurii  glaubte  i^ 


-^     37     -.   - 

nun  nicht  langer  Sottsetzen  zu  dürfen,  da  es 
9ich  darnaoh  zu  verschlimmern  schien«  Da  aber 
die  Zeit  wollte  benutzt  sejn,  so  muTste  ich  ein 
anderes  kräftiges  Mittel  an  die  Stelle  setzen. 
Ich  erinnerte  mich  eines  sehr  wirksamen  Der 
cocts,   das  mir  sonst  schoil,  und /besonders 
Tor  4  Jahren,  warlich  Wunder  that.     Den 
Kranke,  dem  ich  dies  brauchen  liejb,  war  in 
vieler,  und  besonders  zweier  berühmter  und 
wirklich  geschickter  Aerzte  Hände  gewaien^ 
nach  deren  verordneten  Mitteln  es  sich  jedes-  ' 
mal  mit  ihm  verschlimmerte,  so  dafs  er  eine 
2ieit  lang  gar  keinen  Arzt  mehr  gebraucht 
'liatte,  als  er  bei  mir  Hülfe  suchte.    Dieser 
-Kranke  war  ganz  abgemagert,  hatte  ein  erd- 
fahles Ansehen,  seine  FüEse  waren  Ödema« 
tös  jgcschwoUen,   auf  den  Schienbeinen  wa- 
ren unreine  Geschwüre  mit  schlaffen  Rän- 
dern ^  die  Knoch^nsubstanz  aufgetrieben;  an 
der  Stirn,  dem  Schlüsselbeine  rechter  Seite, 
dem  Brustbeine,  den  Ellenbogenbeinen,  war 
;ebenfalls  eine  tophöse  Anftreibung,  und  Ger 
jSchwüre.    Ich  schlofs,   dafs  alle  diese  Uebel 
venerischer  Abkunft  wärej;i,  und  zu  häufiger 
Gebrauch   des  Merdurii  ihn  in   dies  Elend 
.versetzt  hatte,  ohzwar  Patient  mit  dem  Ge- 
ständnisse nicht  heraus  wollte,  ich  auch  die 
Recepte  der  schon  gebrauditen  Mittel  nicht  . 
zu  durchsehen  bekam« 


—     38    — 

Dabei  waren  die  Baubheingeweide  im 
elendesten  Zustande ,  mangelnder  Appetit, 
Leibesy erstopf ung,  Hämorrhoidalbeachwer- 
den  vorhanden;  ich  glaubte  nicht,  je  seine 
Gesundheit  wieder  herstellen  au  können;  nvf 
sein  flehendes  Bitten  konnte  mich  vennö« 
gen«  ihn  in  die  Cur  zu  nehmenr 

Zuförderst  liefs  ich  Kali  t^arcaric  Extf* 
i'araxac^  ec  Hellebor.  nigr.  brauchen;  es  ent- 
stand ein  Fieber,  und  der  Kranko  schien  mit 
dem  Tode  2u  ringen,     er  war   einige  Tage 
ganz  bewulstlos«     Die  China  hielt  die  ^ia* 
kenden  Kräfte  empor;  Pat»  kam  wieder  n 
sich,   und   genals   von   diesem    Fieber;  der 
übrige  Znstand  bKeb  wie  yorher*     Ich  fing 
nun  den  Gebrauch  des  folgenden  Decocts  an; 
1^    Madie.    Sarsaparille    Iß^«    Masun    Zigni 
sancU  ^ix.  Herb.  Card,  bened.  §/•  Stöchai 
citririr  Jp,  Stochad.  arabic.  ^\  c.  Mise.  Hier* 
auf  werden  6  Maals  Wasser  in  einen  Top( 
mit  passendem  Deckel  gegossen,,  man  labt 
es  48  Stunden  stehen,    dann  wird  der  Topf 
verklebt,    und   bei    gelindem   Fener    bis  4 
Maals  eingekocht.    Hernach  werden  folgen« 
de  Species  noch  hinzugesetzt:    1^  Turpetk 
vegeeabiL  opcim.  ^y.  Hermodactyl.  5^,   Coru 
Ligni  sancti  ^iv.  Ligni  Aloes  ^g.     Die  Her» 
modactyL  werden  mit  weilsem  Weine  abge- 
waschen,   getrocknet,    und   alles    zu   einem 


I 


I  • 

-     99     - 

gröblichen  Pulver  gestofsen.  '  Auf  diete  Spe- 
cies  werden  drei  Quartier  alten  weilsen  Weins 
gegossen  I  vier  und  zwanzig  Stunden  mace- 
rirt)  und  nachdem  das  obige  Decoot  bis  auf 
4  Maafs  eingekocht  ist ^ ''wird  dies  hinzuge- 
than,  'aufs  neue  yerklebt,  und  noch  andert- 
halb Stunden  sanft  gekocht,  da£i  nach  Ab- 
klären und  Auspressen  9  4  Maafs  Colatur 
4>leiben, 

Der  Kranke  soll  nichts  anders  als  diesen 
Trank  trinken y  des  Morgens,  zwei  Stunden 
vor  dem  Aufstehen,  drei  bis  vier  Tassen 
warm,  und  darauf  schwitzen,  des  Abends  im 
Bette  eben  so  idel«  Die  Hände,  Gesicht^ 
und  den  Schaden  soll  er  damit  waschen,  und 
damit  befeuchtete  Lappen  überlegen. 

Seine  Diät  dabei,  soll  in  wohl  gebrate- 
nem Fleische  von  Schafen,  Kälbern,  Gapau- 
nen,  ohne  Fett,  und  Weiteenbrodt  beste- 
hen; er  soll  keine^  Suppe,  kein  gekochtes 
Fleisch,  keine  Eyer  und  Fische  geniefsen. 

Das  Turpephum  vegetabü^  soll  nur  im 
Anfange  der  Cur,  und  weün  es  dem  Kran- 
ken am  offene;i  Leibe  feUt^  hinzu  genom- 
men werden* 

Dieser  Kranke  befolgte  alle  Vorschrif- 
ten auf  das  genaueste;  32  Maafs  dieses  De- 
cocts  waren  hinreichend,  seine  Gesundheit 
bis  auf  eine  zurückgebliebene  Harthörigkeit 


-    4o    -^ 

ZU  Zeiten,  Töllkommen  herzustelleo.  -  Simmt« 
liehe  Knocheageschwülste  waren  venchwon- 
-den^  ohne  eine  Spur  zurück,  zu  lassen,  die 
Geschwüre  geheilt ,  und  dies  in  Zeit  yonio  . 
Wochen.  Sein  Körper  nahm  an  Kräften  und  1 
Umfang  zu,  und  er  steht  jetzt  wieder  einem 
-OberfÖrst er* Posten  Vor,  nachdem  er  einige 
Jahre,  wegen  Unvermögen  seinem  Amte  yo^ 
zustehen,  pensionirt  gewesen  war«  —  Jenes 
Dccoct  schreibt  sich'  ron  einem  alten  eng- 
lischen Arzte  Coock  her  C). 

Vom  21.  November  an,  liefs  ich  dieses 
Decoct  meinem  jetzigen  Patienten  trinken, 
.im  festen  Vertrauen,  hiemit  die  Gesundheit 
'eben  sobald  und  so  glücklich  herzustellen. 
Sobald  es  bereitet  war,  liefs  ich  auf  der  ent« 
zündeten  Stelle  auF  der  Wade  Gompressefr 
•mit  diesem. Decoct  befeuchtet,  warm  über- 
legen ,  und  erreichte  damit  glücklich  die  Zer- 
theilungy  so  nahe  auch  die  Entzündung  dem 
Brande  war  Z>).  Alles  ging  nun  gut,  auch 
die  andern  Flecken  vergingen,  und  es  e^ 
zeugten  sich  nur  sparsam  neue.  Aber  nicht 
lange  dauerte  diese  frohe  Hofnung  baldiger 
Genesung:  es  brachen  neue  gröfsere  Flecke  . 
auf  dem  Oberschenkel  jbiervor^  ia  grofsen 
Striemen^  welche,  nach  Beschreibung  des 
Kranken,/  sich  dei  Abejids  über  die  Hau^ 
erhüben;  die  kleineren  Flecken  bildeten  Hü- 


^ 


—    4'    — 

gel^'  es  wäre  alsdann  die  Haut  wie  ein  gd« 
pflügter,  Acker,  und  als  ob  Maulwürfe  deif 
Erdboden  durchwühlt*  hätten.    In  der  Nacht 

'  yergiengen  die  Erhabenheiten  während  der. 
Transpiration;  am  Morgen,  zu  weif  her  Zeit 
ich  die  Flecken  tiur  sähe ,  waren  sie  nicht 
mehr  erhabeni^ 

/Es  hält  mit  dem  Ausbruche  dieserflek-r. 
JLen' seine  Periodeh^ .  in  jeder  Woche   ge-' 

•schiehet  eine  grofse  JEruption^  dann*  giebt 
es  zwei  bis  drei  Tage,   wo   äufserst  wenigej; 

•  auch  wohl  einen  oder  zwei  Tage  gar  keine; 

•  neuen  erscheinen,  dann  fangen  sie  wieder 
an  häufiger  herVor  zu  treten,  mit  jedem  Tage 

« «rscheineux  dann  mehrere,  bis,  am  .vierten: 
Tage  gewöhnlich,  eine  grofse  Menge  aus-t 
bridht.  Zuvreilen  giebt  es  auch  Perioden,* 
in  welchen  sie  acht  Tage  lang  jeden  Tag 
in  Menge   zunehmen«     Zwischen   drei  Uhr 

'  X^achmittags  und  Abends,  kamen  die  neuen 
Flecke  jedesmal  zum  T^orschcin.  In  ihrer 
Dauer  verhalten  sie  sich  so,  da£4  sie  iz^ 
Stunden  sehr  dunkelroch  bleiben;    dann  ins 

■■  \upferfarhene  übergehen,  alsdann  grau  wer- 
den, ins  schwarze  spielen,  hernach  haben  sie 
das  Ansehen  des  Eisenroscesy  werden  dann 
blafsgelberj  und  vergehen  mit  dem  fünften, 

,    sechsten  Tage   ohne  eine  Spur  zurück  zu 

'  I  lassen».  < 


\. 


—    42    «- 

Sie  kommen  in  einem  grofsen  Umfange 
Ton  einem  bis  zwei  gute  Groschen  lierroi^ 
und  so  immer  kleiner,  so  dafs  einige  aucb 
nur  wie  Flohstiche  und  ganz  kleine  Punkte 
sind.  Zu  einer  Zeit  kommen  nur  riele  grolle^ 
SU  einer  andern  Zeit  viele  kleine  dicht  aa 
einander  herfor;  zuweilen  sind  grofse  und 
Juleine  Flecken  untermischt«  Wenn  viele  auf 
einmal  hervorbrechen,  wird  mehrestheils  nar 
eine  Seite  des  Schenkels  oder  Fnbes  be£il- 
leüf  z.  B,  erst  die  äuüiere  Seite  des  Ober- 
achenkelsi  am  andern  Abend  äie  untere,  dann 
wieder  die  innere,  und  dann  die  obere  Seiten 
da  dann  die  erstern,  um  den  4ten,  5ten  ^^ 
aqhon  wieder  fast  ganz  vergangen  sind*  Wo 
grofse  sehr  dunkele  Flecken  waren,  die  dann 
gewöhnlich  die  Kupferfarbe  erhalten,  und 
länger  besteben,  schilfere  die  Haut  ab.  Es 
.giebt  auch  Ausbrüche,  wo  sie  nur  eine  üo« 
senröthe  haben,  und  mit  dem  dritten  Tage 
fast  ganz  wieder  verschwunden  sind* 

Nach  ohngeiähr  drei  wöchentlichem  Ge- 
brauche des  Decocts,  entstand  am  rechten 
Fufse,  unter  ähnlichen  V orempfindungeni  und 
vorheriger  Anschwellung  des  Ful^elenkiy 
eine  eben  so  grofse  Entzündung  in  dersel- 
ben Gegend  wie  am  linken  Fufse,  zwischen 
Nachmittag  und  Abend.  Patient  nahm  seine 
Zuflucht  zum  Decoct,  und  legte  es  mit  Com- 


V 

L 


-    43     - 

preiien  warm  liber«  Am  Morgen  hatte  sich 
die  Entsundung  so  verändert ,  dafs  ihre  Spur 
nur  durch  den  grofsen  gelben  Fleck  noch 
m  erkennen  war,  und  war  also  damit  eine 
schnellere  Zertheilung  als  am  linken  Fufse 
mit  der  verdünnten  Mixtur^  Vulner.  acid. 
lud  dem  schwachen  Oxycrat^  bewirkt  wor- 
den y  welche  an  dem  linken  Fulse  zuerst  ge- 
braucht wurden,  ehe  das  Decoct  zu  haben 
war. 

Am  Rande  dieses  gelben  Fleckes  kamen 
vene  grolse  in  einander  Aiefsendei  so  auch 
anf  dem  Oberschenkel  zum  Vorschein;  auch 
aeigten  sich  auf  den  Armen,  zuerst  aui  dem 
Hi^en«  xnit  ödematöser  Anschwellung  der 
Sand,  welches  aber  nur  zwei  Tage  dauerte, 
im  Gesichte,  auf  der  Nase,  den  Backen,  der 
ifitim  und  der  kahlen  Platte,  wo  sie  bisher 
noch  nicht  gewesen  waren,  einige  kleine 
Punkte,  wie  Flohstiche,  welches  den  I^ran- 
ken  sehr  beunruhigte« 

Daraus  ur(heilte  ich  nun,  dafs  das  Hy-' 
•dfärgyn  mur,  mue^  wovon  der  Kranke  zwei 
-Drachmen  und  zehen  Grane  genommen  ha- 
Jien  mochte,   das  venerische  Gift  nicht  ver- 
tilgt haben  müfste,  und  entschlofs  mich,  mit 
dem  Decocte  das.  Hydrargyr^  muriat.  cor-- 
rosw.  zu  verbinden,    um  desto  mehr  nach 
der  Haut,  dem  Krankheitssitze,  zu  wirken. 


r-   44    ^. 

Ich  liefs  mit  folgenden  Pillen  denn.  Dec 

den  Anfang  machen:  ^  Mercurii  mur.  cou 

POS,  gn  vj.   in  Aqua  fervent.  solutm  c.  MU  . 

.  cae    Panis   alb.   Sacch*    alb.   aa   5^*  form» 

J^iluL  No.  i8o,  von  welchen  den  ersten  Abend 

drei  Stück)  am  Morgen  vier^  den  2teu  Abend 

^wieder  vier,    am  3ten  Morgen  und  .Abend 

Jünf  Stück  genommen  wurden.     Bei  dieser 

ileutern  Dosi  entstand  Neigung  zur  Diarrhoen 

Ich  ric^th  diesen  Tag  keine  Pillen  xü  nd^ 

juen;.  indcls  hatte   es   der  Kranke  doch  ga^ 

tljit^n,  und  sechs  Stück  am  Abend  genommefli 

worauf  wirkliche  Diarrhoe  erfolgte*    Ich  lieli 

jetzt  die  Pillen  bis  aum  Aufhören  derDiar« 

xhoe  aussetzen,   dachte  mir,   dals  yielleialil 

das  Lignum  sanctum  im  Decoct  den  Durdh 

/all  begünstigen  könne,    und  beschlofs,  die 

.Sublimatpillen  mit  einem  blofsen  saturirteii 

}Z)e.cocto  Sarsaparillae  nehmen  zu  lassen* 

So  pünktlich  als  der  Oberförster  (yot 
dem  in  dieser  Geschichte  oben  erzählt  wor- 
den) in  Befolgung  aller  Vorschriften  bei  dem 
Gebrauche  des  Coockschen  Decocts^  konnte 
dieser  Patient  nicht  zu  Werke  gehen.  Er 
mufste  gegen  Abend  mit  seiner  FamiUe  Thee 
trinken,  Morgens  seine  Semmel  mit  Thee 
geniefsen,  konnte  überhaupt  die  gehörige 
Yertheilung  der  Quantität  des  Decocts  den 
Tag  über  nicht  so  einrichten ,    zu  Mittage 


-    45    - 


rfiiipp'e  und  GömSsa  dieh  nicht  bihel- 
da  er  daran  in  sehr  gerrohnt  war.  Ge^ 
^net  Fleisch  w'ar  ihm  zuwider,  er  äüs  des- 
ffenigy  zuweilen  gar  nichts,  auch  mufate* 
ii  Jffittage  zwei  bis  drei  Gläser  eines 
ten  Frfnzweins  trinken.  Dicjcer  Reis^ 
ipan,  SchwadengrStze,  Nudeln,  welche 
Uck  zubereitet,  als  Gemüse  empfahl,  auch' 
soner-  Hafer-  Zuckerwurzeln,  Pastinak, 
!rabi  und  ähnliche  Dinge  reizten  seinen 
jaen  zu  wenig.    Gewifs  ist  wohl  die  Ab-*; 

des  Coock  bei  seiner  Vorschrift  in  det 

--diese   gewesen:    mit   dem   gebratenes 

che  kräftig  zu  nähren,  und  mit  den  Sup« 

den  Magen  nicht  zu  erschlaffen,  um  desto 

eine  Quantität. Decoct  trinken  lassen  za 
len ,  ohne  die  Verdauung  zu  schwächen; 
Den  8ten  Januar  war  es  mir  endlich  gd« 
en,  den  Patienten  zum  Gebrauche  war«* 
Bäder  zu  bewegen,  welches  ihm  bis  dahin 
manchen  Gründen  eine  unmögliche  Sache 
ssen  war,  ohnerachtet  ich  schon'  oft  dazu 
jthen  hatte.'  Von  diesen  hoffte  ich  so 
p  dals  sie  bei  dem  Fortgebrauche  der  8u^ 
ratpillen,  baldige  Heilung  dieses  so  hart-« 
;igen  Hautübels  mit  bewirken  aolteen. 
]ib£s  wöchentlich,  Abends  vor  Schlafen^ 
m,  drei  Bäder  nehmen;  zu  .jedem  Bad^ 
je  eine  Unze  Sapo  venet,^  ;zur  :wei^en 
sis^^nss  bereitet;  genommen« 


-    46    - 

Bis  zum  i8ten  Januar  stieg  ich  mit  den 
Sablimatpillen  allmählig,  daCi  Patient  bis  ta 
einem  halben  Grane,  den  i7ten  Abends  sie- 
ben i  und  am  folgenden  Morgen  acht  Stud^ 
genommen  hatte.     Gegen  lo  Uhr  den  igtea 
Vormittags  9  entstanden  Ueb^lkeiteni  Erbro- 
chen,  Nachmittags  eine  schmershafte  Disr* 
rhoe.    In  kleineren  Abtheilungen   diese  iS ' 
StUck  Pillen  nehmen  su  lassen,  wollten  Um- 
stände nicht  erlauben^    da   sie  dann  dieie 
nächtheiligen  Wirkungen   nicht  xnwege  ge- 
bracht haben  würden*    An  diesem  "Tage  ka« 
men  gar  keine  neuen  Flecke  hervor.    Patient 
'schrieb  es  dem  zu,    da£s  er  sich  den  Nacli- 
mittag   zu  Bette  gelegt*    Indefs  hielten  dis 
folgenden  Versuche,  sich  zu  Bette  zu  legea, 
den  Ausbruch  neuer  Flecke  nicht  ab*    Ds 
Patient  nur  Morgens  und  Abends  die  Pillen 
einnehmen  konnte,  so  liels  ich»  um  nach- 
theilige  Folgen  zu  verhüten,  zu  Abend  eine 
Milchgrütse  essen,  auf  die  Pillen,  die  er  dei 
Abends  beim  Schlafengehen  nahm,  noch  vier 
Tassen  eines  satur^rten  Decocci  SarsaparilL 
dann  frühmorgens   zuerst  drei  Tassen   die- 
ses Decocts  trinken,  dann  die  Pillen  neh- 
men, und  darauf  nachher  absatzweise  noch 
sechs  Tassen  trinken*  Drei  Stunden  nach  dem 
Einnehmen  der  Pillen,  genofs  Pat.  sein  Früh- 
stück von  drei  bis  vier  Pfennige  Semmel  mit 


,      -    47.   - 

aigen  Taasen  von  gewöhnlichem  Thee.  Vom 
ten  December  bia  i8ten  Januar  niochte  der 
*anke  in  allem  «wischen  acht  und  neun 
ran  Sublimat  genommen  haben« 

Die  warmen  Bäder,  in  Verbindung  des 
blimats  innerlich,  hatten  das  Hautübel  in 
9hts  geändert j   das   Entstehen,   Vergehen 
,d  Wiederkommen  der  Flecken  blieb  unrer* 
dert;  indels  untersagte  mir  der  gänaliche 
ftngel  des  Appetits»  und  allgemeine  Schwä- 
a  des  Körpers,  den  ferneren  Gebrauch  dea 
ercuriL    Den  sr«  Janii  lielsich  eine  gelin« 
»  Abführung  aus:  ^  Tanari  depur.  Pulv. 
rhei  Ti  3/.    Syr»  BJiei  q.  j.  form.  PiluL 
7nd.  gr.  ij.  nehmen«     Die  Constitution   au 
irken,    wurden  folgende  Pillen:    ^i  Puh. 
ort.  Chuu    elect.  5vj\    Radic    Columb.  3/. 
yr.  Cort.  Aurant.  q.  s.  form.  PiluL  ponden 
ran.  trium  cum,  Puh.  Cort.  Cinamom.  con^ 
^erg.  sigL  Starkende  Pillen,  täglich  drei  bis 
lermal»  swansig  bis  dreifsig  Stück  zu  neh- 
len«  Terordnet«    Mit  diesen  Pillen  lief s  ich 
nch  das   Acidum  sulphur.  dilut.   ^  Acidi 
ulph.  du.  5^.  Spirit,  sulphur.  aether.  Zj*  M. 
aerst  zu  zwanzig,  dann  allmählig  bis  zu  vier- 
ig Tropfen  in  einer  Tasse  Wasser  hintte-: 
ler  trinken.    Die  warmen  Seifenbäder  wur« 
len   beibehalten*     Den  Sosten  Januar  liefs 
eh  die  Columbo  weg,  und  die  China  mit  dem 


cur.  nürio.  gutt,  xxiv,  Aquae  Rub.  Idaei  1;. 
Hoch  erst  yerbraucfaen,  und  es  dann  am  ^ten 
März  auf  folgende  Weise  in  Pillen  nehmen: 
^  Soiut.  Mercur.  nüric.  guu.  xxöc^i  Gummi 
MimosaCj'Sacch.  alb,  ^  q.  s,  M.  form^Pu 
luh  No.  6oi  consperg.  Lycopod.  jD.  S*  im 
Abends  eine  Pille  zu  nefamen» 

Diese  Pillen  yertrug  Patient  besser;  idi 
konnte  damit  allmählig,  bis  zu  yier  Stück 
des  Abends  steigen,  ohne  d^fs  Uebelkeit  oder 
Diarrhoe  entstand. 

Vom  yten  bis  zum  loten.März  kamai 
Flecken  in  gröfser  Menge,  auf  den  Untereztre^ 
mitäten,  den  Armen,  dem  Gesichte,  dem  Penc' 
und  der  Eichel  hervor;  die  Mündung  der  HaE»^ 
röhre  wurde  entzündet ,  und  es  Aofs  ein%l 
^Feuchtigkeit  aus. 

Den  Uten,  i2ten  und  iSten  März  ki> 
men  gar  keine  Flecken,  die  Haut  hatte  £ut 
überall  ihre,  natürliche  Farbe,  nnr  wenige 
Spuren  der  da  gewesenen,  waren  hierund  dt 
noch  vorhanden,  die  Mündung  der  Harn- 
röhre war  natürlich ,  und  keine  Termehrte 
Absonderung  in  derselben  bemerkbar.  Hie^ 
über  war  ich  und  mein  Patient  sehr  erfreut; 
aber  den  i4ten  März  kamen  wieder  einzelne 
JP/acAd/^  zum  Vorschein,  mit  jedem  Tage  meli- 
rere,  den  i7ten  eine  grofse  Menge  kleiner 
rother  Punkte,    dicht  an  einander,   auf  d^ 


\    -    5i    - 

innern  Seite  dea  rechten  Oberschenkels,  auch 
-auf  der  linken,  nur  geringer.  Taglich  erschie- 
nen nun  mehrere)  immer  gröfaere  auf  der 
Snfseten,  oberen,  hinteren  und  unteren  Seite 
der  Oberschenkel,  auf  den  Glutaeis^  auf  den 
Amen  bis  zu  den  Händen,  im  Gesichte,  auf 
dem  männlichen  Gliede  und  der  Eichel;  zu* 
gleich  war  die  Harnrohrenmiindung  entzündet, 
mit  yeiteehrter  Absonderung  aus  derselben, 
doch  nicht  so  vielfdafs  davon  etwas  im  Hemde 
zu  erkennen  war.  Seit  dem  aSsteuMärz  ist  der 
Ausbruch  Aet  Flecken  auf  den  Unterschenkeln 
.Und  Fiilsen  am  häufigsten;  Anschwellung 
der  Fulsgelenke ,  eine  gewisse  spannende  Em- 
pfindung in  denselben,  und  eine  vermehrte 
Wärme  im  ganzen  Unterschenkel  waren  dem- 
selben vorausgegangen,  indefs  die  Flecken 
.am  Oberschenkel  vergiengen* 

Den  igten  Mära^  verstärkte  ich  das  Subli- 
jnatbad,  und  nahm  fünf  und  zwi^nzig  Gran,  den 
ftistpn  aber  eine  halbe  Drachme. 

In  der  guten  Periode,  wo  keine  Flecken 
hervor  kamen,  den  iiten,  i2ten,  igten  und 
i4ten,  hatten  wir  hier  Thauwetter  und  schon 
recht  angenehme*  Tage  j  mit  Eintritt  des  Fro^ 
li^es^  ging  die  P^ermehrung  derselben  wieder 
ao*  Da  ich  das  CoocA^cAe  Decoct  aussetzte, 
mit  welchem. d^s  Morgens  und  Abends  die 
Flecken  gewaschen  wurden,  so  liefs  ich  an  die- 

D    2» 


—     5a     — 

ser  Stelle:  1^  Solut.  Mercur.-  nitric,  giut< 
xxxvj,  Aifuae  destüU  simpL  ^xij.-  M.  um 
Waichen  nehnien,  welcher  noch  bis  jets 
beibehalten  wird;  Nur  wenn  Pat.  das  Subti 
matbad  nimmt)  wird  nicht  damit  gewaschai 
Seit  dem  loten  October  i8o'4  bat  Patieä 
innerlich.: 

Hydrargyr.  niuriat.  müe  3if  et  gn  x. 

—       — Ä      ,  —         corrosiif,  "gr.  ix. 
Soluc.  Merc.  nicric.  in  Tropfen  g^tt.  xwv^ 
«^   —      •«-        in  Pillen  guu.  xxx* 
Sufserlich : 

zum  Bade,  Hydrargyr.muriac,  corros.Z'^ 
zum  Waschen,   Solut,  Mercur.  nitric.  W^ 

et  guttm  xxxvj, 
yerbraucht. 

Die  Krankheit  ist  imi  nichts  gebessert 
sondern  vom  October  bis  jetzt  Ausgangs  Man. 
immer  gleich  geblieben;  die  Brust ^  der  RiA* 
Ae/i  und  Unterleib  bleibeif  bis  jetzt  von  des 
Flecken  noch  verschont. 

Der  Kranke  ist  sonst  noch  bei  Kräftefl) 
hat  guten  Schlai^  guten  Appetit,  und  ist  mun- 
terer Laune,  wenn  die  Hartnäckigkeit  sein« 
Krankheit  ihn  nicht  muthloa  und  beküitf- 
mert  macht«  Sein  Körper  hat  aber  merklick 
abgenommen,  und  die  Haut  hängt  schliff 
um  die  Muskeln  der  Schenkel. 
^     Worin  liegt  die  Unbezwinglichkeit  die* 


z' 


—     53     — 


vreheriaclien  Hautübels,  dessen  NAtur  und  * 
Liinft  viibezweifelc  ist?    Ist  es  das  hohe 
r  dieses  Kranken,    und  Verdeibnifs   der 
e,  die  so  tiefe  Wurzel  jgefaf'&t  hat,  durch 
lange  Dau^r  des  damit  vermischten  re- 
ichen Giftes,  oder  die  Verzögerung  der 
bis-  Anfang  des  Winters? 
Wie' erklärt    es   sich,    daTs    die    neuen 
kttn  nur  Nachmittags  von  3  und  4  Uhr 
eegen  g  Uhr  Abends  hervortreten,  aufser^ 
er.  Zeit  aber  nie  neue  Flecken  entstehen ; 
periodisch  ein  sehr  häufiger  Ausbrach  er- 
C^  und  jeden  Tag  nur  gewisse  Stellen  häu-*< 
*  damit  befallen  werden,  nemlieh  einen  Tag-* 
«gsweise  der  rechte  Oberschenkel,  ein- 
die  innere  Seite,  dann  die  äufsere,  dann 
•^bere  u.  s.  f.,    dann  wieder  der  linke 
rachenkel  und  rechte  Arm,   unterdessen ' 
Uebel   an    den    Oberschenkeln  in   Ab^^ 
ne  kömmt,  der  linke  lJntets^h0nkei:uttd.i^ 
•.häufiger  davon  besetzt  wird,    am  -r^ch«!^ 
Unterschenkel  aber  nur  w^enige'bder  gar 
leT' neuen  Fleckeil  entstehen;  daft  einenv" 
[  bi#  drei  Tage  (welches  vsiur  feteiten'^  ge- 
ehrt) gar  keine  neuen.  FtedLea -herror- - 
im^n,    ab^i^  da'nn  aiich'  wieder  in:  d^to'* 
*serar'>Meng4^  l^:dii£i  ein  ZeitrsamVon  * 
Tagen  kömmt,  in  .we]<sh0m'  sie  auf  «einem 
Theile,   die'  gewähnKch'^dantit- befallen. 


-    54    - 

werden,  sehr  häufig  erscheinen;  dals  bis  jetst 
der  Truncu«  von  den  Flecken  noch  £rei  ge« 
bliebon  ist?  -«• 

Eine!  solche  venerische  Pleckenkrankhek 
(Morbus  ^ac'ulosus  venereusj  sah  ich  noch 
nie,  und  einen  Patienten  Yon  so  hohem 
Alter  an  einem  yenerischen  Uebel,  hatts 
ich  seit  den  35  Jahren ,  in  denen  ich  Krank- 
heiten mit  Kcnntniis  und  eigenem  Denken 
heile  y  noch  nicht  in  meiner  Behandlung« 

Ist  bei  diesem  alten  Manne  eine  gan>r 
liebe  Heilung  nocjh  xu  hoffen?  Welche  lififr« 
tel  und-  welche  Anwendung  derselben  weN 
den  sicher  zum.  Zweck;e  führen? 

Woher  kommt  es,  dafs  unter  einem  jh\ 
den  Yeränderten  Heilverfahren ,  es  wunh' 
Hydrargyrunh^  oder  das  beschriebene  CoodiA 
sehe  DecocCj  oder  die  China  mit  den  Mie; 
neralsäuren  allein  genommen,  die  Flecken- 
ktankheit  im  Erscheinen,  Vergehen  und  Wie- 
derkooimeni  sich  immer  gleich  geblieben  islt 

Die  EffsihruDg  hat  mich,  so  wie  anda< 
Tß  AerzVe^  bemerken  lassen;  dals  zuwei- 
len, bei  schon  weit  Torgeriickteil  Folgen  dar 
venerischen 'Ansteckung,  bei  Schankem  das 
Penis  und  .  Scroti^  bei  Condylomen  um: 
den  After ji  bei  venerischer  Halsentzündung,, 
zeben  bis  einige  zwanzig  Grane  des  ifydrar-' 
"^yri  muriatic^  mitis^    in  immer  steigender 


—    55     — 

Dosiy  durch  ein  |[)Bld  eingetretenes  Fieber, 
hinreichend  waren,  zu  heilen,  und  selbst 
Condylomata  verschwinden  zu  machen,  ohne' 
dafs  es  nöthig  war.  Örtliche  Mittel  dabei 
g&zuwenden.  Es  sind -mir  aber  auch  Fälle 
vorgekommen,  dals  bei  Befolgung  dieser 
Methode,  wenn  ich,  bei  dem  fast  gänzli- 
chen Heilen  der  Localübel,  das  Hydrar^ 
gyrum  noch  fortbrauchte,  alles  sich  wie-« 
der  verschlimmerte,  die  Schankergeschwiite 
aufs  neue  um  sich  frafsen,  und  Geschwüre  im 
Hals6  sich  erzeugten,  die  ahfänglich*  noch 
nicht  vorhanden  waren ;  woraus  ich  die  Vor- 
siohtsregel  genommen  habe,  sobald  ein  all^e- 
meiner  Reiz  auf  das  ganze  System  bemerkbar 
wm'dey  dib  ältlichen  Geschwüre  sich  gerei- 
nigt hatten,  und  zur  Heilung  anschickten,  den 

a  I 

Gebrauch  Aes-Hydrargyri  bei  Seite  zu  jretzen. 

Es' giebt  Im  Gegentheil  auch  Kranke, 
die  gegen  den  Quecksiiberreiz  so  unempfind- 
litfi  sind,  dafs  einige  Drachmen  des  Mer-^ 
cur:  nturiät.  mitis^  erforderlich  waren,  jenen 
Reiz  zu  «r^gei^. 

Wie  schon  bemerkt,  so  dauerte  eine  schein- 
bare Besserung  bei  meinem  Kranken  nur  we- 
nige Tage,  weshalb  ich  bewogen  wurde,"  mit 
dem  Mercur,  muriat.  müi  bis'  zu  acht  und 
einen  halben  Gran  zu  steigen^  und  mit  einem 
Grati  t&glich  bis  zu  6  Gran  hejrab  zu  gehen/ 


—     56    —      ^ 

^  .  Da  ich  bei  Heilung  ^iner  jeden  Kc/mk« 
beit  dem  Grundsätze  treu  zu  bleiben  suche, 
dij^  .Kräfte  des  Kranken  zu  erhalten,  und 
mit  einer  magern  zu  sparsamen  Diät  nicht  sa 
schwäche^,  id;  auch  Kräfte  zur  Heilung  einer 
jedfßn,  und  insbesondere  vcneriscben  Krank-^ 
heit  Yorziiglich  nöthig  hßlte;  so  habe  ich  die- 
sem Patienten  zu  Mittage  eine'.  JLraftiga 
Fleischsuppe  ohne.  Fett,  dienlich^»,. Gemüse, 
^ejiaqhtes  und  gebratenes  Fleisch  in^ordnet^ 
und  nur  die  bekannten  schädlichen  Fleiscbr 
arten  und  Fische  nicht  essen  lassen,  auch, 
eipi^  Gläser  cii}.ßs  weifsen  oder  XQthon-fraa^ 
a^Qsischen  Wei]:\S)  nach«  den  Umständen,  eh, 
la\ibt ;  zuweilen  sin4  e^  wphl  fiinf  .Gläser  ge-^ 
worden  I  welchem  ohne  meine  Bewilligung  ge^ 
schehen  ist.  Von  diesen  sollte  ich  ab^^f  dock 
nicht  glauben )  dafs.  ^ie  ein  Hindertiülli  das 
guten  Erfolges  g;e>^^j|de]jL  ^eyn  sollten?' 

Bevor  leb.  noch^  das  verla;^gte  jiiiphste^ 
hende  Gutachten  /fbsenden  konE^j-^ei^kielt 
ich  unter  dem  3i.  Mai  i8o5  .diesen  JEei^nere^l 
Bericht  von /dem  Krankee':  / 

Da  die.  Sublixnatbädor  bei  diesem  Kran- 
ken nichts ,  besserte»,  vielm'ähr  es  sich  darauf 
Zrii,.veris»chlimnicri»  schien,  so  stand  ich  'da- 
von^  ^nd  auch  yoiv^^^n  Paulis  Mercur.  nU 
fric^  iüby  und  lieh  %i^ic  i^w.v  Catcaria  sulpAu' 


~    57     - 

rata  gebrauchen  f  wornach  sich  der  Zustand' 
bald  merklich  besserte  und  die  Flecken  in  der 
Henge  sthr  ahnahmen;  doch  giebtes  noch 
Parioden,  wo  stärkere  Ausbrüche  kommvm/ 
£#.  scheint  kalte  Witterung  daran  Antheil  su 
Jiaben,  der  Patient  sich  aussetsen  raurs,  aber 
seit  dem  isten  April,   da  jene  Bäder  einen 
Tag  um  den  andern  gebraucht  wurden,  er- 
schienen sie  nie  in  so  grofser,  Menge,  auch 
Bit  die  Dauer  der  Flecken  weit  kiirzer.    Es 
gab  nnn  schon  Zeiträume,    wo  sie  gans  rer« 
aehwnnden  w^ren^  und  nur  einzelne  wenige 
hecvor  traten. 

V  leh  glaubte,  dal's  der  Calx  Antimnn.' 
amiphurat.  in  den  Bädern  noch  wirksamer - 
aejA : mochte ,  und  wandte  nachher  dieseki' 
«0^  indeis  kömmt  es  mir  vor,  als  wenn 
er  nichts  mehr  timt,.  eher  scheint  er  weni- 
ger Wirkung  zu  äuisern.  Die  Entwickelung 
hepatischer  Luft  aus  d&r  Calcaria  sufphurac, 
ist  weit  beträchtlicher. 

Umstände  haben  seit  dem  April  nichts 
weiter,    als  die  Schweielbädcr  erlaubt;   nun' 
gedenke  ich  b^Id.den  Calx  Antimon,  sulphu* 
raCn  innerlich  dab^i  mit  brauchen  zu  lassen» 

Gutachten. 

-Unter     sehr     zahlreichen     anomaiischen 
f  Krankheitsfällen  venerischen  Utsprungs^   ist 


—     58    — 

mimoch  kein  so  merkwürdiger,  und  ip  sei- 
nfih  Erscheinungen  so  gans  eigner  yorger 
kommen,  als  der  von  Ihnen  erzühlte.  Das 
Ton-  Ihnen  beschriebene  höchst  sonderbare 
Hautiibely  ist  mir  ganz  neu;  ich  fiiide  es  bei 
keihem  Schriftsteller,  deren  ich'  doch  so 
manche  gelesen  habe,  beschrieben,  auch  sähe 
ich.  selbst  nie  ein  ähnliches.  Aulserdem  bie- 
tet der  ganse  Fall  und  der  Erfolg  der  ge- 
brauditen  so  aweckmäfsigen  Arzneimittel,  so 
viel:  ungewöhnliches  dar,  dafs  ich  in  grofser 
Verlegenheit  sejn  würde,  wenn  Sie  über  je- 
den Punkt  ein  entscheidendes  Urtheil  ▼on 
mir  Verlangten'«-  Ab  erfahrner  Arzt  wissen 
Sie  aber  nur  m  gut  9  wie  wenig  ei»  solci^es 
oA;  itt^ ^unserer  Kunst  möglich  ist,  beao&den 
in  so  ungewöhnlichen  und  neuen  Formen  des 
Uebelbefindens!  -«-* 

'«  Dilt  ersce  Frage  betrifft  wohl  den  Ur- 
sprung und.  die '  Natur  eines  iu  seinen  Er- 
scheinungen und  in  seinem  Verlaufe  so  aus- 
gezeichneten UebeU,  das  ich  nach  allem,  was 
£e  mir  davon  angeben,  als  ein  sehr  zusam* 
meäg^eseuces  erkennen  muls.  Vernachläfsig- 
te,  zum  Theil  .sehr,  widrig  behandelte  Trip- 
per und  andere  örtliche  renerische  Uebel, 
haben  wohl  die  Haupt^eranlassung  gegeben, 
und  Ihr  Fall  bestätigt  meine  Erfahrung  und 
djffentlidi  aaEge^te\lxe  "b^^^v^Viak^x  daU  sich 


t- ' 


-     59    - 

die  Folgen  ron  Teniachlä£iigten»   falftch:  be« 
handelten  Trippern^  von  den  Erscheinungen 
eigentlicher  und  unverkennbarer  Lust^euch«,. 
gar  sehr   unterscheiden  E)  ^    und  dal-s  aich 
beso^ers    die  nach  Trippern   entstehenden 
Hautübel ^    durch    eine  gaiu^   eigene  Hm-t-^ 
näckigkeit;  aus«oichnen   *).     Aufser   der  ve- 
nerischen Ursache,  haben  Aber  offenbar  auch 
noch  andere  Schädlichkeiten  auf  Ihren  Kran- 
ken gewirkt)  und  Erscheinungen  hervorge« 
bracht,    die  .man  nicht  als  venerische y    we« 
nigstens  nicht  «is  rein  venerische^  erkennen 
kann,   z.  B.   das  8  Jahre  alte  Fufsgesohwüri 
die   öfteren   Entzündungen   an   den  Fiilsen, 
die  etwa  eine  gichtischo  Ursache,  oder  Fehr 
ler  in  den  Eingeweiiden  dei^  Unterleibes  ahn« 
den  lassen  al  a«  nu     Die  mancherlei  Diät«, 
fehler  des  Kr&nken,  aeine  eine  zwecfcmäfsige 
Behandlung .  äo  wenig  begünstigende  Lebens- 
art,, sein  hohes.  Altev,  und  der  Öftere  Wech- 
sel   nicht   gehörig    anagefiihrter  Heilmecho- 
den^  3^  mögen  dann  das  ihrige  beigetragen 
haben-,    um  eine  so   eigenthumliche  Krank*, 
beitsformzu  bilden,  die  ich,  so  wie  sie  jetzt 
ist,  gr^^  'i^^^^^  meÄr  als  eine,  venerische  um- 
sehen möchte;  eine  Behauptung,  zu  der  mich, 

'*)  Deutliche  Anweisung   die  veneriscbeh  Krankheiten 

sn  eric^aen  und  sn  behandeln  etc.     Zweite  Auflage^ 

t"Si'  ^11«  ».  »■'■-..  *  <j      ■     ■ 

r 


j  •  » 


^     66     — 

liDt'ev  andern  9  auch'  der -INiJehterfoIg  berech- 
tigt,  mit  welchem  Sie  mehrere   hüchstwirfc- 
aame.  Qaecksilbermittel    anhaltend    und   in 
nicht  geringer  Menge  gebraucht  haben.    loh 
wünschte,  Sie  hätten  in  derKraniLengescliichto 
mehr   auf  den  Zustand  der  Eingeweide  dei 
Unterleibes,  und  besonders  auf  den  nur  b»> 
läufig  erwähnten  Hämorrboidalzustand,  Rück« 
aicht  genommen;    die  rosenartigen,    braiid«< 
drohenden  Entzündungen  an  den  Füfsen,  die 
keine  .venerische  Erschtnnung 'sind,    wenig- 
Kens  keine  gewöhnliche,-  scheinen  damit  in- 
grofser  Verbindung   su  stehen«     Holen  Sie 
dieses  doch  f^eEHUgst-  nach! 

£ine  zvteite  Frage  ^   bieten  die   Eigen*^ . 
heiten  des  AusstiUages,  uleF  Flecken  in  der 
Haut  der  Extremitäten,   dar,    ihr  seltsamei; 
peribdxsehes  Erscheinen,  ihre  Beschränkung: 
auf: gewisse  Stellen,  ihr ^Yevlauf,.  kurz,  die 
gebamkiten  lEriCcbeihnagen  ^d^s ;  so  tonderba* 
ren  HautäbeIs,^die-so:}siufFaIiend  Ton.demge* 
wühnlxjchen  venerischen  Gharact^  abweichen^ 
Noch  nie  habe  ich  bei  irgend  einer  veneri-«. 
stehen  Erscheinung  etwas  Peiiodisches   gese- 
hen.   Jene  Flecken  stellen  also  Bin  Haucühel 
gaiizrci^e/u^r  Art^dav^  kie  hängen,  •  wie  id 
gla^u^^,  von  einer  bestimmten,  seltenen  Krank- 
heit  der  lymphatischea.Xf^faf&e,  ab,. Jüa  deren 
innormalen  Actionen  man   oft   genug  .etwas 


—     6i     — 

Periodisches  bemerkt,  das  wir  freilich  so  we^ 
nigi  als  das  Periodische  eines  Vvechselfie« 
bersy  oder  jeder  andern  Krankheit,  su  er- 
klaren wissen.  Wir  müssen  uns  an  die  Tfaat- 
sache  halten,  daCi  die  innormalen,  krank- 
haften Thatigkeiten  und  Lebensäurserungen 
in  unserem  Organismus,  ebenso  nach  gewis- 
sen Gesetzen  und  Ordnungen  erfolgen,  als 
die  normalen,  den  gesunden  Zustand  be- 
stimmenden. Man  konnte  bei  Ihrem  Kran- 
ken ein  periodisches  jiusschlagsßeben  einen 
periodisch  erneuenen'^ntzilndlichen  Zustand 
gewisser  Stellen  des  lymphatischen  Systems 
annehmen  j  dessen  ursactilicher  Zusammen- 
hang mit  den  yorausgiegangenen  Trippem, 
mit  den  eigentlich  venerischen  Zufällen,  so 
witf  mit  anderen  Eiaßüssen  auf  den  Kran« 
ken ,  und  mit  den  da«aus  hervorgegangenen 
Zuständen,  uns  freilich  sehr  dunkel  bleibt* 
Der  höchste  Grad  krankhafter  Tliätigkeit  in 
den  Lymphgefäfsen,  in  dem  Hautorgane  über* 
haupt^  findet  in  den  Stunden  statt,  wo  die 
Flecken  ausbrechen  und  sich  erheben;  diese 
kränkhafte  Thätigkeit  ist  mit  einer  besonn 
dem  Untmischung  j  Verderbnifs  der  Feuch* 
tigkeiten  in  der  Haut^  verbunden,  wovon 
die  nachmalige  Abwechselung  in  der  Farbey 
und  die  übrigen  successiven  Veränderungen^ 
bis  zum  Verschwinden  eines  jeden- Fleckens, 


—     6a     — 

als  Folgen  angeaehen  werden  müssen*  Jeder 
einzelne  Ausbruch ,  ist  als  ein  eins^nes  fdr 
•ich  bestehendes  exanthematisches  Fieber  xu 
betrachten ,  und  da  Monate  lang  sölch)^  Iie« 
ber  in  einer  ununterbrochenen.  Reihe  auf- 
einander gefolgt  sind,  so  folgt  daraus  die 
beständige  Fortdauer  oder  Erneuerung  der 
Ursache >  die  ich  aber  näher  zu  bestimmefi 
und  etwa  als  einen  spezifischen  Krankheiti- 
stoJBP.zu  bezeiclmen^  nicht  wage.  Sie  ken- 
nen so  gut  als  ich,  d«n  Mangel  unseJter  Ein« 
sichten  in  das  UrsachUcke  der  in  ihrer  Foim 
io  unendlich  wechselnden  Hautkrankheiten) 
und  erwarten  daher  von  mir  gewils  keine 
weiteren  Erläuterungen  über  einen  Punkt, 
der  bis  jetzt  für  uns  alle  noch  ao  aehr  im 
Dunkeln  liegt  F). 

Sie  fragen  dritttens  nach  der  Ursache  der 
Hartnäckigkeit,  der  bisherigen  Unbezwing« 
lichkeit  des  Uebelsy  das  höchst  Wirksame 
Mittel,  geraume  Zeit /ingewandt,  noch  gtf 
nicht  wesentlich  ssu  ändern  yermocht  haben. 
Diese  Ursachen  liegen  w-ohl  ofi^enbar :  in  der 
langen  Dauer  der  Krankheit,  denn  es  hat 
eine  lange  Reihe  von  Jahren  dazu  gehört) 
und  so  mancher  wiederholte  schädliche  Ein* 
flufs,  bis  das  Uebel  nach  und  nach  seine  g&> 
genwärtige  Gestalt  angenommen  hat;  iAdem 
sehr  zusammengesetzten  Zustände^' der^  wi0 


—     65     — 

orher  schon  gesagt,  durchavs  nicht  als 
venerisch  gelten  kann;  —  in  dem  schon 
>hen  Alter  des  Kranken;  -^  in  seiner 
rhafcerij  ein^r  zweckmäfsigen  Behand- 
znwider  laufteden  Lebensart]   endlich 
wohl  mit  in  der  angewandten,  S^6^^ 
Jebel  wenig  oder  gar  nichts  ansrichten- 
Heilmethode*  —    Dennoch  glaube  ich, 
wenn  auch  nicht  znr  völligen  Herstel- 
,   doch  zur  langem  erträglichen  ErhaU 
des  Kranken,   von  Seiten    der  Kunst, 
sehr  vieles  geschehei^  kÖnn6,    beson- 
da  noch  Kräfte  und  Munterkeit  da  sind, 
noch  keine  auffallenden  Folgen  des  ho^ 
Alters  statt  finden.     Dafs  das  bisher  ver- 
dentlich    gebrauchte    Quecksilber,    das 
^ksche  Decoct  —  (das  ich  als  ein  seht 
idmei  Mittel  zur  gänzlichen  yqltb^ilhaf« 
Umänderung  einer  cachectischlni 'Con^ 
tion  erkenne)  — ,    die  Ghinnrind^,    ditf 
^ralsäuern,  so  wenig  ausgerichtet  haben, 
n  liegt  wohl  der  Grund  ih  der  eben  an* 
benen  Hartnäckigkeit  des  Ueb^ls>   und 
besonder^  der  Nichteffolg  von  ddm  in* 
und  äulsern  Gebrauche  des   QuecksiU 
betrift,    darin,    dafs  das  Uebel  eigent* 
gar  nicht  als  venerisch,    nicht  als  eine 
1  eigentlicher  Lustsettche,  angesehen  wer* 
kann» 


•-. 


Wie  i$t  endlich   viertens  dem  Krii 

■ 

au  helfen?  Von  welchen  Mitteln  und 
"welcher  Anwendung -derselben,  ist  besoc 
die  gänzliche  Heilung  des  in  seinen  Erst 
aungen  so  sondei^baren  Ausschluges  zu 
fen?  —  Erlaubea  Sie^  dafs  icii  Ihnen  n 
Gedanken  über  diese  Hauptfrage,  untei 
genden  Abschnitten  mittheilet 

i)  Den  Gebrauch  des  Quecksilbers 
de  ich,  wie  Sie  auch  schon  gethaa.hi 
wenigstens  vor  der  Handv  ganz  bei  i 
setzen;  das  Uebel  ist  nicht  mehr,  oder.« 
nicht  rein  venerisch,  das  Mittel  ist  in 
wirksamer  Gestielt  und  in  Menge  ^  ohn< 
len  guten  Erfolg  gebraucht  worden,  enc 
kann  es ,  nach  seinen  bekannten  Eigensc 
ten^  sehr  bedeutend  schaden,  und  selbst 
Fortdauer  der  Gachexie  und  def  Hautlw 
Iieit^b^itragen;  r— /Gründe  genug,  sein^ 
Wendung  aufzugeben« 

a)  Der  Ausschlag,  stehet  ofiFenb^r  mit 
n.eren  krankhaften  Zuständen  des  Orga 
mus  in  Verbindung,  er  ist  Beweis  einer 
normalen  Lebensthätigkeit  in  dem  Ijnfj 
tischen  Systeme >  und  muls  seiner:  perii 
sehen  Erscheinung  nach,  als. ein  kleim 
Uebel  angesehen  werden^  das  wahrschein 
den  Körper  gegen  gröfsere  schützt.  Ein  pl< 
liches  Aufhören  desselben,    ist  so  weni^ 

wünsci 


—     65     ^ 

üiisdieiiy  alt  ein  schnelles  Verschwinden 
»r  Pocken,  der  Masern,  des  Scharlachs,  be* 
»r  sie  ihre  Perioden  durchlaufen  haben, 
ler  eines  habitnell  gewordenen  chronischen 
»nthems.  Hätten  wir  auch  ein  Mittel,  das 
m  Ausschlag,  von  dem  hier  die  Hede  ist, 
dier  heilte;  so  diirfte  es  doch  nicht  gera- 
■sn  und  schnell  wirkend  angewandt  Wf*r« 
n;  er  bleibt  Nebensache  bei  der  ganeen 
ir,  die  die  Verbesserung  der  ganzen  (jnn- 
itntion  xnm  Zweck  haben  mufs;  ist  diese 
Brbessemng  bis  auf  einen  gewinen  (rrad 
itferückt,  so  wird  sich  das  Örtliche  Uebel 
IsoB  Ton  selbst  verlieren. 

5)  Das  meiste  erwarte  ich  von  Sr/rwff^ 
kI*  und  Spiefsglanzmur.€fln ;  diff  i^fAtf'n  ha-> 
SA  Sie  schon  mit  siciitbar  gutf>m  F.rF(»lge 
igewendet;  fahren  Sie  also  f(»rr  und  gob^n 
Bicrlich  abwechselnd  und  in  möglichst  gröCü- 
W  Menge  Schwefel,  kalkartige  Srh^nFnlln- 
er,  Goldschwefel,  Antimon,  rrndum,  ^/z». 
BO0J,  ete^  und  lassen  SieSrhwePrlbfiflnr  rnrhr 
iilaig  und  anhaltend  gehrnfirh^n.  Allf«r. 
bga  werden  Sie  von  der  kalkartis^en  Srhwf» 
leber  grofsen  Vortheil  habf»n;  »ie*  i»r  in 
Uen  dieser  Art  sehr  wirksam,  /nr  -^A- 
tehselung  der  innern  Srhwrfrlmitrol  rrtth#i 
k  indessen,  weil  dio  Kranken  j#idn^  o\n 
htm  bald  überdrüfsig  werden,  und  im  V»»f 

I.  XXYI.  B.  4-  St.  E 


_     66     ~ 

laufe  urirklich  geHngere  Wirksamkeit  dayoo 
beobachtet  wird  G).    , 

4)  Hoffentlich  wird,  —  und  die  Analogie 
ähnlicher  Fälle  berechtigt  auch  xu  dieser  Hoff^ 
nung,  -^  die  Wirkung  eines  jeden  Schwefel- 
mittels, das  Sie  wählen,  dadurch  sehr  er- 
höht werden,  wenn  Sie  Pulif.  Herb*  Sabin, 
-^  oder  Aconiti  — ^  oder  Belladonnae  in  an- 
gemessenen  kleinen  Dosen  zusetzen  ^  odei 
diese  Mittel  gleichzeitig  brauchen  lassen. 
Ich  habe  überhaupt  gefunden,  dafs  in  ye^ 
alteten,  zusammengesetzten»  ausgearteten  ve- 
nerischen Fällen,  die  Verbindungen  des  Queck- 
silbers, wo  es  noch  anwendbar  war,  und  des 
SchwefeU^  mit  scharfen  giftartigen  Pflanzen, 
sehr  wirksam  und  hülfreich  waren*  Man  hatl 
ja  auch  das  Mezereum  und  die  Digualv^, 
auch  die  Gratiola^  unter  gleichen  Verhält« 
nissen  mit  guten  Brfolgen  angewandt.  Sa* 
hen  sie  also  zu,  welche  dieser  Giftpflaii-I 
^en  am  besten  bei  Ihrem  Kranken  passes 
möchte?  Die  speciellen  Anwendungsartet 
darf  ich  hier  nicht  erwähnen,  da  sie  IhneS} 
ala  einem  erfahrnen  Arzte,  bekannt  sind. 

5)  Wollten  die  Schwefelbäder  allein  dei 
Ausschlag  ziicht  bald  zum  Abnehmen  und 
zum  Weichen  bringen,  so  lassen  Sie  etwai 
Herba  Ciciuaew[idHyoscyamim.\t  abkocheZi 
4>der  yerfect^en  aus  solcher  Abkochung  eiB 


—      67      -«- 

y^aschwasser  y  ;und  lassen  damit  die  Stellen 
fleiisig  waschen,  wo  der  Ausschlag  am  mei- 
sten zum  Vorschein  kommt.  IcH  habe  auch 
nach  Auflegung  von  Breiumschlägen  aus 
Herha  Cicucae^  Hyoscyami  ^T,  mit  Seife 
und  Milch  gekocht,  bei  hartnäckigen  Aech- 
tenartig,en,  venerischen  Ausschlägen,  groDsen 
und  schnellen  Erfolg  beobachtet,  und  ich 
würde  solche  bei  Ihrem  Kranken  allemal  da 
anwenden,  wo  ein  örtliches  Leiden  der  Haut 
einen  hohen  Grad  erreicht» 

'  6)  Die  übrigen  anzuwendenden  Arznei- 
mittel, die  sich  mit  den  genannten  leicht 
verbinden  oder  gleichzeitig  anwendeil  lassen, 
müssen  reizend-' stärkend  seynt  Eisen  ganz 
Vorzüglich,  Galmtts  ebenfalls,  den  ich  sehr 
Empfehle,  China,  Angustura  etc.  Ueberhaüpt 
mufs  der  ganze  Gurplan  dahin  abzwecken, 
flie  Integrität  der  Verdiaüung,  die  Gute  der 
Constitution,  und  die  Kräfte  möglichst  zu 
rerbessern  und  zu  erhalten;  weswegen  Sie 
auch 

"^  7)  »orgfäitig  bei  der  bisher  beobachte- 
ten nährenden,  stärkenden  Diät  beharren 
infissen. 

Den  Wein  haben  Sie  nicht  Ursadi  zu 

.fürchten,    am  wenigsten  einen  guten  reinen 

Franzwein,  yon  welchem  der  Kranke  immer 

.^eiiie  BiDuteille  täglich  trinken  mag.    Nur  die 

£  2 


—     68     — 

kIs  schädlich  anctfkaimten  Dinge,  die  Sie  in 
der  Krankengeschichte  angeben^  müssen  weg* 
bleiben.  Dem  Beiscblafe  mochte  der  Kranke^ 
nach  dem  Verhättriisse  seines  Alters  und  sei- 
ner Umstände,  doch  lieber  ganz  entsagenl 

Dieses  Wären  denn  kürzlich  meine  Ge- 
danken,  über  den  mir  vorgelegten  PalL  Wol« 
len  und  können  Sie  einigen  Gebrauch  4i« 
Ton  machen,  so  wünsche  ich  davoa  herslich 
*  den  glücklichsten  Erfolg !  Ueberhaapt  inter'* 
essirt  mich  die  Krankheit  so  sehr,  daf4  ich 
Sie  angelegentlich  bitte,  mich  von  Zeit  sa 
Zeit  mit  den  sich  zeigenden  Veränderungen 
bekannt  zu  machen. 

Nach  Uebersendung  dieses  Gutachtens,  I 
wurde  mir  folgende  jfernere  Nachtlicht  vonf 
dem  Fortgange  der  Cur  ertheilt:  1 

Unter  dem  Sisten  Mai  (Seite  56)  Jiatte  ick 
schon  das  Vergnügen  zu  benachrichtigen^  dab 
auf  den  Gebrauch  der  SchwefelleberbädeT} 
sich  bald  eine  sichtbareBesserung  zeigt»^*  yoffl 
6ten  Juny  an,  verband  ich  damit. noch  den 
Innern  Gebrauch  der  Antimonial- Schwefel« 
leber  oder  Calx  antimon.  sulphur,  Hofmdttiüy 
und  da  der  Kranke  diese  gern  in  Pillen  zu 
nehmen  wünschte,  weil  ihm  das  Trinken  des 
Antimonial- Schwefel  Wassers  zu  umständlich 
und  zu  ekelhaft  sejn  würde^  so  gab  ich  sei« 


-     69     - 

ge  in  Pillen  mit  Gummi  Mimosae  und  Syr. 
fM.  bereitet,  fing  mit  vier  Gran  pro  JDosi 

j  und  stieg  alltnählig,  dafs  täglich  dreimal 
>ben  bis  acht  Gran  geDommen  vrurden« 
es  war  von  so  gutom  Erfolge,  dafs  vom 
ten  Juny  bis  zum  aten  Julj  nur  ein  eirtm 
fer  Ausbruch  von  Flecken  stau  hatte^ 
Iche  wie  gewöhnlich  auf  den  Extremitä- 
1^  dem  mäonlichen  Glicde,  auf  der  Eichel, 
l  dem  Kopfe  und  im  Gesichte  hervortra- 
u  Am  3teD  July  war  zuerst  ein  Ftecken  ei- 
I  "guten  Groschens  grofs  Abends  entstan- 
bf  ^ein  paar  Finger  breit  Ubf^r  dem  äufsem 
t&chel  d es  linken  Fufses ;  den  3ten  July  waren 

diesem  Fufie  und  Oberschenkel  besonders 
ile  Flecke,  doch  bei  weitem  gegen  sonst- 
^t  in  so  grofser  Menge,  weniger  am  rech* 
I  Oberschenket,  noch  weniger  an  den 
em  Extremitäten,  am  Kopfe  und  im  Ge« 
(bte  häufiger,  ausgebrochen.  Altmählig,  hoch« 
ins  in  einem  Zeiträume  von  5  Tagen,  ver- 
iwanden  sie  alle,  und  die  Haut  des  gan- 
I  Körpers  vtar  von  natürlicher  Farbe. 
I  i4ten  kam  wieder  ein  grofser  Flecken  auf 
r  nämlichen  Stelle  zuai  Vorschein,  der  aU 
rläufer  eines  gröfsern  Ausbruchs  gefiirch- 
wurde,  wo  aber  keine  weiter  ertolg« 
(•  Den  2osten  July  zeigte  sich  ein  gro* 
r  langlichter  Flecken  unter  dem  rechten 


—     79     — 

Knie,  wo  sonst  Öfter  ein  rother  Streifen  bis 
zur  K4iekehle  fast  drei  Linien^  stark,  erschien, 
dem  weiter  nichts  folgte,    und  der  mit  dem 
dritten  Tage  verschwunden  war.      Die   Pe- 
rioden des  Ausbruchs  der  Flecken,  von  der  ei- 
nen bis  zur  andern,  sind  nun  schon  so  weit 
aus  einander,  dafs  in  einem  ZeitrauioDe  von  ei- 
nem Monate,  nur  zwei  bedeutende  geweseb 
sind,  da  es  sonst  höchstens  vier  Tage  währte, 
und  auch  dies  war  selten;  fastjeden  Tag  kamen 
neue,  nur  dafs  es  achttägige  und  vierzehn; 
tägige  Perioden  gab,    wo  sie  in  furchtbarer 
Menge  ausbrachen.     Daraus  liefse  sich  nun 
wqhl  eine  völlige  Befreiung  von  diesem  hart- 
näckigen Hautübel,  für  den  Kranken  hoffen. 
Er   befindet    sich    jetzt   so  ^an    Kräften 
erhohlti    bei  ^  gutem    Appetit,     guter    Ve^ 
dauung,    gutem    Schlaf,    verhältnifsmäTsiger 
Zunahme   des  Körpers  und  Munterkeit  dei 
Geistes ,    d^fs    er   für    völlig   gesund    geaal- 
ten werden  könnte,  wenn^nicht  neue  Flecken 
mehr  zum  Vorschein  kämen. 

Da  es  gegen  Ende  April  schöne,  ange« 
nehm  wsrme  Tage  gab,  liefs  ich  ihn  in  dis 
freie  Luft  gehen;  bis  dahin  hatte  er  noch 
die  Chinapillea  gebraucht.  Seiner  sich  nuB 
mehrenden  Geschäfte  wegen,  und  des  Me- 
dizinirens  iniide,  brauchte  er  bis  zum  6ten 
Juny  nichts  weiter,    als  einen  Tag  um   des 


—     71     ~ 

andern,  die  Schwefelleberbäder.  Da  durch 
nun  häufigere  Bewegung  in  freier  Luft,  die 
Kräfte,  munteres  Ansehen,  Appetit  und  stär« 
kere  Verdauung  zunahmen,  auch  seine  fie- 
len Geschäfte,  ohnejdringende  Nothwendig« 
keit^  öfteres  Einnehmen  der  Arzneien  nicht 
gestatteten,  so  mulste  ich  schon  damit  zufrie« 
den  seyn,  dafs  täglich  dreimal  Pillen  aus  der 
Antimonial-Schwefelleber  -genommen  wur« 
,den,  und  da  es  dabei  so  gut  ging,  so  habe 
ich  aulser  diesen  Pillen  und  den  Schwefel* 
bädern,  nicht  mehrere  Arzneien  häufen  wol- 
len« Als  Patient  täglich  dreimal  acht  Gran 
des  Calc.  antimon.  sulphur.  nahm,  klagte  er 
Über  zu  festen  Stuhlgang,  welches  mich  be- 
trogen, seit  dem  i5texi  July  Pillen  aus  Sulph. 
stA.  aurant.  gr.  /.  Sulph.  depur.  gr.  x. 
Tartar.  depur.  3/*  P^^  Dosi^  Morgens  und 
Abends  zu  geben;  mit  dem  Sulph.  stibiat. 
auranc.  steige  ich  nach  und  nach. 

Der  Kranke  hat  von  der  Natur  einen 
starken  Körperbau  erhalten,  und  ron  Jugend 
auf  eine  feste  Gesundheit  genossen.  Von 
seinenr  i4ten  Jahre  an  war  er  Soldat,  er- 
laubte sich  keine  Verzärtelung,  hatte  nur  we- 
nig Bedürfnisse,  und  durch  die  Strapatzen 
des  siebenjährigen  Krieges  abgehärtet,  hatte 
sein  Körper  und  seine  Gesundheit  eine  sol« 
che  Festigkeit  erhalten,  dafs  er,  aufser  einem 


I 

-'S 


7»     — 

hitzigen  Gallenfieber,  darän  er  dnrdi  m- 
rechte  Behandlung  gefährlich  krank  geweteOf 
und  in  frühem  Jahren  aufser  starken  t^on* 
gettionen  des  Bluts  nach  dem  Kopfe  (die 
einen  SchlagAufs  befürchten  liefseiii  deshalb 
ihm  sein  Arzt  zu  Abend  zu  speisen  abgera« 
then),  nicht  die  geringste.Ineommodität,  we- 
der Hämorrhoiden,  noch  sonst  eine  Be« 
schwerde,  aufser  den  TripperkrankheiteOi 
gehabt  hat.  ^ 

Seit  17979  da  ich  in  N"**  bin,  habe  ich. 
mit  diesem  Kranken  Bekanntschaft.  Er  hatte 
zu  der  Zeit  das  schon  erwähnte  Fufsgeschwür 
ohngefäfar  drei  viertel  Jahre,  welches  An- 
fangs eine  Pustel  gewesen,  auf  die  nicht  ge- 
achtet, dann  englisches  Pflaster  darauf  gelegt 
war.  Ein  Wundarzt  hatte  es  hernach  mit 
reizenden  Pflastern  und  Salben  behandelt, 
die  seine  Haut  nicht  verträgt.  Nachdem  ich 
darüber  zu  Rathe  gezogen  wurde  und  das 
Geschwür  blos  mit  dem  Unguene.  rosat.  und 
Emph  Lythargyr.  simpL  verband,  verging  das 
schmerzhafte  desselben  und  der  entztindete 
Umfang  allmählig  und  heilte.  Weil  es  aber 
d ur ch  die  lange  Dauer,  gleichsam  zlim  Fontanell 
geworden,  blieb  es  bis  zum  Januar  i8o4f  in 
einem  Wechsel  des  Zuheilens  und  Aufbre- 
chens, behielt  bei  milder  Behandlung  nur 
die  Grofse   eines  greisen   Stecknadelkopfh 


^misktifSBaar.    xt    hbs    tri.  «Hwr   7^1«. 


Tagelang 


ö«-  macsK  Sem.  die  d«r.  Jf4^/h9^ 

rEB^^  'a  'VTüC'si  eines  Lisi^jrr^^^MMrX    r«K 

den  er  aicdit  ftcxi*re  iu»i  4«lx<t  t^^Vm  t^^s- 

^  Big  n4  esfere  Sfiiiigkcittem  ^«m^i'V  ^its^^^tN^'K 

'  «eine  toctt  gute  Verd^nei!  4rea<vn«  <(t^  t  .v^vi  - 

-  ieiaerKrifte  so  grois  wurden«  ^«fs  ih*  hv^«) 
%  Mmnm  Familie  den  luhen  Tod  (^rcht^f >^m  ;  ^ 
;^  mtat  mit  einem  Worte  der  Anfan|(  tut  SohViMW 
^'aehwindnicht  in  yoUem  Anxuge.  loh  wuritf» 
t  nnn  zu  Rathe  geiogen.  Da  ich  wu(«i^«  «Ul^ 
I  Patient  ungern  medizinirte,  «lelU«  irh  ihm 
^  yor,  wie  nothwendig  ei  wSre,  iimmi»  Vi»r- 
u"'  ichriften  zu  befolgen,  und  daU  von  8rilen  fit*U 
y  ner  Naturkräfte  wenig  oder  nichu  «u.  hof- 
r  fen  seyn  würde,  wenn  die  Kunit  A^  Arali"i 
[  nicht  wirkte,  um  die  Thütigkeit  der  so  «ulit 
gesunkenen  Kräfte  zu  erregen;  ••  wuriln  mII** 
Fpigsamkeit  versprocheni   Der  Asfaag  wurde 


—    74    — 

mit  einer  Auflösung  des  Ammon»  muriai, 
Tanar,  stibiat,  et  Oxym.  squillu.  gemadit; 
am  folgenden  Tage  gegen  Abend,,  da  ge- 
gen die  Nacht  der  Husten  helFtiger  wurde, 
und  dem  Kranken  seinen  sonst  guten  Schlaf 
raubte,  mul'ste  er  ein  Brechmittel  aiis  Tartau 
stibiac.  et  Ipecac,  nehmen,  wozu  es  zwar 
viele  Ueberredung  kostete.  MeinZweck,  durch 
diese  Attaque  auf  den  Magen,  den  Husten 
die  Nacht  abzuhalten,  wurde  erreicht,  und 
durch  einen  nur  i4  Tage  dauernden  Gebrauch 
von  Pillen  aus  Puly.  rad.  Columb.^  Ammon. 
muriaCy  Sulphur.  stibiat.  auranc.^  Mxtract* 
Cardui  bened.  war  der  dem  Grabe  so  nahe 
KraAke  wieder  hergestellt« 

Aufser  zuweilen  Diarrhoen  von  Erkäl- 
tung oder  Unmäfsigkeit  im  Genufse  schwer 
verdaulicher  Speisen,  hatte  er  sonst  keine 
Krankheit,  als  dafs  ihm  im  Winter  ein  em- 
pfindliches Jucken  bei  starker  Kälte,  an  den 
Armen  incommodirte,  ohne  dafs  ein  Aus- 
schlag zu  sehen  war« 

Wenn  ein  grofser  Ausbruch  det  Flecken 
erfolgen  wollte,  hatte  Patient  im  Gelenke 
des  Fulses  eine  eigene  nicht  schmerzhafte^ 
aber  doch  eine  gewisse  spannende^  die  Be- 
wegung dieses  Gelenks  hemmende  Empßnm 
düng;  darauf  kam  denn  ein.  starker  Aus- 
bruch der  Flecken,  mit  ödematöser  Geschwulst 


t . 


-     75     - 

des  Fulses,  bis  über  die  Knöchel,  raweilen 
bis  gegen  die  Wade  hin.  Eben  so  ging  ei, 
als  ^um  erstenmale  an  der  linken  Oberes^ 
tremität,  und  zuerst  an  der  Hand,  bis  ge- 
gen den  Vorderarm,  Flecken  entstanden ;  mit 
dem  Ausbruche  der  Flecken,  war  diese  Hand 
wax  Abend,  da  sie  ausbrachen,  bis  sum  Eiw 
tttonen  ödematös  aufgeschwollen,  und  mit 
Verlauf  des  dritten  Tages  war  die  Geschwulst 
erst  wieder  verschwunden.  So  ging  es  auch 
eil  der  rechten  Hand,  an  weicher  spitet 
Hecken  zum  Vorschein  kamen.    Die  linke 

ff 

Hand  betraf  diese  Geschwulst  sweimal,  die 
xechte  nur  einmal,  die  Füfse  Öfter,  am  öf- 
tersten den  linken  Fufs,  an  welchem  Pat.  im 
tiebenjährigen  Kriege  eine  Blessur  erhielt. 
Ein  gewisser  fieberhafter  Zustand  hatte  in 
.'den  Perioden,  wo  grofse  Ausbrüche  waren, 
.^statt.  Eine  gichtische  Complication  könnte 
man  aus  diesen  Erscheinungen  annehmen, 
uobzwar  er  an  offenbaren  Gichtanfällen  nie 
gelitten,  hat. 

Die  im  Jahre  1802,  1803  und  1804  ge- 
habten Tripper,  und  mehrere  rormalige,  da«» 
^on  Patient  schon  eine  Naibe  eines,  dabei 
'  entstandenen  GeschwUrs  auf  der  linken  Seite 
der  Eichel  neben  dem  Bändchen  hatte,  wor*- 
auf  1803  und  1804  wieder  ein  schankerähnli- 
ches Geschwür  entstanden  war;  der  seht' niila- 


-     7-6     - 

farbige  Auaflufs,  den  mir  Patient  im  Sep- 
tember desselben  Jahres,  bei  Vorzeigung  der 
Flecken  wieder  entdeckte,  >|]a  ich  diese  für 
bedenklich)  und  fiir  venerischer  Herkunft 
hielt,  <—  schienen  mir  die  venetische  Natur 
dieser  Flecken  unbezweifelt  zu  madien,  woria 
die  kupferfarbene  Röche  und  ihr  lieber« 
gang  in  eisenrostartiges  Ansehen,  mich  um 
so  mehr  bestärkten.  Auf  einigen  dieser 
Flecken  waren  späterhin  zuweilen  kleine 
Schorfe;  Erscheinungen,  welche  nach  Be« 
Schreibung  der  Schriftsteller,  die  Macula  ve* 
nerea  characterisiren,  obzwar  sie  sich  dadurcb| 
dafs  sie  ursprünglich  zuerst  am  linken  Un- 
terschenkel, dann  an  beiden  Oberschenkeln 
und  dem  männlichen  Gliede,  an  der  EUchel, 
dann  im  Gesichte,  auf  der  kahlen  Platte  oder 
,GIazze  des  Scheitels,  der  Stirn,  dem  Ge- 
sichte,  zuletzt  an  den  Händeo,  den  Vorder- 
armen, und,  in  der  Hohe  des  Uebels,  an  den 
Oberarmen  zum  Vorschein  kamen,  den  Rumpf 
aber  ganz  verschont  Hefsen  und  sich  bis  auf  die 
Hinterbacken  nur  erstreckten,  von  den  soo; 
stigen  venerischen  Flecken  unterschieden, 'die 
zuerst  an  der  Stirn  und  im  Gesicht  erscheinen. 
Ferner  unterschieden  sie  sieb  dadurch,  dals  sie 
periodisch  heWortraten,  und  ..bei  ihrem  Aus- 
bruche immer  gegen  Abend^^b'^S'^nders  wenn  er 
aehr  häufig  war,  Erhabenheiten  bildeten,  die  um 


^       ^J       mm      . 

Mitternacht  aber  schon  verschwunden  waren, 
so  dafs  sie  am  Morgen  von  mir  immer  nur 

"  Aach,  nicht  über  die  I:^aut  hervorragend,  ge- 
sehen wurden.  Zuweilen  schilferte  die  Haut 
Jdejenartig  ab. 

Da  diese  sämmtlichen  Tcipperkrankheiten 
nur  immer  local  behandelt  wurden,  selbst- 
da,  WQ  durch  vernachlärsigtevRöinigung,  Er- 
hitzung durch  Fl eiten  etc.  Excoriktionen  ub'd 
schankevahnliche  Geschwüre  entstanden,  wo 

'_  Resorption  unvermeidlich  und'  dieses  Gi£it 
Jahre  lang  den  Feuchtigkeiten  des  Lymphsy« 
Sterns  beigemischt  blieb;  so«  können  jene 
Flecken  höchst  wahrscheinlich  wohl  ihren  Ur« 

*   Sprung  daher  haben. 

Dafs  das  Quecksilber  nicht   mit  Erfolg- 

wirkte,  kann  in  der  Modificatibn  des  Trippelt 

—  und  eigentlichen  Schankergiftes,    mit  sei«* 

nen  Grund  haben;  aber  sehr  möchte  ich-Wohl' 

den  Nichterfolg,  aufser  dem  hohen' Alter  und 

der  langen  Dauer  der  Krankheit  ehe  sich  die 

ü^lecken  erzengten,  und  die  Verderbnifs  der 

Lympheden  hohen  Grad  erreichte,  dem  Um-- 

Stande- noch  zuschreiben:  dals  die  Cur  gegen- 

Anfang  des  Winters  vorgenommen,  und  durchs 

die   erzählten  Umstände,   der  Körper  nicht 

in  einer  gleichmäisigen  Temperatur  erhalten 

wurde,    weshalb    solche    Curen,     besonders 

wenn  das  Uebel  einen  hohen  Grad  erreicht 

bat 9  öfter  mi&langen«     Um  das  Zimmer  ge- 


.   ^     78     - 

hörig  SU  erwärmen,  dafs  der  Kranke  antei« 
nem  Schreibtische  zwischen  dem  Zage  zweier 
Thüren  sitzen  konnte,  wurde  der  Ofen  so 
überheizt,  dafs  ein  anderer  nicht  lange  darin'.] 
bleiben  konnte,  ohne  Beängstigungen  zu  em« 
pfinden,  wodurch  die  Entmischung  der  Sl&e 
noch  mehr  befördert  werden  mulste« 

Seit  fast  vier  Wochen  hat  sich  ehie 
Flechte  am  linken.  Fufse,  neben  dem  Schien- 
beine an  der  innern  Seite,  eine  Hand  breit 
über  dem  Knöchel,  zwei  Finger  breit  uod 
anderthalb  Zoll  lang  eingefunden,  welche 
trocken  und  gutartig  ist,  aber  noch  keinen 
Anschein  hat  zu  vergehen,  wogegen  ich  aber 
auch  sonst,   au&er  den  Schwefelbädern. nni 

dem  innern  Gebrauche  des  Schwefels;  nock 

• »  . 

nichts  gethan  habe,  und  die  sich  hoffentixdif 
durch  die  Zeit  verlieren  wird.  Von  d^ 
im  Gesichte  sich  erzeugenden  Flecken,  ha- 
ben* einige  auch  ein  flechtenartiges  Ansehen, 
z.  B.  die  an  der  Oberlippe  und  auf  dekr  Bades 
entstehen,  und  die  etwas  längere  Zeit  in  ih« 
rem  Verlaufe  brauchen  als  die  eigentli- 
chen Flecken.  Schon  längere  Zeit  'vor  dem 
Ausbruche  dieser,  erinnere  ich  znich^  an 
einer  oder  der  andern  Hattd,  zuweilen  eine 
Flechte  gesehen  zu  haben,  welche  so  oft 
Folgen  vormaliger  Tripper  sind. 

Würden  sich  weiterhin,  wenn  es  in  der 


;    —   79   —  , 

Besserung  so  blaibr,  die  Stahlkugelnmit  der 
Calcaria  sulphurata  in  den  Bädern  yer- 
binden  lassen »  ohne  dais  die  gute  Wir- 
kung des  einen  oder  des  andern  da- 
durch gehindert  würde?  Und  könnte  der  Be- 
•chlufs  der  Badekur,  nicht  mit  den  eisen- 
haltigen Bädern  9  die  immer  kühler  und  zu^ 
letzt  kalt  genommen  wurden,  gemacht  werden? 
Von  den  weitern  Erfolgen,  habe  ich  bia- 
Jier  nichts  erfahren.  Es  bleibt  mir  jetzt  also 
nur  noch  übrig,  die  oben  ?ersprochenen'  Zu- 
sätze folgen  zu  lassen« 

Z    u    s  ,  ä    t    z    e. 
A.    Seite  32. 

Unter  die  pathologischen  Selteüfiiheiten, 
die  wir  während  des  letzten  Jahres  hier  ge- 
sehen haben  9  gehört  denn  auch  des  söge» 
nannte  schwarze  Tripper^  Ton  welchem  man 
Tor  mehreren  Jahren  allerlei  seltsmaa^  Sagen 
Verbreitete  (Medicinische  Nofionalzeitung. 
1798*  S»  29.  6390*  Auch  hier  erzähhe  man 
sich,  wie  das  Uebel,  das  in  der  Farbe  der 
Unschuld  schon  schlimm  genug  ist,  nun  gar 
in  der  Livree  des  Teufels  erschiene.  Was 
an  der  Sache,  die  ich  sehr  genau  erforscht 
habe 9  wahr  ist,  ist  folgendes:  Entweder 
nimmt  der  gelbgrüne  Ausflufs)  wenn  er  sich 
mehrere  Tage  lang  in  der  schmutzigen  Wä- 


'    .     —     80    —    ■ 

sehe  salniiilet  und  trocknet  ^  wirklich  eine 
schwärzliche  Farbe  an,  betondert  wenn  ihm  ' 
etwas  Blut  beigemischt  war;^  oder  die  krau-  | 
ken  Theile  entsünden  sich,  Ton  einem  o&J 
wiederholten^  brmtalen  Beischlafe,  bis  zu  dam 
Grade,  dafs  sie  dunkelroth,  bleifarbig  am- 
aeben,  und  dals  wirklieb  eine  braune,  achwan- 
liehe  Jauche  ausflielst*  Wenn  junge,  4^ 
Ausschweifung  üb«n:haupt,  oder  doch  der  15« 
heran  Grade,,  noch  ungewohnte  Madche% 
Tom  Abend  bis  an  den  Morgen,  einem  wil* 
den  Haufen  zur  Befriedigung  des  brutalstiB 
Geschlechtstriebes  dienen,  dann  bekommeft 
sie  unfehlbar  i  selbst  ohne  alle  yenerischs 
Ansteckung ,  einen  solchen  schwarzen'  Trip- 
per. Bei  Mannspersonen  kann  dieser  Fall 
nur  bei  der  heftigsten  Entzündung  der  Ei- 
chel und  der  Vorhaut  eintreten;  ein  Ans* 
fiuls  Ton  dunkler  Farbe,  ist  daher  eben  nidit 
gar  selten  bei  äner  yernachläiGugten  Phimo« 
sis  oder  Paraphimosit.  —  Weil  hier  einmal 
von  schwarzen  Dingen  die  Rede  ist,  so  will 
ich  noch  bemerken,  dafs  es  auch  dunkel- 
yiolette,  bleifarbige,  schwarze  FeigwarzeB 
giebt;  ich  kann  also  dar  venerischen  Pomo- 
na  unserer  Vorfahren^  den  Feigen,  Maal- 
und  Erdbeeren  (Fici.  Mora.  Fraga),^  noch 
die  Brombeeren  oder  schwärzen  Johannis- 
beeren zuaetzen, 

Ä  Seit« 


-f   31   - 

.;  ■  .  •  -:::  i  A    Seite  55*1  .\    n    .  ' •.. 

Voa  ^^r  iiqcbst  yerscbiedeA^p  rEiDpfaDg^- 
..lichkeit  der  Mens^chen  geg^  .^dii^^Wirkuib- 

^^q   der  .^Q.neoks^berIIlittel2^.J^be' icf^  die 

«merkwürdigsten  ErfaJIyruAgea:  g^o^cht...  ..!p^ 
.liier  blos  von  der  Tenerischen  Kxankheiti- 
Jbrm.die  Rede  isti ;  so  will  iob  nup  bie^äutjClg 
-pf<wäbiie.D^^da£ft  man.  Kindern  üb^rluLoptt  eine 
v^y^erme  Meoge  Quecksilber  g^bea.k^nni  phnye 
..d*fs  ,es   irgend  .^pf.  .Verände/un^  in    dem 

Monde  oder  in  -detSpeichelabsonderuDfi  her« 
«ifprbriogt«  Ijch  habe  Xind^rn  m^lj^ngep, 
.Leuten  9  beaondei^  gegen  flQlgqn  des  Schar« 
.^lachfiebersi.  ni^bt  feI|eo  bis  4<>..Qr^>^  ^^^ 

drarg.^MMit^iat*  mifß.djgL  eiußKrZt^itj.,  von  f?y\'fi 
;bi»  drei  ;^ocbe^.. gegeben»  .01^0,1^10   enp- 

fernteate:Spur  ejpea  Sj^ich^I^us^ei^  Die  v^« 
, jQerischen  J^il»4i9ii)  VQ^  welch^fi  ißh  ui^ter^. 
.f prechejQi .wer^e»  tiah|nen.nQ^h.un^leich^ine^^ 
.thmls.yo^  dieaem  Präparat,  tl^eij[$.  von  ,dQAi 
^Jfydp.arg.  phosphprM.    mit^  ll^pi;{«It)en.,.^- 

■  /Pig^* '  ^^  ^^^H^  -  Otäd  von  •ynempfäDg« 
,  lichkeit .g^gB^ ..dia^gfw^hnliohea  Eindrücke 
.,4p»  QMesMM^?'»*:^?»  inir^^pjJgifL.Tor  «yjef 

..kaum  2q  JabpeÄ.yoi^i^  c^pij^Sp.  fwner  KqT?^^- 

..bau,.un4  desj^en  groJie^napfanglichkeit  ge- 

^gen  .and(9rQ  £i{idriicke^  daipi^^ineni  soiider- 

Joarn.  XXVI.  B.  4*  St.  F 


-1-      '82      — ■ 

ein  anderer  Arst ,  konnten  -es  hier  enf 

Art,  und  darch  kein  Queektllb^ihilitt^l»  n 

irgend    einer   ineiklicheh    VeranAbmi^  itt 

Munde  bringien»    Nicht  näü^  G^nen^  aon- 

'd^rn  nkch  Drachmen  mnl»  dis  Rfdratg.  im- 

'Hat.  mite  und  das  Hfärarjg^  nürtt.  find  f^M- 

phorat.  ^ereibhnet  werdeii,    däa  diefe^  nk 

Veneriichen  Uebeln  behaftete  Menaeh^  fitt 

>uiuhterbrochen>    länget   illa    ein  ^  Jahr  Ui%  1 

Siahm.    Die  verstärkten  D6ften,  köiuiteii  niir 

Leibsehmerten  und  Durcfifali  fafefv-oi1>tittgiBn; 

'Verhütete  tnan  dieaei,  so  konnte  crrmehreih 

'Drachmen  Quecksilber  nach  Mhimder  nH» 

^inen^    ohne  dafs  dadurch'  seihe  gute,   büi- 

'  hende  Gesundheit^  bei  eihpih  flbHj^tts  fcwedt« 

mäfsigen  Verhalten,  im  geringsten  Uti^  imd 

ohne  dafa  sich  nur  Äetallisiftber  6i*schmäakf 

'  Geruch  aus  dem  Mutf de,  Empfindfing  in  des  I 

Kähnen,    vieliren^er  rerfldehrte  Sj^dielab- 1 

'abnderung  einfanden«     Dabei  hcSlten'  deoa 

"aber  audi  die  renerisdieh  TJebel,  ^dü^'Sehaa- 

ker  und'  Warten  an   der  EicheTy '  die  6e- 

^  achwUre '  im  Munäe  und  im '  HaUe  ^e.  ia- 

'  '(serst  latlgsain  und'unvoHk'umei^,  ilidkd"'^^ 

'  Hier  nur  unter  Mitvrilrknhg-  ^ulaet)icbc(r -ktif- 

tiger  Queck^ilbehnittelV '  b^bhdera  d^  Hy^ 

'^^drarg.'kitfiei   Wcbh  einiefure  Gbaehwiire  ge« 

'"'hibilt,  Waräeu.mschWttiifdett  Waren,    so  Mm- 

'%^h^indig  irieder  Mffie  aum  VoMcheioi 


—    63    r' 

die  eine  lange  fottgetetcte  WiederlioI|fOjg^4ft 
inneren  und  äu£ierei|  .Qaec^ilberg^br^uchf 
nothwend^  machten*  — «  Der  Kranke }.  del« 
aen  Geschichte  oben  erxählt  wurde  ^  vertrug 
ebenfalls,  nach  den  .^gaben  aeiaes  4^ate/|. 
dne -enproifr  Menge  Quecksilber ,  ohnedala 
die  kraa^aften  Erscheinnuigeni  die  dadurch. 
l^eh.obM,  werden  sollten»  roUkommen  ver«^ 
achwanden«  »«  . 

Ich  brauche  wohl  kanm  tu,  erinne^  .djirn 
ich  alles  dieses  nicht  darum  ^ii^hret  .um  ei« 
sienao  reichlichen  Gebtauch,,  des  Quecksil- 
bers, selbst  bei  Personen,  die  Um  fertrageiL 
m  empfehlen.  Endlich-  mufs  ein  t^  kp^k^^ 
wirksames  Mittel  doch  auf  jeden  Fall  scha« 
den,  und  auch  da  die  Folgen  der  Ungsaf 
snen  Quecksilberv^rgifitii|ig  hervorbringen,  wo 
ea  nicht  auf  die  Speicheldrüsen  wirkt*.  Er« 
giebt  sich  besonders  aus  dem  Fortgange  der 
Cur,  dals  die  Uebel,  die  man  durch  jenes 
Mittel  2U  heben  gedachte,  sich  immer  gleich 
bleiben,  Wphl  gar  zunehmen,  so  werden  die 
Gründe  sur  Abänderung  des  Heilplana  im« 
sner  dringender;  denn,  wie  ich  bereits  oben 
bemerkte,  nur  gar  au  oft  ist  eine  Krankheit, 
die^as  Queeksüber  heben  soll,  nichts  an« 
deres,  als  eine  Folge  seines  Mifsbrauches. 

So  wenig  wir  die  Gründe  der  Unem- 
pfUnglichkeit  kennen,  die  einaelne  Menschen 

Fa 


i-    84    — ■ 

jegeii*'dis  Quecksilber  übeiUaiipty  odjir Hw 
|[egeii  seine  Eigenschaft^  den  Speichelfliifs  «a 
erregtfny  haben ^  eben  f.o  wenig  wissen  wir, 
Wlftrum  es  bei  anderen  üufserst  schsHeil  und 
in' den  kleinsteh  Dosen/  auf  die  Sjpefiäiet 
arüieh>irkt?  M  Sommto  i8o5  yetördMts 
ich  eini^m  'fuiigen  'Menrchen/  der  dttrchaii 
nbcfi  |[ar  kein  Queäbülbermittel  gebrandt 
hatte,  gegen  ein  schon  weit  gekontmenefl-f«« 
ieMsdhes  Üebe!,  früh  und  Abend»  eineik^  ein- 
a(geii  Gran  Hydrärg.  muriau '  nttt.  ^  Sehtm 
akfeh' der  dritten  Düse,  'mithin  gleich  «^nacH 
den  ersten' Ji4  Stunden,  zeigten  sieb  Spcms 
ieinc^  Wirkung  auf ^  den  Mund;  'äannoeÜ 
wagte  es  der  Kranfke,  noch  einefl  Gran^  und 
das  nachstö  Mal'  noch  einen  halbeil  Gran  si 
nehmen.  Diese  4|^^ran  eines  der-  gelinde^ 
äten  Queckvilb^pi^arate  *),  erzeugten  eines 
ao  Ulfgeheuren  Spei6heläuIS|  da{s  ich  iim  den 

•)  Ich  weili  Bahr  fut»  daSi  dtetet  PiäpaxJU  in  da« 
Anfe  atebet,  da£|  ea  vor  anderen  den  Spei^vlfluli 
leicht  hervorbringt;  ab«r  ohne  allen  GruqVI  hat  die- 
aei  immer  ein  Schriftitaller  dem  andern  naäifi* 
achrieben.  Speichelfluß  au  erragen ,  -  4tt  eia^  eigaa- 
thumliche  Etgenachaft  alier  Qtietkaiibenvittslrphai 

'    Auaoabme,    und  ea  hängt  bloa   von  Idioajncniiia  | 
ab,  wenn  er  bald  auf  diesea,  bald  auf  jenes  acbo^* 
ler  erfolgt.     Dafa  daa  Hydrarg,  oxfduiat,  nigr,   tm 
AusjDahrae  mache,    ist  gans   tingp|ründet;     ea   wifkt 
oft  aehr  a ebneil  und  itark  auf  di«  Speicheldrüsen. 


I 


-    85    - 

Kranken  äofient  besorgt  werden  mniste.  Die 
SpeicheldriUen  waren  in  einem   Grade  ge- 
schwollen^ der  das  ganze  Gesicht  entstellte^ 
die  geschwollene  Zunge  ragte  aus  dem  Mun- 
de hervor,  alle  Zähne  waren  los,  das  Zahn» 
.  Aeisch  blutete  unaufhörlich,  T^g  und  Nacht 
£oIs  eine  unglaubUche  Menge  Speichel,  der 
Geruch  um  den  .Kranken  war  unerträglieli, 
und  er,konnt-e  nur  flüssige  Oiqge,  nicht  ohne 
viele  Mühii,  _gemel5en.     Alles   das  dauerte 
gegen  drei  Wochen,  und  es.  kostete  nachher 
.yiele  Mühe,  dem  .abgeaehrten  Kranken  wie- 
der,  aufzuhelfen« 

In  diesem  und  so  manchem  anderen  Falle, 
wo  das  Quecksilber  unvorsichtig  gebraucht 
worden  war.  habe  ich  mich  nur  au  sehr  überi» 
zeugt:  .da/s  wir  bis  hieher  schlechterdings 
kein  spezifisches  Mittel  gegen  den  Speichel» 
/7a/i  besitzen.    Was  man  nur  immer  als  ein 
folches  empfohlen  hat,  habe  ich  gebraucht, 
aber  juemals  einen  entschiedenen  Erfolg  da* 
Ton>  gesehen.    Denn  wenn  wir  einige  Wo- 
^en  lang  Schwefelmittel,  Campher,  Eisen, 
Opium  etc.  geben,  und  dabei  zusehen,  wie 
nach  undnach  der  Speichelflufs  abnimmt  und 
am  Ende  verschwindet.,  so  werden  wir  doch 
hoffentlich  nicht  behaupten  wollen ,  dafs  wir 
ihn  geheilt  hätten?  In  jener  Zeit  verscbwin« 
det  er  ohne  alle  Arzneien^  wenn  der  Kranke 


-     «Ki     - 

kein  Qttockailber  mehr  oimmt,  und  i 
das  bekannte  swecbnlfaig»  Verfaaltei 
achtet.     Dabei  können  alle  jene  B9 

•  ■        *  *  * 

anderen  Rücksichten  sehr  nQtdicb  ae] 
apeciEsch  stillen  aie  den  Speichelfluüa  i 
tch  wiirde  tfö  etwas,  das  jedem 
nen  Arcte  bekannt  iat,  hier  nicht  tri 
len  nnd  aus  meiner  öfteren  Wahm 
bekräftigen,  ^enn  wir  nenerlich  ni 
Seiten  der  Naturphilosophie,  -^  die  i 
^Wirkungen  dte  Arisneimittel  a  pr\ 
stimmt,  ea  ab^  docbr^cht gern  siebe 
sie  die  Erfahrung  auf  ihrer  Seite  hai 
Vk  käb'en  rermeint,  '^  die  Behaaptanjg 
Mtten:  „Was  durch  Schwefel  heil 
kann  es  nicht  durch  M^curios  seyn 
hat  der  Arzt  2;u  bestimmen,  roh '^ 
€3iaracter  das  Uebel  eines  und  d 
Organa  ist,  utn  zu  wissen,  ob  die 
oder  heterogenen  Pharmaka  anzuwenc 
Wie  direct  aber  Schwefel  dem  Met 
gegenstehe,  beweist  am  augenscheii 
die  Hebung  des  durch  Quecksilbei 
sachten  Speichelflusses  durch  Anwend 
Schwefelpräpäraten«^^  *)  -^  Ueber 
gäbe,  dais  Schwefel  dem  Qnecfcsilbe 

^>  Jahrbucbtfr  der  Medtcia  alc  Wiaienachaf^ 
Marcus  und  F.  W^  ^ch^lin^^   2*  fiaad« 
1807.  8«    S,  87, 


nan  Wirkongeii  entnegeogetetit  tej»  wü)  ich 
hier  mcht.aUeiteat  deim  da&  beide  Mittel 
ihre  £ig€KBthMmUGh^€|i,teii ,  habsea^  iui4  dtSß 
dennoch  beide  bei  der  Krätse  u«  «•  Exan« 
thecmen  nebtt  ihren  Folceo«.  bei  der  Bleiko- 
lik  u.  a.  Kran|üieitenf  ,niitalich  sind,  weiisje- 

'■■  •        -«■■         k  iii 

der;  nur  dem  von  d^^epEi  Speichelflüsse  her« 
f^nammenen  augenscheinlichsten .  Bffweise^ 
9111C1  ich  bestiynmjt  widersprechen  4  Kein 
^chwefelpräpar^t  hen^nu  spezifisch  den  Spei^ 
ohelflafs.  Nicht  nur  dem  .Tc^rhuD^  gedachten 
Kranken«  sonder«  acu:h  anderea.  habe  ich 
sehr  yiel  8clv|reCel$  Schwei^Uefier»  Gold- 
achweffd  etc  gegeben ,  phne  dadurch  eine 
merkliche  Abkiiraung  des  Speichelflusses  su 
bewirken  I  der  seinen  Gafig  gehet«  Bloch- 
.  ten  doch  unsere  Sckrifuteller.  besonders 
.  fene,.  die  unsere  {Einsichten  erweitem  und 
jy^erbessern  wollen,  durch  irgend  ein  Mittel 
dahin  lu  bringen  aeyn,  dafs  sie  keine  Be« 
'  preise  fiir  ihre  Behauptungen  aus  der  Erfah- 
rung erdiehieten!  — 

C.    Seite  4o* 

Bei  unseren  Vorfahren  machten  die  Holz- 
jtranke,  Tisanen,  ein  Hauptstück  ihrer  anti- 
venerischen   Curmethoden    aus;    Frankreich 
ist  diui  Vaterland  dieser  Mittel  und  ihres  un- 
geheuren Aflüabmudiei  fast  in  allen  Kranke 


-=-"    88-'    — 


Heiten',  der  ^äselbtt'Bbek  fitatee^fortdandltt- 
Ohne  einB  Tisahe  calhianihy' amire^  m  Ai^ 
l&Tftt  sich'hier  kähe  Cur  Tdlibi^^^h;  bM^ 
dörs  Aber  iind '^t^'die  veU^iteh^n,   vcabiS« 
•eil,  hötpet^chen^'^träri^tSidirä  FörmM»  iH 
niam  giik  Zutramn^^fait  iVi84äliHäftli;ch  auf  »•' 
gehd  elneh  sogenannten  blutreinigenden,  m 
ädiürA  til^cfiitlen  Theeietzt/  der  deim  aodk  | 
häufig  im'  gfÖÜsteh  Uebermaarte  getrunbea 
wird.    Wie  schädlich  ein  solches  Verfahren 
dann  besönd^kli 'Werden  müsse ^  -wenn  miA 
zugleich  eine  spmame,    schwichende  Diil 
verordnet' ttlld  die  wirksameren  Büttel  ter- 
absiumt,  brkuche  ich  hier  nicht  iVeklSaftig 
tti  zeigen«     -•   "-^ 

Der  MifsbraÜch  soll  aber  den-  'rtehtigeB 
Gebrauch'  nicht  aufheben;'  wir'solRta  jin% 
Tisanen  nicht  so  ganis  aus  liiise^er'  Praxh 
verbannen,  da  die  Erfahrung  sowohl,  Als  die 
Theorie,  vieles  zu  ihrem  Voitheile  sagt 
Der  Nutzen  de^  in  der  vorsteliienden  Kran* 
kengeschichte  gerühmren  Deceets^  -  dessea 
Zusammensetzung  und  Bereitungsart  ich  ebea 
nicht  vertheidigen  mag,  war  so.  ausgezeich- 
net ,  dafs  ihn  schwerlich  ein  anderes  •  Ver- 
fahren in  gleicher  Art  mSchte  gehabt  habeiit 
Der  gute  Erfolg,  mit  Welchem  Sarsapimlle, 
Guajakholz,  iPiiiiiens^Tfosnehy  Lapäehum^  d» 
so  berühmte   PolliHistofi&  Deeocft,    ^g  De* 


—     S9     — 

sar'ffttjäiMfcttjii'^  jutdreias  MeBge^^UuM 
r  Mittel  -und  ZiuhiiMieiitettiugeB,  in  n- 
■eagesetiteii,^.  anigeaiteten,  Teraltetea 
riMben.iind  QaecicKiittierkraiiklieiten  rer^ 
ta'wwdeiiy  ist  dureb.  die  Erfibmag  eu« 
eilen  Zireifel  g^etati  ^n;  nnterer  6e^ 
twirdeine  ^ogenumtB  Schiff en^seheCuTf 
im.Atm:  tnhilfenden  Gebrendie  jeiaei 
fter-.tmd  Holethees.  bestehet  f.  in  -jenen 
Jdieicen  oft'  Äut:  grofsem.  VotlJieit  ge^ 
che;  euch  kind  miv  gank  gjameine  Empl-r 
r  Toigekoinmen^ '  die^-mit-eineQi  eol^en 
ümgihalteneiL*  Theev^^derieus  Büftcker« 
^ntemV  ^^nraria, .  HöUem:  etc.*  eben 
^aiaeh  den  Regeln -der  Kunst  ausenutteii-r 
(■cht  ^nrar,  in'  jenen :i^en,.  so  wi#jn  Am» 
nCacheiieni  namentlich  bef  anemaU* 
r- Gicht,  -ungfaniUioh  •Tiel...attSti|rfiteM9U 
ehes  Arat'jsollte-enoh  nicht  wiiae«»  ifM 
fviaserigea  und  -geistigen  Att%UMe  oder 
eetü  der  .bittecen:  Krauter^ ;  der> .  unreif en 
ksrakisenr,  de^  Gdkanairvirael  ^  dec  ^hea» 
e^-der  adstringirenden  sogenannten  l^lmA- 
isen,  u«  s.'  wv.-  hei  leachectJsdhei^'iKrinb" 
iformea  vermöge*»  ipe  es>aü£rl]fi(iiail^ 
( ^  'Verbesserung  dei^  ganzen  GonstitujtiOfi 
ämmt^ '  wenn  äie-unheltend  und  bei  elf  «iM^ 

ugMr  Diät  gebre^cbjt  .«werden?  — -    ^ 

cKeikig)AnbeL  moht^w  ddk;  vir«  hei  ;allenr  jft- 


—     9« 


B«B  BffiltelB  an  tpfisifische  KriUte  ^rnffBagt^ 
im99  Kra%kheitMtoff«  denken  dürfen«  8kiw 
tapariHe^/GaejaCy  so' me  alle  antireiiMudie 
lUanter*  und  Hi^litranke,  sind  g^en  dif 
Töne^lsdien  Uebel'  gewib  nicht  in  dem-SinM 
•pesifisdi,  alt  et  d«a  Qaecktilbeir  iat,  ud 
eben  to  wenig  itt  nnt  irgend  ein«  Armai 
befcennt,  die  eine  angebliche  GichtmAteiit 
Temiichten  tollte.  Vidmehrtcheiat  der  gaut 
Erfo%*fener  AufgUste  iittd  Decoete^^  beson- 
ders-nvena  sie  Wochen  nnd  Monftie  Isaf 
GaraiA£iig  gebraucht  werden^  einsig  nnd  al^ 
lein  darauf  su  beruhen:  daXs  siebet  Beob- 
nditung.  einer  angemessenen  Lehensart,  dk 
ganais  C]SaBstitution  des  .tKörpers,  seine  Mi* 
sohittigeav  seine  Kriifte  und  teine  Thitigkei- 
tea,  ¥öUig  umändern  und  so  rerbetaern^  dsif 
Vergegenwärtige  kranke  Lebenaform  re> 
ediwin<^en  muft.  Wennicfa  einen  cachecti- 
Mhen  Menschen,  der  an  den  Folgen  alter 
genetischer  Uebel  und- eines  austehwetfei^ 
den  Queeksilbergebraniehs  leidet,  «lien.  bi»- 
iMrigen  schädlichen-Einflüssen  entaiehe,  keis 
Quecksilber  mehr  gebe,  eine  gute  reisend* 
-stärkende  Diät  rerordne,  und  dabei,  daaa 
•eine  artaem  Zustande  angemessene  reizend* 
ftävkende  Titane  trinken  lasse,  so  muls  si 
mit  ihm ,  unter  übrigens  günstigen  -Yerhält- 
tUsMii  -nothwenjiig  befser  werden^;  .cdui^dali 


—     9« 


«ben  die  Mittel,    aus  welchen  fene  Tisttna 
bei tehety  speeifiscbie  Kräfte  gegen  irgend  eine 
Krankkeitsmkterie  besitzen;    Sie  können  so* 
gar  schlecht  gewählt  lind  kunstwidrig  gi^ 
inischt  seyn,  und  doch  werden  sie  den  Er- 
folg des  allgeineinen  guten  Gnrplans  nicht 
Tereiteln,    wofern  sie  nnr^  keine  auffallend 
schädlichen   Veränderungen   henrorbringen« 
'Sind  sie  aber  den  krankhaften  Metamorpho« 
"ien  in  ^em  lymphatiscihen  und  Driisensyw 
tteme^'in  der  Haut,  in  den  Knochen  ete^ 
angemessen 9    können  sie  normalere  Repro« 
ductionen  in  allen  diesen  Theilen  hervorm« 
fen,    wie  wir  dieses  von  so  manchen  Wur« 
sein ,   Rinden  nnd  Hohem  nach  der  Erfah- 
rung behaupten  dUrfen»    so  müssen  sie  of- 
fenbar die  Qeoesung  wesentlich  befördern,  — <• 
Aus  diaiier  nach  meiner*  Ueberseugung 
einsig  Udhtigen  Ansicht  der  antivenerischesi 
Kräuter-  tind-Holstränkei  nach  der  sie  eine 
^eht  wichtige  Stelle  in  unserer  Praxis   be- 
haupten,   fo^|t  aber-:    dais  wir  den  BUgen 
siicht  täglich  mit  einer  su  greisen  Menge  ei« 
nes'Wässerigeh  Getränks,  die  die  gana&e  Ver- 
dauung zernichtet,    fibersehwemmen  sollen; 
da6  es  dabei ilie»  schwächenden  Durchfallen 
oder  Sehw^Gien  kommen  darf;  dafs  die  ganae 
Diät  tind  Lebensart  bei  der  Cur,  auf  Aus- 
rottung- -bUieiiger   Fehler   nnd 


-•     M     -^ 

4Iewolmheizen>  •  ifuE  Gegensatier.jgegen  toT' 
dbrrige  Eiii.fliiftte^  aii£  rcrbessevte  ErnShmof^ 
4mf.£rbaltun^  und  Vermehning  der- Krähe 
-aÜMEwecken  müsse;  i^l^fs  wir  die  Mittel  u'dea 
Anfjj<üs$eo  uq.4  Deqo^n  so  wah}ftBaolleii,wie 
M9'  flieilt  dem  VerdauuDgiigetchafta,;,  theib 
•deü  JKtt  heilenden  spezifischen  Kranlütcit^for» 
JKnen^.  naoh  derErfith^ung  angemessen  siad; 
und  dafs.wir  endlich  dabei  die  .^tfirendifii| 
•«nder««  Mittel  nicht  versäumen |,,  die. nuf. ir- 
gend eine  iirt  dep  guten  Erfolg  unteratiitssa 
können.  — -. . 


j' 


.  .  Z)«  . Seite. 4o« 

.     JNfach  den  netiedten  Versidteituigeii  aas 
-Wien,  heilt  man  gegenwärtig  dort  Schankar 

n.  a.  yenerisdie  Lokalüb'?l^-^^ig.mi4-^l^^ 
;•—  mit  lanwarmen  Wasser,    iQit  eifern  Mat 
Tendecoct  u.  d.  g«  und  beruft  sich,*  .um  den 
glücklichen  Erfolg  .jßiiter  so  einfachen  Cav- 
methode  zu  bestaiigeii»   auf  die  Gegenwart 
mehrerer  hundert  Zeugen  (Annalen .  d,^x  chi- 
rurgischen Klinik  an  der  hohen  ^Schiüesu 
Wien.     Hf?rausgeg^e]a   Ton   Dr«  •  ^  Kern. 
:h  Band.  Wien^  1807^  8*  lu  y.  O,)*   Die  hier 
Bum  Beweise  eraählten  IKrankengeschichten 
aind  indessen  nicht  von  -  der  .Art»  '  dfi(a  sie 
die  Zeugenaussagen,    so  sehr;  sie  jfyj^ch^  zum 
Voftheil  des  warjnfm.WAssersa^Jf^  möchten, 


••     gS     — •  r 

ten; .  -la^  iiidir#reii^  Fällen  fehlt  es  gtas  «M^ 
einer  hinliiDglidi  berichtigterf^Diagioiosis,  die 
die    mi^klUhir^^enerHch^  .J)faa$ir    der    ge« 
h^teai  .GeidiwUce*  u..  «^  DesorgaAistftioiDexl 
aufser  allen'  Zweifel' sem;-  daU-  man  aber 
Geschwüre 9  die  mGhtry^aenioh'Sind,  diircis 
^inen  ein  fachen  Verband' und  durch  Rein« 
lichkeit^  die  das«  Öftere  Wasche»  «dir  wurme« 
Wasser  Jbefittrdenv  heilen  kOiine,  und  Immec 
heilen  nilbaey  ist  eine^läpgst  und 'allgnnetA' 
bekannte  Sache*-   >In  anderen^der  »eFflUilteB 
Fälle,  war  der  veäerUch0:CharmoeerdittQm^ 
schwüre  gleich  im  Anfange  durch  ein  Aecz^' 
mittel  zerstört  w^rden^  kein  Wunder  also^ 
dali  nachbee 'da*  «einfache  Ueberbi^vArin- 
lichkeit   und.  [Waschen  mt*  jiramen  Wa^t 
leicht  heilte«    In^einem-  yoh^ ^  .103  ea  eru 
AÜhlten  Falle  endlich»  .w^  ttie.  yenerischeii 
XK>kaliibel Uchon  gäniusne rZeto  schlecht. b^ 
Jiandelt  waren  ^    verlor  man  üoch  ein  paar 
iWochen  Zeit ^ damit,  dals  man  die  schwärehb* 
:den,    deaorganisirten   GescUeohtatheile   mit 
'wannen  Wasser,  waschen  liels^  und  sogar.ge* 
gen  die  schon  anfangenden  GeschwulBvün 
Halse  und  in' der  Nase,   nichts  als.  warmes 
Wasser*  lum  Gurgeln  verordnete.    Darüber 
kam  es  denn  «u  einem  hohen  Grade  den 
Lustseuche  y'  die  paohher  atarknn  und  an« 


■ 


-     94 


luttendeft  Q&eekiilbergebintteh  nöUiwendig 
machte«  Was  war  nan  woU  .hier  mit  dem 
warmen  Wattet •  gewoonen?  -«t.  DidEmpiali« 
lang  desselben  fcamii  nach  aUem  dioaeoi^  ge* 
wils  kernen  anderen  Vortheil  kaban,  mU  ditt 
Beobachtung  der,  sa  nothirendigea  Reinlich* 
fceit,  bei  Behandlung  yeneiiUcher.  Ij)knlBbi( 
«sinaiisdiarfen)  und  ändert  schädUdlie  Mittal 
na  rerdrängen;  da  aber,  wo.  «Hr  dem  apen* 
fischen  venerischen  Character  aeaae  i^eatiovii» 
len  Heilmittd  entgi^ensetsen  miisMn,'JUma 
wamies  Wasser  nnmöglidi  allein  eine  ||ribid* 
lidie  and  daneihafte  Heilung  bewirken* 

E»    Seite  5jh 

Auf  dem»  was  ich  oben  fiber  die  nnaad« 
liehe  Verschiedenheit  der  syphUitischen  Krank- 
^eitsformen  gesagt  habe  (S.g— 217),  beruhet 
denn  auch  woU  vieles  ^  was  maii  Tormda  ia 
dem  Streite  über  die  Identität .  des  •  veneci* 
achen  und  Trippergiftes  vorgebracht  hst 
-Da  man  weder  das  eine  noch  das  andere 
meiner  Natur  nach  ^  sondern  nur  aua  seinea 
Wirkungen  auf  unseren  Körper  kannte,  so 
durfte  eigentlich  tiber  ihre  Identität  oder 
■^esifische  Verschiedenheit,  gar  kein  Streit 
/«ntstehen«  Die  Wirkungen  auf  unseren  KiHv 
per  stellen  sich  $0  ^Verschieden  dar,,  als  die 
Organe  vecsdneden  aind,  die  den  fiindmüfc 


—     95    — 

H    anfteckekideii  Stoffes   erlddeo.;  .^die^ 
^ff  kann  dftbe^  jeinar  Natur  saeh^j  tmmer 
rtvelbb  bleibest-  ^^  ^ie  Metatnexphosea 
dtteo-aieh  nach  der  Stxttctajr,  aacbdenLeK 
gfüsdiätigkettciii  nach  dea.  Fanotionen^  tind 
iA  deb  iibrigea .  ;eigeiithiimU\ehfni  lEethäl6- 
liMü  der  Theiletin  welchen  er.'tie'hevTOCrti 
\biiigCf  und  er  aelbetiattlaheiaiottreitlgnirie« 
ärg^wiston  IklodiJicatidAea  äo^geietzt«  Dietio 
|B§ei^  tonliglich  voa  seiner  J^zeugungs^ 
i^Hmd  Tön.  der  P&ückiigkeu  nnsei^ts  Köi-» 
le»  ab|'  die  ihm  sum  :Vdnkei  dient.  «Bei 
§tn    Tripper   wird  4er  ansteckende  ;iitoff^ 
^MT  y erstifknng '  der  Secretion  Äines:«nt«  ' 
QEideke»   Absonderuiqfsorgaiia^   .ohn*  .alle 
tttttflvung   der  Organisitioni  eraeagt«  und 
||^  VMdkel  ist  der  fibrigens  rmidoLiAwrim 
li^e  'Sehleim.    Bei:  deni;«.iScAaiiA:er  hatiaich, 
Hlfer  immer  f ortebbreitender  Zmrstörang  der 
lijgiilisation ,  ein:  ^ni  neues  AbsondjMrungf - 
ti||aB^ gebildet 9  in  diesem^evseugtuadTer«- 
ifU^tsieb  der  ansteckende  Stoff, !  er  ist  also 
Ittner  innigst  mit  dem  JSi^er   rerbunden« 
HFÜdder  anders  mag*  ticii  die  Prodnction  dbs 
SSBtagiums  bei  den  T^netischen  liokali&beln 
iM^-ÜriiSM)    der'Knoclusn  tu  a«  Theile  von 
fcigmthümliisher  'Struccur  modifimren«  :Kach 
dieaem  beruhet  «in  äauptunterschied  desrfe- 
MMiiOheii  Stoffe»  daraiüri  ob  er  mif^oHu  ohne 


-     96    -^ 

DeiOruetioB  organische^  GebädB.j&amifjIt.kt^ 
uad  oh^Schleim- oder  Muer-däm  Vsliikel  deif 
selben  auunaoht*    Mit  JBiter  JKerbünden, .  b«» 
•iut  er  einenL.  weitfiiöhere»  «ind  ackneUem 
Gradr.Yon  Wirkiaflikeit,  und  di^  Ei|(eiudiaA^ 
bei  VAenräganfj  auf  -«inca.  gesHndch  lUtar 
per,    wieder  Torzttgsweiser^DeskitiotSoaca;Vi 
-yeraoUtseii;  yon  dei&Tripperachleiin  gilt  Ai 
GegentheiL    Wiraehen  di^Mn  UntendiM 
auch  bei  andneib ;0Mrugicn^jlaBaticigt^;2fit 
langer  daa  Conta^imvder  g0i?Öhalidb(e»iP<iilb- 
kiäsk  und.ilaft  •der:*Sicfantspocken^onQ«b  aidf 
durah  einen  £iteruB|jkptaief 8  ejvfengt,  rtipMl 
BQchjnut  .waaaevheller'^I^anplie    ydybuad^ 
iät,  bribgt  ea,    auf  npineii»  gesuAdeui^  Kfifp« 
Übertragen^   die«.  PöokfmläraBlÜieit  -  u .  .ein« 
eiaEaDcbärem  und .  giftaitigecBn  .QnaKeU  b» 
r  yor;  irird  aber  ansteclLendtir  Eitafi:^«blt$  aiaft 
sch^n  »GhwäKenden; .  Potbe t » aw'^Euiiii^üi^ 
gewählt;!  isa.AteUt  jticbidi^e  ;Kf  ankheit4n  ainit 
weit-  weniger  !gacartigeü  Gesudt  eus^  *  Jß-i^i 
artiffsr.'eii;»^  £itehuig!iat^  iyd^iihb  ;J0'..gr$i§M^ 
-Mischung«  verändcrnngeq  i.iA^erderhnis^e  .b| 
Desorganisationen  ibJbe|;Yorfcoinine^j{.4taifD 
wü^kaaner,  .zerstörendfeF^^izvi,  xlie  .dahfi  tßt' 
wicktiteii  Miasmea'^/unffo  Gontagji^i^,.  .P^flB 

giebt  uns  der  Krebs^ein  Beispiel]^. :90:..wiji#a$'> 
(«Ln^  brandige 'Pesti^aiüf.a-r^  .  .:m-  J  .r..  .i 

'.  JNaob.  diesen»  iVuiitostftiPM^geyBir.jeiMM^ 

slso 


-«     97     — 

;io  gewöhnlich  die  Tripperaatteckung  wie'% 
v  nur  Tripper  y  die  SchankeransteckuDg 
erScshanker;  doch  können,  nach  Vertchio« 
oheit  der  Receptivität  dea  Angesteckten^ 
eh.  Antnahmen  yorkommen  und  ron  blo- 
m  Trippenchleime  Schanker  entatehen. 
ilp  Beobachtung  bei  einzelnen  Krankott  be- 
itjgt  di^es.  Mir  $ind  aehr  oft  unreinliche, 
tar  mil  Phimosis  behaftete  Kranke  rorge- 
linmen,  wo  die  Eichel  und  Vorhaut  Wo«- 
CD  lang  dem  Eindrucke  des  ausfiiefsenden 
ipjkerschleirns  ausgesetzt  war 9  und  wo  da« 
n  doch  nicht  die  mindeste  E^ntzundung, 
soxiation,  oder  ^in  Geschwür  erfolgte; 
a&r  hat  bekanntlicli  aus  dieser  Wahre  erh- 
äng den  Schlufs  gezogen,  dals  ein  Mensch 
m  dem  in  seinem  eigenen  Körper  erzeug« 
n  renerischen  Stoffe,  an  anderen  Stellen 
cht  weiter  angesteckt  werden  könne«  Das 
;  imdessen  nicht  allgemein  wahr,  ^n  der 
»thaut,  der  Eichel,  dem  Scrotum  etp«  ent« 
shen  bisweilen  von  der  anhaltenden  Be« 
limng  des  eigenen  Tripperschleims,  wahre 
dianker,  die  sehr  hartnäckig  aber  dabei 
;Ght  zerstörend  sind,  die  nur  langsam  um 
D^  greifen,  aber  eine  grofse  Ifeigung  zur 
ildung  von  Warzen  haben,  so  dalji  die  Rän- 
Bif  und  die  Narben  der  geheilten  Geschwüre 
tmit, besetzt  werden.     Oft  erzeugt  auch  di^ 

Joim.  XXVI.  B.  4'  Sr.  G   - 


I 


-     ?8     - 

Berührung  des  ansteckenden  SroiFös  zuerst 
eine  Warze,  und  diese  gehet  nachher  in  ein 
Geschwür  über»  Das  hartnäckige  Geschwür 
an  der  Eichel,  von  welchem  in  der  oben 
erzählten  Krankengeschichte  die  Rede  ist, 
hatte  seinen  Ursprung  lediglich  yon  dem 
Tripperstoff'e;  denn  ein  Schanker,  ronSf^an- 
keransteckung  entstaifden^  würde  in  der  lan- 
gen Zeit  weit  gröisere  und  um  sich  greifen- 
dere  Zerstörungen  hervorgebracht  haben»  -^ 
Von  dem  Unterschiede  der  übrigen  Mets- 
morphosetf,  die  im  Halse,  in  der  Nasenhole^ 
in  dem  Lymph-  und  Drüsensysteme  ^  in  der 
Haut)  in  den  KnocHen  etc.  auf  Tripper  und 
auE  Schanker  erfolgen,  habe  ich  ausführli- 
cher in  der  oBen  S.  59  genannten  Schrift 
gesprochen»  -— 

jP.    Seite  62* 

Noch  ist  es  besonders  merkwlMig)  dals 
sich  bei  diesem  Kranken  keine  der  gewöhn- 
lichsten Erscheinungen  der  Lustseuche  zeig* 
te,  keine  Entzündung  und  keine  Geschwüre 
ini  Halse,  kein  Heinfrals  in  der  Nasenhöle^ 
überhaupt  gar  keine  Knochenkranklieit  etc. 
lauter  MetAiorphosen^  die  sonst  immer  den 
venerischen  Flecken  Vorausgehen,  weni«^ 
itens  gleichzeitig  vorhanden  sind.  Dies  iit 
ein  Beweis  mehr  für  den  Ursprung  de$  Ue- 


—     9g     -t 

bels  aud  t^in^t  Tripper-  nicht  äüi  einet 
SchankeraasteckUng^  so  wie  für  meine  Be- 
hauptung^ dafs  hier  da^  Quecksilber  ah  Heif- 
Drittel  gar  nichts  oder  doch  nicht  allein^  an 
seiner  Stelle  war^  was  denn  auch  der  Erfolg 
bestätigte* 

Ich  will  bei  diesef  Celegetiheit  tköth  et^ 
was  erwähneil||  das  ebenfalls  beweif^t,  wie  sehi^ 
noch  manches,  das  die  Formen  der  venerischeil 
^  Metamorphosen  betrifft^  fiir  ui^s  ün  Öunkelii 
liegt.  Die  örtliche  venerische  Ansteckung 
bei  Mannipetsonen^  bringt  immer  ohne  Äus-^ 
nähme  unmittelbar  an  der  Stelle,  Wo  sie  an« 
gebracht  Würde,  ein  Lokalübel  herror,  da* 
hernach  I  wenn  es  nicht  zeitig  genug  geheilt 
witd,  die  weiteren  allgemeinen  Metamorpho« 
sen  im  Halse,  in  der  Nasenhöle,  in  dem 
lymphatischen«  und  DrUsensysteme,  in  def 
Haut  und  in  di^n  Knochen  tvL  Folgen  hat, 
^hne  da/s  jeniäls  diä  JZeugutigsth^ile  dahei 
affiöirt  vferdeity  wenn  sie  nicht  «üerst  ört- 
lich angesteckt  wurdeni  G^chiehet  ^  B« 
die  erste  Ansteckung  an  den  Augen,  an  der 
Nase,  an  den  Lippen,  durch  eine  Wunde 
öder  Geschwür  an  der  Hand  etc«,  so  kön- 
nen sich  daraus  alle  Grade  der  Lustseuche 
entwickeln,  ohne  dafs  jemals  ein  Tripper, 
ein  Schanker  an  den  Zeugungstheilen,  oder^ 
sonst  ein  6rtlic}ies  Üebel  an  denselben  6nt<- 


/ 


lOO 


tiehen  Bei  dem  \9eiblichen  Gesehlechte  v^r* 
iält  Sich  dies  ganz  anders;  liier  mag  die  erste 
Ansteckung  statt  gefanden  haben ,  wo  sie 
immer  wolle,  so  eitstehen  allemal  sehr  bald 
Entzündungen,   Geschwüre  u.  a.  LokalaiFec- 

• 

tionen  an  den  GeichLechtstheüefiy  ohxie  ds6 
an  eine  Lokalaosteckung  daselbst,  xu  denkea 
ilt.    Im  Winter  1804  war  in   eine    Familie 
Von  sechs  Kindern,  von  welchen  das  älteste 
l3  Jahre  alt,  das  jüngste  eben  geboren  war, 
darch  die  Amme  des  letzteren,    die  reneri- 
sche  Ansteckung  gebracht  worden.     Unbe- 
kannt  mit  der  Natur  des  Uebels^  hatte  maa 
dasselbe  vier  Monate  lang  fürchterlich  über« 
liand^nt^hmen  lassen,    und  nach  Verabschie*  I 
düng  der  ersten  Amme,    hatte  das  jüngste 
Kind  die  Ansteckung  schon  wieder  auf  eine 
;rweite  übertragen«    Untor  den  Kindern  war 
nur  ein  Knabe   von  8  Jahren,    die   übrigta 
Sladchen.    Bei  allen  diesen,  selbst  bei  dem 
kleinsten  4  Monate  alten  Kinde,   waren  au- 
Xsfr  den  Geschwüren  und  xum  TheiJ  schon 
weit  gekommenen  Zerstörungen   im   Munde 
und  Halse,  aufser  argen  Feigwarzen  etc.  Ge- 
9mhwilre    an    den    Geschlechtstheüen  y    ohne 
dafs  hier  jemals^  eine  Lokalansteckung  statt 
gefunden  hatte ^.  denn  das  jüngste  noch  sau- 
gende Kind,  war  von  der  ersten  Amme'zu^ 
erst  a)x  den  Lippen  und  am  Zahnfleisch  an- 


\ 


mm       toi       ^  \ 

ge$teckt  worden;  auch  war  bei  den  übrigeii 
Kindern,-  bei  ihrer  Gemeinschaft  und  Sorg- 
losigkeit, in  der  sie  mit  der  yenerisehen 
Amme  u^d  unter  sich  lebten,  die  Anstek« 
kung  auyerlässig  von  den  Lippen  ausgegan- 
gen ,  wo  sich  auch  überall  die  ersten  Spuren 
davon  zeigten«.  Wie  hätte  auch  bei  diesen 
Kindern  die  Ansteckung  an  den  Geschlechts«^ 
theilen  geschehen  sollen?  Die  zweite  Amme 
war  durch  das  saugende  Kind  an  den  Brust- 
warzen, angesteckt  worden;  sie  hatte  Ge- 
schwüre im  Halse;  ötc.  und  dabei  stark  ent- 
■  ^  i' 

zündete  mit  Geschwuren  besetzte  Schaam- 
lefzen,  ohne  dafs  auch  hier  eioe  unmittelr 
bare  Blittheilung  des  ansteckenden  Stoffes 
statt  gefunden  hatte.  Bei  dem  Knaben,  wo 
jsich  Geschwüre  an  den  Lippen,  am  Zahn- 
fleisch und  im  Halse  fanden,  war  nicht  die 
kleinste  Spur  eines  örtlichen  Uebels  an  dßa 
G^schlechtstheilen  zu  entdecken. 

Was  ich  iii  diesem  Falle,  wo  alle  sie- 
ben Kranke,  nicht  ohne  grofse  Mühe  ron  mir 
geheilt  wurden,  beobachtete,  das  bestätigen. mir 
nicht  i^ur  viele  andere  ähnliche  Krankenge-^ 
schichten,  sondern  auch  besonders  auffallend 
die  oben  gedachten  von  dem  Medicinalrath 
Sponüzer  angestellten  Untersuchungen  (S.  i6)« 
Alle  Mannspersonen^  die  nicht  durch  den 
Beischlaf  angesteckt  waren,  litten  auch  nicht 


/ 


.  V. 


«Q  den  Gesdile^htiüieilen ,  so  yer$chi6deii 
Auch  die  Grade  der  Lust'teuche  iejn  moch- 
.  ten^  mit  welchen  m^a^ie  behaftet  fand;  itUe 
jPraucnspersonen  hingegen,  diefjüiigeiteii  Mäd- 
chen y  wi^  die  ältesten  Matronen ,  wq  keine 
An^tecki^ng  durch  den  Beischlaf  oder  durch 
YnderQ  unoiitteibare  Berührung  an  den  Ge- 
nitalien 46^har  war,  litten  denuQch  ohne 
.  Au3hahni9  hier  an  EntsUndungen^  Schleim- 
flusseUf  Geschwuren ,  W^r^en ,  Ui  n?  Oe^or« 
g^oisationen,  ^mn 

Woher  dieser  merkwürdige  QeacKledits- 
nnterschied  in  den  Elrfolgen  der  yenerischen 
Ansteckungi  den  ich  noch  nirgends^  bemeri^t 
gefunden  habe?  hiegt  er  yielleicht  in  dem  . 
SQ  hervorstechenden  Bildun^striebei  der  in 
den  weiblichen  Genitalien  thätig  isti  in  der 
hier  so  leicht  hervorzurufenden  Reproductioni 
die  einmal  erweckt  und  auf  Abwege  geleiteti 
die  seltaamsten  Metamorphosen  hervorbringt^ 
wie  wir  an  den  mancherlei  Gebilden  bei  fal- 
scher Schwangerschaft,  an  dem  seltsamen  In- 
halte der  Balgge$chwUUte  in  den  Os^arik 
und  Ti^biSf  an  den  Polypen  des  U(eru\  und 
der  Vagina^  und  an  so  vielen  andern  hier 
yorkommenden  Desorganisationen  y  aehep? 
In  diesem  F^He  hätte  denn  das  venerische 
Contagium  die  Eigenschaft,  von  jeder  ang^ 
steckten  auch  noch  90  entfernten  Stelle  aus» 


\  I 

I 

I 


,  jpezijisck  auf  die  weiilichen  Genüalien  zu 
wirken  f  und  daselbst  lcxaiikJbaft&  üdetaoior- 
phosen  zu  erzeugen;  -r*  ao  wie  andere  Con« 
tagia  vofzugsweise  auf  deü  Hala  oder  Auf  eia 
.anderes  bestimmtea  Organ  wirken ;  oder  wie 
Brechweinstein  und  Canihariden  jedeamaL 
Erbrechen  und  Lokalaffectianen  der  Nieren 
err-egen^'  ihr  erster  Eindrucfe  mag  auf  die 
Haut^  oder  auf  den  Magen  i  oder  auf  die 
Gedärme  geschehen« 

Uebrigens  ist  meine  Bemerkung  nicht 
nur  fiir  die  Pathologie  und  Praxis^  sondern 
auch.iiir  mediciniache  PoUzey  und  gericht- 
liche Medicin  wichtig.  In  allen  diesen  Rück- 
sichten kann  und  muGi  uns  nämlich  sehr  viel 
darauf  ankommen ,  zu  wissen:  d^Is  veneri- 
sche Lokaliibel  an  den  weiblichen  Geschlechts- 
tiieilen  keineawegea  immer  Beweise  eine^  hier 
angebrachten  Ansteckung  sind»  sonderp  dafs 
aie  oft  als  spätere  Folgen  anderer  Lokalaf- 
f ectionen  •  und  sclion  weiter  ausgebreiteter 
venerischer  Metamorphosen  angesehen .  wer- 
den müssen;  dals  aber  im  G^gentheile  an  den 
.männlichen^  Geschlechtstheiten^  jedes  \rene« 
Tische  liokalUbel  ein  sicherer  Beweis  .sey»  dafs 
hier  eine  unmittelbare  Ansteckung  statt  ge- 
funden habe.  — 

G.    Seite  66. 
Ich  kann  diese  Gelegenheit  nichti  vor- 


—   io4   — 

/ 

•beilassen,  o&iie  etwas  zum  Lobe; der  Spies- 
glänz-' und, Schwefelmittel y  in  den  Krank- 
heitsformen,  von  welchen  hier  die  Rede  ist, 
zu  sagen.  Welch  einen  auffallend  glückli- 
chen Erfolg  hatte  nicht  ihre  Anwendung  ib 
der  oben  beschriebenen  venerischen  Flek- 
jLenkrankheit!  Uqd  sind  nicht  die  £rfahnm<* 
gen,  die  ihren  entschiedenen  Nutzen  in  vie- 
len chronischen,  cachectischen ,  exandiema- 
tischeu'  Krankheitsformen  der  Lungen  ^  der 
Haut,  der  Knochen,  des  Lymphsystems  etc. 
bestätigen,  fast  unübersehbar?  — « 

Und  doch  könnte  man  in  unseren  Ta- 
gen jenen 'Erfahrungen  die  Augen  yerschlie- 
Isen,  und  jene  wichtigen  Mitteiblos  aus  def 
Grille  in  den  Hintergrund  stellen,  sie  woU 
ganz  verwerfen,  -—  weil  sie  keine  starken 
Reizmittel  wärenJ  Als  ob  für  den  Arzt«  b6i 
Heilung  der  asthenischen  Krankheiten,  sonst 
gar  nichts  zu  thun  wäre,  als  nur  immer  nach 
einseitigen  Voraussetzungen  zu  stärken  und 
kräftig  zu  reizen  P  ~  tJm  jene  Mittel  ganz 
zu  v^drängen,  belegte  man  sie  denn  mit 
allerlei  Schimpf  Worten,  nannte  sie  crude,  vi« 
talitätswidrig ,  dichtete  ihnen  eine  absoluts 
Antivitalitätsgewalt  an  etc.  und  so  ist  es*  denn 
wirklich  bei  dem  kurzsichtigen  Theile  unse- 
rer ansehenden  Aerzte  dabin  gekommen,  daüi 
sie  mijt  Verachtung  auf  Goldschwefel  n.  %» 


r  ■ 

IL 


$piesglanimit;tel  herabseheiiy  ufid  sich  öberall 
durch  praktische/  Grofsthaten,  mit  Wein, 
Opium,  Gewürzen^  ätherischen  Oelen,  Cam- 
pher etc.  ausgeführt;  9  «mkiin'digen.  — ^ 

Glücklicherweise  ist  nun  auch  diese  Pe« 
liode  eines  vorübergehenden  Schwindels  ih- 
rem   Ende  nahe»     Die   naturphilo^sophische 
'  Ansicht,    die  mit  Recht  die  Wirkungen  der 
Arsneimittel  vorzüglich  nach  Misehungsver- 
Snderungen,  und  nach  spezifischen  Beziehun- 
gen auf  gewisse  Systeme  und  Organe,  in  un- 
serem Körper  bestimmt,  hat  aufser  so  man- 
chen   anderen   Dingen ,    die  der   einseitige 
BrownianismuS  verwarf,  auch  die  Spiesglanz- 
und    Schwefelmittel    in    ihren    besondelren 
Schütz  genommc^n^  und  ihnen  ihren  Wir- 
kungskreis bei  Krankheiten  der  Lungen,  der 
Leber,  der  Haut  und  der  Knoehen,  ganz  der 
alten  bewährten  Erfahrung  gemäfs,  angewie» 
sen.    Da  immer  wenigstens  ^in  grofser  Theil 
der  Aerzte,  seine  Ueberzeugungen  und  seine 
Handlungen,    nach    dem  herrschenden    Sy- 
steme des  Tages  bestimmt,  so  ist  das  schon 
^    ein  groiser  Vortheil,  wenn  wir  auch  so  man- 
chen anderen  Behauptungen  o^ancber  Natur- 
philosophien,  in  dem  Kreise  der  Erfahrung, 
yiderspipechen  müssen*  ' 

Ich  behaupte:    dals,   so  wie  gegen  die 
Lustseuche  iii  ihren  einfachen   und   eigen- 


■ 

thümlichen  Formell^  daa  Q>uecksilbet  Mi  jeut 
^nser  einsigea   sicheres,    spezifisches    Mittel 
ist,  -«-  der  Schyfejel  allein  uad  in  seinen  man- 
liichtaltigen  oben  genannten  Verbin dungeii| 
überall  an  die  Stelle  desselben  traten  müsse, 
wo  wir  ein  altes^   ^usiimmengesetsteS}  durch 
xwecfcwiclrigen   Quecksilbergebrauch  gleich- 
sam corrumpirtes  venerisches  Uebel  Tor  nnl 
haben«    Er  ist  hier  nicht  minder  spei^j^dii 
als  das  Queckailbqjr  im  ersteA  FallQ,  und  heile 
augenscheinlich  die  Desorganisation^en  in  der 
Haut,  in  den  Knochen  etc.,  wofern  sie  nur 
noch  auf  der  Stufe  der  Heilbarkeit  stehen. 
Wir  wissen  dabei  aehr  gut,    was  die  Erre- 
gungstheorie immer  so  laut  erinnert  hat,  dafs 
iniemand  von  den  Schwefel-  und  $piefsglani« 
mittein  genährt  und  direct  geatärkt   werden 
aber  können   und  müssen  wir   denn  niclit 
immer  asweckmäisige  reizend  -  stärkende  An^ 
n^ien  und  Diät  damit  n^erbind^n?  — 


I07    '-^ 


n. 

Einige  Beobachtungen 
cabiea      suppressa. 

Vom 
Hrn*    Dr,    Bartholomaeusi 

Amt  im  MecUanbutgUchen.  *} 


,  I 


Uas  Sdiick$al  hat  mich  znm  Arst,    gröls- 
«itlieila  nur  fiir  4i€»  dürftigere  Menachen« 

*)  Mögt«  man  doch  dioc^n  bocbat  lelmticbeq  Beob- 
acbiupgeii  ^0  doppelte  Aufmerb«4mkeit  iu  der  jetsi- 
gen  Zeit  schenken «  wo  die  Kr^tse  durch  die  Ar- 
meen und^  ihre  Anhingiel  aufs  neue  vreit  verbreitet 
und  in  den  miMmigEftlti^^sten  Gestahein  regenerirt« 
durch  dio  gedaokei^lose  Verwahrlosung  und  Behand- 
lung derielhen  f  owohl  von  Seiten  der  Kranken  aU  der 
Aer2te  und  Wundümte  aher  sicher  der  Keim  an  man- 
migfaitigem  Vardeirben  gelegt;  wird. 

A.  n. 


klasi«^  bastitnmt.  Daher  kömmt  e$,  dt&  ticl 
mir  in  meiner  Praxis  oft  Ericheinungen  dt^ 
bieten,  die  demjenigen ,  der  das  Gluck  ha^ 
sein  Heilküpstlergeschäft  mehrentheils  un- 
ter wohlhabenden  Menschen  aussaiiben^  g^ 
wifs  Seltener  vorkommen  müssen,  als  mir«  i 

Dies  und  der  aetiologiscke  Aufsata  JH. 
4ten  Stück  des  2isten  Bandes  dieses  Jonrr 
nals  yom  Herrn  Herausgeber,  yeranlabl 
mich,  4US  meinem  Tagebuche  einige  B«: 
obachtuogen  auszuheben^  um  sie  dem  ii^ 
liehen  Publikum  yoraulegen; «  die^  wM. 
sie  auch  nichts  Neues  enthalten,  'dpch  dilN 
Alte  als  wahrhaft  bestätigen;  und  d 
glaube  ich,  ist  es  ßir  mich  verzeihlich 
nug,  diesen  Vorsatz  gefafst  zu  baben,  W' 
gleich  der  erfahrnere  Practiker  für  sich  nidff 
Seiehrendes  in  meiner  Arbeit  finden  mögtai- 

Unter  den  mancherlei  Hautkrankheitai^l 
sind  die  rersehiedenen  Arten  der  Krätze  (fo' 
gewöhnlicheren,  mit  welchen  die  Bewohn 
meines  Wirkungskreises  befallen  werden,  rof 
welchen  sich  aber  auch  die  Mehrsten^  die  dl« 
mit  behaftet  sind,  durch  die  ihnen  schon 
Alters  her  bekaiint  gewesenen  Salben  Ttf^ 
schiedener  Art,  iselbst,    ohne  ärztliche 
hülfe,   zu  befreien  suchen.     Selten  gebra 
eben  diese  Kranken  innerliche  Arzneien  Ih 
'hlr«r  Cur  mit  äufserKchen  gemeinsckaftlid 


—    109    ^^ 

gewendet;  bSchstons  ij^ird  diese  mit  eineni. 
tstischen  Purgans  begönnern,  welches  ohne 
a  Rftth  eines  Arstes  aus  der  Apotheke  ge-- 
iift  und  genommen  wird»  ^ 

Die  Ursache  dieser  HautijJ)el  ist  nicht 
Lwer  aufzufinden ;  sie  liegt  in  der  Lebens-s 
;  dieser  Menschen,  in  ihren  mannigfalti« 
1.  schmutzigen  Umgebungen  und  in  ihrer 
l^eidung;  auch  ihre  Nahrung  trägt  dazu 
iy  da  sie  grölstentheils  aus  salzigten  und 
räncherten,  mit  festen  Mehlspeisen  ge« 
•cht,  bestehet.  Daher  kömmt  es  nun  auch^ 
Cs  eine  erbliche  Anlage  zur  Erzeugung 
Dzitcher  Schärfen  unter  diesen  Menschen, 
tstanden  ist,  durch  welche  die  yerschio- 
siaa  Hautkrankheiten  an  ihnen  gebildet 
acheinen;  und  hiernach  wäre  denn  auch 
m  entferntere  Ursache  dieser  häufigen  Haut« 
^el  uns  nicht  verborgen  geblieben« 
■  Durch  die  gemeinsohaftiiche  Bearbeitung 
tv  J?elder  auf  den  Gütern  ihrer  Grundher- 
H,  auf  welchen  diese  Menschen  als  Unter- 
Q&en  ihre  Hofdieiiste  ausüben  müssen,  durclt 
O  engen  Wohnungen,  die  sie  besitzen, 
irch  die  übermäfsig  warmen  Stuben,  in  de« 
In  sie  alle  Abende  bis  zum  Schlafengehen 
Lsammen  bleiben,  durch  das  zu  gedrängte 
asammenschlafen,  da  in  der  Regel  zwei, 
%#r*  dffcd  und  mehrere  in  einem  dick  aus* 


—      110      — 

gestopften  Federbette  beisammen  liegen;  fe^ 
ner  durch  den  Gebrauch  gemeinschaftlidui 
Handtücher  und  Trinkgeschirre,  dann  m 
durch  die  üble  Gewohnheit  des  Händedriib 
kens^  beim  Grüfsen»  wird  der  Ansteckiuip* 
Stoff  der  Kraue  Ton  dem  Einen  zum  A|i 
dem  irer&öhleppt,  und  diese  Krankheit  hl^ 
hier  an  rerschiedlenen  Orten  endemisck. 

Diesen  Übeln  Gebriuchen  ist  durdmi 
auf  keine  Weise  abzuhelfen '4  daher  kann 
Krankheit  selbst  nicht  ganz  rettilgt  und 
dieser  Gegend  nicht  völlig  ausgerottet 
den«    Meine  Bemühungen  sind  jetzt  auch 
dahin  gerichtet^    die  Kranken ^    welcha 
mir  Hülfe  suchen,  ton  ihrem  Exanthem  stir 
mälaig  zu  befreien^  und  die  Verbreitung 
Ansteckung  möglichst  zn  verhind^nt 
der  gänzlichen  Ausrottung  dieser  Kra 
Hindernisse  im   Weg^  sind,    die  ich  trollt. 
allen  meinen  Bemühungen  nicht  2U  b 
gen  vermag«  -1y 

Ich  gehe  nun  tut  Erzählung  meiner  fieal^||j 
Achtungen  über,  und  werde  sie  so  Vortrag6%jj 
wie  sioh  mir  dieselben  dargeboten  haben«  ,j|{ 

Mrste  B&ohathtung* 

Johantt  ßorchert^  19  Jahr  alt,  dlenttf 
lgo3  in  dem  nahe  am  Pleuer  See  gelegenes 
Dorfe  Z|Islow  bei  dem  Bauer  Johann  JßfK 


—    III    — 

/ 

In  diesem  Bauerhause  Mraren  fast  alle  Re* 
yrohnfvr  zugleich  mit  der  feucht ezi  Krätze  be* 
fallen  worden*  Die  Zahl  der  Krätzpatienten 
belief  sich  auf  12  bis  tS  von  Terschied^nem 
Alter;  Kinder  und  Erwachsene,  unter  wel« 
eben  der  Bauer  mit  seiner  Frau  auch  nicht 
yerschont  blieben»  Die  Bauerfrau  Übernahm 
die  Cur,  bereitete  eine  Salbe  aus  Schwefel 
und  Baumol,  und  alle  schmierten  sich  und 
wurden  geschmiert,  wer  kratzig  zu  seyn  ah^ 
nete.  Bei  einigen  verlor  sich  der  Krätzaus- 
schlag gleich  nach  dieser  fiesalbung,  unter 
denen  befand  sich  auch  Börchept;  bei  an« 
dem  aber  wollte  er  nicht  weichen ,  oder  er 
kam  auch  bald  wieder  zum  Vorschein ^  ao 
dafs  man  mich  späterhin  nm  meinen  Beirath 
ersuchte  9  und  ich  auch  die  Familie  von  ih« 
rem  KrStzezanthem  heilte,  ßorchert  hinge« 
gen  und  ein  Stiefsohfi  des  Bauern  hatten  die 
Krätze  nicht  wieder  bekommen^  und  ich  er« 
fuhr  auch  nicht  einmal,  dafs  diese  damit  be* 
fallen  gewesen  und  durch  die  Salbereien  der 
Hausmutter  davon  befreiet  worden  waren« 
Dies  alles  trug  sich  Anfangs  des  HerbstM 
1803  zu« 

Sechs  Wochen  später,  als  die  Witterung 
schon  kühler  geworden  war,  verspikte  man, 
daCs  Johann  Borchert  wahnsinnig  Sey.  Man 
benachrichtigte  mich  Tön  diesem  Kranken^ 


r 


■ 

und  ersuchte  mich  zugleich  um  Rath.    D«l^ 
Kranke  schien  mit  einer  noch  unyoUkömme-  J  {< 
nen  Melancholiä  catttcrUeopJiobia  befalloill 
2u  seyn.     Er  betete  immer  bei  seinen  -B^li 
scbäftigungen,   und  so  wie   er  yon  Jemand  li 
angeredet  wurde,  sagte  er  sogleich  die  all- 
gemeine Beichte  aus  buthers  Katechism  hat; 
Dann  erzählte  er,  er  habe  Aepfel  gestohlen^ 
und  meinte,  da  er  durch  andere  seiner  Gl* 
meradea  zu  dieser  Aepfelmauserai  yerleito 
worden  wäre,    könnte  ihm  diese  begangeM 
Sünde  noch  vergeben  werden,  wenn  er  dia 
Beichte  recht  Aeifsig  herbetete«    Patient  hatU 
«ine  unbeschreibliche  Gemüthsunruhe,   tf* 
Bufhörliche  Angst;  gegen  diese  Beängstigt 
gen  vermogten  weder  der  Trost  der  Vfl^ 
nunft  noch  der  der  Religion  etwas  bei  dtfi 
Kranken«     Johann  Borcherc  hat  für  aeinÜ- 
Ser  eine  mittelmäfsige  Oröfse,  hat  achwsni 
Haare,    und  besitzt  weder   das   Organ  dei: 
Tiefsinnes,  noch   das  Diebsorgan  heryonto- 
chend  ausgebildet*     Er  hat  ziemlich  grolia 
braune  glänzende  Augen,  die  ihm  damals  aekr 
tief  in  den  Augenhölen  lagen,  und  war  ab- 
gemagert,  weil   er  in  diesem  Zustande  wa« 
nig,    manche  Tage  fast  keine  Nahrung  tt 
sich  nahm. 

A\%  ich  nun  bei  meinem  Examen  erfohTf 
dafs  er  bei  dem  Bauer  Johann  Jerk  im  Diensta 


—    irS    — 

sey,  fragte  ich  sogleich,  ob  er  auch  die  KrStze 
geliabt  habd?  und  dieses  läugnete  er.  Seine 
Begleiterin  aber,  '  die  eine  Schwester  yon 
iltm  ist^  erzählte  mir  nicht  allein  sogleich, 
dafs  er  mit  dem  KrätzkusscJiIäge  befallen  ge- 
wesen wäre,  "Sondern  sie'theilte  mir  auch 
die  Art  seiner  ^Gur  ikiit;  'und-  hieraus  iand 
ich  mich  berechtigt  2u  »chliefsen,  dafs  die 
Ursache  seiner  Melancholie  in  dem  s'^hlecht 
gekeilten  oder  yielmehr  in  dem  unterdruck- 
teflC  Kräuexantliem  zn  finden  sey. 

Wenn  ich  nun  gleich '  Bedacht;  darauf 
nahm,  die  Krätze  bei  di^em  Patienten  wie- 
der hervot^  zu  bringen,  und  zu  diesem  2^vf^6k^ 
laue  Bäder  und  die  -  Etnreibüngien  der  Ja<r- 
ser schert  Saltxe,  späterhin  permanenten  Haut- 
reiz und  innerlich  de'ii  Schwefel  und  d&s 
Spiesglanz  anwendete,  so  erreichte  ich  doch 
dadurch  meine  Absicht  nidit^  und  sah  mich 
daher  bewogen,  endlich  zur  laoculatlon 
der  Krätze  selbst  zu  schreiten.  Zu  diesem 
Zwecke  verfuhr  ich  auf  folgende  Art:  Ich 
liefs  den  Kranken  zwischen  zwei  mit  diesem 
Exanthem  Behafteten  schlafen;  alle  8  Tage 
innfste  er  seine  sämmtlichen  Kleider  mit  de- 
nen von  einem  seiner  Schlafgesellen  vertau- 
schen, und  sie  So  warm,  als  ^ie  abgelegt 
worden,  wieder  anziehen.  Demohnerachtet  i 
dauerte    dieses    ununterbrochene  Verfahren 

JottTB.  XXVI.  S.  4.  Sr.  H 


7—  '  1 14   ■*- 

noch  Über  einen  Monat,  ehe  der  Melancho- 
licus  das  Krätzezanthem  bekam ;  und  ich  wi 
schon  entschlossen,  Feuchtigkeit  aus  KrätspiF 
stein  ihm  unter  die   Epidermis   zu   applia*lili 
ren,  als  ich  an  ihm  Spuren   einer  Infectiai|iii 
wahrnahm.     Nt^^h  und  nach  nahm  das  Kiäli- 
exanthem  bei  dem  Melancholicus  zu«  undiOf) 
wie  dieses  zunahm-,   nahm  das  delirium  me-  |t 
lancholicum  bei  ihm   aj^,   ,so    dafs,.  als  bd 
ihm  die  Krätze  im  manifesten  Zustande  wia- 
der  zum  Vorschein  gekommen y.  er  von  ^ 
ner  bisherigen  Melancholie  gänzlich  befreiet 
war.    Das  Krätzezanth^m  mafste  BorchertxVß 
ganzer  Wochen,  behalten,  ehe  ich  i^m  äulstf- 
Jiche  Heilmittel  verordnete.     Während  .di^ 
ser  Zeit  liels  ich  ihfi  Spiefsglanz  mitCaJinil 
innerlich   gBbr^auchen,  .  dann  heilti?  ich  -ita 
von   der  Krätze  durch    die   Einreibung -dei 
Ung.  hydrargyrü  citrin.  ^  gab  innerlich  noA 
einigemal  Jalappe  mit  Calomel  als.Purgaaii 
womit  ich  die  Cur  bei  ihm  beschlofs. 

Johann  Bor  eher c  ist  nun  schon  zwei  Jalu* 
von  seiner  Melancholie  geheilt,  dient  sdt 
der  Zeit  als  Knecht  im  nämlichen  Dorfes 
ist  bis  jetzt  noch  .  ni^ht  wieder  von  der 
Krätze  befallen  worden,  und  geniefst  aacb 
übrigens  eine  gute  Gesundheit« 


—    ti6  — 

'  Zweite   Beobachtung. 


»  '-r 


Der  Stiefsohn' des  Biners  Johann  Jerk  im 
oben  genatinten  Dorfe,    Friedrich'  Jargow^ 
ifrardenoch  weit  übler  heimgesucht.    Ihm  war 
ioin  Krätzexanthcm'  auf  diesielbe  Art  wie  dem 
Jtohann  Borchert  vertrieben  worden;  und  er 
.ifar .  damals  eiif  Jahr  alt ;  "er  ist  ein  schwäch^ 
iioher  Knabe  und  sieht  ^achectisoh-'bui»     .   ' 
»     Dieser  Kranke  i^ekäm  eine  Metastase  de& 
-unterdrüokten  Krätaexanthem^, 'die-sich  in 
Gestalt  einer  Phlegmone  aM  libkeU  unter- 
jchenkel«'fe^-ihm  gebildet  hättd.'  Die   In- 
«oGulation  der  |(.^ü^e  war  hier  nicht  indicirt^ 
daher  :wufde  .diesec  Phlegmone  -y oh*' mir  nach 
•den  Kegel&"der  Kunst,  mit  Rttcksicht*  auf  ihre 
^rftachen,'  innerlich  und  äufserlich  bebiilidelt, 
üntbr  welcht>r-  Behandlung  sich  auch  diefiek* 
Patient  jedoch  langsamer,  als  der  Vorh'drge» 
hende,  besserte.  ■.      ^    •' 

.  Die  Ungeduld  der  Elterit  ftbe^diie  lang^ 
-jaame  Cur  des  Knaben,  oder  ivierwiils^web- 
*ches  ungunstige  Geschick,  brachfte' den  Krani« 
jLen  in  die  Jtiahe  gelegene  .Stadt -zu  einem 
.Wundärzte*  Als  derselbe  d^n  Kranken  un- 
tersucht hatte^  äufserre  er  sich  Toiler  Be-* 
^enklichkeiten  über  den  Zustand  desselben 
gegen  die  anwesenden  Eltern  des  Knaben, 
4md  yersprach  endlich,    daii'*er  ans  beson- 

H  a 


—    ii6    — 

derer  Gefälligkeit  den  Kranken  in  die  Gut  1^ 
nehmen  und  heilen  wolle.  Die  Eitern  ^be^  ||^ 
liehen  den  Kotben  dem  Wundarzte  s«h||Q, 
willig  nach  diesen  gemachten  Versichcnm* 
gen,  und  kehrten  in  der  vollen  Hoffnung  II 
nach  Hause,  da£s  ihnen  ihr  Sohn  recht  btUL 
geheilt  nachfolgen  würde»  Mich  liels  man  mih 
sen,  dafs  .der  Kaabe  in  die  nahe  Stadt  n 
dem  Chirurg  N.  N.  in  die  Cur  gegeben  leji 
der  sich*  Anfangs  sehr  geweigert  babe  ib 
anzunehmen,  weil  er  ihn  nur  noch  mit  gni^ 
fser  Muhe  tu  heilen  gedenke. 

Unter  Behandlung  dieses  Mannes  befand 
sich  der  Knabe  drei  Vieneljahr,  und  es  wurda 
f  n  ihm  alle  nur  mögliche  Versucrhe  mit  Siif 
ban  und  PAastern  fruchtlos  gemacht,  bis  endii 
lieh  aus  den  Oe£Fnungen  des  kranken  Fufi» 
Knochesstucken  aum  Vorschein  kamen.  VoU 
1er  Erstaunen  über  diese  Erscheinungen  fing 
der  Wundarzt  nun  an,  um  seinen  Lohn  b« 
den  Eltern  des  Knaben  nachzusuchen,  und 
da  sich  diese  darüber  wunderten  ^  dafs  fli 
früher  um  Belohnung  nachsuche,  als  er  seia 
gegebenes  Versprechen  erfüllt  habe,  lemtn 
die  Eltern  den  Arzt  ihres  Kindes  erst  ken- 
nen, und  säumten  nicht  länger,  den  Patien- 
ten wieder  mit  sich  zu  ne^^imen.  Der  letzte 
Trost,  den  jener  Mann  den  Eltern  noch  mit 
gab)  bestand  darin |  dali  die  Cur  des  Sehen- 


rht  da»   H^tm   ho^   4'^^iir>/M7/.  a    //  /^  / 


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bia  cariöSy  an  inehreren  Stellen  rauh  und  bis  Vi 
in  ihre  Knochenrohre  durchlöchert  war.'  Ei  hi 
flols  aus  allen  diesen  OefFnungen  ein  schledi-  |in 
ter,  stinkender,  jauchenartiger  Eiter  in  gro^ 
der  Menge  aus,  wodurch  der  Kranke  erschöpft 
wurde;  auch  waren  verschiedene  Knochen» 
stücke  los,  die  aber  ihrer  Grölse  wegen  nicht 
aus  den  OefFnungen  hervor  gezogen  werden 
konnten.  Im  Ganzen  war  der  Knochen  nicbt 
sehr  stark  aufgetrieben. 

In  diesem  Zustande  mögte  die  Arnputi^ 
tion  am  Oberschenkel  hinlänglich  ij^diciit 
gewesen  seyn,  und  ich  schlug  sie  auch  Vor; 
aber  weder  dec  Knabe  noch  desseti  Elten 
wollten  sich  zu^  dieser  Operation  verste- 
hen, da  sie  eine  Furcht  davor  hatten,  die 
sich  durch  keineVorstelliin^^ec  be:.eitigen  lielik 

Gegen.diese  Paedanhrocac^.ordnete  ick 
folgende  Mittel  zu  gebrauchen  ao.     Innerlid 
liel's  ich  den  Kranken  ^sa  foetida  mit  Phd^ 
la^idrium   aquaticum   und    Calamus    ar*  ift 
Verbindung   'steigend    nehmen,  '  demnächil 
mufste   Patient   die   Aqua    calcis    ancimonä 
sulphurata  trinken.     Aoufsr^rlich  verordnete 
ich    ein    Decoct    aus    Sahina  und    Phelläo' 
driurrij  in  yrelchem  Hydrargyr.  mrmaA.  auf*, 
gelöst  und  JEss.Myrrha^  zugesetzt  wurdest 
als  Injection  und  auch  zum  Verbinden ;  der 
ganze  schadhafte  Schenkel  würde,  mit  euoem 


»# 


—    iig    — 


einfachen  Cerät^  auf  Leinwand  ditnne  ge- 
strichen, bedeckt  und  mit  einer  Binde  leicht 
bewunden. 

Nach  dreiwochentlicliem  Gebrauche  die- 
ser Mittel  sah  ich  den  Kranken  wieder,  und 
war  voller  Verwunderung,  als  ich  nicht  al- 
lein eine  merkliche  Verbesserung  des  Eiters, 
sondern  auch  eind  stärkere  Exfoliation  des 
Knochens  wahrnahm.  lyie '  aufgeworfenen 
Ränder  an  den  OefFnjungen  hatten  sich  ver- 
loren, und  die  in  ihnen  befindlich  gewese- 
nen  Eiterklumpen  waren  alle  verschwunden; 
der  ganze  Schenkel  war  dünner  geworden, 
und  jetzt  weit  weniger  schmerzhaft  und  roth 
als  zuvor« 

Unter  der  anscheinenden  Besserung  die- 
ses Kranken  lasse  ich  mit   dem   Gebrauche 

-  obiger  Mittel  fortfahren,  und  zuweilen  mit 
der  Asa  foetida  in  der  Gabe  steigen,  je 
nachdem    es   die  Umstände   erfordern,    und  ^ 

tdie  Zeit  wird  lehren,  was  ein  solches  Ver- 
fahren gegen  dieses  Uebcl  yermag. 

Dritte  B eob achtung. 

*  Johann  Bolzenthaly  ein  Tagelöhner  im 
nämlichen  Dorfe.  Vor  lo  Jahren,  als  er  noch 
Pferdeknecht  war,  bekam  er  die  Krätze  mit 
allen  ihren  Symptomen.  Er  gebrauchte  aller- 
lei Mittel  dagegen,  aber  sie  halfen  ihm  nicht; 


«-      120    — 


bisweilen    vertrieb    er   sie    auf   einige    Zeit, 
dann  bekam  er  sie  wieder  und  schleppte  sieh 
lange  damit«    Man  rieth  ihm,   er   solle  sich 
am  ;jsten  Mai  des  Morgens  yor  Aufgang'  der 
Sonne  nackend  auf  dem  Saatfelder    folglich 
i|n£   der  vom    Thaue   nafsgewor denen  Saat 
herum  wälzen,   sich  alsdann ,    ohne  sich  ab- 
getrocknet  zu  haben,  wieder  ankleiden  und 
an   seine  Arbeit   geben.    Dies    befolgte  er, 
und  sein  Krätzausschlag  verlor  sich  noch  an 
demselben  Tage  merklich,  und  späterhin  gans 
'  ohne  allen  Gebrauch  anderer  Mittel«     Nach 
etlichen  Tagen  bekam  Bqlzemhäl  ein  Reis- 
sen  in  alten  Gelenken,  auch  in  den  Brust« 
mtiskeln,  welches  von  Zeit  zu  Zeit  bald  we« 
niger,  bald  heftiger  wurde;  ob  er  gleich  nie 
bettlägerig  daran  ward« 

Gegen  diese  Zufälle  gebrauchte,  er  man- 
cherlei Mittel,  die  ihm  alle  nichts  "halfen» 
sein  Uebelbeünden  blieb  wie  es  war,  und 
es  gesellte  sich  dem  noch  eine  Erscheinung 
«u,  die  ich  nachher  beschreiben  werde. 

Vor  6  Jahren  yerheirathete  sich  Balzen^ 
^ÄaZ  und  zeugte  ein  schwächliches  Kind,  wel- 
ches, eilf  Wochen  alt,  am  Stickhusten  starb*' 
Er  hat  noch  ^wei  Kinder,  das  eine  ist  vier, 

das    andere   ein  Jahr   alt,   beide  sinod  gans 
gesund. 

In  diesem,  kränklichen   Zustande  hatte 


.'^ 


i  .-■•"' 

Bolzemhal  g  Jahre  sugebraeht,  als  er  bei  mir 
^ülfe  suchte.  Er  ist  nun  So  Jahr  alt,  Ton 
langem  haaren  Körperbau,  hat  schwarz« 
braune  Haare«  Vor  einem  Jahre  klagte  er 
mir,  dals  er  nun  fast  gar  nicht  mehr  arbei« 
ten  könnte,  und  beschrieb  mir  seinen  da- 
maligen Zustand  auf  folgende  Art.  Er  fühle 
sich  äufserst^  matt  und  entkräftet,  er  em«  . 
pfinde  stets  Schmerzen  in  allen  Knochen  und 
Gelenken  seines  Körpers ;  nebst  diesen  reis« 
s'enden .  Schmerzen  sey  bei  der  geringsten 
Bewegung  ein  beständiges  Knistern,  so  wie 
er  es  nannte,  in  allen  seinen  Gelenken  tix 
hören.  Ich  liefs  ihn  entkleiden,  und  bei  nä- 
herer Untersuchung  fand  ich  seine  Angabe 
in  so  weit  bestätigt:  Es  krachten  und  kni- 
sterten alle  Sehnen  und  Bänder  an  »einem 
ICÖrper,  so  wie  er  sich  bewegte;  man  konnte 
die  Schlüsselbeine  und  Rippen  Tom  Brust- 
beine ab  und  einwärts  drücken,  ohne  gewalt«» 
.  sam  hiebei  verfahren  zu  dürfen,  wobei  sich  oben 
erwähntes  Geräusch  merklich  hörem  liefs. 

Bolzemhal  \k9xxe  stets  guten  Appetit  zum 
Essen,  und  seine  Verdauung  ging  auch  re- 
gelmäfsig  von  statten.  '  Nachts  im  Bette  wa- 
ren seine  Schmeraen  heftiger  als  am  Ta- 
ge, gegen  Morgen  bekam  er  Schweifs,  der 
aber  keine  Lifiderung  seiner  Schmerzen  be- 
wirkte.   Sein  Puls  war  des  Tages  über  im- 


—    laa    — 

mer  dem  natürlichen  gleich;    Morgens  firfili   j 
lind  Abends  spät  habe  ich  ihn  nie  beobach- 
ten können,    weil   er  zu  entfernt  von  mm- 
nem  Wohnorte  ist. 

•  Ich  empfahl  ein  wollenes  Hemde  zu  tta- 
gen  und  Einreibungen  von  Cantharidentino* 
tur  äufserlich,  innerlich  aber  Guajac,  Schwe- 
fel mit  Calamus  und  Sabine  zu  gebrauchen. 

Nach  sechs  Wochen  langem,  ununterbro- 
chenen Gebrauche  dieser  jVlittel  war  Patient 
um  nichts  besser  geworden,  obgleich  dureh. 
die  Einreibungen  und  durofa  das  Tragen  dei 
wollenen  Hemdes  ein  Ausschlag  auf  der  Brnit 
zum  Vorschein  gekommen,  der  aber  der' 
Krätze  nicht  im  geringsten  ähnlich  war;  durch 
den  (gebrauch  der  innerlichen  Mittel  hatte 
sidii  die  Hautausdünstung  sehr  verdiehrt  und 
war  gleichförmiger  geworden. 

Das  Einreiben  der  Jasserschen  Salbe  in 
Hände  und  Füfse,  späterhin  auf  beide  Arm6 
angebrachte  Zugpßaster,  die  eine  Zeitlang' 
offen  erhalten  wurden,  Schäften  weder  Lin- 
derung, noch  brachte  das  Einreiben  der  Salbe 
die  Krätze  zum  Vorschein. 

^  Da  ich  nun  bei  diesem  Patienten  den 
Krätzausschlag  wieder  hergestellt  v/ünschte, 
und  durch  obige  Mittel  meine  Absicht  nidit 
erreichen  konnte,  so  liefs  ich  den  Kranken 
vier  Wochen  ohne  allen  Gebrauch  von  Arz- 


neien  nur  stärkende  Diät  be<>bacfat«ti,   und 
rieth  ihm  ä«n  genauen  Um^adg'  mit  Krätz- 
patienten an.    Er  befolgte  nicht  dtlein  die* 
isen  meinen  Rath  genau,,  sondern  er  wech- 
selte späterhin   öfters  seine  Kleider  mit  de- 
nen von  Krätzkrankeff;  aber  er  wurde  auch 
hierdurch  nicht  angesteckt  und  ^ein  Zustand 
blieb   wie   er   war.     Endlich  '  elitschlofs  'ich 
mich,  diesen  -Patienten  mit  Krätzstoff  zu  im- 
pfen,   welches    auch>  wirklich  geschah,    ob- 
gleich er  sich  Mgem-iu  ilieser  Inaculation 
bequemte«  ■  Unter  'divEpideri|i4s    zwischen 
den  Fingern  brachtercU'mnere^cfaliche  Menge 
Materie  €us  ganz  IHschen  Keätzp'usteln  ;  hier- 
nach ^  eoatst^ndeo   swar«  kn    den    Impfstellen 
kleine^Geschwiife/  di«r'aber:bald  einen  Schorf 
bekame)^,'^ 'der   trociki^  ^« wurde   und-  abfiel. 
Zwei  Wochen  ilach^dieserlnocutation  isprach 
ich   den  Kranken   wieder,    uod    er  erzählte 
mir,    dafs   er  eine  grofse  Flechte   auf  dem 
rechten  Schulterblatte  bekommen  habe,  dafs 
es  ihm  vorkomme,    als  ob  er  sich  schon  et- 
was besser  befinde. 

Aus  dieser  Flechte  lief  eine  fressende 
'  Jauche ,  die  die  angrenzende  Haut  excoriirte 
und  Schmerzen  verursachte,  die  ganze  her- 
petische Erscheinung  sähe  braunroth  aus,  war 
•einen  Viertelzoll  hoch  erhaben,  und  n^hra 
im  Umfange  eine  zwei  Hände  grolse  Fläche 

4 

.  \ 


—   ?«4  — 

ein. .  Innerlich  gab  ic^h  dem  Kranken  Gua» 
jac^  Calamus^y  Calomel  mit  Sulphun  Anü' 
mon»  muriat.y  hierbei,  trank  Patient  Aqu^^ 
Calcis  Antimon,  sulphurtu.  Aeu&erlich  Iteil 
ich  Vng*  hydrargyn.  cttrin.  in  die  Flechli 
reiben,  und  bei  diesem  Verfahren  ward  Pa« 
tient  binneu  vier  Wochen  von  seinen  Be- 
schwerden  gröfstenth^ls,  von  seinem  Hei* 
pes  aber  gans  gebeik.  Seine  Brost-  mi 
Gliederschmerzen  hätten  eich  verlören,  aber 
das  oben  erwäbbt*'  Geräusch  war  bei  stl^ 
ken  Bewegungen  seines  Körpers  noch  meik" 
lieh  zvL  hören.  Er  gebrauchte  nun  noch  mSM 
Zeit  lang  seine  Mittel  fort%  ich  neth  ikm«fliit| 
Fontaüell  iuf  dem  Arme. an,  aber  er  befolgü 
diesen  Rath  nicht.  Jetzt  be&ndet  er  stcfrM 
wohly  dafs  er  seine  Arbeit  als  Tageiöhiitf 
ohne  Beschwerden  verrichtet. 


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der   L  eichen  ö  ffnujig. 

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JKLÖnigK  Wujrt«sib#r|itdb«m  Itofiäiedicuji  sa  Hcntlingfen. 


V»-  • ' 


.X..  N\i    i 


d.  L.,  eine  Frati  yon  63  Jahren,'  Mutter  von 
eilf  Kindern,  sehr  *  reizbaren  TemperaäMsnts, 
schlanken  Wuchses,  engerund  schti&'äler  Brust, 
kmgem  Halse  etc.,  ging,  so  lifnge  ich'  sie 
kannte,  mit  vorwärts  fangendem  Kopfe  ein- 
her.  '  Bei  ihren  Schwangerschaften  litt  sie  an 


—      136     — 


d^c    F'J.'ifc;    soait    war    sie    cseiste^s    ce- 

iuD'i  'Ji.'i  /.oßote  tich  keiner  Hazpskrzükhat 
crinc'-ro.  Diese  Varices  mociiten  wohlGe- 
lec'e&r.eiisa  »ache  za  Geschwüren  an  dem  Hb- 
kea  matieolui  gegeben  htben,  bei  denen  flc 
ftlrh  al>er  wohl  befand.  K>  lange  tie  AosseOi 
Im  M^rz  igo6  aber  heilten  sie  ohne  den  Ge- 
biajtii  äur^erlicher  Mitter  ar;*  daher -iciL  g^ 
rufexi  wurde. 

Die  Kranke  klagte  Über  Korzathmigkat, 
Baagi^kcit,  Herzklopfen  etc.;  ich  lieb  dabtf 
auf  die  gehpilf«*n  GeschWure  ePnpL  diaeh.  e. 
et  vesicac.  legen,  weil- aber  kein  AusfluCi  er- 
i'olsf^D  wollte f  nachher  oberhalb  dem  Knie 
eine  Fotitaflelle  setzen,  und' Ter  ordnete  ia- 
nerlich  ysf//.  lax.  ^.,  SaL  polych,  S.  etc.  Ua* 

geachtet  die  Fontanelle  nicht  floCs,  so  blieb 
es  doch  vier  Ti^e  ^trigiich;  allein  am  fünf- 
ten Tage  stellte  Mick  ^itk.y.g^U'ox.dsthmai, 
ein  9  wfflchL-r  der  Kranken  £rstickung  drohte. 
Man  mui'ste  fla  Ad^afs  vornehinen;  du 
IMut  war  nicht  widernatürlich  beschaffeik 
Die  Erbsen  liefs  ich  mit  Z7>^.  rfw^ej^,  et  Hf' 
dr^ar^  praec.^r.  bestrichen,  in  die  Fonti- 
neile  legen,  um^  einen  stärkeren  Ausfluls  xa 
bewirken,  was  aber  auch  unwirksam  blieb* 
Innerlich  gab  ich  Aq.  cham.  vulg.y-  Tan.  tat'-  \ 
"^ris.^  Spir.  nur.  /i. ,  Oso/jn.  squill.y  worauf 


ie  Beffchwerden  sich  dermalsen  vermindere 
»n,  dals  ich  hoffte,  die  Cur  mit  Pillen  von 
"iort*  peruv,^  rad.  valer.  und  extr»  abs.  be- 
chliefsen  zu  können.  Aber  die.  Besserung 
rar  Ton  kurier  Dauer;  denn  im  Juni  -ar- 
iden das  ganse  Gefolge  obiger  Plagen  wie- 
leTy  die  man  einer  Hysterie  zuschrieb;  um 
{>  mehr,  als  die  Kranke  über  krampfhafte 
lusämmenziehungen  bald  im  Kopfe,  bald  in 
»er  Käse,  bald  im  Halse,  bald  auf  der  Brust, 
»mld  im  Unterleibe  klagte«  Zu  diesen  Zu* 
allen  gesellte  sich  noch  ein  einfaches  rCa- 
arrhfieber,  das  sie  sich  bei  einem  Ausgange 
%  rnalskalter  Witterung  zugezogen  hatte. 
IJuae  mein  Wissen  wurde  wieder  ein  Ader- 
itfii  vorgenommen,  auf  welches  sich  in  d^r 
iiiioht  abermals  ein  parox.  asthm.  einstellte. 
Jm  den  dringendsten  Zufällen  zu  begegnen, 
[erordnete  ich.:  ^ij.  cham.  vulg.^  Spir.  cc,  s.j 
^ULud*  L  Syd.^  und  zum,  Klysti^re  rad^  va^ 
«r.  m,^  ß.  Cham. ,  asa  foec.  Abermals»  .or- 
plgte  Besserung,  ohne  dafs  die  Font^n^Ue 
E1UII.  Flielsen  gebracht  Reeden  konnte.  \^ . 

Zu  Anfang  des  Jul.  war  diewKran}^0^;f!P 
feit  hergestellt,  daCü  sie .  ausgehen  koiMitf?. 
Ulein  schon  am.6ten  August  ftiblte;  sie  ;Wie- 
1er  Bangigkeiten ,  Herzklopfen  etc. ;  nj^an 
iefs  wider  meinen  Willen  zur  Ader,  und  in 
1er    nämUcheA  JN^acht   erfolgte    ein   parox. 


i 


— -      128      -"■ 


asthm.^  so  dafs  man  mich  mufste  rufen  Iti- 
•en.     Ich  verordnete  Aq,  cfinm*  v.^  ess,  e<- 
stor, ,  extr.  valer. ,  Laud.  L  Syd.y  cum  Riy- 
stier   wieder   rad.  valer.^   asa  foet.    Diäe 
Arzneien  wurden. mehrmals  mit  den  gehori« 
gen  Abänderungen  wiederholt  und  <lie  Kranke 
befand  sich  erträglich;  ich  verordnete  daher 
zur  Nachkur  Elix.  stom.  fThytt^   Tinct.  cu^ 
nam^y    op.^    worauf  sie  sich  bis  «u  Anfaag 
Septembers   leidlich   befand.      Ünterin    8tei 
September  fühlte  sie  neuerdings  die  Bangig- 
keiten etc.;  ich  gab:  gumm.  galb.j  extr.  jnd- 
lef^^  Spr»  cc»  s,y  castor,^  oL  valer.^  in  Pil- 
lenform.   Diese  Mittel  madhten  swar  einigt 
Erleichterung)  aber  eine  gänzliche  Genesmg 
ke^nnten  sie  nicht  verschalen*     Aeuiaerlidi 
wurden  vesic,^  das  Ung.  Variola  völat.  com* 
phorat.  etc.   abwechslungsweise   angewaadti 
Am  23sten  Sept.  wurde  auch  Herr  Dr.  ük- 
land  von  Tübingen  zu  Rathe  gezogen,  der 
mir  schrieb,  dals  die  Kranke  zuverlässig  hy« 
sterisch  sev;  deswegen  er,  da  die  antihysta- 
tischen  Mittel  erschöpft  waren,  die  Stüzisdii 
-SEethode  vorschlug,  die  aber  auoh  ohne  Wi^ 
kung  war.     Im  October  hatte  er  Geleges* 
heit,    diese  kranke  Frau  selbst  zu  untersn« 
chen,  und  glaubte,  in  der  reg.  epigastr.  eis 
Gewächs,  von  der  Gröfse  eines  Kindeskop« 
fes   entdeckt  zu   haben  ^   gegen  welches  er 

calonit 


'         —    tag   — 

r 

Cälc^n*  iäit  öpium^  und  äitrsdrlick  Vag.  ^«^ 
drarg.  de  Spir,  saU  am^ötiiad.  ö.  yorachlug^ 
Ülese  Mil:t0}  l>liel>eil  ab6t  Auch  olm^  Wir<^ 
kutig  imd  mufsten  bal4:  bei  Seite  ge^ettt 
wetdeti,  weil  sidi  eine  SalivAtioii  eiastellte^ 
welche .  die  Ki'aofce  aHzu  »eht  entkräftete« 
Man  gab  nuti  das  Baihi  in/tUL  mit  Af .  ct/t« 
nanu  t>«  ^^/^^  ktthfirarme  Mlleh)  Mllcfabä« 
itt^  Milch^yftiefe  ete«  Von  Aet  Mitte 
Decemb«  bis  Anfsiiig  Jan.  t^oy  beauchte  ick 
die  Kratike  ftieht  tnehr,  jet^t  abet",  nachdem 
idb  gerufen  wufde^  fend,^^  die  Fiü^e  ^de- 
matös  aDgeschwolleü^  den  Urin  spaiaaiti)  trübe, 
toth  und  brennend^  demungeachtet  aber  den 
Puls  iniio<er  noch  $p  ^eichfäPen^  dafs  man 
aus  4emaelben  nie  ^uf  f^n,  vorgefundenen 
organischen  Fehler  h^i|  schlier$ea  kc^nnen, 
Sie  gebrauchte  nSick  van,  Hap^n  OL  teteb.^ 
Tinci.  tanthtar.  utid  Spit.  saL  ammoniac  c. 
tum  Einreiben ;  innerlich  a^.  cinndiß,  v.^  saL 
poiyöh.  S*  und  Tinct*  digU.  p.;  w.^gen  des 
heftigen  Brennens  nnterm  Sternum  oUpapai^. 
a.5  und   Opium  tum  Einreiben. 

Um  diese  Zeit  stellte  sich  Morgens  um 
4  Uhr  Fieber  ein«  das  während  dei^  gansen 
Verlaufes  der  Krankheit  unmerklich  war,  und 
colliquative  SchweÜae  mit  aich  brachte.  Der 
Athem  wurde  so  beengt,  dafs  di0  Kranke  nur 
mit  dem  Kopfe  auf  die  Bettdecke  gestütat^  lie- 

Idiini.  XXYI.  B«  4'  at«  I 


—    i3ö    — . 

gen  konnte;  ebenso  wurde  audi  der  Banch 
«iifgedunflener.  Dagegen  rerminderte  skk 
die  Getehwulst  in  -dm  reg^  lumt^j  wo  grofia 
Säcke  hingen,  die  im  Liegen  sehr  beschwer 
lieh  waren.  Auf  eine  Aranei  von  A^.  pe^ 
tros.y  Crem.,  tanar.  s.j  Spir.  nkr.  d.  wai 
Oxym.  sq.  flolj  swar  der  Urin  häufiger,  dis 
Beschwerden  wurden  aber  nicht  gemildeii^ 
SUL  denen  besonden  die  gehört,  dala  ik 
Kranke  nicht  schlafen  und  den  Koff  rück 
ißfarts  legen  konnte,  was  auch  durch  lEt 
^t^Jtrlsten  Gaben  rem  Opium,  nicht  beweilM 
ateliigc  wurde.  "^ 

Am  ig.  Februar  wurde  auch  mein  Terdk 
rangswOrdigster  Lehrer,  Hr.  Prof.  Pl^wo^im^ 
Bu  HKlfe  gerufeu.  Dieser  yerordnetie  ein7)i- 
fcocu  ^kinäe  sacur^^  Liq.  ä.  IL  und  ImtmA.  i 
Syä.^  auf  welches  die  colliquattren  Schwti-; 
üse,  das  Brennen  unterm  Sternumj  JQof^ 
feny  und  besonders  das  Fieber  gemildert^war- 
den.  Es  ward  deswegen  eben  diese  Anmo 
inehrmals  wiederholt.  -Am  Schlüsse  dieser 
Trauerscene,  die  deü  taten  d.  Nachts  erfolgte^ 
irerordnete  er  noch  Bals^  vüae  H.  und  Spir, 
nur.  d.y  von  welcher  Mischung  aber  nur  nock 
wenig  eingenommen  werden  konme.  Die 
Kranke  schlief  sanft  ein,  als  sie  so  eben  noch  |  ^ 
aufstehen  wollte.         ^"^ 

Sic  Mi  terra  lern!  . 


Beror  ich  nun  das  anführe^  was  die 
onöffiatang  entdeckt  hat,  erlaube  man 
r^  einige  Fragen  an  rationelle  Aerzte  za 
icheo« 

Was  würden  Sie  i)  in  diagn^rtltiacherHin- 
iht  Ton  dieser  Krankheit  geturtheilt  haben» 

characteriAtische  Kennieicben»-  welche  auf 
H  Torgefundenen  Desorganisationen  hätten 
^efsen  lassen,  aülser  den  angeführten 
inptomeni  keine  aufzufinden  waren,  meh« 
re  Ton  den  letzteren  aber  auch  bei  andern 
rankheiten  vorkommen  .können?  würde 
ML  ein  Pf^ichmann  selbst  im  Stande  g^we« 
f^  Mjny  das  zu  errathen,  Was  man  bei  der 
Ifll^ion  entdeckt  hat? 

,^  ;8)  Würden  Sie  in  therapeutischer  Rück« 
pl^t,  einen  andern  Heilplan  befolgt,  oder 
Sfden  sie  der  sc^on  erzählt;en.l^ethode  ih- 
et  Beifall  geschenkt  haben ,  ^renn  dieselbe 
I^On  fruchtlos  war? 

.  Doch  ich  kehre  zur  Erzählung  dessen 
fftick ,  was  ich  bei  der  Eröffnung  des  («ei/E^* 
uns,  die  am  iSten  Nachmittags,  in  Gegen* 
art  des  Hrn.  Chir.  ^  Schradies  .  und  rnehr^« 
IT  vAnyerirAndten,  die  selbst  auf  den  Sitz 
ieses  so  langwierigen  Uebels  begierig  wa- 
sn,  Torgtoofnmen  wurde,  gefunden  habe« 

Aeufs^rlicJu 

Die  Augeniied^  waren  ton  der  vor- 

I  n 


angegangenen  Wasteriuchtigeb  Geftchwnlst 
schlaff  and  herabhängend,  dal  Angesich 
noch  etwa«  anfgedmuen ,  die  Arlna  gamik 
gezehrt,  die  Brost  sehr  eingesenkt  UBdfla4 
der  Unterleib  «renig  erhabeh  und  iusgedduit, 
in  der  rechten  reg»  ihaöa  eine  aackfohmp 
Geschwulst  (die  Ton  dem  intest.  coecfeMi  ge- 
bildet wurde,  das  iiriir  ausgedehnt  war)  lud 
auf  eben  dieser  Seite  eine  kleiiie  h^rm 
•'vag.\  oberhalb  dem  Knie  eine  PonttoieHs; 
Ton  der  reg.  lumb.  bis  an  den  Zehen  ^eüM 
groüse,  harte,  ödematose  Geschwtüab. 

Innerlich% 
Der  Kopf  i2u//ire  nicht  geSflnet  werdöi* 
Nach  Durchschnpiduug  einiger  Rippenktt^ff- 
pei  flofs  sogleich  eine  beträchtliche  Menge 
Wasser  aus^  d^k  aber  nicht  aufg^angen  1M^ 
den  konnte*  Als  ich  das  Stemum  xarfidr- 
scblagen  wollte,  fand  idi  einen  njn^eheiireli 
Widerstand,  und  bei  genauer  Untersuchung 
zeigte  es  sich,  dafs  dasselbe  mit  dem  peri* 
Card»  so  /eit  vetwa^isen  war,  dafs  es^  ohne 
dieses  zu  zerschneiden^  nicht  losgemacht  we^ 
den  konnte.  Aber  auch  attf  beiden  Seiten 
War  der  Herabeutel  mit  den  Lungen  so  M* 
aammenhangend ,  dais  er  ebenfalla  mit  dam 
Messer  losgetrennt  werden  Mulatet  Dai  ib 
demselben  befindliche  Wassm  wog  nicht  ws- 
Jger,  als  ~  a4  ynien. 


—      153     -: 

\  Durch'  dieses  Lastrennen  9  und  durch  diq 
^darch.  gemachteq.  Einschnitte,  fiel  sogleich 
^a«rI)eix.iA  die  Augen,  d|Ls  Jedermann  sO 
gpoi^  schien,  dafs  ich  es  mafs,  und  von  der 
lifikon  auric^  his  zur  mpex.  cordis  y  ZoII| 
,  gil4  TOA  «tineo^  Rande  zupi  andern  (auf  der 

SaV^Kfi^  .^¥P^^0  4i  ^^U  i^nd.    Nach  genau 

.  a|ti(gesQhnitteaer  aona  etc«,  und  gänzlich  vonji 

SllWe  g^rwigt,  wog  es  i  Pfund  lo  Loth,  ~ 

hl  dfOB  rechteava/i/ric«  w«r  sehr  riel  kohl- 

schwarzes  und.  so  zähes  Blut^    daüs  ea  sich 

Wft  dMJSingen;^  ausdehnen  liela;   in  dem 

^iplum  ventric,  war  es  eben  sa  beachaffe% 

J9pr.  ia^  kleinerer  Menge«    Am  Herz  fand  ich| 

j^}«.Gröfse  abgerechnet^  nichts  widernatur« 

jlchMi    Die  linke  Lunge  war  aufgedunsen, 

Ütlst  und  beim  Anriihren  so  knarrend,  dals 

es  auch  schon  den  Zuschauern'  auffiel;  beim 

piifchschneiden  zeigten  sich  sehr  viele  Luft- 

;  j^^ohen ;  die  .rechte  Lunge  atrotaite  Ton  Blut,   - 

yf$f  blau  und  aehr  ausgedehnt;  beide  an  der 

pleura  nicht  angewachsen*     Das  Zwerchfell 

kttte  nichts  widernatürliches,  ausgenommen^ 

dab  es  von  der  Grof&e  der  Leber  aufwärts 

gedruckt  wurde.     Der  Magen  ^    auf  den  ich 

:Q|in  meine  yorzügUohe  Aufmerksamkeit  rieh- 

«tete,  weil  man  an  demselben  ein  Gewächs 

jermuthete ,  war  zwar  autgedunsen,  aber  na- 

jtiiriiefa,   und  beim  Eröffnen  desselben .  flofn 


/  / 


—    154    -* 

eine  sdileimigte  dünne  Fenchtigkeittfns.  Von 
Verhärtung  war  ganz  und  gar  keine  Spnr 
SU  finden«     Im    intest,   colon   transi^.  wiren 
ftinf  harte  grünligte  Kugeln  von  rerhäxtetem 
Unrathe,  in  der  Gröfse  eines  kleinen  Hub- 
iiereyes;    alle  andern  Gedärme   waren  ron 
Luft  aufgeblasen  und  enthielten  noch  meli« 
rere  von  den  erwähnten  Kugeln.  ^  Die  Le- 
ber war   ungewöhnlich  groTs,    die  Substam 
aber  natürlich«     Die  Fena  port.  enthielt  selir 
^iel  zähes,   schwarzes  Blut;    <liG  Gallenblase 
ziemlich  leer;  die  Nieren,  Bfilz,  Utems,' Urin- 
blase etc.  im  natürlichen  Zuatatide;  letztere 
ganz  leer.    Ueberhaupt  war  im    Ünterleibe 
weniger  Widernatürliches  zii  findedi,*  als  man 
bisher  vermuthet  hatte,   indem  aiich  das  in 
demselben  befiadliehe  Wasser,  ^  kaum  einer 
Erwähnung  verdient. 

Aus  dieser^  der  Wahrheit  gemäfs,  ge- 
machten kurzen  Geschichtserzählung,  ist  nun 
zwar  abzunehmen,  da^s  diese  langwierige^ 
äufserst  beschwerliche  und  sehr  dunkele  Krank- 
heit, ihren  Grund  in  Desorganisation  des  Her' 
zens  und  des  Pericardii  gehabt  habe;  wo- 
her  anfanglich  der  BrustkrampF  und  nach- 
her die  Wassersucht  entstanden  ist.  Es 
kann  daraus  nun  aber  auch  erklärt  werden) 
warum  die  Leidende  fast  bis  an  das  Ende 
ihren  Lebern^  >kt  HAu^t  nicht  sanft  nieder 


t.-  ' 


—    155   — 

i  koante»  Wer  aber,  wagt's  ^  dtn  Ur- 
ig  dieser  orgsnischen  Fehler  su  bestim- 
^  Rnfen  wir  mit  dem  Herns  vonHaller 
los  Innere  der  Natur  dringt  kein  er» 
Pener  Geist! 


\ 

'       .                                                  / 

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#  V 


IV. 

Ueber  deA  ixi<»dicim$chen  Gebrauch 

\ 
I 

indianischen  Feigenblätter. 

Vom 

Hm,  IHx,  Wilh,  Heiqr,  Brennecke, 

Geh.  Stifcsrafh  npd  ordentl«  li(itgli^d  der  Königin  Marki' 
sehen  qcpnpmisclieii  Qesellftchaft  zu  Potsdam.      ' 


X 


i]N  ur  di^  wenigsten  Menschen  nehmen  gen 
innerliche  Ar^peiinitt^l.  Sqhon  d^s  Wort 
Medici»  erregt  bei  ipanchen  eiAen  jLleinen 
Schauder.  Die  Kranken  haben  mitumer  gei 
gen  gewisie  Mittel  eine  so  unwiderstehliche 
Abneigung,  dafs  es  unbillig  seyja  würde,  an! 
deren  Gebrauch  durchaus  ?ii  beiharren«  Die« 
Unistände  erregen  bei  dem  Ar?jte  und  Pa- 
tienten nicht  ^elt^n  den/ Wunsch,  durch  äa- 
fsere  Mittel  den  beabsichtigten  £riQlg  ^u  er 


-    »57    - 

'Es- Ist  daher  TifeHeicEt  köin  Bsniitisef 
Chutara^Ifetheni  auf  ein  »war  an  sich  achon 
bekanntes:,  Aev  doch  bei  weitem  nicht  so 
allgemein  ;al9  äufsere«  Arzaeionittel  gebrauc  h« 
tes  Gewädis  aufmerksam  lu  machen,  weU 
i^hes  Tjelteicat  auch  aohon  ron  manchem 
Anste  und  Nichtarzte  angewandt  9  und  von 
dessen  heilsamen  Wirkungen  ich  yorsii^^lich 
mich  überzeugt  habe,  ich  meine 

die  Bläser  der  indianisehen  Feige  (Cac* 
'^us  opuntia  l^\  Fhm  Jndica^  folio  spi  nosoj 
fructu  mm^kre).  Diese,  mitunter  wohl  fi  ager- 
idicken,  eine  grofse  Menge  scbl^imigtes  Mark 
enthaltenden,  eyrunden,  auf  der  fordern 
oder  obem  Fläche  etwas  hohle,  auf  dor  un- 
tern etwas  erhabene,  auf  beiden  Seitoa  mit 
Tielen  kleinen  sehr  spitfigen  StacheU.  rer- 
I  fehenen  Blätaer,  sind  die  Zweige  eines  krie« 
chenden  $traiichähnlicben  Baumes,  wi.lcher 
beaonderi  in  dem  wikmern  Amerika,' Yirgi« 
aien,  Portugall,  Spanien,  Minorka,  Italien, 
und  auf  den  Httgclin im  Walliseirlande  wachst, 
aber  aus  je^en  warmen  Ländern  zu  ulis  ge- 
bracht  worden,  und  auch  hier  recht  j;ut  su 
gedeihen  pSegt,  daher  man  ihn  in  tinsern 
Gewächshäusern  sehr  iiäufig  aotrif t.  S  r  lälst 
aicli  auf  eine  sehr  leichte  Art  fortpfliinzeia. 
Man  bricht  nämlich  von  dem  Stamme  ein 
Bktf,.  weldles  Völlig  ausgewachsen  ia;t,  ab, 


—    158    — 

setzt  das  abgebrocheiie  Ende  in  .rinen  mit 
guter  Erde  angefüllten  Topf»  etwa  «um 
Zoll  tief,  ein ,  begielst  es  einige  Abends 
nach  einander,  worauf  es  sodann  Wundi 
acl^lägt,  und  neue  Zweige  oder  Bl&tter  trabi 
Im  Sommer  setze  man  den  Topf  an  eintt 
sictiern  Ort  in  freier  Luft,  und  im  WintSK 
in  e*in  nur  mälsig  warmes  Zimmer»  Ans  deft 
Räntlem  eines  jeden  einzelnen  Blattes  aproi- 
aen  mehrere  neue  her?or,  wie  ich  deren  nein 
Stück,  zu  gleicher  Zeit  herauswaehsen  sik 
Die  itlten  Stammblätter  werden  zuletkt  .gsu , 
blafsg;elb  und  so  fest  wie  Baumzunder.  Dis 
Bliithienknospen  sprouen  in  kegelförraigsr 
^ Gestalt  aus  dem  obem  Theile  der  BlatMi 
Die  Farbe  der  J^liithe  ist  schön  gelb.  Dis 
reifen  Feigen  haben  eine  birnförmige  Ge- 
stalt,.  und  schmecken  sehr  suis. 

Der  Feigenbaum  bleibt,    wenn   er  sich 
selbst:   überlassen   wird,  nur   niedrig,   aeiaa 
Blättf^r,  welche  sich  qach  allen  Seiten  ani- 
dehnen,   sitzen  rings  um  den  Stamm,   und 
'es  wäichst,    wie  schon  erwähnt,   immer  eim 
aus  dem  andern.    Sie  senken  sich  yermSgo 
ihrer   Schwere   auf  den    Boden    herab,    äi 
Spitzen  derselben  graben  sich  in  die  Erdii 
Wurzeln  ein,   werden  zu  neuen    Stämme^ 
und  J:ahren  auf  diese  Weise  fort  sich  zu  ref' 
mehren  9  so  dafs  sie  nach  und  nach  (in  Ib* 


—    ^39    — 

etc.)  einen  grofsen  Wald  ansmacbeiii 
der  ans  nnzähligen  znsammenhängeiideii 
Stämmen  nnd  Aesten  bettebt.  Man  kann 
diesen  Baum  auch  dvch  daneBen  gesteckte 
Stöcke  au  einer  bedentenden  Höhe  ziehen, 
wenn  man  die  Blitter  mit  Fäden  an  die 
Stöcke  befestiget. 

Auf  den  Blättern  leben  in  Mexiko  die 
Godienillwiirmer  (Coccus  Cacti  L.)j  kleine 
,Käfer,  welche  itzt  auch  in  mehrern Theilen  ?on 
Südamerika  und  in  Spanien  angetroffen  wer- 
dien.  Diese  Würmer  iiaben  bekanntlich  einen 
schönen  purpurrothen  Saft  beir  sich,  welcher 
häufig  zum  Malen,  oder  zu  Farben  gebraucht 
wird.  Ehedem  eignete  man  ihnen  gelinde 
diuretische  und  stimulirende,  auch  wohl  herz- 
und  nervenstärkende  Kräftei  zu.  Der  Ge« 
achmack  ist  scharf,  bitterlich  und  zusammen- 
ziehend. Jetzt  sind  diese  Würmer,  wie  achon 
gesagt,  Torzüglich  für  die  Färber  des  schö- 
nen Roths  "v^egen  wichtig*  In  den  Apothe- 
ken bedient  man  sich  ihrer  allenfalls  nur 
noch  zum  Farben  verschiedener  Arzneibe- 
reitungen, besonders  der  Zahnlattwergen. 

Medi.cinischer  Gebrauch  der  Feigenblätter» 

Man  gebraucht  die  Feigenblätter  blos  äu- 
fserlioh,  und  zwar  in  allen  solchen  Fällen,  wo 
man  sonst  sich  der  spanischen  Fliegen,  Senf- 


—  ^4o  X— 

pAatter  oder  des  Merrettig«  su  bedienen 
pflegit,  um  einen  Reis  auf  der  Haut  zu,  erregen» 
|!f  odpreh  der  »ich  auf  innere  wicbdige  Theiie 
geworfene  Krankheitastoff  nach  der  Haut  ge- 
leitet, und  die  innem  Sduneraen  n^&d  Juank^ 
hafte  Zufälle  gehohen  werden  aoUen«. 

Bei  gicbtiachen  Zufällen  aller  Art  sind 
sie  beinahe  specifih*  Sie  lindem  den  Schmen 
oft  noch  früher  und  gewisser,  ala  die  spa« 
nischen  Fliegen,  und  haben  yor  diesen  noch 
den  Voraugi  dafs  sie  nie  eine  Blase  aieheii| 
sondern  blos  ein^  Röthe  der  Haut  surück 

• 

lassen«  Der  Gebrauch  dieser  Feigen|>Iätter 
erregt  auch  nie  die  Uhlen  Zufallet  welche 
hei  dem  Gebrauche  der  spanischen  Fliegen 
schon  he^erkt .  worden  sind.  *)  Viele  Men- 
schen k.8nnen  weder  Pflaster  noch  Salben 
auf  ihrer  Haut  vertragen.  Manchen  Ner?en« 
schwachen  wird  schon  während  den  Aufle- 
gens  eines  Pflasters  übeL  Alles  aber,  wai 
nicht  unmittelbar  aus  der  Apotheke  braudit 

*}  Ramat  (toq  den  tpaiuschen  Fliffgf^pflattern.  S.  Bidh 
Urs  ehirur^itcb«  Bibliothek  iiter  Band  Seite  963.} 
•ah  bm  reisbaren  Fraueasimmernji  daCi  die«e  Pflait« 
Schmerfien  in  den  Nieren«  Strangurie,  blutigen  Urin 
und  Enuünduog  der  Nieren  verursacht  haben«  £r 
räth  daher,  dafs  man  in  allen  solchen  Fällen,  wo 
es  blos  darauf  ankommt,  ScbärlVn  nach  der.  Haut 
eu  sieben  ^  lieber  statt  der  spanisckeli  Fiieg«i 
Vesicantia  wählen  solle. 


-    i4c    - 

geholt  itt  werden  y  erregt  bei  Kranken  nicht 
den  Widerwillen  und  die  Furcht.  Ueber* 
dies  ist  der  Gebrauch  dieser  Feigenblätter 
lehr  einfach»  Man  nimnit  nämlich  ein  Blatt, 
legt  es  etwa  eine  Stunde  in  kaltes  Walser, 
Iticht  die  Äugen,  worin  sich  die  sehr  feinen 
iUid  sehr  spitzigen  Stacheln  beünden,  gut 
ine,  ^  schneidet  es  sodann  in  der  Mitte  von 
«faiander,  nnd  legt  die  aufgeschnittene  Seite 
nüf -die  schmerzhafte  Stelle.  ^^  Nach  der 
C^tffse  des  Umfangs,  wo  sich  der  Schmers 
iM^findet,  und  nach  der  Heftigkeit  desselben 
tkibtet  sich  die  Zahl  der  aufzulegenden  Blät« 
tik»  Vier  Hälften  bedecken  schon  einen 
frolsen  Theil.  Damit  die  Blatter  nicht  ab» 
fallen  >  befestigt  man  dieselben  mit  einer 
Binde.  Nach  einer  Stunde,  zuweilen  anch 
noch  früher,  spUrt  man  meistens  sdibnihre 
Wirkung ;  sie  ziehen ,  wenn  sie  gut  bef esti«» 
Iget  sind,  sehr  stark,  es  entsteht  ein  Bren- 
ilen  auf  der- Haut ^  so  dafs  sie  roth  wird 
imcl  die  innern  Schmerzen  nachlassen.    Nach 

*)  Dufch  das  vorherige  fiittlegen  to  kaltM  WattSf  irvier« 

'     den  dia  Augen  d«r  BlAct«r>  worin  die  Sticheln  ticxen» 

erweicht  >  und  d«l  Aüsnefamien  dertelben-  erleichtert. 

**}  Die  unaagenebme  Kalte «  welche  der  Kranke  bei 
dem  Auflegen«  Yorsüglich  auf  einen  empfindlichen 
Theil  I  empbndeti  kann  man  dadurch«  dala  man  dai 
Blatt  vor  dem  Auflegen  einige  Augenblicke  in  vrar- 
sies  Watisr  uwsht«  ?«rhiicwi* 


—   i4si   — > 

etwa  i6  oder  24  Stundeü  nimmt  man  dift 
Blätter  ab,  und  legt,  im  Fall  es  nöthig  kl^ 
neben  dieser  Stelle  wieder  frische*  Die  abge- 
nommenen Blätter  sind  meistens  gaas  trockeiii 
da  sie  yor  dem  Auflegen  von  sähem  Schleims 
strotzten;  die  innere  Fläche  derselbe  iit 
sehr  warm  und  -blutroth,  *)  Bei  Zahnschme^ 
zen,  welche  nach  Erkältungen  .entst^ndeoi 
legt  man  die  Hälfte  eines  Blattes  auf  die 
Backe y  bei  Kopfschmerzen  in  den'NackeOi 
bei  rheumatischen  Augenentzündungen  an  dis 
Schläfe,  und  bei  Ohrenschm^zen  hinter. dif 
Ohren»  Selbst  beim  HBftwehe  undPodsigrt 
hat  man  yon  diesen  Blättern  die  beste  Wir? 
kung  erfahren.  Bei  jenem  werden  einigt 
Bliltter  auf  die  schmerzhafte  Stelle,  bei  die« 
sem  auf  die  Wade  des  kraük^i  FuTsea  gs* 
legt.  Bei  Gontusionen  nach,  einem  Falle^ 
Stofse  etc.  sind  diese  Blätter  gleichfalls  s]f 
ein  zertheilendes  und  schmerzlinderndes  Mit* 
tel  mit  I^futzen  zu  gebrauchen. 

Um  sich  yon  den  Hühneraugen  zu  bsr 
freien,  legt  man  eineh  Theil  des  Blattes  .$0 

*)  Ob  der  Schleim ,  Welchen  dieee  Bletter  iu  eehr  gro- 
Diein  enthalten ,  eine  eoldie  SehärCe  besitzt ,  deü  $t 
die  feinaten  Blut^^eßLüie  der  Epidermis  serstört;  oder 
ob  durch  die  -Wärme  der  Antrieb  des  Bluts  Ja  dem 
Grade  befördert  wird ,  da(a  die  Stelie-  Blut  achfvitsr, 
lsa«e  ich  dahin  gestellt  seyn.  Blut  enthaltea  die  nadi 
234  Stunden  abgenooimenen  Blatter  wirklich.   = 


—    x43    —       ' 

lange  anf  das  Auge,  bis  es  röllig  erweicht 
ist,  und  ohae  Schmerzen  samitit  derWuireel 
ausgehoben  werden  kann.  Mehrere  an  die* 
aem  ITebe}  Leidende  bedienten  sich  auf  nki« 
nen  Rath  dieser  Blätter  mit  dem  besten  .Er- 
folge. Aoch  braucht  man  sie  in  Breiamscfaüä- 
gen  bei  schmerzhaften  Geschwülsten  und  Cfre« 
echwutvn^  rorzUglich  renerischer  An.  Dei 
emicerirten  Bubonen  etc.  mäfsig^n  sie  clie^ 
Spannung t  lindem  die  Schmerzen  und  be- 
fördern die  Eiterung.  Ferner  empfiehlt  sich 
«in  solcher  Breiumschlag  bei  6eschwilr«n, 
die  cällöse  Ränder  haben,  um  sie  zu  erwei« 
ehen,  und  dadurch  die  Heilung  zu  befördern. 
Cleghorn  *)  bestätigt  die  gute  Wirkung 
der  Feigenblätter,  welche  sie  den  Minor  ka- 
uern als  Breiumschläge  geleistet  haben,  wenn 
•r  sagt:  ^däls  er  sie  in  der  Pleuresie,  Rüh- 
ren und  andern  KranJsJieiten,  die  mit  Ent- 
sttndung  der  Eingeweide  begleitet  gewesen, 
heilsam  gefunden  habe.^^  Da  diese  Krank« 
heiten  häufig  nach  Erkältungen  entstelheu, 
/und  mithin  durch  Mittel,  welche  die  unter- 
drückte Ausdünstung  wieder  herstellen  wnd 
vermehren,  geheflt  werden;  so  läfst  sich  der 
Kutzen  eines  solchen  Umschlags  auch  bier 

*)  Dueau  of  Mlncred  p,  sGS*  279,      Mur*ay*$  Arsnei- 
Tomth  oder  Aoleitung  sur  practischen  KeonuiiGi  iler 
1,  (ur  Band^  &  SSg. 


-   «44   ^ 

WO  bl  nicht  bezweifelb«  Doch  'würde  idi 
taitih  auch  bei  diesen  Kränklleiteii  heb« 
der*  einfachen  Blätter  bedi^en^  da  ieh  dei 
Ideinung  bin^  mit  ihnen  denaetbbn  Zweck 
(dl  irch  den  erregten  Reiz)  zu  erreicheciy  W« 
ch&a  Cleghotn  durch  die  Umtohlage  beib^ 
•ichtigt  hat.  Da  bei  diesen  (vor^oglieh  ivf 
bedeckte  Theile,  2«  B«  des  Unterleibes  oder 
dcir  Brust),  bei  entzündlichen  Krankheitea 
di(9  grölseste  Vorsicht  erfordert  wkd>  dilii 
bei!  dem  Öftarn  Wedisel  dler  UmsehlSge  del 
Kninke  sich  keine  neue  ErkUtung  zazietaf 
so  wurde  ich  nur  Aa  solche  wtrffie  Oü«« 
sclilage  Terotdnen,  wo  man  sichniuF  die  V<tf^ 
^ sieht  der  Kranken ,  oder  derto  W&cter  rol- 
lig  Yerlassen  kann.  < 


V-  Große 


i45   — 


X    .  I 


r" 


V. 


,  •  •  • 

Grofse  Wirksamkeit 

1. 

der 

setitia      garbäüi 

bd  Terschiedenen  Äugeaübelnr 

.    .'  .     ■  .   . 

Beobachtet 

i  •  '  '  '  '' 

,rn.  Dr.   Joh,  Friedr,  Arnold,    . 

XU  GroshfeiniBrfldorf  bei  HenrAbnL 


•  m      > 


t    •  • 


I 


t  ilhelminej- die  sieben jihtige  Tochter 
%  doge^eheneii  Ksufman&s  in  einer  be« 
bärten  Stadt,- ütt  seit  2^  Jahren  an  def 
sea  Augenentzündiing,    ipit  Lithtsöbeuo 

krampfhafter  Zusammentiehttn^  dec  Aü-« 
ieder  begleitet.  Im  Frtihjabre  l6o5  s&h  ich 
um  efstenmale«  Der  damals  gelinde  Anfall 

bald  dem  Puh.  purgans  Janinif  der  An<r 

rn.  XXYI.  B.  4-  Sr.  K 


—.  i46    — 

Wendung  eiii«rAitgezisalb^  itniB'l^j^xnng.piirc» 
rec.  'j^ij\j  Pulv.  Mercur.  ptaecipi  rubr.  gr,  xv» 
M*  S.  Abends  dieAugenlieder  zubestreicben, 
und  dem  Eintröpfeln  von  lauftrarmer  Milch* 
Ich  gab  den  Wunsch  «u^ erkennen,  dals  eine 
Badekur  gebraucht  werden  mögte;  das  Kind 
badete  mehrere  Wochen  in  Warmbrunn  bei 
Hirschberg  in  Schl^sii^n,  und  wurde  von  dem  ge- 
schickten Arzte  Hrn.  Hiem^nn  daselbst  mit  den 
erforderlichen  Arzneien  besorgt.  Die  zwed;* 
mäfsige Behahdlüngdesselben hatte  die ichSii^ 
sten  Folgen»,  ich  freute  mich  iär^^r.  AUckkunft; 
doch  konnte  ich  mir  nicht  verhehlen,  dafs  bei 
den  Rückfällen  der  t>^A/;&a&nia  a/ia,  welche 
bisher  nur  das  rechte  Auge  betroffen  hatte, 
auf  .diesem  Auge  eine  centrische  Macula 
Corneae  entstanden  war,  und  die  'Aogenlie- 
der  immer  dick  blieben.  Der  Herbst  gio|[ 
vorüber  ohne  neue  Zufalle;  ich  hoffte,  die 
zu  befürchtenden  Beschwerden  des  Winters 
'  sind  losgekauft  durch  die  Badereise.  Iffi 
Anfange  »806  ka«  wieder.^in  Anfall  von  c)ef 
weifsen  Aug^nenXzü>ndiigagi.  abejC  auch  dieser 
wurde:  gehoben^  Im  Sioimmer-  beschäftigte 
sich  der  Häusarzt  mit  der  Wegschaffung  der 
MacuUtf  Corneae^  und  war  mit. einet  Soluäo 
Zinci  ös^yduti  (ärtifiöialis)  ,%<>  glücklich  >  dals 
i^h  mich  «vtiuderte  und  freuete.  £in  stäf' 
kerer  Anfall.. von  weifser  Augenentziindnajf 


—    »47    — 

ward  i^ehoben,  indem  ich  yregen  grofser  Licht- 

acheaePilien  Ton  Gummi  assaefoetidaey  hxtr. 

Valerianae  äa  rieth.  —  In  den  letzten  Wo- 

fihen  des  Monats  December  wurde  mein  Be« 

flueh  verlangt;    ich  fand   die  weiise  Augr^n- 

entaUndung  in  einer  Heftigkeit,  welche  ich 

kaahm  nie  gesehen  hatte.    J)ie  Lichts^sheae 

war  so  grofs,   dafs  bei  vetbnndenen  Augen 

^^enBoch  die  Fenster  mit  grünen  Gardinen 

'kodeckt    sejrn    mulsten,    und    der   Krampf 

'der  Augenlieder   war   aurserordentlicfa.     Da 

xdi<  bm  diesem  Kinde  alles  bekannte  schon 

angewendet   hatte,    und    der    Hausarzt   mit 

.  den  neuesten  Mitteln  nichts  hatte  ausrichten 

.fefdanen,  so  erklärte  ich&ich  für  die  Methode 

';^ Herrn Z>2t5au55oj^;  ich  dachte,  hat  er  in  ei* 

-aem  Winter  einige  hundert  Fälle  der  OphüiaU 

Msüs  «Z&a  geheilt,  und  alle  nach  dieser  Methode, 

%b  ^  werde  ich  Buch  so  glücklicsh  seyn;  in  den 

%serta3tekigsten  Fällen  hat  ein   Blasenpflaster 

Mif  den  Wirbel  gelegt  -jillemal  geholfen,  tlies 

kaiin -ich,  wenn  es  nicht  anders  geht,  auch 

ll^snchen.  -*  Meine  Priignose  war,  erst  nach 

liier  Wochen  wird  diese  Krankheit  gehoben 

jpeya.  —  Einige  Wochen  war  die  Methode  des 

SBra.  lyusaussoy  angewendet  und  das  Uebel 

9|vtch  nicht;  ich  schor  den  Wirbel,  ein  gro* 

ilbe»  Blasenpflaster  wurde  aufgelegt,    es  zog; 

"Ua  Schein  von  Besserung    von  wenig  Be* 

K  a 


-     i48    - 

• 

dectoDg  wir  fIfe<Fo!ge.  Nachdem  auf  diese 
Art  die  gev//>hnlichea  Mittel  Dun  rergeblick 
angewandt  waren,  stieg  di.se  Augenkranklieit 
zu  einem  fürchterlichen  Grade  ron  Heftigkeit 
und  Hartnäckigkeit.  Was  die  Verlegenheit 
vermehrte;,  war  die  Sorge,  wie  die,  solange 
durch  Spasmus  ^Palpebrarum^  Terschlofsenen 
Angeo  gelitten  b^bipn  könnten.  Die  Angenlie- 
der  von  einander  lu  zi'ehenj  warkaam  mSgUd; 
und  das  wenige  Spatium  gewährte  nnz  den 
Anblick,  wie  sich  das  lichtscheue  Ange  un- 
ter dem  oberen  Augenliede  verbarg,  —  Jetit 
schlug  ich  dem  Ha  usarate  vor,  äuberlich  die 
Ess.  Galbani  und  innerlich  Tina.  V^deria* 
nae  volatAlis  in  staiiLen  Gaben  ansawenden; 
da  ich  die  grofis/'n  Wirkungen  der  Ess.  GüU 
bani  -bei  der  heftigsten  rothen  Angenentziin- 
dung  kenne,  so  wollte  ich  sie  auch  bei  der  • 
weifsen  AugefientzUndung  versuchen.  Za 
Mittag  wurde  sie  zum  erstenmale  aufgelegt! 
Nachmittag  zum  sweitenmale,  und  Abends 
ging  das  linke  und  nach  vier  Tagen  d« 
rechte  Auge  auf.  Grofi  war  meine  Freuds^  K 
grofs  war  meine  Betriibnifs,  denn  —  in  des  Ik 
rechten  Auge  war  wieder  eine  centriidM||i) 
Macula  Corneae^  nur  grölser  wie  ehedefl^Jl^ 
und  auch  in  dem  linken  Auge  war  eine  klaj* 
nere  Macula  Corneae  excentrisch  gegen  deS  1'^ 
grofsen  Augenwinkel  zu  entstanden;  mit  bei- 


V  •  . 

I  I 

/  .  —    i49    — 

r  deä  Mittela  wurde  fortgefalur^n,  und  -r-  von 
dea>  Maculis  Corneae  ist  w^nig  mehr  zu 
teheo ;.  iDuerlich  wird  nicl^ts  mehr  gebraucht, 
abör  noch '  täglich  Ess,  -  Gaibaui  aufgel^gt^ 

Dia   Tochter    eines    Schneiders   bekam 
bösartige   Pocken,    und    als    dieselben    ab- 
heilten, eine  Entzündung  des  rechten  Auges, 
welche  eine  Verdunkelung  der  Hornhaut  zur 
Folge  hatte;  die  kleinere  untere  Hälfte   der 
Hornhaut  war  kreideweifs.     Ich  ward  zu  Pia- 
the  gebogen,  verordnete  Puli^.'^pro  JnfantU 
bus  la<c.  alb.  jeden  vierten  Tag   eine  J)osis 
zu  geben,    täglich   zweimal  lauwarme  Milch 
einzutröpfeln,  und  fleilsig  JSss,   Galbani  mit 
vierfachen  Compressen  auf  die  Augenlicder 
zu  legen,    alle  Abende  die  Augenlieder  mit 
^if.  Lavendulae   abzuwaschen,    des  Nachts 
die  Augeu  trocken  zu  verbanden,  alle  Tage 
frische  Compressen  zu  nehmen.  — -   Nach  i4 
Tagen  war  ein  grofser  Theil  der  kreidewei- 
i^en  Macula  wie   ein  Nebel,    oder  dicker 
Rauch,    und  nun  in  der  vierten  Woche  hat 
ipich  der  Anblick  des  schönen  blauen  Au« 
^ges  erfreut,    die   Cornea  ist  hell  und  klar; 
nur  am  unteren  Rande  "ist  noch  Verdunke- 
lung wie  ein  geringer  Rauch  vorhnnden. 

Ein  Mädchen  von  obngefähr  5  Jahren 
bekam  nach  böisardgen  Blattern  ein  Sta- 
phylom.    Da   die  Operation  bei  dem  Kinde 


nicht  anwendbar  wai>  so  yeix>pdiiete  idi 
Galbani.     Hit  •  V^rwtuideraag   und  ■  Fr 
sah  ich  nach  wenig  Wochen,  dafa  der  1 
delr',  Cornea  helle  -und  das  Staphylom 
ner  geworden  war«    ^ 


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■ 

an  die  Herren  Mitarbeiter  dieses  Journals. 


, !■•  /      -     •■"■ 


JUie  Herren  Mitar^ter  dieses  Journals 
werden  bierdiiroh  benackrrehtigt,  dafs  die 
Honorare  tat  den  XXIV.  Band  *des  Joulrnals 
gegenwüitig  abgesendet  sind  igH  sich  über 
deren  Empfang  oder  Nichtempfang  gefällige 
Nachricht  erbittet  . ,  


V- 


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I    a    k    a    1    t  ^ 


5« 
L     V^vaer  die  grofse  YrwchMdrnlimr  der  ▼eacristbca  ' 
KffinkliiilrfiiiTn^    davck  fiiiMn    ic^k.Täffd'g«a 
fdi,  Aitt  «iac  j^w  memm  Fom.dvttuk,  eriM|r 
tert;   nebst  Bczerkaann   «li^  die  Nauu*  wid. 
Befamdlone  der  revenscben  Cebel    überhaopt; 
▼oa  dem    Hra.   Hofiradi  «id  ^ofesior   Sedur  ' 
m  Berlin.         .'.■>'-.* 

II.  Einlieft  BeobicbtDiigen    über  Scabies  suppresstu  f 
Vrm  Hrn.  i>r.  BArthol ymaeus ,    Arst  im  Meck« 
lenbar^t.-.faen.  ....         ^         .     |t 

III.  Eine  merktrürdige  jRrapkheit  aus  nicht  su  er* 
forichenden  nnd  nicbt  su  hebenden  Ursachen, 
nebst  der  Lei  eben  off  nuog.  Vom  Hm.  Dr.  Ment' 
mingf.r,  König!.  Würtembergischen  Hofraedi- 
cus  %\x  Reutlingen.  ....         ^     I 

IV.  U'?ber  den  medinni^cfaen  Gebrauch  der  indiani< 
sehen  Feigenblätter.  Vom  Hrn.  Dr.  Wüh,  Heinr^ 
R rennecke.  Geh.  Sciftsrath  lind  ordentl.  Mit* 
glied  der  Königl.  Märkischen  öcoqon^ischen  Ge-? 
Seilschaft  2i|  Potsdam.      .         ,         ,         .         .      i 

V.  GroGse  Wirksamkeit  der  Essentia  Gallmni  bei 
verschiedenen    Augenübeln.       Beobachtet    von 


—    *53    — 

HfB.  Dr.  /.  jF.  Arnold  sq  GrbthnBtrtdorf  bei 

Herrnhut.         ,.».,..  l45 

Anzeige  an  die  Herren  Miurbeiter  dietee  Jonmtb.  15  v 

Register •         ,         ^  iS; 


r 


MdU  diesem,  Stücke  det  Joumaii  wird  mtugtigehmi: 

Bibliothek  der  praktischen  Heilkunde.  NeuHm 
zehnter  Band.     Viertes  Stücke 

•    I  nk  4t  l  i.  ' 

.4'4iOtiph'  Henke  ^  Dar  Stellung  wid  Knilk  der  JLe&rm 
^oü  den  Krisen,  nmch  den  Ansichten  d^r  Shern  und 
liemrk  'Aerzte,  Auch  unter  dem  Titel:  Beitrüge  smr  theo^ 
rptUehen  und  practisch^  IffÜhunde,  erster  Band,  '  |8o6. 

Carl  Joseph  Meyer;  Samnüung  mediiinisek^prae^ 

bischer  Beob^kch^nnsen  au^  dtr  CUnik  %n  Wien,  iSqS- 

«•■'•'-■  ■         ,*    ■ .  I- 

-  Hierbei  ein  Supplemems$kek. 


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Ji54   - 


-     '. 


Inhalt  des  sechs  und  zwanzigsten  Bandes. 


£  r  •  t  e  ft    -Stück. 

I 

I.  '  Bern  erklingt   über    die  ReUsche  Schrift*    Pepimereii 

£um  Unterricht  ärztlicher  Routiniers  u/t.'"«r.  ^tL^ 
ihre  Raceoiioa  ia-  dec  HalietchenrA,  hm-Z*  ioi.  Nih 
vember  i8o4.  /  * 

II.  Einige  Bemerkungen  über  den  Aufsit«:  Vqb  wtl* 
eben  Ursachen  <liangt:^  deyr  gf  öde  Nutseii  der.  Bron- 
nen- und  Badecucen.  ei|[^ili|ich  ab?  nebst  einigea 
Worten  über  ' daa  "Mineratwasser  bei  Verden; 'von 
C,  C.  Manhäi,  (Vergls  JouriK  d.  prAcr.  Heilkunde 
19.  Bds.  2.  St.).     Vom  Hm.  Hofrath  Rittet^  so  Gasiel. 

III.  Morbui  maculosus  haemorrhagicuc  Werlhofii.  Vom 
Hrn.  Dr.  G.  Horst  junior,  Arzt  zu  Kölln  am  Rhein« 

IV«  Ueber  eine  bis  jetzt  nicht  genug  beachtete  Ursacbs 
des  Gebärmutrerblutflii^ses  nach  Entbindungen  durch 
einige  Beobachtungen  erläutert.  Vom  Hrn.  Or.  L» 
Mende,  auftübendem  Arzte  und  Lehrer  der  Arznei- 
künde  zu  Greifs wald. 

V,  Geschichte  finer  glücklich  geheilten. Hemia  sphacelosa. 
Vom  Hrn.  Dr.  MolwUz  zu  Stuttgart. 

VI.  Erfahrungen  über  die  Wirksamkeit  des  innem  Ge- 
brauchs der  Phosphorsäure  in  heftigen  asthenischen 
Blutflüssen  der  Gebärmutter,  und  der  auf  solche  na- 
türlich folgenden  gänzlichen  Sinkung  det  Lebens- 
kraft. Vom  Hrn.  Dr.  Läezellßerger,  H,  S.  H.  Hof- 
rath und  Leibarzt  zu  Hildburghausen. 

Anzeige  an  die  Herren  Mitarbeiter  dieses  Journals  and 
der  Bibliothek. 

^ge  an  die  Leser  dieses  Journals  und  der  Bibliothek. 


-    155    - 

Zw  e  i  t  •  ■     &  t  u  e  k^' 

I.  FJiiger^tig  au  dem  faomöopatliiscfaeB  G^ebrauch  der 
Afimen  in  der  bi&herigea  Praids«  Vom  Urn«.  Dr. 
Samuel  Hahneinann, 

II«'  GedAiilcHn  über  da.i  K.'ndbetifieber.  Vom  Hro.  Dr. 
C.  E,  Fischer,  vormal.  Her«ogU  Weimar.  HofrathÄ 
uad  Prof.  su  Jen«« 

HL  Versuch  über  d*e  Natur  drt  innern  Blutaderkno- 
tea^.alsein«  der  vuirzii^ltcbstea  Krankheiten  det  BluCr 
adffrsy Sterns.     Vom  Hrn.  pr.   Darr,  in  Pegftu«. 

IV.  Heilmethod«  des  Keichhustens  nach  eigenpn.  Erfah- 
ruQ^B.  Vom  Hrn.  Dr,  Immanuel  Goititeh  Kne^ 
bei,  |jrar.tiächem  Arzt  au'  Görlits. 

V.  Bruchstücke  der  Behandlung  einer  cbjci>niacbeo  Schleim- 
luDgenschvfindsucht.  VüOiUrn..  Di^  6.  A  Joetdene^ 
Sudi^hysicus  au  Hof. 

VI.  £inige  Bemerkungen  .tibef  das  berracbende  Nmw 
v«:ifieb9r.  Vam  Hrn^  Hofr«cb  FTüinmana,  mi  £icb« 
atädt. 

VII.  '  Bemerkungen  übsr  das  Zahnen,  der  Kinder.  Vom 
Hrn.  Dr.  Mjliiis^  Fiirstt.  Hath  au  Lftbr  im  Breisgaii; 

'Dritte«     StHck. 

L  Beobacbttingen  über  die  Wirkungen  der  Soorlbadet 
in  den  Jahren  1804  und  i8q5*  Vom  Hrik.  Pr,  Tol^ 
herg  in  Schoenebek^ 

IL  Ueber  die  Heilung  einiger  Hautkrankheiten  durch  au» 
laerliche  Mittel.  Vom  Hrn.  Dr.  Oswald,  .knr«Qgli 
Trirtembergischen  Leibarzte  au  Carlsrube  in  Schlesien. 

IIL   Beobachtung    einer   Eiterachtrindaucht,    wobei    dem 
Kranken  die  Zunse  weg^iterte.      Vom  Hrn.  Dr,  Le^ 
r  '  tocha,  au  Neifse  in  Schlesien. 

IV.  Einigea  aur  nähern  Beachreibung  des  St.  Veiutanaea 
und  über  den  Nutzen  dea  Zinks  bei  dessen  Hei- 
lung. Vom  Hrn.  Dr.  F.  Hand,  au  Sorau  in  der 
Niederlauiita, 

V.  Practisctie  Beitrüge  vom  Hrn.  Dr.  Garn  liu  Döbeln. 
I.    Beobachtung  ei  ler  mit   einer   acorbutischen    Dys« 

crasie  verbundenen  Bauchwassersucht. 
S.     Einige  Krankheittfälie »   die  Kopfgicht  becreifcnd. 


—    i58    — 


Changeux,  II,  19. 
Oheyne,  II,  3k. 
Chomel,  11,  <j. 
«Jlej'horn.  ll,:iJ.IV,l45.i44. 
ColÜD.  IL  %6. 
Cook,  IV,  40- 
C^osmier,  II,  ^o, 
Cosra,  II.  ^9. 
Cricbton ,  II,  3^* 
Cnlper,   II,    il.  32.  33. 
CuUeii ,  II .  25.  36.  38-  40. 
Dalberg,   tl,  34. 
Danz.  11.  117. 
l^arwin,  Ü,  35. 
T)ff*gner,  11,  II.   ¥2.  33. 
Decharding,  II,  i5. 
Dickion,  II,  sr. 
Dieniccbcoeck,  U,  18.  19» 
Diienivs.  lly  37. 
Dubb,  II,  59* 
I>ubo'jeix ,  II,  17.  30* 
Dürr,  II,  86- 
DiifresDoy,  II,  35. 
Dumoui'n,  ll,  3b.  37* 
Duncker .  II,  4^- 
2>visa:irB8oy,  IV,  147. 
fchdut.  II,  25. 
£brhardt,  II.  14.  37. 
Ehrmann,  IL    i4' 
EttmüUer,  11,  34. 
Even,"  II,  37- 
Faber,  11,  39. 
Fabricius  ab  Aquapenikiiti^ 

n,  (29. 
Fabus,  U,  40. 
Fallopius,  II,  10. 
Fcrriar,  U.   12/  i^ 
Fischer,  II,  33.  44^ 
Floyer,  11.   19. 
Fodtre,  II,   114. 
Fontana,  II,  ig. 
F»reatu8,  U,  q    3g. 
Fotbergill.  II,  3g. 
Fouauet,   II,  36. 
''«wler,  II,  n. 
\'  Fraak.  I 


Franklin  f  II4  ly. 
Friborg.  II.  33. 
Frioiui,  II,  3g. 
Frit;:e,  II.  23. 
Galenua,  U,  ir. 
Gallixin,  II,  iig. 
Gardini,  II.   17.  18. 
Garn,  UI,  88. 
Gatereao,  II,  28. 
Gattacker,  II,   i^.  27. 
Gauti-r  cl'Agoty.  IV,  8- 
feiger,  II,  sr. 
Geiicblöger,  II,  28. 
Geoifroy,  II,  31.  54. 
Georgi,  II,  9. 
Gesner,  II,  4b. 
Gianella ,  II,  34. 
Glimm,  II.  36.  37. 
£b.  Gmelin,  II,  37. 
J.  G.  Gmeliö,  Jl,  3g. 
Görits,  II,  44. 
Gran-,  II.  9,  ' 

Greding.  11,  3g.  40.        t 
Grimm,  II,  n, 
Gui  von  Chauiiac,  II,  to. 
de  Uaen,  II    ip.  30.  26.  97< 
Halinemann,  Ü,  6.  III,  >8l. 
Hailer,  II,    lo,  36. 
Hamiltoi>,  II,  fio.  5g. 
Hand.   III,  74. 
Hannaeus,  11,  30. 
Ha^en^st,  II,  S7» 
Hawes,  II,   ig. 
H#»cker,  IV,  f». 
Heim  reich,  II,   Xi. 
Uerrmann,  II,  <J3.  3a.  55. 
d"Herm>nt,  II,  36. 
Herwig,  II,  3g. 
Hera,  II,  31. 
Herzog,  111,  ao,  iir> 
Heun,  II,   13. 
Hey,  II,  19. 
Hiaicelin,  1^  85« 
Hildebran(it,  III,  6n 
Hilden,  li,  'jg    3o. 

II,  34.^ 


—    ^S9    — 

I,  t5.  LuBuriaga,  HV  2|[  .  " 

,  11,  QO.  Alacch^avel,  I,  20.  ■ 

es,  111,  164.  Manctü>  llv  36-  SV«  '     -'' 

150.  Marcus »  U,  a3.     '       ' 

napn,    ll,    9.  lo»'      Mardorf ,  II,  36.  37. 

.1V>  12,  Maret^  II»   19. 

,11,  3o.  Markard,  II,   114.    ' 

...  tSg».  .  Maniquea,  IL,  9.  i^;' 

,31.  Martena,  IV;  §:•                 ', 

i4r.  Mauduyt,  II,  ao. 

108.          -  .         May,:  U.  36.  37. 

i,  37. .  Mauhaei,  1,  58-;  60-      •  - 

.34.  MeaJ,  II,  $1.    .'     '       '-'  ■• 

If,  II,  5q.  40.  Mcderer,  U,  187.         '  '    ''* 

U,  65^111, 61. 120*      Medicua,  ll,  30.  §3. 

I,  60;.  -          Memmioger ,  IV,  ik5» '       ' 
Idt,  11,122,  IV>i3fc      Mende,  li  1471 

tl,  5<K  "     '  Meyer,  II.' 34*     '             :      ': 

I|i  30.  3Si  Michaelis,  II>  64..            "•  ' 

II,  21.  Molitor,  II,  II.    '      f-r.:- 

II..  J5ij      i  '      Molwita,  i38.       -   .  .  Ij.  ^ 

II,  41.  M«ncdau,  II,   X4. 
mcker-,  II,. l4*  Mona,  II,  125. 
,92-'  '      Morgen,  III,  i66;- 
er,  II,  3g.  '      Morton^.  II,  33. 
I>  II,  Muralto,  II,  i5.    ' 
11,1x7.  Murray,  IV, :i43. 
,  17.  26v  Myliu»,  H,  188.^       •  ••  ■  -: 
L,  II,  19.  ■     ^     Navier,  II,  40:               •'vu 
I,  23.  35.  Neimeke^  U,  3ß.         '^»«^ 

II>  ag:  Nicolas,  II,  19«     '        , .  ■•  • 

,  II»  40»  Ofterdingfer,  11, '3c^    ■  ■  '^ 

,  11,  25.  Oswald.  11,  fiS.  m.*57," 

I,  14*  113»  >        Pasquillati«  II,  4p.  *-'• 

m,  54.  Paulli,  II,  aft.    -       '       — 

II,  3t.  3»»  Penrt,  II,  10.  ^      :    ■. 

:i,  6r.  Percival,  II.  33.   ^\. 

I,  25.  Perfect,  II,  24.^ 

[,  30.  Perry,  II,  28,            . 

,  II,  22.  Pfundel,  II,  40. 

/  II,  3a.  .^  Piso    II,  34. 

II.  9.  'Planchon,  II, 'l4,.3B.39.4». 
'.  il,  36,  PloucquBt,  ly,   t3ö. 

[,  ao.  '     Porta ,  II,   S7, 

rger,  I,  l5a.  •  »'     Pringle,  II,  27*-  .       . 

,   13*  '  PiMoa,  II,  61. 


I  •■. 


j<«  I  t  , 


—    i58    — 


Chan^uxy  II,  t^     - 

'  Cheyne,  II,  3(. 
Cbomel,  II,  9* 
Cieghorn.  11,33.  IV,  f  43. 144, 
Gollin,  II,  35> 
Cook,  IV,  40. 
Cosmier,  II,  40. 
Costa,  II.  59.       ^     : 
Cricbton ,  Ü,  35.  "    "    . 
Crüger,  il,  n.  32.  33. 
Cullen ,  II ,  33.  36.  38*  ^ 
Dalberg,  II,  34. 
DaD2.  IL  117. 
Darwin,  If,  a5. 
Degndr,  II,  ir.  T2.  33. 
Detfaarding,  II,  i5.  '^ 

Dickion,  II,  si. 
Diiemetlicoeck,  U,  :i8.  19^' 
DiüeniiM.  H,  Zy,        > 
I>iibb ,  II,  5g.  ••      . 

Dtiboueix,  II,  17.  sov   -     > 
Dürr,  II,  86. 

DuFresnoyv  II,  a5.    .  .^       . 
Dumoulin.,  Il,  3b.>37k 
Duircker^^  II,  4^'' 
I>Ri8inr88oy>  IV,  147.  T 

Echifaia.  U,  a5. 
£brbardt,  II,  l4*  37. 
Ehrrtl ann,  IL    14* 
Ettmüller,  11,  24- 
Evers>'  II,  37» 
Faber,  11,  39. 
Fabricius  «b  Aquapenikiitt, 

IL  Q9< 
Fabus^  II,  40» 
Fallopius,  IL  tOä 
Ferriar,  U,  13/  i^ 
Fischer,  U,  33-  44- 
Floyer,  II,  19. 
Fodere',  II,    114. 
Fontana,  IL  19, 
Fiufeatoa,  11,  q    Sg« 
Fotbergill,  IL  3g. 
Fouquet,  11,  q6. 
Fowler,  IL  n» 
J.  P.'  Fraak.  I,  iiy^ 


Franklin»  Ilf  ig« 

Friborg.  IL  33. 
Fri.cius,  II,  3g, 
Fritze,  IL  23. 
Gaienui,  II,  ir. 
tjrallizin,  II,  ng. 
Gardini,  II,   17.  ig. 
Qarn,  ip,  B$. 
Gaterean,  II,  35. 
Gatucker,  IL  14.  27. 
Gautirr  cl'Agoty,  IV,  8. 
'feiger,  II,  21. 
Geiicblöger,  II,  3S. 
Geoifroyj  11,  31.  .54* 
Georgi,  IL  9. 
Gesner,  II,  40.  '    ' 

Gianella ,:  II,  v(4* 
Glimm,  U,  36.  37. 

£b.  Gmelin,  II,  37' 
J.  G.  GmeUo*  fivSg»   - 
Göritz ,  IL  ■l4* 
Granr,  11,  9,  ' 

Gfedmg,  U.  39.  40. 
Grimm,  IL  ri. 
Gui  von  Cbauiiac,  IL  fi 
tlcj  Haan,  ll.   tg^  30.  s6.  l 
Hahneirann,  II,  6.  11^  l^ 
Haller,  II,   10,  06. 
Hamiltoi>.  11,  ^o.  5g. 
Hand,  111,  74 
Hannaeus,  11,  30. 
Ha&enest,  II,  37« 
Hawe»,  iL   19. 
Heck  er,  IV,  Ä 
Heim  reich  ^  U»  tl. 
Herrmann,  II,  23.  3a,  S 
d'Hermont,  IL  36. 
Herwig,  U,  39« 
Hers,  IL  31. 
Herzog,  111,  ao,  ür« 
Heun,  IL  ^2. 
Hey,  IL  19. 
Hialcelin,  1^  85« 
Hildebrandt,  HL  6n 
Hilden,  li.  129    3o, 
Hill,  II,  34.^ 


—  'IÄ9    — 

[,  t5.  LufsuriagÄ,  HV24I      ■ 

,  II,  QO.  Alacch'avel,  I,  20. 

58,  III,  164.  Manctti>  llv  36-  57. 

150. .  Marcu«  >  U,  a3. 

lapn,    II,    9.  10»      Mardorf,  II,  36.  37. 

iV,  12.  Marel>  II,   ig. 

II,  3o.  Maikard,  U,    114. 

.  tSg.  Maniquea,  IL,  9.  14;' 

,31,  Marteiis,  IV;  g."                  •. 

i4r.  Mauduyr,  II,  30.         '      •  ■ 

108.          -  May  ,11,  36.  37. 

,37..  Mauhaei.  I,  58»  60-      ■  * 

34.  MeaJ,  II,  51.    .■             -^    ■ 

f,  II,  5Q.  40.  Medcirer,  II,  187.               '^* 
II,65*ilI,6i.i20i      Medicus,  ll,  30/ §3, 

[,  60..  Memminger ,  IV,   ik5»  • 
Idt,  11,122.  lV>i3fc      Mende,  Ij  147. 

.1,  5o>  "     ^  Mi?yer,  II,' 34.    '            ■       • 

Ili  30.  3ßi  MicbaelU,  II,  64.- 

1I>  ai.      .  Molitor,  II,  II.    '     ?"-::- 

II..  l5ij      .  ^'     Molwita,  i38.       -   .  •  '-'■  i 

II,  41.  M«ncdau,  II,   X4i                 • -^ 

ncker,  II,  14»  Mon«»  11,^5.' 

,.  92-.  '      Mt)irgen,  III,  166^-  . 

jr,  II,  39.  Morton^  U,  33« 

[,  II,  Muralto,  II,  i5. 

11,1x7.  Murray,  IV,  i43*  * '■ 

17.  26v         ■  •          Myliu»,  H,  188. 

,  II,  19.  •■    '     Navier,  II,  40*             ^    .  u 

,  23.  35.  Neimeke,  11,  36.         '    '^ 

1I>  ag*  Nicolas,  II,  ig*             . .  .v  > 

II»  40»  Ofterdinger,  II,  3fih        '  '/  • 

11,  25.  Oswald.  11.  65.  III,  B7^' 

I,   l4i   112,  Pasquillati,  II,  40.  '■■    ■ 

m>  54.  Paulli,  II,  aft.        ,  ' 

II,  3t.  3»»  Penet,  II,   10. 

I,  61.  Percival,  II,  33.    "   . 
[,  25.  Perfect,  II,  24, 

,  30.  Perry,  II,  28. 

,  II,  22.  Pfundel,  II,  40. 

i-  II,  3a.  Piso    II.  34. 

II.  9.  '  Planchon ,  II,  'l4,.3B.a9.4». 

.  il,  36.  Plouc^iBt,  ly,  r3ö. 

;,  ao.  ■     Porta,  II,   37. 

ger,  !/•  152.  '•  »^     Pringle,  II,  27.-  • 

,13.  .   PiMO»,  II,  61. 


mm    t6a   -^ 


Ätdcliff,  Ili  ik% 

Rabn,  II,  36. 

Kamill,  IV»  140* 

Ramsay^  I,  ^o,  . 

Kanoe»  Ii>   i4- 

Rau .  II.  37. 

Rave,  li,  .<28. 

Ray,  II,  32. 

Raynaid,  III,  7!*    .  - 

Reich ,  111^(14. 

Heil,  1,   9.    13.  16.  18.  dOi 

04.  ö6*:46-^49»  119. 
Richard,  II,  37^      <     '    . 
leichter,  lY,  140%  / 

Riedlin,  II,  30. 
Ritter,  I^  58» 
Rosenstein,  X(»  ^g» 
.Rossi,  II,  3.5. 
ÜoiJSieau„.I,  19.  .." 

Sarcone.  II,.  27.  80.    ■ 
.Sauter,  tl,  56.. 
Sauvages,  Q,*  lo«  17,  Jig.^t^ 
ßchelling.  IV^  b6. 
Schenk,  Ü    32.  37..  .!., 
Scbftnkbecber,  U»  J^i 
Schinx,  iL  33. 
SchmaljB ,  U,.  37. 
Schmucker,  II,  37.-     1 
SchöUer,  U,  64.  - 

Scbönen/ann,  U«  tSi. 
ScböpF>  I,  4^*    • 
Schradies,  IV*  13 14 
Scopoli.  U,  s$2. 
Scott,  lt.j;a,  34» 
Scovolo,  IL  xOi,   . 
Sesuin,  L  gz*  •    .  ■  i-    , 

Sebger,  II,  5Qf 

Seile,  H,  37- 
Sennert,  Ili,  7?* 
la  Serre,  II,  39. 
Sicelius,  II,  36« 
Sidr^d ,  XL'  3s. 
C.  C.  Siebold,  il,  64, 
SIevogt,  IL  IX. 
Sloane,  11^  4^i 


SomtiieTihg^.II^  ^S- 
Spielmann.^  Ü,   18. 
Sponitier,  tV,  .1^.  ioi\ 
Stahl,  IL  p.  »8-  53' 
Stcdmanni  U,'3I.'59.  4^^^ 
Störck,  U*^  13.   i4i  i6i  38> 

30.  40.   •■      ■ 
Stoil,  IL  35.;  IHi  56. 
Siuu,  Lg..; 
Sydenham.  il,ajiß  ti^tjly^ 
8yme,  II,  17... aa.    i    • 
Tachenius,  ll;  laJ-s^. 
Tbeodoric,  U,-  Jto,  • 
Tbilenim^  iL  Zi:  65% 
Thunherg»  IL  ^4..: 
Tissot,  IL  30. 
•Kode,  IL  3<*i    ■ 
Tolberg,  IlLr  5-    • 
Toppetti,  Ili!  39;   . 
Tralles,  1I>.3o.J|ql  ^I*^. 
Valentin,  XL  %S^'  . 
Valescus  V.  TmrdäUf  IL  ik, 
du  ^LergcTc,  Xi.i^f, 
Vicai,  IL  36.  4p.  /'  .ii. 
Vivenüus  ^  11^   13^ 

Ä.  A.  Voffei,  XI,.  as. 

Wagner,  U,"  s8.  .37. 
Waltber,  XL  a8* 
Wedel,  IL  15    ^fr  117; 
Weifsmann,  I(,>4o«   . 
Wendt.  II,  51t  39;  jn.  80 
Wepfer,  U,  «8-  4o.  . 
Werlhof,  IL  28.  29.  30. 
Wesley,.II.   17.    ig.  jku 
Whistling,  U.  9. 
Wbvtt,  It  3«,  .: 
WiQhmann>  IL-  gt, ;  IV*  ijl, 
Widnmahn.  U,   173. 
van  der  Wiel,,ll,  3g. 
Wilkihsön,  II.    ig, 

-  Willan ,  IL  4'-».  IV^  81 
Willemoz,  II,    17. 
Wilson,  IL  34." 
Zacutus  Lusit,  Jl,  ri» 
Zetzel,  iL   17«  .  .       >  : 


-   V 


Säcli^ 


—    i6i    ^ 


Sachregister^ 


^derlfifs^    In  .welchem  Falle  et  bei  der  Ajphyxie  Ertrun- 
kener indicirt  Und  nützlich  seyn  könne ^  III,   tq7t  198. 

^brzUi  Wie  viel  man  der<tn  auf  eine  gewisse  Anzahl 
Menschen  zVL  recnnen  habe,.  I,  t/).  16.  Verfähron  der 
wahrhaften  unclbesf^rn  bei  Difieren^eu  in  ibreu  Mei- 
,  nungen,  ^t^*^.  Warum  dieselben  in  verschiedenen 
i&eitaltem  versrhiedene  Curraetheden  vor  andern  be» 
folgten,  und  indem  sie  selbe  mit  Glück  ausübt^rt,  je^ 
des  Zeitalter  die  seinige  für'  die  >ächte  hielt,  43  —  4^« 
Heterogene  Parheien  derselben  gebrauchen  '  nicht  sel- 
ten diß  n2d3lich«'h  Mittel^  und  Legen  bloa  die  Wirkung 
derselben  nach  ihren  Ansichten  anders  aus,  6ä.  Nur 
wissensehaftlich  gebildete  soll  es  g^ben^  ^33.  Verthei- 
lung  der  Armen-  und  Laiidärzte,  ^5;  In  wiefern  sie 
jsugleich  Chirurgen  und  Geburtshelfer  seyn  sollen,  5^t 
Anstellung  und  ÜesoUlung  der  Armen-  und  LttUdärste, 
55,     Dal  zur  Bildung  wahrer  Aerzte  Erforderliche.«  56» 

^rtkerUche  Oele^  Wiriisamkeit  und  zweckmäfsigater  Ge-* 
brauch  derselben  im  Kervenäeber^  llt.  143. 

^ioe  Kann  innere  Blutaderknrten  verursacb^'n,  Il^liS« 

jinietöL  •  Wirkungen  und  H^iUräfte  desselben «  lt.  9« 

yJnztHge,  an  die  HerrcU  Mitarbeiter  dieses  Journals  und 
der  Bibliothek^  I,  159.  An  die  Leser  dieses  JoUrUaJt 
und  der  Bibliothek^  160«  Aa  die  Herren  Mitafbeiter 
dea  Journals,  IV,  1.I1.  ' 

Arsenik,    Wirkungen  und  äeilkr^fce  desselbeii,  tV^  10. 

jirzneien^  Finaerseige  auf  den  homöopathischen  Ge- 
brauch derselben  in  det  bisherigen  PraiuSi  IL  5-^4S* 
Früherer  Grundsatz  der  Thetapie  ivari   Cohiräria  e^n* 

Joare.  XXVL  0.  4.  St«  I-i 


*x..  . 


irariii  curentur,  5.     Die  cegentlieilige  Öebauptung:  Si- 
miiia  Mimilibujt  wird  durch  die  is  allen  Zeiuutem  vor- 
gefallenen «chnelien  und   dauerhaften  Heilungen  durcb 
Arsneien,    vrriche   homöopathisch   wirkten,'   erwiesen, 
7  (olg. ;  durch  die  Wirkungen  dei  Tabacks,  8*  9^  <^^ 
Anieiöli,    Flipgenschwannms   und  der  Schaafgarbe,  9; 
der  Bärentraube»  d^s  Arseniks,    to.   Ii;    der  Salpeter* 
täure,    12;    der  lal/sauern   Schwererde,    des   Fleckea- 
schierlings,    13;    der  Herbsrzeitlose.    14 ;    der  Jal.ipfv«, 
der  Sennsb-ätter,   i5%   der   Diptam Wttrzely    der  Elecui- 
ciiät,   16  —  21;  des  MeuUreizes»  21 ;    der  Wolf«milcfa| 
der  Eui)hrrtsie,    drs  Kali  cansticnwi,  S3;    dei  Motkat- 
Dufs,  des  OueekÜlbers»  35^  des  Bleies«  ^;  dvs  Faul- 
beer- Kreuzdorns,    des  Rosen wassf>rs,     des  Rhus  rqH'i'  , 
cans  und  loxlcodendron ,  25;    dea  Bcitteraüni«    26;  des 
SchwariSnarhtscl^tten,  Schwar^holder«  der  SquiUe,  27; 
d^  Zinnea,  des    Taxus,  28;    des  TöpUizer  Bades,  28. 
29;  der  spanischen  Fii''geii>  29— ^3r>  des  l^erpentmölt, 
31;    des  Thee's,  3i)    des  Stechapfels,  33 i    ^er  China- 
rinde, 53;  der  Ipecacuauhd,  34«  ^'  Wohlverleih,  55; 
der  Belladonna,   3fi.  37,    des  ^turmhaits»   37.  38;    des' 
'Wins,    des    Kamphers,    des  Bilsenkrautes»   38 — 4^; 
des  Kupfers,  40;  des  Rhabarbers,  4o*->43.     Resultate 
hieraus^  42.  43; 
Arzneikunst,     S.  Medicin.  ■ 

jitphyxi»  der  Ertn,tiikenen\     Behandlung  derselben.     S.    \ 
Ertrunkene, 

Ansaihmen^  anhaltendes  und  Athemankalten»  NachtheD 
desselben,  insbesondere  zur  Uervorbcingung  innerer 
Blutaderknoten,  II,  93»  94. 

ß. 

I^aäer,    Vorzügliche   Wirkung    und    «weckmäfsigste    An-- 
Wendung  derseli)en  in  Nervenfiebern>  III,    153  —  r55. 

Bärentraube,    Wirkungen  und  Heilkräfte  derselben;  II,  10. 

Bahamus  Pitae  flo/fmanni,  Lob  dieses  Mitteis  in  r<ier* 
venfiebern,  lil;  142» 

Barhlfrert     S.   Chirurgen, 

Bauchhöhle,  In  dieselbe  ausgetretene' Materiell 'bei  spbs- 
celösen  Brüchen,  wenn  sie  nicht  in  grofserüdenge  vor- 
banden Sind,  verursachen  nicht  immer  Unausbleiblich 
den  l'od,  I,  150. 

Bauchwassersucht.  Beobachtung  einer  mit  scorbji tischer 
Djscrasie  Ye;rbundenen,  III,  ^%-^to6i  Krankengeecftichts, 


—    i63    —  / 

92  —  gS*  Bemeikutigeii  übeir  di6  £racheiotiiigeil  und 
die  Heilung  dieses  Falles  >  gö- — 100. 

BeUadonnn.  Wirkungen  und  Heilkräfte  derselben^  II,  36. 37^ 
Unwirksamkeit  drrselben  in  Hsuckrankheiten,  UI,  4^. 

Bemerkungen  über  die  heilsche  Schrift:  Pepinieren  sum 
Unterricht  ärz^icher  Routiniers  und  über  ihre  Keceiision 
in  der  Halleschen  A.  L.  Z»  NoV.  i8o4»  t  9 — 67.  üeber 

^  dexi  Aufsatz  t  von  welchen  Ursachen  hängt  der  gtofse 
Kutcen  der  Brunnen-  und  Badecureü  eigentlich  ab? 
nebst  einigen  Worten  über  das  Mia«>talbad  bei  Ver- 
den, 1,  58  folg»  Ueber  die  Herstellung  £ttrunkeiler. 
m,  tSg. 

Beriberie\     S.   P^eititaHi, 

Bilsenkraut,    Wirkungen  und    äeilkräfte    deiselbeiti    11, 

38— 40* 

Bittersüß,     Wirkuuged  und  Heilkräfie  derselben^  II,  S26. 

Blei,     Wirkungen  uod  Heilktäfke  desselben >  Il>  34« 

Bltttadernl    S.  Fenen,  ^ 

ilutaderknoten.  Versuch  über  die  Natttr  der  Innern ,  als 
eine  der  vorzüglichsten  Krankheiten  des  Biutadersy- 
etems,  II,  %^  — 117.     Ueber  die  Natur  und   die   Ver- 

•  richtungen  des.  BiutadersyStems^  %*j  —  94»  Entlernte 
Ursachen,  derselben,  94"^  112»  Zwei  Rubriken  der  Ge- 
legenheitsursachen, 95*  Schwächling  der  lebenden  Fa-  ^ 
ser;  besonders  der  Venen,  95-'-^97t  Verminderung  der 
Reizbarkeit  der  Venenhäute,  97.  Schwäche  des  venö- 
sen Systems  überhaupt  uod  partielle  Atonie  der  Venen, 
insbesondere*  in  gewissen  Theiien,  Lebensperiodenj  beim 
weiblithen  Geschlecht,  gewissen  Handwerkern  u^  s^  w. 
gS-r-io^«  Krankheiten  der  Valveln,  98.  99»  Die  a'isch 
im  lUturgemäDsen  Zustande  sich  oft  efeignenden  Con- 
gestionen>  als  Grund  der  Schwäche  des  Venösen  Sy- 
stems, ino^--to2^r  Vollblütigkeit  des  Unterleibes  als 
Folge  der  Laxität  des  Blutadersyitems,  107'^  log«  Za 
groCie  Reizbarkeit  der  Muskelfasern  und  seu  grofse  Sen- 
aibilität  de<  Nervensystems «  109— ti3«  Geiegenheits- 
ursachett  derselben,  iiä-^ii6.  Alle>  Hämorrhoidaleu- 
^falle  und  Congestionea  überhaupt  erregende  , Mittel, 
lt2.  liS»  Druck*  Scbläge,  Fall  u«  s.  w.  auf  Brust, 
Unterleib»  Rücken  1  Kopf  und  Hals,  tl3  — tl6* 

^lutfleckemkrankheiti,    S.  Morbus  matulosus^ 

Blu\flujst  beim  Morbus  haemorrhagicus ,  8.  Morbus  hae- 
morrhagUuSt  Nutaen  der  ^hospborsäure  beim  asthe- 
nischen ans  d«r  Gebärmutter,  dem  Munde  und  der 
Nase>  I,  i5a  — t^8j  vergl«  Phosphotsäurn, 

btechmüie!*    Von  der  Anwendung  derselben  .in  Nerven- 

L  II 


—    x64    ~ 

fivban,  in,  i56 — 158.    hiclrcätbn   derselben  \m  Ai- 
phyxie  der  Ertrunkenen,   196.  196. 
Brenmvaldrahe,      WirkuDcen    und    Heilkräfte    dersdbeo, 

II.  16. 

Brunnen-  und  Büdecurtn.  Vota  wricfafen  Urtftcfaen  ilir 
^oGier  Nutzen  eigentli eil  abhan-ge,  I,  5S^^ro7.  Mai' 
thaei'9  Meioiing  oieruber,  60.  61.  Kritik  denelbeD« 
lir  folg.    Wicbtigkeit  der  Rücksicht  aruf  die  Vencfaie- 

'  ^enbetC  der  'Beatandtheile  der  Min eralcpi dien«  -6£2 — 64« 
CLunAtlidi  enieuf^te  Mineralvmtfvr^lsÖAnen  oidit   genai 
daa  aeyn,  waa  die  Natur  giebt,  auch  i$t  es  unnöglit^« 
dikU  ein  aolches  Kunstproduct   völlig   die  Natur   enrei- 
leben  könne,  165^-*- 68*     Nicht  immer   kösnen  Krank- 
lieiten>   die   dem  MinVralvmsser  weichen,    auch  durch 
-andere  Mittel   gehoben  werden  >  -68.     Würdigung  der 
▼on  solchen  Bädern  und  Brunnen  bu  erwartenden  Wir- 
kungen ,    welche  we<iig  ttpieralitchen    Gehalt    haben, 
68— 70«    Beispiele   von  ÄDneigung  und  Idiosyncrasien 
'gegen  aUe  mineraKacfae  Watier,  ja,    Umnitteiban  und 
■aunaliende  Wirkungen  der  Mineralwasser  atii  die  Ma- 
•gennerven  und  das  Gehirn,   ^3.    y4-     Fiiile^    in  dedtti 
gewisse  Mineralwasser  wegen  su  bel'urc;^tettüen  greifen 
Schaden  ^r  nicht,    oder  nur  mit  der  gröfsten  B«htit- 
aamkeit  angewendet    werden   können,    74.-    Beispiele 
▼on  heftiger  Einwirkung  der  Mineralwasser  ^mf  die  Loa- 
|ren;  74.^ ^74  auf  das  Pfortadersystem  tind  Hämorrhüi- 
dalirbel,  78 — 81»  »wf  den  Uterus>  82.  83.     ZeriüttUDg 
Bcnwach^r  Verdauungswerks euge   dur<ii  unbehutsames 
Gebrauch  der  Quelle  von  Ems,  Selters,  Wiesbadens, 
■ähnlichen ,  33.  84*     ^^^   ^^  £inwx>hneir  bei  eisenfaal- 
t}g«n   Säuerlingen  -das  Mineralwasser    beständig    obat 
Schaden  trinken,    beweist  noch  nicht  die  -Unwirksam- 
keit desselben,  84*^86.     Auch  macht  selbst  lange  Oe- 
Wohnheij;  ihre  Einwirkung  auf  den  Körper  nicht  immer 
gleichgültig,   85.   86.     £inselue .  Wahmehnangen  von 
UnschRdiichk^it   eines    zweckwidrigen    Gebrauchs  der 
Mineralwässer  beweisen  nichts,   87»  88.     Des  Gnmd- 
sats,  dais  da,  wo  eine  Wassercur  nicht  angeldigt  iit, 
auch  nie  eine  Brunnencur  von  Nutsen  seyn  könne,  ist 
falsch,  gg.     Beweise  für  die  mit  Unrecht  geiäugnere 
Einsaugung  im  Bade>  89 — gs.     Empfehlung   des  Rei- 
bens im  Bade  und  Erklärung  seines  Nutaens,   gs.  gS. 
Widerlegung  anderer  Einwurfe  gegen  den  Vorsug  na- 
türlicher Mineralbäder  vor  künstlichen  >   gS'^-^gG«    Be- 
weise für  die,  auch  ohne  ConcurrenS  anderer  günstiger 
Umstände,    oft  treffliche  Wirkung  der  Mineralwasser, 


i 


—    i6S    — 

/ 

\ 

96 — 97v  Ustersuchnng;' dtF  Vortbeil«,  d«r«a  Göncuf- 
TenM  von  Matikaei  der  wichtigtt«  Aath«il  an  dem  Nuk» 
cen  der« Badereise  sugescbriebea  wird,  und  «^^rar»  der 
Reise  selbtt,  98—^100.;  der  Entfernung  von  GeichaS- 
tea*  100.  loi;  der  Veränderung  in  dem  biaherigea  Zir« 
kel  der  organischen  Tfa&cigkeit,  loi ;  der  Zeratreuung, 
Unterhaltung,  dea  Leidenschatcbn  un<t  Gemüthabewe» 
gungen,  103 )»  der  Veränderung  dea  biiherigen  Arstai, 
103;  der  Veränderung  dar  Atmosphäre»  104.  Aesui- 
täte  hieraus  gegen  A^tka^is  Behauptung  von  dar  Ua» 
Wirksamkeit  der  Mineralwässer  als  solcher«  106-^107. 
N  \Bnist'  und  Gliedersichmerzen  von  unterdrückter  Krätae» 
nach  mehreren  Jahren  durch  die  Krätainpfung  geheilt 

ۥ 

jCacttu  Opuntiä,    S,  Indianuchß  F^igenbi&u^r, 

Calcaria  sulphurata.    Ein  wirksames  Mittel  bei  den  vw^ 

alteten  venerischen  Hautübeln«  iV,  65. 
Campker^.    Dessen  Wirkungen  und  Heilkräfte  überhtupt, 

11«.  38<     Dessen  Wirkung  und  aweckmäläigs^e  Anwen^ 

düng  in  NervenBebern «  III,  i4r« 
Chinarinde,    Wirkungen  und  Heilkräfte  diftelban«  II,  33. 
Chirurgen,    Welche  Geschäfto  den  gewöhn  Uchan    ^oder 

Earbierem)  au  erlauben  seyen«  I«  Sä,    Sollten  sugleich 
^  privilegirte  Kranken wäiter^  and  ajii  d«a.  Linde  lubal«. 

terne  Viehärate  aeyn»  54* 

''•    D. 

Darmausleerung.    Nachtheiliger  Erfolg  ihrer  Untarlaiaung 
.    bei    eingeklemmten   iprücfaea  mit  Kothanbäufung»    h 

140—14?-  ^ 

Decoct,    welchea   in  einem   Falle  sehr  übler  Mercurial- 

krankheit  von  Nutten  war«  IV»  38. 
Diptamwurzel.  Wirkungen  und  Hailkräfte  dtrselbto»  ü,  i6« 


Eide  und  GesHte.    In  wiefern  sie  den  ArsC  «nr  nnent- 

geldlichen  flUilfeteistuog  b«i  Armen   verpflichten  kön« 

nen«  I«  |3  —  i5, 
Eiterichwindsucht,     Beobachtung   einer   aolcben«   wobei 

dem  Kranken  die  Zunge  wegeiterte«  lil«  54^*90«    ^t" 

mwinngto  übor  diften  Fall«  66*  69» 


Eimau^ung  durch  die  Haut,   l^eWeise  dafür,   J,  ggr^f)2. 
Eiectricität.     Wirkung«!!    und   Heilktäfce    ihr^r   m^iciBt- 

sehen  Anwendung,  II,  lö-i-^t.  • 

EnghrüjeigMc  und  Schwindsucht,      Beweisende   Fälle  Imf 

die  Wirktamkeic  des' Soolbades  in    denselben«   lU,- 2S 

—  28-  ; 

Entsnnditn^,     Hauptschwierigkeit  bei  der  Theorie^  derlei- 

ben»  -II,    5o,      In    wiei'ern   Ausleerungen- *bei    derselben 
nützlich  und  pafslich  seyn  können,  5(«  5a. 
Mpihpsie^     Fälle  derselben,    in   deaeA"  das   Spolbad  Ueil- 

sam  «n  seyn  schien,  III.  36, 
Erforsnhung  der  K^anKheit  im  Individuum.    S.  Krdhkheii. 
Ertr^r^kene^      Aersthcbe.  Bemerkungen    über   die   Herstel- 
lung £rtruiikener,   III,   189 — 198*      Verfahren   bei   der 
Behandlung  derselben  in   den    Hamburger   Rettungsan- 
stalten, ii^i — 197      Indication  sum    Erregen  des  Bre- 
chens.  195,   ig6.     Fall,  in  welchem  das  Aderlassen  von 
Nutzen  s«jn  könnte,  197.   198. 
Esserui^  Gathafii^     Grolse  Wirksamkeit  deraelbea  bei  vex- 
^    schiedenen  Augenubeln,  IV,   146 — 'i5o.    - 
Euphreuie.     Wirkungen  und  Heilkraft^  d^rtelbeo,  XL,  92. 

Faui^eär^Krentdörn^  Wifknngen  ynd  H«ilkfäfte  dessel- 
ben, II,  25.         I  * 

JFe^fifparz^h  /  sch'Wari^,  £äne  yeRerische  Krankheitsforro, 
IV,  80. 

Ficus  indica,     S.  Indianische  I^genhlätter, 

Fiebf^r^  Entstehen  aua  dem  Mifsverhältnisse  der  Factoren 
der  Erregbarkeit  in  den  Systemen,  HI,  178.     Arten  dcr- 

.    selben ,  ekfind, 

Fi^ge'^f'ig''  auf  den  homöopathischen  Gebrauch  der  Arz- 
neie»  in  der  bisherig» n  Praxi«,  II,  5  —  43'. 

FltKht^n,  Wirksamkeit  dei*  äulserlich  aut  diezelbea  ap- 
plicirten  SchweFois,   und   des    Liquor  saponis  Mibiatus, 

m;  43.  46.  N 

Flecftenschierling.     Wirkungen   und  Heilkräfte   desselben, 

II.   13. 
Fliegenschwamm,    Wirkungen  und  Heilkräfte  desselben, 

0^lvanisn%us.    S«  Metallreiz,  . 

Gebärmutterhlatflujs  nach  Embindun^n.     Ueb^  eins  bii 


—    idy    — 

jf»Ut  nicht  genug  beachtete  Ursache  deuelbeq,  I,  iQ^£oli^. 
Entbinfl'ungsgeflcbkhte,  134 —  i3o.  BernerkuDgen  dar- 
über, i3o  — 137.  Da»  Uebel  war  durch  das  schnelle 
VerscbHefs^n  des  Mutterofiundes  und  unverh^ltnifsöiä- 
(sige  Zuiaminenzltihung  de»  MiHtermundt^s  verursacht, 
130.  151.  Ganelich^r  Mangjel  vqq  ßlütabgane  bei  der 
Geburt  hat  immer  starke  Nachwt'hen  und  oft  heilige 
Blutung  zur  Folge,  151.  Hierauf  gegründete  Kautel, 
135.  Jeder  Fremde  Körper«  sobald  er  sich  fest  g^gejt 
die  Gebärmutterwand  angel«*gt  hat  und  der  Weg  zu 
seiner  Ausleerung  verschlossen  ist,  verhindert  jedesmal, 
bald  später,  bald  früher,  die  Zcusammen^siehungen-  auf 
diesem  Puncte  ganx,  134—^137.  Nöthige  Empfehlung 
der  Uotersu^'bung  und  t£)  Öffnung  de§  Muttermundes  in 
diesen  .Fällen,  137.  Warnung  gegen  die  unbedingte 
Vorschrift  äke  Nachgeburt  zurück  zu  lassen,  wenn 
sie  nicht  Mn  selbst  kait^e,  137.  Wirksamkeit  der 
Pho«ph^>raäure  bei  asthenischem,  i53 — 158;  vergl. 
Phosphorsäure, 

.G^^chwfire,  v^fralieie^  Falle  derselben »  iu  welchen  das 
Sool-^ad  t|ulfe  leistete,  UI,   ig— :4I. 

Gichiische  Zufalle,  Nutzen  der  indianischen  Feigenblät- 
ter dabei,  IV,   140. 

Gißartige  Pflanzen  ^^  z,  B.  Mezereum,  Digitalis  und  Gra- 
tiola,  in  Verbindung  mit  Quecksilber,  wo  dieses  noch 
anwendbar  ist,  und  dea  Schwefels,-  sind  in  veralteten, 
zusaromen^e&etjtenA  anagearteten,  venerischen  Fäilen 
sehr  wirksam  und  hulfreich,  IV.  %^, 

Gutachten,  betre£fend  einen  besondern  Fall  von  Morbus. 
maciUosm  venereui,  XV,  57—68. 

H. 

Hantkranhheiten,-  Fälle  verschiedener  i  in  welchen  das 
.  Soolbad  wirksam,  war«  III,  7  —  rS.  .Ue,b«t  die  Heilung 
einiger  durch  äuTserUehe  Mittel,  57  —  ^4-  Verschie- 
dene Formen,  unter  welchen  si^.sich  dem  Aii^e  klar- 
stellen, 38^  39.  Die  Ursache  der  nieisten  beruht  in 
local^n  Schwächen  der  H4Ut  oder  ihrer  einzelnien  Ge- 
bilden, und  ihre  Heilung  auf  dem  richtigen  Verhält- 
nisse zwischen  dem  jedesmaligen  Grade  der  Schwäche 
und  der  reizenden  Potenz,  40*  Beweisende  Fälle  für 
diesen  Satz,  ^o  —  44*  Wirksamkeit  des  Schweleis  und 
besonders  des  Liquor  saponis  stiöiaius  bei  den  flech- 
tenartigen ,45 — 47. 
Heilkraft,     8.  Medicin. 


-p-    i68    -^ 

U^bstzeUhie.  Wirkungen  und  Heilkrifte  derteiboi,  II.  lü^ 

üernia  sphacoiosa,  Geschichte  einer  glucklich  geheilten, 
I»  i38  Mf^,  Krankeiigeschichte^dieselbe  betreffend«  i3d 
—  i5o.  Bemerkung  über  die  Nachtbeile  der  Unteriat- 
snng  der  Darmau«leerung  bei  derselben,  140 — 143, 
Zustand  des,  fast  macerircen,  Bruchs,  143  ^44.  Ver- 
fahren hiebei,  i44-  Verfahren  sur  Vereinigung  der  bei- 
den durch  Brand  getrennten  Darmenden,  147.  Glück- 
licher Ausgang  der  Kur,  i5o,  Folgerungen  aus  dieser 
Geschichte«  150.  i5i.  Nutzen  «iner  günatigen  Lage 
un4  angemessenen  Drucks  dabei,  ebend, 

J9(prz.     Sonderbare  Krankheit  von  Desorganisation  deHcl- 

'     ben  und  des  Pericardü,  IV«  i25  — 135. 

Jfydrargyrum  muriaticum  mite  vfirkte  nicht  mehr  als  die 
andern  Mercuri^präparate  auf  die  Speicheldrüsen^  IV«  84* 

I 

l 

Jalappe*    W^irknngeu  und  Heilkräfte  denelben«  11»  15* 

'  Jpiatzbokne,   Wirkungen  iind  Heilkräfte  derselben,  U,  34« 

Indianische  Feigenhiäuer^     Ueber   den  medicinischen  Gf* 

brauch   derselben«   IV«   i36.  -   Beschreibung    derselben 

^^  und   des  Cactus  Opuntia,  i3^  —  iSg,     Fälle  für  die  äa- 

Iserlifhe  Anwendung   derselben,   I3g«  14^;    bei  gichti* 

sehen  Zulällen«  140,     Anvrendungsart   derselben«    141« 

Zufälle,  bei  denen  sie  heilsam  ffirkten^  i42'-^f44< 

fppcacußnha^  Wirkungen  und  HeU)^^e  deraeibea,  11«  34* 

K.  ' 

Kali  eausticum^  Wirkungen  und  Heilkr^te  deetelben» 
U,  32. 

Keichhuster^.  lieilmethode  desselben,  II,  117-«*  150.  Em- 
pfehlung des  Opium  als  dei  sichersten  Miueia  gegen 
denselben,  119.  Beschreibung  einer  £pidemie  dessel- 
bfu,  120. —  122.  Das  sinnlichste  pathognomomsche^ei- 
chen  demselben,  läg.  Nutzen  des  genauen  Stubenhü« 
tens  bei  demsdben«  124 — "127.  Üas  Fieber  ist  beglei- 
tende» Symp  om  desselben«  127;  .ist  astheniach  - ent- 
aüncüicber  Zustand  des  Kehlkoptes  und  der  Broecbien, 
128^  ^Kste  Nrihrungsniittel  bei  demselben,  1^9 «»150. 
Drei  S.'adien  desselbtm  und  dann  ansuweadende  Ara- 
neimittel,  i?^o — i36r  Qautel  beim  -Geb/auhe  des 
Op  ums  in  demselben ,  i36 — 138«  Andere  Nebenwir- 
kungf'.n  des  segen  (ienselben  angewandten  Opiums,  138 
<— 141*     T^oinig«  TiUiiXA«  vvxva  O^ium   bei   Complica- 


—     l6g    — 

> 

tiom«ii  •  i4i  —  t44*  Ansuweadende  Mittel  bei  imuBf- 
i  tei^brocheoem  Krämpfe  im  ganzen  Thorax,  14^.  145« 
Andere  Hülfsmirtel  gegen  denaelben,  i«^5 — 149*  An* 
Treiidung  des  Phosphors  gegen  denselben,  148.  149^ 
Anwendungsart  des  Opiums,  149.  i5o.    ' 

Sindhettfieber, '  Gedanken  über  dasMÜbe,  II.  44)  Eine 
genauer«  Bestimmung  desselben  lit  wünsch,  nswerthj^ 
44*  Resultat  der  neuern  Untersuchungen  über  ^iass^l« 
be,  45*     Widersprüche  An  Aer/te  bei  der  Behandlung 

-  desselben,  45-^^«  Haupts  hwierigkeit  bei  der  Theo«' 
rie  der  hier  suppoiiirtftn  Entsündung,  II.  5o.  Erklä- 
rung einiger  Widersprüche  bei  der  Behandlung  d'.ssel* 
ben  aus  der  Verschiedenheit  der  En^ündung,  di'— 53* 
Brklärung  dc^r  Cur  desselben  durch  kühtende  und  aus- 
leerende Arzneien,  55 — 57.  Schwißrigkeiteii,  welche 
der  Heilung  des  KindbettBebers  im  Wege  stehen,  Sj 
< — 53.  Nachtheile  einer  «u  streng  systematischen  Be- 
Jiandlung  desselben,  6!^-» 65.  Das  Topische  macht  die 
Hauptsache  dabei  aus,  65.  Ti'effliche  Wirkung  der 
tepischen  Mittel,  insonderheit  des  kansti.<chen  Salmiak-^ 
jgeistes  bei  deq^elbeni  66  —  7Q.  In  wiefern  Bi'echmit- 
fei  dabei  nutzen  können,  70.     Empfehlung  des  Queok- 

.  silberi  mit  Opium,  73.  Aphoristische  Sätze  über  die 
Natur  und  Heilung  desselben,  73 — 76.  Krankheitsge« 
echic^te  dasselbe  betreffeod»  76«— Q^t  Resultate  aue 
letsterer,  ^1 — 85. 

Jiopfyicht^  Einige  Kninkheitsßille,  dieselbe  betreffend, 
lU,  100»  Chiracteristik  dieser  Art  von  Kopfschmerjen, 
102.  zo3.     Fälle  derselben,  104-^119* 

fiopfkhmtrzen^     Vra^chen    derselben    im    Allgeoieinen, 

JU,   lOI. 

f^ränkenexamen,  Erfordernisse  einea  zweckmäliiigen,  III, 
180— i83. 

^Krankengeschichte,  betreffend  eine  neue  Form  der  Syphi« 
liSy  IV,  38 — 39,  Ganz  besonderes  Terhalten  und  Er^ 
scheinen  der  veneris^^hen  Flecken  in  diea»m  Falle,  j^o-^ 
43,  Fragen  dieselbe  betreffend,  53 — 56,  Fortsetzung 
der  Geschichte^  !SS.  57,  Gutachten  über  diesen  Fall, 
57;  vergl.   f'^enerische  Krankh^Usformen, 

JCränkheit.  Utfber  die  Erforschung  derselben  im  Indivi- 
duum, III,  174 — 'i8y»  Äc/k^/Z/a'^'j  Definitionen  derseU 
ben,  175.  ■  Richtigste  Definition  dersdben,  176,  Es 
giebt  nur  zwei  wesentliche  Verschiedenheiten  dersel- 
ben, 176.  Zwei  Ordnungen,  unter  welche  sich  alle 
Mannigfaltigkeiten  derselben  bringen  lassen,  177.  Ein- 
zig sichere  Hülfsmittel  zur  Auffindung  ihrer  Formen, 


17Q.  &r6rdernisie  eines  guteA  Krankehexamens «  18a. 
Aetiologische  Untersuchung  derteiben«  Igi-^i83.  Fe^ 
lipre  £rFordernisse  ihrer 'genausten  Beurtheiiung,  i84~" 
igS.  Eine  merkwürdige,  aus  nicht  su  erfortchenoeB 
und  nicht  zu  hebenden  Ursach^j^  neb»t  der  Leiden- 
Öffnung,^  IV,  12^ — 135«    Die  Krankengeschichte  f  I35 

.  «~  l3o.  Fragen  meselbe  betreiOPend , '  1 3^1 .  Leicheaeff- 
niin^,  151  — 134«  Der  Grund  der  Krankheit  lag  in 
Desorganisation  des. Herzens  und  UersbeuteJs^  i54 — 155* 

Krankheitsformen,  Wichtigkeit  der,  von  .'dfia  Brownia- 
nern  vernachläGiigten «  Kück^icht  ^uf  die  V^itcbiedeii- 
hfic  derselben,  IV",  5  —  8. 

Kupfern,    Wirkungen  und  UeUkrifte  d$s<elbett|  II,  4q. 

JUihmungen^  Fälle  derselben,  welche  die  Wirksamkeit 
des  Soolbades  in  denselben  beweisen,  III,  31.  33» 

JJppenkrebs^  Beispiel  voA  trefflicher  Wirkung  de«  Limor 
säponis  scihiatus  gegen  denselben,  III,' ^S: — 53«   ' 

Liquor  isaponis  stibiatus,  Wirkung  desselbcOi  gegen  Flech- 
ten, III,  45,    Wider  anfangenden  ^ippenkrebsa  4^ — 63. 

Medlcirix  pHctliche,  in  wiefern  •!•  für  einen  bandlosei 
Galmiatbias ,  öder  für  ein  in  sich- selbst  corirespondi- 
rendes  Ganaes  zu  halten  sey^  I>  ^4*  Gegenwäitige 
Lage  derselben,  wohin  sie  fuhren  wird«  26^*  Ansiebt 
des  Laien,  wie  ihni  die.  gegenwärtige  Lage  derselben 
iu  Besiehung  auf  den  Staat,,  und  wohl  auch  zum  Theil, 
in  B^zug  auf  die  Wissenschaft  und  Kunst  vorkommt, 
S8 — 31.  Beurtheüung  dieseiu  Ansicht^  3i-— 4^«  Nut- 
7.en  und  Wirksamkeit  derselben,  36.  Widerlegung  ei« 
^nes  von  der  jetzt  gröüsem  Sterblichkeit  hergenomme- 
nea'  Zweifels-  gegen  den  Nutzen  derselben «  ^g-p^^o« 
Widerlegung  des  von  dem  Mangel  aiv  Uebereinstim- 
vnung  der  Aerzte  hergenommenen  Einwurfs  gegen  den 
Nutzen  derselbenji  4^  ^^4^  Kechtlertigung  dvi%  in  der 
vorwaltenden  Lage  der  Heilkunst  in  Deuischiand,  und 
auch  selbst  bei  einzelnen  denkenden  Aerzten ,  z,  B.  ei- 
nem /{#//  bennerkteK  Wechsels  der  Mein uifi gen  und  Sy- 
steme und  Widerlegung  des  daher  genommenen  Vor- 
wurfes, 4? — 52.  Dieser  Wechsel  der  Meinungen  und 
Systame  ist  nicht  von  dem  Belange,  wie  der  Nichtarzt 
glauben  mag,  5r.  52  Heterogene  Partbti^n  der  Aerzte 
gobrauchen  nicht  selten  die  näi^chen  Mittel   und  le- 


k. 


^       lyi      mm 

gen  ilöa  ihre  Wirkung  a<ich  ibron  Ansichten  tndeira 
au£,  52,* 

Medidnaipersonale,      Was  in  Rucksicbt  der  AnFstellung 
desselben  feauuseUen  und  genau'  £u  beobichien  'V^äre.  ^ 
I,  53. 

Melanchoüa  cataeriseophobia,  Fall  einer  solchen  von  un- 
terdrückter Krätae,  IV,  iio-^iiij.  Ward  duich  Ein-- 
inipfun((  der  Krätze  geheilt  t  IV,   ii3.  114* 

Metailreiz*  Wirkungen  und  Heilkräfte  seiner  medicini- 
schea  Anwendung,  II»  Qi. 

Meuuftmen^  Beispiele  ypn  guter  Wirkung  dos- Soolbades 
bei  denselben,  III,  35. 

MineraUäuren,  Ueber  ihre  Anwendung  in  Nervenfiebern, 
111,   162.  163, 

Mfineraiwassen     S.  Brunnen*  und  BaJeturen^ 

MoHAtsJluJs  -verhinderter,  und  gestörte  Hämorrhoiden, 
Fälle  derselben  zum  Beweise  für  die  gute  Wirkung  des 
Sooibadbs  in  demselben,  \l\,  22-^24. 

Morbus  eoeruleus  der  Kinder,  wovon  er  entstehe,  II»  iq^. 

Morbus  maculosus  haemorrkagicus  JVer/hoßt,  Characreri« 
stik  dieser  Krankheit,  l,  io8*  109«  Krankengeschichte 
eines  davon  geheilten  Frauenzimmers,  rog^ — 117.  Ae- 
^ioli>gie  dieser  Krankheit,  ij8 — 12X  Oh  es  Petechien 
mit  einem  entzündlichen  GeFäfsHeber  gebe^  119.  Die 
Petechien  scheinen  das  Product  einer  anomalen' \Secre- 
tion  ^^  seyuy  120^  Die  primairen  Petechien  ersclieinen 
bei  gewissen  Luftoonstitutionen.  i2r,  Unterschied  der 
primairen  Petechien  von  den  secyndairen  oder  sympto- 
xuatiscken,  12X1^  122.  Auch  der  Morbus  mam.  haf.m, 
gehe  dwrch  eine  veränderte  chemisch  organische  Thä- 
tigkeit  datch  ejue  Abnormität  in  der  HautFunction  her« 
vor,  und  der  3iutfluls  dabei  trete  als  vicarlirende  Tiiä- 
tiskeit  ein,  r22.  Entfernte  Ursachen  des  Biutflusses 
biebei,  ia3. 

Morbus  maciUosus  venerrusK  Krankengeschichte  dieselben 
betreffend,  IV,  28 — Ö2.  Ganz  besonderes  Verhalten 
der  Flecken  dabei^  4^ — 43*  Fra^gen  dieselbe  betre£pend, 
53^^57.  Gutachten  dieselbe  betreffend,  57;  vifrgl. 
ytnerische  Krankheitsformen, 

Mustatnu/s,    Wirkungen  und  Heilkräfte  derselben,  II,  25 • 

JSachgebuH,  Dieselbe  unter  allen  Umständen  zurück  zu 
lassen,  wenn  sie  nicht  von  selbst  kommt, '  ist  ein 
schädlicher  Rath,  I>  x3i. 


mm      IJZ      — 

I^apkten.  WirklamkdLe  und  Anwendang  deraelben  in 
.Nerrenfiebern ,  III,  i^* 

tfatargesotz ,  auf  weichet  aieh  die  Venchiedenbeik  i^  den 
Erfolgea  eiaer  jeden  Ansteckoog  gründet»,  IV,  ii— 13. 
Anwendung  dieses  Naturgetetsee  auf  .die  Krankheiten, 
l3— <i5;  auf  die  Tenenschen  Krankheiten^  i5 — 20. 
Aue  demselben  erklarte  gröüiere  Bösartigkeit  der  hete- 
rogenem Ansteckung,  sq. 

JSärt^nfitber»  Einige  Bemerkungen  über  dit$  in  den  Jih* 
ren  i8o5  und  1806  in  der  Gegend' von  Eichstadt  herc- 
scbende,  II,  173.  Dasselbe  war  ansteckend«  I74>  Ur« 
Sachen  seiner  Ausbreitung,  175.  Einflnis  der  Witte- 
rung  und  Atmosphäre  auf  dasselbe,  X7§.  177.  Haupt- 
formen desselben^  177.  178.  Complicationen  dessel- 
ben, 178.  Krisen  desselben,  180— 185.  Behandlung 
desselben,  18^-— *l87*  Bemerkungen  üb^r  diejenigen, 
Yrelche  im  Winter  i8o|  in  Preußen  herrechten,  ill, 
120 — 173.  Ursachen  derselben,  120—122.  Erschei- 
nungen bei-  denselben,  122— -i33.  Drei  Grade  der 
'^ankheit,  126.  Ihre  Dauer,  126 --128.  Zeichen  ih- 
rer Zunahme  und  Abnahme,  128-^ 'SS*  Kur  dersel« 
ben,  i33— *i73.  Anwendung  der  Mittel  nach  den 
Graden  der  Krankheit,  i33.  i36.  Auswahl  der  Mittel, 
i36.  Opium,  137  —  i4r.  Gampher,  i4r.  Aetheriiche 
Gele«  Naphten,  r42*  Wein,  142-— 144*  AmmoDium*  ^ 
144.  Bemerkungen  über  die  nöthige  Verbindung  und 
den  Wechsel  dieser  Mittel,  144^149*  Nöthige  Rück- 
aicht  auf  die  Verschiedenheit  des  Applicationsactes  der 
Mittel,  149.  i5o.  Applications wege  auf  die  Haut,  t5o 
—  155.  Voraügliche  Wohlthätigkeitder  Bäder,  162 — 
X55»  Application  durch  Klystiere,  i^5.  156,  Vom  Ge- 
brauche der  Brechmittel  im  Nenrenfieber,  166—- 158> 
Beispiel  der  Behandlung  desselben,  1 58  — 162.  An- 
wendung der  Mineraisäuren,  162.  163.  Behandlung  der 
Diarrhöe  dabei,  i63 — 165.  Behandlung  der  AfPection 
der  Urinwege,  165*  Beispiel  einer  aunaliend  schnal- 
len Besserung,  166— ^iGdt  Uebec  die  Präservative  da- 
jfgen,  168 -^ITS« 

<>• 

'Onanie,  Beispiele  ^on  guter  Wirkung  de«,  Soolbades  ge- 
gen die  üblen  Folgen  derselben,  III,  35. 

Ophthalmia  alba,  Grolse  Wirksamkeit  der  äuCserlidb  ap- 
plicirten  Essetntia  Galbani  bei  derselben,  IV,  145—150. 

Opium»    Angelegentlich  empfohlen  beim  Keichhuacea»  U» 


iig.  'Beste  Methode  dasielbo  im  Keichhusten  ansu* 
wenden ,  136  — 1^0.  Mit  Alaun  und  achleimi^n  Oiifr 
gen  vermisctit  ein  wirksames  Mittel  gegen  die'  Zabn* 
rubr,  i^  Dessen  Wirkung  und  «weckmäjisigste  An* 
Wendung  in  Net?enfiebem>  llt,  137—141- 

.p. 

\ 
Paadarikroeace ,  metaitAtiscb0*Ton  unterdrückter  Krätze« 
"IV,  iiS^tig. 

Poihogenie,    Erfordernisse  tu  ilutr  gröüem.  ZuverlaÜsig* 

keit,  irt,  184—188. 
Ptminüren  xum  Unterricht  irztUcher  Routiniers,    Bemer* 

jLungen  über  die  Reilsohe  Schrift  darüber,  I,  g—- 67. 

Petechien,     S«   Morbits  maculosiu  haemorrhagicus    Werl» 
hofii. 

PJortadersystem^    Das  Merkwürdigste  aus   der  Anatomie 
und  Physiologie  desselben ,  II,  10 1  — 105. 

Phosphorsäure.  Erfahrungen  über  die  Wirksamkeit  det 
innem  Gebrauchs  derselben  in  heftigen  asthenischen 
Blutflüssen  der  Gebärmutter  und  der  auf  solche  natür« 
lieh  folgenden  gänslichiin  Sinkung  der  Lebenskraft,  I» 
162  folg.  Ihr  Gebrauch  ist  noch  nicht  genau  genug 
betummt,  159.  Geschichte  der  Krankheit  einer  Wöch- 
nerin, in  welcher  sich  die  Phosphorsäure  sehr  wirk- 
•am  seigte,  i53^^i58%  Anwendung  der  Phosphorsäure 
mit  gleich  glücklichem  Erfolge  bei  mehrern  astheni« 
^  sehen  Blutflüssen  aue  Mund,  Nase,  Mastdarm  undGe* 
bär^iutter,  i58. 

Pigment  im  Schleimnete  wird  durch  eigene  lebendlgi» 
Thätigkeic  der  Organe  bereitet,  I,  121. 

Piie.Hmonfa'no^Ara  .entstehet  von  Schwäche  einaelner  Va* 
atüoi»  II,  xo4» 

QuecfieUber,    Wirkungen  und  Heilkräfte  desselben^  II,  &?. 

Quecksilbermitiet'  Erfahrungen  über  die  höchst  verSchie'* 
dene  Empfänglichkeit  der  Menschen  gegen  die  Wir« 
klingen  derselben,  IV,  Si.  Eine  Krankheit  die  sie  he* 
Ben  sollen,  ist  oft  Folge  ihres  Milsbraucbs,  83. 

Quellwasser.  Nutcen  seines  innerlichen  und  aulserlichen 
Gebrauchs  im  Vergleiche  gegen  den  der  Mineralwaa* 
•u,  l  96  folg. 


—    174    — 

R. 

Kvihen  im  Bade,    £mpFefalung   desselben'  und   Erklärung 

^seiiieA  Nuucme>  1*^92.  Qi. 
Rhtiharber.     Wirkuagen  und  Heilkräfte  desselben,  II,  40 

RheämaUsmiis  und  Gicht,  Beweisende  Fälle  für  die  Wirk- 
samkeit des  Sooibades  in  (j^nselben,  111,  24  —  '^6. 

Rhus  radicans  und  Toxicodandron,  WirkuDgbn  und  fieil- 
krätte  derspibeo«  II,  25.* 

Rosörttitasser»    V^irkungsn  und  Heilkräfte  desselben,  II,  35. 

Routiniers,  Lieber  den  ihnen  anzuweisenden  Wirkungs- 
kreis, I,  17«  18.  Die  Beschränkung  ihre«  Unterricbti, 
\yie  sie  Heil  verlangt »  ist  sch's^er  oder  gar  unmöglich. 
Ip^  ao.  In  wiefern  man  KuufCtalent  von  ihnen  for- 
dern dürfe,  36.  £27.  Grofser  Nachtheil«  der  aus  ihrer 
Austeilung  und  Autörisatioa  entetehen  würde«  47,  Dürfe 
.es  nicht  geben,  53. 

Balnüdhgeistt  Aamthcher,  Nutzen  desselben  htkwi  Kind- 
hetttieber  und  beste  Art  ihn  zu  «ppiiciron,  II,  66. 

Salpeiersäupe,    Wirkungen  und  Heitkrärtc  derselben,  II,  ta. 

Salzsaure  Schwererdet  Wirkungen  und  Heilkräfte  dersel- 
ben, 11,  13, 

Scabies  supfjressa^  £inige  Bemerkungen  über '  dieselbe, 
IV,  107  —  124*  Ursachen  der  bei  den  Armen  s«  häu- 
figen Krätze,  109.  lio.  Erste  Beobachtung  betreffeDd 
einen  Wahnsinn  von  Scabies  supprfssa,  1 10  —  1 14. 
Grolse  Wirksamkeit  der  Einimpfung  der  Krätze  gegen 
diesen  Wahnsinn^  Ii3.  114.  Zweite  Beobachtung  be- 
tretend eine  metastacische  Phlegmone  und  Paedärthro- 
cace  aus  dieser  Ursache,  ii^-^tig*  Brust  und  Güe- 
derschmerzen  von  eben  der  Ursache  nack  niehrereii 
Jahren  durch  die  Krätzimpiung  geheilt,  119— «fj^. 

Schaafgnrbe,    Wirkungen  und  Heilkräfte  diorselben,  II,  g. 

Schteirnlungenschwindsucht*     Bruchstücke  der  Behandlung 

'  einer  chronischen,  II,  151—^172«  Ursachen  der  jeut 
häufigem  und  verschiedeneren  Schwindsüchten«  i52^ 
154.  GeAchichte  eines  daran  v^rstorhenen  Kranken, 
155 — 172.  Bei  diesem  Kranken  angewandte  .  Mittel, 
160—  164. 

Schwarzholder,  Wirkungen  und  Heilkräfte  desselben«  II,  37» 

SchwarzTuzö/iCschattent  Wirkungen  und  Heilkräfte  desssi- 
ben,  II>  27. 

IchwrfeL    Wirksamkeit  desselben  m  einer  Salbe  niic  Ün* 


—    175    —     .    .      .  ' 

gnent.  pomat»  und  des  Liquor  saponfs  itihiaius  in  Flech- 
ten, III,  45.'  46.  Nutsen  desselben  allein  und  in  sei- 
nen mannigfaltigen  Verbindungen  bei  alten,  suaammen* 
gesetzten,  durch  zweckwidrigen  Quecksilber^'^braucb 
gleichsam   corruinpinen  Venerischen  liebeln  >   IV»    104 

— 106. 
Sdiwefelleberhader,    Ihr  Nutzen  in  veralteten  venerischen 

Hautkrankheiten,  IV,  68» 
Scropheln  und  scrophulote  Drüsenverhärtungen»     Fälle  der- 
selben, in  welchen  das  Soolbad  Hülfe  leistete,  III,  21*  23. 
Senmüläuer,    Wirkungen  und  Heilkräfto  derselben,  II,  i5. 

Soolbad»  Beobachtungen  über  die  Wirkungen  desselben 
in  den  Jahren  t8o4  und  i8o5>  HI*  5'— 37*  Krank« 
heitsFormen»  bei  welchen  die  Wirkungen  desselben 
beobachtet  wurden,  6.  Beweisende  Fälle  ftir  die  Wirk- 
samkeit desselben  in  Hautkrankheiten  ^  7  —  1^;  in  ver- 
alteten Geschwüren»  18  —  21;  in  Scropheln  und  scro** 
phulösen  Drüsenverhärtungen ,  st.  aa;  hn  verhinder- 
tem Monatsflufs  und  gestörten  Hämorrhoiden,  22 — c4; 
bei  Rheumatismus  und  Gicht»  24*— '36;  bei  Engbrü- 
stigkeit und  Schwindsucht,  26  "^sS;  bei  Fehlern  in  den 
Functionen  der  Eingeweide  nach  acuten  Krankh-  iten, 
28  —  31;  bei  Lähmungen,  3i,  33f  beim  ^Vahnsinn, 
32  —  3^;  bei  Metastasen,  34;  bei  Folgen  der  Onanie, 
35;  bei  Epilepsie,  36. 

Spanisch«  Fliegen,  Wirkungen  und  Heilkräfto  derselben^ 
II,  29  —  31. 

Speichelfluß.  Wir  besitzen  bis  hiebet  schlechterdifligs  kein 
speciHsches  Mittel  gegen  denselben,  IV^  85— 87.  Kein 
Schweielpräparat  hehimt  denselben  spf^cifischi  ^'j^ 

Spiesglanz  unrd  SchwefelmitteL  Lob  derselben  in  d«n 
von  Trippern  entstandenen  ionern  allgemeiiTen  Krank- 
heiten, iv,  104. 

Squille,     Wirkungen  und  Heilkräfte  derselben,  II,  27. 

Standpunct t  höchster  und  allgemeiner,  nach  dem  die 
Philosophie  strebt,  und  von  welchem  der  Naturforscher 
und  Ar/t  das  ihn  Umgebende  überschauen  kann,  I, 
21—24. 

Stechapfel,     Wirkungen  und  Heilkräfte  deiselbeni  II,  32. 

Sterblichkeit,  Wodurch  sie  gegenwärtig  vermehrt  werde, 
1I>  38  —  40* 

Sturmhiu^    Wirkungen  und  HeilkräFce  deaselbeai  0^  3^.  33. 

T. 

Tabackt    'Wirkungen  und  Heilkr&fte  deiselben,  II,  8. 
Taxus.    Wirkungen  und  Heükxäite  deieelbeii,  It«  s^. 


—    176    -^ 

Sterpmdnol   Wirkungeü  und  Heilkräfte  d66sel)ben,  tL,  Jl« 

Tkee.     W^rkuDgen  und  Heilkräfte  dealelben,   lU  3i. 

tTinctttra  annmonii  Jactjbk     S.  fäquor  sapoPiis  äUbiatmi, 

ITisanen,  Lieber  deir  Mifi» brauche  derselbeD «  IV,  87-  S8* 
Sind  jedoch  nicht  gana  aus  det  Praxis  zu  verbanaen,  88« 

.Töpliter  Bad*    Wirkaogen  und  Heilkräfte  deetelben,  II* 

'    28.  2g.      '  ^  ' 

^Trippers  tchwartert  Was  ton  dlMer  Kf ankheitsforn^ imd 
den  sdirrareen  Feigwarxen  2U  halten  aey»  £V«   79.  30^ 

Tripper  gif t  unJ  veneiii'ches  Gifc  kann  identisch  aeyn,  wird 
aber  nach  den  übrig«^n  eigenthumlichen  Verbältnisseil 
der  Theile,  io  welchen  der  Stoff  Krankheit  hervoF> 
bringt,  verschieden  nodificirt,  .IV;  95;  vetgl«  Fenint 
sehe  Krankh^itsfonrnnt  ^ 

.'V. 

^tl^aricett     S.  ßtmaäerknoten, 

.T^eitstanz.     Einiges  jnir  nähern    Beichreibutig    desielbea 
und   über   den   Nutzen   dea  Zinks   bei  dessen  Heilungf 
,     III>  70.  >  Geschichte   desselben   und    ältere    Meinungen 
über  ihn,  71^-^76*     ßeriberie  eine  elsene  Art  desselben 
in  Ostindien     7.1.     Erscheinungen  bei  demselben,  76— 
79.     Aeftere  Meinungen  üher   dessen  Ui*sache>   79.  g04 
.  Geschchte  einer  daran  leidenden  cuth  Beweise  der  gu- 
-    ten  Wirkung  des  Zinks  dag'^gen,  Sl*~^S7? 
Plenen,     Structut  derselben^   II,   87 — 8g.      Differonzeil 
derselben  von  den  Arterien,  88.  89.     Kräfte  und  Wir- 
kungen dersetben  ,  89*     Grunde  für  die  Bewegung' dei . 
Bluti  in  den  Venen  nach  den  Herzen^   8g.,.M9f,     Be* 
wegung  Aeii  Bluts  in  denselben,  91—94.     Nutzten  des 
Athemhohlens  zur  Beförderung  der  Bewegung  ded  Bluts 
in  denselben,   92—94-     Bespiel  einer  sehr   krankhal^ 
ten  Beschatfenfaeit  ihre^  Valveln,  .98.  pg*      ^ 
^yenerische  Kta'kheit^foiintn^     Üfeber  die  grolle  Veräohie' 
denheit  derselben,  durch  einert  merkwürdigen  Fall,  A^ 
eine  ganz    neue   Porno    darstellt,    erläutert, "  nebst  Be- 
xnerkuijgen  libet  ciie  Natur  und  Behandlung    der  Vr-ne* 
Tischen    Hebel   überhaupt.   IV,    5 — 106'     Grofso   Ver» 
echiedenheit  und  Wandelbarkeit  derselben,  %.  9«    Grün« 
de  dieser  unendlichen  MannigP'ltigkeit  derselben,  9 — 3^ 
ä)  Allfiemeioes  Na>urg''set0>  auf  w(>lchea  sicj^  eine  Ver- 
echiedenheit   in    den    Erfolg  n    einer  jeden  An^tecknn^ 
gründet,  jr  —  ig.     An  "vendung  dieses  Natur ge^etsses  aiä 
die  Krankheiten,  13 — ij5;  und  auf  di»?  Lustseacfae^  lö 
— ^ao.     £igenrhumlichcs  u.d  hartnäckii^es  V-rhalten  dsr 
Yenerkcben  Üebel,   Wii  ^ie  tick  1807  in  Berlin   xeig- 

ttD> 


.   •  —    «77    — 

taot  18^*30.    Aus  jensm  NatvrgiMlM  ilUtft»  gröCMM 
Bosarrigkeic  einer  betprcf  eneren  An9aeckuD^.  so.  ^>  Der 
ADS  leckende  Stoff  wirkt  laec  ausschlieij^liclii  nur  aoi'  Ua^ 
reproductive  Syet^ni»   in  welchem  die  VrräDd«rÜcbkei( 
in  den  Formen  am  gröfsten  ist,  fii.  ss.     c)  Die  $0  ni^ 
wohnlichen   und  höcbtt  mannigfaltigen  Zitaa«QHMieet< 
Bunf^en  und  Complicfttionen  mit  dem    «eoexlacbetn  Ve- 
bei,  32.  95.     d)  Die  mancherlei  lehlerhafken   Oiiqkk 
thoden  dieier  Formen»    23*  24*     ^*  Lehre  xon  Jeu 
verlarvten  veneriachen  Krankheiten  gründec  aich  gröU- 
tentbeils  aut   die  Mannicfahigkeit  und  Waudalbaikeit 
der  Formen,   24*   25.     Nothwend'gkeit   «iiirr  genauen 
Erkenntnifa  derselben,  25—27.     Kiankengeachithte  be- 
trefffted   eine   gan«  neue^orm  der  ^vphUia«   -J(i^5^. 
Gans  beionderes  Verhalten  und  Eradieinen   der  veme- 
riacben  Flecken  in  diesem  Falle»  4^**' 4-^*     Fr«g»n  di<^ 
aen   Fall   betreffend»   55  —  56.     Fortaecaung   der  Krau- 
kengeschichte,  ßß.  57.     Gutachteu   diesea  FaU  bairet- 
fend^  ^7.^55.    Die  Flecken   beatandeu   in  einem  pi^ 
riodiachen  Auaschlagsfieher.  61.     Urtachen   der   Hau- 
näckigkeit  diese«  Falles»  6a.  65.      N'orgeschlagene  Mit- 
tel» 64-r-68»   '  Fernere  Nachricht  von  dem   rorigang« 
der  Cur»  6g--^79.     Die  Flecke  in  dieser  Krankheit  et- 
acbienen  nicht,  wie  die  aonsiigen   veneiiacheu    Flecken 
suerst   an  Stirn    und  Gesicht .    und   Iraien   periudis\  h 
berror^   '^6*   77.     Zusätxe:    yi)    Vtbift    den    «th warben 
Tripper  und  scbwar/e  Feigwaraeu ,  79,  Sit«     H)  KrUh- 
rungen  über  die  verschiedene  Eniptaugiirhkeit  der  Meii- 
acfaen  gegen  dib  Wirkungen  df>r  Quet^ksilbeimiuel.  Hl 
—'87.     C)  lieber  den  falschen  ujhI  richtigen  Uebiautli 
der   l'isanen»  87-^93.     -H)  Ueber  dii*,  au  Wien  uniei- 
nommenen  Curen  der  vencrisi  hc^n  J.oi>4h'il>el    mit   war* 
men  Wasser»  92-^ 94*     -^'^  IJfber  die  Itiniiiläi  des  \e 
nerischea  und  Trippergiftes ,   94  "^i)^*     l*-i"    Haupiuu- 
terschied  des  venerischen  Sioftos  bt*ruhi  daraul'i    ob  nr 
mit  oder  ohne  Destruction  organisi  lier  (inbildo  rraeugt 
ist^  und  ob  Schleim  oder  Eitnr  dds  Vehikel  dnasf^lbeu 
ausmacht»   96.     F^  Ueber   die   aiol'se   Vrrii'hir*deuheii 
der  Folgen  der  Ansteckung  bei  Mannspersonrii ,   wo  an 
dem  iuncirten  Orte  auch  jmlesnial    ein    l<oi'Hlilbirl   mii- 
atebt^   und  Frauf naimroern »    «fo    iiiiHier  l4n(rHlMlleriii) 
nen   an   den    Geschiechtsth«ilnn    enisiehea»    diu    nraie 
Ansteckung  mag   statt   gefunditn   hsben»    wo    sin    wnU 
l^t    99  — 103.     G)   Lob   der   Hpic^sf^lAna*    und   Mrhwa* 
felmittel  in  den  von   Tripperu    enfAiandenen   all|}cfiiiei< 
nen  Krankheiten»  und  des  i>chwc>i'(iJs  ajlriii  und  iit  tui* 

Joarn.  XXVI.  D.  4.  Si.  M 


«an  maimigGiltigM»  Verbi^dimg^  hei  tltmn,  saiimiMB- 

gesetxtr-ii,    (lurcU    sweck«Ti(}n^en .  Queck«ilbflrgebraiidi 

gleicht  tm  rorrurtipirteii  venerucben  Ue«>ein,  104*— lo6. 

y^nrp^tcfnf  Ijocafkbel  könarn  uaniöglicfa  allein  cluich  iTtr> 

.    met    "VX  asKT   grüiii^licb   und   dauerhaft  gebeiU  werdeo,. 

IV»  92-*-*  4. 
Veis'f'li  üIkt  die  Natur,  der  inaern  -  Blutaderknoten.  S. 

yoft' eifc  de-  wfihrtn  HeU/funst,  -Warum  aieoocb  so  we- 
nig '  dem  gemeinen  Mann^  in  Städten  und  auf  dem 
Lande  avkaramen,  I,  ii*— 13« 

W. 

Wahnsinn,  Fälln  desselben«  in  denen  das  Soolbad  hdl- 
fam  w^ar,  111,  32 --34. 

Wassersucht,  Küthig«  Rucksicht  auf  die  entfernten  oder ' 
priedisp  Oll  ixen  den  Urea  hen  bei  Heilung  derselben,  HI, 

.  S8.  89*  Nächste  Ursache  derjeni^n,  womit  oftTrin« 
ker  be'allen   v^erden^  89*  90. 

Wein,  Wirkung  und  jsweQkmäfsigste  Anwendung  dessel- 
ben in  Nervenfiebern,  142 — .1-^4* 

WieäöntcrciMigung   getrennter    Darmeuden.      Dot   Rilschi- 

.^sche  mit  rirnin  überzof^ene  Kartenring  dasu  sey  su 
hart,  1,  147.  ZvveckmäUige  Methode  derselben,  e^«m/. 
Die,  n«ch  du  f^ergrc^  getrocknete  Luftröhre  einer  Gani 
hat  au  wenig  Peripherie,  eOend.  Dieselbe  ist  in  spba- 
celösen  Brüchen»  auch  da  wc  schon  der  künstliche  Af« 
ter  als  letst.  s  Rettungsmittel  indicirt  wäre«  wenigstem 
zu  versuchen,   i5o. 

Wirhungsart  der  Arzneimittel,  In  wiefern  wir  sie  begrei- 
fen,  1,  26:  26.  .  Wird  von  den  veracbied^nen  P.artheieo 
der  Aerzte  nur  verschieden  ausgelegt,  27.  * 

WohluerlHh,     Wirkungen  und  Heilkräfte  deraelben;  II,  55. 
'  Wolfsmilch,     Wirkungen  und  Heilkräfte  deraelben,  II,  22. 

z. 

Zahnen  der  Kinder,  Bemerkungen  über  dasselbe,  II,  18S 
< — 194*  Woher  entstehen  die  gefährlichen  und  oft  töJc* 
liehen  Zufälle  bei  demselben,  139.  Abstufungen . d<r 
üblen  Zufalle  dabei  von  consensuellen  AEFectionen  der 
Eingeweide  und  dagegen  angewandte  Mittel,  .189— 194* 

Zahnruhr,     W^irksames  Mittel  dagegen ,  II,   194* 

Zink.  Krankengeschichte,  welche  die  gute  Wirkung  des- 
selben im  Veitstanae  beweist,  UI,  8^*^87. 

Zinn,     W^irkungen  und  Heilkräfte  desselben^  U,  28. 


Literarischer  An/.ri^er. 


Bei  Louis  Quien  in  Berlin   ist  sn    rlion   pt- 
aciiienen: 

Oft«en»alion3  lur  ies  flevr^s  ntrvtut^s  pnr  f}r    f.    M'    IIa 

^.    kmidy  fdm  la  t'iftk^)  m^J^rnt  rl^  In  ft-inl    'n.n  *, 
fmMmb-€  corretp*)nd.  d.  /'  -fcatl.  f>f'l'fu»  rh  t'i'i.   tt» 

Mit  d«m  Vf'jrf'»- 
ÜmMCf  raiw  tfmae  tii  mfirh^if ,  n  it  .  unl*-  fft-nt'- 


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