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Journal
der
practtechen Heilkunde, §
Herausgegeben / • Tj
von
C. W. Hufeland,
Königl. Prenfs. 8taMsratIi9 Ritter des rothen Adler -Or-
dens erster Klüse, erstem Leibarzt, Prot <ler Medi-
än auf der Uaiversit&t xu Rerlin, Mitglied der Acade-
mie der Wissenseliaften etc.
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E. O 8 a n n,
ordenU. Professor der Medicin an der Universität und drr Med.
Chirurg. Academio für das Milituir r.u Rerlin , Direntor des
K. PolikUn. Instituts, Ritter des rothen Adler - Ordens dritter
Klasse und Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften.
18 3 5.
LXXXI. Band.
Berlin«
Gtdniekt und verlegt voa G. Reime*
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Journal
der
praktischen Heilkunde.
Herausgegeben
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C. W. Hufeland,
KÖnigL Preufs. Staatsrath, Ritter des rothen Adler- Or-
dens erster Klasse, erstem Leibarzt, Prof. der Medi-
an an der Universität zu Berlin, Mitglied der Acade-
mie der Wissenschaften etc.
E. Oiano,
ordentl. Professor der Medicin an der Universität und der Med«
Chirurg. Academie für das Militair za Berlin , Director des
K. Pofiklin. Instituts, Ritter des rothen Adler -Ordens dritter
Klasse und Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften.
Grm, Frewnd, ist alle T%eorie,
Doch grün des Lebens goldner Baum*
Göthe.
I. Sttfck. Julias.
Berlin«
Gedruckt and verlegt bei G. Reimer«
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Uebec
da» Asthma thyniicum.
Von
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Dr. Georg Hirsch,
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in Königsberg.
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Als Jfopj) "im Jahre 1830 »eine Erfahrungen
über da* > .Asthma thymicum bekannt gemacht/,
und durch Zusammenstellung vieler verwandter "
Beobachtungen aus der altern und neuem Liters
ratur, wie auch durch Biittheilung mehreror^
durch ihn auf das genannte Uebel aufmerksam»!
gemachter Collegen so reich ausgestattet hatte»
als dies bei einem ganz neu angeregten. 6er .
genstande überhaupt möglich ist -r- trat mis;
mit Ueberrasehung und Beschämung ein gleiche
artiger Krankheits- und Todesfall ins Gedächt-'
nifs, den ich nicht gar lange yorher unter Au-
gen gehabt, aber nicht erkannt hatte. Ein
ahnliches Gefühl mochte sich bei vielen prakri
tischen Aerzten regen ; von allen Seilen kür ;
men bestätigende ^ Belege . zu der üCopp'schen/
Darstellung , denn sie war. aus dem Leben ge-
griffen* Zuerst traten Caspari und Pagenste-
cher (Heidelberger klinische Aanalen VII f 2«)
— 8 — '
mit einer Reihe sehr werthvoller Beobachtun-
gen auf, die schon früher gemacht, aber er*t
auf Veranlassung der Üfopp'schen Abhandlung
der Öffentlichkeit übergeben wurden: dieser
"Ursprung erklärt vielleicht psychologisch, war-
um beide, obwohl die naturgetreue Beschrei-
bung de.s Uebels bei Kopp willig anerkennend,
doch dem Thymus -Ursprung desselben abge-
neigt sind. Nachher g&afeen Opnradi (Göttinger
gelehrte Anzeigen '1832. No. 32.), Schneider
' (PtÜflifiniscbeB fywversatiotisblatt vjnn Hohnbaum
und Jahn 1830/ No. 46.),. Brück (ebenda 1832.
No. 22.), Pitschaß (ebenda. 1832. No. 28.),
Wunderlich 'XCariei^ondenzblmtJdeai Würtetn-
bergischen ärztlich.«* --Vereint* 1832. No. 7.),
Brunn (Casper's Wochenschrift. 1833. No. 49.),
Kornmaul (InaugtrrafabiiandlffrT^'Über das Asth-
ma thymiöum , Zweibrücken 1834. — siehe
ffetäer neh* Affffefeir; 'I.- 1.) u.ff{A.<r£*iträge.
Atfherdefti : wurde im Haugsted'* - klassischem
Weffce (Thymipin iftomtne et per Vettern ani-
mtitidn . deVtrtptto ^änaiö'nxicAi pmtkUögica et
pHptölogica^ Hafftte* i$52.y afiesj was in aU
tertt Schriften xir^trÄbt übet 'die 'Thymus an-
g*<rte£eA * toird, :i<£e$i&&melt Und istiiammenge-
sre^U/' WOÄn' ' alUrtHng^ «cbotr fr *M. Becker
(d¥^limduHs ihöra&^~[iyfnpköfioigy^$qii^ ihymo
spiomm pathbtegteim. Bertiini 182&>« schöne
Wfvitheifeü £ett*tefct fanet — IMfo nicht alle
dfeefc Beobachtungen^ voh gleichem Wertby daft
sttftst ganz hMörogGne^ Diögä unter dem Na*
nreft- de« Thymu*1 "Asrtbma zusammengestellt.
sind, 'ist bei der* Neuheit de« Gegenstandes
wohl natürlich;' et mufg noch erst eioe grö-
fsere 'Zahl ror> Erfahrungen gemacht und ge-i
hörig gesondert, e« vmüstdn genauere *patholo-
gfc^i^inätomil^- 4JBtersuchütfgfrri angestellt
— 9 —
werden, ehe die Akten geschlossen werdet*
können. Unter diese» Umstanden erlaube icli
mir, die Resultate der bisherigen Beobachtun-
gen zusammenzustellen und einige eigene hin-
zuzufügen. —
Das JTopp'sche Asthma (dieser Name möchte,
so lange über Sitz und Natur de« Uebels noch
Zweifel obwalten, der zweckmäßigste sbjrn)
befällt Kinder im Alter von 3 Wochen bis zti
1| Jahren, in der überwiegenden Mehrzahl
aber zwischen dem 4ten und lOten Monat. Es
charakterisirt sich durch Anfälle von Brust-
krampf und Beängstigung. Dem1 Kinde bleibt
plötzlich der Atliein aus , man bemerkt nur eine
pfeifende, aufs erst feine, kleine, unvollkom-
mene Inspiration, ein mühsames Durchdrän«
gen der Luft durch die' höchst verengte Stimm-
ritze. Der Ton hat eine gewisse Verwandt«
schaft mit der krähenden Inspiration des Keuch-
hustens, ist aber viel feiner, höher, ober-
flächlicher ; , die meiste Aehnlichkeit bietet der
Ualskrampf dar, der bei hysterischen oder auch
bei herzkranken Weibern nicht selten vor-
kömmt. Bei ' einzelnen Kindern , doch selten,
kommen 5— =-6 pfeifende« und dann tiefere,
gewaltsame Inspirationen, mit kaum merkba-
ren Ausathmungen alterniretrd , deren Ton an
einen im höchsten Grade ausgebildeten Croup
erinnert. Bei sehr heftigen Anfällen aber stockt
das Athmen vollkommen ;. der feine, inspirato-
rische Schrei zeigt sich dann entweder im Be-
ginn des Paroxysmus, wo er durch das gänz-
liche Ausbleiben der Respiration unterdrückt
wird, oder mit dem Nachlafs gleichsam als
erster Akt des wiederkehrenden Lebens; übri- /
gens ist er dem Uebel charakteristisch und i
-~ 10 -
durchaus palhpgnomonisch. Die übrigen Aeu-
fsarangen des^faroxysmus sind die patürücheu
Folgen der Athmungsnotb: . das.. Kind biegt sich
gewaltsam hintenüber, oder fallt bei einem
heftigen Anfall ganz zusammen ,_ das. in dem
Ausdruck schmerzlicher Angst verzogene, starre
Angesicht wird blauroth oder ganz bleich, die
Nasenlocher steben offen , die Augen sind starr,
die Hände kalt, die Daumen gekniffen, mitun-
ter gehen Ausleerungen unwillkührlich ab. Nach
einer halben ,frj* ganzen, mitunter auch wohl
zwei bis drei Minuten, hört der Paroxysinus
auf; dann schreit das Kind noch ein Weilchen
Schmerzhaft, und * unbehaglich , ist dann aber
sogleich munter und vergnügt; nur bei schwäch-
licher Constitution .oder nach sehr starken An-
fallen, bleibt, $s längere Zeit bleich, matt und
zum Schlaf .gezeigt. ,;:In. der freien Zeit ist das
K£nd ganz munter* ohne alle Störung der Re-
spiration, und .von. einem gesunden nicht zu
upterscheiden, Kopp giebt zwar an, dafs auch
während der. Intenuission der Herzschlag nicht
deutlich zu .löUnn,. ist, und die; Zwinge fort-
dauernd, zwischen. <fcn Zähnen etwas, hervor«
4 «streckt liegt;- das letztere Zeichen fehlt aber
bei .vielen genuinen Fällen durchaus, und der
Herzschlag ist euch bei gesunden Kindern inejU
efens schwer zu fahlen. — Die Erstickungs-
falle entstehn besonders, wenn das Kind am
dem Schlaft ervracht, nächstdem beim Schreien
und Aergern, .bei dem sogenannten Verachluk*
ken und ähnlichen . Veranlassungen , welche die
respiratorische Thätigkeit vorzugsweise in An-
spruch nehmen,. Anfanglich kommen sie nur
selten, mit Pausen von 8 und mehreren Ta-
gen, allmählig aber immer häufiger, auf immer
unbedeutendere Veranlassungen, 10—20 mal
— u —
ao Einem Tilge« Muht selten erfolgt schon in
dieser. Periode der Tod. indem die Kinder iin
Anfall ersticken , nachdem sie eine Minute vor-
her noch fröhlich gespielt haben. Oefters aber
tritt noch ein zweites Stadium ein, das sich
durch allgemeine Convulsionen epileptischer Art
charakterisirt , indem das Cerebralsystein mitia
den Kreis krampfhafter Thätigkeit gezogen wird.
Die epileptischen und asthmatischen Insultus
fallen nicht immer zusammen, sondern alter-
niren öfters mit einander ; selbst in der freien
Zeit sollen (nach Caspari) die Lumbrikalmus-
keln der Mittelhand und die Adduktoren der
Daumen krampfig zusammengezogen seyn, so
dafs die. Hand, wie durch organische Gicht
verunstaltet, convex aussieht. Das Kind stirbt
dann gewöhnlich bald in einem Paroxysinus
suffok'atorisch - apotplektiscl}^ — öfters aber,
wenn auch früher noch 4o heftige Erstickungs-
falle da waren, ganz, plötzlich, wie durch Ner-
yenpchlag, ohne Asthma, ohne Röcheln oder
Agonie; So. starb das Kind des Professor Eck
(Rtist Magazin XX.) , t so die erste meiner Kran-
ken ; Äehnliches sah auch Caspari. —
. • ■ . .1 ■
Bei dein Leichenöffnungen zeigt sich neben
den allgemeinen mehr odpr weniger ausgepräg-
ten 'Symptomen des Erstickungstodes — * blauer
HatitfarbJiDg? JBlutanhäufuag in Hirn und Lun-
gen , ; mitunter Welkheit des rechten Herzens,
zuweilen auch Offenstehen des eirunden Loch»
— durchgängig eine bedeutend vergröberte
Thymusdrüse. Wie aber dies Organ schon im
normalen .Zustand mannigfachere Verschieden-
heiten seiner Gestalt und Gröfse zeigt, als ir-
gend ein anderer Theil des menschlichen Kör-
pep* .(10. ist dies in noch höherm fifaaf* bei
— 12 —
• • ■ •
dieser, pathologischen Vefgröfsferung der Fah%
Mitunter ist der Längen- und BreitendWcbmes-
ser yor waltend vergrößert, häufiger die Dicke:
im letzten Fall werden öfters die Lungen da-
durch in den hintern Theil des Brustkastens
zurückgedrängt; andere Male findet man die
Thymus mit der Lüftröhre, mit den grofsea
Arterien - oder Venenstämmen der Brusthohle
oder des Halses eng Verwachsen oder sie ganz
umschliefsend. Das Gewebe der Thymus zeigt
sich entweder ganz normal, oder (was der ge-
wöhnliche Fall ist) etwas derber, fleischiger,
rother , aber ohne eine Spür von Verhärtung,
Eiterung,. Tuberkeln,, oder anderer Entartung; —
öfters flielst beim. Durchschneiden der dieser
Drüse eigenthiimiiche Milchsaft aus, , Unter den
Fällen, wo die Thymus gewogen wurde, fand
Kornmaul die gröfste, — Ton '14 Drachmen,
nächstdem Feiioc Plater, bei einem, wie es
scheint, hieher gehörigen Zustande, Von ij Un-
zen; ich fand sie 9£ Drachmen, K<ipp und
van V eisen (s. Kopp S: 63) eine Unzfe schwer;
die andern variiren zwischen 6 und 7 Quentchen.
Doch scheinen unter den nicht gewogenen' man-
che »och gröbere gewesen zu seyn. . . ,
-. Um von dem Äbpp'scben Asthma in Bück-
steht auf Genesis und Verlauf ein möglichst
reines - Bad zu erhalteil f . müssen zwei Reihen
Ton Beobachtungen . vergröberter Brustdrüsen
als fremdartig ausgeschieden werden c
1) Diejenigen, wo die Thymus de* neu-
gebornen Kindes so. grofs war, dafs die Lun-
gen gar nicht zu freier' Entwickelung und zu
vollständigem Athmen kommen konnten, und
unter röchelnder Respiration, schwacher, mek-
kfcrnder Stimme, erschwertem Schlucken,' Öf-
— 13 —
i
lern Erst ickungs anfallen , o4cb wenig Tflgeyp der
Tod erfolgte« Hieher gehören der Fall von.
Vernon (s. Fr oriep's Notiren XII, 2.), vier von
Schallgruber (Abhandlungen im Fach der Ge-
ricbtsarzneikunde, GraU 1823.), der zweite von
Tritsch/er (s. Kopp S. 10Ü), und auf ähnliche
Weise haben wir Alle wohl schon Kinder ster-
ben sehn, ohne die Sektion zu machen und
ohne die Todesursache gerade in der Thymus
zu suchen. .*)
2) Die Fälle von tuberkulöser, scirrhoser,
knorplicher oder ulceröser Entartung der Thy-
mus, wohin sehr viele der altern Beobachtun-
gen , unter den neuen aber die von Ulrich
(s. KoppS. 105) und Pitschaft gehören. Diese.
Uebel haben nicht bloüs pathogenetisch eine
ganz andere Bedeutung, sie sind auch gar nicht
dem Zeitraum der ersten Kindheit eigen thiini-
lich , sondern können in jedem Lebensalter,
selbst bei 50- und 60jährigen Personen sich
finden, wovon bei Becker und H äugst ed viele
Beispiele gesammelt sind« Daher sind auch
Symptome und Verlauf ganz verschieden, wenn
gleich Äthmungsbesch werden nicht leicht fehlehV
Sondern wir diese nicht zum Kopp' sehen
Asthma gehörenden Fälle aus, so coustituiren
die übrigen das oben geschilderte Bild in einer
Gleichförmigkeit, wie sie- nur bei irgend -eioex
bestimmten Krankhejtsfoxin zu erwarten ist, ,
*) Wie sich diese Abnormität zn dem in der .Erschei-
nung verwandten und wahrscheinlich häufigeren Zu-
stand mangelhaft ausgebildeter und zur Respiration,
unfähiger Lungen y er hält, müssen erst genauexe dia-
gnostische und anatomische Untersuchungen lehren*
Eine scjiöne Vorarbeit hiezu ist die so eben erschie-
nene Schrift von Eduard Jaerg: die Fotuslunge im
geMrene* Kiade» 1835. ~
-r- 14 —
und «8 wird dem Kopp* sehen Astbma ein be-
stimmter Platz unter den Kinderkrankheiten
siebt füglich streitig gemacht werden können. —
Die Dau%r des Asthma thymicum ist sehr
verschieden, — je häufiger und heftiger die
Krampfanfälle, kommen, desto zeitiger erfolgt
natürlich der Tod« Gewöhnlich gehen einige
Monate darüber bin ; das JScfc'sche Kind starb
nach 3 wöchentlichen, das Rullmann* sehe (s.
Kopp S. 64) nach 20monatlichen Leiden. Mit-
unter zeigten sich mehrere Monate lang keine
Spuren des Krampfs, bis er, gewöhnlich durch
eine interkurrente Krankheit aufgeregt, wieder
hervorbrach (Pagenstecher). Wenn Besserung
eintritt (was im ersten Stadium doch öfters zu
geschehen scheint), so verlieren sich die An-
falle allmäblig, und zwar meistens in bewun-
derungswürdig kurzer Zeit, in 1 — 3 Wochen;
bei einem Knaben, den Rullmann (s. Kopp
S. 75) heilte, dauerte es über 2 Jahre, bis die'
Krämpfe spurlos verschwunden waren.
Disposition zu unserer Krankheit haben
vorzugsweise Kinder von scrophulosem Habi-
tus, namentlich solche, deren durchsichtige,
blaugeaderte Haut, feiner, blonder Teint, gra-
dier Bau, welke Muskulatur, weit offenste -
inmde' Fontanellen, die Ablage zu. sensibeln
Scropheln und Rhachitis bekunden $ manche
Kinder waren allerdings sehr stämmig und kräf-
tig , aber auch diese zum Theil wenigstens aus
scrophulosen Familien. Viele der Mutter wa-
ren schwächlich, nicht wenige phthisisch, ein-
zelne zu Uterinkrankheiten geneigt. Eine Fa-
milienanlage/ ist nicht selten; Koppt Rullmann,
Caspari, Pagenstecher , Schneider, Brunnf sa-
hen 2—3 Kinder derselben Aeltern am Asthma
— 15 —
leiden. Knaben sind ihm vorzugsweise, wenn
gleich nicht atisschliefslich , unterworfen , —
was indessen kein isolirl stehendes Fakttim istA
denn Knaben sind schon im ersten Lebensjahre
häufigem und leichter todtenden Krankheiten *
unterworfen, als Mädchen *), namentlich aber
neigt das männliche Geschlecht mehr zu Krank-
heiten der Respirationsorgane — wie denn fo$*
Frank (Prax. med; praecepta II, 2, 1, p, 760)
das Verhältnils der am ächten Asthma leiden-
den Männer zu den Weibern wie 6 : 1 anriebt.
• — Den übelsten Einfloß) auf die Ausbildung
des Asthma ihymicum haben alle Krankheiten
des Bronchialsjstems , zu denen Kinder so sehr
geneigt sind, — Katarrhe, Bronchitis, Croup,
Keichhusten , Masern. In der Mehrzahl der
Fälle entwickelt sich das Asthma erst, wenn
derartige Krankheiten Torangegangen sind, in
andern wird es wenigstens dadurch verschlim-
mert oder recidivirt, wenn schon Monate lang
keine Anfalle dagewesen waren« Auch Perio-
den des heftigem Zahnreizes wirken auf diese,
wie auf fest alle Krankheiten des ersten Kin-
desalters, nachtheilig ein. Bei manchen Kin-
dern waren ausgebildete Scrophelbeschwerden
oder Störungen der Digestion und Assimilation
dem Asthma vorangegangen, oder folgten ihm
nach« Eck's KinA z. B. hatte vorher an Atro-
{>hie in Folge einer hartnäckigen , Zahnruhr ge-
itten, bei Pagenstecher 3 eigenem Kinde er-
schien dasselbe Uebel. nachdem das Asthma
gehoben war, — ,
*) Bekanntlich sterben schon wahrend der Geburt mehr
Knaben als Mädchen, und im zweiten Jahre ist der
Ueberschnfii der männlichen Geburten ausgeglichen,
indem dann schon mehr Madchen leben.
— 16 —
..Eine gar zu seltne Krankheit möchte das
uisthma Ihymicum eicht sejrn . *) ; viele daran
Verstorbene sind gewifs unter dein allgemeinen
Namen Asthma , Stickflufs u. dergl zu Grabe
gegangen. Aber -gewifs kömmt es überhaupt
viel häufiger vor, &la es von Aerzten beobach-
tet werden kann. Die Familien , in denen ich
es sah, geborten alle zu den höhern Ständen;
das nämtiebe scheint beji der überwiegenden
Mehrzahl der von Kopp u. A. mitgetheilten
J&rankheitsgeschichlen der Fall zu -seyö. Es
ist aber. nicht abzusehen, warum die an Zahl,
besonders der Kinder weit überwiegenden nie-
<lern Stände davon verschont bleiben sollten:
wegen gröfserer KxäftigkeU gewifs piejit,. —
sind , doch die scrophulösen und atrophischen
Rinder ein stehender Hauptartikel in jeder Po-
liklinik» Unstreitig werden die so schnell und
spurlos vorübergehenden Krampfanfalle von un-
gebildeten Leuten durchgängig übersehn ,'. und
wenn, das Kind in einem solchen Anfalle stirbt,
muls der Geistliche in der MorUlitätsli»te ir-
gend einen Krankheitsnamen (Krämpfe, Zahn-
reiz oder dergl.) suppliren.
Indessen ist das Thymus -» Asthma auch
nicht selten von frühern Aerzten beobachtet,
wenn gleich in der* Regel nicht gedeutet wor-
den« Kopp hat schon eine Menge einzeln ste-
hefuder älterer Fälle -gesammelt. Fast gleich-
zeitig mit Kopp gab Marsh {Dublin Hospital
Reports and Communications — Gerson und
Julius Magazin XXII, 585) eine ganze Reihe
von Beobachtungen. Er nennt die Krankheit,
• *) Ob es jemab epidemisch werden (Cfljpflri), oder ir-
gendwo so allgemein Torkommen kann, dals es dsm
Volke mit. einem eigentbäiatichen Namen bekannt
ist (Pagenstttker), möchte noch zweifelhaft seyn.
- 17 —
die offenbar JCopp'sches Asthma ist, Krampf
der Stimfciritze , bezieht sich auf mehrere äl-
tere Aerzte; die dasselbe* gesehen haben (Cfarfce,
Cheyne, Kellie, Porter, Pretty, Richter), scheint
aber keine Sektionen gemacht zu haben , und
deoffct flicht aw- die Thymus; Ob die convol-
si ve Kinderkrankheit , die John North (Frorieft
Notizen XI, 8.) ziemlich verworren beschreibt*
hieher 'gehört;* ist* zweifelhaft; manches spricht
dafür. Wenn aber die Kinder' mehrere Wo-
chen ohne Intermission in einer'1 croupahnlichen
Respiration und mehrere tage in vollkomme-
nem Opisthotonus zubringen -sollen , so dafa iir
dieser ganzen Zeit Kopf iind Fersen die ein-'
zigen Tbeüe waren , die da9 Bett berührten/
-wenn dabei die Krankheit nie tödliich -werden
oder in eine andere übergehen soll, so erregt
dies Zweifel« nicht , blofs a gegen die Existent
des Asthma thymicum, sondern' gegen die Treue
der Beobachtung überhaupt. — * Selbst die Thy—
musvergröfserung ^ als Grund des eigentümli-
chen Kinder- Asthma^ erkannten Mehrere, Alex*
Hood (Edinburgh Mkhtal of medical seiend
— Gerson und Jul***XlV, 72.) fand bei 7
Sektionen von Kindern und 2 von Erwachse-'
nen eine abnorme Brustdrüse,»»^ giebt an»
man könne eine krankhafte Vergxofserung der-
selben annehmen, "wenn ein Kind plötzlich
ohne vorhergegangene Beschwerde in einem
Anfall von Schreien oder heftiger Aufregung
wegbleibt und, stirbt, auch bd vielen, die sol-
chen, plötzlich Sprache und Athem benehmen-
den, schnell tödtlich werdenden Anfällen* un-
terworfen sind , so wie in ' allen Fällen von
langwieriger, krampfhafter oder das Hirn er-
greifender. Kehlkopf -Bräune, unter Welchen
verschiedenen Namen diese Krankheit .von den
Jeara.LXXXLB.l.St. B
— 18 —
, Schriftstellern erwähnt wurde ; öfter* solle W«^
serergiefsung im ..Hirne darauf folgen. *) ■— '
§cbori vor länger als einem Jahrhundert spre*
eben Richa {ConsiiiMÜones eipidemicae Taut**
nenses 1723. III, IQ7)\ Verdries (Diss. de.
asthmate puerorum, Giefs 172&-) -wid . Herb
(ibidem — s. Götiinger gelehrte Ao*. 1832«
ffo. 32.) bestimmt von Vergrftfserung. der Thy-
mus als . der - gewöhnlichen Urnachje -der Eng-
brüstigkeit kleiner Kinder. Hierauf, besieht,
sich auch wohl tfje Aeufserung i*. ..Fro/iifc'ft
(Mpüome VI, 2.*p. 175) : In asthmaU; ut no-,
minani , puerili, glandulas bronchiales, praeter
sanüßtis modum turgidas, maxime. vero thy-
inum insigniter. tumefadum invenearunt analo .
müti* «r- , Diese Vorarbeiten v er kürzen, .Kopp'*
Verdienst eben .so wenig, als der ßujun des»
Golumbus durch die. neuerding*, erwiesenen frü-
heren Fajhrten der Isländer na^h Aigerjka ge-
schmälert werden, kann* Jene früheren Beob-
achtungen standen vereinzelt und unbeachtet
da, bis Hopp die eeinigen, selbstständig gewon-
nenen f in einer 4rt ie#ft|M)lte und mit jsnen.
vereinigt unter einen. ailg§jff$fn.en Gesichtspunkt
brachte, da(* das Jfcktum jetzt nichts füglich
nieder vom Jkfcuem verlesen gebn. kann.
Die Diogkose des Thymus - Asthma ist im
Ganzen nicht schwer; nur mit wenigen Zu-
stünden ist eine Verwechslung möglich:
1) Das Miliar3 sehe. u4sthn\a, v*i* es be-
sonders durch Wichmann]s. Darstellung den teut-
*) 4och Metkel (Ahaaadlungen. aus der Anatomie and
Physiologie. 1806. S. 248) fand die Thymus sehr
vergröbert bei einem, zweijährigen , an Hydrocepha-
los gestorbenen Mädchen, om» sber aJlerdiftgs such
tuberkulöse Langen -tage; desgleichen Hmtgeted
ftvti O. 8» 177)r
— 19 —
sehen Aerzten geläufig ist,, wurde sich durch
die andere Artung und fiel längere Dauer des.
einzelnen Anfalls, so wie durch den acuten
Verlauf des ganzen Uebels hinreichend unter-
scheiden: indessen ist in neuem Zeiten durch
Bibers, Jos. Frank, Stiebet (Bust Magazin XX.)
u. A. das Vertrauen zu dem Miliar - Wich-
iftaTift'scben Krankheitsbilde so sehr wanken&T
, «gemacht worden, dafs dem Mtf/ar'schen Asthma,
wenn es überhaupt exislirt und nicht eine Far-
rago verschiedener Krankheiten (Croup, Cardi-
tis,' Thymus -Asthma) ist, erst selbst eine jg£*
neuere diagnostische Bearbeitung Noth thuL
2) Goelis (über die vorzüglichem Krank-
heiten des kindlichen Alters. 2te Ausg. 18241
II. S. 42) beschreibt als Symptom des chroni-
schen Wasserkopfs, öfters schon in dem Aüi-i'
bildungsstadium , ein Verkeuchen der Kinder,,
wenn sie aus dem Schlaf aufgeschreckt wer-
den, wenn sie weinen, husten oder sich be-
wegen wollen ; sie werden steif, aber den gan*
zen Korper blau, liegen durch Minuten völlig
athemlos da, bis endlich' mit einem' ladten
Schrei die gehemmte Respiration nieder be-
ginnt. Dies Symptom ist in den spätem Pe-
rioden, "und bei jüngeren Individuen constant
und jederzeit gefährlich, indem die Kindei; öf-
ters im Anfall ersticken. Die übrigen Zeichen'
des Hydrocephalus müssen diesen Zustand dia-
gnostisch aufklären, der aber allerdings dem
.Kopp'scben Asthma sehr ähnlich erscheint , Und'
wenn man sich der Beobachtungen von JElood,
Mecktl, Haugsted9 über gleichzeitig vorhan-
dene Thymus- Vergrölserung und Wasseran-
häufung im Hirn erinnert, so mochte dies eine
dringende Aufforderung abgeben, bei Sektion
« 20 —
Ifydrbceplialischer auf die Thymi« zu ach-
ten. *)'
3) Am leichtestem könnte unsere Krankheit
mit dem sogenannten Wegbleiben (Alhemhalt^n,
Ausbleiben des . Atbems) verwechselt werden,
da^.^ei ' leidenschaftlichen Kindern nicht selten
wrkommt, denen bei heftigem Aergern und
Schreieu der Athem plötzlich stockt, wobei sie m
roth im Gesichte werden , mit den Glied tnafsen
entweder ängstliche Bewegungen machen, oder
sie ganz steif halten, bis sie nach, einigen Mi-
nuten wieder zu sich kommen, lEs pflegt sich
dasselbe im dritten Vierteljahr auszubilden,,
wenn Bewufstseyn und Willenskraft zuerst sich
deutlich regen, nach einigen Jahren aber zu
verschwinden , wenn die grufse Convulsibilitat
des Nervensystems nachläßt, und die Leiden-
schaft entweder leichter durch Vorstellungen
beherrscht werden y oder doch dqrch zusammen-
hangende Rede rieh Luft machen kann. . Kopp
seht wohl zu weit, wenn er auch diesen Zu-
stand ron einer, nur etwas geringeren^ ; An-
schwellung der Thymus herleitet. Aehnjichkeit
mit/ c]em Paroxysmus des Asthma, thymicum
hat er allerdings, da beide auf einem tonischen
Krämpfe der Lungen beruhen ; sie unterschei-
den sich aber leicht, indem das Wegbleiben
nur bei heftigem Aergern des Kindes, nie beim
Erwachen, oder ohne alle äufsere Veranlassung
sich einstellt , auch katarrhalische und ähnliche
Zustande keinen Einflufs darauf aufsern« —
*) D4s Verhältnils beider Krankheiten, wo sie in dem-
selben IndividaoAiwisammeVi treffen, köhnte ein coor-
dtmrtes seyn,- indem ■ beide mit scropbulösei» Diathese
• insammenbengen ~? abex.:aneb ein -eausoiefy: wenn
der Wa»86rkopf tq^ . abhaltender :Cpm pressen der Jap«
'gdburtenen dWfeh dte Tbytnai bedingt wird.
. * i
- 21 —
Bei Erörterung der Frage über das VTesm
und die nächste Ursache des Kopp* sehen Asthmk
sind es zwei Momente , die die Krankheit' we-
sentlich charakterisiren, und also der Untersu-
chung zur Basis dienen müssen:
.......
1) Ein .das Säuglingsalter ergreifender pe-
riodischer tonischer Kampf der Lungen inclu-
sive des Kehlkopfs und der Stimmritze, viel-
leicht auch des Herzens, welcher im' weitern
Verlauf sich auf das ganze'' iVeorenrfysiein des
Gehirns und Rückenmarks in' der Form epi-
leptischer Convulsionen fortpflanzt, und zu-
letzt den Tod häld sufTocatorisch , bald apo-
plektisjch oder asphyktisch herbeiführt;
2) eine mehr oder weniger vergrößerte,
hypertrophische, übrigens nicht degenerirte Tbyr
mus, .welche, auf Herz, Luftröhre, Lungen,
die großen Arterien- und Venenstärnme drückt
und sie in 4er freien Ausübung ihrer Funktion
bindert». . Die gesunde , Thymus . eines Neuger
boreneu ist,; wie in Hinsicht ihrer Gestalt, so
auch in . GröXse und Gewicht ungemein varia*»
bei; bei magern, schwächlichen Kindern wiegt
sie (nach Haugsted's genauen Untersuchungen)
kaum ein Quentchen, bei kräftigen, wohlge-
nährten, ein Loth und drüber, in der Regel
aber 2 — 3 Quentchen« Die altere Annahme,
dafs sie sich von der Geburt an verkleinere,
ist schon von Lucae und Meckel verworfen,
worden, denen sich Haugsted anschliefst; viel-
mehr soll sie bis ins zweite Jahr fortwachsen,
dann bis zum 8 — lOten unverändert bleiben,
und nachher erst bis zum lö — 17ten allinäh-
xnäblig verschwinden *). Ihr speeifisches Ge-
*) Nach Astley Cooper, dec mit Haugsted gleichzeitig;
schrieb (Anatvmy of Thyme gland 1832. — - (Gereon
— 22 —
«riebt nimmt schon zeitig ab ; im SmonatHchen
Fotos ist es = 1,099, beim Neu gebor neu
-» 1,071, bei einem yierzehntägigen Kinde
s= 1,020, und später wird sie fest leichter als
Wasser. Auch das absolute Gewicht scheint
nicht erheblich zuzunehmen; wenigstens kann
Haug$ted> dejntl seiner physiologischen Hypo-
these zufolge,; Anty die Thymus zur Assimila-
tion der Milch beim Säuglinge diene,, daran
liegen jnuiste, das Wachst h um nach der Ge-
burt hervorzuheben, doch keine schwerere an-
führen , als yon 4£ Drachmen bei einem 9mo>-
naijichen, wphlgepährten $inde; — bei ma-
gern also Wiegt sie unstreitig weniger. Beim
JiTopp'schen Astbma aber hat man sie von
Ä— 14 Drachmen schwer gefunden. Auch fallt,
ohne 'eine Wagschale zur Hand tu nehmen,
Jedem der grofee Unterschied der dicken, mei-
stens fleischig derben , mit dem einen oder an-
dern edeln Thefl rerwachsnen Asthma* Thymus
Ton dem lockern , dünnen , wie ein Schaum,
gleichsam wie ein Omentum lese auf dem Herz-
beutel liegenden Gewebe des normalen ins
äuge*
Wenn nach einet in gehemmter Respira-
tion und Chkulaüob begründeten Krankheit
cionstant eine bedeutende, auf die Gentraltheile
dieser Systeme ^nickende Geschwulst 'gefunden
Wird) So liegt wohl nichts näher, als in dieser
Qeschwulst <)fo Ursache der Krankheitserschei-
nungen eu suchen. Dennoch ist dies, 2um Theil
mit sonderbaren Gründen , Ton mehreren Seiten
bestritten und Ton andern nur schüchtern zu-
und Jnliui Magazin XXIV^ nimmt allerdiogs die
Thymo« ton der Gebort an ab , indem Einspritzun-
gen lefayren, dsls die Lappen dünner werden,. wenn
gleich die Zellen noch eine Weile fortbestehen«
— 23 —
*
gegeben worden , indem Blanche nur Tom „
genannten" Asthma fhymicum zu sprechen wa-
gen. Die ' wesentlichem Einwendungen t die
■inan gegen den Thymusursprung des Kopp9"
sehen Asthma gemacht hat, sind:
1) „Man hat grofse Anschwellungen der
Thymus ohne Asthina gefunden/' Dies Argu-
ment würde, sogar wenn es währ wäre, nichts
beweisen, denn welche noch so bedeutende
Desorganisation hat man nicht in einzelnen
Fallen ohne Reaction des Gesainmtorgahismns
beobachtet? Aber es ist nicht einmal begrün-
det. Haugsted. fahrt zu seiner Erhärtung nur
•den einzelnen, in anderer Hinsicht allerdingt
instruetiven Fall eines in die Klinik des Pro-
fessor Bang hydrocephalisch aufgenommene*
und sechs Tage nachher gestorbenen 9jährige*
Mädchens an, das eine 6 Unzen schwere, tn-
berculöse Thymus hatte, ohne int Leben aber
Dyspnoe geklagt zu haben. Hydrocephalische
Kranke im letzten Stadium sind aber nicht
dazu geeignet, Beobachtungen, oder gar Anamne-
sen über die Rückwirkung anderer organische*
Fehler anzustellen. In den zahllosen Fallen Ton
degenerirten oder vergröfaerten Brustdrüsen,
die Haugsted so fleifsig gesammelt hat, verr
missen wir, wie es auch in der Natur der
Sache liegt, fast nirgends Dyspnoe und Beäng-
stigung, die sogar einen von JMeckel, dem Grofo-
vater, beobachteten 26jäbrigen Soldaten {•»
MeckeTs Abhandlungen S. 243) bis zum Selbst-*
mord trieb«
2) „Man hat das Xopp'sche Asthma m
VergrSfseruog der Thymus beobachtet19 -
hiefür kenne ich nur eine einzelne Erbl
die Pagenstecher , der freilich schon vorfc
— 24 — '
ibei genommen hatte, nachträglich erzählt (Hei-
delberger klin. Äqualen- VII, 4) Ein solcher
anomaler Fall muh allerdings aufmerksam be-
achtet werden und zu einer gründlichem Aus-
bildung der Diagnose- auffordern, kann aber
die allgemeine Regel eben so wenig umstofsen,
als die Vor 20 — 30 Jahren mehrfach berichte-
teo Erfahrungen über Kinder, die am Croup
gestorben .waren, bei denen man keine Ent-
fcüntfung fand. , ', •'
r ■ • 3) „Eine organische Krankheit kann keine
periodischen Zufalle mit ganz freien Zwischen-
zeiten veranlassen." Ein solcher Einwand sollte
von Aerzten nicht gemacht und kann kaum
«rasthaft beantwortet werden. Der Organisa-
imnafehler ist .ja';iintner nur Ein Faktor; zum
Zustandekommen einer vitalen Reaktion gehört
immer noch ein zweiter, eine jspecifische Stim-
mung der. stets wechselnden Receptivität, wie
4Üe Epilepsien von . organischen Hixufehlern und
jbhadert ähnliche Zustände beweisen*.
4) „Die fergtöfserte Thymus müfste be-
sonders Herzzufälle erregen; die E'rstickungs-
bnfälle des iTopp'schen Asthma sind aber Folge
Vbri" Coristriction der Trachea und der Stimm-
ritze/1 Man sieht' aber nicht selten die Pa-
iofcysnien entschiedener Herzkrankheit, zumal
bei Weibern, gerade durch solche Kehlkram-
pCp sich äufsern, — eine sehr erklärliche Sjrm-
SatbJe , da der zurücklaufende Nerv , ehe er in
6h Laiynx sich vertheilt, mehrere Rami car-
diaci abgiebt« Allerdings wird auch eine Irri-
tation der Lungen sich oft durch Reaction des
Kehlkopfs äußern, in derselben Art, wie Nie-
renleiden-Schmers am Orificum weihrae er-
regen. '
— - «Kl ^
.* Ä). »De» Verlauf",- • dle:- miranler'triSgUeB«
und' dann .ziemlich, schnell eintretende -Geae«-
*üug,< die- öftere Wirksamkeit antisparsinoditcher
Mittel > sind keine .Beweise gegen die Bxtsteo*
eines organischen Uebels,>.das jedenfalls nicht
als Produkt, als Caput jnortuum eines voriihettV
gegangenen Hergangs , sondern als Procefs, als
-Bildungsstörung und ahoinale Entwicklung auf-
tritt, also, zumal bei der wundefbacren Elasti~
cität des kindlichen Organismus, die Möglich»-
keit einer Rückbildung nicht ausschliefst.
• ■
6) Endlich hat man auch die -Yergrofse?»
tung der Thymus nicht als Ursache , sonderä
als Folge, des Asthma wollen gellen lasten,
wobei man sich besonders auf die Bemerkung
MedceTs (Patbol. Anat., I. 288) bezog* d als in
den Fällen, wo die Thymus, anstatt' zu ver>
sehwinden , sich in ihrer &rölse.' erhalten habe,
gewöhnlich Lungenkrankhäiten oder Bildung«*,
fehler des* Herzens , werehe die Oxydation /des
Bluts verhinderten , o Jer wenigstens Respira-
tionsbesch werden vorhanden- gewesen 'wärea^
bei welcher Gelegenheit Mecktl es zweifelhaft
läfst, ob sie unter diesen Umständen, -wea«
sie sehon. obliterirt gewesen, sich wiederer»
zeugt, oder ob ihre Funktion nie «ruf gehört
habe, indem diese darin zu bestehen* scheinst,
die mangelnde Respiration, im Fötus zu er>
setzen. Hier sind aber offenbar mehrere ganfr
heterogene Zustände zusammengestellt. Bei
Blausüchtigen besteht die Thymus fort, wefl
überhaupt eine Bildungshemmung, eiue Persi*
stenz des Fötalzustandes Statt findet, und die
Lungen nie in volle Thätigkeit kommen ; bei
Lungenaucht findet man nicht selten die Thy-
mus, wie viele andere Orgaue, voll roher oder
*- 25 —
erweichter Tuberkeln* und angeschwollen, wird
indessen' kaum annehmen , dafs eine so dege*
verirte Thymus ein C ort amen natnrae seyn solle-,
die -mangelhafte Respiration zu ersetzen : bei
tahanchen Fällen aber *on Asthma und andern
Lttogeniabeln ; .die Tim älteren Autoren erzählt
werden, Vielleicht' selbst bei mancher Cyanose,
ist gewifs' die .'Thymus das primär kranke, nur
bei der Sektion weniger beachtet gewesen.
Ueberhaupt ist es zwar sehr löblich , der neu-
französischen Richtung nicht nachzugeben , die
jede in, der Leiche vorgefundene Farbenverän-
derung, Erweichung, Exsudation u.dgl. für die
Ursache der Yotf angegangenen Krankheit hält;
aber der Dynanismua darf auch nicht: zu $veit
getrieben werden , wenn man .nicht dahin kom-
men wijl, faustgrofse' Blasensteine für das zu-
fällige Nebenprodukt einer gereizten Harnblase
M'zusebn y und ihnen allen Einflufs auf die Lei-
Jen de» armen Steinkranken abzusprechen.
Wenn die Thymus von einem Dutzend asth-
matischer Paroxystnen , deren jeder nur we-
nige Minuten dauert, auf das 4 — 6fache ihres
.Gewichts * rergcöfsert werden kann , wie grob
mauste sie nicht erst bei andern, weit langwie-
rigem Störungen der Respiration werden, z.
B. bei Keichhusten, der Kinder im ersten Le-
bensjahre so oft hinrafft, bei Bräune, Bronchi-
tis u. dgl. ? Dennoch ist eine Vergrößerung
4er Thymus nach diesen Krankheiten nie be-
obachtet worden. — Ueberhaupt ist ein rein
dynamisches Asthma periodicum im Säuglings-
alter höchst problematisch und würde sehriso-
lirt dastehn. So zarte Kinder sind zwar zu
Kervenaffectionen aller Art, durchaus aber nicht
zu periodischen, habituell in gleicher Form
wiederkehrenden Krämpfen, überhaupt zu kei-
— 27 —
Den typischen Krankheiten geneigt; ist)« selbst
ein Wechseln1 eher bei Kindern fast nnerhSit,
und wo z. B. ächte, habituelle Epilepsie ia
diesem Lebensalter sich ausbildet, Jiat man ins^
gemein -Grund, eine organische Gehirnkrnnk»
heit als Substrat Yorauszoeetzen. Das Kopp9-
sehe Asthma Ton einer rhaebitiseben Auflocket
rung der Schädelknochen abzuleiten, wodurch
die Oeffnungen für den Durchgang der Nerven
verengt und diese zu Krämpfen angeregt wer-
den (Caspari), ist eben so willkührlicb, als
gezwungen. Eben so wenig aber kann , wenn
man nicht alle Begriffe verwirren will, Ton
Zahnreiz (Pagensttcher) als causa efficierts ei*
ner Krankheit die Rede seyn , die öfters schon
in der 3— 4ten Woche des Lebens sich aus-
bildet.
Ist somit durch Beseitigung aller Einwen-
dungen erwiesen worden, dafs das Äopp'schd
Asthma ein wirkliches Asthma thymicum wf%
so ist freilich die Genesis des Uebels dadurch
noch nicht erklärt, denn der Vergrofserung der
Brustdruse mufe allerdings eine dynamische
Abnormität zum Grunde liegen. Hier stoben;
wir aber auf unüberst ei gliche Schwierigkeiten«
Ist die Thymus wirklich in sich ganz gestirnt,
nur im Verhältnifs zu andern Organe«, riet»
leicht in Folge einer Bildungshemmung» £ti
wohl genährt F oder ist sie, da die meisten
Kranken eine Scropbelanlage hatten, soropbu-
los aufgeschwolleo ? oder ist umgekehrt die
Scropbelanlage eine Folge der abnormen, zu
stark oder zu schwach fungirenden Thymus ? *) —
*) Dies würde sich mit HtmgstetTs oben angeführter
Hypothese gut vertragen , desgleichen mit der Bemer-
kung ton A. Bmns (chirurgische Anatomie des Kopf»
uad Halses, 8. 10 der deutsches Uebersetzang) , dal*
— 28 —
•Wir. Wiaden es nicht. ,* So lange die Thymus
jieik Physiologen, eine. 'Sphlo*. bleibt, lä'fst sich
«nr Lösung ihrer pathologischen Räth&el kein
•Qedipua erwarten. Da ihre • Fupktion unbe-
Icannl ist, kann, über die Störungen derselben
nichts gesagt werdftp., und ,wir sind genöthigr,
uos. an eine niedre' -Sphäre .der Betrachtung, an
die. rein materielle. Beziehung zu halten, indem
wir die vergrößerte Brustdrüse als einen frem-
den. Kot per , . ein Gewächs?,, betrachten, das auf
die benachbarten Theile durch Druck- und fiei-
«uog einen schädlichen Einflufs ausübt. Bei
der Geburt mag . sie «wenig oder gar nicht ver-
größert seyn, wenigstens wirkt sie auf die in
de» ersten Periocjp des Lebens noch geringere
•Thätigkeit de*r iLuogen nicht störend ein;, an-
statt aber im Verlauf des ersten Jahres locke-
rer zu werden und wenig zu wachsen,, wäh-
rend, die Lungen schnell an Größe und abso-
lutem,/j&e, wicht zunehmen« wird sie. größer und
fester, :upd übt dadurch einen allmähjig wach-
sen den, Druck auf die Lungen, Luftröhre , das
IJerz,u^4 die großen .Geßfse. Anfangs wird
dieser Druck, eben um seiner Allmäh ligkejt. wil-
len,; lange vertragen,: bis endlich, besonders gern
nach einer zufälligen Krankheit des Bronchial-
.Systems, die -Symptome des Drucks, also das
Asthma, ausbricht, .ohne daß man eine eigne
katarrhalische Species des Asthma (Caspari)
jmzunebmen braucht. Die ausgleichende HeiU-
^rafk der Natur, welche so lange die 'äußere
Hemmung der Respiration durch vermehrte
Energie der ; Lungen zu compensiren strebte,
erliegt, wenn die Lungen selbst krank und
die vergrößerte Thymus durch Druck auf die Vena
subclavia den Eintritt des Chylus ins Blut hindere,
und jd«tarch Anschwellung der Gekrosdriuen bewirke.
also zu einer verstärkten Thntigkeit unfähig
werden. Das plötzliche turhölhiarisrhe Hervor-;
brechen1 Von Syifiptomen eines schon lange aus-
gebildeten, aber schlummernden organischen Ue-
bels ist übrigens nichts Ungewöhnliches." Auf'
dieselbe Weise machen Herzkrankheiten, Aid
schon lange bestanden habet), ohne den Org'a-
nisinus zu stören, den erst™, stünnischen'CdrV
diogmus nach einer zufälligen heftigen- 'Kötf-f
per- oder Gemüthsbewegung, und alte Männer
tragen sich oft lange ohne* Beschwerden mit
einer verdickten Harnblase herum, bis bei Ce-
legenheit einer längeren Zurückhaltung dea Urins»
plötzlich Ischuria oder Enuresis eintritt.' Der
asthmatische Paroxysmus selbst i&t,' wie Cas-
•pnri und Pagehstecher ganz richtig ausspre-
chen, ein tonischer Krampf im Gebiet /des N*r+
vus vagust und zwar in der ganzen Verbrei-
tung seiner pars thoracica* Anfänglich zeigt
sich derselbe nur selten, und dann, wenn eine
stärkere Thätigkeit der Lungen in Anspruch ge-
nominen wird, also beim Erwachen, beim
Sc hreien und Verschlucken ; möglich, dafs selbst'
unter gewissen Umständen «ine periodische Tur-
gescenz der Thymus Statt findet *). Je mehr
aber die Thymus sich vergröfsert, desto »häufi* '
*) Die Voraussetzung Kopp**, dafs im Schlaf die Thy-
mus sich stärker ausdehne und die Lungen drücke,
wodurch heim Erwachen der Krampf entstehe, ist
- mindestens üherfliifsig, denn fast jede AfFektion rteftf
Bronchialsysteins , jedes Husten (auch wo kein Schleim
auszuleeren ist) tritt heim Erwachen am heftigsten
auf, wahrscheinlich weil Athmen und ftlutumlauf iin
Schlaf schwächer sind, und der stärkere Impuls, der
dazugehört, sie -beim Erwachen wieder in Tolleit
Gang zu bringen, 'Von Jen kranken Organen oieht
o^w .Beschwerde, ertrügen wird* Ebenso i*t bei. ei*-.
- i« n^ni,6cjiljmmen Fuji da* erate Auftreten nach lan^-
rtr Ruhe am schmerzhaftestem l '
— 30 —
fer, auf desto: geringere oder ohne alle Rufsere
taranlassung erfolgt die Rierspirationshemmung,
Deb durch solche wiederholte Angriffe das
ganze, zarte Nervensystem erschüttert wird, und
allgemeine Convulsionen eintreten, ist kein
Wunder r zumal wenn durch Druck auf die
Carotiden oder Prcriteiadern die Circulation im
Gehirn direct gestört wird ; zuletzt erliegt der
Organismus,, nnd et erfolgt der Tod, entweder
-som Gehirn aus in einem epileptischen, oder
von den Lungen in einem asthmatischen An-
fall, oder direkt durch Lähmung des Herzens
ganz plötzlich ohne Agonie. Wenn aber die
Xbymus in mäbigerin Grade vergrößert, na-
mentlich mit den grofsen Gefäfsen nicht zu
' dicht verwjpcbsen ist, keine intercurrente (na- s
inentlich keine <?atarrhaliscbeu oder Dentitions-)
Krankheiten hinzukommen, so reichen die Na-
turkjßäfte wohl öfters hin, den schädlichen Ein-,
flnb« zu. überwältigen; die Thymus wird dann
entweder zurückgebildet, oder bleibt als welkes
Caput mortuum eines frühem nathischeo Pro-
cessus unschädlich in der Brusthöhle. Mitunter
mag die Anschwellung so gering seyn, dafs nur
bei ungewöhnlichen Aufregungen des Respira-
tions-, Cirkulations- oder Nervensystems ihr
hemineuder, krankmachender Einflufs hervor-
tritt. Dann erfolgt die Heilung scheinbar sehr
schnell , wenn gleich die Rückbildung der Thy-
mus selbst deines viel längeren Zeitraums be-
darf. Interessant wäre es immer, Kinder, die
Vom Abpp'schen Asthma hergestellt zu seyn
scheinen, aber nicht lange nachher an andern
Krankheiten gestorben sind, genaner zu seci-
ren, so wie überhaupt feinere anatomische Un-
tersuchungen über die Asthma - Thymus , In-
iionen, Erforschung ihres Qewebes und ih~
— 31 —
rer Atrfhhsbarkeit , Prä J'uog' nicjht Mob : 4**- ab-
splulefe« Mündern auch. de> specifiseheo- Gewicht»,
dringend wünschenswerte sind ; auch müfste
woli^ auf ihr Verhältnifs zu den beoachbartea
Nerven »..namentlich dem Recurrens und P/ire-
nicüs\ genau geachtet wertkn.
Die Prognose ergiebt, sich aus qejn bisher.
Gesagten von selbst» • Seby bedenklich ist die
Kra/ikheifc iiMner-, .fther^tfoht durchaus? hoff*
nueg«los, • besonder* wqen. das Subjekt kräftig
und. zu. catarrh^l^cben. Leiden, nicht geneigt,
der Fa,{l frjech ist , , die Taroxysmen nicht „jßq
oft und- heftig kommen und; noch keine allge-
meine .ConvJilsipneo eingetreten sind* Für. die
Heilung bieten, sich folgende fndicationen dar:
f)'-Kn -Anfall kann man sich ntn* darauf
besehränken-, das Kind aufzurichten, allenfalls
-vornüber zu beogen, Und den Rucken gelinde
zu klopfeW; vielleicht nützt auch Anspritzen mit
italttfin Wasser. Zu andern Mitteln ist keine
Zeit-, 'und1 innere Arzneien konnten ohnehin
nicht geschluckt werden.
. 2) Die symptomatisch - vitale Indication for-
dert ffläfeigung der Krämpfe», damit nicht ihr
Uebermaalis dem Leben ein Ende mache, ehe
Natur oder Kunst die £il dungsfehler besiegt,
beben.. Dieser Anzeige mochte am meisten der
Gebrauch des Aqua Laurocera$i in kleinen, all«
ntähiig steigenden' Gaben entspreche* , dieses)
Memtdü divini , wo es darauf apköttimt, einet*
Erethismus des Herzens oder der Lnngen .spft
besänftigen , und desaen vorsichtiger Gebrauol)
»acht bei kleinen Kiudeyn gpns gefahrlos ist«
Häcbatdem interponirte kleine Gaben Moschus»
wenn» die Krämpfe sehr , heftig werden. k&+
faetdero. sind As* foetida, Zink* besondere
— 32 —
&\ter r'on 'Pagtnstettor der blausaur* Zink ''nach
inebf radier Erfahrung als fast apecifisch sebr'dn*
gelegeotlkh- empfohlen worden. '
9)jMTjJjni Jede, Congqstjon nach Herz' und
Lungen, jede rerst^rkle . T^aligkeit ^^ser Or-
gane, zu verhüten, 4riüfs , in ähnlicher Art, wie
oft ^'ei''Hdr*übelo,' die "Ernährung möglichst
fregchrärikt und gewissermaßen eine Vita 7«i-
Trfyritz herbeigeführt Werden, welche niiteindni
geringen Maafs von "Respiration and Herzthä-
tigkeit* «ich begnügt, '-die mit der hemmenden.
Geschwulst1 -dann lediger in Conflikt kommen.
Selbst das Wacbstbom der Thymns wird durch
solcfrfc Derivation und Repulsion am ersten be-
schränkt. Dahin gehören, neben der passen-
den Diät,' reichlich und oft (all« 4 —-'8 Tage)
wiederholte ortliche Blutausleerungen , . Exuto-
rien auf der Brust, fleifsjge, energische Abfüh-
rungen, und auch für diesen Zweck das Kirsch-
lorbeerwasser. Bei kräftigen Kindarn wird
diese* bei schwächlichen die vorige • Heilan-
zeige vorzugsweise, immer aber beide verei-
nigt in Ausübung zu bringen seyn.
' 4) Vielfaltig ist es vorgeschlagen und ver-
sucht worden, die Geschwulst der Thymus
durch antiscrophulos aullösende Mittel — Mer-
cur, Spiefsglanz, Cicuta, Digitalis, Thierkohle,
Meerschwamm und Jodine — zu zeftheilen.
Der Erfolg scheint- öfters günstig gewesen zu
seyn. — HüUthanH liefs über zwei Jahre lang
fast 'fortdauernd Plttmmer'sche Pulver mit Ci-
cuta nehmen. Dennoch hat die Sache ihre
groben Bedenken. Eines Theils ist die Thy-
mus im üfopp'sehen Asthma höchst wahrschei»«.
HcH nur hypertrophisch, nicht scrophulös ange-
«fowüHen: wate sie es aber auch, so wisse»
— 33 —
praktisch* Aerzte wohl, wie gewaltig schwer
es hält, selbst äofsere- Sktopheldriisen durch
allgemeine Mittel zu «ertheilen v bis sie nach
Jahren tod -selbst vergehen« Sogar die An-
schwellung der yerwandten Schilddrüse mag in
Gebirgsländern , wo sie nur durch den ende*
mischen Einflub entsteht, sich in einer passen*
den Behandlung leicht zertheilen; bei uns in
der Ebene, wo die Krankheit weit seltener,
aber dann durch individuelle Disposition be-
dingt vorkommt, versagen nur zu oft die ge-
priesensten Kropfmittel ihre Wirkung.
5) Das directesfe Heilmittel , die JEntfer-
nung der kranken Thymus , ist schon vor 20
Jahren von A. Burns (a. a. O. S. li) vorge-
schlagen 9 und auch zweimal — am Leichnam
ausgeführt worden« Man soll' einen Einschnitt
am vordem Theil des Halses, über dem Brust-
beine un<J zwischen den Musculi* sihernohyoi-
deis machen; dann zuerst den Finger y und dar-
auf eine Polypenzange zwischen . das Mediasti-
num und die Thymus einfuhren, und letztere
herausreiben. Am Lebenden ist diese heroi~
sehe Prozedur wohl nie versucht worden.
Zum Schlufs fuge ich noch kurz meine
eigenen Erfahrungen über das Asthma thymit-
cum an*
1. Zuerst sah ich die Krankheit, leider
ohne sie gehörig zu würdigen nnd zu beobach-
ten, ror Erscheinung der ifopp'schen Abhand-
lung, an dem kräftigen, wohlgenährten Töch-
terchen eines Freundes, das gesunde Aeltern
und zwei gesunde ältere Geschwister hatte,—«
zwei später geborene, ein Knabe und eio Mäd-
chen, haben lange an scrophulösen Ausschlages
nnd Ophthalmien torpider Art gelitten« Ab
Journ.LXXXLB.LSC C
— 34 —
' das Kind etwa im. zweiten Viertel jähr vwar>
bemerkte die Matter; dafs es häufig beim Er*
wachen den Atb'em auf eine eigentümliche
Weise einzog* und .'sich dabei ängstlich und
luftlos geberdete , — gleich darauf war es wie-
der munter , und da es sonst in jeder Hinsicht
trefflieb gedieh, achtete ich, obschori ich dies
Erwachen selbst einmal mit. ansah; nicht wet«>
fcer darauf, und hielt die Sache für Angewöh-
nung, oder eine Schwäche der. Atbnuungsap-r
parate, die sich Ton selbst ausgleichen würde*
Zehn Monat alt, bekam das Kind mit seinen
Geschwistern den Keichhusten , aber ganz leicht
und ohne in seinem übrigen Wohlbefinden ge-
stört zu werden« . Eines Mittags (im April 1830.)
wird es durch einen leichten Hüstenanfall aus
{lern Schlaf geweckt, und als die Mutter so*
gleich ans Bett tritt, findet sie es blafa und
toett, ohne Krampf. and .Agonie. Ich vrqnderte
mich über den eigentümlichen Stickflufs, dachte
aber, wie ich mit Beschämung. bekennen mufst
nicht daran , durch die Sektion einen materiell
len Grund des Uebels auffinden zu können.
2. Genauer beobachtete ich die Krankheit
bei Victor v.M.; dkm vierten Sohne gesnnder
Aeltern (der zweifle Sohn hatte Janre läng ad
torpiden Scropheln in der bösesten Form gelit-
ten, die andern sind gesund)« Victor yrurde
Ende Juli 1832 geboren. Die Muttermilch
mochte ihm anfangs schwer verdaulich seyn,
denn er litt, wie alle aeine Geschwister, in
den ersten Monaten viel an Leibweh' und grü-
nen. Ausleerungen ; doch gedieh er dabei, und
noch mehr in der Folge, als diese Beschwer«
d«n nachliefsen, ganz gut> se dafs er votziig-
luräftig and und wohlgenährt aussah; in
— 36 —
der Nacht war er immer sehr uaruhig,
Schlei oll unterbrochen. Fünf Monate alt» ibet-
atand er, aaehdem er schon vorher öfters aa>
Catarrben gelitten , eioe nicht eben sehr heilig*
Bronchitis. Seitdem bemerkte die Matter, —
was Torher nie der Fall gewesen war, — data
dem Kinde beim Erwachen, oder auch sonst
mitunter, der Athem plötzlich ausblieb» Mei-
steos verliefen diese Anfalle leicht und schnell;
öfters aber, da sie schon längere Zeit sich ge-
zeigt hatten, kam ein sehr heftiger Paruxvs-
mus* Dann stockte der Athem gänzlich; da*
Gesicht nahm einen sehr angstvollen Ausdruck
an, wurde bleich, oder bei gröberer Fsrrgie
und Dauer des Anfalls blauroth, der Körper
wurde steif nach hinten gebogen. Nach 1 — 2
Minuten kam das Kind zu sich, liefe mehr«
mala einen höchst feinen, inspiratorischea Ton
hören, schrie dann eine Weile heftig und an-
haltend, worauf es ganz ruhig asd munter war,
so wie aufser den Paroxysmal sich nichts
Krankhaftes wahrnehmen lieb» Das JTopp'sche
Asthma liels sich nicht verkeaaen* Der Kur-
plan wurde dahin bestimmt, öfters Egel zu
setzen, eine spanische Fliege auf die Brust zu
legen und anhaltend kleine Gaben Calomel, bei
etwa einnretender Verstopfung mit etwas Rhgmn
zu geben« Anfangs schien diele Behandlung
sehr . gut zu bekommen , da das Astbma fast
eine Woche ausblieb und alsbald wiederkam,
da durch ein Versehn das Vesicator geheilt,
war; bald aEer häuften sieb die Anfälle imma>
mehr, kamen selbst alle 1—2 Stunden, anq
der Zusatz von Moschus half nichts, und nacl
dem diese letzte schlimme Periode acht Ti
lang gedauert hatte, erstickte daa Kia/
29sten Man 1833, 8 Monate alt, in e
C2
_ 36 — -
•
stickungsanfatt , der es ergriff; da es eben auf'4
dem Schopfs der Mutler spielte. In dieser Zeit
T*ftr das Kind nur etwas" welker und" matter
geworden. Zähne hatte ^s noch nicht Allge-
meine Convulsionen waren nie eingetreten.
• - ¥ -
Bald nach dem Tode zeigten sich grofse,
blaue Flecke über dem Körper. Nach 30 Stun-
den wurde der Leichnam geöffnet ; Herr- Pro-
fessor v. Baer, den wir leider jetzt nicht mehr
den ünsrigeu nennen dürfen, hatte die Gefäl-
ligkeit, die Sektion zu machen, der auffordern >
die Herren Professor Sachs, Med. R. <v. Trey-
den und' Dr. JV<Cruse beiwohnten«- Auffallend
war. die Gröfse des Kopfs und das Weitoffen-
stehnder Fontanellen; doch wurde der Kopf
nicht geöffnet. : Bei - Eröffnung der Brusthohle
fiel sogleich die sehr bedeutende GrÖfse der
Thymus auf. Dieselbe nahm das ganze vor-
dere Mediastinum ein, bestand neben einigen
kleinen vorzüglich ans- zwei groben Lappen,
von denen der linke breiter, der rechte aber
dicker (fast daumendick) war. Von der Mitte
der Drüse ging ein Zipfel in die Höbe, der
die Vena jugularis corhmunis eng umschlofs.
Die Consistenz der Thymus war bedeutend fest,
wie ein derbes Drösenge webe ; ihr Gewicht
betrug 9f Drachmen oder 570 Gran. Die (un-
ter dem dickern Lappen liegende) rechte Lunge
war merklich zusammengedrückt, sonst waren
die Lungen gesund. Am Herzen fiel die den
normalen Grad weit übersteigende Differenz der
beiden Kämmern auf; die rechte war ganz
Welk , wie ein Lappen, die linke derb und fest,
übrigens das Foramen ovale geschlossen und
andere Abnormität sichtbar. '
— 37 —
3. Friedrich L. , war das dritte Kind ei-
ner anscheinend gesunden jungen Frau, deren
altere Kinder auch gesund seyn sollen v aber
ganz den feinen , blonden , welken Habitus sen-
sibler Scropheln an sich tragen. Gleich an«
jangs fiel bei dem starkgebornen Kinde einige
Beschwerde beim Schlingen, häufiges Verschluk-
ken auf. Als es Tier Monat alt war, bekam
es öftere Anfalle Ton Beängstigung und^Luft-
m an gel, die Anfangs, da sie kaum 1 — 2 mal
täglich kamen und bald Torübergingen, nicht
beachtet, später in der kleinen Stadt, in der
die Aeltern lebten, für Verschleimung angese-
hen und mit öftern Brechmitteln behandelt wur-
den, Der Zustand wurde aber mit schnellen
Schritten übler , und nach zwei Monaten brachte
die Mutter das Kind nach Königsberg 9~ wo ich
es am 21sten März 1835« zuerst sdh. ' Es war
ein halbjähriger, blonder, auffallend fetter Ktittbe,
der fast haarlose Kopf auffallend grofs, die
Fontanellen' weit offen ; Zähne waren noch
nicht da. Die Erstickungsanfälle kamen 30 — 40
mal in 24 Stunden , Torzugsweise beim Erwa-
chen, aber auch aufserdem und ohne alle äu-
fsere Veranlassung. Das Kind Terzog dabei
das Gesicht ängstlich und starr, bog sich nach
hinten und athmete 5 — 6 mal mit einem äu-
sserst feinen, krähend kreischenden Ton ein,
ohne dazwischen zu exspiriren; dann nahm
das Gesicht den natürlichen Ausdruck wieder
an , und nach einem etwa eine Minute wäh-
renden Klagen und Schreien, war alles Torbey.
Außerdem aber erschienen noch 3 — G mal täg-
lich allgemeine ConTulsipnen mit Zucken der
Glieder, Einschlagen der Daumen, Verdrehen
der Augen, Schaum Tor dem Munde. Diese
Paroxyamen waren angreifender und liefeen
— 38 —
eitrige Erschöpfung and Betäubung Zurück. Ip
den freien Zeiten war das Kind ziemlich mun-
ter, spielte t afs mit Appetit, nahm gern die
Mutterbrust, und hatte gehörige Ausleerungen« —
Die Prognose konnte, bei der grofsen Hau«
fupg der Paroxysmen und den epileptischen
Convulsionen , nur sehr traurig gestellt werden;
auch starb das Kind $wei Tage darauf, ehe
ein Kurplan völlig eingeleitet werden konnter
.in fast gar nicht mehr nachlassenden asthmati-
schen und convulshren Paroxysmen. Bei der
. Sektion sägte sich die Thymus gleichfalls merk-
lich vergröfsert, doch weder so dick, npch in
ihrem Gewebe so compact, wie bei dem vori-
gen Kinde* Sie bedeckte den Herzbeutel und
»eichte, lang gestreckt, mit ihren obern Hör-
nern bis an die Schilddrüse, Mit der Arteria
anonyma und Carotis dtxtra war sie auffal-
Jepd fest verwachsen und schwer davon zu
trennen» Sie wog 6 Drachmen 6 Gran, oder
366 Gran» Die Lungen waren gesund, nur
am hintern Thefte mit Blut infillrirt , am Her-
zen der Hohlvenensack stark von angehäuftem
Blut aufgetrieben,. Der Kopf wurde nicht ge-
piEpet.
4. Karl N. , das erstgeborne Kind einer
Schwächlichen, etwa 30jährigen Mutter, gedieh
anfänglich recht gut Neun Monate alt, wurde
er, da das Stillen die Mutter angriff, ohne
Schwierigkeit entwöhnt. Nicht lange nachher
Zeigten sich nach einem nicht bedeutenden Ca-
tarrh periodische Beängstigungen, die allmählig
so zunahmen, dafs am Ende April 1833, da
das Kind fast ein Jahr alt war, ärztliche Hülfe
nachgesucht werden mufste. Zehn Tage spät-
er wurde ich aufgefordert, an der Behandlung
— 3f —
Theil tdi nehmen. Am "2ten Mal sab ich et
zuerst. Es war während der Krankheit , trots
gutenr Appetit und regelmä feiger Diät, sehr ab«
gemagert, und sah nach beginnender Atrophie
ron floriden Skropheln aus; die Oeffnong war
etwas unregelmäßig , Urinabgang- geborig, die
Stimmung gut, 5 Zähne vorhanden. Der asth-
matische Anfall kam fast alle 1£ Stunden, re-
gelmäßig aber bei jedem Erwachen und Aer-
gern. Er begann entweder mit dem feinen in-
dpiratorischen Schrei , oder mit einem wieder-
holten, kurzen, matten , zitternd meckerndes
Ausathmen (etwa wie bei ganz schwachen Nsu-
gebornen, wo die Respiration nicht recht in
Gang kommen will); darauf folgten 5 — 8 ge*
waltsame, pfeifende Athemeüge, ganz, wi4
bei einem sehr heftigen Croup, wobei das Kind
sich steif hintenüber bog und sehr bleich wurde-3
dann war der Anfall roniber, das Kind blieb
hoch eine halbe bis ganze Minute angelehnt,
still und matt , war aber darauf sogleich mun-
ter. Das Uebel mufste für ji»thma thymicwtn,
wenn gleich nicht im heftigsten Grade, gehal-
ten werden. Das Kind erhielt Blutegel, eine)
offene spanische Fliege, ein Laxans aus Calo-
mel und Rheum (das aber ausgebrochen wurdet
Aqua Laurocerasi 3 mal täglich 3 Tropfen $
womit alle 2 Tage um einea Tropfen gestiegen*
wurde, und 3 mal täglich £ Gran Moschus«
Zur Regulirung der sparsamen, wenn gleich
dünnen Stuhlausleerungen, täglich eine kleine
Gabe. Tinetura Rhei aquosa; Bei guter Wit-
terung „fleifsiger Aufenthalt im Freien. — Schon
nach 5 — 6 Tagen wurden die Krampfanialle
seltener und gelinder; nach 3 Wochen waren
sie so weit gediehen, dafs sie kaum einmal in
24 Stunden, und selbst dann nur schwäch sich
- 40 —
meldeten , daher das Kirschlorbfeerwasser in
derselben Dosis (zu 9 Tropfeo) fortgegeben,
da,nn aber seltner dargereicht, qpd zuletzt ganz
"weggelassen wurde; der Moschus war schon
seit einiger Zeit niobt mehr. gebraucht worden,
«- Ini folgenden Monat traten Symptome stär-
keren Zabnreizes,..— «grofse Empfindlichkeit des
Mundes, Verdriefatichkeit, Neigung zur Oh*
struktion hervor,, und gleichzeitig meldeten
sich auch verdächtige, wenn gleich leise Mah-
nungen des Brustkrampfs, der schon eine Zeit
lang ganz verschwunden war; es gelang aber
durch blofse Ableitungen 9 — • Blutegel, Abfüh-
rungen und Einreibungen von etwas Brechwein-
ateinsalbe, — bald, alle Sorge zu entfernen«
Der Kleine i$t auch späterhin , so wie ein nach-
her geborenes Riod derselben Aelteru, gesund
geblieben.
* .....
5. Der letzte Fall, der mir vor Kurzem
Torkam, betraf; ein noch ganz jungfräuliches
iTbymus-. Asthma« .Roderich v. M. , dessen Bru-r
der (s. No.« 2.) vor 2 Jahren an dieser Krank-
heit gestorben, war, wurde im Juni 1834 ge-
boren, und .10 Monate von dfer Mutter gestillt,
yvobei er 6 Zähne bekam, und ia jeder Hin«
sieht gut gedieh; es wer ein auffallend starkes,
kernig --derbes, und dabei sehr fröhliches, im-
mer behagliches Kind , schlief auch viel besser,
als daa verstorbene ; kleine Yerdauungsbesch wer-
den hatten sich nur in den ersten Monaten ge-
zeigt« In der: Mitte April dieses Jahres, bald
nach dem Entwöhnen, bemerkte die Mutter
verdächtige Zeichen, indem das Kind ein, zwei
bi* dreimal täglich . besonders beim Weinen,
mitunter beim Spielen, nie beim Erwachen,
den Athem ängstlich , einzog. /. Bei der höchst
' - 41 —
»
zweifelhaften Diagnose . *cbj*n et rathtatt» . noch
nichts zu thun, sondern sich auf Beobachtung
xa beschränken, bis entschiedene Zeichen der
Krankheit auch za entschiedenen Mitteln be-
rechtigten.. Nachdem dieser Znstand 3. Wochen
gedauert hatte, erfolgte (am.ßten Mai) ein sehe
heftiger Anfall. Die Matter fand das Kind, dqs
auf der Erde sitzepd und. spielend einige ,&(ir
nuten allein geblieben war, umgefallen , blau
im Gesicht, mit Schaum ror .dem Munde, ein-*
gekniffenen Daumen, zuckenden Gliedern und
athemlo» Nach einigen Minuten hörte der
Anfall auf, das Kind war matt, schlief einige
Stunden, und wachte munter wieder auf. Jetzt
war es Zeit, entschieden einzugreifen, und der
kräftigen Natur des Kindes konnte man füglich
eine energisch depotenzirende Behandlung bie-
ten. Es wurden 4 Egel auf die Brust gesetzt,
die bis zum Blafswerden des Gesichts nach-
bluten mufsten, gleich nachher ein Brechweinpfla-
ater aufgelegt , und an demselben Tage ein kräf-
tiges Abfiihrungsmittel aus Calomel und Rheum
gegeben. Vier Wochen lang wurde anfänglich
alle 2, nachher alle 3, 4, 5 Tage abwechselnd
ein Laxans mercuriale gegeben und Blutegel
angesetzt, wobei das Kind wohl etwas welker
und blässer wurde, an Kräften aber zunahm
und an seiner Fröhlichkeit nichts einbüfate.
Nicht blofs der stärkere Krampf kam nicht
wieder, auch das ängstliche Athemeinziehn,
das 3 Wochen lang mehrmals täglich sich ge-
zeigt hatte, meldete sich 3 Tage nur nach dem
Krampf zweimal wieder, und blieb seitdem
spurlos fort Als das Kind einen Monat hin-
durch gesund geblieben war, wurde alle
Medicin bei Seite gesetzt. — Allerdings
darf ich mich nicht rühmen, in diesem Fall
»- te — . '
, i
ein ansgfebildet^s Thymus^ Asthma geheilt M
haben; dafs' aber' der Zustand, zumal in einer
Familie, wo schon ein Kind auf solche Weisä
gestorben war, etwas sehr Verdächtiges feafte^
lalst sich kaum bestreiten, und das Verschwin-
den4 des Atbemeinhattens nach den TerpUori-*
sehen, frerabstimmenden Mitteln , giebt einen
Beweis ab, dafs es sich nicht um eine hl oft ö
Abgewohnung, sondern um einen wirklichen
krankhaften Zustand handelte« — '
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— 43 —
■
II.
Zwei Fälle
TOB
• *
religiösen Wahnsinn,
mit
Epikrisen und allgemeinen psychiatrischen
Bemerkungen.
Von
Dr. Karl Jakob Weigel,
Hilfsamte auf Sonnenitein.
Erster PalL
•J • R. # Yerehel. N. , eine siebenunddreifsig-
jahrige, gutmüthige und arbeitsame Frau, Ter«
lebte ihre frühe Jugend frei Ton Krankheiten
und in Verhältnissen, wie sie bei schlichten
Landleuten gewöhnlich sind. Im Jahre 1817
verbeiratbete sie sich mit einem Häusler, der
in einem besuchten Wirthshause den Hausknecht
machte , und als solcher einen nicht unbeträcht-
lichen Erwerb hatte, aber fast Alles durch Spiel
und Trunk vergeudete. Nahrangssorgen und
Kummer über das wüste Leben ihres Mannes
bestürmten seit Jahren nun das Herz der ar-
men Frau | und die Gebort eines todten Kin-
** — . • .
i
des hn j. 1822. (ihre vierte Niederkunft) er-
schütterten ihr Gemüth vollends. In diese*
Stimmung fiel sie einer herumziehenden Wahr-
sagerin in die Hände, die einiges Geld von ihr
erprefste , und , um sie zu reichlichem Geschen-
ken zu veranlassen, beschlofs, die arme N. so
"viel als möglich, zu ängstigen; sie befahl ihr,
sich alles Betens zu * enthalten , und nur von
ihr und ihren Zauberformeln Hülfe zu erwar-
ten« Eines Tages führte sie die Kranke an
einen, einsamen Ort und erklärte ihr unter vie-
len Ceremqnien ,; sie habe den Todihtel letz-
ten Kindes durch ihre Sünden selbst Verseil ul-
• det, und sich der göttlichen Gnade auf ewig
verlustig gemacht. Die von Sorgen und Kum-
mer ohnehin gebeugte Frau glaubte dies, machte
sich aber auch noch deshalb Vorwürfe, dafs
sie sich mit dieser bösen Frau eingelassen habe,
und verfiel in düstere Schwermuth, welche
nach mehreren Wochen etwas nachliefs; aber
eine auffallend ernste Stimmung, einzelne ir-
rige Vorstellungen, zwar selten geäufsert, aber
im Geheimen genährt, ein unruhiges Umher-
laufen, nach flüchtiger Besorgung der notwen-
digsten häuslichen Geschäfte, waren immer an
ihr zu bemerken. Von der Geburt des todten
Kindes an, bis zu Anfang des Jahres 1826
fehlte die Menstruation. Gegen das Ende des
so eben genannten Jahres erfolgte das fünfte
Wochenbette. Von diesem Zeitpunkte an trat
eine bedeutende Verschlimmerung ihres Befin-
dens ein. Sie wurde ganz gleichgültig gegen
die Ihrigen und ihren Hausstand , kefs sich we-
der zu einer Arbeit, noch dem Besuch der
Kirche bewegen, und sagte Jedem, der sie
nur anhörte , dafs sie eine grofse Verbrecherin
sey* Im Februar 1827 exacerbirte ihre Krank-
— 4i —
beit, und .sie ward im April einer' Fa.BlHie in.
einer benachbarten Stadt .zur. Pflege, und ei-
nem daaigeo Arzte zur Behandlung übergeben«.
Derselbe fand ihre Verdauung .und Assimilation
in Ordnung:,- den Hers - und Arterienschjag
aber etwas beschleunigt, -ihv Gedachtnifs gut
und ihr Unheil richtig bis auf ihren fixen Wahn,,
dafs sie .ata eine grobe Sünjderin yonGott vex*-
stofsen sey und durch das -Einsperren in eine
eiserne. Hölle aus der Welt geschafft werden.
müsse, denn, sie sei. «in. Teufel. .Während ei*»;
ner vierwochentliehen' Behandlung erhielt sie
theils beruhigende» theils ableitende Mittel, als:
gelinde und später, drastische Abführmittel,
Brechmittel und den.Brechweiusteiu in kleiner
Dose, Füfsbäder und einen Aderlafs. Räch dem,
letztern fand sich besserer Schlaf ein, allein
die Depression des Gemülhs und. ihr fixer
Wahn wurde dadurch eben so wenig, als. durch*
die moralischen Einwirkungen gehoben«
Im Juli 1827 wurde, die Kranke in die.
hiesige Anstalt aufgenommen. Ihre Statur war.
klein, ihre Muskulatur gut, die Gesichtsfarbe
gesund, der Blick etwas traurig aber offen,
die Respiration ruhig, jedoch ron -oftern Seuf-
zern unterbrochen , die Verdauung ziemlich ge-
ordnet, der Darmkanal etwas träge, der Pult
accelerirt, aber nicht hart. Ueber andere Ge-,
genstände, als die ihres Wahnsinns, sprach uncl
antwortete sie schnell und richtig, begann aber,
alsbald wieder ihre oben erwähnten Klagen.
Zugleich pflegte sie mit Kreide, Kohle oder
dem benetzten Finger in einigen Strichen die
Form der eisernen Hölle, mit einem Andreas-
kreuze anzugeben. Widerlegende Grüude hörte
sie an, äulserte aber gewöhnlich darauf, dafs
es bei ihr ein anderer Fall, als bei den übri-
— 46 —
gen Menschen sey. Die Nächte schlief . die
Kranke wenig. Zn einiger Arbeit lieb sie sich
bewegen, klagte aber dabei immer und entzog
sich derselben, wenn eie nur konnte, um an-
dern Personen , Gesunden und Kranken 9 ihr
vermeintliches Unglück mitzut heilen. Kühlende
und beruhigende und ableitende Mittel, allge-
meine laue Bader , Fabbäder » Salpeter, Web-
sfeinrahui, Glaubersalz, Schröpfen an den Schen-
keln und dergleichen fruchteten wenig. Ein
Haarseil zwischen die Schultern , das sie 3 Mo-
riete lang trug, war auch Ton keinem Erfolget,
und 5 Monate hindurch blieb sich die Kranke)
völlig gleich. Die Menstruation fehlte, unge-
achtet ihre körperlichen Functionen gehörig ge*
ordnet waren. Da sich nun keine Indicationen
Ton Seiten ihres körperlichen Zustandes mehr
darboten, Emmenagoga aber, Herrn Director
Dr. Pienitz und meiner Erfahrung nach, in
solchen Fällen nur schaden, gab derselbe mir
die Erlaubnifs, die N. , da sie durchaus in -eine
Holle gesperrt eeyn wollte, in einen de Catro'-
schen Schwefelräucherungskasten zusetzen* So
förmlich ich ihr auch ankündigte, dafs sie,
wenn sie dann ruhig seyn wolle , in eine HSlle,
die wir nach ihrem Wunsche hätten bauen las-
sen, gebracht werden würde, erklärte sie doch
nach der Räucherung, dafs die Form der Holle
falsch, dies ein Holzkasten sey und ihr nichts
genützt habe. Da weder die Drohungen , noch
die sanftesten Zureden von Seiten der Aerzte
und des Geistlichen das Geringste fruchteten,
ein Haarseil und die Ekel machenden Mittel
vergeblich angewendet worden waren, wurden
ihr nun mit dem Rust'schen Glüheiseä zwei
sechs Zoll lange Streifen und zwei Fontanellen
auf den Racken gebrannt. Vor und während
- 4* — *
de> Operation benahtn eia.jLchftiinig udd'ichrie
nur ein. einziges Mal tot Schmers auf. Da*
•darauf folgende Fieber ward durch eine ge-
lind-antiphlogistische. Behandlung und Diätge-
raäfsigt , . .und die Brandstellen . bis Mitte Fe-
bruar offen erhalten. Wahrend . sie schmerzten
und eiterten, äufserte sie Nichts von ihrem
Wähne» als sie aber, anfingen* zjusaheilen, ver-
traute sie ihrer Wärterin» dafs sie doch noch
im feine .eiserne Hölle gebrächt werden müsse«
•Auf die Drohung, dafs -sie, sobald, sie ihre fal-
sche Gedanken wieder äu&ere, -sogleich wie-
der, »gebrannt werden solle, sprach sie nicht*
mehr von ihrer Vermeintlichen Sünde ürid Stra-
fe/ dagegen brachte sie nun im Laufe des Som-
mers 1828 die Klagen vor, sie sei im Kopfe
-nicht recht, könne nie wieder so wie ander.e
Menschen werden, und alle unsere Mühe sei
vergeblich- Arzneien wurden ihr, da sich keine
Indurationen dazu darboten, nicht mehr »ge-
reicht. Gegen den Herbst unterliefe die Kranke
ohne offenbare äufoere Ursache ihre Klagen
und irrigen Behauptungen fast ganz ^ sie wurde
still, einsylbig, bewies aber in ihrem Gange,
Blicke und gesammten Benehmen eine bedeu-
tende Zunahme an Besonnenheit. — Ende
October ward sie, in die Genetangs- Anstalt
▼ersetzt« und bald darauf trat die seit 6 Jah-
ren fehlende Menstruation wieder ein. Die an-
fängliche, in den neuen Umgebungen sich noch
zeigende Schüchternheit und Wortkargheit ver-
schwand, und seit dem Januar 1829 mufste
man sie als eine getunde, sanfte und in dem
Hauswesen .sehr thätige Person betrachten« Am
12ten Juni desselben Jahres ward sie körper-
lich und geistig gesund und kräftig zu ihrem
Ermanne, der sich seine frühem Laster, Trunk
- 48 -
und S£ue1, seitdem abgewöhnt hatte, beurlaub^
und nach 3 Jahren, der Verfassung der Anstalt
gemafs, völlig entlassen« Seit ihrer Beurlau-
bung und bis heute hat sich, den oftete einge-
gangenen Nachrichten zu Folge, nie wieder eine
Spur von Seelenstörung gezeigt* -*■ ■
Bäafig findet man vorzüglich in den Sdiitf-
ten/ französischer Aerzte Krankheitsgeschichten
erzahlt; denen zufolge Kranke durch eine Lis^
durch eine Ueberrascbung plötzlich geheilt wor-
den seyn sollen; ich lasse die Wahrheit eol-
eher Becrbachtuhgen dahin gestellt, furchte abe^
dafs viele dergleichen Versuche eben 4o ve*>
geblich seyn werden, als der obige' mit de*
Räucherungsapparatev Seit dieser Zeit habe ich
dergleichen Versuche' nicht wiederholt. Beider
genauem KenntniDs der Seelenstörungen übeiv
zeugt man sich immer mehr, daJb auch bei
dem sogenannten fixen Wahnsinn, der fixen
Idee , nicht eine einzige Idee es ist , worin diQ
Krankheit besteht, sondern dafs nur eine der«
selbeu deutlicher hervortritt, sich um sie die
übrigen Ideen, wie die Sterne um die Sonne
drehen , und dafs, wenn man die Hauptidee
beseitigt hat, eine oder mehrere andere ihren
Platz einnehmen« Alles Ankämpfen der Kunst
und der Klugheit dagegen, ist in der Regel
nutzlos, vorzüglich wenn der Kranke in sein
methodisch ausgesponnenes System so verwik-
kelt und sich so bepanzert hat, wie mancher
Schriftsteller über Irreseyn und seine rein
körperlichen Bedingungen, dem der Magen ein
so notwendiges Organ zum Denken ist, ah
das Gehirn selbst, oder ein anderer, der mit
dem Kopfe denkt, mit der Brust fühlt, and
mit dem Unterleibe begehrt, und die söge-
— 49 —
nannten „Beziehungen" mit apodiktischer 6e»
wifsheit in den Leichen nachweisen, will. Wo-
hin solche Systeme fähren , lehrt die Geschichte
der Medizin, und die unglücklichen Erfahrun-
gen , die -vorzüglich der Irrenarzt, wenn er nor
gegen sich offen, und mißtrauisch gegen sein*
Beobachtungen ist, tagtäglich machen kann.
Ob die oben beschriebene Kranke durch die
Anwendung des Glüheisens geheilt worden ist,
ob sie nicht auch ohne dieses , wie manche an-
dere Wahnsinnige, die ohne Arzneien, und
nur bei einer geregelten Diät und Lebensweise
durch den Aufenthalt und bei einer humanen
Behandlung in Anstalten genesen, ihre geistige
und körperliche Gesundheit wieder erlangt hätte,
wage ich nicht zu entscheiden. Wohl läfst sich
der Heilungsprozefs so erklären, dafs die Auf-
merksamkeit der Kranken von ihren irren Ideen
auf die Schmerzen an ihrem Rücken gelenkt,
oder dab durch die Furcht vor dem abermaligen
Brennen die Aeufserung der kranken Ideen unter-
drückt worden ist, oder durch das erregte
Entzündungs - und Eiterungsfieber die Störun-
gen in ihren Systemen ausgeglichen wurden,
oder daüs durch die bedeutende Eiterung der
Bluttrieb zu der Brust und dem Kopfe abge-
leitet, oder ihre Säftemasse vermindert, oder
durch die Affection des Gangliensystemt ihr
Gehirnsystem umgestimmt worden ist, oder
dafs die Krankheit ihre Stadien bis zur Gene-
sung ungehindert durchlaufen habe. Für alle
diese Sätze lassen sich Gründe beibringen und
vertheidigen* Vielen Aerzten wird die fehlende
Menstruation als Hauptursache der Krankheit in
dem erzählten Falle erscheinen ; aber unendlich
oft habe ich erfahren, dafs selbst, wenn nach
irgend einer Ursache, z. B. einem heftigen
Journ» LXXXL B. 1. 8t. D
. - ÄO - ■
Schreckt einer starken Erkältung f die Catame«
tuen unterdrückt wurden, und sogleich, oder
bald darauf, die Geisteskrankheit auftrat, die
geistige Genesung schon vor 2,3 — 6 Monaten '
•o weit vocgeschritten war, dafs die genaueste
Beobachtung nichts Krankhaftes mehr wahrneh-
men konnte, ehe die Cataineoien wieder. ein-
traten, die aber allerdings die Gesundheit be«^
festigten. In gleichem Falle gelang es dagegen
bisweilen, die Catamenien in regelmässiger Wie-
derkehr hervorzurufen, und somit die angeb-
liche und scheinbare, oder wirkliche Ursache
der Seelenstorung zu heben, ohne den geisti-
gen Zustand im mindesten zu verbessern. Ue-
brigens haben irre Frauen häufig ihre Catame-
nien regelmäßig. Unter 70 menstruationsfahi-
!;en Frauen, die sich im Jahre 1832 Wer be-
fanden, litten nur 10 (worunter 5 Schwindsüch-
tige) an Amenorrhoe. Die übrigen Frauen hat-
ten die Periode fast alle regelmässig.
Zweiter Fall
D. F. S, . .., ein Landmann , 50 Jahr alt,
Ten kräftigem Knochen- aber schwächlichem
Muskelbau, schwarzem Haar und Barte-, gelb»
licher Gesichtsfarbe, und ron Gesichtszügen,
welche die Form seiner Seelenstorung deutlich
verrathen, gutmiithigem Charakter, ward Von
gesunden und einfachen Landleuten geborenj
woron die Mutter zeitig, der Vater aber, der
nach ihrem Tode sich wieder rerheirathete, im
Jahre 1811 an den Folgen eines unglücklichen
Sturzes starb. Er überstand die Blattern, Ma-
sern and das Scharlachfieber in früher Jugend»
— 51 —
zeigte io der Schale keine besonders Anlagen,
blieb aber auch nicht hinter seinen Altersge-
nossen zurück, lernte Lesen, etwas Schreiben,
and genofs den gewöhnlichen Unterricht in der
Religion. Im Jahre 1810, bis wohin er stets
gesund gewesen war, zog er sich durch eines
Sprang einen Leistenbrach auf der rechten Seite
zu, weshalb er von dieser Zeit an ein Band
trog. Im J. 1813 verheirathete er sich, lebte
mit seiner Fran zufrieden , halte mit ihr 5 Kin-
der, wotoo das jüngste 1822 geboren ward,
nnd bewirtschaftete das too seinem Vater er-
erbte 3000 Golden werthe Banergut, worauf
er aber die Hälfte schuldig war* Ungeachtet
er viele Drangsale im Kriege erdulden mnfsfe»
gerieth er doch nicht tiefer in Schulden, «od
befand sich körperlich und geistig wohl, bis er
im Jahre 1817 Hämonhoidalbeschwerden oo4
1819 eine heftige Brustfellentzündung bekam,
von welcher letztem er durch ärztliche Hülfe
befreit ward. Schon während der so eben er-
wähnten Jahre las er häufig Eibauungsbficher,
besonders aber die Bibel, theilte gelegentlich
seine excentrischen Ansichten Andern mit, ver-
hielt sich jedoch ruhig, arbeitete fleilsig, ge-
rieth aber 1823 mit Schwärmern in Benhrung,
«od äulserte nach dem HimmeUabrtsfeste , tob
dem er für seine Person Wichtiges und Gro-
bes erwartete, offenbare Zeichen ron Seelen»
Störung. Er hielt sich von Gott zor Besserung
nnd Erlösung der Menschen ausenehen, spradi
viel von Jerusalem, dem künftigen Genen*,
dem Satan, seiner eignen Erhebung M
Kronen, ermahnte seine Umgebungen aar 1
und kiiJste sie, oder spie ihnen in* 6
* " *' auf cnVe Stelle im ä)
D2
— 52 —
durch gereinigt und selig würden. Er sprach
ohne Aufhören und bis zum Heiserwerden9
machte dabei viele Gesticulationen , tanzte»
sprang uinber, schlief fast gar nicht, und trank
kannenweise kaltes Wasser. Der herbeigeru-
fene Arzt verordnete ibin einen Aderlafs, kalte
Umschläge auf den Kopf, Senfteige auf die
Arme und Waden, innerlich Brechweinstein,
Salpeter und Sauerhonig, um! früh und Abends
10 Gran Gratiolapulver. Der Zustand von hef-
tiger Aufregung dauerte mehrere Tage, wor-
auf dann plötzlich während der heftigsten Ex-
altation, ein ohnmachtähnlicher Zustand mit
Krämpfen , bald darauf aber die Besinnung und
Ruhe wieder eintrat. Seine irrigen Ideen au-
fserte er seltner, besorgte seine gewöhnlichen
Geschäfte, und verlebte so das Jahr 1824 und
das Frühjahr Ton 1825. Im Juni aber entwich
er plötzlich gegen Abend aus seiner Wohnung,
irrte mehrere Tage umher, und gab bei seiner
Zurückbringung nach Hause, auf Befragen, an,
der Geist des Herrn habe ihn fortgetrieben, and
er müsse sein Werk vollenden.
Die fortgesetzte ärztliche, vorzüglich auf
den Unterleib wirkende Behandlung, fruchtete
wenig, er entwischte im Juli 1825 abermals,
und ward erst nach 8 Tagen zurückgebracht.
Seine Idee, dafs er die Welt bekehren müsse,
Vfiederholte er jetzt sehr oft, las noch eifriger,
vorzüglich die prophetischen Schriften des altea
und neuen Testaments, und von letzterm am
meisten die Offenbarung Johannes, und be-
hauptete nun, dafs die meisten Prophezeihun-
gen sich auf ihn, den Sohn Gottes, bezögen,
recitirte, um seine Meinung zu unterstütze»,
öfters Stellen aus dar Bibel, und folgenden
— 53 —
Vers eines Liedes , das er am firegoriusfsstt
oft mit andern Schulkindern gesungen hatte; .
„Frledensfurst aas Salem« Floren,
Wundervoll in iwei Naturen.
Gott und Mensoh in Dir verbunden,
Heil! der Held hat überwunden,
Gott and Menschen sind verbunden."
Veber andere Gegenstände , als die seines
Wahnes, sprach er besonnen, und zeigte da-
bei ein gutes Gedächtnifs, trug aber selbst in
die Jahre seiner frühesten Kindheit, wie mas
aas dem obigen Verse sieht, seinen Wahnsinn
hinein, indem er die damaligen Erlebnisse mit
seinem gegenwärtigen Zustande in Verbindung
setzte. Die Verwandten des Kranken und seine
Obrigkeit hielten nun um seine Aufnahme in
die hiesige Anstalt an, welche am 26sten Fe-
bruar 1826 erfolgte. Sein Geisteszustand war,
wie er oben beschrieben ward, der Anblick an»
derer Kranken afficirte ihn wenig, die Tren-
nung von seiner Familie und seinem Hauswe-
sen ertrug er gelassen, und tröstete sich mit
dem Gedanken, dafs ihm Mühseligkeiten und
Drangsale, damit er nach den Worten der
Schrift seinen hohen Beruf erfüllen könne, Ton
Gott auferlegt worden seyen. Nur dann und
wann ward er jähzornig, wenn, was nicht
immer zu -verhüten war, andere Kranke ihn
▼erspotteten, beruhigte sich jedoch bald dar-
über. In die Hausordnung fügte er sich gedul-
dig, besorgte* mit den übrigen Kranken im
Hause, Hofe und Garten mechanische Arbei-
ten, und war nie ungehalten, wenn man ihn
dazu aufforderte. In körperlicher Hinsicht Hü-
lsen sich, aufser Abdominalstockungep , we
Störungen an ihm bemerken. Er gebran
lange Zeit resolrirende Mittel, -fcittre Ext»
Neutral- und Mittelsalze* versuchsweise die
scbwarse Niefswurz in verschiedenen Formen,
und äufserlich Jaue Bäder, mit dem Erfolge,
dafs seine Abdominalstockungen sehr vermin-
dert wurden, und er nur selten von Krens-»
schmerzen und Verdauungsbeschwerden noch
belästigt ward. "Vorstellungen , Ermahnungen,
Zerstreuungen, Belehrung, das Anhalten zur
Arbeit und Tadel , Alles ward , um seinen Geist
wieder auf die rechte Bahn m bringen, verge-
bens angewandt. Eigentümlich war bei die«
Bern Kranken , dafs er den Geistlichen der An-
stalt nicht vermied , ihn bei seinem Titel und
Kamen nannte, und den Gottesdienst fleifsig
toesucbte, wahrend 'dafs Kranke, die an der
ttamllchen Form von Seelenstöruog leiden, dies
gewöhnlich verweigern.. Mit auffallender Schnel-
ligkeit beantwortete er die Fragen und wider»
legte die von ihm angeführten Stellen ans. der
heiligen Schrift mit amdern.
Im Jahre 1829 litt er drei Wochen an ei-
nem gastrisch -»venösen Fieber x welches aber
nur in sofern auf sein Gemüth wirkte, dafs er
weniger von 'seinem Wahne sprach, der aber
#choQ in der Reconvalescens wieder mehr her-
vortrat«
' Die Gesichtsfarbe des Kranken ist gelblich,
•der Blick etwas stier und stechend , die Augen
lind weit geöffnet , ■ die Augenbraunen in die
*&ohe, und die Stirn in Falten gesogen, Gang
und Haltung, obwohl der Kranke den Racken
gerade bäh, etwas nach vorn gebeugt, der
Appetit gehörig % der Leib weich und eingeso-
gen , die .Zunge nur Wenig belegt) die Stuhl-
ausleerung erfolgt regelmässig taglich einmal
«ihn« Beschwerde, Di* Rtipiraüoa igt gtfcörig
— *6 —
tief, und «ach bei anstrengenden Arbeiten nicht
gestört, die Haut etwas trocken y aber nicht
schuppig; der Puls weder quantitativ noch qua-
litativ abnorm. An den Füfsen und Unter*
Schenkeln bemerkt man viele varicüse Venen,
<)ie ihm aber keine Beschwerden verursachen«
Per Körper ist mehr mager, als beleibt, die
Jyräfte der strammen Muskeln aber bedeutend.
Der Kranke erklärt sich noch immer für
den Erlöser der Welt, und sagt, sobald erbe*
merkt, dafs ein Fremder, denn auf ander«
Kranke achtet er wenig, ihn beobachtet, ge-
wöhnlich zu demselben: „Hier steht der Mann»
den der Herr sich zu seinem Werkzeug erko*»
ren, dafs er die Menschen befreie von allem
Uebel. Ob er wohl reich war , nahm er dochi
Knechtsgestalt an , dieweil ihm dies sein himm-
lischer Vater auftrug. Im 53sten Kapitel Je-
saiä steht von mir geschrieben: ,„Siehe mein,
Knecht wird weislich thun und wird erhöhet,
und sehr hoch erhaben seyn ,'" — und in dem-
selben Kapitel, „9Er war der Allerverachtetste,
voller Schmerzen und Krankheit.9" Das ist das
Schlofs ,. das jetzt Sonnenstein heilst, und von
mir gilt, wie geschrieben steht im 8ten Kapi-
tel des Propheten Daniel, „Ich war .zu Schloß),
Susan im Lande Elam am Wasser Ulai'"; uncJi
wie es im lOten Kapitel im ölen Vers deeae£»<
ben heifst: „,da stand ein Mann in Leinwand .
und hatte; einen goldenen Gürtel um seine Len^T
den."' Hier steht der Mann ; von dem es TO}**:
♦er heifst, „,ich ward sehr ungestaltet und battf,
keine Kraft mehr, aber es rührte mich an t~
ner, wie einMenscJb gestaltet und stärkte mich.
Oft schaut er in die Ferne und äufsert daii
gegen die, die ihn anhören: „Sehen sie
»-.
— 56 -*
die himmlischen Heerschaaren stehen, Ton de-
nen in der heiligen Schrift steht, dafe sie rie-
hen werden von Abend gegen Morgen? Da-
bei zeigt er auf entfernte Wälder, nnd labt
sich in feiner Meinung nicht irre machen. Wit-
terungsveränderungen , Steine oder Stückchen
Holz, die er findet, macht er zu Gegenstän-
den seioer Aufmerksamkeit, nnd will in ihnen
bald die Beweise seiner erhabenen Bestimmung,
bald die Aufforderang zur Fortsetzung seines
Erlösungswerks erkennen. Die Besuche seiner
Familie nahm er freundlich auf, verlangte aber
nicht nach Hause zurück, indem er erklärte,
dafs er hier sein von Gott ihm aufgetragene*
Werk erst ausführen müsse. Er kennt die hie-
sigen Offizianten nnd die meisten Kranken der
dritten Klas9e, verwechselt nicht ihre Namen,
bat ein treues Gedächtnifs und arbeitet fleifsig
in den Gürten und Höfen, indem er das wäh-
lend seinen Grübeleien oder seinen Reden Ver-
säumte eifrig nachholt. Andere Kranke hält
er nicht für krank, sondern glaubt, daft sie'
freiwillig hierher gekommen, um von ihm er-
löst tu werden. So bleibt sich der geistige
Zustand des Kranken völlig gleich, und Alles,
was durch den Aufenthalt und die Behandlung
1D der hiesigen Anstalt erreicht wurde, besteht
darin, dafs die Aeufserungen seioer geistigen
qnd körperlichen Krankheit in ihrer Heftigkeit
gemildert, seine Umgebung vor den thörichten
Versuchen der Reaüsirung seiner irrigen Re-
den geschützt, und er vor tieferm
in Wahnsinn bewahrt worden ist»
— 57 —
■
Betrachten wir dos nähet
I. Die Ursachen, die den Kranken in den
iben geschilderten Znstand versetzten, so fie-
len wir sie theils in seinem Korper, theils in
einem Geiste« Der Kranke erduldete im Kriege
tfele Drangsale, hatte die Hälfte seines Gutes
liebt bezahlt , bekam eine zahlreiche Familie,
ind war demnach vielfachen deprimireodea Ge-
aiithsbewegungen aasgesetzt, die auf sein Gan-
;liensystem zunächst nnd dnreh dieses auf seine
Verdauung, Blntbereitnng und den Blutumlauf
s den Abdominalorganen and seeundar auch
uf die Mischung seines Blntes überhaupt nach-
beilig wirkten, sein Gemeingefiihl veränder-
en, seine Sorgen vergröberten und ihm den
futh benahmen, den Widerwärtigkeiten des
•eben« kräftig zu widerstehen. In der Schule
es Dorfes ward, wie es meist der Fall ist,
auptsäclilich das Gedächtnils des Knaben ge-
bt , dagegen aber sein Verstand wenig ausge-
bildet Aengstlich nnd kränkljch, an Plethora
bdominalis leidend, nicht allein für sein selt-
enes , sondern auch für sein ewiges Heil furch-
and, fing er nun an, die Bibel zu lesen, seine
Kr ihn so wohltbätigen, häuslichen wechaai»
eben Arbeiten zu vernacbläf&igen , Hülfe von
rott zu erwarten, während er müfeig die Hände
i den Schoofs legte, und gerieth endlich mit
chwärmern in Berührung , wodurch der in
im liegende Keim zur SeelenkranLheit zur
ollen Flamme angefacht wurde. Während
ich anfangs seine Krankheit mehr auf körper~
che Leiden beschränkte, und der Verstand
ie Wahrnehmungen seiner Sinne und seine
Erstellungen noch zu ordnen vermochte, s#
afo er sich über seine Person und seine B*r
timmung noch klar war, seine Handlung!
— öS —
nach den Vernunftgesetzen regeln konnte, und
sich/ wenn auch bekümmert und niedergeschla-
gen , doch noch - geistig frei erhielt , giilg; nun
nach und nach die Herrschaft der Vernuöftjübee
die übrigen Seeleo vermögen , und namentlich
über die Phantasie immer mehr irr-ihin unter;
er verwechselte sein- Subject mit dem Objfect«
bekam, von seiner. Phantasie verführt, Sinnes-
täuschungen, die dadurch, dafs sich, steine GßJ*t
Slitutiön völlig • in die venöse umgewandelt
hatte, mit genährt wurden, und war, von ir-
dischen Sorgen entbunden , glücklich in seinem
Wahne und seiner vermeintlichen Gräfte. Dia
Krankheit steigerte sich, nach dem Himmel-
fahrtsfeste im Jahre 1823 fast bis cur Tob-
sucht, sein Blut und Nervensystem war in.gro-
fser Aufregung, die durch den antiphlogistischen
Apparat nicht beseitigt wurde, und mitten in
der heftigsten Ecstase trat (wie es in dem Gut-
achten heifst), ein ohnmachtähnlicber Zustand
mit Krämpfen auf. Wahrscheinlich war die-
ser Zustand in einer plötzlichen Ueberfüllong
der Blutgefässe des Gehirns und Rückenmarks,
so wie in der Unterdrückung (weniger sbej in
einer Ueberreizung) der Hirn- und Nerventhär
tig" begründet, ohne dafs jedoch ein Zerreibet»
der Gefäfse und ein Exsudat Statt fand, indem
bei einer fortgesetzten passenden , in dem Phyw
sikatsgutachten leider nicht näher bestimmten,
arztlichen Behandlung, die Besinnung und;Rj*ha
wiederkehrten und keine Symptome eines* vor*
aasgegangenen Blutergusses sich zeigten.
• ■ • .
IL Die Behandlang des Kranken von Stu-
ten seines Arztes vor der Aufnahme allhier,
müssen wir nicht anders, als sehr zweck-
nennen* und zugleich gestehen % dals
i
— 59 —
•ie soviel leistete, als sich bei der Heftigkeil
und langen Dauer der Krankheit, außerhalb ei*
ner Anstalt und in den gewohnten Verhältnis^
sen bei einem solchen Kranken, leisten läfst»
Durch den antiphlogisTischen Apparat ward die
gefahrdrohende ßlutüberfüllung des Gehirns und
die Tobsucht schon vorher gemindert , durch
entsprechende Mittel die Hemmung der Blut-
circulation durch das Pfortadersystem gehoben.
Auf Sonnenstein wurden gleichfalls resolYirende,
die Thätigkeit der Unterleihsorgane erregende,
und das Gemeingefübl umstimmende Mittel, zu-
gleich aber auch die in dergleichen Fällen treff-
lich sich bewahrenden lauen Seifenbäder ange-
wandt; dem Kranken leicht verdauliche Spei-
sen, viel Bewegung im Freien und Beschäfti-
gung mit anstrengenden mechanischen Arbeiten
verordnet, das Lesen der Bibel ihm natürlich
nicht gestattet, und ihm zu seiner Erbauung
nur das Gesangbuch gegeben, das ihq aber
nicht befriedigte. Die H«uptindicationen waren
bei seiner Behandlung;
1) Die Wiederherstellung der Harmonie in
den Systemen und Organen, namentlich das
Mäfsigen der bei ihm vorherrschenden Veposi-
tät; 2) die Zerstreuung seines Gemüths; 3) die
Fixirung seiner Aufmerksamkeit auf andere und
nützliche Gegenstände, die nicht mit seinem
Wahne in Beziehung standen; 4) die Cultur
■eines Geistes, und 5) die Erweckung seiner
Selbsterkenntnis durch Tadel und Lob , Beifall
und Ermunterung, und das Wiederhervorrufen
der Liebe zu seiner Familie und seinem Haus-
wesen, Die körperlichen Beschwerden wurden
durch die oben erwähnten Mittel grofstentheile
gehoben, der Geisteszustand zwar etwas ge-
bessert, aber sein Wahn nicht beseitigt/
. »
w 60 —
Fragen wir nun , ob es vrohl möglich ge-
wesen, oder noch möglich »ey, den Kranken
herzustellen, wenn er lange Zeit mit Ekel-
oder Brechmitteln , mit Sturzbädern; oder äu-
fserlich angewendeten scbmerzerregenden Mit»
teln behandelt worden wäre, oder noch worde^
so müssen wir darauf unserer Erfahrung nach
mit Nein antworten.
Ungeachtet der Anpreisung der EkelmiÜel
bei den verschiedensten Formen und Arten der
Seelenstörungen verdienen sie, wie die mei-
sten Irrenärzte mit mir behaupten werden, das
Lob bei weitem nicht , das ihnen ein berühm-
ter Arzt ertheilte. Häufig werden Kranke nach
Sonnenstein gebracht, wo die Ekelkur entwe-
der gar nichts fruchtete, oder offenbar scha-
dete. Entkräftende Diarrhöe , die auch den be-
währtesten Bütteln lange Zeit widersteht, und
wahrscheinlich in Geschwüren des Magens und
Darmkaüals ihren Grund hat, oder Lieuterie,
die nicbl geringe Mühe zu ihrer Beseitigung'
erfordert, ist die gewöhnliche Folge, während
dafs die Seelenkrapkheit fortdauert, und den
Kranken nicht selten zum Tode fuhrt« Am
widersinnigsten und schädlichsten ist die An-
wendung der Ekelkur, und vorzüglich des
Brech Weinsteins bei einem, in Manien nicht
selten vorhandenen , entzündlichen Zustand« des
Darmkanals. —
Weil Geisteskranke häufig mißtrauisch sind,
und es in ihrer Krankheit liegt, dafs sie Ver-
giftung von Seiten ihrer Verwandten , oder ih-
res Arztes fürchten % ist aber auch die Anwen-
dung der Ekelkur, vorzüglich in der Privat»
praxis, nicht lange anwendbar. Das von ei-
nem berühmten Arzte empfohlene Verfahren,
— Ol —
dem Kranken den Brechweinsteia in Speisen
oder Getränken heimlich beizubringen, ist gans
verwerflich» Oft kommen Kranke hierher, de-
ren Aerzte diesen Rath befolgtem Die Kran-
ken verloren darnach vollends das Vertrauen
'sowohl su ihrem Hautarzte , als zu ihren Ver-
wandten , tobten gegen sie, nahmen nichts mehr
ein, und wurden durch den blofsen Anblick
ihrer vermeintlichen Feinde nur noch mehr auf-
gereizt. Das schlimmste aber ist, dafs sief
wenn die Speisen mit Ekelmitteln versetzt wur-
den , nun aus Furcht vor Vergiftung Essen und
Trinken versagen, lieber hungern und dursten,
grafslich abmagern und elend umkommen, wenn
sie nicht in andere Verhältnisse versetzt wer-
den. Der Widerstand des Kranken und seine
Beharrlichkeit, keine Nahrung zu sich zu neh-
men, ist nicht gering, und oft nur mit Gewalt
zu besiegen. Auf Sonnenstein befindet sich ge-
genwärtig ein Kranker, dem fast ein Viertel-
jahr hindurch jeder Tropfer. Nahrung und Arz-
nei theils mit einem starken Löffel, theils mit
dem Mundspiegel und dem Trichter eingebracht
werden mufste, wozu jedesmal 4 — 5 starke
und geübte Wärter nöthig waren , und jetzt
sind wenigstens 10 — 12 Kranke. noch hier, die
ein- oder mehrere Male aus gleichem Grunde
der Anwendung des Mundspiegels bedurften.
Eine Hauptsache bei der Behandlung der Irren
ist, dafs man möglichst offen gegen sie sey,
denn sonst werden sie noch mifstrauischer,
schimpfen auf den Arzt , erklären ihn für einen
Giftmischer, oder Peiniger, und stören dadurch,
wenn sie in einer Anstalt befindlich sind, das
Zutrauen, das andere Kranke zu ihm haben.
Will man ein Brechmittel bei vorhandenen In-
dieationen geben, so sage man et unverhoi
— 62 —
und bei eintretender Wirkung wiederhole man,
dafs dies die Folge des Brechmittels sey. Das-
selbe mufs man bei Ekel - und abführenden
Mitteln thun. Widersetzt sich der Kranke dem
Gebrauche der Arznei, und kann man ihn in
Gate nicht dazu bewegen, so ist £s gut, wenn
der Haus- oder Anstaltsarzt vor der Anwen-
dung der Gewalt ihn verläfst und die Opera-
tion mit dem Mundspiegel einem geübten Manne
anvertraut. Der Arzt thut am besteu , wenn
er sich fast jeden Tag bei seinem Besuche nach
dem körperlichen Gesundheitszustande bei dem
Kranken , oder wenn dieser nicht antwortet,
bei dessen Umgebungen erkundigt, z. B. ob
und wie lange er geschlafen, ob er gegessen
und getrunkeu, ob er Ausleerungen gehabt, wie
diese beschaffen gewesen seyen , ob er aber
Schmerzen klage oder geklagt habe u. s. w«,
und er kehre sich nicht daran, ob der Kranke
tobt und schreit, oder überhaupt gar nicht auf
seine Anwesenheit Rücksicht nimmt; denn der
Kranke versteht die Fragen und Anordnungen
des Arztes, und erinnert sich oft, trotz dem, -
dafs er von tausenderlei Dingen delirirt, nach
Wochen und Monaten noch der geringfügigsten '
Dinge , die er während seiner Anfälle gar nicht
wahrzunehmen schien. Häufig haben mir von
Manie Genesende und Genesene die nämlichen
Worte wiederholt, die ich beim ersten Eintritt
in das Zimmer zu ihnen sprach, *ind erzählt!
wie oft ich sie täglich besucht, und wo ich
mit ihnen gewesen sey, ob in ihren Zimmern,
oder in dem Billard - oder Unterhaltungssaale, v
oder im Garten. Eine vornehme Dame, wei-
che vor ihrer Aufnahme allhier J Jahr, und
nach derselben J Jahr tobte, wufste sich ge-
f neu auf aüea während ihrer Krankheit Erlebte,
- 63 -
cu besinnen und nur 8 Tage ungefähr fehlte«
in ihrem Gedächtnis. Eine andere, die vor
5 Jahren allhier von heftiger Manie genas,
wufste sich gleichfalts einen Besuch ihres frü-
hem Hausarztes 9 den ihr derselbe hier wäh-
rend ihrer heftigsten Tobsucht machte, genau
fns Gedächtnifs zurückzurufen, und konnte nicht
aliein die Worte, die er in ihrem Zimmer
sprach, wieder anführen, sondern auch seine
Kleidung genau beschreiben. Dieselbe tobsüch-
tige Kranke bekam zwei Tage nach ihrer An-
kunft, weil sie schon seit 7 Tagen verstopft
war, und durch keine Bitten und Vorstellun-
gen zum Arzneigebrauch gebracht werden konnte,
3 Tage hinter einander früh 1 Löffel Ricinus«
mit Crotonol durch den Mundspiegel, wehrte
sich aber dabei mit allen Kräften. Auf die
nach ihrer Genesung an sie gerichtete Frage}
warum sie sich , kurz nach ihrer Ankunft, so
gegen das Arzneinehmen gesträubt habe, gab
sie mir mit Lachen die Auskunft, sie habe bald
geglaubt, dafs man sie vergiften , bald wieder,
dafs man ihr mit dem Instrument einen Zahn
ausziehen wolle,«
Häufig geschieht es, dafs an Wahnsinn
leidende Kranke sich für gesund erklären, und
den Arzt fragen, wie er ihre vermeintliche
Krankheit nenne. Wollte man ihnen den ei-
gentlichen ' Namen ihrer Krankheit nennen, so
würde man sie aufs höchste erbittern ; sagt man
ihnen aber , dafs sie nervenkrank, oder über«'
haupt körperlich krank seyen, dafs sie an
Schlaflosigkeit, Verdauungsbeschwerden , Blut-
Wallungen, unterdrückter goldner Ader oder
Menstruation , herumziehender Gicht und dergl.
leiden , indem man die -analnnefttischen Mo»
— 64 —
mente dahei, und die etwa vor ihrer Seelen-
• Störung tod dem Kranken selbst geäufserten
Klagen berücksichtigt, sieb auf den Ausspruch
des frühern Arztes, auf gebrauchte Bäder und
dergleichen beruft, so beruhigt sich der Kranke
in der Regel bald. Hauptsächlich aber mufs .
sich der Arzt hüten, sich jemals dabei zu wi-
dersprechen. Ueberzeugt man den Kranken
nicht, so darf man nicht weiter mit ihm dispu-
tiren, sondern man leitet das Gespräch auf et*
was Anderes, oder verläfst, wenn der Kranke
heftig ist, das Zimmer. Empfindlich straft man
dergleichen Kranke dadurch, dafs man bei dem.
nächsten Besuch/ nicht mit ihnen spricht, aber
sich um so freundlicher mit den übrigen Stu-
bengenossen unterhält, oder sich nur bei dem
Wärter erkundigt, wie der Kranke, ob ruhig
oder unruhig, reinlich oder unreinlich gewe-
sen sey.
Oben stellten wir die Frage auf, ob in ,
dem beschriebenen Krankheitsfälle nicht Sturz« .
bäder Ton gutem Erfolge hätten seyn können«
Berühmte Aerzte bezeichnen sie als grobei
Heilmittel, sowohl beim Wahnsinn, als bei
der Melancholie« So grofses Lob man ihnen
aber ertheilt hat , um so gering ist doch in der
That die Zahl der Kranken, die dadurch ge-
nesen. Die Sturzbäder werden von Vielen
mehr versuchsweise und ohne hinreichende In-
dicationen angewandt. Sie wirken sowohl so-
matisch*, als psychisch, und zwar: 1) mecha-
nisch durch den Fall des Wassers auf den Kopf,
oder zugleich' auf die Schultern, oder auf den
ganzen Körper, und bringen eine allgemeine
Erschütterung hervor ; 2) wirken sie dynamisch
auf die Hautnerven und CapillargefäXse durch
— 65 —
ihre Kälte und verursachen,, wie kalte Bäder,
eine bedeutende Reaction der Blutgefässe; sie
erregen also ein künstliches Fieber, und bele-"
ben die. gesunkene Sensibilität und Irritabilität
Psychisch wirken sie i) direct durch den
Schreck, und 2) indirect dörch Erregung von
plötzlichem Schmerz, und sehr ähnlich hefti-
gen Schlägen ohne Quetschung zu verursachen«
Nachtheilig können sie werden durch die Er*
schütterang und durch den heftigen Schreck,
dessen Wirkung der Arzt nicht in der Gewalt
bat, and welcher Apoplexie und Epilepsie her«
vorbringen kann. Ferner wirken sie, öfters
wiederholt, schädlich, durch die Erkältung des
Rückgrathe* , der Schultern, oder des Kopfes,
und secundär durch die nachfolgende bedeutende
Reaction der Blutgefässe des Kopfes und der
Brust Die Sturzbäder sind den Uebe/raschungs-
bädern, wie sie von den alten Aerzten, und
namentlich von Boerhaave und dessen Com-
nientator, van Swieten, empfohlen wurden,
and wie man sie hin and wieder noch in
schlecht eingerichteten Irrenanstalten findet, sehr
ahnlich , von deren Anwenduog aber die mei-
sten Irrenärzte , wahrscheinlich durch Schaden
beiehrt, zurückgekommen sind. Ein berühmter
Arzt lobt die Sturzbäder bei der Behandlung
der Irren sehr, und als Arzt einer grofsen Ir-
renanstalt , wendete er sie häufig zu 30 — 50,
ja bis zu 100 Eimern auf einmal an. Er rühmt
sie als Heil - und Strafmittel. Als letztere sind
sie, wie die Schläge, ganz verwerflich, denn
ein Strafmittel darf das Leben des Kranken
nicht gefährden. Und dann die Willkühr der
Aufseher und Wärter! Was kann das Publi-
kum für Vertrauen zu einer Irrenanstalt haben,
wo es den Unterofficianten erlaubt ist, und
Ioiin.LXXXLB.l.St. E
— 66 —
selbst too dem Arzte öfter» anbefohlen wird,
solche Strafmittel anzuwenden? Der Arzt. kann
unmöglich stets bei der Anwendung derselben
zugegen seyn, und wie kann der Kranke Lieb*
zu dem Arzte gewinnen , jler ihn so einer Cot*
rection unterwirft ? — Jeder Arzt wird in sei*
ner Praxis glückliche Erfahrungen mit diesem
oder jenem Mittel gemacht haben; viele, und
mit diesen auch der Verfasser dieses Aufsatzes,
sahen die herrlichsten Erfolge von kalten Ue-
bergiefsungen in typhösen Fiebern und nament-
lich im Typhus exanthematiciis , so . wie , bei
Febr. nervosa stupida Frank. 9 aber sehr sei*
ten sind sicherlich die Fälle , wo bei chro-
nischen Nerven - und Geisteskrankheiten die
Sturzbäder indicirt sind. Ganz verwerflich und
offenbar schädlich sind sie 1) bei organischen
Fehlern des Kopfes, der Brust und des Unter-
leibs, 2) bei Entzündungen überhaupt, 3) bei
Blutstockungen im Kopfe, der Brust Und dem
Unterleibe, 4) bei heftigem Blutandrang nach
einem einzelnen Organ, 5) unterdrückten Blut-
flüssen, 6) bei heftigem Schweifs. Selten wird
ein Kranker gutwillig sich der Sturzbad - Ope-
ration unterwerfen; er wehrt sich gegen seine
Wärter, wird zornig, gerät Ji in Schweifs, und
wird er dann mit eiskaltem Wasser übergös-
sen und erträgt er dies ohne Schaden , nun s6
mufs man seine Constitution und den glückli-
chen Zufall loben, die das Wagstück des Arz-
tes ihn aushalten liefsen. Sehr wäre, es zu
wünschen, dafs jeder Arzt, der ein Heilmittel
anpreist , nicht nur seine glücklichen , son*
dern auch seine unglücklichen Erfahrungen mit-
theilte ; letztere dürften öfters belehrender seyn,
als die erstem. —
— 67 -
Durch solche stark auf das Gemeiqgeftihl.
wirkende Mittel, durch die Furcht .-tot der;
Wiederholung derselben 9 kann mancher. .See-
lenkranke von seinem Wahnsinne befreit wer-,
den, ja selbst bei manchen, und namentUcl},
Reconvalescenten und aufserhalb ,der. Anstalt,
befindlichen, wird die Drohung fruchten, #ie:^nv
eine Anstalt, wo Sturzbäder methodisch .£ß-;
braucht werden, zurück zu bringen, upc}. W
zur Folgsamkeit und ruhigem Verhalten bele-
gen. Auf Sonnenstein werden Sturzbäder sei*
ten, und nur mit gröfster Vorsicht, angewandt»,
and auf sichrerem Wege, dieselben glücklichen
Resultate erlangt, die andere gewissenhafte una,
wahrheitsliebende Irrenärzte erzielten und be^
kannt machten« Jeder erfahrene Arzt wird die
Angaben mancher Vorsteher Ton Irrenanstalten
zu würdigen wissen , die ruhmredig mit dein,
Engländer Willis, dem Leibarzt des wahnsinnig
gen Königs von Großbritannien, behaupten, daJui
sie yon 10 Kranken 8 oder gar 9 herstellen/
wenn, ihnen deren Behandlung zeitig genug an-
Tertraut würde. Nicht ohne Gründe, die. auf
Erfahrungen beruhen, stellte, ich oben den Satz,,
auf, dafs Sturzbäder selten bei Geisteskranken*
und namentlich bei chronischen Fällen indicirt»
und hülfreich seyen. Ich bin bei Hunderten
Ton badenden Geisteskranken gewesen, und
habe unendlich oft, ja in den meisten Fällen,
beobachtet,, welchen bedeutenden Eindruckes
auf sie macht, wenn man. ihnen den Kopf im
lauen Bade von 2?. — 28° .Rcaumur, oder auch
in der trocknen Wanne mit kaltem Wasser
Ton beiläufig 4 — 0° R. wäscht, oder nur
£ bis £ Kanne unmittelbar über den Kopf
gief8t* — Der melancholische oder tobsüchtig^
Kranke schrickt in die Höhe, schnappt nach'
£2
i
— 68 —
Luft, klagt, wenn er so viel Bewufstseyn hat,
über, heftige Beengung auf der Brust , und4 bit-
tet.' vöd -diesem Verfahren abzustehen* Je käl-
terdas Wasser ist, desto heftiger ist der Ein-
drucky den es hervorbringt. Dieselben Beob-
afcjituifgen macht man bei dem Gebrauch der
Regen- oder der Stromdouche und dem Sturz*
bqde.: Jacobi in Siegburg ist ganz in Irrthuni,'
wi&nn" £r in seiner Beschreibung der Anstalt da-*
selbst behauptet, dafs durch das herabfallende*
Wasser * die einzuathmende Luft abgehalten
werde, und dadurch die Oppression entstehe.
Je heftiger der Bratandrang nach dem Kopfe/
oder der' Brust ist, desto heftiger ist die Be-
klemmung. Möge man Aderlässe, Blutegel.
Schröpf köpfe vorher angewandt haben , mögen
die Excretionsorgane noch so frei seyn, immer
wird man den bedeutenden Eindruck wahrneh-
men, wenn man nur will, den das kalte Was-1
ser und schon die Kälte auf den Kranken macht.
Nach und nach gewohnt sich der Kranke an
die kalten Waschungen, aber den Mifsbrauch
der letztem verträgt er nicht, und später, nnch-(
dem er geistig schon lange genesen , treten die
meist traurigen Folgen, namentlich die Schwind-
sucht, wovon die Seelenstörung überdies häufig
nur vorlaufendes Symptom ist, auf.
Noch immer herrscht unter vielen Aerzten
und Laien der Glaube , dafs Geisteskranke Hun-
ger und Durst, Kälte find -Hitze, und ihren,
schnellen Wechsel vertragen/ weil einzelne
derselben in einzelnen Perioden ihrer Krank-
heit dagegen unempfindlich schienen. Und wel-
che Baiftareien sind die Folgen dieses Wahnes
gtwesen! —
— 69 —
Im Winter 18Jf besuchte ich öfters
Salpetriere und BicStre, wo damals Esquirol
und Pariset angestellt waren, und fand beide
Anstalten und namentlich die Zellen für die
unreinlichen und tobsüchtigen Irren völlig, wie
sie Cosper in seiner Charakteristik der franzo-
sischen Medizin pag. 446 beschreibt: „Die be-
rüchtigten Logen sind in der SalpAriire noch
atn geräumigsten und besten eingerichtet. Sie
sind ungefähr 8 Fufs hoch, 12 tief, und eben,
so breit. Der Fufsboden ist mit Quadern ge-
pflastert, Licht und Luft erhält eine solche
„Loge" nur durch die hölzerne Thür, und ein
daneben befindliches Fensterchen ohne- Glas,
das bei Nacht eine hölzerne Klappe verschliefst«
Wenn beide verschlossen, so ist die Loge ganz
donkel. Das Mobiliar darin besteht in. eioeni
Bette, zuweilen in zweien, wenn man darin
zwei Kranke aufbewahrt. In keiner ist ein
Ofen. Die Basenden gehen fast immer barfufii
und meist halb nackt. Die Betten sind höl-
zerne Kasten , von gewöhnlicher Höhe , an die
Wand befestigt, und nach Beschaffenheit des
Zusiandes des Kranken eingerichtet; die Un-
reinlichsten, wozu man ungefähr 200 zählt,
liegen blofs auf Stroh, mit einer wollenen
Decke bedeckt; die Reinlichen haben Betten,
wie sie in allen Pariser Spitälern üblich sind.
Viele Kranke gehen nicht auf die Nachtstühle,
sondern verrichten ihre Noth dürft frei in den
Höfen, andere in den Logen; aber man be-
merkt dies wenig, da die Höfe, wie die Lo-
gen , immer nafs und möglichst rein gehalten
werden. Die Logen für die Blödsinnigen, Un-
heilbaren und Wüthenden sind in Bicttre . .vi*'
kleiner und niedriger, und wahre Käfige *' B
meinen Besuchen traf ich es öfters, dab J
70 —
Lbgeii. geracfe gereinigt wurden. Der Wärter
göfs einen Eimer kaltes Wasser auf den Bo-
den und kehrte es dann zur Tbüre beraub.
Während dies geschah/ mbfste der Kranke,
'der gewöhnlich nur mit einem Hemde beklei-
det War, entweder sich zu Bett legen, oder
auf dasselbe treten, oder herans in den Hof
gehen, wo 'Schneie' lag. Fast endemisch herr-
schen in Bicfire und der SaJpetriere Scorbut,
'Faulfieber , Wassersüchten , Schwindsuchten,
Untterleibsentzüudurigen und Ruhr. Die letz-
"üern/ Krankheiten beobachtete ich häufig ' im
Hopital Val de Gräce9. bei Broussaia, wo die
Sole fast nicht geheim, 'die Fenster längere Zeit,
fcei 3° Kälte , geöffnet und die Fufsböden auf n
•3Se "angegebene Art gesäubert wurden. Die
Einfachsten Diarrhoen steigerten sich zu Un-
'terteibsentzfindungen und Ruhren, und für Brous-
Wtiis Theorie eröffnete sich in seinem Spitalo
%ih weites Feld! —
« ♦;
f"' "Wie sich durch fälsche Beobachtungen und
einzelne" Ausnahmen von der Regel zum gro-
fseu Nacbth'eil der unglücklichen Irren, die Mei-
nung in das ärztliche und nichtärztliche Publi-
iüfri einschlich / dafs dieselben unempfänglich
für 'Witterungs- und andere1 physische Eidfiüsie
leyen , so verbreitete ' sich auf dieselbe Weise
der Wahn, dafs sie auch immer größerer Do-
li en Von Amieien, als nicht irre" Kranke be-
dürften. "Jeder aüfirie'rksame Irrenarzt wird be-
obachtet haben, dafs die Witterung einen be-
deutenden Einflufs eben so auf Geisteskranke,
als auf Geistesgesunde hart. Bei 18 — 24° Kälte
zeigen sich bei erstem heftige Ausbrüche von
Manie, auch wenn sie nicht der äufsern At-
mosphäre ausgesetzt sind, bei denselben Gra-
- 71 —
den von Wärme beobachten wir dieselbe Auf-
regung • and Neigung zum Jähzorn , selbst bei
Blödsinnigen, sonst ganz rahigen Irren. Die
Manien im Winter sind mehr arterieller; die
im Sommer mehr venöser Art/ Entzündliche
Krankheiten und Entzündungen arterieller Na-
tun, zeigen sich häufig auch bei Irren, wäh-
rend im Sommer mehr veno» - gastrische Ent-
rundungen und Fieber, im Frühjahr und Herbst
katarrhalische, rheumatische und gichtische Lei-
den, mit oder ohne Fieber, bei ihnen auftre-
ten. In einer gut eingerichteten und gut gele-*
genen Irrenanstalt dürfen endemische Krankhei-
ten gar nicht vorkommen, in allen zweckmäfsi-
gen Anstalten aber wird man bei genauer Be**
obachtung dieselben Krankheiten wahrnehmen,
welche die epidemische Constitution mit; sich
bringt. Von der Influenza wurJen bei ihren}
zweimaligen Auftreten in Sachsen viele Irre,
von der sporadischen Cholera dagegen, als sie,
in den benachbarten Ländern, und vorzüglich,
in Prag und der dortigen Irrenanstalt epidemisch
grassirte, nur 3 befallen. Für psychische Ein-
drücke fand viele Geisteskranke auch in der.
grötsten Aufregung sehr empfanglich, und im
Widerspruch mit der Erfahrung behauptet Jfacobi
in dem oben erwähnten Buche S. 55 un3 56,
dafs die Trennung der Reconvalescenteh unno-
tbig und selbst zweckwidrig sey. Eben diese
Empfänglichkeit für äufsere Eindrücke macht
es uoräthlich , zur Sicherung der Tobsüchtigen.
Einrichtungen zu treffen , die an die Verwahr-
rungsinittel für Verbrecher erinuern köuneor
wohin die von Jacobi in der genannten Scbri4
empfohlenen gehören. Gegen Arzneien sii
Irre eben so empfänglich, als Geistesgesund
1 Gran Brechweinstein mit Weizenmehl, 8 1
— 72 —
/
f
10 Gran Iperacuanfca, allein, oder in Verbin-
dung init 1 bis 2 Gran Brechweinstein gege-
ben , erregte bei allen Irren , die diese während
einer Viertelstunde bekamen, ein* oder mehr-
maliges Erbrechen, und nicht ein einziger Kranke
hat einer gröfsem Gabe, als 3 Gran Brech-
weinstein und 1 Scrupel Ipecacuanha bedurft»
Nicht minder wirksam sind bei Irren auflösende
und abfuhrende Mittel, und wenn man auch
bei ihrer längern Anwendung die Dosen stei-
gern mufs, so ist diefs nur ein Zeichen, daft
eich der Magen und Dannkanal ebenso an Arz-
neien gewohnt , wie bei Nichtirren* Für Spi-
rituosa und Narcotica sind sie gleichfalls sehr
empfänglich, und das um so mehr, je weniger
gie daran gewohnt sind oder waren.
Oben warfen wir die Frage auf, ob nicht
Vielleicht aüfsere, schmerzerregende Mittel, bei
dem an religiösem Wahnsinne Leidenden hät-
ten von Nutzen seyn können? z. B. die Ein-
reibung der Brechweinsteiosalbe, oder ein Haar-
keil zwischen die Schultern oder in den Nacken
gelegt. Mit Bestimmtheit kann man dies Ter-
Deinen. Denn 1) fanden sich gar keine Indi-
kationen dazu, und 2) würde der Wahn, dafs
Ös in seiner Bestimmung liege, Elend zu er*
dulden, ihn ohne Murren die Schmerzen ha-
ben ertragen lassen«
— 73 -
■i
in.
. Beobachtungen
aber
die Nachhaltigkeit der Brunnen-»
und Molkenkur zu Salzbrnnn,
im achlesischen Gebirge.
Vom
Hofrath Zemplin,
Brannenarzt zu Salzbrann,
f? ohl hat es seihe Richtigkeit, was schon
viele bemerkt haben, dafs es schwer ist, die
Wirksamkeit der Mineralquellen festzustellen,
weil die dazu gemachten Beobachtungen, wäh-»
rend und gleich nach dem Gebrauch derselben,
kein es weges hinreichen, sondern weil man auch
die Nachwirkungen kennen , ja wo irgend mög-
lich , wissen mufs, wie sich die Kurgäste -nach
mehreren Jahren noch befinden.
In dieser Ueberzeugung habe ich seit Be-
ginn meiner brunnenärztlichen Praxis mich be-
müht, auch über das spätere Befinden meiner
Kurgäste, namentlich derer, die meiner beson-
deren Aufmerksamkeit in Betreff der Art ihrer
/
— 74 —
Krankheit erfordert hatten, Nachrichten einzu-
ziehen, war es durch ihre Aerzte, durch sie
selbst, oder durch irgend eine andere sichere
Gelegenheit, # dergleichen dem Aufmerksamen
•ich immer darbieten.
Höchst anziehende Erfahrungen wurden
mir dadurch zu Theil, wie chronische Krank-
heiten , von denen hier • immer nur die Rede
seyn kann, durch die Brunnenkur, mit /wie
ohne Molken , wohl . oft für immer beseitigt
wurden, aber in andere, oft scheinbar gar nicht *
verwandte, übergingen, wie dieselbe Krankheit '
noi ihren Sitz wechselte, wie Brustkrankheiten
Unterleibskrankheiten wurden, wie Blasenbe-
schwerden mit Gicht wechselten, wie Brüst-
krankheiten , die schon als Schwindsucht er-
schienen, in Nervenleiden, Krämpfe u. dergl.
sich umwandelten, und also überhaupt eins
Krankheit' durch eine andere geheilt wurde,
die , in Folge des Brunnengebrauchs hervorge-
rufen, demnach endlich selbst durch Wieder-
holung der Kur ebenfalls entfernt ward. Ich
erfuhr femer, dafs der Brunnengebrauclj ftine
Krankheit manchmal nur beschwichtigte, imt
scheinbar heilte, so dafs sie bei irgend einer
geeigneten Gelegenheit wieder hervortrat' und
dann unaufhaltsam ihrem Ziele zueilte, wie es
namentlich bei Lungenschwindsüchtigen der Fall
ist; aber ich erfuhr auch, und zwar in der Re-
gel, dafo unsre Quellen mit oder ohne Ge-
brauch von Molken oder Milch , mit oder ohne
Bäder, die Krankheiten, die sich für sie eig-
nen gründlich und für die Dauer heilen, ja
selbst manchmal, Schwindsüchtigen das Leben
für mehrere Jahre fristen.
Wie ich schon früher in einzelnen* .öffent-
lichen Berichten und. in meinen Schriften über
- 75 —
Salsbrann ans kürzern Zeitperiodeo getban habe,
so soll es jetzt, Dach 19jähriger Amtsführung, mein
Zweck seyn: aas den, in eben angegebner Weise
gesammelten und fortgesetzten Beobachtungen
'wenigstens einige bemerkenswerthe Einzeln»
keiten der Theilnahme und Würdigung meiner
Gollegen zu empfehlen« Ein solcher Zeitraum
durfte wohl -ein Urtheil über Salzbrunn und
dessen nachhaltige Wirkungen zu begründen
hinreichend seyn, wie dasselbe ja auch schon
durch den noch steigenden Besuch, vermöge
dessen es im Jahr 1815 32, und im letzt ver-
gangenen 1607 Kurgäste hatte, ausgesprochen ist.
So gering auch die Zahl der Kurgäste des
Sommers 1815 war, so bedeutend waren sie
alle erkrankt, dennoch lebten noch Tor Kur-
zem davon 17, und befanden- sich wohl; yoo
deo übrigen aber, sind einige erst seit wenigen
Jahren gestorben, und zwar-theils an vorge-
rücktem Alter, theils an akuten Krankheiten,
ohne in ihrer damaligen Krankheit rückfallig
geworden zu seyn. Nor eine der Kurgäste ,
starb noch vor dem Ablauf des Jahres r und
dürfte demnach für die Wirkung Salzbrunns
einen unwiderlegbaren Beweis führen. Sie war
die achtjährige Tochter des Kaufmanns. G. ans
J. , ein Kind gesunder Aehern, aber durch ei»
nen anhaltenden Keuchhusten in ein schweres
Lungenleiden verfallen. Mein Tagebuch fagt
von ihr: Zehrfieber, Nachtschweifae, Diarrhoen,
Abmagerung und Kraftlosigkeit, bei fast Unun-
terbrochenem Husten, mit eiterartigem Schleim-
auswurf, lassen fdr die kleine Kranke keine
Hoffnung fassen/' Neben dem Gebrauch des
Oberbrunnens mit Ziegenmilch, wurde noch
eine Milchdiät geführt, kleine Gaben Eoetr.
Hyotoyatmi mit. Goldschwefel, später ganz klein«
Gaben Belladonna genommen t und. ein Seidel-
bastgeschwür auf beiden Oberarmen offen ge-
halten. Der Erfolg war unerwartet günstig,
alte* bösen Zeichen verschwanden nach «nd
nach, and nach 6 Wochen sprang das Mäd*
eben fröhlich und. gesund umher» Eine heftige
Erkältung führte im März des folgenden Jahres
einen Rückfall hierbei, welcher tßdtüch ward.
Nicht minder günitig, aber Viele Jahre
anhaltend, war der Erfolg der Kur bei einen!
Frl. y. K., 48 Jahr alt. Sie litt an einer ge-
fahrdrohenden Blennorrhoea pulm., welche wohl
für eine Schleimlungen«rhwindsucht gehalten
werben konnte, und der 2jährige Gebraudi des
Oberbrunnens mit Molken , gaben ihr volle Ge-
nesung. Sie starb erst vor 3 Jahren an einet
acuten Krankheit«
Der G. B. aus B. , der Studios. M. aus B.»
und der Pharmazeut W. aus G. , junge Männer
toxi 20 — 24 Jahren, litten an Br.uatbqschweiy
den ern&ter Art. Der erstere, lang und schmal
gebaut, doch nicht von schwindsüchtigen El-
tern abstammend, hatte in Folge körperlicher
Anstrengungen, namentlich in dem Befreiungs-
kriege, öfter Anfälle von Bluthusten gehabt,
und. litt gegenwärtig an einem chronisch ge-
wordenen Husten; der zweite litt auf dieselbe
Art, jedoch ohne Blut ausgehustet zu haben,
und der dritte, stark. und kräftig gebaut, lief»
«inen anhaltenden und starken Husten beob-
achten, der hämorrhoidnlischen Ursprungs zn
seyn schien. Alle 3 genasen , alle lebten noch
kürzlich, und der e^te kehrte, nach 18 Jahren
wieder an einem chronischen Husten leidend,
der mit Unterleibsbeschwerden, welche eine
•- / /
Abzehrung drohten, verbunden war, «um G*-'
brauch des Brunnens zurück und genas aber-
mals. '
Fr. Reg. R. M. , eino. zarte, beinahe phthi-
sisch gebaute, 23 Jahr alle Frau , litt an einem
heftigen Qesicbtsschmerz , der allen Mitlein,
'welche angeordnet worden waren i nicht hatte?
weichen wollen ; dabei fanden Störungen in
der 'Menstruation und Fluor albus Statt. Sie
ging genesen ab , und blieb es bis 1827, wo
sie noch einmal , aber wegen einer chronischen;
Heiserkeit, die beinahe gänzliche Aphonie war.
zur Kur zurückkehrte, und zwar im 8ten Mo-
nate schwanger. Die Rückkehr der Stimme,*
und ein recht günstiges Wochenbetty waren
die Folgen , und noch kürzlich hat sie sieh
wobl befunden. - . r.,.,;.i-»ii
Der Buchbinder O. aus W. , damals 32
Jahr alt,, von kachektischem Aussehen, litt an
Brustbeschwerden, die sich durch Ziehen, Bren-
nen , Drücken , Zusammenpressen der Brust,
bei Dlaogel an freier Respiration aussprachen.
Langsame Verdauung, trage Darmausleerung;,
Auflreibungen, Blähungen und Aufstofsen voll«
endeten das Bild der Krankheit. Der Gebrauch-
des .Oberbrunnens mit Molken, später des un-
vermischten Oberbrunnens , und endlich des
Alüblbrunuens, nachdem ein Gebrauch des Mc*Z-
lag. Tarapcaci rec. insp. mit Kali tart. , 14 Tage
vorangegangen war, führten einen günstigen
Erfolg herbei, der zwar durch Diätfebler manch-
mal wieder wankend wurde, aber doch heute
noch besteht. Die Kur wurde Lier mehrere
Summer nach einander wiederholt«
Der Candidat B. aus G. , 35 Jahr alt, von
gedrungenem Körperbau aber fahlgrauem Au»-
— 78 —
sehen, litt unverkennbar an Leberbeschwerden,
und gebrauchte die Kur einigemal mit dem
günstigsten Erfolge. Seitdem hatte er zweimal
schwere Nervenlieber zu überstehen, und der
Gebrauch des Öberbrunnens fahrte auch dann
noch. jedesmal eine rasche Reconvalescenz her-,
bei* ' Gegenwärtig scheinen die Leberbeschwer-
clen, die sich bisweilen noch gezeigt hatten,
ganzlich beseitigt zu seyn , und der alljährlich
im Frühjahr wiederholte Brunnengenufs in der
Heiniath, scheint unentbehrlich zu werden,
-Wenn er sich eines behaglichen Wohlbefindens
erfreuen soll, denn, letzteres wurde vermifst,
als die Kur einmal übergangen worden war. — *
In dem folgenden Jahre 1816 versammel-
ten sich schon 66 Kurgäste in Salzbrunn, von
denen , ob sie wohl alle ebenfalls recht ernst-
hafte • Leiden zu tragen hatten, wenigstens noch
yor .Kurzem 45 am Leben waren , und des
guten Erfolges der damaligen Kur sich heute
noch erfreuen. Nur einige Fälle erlaube ich
mir einzeln anzuführen.
Der Schullehrer H. zu O., 35 Jahr alt,
litt seit mehreren Jahren an Verdauungsbe*
schwerden, Blähungen, Auftreibungen des' Un-
terleibes und Stuhlverhaltungen bei heftigen
Brustbeklemmungen, sehr üblen Aussehen und •
Schwinden des Fleisches und der Kräfte. Nach
einem 4wöchentlicnen Gebrauch des Oberbrun-
nens mit Molken, hatten sich alle jene Zufalle
theils vermindert, theils gänzlich verloren, und
der genesene Patient blieb auch, trotz grofsen
körperlichen Anstrengungen und vielfachen Ent-
behrungen, die sein mühsames Amt und spär-
liches Einkommen verschuldeten, mehrere Jahre
recht wohl, bis ihn im Sommer 1833 ein hef-
— 79 —
tiger = Schleimfaustgn wieder nach - Salsbnum
brachte, wo er abermals Hülfe fand. . .. ,
Der Candidat S. aus S. , 26 Jahr alt, ein
Sohn gesundet* Aeltern, wurde 18J.3 in Folge
ungewohnter körperlicher Anstrengungen beim
zu ordnenden Landsturm von einem heftigen
Lüngenblutsturz befallen. Der Kranke wurde
auf die gewöhnliche Weise gepflegt, die Ge-
sundheit -kehrte zurück, aber nicht ungetrübt,
denn ein Hüsteln blieb zurück , und zeigte eich
namentlich bei jeder körperlichen Anstrengung
und beim Wechsel der Temperatur. ' Dieses
Hüsteln wurde endlich mahnender durch man-
cherlei andre , Jheils eigentümliche , tbeils con-
sensuelle Leiden, zu denen sich noch eine un-
angenehme Nervenstimmung gesellte. Zweima-
liger Gebrauch des Oberbrunnens mit Molken,
waren zur Heilung hinreichend, und jener Pa-
tient verwaltet schon seit 9 Jahren, bei guter
Gesundheit, ein Predigtamt, welches nicht ge-
ringe Lungenanstrengungen nöthig macht.
Der Kaufmann B. aus B. , damals 36 Jahr
alt, von kachektischem , lebersüchtigem Ausse-
hen, litt an Auftreibungen und Schmerzen in
der Leber bei un regelmässiger Secretio alvi, die
bald als Diarrhöe, bald als Yerhaltung sich
zeigte. Wahrend dem Gebrauch des Oberbrun-
nens vermehrten sich anfangs die genannten}
Zufälle, namentlich die Leberschmerzen, aber
die Folge dieser Kur, und einer Wiederholung
derselben im folgenden Jahr, war und ist eii|
sehr erträgliches Befinden, welches man ge-
gen den frühern Zustand Gesundheit nennen kann»
Frl. von H. aus B., damals 18 Jahr alt,
schlanken Wuchses, und erst 2 mal wahrend
eines langen Zwischenraumes menstruirt, litt
- 80, -
an oft schwer /belästigenden Brustbeklemmun-
gen , bei sehr bleichem Aussehen , jedoch ohne
Husten« Nach 6wocheBtlichem Aufenthalt beim
Gebrauch des Oberbrunnens mit Molken und
der Bäder zu Altwasser, färbten sich ihre Wan-
gen, wurde der Athem freier, flo£s die Men-
struation reichlich , und heute noch beendet sich
die damals Genesene, als Mutter mehrerer Kin-
der, ganz wohl. Hysterische Zufälle Ton ge»
fingerer Bedeutung brachten sie 1829 noch einr
mal nach Salzbrunn zurück, und sie schied
abermals befriediget«
Frl. R. aus 6., 16 Jahr alt, schlank und
zart gebaut, noch ohne Menstruation, litt seit
ihrem 8ten Jahre an einem Husten, der selten
ganz schwieg, und der zugleich mit einer
Schwäche der Luftrohren verbunden war, so
dafs bei irgend anhaltendem Lesen oder Spre-
chen sich Heiserkeit zeigte. Die Patientin
schied aus Salzbrunn nur erleichtert, der Ha-
sten war vermindert, aber nicht gehoben, je-
doch waren Zunahme der Kräfte und des Flei-
schet unverkennbar. Wenige Wochen nach
ihrer Heimkehr traten die Menstrua zum er-
sten 'Mal ein, beinah ohne alle Beschwerde,
und der Husten verschwand gänzlich. Später
starb sie in Folge eines unglücklichen Wo-
chenbettes. —
Aus dem Sommer 1817 und den darauf
folgenden, wird die Wahl unter den jährlich
bedeutend zunehmenden Beobachtungen in der
That schwer, daher mögen wenige für viele
sprechen«
Der Oekonomiebeflissene O. aus O. bei B.
21 Jahr alt, der Sohn betagter schwächlicher
Aeltero, litt seit mehreren Monaten an einem
— . 81 —
heftigen Schleimhusten , an Blasenschmerzen,
Urin- und Stuhl verhaltungen. In Folge dieser
Leiden war der junge Mann mager und kraft-
los geworden , und sein kacbektisches Aussehen,
bei fieberhaftem Zustande, deutete auf eine zu
befürchtende Lungen- und Unterleibssch wind*
sucht, für welche auch die Krankheit von sei«»
jjem Arzt gehalten wurde. Nach 6wöcbentli-
cbem Gebrauch des Oberbrunnens mit Molken
zeigte sich, eine auffallende Besserung, die ifs
der Heimath so zunahm, dab der Patient bei
der Ruckkehr im folgenden Frühjahr zu sei-
- nem Vor th eil ganz verändert erschien, als ein
vollständig Genesener Salzbrunn verlieb , un4
sich wenigstens noch vor Kurzem einer vollen
kräftigen Gesundheit erfreute.
Frau Ob. G.R. F. aus B., 24 Jahr alt,
von gesundem Körperbau, aber sparsam und
mit Schmerzen menstruirt, verlor in Folge ei-
nes* Aderlasses die Menstrua gänzlich , und statt
derselben waren nun seit 6 Monaten zu der
sonst üblichen Menstrualzeit epileptische Zu-
fälle eingetreten. Nach der ersten Woche des
Gebrauches des Oberbrunnens mit Molken, und
der Bäder aus dem damaligen Heinrichsbrun-
nen, trat die gefürchtete Epoche ein, aber die
Krämpfe waren weniger heftig, als sonst, be-
sonders weit kürzer ; und als die Zeit abermals
zurückkehrte, wurde die aus dem aligemeinen
Wohlbefinden der vergangenen 4 Wochen ge~
fabte Hoffnung nicht getäuscht , die Menstrua
stellten sich ein , und das sie verkündende
Zucken hielt nur ein Paar Momente an. Die
Menstruation ist seitdem geregelt geblieben, die
Krampf zufalle sind gänzlich verschwunden, aber
Schwangerschaft ist niemals eingetreten.
Journ.LXXXI.Ba.St, F
— 82 -
Im Sommer 1818 traf der Gymnasiast S.
aus O. zur Kur ein, die ein Bluthusten, die
Folge eines anstrengenden Schrittschuhlaufes,
noth wendig machte. Der Bluthusten war durch
medicinische und diätetische Pflege gehoben,
aber ein beständiger Reiz zum Husten zurück-
geblieben , und wollte den angewendeten Mit-
teln nicht weichen. . Der junge Mann begann
die Kur mit reinem Molken, mischte dann Ober-
brunnen' zu, und trank zuletzt den Brunnen
unvermischt. Im folgenden Sommer wurde die
Kur noch einmal wiederholt, und aus dem
zärtlich gebauten Jüngling ist ein gesunder, star-
ker Mann geworden, der vor jeder Krankheit
seitdem verwahrt blieb, bis er vor 4 Wochen
von einer Febris nervosa - gastrica befallen wurde, '
von welcher genesön, er jetzt wieder seinen Ge-
schäften sich zu widmen beginnt«
Hr. S. 6. aus B. , 36 Jahr alt » von ge-
sunder starker Leibesbeschaffenheit , litt in Folge
eines versäumten Luftrohren - Catarrbs an einer
schon mehrere Monate anhaltenden Heiserkeit,
und erhielt volle Besserung. Zweimal noch ge-
brauchte er in Verlauf der ganzen Zeit die
Kur, aber nicht, weil die Heiserkeit zurückge-
kehrt war, sondern weil mancherlei Unter-
-leibsbeschwerden ihn dazu veranlafsten. In den!
letzt vergangenen Sommer gehörte er ebenfalls
su denen, welche Salzbrunn befriedigt ver-
lieben.
■
Mit dem vorigen Patienten zugleich, traf
der Candidat der Philologie, Hr. H« aus D.,
31 Jahr alt , ein. Bei schwächlichem , mit Sco-
liosis verunstaltetem Korperbau , litt er von sei»
tien Jünglingsjahren an, an .Bluthusten, nnd
Kurzathmigkeit, und letztere hatte bei starkem
— 83 —
Hasten in 3en letzten Monaten so bedeuten! *
zugenommen', dafs er ängstlich 'Hälfe suchte; ■
die ich ihm mit Gewifebeit so Yersprecben
kein Recht zu haben schien. Nach einem 6wo-
chenthxhen Gebrauch der Knr war die Respi-
ration Yiel freier, nnd der ganze Gesandheft** •
zustand / der heim Eintreffen sehr getrübt er— •
schien , 'fiel "besser, und dauerte noch an, alt-
er 1826 die Knr wiederholte. Die Influenza
des Jahres 1830 trag wohl die Schuld, dafs er '
unrettbar der Schwindsucht anhdm fiel , und
1831 das Opfer derselben wurde.
Im Jahre 1819 besuchte ein ähnlicher Kran»« :
ker Salzhrunn zum erstenmal, der Hr. Diacow'
nus L. aus L. , 30 Jabr alt« Ein phthisiscber *
Körperbau und die Folgen eines bösartigen*
Keuchhustens, woran er im Uten Jahre seines -
Lebens gelitten, hatten bis zu den Jüngb'ogs-;
jahren schon oft sein Wohlbefinden gestört,
und nach einer groben mit 'Erkältung ▼erban***
denen körperlichen Anstrengung, wurde 4r als-
Student sogar von einem heftigen Blatsturc be-
fallen. Die Krankheit wurde zwar glücklich-
beseitiget, aber eine Schwäche der Lungen,
die immer Statt gefunden, machte sich yiel
deutlicher als früher bemerkbar. Die Ueber-
nahme eines Predigeramtes Tiefs eine Verschlim-
merung des Zustandes befurchten, die auch
bald dergestalt eintrat, dafs der Patient als ein'
Candidat der Schwindsucht in Safebrunn ein-
traf. Ein nicht zu erwartender Erfolg beglückte
den Kranken, wie' den Arzt, aber die Fort-
setzung körperliche^ Anstrengungen , denen sich
Patient in seinem Amte allzu eifrig, überliefe,
führten neue Rückfalle herbei. -Vier Mal kehrt«
er, in Pansen ron 2 -bis 3 Jahren , nach- Salz-
F 2
— 84 —
braun zurück f upd .immer fead ex folejehte-iT
rung, bis er endlich doch 183JS ä^r J>upgen- ;
ich windsucht erlag.
■ ■ ; ■ . i ■ » ■
Ein Kranker anderer Art, der B. v. S.t \
nahm im Sommer 1820 meine vorzügliche Auf-
merksamkeit in Anspruch* wje Ar dieses ;schon ,
im,. Jahre vorher ,gelhan hatte ,... wo ihn , sein*
Arzt als einen bedenklichen, mit Bluthusten
und eitrigem Auswurf beschwerten- Brustkran-
ken, zur Kur sandte. In diesem J^rnal (März,
1820) gedachte ich des ersten Aufenthalts die-
ses Kranken zu Salzbrunn, wie er schon zwei
Brüder an der, Lungenschwindsucht verloren,
wiP'$r ferner so schwach eintraf , dals er p*r- i
terre. wohnen mufste, weil auch eine, niedrige
Stiege zu. ersteigen ihn erschöpfte, nach 3 Wo--
eben aber alle Berge der Umgegend erstieg,
und sich grobe körperliche Anstrengungen er-
laubte, dann aber noch in Salzbrnnn wieder,
rückfällig wurde« Ich gedachte ferner seiner
groben Nervenreizbarkeit und seltner Geistes-
anlagen. Der darauf folgende Winter war wie-
der übel vergangen, Husien, Blutauswurf und
Fieber, hatten seine Kräfte wieder verzehrt,
und er kam, obwohl beinahe eben so krank,,
als das erste Mal, aber an Hoffnungen stärker,
zurück. Seine Nervenreizbarkeit zeigte sich
diesmal noch auffallender, und der Husten, der
periodisch bald häufiger, bald seltner war, hatte
die Form einer Tussis hysterica* Der Appetit
war sehr wechselnd, bald war gar kein Ver-
langen nach Speisen vorhanden, bald wurde
wieder sehr viel gegessen« Die Stuhlausleerung
war träge. Nach Gemüthsbewegungen, die
leicht herbeizuführen waren . wurde der Hu-
sten f ehr hellig und ging bald in Bluthusten
— 85 —
über« Der Herzschlag, der sonst mafsig wit0
wurde dann heftig , der Puls freuuent und härt-
lich, die Wangen glühten, und die Stimme
verschwand 4 nicht selten, aber zeigte sich auch
in solchen Anfällen Blässe des Gesichts und
.kleine Zuckungen in den 3fuskeln desselben.
.Ein andermal erschien der Husten so, als wäre
.er Tun Tuberkeln abhängig, und der sonst
trockene Husten, war ao.cn nicht ganz selten
mit einem eiterartigen Auswurf begleitet* Be-
jnühungen, den Krauken geistig zu beruhigen,
nebst kleinen Gaben Zink und Hyoscyamus,
^Blutegel, und ein kleiner Aderiafe, beseitig-
ten die Zufalle. Aufserdem muJsle für gewöhn-
lich die Darmaasleerung berücksichtiget und
.eine milde Diät geführt werden. Nach 9 Wo-
chen Yerliefa ;uns der Patient bei Tollen ]£r䣻
ten, and die stürmischen Anfälle der ersten,
Wochen, waren nicht wiedergekehrt Zweimal
besuchte er noch den Brunnen im Verlauf Toa
5 Jahren. Die Zufälle hatten .seitdem man«
nichfaltig gewechselt, aber nie mehr die Lun-
gen bedroht, dabei kehrte der Zustand immer
mehr zur Gesundheit zurück , und meine Nach-
richten sagen : dafs der Patient gegenwärtig mit
Eifer und Thätigkeit ein Amt bekleidet.
FrL M. t.F. , das letzte Kind einer schwind-
süchtig gestorbenen Mutter, 10 Jahr alt, litt
schon seit einigen Jahren an häufigem Husten,
der um so bedenklicher wurde, als das Kind
Auffallend abmagerte. Der Gebrauch des Ober^-
brunnens mit Molken, nebst einer Milch- und
Pflanzendiät, beseitigten nach 6 Wochen den
Husten 9 und stellten die Ernährung wieder her«
Diese Kur wurde noch 4 Jahre lang in der
-Heimatb wiederholt, und das Fräulein befindet
.^ g6 —
e&cb beute noch röcht wohl , . und , durfte da»
.Schicksal der Mutter kaum tbeileo. .
Der Major v. B. aus B , 45 Jah* alt, litt
In Folge militairlscher Anstrengungen, auch
"wohl erblicher Anlage, an bedeutenden Unter»
leibsbesch werden,, die man eine Tabes abäd*
mirialis nennen konnte ; übles cachektisches Aus-
sehen, unregelmäßige Efsluet, ünregehnäfsig»
•Stuhlausleerungen , Urinbeschwerden, Abnahme
des .Fleisches und der Kräfte, nebst ganzlichem
■Verschwinden einer dem Patienten sonst eige-
nen heitern Laün6, liefsen viel befürchten.
Wach dem öwö.cbentlichen Gebrauch des Ober-
brunnens, bei zweckmässiger Diät, beseitigten
sich nach und nach alle die so schliminen Krank-
heitserscheinungen \ und Wohlbefinden trat an
"deren Stelle. ' Dieser'. günstige Erfolg erwarb
JJem 'Brunnen! eine solche Anhänglichkeit de»
Patienten , . dafli er "seitdem "nur ^initial yer->
kadiirte, iede'n Sommer einige Wochen in1 sei*
"liörKähe^M Yerwefled. '!
»• •, §
...In diesem- nämlichen Sommer, besuchte
Splgbrunn in einem, ähnlichen Zustande, die
U3i Jböjt eile Fr,. Gr. St.; aus L» r nur. waren
ihre Kräfte noclj. bedeutender er,scjiöpp:t denn
eine Treppe zu steigen, war ihr unmöglich«
FlpUch und KräftQ. hatte ein schleichend Fie-
ber .aufgezehrt« Die gänzliche Freiheit ihrer
jtftiftwege, die ziemlich sicheren Anzeigen, dal*
Buch kein bedeutendes Organ des Unterleibes
verletzt war, liefsen die Krankheit ßls Tabes
farvosa ansprechen. Sie genas vollständig, be-
findet sich heute vollkommen woh.1., und hat
„den -.Schmerz ertragen müssen , seitdem einen
theuern Gatten und eine erwachsene Tochter,
ie beide damals gesund waren, zu Y*?!ieren.
-.*
— 87 . —
Im J. 1821 kam G., gewesener Feld'
hei ans B. , . 35 Jahr alt, zur Kur. Eine üble^
Abdominal- Farbe, bei bedeutender Abmagerung,
liefe schon Ton der Ferne ein Unterleibsleiden
erkennen > und zwar um so sicherer, als der*
Kranke erzählte: vor einem Jahr einen hefti-
gen Vomitus cruentus überstanden zu haben»
(gegenwärtig war Bluthusten seine Hauptbe-
schwerde. Der Erfolg der Kpr war se gün-
stig, dab der Genesene sich Tor Kurzem noch
sehr wohl befand, denn nicht nur der Blut-
husten war nicht wiedergekehrt, sondern auch die
Unterleibsbesch werden , die er bisher gar nicht
geachtet hatte, ob sie wohl hier das Hauptübel
waren, haben ihn verlassen« Mehreremale noch
wurde der Oberbrunnen seitdem in der Hei-
math getrunken.'
In demselben Sommer traf auch die Frau
Kasernen - Iospector P. aus S., etwa 36 Jahr
alt, zur Kur ein. Ihr Korperbau lieb kein«
Pbthisis befürchten , jedoch war bei Dienstrual-
unordnungen ein sehr lästiger schon lange an-
haltender Husten vorhanden, der in Tuberkeln
seine Ursache zu haben schien , dabei hatte
auch die Ernährung gelitten. Nach öwocbent^
liebem Gehrauch der Kur hatte der Hosten
sich sehr . vermindert , das Allgemeinbefinden
war wieder erwünscht, und später verschwand
der Husten gänzlich. Dreimal war die Gene-
sene seitdem in Salzbrunn zur Befestigung ih-
rer Gesundheit, und so verlieft sie auch im
letztvergangenen Sommer den ihr. werth ge-
wordenen Ort mit grober Zufriedenheit.
Im Juli desselben Jahres meldete sich Frau
S. aus P. zur Kur, mit einem Schreiben ihres
Arztes ,. welches im kurzen Auszüge Folgendes
— 88 —
enthielt;* jJMe Patientin 56 Jahr alt , Mit 20
Jahren schon nicht me^ir menstruirt, war stete
gesund. Seit Anfang des Jahres 1820 aber
lind et sie an einem Schmerz in der linken Nie«
rcngegend, der periodisch wiederkehrte, je-1
doch höchstens 3 Wochen ausblieb-, aber auch
schon am 8ten Tage eintrat. Der Anfall be^
ginut Abends mit- einem nagenden Schmers,
der so zunimmt, dafs sie zuletzt bewegungslos
auf dem Rücken liegen inufs. Gegen Morgen
läfst er etwas nach, t erschwindet dann allmäh«
lig den Tag über gänzlich , und endet die
Nacht mit einem starken Schweifse. Während
dem Anfall wird wenig getrunken, aber viel
heller wäfsriger Urin gelassen, Aufser diesen'
Anfällen ist die Patientin gesund, bat guten
Appetit, schläft gut, trinkt aber sehr wenig.
Die einzige aufzuladende Ursache ist ein un-
terdrückter Fufssch weifs , und kleine Erkältuo-
gen schienen die einzelnen Anfälle zu veran-
lassen. Was ist das Wesen dieser Anfälle?
hatte ich mich gleich gefragt , aber ich bin
noch nicht entschieden, ob die Krankheit ein
Nierenkrainpf sey, oder von Steinen in der
linken Niere herrühre* Die Mittel , welche ich
in Anwendung brachte, waren besonders auf
Beförderung der Hautsecretion gerichtet, so wie
auf die Absonderung der Nieren, Der Kam-
5 her schien mir für diesen Fall geeignet, und
ie Kranke fühlt sich auf seinen Gebrauch et-
was gebessert Die Anfälle sind nicht mehr so'
heftig, sie bleiben länger aus, einmal schon 7
Wochen. Dabei siebt die Patientin wohler
aus. Vergangenes Jahr wurde Warmbrunn
vergeblich gebraucht, ich rathe diefs Jahr Salz-
brunn, und hoffe von seiner auflösenden, auf
die Nieren specifisch wirkenden Kraft, man«
-- 60 -
cfaet Goto fdr die Ladende etc.* Sovteit det
wirkliche, Aaszag <les 'Briefes. Die Kai' wurde
begonnen, die Urinsfccretion, selbst die Darm-
secretion, welche letztere namentlich oft träge
■war, worden vom ersten Tage an gefördert;
4 Wochen vergingen, ohne etwas Wichtiges'
bemerken zu lassen, and der geflüchtete drei-
wöchentliche Terniin (innerhalb dieses Zeit-
raums waren die letzten Anfälle eingetreten)
•^rar vorüber, so dafs die Patientin freudig an.
die Abreise für den -kommenden Tag dachte.
Doch in der Nacht dieses 28sten Tages ihrer'
Anwesenheit, wurde ich plötzlich zu der Kran-
ken gerufen, und fand sie von dem gewöhn-
lichen Uebel aufs heftigste ergriffen , ja sie ver-
sicherte : lange keinen so starken Anfäll ge-
habt zu haben. Jedoch ergab sich : dafs der
Anfall bei aller Heftigkeit schneller, als sonst,
verlief, die reichlichen Schweifte stellten sich
scheu nach Mitternacht ein , und am Morgen
befand sich die Patientin so erträglich, dafs sie
sich nicht abhalten liefs , noch an demselben
Tage, .wie festgesetzt war, die Rückreise an-
zutreten. Mir blieb nichts übrig, als noch et-
was' von der Nachwirkung zu hoffen, wozu
mir die veränderte Form des Anfalls einen klei-
nen Grand gab , und mit diesem geringen Trö-
ste die Patientin zu entlassen. Nach einigen
Monaten wurde mir Gelegenheit zu erfahren,
dafs die Kranke seit jenem Aufalle keinen wei-
teren gehabt habe, und im folgenden Juni hatte
ich die Freude, von ihr selbst , als sie zur
Wiederholung der Kur zurückkehrte, zu hö-
ren, dafs jener Anfall wirklich der letzte ge-
Vfesen sey, obgleich bei einigen Reisen kleio*
Erkältungen nicht ganz hatten vermieden wer-
den können. Noch vor wenigen Jahren erfüll**?
- 90 -
ich, dalk, sich 'die Frau <bei:scbon vorgerücktem.
Alter recht erträglich befnde, an jenem Uebei/
wenigstens nicht .mehr leide». .
1 1 «i
In, der Mitte des Mai'« 1822 war Frl. JE«
Y. D«; aus P. , eine unsrer ersten Kurgäste« .Bei»
zartem, doch wohlgebildetem , Körperhau und
lebhaftem Geiste, 21 Jahr alt, hatte sie schon
seit einem Jahre eine ganze Reihe Krankheits-
erscheinungen an sich bemerken lassen« In dem.
letzten Winter war eine anhaltende Heiserkeit,
die bis zu vollständiger Slimmlosigkeit stieg9
das Hauptleiden gewesen. Aderlässe, Blutegel,
«jufsere Reize in den Luftröhren, und endlich
ein künstliches, lauge thätig erhaltenes Ge-
schwür an denselben, nebst audern innent
woblgewählten Arzneien hatten die Kranke gen
rettet, auch ihre Stimme beinahe vollständig
wiedergebracht, aber die Menstruation war noch,
unregehnäfsig geblieben, und ein trockener kurr
zer Husten beunruhigte noch bisweilen« h%
ialzbrunn sollte die Genesende für die Daxie$
Gesundheit, erwerben. Der Gebrauch des Obe.iv *
brunnens mit .Molken, der reichliche Geouit
van Milch una frischer Luft, wirkten höci^
Wohhhätig, nur zeigten sich hin und wiegst
spastische Zufälle, anfangs leicht vorübergtn
bende Zuckungen, aber nach 4 Wochen, ei*
kataleptischer Zustand, jedoch von kurzer Dauer,
und die Patientin kehrte dem Anscheine nach
genesen in die Heimat h zurück. Das Wohl«
befinden hielt einige Wochen ungetrübt an,
bis in der Mitte des Winters sich wieder spa-
stische Zufälle zeigten , und eine Carditis nach)
dem Bericht ihres wohlerfabrndn leider nicjyt
mehr unter den Lebenden weilenden Arztes,
sie an den Rand des Grabes brachte. Eftdft
- w -
Jfai Iwi »i$ abermals nach Salzbrunn, aber
fiel schwächer und leidender, ab das erstemaf,
jedoch mit guter Stimme tiod nur' geringen!
Hasten, bei, wenn auch sparsamer, aber doch
vorhandener Menstruation. : '' '
* • ' » . . <•*
Der Erfolg1 der Kor zeigte . sich nm so
gBozender, als der Zustand der Kranken die»»
mal trauriger erschienen -war, jedoch, trat die
Besserung abermals mit kleinen schnell vor-
übergehenden Krampfzufällen ein. Nichts desto-
weniger zeigten sich in dem folgenden Jahre
manchmal Krankheitserscheinungen , die noch
io jenen frühem ihren Grund zu haben schier
nen, aber nie bedrohten sie mehr das Leben,
welches seitdem gewib.. noch weniger durch
Unwohlseyn gestört gewesen seyn würde, wenn
der Arzt .über mehr als gewöhnliche Arzneien
gebieten könnte.
Im Sommer 1823 besuchte Frl. A. St. aus
A., 26 Jahr alt, nnsern Brünnen. Bei zartem
Korperbau und aufgeregtem Nervensystem, litt
sie an hysterischen Zufallen, bedeutender Art
und Form, und die Verrichtungen des Darm-
kanals , wie des Uterus ,, waren ungeregelt, die
des letztern sehr sparsam,,, und zuweilen ward
ein kurzer trockner Husten lästig. Mangelhafte
Ernährung bewies die Magerkeit und nicht nor-
male Gesichtsfarbe. Mit täglich zunehmendem
Wohlseyn, welches sich. durch bessere Farbe,
zunehmende Ernährung und ungemein heitere
Laune aussprach, hatte sie den Oberbrunnen
mit Molken getrunken , und voll Hoffnung, ei-
ner . ungestörten Gesundheit entgegensehen zu
können , reiste sie ab. Zwei Monate nach der
Kar fühlte sie mancherlei ihr neue Unbehag-
lichkeilen , pnd unerwartet überfiel sie auf ei-
i
■ n
— 93 —
• ■• r-
«ein, Spaziergange ein Vomititb criftniu$\ nach
dessen Beseitigung erst wahre Gesundheit za-
>ückfc,ebrte, welche durch die Wiederholung;
des Besuches in Salzbrunn befestiget, wü/de/.
Mancherlei gemüthliche Aufregungen fübtteS.
später' die alten sKrankheilserscbeijiungja'n zu-
rÜck9 und auf einer Reise trat auch ein hefd»
ger Arifall tod Melaina ein, -nach .welchem; sje
mehr einer Leiche, als : einer Lebenden ähnlich,
im September 1833 wieder zur Erholung nach
Salzbrunn gebracht wurde.' Nach 6 Wochen
verliefe sie es neu gestärkt, und erfreute. -sich
noch kürzlich des wiedergekehrten Wohiaejrqfc
• '■"■■ ■ ; ■. ....-,
/ ■> .41
' Im J. 1823 sandte mir. ei« Arzt, dertettn»,
Ton' dem ich oben schon einen Auszug. au* , eit-
lem seiner Krankenberichte mittheilte, und deA '
ich überhaupt viel interessante« und "dabei gün-
stige Erfahrungen übejr Salzbrunn verdanke, in-
dem seine Kranken immer sehr glücklich fojr
dasselbe gewählt waren1, der aber leider sei*
nen schonen Wirkungskreis allzufrüh verlassen
mufste, einen 22jährigen Jüngling, B. aus C.^
als einen Candidaten der" Seh windsucht , in
welcher Behauptung ihm die Krankheitszelcheh
und der schwindsüchtige Familienbabitus, denii
eine seiner Schwestern war der Krankheit schon1
zum Opfer gefallen , und einer zweiten st&od
dasselbe Schicksal schpn ganz nahe bevor, ei-
nen hinreichenden Grund gaben* ' Der junge
Mann gedieh bei dem Gebrauch des Oberbrun^
nens mit Molken ungemein, alle so drohenden
Krankheitserscheinungen verloren sich, tinl
scheinbar genesen reiste er in die Hei math zu-
rück. Im folgenden Frühjahr kehrte er leider '
sehr krank wieder, und sein Arzt schrieb mir!:
„dem Ueberbringer leistete Salzbrunn fbrtüf-
\ »
— V3 —
licfrp Dienste, und er befand sich bis Ende
Vergangenen Aprils »ehr -wohl, wurde aber nun
von einem? entzündlichen Leiden der Respira-
tionsorgane befallen , dafs ich bei seinem Kör-
perbau die ungünstigste Prognose stellen mufste,
und dennoch wurde er, zu meinem Erstaunen,'
wieder, hejgestellt. Ein Kesicatorium perper
tuum , Phetlandrium , Myrrhe und Ziegenmilch^
Vtraren die ihm günstigen Arzneien« Sein schlech-
ter Bau höcV die Neigung aller seiner Geschwi**'
ster zur Phthisis, machen doch die Prognosis
afthr'inifftKch." Der Patient brauchte abermals
die Kur mit dem schönsten, allen unerwarte-
ten, Erfolge, trank Anfangs nur Molken, dann
Molken mit Oberbrunnen, und zuletzt mebt:
Brunnen als Molken , und dabei wurde ein«
Milchdiät gehalten. Dreimal war er seitdem
wieder in Salzbrunn, zum letzten Mal den
letztvergangenen Sommer, und nun erschienen
seine Respirationsorgane gesund, aber statt de-
ren stellen sich Unterleibsbeschwerden ein..
Im J. 1824 traf das Fräulein P. aus R. in
Obertcblesien , ein wohlgebildetes lSjähriges
Mädchen zur Kur ein. Ihr Körper war zwar
zart,, aber liefs doch eben keine vorwaltende
Neigung zur Schwindsucht bemerken. Ein an-
strengender Tanz und darauf folgende Erkäl*-
tung , hatten ihr gleich nach der Heimkehr vom
BalUaal einen heftigen Gliederkrampf zugezo- ■
gen, wobei sich in der, Palma manus blau- \
schwarze Flecken zeigten« Der Krampfanfall
ging vorüber , aber die Flecken blieben , uud '
verschwanden erst , afs nach ein Paar Tagen
ein starker Blutauswurf sich einstellte. Seit-
dem blieb eine grofse Neigung zum Husten zu-*
nick, Reiche ihre Angehörige mit Recht be~~
■ « . ii
— 94 —
sorgt machte. Der Husten, den sie mitbrachte,
verlor sich beim Gebrauch der Kur gänzlich,
auch die Neigung dazu ward später nicht mehr
bemerkt, und sie erfreute sich einer ungestör-
ten Gesundheit. Diesen letzten Sommer be-
suchte sie Salzbrunn, Verheirathet und Mutter
eines 6jährigen Kindes 9 um eine »je belästi-
gende Nervenschwache ebenfalls zu verlieren^
welches erreicht zu haben, si6 beina jlbgange
alle Aussicht hatte.
- Im Juli desselben Jahres schrieb mir ein
College: „Die Ueberbringerin ; Frl.'A. au* B«,
ist eine Kranke, bei welcher ich die seltene
Freude hatte , bei wiederholten Anfällen von
Hämoptysis mit pnrulentem Auswurf und deut-
lich phthisischen Habitus, Fieber mit Nacht-
sc h weif serr, durch kleine Blutentziehungen f Di-
gitalis, Kalisaturationen , Leinsaamenthee etc.
eine dauerhafte und unverdächtige Besserung
zu bewirken» Eine scrophulose Diathesis ist
nicht zu verkennen , und zugleich bricht nicht
selten ein der Urticaria verwandtes Exanthem
hervor." Die Reise hatte das Mädchen ange-
griffen , selbst den Husten wieder rege gemacht,
und aufser der Schwäche der Lungen zeigte
sich noch eine grofse Nervenreizbarkeit; - Die
Brunnenkur mit Eselinnenmilch, bekam unge-
mein gut, und wurde im folgenden Sommer
wiederholt. Gegenwärtig ist die Patientin eine
gesunde Frau und Mutter.
„Fr. v. B., geb. Gr. KM von leicht auf-
regbarem Geiäfs - und Nervensystem , litt im,
Winter 1823 und 1824 an wiederholten /Fällen,
von Blutauswurf, mit starkem Husten und ei%
terartiger Schleimsecretion. Salzbrunn mit Milch
that hier schon im Winter gute Dienste f * und
— ya —
ich rathe nur. zur Portsetzung an* der Quelle
desselben mit Eselinnenmilch. Die sie beglei-
tende Mutter litt in der Jugend an demselben
Uebel, Welches gegenwärtig sich noch manch-
mal wiederholt.*' So lautete wörtlich das Schrei-
ben des Arztes, welches mir die PajJentiri den
18ten Juni 1824 übergab. Wohlbehalten, kehrte
Mutter und Tochter zurück, und Üie letztere
befand sich ganz kürzlich noch recht wohl«
Im Sommer 1825 kam der Rechtsgelehrte
Z. aus G. mit seiner, Jiamilie nach «Salzbrunn,
und zwar waren alle Mitglieder derselben, die
Eltern wie die 3 Kinder, recht ernsthaft er-
krankt, die erstem an Hämorrhoidal- und Men-
strualbeschwerden , die letztern .an j&trophia
infantum. Die älteste Tochter, 6 Jahr alt, litt
an den Folgen der englischen Krankheit, ein
Mädchen von 4 Jahren , in noch höherem 'Grade,
so dafsjpa noch nicht allein gehen konnte, das
jüngste, 18 Monat alte Kind aber, war derge-
stalt abgezehrt und entstellt, dafs es- die Phy-
.siognomie eines Greises hatte, die Haut in Fal-
ten um dasselbe lag , und es nicht aufrecht ge-
tragen werden konnte. Die ganze Familie ge-
nas zusehends, das mittlere Kind lernte in Salz-
brunn noch gehen, und vor allen zeigte das
jüngste Kind eine wundervolle Veränderung,
Noch einigemal kehrten die erfreuten Aeltern
mit ihren Kindern zurück, und letztere . haben
seitdem eine, ihrem Alter angemessene körper-
liche Ausbildung erhallen.
In demselben Jahre besuchte auch ein Frl.
t. O. aus M. , die Kuranstalt Bei gesundem
und wphlgebauten Korperbau, litt sie an einef
hohen Nerrenreizbarkeit und gestörten Mettj
«truation, und in Folge dessen an KramjpftB»
\
— 96 —
die in allen möglichen Formen, bis zum Som-
nambulismus 9 sich darstellten. In diesem so
schweren Falle konnte, mein Vertrauen zur Kur
selbst nicht grofs seyn , wenn ich auch einige
Gründe dafür hatte , die namentlich auf die
immer so sichre Einwirkung des Oberbrunneos
auf das Menstrualgeschäft und auf das grobe
Unterleibsnervengeflecht fnfsten. Am 14ten Tage
des Gebrauchs des Brunnens, mit etwas Milch
gemischt, trat ein stürmischer Anfall ein9 der
die mannichfaltigsten, beinahe grauenvollen, Er-
scheinungen darbot, namentlich einen furchter-
regenden trockenen -Husten, in welcher Form
der Krampf auch früher sich am beharrlichsten
gezeigt hatte, und dem stets, sehr beschwerliche
und anhaltende Brustschmerzen nachgefolgt wa-
ren» Nach etwa 12 Stunden minderten sich
die einzelnen Krämpfe, der Husten verschwand
endlich auch, und die gewöhnliche Schwäche
erinnerte nur noch nächst den Brustschmerzen
an den überstandeoen Sturm, wo Lachen, Sprin-
gen , Husten , Starren , Gliederdrehen und Irre-
reden rasch mit einander abgewechselt hatten*
Die Kräfte aber kehrten nach der Versicherung
der Patientin und ihrer Umgebung diesmal ra-
scher zurück als sonst, und die Brustschmer-
zen dauerten eine viel kürzere Zeit, so dafs
sie recht wohlbehalten, 4 Wochen nach diesem
Anfall, heimkehrte« Das Jahr darauf schrieb
mir ihr Arzt: „Frl. v. O. befand sich während
des ganzen Winters recht wohl, in diesem
Frühling erhielt sie eine Febris tertiana, wel-
che nach Yorangescbicktem Salmiak das Chi-
nin, sulphur. bald heilte. Aus vollem Herzen
wünsche ich, selbige Ihnen noch einmal schicken
zu können." Spätere Nachrichten bestätigten
die vollständige Heilung des Fräuleins.
■ — 97 -~
Biete wenigen aus vielen ähnlichen heraus-'
gehobenen Beobachtungen, mögen wohl hin«
reichend seyn, nicht nur die Einwirkung der
Salzbrunnenkur , wozu auch Molken undsMilch,
und gesunde Gebirgsluft das ihrige beitragen,
überhaupt zu bestätigen, sondern auch die Dauer
derselben nachzuweisen. In den spätem Jah-
ren mehrten sich, nach Maa&gabe des stärkeren
Besuches, diese Beobachtungen,. .und sind oft
durch die Art und Weise der Krankheit", von
noch höherem Werthe, wenn ihnen auch für
jetzt noch der "Nachweis der langen Onu^r föhtyf
Ist es mir vergönnt, so dürfte ich aus den letz-fc
ten Jahren noch manchen interessanten Fall,
namentlich auch solche, wo .die Kur keinen
günstigen Erfolg, oder doch ihn nur für eine
kurze Zeit erreichen konnte, in diesen Blättern
mittheilen«
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«"3ie YViriuloge* des schwefelsauren* Kopfe«'
"' : " m'def Mageber wefttiung /. * ;-
• ■•■•
Von
Dr. G. E. F. Dürr,
practizirendem Arzte nnd Oberamts -Arzt zu Hall
in Würtemberg.
{Schon seit dem Jahr 1826 habe ich bei klei-
nen Kindern , besonders im Sommer , in den so
gefährlichen Diarrhöen und Brechruhren , die
Kraft der gereinigten Thonerde {ArgUla depu-
rata) versucht und gefunden, dafs sie empfoh-
len zu werden verdiene. Das wiirtembergische
medicinische Correspondenz- Blatt (Jahrgang IL
Nro. 4. S. 18) enthält schon allgemeine Be-
merkungen darüber ; meine Erfahrungen im Jahr
1833 und 1834 bestätigen sie noch mehr*
Man kann ihr wirklich etwas Eigentüm-
liches nicht absprechen , sie mag allein in pas-
^ 99 —
sendem flussigem Vehikel, oder Ip Verbindung,
namentlich mit der Aq. oocymuriat, *) in Fällen,
wo schweres Zahnen mit grobem Fiebejrstiwn,
wo eqcephalitische Leiden mit den Er#cbeinun~
gen der Brechruhr cojnplicirt sind, enge wen*
det werden» Sie wirkt sehr verschieden voa
kohlensaurem Kali und Magnesia, sowie den.
dienen verwandten Abgorbentien; — sie kann
i\a ersten Zeitraum der Krankheit, wo, der
Fieberaufreizung wegep , salzsaures und koh-
lensaures Eisen **) und Opium ***) nicht pas-
send sind, und der rapide Verlauf der Krank-
heit doch schnelles und bestimmtes Handeln
gebietet, angewendet werden, -— sie hilft, wo.
ich mich nnter ähnlichen Fällen und Umstän-
den Tön diesen Adstringentien , sowie von der
Aqua oocymur. ****) verlassen sah, und möchte
Tor dem essigsauren Blei *#***), wegen seiner
suspectea und dem zarten Kindesalters sehr
feindseligen Wirkung, einen Vorzug verdienen«
•) Wiederholten neueren Prüfungen zu Folge, zersetzen
sich beide Arzneistoffe nicht; auch ßalomel, wenn
es dabei nöthig, erleidet keine Veränderung»
**) v, Autenrieth, Tübinger Blätter für Natur- und Arz-
neikunde. Bd. 2. St. 1, Nro & — v. Pommer Hei-
delb. ctin, Annalen. 1826. Bd, % — Schwarze, C, F.,
Prakt, Beobacht und Erfahr. Dresden 1827» — Cam-
merer, C, W»y Versuche über die Natur der krank-
haften Magenerweichung» 1828* Cap. 5,
***) Vogel, <D., in Ruat Mag. für die g, Heilkunde.
BerUn 1828. Bd. 26. Hit, 2. XI.
****) Biotins , Ef> in Hust Mag, f. d. g, H, K. Bd.
Heft 3. XVI,
*****) Lftidlaw, W9f hond. med. gazette in Frm
Notizen für Natur- und Heilkunde. -Nr. 3« Bc
1829. 8. 41. — Autenrieth H. mediz. Convers
Ton Dr. Hvhnbaum etc. 1831. Nr. 32. S. 25L
G 2
— < 100 —
Aber die Argilla mufs, wenn Notzed'Yon
ihr erwartet Werden »oll, in starker Dosis an-
gewendet werden, in stärkerer, als Hofrath
Ficinus sie zu geben reihet; dieser giebt einem,
'jährigen Kinde *) nur Scrup. § bis Scrup. 1^
Was in Weniger heftigen Fällen genügen mag,
in sehr gefährlichen und rapid Verlaufenden aber
Unznyetfäfsig ist. Ich wandte sie tu Drachm. §
bis Drachin. 1 in einem passenden Vehikel von
Unc. 1 bis lj in 24 Stunden an. — ■
Die epidemische Constitution des Frühlings
(1834) war die rheumatisch - gastrische , oft init
Torherrschendem entzündlichem Factor, die des
Sommers die entzündlich- gastrische (erysipe-
latose). ."'.;:.,...
Unverkennbar war Ergriffenseyn dejtSobleini-
häute, im Frühling der der Luftwege, imSoihmer^
der des Nahrungpkanala, daher die sehr häufigen
und heftigen Catarrhe; die krampfartigen bis
zur wahren Tuss. convulsiva sich steigernden
Husten, und Schleim - und Friesel - Fieber.
Von den Erscheinungen des hohem Gra-
des dieser sehr akuten Brechruhr, wo daaTJe-
bei binnen 2 — 10 Tagen verlief, erwähne ich
diejenigen, die sich jnir in den beobachteten
Fällen darboten, kürzlich: 1) Anstrengungtlo-
ses, gufsweises Erbrechen einer Masse von
säuerlich riechender, bald dickerer, bald dün-
nerer Flüssigkeit; 2) Durchfall, -der bei mehre-
ren dieser Kinder schon 8 Tage, selbst länger,
"da war, zu dem sich auf einmal Erbrechen ge-
sellte, was die Eltern ängstigte, und zur ärzt-
*) Ficinus in Rust Mag&z. Bd. 12. Heft %. — • Wen
und Seiler in d. Dresdner Zeitschr« für Natur- and
Heilkunde II!. 1.
- 101 -P-
liehen Hülfe gewissermafsen -nötbigte. 3). Zu-
.sammenfallen und schnelles Abnehmen oder Ab-
magern des ganzen Körpers, besonder» aber
Einsinken 3er grossen Fontanelle, der Augen
in ihre Hohlen, Blässe, Entstellung .und Klei-
.iierwerden des Gesichts, kalte Hände und Fülse,
--bei heiüsem Hinterkopf . mehr . oder , weniger:
.merkbares Fieber. 4) Betäubung ohne Bewufst-
.seyns- Störung (Jgrypnocoma) ; sab man die
Kinder an, so weinten oder schrieen sie. 5) Un-
ruhe, Schreien oder Wimmern, Drängen,, you
.einem Arm der Wärterin zum andern zu wan-
dern , Anziehen der FiUfe an den Leib. 6) Mäiv-
.gel an Appetit bei grofsem Durst. 7) Verschwin-
den (oft binnen 12 — 36. Stunden) einer kurzer
oder länger schon vorhanden gewesenen Haut-
schärfe (von den Hebammen Gelbsucht -Schärfe
genannt), oder eines frieselartigen Ausschlags,
.der, je jünger das Kind, um so weniger fehlte,
um so mehr gewürdigt seyn wollte, ata er zu-
gleich als Product des herrschenden Krankheits-
ebarakters angesehen werden durfte, und von
seiner Erhaltung auf der Haut, oder von sei«
nem Wiedererscheinen , wenn er verschwunden,
critische Entscheidung , — und mehr oder we-
niger der glückliche Ausgang der Krankheit —
abzuhängen schien. 8) Steifheit im Nacken.
. 9) Die blasenartige, der Lage des Magens ent-
sprechende, vom linken Hypochondrio gegen
die Präcordien laufende Auftreibung, die ich
aber auch suhon bei Kindern i die nicht an Ma-
generweichung litten, oder sie späterhin beka-
men, beobachtet habe.
Bei der Behandlung schienen mir zu wür-
digende Momente :
1) Das unverkennbar reizende Krankheits-
* Product des Magens und Darmkanals zu invol-
-»• 102 —
Viren , möglichst »I neütralisiren * ihr tent-
spracben Mueüaginosa tum Oleosis und .die
Argilla*
. 2) Das Hautorgan mehr 20 bethätigen, den
Schmerzhaft erregten Magen und Darmkanal za
besänftigen; dies geschah durch das Eactr. Ci*
tut. und durch wundmachendes Streupulver.
Die nächsten Erfolge waren : seltner er-
folgende Stühle , Verwandlung der grünen Farbe
derselben in die gelbe % Rahe, Wundwerden
Zwischen den Hautfalten des Halses und des
-Ingnens, Entwickelring eines frieselartigen Aus«
Schlags , und kritifcdie Entscheidung.
3) Würdigung des Fiebers* Die enteünd-
' liehe Verwickelung, namentlich die encephaliti-
sche, bei schon vorhandenem, oder durch den
Krankbeits - Aufruhr erst recht aufgeregten
Zahntrieb.
Bei Wochenkindern und Säuglingen wurde
■ das Fieber oft schon allein durch Aq* otcymur*
beschwichtigt; bei älteren Kindern, oder bei
heftigeren Fällen überhaupt wurden Blutegel
Je nach Umständen auf die Herzgrübe, oder
hinter den Obren nötbig; der trocknen Haut,
der Kälte der äufsern Tbeile, der Betäubung,
entsprachen Bäder aus Chamillen und Lauge
•tnit kalter Beträuflüng des Kopfs.
Unter den bereits im Allgemeinen erwähn«
ten äufserlichen Mitteln, waren mir bisher Ton
besouderm Werth: '
1) Ein nach dem Alter des Kindes von der
Grobe eines Thalers, bis 2u der einer obern
Kaifeetasse gestrichener Teig, aus einem hal-
ben Löffel toII Senfmehl, und einem Kaffee-
löffel voll zerstofsenen Nelken mit Branntwein
oder Kirschengeist bereitet
— 108 —
2) Zur Fortsetzung ' der' ftotagonistifchftt
Reizung ,' ein Cataplasma ans Lein , Chainii-
leo und Brod mit Milch, bis weilen aber auch
mit Wein gekocht, dem log wer, Zimmet und
Nelkenpulver, jedes zu 1 Kaffeelöffel toU .bei-
gemischt und alle 2 Stunden wiederholt wurde.
Ich ziehe diese den Weinfojnentatibnen mit
aromatischen Kräutern deshalb vor, weil nicht
.'so schnelles Erkalten möglich, nicht so schnel-
les Wechseln toothig, und nicht die starken
; Gerüche, die dem zarten kindlichen Organis-
mus durch Betäubung uachtheilig, sieb ent-
wickeln. -Neben der beruhigenden Wkkudg
wird durch dieses Cataplasma eine seh weif s-
. treibende erzielt, ;und erhalten; ich aaji Kinder
darauf feucht werden, nachdem sie/ mehrere
fTage trockene Haut hatten.
Diese Ueberscblage 1 bjia 2..TCfig$ fortge-
setzt, vertausche ich
• 3) -wenn die Hautreizung der Unterleibs-
' decken noch fortdauern, und nichts Nasses mehr
' angewendet Werden soll , mit Flanell- Lappen,
die mit etwas Geistigem besprengt , mit obigen
Gewürzen bestreut, gewärmt aufgelegt wer-
den • — Ein ferneres äufserliches Mittel sind
4) Klystiere aus Hollunder und Leinsaa-
men, denen ein, mit 1 Ltjffel voll Leinöl zer-
rührtes Eigelb zugemischt wird. In diesen, so
-wie in andern acuten '.Krankheitsfallen, wo
die spröde trockne Haut wirksamen Mitteln
trotzte, sah ich auf diese Hollunder - Klystiere
Transpiration erfolgen. — Endlich bediene
ich mich
5) eines wundmachenden Streupulvers. Auf
den Nutzen des Seidelbastrinden -Pulvers zu
diesem Zweck, das immer frisch präparirt seyn
^ 104 —
mufft, machte Hr. Kanzler v. Jutenrieth be-
kanntlich aufmerksam* Bei Kindern unter
■ f Jahr bleibt die Wirkung nicht aus, bei äl-
teren mifslingt et aber nicht selten, weil die
Baut schon weniger zart ist. Daher mische
ich dem Pulv. Mezer. Calomel, in sehr drin*
§ enden Fällen Sublimat bei, und erreiche meine
Absiebt TQllkommen; die Hautstellen werden
-binnen 6—* 12 Stunden roth, und einen halben
'Ibis ganzen Tag später feucht und exeoriirt.
-Will das Pulver an den beabsichtigten Stellen
nicht hängen bleiben, so lasse ich diese vor-
her mit etwas Speichel benetzen, oder mit ei-
nem fettig ^gemachten Finger bestreichen, —
Ton 67 Kindern, vom Qten Tag nach der
7 Geburt an bis zum Alter von £ 7ahren (ältere
Kinder rechne ich nicht hierher, ihr Erkranken
der Art war seltner, und die Hülfe leichter),
die an Brechruhr in den Jahren 1833 u. 1834
erkrankten, verlor ich 7.
Kurzlich nur einige Fälle, vorzüglich der
. Section und ihrer Verwickelung wegen:
I. Drei Fälle von unglücklichem Ausgange*
1. Gastro- Malacia aeuiissima* Ein Knäb-
. eben von £ Jahren , ohne Muttermilch, ernährt,
magert im Verlauf einiger Wochen merkbar
ab, wird verdrossen, hat öfters Hüsteln und
Laxiren , wobei grüne, gekochtem Spinäte ähn-
liche, sauerriechende Stoffe abgehen , ohne be-
sondere Äuftreibung des Unterleibs, und ohne
Schmerz bei Berührung und Druck auf densel-
ben, Durst grofs, Appetit fehlt.
Den 24. Aug. 1832 Erbrechen , grüne stin-
kende Diarrhoe, blasses Gesicht, heifser Hin-
terkopf, Bohren mit demselben , aufgetriebene
i . — IM —
Jttagengegend, Kälte der Gliedmafsen, leichte
Convulsionen, Agrypnocoma, Steifheit im Rück-
.gratb, nicht heftiges. Fieber; — Blutegel, Emul-
sio arabica cum jtrgiUa depur. et uiq. oxj-
TKur.y — Klystiere, Gewürz -Uebersehkige Wei-
hen erfolglos« <
Am 2ten Tag liegen die Augen tief in ih-
ren Hohlen, die Eltern glauben das Kind zwar
besser, der Pols aber kaum fühlbar, gröfste
Unruhe. Auch Bäder sind vergeblich. Fast alle
Krankheits- Erscheinungen lassen nach, Rubig-
^verden, Tod«
Die Eltern des Kindes sind gesund« die
Mutter ist venöser Constitution, hat schon oft
.geboren, die unmittelbar zwei vorher gebornen
Kinder starben eben so schnell ,und an dersel-
ben Krankheit, bei jenen fand keine Section
' Statt.
Bei diesem ergab die , 27 Stunden nach
eingetretenem Tode vorgenommene , folgendes :
Pericranium ganz dunkelblau, die harte Hirn-
haut mit dem Cranium verwachsen, die venö-
sen Gefäfse aufsen und innen strotzend, zwi-
schen den Gyris gelatinöse Feuchtigkeit, auf
der Basis Cranii 2 Löffel voll blutigen Serum,
Gehirn sehr grofs« die beiden Seiten -Kammern
leer, die. Plexus choroid. voll Blnt, die Tha-
lami ganz weich, auf dem kleinen Gehirn
Itlebriche Flüssigkeit, im vierten Ventrikel
kein Wasser. Das Parenchyma des verlänger-
ten Rückenmarks auffallend geröthet, die Ge-
fäfschen wie injicirt, um das verlängerte Mark
liertfm 2 Kaffeelöffel voll blutiger Lymphe, die
sich einen Zoll weit im Kanal hinunter erstreckte«
das rechte Herz sehr weich, der Magen zusam-
mengefallen, dessen Häute ganz mürbe, ein Drit-
theil der linken Seite desselben in einen gelatinösen
i- 106 —
\
Brei verwandelt , im Magen »rund «in Loch, eine
HaselnüTs grofs , Milz und Nieren natürlich. '
2. Ein 20 Wochen alles Mädchen gesun-
der Aeltern, künstlich aufgefüttert, Tön Anfang
seines Lebens verstopft, litt von der lOten
Woche an Durchfall, wurde bleich, magerte
ab, bekam ein leidendes Aussehen. Bisher
halfen immer Schleim- Emulsionen mit gerei-
nigter Thonerde.
Am 8ten Febr. 1834. Einigemal Erbro-
chen, Durchfall, Bohren* mit dem Kopf; gro-
sser Durst, Unruhe, Schreien, wenn Jemand
es ansah. Alles Genommene Wird weggebro-
chen , Blutegel werden gesetzt. Nachts 9 Ubr
*• gräfsliches Schreien, ohne besonderes Pietet,
kalte Wangen, Hände und'Fufse, es Weißt
4tein Klystier; um 11 Uhr erfolgt der Tod; naeh-
i dem es eine Stunde vorher ganz ruhig ge-
worden.
Section. Die grofse Fontanelle noch sehr
offen, Gefäfse der Hirnhäute' voll Blut, die
Kopfknochen fast nur wie dickes Papier, Hirn-
substanz sehr weich, auch die Theile der Ba-
sis Cerebri, im Rückenmarks - Kanaji blutiges
Serum, die Rückenmarkshäute um die Medulla
oblongata herum entzündlich geröthet. Alles
andere natürlich, mit Ausnahme des Mageos,
dessen Häute aufserordentlich blafs, sehr weich
und leicht zu zerreifsen ' waren.
3. Ein 7 Monat altes Mädchen, von einer
gesunden Mutter geboren, aber einem hekti-
schen Vater gezeugt, das nur 14 Tage lang die
Brust erhalten, bekam in der 12ten Woche,
Mai 1S34, schnell heftige Diarrhoe, Erbrechen,
und fiel sehr zusammen. i '
Emulsio arab. c. uirgil. depur. et Extr. (X-
cut. — Besserung, — Gedeihen.
— 107 —
Den löten Äugost« Von neuem starke Diar-
rhoe and Erbrechen % Fieber, Husten, Entstel-
lung der Gesichtszuge, gröbliche Unruhe, plotz-,
liches Aufschreien, Betäubung, wie beim Hy-
drocephalus acutus , Bubren mit dem Kopfe«
Einige Blutegel auf die Herzgrube, ArgüL o.
Aq* oxymur., scharfe Salbe auf den Kopf,
Gewürz- Ueberschläge über Magen und Leib.
Am 3ten Tage der Krankheit ab es wie-
der etwas Brei, die Elfern glaubten die Klein*
besser, sie war aber schlechter. Blutegel an
die Schläfe, ein Laugenbad, Moschus, — al-
les vergeblich. Es verschied Abends' 8. Uhr
ganz sanft, nachdem es| 2 Stunden vorher still
geworden.
Section. Ueberfällung des Gehirns von
Blut, wie bei am Hydrocephalus acutus Ver-
storbenen , in der Gegend von der grofsen Fon-
tanelle Bluterguis von einem halben Kaffeelöffel
voll, auf der Basis Cranii lj Efsloffei voll
blutigen Serum, die Ports Varolii härtlicher
wie gewohnlich , alle Ventrikeln leer , im Rük-
kenmarkskanal, besonders um die Medulla oi-
long. herum, ziemlich blutiges Serum. Aufser
einem noch Brei enthaltenden , sehr dünnhäu-
tigen, blafs aussehenden Magen, dessen Schleim-
haut einen gallertartigen Ueberzug hatte, durch-
aus nichts Widernatürliches, auch die Gedärme
sahen ganz Mab aus.
IL Fälle mit glücklichem Ausgang.
4. Brechruhr. Ein 8 Wochen altes, schwäch-
liches, durch Milchzucker ernährtes, von schwäch-
lichen Eltern abstammendes Mädchen bekam,
nachdem es schon einigemal leichte Diarrhöe -
Anfülle überstanden, plötzlich Erbrechen und
. _ 108 —
Durchfall, fiel am ganzen Korper zusammen;
schrie heftig, zog die Füfse au den Leib, war
heifs an Händen und Kopf, die Sedes wa-
ren grün.
Den 22. Jal. 1833. Verordnung: Rec. OL
jtmygdah dulc. drachm, 7. o. VitelU Ovor*
q. s. subact. add. Mucilag. arab. Syr. jitth.
ana «Tic. ß. Argih depur. Aq. Cinnam. sm
ana drachm. ß. * Alle 1 bis 2 Stunden 1 Kinder-
loffel voll; — ferner wundmachendes Streupul-
ver aus Cdlomel und Cort. Mezer. alcohoL ana
hinter die Ohren, unter die Achseln und, zwi-
schen die Falten der Inguinal - Gegend , da ein
Ausschlag durch die Epidermis hindurch schien,
ihm aber die Kraft, durchzubrechen fehlte.
Den 24. Juli. Die Oeffnungen minder häufig,
gelblich, mehr Buhe, Schlaf, — Hitze ver-
schwunden. Die Emulsion wird wiederholt, aber
noch Argil. depur. drachm» ß. beigesetzt Alle
2 Stunden 1 Kinderlöffel roll.
Den 26. Jul. Alles in Ordnung, das Kind
afs, trank, schlief, sah wieder lebhafter um
sich und konnte als hergestellt betrachtet wer-
den. Es erschien frieselartiger Ausschlag am
Leib, Brust und Hals, der erst nach 14 Tagen
sich durch Abschuppung verlor.
5. Aehnlicher Fall. Das fjährige Knäb-
chen eines Lebküchners, hatte schon einigemal
Diarrhöe, Ton der es durch den Hausarzt mit-
telst Pulver aus Ammon. carbon. gr» £, Calemel
gr. yg, Gumm. arab. gr. iv. Alle 3 Stunden
gereicht, immer wieder befreit worden war.
Den 26. Jul. 1833. Heftiges Schreien, Diar-
rhöe mit grünen Stühlen, colikartige Schmer«
zen, schnelles Verschwinden eines hinter den
— IUI) —
w
Obren gehabten Aasschlags, Fieber« Die cwei
Tage vorher angewandten obigen Pulver halfen
nicht. Verordnung : Rec. limuls. oleos. c. Vitell*
Ovor. parat, unc. j. Syr. AU h. wie. ß. Argill.
depur. draohm. ß. Aq. Cinn. s. drachm. /•
Extr. Cicut. gr. ij. Alle Stunden 1 Kinderlöf-
fel voll. Wundmachendes Streupulver.
Den 27sten. Kaum etwas besser, Eidob-
ter-Klystier, Fortsetzung der Emuls.
Den28sten. Verminderung der Stuhle, mehr
Ruhe, weicherer Leib , Abgang yieler Blähun-
gen, kein Erbrechen mehr. Reit. Emuls* add*
Argil. depur* drachm.. ß.
Den30sten. Herstellung, au Hals und Brust
Ausschlag, der in den nächstfolgenden Tagen
allgemein wurde.
ö# Acute Magen- Erweichung. Betrifft ein
11 Tage altes,, schwächliches, aber scheinbar,
gesundes Mädchen, das durch Milchzucker er-
nährt , dessen Vater aber gesund und stark ist*
Im August 1833 verloren die Eltern ein
Kind in gleichem Alter binnen 3 Tagen an den
Symptomen der Magenerweichung.
Es erkrankte schnell (im Aug. 1834) an
Diarrhoe, wobei die Stühle bald wie Letten,
bald spinatgrün aussahen, Schreien, Unruhe»
rotbe Zunge, heifse Haut, aufgetriebener
Magen., Verordnung : Rec. Ol. Amygd. c. Mu-
cilag. arab. ana drachm. ij. Syr. Älth. uno. ß*
Argill. depur. drachm. ß. Aq. L*aur. C. scrup. ß.
Ständlich 1 Kaffeelöffel voll. Es wurde bes-
ser, — 7 Tage nachher dieselben Erscheinun-
gen mit Scfawämmchen im Mund, frieselähn-
lichem Ausschlag auf dem ganzen Körper. Die-
selbe Verordnung mit Extr. Cicut. gr. j. stünd-
lich gereicht. . — Wieder hergestellt.
. i
i
— 110 -
. . , im . Alter von 3 Wochen abermale . Diar*
rhoe (24. Aug.), Erbrechen r Anziehen* der Ffi»
te«D den Leibi Schreien >. Unruhe, Verblas-
sen, JHässerwerden des Ausschlage Dieselbe
Verordnung mit Extr. .Cicut. c. Rad. Ipecac*
ana grj., Klystiere, Gewürz - Cataplasmen,.Can«
tbaridensalbe hinter die Ohren, scharfes Streu-
pulver zwischen die Hautfalten am Halse, in
die Achselgruben u. s. w.
.' Zweiter Tag, Nachts der gleiche Znstand,
nur die Diarrhoe nicht mehr so häufig, Aus-
schlag kaum* noch sichtbar, Steife im Ruck-
grath ,. Strecken und Dehnen der Glieder. Fünf
tnal waren spinatgräne Oeffnungen erfolgt, —
Händfe und Hinterkopf heifs, Augen' etwas
eingefallen, ebenso die grofse Fontanelle,
leichte Zuckungen mit halb erstorbenem Blick,
Üb Wechselnd mit Schleien, wobei die Augen
\yieder etwas lebendiger aussahen. Reo. Mu-
tÜ. arab. Syr. Alth. ana unc. ß. Argill. depur.
iipir. Mind. ana dr. ß. Pulv. Ipecac. gr. jm
Extr. Cicut. gr.iy S. Stundlich 1 Kaffeelöffel
toII, Kl/stiere« Fortsetzung mit Allem«
. .Dritter Tag« Die Nacht besser, 4 mal
gelbe Oeffnung, nicht mehr so wässerigt, Aus-
schlag an den Händen wieder sichtbarer, Haut
feucht, hinter den Ohren wund, am Hals, so
wie unter den Achseln blofo roth, noch nicht
nässend, die Augen verrathen mehr Leben, mehr
Buhe; Zeichen ron Mundfaule» — Alles wird
fortgesetzt»
Vierter Tag. Nur einmal Oeffnung, die Augen
liegen nicht mehr so tief, Wundseyn am Ge-
säf» und am Hals*. Die Emulsion wird wie-
derholt, aber noch J Scrupel Thonerde dazu
gethan (im Ganzen 2 Scrupel).
111
Fünfter Tag. Das ganze Aassehen, sowie
die Augen natürlich, ebenso die Fontanelle,
Fat geoiefst etwas, hat 3 mal gelbe Oeffnung,
und ist an den Weichen , wo es gestreut wurdeK
geröthet; Die Emulsion wird wiederholt, nicht
mehr 1- sondera 2stündlich gegeben.
Sechster Tag. Unruhige Nacht, wieder mehr
entstelltes zusammengefallenes Aussehen, 3 mal
Oeffnung von Lettenfarbe« Rec. Reit. Emuls. add.
j£t[. Cinn. s. drachm. ij. Extr, Aurant. gr. iv.
Siebenter Tag. Wieder wie am fünften
Tag, und ist bis. jetzt (14. Sept. 1834) ganz
gesund und gedeiht.
Aehnliche Fälle, glücklich verlaufen und
ebenso 'behandelt, könnte Ref. von diesem Jahre*
allein eine ganze Reihe anführen.
7. Brechruhr mit Asthma - thymicum* — *
Kupfervitriol. Ein Knäbchen von 4 Wochen
mit schwarzblauem Gesicht geboren, dessen
Mutter schwächlich, reizbar, viel mit Rothlauf-.
Krankheit zu thun hat , dessen Vater nicht zu
den robusten gehört, und vor mehreren Jahren
von Lues ergriffen gewesen, war in den ersten
8 Tagen seines Lebens ganz wohl, aufser da£s
es, so oft ihm die Brust gereicht ward, den
Alhem anhielt, und absatzweise ganz eigen-
tümlich fein schrie, was täglich öfters wie«
derkehrte. — Die folgenden Wochen darauf,
-während welcher die Mutter nicht genug Milch
erzeugte, gab man dem Kinde nebenbei 2 jjlal
täglich, etwas dünnen Mehlbrei, worauf es auch
jedesuial diesen krampfhaften Zufall im Halse.
bekam; in der Nase war es verstopft, und,*
wiß es 4 Wochen alt war,, stellte sich die
Respiration* -Störung beim Aufwachen aMS dem
— ' 112 —
Schlafe ein, wobei es bläulich wurde, cu er«
sticken drohte, so dafs die Matter jedesmal N
den Schlaf des Kindes und den Moment, wo
man es nähren sollte, fürchtete,
Nun erkrankte das 4 Wochen alte Kind
auch in anderer Art. Zu leichten Zuckungen,
die bald in den Armen, bald im Leibe zuerst
anfingen, sich aber dann nach dem Hals zogen, und
welche sich durch heftiges Weinen, und hellklin-
gendes Geschrei zu erkennen gaben , gesellten
sich Diarrhoe, Erbrechen, Hasten, mehr oder
minder starkes Rasseln , auf Schleimanhäufung
in den Bronchien und der Luftröhre hindeu-
tend, Fieber, grobe Unruhe, aufgetriebener Ma-
gen, mangelnder Appetit und Urin -Abgang«
Med. Emuls. oleos. c. VitelL Ovor. Kali carb*
ütiduL — Alle 3 Stunden Mosch, Calomel% FL
Zinci ana gr. J. — Ein Blutegel' .auf da»
Grübchen oberhalb der Sternalgegend«
Den 19. Novbr. 1833. Die Nacht yiel Boh-
ren mit dem Kopfe, 2 mal Atbemanbaltenf
Zucknngen'bis um 1 Uhr, dann Ruhe bis Mor-
gens um 8 Uhr, jetzt wieder Rasseln, das Kind
sieht bläulich um Nase und Mundwinkel aus, die
Augen sind etwas eingefallen, auch die grobe
Fontanelle* Rec. Vitr. coerulei gr. T^- MokUu
gr. £, Rad. Liq. gr. iv. Disp. dos. V1H* S.
Alle i Stunden 1 Pulver, nach mehrmaligem
Erbrechen aber alle 2 — 3 Stunden 1 P., da-
bei stündlich von einer Emulsion aus MudL
arab. Syr. AHh. and unc. ß. Argil. depur.
unc. ß. Extr. Cicut. gr. ij.
Mittags 12 Uhr« Das Kind erbrach sich aufs
erste Pulver, sieht heller aus den Augen, das
Livide aus dem Angesicht ist verschwunden, Hu-
sten unbedeutend, Athem leichter, freier, viel
Uriniren-, hält den Athem nicht mehr an«
— 113 —
Den 20; Not. Nur 2 mal Oeffnung , gelb
Statt gtiiDi «die ganze Nacht; viel Urin, kein
Erbrechen, einmal die Respiration»- Störung.
Reit. Emuls., die Pulver fortgesetzt, aber nur
alle 3 Stunden.
• * ■ ■
Den 21. Nov. Der gestrige Abend, sowie
die Nacht ^arganz gut, es erbrach sich auf das
Pulver nur noch einmal, trank an der Brust,
ab etwas Brei ohne folgende Athemstorung»
Drei Qeffnungen, Urin reichlich, Haut feucht,
nicht beifs, ohne Fieber; Reit. Pulv. VürioL9
täglich . nur 2 — 3.
Den 22. Nov. Blofs noch Unruhe, Oeff-
nung in Ordnung ; Pat. ibt und trinkt ohne Er-
stickungsanfälle , nimmt die letzten Pulver, alle
Paar. Tage ein Klystier aus Baldrian und Hol-
länder zur Erhaltung der 'Transpiration.
Den 3. Dec. Alles geht ganz gut, das
Kind gedeiht und ist bis jetzt (Jim. 1835, wo
es 1§ Jahr alt ist), einige Zahnbeschwerden-
abgerechnet, von Diarrhoe Und Respirations-
Störuncttt frei geblieben« -
Es bekam im Ganzen nur 1 Gr. Vitriol, coer.
— Diesen Eltern starben in den 2 vorhergehenden
Jahren 1 Knabe und 1 Mädchen , der Knabe
wurde § Jahr alt (ich war damals noch nicht
Hausarzt); er litt viel an Atembeschwerden,
Morgens ward er noch auf der Strafse als gesund
umhergetragen, Abends eine Leiche durch Stick-
flufs. Das Mädchen starb 8 Tage nach der Ge-
bort ebenfalls schnell an Convulsionent die,
der Sage nach, den Hals befallen hatten^
Dieser Fall (Nro. 7*) , sowie der nächstfol-
gende Fall (Nro. 8.), finden hier hauptsächlich
nur der Brechruhr und ihrer Complication mit
Joorn. LXXXL B. 1. 8t H
— 114 —
jiHhma ihymicum wegen eine: Stelle , das Asth-
ma ist hier nur gelegentlich berührt, im einem
andern Ort hierüber mehr.
Achter Fatt.^ Äehntiche Verwickelung *- Ein
18 Tage altes Mädchen, mit Milchzucker -Tränk-
chen ernährt* bekam am 9ten Tag' nach der
Geburt Erbrechen ,' heftigen Durchfall, mit Ge-*
nchtsblässe , aufgetriebenem Magen , eingefallen
Bern Unterleib. Es fiel am ganzen Körger ta-
sammen; der frieselähnliche Ausschlag , Xtef 'am
4ten Tage nach' der ^Geburt sich zeigte; wa*
noch, vorhanden , die Haut aber heifs und trocken:
Der Hausarzt ordnete passende. äufiere und
innere Mittel an. Da der Zustand' sich nicht
bessern, eher verschlimmern zu wollen- schien,
da die filtern schon 3 vorangegangene, ftidderj
2 am Stickflufs mit eigen thümlicb ^krampfhaf-
ter Hals-Affection, eines an der RLagenevwei-
chung, was die vom Hausarzt damals.\rorg*-»
nommene Section nachwiefs, schneU Verloren,
80 wurde Referent gerufen. • ~
Den 8. Aug. 1834« -Die bereits genannten
Symptome. Die zahllosen , griinep, funkenden
Stühle, das Erbrechen % die Kälte der^Hphde,
Fiifse und des Gesichts, das gelbe Aussehen,
der • eingesunkene Leib, der sich wie eine Blase..
heraustreibende Magen, das. bläuliche Aussehen
des Ausschlags, die große Unruhe »...dasLÄffT*
pnöcoma, die eingesunkene Fontanelle, das Boh-
ren mit dem Hinterkopfe, die Steifheit des
Rückens, uod das, theils der Erzählung, theila
der eigenen Beobachtung zu Folge wahrzuneh-
mende At heinanhalten mit dem eigentümlichen
feinschreienden Tone und Schaum vor dem
Monde, was 6 bis 8 mal des Tags besonder»
beim Aufwachen eintrat, — diefs alles Susans*
mengenommea lieb nur eine sehr schlechte Pro-
gnose stellen.-
Das ;Kind sah wie eine, gejb^cha 'Qjnjf-
büste aus. Der Zustand forderte rasches Ein-
greifen , wenn noch etwas Erspriefslicbes .ta-
sweckt werden sollte. " 'r ■' * ■ * : ^
... ■■' , ' : ■■■.■■'< I'. P
Referent, trug vor allem,, der krßnkpfhqfiflgt
Brust- und Hals - adffetfipnyvegen, auf schiff-,
feisaures Kupfer mit Moschus, neben gleich-
seitiger ' Rücksicht auf 'die. sich entwickelnde
M agenel'Wetttiürjg , anf-die Ab Wendung der' 'iHü^
gü. defitr. ap, und Verqrdntiter JSett. Vttftih*
coenil Mosch, p. anä gr. ■§■. fGümm... Arab. grVfa
1>uh). I$quMt.r&r. iv. Disp; düs. Vlth S.-'Alfe
\ Standen 1 Pulver, bis mehrere Male Erbrechen
erfolgt. ;Dano täglich nur 3m#il Pulver; dabei:
Rcc. Müc* öroZL Syr* ALik+\ anä imc. j. -aiiv
giL depttr* iAq* Cinn.$i a/ui.d*äQhm /. Fo/tL
Ip4cuc.gr. j. fkclr. Cieut\ grutijj*: S. Alle Sttue-
den 1 Kaffeelöffel voll. Klyfttie*a:<mR Eideftir
und Leinöl, aromatisches .Senfpflaster, nach
diesen ajomato^ . . ^^
Den 9.Aügiu l^ach dceindafi^rr <Erbrechtfc
ist es munterer '/«lebendiger; difc: Diarrhöe «aber
dauert ftjtf;~de£ Ausschlag sieht etrtas rotUr
und nicht mehr so blau aus. Dfcr pfeifende Toi
beim Schreien, so, w,ie die.Zaty der Anfalle sehr
vermindert iind ohne Schaum, minder . geUxea
Aussehen. . Die Pulver sind, trotz ihrer Kleinf^ife
der Mutter zum Geben fürs Kind zu grofa» daher
statt täglich 3 mal ein ganzes, alle 2 Stunden
nur die Hälfte. Die Emulsion fortgesetzt.
■ ■ ■ * ■
Den 10- Aug. Die Diarrhöe noch gleich
stark, Fontanelle noch eingesunken, noch Un-
ruhe und Agfflpnocoma , die Athemstornng aber
H 2
i.
— 116 —
i
poch, .seltener, wie gestern, statt alle 1 — 2
Standen nur alle 4 — 5 Stunden. Es wird mit
allem fortgefahren, aber statt der Cataplasmen
"Befleckung mit trockenen Gewürz -Flanell.
Den „ll. Aug. Kein pfeifender Ton, keine
Bläue, kein Schaum ror dem. Mund jn^br, die
Diarrhoe minder, kaum halb so oft , qtatt grün
'rab, kefa Erbrechen, Urin reichlich;' Reit.
-Etituls., Morgens und. Nachmittags £ Pulver,
"*■•■« ,
.';'.' Pen 12. Äug. Die Augen minder tief lie-
gend, die Fontanelle nicht mehr concav, mehr
Kxaftäufserung , kräftigeres Schreien ;. es. wacht
[diesen Morgen.einjge Stunden, die Haut ist feucht,
^herVganp. ikterjsch; Ausschlag stärker, Oeffi-
.ßung seltener als gestern.
: ie ■ ■ Den > 13. Abg. Wieder etwas kraftiger,
-aber mehr Diarrhoe, keine Respiration* -Stö-
rung,- das Bohren,- die Steif ev im Rückgrath
nicht mehr' bemerkbar. Dieselbe Emulsion>
iwie die vom»8teiH -'..
*J * Den lirlÜ. 16. iüg. Gut, noch etwai zu
reichliche Oeftnnng, mehr Betäubung, die Hälfte
der »Pulver wwd repetirt, und "Morgens und
Abends ein halbes gereicht* Rekk EmuU. üdde
Spir. C. C. giät. VllL S. Alle, 2 Stunden 1
Kaffeelöffel voll»
Den 21. Aug. (13ter Tag tfer Krankheit).
Pat. bt als Genesen zu betrachten, nu* sind noch
Verstopfung, Ausschlag und Gelbsucht vorhan-
den, was sieb im Lauf, Von 8 Tagen vollends
verlor.
Bemerkung en.
i) In sämmtlichen Fällen waren Brechruhr
und Dfagenerweichung, letztere com Theil voll-
- 117 -
kommen ausgebildet, zuih Tbeil Sei der Aui-
bildaog hegriffen, Yorbanden« Für das Daseyn"
derselben in den Fällen Nro. 4. 5. 6. 7. 8f
sprachen die diagnostischen Merkmale.
2) In den Fällen 7. und 8. war sie1 com«
plicirt mit Asthma thymicum*
3) Bei Nro. 1. 2. u. 3. wies das Messer
Blutüberfüllung der Hirnhäute, blutige Lym-
phe längs der Medial, oblong, und deren Fort-'
setzung, congestiyen Zustand des Neuntem*
des verlängerten Rückenmarks y blutiges Serum <
in Bäsi- cranü , Blut zwischen den Häuten und1'
Knochen nach *). In Nro. 1. u. 6. dieser Falle '
fand Steifheit im Nacken und Rücken, in dem
Fall Nro. 6. Streckeh und Dehnen der Glieder,
besonders der Arme, Statt«
4) Die Anwendung der Argill. depur. in die-
sen 8 Fällen geschah zwar nur 5 Mal mit glück-
lichem Erfolg, in 'den 3 andern starben die
Kranken. Allein die Fälle, wo sie sonst nützte,
wie oben schon bemerkt, sind eine Reihe, die
später dielen noch angefügt werden sollen. Im
Augenblick war es dem Referenten vorzüglich
theils um Mittheilung der Fälle, wo er Sectio--
nen vornehmen, theils wo er eine Complica-
tion wahrnehmen konnte, zu thun.
5) Die Argilla wurde bei obigen Fällen*
täglich zu J Drachme angewendet, bei älteren
Kindern (von § — 1 Jahr) bis zu 1| Drachmen
gestiegen. "Wie überhaupt bei jedem Arzneimittel
*) Wie dies früher schon von Billard, Blasiws und Leu-
hosseJc bei Sectionen gefunden, und in jüngster Zeit
von meinen verehrten Herrn Collegen, Dr. Cammt-'
rer (Versuche über die Natur der krankhaften Ma-
generweiebung) und Ober -Amts -Arzt Dr. Faber tum-
ScUöndorf (Med. Corresp. Blatt der würtemb. ärztli-
chen Vereins. Jahrgang 2. Nro. 28. S, 129) wahrge-
nommen worden ist
dje^Gab? vpn derzeit* Umstand ond von der.
"Wirkung demselben abhängt, so ist tjties auch bier
der Roll; Legten a ödere Beobachter . diesem
Mittel seither vfenigerttWert^ .feei, so theilte.
icfau mit ihnen einigermafsen gleiches, Looa, so-
weit es die früheren Zeiten betrifft; es lag
aber, nicht iin MUteL .yreon.^es jäen gewünsch-
ten Zweck nicht erfüllte, sondern ep febjte in
der Gajbe und .£■?. d*r »passenden Verbindung.
FiciBip ;wendet, wie qbe.n bemerkt,, bei eioem
föbrfctiP J^Uide, täglich .pur $ — 1 Scrupel an;
dj*fc Jhaf auch fy'fer£n£ .früher, und war-, zw«*
n^;;^e^.Wirlgu^ jita . Allgeineioen zufrieden,
aher; doch nicbVSt*» wi* er es jetzfcjfft, - . , .
,w;.G) *» ^l?.2w# r4sfhma tfym..coippUci#-
Un Fällen "kommt noch :</<*$ QcfcluefehQur* Ku* ■
pfcr in Betroeht^-* v -.;...' : i
- .In Beziehutrg auf .(Uases #ei bpmejckt» da&>
8$it. Ref. diesem Mittel überbaupty^sc^dw
aber seinen Wirkungen im Crxwp, gr&fsefie.j&Hf-
igprksamkeit qchßukt, er .es aus);, in- 9f*4*m
Kran'kfiritsfprynen des Jfjnde$aH£rn , . namentlich
in krampfhaften, mit JÜoscbus lje{?gfcwijDi|t, .#or>
übex.nuch andern; Orts*. Weiteres mitgetheilt
werben soll. , '■.'■; ;
Die hier Statt findende Complication lieb
mich es anwenden, wd ich nehme fast feinen
Anstand zu glauben , dafa es , wenn gleich hier
nur gegen das damit compljcirte Asihma- Lei-
den gerichtet, unstreitig ^yespntlicb, oder eigent-
lich primär, zur Rückbildung des begonnenen
Erwelchungs- Prozesses der Magenhäute beige-
tragen habe.
Meine. Grün de 9jnd folgende: a). es bewirkte
eine antiperistaltischa Bewegung bis zu einigem
Erbrechen eines dicken consistenten Schieims9
— 119 —
ähnlich dein, wie bejm Croup, unähnlich den
Flüssigkeiten , die vorher ;Yon selbst ausgebro-
chen wurden » und bewirke schon dadurch eine
Umänderung . des ganzen Krankheits-Proeesses*
t) Es führte Transpiration herbei (cf, die Ne-
benwirkung des schwefelsauren Kupfers beim
Croup), und unterhielt sie in Verbindung jnit
den Cataplasmen und Hollupder - Klystiereu.
Hierdurch trug es wesentlich zur Erhaltung
der panischen oder f rieselartigen Schärft auf
der Hädt, die aus Hangel an peripherischer
Thätigkeit ÄtiKickweicÜeri wollte, sowie* : zu*
Wiederherstellung, als jene bereits verschwun-
den, hey'y c) Es begünstigte die Urin-Secre-
tiob. tf) Es wirkte besonders in noch kleineren
und selteneren Gaben noch einige Tage förtge^
geben , höchst wahrscheinlich chemisch zusam-
menziehend , auf die aufgelockerten , kranken
Häute des Magens.
Nimmt man nun vollends noch die in jüng-
ster Zeit von Faber (Corresp. Blatt d. würt.
ärztl. V. Jahrg. 2. Nro. 28.) mitgetheilte , auf
Sectionen der an dieser Krankheit verstorbenen
Kinder sich gründende Ansicht, dafs nehmlich
das Zustandekommen der Magener weich ung von
einem krankhaften Zustande des kleinen Ge-
hirns, des verlängerten Rückenmarks und sei-
ner Fortsetzung abhängig seyn dürfte , noch ^
hinzu, so möchte dem Kupfer, falls beide Ab-
normitäten durch weitere Sectionen bestätigt
würden, e) eine fünfte, — nämlich eine dy-
namisch - antagonistische , Wirkung auf das ■
kleine Gehirn und verlängerte Rückenmark zu 1
kommen, sofern letztere Gebilde mit der Ge-
schlechls-Sphäre in Wechselwirkung stehen, dem ■'
Kupfer aber eine Heilwirkung nicht nur für di*
— 120 —
Digestions -Organe, namentlich bei Krankheit
ten gestörter Assimilation und geschwächter
Verdauung, z. B. bei Atrophie der Kinder aus
Unterleibsfeblern ; sondern auch aof den <(xe-
Süblecihts - Apparat ' nicht ' abgesprochen wenden
zu können scheint, wofür Her* Geheimö1 Hof-
rath Dr. Kopp Erfahrungen in seinen Denk*
Würdigkeiten anführt;* — •
) II» H ii ...
... Ipbla bin übrigens .weit entfernt, diese won-
nigen Fälle, wo. das Kupfer angewendet wurde^
als Bestätigung , für seine ausgesprochene aochr
hypothetische Ansicht über die Heilung der
Magenerweichung, geltend, machen, zu wollen^
sie sollen blofs hindeutende Momente tu eine?
rationellen Heilung derselben abgeben»
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Auszüge.
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i.
Praktisch* .Notizen,
vom
Marine-Stwbt-Arfte Heinrich Gottlieb Sthult*
su Äewtf.
Hiin Mann tob dreUsig ond einigen Jahren, wurde, in
einem Zeiträume von etwa zwei Jahren, dreimal von hef-
tigen Poenmonieen befallen* Der letzte dieier AnfaÜej
war der gefidirdrohendste , hinterließ ein Hüsteln, und.
ging spater in eine echleimiye Ltmgeusckwindtucht über,
gegen welche kein Mittel fruchten wollte« — Der Herr
Dr. ff. Merkel in Riga führte gerade damals in seiner,
gehaltreichen Zeitschrift „Der Zuschauer" die gegohrene>.
Stutenmilch als ein Heilmittel wider die Schwindsucht an*
und da ich keinen Grund hatte , dasselbe unversucht zji
lassen, verordnete ich es, nach der folgenden, in der
genannten Zeitschrift angegebenen Vorschrift bereitet, me£~ .
nem Kranken. Man gielst nehmlich 16 Pfund lauwanne* .
Stutenmilch in ein hölzernes Gefafs und legt ein G&£*
rungsmittel, etwa Sauerteig von Weizenmehl, in etwuJl
Leinewand geschlagen, hinein«. Man bedeckt das Gofins?
— 122 —
nnffl&Ist'eslh eirieFWarme von 2f — 26* R. stehen, bis
es einen weinigen Geschmack and eine leichte angenehme
Saure erhalten hat, wozu 16 — 20 Stunden hinreichen«
Wird die Flüssigkeit in einer grofsern Wärme gehalten,
so gellt sie zn schnell in die Essiggahrung über, und ist
nicht mehr brauchbar« Wenn die weinige Gährung been-
digt ist, nimmt man mit einem Löffel alle fetten and kä-
sigen Theile, die oben schwimmen, oder sich irgendwo
angesetzt haben, heraas, und seiht das Uebrige sorgfaltig
durch, schüttelt es langsam offne Stunde lang, und giefst
es dann in fioutejllen , die man, wohl verstopft, an ei-
nem kühlen' Orte* aufbewahrt — Diese* ^egohrene, Stn*
tenmilch liefs ich meinen Patienten1 statt dös gewöhnli-
chen Getränkes nehmen* Der Erfolg übertraf die kühn-
sten Erwartungen: der Kranke wurde vollkommen her-
gestellt. — ' .- ..
r. • »- » » . ^»
Gegen Flechten (hat in mehrern Fällen , wo innerlich
sowohl, als auch äufserHch, die zweckmäßigsten Mittel
ohne Nntzen waren gebraucht worden, der Spiritus Sa-
ponis, Morgens und Abends eingerieben, vortreffliche
Dienste. Nicht minder bewährte sich, gegen die ge-
nannte Krankheitsform, nachstehende, mk ^Unrecht in Ver-
gessenheit gerathene Salbe: Rec. Hydrarg, oxydat. rubr.
scrup, ß, •Uydrarg* muriat. corros. Natri. mturiat. decrtpit*
ana scrwp. j, Cerae alb. drachm, j. Terebinthinae veneU
aerwp. vij, Butyr. insuls. 'drachm, x. F. Dnguent. 8. Zum
Einreiben, van Gescher, —
Die großen Heilkräfte des äufserlich angewendeten)
Brediweinsteins j sind allgemein anerkannt; GewHi aber
wäre* dies Mitte) häufiger im Gebrauche, wenn die Kran-
ken weniger Klage führen würden über die, in derf That>
oft unerträglichen Schmerzen,- welche dasselbe erregt.
Diese Schmerzen mildert ein Znsatz von Opium jn be-
deutendem Grade. — Das folgende Emplastrum optoto-
stibiatum, entsprach stets seinem Zwecke, bbne: jene un-
angenehme Nebenwirkung- zu äufsem: Ree, Tortur, sti-
bittti , Opii Thebaici ana scrwp. ß — serup, j. Rmplastri
ädhäesloi unc. j-. Äf. f. Empl, —
Das ff nndwerden der Brustwarzen 'bei Stillendem,
macht dem Arzte nicht selten gar viel zu schaffen.' Ms
haben in Fällen , wo mehrere gepriesene Mittel ohne Er-
folg angewendet waren , folgende Compositionen herrliche
Dienste geleistet: Rec, Mucil, G. Mimas. drachm, tf. /
Aquae cafcor» twf. drachm. vj. M. 8» Zum BeJtrtiobeii
- 1*1; -
der Prnstaarien. — Rec. lBaUami, perwuml .drachm ß.
Spern* VeL drachin. j. Olei Amygdal* dtUc. rec. exp»
drgcfcn. tijf.' F. -UnguenLSL uf svprn. — .
Ali ein sicher wirkendes', vorzüglich für delicate Pa-
tienten geeignetes, AbßhrnnyMtittel , empfiehlt sich fol-
gen de Mischung: Aap. Fotiör* Settnäe drachm. ij^ — tote. ß.
Inf. c. Aq. Cinnam. simpl. q. 8. Colaturae utic. ij adm.
SacchaH all. wie. j. Acid. tartariciy Aetheris aietici ana
ffr. xv. M. 8. Stundlieh einen Efslöffel voll bis zur
Wirkung. —
Gegen mannichfaltige nervöse Leiden (Schwindel,
Kopfweh, hysterische Affectionen u. s. w.) habe ich, mit
stets glücklich, enj, prfolge r -, . nachstehende*. Mittel , verord-
net: Rec. find. Valerian. simpl. Mixtwrae snlphurico-
aeidae ana drachm. j. M. St% ' Alle zwei Standen 10 bis
20 Tropfen in ZncfcSrwsjser zn- nehmen. —
.: Nach langwierigen Gichtanfällen, entstand bei einem
Manna von etwa dreifirig Jahren eine völlig schmerzlose.
Geschwulst de» linken Hodens;; welche anf: den Gebrauch
von. .Pillen- ans .Extr. Tüuf iVd v.t.Fot. Conti macvlati, in
steigendes Gabe, wich, «rr- tiinige Monate spater brachen
an* XfnterlclienM» ich meiis nicht mehr, welcher Seite»
Geschwüre, auf , die , ein en gemischten Charakter, zeigten ;
man konnte sie, weder für rein: gichtische, .noch für rein
syphilitische, noch ;fur ttift.scoibutMche erkläre*. Der
Zustand, in- welchem ich. den Kranken fand, litis keine
günstige Prognose stellen* vorzüglich da das Uebel nicht
neo, ond eine- Menge von bereits angewandten Mitteln1 ■
dnrebans ahne Erfolg gebraueht worden war.. -*. Ich fand
mich bewogen, das Acitfom mtriatm dihtima nnd ein De*-:
cqefctn Ligni Gtutjaeizv verordnen. Von der Satire erhielt:
Patient .anfangs l Scru,pel mit 2 Pfund. .Brunnenwasser.
vermischt, — allmäblig, aber stärkere Gaben, bis er end-
lich jeden Tag j Unze derselben nahm; das Decoct ward
zuerst aus 2 Unzen, später aus 3 Unzen Guajakholz, zu
2 Pfund Colatur, bereitet uwl. täglich eine solche Quanti-
tät gereicht. — Patient erholte sich, während des Ge-
brauches dieser Mittel, augenscheinlich, wurde vollkom-
men hergestellt, und hat sich nie so wohl befunden, als
nach dieser Kur. — Kine sitzende, zugleich aber auch
schwelgerische Lebensart, ward Veranlassung, dals, nach
Verlauf von drei Jahren , die Geschwüre wiederum auf-
brachen. In diesem Zeiträume hatte sich die Peripherie
des Patienten bedeutend erweitert, und es war einleuchten*'
• - •: ».
— 124 —
dab Änfe nette Quelle des alten Uebeb fcieh 'im üeter-
leibe gebildet hatte. Ich verordnete zwei Mal wöcueht« '
lieh ein Abfdhrnngsmittel (Jal&ppenseife) , liefe ein Fonta-'
nell setzen , ,und in kaum vier Wochen war die Heilung
glücklich vollbracht, — Die aufserlich angewendeten ÄJit-r
tel bestanden aoa einlachen, milden Salben*
Kni&eclcunff de* Jod$ im KätUbäd.
• » i
t ■ f
Schon vor längerer Zeit hat Hr. Kreuzbwrg bei HroV
Nentwicki Apotheker in Karlsbad, Anzeigen von der Ge-^
genwart des Jod's in der Motterlange des dortigen M4ae^
ralwasser* erhalten. Herr Professor Pfeifen! in Prag, dem
tot Kurzem . durch Herrn NbUtifoh einige Krage dieser
Mntterlaoge angeschickt worden sind, hat nun den Jod-
gehalt des Karlsbader Wassers anwidereprechlich* darge~
than, Die Gegenwart dieses auf den tnierischen Orga-
nismos so mächtig wirkenden Stoffes in den beräumtem
Heilquellen , wird wahrscheinlich manche bis jetzt onbew*
greiflich gebliebene Wirkung dieses Wassers uiftferer ' Ein~x
acht näher bringen, und dem Arzte über den Gebratfeh.
desselben neue Fingerzeige geben: Diejenigen aber* wel-
che, auf die bisherigen Analysen des Karlsbader Wassers
gestutzt, dasselbe künstlich zusammensetzen zu kennen
glaubten, mögen hieraus besonders entnehmen, dafsihJr
Fabrikat kein vollkomm nes Karlsbader Wasser war. •.
— 126 - —
■■-■■■ 3.
Afonatlie&er .Berieft!-.
Über
den Gesundheitszustand, Geburten und TodesfHUe von Berlin
mitgetheilt
• mm den Akten der Med. chkrurg. GeseUsdwft*
'■ Mit der dazu gehörigen Witterunge r TabeUc.
i\
• Monat Julius. *
i ■
', üeber die Witterung verweisen wir auf die beigefügte TateL
&. wurde* geboren: 434 Knaben,
i-..*» » 403 Mädchen.
837 Kinder.
IIH' • *
Es starben: 178 männlichen,
- -112 -weibKeheri Geschlechts ober,
- und -330 Kinder f»ter-]#*JafeeBr *
} 620 Personen.
. Mehr geboren 217«
...» <▼ ■ ■ i •
.t Im MI des vergangenen Jahres wurden
■ • ■ ■
geboren: 447 Knaben.
.■'. .. .J™' 461* Mädchen, -- ■■ ■ -
806 Kinder.
Es starben:. 182 männlichen,
160 weiblichen Geschlechts über,
and 609 Kinder unter 10 Jahren«
051 Personen.
Starben mehr 63.
Im Verhaltnifs zum Juli vorigen Jahres, wurden mit-
hin .weniger geboren 61 ; und starben weniger 331*
Der bisher herrschend gewesene catarriialisoh-rfci
ipatbche Charakter der Krankheiten, trat» besondafi*!
| derjannmehr de
* -—..126 —
gen Rode des Monats, immer t
und wicb dem gastrischen Charakter,
herrschende ward*.1 ■ Gastrische' Weber,' Durchfälle i
Brechdurchfälle, Conpestronen nach dem Kopfe, kamen
häufig vor, lijpoehonilristcn. liiten blanden, Wixbsel-
fi'etter melirten sich. Masern herrschten fortdauernd, die
l'ocken -Kranken nahmen ib,' Von ihnen starben in die-
sem Mo#at» ■ 3 P-ersoii*n.''ine«T ' 4e»en B-fW«cIisene.
Wenn gleich ,jn diesem Monate die Zflrl d^Kranfcen in
Verhaltnifs znm Vergangenen Monate zugenommen hatte,
to war doch eine forllao feirJu Ms bri tat nicht zu verkennen.
AnlTallend ist die grobe» ,Z*bl- der im Juli des ver-
laltenda Hitze, 20—28 Grad R., die Gelegenheit go-
Mm.
Besonders nachtheilig war, dieae. dem.Aindswhen Al-
i r,.,.,,l.]£.pi>e,Ull*;.,il'-*nkh<>lttn.
Krankheitc^.
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An dW LulifpnMitiiindiinc! '.
Ali dar UMwlsibiutzändiuig,
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1« EniMMeHtziindan-. \
a" d" wEmST; .n . '.
An der Rruttwaif ersucht. B .
An d« Hn»V«nttl«räsärtuiolit.
A n <W l-.ftm'rtrrhartung . . -"
*..- r!,.,-dif,n . . . . .
,',,„ I.r.-,I.JK,C(1I»11 . , . ,
Am Blnllhui ' ."' '. ** '•■ ':•
Am Schlugt Md Stidtfloft. . .
An deiBIiHBcUl v. . . , .,
.Vi, o?^r,niicf],-,i fcVfilrrn. ' , 1 . ■
'. ■ ..iL-.,. >■■■ '.:■!■:■ i „ („I.Ti.il.i. .
An nr-an. F*I.1mh d« Herum
Am JVoctifdudm ....
An Knocliniu
An, l\-,riJUnkä. .
Am Multtrknb*.
An Zellpe»-»!...v,.,i,„'ri„i,-
A .. .ll;,L,n.-rv...|,],!,,:i..
Ad *i«.|>irn;TWi'ir!.(iiM..
[lim [, .S-llj=ünord. .
JJurcli UnBuiekifiiIie
gen Ende des Monats, imnter mehr in de^fcte-grand,
nnri wich dem gastrischen Charakter, der JÄnn mehr der
herrschende wurde.' Gastrische' Piebef,' Durchfalle nnd
Brechdurchfälle, Congestfaneii nach dem Kopfe, kamen
hantig vor, Hj-poehaiulriaten. liften -besanden,. Wecbsel-
fiebex mclirten sich. Masern herrschten fortdauernd , die
Pocken -Kranben nahmen xd, Von ihnen starben in die-
sem Monat» 3 'Personen ,'■ ititet • denen *'■ Be#»e!isene.
Wenn gleich in diesem Monate die Zahl d^ ( Kranken in
Verfaaitnifs inm Vergangenen Monate «ige nomine n" hatte,
so war doch eine fortlaufende Salubrilät niiJit tu verkennen .
Auffaltend ist die grüfsepeZahl der im Juli des »er-
gangenen Jahres Verstorbenen, gegen die Zahl der yer-
.«fetEMkanMdi-Jnli d, |."j *ozn die 'danttfcV feeVJertfeW.Krnn'd
anhaltende Hitze, 20—28 Grad R., die Gelegenheit ge-
■-. ii !■:■■ v .!■ i S-P «c,i-«il* ,#<-«nfcnsi(itn
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— 128 —
' I J~-1tr
Die SHUothel der 'prall. Hetiktmde, JWto* 1835 oft-
•r : hfih:
Die Kindbettfieber , von Dr. Eisenmann.
Die KranJfheitsfamüie. Pyra , von /> e m * e I h£tt.
Die KrankheitsfamiHe Typhus , von Dem« elften.
■Kurze litterärische Anzeigen.
- &Awet£erfafte Zeitkchrift für Natur- und Heilkunde,
von CKr. Fr. it. Po mm er. ' .
JfiherAlortinfieir. .
: IKe •*><*- <im{ Bromhaltige' Adelheids- Quelle zu Heb*
;. * 'Amin, Hon J£v. ;lf etiler.
." Analyse, des eauw minetales de Casteilmtare pur Ä'e-
; Vitenfifif, Vuipee et Caeeola% trad. pur J, R.
'' .' Chevalley de Rivaz.
Die Jod- und Liihionhaltige Salzquelle zu SfeR, vom
;'. " ? FJlP.vIrmliri.
.I&ademtffc&e Schriften- der Universität zu
■: .***"«.. ,.., . .
, tfs Stich er Diu. inaug, de nervorum pbrecrtorum um-
tationibus dequeirritahültate muscuforuui.
; F. Ooerres Dies, inaug. de acidorum utUMruUum et
cultebarum faeuHatibus in hlennorrkpen. ": *"*'
• M. Stern Die*, inäug.'de giiboeie wmmttn . ". ■■
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JP o u r n * 1
der
practischen Heilkunde.
Herausgegeben
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C. W. Hufeland,
KSnigL Preofs. Staatsrath, Ritter des rothen Adler- Or-
dem ertter Klasse, entern Leibarzt» Prof. der Medi*
ein an der Universität zu Berlin, Mitglied der Aoade-
mie der Wissenschaften etc.
■ nd
E. Osano,
ord^Ü.Pn>fiesforderMedicinanderCniTersitatQndderMed.
Chirurg. Academie für das Militair zu Berlin, Director des
K.Poliklin. Instituts, Ritter des rothen Adler -Ordens dritter
Klasse und Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften.
Orm, Fremd, ist alle Theorie,
Dodk grün de» Lehen» goldner Baum.
Göthe*
II. Stück. August.
Berlin.
Gedruckt und verlegt bei G. Reimer«
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Wechselfieber einzelner Nerven»
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Dr. Schupmann,
zq Geseke in Westphaleo,
1« Wechselfieber des Nervus vagus.
Hr. S. , ein hiesiger Schullehrer, schwächli-
chen, gracilen Körperbaues, flacher Brust, und
blasser Gesichtsfarbe, 27 Jahre alt, hatte auch
in seinen gesunden Tagen oft das Gefühl von einer
Beengung auf der Brust, — es war ihm dann
gerade, als sei ihm ein Band ganz .fest um den
Thorax gezogen. Es trat vorzüglich nach Star*
ker Bewegung, oder Anstrengung der Lungen/
^ langem Sprechen bei seinem Beruftgeschäft, ein,
% und erschwerte dann sehr die Inspiration ; or-
ganische Fehler der Brustorgane tieften sich
bei ihm nicht yermuthen; •
In der Mitte Aprils 1831 , als Wechselfie-
ber hier vorherrschend waren , fing auch Hr. S.
zu kränkeln an; er litt an Kopfweh in der
Stirngegend , druckenden ,• herumziehenden
Schmerzen in den Gliedern, Zerschlagenheit* .
Müdigkeit, vorzüglich in den Beinen, MangeJL-
A 2
— ^.4 —
ao Appetit, schleimigen Geschmack , Unlust n
arbeiten and sich zu beschäftigen; doch haue
er bei allem diesem keine Brustbeecbwerdttb
Nachdem Pat. am 20sten April Nachmittags
im Bette sehr stark geschwitzt , and dann et-
was Suppe gegessen hatte , und ein wenig auf-
gestanden war , fühlte sich derselbe mit einem
Male wieder so unwohl, dafs er nur mit Mob*
wieder ins Bett, gebracht werde^ Jtyujte^ar
wurde ohnmächtig, sprachlos, Vetfof 1& Be-
sinnung , die Hände waren krampfhaft zusam-
mengeballt, kalter Schweift bedeckte «pn Ge-
sicht, der Athem war kurz, sehr beengt, und
die krampfhafte Beängstigung' der Brost y*t-
mehrtesich, als Pat. später wieder zu sich kam.
Ich sah den Kranken baH.,n*c^y3be|tfajir
$ener Ohnmacht, und zwar in folgendem Zn-^.
stände: Er lag rücklings auf demSetbU jpJ&
sehr erhöheteni Oberkörper , ,deg:,.J£0£f yfat*
sehr zurückgebeugt, alle KleidungUtäck»* JUih
tnch etc., waren entfernt, ode^,gelfr#r;jlft;
Athemholen war äufserst schnell, mpbirolltr Mafktt
chend, geräuschvoll, geschah mit o&nen^lfprife
— oft wurden die Arme in die Hohe .gctabflh-
ausgespreizt, gerade. als wie wenn maa.jiinfB
in* der Hohe seienden GegenKta.n$ fassen» *e|P-
greifen will, um sich daran festeuktanmer»;,
dabei öfteres Aufrichten im Bette. Ueher sein.
Befinden befragt, konnte Pat. nur mit grolspr
Mühe und Anstrengung einige abgebrochene1
rTöne herausstofsen , sagend : er habe 'eine sehr
grofse Angst, als liege ihm ein grober, schwe-
rer Mensch auf der Brust, der ihn zu ersticken-
drohe. Das Gesicht war blafs ,. drückte in tir-
len Zügen die gröfste Angst aus; die Zunge
weifslich belegt, besonders nacfe 'hinten? «^-
.80 wie die Mundhöhle trocken, der Durst gering,
der Puls langsam (65 Schläge in der Alinute),
. Wein und unterdrückt; der Herzschlag mit dem
Schlage der Arterien correspondirend , kaum
. fühlbar; einen Druck auf die Herzgegend, konnte
Pat. durchaus nicht vertragen; Kopfweh in der
fStirngegend , doch ohne Zeichen einer Gonge-
' stion, die Temperatur der Haut war vielmehr
im Allgemeinen, und so besonders im Gesichte
und am Kopfe vermindert. Die Ausdehnung
und Erweiterung des Brustkastens beim Ein-
athmen war gering; Flüssigkeiten konnten
durchaus nicht herabgeschluckt werden; Ver-
' suche, etwas herabznschlucken , bewirkten au-
genblicklich Verstärkung des Krampfes , droh-
ten mit Erstickung. Alle diese Erscheinungen
zusammengenommen , zeigten unverkennbar- ein
krampfhaftes Leiden , — ein Leiden des pneumo-
gastrischen Nervengeflechtes, besonders aber der
Zweige derselben, welcher die Schling- und
• Athmungsorgane. versiebt,, vorzüglich des N.
recurrens*, der Pulmonal- Geflechte , und der
Nervenvessweigungen • de» Magens ; auch der
leiseste Druck in der Ijffagengegend konnte nicht
ertragen werden. Noch mehr wurde diese»
durch die schwächliche Constitution des Pa-
tienten, durch seine flache Brust, sein unvoll-
kommen entwickeltes Lungenorgan bestätigt;
ich erfuhr auch, dafs Pat» schpn früher derar-
tige Anfälle, aber nicht in einem so hohen
Grade gehabt hatte. — Da Wechselfieber gerade
zu dieser Zeit die vorherrschenden Krankhei-
ten waren, so kam mir gleich der Gedanke
in den Sinn, 'ich mochte es wohl hier mit ei"
neun solchen, was vorzüglich den Nervus v<*~
gus afficirt habe, zu thun haben, docfi halt«
ich zunächst die vorhandenen krampfhaften Be~
- 6 —
• ■
■ • ■ ff t
•chwerden zu berücksichtigen, und verordnete
zur Beruhigung folgende Mixtur: Rec* Aq. Va-
lerianae unc. iv. solve Extr. Hyo$cjräm; nigr.'
gr. xvj. Nitri pufi sörup. /. ad de A$: Amyg-
...dfaZ. amar, draöhm. iiß. Syrup. vpiat* uno* /.
M. D. S. Halbstündlich einen, Eßlöffel roll.
• ' - ■ .»•»..
Zugleich mufste auch revulsoriscli gewu&t
__ _. den, durch Reizung der Hautnerren der Brust,
und ich lief* daher zur Ableitung ein grobes Can-
thariden - Pflaster auf die Mitte der Brust le<*
gen, und glaubte dieses um so eher thun
zu müssen, da kh eine Erkältung als Ursache
• des Anfalls vermuthete. Da Pak sehr nach
• Getränk verlangte, so empfahl ich* ihm reinj&s
Wasser zu reichen; aber er konnte nur sehr
' schwer schlingen , und nur mit sehr jrroberf
Mühe vermochte er, zwei halbe Efalöffel dar
- JMixtur zu verschlucken»
* ' ■ « ■ -*
"/' Nachdem dieses gfeKcbehen,' Und dftt; Bla-
senpflaster gelegt, wurde Pat.' etwas ruhiger;
, die grofsfc Angst legte rieh. Pat. kAflW* Jätet
' achföTWigdör dann ttad wann tiefer Athem ho-
len , ' gleich nachher .stellte rieh jedocb> 'wieder
*"das' schnelle keuchende Athtmbolen ein, die
Hautwärme kehrte ' wieder zurück; ilie Haut
'fing an gelinde fcu transpiriren , dar -Puls hob
sich, wurde freier;* Schlug kräftiger (ich 'zählte
jetzt bis 70 Schläge in einer Minute) ; zur gro-
fsen Erleichterung brachte der Kranke etliche
Male, mit einer Art von Stickhusten - Anfälle,
Schleimmassen heraus , und eine- grob Masse
von Luft, stinkender Art, entleerte sich durch
Aufstoßen. Der Athem wieder freier; tat
war schon im Stande , mit geschlossenem Munde
durch die Nase zu athmen, und er versicherte
selbst: „es sei ihm bedeutend wohler," nachdem
- der Anfall tod ein Tierfei auf -tO Uhr Abends
.bis 10 Uhr, also voUe | Standen gedauert
»hatte;1 auch das Schlingen ging jetzt gut Ich
c entfernte mich , und befahl, dem Kranken halb-
stündlich, die Medizin zn Teichen.
~ Gegen lialb 12 Ühr in derselben Macht,
'wurde ifh , wieder cum Kränken beschieäeo,
und fand, dafs er. wieder einen' geringern An-
Tall Ton Brüstkrampf ' halte, welcher wahr-
* scheinlich durch das Darreichen einer Tasse
" stärken ' und sehr warmen CÜamillen - Theos
"bewirkt worden war. Ich' lieh kurz nachein-
ander 2 halbe JEfclöffel Voll der Mixtur ;n>lw
'inen, worauf sich der Zustand in soweit bes-
serte, dafs ich mich wieder entfernen konnte*;
der Anfall hatte dieses Mal in einem geringern
Grade, ungefähr J Stunde, gedauert, \<dx oe-
laLl, die AVzbei stündlich , efslöffelweise' in
geben, untersagte aber gänzlich den Chamü-
lenthee« ' '?'•■■"
. andern Morgen , den, Ü. April, erfuhr
ich. dafs. der Kranke Ton 2 Uhr an. ziemlich
ruhig, 2 volle Stunden .geschlafen habe;. hier-
nach in einem allgemeinen., starken Schreib
verfallen sei, so dafs er sich habe frisch an-
kleiden müssen. Ich betrachtete diesen SchweSb
als die Knsis des Anfalles, und fand' d$n
Kranken am Morgen wie folgt: Das Athemno^
len ging frei; Pat. inspirirte, auf Geheifs, tier",
ohne alles »Schmerzgefühl, die Dauer des^Ein-
und Aosatbmens' war natürlich, das GefähLdes
Druckes «auf der Brust gänzlich geschwunden*;
ilie Brust hob sich frei beim Einathmen, dehnte
sich regelmässig aus; der Puls - und Herzschlag
normal; 70 bi» 75 Schlage in jeder Minute;
die £unge wie am Ta'ge Töpher , der Geschmack
*. 8 —
'•ctrlehnig, EKbtt gering; etwas Brbek Inder
' Magengegend y ' die Haut gehörig. I temucrirt,
weich und gelinde ausdünstend.; Slnhl w»' bis
jetzt noch nicht erfolgt; Kopf- und Ohren web,
worüber Pat. geifern geklagt. kette; vrfeaen t*x-
»tbwundeD , übrigens grofse. Mattigkeit nnd Ab-
' ge|'ct lagen h'ei t'TorTian'deu. Da die gelinge Mix-
'W^Yerbrauchr war, so yencnrieb 'lebt Reo,
Jfa.'\Ctiämojn.'Jtfq. Mentha e pifrrit. Juia wie. if.
»blv'm iZx'traet',' Jjyoscyam. ntgf._'tfr.' vn^.'£rrr.
Jparaxaci dr. iß' Kali tartar.'dr.'Uß. addt jiq.
\Amygdad. amar~är,ß. Tätet. Rhtiaquaa. dr.p.
$yrup. opiai. unk. "ßl , M, D. 'S. " Afle/Stunden
"emio Efslöffel; tö11.',-'~ Dabei "leichte Diät,
.Haferschleim,' et wae leichte Fteischbrubi} ; Brodt-
jraMer, Limonade «um Getränke, ; 'auf die Stelle
'$e* filasenpÜasters, Welches Start gezogen hätte,,
wurden safliga Kohlbläiter gelegt,; naclldem dk
Blasen geöffnet waren.
Den Tag über befand sich Pat. sinnlich
Wohl, Bpürtfi.vom Rruntkromof .nichts, wohl
aber etwas Kopfweh ; am Äbeno* gegen 7 Uhr
befand sich Pa£ wie folgt: kefue Beapghigong
auf der Brust, kein Fieber; die Haut gelinde
duftend; Stuhlgang war bis jetzt noch niqht er-
folgt; Pät. spiirie aber' keine Tfnbe^üemlicjhkeit
im tlolerleibe, wohl aber zeigte, ei .jjfbfse Em-
pfindlichkeit heim in der HerzgcuÜe angebrach-
tem Drucke ; er 'konnte dieses' kaiün 'Ertragen.'
-■■ Am Morgen-.-ae» B2sten örfufcr. fch heim
Besuche , daß» Fat. gegen 8 Uhr Abend* wie-
der unwohler geworden sey; daUner wieder
etwas- schneller geathmet babo-, üjjee Beäng-
stigung, Druck und Zusammen! cbiiBjrung dar
Brust geklagt, ktirr, wieder einen leichten Au»
HiU tod Braatkmäpf gehabt habt, tnan habe
— • —
- dfeher triader seine Zuflucht cor entea inoei
genommen, der. Zustand des Kranken hebe: »ich,
hiernach gebessert, und der Kranke habe hier*
auf fast die ganze' Nacht hindurch ruhig ge-
schlafen» "An diesem Morgen fand ich. .dfn
•Kranken recht wohl und munter; nur klagte
er über Mattigkeit in. den Gliedern und&opf-
. weh ; die Zunge weiblich- belegt, derGeschinack
schleimig; c[er Appetit geringer , der Darpt utn-
fug; die Brust ganz frei j das Athemholen ganz
normal; Stuhlgang .war auch jetzt noch; nitht
erfolgt; der gelassene Urin war dnrcbägsrPPf*
mal, nur etwas hoher gefärbt; Fieber gar nicht
vorhanden/ Gegen halb 11 Uhr des Morgens
hatte der Pat. aber eine Anwandlung von inner-
fielet Kälte* und ein Gefühl yon Kriechen im
Rücken Und den Gliedern gespürt; die. Füfae
waren ihm hierbei so kalt, dafs man sie mit-
telst einer Wärmflasche erwärmen mauste; «die-
ses batte ungefähr 1 Stunde gedauert-— Als ich
gegen 12 Uhr zum Kranken kam, fand ich ihn
in voller £ieberhitzer.amd zwar im Anfange
des Stadium Sudoris; er trarispirirte schon ge-
linde; die Nägel an den fingern waren, aber
noch etwas blau; Beengung auf der Brust bette
der Kranke aber nicht gespürt, er" war auch
jetzt noch frei hie von. Worüber er jetzt klagte,
wat: Unruhe, ein Gefühl von Hitze, reibende
Schmerzen in der rechten- Kopf- und Gesichts-
hälfte, im rechten Ohre, und in einem hohlen
Zahne dieser Seite , welche er aber sehr stark
■■■-■■ • ■■ ■.■
. Die bestimmte Wiederkehr des Fieberan-
falls am dritten Tag bestärkte mich in der An-
sicht, dafs ich es hier mit einem noch nicht
ganz ausgebildeten Wechselfieber zu thun hätte*
— 10 —
cl*s Kopf^S Ohren*-, and ZahnwebMiielt iebJ&r
.'»heutmtfisch , und -liegte" dieserhalb. -ein klonet
-Bfasenpflhster in dein "Kacken; um absc'Tnehr
-auf ~ dem Dannkartal zu "wirken , da. dfer.'Sflihl-
?garog auch jetzt' noch' nicht erfolgt .war,- ftotchd-
nete ich folgeride Mischung: Eeö. Aqa* fpfo-
Tiana^- Aq. • Chtfmomilla* ana uruu. i/»'<fofve
Tartar. natronäti iinc. j: Extr. Hyoscyäm* nigr.
-gr. tyY Extr. ,Tamxat;i dracfim. ß. - -ädde*jiq.
jimygdaL amar. scrup. i/\. Syrüp* Rhei Mnc* jf.
M. Di S. Halbstündlich .einen EJblöffet fall zu
-nehmen; • - ■■
Ungefähr 1§ Stunden . nachher.. wurde, ich
wieder z am Kranken beschied od. Ich fanäY'dafs
er «ehr unruhig war y • dal» das halbseitige* Kwffi»,
Ohren- und Zahnweh, sehr zugenommen «hat-
te, so zwar, dafs (wie • Pafc. sägte).'' dasselbe
sich; gleich Zuckungen, Stöfsen," eJechiscltai
Schlägen zeigte, weiche roh den^bgetteffianihn
Theilen ausgingen, sich' durch dexa* ganzen
Kifrper vetbreitetea^:;nn4 -alle 2 JUinotfen, sich
einstellten-; man - sähe .dieses attch . douüicb,
denn Pat. schreckte »jedesmal zusammen-, Üb
-sieb' etwas im Bette auf ; — der übrige .Zustand
des- Kranken war ■ wie vorher, die* Brust frei,
.der ganze Körper schwitzend. Ich • beruhigte
den Kranken , empfahl ihn Ruhe und t Geduld. .
- Nervös - rheumatischer I\ atur waren: rauf» :|eden
Fall diese Anfalle , - und \ standen bestimmt tait
dem Wechselfieber im Zusammen hragch; jea.taar
eine Art von Fothergill'uchen Gesicbtsirfaonsr-
zes. Am Abend fand ich den Pat. ruhig; er
schwitzte nicht mehr, doch war die Haut feucht
und weich, Kopfweh sehr geringe, Brast frei,
der Stuhl auch jetzt noch nicht erfolgt, doch
. war der Unterleib . weich und nicht aufgetrie-
— 11 —
: bei), nicht schmerzhaft Pak klagte ab** über
grotse Hitze und Durst* der- Pub' war auch
.■ etwas voller, nicht schneller; die Zunge noch
belegt, 'aber feucht ^ empfindlich war auch jetzt
noch di» Magengegend. Ich hielt Alles, für eitle
Art von abendlicher Exacerbation leichter Art* die
nicht rein ausgebildet, siqb hoch nicht als r4i-
• ner Anfall gestaltet hatte, fand daher auch nichts
iti den Ordinationen 2a ändern, liefs aber, jelit
die Mixtur stündlich reichen. i ■•
»1 • ■ ■ . . •
Am 23sten des Morgens erfuhr; ich j dafs
Pat. am vorhergehenden Abend spät eine Aus-
leerung von wenigen harten! Excrementenige-
■ habt, darauf aber die Nacht über mehrere Stun-
- den recht ruhig geschlafen ,- wenig getrunken,
> und - sich ziemlich wohl befunden habe«. Ich
fand ihn diesen Morgen am ganzen Kprperorit
Schweifs bedeckt; -wenig Kopfschmerz^ &ur
$in geringer Grad von Schwindel. 'An: rden
: Lippen hatte sich in der Nacht der Fieberaus-
• Schlag deutlich entwickelt, besonders aber an
der -Unterlippe in Form" von kleinem/ nadol-
knopffö'rmigen , gruppenweise zusammenstehen-»
den hellen Bläschen auf etwas geröthetem
Grunde; die Zunge belegt 'und feucht < der Ge-
• scbinack- schlecht; der Druck in der Jttagerige-
- gend vermindert. Patv kann schon einen biei ange-
brachten Händedruck besser vertragen", -etwas
Unbequemlichkeit im Unterleibe ist jedoch vor-
handen ; Stuhl ist seit gestern Abend nicht, wie-
der erfolgt; der Puls normal, weich und nicht
schnell, die Brust ganz frei, der Athem . regel-
mässig; Pat. kann frei und tief Athem holen;
der Zustand des Kranken ist also sehr er-
' wünscht. Für jetzt fand ich nichts in der Arz-
nei und der Diät zu verändern. .. .
— 12 —
• Beim abendliehen Besuche sagte man mir:
dafs der Kranke fast den ganzen Tag durch
Seschwitzt habe, da/s er am Abende eine. dünn-
üssige Stuhlentleernng gehabt und. sich* wohl
befunden. Jetzt befand er sich- so leicht und
bo wohl, dafs er mir sagte: „er sei völlig ww-
* der hergestellt;" Kopf-, Ohren- und Zahvwah
wa*en völlig geschwunderi, wahrscheinlich in
Folge des: allgemeinen,- den Tag über andauern-
den Schweifses. Der Ausschlag hatte- eich, an
der Ober - und Unterlippe mehr ausgebildet,
besonders an der Unterlippe, welche etwas ge-
schwollen war« Die Zunge fand ich reiner 'und
feucht; der Geschmack besser; .der Durst war
sehr geringe , die Magengegend nicht mehr 40
empfindlich; das Unbequeme im Unterleibe
hatte- sich verloren; das Athemholen frei, kein
Husten, wie immer; die -Haut feucht, gelinde
«ausdünstend; der Puls weich und völlig nor-
mal;:-der Kranke fühlte sjchaber etwas ntQtttfnd
abgeschlagen in den Gliedern. Der Zutttnd
• des Kranken erwünscht, in den OrdinaiJDtfieji
- und dem diätetischen Regime, fand *ch*iikhts
-zu ändern.
■ ■ ■ 1
•Am Morgen des 24sten April sagte man
mir T dafs die Nacht ruhig verlaufen , der. Pak
ziemlich: ruhig geschlafen1, und dabei gelinde
ausgedünstet habe. Ich fand ihn sehr wohl;
der 'Köpf war frei, die Zunge* weit rei-
ner, der Geschmack besser; Pat. spürte schon
etwas Appetit; doch noch immer etwas Em-
pfindlichkeit in der Magengegend beim hier an-
gebrachten Drucke; der Unterleib sonst normal;
Pat. hatte wieder etwas Stuhlgang gehabt; die
Haut normal, so auch der Puls; über Mattig-
keit, in den Gliedern wird noch geklagt» Um
— 13 —
mehr auf die Verdauung» Werkzeuge tu wirken,
verordnete ich : Rec. Aquae Valeriana* % Aq.
Menthae piperit. ana unc. ij. solve Extr. Ta-
raetaei, Extr* Trifolii fibrini ana drnchm. iß.
Extr. Hyoscyam. nigr. gr vij. adde Aq. Amyg-
dal. ämar. drachm. ß. Tinct. Bhei aquo*, dr.
iß» Syrup. Cortic. Aurantior. unc. j. iÖV D. S*
Alle 2 Stunden einen Eßlöffel voll ; die Diät
dieselbe.
Nach der Berechnung muhte heute der
Fieberanfall eintreten , und erfolgte auch y nur
etwas spater, Mittags gegen 12 Uhr. Es ent-
stand nehinlich Frostein , welches , wie Pat.
sich ausdruckte, unter der Haut und dem Flei-
sche des Rückens anfing, und sich von hier aus
über den ganzen Körper verbreitete, dem Ge-
fühl nach , ' als wenn kaltes Wasser den Kor-
per durchfliege, später Schuttelfrost; die Fülse
so kalt, dafs man sie mit Warmflaschen wär-
men mufste. Nachdem, dieser Zustand 2 Stun-
den gedauert hatte, trat Hitze ein, und als
diese ihre Hohe erreicht hatte, stellte sicH ge-
gen 4 Uhr die Wiederholung des Brustkram-
pfes ein. Nicht so stark, wie das erste Mal,
dauerte derselbe ungefähr \ Stunden; die Re-
spiration war schnell, keuchend, die Nägel der
Finger und die Lippen wurden blau. Pat.
mulste hoch, auf den Kücken und nach hinten
gebeugt, liegen, klagte über Stiche der Brust,
und eine solche Empfindlichkeit, dafs sie auch
nicht -den geringsten Druck vertragen konnte;
der Puls war schnell, krampfhaft, unterdrückt,
die Haut heife und mit einem reichlichen Schweifs
bedeckt; der Bruskrampf liefs nach und ver-
schwand ; das Schlucken war hierbei nicht ge-
stört, und Pat. konnte während de* Paroxysr
— 16 —
am 29sten April tiefend sich PaL, jetst
BecDWvalescent , am Morsen sehr wohl, klagte
mr ober essen Druck in der Stirngegead, Hu*
gel an Appetit, Schwäche des Magens und Mü-
digkeit; die Zunge war noch schwach belagt
an der Wurzel, der Stuhlgang diarrhoeartig;
ia der Kackt hatte er noch etwas geschwitxU
Um seine Verdaaangswerkaengs) xn starken,
Terordnete ich aaJser den Pulvern, welche fort*
gcacHt wnrden : Rec. u4ssjae JuVntfae piperit.,
Had- Vclcricmae com, wtc iß* soite £xtfr. Gor»
dm hmedux. draehm. ß. Extr. Tmrmatam dr.
i£ £xtir. Hyoscjram. «fr. grm 17. «oVe Tutet.
Gkmae-composit. draeJun. /. jlq. ^margdal*
amar. scrup. iß. Syrup. optof. anc ß. XL Dm
Sm Alle drei Standen einen Elsloffel roll xa
nehmen« Die Diät wurde dem Zustande, dea
Reconvalescenten entsprechend verändert, etwas
gute Sappe, ein weiches Ei, frisches Gemüse,
und mitunter ein Gläschen Roth wein erlaubt.
Aach am andern Tage trat kein Fieber ein,
PaL befand sich sehr wohl, hatte ruhigen
Schlaf, guten Appetit, und die Verdauung*.
kräfte hoben sich, der Stuhl war regelmässig,
die Zunge rein; die Müdigkeit nahm merk-
lich ab«
Bei einer leichten, aber kräftigen
und dem Fortgebrauch von schwefelsauren Chi-
nin, erbolte sich Pat. zusehends, fühlte sich
bald so gestärkt, dals er seine gewohnten Be-
rufsgeschäfte wieder zu übernehmen vermochte.
Kleine Recidive blieben später allerdings nicht
aus, waren aber unbedeutend, und wurden je-
derzeit durch Chinin schnell beseitigt.
— 17 —
•
2. Gfo/sitis rheumatica, V ebergang in doppelt
dreitägiges Wechselfieber des Nervus trigeminus
und communicus faciei der linken Seite, unier der
Farm von sogenanntem Gesichts -Schmerze.
\ Der Israelit Levi R.9 einige fünfzig Jahre
alt, Ton atrabilarischer Constitution, starker
Fettbildung, sehr zu rheumatischen Affectionen
des Kopfes, Gesichts- und der Halsmuskeln
geneigt, vor einigen Jahren an einer sehr hef-
tigen und gefährlichen Augenentzündung lei-
dend, erkrankte im Monat Man in Folge einer
starken Dnrchnässnng und Erkältung, an rei-
benden und ziehenden Schmerzen aller Glie-
der, aber Torzugsweise der Muskeln des Hal-
ses, Kopfes , und der rechten Seite des Ge-
sichtes und der Zunge; die rechte Seite der
letztem war sehr schmerzhaft, stark angeschwol-
len , fast unbeweglich (vorzüglich an der War-
sei), weifslicbgelb belegt, fest unbeweglich, die
Sprache unverständlich, lallend, der weiche
Gaumen und die Mandeln ebenfalls geschwol-
len . und gerolhet , und in Folge dieses das
Schlingen beschwerlich und schmerzhaft. Au-
fser reibenden Schmerzen im Kopf, klagte Patt
über Druck in der Magengegend, Mangel an
Appetit, schleimigen Geschmack, Stuhl verhal-
tung, katarrhalische Beschwerden der Nasen-
achleimhautj Hitze, vermehrten Durst; die Con-
junctiva war geröthet, der Puls voll und schnell,
die Temperatur der Haut erhöht, der Urin
stark gefärbt.
Gegen dieses unverkennbar entzündliche rheu-
matische Leiden hätte ich gern Blutegel gesetzt,
konnte aber keine erhalten , verordnete innerlich
eine Solution von Nitr. dep. und Tartar. nalronot.
Journ.LXXXI.B.2.St B
ia Aq. Flor. Sambuci , ein Blasenpflaster im
Nacken und eine antiphlogistische DiäU
Am andern Morgen hatte sich das Uebel
etwas gebessert. Da aber noch kein Stuhlgang
erfolgt war, verschrieb ich Nachmittags, zur
Bethätigung des Darmkanals und zur Ableitung
Vom Kopfe, ein Pulver aus vier Gran Calomel
And zwölf Gran Jalappenwurzel , und. lieb da*
bei die verordnete Mixtur aussetzen.
In der Nacht waren mehrere dünnflüssige
Stuhlausleerungen erfolgt, am Morgen fand ich
•ine reichliche allgemeine Transpiration, be-
deutenden Nachlafs der Schmerzen, die Ge-
schwulst der Zunge geringer, die Sprache ver^
•ländlicher, die Zunge beweglicher, dai'SchVuk-
ken leichler, weniger schmerzhaft. • Ich Heft
Pat. den Schweifs im Bette ruhig abwarten
und die Mixtur fortgebrauchen.
Am folgenden Tage, 6ten Aprij, befand
•ich Pat. ziemlich wohl, klagte nur über mehr
Reifsen nnd Klopfen im Kopfe, und Zunahme
der Schmerzen in der Zunge, auch schien mir
die rechte Zungenhälfte stärker gesell wollen;
die Zunge war mehr gereinigt, das Fieber nicht
geringer. Da Pat« trotz der Mixtur seit vori-
ger Nacht keinen offnen Leib gehabt hatte,
wurde eine ähnliche Dosis Calomel und Jalapp-
wurzel gereicht und am Abend ein Senffufsbad
verordnet (was auch schon am vorigen Abend
genommen worden war); die Diät blieb dieselbe»
Nach dem Fubbade legte sich Pat. zu Bett
und verfiel in einen sehr starken, gleichmäßig
verbreiteten, wohlthätigen Schweife, welcher
gegen vier Stunden anhielt, und nach welchem
ruhiger Schlaf bis zum Morgen folgte.
— 19 —
Am 7ieo des Morgens befand sich Pat. ziem«
Jich wohl ; die Schmerzen im Kopfe hatten
sich sehr gemindert, die Schmerzen in der
Zange waren fast ganz verschwandet*, -das
Sprechen ging ziemlich gut, die Zunge war
fast ganz rein, der Appetit besser, Durst sehr
gering, das am vorigen Taue genommene Ca-
lomel hatte etliche dünnflüssige Stühle , und
gleichzeitig grofse Erleichterung im Unter leibe,
bewirkt , der Puls war weich und nicht mehr
so schnell als am Tage vorher, — kurz alles hatte
sich sehr gebessert. Um fortwährend auf den
Unterleib zu wirken, wnrde verordnet: Rec.
Rad* Rhei drachm. iß. Rad. Valenan. dr. ß.
fiat l. a. Infus, in Colatur unc. v. solve Tar-
tar. naironati drachm. vj. Ecctract. Taraxaci
drachm. iß. Extr. Hyoscyami nigr. gr. vj.
adde jiquae Amygdal. amar. drachm. ß. Sy-
rup. opiat. unc. ß. M* D. S. Alle 2 Stunden
einen E/stöffel roll zu nehmen.
Um mehr ortlich auf die rheumatisch -ent-
zündlichen Leiden zu wirken empfahl ich eine
Einreibung Ton Ungt. Hydrargyr. einer, mit
Liniment, valatil. und Oleum Hyoscyam. in die
fechte Seite des Halses, vorzüglich in die Ge-
cend des Unterkiefers, und Einhüllung des Hal-
tes mit Flanell. Pat. nahm Nachmittags ein
Laugen -Fufsbad, worauf derselbe in einen all-
gemeinen, fast 5 Stunden anhaltenden, Schweifs
verfiel, welcher ihn sehr erleichterte.
Am 9len fühlte sich Pat. sehr gebessert;
die Kopfschmerzen waren ganz gewichen, ka-
men nur zuweilen, aber unbedeutend; die
Zuoge war dünner, schmerzte weniger, und beide
Seitenhälften derselben waren sich fast gleich (die
linke Seite war nur noch etwas gelblich be»
ß 2
— 20 —
legt) > der Appetit ziemlich gut, Stahl normal,
Fieber gänzlich verschwunden, die Haut feucht;
auch das Sprechen ging wieder viel besser, und
war verständlicher. Pat. war als Beconvalescent
zu betrachten, nahm die Mixtur noch fort, hielt
noch Diät und hütete das Zimmer.
Am 12ten war die rechte Hälfte der Zunge
nur noch etwas dicker als die linke; Schmer-
zen im Kopfe stellten sich nur des Abends noch
zuweilen ein , sie waren halbseitig , und vor-
züglich an der linken Hälfte des Kopfes und
Gesichtes. Da der Stuhlgang nicht hinreichend
erfolgte, wurde ein Infus. Fol. Sennae gereicht,
im Uebrigen dieselbe Diät und warmes Verhal-
ten im Zimmer angerathen, um so mehr, da*
die Witterung sehr ungünstig war. —
Bis zum 23sten April hatte Pat. sich er-
wünscht befunden , nur dafs Trägheit des Stuhl-
gangs Abführungen von Zeit zu Zeit nothwen-
dig machte, Appetit und Verdauung waren sonst
gut. Pat. klagte nun über neue reifsende Schmer-
zen in der linken Hälfte des Kopfes, des Ge-
sichtes, vorzüglich den Zähnen und dem linken
Auge. Ich verordnete dagegen warmes Verhal-
ten, ein Fufsbad und eine neue spanische Fliege
im Nacken. Noch war die Sprache nicht ganz
so leicht und frei wie früher, sie war noch
immer etwas , undeutlich ; die Zunge war von
gleicher Ausdehnung, ihre rechte Hälfte durch-
aus rein, die linke hatte von der Spitie bis
zur Wurzel einen weifsen , streifen artigen, fin-
gerbreiten Beleg. Die Nacht hatten die Schmer-
zen den Schlaf gestört. In Bezug auf die Un-
thätigkeit seines Darmkanals und die unverkenn-
bar überwiegende Venosität seines Unterleibes,
— 21 —
verschrieb icb ein* Pulver ans Crem. Tariari,
Flor» Sulphur. Rad. Rhei und Sacchar. alb*
Pat. hatte hiervon schon einigemal genom-
men , als Nachmittags gegen 4 Uhr ein so hef-
tiger Paroxysmus von Schmerzen erschien , wel-
cher aber nur die linke Seite des Kopfes und
Gesichts ergriff, dafs Pat. oft laut aufschreien
mutete; die Augen thränten sehr; die Augen-
lieder waren geschwollen , der Augapfel gero-
tbet, die ganze linke Seite des Gesichtes von
sehr erhöhter Temperatur und geschwollen, die
Zähne der linken Seite, und die linke Hälfte
der Zunge schmerzten, während die rechte
Seite des Gesichtes frei von allen Beschwer»
den war. In den ruhigen Zwischenräumen
schilderte Pat« die Schmerzen als äu(serst hef-
tig, nicht zu ertragen, und bemerkte, dais sie
plötzlich und stolsweise erschienen. Der Puls
war nicht beschleunigt, nicht fieberhaft, aber
doch voller, als gewöhnlich. Gegen die nicht
zu Verkennende Tufgescenz des Bluts verord-
nete ich Galomel mit einen kleinen Znsatz von
Fulv. Doveri, vor Schlafengehen ein Fuftbad
von Senf und Lauge« und einen reichten Theo
von Kamillen- und Fliederblumen.
Nach dem vorschriftsmaCugen Gebrauch die-
ser Mittel trat grofse Linderung ein. Pat «war
Abends 10 Uhr frei von allen Schmerzen« der
Schlaf in der Nacht war ruhig. Gegen Mor-
gen erfolgten einige dünne Stnblausleerungen«
Pat. war ohne alle schmerzhafteu Empfindun-
gen, klagte nur noch über sauren Geschmack;
die Zunge war wie gestern, nur schien sie mir
auf der leidenden Seite mehr zusammengezor
gen, weniger breit als die rechte Hälfte.
— n —
Nach Aassage des Kranken fingen die Seltner-'
seil jederzeit genau an der Stelle des Fommen
infraorbitale der linken Seile an , und verbr^i-
toten sich von da ganz entsprechend dein Laufe
der Verzweigungen und Verbindungen des Astes
des Nervus trige minus, über das Augenlied, ins
Auge, die linke (i,esirht*hhlfte und die Zahne,
und die linke Hälfte <!<-r Zunge. Dieser Um-
stand wird dadurch um so wahrscheinlicher,
wenn man erwägt, dafs die?e letztgenannten
1 heile sä mini lieh von dein Nerv* trigeminus
versehen werden, namentlich von dem Ramus
dentalis posterior, dem Ramus infraorbitalis
des zweiten Astea, dem Ramus maxillaris in-
ferior, und dem Ramus hngualis des dritten
Astes, von welchen, einige als der infraorbita-
lis, der muoodlaris inferior insbesondere sich
wieder mit dem letztem des communicans ganz
genau verbinden. — Die: Verzweigungen und
Verbindungen des N[erv. trigeminus und facia-
lis waren unläugbar hei den Anfallen vorzugs-
weise alftcirt, und der Anfang des Anfalles
ging von dem, aus dem Foramen infraorbitals
tretenden, Nerkv. frontalis aas« • ■
Pat. befand sich 'den ganzen Tag ziemlich
gtft, nur gegen Abend empfand er einige Schmer-
zen» welch* ab$r,v leichterer Art, sehr bald
Torübergingen. Die Medizin, wurde heute aus-
gesetzt, die vorgeschriebene Diät beobachtet,
der Kranke hütete noch das Zimmer.
Am 25sten April fand ich den Kranken
ziemlich wohl, er klagte nur über leichtes
Kopfweh , welches stofsweise kam, und immer
von der linken Seite ausging. Die Periodicität
der Erscheinungen, und der Umstand, dafs ge-
rade jetzt Wechselfieber sehr häufig vorkamen,
— 23 —
liefsen mich auch hier ein solch»» vermutne«,
und meine Vermutbung sollte heute bestätiget
werden. »
Gleich nach Mittag, etwas früher als da*
vorige Mal, spürte Pat. ein Frostein mit zie-
henden , aber unbedeutenden Schinerzen , und
bjerauf erschien wieder der Gesichtsschmertf,
mit denselben Erscheinungen ; er ging aus der
Tiefe des Kopfes aus, ergriff blofs die Linke
Seite y nod lieft» die rechte Seite des Gesichts
auch diesmal ganz frei« — Durch die heul«
erhaltene Bestätigung meiner Vermuthung zö-
gerte ich nicht, zu dem erprobten Specificum
gegen Wechselfieber zu schreiten, ich ver-
schrieb 8 Pulver, jedes zu 2 Gran des schwe-
felsauren Chinins mit Zucker , und liefs alle
2 Stunden ein Pulver nehmen«
Kaum hatte ich mich eine Stunde vom
Kranken entfernt, als ich schon wieder eiligst
gerufen wurde« Ich fand ihn aufoer dem Bette,
vor Schmerzen laut aufschreiend, weinend, sa-
gend, die Schmerzen seien nicht zu ertragen;
der Kranke gebährdete sich fast wie ein Wahn-
sinniger, hatte nirgend Ruhe, trieb sich unru-
hig in der Stube umher; man inufste ihm den
Kopf halten, fest zusammendrücken; das linke
Auge thronte stark, die Thränen flössen aber
stofs weise, der Augapfel sowohl, als auch die
Augenlieder waren geschwollen, die Conjunctiva
beider gerothet; das Auge lichtscheu; die Au-
genlieder wurden oft krampfhaft zu sammenger
zogen ; die Pupille beider Augen war gleichmäßig
ausgedehnt. Auch jetzt empfand der Kranke
wieder ganz deutlich auf der linken Zungen-
hälfte den sauren Geschmack; die liuke Hälft*
derselben schien auch jetzt kleiner ab die rechte*
— 24 —
war aber jetzt völlig rein, der »treifenartige Be-
leg war fort: Zahnschmerzen der linken Seite
warenauch wieder vorhanden, — - also der Anfall
▼ollig dem ersten gleich. Aach jetzt kamen
die Schmerzen wieder stofsweise, gleich elek-
trischen Schlagen. — Das Thränen der An*
gen, und der gleichzeitig saure Geschmack
während des Anfalles erinnerten an eine un-
verkennbare Analogie der Nerventhätigkeit mit
dem galvanisch - elektrischen Prozesse. Eins
der Pulrer war erst genommen; ich lieb da-
her, um den Anfall wo möglich schnell zu
coupiren, oder doch zu mindern, zwei Pulver
auf einmal nehmen , und eine Stunde nachher
noch eins ; auf die Mitte des linken Os bregma-
tis applicirte ich, nachdem die Kopfhaare ent-
fernt waren, ein starkes, Thaler grofses, Bla-
senpflaster, empfahl dem Kranken möglichst
ruhiges Verhalten* — Auch jetzt kamen die
Anfälle noch stofsweise, 'der Kranke schreckte
jedesmal krampfhaft zusammen.
Als ich nach anderthalb Stunden den Kran*
ken wiedersah, waren die Schmerzen zwar noch
nicht ganz gewichen, aber doch zu ertragen»
Die elektrischen Stofse kamen jetzt nur selten,
und waren weniger heftig, der Kranke ruhi-
ger, hatte sich zu Bette gelegt, der Puls war
auch jetzt nicht fieberhaft zu nennen , die
Augen nicht mehr thränend, weniger gerothet
und geschwollen, und an den Händen zeigte
sich schon die beginnende Krisis des Anfalles,
Schweifs; auch die Haut war über den gan-
zen Korper wärmer geworden. Ich liefs die.
Pulver 2stiindlich geben, und dem Kranken
einen warmen Theeaufgufs reichen, da sich
jeUt Durst zeigte. Gleich nachher war Pat
— 25 —
eingeschlafen; und schlief ruhig. Gegcfb halb*
8 Uhr Abends fand ich ihn ganz Ton Schmer-
zen frei, und über den ganzen Korper wie im
Schweifse gebadet; er fühlte sich ungemein
leicht und wohl, klagte nur über grofsen Durst.
Ich liefs Chamillenthee , den der Kranke gern'
trank, trinken, und die zwei noch vorhande-
nen Pulyer diesen Abend verbrauchen, um so
wo möglich einen kommenden Anfall zu ver-
hüten.
■ Am 26sten April erfuhr ich, dafs Pat. die
ganze Nacht hindurch sehr ruhig geschlafen und
ununterbrochen s£hr stark geschwitzt habe; die
Schmerzen wären, einige leichte Stöfse abge-
rechnet, ganz gewichen. Das .Blasenpflaster
hatte seine Wirkung Dicht versagt, und ein«
tüchtige Blase gezogen, die Stelle wurde wie
gewöhnlich behandelt Ich fand das Auge der
linken Seite wie das der rechten; die Zunge
war auf ihrer linken Hälfter wieder belegt, auf
der rechten aber war sie rein, auf der linken
Hälfte noch immer der saure Geschmack. Der
Appetit war schlecht; Stuhlgang seit gestern
nicht erfolgt. Da die Pulver verbraucht waren,
verordnete ich :alle 3 Standen ein Pulvec aus
2 Gran Schwefels. Chinin, 6 Gran Rhabarber
und Zucker, und Fortsetzung der bisher vor-
geschriebenen gelind antiphlogistischen Diät. —
Beim Abendbesuche erfuhr ich, dafs Pat. gegen
4 Uhr Nachmittags wieder einen ganz leichten
Anfall gehabt habe; das Auge der linken Seite
habe wieder gethränt, und alles wäre gege-
ben, wie oben angegeben, nur die Schmerzen
sehr gelinde. Pat befand sich jetzt (halb 6 Uhr)
völlig frei, nur war das Auge noch etwas ge-
schwollen, geröthetj ^lichtscheu , und thranf
.- 26 —
»tick gelinde; der Pule etwas toU, aber nicht
schneller; Pat fing schon an, gelinde zu schwitzen,
also Eintritt der Krisis des Anfalles. Aus al-
len Achlofs ich, da!» eigentlich ein doppelt drei«
tägiges Fieber vorhanden war, zusainmenge-
setzt ans zwei verschiedenen Anfällen, aus ei-
nem stärkern , früher sich einstellenden , und
einein schwachem, später erscheinenden; der
Anfall des ersten Tages, correspondirte mit dem
des dritten Tages; der des zweiten mit dem
des vierten, also eine Tertiana duplicata. Mit
den Pulvern und dem sonstigen Verhalten des
Kranken wurde fortgefahren.
Am 27sten April. Bei meinem Morgen-
besuch erfuhr ich, dafs Pat* vor Mitternacht
wenig geschlafen, auch in dieser Zeit noch
einige; aber nur gelinde Schmerzen atofs-
weise empfunden habe, gleich nach meiner
Entfernung am Abende sei allgemeiner Schweifs
eingetreten, der die ganze Macht hindurch an-
gehalten habe; im Anfange habe er viel ge-
trunken, nach Mitternacht aber sei sehr ruhi-
ger Schlaf eingetreten. Am Morgen befand sich
der Kranke sehr wohl, der Schweifs, sagte
er; ^habe ihn sehr erleichtert"; die Schmerzen
waren., ganz und gar verschwunden, der Kopf
ganz frei; die Zunge aber an der linken Hälfte
jetzt tnit einem gelben statt eines weifseh Strei-
fens belegt (die gelbe Farbe lieft sich wohl
durch den Rhabarber erklären), der saure Ge-
schmack an dieser Seite dauerte fort; das linke
Auge war jetzt wieder, wie das der rechten
Seite; der Puls gut, der Appetit schlecht, Stahl
war erfolgt. Die Pulver wieder vorgeschriebe*
nermafsen alle 3 Stunden genommen ; der Krank»
genols etwas leichte Suppe , trank abwechselnd
— 27 —
t
einen leichten Theeaufguü, and hütete das
Zimmer.
Am Nachmittage gegen 5 Uhr besuchte
ich dem Patienten wieder und fand ihn völlig
vergnügt and wohl am Spieltische ritzen; er
spürte bis jetzt keine Schmerzen, und der Ab-
fall blieb heute ganz auar — eine auffallend
schnelle Wirkung des schwefelsauren Chinins»
Auch am 2S?!en und 29sten April spürte
Pak nichts von Schmerzen« Obwohl die Zunge
auf der linken Hälfte noch einen gelblichen Be-
lag hatte, war doch jetzt der saure Geschmack
gänzlich verschwunden; der Appetit war lies*
ser, der Stuhl regelmässig; der Puls normal,
11 od die Sprache des Patienten war wieder die
gewöhnliche; ein Unterschied in den- Augen
beider Seiten war nicht mehr zu bemerken,
Noch mufs ich bemerken, dafs Pat. auch bei
den heftigsten Schmerzen im linken; Auge,.rwäh-
rend der AnfaHe, doch stets gut mit demselben
sehen konnte. Pat. fuhr mit den Pulvern von
Chinin und Rhabarber fort, nahm sie nur sel-
tener* .
Am SOsten April fand ich Pat. in der B*f*~
serung sehr fortgeseh ritten ; er hatte guten Ap-
petit, reine Zunge; kein- Anfall hatte sich bei
ihm wieder eingestellt; höchst selten spürte er
nur noch wohl einen stofsartigen , schnell vor-
übergehenden Schmerz im Kopfe f der ■ Stuhl
war noch etwas trage, der Puls normal. Seit
einem Tage hatte sich an der grofsen Zehe.dds
rechten Fufses ein Panarilium entwickelt, was*
ich auf die gewöhnliche Art behandelte* Uni
nun die Reconvalescenz zu befestigen , Rttüdttw
vorzubeugen, verschrieb ich folgende PilUwi
Reo* Chinin, sutphuric. gr. xiv. Aloo* mrWül
— 28 —
/
gr. xij* Pulv, Rad» Rhei pulverat. drachnu iß»
Ext r ad. ^araccact, Extr. TrifoL fibrin. ana
q. s» ut fiat mass. pill. e. q. forment* pil» pond»
gr. ij. D. ad. Scatul. S. Morgens und Abends
4 bis 5 Pillen zu nehmen.
Dazu empfahl ich auch jetzt noch leicht
verdauliche Diät; und besonders schärfte ich
dem Kranken ein , sich vor Erkaltung zu hüten«
Pat besserte sich von Tage zu Tage mehr,
«eine Gesundheit wurde durch kein Recidir
gestört. V - ■
3. Wechselfieher des ersten Astes des Nervus
trigeminus, besonders des Nerv» frontalis der
linken Seite»
In den letzten Tagen des Decembero 1833y
bei einer gerade sehr stürmischen Witterung»
hatte ich folgenden Fall zu beobachten : Chr.
L. , ein Ackersmann, 35 Jahre alt, ton robn*
stem Korperbau , festem Mnskelfleische and sehr
aasgebildetem arteriellen Blutsystem, setzte sich
in der Mitte des Monat December einer Durcb-
nassung and Erkältung der Haut aus, ohne
dafs er anmittelbar in den ersten Tagen nach-
her übele Folgen hiervon gespürt hätte. Am
20sten Dec. aber Morgens gegen halb sechs Uhr
stallte sich bei ihm in der Gegend der linken
Augenbraunen, in der Richtung nach der Nasen-
wurzel hin, ein Gefühl von Schmerz ein, welcher
auf eine kleine Stelle anfänglich beschränkt,
sehr heftig , zuerst stätig , dann zuweilen ver-
schwindend, kurze Zeit aussetzend , später sich
weiter verbreitete, und sich dann über die Au-
_ *JÜ ' ' -
penlieder, und das Auge selbst ausdehnte. Die
Augenlieder waren «ehr schmerzhaft, krampf-
haft zusammengezogen , der Augapfel sehr em-
pfindlich, besonders lichtscheu ; die Augen tbräo-
teo sehr stark, wurden die Thränen durch Ver-
schliefsung der Augeniieder zurückgehalten, so
bewirkten sie im Auge heftiges Brennen ; gleich**
zeitig war ein reifsend er, mehr äufserlicher
Kopfschmerz vorhanden, welcher die Stira ein-
nahm, und von da sich Über die Nasenwurzel ver-
breitete. Alle Beschwerden steigerten sich zu
einem hohen Grade, nahmen dann allmäblig
ab, ond verschwanden unter Hitze und starken
Schweifs. Der Anfall dauerte im Ganzen zwei
Stunden, und nach demselben befand sich Pat.
den Nachmittag und die Nacht ganz frei von
Schmerz.
Diese Anfalle stellten sich regelmässig alle,
borgen ein, nahmen an Stärke, Dauer und
Ausdehnung zu , so dafs im dritten Anfalle auch
die rechte Seite des Gesichts in Mitleidenschaft
{exogen wurde, (jedoch dabei weniger leidend
*ftr, als die linke), und zeigten einen postpo-
wrenden Typus.
Meine ärztliche Hülfe wurde erst den 24.
Decbr. nachgesucht, als Pat. den vierten An-
fall hatte, welcher sich gegen 9 Uhr ein-
stellte. — Als ich Pat. sah, fand ich ihn in
▼ollem Paroxysinus. Der Kranke lag Im Bette
mit vom Lichte abgewendetem Gesichte, die.
Fenster waren mit Vorhängen verdunkelt ; über
die Stelle des Ausgangspunktes der Schmerzen,
befragt, zeigte er mir ganz genau den Punkt,
wo der Nervus frontalis der linken Seite durch
das Foramen neben der Incisura supraorbitedis
des Stirnbeins heraus- an die hier gelegenen
Softem Gesichtstbeile tritt« Als , ich dur^h eJ-
nein angebrachten Druck auf die Stelle mich zu
vergewissern versuchte, antwortete mir der
Kranke: „Ja, gerade hier ist es, Herr Doctor,
Sie haben ihn ganz genau getroffen." —
Die Augenlieder, so wie die Umgebungen
des linken Auges Waren etwas geschwollen,
letztere nur in einem gelinden Grade, ihre Tem-
peratur nicht erhöht, an beiden Augenliedern
eine Menge von baumartig sich verbreitenden
BlutgefaTsen zu bemerken , welche rosenroth
durch die äufsere Haut durchschimmerten; die
Augenlieder waren krampfhaft verschlossen, nur
mit Gewalt zu offnen , ihre Bänder gerötbet.
Bei Oeffoung der Augenlieder stürzte ein Strom
fteifser, heller Thränen die Wangen herab;
der Augapfel schwamm gleichsam in Thränen,
und entleerte sie von Zeit zu Zeit in grofsen
Tropfen, welche die Wangen herabperlten.
Nach Aussage des Kranken verursachten sie
eine schmerzhaft brennende Empfindung ; ich
kostete sie, und fand sie heifs und von einem
scharfen salzigen Geschmack. Die Conjunctiva
des Augapfels war gernthet, um die Cornea
an ihrer Verbindung mit der Sclerotica ein Kranz
von Gefafsen , wie bei rheumatischen Entzün-
dungen, an der Cornea selbst war nichts, aufser
einige kleine Gefäfse zu bemerken , die Pupille
normal, und im Innern des Auges. nichts Ab-
normes wahrzunehmen; das Auge selbst nicht
schmerzhaft, nur sehr lichtscheu. — Von detu
linken Auge erstreckte sich der Schmerz, wie
schon gesagt, über die Stirn und Nasenwurzel.
Das rechte Auge war auf ähnliche Weise,
cur in einem gelindern Grade afficirt, und in
den ersten Anfällen ganz frei geblieben.
— ai —
Gleichzeitig war auch di* Scbneidersch*
Membran sehr gereizt.' wie hei einem starken
-Katarrh, und veranlagte Pat. off, sich zu schnau-
ben, — in Folge der vermehrten Tbränenab-
•onderung, oder vielleicht einer Reizung des
Ramus nasalis, des ersten Astes des Nerv fri-
ßcminus , dessen Ramus ethmoidahs sich auf der
Schleimhaut des Septi narium verbreitet.
• War der Anfall durch kritischen Schweifs
beendiget, so fdhlte sich Pat. ermattet und an-
gegriffen, aber vollkommen frei von allen Be-
schwerden. —
Alle diese Erscheinungen erwägend, betrach-
tete ich die Krankheit als ein Wechselfieber
rheumatischer Art, in dessen Paroxysmus aber
vorzugsweise die erwähnten Verzweigungen des
Nervus trigeminus der linken Seite ergriffen
wurden ; die rechte Seite des Gesichts war erst
später in Mitleidenschaft gezogen worden« Wäh-
rend des Anfalles selbst war der Puls kaum
fieherbaft zu nennen«
Da Fat, sich schon ein Blasenpflaster im
Nacken gelegt hatte, rieth ich, die eiternde
Fläche mit frischen Kohlblättern zu. verbinden«
liefs vor Schlafengehen ein Fufsbad von Lange
und Senfmehl nehmen, und gab innerlich, da
Pat. schon einige Tage verstopft war, ein Di-
fus. Fol. Sennae und Rad. Rhei mit Nitrum
und Sal mirabil. Glauberi , und verordnete eine
antiphlogistische Diät.
Da sich am 25sten Dec. der Anfall zu ge-
boriger Zeit, nur heftiger wieder einstellte, so
zögerte ich nicht, zwölf Pulver zu verschrei«
ben , von welchen jedes Chinin, sulphuric. gr. ij
und Sacchar. alb. scrupul. enthielt, und lief»
alle 2 Stunden davon ein Stück nehmen.
— 82 —
Am 26sten Dec. erschien der Abfall gegen
halb zehn Uhr« Die Schmerzen begannen all-
mablig und steigerten sich bis zu einer bedeo-
Jenden Hohe. Auch dieses Mal -wurde die
linke Seite zuerst ergriffen, später erst die
rechte, und die erste ungleich heftiger, als die
-letzte. Der Schmerz w ar auch dieses mal wie-
der yon dem linken Nerv, frontalis, gerade da,
;wo er ins Gesiebt tritt« ausgegangen, und er-
schien stobweise; zuweilen mit unglaublicher
Heftigkeit, aber mit Remissionen; Pat hatte
das Gefühl yon einem heftigen Brennen auf
der innern Fläche der Augenlieder und dem
Augapfel, besonders wenn die Augenlieder
krampfhaft geschlossen waren, versicherte, üiese
Heftigkeit yon Schmerz nicht ertragen zu kön-
nen, und gebehrdete sieb zuweilen wie wahn-
sinnig; die Augenlieder des linken Auges wa-
ren heiber, starker gerötbet, mehr geschwol-
len, das sehr lichtscheue Auge thränte stark;
die Thronen stürzten, wenn sich die Augenlie-
der öffneten, gleichsam in einem Strom die
Wange herab, waren auch beute von einem
scharfen salzigen Geschmack« Hierbei war
grobe Unruhe vorhanden , Beängstigung, Auf-
stoßen von Blähungen, Tfebelkeir, Würgen und
wirkliches Erbrechen von schleimig - gallichten
Stoffen erfolgt, — hierauf Gefühl von grober
Abgeschlagenheit, Gefühl von Kälte (so dab
man die Füfse mit Wärmflaschen wärmen
mufste) , Ziehen in den Extremitäten und Nak-
ken, Gähnen , und hierauf folgte endlich er-
höhte Temperatur der äufsern Haut, Ausbruch
eines allgemeinen, wohlthätigen Schweifte»^
und mit diesem allmähliger Nachlab aller Er-
scheinungen des Paroxvsmus«
. - 33 —
Als ich Pat. gegen 1 Uhr sah, fand ich
ihn sehr erschöpft, die Schmerzen erschienen
wohl zuweilen noch Stolsweise, aber ungleich
geringer; noch waren die Augenlieder etwas
geschwollen, auch thränten die Augen noch,,
die Transpiration dauerte fort, und schien co-,
pioser, als früher. Das Erbrechen wahrend des]
Anfalls erklärte ich mir theiis aus der Heftig-
keit der Schmerzen, theiis daher, dafs man»,
gegen meinen Willen und Wissen, den Kran-
ken während des Paroxysmus Fleischbrühe und,
ein Cbininpulver gereicht hatte. — Ich rieth
gehörige Abwartung des Schweifses, leichte
Diät, ein Fufsbad gegen Abend, und den re-
gelmässigen Fortgebrauch der Chininpulver.
Am 27sten Dec. erfuhr ich , dafs Pat. noch
mehrere Stunden in einem sehr profusen Schweifte
gelegen ; ruhig geschlafen habe, und hierauf
sehr erleichtert erwacht s$y; er habe nur eine
sehr schwache schmerzhafte Empfindung im
linken Auge wahrgenommen* Gegen 9 Uhr
diesen Morgen hatte sich wieder ein Anfall ein-
gestellt (abweichend von dem bisherigen Ty-
pus) , und in diesem fand ich ihn« Angefangen
halte der Paroxysmus mit einer Empfindung
yon Frostein, Hände und Füfse seien kalt ge-
wesen f das Frostein aber nicht bis zum Schüt-
telfrost gesteigert worden. Die Schmerzen hat-
ten auch diesmal an der bezeichneten Stelle an-
gefangen! wären anfänglich gelind gewesen,
später sehr heftig, mit Begleitung aller übrigen
Erscheinungen, wie in dem vorigen Paroxys-
mal; die rechte Seite des Gesichts wurde auch
in Mitleidenschaft gezogen, aber war ungleich
weniger leidend , auf der Nasenscbleimhaut fand
eine sehr profuse Schleimabsonderung Statt, die
Journ.LXXXI.B.2.St. C
— 34 —
die Muskeln der Stirb und der Augenlieder wor-
den krampfhaft zusammengezogen, alle übri-
gen Gesichtsmuskeln waren frei; das Gesicht
war heifs, besonders die Stirngegend, der Pols
nicht fieberhaft; der Durst kaum vermehrt; ein
gelinder Schweifs begann auszubrechen, beson-
ders am Kopf und im Gesicht; Pat. klagte da-
bei ' noch über ein klopfendes Kopfweh , was
er früher noch nicht gehabt, und über etwas
Uebelkeit, welches aber nicht bis zum Erbre-
chen gesteigert wurde, Stuhlgang war seit ge-
stern nicht erfolgt, der Leib weich, nicht auf-
getrieben und schmerzhaft, die Zunge feucht
und rein.
Pat. hatte bis jetzt zwanzig Gran Chinin,
aber' nicht ganz regelmafsig genommen» Da
unverkennbar starke congestive Beschwerden
vorhanden waren, liefs ich zehn Blutegel an
die Stirn- und Schläfegegend, vorzüglich der
linken Seit$ setzen, die Nachblutung mit war-
men Wasser lange unterhalten , in den Nacken
an die Stelle der zugeheilten spanischen Fliege
eine neue legen, verschrieb neun Pulver, jedes
zu zwei und einen halben Gran schwefelsauren
Chinin , vier Gran Rhabarber und einen Skru-
pel Zucker, und empfahl, da die BeschweN
den schon nachzulassen schienen, die Schmer-
zen nach Aussage des Kranken sich jetzt nur
hoch auf ihren Ausgangspunkt beschränkten,
ruhige Abwartung der beginnenden Transpira-
tion. Zo Abend wurdq, das Fufsbad wieder-
holt. — Der Anfall hatte drei volle Stunden
gedauert, und war, nach Versicherung des Kran-
ken, der heftigste unter allen, welche er bu-
her gehabt hatte.
Bei meinem Morgenbesuch am 28sten Dec.
erfuhr, ich, dafs nach meiner Entfernung, Pat.
- 3$ -
Wieder in einen sehr profusen Schweifs und
wohltbätigen Schlaf verfallen, welcher gegen
drei Stunden angedauert habe, nach demselben
sehr erleichtert , frei von Schmerzen erwacht
sey9 nur wenig über etwas .Kopfweh geklagt»
und hierauf eine etwas unruhige Nacht gehabt
habe, die Nachblutung sei sehr lange unterhal-
ten worden.
Als ich Pat gegen halb 1 1 Uhr sähe, hatte
er im Ganzen 42 Gran Chinin genommen,
fühlte sich noch ziemlich frei von Schmerzet*,
fing aber doch schon an über schmerzhafte Em-
pfindungen über dem linken Auge zu klagen,
das Auge war schon wieder etwas geröthet,
jedoch kaum merklich, Lichtscheu und Thrä*
nen fehlten , der Puls war vollkommen nor-
mal, der Kranke ruhig. Ich verordnete jetzt
von neuen* 8 Pulver, jedes zu anderthalb Gran
schwefelsauren Chinin, zwei Gran Rhabarber
und einen Skrupel Zucker, um davon drei-
stündlich ein Stück zu nehmen, und empfahl
die Fortsetzung einer leichten Diät« V|i.
Bald nach meiner Entfernung erschien gleicfef
wohl ein neuer Paroxysmus, auch diesmal,. nach
Aussage des Kranken mit Frostein, so dafs
Hände und Füfse kalt geworden, doch ohne
Schüttelfrost Der Anfall begann, wie die vo-
rigen, an derselben. Stelle, war sehr heftig,
aber nicht von so langer Dauer, und Pak fühlte
sich nach: denselben auch weniger erschöpft;
der Puls war voll, aberregeimäfsig; der Schweifs
hatte sich diesesmal sehr zeitig eingestellt; die
verordneten Pulver wurden fortgesetzt»
Bei meinem Besuch, den 29. Decbr. ge-
gen halb 11 Uhr. erfuhr ich, daib Pat. nach
den Anfall wieder profus geschwitzt and ge-
C2
— 36 —■
schlafen, eine dünnflüssige Ausleerung gehabt,
die Nacht unruhig zugebracht ,' und toq Zeit zu
Zeit ein klopfendes Gefühl im Kopf verspürt
habe , . — ,dafs er jetzt schon über dem- linken
Auge den anfangenden Schmerz empfidde, dafs
dieser sich aber nur bis jetzt auf diese Stella
beschranke. Das Auge war nur wenig gero-<
Ihet, Lichtscheu nur sehr gering, das Gefühl
vom brennenden Schmerz im. Auge fehlte; die
Stöfse kamen selten und verbreiteten sich nicht
weit ; Frösteln . fehlte , und Schweifs erschien
heute sehr zeitig. Ich liefs die verordneten.
Pulver zweistüudlich nehmen.
• Ich hoffte, dafs Pat. von einem heftigen
Paroxysinus beute verschont bleiben würde;
gleichwohl erfolgte später, halb 12 Uhr, noch
ein solcher, indefs von geringerer Heftigkeit
find kürzerer Dauer ; er begann mit Frösteln
und endigte mit reichlichem Schweifs and Schlaf;
die Nacht war unruhig.
' '"Arn 30sten Dec. früh halb 11 ühr fand
ich Pat« aufser Bette, im Zimmer' herumge-
hend, aber klagend, dafs er schon jetzt wie-
der Kalte in Händen und Füfsen * und etwas
Schmerz empfinde. Die Anfälle Von Schmer-
zerfMertchienen jedoch viel seltener, die JHillei-
dedschaft der Augen war sehr geringe. Trotz
meiner Anordnung war der Fortgebrauch der
Chininpulver unterblieben, und Pat ' erklärte,
es sei ihm rein unmöglich, länger mit diesen
Pulvern fortzufahren.
Als ich am 31sten Dec. früh gegen 11 Uhr
Pat. besuchte, fand ich ihn herumgehend, und
erfuhr, dafs gestern nach meiner Entfernung
sich noch ein Fieberanfall eingestellt habe, dab
derselbe aber so gering, und auch Ton so we-
— 37 —
nig Schweifs" begleitet gewesen eey, dafa Pat
nicht nothig gehabt habe, sich zu Bett zu le-
gen; die schmerzhafte Empfindung habe sich
nur auf das linke Auge beschränkt, die Nacht
sei nicht sehr unruhig gewesen. Er befand
sich ziemlich wohl, verspürte jedoch wieder
das Frostein in den Händen und Füfsen, und
einen gelinden Schmerz- am linken Auge« Die
verordnete spanische Fliege hatte tüchtig gezo-
gen irad wurde offen erhalten» Auch heate war
Pat. noch nicht zum Fortgebrauch der Chinin-
pulyer zu bewegen.
Am lsten Januar stellte sich noch ein, aber
höchst unbedeutender Fieberanfall ein. Fat.
gebraucht» nun ^noch einige Zeit Pulrer von
schwefeis. Chinin, öhngeföhr noch zehn Gran,
das Uebel wurde hierdurch vollkommen gehoben,
machte keinen Rückfall, und Fat. befindet sich
seit dieser Zeit vollkommen wohl. .
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II.
,, jBemerkungea und Erfahrungen
ober
Croup,
besonders
rucksichtlich der Behandlung desselben mit
€npitrm sulphuricom. . .
;;• Von
Dr. K. (Gr. Zimmermann,
praktischem Arzte in Hamburg.
• » *• ''.-•%•'.' 1*
Andern icb hier abermals einige Beobachtun-
gen, die Behandlung des Croups mit Cuprum
sulphuricum betreffend, dem ärztlichen Publi-
kum vorzulegen mir erlaube, glaube ich einige
Bemerkungen über diese Krankheit selbst, und
die vornehmsten dagegen bisher angewendeten
Mittel Toranscbicken zu dürfen. Ich mufs aber
Ton yorn herein die Leser um Nachsicht ersu-
chen , wenn ich vom Eifer für den Gegenstand
hingerissen, zuweilen vielleicht zu weitläufig
geworden seyn sollte, und mitunter des Be-
kannten zu viel eingemischt habe« Jeder aber,
der eine Arbeit längere Zeit unter der Feder
gehabt bat, wird es empfunden haben, wie
— 39 -*
schwer es hält, in der Mittheitang des Er-
forschten Maafs £u halten. Dir arieh dieser
Gegenstand seit Jahren sehr intereesirt bat, und
ich darum viele Schriftsteller darüber geletev,
aber deshalb auch vieles Bekannte wiederholt
habe lesen müssen, so glaube ich, dafs es nicht
ganz unzweckmäßig ist, für diejenigen , wel-
che ohne zu grofsen Zeitverlust den Croup stu-
diren wollen, die Erinnerung an diejenigen
Werke und Schriftsteller zu erneuern, aus de-
nen man sich am gründlichsten und speciell-
sten über diese Krankheit unterrichten kann, .
Die Litteratur des Croups finden wir am
vollständigsten gesammelt von W* Sachse* in
seiner trefflichen , die Nosologie und Pathologie
dieser Krankheit behandelnden Schrift: das
Wissenswürdigste über die häutige Bräune,
Lübeck 1810, und von J. A. Alters, in des-
sen Preisschrift: Commentatio de tracheitide in*
fantian, Ldpsiae 1816. — Die Geschichte des
Croups , sowohl in Hinsicht seiner Bearbeitung»
als auch der Epidemie dieser Krankheit , ha-
ben aufser Sachse und Albers; Valentin, in
seinem gründlichen und vollständigen Werke;
Recherche* histcriques et pratiques sur le Croup,
Paris 1812; E. Fischer in seiner Dissertation:'
De angiriae membranaceae origine et antiquüirte,
Berolini 1830; und neuerdings Eisenmann: Die
Krankheitsfamilie Pyra, Erlangen 1834. Bd. 1.
S. 161, am ausführlichsten behandelt, obwohl'
in diesem Felde noch etwas zu tbun übrig bleibt«
Die charakterische Beschreibung des Croups
und seiner einzelnen Zufälle, also die Nosolo-
gie dieser Krankheit betreffend, verweise ich
vorzüglich auf die Werke von Sachse , Valen-
tin, Alben und L. Jürine (s, dessen Preis-'
V
— 40 ->
I .
/
schritt über den Croup, übersetzt ron Ph. Hei»
nahen , mit einer Vorrede und Anmerkungen,
Ton J. j£. Alters, Leipzig IS 16.). Die einzel-
nen Resultate der Leichenöffnung haben vor-
süglich Sachse und Valentin sehr ausführlich
und speciell mitgetheilt.
Die Werke dieser eben genannten Aerzfe
enthalten alles. Was uns über den Croup zu
Wissen , irgend nothig und interessant seyn
durfte. Vorzüglich vollständig und belehrend
Ilaben Sachte und Valentin ihren Gegenstand
behandelt. Auf die Weise , wie Sachse die
Nosologie und Pathologie bearbeitet hat, so hat
Valentin die Therapie behandelt , aber auch in
jenen beiden Zweigen der Medizin nicht we-
niger geleistet. Er hat die seit den ältesten
Zeiten vorgeschlagenen und angewendeten Mit-,
tel und Methoden gesammelt uud systematisch
geordnet # und die Therapie wie auch die Pa-
thologie mit einer Gründlichkeit behandelt, wie
wir sie bei seinen Landsleuten zu finden nicht
gewohnt sind« Sein Werk zeichnet sich durch
eine grofse Bekanntschaft aus. nicht nur mit
den in Frankreich über diesen Gegenstand ex^
aefaieneneu Schriften . sondern auch mit der. ge-
dämmten ausländischen Litteratur. des Croups;
und die gewissenhafte Benutzung der. Quellen
macht es nicht allein sehr empfehlungswerth,
sondern diese Schrift gehört gewiCs zu den be-
sten, welche, über diese Krankheit erschienen
sind; — • und doch scheint sie nicht so allge-
mein bekannt zu seyn, wie sie es verdient.
-.Die Diagnose des Croups findet man ao-r
wohl von Sachse, Valentin und Albers, alt
auch von Wißhmann und Dreyfsig in den be-
kannten Werken dieser Aerzte über Diagnose,
— 4t —
behandelt« Jedoch. glaube ich -hier noch einige
Bemerkungen, über einen den Group sehr ähn-
lichen , aber dem Wesen nach ganz verschie-
denen, Krankheitszustand beifügen zu müssen,
welcher 'wohl manchmal zur Verwechselung mit
dem ächten Croup Veranlassung gegeben haben
mag. Denn nicht jeder Grouphusten ist schon
Croup,
i
Es giebt nämlich eine catarrhalische Af-
fection der Luftröhre und ihrer Aeste, welche
dem Croup beim ersten Anblick sehr ähnlich,
und vielleicht dieselbe ist, welche Guersent *)
davon unterschieden, und als Laryngitis strfr*
dulosa , oder fälschlich Ratier als Asthma Mit»
lari bezeichnet hat. Diese herrscht oft epide-
misch, manche Familien scheinen besonders dazu
disponirt, sie befällt dieselben Kranken oft meh-
rere Male nach einander , meistens ohne Ge-
fahr, coinplicirt sich aber wohl mit Laryngi-
tis, Tracheitis oder Bronchitis, oder ist viel-
leicht im Stande, bei Vernachlässigung, in Group
überzugehen. Es ist dies ein Pseudo - Croup,
der plötzlich, meistens des Abends oder Nachts
mit Heiserkeit und einem rauhen bellenden Hu-
sten beginnt, und ist, wenn die kleinen Kran-
ken sich schon auszudrücken vermögen, von
Schmerzen in . der Luftröhre, als wenn etwas
darin stecken geblieben wäre, und Erstickungs-
fallen begleitet; geht aber hinterher in die ge-
wöhnlichen Symptome eines Catarrbs über. Bei
diesen Pseudo -Croup fehlt aber die anhaltende
Aihmungsbescb werde, das eigentümliche Stran-
gulationsgeräusch bei der Inspiration ; vielmehr
reisen die augenblicklichen, kurze Zeit dauern«*
*) Kernte medieale 1829 Octbr. won Froricp's Notizen*
1850. Bd. 26, Nu. $58.
f
— 42 —
den, und vorübergehenden Erstickungszufälle,
cum Husten, der, je öfterer er wiederholt,
desto rauher und hellender wird J und vor al-
lem bemerkt man kein Fieher; wodurch er sich
schon hinlänglich Tom wahren Group unter-
scheid öt. Will man aber noch sicherer gehen,
so konnte man den durch künstlich bewirktet
Erbrechen , oder auch wohl zuweilen durch
den Husten selbst ausgeleerten Schleim unter-
suchen t indem man ihn in beifses Wasser schüt-
tet, wo er alsdann wahrscheinlich nicht gerin-
nen wird. Ich mochte für diese catarrhalische
Affection , um Verwechselung zu verhüten, den
Na inen Catarrhus Laryngis s« Tracheae vorschla-
gen ; weil sie in einer eigentümlichen catar-
r haiischen Reizung der- Luftröhre, und beson-
ders des Kehlkopfes zu bestehen scheint,
» i
Der wahre ächte Croup dagegen, dessen
synonyme Benennungen man im 1. Bande der
med. Diagnostik von Dreysfig, S. 149, findet.
kündigt sich nicht nur durch Heiserkeit, tum
durch einen rauhen bellenden Husten an, söo>
dem ist stets auch von grofsen Athmungtb*-
schwerden, einem eigenthümlich pfeifendes,
kreischenden oder auch rasselnden, Stranguls-
tionsgeräusch bei der Inspiration, begleitet, 1ro^
bei der Kopf zurückgebogen, und die Sdiuljfcfis
oft in die Höhe gezogen werden. Aulserdan
ist imtner Fieber mit einem frequenten BärtbV
chen Pulse , der später schnell und klein «jvird,
zugegen ; das Gesicht ist aufgedunsen hocnroth,
die Augen glänzen; die Kranken sind meisieM
sehr unruhig, werfen sich umher, verlange!
häufig zu trinken, können aber nicht gut schluk-
ken f indem das Trinken sie meistens zum Ho-
sten reizt. Ihre Stimme ist nicht nur heiser.
— 43 —
sondern oft kreischend, im höheren Grade fehlt
sie gänzlich ; oft beantworten sie anch wohl
die an sie gerichteten Fragen nicht, weil ihnen
das Sprechen vielleicht Schmerzen; verursacht
Der durch Hasten oder Brechen ausgeleert«
Schleim epagnlht meistens, wenn er in ein
Oeschhr mit heibem Wasser geschattet wirdw
Diese nur zn sehr bekannten Symptome des
Croups wiederholt anzufahren, hielt ich für
nSthig , um den Unterschied des ächten Croups
Tom Pseudo -Croup hesser bezeichnen zu kön-
nen, und zugleich damit anzudeuten, was ich
eigentlich unter Croup verstehe.
Der Croup besteht in einer specifischen
Entzündung der Schleimhaut des Laryna: und
der TradliHii welcher die Tendenz zur Aus-
schwifftübg einer plastischen coagulabein Lym-
phe, eigentümlich ist, die nicht selten zu fe-
sten znsa tarnen hängenden häutigen Massen ge-
rinnt; initUeberreizung der Nerven, wodurch
Krampf erzeugt . wird. Dagegen besteht der
Pseudo- Croup, wie gesagt, in einer catarrba-
iischea Heilung jenes Organs, wobei aber die
Tendenz zur Ausschwitzung in der Art wie
beim' Croup nicht vorhanden ist , die Luftröhre
vielmehr, nach Art H«s Zustandes der Nase
beim sogenannten Stu.*" schnupfen , trocken zu
seyn scheint. Jenes, der ächte Croup, geht
wohl ohne zweckmäßige ärztliche Hülfe mei-
stens in den Tod über; während der Pseudo-
croup, der Natur überlassen, fast immer in
Ge.nesufig übergeht; und die Fälle von durch
NaturhüLte allein , oder bei der Anwendung in-
differenter Mittel, geheilten Croup, gehorten
wahrscheinlich dem Pseudo -Croup an.
— 44 —
Zwar wolleii .Heim *) und Schenk*?)
entzündliche Natur des Croups läugnen ; theilt
aber sprechen die . Symptome , 'der Verlauf, die
Ausgänge , die polypösen Concretionen für die
entzündliche Natur desselben, tbeila ist diese
su häufig durch Leichenöffnungen bewiesen' Wor-
den ; als dafs man noch ernstlich daran' zwei*
fein könnte. Vielleicht haben diese Beobach-
ter zuweilen das Asthma Millari mit dein Croup
verwechselt, welches in früheren Zeiten häu-
figer vorgekommen zu. seyn .scheint, als jetzt.
Es würde mich zu weit führen, wenn ich hier-
über ausführlicher reden wollte. Neuerdings
hat Engelhardt (der Croup in dreifacher Form,
Zürch 1828.) eine Unterscheidung von drei For-
men des Croups aufgestellt, die der reib hv-
persthenischeu Entzündung; die der catarrheli-
ecben, der eigentliche Croup; und eine He*»
vöse Form, als Asthma Millari, Wichtiger
ist die ron Albers und Jurine angegebene Un-
terscheid u Dg in Croup der Trachea und dpa fcur
xynx, welche nicht überall beachte! wifdf,.j&er
doch von Bedeutung ist, und deren MftrVntnle i$
den Preisschriften dieser Aerste und Gittermu$u/%
(Journ. d.pr. Heilk. Bd. LXIX. St.4.S.3.) wa fin-
den sind« Die Laryngitis\\xiit plötzlich ein, der
Tracheitis gehen oft mehrere Tage Vorboten
vorher. Der von Royer Cottard angefahrte
Stick - Croup ist nichts als ein hohe* Grad der
Laryngitis» *.?■■=.
Michaelis (De Angina potyposa, 1778.),
welcher in Deutschland zuerst den Croup,' Ms
selbstständige Krankheit, bearbeitet, hat
*) Mortis Archiv. 1810. Bd. 1. S. 378. , •
**) Hufeland' s Journal. Bd. XXVII. H. 1. 8. 80. —
Hufeland u. HinUy Journ. Bd. IX. H. 4. S. 75,
— 46 —
streitig das Verdienst, zuerst über die Natur
des Crpups und seines Produkts, die Pseudo-
membran , Aufklärung gegeben 21» beben. Er
zeigte, dafs die Gerinnung einer durch Entzün-
dung in die Luftröhre ausgeschwitzten lympha-
tischen Flüssigkeit , die darin sich bildende Mem-
bran hervorbringe. Die entzündliche Natur des
Croup wurde aber auch schon früher aufser-
halb Deutschland von vielen Beobachtern^
Home*), Crawford**), den 'schwedischen Aerz»
ten ***), selbst schon von Ghisi ****), erkannt).
Um die Erklärung der Natur und Genesis die«
ser Krankheit haben sich noch besonders Au-
tenrieth ****#) und Schonlein verdient gemacht.
Der Group verläuft in vier Zeiträumen :
1) das Stadium der Gefä'fsreizung', welches
sich durch Heiserkeit und einen trocknen hei*
seren Husten ankündigt, aber nicht immer nur
3 bis 4 Stunden dauert , wie ich in meiner
früheren Abhandlung (Hufeland und Osann's
Journal 1830, März) gesagt habe; sondern nicht
selten, wie ich später zu beobachten Gelegen-
heit natte, 24 Stunden und darüber anhält;
2) der Zeitraum der Entzündung, wenn der
Husten bellend, die Respiration pfeifend wird,
und sich Fieber einstellt; 3) der Zeitraum der
Ausschwitzung , wenn die Respiration rasselnd,
oder selbst röchelnd, der Husten mehr krähend
wird, und sich gewöhnlich Schweifs einstellt;
*) Borne an Inquiry mto ihe nature cause and eure
of the Croup. Edinb. 1765.
**) Crawford Disscrt.de Angina gtridula. Edinb.1771.
*"*) Rosen von Rosensteins Kinderkrankheiten.
****) Lettere mediche. Cremona 1749.
*****) Versuche für die praktische Heilkunde. 1, Bd.
1807.
}
— 46 —
i
4) das Stadium der Lähmung, da* dem, Tode
Torhergeht , oder der Crisen , wenn es zu frei-
willigen kritischen Ausleerungen kommt. Die
Lähmung ist wahrscheinlich häufig die Ursache
des' Todes; da ich einigeinale bei der Sectioo
am Croup verstorbener Leichen nur Schleim,
Ichor, oder wenig plastische Lymphe, und
kein lymphatisches Codcrement, oder ein an-
deres so bedeutendes Hindernifs der Respiration
gefunden habe, dafs dadurch der Tod zu er-
klären gewesen wäre. Lentin, Chambrey Fi*
scher und Stieglitz fanden das nämliche.
Was nun die Behandlung des Croups an-
betrifft, so sind auch gegen diese eine Anzahl
Ton Mitteln empfohlen, die man gröfstentheils
\on Valentin, bis zu seiner Zeit sorgfältig und
historisch gesammelt findet. Die alteren Beob-
achter des Croups wandten schon Blutentzie-
hungen dagegen an , ausserdem liefsen sie hei-
fse Dämpfe einathmen, gaben abführende* Mit-
tel und Layements , und legten Zugpflaster oder
Senfpflaster an den Hals. Später wurde ▼pfr-
zugsweise das Lentin sehe Verfahren befolgt;
man gab Brechmittel, Salpeter mit Campher,
Fliederthee undSauerhooig, und wandte warme
Umschläge an. Lentin liefs den Hals mit de?
JFerlhof sehen Salbe einreiben und einen Cam*
pherlappen auf die Brust legen, und gab inner*
lieh Ammoniac - Milch mit Senega- Infusum, oder
Salpeter und Moschus *). Es ist bemerkane-
werth , dafs diese Aerzte sogleich grobtentkeils
eine der Natur der Krankheit so angemessene
Behandlung einschlugen , welches die Fort-
schritte beweist, die die Medizin schon damals
durch Anwendung der Anatomie gemacht hatte«
*) Lentis Beitrage, fid. L S. 337. Bd. 3. 8. 186-
— 47 —
Denn die ersten englischen und jtchwediscben
Aerzte, welche diese Krankheit beobachteten,
suchten sich durch Leichenöffnungen tod dem
Sitz und der Natur der Krankheit zu untere
richten.
Da diese Aerzte oft so glücklich waren,
das Leben ihrer Kranken zu erhalten, so mnfs
es mit Recht Verwunderung erregen, dafs ma/i
später oftmals den Ton ihnen eingeschlagenen
Weg vealassen , und zum Theil ganz entge-
gengesetzte Kurmetboden vorgeschlagen bat;
wie z. B. Ton einigen (Brehme) warme Bä-
hungen, Dampfbäder (TPalburg) und beifse Be-
giefsungen (Lehmann); von andern (Harder9
Müller und Bischof) kalte Begiefsungeo ;
wenn nicht das immer noch zu ungünstige Re-
sultat der älteren Behandlung das Bestreben er-
klärlich machte, ein mehr zuverlässiges Heil-
verfahren aufzufinden.
Die H'eü- Anzeigen bei der Behandlung
des Croups, richten sich nun theils nach der
Natur und dem Zeitraum der Krankheit, theils
nach der Heftigkeit der Zufälle, sie sind fol-
gende: _
•
Im ersten Zeitraum, Minderung der Ner-
Ten- und Gefäfsreizung, Beförderung der Hau t-
thätigkeit und des Auswurfs. Im zweiten, Mio-
derunng und Zertheilung der Entzündung, Ver-
hütung der Aussen witzung, Ableitung nach der
Haut oder dem Darmkanal. Im dritten, Lo-
sung und Fortschaffung des Exsudats; und im
Tierten , Unterstützung der Kräfte und Verbo-
tung der Lähmung, wenn es möglich ist. —
Diesen Heil- Anzeigen entsprechen im er-
sten Zeiträume, wie bekannt,- gelind kühlende*
— 48 —
die Hautthätigkeit befördernde, Mittel; unter
Umständen ein Paar Blutegel, Salpeter, Sal-
miak, Ahtimonialia, vor allem aber ein Brech-
mittel, ein gleichmäßig warme», die Hautaus-
dünstuug beiorderndes Verhalten, ein Zugpfla-
ster an den Hals gelegt.
Im zweiten Zeitraum ist aber schon eio
v!i) greifend eres Verfahren nothwendig, weil wir
es hier mit einer sehr acuten Entzündung so
thun haben, welche besonders geneigt ist, eine
{ lastische coagulable Lymphe auszuscheiden«
ch glaube, die Hauptmittel, welche hier An-
wendung finden, mit einigen Bemerkungen an-
fuhren zu müssen : Hier sind vor Allem Blut'
entziehungen angezeigt, deren Quantität nach
Heftigkeit der Entzündung und dem Alter des
Kranken bestimmt werden mufs. Bei kräfti-
gen, Tollsaftigen, nicht ganz jungen Kindern,
ist nicht selten ein Aderlafs nothwendig^ und
oft von ganz entschieden günstigem Erfolge»
Schon Ghisi wandte in der von ihm zu Cre-
mona beobachteten Epidemie mit dem grofsten
Nutzen wiederholt Aderlässe an. Die schwe-
dischen , und vorzüglich die nordamerikanischen
Aerzte, besonders Bush, Dick, Physick, JBard\
aber auch engliche Aerzte, Home, Craw/brdt
Bailly, Middleton, Cheyne; aufserdein. Bal-
four, Valentin, Michaelis, Ribera, haben die'
Venaesection nicht nur empfohlen, sondern riet-'
fältig mit grofsem Erfolge angewandt Aach
mir glückte es, einen sechsjährigen Knaben,
der bereits seit länger als 24 Stunden am Croup
gelitten, und bei dem die Symptome schon ei-
nen so hohen Grad der Gefahr erreicht hatten,
dafs ich mit Recht an seiner Wiederherstel-
lung zweifeln mulste, dadurch zu retten« Dick
\
49 —
Heb bis zur Ohnmacht Blut; jedoch scheint m
hinreichend, nach Maabgabe des Altert and
der Kräfte 4 bis 8 Unzen zu lassen. — In
den meisten Fällen reicht man aber gewifs mit
Blutegeln aas, nur mufs man sie nicht zu spar-
sajn anwenden, und reichlich nachbluten lassen*
Zwar haben sich einige Aerzte (Miliar^
Hamilton, Gregory, — besonders' aber Au*
tenrieth, Double ^ Pinel, Sehende t Hof mann
u. a. m.) gegen die Blutentziehung beim Croup
erklärt, und sie nicht nur für überflüssig, son-
dern selbst schädlich gehalten ; indessen wird der
Nutzen, und selbst die Notwendigkeit dersel»
ben, nicht allein durch Erfahrung eines Len*
tin, Rosen, Jurine, und vieler anderer Aerzte
dargethan, sondern geht auch so sehr aus det
Natur der Krankheit, und dem Sections- Be-
funde hervor, dafs darüber eigentlich kein Zwei-
fel mehr Statt finden sollte«
Nächst der Blutentziehung ist das Brech-
mittel wohl das wichtigste Heilmittel im Croup«
Schon die schwedischen , englischen , dänischen
und nordamerikanischen Aerzte (1790) erkann-
ten ihre Wirksamkeit; und besonders rühmten
sie Kush9 Crauford, CaUisen, Lentin, Michae-
fa u. a. Aber auch die spätem Beobachter,
Cheyne% Albers 9 Jurine, Pinel, Double + GS*
fts, empfahlen die Brechmittel als die wirk«
samsten Hülfsmittel in dieser Krankheit. Durch
Ableitung nach dem Darmkanale vermindern sie
die Nervenreizung und Entzündung in der Luft-
röhre, beiordern die Hautthätigkeit , und be-
freien die Luftröhre von Schleim und ausge-
schwitzter Lymphe. Deshalb glaubten auch ei«
nige spätere Beobachter mit der ausschließli-
chen Anwendung der Brechmitte) euszukom-
Joura.LXXXI.B.ZSt D
_ 60 —
• ■
inen. KlocJcon), Steinmetz, Gittermann, Thüm-
rnel, Brehme, Valentin, wenden den Brech-
weinslein na öl? vorgängiger Blutentziehung an;
Ztöwenhartfi mit gleichzeitigen Eisumscblägen ;
lind besonders neuerdings Hegewzsch ohne Blut- *
Entziehung, über dessen Methode die König];
preufs. -wissenschaftliche Depptation f. d. Me-
dicinalwesen (im XXXIV. Bde. des Burschen
Magazins S. 338) ein bedingungsweise günsti-
ges Gutachten abgegeben hat. Hosak giebi da*
Zincum sulphuricum als Brechmittel ; von Kacz*
Icowsky empfiehlt die Schwefelleber als solches.
Hieher gehört auch schon das Cuprum sulphu-
ricum, welches als Brechmittel um so einpfeh-
lungswerther ist , weil der Brechweinstein, oft
unwirksam bleibt, wie dies schon Peschier,
Maunoir, Bush u. a. beobachtet haben«.
So viele' Empfehlung die Brechmittel er*
fuhren, so haben sie doch auch ihre Gegner
gefunden. Home, Sturries, T^ieusseucc, Mar-
cus, Formey, Jörg, halten die Brechmittel nicht
nur für nutzlos, sondern selbst für schädlich;
weil sie annehmen , dafs die dadurch bewirkte
Anstrengung und Aufregung, die Congestioo -
nach der Luftröhre, und somit die Entzündung
derselben vermehren möchte. Dieser Besorg-
nifs ist aber durch die Erfahrung zi} häufig
widersprochen, und dagegen die entschiede«
günstige Wirkung zu oft beobachtet worden,
als dafs jene Zweifel noch von Gewicht seja
dürften.
Von den andern innern Mitteln hat der
Calomel die häufigste Empfehlung gefunden.
Er wurde zuerst von den Amerikanern empfbjt-
len ; Bard sah bei einem am Croup erkrank-
ten Kinde eine freiwillige Salivation, und* dich
_ M —
bewog Min, Mercur zu verschreiben. Husfi^
-Kühn, B.*dman, Archer, rühmten seine Wir-
kung; und bald wurde ter das allgemeinftte Mit-
tel im Group , vorzüglich in England , Deutsch-
land and den nordischen Reichen, wenige in
Frankreich; und wurde Ton einigen, besonders
Autenrieth *), fast aasschliefslich angewendet.
Letzterer behauptet, mit Calomel and Essig -
Lavements auszukommen ; and glaubt hierdurch
die krankhaften Säfte von den Organen der
Respiration zu entfernen und nach dem gastri-
schen System abzuleiten« — Aber schon Jü-
rine fragt mit Recht, was pian eigentlich mit
dem Calomel bezwecke, da seine Wirkung zu
spät in einer so rasch verlaufenden Krankheit
erfolge« In neuerer Zeit hat dieses Mittel viel-
fach nicht ungegründeten Widerspruch erfahr
ren. Hoffmann **) sagt: „Es wirkt der Mer-
cur auf das lymphatische System, and erregt
in diesem eine stärkere Aussonderung ;'4r wirft
die krankhafte Secretion auf den ganzen Or-
ganismus« um die vorzuglich krankhaft' affizir-
ten Organe hiervon zu befreien« Bei dieser
Wirksamkeit bleibt das Wesen der Krankheit, .
-die Resorption und Reproduktion, ungehcllt«
Ja die Reproduktionskraft des Organismus inufste
.bei den grofsen Gaben, welche angewandt wur-
den, erloschen, und sich andere Fofrmen> vt>n
gestörter Reproduktion erzeugen, welche den
aas der einen Krankheitsform geretteten, *in
«ine oft unheilbarere hineinwerfe." — Diese
tjründe scheinen zu genügen, dafs, wenn auch
sahireiche ältere und neuere Erfahrungen viel*
. i-
*) AutenrittVs Verwebe l d. vnkü&th* Heilkunde
1808, 1« Heft
**) Huf&tn** Jowmü, B&rUL «L St S. 24L
D 2
— 52 —
faltig zu. Qunsten des Calömels sprechen, die
langsame Wirkung, und die verderblichen fol-
gen eines zn starken Gebrauchs desselben, ein
anderes, schneller wirkendes, und weniger nach-
theiliges Mittel wünschen lassen* Droste sagt,
die schnelle Wirkung, welche beim Croup noth-
wendig ist, gehört nicht dem Calomel, .»son-
dern gleichzeitig - angewandten B lut entzieh uo-
gen , Brechmitteln etc. an. Auch wird jeder
Arzt die Bemerkung von Fielitz, Körting und
„Steinmetz erfahren haben , dafs der Cajomel ihn
oft im. Stiche gelassen habe.
Was von der innern Anwendung des Mer-
curs gesagt ist, gilt auch von der Einreibung
mit Mercurialsalbe , nur dafs diese noch lang-
samer wirkt, und die nachteiligen Fplgen län-
ger dauefrn.
Noch mufs ich eines Mittels erwähnen,
welches in neuerer Zeit häufig empfohlen 'wor-
den 4$t; nämlich, der Schwefelleber. Double
und mehrere französische Aerzte , Kaozkowsky,
Senf, Kopp , Schmidtmann, Heinecken, Dar/t-
blüth 9 Wesener , Walsburg , Hopp , Fritze,
Hecker , u. m. a. rühmen dieselbe im Croup;
und nach den von ihnen mitgetb eilten Beob^
achtungen ,. scheint dieses Mittel allerdings ei-
nige Aufmerksamkeit zu verdienen. . , Sedülat
sagt aber (im Extrait du eompte rendu) y dab
die Versuche mit der Schwefelleber unfrucht-
bar geblieben waren; Barbier bat sie ebenfalls
unwirksam gefunden; uilbers sagt, es sei ge-
fährlich, sich auf ein solches Mittel zu verlas-
sen, ehe man wirksamere angewandt hätte«
In der That entspricht sie auch zu wenig der
entzündlichen Natur des Croup, als dafs man
ihr unbedingt vor andern bereits alt wirk-
— 5» —
»am anerkannten Mitteln, wie z. B. dem Gift*'
loroel, einen Vorzug einräumen durfte. Ich'
habe niemals eine wohlthätige Wirkung von
diesem Mittel im Group gesehen ; ausgenommen
-wenn Torher sehr starke Gaben Mercor ange-
wandt waren.
Ich hielt es für nothig, diese Bemerkun-
gen" über die wirksamsten und am häufigsten
angewandten Mittel in dieser Krankheit voran-
zuschicken, um dadurch die Wichtigkeift der
Hoffimann'&chen Entdeckung , den Nutzen des
schwefelsauren Kupfers betreffend, besser her-
vorbeben zu können. Ich übergehe also auch,
als dem Zweck dieser Abhandlung nicht ge-
mäß» , die übrigen Mittel, welche theils hinläng-
lich bekannt, theils weniger heilkräftig sind}
und welche zum Theiinur als palliative Hülfs-
mittel, oder in den Nachkrankheiten angewen- .
det werden. Ich gehe also jetzt zu dem Mit--,
tel über, dessen abermalige Empfehlung mein
vorzüglichster Zweck 'war; *
Das Cuprum sulphuricumj welches zuerst
von Hoffmann *) empfohlen und angewendet
worden ist, gehört gewils zu einem der wirk-,
samsten ' Heilmittel im Group. Es winkt zum
Theil dem Brechweinbtein analog, indem es
Erbrechen , ' und zuweilen auch Abführung er-
regt; es wirkt aber* sicherer und schneller als*
der Brechweinstein, und scheint überdies die
PJaslicität der Lymphe mehr zu vermindern
als* -jener; denn selten findet man geronnene
feste Auswurfsmassen unter dem dadurch Aus-
geleerten, sondern meistens nur mehr, oder we-
niger compakten Schleim; auch scheint es die
Thätigkeit des arteriellen Gefafssystems mehr
herabzu stimmen, wodurch die des venösen ge-"
*) HvfdaucT* Journal, Bd. UL 1. St. — 1821. 2. St
_ 44 —
i
I *
hoben wird« Hoffmann sagt: „et erregt das .
venSse System, und bewirkt hiedurch theik
vermehrte Resorption , theili eine Ausscheidung
des Fremdartigen durch Erbrechen ; es läfst also
das Wesen der Krankheit nicht ungeheilt, noch
leitet et die Krankheit auf den Gesammtorga-
nisinus, und verändert demnach nur allein die
Form; es lafst die Reproduktion nicht erlo-
schen , und reranlafst auch niemals Folgekraok-
heiten, welche eine Nachkur erfordern, die
schwieriger wäre, als die Braune selbst." Das
schwefelsaure Kupfer scheint also den Heilan-
zeigen zur Behandlung des Croups zu entspre-
chen > besonders vollkommen im ersten Sta-
dium; und vermag hier schon für sich allein
die Heilung zu bewirken. Im zweiten und drit-
ten Zeitraum aber findet es vorzüglich seine
Anwendung, nachdem vorher durch Blutent-
ziehung die entzündliche Gefäfsreizung besei-
tigt worden ist. Zwar haben sich einige Aerzto
gegen die Anwendung, desselben erklärt, grö/s-
tentheils aber ohne. seine Wirkung beobachtet
zu haben. Auch ist die Zahl derjenigen Beobach-
ter, welche nur günstige Wirkung davon gese-
hen, haben , jetzt schon so bedeutend, daCs die-
ses Mittel daher mit Becht Beachtung verdient.
DerStaabsmedicus Hof mann behauptet, bei dem
Gebrauch dieses Mittels, in einem Zeiträume
von 16 Jahren nicht einen einzigen Kranken
verloren, und in den meisten Fallen ea ohne
Blutentziehung angewandt zuhaben; nur wenn
sich zu einer Bronchitis und Tracheitis mich
Laryngitis (?) gesellte, sei eine Blutentziehung
noth wendig; nach dieser giebt er dann alle
zwei Stunden J — $ Gran Cuprum sulphuri*
ricum, dem er etwas Digitalis purpurta zu-
setzt. Dr. Fielüz (Hufeland u. Osanm's Jounu
■ — 55 «-*
Bd. XLVUI. SU 5. 8. 90) wandte es mlSnf Tille«
mit Erfolg ao , indem er sehr zweckmäßig erst
eine stärkere Dose desselben aus 2 Granen beste-
hend , um Brechen zu erregen , alsdann alle
2 Stunden J Gran davon nehmen liefs. Kör*
fing HuftlancCs Journ. d. pr Heilk. Bd. LXX1X.
St. 2. S. 69) bat es in zwölf Fällen mit Glück
angewendet. Dr. Frisch (Hufeland' s Journ.
Bd. LVH. St. 6. S. 121) bat vier Croup- Kranke
durch, dieses Mittel wieder hergestellt, uacli*-
dem er ebenfalls 2 — 4 Gran desselben als
Brechmittel, dann alle 2 Stunden \ — | Gran
gegeben hatte. Eben so empfehlen es Leb küch-
ner*), Htnckel**), Drorte***), welcher letz-
tere wahrend einer siebenjährigen^ Anwendung
desselben keinen Croup -Kranken, der es ge-
braucht hatte, verloren haben will. Serlo (/fu-
feland u. Osanns Journ. Bd. LXXVlil. St. 1.
Seite 17) wandte dies Kupfersalz seit 1825
an, und hat von 40 bis 50 Croup ~ Kranken,
nur vier verloren! Er giebt, nachdem eine
Blutentziehung vorgenommen ist, 3 — 4 Gran
desselben, um Brechen zu erregen, und fährt
alsdann alle 2 Stunden mit £ Gran pro Dosi
fort. Der jüngere Serlo hat ebenfalls acht
Croup -Kranke durch dieses Mittel gerettet.
Malin (Hufeland u. Osann's Journ. Bd. LXX VW.
St. 1. S. 46) fangt mit £ Gran an, und steigt
bis zu f Gran, und wechselt mit Abfuhrungs-
mitteln, aus Calomel und Jalappe bestehend,
ab, welches mir aber nicht ganz passend zu
seyn scheint. Kopp (Denkwürdigkeiten 1. Bd.
S. 115) hat währeud eines Zeitraums von sie-
ben Jahren den Kupfervitriol mit dem gün-
*) Wurtemb. med. Corresp.- Blatt. 1832. No. 29.
**) neckers Med. Zeit. 1834. No. 18.
*"; Heidelb. klinische Ann. Bd. 10. H. 2, S. 27&
— 66 *-
•tigsten Erfolge angewendet; and auch Huff-
iand empfiehlt den Gebrauch dieses Mittels.
Fürst und Meyer (Clonts u. Radius Beitrag*
2. Bd. No. 11.) wendeten stall des schwefel-
saaren Kapfers , den Kupfer- Salmiak an, weil
letzterer neben der Brechen erregenden, auch
eine krampfwidrige beruhigende Kraft besitze*
Es sprechen also bereits die Erfahrungen
Ton zwölf Beobachtern sehr, zu Gunsten der
Anwendung des schwefelsauren Kupfers, und
vielleicht ist die Zahl noch grofser. Wenig-
stens ist Grund genug verbanden , -in Folge so .
vielfältiger günstiger Erfahrungen, dieses Mittel
ferner zu prüfen. — Auch ich habe mit Vorsicht
seit 1827 von diesem mittel , Anfangs nur Aus-
nahmsweise , späterhin häufiger und zuversicht-
licher, und in den letzten Jahren fast ausschliefe-
lieh Gebrauch gemacht. Zwar war meine Be-.
faandlung nicht ganz so glücklich, wie die Hof-
manris, oder einiger anderer oben genannten
Beobachter; aber ich kann doch versichern,
dafs ich alle Ursache hatte, im Allgemeinen
mit der Wirkung dieses Mittels zufrieden sn
seyn. Seit den drei (im Jahre 1830 in diesem
Journal) mitgetheilten Fällen 9 habe ich es noch
bei fünfzehn ausgebildeten Croup - Kranken an-
gewendet, von denen einige sehr schwer er-
krankt, bei andern die Krankheit schon yreä
vorgeschritten war, und doch sind mir von
diesen fünfzehn nur zwei Kranke gestorben«
Ich bin aber weit entfernt, die Genesung des
übrigen allein auf Rechnung des Kupfersalzet
zu setzen, und werde es gewifo nicht ver-
kennen , wie grofsen Antheil die gleichzeitig
angewandten Blutentziehungen daran hatten.
Aber ohne hier nach dem Grundsatz post ho9
*rgo propter hoc, zu urtheilen, habe ich mich
— 57 —
i
m oft Ton der augenscheinlich wohlthätigen
Wirkung dieses Mittels überzeugt, alt dafa ich
mich hätte täuschen lasten können. Ich gebe
*u, dals die Haupt Wirkung desselben in seiner
Brechen erregenden Eigenschaft besteht; sind
aber nicht die Brechmittel gerade von so we-
sentlichem Nutzen in dieser Krankheit, und
welches Brechmittel wirkte wohl schneller, als
dieses Kupfersalz ? welches oft schon im nach«
sten Augenblick nach dem Einnehmen Brechen
erregt. Dafs es aber, wie Gittermann be-
hauptet, nur als Brechmittel wirke, dem glaube
ich widersprechen zu müssen, denn es erregt
auch Durchfall, Speichelflufs , Schweifs, und
scheint offenbar das plastische Exsudat im drit-
ten Zeitraum aufzulösen , oder wenigstens die
Gerinnung zu verhüten. Es spricht, wie Drosi*
richtig bemerkt, den Gesammtorganismus , be-
sonders die Sphäre der Vegetation an, äufsert
sich in ortlichen und allgemeinen Zusammen-
ziehungen, setzt der luxurirenden Thätigkeit
der Reproduktion Grenzen , erregt die Sensibi-
lität, und wirkt überhaupt krampfstillend, be-
ruhigend auf das Nervensystem, befordert die
venöse Resorption. — Ganz vorzüglich scheint
es das lymphatische System zu afficiren, in-
dem man sieht, wie bei der Anwendung des-
selben der Husten einen andern weicheren Ton
annimmt, die Auswucfsmassen dünner und
wäfsriger sich zeigen, der Mund sich mit wäfs-
rigem Speichel füllt, häufig ein wäfsriger Durch-
fall erfolgt, besonders aber durch Erbrechen
viel Schleim ausgeleert wird. Niemals sah ich
indefs andauernd nachtheilige Folgen davon
zwar sind die kleinen Kranken nach übersta
dener Krankheit matt, sehen blafs aus, so*
gen sie sich wohl jedesmal nach überstandet
— 68 —
Croup , auch wenn sie mit anderen Mitteln be-
handelt worden sind. Sie erholen sich abet
iehr schnell, bekommen bald Appetit, und ver-
tragen die ihnen gereichten Nahrungsmittel vor-
trefflich. Kein Fieber, keine Neigung zum
Erbrechen oder Durchfall, noch Verstopfung
oder €olik, bleiben als Nachkrankheiten su*
rück, auch* wenn dies Mittel anhaltend and in
ziemlich grofsen Gaben fortgebraucht wäre.
Nur eine gewisse Blässe des Gesichts, di6
schnell nach den ersten Gaben eintritt, und die
Beförderung der venösen Resorption durch die-
ses Mittel zeigt, erhält sich einige Tage nach
der Reconvalescenz. Dagegen verliert sich die
Schwäche und Mattigkeit sehr schnell, und ist
die Krankheit überstanden, so kehren die Kräfte
und Munterkeit äufserst schnell wieder zurück*
Bei der Anwendung des schwefelsauren
Kupfers sind aber einige Ca u tele n nicht aufser
Acht zu lassen. Befindet sich der Kranke noch
im ersten Stadium der Krankheit, dem der cm*
tarrhalischen Gefafsreizung , so sind Blntentaie*
hungen entbehrlich, und man reicht allein mit
jenem Mittel aus. Jedoch ist es gut, es gleich
in solcher Gabe anzuwenden, dafs es Erbre-
chen bewirkt. Zu diesem Zwecke gebe ich
jetzt, wie es auch schon Fielitz, Frisch und
Serlo thaten, zuerst 2 — 4 Gran desselben auf
einmal, und lasse dann nach Umständen and
nach Verhältnifs des Alters, der Constitution
und der Heftigkeit des Zufalles alle 2 Stunden
\ — i Gran mit etwas Zucker in Wasser auf-
gelöst nehmen ; wobei aber die. Vorsicht u
beobachten ist, das Pulver nicht in einem sil*
berneu Löffel , sondern in einer Tasse mit dem
Finger umgerührt, auflösen u lassen % weil
— w —
Moh am Silber das Kupfer redacirt, und' du*
Pulver alsdann unwirksam bleibt. Nach vier
bis sechs solcher Pulver, oft auch schon, nach*
dem Brechmittel allein, sind in diesem Sta-t
dium meistens alle Zufälle beseitigt; oder er
bleibt mir ein gefahrloser einfacher catarrhali*.
scher Husten zurück f der dann kaum noch die«
gewöhnliche anticatarrhalische Behandlung er-
fordert, l
Befindet sich der Kranke aber bereils ini
zweiten Zeiträume der Entzündung, so scheint
es mir Pflicht, vor Allem erst eine Blutentzie-
hung vorzunehmen, wozu meistens Blutegel
hinreichen; unter Umständen aber auch ein;
Aderlnfo nirthig seyn kann, Alsdann lasse ich
ebenfalls Zuerst eine starke , Dose des Kupfer*»
vilriols als Brechmittel nehmen., Und fahre nach**
her alle zwei Stunden mit gebrochenen Gaben*
desselben , jedoch in der Stärke fort, dafs wo»
möglich jedesmal etwas Erbrechen erfolgt. An«
fange reicht man hier mit sehr kleinen Dosen,
\ — £ Gran aus, allmählich mufs man aber bisf
zu \ — i Gran steigen*
Auch im dritten Stadium , wo sich' durch
den rasselnden. Ton des Athems schon ein pla-
stisches Exsudat kundgieht, lasse ich, wenn
der Kranke mir erst in diesem Zeitraum zu/
Gesicht ko turnt, sogleich eine Blotentziehung'
vornehmen, obwohl HecJcer u. a. davor war-
nen; weil ich anzunehmen mich genöthigt sehe,
dafs die Entzündung der leidenden Theile fort-
dauert, und diese durch nichts so schnell, als
durch BlutenUiehung gemindert werden möchte;
und ich glaube, wie auch Gittermann 3 niemals)
Hachthoil davon gesehen zu haben. Jedoch*
darf diese alsdann nicht so stark seyn , wie im'
_ 60 —
aweiten Stadium. Gleichzeitig verordne ich
dann das Cuprum sulphuricum in' einer starken
Gabe, um reichliches Erbrechen zu erlangen,
und lasse mit demselben Mittel nachher in et-
was geringerer . Dose fortfahren , so dab stets
etwas Erbrechen danach erfolgt. Erreicht man
diesen Zweck nicht, so ist der Kranke mei-
sten» verloren. Dafs aber Zugpflaster , warme
Umschläge und andere, den Umständen ange-
messene, Mittel nicht versäumt werden dürfen,
^rauche ich nicht zu erwähnen*
Die Behandlung des vierten Stadiums, dem
der Lähmung, übergehe ich, weil die Beseiti-
gung der Lähmung wohl selten gelingt, ob-
wohl der Moschus, und neuerdings die Tra-
cheotomie, nach Trousseau, mit Einspritzung
einer Hollenstein -Auflösung sich hier noch von
Nutzen gezeigt haben sollen. — Durch das
oben angeführte Verfahren ist mir es aber ge-
lungen, oft noch in sehr schweren vernacbla-
fsigten Fällen Hülfe zu schaffen. Nachfolgende'
Beispiele, welche ohne Wahl, unglücklich und
glücklich, verlaufene Krankheitsgeschichten ent-
halten, mögen das vom Kupfervitriol Gesagte
bestätigen; wobei ich mich bestreben werde,
sie so kurz als möglich mitzutheilen , um Wie-
derholung und Ermüdung zu vermeiden. Je-
doch mufs ich ein Paar Fälle, ihrer Wichtig-
keit wegen | etwas ausführlicher behandeln»
1.
Heinrich C. , ein dreijähriger blonder, aber
starker und vollblütiger Knabe, der im ersten
Lebensjahre während der Dentitionsperiode eine
uitrophia infantum glücklich überstanden, und
nachher sich durch eine vielleicht etwas zu rei-
— 61 —
zcnde Ernährungsweise, zn einer solchen FfiH»
toh Kraft und Gesundheit entwickelt hatte,
dafs er seinem Alter weit vorgeschritten schien,
erlitt mehrere Male recht heftige catarrhalische
Bräunen mit entzündlichem Charakter. Am Abend
des 9ten März 1830 wurde ich wegen einet
heftigen Hustens und Heiserkeit mit scheinba-
ren Erstickungs- Anfällen, schleunig zu ihm ge-
rufen. Ich traf ihn an einem sehr heftigen
. Croup - Anfalle leidend, der bereits seit mehre-
ren Stunden das zweite Stadium erreicht hatte«
Er hatte schon mehrere Tage an einem trock-
nen Husten und Heiserkeit gelitten y war aber
noch am 'vorigen Tage bei einem scharfen
JVordost- "Winde im Freien gewesen« Dieser
Husten . hatte gleich in der darauf folgenden
Nacht einen hohlen bellenden Ton angenom-
men, wobei die Inspiration pfeifend und die
Stimme sehr heiser geworden war. Diese
Symptome hatten im Verlauf dieses Tages sehr
zugenommen., und gegen Abend gesellte sich
Fieber und Schmerz in der Luftrohre hinzu;
auch hatte er wenig gegessen, weil ihm das
Schlucken beschwerlich fiel. Jetzt, da ich ihn
zuerst sah, hustete er nur noch selten , aber
alsdann sehr dumpf, hohl und bellend , die Re-
spiration war sehr erschwert und von dem ei-
genthümlich kreischenden Strangulations - Ge-
räusch begleitet. Er war äufserst unruhig, warf
sich im Bette umher , den Kopf zurück, oder
suchte ihn gegen die Brust zu drücken; das
Gesiebt war hochroth und angstvoll, die Au-
gen glänzten lebhaft und schienen aus ihren
Höhlen hervordrangen zu wollen, die Trachea
war bei der Berührung empfindlich , unter dem
Larjnx eine kleine schmerzhafte Geschwulst,
die Zunge roth, heifs und etwas trocken, de*
— 62 —
'Pete frequent roll und hart, Sprechen' wollte
-oder konnte er nicht , und beim Schreien konnte
•er kaum einen vernehmbaren heiseren Ton her-
vorbringen. Hier war also Tracheitis und La-
ryngitis verbunden , vielleicht auch Bronchitis
zugegen. Er erhielt sogleich zwölf Blutegel an
-den Hals, welche ich möglichst lange nach bin-
len liefe, warme Gataplasmen darüber, und in-
•nerlicb alle 2 Stunden £ Gran Cupri sulphurici
mit Zucker. Hierauf • entstand während der
♦Nacht ein bedeutender Nachlafs der Symptome,
obwohl kein Erbrechen erfolgt war. Der Kranke
kam in ziemlich sanften Schlaf, und um die*
sen nicht zu stören, wurde leider bis zum Mor-
gen mit dem Fortgebrauch der Pulver einge-
halten. Als Pat. am folgenden Morgen (den
10. März) erwachte, war die Stimme wieder
heiserer , er hustete einigemal , und dies wie-
der mit dem gefurebteten hohlen Tone« Ich
liefe also noch einmal zwölf Blutegel an den
Hals setzen, obwohl Pat. kein Fieber und keine
Respirationsbescb werde mehr hatte, und da-
mals noch zu zaghaft, die Dosis des Kupfer-
salzes zu vermehren , liefe ich dieselben Pulver
abwechselnd mit einer Salpetersolntion alle 2
Stunden fortnehmen, und hoffte, dafe sie so
bei regelmäfsigem Gebrauch ihre Wirkung nicht
verfehlen würden. Allein ich hatte mich ge-
irrt; es war kein Erbrechen erfolgt, und am
Abend desselben Tages trat eine heftige Ex-
acerbation, mit allen «heftigen Symptomen wie-
der ein. Ra würden abermals 12 Blutegel an
die Luftröhre, warme Cataplasmen auf dieselbe,
in den Nacken ein Zugpflaster gelegt, und alle
2 Stunden \ Gran des Kupfervitriols abwech-
selnd mit der Salpetersolntion gereicht ; ungleich
auck eine Einreibung der grauen MetauriaJsalbe
— 63 —
In die noch freien Theile des Habet nnd Nat»
kens gemacht. Am Morgen des Uten März,
keine Besserung; Erbrechen war wieder nicht
erfolgt, aber starke Abfdhruog; die Respiration
nahm einen rasselnden Ton an, Larynx und
Trachea schienen toII eines schleimigen Coa-
gulums zu seyn , selbst in den Bronchien konnte
man dies Geräusch vernehmen. Da das dritte
Stadium eingetreten war, so wagte ich es nicht,
die Blutentziehung zu wiederholen, legte ein
Zugpflaster auf die Trachea , liefs alle 2 Stun-
den 1 Gran vom schwefelsauren Kupfer, ab-
wechselnd mit einer Auflosung des Salpeters
in einem Senega-Infusum Teichen, und die übri-
gen Mittel fortnehmen. Nach der ersten Gabe
des Kupfersalzes erfolgte ein geringes Erbre-
chen, wodurch etwas geringer coagulirter
Schleim ausgeleert wurde, nach den folgenden
aber nur starke Abführung; jedoch fand Abends
einige Erleichterung der Zufalle Statt. Am
Morgen des 12ten, nach einer ziemlich ruhigen
Nacht, schienen alle beunruhigenden Symptome
gewichen, die Respiration war nicht, mehr so
,8e hr erschwert, doch hatte die Inspiration noch
einen pfeifenden Ton, der Husten war selten
ner , aber noch trocken , indefs die Heiserkeit
noch bedeutend« Schon glaubte die Umgebung
des kleinen Kranken die Gefahr beschworen;
aber der Puls war klein und schnell, das Ge-
sicht sehr blafs, der Kopf heifs. Jetzt glaubte
Seh nicht ferner mit dem Kupfervitriol fortfah-
ren zu* dürfen, weil er fast keine Reaction
hervorzubringen schien, und die Abführung an-
fing, dem Kranken zu erschöpfen. Es schien
lhir deshalb passend, hier einmal die von
fKoczkowsky neuerdings so sehr empfohlene
"ScfeHre&llebet anwendenden diiifbn; und ver-
/
— 04 —
i _
ordpete alle 2 Standen 2 Gran derselben , find
lief» dabei die äufserlichen Mittel fortsetzen.
Aber die Heiserkeit ging in völlige Stiinmlo-
sigkeit über, das Fieber wurde stärker; Abends
war der Puls sehr schnell and klein, und durch
die schnellen and kurzen Athemzüge wurde der
Brustkasten nur sehr wenig ausgedehnt; der
Husten hatte im Laufe des Tages ganz aufge-
hört. Ein hinzugerufener befreundeter College
▼erordnete noch einige starke Dosen CalomeJ,
und setzte eine Moxa auf den Hals. Indessen'
verbreitete sich die lokale Lähmung bald nach
dem Gehirn , und todtete den kleinen Kranken
Abends 9 Uhr, nach dreitägigem schweren
Leiden«
Leider wurde ans die so sehr erbetene
Section nicht gewährt , die wir am so mehr .
wünschten , weil das zuletzt gänzlich fehlende
Rasseln beim Athmen uns vermuthen liefe, dab
sich hier kein, oder nur ein sehr unbedenten-
des Exsudat finden würde. Diese Krankenge-
schichte, die ich gern, wie sie es verdiente,
in ihrer ganzen Ausführlichkeit wiedergege»
ben hätte, wenn ich nicht gefürchtet, die Ge*
duld der Leser zu ermüden, giebt zwar heia
sehr günstiges Zeugnifs von dem Nutzen des
schwefelsauren Kupfers ; aber theils ist hier so
berücksichtigen, dafs dieses Mittel hier nicht i»f
der, mir erst später als so nützlich bekannt
gewordenen, starken Gabe gleich im Anfange
angewendet wurde ; theils aber scheint die Ent-
zündung von solcher Intensität, und die Sen-
sibilität dadurch so herabgestimmt gewesen zu
seyn , dafs es gar keine Reaction hervorzurn-
ien vermochte, aufser der, welche sich durch
eine vermehrte periatahische Bewegung u
-— 65 -^
kennen gab« Ueberhaupt aber war wohl der
rechte Zeitpunkt, einer wirksamen Behandlung
versäumt , und' es war nicht mit Gewißheit
auszumitteln, wie lange dieser Krankheitszu-
stand vor dem Beginn meiner Behandlung scbon
gedauert ha|>en mochte; vielleicht auch gehorte
er zu den nicht seltenen Fällen, wo durchaus
keine Behandlung etwas auszurichten vermag.
Denn wo sechs und dreifsig Blutegel innerhalb;
vier und zwanzig Stunden bei einem dreijäh*'
rigen Kinde keine Zertheilüng einer Entzün-
dung zu bewirken im Stande sind,- ist wohl
noch weniger von andern innerlichen Mitteln,
wie z. B. dem Calomel, zu erwarten, das hier
in drei Tagen doch wohl nicht anders, als durch
die bewirkte Abfiihrung( hätte wirken kpf nen,
«welche durch das Kupfersalz ebenfalls erreicht
"wurde. Uebrigeos hielt ich es für Pflicht, .auch
den ungünstigsten FaU initzutbeilen', wenn es
eich von der Prüfung eines neuen Heilmittels
handelt.
2.
Oskar D.j sechs Jahre alt, blond, hager,
und leücopn'legmatischer scrophulöser Constitu-
tion, hatte sch^fi vier leichte Anfälle des Croupe
in früheren Jähren, durch Anwendung des.Ci*^
prum sulphuricum im ersten Stadium glikplich
überstanden. In der Nacht des 19ten März 1830
erlitt er aber einen heftigeren, als die früheren
Anfalle, zu dem ich erst im zweiten Stadium
hinzugeraten wurde; weil die Eltern geglaubt
hatten , dafs die ersten Symptome* eben so
leicht, auch ohne Kunsthülfe vorübergehen
würden, .als bei den früheren Anfällen. Es
war eine Trächeitis, deren ^Beschreibung ich
glaube übergeben zu dürfen, und führe nur an,
Jenrn. tlbtxK B. 2. St E
_ 6ü -
daft der Kranke acht Blutegel und zweistünd-
lich j Gran Cuprum sulphuricuih. erhielt, wel-
ches bis zum Abend des SOsten fortgebraucht
wurde, worauf sich allmählich hadi .wiederhol-
tem starken Erbrechen, alle Croup- Symptome
bis auf eine geringe Heiserkeit und Blässe des
Gesichts, yertoren ;* Welche bis, zum 23sten,
nach dem Gebrauch eines Saftes aus Sutpfiur*
ititiaf. äurant. " mit "Syrup. Seriesäe , , gänzlich
verschwunden waren . Ich muis noch bemer-
ken , dafs in diesem fall der Kupfervitriol, au-
sser Erbrechen , auch einen beträchtlichen Spei-
ehelfluis erregte.
' ■ ■ ■ ■■ • ■ . ■ • ..■■**
-'.«!•«' •.'.: 3. ■■."'. *
»• _
/"Karl H. , ein blondes, dickes ^ fettes, toH-
iafliges' Kind von einem JahYe', erkrankte in
der Nacht des 4ten April 1830 ^ Croup'. Als
ich gerufen wurde, befand sich' , der kleine
Kränke schon im zweiten Zeitraum* ller'LaryiH
gitis. Die Zufalle waren ohne Vorbofeh sehr
plötzlich eingetreten ; das Kind lag mit Zurück-
gebeugtem Kopfe und hocbrothem Gesicht in
der Wiege, athmete langsam und 'gnit krei-
schendem Tone, -hustete selten ^ abier jedesmal
mit tief bellendem Tone, war. sjefb r unruhig,
^iroJUe die Zunge nicht zeigen, schrie mit äu-
fserst heiserer Stimme, und hatte einen schnei*
len harten Puls. Er erhielt vier Blutegel an
den Hals, und alle 2 Stunden 'J Gran Cupri
sulpTiurici mit. Zucker. Nach jcdgin Pul rer er-
folgte Erbrechen •" acht derselben reichten Sin,
den Husten uaiT; die Hespirationsbesch werden
zu beseitigen. Indessen blieb das Kind' noch
heiser, und erhielt deshalb 8 Gran Scnwefel-
leber in 2 Unzen Althaesjrup, wovon ihm
zweistündlich ein TheelölFel Toll gereicht würde*
- 67 ~,
Dieser Saft hatte aber nicht die günstig» Wir«
kung, welche ich daron erwartete; die Heiser-
keit hielt fast bis zum lßteb April an ,_ und
wich erst npcb der Anwendung einet Zugpfl*-
eters und einer Salmiak»olution,
Alphons D. (der Bruder ron No, 2.) v drei
Jahre alt., ein lebhaftes, aber ebenfalls blonden
und scrophulcises Kind, erlitt plötzlich am 13ten
April 1830, einen Croup -Anfall, zu dem ich
erst im zweiten Zeiträume gerufen wurde, Es
war eine Laryngitis, die ohne Vorboten mit
grober Heftigkeit eingetreten war; die RespU
jration hatte einen pfeüfenden, und der Husten
einen mehr krähenden als bellenden Ton, Er
erhielt sogleich sechs Blutegel an den Kehl-
kopf, und alle 2 Stunden £ Gran Cupri mU
phurici ; jede Gabe brachte ein starkes Erbre-
chen zu Wege. Die bedrohlichsten Zufälle Jie-
Xsen hierauf bald nach, jedoch, mufste das Mit«
tel bis zum löten fortgesetzt werden. De jetzt
alle Croup -Symptome gehoben waren, ausge-
nommen dafs noch etwas Heiserkeit Torhanden
war, der Kranke auch stark abführte; so wech-
selte ich nun mit der gcbwefelleber ab , wo*
von ihm rile % Stunden 1 Gran mit Zucker
gereicht wurde, Aber auch diesesmai wurde
keine Veränderung dieses Symptoms, obnge«
aentet eines zweitägigen Gebrauchs derselben,
erzielt; deshalb erhielt der Kranke einen Saft
aus Sulphw. antim* aurf mit Syr. Sentgae, be-
stehend, worauf er sich rasch besserte, und
am 20sten yollkommen genesen, kräftig und
munter aussehend, entlassen werden konnte.
E 2
— 68 —
5. ■' "■
Theodor H., 4 Jahre alt, ein blonfler, kräf-
tiger, vollblütige* Knabe,1 wurde spät. Abends;
den 25steh Octbr." 1830, pl5tzlich vop Laryn-
gitis befallen, die ich Doch im ersten Stadium
in Behandlung bekam. Ich verordnete deshalb
sogleich , ohne vorherige Anwendung der Blut-
egel, alle 2 Stunden £ Gran schwefelsauren.
Kupfers. Pat. kam nach jeder Dose zu stfu>
kein Erbrechen , und war am folgenden Tage,
bis auf einige Blässe des Gesichts, vollkommen
hergestellt. . ' . .
. Der Winter von 1829 — 1830 wer der
Ent wickekiag des Croups aufs er st günstig; wor-
an die häufig vorherrschenden Nordost -«Winde
Wohl. Schuld gewesen seyn mögen. In den
feucht -.wärmen Jahren 1831 und 1832 kam in?
dessen der Croup bei uns seltener vor; w,enig4
stens hatte ich in meiner Praxis -nur Gelegen-;
heitj den Pseudo- Croup zu beobachten, . In
den Jahren 1833 und £834 zeigte sich jtnei
aber wieder häufiger.
4 t
.: 6.
Richard D. , 6 Jahre alt , ein Starker KnUbe
von lebhaftem Temperament, und blonder Farbe,
erschreckte seine Matter in der Nacht vom
27aten zum 28sten October 1833 durch einen
hohlen , dumpf bellenden Husten , weichet mit
einem eigen thümlich kreischenden Geräusche
beim Einathmen , verbunden war. Die Mutter;
welche nie Croup gehört, und daher keine Ahtt^
düng von der Gefahr hatte, beruhigte sich da-
mit, dafs, weil Pat. am torhergehenden Tage
schon etwas gehustet hatte und heiser war, der
Husten und das besondere Athmen Folge einer
— 09. —
einfachea.Erkaltnng seyf und nur zufällig eipetv
solchen b eisern Ton' angenommen haben möchte«
Sie wandte daher einige Hausmittel', eine. Ein*-?
reibung von flüchtiger. Camphersalbe , Chamü-.
lenlhee etc. an, und band ihm ein wollenes
Tuch 4im den Halt. Des Kranke schlief /zwar
ein , hustete aber während der* Nacht oft noclL
auf jene verdächtige Weise.' Weil er indessen:
am folgenden Murgen -.wohl zu aeyn scbiehy
schickte1 -ihn seine Mutter; oh n geachtet i des Ha*
•teAS und der Heiserkeit, bei sehr rauhem,, neb-^
lichten Wetter und schaffen Nordost- Winde*-
in die Schule-, aas der er, mit Fieber behaftet^
wieder nach Hause zurückkehrte. Gegerid Abend
des 26sten rwurde Pat indeüa immer kranker^
und die Symptome hatten «o zugenommen, dafa
die Motter meine ärztliche Hülfe in Anspruch
nah/n. Es war 7 Uhr Abends, als ich ihn sah*
ich fand eine Tracheitis ib der Akine de* streit
teu Stadiums, und die Symptome deuteten- auf
die gröTste Gefahr. Die- Respiration schien fast
gänzlich gehemmt, die Athemzüge geschahen
langsam, mit grofster Anstrengung und Zurück*
beugung des Kopfes, das Strangulation« - Ge-
räusch beim Einathmen, war sehr laut, und
selten nnr erfolgte noch ein kurzer, trockner,
tief bellender Husten;, Pat* warf sich unruhig
umher, lag bald auf dem Bauch, bald auf den*
Kücken, verrieth die grofste Angst, konnte
aber keined vernehmbaren Laut hervorbringen«
Sein Gesicht war aufgedunsen roth, die glän-
zenden Augen blickten stier aus ihren Höhle*
hervor,' und schienen sich gewissermafsen . aus
denselben herausdrängen zu wollen; die Hitz*
-war grofs, der Puls schnell, voll und hart, die
Zunge «ehr roth; der Kehlkopf wurde bei je-
dem Athemxuge stark herabgezogen, und die-
— 70 —
•er^so wie die Luftröhre, schienen : gescfcttot*
leii ; und waren sehr empfindlich bei de* Be-
rührung* Es hätte sich also wahrscheinlich
schoo eine Laryngitis fcur Tracheitis geteilt
Es werde sogleich ein Aderlaß affijinken
Arme von fast drei Tassen Blut Tönten ötnmefl,
irwölf; Blütegel ah den Kehlkopf und die Ltift-
tohre flpplicirt > und dem Pat ein Brechmittel
aus 5 Gran Cuprum sutphuricum%£itetehk> Wel-
ches indefs nur wenig ausleerte, dtrtl daher nach
«wei Stunden mit etwas besserem. Erfolge wie«
derfcolt wurde, weil bi* dahin kein Bfaehlflül
eingetreten war«. Zwar war nach, dem f wei-
ten Breehmittel einige Erleichterung fdaf 3le«pi-
ratioa erfolgt, im Allgemeinen aber der An-
stand wenig gebessert £s wurden um 11 Uhf
poehmala 16 Blutegel an den Hals /und ein
Vesicatot in den Nacken gelegt, und alle Bwel
fittmden £ Gran schwefelsauren Kttptett mit
fcucker gereicht Nach dieser Adelten Anwen-
dung der Blutegel . wirkte diese geringere Gabe
de* Kupfersalzes schneller und kräftiger, als die
früheren grosseren Dosen ; und kaum war nach
dem . ersten Paltet ein reichliches Erbrechen
fcrfotgt, als sich die- ganze Scene veränderte,
tmd nach jedem, folgenden Pulver. dia bedroh*
Uehen Symptom* immer, mehr abnahmen* Db
fiespiration verlor den kreischenden Klang, und
Wurde freier und » kräftiger » der -Husten loter,
der Kränke bekam wieder etwas Stimmfe, und
konnte die an ihn gerichteten Fragen beantwor-
ten. Durch das Erbrechen war viel einet coa-
gulirten Schleimes ausgeleert worden. Am fol»
gendeo Morgen war, nachdem die Pulter wäh-
lend der Macht unausgesetzt und regelmäßig
fottgebraucht Waren, auch daa Fieber beseitigt»
- 71 -
und , n^jr. <j»pch grpfre Heiserkeit übrig.. .Da
keine Stuhr^uftleeriing jpifbfgV. war/'so erhielt
jPat. einige Gran Calomel, '.und das Zugpflaster
wurde in EiterujDg erbalten., 'Weil aber, gegeji
Abend eine kleine Exacerbation eintrat1,' 'mußte
der Kupfervitriol wieder angewandt, und wäh-
rend der Nacht fortgesetzt werden. Am fol-
jgebden Tage (den 30sten) waifen alle. Symptome
Äik auf' etwa*«' Heiserkeit,- und «inen «war- trok>
ikenen^; ..aber doch hell klingenden Husten,
Blässe wird Mattigkeit, gehoben1;- und dar Pal.
«wegen des steten Brech - Erfolgs sich hartnackig
weigerte, die Kupfer -Pulver fortzunehmen, so
-erhielt er einige kleine Dosen Calomel mit
Sulphur. antimon. aurat., und in den feigen-
den Tagen Senegasßft mit 'Goldschwefel; wo-
mit einige Tage fortgefahren- wurde. Bei die-
ser Behandlung1 verlor eich : aUmahlig der Hu-
sten und die Heiserkeit ;■ und« bis auinöten No-
vember hatte sich Pat. wieder vollkommen erholt.
• ■ .»
7.
Derselbe Kranke wurde am Abend des
12ten Januars 1834 abermals plötzlich von ei*
per Laryngitis befallen, die a}>er bei zeitiger
Hälfe durch zwölf Blutegel, ein Brechmittel
aus 4 Gran puprum sufphuricpm , und . dem
zweistundlichep Nachgebrauch dieses Mittels,
schnell gehoben wurde, so dafe Pat. am löten
wieder vollkommen genesen entlassen werden
konnte.
8.
Am 27steo April d. J. erlitt derselbe zum
drittenmal , aber diesmal einen schwächeren
Croup -Anfa}l, der ganz allein durch Cuprum
— 72 — '
sülfhuricum gehoben wtirde; io ^atasf.fcät, am
3Östen Yollkoinitien . wcibl. entlassen' werden
Konnte. Seitdem ist Ms jetzt JjTPbbi'aar ,1835)
kelp Anfall der Art' wiedergekommen, \
1 ■
..«.*....-■ t. . ■ ft .
.•-.■ii ■ ■ >
• Wilhelm M.,.6 Jahre, alt, ein Monde»,
Bartgebautes , schwächliches Kind, befand sich
seit etwa acht Tagen unwohl; er. hatte. einen
.trocknen Husten, Schnupfen, rothe Augen, und
einen rotben Hautausschlag gehabt , .<den ich
nicht gesehen habe, der aber, der . Beschrei-
bung nach, nichts anderes als Masern gewew
-sen seyn konnte... Am Abend. des Uten Ooto>
her 1833 wurde der Husten . trocken» und bel-
lend, die Stimme' heiser, die Respiration pfeif-
fend, und es. stellte sich fieberhafte Hitze ein;
wogegen aber erst «m 13ten October Mittags
Hülfe gesucht "wurde.* Ich fand den Kranken
mit aufgedunsenem rothein Gesichte, und zu-
rückgeworfenem Kopfe, unruhig sich umher*
Wertend im Bette, triefend von Schweif*. Der
Athejri w.urc|e '/mit Blühe langsam mit lautein
Pteiffen eingezogen, und mit rasselndem Tone
wieder ausgestofsen , der Husten erfolgte sel-
ten, schwach ,' klang heiser - pfeiffend j 'tfie das
Krähen eines Hohnes, mitunter n elfter röchelnd.
■ mH Sr
der Kehlkopf würde bei jedem Athemzuge
* stark in die H3he , und die Rippen eingesogene
'Der' Puls WaY klein, hart und 'schnell , die
Hitze bedeutend , die Zunge trocken , die Stim-
me kaum vernehmbar, heiser; die Trachea ge-
. seh wollen, heifs oddeüipfindlich bei der Be-
rührung, Schmerz im oberu Theil der. Brust,.
Obwohl ich es hier mit einer bereits Im
dritten Stadium sich befindenden Laryngo-
TracEieitls zu thun hatte, 2a der sich vielleicht
schon Bronchitis gesellt hatte, 'die bisher aus
Unkenntnifs der Eltern (deren Sorglosigkeit so
weit ging, dafs sie den schon recht kranken
Knaben noch am Uten in die Schule geschickt
hatten) aufs Aeufterste - vernachlässigt war, so
glaubte ich doch, besonders aus diesem Grande,
noch einer Blutentziehung antuenden zu mnV
seq. 'Er erhielt also sogleich zwölf Blutegel
an' den Hals, und gleich darauf ein Brechmit-
tel aus ' 4 Gran Cuprum sulphuricum \ nachher
aber alle 2 Stunden J Gran dieses Mittels, wo-
durch kein Erbrechen bewirkt wurde, da meine
Vorschrift, so lange mit den stärkeren pulvern
fortzufahren, bis dieses erfolgt wäre, ' leider
nicht befolgt war, und ich anderweitiger be-
deutender Kranken wegen, nicht bei diesem
bleiben konnte« Abends war wenig Verände-
rung erfofgt; daher nochmals zwölf Blutegel,
4 Gran Kupfervitriol, welcher diesmal reichli-
ches Erbrechen einer schleimigen Masse be-
wirkte, ein Vesicator auf den Hals, und eine
Einreibung von Mercurialsalhe in den Nacken
und die Brust; dabei abwechselnd mit einec
Sälpetersolution alle 2 Stunden \ Gran ti es Ku-
pfersalzes, welches 'jedesmal Ausleerung eines
häutig coagulirten Schleimes durch Erbrechen
bewirkte. Am 14ten war' der Husten loser und
kräftiger, mit etwas Schleiinauswurf, die Stim-
me freier, die Respiration leichter und nicht
no pfefffend. Wegen- des überhandnehmenden
Erbrechens, wurde der Kupfervitriol ausge-
setzt, und Pat. erhielt vou Hepar. sulphurtSr
drachm. ß. Syr. Senegae unc. (//zweistündlich
1 Theelöffel voll. Das Zugpflaster wurde in
Eiterung erhalten, und die Einreibung fortge-
- 74 ~
$eizt Arendt war .die Respiration, wieder sebf
beschwerlich, stark kreischend, der Husten jt^iK»
figer# Jch^fBch,. trocken um) rasselnd, die Stimme;
aufserst heiser und schwach, der Puls sehr
schpell. und klein. Fat. erhielt nun wiedeY$ft}n(äy
Ji.ch | Gran- Cuprujn sulphuricum , .ein. VesjcA-r
tor in. deu CJackeq., eiue Einreibung fle? Brejqjfer
Weinstein salbe in den obern Theil der Brust,
und warme joataplasmen auf den Hab. gs
erfolgte aber jetzt kein Erbrechen mebr. /Am
löten, die gröfste Dyspnoe, langsame + -.raft?
eelpde, /Respiration, der Husten selten, ^ftejbwach
linjct fcraljend, der Puls klein, schnell und au$-
setzeod., das Gesiebt von kaltem Seh weil** ..tger
fendy die j&ange weifs und trocken, kein/ Stuhl*
gang, wenig und schmerzhafte Urinabsoo4e- '
jung., .Es wurde ein Brechmittel aus .Tort. jffjj?
iiati, Sülphuris stibiati ßur. ana grm j. R<*4t
Ipecacuanh. scrup. ß gereicht, welches ab/ff
auch nur wenig Ausleerung eines eiterartigen
Schleime« bewirkte; alsdann stiindllctt % (?rai)
Moschus mit Sulphyr* antim. aur. Mittags itieg
die Dyspnoe aufs höchste, der Puls sehr schnall»
kleip unfl äufserst unregelmaTsig, der., I^uajten
fast ganz gehemmt : Rec, Calpmel, Sulphvr. «pi-
tijnQfl* Qur. ana gr, j. Camphprqe gr* £. Sao-
chari m gr. p. m. s. zweistündlich 1 Pulrer.
Abend Respiration und Husten röchelnd, der
Puls noch schneller, kleiner, unregelmäßiger,
nicht zu zählen und kaum fühlbar, starker
Schweifs, das Schlucken gänzlich gehemmt»
Nachts verschied Pat. bei vollkommenem Ber
yrufstseyn.
Bei diesem Krapkeq erfolgte der Todre*-
muthlich durch Paralyse* Es wurde mir nur
- 75 -
f eatattet , den Lnrynx und die Trachea xu SAU
neu. .Die Knorpel des Larynx waren etwjia^
aber sehr schwach geröthet, äufserlich schief*
ffof denselben ein lymphatisches Exsudat aus«
geschwitzt zu seyn, welches auch die Trachea
bedeck tp, diese war offenbar geschwollen, .aber
ungefärbt, die Schleimhaut des Larynx und. der
Trachea V$r sehr dick, weich und aufgejokr
kert, aber" weife, und einige injicirte Gefhlse,
Waren die einzigen Zeichen einer Torherge-
gangenen Entzündung. Aber aus der Oeffndn£
der Luftröhre drang eine grofse Menge eijerar-
tigen Schleimes, Womit. auch die Bronchien an-
gefüllt schienen. Es hatte hier also wahrschein-
lich eine in Eiterung übergegangene Entzün-
dung des Larynx der Trachea und der Bron-
chien Stritt, gefunden , die sich wohl in Folge
einer in ihrer Entwickeln? gestörten exanthe-
ma tischen Dyscrasie, aUa durch Metastase, 0(jle*
vielmehr Metaschematismu* der Masern enU
wickelt haben mochte. Üb .dadurch , dafs man
von Anfang an mehr auf die Beförderung der
Bautthätigkeit gewirkt bat««, die Catastroph*
verhindert worden wäre, ist jetzt schwer aus«
eutnilleln, und lasse ich dahingestellt seyn;
glaube aber, dafs die augenscheinlich vorhan-
denen Symptome der Tracheitis die Vorzüg-
lichste Berücksichtigung finden muhten* Die*
ser Fall, obgleich er unglücklich endete, be-
weist doch , trotz der Vernachlässigung, und
des Vorgeriicktseyns desselben, einige günstige
Einwirkung des Kupfervitriols.
Fünf Tage darauf erkrankte der jünger«
Bruder. Gustav, an den Masern, welche indefa
hei diesem, da er bester behandelt wurde, t*r
i- 76 --
gehhafsig' verliefen; welche aber die Veraro-
ihung vermehren, dafs auch der ältere Bruder
die Masern gehabt balle.
»•• *
; • 10; .:
h m
Ein Jahr darauf wurde dieser . 6ustaV M„
ein blonder, nun vierjähriger Knabe, am 20sren
April 1834 von einer Laryngitis befallen, wel-
che, mit grofser Heftigkeit auftrat, aber durch
6 Blutegel, ein Brechmittel aus 4 Gran Ko«
pfervitriol und den zweistündlichen Nachge»
brauch dieses Mittels in der Gabe von £Grsn,
in wenigen Tagen wieder hergestellt, . .'
11.
.k
Heinrich Seh., 4 Jahre alt, ein brünetter,
kräftiger, vollblütiger Knabe, wurde am 28ste
September 1834, Abends 10 Uhr, plötzlich, ohne
Vorboten, von einem tiefen bellenden Hosten
befallen, der von einer pfeifenden Respiration,
grofser Heiserkeit, Angst und Unruhe begleitet
war; das Fieber war stark, die Haut triefe
von Schweifs. Es war, als ich ihn aah, eilt
Laryngitis im zweiten Stadium. Patient er>
hielt sogleich 8 Blutegel an den Hals, und 4
Gran Cuprum sulphuricum, und nachdem dftr
ses hinreichend Erbrechen bewirkt hatte, -tili
2 Stunden £ Gran desselben, die aber keie Er*
brechen weiter erregten. Zwar verlor ikfc
nach dem Brechen augenblicklich der Croup*!*
des Hustens, und das Strangulationsgerioatl
des Aihems; weil aber der erstere am folgen-
den Tage wiederkehrte, erhielt Pat. abermals
8 Blutegel und 4 Gran Kupfervitriol,, wekkt
diesmal ein noch stärkeres Erbrechen bewuar
— 77 ~
ten, als das erstemal., hierauf verloren sich
-aber auch alle Croup -Symptome gänzlich; in-
dessen nahm der Kranke aus Vorsicht Doch
bis zum Abend alle 2 Stunden 3 Gran des Ku-
pfersalzes. Am folgenden Tage war er völlig
genesen.
12. - '" '
1
Cäcilie Seh., 4 Jahre alt, ein zartes blon-
des Kind, erlitt; am 30sten September -1S34
Nachts einen plötzlichen Anfall .von Laryngi-
tis. Nach einem durch 4 Gran Cuprum sul-
phuricum , bewirkten starken Erbrechen^ ver-
lor sich der Groupton des Hustens und das
Strangulationsgeräusch augenblicklich, und nach
dem zweistünd liehen Fortgebrauch desselben
Mittels, binnen. 24 Stunden auch die Heiserkeit
und alle übrigen Croupsymptome.
13.
Wilhelm K., l£ Jahre alt, ein brünettes*
starkes | vollblütiges Kind, wurde am .föten
October 1834 des Abends von einer heftigen
Laryngitis befallen. Da die Erstickungszufälle
sehr drohend waren , erhielt er sogleich 4 Gran
Cuprum sulphuricum, das schnell einigemal Er-
brechen bewirkte, worauf die Beklemmung aur
gen blicklich nachlief». Da aber die übrigen
Croup -Symptome fortdauerten, wurden dem
Pat. 6 Blutegel an den Hals gesetzt, und alle
2 Stunden £ Gran Kupfervitriol gegeben; die
wiederholt Erbrechen erregten, wodurch 'dann
am folgenden Tage der Sturm gänzlich fce^
schworen war.
Aas diesen Beispielen wird man ersehen
haben, dafs das Cuprum sulphuricum zwar
~ 78 ~
-tiirJbt' in allen Fallen das Leben zu erhalte*
Terinöchte, in einigen sogar nicht einmal ei«
nige* Wirksamkeit zeigte, indem es gar keine
fieaction hervorrief* dafs dieses aber auch nur
in solchen der Fall war, die wahrscheinlich
jedem anderen Mittel und jeder Methode ge?
trotzt haben würden. Man gewahrt aber auch
daraus, dafs dieses Mittel in der Mehrzahl der
Falle sich höchst wirksam bewies; und we-
sentlich dazu beitrug, den Croup zu beben;
ohne dato in einem einzigen Falle irgend eint
Nachkrankheit sieb zeigte, die man der Auf-
wendung1 des Kupfers zuschreiben konnte» Im
"Gegentheil befanden sich sämintliche geheilte
Kranke, nach Beseitigung des Croups , bald
wieder vollkommen wohl, und ungesch wacht.
Diese Fälle zeigen aber auch, data <Ke Brechen
erregende Wirkung meistens noth wendig war;
und man deshalb wohl tbut, im Anfange gleich
zuerst eine stärkere Dosis desselben zu geben,
um diesen Zweck' zu erreichen. Ich zweifele
auch, nicht, dafs beim Fortgebrauch des Ku-
pfervitriols sich die nachbleibende1 Heiserkeit
und die übrigen mehr catarrhalischen Sympto^-
me, welche sich io einigen Fällen noch einige
Zeit nach der Beseitigung des Croups " erhiel-
ten , verloren haben ' würden. Da ich aber
hoffte, diese Symptome mit milderen Mitteln
entfernen zu können , so mochte ich nicht ohne
Noth mit einem so stark wirkenden Mittel fort-
fahren. Auch hatte ich nebenbei noch die Ab-
sicht, das oft gerühmte Hepar sulphuris an
'diesen nachbleibenden Symptomen zu prüfen;
welche sich aber, wie man bemerkt haben
wird , stets als völlig unwirksam erwiesen bat,
so dafs Salmiak, Goldschwefel und Senega dar-
— rö —
in mehr leisteten, als jenes Mittel. Wenig-
stens fühle irb in den gemachten Erfahrungen
keine Aufforderung, dasselbe« als Hauptmiltel
im Croup zu versuchen.
Da der Croup in seiner höheren Ausbil-
dung stets von einer Sehr activen Entzündung
begleitet ist, so glaube ich nicht, dafs, man in
solchen Fällen ohne Blutentziehung ausreichen
würde; und einige meiner1 Beobachtungen zei-
gen nur zu deutlich, von welchem grölten
Nutzen diese waren, so dafs selbst das Ku-
pfersalz oft erst als Brechmittel wirkte, nach-
dem durch hinreichende Blutentziehung die Sen-
sibilität wieder einigermaßen erweckt for-
den war*
. .Nach dem Mit geth eilten glaube ich also
das Cuprum sulphuricum abermals als eis
höchst wichtiges Heilmittel im Croup empfeh-
len zu dürfen; jedoch mit der Einschränkung,
dafs man es nicht für f ein untrügliches, für
sich allein allemal hinreichendes halte, -und an-
dere eben so wichtige, oft unentbehrliche,
Mittel, als Blutentziehungen, Zugpflaster etc.
vernachlässigen dürfe ; sondern diese 'vielmehr,
um die Wirkung des Kupfersalzes zu unterstützen,
oft. höchst nothwendig sind; dasselbe, jedoch in
leichten Fällen, zumal im ersten Zeiträume,
zuweilen für sich ausreichen kann , .die be-
drohlichen Symptome zu beseitigen. . Bei der
Behandlung des Croups mufs man, wie bei je-
der anderen Krankheit, individualisiren , uud
so kann es Fülle geben, z. B. wenn neben ei«
Her Tracheitis gleichzeitig eine Bronchitis vor-
handen ist, wo der Kupfervitriol nicht nur
nichts leistet, sondern vielleicht nächlheilig wer-
_ 90 -
den kann, und ei zweckmässiger ist, Calomel
anzuwenden. In den meisten Fällen einer ein-
fachen Laryngitis wird man aber mit dein Er-
folge der Anwendung des. Cuprum sufpjiuricum
Eufrieden seyn.
Ick erlaube mir also schlietslich den Wunsch
auszusprechen , dafs sieb mehrere meiner Her-
ren Collegen, durch vorstehende Erfahrungen
beistimmen lassen mögen, das schwefelsaure
Kupfer durch eigene Beobachtungen zu prü-
fen; und schmeichele mir mit der Hoffnung,
dafs dieses Mittel dadurch immer mehr Aner-
kennung finden werde» Zu wünschen wäre es
aber auch, dafs alle damit abgestellten Ver-
suche, sie mögen nun günstig oder ungünstig
ausfallen, veröffentlicht würden; damit durch'
Vergleiohung und Vervielfältigung der- Beob-
achtungen ein bestimmtes Resultat erlangt wer-
den mochte. Daher verspreche ich auch, dafo,
wenn sich mir dieses Mittel, bei häufigerer
Anwendung desselben , nicht mehr so nützlich
beweisen sollte , ich dieses gewissenhaft und
offen- zur Kenntnifs meiner Collegen bringen,
und freimüthig meinen früheren lrrlhum, und
die Täuschung, worin ich vielleicht (wenn mir
auch jetzt kaum denkbar) befangen gewesen
seyn möchte, gesteben werde; denn nur durch
Wahrheit*« kann unsere Wissenschaft gefördert
|t werden! —
Nachträglich scheint mir die Bemerkung
nicht überflüssig, dafs die Mehrzahl der von
mir am Croup behandelten Kinder von blonder
Farbe, viele scrophülös waren, und kein* der-
selben das sechste Lebensjahr überschritten hatte«
Meistens fand das Erkranken beim Nordostwind«
■ l ■ • m •
- 81 -
und »eiskalter Witterung Statt, «* aber mck bei
Kord - und Südwest- Winden. Einmal hatte ich
Gelegenheit, den Croup bei einem Pferde zu
beobachten; im Frühjahr 1833 wurde nämlich
•ins meiner Pferde ron den charakteristischen
Symptomen des Croups ergriffen, der Husten
und die pfeifende Respiration glichen aufs
ahnlichste denselben Erscheinungen bei Kin-
dern. Durch einen starken Aderlafs, wie ein»
durch die Nasenlöcher eingespritztes Brechnuß
tej nnd Maren* wurde es gerettet»: \4-
.. «
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*» * ■ . ■ j.. ■ .. ■ .
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Jown.LXXXI.B.2.St
_ 82 —
Fi J*
*.• ■
> . j
UI.
Pr a'k t is "che M i s c eil eri
von
Dr. Neuber,
Stadtpbysikos so Apenrode*
Glückliche Heilung von heftigen Krämpfen, weh
ehe das Mittel zwischen Epilepsie und CatQr
lepsie hielten.
Mßie Kranke, ein zartgebautes, und überdies
verzärteltes, 5 Jahre altes Mädchen gebildeter
Eltern, hatte eine sehr überspannte, empfind-
same Mutter, die seit etwa 4 Jahren Wittwe
war. Während sie mit der Patientin schwan-
ger ging 9 verlor ihr Mann , aus einer unbe-
kannt gebliebenen Ursache, den Verstand, and
später das Leben bei Gelegenheit eines Schiff-
bruchs. Die Mutter hatte also, während sie
die Kleine ausbildete und ernährte, viel Kum-
mer und Sorgen; dessenungeachtet blieb diese
lange anscheinend gesund. — Längere Zeit
vor ihrem Erkranken wurde ihr mit siedendem
— 83 -,
Wasser der Hinterkopf in der Gegend dee hin*
fern Lappens des groben Gehirns, verbrannt*
Die Haare gingen dapelbst aus, und die nett
entstandenen waren etwas dunkler geworden,
als die übrigen sonst blonden» — Iodeh hatte
sie w?der sogleich nach diesem Vorfall* noch
bald nachher, an irgend einem Zufalle gelitten,
der einen ursächlichen Zusammenhang dessel-
ben mit den späterhin auftretenden Zustand
hätte Tefmuthen lassen« —
Als ich die Kranke am liten Juni cum er«
atenmal sah, war sie etwa ein Jahr lang krank
gewesen. Die Zufälle äusserten sich auf fol-
gende Weise: Mitten in ihrem Spielen wurde
das Mädchen still , und fing an zu- taumeln«
Als später das Uebel zunahm, verlor sie je*
desmal das Bewufstsejn und fiel zu Boden» —
Gegenwärtig waren die Anfalle sehr heftig, und
während derselben wurden die Glieder steif
und die Augen auf mancherlei Weise verdreht*
Die Dauer derselben war verschieden, doch
selten hielten sie länger als eine Minute an. — -
Im Augenblicke aes Aufhörens wurde der Athem
röchelnd, es trat, wenn der Paroxysmua stark
gewesen, etwas Schaum vor den Mund, und
die Kleine schlug dann plötzlich die' Augen auf,
war völlig bei sich, und lächelte die Umste-
henden freundlich mit einem leidenden Blicke
an. — - Das Athemholen war in den Anfällen
überhaupt sehr beschwert, so dafs das Gesicht
ganz roth wurde; nach dem Anfalle war sie
dann immer sehr blafs. — Im Ganzen hatte
sie ein kachektisches Ansehen # und der Unter-
leib war etwas aufgetrieben« In Folge der frü-
hem sehr heftigen Paroxysmen war die ganze
rechte Seite etwas gelähmt worden; in dem
F 2
— 84 —
f
Pafft* und dem Beine fialte eich mdefs die Läh-
mung Frieder verloren;, allein im Arm und dei
Hand war ein triebt unbedeutender Grad der-
selben zurückgeblieben, so dafa sie dieselben
nur wenig* gebrauchen konnte; auch waren
diese Theile kälter und blauer , als die der eni-
gegen gesetzten * Seite. Am Pulse dieser Seite
konnte indefs keine Abweichung wahrgenom-
men werden* Die Anfälle stellten :>sich oft in
24 Stunden 40 bis 50 mal ein* — »Von dem
bisherigen Arzt waren mancherlei krampfstil-
lende Mittel angewendet worden,* und eir hatte
zuletzt das Uebel für unheilbar erklärt» i— Ob.
gleich' ihr niemals Wurmer abgegangen" waren,
so richtete ich dennoch , bei dem Mangel jeder
andern Indicatiou, zunächst meine- Aufmerk-
samkeit auf möglicher Weise vorhandenen 'VVunn-
reiz. — Ich verbuchte demnach vemrlst'en Juni
bis' zum löten Juli fast alle bekannte -wirksa-
men Mittel gegen Spuhl-, Madeö- und ßänd-
wüiiner, wechselnd mit starken drastischen
Abführungen, während ich, um die Kräfte zu er-
halten, unausgesetzt Stahlbäder gebrauchen/ eine
nahrhafte, leicht verdauliche Diät führen, und
den Genufs der freien Luft beobachten ^iefi;
aber diefs alles ohne den mindest öd Erfolg, in-
dem sich auch nicht die entfernteste £pur von
Wurmabgang zeigte. — Jetzt enUcblofs ich
mich zu innern unmittelbaren Einwirkungen auf
das kranke Nervenleben selbst, obgleich ich
auch schon gleich anfangs zwischen den Wurm-
mitteln Moschus in ziemlich grofsen Gaben ge-
geben hatte. Vorzüglich wendete ich das wei-
fte Zinkoxyd und den Kupfersalmiak in stei-
gender Gabe, ersteres bis zu 5 Gran, letzteres
bis zu \ Gran an, oqd fuhr damit bis zum 2tea
August abermals ohne allen Erfolg fort» —
,- 85 ~
m
1 >. Von Neuem macht? .ich einen Versuch, mit
der Herreschwandschen Methode gegen* den
J3and wurm (unter den frühem Mitteln war auch
die Yogler'tche versucht worden) und verband
damit Tabacksklystiere , allein eben an venr
geblich. — .
Vom 7ten Auguit an griff ich zur Bella-
donna ; indem bis zum 27sten August das Pul»
ver des Krautes viermal täglich gegeben wurde,
'anfangs zu £ Gran, zuletzt, nämlich vom 25sten
August an, zu b Graden pro Dosi', so dafs sie
8 Tage lang täglich 20 Gran erhielt. — Zuerst
gab ich sie allein, dann mit Cajeputöl bis zu
3 Tropfen auf einmal, und zuletzt auch mit
Ipecncuanha. In Allem waren 89 Gran Bella-
donna verbraucht worden \ dessenungeachtet
zeigte sich im. Allgemeinen ■ nicht nur keine
.Besserung; 'Sondern die Krämpfe stellten sich
Am 2ten .September mit -ungewöhnlicher Hef-
tigkeit ein, und iiberdiefs Würde' ihr Ansähen,
das sich eine Zeitlang, besonders während* des
: Gebrauchs Her Stahlbäder, gebessert hatte, wie-
der schlechtem, euch nahm die Haut eine gelb-
liche Fqrb'e an. Das einzige Gute, was die
Belladonna noch zu leisten schien, War, dafs
die Augenkrämpfe sich während ihres Gebrauchs
minderten. — 'Uebrigens zeigten sich, ■ aufser
Pupillenerweiterung, auch keine eigentlichen
Vergiftungszufälle, wie denn überhaupt, unge-
achtet der zarten Constitution der kleinen Kran-
ken, sich eine ungewöhnliche Unempfänglich-
keit gegen die ' stärksten Reize bei ihr zeigte,
namentlich auch gegen die kräftigsten drasti-
schen Abfiihrungsmittel;
Zum drittenmal, und zwar naeh einei
Consultation mit Hrn. E. iL W., kehrte ich tut
- 86
2; Tod Wurmmitteln zurück, und
töYck'scben Lattwerge mit Zusatz to«
Eisen und Zittwersaamen, wechselnd mit Kly^
Stieren von Graswurzeln in Milch gekocht. Et
"ging viel Schleim ab •, sonst blieb aller beim
Alten , nur in der zeitlichen Vertheilung des
JBLrämpfe schien sich eine Veränderung söge«
.tragen zu haben, indem die Kranke, z. B» am
6ten September, . frei von denselben blieb; de-
fix aber am 7ten desto heftiger u&4 anhalten-*
der befallen wurde, -~ Den 8ten erhielt sie
eine Abführung aus 12 Gran Calomel and 2
Skrupel Jalappej welche nun einen Stuhlgang
bewirkte! Die Anfalle aber wurden heftiger,
..als je, und das. Ansebn» besonders . auch der
Blick, immer kranker, — Das Bewubtsejrn
fehlte Stunden lang» die Kranke war ganz steif,
und dam Starrkrampf najbe; dabei das Gesicht
toth und aufgetrieben, Yor dem Mund stand
.Schaum, derAtbem war 'dabei röchelnd und mit
feinem ängstlichen Stöhnen begleitet, — Der
.Pulsschlag fehlte oft ganz, und wenn «er tu
. fühlen , ßo war er zurückgezogen 9 fein ym. ein
Seiqeofaden und höchst unordentlich. Die Au-*
/gen standen offen und verdreht, die Pupille
war unter dem ober» Augenliede verborgen« — •
loh griff nun zum Jsand in gro/sen Gaben^
indem ich eine Mischung aus zwei Unzen/ des*
- selben , dem nötbigen Eigelb und acht Unzen
Chamilienwasser yerschrieb , und mit dem Ge-
brauch no<$ wahrend des Krampfanfalls anfen»
gen und stündlich 1 Efslöffel roll nehmen lieb.
— Nach den drei ersten Löffeln voll wurden
die Krämpfe heftiger, als aber ö genommen
waren, minderten sie sich. Die Nacht wer
erträglich, allein am 14ten Vormittags trat
abermals ein heftiger Anfall ein» Neben dem
— 87 —
A*and liefe ich die Eisenbäder (eine Unze GI&*
hui. martial. auf jedes Bad) -wieder 'in Anwen=»
düog bringen, — Anfangs erregte die Asand-
milch Erbrechen, welches sich aber bald ver-
lor. — Sie wurde nun regelmäßig fortgesetzt»
doch war der Kranken täglich nicht mehr, als
6 Eßlöffel voll, beizubringen. — • Indefs nah-
men yon nun an die Anfälle an Zähl und Hef-
tigkeit ab, und am 21sten Septbr. war sie
sehon yon Mittags bis Abends 8 Uhr ganz frei
geblieben. — Den fürchterlichen' Geschmack
etwas, zu verbessern, änderte ich die Mischung
dahin ab, däfe > 2 Unzeq Asand mit Eigelb*
vier Unzen Zimintwasser und vier Unzen Po«
meranzenschalen «* Syrup gemischt wurden , wo-
von sie stündlich 1 Efsloifel voll nehmen sollte»
Allein am 23sten. waren die Krämpfe wieder
häufiger, und ich- liefs nun auch Umschläge
von 2 Unzen Asand, der nothigen Menge Ei-*
gelb und einer Drachme Baldrianöl auf Leih*
Wand gestrichen, über den Unterleib machen* •—
_ • 0 *
Pen 25sten klagte sie über Leibschmerzen«
wie wenn sieh 'Würmer im Leibe bewegten.
Die Ausdünstung der Umschläge schien die
Krämpfe zu vermehren. — Vom 27sten an
liefs ich zu -jedem Bade J2 Hände voll Knob-
lauchzwiebeln setzen. — Jetzt schien etwas In-
termittirendes bemerkbar werden zu wollen,
mit andertägigen Typus ; ja am 30sten , wo ihr
Zustand bis Mittags sehr gut war, stellte sich
Frostschauer mit heftigen Krämpfen begleitet, ;
ein, dem Kopfschmerz v freiwilliges Erbrechen,
und hierauf (Nachmittags 4 Uhr) ruhiger Schlaf
folgten , in welchem indefs ihre Gestalt bis zum
Erschrecken leichenhaft war. — Nach dem'
Erwachen stellten sich abermals Krämpfe ein« '
— 87 —
Sk erhielt von 7 Uhr Abends an stündlich eint
*on 6 Pulvern, deren jedei. 10 Gran Zucker,
2. Gr. Moschus - und 2 Gr. Kampher enthielt;
Um 9 Uhr wer sie wieder wohl, in der Nacht
hatte sie einigemal Krämpfe; * Den lsten Ok>
Äobqr blieb sie frei, den 2ten stellte sich um
Slittag unter denselben Erscheinungen , wie am
3Qsten SeptbiLt ein ▼ eilig ausgebildeter Fie*
beranfall ein*; Während dessen die Krämpfe sie*
benmal wiederkehrten« Nach dem Fieber war«
den die Pulrer fortgesetzt. Den- -3tea erhielt
sie' von 3 Pulvern., deren. jedes, ans 8 Gr. Ca*
Jomel, 10 <}r. ,Gutti , und 20 Gr. Jalappe be-
stand, zweistündlich eins, aach denen sie eh*
mal .schleimig:.: sich erbrach* und mar zwrt
wäfsrige Oeif nungeh hatte. 4- ' Den 4ten hätte
sie während des Fiebers keine, nach dem An«
falle aber siebenmal Krämpfe. — - In den fofc
genden- Tagen '■ nahmen!, die Krämpfe, sichtlich
ah, und .das. Ansehen .besserte eich.- Um die.
hier rieiiaicht tbäiig geworden^. Hcdlkreft det
Natur nicht zu stören, liefs ich einige Tagein»
nerlich: nichts nehmen, tind allein das Bad fort-
setzen.. — i Brst' vom -Ute» 4h gab. ich wiesle*
12 der obengenannten Pulrer, in zweistiindlfe
eben. Gaben, und da-siet über Uebelkeit klagte,
am 13ten ein Brechmittel, aus 2 .Gr. Breche
Weinstein, 15 Gr. Ipecacuanha, eine halbe Unze
Meerzwiebelhonig . und anderthalb Unzen Gha-
millenwasser, viertelstündlich zu 1 Eblöflel
voll, wonach sie 4 mal sehr zähen Schleim aojK
leerte.
Von nun an blieben Fieber und Krämpfe.
aus, während die gelbe Farbe sich, rerlor, und
Ansehen und Habitus sich immer mehr besser«
teil. — ..Den. iöten wurden die Pulrer noch-
— 80 —
mala erneuert, und da der Leib noch stete et*
was aufgetrieben war, so liefc ich vom 30rten
Octbr. an , jeden Morgen 1 Weinglas toII See-
wasser trinken , nachdem das Brechmittel in et-
was stärkerer Gabe wiederholt worden war,
und sie durch sechsmaliges Erbrechen vielen
Schleim ausgeleert hatte. — Vom Isten No*
vember an erhielt sie dreimal täglich Tropfen
von Tinet. nervina Bestuchefii. — Am 24stea
wurde mit 10 Gr. Calomel und 2, Skrupel Ja*
läppe, abgeführt — - Vom 6ten December an
ein kalt bereiteter Aufgufs Ton einer halben
Unze brauner China zu sieben Unzen Colatur,
vermischt mit einer .Unze Syrup* Cort, Au-
ranUy dreimal täglich zu 1 Efslöffel roll, ge-
geben. Es ging während des Gebrauches des-
selben mit dem Stuhlgänge viel zäher Schleim
ab, weshalb am Uten Abends, und am 12ten
Morgens, jedesmal ihr Calomel und Jalappe
gereicht wurde. — r Sie war nunmehr so weit
hergestellt, dafs nur noch Schwäche und Kraft*
losigkeit in dem gelähmten Arm, der, stets et»
was kälter, als der andere war, znriickblieb ;
um auch dieses Uebel zu heben , empfahl ich
Thierbäder und Einreibungen von Bau de Luce*
4
Die Genesung war. dauernd , doch weifs
Ich nicht, ob sich die Schwäche im Arme je-
mals ganz verlieren wird. — Etwas Eigen-
tbumllches, ich mochte Sagen, Schmachtendes,
blieb in ihrem ganzen Wesen, besonders in
ihrem Blick, zurück.
1
- 90 —
• • .' ■ 2, • • .
i
intermitten$. "■■ ' J
IJL'.UJ f. *
* ■ ■ » ■ ^
Der Kranke, ein Gärtner Ton 45 Jahren}
Straffer Faser, und schon seit mehreren^ Jahren
liy einem lieberleiden kränkelnd, wurde vod ei*
nejn nicht deutlich entwickelten dreitägigen Fie*
ber befallen, welches in. ein anhaltende« Fieber
überzugeben die Neigung hatte. — «■ Von deni
bisher ihn behandelten Araste hatte er ein» Auf*
lösung ron Eoptr, Taraxaci. bekommen; —«»
Am 26sten August Vormittags war NnphleA
vorbanden, gegen Mittag trat indefs die. $tei«
gerqog mit Umher werfen, heftigein Kopfschmerz
und stillem Irrereden ein. — Während der
Kopf brannte, waren die Gliedmaßen nur an*
türlich warm, Durch ein 10 Minuten dauernd
des Fufsbad , Abkühlen des Kopfs durch Schwe»
feläthe* und kalte Umschläge ron Sseig und
Wasser, wurden die Zufälle gemässigt, und ei
folgte Abends Nachlafs, dem aber gegen iB*
Nacht eine zweite Steigerung folgte, die mit
noch heftigem Störungen des sensoriellen Le^
bens begleitet war; dabei wurde der ziemlich
schnelle und Tolle Puls sehr schwankende IMt
kalten Umschläge wurden erneuert, Senfteig
an die Waden gelegt, und um Z Uhr Naoht*
% Gr, Mohnsaft mit Zucker gereicht. — . Ahv
bald stellte sich, mit Nachlafs aller Übeln Zur
fälle, ein dreistündiger Schlaf ein. — Zum Ge-
tränk diente bald Reifs w asser, bald Fliederthee,
Nach dem Fufsbade hatte,, er erst einen ge-
wöhnlich scheinenden, und etwas später einen
wäfsrigep, sehr übelriechenden Stuhlgang bekom-
men. — Den 27sten Vormittags TÖUiger Nach-
- 9t -
lab. Pal, nahm halbstündlich Wien Skrupel
CorU Ghin, reg. und fdnf Grau Salmiak mit
Franzwein. •»— Erst Abends um 8 Uhr stellt«
eich eine Fiebersteigerung ein, welche schou
um 10 Uhr durch Schweifs entschieden wurde»
Währelid des Anfalls Fliederthee, — Von 10
bis 2 Chr Hörgens Schlaf, dann bis 7 Uhr Un-
ruhe. -~ Den 28sten fühlte Pat, sich sehr
schwach und sein Blick war stier« Bei dein,
fleifsigen Fortgebraucb des Weins erhielt er eine
Abkochung von einer Unae Gort. Ckin. Peruv*
cur Colator ron eilf Unzen mit Salmiak und
Chamillenextract, stündlich zu 1 Efsloffel roll«
— Mittags eis er einen .halben Teller roll
Fleischbrühe mit Appetit — Nachmittags wurde
der Puls schneller/ die Wärme grüfser, daher
der Wein ausgesetzt wurde. Um ö Uhr leichtes
Erbrechen einer sauren Flüssigkeit, um 6 Uhr
der Fieberanfall stärker als früher, mit grober
Heftigkeit, starker Hitze, Unruhe und Delirien.
— Um 10 Uhr 1 Gran Opium mit 10 Gran
Zucker« Hierauf am 29steo too 1 Uhr bis
6 . Uhr Morgens Schlaf unter anhaltendem
Schweifte, welcher bis Vormittags 8 Uhr fortr
dauerte. — * Das Nervensystem schien sehr an-
gegriffen. Der Puls weich, mäfsig roll und
mäfsig geschwind; dabei häufiges Stöhnen, —
Von 8 Uhr an wurde der Athem freier und
ruhiger > P&t. befand sich so gut, dafs er eine
Pfeife rauchte. — * Die Chinaabkochung wurde
fortgesetzt, und zum Getränke Melissenthee
empfohlen,— Abends vermehrte Wärme, Durst
und Schweifs, verordnet $Gr, Opium. Während
der Nacht zum 30sten unterbrochener Schlaf. Der
Puls Vormittags etwas schnell und hart, die
Haut vermehrt warm, der Blick wieder etwa«
stier» Diese Übeln Symptome nahmen den Tag
i
— W2 —
aber mehr und mehr so; bis NaahQilttagt.um
5 Uhr, mit sehr schmerzhaftem^ Druck in der
Magen* und Lebergegend, welche beim Beta-
sten einige Härte zeigte, ein Fieber -Paroxys-
mun eintrat , bei dem jedoch der Kopf frei
Hieb« -» Da die OefTnung s*eit 36 Stunden
fehlte , so wurde ein eiui'aches Kiystier gesetzt,
und innerlieb Ton 2 Gr. Galomel mit Zucker
jede Stunde eine Gabe gereicht. — - Abends
10 Uhr war die Haut noch trocken, da Pat
Aber ruhiger geworden, liefe ich vorläufig die
Pulver, von denen er zwei genommen hatte,
aussetzen. Nach einem zweiten Klystier wa-
hren mehrere starke, gallige, sehr übelriechende
Stuhlgänge erfolgt. — Schlaf von 4 bis 7 Uhr,
dann .abermals Oeffnung. — Am 31steo Au-
gust, an dem sich ein Paroxysmusvou 3 Stun-
den unter keinen ungewöhnlichen Zufällen ein-
stellte, erhielt er dreiviertelstündlich. 2 Skrupel
Cort. Ghin* reg., und Morgens, Mittags und
Abends 2 . Gr. Galomel. In der Lebergegend
liefe ich eine Salbe von Rec. Ungt* einer* LA»
Tiim. voldU camphorat. ana unc.j* OL Terebinth.
dr. »/• M. S. einige Mal einreiben. — Zum
Getränk Haferschleim. Es stellten sich noch 7
schleimig- gallige Stühle ein. — Den lsten
September war nach einer ruhigen Nacht der
Puls langsam, die Gesichtsfarbe besser, d#r
Leib weich und schmerzlos. — Die- China
wurde dreiviertelstündlich fortgesetzt; — ■• Abends
stöhnte er viel, die Zunge war sehr trocken,
mitunter Schlaf. — Drei Gr. Mohnsaft mit Zuk-
ker. — Die Nacht war erträglich, den 2ten
Morgens die Zunge feucht, noch immer stark
belegt, der Puls fieberfrei; — zweistündlich
wurde 1 Efslöffel voll von folgender Abkochung
genommen: Rec. Decoct. Cort* Chin. fusc.
— y3 —
une. viij. (ede une. j parat.) Extr* Card, he»
nedi drachms ij. Kali acetic* unc. ß. M. —
Zum Essen *1?1 eisebb rüb« mit Reifs und Korr
bei. — Jär war einige Stunden aufser. Bette»
*— - Abends erfolgte eine natürliche Oeffoung. . «
Dea Sten Sept. Aufser Leblosigkeit und
Starrheit des Blicks, alles erwünscht. — Zu*
Vorbeugung des Fiebers Nachmittags 3 Uhr
2 Gr. Mohnsaft mit Zucker. — Die Chinaab-
Jtechung wurde fortgesetzt. — Vom öten an
dieselbe dreistündlich. .— Jn den folgenden Ta-
gen schwollen die- Füfse Abends, und er klagte
über allgemeine Schwäche* — Um einen Rück-
fall zu verhindern , wurde .vom 7ten bis 8ten
JSept. Nachmittags 3 Uhr eine Unze Pulv. Cor?»
Chin.fusci mit Syrup. Cort* AuranU in Latwergen»
form Tbeelöffelweise genommen, und dann 3
Gr. Opium* Dessenungeachtet klagte er am
9ten über Kälte in Händen und Fü&en 9 und
bekam .Abends allgemeinen Frost, — 2 Gran
Mohnsaft*. Er schlief hierauf die Nacht ruhig
unter starkem Schweift. — *
Den Uten Abends, Ziehen in den Glie-
dern und Kopfschmerz. -^ Daher den 12ten
jede Stunde -zwei gehäufte TbeelöfFel voll yon
der erneuerten C^inalatwerge. Abends, etwas
Hitze, Klingen und Brausen in den Obren
bis Nachts 12 Uhr, alsdann Schlaf. — Den
13ien, unter Kollern im Leibe 2 Stühle. Abends
2 Gr. Opium, und Nachts ungestörten Schlaf.
— Den 14ten Nachmittags 4 Uhr 2 Gr. Mohn-
aaft. — Er war Ton 12 Uhr bis Abends 6 Uhr
aufser dem Bette. — Den löten sehr erwünscht,
etwas Durchlauf. — Den 16ten reine Zunge,
noch etwas beschleunigter Puls. Von einer
Abkochung von 4 Unzen brauner China zu
— 94 —
16 Unfeen Colatur zweistündlich 1 Tasse roll;
»n deren Stelle den 22sten Septbr. eine andere
von 2 Unzen China zu 8 Unzen Colatur, mit
2 Unzen Pomeranzenschalen «- Sjrup, and 2
Drachmen Extr. Quassiae dreimal täglich sa
1 Efslöffel roll trat. — Gegen Fuftgeschwulst,
Reibungen mit durchräucherten Flanell.
Den 24sten Sept. Abends, vermehrte War-
me, Schweifs und aufgetriebener Unterleib. — ■
Die Chinaabkocbung ohne Quassienextract —
Als die Härte im Unterleib nicht schwinden
Wollte, wurde am 27sten Septbr. verordnet:
Rec. Kali acetic. Mettag. Gramini* , Taraacan
ana unc. ß. Aquae Menth, pip. unc. vj. Extr,
*ühei drachm. ij. Spir» sulph. aether. draehnu /■
M. D. S. Dreimal täglich 1 Efslöffel voll; —
zum Einreiben flüchtiges Liniment mit grauer
Quecksilbersalbe. — Den 30sten gegen die
Nacht grobe Angst und Hinfälligkeit, er meinte,
die Geschwulst der Leber beim Liegen auf dem
Rucken deutlicher, als bisher zu fühlen; äo-
fserlich war keine Veränderung wahren nehmen.
Da die Solution mit Rhabarberextract ihm nicht
woblthat, so erhielt er sie ohne denselben»
In der Nacht zütn 31sten , starker Schweife
und schleimiger Bedensatz ini Harn, mit gre-
iser Erleichterung, Verbesserung des Habit«
und des Pulses, welcher langsamer und freier
wurde, aber mit Zunahme der Fufsgeschwoist
— Abends 9 Uhr den lsten Octbr., Beklom-
menheit, Kälte, Irrereden, welche Zufalle die
Nacht hindurch anhielten. — Am 2ten Mor-
gens Schlaf, feuchte Haut, — dreimal täglich
Calomel. — Den 3ten Octbr. Erweichung und
Verminderung der Lebergeschwulst, Geschwulst
in der Gegend des Kreuzbeins« — - Das Calo-
— 94 -
ftiel tvurde ♦ nachdem 4 Gaben genommen, Atit»
gesetzt , dagegen Abends 8 Uhr 2 Gr. Opium«
-—Den fyeo, nach eine* guten Nacht, alle
Krankheitserscheinungen im Abnehmen, die Ge-
schwulst der Leber nur noch unbedeutend, die
in der Gegend des Kreuzbeins» so wie die
der Füisej fast verschwunden* Puls fast nor-
mal* — Die Solution wurde fortgesetzt* — ■
und nach dessen* Verbfauche * am 6teri Octo-
her, eine Mixtur Tön.. Salmiak, Extraöt. Sa-
ponariae Und Aq Menth* piper. verordnet* um
dreimal davon taglich 1 Efsloffel roll zu nehmen«
— Zum Einreiben jfljichtiges Liniment mit Kam-
pher. — Wegen eines gelinden Speichelflusses
ein Fufsbad* und zur Verhütung der Wieder-
kehr des Fiebers | jeden ändern Abend 2 Gran
Opium > vom Uten an aber nur 1 Gr. — Den
löten Nasenbluten, in Folge von Schnupfen';
Fliederthee mit einer Kleinigkeit Rum. — Den
2laten catarrhalische* Husten: Hafersehleim;
zum Einreiben auf der Brust Und am Halse,
eine Salbe von Liniment* Volat unc. /. Ungt.
einer, drachm. y. M» — Anfangs Novem-
ber, stellten sich nächtlich, ohne dafs der
Kranke dadurch belästigt wurde, Vermehrte
Wärme und Schweifs ein; gegen die klei-
nen Ueberbleibsel der Fulageschwulst, rieth
ich Waschung mit Branntwein, und bei Fort-
setzung dieser erfolgte völlige Genesung des
Kranken.
a
— i>ß —
3.
Gute Wirkung des frischen Schierlingssaftes
( Conti maculati) beim Scirrhus der Brust.
Die Kranke war eine verwlttwete Dame
von 30 Jahren, sehr reizbarer Gemüthsart, und
eu hysterischen Krämpfen geneigt. — Milch«
Stockung , Kummer , und sehr aufgeregte Sinn«
lichkeit schienen die Gelegenheitsursachen' des
Uebels gewesen zu seyn, das seinen Sitz in
der rechten Brust hatte. In derselben fanden
sich mehrere einzelne, aber noch bewegliche,
Verhärtungen , in welchen Pat. heftige stechende
und fliegende Schmerzen empfand , die. sich
selbst dep Achseldriisen mittheilten. Die Kranke
hatte sich zur Operation entschlossen , da indeut
ihr allgemeines Befinden nicht sehr geeignet dazu
schien , so wurde der Versuch einer etwa mog* '
liehen Zertheilung der Verhärtung unternom-
men, und dazu vorzugsweise der Schierling in
mancherlei Formen innerlich und äufserlich an-
gewendet, in der letzteren Anwendungsart auch
in Verbindung mit Belladonna ; aber erst ab .
man zum alleinigen innern und äufseren Ge-
brauch des frisch ausgeprefsten Saftes schritt,
Ton welchem sie innerlich zuerst 1 Theelöifel,
und nach und nach bis zu 1 Efslöffel roll jeden
Morgen bekam, zeigte sich eine heilsame Wir*
kung, indem sich der Skirrhus dergestalt ein-
weichte und verkleinerte , dafs die beabsichtigte
Operation ganz aufgegeben werden konnte« — -
— 97 —
4.
Wasarfenchel in der entzündlichen Lungen$uchU
Ein unverheiratetes, wohlgebilctetes Mäd-
chen von 20 Jahren , das bisher als Hausmäd-
chen gedient hatte, litt seit längerer Zeit an
phthisischen Zufällen. Ein schlanker Wuchs,
flügetförmige Schultern , hochrothe Wangen
und Lippen, eine feine, weifse, durchsichtige
Haut, weifse Zähne, ein schönes lebhaftes
Auge, mit blendend weifser glänzender Binde»*
haut und einem lebhaften Blicke , beurkundeten
die Anlage zur entzündlichen Lungensucht
(Phthisis floridai). Sie war kurzathmig, er-
schöpft hei der geringsten stärkeren Bewegung,,
besonders beim Treppensteigen und dem Er-
steigen einer Anhöhe , und fast beständig mit
Husten geplagt., der meistens trocken, zuwei-
len aber von einem eiterartigen , mitunter blu-
tigen Auswurf, begleitet war« Zugleich litt sie«
an hysterischen Zufallen, die öfters in stunden-
lang anhaltende, fast klonische Krämpfe über-
gingen,* und wobei das BewnXstseyn oft gänz-
lich schwand. —
Bedeutende Schweifte und Durchfall ubn*
ren iudefs nicht zugegen, dagegen aber stellte
sich jeden Abend ein fieberhafter Zustand ein.
— Patientin bekam passende Nahrungsmittel
und eine Abkochung des Isländischen Mooses
in Milch. Gegen die hysterischen Anfälle wurde
Biebergeil, und Abends Mohnsaft gereicht. Doch
mufste dies letztere bald wieder ausgesetzt wer-
den, weil es die Brustbeschwerden verschlim-
merte. —
Vom Januar, wo. ich die Kranke in Be-
handlung bekam, bis zum 24sten März, war
Joarn. LXXXl. B. 2. St. G -
■■N - * 98 —
ihr Zustand erträglich, nur dafs der Holten
and der - eiwrartige Aaswarf fortdauerten.. 4»_-*
dem genannten Tage aber warf sie Blut au«,
ohne dafs übrigens ihr allgemeiner Zustand da-
durch verschlimmert worden wäre. Dar Aus-
wurf war völlig schmerzlos, und *s> zeigten*
•ich keine betendem Zufalle in seiner: Beglei-
tung.' Mit den Regeln schien er in keiner, Be-
ziehung zu stehen, wei> dieselben $4 Tage frü-
■ her in der gehörigen Farm da gewesen waren.
-— - Es wurde .unter diesen Umständen- (riebt» in
dem Kurptao geändert. — Den 7teb April tra-
ten uuter Fieberschauern und mit Verttefcrtem
Hiffiteaund unblutigem Auswarf die Hegeln ■st?' i
geborige o Zeit wieder ein , und vertiefen was' >
gewöhnlich. — Den 24»ten April erntfueri» ',
sieb der Blutauswurf und « afeaHdn aäcar Iry- ,
tterisebe Krämpfe ein. Jetzt ward» «eben der
bisher befolgten Behandlung der Wauerfenchel
in Anwendung gebracht, und ▼»■ dVonelb»
ohne alle Beimischung täglich- düebul 10 0
gereicht. ■-— Die günstige Wirkung war t
geoacbeinlicb , und nachdem derselbe fast i
ganzen Sommer hindurch gebraucht'' worden,
konnte die Kranke, als hergestellt^
•* W -*
V I.
IV.
Beobachtungen
TOB
«rahrscbeinlicher Uebertragong
des
Rotzes der Pferde auf deit
Menschen.
Von
Dr. Fr. S. Alexander,
Prot Med., Dirigent des Königl. Imtroctionf-Hotpkali
sn Utrecht, Bitter des Löwen -Orden« etc.
Uafs sich einige Krankheiten von Thieren
dem Menschen mittheilen können , hat die Er-
fahrung von der Hydrophobie , dem Milzbrand,
der Vaccine, und Von noch mehreren anders
sattsam erwiesen* — * Bei andern Thierkmnir
heiten zweifelte man aber bisher, ob sie a*e
auf Menschen übertragen werden könnten.
So scheint es, dafs man lange im Zwei-
fel war, ob der Rotz der Pferde sich auch de*
Menschen mittheilen könne. Dagegen hat aber
schon Hemer behauptet : „der Rotz der Pferde
Heckt Menschen an." *)
*) Journal der pr, Heilkunde 1822. 3. SU M&
G2
— 100 —
"" ßniotsori *) verdanken wir TJereits mehrere
hieber gehörige, sehr interessante Wahrneh-
mungen , — an sie mögen sich die nachfolgen-
den Beobachtungen anschliefsen , welche ich zu
sammeln Gelegenheit hatte.
, 1.
J. G. C W. , 40 Jahre alt^ früher Apo-
theker - Gehülfe x später Lanziefc, wurde bei
dem Krankenstalle des Regiments mit der Ver-
pflegung von einigep rotzigen Pferden beauf-
tragt. — ■ Am 7ten April 1829 meldete er sich
krank, wurde bei seinem Corps bis zum 13ten
behandelt* und dann in das Instructions {»Hos-
pital'aufgenommen. Seine Hauptklage besfand
darin , dafs er seit einiger Zeit von rheumati-
schen Schmerzen geplagt sey, — er hustete
häufig, athmete nur kurz und mühsam,, schien
aber diese letztere Beschwerde nuY wenig zu
achten. Auch brachte man in Erfahrung, daft
er schon seit einiger Zeit gekränkelt, «ich Blut-
egel gesetzt und im Vertrauen auf seine pharnia-
ceu tischen Kenntnisse Arzneien eingenommen
habe. Sein Korper verrieth eine frühere lokr
kere Lebensweise; bei einem schwächlichen
Ausgehen deutete derselbe auf eine Constiiutio
tymphatica. — Man konnte den Körperbau bei?
nahe zart nennen , das Temperament nervös.
Das Gesicht war bleich und gelb, das Auge
matt, der Körper abgezehrt, die Brust einge-
fallen. Die meisten Verrichtungen waren nor-
mal; doch litt die Ernährung, obsebon der Ap-
petit sehr gut war. Der Puls war meist klein
*) On the glanders in the human Suhject, by John EU
Hot so n, M. D. — Medico ~ Chirurgie, franstet, pub-
lisked by the Med, and Chirurg. Society of London»
Tot XVI. 1830. p. 171. sqq.
— ioiv _
und schnell. Bei der^ wegen Klage über Sduuftlv
zen in den Gliedern , angestellten Untersuchung;
fand man an den Armen und Beinen, mehrere
ungleiche Geschwülste, namentlich eine am
Vorderarm in der Nähe des Ellenbogens, eine,
andere am linken Knie, und eine dritte auf der
linken Wade, welche die freie Bewegung die«
ser Theile erschwerten, schmerzhaft, elastisch
anzufühlen und. von unveränderter Hautfarbe wä-
re o. Einige Zeit wurden sie sich selbst überlasse*,
Dachher aber, da sie unverändert blieben, mit ei-
ner Auflösung Von SpiriU Saponato - CamphoratuM
in Wasser, laufoinentirt, — Innerlich gebrauchte
der Kranke abwechselnd ein Decoct. uiUhaeaa
oder Salep c. Vino- stibiato und Syrupo D[a60^ .
diu — Anfangs Mai verringerte sich das Brust*
leiden, mit der Ernährung ging es .aber nicht
besser.^ Die. Kräfte nahmen mehr und mefaüt
ab, und es fite Ute p sich starke Nachtschweifs$
ein. Das Zahnfleisch blutete sehr leicht* Et
wurde mit den genannten Deinulcentibus fort-
gefahren , und zwischendurch Tinct- aromaticct
acida gegeben. Die Geschwülste wurden mit
den genannten Fomentationen ferner behandelt;
an dem Arme wurden sie beträchtlich kleiner;
blieben aber im Uebrigen unverändert, ' Zwi-
schendurch wurde einige Tage keine Arznei
gereicht, und der Kranke erhielt dann bloC»
eine kräftige nahrhafte Diät.
Zu Anfang Juni's wurde das Unguentm
Uydrargyri cum Oleo Olivar. in die Geschwül-
ste eingerieben, wodurch sich einige sehr vor«
kleinerten, andere ganz verloren. Eine der«
selben am Bein wurde aber sehr schmerzhaft
und vergrößerte sich; sie wurde nun mit einem
erweichenden Umschlag bedeckt, und am Uten
»t
— 102 —
■
Juni mit Lapis causticus geöffnet ; aus der Oeff-
ftung flob viel blutiger Eiter. Das Geschwür
wurde mit Decoct. Cort* Peruv. und einer So*
lutio aluminosa verbunden , bisweilen Chino^
fulver mit ein wenig Campher eingestreut. In-
nerlich erhielt Pat. China mit Liehen Islandicus»
Später gebrauchte er wieder Salep mit A.q%
Carvi Und Tinct. uromatica aeida. —
Pat« schwitzte anhaltend, auch stellten sich
abwechselnd Durchfälle ein. Im Juni verän-
derten sich die beschriebenen Krankheitszufälle
nicht viel. Der Kränke zehrte bei gutem Ap-
petit immer mehr ab , und die Schweifse nah«
men zu. Seit dem 'Geschwüre am Bein, hatte
der Husten sehr nachgelassen. Die Geschwärt-
fläche secernirte, bei einem welken Aussehen9
Jauche statt Eiter. Wenn gerade kein Durch-
fall Vorbanden war, wurde China mit Salep
gegeben 9 sonst erhielt er die genannten D&»
muleentia. — Im August ging, der gamfo Zu-
stand noch mehr zurück. — Die Diarrhöe
wurde jetzt anhaltend, und es wurde daher
auch sonst weiter nichts verabreicht, als Sälen*
Decoct alb. Sydenhami , und ähnliche Mittet
Auch an dem Geschwüre sah man das abneh-
mende Leben.
• '
. ' £)en 16ten Aqgust starb der Kranke, sehr
abgezehrt, aber sanft. — . .
Leichen - Befund» — Acht und vierzig Stun-
den nach dem Totfo) wurden die Geschwürs-;
gänge aufgeschnitten. Sie drangen tief zwischen
die Muskeln ein, hatten alles Zellgewebe vertrieb*
tet, die Muskelsubstanz aber in ihrer Substanz»
welche gelb und welk erschien, nicht verändert '
Eine nicht geöffnete Geschwulst, welche, wäh-
rend des Lebeos immer sehr elastisch gewesen.
I
— 103 —
.communicirte unter der Fascia lata mit diesen
.Gängen* — Der in den Hohlen enthaltene SlofT
-war so zähe, dafs er nicht ausflofs, sondeip
von der Äluskelsubstanz abgestreift werden
xnufste. Aach hier war das Zellgewebe ver-
nichtet,: an den Armen sah man von den frü-
hem Geschwülsten keine Spur mehr. —
Bei Eröffnung der Brusthöhle fand mah
die Lungen gröfstentheils mit dem BfUstftli
verwachsen. Einige Theile der tiungensubstane
-waren hepatisirt , in anderen Partieen fandanan
viele Tuberkeln, deren einige hart, andere ab-
weicht, und wieder andere vereitert erschienen.
.— Die. innere Oberfläche der Luftröhre war
entzündet. — Das Herz hatte ein gesundes Aus-
sehen, nnr weqig Feuchtigkeit fand sich yicfcfp
Herzbeutel. — Die Eingeweide der Bauch-
höhle erschienen normal. Die innere Oberflä-
che der Gedärme erschien, . weder entzündet,
noch fanden sich Geschwüre • auf derselben, ~
Gehirn und Rückenmark konnten nicht un-
tersucht werden. —
J. Bf. , aus ' Ammersfort, 19 Jahre alt, frü-
her Weber und Barbier, später Artillerist. — Sein
Aeufseres trug den Charakter des lymphatisch-ner-
vösen Temperaments. — Er hatte blonde Haare,
und Augenbraunen , • blaue Augen. Seiner Statur
nach von mittlerer Gröfse,- war er mehr mager
und schien nur mäfsige Muskelkraft zu besitzen.
Sein Vater soll, wie er aussagte, den gröTsern
Theil seines Lebens an Brustkrankheiten ge-
litten haben , eben so ist seine Schwester be-
ständig mit Brustaffectionen behaftet, und bei
dem Kranken selbst scheint gleichfalls sine
( — 10* —
Disposition zu solchen Leiden zu bestehen« —
Laut Angabe, hatte er die gewöhnlichen Kinder-
krankheiten überstanden , und aufser denselben
in seinem Leben ein einziges Mal am Fieber
gelitten. — Als er vor etwa sieben Wpchen
bei der reitenden Artillerie in Dienste trat,
muhte er sogleich die kranken Pferde im Kran*
kenstelle verpflegen helfen« «— Nachdem er
dies ungefähr vier Wochen gethan hatte, wurde
er eines Abends plötzlich vom Fieber Überfall
Jen, welches mit gleichzeitigem heftigem Sei-
tenstechen und Schmerzen in den untern .Ex-
tremitäten auftrat» — »
Am folgenden Tage in der dortigen •Kran-
kenanstalt aufgenommen, blieb derselbe daselbst
fönf bis sechs Tage. Fieber, so wie auch Sei-
tenstechen 'schienen ihn zu verlassen, die Schmer-
zen in den' Beinen jedoch hielten an. Einige
Arznei, die gereicht wurde, bewirkte keine
"Besserung. — M^n brachte daher am Aten Ja-
nuar 1831 den Kraftken in das hiesige grofse
Hospital. Hier klagte er fortwährend über
Schmerzen in den Beinen, obgleich die übrigen
Verrichtungen des Körpers wenig oder nicht
gestört erschienet ,«— Die Farbe der äuAern Haut
war bleich gelblieh. Bis zum lQten Januar blieb
der angegebene Zustand ohngefabr derselbe.
Der Kranke gebrauchte in dieser Zeit: See.
Dec. Hordei unc. seij. Nitri dep. drachnu j.
Oxym. Simph Hob., Satnb. ana unc. /. . JW.
Die Schmerzen vermehrten sich zusehends
im linken Fufse. Den Uten zeigte sich eine
schmerzhafte Geschwulst an der linken Wade, in
welcher durch'» Gefühl einige Fluctuation wahr-
genommen wurde. — Auf einen erweichenden
Umschlag, welcher über die Geschwulst gelegt
— 10§ -
wurde 9 nahmen die Schmerzen ab, und die
Anschwellung wurde, indem sie sich mehr äue-
breitete, weicher. Die Fluctuation wurde Jo-
dele nicht deutlicher, und bis zum löten he*
Stand alles fast unverändert fort.
Den löten entdeckte man eine gleiche Ge-
schwulst an der äufsern Seite des rechten Vor-
derarms , nahe am Ellenbogengelenk. Rec. Dec.
Hordei unc. oevj. Oxym. simpL unc. ij. 3f9
Den Uten wurde wieder eine Geschwulst
an der innern Seite des nämlichen Armes, und
eine andere am linken Bein wahrgenommen«
Die Geschwulst an der Außenseite des Vor-
derarms zeigte sich heute violet , weich , et*
was fluetuirend, und war dabei weniger schmerra-
haft, als gestern. Die angegebene Anschwel-
lung, die an der innern Seite des rechten Arms,
und die am Beine, fühlten sich, bei unverän-
derter Hautfarbe, elastisch an, und schmerzten
•wenig oder gar nicht; verordnet wurde in öst-
lich: Rec. Dec. J9oraV unc. xvj* Vini* stib.
drachm. /. M. ; äufserlich : Rec. Dec. rad.
jilth. unc. ccvj. Sapon. alb. dr. iv. M.S.Zar
Bedeckung der Geschwülste mit Leinewand« -r-
Iudessen schwollen aueb die Augenlieder des
rechten Auges , besonders nach der Nase biq,
an, erschienen rosenartig entzündet, und. konn-
ten nur mit Mühe geöffnet werden; dagegen
wurde verschrieben: Rec. Dec, Alth. unc. viif.
5. über das Auge zu schlagen. — Den 18ten
klagte der Kranke über etwas vermehrten
Durst, die Zunge war dabei aber feucht, der
Appetit mäfsig , Stuhlgang vorhanden , der
Schlaf ziemlich gut, die Respiration leicht, der
Puls aber klein und schnell; Pat. erhielt': Rec.
Dec» Hord» unc. xvj. Vin.- stib. dr. j. Extr.
Gram* unc* /• M.
— 106 *-
iDttifSUrtm' ««Manei.auf der. ßtiwe hja
•m& d» einzelne Pusteln ,. welche schnell in«!*!-
- ander übergingen, «ich mit einer scbivaapp.
Borke bedockten, die mit Eiter überdecktvebiesj,
weicher an verschiedenen Stellen durch die ouwit
-h er r ordre ng. — An den Extremitäten , wurde
die Haut der Geschwülste jninzlich, und »cbniMs
»ich hier und da ab; verordnet wurde: Jus.
Slip. Dulcam. vnc. j. coq. cf. aqsq» u»nt tfitf.
ädde Sulgk. mir. ant. gr. ij. Extr.. jGramu
1 unv. /*. M.D.S. Alle zwei Stunden eioeJCasM, ,
.Da mir dieser Fall: «ehr -verdächtig'- vorkam,
-und ich durch eine« andern Kranken bereits
aufmerksam geworden war, so achrieh jeh: au
-den Regiments arzt , Hrn. Dr. Ritter, v«ad «*-
kündigte mich bei' demselben, ob zu . der .
■Zeit, ab) dieser Mensch im Pferdestall gedient
hatte, gleichzeitig mit dem Rotz behaftete Pferde
in dem Kranken -Stall gewesen wären ? Seine
Antwort war bejahend- — Mit allen Kräften
versuchte ich noch diese Krankheit zu bekäm-
pfen, «teilte aber sogleich die ungünstigste Pro-
gnose , so wenig der -gegenwärtige Zustand da-
für zu sprechen schien.
Den 22sten. Die Geschwulst an den Waden
fcatte abgenommen, und wurde mit warmem Dec.
AHhaeae fomentirt. — Den 23sten. Fortwäh-
rend derselbe Zustand. — . Den '-listen. Die ro-
senartige Entzündung im Gesicht breitete sich
mehr aus, wodurch auch die linken Augenlie-
der ödematös anschwollen und sich schlössen.
Dm 2&rf«n. Die Entzündung und Pusteln
des Gesichts breiteten sich auch über die linke
Wange ans; das Zellgewebe unter der liorke
-löste eich in Eiter auf. Ein zäher Eiter quoll
aus neuen Pusteln .hervor. Die Nasenflügel waren
_ 107 —
mit einem schmutzig -grünlichen, zähen/ nicht
abfliegenden Schleim bedeckt; verschrieben
wurde: Rec. Infus. Samb. unc. viij. Extr.'Gi-
cutae gr. od, S. zu Foinentationen. — ' Rec. Dec*
C. Peruv, fusci unc. viij. Spir. vitrioli aV. /•
Syr. sinrpL unc. j. M. Pat. klagte über Hals-
schmerzen. Da ihm drei Tage hindurch 30 Gr.
Mercurialsalbe in die Leistengegend eingerieben
worden waren, so dachte ich, diese Zufälle
konnten als Folge der Quecksilber - Einrei-
bungen entstanden seyn. Ich liefs deshalb da-
mit einhalten und den Kranken in ein laues
Bad setzen. (Bei der Section fand ich , dafs
dieses beschwerliche Schlingen eine andere Ur*
sache hatte). Auffallend war es indefs, :dafs
Pat. weder über Halsschmerzen noch über Be-
schwerden beim Schlingen mehr klagte, nach-
dem die Frictionen eingestellt worden waren.
Die Geschwulst an der Aufsenseite des Arms
fohlte sich teigig an, über ihre Oberfläche lief
ein rother Streifen ; die an der innern Seite des '
Arms blieb elastisch. Die Hautfarbe am Bein
wurde gelblich , über den Geschwülsten «faltete
sich die Haut mehr und mehr.
■
Den 2bsten. Jleute war eine aus hatte*
Excrementen bestehende Darmentleerung erfolg^
— - Den 27 sien. Der Kranke lag heute in einem
beständig -scblafsüchtigen Zustande und sprach
nicht, wenn man ihn nicht anredete. — Den
28sten. Fortdauernder schlafsüchtiger Zustand.
Auf an ihn gerichtet 9 Fragen antwortete der
Kranke. Er war immer durstig, die Zunge in der
Mitte belegt, ihre Ränder erschienen roth. Auf
ein Klystier wurde harter, trockner Darmkoth
entleert Der Puls war klein, sehr schnell,
die Respiration regelmässig, cUe ganze Sure
— 108 — ;
wifrd violett gefärbt ; verordnet wurde : Reo. Dec.
Cort. Per uv. unc. acrj. Tinct. arom. acid. dr. y.
Syr. cort. Aurant. unc.j. M. — Clysm. laxans
cum Säle Glauberi. — Rec. Inf. ChamomilL
unc. ocvj> /Leid, muriat. dr. j. S. usui externo.
— Bouillon mit Citronensäure, Rheinwein etc.
— Den 29sten. Die Haut der Stirne erschien
nicht so dunkel gefärbt, wie gestern, die Zunge
hatte einen braunen Beleg, es erfolgten drei
breiige Stuhlgänge, die Geschwulst an der In-
nern Seite des Arms wurde weich. — Den SOsten*
Pat. war diesen Äbeod weniger schlafsüchtig, die
Zunge mehr gerüthet, dabei Klage über Durst ;
der. Puls schnell, der Urin feurig. - Die violette
Farbe hatte; sich weiterhin, jedoch weniger dunkel
ausgebreitet. Auch auf der Nase brachen Pu-
steln hervor; neu verschrieben wurde: Reu
Rad. Arnic. unc.j. Inf. I. a. c. aq. ebutt. unc» viy,
adde Acid. muriat» dr. j. S. usui externo:- — *
Das China- Decoct wurde bis zu Ende fortge-
braucht, ~ aufserdem nahrhafte Diät, Bouil-
lon, Eierdotter, Rheinwein, abwechselnd ge-
reicht, — Den 3lsten. Der Urinabging war
vermehrt, seiner Qualität nach weniger feu-
rig, der Abgang träge. Es stellte sich Zit-
tern der obern Gliedmafsen ein , die Zunge ■
Wurde nur mühsam und zitternd hervorgestreckt;
— Den lsten Februar. Heute wurden zum dr-
eien Male Delirien wahrgenommen; der Kranke
lag still vor sich hin brütend da, antwortete
übrigens noch richtig, wenn man ihn anredete.
Die Zunge wurde zitternd und nur mühsam her-
ausgesteckt. Von einem beständigen Durst ge-
quält, lag er auf dem Rocken hingestreckt,
und athmete schnarchend, Urin- nnd Darment-
leerungen erfolgten unwillkührlich, die Nasa
und die linke Wange wurden von einer schwer-
— 109 —
« zen Kruste bedeckt, die Arme zitterten* fort-
während. ■i-r Den 2ten Febr. Der Kranke lag
bewufstlos, sterbend da, und erst jetzt wurde
das Schlingen mühsam. — Der Tod erfolgte
Abends 10 Uhr.
Die, am. folgenden Tage vorgenommene
Leichenöffnung ergab folgende Resultate:
Der Körper war im Allgemeinen sehr ab*
gezehrt , die linke Stirn , bis in den behaarten
Theil desKopfs, violett gefärbt, und mit schwar-
zen Borken bedeckt', . welches Aussehen die
Nasenflügel und Wange derselben Seite theil-
ten. Die Conjunctiva palpebrarum war mit Ei-
ter bedeckt, die Augäpfel selbst waren jedoch un-
versehrt. Der Körper erschien an verschiedenen
Stellen mit Blasen bedeckt, die wie Blattern aus-
sahen, violett gefärbt und mit einer blutigen
Flüssigkeit gefüllt erschienen. Bei Eröffnung
der Brusthohle zeigten sich die Lungen, an
verschiedenen Stellen mit dem Brustfell ver-
wachsen. Die Oberfläche der Lungen war, mit
Ausnahme der obern Lappen, mit Tuberkeln,
die einen eitrigen Kern hatten , besetzt/ — ■ Jn
der, Lungensubstanz selbst wurden diese Tuber-
keln nicht gefunden *). Die Luftrohre und
Bronchien waren bis in ihre feinsten Verzwei-
gungen mit einem zähen Schleim erfüllt Im
Herzbeutel befand sich einige Feuchtigkeit. In
der Aorta, so wie in der Lungen -Schlagader,
war geronnenes Blut vorhanden. Weder in die-
sen Gctöfsen, noch in der Vena cava war eine
Spur von Entzündung bemerkbar. Auf der in-
wendigen Fläche der Speiserohre, des Magens
und der Gedärme, fanden sich einzelne rothe
*) D.upuij . Considerations sur la nimw aigue. 3m*
Diu. p. 233 sqq. ,
— 110 ■—
Flecke ohne weitere Zeichen vorhanden gewe-
sener Entzündung. Dreizehn todte Spulwür-
mer wurden im Darmkanal gefunden. Die Le-
ber zeigte ihre normale Beschaffenheit, ebenso
die Gallenblase, welche mit einer gelben Galle
angefüllt war. Die Milz war von natürlicher
Gröfse, auben dunkel gefärbt, im Innern rothlicb,
Mein geschätzter Freund, Hr. Professor
Schroeder van der Kolk, hatte die Güte, die
Gefäfse des Kopfs und eines Armes einzu>
Spritzen. Nach dieser, sehr gelungenen, In-
fection , untersuchten wir die Theile auf da*
Sorgfältigste. Die anderen Glieder untersachte
ich nachher ohne Injection. Wir fanden die
Schleimhaut der Nase mit Geschwüren besäet,
und mit einem grauen zähen Schleime bedeckt«
Das Velum palatinum , die' Uvula und die Epi-
glottis *), waren zum Theil zerstört, Toller
.Geschwüre, und mit dem beschriebenen Schleim
überzogen. — Der Speichelgang war entzün-
det, seine Wände verdickt und mit Eiter an-
gefüllt. Auch an der Speicheldrüse wareVi Spo-
ren yon vorausgegangener Entzündung bemerk-
bar. Geschwürchen besetzten die gange inwen-
dige Fläche des Kehlkopfs. Wurde ein mit
Quecksilber gefülltes Haarröhrchen in eins die-
*) Sieht man auf diese tbeilweise Zerstörung der Epi-
glottis, und vergleicht man hiemit, dafa dem Kraa-
ken erst in den letzten Tagen das Schlucken bar
schwerlich fiel, so könnte dieser Umstand, wohl mit
einigem Grand für die Meinung Magcndie'a angefahrt
werden: „dafs der Kehldeckel bei dem Schfookea
nicht immer nöthig sey!" Da aber nach Lund (Poy-
siolog. Result der Vivisectionen neuerer Zeit, vö*
P. W. Lund. §• 3. Versuch über das Mitwirken das
Kehldeckels znm Schlucken) diese Ansiebt, von J£o-
gendie, noch nicht erwiesen ist, so enthalten wir na%
hierüber entscheiden zu wollen» -*-
± ilt — ■
ser Geschwüre gebracht, so Heien tebf 'viele
Vasa lymphatiea dadurch auf, sie schienen
etwas erweitert. Auffallend Erscheint es, dafs
der Kranke nur einen Tag über Halsschmerzen
klagte, auch hustete er selten, und warf we-
nig Schleim aus« — Einige Aeste des Nervus
facialis waren entzündet, viele kleine , durch
die Injection sichtbar gewordene Blutgefäfse um-
gaben diese Nervenrerzweigungen, welche an«
fang s unversehrt durch die Geschwüre liefen,
weiterhin entzündet, und endlich auch gangrae-
nescirt gefunden wurden. — » Eine gleiche Be-
schaffenheit zeigte der Nerv, frontalis, dessen
Verzweigungen sich wie aschfarbige aufgelok-
kerte Dräthe darstellten. — Die Arteria tem-
poralis lief unversehrt durch die abgestorbenen
Theile. — Im Gehirn war nichts Widernatürli-
ches. Der Plexus choröideus blutleer. Aach
hatte der Kranke nur sehr selten und wenig
delirirt. — Bei der Zergliederung der Extremi-
täten fanden wir sowohl im Zellgewebe, als
auch in der Muskelsubstanz, kleine mit Eiter
gefüllte Tuberkeln, von nicht ganz gleicher
Grobe. In einer der gröTseren Eiterhöhlen des
rechten Arms fanden wir, aus einem, wahr-
scheinlich durchfressen en Gefäfse, ausgetretene
Injectiönsmasse. In dem tiefer gelegenen Ab-
scesse war ein Theil des Indicators aufgelofst;
Bis auf das Ligamentum interosseüm hatte sich
der Eiter einen Weg gebahnt. — Die Gefäfse
des Ligamenti int erossei waren jedoch unver-
sehrt, die Gefäfse und Nerven des Arms hatten
eine normale Beschaffenheit, die Drüsen abei
waren bedeutend angeschwollen. Die lympha-
tischen Gefäfse , die längs dem Arm nait Queck-
silber gefüllt waren, erschienen sehr ausg***
dehnt. — Am linken Bein hatte sich der B*-*
— 112 «-*■
ter einen Weg zwischen den Muskeln 'gebahnt,1
Der* Nerv us peronaeus superficialis lief mitten
durch eine Eiterhöhle, war entzündet uod mit
Lympha plastica bedeckt« — Die übrigen Ner-
ven, die ich bis ins Becken verfolgte, waren
ganz natürlich. In den Adern des Beines, die
ich alle untersuchte, fand ich Blut, aber kei-
nen Eiter. Die Fibula so wie die Uina war
an mehreren Stellen vom Periosteum entblöbt
and rauh anzufühlen.
Vielleicht kömmt diese Krankheit öfter
vor, als aus den wenigen Fällen, welche bis
jetzt tnitgetheilt sind , hervorzugehen scheint«
Da sie im Allgemeinen noch wenig bekannt ist,
so mag sie noch hie und da verkannt wer-,
den *). Auch werden wohl weniger schwere
Fälle mit andern Krankheiten verwechselt, wie
namentlich auch hier die Krankheit im An-!
fange mehr einem rheumatischen Fieber glich,
so dah man wohl schwerlich den, eigenthum-
lichen Verlauf und ein todtlicbes Ende erwartet,
haben würde. Aufmerksamkeit verdient also der
Umstand, dafs die fragliche Krankheit mit Er«
scheinungen von rheumatischen Leiden anfangt,
wie auch von der Entwicklung des Anthrax
*) Nachdem ich dieses geschrieben, fand ich einige
Fälle in den Archives gener ales de Mddddne Toms
1. 2. Serie, Mars, und Avril 1833. 2. Serie p. 586,
i wo diese Krankheit verkannt, scheint — - Einen FftH,
wodurch unsere Beobachtungen ebenfalls bestätigt u
werden scheinen, ist beschrieben: London med. Chut*
nnd Annali univers. di Mcdicina 1833, auch in Arehi' '
ves gener. de Med. Tom. IL Ser. 2. JuiUet 1833.
p. 382. Morvc commmiquce h Vhomme par uns W-.
eulatum accidenteUe; Observation recueUlie par Dr.
Williams.
i- <113 *
in seiner Ratio medendi WL Sio?/ behauptet
dafs derselbe mit rheumatischen Leiden be-
ginnt. — *
Dafs diese Krankheit übersehen werden
kann, wenn sie unter einer leichtern Tonn, t er-
lauft, schliefse ich aus einem Falle, den icjl
gleichzeitig mit dem letzten zu behandeln be-
kam. Es war ein Soldat Von demselben Corps,
der zwar, keine Dienste im Krankenstall gelei-
stet hatte, aber doch wahrscheinlich mit rotzi-
gen Pferden in Berührung gekommen war. An-
fangs schien die Krankheit den nämlichen Ver-
lauf, wie in den beschriebenen Fällen, neh-
men zu wollen. Die Hetyigke.it der Zufalle
liefs aber bald nach, ohne dafs sich ein. örtli-
ches Leiden entwickelte« Die Krankheit nahm
hier eine so schleichende Form an, dafs der
Kranke 72 Tage darnieder lag, und öfters so
krank war« dafs ich alle Hoffnung an seiner
GeneSnng aufgeben zu müssen glaubte. — Die
Krankheit glich hier zwischendurch viel einer
Febris nervosa versatilis , wobei das Nerven-
system öfters wie von einer unsichtbaren Macht
gelähmt erschien« Nor mit Mühe wurde er
gerettet, und dankt seine Erhaltung vielleicht
blofs seiner kräftigen Constitution« durch wel-
che das übertragene Contagium überwältigt
wurde. —
Noch ein leichter Fall kam hier vor, wobei
ebenfalls Berührung mit rotzigen Pferden nach-*
gewiesen werden konnte« Bei einem Kanonier
desselben Regiments zeigte sich imIVIärz 1832,
nachdem er vorher mit dem Reinigen rotziger
Pferde beschäftigt gewesen war, ein rother
Fleck am rechten Oberarm, auf welchem sich
einige Pusteln erhoben, die in einen Abscefis
Journ.LXXXI.B. 2.8t H
— 114 —
überginget». Geöffnet, entleerte sich der Eiter,
doch vernarbte die Abscefshohle eicht f sondern
et entstand ein Geschwür, welches sich nach
allen Seiten hin ausbreitete« Am 18ten Juni
kam er in difs Hospital« Die Geschwürs -Rän-
der erschienein hart, schwielig, und es wurde
ein zäher, aschfarbiger, käsiger Eiter secernirt.
Es wurden vielerlei Mittel äufserlich angewandt,
-meist ohne günstigen Erfolg. Durch die gro-
fse Menge von Kranken, welche wegen der
damaligen unruhigen Zeit in das Hospital ka-
men, konnte ich diesen Kranken nicht so oft,
wie ich es wünschte, sehen. Endlich gluckte
es jedoch , diesen Kranken zu heilen ; es dauerte
jedoch bis zum Monat April 1833, bevor er
als ganz genesen entlassen werden konnte«
115 —
V.
Kurze Nachrichten
und
Auszüge*,
1.
Ifbrhmg der Radi* Artemisute tmfy» bei der Epilepsie
als Fortsetzung,
Von
dem Kreis-Physik** Dr. Wagner
in Sehiisben.
Jtfei fernerer genauer Beobachtung des !m December-t
Heft 1824, S. 26 angezeigten, epileptischen, mit der Ra-
dix Artemisiae behandelten Kranken, mnfs ich leider!
nachträglich bemerken, dafs dort die eingetretene Gene-
song nicht von Dauer war und sich nach Verlauf von 8
Wochen leichte epileptische Anfalle einfanden, die bald
an Heftigkeit nnd öfterer Rückkehr zunahmen , jedoch die
Geisteskraft nicht wie froher störten. Ich säumte nicht
das Mittel abermals anzuwenden, worauf, statt dta erst-
gedachten aashaft stinkenden ScbweiJses, auffallend nach
Knoblauch riechende Hautausdüastuhg des Nachts eintrat,
der Kranke auch am Tage in der Wärme nach Knob-
lauch roch, und die Anfälle sich gleich zu vermindern
anfingen, aber nicht ausblieben, dennoch nicht so oft,
alt- früher, doch ja 24 Stunden 1 bis 2 mal Wiederkehr-
H2
— 116 — '
ten. Au&er dem Anfalle befand sich der Kranke In Jeder
Hinsicht vollkommen wohl, stark und kraftvoll. Ich lieft
die Artemisia fortbrauchen, dabei aber durch 12 kräftige
Blutegel, am Kopfe gesetzt, eine bedeutende Menge ßlot
entziehen, und hatte das Vergnügen» den Kranken nach
14 tätigem Gebrauche wieder frei von epileptischen An-
fallen zu sehen. Diese Freude war jedoch ebenfalls nicht
von Daner; denn nach Verlauf von einigen Wochen fand
sich leichter Schwindel statt der epileptischen Anfalle
ein , welcher nach Verlauf von 8 Wochen in völlige Cho-
ren St. Viti mit Verätandeszerrüttnng überging, in wel-
chem Zustande sich der Kranke noch befindet« *: *. f
Bei zwei andern epileptischen Kranken, einem Mad-
chen von 14, und einem Knaben von 8 Jahren, bewirkte
dies Mittel auch nicht die geringste Veränderung in dem
, Gange der Krankheit»
i ■
In einem vierten und fünften Falle zeigte sieh die
wohlthätige Wirkung wieder sehr vorleuchtend. Brsterer
ist kürzlich folgender :
Maria Elisabeth Th., eine unverheiratete, 35jährige
Weibsperson in Schrieben, bemerkte schön von' ihrer
frühem Jugend an mitunter Vorboten von epilepti-
schen Zufallen an sich, die aber vor 14 Jahren, im er-
sten Wochenbette, zur völligen Epilepsie reiften* Von
dort an traten solche . Zufälle bei ihr jeden Monat, wo
nicht zweimal, doch regelmässig einmal, allemal zur Zeit
des Neumondes, und nie anders, als des Nachts, ein«
•Kein Mittel» noch Kunst, brachten den Gang der
Krankheit aus seinem G(eis, auch eine abermalige Nie-
derkunft nicht. Ergebung ins Geschick war also alles»
was der Kranken Leiden bisher erleichtert. .{iatte. Aober
den Anfällen befand sich dieselbe übrigens vollkommen
wohl, war gut genährt, und am Körper und Geiste kraft-
voll, auch immer normal menstruirt.
*
Zu Anfange des dritten Quartals im Jahre 1824 reichte
ich auch dieser die Radix Artemis, vulg. auf die bekannte
Art. Es eriolgte starker Schweifs darauf, und die epi-
leptischen Zufalle blieben aufsen»
So erfreute die Scheingenesung die arme Kranke
5£ Monat, nämlich von gedachter Zeit an bis com Idtes
März 1825, an welchem Tage aber, and zwar ebenfalls
wieder des Nachts, nach einer am T*ge zuvor gehabt»
- — Ü7x —
«tarken Alteration, sie ein heftiger Anfall überraschte. Ä
wurde derselben sofort die Artemisia 'wieder aus meiner
' Hand verabreicht* Der Krfolg war jedoch von ganz an-
derer Art, als nach ersterer Anwendung; Schweife er-
folgte nicht, und anstatt da(s der epileptische Anfall aus-
blieb, trat derselbe nach den ersten 3 Gaben in jeder
Nacht, ganz gegen den vorherigen Gang der Krankheit,
mit besonderer Heftigkeit ein«. Zwar wurde die Artemisia
fort verordnet» aber auch noch dabei früh und Abends
j- Gr. Rad. Belladonna mit 2 Gr. Flor, Zinci , durch Zuk-
Aer verbanden, gegeben, and am Arme eine gute Por-
tion Blut gelassen, worauf die epileptischen Zufalle sogleich
ganz verschwanden, und bis jetzt — 12 Wochen nach
gehabten letztem Anfalle — - nicht wieder zurückgekehrt
sind, sich die Person auch in jeder Hinsicht vollkommen
wohl befindet, nnd die schwersten Arbeiten in .gröfster
Hitze, unter freiem Himmel, ohne alle Beschwerde zu
verrichten im Stande ist«
Der zweite Fall betrifft ein 13jäbriges Madchen, Frie-
derike K. in Annaburg: Dieselbe bekam seit 3 Jahren alte
Mächte regelmäßig einen epileptischen, zuweilen bedeu-
tenden Anfall, ohne dals man die Ursache ergründen
konnte; Gleich nach den ersten Gaben der Artemisia
minderten sich die Zufalle, ungemein, und dje Kranke
nahm täglich an Lebhaftigkeit zu. Durch den anhalten-
den Fortgebrauch ist es mit dieser nun , nach Verlauf ei-
nes Vierteljahre», -so weit gediehen , dafe nur alle 5 Tage
noch ein sehr schwacher, kaum bemerkbarer, und der
Epilepsie nicht mehr ähnlicher Anfall von höchst kurzer
Dauer eintritt, und die Kranke sich übrigens vqflig wohl
befindet, was früher der Fall durchaus nicht war« , . ,„
Endlich wurde die Radix Artemisiae auch beim Schimpf-
krampf von mir versucht Der Fall ist 'folgender : die
Frau . des Schulmeisters R. in S. , 50 Jahr alt , von sehr
gesunder , «tarker Leibesconstitution , bekam vor & Jahre?
einen Abscefs am Halse,, der 4er Vereiterung nafya ftasjt,
sich aber dennoch zertheilte, wonach seitdem, bei nornißjlqf?
Menstruation * die Sprachorgane zuweilen dem Willen ni * "
untergeordnet" stehen , sondern gleichsam dorghgel
und unwillkürlich, ja zum höchsten Verdrufs und A<
ger der Kranken, fast in einem Athem fort, sich
räumend, eine Menge der Patientin zuweilen selbst
fremder Schimpfwörter laut, oft entsetzlich schreiend^
ausstoßen, bis endlich grotee Entkrautung eintritt und Ä»
— 118 —
Kranke kraftlos lawmmtnfliikt, welcher Zustand tagtiefc
einigemal eintritt, seine Standen halt, und mitunter Stua-*
denlang dauert. Naob einiger genossener Ruhe befindet
sich die Kranke , bis auf ein gewisses Spreeben , was sie
stets im Kopfe zu hören vorgiebt, und ihr angeblich zu-
weilen, furchtbare Befehle ertheilt, wieder völlig wohl, and
▼errichtet ihr Geschäft, mufs aber stets das Kirchengeha
und alle Öffentliche Gesellschaft meiden, um nicht durch
ihren Zufa'l allgemein* gegen Wunsch nnd Willen, zu stö-
ren. Dieser Zustand bat nun 5 Jahre lang der Kunst je-
des rationellen und After - Arztes Trotz geboten. Dieis nenne
ich, dem Lacbkrampf entgegengesetzt, Schimpflcrmmpff
und hierbei wurde auch die Radix Artemisiae von mir an«»
gewandt, allein, so wie alle andere bisher versuchte Mit-
tel, durchaus frucht-.pnö' wirkungslos.
Ans diesem zusammengenommen folgere ich : dais die
Artemisia in manchen Fällen' auf das .Wesen der Epilep-
sie besonders, ja vielleicht unter den uns bisher bekann-
ten Mitteln am kräftigsten, einwirke, dennoch aber Vieles
zu wünschen übrig lasse, gleichwohl alle Aufmerksamkeit
verdiene» weil sich deren Kraft und Werth noch darca
geschicktere Anwendung und zweckmäfsige » den Neben-
umständen angemessene Beihülfe erhöht zeigen kann.-—
Aufmerksam mache ich einstweilen darauf, da(s die
Wurzel, welche in Gärten eultivirt gefantten wird, im Ge-
ruch' tin(} Farbe, wenn sie gestofeen ist, weit ton der
abweicht, die von Stöcken kommt, welche 'wiliÄ 'ah FeW-
geheegen etc. wachsen. So kann Standort nnd 'Jahrgang
Viel zu der erhöbeten , oder verminderten Kraft desselben
beitragen. Die ganz alten St$nrme durften wohl gana kraftlos
seyn. Knrz, wir sind damit noch lange nicht auf dem
Reinen, und die. Sache verdient noch A ofmer ksamkeit nnd
genauere Prüfung. ,
1 , Besonders glaube ich bemerkt zu haben, daß in pti^
tborisebem Znstande ?! bei oder vor deren Anwendung,
-ÄJgemeine , oder doch 'Örtliche ßlutentii^hun^ "nÖfliig gef,
Wißnn solche mehr nützlich als schädlich wirken Joll: TJjtjs
'damit in Gebrauch kommende Bier dürfte wohl'attan nkbt
für jeden Krankheitsfall passend seyn. ~ . '
i< j «i .
— 119 —
2-
ieobachiung der Regeneration verhukherter Kehlkopfes
knorpek
Von
J. F. ff. Albers in Bonn,
Es hat bisher an dem Beweise gefehlt, dafs Kehl-,
Icopfsknorpel sich regeneriren ; ans keinem andern Grande,!
als weil Tbatsachen zn demselben mangelten« Ich will
nicht die zahlreichen Versuche wiedererzählen, welche an
den Knorpeln der Luftwege mittelst Ihcision und Excisfoit '
angestellt sind; alle haben nur das Resultat geliefert, daß;
eine Wiedererzeugung der Knorpel der Luftröhre sowohl,1
als des Kehlkopfs, nicht Statt finde, es möge der Sub-.
Stanzverlust beträchtlich oder geringe seyn. Es ergab sich,
dafs die Vereinigung, wo sie endlich nach künstlichen
Trennungen wiedererfolgte, durch ein dichtes compactes'
Gewebe geschehe, welches dem Zellgewebe am nächsten1
komme. Wiedererzeugte Knorpelshbstanz wurde nie darin*
gefanden. Man glaubte aber diese Tbatsachen im Reihen:
zu seyn, wenigstens finde ich in den neuesten Werken
der allgemeinen und specieUen Anatomje , Physiologie und
Chirurgie dieses Resultat, als das Ergebnils der reiaejf
Beobachtung wie aufcer Zweifel hingestellt* "
r
Ueberdenke ich die angestellten Versuche, so können
sie nicht ausreichen,, das zu beweisen, was man ans ih-
nen als erwiesen hergeleitet hat Meine Gründe sind
folgende: ...
1) Der Kehlkopf ist ein Organ , welches sehr merk-«
stehen und wesentlichen Veränderungen in seiner Form*
Struktur und chemischen -Beschaffenheit während den ver-
schiedenen Lebensperioden unterworfen ist. Dafs dieses
beim Kehlkopf des Menschen der Fall ist, wird kaum ob
beweisen notbwendig seyn , da die Pathologie , besonders
die pathologische Anatomie dieses Organe* in' Beziehung
auf die Entstehung der Geschwüre und der Verknöcherung
so vielfache Belege hiefür liefert. Beim Kehlkopf der
Tbiere ist dieses abweichende Verhalten .in seinen- ver-
schiedenen Lebensstadien nicht so deutlich als beim Men-
schen. Ob aber nicht einiger Unterschied vorhanden sey,
haben vergleichende Anatomen, Physiologen and Patuo-
— 120 —
logen nocli zn erweisen« Verknöcbeningen des Schildknor-
pels des Kehlkopf? bei einer Kuh von mittlerem Alter, and
bei einem alten Pferde, habe ich selbst gesehen.
In den Jahren von 30 — 50, wo beim Menschen eine
80 wesentliche Umwandlung am Kehlkopf vorgeht, wo
der Knorpel de9 Sobildknorpels sich inXnochenmasse um-
ändert, mnfs die Ernährung der Lebensenergie dieses
Organs wesentlich anders seyn, als in der Jagend. Wenn
also die Regeneration in einer Lebensperiode nicht Statt
findet, so kann sie in einer andern vor sich gehen« Die
Versuche über Regenerationen der Jtnorpel des Kehlkopfs,
sind gewöhnlich bei jungen oder mittelmäßig alten Thie-
ren, bei Kaninchen and Händen, angestellt: sie vernei-
nen . somit die Wiedererzeugnng in der Jugend : ' für dal
höhere Alter der T|\iere und für gro/sere Tliiere liefern
sie keinen Beweis«. Fände aber auch keine Regeneration
beim . Thiere Statt-, so könnte sie immerhin noch beim,
Menschen vorkommen. Bei den bisherigen Regenerstions-,
versuchen über die Knorpel des Kehlkopfs , sind 1) die
eigenen Lebensverhältnisse dieses Organs beim Menschen,
und 2) seine Abweichungen nach den verschiedeneil Al-
tern viel zu wenig in Rücksicht genommen,
2)- Findet auch keine Regeneration im gesunden Zn«
Stande Statt, d. h. haben die Kxcisiorien der 'gesunden1
Knorpel hoch keine Wiedererzengnng zur Folge, so be-
weist dieses noch nicht, dafe die Regeneration in Krank*»
heilen überhaupt nicht, möglich aey. Versuche sind im-
mer nur Versuche; mit ihnen darf die in Krankheiten
Waltende Kraft nie verwechselt werden. Welche Op**"
Höhen vollendet die Natur in Krankheiten nicht täglich un-
ter unsern Augen. Zur Heilung der Krankheiten werden
Umwandlungen der Gewebe und Form der -Organe voll-
endet, die unmöglich ericheinen. Dem Versuche
sie nie gelingen , weil sie Folgen der kranken- 1
kraft sind, und. der Versach, keine Fieber, keine
theme, keine rheumatische Entzündung, vielleicht keine
Krankheit verfehlen kann, welche der Lebens/otm doreh
ursprüngliche Anlage anhaftet Bt wäre also immerhin
noch möglich, daf» Krankheit die verlorene Knorpclaeb-
titanz ersetzen könne, oder dafs die Regeneration in kran-
ken Zuständen ,. wie in der Verknöoherung, doch noch
möglich wäre, selbst wenn sie im gesunden Zustande
nicht Statt fändet -
|U' • •
— tat —
Hier Zufall hat in meine Hände ein Priperat geliefert,
clu diesen letztem Umstand beweist. Ks ist ein verknö-
cherter männlicher Schildknorpel, welchen ich der Mitthei-
long des Hrn. Dr. Besserer verdanke. An ihm zeigt sich
folgendes Merkwürdige:
In dem linken Theile des Knorpels, an dem untern1
Rande, findet sich eine Stelle von der Gröfse eines Sil-
bergroschens , wo die knöcherne harte Substanz fehlt ; die
Stelle wird von einer glatten, ziemlich festen fibrösen
Membran ausgefüllt, welche an dem ganzen Umfange der
Rander anhängt , womit der Knorpel jene defecte Stelle
umgrenzt.
In dieser Membran finden sich zwei Punkte, der eine
von 1 j- Linien Länge , y Linie ft reite und £ Linie Dicke,
der andere von £ Linie Länge und J Linie Dicke und
B reite. Diese Punkte sind deutliche Knochenmassen, wel-
che in der Haut sich befinden, und fest von derselben
umschlossen gehalten . werden* Ganz ähnlich ist diese -
Stelle einer Trepanationsfläche, worin nach entfernter
Knochenscheibe sich 'das Periosteum wiedererzeugt und mit
Knochenpnnkten hin and wieder bedeckt bat, so wie sie
von Dr. Reine > dem Erlinder des Osteotomes mir vorge-
zeigt sind. Der übrige Theil des Schildknorpels ist ganz
knöchern, was das Anschlagen mit dem Messer deutlich
darthut Wie nun dieser Substanzverlust im Knorpel ent-
standen ist, ob durch Verwundung, Caries oder Geschwür,
kann • ich nicht beurtheilen , da mir alle Nachricht über
die Herkunft dieses Schildknorpels mangelt. Nach Ana-
logie kann ich in diesem in seiner Art einzigen Fall kei-
nen Schlufs wagen. Dem Anscheine nach , da die nächst-
angra'ntende Masse des Knorpels nicht angeschwollen ist,
hat Necrose oder Verwundung, das, fehlende Stück des
Knorpels entfernt«
Da dieser Fall unwiderleglich die Regeneration der
verlorenen Substanz des Kehlkopfs dartbnt, so fördert et
uns wesentlich in unsern Ansichten ober die Heilung der
Wunden mit Substanzverluit, über die Heilung der Ge-
sell würe, Caries und Necrose des Kehlkopfs. Diese Krank-
heiten können nicht mehr unheilbar genannt werden, in-
dem in diesem Falle die Heilbarkeit erwiesen ist. Kehl* i
kopfsschwindsnehten , in welchen Stücke von. Knorpeln
ausgeworfen werden, können heilen, wenn das allgemein? -
Leiden kein Hindernils setzt, wenn ' nicht eine dasselbe
bedingende Dyscrasie besteht , and einen notwendige* \
VetBCiiwirungsprdzefii vermittelt«
— 12* —
Man hat nach Wunden des Kehlkopfe lange Zeit hin-
durch bestehende Fisteln des Kehlkopfe sich schliefe«!
neben. Die organische Substanz, welche die Fistelöffnana;
zwischen dem Knochen ausfüllte, nannte man verdichteten
Zellgewebe : sollte die Schliefst! ng auch nicht in der Weise
bewirkt werden , wie es hier bei dem eben beschriebenes j
Kehlkopf der FaU ist.
Es ist noch kein menschlicher Kehlkopf untersucht
werden , an dem eine Fistel während des Lebens, heilte
(rolle von Heilungen sind mehrere bekannt); für die
Kehlkopfskrankheiten könnte eine solche Untersuchung in
vielfacher Hinsicht nützlich seyn. Ich bitte deshalb an-
gelegentlichst meine Herren Kunstgenossen , Fälle der Art
nicht aus den Augen zu verlieren, um endlich über diesen
Theil aus der Knochenuntersuchung Aufechlufe zu erhalten«
Die Abbildung des obigen Präparats wird der patho-
logisch-anatomische Atlas enthalten«
3.
Auffordenmg und Bitte an Deutschlands Aerzte Überhäuft
und an dessen Bade- und Brunnenärzte
Vom
Dr. Klohfs,
Herzogl. subst. Land - Physikus u. prakt. Arzt zm
Ungeachtet der grofsen Menge medizinischer Zeit-
schriften, welche tbeils der gesammten Heilkunde über-
haupt, theils einzelnen Fächern derselben insbesondere
gewidmet sind, fehlt es zur Zeit noch an einer» die sieh
mit einem höchst wichtigen nnd einflußreichen- Zweige
der praktischen Medizin allein und ausschliefelich be-
schäftigt.
Diesen Zweig bilden die Gesundbrunnen nnd Bader»
nnd alles dasjenige, was ihre genauere, sowohl topogra-
phische als wissenschaftliche, Kenntnife, die Art nnd Weise
Ihres Gebrauches , ihren näheren, ihren besonderen nnd
•r« 123 -
I
eigenthumlicbew Wirkungskreis, ihre Aehnttchkefaft ft!e>
and ihre Verschiedenheiten toi» einander» und die Ver-
hältnisse betrifft, welche zwischen den natürlichen Was«
aern zum Baden und Trinken, and zwischen den kunsfa
liehen 'Statt finden,
Verhältnifsmäfsig nnr wenige Bader nnd Gesundbrun-
nen des mit ihnen so reich gesegneten Deutschlands er-
freuen sich gediegener, parteiloser , den Anforderungen
der Wissenschaft wirklich entsprechender Monograpbieen«
Manche ältere von diesen sind, obschon sonst vortreff-
lich, durch die Zeit, durch die Fortschritte der Chemie
nnd Medizin, durch bedeutende Lokal Veränderungen we-
niger brauchbar geworden. Nicht wenige Brunnen - nnd
Badeörter sind, aufser ihrer nächsten Umgebung, noch
anbekannt and in ein Dunkel gehüllt, dem sie entzogen
zu werden mit vollem Rechte, verdienen. Viele andere
werden durch Zufälligkeiten, aas Mode, wegen ihrer Lage,
wegen herrschender Systeme und Ansichten, weit über
Gebühr geschätzt und besucht, während andere, aus glei-
chen Ursachen , eben so unverdient neben ihnen in dem
Schatten stehen, nnd ihre sonst zahlreichen Gaste, Jahr
für Jahr abnehmen aeben. Die allerwenigsten sind , auch
nur für den jetzigen Stand unseres ■ Wissens • so ziemlich
abgeschlossen in Betreff ihrer Wirkungen und deren Sphäre,
die meisten, in ihrem Grundcharakter, in ihren eigentüm-
lichen Wirkungen, in ihren Analogieen, und noch mehr
in ihren PiQerenzen unter einander bei weitem noch nicht/
hinreichend erforscht. Einzelne werden je zuweilen noch
Immer,; neu entdeckt. Der grÖ&ere oder geringere Wertlt
endlich der Künstlichen Wasser, den natürlichen gegen-
über, ist immer noch Gegenstand des Streites and der
divergirendston Meinungen.
Dazu- kämmt, dafs die meisten grofsern oder klefnern
Anfsätze, Beschreibungen, Mittheilungen und Notizen über
einzelne" Bader aerstreut in gar- vielen Zeitschriften um •
herstehen, und so» der Mehrzahl der Aerzte, die nicht alles
selbst lesen kann, mehr oder weniger verloren gelten, auf
keinen Fall 'aber vollständig bekannt werden. Ausführ-
liche Beschreibungen, wirkliche Monograpbieen über ein"
seine Bäder' erscheinen —-wie die Erfahrung, besonders
Sa den letzten Decennien nachweist, nnr selten, sind schwer
überhaqpt, noch schwerer gut, und, bei der Masse von streng
genommen, dem Praktiker unnotbigen Dingen» die sie der
Vollständigkeit wegen in der Regel enthalten, nur mit
Aufopferung Ton viel Zelt und Mühe sowohl zu schreiben,
als zu lesen , und vermögen , auch ganz abgesehen hier-
yon, wie von den Kosten ihrer Anschaffung, die einer
allgemeinem Verbreitung im Wege stebn , im besten Falle
immer nur die Kenntnifs des einen Bades zu vervollstän-
digen , über welches sie berichten. Begreiflicherweise sind
und müssen die meisten Aerzte nnbekannt seyn mit den
meisten Bäder -Lokal Verhältnissen, Lagen, Einrichtungen*
Eigentümlichkeiten n. s. w. aas eigener Anschauung;
gar Viele haben von vielen, selbst gröberen und grund-
licher untersuchten und beschriebenen Trink- und Bade~
örtern nur eine oberflächliche, ungenügende Kenntnifc
Manche würdigen noch allzu wenig den Umfang und die.
Wichtigkeit dieser grossen Klasse von Heilmitteln überhaupt
Aus diesen , hier nur angedeuteten Gründen glaubt
der Unterzeichnete das Erscheinen einer eignen baJneo-
graphischen Zeitschrift gerechtfertigt , die es sich cur Auf-
gabe stellt, die Kenntnifs der Gesundbrunnen und Bader
im Allgemeinen , und der von Deutschland insbesondere,
zu vervollständigen und zu einer immer besseren Würdi-
gung, wie zu einem richtigeren und allgemeineren Ge-
brauche derselben beizutragen, und welohe sonach, als
ein der gesammten Bäder- und Bronnenkunde aosschu'eÜH
lieh gewidmetes Archiv, alle diese betreffenden Erfahrun-
gen, Beobachtungen und Begebenheiten, kurz, alles in
dieser Beziehung Lehrreiche, praktisch Wichtige und In-
teressante in sich aofnimmt und dasselbe schnell and mit''
Zeit- und Kosten -Ersparnifs zum Gemeingut des Ärzt-
lichen Publikums macht' Er wird demnach mit dnnj
Jahre 1836 eine solche Zeitschrift unter dem Titel: '
„Jährlicher für Balneographie",
herausgeben , welche insbesondere folgende Bnnnkam eat-
haltea werden : .-..,'...,. i
1) Praktische Abhandlangen in angemessener Kufieftber
Bade- und Brunnen - Kuren überhaupt y
» ■ ■
2) Praktische Beobachtungen und Resultate über, die
Wirksamkeit und den. Gebrauch einzelner Bader und
Brunnen, einscldiefeiich der künstlich bereiteten; .
3) Mittheilungen über bestimmte Krankheiten, gegea
die sich gewisse Bäder und Brunne»
feig vorzugsweise hülfreieh beweisen;
— 125 —
4) Beschreibungen neu entdeckter oder »noch wenig he*
kanntcr Heilquellen ,' die einen grosseren Wirkungs-
kreis verdienen;
5) Neu angestellte Analysen der Mineralwasser;
6) Bade -Chroniken über den jahrlichen Besuch der
.Heilquellen, über Iocale Veränderungen nnd Verbes-
serungen an denselben, über die Anzahl der ver-
sandten Mineralwasser, über den Verbrauch dersel-
ben, und der künstlichen in den grösseren Städten %
. 7) Wunsche and Vorschlage zu Verbessern ngen , so wie
gegründete Rügen von Mängeln, Lücken und Mifs-
.brauchen im Gebiete der Balneographie , sowohl von
Seiten der Aerzte, als auch gebildeter Nichtärzte ;
8) Jährliche Namens -Verzeichnisse der an den deut-
schen Bädern und Gesundbrunnen angestellten nnd
sonst regelmäfsig fangirenden Aerzte;
9) Personal -Notizen über Anstellungen, Ehrenbezeu-
gungen, Beförderungen, Todesfalle tu 8. w* vor
Brunnen- nnd Badeärzten;
10) Kurze kritische Anzeigen neuer balneographischer
Schriften, so wie gedrängte Auszüge ans wichtiges
in- und ausländischen, die Balneograpbie betreffen-
den Werken«
■
Der Unterzeichnete — der, selbst nicht Badearzt,
eben deshalb jedem etwaigen Verdachte von PartheiUch-
keit und Einseitigkeit bei der Redaction um so ferner zu
stehen glaubt — ladet nun Deutschlands Aerzte, insbe-
sondere aber dessen sämmtliche Bade- und Brunnen-
ärzte freundlich und ergebenst ein, sein Unternehmen,
das nur bei einer recht allgemeinen Mitwirkung derselben
fortzubestehen, und der Wissenschaft wahrhaft förderlich
zu werden vermag, durch thätigen Antheil an demselben
nnd durch geeignete recht zahlreiche Beitrage und Auf-
sätze unterstützen zu wollen. Er schmeichelt sich, um
so mehr einer regen Th eil nähme von Seiten des brun-
nenärztlicben , wie des übrigen medizinischen Publikums
entgegen sehen zu dürfen, je mehr eine solche Zeitschrift,
wie die von ihm beabsichtigte, in gleichem Mafse im In-
teresse der Wissenschaft und der leidenden Kranken, wie
der Heilquellen und der diesen vorstehenden Aerzte liegt*
-f 126 —
el«em fühlbaren Bedürfnisse abhilft, and, von geüiege-
wen Mitarbeitern unterstützt, bei "aller ihrer Jugend ea
wohl wagen darf, sich, wenn acbon schüchtern* doch
nicht ohne Aussicht auf günstige Aufnahme und xu stif-
tenden Nutzen, ihren älteren Schwestern an die Seite
tu titelten* —
Alljährlich za Ostern und Michaelis wird ein lieft
der „Jahrbücher" erscheinen, von denen zwei einen Band
oder Jahrgang ausmachen. Die Starke jedes Heftes wird
etwa 10 — 12 Bogen in grofs Octav betragen, und ein
vollständiges Sach- and Namen -Register jeden Band be-
schlielsen.
. Alle für die „Jahrbücher für Balneograpbie" be-
stimmten Beitrage, Aufsätze, Briefe u. s. w., bittet der
Unterzeichnete entweder an ihn selbst nach Zerbst, oder
nach Leipzig an die Buchhandlung von C. F. Dörffling,
wo möglich durch Buchhändler -Gelegenheit, za eddrev-
siren. Insbesondere ersucht er um recht zeitige, zu-
Weihnachten oder spätestens Ende Januars erfolgende
Einsendung der statistischen Notizen über die. letztf er-
gangene Badesaison, über Frequenz der Heilquellen, übet
Brunnenversendungen u. s. w,, um im Stande zu sein,
gerade diese Mittheilungen ollemal in das erste Jahresheft
auftiehmen und so möglichst neu und vollständig ver-
öffentlichen zu können. Ein anständiges Honorar wird
beim Schlüsse jedes Jahres für das Aufgenommene erfol-
gen, und das etwa nicht sich Eignende baldigst den Her-
ren Einsendern wieder zugestellt werden*
_ 127 —
4. •
Monatlicher Bericht
über
denGeeundheitexmetand, GeburtenmdTodesfRUe von Berlin
mitgeteilt
. mu$ den Akten der Med. ch&rurg. Gesellschaft.
Mit der das* gehörigen Witterunge - Tabelle*
Monat Angust.
lieber die Witterung verweisen wir auf die beigefugte Tatet»
Es wurden geboren: 320 Knaben,
304 Mädchen,
624 Kinder.
Ei starben: 137 männlichen,
106 weiblichen Geschlechts' über,
und 260 Kinder unter 10 Jahren«
603 Personen«
Mehr geboren 121«
Im August des vergangenen Jahres wurden
geboren: 366 Knaben.
. 358 Mädchen,
724 Kinder.
Es starben: 201- männlichen,
171 weiblichen Geschlechts über!
und 637 Kinder unter 10 Jahren«
1009 Personen.
Mehr gestorben 285«
Im Verhältnifs zum Augast des vorigen Jahres, wur-
den im August dies. Jahres 100 weniger geboren, und
starben weniger 506.
,-— ' i38 —
And) In diesem Monate war eins bedeutende Salubri-
tat nicht iu ^erkennen. Der lieh um. HaAe de« vergan-
genen Monat* gezeigte gastrische Charakter der Krank-
heiten dauerte fort, doch mehrten lieh die catnrrhaliich'-
rheumatisclien Zufälle, besonder« zeigten «üb Anginen
lind Lungen - Affectionen. AU gaatriache Krankheiten
traten besonders Durchfälle hervor,, die nicht leiten oik
(troiser Heftigkeit eintreten t. und einen d^ienteriichen
Charakter annahmen ; oft auch mit Erbrechen, «iah var-
hamlen, bei einem gehörigen Verhalten aber (eicht ge-
hoben wurden. Wechselfieber kamen häufiger vor. Awv
»chlagkrankheiten wurden im Allgemeinen nicht beohaen-
tet, wenn gleich in einzelnen ReTieren der Stadt, diu
Masern noch ziemlich verbreitet waren. Poeken zeigte«
■ich seltener, doch itarb Ein Enrachtener and 3 Kinder
Speeiellt Krankheiten.
An Entkrnftimg Alten wrgen
«""<;,
., %\mr
An Starrkrampf. ■ ■ *
im.Bra.lkminpf . . .
I.lPr ArSinlifen. . -
.n Sknqplieln .und Drüi«nknnU»i
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Au frcluirkWifirber.
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An der Trunkiucnt, ,., . j - •
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Durch Selbstmord
Au iiicbi benuiitcn Krankheiten .
Dan. e-jJ6MäWBtU ....
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- 130 —
Die JMoMoffol derprakt. Heilkunde, August l&A enthWTi
Di* KÜHdbettfieber , von Dr. Eisenmann.
Die KrankheitsfamHic Pyra> von Demselben*
Die Krankheitsfamilie Typhus, von Demselben.
Prospect zu den vorgenannten Schriften.
Kurze litterärische Anzeigen.
' Lrobservateur beige 9 publii ptir Uf socieU eneyeUpt&iqu*,
■ Genius morboruni 'epidemicus Vindobemae observatu*
t enitore J. Hoffmann,
' Oh. F. 'C. Winter Über Magenerweichung. • ,
Ft. Bird über Einrichtung und Zweck der Kranken-
häuser für Geisteskranke.
Cholera (Fortsetzung). '
20& Rapport sür la fyarche et les effeU KCholerm
\ " morbus dans Pips *t le commune* ''rurmes-nmr'im
* >, Kommission nonunie. par M., M+. Usprtfet* dt Im
■ ) Sehe et de poUcc. . 209. Dm (?holerafiebfr ***' M.
;' \W.FVaggeyHf. Dr. ...;.:. " ; % '
akademische Schriften d*r •Vnive'+sHMi «»
Berlin. ' .. f . • - « ; -.9 ■'. "..;■". ..
. CLJP. Ottettn. Reich
de membrana
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...... »
:c e.ff.Tj/J?J.wj>:
.Literarisches hiteülgenzblatt.
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JVo. L i835.
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In meinem Verlage ist so eben erschienen and in nh*
len Jtachfeandioagen des In - un4 .Auslandes zu haben,* ..'
fachen des lönigl. prtnfsischen Geheimen -Käthes ***
fföetors der Arzneiwissenichnn Ernst Ludwig
Heim* Aus hinterlassenen Briefen und iTajgebÄ-*
enernf herausgegeben Ton Georg Wühelm Reeder,
konigl. preufr, wirkt Geh. Oberfinanzratb* : Zwei
Theile, Gr. 12. Gen. 3 TbJr. . ,;
lernst Ludwig Heim, der .Sohn eines armen' Land*
Predigers, auf einem kleinen Dörfchen geboren, bedürfte
t^teher Naturanlagen und grofser beharrlicher Anstrengung
wer^ Innern Kräfte, um die Hindernisse auf seiner Bahn
*J* überwinden, um sich zum Feldmarschall unter den
JJoctorea, wie ihn im heitern Toast der alte Blücher als
fliege leben lalst, emporzuschwingen: Der Mensch in
■hm wurde von seinen Mitbürgern,- von seinen Zeitgenoa-t
*J* nicht minder geachtet als der Arzt Er hatte keinen
J-etod. von j^uterm Gemüthe, voll Milde und Wohlwol-
je* gegen seinen Nächsten, wurde er unendlich belohnt
durch die oft bis zur Begeisterung gesteigerte Zuneigung
vieler; die ihm naher traten. Auch, in allen andern Le-
fouverhältnissen ergofe sich der Segen des Himmels in
seltener Fülle über ihn. Das Leben eines solchen Man-
net kann nicht anders als anziehend und erbaulich seyn,
weint es nur wahr und zusammenhängend in seinen et-*
renthumlibberi Erscheinungen dargestellt ist»"
Ltip% im Mi 1836, F. A. BroMms.
Bei Veit et Comp, in Berlin ist erschienen und in •*-
len Buchhandlungen zu haben:
Dupuytren, Vorlesungen über die Verletzungen durch'
Kriegeswäffeil; unter Mitwirkung, des Geheimenrath
Dr. v. Gräfe, aus dem Französischen bearbeitet tob
Dr. Ktdisch, gr. & Erstes Heft. Preis 22J Sgr.
. Bin Werk, dessen blofee Anzeige zu den gröfsten
Erwartungen berechtigt, noch besonders empfehlen zu
• : ■ ^^ . . zM. m^ • • ' * *•****"
« ■»'■ - * i -^ - »» ji
2 —
wollen, w8re HbetflUndg; wir führen nnr Folgende« aus
de* Vorbemerkung des deutschen Bearbeiters hier an i
' „Diese Vorlesungen sind als ein vollkommenes Hand*
buch der Militair - Chirurgie zu betrachten , darum sind auch
flie"" bekanntesten Punkte irrdit übergangen» ja sogar ein«
seine Gegenstände, die beim ersten Anblick ferne zu lie-
gen scheinen , dem" WuHdätzte aber im Felde nutzen kön-
nen", mit (aufgenommen , dämm endlich wollte Bwpvyttm
seine Vorträge nicht , blob auf den Kreis -seiner Zuhörer
beschrankt wissen, sondern l.ieis sie durch ,den Druck ver-
öffentlichen." . „.
Welchen unschätzbaren Gewinn die* Bach durch die
Mitwirkung des Herrn ; Geueimerath Dr. V. Qriife erhalten,
braucht nicht erst hervorgehoben zu werden v et iei nur
erwähnt, um zn bemerken , -dafs dem vierte» tiefte, mit
dem das Werk vollendet ist, die Bildnisse, der beiden Cor
rjfiuaeo, der Chirurgie beigegeben werben« ...
Beü.Carl ReMuträt In Güns ist erschienen. und durcfr
alle ■ Buchhandlungen Deutschlands zu beziehen : •
Hep'eriorium der vorzuglichsten Ktirarten^ Heilmittel, Ope-
rQtümitmetftojpHf u. a. w. aus den' letzen Vier Jshrze-
henden , als klinische iVfeinorabilien für Aerzte • imd
Wdndh'rzte. Von Dr. Rinna v. Sarenbach, k. k". Hof-
arzt. Zwei Bände« 1833.' gr. 8« (75 Bogen.) 5 Ruft
12 gGr.
% Die Ausbildung der Heilkunde gründet sich yornehia-f
lieb auf den regen Austausch der.Ideeaiynd fiftrjajOTegan»
welche denkende Männer, des Faches wftteWt der. Fresse
zum Gemeingute, ihrer Zeitgenossen machen« Aoiser den
vielen zu diesem Zwecke alljährig erscheinenden' medid-
nischen Werken ist das" weile Feld der Journalistik der
vornehmste Sammelplatz jenes literarischen AtttaaadMt.
Der Gedanke, dafs es sehr viele praktische Aerzte, heu
sonders in kleinern Städten nnd auf dem Lan^e gejhea
wird f denen nur wenige Zeitschriften zugänglich nsftl flle
Kosten einer grofsen Handbibliothek unertchwingfidj sind»
veranlagte den Verfasser znr Herausgäbe dieses werket»
Doch mag dasselbe nicht mit andern medizinische« und
chirurgischen Wörterbüchern lind tomographischen Bacy»
— J —
klopidira verwechselt werden; denn m findet sich, hier
kein Rutonneroent über Gegenstande der Heilkunde, son-
denk rem nur das, was die denkenden Aerzte 4er letzten
vier Decennien (1790—1630, ein Zeitraum voa.groJsem
Qe,haUe,fiir die Förderung der Wissenschaft in jeder Art!)
dexa Praktiker bei der Ausübung seiner Kunst zur Beach-
tung, empföhlen haben. Somit ' enthält dieses Repertoriiim
den Kern einer ganzen "klinischen Bibliothek jener Vierzig
Jahre , und ist ein unentbehrliches Hülfsbuch für jeden
Arzt und Wundarzt, dem die literarischen Hulfsmittel in
ihrem, immer mehr anwachsenden Umfange nicht zii Ge-
bote, stehen-, ja selbst Kur den mit einer reichen Hand-
bibliothek versehenen Mann vom Fache, weil ihm dadurch
das zeitraubende Nachschlagen so vieler gröfserer Und
kleinerer Schriften , oder wohl gar einzelner j&rVdisiher
$i$tter erspart wird.
Von demselben Verfasser hat eben die . Presse ver-
lassen t ,
Klinisches Jalirhtch des laufemtm Jahrzehends, oder Kur*
arten, Heilmittel,. Operations -Methoden etc. , welche
' In der neaesten Zeit 'angewendet oder empfohlen wor-
den sind , mit Ruckblicken auf die ältere Zeit. ' gr. 8*
. 4835. 2Rthlr. .■.,...
" Ein'e' gleiche Absicht, wie bei dem vorhergehenden
Werke, verfolgt der Verfasser bei der Herausgabe dieses
In seiner innern Einrichtung mit jenem Repertorium ganz
gleichgehaltenen Jahrbuches , nur dafs letzteres vornehm-
lieh jene Mittheilungen ,. Vorschläge und Anempfehlungen
enthält, welche aus .der, Literatur des laufenden Jahrze-
hsnds (seii 1830) gesammelt worden sind, und sich. mit-
hin einerseits .als ,ein selbststandiges Werk, für die Be-
sitzer des Repertoriums aber zugleich als Ergänzung, und
Fortsetzung desselben darstellt. ,, ,
Die dem Jahrbuche vorangehende Literatur *+Ueber-
sickty Über 800 Werke aufführend^ la'fst erkennen, wel-
cher Reichthohr von Quellen - dem Verfasser zu Gebote
Stand, ofid wie sorgfältig derselbe benutzt würde, um- die
Lesti' in Kenntnis von Allem zu setzen 9 was die den-
kenden Aerzte aller 'Länder unserer Zeit ans dem Schatz«
ihrer klinischen Erfahrungen, In englischen , italienischen»
französischen, lateinischen und deutschen Werken und
Zeitschriften mhgotbeüt -hebern -
— 4 —
Hmdbmch der Pharmakologie f affs BrÜtaterung •■He* ht
der neuen verbesserten PharmacopÖe v. I« 1684 ent-
haltenen Arzneimittel. Von Dr. C* J. Meyer, k. fc.
Hofarzt, gr. 8. 183& 1 Btblr. 12 gGr. ~
Das Streben des Verfassers .war (nach seiner tSrklS-
nung in der Vorrede) , Alles, was als wichtig und wnW
senswürdig in natnrhistorischera , chemisch - phannaceotir
schein, medioinischem , zum Theil auch in medidnischr
forensischem und chirurgischem Bezüge zu den Inf de*
PharmacopÖe vorkommenden Gegenständen steht, in ge-
drängter Kurze sorgfältig zusammenzustellen , und wo ein,
nicht zu voluminöses Werk zu liefern, welches vorzugs-
weise dem der strengen Prüfung entgegengehenden Can-
didaten zur nötbigen Vorbereitung, dem jungen Ante in
dem ersten Zeiträume seiner Praxis zum Rathgeber and
zur Unterstützung seines Gedächtnisses, ja selbst dem
schon geübten und erfahrenen Praktiker in manchen Fal-
len zur Gedächtni&hülfe dienen könnte«
Bei Joh, Ambr. Barth in Leipzig ist
in allen Buchhandlungen zu haben: -
Reicherätach, Dr. K.y das Kreosot, in chemischer, Jty~
sischfer und medicinischer Beziehung. Zweit* n^ Nach-
trägen und Zusätzen von Schweig ger-SeidH """*""
Ausgabe, gr. 8. geh. 2 Thlr.
Je wichtiger die Gründe waren, die den
ber bestimmten, diese zweite so ungemein* bereicherta
Ausgabe nicht früher erscheinen zu lassen,' um sie als
die vollständigste Sammlung aber einen der wicftUjstam
neuentdeckten chemischen Stoffe dem Publikum sai Mir
geben, desto angenehmer wird sie nun dem Ctosaikef
nnd Therapeuten seyn , der in ihr die treffliohetesi Bei-
trag« zur nähern Kenntnife diese« Stoffes ueä.taanejGer
schiebte nach allen seinen Beziehungen* bis u des) sjewftr
sten Tagen ausgeführt, erhalt Der Verleger darf .M
dorn sehr billig gestellten Preise (JSr- mehr nie 32 jfrgenj
sich wohl zu der Hoffnung berechtiget fohlen, diel
nähme an dieser neuen Ausgabe werde die der
vollkommenen weit übertreffen«
T . I- ■ * i
— 5 -
AttlUangtn mit dem a*Mm»tgrlieteitfr iWrtttci vrak-
(iacftm GtbttrMMf* , nelv.t UMhrrilwHd«: Erklärung
deraelben , toin Prot Dr. E. C. J. v. SitbM. Zutritt
umyettrhcititc und vermehrte Auflage, Imperial 8. auf
Velinp. lte 2te Liefer. 183*. licrha, bei Bn-hig.
Ki eracheint diese neue Auflage in 8 bis 10 Liefe-
rungen, die Abbildungen — dnnJineohiniukommBndebiitaf
nahe an 200 termebrt — statt in Steindruck, in tauberem
Kupferttkh; dem ungeachtet ist dar Preii norh billig« ge-
atetlt worden, alt bei dar enlen Auflage, die Lieferung
aa f Rtblr., damit io dieses treffliche, bereits nach vi«
Jahren vergriffene Werk, eine nm so gemeinnützigere
Verbreitung finden möge.
Atvnum», Dr. 0. G., Speclelle Pathologie and Therapie«
Ster B. „Toplache Krank beiten der VcgetMionssphSre"
1834. daselbst, 3 Rtblr.
In der BV*dUerVfeea Buchhandlung in Elberfetd bt
zn haben:
Lehre sfcr ■ OtimrtMUf*. Ali.neru Grundlage deafaebj,
insonderheit bei Vorlesungen, Die Hülft-Lebri. Von
. Q, ff. «rem, Dr. n. Prof. in Rann; -gr. 8. Statt
2-Rmlr. 16 |Gr. nnr 1 Thh-, 8 gGr. ' ".'■';
Diese* auf der itoppetten 25J übrigen Laafbali'n de«
Verfassen, als akademischen .Lehrers and glück]) eben Prak-
tikers, cnUtamteae Werk, glebt : der Gebartitiillio eins
Meae Baan,, iheüi durch WtetBrimigi-fB und1 irnaWmiarn
»efOW^lung, all *• bfcb«i^.»«1.tbeiUabwdürfi *ÖV-
Hg bete uA praktiitohTriolitig« Winui. ..Ru»i;«qd Ma-
terFe Äi'dtwehi'BHiAn- wc »oder* d gen th&m lieb. Vor.
liegender Tbeil, die-Hülfslehre, der eigentUobe'Hanpl--
and dem Praktiker wichtigste Tbeil, hebt überhaupt den
Anllieil der lebenden Kraft gegen djn mechaiiiaclit> an der
Geburl hervor nnd würdigt vorzügljcb die Nator leibst.
In den verschiedenen Abheilungen werden die Kxplars-
tibn, 'die allgemeine llülfsleistung (dn.Nachgeborla-Lelire
besonders bereichert) , dann die Munal- and Instrumen-
tal- Operationen (letztere: Zangen Operationen1, Perforation,
Kaiserschnitt) vorgetragen. Jeder Kenner wird da* Werk,
cii dessen Verbreitung dieser Thefl gegenwärtig tnrabge-
niii'i iin Preise itt »der Beachtung in boheniGrade werlb
Bei 0. Retmtr In BerHn f»t ertcbienefit
Die Euthanasie oder ili* Etttut den Torf =o «■
Von Dr. fori Ludwig Klon/». Preis 2
Bei OrefT, Fü/rfi a. Comji. ist (0 eben ei
und in allen Buchhandlungen zu haben :
Anatomisch - physiologische Untersucbnngen
Milz de» Menschen, nebst den Angaben d
nnd neuem Schriftsteller , von Dr. J. V. fl
ier. 368 S, weiß Papier, 1 Rthir. 20
2 ft. 45 Kr.
KScHi«, ,J>r. J. it., .über, die, in untern Zeit
den FücAcen herrschende WiriUrnnHrit, gr.
6 Gr. oder 24 Kr, ;' V
Jfüffpr, P. A. II. J.j einige Worte über die Hei
von Bruuttnis , Rasuri am\' HiHtnemntm. VAa
■ 'fffPC gr. 8. (Comm* Artikel.) ft 2 gr. -r
' Bei Jii?. IHrtcfiivald in BerKn ■ist onchien«»
BUiff,'M.J, D., die Leistungen' uod Fortschritts
dina 'in Deutschland,' ' ■'■fÖt Jahrgang. JSSjlf
1£ Blbli.
'■'.' W! 'J'ffc."«'. -HnrtJwcV lä'ttipilgitt ■«'■
■clueaen..ufld an alle Bächhlnaiuagen verianilt Wi
Dr. F. Huri ■»•m«.,,.ülier die: Anwendung deti
:paibucb«n Aniieien: Aconitujp- Napellu|,'J
alba, und Uaaaim. ■ ir- 8. in IJmwÜf*i,
:I6#k. .--■■■ :;;.;: ■■
Bei iMdfeig ScJUnuwn Ist «Vfeben enwfiletWS
alle BuctihandlLiugen D e utic bin örtj' Versandt: "-''
ifomüaprrthischei Krmtkcite.ramcn oder ÄnweMB
. Aufstellung de* KranktLeitsljitdes , VerotdrÄ
Diät, Verabreichung <ler Ärzneigalie nnft'ma
■ luvten eines iionioi^aliischert iAiz'tes, ft^fftK
:^... jene >., die anfange«., sich mit der Ho^goQpS
/ 4te»chäftigen , und für kranke, die von .ibnU
entfernt wohnen. Geb. Preis 6 Gr. " "
-*-'-.*:> J£- i7-,*^**_4'-V:i/
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r.H I 1.' .l-lii -I iL.
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Bei ff. Reimer In BerHn ftt «rtchienaflt ■— ■-
Die Enltumiuie oder die Xnntt de» Tod zu trTelth'ltr*.
Von Dr. Kart Ludwig Klohft. Preli 22 Ggr.
Bei OreJI, Füfsli a. Comp. Ist so eben erwlneren
and in allen Buch ha ndlun gen zu Italien; ■■-■•
Anatomisch -. physiologische Untertochungen Eher du
Müs dt» Mentihen, nebst, den Angaben der Silin
nnd neuem Schriftsteller, Tun Dr. J. ('. fi. Gitt-
icp 368 S. weifs Papier. .1 Rthlr. 20 er. od«
2 FT. 45 Kr.
KSchlin., ,Dr. J. It., über, die in entern Zeiten unter
den Fichten herrschende Wuthiriuithcit, gr. 8. geb.
6 Gr. oder 2* Kr. ' " ;
JHüffcr, F. A. H. J., einige Worte Über die HeUijtlem«
von BruatKiiis , Rasuri und" ffn7«nmi«nn. Eine Vorle-
- 'Wog.- er. 8, (Coduik Arti|f.el.J n. 2 gr. — ; 8 \t.
BUff,
di:
l|Kthlr.
Sei Äug. Hlrichuiatd in- Bewirfst eradrienwt -■■ i
,' lf. J. D., die LeUtoüRep' und ForUcbrltio der Me-
an 'in Deutschland,;; ,'fil, .Jalrgang. l&k.JQt &
bei, V«V **• ■«*"*»»*' In Xtfpllf» «'■ ttf '«)Wn't£
.«cluenan,.uni an allo BycbiiJindliingtn Y'erMutdCiorilbn'i'
Dr. F.' Bmrtmwmn.,,Jitw d*. Anwmfamg'Jm.hqmäir
:p«tlri«b«n Arxneitnr • AooMtuin, Jispetlnf,'. BrnM
aß» und Maraaia*- *r- * J» IJn*^:**^
-Mi* - :::.:: - ....-, ,:„...^,i
Bei iMdttig Seftanumn ist io' eben CitcMeWa *■»■'*
alle BuClih»n dlun (reu Dentitihlsad» ifersanfll; "■- :! J": '
•ÜQmüapathinhes Kriinkcneranicn odt:r AnweisiKR „_
. Anstellung des Kranklieitsbildi;», Verordnlitb dt
■ Dät, Verabreichung Jer Arzueigalie um! lunVBur1,
■■ ballen eines liomiJu^aüiiicJien ,4ulu, ^on'Jfera
, . Wf«i die anlange«,, sich niü der Iluiuuopaltiia --
...... petdiSÜigen , und iür,. tränke, die. von ihrem Artt»
eatfernt wohnen. Geb. Preii 6*G«. '
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Journal
der
practischen Heilkunde.
Herausgegeben
* TOB
C. W. Hufeland,
(ConjgL Preuft. Staatsrath, lütter des rothen Adler- Or-
dens erster Klasse, erstem Leibarzt, Prot der lfed£*
ein an der Universität an Berlin, Mitglied der Aoade-'
mie der Wissenschaften etc.
und
E. O s a n n,
erdentl« Professor der Medicin an der Universität and der MeaV
Chirurg. Academie für das Militair zu Berlin, Director de?
K. Poliklin. Instituts, Ritter des rothen Adler -Ordens dritter
Klasse und Mitglied mehrerer gdchrten'Gesollschaften.
\
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Grau, Fremd, ist (Ale Theorie, ^
Doch grün des beben* goldner Btwm.
Göthe.
HL Stück. September«
Berlin«
Gedruckt and verlegt bei G. Reimen
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l
I.
Untersuchnng der Frage
ob
aas dem Heilplan rationeller Aerzte
die Anwendung aller blutentzie-
henden und ausleerenden Mittel
ausgeschlossen,
ja von dem Staate verboten and verpönt
werden können und müssen.
Vom
Geheimen Medizmalrathe von Vogel
in Rostock.
MJa diese Frage von einem sonst schon aus
einigen originellen Schriften bekannten bejahr-
ten Arzte in einer eigenen Schrift *) ohne Wei-
teres umständlich bejahet, und der Gesa mm t-
heit der Aerzte der Gebrauch der genannten
Mittel so derbe als ernstlich verwiesen worden
*) Brillenlose Reflexionen über das jetzige Heilwesen,
nebst Beleuchtung der dem Kaiser Frans, dem Erz-
herzog Victor Anton und dem Prinzen August von
Portugäll zu Theil gewordene Behandlung von Krü-
ger - Uanscn. Güstrow 1835. 8.
A 2
— 4 — .
ist, ja selbst die Laien, welchen der V. das
Paniphlet zu lesen hauptsächlich bestimmt und
empfohlen hat, gegen jene Heilmittel zu em-
pören sA^bt, so hat es dem Verfasser dieser
Untersuchung besonders nützlich und nothig ge=-
schienen, mit einigen Worten jene Frage, de-
ren Entscheidung ohne 2}weifel von hober Wich-
tigkeit ist, zu prüfen und zu beantworten. Um
so mehr findet er sich aber dazu bewogen, da
er sich unter den Aerzten aufgestellt sieht, dicr
von dem Autor dieser Schmähschrift so gröb-
lich, als unverdient, milshandelt werden«
So woblthätig und wun schfens werft der
rege, lebendige Trieb eines scharfsichtigen,
wahrheitsliebenden, wohlunterrichteten, und
durch maonieb faltige Erfahrung. geprüften Arz-
v tes ist, die Heilkunde überall > wo ffe ihr fehlt,
wo sie undeutlich , unsicher und mangelhaft ist,
zu vervollkommnen, von falschen Theo rieen
und trügerischen , zweideutigen Erfahrungen zu
reinigen j — - mit so überaus groben Schwie-
rigkeiten ist diefs oft verbunden«. Diese Schwie-
rigkeiten liegen aber theils in der allgemeinen
und besondern individuellen Organisation der
Menschen, theils in so vielen andern subjekti-
ven und objektiven, äufsern und inaern Um-
ständen, dafs die klügsten, eindringendslen,^
vorsichtigsten, erfahrensten ärztlichen Köpfe zu
falschen Schlüssen und Maafsregeln und Auf-
griffen verleitet werden können. Auf: solche
Art ist es zu begreifen, wie seit Jahrhunderten
ein Heilsystem das andere verdrangt hat* wo-
von eine Menge Menschen das Opfer geWbnlen
ist. Es kann nicht die Absicht seyn, diebhier
umständlicher zu entwickeln. Es sollte' nnr dar-
aus hervorgehen, mit welcher Vorsicht j Be-
*
tcheidenheit und Ruhe, aufstoßende Schwie-
rigkeiten, Zweideutigkeiten und Abweichungen
von der gewohnten Verfahr ungsart in unsrer
Kunst beurteilt werden sollten. In keiner Wis-r
sen schaft haben Machtspfüche so wenig Wertb
und Zuläfsigkeit, als in der .Heilkunde« Das
Gegentheil verräth Unvernunft, Dünkel, oder
verdammliche Absichten, ich meine, die den Arzt
vor allen Dingen entehrende Verläumdungssucht«
Eine grofse Menge Ton Fälle schweben mir
seit langen Jahren im Gedächtnisse, und liegen
in meinen Papieren, wo ich vielen Menschen
durch Brech- und Purgiermittel, auch Blutent-
ziehungen, das Leben gerettet und erbalten
habe. Auch in meinen von Krüger -Hansen so
gemifshandelten Beobachtungen (VIter Fa11)f
habe ich einen Fall beschrieben, wo ein Brech-
mittel ein- gefährliches Blutspeien heilte« Der
Mann geht noch täglich gesund und froh vor
meinen Augen herum, und prei(st mich. vfO
er kann, als den Retter seines Lebens: In je-
ner Beobachtung habe. ich mehrere dergleichen.
Beobachtungen nachgewiesen, aber auch nicht
versäumt, mit meinem alten Lehrer und Freunde
Richter in Göttingen die erforderliche Vorsicht
dringend zu empfehlen«
Was sich in chronischen Unterleibskrank-
heiten, nach den Umständen, mit auflösenden
und ausleerenden Mitteln ausrichten läfst, da-
von erinnere ich mich besonders aus den frü-
heren Jahren meiner praktischen Thätigkeit ei-
ner Menge Beispiele. Aus der spätem Zeit
schwebt noch der Fall einer Dame hell vor
meinen Augen, welche von vielerlei Leiden,
die sie sehr niederdrückten und unglücklich
machten, völlig befreiet wurde, nachdem sie
— 6 —
»ach meinen Mitteln mehrere Wochen hinter
einander ganze Eimer voll von den ekelbe-
schaffensten infarctuösen Stoffen ausgeleert -hatte«
Sie lebt noch in Rostock, und befindet sich
nun seit Jahren von ihren früheren Leiden
gänzlich befreiet.
Dafs Blutentziehungen und Ausleerungen
des Darmkanals häufig gemifsbraucht worden,
und dafs dies mit den nachtheiligsten Folgen noch
täglich geschieht« ist eben so wahr, als dafs
es nicht wenige Fälle giebt, wo Dunkelheit.
Täuschungen und Irrt h um Statt finden, ^und der
Erfolg der gefafsten Maafa regeln wider alle noch
so gerecht scheinende Erwartung verderblich
ist« Unvorhergesehene, hinzugetretene, unter-
xneidliche Umstände hatten' auf das Schicksal
des Kranken den nachtheiligsten entscheiden-
den Einflufs. Bekanntlich ist diefs ja auch mit
vielen andern Mitteln der Fall.
Die Heilkunde würde zwei mächtige Stützen
.verlieren , wenn sie die Blutentziehungen und
Darmausleerungen entbehren sollte. Auch aufser
den Krankheitsfällen, wo sie die Hauptmittel sind,
giebt es fast keine krankhaften Zustände des
Körpers, wobei das Eine oder das Andere nicht
nöthig seyn könnte. Eine grofae Menge der
glaubhaftesten Beobachtungen, die in den Schrif-
ten der beschäftigtsten praktischen Aerzte be-
schrieben sind« bestätigen dasselbe* Wie oft
hilft sich die Natur nicht selbst auf diesen
Wegen, wie sollte die Kunst nöthigen Falb
sie nicht unterstützen, ersetzen, befördern?
Die bevorstehende gröfste Lebensgefahr inufs
und kann durch das eine oder das andere die-
ser Hülfsmittel nicht selten gehoben werden.
Man denke an so manchen Schlagflufe, beson-
*v 7 —
den an so manche Vergiftungen , Erstickung u.
s. w. ! Eine Menge. Schriften der erfahrensten
und aufgeklärtesten Aefrzte sind voll von den
heil vollsten Wirkungen dieser Mittel, und den
Gründen ihrer Notwendigkeit«
Noch ein grofses Beispiel von der schnel-
len heilvollen Wirkung einer Blutentziehung
wird aus meiner früheren Erfahrung mit Ehren
hier stehen können. Es war ein zn meiner
Zeit in Gottingen studierender junger Mann,
welcher nach mehreren Violenzen, die sein
Kopf erlittenJiatte., gefühllos, ohne 'Besinnung
und Sprache darnieder lag. Nach mancherlei
Hülfsversuchen anderer Art, ward ihm endlich
eine Schlaf pultader durchschnitten,* -und, nach-
dem das Blut einige Zeit lebhaft : hervorge-
sprungen war, öffnete er die Augen, sah um
sich her, und erkannte die Seinigen, die um
sein Bette' herumstanden. Er ward nachher
noch ganz gesund, und ein beliebter Prediger
in Friedberg, woselbst er späterhin* gfcstörfcte« IsU
Es wird diefs zu dem Zwecke genügen,
dafs an ein Verbot, oder gar Yerponen aller
Blutentziehungen und darmausleerenden Mittel
von Seiten des Staats nicht zu denken ist, und
dafs daher ein Antrag darauf, als dem Wohle
der Menschheit schnurstracks zuwider, unge-
reimt und ernstlich zu verweisen seyn würde.
Eine umständlichere Kritik der Krüger-
Hansenschen Schrift behalte ich mit für ein an->
deres Journal von * ' • f'
— 8 —
n.
Beschreibung
des
epidemischen Friesel - Fiebern,
weichet
im Frühjahr 1831. und im Winter 18}{ in
mehreren Amts- Orten des Ober -Anus*
Bezirks Gmünd herrschte» '
MitgetheÜt
vom
_ /
Ober- Amte- Arzte Dr. Bodennuller
9
in Gmünd in Wortemberg»
8$d fntnsii n» „
mos exirema ad uwgutmcmmA
pratclare facit,
Bippooratk Jjifailpf
Einleitung*
Schon seit Jahren ist das Friesel (JUsUprfe
Febris miliaris. Purpura) Torzugsweise nnr^bei
Kindbetterinnen in diesem Ober -Amts -Bezirke,
besonders aber dessen nordostlichen ^Theile m-
gewobnlich oft vorgekommen , war jedoch ge-
wöhnlich nur sporadisch and symptomatisch;
. — 9 *-•
im Frühjahr 1831 dagegen stellt* eich dieses
Exanthem ab ein idiopathisches! als epidemi-
sches Frieselfieber dar, und -verbreitete sich
über die Orte Schonhardt^ Iggingen, Prainko-
fen , GÖggingen und Mulfingen , und auch Hörn
und Täferroth hatten einzelne Erkrankungsfälle«
Man überfiele sich allgemeiner Freude und
innigstem Dankgeftihle, als diese verheerende
Seuche .aufhörte, .und glaubte sich ganz von
ihr befreit, als sie im December 1831, und
, den ersten Monaten des Jahres 1832 neuerdings
in den Orten Schonbardt, Iggingen und Uz-
stetten ausbrach, und beim ersten Erscheinen«,
so wie das erste Mal, schnell mehrerer Men-
seben Leben vernichtete, und im Ganzen eine
nicht unbedeutende Anzahl von Personen befiel*
Bemerkens wer th ist es: dafs bei diesen
beiden Epidemieen die Krankheit sich in den
in der Höhe befindlichen Orten verbreitete, und
den mitteninnen im Leintbale liegenden, sehr
bevölkerten arinen Ort, Leinzeil, verschonte, der
in jeder Beziehung alle Bedingungen darbot,
welche /die Verbreitung des Frieselfiebers be-
günstigen konnten , und dennoch erst später ein-
zelne Erkrankungsfalle bei beiderlei Geschlecht
erfuhr, nachdem dasselbe anderwärts bereits auf-
gehört hatte, — und dafs diese Krankneit beide
Mal die Orte Iggingen und Schonbardt befiel.
Die Krankheit begann das erste Mal in
Prainkofen, verbreitete sich von da nach Ig-
gingen und Schonhardt, GÖggingen und Mul-
fingen; das zweite Mal fing sie in Schonhardt
an, verbreitete sich nach Iggingen und spä-
ter nach Uzstetten.
Um eine richtige Uebersicht über die Ent-
wickelung der Krankheit zu erlangen und den
damals herrschenden G*mu$ epidemicus näher
kennen,; rfo Jatoeo, will ich; Folgen)«! Tor»*».
'' Im December 1830 verbreitete* sich -fta»
Scharlachfries'el, das sich,' anch einig«. Zeit m
der Stadt gezeigt hatte, ailf'das Land,, Diese«
War sehr gutartig, und .bs wurde selten 'Arti-,
liehe "Hülfe, 'dagegen in Ansprach ' genommen,
so, dals wir Aerzle . sein7 Bestehen häufig Wo-
durch ' die folgenden Na chk rankheilen erfahren:
die auf dem Lande Jiefder Unwissenheit aap
Indolenz der "Bewohner Dicht sehen rortaineäV
Unter dieser leichten Form zog dieses ''Scha""*-
lachfrieiel in mehreren Orten herum, "bis e*
gegen das! Ende des Monats Januar i8$l ifait
ernstlicherem Charakter 'in Schönbardt oofli .'Ig^ ',
';iDgen attfirat Und schnell" eiriiger l^aofMldk
<ebeh vernichtete, "."{' s\ ■ • V
Den angewendeten polizeilichen Veiluffc- ■
rangen und heiin rzt lieben Anstalten gelang,. eft, ■
die Krankheit auf diese.: Orte zu hri-JarKilMsL
und die Kranken seitdem all« zu retten, öbKhaJi
Fieber und Entrundung immer intensiv' i
t
Anfangs herrschte bei dieser Epidei
entzündliche Charakter Vor, später neigte
sich mehr ins Nervöse riiit biisarligen Halsent
Zündungen. Gegen das Ende der Epidemie tan
bei mehreren Kranken , als bemerke nswerthe
Kacfakrankheit der Morbus maculosus haemor-
rhagicus frerlh. (Pelechiaitosis) mit befugen
Hämorrhagieen aus Mond und After, besonders
an den exeorirten Stellen (Stotnatorrhagia) vor,
wogegen sich Säuren und das Extractum C '
neu frigide paratum curaliv bewiesen.
Als sich diese Scharlach -Epidemie ihrem
Ende näherte, brach im Monat März in Prain-
ie der
:.eer
SS
verthe
emor-
fiigeo
mdew
) Tor,
a>-
— 11 —
kofen das^ Frieselfieber epidemisch aas, wel-
ches sieh dann über die obengenannten Orte
verbreitete, Verderben bringend auf das mensch-
liche Leben einwirkte, zum Glück aber nur
Tier Wochen dauerte Ee war ganz das-
selbe weifte Friesel, wie es öfters bei Wöch-
nerinnen sporadisch vorkommt, schnell verläuft
und oft tödtet.
Die constanten Erscheinungen dieses epi-
demischen Friesel - Fiebers waren immer eine
entsetzliche Angst, Bangigkeit 'And Beklommen-
heit in der linken Pericordial - Gegend , Welche
mehr oder weniger nach einer neuen Eruption
oder eintretendem Schweifs nachlief», oft sich
aber auch " wahrend dem ganzen Verlauf der
Krankheit gleich blieb, Unruhe, häufige, saqer
stinkende Schweifse, Jucken, Brennen und Ste-
chen der Haut,* welche Erscheinungen bestän-
dig ein intensives Fieber begleitete. Das Ex-
anthem bestand in einer unzähligen Menge klei-
ner, weifser, spitziger, mitunter auch grosse-
rer Bläschen.
Vorzugsweise wurde- das weibliche Ge-
schlecht in einem Alter von 16 bis 30 Jahren,
und unter diesen besonders Wöchnerinnen und
säugende Frauen von dieser Krankheit ergrif-
fen; jedoch wurde das männliche Geschlecht
nicht verschont und in verschiedenem Alter von
ihr befallen. ' ^
Nafskalte, Katarrhe begünstigende Witte-
rung»-Constitution, begünstigte auch die Aus-
breitung dieser * Krankheit, ur\d die Empfäng-
lichkeit für dieselbe yergröfserte die allgemein '
herrschende Angst. ^ 1
Der Verlauf war von einigen Stunden bis ]
zu 14 bis 21 Tagen, in welch letzterem Falle
aber gewöhnlich mehrere Eruptionen erfolgte**
— 12 —
Die Sterblichkeit war grob, schnell, in
einem Tagte starben 3 junge Frauen bereits
Tor dem Eintritt der ärztlichen Behandlung.
Später starben noch 6 Personen anter 59 Kran-
ken, wo bei einigen der Verlauf so schnell
war, dafs keine ärztliche Hülfe angewendet
Werden konnte«
Die Fortpflanzung geschah theils durch
Miasma, theils durch Contagium.
Merkwürdig ist der schnelle Uebergang die-.'
ser Leichen in *Fäulni&, denn schon in einigen
Stunden nach erfolgtem Tode flofs aus allen
Oeffnungen faulichte aufgelofste Flüssigkeit
Im Monat April nahm die Zahl der Kran«
ken bedeutend ab* als aber im Mai die kalten
Nord- und Ostwinde weheten, so entwickelten
«ich sowohl bei Kindern, als groben Leuten
Schleimfieber, katarrhöse und rheumatische Lei-
den; auch zeigte sich das Friesel in diesem
Monat wieder, und befiel einige Personen in
Goggingen und Mulfingen, und mitunter zum
zweiten Male.
Im Monat Juni kamen mehrere nerrote
Fieber vor.
In dem Etatsjahre von 1831 bis 1832 stell-
ten sich zwar die gewöhnlichen Jahresseit-
und Witterungs- Constitution»- Krankheiten ein,
allein eine allgemeine Tendenz zu Ausschlags«
Krankheiten war während demselben, unter*
kennbar. • ^
Der Monat Juli hatte keine eigenen Kran-
ke, der damalige Stand der Kranken war Ue-
berbleibsel früherer Zeit. "i
Der Monat August brachte seine ge wohn-
lichen Brechruhren , die jedoch bei weitem nicht
so häufig, als im Jahr 1830, hingegen weit
intensiver und von schnellerem Verläufe we*
— 13 —
ren. Diese dauerten im September nocÄ fort,
wozu sich rheumatisch -catarrhöse Anfalle ge-
seilten , die im October und November ohne
besonders auffallende Erscheinungen fortdauer-
ten. Im Monat November zeigte sich auch öf-
ters das Scharlacbfriesel wieder, dessen Cha*
rakter aber gutartig , dessen Verlauf regelmäßig,
und dessen Intensität gering war. Auch fingen
die Kindbetterinnen an, wieder allgemeiner an
Friesel zu leiden*
Die schweren pathologischen Gewitterwol-
ken drohten, einen nahen Ausbruch, und wirk-
lich stellte sich dieser schon Anfangs December
in der Scbultheifserei Iggingen, in der Form
des epidemischen Frieselfiebers wieder ein. Es
war in seinen Erscheinungen, seinem Charak-
ter und Verlauf, und selbst der Intensität sei-
nes Fiebers 'ganz dem epidemischen Frieselfie*
ber gleich, welches im Monat März 1831« in
derselben Gegend herrschte. Es war anfangs
rapid, und verschlang mehrere Opfer; im Ver-
lauf wurde es aber milder, wo es dann auch
gelang, vollends alle Erkrankte zu retten. Diefs
Frieselfieber dauerte bereits den ganzen Monat
Januar in, Iggingen noch fort; überhaupt be-
schränkten sich beide Epidemieen auf den nord-
östlichen Thefl des Ober- Amts -Bezirkes; aber
auch in andern Gemeinden kamen zu dieser
Zeit häufig Friesel -Krankheiten vor, z. B*. in
Bargau und in dieser Gegend war keine Wöch-
nerin zu finden, die nicht an dieser Krankheit
litt. Während und nach diesen Epidemieen
war der Genius epidemicus catarrhöser Natur«
Ich finde mich um so mehr veraulafst» \
über diese epidemische Frieselfieber mich et? '
was weitläufiger auszulassen, als diese rapid*'
— 14 -r '
und verheerende Krankheit im März -und De-
cember 1831 und Januar 1832 in dieser Gegend
epidemisch ausbrach, auch sonst ungewöhnlich
oh vorkömmt, und unsere Gegend noch jetzt
nicht verlassen zu haben scheint y auch nicht
weniger mörderisch ist, als die epidemische
Brechruhr, mit welcher sie in folgende Paral-
lele zu stellen seyn dürfte:
Wie sich die sporadische Cholera zur epi-
demischen verhalt, so verhalt sich das spora-
dische Frieselfieber zum epidemischen. .
Besonders aber finde ich mich veranlaßt»
Mittheilungen über dieses Frieselfieber cu ma-
chen, als ich in der mir im Verlauf der
Krankheit angeeigneten Therapie die sicherste,
schnellste und bewährteste Heilmethode gefun-
den habe, wenn es möglich wird, die Krank-
heit bald genug zu erkennen, und diese Heil-
methode bald genug anzuwenden. Auch ist mir
nicht bekannt, dafs diese Heilmethode früher,
(wenigstens nicht in dieser Ausdehnung) ange-
wendet wurde«
Das epidemische Friesel - Fieber im Ober -AmU-
Bezirke Gmünd, in den Jahren 1831 und 1632»
Ich habe oben gesagt, dafs in den Mona-
ten October und November die Aussen lagskrank-
heilen wieder vorzugsweise anfingen, eine Rolle1
zu spielen , und dais die damals gewöhnliche
Form ein Gemisch von Scharlach und Friesel
war; ihre Verbreitung war jedoch nicht allge-
mein, und der Scharlach hatte eine offenbare
— -- 16 —
Präponderanz, tlenri seine Konstanten 'chrfrakte-t
ristischen Erscheinungen waren vorherrschend*
Mit dem Anfange des Monats Deeember
Ter seh wand der Scharlach immer mehr und mehr,
und hie und da zeigte sich sporadisch ein Frie»
selfieber, vorzugsweise bei Kindbetterinnen, aber
auch bei Männern und Jünglingen. , Die Krank-
heit war heftig,, das Fieber intensiv, jedoch
gelang die Heilung gewöhnlich, wenn sie auch
in Folge anderer Krankheiten als Nachkrank«
heit erschien, was öfters nach katarrhösen
Brüstentzündungen der Fall war; aber immer,
verzögerte sich im letzteren Falle der Verlauf
entsetzlich , so daüis die Krankheit 3 bis 4 Wo-
chen dauerte.
In der Mitte des Monats Deeember brach
endlich das Frieselfieber wieder epidemisch in
Iggingen aus, nachdem es diesen Ort kaum et-
was über ein halbes Jahr verschont hatte; et
erkrankten zugleich an Einem Tage 3 Personeri
weiblichen Geschlechts, woron eine Kindbet-
terin war.
Alle drei starben je in 24 bis 48 Stunden.
Nach dem Tode dieser, erkrankten wieder an
einem und demselben Tage mehrere Personen
an dem Frieselfieber unter denselben heftigen
Erscheinungen, weswegen ich Anzeige erhielt,
und an Ort und Stelle die Untersuchung vor-
nahm.
' Diese Krankheit machte folgende Zeiträume
durch , wobei ich folgende Krankheitserschei-
nungen bei gemeifsigterem Grade und Verlaufe
der Krankheit fand.
Stadium inyasionis.
Nachdem die Leute einige Stunden oder
einen Tag lang eine nicht zu beschreibende Unbe-
— 10 —
haglichkeit gefuhl , hatten, worden . sie Tön einer
grofsen Mattigkeit befallen» der sich Reifaen
in den Gliedern and abwechselnde Schauder«
und Hitze - Anfalle zugesellte (letztere tratet*
während des ganzen Verlaufes der Krankheit
ein, so oft der Kranke, was immer fiir eine»
Theil des Korpers mit der Zimmerluft in Be-
rührung brachte). Mit diesen Erscheinungen^
stellte sich Halsweh ein, wobei Gaumen-
segel , Mandel und Zäpfchen braunroth entzün-
det aussahen, aber nicht geschwollen, wa-
ren (dieses Symptom ist aber nicht constant,
daher der Krankheit nicht eigen, ich sah et
im Frühjahr 1831, und später nicht) ; die Kran«*.
ken klagten daher auch nicht über Schmerzen
_ beim Schlucken ; dabei verlor der Kranke den
Appetit, es stellte sich grofser unersättliche»
Durst ein* und ohne gastrische Complicfttjoji
war die Zange nicht sehr belegt t jedoch?, trok?
ken und weifs, oft auch feucht. Der. Kopf
war etwas 9 aber nicht bedeutend eingenom*
men. Die Kranken wurden unruhig , schliefen
wenig , klagten über Bangigkeit, harten Athem,
hatten Angst; ihr Unterleib war jedoch weiche
die Ausleerungen geregelt; — aber jetzt brach .
plötzlich ein ungeheurer, saurer, stinkender
Schweifs über den ganzen Körper au»# qJub*
den Kranken zu erleichtern; mit dieses* trat
vielmehr die — • dieser Krankheit so eigene
constante, charakteristische Angst, UnrohfUnd
Bangigkeit der linken Pericordial- Gegend aiftf
die sich von Zeit zu Zeit wiederholte* ..§ bis
§ Stunde aussetzte, um dann um so Jkeftigtf
wiederzukehren. '
Dieser Zustand dauerte 3, 4 bis 5 Tage,
oft aber nur so viele Stunden $ dann kam. «nt*
— 17 —
i
<Wm heftigsten Schwitzen, Stechen, Brenne»
and Jacken der Haut, Taubheit der Finger,
throne, Ohnmächten, Herzklopfen, der Frier
ttlaosschlag, jedoch nur mit momentaner Ert-
leichterung, oft fiber den ganzen Korper,, und
diefs waren günstigere Fälle ; oft aber auch nur
ptrtielL Die Halsentzündung Terschwand mit
ihrem Erscheinen aber für immer«
Stadium eruptionis*
Das Exanthem erschien gewöhnlich unter
trockenem Husten , Kopfschmerz, Schwere des
Kopfes, geschwollenem Gesiebt, Zittern der
Hände, außerordentlicher Empfindlichkeit der
Haut, mit vielem wäforichtem Urin, sauren
stinkenden Schweifsen, Fliefsen der Nase und
Unruhe, zuerst am Halse, auf der Brust, den
Armen, und etwas später im Gesicht, in der
Form ron unzählig kleinen, spitzigen, weife»
lichten, mehr durch das Gefühl, als das Ge-
sicht bemerkbaren Bläschen mit rothem Hofe,
Welche die Haut ganz rauh machten. Diefs war
Regel, oft kamen aber auch grftfsere Bläschen
tot. Dieses Stadium dauerte ebenfalls 2 bis 8
Tage, oft auch nur so viele Stunden.
Bei dem gemäßigteren Charakter dieser
Friesel« Epidemie, wie ich sie hier beschreibe,
befanden sich ganze Haufen solcher Bläschen
beisammen, welche ich bei mehreren Kranken
im Gesiebt, besonders an der Stirne, beobachtete.
Die Haut um solche Bläschenhaufen war roth-
laufartig entzündet und geschwollen. Bei hef-
tigerem Grade der Krankheit sah ich diese Er*
scheinungen nie ; in diesem war der ganze Kör-
per glejch. übersäjet, und in diesem wurden die
Bläschen oft so grob , wie Hanfsaamen ; oder
Jstm.UXXI.B.3.8t. B
— 18 —
ti« kamen gar nicht zum Vorschein. Der
Sehweift dauerte in der Regel fort, und glei-
chen Schritt mit ihm hielt die Angst und Ban-
gigkeit in der Praecordialgegend und di? Un-
ruhe der Kranken.
# ■ i I
Stadium florescentiae.
Dieses begann den'' 7ten oder 8ten Tatf,
und endete nicht vor dem Uten, oft erst aber
den 14ten Tag. Bei ganz gutem Charakter und
regelmässigem Verlaufe, nahm die Heftigkeit
der Erscheinungen in der Regel ab, die Bläs-
chen füllten sich mit weifser Lymphe, Jucken
und Brennen aber dauerten fort; diefs vrftr je-
doch der seltenere Fall. Auch, in diesem Sta-
dium war die constanteste und wichtigste Er-
scheinung, dafs immer und ewig ein Zurück-
treten des Schweifses und des Ausschlags drohte,
worauf sich Angst, Bangigkeit und Unruhe auf
den höchsten Grad steigerten; und gelang es
nicht, Schweifs und Ausschlag an die Obcfr»
fläche zu bringen, oder hatte der Kranke nicht
Gewalt genug über sich, und erkältete sich,
oder ging im Irrwahn aus dem Bette , um sich
Linderung zu verschaffen , so waren die Kran-
ken bestimmt in ein Paar Stunden Opfer die-
ser Krankheit. Die Angst und Unruhe muiste
entsetzlich seyn ; denn wenn ich den Kranken
auch erklärte, dafs ihr gegenwärtig fürchterli-
ches Leiden vom zurückgetretenen Schweibe
und Ausschlage herrühre, durch Erkältung and
Herausgehen vermehrt werde, und ich ihnen ru-
higes Verhalten und warme Getränke empfahl,
und sie mir mit festem Willen alles Gute verspra-
chen , so war es doch der nächste. Augenblick,
in dem sie diese Vorschriften übertraten«
-. 1» —
Ich konnte bis jetzt bei den vielen, Kmi£<
ken nicht genau «usmitteln, ob dieser Schwab*
kende Zustand des Schweifte* und des Aas«.
Schlags der Krankheit eigen sey, welcher ein
constantes Symptom der Krankheit bildet, oder
ob diese bei jedem Kranken sich einstellende-
Erscheinung, bei der hohen Reizbarkeit der Haut
und Narren — durch die grobe Unruhe und
Angst 9 oder theil weise Erkältung erzeugt werde*
Grofse Angst — • erzeugt durch Ergriffen-
seyn des Nervensystems — ist allerdings im
Stande , solche Erscheinungen zu bewirken ; al-
lein die Unruhe der Kranken ist sogrofs, daA.
ein Lüften des Deckbettes nicht wohl verhin-
dert werden kann , und diese . Erscheinung ist
zu constant. Ich mochte daher, beiden schäd-
lichen Einflüssen ihren Antheil einräumen, nur
dürfte ersterer Veranlassung geben, und der
zweite begünstigen und vollends die Erschei-
nung bewirken ; das Wahre hievon aber dürft*
in der Krankheit selbst zu suchfen und. ihr «H
genthümlich seyn«
Bei dem Zurücktreten des ScfaVteiTses und Aus-
schlages entstand gewöhnlich zuerst Klingen und
Sausen in den Ohren , und kehrten Schweift und
Ausschlag nicht bald wieder, so traten Herz-
klopfen und Delirien, Bewufstlosigkeit etc. ein,
welche Anfälle öfters schnell mit dem Tode
endeten. Oft erholten sie sich aber von die-
sen heftigen Anfällen in einigen Minuten* und
Stunden wieder. Schweift und Ausschlag er-
schienen reichlicher, als vorher, und der Kranke
hatte eine Erleichterung von einer halben bis
ganzen Stunde > wo dann die beschriebenen Er-
scheinungen ton neuem wieder ihren Anfang
nahmen, und .wenn bricht einer dieser AnÄU»
fi 2
— 20 —
tödtet*, so lange fortdauerten , alt der Aus-
schlag bestand« Die Leute beschrieben diese
Anfälle öfters auch so : Es steige etwa» Ton
ihren Fiifoen herauf , setze sich auf die Herz-*
grübe, Und fahre dann in den Kopf, wo sie
dann bald ihr Bewufstseyn verloren*
Diese Anfälle, und so kamen sie gewöhn-
lich vor, beweisen die Heftigkeit der Krank-
heit und begründeten die rapiden Fälle, die
ebenfalls häufig Statt hatten.
Dieser Zustand, die Angst und Unruhe de»
Kranken, und die Veränderlichkeit, macht*
diese Krankheit zu der undankbarsten nnd lä-
stigsten für den Arzt, und höchst gefährlich
für den Kranken; und leider kamen; die An-
falle auch schon in den früheren Stadien , und
dauerten, so zu sagen , während dem ganzen
Verlauf der Krankheit. Kaum glaubte sich der
Kranke erleichtert, wo nicht gar gerettet , —
oft rerliefs ich den Kranken mit erleichtertem
Herzen, als der nächste Augenblick es war,
der alle diese Erscheinungen wieder hervorrief
und oft in noch erhöhtem Grade, — und so ge-
schah es auch , dafs ich den Kranken kaum in
scheinbar erleichtertem Zustande rerliefs, and
der Todesbote auf dem Fufse mir folgte«
Das Fieber war aucji bei diesem gemä-
fsigten Charakter immer intensiv, und die Krank- fc
heit höchst gefährlich ; denn ohne die nöthigste
Vorsicht ärztlicher und anderer Pflege, waren
sie Opfer des nächsten besten Anfalls. In ei-
nem heftigen Anfall von Angst, Beklemmung
und Unruhe , baten oft die Kranken gar zu, in-
ständig, sie aus dem Beile zu lassen; aber
wehe dem Mitleiden und der Nachgiebigkeit;
immer waren solche Kranken Opfer derselben«
— 21 —
Dabei bauen die Kranken wenig Appetit,
einen unersättlichen Durst, wenn auch Zunge
und Nase feucht waren , und atbmeteq immer
schwer. Der Unterleib war weich , klein und
echmerzlos, der Stuhl geregelt, gegen das Ende
der Krankheit, mitunter auch im Verlaufe selbst,
war die Stuhlentleerung träge und trocken, der
Urin röthlich gelb, der Puls weich, schnell,
schwach, öfters härtlich, mitunter etwas voll,
der Schlaf • mangelte ganz, höchstens stellte
sich sehr unruhiger Schlummer ein ; die Kräfte
waren noch mittelmafsig, und wurden nur im
langen Verlaufe der Krankheit erschöpft Die
oben genannten Anfälle abgerechnet, war
die Sinne und das Sensorium meistens frei,
die Angst aber constant; die Kranken litten
mehr oder weniger an Kopfschmerzen, aber
in keinem ausgezeichneten Grade.
Die Kranken waren aber, oft sehr aufge-
regt, besonders wenn dje Nerven afficirt wur-
den , oder überhaupt sich eine nervöse Ten-
denz aussprach; in diesem falle waren sie in
Wort und That sehr schnell, sie warfen sich
im Bette herum, als ob ihnen nichts fehle,
und sprachen heftig. Diefs war aber eine
schlimine, Erscheinung, Schweifs und Ausschlag
waren dann gewöhnlich nur mäfsig heraus- oder
zurückgetreten, und kam nicht bald eine neue
heftige Eruption, so war der Tod nicht fern.
Die oben beschriebenen Zufalle der gemä-
fsigten Form , dauerten in der Regel 4 bis 5,
mitunter aber auch 14 Tage und noch länger,
ohne dafs im mindesten eine wesentliche Er-
leichterung eiutrat. (Wenn indessen der Ans*
schlag 14 Tage und 3 Wochen dauerte, ao
fanden partielle Abschuppungen und .,
— 22 —
Stfuptiöneh Statt, die aber immer mit deb .an-
gegebenen gefährlichen Erscheinungen • einten*
ten, indessen mehr Hoffnung cur Genesung gev-
v^äfbrten).
• ■ ," Nach dieser Zeit aber verlor sich die Hitze»
-der Schweifs minderte sich, der. Ausschlag fing
an abzusterben , und hiemit trat die erste Eiu
Jeichterung ein, die Reconvalescenz begann; et
achwanden nach und nach die Fieberbewegon»
gen, der Appetit kehrte wieder, der Durst
'horte auf, die natürlichen Verrichtungen waren
in Ordnung , und die. Haut schuppte sich Ueien-
artig ab, welcher Abschuppungs-Procefs 5—6
Tage dauerte. Immer und immer wiederholtes
sich auch in diesem -Stadium , dem
Stadium desquamationis
die Bangigkeiten; jedoch konnten es jetzt fr
Kranken im Bette aushalten, und sje genasen,
wenn sie sich gut hielten , aber sehr langsam;
denn die Vis vitalis war an ihrer Grundteste
angegriffen, und die Kräfte waren so erschöpft,
dafs in Folge, als Nachkrankheit leicht Abzeh-
rung einzutreten drohte, wenn nicht /mit kräf-
tigen Mitteln nachgeholfen wurde.
Bemerkenswert!) ist auch in dieser Bezie-
hung die schnelle Verwesung der Leichname
der an dieser Krankheit Gestorbenen,
Beim jedesmaligen ersten Erscheinen wS-
thete die Krankheit am heftigsten , und rer-
• schlang schnell einige Opfer, die am meisten
.Empfänglichkeit für sie hatten, bei denen 110
. sich dann in Toller Intensität zeigte, und einen ,
schnellen kurzen Verlauf hatte. Im Verlauf dar
Krankheit kamen wohl einige rapide Fälle vor,
aber im Ganzen war der Krankheitsgrad we-
niger heftig, und der Verlauf weniger aehnelL
— 23 — '
AU«, die so eben beschriebenen Erschein
nungen der mafsigeren Grade • der Krankheit
aber steigerten sich auf eine furchtbare Weite»
'wenn sie sich in ihrer gröfsten Intensität dar-*
stellte;. und hier war es auch, wo der Verlauf
sehr schnell' war , und in einigen Stunden mit
dem Tode endete. Es ist unglaublich, unbV
nichts desto weniger wahr, dal* anscheinend
gesunde' Pcffsonen in einigen Stunden Opfet
dieser Krankheit wurden. Die Kranken wer*'
den in diesem Falle mit unsäglicher Mattigkeit,
Bangigkeit, Beklemmung und Angst, jkurzem.
Athein, Unruhe und Schweifs befallen, Welcher
oft schnell zurückzutreten droht. Nach eini«.
gen Stunden schon stellt sich Stechen, Bren».
nen und Jucken der Haut ein , mitunter auch'
partieller Ausschlag , mit diesem aber eine Auf- .
regung des Nerven- und Gefäfssjrstems, so dab
die Kranken mit grofster Hast sprachen 9 sich
hin und herwarfen, delirirten, und yon .solchen
Bangigkeiten .und Unruhen gequält wurden, dab '
sie sich nicht einen Augenblick im Bette ruhig
yerhalten . konnten.
In diesem Zustande half jede Zuspräche
nichts, und in diesem Zustande kam mir noch
kein Fall tot, wo die Kranken ihre Bettdeckeb
nicht gelüftet hätten, oder gar aus dem Bett»
gesprungen wären, und wenn ich ihnen auch
2 oder 3 Wärter zur Aufsicht beigegeben hatte;
aber auch dieser Zustand war es, wo die Ner-
ven am meisten ergriffen waren , das Bewulst- *
seyn, wenigstens das Urtheil, nicht mehr klar
war, und der daher die meisten Opfer ver-
schlang« Der Anfall der Krankheit fiel hier
gewöhnlich mit der Eruption zusammen, und
fand diese nicht gehörig Statt, so waren die
Kranken Opfer dieses Anfalles, oder starben
_ i
— 24 —
tat dam zweiten oder dritten am so gewfiter,
wenn sieb auch dat Exanthem zeigte, Was
wahrscheinlich entweder nicht hinlänglich, oder
die Krankheit zu intensiv watf.
Dieser Zustand war entsetzlich, und man
mufste eigentlich mit dem Kranken kämpfet*,
damit er nicht, wie jene Macken, zu Grande
gehen, die sich yoin Scheine des Lichts bothort»
in demselben Texbrennen.
Die wahrscheinliche Folge war voram-
zusehen, das Geschäft der Eruption wurde
durch innere oder äufsere Bedingung verhin-
dert, unterdrückt, der Ausschlag trat zurück'
auf die inneren serösen Gebilde, und die Kran*
Icen starben in einigen Stunden apoplektisch in
Folge einer geschehenen Ausschwitzung. —
i ■
Nun kam mir aber noch ein dritter FaD
vor, der alle Erscheinungen mit dem. zweitem
gemein hatte, nur dafs der Verlauf hoch schnel-
ler war, der ..Ausschlag gar nicht; zum Vor»
schein kam, sondern sich wahrscheinlich gleich
ursprünglich auf die inneren serösen Gebilde warf.
Solche Personen wurden von einem furcht-
baren Fieber ergriffen , wobei den Puls unzäh-
lig schnell, klein und härllicb war, fingen nach
4 bis ö Stunden schon zu dejiruren an, und jn
18 bis 24 Stunden waren sie todt, —
Die einzige Complication , mit der inir diese
Krankheit bis jetzt vorkam, war die gastri-
sche , die im Verlaufe der Krankheit keine
Veränderung hervorbrachte, als dafs sich öfters
Aufsfofsen, Erbrechen oder Abweichen einstellte,
die Zunge schmutzig gelb belegt, und die Re-
gio epigastrica immer bei der Berührung em-
pfindlich war.
— 25 —
Das Entstehen dieser KrahkheB Wurde of-
fenbar durch cosmisch-tellnrische Einflüsse be-
dingt, und bei Mangel anderer Ursachen be-
günstigt durch die Witterungs- Constitution, dal
Wochenbett - Lactationa - Geschäft, und selbst
durch die Catamenien; sonderbar ist indessen,
dafs sie sich bis" jetzt nur auf einen gewissen Be-
zirk beschränkte, links und rechts auf die An«
fiShen des Leinthals , und daher die Orte Ig-
gingeu, Schö'nhardt, Prainkofen, Uzstetten, GHg-
gibgen, Hörn und Täferroth y und im Leintfaal
Mulfingen heimsuchte, während in dem sehr
bevölkerten an der Lein Hegenden Orte Lein-
zeil, das Ton genannten Orten ganz umgeben
ist, nur einzelne Erkrankiingsfälle vorkamen.
Die Krankheit pflanzte sich durch die Luft
fort , ein' Miasma , wie der Anfang der Epidemie
beweist, befiel aber vorzugsweise nur solche
Leute , die Opportunität ' hatten ; in einzelnen
Fällen aber wurde sie durch unmittelbare An-
steckung übertragen, und befiel auch Personen,
die ursprünglich keine besondere Empfänglich-
keit zeigten, als Contagium, worüber mir na-
mentlich neuerlich in Hörn und Prainkofen Fälle
vorkamen, wo die Krankheit in einem Hause
jedes Geschlecht und Alter durch unmittelbares
Beisammen wohnen befiel, es mochte Opportu-
nität vorhanden seyn, oder nicht. Es läfstsich
wenigstens nicht annehmen, dafs nur in einem
Hause eine 24- und eine 21jährige Tochter,
ein 18- und lOjähriger Sohn und eine mehr
als 50 Jahre alte Mutter und der 60jährige Va-
ter, in einer Woche die nämliche Opportuni-
tät haben«
Offenbar pflanzte sich hier die Krankheit
durch Contagium fort ; denn sie war sehr in-'
_ 26 - —
teosijr qpc} tpjdemisch, und in diesen^ Zustande.
befällt sie jedes Individuum, wie. alle acuten,
Exantheme, um 40 mehr, wenn durch die vpr-
aut gegangene Witterungs - Constitution eine» An-
lage im Organismus veranlafst wir$. Allein nicht
alle Angesteckte wurden. in gleichem Grad?* h«-
fallen.. Bei weniger Opportunität entstand ein.
leichterer Grad der Krankheit y so wurde Jim
der genannten . Familie in Hörn bei dein, §phntr
und Vater die Eruption durch ein Brechmittel
schnell bewirkt und die Krankheit abgekürzt*
was auf einen milderen Grad hinweist. We-
niger Ansteckungsfähigkeit fand ich bei gering
geren Graden der Krankheit«
Vorzugsweise war das weibliche Geschlecht
der Ansteckung ausgesetzt, und unter diesen
hatten Kindbetterinnen und säugende Frauen
die grofste Empfänglichkeit;' jedoch wnrden
auch Jünglinge, Männer und Kinder n^cht Ton;'
dieser Krankheit verschont.
■
In Beziehung auf das .Alter» wurden, diu
Leute von 20 — 30 Jahren besonders Ton die»
•er Krankheit, befallen«
Die begünstigenden Einflüsse 'waren «Ine
nafskalte Witteruogs - Constitution und catar-
rbose Zufälle» die die Haut für die Ansteckung
empfänglich und geschickt machten, und die in
jener Gegend herrschende Furcht und Angst,
die so grofs war, daß die1 Bewohner eine* Of*
tes, in welchem die Krankheit ausgebrochen
war, ganz stumpfsinnig wurden. Dann die
Lebensweise, besonders die ausserordentlich war-'
men, ja heifsen Zimmer und Federbetten,
die gesellschaftlichen Zusammenkünfte in der-
gleichen Stuben , und das Schwitzen in den»
selben; dabei aber hatten 9 wie oben bemerkt»
— 27 -
^Wöchnerinnen , saugende , und menstruirende
Frauen die grofste Empfänglichkeit , and Aap
weibliche Geschlecht war überhaupt mehr, als
.da* männliche dieser Krankheit ausgesetzt, an#-
derweitige Einflüsse kamen hier nicht vor;
diese yrurden durch die epidemische Constitu-
tion ersetzt,
Bemerkenswerth ist, dals mehrere Kran-
ke nach Catarrhen und Brustentzündungen in
der Reconvalescenz , nachdem die Krankheit
regelmässig überstanden, und im Verlayf der
Krankheit keine Spur von einem Friesel zu be-
merken war, plötzlich vom Frieselfieber befal-
len wurden," das im Allgemeinen die oben an-
gegebenen Krankheitserscheinungen zeigte, nur
vrar es hier mehr symptomatisch.
Nachdem ich solche Kranke hier und auf
•dem Lande7 als gerettet ansah f wurde ich plötz-
lich ron einem neuen ..heftigen Erkranken in
Kenntnib gesetzt , und bei meiner Ankunft fand
ich dann das Frieselfieber. Ich rettete zwar
alle diese Kranken, weil der Ausschlag immer
heraus kam, allein ihr Charakter war nicht
weniger heftig und ihr Verlauf sehr laugsam«:
Die Vorhersage dieser Krankheit war ih-
res schwankenden Zustande* wegen sehr un-
sicher, denn Kranke, die sich bei der Anwe-
senheit des Arztes leidlich, ja sogar wohl
befandep , , waren in ein Paar Stunden Opfer
.dieser Krankheit. Sie wurde aber besonders
da unsicher, wo der Arzt wenig auf Pflege sich
Terlassen konnte, denn die geringste Erkältung,
Schrecken, Angst, bei sonst ganz günstigen
Verhältnissen, brachte oft plötzlich den Tod;
oft aber fand auch ein Zurücktritt des Ausschla-
ges durch innere Bedingungen Statt, besondert
bei grolser Intensität der Krankheit,
— 28 —
AT« allgemeine Regeln konnte man sich
abstrahiren, dafs die Vorhertage sehr ungün-
stig -war, wenn die Eruption nicht gehörig Ton
•Statten ging, oder gestört wurde, wenn der
'Ausschlag gar nicht zum Vorschein kam, oder
wenn Schweifs und Ausschlag zurücktraten«
Junge, vollsaftige, wohlgenährte Personen weih«
liehen Geschlechts, unterlagen der Krankheil
eher, als altere, hagere Personen männlichen Ge-
schlechts. Wöchnerinnen. und säugenden Frauen
brachte die Krankheit die gröfste Gefahr, und
überhaupt dem weiblichen Geschlechte mehr,
als dem männlichen*
Für jüngere Personen von 10 bis 14, 15
Jahren, verlief die Krankheit mit weniger
Gefahr.
Ein sehr schlimmes Zeichen bei allen Kran*
ken war eir gewisses Aufgeregtseyn des Ner-
vensystems, und daher rührendes, schnelle*,
bastiges, an Deliriren grenzendes Benehmen«
Bei eingetretenen Delirien war in der Regel
keine günstige Prognose zu stellen; jedoch ge-
lang es mir, auch mehrere Personen in diesem
Zustande noch zu retten«
Günstige Erscheinungen waren, wenn das
erste Stadium (Stadium invasionis) nicht mit
dem Stadium eruptionis zusammenfiel , wenn
die Eruption unter Begleitung von ungeheuren
Schweifsen vollständig Statt fand, Wenn der
Ausschlag stellenweise ganze Haufen Bläschen
bildete, die Haut sich i miner feucht erhielt,
die Unruhen und die Bangigkeiten nicht »
heftig waren, und keine Delirien eintraten.
Besonders günstig war, wenn die Krankheit
einen nicht zu schnellen Verlauf hatte, regel-
mässig ihre Stadien durchlief, nnd daher lsn>
— 29 —
^ •
ger dauerte; je länger die Dauer, desto, wen!«
ger .war die Gefahr. Die Dauer der Krankheit
•war 14 Tage, 4 — 6 Wochen,
■Therapie»
■Die wichtigste Induration in dieser Krank-
heit war die Eruption und die diese begleiten-
den Schweifte zu begünstigen, das Fieber, die
Angst, Bangigkeit und Unruhe, die das Ergrif-
fenseyn der Nerven bezeichneten , zu inäfsigen,
den Rücktritt des Ausschlags und die daher rüh-
rende Uebersetzung zu verhindern ; — ich will
daher die einzelnen von mir angewendeten Mit-
tel angeben, und ihre Wirksamkeit näher be-
zeichnen.
a) Blutentziehungen,
Diese waren im Allgemeinen nicht ange-,
zeigt Ich. wandte- sie anfangs der Epidemie
wiederholt und gleich anfangs der Krankheit
an, besonders bei jüngeren, Tollsaftigen Indivi-
duen, und bei intensiven Anfallen und schnel-
lem Verlauf, wo der Ausschlag nicht herauf
wollte, die Angst, Beklemmung, Unruhe un-
ausstehlich war; allein ich sah nie besonders
günstige Wirkung von ihnen, und ein neuer Aus-
bruch von Schweifs brachte weit mehr Linde-
rung, als Aderlassen. In späteren Stadien, wenn
der Ausschlag schon heraus war, sah ich im-
mer ,ohnediefs keine Anzeige zu Blutentziehun-
gen mehr, diese konnten im Gegentheil bei der
grofseu Tendenz ins Nervöse und Putride nur
Schaden bringen. Ich möchte daher jedem
Praktiker anrathen, Marcus Grundsätze hier-
über mit Vorsicht in Anwendung zu bringen.
Bei intensivem Fieber, vollem Puls, star-
ken Congesüonen nach dein Kopfe und yq.11-
— 80 —
saftigen Individuen, ordnete, ich diese, jedödr
in söferne mit Erfolg an , als ich dadurch al-
lenfallsige nachtheilige Einflüsse odfer schädliche
Complicationen verhinderte, aher anf die Krank-
heit übten sie nur geringen Einflufs. Indessen
hatten sie auch hier immer nur im ersten Sta-
dium Nutzen, während sie im andern Stadium
den schlimmen Verlauf der Krankheit begün-
stigten*
Von Blutegeln, an die Schläfegegend ap
plicirt, sah ich günstige Wirkung bei grofsem
Erethismus; auf die Herzgrube konnte ich sie
wegen Empfindlichkeit der Haut und des grtf-
fsen Schweifses nicht anwenden lassen; denn
ich mufste fürchten t durch Erkältung mehr
Schaden zu bewirken, als ich von den Blut«
egeln Nutzen hoffen konnte; defswegen unter-
lief» ich auch an dieser Stelle die Application.
von Schröpfköpfen* In dem Verlauf der Krank-
heit war jedoch an dieser Stelle die Anwen-
dung der Blutegel und .Schröpfkopfe unmög-
lich, weil sie ganz mit Pusteln überzogen
wurden*
b) Diaphoretica.
Im gewöhnlichen , geregelten Verlaufe wa-
ren einfache Diaphoretica hinlänglich, die Klink*
heit gefahrlos zu überstehen, und unter diesen
mufs ich dem Spiritus Minderen , dem Wwum
Antimonii, und dem mit Weinessig saturirteu
Kali carbonicum den Vorzug geben , Terbun-
den mit Thee, alle Viertel- oder alle halbe
Stunden eine Tasse zu reichen.
Hiezu verwendete ich Chamillen-, Bai«
drian-. Pfeffermünz- und Hollunder- Thee, dem
ich je nach Umständen Hoffmann's Liquor bei-
setzte« Diesen Thee liefs ich besonders da mit
.. * ■
— 31 —
Erfolg anwenden, wo der Schweift und Aol-
schlag zurücktraten, oder gar nicht heraus
wollten , wo ich ihn dann auf die angegeben*
Art reichen lief»; gewöhnlich aber gab ich ihn
in längeren Zwischenräumen» ..-.■.'
In ähnlichen Fällen würde der warme Wqjn
nicht ohne günstige Wirkung angewendet; auch
dürfte hier der Punsch zu empfehlen seyn.
Ich darf unumwunden erklären i dafs\ far
Anwendung obiger Methode, mancher Kranke
sein Leben zu verdanken hat«
War aber der Ausschlag wirklich zurück- ,
getreten, oder trat eine Tendenz ins NerYÖse
«in, so stand der Camphor oben an, und be-
wies sich meistens hiilfreich.
Ich gab ihn gewöhnlich zu 1 bis 1| Gran
pro Dosi; er wirkte immer sehr vorteilhaft
auf die Haut und das Nervensystem, die heftigsten
Delirien und Raserei sah ich auf dessen Anwen-
dung mit einer neudn Eruption oder Schweifs
verschwinden, oft wiederkehrende Anfälle von
Delirien wurden durch Camphor beseitigt.
c) Calomel.
Vom Calomel sah ich selten besonders
günstige Wirkung, weswegen ich seine An-
wendung nur auf das letzte Stadium be-
schränkte, wo eine Uebersetzung auf das Ge-
hirn drohte, oder schon vorhanden war, wo
ich ihn dann in Verbindung mit Camphor gab, •
Ich hatte es anfänglich viel in Anwendung
gezogen, sah aber von ihm keine besondere
.Wirkung, im Gegentheil, wenn es auf dett
Stuhl wirkte, mehr Verschlimmerung; es raufst»
daher nur in geringer Gabe gereicht werd
— 32 —
d) Abführmittel.
So wohlthätig im Siadio desquamationis
leichte Abführinitlel wirkten , ja nothwendig
wurden , so yorsicbtig muCste man mit deren
Anwendung im Stadio florescentiae seyn« Ich
g*b zu diesem Behuf: Rec. Kali carbon. dr< ß.
AceU Vini q. s. ad sat. Aq. foeniculi unc. i£ßf
Extra ct. Tarax. dr. ij. Tinct. Rhei aquds. ^Tart.
tartäris. Syrup. Cichor. cum Rheo ana uno. ß. Mm
D. S. Alle Stunden 1 Efslöffel roll zu nehmen.
e) Hautreize.
Vorzüglich wirksam bewiesen sich in die*
ser Krankheit die aufserlicben Mittel, die Haut-
reize bewirkten, als: Senfpflaster, Vesicatorfen,
Brechweinsteinsalbe auf der Herzgrube einge-
rieben, welche nach 2 bis 3maligem Einreiben
furchtbare Pusteln erzeugte, und nicht allein
durch diese, sondern auch durch die Nerren-
Vmstimmung wohlthätig wurde.
Es ist wirklich merkwürdig , dafs in 2 bis
3 Einreibungen ein solch furchtbarer Ausschlag
erscheint, der sich wenigstens über 1 QuadraV-
Scbnh erstreckte. Die Leute hatten «ehr1 riel
Vertrauen zu diesem Mittel, und wünschten
dessen Anwendung nirgends zu Unterlasten« *
In Fällen, wo durch die oben angegebene
Methode der zurückgetretene Ausschlag nicht
wieder zum Vorschein gebracht werden konnte.
liefs ich
»
/) Essig-* Waschungen und Currie'sche Be- ;
giefsungen
in Anwendung bringen, von denen ich übri-
gens eben so wenig besondere Wirkungen sah,
was aber wohl auch daher kommen mag, weil
•ie gewöhnlich zu spät angewandt worden« .
^ 33 -
Eben so wenig Nutzen fand ich yom Wa*,
sehen mit einer Auflösung ron JTo/i eaujf^iivt,
nach Schönlein \ die organische Chemie stfhjfuf '
hier ihren eigenen Weg zu gehen* "/"
g) Brechmittel,
als die von mir am wirksamsten gefunden*
Heilmethode.
Bei gastrischen Complicationen waren top»
zugsweise Brechmittel angezeigt, um theils die
Natur in ihren Bemühungen xu unterstützen,
die Unreinigkeiten der ersten Wege zu entfer-
nen, und als Zugabe hatte ich die angenehme
Beobachtung, dafs durch sie eine wohlthätig*
Nerven -Umstimmung bewirkt wurde.
Diesem Zwecke entspricht die Ipeoacuanhok
Ich wandte diese- wiederholt in der eben«
genannten Absicht allein, und mit TarL emeti
an , und hatte das Vergnügen zu sehen , dafli
durch sie nicht nur dieser Zweck erreicht*
sondern immer auch das Heraustreten des Auf-
schlags befördert wurde*
Dieb veranlasste mich , die Tpecacuanha
in jenen rapiden, verzweifelten Fällen anzu-
wenden, wo entweder gar kein Ausschlag zum
Vorschein kommen wollte, oder die Eruption
desselben gestört oder unterdrückt wurde, jene*
oben beschriebene aufgeregte Zustand sich ein-
stellte, daher ein sehr schneller und ungünsti-
ger Verlauf drohte; und siehe da, meine Verr-
auche wurden mit glücklichem Erfolge belohnt,
und ich kenne in diesen Fällen, wo der Kranke
in einigen Stunden Opfer der Krankheit ist,
nur Ein Mittel, und diefs ist die Ipecacuanha,
Ich gab in diesen Fällen von ihr, alle Vi""
stunden 5; 10, 16 bis 20 Gran mit oder
Joum.LXXXiB,3.SC C , "'
— ' af* -
fort, emeticus, bis mehrmalige* Erbrechen er-
folgte, lieb diese Wirkung mit' warmen Ge-
tränken unterstützen, und hatte' dann öfters'
die Freude, 'riacti dein' zweiten oder dritten1
Erbrechen plötzlich, den Ausschlag über den
ganzen .Körper ausgebreitet zu a^ien^ ,
Abgesehen davon , dafs durch diese An-»
Wendung mancher Kranke gerette.t wird, bat
diese Methode noch die günstige Nebenwirkung,
däfs der ganze Verlauf der Krankheit ermä-
ßigt wird, und die Bangigkeiten, Beklem-
mungen und Unruhe nie mehr den hoben Grad
erreichen.
Ich wiederhole daher nochmal. ich wende
die Ipecaduanha in diesen Fällen nicht der ga-
strischen Gomplication allein wegen' an, son-
dern um die Eruption des Ausschlage, und eine
XJmstimmnng der Nerven und Ermäfsjigung der
Krankheit zu bewirken; nur thut es Notb, dab
mit der Anwendung derselben nicht lange ge-
zögert werde, sondern sie sogleich da ange-
wendet wird, wo die Bangigkeiten, die Angst
und Beklemmungen auf der Praecqrdialgegead
und die Unruhen unausstehlich werden, ohne
dafs der Ausschlag zum Vorschein kommt, oder
sich nicht vollkommen darstellt, wenn es dem
Arzte möglich wird , die Kranke zeitig genug
zu sehen. Die einzige Schwierigkeit ist bei
mangelndem Ausschlag die Krankheit sogleich
als die zu erkennen', die sie ist: wer indes-
sen diese Krankheit nur einmal gesehen , lonß
nur einigermaßen einen praktischen Blick hat,
wird nicht in Verlegenheit kommen, zu wis-
sen, mit welch schlimmen Feind er es zn
thun hat«
Diese Methode hatte bereits immer die ge-
nannte Wirkung und entleerte die etwa vor-
^ 35 -
bandenen gastrischen Stoffe, orm&fsigte dB*
Krankheit , kürzte den Verlauf ab, begünstigte
oder bewirkte die Eruption , und aufarte sieb
durch die erschauernde Nerven ümstimukende
"Wirkung auf die Krankheit wohlthätig. "
In dem späteren Zeiträume half indessen
auch diefs Mittel nicht mehr , wo man es näm-
lich schon mehr mit dem Produkt der Krank**
keit zu thun hatte.
. h) Sauren*
Zum Getränk gab ich Sauren f besonder*
das Eliocir aeidum Ha1leriy wovon ungeheure
Quantitäten getrunken vfcirden; dann wurdi
Essig and Honig mit Wasser, als wohlthätiges
Getränk angewendet; auch gestandene Mück
Wurde ohne Nachtheil genossen.
Zur Kost erhielten4 die Krabken bei Hbää*
gelndem Appetit gevföbnKcb nur Suppen, unter
denen stein- Gerste and Reisschleim vortugs-
Weise empfahlen. — J
In dem Stadio reoonvahsotntiäe ist Cniwi
öfters unentbehrlich.
Da sich diese Krankheit ' nicht trtrr auf tf*-
nen Ort und eine Zeit b'escbränkte.* rändert»
eich im ganzen nordöstlichen Theile des ObW«^
Amts -Bezirks inehr oder vr eniger zeigte, die
Krankheit nur hie und da unterdrückt ^rWriie,
um bei der sie begünstigenden Witterung*- Gen*»
stitution neuerdings hertörzubrechen , sb hielt
ich folgende Belehrungen für die Inwohner/1 }te-
Ber Gegend für zweckmäfsig: •■»' •»
■ *'■ *■
Vcrhaltungs- und Lebens- Regeln vor und währ
rend des Friesel- Fiebers.
Um Vbd dieser Hrifekbeit verschönt «n
bleiben , und im Falle, dafs man von ihr be*
C 2
» V.
— ^ü —
fallen wird, dieselbe oboe Nachtheil zu über-
stehen, empfehlen »ich folgende Verhaltungs-
regeln:
1) Man rermeide ohne Beruf die nnnotbi-;
gen Krankenbesuche, besonders das zahlreiche
Zusammen drängen in Kranken - Zimmern.
2) Man gehe bei Abendmahls -Reicbnng
and bei Leichenbegängnissen nicht in das Haut,
oder Zimmer des Kranken oder Verstorbenen,
wer diefs Berufs halber unterlassen kann.
3) Man verbanne vor Allem alle Furcht
und Angst, denn diela ist an und für sich ein
beständiges Symptom der Krankheit; nfed' be-
günstigt daher die Ansteckung.
4) Man behalte seine gewohnte Lebens-
weise, wenn sie geregelt ist, bei, und. führe
eine solche, wenn dies bis jetzt noch .nicht ge»
sahah; man hüte sich daher
a) vor Nachtschwärmerei; a( t x;
b) vor Trinkgelagen, und übe^qanpt vor
Unmafsigkeit im Genüsse geistiger GetränJup
und* anderer Nahrungsmittel;
c) vor zu harten und unverdaulichep, oder
nq kühlenden Npbrungsmilteln ;
i. .- d). man hüte sich vor Erkältung , .l*e*CMH
der» des Unterleibs.
* .» 5) Man geniebe. dagegen eine ordentliche
gesunde Kost, in Mehlspeisen, Gemüse* und
Fleisch bestehend, auch Milchspeisen un^Bier,
hüte sich Tor zu yiel Fett, beson4ers wenjs
starke körperliche Bewegungen mangeln, hule
sich yor Butter, Käse, so wie HüUenfrqchle^<
Man geniefse ebenfalls Bier oder' Wein,
aber wieder nur mäfeigfund auch etwavBrfcmit-
wein wird nichts - schaden ,' wenn dieser zur
Cerrection , der Verdauung bei strenger Arbeit
_#
■t
— 37 —
öder bei grober Kälte Inaflug genossen wird ;
wird er in zu grobem Maafse genossen» .st
macht er gerade die umgekehrte Wirkung tob
der, die man erwartete, schwächt Gebt und
Körper, und macht zur Aufnahme dieser Kr*wfc-
heit empfänglich.
6) Man lege sich um 9y spätestens 10 Uhr
Abends zu Bett; denn der erste, und beson-
ders der Schlaf vor Mitternacht, ist gesund und
stärkt Geist und Körper, und macht den Men-
schen geschickt, die goldenen Morgenstundefci
zu seinem Geschäfte zu benutzen 9 und der An-
steckung eher zu widerstehen.«
7) Man halte den Körper rein, wasche
sich daher täglich mit kaltem Wasser, .und
nützlich wird es ^eyn , dieb öfters mit Wein-
essig zu thun. Auch Bäder in Siebenden Was-
sern sind bei günstiger Jahreszeit gut. :I
8) Man wechsle oft Bett- und Leibwäflfch*.
Q) Man setze die gewohnte1 .Beschäftigung
fort, jedoch enthalte man' sich übertriebener,
körperlicher Anstrengungen;
10) Man hüte sich - sehr rox zu warmen
Wohn-, besonders aber Schlafstuben ; diese er-
zeugen zu viel Schweifs, und bewirken da-
durch, dafs durch zu viel Schwitzen die Haut
erschlafft wird , Empfänglichkeit für diese
Krankheit1 *
11) Man hüte sich ebenfalls tot zahlrei-
chen gesellschaftlichen Zusammenkünften in zu
warmen Stuben (Kunkelatnben oder Wirtlis-
häuserb), ^ -r- \ i
12) Man hüte siehyor zu. vielem Schwitze»,
stecke, «ich .ja nicht bis über den Kopf in die
schwerer^ Federbetten, .sondern, bedecke . flicJi
ordentlich mit einer leichten Bettdecke.
:!.■ .
<*
— 38 —
liikhten diese Lebensregeln besonders junge
«Frauen, Kindbetterinnen, Wöchnerinnen und
«Segende Frauen beherzigen and darnach le-
iben; denn sie sind Torzugsweise der Anstek-
•fc-ang. ausgesetzt! - ■ ■
n , ,13) Man trinke nicht zu viele warme , er-
schlaffende Getränke: mä'fsig und. nicht oft ge-
ffipö^en, werden sie indessen nicht, schaden»
14) Man yerschaffe sich Bewegung oder
iBettbäftigung in frischer Luft.
' 15) Man halte dfie Zimmer reinlieb, lato
sie oft , und reinige . sfe mit Essigdäntofen«
:..... Ist die Kräitffhtit wirklich ausgebrochen^
jfßjjbge man sich sogleich in einem mäfrig war-
igqn Zimmer ins Bett, mache aber ja jüe Zim-
rmerbitze nicht zu grpfs (allenfalls 15° ReäumO,
fef dec^e den Körper sorgsam und überall j böte
jygh .aj)er, sich in .sjcbwere Federbetten, .einzo-
s^c^.jq jjuid ffan, §ch weift erzwingen tfu wol-
len, sondern man warte, nur de^ . Schweif»,
jjgen die .JXatur, selbst , und immer tarTorbringr,
fi>, ,.,jr,eil sich tonst dje Bangigkeit steigert,
^d^die.Hitze^zu, sehr gegen den K^ojf gcjri«-
.^»n vrird. , ;,,.:.; ■';,:„ .tv ■ v/t A f '/ 1 '
:- : . Will der ^Schweift, au st*I*ilitti, ;oiajr der
einmal zum Ausbruch gekommene FrHistJ - ftns-
-srfaläg zurücktreten y oder werden. (die. Bangig-
keiten zu unleidlich^1 so sebmer»ttiatt^fdb iF4M-
-isl- .oder halbe .Standen PfefiEsnofln^r^iSia-
millen-, Hollunder, oder Arnica-'^bee.tjnft
. #daf *>hne ■ HoffmanrCe .Liquor« )?
:. cIn diesen* Fällen* dürfte auch etwas war-
mer Wein/ öder ein.« Tasse Punsch gern
werden.' '" ■ ■■* -fcU t[
>i .i,
- *> -
d;Jw, tage, ferner Senfpflaster auf die W»-
den und Herzgrube, und fahre mit dem Tfee^
trinken so lange fort, bis Schweifs kommt.
Da die Erfahrung gelehrt hat, dafs in der
ersten Periode der Krankheit , und ia dieser
bald genug angewandte ärztliche Hülfe sich am
zweckdienlichsten bewies, so zögere ja Nie-
mand, diese so bald als möglich in Ansprach
sn nehriien; ;.!■ v
- Zorn-Getränk empfiehlt . sich , wenn 'der
Arzt nichts anderes verordnet, Wasser mit Wein>
essig und etwas Zucker oder Honig.
Da häufig nachtbeilige Folgen bemtiKt
wurden |: wenn die Kranken ihr Bett verlia*-
faeti, so ist es wünschenswert!), dafs diefs weL
»ig oder nie geschehe; daher sind aber Urinl-
g läser nnd Bettschüsseln ein dntrlälsliches- R*-
quisit. . . ■ " ,,,i
Die: feuchte Wäsche ist auch SftenJi.z«
wechseln ; allein diefs mufs auch mit aller:
Vorsicht geschehen, und die 'neue Wäsche B*ui]p
vorher sehr erwärmt und ausgetrocknet werden*
Für den-Nothfall halte .man 1 Unze Pfef-
■ • ■ • • • . . - . .
fermunze-, 1 Unze Chamillen- und 1 Unze Hol*-
lundertbee. bereit. Ebenso waren etwas
manns Liquor und Senfmehl gut«
Bei Application eines Kl vstiers ist die grofste
Vorsicht anzuwenden.
Man überlade ja den Magen nie in dieser
Krankhät^'und man entferneralle äufseren Ein-
flüsse,- die' einen Schrecken äu£ den Kranken
bewirken könnten ;' denn 'diese 'Übeln Einflüsse
sind im Stande", das Ftiesel sdu Zurücktrete«
zu bringen.- -.' :*•,:... ■;,.. . *, \ ■ «•
Süfbt;dßr.:4a«vWftg fib»n$o verlasse man
disis.ßeiV nicht* zu früh* denn . es kommt oft ein
zweites ftjqKÜ' ^üt* ".W% *I» W11!10». u$
— 40 —
leeoiidere Luftztfg tben $o seht, a)b am Tiakm
Hkhwitaao»
Nachschrift*
Nachdem die» Friesel- Fieber in unserm
Ober -Amts -Bezirke zweimal alt epidemisch*
friesel-* Stürme in der beschriebenen Art und
Zeit and den genannten' Orten sich eingestellt
hatte, so trat in den Monaten Februar und
März 1833, bei nafskalter Witterung, wie nach
heftigen Gewitterregen , hier eine altgemeine
ftrteseikrisis ein, die sich über alle Theile des
•Ober -Amts* Bezirkes, besonders aber die Orte
Bargau ,. Wisgoldingen • Rechberg, Strafodorf^
Sfutblangen, Bettringen, Bobingen, Zimmern etc.,
mithin ' mehr über den südlichen: .Theil des
Ober -t Amts -Bezirkes verbreitete, während die
genannten zwei Epidemieen sich mehr übet
den nordostlichen ausdehnten*
Dieses Friesel stellte sich hie und da als
idiopathisch ein, gewöhnlich aber erschien es
symptomatisch in Folge anderer, ich machte
sagen, fast Jeder' 'Krankheit; besondere aber
gesellte es sich immer zu jedem katarrliSsen
Leiden.
Mitunter kam* aber gar kein Ausschlag
Vorschein, sondern- die Leute litten nar^an
langwierigen, ungeheuren Schweifseil *. welche
aber offenbar mit der allgemeinen Frieselkrisfc'
im Zusammenhange standen.
Ich bebe diese letztere Form mit dem Na-,
men - „Schwitz krankheit" bezeichnet, and weift
Ihr nkbt tf obl «inen andern Namen fcir g4M$
- 41 -
weil am ganzen Korper auber dem profusen
Schweifse, weder eio örtliches, noch ein all-
gemeines Leiden zu entdecken war, die Leute
sogar, bei zwar gewöhnlich vermehrtem Durste,
immer noch ordentlichen Appetit behielten.
Mehrere Personen meiner Praxis worden
freilich durch das Wochen lange Tag und Nacht
andauernde Schwitzen, was sich immer über
den ganzen Körper verbreitete, sehr matt, was
indesseu eine natürliche Folge des ungewöhn-
lichen Säfte -Verlustes war.
Dieser Schweifs stellte sich immerwährend
ein, der Kranke mochte sich in oder aufser
dem Bette aufhalten, oft kam er sogar ganz
kalt, mitunter klagten aber auch die Patienten
hur über Örtliche kalte Schweifse. Bei der
Berührung fand ich diese Stellen und den
Schweifs immer warm.
Im Verlaufe der Zeit stellte sich auch eirib
Empfindlichkeit der Haut ein, die aber mit der
bei den Frieselkranken in keinen Vergleich
kommt.
Das gegenwärtige Prieset hatte die Grund-
Charaktere und im Allgemeinen die Krank«
beits- Erscheinungen, wie das obenbeschriebene,
aber nur in weit milderem Grade. Dip alJgqr
meine Disposition zum Schwitzen entwickelte
den Ausschlag weit schneller und vollkomme-
ner. Die Kranken wurden wie übersäet mit
mitunter wie Hanfsaamen grofsen Prieset-
bläschen. Defswegen, und wegen des im-
merwährenden Andrangs des Schweifse* nach
der flaut fand das Zurücktreten dieser und die
daher rührenden äufserst geiährlichen Anfalle
nicht Statt. Daher die Krankheit nicht nur an.
und für sich milder * sondern das Fieber w»~
niger intensiv , der Verlauf nicht so sebnJeU na'
1
— «42 —
cKeKrapk,heit überhaupt weniger gefährlich war,
np4 die /Heftigkeit der Krankheit schien mit
der .allgemeinen Verbreitung derselben . abge-
nommen zu haben. Diese Krankhe.it wurde
dagegen langwieriger, der ewige Andrang; des
Scbweifses, begünstigte eine zweite und dritte
Eruption«
Der Durst war auch bei diesem Friesel
entsetzlich gröfs; der Appetit verlor sich übri-
gens ■ selten ganz. Auch die dem Friesel so* ei-
genen Bangigkeiten stellten sich eiri-nud Ver-
mehrten sich oft in der Art , dafs förmliche
'Schwächen eintraten, in welchen sich die Kran-
ken weder bewegen, noch reden konnten. Der
Aufschlag selbst verursachte vorzugsweise Juk-
ken. ■•)
Bei dem veränderten Charakter1 und Ver-
lauf <inulsten bei veränderter Indication auch
Sie . Iudicata verändert werden. Die B rech mit-
tel, die bei den früheren Epidemieen die schnell-
ste und sicherste Hülfe gewährten , wurden
hier nur selten und nicht mit Nutzen angewen-
det wegen der übergrofseo Disposition sunt
Scnwejfse; hingegen leisteten gelinde JA bführ-
Vnittel "gute Dienste, indem sie die' abnorme
Thätigkeit vom Hautsystem ableiteten ,.' und die
cjes' Abdominal -Systems erregten ,' und. unter
den auf den Stuhl wirkenden SfitlebiJ nahm
Calomel nicht den letzten Platz ein.
. ■ . ■:-.■.. • -vir ■*".* .;•
*) Beiherkenswerth ist, dafs ich in einem5 TagS'Ö'fcnuiks
■in Tier verschiedenen Orten besuchte, von denen ei-
ner nach einem Asthma abdominale 9 zwei > nach Los»
. *.- genentzündnngen, eiper nach einem geöffneten. Ab-
icefs, der fünfte endlich, nach in Folge einet rheu-
matischen Leidens entstandener Steifigkeit 'de* 'rech-
ten Arms , zu einer and derselben Zeit das tfris-
"■' sei' bekamen. ■ ■» * <-'?*».{ n? 7? «*••■
43 ?z
Die Heilung wurde seht untetttäut und
befördert durch den Gebrauch von Spuren und
durch ein mäfsig warmes Verhalten.
Bei den eintretenden Bangigkeiten und oben
genannten Schwächen verschaffte der Liquor
anod, m. Hoffm. immer bestimmte und schnelle
Hülfe, den ich alle ^ Stunden zu 15 Tropfen
•o lange geben lief*, bis die Anfalle vorüber
waren.
Dieser Bangigkeit halber unterliefs ich auch
nie, die Brechweinsteinsalbe auf der Herzgrube
e$nreil)en tfEU lassen, ,unc) sie th,at auch, hier luv
mer die" schnelle und gute Wirkung; '\m
früher.
BlutenUiehungen fand ich nirgend. indicirtf
ich wandte sie daher auch nicht an; und auch
die Anwendung der Diäphoretica ' wurde gänz-
lich unterlassen, indem die Hauttbätigkeit in
der Regtel obur zu .enorm war,' und ein Zurück-
treten des Schweifte* nicht vorkam.
Zu der nämlichen Zeit zeigten sich, auch
in diesem Theile de«\ Oberamts«- Bezirks '.- die
Wassexblatjern* *) , t . ;|
.(He Unterleibskrankr^nkheiten hingegen jvq-
ran höchst, selten, .
i • i
• < i • • % .
t »•
..... . i • . t-t ■
•j. Aach die natürlichen 'und tnodificirteö njatterii sjnd
hier ausgebrochen , nnd herrschten schdrf' Seit1 Meto-
1 fen , , Jedoch' gröfttentbeiii« nnter dem i Milkait^end
i-^orjaii- Jauch .durch einen Soldaten des Zuchthaus ~
Bewachutfgs-jCommandos von Ulm hieber verpflanzt«
•*
• i -» • i ri
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■ ■ i ',- •
. vw/ *oba*
— 44 —
III.
Krankheiten
• • -des
h e i f s e n Jahres 1834.
■ ■ • •■»• .■■. «
Vom
i
MedizinaWh Dr. Fischer,
zu Lüneburg.
• • ■- (Fortsetzung. S. Jonrn. d« pr. H. Jshrgt }8M»)
▼V ir kommen jetzt zu dem grofsm Sormmt-
fahre ; und wie die Söhne der Sonnt tiftter 'dem
Peruanischen Iokas Heltaden genannt "Worden
(Haiub. Correspond. Tom 12ten März 183& nach
Jl. v.. Humbold) > so konnten auch wir mit ei-
nigem Rechte darauf Anspruch machen, i»enn
nicht so manches'&z//* und Fintiert 'jto ue-
serm physischen , moralischen und bürgenidien
Leben auch ferner auf uns lastete! ■'••••"H
Die Natur bewiefs aber auch jetzt wie-
derholt, dafs sie aus Excentricitäten wieder ein-
lenken könne, und selbst die Uebergänge an
und ron Extremen weise herbei zu fuhren
Nach drei sehr nassen Jahren hinter «in«
ander waren seit 2 Jahren mausig abwecksebtd*
— 46 —
(in unsern nördlichen Drejten gewöhnlich) glück-
licherweise den Uebergang zur folgenden Dürre
machende , eingetreten. « Nach einem »ehr lauen
Winter, mit Regen, Stürmen und Unglück aaf
dem trügerischen , aber der armen Menschheit
ebenfalls angewiesenen % Elemente des Was-
sers, erfreute 1834 ein schöner Frühling clen,
auch vom unerhörten Gespensterbesach der asia-
tischen Cholera an manchen Orten noch zit-
ternden Norden , und selbst die östlichen rau-
heren Theile desselben, «• B. Petersburg und
Umgegend, waren nur durch. schnell (elektrisch?)
zwischeneintreteude strengere , aber kurze Kälte
▼on 24° R. , namentlich in der Mitte des Fe-
bruar binnen Einem Tage bis zu 3° .Wärme
überspringend, — (Hamb, Correspond. Tom
26. Jan. und Addr. Comt. yom Febr.) gleich-
sam doch einigerin afsen in ihrem klimatischen
Gange erhalten worden. *
Auch bei uns verflofs fast die erste Hälfte
des Jahres unter gewöhnlichen meteorologischen
Erscheinungen, so dafs wir die uns zugedachte
Hitze nicht ahnen konnten. Erst yom Junius
an bis im November trat sie mit ihren schnel-
ler oder langsamer sieb entwickelnden Folgen
uod Krankheitsentwickelungen auf. — Doch ist
noch . immer keine eigentliche Volkskalamität
daraus hervorgegangen, was wir iu\ Ganzen
beglückteren Europaer, und namentlich wir
Nordländer, dankbar gegen die Natur, und un-
sere, weuq gleich noch so unvollkommene.
Staats- und bürgerliche Einrichtungen und G.e.r
sundheilsanstallen erkennen sollten ! — De*
Naturforscher aber kann aus solchen Excentri-
ciläteji , in Zeit und Baum , wie in Erfahrung
und Vergleichung , nützliche Lehren; und Trost
für Mit- und Nachwelt, ausbeuten^ l_ ,* 4
«^ 46 «■»
.» : .. •
Januar,
v , Barometer. 28' 8" 8'" (9.) und 27' 4" 9"'
(1. u. 29.) (meist unter 28').
thermometer. +10° (24.) und —2 — 3*
(3. ü. 5.) (nur 6 Tage etwas Frost).
! Hygromet. 86° (1. u. 15.) und 73* (30.)
(ineist in die 80°).
W*inde (stark) bis zum 16ten mehr S. o.
SW. , nachher mehr W. u. SW. (N. nur 6f
und O. nur 4 mal). Regen 20, Schnee 5, Air»
£*/ und Reif einige Mal.
Mit dem 1. V. (2.) Barometer gefallen und
schwankend. Mit dem V. M. (25.) Ton 27'
i0" bis 28' 3" gest.
Bei auffallender Lauheit des Wintermonats
mehr Krankheiten "von expandirter Plethora,
die hauptsächlich im Gehirn, in der Brust und
im Unterleibe, bei entzündlich- nerroaer Re*
cepticität, und hinzugekommenen pathologischen
Reize, namentlich der heißen Züniaerluft, thü-
tig wurde.
Hirnentzündungen und lymphatische Er*
giefsuogen im Kopfe, bei Kindern zumal, nicht
selten, und meist tödtlich. Auch häufig ander-
weife Aasgeburten eines von den Respirations-
organen aus mehr oder weniger entzündlich
Und speeifisch gereizten Gefäfssystems ; fieber-
hafte Ausschläge, Kesseln- oder scharlacharti-
ger Natur , wo oft erst nach, durch Zeit und
Ausleerungamiltel gehobener zu grolser Span-
nung der Aufschlag erschien , uud oft eben So
bald ohne Schaden verschwand, und, bei sehr
vollem Bestände desselben , der Zustand begreif-
lich oft nur um so verdächtiger war. (Ittfc
— 47 —
theilurigen der Hamburger uiedic. Chirurg. Ge-
sellschaft hüs dein Gebiete der Heilkunde B. 2.
S. 154. von Dr. Sthmidt)» jiugenentzündun*
geh, Bräunen, Unser r,- Mundfäule, Flechten,
und Uni er den heftigeren Uebeln Pleüresieen,
Blutspeien und heftige andere- Husten y so wie
unter d£h langweiligeren , hypochondrische -P/e-
lÄära i " zumal bei viel sitzenden unruhigen aU
fen Frauen und Jungfern ," war die hauptsäch-
lichste pathologische Charakteristik dieses Zeit-
raumes, der, "wie 'schon gesagt, aus den ror-
hergehenden erschlaffenden Einflüssen leicht ei-
nen nervösen Charakter mit sich führte. —
• « ■
Für die BrustafTectionen mit rauhem star-
kem Hustem , empfahl sich kein Mittel jetzt so
allgemein, als die Verbindung des Salmiaks mit
dem Syrup. Mannae laxat. (Rec. Syf. Man*
7t ae & u/ic. ?/". Sal. dmmon. dep. Succ. fyqui-
rit. ana drachm. ij. M. D. S. Täglich 3 bis 4
Mal § bis ganzen Efslöffel, und bei kleinen
Kindern 1 bis 2 Theeloffel yoll). — In An-
sehung der vielen, und oft, wenn auch erst 'in
späteren quaalvollen 'Folgen , tödtlichen Brust-
leiden, die unser Klima und unsre Generation
heimsuchen , und wogegen wir so oft mit' allen
diätetischen und medicinischen Verwahrungen
und Reactionen nicht genügend ankämpfen kön-
nen , würden wir es in den tropischen , sonst
sicher für einen mäfsigen und Iträftigen IVord-
Europäer nicht wiinschenswerthen Hiinmelsstri-r
eben besser haben, da, nach dem Engländer
Marschall , BrustJcranlheilen daselbst gar nicht,
und erst von dem 30sten Grade der Breit« an»
herrschen sollen. (Vergl. dessen interessanten Auf-
satz über die geographische Vertheilunz der
Krankheiten auf der Erdoberfläche^ in" IKMP*
^ 48 ^
medic. Zeitung des Auslandes. 1833« Nq. 1.); —
Wie sehr die mehr ebenmäfsigen und nicht
gewaltsam yeränderlichen aufsern Eindrücke auf
die Athmungsorgane, so wie die Ausgleichun-
gen der .Ueberfüllungen derselben durch Aus-
bauchung und die Ausdunstung zur Verhütung
trauriger Störungen darin beitragen könne, 'das
können, wir, um diese Bemerkung hier paJa»
lieh vorauszunehmen , yerhältoilsmäfsig schon
an dieser Einwirkung unsers diesjährigen hei«
fsen und langen Sommere sehen J —
Februar»
Barometer, 28' 8" (16.) und 27' 11" (doch
meist hoch über 28').
Thermometer. + 10° (27.) und -*- 7° (10-)
doch nur 11 Tage etwas Frost.
m Hygrometer. $4° (6.) und 67° (25—26.)
meist in die 80°,
Winde (mit sehr starker Luftströmung) bis
zum Uten SO., nachher meist W. and SW.
(N. nur 4 mal). JÜebel 12, Regen und feuch-
ter Niederschlag 5, Schnee 4 mal (am 21aten
mit Blitzen).
Mit dem 1. V. Barom. gefallen , mit dem
N. M. (8.) gestiegen , mit dem E. V. (16.) get,
wie auch mit dem V. M. (23.)*
Noch immer stete plötzliche Abwechselan-
gen Ton "Wärine und Kälte , Ausdehnung und
Zusammenzieh uog der Luft; daher oft Nacht-
frost, Hagel, Schnee, Glatteis und Regen u
einem Tage, bei verhältnifsinäfsig hohem Ba-
rometerstände; wobei die Veränderungen und
Miederschläge nur der unteren Atmosphäre mehr
— 49 —
anzugehören schienen. Fortsetzung also der
yorigen Constitution , mit noch erhoheter An«
läge cur Erschöpfung der Faser! — • Pseudo-
croup sehr oft. — Bei Bräunen der leichteren
Art, uro der Gaumenboden und die Uvula am
meisten afficirt sind, und wo man oitht den
ganzen Weitläufligen Beilapparat anwenden will
oder kann, bewies sich eine dünne Scheibe
Brodt mit Kücbensalz bestreuet und auf der
hintergesogenen Zunge dem Gaumen eine Zeit-
lang angedrückt, und wenn das Salz geschmol-
zen, hintergescbluckt9 als ein leichtes und gu-
tes Mittel.
Die Resjnrationsorgane litten aber fortwah-
rend am meisten ! Unter den stärkeren Schleim-
husten, die oft zn einer fieberhaften Brustai-
fection übergehen 9 und dem Huinoral- und Sa-
burral- Pathologen als ein Säflereiuigungsmittel
der Natur, dem organisch -dynamischen Krank-
heitsforscher aber mehr als ein Ausgleichungs-
bestreben derselben Potenz, zwischen flüssigen
und festen Theilen, zur Normalisirung ihres
gegenseitigen Einflusses, und auch etwa der
Bestandteile und innern Verhältnisse der er-
stem , erscheinen , war besonders das schwere,
Krankenlager eines 74jährigen , bisher gesun-
den und robusten Mannes merkwürdig, der
sonst opulenter und plethorischer gelebt, ala
jetzt, und da er dies nicht mehr so konnte,
diesen Hauptkummer seines sonst ziemlich hart-
schichtigen Herzens, in zu lejchter Bekleidung
Ende Januars (nachdem er lange schon eine
Schwere und Trägheit in den Gliedern u. dgL
gefühlt) durch die Beiwobnung des Gottesdien-
stes in der Kälte hatte lindern wollen. Ei»
einfaches (wie catarrhalisches) Fieber mit ßrqsfcf
Joora.LXXXI.B.3.St D
/ — 50 —
beklenlmung , starkem Husten and schleimigem
Auswurfe' machte den Anfang der Krankheit,
welches alles sich aber nach ernsthaft ange-
wandten kühlenden und lösenden und nach un-
ten ausleerenden Mitteln , aus der Klasse der
Mittelsalze vorzüglich, nachher nach eini-
gen Rhabarbarinis nebst Su/phur, aurat. jjLnti-
mon. und Opium gegen die Mitte Februar ver-
lor. ' — Ob nun doch ein neuer diätetischer
Fehler in dem noch nicht völlig beruhigten Re-L
spirationssysteme consensuell einen' neuen pa-
thologischen Reiz gegeben ? oder oh das Sprin-
gen einer alteren (cystischen) Vomicfc in den.
Lungen Statt gefunden? oder wodurch der starke
Husten und Auswurf,« das so plötzlich ver-
stärkte Fieber u. s. w. sich wieder eipfand?
Genug, der heiltigere Kranken zustand, , wobei
das Aussehen immer cachectischer «und mage-
rer wurde, zeigte jetzt (von den Langen ans)
eine sonderbare Nebenwirkung auf den Darm-
kanal: hartnäckige Verstopfung, statt der tontf
so häufigen und weichen LeibesöfiEhung; und"
als jene endlich, nach secbstägigem mannigfa«
eben Bemühen, durch stärkere Dosen OL Bi*
cini, Klystiere u. dgl gehoben (in* der Anlagt!
aber immer noch fortdauerte) trat..wiederitw
furchtbarer Husten mit blandem Auswurf« mk
Fieber, trockner, wie mit Schaum beleg tevZnoge,
mit Durst und Nachtschweifaen- ein , ao data
man wenigstens an 14 Tage wieder die erptere
Hejlmethode zur Hand nebinen mufateV -De»»
noch genas der Kranke, gegen allen Anschein^'
bei dem nachherigen Gebrauch gelinder1, robo*
rirender Mittel (schwachem IsL MoosnDecocfc
mit Senega, und dergleichen: stärkere Contaa~
hentia konnte er mehrmals nicht,- und nur wi—
letzt vertragen) mit mittelsalzigen expectotiraih"
— 51 —
■ ■
den verbunden , und . behielt auch keine JVach-
krankheit.
Die Grippe, bei einer kolchen entzündlich -
nervösen organischen Anlage, und analog ein-
wirkenden atmosphärischen Einflüssen , auch
ohne anfänglich hervorgebrachte», spezifisches
und ansteckendes Miasma begreiflich, breitete
sich jetzt zanehmend so ans, dafs mitunter auf
nicht langen Gassen über ein Dutzend Kranke
der Art von dem Verf. zu besuchen waren.
Doch war dieser Krankheit buntes Gewirr mehr
unterhaltend, und mitunter nur lästig, als ge-
fährlich. Hie und da npr, wo das Uebel auf
üble organische Anlagen , zumal der Athinungs-
organe, traf, ward es tödllich oder lange nach-
schleppend. Bei einem sonst robusten, vollen,
noch nicht 40jährigen Landmann , der öfter an
Asthma litt (wobei sein Arzt ihn hülf reich mit
Stramonium behandelte), jetzt aber in der
leidigen Fastnachtszeit dreitägige Orgien xnitge-
macbt hatte, bildete sich die Grippeform in
einen, anfangs vom Kranken wenig geachte-
ten, Uebergang in Bronchitis aus, woran er,
allen nachherigen kräftigen Mitteln zum Trotz,
am 6ten Tage, wohlgeinutb und hoffnungsvoll
(wie gewöhnlich solche [organische] Brustkranke)
über seinen Zustand denkend, unterlag. — Auch
ein mitteljähriger Rademach er, «plethorisch, nüch-
tern* und arbeitsam, welcher sich (wahrschein-
lich von Ueberwältigung organischer Anlage bei
starken Anstrengungen) gewohnt, den Kopf in
kaltes Wasser zu stecken , starb jetzt apoplek-
tisch binnen 20 Stunden , trotz Aderlafs und
dergleichen mehr« — In der. Regel widerstand
den übrigens die gewöhnlichen Affe et innen der
Respirationsorgane , die sich oft oberflächlich.
und subaeüt auch über die Oberfläche der
D2
— 62 —
her und der Eingeweide verbreiteten, nicht leicht
dem Inf. laocat. mit Salmiak, oder dem S/-
rti%>. mannae laxat. mit demselben Mittel ver-
setzt, besonders wenn dabei in höherem Grade
des Uebels eine ortliche Behandlung durch Zug-
pflaster, Blutegel u. s. w. zu Hülfe genommen
wurde, Die Stiche nnd Schmerzen in Brust
und Unterleib aber noch anlangend» so waren
dies oft nur ober- oder unterhalb des Zwerg-
fells durch consensuellen Brust- odejr Gedärm-
reiz verhaltene Congestionen oder Druck Ton
mehr gasformigen Stoffen, deren Ansammlung,
bei dem gereizten Zustande aller Organe, schon
durch zu unvorsichtiges Trinken, z. B. zu vie-
ler schleimiger Flüssigkeilen, oder des zu ne-
gativen oder zu kalten Wassers, bei dem Ge-
brauche von ebenfalls mehr negativen Arzneien
und dgl. jetzt leichter noch wie sonst Statt fin-
den konnte. — Auch relative Unthätigkeit der
Brust- und Bauchmuskeln, durch Belebung def
nervösen Faser mit reizenden Einreibungen,
gebessert, konnte dies erschwerte oder schmerz*
hafte Athmen begründen. Ueberdem muiste
durchaus hiebei ein sorgfaltiger Unterschied in
den Constitutionen gemacht, nnd namentlich,
nicht die abführenden Mittel zu dreist, zu lange
oder ohne vorsichtigen Unterschied angewandt
werden, da eben sowohl mitunter nach eini-
gen vorsichtigen Darmausleerungen nach unten
(Brechmittel erregten in der Regel Verdacht tob
zu viel Congestion nach den Athmungsorganen)
sogleich, oder doch späterhin in alle Wege die
Notwendigkeit flüchtiger Nerven - und Reiz*
mittel (Valeriana, Serpen taria, Arnica mit Ae-
ther u.dgl.) verbaltnifsmafsig, nnd etwa noch
mit einigen kühlenden Salzen, angewandt, and
so auch die der MaTsigung der oft so lebhaften
— 53 — "
Reizung der RespirAtionsorgaue , des Hustens,
der Beklemmung u. s. w. mit mildernden Säf-
ten! Oelen, Opium u. dgl. eintrat. —
Was hier über die vorsichtige und indi-
viduell zu ' modifi cirende , ausleerende und rei-
zend - expectorirende Behandlung der Grippe
(deren detaillirte Beschreibung hier dem ge-
neigten Leser erlassen wird) angedeutet ist,,
mag mit dem Bericht über die Influenza in der
Stadt Weifsenburg in fiaiern im Jahre 1833
vom Prof.' J. B. Friedreich (Jahrbücher der ge-
dämmten in - und ausländischen Medicin , von
Schmidt. 1834. No. 3. B. I. Heft 3. S. 369)
verglichen werden , w eil auch hier häufig Mä-
fsigung der nach unten ausleerenden (sogenann-
ten antigastrischen) Mittel empfohlen wird, um
nicht durch die Erscheinung von, dort sogenann-
ten , Darmkrämpfen, einen oft bedenklichen dy-
namischen, oder selbst mehr materiellen Meto»
Schematismus von der Brust nach dem Unter-
leibe herbeizufuhren. Eine gleiche Stimme läfst
sich auch noch von mehreren Seiten , auch in
Beziehung auf den Mifsbrauch der Blutauslee-
rungen^ hier vernehmen, z. B. auch von dem
einsichtsvollen Dr. 6. von dem Busch (die In-
fluenza in Bremen im Jahre 1833, in diesem
Journ. 1834. Jan.), so dafs man also mit Recht
annehmen darf, das Gesammtverhalinifs und
der polarische Reizgegensatz zwischen Brust"
und Unterleibsorganen werde immer sorgsamer
nachgerade erkannt und praktischer begriffen,
obwohl das eigentümliche Classiüciren auch
bei der Influenza, z. B. nach gastriscJi er Haupt -
oder Nebeni'arbe , noch immer ein Beweis von
zweideutigen Umhertappen, nicht von Bf
ben nach möglich, reiner * dynamisch-]
— .54 —
scher Anhebt und .Behandlung ist. • Doch ist
letztere so unendlich wichtig, besonders bei.
meteorologischen und epidemischen Begründung,
gen von Krankheiten, wo man nichts Materiel-
les »ieht, als etwa die Absonderungen und Aus-
leerungen, als Folgen der Gesa mm t - oder mehr.
Lokalreizung , es aber doch wenigstens höchst
einseitig und mangelhaft seyn würde, Ton deq
Wirkungen 9 die hier eben so oft eingeschränkt,
und vermindert, als vermehrt seyn können, die
Ursache unbedingt abzuleiten , und mit' d*ren
vermeinter Forlschaffung (durch Darmausleerun-
gen) Alles gethan zu glauben! —
Auch im ganzen Norden , Osten und We-
sten von Deutschland und Europa, und selbst
im Süden herrschte die jetzige Krankheitscon*
stilution, denn auch aus Wien meldete der
Hamb« Corresp. Tom 22sten Februar, dab dort
seit einigen Tagen sich, die Hospitäler bedeo-
tend mit katarrhalischen Kranken lullten, und
dafs man häufig die Behauptung höre, ^dif
Grippe sei wieder eingekehrt*"
März.
Barometer. 28' 9" (1. 13 u. 18.) und 27»
6" (23.) (nur in der letzten Woche einigemal
unter 28'^ ■ . - .-
Thermometer* + 106 (mehrmals in der er-
sten Woche) und — 2° (18.) (nur 3 mal Frost).
Hygrometer. 80° (3.) und 61° (17. n. &)
(meist nur in die 70°).
Winde (heftig). Erst SW. Vom Uten m
mehr N. und O. Vom 21sten an mehr N. «•
VV. — Regen (mehr im Anfange) 11. Sckntt9
4. Hagel am 4. 29. u. 30slen,
— 55. —
Mit dem NM. ( 10.) Barometer sehr ge&
Mit dem E. V, (18.) gef. Uebrigeos schwaokend«
Die durch die angeführten Ereignisse her-
beigeführten pathologischen Zustande steigerten
sich, bei der frühe fortschreitenden Frühling*-»'
entwickelung , bis zu iminer gröfserer Hohe
und Ausbreitung. Pneumomien , Apoplexien,
Geistesverwirrungen, hitzige Ausschlagskrank-
beiten, selbst Scharlach, waren darunter die
ernstlichsten« Ob man bei letzteren, nach Prahl
(Jen. arztl. litter. Zeitung 1833. No. 314.) wohl
so allgemein sein Mittel aus Ammon. carbon.
drachrn. ij\ Aq. fontan. wie. v. Syr. Alth.
unc. ;'. M. S. Alle £ bis 2 Stunden 1 Efslöffe.l
Toll (was bei 40 Kranken der Art nicht fehl
schlug) geben kann? *— dies konnte wenigstens
jetzt wegen immer mehr bestärkter Ansicht der
Landleute, „dergleichen Krankheiten, die in
, .einem regelmäßigen (und also, nach ihrer &*-
„quemen Ansicht, auch nicht zu ändernden)
„Verlauf, und }n eide deutliche äufsere Form
„eingeschränkt sind, auch sich selbst zu über-
lassen," nicht genug ermittelt werden, da
ohnehin kein Drang vorlag, von der gewöhn«
liehen , mehr (allgemein und örtlich) entziehen-
den Methode abzuweichen ; freilich in öfter vor-
kommenden (besonders ortlich im Halse) mehr
negativen Fallen , aber dies Mittel recht er-
spriefslich seyn mag! —
Auffallend waren bei den Apoplexien der,
schon lange vorher durch Blässe und cachek-
tische Farbe ausgezeichneten, Alten, die vor-
herigen häufigen Blutungen aus der Nase: si-
cher zugleich hier ein Zeichen, nicht blofs von
Congestion, sondern von Blutzersetzung , durch
die aufregenden und am £nde erschöpfenden
— 56 —
atmosphärischen Einflasse aof die Nerren der
Athmungs- und Blutbereitungsorgane! — ,
Ein fast 3jähriger robuster lebhafter Knabe
Bekam von seinem Arzt gegen Croop- Zufalle
mit Nutzen Blutegel und Brechmittel (welche
letztere ich hier nur selten geben mag, wenn
nicht ein Nachlars der entzündlichen Spannung,
durch mehr feucht rauschende Stimme, Schleim*
losung u, s* w. sich zeigt). Schon am dritten
Tage sprang der muntere Knabe, nach der so
häufigen kranken Exaltation solcher Reconya-
lescenten, wieder neben seinem arbeitenden
Vater auf der kalten Hausflur umher. Ein am
dritten Tage tödtliches Recidir , wogegen Blut-
egel, Vesicator u. s. w. nicht halfen , so wie
ein doppelt tiefer Kummer der armen Eltern,
war die Folge! —
Mehrere Knaben starben jetzt mit allen
Zeichen von Hydrops cerebri,
Die Pneumonien und ähnliche Affectionen
der Atbmungsorgane, ▼ertrugen jetzt durchaus
noch immer nicht so wirksame und länger fort-
gesetzte abführende Mittel, wie wohl sonst;
am wenigsten Miltehalze (schon wegen direkt
mehr deprimirender Eigenschaft auf die Bespi-*
rationsorgnne von den splancbnischen aus). Hit
pafslichen Reizmitteln (Valeriana, Senega, Ar-
nica und dgl.) nebst Aether und schleimig -to-
senden, konnten sie freilich nützlich and no-
thig seyn, nur nicht im Ueberinaafse ! —
Mit vollem Rechte konnte man noch im-
mer, und jetzt immer steigend, die Krank-
heitsconstitution eine plethorische nennen, wohl-
verstanden aber, damit kein modernes patholo-
gisches Ohr (das aber jetzt kaum selbst weifa
— 57 —
vndr wissen kann, was es huren will und liefe-
ren soll?) sich, an diesem älteren Ausdruckte
stofse, nicht Ton einer mehr passiven Lehre9
der blofeeo nnthätigen Ueberfüllung, sondern
Ton einem ungestörten Gleichgewicht der Aus*
sigen und festen Theile, mit krankhaft belebter
Reaction ausgehend. Bei atoniseber, zur Aus-
dehnung geneigter Faser, besonders des Ge-
faftsystems, kann und mufs9 bei dabei übri-
gens fortdauernder guter Reproduction (Appetit
und Verdauung), und bei wenigem Verbrauch
der erzeugten Säfte durch physische und mo-
ralische Bewegung und Consumtion, (Arbeiten
und Denken , woran es leider mancher hohe
oder niedrige Plethoricus oft zu sehr fehlen
Iaht), allmählig ein Uebermaafs der flüssigen,
oder der aus ihnen schon abgesetzten festeren
Massen (ein Fettwerden) erzeugt werden. Kommt
bei diesem (sicher nicht blofs dynamisch, son-
dern auch chemisch) reränderfen Verbältnib
der festen und flüssigen organischen Theile,
und bei dem , durch relative Ueberfüllung ge-
setzten stärkeren Druck und Störung, auf die
feineren Gefäfse zumal, und deren Aufsaugung
und Absonderung, nun ein bedeutender innerer
oder äufserer (physischer oder moralischer) Reue
hinzu, so wird die denselben, nach organi-
schen Gesetzen zuerst aufnehmende Nervenfa-
ser alle übrigen zur lebhafteren Reaction, und
Sogar bei der, Ton uns sicher vorausgesetzten,
steten Wechselströmung der Imponderabilien
durch dieselben, als Vermittler aller Action,
so periodischen Ansammlungen und Ausströ-
mungen (Fluth und Ebbe) dieser Agentien, bis
zum sogenannten Fieber aufregen , und in die*
sem- Wechselzustande so lange erhalten kön-
nen, bis das, mehr dynamische,
.— 58 •*-
und statische, selbst imponderable , Gleichge-.
wicht wieder hergestellt seyn wird. (Bei man-
gelnder Reizbarkeit und Reaction wird die ge-
drückte Lage des organischen Systems länger
dauern (chronisch), oder gar zu fernerweiten
Degenerationen oder Destructionen übergehen)..
Dies richtige System der Ueherfüllung^
Ausdehnung und Reaction (bei innerlichem
Selbstreiz, oder einem äufserlicben) begründet
oder umfafst , wie das der (zu grofsen) Ent-
leerung und des Mangels, nebst zu starker,
doch $rern bald in das Ge gen t heil übergehen-
der, Contraction , fast alle pathologische und
therapeutische Regulative in allen organischen
Reichen und Wesen (Pflanzen nicht ausgenom-
men), und da die Verwirrung und der Streit
über dieselben noch immer fortdauert (nnd die.
Naturübel immer ärger gemacht hat), ob eine*
falsche, oder zu angemaafste, zu derb ent«*
scheidende heilkundige Kunstbehandlung, oder
eine mitunter pafsliche, und im Contrast mit
dem Uebermaafs der Mittel, wenigstens wöhi-
thätige , so oft aber zum Aberglauben, zur Ver-
dunklung der Wahrheit und reiner Naturkeont-
nisse, so wie zur Selbsttäuschung , Mystifikation
oder baarem Betrüge gebrauchte sogenannte ho-
möopathische Einschreitung gelten toll ? so ist
es doch wohl Zeit, die Wahrheit und Würdi-
gung von allen diesen Ansichten theoretisch and
praktisch klarer einzusehen, wo man xlenn fin-
den wird: 1) dafs der alte Begriff Ton Ple-
thora, und ihrer noth wendigen Abhülfe (Früh-
lings- und Brunnenkuren u. s. w. inclusive) an'
sich richtig sey; 2) dafs durch Entziehung and
Verminderung der organischen Lebensstoffe und
Reize eben sowohl (und sicher eben so Yiel)
— 59 —
Krankheiten gebeilt werden müssen 9 ab durch
Zulage. und Vermehrung derselbe? ; 3) da fs also
eine milde*, nicht immer ins Dunkle und Ka-.
tegoriscbe hinein , zu stark auftretende medi—
rinische und diätetische Behandlung (aber nicht
mit den Pedanterien, Widersprüchen und Täu-
schungen der Secten verbrämt) sehr viel und.
das meiste nützen könne, wenn sie das Ganze
des organischen Gleichgewichts vor 4u£eo na*"
Diese praktische gerechte Mitte (Jiiste mi*
Heu), die von den einseitigen Bestimmungen
der Hum oralpathologie nach ihren verschiede-
nen chemischen Schärfen und dgl. abweicht,
und besonders vielmehr nur die Erregung dejk
Organismus durch innere und äufsere Heizan-
lage und 11 eise zur Norm und zum Gegen-
stände ihre; Behandlung hat, wird immer auch
über unverständigen Brownianismus, so wie über
den , noch immer einseitig und leicht inifsver-
standlich als praktisches Regulativ auftretenden
Gastricismus , und über die eben so leicht irre-
führende Rheumatologie (weil das Uebel rheu-
matisch, d. h. von der Einwirkung der äufsern
Luft herrührend, ist, so erfordert es eigene
Mittel und Behandlung, da es doch, wie bei
den gastrischen, und überhaupt in allen ein-
zelnen Affectionen vielmehr .auf die Art uqd
den Grad des dadurch in Organismus gesetzten
lleizes und »einer Reaction (so wie auf dessen
Fonds nnd seine Verwendung) ankommt, — diese
gerechte und unbefangene , stets auf die Natur-
gesetze und den Gleichgewichtszustand des Or-
ganismus sich begründende praktische Ansicht
wird sicherlich, was man auch von ihrer Tri-
vialität jetzt gern sagen mochte, auch in Teuf«
land immer mehr gewürdigt werden,.
— 60 —
die vielen und verschiedenartigen, pathologi-
schen und therapeutischen Lehren der alten und
neuern Zeit zu dem Minimum reducirt worden
sind, zu welchem sie von Rechtswegen gehö-
ren. — Ohne die klaren Begriffe von Ple-
thora, Gleichgewicht und normaler Reaction,
machten die entziehenden , und dadurch die
ganze Maschiene, schneller und langsamer, von
Innen aus , alt erir enden Kurmethoden , die Hun-
gerkur 9 die Brechmittel und die abfuhrenden
Mittel (mineralische Wasser, Zittmann's De-
coct u. s. w.) selbst die Diät der Homöopathie
oft so wohltbätige und auffallende Heilungen
nicht, und man braucht keiner ausschliefsen-
den oder übertreibenden Heilsecte anzugehö-
ren, um einzusehen, dafs bei der Unnatur-
licfakeit unserer europäischen Kulturlage, der»
gleichen tiefere Eingriffe in eine widernatür-
liche Fülle oder Leere, und dadurch schon oft
auch speerfisch zu verändernde Reizbarkeit und
Reaction, rammt einer pafslichen Spannung
und Stimmung der Faser und der Psyche, die
Hauptsachen der Therapie seyn und bleiben
müssen, das Kind der archiatrischen Behand-
lung habe nun einen Namen oder Anzug and
Flitterstaat, welchen es wolle! —
(Vergl. das methodische Fasten, als Heil-
mittel vieler Krankheiten betrachtet , von Dr»
Rolffs. Kreisphysikus zu Mülheim am Rhein«
(Jahrbücher der in - und ausländischen gesamm?
ten Medicin, von Schmidt, 1834. B. I. H. 2.
No. 1.) und „Ueber den Einfiujs der Jahres-
zeiten auf Erzeugung von Biutcongestionen" in
Broussais Annales. Mars 1834.)«
Unter den mehr chronischen Fällen,
die plethorisch - nervöse Constitution hauptsäch-
— 61 —
lieh auf die tieferen Vermittlungen des organi-
schen und. geistigen Lebens störend einwirkte*
zeichneten sich eine Brustbräune bei; einem,
seit zehn Jahren schon öfter erwähnten, sonst
robusten, und jetzt fast völlig immunen, nur
zum schnellen Steigen unfähigen 9 Fünfziger*
so wie ein Sprach- und YerhältnifamäisTg Ge-
dankenyerlust bei einer nicht röllig so alten,
korpulenten, noch menstruirten und sonst ge^
sunden und lebhaften Frau aus. — Bei jenert
wo die dringendsten Zufälle seit Jahren einen
Stillstand bekamen, und nur jetzt etwas wie*
der auflebten, vielleicht gar mehr^ron seit lau*
«;er Zeit mit Erleichterung mitunter abgehen»
den, Nieren- und Blasen -Gries abhingen, -ward
man an der so lange gegoltenen bekannten
Wichmann'schen Theorie dieser Krank'heit'fast
irre, man möchte den die oft weitschichtig ge^
setzte Zeit des tödtlichen Ausganges aoea-afet
warten, oder die neuere Eggert'tche • Hjqpsa
these ron temporär herbeigeführter unregelmäfsi-
ger Zusammenziehung und . Action der tufient
Herztchichten gegen die innere , -durch ir-
gend stärkere dynamische Einflüsse auf das
Herzgebilde, und Störungen der verschiede-
nen Mächtigkeit der linken und rechten Herz-
hälfte , bis zum temporären oder gänzlichen
Stillstand des Lebensorgans (Tod), so wie sol-
che in Hecker's Annalen 1833 April auseinan-
dergesetzt sind , mit zur Erklärung dieses oft
so rälhselhaften (auch nach Hope) Krankheiten
des Herzens) nicht immer •organischen) Uebek
anwenden. — Jene weibliche u4pnojtitf ,< nebst
Unzulänglichkeit in den Gedanken, doch meto
noch ihres Ausdruckes (selbst schriftlich)- trat
nach mehreren äubern znm Gehirn congeviiren
Momenten % nassen Fülsen, Diätfebiern uis»***
— G2 —
ihit einer plötzlichen Unbesinnlichlceit und meh-
reren Symptomen Ton Lähmungen (von der
Gegend des Ursprungs der Stimmnerren im Ge-
hirn ausgehend) ein , und hält, obgleich die eine
Äeitlang unterdrückte Menstruation durch Blut«
Ausleerungen an den Püfsen u. s. w. wieder
hergestellt, nnd Manches , sowohl für das ganze
.Befinden, als auch für einige noch bestehende
Sprachkraft, z. B. in Ausrufung einiger Inter-
jecdonen-und kurzer Worte , Nein, nein! ach
Gott! u. s. w. gewonnen worden ist , noch,
nach einem Jahre , bei sonstiger völliger Inte-
grität des Organismus, hartnäckig an, und es
steht dahin , was, nach manchem vergeblichen,
Busleerenden und reizenden u. s. w. Heilver-
suche, etwa der, in einem französischen Blatte,
SB einem ähnlichen Falle als so auffallend half-
reich, gerühmte, Galvanismus auf die Zungen-
wurzel «. s, w. leisten möchte ? (welcher we-
nigstens nach 5 Wochen noch nichts geleistet!
und eine schon öfter bemerkte Erweichung oder
sonrtigto Veränderung des Gehirns l, woM leider
anzunehmen seyn dürfte i
jipriL
Barometer. 28' 7" 10'" (15.) und 27' 9"
7'" (29.). Bis anf die letzten 3 Tage "stets
über 28°).
Thermometer. + 17° (28.) und + 1° (7mal
so in der ersten Hälfte).
... Hygrometer. 80° (1.) und 65° (28.) (meist
in die 60°). Winde (sehr lebhaft). Vorherr«
sehend N. Anfangs mit W. In der Mitte9 mit
O« Nachher wieder mit W. und SW, — JRe-
gen am lOten, Hagel am 4ten, Schnee am
9 — Uten, Nebel am 16 — 17ten, Sternhelle
a/B löten, Wetterleuchten am 29stea n« SOstM, •
— ü3 —
Barometer. Mit dem 1. V. (1.) sehr gest.
Mit dem N.M. g$f.
Jetzt erst 'werden die verderblichen Polgen
früherer fortgesetzter Einflüsse, die in dem an-
gegebenen Mäafse noch jetzt anhielten, und im
December vorigen Jahres schon angedeutet wur-
den, recht merklich, die einer anhauenden
Aufregung, nämlich der, atoniscben Faser durch
aufsere Expansion und Ueberreizung. Auffal-
lend ist dies besonders bei den vielen jetzigen
apoplektischen und pneumonischen oder hekti-
schen Todesfällen der Alten, oder deren Con-
stitutionen doch mannigfach in ihren Grund-
festen erschüttert werden. — Ueberdem, beson-
ders hartnäckige , heftige Husten , mit einem so
entzündlich krampfhaften Keblreize, dafs oft
Blutegel und Zugpflaster an den Kehlkopf,
Oleosa, Salmiak, Calomel und Opium den an*
dem zweckmäfsigen Mitteln nachhelfen müssen,
um nur die Ruhe einigermafsen wieder her-
zustellen , und die Gefahr einer zu starken und
dauernden Secretion, auch örtlich für die a to-
nischen Athmungsorgane , späterhin dann durch
Island* Moos, Carageen, Myrrhe u. s. w. ab-
zuwenden. —
Hamoptosen, besonders häufig, selbst bei
Leuten, alten und jungen, die nie Blut ausge-
worfen. — Dies mufste um so mehr zur rich-
tigen praktischen Würdigung dieser jetzt offen-
baren relativen , bewegten Blutüberfüllung Iei-
teo, die auch mitunter durch starkes Nasen-
bluten, eben wie auch bei Alten, sich kuncL
gab, und wovon die 87jährige Madame A., die
schon seit mehr als 10 Jahren daran, im Som-
mer zumal, heftig, aber wohlthätig zu leid]
■■■«'■■ .. LiiU"
- 64 - . ■ ' f
pflegt , jetzt 'wieder ein lehrreiches und erfreu-
liches Beispiel abgab.
• Mai.
Barometer. 28' 2" 6'" (22.) und 27' 9"
(17.) (meist Über 28').
Thermometer, -f 23? (13.) und +3 (11.).
(In der ersten Hälfte 7 mal an oder aber 20°).
Hygrometer. 75° (4.) und 55° (25.) (meist
in die 60°).
Winde (stark) O. 12. N. 15. W. 19.
(meist mit N.), S. (bis zum 20sten) am 13»
Regen 10. Hagel am 13ten. Gewitter 4»
Mit dem N. M. (8.) Barometer stark gef.
(Tages darauf Gewitter). Mit dem E. V. (16.)
unter derselben Nachfolge , ebenfalls. — Hit
dem 1. V. (30.) nach dem Gewitter gest.
Die Masern vermehren sich, sioa aber. gut-
artig. — Bei einem 12jäbrigen israelitischen
Knaben, der bisher eine chronische (scröpbolose)
Blepharophtalmie , mit starker Rothe, Tbraneo
und Triefen vorzüglich der untern Augenlie-
der u. s. w. hatte, besserte sich dieser Zu-
stand durch die pathologische Einwirkung des
Maseroreizes auffallend, und ward mit Zink-
blumen und rothem Quecksilberpräciphat in ei-
ner Salbe (mit etwas Wachs gesteift, ' dach
Hufeland) nachgeholfen. — Von der einst ver-
schollenen, jetzt wieder hie und da aufleben*
den9 Impfung der Masern , ist aus einem tat»
f ernten ärztlichen Verwandtenhanse sa melden,
dafs der Arzt selbst seine vollblütige lebhafte
junge Frau, so wie zwei jüngere Kinder, durch
Lancettstiche an der innern Seite des Unterar-
mes und hineingebrachtes Masernblut impft»»
— w —
Nach 0 Tagen brach dar Ausschlag mir Brkft»
chen, Fiebar o. s. w. aus, wobei die Zu/alle
bei der Frau, welche so wenig sich geschont,
dafs sie auch nach der Impfung ip die Kirche
gegangen , am heftigsten und ängstigendsten wa-.
ren. Auch 'sollten in 3 Wochen durch Erkäl-
tung 2 mal bei Einem Subjekte Blasern vorge-
kommen sern. (Doch wohl nur analoger Haut*
reiz bei jetzt gröfserer Empfindlichkeit diese*
Organs?) Ein gewisser erethischer Zustand*
der Eingeweide besonders, mit Neigung zur
Kolik und Erbrechen, einer Art sporadi-
schen Cholera ähnelnd, herrschte jetzt häufig
bei den Masern , and erheischte besänftigende
und öligte Emulsionen oder selbst leichte Opiate»
Auch die Blattern, die in der Stadt seit
einem Jahre nicht aufgehört, waren wieder anf
das Land verschleppt , und ihre Ansteckung
zeigte sich selbst ungewöhnlich länger nach
dem Abtrocknen des Ausschlages durch dunktige
Zimmerluft und grobe scbinutzige Bekleidong
wirksam.
Wichtiger aber noch war die Artung dar
jetzigen fieberhaften Affectiöntin der Respira-
tionsorgane, namentlich in den Pneumonien, dl#
zwar, wie immer, einige Rücksicht auf Bl&b-
und Säfteentziehung , noch mehr.' aber auf baloV»
mögliche Umstimmeng der blutbereitenden und
blutbewegenden Gefafse, vermittelst der Ner-
ven (kühlende Salze 9 dann. ..Quecksilber^ tund
Spiesglanz- Kalke, mit, bis zum Schweifte (als
Zeichen wenigstens des nachlassenden Gefafs-
und Lungenkrampfes) fortgesetzten kleinen Gaben
Ton Opium , so wie auch örtliche Gegenreize e>
s. w.) erforderten. 'Wenn - man auch d«r Be-
handlung dieser Krankheit durch alleinige klei-
Jonra.LXXXf.B.&St. B
— 06 —
Her« öder grßTsere Gaben von' Brech Weinslein
(wo', nach deo ObservaU medic. Belgiä.
(Schmidt Jahrb. B. 4. H. 2. No. 119.) dies
Mittal bei heftiger Entzündung weniger Brechen
erregen- und zu 1 Gran, alle 2 Stünden jsehr hülf-
reich seyn soll), uod andern einseitigen Metho-
den, mit Hintansetzung -aller Blutaugleerangen
fm Allgemeinen nicht Eolge leisten. darf , so ist
doch de* directe Ejaflufs der Blutausleerungen
auch in sogenannten Brustentzündungen aller-
dings mehr zti beschränken, und aufs Neue um-
sichtiger zu erforschen , da schon nach Louis
{Recherche* sur les effits de la säighie dans
plusieurs maladies inßammatoires) die Entzün-
dung eine sehr zusammengesetzte krankhafte Er-
scheinung ist, die nicht allein in , sogenannter
Itypersthenie una* Gongestion besteht r ^roselbst
das unruhige Strömen des Blutes * nur all se-
cundair Statt findet, und, von d#m Einflüsse der
Nerven uod deren mannigfacher Reifcung) durcfi
innere Säfteveränderung, selbst Imponderabilien
u. s. w.) abhangt, und nach diesen" und ähn-
lichen Rücksichten, und nach einer richtiges
Schätzung- der Lebenskräfte, zur- eigenen, oft
nöthwendig alltnähligen Umänderung «nd Er-
ledigang des Krankheitsreizes, .auch bei dieser
wichtigsten acuten -Krankheit - (dem - Schema
gleichsam von allen) and nicht mit «u Marken;
Schnellen y oft immer mehr- durch Erhöhung der
Reizbarkeit verführenden Bütteln und Metho»
den verfahren werden mufs« —
t * ■
Nach Abmachung dieses wichtigsten , be-
sonders auch im jetzigen Mai zu erwägenden
Praktischen Punktes, gehe ich weher su den
Krankheiten des schon heffsen Junhis! —
• ■ « ■
*
* •■■.-■
- 67 —
Juniui.
t *
Barome ter. 28' 6'' (24. u. 25.) und tT. **H
(17.) (meist mittler Stand). .. t .. !
Thermometer. r|-270 (22) und + 6* (29-.)
(viel in die 20° Mittagszeit).
# Hygrometer. 72° (19.) und 53° (25.) (meist
zwischen 50 und 60° ).
Winde (in der 2ten -HiHfte stark (N. 24 mal,
meist mit W. S. 15 und O. 6 mal. Regen
12 mal. Gewitter am 4ten und 12ten. Doch
öfter Donner und schwüX
* «
Bei allen. Mondwechseln der Barometer nur
wenig verändert.
Die bisherigen Affectionen der Respiration**
und Unterleibsorgane verdampften gleichsam bei
der zunehmenden Hitze , die zwar ab und an,
aber unvollkommen , durch geringfügige fiegen
abgekühlt, und dadurch unser {lürrer Boden
und aHe Organismen in und auf ihm nur sehr
unvollkommen erfrischt wurden. Eine fast be-
ständige starke Ausdampfong durchlangen und
Haut normaliaifte das Gleichst wicht zwischen
den Organen und Säften, und deren gegensei»
tigen Erregung, besser und schneller , wie vor*
her, auch wenn einmal eine acute Störung ein*
trat. Desto mehr aber litten besonders die chro~
nischen Kranken, bei denen die jetzige Con»
gestion und Expansion auf fehlerhafte Organa
sation traf^ wovon das driUehalbjährige Kind
einer ganz hectischen , auch später gestorbenen,
jetzt hochschwangeren Mutter, in dem Kreise
eines benachbarten thätigen Coltegen einen tran>
ringen, und zugleich für die Unsicherheit dar
Diagnostik demüthigendsten Beweis abgab. Jktt*
E2
— ü8 —
Znfäüe des Krankenzuetandes , Anorexie, Er-
brechen, Durchfall und Verstopfung! Aufschreien,
Fieber u. 's. w. konnten eben sowohl auf Ma-
generweichung , wie anf Hirnleiden' hindeuten,
und' . periodische Munterkeit, . Aufmerksamkeil,
selbst für Musik, sollten fast Ton dem letzteren
abgezogen haben , obgleich die Kur darauf rich-
tig ursprünglich hingeleitet waf. Dennoch fan-
den sich nach dem, am lOten Tage der Krank-
heit erfolgten, Tode des Knaben in, der Sub-
stanz des. grofsen Gehirns mehrere gelbliche,
gleichsam callöse, Stellen Ton der Grofse einer
starken Haselnufs , mit streifiger dichter Schich-
tung; übrigens sonst keine namhaften Verän-
derungen, oder Wasser darin. ( Vergl. Anato-
mie pathologique du corps humain. L'ivrais. 8.
(Allgem. Literat. Zeitung. 1833. Etgadzungs-
blatt. Ne. 37.) , wo dergl. lehrreiche Abbildun-
gen und Erörterungen vorkommen« Auch: Be-
obachtungen (fünf) von Hirntuberkeln, von Dr.
B*rez in C aspers Wochenschrift 1834s. ,No. 25«
und 26.). — Die Hauptsache bleibt; aber Wo-
bei immer , dafs dergleichen organische Verän-
derungen selbst schon Ausdruck' un^- Folge*
einer allgemeinen Anomalie und verkehrten Tes«
denz der Lebenskraft sind , wo denn die todt-
liche Entwickeln ng bei irgend einem äulsera
Reize oder Zunahme des Uebels bis so einem
gewissen Grade , leicht eintritt« (Beiläufig will
der angeführte Franzose gegen die mit den Hirn-
krankheiten zusammengestellte Magenerwei-
ehung Milch und Opium, sein Recensent aber
Schwefel- oder Salpetersäure, verdünnt in schlei-
migen Vehikel ,. geben. — Ist es im ersten Fall
mehr blofs Reizbarkeit, im zweiten mehr Con-
gestion, oder selbst einige Auflockerung, dann
wohl mit Nutzen !). —
— 69 —
und Blattern noch immer! , -BfA
fahriges Mädchen bekam: 12 «Tage 'nach: der
Tollständigen Vaccination. die Varioloidenj die
aber wenig Kraft hatten , und am 5ten Tage
schon kleine Schorfe zu bilden anfingen. Die
Infection durch die Säfte bei der Impfung schliefst
also, die nachherige durch die Lungen nicht aus!
Oder sind beide Ansteckungen . vielmehr nur
durch die Insinuation der Stoffe hauptsächlich
zuletzt auf die feioenj Retpirations - Nerren-»
enden, und Verbreitung Yoada.aua, wirksam?
wo dann die Vaccine wenigstens eine grate
Abstumpfung gegen nachherigen specifisohen.Reis
der letzteren Art beweist! — .
■ *
Die Masern befielen ein lßjabriges, tonsf
robustes, doch nervös lebhaftes , Mädchen $ ge-
rade mit der Menstruation, wodurch die Re-
dundanz nach Brust und Kopf, Aufregung und
Erschöpfung, mit schwachem, fast ohnmächti-
gem Pulse, Unruhe, Schnarchen ohne ScNWJ
Diarrhöe, u9| dgl., höchst beunruhigend und be-
weisend war , cjafs bei der NerVepatfection auch
dieser fieberhaften Ausscbfagskfepkheit, die kükr.
lende und ausleerende Behandlung der erstell
Zeit,,Cdie aueh .hier nicht g*f*z wegbleiben
konnte) doch mitunter mit großer Vorsicht und
Maqfse anzuwenden sey,
• ■■«■.»■
Immer; zunehmende Hitze, die besondert
in der letzten Hälfte des Monates das Gehirn
ergriff, und die stärksten Con gestio nen , und
bei alten Personen nicht selten ■• Schlagflüs'se,
oder ähnliche Zufälle, herbeiführte. Bei einer
82jährigen Damf, die, bei wahrscheinlichen
innern organischen Herz- oder Xungenanlagen,
oft heftige sufföcätorische Athmungszufälle (von
* *-
— 70 -
JDIKtfehlern hauptsächlich) bekam , konnte kein
anderes Mittel die furchtbaren, den Tod schein-
bar sofort drohenden , Zufalle beseitigen 9 als
das Opium (zu J Gr. etwa 2 mal halb- oder
gänzstiindig gereicht). Nachher, und dabei Ana«
leptica, Kaffee u. dgl. ! — Purgiermittel, sonst oft
Wohltbätig, schienen, wenn sie zu eindringlich
wirkten , mitunter eher das Uebel zu* vermehr
ren, als zu mindern* Die Wirkung des Opiums»
so wie die Nebenumstände, keine Geschwülste
der Hände u. s. w.» zeigten aber doch wenig«
stens ,' dafs manv es wohl mit keiner eigentlichen
Brustwassersucbt (wozu übrigens starke Fami-
lienanlage da war} zu thun hatte. Aach starb
diq gute Kranke im September d. J. mehr er«
schöpft, als suffocatorisch.
Julius.
Barometer. 28' 4' 9'" (15.) und 27' ii"
10"'. (Nur 1 mal unter 280.
Thermometer. +27° (13. u. 28.) and nur
Einmal 16° (1), aber 27 mal 1" und meist
5 — 5* fiber^K.
Hygrometer. 74* (1.) und 47^(300, oft
fe die 50°. .
Winde (mäfaig bei der Schwule) N. Tor-
berfschend, 12. mal mit O. , und eben so oft
mit W. — S. mit O. 9, mit W. nur 4 mal«
Regen 10 mal (worunter 4 mal mit entferntem,
und am 26»ten mit starkem nahem Gewitter^
mit Schlössen). Am 29 — 30sten Hoheruuch.
Auch diesmal der Barometer bei allen
3fondwandluogen nur schwankend.
■ — 71 —
"• DI© .QfigewBhtäioiid' afchattisnAe «feztf Mtll
in stete* Aufregung/:- und machte *ineW' nlky*»
»lachen und rooralfccbw Retaröatiöur^uda'lle*
staurationetprozefs noth wendig I ' Nahrhafte^ 4befr
bricht verdauliche Speisen, -dad geistig^lttik*
Wnd« Getränke (Weitf,* tfesetfdet» leiolrtev&dthu
wein, mit Zuckerwasser und etwas 'Stiften
gemischt, dder stärker gehopfte und geisti-
gere Biere, als -ansre geWSntilrcben Dünnbiere,
wodurch leider gerade uoser Morden an vie-
len Orten noch immer die Verdauung sich ver-
dirbt, und dem Branntweinübeunaafa und al-
len traurigen Folgen desselben in die Hände
fällt). — Aufserdem das kühle Flu/im oder
Seebad als grofoes Restaurans , selbst für , seit
einer Reihe von Jahren (wie der Verf.) da-
von Abgewöhnte, uncT zwar *?Br , Tages sehr
beschäftigte Leute, uibends mit dem Nieder-
sinken/ der glühenden Sonne, und selbst län-
ger, wie sonst, genommen, um durch eine
erquickliche Nachtruhe wieder auf den kom-
menden heifsen Tag vorbereitet, beherzt und
kräftig zu werden!
Aufser. Hirncongesiionen , ichlapßufsarti-
gen Zufällen , und andern Reactionen von etyva
organisch -pathologischen Anlagen, eben keine
Krankheiten, selbst wenige katarrhalische, am
meisten noch der Augen! — Selbst Blattern
und Blasern schienen zu verdunsten. —
Die ex inge&tis et male digestis, kaltem
Trünke (wenige, selbst gewohnte, Wasser-
trihker konnten hierin jetzt fortfahren, oder
doch nur einigermafsen dreist seyn) genosse-
nem rohen Obste , oder vieler Milch entstan-
denen Coliken, die bei der groben jetzigen
— ;75 —
Adlige wr Anorexie und Dyspepsie, oft die
Cholera natipnalis (indigena) darstellten (nur
Klob nüht die äsiaM$ckt!) jnufsten, nach
itäadedy bald mit sanfteren Aueleetange-
mithin («., B. Ipe.cacuanha oder Oelen) , oder
not ^besänftigenden» selbst Opium* behandelt
werden! m
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(Die Fortstfacnng folgt)
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Physiologie der Krankheit»
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Dr. Ludwig Koch,
. . K* bftyr« Hofmediku* . .
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JLrer Untersuchungen über die Natur und äü
Wesen der Krankhaft, können nie so viel«
werden ; denn die endliche '■ Erkerinthifs der
Wahrheit wird um so eher möglich , je mehr'
wir diefo ton allen Seiten zji beleuchten ofc-'
müht sind. Wenn aber die Frage : Was ist
Krankheit? noch immer niqht befriedigend ge-
lost ist, und die' Beantwortung derselben bnjtec!
die schwierigsten Aufgaben des ärztlichen .Fort-
gehens gebort, so kann es nur verdienstlich er-
scheinen, tti den bisherigen Bemühungen einen
neuen Versuch hinzuzufügen , durch welchen
die Erreichung jenes Zweckes einigermaßen be-
fördert werden soll.
Nicht nur Gesundheit, auch Krankheit ist
ein naturgemäber Zustand; es giebt in der Na*
tur Nichts, was naturwidrig wäre. So lang«
** 74 >-■
die Immer gleichen VnTefnh^eflicEen Kräfte der
Natur t bätig sind, nnd alle Vorgärige in ihr
nach den bestimmtesten un wandelbaren Ge-
setzen geschehen , so lange mul» auch die Le-
ben »erschein ung, -welch« den Hamen der Krank-
heit führt , eine in der Natur und ihre» Kräf-
ten begründete, folglich eine naturgemäße .Er-
scheinung seyn. ErklatT man Krankheit all
einen wider- oder aufser- natürlichen Zustand.
(atatus praeternaiuraiis); nimmt man also Et-
was der Natur nicht identisches, ihr vielmehr
entgegengesetztes, ^n, so wird dadurch njcbj
nie Kr dieErVenntDirs der Kra^llheWg*t'4idnM
gewonnen, sondern es. wird vielmehr die Frage,
Statt beantwortet zu werden, ganz bei Seite
geschoben1; nöd die Verlegenheit daÖevnur yer-
mehrt, indem für eine unbekannte Grobe eine
andere noch weniger bekannte gesetzt wird.
Gäbe es auch etwas Naturwidriges, so mauste
e^reindestcng noch schwieriger seyn , die»es
-ii Vrklaren , nachdem in der Erkeontnife du
fUurgeinäi-iii so viele Hindernisse imd fllän-
" "iften. Jede Erscheinung aber, wenn
wij} gleich ihre Natur' nicht immer erkennen,
ist natürlich, ist den Gesetzen und Kräfte
welche in unserm Planetensysteme wirken, g
mats, und, so gewifs, als z. B. Tag und IVachl,
Ebbe und.Fluth, die Entladung einer Gewit-
terwolke ,. der Ausbruch eines Vulkane» u. ägl.,
ganz natnrgeirjäTse ' Vorgänge sind, indem «e
auf den bestimmten Wirkungen einer einfachen
■Vaturkraft "diler dem Couflicte mehrerer Krade
beruhen, eben so gewifs ist die Krankheit eia
völlig naturgemäfser Vorgang, nicht minder auf
den 'bestimmten Wirkungen rerschiedeber Na-
turiräfte beruhend» "i >. v:'-*' '•■ '
'- -.»/ .kiiiiiA ;l.
Vitra
«i fit
«J. .°
— 75 —
Die Erkenntnifs der Natur ist in beslHndi-
gem Fortschreiten begriffen , und die Hülfsmit-
tel zur endlichen Erreichung dieses» Zieles, wie
fern es auch sey, vermehren sich dennoch mit
jedem Tage ; die Analyse der Natur gewinnt
immerwährend neuen Boden, indem die bereits
erkannten und zu Gebote stehenden Kräfte zur
Auffindung und Erklärung- der noch unbekann-
ten benutzt werden. So verwandelten sich un-
zählige Erscheinungen, welche einst für wider-
natürlich gelten konnten , in Folge der zuneh-
menden Erkenntnifs in ganz natürliche, voll-
kommen erklärliche und fafslicbe Vorgänge?
und wenn gleich vielleicht noch eben so viele
unerklärte übrig seyn mögen, so ist doch mit
Gewifsheit anzunehmen, dafs wir der Erklä-
rung derselben wenigstens näher rücken, indem
"wir sie als ganz naturgemäße, mithin mögli-
cherweise erklärbare Erscheinungen betrachten*
Von diesem Standpunkte ausgebend , ■ ist die
Physiologie diejenige umfassende Wissenschaft,
welche Alles , was in der Natur vorgeht , prüft
und zu erklären sucht, in ihr Inneres zu drin-
gen, und ihre Geheimnisse zu enthüllen be-*
müht ist Jede Erscheinung im Kreise der
Natur liegt demnach im Gebiete der Physiolo-
gie, und es läfst sich somit auch- die ^Krank-
heit von physiologischer Seite1 betrachten, in-
dem man nämlich denjenigen ThdiL des ge-
dämmten Naturlebens, welcher auf die Erzeu-
gung^ Entstehung, Entwickelnng und Eigenschaf-
ten der Krankheit verwendet wird, näher zu
bestimmen sucht.
Die Physiologie fragt nicht : .Warum ? Was,
und wie etwas geschehe, zu erörtern, ist ihre
Aufgabe ; dafs ; durch diese bestimmten Kraft*
— 70 —
mittelst Jener gegebenen Organisation diefii oder
Jenes so geschehe , und nicht anders geschehen
könne, zu erklären, ist ihr Bestreben. War-
um etwas geschehe, erläutern zn wollen, .kann
die Physiologie weder nach ihrem Zwecke be-
absichtigen ,■■ noch vermöge ihrer Mittel leisten.
Die Antworten, welche die Wissenschaft über-
haupt auf die Frage : Warum ? ' zn geben ver-
mag, fuhren nicht weit zurück; an unabsehba-
rer Kette hängt ein Warum am andern, und
an ihr Ende gelangen zu wollen , ist vergeb-
liche Mühe. Denn wer wird erforschen, war-
um — um nur von unserm kleinen Planeten
zu sprechen ■— unsre Erde diese Bestandteile
habe, warum ihre Bestandteile diese Eigen-
schaften und Kräfte besitzen, warum aus dem
positiven oder negativen Verhalten derselben
gerade diese Erscheinungen entstehen? Es ist
so, weil es eben so und nicht anders ist« Wenn
übrigens der Theil der Wissenschaft , welchen
man Aetiologie nennt, sich dennoch mit Erfor-
schung der Ursachen beschäftigt , so kann die-
ses immerhin verdienstvolle Streben steil nnr
den sogenannten nächsten Ursachen gelten, und
die Aufklärungen, welche die Aetiologie zu gfr-
ben im Stande ist , werden daher immer be-
schränkt bleiben müssen. . „Die Wahrheit —
sagt der- Geschichtschseiber — ist in Gott, US
bleibt das Forschen." %..
Die Physiologie der Krankheit achlteftt
also die ätiologische Forschung aus, und in-
dem sie sich nicht weiter darum bekümmert)
warum es in der Welt Krankheiten gebe, ob,
wie Einige meinen, in Folge des Süddenf alles,
oder, wie andere beweisen wollen, nur in
Folge der Kultur -Zunahme, richtet sie ihre
- 77 -
Forschungen dahin,, nachzuweisen, daft et eine
in der Natur begründele Möglichkeit, ja sogar
unter bestimmten Verhältnissen eine unvermeid-
liche Koth wendigkeit sey, krank zu werden.
Die Physiologie der Krankheit sucht nachzu-
weisen, dafs auch ohne Sünde und. Kultur die
Krankheit ein in der Natur begründetes not-
wendiges Uebel sey* Um diese Nachweisung
so vollständig als möglich machen zu können,
ist es vor. Allem notwendig, dafs die Physio-
logie der Gesundheit ausgebildet werde; denn
auf die Kenntnifs der Gesundheit allein kann
die Erklärung der Krankheit gebaut werden,
und die Abweichung von der Norm.. kann nur
nach vorläufiger Bekanntschaft mit dieser letz?
leren richtig erkannt und beurtheilt werden»
Die Physiologie des gesunden, d. i. des for-
mal -Zustandet mufs bestimmen, welche Kräftf
im Organismus thötig sind, und welche Vor-
gänge in Folge dieser Kraftäufserungen Statt
haben müssen, wenn der. Zweck der Organi-
sation erfüllt werden soll» Kann sie diese Be-
stimmungen von den Lebenserscbeinungen im
Einzelnen und in ihrem- Zusammenhange ge-
ben , so liefert sie dadurch die Grundlage, auf
welcher die Erkenntnifs aller Veränderungen,
welche mit dem Zwecke und den Kräften der
Organisation eines Körpers nicht übereinstim-
men, beruht. Wenn der gesunde Zustand ge-
nau genug erkannt ist, so dafs sein ganzes
Wesen bis auf die kleinsten und letzten Ver-
zweigungen klar ge\yordeo, dann mnfs. auch
die .unbedeutendste Störung desselben in seinen
-veränderten Erscheinungen wahrgenommen wer-
den können, und wenn die. Erkenntnifs mög-
lich wird,: dafs. dieser ^ oder, jene*1 Vorgang
Körper Statt, habe, wird at*ch di$_Erkläfi
» — 78 —
wie er Statt haben könne und müsse, dadurch
möglich gemacht. Wie weit die Physiologie
der Gesundheit in Verfolgung ihres Zieles be-
reits yorgerückt sey, ist - bekannt. Viele der
schwierigen Räthsel des Lebens sind allerdings
bereits befriedigend gelöst; in wie weit die
noch übrigen gelÖ6t werden, steht zu erwar*
ten. Wie glücklich und schnell dieses aber
auch vielleicht den unausgesetzten Bemühungen
der Forschenden gelingen möge, so ist doch
bicht zu hoffen, dafs die Physiologie der Krank-
heit völlig gleichen Schritt mit der Physiologie
der Gesundheit halte. Trotz der durch die
schon sehr ausgebildete Kenntnifs des Normal-
zustandes gegebenen Anhaltspunkte bleiben den-
noch für die Erkenntnifs seiner Störungen so
viele neue Momente und unzählig;« unvermo*
thete Hindernisse zu überwinden übrig, dals,
wenn auch nicht gerade immer das Daseyn der
Gesundheitsstörung, doch oft die Art und das
Wesen derselben, nur mit Schwierigkeit er*
kannt werden. Beispiele dafür anzufahren!
scheint kaum nöthig; denn die tägliche Erfah-
rung bestätigt es, dafs selbst von ganz genas
in ihrem Vorhandenseyn erkannten Krankbeitf-
zuständen die Entstehungsweise und Natur dar*
selben noch nicht angegeben werden köeaa.
fio wird Entzündung , als eine der häufigsten
und bekanntesten Krankheitserscheinungen , ge-
wifs in den meisten Fällen leicht erkannt, ia
soferne der Diagnostiker über ihre Gegenwart
keinen Zweifel hegt, sondern diese vielmehr
mit der gröfsten Sicherheit anzugeben Weife,
demohngeachtet schwebt selbst über* diese so
gewöhnliche Erscbeiuung trotz «Uer bereite an-
gestellten Beleuchtungen noch viele Dunkelheit
deren vollständige Aufklärung nech erwartet
.— 79 —
t
Pferden muTs. Wenn auf? diese Weite die
Physiologie der Krankheit nicht im Stande ist,
oder wenigstens bisher noch nicht gewesen ist,
sich selhsiständig solche Jtyaterialien zu iam?
Kieln, und solche Fortschritte zu machen, dafs
sie den Anforderungen , welche an diese 'Wis-
senschaft gemacht werden können , zu entspre-
chen, .vermochte, so wird £hr doch ohnstreitig
darin durch die Physiologie der Gesundheit .ein
ungemeiner Vorschub geleistet , dafs diese Dok-
trin lehrt, welche Kräfte wirken und welche
Verhältnisse obwalten müssen , um eine be-
stimmte organische. Funktion möglich zu ma-
chen, und dafs sie. eben. dadurch der Krank-
heit«-Physiologie zu der Bestimmung behül£-
lieh wird, unter welchen Bedingungen eine
wesentliche Veränderung des normalen Vorgang
ges möglich oder noth wendig >rerde. .Nacjr
dem, was wir z. B. in Folge physiologisch
Forschung über den normalen Hergang des Blut-
' Umlaufes wissen , vermögen wir zu bestimmen,
unter welchen Verhältnissen eine wesentliche
Störung desselben eintreten werde, und indem
wir vermöge, solcher Ken ntuifs sogar im Stande
sind, manche dieser Störungen künstlich zu
erzeugen, und die dazu erforderlichen natürli-
chen Verbältnisse nachzuahmen, oder wirklich
hervorzurufen, liefern wir den Beweis für die
Richtigkeit unserer Kenntnifs, welche wir übqr
diese Funktion in ihrer Norm sowohl,, als ia
ihren möglichen Veränderungen, erworben ha-
ben1. Daher wird es der Kunst möglich, nicht
nur Störungen des Blutumlaufes zu bewirken,
sondern auch die Beschaffenheit des Blutes »auf
eine bestimmte Art krankhaft zu verändern,
und nach Willkühr Entzündung zu erregen«
Ehen so gewifs ist es wahr, dafs wir allertj^gs
— 80 —
im Stande sind, Krankheiten zu erzeugen, in
soferne nämlich, als et gelingt , den Korper in
bestimmte Verhältnisse zu versetzen, in wel-
chen die beabsichtigte Störung der einen oder
andern Funktion unausbleiblich eintreten inufa»
Es kann damit nicht gemeint seyn, dafs et
möglich seyn müsse, bei allen Individuen un-
ter denselben Verhältnissen auch dieselben Re*
sultate hervorzurufen, denn wenn bei verschie-
denen Individuen dazu verschiedene Mittel not-
wendig sind , und einige diesen Einwirkungen
vielleicht ganz widerstehen, so beweist dieA
nur, dafs nicht ein Maafsstab für Alle anwend-
bar sey, und dafs es gerade eine Hauptaufgabe
der Physiologie der Krankheit bleibe, nicht
nur generell, sondern auch individuell die in
der Natur selbst begründete Möglichkeit und
Noth wendigkeit, krank zu werden, bestimmen
zu lernen»
Wo gäbe es einen noch so gesunden Men-
schen, welcher nicht krank gemacht werde«
konnte ? Er mufs krank werden ; denn die Mög-
lichkeit dazu liegt in seiner Organisation t und
wird zur Noth wendigkeit, wenn' er in Ver-
hältnisse gebracht wird , in denen StSrangen
seiner normalen Organisation*- Fähigkeiten ein-
treten. Zehnmal für einmal bewirkt dieA der
Mensch mit Vorwissen, wofür das alltäglicbk
Beispiel Diätfehler und Gastricismen sind; aber
auch ohne es gerade stets zu wollen, veranlabt
er die Störungen seiner Gesundheit, weil' ff
die Schädlichkeiten , welchen er sich aussettt^
nicht kennt, und die Verhältnisse , in welchen
sein Erkranken — wenn auch langsam entste-
hend und spät erst ausgebildet — möglich und
unausbleiblich wird, nicht zu vermeiden wvffc
— 8t —
....
t)ie künstliche Erzeugung, krankhafter Zustan-
de — aber keinesweges in homöopathischem
Sinne — labt' sich also nicht ganz in Abrede,
slellen; wenn wir auch zugehen müssen , dafs
die künstliche * Erzeugung gewisser Exantheme,
bestimmter organischer Veränderungen der Ge-
webe, u. s. w. nicht gelingen werde, so müs-
sen wir aber auch zugleich gestehen , dafs wir
gerade über die Natur dieser Krankheiten und
über die Verhältnisse, unter welchen sie ent-
stehen, so viel als Nichts wissen. Dafs aber
unter, uns freilich unbekannten, Verhältnissen.
z. B. ein Herpes entstehen, oder ein Scirrhus
zum Vorschein .kommen müsse, ist so gewifs,
als dafs, unter uns bekanntern Verhältnissen,»
ein Knochen necrotisch werden, eine Entzün-
dung gewisser Theile erfolgen mufs.
■ .« ■
Es mag seyn, dafs wir jene uns unbekann-
ten Verhältnisse nie völlig ergründen werden,
dafs uns auch jene natürlichen .Vorgänge mit
manchen andern unerklärt bleiben^ nichts desto-
weniger bildet jene Forschung ünsre Aufgabe,
und zwar Jur die Heilkunde die. höchste, in-
dem eigentlich nach ihrer 'Losung' erst die so-
genannte indicatio cqusalis m Wahrheit erfüllt,
und die Krankheit in ihren Anzogen erreicht
werden könnte. Die Anfange, das erste Aul-
leben, das punctum saliens der Krankheit zu
erkennen, ist aber um so schwieriger, als wie
in der Analyse des Krankheits- Keimes noch
picht hinreichende Fortschritte gemacht haben,
die Beschaffenheit der zurKrahkbeils-Eutwicke-
Iting bereit liegenden Urstoffe,' und die aus letz-
teren möglicher- oder nbth.wendigerweise ent-
sinnenden Bildungen nicht genauer zu erkennen
Vermögen«'" Welche Mannigfaltigkeit von Krank«
Journ.LXXXLB.S.St F
beitifarmen kann ans wahrscheinlich höchst einm
fachen und wenigen Grundlagen ihren Ursprung
sieben? Auf welchen geringen, fast unmerk-
lichen Verschiedenheiten der ersten Entwicke-
luDg können vielleicht die ganz «utgegengn-
•etzlen Resultate der weitem Ausbildung beru-
hen? Gleich wie die Natur aus wenigen ein-
fachen Grundstoffen «ine unendliche Mannig-
faltigkeit der Organisation in THier- und Pflan-
zen-Welt erzeugt, entwickelt sie wohl auch
die grüfste Abwechselung in dbr Krankheit!-
Welt aus ursprünglich gleichen einfachen frin-
cipien.
Die Krankheit ist demnach nur eine n*V
turgemäfse Abweichung Tom Normalzo standet
Bekanntlich hat die Gesundheit" eine gswisie
Breite, innerhalb deren Grenzen aber schon du
Krankbeitsanlagen befindlich sind, welch« ; also,
zunächst an. die wirkliche ausgebildete Krank-,
heit anstehend, in -diese übergehen. Strengt
genommen, ist Krankheitsanlage schon Krank-
heit; doch ist die specielle Anlage zu einer
Krankheit wohl zu unterscheiden von der all-
gemeinen der Geaammtbeit zukommenden An-
lage zur Krankheit. überhaupt. Diese, die all-
gemeine Anlage, beruht auf der unbeschränk-
ten Möglichkeit, dafs durch Veränderungen int
Organismus überhaupt Störungen des Normal-
zustandes entstehen j jene , die besondere An-
lage, ist schon ein bestimmtes Resultat be-
stimmter Vorgänge,' die Summe mehrerer Stö-
rungen, woraus die Neigung zu einer bestimm-
ten Krankheit hervorgeht, oder wodurch viel-
mehr eine immerwährende Abweichung vom
Normalzustand 8 unterhalten wird, welche wu
in geringeren Graden nur Krankbeitaanlag«, ü
bober««' aber Krankheit selbst so nennen ge-
wohnt sind« Die allgemeine Anlage aur, Krank**
heit isft ein gleich rertheiltes gemeinschaftliche*
Rrbtheil; aber auch die speciella Anlagt *fl.
einer Krankheit kann sich in eine erbliche ▼**•.
wandeln.* iodein die Individuen auber den all-,
gemeinen Eigenschaften des Lebens anch ihre
besonderen - Eigentümlichkeiten mit fortpfian«,
xen; and ihren Nacbkpmmen die in ihnen, fea-r
bitnell »gewordenen Abweichungen vom .No*i>
inalsustande .-tererben» ■ fbjftdaher. aber ist *ß:
adch erklärlich , defs da* gestimmte Resultat,
einer speziellen Krankheitsanlage nicht in ei*.,
nem eineigea Individuo. ausgebildet .oder aar:
Reife gebracht . werden inu>je;i:i;eondern erst in-
mehreren nacheinander , also ia. mehreren (Je*,
neralionen fortwachsend, . eh.. .seiner, höchsten
Potenz -erbeben werden -könne , ma entschie*.
den ala Krankheit aufzutreten«, . tl .
1 . ... . ■ . , -
Indem wir Krankheit ahiftatnigainjibe Abt :
weichnag vom: Normalzustände, . betrachten, :.hano >
es uns fiicMi befremden* ds^t^it an ibr. bar-
stimmte. Gasetxe 9 gewisse Typftn , P^rip^ep und,
Abstufungen wahrnehmen. Alle NaturesHbfjrv
nnngen • ruheb auf eine* besiinamte* Bati^ «b4>
erfolgdn nach gleichen;, iaufiejr, wiaderkf bvftar
den Gesetzen) auch jn des {Krankheit,. b*i 4a*
ran Erzeugung und Unterhaltung nur bästinjzjsfte.
Kräfte der Natu* thätig sind , .werden «ich frtw
die Gesetze derselben offenbaren» undrnnMan
Entstehen; »die Ausbildung* den Verlauf und,
den Ausgang der Krankheit.ü^Aitragemnqsten.
GUinb; wie bei den grofrfn.Vnftäpgen des Na-
tnrlebebS' zvB.- die Verdunstung 4*9 Wassers,
die» Bildung, and der Niederschlag des Regens,
dSt . CiyilaMiiationsninaasfta dar Schnee- und.
F 2
— - 84 ■ *-
Eis- Bildung 'u; dgl; m. not nach ■ bestimmten
Gesetzen - Statt - haben , ebenso geschehen im
kleinern Maafsstabe, z. B. Ablagerungen oder
Aufsaugungen roh Flüssigkeiten , Aotsckeiduh-
gen neugeschaffener Krankbeitsprodokte u. s. w.f
nur nach bestimmten Gesetzen, deren1 Buch-
stabe im gegebenen Falle zur An Wendung- kömimV
Die Gesetzmäfsigkeit • der Krankheit' 'in ihrem
Verlaufe und in gewissen sich stets gleichblei-
benden * Erscheinungen "erregt also - ttfaht tnebt'
Erstaunen, als jcÄe^^Watnrerfcbeinurig - erregV
bei welcher nach fcefmanenten Gesetzen skh -
stets die gleichen Erscheinungen wiederholen.
Die GfeHundheit Verwandelt sich nur nach be-
stimmten Gesetzen* in Krankheit ; diese letztere'
aber ist entweder eine kurze, schnell vorüber-
gehende* EracbehiuHg, .etfer eine länger »nnboJk
tende, ihren i Gesetzen zufolge einen < grdfsertt'
Zeitraum umfassende« Kehren • die^iu»»Ge«*
sundheits - Störung mitwirkenden Kralle zur
Normatbescbaffenheit zurück , • und -tretet • diese
Gesetze wieder in ihre vorigen Rechtet eta,**'
stellt eicfamit ihnen auf ganz natürliche Weise'
die Gesundheit wieder -her, - YoHkomnteri edet
unTeHkommen / je nachdem die Herstaltaig'
det 'Normalzustände» theilweise oder* gazW vge»
schient/ Wirken )eö'e den; NörmalztfStantftftB- .
renden*« Kräfte länger- fort, und erstTeehK/sicte*
endtteh ihre Wirkung bis zu eeioer gänztkhen«
Atrfbetiüug , so mufo ' zuletzt die "Orgttisatkxr
so verändert werdeny dafs sie ihfon~Notfabal«<>
Zttreck nicht länger erfüllen, 'und» nicht '3
als Mittel zu dem ihr -ärspriingHch
Leben dietaen kann. So tritt also* der nfctztV
liehe Ende, der Tod ein; die Krankheit ist1 mt
ein .ganz natürlicher- Uebergangszattaad ittV'Aeat-
selben , ein ganz naturgemäße* ncrtlureudige*
— 85 —
Verbindungsglied in der Kette des Gesaniint-
Lebens; In diesem Aller fat selbst der Tod bar
eine nothwendige Ueber.gangsstufe, indem die
für das Fortbesteben des einen Normalzustan-
des nicht mehr brauchbare Organisation für die
Entwicklung eines andern ganz versebiede-
nen Lebenszweckes ein normales Vehikel lfi£
fern kann«
Die Abweichungen Tom Normalzustande,
so höchst mannigfaltig dieselben in ihren sub«
jektiv und objektiv wahrnehmbaren Aeufserun-
gen erscheinen mögen, müssen sich doch auf
bestimmte Hauptklassen zurückführen f und ei-
ner gewissen Einfachheit unterwerfen lassen«
So wie nämlich die mannigfaltigen Regungen
und Aeufeerungen des Lebens nur aus einer
Quelle, aus der Ur- Kraft des Lebens ausströ-
men, und gleichsam nur modificirte Bre-
chungen jenes einfachen Strahles sind, so wie
die Myriaden von Gestalten, welche das Leben
immerwährend hervorbringt, ursprünglich auf
der einfachen Blasen- und Kugel- Form beru-
hen y so wie die unendlichen Mischungsver-
schiedenheiten der Körper aus der Verbindung
weniger einfacher Grundstoffe hervorgehen, und
sich also die normalen Verhältnisse der Le-
bensthätigkeit, der Gestalt und der Mischung
der Korper, trotz ihrer Mannigfaltigkeit, auf
einfacheGrundlagen zurückbringen lassen, eben-
so können fuglich auch die Störungen des Nor-
malzuztandes, bei ihrer unendlichen Vielfältig-
keit, auf dieselben Grundlagen zurück geführt,
und yereinfacht werden, ebenso kann die Krank-
heit als naturgemäfse Erecheinung bis zu den
einfachsten i in ihr, wie in der Natur, für uns
erkennbaren Verhältnissen des Entstehens und
Bestehens verfolgt werden.
— 86 —
Der Normalzustand kann auf dreier!« Webe
gestört werden. Seine Grundveranderungeutsind:
1) Thätigkeits- Veränderung, dynamische
Störung, alienatio vitalitatis, l^Taövvctfi^.
2) Mischungs - Veränderung, organische
Störunge alienatio mixtionis, (UTe%V(MU*i .
3) Gestalts - Veränderung , physische (nft*
cfcanische) Störung, alienatio jormae 9 [Uta-
pOfHptootg.
Auf. diese drei Grundformen lasten sich
offenbar alle krankhaften Zustände- nuriickfiifc*
ren, oder können vielmehr nur auf diese al-
lein zurückgeführt werden. Wie ' schwierig
auch, diese genaue Zurückfuhrung in einzelnen
Fällen seyn möge, so wird der Analytiker der
Krankheit zuletzt auf die genannten Elemente
kommen müssen , und nur etwa in Ihrer Be-
nennung ron den oben* aufgestellten abweichen.
Jedem Körper kommen in gewisdeq. Mischungs*
Verhältnissen gewisse Stoffe zu, weiche« be-
stimmte Gestalten annehmen und eigne TM-
tigkeiten besitzen, und üben. Diese drei» zwar
innig verwebten, in ihren Erscheinungen aber
noch einzeln unterscheidbaren Verhältniasn der
ganzen Körper weit treten demnach auch in der
Krankheit hervor, und spiegeln sich in den
Aeufserungen derselben ab. Obschon von den
drei genannten Veränderungen jede einzeln IBr
sich vorkommen kann , so stellt . doch i» den
meisten Fällen die Krankheit ein durch Ver-
schmelzung derselben zusammengesetztes Bild
dar« Wenigstens pflegt es zu geschehen r dafs
durch die eine Veränderung bald schneller; bald
langsamer die andern herbeigeführt und unter-
halten werden , und somit die Kr^M»*** Ton
— 87 —
4wei und drei Faktoren1 gebildet wird, Dfifc
'Art und Weise ihres Zusammentrittes, in Hin-*
siebt auf Ort /und Zeit, die gleichen oder un-
gleichen'. Grade ' ihrer Heftigkeit und Ausdeh-
nung, das abwechselnde Vorwalten der einen.
•Veränderung bei dem Zurückbleiben der an*
"dem, o<fer das frühere Aufhören dereinen bei
längerer Fortdauer der andern , geben einer
Mannigfaltigkeit krankhafter Zustände Raum,
•welche nicht nur in Wiederholung der ein-
oder anzählige Male gelungenen , sondern auch
fn Erzeugung ganz neuer Produkte unerschöpf-
lich reich erscheint. Auch hierin aber liegt ein
neuer Beweis für die in der Natur obwaltende
Gesetzmäßigkeit, dafs die gleichen Vereint*
gunzsmomente krankhafter Veränderungen stet»
gleiche Resultate zur Folge haben, und ein-
zelne Krankheitsfälle dadurch ein konstantes
Gepräge erhalten. Hieraus erklärt sich wohl
am besten die Bildung kontägiöser Stoffe, wel-
che aus immer gleichen Vorgängen entwickelt,
stets dieselben Eigenschaften besitzen, und durch
Mittheilung zur Erweckung der gleichen krank-
haften Veränderung in einem andern Indivi-
duum beitragen.
Krankheit ist' vorhanden, sobald in einer
der angenommenen Beziehungen eine wesent-
liche Veränderung des Normalzustandes einge-
treten ist; die Krankheit wird erkannt, oder
wenigstens erkennbar, sobald eine solche Ver-
änderung hinreichend auffallende Symptome
veranlagst, um unsern Sinnen deutlich und für
diese empfänglich werden- zu können; die ei-
gentliche Unterscheidung (I)iagnosis) der Krank-
heit wird erst möglich, wenn es gelingt, das
Verhältnis der ihr Daseyn bedingenden Ver-
änderungen an einander in jeder/ Beziehung zu
— 88 —
ermitteln , und am so klarer wird die Diagnose,
je tiefer und ^genauer diese Ermittelang er-
reicht wird.
Thatigkeit ist Leben; wo Leben ist , ist
auch Thatigkeit — vitalitas. Wir abstrahiren
aber hier von dieser allgemeinen Bedeutung,
und haben nur die speciellen Tbäfigkeitsäufse-
rungen im Auge , welche das einwohnende Le-
ben in einzelnen Körper- und Korpertheilen
beurkunden. Diese Aeufserungen konstituiren
in einem bestimmten harmonischen Zusammen-
hange die Normallhiitigkeit der Individuen, der
ren Organisationszwecke sie entsprechen. Der
vorzüglichste Repräsentant der Lebens thatigkeit,
der Träger und Leiter ihrer Aeufserangen ist
der Nerve. Bei der genauesten Kennlnifs des
Nervensystems ist es uns nicht möglich, die
Pferrenkraft zu erklären ; wir verstehen das Le-
ben, das Thatigkeit verleihende nicht, wir er»
kennen nur das Belebte, das Thatigkeit äu-
fsernde. Wir sehen, dafs die Aeufserungen
wechseln, und erkennen daraus, dafs auch die
Thatigkeit selbst wechseln müsse. Der be-
stimmte Entwickelungsgang der Organismen
weist die normalen Thafigkeits Veränderungen
allenthalben nach ; von dem ersten Entstehen
eines Organismus bis zum nalurgernäfsen Auf-
hören desselben , durchläuft er eine unendliche
Reihe von Thatigkeit* - Aeufserungen und- Ver-
änderungen , nicht nur im Ganzen , sondern in
allen seinen Theilen. Das stufenweise Eintre-
ten deutlicher Lebensperioden, das Aufblähen
der Jugend, die Reife der Mannbarkeit, das
Welken des Alters, sind Beweise genug für
den unausgesetzten Thatigkeit» Wechsel im Or-
ganismus , für verschiedene abwechselnde Rich-
tungen eines Lebensprincipes* Wenn aber
— 89 —
JLebensthätigkelt überhaupt schon einmal Ver-
änderungen su erleiden im Stande ist, so kann
sie auch solche erleiden, welche nicht in den
normalen Cyclus ihrer Aeufserungen gehören,
sondern vielmehr auf irgend eine Weise über
die Grenzen des Normalzustandes hin ausirren.
Solche, Richtungen der Lebensthätigkeit, wie
Sie. z.< R. in den sogenannten Bildungstehlern
deutlich erscheinen, können unter den man-
nigfaltigsten Verhältnissen auftreten., in allen
Orgaqen und Geweben, durch veränderten Ner*
yeneinflufs vermittelt, zürn Vorscheine kam«
men, und in kleinerer oder gröberer Ausdeh-
nung, in niedrigem* oder höherein, Grade,
Krankheit darstellen. Wenn schon Leben über*
baupt, also auch krankhaft verändertes Leben,
Die ohne Thätigkeit gedacht werden kann, so
treten die Thätigkeits- Veränderungen dennoch
nicht in allen Krankheiten in gleichem Grade
hervor; wenn also . aqcb ein gewisser Antheil
von Thätigkeitsveräriderung keiner Krankheit
ganz abgesprochen, sirerden kann, eo dürfen
defshalb nicht alle Krankheiten nur als Thätig-
keits-Veränderungen angesehen werden, in-
dem diese weder jedesmal ursprünglich -sind,
noch stets vorherrschend bleiben , sondern durch
andere abnorme Verhältnisse erst herbeigeführt,
oder von andern überwiegenden Veränderun-
gen beherrscht werden. Manche Thätigkeits -
Veränderungen erhalten sich rein als solche,
oder nehmen nur einen geringen Zuwachs an-
derer Veränderungen an ; viele darunter ziehen
aber «schnell weitere Veränderungen nach sich,
und verlieren ihren ursprünglichen Charakter.
Vorzugsweise gehöreu alle sogenannten Ner-
venkrankheiten — . Neuroses — in die Reibe
der Thätigkeits - Veränderungen , so yrie alle
I
— 90
/
ftrankhelteeustande, welche man jxni dem Jfwh
Inen der Idiosynkrasien zu belegen pflegt.
Die Mischung ist ein Ton der
jswar influenzirtes, aber hiebt durchaus 'Anhän-
giges Yerhältnifs der Jitfrperwelt Im Gegen*
theile wird njebt selten die Tbäligkeit rob det
Misch ungsbesch äffen heit eines Gebildes abhängig»
Jedem Organismus kömmt ein bis in seine 'klein-
sten Theile1 bestimmtes normales MisehnAgsrer-
bältnifs zu, bei welchem die Funkttontin der*
selben entsprechend von Statten gehen« Der
Zusammenhang, welcher daher zwischen de*r
belebenden Thätigkeit und den belebten Stoffen
in ihren Mischungsverhältnissen bestehen -taub,
ist leicht einzusehen. Eben so leicht , als nach
veränderter Thätigkeit die Mischungsverände*
Hing als seeundäre Erscheinung eintritt, wird
die Thätigkeit selbst zu einer andern Richtung
bestimmt, wenn das Substrat, in welchem sin
sich äufftern soll, verwandelt ist, und von def
normalen Beschaffenheit abweicht. Diese* zweite
Fall tritt in der Krankheit nicht selten ein';
denn vermöge seiner Beziehung zur Anfsenwett
ist der Organismus beständig gezwungen, Slüft
von aufsen in sich aufzunehmen und den Stoff'
Wechsel in allen seinen Theilen fortwährend sn
unterhalten. Wenn aber die dargebotenen Stoffe
dem normalen Mischungsverhältnisse einet Kör-
pers nicht zusagen, sondern vielmehr ihm Auf»
nähme oder ihre Aneignung demselben gerade-
zu widerspricht, oder nur unter wesentlich ab-
weichenden Vorgängen Statt finden kann 9 SO
wird die primäre Misrhungsveräoderüng als Ver»
anlassung der nachfolgenden TbätigkeitsstdrtfDg
zu befrachten seyn. Nicht nur die Einführung
gewisser Stoffe in den Organismus, sondern
— 81 -^
Auch diä Entbehrung bestimmter Elementarstoffe
(wie *• .B. das Experiment, dem thieriscbea
Organismus allen Stickstoff zu entziehen , . be-
weist) verändert notwendigerweise die Mi-
schung 9 und ihren allgemeinen und besonders
Veränderungen werden über kurz oder lang an*
dere Störungen folgen. Die Wirkung mancher
Arzneistoffe ist auf dieses Verhältnis gegrün-
det. Vermittler des Stoffwechsels ist das Bluü
Dieses führt in seinem Kreisläufe die Bestand-*
theile des Körpers allen Theilen zu, und un*
terhält durch die Se- und Excretionen9 welche
dort geschehen, die Veränderungen der Mi« %
schung; dasselbe wird also nicht nur bei allen
normalen,, sondern auch bei allen abnormen
Mischungaveränderungen die Hauptrolle spie*
len. Die Zahl der letzteren mufs bedeutend
seyn, denn die unausgesetzt fortwährenden
Prozesse, der organischen Verbindungen und
Scheidungen , und die ununterbrochene Ge-
legenheit zu verschiedenen Anziehungen und
Abstofsungen der alten 9 oder neuen Stoffe ge-
statten unberechenbare Variationen der Mischung,
bei denen die chemischen Gesetze ohnstreitig
und vorzugsweise thätig sind. In diesem Sinne
ist daher Krankheit ein Resultat abnormer Sub-
limations- und Präcipitations - Prozesse, und ihre
ersten Anfange sind in den Gesetzen der che-
mischen Verwandtschaft aufzusuchen» Dabei
können die mannigfaltigen Krankheitszustände
in Folge der Mischungsveränderung, wie die
Träger derselben, sowohl im Kreislaufe ver-
theilt, als in einem bestimmten Theile abge-
setzt seyn« Die Abstufuogen derselben gehen
übrigens von dem unbedeutenden Wechsel we-
niger Moleküle im kleinsten Räume bis zur
ausgedehnten Verwandlung gröberer Organe
»
~ 92 —
oder ganzer Systeme in festem oder flüssigem
Zustande hinauf; nicht nur die Art,* sondern
auch- die Ausdehnung einer Mischungsverände-
TOBg 'wird daher für die Natur der Krankheit
entscheidend. Hieher sind aber vor allen die
Krankheiten des Blutes zu rechnen, aus denen
die übrigen Mischungsveränderungeri im Kor-
per — - mehr oder weniger direkt — abzulei-
ten sind. Sollte nicht das Fieber in manchen
seiner verschiedenen Gestalten insbesondere hier-
her zu rechnen seyn? Fieber, diese noch im-
mer nicht genügend erklärte Erscheinung scheint
eine zusammengesetzte Störung des Normalzu-
standes > in welcher die Thätigkeits - und Mi-
schung»" Veränderung sich vereinigen«. Die Se-
cretions- Störungen, welche das Fieber beglei-
ten und charakterisireri , und die erfolgenden
kritischen Ausscheidungen sind offenbar eigen-
thüinliche im Mischungsverhältnisse .Statt ha-
bende Vorgänge , welche bei manchen Fiebern
ursprünglich von diesem auszugehen scheinen«
Gestalt ist jedem Körper eigen ,< und grün-
det sich auf den Zusammenhang und die Lage
seiner integrirenden Bestandteile. Veranda*
rungen dieser Verhältnisse können auf zweier-
lei Art geschehen, entweder vom Korper auf-
gehend in Folge innerer Veranlassungen, "wel-
che durch Thätigkeits- und Mischungs -Störun-
gen herbeigeführt werden, oder von auüsen auf
den Körper angebracht, folglich durch mecha-
nische Einwirkung. Bei der Einwirkung me-
chanischer Potenzen , also bei allen sogenann-
ten- Verletzungen, gelten vorzugsweise die phy-
sikalischen Gesetze, nach denen der Zusam-
menhang und die Lage eines Gebildes aufge-
hoben oder gestört werden. Jede Ton anjten
— 83 —
mechanisch bewirkte GestaltsYeranderang fatri»
gentlirh abnorm, und zwar nicht — wiewohl
auch behauptet wurde — etwa nur Disposition
zur Krankheit, sondern ganz gewifs «dum
Krankheit selbst. Denn* wenn ?• B. ein Kno-
chen gebrochen , ein Muskel entzwei - geacbnib*
ten ist, so wird durch solche Gestalte? erände-
rüng ein Zustand erzeugt , welcher mit den
Zwecken nnd Kräften der Organisation nicht
übereinstimmt, und den Namen Krankheit mit
allem Rechte verdient. Normale Gestaltsrer«
änderungen sind alle der ungestörten Entwicke-
ln ng eines gesunden Korpers von innen nach,
aufsen angehörig. Wie aber die Gestalt die-
sen ' normalen Entwickelungsthätigkeiten . . untern
worfen ist, ebenso muffe' sie anch. mehr oder
weniger Antbeil an allen Abweichungen Ydn*
Normalzustände, insbesondere an allen -.Min
schungsveränderungen nehmen,.' wobei dieii—
tegrirenden Bestandtheile ▼erändert, folglich:
Lage und Zusammenhang der Gebilde modinV
eirt werden. Nicht minder aber werden, Wenn.
Lage tind Zusammenhang eines- Theilea wck
sentlieh verändert oder aufgehoben wurden; die
Tbätigkeit und die Mischung desselben Störung
gen erleiden;, und der noth wendige Uebergeng:
und die onaosbleibliche. Verschmelzung des drei
genannten Veränderungen \ werden in diesem.
Falle am deutlichsten einzusehen und nachzu-
weisen seyn. Das, was man Reactiön zu •'nen-
nen jrftegt^ ist nichts weiter, als der Beitritt
einer . neuen Veränderung zu einer früher yor-
bändenen, oder der Uebergang der einen in die
andere. Wie unstatthaft erscheint aus diesem
Gesichtspunkte die Unterscheidung innerer und
äufserer Krankheiten ! Weit rationeller ist die
Eintheilung der Krankheit in., örtliche und all-
— 96 —
einer conrplfcirten Krankheit; auf dMse Art eacftt
sie zu beantworten , was Krankheit sey*? Nacbf
ihren Begriffen ist sie aber nichts -weiter, als
eine Naturerscheinung , eine Modificatioq des'
Lebens, eine unter gegebenen Bedingungen
nothwendige Anwendung der Naturgesetze, wor-
aus ein dem Lebenszwecke des Individuum^
nicht entsprechender Zustand hervorgeht:
Wenn die Physiologie der Krankheit einer-'
seit* so innig mit der Physiologie der Gesund^
heit verknüpft ist, und" andererseits der Patho-
logie die Hand reicht'., so steht sie nicht min-
der mit der eigentlichen Therapie im engsten
Zusammenhange. Nachdem es der Zvrddk der'
Heilkunde ist, den Normalzustand wieder, her-
zustellen, seine Störungen zu beseitige nV'od^r
so viel als möglich zu mafsigen, setzt dieselbe
nicht nur die Kenntnifs des Normalzustandes1
voraus- sondern nöthigt auch zu * wiMbn',' ' traf
Welche Weise dieser gestört sey and gestört
werden ' könne. Erfahrung lehrt die Wirku*-
gen -gewisser Substanzen auf den gesunden" K5r-'
per kennen; ihre rationelle und nützliche Auf-
wendung auf den krankhaft Veränderten Kör-
per wird aber nur dann möglich, w£nb ihrt*
Wirkungswdse auf die gegebene Störung de*
Normalzustandes berechnet werdeb kantig ''Jjf
direkt*»? diese Wirkung /geschehen känh/desW)'
rascher und leichter mür* sich die Störung, der
Normalzustandes heben , Aesto gewisWt "iAu&
derselbe wieder in seine vorigen Rechte; rftf-1
treten. Die Heilung steht also mit di&sei'-E&K
Wirkung des Heilmittels auf die' rorhandeOB'
Normveranderung in geradem Verhältnisse. Von
diesem Gesichtspunkte aus erscheint (selbst ab-'
geatfien ton der Dotfo) Me Tendenz dter BW*
— 97 ■ —
mSopatben* (besser zu sagen: Homö'o-therapea-
ten) ganz fehlerhaft, und ihr Verfabreo dem
eigentlichen Heilzwecke durchaas nicht entspre-
chend. Sjo wie sieb endlich die mannigfaltigen
Krankheitszustände auf wenige einfache Grund-
formen zurückführen lassen, können auch die
unzähligen Heilmittel nach ihren Haupt Wirkun-
gen in wenige Klassen eingetheilt werden, und
so bilden sich bestimmte Heilapparate für ge-
wisse Veränderungen, je nachdem sie mehr der
Thätigkeit, der Mischung, oder der Gestalt gel«
teau Es ist. die Sache der Therapie, die Aa^
Wendung, der Heilmittel zu lehren, gleichsam
den Angriffsplan zu entwerfen nnd zu leiten,
wonach wo möglich die ursprüngliche Verän-
derung beseitigt, die nachteiligsten beschwieb/»-
tigt, bevorstehende ▼erbätet, mit einem Worte,
die normalen Verhältnisse durch einfache oder
zusammengesetzte Verfahrnngsweisen wieder
zarnckgeführV werden können ; der Physiologie
der fCränkÜtek' aber kömmt es zu, der Heil«
künde cur Erreichung ihres Zweckes behülflich
zu seyn, indem jene Wissenschaft zu zeigen
bemüht ist, was Objekt der Heilung sey un4
seyn könne, nnd wie letztere möglich werde. *
.\i . ■" ' [
V
1
r
■■ i '
foura.LXXXI.B. 3.«C G
< ■
; f k **
— 98 —
«fei
. 'V.
Beschreibung
der
Blatternepidemie.
welche
im Jahre 1820 und io der ersten Hälfte des
Jahres 1830 in der Stadt und Hemohafa
Jägerndorf herrschte.' -ix.v---! ;v
Vom ■' ' ' '•■■' *■-*''■' i • ' '
Dr. A. A. M 8l,ipJ,s.i:
Stadt«- und Furstl. LichtengteiofdMmtAö£Vhj*^ .
zu Jägerndprf. • . .
1
ie Blatternepidemie fing im Dorf* Rasse, iflfe
bruar 1829 an, wohin die Blattern durch am
Di
Februar
16 Jahr altes Mädchen eingeschleppt wurden,
welches die Impfung gehörig und regelmässig
überstanden hatte, und in Sternberg, wo sie
zu der Zeit herrschten, zum Besuch gewesen
war. Sie charakterisirten sich bei ihr als Va-
rioloiden, ich sah sie erst, als der Aussehlag
im Stadio der Austrocknung war, in welchem
die Haut zahlreiche, etwas vertiefte, dunkel»
rothe Flecken auf weifsem Grunde, oder gelb-
lich-braun gefärbte, durchschimmernde Borken
der Wahrnehmung darbot. Durch dieses Mäd-
■ "J /..■'.» ... .
— 99 —
«fteit 4rtffcn':dfc Blattern"« 'de> grolien'1**«*
Meinde' (sifc.riibil' 2007 Seeto) scttrielt Ttfttrtf-'
tet, und .befielen sowohl Geimpfte all atfctT
UngeiinplteÄ \you denen auc^ gleich ein fier-
jnonatlicfte s »Kind starb. , .Nach geschehener An-
zeige , bqgah, ich .jnich im -Auftrage des L<öt>U*t
eben Troppauer Kreisamtes, dahin , um diu:
Krankheit zu beobachten 9 ihre Beschaffenheit
zu erörtern ^ und die nötigen > . sowohl theraw
peutischen^ als inedicinisch-pplif eilichen DfrÄfH
regeln *u, treffen. : ><
* .»»."•••...■ # •■ .1 » . ■■ jl
.. Zu; gleicher, Zeit wurde c|ie Epidemie . vqq;
Baase, nach .dem. groben Dorf« Lichten Yertra-;
gen. Etwjm; später «brach sie in dem, in eirS
nem andern T heile der Herrschaft belegenen^
Dorfe Krpnsdorf aus, wohin die Blattern c^urch
eine heramzieneride Bettlerin; mit 5 Kindern
gebraclit : Wurden ; weldte'atle ungeimpft fra£
reu; Von hier verbreitete 'sifcfcr die Epidemie'
weiter in dV'n Dörfern « ÄdamstKal und Carls^?
thal, in weldien- Ortschaften i'fei*' bis Ende öt-*
tober ununterbrochen fortwährte. Während'
dieser Zeir kapi sie in Jägerncförf und desse^
Vorstädten', in 'dem der Stadt nahe gelegen
Gemeinden Marienfeld und Weiskirch zum Käiif&
brache. Die <£pdefnie schien .fm Monat BTo-'
rember getilgt zu sejrn,rIbjtecb aber neuerdinär
in de*' Mitte des MooaU D^ce«aber im Dor&
Lichten' M dein Städtchen' Bfehnisch, iid Ja*-
noar otttF Februar 1830 ti* Dorfe Koraefeei
Oesterfeichiscfhfen' Antheils, \fohfcf sie vomPrda«:
fiiscbeip 'Antheile, wo die Blattern iri einer
fimbtbrfren Gestalt auftraten , on<l mehrere In-1
dmdueer wegrafften, hiniibjer&eschteppf wurden';
im Apri| inV Dürfe LobehttÄin aui. Ende Mai'
wurden Weder atrf dem Aifattgebiete der Herr-
G2
- 100 —
schaft, noch auf dem der Stadf Blatternkrank»
gefunden , und somit scheint die Epidemie be-
endet zu seyn.
Im Ganzen belief sich die Zahl der Er-
griffenen auf '650 $ wovon 76 mit -wahren , na-
türlichen Blättern, die übrigen aber mit Varia-
loided behaftet waren ; tJavon starben in Adams-
tbal2; Karlsthal 1, Kronsdorf 3, Marienfeld 2,:
Jägerndorf 1, Komeise 1, Liebten ij Rasse lf:
Lobenstein 2 'Individuen , im Ganfcen l4; da*
Sterbeverhältnifs war also 1 : 5,30. k 'Viele von
den Erkrankten hatten sich gar nicht gemeldet,
ans Furcht, der Strenge der Polizefrnäaisregeln
zu unterliegen; so dafs man die {rrfsaramtsahf
der Kranken leidht wohl auf 1600 annah-
men kann. ■■:■'■" ■' «"■"•• ' -»
■ Die Vanoloiden traten durchgängig mit e^*(
nem heftigen, anhaltenden, Fiejw .fljijf p , .des***
Begleiter starke Kopfschmerzen,; iS^windal,,
Irrereden, Ohrensausen , Lichtscheue, gerötbete
Conjunctiva sowohl. des Aqges, ala dej ^Luge*»
lieder, Brennen und. Jucken der Augenl^edraB*.
der, vermehrter Thräpepflulji, /frqcbspbeit-fa,
lifasje, weif s belegte Zunge , starker D.u,rsl, 4p?
petiüosigkeit, Eckel, Aufstoßen s^nipI|t/jSeIjteB
Erbrechen eines zähen SchleJLn^esfJ:|(escb wer-
den .beim Schliogen, und Ätbibeo , ^trodtener
0 tuten, leichte Rotho der ß^leina^auJ^'W;
Hund- und Rachenhöhle, Sterben sjw^heo'
den Schultern , starkes Klopfen q^r ß^udeu,.
Druck in den Präcprdien und Uia^r^je^.'^axen.t
Dei; Urin war hochroth gefacht , . ? klar A t . obnf
nachfolgende Trübung, die H^ut..trock^Qy Jieils.
anzufühlen, die Nacht schlaflos ,. unruhig, (jßt
trat SehnenhüpJ|n und Flockenle^aj b^nzn, nic^
selten glaubten die K/anken siph^.v^ Qespaf^
•*. iÖl —
«fern rerfolgt; sahen fsnrifce'' Rader Vor^'A*
Augen , der Pole war fceqweöt , harUich and
Das Fieber dauerte 24 — 36 Stunden ohne
Nachlafs fort, worauf dann bei ei-
nem erfolgten gelinden, allgemein verbreitetet»
Schweifte an verschiedenen Theilen des KÖtf-»
pers, meist aber zuerst jan der Brust und am
.Rücken, rothliche, einen 'Stecknadelkopf grobe
Flecken mit einem, in der Mitte deutlich, %u
fühlenden Knötchen, hierauf im Gesichte > &*
behaarten Theile des Kopfes, am Halse, -so-
dann am Unterleibe, und zuletzt an den Gjttedr
waben zum Vorscheine kamen. Diese« Ter-
gröfserten , sich sichtlich« flössen nicht . sel-
ten zusammen , überdeckten - oft den ganzep
Körper, der hierdurch ein marmprirtes Ausser-
hen bekam ; sie erhoben sich den 4ten Tag der1
Krankheit, und em 3ten Tag des Ausbruchs; 4p
grorsen länglichen Pusteln oder kugelförmigem
Bläschen,, die zuweilen einen dunklern Ket;a
und ein Grübchen zeigten, und mit einem Ent-
zündungshofe umgeben waren , füllten sich den
öten Tag .der Krankheit mit gelblich weifser
Lymphe Ton geringerer Consistenz , als die den
Eiters, der sich bei Einstichen , die ich machte,
tiie vollkommen entleerte, wodurch die zel-
licbte Form ganz aufser Zweifel gesetzt wurde,
trockneten den 6ten bis 7ten Tag ein, und lie-
ben einzelne, flache Vertiefungen oder hqcfr-
rothe Flecken zurück, über denen sich feelof
liehe , oder gelblichbraune , ' leicht zerreiblicne,
spröde Krusten bildeten," die erstarrten Har^
tropfen ähnlich waren und -bald abfielen. ' Die
Farben Veränderung an den Stellen, wo das Ex-
anthem gestanden hatte, verlor sich. bei Main
J
— 402 •
cjlra, und z War .besonders bei Individuen, die
•ine ■ duokle Färbung . der .Haut und schwärzet
Kopfhaar hatten, in 4 bis 6 Wochen, dauerte
bei Kranken, die eine zarte Haut mit blonden
Haar hatten , oft -mehrere Monate. Sehr aalten
beobachtete ich im Anilifze kleine Narben mit
.einem netzförmigen Grunde. Nie bemerkte
ich Pusteln in der Mund- und Rachenhöhle.
So wie der Aasbruch des* Exanthems ge-
schah, verlor sich das Fieber. meist mit allen
seinen Begleitern bis auf die ca tarrha tische. Au-
getientzündung und die Beschwerden beim
Schlingen, welche Symptome aber, auch den
fiten Tag nicht Verschwanden. Eine leichte,
gleichförmige Hautausdünstung dauerte fort, Ter*
bunden mit einem Jucken der Haut, der Puls
wurde roll , weich und normal frequent, Sup-
Surationsfieber habe ich nie, eben so wenig
fstchkrankheiten beobachtet. Ohne alle ärz-
üeiliche Pflege genasen die Kranken in weni-
gen Tagen durch die Heilkraft der Natur. Im-
pfungen mit Varioldiden - Lymphe konnte ich
nicht -versuchen, da es mir weder Zeit, noch
'Umstände gestatteten.
Die Varioloiden befielen Vaccinirte ohne
Unterschied des Alters und des Geschlechtes
Die einzige Ausnahme bemerkte ich, Sab von
den in den letzten 5 Jahren Geimpften sehr
wenige von der Krankheit ergriffen wurden»
Ungeimpfte, die mit Kranken, welche mit Va-
rioloiden behaftet waren, verkehrten, wurden
von diesen angesteckt; es entwickelten sich aber
wahre , natürliche Blattern mit einem sehr ga?
fahrvollen Verlaufe.
Ganz anders gestaltete sich- .der Verlauf
der natürlichen Blattern, die an Ungeimpflen
— 103 —
Yorkamen* Di« Krankheit trat nach. rorherge-
gangener Abgeschlagenheit der Glieder und
bleierner Schwere derselben , Eingenommenheit
des Kopfes , MUsmuth, Trägheit, Unlust zw
allen, selbst den gewohnten Beschäftigungen*
schnell erfolgende Müdigkeit nach jeder, auch
noch so 'geringen Anstrengung, mit einem star-
ken, oft eine Stande und darüber dauernden
Froste* auf, dein bald eine brennende Hitze
folgte, mit heftigem, drückendem Kopfschmerze;
heftigen Delirien, Klopfen der Schläfearterien
und Carotiden-, starkem Tnrgor des Gesichtet,
den Symptomen einer katarrhalischen Augen-
entzündung, Ohrensausen (die Kranken klag'
ten über ein Gefühl, als ob sich ein Mühlrad,
stark vom Wasser getrieben, nahe ror den
Ohren, oder im Kopfe bewegte), trockene*
weifs belegter Zunge und Lippen mit dem; Ge-4
fühle eines brennenden Schmerzes, starken Durst;'
Appetitlosigkeit, Bauhbeit des Halses, Heiser-
keit der Stimme, Beschwerde der Sprache und
des Schlingens, Geschwulst und dunkler Bothe
der Mandeldrüsen und der Schleimhaut der
BachenhSble, sehr kurzen, beengten und be-
schleunigten Athemhohlen, trockenen Husten,
nicht selten mit einem Drucke über dem Brust-
beine, Stechen zwischen den Schultern, rei-
fsenden Schmerz längs dem Bückgrathe und in
den Achselhohlen, Eckel, Uebelkeiten und Er-
brechton einer grünlichgelben Flüssigkeit, Be-
ängstigung, Druck in der Mägengegend, Diar-
rhoe ohne schneidende Schmerzen im Unter-
leibe. Der Urin war hochroth obne Trübung,
die Heut im Anfange trocken, bot dem Unter-
suchendem das Gefühl einer unangenehmen,
prickelnden Hitze dar/ nach mehreren Stunden:
stellt* sich eine leichte Ausdunstung ein. Der
f
— 104 —
Polt -war beschleunigt, klein, härtlich, nicht
sehr kräftig.
Die Nächte waren meist schlaflos, unru-
hig, voll Beängstigung, der kurze Schlaf, oder
vielmehr Schlummer, der den Kranken gestat-
tet wurde, war durch schreckliche Träume be-
unruhigt und gestört,
>
Nach 2 bis 3:/T$gen liefs das Fieber, wel-
ches eich bis dahin als continua contintns dar*
•teilte, da es fast keine merklichen Remissio-
nen bildete, an Heftigkeit nach, und erzeig-
ten sich einzelne, ziemlich häufige, kleine, ro~
the Slippen, die zuerst am Gesichte, dann aq
der Brust, hierauf am Rücken und Unterleibe,
und zuletzt an den Extremitäten erschienen,
nicht selten Mund- und Rachenhoble besetzten^
und dadurch das Schlingen und Athemhohlen
aufserordentlich erschwerten. Diese erhoben
sich den 4ten Tag der Krankheit, den 2ten
des Ausbruches in kleine Knotehen, die ander
Spitze einen weiften Punkt bildeten, welche
am 5ten Tag der Krankheit grober wurden,
und den 6ten Tag zur Pustelform sich ausbil*
deten; die Pusteln waren mit heller Lymphe
gefüllt, und mit einem breiten, bochrotbep Eni-
zündungshofe umgeben« Das Fieber daaorte
inäfsig fort. Am lOten oder Uten Tag der
Krankheit, wenn die Pusteln ein konisches^
Aussehen mit einem nabelformigen Eindrucke
in der Mitte darboten, nicht seilen die Grobe
einer Zuckererbse erreichten, . sich mit einer
eiterartigen Lymphe füllten, ziemlich hart an-
zufühlen waren, leicht zusammenflössen und
die Entzündungshöfe sich ausbreiteten, stellte
sich das Suppurationsfie[>er mit einem sehr ge-
fährlichen Charakter ein» Es trat mit demselben
- 105 —
Betäubung, Irrereden, Sopor, bei Kindern
Eclampsia, bei Erwachsenen Sehnenhüpfen, diu
Gefühl grober Hinfälligkeit und Schwäche ein»
Diefs dauerte bis zur Austrocknung 7. bis 10
Tage fort. Das Gesicht war in dieser Periode
sehr geschwollen, so wie auch der übrige Kor*
per> jedoch im geringeren Grade, und zeigte
ein erdfahles Aussehen, so dab der Kranke ei*
neu bäfslicjben f erbärmlichen Anblick gewährte«
Die Augenlieder schwollen meist so an* dafi
sie kaum geöffnet werden konnten f und beim
Oeffnen meist ein dicker Schleim herausquoll,
öfters waren sie ganz zukam mengek lebt, und
mit dicken Borken bedeckt. Die Kranken klag-
ten über sjtarkes Ohrensausen und Schwerhö-
rigkeit, aus Mund und Nase quoll dicker Schleim,
die Beschwerden beim Athmen und Schlingen
.waren so grofs, dafs man ihnen nur mit Mühe
etwas Flüssigkeit beibringen konnte, die beim
Schlingen Brennen in der Speiseröhre verur-
sachte, welche Lage um so peinlicher für den
Kranken war, da sie ein unauslöschlicher, tar-
talischer Durst und Verlangen nach säuerlichen
Getränken quälte; das Jucken der Haut war un-
erträglich, die Heut selbst brennend heiCs , der
Puls sehr beschleunigt, oft fadenförmig, unter*
drückt und wenig energisch. Die Kranken ver-
breiteten in dieser Periode einen eigen thümli-
chen, widerlichen Geruch, aus dem schon je-
der beim Eintritte in das Krankenzimmer mit
Bestimmtheit behaupten konnte: es herrschen
darin die Blattern.
Dieser Geruch verleidete den längeren Auf-
enthalt in der Atmosphäre des Kranken, und
erregte bei mir, der ich doch an verschiedene
krankhafte Ausdünstungen als praktischer Ar**
gewohnt bin, Uebelkeit. . .
?\
- 106 -
Diarrhoe begleitete immer dienen Krank*
heitszustand , so wie auch oft ein theil weiser,
nrieist klebriger Schweifs. Der Urin war rotb-
licb, bildete bald nach der Excretion einen
reichlichen, dicken, gelblichen, Schwerton Bo-
densatz , und an der Oberfläche ein fettes Häut-
chen. Nach dem 18ten Tage der Krankheit,
selten früher , fing der Ausschlag an abzutrock-
nen, fiel zusaiinmen, die Farbe der Pusteln
-wurde erdfahl , zeigte ein schmutziges Ausse-
hen, und bildete den 23sten oder 24sten Tag
braune , dicke Borken , welche kreuzförmige
Narben, braunrothe , juckende Flecken nach ih-
rem Abfallen hinterliehen. Die Austrocknung
geschah in der nämlichen Ordnung, welche
dfT Ausbruch befolgte« Die Geschwulst der
Haut verlor sich , so wie auch die katarrhale
sehen Symptome des Auges und der Athmungs-
werkzeuge. Die Kranken genasen sehr lang-
sam, und bedurften noch mehrere Wochen H
ihrer völligen Wiedergenesung.
Im widrigen Falle sanken die Blattern ge*
wohnlich den 16ten bis 18(en Tag der Krank-
heit zusammen , wurden blau oder schwarz*
die Kranken verfielen in gänzliche Bewufstlo-
sigkeit, lagen im tiefen Sopor, der Puls wurde
klein, schwach, war kaum zu fühlen, und so
beschleunigt, dafs man kaum die Putsscbläte
zählen konnte; die Geschwulst der Haut ver-»
lor sich , es traten kalte , klebrige Schweifs«
ein; die sehr übelriechenden Stuhl- und Urin-
ausleerungen gingen unwillkührlich ab , und
alle Kranke starben einige Stunden nach deiÄ
Eintritt dieser Veränderung ineist sanft. Bei
zwei Individuen, worunter das eine ein 24 Jahr
altes, sonst rüstiges Weib, im 5ten Monata
SlIi emnpenm.1! i nft . iv wahrend dein L.j?ufe
aVsankbeh ein* Fehlsehmf machte. ee*eltse
cd änen .Leiden föne «ehr hefricfi Lve»
nndnns, welche we noch achfielter desn
Tede «wfmbrte. *k eine beamioWe itawea*
der ee bairfie «riotelen Todesfälle , -mm* icfc
auch des fcaufiseD und reichlichen ^^entwue*
des Branaffwein* erwähnen, weicher in un»e-
jer Gegend leider alt eil Universnliniitel
gas alle Krankheiten angesehen, den kraule
in reinhlächen Dosen, trotz allen ernsten V
znaliiumcen nnd Warnungen, beiget»r*c.lK, im
Folge der Ceberreicang lahmend auf die Cen*
tralorgaae des Kerrensysteins wirkte. —
Sud ed einigen, von mir beM-.arhtefen,
-dieter Epidemie eigenthihmlichen Fallen von
merktfiirdigen Anomalien.
Bei ewei gehörig Geimpften wurden die
wahren, natürlichen Blattern in ihrer furcht«
•baren Gestalt, wie aie in dieser Epidemie stets
antraten, beobachtet Beide wurdrn gerettet;
und hatten eine schnellere Genesung, als ich
aie bei den sonstigen Biatlerkranken dieser
Epidemie beobachtete. Dafs ich die Diagnose
bei beiden diesen Fällen sicher stellte, bewies
nicht nur der. Eintritt und Verlauf der Krank*
heil, sondern auch die zurückbleibenden sahl*
reichen, kreuzförmigen Pockennarben.
Bei einem 25jährigen , rüstigen Mann , itt
aer Gemeinde Komeise, der ror 18 Jahren an
natürlichen Pocken gleich Keilig mit seinein xwei
Jahre älteren Bruder, welcher daran starb, ge-
litten hatte, deren binterlassene Narben man in
jener Zeit, in der er Gegenstand meiner Beob-
achtung wurde, noch recht gut sehen konnte,
ging au einem an Varloloidea krank lfrglu»
— 106 —
den Freunde cum Besuch,, wurde bei ihm ab-
gesteckt, und com «weiten Male Ton wahren,
.natürlichen Blattern befallen*, welche.. in. -der
achrecklicbsten Form auftraten* , Die Krankheit
erreichte am 6ten Tage nach .erfolgtem Ana-
bruche eine furchtbare Höhe, ata plötzlich die
Pocken zusammensanken und der Krank« ataub.
Ein ungeimpftes , noch säugenden - Kind,
wurde Ton den wahren,-' naturlichen Bkbttetn
befallen. Die Mutter stillte es fort ^> ohne an--
gesteckt sn werden, es genas, doch nach 6
Monaten kam es in Gemeinschaft mit Vario-
loid- Kranken, wurde abermals angesteckt und
überstand die Varioloiden.
Bei Tier Individuen, welche die natürli-
chen Blattern überstanden hatten, träten Va-
rioloiden ein, doch waren sie sparsamer, als
bei den Geimpften, und hatten den gewöhnli-
chen Verlauf.
'.«■
.../
Nachkrankheiten beobachtete ich
atandenen Varioloiden nicht» wohl aber m
atandenen, wahren, natürlichen Pockeit;i
nische , catarrhalische Augenentzündongen9 bei
einem Mädchen Geschwüre, leueomatSee Ym*
dunklung der Hornhaut und Narben, bei einem
Manne Pannus, chronischen LnngencaitHftr lud
chronische Diarrhoe. . ; .
Obwohl viele Praktiker behaupten Ufotten,
dafs eine feuchte, warme Witterung der Er-
zeugung und Verbreitung der Blatternkrankheit
sehr günstig sey, so fand bei der vom mir be-
obachteten Epidemie das GegentheiX Statt, -in-
dem gerade bei rauhem, kaltem und nassen!
Wetter die Epidemie sich am zpeisten ausbrei-
tete, und die gröfste Krankenzahl darbot. Was
die Ortsterh^ltniwe, I^lima, und die sonstige»»
— 109 —
der; hiesigen Gegend eigenthiimlichen Verhalt»
niaee .anbelangt, konnte man weder in -dem
Einen /noch in dem Andern ein ursächliches
Moment* der Erzeugung und Verbreitung der
Ejykieiiiiftrauffinden 9 da die Blattern im vori-
gen Jahre' in Böhmen,. Mähren und Oester-
reich .unter den verschiedenartigsten Orte- und
klimatischen, Verhältnissen herrschten.. -
■ i •_
eltTen Varioloideny welche immer einen
gutartigen \ Verlauf Ratten, war die Pro-
gnose stets gunstig; nm so ungünstiger war sie)
bei den wahren ,' natürlichen Blattern«
• - ■ ■ ■ ■ - . # . - ■
Schlimme Zeichen waren in der von: mir
beobachteten Epidemie : Der plötzliche Ausbruch.
der BJa^tgroi* grofser Anzahl, besondere dann,
wenn er keine Erleichterung verschaffte; das
4rsclrwej0* »»d schnelle Athmen ; eine nicht zu
besiegende .Angst, urfd Beklommenheit , Jdaa er^
y actrwert* Stehlingen ; das Zusammensinken der
Pocken ; eintretende Gouvulsionen ; das mit he$->
tigetf 9 tiervS&en Symptomen auftretende Sup-
purationsfieher« Meist traten diese Symptoms)
vereint» auf*' und -die Kranken wurden - eine
Beute des Todes«
■
Der Eintritt des exanthematischen Fiebers
ist bfei den Variololden und bei den wahren
91 eäschebpöcken , was die Heftigkeit und Gleich-
namigkeit der Krankheitserscheinungen anbe->
langte 'vollkommen gleich;' der Ausbruch der.
VaridloUe'h ist im Wesentlichen dem der wah-
ren Pocken gleich, eben so ist die Form des
E£antheih* sehr den wahren Blattern ähnlich.
<i ««:
^Wesentliche Unterschiede« welche beide
CxanJJfcJM darbieten, sind: bei den wahren
P^sibsii- dauert das exaitfheiaatische Fieber 2 bis
— ILO ■—
3 Tage in seiner Heftigkeit fort; beide» V*-;
rioloiden hält es selten über 30 Stunden an.
Der* Ausbrach des Exanthems bindet -sich* bei
den wahren, natürlichen Blattern an eine' be-
stimmte Ordnung , denn sie erscheinen- zuerst1
im Gesichte , dann an der Brust , hierauf an*
Bücken und Unterleibe ,' und zuletzt- an :Sden
Extremitäten , in der Mund - und Raehenhäble»'
wogegen die Varioloiden :sich an feiner Ord-
nung des Ausbruches binden , bald ajp. (je&jcjbt
zuerst, bald an der Brust, bald, an den Extre-
mitäten, jedoch meist auch zuerst an, cjer Brust
und nin Bücken zum Vorscheine kommen V sich
folglich auch ge wisser mafsen zu eiiter-Regel-
nrtäfsigkeit hinneigen. Nie beobachtete ich Vi-
rioloiden in der Mund-,.und RaceenäiibM." iJj
Die Ausbildung ' des Exanthem* tadalrflbei
den wahren, natürlichen Pocken einer längeft»
Zeit,, bevor es zum Zeitraum der* MfefttleV
Bliithe kommt, und wird immer Ten einem'
Fieber , welches meist gelinder ist 4 als 'beim
Ausbruche, begleitet; wogegen die VarferioräeiJ
i»; Wesentlichen den wahren, nAturßcneri'&lal-
tern gleich, sich davon wesentlich' UBteVJeM*-
den, durch geringere Härte* Elasticitäfc.iiD^/Sr8-
fse der Pusteln, durch die darin . eothapep$
Lymphe, welche mehr weifs, dünn und.we*
niger eiteriger Natur ist.; Der . ^qtzjpynuvqf^
hof ist bei den Varioloiden weniger ^er8(b^h
und hat keinen solchen Umfang wie- bei, 4*9
wahren Pocken. Einen Hauptunterschied :uie-(
fet aber der stete Mangel des Suppurationsne-!
bers bei den Varioloiden dar, welches bei den
wahren Blattern nie fehlt, und messt einen
sehr hohen Grad von Bösartigkeit erreicht* bei
den .Varioloiden aber einen mildern/ gutatti--
— Uli -^
gern Verlauf neigt, I^in besonderes Uflterqchoi-
cjungsceichen gewährt das Stadium cW Ab^
ürocknung, welches bei. den, vjabren Pocken,
viel langsamer ▼erläuft, alt bei jenen; bei leta-
lerem bilden sich gelblichbraune, erstarrten.
Harctropffen ähnliche , spröde Krusten, di? iqeiet
einen liebten Fleck mit rothem Rande zurück-
lassen, während die wahren Blattern braune,
dicke Borken bilden , die nach dem Anfallen
eine vertiefte, mit seh wörtlichen Punkten ver-
sehene, kreuzförmige Narbe zurücklassen.
. ■ ■■■ .*■ i
Die, Variojoiden ..bilden, nie Metastasen }
welches nicht selten ;l>ei wahre/o 9 natürlichen
Blattern der fall ist; auch hinterlassen die Vq-
rioloiden juet. wje die natürlichen t Blattern,
Nachkrenkhkiten. Somit stellen sich #e V#-
rioloiden. . elf \ ejne Abqrt der wahren . flocken,»
als gemilderte, modificirte Meoscbenpocke "dar.
Die durch die Vaccination bewirkte Umände-
rung im Organismus, scheint bei einigen Indi-
viduen nicht gehörig durchgreifend zu seyn,
und einen, obwohl geringen Grad der Em-
pfänglichkeit für das JPockencontagium zurück-
zulassen. Bei der Einwirkung des Contagiums
auf so beschaffene Organismen, gelangt die
Krankheit nicht zu der ihr eigentümlichen
vollkommenen Entwickelung und Ausbildung,
erscheint daher als eine im Wesentlichen dem
eigentlichen, ursprünglichen Exantheme ähnli-
che, nur im Verlaufe gemilderte, aus gleichem
Saamen entsprossene, folglich als modiücirte
Krankheit, als Abart.
Dafs beide Krankheiten eines und dessel-
ben Ursprunges, eines und desselben Geschlech-
tes sind, beweisen namentlich folgende durch
Erfahrung bestätigte Gründe:
f
— 112 —
a) Die Varioloiden können den Ansteckungs-
«tofr Nichtraccinirten mittbeilen , und wahre,
natürliche Pocken hervorbringen ; diefs beob-'
achtete ich in der beschriebenen Epidemie öf-
ters; eben so können wahre Pocken {lurch An«
steckung bei Vaccinirten Varioloiden hervor«
bringen.
5) Dafür spricht ferner die Erfahrung, dafa
fficbtvaccinirte f wenn sie mit dem Gift ei-
ner Varioloidenpustel geimpft, von wahren
Pocken befallen werden. Guillon beobachtet«
dieses unter andern, und impfte mit dem Ei-
ter der, durch Varioloidenimufung entstande-
nen, wahren Pocken 42 Rinder, 'Welche alle
die echten Pocken bekamen, Aebnliche Ver-
suche lieferten gleiche Resultate (Reim* mtdi-
ealt franfaise et etrangire. 1827. T. Urf. 5$0).
j. .
:■ f
i.! :
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\'.-* * i
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K n r z e Nach r i chten
' «i •
nnd
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II <* Ä
■ * f i . . if
Auszüge« ' *
t.
Monatlicher Bericht
über '"•'
&enQwnJMt****t*nd* Geburten vndTodetßlh von BerU^
tnitgethfeflt ■•»••■
mut den Akten der Med. dtfrttry» Gesellschaft.,
. Mit der ddxu gehörigem Witterung* - Triette*
Monat September*
lieber die Witterung verweisen wir auf die beigelegte Tafel»
»■ •
Ei wurden geboren: 349 Knaben»
372 Mädchen»
721 Kinder.
El starben: 147 männlichen,
99 weibliehen Geschlechts Ober,
und 267 Kinder unter 10 Jahren.
^■^a
513 Personen.
Mehr geboren 208.
Joum. LXXXI. B* 3. St H
— 114 -
Im September des Tergangenen Jahres wurden
geboren: 381 Knaben.
335 Mädchen,
716 Kinder.
Es starben: 210 männlichen,
182 weiblichen Geschlechts über,
und 486 Kinder unter 10 Jahren»
.... . 878 Personen.
Menr gestorben 162. ' '* *
Im Verhältnifs zum September des Torigen Jahres,
wurden im September dies. Jahres 5 Kinder mehr ge-
boren , und starben weniger 365t
Anch in diesem Monate dauerte-.. £is/_ Salobritat fort,
und die Mortalität blieb geringe. Der gastrisch- ner-
vöse Charakter der Krankheiten trat immer mehr her-
vor, daher Diarrhöen mit dysenterischem" ^ Charakter
nicht selten, eben so Brechdurchfälle, die in einzel-
nen Fällen bösartig waren. Wechselfieber erhoben sieb,
und erschienen öfter in sehr larvirter Form. ' {Seltener
zeigten sich Scharlach und Masern. Die Pocken raff-
ten in diesem Monat drei Menschen fort» unter denen
iwei Erwachsene.
I- ii : »»•
,.. 7 • |i*.ft ■
— US —
9p»ti»ll» Krmnkhtifn,
lirwii.-h-
K>r-
Krankheiten.
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'■che bald nach für liebar
ibackenknulpfi. . I
riauän, . . .
j.l,.(<i u. [Vu<enkmnU«it
k" °ier Keielihmlen. '
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:l.ili>, ■■ Knl.7.iiridima ' •
- l-.nu.Mp v; (Btiiune).
i-n - jMn^iiinliing. , .
Ir-nl'umUmp.
[iindmi^slii'bar. , .
vrnhrber. .
il - lind FltcLfiehrr .
ii;-,.'üi,.;..T. .' . '."
Iir. od. "telileir.li.-pirlfn Fj'iIi
I.iiiil'i n-^fi«[iidiiinht .
lIlltKhwindfnnbt.
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Urlbiuchl, . . ,
rhdnrclifflil . . .
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Am Krebt. . . . . .
Am IY].ill»rkr*bl . . .
A» ll...,-.!,-,-,,.,;,,,,-. . . .
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A. i.irM li'ii..m™ KnaMwitea .
IJim.1i UHglixikilalU
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bell« D<-«t*r>«t{e«*n{rf*I.
Durek nmm Erfartmge* bsHStitf. >
leh frene mich, dem- Element dea^aäMM. tan ■
Lobredner ich von jeher war, eins neue Kbreulgle **ttn» ,
t.u können. Ich empfahl et schon vor 40 Jährt* fa ps'et-
iier MakrubiotUi als das gröfste Mittel rnr 1 "
Getnndheit, und als das allgemeinste H "
Krankheiten. Spater empfahl ich es, italt t
aen und oft schädlichen Chlorraiicherongen, MI der. Chu-
lera', ala du gewisseste und unschädlichste DettÜfaatiOMB-
miltel, und behauptete, dafo die tob Hol. Primi — d
Andern gepriesene grobe Kraft de» Chlor* tu Ztmi
rang des Pesten ntaginnis mehr den dabei •ageWtadetM
W—aer, alt dem Chlor lur.uschreiben ieT.- — ■■
Jetzt erhalten vir nnn einen nenan _nnd gmai «■*-
Beneidenden Befrei* hiervon, in den hoohet uettirirdlgen.
— 117 —
Erfarnhge», dfe ans darüber der russische Arzt, Hr.Horrath
Tsehetirkin in Heckers neuen Amalen IL Band 2, Heft mit-
iheilL Die caucasisohe Armee, bei welcher er als Feld-
arzt angestellt war, war in dem Kriege gegen Peraien ganz
von der Peat umgeben, and jede Absonderung oder Ab-
sperrung war bei dem Kriegsgerümmel fast ganz unmög-
lich. In jedem Ort, den die Soldaten besetzten, in jeder
Stadt, die sie eroberten, waren Pestkranke und verpestete
Häuser; jedes Gefecht brachte ihnen Gefangene, die von
der Pest inficirt waren; selbst die Beute, die sie mach-
ten, enthielt gewöhnlich Peststoff. — Womjt schützte sich
nun die Armee? Womit verhütete sie, dafe keine allge-
meine Ansteckung erfolgte? — Das Wasser allein war
es, was dieses Wunder bewirkte. — Di& Menschen wur-
den gebadet, Kleidungsstöcke, Wasche, Bettlaken, BfeV-
bles und andere Sachen wurden in fliefsendes Wasser ge-
legt, die Wohnungen wurden gewaschen, mit Kalck ge-
weifst, und einige Zeit dem Durchzuge der freien Luft
ausgesetzt, und diefs war hinreichend, das Pestgift in
zerstören.
Wir können nicht unterlassen, der Wichtigkeit des
Gegenstandes wegen«, bei der neuen Verbreitung der Pest
und der Cholera, und um das Publikum desto mehr auf
die Lesung des Ganzen aufmerksam zu machen, eine
hieher gehörige, und diefs so wie das Verfaren dabei recht
ins Licht setzende, Stelle, wörtlich herauszuheben:
„Im Jahre 1829 brach die Pest zuerst in der Festung
Achaltzick aus, welche von zwei nicht compietten Batail-
lons des Sclürwänischen Regiments besetzt war. Nach-
dem die Türken Erkundigungen über eine so schwache
Besatzung eingezogen hatten, rückten an 20,000 Mann
heran,< und hielten dieselbe bis zum 6ten März belagert,
um welche Zeit sie durch die Annäherung der Russen zur
Aufgabe ihres Plans, und durch Ausfälle der Belagerten,
aus ihrer Position vertrieben und noch drei Tage hinter-
einander verfolgt wurden« Hierdurch kamen die Soldaten
mit dem Feinde, unter dessen Truppen die Pest herrschte,
und durch deren Sachen, ist die vielfachste Berührung,
und demzufolge wurde die Seuche in demselben Jahre in
jene Festung gebracht, von welcher am lOten März so-
wohl die Soldaten der Garnison , als auch die Einwohner
ergriffen wurden."
„Beim Eintritte des Frühlings griff die Seuche immer
mehr um sich, die Aerzte unterlagen ihrem tödtlichen
— 118 —
Einflösse, and nur ein einziger derselben blieb am Le-
ben, der, durch Glauben an Prädestination — die Pest
als Strafe des Himmels für begangene Sunden anseilend
— keine Zuflucht zu der Scbutzkraft der so oft bewahrt
befundenen Vorsichtsmaalsregeln nahm. Jeder der Vorge-
setzten handelte nach seinem Gutdünken. Obgleich ein
Tbeil der Garnison in die der Festung nahegelegenen
Gärten gebracht war, so blieb er hier doch ohne strenge
Aufsicht und dem Nachtheile schädlicher Cominunication
ausgesetzt. Die Sterblichkeit unter der Garnison wuchs
von Tag zu Tage, bis endlich täglich vierzig Mann als
.Opfer fielen, und Schrecken und Verzweiflung die Unord-
nung noch vergrößerten."
„Als der Oberbefehlshaber kurz vor seiner Abreise von
THIis zur Armee, um die Kriegsoperationen wieder zn
beginnen, von jenen Ereignissen Nachricht erhielt, so
beorderte er den Obersten Koschkarew nnd den Stabsarzt
Jarotzkiy sich ungesäumt nach Achaltzick zu begeben.
Diese Beamten trafen nach ihrer Ankunft, welche am
23sten Mai Statt fand, sogleich folgende Vorkehrungen:
1. Die ganze Garnison wurde aus der Festang ge-
führt, und theilweise am Flusse gelagert.
2. Noch an demselben Tage wurden alle Sachen, mit
Ausnähme der unumgänglich nöthigen, auf 24 Stunden in
den Flute gelegt.
3. Alle Leute wurden taglich , Morgens nnd Abends,
einer Besichtigung unterworfen.
4. Alle Leute , Stabs - und Oberofficiere nicht ausge-
nommen, mufsten sieb um 11 Uhr Vormittags nnd um
7 Ohr Abends baden; und endlich
5. wurde der Lagerplatz längs dem Lauft des Flus-
ses oft gewechselt, und die Baraken und Streuen ver-
brannt.1'
„Diese Vorrichtungen hatten zur Folge, dafs nach drei
Tagen ihrer Anordnung nur sieben Menschen erkrankten.
wovon fünf wieder hergestellt wurden. In den vier fol-
genden Tagen erkrankten nur drei, von denen keiner ge-
storben ist. Fernerhin zeigte sich die Pest unter der
Garnison nicht mehr; und obgleich das durch diese letzte
gebildete Bataillon nach einer 24tägigen Reinigung aus-
rückte und 600 Werste zurücklegen mufate, um sich mit
den activen Truppen zu vereinigen} so befand es sich
— 110
dennoch gesund und trug keine 8put yon Pest jnebr tu
sich. Wir müssen bemerken , dafs in diesem letzten Fatik
die Reinigung mit Wasser ganz allein vof genommen wurdey
und dafs Räucherungen und andere Reinigungsmittel dato
nicht Statt fanden." m
3.
Empfehlung eines neuen Butkei.
Ich halte es für Pflicht » junge Aerzte aof ein Boeh
aufmerksam zu machen, dessen Lesung ihnen gewifs, an-
fser der angenehmsten Unterhaltung für Kopf und Herz,
schone Früchte bringen wird. Es ist: »Leben des K,
Preufs, Geh, Raths und Doctors der Arzneiwissenschaß
Ernst Ludwig Heim,. Aus hinterlassenen Briefen
und Tagebüchern herhausgegeben von G. W* Kefsler,
K. Pr. wirkt. Geh, Ob, Finanzrath. 2 TfUe. Leipzig 183$."
Es ist gewifs , dafs Beispiele mehr wirken , als Worte
und Regeln. Und welches herrliche Beispiel erblicken sie
da! — Einen Arzt im edelsten Sinne des Worts, vom
reinsten redlichsten Sinn, ohne Eigennutz und Selbstsacht,
blol's seinen Kanken und der Wissenschaft lebend, un er-
müdet thatig, und diefs fortsetzend bis ins höchste Alter.
— Und diefs Alles hier dargestellt, eben, so einfach end
anspruchslos als der Mann selbst war, nicht durch schöne
Worte, sondern durch das Leben, seine Schicksale, Er-
eignisse und Eigentümlichkeiten , selbst eigne Worte und
Briefe, Auszüge aus seinem Tagebuche, von der ersten
Kindheit an bis zu Ende des Lebens.
Gewifs, es kann Niemand diefs Buch lesen, ohne
den Wunsch , ihm ahnljph zu werden , und so hoffen wir,
dafs der edle Mann , der in seinem lieben so viel Gutes
wirkte, auch dadurch nach seinem Tode fortfaren wird,
ein Wohlthäter der Menschheit zu werden.
Man hört jetzt oft die Klage, und nicht mit Unrecht,
dafs die Achtung unserer Kunst in der Meinung des Pub-
likums verloren habe. Aber, glaubt mir, wenn die Kunst
verliert , so ist es nur die Schuld der Künstler. — Wer-:
/■
- 120 -
,<fo, lebet, bändelt so wie dieser Arzt; vad seid Yersi-
cbert, ihr werdet nicht allein für euch die höchste Ach»
fang gewinnen , sondern auch die Kaust im Gangen wie»
der zn ihrem höchsten Glanz erheben.
Ich kann mich nicht enthalten, hier ein Wort inm-
fbgen, was ein geistreicher Schriftsteller bei der Anzeige
dieses Boches in den Berliner Jahrbüchern ober wissen*
scbaftliche Kritik gesagt hat: „Wenn man diese Biogra-
phie, so wie mehrere anderer teotscher Minner gelesen
Bat, so lernt man erkennen , was das ist, was die Well
ausammeooält, so wie, wenn man melirero. fraaadeiacht
Memoiren und Biographien liefet» waa daa w, was ölt
Watt zerstört.- v „ ■ '
4
Vkügt Bmethungm über die KeitqueVm 4*
Ton
Dr. Prieger,
Kfinigi. Preuft. Hofrath, Brunnen- md JMeeTjl
mm
a Seit dem Erscheinen meiner Schrift «W die Heft«
3uellen zu Kreuznach 9 haben sich die Erfahraagesi Bber
ie höchst auffallenden Wirkungen, dieser an Brot». as)
reichen Therme, in der Art vermehrt, da£s IcJr aa wähl
glaube wagen zu dürfen, — einige neue Hsflwtriash-
gen derselben in diesem allgemein gelesenen leainalj •
^niederzulegen.
In dem Jahre 1826 überstieg die Zabl der _
nen Bäder noch nicht die Summe von 320, im
senen Sommer 1834 erreichte sie die Zahl tob 7970, '«•
ein Beweis , dafs das Vertrauen zu denselben fleh hadern
tend vermehrt hat.
Seit dieser Zeit werden aoeh |n vielen HSnaem dar
Stadt , da die Anzahl der Kranken auf den nahe gsJeg»i
nen Salinen nicht mehr untergebracht werden konnte, Baa-
der gegeben* — In den letzten Jahren wurde 'dio aal
der Insel oberhalb der Stadt gelegene sehr reiche «alz*
quelle, welche in chemischer Hinsicht den übrige« auf
der Saline gar nicht nachsteht, ebenfalls zum Trinken
und Baden benatzt, — \ jetzt ist daselbst eine sehr be-
suchte, gut eingerichtete Badeanstalt, in welcher täglich
über 100 Bäder gegeben werden können, — eingerichtet.
Tor allem waren es scrophulose Dyscrasien jeder Art,
in welchen sie ihre Heilkräfte auf das Ueherraschendste
bestätigten , — Hautkrankheiten chronischer Art, vorzüglich
Flechten | trockene wie nässeode, welche allen Heilquel-
len peatsohlands und Italiens widerstanden hatten, worden
in wenigen Monaten vollkommen gehoben; — •> vor allem
glaube ich es der Aufmerksamkeit wertb , die Leidensge-
schichte eines höchst interessanten jungen Mannes, in ge-
drängter Kürze mitzutheilen«
F. B. von F., bekam In seinem 7ten Lebensjahre
nach ftberstandenen Masern« einen kleinen Flechten-
ausschlag auf der linken Wange, welcher sich immer weiter
verbreitete und dadurch das 'Gesicht sehr entstellte. —
Aerztliche Hülfe, Kurversuche jeder Art, alle berühmte
Heilquellen und künstliche Bäder, auch die von Jschut,
wurden während mehreren Jahren , dabei starke Aetzmit*
tel, Hungerkur» der Laffectcuftche Syrupv, Arsenik in«
nerlich, Vesicantien auf die Wangen, der jahrelange Auf-
enthalt in England bei Astley Cooper, die Behandlung
BiMs in Paris, Alles war nicht im Stande, das immer vor-
wärts schreitende Uebel, welches sich nun über die ganze
linke Gesichtshälfte, die Nase und rechte Backengegend
verbreitet hatte, tu beschränken, dabei waren sämmtliche
Drusen mit ihren Saugadern angeschwollen , hart, letztere
strangartig vergrößert; — die Gemüthsstimmung war da*
bei sehr trübe und höchst unglücklich.
Achtzehnjährige Kurversache hatten nichts gefruchtet,
wobl schienen die energisch -angewandten Heilmittel eher
nachthejligj das Leiden verschlimmernd, eingewirkt zu
haben, ;— nun sollte auch äer Versuch an der neu sich
erhebenden Heilquelle zu Kreuznach gemacht werden.
Anfänglich liefe ich reine Soolbäder ohne den inner-
lichen Gebrauch des Brunnens in Anwendung bringen.
Der Erfolg war ein Stillestehen des Uebels; später wurde
auch an der Quelle, und zwar von der schwächsten, dem
Carlshaller* Brunnen , bis zu täglich mehrmaligen dünnen
Stuhlen, X bb 3 Gläser getrunken, worauf sichtbare 3e*r
terung eintrat. Nachdem aber die Bader immer mehr mit
Mutterlauge verstärkt worden, so daß bei 26 MaaJk eil
sehr starker Aasschlag) welcher sich vorzugsweise in den
behaarten Körperteilen entwickelte, und ganz den zu-
sammenfließenden Pocken (Fariolae confluentes) ähnlich,
sich mit dickem weifsen Kiter angefüllt hatte, — trat
wirkliche Besserung, nnd nach 10 wöchentlichem Gebrau-
che, völlige Heilung ein, welche auch nach einem Jahre, und
einer im Winter, nach Erkältung eingetretenen Gesichts-
rose, dauernd sich erhalten hat.
Das Gesicht ist völlig rein von Borken nnd Krosftea
die tieferen eingetretenen Geschwüre sind derb und fest
vernarbt, die Ausschwitzung hat gänzlich aufgehört, sam ält-
liche angeschwollene Drüsen sind zertheilt, dabei hat sich
eine bewunderungswürdige Muskelkraft und die regelmi-
fsigste Verdauung eingestellt. —
In Leiden der Genitalien wirkten die Kreuznacher
Heilquellen auffallend heilkräftig.
Auf das Uterinsystem besitzen die mit Mutterlauge
verstärkten Bäder die Menstruations- Ausleerungen beför-
dernde und regulirende Kräfte« Bei stockenden, schmerz-
haften Beschwerden der Periode, besonders wenn diese
Hebel als eine Folge von Stockungen und Krämpfen in
den gröfseren Nerven und Gefaßten des Unterleibes ra
betrachten sind, wirken sie auflösend und sanft beruhi-
gend. — Bei angeborner oder erworbener Schwache des
Uterus, besonders wenn diese als Folge von früheren oder
noch vorhandenen scrophu lösen Dyscrasien zu betrachte«
ist , — welche so häufig Unfruchtbarkeit in ihrem Gefolge
haben, — hob sie nicht allein diese, sondern bewirkte
auch bald nach ihrem Gebrauche eintretende Coneeption,
hinreichende Kraft, das Kind vollkommen auszutragen;
bieweilen sogar darauf folgende sehr starke Nachkom-
menschaft. — Ueber letztere Wirkung konnte ich aus
meiner reichen Erfahrung die interessantesten Thabachen
anführen, wäre der Gegenstand nicht zu delikater Art.
Eine höchst interessante Heilung von Induratio colli
uteri, bei wirklich vorhandener sciuhöser Familien-An-
lage und 1 "jähriger Unfruchtbarkeit, sah ich nicht allein
völlig gehoben weiden, sondern auch baldige Schwanger-
schaft und glückliches Wochenbett darauf folgen.
Nicht weniger bemerkenswert!! ist die Wirkung des
innern und äufseren Gebrauches unserer Quellen auf die
— 123 —
männlichen Geschlechtsorgane, namentlich aber Ab Harn*
weikzeuge, Verhärtungen der Prostata alt Folge schlecht
oder unvorsichtig geheilter Tripper, oder anderer sy-
philitischer Nachkrankheiten; eine knoruelichte Verhär-
tung des Corporis cavernosi des Penis, sah ich völlig re-
sorliirt werden, so dais die dadurch bewirkten Störongen
völlig beseitigt sind.
Die Wirkong des inneren Gebrauches der hiesigen
Thermen auf die Nieren, Harnleiter, und Blase, ist ge-
linde reizend, belebend und offenbar reinigend und er-
öffnend, denn trotz der vielen festen, gröfstentheils ab-
führenden Salze, ist ihre Wirkung doch auffallend kräfti-
ger auf die Harn Werkzeuge,, dann auf den DarmkanaL
— Es ist gewifs sehr bemerkenswert^, dafs die jKranken
nach dem Bade, wenn s*. sich zu Bette legten, oti in
sehr kurzen Zwischenräumen häufig und meistens eine
grofse Quantität Urin lassen mufsten , — dieser Urin ent-
hält häufig, namentlich bei organischen Leiden und be-
deutenden Dyscrasieen, eine ungewöhnliche Menge trü-
ber, starkriechender, oft grauschwärzlich gefärbter, wohl
auch puriformer Niederschläge, welche mit der eintreten-
den Besserung, einem heilen, klaren, natürlichen Urin
weichen.
Durch ihre reiche Verbindung an Brom (Lichig fand
in 30 Pfund eingedickter Mutterlauge, 20, sage zwanzig
Unzen Brom, siebe dessen Schrift: das Brom und seine
Verbindungen, S. 14), — Jod, salzsaurem Kalk, salz-
saurem Natron , und kohlensaurem Eisen etc. , gehören
die hiesigen Quellen zu denjenigen Heilmitteln , welche
auf kräftige Weise die Thätigkeit der resorbirenden Ge-
fafse, der. Drüsen, Schleimhäute und Saugadern zu stei-
gern , und 4n grössere Anregung zu versetzen vermögen,
wodurch rascherer Umlauf der Lymphe zu den Drüsen,
gröfsere Thätigkeit in ihren Capillar-Gefafsen, und da-
durch in vielen Leiden dieser Organe, oft in sehr kurzer
Zeit, völlige Zertheilung von Stockungen und Anschwel-
lungen dieser krankhaft entartetetea Gebilde, hervorge-
rufen wiid.
Mit gleich gutem Erfolge wendete ich sie an , hei al-
ten gichtisch -rheumatischen Ablagerungen, bei Ergiefsun-
gen in das Zellengewebe, Verdickungen und Verhärtun-
gen der Muskelscheiden, der Gelenkbänder, Knochen-
häute, ja selbst bei Auftreibungen und Anschwellungen
der Knochen und ihrer Enden, selbst , namentlich wer
>•
— 124 — ,
9
diese gichtischer, scrophtilö'ser oder syph<isch-
neuer Natur sind.
Noch habe leb ihrer * vortrefflichen Einwirtapg bd
icropbnlöten Leiden der Kinder, namentlich solchen»
welche als eine Folge syphilitisch - mercurieller Krankhe*-
ten der Eltern anzusehen sind, welche man, jetzt leider
stets häufiger zu beobachten Gelegenheit hat, zu erwäh-
nen. Hier springt ihre vortheilhafte Einwirkung sichtlich '
schnell hervor; — » die mit bösartigem Milchsohorf, Fleen-
tenschärfe, Atrophie, rhachitischen Beschwerden jeder Ar^
Schwäche des Gefafssystems , dadurch so häufig eintreten*»
den Blutungen , behafteten kindlichen Individuen , nehme*,
nach kurzer Zeit des Badegebrauches , eine ganz ändert
Physiognomie an, körperlich nnd geistig entwickeln sie
eich rascher und vollkommener, der Milchschorf und die
Flechtenansscbläge heilen, die von der Rhachitis krummen
Glieder und dicken Gelenkenden werden gerade nnd schlank,
der dick aufgetriebene Bauch mit seinen angeschwollenen
Mesenterial - Drüsen nnd grofser Leber fallen zusammen,
das aufgeschwemmte,, phlegmatisch - lymphatische , blasse
leidende Gesicht , mit den trüben Augen und angeschwol-
lenen Angenliederdrüsen , wird freundlich, heiter, gesund^
und endlich blühend , — es erfolgt ein dauerndes höchst
erfreuliches Bild der Genesung. __
Schon vor mehreren Jahren haben Knod von JTifcnrir
streit und Kluge in der Berliner Med. Zeitung von 1833.
Nro. 5. der trefflichen Wirkungen des Jods, gegen mer-
curiellen Speichelflufs Erwähnung gethan. — ■ Noch viel
mehr Heilkräfte gegen Mercurial-* Leiden aller Art, \we4cho
man jetzt viel hantiger- zu beobachten Gelegenheit nat,
besitzt das Brom , — worüber ich höchst interessante UnV
theilungen in einer späteren Abhandlungen antoben mir
erlauben werde; •— vorläufig glaube ich aber bemerkem
zu müssen, dafs ich die ausgezeichnet heilkriftgea Wir-
kungen unserer Quelle, vorzüglich dem grofsea ' Refdi-
thum an Brom , in ihrer einzigen Verbindung ttH Jod,7
kohlensaurem Eisen und salzsaurem Kalke zususchteibea
geneigt bin , so wie ich die feste Ueberzeogung gewon-
nen , dafs mit den gewöhnlichen Soolbädern , wie Ich sie
selbst Jahre lang, nach der allgemein gebrauchliebem
Weise in Anwendung gebracht, niemals die glänzenden
Resultate, wie ich seit 14 Jahren durch das Hiazuthmi
der Mutterlauge, in welcher bekanntlich kein, oder doch
nur außerordentlich wenig, Kochsalz mehr enthalten is^ —
— 125 —
zu erlangen im Stande gewesen wäre. DaA $etor .Ge-
brauch aber auch mit grober ärztlicher Sorgfalt, Umsicht
nnd Berücksichtigung aller Krankheitsmomente geschehen
rauft, — bedarf kaum einer Erwähnung.
Ueber ihre günstige Einwirkung auf das Nervensy-
stem , besonders auf das Ruckenmark nnd die Ton diesem
entspringenden Nerven, besondere wenn diesem Leiden
eine scrophulös - herpetische , oder rheumatische Schärft
zum Grunde liegt, und diese Ablagerungen Paralysen rar
Folge haben , — ihren Yortheilhaften Kinflufs auf die
drusig- schleimigten Gebilde der Luftröhre und des Kehl-
stopfes, — dann der Tuberkelbildung in den Longen,
wenn sie scrophulöser Nator gewesen (und in wie vielen
Fällen sind sie dieses nicht), werde ich Gelegenheit neh-
men, spätere Mittheilungen zo machen.
;5.
Zwei Beobadütmgen,
die Anwendung des EHx> mHeatmrhalis Hufelandt, betreffend.
Vom
MrtskuOraOe Dr. Günther in Köln. *)
Die vom Herrn Staatsrath. Hufeland schon fro-
her angegebene Formel in hartnäckigen, trocknen, ver-
nachl&ßlgten Catarrhen, bestehend aus 1 Drachme Bx-
iract. Card, benedict., aufgelöst in 2 Unzen Aa. Flor.
Sambuc.y wovon alle 2 Stunden 2 Theelöffel gegeben
werden , hatte ich schon in mehrern Fällen , die den hier
mitzutheilenden ähnlich waren, mit Nutzen angewandt,
als mir das von Ebendemselben in vorliegendem Journale,
Märzhefte (1835) S. 124 empfohlne Mittel, ansichtig wurde,
zn einer Zeit, wo ich einen jungen Mann von einigen
20 Jahren , an diesem Uebel schon einige Zeit behandelte.
Er hatte sich dasselbe, wie er vorgab, durch Erkältung
*) Von Andern seitdem ven mir gemachten Erfahrungen
über di«»e mit Erfolg angewandte Arzneiformel des
Herrn .Staatsrath* Hitjeland, theile ich hiervon nur zwei
von mir triiUer Auigeaeiehneten Beobachtungen« jnib
— lae —
zugezogen, und litt an diesem schon 6 — 8 Wochen , ah
er sich meiner Behandlung anvertraute. Aufser seinem
katarrhalischen Uebel, das ihm, wie öfters, wenn dasselbe
mehr chronisch wird, blofs Abends beim Schlafengehn be-1
fiel, war seine Hauptklage Vi her Schwäche der Verdauung
und fast gänzlichen Mangel an Appetit, mit Verhärtung
des Stuhlgangs verbunden, woran er schon seit frühem
Jahren gelitten, als in einer etwas votherrschenden lym-
phatischen Constitution begründet. Da bei ähnlichen ver-
wickelten Umständen mir das eben erwähnte HufelatuC-
sche lYänkchen öfters sehr gute Dienste geleistet, so ver-
schrieb ich ihm dasselbe, wobei ich ihn zugleich Abends
einige Tropfen Tinct. Opii simpl. nehmen iiefs, und ne-
benher Spec. pector, mit einigem Zusätze von F-e/. Sca-
nne, wovon er ebenfalls als Tbeeaufgufs bereitet, täglich
einige Tassen trank, um dadurch sowohl aufsein Brust-
übel, als auf Unterhaltung des Stuhlgangs, zu wirken.
Unter dieser Behandlung ward zwar die Verdauung wie-
der mehr hergestellt, was wohl hauptsächlich jenem bit-
tern Kxtracte zuzuschreiben ist, indei's verliefsen ihn seine
katarrhalischen Anfalle noch immer nicht Ich machte da«
her nun den Versuch mit erwähntem Elix. anticatarrhal.
HufeL, bekanntlich bestehend aus 1 Drachme Extr. Card,
heiied., 1 Scrupel Extr, Duhamar., aufgelöfst in 1 Unze
Aq, Foenic.y mit einem Zusätze von 1 Drachme Aq, Lattro-
cerasiy wovon ich dem Kranken täglich 4 mal, nach Vor*
schrift, 60 Tropfen nehmen liefs, and nun mit so gutem
Kr folge, dafs nach lOtägigem Gebrauche desselben, das
Brustübel ganz verschwunden war.
Ein anderer Kranker, ebenfalls ein junger Mensch
von 18 — 20 Jahren, welcher auf dem rechten Rheinufer
auf dem Lande, in einer Fabrik arbeitete, deren Lage
mit Waldungen und vielen Sümpfen umgeben ist, und wo
aus diesem Grunde, Brustübel als einheimisch betrachtet
werden können, bei vorherrschender venöser Constitutum
der Anwohner, wie sich solche, meinen Beobachtungen
zufolge , allenthalben unter ähnlichen klimatischen Einflüs-
sen, aasbildet, litt schon lange Zeit hindurch an catar-
rhalischen Alfectionen, selbst von Zeit zu Zeit mit Blut-
auswurf verbunden, und war gewissermaßen auf dem Wege
zur völlig sich ausbildenden Schwindsucht. Schon einige
Zeit hindurch hatte ich bei demselben, mit Unterbrechun-
gen, das von mir bereits vor 10 Jahren angegebene Pul-
ver (Salzb. med. chir. Z. 1826. No. 54. o. Hufdand ■.
— '127 -1—
Osanns Journ. d. prakt. H. 1828. Oct. Heft 8. 100% Ver-
stehend aas Chin. sulpfnir. yr. /? — j~ ij9 Bert. Digital.
ffr.' $ — ß—j etv. Sem. Foenicul. yr. vj. und 8/tech. Lact.
gcnift. ß\ — 3 — 4 mal täglich genommen, angewandt,
was mir in gewissen Fällen der drohenden Lungenschwind-
sucht, bei vorherrschender Irritabilität des Individuums,
häufig sehr gute Dienste geleistet, nach Krfordernifs der
Umstände , mit einem Zusätze von Stüph. stibiat. auran-
tiac. and Extr. Myrrh. aquös. , — • und obgleich der Kranke
'sich auch jetzt dabei sehr gut befand , so wollte doch das
üebel ' nicht -ganz weichen, und meine Hoffnung zur Her-
stellung desselben , hatte ich bereits aufgegeben , als ich
auf genanntes Elixir aufmerksam gemacht wurde. Ich
wandte dasselbe nun hei dem Kranken so an , dafs ich
2. mal täglich davon 60 Tropfen, und 2 mal obiges Pul-
ver nehmen lieft. Nach dem Gebrauche von 3—4 Ta-
gen liefs ich wieder ein Paar Tage damit aussetzen, und
alsdann wieder fortfahren , da ich durch Erfahrung glaube
überzeugt zu sern, dafs diese Methode in chronischen
Krankheiten fast überall die nützlichste sey. Sein lange
Zeit her gewährter Catarrh hat ihn nach öwöchentlicftem
Gebrauche dieser Vorschriften-, ganz verlassen ;• eben so
seine* Engbrüstigkeit, worüber er vorzugsweise klagte, and
wogegen Blutentziehungen mehrmals vergeblieh waren ver-
sucht worden« Er arbeitet jetzt wieder auf der Fabrik,
obgleich stets noch an Schwäche leidend 9 als in seiaer
schwindsüchtigen Anlage, begründet*
J>ie Bibliothek der prallt. Heilkunde, Septbr. 1855 enthält:
üeber die Homöopathie , von Dr. J. Stieglitz.
Kurze HtterHrische Anzeigen.
Klinische Mittheihmyen , von Dr. F. A. Bern dt.
M. Griff a Epitome institutionum medicinae practicae.
J. Bitter von Vering** Aphorismen über Ohren-
krankheiten.
An ejrposition of the nature, treatment and prevention
of continued . fever byU. JA' Cormac.
Biflessioni sul vajtiolo naturale e sulla vaccina, del D*
Chevalley de Rivaz.
— 128 —
Cholera (Fortsetzung)*
210. Dt* Cholera morbus en Rnssie, en Frussi
Antriebe par M. M. A. O er ardin ei P.
mard. 211. Quaedam de Cholera mdica Cr
observata offert J. Jakubowski.
Miner alhrunnen.
Am Fr* Ad. Diel Über den itmern Gebrauch der
in Ems,
Der ärztliche Wegweiser nach den norzugUchstet
ifuellen des Oestr. Kaiserstaates, von L, Fle
Medicinisih-physical, Abhandlung Über die tieÜ
zu Altwasser ,* von Dr. Rau.
BadeärztU Beobachtungen gesammelt in Gumi§
Dr. Haller,
Mittheüungen über die Wirkung und Anwendm
SodWäder > insbesondere zu Salzhausen, ut
Ph. Möller.
Am Targioni Tozzetti storia ed analysi dsJU
termali diS. Agnese.
0. JB. Pandolfini Barberi storia ed analis
acque acidido-marziali di ßio.
G. Melandri Contefsi osservazioni ed analk
acque minerali di Civülina.
Akademische Schriften der Vniversitt
Berlin^
L. Böhm Diss. inaug. annt. de glandttiärwm tot«
Uum struetura peuitiori*
■ i
4 .
\
— 128 —
Cholera (Fortsetzung)»
210. Du Cholera morbus en Russie, en Prusse et m
Autrithe par M. M. A. O er ardin et P. Qai*
mard. 211. Quaedam de Cholera indica Cracoviat
observata off'ert J. Jakubowski.
Mineralbrunnen.
Am Fr. Ad. Diel über den itmern Gebrauch der Huf,
in Ems.
Der ärztliche Wegweiser nach dm norzügUchsteu HeÜ-
tfuellen des Oesir. Kaiserstaates , von L. Fleckleu
Mcdicinisüi-physical. Abhandlung Über die Heiiquettm
zu Altwasser, von Dr. Hau.
BadeiirztU Beobachtungen gesammelt in Ournigd um
Dr. Haller.
Mittheilungen über die Wirkung und Anwendung der
Soolbäder > insbesondere zu Salzhause», vom Dr.
Ph. Möller.
Am Targioni Tozzetti storia ed analusi deUs aequt
termali di 8. Agnese.
O. B. Pandolfini Barberi storia ed analisi deUs
aajue acidulo-marziaU di Rio.
O. Melandri Contefsi osservazioni ed analisi delt
acque minerali di Civülina.
Akademische Schriften der Universität zu
Berlin,
L. Böhm Diss. inaug. anat. de glandularum intestina-
Uum structura penitioru
Journal
der
i
practischen Heilkunde.
Herausgegeben )
TOB
C. W. H u f e 1 a n d,
KonigL Preuft. Staatsrath, Bitter des rothen Adler- Or-
dern erster Klasse, erstem Leibarzt, Prot der Medi-
an an der Universität zu Berlin, Mitglied der Acada*
mie der Wissenschaften etc.
und
E. Osann,
ordentl. Professor der Median an der Universität und der med.
chirurg. Academie f5r das Militair zu Berlin, Director des
K.poliklin. Instituts, Ritter des rothen Adler -Ordens dritter
Klasse und Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften.
Grau, Fremd, Ut alte Theorie,
Dock grün de» Lehen» guidmer Baum,
QVthe.
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IV. Stück. October.
Berlin.
Gedruckt nnd verlegt bei G* Reimer.
mt
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■ V- *»■ .M.
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I t All.".
I.
Ueber den heutigen Zustand ' «
der,
medicinisehen Praxis*
4
Ein Vortrag,
gehalten in der tuedicinisch- chirurgischen Gesellschaft '
zu Berlin am Uten Septbr* 1835.
von
Dr, A. Ve t t e r. *)
Wenn ich, meine hochgeehrten Herren Cö}£
legen, mich des Vortheils bediene, vor dieser"
ehren werthen Versammlung einen Gegenstand
in Anregung zu bringen, welcher die Aufmerk-
samkeit eines Jeden unter Ihnen gewifs schon
mehr als Einmal lebhaft beschäftigt hat, sq
*) Der Vt hat, bei der ihm mehrfach zugekommene*
Aolforderung zu Öffentlicher Bekanntmachung djcjsef
Abhandlung, nichts Wesentliches ah derselben andern
«n dürfen, and darum auch die, unseren Sitten sonst
selbst bei den Versammtungen gelehrter Gesellschaft
ten ungewöhnlichere Form der Rede beibehalten zu
müssen geglaubt, und nur einige Beziehungen bin-
weggelassen, welche den engeren Kreis der gegen-
wärtigen Collegen zwar nicht ausschliefslich , aber
doch zunächst und rnit besonderem Interesse berührten«
A2
werde ich freilich auf der andern Seite fürch-
ten müssen , dafs es mir kaum gelingen dürfte,
irgend Etwas vor Ihnen auszusprechen, das
Ihrem Nachdenken und Ihrer Beobachtung ent-
gangen seyn möchte. Nichtsdestoweniger habe
ich geglaubt, dafs es von einem gewissen Nutzen
und Erfolge für uuser praktisches Wirken seyn
dürfte, die Lage und Stellung, in welcher die
ausübende Arzneikunst sich gegenwärtig befin-
det, einer — wenn ich so sägen dari — ge-
meinsamen Betrachtung zu unterwerfen; denn
wie lebendig euch die Wahrheit bereits int
Bewufstseyn der Einzelnen getreten sey , im-
mer, meine Herren, wird sie k in Jedem erst
durch die Ueberzeugung vollkommen befestigt,
dafs seine Meinung auch yqh Anderen gutge-
heifsen und festgehalten werde.
Sie kennen, meine Herren und werthen
Collegen, den ganzen , grofsen Umfang Ihrer
Pflichten und Ihrer Rechte. Zu den entschie-
densten Eingriffen in das Leben der Individuen
nicht , allein gesetzlich befähigt , sondern auch
verpflichtet, lastet auf Ihnen eine inoraliache
Verantwortlichkeit, deren Umfang sich kaum
ermessen läfst. Vielleicht giebt es keinen Stand,
dessen Mitglieder so vielfach den qualvollen
Zuständen geheimer Vorwürfe, schrecklicher
Enttäuschungen und zu theuer erkaufter. Erfah-
rungen ausgesetzt sind, als wir, deren Gesetz-
buch nur mit den schwer zu entziffernden Hie-
roglyphen der Natur geschrieben ward,' r und
denen jeder Tag neue Aufgaben vorlegt, unbe-
kümmert , ob wir die Elemente zu ihrer Lo-
sung besitzen, oder nicht. Wie sollen wir fer-
tig werden mit uns selbst, auch wo Andere
uns Nachsicht schenken? Sollen wir den Grand-
— & —
satz- der Juristen befolgen, und unser Gewi**
sen. unter den Schutz 3er,, Tbesis stellen: Ultra
posse nemo obligaturr Aber wer giebt uns das
Maafs unseres Könnens? Wer sagt uns, ob
es, nicht, aa, uns selbst gelegen, dafs ^ir nur
so -"viel, und nur grade das können, was im
gegebenen Falle nicht ausreicht? Unsere Ueber-
zeugung — "wird man mir antworten. — Nun
wohlan; aber diese Ueberzeugung selbst wird
und iriüfs wechseln mit den wechselnden Ta-
ge*n und der Erweiterung unserer Gesichtskreise;
lernen wir doch eben sd "oft mit Schmerz, dafs
wir nicht wissen , . was wir bisher zu wissen
geglaubt haben, als uns die Freude zu Theil
wird, eine neue Erkenntaifs uns zu sichern.
So bleibt uns zwischen Zweifel und Wahrheit
nur' ein mühevolles, unaufhörliches Ringen und
die beste Art, wie wir uns .mit uns selbst 'ab-
finden' mögen, besteht in einem immer -wie-
derkehrenden Bekenntnisse der eigenen 'Schwä-
che, «ibem de pröfundis, das der Arzt öfter
und mit tieferer Ueberzeugung, als der frömmste
Klosterbruder anstimmt. Bestände nickt neben
diesen Gefühlen in der Seele des Arztes auch
ein hohes Bewufstsey.n der Würde seines Be-
rufs und der Thatsache,- dafs das Opfer seiner
Buhe eben auch heiligen Pflichten gebracht
wird, wahrlich» es dürften sich Wenige unter
uns finden, die nicht mit den Worten AchilVs
ausrufen möchten :
„Lieber ja will ich das Feld als Tagelöhner bebauen,
„ein verächtlicher Mann, ohne Erb' und eigene Habe,
Aber eben weil die Ausübung der ärztli-
chen Kunst so grofse innere Schwierigkeiten
darbietet, weil das ftlifslingen des Kunstwerks
stele mehr ist, als nur ein Verlust für den
— 0 -
Künstler, well unter Handeln uns so oft Mi
im den Grenzen einet unwiderruflich Gesche»
benen fiihrt -* eben darum, m. H. , muh ich
et alt eine unserer höchsten und wesentlichatss
Pflichten betrachten» wo ablässig nach Hinweg»
j'aumung der aufseren Hindernisse zu streben,
welche sich unsere* erfolgreichen Thätigkeit
entgegenstellen. —■
Aus diesen Gründen boffe ich, dafs Sit
mir gestatten werden s den Zustand der prakm
tischen Medizin einer dreifachen Untersuchung
zu unterwerfen. leb werde die VortheiU dar-
zustellen suchen , welche dem .praktischen Ante
der neuesten Zeit die Ausübung seiner Kunst
«erleichtern ; ich werde inieb bemühen , die Hos-
dernisse zu entwickeln* en denen unser Wille,
wie unsere Kraft so oft in machtlosen Ankam»
pfen scheitern ; ich werde et endlich unterneb*
men, einige Mittel anzugeben, deren man tick
nach meiner Ansicht mit Nutzen bedienen" konnte,
um die freiere und erfolgreichere Ausübung der
Heilkunst einigermaßen zu sichern.
Bevor ich mich jedoch zu diesen BetracV
tungen hinwende , mufs ich Sie bitten« tu be-
merken, dafs es nicht der Zustand der klini-
niseben Wissenschaften Ui, über weichen ich
hier ein Unheil abzugeben gedenke« Sin wifr»
seo, m, H. , dafs von allen Lebensfragen, de-
ren zweifelfreie Beantwortung wir oft während
des ganzen Zeitraums unserer bewufstep TbS-
tigkeit zu erforschen streben, selten nur die
Eine oder die Andere einen Eioflufs auf die
Aufsenseite unseres Wirkens, auf das VerhSlt-
nifs des Arztes am Krankenbette findet« flfur
von Zeit zu Zeit drängt eine Erscbeinung9Kinehr
durch den Reiz der Neuheit, oder des Wua-
— 7 '-*
» »
derbaren , qh durch den -Charakter der Wif-
ftenschaftlichkeit , sich dergestalt 'Zwischen uns!
und unsere Wirkungskreise, dals wir genölhigt
werden , bei der- Ausübung selbst zu deu Grün-,
den unseres Wissens zurückzukehren. Nur spl-|
che Fälle denke, ich in dieser. Darstellung zu
berücksichtigen, und ihnen, wo möglich, ihcfi.
wahre Bedeutung und Stellung anzuweisen. —
Wenn wir erfahren wollen , wie Viele^Err
leichterungen der ausübenden, Heilkunst durch
die Fortschritte .der Cultur und die Eotwicke-
Jung gesunder, .Prmcipien dex Staatsverwaltung,
zu Theil gewqrden sind, so haben wir nicht
pothig, bis zu den Tagen zurückzukehren, wo
Sklaven und freigelassene die erhabenste der
Wissenschaft gp kennen zu lernen, fast allein;
für niedrig. ..genug erachtet wurden., oder uaß
nach den Völkern umzublicken, ,wp noch beut
zu Tage Bude .und Kram hauptsächliche Be-
dingungen des ärztlichen Geschäfts sind. Eine
nähere Vergangenheit liegt hinter uns. Es be-
darf nicht mehr , als den Codex .unserer Medi*
cinalgesetzgebung zu betrachten, um zu. lernen,
welche Anstrengungen nothig waren, theils, ei7
nen ärztlichen Stand zu bilden,, theils .aber auch
dem gebildeten eine angemessene Bahn der
Wirksamkeit abzustecken. Zwischen der An-
näherung au Eines Ton zwei möglichen Prin-
cipien blieb dem Gesetzgeber, .nur die Wahl*
Wir sehen, in. H., wie die civilisirten Natio-
nen dieselbe getroffen haben. x Dem Principe
der unbedingt freien Concurrenz, huldigen im
Allgemeinen die vereinigten Staaten ; auch die
Corporations- Institutionen Grofsbritanniens las-
sen dieselbe in ihrem bisherigen , corrumpirlen
Zustande fast ohne ein Hindeinif* zu: der un-
— 8 —
bedingten Beaufsichtigung über die Heilkunst
nähert man sich mehr in Oestreich, und na-
mentlich in Frankreich, wo oberste, mit ge-
setz- und vorschriftgebender Gewalt ausgestat-
tete Körperschaften ein Recht der Ceosur über
Theorieen und Handlungen üben. Es läfst sich
schwer sagen, welches von beiden Extremen!
wo ste ganz entwickelt seyn würden, gröfsere
Gefahren mit sich führe. Man darf weder
glauben, dafs der Schutz des Monopols, unter
welchem der Arzt arbeitet, ihm' die Ausübung
seiner Kunst erleichtere, noch auch, dab die
freie Concurrenz dasjenige hervorbringe, was
ihr Vorzug bei mechanischen und chemischen
Gewerben ist : Verbesserung der Arbeit im Ver-
hältnisse des Preises. Das Alles, m. H., sind
Dinge, die sich auf die mediciüiscbe Praxis
nicht anwenden lassen , obgleich sie so tief ia
der menschlichen Natur liegen, dafs man ihnen
wohl einige Rücksiebt schenken darf. Die Ano-
malien in der Gesetzgebung der einzelnen Län-
der sind hierin wirklich sehr auffallend. Ein
Doctor der Facultät von Paris hat eine bedeu-
tende Strafe verwirkt , sobald er wider die dog-
matischen Beschlüsse der Acadimie de m/d4-
cine handelt, während Tausende von Cfaarla~
tans, Laboranten und Quacksalbern mit breve-
tirten und nicht brevetirten Mitteln, mit neuen
und alten Methoden ungehindert ihr Wesen
treiben. In einem Lande, wo man einst die
Darreichung von Brechmitteln verbot, bis glück-
licherweise der König (Ludwig XIV,) eines
solchen zu seiner Herstellung bedurfte ; wo die
Facultät unter dem Decanate Gui Patins streng
die Anwendung jedes Spiefsglasmittels unter-
sagte, und wo noch heute dieselbe Gewalt ge-
setzlich einer gelehrten Korperschaft zugetheilt
— 9 —
. v ■ ■ ■ ■ •
ui ■ ■ ;M •
ist — in demselben Lande, m. HM preust je~
der Apotheker eine neue Erfindung dem Publi-
kum an, ohne dafs die Autorität der Behörde
den Handel mit Pillen, Kapseln, Pulvern, Ge-
latinen u, s. w* beaufsichtigte. In einer Mo«
narcbie, wo die Nachbildung der Mineralwas-
ser, oder die Einfuhrung solcher Kunstpro-
dukte ein fiskalisches Vergehen aeyn würde,
überläfst man die energische Anwendung kal-
ter Begiefsungen und in onate langer Wasser-
kuren der Umsicht eines Bauern, der vielleicht
Manches zu seinen Gunsten anführen kann,
aber ge^ifs Nichts, was geeignet erscheinen
konnte, um seinetwillen ein Staat sprincip ZU
•verletzen. In England und Nordamerika mag
der angehende Arzt zusöhen , ob er nicht äu-
ßerlich besser thue, die Bahn des Pfuschers
und Charlatans, als den dornenvollen Pfad des
philosophischen Arztes einzuschlagen-
4
Vor allen diesen Uebertreibungen und un-
zweckmäßigen Anwendungen zu weit ausge-
dehnter Principe, hat uns ein gesunder Sinti
und die historische Stellung des protestanti-
schen Teutschlands bewahrt. Wir wissen, dafs
eine erfolgreiche Ausübung der Heilkunst da
nicht Statt finden kann, wo die Entwickelung
der Wissenschaft hemmenden Einflüssen unter-
liegt, und zugleich hat man erkannt, dafs die
freie Ausübung der Medizin ihre Grenzen in
dem Gebiete der Wissenschaftlichkeit haben
müsse. Es bedarf für Sie, m. H. und werthen
Collegen, keiner Auseinandersetzung der Art
und Weise, wie man zu einer Vereinigung
dieser beiden wesentlichen Rücksichten in un-
serem Staate gelangt ist. Nur das bitte ich
Sie zu bemerken, dafs der Schutz, welchen
— 10 —
die ßehSrde den geprüften Aerzten für ihre
Praxif gewährt | nicht zum Besten unseres Stan-
des, oder einet Zunftinteresses, rielinebr durch-*
ans nur zum Vortheile der Gesaimntheit und
zu ihrer gröberen Sicherhett dargeboten wird.
In einem gleichen Sinne sichert das Gesetz un-
sere Thäligkeit vor Beschränkungen , welche,
ohne Nutzen für das Ganze, nur das Fort-
echreiten der Wissenschaft hemmen würden;
alle diese Einrichtungen haben einzig das Wohl
des Kranken, nicht das des Arztes, zum
Zwecke,
Aber das Wohl des Kranken wird das an*
sere, und die Rücksicht, die wir darauf zu netw
jnen verbunden sind, wird für uns zu einem
Rechte. Daß es uns gesetzlich gewährt ist,
diese Rücksicht in dem angemessenen Grade
zu üben , halte ich eben für einen wesentlichen
Vortbeil bei der beutigen rnedicinischen Praxis,
Um dem Arzte im Interesse des Kranken ei-
nen solchen Umfang von Rechten zugestehen
zu können, ist es zweckwafsig erschienen, ihm
gewisse andere, nicht wesentliche Attribute zu
entziehen, welche die Ausübung- der Kunst
nur erschweren , und zugleich den Arztj dem
sie höchstens einen pekuniären Pfützen Ter*
schaffen können, fast jeder Co n trolle entziehen.
Ich betrachte das Verbot des Selbstdispenftirens,
in Verbindung mit der bestehenden Einrichtung
der Apotheken, als einen der grofsten Vor-
theile, dessen die Ausübung der Medicia
tbeiibaftig werden konnte. Es ist nicht zu
leugnen , dafs auch hierbei sich noch Mancher-
lei wünschen lasse; das Meiste jedoch scheint
nur auf Rechnung jener, allen menschlichen
Einrichtungen gemeinsamen UnroUkoiamenheit
- 11 -
zu kommen, deren bestes Gegenmittel in dem
redlichen Sireben gefunden wird, niemals still
zu stoben , sondern unabläfsig fernerer Verroll*
kommnung nachzueifern. Mag es denn immer*
hin wabfseyn, dafs unsere OfBcine^n biswei-
len ungleiche Präparate liefern, dafs sogar Nach«
läfsigkeiten und Verseben nicht immer verhü-
tet werden können, und dafs wir vielleicht
Grund haben, einige Veränderungen in den
Vorschriften unserer Dispensatorien zu . wün-
schen. Ich frage Sie, ob diese Uebelslände
nur den entferntesten Vergleich mit denjenigen
aushalten, welche aus dem Selbstdispensiren
der Arzneimittel hervorgehen; oder darf, man
etwa meinen , dafs der praktische Arzt seine
Präparate besser liefern , oder einkaufen würde,
als dar Apotheker? Nein, meine Herren;, die
Diagnose der Krankheiten beschäftigt unö hin-
reichend ; überlassen wir Anderen die Diagnose
der Waareto ; -— es werden Wenige unter uns
seyn, die in Beiden gleiche Sicherheit besitzen
möchten. Würden, wenn wir die Arzneien
selbst bereiteten , weniger Versehen , weniger*
Rfacbläfsigkeiten Statt finden T Gewifs nicht!
Man würde ^ nur Ton Wenigeren hören; denn
die Irrtbümer des Arztes deckt nur zu oft das
Grab! — Oder würden wir endlich bessere
Composita 'haben, und mehr Uebereinstimmupg
in der Wirkung der Mittel, wenn Jeder nach
seiner Weise sich mühselig eine Hauspbarma-
kopÖe zusammenstellen dürfte, weil eine Lan-
despharmakopöe niemals allen Tadel vermei-
den wird?
Jedoch, ich verweile vielleicht schon zu
lange bei diesen Gegenständen, Der Nutzen,
welchen die bei uns bestehenden Staats -Ein-
richtungen zur Erleichterung der Praxis haben,
— 12 —
-ist so erhaben über allen Zweifel, dafs es ei-
'rier Auseinandersetzung desselben wohl nicht
bedarf.
' ' ' Aber auch die Wissenschaft in ihrer ge-
genwärtigen Gestaltung trägt Mancherlei dazu
bei, dem Praktiker sein schweres Amt zu er-
leichtern. Ich spreche nicht von jenen reichen
Hilfsquellen des Studiums , von jener täglich
wachsenden Summe neuer Kenntnisse, die sie
dem Anfänger, wie dem Meister gewahrt»
Nicht blofs so allgemeine Vortheile siud es,
deren wir uns. durch sie erfreuen. Die dem
Genius der Krankheiten und der J ah rescon So-
lution Ton so vielen Seiten her gewidmete Auf-
merksamkeit , die Schnelligkeit, womit die Be-
* obachtungen über diesen Gegenstand zur öf-
fentlichen Kunde kommen, und die Ausdeh-
nung regelmäßiger socialer Verbindungen über
den gröfsten Theil des Erdballs macht es dem
Praktiker möglich, in kurzer Zeit mit den Ver-
hältnissen seiner nächsten Umgebung und sei-
ner Stellung zum Ganzen vertraut zu werden«
Aufmerksam gemacht durch Dasjenige, was um
ihn her vorgeht, bedarf der Arzt nicht mehr
den Scharfsinn und die Beobachtungsgabe eines
Hippocrates oder Sydenham, um die für die
Praxis wichtigste Frage nach dem Genius der
Krankheiten sich mit ziemlicher Sicherheit zu
rechter Zeit beantworten zu können« Gesell-
schaften und Vereine, welche in dieser Hin-
sicht mit einer allgemeinen oder mehr locaten
Tendenz mehr oder weniger ausgedehnte Beob-
achtungsreihen zu sammeln bemüht sind, fin-
den sich bereits auch in kleineren Provinzial-
städten , und ich kann aus Erfahrung versichern,
dafs man auch an, von den CenLralpunkten des
— 13 —
wissenschaftlichen Lebens weit entfernten Or-
ten mit Besonnenheit und Klarheit sich über
so wichtige Punkte zu berathen und zu ver-
ständigen gewohnt ist. In soweit, m. H. , bin
ich sehr geneigt, einen. Vorwurf zurückzuwei-
sen , der von Laien , wie von den Aerzten
selbst allzuoft wiederholt wird, alt daft man
ihm nicht in anderen Rücksichten einen gewis-
sen Grad der Glaubwürdigkeit zugestehen -
sollte : der Vorwurf innerer Zwistigkeiten und
einer gegenseitigen' Vernachläfsigung collegiali-
. scher Pflichten. —
Soll ich Ihnen noch davon sprechen» m.
H. , wie die Fortschritte der Künste und Ge-
werbe uns unser Handeln erleichtern? Soll ich
Ihnen sagen, welchen Nutzen die Praxis aus
der Verbesserung der chemischen Operationen,
der Verminderung der Waarenpreise , der groV
fseren Geschicklichkeit unserer Instrumenten-
macher und ähnlichen Umständen zieht, die,
uns nicht allein direct die Heilung vieler Krank-
heiten erleichtern, oder überhaupt möglich ma-
chen , sondern auch unsere Thätigkeit in sofern
unterstützen ß als sie einen höheren Grad des
Wohlstandes unter dem Volke hervorbringen»
Soll ich Ihnen von dem Nutzen reden, wel-
chen die Verbreitung von Kenntnissen, die Zer-
störung des Aberglaubens, die, wenn auch
langsam., .doch sicher fortschreitende Erkennt-
nifs einer reinen Moral uns gewährt? Gewifs,
alle diese Gegenstände sind Ihrem Nachdenken
nicht entgangen , und sie haben dieselben schon
seit lange als wesentliche Hilfsmittel für die
Erleichterung unseres Berufs anerkannt« —
Dagegen überlasse ich es Ihrem Urtheile,
m. H., zu entscheiden, ob auch die Schnellig-
— 14 —
keit, womit unsere beutige Literatur angeblich
neue Entdeckungen zur allgemeinen Kenn tollt
bringt, ebenfallt zu den, der medicinischen
Praxis, erworbenen Vorth eilen zu rechnen aey.
Allerdings wird, wer mit Kenntnifs und kriti-
tchem Blicke an diese Mittheilungen geht, Via«
les und Vortreffliches, aus ihnen herausfinden
können, aber ich weifs nicht,, ob die oft so
enorme Oberflächlichkeit der Tagelliteratur und
die verwirkende Menge der widersprechendsten
Angaben , wie sie Jeder nach seiner Weise laut
ausrufend tu Markte bringt, nicht gar viele
Verlegenheiten und Irrthiimer* und verhälunb-
* ttiafsig nur weniges Gute stifte. Eine gewisse
Besonnenheit, welche jedem menschlichen Trei-
ben innewohnen sollte, ist unserer ConjecturaU
Wissenschaft sicherlich ganz vorzugsweise von
Nutzen*
Es ist dies der erste Punkt, m. EL, wel-
cher die Ausübung der Heilkunst, meiner An-
sicht nach, mehr als jemals erschwert« Sie
haben so eben vernommen, dafs ich die Staats*'
einrichtungen und das wissenschaftliche Leben
der Gegenwart an den Hindernissen, welche
das ärztliche Wirken findet, nicht allein für
unschuldig erklärt habe, sondern dafs ich im
Gegentbeile der Meinung bin , dafs ßeide we*
sentlich fordernd auf Jenes einwirken* Aber
ich mag und kann nicht Dasselbe sagen in Be-
zug auf die Art, wie ein quantitativ bedeuten*
der Theil unserer Tagesliteratur die praktische
Medizin zu unterstützen und ihr in aie Hände
zu arbeiten — vielleicht aufrichtig meint, viel-
leicht auch, von andern Motiven bewegt, nur
zu meinen vorgiebt* Ich will die Blätter nicht
näher bezeichnen, meine Herren, welche* nach-
— 15 -
dem sie durch hochgeschraubte Titel sich an
die Spitze der neueren Wissenschaft stellen zu
wollen die Anmafsung gezeigt haben, nun
ihren ganzen Erfolg in einem verworrenen
Haschen nach Neuigkeiten, in einer geistlosen
Versammlung geistloser Einfälle suchen« Wer
ist unter uns, m. H. « der da glauben mochte,
es könne aus solchen Unternehmungen für die
Wissenschaft oder für die Ausübung etwas Er-
sprießliches hervorgehen? Und dennoch sind,
was die Letztere betrifft , dergleichen Zeitschrif-
ten gerade diejenigen« welche am häufigsten
von neuen Heilmitteln und Methoden, wunder-
baren Entdeckungen, bisher nie gekannten Zei-
chen und seltenen Krankheitsfällen in einer
Weise Nachricht geben * aus der Aeskulap selbst
wohl nicht klug werden könnte« Es würde
keine schwere Aufgabe seyn« mit den eigen-
sten Worten zweier oder dreier solcher «Jour-
nale eine Pathologie, Therapie, Pharmakody-
namik und Semiotik zusammenzusetzen* an
denen Allen kein wahres Wort wäre« Nicht
Jedermann ist in der Lage , die wenigen Gold-
körnchen aas diesen Gängen ron todtem Ge-
stein sondern, oder in kostbaren Quell werken
sich von dem näher unterrichten zu können,
was ihm hier in nuce zu geben versprochen
worden ist« Der praktische Arzt , auf solche
Hilfsquellen zur Verfolgung der Fortschritte der
Wissenschaft angewiesen, gleicht einem Ein-
siedler, welcher das Leben der bewegten Stadt
nach dem dumpfen Brausen beurtheilen sollte,
das durch die Stille des Abends Von fern her
zu seinem Obre dringt« Der praktische Arzt,
in. H. , von dem, man nicht immer fordern
darf, dafs er im Gewühle seiner Beschäftigun-
gen mit ununterbrochener Aufmerksamkeit tiefe
- 10 - '
Stadien verfolge, wird von solchen Tageser*
acheinungen wider seinen Willen in eine ge-
fährliche Bahn der Oberflächlichkeit fortgeris-
sen, wenn er es nicht vorzieht , / selbst dal
Bessere gleichgiltig an sich Torübergehen n
lassen« Er verliert die Gründlichkeit des Han-
delns, die Consequenz der Methode und Das-
jenige, was für den nicht ganz ausgezeichne-
ten Kopf das beste Schutzmittel gegen Verir-
rungen bleibt: jenen Geist der Schale, der —
ob auch selbst mancherlei Vorwürfen ausge-
setzt — dennoch hoch über diesem oberfläch-
lichem Treiben steht.
Dieser Zustand der Tagesliteratur also ist
es, in welchem ich den ersten hemmende!
Eioflufs auf die Ausübung unserer Kunst zi
erblicken glaube. Indessen betrifft dieser Ein-
flufs nur die Aerzte selbst, und von ihnen wirf
es abhängen, sich demselben zu entziehen,
oder ihn abzuwehren; ein Punkt, auf welchen
ich später zurückzukommen gedenke»
Sie erwarten vielleicht, verehrte Herren
und Collegen, dafs ich in der Verschiedenheit
unserer Systeme und Ansichten, in der Man-
nigfaltigkeit, womit wir die natürlichen Er-
scheinungen von oft ganz abweichenden Ge-
sichtspunkten auffassen , einen Nachtheil für die
Praxis suchen werde. Aber ich spreehe nicht
für Uniformen, sondern für Reformen. Uod
wenn es zweifellos ist, dafs dasjenige, wotn
wir Alle übereinstimmen , gewifs sehr viel von
der Wahrheit, ja die ganze mögliche Wahr-
heit der Gegenwart enthält, so wollen wir es
doch auch nicht verleugnen, dafs dasjenige,
worin wir verschieden denken, uns vielleicht
nur darum in unseren Meinungen trennt t weil
- 17 -
jede einen Theil der Wahrheit enthält So lang«
wir nun ernstlich bemüht sind, diese Ab Wei-
chlingen in unserer Auffassungsart als rein wis-
senschaftliche Ueberzeugungen festzuhalten f so
lange unsere Streitigkeiten in den Kreis der
grofsen ärztlichen Familie eingeschlossen blei-
ben , und so lange wir keinen andern Richter
über dieselben erkennen , als Philosophie und
treue Beobachtung, so lange, in. H., werde
ieb diese Meinungen als not b wendige Evolu-
tionsaufregungen der Wissenschaft, oder, uin,
mich eines : neuerdings ins Leben gerufenen
Ausdrucks zu bedienen, als medicinische Streck*?
lieber betrachten. Ich bin nicht aufgetreten*
gegen Naturnotwendigkeiten zu kämpfen. -7
Hier aber ist das non plus ultra, die Grenzlinie
der ärztlichen Moral« Von dem Augenblicke
an, Wo wir sie. überschreiten, in dem Mo-
mente, wo wir yon Vernunft und Erfahrung
an die Stimmen der Menge appelliren — in
diesem Momente ist die Freiheit der ärztlichen
Handlungen yernichtet, der Tempel der Wis-
senschaft entweiht, und der zarte Genius der
Kunst, durch die schaamlose Stimme des Pö-
bels verscheucht. Wehe dem Arzte , , welcher
▼ergifst, dais er als Diener seiner Wissenschaft
über Denjenigen stehen soll, in deren Leben
er eingreift! Webe dem Arzte, welcher das
Publikum, dessen Lehrer und Führer er seyn
sollte, auf den Stuhl eines Richters setzt y der
mit der göttlichen Themis nicht Verstand und
Urtheil, sondern nur die Blindheit gemein hat.
Wehe der Ausübung unserer Kunst, wenn Die-
jenigen , die ihrer bedürfen, zu dem thSrigten
Glauben verleitet werden , sie: seien im Stande,
über jene abzusprechen. -—
>arn.LXXXI.B.49t. B
V
*
- 18 —
Dies ober ist der Krebsschaden , der an
dem Marke des praktischen Lebens zehrt. Wo
es nur immer einem ehr- und neuerungssüch-
tigen Catilina in den Sinn kommt, das tau-
sendjährige Gebäude der Wissenschaft in Trüm-
mern zu werfen , ruft er die rohen Massen n
seiner Hülfe , erweckt die Leidenschaften in
den ungebildeten Gemüthern, rerspricht Zei-
chen und Wunder, und gelangt, wenn auch
seine verwegenen Bestrebungen nichts über die
Wahrheit vermögen, doch mindestens zu dem
Ziele , die Ausübung der Heilkunst durch einen
Guerillakrieg zu erschweren, zu dessen Par-
tisanen alle Unwissenden und Schwachkopfc
mit leichter Mühe geworben werden.
Denn das Publikum ist ohnehin nur n ga»
neigt zu leichtfertigen Urtheilen. Es liegt in
dem Wesen jeder Wissenschaft, welche ir*
gendwie den Charakter des Philosophisches,
der Speculation, an sich trägt, dals sie den
verschiedensten Arten von Angriffen ausgesetzt
sey. — Diese Angriffe werden um so lebhaf-
ter, je allgemeiner der Standpunkt ist, wel-
chen der erkennende Geist einzunehmen sich
bemüht, oder — - und dies ist vornämlicn un-
ser Fall — je tiefer die Erkenntnis in ihrer
Anwendung das gemeine Leben ergreift Lei*
der ist es nicht die Unkenntnifs und Geistes-
schwäche allein, welche über Dinge, die au-
fser ihrem Verständnisse liegen, voreilig ent-
scheidet; weit gefährlicher als diese, m, H«,
wird die Unbescheidenheit des Zweifels, der
Nichts gelernt zu haben glaubt, wo er nicht
Alles gelernt hat. So finden sich an den Sa-
fsersten Polen des gesellschaftlichen Lebens die
gefährlichsten Gegner jedes fortschreitenden Wi»-
— t9 —
sens, jeder nützlichen Thätigkait, die eich auf
schwer zu entwickelnde Principien gründet.
In einer Periode,' wo die unmittelbare An-
schauung , welcher man sonderbarer Weise mit*
Mchliefslich den Beinamen des Praktischen zu
geben gewohnt ist, weit über jede anderwei-
tige Bestrebung und Richtung des Geistes ge-
stellt wird, in einer Periode der Herrschaft des
Negativen und Materiellen 9 wo die sinnlich«
Wahrnehmung ein eben so blindes Vertrauen
genieist, als der ideellen Anschauung eine sken-
tisirende Dialektik entgegengesetzt wird, — - in
einer solchen Periode wag ea nicht Wunder
nehmen, zu sehen, dab die Arznei Wissenschaft
wieder Einmal mit der Philosophie zugleich
den schwersten Angriffen guter Kopfe gerade
da ausgesetst ist, wo sie dem Menschenge-
schlechte das Höchste bietet 9 was ihm über*
haupt geboten werden kann: die Erkenntnis
des Inhalts der Erscheinungen. Indessen soll
uns das nicht verwirren. Wir halten an der
inneren Wahrheit des Göthe'zchen Wortes:
»GehewinifttoU an lichten Tag
Lalit «eil Natur des Schleiers nicht berauben,
Und was sie deinem Geist nicht offenbaren mag,
Da zwingst es ihr nicht ab mit Hebeln und mit Scbraabea •
Was man uns demnach von solcher Seite
her lehrt , überdenken wir und lernen es, falls
es gut ist; was man uns einwirft, nehmen wir
su Kopfe, aber nicht zu Herzen ; und was man
hier streitet und stört, entfremdet uns minde-
stens unserem unmittelbaren Wirken nicht Das
Mysterium wird immer Eigenthum weniger
Geweihten bleiben, und es gehört ein eige-
ner Sinn dazu9 von seiner Alles durchdringen«
B2
\
— 20 -
den Gegenwart nicht blofs die Folgen wahrzu-
nehmen, — -
Aber der grofse Haufe, den das Denken
und Wissen nichts angeht , richtet sich «oft
Glauben und Handeln. Er horcht nicht des
klarsten, sondern den lautesten Stimmen, er.
will lieber überrascht, als überzeugt, lieber be-
trogen, als belehrt seyn. Nirgend kann eis
dreister Demagog diese Eigenschaften mit giS-
fserer Hoffnung des Erfolges benutzen, nirgend^
m. H., schrecken von diesem Versuche wenn
ger Gefahren ab , nirgends vielleicht lockt eine
gröfsere Aussicht des Gewinns und Vortbeit^
als in der praktischen Medicin. Der Thorbdt
schmeicheln ist von jeher ein einträgliches Ge-
schäft gewesen, und die Zeit Jst noch fem, wo
das bescheidene Können mit dem eitelen Prah-
len mindestens gleiche Hoffnung des Erfolg!
haben wird.
Ich habe davon gesprochen , dafo die Ze>
Störung vieler abergläubischer Meinungen dar
Ausübung der ärztlichen Kunst grofsen Vc*
theil gewähre, und dafs wir überhaupt vea
der vorschreitenden Aufklärung mancherlei Nas-
sen ernten. Aber es läfst sich auch nicht leag*
nen, m. H., dafs halbes und schlechtes JFisse»
wiederum neue Vorurtheile an der Stelle dir
zerstörten aufkeimen läfst, und zuweilen sÄi
Vorurtheile durch neue Scheingründe unterstund.
Das beschränkte, aber gründliche Wissen hat
in dieser Hinsicht grofse Vorzüge vor dem aus-
gebreiteten oder oberflächlichen, welches f wie
es selbst uur ein Schein ist, auch vom Scheue
mehr als von der Wahrheit ergriffen und fort-
gerissen wird. So findet der Arzt am Kran-
kenbette vielleicht weniger hartnäckige, eher
^"" «•* ^^
ungleich inannichfaltigere und zahlreichere Vor-
tirtheile zu bekämpfen, als früher. Namentlich
iat die Praxis in grofsen Städten durch die un-
glücklichste Halbwisserei der Patienten be-
schwerlich. Es ist bekannt, wie es fast in je-
der Heilanstalt Inventarienkranke giebt, wel-
che dem neu eintretenden Arzte die Mühe der
Diagnose, Prognose und Therapeutik ersparton
xu können glauben, indem sie ihm Alles mit
gleicher Genauigkeit, wie der Professor auf dem
Katheder vorzuerzäblen wissen/ Wir finden
solche Subjecte in der Privatpraxis zahlreicher
-wieder, und es ist kein seltener Fall, dafs ein
Patient beim ersten Besuche uns unsern ge-
dämmten Vorratn von Mitteln und Methoden
als nichtsnutzigen, längst verbrauchten Kram
vorzählt, dafs er bei der ersten Vorschrift, die
Sie ihm geben, tausend Einwendungen un4
Bemerkungen in Bereitschaft hält, dafs er nach
Laune und Vorurtheil bald das Einschreiten
der Kunst fordert, wo es nicht am Orte ist,
bald im Gegentheile es abwehrt, wo er es
dringend bedurfte; ja dafs er es versucht, erst
den Arzt zu prüfen und mindestens zu erfah-
ren, nach welcher Methode man ihn behandeln
wolle, ehe er sich herabläßt, zu gehorchen. —
Diese Uebelstände, ich weifs es, sind schon
Gegenstand der Klagen unserer Vorfahren ge-
vresen. Aber niemals, m. H. , hatte das Ue-
bel einen solchen Grad und Umfang erreicht^
als in dar Gegenwart; niemals hatte es so
viele Klassen der Gesellschaft durchdrungen« -r-
Das blinde Vertrauen in ärztliche Maafsregeln,
welches früher so häufig gefunden wurde, und
freilich der Pfuscherei wohl noch günstiger
war , als dem auf die, Wissenschaft gegründe-
— 22 ~
ton Handeln, ist einem blinden Mifstrauen ge-
Trieben, das uns niebt allein belästigt % sondern
uns oft su der unangenehmen, freilich nicht
zweifelhaften Wahl zwischen überzeugungswi-
drigen Schritten und dem Aufgeben des uns»
ken nothigt.
Ich wende mkh nun zu denitfitfe&i, wel-
che geeignet seyn möchten, diese Nachtheile
einigermaßen zn beseitigen und dem prakti-
schen Arzte die Ausübung seiner Kunst su er-
leichtern»
Was zuvorderst die Verhältnisse der Ts»
gesliteratur angeht, in soweit die Unzaverli-»
fsigkeit gewisser Schriftsteller, und eine -nie«
drige Gewinnsucht diese an sich überaus nütz-
liche und achtungswerthe Erfindung der neue-
ren Zeit mißbrauchen, so bin ich überzeugt,
dafs wir Alle eine gründliche Reform dersel-
ben mit gleicher Lebhaftigkeit wünschen und
ihre Notwendigkeit anerkennen. Vergegen-
wärtigen wir uns den Zweck unseres JournaL-
wesens, so läuft er immer darauf hinaus, ein
gröfseres Publikum sobald als möglich auf das
Neue in Wissenschaft und Leben aufmerksam
zu machen. Dies wenigstens sollte bei wb*
sensebaftlichen Journalen die Hauptrückftkht
bleiben. Jedoch wird in den meisten derarti-
gen Zeitschriften mit diesem ersten Zwecke ge-
wöhnlich noch ein zweiter verbunden, nämkch
der, dem gelehrten Geschäftsmanne, welcher
sonst nur selten im Stande ist, nützliche Be-
merkungen , Beobachtungen und Einzelnheites
zu veröffentlichen, einen Ort anzubieten, wo,
was sonst verloren gehen würde, sich ansam-
melt und erhält. Diesem letzteren Zwecke
verdanken wir die Vorttefflichkeit vialer be-
— 23 —
stehenden Journale v welche auf solche
an wahren Quellen und Encjrclopädien gewor-
den sind, oder zu werden versprechen. Ihn
aber unterscheide ich ganz wesentlich too je«
nem enteren: den Praktiker die Fortschritte
der Heilkunst, und das Neueste und Wissens-
wertheste aus dem Gebiete der Mediän alsbald
kennen zu lehren.
Untersuchen wir einen Augenblick, wie
ein Jpurnal, welches diesem Zwecke nach-
strebt , beschaffen aeyn miifste. Ich bin der
Meinung, dafs die Redaclion desselben eine
bedeutende Garantie der Wissenschaftlichkeit
entweder bereits besitzen, oder sich doch bin-
nen Kurzem zu erwerben wissen solle. Sie
mufs nicht allein mit dem ganzen Gebiete der
inediciniscben Kenntnisse , mit ihrer Geschichte
und ihren Richtungen durch und durch ver-
traut, sondern auch reich genug an praktischen
Erfahrungen »«7°» am nicht dem Praktiker
unausführbare Ratbschläge, widersinnige Be-
merkungen, und längst bekannte Dinge mit
wichtiger Miene aufzutischen, und, jeder Au-
torität gegenüber, selbst für eine solche zu gel-
ten , und um über dasjenige , was sie berich-
tet, ein vorläufiges Urtheil nach Induction und
eigenen Erfahrungen abgeben zu können. Sie
mufs ferner die äufseren und inneren Mittel be-
sitzen , zu den Quellen ihrer Angaben herauf-
zusteigen, um nicht parasitenartig von den Ab-
iallen fremder Tafeln zu zehren ; sie mufs im
Stande seyn, jene Angaben durch eigene An-
schauung , Versuche und Beobachtungen zu ve-
rificiren.
Eine solche Redaction, m. H. , würde so-
dann ihre Aufmerksamkeit ausschließlich auf
— 84 —
den Cesammt umfang der neueren Erscheinun-
gen zn richten haben. Man mSfste von ihr
Tersicbert seyn , dafs sie keine der Erscheinun-
gen der Gegenwart übergehen werde, als die-
jenigen, welche durchaus ohne Interesse, ohne
innere Wahrheit oder vollkommen unreif sind.
Jede ihrer JUittheiluogen raubte von einer ge-
nauen Angabe der QueHen, woraus sie ent-
nommen wäre, 90 wie von einer Kritik be-
gleitet' seyn , welche wo möglich ans der Ve-
rificirung des Angegebenen herrührte, und wenn*
dies nicht möglieh wäre, die inneren und in-
fseren Gründe der Glaubwürdigkeit der Sache
erwöge.
Ein solches Blatt, m. H., wurde dem
Praktiker zum größten Nutzen gereichen. Die
Jahresberichte, welche durch Cuvier in das
wissenschaftliche Leben eingeführt worddn sind,
und nach dem sie schon seit geraumer Zeit
von allen Sectionen der KönigL Schwedisches
Akademie der Wissenschaften abgestattet wur-
den, und durch Berzelius für die physikalisches
Wissenschaften, wie bei uns neuerdings 'in so
ausgezeichneter Weise durch Johannes MüBiT
für Anatomie und Physiologie, und — obgleich
mit weniger Kritik — durch Bluff' für unters
Wissenschaft bekannt gemacht wurden, dieis
Jahresberichte zeigen, was sich leisten latst,
indem sie gleichkam den Schlafs und die An-
zeige des Inhalts eines Journals, wie des Be-
schriebene, bilden würden. Ich bitte Sie wie-
derholt, in. H. , ein solches Unternehmen nicht,
mit dem zu verwechseln , was ich vorhin ab
eine „Sammlung einzelner Aufsätze" bezeichnet
habe; denn die Journalform ist für Sammlun-
gen dieser Art nur etwas Aeulserliches und
— 25 —
Gleichgitriges, und bat höchstens einen mer-
kantilischen Zweck. Ich darf et wohl nicht
erst aussprechen, wie hoch, ich viele solcher.
Sammlungen schätze, und welchen Werth ich
— um bei dem .Nächsten zu verharren — Zeit-
schriften, gleich den von Hufeland, Rustf
v. Gräfe, ßecker, Cäsper, und dem Vereine)
für Heilkunde redig irten , beilege. Aber so vie-.
len Nutzen der Praktiker aus ^o trefflichen
Werken sieben wird , so wenig bat Eines der-
selben die Tendenz, ihn überall im Niveau der
Wissenschaft su halten. Er wird darum ge-
nothigt , entweder eine grofse Zahl solcher
Werke zu lesen , oder immer wieder zu der
oben bezeichneten leichten Waare seine Zu-
flucht su nehmen.
Es gibt ohne Zweifel auch einige , ihrem
Streben nach sehr arbtuncswerthe und an sich
nützliche Repertorien, aber eine Arbeit, wie
ich sie andeutete, kann nicht das Werk eines
einzelnen Gelehrten seyn , sie müfste von einer
Gesellschaft und in mehreren Sectionen, etwa
nach Firussac's grandioser Idee, ausgeführt
-werden»
Aber ich wende mich von diesen frommen
Wünschen sur Wirklichkeit zurück. Die Leicht-
fertigkeit vieler Tagesschriftsteller wird im All-
gemeinen mit einer Schonung behandelt, wel-
che die Mitglieder unseres Standes als Einzelne
ziert , die .aber der Gesammtbeit den schweren
Vorwurf zuzieht, über das allgemeine Wohl
der Wissenschaft nicht zu wachen, und die
weniger Mündigen der Vormundschaft der Un-
wissenheit Preis zu geben. Wo, in. H., wäre
eine strenge, eine unerbittliche Critik mehr an,
ihrem Orte, als hier? Wo bedürfte es mehr
— 26 —
t
eine« medicinlschen Lessinqs , um das Harpyiea
gleiche Geschlecht der Neuigkeitskrämer toi
der Tafel der Wissenschaft zu vertreiben ? Ga-
gen diese uurde ich immer mit deo Worte«
Sieyes stimmen: la mort sans phrases! —
Aber eine noch weit ernstere Betrachtung
erheischt die Stellung des Publikums gegen die
Aerzte. Welches sind die Mittel, ans jenen
notwendigen Einflafs auf die Gemätber zu-
rückzugeben, ohne welche der Arzt nur ein
Gesandter ohne Vollmacht ist Auf welche
Weise kann man die zahlreichen Verirrangen
zerstören , denen das Publikum in Bezog aal
Aerzte und Arzteswirken anheimfällt. Die ln-
stiiutionen der Vorzeit, m. H. , schlössen ans
Furcht vor Entweihung 9 jedes höhere Wissen
in die Schranken der Kaste und des religiösen
Mysteriums ein. Die Cultur jedes Zweiget
menschlicher Erkenntnifs war eine Prieaterschiu%
und Priester waren es, wekhe die Fruchte
dieses Anbaues vertheilten. Vor der Entheiligung
des ö%Xoe, des grofsen Haufens, den wir Publi-
kum nennen, schützten die Schleier des Ge-
heimnisses, ein wunderbares Dunkel, worin
sich die Weisheit verhüllte; schützte vielMcht
noch mehr der feste und starke Bund, welcher
die Kundigen ganzer Weltgegenden in t
Ring zusammenschlofs. Dies, m. H.f waren
richtungen, welche einer entstehenden Gesell-
Schaft von Nutzen seyn und geziemen moch-
ten , so lange der Schutz der Gesetze weder
ausgedehnt, noch stark genug war, sich auf
das Studium der Wissenschaften zu erstrecken ?
so lange die Verbindungen der Volker und In-
dividuen nur in vereinzelten Verkehrsorten und
durch mühsame Reisen unterhalten wurden, W
- 27 -
lange mit eiuem Worte die Welt in ihrer
Kindheit lag. Zu jenen Zuständen zurückkeh-
ren zu wollen , um die Ausübung unserer Kunst
mit den Schatten der Ehrfurcht zu umgeben,
wurde ein eben so thSrichtes, als vergebliche»
Streben seyn«
. An die Stelle ^on Kaste und Zunft ist
anch für uns der freie Verkehr und seine
Tochter, die Concurrenz, getreten» Diese Con-
currenz ist Ton einer doppelten Art* In der
einen, derjenigen 9 'wodurch wir neben einan-
der -unserm Ziele nachstreben, geniefcen wir
den Schutz der Gesetze und aller Vernünftigen»
Die andere, welche wir, geprüfte und berech«
tigte Aerzte, mit der Pfuscherei und dein Char-
latanismus auszuhallen haben, gewährt diesen
letzteren den Schutz des grofsen Haufens und
des Pöbelwahns.
Die Concurrenz der Aerzte unter einander
geht auf zwei Punkte hin 9 auf den Erfolg in
der Praxis und auf den Erfolg im Leben. Ja,
m. H. , wir dürfen es uns nicht verhehlen, da Es
wir von unserer Thätigkeit nicht blofs Früchte
der Erkenntniis, und die süfsen Empfindungen
eines nützlichen Wirkens ziehen wollen; dafs
wir vielmehr durch eine äuhere Not h wendig-
keit, durch einen materiellen Zwang darauf
hingewiesen sind, den Beistand, welchen wir
den Kranken gewähren , zugleich als die Quelle
unseres Unterhalts zu betrachten.
Dieser Umstand zieht die sich empor»
schwingende Kunst mit aller Kraft der Schwere
zur Erde herab. Ihn zu beseitigen, hat man
vorgeschlagen, alle Aerzte als Staatsdiener zu
besolden, und ihnen ihre Wirkungskreise vor-
znzeitbnen.
— 28 — ■>
Id der That, wäre der Arzt der Sorge frir
sein und der Seidigen Fortkommen zunächst
enthoben , so würden wir jene Beispiele einer
mehr auf den Gewinn, als auf den praktisches
putzen berechneten Goncurreoz gewife weit sel-
tener sehen« Der Staat hat uns die Taxe, ge-
geben — sicherlich ein mifsliches Mittel, ärzt-
liche Verdienste abzuschätzen. Wenn wir ek
leichtes Reizfieber durch unvorsichtige Anwen-
dung der schwächenden Methode in ein Ner-
Tenfieber verwandeln und dann die Krankheit,
der wir durch Versehen oder Unkunde einen t
gefährlichen Charakter gegeben haben, heilen
— oder auch nur bis zum Tode begleiten, so
gibt der Buchstabe des Gesetzes uns grSfaerett
Anspruch auf den goldenen Dank des Kranken,
als wenn wir den Verlauf jenes Fiebers ohne
einen Eingriff in die Thätigkeit der Natur nw«
Tage lang bis zur Genesung beobachtet hätten;
Ich will die abschreckenden Beispiele Ton änt»
licher Concurrenz , die jeder aus seinem eige-
nen Leben greifen kann, nicht zergliedern, gt-
wifs ist, dafs sie onsern Stand nach Innen «ad
Aufsen vielfach und tief entwürdigen. Und den-
noch mochte ich nicht, dafs der Staat, selbst wenn
er unbegreiflicher Weise die Mittel aufcubriagie
vermöchte, eine Zahl von mindestens 6 — 7800
Aerzten anständig zu besolden, auf solche Weit
in den Kreis unserer Thätigkeit eingriffe* Dil
Besserung, die uns von Aufsen herein kommen
soll, wird dem ärztlichen Stande wenig fradv
ten, so lauge nicht Jedes seiner Mitglieder
selbst empfinden lernt, was es der Wurde mh
Tier Kunst, was es sich selbst, was es eeimm
C olle gen schuldig ist«
Ein grofser Tbeil der wahrhaften Entwür-
digungen, denen sich einzelne Aezste .. nnfev-
— 29 —
nfen f berulft aof der eänr liehen Mitteflosig-
it , womit manche nach Vollendung ihrer Stu-
jn in ' die Praxis eintreten. Gesetze können
ergegen nicht helfen; wer mochte rnthen,
f» auf einen Staat, wo Wissenschaft und
unst sieb der höhsten Blnlhe erfreuen, das
pigramm Chamissd** anwendbar würde:
„Wer Hundert hat , lernt buchstabiren,
wer Tausend hat, der kann stndiren,
wer mehr bat, der ist ein Genie,
wer gar nichts hat, bleibt stets ein Vieh!"
Gewifs, oicht die Gesetze des Staats, nicht
is Wesentliche der bestehenden Einrichtungen,
Lrfen wir anklagen, wenn wir sehen, dafs
i Aerzte gibt, die ihre Kunst nur als die
ilchende Kuh betrachten, und bei ihrer Aus-
bung deu höchsten Zweck, welchen sie ken-
»n, den haaren Gewinn, mehr oder weniger
»utlich , immer aber zur Schmach der erha-
bnen Mutter, die sie säugte, offen zur Schau
eilen«
Lassen Sie uns, m. H. , gegen solche Ver-
iltnisse wirken, soviel als wir können. Hel-
!D Sie, den Saamen eines edlen Selbstgefühls,
iuer sich genügenden Tugend in die Brust der
eranwachsenden Generation ausstreuen, yer-
reiten Sie die Wahrheit, dafs es nicht genug
>y, sich ein leuchtendes Ziel zustecken, son-
ern dafs man auch Kräfte und Mittel zu sei*
er Erreichung wägen müsse, ohne welche
n» beste Theil unseres Streben» untergeht,
ragen Sie dazu bei, die Wahrheiten der Staats-
konomie überall zum Bewufstseyn zn brin-
en , in sofern sie auch den Arzt angehen , in
>fern sein Geschäft, gleich jedem anderen, des
etriebskapitals bedarf, damit er frisch und
reudig seinem Ziele nachstreben könne«
— 30 —
Pfuscherei, m. H.f das hoffst, die«
wissenschaftliche and unberechtigte Ausübung
der Heilkunst, trachtet nur nach dem Erfolg 0
des Gewinnens. Aber wir können gegen u0
direct nicht viel ausrichten. . Die fiskalisches*
Gesetze zu unserin Schutze können ao lauf?*
nur einen halben Erfolg haben, als das Public
kum selbst voll von Vorurtheflen bleibt!
che zu hegen einzelne Individuen sich stets
neigt zeigen werden,
Charlatanismus und Pfuscheret zu besiege****
gibt es in der Gegenwart nur ein einziges SC*V~
tel. Mysterien, Kasten und Zunftzwang ü**<*
Eigenthuin vergangener Perioden, zu welche^**
sra rück zu kehren, wenn vielleicht möglich, do»*~**
nie gerathen wäre. Das einzige Mittel t 9**
Wirksamkeit des Arztes, den ganzen Uufa**0
seiner segenreichen Tbhtigkeit zn sichern, &%*
Würde der Medicin vor aller Welt, gegen A^*
Verlockungen der Charlatanerie, gegen den f^**
{ennutz Unherufener, und gegen das ironiscxE3*
.ächeln der Zweifler zu behaupten, dem Ars? M
am Krankenbette das Zutrauen der Leidend^?*
nnd seiner Kunst den Heiligenschein zu bewa
ren, durch welchen sie vielleicht eben so
wirkt, als durch die Mischungen der Officioas^*
— das einzige sichere Mittel zu diesem
besteht in der zuverlaTsigen Lehre und der
klärung, welche über das Leben und
Wechsel in den Massen zu verbreiten, wir
AUen berufen sind.
Gewifs, in. H.t ist seit der Zeit, we
den Abschnitt der neuesten Geschichte
net, Vieles und höchst Rühmenswerthes
solche Zwecke geschehen. Die Geschichte
uns den Anfang jener denkwürdigen EpocfeM
i
~ 3t —
emer alle Organe des gesellschaftlichen Kor-
pers mit wunderbarer Kraft durchdringenden
Entwicklung zurück, die uns jetzt mitten in
ihren Wirbeln durch unsere Jahre hindurch-
führt. Wir sahen die Arzneikunde an jener
allgemeinen Erschütterung ihr volles Theil neh-
men. Wir sahen das Menschengeschlecht, noch
elender, als es frivol ist) seinem physischen
und moralischen Verderben mit offenen Armen
entgegeneilen. Wir sahen unsere Wissenschaft
in unglücklichen und verderblichen Systemen
befangen, ihre Nützlichkeit Ton den höheren
Klassen der Gesellschaft in Zweifel gezogen,
ron den niederen dem Aberglauben geopfert.
Da rief der Zeilpunkt der höchsten Gefahr jene
Anstrengung zur Krise hervor, welcher wir in
der Geschichte des Menschengeschlechts eben
sooft, als|in dem Leben der Individuen begeg-
nen. Die Aerzte fühlten, dafs es an ihnen
war, warnend, heilend einzugreifen, die Stim-
men der Guten und Besten erhoben sich laut;
eine neue, unTergleichlich herrliche Entdeckung
trat zu rechter Zeit hinzu, um wie ein Zei-
chen des Himmels jene prophetischen Worte
zu unterstützen; und es gelang jenen Heroen
der Volksmedicin , deren Namen uns Allen in
Andenken sind, das versinkende Geschlecht aus
seinem Verderben zu retten.
Meine Herren, es gibt Tiele Arten Ruhm
so erwerben und den Dank der Nachkommen
durch hohe Erfolge zu verdienen« Aber wel-
ches Verdienst kann sich mit demjenigen mes-
sen, wodurch der Menschheit das Vertrauen,
die Achtung für die heilende Kunst zurückge-
geben ward, wodurch die- geläuterten Lehren
der Volksmedicio Eingang in die Massen —
— 32 —
nicht unseres Volkes allein — sondern der gan»
zen gebildeten Welt fanden!
Und wie viel bleibt noch zu leisten übrig!'
Nur langsam und alhnablig wird die Ton er-
leuchteten Köpfen erkannte Wahrheit zum Axiom
im ßewufetseyn der Menge. Wenn Sie mit
den Verhältnissen und Ansichten des LandmaiH
nes, des Bürgers kleiner Städte vertraut sioc^
so werden Sie wissen, dafs es immer noch die
alten Lehren der Schule von Salerno sind, die
allein üls Gesundheitsregeln vom Vater snm J
Sohne übertragen werden, und dais der mäch-
tige Einflufs des Paracelsus sich noch immer
in der überwiegenden Menge der . gebrauckuV
chen Hausmittel , Pflaster u. s, w. kund thut. —
Was aber thut die neueste Zeit ? Die V»»
lagsartikel von Basse und Consorten mögen ei
Ihnen beweisen! Man will dem Volke lehrn,
die Schwindsucht und die Hypochondrie hei-
len, man macht Recepte bekannt zum Verder-
ben der Vielen, die eine Neigung zur media-
nischen Pfuscherei haben, man ist reich u
Bathschlägen , . um die Bogenzahl seines 9bck-
Werks zu yermehren.
Aber was ist geschehen seit jener Zeit, im
der ich oben gesprochen, um dem Volke d*
Wesen unserer Thätigkeit kennen zu lehne;
um dem Gebildeten wie dem Ungebildeten n
zeigen , was der Arzt thun soll und "will, wt
wie schwer es sey, hier nur erst das Richtige
zu erkennen, und dann gar auszuführen f Ifai
ist geschehen , um die Erscheinungen so er»
klären, welche den Thoren überraschen,, dir
nach den Folgen urtheilt, ohne die Ursacbts
zu kennen; was ist geschehen, um den IdK»
yiduen einen Begriff zu geben von der. wo»
— 33 —
derbaren Zusammensetzung dfer organischen Ma-
schine und ihrer selbststa'ndigen Wirksamkeit,
damit sie erkennen, dafs ein so schwieriges In-
strument der Hand und des Genius eines Künst-
lers bedürfe, um die zweokmäfsige Harmonie
hervorzubringen. Wollen Sie nach den Resul-
taten urtheilen, so werden Sie finden, dafs
Ton Tausenden kaum Einer richtige Begriffe
über alle diese Dinge gelernt hat. Ich wünschte,
dafs man bereits in den höheren Klassen der
Schulen eine zweckmnfsige Anthropologie und
Diätetik vortrüge, dals Prediger und Schulleh-
rer yon 'den allgemeinen Lehren der Gesund-
heitskunde einiger in afsen unterrichtet wären, da-
mit sie selbst einsähen und warnend lehren
könnten, wie gefährlich es sei, sich den Hän-
den unwissender Menschen anzuvertrauen und
dreister Weise gegen die verschiedenartigsten
Zufalle mit allerlei mehr oder weniger arznei-
lich wirkenden Hausmitteln zu Felde zu ziehen.
Ich habe oft Klage führen boren, wenn
die Regierung sich veranlafst gesehen hat; wi-
der das im Allgemeinen feststehende Princip,
die Heilung von Krankheiten, oder den Ge-
brauch gewisser Methoden nicht wissenschaft-
lich geprüften Individuen nachzugeben. Dafs
sie dies in einem Interesse der Wissenschaft
thue, m. H, , mochte ich nicht glauben; sie
weicht vielmehr nur einer äufseren Notwen-
digkeit. Sie weifs, dafs die Vorurlheile des
Publikums bisweilen eben durch directe Ver-
bote oder Hindernisse nur noch gesteigert wer-
den , und dafs es vorzuziehen sey, ein Uebel,
das im Verborgenen' fortschleichend nur um so
gefahrlicher seyn würde , offen zu Tage zn le-
geny um es ' wenigstens genau beaufsichtigen
Joorn.LXXXI.B. 4. St C
— 34 —
su können. Aber hat man nicht ein Recht,
ron uns zu erwarten, dafs wir dasjenige thun,
was eine Regierung nie allein für sich vermö-
gen wird? So lange das Publikum auf dem
niedrigen Standpunkte verharrt, von welchem
aus es die Arzneikunde betrachtet, so lange
wir es nicht verstehen, unseren Meinungen bei
ihm Anerkennung zu verschaffen , so lange wir
selbst eine gewisse Schwäche und Unsicherheit
in Dingen zeigen, über deren Werth up& Wis-
senschaft und Erfahrung längst belehrt habea
sollten , so lange wir mit der Pfuscherei up4
Unwissenheit selbst Vergleiche und Friedens*
vertrage eingehen , so lange konpen wir auch
vom Staate nicht die ganze Aus^ehnQAg de*
uns zugesicherten Rechte verlangen; ^onn bat
denken Sie wohl , wir haben fift die Erfongung
dieser Rechte Verpflichtungen übctrnQmmqn, 4s-
nen ein Benehmen, wie das Angedeutete, gs-
rade entgegensteht; wir haben versprochen, <ik
Wissenschaft zu pflegen, und wenn wir Hfl
Preis geben 9 verletzen wir zuerst den Cos>
tract. —
Dies ist der Gesichtspunkt, unter welchen
ich diese, bisweilen allerdings sehr auffqlls&jlt
Thatsache betrachte. Thun wir also dej (Je*
srige, zeigen wir, dafs es uns Ernst ist, da
Wissenschaft fruchtbar zu machen; halben ifir
uns fest an die Geschichte der Medicin, na
uns nicht durch bekannte Thatsachen verfall
den zu lassen; durch ein Mittel, das irgqfli
ein Bauer aus einem im Winkel seines Hie-
ses vorgefundenen Blatte herausliest ; durch eiai
Methode, die bereits in der Probe der Jahr-
hunderte beurtheilt worden ist Je strenget
wir uns an die Wissenschaft , an um aelW
— 36 —
halten , um so mehr dürfen -wir auf deip Schutz
des Staates in seinem Tollen Umfange rechpen«
Wem ist es vorzuwerfen, wenn das Publikum.
Berlins jetzt auf einmal die fixe Idee zu haben
scheint, es sei aus Eisen gemacht, das man
nur magnetisiren, oder aus Pflanzensaamen, die
man nur begiefsen dürfe, um alle Welt ge-
sund su machen? Uns, m» H., die wir einer-
seits die jtgtntia physica zu sehr vernacb-
läfsigt, andererseits aber das weit schwerere.
Vergehen begangen haben, für medicinische
Volksaufkiärupg wenig oder gar nicht zu sorgen».
Das einzige Mittel, alle Schwierigkeiten
hinwegzuräumen, welche Unkunde, Vorurtheil,
und Gewinnsucht dem Arzte am Krankenbett^
entgegenstellen, besteht in dieser Verbreitung
richtiger allgemeiner Grundsätze über Leben,
Gesundheit, Krankheitsaolage , Krankheit und
Heilungsprocafs. Der Einzelne mag bei sol-
chen Versuchen wohl ermüden, und ich ge-
stehe es, dafs dies auch mein Lops war, als
'ich mit redlichem Willen , vrenn gleich mit
schwachen Kräften, dieses grofte Unterneh-
men eine kleine Strecke weiter zu fördern
suchte. Aber wann wir uns Alle mit dem Be*
wubtsejn durchdringen, dafs nur auf diese
Weise die heilepde Kunst zu ihren schönsten
Erfolgen gelangen könne, wenn wir uns das
Bild einer Zukunft vor die Seele stellen, wo
die Individuen mit richtigeren Einsichten von
den Ursachen ihrer körperlichen Leiden, von
den Folgen ihrer Fehler und Irrtbümer zugleich
die Ueber^zeugung verbinden , dafs nur der tüch-
tige Arzt der Aufgabe gewachsen sejr, solche
Uebel mit gehöriger Berücksichtigung aller Folgen
seiner Handlungsweise zu bekämpfen , wenn wir
die schöne Hoffnung nähre" 4afs dann der
— 36 —
Charlatan, der prahlerische Versprecher and
der unwissende Pfuscher mit gleichem Wider-
willen Ton der Menge angesehen seyn würden,
als sie ihnen jetzt in glaubigem Anstaunen horcht:
dann, m. H. , werden wir vor der Gröfse un-
serer Aufgabe nicht zurückschrecken, sondern
in einträchtigem Sinne der Erfüllung jener scho-
nen Zeit nachstreben. Seien wir denn nicht
blofs Heiler einzelner Kranken , lassen wir uns
niemals dazu herab, die Wahrheit dem Blöd-
sinne zu opfern, und Einzelnen zu Gefallen
das zu vergessen, was wir dem Wohle der
Menschheit und der Wurde der Kunst schul-
dig sind. Ohne dieses Streben werden die
Aerzte bald nichts mehr und nichts weniger
seyn, als die gefälligen Diener des Publikum».
Erheben wir uns zu dem Range , den unsere
Stellung uns anweist; lassen Sie uns seine
Lehrer seyn. Lassen Sie uns in Haus und Fa-
milie, in Schule und Welt die Wahrheiten der
Medicia verbreiten , jedes Vorurtheil muthig be-
kämpfen , jede eigensüchtige Bestrebung auf ih-
ren wahren Werth zurückführen, und Tor Al-
lem uns selbst vor jeder Abweichung vom gera-
den Wege hüten. So nur werden wir die
Ausübung unserer Kunst zu einem freien, schon
geordneten Ganzen , zu einer harmonischen Ent-
wicklung aller Kräfte des menschlichen Gei-
stes, zur Unterwerfung unter das Gesetz und
zur Beherrschung der Regel entwickeln. Hier,
m. H. , ist mehr als Ruhm und Gold , es ist
eine Bürgerkrone zu verdienen, wie sie : mit
ihrer Glorie nur die Scheitel der Wohlthäfer
der Menschheit ziert.
— 37 —
Erster Jahresbericht
übet
das Bad zu Elisen,
' nach dem
mit weil. Hetra Medicinalrath Zägel gemein-'
schaftlich geführten Tagebache und eigenen'
Beobachtungen bearbeitet
▼ on.
Dr; B. C. F. A. Meyer,
Badeärzte daaelbst
JLrie Lacke, welche in der Eibener Badechro-
nik seit dem Jahre 1828 entstanden (man vgl.
das März - u. Aprilheft 1829 dieses Journals),
ist gröfstentheils durch eine unterdefs erschie-
nene Abhandlung meines nunmehr verstorbenen
Freundes und Collegen: „Physik, medic. Ab-
handlung über das schwefelhaltige Mineralwas-
ser und die Bäder zu Elisen, von Dr. 8. Zar
gel etc. 1831." *) ausgefüllt worden. Sein Vor-
satz , Wittheilungen aus den letzteren Jahrgän-
gen seiner Brunnenpraxis durch dieses Journal
zu veröffentlichen, gelangte, bei dem ununter-
brochenen Kränkeln dieses mit so vielen Ge-
brechen behafteten , mit desto mehr Geistet-
♦) YfcL BiUioth. d. pr.Heük. Bd. LXVIIL 8t 2. *.. 111.
— 38 —
kraft aber gerüsteten , rastlos tbatigen und treff-
lichen Arztes, leider nicht 2ur Ausführung. An
die schmerzhaften Leiden gewohnt, gleichsam
eingeübt, durch Thätigkeit den Schmers zu
fiberwinden, würde er noch viele Jahre im
Stande gewesen seyn , seinem Berufe vorzuste-
hen, wenn nicht während der Kurzeit 1832
ein Blutsturz das schon morsche Gebäude un-
tergraben, — da», obwohl erst später erfolgte
Erloschen eines so zähen Lebens, fit den sei-
tilge War, vorbereitet hatte. Noch volle tWÜ
Jahre nach diesem Zufalle lebte und wirkte er«
durch Freundes Beistand unterstützt, für ESsea
und seine Gäste. Was er schriftlich dicht neht
vermochte, suchte er. wenigstens durch münd-
liche Uebertragung diesen zu sichern, — eins
Menge Schätzenswerther Mittheilungen , über die
Wirkungsweisen unserer Heilmittel, über die
Anwendungsarten , die dabei erforderlichen Cae*
telen , worin der Brunnenarzt hauptsächlich er*
fahren und eingeübt seyn mufs, wenn er skbtr
gehen und führen will ,. — Bemerkungen SsT
einzelne wichtigere Krankheitsfälle, wozu fts
gemeinschaftliche Durchsicht des Krahi'eejoirf»
nals Stoff und Anlafs gab, füllten bis JLnit Toi
seinem Ende die Wenigen Augenblicke«
che ihm vergönnt Waren, sich von'
denen Leiden zu erholen, oder auf
erwartende vorzubereiten. Der Tod überraschte
ihn nicht, traf ihb seit Jahresfrist Vorbereitet
als langersehnter Friedensbote von ihm Selbst
und den Seinigen willkommen geheilten' (sn
ÖQsten Novbr. v. J ). Ruhe! [woran es flu*
im Leben so sehr gefehlt, seiner Asche, Ehre
seinem Andenken!
In der Art uud Weise, wie v?rr in cofle-
gialischer Ueberetnetimmungf während der Ist**
— 39 —
fen Karzeit der Anstalt vorstanden, war es aus-
fahrbar geworden, die Leistungen derselben
auch im Ganzen zu übersehen , in diesem Be-
tracht Zahlen Verhältnisse verschiedener Art M&-
zumitteln , die uns geeignet schienen , den ei-»
geothümlichen Charakter, den reinen Werft
unserer Heilmittel zu bestimmen. Dafs dazu
eben so wenig Analysen, als die öffentliche!
Bekanntmachung aasgewählter Ku Halle das Aus-
hängen abgelegter Knicken genüge, womit
man seither die Schilder der Bäder und* Ge-
sundbrunnen auszuschmücken bemüht war, -^
dafs nicht allein der Gehalt eines Mineralwas-
sers gleichwie jedes anderen Heilmittels, niclit
die Menge eines darin vorherrschenden Bestand-
teils, sondern auch die richtige Auswahl, eine
Fassende Gebrauchsweise — die Zweckmässig«
eit und Heilwirkungen desselben bedingen, '«-^
diesem allen gemäfs aber ein jedes seinen ew
genen Platz and Werth behaupte, also keiid
reelles' Prinzip vorliege, um Vergleiche mit
Cbncnrrenten anstellen ,' hiernach zunächst durch
chemische Analysen veranlagte Bangstreitigkei-
ten schlichten zu können, — ' dafs endlich zur
Feststellung einer sicher führenden Indicatio ex
juvantibüs dem ärztlichen Pnblico eine gre-
isere namhafte Summe von Erfahrungen darge-
boten werden müsse, — - wären wir gar zu
sehr überzeugt, als dafs es uns hätte einfallen
dürfen, mit langen Erzählungen prunkender
Karfälle den geduldigen Leser fernerhin zu er-
müden, dem ungeduldigen gerechten Arilafs zu
geben , einige Bögen zu überschlagen.
Obwohl erst seit 30 und etlichen Jahren
im Gebrauch und mit dem Kamen eine» Kur-
orts bekleidet, bat unser Elisen, ohne gröfse-
ren Aufwand von Seiten der Administration
- 40 —
4»]?, dyu wesentlichsten Bedürfnissen und Anfor-
derungen der Kurgäste , und diesen , wo nicht
übertrieben, genügend zu entsprechen, nötbig
erscjuep, weniger durch Huldigungen des Luxus,
als durch sein natürliches Auftreten begünstigt,
tiiq.t gewisses Publikum zu bestimmen, dasselbe
z,u befriedigen und zu erhalten vermocht« Eil-
ten war fortwahrend und ziemlich gleichmä«
(aig zahlreich besucht, früher sowohl, aj&.seift-
deni.es in seiner jetzigen Gestalt, un,d Ausdeh-
nung dasteht: — seinen nicht unbedeutenden,
in ferne Welttheile sich erstreckenden Ruf rar-
dankt es nicht etwa dem Renommee seiner
A«.r^te oder ihrer Feder, nicht der Protection
einer bedeutenden Autorität, — nein, sich selbst
und seinen dankbarsten Gästen : wozu also noch
deaigewohnten. Lärm machen» darin einem bo-
ten Beispiele folgen , da ohnedem . seit vielen
Jahren ; schon wegen Ueberf iiilung das. Bedärf-
nifs- e^ner weiteren Ausdehnung, der AnjfydJf
besonders in Hinsicht der Wohnungen einge-
treten , also gar keine Noth vorbanden ist, sol-
chen verrufenen Lärm, zu erheben. »Eijsen W^Ü
nur. Eiben seyn und bleiben, nichts. mehr aai
nichts, weniger bedeuten, als sein innerer Werl^
zu behaupten vermag, -^ Von dßP.Natuas reiefc
ausgestattet, dadurch , o1 er Noth euthqben, Jp
Künsteleien , den gewöhnlichen Deck man Ulli
gewisser Blüfsen, seine Zuflucht , zu .tnjsbmeBt
von der Kunst nur da unterstützt, , wo dient
überall nicht zu entbehren, — dagegen aber offen
und Jedermann zugänglich in seinen 'Werkstät-
ten, wo künstliche Vorrichtungen hergestellt
werden m nisten , um der Natur dasjenige is
feineren Formen abzugewinnen, w/as sie tni|r
roh darbietet, kann es ruhig dem fremden
Bangstreite zusehen; bedarf es. d!so..^ejniea An-
— 41 -
»all», um durch ihu seine Sache zu rerfüclH
teof — nur des schlichten Sachwalters , der als
unparlheiischer Referent alles das getreu sam-
melt und zum Besten giebt, was sich ihm dar-
geboten, in der einzigen Absicht, um durch
Thatsachen, aufrichtig und wajir dargestellt,,
den eigentlichen Werth eines bereits als grof»
erkannten Heilmittels, den Bereich seiner Heil-
wirkungen und somit die Gränzen zu bestim-
men , über welche hinaus nichts weiter voa
ihm zu erwarten stehe.
In dieser Sinnesweise für Kilsen das Wort
zu riehinen, schien uns die dem Charakter un-
terer Heilanstalt entsprechendste Form: mng^
sie bei sinnverwandten Kunstgenüssen die £e-a
wünschte Ansprache finden , Einiges dazu bei-
tragen, den Inhalt unserer Mittheilungen einem
größeren Publiko nützlich und werth zu iriochen.
Der Sommer 1834 zeichnete sich gleich
\yie das ganze Jahr überall , und so auch hier
durch einen ungewöhnlichen consequenten Wit-
terungscharakter aus; in den drei Kurmonaten
stählten wir nur einige wenige Regentage , nur
5 mal waren auf den Morgenpromenaden Re-
genschirme in Bewegung. Während die Zei-
tungen von allen Seiten her furchtbare Gewit-
ter, Stürme und Regengüsse, und die dadurch
angerichteten Verwüstungen meldeten, blieb
unsere Gegend von dergleichen atmosphärischen
Entladungen verschont. Kur ein einziges Mal
hatten wir Sturm , auf einer sehr kleinen Strecke
Schlofsen , zwei Mal starke Regengüsse iui
Thale, während auf den benachbarten Gebirgen
daselbst zahlreich versammelte Fremde des hei-
tersten §unuenscheins sich erfreuten. Wohl nie
wurden von Elisen aus 10 viele und zahlreiche
— 42 —
Ausflüchte in die prachtvolle Umgegend ge-
macht, nie so begünstiget, als diesen Sommer,
Kranke , denen man dergleichen Vergnügungen
sonst leider vertagen mufs, durften auf mehr'
Nachgiebigkeit der Aerzte rechnen, die küh-
lere Luft der benachbarten Anhohen gegen die
schwüle Hitze des geschlossenen Thals dann
und wann vertauschen zu lassen, war oft Be-
dürfnifs« Plötzliche Temperaturwechsel , der*
gleichen sonst nach Gewitterzügen an unserer
Gebirgskette häufiger eintreten, fanden nicht
Statt ; — im Gegentheil verursachten kleine Ge-
witterschauer, da kein Wind Wechsel erfolgte,
xnehr fühlbare Wärme. Ueber 25° R. im
Schatten stieg dieselbe nie.
Obwohl es im Allgemeinen keinem Zwei-
fel unterliegt, dafs eine Witterung, wie dis
diesjährige, nicht nur den Besuch der meiste«
Bäder zahlreicher gemacht habe , sondern auch
dem gröfsten Theile der Kurgäste überall gfis^
stig gewesen , namentlich die Heilang hart-
näckiger, rheumatischer, gichtischer and Fleck*
tenübel befördert habe, sowohl durch direett
Unterstützung der Heilwirkungen der fentspre-
chenden Mittel, als indirect durch ErhShnkg'
der wohlthätigen Einflüsse, welche Reisen, AinV
enthalt beim Bade, geselliger Verkehr, beson-
ders im Freien, auf das Leben solcher Krankte'
zu üben pflegt, — so steht es doch ron unse-
rem Standpunkte aus, wo wir es mit einem
Mittel zu thun haben, dessen Wirkungen so
gar leicht das beabsichtigte Maafs überschrei-
ten , namentlich Ueberreifcung zur Folge heben,
und noch dazu mit einer Menge Kranken, die
so wenig die Erstwirkungen des Schwefels ab
eine heifse Luft leicht zu ertragen geschickt,
— 43 —
tu Blutwallungen , Blutungen, überreizten Zu-
ständen, Nerven zufallen geneigt sind, ■— z*
berücksichtigen , daTs die im Allgemeinen so
willkommene Witterung Vielen in dem Fort-
scbreiten der Besserung binderlich war, für
den Augenblick wenigstens auf das Gemeioge-
fiibl der Kranken ungünstig einwirkte, zu vielen
Klagen über nachtheilige Wirkung der Bader
Anlafs gab, daher. nicht nur dem versöhnenden
Arzte viel zu schaffen machte, sondern auch
das im Allgemeinen günstig zu nennende Re-*
•ultat unserer Kuren um ein Bedeutendes be-
einträchtigte. Sogar alte Korgäste hörte man
klagen , ron denen man es nicht gewohnt war«
Schwefelmittel in der flüchtigen Form, wie sie
unser Was9er darbietet, wirken ganz anders
bei einer nafskälten f anders bei einer trocken -
beifsen Witterung, im letzteren Falle oft sehr
Stürmisch in ihren Erstwirknngen» — einUebel-
stand, der die. Aufmerksamkeit des Badearztes
in fortwährender Spannung erhält» Das Was-
ser selbst scheint Unter solchen entgegengesetzt
ten Bedingungen, obwohl an und für sich un-
▼erändert, stärker oder schwächer zu seyn.
Ein güostiger Umstand nur -s dafs solchen Kla-
gen und Zweifeln £o begegnen, das Vertrösten
auf wohltbatigere . Nachwirkungen nachgerade
Gehör gefunden , dafs wir im Stande sind, ge-
wisse Kranke auf scheinbare Verschlimmerun-
gen Torzubereiten , dadurch die Hoffnung einer
demnächst zu erwartenden Besserung oder gänz-
licher Heilung zu beleben und das Vertrauen auf
die Zurerläfsigkeit unsers Heilmittels zu befe-
stigen. Wie yiele Hunderte Ton Kranken,
welche kaum gebessert , unTerändert oder gar
scheinbar Terschlimmert niedergeschlagenen Sin-
nes Eilsen Terliebent haben Aehnliche* erfah-
— 44 — .
ren! --^Gerade diesen v die io den folgenden
Jahren gebessert oder geheilt aus schuldiger
Dankbarkeit, wie sie sich ausdrücken, wie-
derkehrten , verdankt Eilsen seinen ausgedehnt
ten Ruf«
Die Zahl der Kurgäste and Fremde be-
lief sich dieses Mal auf 1250 Personen ; ' die
Frequenz stieg früher, als in anderen Jahren*
wurde deshalb gleichmäßiger auf die dreiKar>
monate vertbeilt, — ein sehr günstiger Umstand,
den wir bauptsächsächlicji alten Kurgästen -ver-
danken , die den Andrang fürchtend schob im
Juni sich einfanden.
In den letztverflossenen 10 Jahren zahltet}
wir durchschnittlich 1076 Kurgäste: 1834. war
also der. Frequenz nach ein vorzüglich günsti-
ges Jahr, eins der besten. *) ...
TT" I ■ t
Die Zahl der verabreichten Bäder belief :tecfc i
in den letzteren 10 Jahren durch- * ' ■ j^u itiftf -•
schnittlich: .■■./.,,,■■! *-|
der Wasserbäder auf 7591,2 auf QÖftt io?
— Schlammbäder auf 2243,5 —■&!*•■■ **
~ Doüchen (mit Bad) auf 717,3' >—,<.. 84© >*
— Gasdampfdouchen und * :■•*•. \ -»vi
dito Bäder auf 420,5 — ' 31«)
— Gasbäder auf . . 752,$ ■ *-' 3» <»
Summa 11725,0 . 131Ä81- '*
(Darunter Freibäder 2748 ^fifc
*) Nur das Jahr 1827 übertraf dasselbe. /V ''Vf"
**) Dieses Badeapparats bedurfte es: bei der .k|
Witterung nur in einzelnen seltenen FaTleo^wtf
starker auf die Haut zu wirken, als es softe* 4M
Lufttemperatur für sich that, — daher die" bette*
tende Differenz. *»v ,r^-
1 9
l
— 4ö •»
Schichten wir samm fliehe Kurgäste y über
welche das Krankenjournal Nach Weisungen giebt
(viele gebrauchen die Kur ohne ärztliche An-
weisung) in folgender Weise, sondern wir
I. diejenigen ab, welche (dnrch ein-» oder
mehrmaligen Gebrauch der Kur), soweit es.
sich beurtheilen liefs, gründlich geheilt, von
den hauptsächlichsten Leiden und Gebrechen
radical, wenigstens, temporär befreiet, ihrem
eigenen Geständnifs nach, zufrieden die Anstalt
verlieben , so auch
II. alle die, welche mit an und für sich
beilbaren Uebeln behaftet, dieser nicht -völlig
quitt wurden , gebessert , mehr oder, weniger
zufrieden die Kur beschlossen, oder beschlie-'
leen mufsten, bevor der Erfolg derselben sich,
bestimmen liefs, — unter diesen Viele, die zum
ersten Male Eilsen besuchten, und von der so-
genannten Nachkur, oder einer Wiederholung,
das Beste erst noch zu erwarten hatten, dar-
auf vertröstet werden mufsten ; — wären uns
demnach für eine
III. Abtheilung die Unheilbaren, welche
zwar keine Hoffnung zur völligen Wiederher-
stellung gaben, demohngeachtet aber merklich
und wesentlich gebessert, durch die Kur zu-
frieden gestellt wurden; — für eine
IV. endlich noch die wenigen Kranken
übrig geblieben, welche, ihre Gebrechen moch-
ten nun heil- oder unheilbar seyn, in dem Be-
reiche unsers Heilmittels liegen, oder nicht, un-
geheilt, üngebessert, ohne Hoffnung (?) auf
eine später zu erwartende Nachwirkung, die
Anstalt verliefsen, — so zahlen wir in
— 46 —
Sommer unter 100 *) an diversen; Uebeln lei-
denden Personen, nachdem die Kar beendiget}
52,35 der I.
32,98 — IL
5,23 — III. und
9,42 — IV. Abtheiking sagehorend,
also in den beiden ersteren 85£ Procent, ein
gewifs sehr günstiges Resultat y nur Schade,
dafs sich kein Vergleich mit früheren Jahrgän-
gen anstellen, sich deshalb vorerst nicht aoi-
mitteln läfst, welchen Antheil die so eigen-
tümliche Witterung daran genommen habe»
Unter 100 die Kur gebrauchenden Gästen lutea :
A. an Rheumatismen , alle Uebel cd casum
rheum: z. B. Neurosen, Kopf-, Zahn* und
Gesichtsschmerz , Hüftweh, Magenkrampf, lo-
kale Affectionen der Athemwerkzeuge (der Fan-
ces, des Laryox etc.) beginnende Schwindtuh-
ten, Knochen- und Gelenkübel, s. B. Rosk'
bleibsel tod Coxalgien , auch eine Verkffiflt-
inung des Rückgratha nach kaltem Trank bei*
Tanzen entstanden, und fast gänzlich gebobe%
endlich Lähmungen **) etc. mit inbegriffen, —
36,67 mit dem Erfolg von:
60 Procent für L
36 — — ' iL
4 - - W.
B. An Gicht überhaupt; 31,43 — ....
a) an Arihr., acut, und subacnt. nid^Un
Ueberbleibseln davon — 12,57 mit dem Erfo%
Ton 73 Proc. für L
— 27 - — IL
*) Die Rednetfon anf 100 fird künftige VerglekU*-
jungen erleichtern, eine heuere ßeberaifltt scfcsa
jetzt gewähren.
**) 6ehr fiele dieser üebel anf verschiedene freb%
z. B. mit Unterieitobeschweiden compücirt. •
— 47 —
b) an Artkr., chronic, irregal., atönic,
Anomal., mit den gewöhnlichen Complicatio-
nen, — 18,86 mit dem Erfolg:
tod 49 Proc. für I.
_ 36 — — II.
_ 6 — — IH.
— 9 — — IV.
\ — ■
In Summa also tod 58 Proc. für I«
_ 33 _ _ II.
_ 4 _ _ HI.
_ 6 — ■ — IV.
Die erste Unterabtheilung lieferte (für I.
und II.) das günstigste Resultat, Podagristen
finden in den Schlammbädern ein Verwahrung**
mittel , gewinnen dadurch entweder eine Frist
ron 1 bis 2 Jahren, oder wenigstens doch eine
beträchtliche Mäfsigung und Abkürzung der ge-
wohnten Anfälle. Jüngere Subjecte erfreuen
sich sogar nicht selten einer gänzlichen Befreiung
Ton diesem Uebel sowohl, ab den Rückbleib-«
sein desselben«
Das an und für sich weniger gunstige Re-
sultat der zweiten Unterabtbeilung für I. u. IL
findet seinen Grand in der Natur und Form
dieser Uebel selbst; Ersatz dafür geben die ge-
lungenen Heilungen , nicht weniger die Besse-
rungsfälle , wo bei Wiederholung der Kur
gänzliche Heilung noch zu erwarten steht. Na-
mentlich verdienen (fdr I.) mehrere Fälle von
Neurosen- verschiedener Art, von Kopfleiden,
Hüftweh, Astbma und Husten , Angina fauc.9
ein merkwürdiger Fall von Stimmwechsel (zwi-
schen Diskant und Bafs), ferner eine Menge
Gelenk- und Knochenkrankheiten; — für IL
ähnliche Fälle, aufser diesen einige Läbmun-
gtn, Bcujtäbelj Anadmellungen und am}w
i
-j 48 —
\
i
Knochenleiden besonders angemerkt zu wer-
den. Der III. Abtheilutig verbleiben einigt
Fälle von Asthma, der IV. mehrere von Cook
tracturen, Gelenklähinungen and Zittern aller
Glieder (Zittergicht, wie inao sie füglich nen-
nen könnte).-
Wie schnell alte gichtische and herpeti-
sche Geschwüre , häufig - mit Krioehenleidei
verbunden, durch allgemeine -und ortliche An-
wendung des Schlamms, durch fortwährendes
Fotnentiren verändert und zur Ausheilung ge-
führt, dabei gewöhnlich Knochensplitter gelo-
bet und ausgestoßen werden , eine alte Erfahr
rung, sahen wir auch diesen Sommer häpfif
bewährt . , r
C. An Unterleibskrankheiten, Hypochondrie^
Hysterie, Plethora abdominalis (menstfr)» Hä-
morrhoiden , und was alles in diese Sippsdaft
gehört, Uebel, die gewöhnlich mit BimM*
tisinus, Gicht, Brustleiden, Flechten etc. este*
plicirt vorkamen — 32,57 mit dem Erfolge s
von 45 Prec. fdr L 4
_ 49 — —II. ■ . -*:, '. . *
— 2 — : — III. .... • : «t
— 4 . — — w. ;.-.-i
Für Hämorrhoidalkranke, besettdfci* gbldtotf
die an profusen Blutungen , oder aufotrdcfitf ü'
einer schwachen Brust leiden, zu Cb'ngesriMNI
nach Kopf und Lungen, zu Schwindel **f
Bluthusten sich geneigt zeigen, bedarf tf'vei
Seiten des Arztes einer besonderen A'äfittfrl^
samkeit und Vorsicht, — selten, diaf» tief ditf
Trinken uusers Wassers vertragen , bisser fltffUf
die Wasserbäder , am besten aber den SchlamW
Alan hat besonders bei diesen' Kranken** die Wirf*
kung des Trinkens und Badens-auf -die Stuft}*
— 49 —
auileerung zu berücksichtigen ; ^- am wohlthä« •
tigsten ist immer das Schwofelwasser, wo ee
diese vermehrt, auch io der Qualität günstig verän-
dert, — eine Wirkung, die es jedoch nicht con-
slant leistet, so dafs sich darüber keine Norm
feststellen labt» Gewöhnlich fuhren vollsaftige,
corpolente Menschen danach ab, während et
hagere, trockne, zu Obstructionen geneigte Na-
turen verstopft, ein Uebelstand, dein zwar ab«
zuhelfen ist, entweder durch den gleichzeitigen
Gebrauch auflosender Extracte, durch einen
Zusatz yon Salz, oder dadurch, dafs man sol-
chen Kranken ein anderes, ihnen zusagendes Mi-
neralwasser trinken labt Versäumt man die-
ses, so tritt sehr bald, früher wenigstens, alt
wenn für die Unterhaltung des Stuhlgangs ge-
sorgt worden wäre, die eigäntbüinliche, ein
der Narkosis sich nähernder. Zustand ein, den
zunächst die flüchtige Form des Schwefels, um^
einen neuern Namen zn brauchen, die dadurch ge-*
steigerte Venosität desBluts hervorzurufen scheint.
Diese den Erstwirkungen des Schwefelwassera
angehörende Erscheinung ist bei den meisten
mit einer augenblicklichen Verschlimmerung
allgemeiner, oder örtlicher Beschwerden ver-
knüpft: Podagristen bekommen einen leichten
Schmerzanfall, jedoch nicht in der gewohnten
Weise,.— chronische, bis dahin schlafende Gicht-
übel , werden dadurch schmerzhaft angeregt,
scheinbar verschlimmert, — hypochondrische und
hysterische Personen fühlen sich danach un-
glücklich, letztere angegriffen, mich dieses Lieb-
Ijngsausdracks der modernen Welt zu bedienen,
hilft Klagen und Trösten zu nichts, so erfol-
gen Scenen, die man im ersten Acte gar nicht
erwartet hatte; — bei Hämorrhoidalisten sehr
len Knoten an, werden schmerzhaft oder 1
JeunLLXXXi.B.4.8t» D
— 50 —
tee, — Flechten entwickeln sich stärker «. t. w.
Man bat sich zu hüten, aus diesem Beginn der Kar
auf den weiteren Erfolg zu schliefsen , sie des-
halb gar aufzuheben ; ein kurzes Aussetzen der-
selben genügt schon , man reicht , tbfeils um
das Blut selbst, zunächst das Nervensystem,
auf welches es durch seine übemiafsige Veno-
sitat gleichsam narkotisch drückt , zn Beruhi-
gen, theils um die Zeit des Aussetzen* • abzu-
kürzen , gelinde Abführmittel , Pflanzen - und
Sfineralsäuren in kleinen Dosen* Im Verlauf
dieses Sommers hatten wir wegen der unge-
heuren Hitze, die für sich schon dergleichen
Zustände hervorzurufen geeignet wafi; "viel mit
ihnen zu schaffen.
i
• ■
Mit dieser Erstwirkung unserer SchWeM-
mittel, darf indefs, — es sei mir diew1 Gele-
genheit zu einer Abschweifung gestattet, —
•ine andere später eintretende Wirkung dersel-
ben , deren schon oft Erwähnung; geschehen,
nicht verwechselt werden, weil sie gerade tV
was jener Entgegengesetztes, einen • Reactions-
oder Sättigungszustand , eigentlich- Uebersätti-
gung, eine wahrhafte Krise andeutet, tlnd weil
Ueberreizung eingetreten , das Signal giebt com'
gänzlichen Abbrechen der Kur, Kranke alter
Art, sie mögen nun eines mehr oder weniger
günstigen Erfolgs der Kur sich schtwerfrettt
haben , geratben auf dem Wege der Besseranf
plötzlich in Stillstand, oder, was' ncteh 4>etf&-
bender für sie seyn mufs, weil der gewShn-
liche ärztliche Äufschlufs ihnen nicht genügt,
sie verschlimmern sich aufs Neue^ glaube*
rückfällig geworden zu seyn ; Podagristen m. B.
bekommen einen regulären Anfall ihres Uebets,
nur vermissen sie dabei meistens, wenn nicht be*
— .jl —
sondere Gelegenheit dazugegeben war, die sonst
gewöhnlichen gastrischen Beschwerden; — auch
ist der Verlauf desselben weniger anhaltend, re-
gulärer, bleibt bei sirenger Diät meistens auf
5 bis 8 Tage beschränkt. Alte Kurgäste wis-
sen dieses unvermeidliche, eigentlich beabsich-
tigte Uebel schon zu taxiren, setzen darum die
Kur fort, bis der kritische Anfall eingetreten,
weil sie erfahren, dafs er den temporären Frie-
densschlufs bedinge und verbürge. Es ist ge-
gen diese und ähnliche Letztwirkungen der Kur
nichts auszurichten; man temporisirt, bis der
Anfall vorüber, und schickt den Kranken zu
Haus. Ist dieser damit nicht zufrieden, glaubt,
er die Kur fortsetzen zu müssen, so schadet
er sich meistens dadurch, überzeugt sich dann
aber sehr bald, dafs es mit der Kur wirklich
vorbei sey. Auch darin, dafs., wo einmal Ue-
berreizuog Statt gefunden, diese auf wieder-,
holten Anlafs jedesmal rascher und in bedeu-
tenderem jUafse wiederkehrt, ähnelt dieser so-
genannte Sättigungszustand demjenigen , in wel-
chen Kranke nach überstandener Narkosis ge-
rat hen, .er. ist wirkliche Folge der Ueberrei-
zung. Merkwürdig dabei ist der , oft gegen al-
les Erwarten bald 'frühere , bald spätere Ein-.
tritt desselben, z. B. bei schwächlichen, zarten
Frauenzimmern, sehr spät, dagegen früher bei
robusten Männern, — endlich noch das gänz-
liche Ausbleiben sowohl bei letzteren, wovon
diesen Sommer drei Fälle vorkamen, als bei
jenen, z. B. einer 18jährigen Dame, obwohl
sie 36 theils Wasser- theils Schlammbäder ge-
nommen hatte, und fa*t gänzlich von einem
allgemeinen , für dieses Lebensalter höchst sel-
ten vorkommenden Gichtleiden , mit Steifigkeit,
Anschwellung der Gelenke und daher rühren-.
D 2
— 52 —
der Lähmung rerbunden, gtheOl na Hause
reisete.
D. An Krankheiten der Athemwerlczeoge,
Bruttübeln, hauptsächlich Schwindsüchten, —
bös- und gutartigen Schleimhusten, — Catarrk
inveterat. , Heiserkeit, Asthma etc. mit ebbe-,
griffen, — 12,57 mit dem Erfolg:
Ton 27 Proc. für I.
— 18 IL
_41 m.
— 14 — — IV.
Mehr oder weniger gutartige ScMswfto-
sten, beginnende Schleimschwindsuchten, feuchte
und trockne Husten ex causa rheuniatica, Brost*'
krämpfe und Beengungen derselben, odergkhr
tischer Art, füllen die beiden ersten Abhei-
lungen, — der dritten TerbKeben Asth-
ma (z. B. mit Anlage zu Brust Wassersucht]^
schon weitergediehene Schleim - und Eiter*
schwindsuchten , — der rierten diejenigen Füll'
Ton Phthisis tuberculosa und extklceroBa, fir
welche bereits keioe Hoffnung mehr übrig g*
blieben, überhaupt der Gebrauch der GasbiaW
ein blofser Versuch, oder nicht indicirt gt»
wesen war. Auffallend wohlthuende Einirih^
kungen des feuchtwarmen Schwefelgases so--
wohl auf das Allgemeinbefinden ditfaer DsV
glücklichen , als auf das Athmen, Hosten, Aus?
werfen, das Lokalleiden überhaupt, neigten
sich indefs auch dieses Jahr in einzelnen FaT-i
len, jedoch seltener, als früher, bei ungänstiV
ger, nafskalter Witterung, gegen deren Ein»
Süsse, besonders gegen deren Wechsel, daa
Gasbad , die kranken Lungen zu schütten, dielt'
gleichsam zu isolireo scheint; — dagegen wirkte
dieses Mittel bei der heüsen Witterung* biiiaV»
— 53 -
gar and rascher die Colliquationen befördernd,
ao dafs oft »od länger ausgesetzt, der Gebrauch
sehr beschränkt und bald beendiget 'werden
muhte.
Am besten bekam das Gasmittel, sowohl
das kalte, .als warme Gasbad, den an veralte«
tem und hartnackigem Schleimhusten, an Brust-
beengung und trocknem Husten Leidenden, wenn
diesen Uebeln Rheumatismus zum Grunde lag,
eine Erkältung als Ursache bestimmt nachzu-
weisen war, weniger, wenn sie mit Gicht,
Flechten etc. complicirt, mit diesen -veraltet
vorkamen. Viel rascher ging Besserung von
Statten, und gelangen Heilungen, wenn es die
Umstände erlaubten , solche Kranke, wenn auch
nur einen um den andern . oder dritten Tag,
und zwar des Abends, in schwachem Schwer
felwasser baden zu lassen, um hauptsächlich
mehr Activität in die Haut zu bringen , dadurch
die Schweifse zu beschränken 9 den Blutlauf zu
beruhigen, den Schlaf zu befördern. Einige-
mal cessirten schon nach den ersten Bädern die
nächtlichen Hustenanfälle. Ein junger Officier,
in dessen Aeufserem das Bild einer Phthisi*
florida rein ausgemalt sich darbot, vdn grazi-
lem Korperbau, sehr reizbar, mit, gereiztem
Pulse, umschriebener Röthe auf den Wangen,
litt an einem trocknen verdächtigen Husten,
von k anderen rheumatischen Beschwerden be-
gleitet« Das Uebel war noch jung, nicht ver-
nachläfsigt, demohngeachtet anfanglich wenig
Anschein eines glücklichen Ausgangs vorhan-
dan — und dieser Mensch verliefs ohne Hülfe
der Gasbäder, die wir des bösen Anscheins
wegen, und um die Lungen nicht unnöthiger
Weise zu reizen % weil die Respiration ziem*
— 54 **
lieh frei geblieben, scheueten, nur durch den
innerlichen und äufserllchen Gebrauch des Schwer
felwassers , später der Schlammbäder', and die-
ser hauptsächlich, von dem Hustenübel und
übrigen rheumatischen Beschwerden völlig be-
freiet, unsere Anstalt. Auch in diesem Falk
thaten es die Schlammbäder denen Ton Scbwe-
felwasser zuvor, welche letztere etwas aufst-
iegen schienen: Nach dem sechsten 'Schlamm-
bads stellten sich rheumatische Schmerzen ia
den Füfsen ein, und damit verschwand auch
der Husten* Zu einer volligen (?) Wiederie*-
Stellung wurde als Nachkur- der Gebrauch des
Obersalzbrunnen und ein' Fontanell na An*
angerathen. -
Für Kranke der Art genügt dann schoo
eine Kurzeit von 4 bis 6 Wochen , Wenn sitf
übrigens die Zeit gewissenhaft benutzen, v&
Geduld einem strengen Regime sich unterwer-
fen. Selten aber fügt sich der GeltatishssosMfl
Lungenkranker solchen Beschranfctfbgep ; • habt*
sie nicht augenblicklichen Gewinh Von denk1
neu auferlegten Bufsübungen, so verliere*«*
gleich alle Geduld, alles "Vertrauen ,' die hd
zur Ausdauer, Auf ein karges Schnecketoleöei
{(Verbot enus) angewiesen, leiden- sie »ehr btH
an langer Weile, einer neuen PSniten* , getes
sich darum allerlei nachtheiligem Zeitvertreib;
oder den hoffnungsarmen alten Grillen hin; tffti
was an ihnen noch übrig geblieben, sehres
diese auf. Das Gasmittel für sich genügt nicht,
soll es helfen , gebort dazu Geduld , eins, na-
türliche, nicht die gewaltsam angeeignete, osi
Ausdauer, eine längere Zeit, als gewShbBeh
auf Kuren verwandt wird, wie eis durch meh-
rere Beispielt , deren Bekanntmachung Aefce-
— M —
hea erregt hat. bewiesen worden. — Einen Bel-
eben musterhaft geduldigen, durch seine tapfere
Beharrlichkeit aber auch hinreichend belohnten
Kranken, sahen wir auch dieses Jabr, und
zwar zum zweiten Male, in unseren Gasba-
dern. Was aus diesem» beim Beginn der vo-
rig jahrigen Kur fast aufgegebenen , an meist
trocknem Husten, Blutungen aus den Lungenf
verdächtigem Auswurf und Tuberkeln leiden-
den , aus einer sebwindsucktigen Familie stam-
menden Menschen später geworden , wird in
den folgenden Jahresberichten Erwähnung fin-
den« Soviel dürfen wir schon jetzt zum Lobe
des Mittels annehmen , dafs er dadurch seihet
Familie als wirksames Mitglied , vorläufig we-
nigstens, erhalten, und fabig gemacht wor-
den sey, als Kaufmann seinem Geschäfte töK-
jEustehn.
I w
• . • .1
Die allgemeine sowohl , als speciellere B<*r
deutnng der Gasmittel, ist noch lange nicht
ergründet | — sie geben täglich neue Anregun-
gen zum Weiterforschen , und habe auch ich
vielleicht später einmal Gelegenheit, mich näV
her darauf ein- und darüber auszulassen. Die
neueren Versuche über die Wirkungen ver-
schiedener Gasarten anf den thierischen Kor-
per, gehen uns sehr nahe an. und werden
gewiß nicht unbeachtet bleiben, um wo mög-
lich .aufs Reine zu kommen,
E. An chronischen Hauikrankheüen , Her-
pes und herpetischen Uebeln (z. B. Geschwü-
ren) : 10,85 — nach einem ob n gefahren Ue~
-berschlag in Vergleich mit anderen, besonders
nassen Jähren, ein sehr verringertes Verhältnis
zu den anderen Krankheiten, Desto erfreu
— 40 -
feher aber erscheint dat Resultat der Kaien,
gegen das änderet Jahr» gehalten, mit
79 Proc. for I.
21 _ -IL
F. An Lähmungen (paratyM.) nach Apo-
plexien verbliebenen, von Plethora, Rheuma-
tismus und Gicht entstandenen : 6,34 mit dem
Erfolg Ton 36 Proc. für IL
_ 18 — — HL
_ 46 — — IV,
Der vierten Abtheilung glaubte ich aecli
die, schon unter B. mit der Bezeichnung Zft>
tergicht erwähnten Falle , obwohl den spa-
stischen Krankheiten der Form nach naher ver-
wandt, als den Lähmungen, beirechnen n
müssen. In der zweiten Abtheilung verdienen
besonders zwei Fälle hervorgehoben so wer-
den, weil sie nicht nur an und für eich merk-
würdig, sondern auch geeignet sind, die Wirk-
samkeit unserer Bäder gegen diese Klasse von
Krankheiten, besonders die der Donehen od
kalten Uebergiefsnngen darzuthun.
Erster Fall: Einem Herrn L. ans L», 50
Jahr alt, corpulent und apoplectischer Cown-
luti<my wurde im vorigen Winter pl^UKcfe ab
wie mit elektrischen Schlägen der Unse Ana
gelähmt , durch Aderlafs , Arnica etc. aber wie-
der geholfen. Im März erfolgte ein Rectfr,
wobei auch der linke Schenkel etwas gelähwt
wurde; — ähnliche Mittel beseitigten <hurUe?
bei, diesesmal aber nicht so vollständig; —
auf der Reise hieher ein dritter Anfall in Folge
einer unvorsichtigen Aeufsenrag,. durch, welche
er im Gespräche mit einem Freunde betrafen
wurde. Der Ann war nunmeb* ganz latus,
— *7 —
das Bein nicht ganz to , die Sprache etwas be-
schwerlich, der linke Mundwinkel, die ganse
Gesichtsbälfte hängend , oft Unbeiinnlichkeit
bemerkbar, nnd dabei so grofse Angst, dafs das
Wort Apoplexie auf ihn bezogen, augenblick-
lich ihn su tödten vermocht haben würde.
Wegen Trägheit des Stuhlgangs, und um ei-
nen mäfsigeo Collapsus su bewirken, wurden
sweckdienende Mittel, als Aderlafs, Bitlerwas-
ser etc. verordnet, demnächst einige Tage spä-
ter Wasserbäder mit Douche und kalten Üe-
bergiefsungen angewandt, Schon nach achttä-
gigem Gebrauche dieser Mittel, unter welchen
der Kranke selbst die letzteren besonders
wohlgefällig ausseiebnete, fing der Zustand an
sich zu bessern, das Gemüth wurde ruhiger,
der Schlaf leiser, die Gesichtszüge acliver, die
gelähmten Glieder beweglicher und kräftiger«
Wach 3& Bädern trat die Krise eint und Pa-
tient war wieder soweit hergestellt, dafs er
allein gehen konnte« Nur der Arm, obgleich
besser, verblieb der schwächste Theil.
Zweiter Fall : Herr H. aus C. , 36 Jahr alt.
ein schöner kräftiger Mann, hatte seit einem
Jahre, nachdem er früher eine bewegliche, zu-
letzt sitzende Lebensweise geführt , oft an hef-
tigem Kopfschmerz, herumziehenden Schmer-
zen in den Extremitäten und blinden Hämor-
rhoiden gelitten, als er im vorigen Herbst einst
beim Schlafengehn plötzlich schwindlich und
faewufsllos wurde, und des Morgens darauf
beim Erwachen , zwar sich seiner wieder völ-
lig bewufst, aber auf der rechten Seite total
gelähmt fühlte, auch nicht sprechen konnte«
Man liefe zur Ader, setzte Blutegel, reichte
kühlende Arzneien, und 14 Tage später er-
— 58 —
"folgte «ine Hautabschälunt?, als wie nach Schar-
lach, welche Krankheit, damals gerade her*»
sehend, Patient bin dahin noch nicht gehabt
iiatte. Gegen die Lähmung wurden nun Tef
Ychiedene Mittel mit günstigem Erfolg ange-
wandt; jedoch blieb die rechte Saite noch in>
Hier um vieles schwächer, als die Unke, and
-nicht nur das Sprechen selbst, sondern auch
das Auffinden der richtigen Worte fiel- dem
Kranken merklich schwer« Dabei litt er noch
an Congestionen nach dem Kopfe und Unter-
leibe , auch zeigten sich an der rechten -Seife
des Kopfes viele Hautknötchen, die stark ab-
schilferten Blutegel ad anum und Bitterwas-
ser, leiteten die Kur ein. nachher trank er
Schwefelwasser, gebrauchte Wasserbäder, Doa-
chen und Uebergiefsungen. Anfangs keine Ver*
änderung , gegen die Mitte der Kur stellten sich
Schmerz in der leidenden Seite ein 9 gegen das
Ende nicht nur mehr Kraft in den gelähmtes
^Gliedern (Pat. konnte sich wieder selbst
reu), sondern auch das Sensoriüm wurde 4
das Sprechen leichter; erst nach dem 33stsa
Bade Zeichen der Sättigung, es wurde einige
Tage pausirt, nachher noch 8 Bäder genon>
xneo, die aber zu sehr aufregten, deshalb all
der 7ten Woche die Kur beschlossen/ •
In beiden Fällen 9 namentlich dem> ente-
ren, als dem für sich schwierigeren, wurde*
wir ohne Hülfe der Douchen und Äfften De-
bergiefsungen übel gefahren seyn, wenigstes*
mit dem Schwefelmittel nicht gar yiel ausge-
richtet, wo nicht geschadet haben, und wäl*
dieses wohl häufiger der Fall gewesen bei
Naturen, denen die grofse anhaltende Warme
nicht zusagte. Kalte Uebergietsüngen*.
— 51) —
die blofse Vorstellung, haben für den Uner*
fahrnen viel Abschreckendes; indefs genügen
demjenigen , der bei der ersten Anwendung
eine gewisse geistige Reaction dem widrigen
Gefühle 'entgegen zu setzen vermag, einige we-
nige "Versuche, um desselben Herr zu werden;
— selbst die Furcht vor dem Wagnifs weicht
der Ueberzeugung Ton der Gefahrlosigkeit und
Heilsamkeit des Mittels, es bedarf fortan kei-
nes Zuredens mehr, der gute Erfolg -ist An-
trieb genug* Die beifse Witterung, und sehr
bald auch der einstimmige Beifall , den die Ue-
bergiefsuogen fanden, veranlagte eine häufigere,
allgemeiner^ Anwendung derselben , als früher
üblich , in einer ganz anderen Absicht aber,
als dadurch nur eine Repulsion zu bewirken,
das Blut von einem bedrohten edlen Organe
zurückzuschrecken und fernzuhalten.
Das Seh w?efel wasser getrunken und als
Bad, ist, wie wir schön wissen, ein ineitiren-
des, bis zu einer Art von Narcoais aufregendes
Mittel. Die etwas hohe Temperatur *der Ba-
der, der es zu bedürfen scheint, um die Wir-
kungen des Schwefels durchdringender zn ma-
chen, trägt dazu nicht weniger bei, als dieser
Selbst. Dieser nicht gänzlich zu umgehenden,
oft unwillkommnen Wirkung, gesellt sich in
dem schroffen und fortdauernden Contraste,
welchem der Badende sich exponiren mufs,
von dem Augenblicke an, wo er das Bad ver-
läfst , ein nicht weniger zu -fürchtender Uebel-
stand hinzu. Es sind dieses nicht die Gegen-
sätze, durch welche richtig — d. h. zu de1
richtigen Zwecke, nach der richtigen Met ho
angewandt» — die russischen Bäder dem Badi
den sich so werlh machen. — Diese Meibi
— ÖO —
sorgt für reichliche Reaction, bevor sie in dem
kalten Wasser ^inen Gegensetz darbietet, und
erlaubt nur augenblickliche, rasche. Einw*rJMWt
der Kälte, wobei an Wärmeentziehang oder
Erkältung gar nicht su denken ist, im. Gegen?
theil Reaction , Wärmeentwickelunjg beebucb-
liget wird* Bei dem Wasserbade dagegen hat
derjenige, welcher das warme Bad ▼eilälat,
viel bedeutenderen Extremen 'sich auszusetzen!
nachtheilig durch schroffe Gegensätze an und
für sich, noch viel nachtheiliger aber durch
das Fortbestehen derselben; — der KByper rar*
lauscht ein schweres Element, das Waater,
gegen ein leichteres, die Luft, — eine TemtaBfr»
tur von 26° R. gegen eine ron 15 bin Jp°1BU
(dabei su berücksichtigen, dafs seibat gleiche
Temperaturen des Wassers und der Luft dem
Gefühle ungleich, in dem leichteren FlmnaeH
bald hoher , bald niedriger zu stehen scheinen)}
« — statt einer sich ihm mittheilendeo WMnne»
wird ihm die eigene entzogen, diese Warmes***
ziebung durch Verdunstung des die anliefe clzet
bedankenden Wassers noch vermehrt; — ■ statt
einzusaugen, soll die Haut- umgekehrt absott^aaz)
aushaueben , letzteres vermag sie nur dantj et*)
wenn von Innen Reaction erfolgt, diese ahfll
wird durch die bestehenden Gegensätze,
welche der Hautnerv sich nicht gewöhnen L
verspätet und zurückgehalten;— weil die Bit-
action sich verspätet, nicht eintreten kassfe
bleiben auch die Gegensätze fortbestehen» nsi
die Perception derselben erregt nicht nur des
Gefühl des Frierens, allgemeine UnbehaglidH
keit (Gänsehaut, Andrang des Bluts Top der
Peripherie aus gegen die Gentralorgane)> «^
sondern auch bleibende Krankiieitszustände {Er*
kaltungsübel). Diesen Nachtbeile», Welche alle
— 62 —
im russischen Bade wegfallen, mit Nachdruck
-entgegenzuarbeiten, ihnen zuvorzukommen, be-
darf es einet Mittels, sobald als möglich Re-
action zuwege zu bringen, durch diese die Ge-
gensätze auszugleichen; — dieses steht nur
durch die Hautnekven zu vermitteln. Können
•wir die Gegensätze selbst nicht aufheben, so
bleibt uns nichts übrig, als den Eindruck zu
mäfsigen , welchen sie auf den empfindlicheren
Nerven üben, wir müssen also diesen selbst
in Anspruch nehmen; indem seine Temperatur,
die . Empfindlichkeit desselben sowohl durch die
Wärme, als den Schwefel, zu hoch gesteigert
-worden, diese herabstimmen, und dazu — in
den kalten Uebergiefsungen — eines Mittels uns
bedienen, welches, nicht wie es die Luft im
Badezimmer thut, langsam und anhaltend ab-
kühlt, — » sondern durch rasche Berührung nur
einen oberflächlichen, kurzen, aber kräftigen,
Eindruck verursacht und hinterläfst, den Nerven
gleichwie die Fühlhörner einer Schnecke , —
gleichsam nur schreckt, ihn augenblicklieb ei-
ner stärkeren Reizung aussetzt, um mit der
schwächeren, welche fortbestehen soll, ihn zu
versöhnen. Durch eine Temperatur von 26°
verweichlichet, werden wir also, um ihm eine
Differenz Ton 8° abwärts bequem und dadurch
activ zu niachen, noch einmal so tief hinab-
steigen, also eine Uebergiefsung von 12 bis 10°
anwenden, dabei aber um so rascher verfahren
müssen; je bedeutender die Differenz sich dar-
bietet, damit der Zweck erreicht, das just*
milieu getroffen, und um so rascher Beaction
bewirkt werde. Sowohl analoge Erscheinun-
gen,* wie sie z. B. der Feinschmecker wahr-
nimmt • und zu benutzen versteht, indem er
dureb einander neutralisirande Gegensätze die
— 02 -
Gesehraacksnerren wieder in die hatürtfclie Stirn-;
muiig versetzt, um einer Speise oder einem
Getrhnke den rechten Gesrbmack abzugewinneo,
— als die Erfahrung selbst, bestätigen sowohl
die Tüchtigkeit, dieser Auseinandersetzung,, als
die Heilsamkeit des an und iür sich gefahrloses
Mittels, — - gefahrlos, sage ich, unter d«* Lei-
tung des Arztes, der .damit umzugehen, der
Individualität des Badenden es anzupassen ge-
lernt, es also völlig in seiner Gewalt hat. Daft
damit geschadet werden könne $ ist ebenso ge-
wifs, als die durch die Erfahrung ve r bürgte JVüij--
lichkeit desselben ; — aber auch mit dem Was-
serbade, mit dem es als Corrigens Verbundes wer-
den soll, kann geschadet werden, und gerade
demjenigen am meisten, für welchen, die-kal-
ren Uebergiefsungen nicht 'zu passea ncbeiasn
dadurch, dafs letztere unterbleiben, -die pacb-
theiligen Nachwirkungen des Wasserbades also
geduldet werden müssen« Man wird: dieses.
überhaupt zu widerralhen Anlafs finden t wo
vorauszusehen, dafs durch die bezeichnetes
IN acht heile mehr geschadet, als durch die Haupt-.
Wirkung genützt werde, -und somit wäre aeoh
die Contraindication -der kalten Uebergje&os-
gen mittelbar durch die des Badens' iibetbmft
bestimmt und festgestellt worden«
Das beste Mittel, den grellen.. Eipdmck
der Kälte zu mäßigen, bietet uns die. Deudftf
dar, wenn man im Begriff das Bad f* ye*-
lasseu , den, mittelst Vorhalten eines' Fingen
gebrochenen (zerstreuten), Wasserstrahl, gleich-
wie durch eine Brause, nach und nach aof die
ganze Überfläche des Körpers wirken, und
dann erst, wenn sie durch Reaction vorberei-
tet oder eingeleitet worden, sieb übafgioTsea
— 65. —
läfftt. Aach werden grSfoere Portionen Wal-
ser auf Einmal verwandt , leichter ertragen als
kleine, nach und nach« Nach dein Schlamm-
bade, welches für sich .schon die Haut zum
"Widerstände geschickt macht, sind kalte Ue-
bergiefsungen weniger unangenehm , und be-
darf es also solcher Vorbereitungen nicht.
Douchebäder verdienen überhaupt in der Art
und Weise | wie sie 2u einem vielseitigeren
Zwecke anzuwenden,; oben .gezeigt worden,
eine allgemeinere Empfehlung, als die der An-
wendung des massiven Wasserstrahls auf ort-
lich leidende Theile bisher die gewÖhplithft
war. Wo es darauf ankommt, allgemeine und
kräftige Reartion aus dem. tiefsten Innern her-
vorzurirfdn, - Verborgene Verstecke rathselhafter
Krankheitsursachen gleichsam' aufzustöbern , da
jniissen wir so allgemein,, von so vielen Sei-
ten, so gleichzeitig aj* möglich wirkende Mit-
tel zu einem Zwecke vereiniget einwirken las-
sen ; eine Coalition der Arl bietet sich dar in
dem Schwefelwasser gegen das Innere, mit sei-
nen Verbündeten , dem Wässer-, Schlamm -
und Doncbebad nebst ;Uebergiefsungen gegen
die Au feen werke gerichtet. Mit diesen Kräften
sowohl einzeln, als auf mannichf altige Weise
combinirt zu.operiren, ist die Aufgabe für den
Badearzt, die Art und Weise, solche zu lö-
sen», bestimmt den Grad seiner Geschicklichkeit«
und ist aofserdem von bedeutendem Einflufs für
den Ruf des Bades, dem er vorsteht.
t (Fortsetzung folgt.)
i ■ • . * « ■
64 —
■ ■
<
• .i
■ ■ '. *
III.
Krankheiten
des
heifsen Jahres!
h£'*i
Von *"' *,;: "
» * ■ ■
Medizinalrath Dr. FiacB^r^;J ^,
' (Fortsetzung. 8. w. Ät)"1 ; ' ■ •i;M
August. ^ . \ v I-,
Barom^fr. 28' 5" (12.) und 27^'^(iÄ| ,
(meist. am 28'). c- . fi«...-«r?Ä «;s
Thermometer. + 24d (20.) M*' *'*!*;
(250- (Meist über 20°, and selbst* fcOT»
gen» und Abends 14— 16°). ' =!\ .'■■■■» ■■-■^-n ,
Hygrometer. 81° (19.) M'^t^Ä
(Meist zwischen einigen 70 and an|<ur; (fÜ?f3b
TPi/ide (nicht sehr lebhaft, aufoer bot ti{£
wittern und in dem leisten Drittheil), N.lK
zum 24sten 20 mal (mit 0 10 mal, sonst *f'
WO, S. 11 mal (die letzten 6 Tag» mit M
Regen 11, Gewitter (nahe) 49 Ntbti (ttSOfft)
am 18. und 19ten. * - v;
• ' 'Bhrömeier (vleHeidrf durch die fast gleich-
mafsige grobe Wärme?) von öftern und star-
ken Veränderungen, auch bei den Mondwech-
seln, zurückgehalten!
Nor einige Notizen über die jetzt bei fort-
währender, Hitze schon $yeit häufigeren Unter-
leibsaffectionen !
Die 87jährige Madame A. , hatte am 24sten
Morgens Diarrhöe , fuhr aber damit Nachmit-
tags aufs Land, tun, jugendlich, mit ihren Rin-
dern und Enkeln, ihren Geburtstag zu feiern»
Tages darauf war der Durchfall stärker, wurde
»aber, < da man Tor der Stadt in dem Garten
wohnte, erst Tages darauf dem Arzte gemeldet! •*-
.Eine Mixtur aus etwas Tätet. Rhei aq.f Idq* änod*
m. Haffm. und Tinct. Theb. gtt. xv. in tote. i(j.
Aq. Menth* Eislöffelweise , halle gleich sehr
gut gethan; ein, Von der Botin aber Morgens
darauf nicht deutlich genug angegebener Ver-
schlimmerungszustand (der, wie sich nachher
•auswies, nicht sowohl Diarrhöe, sondern mehr
in Ohnmacht und Erschöpfung bestand), hatte
mich aber vermacht, einige Führer mit 3 Gra-
nen Puhi. Doveri hinauszusenden , wovon ich
'am Nachmittage 'doch nur eins genommen, und
-vielmehr die Grenze der anodynen Einwirkung
-einigermalsen überschritten, und Aengstlichkeitt
Gähnen, Seufzen, Hinscblummern, beigarkei»»
•nem Dujtchfall, unterdrückten Puls, eben nicht
sehr; erbaulich, oder hoffnungsvoll, vorfand. —
Bei einer einfachen Arznei aus Münzwasser, et-
was wafsriger Bhabarbertinktur und Aether, so
wie nach einigem Kaffee, erhohlte sich die
Kranke demnach bald aus diesem Zustande,
und nun hatte man mit Zufällen der Plethora
(da diese merkwürdige Kranke schon oll
roarn.LXXXI.R4.St E
.. — 66 —
an starken Nasebluten geUtteo), 'utefat&fcai
Phantasien, anch mit -Verstopfung zu luuc-
pfen, welche mit einer Emulsion tob O/. Ä-
eini mit etwas Mittelsalz beseitigt, ud bot
durch wenige Restaurationsmittel da* Gleich'
gewicht in diesem, noch lebenden, Tollkom-
rnenen Organismus wieder hergestellt werde!
muTste. * '"
Nie waren wohl solche Durchfeile,, zumal
bei Kindern, gesehen worden, »l«:jetMi: .Ui-
auffa altbare Ausleerungen und Abinegernz^iaeis',
im Anfange sogleich mit Erbrechen , .weniger
Ebbst, und desto mehr Durst, Fiehw^'MsT**-
len Zeichen einer lebhafteren Lehenscomrnntfon-
Terbunden, brachten viele Kinder zu der Ge-
stalt tob Skeletten oft auf viele Monate herab,
so dafs man eine Rückbildung dieses ZosIüd-
des durch Restaurationsprozeias gar nicht für
möglich hätte halten sollen! Und dennoch trat
dergleichen am Ende meist ein, wo nicht die
Natur gar zu zerrüttet , oder es gar zu wider-
natürlich mit der diätetischen und arzneilichea
Kur angefangen wurde. Die verkehrte Secre-
tioo und Aclion, namentlich des Bingens, war
so grofa, dafs bei leider ao häufigen zu unvor-
sichtig reichlichem Mitohgtnuji , mehrere Mals
fast eines Fingers groüse, nur dünner und et-
was abgeplattete ganz weifte Stücke, coodeo-
sirter Milch, ganz wie geprobter frischer Käse
aussehend , ausgebrochen wurden , zum anfäng-
lichen Rälhsel für die Umgebungen, und selbst
für den Arzt! (Ein solches Kind war erst vor
8 Tagen entwöhnt). — Gegenreize, oft die
schärfsten Zugpflaster, auf die Magengegend
angebracht, waren dann die' Hauptraittel, so
wie gelinde Opiate mit etwas Rhabarber oder
Zimmttiuciur j Aether , und einem aromatischen
— 67 -.
Wasser uad etwas Zimmt oder Orangensyrup
Theelöffel weise, bald in steigender, bald in
fallender Gabe gereicht, — zum Getränk chi-
nesischer Thee mit etwas Milch, oder mitun-
ter mit etwas Wein, selbst rothen Portwein,
dünner Sago oder Reiswasser mit einigem Ge-
würz, Fleischbrühen in verdünnter öfterer Gabe,
ebenfalls gut gewürzt, mit Muscat, Ingwer u.
dgl., im Nothfall Bouillon - oder Stärkeklystiere
u. dgl., waren fast die einzigen wirksamen
Waffen , womit man 9 geduldig , den oft Mo-
nate, mit Rückfällen, währenden Zustand zu
bekämpfen suchen muffte, wobei dennoch die
genannten innern Mittel im Anfange noch leicht
su reizend für den erethischen Zustand, des
Magens zumal, zu seyn schienen, und zuerst
noch besser mit olichten oder Saamenemulsio-
nen, selbst mit kleinen Zusätzen von Salmiak
(neben etwas Opium) vertauscht wurden. —
Bei der Nachkur, so, wie bei der oft zu er«
schopfenden , und dann auch zuletzt die Reiz«
barkeit des Darm ksn als einigermafsen mehr ab«
stumpfenden Dauer des Uebels, bewährten das
Island. Moos, in Gallert, zumal mit Wein und
Gewürz, in pafslichen kleineren und selteneren*
Gaben, so wie das neuere aber nicht so toni-
sche Carageenmoos , und dann auch die China,
Ratanbia, Arnica u. s. w. damit verbunden,
so wie auch dann der Eichelkaffee, oft über-
raschend ihren alten Rahm, mufsten aber oft
mehrmals noch wieder zurückgesetzt, oder in
der Gabe sehr vermindert werden, ehe sie
pausten.
Aber auch die älteren Organisationen durch-
drang die Hitze mitunter bis zur Ueberreizung und
Tendenz zur Auflosung, wo dann meist, neben
•retbisch - nervösem Fieberzustande, Anorexie,
E2
- 68 —
/
r Durst, Neigung zu Schweift , Aphthen , Spei-
• cbelflufs, Singultus neben Durchfall oder auch
bartnackiger Verstopfung, die gewöhnlichsten,
' Wochen und Monate lang oft anhaltenden,
Symptome waren. Besonders zeichnete sich
hierin ein 40jähriger angesehener israelitischer
Kaufmann aus (ein Volk, was noch Vieles,
wo nicht Alles, von ihren moralischen and phy-
sischen Eigenschaften (unter welche letztere
eine, besonders durch Ausschläge» Drusenaf-
fectionen u. s. w. sich besonders kund gebende,
' Plethora gehört) aus dem Orient behalten/),
der an sich mager, dennoch an diesem halb fie-
berhaften, halb chronischen Znstand, fast ein
' Paar Monate, und ein Paar Wochen an die-
sen Aphthen und dem damit ungewöhnlich lange
(über 10 Tage) verbundenen Singultus, Schlaf-
losigkeit u. s. w. litt, und nur durch tna'ftige,
aber öfter wiederholte Ausleerwtgsmittel allst
Art, nachher Reizmittel (Arnica und soleW
China) in Verbindung mit Mittelsalzen, Kaliea
oder Säuren , mitunter selbst Opiate gegen die
Nacht, aus diesem gleichsam träumenden uad
schleppenden Zustande gerissen werden konnte,
wobei dann die langwierige aphthöse Coogesüos
nach Mund, Schlund und Eingeweidetheilea
sich begreiflich nicht, wie sonst gemeiniglich,
durch ein im Nacken gelegtes grofses Vesica-
torium , sondern nur neben der allgemeinen anti-
plethorischen Behandlung, durch die ernsthaf-
teste und fortgesetzte Anwendung auch örtlich
abstergirender nnd contrahirender Mittel (Borax
mit Rosenhonig, -verdünnten Mineralsauren, Chi-
nadecoct u. s. w.) bezwingen liefs.
Auch noch mehrere Proben solcher modt-
ficirten Ptethoraabhiilfe durch langwierige Drü-
sengeschwülste, Speichelflufs u, s, w.f fanden
— 6« —
sich Späterbio , , nach Überstandenein orientali-
schen Sommer, bei Israeliten.
Dieser heifse und dürre Sommer (dessen
summarische Vergleichungen mit andern , auch
schon in den Bereich unserer Krankheitsbeob-
achtungen fallenden, unten kurz angegeben
sind *), und der nicht blofs in ganz Europa,
sondern auch in andern Weltstrichen , nament-
lich in Nordamerika (nach Privatbriefen) herrschte,
kounte, für unsre Gegend und Kurzsichtigkeit,
die genug zu thun hatte, um seine zu starken
Einwirkungen auf die organische Welt zu mil-
dern, wenn wir nicht einen weit hergeholten
srderischen (Gometen) Einflufs zu Hüfte neh-
men wollen, seine oberflächliche Erklärung etwa
nur in unsern Breiten, allgemein, in dem, im
-vorigen« letzten lauen Winter vorangegangenen,
Contrasie von steter Masse und starken, den
jetzigen sommerlichen entgegengesetzten. Win-
den aus S. W. (Allgemeine Modezeitung. Leip-
zig 1834. No. 7.) finden, so wie denn in un-
sern Breiten wieder im folgenden Winter
1834 — 35 ein auffallender Mangel an Ostwind
zn bemerken war, welcher die nach Westen
bestimmten Schiffe Monate lang im Sunde «•
•) Seit 1779 war dieser Sommer der wärmste. An so-
genannten Soinmertagen , mit über 16° R. zählte er
186. Der Sommer (April bis October) 1822 nur 150,
1811 nur 133, 1703 nur 116. Ueber 20° R. waren
1783 54, 1811 55, 1822 59, und 1834 83 Tage.
(Zeitung für die elegante Welt, 1834. No. 227.)«
Nach untern und Hrn. Denecke* s Beobachtungen, be-
trugen die Jtfitfagswärmegrade des diesjährigen Ma/t
502° R., de§ Juni 557, Juli 716, und des Augusts
628» wahrend (um nur einige Vergleichungen ans
denselben Tagebüchern froherer Jahre so sieben) der
Joni 1818 nur 501, Job: 618, «ad Augost
ceigic, —
- 70 -
s« tr. zurückhielt (Hamb. BorsenlisU vom 17teo
Febr. 1835), , /
September»
Barometer. 28' 7" 7'" (14,) und 27' 10".
(Doch nur 4 mal unter 28').
Thermometer. + 23° (19.) und -f 2° (21
Morg.). (Bis zum 20slen häufig über 20°).
Hygi-omeler. . 60 — 70° bis zum 20steD,
Dann öfters Morgen» hoch in die 80°.
Winde (stark, N. noch immer vorherr-
schend, 18 mal mit W., 3 mal mit 0., &.
mit W. 6 mal , mit O. 3 mal. R*ge* (aber
meist nur schwach) 8. Gewitter am öteo e~8tea.
Nebel häufig (Morgens). Reif am 24atea.
Nur beim letzten Mondviertel fand ea
dreitägiges Sinken des Barometers ron 4" Statt,
Jetzt mannichfache , mitunter verwickelte
Folgen und Zusammen Wirkungen derbishenVi
gen,, rerbältnifsmäfsijr fortdaurenden , : mitunter
aber stark, durch Morgen- und AbeadkuaMV
auf den Organismus conlrastirend einflieJaeadea
Hitze! —
Grofse Reizbarkeit des Darmkaneta, ao dab
off die geringsten Gaben gelind ausleerender
Mittel, z. B. der wäfsrigen Rhabarbertinkftir,
stärker purgirten. Viele typhöse Zutl'&näd, nach«
dem unordentliche Bewegungen in ' der Vef-
dauung und Durchfall eine Zeit vorhergegan*
gen — und jetzt Anorexie, trockne, belegte,
oder aphthöse Zunge, Betäubung, Mattigkeit
Schlafsucht u.dgl. sich einstellen (wo dannueia-
initfel, namentlich die Arnica, am Platze sind).
Auch Pleuresien, und ähnliche, auch mit Sil*
— 71 -
lieber Störung der Cifculatiop in den innern
Respirationsorganen (selbst in denen des Unter-
leibes, oft zugleich), verbundene Aüectionen*
vermittelt durch die temporäre Einwirkung der
Kühle «uf <jie nervöse Faser und überfüllten
Meinen. Gefä/se, treten häufig auf. Durch diese
ganze reräqderte Actiou und Beacüon im Or-»
ganisinup* auch in der Zusammenziehung . der
Faser und den Ab- und* Aussonderungen, ent-
stehen mannictifache Gruppen tod oft contra*
dictorischen, meist aber doch mehr nervöse*
Erscheinungen, erschöpfter schneller Puls, Mafc
gelbe Farbe, oder auch mehr die grüngelben»
£jo2Tschen sogenannten gastrischen Striche QU
Augen und Nase, bei oft rötheren Wfcogen«
Entweder Durchfälle oder ubermäbige Auslee-
rungen mehrerer Art, £• B.< des Schweiises,
oder auch Vorhaltungen, und leicht Congeatu*-
nen nach den innern Organen. So zerflofe eine
typhöse Kranke, ein thätiges, etwas schwäch-
liches 35jähriges Mädchen, Tom Anfange des
Krankheit an in Schweift, während ein robu-
ster 19jäbriger .Tischlerlejbrling, bei derselben
dumpfen. Betäubung und Abspannung in allen
Functionen, demselben schnellen und kleinen,
wenn ; gleich et^raf bärtlichen, Pulse, lange
nicht z/p fieser freien Hautabsonderung (wich-
tig scl|9m< als Zeichen eines freieren inneren Zu-y
Standes)**. gelangen konnte* Bei jener niubte
man , nrach einem Brechmittel aus Ipecacuauha
von Aviang an durch Arnica, Valerianp, .selbst
etwas China mit Mineralsäuren u. s. w. , den
fast colliquativen Zustand hemmen (wobei in
der 4ten. Woche ein sehr starker Husten, von
einer Art aphthöser Heizung des Kehlkopfes,
auch mit einigen. .Abgudopjatep zu bezwingen
war) | um so binnen ;6 Woche* die völlige
- 72 -
Genesung herbeizufuhren, — Bei diesem aber
wollte sich (fast richtig so zu nennen) die
Krankheit auch gar nicht brechen , der Schweifs
gar nicht erscheinen, obgleich man bei den
Umständen und Anlagen begreiflich nicht durch
yerkehrt wirkende und hitzende , sondern selbst
durch im Anfang gereichte ausleerende' und
kühlend entspannende Mittel, nachher mit ma-
fsigen Reizen, mit Mittelsalzen verbunden (z.
B. Infus. Flor. Arnicae mit Salmiak) , und spä-
ter, im Anfange der dritten Krankheitswoche,
durch Abends 3 mal in dreistündigen Zwischen-
räumen gereichte 3 Tropfen Thebaischer Tioic-
tur (da ohnehin wäfsriger Durchfall eingetre-
ten) -diese Crisis, oder Lysis wenigstens, zu
erreichen strebte, — jedoch in der Rücksicht der
etwaigen Entstehung des Durchfalls aus pletho-
rischer Gehirnreartion, diesen auch nicht zu
gewaltsam hemmen, und lieber, wo nöthig,
einige Blutung durch (an die Füfse gesetzte)
Blutegel Statt linden lassen wollte. Da aber
die Kräfte noch gut, wenn gleich unterdrückt
waren, und Spannung immer noch Torzuherr-
tchen schien, so unterblieb zwar diese, auch
nicht gut, äufserer Umstände wegen, anzuwen-
dende, sonst sicher direct wohlthä? ige Blutaus-
leerung, man sah sich aber praktisch geno-
thigt , zu den bei wieder vermehrter Hitze uod
Verstopfung nöthig gewordenen dar mau »leeren-
den Mitteln (Inf. Laxativ, mit Salmiak) Eb-
löffelweise umsichtig gereicht, zurückzugehen,
wonach vor der Wirkung Nachts grofse Be-
ängstigung, am Morgen aber, nach erfolgten star-
ken Stuhlausleerungen, zum ersten Male ein reich-
licher Schweifs eintrat, auch der Puds gleich
um \ weniger schnell, die Zunge feuchter und
reiner, und der ganze Zustand, wie auch der
Schlaf, erfreulicher würde. So kam man denn
mit Gefäfs entspannenden und Ausleerungen
unterhallenden , zuletzt mit mehr reizenden un4
tonischen Mitteln, nachdem noch ein unange-
nehmes Recidiv, durch Unmäfsigkeit herbeige«;
fuhrt, beseitigt worden war, binnen 7 Wo- '
chen .mit der. Genesung zu Stande.
. Es herrschten nun bei den, stärker immeY
noch gegen Ende des Monats contrastireedea
Temperatureinflüssen, die sich an kälteren Punk«,
ten unseres Nordens, z. B. in Riga am 26sten
bis zu einem starken Hagel- und Schneefall
steigerten, sowohl mehr rheumatische Affqclio-
nen, als auch besonders, nach den Vorberel-'
tungen und Anlagen des überreizenden und er-
schöpfenden Sommers , tiefere typhose Leiden,
wovon" die Sterblichkeit, zumal in unsern ein-
samen, schlecht genährten, und Ton Hülfe ziem-
lich entblofsten Haidstrichen , auffallend, sich
auch noch durch den Winter, und bis in das"
Frühjahr erstreckend, . übrigens, wie immer,
als eine Art Ton Pestilenz , übermaTsig yergro-^
fsert, auftrat* Wo das Alter (das jugendlich
reizbarere* oder das abgelebtere) und eioe dy-
namische oder organische Anlage besondere zu
stärkeren krankhaften Entwicklungen disponirt.
war, realisirten sich diese unter günstigen Um-
ständen, and steigerten sich auch wohl, bei
der zum -Glück meist dünner gesäeten und ein-
sameren Bevölkerung zu, freilich unschädli-
chen | Contagien*
> i i
'.-..S.a«i October*
Barometer. 28' 7" 9'" (29,) und 27' l«
(17.V; <Storke Abstände TÖm 14— 2ö«ten).
■ J *l » » '. 1 \ K
— 74 —
Thermometer. Oft + 18° (Mitt.) und ge-
gen Ende den Monats öfter -[- 1 — 3° 9focgenS|
und 5 — 8° Mittags.
1 Hygrometer. 58 — einige 60°n0ch öfter
bis zum 12ten , dann aber meist in die* 80°,
und 2 mal 90°. —
»
Winde (stark), N. noch 15 (7 mal mit 0),
W. 17 mal mit S. Regen 12 (mit Entferntem
Gewitter am 7ten und 2*sten). Nebel häufig;
Schnee am 24sten. Erst sternhelle f dann mehr
bedeckt.
Beim V. M. (17.) Barometer immer tiefer,
und beim I. V. (25.) immer hoher«
Wir hatten alle Vorsicht nothig, onjfis
nach einigen noch heifsen Zeiträumen y nun im*
iner merklicher werdenden kühleren Heii>st-Coe-
traste und Uebergänge zu kälteren and rauhe-
ren Einflüssen, in Bekleidung und. Diät immer
sorgfältiger im Auge zu behalten. DarchfiUe
hielten noch immer an, zumal bei. KJnfai»
und raubten nach denselben Gesetsea der. Et» '
regbar keit, auch im Darmkanal noch bebe»*
delt werden. Grobe Veränderungen jauch' kä
Innern der Erde, nicht blofs in entfernten ' Ge*
jgenden (wie z. B. starkes Erdbeben in BwfHk
am lOteo Octbr. (Hamb. Börsenliste,. ! vom; SOi
Febr. 1835), sondern auch ähnliches friiwShlK
reo, z. B. in Ungarn, Lemberg u. 4. rvr<i *(**
löten Octbr., au welchem Tage eodh im* Ba-
rometer in Hamburg auf 26' 10" fiel.VfHuek '
Neue Zeitung). Auch bei uns stürmte qädref-
nete es, und ward nun allmählig defuubV
kubier.
• •,-■■»•■«■
Die asiatische Cholera lieb, tiejl JpitroVil
Ende Septbr. und Anfange Octbr. in' JBremm
«- /5 —
(wo iie noch nicht gewesen), und, wiewohl
sparsam, auf dem umliegenden Lande, stärker
-aber in dem 5 Meilen näher zu uns her gele-
genen Städtchen Rotenburg, sehen! — - Alle an
letzterem Orte mir, .durch meinen, mit der Po-
lizei und Anstaltenbesorguog bei dieser Seuche
beauftragten Sohn, Amtsassessor daselbst, zu-
gekommenen Nachrichten, wie auch dos offi-
cielle, hoffentlich hierin competenle Gutachten
des Herrn Landphysikus , Medicinalrath Dr.
JUathaei zu Verden, bestätigten die, diesmal
wenigstens offenbar aufgedrungene, contagiosa
Ansicht, indem zu Rotenburg im Anfange nur,
nach der ersten Einschleppung durch einen wan-
dernden Soldaten Ton der Bremer Gegend her,
-vier Individuen,, die sich in der Krankheit suc-
cessir einander warteten , nach einander ange-
steckt und getodtet wurden. Die Sterblichkeit
war in den 3 Wochen, der Dauer der Krankheit,
mit einer freien Zwischenpause, in der sie,
wie es scheint, auch hier durch eintretende
starke Stürme und Ungewitter vertrieben wur-
de, so gtofs, wie wohl an keinem andern Orte
der v bekannten Welt bei irgend einer bösarti-
gen Krankheit, indem ron 23 Befallenen 2t
starben. (Der Ort liegt feucht, ist arm , zum
Glück aber luftig gebaut, und die schlecht ge-
nährtesten und plethorisch - nervösen Subjekte
wurden auch in der Regel Ton der Krankheit
ergriffen!) Die aus theoretischen Gründen Ei-
nes Arztes daselbst gegen diesen ihm noch un-
bekannten Feind gerichteten stärkeren Blutent-
Ziehungen hatten sich wenigstens keiner Lor*
beeren zu rühmen! Gute polizeiliche und häus-
lich« Aufsicht .und Anordnungen waren wohl
noch das wirksamste! — - In Hamburg, Wo
nach der aussage der Aerzte selbst, dieser, ur-
sprüugliib exotische, jetzt über, wem
Hegierungen und Gelehrten i.iclit ü
(durch pafitieht UaautaabisaA, trotz de
rinkeit der jetzigen starkem Commitnii
Völker und Stadt« mit einander, w
allmählig auszurollende, odeV einzuschi
Contagiosum vereinigen können ddei
leicht indigene böse Gart, diesen gans
wer, aber immer einzeln, noch gi
und etwa bis zum Herbste bin 70 (
fordert, — in Hamburg brach eben e
wie bei uns, eine Epidemie davon 3
wie ich die», nach dem Calcul der
pfänglichkeit (durch noch nicht langi
gegangene Invasion vermittelt), mit
dem zum Tröste voraushoffte, trat
mit der Rotenburger Gegend, in comi
Hinsicht, leider nicht mit einer Cham
Bremen und Hamburg), oder irgend
Handelsverbindungen zusammenhänget
nicht Ein zweii'eisfreier Fall dieser I
auf, und die man auch später etwa
hallen hätte verleitet werden können
nun wirklich individuelle Ausgeburtei
schriebenen allgemeinen Constitution! ■
Als aus dem Vorhergehenden be
Eigenheit dieser Zeit mufs auch noc!
höhte pathologische Keaciiun der Irre,
aller mit Kopfcongeslion besonders B<
bemerkt werden. Bei einem, seit di
Jahre an last immer tiefsinnigen um
gen , mit unter mit epileptischen Aul
halteten ^fSjährigen Landmädchen, t
dem , hatten sich letzlere diesen gana
mar über, und zumal jetzt, ansehnlk
gart, wobei die Mutler aber bemerkt,
-^77 —
/Unruhe der Kranken and die excentrische Thä-
tigkeit ihrer Vorstellungen und Bestrebungen
nicbt so schlimm sey, wenn sie durch öftere
und stärkere epileptische Anfalle erschöpft werde.
Eine ausleerende und ableitende, nachher be-
sänftigende BehanAlnng - fruchtete auch noch
am meisten'.
Erethisch nerröse Brustaffectionen mach-
ten sich ebenfalls jetzt wieder bemerklicher,
und erforderten nicht sowohl Blutausleerungen,
sondern zuerst mäfsige Ausleerung*- und be-
sonders Brechmittel zur rechten Zeit ; ich sage,
zur rechten Zeit, nicht also gerade im Anfange
des Uebels, wenn auch schon die Uebelkeit
(und sonstige sogenannte gastrische Zeichen)
dazu einladen konnten, sondern sicherer und
entscheidender wirkend , nach -vorangegangenen
sogenannten auflösenden , die Gefäfse und
Schleimhäute entspannenden, und zu freieren
Absonderungen dfaponirenden Mitteln.
Noch immer lieb sich übrigens Ton den
gewöhnlichen maunichfaltigeren Krankheiten der
Jahreszeit, ander den Durchfällen , Pneumo-
nien, und erethisch- typhösen Fiebern, im Gan-
zen wenig sehen, und selbst die Blattern und
Masern schienen (wie in Egypten die Pest zur
Zeit der grbfsten Hitze) verschwunden, bis
sie , besonders die letztern , im Winter später
wieder erschienen.
November.
Barometer. 28' 8" (12.) und 27' 5" 8'"
(29. u. 30.). Sonst immer an oder über 28')«
Thermometer, -f 1 4° (5 — 7) und — 3 — 6*
(18. <~-22.). (Bis zum 10. noch schwüle WäfflMy|»
I
Hygrometer. 90° (mehrmals) an
(Sonst immer in die 80").
TFmäe (leiert), bis zum lOrei
Dann bis zum 24slen N. mit O. ,
mit W.). Am Ende wieder S.W.
^ Schure (am 27*te>.). Hagel (am 1
bei häufig, mit Reif 5 mal. Wenig
Mit dem V.M., I.V. und N.
u. 30.)- Barom. gefallen.
Neben den gewöhnlichen Ein:
den AlTectionen der Jahreszeit (die i
fall Ganzen sehr zurücktraten) beschäl
fnrl wahrend die Diarrhoen, und jetz
guog zu Blutungen, besonders zur ,
die praktische Aufmerksamkeit. B
eine folge hauptsächlich der grofo
hnltenden , die Safte expandirenden
Besetzenden Hilze (wie hei der
Cholera ein ahnlicher, nur stärkerer,
lunnlhmung eines eigenen, alle« üb
den Gilles dem Organismus insini
selzungsprocefs, samint einer specil
Schöpfung der Nervenkraft Statt hat;
ses auch aus der, im Ganzen gern
gegen sonst, wenigstens langsamen
mixenden Einwirkung des Opiums,
leicht zu erregenden und schadlicht
icften Miltel bei den ersten zu bewe
Die Blutungen nahmen besond
zweiten Hallte des Munal», nachd<
der ersten fast -völlig vernachläfsigt«
heizung, wegen grösserer Kühlung,
gefangen, und, wie gewöhnlich i
übertrieben war, auffallend i
zum Bluthusten dispouirle
ewohnheb, in
lend zu. —
uirte 70jahri
_. 70 —
Wittwe fing an, nach einigem Vorgefühl Ton
Druck und Schmerz in der Brust , so stark und
schnell , mit ansehnlichem Hasten, Blut auszu-
werfen, dafs, da die gereichten Mineralsäuren
jenen so sehr reiztep, und. dadurch das Uebel
vermehrten,* gegen diese Gewalt, wodurch
sicher binnen 24 Standen mehrere Pfund eines
hellrothen Blutes ausgeworfen wurden , Opium
in wiederholten mäfsigen Gaben, imDiacedium-
Syrup, so wie ein grofses Vesicator auf die
Brust angewandt werden, und als* mit eini-
gem Nachlafs der Zufälle, die Irritation des
Gefaissy stems,.. so wie die. Congestion nach
oben, noch immer gar zu merklich war, bald
Infus, laxat. mit Salmiak zwischengesetzt wer-
den mufste, wornach und mit abwechselnder
besänftigender Methode die alte kümmerliche
Frau (schon iinmer. ein Schatten, aber mit. vol-
len Hautvenen!) erhalten wurde! — Auqh dia
klimacterischen Frauen .litten häufig, indem die
Jange rerhaltene Menstruation wieder eintrat,
und nur auf die angegebene Art, zugleich, mtf
gehöriger Erleichterung und Ausleerung des Ge-
fäfssystems, behandelt eeyn wollte«
. Noch eine andere Krankheitsform, beson-
ders auf dem Lande, war schon seit einiger
Zeit, jetzt aber besonders zunehmend, ein hart-
näckiges viertägiges Wechselfieber 9 auch in die-
ser schleppenden tückischen Form durch die
atmosphärischen Einflüsse (vom lauen Winter
schon her! und dann Ton der erschöpfenden
Hitze) angebrütet! Diese Quartana, eine bei
ups im Ganzen ungewöhnliche Erscheinung,
neigte eine eigene Art der Affection des Ner*
Ten - und Blutsystems, — hartnäckig, ohne star-
ken Frost, ihre Anfalle, nachher mit vieler
— 80 —
'Hitze und desto länger machend* ?und tiefe
aufregend , durch unruhiges Umherwandern und
seihst lebhaftes Denken , Beden, und sogar Sin-
ken, beim Eintritt des Anfalls^ nachher desto
betäubender und zu Rückfällen sehr geneigt!
wenn auch nach langer Immunität. — Mag
nun der Sitz dieses fast anomalen Uebels hu
Rückenmark selbst, oder mehr im Ganglien-
-system (des Unterleibes) gesucht werden , dock
war die Reproduction , dem Anschein nach,
wenig gestört, wenigstens kaum die Efshifft,
und diese oft, bei Abmagerung, wie sehreod,
eher vermehrt als vermindert! • Und asf ge-
wöhnliche Weise, z. B, durch gereichte Chin«,
wurden nicht alle Heilpunkte erledigt; dem
wenn auch das Fieber nach sechs Drachme!
bis eine Unze des Pulvers, oder proportionirh>
-cbern Chinin (9 — 12 Gran), oft darnach
erst heim zweiten, nach dieser Darreichung n
erwartenden Anfall, wich, so war entwehrt
Jas Befinden nicht frei genug, seibat wenn ntfä
die Mittelsalze, die auflösenden Extracte u. s.*i
mit der China su verbinden nicht- Tersäanft
hatte. Kopfschmerz, Schwere iin Unterleibs
und in den Gliedern u. 8. w«, mit Neigung m
Wiederkehr des Fiebers blieb, und druckte Geht
und Körper. Man mufste also noch intensiven)
Beihülfen für Gefäfs- und Nervensystem dsr
China beigeben, und wie auch Bernctt (Um*
sehe Beiträge, Heft 2.) und R'önander (Schwfet
Abhandlungen , Salzb. medic. Zeitung, 1834)
S. 33) bemerken, dazu Salmiak, lielleborai}
Arnica, und selbst Belladonna wählen. Aach
Kali oder Natron gab hier einen guten Znsati
ab, und Aufmerksamkeit und Ausdauer watf
nöthig, um aus einem hartnäckigen, die game
Maschine sehr beunruhigenden and gefährde*'
- 81 -
den Uebel ein weniger verdächtiges und weni-
ger, langweiliges zu machen, — Wie -.aber
Thuessihk (Hitfeland u. 0 sann 8 Journ.) mit,60.
kleinen Gäben (3 Drachmen Pulver oder 4 — Q
Gran Chinin, in 4 Theile getbeilt, und zwar'
davon' jedesmal -Eine Gabe 1 Stunde vor dem
Anfall; und die zweite Gabe beim Eintritt (?) des-
selben genommen), auskommen^ und die früher
in der Intermission gereichten Gaben überflüs-
sig fioäen will? begreife .ich nicht, so lange*
e^ überhaupt begreiflich darauf ankommen wird,
nicht bloft einen 'Paroxysmus (den man auch
vielleicht einmal durch Schreck/ Sympathie, ^
oder selbst Glauben oder' minutissima der Ho*
inöopathie u. dgl; zurückhalten könnte), son-r
dern die ganze {hauptsächlich, aber nicht atictn)
atonische Aplagp des .Qrgeiusmus zu besiegen.
ffahnemann*& sehr kleine Gaben China nach
dem Anfalle (practica. et:mrs*e$t multiplex) zu
reichen, versuchte der Berichterstatter auch
(Nasse in Horns Archiv 1834« lstes Hefjt) phne
Erfolg! 4,. ■:.
Jetzig fanden sich auch die Masern ün&
mehrere • Ausschlags - Krankheiten wieder ein,,
herrschten auf dem Lande weit und breit den
ganzen -Winter hindurch, doch mit weniger
Kunde für die medicinische Fakultät, wenn
nicht besondere auffallende Erscheinungen sich
zeigten,, oder, hinterher, wie oft, Schädlichkei-
ten iq der Diät oder dem Regime dergleichen
hervorbrachten..
*•' ■
Das VerhaltnUVder Geborenen zu den Ge-
storbenen war übrigens in diesem Monate ii^
unserer Stadt wie 2 zu 3 gewesen, und 66
inufsten • -also wohl die Krankheiten wenigsten»
•inen, intensiveren Charakter -ajigenommii^hlihr
Journ.LXXXI.B.4.8t. K
— 82 *-
December. ■■■■
Barometer. 28' 10" 6'" (28.) und 27' 7*
(2). Nur 3 mal unter 28' tonst, meist hoch,
araber«
m m •
• Thermometer. + 7 (6. tt. 3A.) und —7
(23.) (doch nur Einen Morgen, und überhaupt
nur 6 mal Frost Ton i — 2°). »
Hygrometer. 90° (mehrmals) and 77° fjk)>
(Fast immer hoch in die 80°).
Winde (starke) W, (stets , bis iwf 12 bat
13ten, wo S.O.), die ersten 10 Tage und die
letzten 4 mit S,, sonst mit $• — R$&*> 12.
2V>£<rZ nnd feuchter Niederschlag häufig» Scfcpee
am 23sten.
• »
Zwei Tage nach dem ft. Bf» (3?) Barome-
ter *ehr gest. Ebenso 6" mit detii'laten ?*
Mit der starken Völhnondfinstettiift am 16W
gefallen. ^ - % /
Auf den Sudländer scheint llie '^wÄg
Sommers anders , als auf uns Nordländer ge-
wirkt su haben. Sie sind* wohl ihre* ertcbcH
pfenden Einwirkung mehr gewöhnt/ and we-
niger auch an den restaurirenden föpuMtiate W
Winterkälte, wie wir. In Rom behaupten —
wenigstens die Hospitäler im Herbst nie tobst
gesehen zu haben , und überhaupt an dir ft»
zeugung der ^ria cattiva Youaer fi^na du»'
auch dort heifsen diesjährigen Sommers, pff
geworden zu seyn (Hämo. Correspond. 1834» ne/ä
28« Noybr.). In Waychqu. dagegen gab •
Tiele Kranke , und alle Hospitälejr. toll. (EbcjJi
das. Tom 29. Novbr.). . :"!'.--
Bei uns litten jetzt die jungem. .Blinder itt
moistenyan erethisch* nervösen ZiiatanAan^Mt
— «3 —
Fieber, abwechselnder Hitze, Ermattung, Ga-
strose, Neigung zu Erbrechen und unordentli*
eben Ausleerungen, congestiven Kopfzufallen^
und vor allen , mit einer gelbgrünlichen Färbe)
(der sonst sogenannten gastrischen, richtiger
und tiefer gehend aber der atonischen in der;
ganzen Circulation u, 8. w.) und mit schnei*
lern Wechsel der Zufalle und des Befindens be*
gleitet! Nach gelinden Ausleerungen ward der
Zustand gemeiniglich eine Zeitlang auffallend
besser , 'bis , oft nach ein Paar Stunden schon*
ein plötzlicher Rückfall eintrat, mit vermehr-
tem Kopfschmerz, Hitze und Roche. Diesem
zuerst oft räthselhaften und' ängstlich allarmi-
rendett, 'bald aber als mehr nervös -versatil,
tub-intermittirend erkannten Zustande, half
Chinin, in pafslicben, oft wiederholten Gaben,
mit Valeriana oder Arnica , etwas Tinct. Rhei
aquos., Aether und Mittelsalzen , am schnellsten
und gründlichsten ab» Man konnte von dieser
und ähnlichen Zusammensetzungen , beruhigend
und selbst beruhigt, mit Recht jetzt sagen:
Probatum est ! —
Auf dem Lande, wo die Legalitäten, Le-
bensweiser u. s. w. günstig waren, fing wieder
hie und da eine Art Typhus, selbst mit An-
steckung , ■ sich zu zeigen an , namentlich in
dem , schon einmal in dieser Beziehung früher
erwähnten Dorfe Scharnebeck (S. dieses Jour-
nal 1829. Supplem. B. S. 67). Doch blieb das
Uebel meisf nur mehr auf einzelne Häuser be-
schränkt, und. dauerte auch nicht lange» —
Aber eine Menge congestiv- und erethisch -ner-
vöser Affectionen und Erschöpfungen ie% gan-
zen Organismus, hauptsächlich sich ausspre-
chend in depi , Darniederliegen der wichtigsten
Lebensorgaae. r zeigte sich immer fortwälirend,
F 2
— 64 —
htM Inder Störung der FoncÜxmen de» Unter-
■ Utm (woher noch immer der, aber gotilnb
■eohtige, ; Verdacht der asiatischen Cholera hie
Hd'8af, b*ld in der des Gthirns, indem nicht
(El ' die sichtbare flüssige , sondern auch die
mit Hecht und dreist anzunehmende impondt-
Mble -CiwolatioD, oft bis zum Untergang du
Leb«. s selbst, durch nervöse Wie cbsel Wirkung
oderJurfbebung, darniederlag. — Unter andern
leg fltn-36)ä'hriger Tisch lerg es eil, Ton derselben
schwächlich enerrirlen Constitution , wie sein,
hier euch oft an mancherlei interessanten, fie-
berhaft nervösen, durch Opium besonders ge-
' heilten Kran kb ei tsform cd vorgekommener, leit
Eher einem Jahre verstorbener , dem Trunk er-
gebene*'.Ysier, jetzt last 3 Wochen in einen
comatösen .■j^iistiinde , angeblich durch lirküb-
lnng beim Kartoffel ausgraben im Regenwetter
sieh zuerst zugezogen, mit Husten ab und so,
einer höchst gelbgrünen (väterlichen) Farbe *k
und einem sehr unterdrückten langsamen, ml-
VHttr väedtr vollen , Pulse , bald verLalle oeo,
bald beschleunigten Darmnusleerungen , hoch-
rother, fast aphthöser, Zunge, flüchtigen Gicht-
anschwellenden in den Hand- und Fufsgeltn-
hen u, dgl. Keine vorsichtig entziehende, gc
genreicende oder allgemein belebende Me-
*) Targf. ober diese sonst gallicht oder gastrisch gt-
Mante Farbe die Bemerkongsn über den Grund in
,. Cea»'* und des plötzlichen Todes in der Gelbincfc
. von ff. Qriflin iui Dublin. Jonrn, {Frorim'n Nqum
IBM. Ofetbr. No. 007. S. 74), und die Frage, «' '
. den; angeführten tödtlidien Füllen der Sita in
Leber Oder im Gehirn gewesen? — Nicht in t
■ ■■ edet SDCb nicht einmal in heilen Otganen «\
sondern in der ganzen Masse und Lebenskraft,
In diesen] oder jenem Organ i
hervöntedienil ! — Wann will i
b und gründlich klar werden?
OÜIO
ab w I
■ *r I
— 85 —
thode a. s. w. konnte solides Terrain gewin-
nen. Man luiifste den Kranken an dem offen-
baren, wenigstens besonders hervorstechenden,
Hirnleiden sterben sehen! —
In andern mehr bevölkerten Städten, z«B.
Hamburg, Hannover u. s* w. ging es jetzt mit
ahnlichen Uebeln noch ärger her, und auch ans
entfernteren Gegenden wurde eine ungewöhn-
liche Sterblichkeit, an ähnlichen Krankheitsfor-
men, gemeldet (z. B. aus Bucharest, Hamb.
Correspond. vom 19ten Decbr,). Noch bis weit
ins folgende Jahr erstreckte sich diese begreif-
liche Verkettung der Dinge! —
Die Extreme berühren sich und bringen
bekanntlich oft g*nz entgegengesetzte unerwarr
tete Wirkungen hervor! So auch mit der Ein-
wirkungdieses beilsen Sommers auf die Blutflüsse,
von weichen die monatlichen bei jungen etwas:
krampfhaft nervösen Mädchen eben so oft ge-
mindert oder ganz unterbrochen, als gefördert
wurden. Diesem Zustande (ohne Zweifel von
einiger Erschöpfung und vom Mangel an Pro-
pulsionskraft des überfüllten und sich selbst
die Absonderung durch Druck auf die feineren
Secretiontgefäfse gleichsam verschliefseqden Ge-
iaTssystems ?) half eine pafsliche kühlend -aus-
leerende Methode, nehmlich Mittelsalze mit et-
was Schwefel, verdünnte Schwefelsäure, Blut-
egel an die Füfse, später etwa mit einigen Aloe-
ticis u, dgl. verbunden, am besten und si-
chersten ab, und durfte wohl, wenigstens nicht
sogleich und allgemein , durch so manche , als
specifisch, auch von Aerzten mitunter ange-
wiesene, contractiv-reizeode Mittel, nament-
lich die von Bland (über die chlorotischen Krank-
heiten. Salzb. inedic. cbir* Zeit 1834. No. 68.
- 86 —
S. 204) angepriesene Verbindung de» tchweM*
saurep Eiseos mit dem unterkohlensauren Kali»
angegriffen werden, wozu die Formel zum
Nutzen der Liebhaber yoo dergleichen ; nachzu-
lesen, und zum Schlüsse unserer Betrachtungen
dieses excenfrischen Jahres hier nur bemerkt
wird, dafs hiervon Abends und Morgens ein
Bitten, und nach 6 bis 8 Tagen 2—4 Stück
Teroidnet werden.
In so ungewöhnlichen aufgeregten Zeiten,
worin wir seit fast 50 Jahren leben (nicht
blofs meteorisch (denn dies würde sich, wiÄ
alles in der Natur , eher ausgleichen) "9 sondern
auch bürgerlich, moralisch und nussenichqfl-
XUh% wo eins dem andern, und besonders cWifl
Alten- und dein Herkommen widerstreitet; and,
meist unbedingt und rasch, oft inconaeqnent
und inconsistent , widerstreiten soü)9 -darf es
uns nicht wundern, und auch, die Festigkeit
der "Weltordnnng dabei erwägend, - nicht : im
machen, wenn wir z. B. in unserm Denken
und Handeln, und namentlich in unsern Krank*
heitslehren und KrankheitsAeifofigwt , so Wenig
wie in unsern Recensionen , über das, was in«
teressant oder nicht so, langweilig, (und gründ-
lich) oder nicht so ist, u, s. w. , noch nicht
einig sind, wenn die asiatische Cholera hfl*
einbricht, und ein übermäßig heifses ungewohnt
tes Jahr unsre unvorbereitete Constitution an-
fällt, und gleichsam zu prüfen sucht. Dennoch
müssen wir suchen , durch einige sorgaame An-
sicht der Vorgänge, wie auch der innern und
äufsern Hülfsquellen dagegen, eine best mög-
mögliche Gegenwart, und überhaupt die Beru-
higung einer möglichen Ausgleichung in allen
solchen Angriffen und Verlusten, jetxt oder
i ,
— 87 —
spater zu finden, und ans besonders einer nor-
dischen soliden Beruhigung wieder hinzugeben!
Anch die Thierorganisation, namentlich die
der häuslichen Klassen, dem Menschen schon
naher in allen Einflüssen und Abweichungen
von der Natur folgend , hatte .in diesem exr
centrischen Jahre mitunter ebenfalls bedeuten-
der wie aonst gelitten. Indessen zeigten doch
die Berichte; der Thierärzte wenig epidemisch*
oder tödtlich um sich greifende Krankheiten«
Einige Gattungen derselben; . z» B. die Schaft,
standen sich bei der Dürre, trotz dem, wohl
sparsameren , aber doch gedeihlicheren , Futter,
doch besser, als in sehr nassen Jahren. Das
Bornvif h litt, im Sommer zumal, an heftigen
jiugenentzündungen , die leicht sehr schnell,
ohne dal* man es dem Grade der Entzündung
nach kaum bemerkte, in Hornhautflecken über-
gingen! Die stärker in Bewegung und Arbeit
angestrengte edle Pferdeklasse litt begreiflich
vie.1 an Hirnentzündungen , weniger an denen
der Brust oder des Unterleibes.. Mit den, aus
"Wißbegierde öfters versuchten , homöopathi-
schen Kuren, z. JB. der Augenentzündungen
durch Belladonna u. dgl. , wollte es einem ein-
sichtsvollen aber unbefangeuen Thierärzte nicht
glücken, noch gefallen. — Blutentziehungen,
Abfuhrungen u. s. w. halfen doch, seiner Aus»
§age nach, sicherer und schneller« *)
*) Noch wollte man in Hamburg und selbst in nnserm,
auch nicht ganz ungastrononiischen , Orte, eine fe-
stere , trocknere Faser des Rindfleisches im Spätjahre
(von der Hitze and dem zu dürren Futter) bemerkt
haben I —
- 88 —
In .der Landdrostei Lüneburg waren im
Jahre 183* gebaren 9698 (^P^^rToätg^
borne 369), 322 mehr, als im vorigen Jahre«
Gestorben 7896 (mehr gegen voriges Jahr 1360)»
Unter den Gestorbenen an' natürlichen Blattern
169 männl. und 112 weibl. (mehr gegen vori-
ges Jahr 145). 'Au Masern und Röthein (incl.
Scharlach^ das wenigstens nicht 'besonders be-
merkt ist), 181 männl. and 189 weibl. (mehr
gegen voriges Jahr 178). Bei der Niederkunft
und im Wochenbette 105 (mehr gegen voriges
Jahr 17). Durch Selbstmord 24 männL and 10
weibl. (Weniger gegen voriges Jahr 11). ■Ver-
unglückt im Wasser 46 männL und 4 weibl»
(plus 16 gegen voriges Jahr). So auch 4 mehr
bei Feuersbrünsten) und 21 mehr an sonstigen
Unglücksfällen. * '
' ' - Unter den Gestorbenen wären Ehemänner
1320, Ehefrauen 981, Witwer 465, Witwen 927>
In der Stadt Lüneburg waren geboren 377,
gestorben 332 (Ueberschufs der Geborenen 45)j
worunter Ehemänner 49, Ehefrauen 28, Wit-
wer 21, Witwen W> Kinder 105.- #
An natürlichen Blattern starben 5, im Kind*
bette 1 , an gewaltsamen Todesarten, wovtm .
durch Verunglücken im Wasser, nur 1. <
Die übrigen Krankheitsbezeichnangen in
den Todteuliiteri sind so wenig pathologisch ab
polizeilich zu gebrauchen, da z. ß. an 4er£M§*
gensucht nur 3, an innern hitzigen KrankhtUm
(welchen?) 35, an innern langwierigen Kranke '
heiten 80, und an schnell tbdtlichen 75 geetö*
ben seyn sollen. ,■ :
— 8a —
• ■ > •■
.• - »
.IV.
Vom Aderlafs
und den
wesentlichen Criterien seiner Anwendung,
■-.■! • nach . . .
Erfahrungen am Krankenbette
TOB
X A. Walther,
Dr. te Philosophie und Median, und praktischem Arzt
zu Baireath«
JLn einer Menge ron Krankheiten ist das Ader-
laß» dasjenige Mittel, Was andern erst Raum
machen* niufs, um frei und genügend wirken
zu können; so dafs ihre Wirkung wenig oder
gar nicht augenfällig ist, wo dieses nicht vor-
ausgegangen, oder nach den Umständen nicht
-wiederholt auftritt Wo eine PUthora im Un-
terleib, wie häufig der Fall, Verstopfung zur
Folge hat, wirken kühlend salzige Eröffnungs-
mittel, als an ihrer Stelle, selbst in ihrer ge-
sättigtsten Form, oft wenig oder gar nicht, wo-
fern ihnen ein hinreichendes Aderlafs durch
Entfernung jener nicht erst Freiheit in ihrer
Wirkung verschafft hat, was diese hier eben
ao merJLbar unterstützt, ab krampfitill^nde Mit-
- W -i
^
tel, wie da» Castorium, das .Erf*. HyoMcymm*
vorzüglich da es thun, wo, ohne jene Eh*
thora, bei einer Verstimmung der Unterleibs-*,
Der yen , Krampf in den Eingeweiden die Ver-
stopfung bewirkt, und den angezeigten Eroff*
nungsmiiteln ihre Freiheit der Wirkung hemmt,
wenn »sie nicht durch /Verbindung mit dieses
gehoben wird, wo sie doch auber diesem Kräh
des Caunalnexus. leicht " und '.genügend v ohat
unangenehme Nebenerscheinung , frei für sick
wirken«
Es gibt "demnach eigenthutaüch mödMarffe
Krankheitsverhältnisse; die den Mittele sunt
Theil . füejenigen Eigenschaften neh&Wl *•
ihnen aufser denselben nach aller Eifahmg
zukommen , und die sie, erst dann wieder er-
langen , wenn jenen auf andern- Wegen dss
Fremdartig* genommen,, was ihrer -gefrppfcslii
Wirkung entgegensteht. Wie es in der Cbt-
mie keine decidirte Basis gibt, so auch hfaf}
es hängt wesentlich Ton dem individuelles M
ab, diesen Mitteln die gewohnte.. Wirkung flr
kommen zu lassen, oder, nicht. Nachjfifp
Verschiedenheit tauschen sie ihre Wirtanwfc
selbst gegen einander aus; so dafs das; WP
dort unier einem gegebeneil Causalnexna gaat
entsprechend wirkt , da wo dieser ein ".nndjeMf
geworden, es nicht mehr thut, und eioeünL'a^
dem den Platz räumen mufs, den diese^ pe&fk
nicht einnehmen kann , und so anderecsehs {••
nein wieder den Vorrang lassen muts, wpJ04r
ser keine Veränderung erlitten und noch (MI
so besteht» — -.:,*?•
Es gibt, kann man, so wohl sagen » \Ä$
EröiTnungsmitteL an sich, sie werden et eiil
durch die Beziehung , und wo dieae nicht fg
— 91 —
geben ist, wird unsere gewöhnliche Materik
medica . zur . Lügnerin. . So mit aller and jeder'
Eigenschaft der Mittel ; . sie sind nichts stehend
Greifliches , sondern ihre Wahrheit hat ihre«
Grand zunächst mit in gewissen bestimmten Ver^
baltnissen des 'Lebens; so dafs, wo diese nicht
gegeben, andere entgegengesetzte also an ihr«
Stelle getreten, jene wie verwischt sind» DjU
her die widersprechenden Erfahrungen derAerzter
über ein und dasselbe Mittel ; — sie müfsten glei-
che Resultate liefern, wenn jene in jeder Be-
ziehung sich gleich gewesen; aber bei dieser
Verschiedenheit hat der' eine wie der andere
Theil Recht und Unrecht zugleich. * — So hat das
Ton Reich so sehr gepriesene, Kreosot jchoa
eben so viel Tadler als Lobredner zur Seite,
was aber dem Mittel den Wertb nicht verrin-
gert, sondern uns in der Bezeichnung .der Ei-
genschaften eines Mittels nur mehr Vorsicht
lehrt, damit wir sie nicht überhaupt, sondern
nach. dem Causalnexus des Lebens betrachten*
und mit Bestimmtheit sagen: anter welchen
Verhältnissen bei den gegebenen Krankheits-
formen diese als constant hervortreten» und an-
ter welchen nicht. —
Diese Halbheit, diese leichtsinnige Unbe-
stimmtheit bat schon manches Mittel der Ver-
gessenheit wieder überliefert,, was an seiner
Stelle das gebührende Lob verdient, aber, weil
es oft schwierig, sie gehörig auszumitteln, im
Verfehlen derselben die ihm zugeschriebene
"Wirkung selbst nicht hervortreten kann, mufs
natürlicher Weise ein Zweifeln an der Wahr-
heit derselben entstehen , die es forthin be-
hauptet haben würde, wäre mit ihm diese
jtelbst auch gegeben, and in der Bestimmung
— 92 —
derselben nicht der ^wesentlichste Punkt über-
sehen worden. Je schwieriger es ist, diese
in* Hinsicht auf Form, Wesen und Moment
der Krankheit hinreichend zu bezeichnen, oder
beim Gegentheil der Finder desselben sich
schon befriedigt genug glaubt, nur überhaupt,
rücksichtslos , wo, wenn und wie, gute Wir-
kungen von ihm gesehen zu haben, desto leich-
ter fällt es wieder der Vergessenheit anheim*
Das Kreosot ist ein sehr reizendes Mittel,
was bei einem mobilen Nervensystem dem
Nervenerethismus nicht entspricht, daher es in
den genannten Fällen, wo man es als heilsam
empfohlen, nicht nur die erwartete Wirkung
verfehlt , sondern sogar alles verschlimmert, wo
dieser mit ihnen verkettet ist, und ihr Wesen
zum Theil in ihm besteht, und nur beim Ge-
gentheil in diesen heilsam ist.
Wo also die Prädicate der Substanzen
nichts an sich, sondern im ewigen Wechsel
nach der Verschiedenheit der Beziehung am
Substanziellen des Lebens begriffen, da ist M
Bezeichnung ihrer dieser Tadel aus nnsem
Beobachtung mit allem Fleifse zu entfernen, um
zu dem für die Praxis wesentlichen Resultate
zu kommen, in wiefern sie stehend, oder nach
dem Fall geänderter Beziehung es nicht sind*
und oft ganz entgegengesetzte an ihre SteUs
treten. Es hängt davon das Glück des Arztes
hei seinem Handeln gröfstentbeils ab, und nH
man das Individualismen am Krankenbett ge-
nannt, entspricht dieser Forderung nur zum
-Theil , aber nicht ganz , da sie nicht Mob auf
das Individuum überhaupt, sondern unter an-
. dern auch auf das gegebene Moment der Krank-
heit geht, das nach dem Verhaltni£s de» SB**
I
— 9S **
tels zu ihm jedesmal ein bestimmtes ist , und
also die an ihm gefundenen Eigenschaften nnr
in solchen ganz festen Beziehungen Gültigkeit
und Wahrheit haben, aufeer diesen aber gans
andere werden.
•
Je umfassender y allseitiger die Wirkung
eines Mittels ist, je mehr es, mochte man sa-
gen, auf den Charakter der ganzen Form der
Krankheit geht, die einzelnen Erscheinungen
und Momente derselben , wie bei dem Aderlafs
x. B. ajs bestimmend mehr zurücktreten, desto
vielfacher wird so die Bestimmung seines Ge-
brauchs, aber desto weniger kann sie auch nur
an das eine oder andere Zeichen gekettet wer-
den; wie etwa, so bestimmend er auch ist,
an dem Puls beim Aderlafs, sondern, auf den
ganzen Charakter der Form gebend, ist mehr
die Gesammtheit der Erscheinungen bestimmend
geworden, und die Undeutlichkeit des einen
oder andern Zeichens wird durch die Deutlich-
keit der übrigen ergänzt. In dieser Weite sei«*
ner Beziehung, genügt es nicht hinsichtlich
seiner zu sagen: dafs es da nöthig, wo in
Entzündungen oder bei Congestionen der Pule
hart, die Krankheit mit unterdrückten Blut-
flüssen zusammenhängt , oder einen mächtigen
Blutverlust aus edeln Theilen, wie beim Blut-
sturz, zn begegnen, — ■ oder beim Stick- und
Scblagfluls, bei Zahnschmerz in der Schwan-
gerschaft, — oder noch in hundert andern Fällen.
Nicht immer weicht der Zahnschmerz dem
Aderlafs, nicht jedesmal erheischtes die Schwan-
gerschaft, ist ihr oft sogar naehtheilig, so dafs
deshalb manche, das Kind mit dem Bade ver-
schüttend, wie man sagt, sich ganz auf die
entgegengesetzte Seite wenden » u&d es da gans;
\,
— 94 —
Verwerfen« Bei' dieser noch allgemeinen Un*
Bestimmtheit scheut sich deshalb auch Reil nicht,
▼od einem Probeaderlafs in seiner Fieberlehre
su reden , und weifs so den sich hierbei un-
terrichtenden angehenden Praktiker wenig Ver>
lafsiges iür sein Handeln am Krankenbett in so
einfachen Fällen zu geben.
Jedes blofse Versuchen, muh, so weit es
sich thun läfst, überhaupt, am allermeisten
aber bei einem so wichtigen Mittel, als das
Aderlals ist, aus der Kunst entfernt werden«
was nur dadurch möglich wird, dafa derGrand-
charakter der Krankheit richtig erfafst wird«
Denn ist es dieser , so hat man nicht mehr
ängstlich an die eine oder andere Erscheinung,
ob sie da , oder nicht da , sich zu halten, soa*
dern eiogedenk, dafs die Bestimmung ihm
Gebrauchs mehr von dem Gänsen hersuaeb*
inen, verliert sie als einzelne so ziemlich ihm
Bedeutung. Wer bei positiven Entzündung»*
formen die Härte des Pulses als das einsig nt»
sentliche Griterium für die Blutentziehnng hidh\ #
würde sehr irren, da diese sogar bei Lungen*
entzündungen , wo sie sich meist am deutlich*
sten ausspricht, nach dem individuellen Fall et
entweder sehr wenig in die Augen springend»
oder nicht mehr zugegen*, .sondern durch tot*
ausgegangene reichliche Blutentziehung
beseitigt ist, und doch noch mehr Blut
gen werden mufs , wenn das Fieber nicht h«ca<t
läfst , der Kranke auf der Brust noch sehr.be*
engt ist, er nur auf der einen oder andeat
Seite liegen kann , und vielen und , liäufigMI
Auswurf unter heftigen Hustenzufällen* hat; ei
dafs er Tag und JN^cht. keine. Ruhe,. JImi
in der Brust, wenig oder keinen >;. and
— 95 —
höchst unruhigen Schlaf mit grobem Durst bei
wenig feurigen Urin hat*
Nicht der harte Pols allein, so wenig, als
die Cr usf. pleuritic. , die schon Pet. Frank als
nicht entscheidend genug anerkannt, da sie
überall zu finden ist % wo die Plasticität im Blut
erhöht, und das Aderlafs oft eben so dringend
angezeigt ist, wo sie nicht, als wo sie zuge-
gen, können als das wesentlich Bestimmende
für das wiederholte Aderlafs angesehen werden;
ffondern, in Bezug auf das obige entworfene
Krankheitsbild, kann es, den Krankheitscharak-
ter im Auge , nur die Gesainratheit seiner Züge
seyn, welche hierüber rolle Entscheidung gibt*
Vorzüglich ist es das oben bezeichnete beschwer"
liehe Liegen, auf der einen oder andern Seite,
die Steckung der heftige Durst , das Brennen
in der Brust, bei dem der wenig gelassene
Urin sein Feuer nicht verliert, das Veskana
also wenigstens ohne gleichzeitiges wiederhol-
tes Aderlafs nicht an* seiner Stelle ist, was, sa-
gen wir, zum weitern Aderlafs bestimmt, und
nicht der Puls allein, der hier oft sehr trüge-
risch ist, wie. die Erfahrung vorzüglich in den!
Fällen lehrt, wo das Individuum schon vorher
raleludinär gewesen ist.
Wo sich unter diesen, oder auch nur ei-
nigen von diesen Erscheinungen bei Lungenge-
schwüren, deren Ränder sich entzünden, .daher
die : Steckung bedeutender wird, der Schmerz, u.
8. W. in der Brust zunimmt, haben wir. rück-
tichtslps (deß Pulses , selbst oft bei wahrnehm-
barer Geschwulst der Füfse, das Aderlafs im-
Hier mit Nutzen instituirt. Alsbald wurde dar-
auf die Stockung und der Auswurf weniger*
«l«r beschwerliche > unausgesetzte Husten selte-
fier und milder, der Schmerz schvrafctt oft lo
der Brust ganz , oder gröfstentheils ; so' clafs dal
Geschwür gegen die zur Heilung angezeigten
Mittel nachgiebiger wurde, unter grüfserer Leichx
tigkeit aller Funktionen.
• ■ ■
Wo es sich, wie meistens bei den Brost*
leiden, um einen starken, wiederholten Ein-
druck handelt« ist, wie bekannt, das Aderlaft
der ortlichen Blutentziehung weit vorzuziehen,
die nur als ein mehr auf einem Punkt b^grins-
tes Ausgleichung^mittel anzusehen , daher sie
entweder nur in Verbindung mit .jenrin, yon
Jiedeutubg, oder einzig nur io den Jejcjiteftteii;
nur an Entzündung, möchte man sagefpj sich
hinneigenden Fällen, oder wo der Itleupte und
letzte Entzündungsrest vollends noch so betä-
tigen ist , für sich was vermag. Wie das/ be/
stimmt Quantitative mit dem bestirnt!} t.Qoafi*
tatiren überall zusammentrifft, 00 auch hp**
und man irrte sich sehr, wenn man in. da«
Aderlafs nur einzig ein , die Quantität -des Bbfll
verminderndes Mittel sehen zn müssen glastA*,
was die Qualität desselben unberührt lieb -da
es vielmehr ein das Blut eben so scKneH ■■■
gleich umstimmendes Mittel ist, als. jede E1A7
zündung selbst. Im Leben, wo überhaupt das
Quantitative von dem Qualitativen behefttdt
wird , so dafs die Quantität nur Qualität zu sefif
scheint, kann jede Blutentziehung;, indenüif
nqr das quantitative Verhältnifs* tu torttflMrf
scheint , das qualitative um so wen iget" pÄs*
rührt lassen , als sie selbst ' ImpetäSstfF ' A4
reichlicher geschieht« Diefs als in der Erfah-
rung bestätigt , siebt man schön daraus / dsl
nach zu häufigem oder unrecht angtbi'atbuifl
Aderlafs eben so leicht Wassersucht ~ Q*
— w —
Ktätsumänderang des Blafft — erfolgt, Als wir
gegentheils diesen Wasserprozefs im Blute, als
tiras wir die Wassersucht betrachten *),- bei
versäumtem und dringend angezeigt gewesenem
Aderlafs gesehen ; — wie oft bei Frauen z. B.,
die in der Zeit der Deflorescenz das nSthigef
Aderlafs versäumten , und unter grober Angst,
Herzklopfen $ Unruhe, Hitze, vielem Durst,
wenig feurigem Urin u. s. w. complett was-
sersüchtig wurden, die nur in ihrem Entste-
hen, aber auch nur in diesem das versäumter
Aderlafs heilt, oder, als noch nicht entstanden/
erst im Werden , am besten verhindert. Denn
wo dieses nicht zur rechten Zeit das Verab-
säumte ergänzt, die dadurch eingeleitete Was-1
aerabsetzung aus dem Blute schon zu weit ge-
diehen, seine normale Lebensmischung schon
zu sehr alienirt, was durch das zu Viel, wie
durch das. zu Wenig geschieht, — fruchtet
die später versuchte Ergänzung nicht nur nichts,
sondern führt sogar, wie caet. parib. bei allen
Wassersuchten, den schlimmen Ausgang nur
schneller herbei«
Man sieht, dafs die hierdurch bestimmte
qualitative Umstimmung des Blnts, welche die
Quantitätsverminderung desselben zur Folge hat,
etwas durchaus Wesentliches, und keine ohne
die andere ist. Und wenn es durch die Schnelle
des guten Erfolgs eines Aderlasses den Schein
hat in Krankheiten, als sei die Quantitätsver-1
zninderung das einzig Wesentliche, weil ent-
zündete Gebilde, wie man sagt, mit Blut über-
fallt sind, und eine schnelle und starke Vermin^
derung der Blutmasse oft augenblickliche Er-
*) Man sene meine Grandlage zu einer Theorie der!
. Wassersucht im in^tomf s<^en Journal. •>? &
JowkLXJtXI.B, 4,81p 6
m » m
lacfatemng und Minderung derKrenkheJtserscbek
nun gen zur Folge bat ; so iteht dieser Ansicht die
Natur der Krankheit selbst! entgegen , weicht
eben zugleich wesentliche Qualität« Veränderung
des Blutet ist, wie das aus der Ader gelassen»
Blut zeigt, und krankhafte Quantithtserhohusg
der Bluiiuasse in einem Gebilde gleichzeitig mif
Qualitätsveränderung derselben gepaart geht
Daher noth wendig die dabei gleichseitig»
QualitätgumstimmuDg aller Sa— und Excreüo-'
seu, der gröbere Durst, der veränderte Ge-
schmack n. s. w. ^^^^^
So ist in Brust - and andern Erkundun-
gen der Urin satdrirter von Farbe, in seim
Temperatur oft ebenso erhöht, als seine Qnai
tität vermindert ist. Doch kommt es dat
•ehr auf den Gang der Entzündung und die
theiligten Gebilde an. So ist er bei Entiiio-
düngen fibröser Haute, ihrer Natur confurui,
dagegen nicht selten, wie hei Krämpfen oho»
allem Erethismus mehr entfärbt ; und es ■,:,!-,!
uns bei solchen Entzünduugsformen diese De-
colorisation des Urins , wie mich eine bei-
nahe dreißigjährige Erfahrung gelehrt, dieielbe
Klarheit und Sicherheit im Handeln, als dort
der von Farbe saturirte, und zwar mehr als
der Puls selbst, der bei einem so decolorüir-
ten Urin da nicht selten von der Art ist, data
- nach ihm das Aderlsfs nicht wesentlich iodi
cirt zu Heyn scheint, ob es scbon einzig des
Ausschlag gibt. —
Indem so der Puls nach der Verschiedes-
heit der entzündeten Gebilde, nach dem ladi-
viduellen, -dem acuten oder chronischen Gasf
der Entzündung u* s. in,; selbst wesentlich!
Modifikation sd erleidet, und so oft dis Wahrheit
— 99 —
verbirgt, oder sie wenigstens anf vielfach Ter-
schiedene Weite undeutlich ausdrückt, und das-
selbe bald so 9 bald anders bezeichnet y bedarf
er daher selbst häufig erst der Auslegung durch'
einen scharfen und erfahrnen Blick, der ihn
mit andern Erscheinungen in dem Bilde der
Krankheit . vergleichend auffabt, und so erst
gleichzeitig mit diesen seine wahre Bedeutung
uns aufschriebt. —
Jene Qualitätsumstimmung des Bluts y um
ihrer in praktischer Beziehung noch weiter zu ge-
denken, mag es zunächst wohl seyn, was bei
Magen-. und Darmentzündungen, bei denen der
Hirnhäute , die kalten Ueberschläge , vorzüglich
aber die von Bis, so nothwendig macht, so,
dafs wohl jeder erfahrne Praktiker schon oft
die Beobachtung gemacht, dafs, wo bei Darm-
entzündungen die Blutentziehung in doppelter
Form rein nichts mehr vermag, die energisch
fortgesetzten Eisumschläge noch eine günstige
Entscheidung herbeiführen. Diese auffallende
Wirkung derselben kann man in der That, wie
zu geschehen pflegt, weniger wohl darauf zu-
rückführen, dafs durch die Kälte die überfüll-
ten Blutgefäße, wieder zur lebendigen That-
kraft angeregt, das zu viel aufgenommene
Blut austreiben, als vielmehr zugleich darauf,
dab dadurch die nöthige normale Qualitätsum-
änderung des Bluts selbst gleichzeitig herbeige-
führt /wird. Wie vermochten sie auch die
kranke Action der betheiligten Gebilde zu re-
Juliren, nur das Erste thun können, ohne die
lutmischung selbst wieder neu zu erfrischen,
so dafs es nicht .zweifelhaft bleibt, dab die
Heilung nur auf diese doppelte Weise erfolgt
und erfolgen kann! Selbst bei eingeklemmteil
62
X
— 100 -
Brachen,' wo bei nicht sparsamer Blutentzie-
hung die Eisumschläge immer das beste Mittel
bleiben. Wo sie früh genug angewandt wer-
den, läfst sich die eine Wirkung nicht ohne
die andere denken; denn wo, wie hier, mit
dem ersten Ansatzpunkt zur Entzündung du
Leben der Gefäfse ein anderes wird, so noth-
wendig auch das des Bluts selbst ; — beide
erfolgen gleichzeitig , nnd die -quantitatire Zu-
nahme des Bluts in dem eingeklemmten Organ-
theil, wenn sie auch des Prius zu seyn schei-
nen mag, kann nicht ohne gleichzeitige quali-
tative Umänderung desselben gedacht werden«
— Doch wieder auf das zurück, was hier du
Nähere ist!
Wo also das Bild einer Krankheit so man-
nichfaltig und verschiedenartig zusammengesetzt,
ist der Puls in der That nicht das allein Ent-
scheidende , sondern , wie oben angegeben, im-
mer nur die Mehrheit von Erscheinungen, die
eine gegebene Entzündungs- oder Krankheit*«
form überhaupt constituiren , die nach der Ver-
schiedenheit der betheiligten Gebilde einem gro-
fsen Wechsel und vielfacher Verschiedenheit
unterworfen ist, von der noch Einiges zur wei-
tern Bestätigung des Gesagten hier aufzufüh-
ren ist.
Blasenentzündungen, die von einer TU*
ihora in den Hämorrhoidalgefäfsen herKömmea,
klären uns, wie jeder Praktiker wei£s, sehr
häufig weniger durch den Puls, als durch an-
dere expressive Erscheinungen über die wie-
derholt nöthige, allgemeine und örtliche Bhrt-
entziehung auf. Meist ist das Fieber, der Ns-
tur des Gebildes entsprechend , von einem mehr
stillen, oft sogar nervösen Anstrich, druckt m
— toi —
daher häufig, die Intermittens heuchelnd, dnrch
täglich wiederholt eintretende Zufalle eine» be-
deutenden Torpors aus, bei dem die krampf-
haften Erscheinungen Tor der Kälte vorherrr
sehend sind, zumal bei weichfaserigen, schwam»
inigen und nervösen Individuen, und die nach-
fragende Hitze keineswegs im Verhältnis mit
der Kälte steht, indem der Schweifs, der wie
bekannt, so gerne ein Zeichen von Ueberful-
lung ist, dabei oft profus ist. Gerade aber
dieser scheinbar zweideutige Fieberanstrich, bei
einem oft wie mit Blut gemischtem, wenigem
und nur unter vielem schmerzhaften Drängen
und Brennen, mit oder ohne Krampf in dem
After, abgehendem Urin, wie der Schmerz im
Kreuz, in der Blasengegend und dem Peri-
neum, die dabei selten und nur künstlich zu
erzielende Oeffnung u. s. w., sind in ihrer
Dauer warnende Zeichen einer nicht freigebig
genug gehandhabten Blutentziehung, die hier
so lange fortgesetzt werden inuls, bis bei dem
zweckmässigen Arzneigebrauch alle diese Er-
scheinungen sich gelöst, und der Urin wieder
seine natürliche Mischung erhalten, seine blut-
artige Beschaffenheit also verloren hat. Denn
erst nach Vollbringung dieses, schwinden auch
die übrigen, die Krankheit constituirenden, Er-
scheinungen, und die alienirte Mischung des
Urins ist daher in Verbindung mit jenen in der
That auch hier bestimmender, als der Puls.
Ja sie kann, wie sehr es auch gleichzeitig noch
andere Erscheinungen aufserdem sind, als das
hier allein Bestimmende . angesehen werden«
Wie wichtig es daher ist in Krankheiten, was
jetzt so häufig unterbleibt, den Urin unausge-
setzt zu besichtigen, geht hieraus hervor«
— 102 —
Auch bei Nierenentzündungen und bei al»
leo den Entzündnngsförmen , wo man tob an*
tiphiogistiscbeu Arzneien , dem Nitnim zunächst,
weil sie ausgebrochen werden, nicht den Tel»
len Gebraqch machen kapn, (ob es schon E»
cberlicb bei der Nierenentzündung, worin Pitt*
schaft ganz Recht hat, das Nitro m in gerne»*
seder Gabe als durchaus nachtbeilig ansauge»
ben, wenn es nur gehörig eingehüllt wird), ist
in dergleichen Weise die gemessene Bluten!«
ziehung mehr durch gleichzeitig andere viele
Erscheinungen, als durch den Puls bedingt
Dahin gehört vor allem das häufige schmerz-
liche leere Erbrechen, der Schmers in der Nie-
rengegend der einen oder andern Seite, tn dsb
der Kranke im Stehen sich nicht gerade an*
richten kann, und gekrümmt' nach der eim
Seite sich neigen mufs; das wenige sfd
schmerzliche Ablassen eines mehr oder wwjr
ger veränderten Urins, der, wo die Entiraadajf .
rein, oft saturirter von Farbe, doch häajg
aucb jumentös, wo solche Entzündungen am
schon zu sehr alienirten Nieren, wie'bsfljl
Nierenstein u. s. w. öftere Becidira mache» .
In den schlimmsten Fällen , wo kein« AvjgM» ,
chung mehr für die Dauer möglich, anischM
sich ihm ganze häutige Schleimmassen bei, db
sich beim Giefseo desselben Ton einem 'Gefih
in das andere nicht trennen lassen , sondert^
bautartig sich ziehend , mit einander verbünd«
bleiben. Durch den grofsen Krampf bei dii*
sen Entzündungen ist der Puls da meist lesi^.
klein und zusammengezogen, so dafs sieh wecti
der wenigen Weite seines Schlags über SSM
Härte wenig sagen läfst , und von eiber TF8BI
sich es natürlich gar nicht handelt; daher
hier nur das Zusammen der Erscheinungen
— 103 —
aller Unbestimmtheit enthebt, und uns sichern
Schrittes zur wiederholten "Blutentziehung be-
stimmt, auch wenn das Blut keine Spur Yen
Entzündungshaut zeigt, da es hier dafür meist
mehr an Festigkeit und Gohärenz des starken
und dichten Blutkuchens gewonnen, die in der
Regel nicht weniger als jene entscheidend ist.
- Je mehr der Verein der Erscheinungen
noch die Blutentziehung erheischt, desto mehr
hat man sich bei solchen Kranken vor der An-
wendung äufserer Wärme an die schmerzhafte
Stelle zu hüten, wozu sie meist einen gro-
fsen Hang zeigen, da sie momentan durch ih-
ren Reiz anfanglich nach aufsen etwas abzulei-
ten, oder vielmehr durch das äufsere erhöhte
Wärmegefühl den innern Schmerz wie zu über-
tünchen scheint; später aber, den Kranken und
Arzt täuschend, durch den heftigen Reiz den
Schmerz, und damit die Entzündung nur ver-
mehrt und so die Gefahr ihres Uebergangs in
Eiterung vollends herbeiführt, wenn sie nicht
* durch reichlichere Blutentziehung , als sie ohne
diesen Fehlgriff nßthig gewesen wäre, noch
abgewendet wird.
Dasselbe gilt bei Entzündungen der Gah
aponeurotic, des Kopfs; auch hier erfahren die
Kranken sehr oft obige primäre Wirkung der
aufsern Wärme mit nachheriger Verschlimme-
rung aller Erscheinungen. Dagegen werden
hier kalte Ueberschläge, wo das Blut in der
Rege] eine starke v Grüst. pleurit. zeigt, mit
Vortheil angewendet, und das Aderlafs ist da
bis zum gänzlichen Nachlafs des Schmerzes
notbig, wenn schon der Puls unter täuschen-
dem Schein keine solche Energie der Entzün-
dung, der Natur der fibrösen Häute entspre-
chend, verrathen soll*
— 106 . —
es In der Erfahrung nur zu oft vorkommt, dafs,
was io diesem Fall als das sicherste Criterium
für unser Handeln auftritt, in einem andern
entweder ganz fehlt, oder sich als ein nur un-
tergeordnet wenig Bestimmendes für dasselbe
herauswirft; daher keines für sich, sondern,
wie gesagt , nur in der Stellung des Ganzen,
und dieses selbst vollen Werth haben kann»
Ist der Puls oft daher' das allein sichei* Be-
stimmende in Hinsicht der Blutentziehung nicht
hlofs überhaupt, sondern auch insbesondere hin-
sichtlich ihres Maafaes, und bedürfen wir nup
ihn , um unser Handeln sicher zu leiten ; so ist
er es, wie wir sehen, eben so oft auch nicht,
und es freien, ihn sich unterordnend, .andere
Erscheinungen in dem Krankheitscomplexus au
seiner Stelle als bestimmend auf. Ja in dem
Lauf derselben Form kann dieser Bestimmungs-
wecbsel Statt finden. Ihm allein Vertrauend,
• kann es daher nicht fehlen, dafs oft anfangs
unbedeutende Krankheiten" zu deo verwickelt»
sten umgestaltet werden. :
V.
Erfahrun
über die Wirkiamkei
des Kissinger Ragozi-1
und über das,
dieselbe bedingende, diätetii
leliscb«
Dr. Biermann,
Kunigl. Hannoverschem Hofmerlikat
U Dter den auflösenden Mineral - V
che durch ihre lief eindringende
Vitalität des Organismus so wohll
inen , nimmt der Kissinger Rn
eine der ersten Stellen ein. Dem
wirkt eine <|ua!italive Veranden
Bildung zum Grunde liegenden
besonders des Bluts, als Tragen
sehen Lehenskraft. Dieser Brun
her zu den eingreifendsten, wie
mitte! o immer gerechnet werden
so mehr, als er fern von der l
ken, dieselbe speeifische Wirki
trübt bewahrt, In dem ge^en?
meiner Praxis wird diese Erlab
■— 107 —
seit mehreren' Jahren , durch eine grobe Zahl
sorgfältig von mir beobachteter Krankheitsfälle
bestätigt, in denen ich den Bronnen als Heil««
mittel verordnete, und dieselbe immer gleich«
förmig wahr fand. Um aber die mir vorge-
kommenen Erfolge zu erreichen, mufste ich
vor allen Dingen mit der gröfsten Strenge bei
jedem einzelnen Patienten auf die genaueste
Befolgung derjenigen diätetischen Vorschriften
halten , welche ich -in den einzelnen Fällen,
mit specieller Hiosicht auf die besondern Kräfte
des Brunnens Torzuschreiben mich veranlagst
gefunden hatte. Ein angemessenes diätetisches
v erhalten , welches überhaupt bei dem Ge-
brauch mineralischer Wässer erstes Erforder-
nifs treibt, ist besonders bei dem Kissinger
Bagozi- Brunnen unerläfslich , um einer höchst
erfolgreichen Wirkung gewifs zu seyn. Nur
in der Vernachläfsigung der diätetischen Seite
des Verhaltens möchte allein der Grund des
Mifslingens und Mifstrauens liegen, welches ei-
nige Aerzte gegen die Anwendung des Kissin-
ger Brunnens zeigen. Und doch ist gewifs die
Wirksamkeit des letztern in entsprechenden
Krankheitsfällen die fruchtbarste und hülfreich-
ste, welche man von sogenannten auflösenden
Mineral - Wässern irgend erwarten kann. Mit
Zuversicht darf ich versichern, dafs unter der
hier berührten regulativen Voraussetzung, kein
anderer Mineral- Brunnen gleicher Gattung an
Heilkraft dem Kissinger Ragozi gleichkommen
wird. Wenn also nur die Aerzte, sofern sie
diesen Brunnen verordnen, das diätetische Re-
gime sorgfältigst ins Auge fassen, wenn sie nur
ihre Kranken anhalten, nach den, Jedem er-
-.theiUen Vorschriften unausgesetzt während des
Gebrauchs zu leben, ja, nicht die geringste
— 109 —
in deren Sphäre der Bronnen ab Heilmittel wirk-
lich auftritt, sich mir bewahrt haben. —
Bei wenigen Mitteln kommt es, so sehr
darauf an, alle entgegenwirkenden , besonders
materiellen Einflüsse von dem Patienten abzu-
halten, als bei dem Kissinger Brunnen, damit
die heilende Potenz ganz ungestört im Orga-
num ns sich offenbaren könne. Nach meinen,
mit Liebe und Interesse angestellten Beobach-
tungen , glaube ich gefunden zu haben , dafs
bei keinem unserer M.wässer das Hervortreten
des reinen Effects sox sehr Ton jenem Erforder-
nisse abhänge , als bei dem Kissinger Ragozi-
Brunnen. Wenigstens auf vier, nicht selten
auf fünf Wochen mufs die Anwendung des
Brunnens ausgedehnt werden, wenn sein tiefes
Ergreifen der Säfte und des Vitalitäts - Proces-
ses vollkommen sich bekunden soll. Denn
nicht kürzere Zeit kann hinreichen, um jene
biodynamischen Offenbarungen dieses herrlichen
Naturmittels an einzelnen Kranken zu vollen-
den. Wird aber dasselbe in der gehörigen
Zeitdauer ? unter diätetischen Vor sich tsmaafsre-
geln continuirt, so wird sich bald Folgendös
feigen. Ein rascherer Stoffwechsel in den Ge-
bilden des Organismus wird aufleben ; eine cri-
tische- Ausscheidung auf den materiellen Seiten
des Organismus wird das krankhaft beschränkte
Nervensystem bald freier machen und dadurch
erwecken. Der Termin, von welchem an ich
Hie Bethätigung dieser Heilkräfte an den von
'mir behandelten Patienten frühestens beobach-
tet habe, lag zwischen dem 14ten und 21sten
Tage. Von dieser Zeit an nahm ich zuerst
die Zeichen eines progressiven Verhältnisses
der Heilkraft wahr; doch konnte ich aus der
— 110 mm- ^
a *
«
Vergleichung eine» so diätetisch geregelten Hut
Verfahrens mit frühern Bemühungen anderer
Aerzte deutlich wahrnehmen, dafs der strenge
diätetische Regulator, welchen ich mitwirke!
liefs, hier ein unerläßlicher Haüptfactor ward.
Kur in Voraussetzung der bemerkten. Diät, dei*
anhaltenden Dauer des Gebrauchs, kann itfc
empfehlen , dafs täglich eine der gewobnUcbea
kleinen Kruken , in welchen man den Kissin*
Ragozi versendet , etwa ron einem stärkest
Quartier Gehalt, Morgens nüchtern getrunken*
werde. Am zweckmäfsigsten niochte ms* jede
Kruke in drei gebräuchlichen Brunnen -Fortio-
nen geniefsen. Das erste Drittheil dersröfnerf
ten Kruke pflegt beim Ausgießen fiele Kony
lensäure zu entwickeln. Das Wässer ist krjH
stallbell; es hat einen erfrischenden, angenehaf
belebenden, auf der Zunge stechenden Ge-'
schmack. Das zweite Drittheil, schon
Luftsäure enthaltend, bat einen Geruch
Geschmack, der an Theer- oder Kreosot- IhV
ser leicht erinnert, doch in verschiedenen KliP
ken nicht gleich erscheint« Hier ' wurde u\W
dem Beobachter, welcher nach' den bekato*
ten Grundsätzen der Biodynamik n^aM
Fällen seiner stets sich mehrenden Erfahmf'
handelt , der Grand und der Grad praktiscMf
Wirksamkeit des Brunnens sich constatiren. ftt*
erste, an fixer Luft reiche, Drittheil
den täglichen Genusses, wirkt auf den
punkt des organisch -regetatiren Ne:
auf die Plexus des Unterleibes, namentlich
das Sonnengeflecht, zuvörderst sehr e
ein. An dem zweiten Drittbeil aber
besonders die durchdringende, -das gaue
pberische Nervensystem in dem Hajitotgaa*
in seine feinsten Verschmelzungen
— 111 —
resuscitirende Wirkung zu liegen« Das dritte
Drittheil wird beim Ausgiefsen trübe, spielt
oft etwas ins Gelbliche, erregt einen starken
salzig bittern Geschmack« Und hierin zeigt
sich die profunde Wirkung, welche den Stoff-
wechsel,^, h. die Thätigkeitsseite durchgängig,
selbst in den kleinsten, auflösenden Potenzen
sonst unzugänglichen Verzweigungen des Ge-
fafs - unff Drüsensystems wiederum anfacht und
'bis zum Gesundheit» -Punkte erbebt. Um diese
dreifache Stufenfolge, diese nothwendige Ein-
heit der Frucht unsere Heilverfahrens zu ge-
winnen, dürfte man unerläfslich den Kranken
einschärfen, dafs sie die täglich verordnete
Kruke ganz teeren, und nicht den untern Ue-
berrest, weil er ihnen trübe erscheint, gering
achtend verschütten.
Eine anhaltend, starke Bewegung, welche^
die Kranken in vollige Transpiration bringt,
wird zum Eindringen und Durchdringen des
Brunnens in /den Organismus nothwendig ver-
ordnet werden müssen. Nach der Rückkehr
von dem täglichen Brunnen- Gebrauche möge
jeder Patient sofort sich Torsichtig umkleiden,
damit auch die ableitende Wirkung Tollendet
werde, welche, nachdem das Gangliensystem
erweckt worden, in dem Hautorgane periphe-
risch ausstrahlt. JDafs demnach auf angemes-
sene Bekleidung, die immer nach personlichen
Verhältnissen eines jeden Subjekts und der
Witterung sich richten müsse, die gröfste Auf-
merksamkeit zu wenden sey, versteht sich von
selbst. Erkältung möge besonders vermieden
werden. Denn gerade durch den Gebrauch
dieses Bronnens wird die Empfänglichkeit, die
Heilbarkeit des Organismus' für äuitere Ein-
- 112 ~-
Wirkungen nrrg'emein erhöhet, so Sehr/dafs t;
B. das Schneiden der Haare noch drei Wochen
nach der Kur vermieden werden mute. Wenn
vielleicht jene grofse Wirksamkeit des Dran«
sens auf die Ganglien in ihren verschiedenen
Richtungen bei diesem und jenem Patienten,
durch leichte Uebelkeiten, durch leise Schmer«
zen , durch krampfhaftes Ziehen in der Gegend
des Magens und des Unterleibs sich ankündigt
so dürfte man dies nicht als entfernte Indica-
tionen eines Magenkrampfes ansehen , so darf«
ten nicht sogenannte Roborantia, Carininatfra o,
s. w. zu verordnen seyn. Bei Männern, wel-
che an Tabacksrauchen gewohnt waren, konnte
ich bemerken, dafs nach dem Gen ufs des Bron-
nens eine Pfeife Taback hinreichte , jene leisen
Belästigungen zu heben ; doch möge man G»
garren vermeiden. Sollten die angedeuteten
.Erscheinungen im Laufe drs Tages sich ein-
stellen, so wird ein Glas Wasser, mit einer
Auflösung einer möglichst grofsen Quantität
weifsen Zuckers erleichternd wirken. Wird du
Gefühl dieses, also nur scheinbar krankhaften
nervösen Erwachens , von einer gewiesen Ee-
Schöpfung begleitet, so würde ein Zusatz leich-
ten weifsen Weins anzurathen seyn. ZoB
Frühstück rathe ich reinen Indischen Kafif^
von mittler Stärke, mit einem Zusätze teC
Sahne, und Bulterbrodt von wohlausgebacke-
nera, leichtem, ungesäuertem Brodte zu genie*'
fsen. Alle Surrogate des Kaffees, besondert
auch den jetzt so gebräuchlichen Roggen -Kaf*
fee , mufs ich hier durchaas verbieten. Der
Genufs des grünen, wie des schwarzen Theetf
lfrird ganz und gar zu vermeiden seyn, iftS
dieses Getränk die heilsamen auflösenden Stuft
des Brunnens zersetzen, und dadurch die Früchte
~ m
der Kux fortwährend- wiedecrqiifhebea. ,wMf
Alles Obst, spwobl roljps,, a)Ls gekochtes, S^
reo, Compot*». SallatSp. JCQbe .Älilch,', i&äsfy
Pier/ Jfett f in Putte* , Qe^c^en^Vy %r un#
alle, au» denselben bereiteten, scbwqrereji. $pei*y
»en, rother .Wjein, Punsch, ^ifffcpff,, 8t*rkS -fi«
würje, wün^e* auf <hß,I<*st& c}er verbotene^
6eww;.kSDjmen. .. Eme^chft .leic^,^^
Wasser- Bouillon- und Sagosuppen mit weifseni
Wein, junge Gemüse, Fleisch, selbst geräu-
chertes, wie Schinken , Mettwurst, die weni-
ger fetten Arten der Fische, sind dagegen zu
erlauben, und durch den Genufs eines guten
weifsen Weins, oder einer guten Sorte voll
Rhein- nnd Moselwein zu würzen.
Dies sind die Bedingungen, unter welchen
man wirklich grofse, unerwartete Resultate durch;
den Gebrauch des Kissinger Ragozi- Brunnens
erhalten kann, namentlich in Fällen, wo die
Circulation in den feinsten Gefafsen belebt, und
umstimmend auf das Gangliensystem des Un-
terleibs gewirkt werden soll. So behandelte
ich Fälle nervöser Lähmungen, so heilte ich
Folgen von Schlagflüssen , bei denen Stockungen
in den feinsten Secretions -Organen zunickge-*
blieben waren; so behandelte ich Lähmun-
gen , welche auf Entzündung de» Rückenmarks
folgten; so jenen ganzen Complexus nerröser
Erscheinungen, die wir unter der Cathegorie
hysterischer und hypochondrischer Leiden be-
greifen, und so häufig mit congestiven Erre-
gungen der Unterleibs -Organe Zusammenhang
Ki; so Beeinträchtigungen der psychischen,
ätigkeiten, als Reflexe organischer Störun-
gen. So konnte ich auch bei anomaler Gicht, ,
Je«*. LXXXKB. 4,gt Q
'— «4 mm
fceWnders bei oicbectiscbeä tiyifirflaitf ifa^
ler Art, selbst nach Krätze und Sypbili» ent-
wickelten9 die heilsame, Säfte, verbessernde
Wirkung dieses M. wassers erfreulich rähmso,
So wie endlich bei unregelmäßiger <?der Schmer**
lieber Menstruation, unter den Bedingung«
tiuer Plethora abdominalis «od einer PUfhon
€Qmmota, kein eindringlichere* ' Heilmittel
^fehlen« —
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VI.
Kurze Nac h r i cht« tt
Auszüge.
1.
Monatlicher Beriekt »
über ■:"1
den Otmmdheft$xu§tmdt Geburten undTodeefitte WH)flßrfa
■ütgMieiH .t
enu den Auen der med» cntfwy« Gteeufchnft»
Mit der da** gehörigen Witterung* * Tnbette.
rikM^Mh
Monat 0 et ober*
tJeber die Witterung verweilen wir auf die beigefügte Tatet
Be wwrdea geboren: 458 Knaben»
421 Mädchen,
879 Kinder* ,
Be fttarben: 183 männlichen,
160 weiblichen Geschlecht* Übet,
und 36| Kinder unter 10 Jahre* „
704 Penonen»
Mehr geboren 175*
H2
->- 110
geboren: 440 Knaben»
433 Mädchen,
873 Kinder.
Es starben: 287 männlichen,
237 weiblichen Geschleciita tter,
end 496 Kinder unter 10 iahresu
1010 Personen.
: Mehr gestorben 140»
Im Verhaltni/s mm Oetober . den Torigen Jekefc
worden im Oetober diese» Jahres 6 mehr geboren, snd
sterben weniger 315»
■ *■■
Die in den letzten Monaten Statt gefandeM
britat, dauerte «war in den ersten Tag**} dieses ]
noch fort, minderte sich aber gegen die MHte des
nats, nnd am Ende desselben war die Zahl der
nicht unbedeutend. Der gastrisch -nerres*
tete sich immer mehr ans, nn,d gegen Ende den
gesellten sich viele rheamaQsche ßes^w^enjejt
Wechselfieber, besonders mit Qaartän-'Tjpaa,
häufig tot. Scharlach and Masern rHlgfan "sinnt ajssi
radisch; Poeken nur selten, dennoch starben S VtfMnjA
daran, unter denen ein Erwachsener*
." ■ * ■ ■ ■■■ ■
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I, (i.-[,ärii-.vnSj,r«iielit
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An t.r Jb«i»rilD|ifiint-
■-.'l.tvriJ.>tlunE.
toÄ
.cl.,lna
Ftfiw dl* Kranklicllicoustilnlimi da Eltlerth
liitn im ÜerbiU 1833, ™.f .(in dmtlbgt
Ho auffallend geringe ilie Krankem»!)]
gemeinen catarrhalisc!] - er. tz im il liehen Kra
Mitwlion im 2tan Quartal den angeblich Uli
nifctenjaltre» auel) VW, io grofie Steigerung
(en Halt.
Bei fast gUnzlicIieni Klangel an Gew
gen, daliei uerleutemier Dürre, aiilialteml
- W9 —
Norif- West -Winde, dorcbgSngig kühlen Abende» ««#
Nachten, mit grofser Wärme in den Mittagsstanden nabsm
die allgemeine Kraiikheks - Constitution einen rein rheu-
matisch- entzündlichen , sich spater gern zum Nervöse«
hinneigenden Charakter an. Der Landmann , der, wegea)
der hier and da schon beginnenden Ernte, sich den at-
mosphärischen Veränderungen, der gewaltigen Hitze asm
Tage und schnell darauf folgender Kable Abends, stets
unmittelbar aussetzen mufste , erkrankte daher jetzt häufig
an rheumatisch - entzündlichen Fiebern, bald mit, ball
ohne Localleiden und Frieselausscblagen , in Folge pti>ts4
lieber Störung der Hautfunction , nnd vielleicht auch def
fibermafsigen Trinkens , wozu ihn die gewaltige Hitze m
den Mittagsstunden zwang« Dennoch blieb die Sterblich*
keit höchst unbedeutend, da alle diese Leiden des Land«
mannet leicht und bei Ansprnchnahme der Hautfunitio«
bald vorübergingen, nnd viele Ortschaften, eigen genug»
bei denselben Einwirkungen verschont, sich des bestem
Wohles erfreuten.
Im Monat August verblieb et bei den kohlen Aben*
den nnd kalten, ja mitunter Frost mit sich fahrende«
Nächten, Mangel an Gewittern nnd Regen, und fortp
dauerndem starken Luftauge, vorherrschend atis West*
Süd - West und Sud - Ost mit gesteigerter Dürre nnd ge-
waltiger Hitze um Mittag. Jetzt sank der Landmann, vo«
Hitze und Durst, schweifstriefend, oft unter seiner Bürde
nieder, suchte Erholung durch Ruhe im Schatten, Ab-
kühlung «nd Labung seiner Zunge in starkem Genulf
kalten, mitunter noch sehr schlechten Getränks; denn der
häutigste Qenuls des Kartoffelbranntweins löschte seine«
brennenden Durst nicht. Sein Hanstrtmk, eine Art Ko*»
fent, war, in Folge der starken Hitze, sauer, nnd der
Brunnen bis auf den Schlamm versiegt
Dabei litten die Unterleibsorgane schon bedeutend«
Der anhaltend zu erduldende Sonnenstich auf den Kopf
lockte die Sfifte in Uebermaafs dahin, und störte das Ge-
hirn in seiner Function , welchem der Magen seinen Con-
aens nicht versagen konnte. Durch den ungewohnten
schnellen Wechsel der Temperatur mit Tag und Nacht,
wurde die Hautverrichtung gestört, und dadurch der Darm-
kanal zur Mitleidenheit gezogen, oder genötbigt, den
Dienst der Haut mit zu übernehmen. Daher sähe man
jetzt rheumatische Kopileiden aller Art, bis zur wirkliche«
Pbreniiit gesteigert» nicht selten mit Gmchttroan, com«
** 120 -
Kasuellem Erbrechen und Durchfallen begleitet •" Kfiaflg^
aber unerklärbar, warum gleichfalls lediglich mehr Örtnco
beschränkt, und die Nachbarschaft frei davon , auftreten»
In der Art, und anter gleichem Charakter, erschiene»
kpater euch, and zwar nur örtlich in ein reinen Gegen*
den, wirkliche Rühren, nnd hier nnd da leichte Breohrobr-
fille. Zum Schlufs de« Monats traten mitunter noch sekr
übele Unterleibsentzündungen mit krampfhaften ConstrnV
tionen hinzu.
Monat September continoirte bei vielen warmal
Nächten mit grofser Hitze, trockenem Winde ana Osten;
Süd -Ost nnd Süd -West, and unbeschreiblicher Darre,
so, dafs die gewaltigsten Moräste und grofeen Teiche aus*
trockneten, junge und alte Baume verdorrten? nnd röte
Brunnen ganz versiegten. Der arme Land mann hUeh den
atmosphärischen Einwirkungen and Einflüssen fortwährend
frei ausgesetzt Damit nahm jetzt, doch immer wieder
nur Örtlich, und zwar da, wo noch eine uns unbekannte,
atmosphärische Begünstigung Statt finden mochte, offen-
bar das ganze Nervensystem , besonders aber der Solar«
nerve lebhaften Antheil. Die rheumatischen Fieber far-
raehrten sieh, wo sie einmal ihre Heimath h'attea, aW
«ahmen in der Regel einen nervösen Charakter an*
ren and Brechruhren sähe man, wo sie auftraten, in
nnd von der geringsten bis zur höchsten , dtorasia
Brecbrubr sehr ähnlichen, wenn nieht ganz gleichen Fonm,
letztere oft mit gewaltigen Krämpfen , nieht allein im Be-
reich des Solarnerven , sondern des ganzen Nei iuisiatan%
erscheinen, doch aber ihre scheinbarlich gesteckten Gtav
aen nicht überschreiten. Hiervon unter viele» FtteasnY
vier Beispiele aus meiner Praxis:
In der Nacht zum lsten Septbr. bekam der 24 la%
alte, kerngesunde, eyelopiseb gebaute Schmidt IC. an TreV
bos im Lqckau er Kreise ohne alle Vorboten gewaWfa,
wasserigtes Erbrechen und dergleichen unablässige Stahl*
Abgänge, den ersteren abgerechnet, welcher allein KoA
mit sich rührte, Dabei erkalteten Hände nnd Fä(se eni
die Muskeln der Gliedmafsen, besonders die Wadeiuaef*
kein, ballten sich, bei Zusammensinken des ganxen Kör-
pers , hier und da krampfhaft zusammen. Ka wurde« ihn
wanne Getiänke sofort in Menge verabreicht, nnd ex)
Glieder mit Wärmsteinen und Wärmflaschen and denk
gewaltiges Frottiren mit wollenen Tüchern , ■ dala- an es*
Unterschenkeln sogar die Oberhaut abgerieben «rorde, II
— 121 —
arwfc'rmen verwebt, aber vergebens. Den Itten Septem-
ber früh bei Tageslicht war der Zustand folgender: dai
Gesieht eingefallen nnd ankenntlich; die Nase spitz) die
Lippen zurückgezogen , und die schönen, weilsen Vorder-
xaune unbedeckt lassend; die Augäpfel ganz nach hinten
verdreht, und dabei tief in ihre Höhlen zurückgesunken,
und die Tunica albuginea lediglich allein sichtbar; die
oberen und unteren Gliedmaßen eiskalt, seihst auch die
Brust, hier und da bläulich , doch die Haut nicht sehr fal-
tig ; die Zehen krampfhaft nach hinten gezogen ; die Knie-
gelenke gekrümmt; die Sprache ganz heiser, ohne vorher
eine Spur davon zu verrathen, und eben so unkenntlich,
wie der ganze Körper. Hierbei dauerte starker Durst und
periodisches, sehr wasserigtes Erbrechen und dergleichen
Stuhlabgange , sammt dem stofsweisen, höchst empiindU«
chen, krampfhaften Zusammenballen der Gliedermuskeln,
besonders der Waden, fort.
Die Anwendung des Pulv. tterophor. e Natro carban*
rtcidul., eine Auflösung von Qttmm, arnbko mit Tinctur,
Opii und kleine Gaben von der Ipccncumüia bei Fortge-
branch warmer Getränke, als Pfeifermünzthee u. dergl.,
nammt alten aufserlioh fortgesetzten, auf die Glieder höchst
erwärmend wirkenden Mitteln, und sehr warmen, oft wie-
derholten Breiumschlägen von Leinsaamen und Weitzen-
Kleie mit Zusatz von Karbe und andern Gewürzen über
den Unterleib, blieb nicht allein fruchtlos, sondern die
Zufalle steigerten sich bald so, dofa alle Circnlaüon des
Blutes in den Gliedmaßen den 2ten Sept. früh schon gänzlich
wegfiel, wobei an demselben Tage gegen Mittag die was-
perigten Stühle und dergleichen Erbrechen nachließen,
•ich. der Körper unwillkuhrlich streckte, auch am Leibe
immer mehr und mehr erkaltete, und selbigen Tages
Nachmittags gegen 3 Uhr gar keine Zeichen des Lebens
mehr von sich gab. Als ich ihn zu der Zeit sähe und
untersuchte, fand ich nicht die leiseste Spur von Athmen,
Hoch vom Herzschlage mehr wahrnehmbar. Der Körper
lag völlig gestreckt, die Zehen znr'ückgebogen 9 und die
Haut allenthalben welk; jede Hautfalte, die ich durch Zu-
sammendrücken mit den Fingern bildete,, blieb stehen*
Pas Gesicht war ganz zusammengefallen und unkenntlich \
die Nase spitz; die Vordt*rzähne unbedeckt; die Augäpfel
nach hinten verwandt, und nicht allein sehr tief in ihre
Hohlen gesunken, sondern auch schon so welk, glanzlos
Und faltig , wie man diefs sonst nur bei lungeret Zeit enfc-
■edten Korpora aotiitft.
— 122 —
Ob ich tinter solchen Umständen gleich Aas _
Bild des Todes vor mir sähe, rieth ich, den Körper dea-
■och in seiner Lage zu lassen, und nicht eher zu beer*
digen , bis Zeichen der Fäulnifs einträten , was aber eist
den dritten Tag nachher der Fall war, und womit aach
das natürliche Ansehen und die Kenntfichkeit des Kör-
pers im Gesicht wiederkehrte.
Ein zweiter Fall war folgender: Die Ehefrau des Bo-
niteur K. in OeUig, im Seh weinitzer Kreise« gegen 60
Jahre alt, legte rieh den 8ten Septhr. Abends gesnad
schlafen. lu der Nacht wurde sie mit gans gleiches Ze-
ßllen befallen, wie vnrgedachter Kranke, nar geseltts
sicli gleich von Hause aus noch ein eigenes 8tecbegeffiH
oder ein Gefühl , als *pi der Körper schon todt, Yiam»
Es wurde sofort auf gleiche Weise verfahren, wie bei er-
sterem , und nach Verlauf von 12 Stunden hatte fch dss
Vergnügen, die Eiskalte der Glieder, das wisse rigts Er«*
brechen und dergleichen Stühle verschwinden, die Krasse
in einen gewaltigen, warmen Schweifs verfallen, nad sol-
che damit gleichsam zauberkräftig, völlig gerettet an sehen.
Ein dergleichen schwerer dritter Fall kam ha Dens
Werchluga, im Schweinitzer Kreise, bei der Hfifiunsjss
L, vor. Hier ging das Uebel ebenfalls schnell
aber es folgte eine hartnäckige Schleimruhr, mit Ni
lieber in Begleitung, nach, womit die Natur 4
lang zu kämpfen hatte, bevor sie siegte.
Der vierte Fall traf den Hüfner K. in Oehsfi •»
niederstSmmiger, proportionirlich und muskulös gefasst*)
kräftiger, 38jähriger Mann. Diesen überfiel das TJsW,
dem nichts, als einige Unruhe im Unterleibe «nd gerieji
Eingenommenheit des Kopfes vorausging, am 2Mea asp*
tember auf dem Wege von Solllieben nach Oelsig, sag
gleich so gewaltig , data er sofort nmflel , säst sinnlos eV
gen blieb, und von zwei Reisenden, letahenahnjins Sf-
funden , über ein Pferd , was . der eine bei sich ftfes)
gelegt, und so nach Hause geschafft wurde, woran! awl
mich sofort zu ihm rief. Nach Verlauf von hocJkstesft-S**
derthalb Stunden stand ich bei ihm am Krankenbette, e*
circa um 4 Uhr Nachmittags seyn konnte« Der Zsstawj
worin ich ihm traf, war folgender;
Bei Zusamniengpsunkenheit und Haltlosigkeit des Klr*
pers. Ausbleiben all?« Pulsschlages an den GÜedauta
am HaUe kaum bemerkbar | gast heiserer 8timn#, "^
— 123 *i
vorheriger Spur davon; halbgeschlossenpn Augenfiedern nnd
unwillkürlichen Zufallen derselben; Kalte der Gliedimv-
fsen, doch nicht so auffallend, wie gewöhnlich; häufige«
Erbrechen und dergleichen wäfsrige Stuhle, denn ente-
ren abgerechnet, den ich nicht gesehen; Krämpfe in den
Gliedmaßen, zusammengefallenen ^ Unterleib ; Mangel an
Urinabgang; in die' Orbita tief hinabgesunkene Augäpfel
und bauliche Ringel um dieselben; die Nase spitz; die
Stinte blafs, der übrige Gesichtstheil aber röthlicb-blau;
Angstgefühl in den Präcordieo, besonders kurz vor dem
Erbrechen fühlbar; sonst über nichts klagend, wenn der
Gliederkrampf rubete,
Heifse Breiumschläge von Lein, Kleie und Karbe
Gber den ganzen Unterleib , dergleichen Wärmflaschen und
Steine auf und an die Gliedmafsen, innerlich alle zwei
Stunden J Gran Opium mit £ Gran Ipecacuanlia nnd 10
Gran £ucker; dazwischen Brausepulver nnd abwechselnd
Spirit. Minderer! bewirkten Abends 10 Uhr Aufhören des
wässerigten Erbrechens und der wäfsrigen Stuhle, brach-
ten nachdem Wärme der Glieder, starken warmen Schweifs,
und damit, nach Verlauf von 24 Stunden die gänzliche
Befreiung von dem Uebel, bis auf einige Symptome, die
ein Nervenfieber besorgen liefsen, welche der alleinige
Fortgebrauch des Sjririt, Minderer* nach Verlauf von 0
Tagen , bei fortgesetzter Abwartang maüugen Schweiftet,
allein beseitigte«
Leichte Fälle traten in den Ortschaften, wo sieb
einmal das Uebel zeigte, so häufig anf, dafs im Ganzen
wenig Menschen übrig blieben, die nicht wenigstens eine
Spar davon empfunden hätten, and sollte sich solche auch
nor durch Wadenschmerz, der, sonderbar genug, häufig
vorkam , aussprechen , ja meine Wenigkeit seihst nicht un-
verschont liefs. Dabei blieb das rheumatische Wesen im**
mer vorherrschend , und die Anspruebnahme des Hautorgans
mir schnellen Heilung die Hauptsache, wodurch sich die
Natur in den mehresten Fällen auch selbst half. Warm-
halten des Körpers war, allem Anscheine nach, das si-
cherste Präservativ. Bei alledem fand, im Ganzen ge-
nommen, dennoch eine sehr geringe Sterblichkeit Statt,
zumal die benachbartesten und oft in engster Verbindung
und Berührung stehenden Orte nicht das Allennindeste
-▼on alledem empfanden, und daselbst der allererfrculichste
Gesundheitszustand Statt fand, und sich anfserdein auch
«kbt die leiseste Spur von einer andern Epidemie wahr-
~ 125 —
misch, epidemisch !n manchen' mdner Ortschaften vor An*
gen gehabt. Also ist nnsere dermalige europäische Breche
rühr bestimmt etwas anderes» als die frühere, wenigstens
hier an der schwarzen Bister. Es scheint mir daher eine)
•igenthämlicbe , die Erscheinong der Cholera begünsti-
gende atmosphärische Constitution noch jetzt zu herr-
schen, welche bei ihrer Entwickelang günstigen Verhält-*
nisten unters Luftkreises, in Folge von Erkältungen und
Diätfehlern oft schnell and leicht diese heftigen Formen'
von Cholera hervorruft.
3.
Veher die Wirlung de$ laiche» Camgeen^
Vom
: Dr. F. 8. Wolffshelm,
ff aktuchem Arzte in Königslutter»
Veranlagt durch den Aufsatz des Herrn Medidnalrathv
Conen in dispers medizinischer Wochenschrift, welcher
das Liehen Carageen nur als ein schleimiges nährende*
Arzneimittel betrachtet, demselben aber alle speeifische'
Wirkung in Zehrkrankheiten abspricht, erlaube ich mir,*
folgenden Krankheitsfall mhzutheiien :
A. K,*.» 17 Jahr alt» von schlankem phthisischem
Körperbau, hatte in frühem Jahren schon mehrere Krank-
heiten glucklich überstanden, and wurde im Juni d. J,
in Folge einer vorhergegangenen Erkältung, vom Husten
beiallen, welcher. jedoch wenig beachtet wurde» Durch
eine aufs Nene hinzugetretene Erkaltung, entwickeltes! cb
bei dem .Patienten eine heftige Diarrhoe, welche ihn ao) -
abmattete, data er sich genöthigt sah , ärztliche Hülfe da-
gegen in Anspruch zu nehmen. Einige, von einem ho-
möopathischem Arzte ihm gegen dieses Uebel verordnete
Pulverchen, bewirkten jedoch keine Besserung. Darauf
versuchte Patient Hansmittel, allein mit demselben Er-
folge. Nachdem das Uebel schon aber 8 Tafce gedanerf,,
kalte, ward« mir die änUiche Behandlung dta Fsa^na^
übertragen. Der Kranke hatte ein Matseseach
Amelien , und klagte über allgemeine Mattigkeit and Ab-
spannung Hei ganzen Körpers, föngeooameaJicft des Ko-
pfes, Ohrensausen ond Flimmern vor den Auges« Dia
Zunge war weiblich belegt, Geschmack Jade, der- Appe-
tit fehlte fast gänzlich, Durst war stark. Die Stnhlanaleo
^rangen erfolgten 4 bis 6 Mal taglich, Ware« wässerig,
zuweilen mit Blatstreifen vermischt , und Trmrsarhirai tot
und nach dem Abgange Kaeifen uad Poltern in Leibe)
der Urin war röthlich, trübe, und liefe beim- Brkalten
kein Sediment fallen. Die Respiration war beschleunigt»
beim Athemholen klagte Patient über einen stechenden
Schmerz in der linken .Seite der Blast, oberhalb der kor*
sea Rippen. Der Husten erfolgte häufig, war mehr trok-
ken und angreifend. Der Puls klein , weich und freqnent»
Da hier das henrorstechende Leiden des Darmkanab tot—
aüglich zn berücksichtigen war, weil dorch den dadurch
Ipwirkten Säfteverlost,, die Kräfte de* Kranke* Mine
in Anspruch genommen wurden, so suchte ich auerat
dieses lästige Krankheitssymptdm zu beseitigen, welchen
mir auch nach einigen Tagen gelang. Jedoch entwickelte
sich nun das Leiden der Respirationsorgane . mk desto
grösserer Heftigkeit Der Husten wurde starker, beson-
ders des Nachts , der Auswurf copiÖser und von grunbV
c^er Farbe. Dabei klagte Patient über Stechen- im Kehl-
kopfe und Schmerz in der Brust Gegen Abend atnlltv
•ich Fieber ein, mit Brennen des Kopfes und' der HanoV
flächen, beschleunigter Respiration, frequentem Pake ete*
der Kranke magerte zusehends ab. Die Kräfte sanken^
und gegen Morgen traten coiujquative Schweifte ein* Un-
ter diesen höchst ungünstigen Umstanden, da hier eine)
Hithisis ineipiens nicht zu verkennen war, griff ich, darch
die früheren Versuche ermuthigt, an dem lAAm
geen. Ich Uefa dasselbe täglich In der bekannten)
ohne alle anderweitige Arzneimittel, als einen Und
JSrurtr e Sttcco Liquir. c. Rxtr. Hm»e., welchen loh
starkem Eintreten des Hustens Tbeeftonttwaisa
liefs, am die Expektoration an erleichtern»
nlid terband hiermit eine nahrhafte leicht Terdaoliche DinV
Bei dieser Behandlungsweise besserte sieh albniaig der
Zustand des Kranken. Der Husten wurde gelinder, de*
Aosworf geringer, weiblich and dicker, das. Al>eednebcr
und die NachtschweÜse hörten allmähtig auf , ' Und awg
Kräfte nahmen immer mehr zu, so dafs Patient eich
<t^nwirtig einer recht goten Geaandbtit erfreuet
-N
— 127 —
Weas wfraa^ im r Staate sind, mK
■uttela, als besonders Blcnüttela, Opiaten eis., darghnV
che« Coltiguationcn des Olgaaismas entgegen u wirken
so schaden erstgenannte Mittel häufig deren ihr an belli*
gas, feindselige« Einwirken auf das Nervensystem esal
die Digestioasorgane. Alle diese genannte» Nachtheün
finden beim £dcfte» Ctanranfes durchaus nicht Statt« indem
dasselbe nicht aar den gesoaheaen Tonus der Schleim ab-»
aoaderadea Flachen and des Dreseasystems hebt, sondern
äach seieer höchst milden Eigenschaften wegen, bei ScliwäV«
che dea Darmhaaals and Neigaag sa Diarrhöen die Dia»
fttsaiosi dasa beseitigt, (wovon ich bereits mehrere Male
mich zn überzeugen Gelegenheit gehabt habe), und hinter*«
ber die Digestionsorgaae an gröberer Thatigkeit anregt,
ao dau die Patienten «H» HM AmP besten Appetites er«
areoen, and sich aufiallend schnell wieder erholen. Ich
betsachte . iaa dieser Hinsicht die- Ketdeckuug, dieses Arz-
■stiiaitttls a|s eine wichtige. BertkberaAg unseres Arzaet-
. >'* j
4.
JBs meues eehr wirkenmee Mittel im chroniecher, aarvtor
Schwäche der Amgem erprobt*
Tom
Hofmeditue £r« Bier mann, sn Peine.
benannte Rrrahruag, dafs bei einer enzundlichen
Affection des Hirns and der von demselben abhängenden
Sinnes- Organe , besonders also des Auges, ein krankhaft
sieh anhäufender Reiz, durch ein in dem Nacken zu ap-
ffienrendes ableitendes Zagmittel wesentlich gebessert
werde, wird von jedem praktischen Ante oft bestätigt
gefunden. Diese Erfahrung weckte in mir die mit dersel-
ben zusammenhangende Idee, dafs man nur, gerade von
diesem Punkte des Rückenmarks aus, weiter auch erre-
gend und kräftigend auf das Gehirn und auf die von dem-
selben gleichsam ausgebenden Organe einwirken könne*
Indem ich dietaa Gedanken verfolgte, liefe ich in mehre-
— 126 —
reit mir vorgekommenen Fallen nerröser AtigensrJhwScbe,
die mit einer krankhaften Erregbarkeit des Sinn -Organs
verknüpft war, ein Kräuterkissen aus Rec. Herb. Menth,
pip. , Herb. Chenopodii ambr.9 Herb. Majaranne 9 Herb.
Rutae, Herb. SerpyUi, Herb. Meliloti, Flor. Lavendtdtu
nna drachm. ij. Corl. Mezerei unc. ß. C C. M. bereiten
welches die Patienten in dein Nacken längere Zeit tragen
imil'sten. Mittelst eines um den Hals geschlungenen Bao-
^ des, wurde dasselbe in seiner Lage erhalten* Die erre-
gend kräftige 'Wirkung auf das Gehirn % und mittelbar auf
das Auge, konnte ich sogleich entschieden beobachten.
Ich erlaube mir, dieses Mittel zur Prüfung meinen Bau
Kollegen zu empfehlen.
Die Bibliothek -Hefte Ocfoher, November uno* D«~
cemler, enthaltend : Wissenschaftliche Vehersichl der ge-
sammten medicinisch chirurgischen Literatur de* Jakre$
1834, werden nachgeliefert«
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Journal
der
practischen Heilkunde.
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Herausgegeben
TOS
C. W. Hufeland/
Königl. Preofs. Staatsiaih, Ritter des rothen Adler -Or~
dem erster Klaue, erstem Leibarzt» .Prof. der Medi-
cin an der UnWersitat zu Berlin, Mitglied der Acad*
mie der Wissenschaften etc.
und
E. Osann.
•rdentl. Professor der Medicin an derünirertitStundaW metV
chirarg. Academie für das MÜitair zu Berlin, Direotoi des
K. poliklin. Instituts, Ritter de* rothen Adler -Ordens dritte
Klasse und Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften.
Grau, Freund, ist aße TkeorU,
Doch grün des Lehens goldner £<nm%
Göthe.
V. Stück. November.
Berlin«
i wiegt bei
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ie Chemie, welcher die Lehre tob den Heil»',
quellen in der - neuern .und neuesten Zeit so
grobe' Aufschlüsse Verdankt, hat nicht Hofs,
über die Bedeutuog ihrer einzelnen Bestand«;
theile, ihre gegenseitig sjcn bedingenden Wech-
eelverhältnisse und die davon abhängige V«r*a
bindüng' unter sich ein grölses Licht verbreitet^
sondern auch noch' neue, zum T heil s$nr wich-
tige^ entdectt, von aerln Vbrhaödensejfö 11$
Mineralquellen man früher keine Ahnung nattew
Die Bedeutsamkeit ihrer Kenntoütfi ffir dea»
Heilkraft der einzdaen M. quellen , biaaff ab*
tod dem quantitativen Yerbaltoifs und de« Wi**r
bangen dieser Bestandtheife an sich, dar che*-
niacbaii und phatTOatodyasaptar ha n . Basüabnift
A2
— 4 —
derselben zu den übrigen Bestandteilen und
zu dem Ganzen. Bei Substanzen, deren Wir-
kung an sich noch wem«; gekannt , und welche
in höchst geringer Quantität denM. quellen beige-
mischt sind, läfst sich von ihrer Bedeutung frir
die Wirkung des Ganzen noch nichts bestim-
men. An sich mehr oder weniger wirksame
Bestandteile dagegen, wenn gleich nur in ge-
ringer Menge in 31. (|. vorkommend, bleiben nach
Verschiedenheit oder Verwandtschaft mit den,
gleichzeitig in größerer Menge itf denselben
enthaltenen Bestandteilen entweder von sehr
untergeordneter Bedeutung, oder modificiren oder
verstärken die durch die vorwaltenden Bestand-
teile bedingte Hauptwjrkung derselben. —
Seit Angelini zuerst im Jahre 1820 Jod in
den M. cj. von Sales, Cantu es spater noch in
andern italienischen ermittelte , ist dasselbe in
vielen, und Sehr verschiedenartigen aufgefun-
den worden ; — ein Gleiches gilt von dem
Brom, seil Baiard dasselbe im Jahr 1826 im
Seewasser entdeckte*
Erwägt man die dem Jod und Brom ei-
gentümlichen, ausgezeichneten Wirkungen, und
den 'Umstand, dals beide, nicht blofs in den
verschiedenartigsten Klassen yon M. quellen,
sondern auch zum Theil in beträchtlicher Menge
Vorkommen; so dürfte wohl die Frage, von
welcher Bedeutsamkeit diese beiden Stoffe für
die Wirkung und medicinische Benutzung der
Heilquellen, in welchen sie sich vorfinden, seien9
einen nicht unwichtigen Gegenstand zur nähe-
ren Prüfung darbieten , und um so mehr , da
mehrere hieher gehörige M.q. , wie z. E. dit
von Kissingen, durch ihre ausgezeichneten Heil-
kräfte in der neuesten Zeit das Vertrauen des
& —
ärztlichen und nichtamtlichen Publikums in ei-
nem so hohen Grad «erworben- haben* ..
4
. I r II.-. :
Als Ergebnifg über . das Vorkommen deaf
Jod und Brom in Bf . q. ergibt sich , dafs beide,
zwar vorzugsweise in solchen vorkommen, in
welchen Chlorsalze, und unter diesen nament-
lich Chlornatrium , als vorwaltende , oder doch
wenigstens als wesentliche Bestandteile ent-
halten sind, dafs beide aber auch; namentlich
Jod in vielen andern BJ.q., welche oft nur eine
unbeträchtliche Menge Chlorsalze besitzen, auf-
gefunden wurden.
Jod wurde ermittelt: o) im Seewasser, —
dem .Wasser des mittelländischen Meeres nach
Baiard , und der Ostsee nach Vogel *)> V) in
vielen teutschen Soolen a), und endlich c) in
alkalischen und eisenhaltigen Kochs alz quel-
len. •)"
*) Annales de Chimie ei de Fkysique T. XXVI1L p. 178.
Schweigger -SeideVs Jonrn. d. Cbem. N. R« Bd. XV«
S. 32. 225.
*) In der Soole zu Halle nach Meifsner (Brandes Ar-
chiv. Bd. XVI. S. 108) , — von Rebme nach Asch-
hoff, — von Salzuffeln nach Brandes (Brandes* Archiv '
Bd. IX. S. 107. Bd. XII. S. 119. Bd. XVI. S. 107.
Bd. XX. S. 148), — ton Kreuznach nach Liebig
(J. E. F. Prieger Kreuznach n. s. Heilq. S. 26), —
von Salzhausen nach Liebig (Ghraff die M. quellen zu
Salzhausen. S. 5. 6.) , — von Colberg und Sülz nach
Krieger (Brandes Arch. Bd. XI. &. 383), — von
Schönebeck (Schweigger - SeideVs Jonrn. Bd. LX,
S. 74).
*) In der Adelheidsquelle zu Heilbrunn nach Vogel u«
Fuchs (J. E. Wetzlar die Jod - und Bromhaltige
Adelheidsquelle zu Heifbrunn S. 35), — der Salz-
quelle zu Hall nach Ph. v. Holger (Die Jod - und Li-
thionhaltige Salzq* zu Hall, yon F. W. Arming. S.
62), — der JfcLq. in Lohabchovife nach Pktmavä
Gleich dam Jod hat 4&an'~#r##* id Torrn
von broinaauren Salzen entdncltt«;? <ri in 4mm
it evrasaer , dejn Wasser . - den* .npfteljandisch*»
Meeres nach Baiard s), .der 0«t- und Notdn
see nach Wühler und Kastner 9) f «^ dem Wat^
ser des todtep Meeres nach JEtermhstädt und
Gmehn ,0), —3) in vielen bekannte*, Stern
len xs)9 und c) in alkalischen nnd«euanhalti*
gen KochsalzqoeÜen, *) — .'; ■■■..'...'*
•) itiuiirfM de Chimie & PhysUp*. T. XXXII. f\ 357.*
•) Kästner'* Archiv. Bd. IX. S. 112. 251. Bd. X. *V
61. 117. Bd. XII. 6. 256. Bd. XVL 8. 304. — ifay
gendorfs Annal, Bd. X. S. 369. . ■ ■ #"
»•) Brandet Archiv. Bd. XXII. & 10« *
**) In der Soole von Kreuznach nach TAebig (&dtoffy*
ger-SeideVs Journ. Bd. XUX, S. 255. Ktttoer'*
Archiv. Bd. IX. TS. 256), ~ ' von Roteiiheim aftd|
f%rf (Kästner** Archiv Bd. IX. S. 378), — roa
Halle, Kosen und Durrenberg nach Meifsner (Schweig*
gcr-SeideVs Journ. Bd.XLVIIL S.188. Bedia. Jahr-
buch. 1827. 1. Abtbeil. S. Ktfn, — in den Bad*
sehen Söolen von Dürrheim, Itappenau, Jaxtfeldj
Wimpfen and Offenau nach J^oewfar* (Schweigger-
Seiders Job». Bd. XLVIIL S. 25J*> /Zefefr'* Maga-
sin Bd. XVI. S. 207. Bd. XVIII. £. 57, Kästner'*
Arch. Bd. IX. S. 383. Bd. X. 8. 120) , — der Soole
zn Ludwigshall (Kästners Archiv. Bd. IX* S. 378),
— • von Lüneburg, Pyrmont, Salz der Heiden^ Salbeek
nach Strohmeyer (Kästner** Archiv, Bd. X. S/117),
— von Salzuffeln nach Brande*, (firimde* Arch*. Bd.
XX. S. 145), — von Behme (Brandes Arch. Bd. XX.
S. 148), — von Werl (Schweigger -SeideT* Journ.
Bd. XLIX. 8. 490), — der Soole W Beringerbades
nach Bley (Brandes Arch. Bd. XXV. S. 67), — von
Soden nach Schweinsberg (Soden u. tarne Heilquellen
von H. 8chweinsherg. 8. 68), — - von Salin* nach
Desfofses {Sduveigger-fruW* Jown. Bd. XLVHI.
* ^128).
**) Namentlich dan schon erwähnt«* M*q von Jüseia*
gen, — Hall in Otsterreich * *+. i^nJifteÄovUs, — ,
-»- 8
**V
Die ansgeielcböete Wirkuitf^e/ Jodhal-
tigen M.q. hat Alibert**) mA\P.*>? Gering s*)
Teranlafst', &i& als «ine Klasse röfc, M; q. eige-
ner Art aufzustellen. Alibert jiäft die Eowjc
joduries wegen ihres Jodgehaftes foT ein hBchftf
wichtiges, specfösches Mittel bei Krankheiten
des lymphatischen Systeines, und betrachtet sie
als eine jnech -nicht geschlossene, duroh üb
Analyse der Chemiker noch' 'zu ergänzende
Klasse (un cadre propre ä refevoir les recher-
ches et les travaux futurs des chimi$tes)\ —
J. v. Gering schreibt den Jod wassern, „eine
eigentümliche, die Tbätigkeit des Drusen- und
Lymphsystems aufregende , * die Aufsaugung
befördernde , die Ab - und Aussonderungen ver-
mehrende Kraft" zu.
Die zu dieser Klasse gezahlten M.q. ent-
halten auch Brom, und zum Theilin nicht ge-
ringer Quabtität.
Wenn sich nun allerdings nicht läufasa
labt, dafs durch den Gehalt nnd die Yeiba-
der Adelheidsqnelle zuHeilbrann, — derSalaqwfls
Homborg (Matthias Analyse der Salzquelle suHs
barg vor der Höhe. S. 19. 20), — den M.q. *■
Castellamare (Chevälley de Rivaz a. a. O. p. 51. H
63), — den heifsen Kochsalzquellen zu WiesbsJ»
" Kästner** Archiv. Bd. IX. S. 384) , — toi **
bowne les lains (Revue me'dicale, franfaie* ff Ans*
gtre. T. IV. p. 150).
In Kngland entdeckte man Bromsalze in den V.f
von Pittville , Mid die wich , Nantwich , Ashby, Stiriff
wich (M. Oairdner e%say on the natura W^W
origin compositum and medicinal effects of
and thermal sprmgs. p. 28).
*») J. L. Alihert Breeie histor. snr Ist emum
les plus usities. p. 498.
*♦) J. v. Vertag* * tigenthumL Heilkraft
M. wassert S« 14«
«üi, *Q ...
dftmg-beider Stoffe in mehreren Bf. q. ihre Wirk-
tökieit ungemein erhöht wird ^ und nothweir-
cRg auch ihre medizinische Benutzung einen7
gröfseren -Werth, und eine vielseitigere Aus-
dehnung erhalten mafty so scheint mir gleich-
wohl hierdurch nttchv kein hinreichender Grund
enthalten zu seyn, um hierauf die' Annahme
einer Klasse von Bf. q. eigener Art zu basiren,
in welcher ihre Mischring und Wirkung bloßt
TOh dem Jod- und Bromgehalt bedingt Wird*
In allen. M.q. , in welchen man bis jetzt
Jod, oder Brom gefunden hat, kommt das eine1
oder das andere, oder beide, entweder nur in
sehr geringer, oder in gröfserer Bf enge ror.
Im eisten Falle ist' ihre Quantität so gering,
dafs beide, oder einer dieser Stoffe, sowohl in
der Zusammensetzung der M.q., wie in der
Art ihrer Wirkung, nur als ein sehr unterge-
ordnetes Ejement betrachtet werden können; — *
und in dem zweiten' Falle findet sich meist in
den dahin zu zählenden Bf. q. eine in der Mi-
schung und Wirkung so überwiegende Bienge
von andern wirksamen Bestandtheilen , beson-
ders Chlornatrium, dafs der Karakter und die
Wirksamkeit derselben ron dem Verein aller
Bestandteile bedingt, ihre Hauptwirkung von
den übrigen festen Bestandtheilen, besonders
Chlorralzen, bestimmt, von ihren Jod- und
Bromgehalt nur erhöht und verstärkt wird.
Ich glaube daher, dafs mit vollkommner
Anerkennung der Wichtigkeit ihres Jod- und
Bromgehältes , die Jod- und Brom - haltigen
Bf. q. weniger als eine eigene für sich beste-
hende Klasse der Heilquellen, sondern nur als
eine den Kochsalzquellen untergeordnete zu be-
trachten seyn dürften.
— 11 —
Wenn die Zusammensetzung vieler 'M. q.
als Ein innig gemischte» Ganz* zu betrachte*
ist, in welchen die einzelnen , sie constitniren-
den Bestandtheile als wesentliche Glieder einer
innig unter 'sich rerbundenen Kette zu betrach*
ten »ind, und uin so mehr, wenn die Yptvfa|r
.tenden . Bestandtheile derselben , in Bezug auf
-ihre Eigen tbümlichkeiten und chemischen Ver-
wandtschaftsgrade, eine nahe Beziehung zu ein-
ander besitzen , so erklärt sich , warum in den
Jod - und Brom - haltigen Rochsalzquellen der '
Verein dieser Bestandtneile ein für ihre Mi-
schung, wie für ihre Wirkung gleich wichti-
ges Ganze bilden mufs.
Nach den bisher bekannten Analysen bil-
den in ihrer ftftsohung Cblorsalze die rorherr-»
sehenden Bestandtheile, nächst diesen enthalten
sie kohlensaure und schwefelsaure Erden und
Alkalien, Jod- und Bromsaure Salze in verr
.schiedenen. Verhältnissen ,. aufster diesen noch
andere Sa lee aber in geringer, Eisen und 'koh-
lensaures Gas in einigen jedoch in beträchtli-
cher Menge. ,5)
.«*) Unter den Ghlorsahen nimmt in Bezug
auf die Menge, Chlornatriurn die erste Stelle
ein y Chlorcalcium und salzs Magnesia kommen
dagegen meist in untergeordneten Verhältnis-
sen vor.
") Bei der folgenden Bestimmung des quantitativen
Verhältnisses der einzelnen Bestandtheile, ist das-
selbe durchgehends nach der Menge Ton seebszehn
Unzen Wasser berechnet, — wo diese Menge nicht
Yorausgesetet ist, wird es jederzeit besonders emu-
liert werden.
- iß -
Von Jodsalzen findet sieh in mehreren M. q:
Englands in 10 Gallonen nur ein Gran,— da-f
gegen in der Mutterlauge der Karlshaüer Soole
su Kreuznach 26,840 Gr.
Von den teutschen Jod- und Brom-hal«-
tigen Kochsalzquellen enthalten/ an Jiydriodsau-
ren Natron:
■ , i ■ »
. Die Salzquelle zu Hall. ...♦." . . . 5,5^9 Gr:
— Adelbeidsqaelle za Heilbrunn. • . • 0,912 —
— Soole za Salzbaosen. • . • . 0,590 — *
— Karlshaller Soole zn Kreuznach« ♦ ' • 0,043 —
-- M. q. za Luhatschowitz • , • 0,038 — •
Der Ragozl'tihd Pandar za Kissingen. ' • Sparen.
■ ■ « ■
• Nach dieser Zusammenstellung ist die Salz-
quelle, zu Hall -die reichhaltigste an Jod, und
enthalt zugleich sehr wenig Chlorsalze. —
Auch die 'Bromsalze kommen in diesen M.q.
in sehr abwechselnden Mengenverhältnissen yor;
■;•;... . ■ <
Das Wasser des rothen Meeres enthält
33,02 Gr. tgrtfrobromsaure Jtfagneaia , die; Mut-
terlauge .der Kreuznacher Soole in dreißig Pfand»
zwanzig 'Unzen Brom nach Löwig * 6) , t die
M. q. von Pittville in sechs Gallonen* nur einen
Gran. ■**)■■ • ■
In unsern inländischen, Brom1 haltend«!*
Kpchsalzquellen beträgt ihr Gehalt an Brom im
Durchschnjit in sechszehn Unzen nicht .einen-
Gran»/ — -es enthalten nenmlichf * . r
Öer Ragoü-zu Kiseangen. «OJOOOOr.hydröbromi.Magn^
Per Paiiilur.— . . , — . 0,6800 •— — w/i
DieAdelheidsq. za Heilbrunn. 0,3000— — Natron«
Die Salzquelle zu Hall. 0,4140 — " — "— " *
*•) Das Brom and seine ehemjscnjm Verhaltni«89, Ton-
C. Löwig. 1829. S. 10.
*7) Gairdner a, at O. S. J .' . .-■ .. .
— 15 —
Menge des Broms uifd Jods wechseln , sondern
beide zuweilen auch ganz fehlen tollen.
.' , "Wenn man etf tragt, dafs man erat in der
neuesten Zeit die M. q. auf ihren . Jod - und
* f ^ Atta
• Bromgehatt geprüft, so darf man sich nicht
. Wundern, dafg in vielen AI. q. das Vorkommen
von 'Jod und Brofia noch nicht gehörig Consta«
fiirt werden konnte«
..... j. , ■» ■
^■.: Bei einigen ^ns;lysen haben Irrungen Statt
gefunden x9), — in pndefn, welche sopst alt
Muster der Analysen yoo M.q. gelten, wurde
flfif Jod- und Brdmgehalt zu wenig berück-
sichtigt«
*' .y?*$n S*CJ1 °'Ä8 Vorkommen von Jod und
ßr|i>m in manchen M. q. als nicht qpnstant er-
Weisen sollte, so^lonrite dadurch allerdings die
Beftäußtung von Struve Bestätigung erhalten,
nach welcher in einzelnen das quantitative Ver-
hältnifs de» yomidtend^» wesentlichen Bestand«
tbeile nicht nur oft wechselnd, sondern aucb
<J& Vorkommet! anderer Bestandtheite, welche
wernyl wesentlich für die Mischung, wie für
die; "Wirkung des -Ganzen scheinen, unbe-
ittritthl und von äüfsero zufälligen Einflüssen'
abhängig ist.
Oh und zu verschiedenen Zeiten wieder-
fcfelte Analysen können hierin aHein entscheid
den, und haben in Bezug auf Jod und Brorii*
SHsi& Thfll ancb schdn bei einigen M.qu.enl-
seMeiäsv Die von Vvgtl und Kastner zu rer-r
JBhiedineii Zeiten* unternommenen Analysen ha*
ben in den M. q* von- Kissingen hydrobromsan-
r$e~ Natron* — Vogtl* Dirigier und Fuchs in
der. Adel teiaseuelle Jod- upd Brom- saure Salze
,#) Brmdt* Axch. Bd, XIX. S. 268. B** XX« S. 146. *
w 17 .—
An schwefelsaurer Kalkerde enthalten:.
Die Soole zu Salzhhaosen* • • . « 11,170 Gn
Der Ragozi. • . * • • ' • 2,500 —.
Der Pandur. • . . . . • 0,750 —
An schwefelsaurem Natron :
Der Ragozi 2,000 Gr.
Der Pandur • • 1,750 —
Die M.q. zo Hall enthalt an schwefelsaurer TaJkerd«
nur 0,537, Gr.
e) Der Eisengehalt ist in diesen M.q. sehr
verschieden f in dem Ragozi sehr beträchtlich.
/
An kohlensaurem Eisen enthalten:
Der Ragozi. • . • » . . 0,680 Gr.
Die KarUbalL Soole« • . • 9 • 0,475 '—
Der Pandur. ♦ • • • . 0/450 —
M.q- von Luhatac^owitz. . . . 6,107 —
/) Mangansalze kommen meist nnr in sehr
geringer Menge vor«
Vom salzs. Mangan enthalten die Karlsball. S.
0,837 Gr. (die Mutterlauge derselben 32,246 Gr. >9
— yon kohlens. Mangan die M.q. zu Lubat-
»cbowitz 0,054 Gr., der Ragozi. Pandur, die)
Karlsh. und Tbeodorsh. S. nur Spuren.
g) Von den gasförmigen Bestandtheilen ist
das kohlensaute und das Kohlen - Wasserstoffgas
zu erwähnen; an ersterem sind die M.q. Ton
Kissingen sehr reich' (der Ragozi enthält 26,2$
KJfcoll, der Pandur 28,85 K.Z.), — Kohlen-
Wasserstoffgas ist nur in der Adelheidtquelle)
aufgefunden worden, in 100 K.Zoll Wasser
4,00 K. Z. —
Vom Stickgas fand Kastner in dem Ragozi
und Pandur nur Spuren. a0)
*•) Kästner'* Archif. Bd. IV. S. 318.
Ienni.LXXXI.R5.Sti B
- 18 - '.
h) Reich an Lithionsalten 'Ist im* dl« A. •
n Hall , sie . enthält 6,038 Gr. salz*, oi
0,527 Gr. Schwefels. Lithion, — die CarltU
S. nur 0,057 Gr. — Spuren von koblensvL
thion finden sich in dem Ragojri, dem Pandi
und der Carlsh. Soole.
z) An Kieselerde enthalten:
Der Ragozi zo Kifemngen. • ; . . 2£tM
Der Pandar — — . ♦ . . JJU/t •
Die M.q. za Lahatschowitz. • # ■ V t\SSI-
Die Adelheidsqaelle. • • • • . • ■ (tflf
Die übrigen in diesen BLq. annilllnfan flr-
standtheile kommen nur in sehr geringst Ste-
ge yor* .
Vßn TcohlensaUrem Strontian eÜddutll
"Bf. q. yoa Luhatschowits 0,050 Gr., .eHeK$
Ton Kissingen nur Spüren,'-«- an phagpUQ**
rem Natron enthalten der Bagon O^lT^ttt
der Pandur 0,050 Gr. , — an phosphors* Jbß*
erde die Salzq. zu Hall 0,108 Gr. , — ' aaja£
jsaürer Kalkerde die M.q. vom ta&atsabmK
0^053 Gr. , — an Thonerde der Ragozi O^lffNeV
der Pandur 0,050 Gr. , die Cariehall. So0fcfft
Spuren.
Hinsichtlich der Temperatur der^Lo,'
sich folgende Verschiedenheit?
Die Adelheidsq. hat die Temperatur tob ^
Die Salzq. za Hall. • • ♦ . • . ■
Der Ragozi • • ♦ * • -
Die Soolq. zo Salzbinsen. • • . ,U-]
— — -~ Kreoznaeb. • • « 'IS-
Die für den mediciaischen
üge Frage, ob die genanntei| J|L tj, dura)
Transport kicht zersetzt und dadnrch a*
ihrer Wirkung wesentlich Verändert 'ja*
I
kann nur die Erfahrung beantworten. In der
. versendeten Salzq. von Hall konnte Fuchs vod
dem reichen Gehalt Ton Lilhion keine Spur
ermitteln 2J). Obgleich TFetzler behauptet aa),
dafs in dem Ragozi zu K. das kohlensaure Gas
sehr fest und innig an das Wasser gebunden
sey, so zeigt doch die Erfahrung in der Wirkung
des an der Quelle getrunkenen und versende«
ten eine grofse Verschiedenheit, und es scheint,
dafs derselbe durch den Transport wegen sei-
nes yerbältnifsmäfsig reichen Gehaltes an kohlen-
saurem Eisen leicht zersetzt wird. Diesem Ue-
belstand würde sich wohl durch die top Ber-
zelius empfohlene, in K. Franzensbad aj) und
Pyrmont eingeführte verbesserte Füllung mit
'''kohlensaurem Gas leicht abhelfen lassen.
.2. Wirkungen. Die diesen M. q. eigefptbüm-
liehen, ausgezeichneten Hauptwirkungen wer-
den bedingt durch den .Verein von drei, sefcr
verwandten, sehr analog wirkenden Bestaqd-
theilen und ihren Salzen, — dem Chlor, Jod
und. Brom; — je gröüser die Aebnlicfrkeit der
"Wirkung der einzelnen an sich ist, um so mehr
. mufs die Wirksamkeit aller in dieser Verbin-
dung erhöht werden.
Bevor ich mich zu der Wirkung dieser
~ M.q. seihst wende, verweile ich nur einen Au-
genblick bei der ihrer Hauptbestandteile.
Wie kräftig und eingreifend die Chlor*olzt>
t besonders Chlornatrium und Chlorcalqum Mrir-
»») K Wetzler d. Adelheid«]. S. 119. 120.
*») E. Wttzler über Gesundbrunnen und HeilbSdts.
II. S. 561.
»■) JE. Osann$ Darstellung der bekannten Beilq. B4.
IL», ti.
B2
— 2£ -i
Wirkungsart dasselbe darch diese Verbindung«»
befähigt , und warum dasselbe eben deshalb in
scheinbar sehr heterogenen Formen Ton Krank>
heiten mit so günstigem Erfolge benutzt we£
den kann.
Brom, obgleich bis jetzt ungleich seltener
als Heilmittel in Gebrauch gezogen, als Jod,
acheint in seiner Wirkung doch diesem gana
analog. In Folge der deshalb angestellten Ver-
suche behauptete dieses schpn Barihiz *4). —
JPourche *') wendete es, gleich dem Jod, mit
ausgezeichnetem Erfolge innerlich und aufser-
lich bei Skropheln und Struma tymphaiica an«
Magendie a6) empfiehlt es nicht blofs bei Skro-
pheln, sondern auch bei Leiden des Uterinsy-
atems zur Wiederherstellung der Menstruation,
und RouUn *7) versuchte die Analogie der Wir-
kung des Jod, Brom und Chlor zu erweisen«
Wenn die kohlensauren Erden und Alka-
lien, besonders aber das kohlens. Natron in
vielen Beziehungen analog den chlorsauren Sal-
zen wirken, so unterscheiden sie sich doch Ton
ihnen wesentlich dadurch, dafs sie mehr die
Sensibilität des Nervensystems in Anspruch
nehmen ß und in der Sphäre des Vegetations-
processes eine noch tiefer eindringende che-
niisch-dynamische Reaction hervorrufen, eine
noch kräftigere Umänderung der Gewebe der
weich ern and festern Gebilde, eine stärkere
Verflüssigung ued chemische Umstimmung der
*«) Frorktfs Notizen. Bd. XXII. §. 144.
**) Froriqfs Not. Bd. XXU. S. 287. — AUgera.
med. Annal. 1830. S. 275,
*«) Fror Ups Not. Bd. XXVL S. 140.
*7) Behrend u. Moldenhawer's ntuas Joaou Bd.l« $.96.
_ 23 -
mehr die ausleerenden tfirkungän der übrigen
Salz« zu verstärken*
Der Lithionsalze würde ich nicht erwäh-
nen, wenn nicht die, Salza. von Hall in Oe-
sterreich eine verhaltnifsmäfsig sehr grofse Menge
davon enthielte, — die gröfste, welche bisher
in M. q. aufgefunden wurde. Noch sind die
Wirkungen der Lithionsalze zu wenig be-
kannt, um über ihre Wirkungen an sich, und
Doch weniger, um über ihr pharmakodynami-
aches Verhältnis zu andern Bestandtheilen in
Mineralwässern urtheilen zu können. Sehr her
achtenswerth für die Wirkung der S. q. zu Half
scheint indefs der schon erwähnte Umstand,
dafs Fuchs in dem versendeten Wasser keirif
Lithion vorfand, und wichtig, wenn wieder-
holte Analysen des versendeten M.w/ft gleicht
Resultate liefern sollten. «—
Durch den Verein so wirksamer Beatatfd-
theile erhalten die Jod- und Brom - haltigen
Kochsalzquellen unstreitig eine wichtige pbar-
makodyna mische Beziehung zu der Sphäre des
Vegetationsprocesses, durch welchen eine krank-
haft erhöhte Secretion hervorgerufen, aber zu-
gleich auch eine Verminderung der krankhaf-
ten Störung, und endlich eine Rückbildung und
gründliche Beseitigung des Krankheitspuoduktes
vermittelt werden kann, wenn die Thätigkeit
dieser Sphäre zu einer kräftigen Reaqtion dqrch
diese Heilquellen angeregt und erhoben wird»
Innerlich und äufserlich angewendet, wir-
ken sie daher analog den alkalischen Kochsalz-
quellen , nur vermöge ihres Jod - und Brom-
gehalts noch reizender und eindringlicher auf
die so- und excernirenden Organe, namentlich
V
— 25 -
derungen, namentlich bei Vorwalten ron pla-
stischer Lymphe, eiweifsstoffhaltigen Flüssig-
keiten and dadurch bedingten Ablagerungen«
Eine vieljährige Erfahrung hat über ihre
Wirksamkeit entschieden. Belege dazu lieferten
neuerdings über die M. q. zu Kissingen E. Wetxr
ler •«;, Friedreich a9), EL von Siebold IO),
Maas ■») und Pf euf er, »*) — über die Salzq.
su Hall Arming st), — die M.q. zu Lubat-
schovtitz /. v. Vering ,4), — über die Adel-
beidsq. 2?. We&zXer •*), — über die S. quelle
su Salzbauseti Graf*6) und Möller "), —
über die S.q. zu Kreuznach Prieger. ")
*•) E. Welzlers Gesnndbr. a. Bader. Tb. II. 8. 659.
— Nachträge and Zusätze, S. 23 — 95. — w:$
Beschreibung der Gesandbr. za Wipfeld, Kissingen,
Bocklet a. Brackenaa. 8. 24
••) J. Friedreieh's Notizen über Baiern's Bäder und
Heilq. 8. 71. 05. 91.
••) El von Siebold Beschreibung d« Heilq. zu K. 1828.
»») J. A. Mmm Kissingen n. s. Heilq. 2. Aufl. 1830.
8. 83 — 158. — Journ. d. pr. Heilk. Bd. LI V. 8t. 4.
S. 118. 119.
•*) Pfeufer im Journ. d. pr. Heilk. Bd. LXX. St 2.
8. .29.
•*) Die Jod- u. Lithion - haltige Salzq. za Hall, von
Arming. 8. 57—89. 100.
•4) J. v. Veringt eigenthuml. Heilkraft verschiedener
M. wasser. 8. 34.
**) Die Jod- und Brom - haltige Adelheids^., von E.
Wetzler. 8. 59 — 88.
■ •) Ueber die M. q. zu Salzhausen, von Oraff. S. 12 - 16.
* ') C. Ph. Müller • Mittheilung, aus der Erfahrung über
die Soole zu Salzhausen. S. 32 — 130.
••) J. E. P. Prieger Kreuznach u. s. Heilq. S. 33. —
Josra. d. pr, lleUk. Bd. LXXXI. St 3. 8. 120.
— 27 -
od äufserlich mit sehr günstigem Er-
tat. Prieger sah in Kreuznach nach
rauch der dortigen Bäder die verschie-
den und hartnackigsten Formen der Skro-
schwinden und eine dauernde Gene*
en.
nveterirte rheumatische und gichtische
den$ — Lokallleiden, Afterbildungen
jke, Ablagerungen Ton Krankheitspro-
Verdickungen und Verhärtungen der
beiden und Gelenkbänder,. Auftreibun-
Anschwellungen der Knochen , Steifig-
chylosen , in Folge von rheumatisch«
$n Metastasen oder acuten Hautaus-
, namentlich wenn gleichzeitig skro-
oder syphilitisch -merkurielle Compli-
vorhanden waren , — oder allgemeine
3 Dyskrasien mit Leiden der Digestion
imilalion verbunden , mit Stockungen
r — und Pfortadersystem und Trägkeit
akanals.
3n Graf theilt die Geschichte eines Mäd-
>o 13 Jahren mit, welche seit fünf Jah-
rolge der Blattern fast am ganzen Kör-
trakt geworden, nur mit Mühe einige
gehen, ihre Hände zu keiner häusli-
beit gebrauchen konnte , und welche
?m mehrwöchentlichen jjGeb rauch der
(sq. (sie badete täglich 2 mal) so weit
Wurde , dafs sie alle ^ausliehen Ar-
iten, auch^ehne Beschwerden ge-
^"~ meht ganz so gut , wie Tor
*■ Harnwerlczeuge,
|ache oder skro-
— 27 -
jierKch undl äufserlicb mit sehr günstigem Er-
folg benutzt. Prieger sah in Kreusnach nach
dein Gebrauch der dortigen Bader die verschie-
denartigsten und hartnackigsten Formen der Skro-
xphelsucbt schwinden und eine dauernde Gene-»
ftung folgen.
6) Inveterirte rheumatischt und pichtische
Beschwerden ; — Lokallleiden, Afterbildungen
der Gelenke, Ablagerungen yon Krankheitspro-
dukten, Verdickungen und Verhärtungen der
Muskelscheiden und Gelenkbänder, Auftreibun-
gen und Anschwellungen der Knochen , Steifig-
keit, Anchylosen, in Folge yon rheumatisch«
gichtischen Metastasen oder acuten Hautaus-
schlägen, namentlich wenn gleichzeitig skro-
phulöse oder syphilitisch -merkurielle Compli-
catienen vorhanden waren, — oder allgemeine
gichtische Dyskrasien mit Leiden der Digestion
und Assimilation verbunden, mit Stockungen
im Leber— und Pfortadersystem und Trägkeit
des Darmkanals«
Schon Graf theilt die Geschichte eines Mäd-
chens yon 13 Jahren mit, welche seit fünf Jah-
ren in Folge der Blattern fast am ganzen Kör-
per contrakt geworden, nur mit Mühe einige
Schritte gehen, ihre Hände zu keiner häusli-
chen Arbeit gebrauchen konnte, und welche
Dach dem mehrwöchentlichen ^Gebrauch der
Adelheidsq. (sie badete täglich 2 mal) so weit
hergestellt wurde, dafs sie alle häuslichen Ar-
beiten verrichten, auchvehne Beschwerden ge-
ben konnte, jedoch nicht ganz so gut, wie vor
ihrer Krankheit.
c) Chronische Leiden der Harnwerkzeuge,
bedingt durch gicbüscbe, syphilitische oder skro-
— 20 «.
Stockungen, fehlerhafte Bildungen , Retentionen
und Suppressionen der Menstruation, Bleicht»
sacht, Unfruchtbarkeit, Wassersucht ubd Ver-
härtungen der Ovarien. /
EL von Siebold rahmt mit Recht in Fäl-
len dieser Art die Heilq. Ton Kissingen; Maa»
bat ihre ausgezeichnete Wirkung durch neuere
Erfahrungen bestätigt; an diese schliefsen sich
die yon Arming mitgetheilten Beobachtungen
Ton der erfolgreichen Wirkung der Salzq. zu
Hall hei Anomalien der Menstruation mit skro-
pholoser Diatbesis , and in einem Fall bei Ver-
härtung der Ovarien. — • Gleich günstige Re-
sultate beobachtete Prieger in Kreuznach, and
rühmt besonders die mit Mutterlauge verstärk-
ten Bäder. — Eine Frau, welche an Indu-
ratio Colli Uteri litt, and siebenzehn Jahre un-
fruchtbar gewesen, wurde von der Verhärtung
geheilt, und der Heilung folgte baldige Schwad-
gerschaft and glückliches Wochenbett.
e) Leiden der Schleimhäute, vorzüglich
des Darmkanals, Verschleimung und Schwä-
che der Verdauungswerkzeuge, vorzüglich wenn
sie mit Störungen der Organe der Assimilation
und Trägheit des Darmkanals complicirt sind.
Wie hülfreich in diesen Krankheiten der
Ragozi sich bewährt , beweisen aufser den durch
den Druck bekannt gewordenen Erfahrungen, der
glückliche Erfolg der letzten Jabre an den zahl-
reichen Kranken, welche den Ragozi an der
Quelle tranken; — an sie reihen sich die Re-
sultate des Gebrauchs der Adelheidsq« and der
Salzq. zu Hall.
f) Stockungen, Auftreibungen und Verhar-
tungen der pmremohymat'ösen Eingeweide df$ Vn>
— 31 —
Soolbader zu Sälzhansen bei den hartnäckig
- eten trocknen und nässenden Flechtenausschlägen.
h) Chronische Nervenkrankheiten. - — Bei
materiellen Ursachen, Stockungen in den Un-
terleibsorganen und dadurch bedingter krampf-
hafter Verstimmung der Gangliengeflechte, lei-
stet der innere Gebrauch des Ragozi und der
verwandten M. q. oft ausgezeichnete Wirkung,
— verspricht aber wenig Hilfe, wenn die Lei-
den rein dynamischer Art, blofs Folge von ei-
• ner krampfhaften Umstimmung der Nerven sind.
Ausgezeichnete Erfolge lassen sich dagegen in
solchen Fällen, so wie in Neuralgien anderer
Theile , „ hysterischen Leiden, unvollkommenen
und vollkommnen Lähmungen der Extremitä-
ten, von der äufsern Anwendung dieser M.q.,
so wie der Soolen, in Form von Wasserbädern'
erwarten, *—
4. Form der Anwendung. Benutzt wer-
den sie:
a) Als Getränk, kalt oder kunstlich er-
wärmt, allein oder mit Milch, — ihre Gabe
bedingt der gröfsere oder geringere Gehalt an
festen Bestandteilen und die davon abhängige
Wirkung.
. »
b) Als Wasserbad % — als ganzes oder ort«
liebes , — als Halbbad bei Krankheiten des Un-
terleibs. Sehr erhobt wird die Wirkung die-
.ser Bäder dureh Benutzung der Mutterlauge,
.besonders wenn letztere an Brom so reich ist,
wie die zu Kreuznach.
e) Umschlag und Waschung bei Geschwü-
-ren, Flechten, Drüsengeschwülsten, namentlich
«Kröpfen; endlieb . ■ •
— 3S — .
hciilif, auch tdu bedeutender oder weniger be-
deutender Rückwirkung seyn mi
Yerhältnilsmäfsig sied bis jetzt toö den
Yielen 3L q. nur eioe kleine Zahl auf Jod und
Brom geprüft worden, und auch diese wenigen
bedürfen noch wiederholter Prüfungen, um nicht
blofs das constante oder wechselnde Vorkom-
men dieser Stoffe, sondern auch das quantita-
tive Verhältnifs derselben festzustellen. Bei de-
nen, in welchen der constante Jod- oder Brom-
Gehalt ermittelt ist , durfte für die Mischung
des Ganzen die Gegenwart von chlorsauren
Salzen, so wie ihr Gehalt Ton flüchtigen
Bestandmeilen besondere Beachtung verdie-
nen, in sofern hierdurch innigere oder we-
niger innige Verbindungen mit den flüchti- -
gen und den salzfähigen Bestandteilen bedingt
werden.
Was Ton der Bedeutung der einzelnen Be- -
standtheile für das MischungSTerhältnib des
Ganzen gilt, gilt auch Ton der Wirkung der
selben«
Struve behauptet sehr wahr *9): „In ei-,
ner M. q. ist kein Bettandtheil gleichgültig;
auch der kleinste hat seinen Antheil an der
Gesammtwirkung, betäfoe er auch für sich schein-
bar keine Wichtigkeit/' und hat dies an Ter«
schiedenen Erden nachgewiesen , welche nn sich
nur in höchst geringer Menge vorkommend»,
bedeutungslos zu seyn scheinen , und doch we-
sentlich zur innigen oder weniger innigen Vcrw
.*») Die künstl. M. wasser ton Stnm. Britta Haft.,
S..46.
Ionrn.LXXXI.B.6f5t, C
— 35 —
aeyn wird; — und ee siebt n hoffen , da&
durch wiederholte sorgsame Analysen, and um-
sichtige Torartheilsfreie Prüfling der Wirkung
der M. q. y in welchen bisher sowohl das Vor-
handeneeyn, als das quantitaÜTe Verhältnis
Ton Jod und Brom noch unsicher , ja sweifel-
baft war, es gelingen wird, die chemische
Constitution und die pharmakodjrnamieehe Be-
deutung derselben genauer $a ermitteln, so
wie die Indurationen mu ihrer «weckmäfsigon
und erfolgreichen Benuttojig noch fester «p
begründen. '. :*i\.wi\
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Ton einst
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■ • ll *tl"«I ■ »•! * • ■
tuberculösen Entartung und Zerstörung der
Lungen und des linken Eierstock*
Als Beitrag
fcur Pathologie der Phthisen.
(Eingesandt)
„Vie WahrhäLüt in iZott,
Wetö* <fa* Forsche*."
JJas Jahr 1833 war das verhäugniCsTolkte
lies bisherigen Lebens. In ihm enteil« not der'
Tod meine theure Gattin, wenige Tage nach
Vollendung ihres 27sten Lebensjahres»
Doch es kann hier nicht meine »Ablicht
seyn, der Verblichenen ein wohlverdientes Denk-
mahl der Liebe zu setzen , und meinen Empfin-
dungen über diesen Verlast Worte so. leihen:
die eigentümliche Gonstellation ihrer Ktank>
heitsumstände ist es "vielmehr, welche, wit,
mich's bedünjct, \iele meiner Kunst verwandten
in mannichfacher Hinsicht interessiren. dürfte,
und die defsbaljp über sie und ihre Leiden 31-
- «7 — .
fentlich zu sprechen mich veranlagt. Je Ke*
her aber mein Geist in der Erinnerung bei ihij
der Unvergefslichen , verweilt, und je mehr
Beruhiguugsgründe ich selbst in der wiederübl-
ten Prüfung aller einzelnen Vorgänge , in* pa*
thogenetitcher sowohl, alr therapeutischer Rück*
sieht zu finden glaube, um. so williger such*
ich der von der Wissenschaft an mich erge-
henden Aufforderung zu genügen, da es zumal
etwas Anerkanntes ist, dafs fylittheilungen übey
Krankheiten , welche Aerzte an sich selbst oder
an Personen beobachtet haben , die ihnen durch
die engsten Bande der Verwandtschaft naht
stehen, und die sie nicht blofs täglich ein- odqr
ein Paarmal, sondern zu allen Tageszeiten ***>
hen und gleichsam allseitig durchforschen konn«
ten , ibrer gröfsern Authenticität wegen von btH
sonderem Werlhe zu seyn pflegen. — * ■ .i
i
Was die hier beobachtete Anonymität- an-
belangt, für welche ein Jeder leicht vollgültig«
Gründe auffinden wird, so glaube1 ich ,' da ich
mir wohl ■ schmeicheln darf, der verehrten Re*
daction dieses Journals von einer nicht vw*
dächtigen Seite bekannt zu seyp, dafs dadurch
der Sache selbst kein wesentlicher Abbruch}
geschieht* —
Meine Frau ward auf dem Lande geboren,
und verlor schon frühzeitig ihre beiden Eltern«
Die etliche und dreifsig Jahre alte Mutter starb
1810 im Wochenbett, ohne dafs ich jedoch die
näheren Krankheitsverhältnisse derselben an-
zugeben vermag, und der Vater, ein Vierzi-
ger, wenige Jahre darauf an der Luogensucht.
Dieser zuletzt genannten Krankheit unterlag
auch vor fünf Jahren der leibliche Oheim müt-
terlicher Seits , ungefähr in dem. Alter von
— 38 -
SO Jahres« Von Outen yier noch lebenden Ge-
schwistern, zwei Brüdern und zwei Schwe»
eterq, sind die letztern beiden gleichfalls brüst*
schwach, und es steht sehr zu befürchten, dab
die unverkennbare Disposition zur LungenphthiM
sich bei ihnen über kurz .oder lang entwik-
kein wird.
Ans solchem Blute entsprossen, hatte auch
meine Frau eine stärker ausgeprägte lymphati-
sche Korperconstilution erhalten. Daher war
sie , ihren eigenen und den Angaben ihrer al-
teren Geschwister zufolge, als Kind sefcr aaf-
geschwämmt, und öfters mit Drüsenanschwel-
lungen und Tin.ea capitis scrophulosa behaftet.
Da sie aber ohne Verwandte , welche der Er-
ziehung derselben sich hätten annehmen kön-
nen, dastand, kam sie, nach dem Tode der
Eltern, als Kind von 6 Jahren, in eine gre-
isere Stadt zu ihrem Vormunde in Pensios,
und dadurch in eine änfsere Lage, die mest
geeignet war, die krankhafte Diaposition tie-
fere Wurzeln schlagen zu lassen, alt sie U
▼erwischen.
Unter so ungünstigen Verhältnissen rer-
lebte das , besonders durch seine Pseudogeschwi-
iter somatisch und psychisch schwer bedruckt!
Mädchen eine freudenleere Kindheit; doch wer-
den , wie diefs bekanntlich so häufig der Fal
ist, in der Epoche der Pubertätseotwickeluof
alle die früheren Spuren der scrophulosen Djf-
crasie bei ihr auf eine sehr täuschende Wein
übertüncht. Als ich sie in ihrem 19ten Le-
bensjahre kennen lernte, war sie eine blühendf,
woblgewachsene Jungfrau ron mittlerer Statut
mit einem äufserst zarten, doch keineswegs*,
wie es sonst bei scrophtdossn Indiriduen U
,- 39 — •
sey» pflegt, bleichen, sondern getund autse-
henden , durchaus reinen Teint , bläalicbea Au-
gen , blondbraunem Haar, und von lebhaftem
Temperamente. In ihrem 20aten Jahre heirft-
tbete ich sie.
Allein ton dieser Zeit an ging ihre Ge-
sundheit merklich zurück, und bald mufste ich
zu der schmerzlichen Ueberzeugung gelangen,
dafs ich in ihr eine nur äuberst schwächliche
Gattin, die einer kräftigeren inneren Lebens-
energie sehr entbehrte, besafs. Während der
ersten Schwangerschaft litt sie viel, nicht allein
an den gewöhnlichen, diese Katastrophe be-
gleitenden , sondern . auch an andern Zufallen,
welche auf eine pathologische Reizbarkeit de»
Nervensystems hindeuteten, und sie ihrer Kräfte
in einem hohen Grade beraubten. Die Entbin-
dung von einem schwachen Mädchen hielt
schwer, ward jedoch ohne operative Kunst-
hülfe durch die Kraft der Natur selbst voll-
bracht. Ihrem Wunsche und meiner, auf den
kräftigsten Granden sich stützenden, Vorliebe
für das Selbststillen zufolge, nährte sie mit. ei-
ner reichen Fülle von Milch ungefähr 9 Mo-
nate lang unsern, hierbei zu seinem grofsen
Vortheil körperlich sich entwickelnden, Lieb-
ling, welcher sich auch bis jetzt im Ganzen
stets wohl befunden hat , und von allen , auf
eine Scrophulosis hindeutenden Symptomen voll-
kommen frei geblieben ist.
Nicht lange nach dem Entwöhnen des Kin-
des ward meine Frau, die während des Stil-
lens einer ziemlich ungetrübten Gesundheit sich
erfreut hatte, zum zweiten Mal schwanger,
■ Die mit diesem Zustande verbundenen Beschwer-
den kamen den früheren gleich, und leider!
— 40 —
zog sie sich, vermutblich durch eine Erkaltung
im vierten Motiate der Schwangerschaft (Mitte
Kovember 1827) eine heftige Enteritis zu, die
auf das antiphlogistische Heilverfahren weh,
und zwar ohne dafs diese Krankheit und die
dagegen in Gebrauch gezogenen , unmittelbar
auf den Unterleib einwirkenden Mittel, naineut-
lich das versüfste Quecksilber , in ziemlich
reichlichen Dosen , das Oleum Ricini u. *• w.,
vor der Hand einen nachtheiligen Ein flu fs aof
das, bald darauf durch Bewegungen sich Juiod
tbuende Leben der Frucht genuTsert hätten;
doch zeigte sich seit dieser Unterleibsentzüo-
dung fortwahrend ein Zustand von erhöhtet«
Reizbarkeit der Verdauungsorgane , so wie öf-
ters etwas Blutabgang aus den Genitalien, und
nachdem meine Frau den ersten Weihnacht«-
feiertag bei einem fröhlichen Mittagsinahle, ge-
gen mein strenges Verbot, ein Paar Glaser
starken Bischoils zu trinken sich erlaubt hatte,
erfolgte in der nächsten IN acht ein Abortus von
einem ungefähr 5 Monate alten , vrohlgebilde-
ten Knaben. Erwähnungswerth hierbei ist, dals
bei der schnell verlaufenden Entbindung das
ganze Ovulum unversehrt herausgestofsen ward,
und der Fötus, nach Eröffnung der Eihäute,
zu wiederholten Malen vollkommen in- und
exspirirte, auch einmal einen schwachen, wie-
selnden Laut von sich gab, wahrend der Herx-
schlag über 20 Minuten lang deutlich bemerkt
werden konnte, die (iliedmafsen aber sich auf
keine Weise eigenmächtig bewegten, — Erschei-
nungen, die für die forensische 3Iedicin in mehr-
facher Hinsicht nicht ohne Interesse sind. —
Die sehr schwache 'Wöchnerin bedurfte einiger
Monate Zeit , ehe sie wieder zu Kräften p-
langen kc uto.
— 41 —
Die hierauf erfolgende, von vielen höchst
lästigen Zufällen, namentlich von empfindliche«
Schmerzen in der ganzen Schoofsgegend , von
Ohnmächten u. dergl, mehr begleitete dritte
Schwangerschaft endigte, trotz des Gebrauchef
mehrerer VoirbauungsiniUel , wiederum im 5teo
Monate mit einer Frühgeburt. Die zwar leb-
Jos, jedoch noch ohne Spuren einer bereits be-
gonnenen Faulnifs zur Welt gekommene weibr
liehe Frucht hatte über und über eine auffal-
lend blaue Hautfarbe, ganz so, als ob sie ei-
nen Erstickungstod gehabt hätte, und da ich
bei der Untersuchung derselben fand, dafs, ob-
wohl der Korper übrigens normal organisirt
war, der sehr dünne Nabelstrang blofs aus der
Vena und einer einzigen jLrteria umbilicalis
bestand, indem die linke Nabelarterie gleich
Ton ihrem Ursprünge aus, der ArU hypoga?
•strica an, ganz fehlte, so war mir es nicht
-unwahrscheinlich, dafs diese Mangelhaftigkeit
des Funiculus umbilicalis auch wirklich die Ur-
sache der endlich erfolgten Suffocation gewe-
sen sey.
Die schon ohnediefs schwache Wöchnerin
ward durch diese, ihrer Versicherung nach,
höchst schmerzhafte Entbindung ungemein an-
gegriffen/ sp dafs sie mehrere Wochen das Bett
nicht verlassen konnte; doch erholte sie sich
allmählig wieder, besonders nachdem sie ei-
nige Zeit auf dem Lande zugebracht hatte.
Mit dem Anfange des Jahres 1829 begann
*! die vierte Schwangerschaft, welche im Ganzen
genommen eben so verlief, als die früheren.
Allein obwohl ich befürchten zu müssen glaubte,
dafs sie auch diefsmal ihr normales Ende nicht
erreichen würde , indem die Schmerzen im gan-
Ken Ütrterlelbe, besonders aber eine tlecb
und brennende Empfindung auf der linken i
an einer bestimmten Stelle des expandirten
rus, ferner das häufige wehenartige Orai
nach unten zu, so wie der mehrmalige , ii
gleich nur geringe Abgang ton Blut u. s.
offenbar von einem krankhaften Bestreben
Natur zeugten; so gelang es doch, unter
Wendung eines beruhigenden Heilverfahreos,
durch eine zweimalige Venaeaectron mm Ar.
diefs zu verhindern, und meine Frau besehet
mich so im October mit einem zweiten Utk
den Mädchen. Die Entbindung -war jrte«
sehr schwierig , vornehmlich wegen derstb
ordentlichen Reizbarkeit der Kreisenden, n
che zu den nöthigen K Überanstrengungen 1
Anspannungen in einem zu groben Mifsverbi
aisse stand. Das Kind war klein, schlecht!
nährt, doch wohlgebildet und iebenskrü
An dem Rande der übrigens normal besesd
nen Piacenta aber fielen mir einige harte Si
len, Ton der Gröfse einer kleinen Walls!
auf. Bei genauerer Untersuchung derselben l
kannte ich sie leicht für krankhafte vAfteif
bilde. Sie zeigten auf den Durchschnittflscsl
eine gelblich weifse Farbe, waren von tJsi
lieh festem, gleichartigem Gefüge, dabei •
scheinend vollkommen gefäTsleer, und hhf
mit dem Gewebe der Piacenta nicht in i
Weise zusammen, dafs sie für eine unnutfe
bare Entartung und Verhärtung derselben &
ten konnten , sondern schienen sich vielssd
zwischen die Zellen des Mutterkuchens hisdl
gedrängt zu haben, und liefsen sich mit eiflifi
Mühe aus diesen, ohne Hjilfe des Messers, ■
den blofsen Fingern herausklauben. Diese, I
rer ganzen Beschaffenheit nach, den TabsÜ
— 43 ■ —
•o ganz homogenen Korper, erregten nicht ge-
ringe Besorgnisse in mir, welche ich damals
sogleich zweien meiner ärztlichen Collegen mit*
theilte, von denen der eine dieselben nicht
ganz grundlos fand, der andere hingegen jene,
Ton ibiri jedoch nicht selbst untersuchten Kor-
per für nicht* weiter, als für verdickte plasti-
sche Lymphe, wie sie nicht selten vorkomme,
erklärend, auf meine Ansichten über ihre Natur
und Bedeutung nicht .eingehen wollte. Ich
fürchtete nämlich, in diesen krankhaften Pro-
dukten ein Anzeichen voq einer im mütterli-
chen Organismus. vorhandenen Dyskrasie zu fin-
den , die hier in Bezug auf beide so eben erst
Ton einander getrennten Individuen von * e-
sent)ichem Belange seyn möchte« Rücksicht-
lich der Mutter schien mir daraus hervorzuge-
hen, dafe diese wohl über kurz oder lang mit
einer tuberculosen oder scirrhösen Affection des,
Sexualsystems bedroht werde, da die fragliche
Dyskrasie einmal ihre Richtung nach diesen
Gebilden hin genommen hatte; in Betreff der
fernem, auf eine Reihe von Jahren hinaus zu
berechnenden Gesundheit des Kindes aber fand
ich einen nicht viel geringern prognostischen
Anstofs, dessen nähere Erörterung ich inzwi-
schen hier fehlen lasse , weil es mein Herz zu
schmerzhaft berührt. — Diefs waren meine
damaligen , zwar nur dunkelen, Ahnungen , die
sieb aber doch auf nüchterne Naturbeobachtung
und rationelle Folgeruog stützten , — und hält
man nun die genannten krankhaften Produkte
eines Theiles der, den Lungen so analogen
Placenta mit der Beschaffenheit, welche später-
hin die Lungen meiner Frau selbst und das
linke Ovariura erlitten, zusammen, fürwahr so
tauSs diefs als ein sehr sprechender Beweis er-
*- 4* —
scheinen, für wie bedeutungsYoll wohl Sften
die ihrer Natur nach richtig erkannten organi-
schen Krankheiten des Mutterkuchens sä er*'
achten sind.
Da das Stillen des ersten Kindes meine?
Frau gut bekommen war, sich dach djefsaul
Milch genug einfand, und das schwache Kiod
der Muttermilch gar sehr bedurfte ; so gab ich
dem Verlangen derselben, wenigstens eine kons
Zeit lang selbst nähren zu dürfen , nach. Dieb
geschah also, obgleich, der oberflächlichen Ver-
eiterung eines Knuten» der linken Brust wef es,
dieses Geschäft nur mit der rechten Voflbndit
werden konnte, gegen drei Monate hindurch»
wahrend welcher Zeit die nebenbei noch vor-
sichtig gefütterte Kleine, — ein liebes, ihrer
Mutter im ganzen Habitus sehr ähnelndes Mit
chen, das bis jetzt sich immer der ungestört»?
sten Gesundheit erfreut hat, — - gut gedisftfc
und die Stillende sich auch eben nicht 'aoffil*
lend angegriffen fühlte. '.
So vergingen nun auch die nachstfblfW
den Monate, ohne dafs in der Gesundheit ■*
ner Frau sich etwas Wesentliches ereigill
hätte. Allein ungefähr mit dem Frühjahr 1OT
fing sie an , zuweilen über Beschwerden jti
Brust, über flüchtige Stiche durch dieseW
Reiz zum Husten , überfliegende Hitze wd
gröfsere Mattigkeit zu klagen. Die Mama*
schwanden ungewöhnlich und der ganze Kfr
per nahm an Fleisch ab. Ich lief» sie dafc*
im folgenden Sommer den Monat Juli hindwcfc
den künstlichen Einser Kesselbrunnen trinktft
der ihr auch, im Ganzen genommen, gotfl
zusagen schien. Allein kurze Zeit nach Be#]
digung dieser Trinkkur bekam sie einef Tsg* !
— 45 —
I
gegen Abend ganz unerwarteter Weise and
ohne alle äufsere Veranlassung, indem sie ru-
hig zum Fenster hinaus sähe, unter leichtem
Hüsteln, eine Haemoptysis, deren Ausbeute in
einigen Efslöffeln voll hellrotben Blutes bestand,
und worauf sie in eine Ohnmacht fiel. Die-
selbe Beobachtung , dafs selbst an sich nur un-
bedeutendes Blutspucken so ungemein erschrek-
kend auf die Personen, welche es betrifft, ein*
-wirkt, habe ich nun schon oftmals gemacht,
und es scheint in der That gleichsam ein In-
stinkt, die mit diesem Zufalle verbundene Le-
bensgefahr fast unwilJkührlich ahnen zu lassen.
Eine sogleich instituirte Venaesection am linken
Arme, und ein kühlendes inneres Mittel beru-
higten meine Frau zwar bald, so dafs kein.
Blut wieder zum Vorschein kam, — aber ich
konnte wohl nicht länger über ein bereits vor-
handenes, immer mehr und mehr hervortre-
tendes tieferes Lungenleiden einen Zweifel he-
gen* Darin bestärkte mich namentlich auch die
Veränderung, welche ihre Korperhaltung an-
nahm; denn nicht allein , dafs der ganze Brust-
korb mehr eingesunken erschien, fing auch eiiie
Scoliosis mit der Concavität nach der linken
Seite zu merklich an , sich auszubilden , ob-
gleich zuvor auch nicht eine Spur von einer
solchen 'Deformität vorhanden gewesen war«
Den noch übrigen Theil des Sommers benutzte
•die PAt. dazu, dafs sie früh Morgens Selters-^
^Wasser mit Milch trank.
Fast gleichzeitig mit den Brustbeschwerden
Siatte. sich ein in der Tiefe der linken Wei-
«hengegend sitzender, fixer, drückender und
stechender, besonders beim schnellem Gehen
Treppensteigen, so wie beim stärkern
Kufsern Druck zunehmender Schmerz ei b gesteil
und trolz des Gebrauches mehrerer aaüphlog
sliscber Mittel gegen denselben, namentlich d
Applicalion von Blutegeln und Vesicanlien, sie
gerte sich diese Empfindlichkeit, ohne dafs «t
eine bestimmtere nähere Veranlassung dazu au
finden liefe, so bedeutend, dafs meine Frau ii
Januar und Februar 1831 , tinter ziemlich «ta
ken Fieberbewegungen mehrere Wochen las
das Bett hüten inulste. Ich konnte damals k
der Diagnose dieses Localleideoa mit mir i&lht
eicht ganz einig werden, indefs glaubte ich am
dem Symptomen comp) exe auf eine entzündlich«
Affeciioa der Venengeflechte im Becktnraum«
schliefsen, und darnach mein allgemein« und
örtliches Heilverfahren einrichten zu inimea.
Auf diese Weise gelang es auch, die Heftigst«
der Schmerzen, welche von der genannten OV
gend aus sich vorzüglich nach dem Schooh*
zu und in den linken Schenkel herunterzogen
und womit ein bedeutender Status gaslnm
und hartnackige Stuhl Verstopfung verbunden««,
allmahlig zu bekämpfen: in de Ca blieb jene »rhai
längere Zeit Torausgegangene Empfindlich*!*
in der linken Ingninalgegend, und zwar i« «*
nem etwas höhern Grade zurück, obgleich«
mir nicht möglich war, bei defshalb vried*
holt angestellten Explorationen eine abnorm
Härte daselbst zu entdecken. Die Kalaincaiat
waren so wie früher der Periodicität nachnHf
mal, der Quantität nach aber etwas reichlich»
Eine vierwöchenlliche Trinkkur des SchlM)-
sehen Obersalzbrunnens im Sommer 1831, ud
fleifsiges Baden in einem gröl'sern Flusse, t*
kam der Pat. so gut, dafs ihre Basel
auf der Brust sowohl, als in der
g«nd mäfiig waten, und dafs
- 47 -
Winter 18|£ hindurch ' Qhrie bedeutende Stif-;
rang ihres Korperbefiodens« zubrachte. Unter,
solchen Umständen fing ich an , einige Hoff-
nung zu schöpfen, dafs ihre bisherigen Uebel
auf einer Sommerwohnung unfern der $tad£|
durch den nochmaligen Gebrauch des genann«
ten Mineralbrunnens, durch Benutzung der Fl oft*
bader u. s. w. vielleicht auf längere Zeit sich,
beseitigen lassen würden. .Aber wie ganz an-
ders stand es im Buthe des .Schicksals einge-
tragen!
»
In den letzten Tagen des Mai's entstand
Dämlich ganz unerwartet und plötzlich , ' ohne
eine uns bekannt gewordene äufsere Ursache,
eine intensive Pleuritis der linken Seite , wel-
che erst nach Verlauf mehrerer Tage durch die
antiphlogistische Behandlung ,. namentlich durch
iocale Blutentziehung mittelst Blutegel, wieder
beschwichtigt werden konnte« Kaum aber schien
die Leidende auf dem Wege der Convalescens
zu seyn, als Mitte Juni's der bisherige fast
continuirliche Schmerz in der linken Inguinal-
gegend aufserordentlich heftig wurde, und alle .
Zufälle einer acuten LocalentzSndung hervoiw
brachte. Zugleich mit einer grofsen Empfind»
lichkeit in der genannten Gegend, die auch.,
nicht den mindesten Druck vertrug, ohne dafs
man äufserlich eine Veränderung der Hautbe- l
deckung wahrnehmen konnte, verband sieb ein
sehr lästiges Ziehen und ein Gefühl von. Taub-
heit im ganzen linken Beine, so> wie ein fast
unaufhörliches Drängen zum Harnlassen , und
überhaupt nach den Genitalien bin« Der Puls
-wir frequent, klein und härtlich, die Haut
trocken, die Zunge schleimig belegt, der Leib
verstopft» Auf die wiederholte Anlegung von
48 —
fifotegeln an der schmerzhaften Stelle, die Ap
plKahun von äufsern Hautreizen, Einreibung
TOB Ungttent. Neapol. und Ung. Digit. purp
Warmen Cataplasuien und erweichenden Ivrai
terlarements , und den successWen innerliche
Gebrauch der Oeleuiulsionen mit Nitrutn, Sa
mlafcaolutionen mit auflösendenKräuterextraclei
des Ol. Hicini und des Merc. dulc. , legte sie
der" entzündliche Sturin; aber jetzt entdeckt
ich-, "nachdem der Unterleib die auiserordeot
liehe Empfindlichkeit verloren hatte, und eint
genauere Manualexploratiori gestattete, in der
TWe* der linken obern "Weiche ogegend deut-
llefc einen harten und unbeweglichen, beim
Drucke schmerzhaften Tumor von der Groll»
' eine* Kind es köpf es. Ich diagnostlcirte eine Dt-
generatiun des linken Eierstocks, welche der
Pt»r. wahrscheinlich auf eine höchst fjualvolli
Weise das Leben kosten würde. Von welch«
NÄtüi1", ob stentomalÖser, fungfiser, tuberculö-
»er, oder möglicherweise hydropischer, di
Geschwulst war, darüber blieb ich daniah
Ungewissen. Dafs ihm aber keine Gravidi
oVarii. an welche derselbe wohl auch er
nette, zum Grunde lag, dagegen sprachen,
meiner festen Ueberzetignng, nicht allein •
FeMen aller übrigen Erscheinungen einer Schi»;
gerschaft überhaupt, sondern auch der Dtxl
tarn.' ''vorher regelmäßig erfolgte Eintritt "
Katern enien und eine vorgenommene Exploi
fio' vbetetricia, bei welcher ich den Utn
durchaus nicht- verändert, das Collum desseü*
«bei' etwas nach links herüber gedrängt,
Temperatur der Scheide im Ganzen sehr
h3ht, und mit der äufseraten Fir
der genannten Seile zu an der
•nt aebr empfindliche harte Stt
— 49 —
Mein Kurplan ging nun dahin, xuYorderst
die noch vorhandene . entzündliche Stimmung
möglichst zu beseitigen , und alsdann die Zer-
theilung der krankhaften Geschwulst zu versu-
chen. Nachdem ich in diesem Sinne eine Zeit«
lang gehandelt , und zum letzlern Behufe mich
des Extr. Cicutae und der Aqua Lauro-cerasi
innerlich, so wie des Ung. merc. mit dem
Ung. Digital, purp,, und späterhin einer Salbe
aus Kali hydrojodinicum und Axung. poro. an«
fserlich bedient halte, trat auch wirklich, un-
ter merklicher Verminderung der Geschwulst,
einige Ruhe ein, so dafs die Pat. im August
ein Paar Wochen auf dem Lande zubringen
konnte, wo sie durch den Gebrauch von Bä-
dern und die wohlthuende Einwirkung eines
Milchdiät den Verlust ihrer Korperkräfte wie-
der einigermafsen zu ersetzen hoffte. Allein
die im Stillen fortglimmende Entzündung de*
Geschwulst fachte sich, yermuthlich zunächst
nach einer Erkältung bei etwas rauherer Wit-
terung , und wohl auch in Folge der im Wa-
gen erlittenen Erschütterung , von Neuem an,
und erstieg sehr schnell eine solche Höhe, dafs
das Leben in die anfserste Gefahr gerieth. Des
Hauptsitz der Entzündung und der Heerd, von
'welchem dieselbe ausgegangen, war zwar un-
verkennbar die mehrerwähnte Geschwulst in
der linken Inguinalgegend ; aber die Intume-
acenz verbreitete sich jetzt über den ganzen
Unterleib mit allen den übrigen Symptomen
einer heftigen Peritonaeitis.
Mittlerweile war ich so glücklich gewesen;
für das Interesse der Leidenden einen Kunst«
verwandten zu gewinnen, der eben so reich
an Erfahrung, als aasgestattet mit klastischer
Jeura.LXXXI.B.5.0t D
*i
— 50 —
Gelehrsamkeit , mir acht hulfreich und colle-
gialisch zur Seite stand, und sowohl dadurch
als durch sein humanes, erinuthigendes Betra-
gen gegen die Kranke sich urisern aufrichtig-
sten Dank erworben hat.
Unter deu angesehenen Umständen galt es,
•in energisches Heilverfahren einzuschlagen, um
die auf die Akme gelangte Phlogose zu däm-
pfen, und einer drohenden Gangrän vorzubeu-
gen. Eine wünschenswert!* erscheinende Fe-
naesection am Fufse liefs sich, der ungemein
kleinen Venen wegen, auf keine Weis« be-
werkstelligen; dagegen wurden Blutegel in grö-
ßerer Anzahl auf den Unterleib appticirt, und
ein heftiger Hautreiz durch das Auflegen von
leinenen Compressen, welche mit Linim. w*
lat. camphor. getränkt waren, bewirkt; hierauf
anhaltend wärme Brei Umschläge Ton Herb*
Hyosc, Capit. Pap, alhi und Semin. Lini, osd
Laveinents aus einem Decoctum Specierum emol-
limtium angewendet. Diese äufseren Mittel,
in Verbindung mit dem innern Gebrauche ölig«
ter Emulsionen , des versüfsten Quecksilbers,
des Ol. Ricini und anderer A ntipb logist ica *er-
• mochten es, die Entzündung in ihrer Heftig*
keit einigermafsen zu brechen ; aber schon io*
y nerhalb der ersten 24 Stunden trat ein Zu-
stand ein, der auf eine höchst merkwürdig*
Weise mehrere einander direct 'widersprechende
Erscheinungen darbot. In allen Zügen des blei-
chen , eingefallenen , mit kaltem Schweifse be-
deckten , wahrhaft hippok ratischen Gesiebte*
zeigte sich das Gepräge der durchdringendste
Schmerzen nnd eines innern Angstgefühles, toi
dennoch versicherte mich auf mein Befrag*
die, stets bei Tollem Bewubtseyn verbleiben*
— M —
•Pat. wiederholt, dafs sie körperlich fast gir
nichts leide, und geistig sogair sich ungemein
wohl befinde. Dasselbe bestätigte sie öftere
auch in späterer Zeit, wo sie, alles dessen,
was während jener Tage mit ihr vorgegangen
war , sich genau erinnernd , den fragliehen Zu-
stand als einen überaus glücklichen, wahrhaft
seeligen schilderte, indem ihr Geist, allen so*
matiscben Beschwerden gleichsam entlastet, da-
mals in einem nicht mit Worten genug zu
schildernden Wonnegefühle geschwelgt . hätte.
1 Darf ich eine Erklärung hiervon anzudeuten ^
wagen.,'*so meine ich sie darin zu finden, dalp
' die kränkhafte Thätigkeit des gesammten Or-
ganismus sieb momentan auf die Sphäre de*
Gangliensystems übergetragen hatte, und da-
durch dqs Cerebralsystem antagonistisch um so
freier geworden war. Doch nicht genügend ge-
löst wird dabei das nähere Wie? und Warum P
dieses physiologischen und psychologischen Prot-
blems ! — * Jener Zustand dauerte 2 Tage lang
an, wo' ich mehrmals dem Verlöschen des Le-
bens entgegen sah. — Am 4ten Tage aber lieft
die Intumescenz des Unterleibes im Ganzem
nach , die Haut erwärmte sich und wurde feucht,
•s erfolgten einige Sedes, und eine leichte Spur
Von Menstrualblutung schien eine unerwartet
* günstige Krise anzuzeigen , als ich in der Ge-
* gend der immer noch sehr empfindlichen V^eir
r* chengeschwulst eine tiefliegende Fiüctuation ent-
^ deckte* Jetzt' fragte sich'», was zu thun war.
£ Wir dachten von der einen Seite wohl an die
pJ Punction, auf die namentlich Griesselich (in
$ Rust's Magazin f. d. ges. Heilk. XXXV. Bde»
srf a. Heft. 1831. p. 224 u. folg.) bei einem be-
lli deutenden, — jedoch .unter ganz anderen Ver~
i Jiältnissen vorhandenen, — Abscesse im linken
* D 2
— 52 —
Orarium Heilung erfolgen sahi
andern Seite war der Heerd
noch so tief, daß wir uns nicl
l'ien konnten, die erschöpfte I
ungemeinen Empfindlichkeit di
das lehr Ungewisse, einer so si
und nie siob's späterhin aac
auswies, hier bestimmt unnütz
zu unterwerfen. Inzwischen
Ungewißheit nicht lange; deni
Tage, vom Anfange der acut
zündung an gerechnet, ging
plötzlich eine sehr beträchtlich
übelriechenden , miTsfarbigeu u
kurz so beschaffenen Eiters a
aus Abscessen in inneren Orgj
pflegt, nachdem er eine Zeit
geschlossen gewesen war. Ii
durch die letzte Entzündung zi
meiie Eierstocksabscefs sich in
net. Der Eiterabgang war i
dem genannten Wege mehrer
ziemlich stark, und mit ihm fi
in der Seile betrachtlich ein.
"Wahrend dieser Zeit verb
•ehr ruhig; nur selten Husten,
den Schmerzen , kein rerda't
dagegen danerlc das schleich
und nahmen hei großer Ver
die Kräfte immer merklicher i
Nachdem die Ausscheidui
Eiters durch die Harn wege ein
gefunden, und der Unterleib i
cum normalen Umfange gesel
sich Ton Neuem ein empfindli
der kranken. Weichengegend e
_ $3 -
mutblich in Folge einer Verstopfung der Com-
municationsöffnung zwischen dem Abseefs und
der Blase | der - Eiterabgang einige Tage in
Stocken gerathen war» Warme Fomentationen
brachten indefs das Pas bald wieder in Gang,
und damit wichen auch die Schmerzen*
Trotz des anhaltenden bedeutenden Safte-
verlustes, erholte sich die Pat«, unter dem Ge-
brauche nährender und stärkender Mittel, na-
mentlich der Chinarinde und der Malzbäder
binnen einigen Wochen wieder so weit, dafs
sie das Bett auf ein Paar Stunden des Tages
* verlassen konnte. Dieser ruhige Zeitraum währte
aber nicht lange , denn je mehr das Unterleibs-
leiden an Heftigkeit abnahm, desto merklicher
traten die Brustbeschwerden : Husten , Kurz-
athmigkeit, Stechen u. s. w. hervor. Dieses
antagonistische Wechselverbältnifs erhielt sich
auf eine merkwürdige Weise während des gan-
zen Verlaufes der Krankheit fort, so dafo ein
beständiges Hin - und Herschwanken der Lei-
den zwischen den Lungen und den Orarien.
Statt fand, und dem ganz gemafs zeigte sich,
auch die GemüthsstimmuDg der Kranken, bei
der es in der That' höchst auffallend war/ wie
sie sich von neuen Hoffnungen belebt zeigte,
sobald sie mehr Ruhe im Unterleibe hatte, ob-
scbon der Husten alsdann um so zügelloser
war, und wie sie sich wieder zweifelnd trüben
Ideen hingab, wenn die Unterleibsbeschwerden
präralirten. Ueberhaupt legte sie jederzeit weit
weniger Gewicht auf den Krankheitszustand
der Brust, als auf den des Unterleibes«
Zu dem, vornehmlich .im Liegen und des
Nachts, heftigen Husten gesellte sich mit der
ein blutig -purulenter Auswurf , jedoch im-
— *4 —
mer nur in geringerer 3Ienge. Im Janu-ar 1833
machte ein intercurrirender Anfall von Entzün-
dung der bezeichneten Geschwulst die Appli-
cation von Blutegeln und überhaupt ein anti-
phlogistische* Verfahren uöthig. Dasselbe war
der Fall im Februar, wo ich indefs , um die
Kräffe der Pat. iu<'i<*licli«t zu schouen , anstatt
der Blutegel, von den Einreibungen der 3!er-
curialsalbe in einem etwas gröfsern Umfange,
und zwar mit verhältnif*inäfsig so gutem Er-
folge Gebrauch machte, dafs die inflammatori-
sche Heizung schon am zweiteu Tage sehr ße*
lnaThigt war, und sich bald ganz verlor. Ich
hatte nämlich fast J Unze Ung. Neapol dazu
verbraucht, und die sichtbaren Wirkungen be-
standen darin , dafs die Sedet copiöser wurden,
und eine leichte AiTection der Speicheldriuei
eintrat.
Das Allgemeinbefinden der Pal. anlangen!,
nabin die zur ausgebildetsten Phthisis gedie-
hene Krankheit den gewöhnlichen , allbekaot*
ten Verlauf. Das Schwinden der Kräfte warf
aber, aufser durch in der Folgezeit hinzutre-
tenden colliquativen Schweifs und Diarrhfti
gegen die auch die gewöhnlichen Palliativmit-
tel , namentlich das Plumbum aceticum und d«
Holet us Laricis, so wie der Cortecc und du
Mores Granatorum , nichts Wesentliches ▼eiw
mochten, noch durch fast fortwährende Xaiuff
und häufiges, bald nach dem Genüsse eioei
jeden Speise erfolgendes , und bei dem zerrüt-
teten Zustande der Brustorgane ungemein (pu-
lendes Erbrechen befördert. Ich leitete dauiah
diesen Zufall von dem consensuellen Reize ak
welcher von dem kranken Eierstocke sich •■
den Digestionsapparat übergetragen hält«; alhi
— 55 —
i ■
/
die Section gab mehr Aufschlugt darüber f lo-
dern daraus hervorging, dafs jenes chronisch*
Erbrechen höchstwahrscheinlich ¥00 einer aub-
inflatnmatorischen Affection des Magens selbst,
welche mit dem Erweich ungsprocesse dieses
Organs in einem causalen Zusammenhange stand,
herrührte. Ferner war es eine neue, die Gro-
fse der Leiden bedeutend vermehrende Er-
scheinung, dafs sehr häufig Flatus und auf-
gelöste Excremente durch die Urethra abgingen*
Es inufste sich also eine offene Verbindung
zwischen dem Intestinum rectum und der Vt-
sica urinaria gebildet haben.
So wahrhaft verzweifelt die Lage der so
vielfach gepeinigten Kranken war , so hatte sie
doch den sehnlichen Wunsch, im Monat Mai
in die Nähe der Stadt auf das Land geschafft
zu werden, wo sie sich selbst von dem Ge-.
nusse der freien Luft, von dem Trinken fri-
scher Kuhmilch, vom öftern Aufenthalte im
Kuhstalle u. s. w. noch etwas versprach. Wirk-
lich war die Witterung im Mai und in einem
Theile des Juni so günstig , dafs sie sich noch
einigemal in einem frei liegenden Garten der
erquickenden frischen Luft aussetzen konnte«
Allein diefs waren auch die letzten derartigen
Genüsse, die ihr zu^Theil wurden; denn mit
der wechselnden und unfreundlichen Witterung,
welche in der zweiten Hälfte des Juni eintrat,
und fast den ganzen Juli hindurch anhielt, nahm
das Brustleiden , (in welcher Hinsicht die Pat.
namentlich auch über ein deutliches Gefühl von
Wasseransammlung in der Herzgegend klagte),
so wie die Abzehrung des Körpers und die Er-
schöpfung der Kräfte zusehends zu. Die gröfs-
len Beschwerden verursachte aber der bereits
wühnlt häufige Drang zun
jedesmal nur ein* geringe M
Faecei unter den empfindli
ausgeleert wurde. Seihat die
weiche zur Beruhigung und
)if|ualifeu Diarrhoe durch Kl
wurden, bewirkten Reiz tic
Gegend, wo früher die Ge
und jetzt das Gefühl von W
■nr erst nach dein theil weise
iicirten Stoffe durch die Ure
Ruhe zu erfolgen.
In der zweiten Hälfte de
aphthöse Geschwüre des 31
den rie gewöhnlich begleitend
faiges Gurgeln mit einer Ab!
Teubliithen, Borax und Syrupi
teu einige Erleichterung, und
teutheils zum Verschwinden.
linndeneii Decubitus, nSitllle
Oi- tacrum und den Schulter!
■ich besonders das den Tag
derholle Waschen mit mogli
ier und das längere Aufhalte
selben getränkten Waschschw
es schien mit-gu
letztere Zeit hindurch die A
Tinct. Thetjaica, und zuweil
Tum mit Mucilago Semin. Cj
kellen Waschen nnwenden,
Bett gestelltes Gefäß mit I
wus genützt hat, will ich
lassen. Kurz es gelang mir
ten Paar Lebenstagen, in W'
l'sen Schwäche wegen die P
Scitenlago annehmen, «ud U
?** 57 —
darnach sehen konnte, das Aufbrechen und
Verechwären der inflammirten Haut zu verhin-
dern. Eine merkwürdige psychische Erschei-
nung, welche icj» scbon mehrmals bei tödtlicb
kranken Personen beobachtet habe, und die
sich auch bei meiner Frau in den letzten Paar
Wochen ihrer Krankheit zeigte', war das täu-
schende Gefühl, als ob sie selbst eigentlich
nicht die Leidende wäre, sondern eine andere,
ihr körperlich ganz gleiche, Person, mit der
sie innig sympathisirte , die neben ihr im Bette
läge , und sie dadurch schwer belästigte. Sie
kam sich also gleichsam als Doppelgeschöpf
vor, und zwar nicht blofs im halbschlafenden,
sondern auch im vollkommen wachen Zu-
stande, so dafs sie selbst diese Täuschung wohl
einsehend, sich mehrmals verwundernd gegen
mich darüber aussprach.
Vier. Tage vor dem Tode trat Oedema pe-
dum ein, und wurde das linke an den Unter-
leib angezogen und im Kniegelenke gebogene
Bein zugleich unbeweglich', jedoch nicht ganz
empfindungslos. In dieser letzten Zeit konnte
die Kranke gar keine Speisen mehr geniefsen,
indem auch das Geringste Vomituritionen er-
regte. Zuweilen nahm sie nun noch etwas rei-
nes Wasser, dem sie vor allem übrigen Ge-
tränke den Vorzug gab, zu sich. Ungefähr
24 Stunden zuvor, ehe sie verschied, wurden
die Extremitäten und das Gesicht kalt, und der
Puls sehr klein und matt. In der letzten Nacht
schlief sie unruhig, delirirte öfters im Schlafe,
wahrend sie im wachenden Zustande indessen
ihr volles Bewufstseyn hatte, und es kam ein
allgemeiner kalter Schweifs zum Ausbruche,
.Welcher nebst den ihn begleitenden eisjeaÜÄotw-
— 5» —
im ganzen Gesichte ausdrückte, und ein Paar
tonlose Worte mit den blofsen Lippen lispelte»
worauf die Gesichtsmuskeln von Convulsioneii
i>efal!en wurden, und, nach einem gen Hinv»
mel gerichteten seelenvollen Blicke, ihre lebt*
haft glänzenden und mit Thränen gefüllten Ant-
igen sich auf ewig schlössen. —
Den Tag nach erfolgtem Tode machte ein
College mit Meisterhand die Section. Die Ge-
sichtszüge zeigten eine vollkommene Rühe, und
keine Spur einer Suffocation. Die Augenlieder
waren geschlossen, und ein für die Thanatolo*
'gie besonders wichtiges charakteristisches Merk-
mal, welches die Angabe Rey's («Sur la patho-
ginie des quelques affections de Taxe citibro-
spinal etc. Paris 1834.) , dafs die Menschen bei
vollkommenem Unversehrtseyn des Gehirns mit
geschlossenen Augen sterben , während das Ge*-
gentheil bei bedeutenden Hirnverletzungen nur
alsdann geschieht, wenn das Gehirn zuerst ab-
stirbt, in vollem Maafse bestätigte, da der Tod
in diesem Fülle so unverkennbar von den Lun-
gen ausgegangen war, und sich nur erst secun-
där des Gehirns bemächtigt hatte. Der gerade
gestreckte Körper war über und über phthi-
sisch abgezehrt , die linke Seite des Thorax
mehr eingesunken , als die rechte. In der lin-
ken Weichengegend zeigte sich ein lnifsfarbe-
ner, braun -blauer Fleck, ungefähr von der
Gröfse eines Handtellers.
Die Eröffnung der Kopf höhle glaubte ich
dem Secanten ganz ersparen zu können*
Brusthöhle. Die Lungen fanden sich nach
oben und hinten zu mit den Brustwänden fest
▼erwachsen. Der rechte Flügel enthielt an der
• Spitze ein ziemlich grofses, mit glatten. Wäo-
_ eo —
den versehenes Eitergeschwür, und strotzte übri-
gens durch und durch, bis auf einen nur sehr
kleinen Theil an der Basis, von Tuberkeln,
welche in ihrer Gröfse einer Erbse bis zu der
einer Wallnufs differirten, und zum Tbeil be-
reits denZerschmelzungspröcefs eingegangen wa-
ren. Eine gleiche Veränderung hatte der linke
Lungenflügel erlitten , ron dein iodefs ein et-
was gröberes Stück nach unten zu noch ge-
sund geblieben war. Der sehr ausgedehnte
Herzbeutel enthielt wenigstens 6 bis 8 Unzen
gelblichen Wassers. Das Herz selbst wariw**
ungewöhnlich schlaff, doch im Uebrigen normal.
Bauchhöhle. Das Omentum majm adhärirte
mit seinem untern Rande fest am Peritonaeunu
Die Leber war wohl doppelt so grofs f als im
Normalzustände, blutleer, von weijsgelblichtr
Farbe, äufserlich sowohl als innerlich auf fa
Durchschnittsflüchen , dabei ungemein schlaf
und zähe. In der gefüllten Gallenblase fände*
sich keine steinigten Concremente vor, 0*
ganze untere, der Curvatura maj. zugewendet
Hälfte des Magens war in Folge der ausgab
detslen Erweichung dermafsen aufgelos't, &*}*
sich nur noch einige wenige Mudera von d*
sämmtlichen Häuten der Magen wände, fad*
Form des Spinnepewebes , xvahrnehmen lief**
Die obere, der Cuvalura min. entsprechend^]*
doch iceit kleinere Hälfte des Magens dagef&
erschien verdickt, verhärtet, und an einigen fr
ten , besonders längs der sehr marJctrten Gratf*
welche den Magen in die angegebenen beisß
Theüe trennte, mifsfarbig. Aehnlich dunkeln1*
gefärbte Stellen zeigten sich auch hie und •
io den l Fandungen des von strotzenden i"*f
sen Gefäfsen durchzogenen Darmkanals* &
— 61 —
meseraischen Drüsen waren eben so hart
und angeschwollen, wie man sie in Kin-
dern antrifft, welche an der Scrophulosis und
^ttrophia meseraica gelitten haben* Die .Nie-
ren wurden ungemein schlaff und weich , und
in ihrer Substanz in sofern verändert gefunden,
als die verschiedenen einzelnen Theile dersel-
ben sich nicht deutlich von einander unterschei-
den liefsen, sondern unter einander gleichsam
verschmolzen zu seyn schienen. Die Milz und
das Pancreas waren von normaler Beschaf-
fenheit.
Beckenhohle. Ueber diese etwas hinaus bis
in die Bauchhöhle, ragte das in eine tubercu-
lös-steatomatöse Masse degenerirte Unke Qva-
rium'f welches eine grofse, mit dem Rectum,
und der Vesica urinaria durch zwei, ungefähr
einen reichlichen Zoll* weite Oeffnungen commu-
nicir ende und so gleichsam eine allgemeine Kloake,
bildende Höhle enthielt» Die Harnblase, wel-
che sich dermafsen verkleinert hatte, dafs sie
fast nar einem weiten Kanäle glich . war in
ihren Wandungen verdickt, und besonders nach
hinten zu stark gerötbet. Alle übrigen Organe
des Sexualsystems liefsen dagegen etwas Krank-
haftes nicht' entdecken, aufser dafs der normale
-Uterus äufserlich von einer leichten Schicht pla-
stischer- Lymphe überzogen war, so wie sich
überhaupt in der ganzen Umgegend der absce-
^dirlen Ovariengeschwulst feste Adhäsionen und
noch deutliche Spuren einer allgemeinen Ent-
zündung aller Theile vorfanden.
IH.
Erster Jahres!
das Bad zu I
nach dem
mit weil. Herrn IHedicinalrath
Ki-hafllich geführten Tagehuri
Beobachtungen beari
Dr. b. c p. a. »
BaJear/le dn*elljsl
...
XJoch et ist Zeit, den abge
wiederanzuknüpfen. — Wir 1
sen im verflossenen Jahre vorheri
lieilsgaltuogen noch einige am
machen, gegen welche sich d
serer Bader von jeher nicht
Keigte , die aber diesesmal de
tenere Fülle , indefs mit nicht
gern Erfulg der Kuren darbo
hören :
G. Die chronischen Uebei
zeuge, gegen welche unter ICK
-. 63 —
i ■ ■ •■ » <
3 (genau 2,86) bei uns Hülfe sachten iait dorn
Erfolg ron 40 Proc. für 1.
40 — — • IL
20 — — III.
Auszuzeichnen war ein Fall Von Blasen-«
hämorrhoiden, womit ein 72 Jahre alter Mann,
der früher an blinden hämorrhoiden gelitten,
seit einem Jahre behaftet gewesen war. An-
fangs hatte sich zwischen dem Urin Blut ge-
zeigt, später Schleim, und. das Uriniren war
schmerzhaft geworden«.: La,o sulphur. minderte
seit einigen Wochen das Uebel, daher war
£ilsen empfohlen worden» — Beim innerlichen,
.und aufserlichen Gebrauch des Schwefelwassere
/vermehrten sich in den ersten 8 Tagen alle
Beschwerden dermaben •• dafs Patient schon im
JBegriff stand, abzureisen; — dann aber wurde
alles besser, und nach 3 wöchentlicher Kur .war
.der glückliche alte Mann schon im Stande , alt
geheilt (?) in sein Geschäftsleben zurückzu-
kehren,
H. Skrophulose Drüsenübel , eben so unge-
wöhnlich sparsam (2,28 Proc), obwohl gegen
diese Leiden so viel bei uns auszurichten steht«
Der Erfolg yon 25 Proc. für I.
50 — — II.
25 — " — III. scheint dieses
•es hinlänglich zu beweisen,
/. Von solchen Personen , die an Syphilis
gelitten, meistens anhaltend oder viel Merkur
genommen hatten, dennoch entweder nicht gründ-
lich geheilt, mit larvirter Lues behaftet, oder
•wegen Zweifel an einer gründlichen Heilung
die Kur in Elisen -gebrauchten, wurde die
Hälfte mit 4er beruhigenden Gewifsheit einer
06 —
einige Fülle von örtlichen
h mechanischen Verledun-
interhaltene Ab sc esse, ein«
nach erysipelatoser Ent-
schenkels, — ein krampf-
blingeu, welches besonder»
■n veranlagt, Würgen und
hatle, dann auf längere Zeit
meiden nöthigte; — für die
ein. nervöser Kopfschmerz,
t. dijßcil. (nach Scharlach),
Amblyopia amaurolica\ die
endlich mehrere Fälle der-
gleichen von Hartnäckigkeit,
Heiserkeit verbunden, und
i aus der Nase, der wahr-
11 unzugänglichen Knochen-
le herrührte, und so wenig
trbaupt, die übrigens wohl
nschoupfen und Einspritzen
s verändert oder vermin-
die Auflösung des Kreosot'»
unwirksam, und so war«
ron der durch den Herrn
mpfohlenen Anwendung dei
■ zu erwarten gewesen. —
Verhältnisse, z. B. in wel-
alwasser bei nnserm Bad»
i wurden, so wie das der
i Kurgästen etc., bieten ei-
— Unter 100 Personen der
denn die Landleute trinken
ssige M. wasser, es ist daher
hältnifj auf eine geringer»
— 64 —
gründlichen Heilung, oder hier erst gene
aJs geheilt entlassen, während bei den übr
eine Verschlimmerung der Lokalleiden, und
Noth wendigkeit eintrat, aufs Neue Quecksi
zu reichen. Alte, unvollständig geheilte L
in dem Gefolge derselben verdächtige Gi
oder Flechtenübel, an denen man nicht zu
terscheiden weifs, welchen Antheil die L
das Quecksilber, die Gicht oder der Hej
daran habe, wo zwischen Lues und 91er
gleichsam ein Waffenstillstand eingetreten, bt
neben einander sich dulden, durch Hülfet
derer Beimischung sich gleichsam amalguni
haben, ohne sich zu neutralisiren , finden \
kanntlich als Räthselkrankheiten in dem Seh?
felwasser die gewünschte, oft aber nicht
wünschte Lösung, weil wieder Merkur ge,
ben werden mufs. Merkwürdig dabei ist
nes Tbeils die durch den Schwefel in integr
restituirte Wirksamkeit des Quecksilbers, i
deren Theils das friedfertige Nebeneinander!
ken dieser sonst gegenseitig unduldsamen 1
tel. Der Schwefel , ohne die Wirkung <
Merkurs merklich zu beeinträchtigen , sehe
vielmehr das alte feindliche Verhältnifs de«
ben zur Lues aufzufrischen. Jedoch trifft <
Fall nicht jedesmal ein; oft mufs auch mit d<
Schwefehnitlel temporisirt, oder gänzlich ai
gesetzt werden , um nach st dem mit dem Quet
silber kräftig einschreiten, etwas ausrichten
können ; der Schwefel hat alsdann seine Seh
digkeit schon gethan , wenigstens das Ten«
gesäubert.
K. Gar zu einzeln vorkommende Ueb
die anderswo sich nicht unterbringen
waren für die
— 66 —
I. Abtheilung: einige Fälle yod örtlichen
Knochenleiden nach mechanischen Verletzung
gen und dadurch unterhaltene Abscesse, eine
Knochenauftreibung nach erysipelatöser Ent-
zündung des Unterschenkels , — ein krampf-
haft behindertes Schlingen, welches besonders
durch gröfsere Bissen veranlafst, Würgen und
Brechen zur Folge hatte, dann auf längere Zeit
alles Schlucken zu meiden nöthigte; — für die
II. Abiheilung ein. nervöser Kopfschmerz,
Fälle von Menstruat. difficiL (nach Scharlach),
Fluor albus \ für die >
III. ein Fall von Amblyopia amaurotica\ die
IV. Abtheilung endlich mehrere Fälle det>»
leiben Uebels, dergleichen von ({artnäckigkeil»
Stockschnupfen mit Heiserkeit verbunden, und
ein Fall von Geruch aus der Nase, der wahr«
.scheinlich von einem unzugänglichen Knochen«
leiden der Stirnhohle herrührte, und sp wenig
durch die Kur überhaupt, die übrigens wohl
bekam , als das Einschnupfen und Einspritzen
des Schwefel wassers verändert oder vermin«
dert wurde. Auch die Auflösung des Kreosot'«
eingespritzt, blieb unwirksam, und so wäre
denn auch wohl von der durch den Herrn
Geh. Rath Vogel empfohlenen Anwendung des
Asants nichts weiter zu erwarten gewesen. —
Auch andere Verhältnisse, z. B. in wel-
chen fremde Mineralwasser bei unserm Bads
zu Hülfe genommen wurden» so wie das der
neuen zu den alten Kurgästen etc., bieten ei-
niges Interesse dar* — Unter 100 Personen der
gebildeten Klasse (denn die Landleute trinken
meistens nur das hiesige M« wasser, es ist daher
dieses Zahlen -Verhältnib auf eins geringer»
Jean. LXXXI.B. 6.8t, B
— 67- —
tes System zur Folge hat. Der praktische Arzt
ordnet, wie's ihm am zweckmäfsigsten scheint, -— .
die Krankheiten bald nach ihrem Grundwesen
oder Charakter, bald nach ihrem natürlichen Sitze,
bald nach ihren Formen , — so "auch der Bade-
arzt. Wicht eigentlich dieser,- der Heilquell selbst
führt diejenige Ordnung ein, die ihm ex usü.
und seinen Heilwirkungen am besten ent-
spricht; — er lehrt den Arzt (a posteriori) sich
ein natürliches System schaffen, dessen einfa-,
che Grundlage er selbst ist ' und bleibt. So
fangt der Arzt damit an, das einzig ihm zu
Gebote stehende Hauptmittel, das Wasser, mit
•Welchem er ein Heer Tön Krankheiten zu be-
kämpfen sich anheischig macht, auszuprobiren,
alle Eigenschaften desselben für sich oder im
Conflict mit leblosen und lebenden Dingen oder
Kräften kennen zu lernen, er Versucht und prüft
die Wirkungen desselben an Gesunden und
Kranken > Jernt dadurch die constanten, dem
Mittel eigen thümlichep , Ton unbeständigen und
zufälligen .absondern , den Unterschied zwischen'
Erst*, Letzt- und Nachwirkungen feststellen,,
die Vor- und Nachtheile derselben abwägen,
auf letztere überall Bedacht nehmen, ihneo
vorzubeugen. Dieses führt ihn, da er an dem
Heilmittel selbst nichts ändern kann, als etwa
die Form ^ auf verschiedene Wege und Mittel
es anzuwenden, die Wirkungen zu mäfsigen
oder zu verstärken ; — endlich völlig eingeübt, '
orientkt in dem Bereiche seines Heilmittels,
vertraut mit den Indicationen , durch die Er-
fahrung belehrt, welche Arten und Formen von
Krankheiten demselben unterthan sind, welche
nicht, — bis dahin auf empirischen Wegen
und Umwegen gelangt, fragt er sich endlich,
um doch auch etwas Theorie in da» Ganaa au
E2
- 69 —
und Händen dei Ungläubigen neuer SdhUmm,
anfänglich weifslich und rahmartig, später eine
schwärzliche Farbe und theerartige Beschaffen-
heit annehmend. Und dennoch hört man noch
fragen: „wie bereiten" — oder gar: „wie fa-
briciren sie ihren Schlamm?" — ' eben so gat
könnte man fragen; „wie fabriciren sie ihr
Wasser?'7 Dafs sich so gut Schlamm, als Mi-
neralwasser künstlich bereiten lassen, bezwei-
feln wir gar nicht, woher sonst auf einmal der
viele Schlamm, dessen natürliches Vorkommen
siebt so häufig ist, als das der Mineralwässer?
Es kommt gar Vieles darauf an, wie die Quel-
len, ob tief oder hoch gelegen sind, an Ber-
gen oder im Thale zu Tage kommen , und
wenn . man auf Schlammablagerungen rechnen,
darf, ob der Boden in der Umgebung der
Quellen noch original , nicht durch Beimischun-
gen von verschiedenem Material, dergleichen,
zur Anlage der Promenaden und Gärten die-
nen , verunreiniget worden sey ? Die Lage Eil-
sens ist in diesem Betracht die günstigste. Der
Böden , -in welchem bei uns der beste und rein-
ste Schlamm auf die Weise wie Torf gegraben
-wird, — in dem nächsten Umkreise der Quel-
len nämlich , die nun gröfstentheils gefafst wor-
den sind, übrigens nicht gebraucht werden, —
ist noch bis auf den heutigen Tag in seiner Ori-
ginalität (als Wiesengrund benutzt) sorgfältig
erhalten worden ; die Quellen liegen nahe bei
einander, und einzelne tiefe Senkungen in* der
Nähe derselben boten dem überströmenden Was-
ser einen natürlichen Sammelplatz, um "an der
Luft zersetzt sein'e Bestandteile abzulagern,
den Schlamm zu bilden. Dieser wurde bei der
Aufnahme der stärksten Quellen in 4 bis 5'Fufs
mächtigen Lagern entdeckt, gefunden, — es
tfw nicht darnach gesucht wor
sich seihst als Heilmittel dnr, i
erst gemacht, oder darin verw
hin war iin teulschen Reich von I
hadern die Rede gewesen ; E
Glück, zu Theii, aus dein Schi
pDrzulauchen, — der Kul' sei
der , nU der ersten und (mai
Zusatz) der kräftigsten in ihrer
■ich sehr bald weit uud breit,
Badeorte das allgemeine Signal
anzulegen, diese in die Mode
doch man unterscheide wohl:
verdanken wir den Ruf unsers
gekehrt, die Blöde diesem f
•Jod alle Badeorte, die eich ai
etwas zu gute ihun , — EUsei
Jene Frage zu beantworten
Nach Weisung , dals der Scblai
gegraben, in grofseri Bebälterr
flufs au* Schwele I'juellen habe
gesetzt, dadurch aufs Neue t
Schwefel wasser wiederum in
[sei Reservoir geschlemmt, in
rend theils durch das eigene i
vorquellende (es ist nur eine
theils durch aus benachbarten I
leitete» Schwefelwasser verati
in die nahegelegenen Badevt
daselbst mit Seh wcfetwM w ve
Dämpfe erwärmt wird; — d
graben durchaus alt eine hon
scheint, phne gescbjewuit \
benutzt werden könnte, daTs
aber deshalb uölhig sey,
Jahre langen Lagen» in i
— 71 ~
yon den benachbarten Stauden-, Bäumen urid
JDächern fort während trockne Blätter, Zweige,
Stückchen Kalk «nd Steine hineiogerathen.
Eine der bedeutendsten Verbesserungen un-
serer Badeanstalt in den letzteren Jahren , war.
die Anlage von 46 Badewannen ans geschliffe-
nem Sandstein, um dann separate Schlamm-
bäder zu geben. Bis zum Jahre 1831 bediente
man sich hiezu; des Versuchs wegen, eine
Zeitlang der transportablen Wannen , sah aber:
die Nachtheile derselben- ein, und zog jene kost-
spieligere Anlage feststehender Wannen vor»
Der Badegast erhält jetzt, 'auf eine gewisse
Badeloge, in dieser auf eine nummerirte Wanne,
und so auch auf eine bestimmte Stunde ange-
wiesen, sein, nur für ihn zugängliches. Schlamm-
bad'; — er kann dieses jedesmal frisch berei-
ten lassen , oder 3 bis 4 mal benutzen ; im
letzteren Falle wird jedoch täglich - frischen
Schlamm zugesetzt, weil die Dämpfe das Bad
Jsu sehr verdiinnen. Gemeinschaftliche Schlamm-
bäder, in deren jedem 5 .bis' 6 Kranke nach
einander baden , bestehen indefs in einem an-
deren Hause auch noch für weniger bemittelte
Personen. '
Dafs der Schlamm als Heilmittel in seinen
Wirkungen und seiner Wirkungsweise wesent-
lich von dem Schwefelvvasser, das ihn erzeugt,
abweiche, ein ens siti generis sei, ist schon
oft ausgesprochen worden , und findet sich all-
jährlich mehr und mehr bestätigt. Ich würde
nicht darauf zurückkommen, wenn uns nicht
daran gelegen seyn inüiste, zu erforschen, wo-
durch , durch welche Stoffe und Kräfte oder
Kraftäufserungen der Schlamm Heilmittel werde,
alle die eigentlmmlichen Wirkungen hervor-
— 73 —
weilen des Blatt an der Oberfläche bewirkt
wird. Die sich dem Körper mittheilende Wärme
des Schlamms (beiläufig gesagt, genügt in die«'
gern eine um mehrere Grade niedrigere Tem-
peratur, als die des Wasser bades, an welche
man gewfthnt war, (25° Sshlamm sind ss 26
bis 27° Wasser) wird durch den mechanischen
Druck, gleich wie das Gefühl der eigenen
Wärme durch das Aufliegen eines schweren Fe-
derbetts, gesteigert, theils durch das Zusam-
mentreffen dieser Einwirkungen, theils durch
die ihnen entgegentretende Reaction mehr Wärme
als gewöhnlich erzeugt. Die Beschleunigung
des Blutlaufs , eigentlich die lebhaftere Bewe-
gung des Bluts, ist unmittelbare Folge die-
ser Wechselwirkungen , geht nicht vom Herzen
aus. Im Gegentheil werden dessen Bewegun-
gen langsamer, es schöpft und stöfst gröbere
Wellen, aber in langsamerem Tempo fort, aus
dem natürlichen Grunde, weil eines Theils von.
einem schwereren Medio umgeben, die zu be-
wegende Blutmasse relativ leichter geworden,
also leichter zu bewegen ist, anderen Theils
der peripherische Druck, selbst bewegen hilft,
dem Herzen einen Theil seiner Mühe abgenom-
men bat. Gleich wie unter dem Druck einer
schweren Atmosphäre bei hohem Barometer-'
stände ist der langsamere Herzschlag also Wir-
kung eines energischeren Blutlaufs, dieser Wir«
kung des erhftheten peripherischen Druckes,
welcher einen Theil der Blutschwere absorbift
Auf ähnliche Weise Wst sich das mit Rffthung
verbundene Turgesciren der Haut erklären, wel-
ches natürlich im Schlamme nicht zu beobach-
ten, aber selbst noch im Spülbade sehr bedeu-
tend ist ^nd längere Zeit anhält, gewöhnlich
bei böiger Ruhe einen gemächlichen Schweift
I
— 75 —
gen zufrieden stellen lassen/ so käme' es wohl
gar wenig mehr darauf an, die chemische Be-
schaffenheit und sonstigen 'Eigentümlichkeiten,
durch welche unser Schlamm sich auszeichnet,
in Anschlag zu bringen; jeder andere künsilich
bereiteter Schlamm, irgend ein neutrales Ofr
•put morluum von derselben specifischen Schwere,
gehörig erwärmt, würde es dem unsrigen gleich*-
tbun können, wie yielleicht anderwärts schon
versucht worden ist. Der Fall 16t indefs für
uns wenigstens noch nicht eingetreten, aus je-
nen wahrnehmbaren Erstwirküngen des Schlamm-
bades- die übrigen Heilwirkungen erklären, diese
aus jenen ableiten zu können ; — wir haben
eigentlich noch nichts erklärt, nicht einmal die
chemischen Analysen • befragt. Sollten diese
uns gleichgültig seyn, etwas Wirksames in
dem Schiamme enthalten seyn , ohne zur Mit-
wirkung zu gelangen? — es wäre doch ein
-neues Wunder, und eine solche Neutralität viel
schwerer zu erklären , als die active Wirkung
selbst. Halten wir also, vorläufig wenigstens,
den Glauben fest, dafs die wunderbare Heil-
kraft und Heilwirkung unseres Schlammes in sei-
ner ganzen Natur, zunächst in den Stoffen, „
die ihn zusammensetzen, in den Misch ungs Ver-
hältnissen, in dem eigeftthümliehen Lehen des<-
' selben , welches die* Wärme ihm einhaucht,
und dessen Seele der Schwefel ist, begründet
liege; Halten wir uns* an das Analogon, die
Mutter des Schlamms; obwohl wesentlich in
mancher Beziehung vom Schwefelwasser ver-
schieden,' wird es ihm ein künstlich zusam-
mengesetzter , nur ähnlicher Schlamm eben so
wenig gleichthuq, als eine künstliche Mischung
dem natürlichen Mineralwasser*
— 77 —
entgegengesetzter Art verhält sich die Haut im
Scblammbade, nach der Erscheinung scu uri hei-
len, welche sich nachdem darbietet. Das. Spül-
wasser lauft nicht ab, sondern hängt fest an
der Haut, gleich wie an Maculatur; — all«
Hautschiniere scheint vermöge der besonderen
Affinität des Schwefels -cum Fett hin wegge-
nommen, vom Schlamme resorbirt worden zu
seyn; — demoho geachtet wird die Hautober-
fläche, selbst ohne Hülfe des Lakens, schnell
trocken, das nach Wassörbädern gewöhnliche
Frösteln stellt sich nicht ein, ein Beweis des
gesteigerten Hautlebend , und der fettige Ueber-
zug stellt sich in kurzer Zeit wieder her, reich-
licher als zuvor» Besonders auffallend sind
demnächst die Veränderungen, welche' beim,
längeren Gebrauch der Schlammbäder nuumehr
in der. äußeren Beschaffenheit der Haut vor«
gehen; sie erhält mehr Spannung und Glanz,
wird durchsichtiger, saftiger, indem die klei-
nen Häutschilferchen, die abgestorbenen La-
mellen der Epidermis abgelöfst und entfernt
worden sind , — alles Folge einer reichlicheren
Fettabsonderung* Wohin führt uns dieser schein-
bar geringfügige Umstand? nichts natürlicher,
als dafs er unsere Aufmerksamkeit zunächst auf
die Hautdrüsen und so weiter fort auf das ganze,
ihnen verwandte Drüsensystem gerichtet erhält«
Ziehen wir dabei in Erwägung sowohl die.
physiologische als pathologische Bedeutsamkeit
dieser bisher, weil sie an der Oberfläche lie-*
gen, vielleicht zu oberflächlich beurtheilten, se-
cernirenden Organe sowohl, als ihres Sekrets,
(von welchem Blumenbach im Allgemeinen sagt:
„Lubricat solid a et motum adjuvat, nimiam
sensilitatem obtundit, demum et entern aequali-
ter diitendendo puUhritudinm.juvtf9), — foenor
— 79 *-
nicht schön an den Hausthieren, welche Wich-
tigkeit für Gesundheit die Hautschiniere habe?
— Beurtheilen .wir nicht nach dem Glänze ih-
rer Haare den Stand ihrer Gesundheit , wissen,
wir nicht, dafs eine fleifsige Hautkultur (Käm-
men , Bürsten , ■ Waschen) für sie * das halbe
Futter sey? Schon dieses sollte uns aufmerk-
kam machen, uns veranlassen, sorgfältiger die
Beschaffenheit der Haut hei kranken Menschen
zu untersuchen, ihre Bedeutungen zu erfor-
schen, die Beziehung' jeder Abweichung vom
Normalzustände kennen und würdigen zu ler-
nen. Sollte die trockne, welke, glanzlose, meh-
lige Haut des scrophelkranken Kindes j die da-
bei gewöhnliche Glanzlosigkeit der Haare/ Nel±
gung derselben sich zu verwirren , eine Er-
scheinung seyn, die blofö als ein Folgezustand}
als Rückwirkung des innern Drüsenleidens , ei-
ner mangelhaften* Nutrhiön, einer fehlerhaften
Blutbereitung angesehen ,^ höchstens" einen se-
miotischen Werth für uns hatte? Sollte nicht
besonders hei Armen in den häufigsten Fällen
Vernachläfsigung der Haut die meiste Schuld
tragen? Sehen wir nicht täglich, wenn r wir
bei dergleichen Kranken vor allen andern Din-
gen für eine sorgfältigere Hautkultur bemüht
sind, die herrlichen Wirkungen des blofsen
Beinhaltens? Wir wollen aber dem Gegen-
stände nocli naher treten, die chronischen Haut-
krankheiten selbst ins Auge «fassen, die so häu-
fig durch Vernachläfsigung der Haut .ursprung-
lich yeranlafst werden , deshalb bei denjenigen
Dienscheu so häufig vorkommen, die eine sitzende
Lebensart führen, fortwährend von der so ei-
gentümlichen Atmosphäre umgeben sind, d.ie
wir in geschlossenen- Zimmern antreffen, wo
Bücher | alte Papiere und dergleichen aufbe-
— «1 —
bei Flechted die YÖrziSglkh leidenden, oder neb*
meD wenigstens den gröfsten ■ Antheil an der
Erzeugung und Unterhaltung dieser Ueb'el? — •
Ich glaube, soweit überhaupt Beobachtungen
bis jetzt geführt haben, und so wie ich Ton
dem bezeichneten Standpunkte ans die "Sache
gern angesehen haben * möcbte, um -mir, die
'Wirksamkeit der Schlammbäder , .die, Art In od
Weise ihrer Heilwirkung <er£)area je» können, —
die Talgdrüsen der Haut.
• ■• ■ .■ . ■•■'
Man wird allerdings einwanden, wenn dem
wirklich so wäre, so mästen sich andere, diese
Art Tön Hautthätigkeit, die Fetta'B^ondernng- be-
fördernde und unterhaltende Mittel, z.(B. täg-
liches Waschen, Reiben, Bürsten, wollene
Hemden *)> besonders' russische Bäder, gleich
*) Bs wird mit , dieser Bekleidung fiberall viel BfüV*
brauch getrieben, selbst da, wo man gar nicht ohne
sie seyn kann, z. B. in Küsten"» und Gebirgsgegen-
den, oder aoch in gewissen'- Krankheitsfällen. Ich
will damit nicht gesagt haben V daß diese Tracht
überhaupt zu allgemein geworden sey, sondern dais
man nicht den rechten Gebrauch ton ihr mache,- aal
der einen Seite eben so - viel damit geschadet, als auf
der andern genützt habe.: Es röhrt dieses von den
«inseitigen Ansichten von Hautausdünstung her,- die
sich der Laie zu machen gewohnt ist. Er glaubt, es
sei schon genug, wenn die Haut nur ausdünste; ob
sie dabei thatig, nnthätig oder leidend sich ver-
> "halte, gilt ihm gleich. Er zieht darum das wollene
Hemd an, befindet sich, eine Zeitlang: wohl dabei; —
später aber, wenn das alte Leiden wieder angeht,
kann er nicht begreifen) wie bei' allem Schwitzen so
Viel Rheumatismus sich erzengen nnd ihn belästigen
könne, — er siebt die Unzulänglichkeit des garühm-
. ten Verwahmngsmittels -.ein, und möchte der Wolle
gar zu gern wieder quitt seyn, scheut sich nur* sie
abzulegen. Sehr natürlich. Die Haut will unter 'ge-
wissen Verhältnissen geschützt seyn, sie findet die-
sen Schutz in der Wolle und Seide; doch darf sie
Jovrn.LXXXJ.B. &.*. ¥
— 83 —
iicb, diesem Einwurfe zu begegnen, demohi*
geachtet einräumen, eines Theils, dafs derglei*
eben Mittel sehr wohl geeignet sind, Flechten«
übel zu yerhuten, frisch entstandene, besondere
solche, die in der Form eines mehr örtlichen
Leidens, der Haut gleichsam cur Gewohnheit,
dem ganzen Körper aber noch nicht zum Be>
dürfnifs geworden sind, dnreh künstliche Bä-
der, schwefelsaure Räucherungen und russische)
Bäder geheilt werden; — anderen Theils aber
ist in Erwägung zu ziehen , daft es in atbwi**
tigeren Fällen auf etwas inefc* ankomme * ai|
nur die Thätigkeit der Talgdrusen wieder her*
zustellen, dafs nicht nur die Quantität ,' sön*
dern auch die Qualität der Haütschmiere, nicht
weniger die organische Structur der Drüsen
krankhaft rerändert sejrn, diese Degeneratio-
Ben mit Krankheiten de* festen Theile und
Säfte, wie sogar häufig mit Leiden des Pfort-
adersystems j der Leber und Harnwerkteugi
zusammenhängen könne f dafs es deshalb |aj&
eifisch wirkender Mittel bedürfe, solch« "com«
plicirte, in ihrer Complication gleichsam orgsW
nisirte Krankheitszustände zur Lösung, Rück»
bildung und Ausheilung zu bewegen, und dafs
endlich das eigentümlich Heilwirkende de*
Schlammbades, vorzüglich der Schwefel in seiner
eigentümlichen Gestalt, demnächst der Aggrev
aatsustand überhaupt sey, in welchem der
Schlimm als Heilmittel bei uns angewandt
wird« Ich denke mir hier den Schwefel in
worden, htHeti gehen; die Haut war nachdem glatt
«ad geschmeidig geworden, wahrend die Borten an
dar Wolle hingen geblieben waren. Wirkte hier die
Wolle durch etwaa »ehr, als BrwSnmngj LiehtomV
siehong, vieUeieht dem Sohlamme analog dw/oh Be-
IMeniBg der Fetleheoiiderang?
92
— 85 -
reo, — und so auch zachen Hautkrankheit
ten, Lungen- uod Leberleiden, Gicht, ÜntejTrf
leibsbeschwerden , Hämorrhoiden, Krankheiten,
der Harn vverkzeuge .etc. , die entweder .neb&n,
einander gleichzeitig bestehend^, oder init.eia«
ander abwechselnd, sich gleichsam ablösend'/
nur der Form nach verschieden, zneisteos. $b*ft
durch dieselben Ursachen begründet, — nac^H
dem sie den kräftigsten I^jLmittela Trotz/ge^
boten, endlich durch den Gebrauch unserer
Schlammbäder , nach meiner Ansicht durch Veiv
xnittelung des Hautdrüsensystems, gründlich ge-
beilt werden. — Auch diesen Sommer beobach-
teten wir mehrere Fälle solcher Complicatio-
nen Ton chronischen Hautkrankheiten mit ver-
schiedenen krankhaften Zuständen der mit der
Haut in Wechselverkehr stehenden inneren
Theile; bei einem Kranken, der eine sitzende
Lebensart geführt, Flechten, Unterleibsbeschwer-
den und Podagra, — bei einem anderen, eben-
falls einem Stubensitzer, Flechten, Gicht und
Hämorrhoiden , bei einem dritten Flechten, Ma-
gensäure und ähnliche Unterleibsbeschwerden,
Hämorrhoiden und halbseitigen Kopfschmerz
neben einander bestehend, oder mit einander
abwechselnd ; — in einem vierten Falle war
ein heftiger Magenkrampf und verschiedene Un-
regelmässigkeiten der Menstruation nach dem
Erscheinen eines Flechtenausschlags verschwun-
den, dieser wurde geheilt, ohne dafs jene Be-
schwerden, wiederkehrten ; — ähnliche Com-
plicationen in einem fünften, sechsten und sie-
benten Falle ; zweimal Flechten in Folge ge-
störter Hautkrisen nach Scharlach» Sollten Be-
obachtungen dieser Art nicht dazu geeignet seyn,
die Richtung zu bestimmen, welche vorste-
— w —
»H| ■- ,-. ■. ■ « «|
■ ■%
IV. ,
Praktische Mifjtfieilungeii,:
Dr. Im. G. Bläntun$pter,
praktischem Arzt und Geburtshelfer zu Jena*
•*
/. Merkwürdige Flecktnkrankheit.
Fi-*- .... ' ^ ■. % »
r., Holzarbeiter aas L,.40 Jahre alt, in je**
nem Jugend - und Mannesatteir stets gesund»
nie roin kalten Fieber befallen, mittler Grö-
fse, kraft igen Wuchses, lebhaften Ansehens,
stürzte halb erhitzt im Monat März 1831 in
den kalten Plufs, gewann jedoch, nachdem er
kaum einige Minuten im Wasser zugebracht,
durch Beistand eines Andern, und weil er selbst
schwimmen konnte, das Ufer, und rettete sich
vor dem Ertrinken. Länger denn eine Stunde
verweilte er, obschon mit grober Anstrengung
arbeitend, bei einem Flosse in den durchnäfs-
ten Kleidern, empfand sofort Zerschlagenheit
aller Glieder, die auch nach dem Entkleiden
bei Fliedertheegenufs im warmen Bette ihn
nicht verlieft, sich allmählig bis in die vierte
Woche vermehrte , und zu welcher sich Blässe
und Geschwulst des Gesichts, trockner bohler
Husten und Geschwulst der Fiifse bis in die
I
eonstant; .die Zange *rai4t -nicht reiner *m der
Puls blieb unter 60 Schlägen. Horripilationerf
wurden bei nicht geheiztem- Zimmer • stark tuw
pfänden-, «der Appetit' .war., gering; der Dürft
SoaTsig,. die Kräfte nahmen )&b, Stuhl und Urion
Ausleerung, waren traget, -dflch Farbe »und Gon«
sistenz naturgemäft -(-keine v Urina jiimentoSa)^
der Unterleib blieb gespannt , die FiHse bis a&
die Jn^nie waren ödemalps '-aufgetrieben ■ dei
Druck binJterliefs tiefe. Gruben; taüseede fron
gelblich -blafsrö'thlicben, circumscriptep, Flecken,
wie Erbsen und Linsen . den Petecbiee äh blieb*
xnijnnier Zoll lange Striemen (vibices)- -waren
fichtbqr, * Vtermipde^eAJedpCb.w.eder. innerhalb
noch- ausserhalb des Bettes ihre Farbe u.n4 ߻r<J-
fse , verursachten keine. Schmer zen , kein Bren-
nen, Jkein Jucken* t Die /Temperatur der<F.ttfse
war dem. übrigen Körper zwar gleich #_doch
nie waren diese in Schweifs zu bringen , we-
der durch Eiqwickelungen in Wachst affet9 noch
durch harzige Raucherüpgep , oder trockne' IJä-
der. Der früher vorhandene Fufsschweils war
verschwunden. -~-
# ■
Jetzt wurde innerlich zum concentrirteri
Jnfusum Flor. Ckamom. vulg. mit dem Eartr.
Flor, Chamom. vufg. > nufserlich zur Anwen-
dung von trocknen Camphordainpfen auf. die
FüTse 2 Mal täglich geschritten, und sichtbar
änderte sich die Scene. Die Striemen und
Flecken der Füfse waren am zweiten Tage
schon an Zahl und Gestalt verringert, das Oe-
dem im Abnehmen, der Unterleib verlor an
Ausdehnung, die Se- und Excretioneu zeigten
•ich thätiger, vorzüglich die des Urins, Hu-
sten und Engbrüstigkeit minderten sich, das
Gesicht verlor das Leacopblegirratiscbe, und
-. 91 —
tiqtretendem, Frühjahr und Herbst jedesmal drei
|>is vier Monate mit greiser Heftigkeit hervor-
brachen, und die Kranke zu jedem Geschäft1'
unfähig machten. In der Zwischenzeit waren/
die leidenden Stellen nur sehr empfindlich and
ungewöhnlich gerotbet. Sie hatte seit zehn
Jahren Pfuscher, auch zwei Aerzte Ton Rofe9
2ehn9 zwölf und vierzehn Monate lang anhal-
fepd gebraucht , jedoch nur mit wenig Erleich-
terung. Die Kranke empfand seit etwa dref
Jahren , seit welcher Zeit nichts mehr gebraucht
Werden war, bei feuchter Witterung ziehende,
rheumatische, sehr empfindliche, Schmerzen
iü den Schenkeln und Armen, wogegen $ie
zwar ein Flanellhemde auf blofser Haut'trug,;
doch ohne Erleichterung. Pat. liebte sehr den
Genufs stark gesalzener saurer Speisen, lebte
sonst regelmässig und ordentlich y war noch'
menstruirt, und hatte nach glaubhafter Versi-
cherung ihrer Bekannten, auch nie in Vener©
ausgeschweift, noch war sie je syphilitisch ge-
wesen; ihr Mann war ebenfalls gesund und
ypn unbescholtenem Rufe«
Pa nach sehr sorgfaltiger Prüfung der!
Kranken, keine bestimmte Ursache sich ermit-
teln lief«, erbliche Anlage nicht Statt fand,
tiberdiefs bereits fast alle bekannten Mitte) yon
den Aerzten fruchtlos in Anwendung gezogen'
worden waren, auch ein Vierteljahr vor be-
gonnener Kur ein Fontanell von 20 Fruchten
auf dem linken Oberarme von mir gelegt,
nichts vrirkte, so erhielt sie aufrer Verordnung
einer strengen Diät und eines sehr warmen Re-
gimes, mit TYeglassung aller sonst so hoch
gerühmten Mittel in ähnlichen Hautübeln : Reo,
Hydrarg* muriat. corros* gr. v. jiq9 dntitt*
— J5 —
• gesund ,■ nur etwas hepatischen Ansehens, auch
angeblich nie syphilitisch gewesen { litt seit -6
bis 8 Jahren an sehr heftigen Rheumatismus^
der die rechte Hüfte, den Oberschenkel ■< utfd
das Kreutz einnahm. Se4fl früheres nicht ge-
regeltes Lehen, init manchen Erkältungen' ver-
bunden', war wohl gegründeter Weise ab oausm
occasiöriälis anzusehen , die Dispositio h erteiltet*
ria nicht ausgeschlossen. Da Pat. nur mit dem
gröfsten Widerwillen zum Arzneigebrauch sich
entschlofs, Aconit , Belladonna, Guajac und Ca-
lomel einige Tage ihm erfolglos gereicht wa-
ren, so wurde der Sublimat versucht, wovon
er anfänglich in 24 Stunden 1 Gran in Auf-
losung erhielt. Nach 4 Tagen fingen die Schmer-
zen schon an abzunehmen, und nachdem 18
Tage fortgesetzt, jedoch nach 10 Tagen in
balber Dosis , Sublimat genommen worden war,
fohlte sich Pat. von aller Beschwerde gänzlich
befreit« Um die Sublimatwirkung rein zu be-
obachten, und weil Pat. zum Gebrauch toq
äufserlichen Mitteln sich nicht entschliefsea
konnte, geschah von dieser Seite nicht das
Mindeste; auch konnte hier kein anderes inne-
res Mittel , als regulirte Diät und Entziehung
der halben Kost in Anschlag gebracht wer-
den. Der günstige Effect hier war einzig der
durchgreifenden Wirksamkeit dieses kräftigen
Merkurialpräparats zuzuschreiben, das in inve-
terirten Rheumatismen auch nicht syphilitischen
Ursprungs, in Gicht, in Krankheiten der Drü-
sen, der Knochen und seiner Haute, der Schleim-
häute , der äufsern Hautgebilde etc. , da , wo
jedes andere Mittel nichts ausrichtete, — oft
Wunder der Heilung gewährt.
Vorstehenden Fällen konnten noch fünf
- ähnliche der evidentesten Wirksamkeit des Sah-
— »3 —
od, nur etwas hepatischen Anteilen* , niif.-fi
blich nie syphilitisch gewe*«*», Jill tuil i>
3 Jahren an ^elvr heftigen U h mi in Mimums,
die rechte Hüfte, den 01>*?r*< Ih-üI- «I und
Kreutz einnahm. Sm frühere* h\*h\ ge-
ltet Leben, mit wiancfieto fifkälfufj^en v«;r-
len. M-ar ttoLI gegründeter W*i** ah tMuuti
sionatis anzusehen, die fJtsp^ntio A*v*/////*-
aicht autgetcLiotten. Da P«* r,vi *•.*» c«uj
steo "Widerwillen zuro ArzL«riji*:.K •-< '--. &.<.u
-hlol*, AcoLit, helibd'jui'r.. Ou<s ««. öl*'. *^-
-J eliJ^e a*ir* ihm erS.ji^t £»-/rl« I.» vw -
ftl "vrurßt üer Suijiiu-at vefei.« i.*. , v»o*«/u
KiätzUn. it. JL'4 S'.uütiei. 1 0;i. ii. /: ..<!.
^C f ;:*tl". 3 <':L 4 J ii^ftL iiLjt'et, d- V i.n.i.»
s iti*:$**»eitf -~r- j'.'L n«i'ji - . ' * , m .l-
btec, UM. *%4M *'<T. StUJJ 0«.*/,i-»'. *M-
r lieben Miueu. fe#u u*cij* eri«.»- ...«* .',-»;:
tet gaacLaL vot. C**b*s* Seil* & j-./j '*<*•,
leste; auch *ouaw W» **;,.» *n '-«::*.- ..-..v.
UiUel, ah> leguitfit Lk* Uür J^.^, .,,;,£
balbeu Kos*, in A**«,«;- ^jü,'.;, «%*•'
Der guublijfce fefi** w w«- *,*.*.. v*»
bgreiiendeu Wii^^^.,. clifcö^ *.- .^;.
«.urialprapaialv *inuduii«,w! *.-• ,■ , ..^
ten Rhcuiiiali&mti. 4,mU ^.«.i . b.p. :, , ., t. \
der KaiucLtL uou atiutr hc-u-- u*r •'-•'*.,•=*,;*
e, der äul*wi i^uigeuiU«- *'--•» ü; . ^..t
ä andere Alilie üiuic: auan-iHeit, — oi,
tider der Heiiun; ^vv&iir
Vorsteheudet j fci4Cl ki.nnte: .""ch r^f
Uche der «Tiäeu^m-u V> ufc»^fceit <*Ä1 ^nL
— »5
* • ■ » •
V.
Ueber
Pneumonie der Kinder.
Von
Dr. H. Sflccow,
zu Bonn»
JDei Kindern | welche von Lungenentzünduug
ergriffen werden * gehen ge wohnlich Tage- öder
Wochenlang Hasten, ohne sonstige Symptome»
Toraus. Sie liegen in der Regel auf dem
Röcken, oder nach, einer oder der andern Seit«
hingeneigt« sind matt und verdrießlich; klei-
nere verlangen auch wohl stets getragen zu
seyn. Das Gesicht ist blafs, selten roth, oder
bläulich roth, mehr oder weniger heifs^ sonst
nicht verändert, Blick und Ausdruck nicht im-
mer ängstlich, und die, von Jadelot angege-
bene Gesichtslinie, fast nie zu beobachten. Ver-
änderungen am Puls sind bei ganz kleinen Kin-
dern kaum wahrzunehmen, bei gröüsern. ist der
Puls hart, frequent, mehr klein» als grob)
dabei meistens Durst, nicht selten auch Erbre-
chen bei etwas belegter feuchter Zunge, Appe-
tit gering, Stuhlgang verstopft oder flüssig 3
Haut heibf Urin nur bei grobem Kindern feurig.
— 97 "«.
Die Kinder liegen jetzt entweder schlaf-
los und ruhig da, oder" werfen sich unruhig
amber, oder schlafen auffallend viel, erwachen
aber öfters, mit und ohne Husten, indem s?e
.ängstlich mit den Händen umhergreifen. Die
Haut ist heifs oder kühl , Durst gering' oder
unauslöschlich, Abmagerung unmerklich, Fie-
berbewegtingen erfolgen meistens mehrmals bin-
nen 24 Stunden.
In andern Fällen sind die Kinder meur so-
•poros, liegen schlummernd da, -die gröfeerö
in stillen Phantasien, die kleinern Ton Krampf-
anfällen und Zuckungen ergriffen ; die sich des
■Tages mehrmals , meistens durch Hasten erregt,
•wiederholen, und oft mit blafsgrauer Färbung
des Gesichts verbunden sind. Diese nervösen
Symptome können zuweiten so stark hervor-
treten, dafs sie als die Hauptsache erscheinen,
das Vorbandenseyn einer . Meningitis. ; siu)«liren9
die Brustsymptome ganz ^er^rängen , und nur
eine sehr genaue Untersuchung der, scheinbar
nicht leidenden, Brust, die wahre Krankheit
entdecken läfst.
Geht die Krankheit in den Tod über, so
erfolgt dieser fast immer, unter Zunahme der
eben beschriebenen Erscheinungen, und üntejc
den Symptomen des Stickflusses, d. h. unter
Dyspnoe mit starkem Röcheln. Zuweilen je-
doch tritt Stunden- und selbst Tagelang eine)
scheinbare Besserung ein, das Athmen wird
freier, der Husten geringer, das Kind munte-
rer , ifst und trinkt wie gewöhnlich, doch pKhfit
lieh erfolgt der Tod unter- Erstickung.
Wicht immer aber sterben die Kinder selbst
bei weit verbreiteter Hepatisation, und die
Krankheit kann sich in die Länge ziehen? IIh
Joura.LXXXI.B.5,St» O
— »9 —
Pericardüis ; sie ist dann meistens mit Pleuv
ropneumonia verbunden, und scheint anfangs
sehr schleichend, nur mit Hosten, aufzutreten,
bis auf einmal Convulsionen, Delirien öder So- ■
por hinzukommen, und der Tod unter Erstik-
kung erfolgt. Im Beginn habe ich diese Com-
plication nie gesehen , da selbst aufmerksame
Ellern die Krankheit so lange für Catarrh hal-
ten v bis die nervösen Symptome 9 die sichern
Anzeigen der Hepatisation und des Exsudates« t
erscheinen. Vielleicht können im Anfang Pal-r.
pitationeo und Schmerz ,. der entsteht , w,eqji-
man von der Herzgrube aus links und au£»v
wärts druckt, die Diagnose erleichtern.
Tuberkeln; waren sie nicht schon tot Ein«
tritt der Pneumonie erkannt, dann wird es oft
schwer seyn, diese Complication so dignostid-
renf sie gehen gewöhnlich ins »weite Stadium,
über, und es entstehen die Erscheinungen von
Phthisis. Waren sie aber rorher erkannt, dann
giebt die hinzutretende Pneumonie, die dann,
leicbt verkannt wird, meistens nur die Symp-
tome der ins ' zweite Stadium übergebenden .
Tuberkeln.
Hirnleiden und Nervenfieber ; gebt Meoin--
gitis oder Nervenfieber, namentlich Dothien-
enteritis, vorher, und kommt Pneumonie hin-
zu, so sind die Symptome derselben dunkel,
und leicht glaubt man in ihnen die , hier so oft
vorkommenden mit Dyspnoe verbundenen ca-
tarrhalischen Beschwerden zu erblicken. Doch
werden die Resultate der Percussion und der
Aoscultation meistens sicher leiten. — Treten
aber die Symptome von Meningitis oder Ner-
venfieber - erst spater zur Pneumonie hinzu ; an
G2
— 101 -~
ngen, kurz. .Ob eine Entzün&Mg, oder ob
lon Hepatisation vorhanden , ist nicht immer
d Einflub.
Der Husten kann charakteristisch seyn^
»nn er in Anfällen kommt, eine Menge Ho-
nslofse hintereinander folgen, diese in einen
»chton oder selbst in Conyulsionen enden,
lches letztere seltner bei reiner Entzündung^
schon entstandener Hepatisation erfolgt. Zu-
ilen aber kann er t znmal später und bei
ugebornen, sehr selten kommen, oder ganas
len , und in andern Fällen rasselnd und mehr
irrhalisch seyn, wo er jedoch den Rh. mu~
us nicht Ton der Brust bringt — Weinen,
1 weinerliches Verziehen des Mundes nacht
i Husten erfolgt bei einer Pneumonie selten^
1 wahrscheinlich nur bei Complication mit
uritis. * :
#
Auswurf, erfolgt bei kleinen Kindern nie*
gröfsern «war zuweilen , aber dann ist .er
sehend, da er catarrbalisch, sehr selten rost-
>en ist. Noch seltner ist der nach ejnge-,
ener Eiterung sich zeigende Pflaumenmus
liehe Auswurf.
Die Rhonchi, welche auf der Brust gehört'
rden, bilden gewöhnlich ein Gemisch von
. Rh. sibilans, sonorus und mucosus, sowohl*
Anfang , als später, wenn Hepatisation ein-»
•eten ist. Man darf sich durch sie nicht
leiten lassen , Gatarrh oder Bronchitis, wo
auch vorkommen, zu digoosticiren , sie ba-
daher nur neben andern Symptomen Werth.
tlen diese Geräusche, so wird man zwar
h eingetretener Hepatisation respiratio iuba-
hören, allein es wird schwer, zuweilen
— 103 —
f
Kindern and solchen , wo diese Oeffeangen
nach dem Tode geschlossen gefunden werden,
vorhanden ist. Doch ist auch diese Blässe
dicht immer zugegen, and manche Kinder, na-
mentlich ältere und plethorische, sind röth oder
blaulich roth, ja während der Krampfanfallo
zuweilen auch lifid , wie bei Synocha.
Wir dürfen hieraus schliefsen 9 dafs et
Symptome giebt, die uns bestimmt eine Pneu-
monie erkennen lassen , dafs diese Symptome
aber nicht immer zugegen, oder nicht immer
deutlich aasgesprochen sind , wenn gleich Pneu-
monie vorhanden iqi. Finden wir bei einem
Kinde Kürzathmigkeit , Anfalle von stofswei-
sen Husten, Crepitation, oder doch Schleim«
oder pfeifendes Rasseln auf der Brost 9 dabei
Fieber und Blässe des Gesichts, so dürfen wir
nicht an der Gegenwart einer Pneumonie, und
wenn gleichzeitig ein dumpfer Ton am Tho-v
rax bemerkbar, oder vielleicht selbst soporoea
Zustände vorhanden, nicht an der Gegenwart
einer Hepatisation zweifeln. Sind aber nar
einige von diesen Symptomen aufzufinden, ja
vielleicht nur eins, aber andere nicht lange
vorher dagewesen , dann dürfen wir die Pneu-
monie nur vermuthen, undin diesem Fall be-
findet man sich eft , wenn man die Kinder
erst in einem spätem Zeiträume sieht.
Unter den Zuständen, mit welchen die
Pneumonie der Kinder leicht verwechselt wer-
den kann, sind vorzüglich zu nennen : bei Neu-
gebornen die unvollkommene Autdehnung der
Zwingen teilen {u£telecta$i$ pulmonum (Joerg),
Beide Zustande sind wohl nicht leicht von ein-
ander sa unterscheiden. — BrönohUi* übt
nauer Untersuchung der Brust Umgekehrt kann
aber Pneumonie vorhanden seyn und für eine
dieser Affectionen gehalten werden A doch wird
auch hier wieder .genaue Untersuchung -der
Brust die wahre Krankheit erkennen lassen. .,-.
Die Prognose beruht auf den Ausgängen«-
Vollkommene Genesung erfolgt nur bei Zer*t
theilung. Ngchlafs. des Fiebers, der Dyspnoe,1
des Hustens, welcher lose wird, sind oft, nicht
immer, Zeichen derselben; sicherer leiten Ver-
schwinden :des dumpfen Tons, Erscheinen -des,
normalen Athmungsgeräusches , Zunahme des
Körpervolumens. Bleiben die Kinder noch lange
blafs. und mager , dauert überhaupt die Recoo-
vale^ceoz lange, dann ist, gewöhnlich an einer
Stelle Hepatisation zurückgeblieben. Doch .kann
bei einer so bestehenden Hepatisation übrigens
-vollkommene Genesung erfolgen , selbst wenn
schon heclisches Fieber eingetreten, war. — -.
Der Tod wird durch UqwegsainLeit der Lun-
gensubstanz unter den. Symptomen von Stick«»
flufs herbeigeführt. Ihm gehen Zunahme der.
krankhaften Erscheinungen, selten Abnahme
derselben , voraus. Selten sterben die Kinder,
im ersten Stadium, wenn nicht ein sehr gro-
ßer Theil der Lungen ergriffen war; meistens
im zweiten, nach entstandener Hepatisation,
wie auch viele Beobachtungen , mit denen die
Bertonsa. a. O. übereinstimmen, gelehrt ha-
ben. Doch erstreckt sich die Hepatisation nicht,
immer über einen, ganzen Lungenlappen , son-
dern fiadet sich oft nur. an mehreren zerstreu-
ten Stellen vor, ist wie eingesprengt. Ritscher
(Rust[s BJagazin XXXI. B. 1. H.) leugnet daher;
auf wenige Sectioaen gestützt, mit Unrecht,
— 1U7 -
* ' Eben so wichtig sind Brechmittel , am be-
tten aoi Tartarus sfibiatu3f in wiederholten
Dosen gegeben; so daf§ taglich melirmaligea
Erbrechen erfolgt. Sie sind so lange, meistens
während mehrerer Tage, fortzugeben, als die
entzündlichen Symptome dauern, und die der
Hepatisation noch nicht das- Ueberge wicht ha-
ben. Ist diefs aber der Fall, so ist Zerthet-
kmgj die Wiederherstellung des gesunden Ge-
webes, die Hanptindication , die allgemeinen
Symptome mögen seyn, welche sie wollen.
Sieht man das Kind in diesem Zeitraum zum
erstenmal , so wird man immer passend mit
einem Brechmittel, nnd nach Umständen mit
Bletentziehungen , die aber nur sehr maTsig
seyn dürfen, die Kur beginnen; denn meistens
wird noch Entzündung vorhanden seyn. Dann
aber, wenn das Entzündliche mehr tu rück-,
die Hepatisation mehr hervortritt, ist der Ge-
brauch des Galomels und der Digitalis häufig
toto besten Erfolg gekrönt. Beide Mittel kön-
nen k> lange gegeben werden, bis die Sympr
toine der Besserung sich einstellen, und na-
mentlich der dumpfe Ton verschwindet, oder
sieh sehr vermindert, was gewöhnlich nach
4 — 8 Tagen geschieht. Gleichzeitig mit ih-
nen können Vesicatorien in Anwendung ge-
bracht werden. Nur wenn sich Ton Neuem
entzündliche Symptome zeigen, wird zwischen-
'durch ein Brechmittel mit Erfolg gegeben wer-
den können. Reicht die Anwendung des Galo-
mels mit der Digitalis zur Zertheilung nicht
bin, und ist alles Entzündliche beseitigt, dann
können vielleicht Squilla und Senega mit Vor-
theif gegeben werden. Doch erregen sie,, zu
bald gegeben, leicht wieder Entzündung. —
=- 100 —
wohl nie /"doch bewirken sie, dafs dfo Brech-
mittel weniger leicht ihren Dienst versagen.
Diese, die Brechmittel, können den durch Un-
wegsamkeit der Lungen herbeigeführten Tod
auch nicht aufhalten; allein man konnte/ sich
in der Diagnose geirrt haben, die Krankheit
konnte Bronchitis gewesen seyn, wo durch
plötzliche Crise, durch Schleimanhäufung, Er-,
atiofeupg drohen , kftnn^ und da 'mög&i deofa
die Brechmittel immerhin gegeben werden, da
sie in einem solchen Fall nützen, beim Aus-
gang der Pneumonie .aber nicht schaden.
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— 111 —
nichtig wie KrjataHe, auf der Haut erschienen, doch onn#>
weitere Gefahr. Andere litte« an SeHemstechen mit ITe-
beikeit and Erbrechen verbunden, ao wie bin und wieder
an Mutigen Durchfällen, besonders in den letalen Tagen
des Juli and Anfangs August**, wo die Temperatur be-
deutend sank9 namentlich herrschte wahrend des Monats
August* * anter den Kindern hSafig Leihreifsen mit Durch-
fällen and Erbrechen; anter Erwachsenen hin and wieder
ein typhöses Schleimfieber, welche Erscheinung auch den
Monat September bindnrch bis an Ende des Soromertri-
mesters Statt (and. Häufig zeigte es sieh in der Form
des sehlekheuden Nerven feien, mit Typhenumie verbnu-
den; die Kranken waren sehr unruhig, gingen selbst auf
dem Zimmer umher, and glaubten sieh an einem fremdem
Orte an befinden; ihr Schlaf war jeden Augenblick anter«
brochen, and ihre Klage bestand im Anfange der Krank«
heit, hauptsächlich über Betäubung des Kopfs, mit druc-
kenden Schmerzen im Hinterbaupte, als dem Hauptsymp-
tome der Krankheit Ging sie aum Tode Ober, so atar-t
ben die Kranken entweder gegen den 8ten Tagv oder hm
der dritten oder vierten Woche. Ging die Krankheit zor
Genetong aber, so zeigte sieb diese durch allmihlig ge-
linde eintretende allgemeine, mitunter auch profuse
Sehweifse, oder häufigen Abgang eines dicken braunen
Harns» mit einem weiblichen Bodensätze, and gelinde
Darcbfalle. MH Arzneien war. kn Allgemeinen hier wenig
auszurichten , sie bedurften nach Verschiedenheit der Um-
stände, Yerscfaiedeaer Abänderungen. Auf dem rechten
Rhetaofer , auf dem Lande, war diese Krankheit häufiger,
alt in der Stadt selbst.
Die Epidemie eines gastrisch - nervösen Fielen, im Sam-
mar 1834 beobmehtet.
Vom
Befmedkns Dr. Biermunu, zw Peine.
Wie in mehreren Gegenden des nördlichen Teutsch-
lands, so hentchten auch in dem in meinem PhjfsJkite
— 113, -*.
Lage der Dorfer» die Lebensweise der ©irwahnei? War*-
bisher geeignet gewesen , endemische Krankheiten .'nicht .
so begünstigen, es schienen also pradisponirende Venu- »
lassangen zu der bezeichneten Epidemie durchaus zu feh-v
len. Um so mehr inufste es auffallen, wenn zu Ende des
Monats August v. J. mehr als die Hälfte der Einwohner !
eines Dorfs, Möllme, von einer fieberhaften Seuche be-
fallen wurde, von welcher in den benachbarten Dörfern .
bisher keine Spur sich gefunden hatte. Umsonst bemü-
hete ich mich , die besondern ursächlichen Momente die- *
aer Erscheinung zu ergrunden , obgleich ich. mit der
höchsten Sorgfalt allenthalben mich umsah und erkundigte. "
Ali ich mejne Beobachtungen begann, waren 41 Indivi-
duen verschiedenen Alters erkrankt, nach nnd nach war-'
den einige und siebenzig von der Seuche, befallen, in ei—
nem Dorfe, welches nur 07 Einwohner enthalt. Von Al-r
len starben ' vier in diesem Orte an der unprängltchett!
Epidemie- Weder in der Lebensweise der Einwohner,.
da unter ihnen Wohlhabenheit vorherrscht, noch in darf*
Lokalitaten, konnten Gründe gefunden werden, einen,
intensiv sehr erschöpften Zustand der Kranken zu er-
klaren, den ich so sehr vorgeschritten fand, dafs ich bei*
einiger Sorglosigkeit die heftigsten nnd hartnäckigsten
Recidive beobachten mufste. Wie sehr der oben beschrie-
bene Charakter der Wechselfieber noch immer wirksam,
blieb, ergiebt sich daraus, dafs die Aerzte, welche in je-
nem Orte unmittelbar vorher die Kranken beobachtet hafo
ten, das Wechselfieber unter der vorherrschenden Larve
ermittelt zu haben glaubten. Doch kennte ich selbst*
Statt der geahndeten Larve, nur den selbstständig aus-
gebildeten Charakter einer nachwirkenden Krankheit»- Con-
stitution in der, obgleich nun wieder mehr ausgebildeten
Form des gastrisch -nervösen Fiebers, wie es auch schon
der treffliche Georg August Richter *) beschreibt, er-
kennen.
Plötzlich hatte diese Krankheit die Individuen befallen.
Ein heftiger Kopfschmerz brachte eine Betäubung, wie vom
Rausche, hervor. Ein Schwindel, von grofser Mattigkeit ini
allen Gliedern begleitet, ein leichtes Ziehen durch den ganzen
Körper, vom Rücken aus, wie bei rheumatischer Affekt
tion durchdringend, concentrirte sieb vorzuglich in der
Gegend der Pricordien, und bewirkte ein unangenehmes
*) Man vergleiche dessen »epeciellt Therapie" Berlia 1917.
l&ten Theil png. 283 seq<],
Jon». LXXXI.B. 5. 5t, II
— 11$ — !
• » ■ •
Alt das tnte Stadiam diesW so eonsthairten Krank«
beit einige Tage gedauert ha^e, trat gewöhnlich Fieber«
frort ein , worauf Hitze, Durst', starker Kopfschmerz and
Rötbong des, Gesichts folgte. Bei solcher, aach in der
epidemischen Krankheit*- Constitution aich aasprigenden
Tendenz , wird jedes intermittirende Fieber ganz ausge-
schlossen. Bei den Kranken , welche ich in ihrer angeb-
lich fieberfreien Zeit beobachtete, fand auch überall keine
wirkliche Intermission Statt. Ihr Pols war immer au
schnell, viel za gereizt; der gastrische Reflex des Fie-
bers dauerte durch einen, wenn gleich geringen Nerven«
Reiz immer fort. Es war mit heftigen Aflectionen der
Ganglien verknüpft; die Hinneigung za einem typhösen
Zustande zeigte sich besonders darin, dafe der Träger
der Vitalität, das Blut, erkrankte, nnd dadorch das an
diesen so eng geknüpfte Nervensystem, in seiner Wur-
zel ergriffen , tief herabsank. Dazo wirkte noch ein vor-
herrschend congestiver Zustand der Organe des Unterlei-
bes mit, aof welchem jene krankhafte Empfindlichkeit in *
der Lebergegend beruhete , welche den hervorstechendsten
Zog im Bilde der Krankheit ausmachte. Dies Alles , nnd
der ganze Verlauf, deotete auf eine krankhafte Affection
der Säfte hin , deren beginnende Verderbnifs das Hinitre-
ben des Organismus zur Reinigung in dem Ablagern auf
den Darmkanal durch die venöse Aussonderung bekun-
dete. Hier also lag eine Wechselwirkung der Ganglien
oud des venösen Gefalssystems vor , welche schon in ih-
rem Wesen hindert, dafr ihre Reflexe zur Potenz eines
intennittirenden Fiebers sich erheben können« —
Nicht auf das bezeichnete Dorf allein beschrankte
sich die Krankheit; bald ward sie auf zwei sehr nahe lie-
fende Dorfschaften OL.... und H», im epidemischen
'ortwirken verbreitet. Auch nach andern, weiter entfernt
liegenden, Dörfern ward sie dqrch einzelne Individuen,
welche in MÖllme im Tagelohn arbeiteten , verbreitet , doch
nicht epidemisch propagirt worden. ( Bemerkenswert indefs
erschien der Umstand, dafs diejenigen Individuen, welche
die Krankheit aus MÖllme in ihre entfernten Wohnungen
mitbrachten, meistens weit schwerer erkrankten und star-
ben , wahrend die Gefahr der Seuche in dem Dorfe selbst
nicht bedeutend war. Auch diese auf contagiösem Wege
geschehene Mittbeiluog der Seuche wirkte nicht lange,
nicht extensiv fort Einige aus den Familien der Gestor-
benen wurden ergriffen und schwer darniedergeworisjL
H2
— 117 —
Gungfie» begriffet ist« wird,
durch 4w , eine gesanc Vqiiipfaag Hl dem Cerebral-
ond GeJatsroBtesne Ttrmmt&a&em Xertm* rajput and *s*n-
patkkwM nunuf. oft da fcnm;<fliafter Renhaste* her-
ab en Stadion phtUuscber
mnfe. — Doch liegt diese Brre-
gong, wie gessnoere physiologisch - pathogemsche RefleöO-
nea ergebe«, wirklich in dem Rückenmark und in dem
»in desaseltai entspringende« Ganglien , welche jene gpo-
Im AWominal-Plen» bilden.
Unter diesen eben beschriebenen pathologischen Be-
dingungen bewährt sich folgende Heilmethode: Im An-
fange jener ga&trisch - nervösen AfFection * mögen sogleich
6—12 Stück Blutegel, bei sehr erhöheter Empfindlichkeit
der Präeordialgegend , auf dieselbe gesetzt, in jedem
Falle aber unverzüglich kraftige Brechmittel aus IWt.
«rto. mit Pulv. Rad. Ipecacuankae angeordnet werden»
Denn die .vermöge dieser Mittel hervorzubringende Er-
schütterung der krankhaft verstimmten Ganglien , entfernt
den krankhaften Reiz unmittelbar. Durch die bewirkte
Erregung wird das Nervensystem empfänglich erhalten,
om die erforderlichen Mittel desto ungehemmter auf sich
wirken zu lassen, was ohne ein vorher verordnetes Brech-
mittel nicht möglich wird. Dann werden zur Ableitung
des in den Ganglien angehäuften abnormen Reizes, Senf«
pflaster über die Magengegend gelegt. Indicirt die ga-
•Irische Complication nun noch eine Ausleerung durch
den Stuhlgang, so darf diese nicht durch MitteUsl**> son-
dern durch folgende Mischung: Rec. Inf. Sentut* comp.
Inf. Rad. Valerian. conc. aua titic. iij. Aq» Lmtro-Ccrrwi,
Syr. Menth, pip. ana unc. ß — drachm. vj. M. S. Alle
2 Stunden 1 Klslöffei voll, bewirkt werden. Wird solche
ausleerende Ableitung nicht indicirt; ist vielmehr eine ere-
thische Aufregung zu berücksichtigen, so mufs, wenn
etwa noch nicht alle gastrischen Reize entfernt sevn soll-
ten , die Potio Rivcrii e Succo Citri reo. ixpr. «m\ mit
einem Inf, Rad. Valeriana and Vinwn anthn. Mtiaeh» in*
— 119 —
Jiintern Theil dieser Höhle zq untersuchen. Die Zunge
.war weilsgelbliob belegt, der Pud voll, hart, beschleu-
nigt and mit dem Herzschlage correspondirend, und starke,
allgemeine, warme Schweifte vorhanden. Gefühl päd
Beweglichkeit der Extremitäten zeigte sich ungestört« Ge-
höriges Bewufetseyn fehlte dem Kranken nicht, and er
^vermochte auf alle an ihn gerichtete Fragen gehörige
■Antwort zu geben. Der Leib fühlte sich an allen Stellen
weich und schmerzlos an, und es war er/st vor Kurzem
Leibesöffnung und Urinabgang erfolgt; der Drin dunkel-
gelb und klar. Die Besichtigung und Unterpuchung des
Rückgraths uqd des Unterkiefers ergab durchaus nichta
Auflallendes, am wenigsten war eine Verrenkung der
Maxiila inferior zu finden.
Meine Bemühungen, die ätiologischen Momente der
vorhandenen Krankheit zu ermitteln« lieferten das Resul-
tat, dafs durchaus keine Verletzung vorangegangen sey>
sondern lediglich eine Erkaltung Statt gefunden habe«
Diesemnnch verordnete ich: Rtc. Liquor. Amtnon, actt,
unc, j. Vin. stibiat. drachm. j. 4q. Flor, Sambuc. unc. iv,
Syrup. simpl. wie. j. 8, Zweistündlich 1 Efslöffel voll zu
nehmen, und liefs 12 Blutegel im Nacken appliciren, mit
der Bestimmung, die Nachblutung recht lange zu unter-
halten,
Am andern Morgen fand ich den Kranken nur wenig
gebessert. Kr hatte die Nacht unruhig zugebracht und
stark geschwitzt, konnte aber den Unterkiefer etwas mehr,
als am vergangenen Tage, bewegen, der Hals war jedoch
noch immer sehr steif und der Kopf nach hinten gezogen»
Die arztliche Verordnung bestand darin , mit der bisheri-
gen Arznei fortzufahren, und ein Vesicatorium in den
Nacken zu legen.
Da die Frau des Kranken, welcher ich es übrigens
nicht verhehlt hatte, dafs ich einen traurigen Ausgang
befürchtete, mir offenbarte, dafs es ihr schwer werde, die
Arznei aus eignen Mitteln ferner anzuschaffen, so rietu
ich, sich an den betreffenden Armenarzt, Hrn. Dr. Burtz,
zu wenden, und von ihm die weitere Behandlung zu er-
bitten. Dies geschah« Von dem genannten Hrn. Colle-
gen habe ich nun über den weitern Verlauf der Krank-
heit nachstellende gefällige Mittheilung erhalten: Er habe
ebenfalls nur eine causa rheumalica ermitteln können, und
deshalb den Fortgehrauch der von mir verordneten und
noch vorriühigea Arznei angeiathen, da indeseen keine
— 121 —
•
unserem Klima eine nicht häufige Erscheinung kt , so
dafs selbst erfahrne Aerzte ihn nar selten beobachtet ha-
ben. (Dem Dr. Heiweg zu Odense kam der Trismas in
20 Jahren nur 4 mal vor. S. Rusfs Magazin XLIV. Ban-
des 3. Heft). Dafs der Ausgang in beiden Fallen un-
glücklich war, wird der unbefangene Beurtbeiler gewila
nicht der Behandlungsweise zuschreiben. So lange wir
nicht bessere Kenntnisse von der nächsten Ursache, oder,
dem Wesen des Trismus besitzen , werden wir nur sel-
ten das Glück haben, diese Krankheit zu besiegen *),
nnd Blutentleerungen , denen Walther das Wort redet, —
Qaecksilbermittel , von denen Trocy, Young, Msglin vor-
teilhafte Wirkongen gesehen haben wollen, — kalte uad
warme Bader, Opium, das Tmmton, Morris und Read em-
pfehlen, — Belladonna, Moschus, der Taback, und was
alles zu dem Heere der angeratheneo Mittel gehört, wer-
den nur zu oft im Stich lassen. Ich bin bis jetzt der
Meinung gewesen, dafa daa Wesen des Trismns in einer
entzündlichen Reizung des Nenrilems des Rückenmarkt
und der betheiligten Nerven bestehe (welcher Meinung
bereits Marcus, <TOutrepont, Thomson, JUid, zugethan
waren), und habe deshalb nie verabsäumt, bei den mir
gebotenen Gelegenheiten' Blutentziehungen anzuwenden,
mit Berücksichtigung der causa remota. Leider habe ich
für die Richtigkeit meiner Ansicht keine vollgültigen Be-
weise erlangt, kann dieselbe jedoch nicht eher aulgeben,
als bis ich eines Bessern belehrt bin.
2. Tetanus universalis.
Am 23sten August d. J., Morgens, wurde ich zu ei-
nem Knaben von 5 Jahren mit dem Bemerken, dafs der-
selbe an heftigen Krämpfen leide, genufen. Ich traf den
kleinen Patienten , der bisher aufser den gewöhnlichen Kin-
derkrankheiten nur selten unwohl gewesen war, im Bette.
Das Gesiebt war geröthet, die Pupille normal, die Zunge
weifslich belegt, der Puls klein, hart, beschleunigt, dal
Atbmen häufig, kurz, ohne Unterbrechung durch Husten.
Stuhlausleerung und Urinabgang war vor Kurzem erfolgt«
Erbrechen hatte nicht Statt gefunden. Der Leib überall
weich, nicht aufgetrieben, jedoch etwas empfindlich ge-
gen Druck, Das Kind warf sich unruhig bald auf diese,
*) Ein glücklich beseitigter Eall von Trismus findet sieh. unter
4er neuesten Literatar in The Lancet I. Aug* 1835« und kl
Mo. 1U des XLV. Bandet von FroriepU Notizen*
Uuni tatst mA <fic
zveamai Änganmiiav* «ob jricü wvnHi&aanr.. »uck
im 3di9HB. jnaiüs^sn - tinii ül üsn timüamay;
srhiux mr. «i '«nnie twi uan firiiav 4mb*v
Juraan, aUaumflica. -sn ambte? JEatihfml *wg
gemdiE.- m inuii «mm ineiiüsitui msncsvn asninfcjna?
b>tiitob litec iiaiKT nhgmpnipgiK: Cen aui iHJIcpftli tmt
klar, ahl 1*» iac foona auc Juso. *"«cnmpg» an* üoü
Bade gaaummar vnrä*. vsmuruuf *. riimt «bi wur
*l AKsim uii£ tüuipt- Sauätat r.i dnns. JCft «na
I— umt ZjwhgiHP^Bt vuräi mr^prfatirfaL
■ntftiiBPn ■■■ff <rimr jbl. äu ibf 3Ut
vnraaiSFifaa^ar . urf ab Atrial ^ue,
L te ün« taut ^Hnriicmüf peauosR. i»E abr
imune» KT- A.is& in neuns '"■' pn nail
an f*aOT7*nm ^w Ttanrat. 6er die iriiiftr* «■
idüffiuf . «iroi ose Jidfcap» Znrixnp» ir ö«r K>iieir -
CtfflreKaeniRÜm. «näips. G«swL urmf larncm
trmLot^ läfsr taanx ine? er ea* üdu H us -
und pseas. aus fr rnri*c*3Kasn«>dert* . ns4
Dim Cafteraclmp <fes Psn-
Ucb «ad »ehr beacUesiuc*. I>äe
intÜcfee Verordaanf Uwind 4aria. aut dea Pulrera nad
den KmeÜJBBgm im Recke* {es war bat Jetzt J j Drachme
Salbe Terbuncbtj ioftzutabcea, «ad noch cäa Lante&bad
Nachmittag» an halb 3 C"hrt n welcher Zeit der
Tod erfolgte- wiederholten aSch die bc»cbrirbrn*n toni-
neben ood klonischen Krampf« last unauiWriu h . anch
borte der Abscheu vor Wasrer, Kaffee» Milch nicht auL
Besinnlichkeit Latte nie gefehlt.
Die Eriaubnifs zar Section ward Yerwcigtrt.
Mancher College wird eiae im vorliegenden Falle
Statt gebähte Verletzung des. Rückenmarks, und nimmt
lieh eine Erschütterung desselben gar sehr in Zwrifrl sie-
ben , denn es soll nach den Lehren der Schule ituVi hef-
tiger Schmerz in der Leadeogeg end , aawiUkünrMcbtr
— 12& —
Im Novellier des vergangene*: /abres Wurden
gebaren: 3Q2 Knaben. ». -
360 Mädchen,
752 Kinder.
Bs starben: }72 männlichen, -
179 weihlichen Geschlechts über»
und 330 Jtinder unter 10 Jahren«,
681 Personen. ~ ~ ' "
Mehr geboren 71.
Im Venoaitnifs zum Monat November des Torigen»
Jahres,' starben weniger 163*, otfd wurden 50 Kinder wer.
»tger geboren«
• -
Die Zahl der Kranken nahm in diesem Monat be-
deutend zu, der gastrisch -nervöse Charakter der Kratür-
heiten , der sich am Ende des Texgangenen Monats zeigte]
linderte sich, bei der eingetretenen schnellen Witterungs-
Veränderung,; bald in gastrii<A-catairl^lisch-rheumati--L
sehen ; -öfter gingen die Krankheiten in Entzündung über,
besonders der zum Athmen bestimmten Organe; dabei
mehrten sich die Wechselfieber * vorzüglich mit Quartan-
Typus f -und zeigten sich nicht selten. unter sehr Jarvirter
Form« Masern und Scharlach fanden sich nur einzeln,
dagegen erhoben sich Pocken und Varicellen, an erster en
starben 3 Personen» unter denen 2 Bewachsene*
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i. o. ]. Dauer st. Form.
— 30 — Vi t. o. . u. Bei st. I«i.
— 30 — 16 t. o. L längere st kuriere.
— ! 3t — 17 v. o. 1 aledienil at. kochend.
— 3* — 9 v. q. 1. erstgenannten it. letilgenaniiten.
— 38 — 1 v. o. I. jedoch Kl. hiebei.
Band LXXX, Stück 3.
— 46 — 15 T. O. 1. hattit st. Änmf.
_- — — 22 *. 0. I- ftietnlei iL fiucltia*.
— 47 — 1 t. o. aeUe nacli Aente : bei Etwa,
13 t. o. 1. Jttömu* it. JCutmiM,
14 t.o . 1. JMM*r at. Btpfar.
Litterarisches Ifttettigenzblatt.
«•
!'::> ' *»-..."/|
No. II. ;*&$&■
'■*' '* ' • ■ ' * i • ■ . .1 . .U«*.'.-.\..«. m
'^■••••M!
- So'eten, iri bei Fr. Frömm^niiin IoMeftfDhMkWi<
Das staplsärztliche Verfahren fir4erzte9 Qhirurgm, '
theker, Thicrärzte und für Rtdtttgeltfyie f "
«ml prafctfecft dargestellt von' Jfe"!& Tb^ef , ,
' ! 5. IFeim. Hofrathe ü. Leieoratt W<v ' JVMtf
Anhange, Formutarien "zu staattarztUchen ' GeWkmÜ*
Schriften enthaltend. Ladenpreis X Rthhr. " ir«! _ iWi
AUen PraWkern, a* w.^0 ^,4» j^dge» 'jCfe,
bildong.des MefiipiqalwP»©«!.;«»»«^ Xpn; Seiteft, di.
weitnngtbehprrien gesteigerte, imd.jjer^^
gen. gemacht werden, wird: es ph^^Zwejfelsdbe^wSiil!^
seyn , in obigen -Werke eine» als Arat und GeschitfsAjMura
gleich- ausgezeichneten ■• Maaqe* mit Bezugnahme auf, $£
einschlagenden Rechtslehren eine idare, bandigä.un^ajn^
fassende Anleitung «i Betreibung üt»rer am&chen . 4*e-<i
schafte zu: erhalten* dj* higher, Vt %'döQU^<mXittera^
gänzlich gefehlt' bat ; Die, prt&tinfa BrauMa^keU^Aa^
selben; wird ungemein erhobt durch, da*. genajoetlunp "
ständige Register, so wie durch dia im Anhange
nen Beispiele und Formular* an allen.' Arten
Auftaue, wie sie in diesen yeifcfttnusen Torkomm
mal dieselben, .darch Reinfee&sirad ;Ä9gem<
Schreittturt> KinAc^beit, P£*cS*ion and - Kbtrhejt \&,gfifr
starbaft gelten gönnen, -f-. j^nobj,, Justiz - un4 xo\uik%
beamtea. werden ■., das , Buch . mit dem besten Erfolge, be~
nutzen* - .?„' ."
I>eu mWge Umfang und bUfin Preis gestatten m$mt
dem weniger ;Bemittelten #e Anschaffung, " '^
' '' ! ■»^I
In Friß dr. Volke' s Bachhandlang in Wienjsttra
erschienen' arfll 'in allen Buchhandlungen za haben: * ";
' t'l <■
Pmthoteyiae me Thmxtpim* syocfaKi medic^e, »sui
acddemko adcotmnodata , snctore J. N. Höh- da
Ra.fr»* sm. Editio lalifM. 2 Votum. 8 svpV.XtJfer
gen* Preis '8 &
•.i i-i'.t isti
— 3 —
Di» Darstellung zeichnet * sicta jAorcb Guindliftbkeit
oiif] Bündigkeit ohne Beeinträchtigung .der nÖtbjgeri Moll-
st&udigkeit aus; sie ist von Hypothesenilitter und Mode*-
schwindel gleich weit entfern*, die Schreibart in reinem
gediegenem Latein, fiiefsend, klar und verständlich.
Nach- dieses Andeutungen scheint das vorbenannte
We k, insbesondere Professoren und Candidaten Aar pnM*
tischen Medicin, aber auch praktischen^ Aerzten raKToU
lein Grunde, empfohlen werden zu können. • Für. ein«
würdige typographische Ausstattung % ist "glejcW&lJs^eaorft^.
» • • •» •■*
Bei Wilh. Ängelmann in Leipzig ist 8d .eb^b, er-
schienen und. in allen. Buchhandlungen ztf jhabeift' ' /
Afetus vollständige* Handbuch der,:AuscuÜati<miAul Perdtif*
siiin oder Antoendtnuj der- Akustik zur, UnlerecheidMmff
■ .■ . der. Krankheiten , • von • '• Dr. • **. A»f.. Ä »c£ 4 or *M»
TeNfscfc bearbeitet, mit emer Tabelle von* JK<M*»
borski, zwei Steindrucke* ^mtA Pivrty, md ciasj<t)
Bemerkungen vergehen von Jkui-H. A. Htktket. rgfft
. 12. Preis l'Thlr. 12 Gr, .... . . . ..; »,.... ..!i
Wirw hoffen durch die deutsche Heraus^be /tferiei*
Schsäft einem dringenden and allgemein i ^e/uhlt^ri l^e3urA
nisse abzuhelfen,' und sind J- sowohl «furch das' pifti&ende
ürtheü mehrerer 'belehrten' j' als >to* durch, dftf, bereits
schon jetzt bewiesene, rege "Tn'eiröahme überzeugt' WBr-
deri, daß wir unser n Zweck völlig erreicht haben. Äiji
iVerk*, welches die Zeichen von sflnrmtücheir durch das
Gehör wahrnehmbaren Zustande des Organismus angiebt,
ein vollständige* Handhuck über die Anscultation und Per-
kussion, besä fsen wij noch njcj£. ;,Bs wir^jiber Jedem,
welchen der W erfl.i dieser zwei jftitteT z.ur Erkennung der
Krankheiten nicht fremd ist, erwünscht seyh, ein solche!
zu erhalten. Wie grofs aber dieser. -Werth «y,- geht ger
wifs schon dadurch zur Genüge horVon dais sieh- mehrere
Aerzte dahin • ausgesprochen haben-, sie würden, ohne
diese zwei diagnostischen Hiilfsmittel, der medioinisohen
Praxis 'lieber entsagen. u ! '/
us Obrgeni' ist auch besonders zu ha*beii:.', •'
_$faop.twhc TalelU über dUZeicjien fö ^v&ufäion w&
„Hegenden an die Seite gesetzt werden könnte." In gleich
anerkennenden Worten haben alle Bcurtheiler • desselben
sich ausgedrückt, keine tadelnde Stimme ist dagegen laut
geworden. Unter diesen Umständen würde eine lobprei-
sende und wiederholt empfehlende Anzeige dieser für ih-
ren Werth selbst sprechenden Arbeit des Hrn. Verf. un-
sererseits so überflüssig und unangemessen scyn, als zu
spat kommen : wir beschränken uns daher auf die einfache
Anzeige der Erscheinung dieser neuesten, zum Theil ver-
änderten, mit den Beobachtungen' der neuesten Zeit ver-
mehrten und im Einzelnen berichtigten Auflage des er-
wähnten gediegenen Werks, -überzeugt, dafs dies voll-
kommen genüge, das ärztliche Publikum darauf aufmerk-
sam su machen: und haben nur noch hinzuzusetzen, dal*
die Veringshandlung durch besseres Papier, compresieren
und fetteren- Druck* -bemüht gewesen ist , das Aeofsere
desselben seinem Inhalte angemessener und würdiger aus-
zustatten.
i«
Im Verlage der Nicolaischen Buchhandlung in
Berlin sind so eben nachstehende Schriften erschienen :
Grundrifs der Sanität* -Polizei mit besonderer Beziehung
auftien Prenf stehen Staat. Von Ihr. A, ff. Nicolai,
praktischem Arzte in Berlin ', Medicinal '- Rathe uJ tiftU
gliede des Medicinal -Collegii der Provinz Branden*
\wrg etc. Preis 3 Rthlr. 10 Sgr.
Ohne Zweifel wird diese, eben so zweck- als zeit-
getnlfse, Schrift den Herren Aerzten, Medicinal- und
Verwaltungs- Beamten eine sehr willkommene Erscheinung
seyn. Es enthält dieselbe die Grundsätze . der bei der
Verwaltung so- Wichtigen Sanitäts - Polizei , die Torziig-
Ijctaten Angaben über die durch, richtige Anwendung me-
dicinaL- polizeilicher Grundsätze mögliche Vergütung vie-
ler der Gesundheit und dem Leben der Staatsbürger dro-
henden Gefahren und Nachtheile, so wie viele zu diesem
Zwe$k nützliche Vorschlage und die im Prenüüschun Staate
"jejtzt geltenden nnd getroffenen sanitäts- polizeilichen. An-
wendungen un,4 Vorschriften. Wir glauben um so» mehr
eirf dies^s.^Wer^ aufmerksam machen zu dürfen, als seit
J. P.. $rnnk keine, diesen Gegenstand so bündig behan-
delnde Scjirift erschienen ist
. tl ••
-* 7 —
.. Materialien an an». tijiti^RnaUganieieen _-<
Jtf*li4fafff-ri'ff)ur«9ff£ /irr HoütböfMie. . Fam J9r« JA jf.
FAelit z* mit, einem; l'uneditt- von Zhvi Ö. ■isV Jf.
ffcfttoefeftsrl. Geh. Preis: 8 -Gr.
. .. • t
— —- ^—j i fi 1 1 d »
. ': • flülß .. ... • " » i - • . « .•
• .'Befehlt Chr. Fx. Enalin in Berlin sind in Jahre
1835 Tilgende neue medicinieche und riatarhiatoriache
Werke etacbieiiier^ and in allen BndibaadlangesVxü haoeJI"
C. Ä. II'. Betende t VorleaoiAgeh Bfrer .praktische irzpei-
' Wissenschaft (HandiFüch der tyeciellen Pathologie und
Therapie), nach des Verfassers Tode zuerst 'herausge-
geben von C. Sundeiin. Zweite Auflage, nen durch«
gesellen und berichtigt ~Yon J7~C. Albere.
lr Band, ßemiotik. .gr..8.; % fltMr, 12, Gr., ;. {
2r Band. Fieberlehre, gr. 8. 1 Rtlilr. 18 Gr. ' '
(Das Totfständige Werk; 9 Theile m 1fr BSridea\
wird wegen des Wienet Nachdrucks für 9 Bfthlr.
abgelassen (früherer . Preis. 23 RtlrirO? etuelne
. Bäftde* aber- nur sunV bisherigen Preis.)
Jf. Bnrmeister ,'ttar\db\i& 4to.KMoino\o$ies 2rvBd.* Be-
s^deYeEn1oinologie^4» Aath^>«iit 2 KyknmtfL 8.
2'RtJilr* 12 Gr. ,i:j<i,„ ■» . nii.
B. 04 #'airfi,iiTopogTap^e,,(.if|jji Panzig, bfisondejrs. ia
physicher und medidniscitet Hinsicht, gr» 8« 1 ^^5
f9 &., Gro/afetaij Lehrbuch der' operativen-' 'Chifprue^
3r ThI. , allgemeine operative Chirurgie, gr. 8. J Rthtyv
Das jetzt vollständige Werk "in 3 Banden 6 Ktlitr.
J. F. 6*. Hecker, de -Pest» Antoniniana Commentatio,
8 mal. . J>r. 6 Gr.
ML -IT:' *to<*nK »Gruildrifs» «er SeeleiilieilMMto- W ThL
gr. 8. 4 Rthlr. 6 Gr. ' ■'■ -j
. ; -\ Hieraus :ist einzet« abgedruckt;- • « .
— - . JUui^mnff^ luid £fan?, ai* .Begründer der, Se^teaheilfr,
. rs*Vnde,;;gr-!.S. 12 Gc. . .•. ■ » • ' ,'^'i
ff hefeer, die Homöopathie von der praktwi±$n Seite,
....beleuchte*; ein Leset ueb, fijr j^exzle aÜer/Cenw^sfo.-
nen. gr. 8. 2 Rthlr. #<., . ..„„ ai.» jWo»
^f. £. Ridttcr, Bemerkungen über den Brand der Kinder.
gr. 4. br. 9 gr, . . ... .
— die Eiidenniiche Methode, durch eine Reibe von
Versuchen in ihrer Wirksamkeit geprüft« gr. & 21 Gr.
• IKW
/
Journal
der
ictischen Heilkunde,
Herausgegeben
? o*
C. W. H u f e I a n d,
!. Preufs» Staatsrath, Ritter des rothen Adler- Or-
srster Klasse, entern Leibarzt, Prof, der JNfatt*
i der Universität xo Berlin, Mitglied der Acadc*
I mie der Wissenschaften etc.
• *d
\
Er Osann,
1. Professor der Median an der Universität und der meö%
j. Academie für das MiÜtair zu Berlin, Director des
klin« Instituts, Ritter des rothen Adler -Ordens dritter
ise und Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften«
Grau, Freund, ist alle Theorie,
Dock grün de* lieben* gotdner Bawm*
Göthe.
VI. Stuck. December.
Nebst einer Abbildung.
Berlin.
«Gedruckt und wiegt bei G. Reimer.
»■1
■ * ^
I
Vierzehnter Jahresbericht - *
des .».
König!. , Poliklinischen - Institute
der Universität zu Berlin. ,
umfassend
die Jahre 1880, 1881, 18M, 18» u« 16M» -
Ton ""■ .
■ . .... {■ ■■
.Dimtor des Konigl. Poliklin. Institute.
m . *
• * t
Jede Krankenanstalt hat eine doppelte
pflichtung zu erfüllen; ihre Wirksamkeit gehört
nicht blofs der Wissenschaft und der Kunst^
sondern auch der ' leidenden Menschheit, —
beide haben gleich grotte .Anforderungen an
sie. In wiefern ihre Leistungen diesen entspra-
chen, kann nur die Zeit entscheiden, welche
ihre Arbeiten fordert und gedeihen läfst, und
Ton welcher die Gegenwart und Zukunft ernste
Rechenschaft fordern* —
Bevor ich in diesem Tierzehnten Jahresbe-
richt yersocbe, eine Uebersicjbf^ltr Leistungen
des K. Poliklinischen Institutes in den letzt
verflossenen, fünf Jahren zu geben , sei es mir
vergönnt, einen Augenblick bei einem wichti-
gen und zugleich erfreulichen- Zeitabschnitt sei-
ner Wirksamkeit zu verweilen.
A2
r
» .
derselben «oesehied.» - 'Nachdem' icli ..'als rtaclfrr
folger des Hrn. Staatsrafh' Hufeland die Leitung:
derselben übernommen j Warder, Hr. Dr. JE?«-"
roth9 - welcher schon Iraner ' längere Zeit ab?
Hilfsarzt thätig, zum ersten Assistenten, und
Hr. Dr. J. A.\ Mütter zitm «weiten Assistenten*
derselben ernannt, deren' Eifer und Geschick-
liebkeit die Anstalt viel verdankt; — die Ftth«^
rnng der fiechoungs- Angelegenheiten wurde Hr»
Geh« Calculatur- Assistenten Wallmüllcr über-
tragen. .■■■'..
Die* -Anstalt hat rers«<iht; der doppelten
Aufgabe £;iils Lehr* und Heilanstalt, zu ent-
sprechen t — in wiefern es ihr gelungen, mo-
£en die Leistungen ihrer fünf und zwanzigjäh-,
rigen Wirksamkeit entscheiden.'
Die. Gesaipmtzabl aller Tom Jahre 1810
bis Ende- 1834 in die Anstalt aufgenommenen
und behandelten Kranken betrug: 24,324; ron
diesen würden geheilt : 17,025 , '— es starben :
731 ; — ; die übrigen Kranken wurden entwe-
der andern Krankenanstalten übergeben, oder
Terbliebtfcr in der Behandlung«
■
AofSer den auskultirenden jungen Aerzten.
welche die Anstalt besuchten ;- betrug die Zahl
der practici*enden: 884, — ' eine Zahl, welch*
noch grosser gewesen seyn würde, wenn nicht
die Mebrzanl . der letztern statt eines hal-
- ben Jahres ein ganzes prakticirt hätte , und
den Statuten getnäfs nur eine bestimmte mä-
fsige Zahl, derselben in jedem Semester zuge-
lassen werden konnte.
Eine speciellere Auseinandersetzung der hier
nur kurs angedeuteten Resultate« haben die
bisher erschienenen Jahresberichte gegeben; —
•m 7
• . • * •. * *r
.• .• .• .• '• " ' "84 . •'.
MgUfr -'. 8
>Ia, rariokrides, Varicella, *a-
ol. y&$c« • » . * •. 161 «:*
lae. « . " . « • 32
es. . • . . 201
5i, psoriasis , porrigtj. • . 641
i läctea o. serpiginosa. . • 47
i capitis 148
hiae. • • » ; ,14
1832 . IMS
en krank heilem
algia. • « # . . 491
&• • • • • • oeo.
alaea. f . . 60
falgia. . '• '. .. . 14
go. . . . . .118
lexia* • • • • • . 83
jsis n. paresis extremkatam. , 140
s nervosa. • # #. ■# 170
t dorsalis. . ? '." • J38
wholia ol phantasmoscopla. ; 18 : .
iura tremens. '• \ • V 91
epsia. '• • . ♦ . '• ■ 10
psia o. eclanißsia* • *. . 364
sa St. Viti. . 70
nas o. triimas. «. ... 10 .
eria. i . . . . 697
is convulsiva. • • . ' ' . . 400
ecia t. oopbosist * > - . . 173
•fr*«"*-***"«*
. 3000 . 3000
niscbVLeiden der Respiration»-
3«ne' '. ".-..;
rrhus chronic« , Blennorrhoea
»nbnonnm. - 600
itk polmeninn/laryngeaeltrachealis. 818
idÄtis B.*rancedo ekremfea. • • 118
moptoe. •• s 4 '• 198
inia« * • • • ■ ■ i» 0 aoe
losis. . . - .' •" •••"'■ ♦ H*
^a^Too^dis. . . t 83
■ «
afct
, W*alt¥Vacbteä. •
Hydropa ^scites. • • . . 1$9
* Hydrqgs anasarca* . • .' 39
Hydrotboras. 1 • • . . . -55
Hydrocephalos/ •* ♦ 9[\ .' ,1^5. „
Hydropa universalis.* .* '. '. 102
Hydrarthos. . . ♦ . . p |SJ, ..,,..
Hydrops pericardii.^ ♦ « • . A, .... *
Hydrops ovarif, •* ." •' . 3" ■ ■■-,■■
MF-'*-*- -;;500
• Gicht vnd R-heumatiinma, : "; \l
Arthritis. * • . — i.»tli. -■» i •. 215-*- >'
Rbennuräsmus .chronicus.. ,.»■.. . .. 413 ■•••?.■■.
Iscliia* * • *^ .. , t . .:*Hfc-r-r: '•»
Lnmbfgq. t t * « 2sV. --...»' i
Plica flfllonica.a mejtasr. arthrtt. # 1,
Im.» •'' • "*
'772 ';"-772
0« Scropieln und Hhacbiti*. " .. ,
Scropbftlae n. -scrophalosis. ; v =529 :i*'
Rhachftis, « • « » . ' 223 - '
. i Otorrhoefu "••••• 36
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Ozaena. • • • • . 7
Coxarthrocace, . ." ' * '/ j :i "2t
Atrophia. , • % ♦ • U8"
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999 V : 099
1. SypWiliüscJiö «ftdaeorba tische K«*; >
cb+xien.. .•■••■
syphiiu. ;. ;• . \ ". 3«: V:
Hydnurprrosis» • . .. ., . .'\7 ' '
Stomacace. • ♦ \_ ' , . ' 17', .
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• »1
Morbus, haembrrbagius Werlli.
Marasmus, ', • \ \ ' . 22
408 V 408
12. Chirirgisclie Kren'kheiten. '
' Ulcerov .. *•■•. v,':. .%:!:..-.*.. ,1177. •
Tomores .• ^ .. .545 .
Angitttasia . . . • . 19 .
Eech^mosis. . , • .♦ » , 3
Ancbffosta» ;• -• .• . • • 49 i
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3903 . 3903.
2M24.
i ich kehre au dem Hauptgegenstand
den Jahresbericht der letzt verflösse»
Jahre, welcher als Fortsetzung der
lieferten den ersten Hauptabschnitt der
keit der Anstalt beschliefst«
I.
/
igen über den Karakter der in den
Hossenen fünf Jahren vorherrschende*
Krankheitsconstitution*
idetin die seit dem J. 1811 ▼orwal-
tftfadlich» Krankhehtcoiistittition einer
— . -ü —
als Reflux eines tiefer begründeten Allgemein»
.leidens u: betrachten; . Wenn die gastrische
Krankheitsconstitution sich, lokal vorzugsweise
in einem .. vorwaltenden -Leiden der Schleim*»
häute aussprach, so waren gleich wohl. auch all-
gemeine krankhafte Störungen vorhqndent wel-
jche mit dem ersten innig verbunden , letzteren
oft Torhergehend ^ zuweilen weniger bestimmt
Jierrortretend , doch gleichseitig wesentlich den
Karakter und die Form der herrschenden
heiten begründeten.
■ ■ <
Die tellurisch t kosmischen Einflüsse nah-»
snen bei ihrer Einwirkung auf den Organismus
aucji diesmal zunächst das Verhällnifs der Kräfte,
und in Folge der dadurch bedingten Verände-
rungen die materielle Seite desselben-, nament-
lich die Mischung der. Säfte an Anspruch, —
Jiatten demnach eine rein dynamische und eine
chemisch -dynamische Beziehung. Die andau-
ernd feuchte, und verhältaifsmäfoig milde Witr
terung wirkte daher zunächst herabstimmend
auf die Thätigkeit des Nerven-, Gefäfs- und
Muskelsystems, und bewirkte sekundär eine ei-
gentümliche Umänderung des Bluts, welche
.sich im Allgemeinen in einem Ueberschula von
Kohlenstoff, insbesondere bald in einer mehr
schleimigen, bald in einer mehr galligen, der
^entzündlichen entgegengesetzten Krasis aussprach,
wodurch die Neigung zu. entzündlichen Leiden
gemindert, die rasche Entwicklung und Stei-
Serung von intercurrirenden Entzündungen' zu
er Höhe verhütet wurde,, welche sie sonst
xu erreichen pflegen* In Folge* dieser Mifsver-
hältnistse wurde begründet ein relatives Ue-
Jkerwiegen des venösen. Systems und der Ilaupt-
örgane desselben) Plethora abdominalis , Nei-
r
Durch letztere , und besonders die t"*-
hafte Verstimmung des Gemeingefülils,«**-
Ich die gastrischen Krankheiten eine nM*
^enthümücbe Form, — da« Bild und dtrt»
druck ihrer einzelnen Symptoms entbki t
einer weniger bestimmten, weniger nid»
zelne Organe oder Systeme beschränkt»,*'
{irundkarakter des Leiden» nur unklar oft
zeichnenden Form. Namentlich galt dinti*
cDfaiifidlicheD oder krampfhaften LukatletilM ii
Unterleibes, welche im Anfange durch (*
jdicntionen getrübt , sich oft nur
und erst zu einer gewissen Hübe gediehet,
den, ihnen eigenthümÜchen kareklei '"'
Symptomen aussprachen. Beine und sab
tige Entzündungen gehörten zu den selb
Krankheiten. Wenn daher im Verlauft
gastrischen Fiebern entzündliche Reiauojw,
exanthematitche Formen der Schleimhid
Darmkanali vorkamen, so waren sie mü''
Folge eines gesteigerten, zu einer gi
«elbslständigen Entwickeluug gelangt»
leidens zu betrachten , waren daher ioA
der Regel tou einer, durch diesen palfci
sehen Precefs bedingten e i gen thü mürben Gl
iun Erscheinungen begleitet, — eine w»
■i.
feit
'•>■„.
V
— 15 —
-tfnräSadliche Reit ung 3er Schleimhaut des Dann«
-kaasfls l konnte so wenig als nächste Ursache
.de* ftinfachen, rein gastrischen Fiebers betrachtet
werden, als eine eigentümliche exantbematiache
M etamprphose derselben.. — - Vielmehr schien
der nächste Grund der Termehrten Absonde-
rung der Schleimhaut des Dannkanals und der
dadurch bedingten abnormen Scbleimansamm-
'fang in Verminderung der Hautausdnnstujng und
einer/ in gleichem Grade Termehrten Tikariiren*-
den Thä'tigkeit der Centralorgane begründet^
traft diese durch die schwächende Einwirkung
feiner erschlaffenden feuchten Luft auf das Sy-
stem der Schleimhäute überhaupt befördert n
weiden«
War gleichzeitig ein entzündlich gereister
Zustand der Schleimhaut Torhanden, so er*
schien- derselbe in Folge Ton Tprhandenen fremd*
artigen 'Reisen, Säure der. ersten Wegef Ee-
yab und Ansammlung Ton krankhaft Teränder-
ter Galle , oder anderer Sekrete, einer rhen-
jnatisch- entzündlichen Metastase , oder war nur
als erstes Stadium einer sich später entwickeln-
den exanthematiscben Metamorphose zu be-
teachten.
Die besondern Krankheitsbildungea und
J in welchen die herrschende
Krankheitsconstitution in diesem Zeiträume sich
aussprach, waren folgende:
o) die gastrueh* rheumatische , — Torherr-
sehend bei einer anhaltend milden , feuchten,
aber mit rauben Winden abwechselnden Wit-
terung, in Form Ton gastrisch -rheumatischen
Fiebern und Durchfällen, welchen sich häufig
— 17 —
Bericht über den Karakter, Verlauf und die
Behandlung der in den Jahren^ 1830, 31, 32,
33 .«• 34 in dem IC. Poliklinischen Institut
aufgenommenen Kranken*
Nach Verschiedenheit ihres Wesens und!
ihrer Form, zerfallen die einzelnen Krankhei-
ten in folgende Hauptgruppen:
... t. Fieber, die Ge^mmtzahl der an Fieber
behandelten Kranken betrug: 790, — und zwar
Utten : an F. rheumatica u. catarrhalis 271, R
intermittens 232, F, gastrica 150, A a dentis
Hone 72, Sjmocftia u, Typhus 25, F, vermi-
nosa 25, and Sy/tocAa 15.
Die verhältnibmafsig grofse Zahl der ip
diesem Zeitraum behandelten Wechselfieber er-
klärt sich durch die mehrere Sommer andau-
rende gastrisch - rheumatische KrankbeitsconstL»
tntion. Durch endemische und epidemische Ein-
flüsse bedingt , bildeten sie in der Kette der
' verschiedenen epidemischen Krankheitsbilder ein
wesentliches Glied, welches als Grundtypus der
meisten Krankheiten, als Reflex und allgemei-
ner Ausdruck der herrschenden Kraokheitscon-
atituüon, häufig bald als Vorläufer und Ueber-
gang, bald als Ausgang der verschiedenen Epi-
demien erschien. Sehr bemerkenswert in die-
ser Beziehung war daher das häufigere Vor-
kommen Ton Wechselfiebern im Sommer 1831
vor dem Erscheinen der asiatischen Cholera*
und im Sommer 1832 bei einer schwachem
Wiederkehr dieser Krankheit , die Erscheinung
von gastrisch -biliösen, mit Brechen und Durch-
fall complicirten Fiebern, so wie die nicht sel-
ten damals beobachtete ungewöhnlich lange
Journ.LXXXI.B.6.St. B
~ *ö -
den 'lOteil Mai all geteilt ebtlasstti* werde»
4oDbte»' ■"::"" ■ " V ' 'I :;i ;:!ü
Ludwig Seh. dagegen, yqn Qioer wejj. 'kräfti-
geren Constitution , früher weniger kränlüich^lf
sein Bruder,. war seit acht Tagen glekhfalUäa
einem dreitägigen Wechselfieber erkrankt, wel-
ches anfänglich, gleich dem seines Bruders/ g$f
stnscherÄrtj.un.d noch keine vollkommen reine
Apyrexie zeigte. Als' auch* .'ftier' dureji ähnliche
Mittel die gastrische Compjjcatioh entfernt, die
Apyrexie TönkpmmeD, und der Tertia ntypua
der Anfälle regelmäfsig^un/l T)e»^immt sich her-
. Vorstellte ," wurde versuchsweise Salicin. ange-
wendet, anfangs, täglich 3. ÄJal 3 Gran, spater
zu fünf Gran pra dosi. Vom $ten bis ,l3ten
Mai waren 06 Gran Salicin verbraucht w/otj-
den, ohne eine anderweitige, V^ränderupg aU»
dafs der Probst der Anfalle verschwunden /'dip
Hitze derselben aber dagegen intensiv starker
geworden war. Statt des Salicin wurden n^'p
täglich einige Grane schwefeis. Chinin gereicht,
und durch sie das Fieber in wenig Tagen voll-
kommen beseitiget«
So hilfreich das schwefelsaure Chinin sich
zur Beseitigung der Fieberanfälle erwies, ßo
leistete es doch weniger zur gründlichen Jäitf-
fernung der oft so lange zurückbleibenden,
hartnäckigen Fieberdisposition; — und io die-
sem Falle verdienten Cbinapräparate , waleh*
aufser dem Chinin und Cinchonin zugleich flodh
die andern kräftigen Bestandteile der. CbJ4&
enthielten, in .Verbindung mit bittern und- aro-
matischen Mitteln den Vorzug, ; namentlich
Tinciura Chin* composit. mit TincU yAfainth*
Die Fälle von F. intermUU quartan. f wel-
che wegen ihrer gastrischen Complication, oder
B2
- 21 -
mit zuweilen erfolgenden wirklichen
eo.
> Schwäche, durch welche die Nerren«
bediogt wurden , wurzelte mehr in der
des ▼egetatiren, als hohem sensoriell
renlebens , sprach sich mehr durch Lei«*
Ganglien- als des Cerebralsystems aus,
n eines Mittelzustandes , in welchem
reioer Erethismus, noch reiner Torpor
lerrschend betrachtet werden konnte. .
i zuweilen nur langsam eintretende Bes-
bezeichneten meist zuerst Feucht- und>
rerdeu der Zunge, mehr Freiheit und
: des Bewufstseyns, die äufsere Haut
eucht, der Urin bildete einen jumen-*
odensatz , und in den Bewegungen des
i sprach sich mehr Leben und Kraft aus«
glücklichsten Fall blieb doch meist ein
hnlich hoher Grad Ton Entkräftung zu-
reiche sich in grober und lang andau-
Sch wache der untern Extremitäten und
nsorgane Torzugsweise aussprach 9 und
irere Monate noch des Gebrauchs der
en Stärkungsmittel, namentlich der China,
•
:h Verschiedenheit des Grundkarakters,'
• hierbei mehr oder weniger betheilig-
;anengruppen erschien das Fieber bald
ls Typhus abdominalis f bald mehr als
gastrico -nervosa mit Hinneigung zur
i Obduction lieferte demnach sehr Ter-
ie Resultate« Gehirn und Darmkanal
in einigen Fällen nichts Abnormes, in
ianden sich im Gehirn, aufser AnschWel-
r Blutgefafse, nicht betrachtliche seröse
säte, — im Dajrmkaoal; und zwar im
- 23 -
. • Unglücklich war dagegen, der Ausgang des
Typhus abdominalis, aq .welchem L. L,, e^f|
junger robuster Mann yon 22 Jahren, litt. Pia
Krankheit begann, nachdem er mehrere Tage,
lang an grober Abspannung, Uebelkei^ ,.4lhr
petitlosigkeit« quälenden Durst, und profusen,
wäfsrigen Durchfall gelitten, und dabei viel
kaltes Wasser und Weifabier getrunken hatt^
In der. ganzen Lage und Haltung des Kranke«
sprach sich gröfse Apathie und - Hinfälligkeit^
und im Gesicht ein gewisser Stupor aus; Fat»
war schwer besinnlich, spraxh wenig, beäptf
vrortett die an ihn ge^ichteje^n Fragen . qnyo.^
ständig, irrte sich oft in der Zeit, tauscht*
sich über seinen eigenen .Zustand, und litt.an
Delirüs bland is. Die ^unge war stark belegt
trocken',' ^eMXemper.atu^.der..Baut sehr erboh^
der Durst, sehr grofs , <lie Magengegend ang$f
schwollen, der übrige ,Iheil des Unterlejbej
nicht aufgetrieben, auch fre^ von seh merzhafteiy
Empfindungen beim Druck. .— Alle Erscliei^
Düngen «der Krankheit, wurden jedoch in kurzer
Zeit zu einer sehr bedeutenden Hohe gestei-
gert, besonders die Delirien., i so. dafs auf&ejr
dein innern Gebrauch von Calomel, der wieder-
holten* Application von Blutegeln , ein Aderlafs
angewendet werden mufste ;' alles blieb jedödl
fruchtlos« — Die , 24 Stunden nach dem Pride
unternommene, Obduction,, zeigte im Gehirn
noch sehr starke Anschwellung -der Blutgefässe,
— im 'Ileum und im Anfange des Coli asceri»
dentis Darmgeschwüre' Von beträchtlichem Um>
fange, mit tiefem- aphthösen Grunde, callüsen
aufgeworfenen Rändern ;;. die , Milz war sehr
-weich , Leber unü\ Magen , so wie die übrigen
Contenta des Unterleib*.. boten nichts Abnor-
mes dar.
• •
~ 25 —
cerasi sehr hilfreich, nach snror lnstitmrten
Aderlässen.
Von Pleuritis traumatica kamen mehrere
Fälle vor, — mit einer Fractura costar. com-
plicirt bei J. H., einem Mann too 60 Jahren«
Höchst akut war der Verlauf einer mit
Pleuritis complicirteo Pericardiiis rheumatica*
bei Auguste Z., einem Kind too 10 Jahren. Un-i
ter den wesentlichen Krankheitserscheinungen
war sehr karakteiistisch die grofse, unupter-
brachen fortdauernde Orthopnoe, mit, unbe-
schreiblicher Angst und Unruhe, stechenden
Schmerzen, einem unregelmäßigen, weit ver-
breiteten Herzschlag, — das mit brennenden
Durst begleitete Entzündungsfieber erschien mit
sehr lang andauernden nächtlichen Exacerbatio-
nen. Trotz wiederholter reichlicher Aderlässe,
Ertlichen Blutentziehungen nod dem inneren Ge-
branch der kräftigsten Antiphlogistica, starb
Pat. in wenigen Tagen* Die Obduction neigte
die Lungenpleura mit plastischem Exsudat be-
deckt, die Lunge theil weite hepatisirt, die an*
leere Fläche des Pericardium mit der linken
Lange durch eine Sehich t ausgeschwitzter Lyin*
phe verwachsen. Beide Lungen waren frei von
Tuberkeln, die Leber verhältnifsmäfsig sehr
grob, sonst aber nicht krankhaft
Bei Frau D,, einer Fran Ton 38 Jahren,
welche an einer rheumatischen Bronchitis und
Pneumonie litt, entstand in Folge von Unacht-
samkeit der Kranken nach einem iostituirten
Aderlafs eine heftige Phlebitis des rechten Arms,
welche Jedoch einer zweckmäßigen Behand-
lung wich. — .
- 29 -
den sehr fieberhaften, besondere sehr frequen-
teo Puls im Begion der Krankheit den Aus*
brucb des .zu erwartenden Exanthems; — in
mehreren Fällen, namentlich bei ücarlatina in*-
flarnmaloria erschien diese Rotbung und Erhe-
bung der Zungen wärzchen später, und dann in
dem Zeitraum der Hohe der Krankheit.
Der diesem Ausschlage eigenthiimliche hin-
terlistige Karakter , — Flüchtigkeit und sehnet
ler Wechsel der vorhandenen Krankheitserschei-
nungen, oft scheinbare Gutartigkeit der Krank-
heit bei drohender Lebensgefahr, — sprach sich
nicht blofs in dem akuten Zeiträume der Krank-
heit, sondern auch in den mit Recht so ge-
fluchteten Nachkrankheiten derselben aus, na-
mentlich im Herbst und Winter 1834. — Es wa-
ren viel Kinder von den leichtern und gutarti-
gem Formen befallen worden. Wegen der
scheinbar sehr geringfügigen Beschwerden, wurde)
die Krankheit häufig gar nicht, oder nur we-
nige Tage von den Eltern der Kranken beach-
tet, in ihrem normalen Verlaufe gestört, ent-
schied sich nicht durch kritische Ausscheidun-
gen, und hatte daher häufig sehr hartnäckige,
suweilen sehr gefahrliche Nachkrankheiten, und
zwar vorzugsweise bei Kindern, bei welchen
entweder das Exanthem sehr unvollkommen
entwickelt, die fieberhaften Bewegungen oft
sehr unbedeutend gewesen, oder bei welchen
nur eine sehr unbedeutende Abschuppung Statt
gefunden hatte.
Eine antiphlogistisch - antigaslriscbe Be-
handlung erwies sich im Allgemeinen als die
hilfreichste. — Die von Most und 'Kofoany
unbedingt, von Fröhlich, Stieglitz, Henke und
Rcämann bedingt empfohlene Anwendung der
— 3i —
innsKeh) /'klonische Krämpfe* der Extremitäten^
f nicht selten halbseitige); Stjefheit de* ' Blic.kefc
Erweiterung und Unbeweglich kell der Topfite,
Blasse des Gesichts * Schaum vor dein Munde,
BewurslIösigKeit, Kälte der Extremitä^en.LähT-
mung'/'-r und der Tod .erfolgte, allen Mitteln,
trotzend, Zuweilen schon irv wenig Stunden/
Gleich der primären Krankheit» foderten
<did Nachkrankheiten in - der Regel eine streng
antiphlogistische Behandlung, — reichliche und
^wiederholte Blutentleerungen ,' innerlich Nitrian»
■Tartarus emeticus, Salmiak ', Calomel, — v Di*
-gitalis. mit kühlenden Salzen,— äofs erlieft
kalte Umschläge, Begleitungen , h aufreizend*,
ableitende Mittel -—
Ferdinand M. , ein kräftiger Knabe, von
4 Jabreq, erkrankte vor drei Wochen gleich-
zeitig mit seiner Schwester am Scharlacbfieber»
i* . • ■
Letztere scheinbar an einer sehr gutartigen Form
der Krankheit leidend, war gleichwohl im. Be-
ginne des Slad. des quam, in Folge eines Hy-
drops acutus vor einigen Tagen gestorben. Die
hierdurch )besorglichen Eltern suchten, als sie
auch bei dein Knaben wassersüchtige Beschwer-
Ben bemerkten, nachdem bisher nichts gesche-
hen war.' endlich Hilfe bei der Poliklinik«
Aufser einem sehr entzündlichen Fieber mit hei?
tigen Exacerbationen des Abends, litt das Kind
an Anasärca, Ascites, anhaltender und zu un-
bestimmten Zeiten sehr gesteigerter Dyspnoe,
grofser. Apathie, Sopor, Unthatigkeit der äu-
fsern Haut, und einer auffallend verminderten
Harnsecretion. Durch eiti streng antiphlogisti-
sches Verfahren,, wiederholt applicirte Blutegel,
den innern Gebrauch von Nitrum, Vinum Ab-
timonii und Oxymel ScillitJ , Calomel und Di«
— 33 —
dium der RfBorescenz , oach ' Erkältung and Zu-
rücktritt det Anaschlags > in Folge einer Meta-
stase nach dem Gehirn, plötzlich gestorben du
Bwei andern, (zwei Mädchen Ton 4 und 7 Jah-
ren) litten, als die Hilfe des K. Polikl. Insti-
tuts' in- Anspruch genommen .wurde , an leichter
Anasarca mit fieberhaften Beschwerden« Nach-
dem beide ohne merklichen Erfolg mit kühle»*
den, die Se- und Excretionen betätigenden
Mitteln einige Wochen behandelt worden, eiy
lurankten sie plötzlich ohne bekannte änfeere
Veranlassung an allen Erscheinungen der hef-
tigsten Metastase nach dem Gehirn« Die ältere
Schwester , Minna B. , starb trotz aller sogleich
dagegen angewandten Mittel binnen wenigen
Stunden , — die jüngere , Mathilde B. , wurde
durch, den. innern Gebrauch von fluchtig reizen-
deil, die Se- und ExJureüoDen betätigenden,
und' die aufsere' Anwendung tod hautreizen-
den, ableitenden' Mitteln.' welche sämmtlich
auch bei det altern Schwester versucht worden
'Waren, gerettet.—1 Zur Beseitigung der zu-
rückgebliebenen chronischen hydropischen Be-
schwerden bewies sich besonders hilfreich das
Infus. Rad. Levistici in Verbindung mit Roob
Junipcri, Tartar. boraxat. und. Spirit. mir»
dulcis. —
Masern kamen meist nur in leichten For-
men Tor , — bei Kindern , welche gleichzeitig
an den Zähnen litten, zuweilen mit Pneumonie
complicirt, nur in einem Falle mit Encephalitis. —
Bei Sophie D. , einem Kinde von 5 Jahren,
welches höchst cachektisch , bereits langer denn
ein Jahr am Wecbaelfieber litt, erschienen Ma-
sern und verliefen normal; bei ihrer Erschei-
nung verschwand das Wechselfieber und kehrte
auch später nicht wieder zurück. —
Joum.LXXXI.B.6 St. C
— 35 —
Polizeibeamten eiligst, jrerfolft'ailf da* H*u*
zustürzt, tot welchem- die Kleine si^Jb befindet.
Iß der Meinung , dafs die IJast des TOOudgf
Kiodero gefurch teten Mannes ihr gelte* springt
die, Kleine athemlos in ihre Wohnung^ drei
Treppen hoch, und stürzt besinnungslos in die
Anne der Mutter. Der . Korper der JjOeinea
war: mit kaltem Schpreifse bedeckt, der Äthem
keuchend, die Augen stier, halb geschlossen,
der Rumpf steif nach hinten gezogen, die Ex<r
tremitäten flogen krampfhaft, der Mund war
mit Schaum bedeckt,, die vom Trismua hefaj-
Jenen Kiefer gestatteten zwischen den Zähnen,
nur eine Oeffhung Von wenigen Linien» Ins
Bett gebracht, wurden i&ie Krämpfe der Extra?
initäten ruhiger, nur theilweise fanden in £1(1;
seinen Muskelgruppen leichte krampfhafte Be-
wegungen Statt, die Steifigkeit des Rümpfet
und der Kiefer blieb,
- So fand' sie der Von der Mutter dringend
Terlangte, herbeigeeilte* Arzt, — die Wirbel-
säule und die Beine waren noch unbeweglich,
krampfhaft nach hinten gezogen , Rücken -:un4
Kaumuskeln hart, dem Willen nicht gehor-
chend. Die Kranke hatte allmählig ihre Be-r
sinnung wieder erlangt, konnte aber nur durpjh
Stöhnen und Aechzen andeuten, dafs ein Druck
auf die leidenden Theile ihr Schmerz verur-
sache; d£r Puls war unregelmäßig, in der Fre-
quenz sehr abwechselnd, klein. . ^ "',|
Pat. wurden sogleich krampfstillend t , «r*
weichende Klystiere , Prottiren der Extremitä-
ten mk warmen Tüchern, ein warmes Bei
Ton Kali causticum verordnet , in welchem sie
eine halbe. Stunde verblieb ,. und letzteres täg-
lich wiederholt, innerlich^ sobald es Aißh thun
C2
— 37 —
heil, verdient folgende eine besondere Erwäh-
nung; Kuroline St.* 21 Jahre alt, im sieben-
ten Monate schwanger, war vor acht Tagen,
nach einer heftigen Erkältung, .plötzlich von
juiwil Umbrüchen krampfhaften , drehenden Be-
wegungender Extremitäten, und zwar vor-
zugsweise _ der rechten Seite, befallen worden,
welche PaU durch blofse Willenskraft nicht zu
.unterdrücken vermochte. Sie hielten ohne Un*
terbrechung Tag und Nacbt an, tbeilten sich
später, wenn auch in einem geringern Grad,
den übrigen willkührlichen Muskeln mit, so
dafs fet., als sie in dem K. Polikl. Institute
Hilfe suchte, nur mit Mühe gehen und zusam-
menhängend, sprechen konnte. Ein mäfsiges
'rheujqato^effieber, ein fixer reifsender Schmerz
in der linken Hand, gestörte Digestion, beglei-
teten diese Zufalle. Nach Beseitigung der fie-
berhaften Beschwerden und der gestörten Di-
gestion j* äußerten die Flores Zinci, in steigen-
den Gaben gereicht, ia Verbindung mit einem
diaphoretischen Verfahren , bald die gewünschte
Wirkung; die krampfhaften Bewegungen und
Schmerzen hörten auf, und durch die Einrei-
bung des Ungt. nervini glückte es, auch bald
die örtliche Schwäche zu beseitigen , welche in
den Extremitäten zurückgeblieben- war, — -
Unter den, an Kolik leidenden Krauken ka-
inen vier mit Bleikolik vor. Der Mahler B.,
42 Jahr alt, von hagerer Gestalt, anscheinend
sehr schwächlicher Constitution, hatte bereits
zweimal an Bleikolik gelitten, doch geraume
Zeit hindurch sich völlig wohl befunden, als
er den 4ten August 1834, nachdem er sich
beim Anst reiche u des Innern eines verschlosse-
nen Treibhauses sehr erhitzt hatte, plötzlich
7 39 *
riischen Kräinpfe mit Verlust ildit Bewuhtseyns
«finstellten. Die Krämpfe -wiederholten sieb
periodisch; »das Bewufstseyn kehrte nur un-
vollkommen au rück. Die Respiration war tieft
schnarchend , der Puls fnequent, voll und weich,
die Haut wann -und feucht, die Zunge trocken,
roth , die Lippen mit einem schwärzlichen Uev
berzuge bedeckt, der Unterleib etwas aufge-
trieben, aber nicht hart und scheinbar unem>
pündlich; U-rin- und Darmausleerung fehlten 5
der soporose Zustand, von Krampfanfällen un*-
terbrocheri , dauerte, trotz aller dagegen* veiw
sachter Mittel, bis zum Nachmittage des fol*
genrden- Tages, an welchem der Tod aie Lei»
den endete. — Die Section zeigte Blutmangel
im Gehirn- und den Langen, Schlaffheit des
Herzens, — p- dagegen war das lleura sutain«-
inengexogen, die Schleimhaut desselben' 'Und
des Blinddarms gerotbet, die Milz sehr klein
und von festerer Consistehz, als gewöhnlich;
die' rechte Niere etwas aufgetrieben uiidblüt*
reicher als die linke , die rechte Lunge in zittrig
Ircb bedeutender Ausdehnung init der Rippen-
pleura yer wachsen. —
. In der Mehrzahl der Fälle ron Hysterif
und hysterischen Krämpfen fanden sich Cotn-
plicalionen mit Leiden des Uterinsystems, oder
Stockungen im Leber- und Pforladersysteme, .
Bei Wilhelmine P. , einem blühenden, kräf-
tig constituirten, 23 J. allen Mädchen, welche
Jahre lang an starken Congestionen nach c\em
Kppfe und der Brust gelitten, hatte sich die
Periode erst seit einem Jahre gezeigt, war seit-
dem zwar regelinäfaig , aber sehr sparsam, «nöT
nnter Zunahme der frühem congestiven 1 >
schwerden eingetreten« Den heftigen Kopf-
— 4i —
VcfsAieJcriieft d«r Dauer «od Starte mh mehr
oder weniger Beeinträchtigwog des Gehörs selbst..
Eine bemerken* werthe Krankh ei tsförm bot
das Leiden der 19jährigen, plethorischen, oft
tob Congestionen nach dem Kopfe und der
Brust heimgesuchten Auguste R, dar. Seit
jnebreren Jahren hatte sie schon ein eigen-
Ibumliches Geräusch in den Ohren, besonders
deutlich in dem rechten, bemerkt Eine nä-
here Untersuchung ergab, dafs dieses Ge-
räusch nicht allein subjektiv, sondern auch Ton
einem fremden Obre in der Nabe des kranken
wahrgenommen wurde. Mit dem Pulse nicht
isochconisch , hörte man 6 — 8 diatinkte, gleich
kurze Schläge schnell auf einander folgen, mit
eiqem knisternden , dem .Geräusch dünner Me-
tällblättchen ähnlichen Tone, und nach einer
]deinen Pause in ähnlicher schneller aber gleich*
formigen Folge sich wiederholen. Die franke
baue dieses Geräusch früher nur periodisch zu
Unbestimmten Zeiten wahrgenommen , seit ei*
niger JEeit ..war es aber fast anballend geblie-
ben, zuweilen tou einem stechenden Schinerze
unterhalb, des Ohres begleitet , und schien zu-
weilen die Scharfe des Gehörs zu vermindern«
Wie leicht starkes, lange andauerndes Oh-
rensausen, mit Stockungen im Unterleibe, be-
sonders des Leber- und Pfortadersystems, und
mh. krampfhafter Verstimmung der Sensibilität
complidrt gesteigert, eigentümliche Sinnestäu-
schungen hervorzurufen vermag, zeigten drei
lehrreiche ,- fast gleichzeitig behandelte Kranke,
in 'welchen. > ein stufen weiser Uebergang der
Form der' Krankheit sich deutlich verfolgen und
nachweise« liefs. *
• « ~
— 43 -
eine, aber* nur kurze Zelt andauernde Besse^-
rang, da'Pat0 trotz aller ernsten Verbote, denl
Genufe des Branntweins nicht entsagen konnte. —
Bei rbeTireren, an Dehriumr tremens leiden-
den Kranken, zeigte sich Tartarus' emeticus'in
grofsen Gaben, und der Gebrauch von Mine*
ralsäuren , namentlich des Elix. acict. ffaUeri,
sehr hilfreich, —
Die Mehrzahl der Fälle von Paresis und
Poratysis, waren io Folge Ton Apoplexie ent-
standen. — In einigen gewährte der langet
fortgesetzte Gebrauch der Flor. Arniva*, und
das jßrrr, Nuc. vomicae spirituos. wesentliche
Erleichterung, Ganz erfolglos war dagegen die
Anwendung des Strychnin acetic. in steigen«
den, und zuletzt in sehr grofsen Gaben 9 in
Form der endermatiseben Methode b«i £. K«9
einem Mädchen von 13 J. , welche an einer
Paresis der linken obern Extremität uqd Kräm-
pfen litt. —
In den Fällen von Cardialgie% y? eiche mit
Stockungen im Leber- und Pfortadersyutem unjjl
dadurch bedingte Trägheit des Darmkanals coin-
jplicirt waren, zeigte sich Pulv, aeroph. Ph.Paup.
in Verbindung mit Schwefel, sehr hilfreich, —
Unter den an Prosopalgie beihandelten
Kranken, zeichnete sich ein Fall von P. rhei*-
matica durch die Heftigkeit der Schmerzen und
lange Dauer derselben bei einer Frau von 76
Jahren aus; die Heilung gelang endlich durch
den lange Zeit fortgesetzten Gebrauch von TarU
erneue, und Aconit.
Gegen Stickhusten im zweiten Stadium er-
wiesen sich in vielen Fällen die Belladonna
und Lactucariutn, oder Extr. Lactua. vir*"
-— 46 *•
Kopfes, war an den ersten Abenden/ bei nicht
eben sehr frequentem, onregelmafsigem, anfangs
ziemlich vollem und härtlichein Pulse, iehr be-
deutend; ond erheischten ein streng antiphlogi<i
stjsche* Verfahren; doch ohne allen Erfolg*
Die Krämpfe liefsen zwar, als bei sinkendem
Pulse unter fortgesetzten kalten Ueber^chlägen
auf «den Kopf, das. bisher gereichte' Calomel
mit Moschus verbunden, ein Bad mit einem
Infi Ftor* Arnicae und Ckamtim. bereifet ; 'ange*
wendet worden war, mehrere Stunden lang
bach; doch dauerte, auch nach kräftigen, mehr*
mals angewendeten Uebergiefsungen deV R
pfesdie Bewufstlosigkeit fort; und der Ted'
folgte unter Convulsionen. — Die Section er*
gab im Unterleibe, aufser geringen Anschwel-
lungen der Mesenterialdräsen , keine Abnormi-
tät; in der Bruslhohfe Verwachsenseyn des liri^
ken ' Lungenflügels mit der Pleura der Rippen
in bedeutendem Umfange, Lungen und Hers
waren sonst normal; in der Kopfhöhle Blut»
fülle der HirnVenen, Ueberfullung der VentriT
kel mit klarer seröser Flüssigkeit. Das grobe
Gehirn war (36 Stunden nach dem Tode) so
weich , dafs es fast zerflöfs. In der Rinden-
Substanz fanden sich mehrere Haselnuß)' grobe
Tuberkeln.
C. H. , zeichnete sich schon bei seiner Ge-
burt durch die Grofse seines Kopfes aus; letz-
terer war die Ursache , dafs die Geburt zwar
durch Naturhiilie, aber sehr langsam und nicht
ohne Schwierigkeilen , bewerkstelliget werden
kennte. Nach einem Vierteljahre that das Kind
einen schweren Fall auf den Kopf, später ent-
wickelten sich aufsere Skropheln und Khachitis
in Form ton Krümmung der Unterschenkel
— 47 —
e Sehkraft heider Augen schien, den deshalb
ipesteiltan Versuchen zufolge, nicht gestört;
e Temperatur de* Kopfes , besonders des Hin*
rJmnptes, war sehr erhöht, soll es aber fru-
sr, tot Anwendung von Blutegeln und. kalten
anschlagen noch mehr gewesen seyn ; auch war
iL früher weit unruhiger, griff oft nach den
bpf , zog die Füfse häufig krampfhaft an den
pterleib , welcher jedoch nicht aufgetrieben
id weich anzufühlen. Appetit war gering,
pnge etwas belegt, Stühlgang härtlich, die
rinsekretion nicht vermindert, Erbrechen und
rämpfe hatten sich bisher noch nicht eln-
Mttelft, Seit einiger Zeit war Abmagerung
ad sichtliche Abnahme der Kräfte Demerkt
'Orden; Pat., welcher schon geben konnte,
srmochte jetzt weder zu gehen , noch zu ste-
in | bei' jedem Versuche, das Kind aufrecht
i setzen, fiel der Kopf hinten über; Puls war
ei von allen fieberhaften Bewegungen«
Bei der Annahme eines hier vorhandenen
rganischen Leiden des. Gehirns, und der gleich«
»tigen Fortdauer eines chronisch entzündlichen
irnleideos , wurden • Blutegel , eiskalte Um-
:hläge , später Waschungen mit Aceium squil*
ticum, ableitende Mittel, innerlich Calomel in
erbindung mit Hb. Digitalis in Anwendung
;zogen, und nach derselben Abnahme der er-
Shten Temperatur des Kopfs, Vermehrung der
iuresis, Empfindlichkeit gegen die kalten Um«
:hläge, und sichtbarer Nachlafs der übrigen
eschwerden wahrgenommen.
Im Monat Februar brachen bei Pat» nach
:>rhergegangenem Stadium Prodromorum, un-
r den bekannten Erscheinungen, Masern aus,
id machten einen regelmässigen Verlauf» Das
— 49 —
sehen der Dura mater, welche an mehre*
ren Stellen fette Adhäsionen bildete, befan-
den sich gegen sechs Unzen einer serösen
Flüssigkeit, dagegen enthielten die Gehirn ho-
len Terhältnifsmäfsig nur wenig Serum. Die'
Gefabe und die Pia. mater, die Plexus cho-
roidei und Sinus waren keinesweges mit Blnf.
überfüllt, die Substanz des Gehirns warfest,
ceigte.beim Durchschneiden wenig Blut. Das
Cruz Cerebri dextrum umschlofs eine, Wallnuf*. .
grtifse Verhärtung, In welcher Eiter enthal-
ten war, — und aus welcher sich wahrscheinV
lieh die krampfhaften Leiden der linken Extre-
mitäten erklären lassen» ...
i ■ . ■■/■■■. ■ ■ ■•
Die Lungen enthielten in ihren obern Lap-
pen eine grofse Menge Ton Tuberkeln, Tori
welchen mehrere erweicht und in Eiterung über-*
gegangen waren. Die Broochialdru$en waren»
cum Theil Terbärtet, das Herz- Tollkommen
noVmal, die Leber blutleer, von heller farJw,
aber yon ungemeinen Umfang, dagegen die
Milz Ton normaler Grofse, aber Ton Blnt strori
send« JjLagen und Pankreas zeigten nichts Ah«
normest der Darmkanal enthielt wenig Luft,
und eine nur geringe Fäkalmasse. Im obern
Theil des Jejunum fand sich ein VoItuIus TQn>
einigen 4 Zollen, . wobei der hineingeschobene
Darm äufserlich etwas geröthet war; — . in
den weitern Verlauf des Darmkanales fand sich
nichts Abnormes. (Da früher keine Symptom^
einen Vplyulu» hatten Termutben lassen , war
derselbe wahrscheinlich erst in der letzten Zeit
in Folge der Krämpfe des Unterleibes entstan-
den). Die Mesenterialdriisen bildeten wulstige
Stränge Ton gröberen und kleinen Verhärtun-
gen bis zur GrMse einer Bohne*
Journ. LXXXI. B. 6. St D
* dl —
ein sehr schnelles Ende» befürchtet! lieft f bis
Jetzt aber nicht nur am Leben erhalten, son-
dern bei welcher oft längere Zeit eine unver-
kennbare Erleichterung and Besserung der Hin-
-gensüchtigen Beschwerden bewirkt wurde«
Eine der Krankheit und Individualität dea
Kranken entsprechende kühlende , ableitende
Behandlung, in Verbindung mit einer zweck-
mäßigen Diät, — der innere Gebrauch von
Hb. Digitalis mit beruhigenden Mitteln, später
in einigen Fällen mit Schwefels. Chinin« Ton
Stip. Didcamar. , Summitat. Millefolii und. Z*i-
chen Islandic.y — die Anwendung Ton lange
unterhaltenen künstlichen Geschwüren, erwie-
sen sich am heilsamsten. Mit günstigem Erfolg
tranken einige sehr reizbare , zu Bluthusten ge-
neigte Kranken Molken , und Egerer Salzquelle,
von welcher Hr. Hecht in K. Franzensbad die
Güte hatte, einen reichen Vorrath der Polikli-
nik, als Geschenk zu überlassen. — Das. von
Aoffmann empfohlene phosphorsaure Blei würde
in einem Falle angewendet ; es Terursachte, län-
gere Zeit fortgesetzt, durchaus keine nachthei-
ugen Zufälle, blieb aber auch für die schon
▼ollkommen ausgebildete und in ihrer Entwik-
kelung rasch fortschreitende Lungensucht ohne
alle Einwirkung. -Statt Opium wurde häufig
l&cir. Lactuc. viros. mit gutem Erfolg gegeben«
Gelee von Cardgeen beruhigte den Husten«
wurde, gut Ter tragen, Kreosot wirkte dagegen
meist zu reizend, und konnte nicht lange fort-
gesetzt werden.
Die häufige und wichtige Mitleidenschaft
der Schleimhaut des Darmkanals in der Lun-
gensucht, und in Folge dieser die von Brous-
«uro und Louis beschriebene theilweise jRo*
D2
— 53 -
die lang unterhslterfe Ableitung eines künstli-
chen Geschwüres Tollkommen geheilt,
E., ein Arbditsmann von 47 J., sachte in
de? fünften Woche nach einer iiberstandenen
Brnstentzündong , gegen welche er zu spät
sich nach ärztlicher Hülfe umgesehen , und an
deren Folgen er «jetzt litt, die Behandlung von
Seiten der Poliklinik nach. Der Kranke, im
höchsten Grade abgezehrt, sehr schwach , fie-
berte lebhaft, die Respiration ' war beschleu-
nigt, beengt; der Thorax dehnte sich unvoll-
kommen und ungleichmäßig aus ; tiefes Einath-
men erregte stechenden Schmerz in der rech-
ten Brustseite, heftigen 'Husten; ein übelrie-
chender, dem Kranken faulicht schmeckender
Auswurf , loste sich erst nach anhaltendem Hu-
sten; die Digestion lag ganz darnieder. Des
Abends erfolgten sehr starke Fieherexacerbatio*-
nen, gegen Morgen profuse, sehr angreifende
Schweifse. Unter diesen Umständen konnte die
Prognose f obwohl der Leidende früher immer
W>hl und kräftig gewesen zu se yn ▼ersicherte,
nichts weniger als günstig gestellt werden. Um
ao erfreulicher war der Erfolg. Durch örtliche
Blutentziehungen, durch ein in Eiterung erhal-
tenes Vesicator, der innere Gebrauch von küh-
lenden Salzen mit Aq. Lauroöeras. gelang es, den
chronisch - entzündlichen Zustand der Lungen
nach und nach zu beseitigen; es erfolgte merk-
liche Abnahme der Lokalbelcb werden der Brust,
des Hustens und Auswurfs, des Fiebers und
seiner Exacerbationen, der schwächenden Schwei-
fse, der Schlaf wurde erquickender, der früher
puruiente Auswurf erhielt eine mehr schlei-
mige Beschaffenheit. Unterstützt und gefordert
durch den Gebrauch Ton Pulyern aus Digitalis,
— 55 —
tion, von Blutegeln,' wurde innerlich Glaube*-
»alz mit Nitrum und Digitalis abgewendet, letftr
tera in steigenden Gaben bis zur Narkose» Di#
unverkennbar eintretende Besserung wurde inr
def» durch eine sehr heftige Phlebitis des.reph-
ten Anns unterbrochen , welche aufser neuen
Blutentziehungen und Umschlägen die Wieae£
holung rön antiphlogistischen Mitteln erfordere
ten. Bei dem Fortgebrauch der Digitalis bes-
serte sich Pat. in einem solchen Grade, dal»
eie spater mit Stip. Dulcamar. und Rad.Srtr
negae vertauscht, und der Kranke vollkonüne*
genesen entlassen werden konnte. — >
In den Fällen, welche von Bronchitis chröt-
nica beobachtet wurden, waren bei sehr pro-
fusem, eiterartigem Auswurf, und schwerem,
rasselndem Athem, eine verhältnifsmäfsig ge^
ringe Elmpfindlichkeit, dagegen grofse Erschlag
fung, Auflockerung der Bronchi alschleimhauf,
mehr Neigung zu allgemeiner Ausschwitzung
-von plastischer Lymphe, als zur Bildung ein-
zelner Geschwüre vorhanden, — und gleich^
wohl zeigten sich die gelirid zusammenziehen-
den Büttel zuweilen weit wirksamer, als die
kraftiger adstringirenden.
J. B., ein 2jähriges, unvollkommen' ent-
wickeltes Mädchen , mit unverkennbar scropbu-
löser Anlage, war vor einem Jahre während
der Deotitioosperiode , nach Aussage der Mut-
ter, von einer Brustentzündung befallen wor-
den,'und nach derselben verblieb Husten, Abend-
fieber mit starken Schweiften, rasselndes Ato-
men , und merkliche Abnahme der Kräfte des
Kindes , mit wechselnder Vermehrung und Ver-
minderung der genannten Beschwerden. Als
das Kind in die Behandlung der Poliklinik kam,
— 67 —
<%rar toi* Seiten des K. Poliklin, Institutes an
Struma tymphatica behandelt worden, ihr Bru-
der war. an der Lungensucht, wahrscheinlich
ah Phthisis scrophulosa gestorben. Nachdem
früher die Menstruation regelmäfsig erschienen;
wurde Pat. von einem Wechselfieber befallen,
und nachdem dieses durch den unvorsichtigen
Innern Gebranch Ton sehr scharfen Mitteln un-
terdrückt worden, von einer Tracheiii$ und
Laryngitis , weiche anfänglich sehr heftig, spä-
ter chronisch, bei vorhandener scrophuloser
Disposition in Phthisis laryngeq überzugehen
drooten.
Als Pat. Hilfe bei dem K. Poliklin. Insti-
tute suchte, litt sie an Heiserkeit, fortwähren«
den Reiz und Kitzel im Halse, sehr häufigen
Hosten^ welcher bei jedem . Versuche lauter,
oder auch nur zusammenhangend längere ZeitT
so sprechen hervorgerufen wurde; der Auswarf
war abwechselnd leicht und. copiös, zuweilen
aber auch sehr schwer und quälend; die Ge-
gend des Laryncs bei der Berührung schmerz-
haft; fortwährend Dyspnoe vorhanden, der
Athem von einem pfeifend - rasselnden Geräusch
begleitet; Pat. litt in der Nacht von Zeit zu
Zeit an heftigen, Erstickung drohenden , Be-
ängstigungen, an Fieber, welches gegen Abend
exacerbirte ; die Periode war in den letzten
Jttonaten ausgeblieben, und in Folge dieses hat-
ten sich variköse Anschwellungen der untern
Extremitäten eingestellt.
Durch eine -streng antiphlogistische Be-
handlung, mehrmalige Aderlässe, oft wie-
derholte und sehr reichliche ortliche Blut-
entziehungen; Einreibungen von Ungt. einer, f
der Anwendung eines Vesicaior. perpetuutn, den
— au —
Utk ftreqoento Pak war wlhrend des Anfalls
irregnlär, aolser demselben der Frequenz nach
siemhchgleidunälsig, nur* wischen dem 24sten
und 28sten Schlage einig emale aussetzend. Dia
Kranke fohlte sich sehr matt, angegriffen und
sogleich aufgeregt ; die Efslust war gestört, die
Excretionen erfolgten spärlich.
Wenn anter diesen Umständen die Pro*
gnose allerdings nur zweifelhaft gestellt werden
konnte, so war es am so erfreulicher, schon
in kurzer Zeit eine günstige Wirkung der ah«
gewendeten Heilmittel eintreten zu sehen. Es
wurde ein Aderlals instituirt, neben einer Auf*
losong ron kühlenden Salzen, die Hb*. Digita-
lis purp* 2 Mal täglich in steigenden Gaben ge-
reicht, eine halbstündige Anwendung der Kälte
auf die Herzgegend mehrere Male täglich p der
Gebrauch eines Infus. Flor. Tiliae, später mit
Rad. Valer.) und überhaupt eine streng geord-
nete Lebensweise yorgeschrieben ; und schon im
Verlaufe der ersten Woche fühlte sich die
Kranke bedeutend erleichtert. Wenn auch bei
lebhaften Korperbewegungen noch immer stär-
keres Herzklopfen sich einstellte, so kehrten
doch die Beängstigungen nicht wieder. In dar
dritten Woche verschwand auch das starke
Herzklopfen ; die Periode erschien reichlicher,
der Erethismus des Nervensystems minderte
sich immer mehr, Pat. konnte als geheilt ent-
lassen werden, und befindet sich seit dieser
Zeit frei von allen frühern Beschwerden.
Ein" nicht so schneller, aber doch auch er-
freulicher Erfolg, wurde in einem analogen Falle,
bei der 29 jährigen, anscheinend sehr schwäch-
lichen Wilbelmine M. beobachtet Eine sehr
sitzende Lebensart führend , hatte Pat. seit drei
— 62 -
Hegen waren die Phalangen der Finger, *ie
bei Cyanotiscben f aufgetrieben, bläulich ge-
färbt, die Nägel ungewöhnlich stark und kol-
big gebogen. — Von Hilfe konnte hier nicht
die Hede seyn, kaum von einiger Erleich-
terung.
Bei der Obduction fand sich Hypertrophie
des Herzens, doch ohne Verknöcherungen, ool
eine feste tuberculöse Geschwulst 9 welche ?oa
der Gröfge eines Hühnereies, die Lungengft-
fäfse und Bronchialstäinine umgab; die Luogeo,
besonders die rechte, enthielten rohe Tuberkel
und kleine hepatisirte Stellen.
Caroline S., zart gebaut, 21 Jahre all
Tochter eines an Gicht leidenden Vaters, fcifo
schon seit ihrer Krankheit, sobald sie sich W"
halt bewegte, an Anfällen Ton Herzklopfen
litten. Seit ihrem Sten Jahre, und besoifaf
in den lelzt ver/lossenen Jahren , stellte Ak
öfters sehr profuses Nasenbluten ein, noto*
Pat. sich sehr geschwächt fühlte. Während*-
res Uten bis 13ten Lebensjahres litt sie an f»
fseuden Schmerzen der Gelenke mit AoftreibMj
derselben. Die Menstruation hatte sieb ent
vor einem Jahre eingestellt, und war im Flaut
durch eine Erkältung der Füfse plötzlich oolff*
drückt worden. Seit dieser Zeit hatte &
Kranke mannichfache Beschwerden, — aubtf
dem häufiger eintretenden Herzklopfen und Nato*
bluten periodische Anschwellungen der Fib
mit knebelnden, stechenden Empfindungen ■
denselben , öftere Halsentzündungen , und 1*
einem Vierteljahre endlich eine Brustentzüodai&
welche nach der Beschreibung der Kranken «»_
der ärztlichen, dagegen angewendeten Behalt I p
hing zu schlief sen, Pericarditia gewesen iuUJ1! f
— 61 —
Beängstigungen; die PerioVe «schien tegelmS-
fsig, wurde immer reichlicher, and als später
eine Febr. interm. tertiana , welche sich die
Kranke durch Diätfehler und Erkältung sage*
sogen , nach den nothigen Vorbereitungen durch
Chinin mit Digitalis, in Verbindung mit der
Mixt, sulphur. adda beseitigt worden war,
hatte der Puls nicht nur die normale Frequenz
gewonnen, sondern auch jede qualitative Ab-
normität verloren. Die Kranke behauptete, sich
wohler als je zu befinden.
Wilhelm S., 5 J. alt, in seiner koi
chen Entwickelung auffallend zurückgeblieben}
feit einer« angeblich bereits Tor drei Jahren
Sberstandenen Lungenentzündung, fortwährend
an grober Kurzatbmigkeit und Beängstigungen
leidend, zeigte beim ersten Blick das Bild ei-
nes unheilbaren mit hydropischer Cachexie com-
plicirten Herzleidens« . Bei einer nur kurze 2ei|
möglieben Behandlung entwickelte sieb schnell
allgemeine Wassersucht , und endete bald die
Leiden des. beklagenswerthen Kranken«
Bei -seiner Aufnahme litt Pat. an anhaltend
mühsamer, beschleunigter Respiration y häuft«
gen , ' kurzen , trocknen H listen , doch ohne
Schmerz, einen eigentbümlicben ängstlichen Aus-
druck des gedunsenen Gesichtes, sehr heftigen
zn unbestimmter Zeit am Tage und in der Nacht
eintretenden Anfallen von Erstickung ; der Herz-
schlag war ungleich, bald kräftiger, bald schwä-
cher, weit verbreitet, der Puls diesem ent-
sprechend, unregelmäßig, zu bestimmten Zei-
ten aussetzend; die Urinsecretion noch wenig
▼erändert; die rechte Seitenlage war Pat. yer-
hältnifsmäbig die bequemste; ö dein a tose An-
schwellung der Hände und ¥üh* fehlte, da-
— 63 —
schien ; Ton dfetef letztern datirte die Kranke
ihre gegenwärtigen Leiden, durch welche- Pat.
unfähig, ihrem Dienste läoger vorzustehen, end-
lich gen oth iget wurde, die Hilfe der Poliklinik
nachzusuchen.
■ ■ ■ *
Sehr ungestümes, fast unverändert anhal-
tendes Herzklopfen, war ihre Hauptklage; nach
' der geringsten Anstrengung, nach einem Ver-
\ suche, Treppen zu steigen, oder sich zu ntuY-
■; ken , steigerte es sich zu einem solchen Grade,
:dafa unter einem Gefühle von Aufsteigen nach
'dem Halse, und hörbarem Schwirren in dem
öbern-, Thefle der Brust, die quälendste Ath-
mungsnoth eintrat. Das frühere angeblich blü-
hende Aussehen der Kranken war einem blei-
chen gewichen; die Augen waren mit blauen
Hingen umgeben. Ihre Stimmung war unruhig,
Üögstiich; der Schlaf von. schreckenden Träu-
men oft unterbrochen, nur bei erhöhter, nach
der rechten Seite geneigten Lage des Ober«
kiSrpers, und in der Regel nur bis Mitter-
nacht möglieb, Ton welcher Zeit an sie kaum
10 sitzender Stellung Erleichterung gegen ihre
Beängstigungen fand* Oefters bemerkte sie zie-
hende Schmerzen , welche von beiden Schul-
tern sich abwärts nach dem Kreuze hin er-
etreckten , und Frostschauer längs der Wirbel-r
•Knie. In den Bewegungen der Kranken, ih-
rem Gange, war nichts Abnormes zu bemer-
' ken. Der Herzschlag war in weitem Umfange
" des Thorax fühlbar und sichtbar, sehr kräftig,
6 kaufig, regelmäfsig, aber deutlich schwirrend;
dir Puls härtlich; die Respiration kurz, Ton
*trocknem Hüsteln zuweilen unterbrochen. Ap-
"petit fehlte nicht ganz, Leibesöffnung war re-
*§dmälsigj der Urin braun, nicht trübe, Aber
— 65 —
gongen waren ganz gewichen, der Schlaf gut;
doch nahm die Mattigkeit der Kranken an, and
es wurde jetzt zuweilen Aassetzen des Pulse*
bemerkt.
Nachdem die Folgen eines groben Diatfefc-
lers mehrere Tage lang den Gebrauch Ton ah»
fahrenden Mitteln nothwendig gemacht, 'wurde
Pat, ein -Inf* Valtr. mit Jüxtr. Centaur, min.ß
Spir. nur. aether.f ein Thee aus Flor.
ChamoTtu Fol. Aiy., und zu den frühem
len ein Zusatz - Ton m Asa fbet.. mit OL 2|fe-
lissae verordnet. Die in den " nächstfolgenden:
Tagen zur Zeit der monatlichen Periode sich
einstellenden Molimina menstr. wurden durch
passende Mittel befördert; doch verloren sich
die vorhandenen Vorboten bald, die folgenden:
Nächte wurden unruhig, de*, Puls klein un£
sehr frequent; die Kräfte sanken- so sehr, daia
die Kranke nicht mehr das Bett verlassen
konnte; mit »abnehmender Urinsekretion, zur
nehmendem Durste, stieg das Oedem mehr als
je, und obwohl den erregenden Mitteln diurf-
tische beigefügt wurden, gelang es nicht, eine
günstige Wendung der Krankheit herbeizufüh-
ren. Die asthmatischen Beschwerden erreich«
ten wieder die frühere Heftigkeit, wurden durch
den nun auch anschwellenden Unterleib hoch
Juälender, bis endlich der Tod die Leiden der '
tranken endete.
Bei der, 36 Stunden nach dem Tode an-
gestellten Section fand sich die Brusthöhle mit
Flüssigkeit angefüllt, die rechte Lunge fast
überall mit der Bippenpleura verwachsen, auch
der Herzbeutel an seiner vordem Fläche adhä~
rirend. Der letztere enthielt gegen 6 Unzen Flüs-
sigkeit. Die Gröfse des Heizens überstieg um
JounuLXXXI.B. 6. St B
— o7 ^
Stadium der Recooralesrenz auszeichneten* —
Dahin gehörte unter andern der Fall der Fraa
W., welche 38 Jahr aJt, in Folge eine« Diät-
fehlen, und einer Erkältung am Ölen 3Iai 1831,
plötzlich an einer so heiligen einheimischeji
Cholera erkrankte, dafs nur mit grober Muhe
das Leben der Kranken erhalten , und nach
Beseitigung der Krankheit lange Zeit xur Er-
holung und Kräftigung des Korpers erfordert
wurde*
Nach dem Verschwinden der asiatischen
Cholera in Berlin erschienen in Jahreszeiten,
welche zu galligen Durchlallen und Brechruh-
ren disponiren , Formen von einheimischer Cho-
lera, welche sich durch ungewöhnliche Heftig-
keit aller Erscheinungen auszeichneten, und das'
theQ weise Vorkommen von, der asiatischen
Cholera eigentümlichen Symptomen, nament-
lich grofse Langsamkeit des Pulses, Kälte der
Extremitäten, Wadenkrämpfe, weifse, flockige
Ausleerungen. — Beider, zwei and fünfzig Jahr
alten Kranken, Frau L. M., welche plötzlich
d. 17. Juli 1832, in Folge einer Erkältung, Ton
einem heftigen Brechdurchfall ergriffen wurde,
hatte der Puls nur 28 bis 44, nie mehr denn 62
Schläge in der Minute , die Flüssigkeiten , wel-
che ausgebrochen und nach unten ausgeleert
wurden, glichen geronnenem Haferschleim ; au-
fser heftigen Schmerzen in den Präcordien,
grofser Angst und Beklemmung, und starken
Congestionen nach dem Kopfe, waren auch
Wadenkrärapfe, jedoch nur leichter Art zu-
gegen.
In diesen, wie in andern ähnlichen hefti-
gen Formen der Cholera, fehlten dnmahls
E2
Rhei, od ein ty. Ligm. Qmmsmme od JW.
Vaier. fripide partium, mehrere Wochen lang
fort gebraucht, leisteten so wesentliche Dienste,
dafs PaL ak geheilt entlassen werden tonnte, —
Bei der Mehrzahl der Falle Ton Magen-
larampf und chronischen Erbrechen, waren Hy-
sterie mit Anomalien der Periode v Hamorrhoi-
dalcomplicatioDen oder Ueberreisnng des Ma-
gens durch spirituose Getränke, als die haofig-
stan Veranlassungen zu betrachten. Einige sehr
heftige, mit chronischen Eibrechen Terbondenef
lange Zeit bereits andauernde, Fälle Ton Kar-
dialgie, welche schon organische Leiden bei
einigen Kranken besorgen liefsen, aber nur
durch anomale Hämorrhoidalcongestionen ent-
standen waren , wurden durch den Gebrauch
Ton Pidv. acrophor. Ph. Paup. und Flor. Sut»
phurP% die wiederholte Application too Blut«
egeln ad anum, und krampfstillende Einreibung
gen in den Unterleib Tollkommen beseitiget.—
Unter den organischen Leiden des Magens,
welche beobachtet wurden, war ein Fall be-
merkenswertb , welcher gewifs eine höchst in-
teressante Obduction geliefert haben würde»
wenn sie erlaubt worden wäre. — Frau B.» 54 J»
alt, litt an einer sehr heftigen, mit häufigem
Erbrechen verbanden eh Cardialgie, und einer
deutlich fühlbaren Verhärtung in der Gegend
der groben Curvatur des Magens. Das Uebel
hatte sich allmählich nach dem Aufhören der
Menstruation unter den Erscheinungen eiues
immer heftiger und dauernder werdenden Ma-
genkrampfes ausgebildet, und bereits ein be-
deutendes Allgemein leiden herbeigeführt, als
die Kranke, leider zu spät , ärztliche Behand-
lung yon Seiten der Poliklinik suchte. Dor Un-
«*• 71. -«_
welcher sctidö:; sehr lauge an.jiiockpngen 4b£ '
Leber- und Pfortadersyntem gelitten, verspürte;,
angeblich nach dem Gebrauch eines, wegen
gastrischen Beschwerden genommenen Brech-
mittels, ein PüUiren in der Regio epigastrica^
welches anfangs unbedeutend, sehr bald abe?r
intensiv und extensiv an Stärke nild' Umfang zn-'1*
nahm, sichtbar, mit gleichförmiger • Stärke an-'
haltend, roh einem deutlich wahrzunehmenden, '*
circümscrjpten Umfange scheinbar fön der Art,
coeliaca ausgehend, und '.den -Kranken mvJ*
glaublich beunruhigte. Die gleichzeitig ▼ör-1
bandenen Kopf-' und Kreiazscbmerzen, AerJ
langsame, Tolle, härtliche Puls, die gestörte1
Digestion, der sehr träge Stuhlgang bei waW
serhellem Urin federten ein kühlend - ableiten^
des/ die erhöhte Reizbarkeit der Unterleibs^*
nerven beruhigendes Verfahren}" Und" der'' Gfr-i
brauch von Glaubersalz, ' eiiieirf' iP ulver YM>
Schwefel und Creniör TarlärT, ; Von 'leruhigefiU*
den Einreibungen in Verbindung mit fleifsig*-*
rer Körperbewegung ubd dem öfteren Gennft*
von kalten Wasser entsprachen allen Erwär-J
tangen. 4* ■ ' r
• ;
delt wurden mehrere Kranke mit eigen^
i, zum Theil sehr hartnäckigen Höhlte*1
Behandelt
tbrimlichen, «.*•*** ~ .■.»*;■■ ovui u«ai.u«w*.«&<
sthwer den in Form von anhaltenden oder wecnV
selnden, stechenden Empfindungen mit vermehr*''
ter Schleimabsonderung, anscheinend krampß*4
haften, das Schlingen erschwerenden Zusara-
uienziehungen, welche blofs in Folge von ano-
maler Häurorrhoidalcongestion- entstanden, Ge-
fühle im Schlünde hervorriefen , die in ih-»
rem Wesen und ihrer Form denen am Alter
sehr ähnlich , durch den innert* Gebrauch von
Schwefel mit kühlende u Salzen und die Appli-
— 73 —
wurde nach dem Gebrauch einer Lattwerge Ton
JLimaU Stanni, Pulv. Rad. Filio. mar. und
Honig, und einer nach dieser gereichten Ab-
führung Ton Calomel, und Rad. Jalapp. , ein,
mehrere Ellen langer Bandwurm ausgeleert.
_ i •
7; An Krankheiten der Geschlechts»
tmd Harn werk zeuge worden behandelt: 137
Kranke, — und zwar ab Menstruatio parca,
irregulär, vu spustic. 60, Haemorrhagia Vieri 27,
Fluor albus 16, Strangürie, Ischurie U; Dy-
surie 11, Chlor osis 10, Haemaluria 4,- Scir-
rhus u. Carcinoma Uteri 4, Incontinentia wi-
nk* 1,-und Diabetes melli(us 1.
Gelegenheit znr versuchsweisen Anwen-
dung des Campbors gegen Diabetes mellitus j bot
der Krankheitsfall des Stuhlarbeiters Wilhelm S.
dar, Aufser rheumatischen Affectionen, welche
Fat yor der Ausbildung seines gegenwärtigen
Iftbels benierkt haben wollte, hatte derselbe
in seiner Kindheit angeblich ein Nervenfieber
gehabt, sonst aber keine andern bedeutenden
Krankheiten. Nähere oder entferntere Ursa-
chen seines gegenwärtigen Leidens liefsen sich
durchaus nicht ermitteln. Muth mählich litt Pat.
schon ein Jahr an Diabetes. Als derselbe Hilfe
hegehrte, entleerte er 7 — 8 Quart eines hellen
sufsen Urins in 24 Stunden, hatte beständigen
Durst, grofse Efslust ohne! alienirten Geschmack,
, einen sehr frequenten, massig vollen Puls, trockne
rauhe Haut, ein sehr cachekdsches Aussehen,
eine schmutzig - gelbliche , ins bräunliche spie-
lende, abdominale färbe des Gesichts, war
ungemein abgemagert und klagte über grofse
Hinfälligkeit und Schwäche, besonders der un-
tern Extremitäten. Während eines zehntägi-
gen Gebrauchs de* Camphort bei animalischer
— 75 —
abermals glücklich entbunden worden, und die
Milchsecretion uoter mijifsigen Fieber besch wer-
den, und *in reichlicher Locbiaiflufs eingetreten
war, entttandeo in Folge einer heftigen Ge-
rn iithsbewegung Delirien, welche gesteigert io
Paroxysineu von heftiger Tobsucht übergingen.
Pnrch eine kräftig einschreitende Behandlung
gelang e,s zwar, die Heftigkeit der genannten
Zufalle zu mindern, an ihre Stelle traten aber
Delirien milder Art, abwechselnd mit Anfällen
von heiterer Geschwätzigkeit. Die Prognose
konnte besonders bei sehr traurigen aufsern
Verhältnissen nicht ander* als, sehr ungünstig
gestellt werden. Die sorgsamste Behandlung,
die Benutzung aller erforderlichen diätetischen
Hilfsmittel, unterstützt durch die Pflege einer
sehr aufmerksamen Wärterin, welche die Kranke
Tag und Nacht umgab, vermochten, nicht, den
traurigen Ausgang abzuwenden; letzterer wurde
vielmehr durch den, zu Decubitus hinzuge-
kommenen Brand beschleunigt.
8. Die Gesammtzahl der an TFass er-
suchten behandelten Kranken betrug: 84, —
es litten an Hydrops ascites 31, an Hydroce-
phalus acutus M), an Hydrops universalis 12, an
Hydrothoraac 11, an H. anasarca 10, an "Hy-
drocephalus chronicus 3, an Hydrarthrus 1.
Die Mehrzahl der verschiedenen Formen
von Wassersucht erschien als Folge und Schlufs
von entzündlichen , oder hartnäckigen chroni-
schen Leiden , häufig mit Stockungen und Hy-
pertrophien complicirt, oder als Nachkrankhei-
ten von Scharlachfieber.
Aufser den bekannten diurelischen Mitteln,
wurde in einigen Fällen von Ascites das Infus*
— 77 —
Krankheiten gelitten. Im J. 1813 wurde der«
selbe an der innern Seite des linken Oberschen-
kel« durch eine Flintenkugel verwundet, war,
aber früher nicht durch die Narbe belästiget
worden; in ihrer Nähe • hatte sich vor einem
halben Jahre indefa ein Furunkel ausgebildet, der
gegenwärtig bis auf eine kleine , anscheinend
oberflächliche Geschw ursstelle verheilt war. Vor
einigen Wochen wurde Pat. von einem. starken
rheumatischen Fieber mit heftigen reifsenden
Schmerzen in beiden Schenkeln befallen; letz-
tere concentrirten und fixirten sich in dem lin-
ken Schenkel, begannen in der Inguinalgegend
an der. vordem innern. Seite des Schenkels, und
erstreckten sich über das Knie, zu beiden Sei-
1 ten der Tibia bis zum Fufsrücken hinab; die
Umgegend des Geschwüres war gegen Druck
ungemein empfindlich. An diese Stelle gesetzte''
Blutegel, spanische Fliegen, und der innere.'
Gebrauch einer Solution von Extr. Aconit, in
Vin. stib. , bewirkten auffallende Besserung, zur
Befestigung derselben und zum Scblufs der Kur,
waren jedoch noch Schwefelbäder erfoderlich.
Das Bild einer Ischias postica gewährte
dagegen das Leiden' der Frau B. , einer 36jäh-
rigen , anscheinend sehr schwächlichen Wäsche-
rin. Die Schmerzen waren mit einem sehr auf-
geregten Blutsystem , gestörter Digestion und
Uäinorrhoidalcongestioncn complicirr, erschienen
periodisch mit grofser Heftigkeit an der rechten '
Höfle . sich von hier an der hintern und äa-
fsern Seite des Schenkels hinab bis in den Platt-'
fufs erstreckend. Nachdem der Pat. Blutegel
an den Trochanter maj. gesetzt, innerlich anti-
phlogistische 'Mittel verordnet worden, wa-
ren spanische Fliegen von sehr, günstigem. Efr/
— 79 — ~
. ter andern drei Seh westem behandelt; die Krank-
heit war. bei allen dreien zur Zeit der Entwik-
kelung der Menstruation entstanden f und von
v grofser Hartnäckigkeit. —
1 In Folge einer durch Zahnreiz und rheu-
matische Ursachen verursachten entzündlichen
.Hirnaflection , entstanden bei zwei, gleichzeitig
•an Skrophulosis leidenden Kindern, kritische
JH etastasen nach de» Hüftgelenken , welche in
Abscesse übergingen, und bei einer zweckmä-
ssigen innern und äufsern Behandlung vollkom-
men geheilt wurden.
11. An syphilitischen und scorbu-
ti sehen Cachexien wurden aufgenommen:
43 Kranke, — nämlich an Syphilis 29, Sto-
fnacace 7, Morbus haemorrhagicus Werlh» 3,
und Hydrargyrosis 2.
.. -.Die Mehrzahl der an Syphilis behandelten
Kranken litt an sekundären Formen derselben,
pamentlich an syphilitischen Hautausschlägen,
Knochenschmerzen und andern pseudogichtischen
Affectionen, gegen welche in mehreren Fällen
Rad. Sarsaparül. und Rad. Mezerei mit vie-
lem. Erfolge angewendet wurden.
Von ausgezeichnetem Nutzen war die Ci-
fillo'sche Salbe in einem sehr hartnäckigem, fast
Verzweifeltem Falle.
Frau M., 43 Jahr alt, von plethorischer
Constitution , zu, Hämorrhoiden und Trägheit
des Stuhlgangs disponirt, litt in Folge einer
syphilitischen Ansteckung im zwanzigsten Jahre,
und einer schlecht behandelten Scabies seit län-
ger denn zehn Jahren an hartnäckigen gich-
tisch-rheumatischen Leiden, und einem nässen-
den,. sehr juckenden Herpes des Schenkels, wo-
. .- 81 —
Die Mehrzahl der Fälle war, leichter Art,
mit Ausnahme einer sehr qualvollen und ger
jährlichen Verbrennung« "
Karl K.f* ein gesunder, Tollsaftiger Knabe
▼ob 3$ Jahren 9 wurde amöten Febr., als seine
Mutter ausgehen mufste, nach gewohnter Art,
Ton derselben eingeschlossen« Allein in der
▼erschlossenen Stube f war das I^ind dem ini
Ofen befindlichen Feuer zu nahe gekommen*
das wollene Kleid und Hemd, die einzige Be-
kleidung des Kindes, wurden Ton der Flamme
ergriffen 9 und der vordere Tbeii von beiden
giobentheils verbrannt. Die glücklicherweise
bald zurückkehrende Mutter, fand das arme
Kind ohnmächtig am Boden liegend in deri*
Rauch erfüllten Stube > und begoß es sogleich
ink kaltem Wasser» "•'■
Der grofste Tbeir der vordem Bauchwand
war verbrannt, die Verbrennung erstreckte iicfc
von dem Rande der achten Rippe bis zur
Crista oms " Ilium, und von da theils tiefer
nach den Geschlechtstheilen und Lenden/ theils
seitlich nach dem Rücken. Rpthe , Geschwulst
und Hitze waren sehr beträchtlich, vorzüglich
in der Gegend des Nabels; nn.d.4pdd bildeten
zieh zahlreiche Blasen . > und theil weise bran~
dige Stellen. D$s Kind litt. an den quajvoljr
sten Schmerzen, die (laut wa* trocken... und
brennend heil*, die Respiration beklommen,
ängstlich j sehr häufig, und krirz, mit .vernehme
barem Schleimrasseln, der Atbem ungewöhn-
lich heifs , das Gesiebt aufgedunsen , stark ge-
röthet. Der Puls zählte llß Schläge, ihre Zahl
vermehrte sich am Abend bis zu 130 Schlägen,
mit Zunahme der genannten Beschwerden, bo*
gleitet von Delirien und Sopor» — Aeulse*»
JounuLXXXI.B.Ö.St. B
— 83 —
Am vierten Tag keine . wesentliche Verän*
derung. Die Eiterung war gtiaftig und profu*.
Mit der Mixtur und Einreibung der Quecksil-
bersalbe' wurde fortgefahren,1 die Application
von Blutegeln wiederholt ; der Anfall von Hu-
sten und Beklemmung wiederholte sich in der
Nacht, aber weniger heftig.
Bei dieser Behandlung minderten sich die
Brustbeschwerden zwar zusehends , die eiternde
Fläche nahm, jedoch eine gangränöse Beschaf-
fenheit an, verbreitete einen heftig stinkenden
Geruch, der Puls wurde sehr frequent und
klein, die Gesichtsfarbe bleifarben, schmutzig,
und die häufigen dünnen Stublausleerungen
Schwächten noch mehr die schon sehr gesun-
kenen Kräfte. Unter diesen Umständen wuf^
den innerlich ein Infuso- Dekokt von China und
Valeriana., kräftige Nahrung., besonders guter
Bouillon , äufserlich Umschläge von einem De-
coct. Chiriae a\i£ die brandigen Stellen verord*
fiet, die entzündeten Ränder der letztern mit
einem einfachen Cerat verbunden^.
Bei Fortsetzung dieser Behandlung gelang
#&, dem Brande Einhalt zu thuh,< Die braodi-»
£en Stellen wurden abgestoben, von gutem Ei«
ter bedeckt, Fieber liefs nach, Appetit verbes-
serte sich ,' und bei dem lange -Zelt noch fort*
ersetzten Gebrauch von Cbipa und andern Stär^
kun{r,smitteln , so wie einer kräftigen Nahrung,'
gelang es» da* Kind vollkoidjpieii herzustellen«
v. »
(1 .. f'tl. ...... I «i '»» "•■!" » ' •■'•!»■ '
Fl '
— 85 —
Ritern altes so verhüten suchten* was die Kleine aufre-
gen konnte , war lie so reizbar und eigensinnig gewor-
den , daß nothwendig hierdurch die Gelegenheit zu Auf-
regangen, ond folglich aoch die Wiederholung der asth-
matischen Zufalle immer häufiger wurden« Abgesehen
von äußern Veranlassungen erschienen die Brustbeklem-
mungen im Winter am häufigsten«
• Im J. 1831 suchte die Mutter ärztliche Hilfe, und
ein lange Zeit fortgesetzter Gebrauch von Ellr. acid.
Hatten, so wie häufige Waschungen des Körpers mit
Wasser und Weinessig schienen au? das Kind sehr vor-
theilhaft einzuwirken. Auffallende Verschlimmerung aller
Beschwerden veranlagte die Bitern der Kranken jedoch den
28. Noybr. 1833, sich an die K. Poliklinik zu wenden«
Das Kind war 6§ J. alt« und bot bei sorgfaltig an-
gestellter Untersuchung folgende Erscheinungen dar: Da»
nur wenig abgemagerte« fdr sein Alter normal ausgebildete
Kind athmetemit einem sichtbaren Ausdruck von Unruhe und >
Angst im Gesichte, während sich die Nasenflügel beweg-
ten und der Thorax stark ausdehnte. Husten und ein ver-
nehmbares Rasseln von Schleim soll sich erst seit kurzer
Zeh eingestellt haben. Die Schläge des Herzens waren
irftensiv sehr stark, aber unregelmäßig, sowohl in ihrer
Qualität, als in ihrer Frequenz, bald wurmförmig« so dajfc
sich die einzelnen Schläge nur sehr schwer unterscheiden
tieften , und nur eine schwach vibrirende Bewegung wahr-
genommen werden konnte, bald weniger, bald sehr fre-
2uent; — der Pulsschlag diesen entsprechend. Die äu-
;ere Haut zeigte im Allgemeinen eine dunklere« last
aschfarbene Schattirung, an einigen Stellen eine dunkel-
blaue , namentlich an der vordem Seite der Brust, und
theilweise livide, blaue kleine, Petechien ähnliche Flecken;
die Begrenzungen der Nase und Lippen , so wie die Lip-
pen selbst, das Zahnfleisch und die Zunge waren von
dunkler« ins blaue spielender Farbe, auch die Augenlie-
der und ihre Umgebung; .auf der Conjunctiva Scleroticae
zeigte sich eine ziemlich starke GefaJsanschwellung. Die
Nagelglieder der , übrigens normal beschaffenen < Finger
waren auffallend dick und kolbig, die Nägel sehr oonvev,
an den Rändern nach innen umgebogen und dunkelblau, die
Gelenke der Finger aufgetrieben, von bläulicher, doch, we-
niger dunkler Farbe« Auffallend war ein rauliger Geruch '
aus dem Munde, ohne Zeichen von gastrischen Öesch war-
*- 8/ rr-
Thefl der laugen- schienen gesund, nur-mit üefan Blute
.angefallt. . . . .
Der ungeöffnete Herzbeutel erstreckte sich weil bis
über das Sternum nach de« rechten Seite hin. Beim )3tt~
schneiden desselben fand sich keine Flissjgkeit tot. Des
Herz war Ton ungewöhnlich greisem Umfang. Beim. an-
schneiden des Herzens fand man die Winde der-Voshote
schlaff un4 dünn > die Wände des rechten Ventrjkfijbi, dnx-
ker, als gewöhnlich, die Höhle des rechten Ventrikels
grö&er als die des linken, in dem Septum AtKionm
eine Oefinung von der Grobe, dafs eine Scbwanantedet
hätte durchgeführt werden* können* welche Oefinung je?-»
doch Ton der linken, Seite her vollkommen durch die. vor-
handene Volonte ftrmmis flvalis geschlossen werden
konnte. Der Ducti* mrUriosut^Hotutli fehlte. Die Aorta
war Von normaler Gröfse. Beim. Aufschneiden derselben;
gelangte man in den linken Ventrikel, aber zugleicb..war
eine Oeffnung in dem Septum venfrtcdfomm, gerade »da,
wo die Aorta in den linken Ventrikel mundet, vorhanden,
vqn der Grofse , dafs der Zeigefinger mit dem Nagelgliede
durchgeführt werden konnte» durch welche man in den
rechten Ventrikel gelangte , ' — die eine Hälfte der Aorta
Öffnete sich demnach in den rechten , die andere indenlin«-.
ken Ventrikel; die Rander der Oeffnung waren glatt nnd
eben. — Durch die Art. pulmonalis Tiefs sich nur. mit
Mühe eine Sonde in den Ventrikel fuhren. Beim- Auf*
schneiden dieser Arterie fand man zwischen den halb-
mondförmigen Klappen und der Wand des Gefafses bÜnd
auslaufende Sinus oder Säcke» in : welche die Sonde tie-
fer als einen halben Zoll eingeführt werden konnte» Die
Oeffnung, mittelst welcher die Art» rwlmoHalU in den.
rechten Ventrikel einmündete, war nicht gröber , als er-
foderlich, um eine mittelmäfsig dicke Rabenfeder durch-
zuführen.
Die dünnen Gedärme waren stark mit Blut fnjidrt»
ohne aber entzündet zu seyn, die mesaraiseben Drüsen
bis znr Gröfse einer Haselnufs angeschwollen. Im Me-
senterium, in der Nähe des Coecum , fanden sich mehrere
mifefarbige Stellen von der Gröfse eines Stecknadelkno*
pfes. Die sehr blutreiche Leber war ungewöhnlich groAü
übrigens von keiner krankhaften Beschaffenheit) Mite Qisi
Nieren normal.
m.
Tabellarische V eher sieht
der im JL PoiikL Institute in dem Jähren 1830,
31, 32. 33 u. 34 behandelten Krankheiten.
L AofgaaoB%f»aa wurden im J. 1830: 648 Kranke«
. Yoa diesen wurde« geheilt # • 655
• 55
• 38
Befaaadett wvde«:
1« Flehet,
Febril intermitteiia.
648.
Febria rfceumatica.
Febris catarrbalia.
Febria a deatioone»
Febm Termiiieia. »
Synocha, V #
I
4
% Entx&aduBgea. '
Paeomonia n. Pleuritis«
Angina.
Parotitis« . .
BroncbitU u. Tracheitis,
Encephalitis« • • •
Otitis. . .
Enteritis. • .• »
Hepatitis« 9 • ■ •
Bfetritis. . ■ , •
Psoiti*. • •* •
Erysipeias. • •* •
Rbeamatismiis acutus. »
3« HantaassohlSge«
Morbilli. t •
Rubeola* • • _ • •
ScarlatimV. • •" ••
Miliaria* . «
Varicellae. • • *
/ •
9
0
•
40
29
21
19
13
4
3 — 138.
138
1
5
5
1
2
1 -
1
5
12 — 87.
87
15
*
■*■■
1
1
.. . *
• • • •
H l/
. r«. «i «
Cholera, # .y-.,,,, „f> . , : £.• .;■<; >Si
Diarrhoe*. • « « . . 15
Icterus .♦ ^ .. ,. ' ^ .• ' -6; ' ■ ••
Haemdkrhoidea, r 'r % V »6
* Heiminlthiasis, •«••.,.> • 11 •' ' '
Hypert^ophia lienis, * . « 1
Taenia, , , • • . • ■ 5» — 85.
• . • • » • * •
7, Krankheiten*' der Geschlechts- nmT"'
•^ frarnwerkzeo^e. •
Menstruatio irreg. purp« suppress,- 1 ■ • • 9
Chlorbsis. * , • .... A ■>/..♦ . 4» . ,
(flaeqiorrhagia uteri. , . .... 6
Strangum« • • . • • 2
.fjithiasis. . • ,.#. .* , • • • 1
Fluor albus, • • • • '. 3 — 25«
\ -r. -t
•» —
• > -i »
25
■ 4 '
/8» Wasaersoohten«
j - • • • » « • » •
Hydrops' atriset» . » • .Vi .•/••»'.: 8 -
. Anasarca. . , . • . • • • • . 5
Hydrotbora*. • . '• • • 4
Hydrocephalus acutus, .. • . . . 1 — 18r
18
9. Gloht und Rheumatismus.
Rbenmatism, chronic. • . • 9
Arthritis. ; .•••'•" . . 14 -*- 23.
23
* ■
10. Syphilitische und scorbutitche Ka*
chtxien,
Syphilis, • , ■ • . * . I •! I4
11. Scropheln und Rhachitis.
Scropholae u,' scrophulosis. *. • 13
Otorrhoea scrophul; . '• • 1
Ozaena scrophul. '• • • i
Atrophia mesaraicä. • '• • 14 ;
Struma lympBaticai '. '. . -% f . '•* :■!•
31
— w —
2. Entzündungen.
\
«
' Pneumonie o« Pleuritis«
i
53
Anginn« • •
4
Parotitis. •
1
Bronchitis n» Tncheitle«
7
Encephalitis. • •
' 4
Otitis;- . . •
I
Enteritis u. Peritonitis.
,. |
6
Gastritis« # •
1
Hepatitis« • «
2
Jsfetritis« • + ,
•1
Oophoritis« v 4
M \
1
Splenitis« • •
1
Mastitis. • . •
1
Rheumatismus acutus» *
$
• •
10 — ftl.
92
3« Hantaasschlage«
... •
Morbilli. • «
♦
4 |
I
4
Varicdlae« « • .
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> ' 1- •
Urticaria« • • .
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4. Nerren krank he item
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Cotica. • « • „
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.; i Apopljiia. ; • . • .
0
Hystena, • •
»
, 10 — 97.
31
_ 89 -
Tabellarische Ueb er sieht
er im K. PoUkl. Institute in dem Jahren 1830,
31 • 32, 33 ii. 34 behandelten Krankheiten.
, AnfgeaoBMBeii wurden im J. 1*830: 648 Kranke«
i» " »
. Tob diesen worden gebeilt » • 655
abgegeben^, •
.es sterbe*
55
38
Behandelt worden:
, Fiebes.
Febris interqiHtena.
Febril- gastricsi .
Febris rneumatica.
- Febris catarrbstis. __■
Febris a dentitione.
Febrk yenmaest« •*
Synocba. • • #
648.
#
4
m
•
•
•
. Katzfiaduagea. '
Pneumonie o. Pleuritis, •
Angina. * • » •
- Parotitis« #. • ... ,. .:.
Bronchitis u. Tracheitis. •
x Encephalitis. • • • •
Otitis. t - \ . • .
Enteritis! •- .- • #-
Hepatitfo. # ■ . • # • ♦ •
Metriüs* .• .* •' •
Psoitis. • •' •* •*
•■ Rrytipenu. . .• .•
Bhenmatjsmas acutus. •
L Haütaussohllge«
Morbilli. • .
Rubeola* « ■ m # *
Scarlatfna. . -" »•
Miliaria» . • -
Varicdlae. . . *
40
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IS
4
3 — 138.
138
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Sasnrnis aariam ti. Dysoecia
Vertigo,
Ifatuita«.
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Tossis convulsrra« •
Bpilepsia. •
Chorea St. Viti. .
, Eclampsia« .' . ' *
Paralysis. • ' • " •
* Hysteria. • ' • * •
Debilita« nervosa. «
Ischias. . • •
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97
1 ;»
k Chronische Leiden der Respirätions-
organe. "
Blennotrhoea pulmonum, • . 17
Phthisis pulmonum- a« laryogea. : .31
HaemöDtoe. . . ... .,, t| 10 .
Palpitaüo cordis. * • " . # 1
Asthma* • • ' • ♦ ' • ' 6 *
Cyanosis. . . . • . • . ' ; t" W 66.
66
5. Krankheiten derOrgane derDigestion
und Assimilation« . . *
Vomitas chronicus . ♦ . . 8
Haematemesis.
Cholera« •
Diarrhoea» .
Dysenteria* t
Icterus. • .
Haemorrhoidea. •'
Taenia. • ' •
Helminthiasis« . '
Gastrosil.
Physconia n. Infarcton.
Hypertrophia hepatis.
.4
m
4
8
13
1
6
9
7
7
1
1 - 96.
76 *
r. Krankheiten der Geschlechts* ond ..,;.., -4 «»
Har'nwerkzeoge« . ..••
Menstrnatio irreg. parc. sapprese* : ..: ß
Haemorrhagia nter* . ;■ t .-• < ■. /iL; .*)
Joorn.LXXXI.B.Ö.St. 6
. '• • f*
- fc "-
*-. Mt«:
An Nervenkrankheiten. • '•"".' • • A.
(an Tu88. conwls. 1, Convuls, a dentxU cftflW
' ct7. 1-, Coltc. Saturn, -et partUys. lj 4pö~
*; pfar. 2.) ■ • ' '.'
— . cbron! Krankheiten der Respiratiensorgane. '.'• •" 9«
(Phthii.pulm. -et laryng.)
— Krankheiten der Digestionsorgane* ."- • '■■ 1,
(CÄolpra.) • • • • - • • • ;
— Wassersüchten. • • . •'. • • V ' 2.'
(an Hydrops unwer* 1, Hydrothorax 1.)
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IV, Aufgenommen wurden im J» 1833: 752 Krankt,
Von diesen wurden getieft*. . . 650 *' *
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Behandelt* worden x '
1. FiebÄ.
Febril intermittenjK
Febrif gaatrfca. * . •
Febris.rheomatica: .
Febria, catarrhalis. • *
Febris a dentitione.
Febrif^yerminosa. <
Febris, nervosa. «
2. Entzündungen. .
Pneamonia o. Pleuritis. -
Laryngitis n. Bronchitis*
Angina* ■ t •
Parotitis. •
Encanbatttia« • — « .■ +
Otitis.*^ • • •
MastitiL'
Hepatitis.
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Scrophol. n. scrophalosis. • . 7 t . t
Otorrboea scrophol« • 4 "1 ' " ' *
AtrogMa. ...-,. . n • *.. &..,:' r
: Stroms*: lyrng^at. m • f #' . . • 1 ^ M.
Sypljri u.'skorbafc Kachexien.
Syphilis. . . . . ^ . . ,,. ,f.., 2
Stomacace. ,•.•.•.• , 2, ,i»? 4*
?. — ~ ^ . . .•«»':. »" •■ ' 4 "."*
, Chifitfgische Krankheiten.
Commotio. . • • •' • - • ■ - 1' ••' ■* «-
Babovfbeumaticos, . m u .„...j, ... ■, . & ., ,. ■,
Heran» . , . . • . • . • . • .1 •• . f.
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(Felr. nervo*.) .... . . .^;i
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(an |P«ettnum. f, Cftcepfafttf. 2', EnteritU \
_ ,-|Tep«#ttif 1^, Perttcmtfi.iinerirtT^. :J0 ,>,.;*
NenFf«*raftkb*iten 4.
(an'ftetonf» 1, Tust* conwls. 1, CWtt&um.
* cfenttf. dtf/ictf. 1. Jpsflftjr* lv>- -cäJii;.11 X
(CÄnlerrr.) , , ..-..» ■.•«»,■/
'Wasseipnchten. #. #. t. » #« ■—• iii«k
^trophein und Atrophie«. . . • 9% &&><?•
f itmnkim ^
«birorgWehen Krankheiten» . . ,.# • . .. • !• .
(Cfcmmof. cerebri.) ••.-#*# — - « --"- '"'M^.i
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V. Aufgenommen worden im). 1894: 974 Kranke.
Von* dieseh worden gehellt v* ^<»878 '
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4 es starben #36
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- '.-§74. *■ ■
""Behandelt worden:
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1.
Fieber.
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Febril intermittens. . «
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Febril rheumatica.
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Entzündungen«
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Rheumatismus acutes. ■ •
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Morbilli. . . . ,
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*
Miliaria. . •
.. . S
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9. ©Icfct Jind.RheanifttisnYal.
i i fi » » < i
• • •
Rhenmatffetn. cfaron. •' •'• ' ' . •" ■ 4- '
ArtbritU.1;' .<" •.-"-.■ . . 10 — 14.
* . •
14
10. Skroptieln und Rhachitis.
Scrophnl. u. scrophalosia. • , 7
Otorrboea scrophoL • • • ■ 1 * • • "* • *
AtrogMa. ...-,.. n ..&..: r
Straaurlym^at .•,•.. . 1 *r* 14.
^•*- • • * . 2^ '
II* Sypljri. u.'skorbufc Kachexien.
Syphfts. # . . .# ^ <f . 2
Stomacace. . • . . . . . • . . 2 nr 4.
«I . .* — i. . . , , -i» ' » 4 * •**
12. Cblfqfgigche Krankheiten.
Commotio. • • • ♦'"•-»• I ' •-
Bobo^beamaticaa« . m u ...,■,..... Ä ,
Heran» •••.•.•.•.• .1.- . /.
Prolaps™ uteri. ........ .. 1 <*-* 4.
• . ...
*«• starben»
A» Fieber,. . . .. ., . . ,. i.
(Rk. ««*) ;;i
— Eatzunjitingen. • .# • • • » j6,
(an liWambii. f, CWcfpMtf. 2', EnteritU 1^
.?i — ; Jfc)*if tf if 1^ Pmtimt^ 10« .;i
— Nerva»kraAkbeiten. 4«
(an^ÜVfrom* 1 , Tusm. coamls. 1, CWuteum.
* cfenttf. dtfjfietl. 1. .4pf>U*< 1J) ■ BfiJ ;;. 11 X
— ehron. Krankheiten^ der Respuationsorganev; rf,,,;^
(anjitoAn. ptrimofi.S, tfiperfro))*. conM«!'*
— Krankljetten der Djgestiynsorgane. * . .^;tL. /l«
- ^W"?-*! . . . •". .>*■..;,■■.■/.
— WasaeiBochten. a. t. %. ♦ » .. ;j3.
(Hyfrocepfud. acut.) * .*f|l-r
^:8kjröpbeln nnd Atr^phieT \ ; "• .-"Iju^u2*
/ Ifrnnhia 1
— cbirnrgwehen Krankheiten« • # t. . , 1.
{CommoU cerebru) .«.-•* j • .- -• .''-vvj/.i
— Maraufnty • • T i t *\-/4>Mßl*
Futuitai". ." .'
Tosais convulsiva. •
Epilepsia. . ,
Choren St. Vi«.' .
. Eclampsia, . ' ,
Faraljs«.
« Hjsieria. . ' .
DebUUu b
97
5. Chronische Leidender Reiplratioat-
orgatie.
Blennorrhoe» pulmonum.
Philiius pulmonal]
Haemoptoe. . . . ...«.., 10 .
Palpilatio corJis. ' . ' . .1
AMlima. . ,..'.■ 0
Cftnca. . ■ . .; .- .;.,"-.!' -
66
0. Ktenkbeiten derOrgane derDigeatioi
und Aiaimflatioa. ■ -■' ■
Yomitui ohronicns .... 8
Haematemeaü. . . , . . ■ ... , 4
Cholera. , . , , ■ .<■ 8
Diarrhoen. . . . . . 13
Djienteria. , . . , . 1
Icterus. . . .-"»■•-;■■'€)
Haemonhoidea. ■' ' . . , v
Taenia. . ' . / . 9
Helminthiarii. ... . 9
Gastro«*. . . . .... - 10
Phyiconia n. Infarcten. , . 2
Hypertrophia hepatii. . . . 1 •
W~
7. Krankheiten der Geschlechts- und
Hir'nwerkzenga.
Menstraqtio irreg. pare. snppreai. i .8
Joani.LXXXI. B.O.St,
- '% -_
*-. .:"«?!
Ali Nerrenkrankheiten. , '•'" '.' . , . A.
(an Tuss. convuls. 1, ConvuU* a dentit. dlffiZ
* eil. !•, Coüc. *aturn.et partUy*. lj -4p<H
|- plor. 2.) * * '.'
— chron! Krankheiten der Respiratiensorgane. l. - '" 9«
(Phthii.fmim. *et laryng.) '" /
— Krankheiten der Digestionsorgane« •■-• '•• :' 1*
(Cholera.) • • • . , ;
— Wassersüchten. • • . -v .• V V *■ 2.
(an tiydrop* utiverm 1, Hydrothorax 1.)
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21.
* \ *
IV. Aufgenommen wurden im J. 1833: 752 Kranke»
Von diesen wurden geheut. . • 650
abgegeben* 64 •••■•...■".>
es starben 38
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Be&andett' worden x '
1. Fiebe>#
Febrii intermitterie»
Febril gastrica. * . *
Febris.rheamatica; •
. Febris, catarrhalis. • *
Febris a dentitione.
Febri^Terminosa. .
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2. Entzündungen« .
Pneanfonia u* Pleuritis. •
Laryngitis u. Bronchitis*
Angina*. •
Parotitis.
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Otitis.^ •
Mastitis.'
Hepatitis,
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752.
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• Fieber. .-. \ ;:,- -; ' ~~r: ..Ar
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Febris rheomatica. • •■ *. 52 :
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Fejbrjß gastrjca. . ..••.;'•- ..: .'-' . 60
Febris a de/ttitiöne. . . . . . • . .32 '
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Synofha* . .. .. ....•> .. 6.
Febris Yerminosa. . .... • .*•'•■ 5 n± 219«
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PneoWbnia o. Pleuritis. • -£".v«n;*u.. 41 '"
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Bronchitis o» Tracheitis. . • -."'"'v •■ 15 *'<
■*■ Pericarditis. .. . • . • . - . 3 ■ »'l
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Gastritis. * . . . , • ■ . 2 ,
Splenitis. • . . , ^. 2
Enteritis o. Peritonitis. . ,.?„ ^,. ^
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Rheumatismus acuta*. ' . . •• 9 — » 124,
• Hautausschläge* • .»-
Morbilli . * . . . * 50
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Variola« , . • • ..• ■ •• •. 7
Miliaria. . • • • . 3 . ,*
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Von. dieseh worden gehellt r " ^,878 '
>[ abgegeben' ' * 60
# es starben *36
* "Behandelt worden:
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Haemorthoirteä. ". - ■;■'■* '; ', "HS ! '"
Helmintbiasis. *■ "?*' , y " IS"
Taenia. » ' ■ ..'".:-l- -'■"
Tabes abdominalis. . . ,' I
Scirrlifls et Cancer Venb^cuÜ. . f |;
Pbjsconia n. inftrctas. , , t p ~r
.."..' Ml,,
7. Krankheiten der Geschlechts- Md .
Uarnwctkieußr.
Menitruaüo irtegnl. parc. inppress, 17
Fluor alba ' ; "'S
;■_ Clilorosi». ., ., j „ ., .>■ ■
Haemorrbagia uteri. , ».' • 6
•r Abortus. . .. .. .. ,. , ."■ :1: ...
Iscbape n, Djsatiu, .., ,, ■. ".3..:
Haetnatn'ria. . . . , , 3
.Diabetes, ,. . ». :,',*. ,.. .: 1- .1
Stirrhoa q. CaicinQnm nterif . '; ,'W .%<■<-
8, Wastt-rsnshten.
j- Hydrops universal. . .«.,.., , 8 -
Hydrops ;A»cJLes. . ■ . ■, . • 1
Hydrops Anasarca. ...... .. 3
Hydrops ceresri acntBp> ... '. fi
. Hj'Jrotliorax. 1 ■* .» * S
HydrarjJrrns. ,...*;.-, , ,.: , t 1
"SP
0. Gicht qnd RhenmütisntUX.
■■■ Rbeumatinm. oliron, ,- ■- r. -, 18
10. Skropneln nnd Khachitit,
Scrophol« u. acropbolo*. , ,
Ätrophia. ....
OUirrhnca n. Carie» urif, ,
— 107 -r
* * • 1 t « •
ii
n.
Kurze Nachricht en
Auszüge. ":
.:»
• «■
4
Wiederholt bestätigte Wirksamkeit des Stramonhlmiy in
gewissen Arten von Geistesterrüttnngen , *)
1 mitgeihettt1' ' "
ü - '-..-. » f:
vom ■.«■ * '§|f!.
■ !. . ■ »
MaüzkuOrttthe Dr. Q*n*hg+im,Kl>U*>i
JLIurch langjährige Erfahrung belehrt, glaube ich mit
dem > Aferzten zu der Ueberzeugung gekommen zu seyn,
dafs alle jene Krankheitsformen, deren Anlage tief in de»
angefrorne* Constitution des Individuums wurzelt > - wohl
als radical unheilbare betrachtet werden müssen, and dafs
alle angewandten Heilmittel nur Linderung des Uebela,
oder temporare Beseitigung -desselben , zu bewirken - im
Stande sind; zu welchen Krankheitsformen dann auch na-
mentlich wohl die der Geisteszerrüttungen gerechnet
*) Daft ich den Ausdruck. Geistetzerrüttung oder Sftlentrajil-
htit , mir im uneigentlichen Sinne nehme, darüber « iso/Wie
über den Begriff der Seelenliransheiten überhaupt , habe ich
mich bereits m Wasse' s Zeitschrift für die Anthropologie,
un 4ten Hefte des Jahrg. 1824, und in meiner neulichst er-
schienenen Schrift : Natur und Kunst in Heilung der Krank-
heiten9 S.* 20 etc. , ausgesprochen.
— 1G9 —
2.
i
Zmcum n/nnicKm im Veitstänze^
ii . .»
von
i- i i-tf
Ebendemselben*
m * ■
- - Ein Mädchen von 11—12 Jahren, dessen Constitu-
tion, so wie die ihrer Mutter? zu derjenigen* gehörte';
'welche man mit dem Ausdrucke der venösen, bezeichnet,
und dessen Vater, melancholischen Temperaments, eclion
längere Zeit an krampfhaften Beschwerden des Unterleibes
mit Hämorrhoidalanlage gelitten, wurde mit dem Anfange
dieses Jahres (1834) vom Veitstänze {Chorea St» Viti)
befallen, ohne dafs eine andere entfernte Ursache davon
aufgefunden werden konnte^ als eigene Anlage; und die
jetzt bei der Kranken herannahende Zeit der Pubertät»
Schon Mancherlei war dagegen ohne Lindemng der Zu-
falle, versucht worden, als ich sie im Mai 1835 zum er-
sten Male sah, wo ich sie Morgens gerade in einem
heftigen Anfalle fand. Sie sprang und hupfte unter den
auffallendsten Gesticulaüonen durch das ganze untere
Haus , von" 'einem Zimmer, in das' andere, warf Alles, was
sie erreichen konnte, zu Böden, und zeigte in ihren
krampfhaften Bewegungen eine solche Kraftauftenjng, dafii
selbst ein Starker Mann sie zu hemmen nicht im Stande
war* Ihre Psyche war dabei so verstimmt und aufgeregt,
daui sie selbst nach ihrer Mutter,' wenn sie sich ihr nä-
hern wollte, mit zornigen Blicken schlag, da die' Kranke
in gesunden Tagen, wie die Mutter sagte, äufrerst sanft
und furchtsam in ihrem Betragen war. Da hier (wie ge-
sagt) keine besondere entfernte Ursache aufgefunden wer-
den konnte, so verordnete ich ihr als empirisches Mittel,
da dieses hoch nicht versucht war, die Zinkblnmen {Zinc»
oxydat. (ifbutft), die ich in ähnlichen Fallen vorzugsweise
wirksam gefunden, zn £ bis ganzen Gran, täglich 4 mal
genommen, die aber, mehrere Wochen hindurch gebraucht,
ebenfalls keinen sonderlichen Kr folg hatten , und ich daher .
nunmehr meine Zuflucht zu der Anwendung des Zinc,
tymric. nahm , zn gr. ß. anfangs pro dosi , dann gr. j alle
3 Stunden, mit Unterbrechung von 2 — 3 Tagen, ge-
reicht. Auf diese Art 4 Wochen hindurch fortgefahren,
trat «ine solche Bessern ng ein, dsfii die Kranke jetzt 4ea~
ganzes Tag ralns; auf ihrem Stuhle safs, tuid aar
■w ■ *
•• • ■»•
— iii —
6der rhewnalisch - gastrischen Fletert! , setten tarnen c»v
tarrhalisehe, and noch seltener reine Wechselfieb*>r vor. In
dem* hiesigen Gebärhause wurden, die Puerperalfieber .sel-
tener, aber Immer noch unter der Form von Phlebitis
Uterina beobachtet
Unter den Entzündungen hautiger Gebilde ragte vor
aHen andern die rheumatische Gelenkentzündung hervor»
Dieser zunächst stand die Pleuritis vera und die fieuritii *
spnria dorsal is. Die Pericttrditis kam nicht selten meta-
statisch im Gefolge der Gelenkentzündungen vor« Unter
den Exanthemen behaupteten die Blattern noch, immer die
Oberhand, — Im hiesigen krankenhause worden 51 achte
Pocken,, 86 Varicellen und 62 modificirte Blattern behan-
delt, davon starben 13 an Varidlae und 2 an Variola* mo-
diücatae, — also von 19& Blatterkranken 15. — "Unter den
Hautkrankheiten wurden auch die Gesichtsrose und die me-
tastatischen Furunkeln*- Abscesse und Drüsengeschwülste
häufig beobachtet. — Unter den chronischen Leiden be-
hauptete, wie diefe bei uns gewöhnlich der Fall ist* die
Tuberculosis pulmonum den obersten Platz $ ihr zunächst
stand Haemoptoe und Hydrops in allen Formen.;— r
Im Morfat Februar hat sieb zwar irt Bezug des sta-
tionären Charakter? keine wesentliche Veränderung erge-
ben $ immer noch wurden:- gastrisch -nervöse Fieber häufig
beobachtet, immer noch klagten die Aerzte Ober den lang-
saniert Schleppenden Verlauf * über den Mangel an be-
stimmt hervortretenden1 Krisen* und über die Neigung zrf
inetastatischeri Ergiefsungen seröser Stoffe in den drei
Hanpthohlen des Körpers \ airein auffallend war es doeb,
dafe catarrhalische* inter mittlren de und selbst entzündliche
Fieber bei weitem nicht so selten als ifn verflossenen
Monate vorkamen. Die Congestiönen zur Brust steigerten
sich häufig im Verlaufe der Nervenfieber %u den verderb-
lichsten, schwer und gar nicht zu hebenden: Pneumonien«
Die Sectio« wies meist Hepatisation des Lungenparen- '
cbynis nach. — Bemerkenswert!! war ein, einem vielbe-
schäftigten Freund und Collegen öfter als jemals vorge-
kommenes Krankheitssymptom in den Entzündungen die-
ses Monats i das Jntertnittiren des Pulsschlages zwischen •
tiem öten , löten und 20sten Schlage ', und das bei den
Puerperalfiebern im* hiesigen Gebärhause häufiger beob-
achtete Wund- und selbst Brandigwerden der Genitalien»
— , Ein anderer viel beschäftigter Arzt machte die ßemtr-f •
kuag, dajs er ungewöUnliqh . häutig in diesem Monate
• i
-— 113 —
Exanthemen kamen Masern nach den Beobachtungen meh-
rerer Praktiker in der Pri Tatpraxis wieder häufig , Blattern
aber dafür selten vor. — Unter den Merkwürdigkeiten
im hiesigen allgemeinen Krankenhause wird allgemein ein
vor 14 Tagen gebornes Kind mit zwei über einender be-
findlichen Nasen bewundert. Die Wöchnerin sagte, sie
habe sich an der grofsen kupfrigen und monströs entarte-
teten Nase eines Manifest vorsehen. -Ich habe das Kind
{gesehen, die obere Nase ist so natürlich geformt, die Na-
Benscheidewand und die Nasenöffnungen sind ganz, be-*
stimmt angedeutet1/ dte untere Nase ist "ganz normal. Das
Kind ist übrigens bisher gesund und nimmt recht fleiüug
'<He Brtist. . <
■ • • ■
Die hiesigen Homöopathen' scheinen th eil weise torf
der' Anwendung der Arzneimittel" in sehr kleinen Gaben
zurückzukommen, und am Krankenbette homöopathisch,
aber nach Umständen auch idiopathisch zu verfahren/
D. 29. August 3$. :
Seit d. 13ten Mai, wo ich die Ehre hatte, Ihnen das
letzte Mal zu schreiben , glaubten wir Wiener Aerzte eine
günstigere Gestaltung der herrschenden Krankheiten um
so wahrscheinlicher im Laufe des Sommers eintreten zu
Sehen, als sich mehrere ganz deutliche Vorzeichen am
Anfange des Frühjahres wahrnehmen liefsen. Noch im
Mai zeigte sich der gastro - adynamische Charakter im
Rücfcschreiten , der inflammatorische schritt aber nicht in
demselben Verhältnisse vor , sondern zeitiger als in an-
dern Jahren erschienen gastrisch - biliöse Leiden mit Con-*
gestionen nach dem Gehirn, während die dem Frühjahre
angebörigen (taotidian - und Tertian - Fieber von* einer
Febris intermittens larvata cephalica ersetzt wurden. Auf-'
feilend war es aber, dafs letztere nicht so grofse Gaben
Chinin zu ihrer Beseitigung erforderten, als dies 'sonst
der Fall ist. — So habeich bei einem jungen vollblütigen
Menschen, der gegen seinen wüthenden typischen 'Kopf-
schmerz Blutegel ohne allen Krfolg gebraucht hatte, durch''
eine Mixtur aus Sal amarum, und durch 12 Pulver Sul-
fat. Chininae jedes zu £ Gran , bleibende Hilfe geschaut,
was ich gar nicht erwartet hatte. Denn als ich ihn na,ch
einigen Wochen sah, und fragte, ob er die Pulver durch'
längere Zeit fortgebraucht, gestand er mir, dafs er nach
den ersten zwölf sehr grofse Erleichterung verspürt, und
Jäher seitdem nichts mehr genommen habe.
Journ.LXXXl.B.6.St. H
- U5 —
I
Ihm ungehörigen Krankheitsformen, namentlich Ty~
abdominalis ,' 'kamen wieder zahlreicher als je vor«
•eichneten sich durch ungemein langsame Entwicklung
einem, oft wochenlangen Unwohlsein aas, und be-
eil, wie gewöhnlich, mit Durchfallen, Eingenommen-
ies Kopfes, jedoch mit weniger Brustbeschwerden, als
> Grolse Abgeschlagenheit, Stumpfsinn, GleichguV
t, eigehthümtiche, wie bei einem Halbtrunkenen, ent-
' Physiognomie, und eine schwerfällige, träge, fast
tode Sprache, waren oft mehrere Tage lang die
in Erscheinungen, wodurch sich das tiefe Krank-
errieth. Im weitern Verlaufe entwickelten sich Schwin-
t «utbörigkeit , Ohrensausen nnd Delirien, leichter
~itmus nebst grofsem Torpor der Haut» welche Kr-
* ngen in günstigen Fällen aljmählig und sehr lang-.
KU i bis 10 Wochen) verschwanden, — Nach diesen
r* behaupten in, den Berichten der Spitalärzte die-
dien .Fieber den nächsten Platz in diesem Monate»,
lieh passirte mancher Typhus abdominalis geringer»
etdes für ein gastrisches Fieber. Alle andere Fie-»
^a waren selten , mit Ausnahme der Puerperalfieber*
*»* wieder häufiger erschienen , aber nicht so tödtlica»
nst Vielleicht ist die bessere und geräumigere Ein**
ng des neuen Gebärhauses an dieser ■ Gutartigkeit
jT Man beobachtete mehr das Peritoneum als den
& Ton Entzündung ergriffen. — Unter den Entzun-
lvankheiten sahen wir die Pleuritis mit Neigung zu
Sr Exsudation am häufigsten, dieser zunächst waren
Mumien. Ihre Heftigkeit war zwar schnell gebrochen,
erfolgte .die Lösung des verdichteten Parencbyma
ulserat langsam , und ich sah mehrere Fälle im Spi-
wo man nach 4 Wochen noch immer Bronchopho-
tnd Bronchialrespiratiou vernehmen konnte» Exan-
3 blieben noch immer Seltenheiten; der Scorbut er-
a viel weniger häufig; hie und da auf dem Lande
n einzelne Fälle von Cholera vor. Man furchtet
dings, dafs diese Geifsel aus Italiens Gefilden nach,
eindringt Sie ist bereits in Mailand nnter dem
ir, und verbreitet grolse Angst unter den Ein wob-;
Das Interesse für Choleraschriften taucht wieder
ins auC '
Wien, d. 36. Novbr. 1835.
Snm Gluck herrschte gerade in den letzten Sommer-'
ten und noch bis zum October in der Privatpraiia
ganz ungewöhnliche Stille« So klagten während der;
H 2
-r U7 -
>her ^ auch 4?e grofse föe&ejunasctu'ne .im hiesigen po-
jliniscl*^, ( IVtuse^m . gebaut ' bat > erfuhr . ich , , da fs man
hierüber,, in .allen Mui'een ^uod.von allen Besitzern
j£lectri/ur,inaschtnen gerade' ßorr,twieder klagen höre,
4iese&.«znr. Zeit der Cboteraepjjlemie der Fall .war,
dafs. .die 14*' langen^ Funken jener Kieserimasctiijie
; auf<2" reducirt seyen. .-- . ■' '
Der • mehren th ei ls kalte, and. regnichtB October füllte
Hospitäler-' m& Rhenmatalgien von jeder Art, vorzog-
aber mit »catarrhalisch - gastrischen Fiebern, die wie-
durch ihren trägen schleppenden Verlauf, durch ihre
rung"zti 'Congestionen nach Kopf und Brust, und zu
Iceratiörien luv Darmkanal y als Folge dessen efsobö-
de atfföerst Kartnackige Durchfalle, sich einstellten,
r äls'jö charafc&risirt waren. Miliaria kamen zuwei-
am 23sten. bis ; 27sten Tag; ihr Erscheinen hatte aber
den Ausgang- der Krankheit. keinen Kinflufs, die Kraji-
f>tarb^n >nrit«»inid ohne Friesel. Scblagfiüsse , Lab-
igen, besonders bei Weibern, Bleiköliken, FurunkßJn,
Abscosse" waren in diesem Monate häufiger als ge-
nlicli. Ziemlich stille blieb, es noch immer ia. der
'atpnrxfe. Rheumatische Leiden , besonders Baroti-
, Metrorrhagien und Fluor Mtts kamen öfter ab sonst
ler Behandlung vor.
• ■•--,. .
Die im AnTange' des Monats November plötzlich ein-
ende Kalte von —6° R. mit Schnee und rauhen Nord-
den/ verwirklichte leider nur zu sehr die ominösen
phezeihnngßn erfahrner Aerzte. Es herrschte seit die-
Tagen in. den Hospitälern und in der Stadt eine noch
ier fort steigende Epidemie gastrisch - nervöser Fieber.
Einiiqfs dieser epidemischen Constitution auf" den
anismus war so grofs, dafs selbst die Gesunden an
ewöhnlicher Maitigkeit , Schwäche des Magens, Ver-
fang,' oder Neigung zum Durchfalle litten, und' dafs
ir Kranke hierdurch mehr oder weniger partieipirtej
;ewÖhnlich veränderte Gesichtszüge, grofse Abgesclila-
heit und Diarrhöen- waren oft die ersten Vorläufer, doch
es Falle, wo durch 10 — 12 Tage nichts von alle
i, sondern nur leise Fiebetbewegungen ohne besonrfe-
Ergriftensoyn des Gemeingefuhls Statt fanden, — man,
ls nicht recht, was dem Kranken fehlt, auf einmal
sht am Uten oder l'iten Tage die schlummernde Krank-
t unverkennbar hervor. Die Erscheinungen der ausge-
lesen Krankheit waren aber oft selbst noch höchst trii-
- 119 -
ir an , Vertrauen in die alte Heilktinst zu setzen. — Ich
Handle jetzt eine Kranke, welche ich durch die heftig-
Bn Zufälle der Krankheit mit kalten Umschlägen über
e Stirne, mit warmen Umschlägen über den Leib, mit
olyern aus £ Gr. ChiNin und 1 Gran Moschus p. D*
1« S Stunden, und mit einer Mixtur ans Decoct: Altk.
Aq+ Chlorin. ihr. iijt bis auf den. 25sten Tag o"er Krank-
nt glücklich gebracht habe. Jetzt sind Milliaria alb«
•einen en. Die Prognose ist noch dubia, aber viele
offnung vorbanden.
Gegen den Meteorismus, und die drohenden Exnlce-
tionen in Ileo , wendet man hier hauüg , theils Cataplas-
en, theils Vesicantia , und Einreibungen der Autbenriethi-
hetL Salbe mit Kampher auf den Unterleib , mit gutem
rfolg an»
•
Einer meiner Freunde beobachtete einen todtlich ver-
rufenen Fall, wo gegen den 21sten Tag einer anfang-
en-'«ehr mild auftretenden, F. nervosa eine blaue Nase
iofa einstellte, worauf Fat. noch 24 Stunden lebte. — Von
holerafallen hört man wenig. Diese herrscht nun in un-
trem .Italien , und bat bei ihrem ersten Auftreten in Ve-
edig eine solche Malignität entwickelt, daüs von den er-
en 260 Kranken 240 starben! —
. . .,. .. Spätere Mittheilung.
- -Unter dem Einflüsse einer ziemlich heftigen, mehrere
Inter schon vermifsten Kälte von — 8 bis — 11° R. mit
oben, viel Schnee bringenden Weststürmen, erlosch die
ervenfieberepidemie fast ganz. An ihre Stelle traten
atimatische Entzündungen . und als Complication aller
rankbeiten erschienen nun Congestionen zur Brust und
>pf. Catarrhalische und rheumatische Fieber sind jetzt
:BÜg» die Brustbeschwerden bei ersteren sind bedeuten-
jT' als sonst, wobei die Congestionen zum Kopie und
somatische Muskelschmerzen bei letzteren sehr lästig
&rden. Diese Fieber entscheiden sich jedoch meistens bin-
»n eines gutartigen Verlaufes durch kritische Schweifse
id Urin. Dagegen zeigen die noch immer nicht selten
nrkommenden gastrischen Fieber die Neigung zum- Ue-
srgange in die früher epidemischen Formen, und hinter-
sten durch ihren schleppenden Verlauf, besonders aber
irch die häufige Complication mit Catarrhen und Rheu-
ifttismen greise Muskelsph wäcbe , und besonders hart-
äckige Unregelmäßigkeiten in der StuhleutleeruDg. An
- m —
"■-■ — - » •
^Qndert. dqr unteren Extremität zu seyn, und et bedarf
oft des ganzen mebrmal wiederholten örtlichen' antfyJbto^
gisttechen Apparates, ehe sie beseitigt, werden." -*- ■ ■
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MittheilungeH über ' Karlsbad
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Ritter J. de Carro,.^.
• ' Badearzt zu Karlsbad. •"
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DSe grofse Entdeckung vom Jod ii) den Tbermitqa ei-
len von Karlsbad! .verdanken wir Hjn. JVentwich, Apother
ker daselbst, Hr. Kreuzburg ans Hildburghausen, welcher
.vier. Monate in Karlsbad .verweilte, und endlich Hr. Pror
Jbtior Pleischl in Prag, welcher die Entdeckung des Jod*
sieht blofs bestätigte» sondern die .Menge desselben gar
nau ermittelte. .Ander Jod wurden, noch .ermittelt: Urov^
Schwefelwasserstoffgas und ejo» eigenÜHunJiche tejfeasjrr
tige bituminöse Substanz , welche in t Weingeist aber, nicht
In Wasser löfslich, -— also vier neue,1 weiche den, im/-. 18^2
von Berzelius neu entdeckten. Besia/nhheifen der Karls-
bader Quellen hinzuzufügen sindf. • ^
Sehr lehrreich und interessant .war das Ergebnis der
chemischen Untersuchung« weiche Hr. Kreuzburg mit 'den
Ueberresten eines früher in Berlin i rfnfsü lAthotritie felück-
'lieh operirten' Kfasensteins unternahm.- : Um die «ich- der
Operation in der Blase zurückgebliebenen geringen #Je~
berreste zu beseitigen , kam Patient* nach- Karlsbad »wd
* schenkte mir sein Zutrauen. Die vergleichende Zonaitf-
menstellung der chemischen Analyse dieser •Steinfragnieate
vor und während des Gebrauchs des Karlsbader Th. was*
•er», war sehr lehrreich, indem sie die durch den Natron-
gehalt des Karlsb, Th, wasser bewirkte grofse chemische
Umänderung des Mischungsverhältnisses der steinigen Con-
cremente aufser allem Zweifel setzte , und hierdurch den
Aerzten und Wundärzten ein wichtiges Mittel zur gründ-
lichen Beseitigung von steinigen Concrementen der Blase
in einer Zeit darbietet , in welcher die Operation der Li-
— 123 —
■»-, • . >j ,
Inhalt
■ • t f
des ein und achtzigsten Bandes.
■ ■»! ."II .»i» ■ , • |
1 • • t ■
ferstet S'tÜcl. '
8eke
I. Ueber das Asthma tbymicum« Von Dr. Georg fiirith
in Königsberg. • ■ * ■ . • ' . • ■'•• /■ v 7
( JL Zwei Fälle von religiösem Wahnsinn mit Epikri-
sen . und allgemeinen psychiatrischen Efemerkunc»
" . gen. Von Dr. Karl Jacob TFei^d, HUfw^Yu?
Sönnenstein .♦..,,< 43
; HL Beobachtungen über die Nachhaltigkeit der Bron-
nen- und Molkenkar .zu Salzbrunn, im scblesl-
schen Gebirge« Vom Hofrath ZempHn9 Brunnes»- •,
arzt zu Salzbrunn. . . „ . . * . "*l ' ^3
■ • • - •
IV. Die gereinigte Thonerde .in der Brechrutar A&f
Kinder % nebst Bemerkungen über die Wirkungen
des schwefelsauren Kupfers in der Magenerwe**
chung. Von Dr. O, E. F. Dürr , practizirendem
Arzte und Oberamtsarzte zu Hall in Würtemberg« ' gg
V. Kurze Nachrichten und Auszöge.
1. Praktische Notizen, vom Marine -Staabsarzte
Heinrich Gottlieb Schultz zu Reval. . .,- 121
2. Entdeckung des Jods im Karlsbad. • . 124
3. Monatlicher Bericht über den Gesundheitzustand,
Geburten und Todesfälle von Berlin, nebst der
Witterungstabelle« Julius« . • • .« 125
Inhalt der Bibliothek der praktischen Heilkunde, Ju-
lius 1836. - . . . . 4 l .'"■ 128
"4:'iVToaat1icber Bericht über den Gesundheitszustand,
dle'CfeBürteh rWTodeslalle rxm Berfciu Nqbrt ; •*
der Witferangstäbelle; : Äogust. . • ' .' * . v 127
Inhalt 'der feiföiothek der jftalrfeelien Hefikirnde. Aü- -
'' gasfl83fr. i •".'■' . . ' . •'•'• : •' '130
I ■ . . M • . ' " ■ \. ,
• l ... i ■ . ■!>■.-. . , • ,,'1 |
"' ■."'■'; D H t t es Stuc k.
I. Unterjoch n«g der Fragey ob ans dem Hrflplan* ■'■
k~ rationeller Aerzte die Anwendung aller bluteni- •
feiehentieja find aasleerenden Mittel aofige&chlos-^
;;: 8{n,..ja von' dem Staate* verboten und verpönt :
werden können and müssen. Vom Geh. Medici- .
nalrath [fonjfygel. , {i^ßqßtßick. . \ -..•'.. -f " Jf
II. Beschreibimg des endemischen Friesel -Fiebers.1^ \
q% welches im Frühjahr Jfiöl und im WiÄter 183i|
in mehreren. Amtsoi ten des Oberanrtsbezfrks'Gmüiid '"
herrschte;' Mifgethellt Vom Oberamtsarzte Dr. B&^ * • '
deaMITVr iK^G'münd'fca Würtemberg. .: ♦ ■ 8
JIL Krankheiten de£ heifken** Jahres '1834: Tom Mo- •
^Mizinalrath Dr. Fischer zu Lüneburg. (Fortsetzung.) 44
IY. Ideen za einer PJjjpiologie der Krankheit. Von..: .* ;
D». Ludwig.Koch , K«. baiir^ Hofmedicus*. ....*.. 73
V. Beschreibung der Blatternepidemie • welche im "
^ifJahre 1829 und in der ersten Hälfte äea J. 1830
in der $tiA\ uncl HerirftqQftft Jägerndorf herrschte^
y.x'.$p* Pft 4t- 4' ^^V^^^r.aqd Fiirstl. Lieh-«
ten^teiaschen Amtsyb^üsus zu Jägern^orL .'..•' 88
VW Kurze Nachrichten .and Auszüge. ..f,.iir
1. Monatlicher Bericht über den Gesundheitszustand ..
rfie •Geburten und TodesTa(le von Berlin. ,'Sepr- *"
; r tember. . . .* * . . . • . 113
'2. WfasßßJf* /^\ }>este -pesio^ .
neije Erfahrung ,ue.s^ätj^ .• ■ . . , , fiir 117
.,3. Kmjifehlnng eine* ne^e^.BncIfes. . . -u..,,-,^ ***
"4. Efnige "Bemerkungen.' über 'die Heilquellen zu
Kreuznach. Von Dr. Pricger, K. Preufs. Hof-
rath, Branden- und Badearzt daselbst • 120
5. Zwei Beobachtungen', die Anwendung des Elix.
ao^föUrrhalis Hufetyndi betreffend. Vom Me^ t .
dicj/iajrathe Dr. öuntfor, iu. Köln. , ( • ' ,J25
Inhalt der Bibliothek der^j^tjsc&n Heilkunde ,.^epr, ,L
. tember 1835. • .' . . s.'v'.'W
— 127 -
- i Seite
t TFaJI von einer tubercnlösen Entartung und Zer-
störung, der Lungen und des linken Eierstocks!
Als 'Beitrag zur Pathologie der Phthisen* (Ein-
- gesandt) "" . .' . ... . . 36
IL Bester Jahresbericht i\ber das Bad zu Eilsen,
' nach dem mit weil. Hrn. Med. Rath Zügel ge-
" mein&cbaftlich geführten, Tagebucbe und eigenen
Beobaclitungen bearbeitet von Dr. B. C. F. A*
jbfet/er, Badearzt daselbst. (Fortsetzung.) • , 62
[V. Praktiscbe Mittheilungen', von' Dr. Im. O. Blaiik-
1 tufüter, 'prakt. Arzte u. Geburtshelfer zu Jena.
£. Merkwürdige Fleckenkrankheit. • # 87
7. Günstige Wirkung des Sublimats bei Flechten. 90
& Nutzen * des Sublimats, bei Rheumatismus
' chronicus:' ...... 92
V. Ueber Pneumonie der Kinder« Von Dr. JET. Suc-
•' cote zn Bonn« • . • • • 9 95
VL Kurze Nachrichten und Auszüge.'
Kränkbeitsconstitution in Köln und dessen Um-
gegend wahrend des Sommertrimesters (1835)«
Vom Medicinalrath Dr. Günther in Köln. «.-110
2« Die Epidemie eines gastrisch - nervösen Fiebers.
•v> im Sommer 1834 beobachtet. Vom Hofmedi-
kos Df. Biermann zu Peine. ♦ . . 111
S- Einige Fälle von Starrkrampf, mkgetheilt vom
Dr,. Bürger in Berlin ; 118
\, Trismus idiopathicus. — - 2. Tetanus uni-' '
versalis«
3. Monatlicher Bericht über den Gesundheitszustand,
die Geburten und Todesfälle von Berlin*. Riebst
der Witterungstabelle. November. • , V " 124
■■■■■*■. * •♦ .:
S e "c h • t e ■' S.t i* c k. ■ . L
» Vierzehnter Jahresbericht des Königl. Poliklinischen ,
Instituts der Universität zu Berlin, umfassend die' ?
Jahre 1830, 1831, 1832, 1833 u. 1834. Von '
Dr. E. Osdnny Director des Königl, Polikl. Instituts. * 3
1. Bemerkungen über den Charakter der in den
letzt verflossenen fünf Jahren vorherrschen-
den Krankheitsconstitution. . • • U
Namenregister.
Alben, r. 7<1. II. 39. «0. 44.
48. 4^. EX Itlt
* \\\ii',,u'ili': vc *.'
Ans-'lini, V. 4.6.
Av,l..,. U.M.
Ar.ii.iu . V. &. JS- «. » JO.
Aiclibürf. V. S.
r. Autnuielh, J. IM, 104. II..«,
t. Karr. 1. Jfi. ,
BaiJlr, II. 48.
B»lnrd, V. 4. 6, 7.
B.Ifo.ir, IL 4g.
Bang. r. 71.
Barez, III. 68.
Barbisr, II. M.
Bnthez, V. xl.
Becker, 1. 8. 13,
B-Uwnd, V. 11,
Bernitein, VI. 4. .
Berlon, V. 98. HB.
Ber»lfu(. IV, »«. Vi. 6. 19.
Beuer, II. 131.
Bieminn, IV, lue. 117. V. 111
Bietl, Hl. 121,
ßill.rd, I. 117.
Biiclioi, II. 47.
BUnkntiater, V. 81.
BlHiat. I. W. 117.
Bier, V. 7. 14.
Brelune, IL 47. SO. , .
- Journ.CXXXI.B.O.St.
Brau Uni*, I. "».
Brunn, I. 8. 14.
Brück, I. 8.
Banu, 1, 17. 33.
Bnrü? V. 119.
Bürger, V. 118.
t. dt Uusch, III. 5.1.
>, VI. 4.
CitHien, II. «9.
CuMDKnr, I, 99. 117.
Cantu, V. 4.
• U- L'arro, VI. IM.
Cnin»ri. J. 7. 11. 14. 18. ST, M
C»per, I. 8. 09. III. GS. IV. V
ClUmiMC), IV. 29.
Clieyne, I. 17. 11. 4S. 48.
CheT^lley de Hinz, V. B. 8,
Cirillo, VI, BU,
Chtke, I. 17.
Clnroi, II. S6,
Cohen, IV. W.
Coundi, LH. .....■!
Gooper, I. 11. III. 121.
Crnwfo'rd, II. 4t. 48, 4«, . . I
Jwlbfi«, V. 7.
)'nsjer,'V."lS.
Dörffllnu, II. IM,
►.., . i.i.ii.. ii. ra.
»i.ul.l.--. 11. W. II.'
tnjÄiB IL 4(1. 4Z,
Jrr.i.1.:, II, 53. 5». 67. .
Dupuj, W. 11». . . .
}Ä,',!i.VÄ. So«;».™
1 aalin, II- «.■». Po-pwdärf, V. 7.
},e»ins, IV. Jfi. 5 ft^ner. I. 99.
t«;. V» fl* Porler» I. 1".
Vi'l^IILm.V.fi.T. Pw-rdU ,v "
t.nni', in. 11. ' F",lv- '
jjfwt.nh.rdt. 11. 50,
Maus, V. 6. 55. 30. H^'.T'V "im!
M«c"i, ii. so, pj. so. v. Mi. ri^'iv'. o1»1'
Murlh, 1. 16. Keiner. II QU.
HanlHll, III. 47. lw? V. 59. '
JlF.lt.offi, IV. 75. p',' I 1H,
Mnllhia., V. H. Kid.tev, 1. 17. !11 f. V. 113.
Haunoir, II. 50. i;,i„riV . V. liJS.
Me<*»l, I. 18. 19. 2i, W. IS. ,;.,,|,. [||, w.
Mei'lWr V125* 7 I',.,=,,'yvr,1..Hff..,lei1l, II. «. 4».
Merkel, 1. Hl.* * li!i''.',"V,.H;,fd' ll. 4*.
Mever, II. Mi. IV. 37. V. M. j.,,1,,,.. |. u. Ml
Michael», II. 44. 48. 49. JUS|,, 11/48-61.
Middlebm, II. 48. « Biist, I. 11. 13. 'J9. KJU. IV. M.
Millf.r. II. «I V.'bi. HB. Ml.
Mr.ldralijnpr^V.SI,
Sachs, I. 36.
Snd.sr. II. 39. «i.
Sehnlicher, I. 13.
Sehen!, II. U. 49.
Sol.l.ffln-n, II. HS.
Sslinidt, 111. «7. 53. SO. 66.
.Sclimi.ilmnnn, II. M.
Srhoeii'jfjn, ll.4S.IU. 3. 31.
Scliroeder V. (I, Kolk, 11. IUI.
Schul!/, I. Ml.
Srljuni.ii.nn, II. 3.
■ BcWarw, I- 90. _
■ Schw^ger-SeideLT. B.9.7.
MC Schvreiuiberp, V, 7.
d'Outrcpout, V. Ml. s-wiliot, II. 51.
Seiler, I. 1U0.
.Senf, II. 57,
Pnfniuni V G Serlo, II. 55. 58.
pJjÄl.«, I. 7, 1*- IS- 18. J, S.ebohi, % «. W. 30.
Ö, 27. 59. 31. S'eyes, I V, 2b.
Pnrwr-läiis, IV. M.
r«*w, ii.'- 'so.
Phr»c»-' u. »i Sü-ilik, U. 46. VI.»,
Find, II. «B. Sloll, 11. 113.
i
i.. .....
I 2
*~ 133- —
Sachregister.
A.
Jlbfuhrungsmittel, Mittheflortg eine« sicher wirkende«,
vorzüglich für delicate Patienten geeigneten A. I, 123.
Ueber die Wirkung der A. in einem epidemischen Frie-
selfieber. III, 32.
Acida, Anwendung derselben in einem epidemischen Frie-
selüeber III, 44.
^idum nitricum dilntumy Wirksamkeit derselben in einen ,
Fall von Geschwüren gemischten Charakters. I, 123.
Aderlafs, vom A. und den wesentlichen Kriterien seiner
Anwendung. IV, 89 — 105. — Vergl. auch Blutentzie-
hungen,
Angina memhranacea. Vergl. Crotvp.
Apoplexie, angekündigt durch vorherige häufige Blutun-
gen ans der Nase. II f, 55« '
Argilla depurata, über die Wirksamkeit derselben in der
Brechruhr der Kinder. I, 98.
Artemisia vulgaris, Wirksamkeit derselben in der Epilep-
sie. II, 115.
Asthma thymicum, über dasselbe. I, 7 — 42« Dauer des-
selben, 14. Disposition zu demselben, 14. Vorkommen
1 desselben bei älteren Aerzten, 16. Diagnose, 18. Wesen
n. nächste Ursache desselben, 20. Prognose, 31. Fälle
von A. th. 33. — Fälle von Brechruhr complicirt .mit
A. th. u. Anwendung des Kupfervitriols in demselben.
I, 111.
Augen, ein .neues wirksames Mittel bei chronischer, ner?ö-
»er Schwäche der A. IV, 127.
— 135 —
Bronchitis chronica, Falle voa B. eh. VI, 55.
Brustajfectiouen , Wirksamkeit des Badet xa Bibel gege*
dieselbe». IV. 52. — VergL auch Katarrh.
Brustwarze*, Mittheilong zweier Compositionea gegen du
Wnndwerdea der B. bei Stillenden. I, 122»
c.
Cnlomei, aber die Anwendung desselben im Crovp. II,
50. Heber die Wirkung desselben in einem epidemischen
Frieselfieber. III, 31.
Cmttpher, Wirksamkeit <Jes C. gegen Diabetes mellitus.
VI, 73.
Chinin, Wirksamkeit des schwefelsauren Ch. gegen Febril
intermittens neuralgica. VI, 20.
Chirurgische Krankheiten, über die im Polikliniknm M
v Berlin in den J. 1830—34 behandelten eh. K. VI, 80.
Cholera, über die Wirksamkeit der gereinigten Thonerdv
in der Ch. der Kinder. I, 08. Falle von Ch. der Kin-
der mit unglücklichem Ausgange, 104; mit glücklichem
Aasgange, 107. Fälle von Ch. mit Astbma thymienm
complicirt u. Anwendung des' Kupfervitriols in densel-
ben, 111. — Ueber die im Elsterthale am Schlieben
beobachtete Ch. IV, 118. — Die asiatisehe Ch. des
heifsen Jahres 1834. IV, 74.
Cirillo'sche Salbe, Nutzen derselben in einem Hartnackigen
Falle von Syphilis. VI, 79.
Conium mncnlatumy gute Wirkang des frischen Schier«
lingssaftes beim Scirrhus der Brust. II, 96.
Croup, Bemerkungen u. Erfahrungen über C. II, 38 — 81.
Diagnose des C. 40. Entzündliche Natur des C. 43.
Verlauf des C. 45. Behandlang des C. 46. Heilanzeigen.
47. Blutentziehungen, 48. Brechmittel, 49. Calomel, 50»
Schwefelleher, 52. Behandlung des C. mit Cuprom snl-»
phoricum, 53. Cautelen bei Anwendueg des letztern, 5&
Cuprum sidphuricitm , über die Anwendung und die Wirk-
samkeit desselben in .der Magenerweichung. I, 98; in
der Brechruhr mit Asthma thymicum, 111. Erfahrungen
über die Wirksamkeit desselben im Croup. II, 38 — 81.
Cautelen bei Anwendung desselben im Croup, 58.
Cyanosis, Geschichte eines merkwürdigen Falles» bedingt
durch Oeffnung beider Ventrikel in die Aorta. VI, 84»
— 137 —
Fieber, die 'Epidemie eines gastrisch -nervösen F, im Som-
mer 1834» V, 111.' — - Ueber die im Poliklinikuni zu
Bertin in den J. 1830 — 34 behandelten F. VI. 17.
Flechten, Wirksamkeit des Spiritus saponatus gegen F.
J, 122. Empfehlung einer Salbe gegen Fl. ibid. Gün-
stige Wirkung des Sublimats bei F. V, 90. Wirksam-
keit der Heilquellen zu Kreuznach gegen F. II f, 121.
Wirksamkeit des Bades zu Eilsen -gegen F. IV, 55.
Fleckenkrankheit y Fall einer merkwürdigen F. V, 87.
Frieseilfieber. Vergl. Febris miliaris.
Gastromalacia, Falle von G. . behandelt mit Argilla de*
purata u. schwefelsaurem Kupfer, I, 104.
Gehirn, Fälle von organischen Leiden des G. VI, 44.
Gehirnentzündung , Fälle von G. bei Kindern. VI, 26.
Geisteskrankheiten y Falle, von religiösem Wuhnsinn. I,
43 — 73. Epikrisen o. psychiatrische Bemerkungen dazu,
48 — 50; 57 — 73, Ursachen des irelig. Wahnsinns, 67*
Behandlung des relig. Wahnsinns, 68. Ueber die An-
wendung der Ekelmittel, 60. Der Sturzbäder, 64. Ue-
ber das Bewufstseyn der Wahnsinnigen, (32. Ueber Un-
empiindlichkeit der Geisteskranken gegen Hunger und
Durst, Kälte und Hitze, 68. Empfänglichkeit der Jrren
für physische Einflüsse und Arzneien, 70. Ueber die
Heilung des Wahnsinns durch plötzliche Ueberraschung,
48. Ueber die Anwendung anfserer schmerzerregeftder
Mittel im relig. Walmsinn, 49. 72. Ueber fehlerhafte
Menstruation als Ursache des Wahnsinns, 49. Fall
von Mania puerperalis. VI, 74. Wiederholt bestätigte
Wirksamkeit des Straraoniums in gewissen Arten von
G. VI, 107. ' .
Geschlechts- u. Uarnwerkzeuge y über die ;m Polikliniknm
zn Berlin in den J. 1830 — 34 behandelten Krankheiten
derselben. VI, 73.
Geschwüre , glückliche Behandlung in einem Fall von G.
gemischten Charakters mit Aridem nitricum dilutum u.
Decoct. Ligni Guajaci. I, 123.
Güht , Wirksamkeit des Bades zn Eilsen gegen G. IV. 46.
Ueber die. im Poliklinikuin zn Berlin in den J. 1830 — 34
behandelten Gichtkranken, VI, 76*
/ — 139 —
Katarrh, Wirksamkeit de» Elix. anticatarrhalis Hufelandi
in zwe\ Fällen von hartnäckigem trocknem K. III, 125.
Kehlkopfsknorpel, Beobachtung der Regeneration verknö-
cherter K. II, 119.
Kissingen , Ragozibrunnen in K. Vergl. Mineralwasser, ,
Köln, Krankheitsconstitntion in K. u. dessen Umgegend
im Sommer, 1835. V, 110.
Krämpfe, glückliche Heilung ton K., die das Mittel xwi-
. sehen Epilepsie n. Katalepsie hielten, II, 82.
Krankheit, Ideen zu ein er Physiologie der K. III, 73-97.
Krankheiten, die K. des beifsen Jahres 1834. III, 44-72.
IV, 64-81. Januar. III, 46. Februar, 48. März, 54.
April, 62. Mai, 64. Juni, 67. Juli,. 70. August. IV, 64.
September, 70. October, 73. November, 77. Decem-
ber, 82. — Thierkrankheiten des J. 1834. 87.
Kreuznach, Heilquellen zu K. Vergl.. Min er alw asser.
Kupfervitriol* Vergl« Puprum sulphwicum.
jLactuca virosa, Wirksamkeit des Extr. L. t gegen Stick-
husten. VI, 43.
Xtühmungen, Wirksamkeit des Bades zn Eilsen* gegen L#
IV. 56.
Jjichen Caragecn, über die Wirkung desselben, IV, 125.
JJungen, Fall von tubercnlöser Entartung n. Zerstörung
der L. und des linken Eierstocks. V, 36 — 61.
Lungenentzündung, über L. der Kinder. V, 95—- 109.
, Symptome, 95. Complicationen, 98. Pathognomoniscbe
Symptome, 100. Zustände, mit denen die L. der Kin-
der verwechselt werden kann, 103. Prognose, 105. Be-
handlung, 106: Blutentziehungen, 106. Brechmittel, 107.
IsungenschwindsuchU Vergl. Phthisis,
Magen , interessanter Fall von organischen Leiden des M.
VI, 69.
Magenerweichung, Yergl. Gastromnlaeia.
Mania pnerperalis. Vergl. Geisteskrankheiten,
Masern, Fall von Impfung der M. Hl, 64. — die M« de»
heilsen Jahres 1834. Hl, 69;
— 141 —
— ».
Paresis, Unwirksamkeit des Strycfmin. acet. in einem Fall
▼on P. VI, 43. '
-Fhellandrium , Wirksamkeit desselben in der entzündlichen
'Lungerisnchr. II, 97,
Phthisis, Beitrag zur Pathologie der Ph, in einem Fall
ton tuberculöser Entartung und Zerstörung der Longen
und des linken Eierstocks, .V, 36 — 61.. Glückliches Re-
, sultat der Behandlung in einigen Fällen von Ph. pul-
ttwfutlis, VI, 52. — Wirksamkeit des Wasserfenchels in
der Ph. florida. II, 97. — Wirksamkeit der gegohreneu>
Stutenmilch in einem Falle vqu Ph. pituitom. I, 121»
Plethora, über den plethorischen Charakter der Krank-
heitsconstitution des heifsen Jahres 1834. III. 50»
IV, 67. ^
Poliklinikum in Berlim. Vergl. Berlin.
ü.
Reepirationsorgane , Krankheiten der R. im heifsen Jahrs
1834. III. 49. 65. 67. — Ueber die im Poliklinikum zu
Berlin in den J. 1830— -34 behandelten chronische«
Leiden der R. VI, 50.
Rhachitis, über die im Poliklinikum zu Berlin in den J.
1830—34 bebandelten FäUe von Rh. VI, 78.
fthcwnat itmtis , Wirksamkeit des Bades zu Eilten gegen
Rh. IV, 46. Nutzen des Sublimats bei Rh. chronicus,
t *, 92. Ueber die im Poliklinikum zu Berlin in den
J. 1830 — 34 behandelten Fälle von Rh. VI, 76.
Hotz der Pferde, Beobachtungen von wahrscheinlicher Uo-
* bertragung desselben auf den Menschen. II, 99— 115»
S.
ßnlicin, über die Wirkung des S, gegen Wechselfieber,
VI, 18.
SuZmutfc, Wirksamkeit der Verbindung des S. mit dem
Syrup. Mannae in Brustaffectionen. III, 47.
Salzbnmny Brunnen- u. Molkenkur zu & Vergl Mine-
rahviUter. "' '
— 143 —
Schmerzen von dem aufserlich angewendetes T. st, durch,
einen Zusatz von Opium. I, 122.
Tetanus. Vergl. Starrkrampf.
Thierkrankheiten des Jahres 1834. Vergl. Krankheiten,
thonerde, gereinigte, Vergl. Argilla dejurata.
Trisnws. Vergl. Starrkrampf.
u.
Unterleibsbeschwerden, Wirksamkeit des Bades zu Eilten
gegen dieselben« IV, 48. .Ueber die U. des heilten
Jahres 1834. IV, 65.
Veitstanz, Wirksamkeit der Flures Zinci gegen V. VI,
36. Wirksamkeit des Zincum cyanicum in einem Fall»
▼oe V. VI, 109.
w.
Wahnsinn. Vergl. Geisteskrankheiten.
Wasser, das beste Desinfectionsmittel. III, 116.
'Wasserfenchel. Vergl. Phellandrium.
Wassersüchten, über die im Poliklinikum zu Berlin in
den Jahren 1830 —34 behandelten W. VI, 75.
W^chselfieber, Beobachtung eines sehr hartnäckigen W.
II, 90. — Ueber die im Poliklinikum zu Berlin in den
J. 1830 — 34 behandelten W. VI, 17. Ueber die Wir-
kung .des Salicin gegen W. 18. Fälle von dreitägigem
W« 18. Häutiges Vorkommen, des viertägigen W. wäh-
rend des heifsen Jahres 1834. iV, 79. Fälle von vier-
tägigem W. VI, 19. Fälle von W. einzelner Nerven.
II, 3—37: W. des Nervus vagus, 3. Fall von üeber-
' gang einer Glossitis rheumatica in doppelt dreitägiges
W. des Nervus trigeminus u. communicans faciei der
linken Seite unter Form von s. g. Gesichtsschmerz, 17.
W. des ersten* Astes des Nervus trigeminus, besonders
des Nervus frontalis der linken Seite, 28. Wirksamkeit
des schwefelsauren .Chinins gegen Febris intermittens
aeuralgica. VI, 20.
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