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Full text of "Hufeland's journal der practischen Heilkunde"

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Journal 

der 

practtechen     Heilkunde,  § 

Herausgegeben    /  •  Tj 

von 

C.    W.    Hufeland, 

Königl.  Prenfs.  8taMsratIi9  Ritter  des  rothen  Adler  -Or- 
dens erster   Klüse,    erstem  Leibarzt,  Prot  <ler  Medi- 
än auf  der  Uaiversit&t  xu  Rerlin,  Mitglied  der  Acade- 
mie  der  Wissenseliaften  etc. 

uud 

E.    O  8  a  n  n, 

ordenU.  Professor  der  Medicin  an  der  Universität  und  drr  Med. 

Chirurg.  Academio  für  das  Milituir  r.u  Rerlin ,  Direntor  des 

K.  PolikUn.  Instituts,  Ritter  des  rothen  Adler  -  Ordens  dritter 

Klasse  und  Mitglied  mehrerer  gelehrten  Gesellschaften. 


18    3    5. 


LXXXI.  Band. 


Berlin« 
Gtdniekt  und  verlegt  voa  G.  Reime* 


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Journal 

der 

praktischen    Heilkunde. 

Herausgegeben 

▼  OD 

C.    W.    Hufeland, 

KÖnigL  Preufs.  Staatsrath,  Ritter  des  rothen  Adler- Or- 
dens erster  Klasse,    erstem   Leibarzt,   Prof.  der  Medi- 
an an  der  Universität  zu  Berlin,  Mitglied  der  Acade- 
mie  der  Wissenschaften  etc. 

E.    Oiano, 

ordentl.  Professor  der  Medicin  an  der  Universität  und  der  Med« 

Chirurg.  Academie  für  das  Militair  za  Berlin ,  Director  des 

K.  Pofiklin.  Instituts,  Ritter  des  rothen  Adler -Ordens  dritter 

Klasse  und  Mitglied  mehrerer  gelehrten  Gesellschaften. 


Grm,  Frewnd,  ist  alle  T%eorie, 
Doch  grün  des  Lebens  goldner  Baum* 

Göthe. 


I.  Sttfck.    Julias. 


Berlin« 
Gedruckt  and  verlegt  bei  G.  Reimer« 


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Uebec 
da»    Asthma    thyniicum. 

Von 

J  ■ 

Dr.    Georg    Hirsch, 


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in  Königsberg. 


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Als  Jfopj)  "im  Jahre  1830  »eine  Erfahrungen 
über  da* > .Asthma  thymicum  bekannt  gemacht/, 
und  durch  Zusammenstellung  vieler  verwandter " 
Beobachtungen  aus  der  altern  und  neuem  Liters 
ratur,    wie   auch  durch  Biittheilung  mehreror^ 
durch  ihn  auf  das  genannte  Uebel  aufmerksam»! 
gemachter  Collegen  so  reich  ausgestattet  hatte» 
als   dies  bei  einem  ganz   neu  angeregten.  6er . 
genstande  überhaupt  möglich  ist  -r-  trat  mis; 
mit  Ueberrasehung  und  Beschämung  ein  gleiche 
artiger  Krankheits-  und  Todesfall  ins  Gedächt-' 
nifs,  den  ich  nicht  gar  lange  yorher  unter  Au- 
gen  gehabt,    aber    nicht    erkannt  hatte.     Ein 
ahnliches  Gefühl  mochte  sich  bei  vielen  prakri 
tischen   Aerzten  regen ;    von   allen  Seilen  kür ; 
men  bestätigende  ^  Belege  .  zu    der   üCopp'schen/ 
Darstellung ,  denn  sie  war.  aus  dem  Leben  ge- 
griffen*   Zuerst  traten   Caspari  und  Pagenste- 
cher (Heidelberger  klinische  Aanalen  VII  f  2«) 


—      8      —  ' 

mit  einer  Reihe  sehr  werthvoller  Beobachtun- 
gen auf,   die   schon  früher  gemacht,    aber  er*t 
auf   Veranlassung  der   Üfopp'schen   Abhandlung 
der   Öffentlichkeit   übergeben   wurden:     dieser 
"Ursprung  erklärt  vielleicht  psychologisch,  war- 
um beide,    obwohl   die   naturgetreue    Beschrei- 
bung de.s  Uebels  bei  Kopp  willig  anerkennend, 
doch   dem   Thymus  -Ursprung    desselben    abge- 
neigt sind.     Nachher  g&afeen  Opnradi  (Göttinger 
gelehrte   Anzeigen  '1832.    No.   32.),    Schneider 
'  (PtÜflifiniscbeB  fywversatiotisblatt  vjnn  Hohnbaum 
und  Jahn  1830/  No.  46.),.  Brück  (ebenda  1832. 
No.  22.),    Pitschaß   (ebenda.  1832.   No.    28.), 
Wunderlich  'XCariei^ondenzblmtJdeai  Würtetn- 
bergischen   ärztlich.«* --Vereint*  1832.    No.  7.), 
Brunn  (Casper's  Wochenschrift.   1833.  No.  49.), 
Kornmaul  (InaugtrrafabiiandlffrT^'Über  das  Asth- 
ma    thymiöum ,    Zweibrücken    1834.   —    siehe 
ffetäer   neh*  Affffefeir; 'I.- 1.)   u.ff{A.<r£*iträge. 
Atfherdefti :  wurde  im  Haugsted'*  -  klassischem 
Weffce  (Thymipin  iftomtne   et  per  Vettern  ani- 
mtitidn  .  deVtrtptto  ^änaiö'nxicAi    pmtkUögica    et 
pHptölogica^  Hafftte*  i$52.y  afiesj  was  in  aU 
tertt  Schriften   xir^trÄbt  übet  'die  'Thymus  an- 
g*<rte£eA *  toird,  :i<£e$i&&melt  Und  istiiammenge- 
sre^U/'  WOÄn' '  alUrtHng^    «cbotr  fr  *M.   Becker 
(d¥^limduHs  ihöra&^~[iyfnpköfioigy^$qii^  ihymo 

spiomm  pathbtegteim.  Bertiini  182&>«  schöne 

Wfvitheifeü  £ett*tefct  fanet  —  IMfo  nicht  alle 
dfeefc  Beobachtungen^  voh  gleichem  Wertby  daft 
sttftst  ganz  hMörogGne^  Diögä  unter  dem  Na* 
nreft-  de«  Thymu*1  "Asrtbma  zusammengestellt. 
sind, 'ist  bei  der*  Neuheit  de«  Gegenstandes 
wohl  natürlich;'  et mufg  noch  erst  eioe  grö- 
fsere  'Zahl  ror>  Erfahrungen  gemacht  und  ge-i 
hörig  gesondert,  e«  vmüstdn  genauere  *patholo- 
gfc^i^inätomil^-  4JBtersuchütfgfrri  angestellt 


—      9      — 

werden,  ehe  die  Akten  geschlossen  werdet* 
können.  Unter  diese»  Umstanden  erlaube  icli 
mir,  die  Resultate  der  bisherigen  Beobachtun- 
gen zusammenzustellen  und  einige  eigene  hin- 
zuzufügen. — 

Das  JTopp'sche  Asthma  (dieser  Name  möchte, 
so  lange  über  Sitz  und  Natur  de«  Uebels  noch 
Zweifel  obwalten,  der  zweckmäßigste  sbjrn) 
befällt  Kinder  im  Alter  von  3  Wochen  bis  zti 
1|  Jahren,  in  der  überwiegenden  Mehrzahl 
aber  zwischen  dem  4ten  und  lOten  Monat.  Es 
charakterisirt  sich  durch  Anfälle  von  Brust- 
krampf  und  Beängstigung.  Dem1  Kinde  bleibt 
plötzlich  der  Atliein  aus ,  man  bemerkt  nur  eine 
pfeifende,  aufs  erst  feine,  kleine,  unvollkom- 
mene Inspiration,  ein  mühsames  Durchdrän« 
gen  der  Luft  durch  die' höchst  verengte  Stimm- 
ritze. Der  Ton  hat  eine  gewisse  Verwandt« 
schaft  mit  der  krähenden  Inspiration  des  Keuch- 
hustens, ist  aber  viel  feiner,  höher,  ober- 
flächlicher ; ,  die  meiste  Aehnlichkeit  bietet  der 
Ualskrampf  dar,  der  bei  hysterischen  oder  auch 
bei  herzkranken  Weibern  nicht  selten  vor- 
kömmt. Bei '  einzelnen  Kindern ,  doch  selten, 
kommen  5— =-6  pfeifende«  und  dann  tiefere, 
gewaltsame  Inspirationen,  mit  kaum  merkba- 
ren Ausathmungen  alterniretrd ,  deren  Ton  an 
einen  im  höchsten  Grade  ausgebildeten  Croup 
erinnert.  Bei  sehr  heftigen  Anfällen  aber  stockt 
das  Athmen  vollkommen ;.  der  feine,  inspirato- 
rische Schrei  zeigt  sich  dann  entweder  im  Be- 
ginn des  Paroxysmus,  wo  er  durch  das  gänz- 
liche Ausbleiben  der  Respiration  unterdrückt 
wird,  oder  mit  dem  Nachlafs  gleichsam  als 
erster  Akt  des  wiederkehrenden  Lebens;  übri-  / 
gens   ist  er   dem   Uebel   charakteristisch    und  i 


-~     10     - 

durchaus  palhpgnomonisch.     Die  übrigen  Aeu- 
fsarangen  des^faroxysmus  sind  die  patürücheu 
Folgen  der  Athmungsnotb: .  das..  Kind  biegt  sich 
gewaltsam   hintenüber,    oder    fallt    bei    einem 
heftigen  Anfall  ganz   zusammen ,_  das.  in  dem 
Ausdruck  schmerzlicher  Angst  verzogene,  starre 
Angesicht  wird  blauroth  oder  ganz  bleich,   die 
Nasenlocher  steben  offen ,  die  Augen  sind  starr, 
die  Hände  kalt,  die  Daumen  gekniffen,  mitun- 
ter gehen  Ausleerungen  unwillkührlich  ab.  Nach 
einer  halben  ,frj*  ganzen,  mitunter  auch  wohl 
zwei  bis  drei  Minuten,    hört  der  Paroxysinus 
auf;  dann  schreit  das  Kind  noch  ein  Weilchen 
Schmerzhaft,  und  *  unbehaglich ,    ist  dann    aber 
sogleich  munter  und  vergnügt;  nur  bei  schwäch- 
licher Constitution  .oder  nach  sehr  starken  An- 
fallen, bleibt, $s  längere  Zeit  bleich,  matt  und 
zum  Schlaf  .gezeigt.  ,;:In.  der  freien  Zeit  ist  das 
K£nd  ganz  munter*  ohne  alle  Störung  der  Re- 
spiration,  und  .von.  einem  gesunden  nicht  zu 
upterscheiden,    Kopp  giebt  zwar  an,  dafs  auch 
während  der.  Intenuission  der  Herzschlag  nicht 
deutlich    zu  .löUnn,.  ist,    und   die;  Zwinge  fort- 
dauernd, zwischen.  <fcn   Zähnen   etwas,  hervor« 
4  «streckt  liegt;-  das  letztere  Zeichen  fehlt  aber 
bei  .vielen  genuinen  Fällen  durchaus,   und  der 
Herzschlag  ist  euch  bei  gesunden  Kindern  inejU 
efens  schwer  zu  fahlen.    —    Die  Erstickungs- 
falle entstehn  besonders,   wenn  das  Kind  am 
dem  Schlaft  ervracht,  nächstdem  beim  Schreien 
und  Aergern,  .bei  dem  sogenannten  Verachluk* 
ken  und  ähnlichen .  Veranlassungen ,  welche  die 
respiratorische  Thätigkeit  vorzugsweise  in  An- 
spruch nehmen,.    Anfanglich  kommen   sie  nur 
selten,  mit  Pausen  von  8  und  mehreren  Ta- 
gen, allmählig  aber  immer  häufiger,  auf  immer 
unbedeutendere  Veranlassungen,  10—20  mal 


—    u    — 

ao  Einem  Tilge«  Muht  selten  erfolgt  schon  in 
dieser.  Periode  der  Tod.  indem  die  Kinder  iin 
Anfall  ersticken ,  nachdem  sie  eine  Minute  vor- 
her noch  fröhlich  gespielt  haben.  Oefters  aber 
tritt  noch  ein  zweites  Stadium  ein,  das  sich 
durch  allgemeine  Convulsionen  epileptischer  Art 
charakterisirt ,  indem  das  Cerebralsystein  mitia 
den  Kreis  krampfhafter  Thätigkeit  gezogen  wird. 
Die  epileptischen  und  asthmatischen  Insultus 
fallen  nicht  immer  zusammen,  sondern  alter- 
niren  öfters  mit  einander ;  selbst  in  der  freien 
Zeit  sollen  (nach  Caspari)  die  Lumbrikalmus- 
keln  der  Mittelhand  und  die  Adduktoren  der 
Daumen  krampfig  zusammengezogen  seyn,  so 
dafs  die.  Hand,  wie  durch  organische  Gicht 
verunstaltet,  convex  aussieht.  Das  Kind  stirbt 
dann  gewöhnlich  bald  in  einem  Paroxysinus 
suffok'atorisch  -  apotplektiscl}^  —  öfters  aber, 
wenn  auch  früher  noch  4o  heftige  Erstickungs- 
falle da  waren,  ganz,  plötzlich,  wie  durch  Ner- 
yenpchlag,  ohne  Asthma,  ohne  Röcheln  oder 
Agonie;  So.  starb  das  Kind  des  Professor  Eck 
(Rtist  Magazin  XX.) , t  so  die  erste  meiner  Kran- 
ken ;  Äehnliches  sah  auch  Caspari.  — 

.  •  ■         .  .1  ■ 

Bei  dein  Leichenöffnungen  zeigt  sich  neben 
den  allgemeinen  mehr  odpr  weniger  ausgepräg- 
ten 'Symptomen  des  Erstickungstodes  — *  blauer 
HatitfarbJiDg?  JBlutanhäufuag  in  Hirn  und  Lun- 
gen , ;  mitunter  Welkheit  des  rechten  Herzens, 
zuweilen  auch  Offenstehen  des  eirunden  Loch» 
—  durchgängig  eine  bedeutend  vergröberte 
Thymusdrüse.  Wie  aber  dies  Organ  schon  im 
normalen  .Zustand  mannigfachere  Verschieden- 
heiten seiner  Gestalt  und  Gröfse  zeigt,  als  ir- 
gend ein  anderer  Theil  des  menschlichen  Kör- 
pep*  .(10.  ist  dies  in  noch  höherm  fifaaf*  bei 


—     12     — 

•  •  ■  • 

dieser,  pathologischen  Vefgröfsferung  der  Fah% 
Mitunter  ist  der  Längen-  und  BreitendWcbmes- 
ser  yor waltend  vergrößert,  häufiger  die  Dicke: 
im  letzten  Fall  werden  öfters  die  Lungen  da- 
durch in  den  hintern  Theil  des  Brustkastens 
zurückgedrängt;  andere  Male  findet  man  die 
Thymus  mit  der  Lüftröhre,  mit  den  grofsea 
Arterien  -  oder  Venenstämmen  der  Brusthohle 
oder  des  Halses  eng  Verwachsen  oder  sie  ganz 
umschliefsend.  Das  Gewebe  der  Thymus  zeigt 
sich  entweder  ganz  normal,  oder  (was  der  ge- 
wöhnliche Fall  ist)  etwas  derber,  fleischiger, 
rother ,  aber  ohne  eine  Spür  von  Verhärtung, 
Eiterung,.  Tuberkeln,,  oder  anderer  Entartung;  — 
öfters  flielst  beim.  Durchschneiden  der  dieser 
Drüse  eigenthiimiiche  Milchsaft  aus, ,  Unter  den 
Fällen,  wo  die  Thymus  gewogen  wurde,  fand 
Kornmaul  die  gröfste,  —  Ton  '14  Drachmen, 
nächstdem  Feiioc  Plater,  bei  einem,  wie  es 
scheint,  hieher  gehörigen  Zustande,  Von  ij  Un- 
zen; ich  fand  sie  9£  Drachmen,  K<ipp  und 
van  V eisen  (s.  Kopp  S:  63)  eine  Unzfe  schwer; 
die  andern  variiren  zwischen  6  und  7  Quentchen. 
Doch  scheinen  unter  den  nicht  gewogenen'  man- 
che »och  gröbere  gewesen  zu  seyn.  .    .    , 

-.  Um  von  dem  Äbpp'scben  Asthma  in  Bück- 
steht  auf  Genesis  und  Verlauf  ein  möglichst 
reines  -  Bad  zu  erhalteil  f .  müssen  zwei  Reihen 
Ton  Beobachtungen  .  vergröberter  Brustdrüsen 
als  fremdartig  ausgeschieden  werden  c 

1)  Diejenigen,  wo  die  Thymus  de*  neu- 
gebornen  Kindes  so.  grofs  war,  dafs  die  Lun- 
gen gar  nicht  zu  freier'  Entwickelung  und  zu 
vollständigem  Athmen  kommen  konnten,  und 
unter  röchelnder  Respiration,  schwacher,  mek- 
kfcrnder  Stimme,  erschwertem  Schlucken,'  Öf- 


—      13     — 

i 

lern  Erst  ickungs  anfallen ,  o4cb  wenig  Tflgeyp  der 
Tod  erfolgte«  Hieher  gehören  der  Fall  von. 
Vernon  (s.  Fr oriep's  Notiren  XII,  2.),  vier  von 
Schallgruber  (Abhandlungen  im  Fach  der  Ge- 
ricbtsarzneikunde,  GraU  1823.),  der  zweite  von 
Tritsch/er  (s.  Kopp  S.  10Ü),  und  auf  ähnliche 
Weise  haben  wir  Alle  wohl  schon  Kinder  ster- 
ben sehn,  ohne  die  Sektion  zu  machen  und 
ohne  die  Todesursache  gerade  in  der  Thymus 
zu  suchen.  .*) 

2)  Die  Fälle  von  tuberkulöser,  scirrhoser, 
knorplicher  oder  ulceröser  Entartung  der  Thy- 
mus, wohin  sehr  viele  der  altern  Beobachtun- 
gen ,  unter  den  neuen  aber  die  von  Ulrich 
(s.  KoppS.  105)  und  Pitschaft  gehören.  Diese. 
Uebel  haben  nicht  bloüs  pathogenetisch  eine 
ganz  andere  Bedeutung,  sie  sind  auch  gar  nicht 
dem  Zeitraum  der  ersten  Kindheit  eigen  thiini- 
lich ,  sondern  können  in  jedem  Lebensalter, 
selbst  bei  50-  und  60jährigen  Personen  sich 
finden,  wovon  bei  Becker  und  H äugst ed  viele 
Beispiele  gesammelt  sind«  Daher  sind  auch 
Symptome  und  Verlauf  ganz  verschieden,  wenn 
gleich  Äthmungsbesch  werden  nicht  leicht  fehlehV 

Sondern  wir  diese  nicht  zum  Kopp' sehen 
Asthma  gehörenden  Fälle  aus,  so  coustituiren 
die  übrigen  das  oben  geschilderte  Bild  in  einer 
Gleichförmigkeit,  wie  sie-  nur  bei  irgend  -eioex 
bestimmten    Krankhejtsfoxin   zu    erwarten   ist,    , 

*)  Wie  sich  diese  Abnormität  zn  dem  in  der  .Erschei- 
nung verwandten  und  wahrscheinlich  häufigeren  Zu- 
stand mangelhaft  ausgebildeter  und  zur  Respiration, 
unfähiger  Lungen  y  er  hält,  müssen  erst  genauexe  dia- 
gnostische und  anatomische  Untersuchungen  lehren* 
Eine  scjiöne  Vorarbeit  hiezu  ist  die  so  eben  erschie- 
nene Schrift  von  Eduard  Jaerg:  die  Fotuslunge  im 
geMrene*  Kiade»  1835.  ~ 


-r-       14       — 

und  «8  wird  dem  Kopp* sehen  Astbma  ein  be- 
stimmter Platz  unter  den  Kinderkrankheiten 
siebt  füglich  streitig  gemacht  werden  können.  — 

Die  Dau%r  des  Asthma  thymicum  ist  sehr 
verschieden,  —  je  häufiger  und  heftiger  die 
Krampfanfälle,  kommen,  desto  zeitiger  erfolgt 
natürlich  der  Tod«  Gewöhnlich  gehen  einige 
Monate  darüber  bin ;  das  JScfc'sche  Kind  starb 
nach  3 wöchentlichen,  das  Rullmann*  sehe  (s. 
Kopp  S.  64)  nach  20monatlichen  Leiden.  Mit- 
unter zeigten  sich  mehrere  Monate  lang  keine 
Spuren  des  Krampfs,  bis  er,  gewöhnlich  durch 
eine  interkurrente  Krankheit  aufgeregt,  wieder 
hervorbrach  (Pagenstecher).  Wenn  Besserung 
eintritt  (was  im  ersten  Stadium  doch  öfters  zu 
geschehen  scheint),  so  verlieren  sich  die  An- 
falle allmäblig,  und  zwar  meistens  in  bewun- 
derungswürdig kurzer  Zeit,  in  1  —  3  Wochen; 
bei  einem  Knaben,  den  Rullmann  (s.  Kopp 
S.  75)  heilte,  dauerte  es  über  2  Jahre,  bis  die' 
Krämpfe  spurlos  verschwunden  waren. 

Disposition  zu  unserer  Krankheit  haben 
vorzugsweise  Kinder  von  scrophulosem  Habi- 
tus, namentlich  solche,  deren  durchsichtige, 
blaugeaderte  Haut,  feiner,  blonder  Teint,  gra- 
dier Bau,  welke  Muskulatur,  weit  offenste - 
inmde'  Fontanellen,  die  Ablage  zu.  sensibeln 
Scropheln  und  Rhachitis  bekunden  $  manche 
Kinder  waren  allerdings  sehr  stämmig  und  kräf- 
tig ,  aber  auch  diese  zum  Theil  wenigstens  aus 
scrophulosen  Familien.  Viele  der  Mutter  wa- 
ren schwächlich,  nicht  wenige  phthisisch,  ein- 
zelne zu  Uterinkrankheiten  geneigt.  Eine  Fa- 
milienanlage/ ist  nicht  selten;  Koppt  Rullmann, 
Caspari,  Pagenstecher ,  Schneider,  Brunnf  sa- 
hen 2—3  Kinder  derselben  Aeltern  am  Asthma 


—      15     — 

leiden.  Knaben  sind  ihm  vorzugsweise,  wenn 
gleich  nicht  atisschliefslich ,  unterworfen ,  — 
was  indessen  kein  isolirl  stehendes  Fakttim  istA 
denn  Knaben  sind  schon  im  ersten  Lebensjahre 
häufigem  und  leichter  todtenden  Krankheiten  * 
unterworfen,  als  Mädchen  *),  namentlich  aber 
neigt  das  männliche  Geschlecht  mehr  zu  Krank- 
heiten der  Respirationsorgane  —  wie  denn  fo$* 
Frank  (Prax.  med;  praecepta  II,  2,  1,  p,  760) 
das  Verhältnils  der  am  ächten  Asthma  leiden- 
den Männer  zu  den  Weibern  wie  6 : 1  anriebt. 
• —  Den  übelsten  Einfloß)  auf  die  Ausbildung 
des  Asthma  ihymicum  haben  alle  Krankheiten 
des  Bronchialsjstems ,  zu  denen  Kinder  so  sehr 
geneigt  sind,  —  Katarrhe,  Bronchitis,  Croup, 
Keichhusten ,  Masern.  In  der  Mehrzahl  der 
Fälle  entwickelt  sich  das  Asthma  erst,  wenn 
derartige  Krankheiten  Torangegangen  sind,  in 
andern  wird  es  wenigstens  dadurch  verschlim- 
mert oder  recidivirt,  wenn  schon  Monate  lang 
keine  Anfalle  dagewesen  waren«  Auch  Perio- 
den des  heftigem  Zahnreizes  wirken  auf  diese, 
wie  auf  fest  alle  Krankheiten  des  ersten  Kin- 
desalters,  nachtheilig  ein.  Bei  manchen  Kin- 
dern waren  ausgebildete  Scrophelbeschwerden 
oder  Störungen  der  Digestion  und  Assimilation 
dem  Asthma  vorangegangen,  oder  folgten  ihm 
nach«    Eck's  KinA  z.  B.  hatte  vorher  an  Atro- 

{>hie  in  Folge  einer  hartnäckigen , Zahnruhr  ge- 
itten,  bei  Pagenstecher  3  eigenem  Kinde  er- 
schien dasselbe  Uebel.  nachdem  das  Asthma 
gehoben  war,  —  , 

*)  Bekanntlich  sterben  schon  wahrend  der  Geburt  mehr 
Knaben  als  Mädchen,  und  im  zweiten  Jahre  ist  der 
Ueberschnfii  der  männlichen  Geburten  ausgeglichen, 
indem  dann  schon  mehr  Madchen  leben. 


—     16     — 

..Eine  gar  zu  seltne  Krankheit  möchte  das 
uisthma  Ihymicum  eicht  sejrn  .  *) ;  viele  daran 
Verstorbene  sind  gewifs  unter  dein  allgemeinen 
Namen  Asthma ,  Stickflufs  u.  dergl  zu  Grabe 
gegangen.  Aber  -gewifs  kömmt  es  überhaupt 
viel  häufiger  vor,  &la  es  von  Aerzten  beobach- 
tet werden  kann.  Die  Familien ,  in  denen  ich 
es  sah,  geborten  alle  zu  den  höhern  Ständen; 
das  nämtiebe  scheint  beji  der  überwiegenden 
Mehrzahl  der  von  Kopp  u.  A.  mitgetheilten 
J&rankheitsgeschichlen  der  Fall  zu  -seyö.  Es 
ist  aber. nicht  abzusehen,  warum  die  an  Zahl, 
besonders  der  Kinder  weit  überwiegenden  nie- 
<lern  Stände  davon  verschont  bleiben  sollten: 
wegen  gröfserer  KxäftigkeU  gewifs  piejit,.  — 
sind  ,  doch  die  scrophulösen  und  atrophischen 
Rinder  ein  stehender  Hauptartikel  in  jeder  Po- 
liklinik» Unstreitig  werden  die  so  schnell  und 
spurlos  vorübergehenden  Krampfanfalle  von  un- 
gebildeten Leuten  durchgängig  übersehn ,'.  und 
wenn,  das  Kind  in  einem  solchen  Anfalle  stirbt, 
muls  der  Geistliche  in  der  MorUlitätsli»te  ir- 
gend einen  Krankheitsnamen  (Krämpfe,  Zahn- 
reiz oder  dergl.)  suppliren. 

Indessen  ist  das  Thymus  -» Asthma  auch 
nicht  selten  von  frühern  Aerzten  beobachtet, 
wenn  gleich  in  der*  Regel  nicht  gedeutet  wor- 
den« Kopp  hat  schon  eine  Menge  einzeln  ste- 
hefuder  älterer  Fälle -gesammelt.  Fast  gleich- 
zeitig mit  Kopp  gab  Marsh  {Dublin  Hospital 
Reports  and  Communications  —  Gerson  und 
Julius  Magazin  XXII,  585)  eine  ganze  Reihe 
von  Beobachtungen.    Er  nennt  die  Krankheit, 

•  *)  Ob  es  jemab  epidemisch  werden  (Cfljpflri),  oder  ir- 
gendwo so  allgemein  Torkommen  kann,  dals  es  dsm 
Volke  mit.  einem  eigentbäiatichen  Namen  bekannt 
ist  (Pagenstttker),  möchte  noch  zweifelhaft  seyn. 


-     17    — 

die  offenbar  JCopp'sches  Asthma  ist,  Krampf 
der  Stimfciritze ,  bezieht  sich  auf  mehrere  äl- 
tere Aerzte;  die  dasselbe*  gesehen  haben  (Cfarfce, 
Cheyne,  Kellie,  Porter,  Pretty,  Richter),  scheint 
aber  keine  Sektionen  gemacht  zu  haben ,  und 
deoffct  flicht  aw-  die  Thymus;  Ob  die  convol- 
si ve  Kinderkrankheit ,  die  John  North  (Frorieft 
Notizen  XI,  8.)  ziemlich  verworren  beschreibt* 
hieher  'gehört;*  ist*  zweifelhaft;  manches  spricht 
dafür.  Wenn  aber  die  Kinder'  mehrere  Wo- 
chen ohne  Intermission  in  einer'1  croupahnlichen 
Respiration  und  mehrere  tage  in  vollkomme- 
nem Opisthotonus  zubringen  -sollen ,  so  dafa  iir 
dieser  ganzen  Zeit  Kopf  iind  Fersen  die  ein-' 
zigen  Tbeüe  waren  ,  die  da9  Bett  berührten/ 
-wenn  dabei  die  Krankheit  nie  tödliich  -werden 
oder  in  eine  andere  übergehen  soll,  so  erregt 
dies  Zweifel«  nicht , blofs a  gegen  die  Existent 
des  Asthma  thymicum,  sondern' gegen  die  Treue 
der  Beobachtung  überhaupt.  — *  Selbst  die  Thy— 
musvergröfserung  ^  als  Grund  des  eigentümli- 
chen Kinder- Asthma^  erkannten  Mehrere,  Alex* 
Hood  (Edinburgh  Mkhtal  of  medical  seiend 
—  Gerson  und  Jul***XlV,  72.)  fand  bei  7 
Sektionen  von  Kindern  und  2  von  Erwachse-' 
nen  eine  abnorme  Brustdrüse,»»^  giebt  an» 
man  könne  eine  krankhafte  Vergxofserung  der- 
selben annehmen,  "wenn  ein  Kind  plötzlich 
ohne  vorhergegangene  Beschwerde  in  einem 
Anfall  von  Schreien  oder  heftiger  Aufregung 
wegbleibt  und,  stirbt,  auch  bd  vielen,  die  sol- 
chen, plötzlich  Sprache  und  Athem  benehmen- 
den, schnell  tödtlich  werdenden  Anfällen* un- 
terworfen sind ,  so  wie  in  '  allen  Fällen  von 
langwieriger,  krampfhafter  oder  das  Hirn  er- 
greifender. Kehlkopf -Bräune,  unter  Welchen 
verschiedenen  Namen  diese  Krankheit  .von  den 
Jeara.LXXXLB.l.St.  B 


—     18     — 

,  Schriftstellern  erwähnt  wurde ;  öfter*  solle  W«^ 
serergiefsung    im  ..Hirne   darauf  folgen.  *)  ■— ' 
§cbori    vor   länger  als  einem  Jahrhundert  spre* 
eben    Richa   {ConsiiiMÜones  eipidemicae    Taut** 
nenses   1723.    III,  IQ7)\    Verdries  (Diss.  de. 
asthmate   puerorum,    Giefs     172&-)    -wid  .  Herb 
(ibidem   —    s.    Götiinger    gelehrte    Ao*.   1832« 
ffo.  32.)  bestimmt  von  Vergrftfserung.  der  Thy- 
mus  als .  der  -  gewöhnlichen    Urnachje  -der  Eng- 
brüstigkeit  kleiner    Kinder.      Hierauf,    besieht, 
sich    auch     wohl    tfje    Aeufserung    i*.  ..Fro/iifc'ft 
(Mpüome    VI,  2.*p.  175) :    In  asthmaU;   ut  no-, 
minani ,   puerili,   glandulas  bronchiales,  praeter 
sanüßtis  modum   turgidas,    maxime.  vero  thy- 
inum    insigniter.  tumefadum   invenearunt   analo  . 
müti*    «r-  ,  Diese  Vorarbeiten  v  er  kürzen,  .Kopp'* 
Verdienst  eben  .so   wenig,    als  der  ßujun  des» 
Golumbus  durch  die.  neuerding*,  erwiesenen  frü- 
heren   Fajhrten   der  Isländer  na^h  Aigerjka  ge- 
schmälert werden,  kann*    Jene  früheren  Beob- 
achtungen   standen    vereinzelt    und   unbeachtet 
da,  bis  Hopp  die  eeinigen,  selbstständig  gewon- 
nenen f  in   einer  4rt  ie#ft|M)lte  und   mit  jsnen. 
vereinigt  unter  einen.  ailg§jff$fn.en  Gesichtspunkt 
brachte,   da(*  das   Jfcktum    jetzt   nichts  füglich 
nieder  vom  Jkfcuem  verlesen  gebn.  kann. 

Die  Diogkose  des  Thymus  -  Asthma  ist  im 
Ganzen  nicht  schwer;  nur  mit  wenigen  Zu- 
stünden ist  eine  Verwechslung  möglich: 

1)  Das  Miliar3 sehe.  u4sthn\a,  v*i*  es  be- 
sonders durch  Wichmann]s. Darstellung  den  teut- 

*)  4och  Metkel  (Ahaaadlungen.  aus  der  Anatomie  and 
Physiologie.  1806.  S.  248)  fand  die  Thymus  sehr 
vergröbert  bei  einem,  zweijährigen ,  an  Hydrocepha- 
los  gestorbenen  Mädchen,  om»  sber  aJlerdiftgs  such 
tuberkulöse  Langen  -tage;  desgleichen  Hmtgeted 
ftvti  O.  8»  177)r 


—     19     — 

sehen  Aerzten  geläufig  ist,,  wurde  sich  durch 
die  andere  Artung  und  fiel  längere  Dauer  des. 
einzelnen  Anfalls,  so  wie  durch  den  acuten 
Verlauf  des  ganzen  Uebels  hinreichend  unter- 
scheiden: indessen  ist  in  neuem  Zeiten  durch 
Bibers,  Jos.  Frank,  Stiebet  (Bust  Magazin  XX.) 
u.  A.  das  Vertrauen  zu  dem  Miliar  -  Wich- 
iftaTift'scben  Krankheitsbilde  so  sehr  wanken&T 
,  «gemacht  worden,  dafs  dem  Mtf/ar'schen  Asthma, 
wenn  es  überhaupt  exislirt  und  nicht  eine  Far- 
rago  verschiedener  Krankheiten  (Croup,  Cardi- 
tis,'  Thymus -Asthma)  ist,  erst  selbst  eine  jg£* 
neuere  diagnostische  Bearbeitung  Noth  thuL 

2)  Goelis  (über  die  vorzüglichem  Krank- 
heiten des  kindlichen  Alters.  2te  Ausg.  18241 
II.  S.  42)  beschreibt  als  Symptom  des  chroni- 
schen Wasserkopfs,  öfters  schon  in  dem  Aüi-i' 
bildungsstadium ,  ein  Verkeuchen  der  Kinder,, 
wenn  sie  aus  dem  Schlaf  aufgeschreckt  wer- 
den, wenn  sie  weinen,  husten  oder  sich  be- 
wegen wollen ;  sie  werden  steif,  aber  den  gan* 
zen  Korper  blau,  liegen  durch  Minuten  völlig 
athemlos  da,  bis  endlich'  mit  einem'  ladten 
Schrei  die  gehemmte  Respiration  nieder  be- 
ginnt. Dies  Symptom  ist  in  den  spätem  Pe- 
rioden, "und  bei  jüngeren  Individuen  constant 
und  jederzeit  gefährlich,  indem  die  Kindei;  öf- 
ters im  Anfall  ersticken.  Die  übrigen  Zeichen' 
des  Hydrocephalus  müssen  diesen  Zustand  dia- 
gnostisch aufklären,  der  aber  allerdings  dem 
.Kopp'scben  Asthma  sehr  ähnlich  erscheint ,  Und' 
wenn  man  sich  der  Beobachtungen  von  JElood, 
Mecktl,  Haugsted9  über  gleichzeitig  vorhan- 
dene Thymus-  Vergrölserung  und  Wasseran- 
häufung im  Hirn  erinnert,  so  mochte  dies  eine 
dringende  Aufforderung   abgeben,   bei  Sektion 


«     20     — 

Ifydrbceplialischer   auf   die  Thymi«    zu    ach- 
ten. *)' 

3)  Am  leichtestem  könnte  unsere  Krankheit 
mit  dem  sogenannten  Wegbleiben  (Alhemhalt^n, 
Ausbleiben    des .  Atbems)    verwechselt  werden, 
da^.^ei '  leidenschaftlichen   Kindern  nicht  selten 
wrkommt,    denen    bei  heftigem  Aergern    und 
Schreieu  der  Athem  plötzlich  stockt,  wobei  sie  m 
roth  im  Gesichte  werden ,  mit  den  Glied tnafsen 
entweder  ängstliche  Bewegungen  machen,  oder 
sie  ganz  steif  halten,   bis  sie  nach,  einigen  Mi- 
nuten wieder  zu  sich  kommen,    lEs  pflegt  sich 
dasselbe    im     dritten    Vierteljahr    auszubilden,, 
wenn  Bewufstseyn  und  Willenskraft  zuerst  sich 
deutlich    regen,    nach   einigen    Jahren   aber    zu 
verschwinden ,   wenn   die  grufse  Convulsibilitat 
des  Nervensystems    nachläßt,    und  die  Leiden- 
schaft   entweder    leichter    durch    Vorstellungen 
beherrscht  werden  y  oder  doch  dqrch  zusammen- 
hangende Rede  rieh  Luft  machen  kann.  .  Kopp 
seht  wohl  zu  weit,   wenn  er  auch  diesen  Zu- 
stand  ron  einer,    nur   etwas   geringeren^  ; An- 
schwellung der  Thymus  herleitet.     Aehnjichkeit 
mit/  c]em  Paroxysmus    des   Asthma,   thymicum 
hat  er  allerdings,  da  beide  auf  einem  tonischen 
Krämpfe   der   Lungen  beruhen ;   sie  unterschei- 
den  sich   aber    leicht,   indem    das   Wegbleiben 
nur  bei  heftigem  Aergern  des  Kindes,  nie  beim 
Erwachen,  oder  ohne  alle  äufsere  Veranlassung 
sich  einstellt  ,  auch  katarrhalische  und  ähnliche 
Zustande  keinen  Einflufs  darauf  aufsern«  — 

*)  D4s  Verhältnils  beider  Krankheiten,  wo  sie  in  dem- 
selben IndividaoAiwisammeVi treffen,  köhnte  ein  coor- 
dtmrtes  seyn,-  indem  ■  beide  mit  scropbulösei»  Diathese 
•  insammenbengen  ~?  abex.:aneb  ein -eausoiefy:  wenn 
der  Wa»86rkopf  tq^  .  abhaltender  :Cpm  pressen  der  Jap« 
'gdburtenen  dWfeh  dte  Tbytnai  bedingt  wird. 


.   *  i 


-     21    — 

Bei  Erörterung  der  Frage  über  das  VTesm 
und  die  nächste  Ursache  des  Kopp* sehen  Asthmk 
sind  es  zwei  Momente ,  die  die  Krankheit'  we- 
sentlich charakterisiren,  und  also  der  Untersu- 
chung zur  Basis  dienen  müssen: 

....... 

1)  Ein  .das  Säuglingsalter  ergreifender  pe- 
riodischer tonischer  Kampf  der  Lungen  inclu- 
sive des  Kehlkopfs  und  der  Stimmritze,  viel- 
leicht auch  des  Herzens,  welcher  im'  weitern 
Verlauf  sich  auf  das  ganze''  iVeorenrfysiein  des 
Gehirns  und  Rückenmarks  in'  der  Form  epi- 
leptischer Convulsionen  fortpflanzt,  und  zu- 
letzt den  Tod  häld  sufTocatorisch ,  bald  apo- 
plektisjch   oder  asphyktisch  herbeiführt; 

2)  eine  mehr  oder  weniger  vergrößerte, 
hypertrophische,  übrigens  nicht  degenerirte  Tbyr 
mus,  .welche,  auf  Herz,  Luftröhre,  Lungen, 
die  großen  Arterien-  und  Venenstärnme  drückt 
und  sie  in  4er  freien  Ausübung  ihrer  Funktion 
bindert».  .  Die  gesunde  ,  Thymus  .  eines  Neuger 
boreneu  ist,;  wie  in  Hinsicht  ihrer  Gestalt,  so 
auch  in  .  GröXse  und  Gewicht  ungemein  varia*» 
bei;  bei  magern,  schwächlichen  Kindern  wiegt 
sie  (nach  Haugsted's  genauen  Untersuchungen) 
kaum  ein  Quentchen,  bei  kräftigen,  wohlge- 
nährten, ein  Loth  und  drüber,  in  der  Regel 
aber  2 — 3  Quentchen«  Die  altere  Annahme, 
dafs  sie  sich  von  der  Geburt  an  verkleinere, 
ist  schon  von  Lucae  und  Meckel  verworfen, 
worden,  denen  sich  Haugsted  anschliefst;  viel- 
mehr soll  sie  bis  ins  zweite  Jahr  fortwachsen, 
dann  bis  zum  8  —  lOten  unverändert  bleiben, 
und  nachher  erst  bis  zum  lö  —  17ten  allinäh- 
xnäblig  verschwinden  *).     Ihr  speeifisches  Ge- 

*)  Nach  Astley  Cooper,  dec  mit   Haugsted   gleichzeitig; 
schrieb  (Anatvmy  of  Thyme  gland  1832.  — -  (Gereon 


—     22    — 

«riebt  nimmt  schon  zeitig  ab ;  im  SmonatHchen 
Fotos    ist    es    =  1,099,    beim    Neu  gebor  neu 
-»  1,071,    bei    einem    yierzehntägigen    Kinde 
s=  1,020,  und  später  wird  sie  fest  leichter  als 
Wasser.     Auch    das   absolute  Gewicht  scheint 
nicht  erheblich  zuzunehmen;   wenigstens  kann 
Haug$ted>  dejntl  seiner  physiologischen  Hypo- 
these zufolge,;  Anty  die  Thymus  zur  Assimila- 
tion der  Milch  beim  Säuglinge  diene,,    daran 
liegen  jnuiste,   das  Wachst h um   nach  der  Ge- 
burt hervorzuheben,  doch  keine  schwerere  an- 
führen ,  als  yon  4£  Drachmen  bei  einem  9mo>- 
naijichen,  wphlgepährten  $inde;   —   bei  ma- 
gern also  Wiegt  sie  unstreitig  weniger.     Beim 
JiTopp'schen    Astbma    aber    hat    man    sie   von 
Ä— 14  Drachmen  schwer  gefunden.    Auch  fallt, 
ohne  'eine  Wagschale    zur  Hand  tu  nehmen, 
Jedem  der  grofee  Unterschied  der  dicken,  mei- 
stens fleischig  derben ,  mit  dem  einen  oder  an- 
dern edeln  Thefl  rerwachsnen  Asthma*  Thymus 
Ton  dem  lockern ,   dünnen ,  wie  ein  Schaum, 
gleichsam  wie  ein  Omentum  lese  auf  dem  Herz- 
beutel liegenden    Gewebe    des   normalen  ins 
äuge* 

Wenn  nach  einet  in  gehemmter  Respira- 
tion und  Chkulaüob  begründeten  Krankheit 
cionstant  eine  bedeutende,  auf  die  Gentraltheile 
dieser  Systeme  ^nickende  Geschwulst 'gefunden 
Wird)  So  liegt  wohl  nichts  näher,  als  in  dieser 
Qeschwulst  <)fo  Ursache  der  Krankheitserschei- 
nungen eu  suchen.  Dennoch  ist  dies,  2um  Theil 
mit  sonderbaren  Gründen ,  Ton  mehreren  Seiten 
bestritten  und    Ton  andern  nur  schüchtern  zu- 

und  Jnliui  Magazin  XXIV^  nimmt  allerdiogs  die 
Thymo«  ton  der  Gebort  an  ab ,  indem  Einspritzun- 
gen lefayren,  dsls  die  Lappen  dünner  werden,. wenn 
gleich  die  Zellen  noch  eine  Weile  fortbestehen« 


—     23     — 

* 

gegeben  worden ,  indem  Blanche  nur  Tom  „ 
genannten"  Asthma  fhymicum  zu  sprechen  wa- 
gen. Die  '  wesentlichem  Einwendungen  t  die 
■inan  gegen  den  Thymusursprung  des  Kopp9" 
sehen  Asthma  gemacht  hat,  sind: 

1)  „Man  hat  grofse  Anschwellungen  der 
Thymus  ohne  Asthina  gefunden/'  Dies  Argu- 
ment würde,  sogar  wenn  es  währ  wäre,  nichts 
beweisen,  denn  welche  noch  so  bedeutende 
Desorganisation  hat  man  nicht  in  einzelnen 
Fallen  ohne  Reaction  des  Gesainmtorgahismns 
beobachtet?  Aber  es  ist  nicht  einmal  begrün- 
det. Haugsted.  fahrt  zu  seiner  Erhärtung  nur 
•den  einzelnen,  in  anderer  Hinsicht  allerdingt 
instruetiven  Fall  eines  in  die  Klinik  des  Pro- 
fessor Bang  hydrocephalisch  aufgenommene* 
und  sechs  Tage  nachher  gestorbenen  9jährige* 
Mädchens  an,  das  eine  6  Unzen  schwere,  tn- 
berculöse  Thymus  hatte,  ohne  int  Leben  aber 
Dyspnoe  geklagt  zu  haben.  Hydrocephalische 
Kranke  im  letzten  Stadium  sind  aber  nicht 
dazu  geeignet,  Beobachtungen,  oder  gar  Anamne- 
sen über  die  Rückwirkung  anderer  organische* 
Fehler  anzustellen.  In  den  zahllosen  Fallen  Ton 
degenerirten  oder  vergröfaerten  Brustdrüsen, 
die  Haugsted  so  fleifsig  gesammelt  hat,  verr 
missen  wir,  wie  es  auch  in  der  Natur  der 
Sache  liegt,  fast  nirgends  Dyspnoe  und  Beäng- 
stigung, die  sogar  einen  von  JMeckel,  dem  Grofo- 
vater,  beobachteten  26jäbrigen  Soldaten  {•» 
MeckeTs  Abhandlungen  S.  243)  bis  zum  Selbst-* 
mord  trieb« 

2)  „Man  hat  das  Xopp'sche  Asthma  m 
VergrSfseruog  der  Thymus  beobachtet19  - 
hiefür  kenne  ich  nur  eine  einzelne  Erbl 
die  Pagenstecher ,  der  freilich  schon  vorfc 


—     24     —     ' 

ibei  genommen  hatte,  nachträglich  erzählt  (Hei- 
delberger klin.  Äqualen- VII,  4)  Ein  solcher 
anomaler  Fall  muh  allerdings  aufmerksam  be- 
achtet werden  und  zu  einer  gründlichem  Aus- 
bildung der  Diagnose-  auffordern,  kann  aber 
die  allgemeine  Regel  eben  so  wenig  umstofsen, 
als  die  Vor  20 —  30  Jahren  mehrfach  berichte- 
teo  Erfahrungen  über  Kinder,  die  am  Croup 
gestorben  .waren,  bei  denen  man  keine  Ent- 
fcüntfung  fand. ,  ',  •' 

r  ■  •  3)  „Eine  organische  Krankheit  kann  keine 
periodischen  Zufalle  mit  ganz  freien  Zwischen- 
zeiten veranlassen."  Ein  solcher  Einwand  sollte 
von  Aerzten  nicht  gemacht  und  kann  kaum 
«rasthaft  beantwortet  werden.  Der  Organisa- 
imnafehler  ist  .ja';iintner  nur  Ein  Faktor;  zum 
Zustandekommen  einer  vitalen  Reaktion  gehört 
immer  noch  ein  zweiter,  eine  jspecifische  Stim- 
mung der.  stets  wechselnden  Receptivität,  wie 
4Üe  Epilepsien  von .  organischen  Hixufehlern  und 
jbhadert  ähnliche  Zustände  beweisen*. 

4)  „Die  fergtöfserte  Thymus  müfste  be- 
sonders Herzzufälle  erregen;  die  E'rstickungs- 
bnfälle  des  iTopp'schen  Asthma  sind  aber  Folge 
Vbri"  Coristriction  der  Trachea  und  der  Stimm- 
ritze/1 Man  sieht'  aber  nicht  selten  die  Pa- 
iofcysnien  entschiedener  Herzkrankheit,  zumal 
bei  Weibern,  gerade  durch  solche  Kehlkram- 
pCp  sich  äufsern,  —  eine  sehr  erklärliche  Sjrm- 

SatbJe ,  da  der  zurücklaufende  Nerv ,  ehe  er  in 
6h  Laiynx  sich  vertheilt,  mehrere  Rami  car- 
diaci  abgiebt«  Allerdings  wird  auch  eine  Irri- 
tation der  Lungen  sich  oft  durch  Reaction  des 
Kehlkopfs  äußern,  in  derselben  Art,  wie  Nie- 
renleiden-Schmers am  Orificum  weihrae  er- 
regen. ' 


— -      «Kl       ^ 


.*  Ä).  »De»  Verlauf",-  •  dle:-  miranler'triSgUeB« 
und'  dann  .ziemlich,  schnell  eintretende  -Geae«- 
*üug,<  die-  öftere  Wirksamkeit  antisparsinoditcher 
Mittel  >  sind  keine  .Beweise  gegen  die  Bxtsteo* 
eines  organischen  Uebels,>.das  jedenfalls  nicht 
als  Produkt,  als  Caput  jnortuum  eines  voriihettV 
gegangenen  Hergangs ,  sondern  als  Procefs,  als 
-Bildungsstörung  und  ahoinale  Entwicklung  auf- 
tritt, also,  zumal  bei  der  wundefbacren  Elasti~ 
cität  des  kindlichen  Organismus,  die  Möglich»- 
keit  einer  Rückbildung  nicht  ausschliefst. 

•  ■ 

6)  Endlich  hat  man  auch  die  -Yergrofse?» 
tung  der  Thymus  nicht  als  Ursache ,  sonderä 
als  Folge,  des  Asthma  wollen  gellen  lasten, 
wobei  man  sich  besonders  auf  die  Bemerkung 
MedceTs  (Patbol.  Anat.,  I.  288)  bezog*  d als  in 
den  Fällen,  wo  die  Thymus,  anstatt' zu  ver> 
sehwinden ,  sich  in  ihrer  &rölse.' erhalten  habe, 
gewöhnlich  Lungenkrankhäiten  oder  Bildung«*, 
fehler  des*  Herzens ,  werehe  die  Oxydation /des 
Bluts  verhinderten ,  o Jer  wenigstens  Respira- 
tionsbesch werden  vorhanden-  gewesen  'wärea^ 
bei  welcher  Gelegenheit  Mecktl  es  zweifelhaft 
läfst,  ob  sie  unter  diesen  Umständen, -wea« 
sie  sehon.  obliterirt  gewesen,  sich  wiederer» 
zeugt,  oder  ob  ihre  Funktion  nie  «ruf gehört 
habe,  indem  diese  darin  zu  bestehen*  scheinst, 
die  mangelnde  Respiration,  im  Fötus  zu  er> 
setzen.  Hier  sind  aber  offenbar  mehrere  ganfr 
heterogene  Zustände  zusammengestellt.  Bei 
Blausüchtigen  besteht  die  Thymus  fort,  wefl 
überhaupt  eine  Bildungshemmung,  eiue  Persi* 
stenz  des  Fötalzustandes  Statt  findet,  und  die 
Lungen  nie  in  volle  Thätigkeit  kommen ;  bei 
Lungenaucht  findet  man  nicht  selten  die  Thy- 
mus, wie  viele  andere  Orgaue,  voll  roher  oder 


*-     25     — 

erweichter  Tuberkeln*  und  angeschwollen,  wird 
indessen'  kaum  annehmen ,  dafs  eine  so  dege* 
verirte  Thymus  ein  C ort  amen  natnrae  seyn  solle-, 
die  -mangelhafte  Respiration  zu  ersetzen :  bei 
tahanchen  Fällen  aber  *on  Asthma  und  andern 
Lttogeniabeln  ;  .die  Tim  älteren  Autoren  erzählt 
werden,  Vielleicht' selbst  bei  mancher  Cyanose, 
ist  gewifs' die  .'Thymus  das  primär  kranke,  nur 
bei  der  Sektion  weniger  beachtet  gewesen. 
Ueberhaupt  ist  es  zwar  sehr  löblich ,  der  neu- 
französischen Richtung  nicht  nachzugeben ,  die 
jede  in,  der  Leiche  vorgefundene  Farbenverän- 
derung, Erweichung,  Exsudation  u.dgl.  für  die 
Ursache  der  Yotf angegangenen  Krankheit  hält; 
aber  der  Dynanismua  darf  auch  nicht: zu  $veit 
getrieben  werden ,  wenn  man  .nicht  dahin  kom- 
men wijl,  faustgrofse' Blasensteine  für  das  zu- 
fällige Nebenprodukt  einer  gereizten  Harnblase 
M'zusebn  y  und  ihnen  allen  Einflufs  auf  die  Lei- 
Jen  de»  armen  Steinkranken  abzusprechen. 
Wenn  die  Thymus  von  einem  Dutzend  asth- 
matischer Paroxystnen ,  deren  jeder  nur  we- 
nige Minuten  dauert,  auf  das  4  —  6fache  ihres 
.Gewichts  *  rergcöfsert  werden  kann  ,  wie  grob 
mauste  sie  nicht  erst  bei  andern,  weit  langwie- 
rigem Störungen  der  Respiration  werden,  z. 
B.  bei  Keichhusten,  der  Kinder  im  ersten  Le- 
bensjahre so  oft  hinrafft,  bei  Bräune,  Bronchi- 
tis u.  dgl.  ?  Dennoch  ist  eine  Vergrößerung 
4er  Thymus  nach  diesen  Krankheiten  nie  be- 
obachtet worden.  —  Ueberhaupt  ist  ein  rein 
dynamisches  Asthma  periodicum  im  Säuglings- 
alter höchst  problematisch  und  würde  sehriso- 
lirt  dastehn.  So  zarte  Kinder  sind  zwar  zu 
Kervenaffectionen  aller  Art,  durchaus  aber  nicht 
zu  periodischen,  habituell  in  gleicher  Form 
wiederkehrenden  Krämpfen,  überhaupt  zu  kei- 


—     27     — 

Den  typischen  Krankheiten  geneigt;  ist)«  selbst 
ein  Wechseln1  eher  bei  Kindern  fast  nnerhSit, 
und  wo  z.  B.  ächte,  habituelle  Epilepsie  ia 
diesem  Lebensalter  sich  ausbildet,  Jiat  man  ins^ 
gemein  -Grund,  eine  organische  Gehirnkrnnk» 
heit  als  Substrat  Yorauszoeetzen.  Das  Kopp9- 
sehe  Asthma  Ton  einer  rhaebitiseben  Auflocket 
rung  der  Schädelknochen  abzuleiten,  wodurch 
die  Oeffnungen  für  den  Durchgang  der  Nerven 
verengt  und  diese  zu  Krämpfen  angeregt  wer- 
den (Caspari),  ist  eben  so  willkührlicb,  als 
gezwungen.  Eben  so  wenig  aber  kann ,  wenn 
man  nicht  alle  Begriffe  verwirren  will,  Ton 
Zahnreiz  (Pagensttcher)  als  causa  efficierts  ei* 
ner  Krankheit  die  Rede  seyn ,  die  öfters  schon 
in  der  3— 4ten  Woche  des  Lebens  sich  aus- 
bildet. 

Ist  somit  durch  Beseitigung  aller  Einwen- 
dungen erwiesen  worden,  dafs  das  Äopp'schd 
Asthma  ein  wirkliches  Asthma  thymicum  wf% 
so  ist  freilich  die  Genesis  des  Uebels  dadurch 
noch  nicht  erklärt,  denn  der  Vergrofserung  der 
Brustdruse  mufe  allerdings  eine  dynamische 
Abnormität  zum  Grunde  liegen.  Hier  stoben; 
wir  aber  auf  unüberst  ei  gliche  Schwierigkeiten« 
Ist  die  Thymus  wirklich  in  sich  ganz  gestirnt, 
nur  im  Verhältnifs  zu  andern  Organe«,  riet» 
leicht  in  Folge  einer  Bildungshemmung»  £ti 
wohl  genährt F  oder  ist  sie,  da  die  meisten 
Kranken  eine  Scropbelanlage  hatten,  soropbu- 
los  aufgeschwolleo  ?  oder  ist  umgekehrt  die 
Scropbelanlage  eine  Folge  der  abnormen,  zu 
stark  oder  zu  schwach  fungirenden  Thymus  ?  *)  — 

*)  Dies  würde  sich  mit  HtmgstetTs  oben  angeführter 
Hypothese  gut  vertragen ,  desgleichen  mit  der  Bemer- 
kung ton  A.  Bmns  (chirurgische  Anatomie  des  Kopf» 
uad  Halses,  8.  10  der  deutsches  Uebersetzang) ,  dal* 


—     28     — 

•Wir.  Wiaden  es  nicht.  ,*  So  lange  die  Thymus 
jieik  Physiologen,  eine. 'Sphlo*. bleibt,  lä'fst  sich 
«nr  Lösung  ihrer  pathologischen  Räth&el  kein 
•Qedipua  erwarten.  Da  ihre  •  Fupktion  unbe- 
Icannl  ist,  kann,  über  die  Störungen  derselben 
nichts  gesagt  werdftp.,  und  ,wir  sind  genöthigr, 
uos.  an  eine  niedre'  -Sphäre  .der  Betrachtung,  an 
die.  rein  materielle. Beziehung  zu  halten,  indem 
wir  die  vergrößerte  Brustdrüse  als  einen  frem- 
den. Kot  per ,  .  ein  Gewächs?,,  betrachten,  das  auf 
die  benachbarten  Theile  durch  Druck-  und  fiei- 
«uog  einen  schädlichen  Einflufs  ausübt.  Bei 
der  Geburt  mag .  sie  «wenig  oder  gar  nicht  ver- 
größert seyn,  wenigstens  wirkt  sie  auf  die  in 
de»  ersten  Periocjp  des  Lebens  noch  geringere 
•Thätigkeit  de*r  iLuogen  nicht  störend  ein;,  an- 
statt aber  im  Verlauf  des  ersten  Jahres  locke- 
rer zu  werden  und  wenig  zu  wachsen,,  wäh- 
rend, die  Lungen  schnell  an  Größe  und  abso- 
lutem,/j&e,  wicht  zunehmen«  wird  sie.  größer  und 
fester,  :upd  übt  dadurch  einen  allmähjig  wach- 
sen den,  Druck  auf  die  Lungen,  Luftröhre ,  das 
IJerz,u^4  die  großen  .Geßfse.  Anfangs  wird 
dieser  Druck,  eben  um  seiner  Allmäh ligkejt. wil- 
len,; lange  vertragen,:  bis  endlich,  besonders  gern 
nach  einer  zufälligen  Krankheit  des  Bronchial- 
.Systems,  die  -Symptome  des  Drucks,  also  das 
Asthma,  ausbricht,  .ohne  daß  man  eine  eigne 
katarrhalische  Species  des  Asthma  (Caspari) 
jmzunebmen  braucht.  Die  ausgleichende  HeiU- 
^rafk  der  Natur,  welche  so  lange  die 'äußere 
Hemmung  der  Respiration  durch  vermehrte 
Energie  der  ;  Lungen  zu  compensiren  strebte, 
erliegt,    wenn    die    Lungen    selbst   krank   und 

die  vergrößerte  Thymus  durch  Druck  auf  die  Vena 
subclavia  den  Eintritt  des  Chylus  ins  Blut  hindere, 
und  jd«tarch  Anschwellung  der  Gekrosdriuen  bewirke. 


also    zu    einer    verstärkten    Thntigkeit   unfähig 
werden.     Das  plötzliche  turhölhiarisrhe  Hervor-; 
brechen1  Von  Syifiptomen  eines  schon  lange  aus- 
gebildeten, aber  schlummernden  organischen  Ue- 
bels  ist  übrigens  nichts  Ungewöhnliches."   Auf' 
dieselbe    Weise   machen  Herzkrankheiten,    Aid 
schon  lange  bestanden  habet),   ohne  den  Org'a- 
nisinus  zu  stören,  den  erst™,  stünnischen'CdrV 
diogmus    nach    einer   zufälligen   heftigen- 'Kötf-f 
per-  oder  Gemüthsbewegung,  und  alte  Männer 
tragen    sich   oft   lange    ohne*  Beschwerden   mit 
einer  verdickten  Harnblase  herum,   bis  bei  Ce- 
legenheit  einer  längeren  Zurückhaltung  dea  Urins» 
plötzlich    Ischuria   oder   Enuresis    eintritt.'    Der 
asthmatische   Paroxysmus  selbst  i&t,'  wie  Cas- 
•pnri    und     Pagehstecher    ganz    richtig   ausspre- 
chen, ein  tonischer  Krampf  im  Gebiet  /des  N*r+ 
vus  vagust    und   zwar  in  der  ganzen  Verbrei- 
tung   seiner  pars   thoracica*      Anfänglich   zeigt 
sich  derselbe  nur  selten,  und  dann,  wenn  eine 
stärkere  Thätigkeit  der  Lungen  in  Anspruch  ge- 
nominen   wird,     also    beim   Erwachen,    beim 
Sc  hreien  und  Verschlucken ;  möglich,  dafs  selbst' 
unter  gewissen  Umständen  «ine  periodische  Tur- 
gescenz    der  Thymus  Statt  findet  *).     Je  mehr 
aber  die  Thymus  sich  vergröfsert,  desto  »häufi* ' 

*)  Die  Voraussetzung  Kopp**,  dafs  im  Schlaf  die  Thy- 
mus sich  stärker  ausdehne  und  die  Lungen  drücke, 
wodurch  heim  Erwachen  der  Krampf  entstehe,  ist 
-  mindestens  üherfliifsig,  denn  fast  jede  AfFektion  rteftf 
Bronchialsysteins ,  jedes  Husten  (auch  wo  kein  Schleim 
auszuleeren  ist)  tritt  heim  Erwachen  am  heftigsten 
auf,  wahrscheinlich  weil  Athmen  und  ftlutumlauf  iin 
Schlaf  schwächer  sind,  und  der  stärkere  Impuls,  der 
dazugehört,  sie  -beim  Erwachen  wieder  in  Tolleit 
Gang  zu  bringen, 'Von  Jen  kranken  Organen  oieht 
o^w  .Beschwerde, ertrügen  wird*  Ebenso  i*t  bei. ei*-. 
-  i«  n^ni,6cjiljmmen  Fuji  da*  erate  Auftreten  nach  lan^- 
rtr  Ruhe  am  schmerzhaftestem    l ' 


—     30     — 

fer,  auf  desto:  geringere  oder  ohne  alle  Rufsere 
taranlassung  erfolgt  die  Rierspirationshemmung, 
Deb    durch    solche    wiederholte    Angriffe   das 
ganze,  zarte  Nervensystem  erschüttert  wird,  und 
allgemeine    Convulsionen    eintreten,    ist    kein 
Wunder r  zumal    wenn    durch  Druck    auf  die 
Carotiden  oder  Prcriteiadern  die  Circulation  im 
Gehirn   direct  gestört  wird ;    zuletzt  erliegt  der 
Organismus,,  nnd  et  erfolgt  der  Tod,  entweder 
-som   Gehirn   aus  in  einem  epileptischen,  oder 
von  den   Lungen   in  einem  asthmatischen  An- 
fall,   oder  direkt  durch  Lähmung  des  Herzens 
ganz   plötzlich  ohne  Agonie.    Wenn    aber  die 
Xbymus   in   mäbigerin  Grade  vergrößert,  na- 
mentlich   mit    den    grofsen   Gefäfsen   nicht  zu 
'  dicht  verwjpcbsen  ist,   keine  intercurrente  (na-  s 
inentlich  keine  <?atarrhaliscbeu  oder  Dentitions-) 
Krankheiten  hinzukommen,  so  reichen  die  Na- 
turkjßäfte  wohl  öfters  hin,  den  schädlichen  Ein-, 
flnb«  zu.  überwältigen;   die  Thymus  wird  dann 
entweder  zurückgebildet,  oder  bleibt  als  welkes 
Caput  mortuum  eines   frühem  nathischeo  Pro- 
cessus unschädlich  in  der  Brusthöhle.     Mitunter 
mag  die  Anschwellung  so  gering  seyn,  dafs  nur 
bei  ungewöhnlichen  Aufregungen   des  Respira- 
tions-,   Cirkulations-  oder  Nervensystems   ihr 
hemineuder,  krankmachender   Einflufs    hervor- 
tritt.   Dann  erfolgt  die  Heilung  scheinbar  sehr 
schnell ,  wenn  gleich  die  Rückbildung  der  Thy- 
mus selbst  deines  viel  längeren  Zeitraums  be- 
darf.   Interessant  wäre  es  immer,  Kinder,  die 
Vom  Abpp'schen    Asthma    hergestellt  zu    seyn 
scheinen,  aber  nicht  lange  nachher  an  andern 
Krankheiten  gestorben  sind,  genaner  zu   seci- 
ren,  so  wie  überhaupt  feinere  anatomische  Un- 
tersuchungen   über  die  Asthma  -  Thymus ,  In- 
iionen,  Erforschung  ihres  Qewebes  und  ih~ 


—     31      — 

rer  Atrfhhsbarkeit ,  Prä  J'uog'  nicjht  Mob :  4**-  ab- 
splulefe«  Mündern  auch.  de>  specifiseheo-  Gewicht», 
dringend  wünschenswerte  sind ;  auch  müfste 
woli^  auf  ihr  Verhältnifs  zu  den  beoachbartea 
Nerven  »..namentlich  dem  Recurrens  und  P/ire- 
nicüs\  genau  geachtet  wertkn. 

Die  Prognose  ergiebt,  sich  aus  qejn  bisher. 
Gesagten  von  selbst»  •  Seby  bedenklich  ist  die 
Kra/ikheifc  iiMner-,  .fther^tfoht  durchaus?  hoff* 
nueg«los,  •  besonder*  wqen.  das  Subjekt  kräftig 
und.  zu.  catarrh^l^cben.  Leiden,  nicht  geneigt, 
der  Fa,{l  frjech  ist , ,  die  Taroxysmen  nicht  „jßq 
oft  und-  heftig  kommen  und;  noch  keine  allge- 
meine .ConvJilsipneo  eingetreten  sind*  Für. die 
Heilung   bieten,  sich  folgende  fndicationen  dar: 

f)'-Kn  -Anfall  kann  man  sich  ntn*  darauf 
besehränken-,  das  Kind  aufzurichten,  allenfalls 
-vornüber  zu  beogen,  Und  den  Rucken  gelinde 
zu  klopfeW;  vielleicht  nützt  auch  Anspritzen  mit 
italttfin  Wasser.  Zu  andern  Mitteln  ist  keine 
Zeit-,  'und1  innere  Arzneien  konnten  ohnehin 
nicht  geschluckt  werden. 

.  2)  Die  symptomatisch  -  vitale  Indication  for- 
dert ffläfeigung  der  Krämpfe»,  damit  nicht  ihr 
Uebermaalis  dem  Leben  ein  Ende  mache,  ehe 
Natur  oder  Kunst  die  £il dungsfehler  besiegt, 
beben..  Dieser  Anzeige  mochte  am  meisten  der 
Gebrauch  des  Aqua  Laurocera$i  in  kleinen,  all« 
ntähiig  steigenden'  Gaben  entspreche* ,  dieses) 
Memtdü  divini ,  wo  es  darauf  apköttimt,  einet* 
Erethismus  des  Herzens  oder  der  Lnngen  .spft 
besänftigen ,  und  desaen  vorsichtiger  Gebrauol) 
»acht  bei  kleinen  Kiudeyn  gpns  gefahrlos  ist« 
Häcbatdem  interponirte  kleine  Gaben  Moschus» 
wenn»  die  Krämpfe  sehr  ,  heftig  werden.  k&+ 
faetdero.  sind  As*  foetida,   Zink*    besondere 


—     32     — 

&\ter  r'on  'Pagtnstettor  der  blausaur*  Zink  ''nach 
inebf  radier  Erfahrung  als  fast  apecifisch  sebr'dn* 
gelegeotlkh- empfohlen  worden. ' 

9)jMTjJjni  Jede,  Congqstjon  nach  Herz'  und 
Lungen,  jede  rerst^rkle  . T^aligkeit  ^^ser  Or- 
gane, zu  verhüten,  4riüfs , in  ähnlicher  Art,  wie 
oft  ^'ei''Hdr*übelo,'  die  "Ernährung  möglichst 
fregchrärikt  und  gewissermaßen  eine  Vita  7«i- 
Trfyritz  herbeigeführt  Werden,  welche  niiteindni 
geringen  Maafs  von  "Respiration  and  Herzthä- 
tigkeit*  «ich  begnügt,  '-die  mit  der  hemmenden. 
Geschwulst1 -dann  lediger  in  Conflikt  kommen. 
Selbst  das  Wacbstbom  der  Thymns  wird  durch 
solcfrfc  Derivation  und  Repulsion  am  ersten  be- 
schränkt. Dahin  gehören,  neben  der  passen- 
den Diät,'  reichlich  und  oft  (all«  4  —-'8  Tage) 
wiederholte  ortliche  Blutausleerungen , .  Exuto- 
rien  auf  der  Brust,  fleifsjge,  energische  Abfüh- 
rungen, und  auch  für  diesen  Zweck  das  Kirsch- 
lorbeerwasser. Bei  kräftigen  Kindarn  wird 
diese*  bei  schwächlichen  die  vorige  •  Heilan- 
zeige vorzugsweise,  immer  aber  beide  verei- 
nigt in  Ausübung  zu  bringen  seyn. 

'  4)  Vielfaltig  ist  es  vorgeschlagen  und  ver- 
sucht worden,  die  Geschwulst  der  Thymus 
durch  antiscrophulos  aullösende  Mittel  —  Mer- 
cur,  Spiefsglanz,  Cicuta,  Digitalis,  Thierkohle, 
Meerschwamm  und  Jodine  —  zu  zeftheilen. 
Der  Erfolg  scheint- öfters  günstig  gewesen  zu 
seyn.  —  HüUthanH  liefs  über  zwei  Jahre  lang 
fast  'fortdauernd  Plttmmer'sche  Pulver  mit  Ci- 
cuta nehmen.  Dennoch  hat  die  Sache  ihre 
groben  Bedenken.  Eines  Theils  ist  die  Thy- 
mus im  üfopp'sehen  Asthma  höchst  wahrschei»«. 
HcH  nur  hypertrophisch,  nicht  scrophulös  ange- 
«fowüHen:  wate  sie  es  aber  auch,  so  wisse» 


—     33     — 

praktisch*  Aerzte  wohl,  wie  gewaltig  schwer 
es  hält,  selbst  äofsere-  Sktopheldriisen  durch 
allgemeine  Mittel  zu  «ertheilen  v  bis  sie  nach 
Jahren  tod  -selbst  vergehen«  Sogar  die  An- 
schwellung der  yerwandten  Schilddrüse  mag  in 
Gebirgsländern  ,  wo  sie  nur  durch  den  ende* 
mischen  Einflub  entsteht,  sich  in  einer  passen* 
den  Behandlung  leicht  zertheilen;  bei  uns  in 
der  Ebene,  wo  die  Krankheit  weit  seltener, 
aber  dann  durch  individuelle  Disposition  be- 
dingt vorkommt,  versagen  nur  zu  oft  die  ge- 
priesensten  Kropfmittel  ihre  Wirkung. 

5)  Das  directesfe  Heilmittel  ,  die  JEntfer- 
nung  der  kranken  Thymus ,  ist  schon  vor  20 
Jahren  von  A.  Burns  (a.  a.  O.  S.  li)  vorge- 
schlagen 9  und  auch  zweimal  —  am  Leichnam 
ausgeführt  worden«  Man  soll'  einen  Einschnitt 
am  vordem  Theil  des  Halses,  über  dem  Brust- 
beine un<J  zwischen  den  Musculi*  sihernohyoi- 
deis  machen;  dann  zuerst  den  Finger y  und  dar- 
auf eine  Polypenzange  zwischen .  das  Mediasti- 
num und  die  Thymus  einfuhren,  und  letztere 
herausreiben.  Am  Lebenden  ist  diese  heroi~ 
sehe  Prozedur  wohl  nie  versucht  worden. 

Zum  Schlufs  fuge  ich  noch  kurz  meine 
eigenen  Erfahrungen  über  das  Asthma  thymit- 
cum  an* 

1.  Zuerst  sah  ich  die  Krankheit,  leider 
ohne  sie  gehörig  zu  würdigen  nnd  zu  beobach- 
ten, ror  Erscheinung  der  ifopp'schen  Abhand- 
lung, an  dem  kräftigen,  wohlgenährten  Töch- 
terchen eines  Freundes,  das  gesunde  Aeltern 
und  zwei  gesunde  ältere  Geschwister  hatte,—« 
zwei  später  geborene,  ein  Knabe  und  eio  Mäd- 
chen, haben  lange  an  scrophulösen  Ausschlages 
nnd  Ophthalmien  torpider  Art  gelitten«  Ab 
Journ.LXXXLB.LSC  C 


—     34     — 

'  das  Kind  etwa  im.  zweiten  Viertel  jähr  vwar> 
bemerkte  die  Matter;  dafs  es  häufig  beim  Er* 
wachen  den  Atb'em  auf  eine  eigentümliche 
Weise  einzog*  und  .'sich  dabei  ängstlich  und 
luftlos  geberdete ,  —  gleich  darauf  war  es  wie- 
der munter ,  und  da  es  sonst  in  jeder  Hinsicht 
trefflieb  gedieh,  achtete  ich,  obschori  ich  dies 
Erwachen  selbst  einmal  mit.  ansah;  nicht  wet«> 
fcer  darauf,  und  hielt  die  Sache  für  Angewöh- 
nung, oder  eine  Schwäche  der.  Atbnuungsap-r 
parate,  die  sich  Ton  selbst  ausgleichen  würde* 
Zehn  Monat  alt,  bekam  das  Kind  mit  seinen 
Geschwistern  den  Keichhusten ,  aber  ganz  leicht 
und  ohne  in  seinem  übrigen  Wohlbefinden  ge- 
stört zu  werden« .  Eines  Mittags  (im  April  1830.) 
wird  es  durch  einen  leichten  Hüstenanfall  aus 
{lern  Schlaf  geweckt,  und  als  die  Mutter  so* 
gleich  ans  Bett  tritt,  findet  sie  es  blafa  und 
toett,  ohne  Krampf. and  .Agonie.  Ich  vrqnderte 
mich  über  den  eigentümlichen  Stickflufs,  dachte 
aber,  wie  ich  mit  Beschämung. bekennen  mufst 
nicht  daran ,  durch  die  Sektion  einen  materiell 
len  Grund  des  Uebels  auffinden  zu  können. 

2.  Genauer  beobachtete  ich  die  Krankheit 
bei  Victor  v.M.;  dkm  vierten  Sohne  gesnnder 
Aeltern  (der  zweifle  Sohn  hatte  Janre  läng  ad 
torpiden  Scropheln  in  der  bösesten  Form  gelit- 
ten, die  andern  sind  gesund)«  Victor  yrurde 
Ende  Juli  1832  geboren.  Die  Muttermilch 
mochte  ihm  anfangs  schwer  verdaulich  seyn, 
denn  er  litt,  wie  alle  aeine  Geschwister,  in 
den  ersten  Monaten  viel  an  Leibweh'  und  grü- 
nen.  Ausleerungen ;  doch  gedieh  er  dabei,  und 
noch  mehr  in  der  Folge,  als  diese  Beschwer« 
d«n  nachliefsen,   ganz  gut>  se  dafs  er  votziig- 

luräftig   and   und  wohlgenährt  aussah;  in 


—     36      — 

der  Nacht  war  er  immer  sehr  uaruhig, 
Schlei  oll  unterbrochen.  Fünf  Monate  alt»  ibet- 
atand  er,  aaehdem  er  schon  vorher  öfters  aa> 
Catarrben  gelitten ,  eioe  nicht  eben  sehr  heilig* 
Bronchitis.  Seitdem  bemerkte  die  Matter,  — 
was  Torher  nie  der  Fall  gewesen  war,  —  data 
dem  Kinde  beim  Erwachen,  oder  auch  sonst 
mitunter,  der  Athem  plötzlich  ausblieb»  Mei- 
steos verliefen  diese  Anfalle  leicht  und  schnell; 
öfters  aber,  da  sie  schon  längere  Zeit  sich  ge- 
zeigt hatten,  kam  ein  sehr  heftiger  Paruxvs- 
mus*  Dann  stockte  der  Athem  gänzlich;  da* 
Gesicht  nahm  einen  sehr  angstvollen  Ausdruck 
an,  wurde  bleich,  oder  bei  gröberer  Fsrrgie 
und  Dauer  des  Anfalls  blauroth,  der  Körper 
wurde  steif  nach  hinten  gebogen.  Nach  1  —  2 
Minuten  kam  das  Kind  zu  sich,  liefe  mehr« 
mala  einen  höchst  feinen,  inspiratorischea  Ton 
hören,  schrie  dann  eine  Weile  heftig  und  an- 
haltend, worauf  es  ganz  ruhig  asd  munter  war, 
so  wie  aufser  den  Paroxysmal  sich  nichts 
Krankhaftes  wahrnehmen  lieb»  Das  JTopp'sche 
Asthma  liels  sich  nicht  verkeaaen*  Der  Kur- 
plan wurde  dahin  bestimmt,  öfters  Egel  zu 
setzen,  eine  spanische  Fliege  auf  die  Brust  zu 
legen  und  anhaltend  kleine  Gaben  Calomel,  bei 
etwa  einnretender  Verstopfung  mit  etwas  Rhgmn 
zu  geben«  Anfangs  schien  diele  Behandlung 
sehr .  gut  zu  bekommen ,  da  das  Astbma  fast 
eine  Woche  ausblieb  und  alsbald  wiederkam, 
da  durch  ein  Versehn  das  Vesicator  geheilt, 
war;  bald  aEer  häuften  sieb  die  Anfälle  imma> 
mehr,  kamen  selbst  alle  1—2  Stunden,  anq 
der  Zusatz  von  Moschus  half  nichts,  und  nacl 
dem  diese  letzte  schlimme  Periode  acht  Ti 
lang  gedauert  hatte,  erstickte  daa  Kia/ 
29sten  Man  1833,  8  Monate  alt,  in  e 

C2 


_     36     — - 

• 

stickungsanfatt  ,  der  es  ergriff;    da  es  eben  auf'4 
dem  Schopfs  der  Mutler  spielte.    In  dieser  Zeit 
T*ftr  das  Kind    nur  etwas"  welker  und"  matter 
geworden.     Zähne  hatte  ^s  noch  nicht    Allge- 
meine Convulsionen  waren  nie  eingetreten. 

•      -  ¥  - 

Bald  nach  dem  Tode  zeigten  sich  grofse, 
blaue  Flecke  über  dem  Körper.  Nach  30  Stun- 
den wurde  der  Leichnam  geöffnet ;  Herr-  Pro- 
fessor v.  Baer,  den  wir  leider  jetzt  nicht  mehr 
den  ünsrigeu  nennen  dürfen,  hatte  die  Gefäl- 
ligkeit, die  Sektion  zu  machen,  der  auffordern  > 
die  Herren  Professor  Sachs,  Med.  R.  <v.  Trey- 
den  und'  Dr.  JV<Cruse  beiwohnten«-  Auffallend 
war.  die  Gröfse  des  Kopfs  und  das  Weitoffen- 
stehnder  Fontanellen;  doch  wurde  der  Kopf 
nicht  geöffnet.  :  Bei  -  Eröffnung  der  Brusthohle 
fiel  sogleich  die  sehr  bedeutende  GrÖfse  der 
Thymus  auf.  Dieselbe  nahm  das  ganze  vor- 
dere Mediastinum  ein,  bestand  neben  einigen 
kleinen  vorzüglich  ans-  zwei  groben  Lappen, 
von  denen  der  linke  breiter,  der  rechte  aber 
dicker  (fast  daumendick)  war.  Von  der  Mitte 
der  Drüse  ging  ein  Zipfel  in  die  Höbe,  der 
die  Vena  jugularis  corhmunis  eng  umschlofs. 
Die  Consistenz  der  Thymus  war  bedeutend  fest, 
wie  ein  derbes  Drösenge  webe ;  ihr  Gewicht 
betrug  9f  Drachmen  oder  570  Gran.  Die  (un- 
ter dem  dickern  Lappen  liegende)  rechte  Lunge 
war  merklich  zusammengedrückt,  sonst  waren 
die  Lungen  gesund.  Am  Herzen  fiel  die  den 
normalen  Grad  weit  übersteigende  Differenz  der 
beiden  Kämmern  auf;  die  rechte  war  ganz 
Welk ,  wie  ein  Lappen,  die  linke  derb  und  fest, 
übrigens  das  Foramen  ovale  geschlossen  und 
andere  Abnormität  sichtbar.  ' 


—     37     — 

3.   Friedrich  L. ,   war  das  dritte  Kind  ei- 
ner anscheinend  gesunden  jungen  Frau,   deren 
altere  Kinder  auch  gesund    seyn   sollen  v   aber 
ganz  den  feinen ,  blonden ,  welken  Habitus  sen- 
sibler Scropheln    an   sich   tragen.      Gleich   an« 
jangs  fiel    bei  dem  starkgebornen  Kinde  einige 
Beschwerde  beim  Schlingen,  häufiges  Verschluk- 
ken auf.     Als  es  Tier  Monat  alt  war,   bekam 
es   öftere  Anfalle  Ton   Beängstigung  und^Luft- 
m  an  gel,  die  Anfangs,  da  sie  kaum  1  —  2  mal 
täglich  kamen   und  bald  Torübergingen,   nicht 
beachtet,  später  in  der  kleinen  Stadt,  in  der 
die  Aeltern  lebten,  für  Verschleimung  angese- 
hen und  mit  öftern  Brechmitteln  behandelt  wur- 
den,    Der   Zustand   wurde  aber  mit  schnellen 
Schritten  übler ,  und  nach  zwei  Monaten  brachte 
die  Mutter  das  Kind  nach  Königsberg  9~  wo  ich 
es  am  21sten  März  1835«  zuerst  sdh.  '  Es  war 
ein  halbjähriger,  blonder,  auffallend  fetter Ktittbe, 
der  fast    haarlose   Kopf  auffallend  grofs,   die 
Fontanellen'  weit   offen ;    Zähne   waren    noch 
nicht  da.    Die  Erstickungsanfälle  kamen  30 — 40 
mal  in  24  Stunden ,  Torzugsweise  beim  Erwa- 
chen,  aber  auch   aufserdem  und  ohne  alle  äu- 
fsere  Veranlassung.     Das    Kind  Terzog   dabei 
das  Gesicht  ängstlich  und  starr,  bog  sich  nach 
hinten  und  athmete  5 — 6  mal  mit  einem  äu- 
sserst feinen,   krähend  kreischenden   Ton   ein, 
ohne  dazwischen    zu    exspiriren;    dann   nahm 
das   Gesicht   den  natürlichen  Ausdruck  wieder 
an ,    und  nach   einem  etwa  eine  Minute  wäh- 
renden Klagen  und  Schreien,  war  alles  Torbey. 
Außerdem  aber  erschienen  noch  3  —  G  mal  täg- 
lich  allgemeine    ConTulsipnen   mit   Zucken  der 
Glieder,   Einschlagen  der  Daumen,  Verdrehen 
der  Augen,    Schaum  Tor  dem  Munde.     Diese 
Paroxyamen    waren    angreifender    und    liefeen 


—     38     — 

eitrige  Erschöpfung  and  Betäubung  Zurück.  Ip 
den  freien  Zeiten  war  das  Kind  ziemlich  mun- 
ter, spielte t  afs  mit  Appetit,  nahm  gern  die 
Mutterbrust,  und  hatte  gehörige  Ausleerungen«  — 

Die  Prognose  konnte,  bei  der  grofsen  Hau« 
fupg  der  Paroxysmen  und  den  epileptischen 
Convulsionen ,  nur  sehr  traurig  gestellt  werden; 
auch  starb  das  Kind  $wei  Tage  darauf,  ehe 
ein  Kurplan  völlig  eingeleitet  werden  konnter 
.in  fast  gar  nicht  mehr  nachlassenden  asthmati- 
schen und  convulshren  Paroxysmen.  Bei  der 
.  Sektion  sägte  sich  die  Thymus  gleichfalls  merk- 
lich vergröfsert,  doch  weder  so  dick,  npch  in 
ihrem  Gewebe  so  compact,  wie  bei  dem  vori- 
gen Kinde*  Sie  bedeckte  den  Herzbeutel  und 
»eichte,  lang  gestreckt,  mit  ihren  obern  Hör- 
nern bis  an  die  Schilddrüse,  Mit  der  Arteria 
anonyma  und  Carotis  dtxtra  war  sie  auffal- 
Jepd  fest  verwachsen  und  schwer  davon  zu 
trennen»  Sie  wog  6  Drachmen  6  Gran,  oder 
366  Gran»  Die  Lungen  waren  gesund,  nur 
am  hintern  Thefte  mit  Blut  infillrirt ,  am  Her- 
zen der  Hohlvenensack  stark  von  angehäuftem 
Blut  aufgetrieben,.  Der  Kopf  wurde  nicht  ge- 
piEpet. 

4.  Karl  N. ,  das  erstgeborne  Kind  einer 
Schwächlichen,  etwa  30jährigen  Mutter,  gedieh 
anfänglich  recht  gut  Neun  Monate  alt,  wurde 
er,  da  das  Stillen  die  Mutter  angriff,  ohne 
Schwierigkeit  entwöhnt.  Nicht  lange  nachher 
Zeigten  sich  nach  einem  nicht  bedeutenden  Ca- 
tarrh  periodische  Beängstigungen,  die  allmählig 
so  zunahmen,  dafs  am  Ende  April  1833,  da 
das  Kind  fast  ein  Jahr  alt  war,  ärztliche  Hülfe 
nachgesucht  werden  mufste.  Zehn  Tage  spät- 
er wurde  ich  aufgefordert,  an  der  Behandlung 


—     3f      — 

Theil  tdi  nehmen.  Am  "2ten  Mal  sab  ich  et 
zuerst.  Es  war  während  der  Krankheit ,  trots 
gutenr  Appetit  und  regelmä  feiger  Diät,  sehr  ab« 
gemagert,  und  sah  nach  beginnender  Atrophie 
ron  floriden  Skropheln  aus;  die  Oeffnong  war 
etwas  unregelmäßig ,  Urinabgang-  geborig,  die 
Stimmung  gut,  5  Zähne  vorhanden.  Der  asth- 
matische Anfall  kam  fast  alle  1£  Stunden,  re- 
gelmäßig aber  bei  jedem  Erwachen  und  Aer- 
gern.  Er  begann  entweder  mit  dem  feinen  in- 
dpiratorischen  Schrei ,  oder  mit  einem  wieder- 
holten, kurzen,  matten ,  zitternd  meckerndes 
Ausathmen  (etwa  wie  bei  ganz  schwachen  Nsu- 
gebornen,  wo  die  Respiration  nicht  recht  in 
Gang  kommen  will);  darauf  folgten  5  —  8  ge* 
waltsame,  pfeifende  Athemeüge,  ganz,  wi4 
bei  einem  sehr  heftigen  Croup,  wobei  das  Kind 
sich  steif  hintenüber  bog  und  sehr  bleich  wurde-3 
dann  war  der  Anfall  roniber,  das  Kind  blieb 
hoch  eine  halbe  bis  ganze  Minute  angelehnt, 
still  und  matt ,  war  aber  darauf  sogleich  mun- 
ter. Das  Uebel  mufste  für  ji»thma  thymicwtn, 
wenn  gleich  nicht  im  heftigsten  Grade,  gehal- 
ten werden.  Das  Kind  erhielt  Blutegel,  eine) 
offene  spanische  Fliege,  ein  Laxans  aus  Calo- 
mel  und  Rheum  (das  aber  ausgebrochen  wurdet 
Aqua  Laurocerasi  3  mal  täglich  3  Tropfen  $ 
womit  alle  2  Tage  um  einea  Tropfen  gestiegen* 
wurde,  und  3  mal  täglich  £  Gran  Moschus« 
Zur  Regulirung  der  sparsamen,  wenn  gleich 
dünnen  Stuhlausleerungen,  täglich  eine  kleine 
Gabe.  Tinetura  Rhei  aquosa;  Bei  guter  Wit- 
terung „fleifsiger  Aufenthalt  im  Freien.  —  Schon 
nach  5  —  6  Tagen  wurden  die  Krampfanialle 
seltener  und  gelinder;  nach  3  Wochen  waren 
sie  so  weit  gediehen,  dafs  sie  kaum  einmal  in 
24  Stunden,  und  selbst  dann  nur  schwäch  sich 


-     40     — 

meldeten ,  daher  das  Kirschlorbfeerwasser  in 
derselben  Dosis  (zu  9  Tropfeo)  fortgegeben, 
da,nn  aber  seltner  dargereicht,  qpd  zuletzt  ganz 
"weggelassen  wurde;  der  Moschus  war  schon 
seit  einiger  Zeit  niobt  mehr. gebraucht  worden, 
«-  Ini  folgenden  Monat  traten  Symptome  stär- 
keren Zabnreizes,..—  «grofse  Empfindlichkeit  des 
Mundes,  Verdriefatichkeit,  Neigung  zur  Oh* 
struktion  hervor,,  und  gleichzeitig  meldeten 
sich  auch  verdächtige,  wenn  gleich  leise  Mah- 
nungen des  Brustkrampfs,  der  schon  eine  Zeit 
lang  ganz  verschwunden  war;  es  gelang  aber 
durch  blofse  Ableitungen 9  — •  Blutegel,  Abfüh- 
rungen und  Einreibungen  von  etwas  Brechwein- 
ateinsalbe,  —  bald,  alle  Sorge  zu  entfernen« 
Der  Kleine  i$t  auch  späterhin  ,  so  wie  ein  nach- 
her geborenes  Riod  derselben  Aelteru,  gesund 
geblieben. 
*  ..... 

5.  Der  letzte  Fall,  der  mir  vor  Kurzem 
Torkam,  betraf;  ein  noch  ganz  jungfräuliches 
iTbymus-.  Asthma«  .Roderich  v.  M. ,  dessen  Bru-r 
der  (s.  No.«  2.)  vor  2  Jahren  an  dieser  Krank- 
heit gestorben,  war,  wurde  im  Juni  1834  ge- 
boren, und  .10  Monate  von  dfer  Mutter  gestillt, 
yvobei  er  6  Zähne  bekam,  und  ia  jeder  Hin« 
sieht  gut  gedieh;  es  wer  ein  auffallend  starkes, 
kernig  --derbes,  und  dabei  sehr  fröhliches,  im- 
mer behagliches  Kind ,  schlief  auch  viel  besser, 
als  daa  verstorbene ;  kleine  Yerdauungsbesch wer- 
den hatten  sich  nur  in  den  ersten  Monaten  ge- 
zeigt« In  der:  Mitte  April  dieses  Jahres,  bald 
nach  dem  Entwöhnen,  bemerkte  die  Mutter 
verdächtige  Zeichen,  indem  das  Kind  ein,  zwei 
bi*  dreimal  täglich .  besonders  beim  Weinen, 
mitunter  beim  Spielen,  nie  beim  Erwachen, 
den  Athem  ängstlich ,  einzog.  /.  Bei  der  höchst 


'  -     41     — 

» 

zweifelhaften  Diagnose .  *cbj*n  et  rathtatt» .  noch 
nichts  zu  thun,  sondern  sich  auf  Beobachtung 
xa  beschränken,   bis  entschiedene  Zeichen  der 
Krankheit  auch  za  entschiedenen  Mitteln  be- 
rechtigten..   Nachdem  dieser  Znstand  3. Wochen 
gedauert  hatte,  erfolgte  (am.ßten  Mai)  ein  sehe 
heftiger  Anfall.    Die  Matter  fand  das  Kind,  dqs 
auf  der  Erde  sitzepd  und.  spielend  einige  ,&(ir 
nuten  allein  geblieben   war,  umgefallen ,  blau 
im  Gesicht,  mit  Schaum  ror  .dem  Munde,  ein-* 
gekniffenen   Daumen,   zuckenden  Gliedern  und 
athemlo»     Nach    einigen    Minuten    hörte    der 
Anfall  auf,   das  Kind  war  matt,   schlief  einige 
Stunden,  und  wachte  munter  wieder  auf.    Jetzt 
war  es  Zeit,  entschieden  einzugreifen,  und  der 
kräftigen  Natur  des  Kindes  konnte  man  füglich 
eine  energisch  depotenzirende  Behandlung  bie- 
ten.    Es  wurden  4  Egel  auf  die  Brust  gesetzt, 
die  bis   zum  Blafswerden   des   Gesichts  nach- 
bluten mufsten,  gleich  nachher  ein  Brechweinpfla- 
ater  aufgelegt ,   und  an  demselben  Tage  ein  kräf- 
tiges Abfiihrungsmittel  aus  Calomel  und  Rheum 
gegeben.    Vier  Wochen  lang  wurde  anfänglich 
alle  2,  nachher  alle  3,  4,  5  Tage  abwechselnd 
ein  Laxans  mercuriale  gegeben    und    Blutegel 
angesetzt,  wobei  das  Kind  wohl  etwas  welker 
und  blässer  wurde,  an    Kräften   aber  zunahm 
und    an    seiner    Fröhlichkeit    nichts    einbüfate. 
Nicht    blofs   der   stärkere    Krampf   kam   nicht 
wieder,    auch    das    ängstliche   Athemeinziehn, 
das  3  Wochen  lang  mehrmals  täglich  sich  ge- 
zeigt hatte,  meldete  sich  3  Tage  nur  nach  dem 
Krampf  zweimal    wieder,    und  blieb   seitdem 
spurlos  fort     Als   das  Kind  einen  Monat  hin- 
durch    gesund     geblieben     war,     wurde    alle 
Medicin     bei     Seite    gesetzt.     —       Allerdings 
darf  ich  mich  nicht  rühmen,   in  diesem  Fall 


»-    te    —  .    ' 

,  i 

ein  ansgfebildet^s  Thymus^  Asthma  geheilt  M 
haben;  dafs'  aber' der  Zustand,  zumal  in  einer 
Familie,  wo  schon  ein  Kind  auf  solche  Weisä 
gestorben  war,  etwas  sehr  Verdächtiges  feafte^ 
lalst  sich  kaum  bestreiten,  und  das  Verschwin- 
den4 des  Atbemeinhattens  nach  den  TerpUori-* 
sehen,  frerabstimmenden  Mitteln ,  giebt  einen 
Beweis  ab,  dafs  es  sich  nicht  um  eine  hl  oft  ö 
Abgewohnung,  sondern  um  einen  wirklichen 
krankhaften  Zustand  handelte«  —  ' 


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—     43     — 


■ 


II. 

Zwei    Fälle 

TOB 

•  * 

religiösen  Wahnsinn, 

mit 

Epikrisen  und  allgemeinen  psychiatrischen 

Bemerkungen. 

Von 

Dr.   Karl   Jakob  Weigel, 

Hilfsamte  auf  Sonnenitein. 


Erster   PalL 

•J  •  R.  #  Yerehel.  N.  ,  eine  siebenunddreifsig- 
jahrige,  gutmüthige  und  arbeitsame  Frau,  Ter« 
lebte  ihre  frühe  Jugend  frei  Ton  Krankheiten 
und  in  Verhältnissen,  wie  sie  bei  schlichten 
Landleuten  gewöhnlich  sind.  Im  Jahre  1817 
verbeiratbete  sie  sich  mit  einem  Häusler,  der 
in  einem  besuchten  Wirthshause  den  Hausknecht 
machte ,  und  als  solcher  einen  nicht  unbeträcht- 
lichen Erwerb  hatte,  aber  fast  Alles  durch  Spiel 
und  Trunk  vergeudete.  Nahrangssorgen  und 
Kummer  über  das  wüste  Leben  ihres  Mannes 
bestürmten  seit  Jahren  nun  das  Herz  der  ar- 
men Frau  |  und  die  Gebort  eines  todten  Kin- 


**     —     .   •     . 

i 

des   hn   j.   1822.   (ihre  vierte  Niederkunft)  er- 
schütterten   ihr    Gemüth    vollends.     In    diese* 
Stimmung  fiel  sie  einer  herumziehenden  Wahr- 
sagerin in  die  Hände,  die  einiges  Geld  von  ihr 
erprefste  ,  und ,  um  sie  zu  reichlichem  Geschen- 
ken zu  veranlassen,  beschlofs,   die  arme  N.  so 
"viel   als   möglich,  zu  ängstigen;    sie  befahl  ihr, 
sich    alles    Betens  zu  *  enthalten ,   und  nur  von 
ihr  und   ihren  Zauberformeln  Hülfe  zu  erwar- 
ten«    Eines    Tages   führte   sie   die   Kranke   an 
einen,  einsamen  Ort  und  erklärte  ihr  unter  vie- 
len Ceremqnien ,;  sie   habe  den  Todihtel  letz- 
ten Kindes  durch  ihre  Sünden   selbst  Verseil  ul- 
•  det,    und   sich    der  göttlichen    Gnade  auf  ewig 
verlustig  gemacht.     Die  von  Sorgen  und  Kum- 
mer ohnehin  gebeugte  Frau  glaubte  dies,  machte 
sich   aber   auch   noch    deshalb  Vorwürfe,    dafs 
sie  sich  mit  dieser  bösen  Frau  eingelassen  habe, 
und    verfiel    in    düstere    Schwermuth,    welche 
nach  mehreren  Wochen   etwas  nachliefs;    aber 
eine   auffallend   ernste  Stimmung,    einzelne  ir- 
rige Vorstellungen,   zwar  selten  geäufsert,  aber 
im  Geheimen   genährt,   ein   unruhiges  Umher- 
laufen, nach  flüchtiger  Besorgung  der  notwen- 
digsten häuslichen  Geschäfte,  waren  immer  an 
ihr  zu  bemerken.     Von  der  Geburt  des  todten 
Kindes  an,    bis   zu  Anfang    des  Jahres    1826 
fehlte   die   Menstruation.     Gegen  das  Ende  des 
so  eben   genannten   Jahres    erfolgte   das  fünfte 
Wochenbette.      Von  diesem  Zeitpunkte  an  trat 
eine  bedeutende  Verschlimmerung  ihres  Befin- 
dens ein.     Sie    wurde  ganz   gleichgültig  gegen 
die  Ihrigen  und  ihren  Hausstand  ,  kefs  sich  we- 
der   zu    einer  Arbeit,    noch    dem  Besuch  der 
Kirche   bewegen,    und   sagte  Jedem,    der  sie 
nur  anhörte ,   dafs  sie  eine  grofse  Verbrecherin 
sey*    Im  Februar  1827  exacerbirte  ihre  Krank- 


—     4i     — 

beit,  und  .sie  ward  im  April  einer' Fa.BlHie  in. 
einer  benachbarten  Stadt  .zur.  Pflege,  und  ei- 
nem daaigeo  Arzte  zur  Behandlung  übergeben«. 
Derselbe  fand  ihre  Verdauung  .und  Assimilation 
in  Ordnung:,-  den  Hers  -  und  Arterienschjag 
aber  etwas  beschleunigt,  -ihv  Gedachtnifs  gut 
und  ihr  Unheil  richtig  bis  auf  ihren  fixen  Wahn,, 
dafs  sie  .ata  eine  grobe  Sünjderin  yonGott  vex*- 
stofsen  sey  und  durch  das -Einsperren  in  eine 
eiserne.  Hölle  aus  der  Welt  geschafft  werden. 
müsse,  denn,  sie  sei. «in. Teufel.  .Während  ei*»; 
ner  vierwochentliehen'  Behandlung  erhielt  sie 
theils  beruhigende»  theils  ableitende  Mittel,  als: 
gelinde  und  später,  drastische  Abführmittel, 
Brechmittel  und  den.Brechweiusteiu  in  kleiner 
Dose,  Füfsbäder  und  einen  Aderlafs.  Räch  dem, 
letztern  fand  sich  besserer  Schlaf  ein,  allein 
die  Depression  des  Gemülhs  und.  ihr  fixer 
Wahn  wurde  dadurch  eben  so  wenig,  als.  durch* 
die  moralischen  Einwirkungen  gehoben« 

Im  Juli  1827  wurde,  die  Kranke  in  die. 
hiesige  Anstalt  aufgenommen.  Ihre  Statur  war. 
klein,  ihre  Muskulatur  gut,  die  Gesichtsfarbe 
gesund,  der  Blick  etwas  traurig  aber  offen, 
die  Respiration  ruhig,  jedoch  ron  -oftern  Seuf- 
zern unterbrochen ,  die  Verdauung  ziemlich  ge- 
ordnet, der  Darmkanal  etwas  träge,  der  Pult 
accelerirt,  aber  nicht  hart.  Ueber  andere  Ge-, 
genstände,  als  die  ihres  Wahnsinns,  sprach  uncl 
antwortete  sie  schnell  und  richtig,  begann  aber, 
alsbald  wieder  ihre  oben  erwähnten  Klagen. 
Zugleich  pflegte  sie  mit  Kreide,  Kohle  oder 
dem  benetzten  Finger  in  einigen  Strichen  die 
Form  der  eisernen  Hölle,  mit  einem  Andreas- 
kreuze anzugeben.  Widerlegende  Grüude  hörte 
sie  an,  äulserte  aber  gewöhnlich  darauf,  dafs 
es  bei  ihr  ein  anderer  Fall,   als  bei  den  übri- 


—     46     — 

gen    Menschen  sey.     Die    Nächte    schlief .  die 
Kranke  wenig.    Zn  einiger  Arbeit  lieb  sie  sich 
bewegen,  klagte  aber  dabei  immer  und  entzog 
sich  derselben,  wenn  eie  nur  konnte,   um  an- 
dern  Personen ,    Gesunden   und   Kranken  9   ihr 
vermeintliches  Unglück  mitzut heilen.     Kühlende 
und  beruhigende   und  ableitende  Mittel,   allge- 
meine laue  Bader ,  Fabbäder  »  Salpeter,  Web- 
sfeinrahui,  Glaubersalz,  Schröpfen  an  den  Schen- 
keln   und  dergleichen    fruchteten    wenig.     Ein 
Haarseil  zwischen  die  Schultern ,  das  sie  3  Mo- 
riete  lang  trug,  war  auch  Ton  keinem  Erfolget, 
und  5  Monate   hindurch  blieb  sich  die  Kranke) 
völlig  gleich.    Die  Menstruation  fehlte,   unge- 
achtet ihre  körperlichen  Functionen  gehörig  ge* 
ordnet  waren.     Da  sich  nun  keine  Indicationen 
Ton  Seiten   ihres  körperlichen  Zustandes  mehr 
darboten,   Emmenagoga  aber,   Herrn    Director 
Dr.   Pienitz    und    meiner    Erfahrung  nach,  in 
solchen    Fällen   nur  schaden,   gab  derselbe  mir 
die  Erlaubnifs,  die  N. ,  da  sie  durchaus  in -eine 
Holle  gesperrt  eeyn  wollte,  in  einen  de  Catro'- 
schen  Schwefelräucherungskasten  zusetzen*    So 
förmlich   ich   ihr    auch    ankündigte,    dafs   sie, 
wenn  sie  dann  ruhig  seyn  wolle ,  in  eine  HSlle, 
die  wir  nach  ihrem  Wunsche  hätten  bauen  las- 
sen, gebracht  werden  würde,  erklärte  sie  doch 
nach  der  Räucherung,  dafs  die  Form  der  Holle 
falsch,   dies  ein  Holzkasten  sey  und  ihr  nichts 
genützt  habe.     Da  weder  die  Drohungen ,  noch 
die  sanftesten   Zureden   von   Seiten   der  Aerzte 
und  des   Geistlichen    das  Geringste  fruchteten, 
ein   Haarseil    und   die  Ekel  machenden  Mittel 
vergeblich  angewendet  worden  waren,  wurden 
ihr  nun  mit  dem   Rust'schen    Glüheiseä   zwei 
sechs  Zoll  lange  Streifen  und  zwei  Fontanellen 
auf  den  Racken  gebrannt.    Vor  und  während 


-     4*     —        * 

de>  Operation  benahtn  eia.jLchftiinig  udd'ichrie 
nur  ein.  einziges  Mal  tot  Schmers  auf.  Da* 
•darauf  folgende  Fieber  ward  durch  eine  ge- 
lind-antiphlogistische.  Behandlung  und  Diätge- 
raäfsigt , .  .und  die  Brandstellen .  bis  Mitte  Fe- 
bruar offen  erhalten.  Wahrend .  sie  schmerzten 
und  eiterten,  äufserte  sie  Nichts  von  ihrem 
Wähne»  als  sie  aber,  anfingen*  zjusaheilen,  ver- 
traute sie  ihrer  Wärterin»  dafs  sie  doch  noch 
im  feine  .eiserne  Hölle  gebrächt  werden  müsse« 
•Auf  die  Drohung,  dafs  -sie,  sobald,  sie  ihre  fal- 
sche Gedanken  wieder  äu&ere,  -sogleich  wie- 
der, »gebrannt  werden  solle,  sprach  sie  nicht* 
mehr  von  ihrer  Vermeintlichen  Sünde  ürid  Stra- 
fe/ dagegen  brachte  sie  nun  im  Laufe  des  Som- 
mers 1828  die  Klagen  vor,  sie  sei  im  Kopfe 
-nicht  recht,  könne  nie  wieder  so  wie  ander.e 
Menschen  werden,  und  alle  unsere  Mühe  sei 
vergeblich-  Arzneien  wurden  ihr,  da  sich  keine 
Indurationen  dazu  darboten,  nicht  mehr  »ge- 
reicht. Gegen  den  Herbst  unterliefe  die  Kranke 
ohne  offenbare  äufoere  Ursache  ihre  Klagen 
und  irrigen  Behauptungen  fast  ganz  ^  sie  wurde 
still,  einsylbig,  bewies  aber  in  ihrem  Gange, 
Blicke  und  gesammten  Benehmen  eine  bedeu- 
tende Zunahme  an  Besonnenheit.  —  Ende 
October  ward  sie,  in  die  Genetangs- Anstalt 
▼ersetzt«  und  bald  darauf  trat  die  seit  6  Jah- 
ren fehlende  Menstruation  wieder  ein.  Die  an- 
fängliche, in  den  neuen  Umgebungen  sich  noch 
zeigende  Schüchternheit  und  Wortkargheit  ver- 
schwand, und  seit  dem  Januar  1829  mufste 
man  sie  als  eine  getunde,  sanfte  und  in  dem 
Hauswesen  .sehr  thätige  Person  betrachten«  Am 
12ten  Juni  desselben  Jahres  ward  sie  körper- 
lich und  geistig  gesund  und  kräftig  zu  ihrem 
Ermanne,  der  sich  seine  frühem  Laster,  Trunk 


-    48     - 

und  S£ue1,  seitdem  abgewöhnt  hatte,  beurlaub^ 
und  nach  3  Jahren,  der  Verfassung  der  Anstalt 
gemafs,  völlig  entlassen«  Seit  ihrer  Beurlau- 
bung und  bis  heute  hat  sich,  den  oftete  einge- 
gangenen Nachrichten  zu  Folge,  nie  wieder  eine 
Spur  von  Seelenstörung  gezeigt*  -*■    ■ 

Bäafig  findet  man  vorzüglich  in  den  Sdiitf- 
ten/  französischer  Aerzte  Krankheitsgeschichten 
erzahlt;  denen  zufolge  Kranke  durch  eine  Lis^ 
durch  eine  Ueberrascbung  plötzlich  geheilt  wor- 
den seyn  sollen;  ich  lasse  die  Wahrheit  eol- 
eher  Becrbachtuhgen  dahin  gestellt,  furchte  abe^ 
dafs  viele  dergleichen  Versuche  eben  4o  ve*> 
geblich  seyn  werden,  als  der  obige' mit  de* 
Räucherungsapparatev  Seit  dieser  Zeit  habe  ich 
dergleichen  Versuche' nicht  wiederholt.  Beider 
genauem  KenntniDs  der  Seelenstörungen  übeiv 
zeugt  man  sich  immer  mehr,  daJb  auch  bei 
dem  sogenannten  fixen  Wahnsinn,  der  fixen 
Idee ,  nicht  eine  einzige  Idee  es  ist ,  worin  diQ 
Krankheit  besteht,  sondern  dafs  nur  eine  der« 
selbeu  deutlicher  hervortritt,  sich  um  sie  die 
übrigen  Ideen,  wie  die  Sterne  um  die  Sonne 
drehen ,  und  dafs,  wenn  man  die  Hauptidee 
beseitigt  hat,  eine  oder  mehrere  andere  ihren 
Platz  einnehmen«  Alles  Ankämpfen  der  Kunst 
und  der  Klugheit  dagegen,  ist  in  der  Regel 
nutzlos,  vorzüglich  wenn  der  Kranke  in  sein 
methodisch  ausgesponnenes  System  so  verwik- 
kelt  und  sich  so  bepanzert  hat,  wie  mancher 
Schriftsteller  über  Irreseyn  und  seine  rein 
körperlichen  Bedingungen,  dem  der  Magen  ein 
so  notwendiges  Organ  zum  Denken  ist,  ah 
das  Gehirn  selbst,  oder  ein  anderer,  der  mit 
dem  Kopfe  denkt,  mit  der  Brust  fühlt,  and 
mit  dem  Unterleibe  begehrt,    und    die  söge- 


—     49     — 

nannten  „Beziehungen"  mit  apodiktischer  6e» 
wifsheit  in  den  Leichen  nachweisen,  will.  Wo- 
hin solche  Systeme  fähren  ,  lehrt  die  Geschichte 
der  Medizin,  und  die  unglücklichen  Erfahrun- 
gen ,  die  -vorzüglich  der  Irrenarzt,  wenn  er  nor 
gegen  sich  offen,  und  mißtrauisch  gegen  sein* 
Beobachtungen  ist,  tagtäglich  machen  kann. 
Ob  die  oben  beschriebene  Kranke  durch  die 
Anwendung  des  Glüheisens  geheilt  worden  ist, 
ob  sie  nicht  auch  ohne  dieses ,  wie  manche  an- 
dere Wahnsinnige,  die  ohne  Arzneien,  und 
nur  bei  einer  geregelten  Diät  und  Lebensweise 
durch  den  Aufenthalt  und  bei  einer  humanen 
Behandlung  in  Anstalten  genesen,  ihre  geistige 
und  körperliche  Gesundheit  wieder  erlangt  hätte, 
wage  ich  nicht  zu  entscheiden.  Wohl  läfst  sich 
der  Heilungsprozefs  so  erklären,  dafs  die  Auf- 
merksamkeit der  Kranken  von  ihren  irren  Ideen 
auf  die  Schmerzen  an  ihrem  Rücken  gelenkt, 
oder  dab  durch  die  Furcht  vor  dem  abermaligen 
Brennen  die  Aeufserung  der  kranken  Ideen  unter- 
drückt worden  ist,  oder  durch  das  erregte 
Entzündungs  -  und  Eiterungsfieber  die  Störun- 
gen in  ihren  Systemen  ausgeglichen  wurden, 
oder  daüs  durch  die  bedeutende  Eiterung  der 
Bluttrieb  zu  der  Brust  und  dem  Kopfe  abge- 
leitet, oder  ihre  Säftemasse  vermindert,  oder 
durch  die  Affection  des  Gangliensystemt  ihr 
Gehirnsystem  umgestimmt  worden  ist,  oder 
dafs  die  Krankheit  ihre  Stadien  bis  zur  Gene- 
sung ungehindert  durchlaufen  habe.  Für  alle 
diese  Sätze  lassen  sich  Gründe  beibringen  und 
vertheidigen*  Vielen  Aerzten  wird  die  fehlende 
Menstruation  als  Hauptursache  der  Krankheit  in 
dem  erzählten  Falle  erscheinen ;  aber  unendlich 
oft  habe  ich  erfahren,  dafs  selbst,  wenn  nach 
irgend  einer  Ursache,  z.  B.  einem  heftigen 
Journ»  LXXXL  B.  1.  8t.  D 


.       -      ÄO      -      ■ 

Schreckt  einer  starken  Erkältung f  die  Catame« 
tuen  unterdrückt  wurden,  und  sogleich,  oder 
bald  darauf,  die  Geisteskrankheit  auftrat,  die 
geistige  Genesung  schon  vor  2,3  —  6  Monaten  ' 
•o  weit  vocgeschritten  war,  dafs  die  genaueste 
Beobachtung  nichts  Krankhaftes  mehr  wahrneh- 
men konnte,  ehe  die  Cataineoien  wieder. ein- 
traten,  die  aber  allerdings  die  Gesundheit  be«^ 
festigten.  In  gleichem  Falle  gelang  es  dagegen 
bisweilen,  die  Catamenien  in  regelmässiger  Wie- 
derkehr hervorzurufen,  und  somit  die  angeb- 
liche und  scheinbare,  oder  wirkliche  Ursache 
der  Seelenstorung  zu  heben,  ohne  den  geisti- 
gen Zustand  im  mindesten  zu  verbessern.  Ue- 
brigens  haben  irre  Frauen  häufig  ihre  Catame- 
nien regelmäßig.  Unter  70  menstruationsfahi- 
!;en  Frauen,  die  sich  im  Jahre  1832  Wer  be- 
fanden, litten  nur  10  (worunter  5  Schwindsüch- 
tige) an  Amenorrhoe.  Die  übrigen  Frauen  hat- 
ten die  Periode  fast  alle  regelmässig. 


Zweiter    Fall 

D.  F.  S, . ..,  ein  Landmann ,  50  Jahr  alt, 
Ten  kräftigem  Knochen-  aber  schwächlichem 
Muskelbau,  schwarzem  Haar  und  Barte-,  gelb» 
licher  Gesichtsfarbe,  und  ron  Gesichtszügen, 
welche  die  Form  seiner  Seelenstorung  deutlich 
verrathen,  gutmiithigem  Charakter,  ward  Von 
gesunden  und  einfachen  Landleuten  geborenj 
woron  die  Mutter  zeitig,  der  Vater  aber,  der 
nach  ihrem  Tode  sich  wieder  rerheirathete,  im 
Jahre  1811  an  den  Folgen  eines  unglücklichen 
Sturzes  starb.  Er  überstand  die  Blattern,  Ma- 
sern and  das  Scharlachfieber  in  früher  Jugend» 


—     51      — 

zeigte  io  der  Schale  keine  besonders  Anlagen, 
blieb  aber  auch  nicht  hinter  seinen  Altersge- 
nossen zurück,  lernte  Lesen,  etwas  Schreiben, 
and  genofs  den  gewöhnlichen  Unterricht  in  der 
Religion.  Im  Jahre  1810,  bis  wohin  er  stets 
gesund  gewesen  war,  zog  er  sich  durch  eines 
Sprang  einen  Leistenbrach  auf  der  rechten  Seite 
zu,  weshalb  er  von  dieser  Zeit  an  ein  Band 
trog.  Im  J.  1813  verheirathete  er  sich,  lebte 
mit  seiner  Fran  zufrieden ,  halte  mit  ihr  5  Kin- 
der, wotoo  das  jüngste  1822  geboren  ward, 
nnd  bewirtschaftete  das  too  seinem  Vater  er- 
erbte 3000  Golden  werthe  Banergut,  worauf 
er  aber  die  Hälfte  schuldig  war*  Ungeachtet 
er  viele  Drangsale  im  Kriege  erdulden  mnfsfe» 
gerieth  er  doch  nicht  tiefer  in  Schulden,  «od 
befand  sich  körperlich  und  geistig  wohl,  bis  er 
im  Jahre  1817  Hämonhoidalbeschwerden  oo4 
1819  eine  heftige  Brustfellentzündung  bekam, 
von  welcher  letztem  er  durch  ärztliche  Hülfe 
befreit  ward.  Schon  während  der  so  eben  er- 
wähnten Jahre  las  er  häufig  Eibauungsbficher, 
besonders  aber  die  Bibel,  theilte  gelegentlich 
seine  excentrischen  Ansichten  Andern  mit,  ver- 
hielt sich  jedoch  ruhig,  arbeitete  fleilsig,  ge- 
rieth aber  1823  mit  Schwärmern  in  Benhrung, 
«od  äulserte  nach  dem  HimmeUabrtsfeste ,  tob 
dem  er  für  seine  Person  Wichtiges  und  Gro- 
bes erwartete,  offenbare  Zeichen  ron  Seelen» 
Störung.  Er  hielt  sich  von  Gott  zor  Besserung 
nnd  Erlösung  der  Menschen  ausenehen,  spradi 
viel  von  Jerusalem,  dem  künftigen  Genen*, 
dem  Satan,  seiner  eignen  Erhebung  M 
Kronen,  ermahnte  seine  Umgebungen  aar  1 
und  kiiJste  sie,  oder  spie  ihnen  in*  6 
*   "  *'  auf  cnVe  Stelle  im  ä) 

D2 


—     52     — 

durch  gereinigt  und  selig  würden.  Er  sprach 
ohne  Aufhören  und  bis  zum  Heiserwerden9 
machte  dabei  viele  Gesticulationen ,  tanzte» 
sprang  uinber,  schlief  fast  gar  nicht,  und  trank 
kannenweise  kaltes  Wasser.  Der  herbeigeru- 
fene Arzt  verordnete  ibin  einen  Aderlafs,  kalte 
Umschläge  auf  den  Kopf,  Senfteige  auf  die 
Arme  und  Waden,  innerlich  Brechweinstein, 
Salpeter  und  Sauerhonig,  um!  früh  und  Abends 
10  Gran  Gratiolapulver.  Der  Zustand  von  hef- 
tiger Aufregung  dauerte  mehrere  Tage,  wor- 
auf dann  plötzlich  während  der  heftigsten  Ex- 
altation, ein  ohnmachtähnlicher  Zustand  mit 
Krämpfen ,  bald  darauf  aber  die  Besinnung  und 
Ruhe  wieder  eintrat.  Seine  irrigen  Ideen  au- 
fserte  er  seltner,  besorgte  seine  gewöhnlichen 
Geschäfte,  und  verlebte  so  das  Jahr  1824  und 
das  Frühjahr  Ton  1825.  Im  Juni  aber  entwich 
er  plötzlich  gegen  Abend  aus  seiner  Wohnung, 
irrte  mehrere  Tage  umher,  und  gab  bei  seiner 
Zurückbringung  nach  Hause,  auf  Befragen,  an, 
der  Geist  des  Herrn  habe  ihn  fortgetrieben,  and 
er  müsse  sein  Werk  vollenden. 

Die  fortgesetzte  ärztliche,  vorzüglich  auf 
den  Unterleib  wirkende  Behandlung,  fruchtete 
wenig,  er  entwischte  im  Juli  1825  abermals, 
und  ward  erst  nach  8  Tagen  zurückgebracht. 
Seine  Idee,  dafs  er  die  Welt  bekehren  müsse, 
Vfiederholte  er  jetzt  sehr  oft,  las  noch  eifriger, 
vorzüglich  die  prophetischen  Schriften  des  altea 
und  neuen  Testaments,  und  von  letzterm  am 
meisten  die  Offenbarung  Johannes,  und  be- 
hauptete nun,  dafs  die  meisten  Prophezeihun- 
gen  sich  auf  ihn,  den  Sohn  Gottes,  bezögen, 
recitirte,  um  seine  Meinung  zu  unterstütze», 
öfters    Stellen    aus  dar  Bibel,   und    folgenden 


—     53     — 

Vers  eines  Liedes ,   das   er  am  firegoriusfsstt 
oft  mit  andern  Schulkindern  gesungen  hatte;  . 

„Frledensfurst  aas  Salem«  Floren, 
Wundervoll  in  iwei  Naturen. 
Gott  und  Mensoh  in  Dir  verbunden, 
Heil!  der  Held  hat  überwunden, 
Gott  and  Menschen  sind  verbunden." 

Veber  andere  Gegenstände ,   als  die  seines 
Wahnes,  sprach  er  besonnen,    und  zeigte  da- 
bei ein    gutes   Gedächtnifs,  trug  aber  selbst  in 
die  Jahre  seiner  frühesten  Kindheit,    wie  mas 
aas  dem  obigen  Verse  sieht,  seinen  Wahnsinn 
hinein,  indem  er  die  damaligen  Erlebnisse  mit 
seinem  gegenwärtigen  Zustande  in  Verbindung 
setzte.     Die  Verwandten  des  Kranken  und  seine 
Obrigkeit   hielten  nun   um   seine  Aufnahme  in 
die  hiesige  Anstalt  an,  welche  am  26sten  Fe- 
bruar 1826  erfolgte.     Sein  Geisteszustand  war, 
wie  er  oben  beschrieben  ward,  der  Anblick  an» 
derer  Kranken   afficirte   ihn  wenig,   die  Tren- 
nung von  seiner  Familie  und  seinem  Hauswe- 
sen  ertrug  er  gelassen,    und  tröstete  sich  mit 
dem    Gedanken,    dafs  ihm  Mühseligkeiten  und 
Drangsale,    damit    er    nach    den   Worten   der 
Schrift  seinen  hohen  Beruf  erfüllen  könne,  Ton 
Gott   auferlegt  worden    seyen.     Nur  dann  und 
wann   ward   er  jähzornig,    wenn,    was  nicht 
immer  zu  -verhüten    war,    andere  Kranke  ihn 
▼erspotteten,    beruhigte  sich  jedoch   bald   dar- 
über.    In  die  Hausordnung  fügte  er  sich  gedul- 
dig,   besorgte*   mit    den   übrigen    Kranken  im 
Hause,   Hofe  und  Garten  mechanische   Arbei- 
ten,  und  war  nie  ungehalten,   wenn  man  ihn 
dazu  aufforderte.     In  körperlicher  Hinsicht  Hü- 
lsen sich,  aufser  Abdominalstockungep ,  we 
Störungen  an   ihm  bemerken.     Er   gebran 
lange  Zeit  resolrirende  Mittel,  -fcittre  Ext» 


Neutral-  und  Mittelsalze*  versuchsweise  die 
scbwarse  Niefswurz  in  verschiedenen  Formen, 
und  äufserlich  Jaue  Bäder,  mit  dem  Erfolge, 
dafs  seine  Abdominalstockungen  sehr  vermin- 
dert wurden,  und  er  nur  selten  von  Krens-» 
schmerzen  und  Verdauungsbeschwerden  noch 
belästigt  ward.  "Vorstellungen ,  Ermahnungen, 
Zerstreuungen,  Belehrung,  das  Anhalten  zur 
Arbeit  und  Tadel ,  Alles  ward ,  um  seinen  Geist 
wieder  auf  die  rechte  Bahn  m  bringen,  verge- 
bens angewandt.  Eigentümlich  war  bei  die« 
Bern  Kranken  ,  dafs  er  den  Geistlichen  der  An- 
stalt nicht  vermied ,  ihn  bei  seinem  Titel  und 
Kamen  nannte,  und  den  Gottesdienst  fleifsig 
toesucbte,  wahrend  'dafs  Kranke,  die  an  der 
ttamllchen  Form  von  Seelenstöruog  leiden,  dies 
gewöhnlich  verweigern..  Mit  auffallender  Schnel- 
ligkeit beantwortete  er  die  Fragen  und  wider» 
legte  die  von  ihm  angeführten  Stellen  ans. der 
heiligen  Schrift  mit  amdern. 

Im  Jahre  1829  litt  er  drei  Wochen  an  ei- 
nem gastrisch -»venösen  Fieber  x  welches  aber 
nur  in  sofern  auf  sein  Gemüth  wirkte,  dafs  er 
weniger  von  'seinem  Wahne  sprach,  der  aber 
#choQ  in  der  Reconvalescens  wieder  mehr  her- 
vortrat« 

'  Die  Gesichtsfarbe  des  Kranken  ist  gelblich, 
•der  Blick  etwas  stier  und  stechend ,  die  Augen 
lind  weit  geöffnet ,  ■  die  Augenbraunen  in  die 
*&ohe,  und  die  Stirn  in  Falten  gesogen,  Gang 
und  Haltung,  obwohl  der  Kranke  den  Racken 
gerade  bäh,  etwas  nach  vorn  gebeugt,  der 
Appetit  gehörig %  der  Leib  weich  und  eingeso- 
gen ,  die  .Zunge  nur  Wenig  belegt)  die  Stuhl- 
ausleerung erfolgt  regelmässig  taglich  einmal 
«ihn«  Beschwerde,    Di*  Rtipiraüoa  igt  gtfcörig 


—     *6     — 

tief,  und  «ach  bei  anstrengenden  Arbeiten  nicht 
gestört,  die  Haut  etwas  trocken  y  aber  nicht 
schuppig;  der  Puls  weder  quantitativ  noch  qua- 
litativ abnorm.  An  den  Füfsen  und  Unter* 
Schenkeln  bemerkt  man  viele  varicüse  Venen, 
<)ie  ihm  aber  keine  Beschwerden  verursachen« 
Per  Körper  ist  mehr  mager,  als  beleibt,  die 
Jyräfte  der  strammen  Muskeln  aber  bedeutend. 

Der  Kranke  erklärt  sich  noch  immer  für 
den  Erlöser  der  Welt,  und  sagt,  sobald  erbe* 
merkt,    dafs    ein  Fremder,    denn   auf  ander« 
Kranke  achtet  er  wenig,   ihn  beobachtet,  ge- 
wöhnlich zu  demselben:  „Hier  steht  der  Mann» 
den  der  Herr   sich  zu  seinem  Werkzeug  erko*» 
ren,  dafs   er  die  Menschen   befreie  von  allem 
Uebel.     Ob  er  wohl  reich  war ,  nahm  er  dochi 
Knechtsgestalt  an ,  dieweil  ihm  dies  sein  himm- 
lischer Vater   auftrug.     Im  53sten  Kapitel  Je- 
saiä   steht  von  mir  geschrieben:  ,„Siehe  mein, 
Knecht   wird  weislich  thun  und  wird  erhöhet, 
und  sehr  hoch  erhaben  seyn ,'"  —  und  in  dem- 
selben Kapitel,  „9Er  war  der  Allerverachtetste, 
voller  Schmerzen  und  Krankheit.9"     Das  ist  das 
Schlofs ,.  das  jetzt  Sonnenstein  heilst,  und  von 
mir  gilt,   wie  geschrieben  steht  im  8ten  Kapi- 
tel des  Propheten  Daniel,  „Ich  war  .zu  Schloß), 
Susan  im  Lande  Elam  am  Wasser  Ulai'";  uncJi 
wie  es  im  lOten  Kapitel  im  ölen  Vers  deeae£»< 
ben  heifst:  „,da   stand  ein  Mann  in  Leinwand . 
und  hatte;  einen  goldenen  Gürtel  um  seine  Len^T 
den."'    Hier  steht  der  Mann ;  von  dem  es  TO}**: 
♦er  heifst,  „,ich  ward  sehr  ungestaltet  und  battf, 
keine  Kraft  mehr,    aber  es  rührte  mich  an  t~ 
ner,  wie  einMenscJb  gestaltet  und  stärkte  mich. 
Oft  schaut  er  in   die  Ferne   und  äufsert  daii 
gegen  die,  die  ihn  anhören:   „Sehen  sie 


»-. 


—    56     -* 

die  himmlischen  Heerschaaren  stehen,  Ton  de- 
nen  in  der  heiligen  Schrift  steht,  dafe  sie  rie- 
hen werden  von  Abend  gegen  Morgen?  Da- 
bei zeigt  er  auf  entfernte  Wälder,  nnd  labt 
sich  in  feiner  Meinung  nicht  irre  machen.  Wit- 
terungsveränderungen ,  Steine  oder  Stückchen 
Holz,  die  er  findet,  macht  er  zu  Gegenstän- 
den seioer  Aufmerksamkeit,  nnd  will  in  ihnen 
bald  die  Beweise  seiner  erhabenen  Bestimmung, 
bald  die  Aufforderang  zur  Fortsetzung  seines 
Erlösungswerks  erkennen.  Die  Besuche  seiner 
Familie  nahm  er  freundlich  auf,  verlangte  aber 
nicht  nach  Hause  zurück,  indem  er  erklärte, 
dafs  er  hier  sein  von  Gott  ihm  aufgetragene* 
Werk  erst  ausführen  müsse.  Er  kennt  die  hie- 
sigen Offizianten  nnd  die  meisten  Kranken  der 
dritten  Klas9e,  verwechselt  nicht  ihre  Namen, 
bat  ein  treues  Gedächtnifs  und  arbeitet  fleifsig 
in  den  Gürten  und  Höfen,  indem  er  das  wäh- 
lend seinen  Grübeleien  oder  seinen  Reden  Ver- 
säumte eifrig  nachholt.  Andere  Kranke  hält 
er  nicht  für  krank,  sondern  glaubt,  daft  sie' 
freiwillig  hierher  gekommen,  um  von  ihm  er- 
löst tu  werden.  So  bleibt  sich  der  geistige 
Zustand  des  Kranken  völlig  gleich,  und  Alles, 
was  durch  den  Aufenthalt  und  die  Behandlung 
1D  der  hiesigen  Anstalt  erreicht  wurde,  besteht 
darin,  dafs  die  Aeufserungen  seioer  geistigen 
qnd  körperlichen  Krankheit  in  ihrer  Heftigkeit 
gemildert,  seine  Umgebung  vor  den  thörichten 
Versuchen  der  Reaüsirung  seiner  irrigen  Re- 
den geschützt,  und  er  vor  tieferm 
in  Wahnsinn  bewahrt  worden  ist» 


—     57     — 

■ 

Betrachten  wir  dos  nähet 
I.  Die  Ursachen,  die  den  Kranken  in  den 
iben  geschilderten  Znstand  versetzten,  so  fie- 
len wir  sie  theils  in  seinem  Korper,  theils  in 
einem  Geiste«  Der  Kranke  erduldete  im  Kriege 
tfele  Drangsale,  hatte  die  Hälfte  seines  Gutes 
liebt  bezahlt ,  bekam  eine  zahlreiche  Familie, 
ind  war  demnach  vielfachen  deprimireodea  Ge- 
aiithsbewegungen  aasgesetzt,  die  auf  sein  Gan- 
;liensystem  zunächst  nnd  dnreh  dieses  auf  seine 
Verdauung,  Blntbereitnng  und  den  Blutumlauf 
s  den  Abdominalorganen  and  seeundar  auch 
uf  die  Mischung  seines  Blntes  überhaupt  nach- 
beilig  wirkten,  sein  Gemeingefiihl  veränder- 
en, seine  Sorgen  vergröberten  und  ihm  den 
futh  benahmen,  den  Widerwärtigkeiten  des 
•eben«  kräftig  zu  widerstehen.  In  der  Schule 
es  Dorfes  ward,  wie  es  meist  der  Fall  ist, 
auptsäclilich  das  Gedächtnils  des  Knaben  ge- 
bt ,  dagegen  aber  sein  Verstand  wenig  ausge- 
bildet Aengstlich  nnd  kränkljch,  an  Plethora 
bdominalis  leidend,  nicht  allein  für  sein  selt- 
enes ,  sondern  auch  für  sein  ewiges  Heil  furch- 
and,  fing  er  nun  an,  die  Bibel  zu  lesen,  seine 
Kr  ihn  so  wohltbätigen,  häuslichen  wechaai» 
eben  Arbeiten  zu  vernacbläf&igen ,  Hülfe  von 
rott  zu  erwarten,  während  er  müfeig  die  Hände 
i  den  Schoofs  legte,  und  gerieth  endlich  mit 
chwärmern  in  Berührung ,  wodurch  der  in 
im  liegende  Keim  zur  SeelenkranLheit  zur 
ollen  Flamme  angefacht  wurde.  Während 
ich  anfangs  seine  Krankheit  mehr  auf  körper~ 
che  Leiden  beschränkte,  und  der  Verstand 
ie  Wahrnehmungen  seiner  Sinne  und  seine 
Erstellungen  noch  zu  ordnen  vermochte,  s# 
afo  er  sich  über  seine  Person  und  seine  B*r 
timmung   noch   klar  war,   seine  Handlung! 


—     öS     — 

nach  den  Vernunftgesetzen  regeln  konnte,  und 
sich/ wenn  auch  bekümmert  und  niedergeschla- 
gen ,  doch  noch  -  geistig  frei  erhielt ,  giilg;  nun 
nach  und  nach  die  Herrschaft  der  Vernuöftjübee 
die  übrigen  Seeleo  vermögen  ,  und  namentlich 
über  die  Phantasie  immer  mehr  irr-ihin  unter; 
er  verwechselte  sein-  Subject  mit  dem  Objfect« 
bekam,  von  seiner. Phantasie  verführt,  Sinnes- 
täuschungen, die  dadurch,  dafs  sich,  steine  GßJ*t 
Slitutiön  völlig  •  in  die  venöse  umgewandelt 
hatte,  mit  genährt  wurden,  und  war,  von  ir- 
dischen Sorgen  entbunden  ,  glücklich  in  seinem 
Wahne  und  seiner  vermeintlichen  Gräfte.  Dia 
Krankheit  steigerte  sich,  nach  dem  Himmel- 
fahrtsfeste im  Jahre  1823  fast  bis  cur  Tob- 
sucht, sein  Blut  und  Nervensystem  war  in.gro- 
fser  Aufregung,  die  durch  den  antiphlogistischen 
Apparat  nicht  beseitigt  wurde,  und  mitten  in 
der  heftigsten  Ecstase  trat  (wie  es  in  dem  Gut- 
achten heifst),  ein  ohnmachtähnlicber  Zustand 
mit  Krämpfen  auf.  Wahrscheinlich  war  die- 
ser Zustand  in  einer  plötzlichen  Ueberfüllong 
der  Blutgefässe  des  Gehirns  und  Rückenmarks, 
so  wie  in  der  Unterdrückung  (weniger  sbej  in 
einer  Ueberreizung)  der  Hirn-  und  Nerventhär 
tig" begründet,  ohne  dafs  jedoch  ein  Zerreibet» 
der  Gefäfse  und  ein  Exsudat  Statt  fand,  indem 
bei  einer  fortgesetzten  passenden ,  in  dem  Phyw 
sikatsgutachten  leider  nicht  näher  bestimmten, 
arztlichen  Behandlung,  die  Besinnung  und;Rj*ha 
wiederkehrten  und  keine  Symptome  eines*  vor* 

aasgegangenen  Blutergusses  sich  zeigten. 

•  ■         •      . 

IL  Die  Behandlang  des  Kranken  von  Stu- 
ten seines  Arztes  vor  der  Aufnahme  allhier, 
müssen  wir  nicht  anders,  als  sehr  zweck- 
nennen*    und  zugleich   gestehen  %   dals 


i 

—      59     — 

•ie  soviel  leistete,  als  sich  bei  der  Heftigkeil 
und  langen  Dauer  der  Krankheit,  außerhalb  ei* 
ner  Anstalt  und  in  den  gewohnten  Verhältnis^ 
sen  bei  einem  solchen  Kranken,  leisten  läfst» 
Durch  den  antiphlogisTischen  Apparat  ward  die 
gefahrdrohende  ßlutüberfüllung  des  Gehirns  und 
die  Tobsucht  schon  vorher  gemindert ,  durch 
entsprechende  Mittel  die  Hemmung  der  Blut- 
circulation  durch  das  Pfortadersystem  gehoben. 
Auf  Sonnenstein  wurden  gleichfalls  resolYirende, 
die  Thätigkeit  der  Unterleihsorgane  erregende, 
und  das  Gemeingefübl  umstimmende  Mittel,  zu- 
gleich aber  auch  die  in  dergleichen  Fällen  treff- 
lich sich  bewahrenden  lauen  Seifenbäder  ange- 
wandt; dem  Kranken  leicht  verdauliche  Spei- 
sen, viel  Bewegung  im  Freien  und  Beschäfti- 
gung mit  anstrengenden  mechanischen  Arbeiten 
verordnet,  das  Lesen  der  Bibel  ihm  natürlich 
nicht  gestattet,  und  ihm  zu  seiner  Erbauung 
nur  das  Gesangbuch  gegeben,  das  ihq  aber 
nicht  befriedigte.  Die  H«uptindicationen  waren 
bei  seiner  Behandlung; 

1)  Die  Wiederherstellung  der  Harmonie  in 
den  Systemen  und  Organen,  namentlich  das 
Mäfsigen  der  bei  ihm  vorherrschenden  Veposi- 
tät;  2)  die  Zerstreuung  seines  Gemüths;  3)  die 
Fixirung  seiner  Aufmerksamkeit  auf  andere  und 
nützliche  Gegenstände,  die  nicht  mit  seinem 
Wahne  in  Beziehung  standen;  4)  die  Cultur 
■eines  Geistes,  und  5)  die  Erweckung  seiner 
Selbsterkenntnis  durch  Tadel  und  Lob ,  Beifall 
und  Ermunterung,  und  das  Wiederhervorrufen 
der  Liebe  zu  seiner  Familie  und  seinem  Haus- 
wesen, Die  körperlichen  Beschwerden  wurden 
durch  die  oben  erwähnten  Mittel  grofstentheile 
gehoben,  der  Geisteszustand  zwar  etwas  ge- 
bessert, aber  sein  Wahn  nicht  beseitigt/ 


. » 


w     60     — 

Fragen  wir  nun ,  ob  es  vrohl  möglich  ge- 
wesen, oder  noch  möglich  »ey,  den  Kranken 
herzustellen,  wenn  er  lange  Zeit  mit  Ekel- 
oder  Brechmitteln ,  mit  Sturzbädern;  oder  äu- 
fserlich  angewendeten  scbmerzerregenden  Mit» 
teln  behandelt  worden  wäre,  oder  noch  worde^ 
so  müssen  wir  darauf  unserer  Erfahrung  nach 
mit  Nein  antworten. 

Ungeachtet  der  Anpreisung  der  EkelmiÜel 
bei  den  verschiedensten  Formen  und  Arten  der 
Seelenstörungen  verdienen  sie,  wie  die  mei- 
sten Irrenärzte  mit  mir  behaupten  werden,  das 
Lob  bei  weitem  nicht ,  das  ihnen  ein  berühm- 
ter Arzt  ertheilte.  Häufig  werden  Kranke  nach 
Sonnenstein  gebracht,  wo  die  Ekelkur  entwe- 
der gar  nichts  fruchtete,  oder  offenbar  scha- 
dete. Entkräftende  Diarrhöe ,  die  auch  den  be- 
währtesten Bütteln  lange  Zeit  widersteht,  und 
wahrscheinlich  in  Geschwüren  des  Magens  und 
Darmkaüals  ihren  Grund  hat,  oder  Lieuterie, 
die  nicbl  geringe  Mühe  zu  ihrer  Beseitigung' 
erfordert,  ist  die  gewöhnliche  Folge,  während 
dafs  die  Seelenkrapkheit  fortdauert,  und  den 
Kranken  nicht  selten  zum  Tode  fuhrt«  Am 
widersinnigsten  und  schädlichsten  ist  die  An- 
wendung der  Ekelkur,  und  vorzüglich  des 
Brech Weinsteins  bei  einem,  in  Manien  nicht 
selten  vorhandenen ,  entzündlichen  Zustand«  des 
Darmkanals.  — 

Weil  Geisteskranke  häufig  mißtrauisch  sind, 
und  es  in  ihrer  Krankheit  liegt,  dafs  sie  Ver- 
giftung von  Seiten  ihrer  Verwandten ,  oder  ih- 
res Arztes  fürchten  %  ist  aber  auch  die  Anwen- 
dung der  Ekelkur,  vorzüglich  in  der  Privat» 
praxis,  nicht  lange  anwendbar.  Das  von  ei- 
nem berühmten    Arzte  empfohlene  Verfahren, 


—    Ol    — 

dem  Kranken   den  Brechweinsteia  in  Speisen 
oder  Getränken  heimlich  beizubringen,  ist  gans 
verwerflich»     Oft  kommen  Kranke  hierher,  de- 
ren  Aerzte   diesen   Rath  befolgtem    Die  Kran- 
ken verloren   darnach   vollends    das  Vertrauen 
'sowohl  su  ihrem  Hautarzte ,  als  zu  ihren  Ver- 
wandten ,  tobten  gegen  sie,  nahmen  nichts  mehr 
ein,   und   wurden    durch   den   blofsen    Anblick 
ihrer  vermeintlichen  Feinde  nur  noch  mehr  auf- 
gereizt.     Das   schlimmste    aber  ist,    dafs    sief 
wenn  die  Speisen  mit  Ekelmitteln  versetzt  wur- 
den ,  nun  aus  Furcht  vor  Vergiftung  Essen  und 
Trinken  versagen,  lieber  hungern  und  dursten, 
grafslich  abmagern  und  elend  umkommen,  wenn 
sie   nicht  in   andere  Verhältnisse  versetzt  wer- 
den.    Der  Widerstand   des  Kranken  und  seine 
Beharrlichkeit,  keine  Nahrung  zu  sich  zu  neh- 
men, ist  nicht  gering,  und  oft  nur  mit  Gewalt 
zu  besiegen.     Auf  Sonnenstein  befindet  sich  ge- 
genwärtig ein   Kranker,    dem  fast  ein  Viertel- 
jahr hindurch  jeder  Tropfer.  Nahrung  und  Arz- 
nei theils  mit  einem  starken  Löffel,   theils  mit 
dem  Mundspiegel  und  dem  Trichter  eingebracht 
werden  mufste,    wozu  jedesmal  4  —  5  starke 
und    geübte   Wärter  nöthig   waren ,    und  jetzt 
sind  wenigstens  10  — 12 Kranke. noch  hier,  die 
ein-  oder  mehrere  Male   aus   gleichem  Grunde 
der   Anwendung    des    Mundspiegels    bedurften. 
Eine  Hauptsache   bei  der  Behandlung  der  Irren 
ist,    dafs   man   möglichst   offen    gegen  sie  sey, 
denn    sonst     werden     sie    noch    mifstrauischer, 
schimpfen  auf  den  Arzt ,  erklären  ihn  für  einen 
Giftmischer,  oder  Peiniger,  und  stören  dadurch, 
wenn    sie  in  einer  Anstalt  befindlich  sind,    das 
Zutrauen,   das    andere    Kranke   zu  ihm  haben. 
Will  man  ein  Brechmittel  bei  vorhandenen  In- 
dieationen  geben,  so  sage  man  et  unverhoi 


—     62     — 

und  bei  eintretender  Wirkung  wiederhole  man, 
dafs  dies  die  Folge  des  Brechmittels  sey.   Das- 
selbe mufs   man   bei   Ekel  -   und   abführenden 
Mitteln  thun.     Widersetzt  sich  der  Kranke  dem 
Gebrauche   der  Arznei,  und   kann   man  ihn  in 
Gate  nicht  dazu  bewegen,  so  ist  £s  gut,  wenn 
der  Haus-  oder   Anstaltsarzt  vor  der  Anwen- 
dung  der   Gewalt  ihn  verläfst  und  die  Opera- 
tion mit  dem  Mundspiegel  einem  geübten  Manne 
anvertraut.     Der  Arzt  thut  am  besteu ,    wenn 
er  sich  fast  jeden  Tag  bei  seinem  Besuche  nach 
dem  körperlichen  Gesundheitszustande  bei  dem 
Kranken ,    oder    wenn   dieser  nicht   antwortet, 
bei    dessen   Umgebungen   erkundigt,    z.   B.   ob 
und   wie  lange  er  geschlafen,  ob  er  gegessen 
und  getrunkeu,  ob  er  Ausleerungen  gehabt,  wie 
diese  beschaffen    gewesen  seyen ,    ob   er  aber 
Schmerzen   klage   oder  geklagt  habe  u.  s.  w«, 
und  er  kehre  sich  nicht  daran,   ob  der  Kranke 
tobt  und  schreit,   oder  überhaupt  gar  nicht  auf 
seine  Anwesenheit  Rücksicht  nimmt;    denn  der 
Kranke   versteht   die  Fragen  und  Anordnungen 
des   Arztes,  und  erinnert   sich   oft,  trotz  dem,    - 
dafs  er  von  tausenderlei  Dingen  delirirt,    nach 
Wochen  und  Monaten  noch  der  geringfügigsten  ' 
Dinge ,  die  er  während  seiner  Anfälle  gar  nicht 
wahrzunehmen   schien.    Häufig  haben  mir  von 
Manie  Genesende  und  Genesene   die  nämlichen 
Worte  wiederholt,  die  ich  beim  ersten  Eintritt 
in  das   Zimmer  zu  ihnen  sprach,  *ind  erzählt! 
wie  oft   ich  sie  täglich  besucht,   und  wo  ich 
mit  ihnen  gewesen  sey,  ob  in  ihren  Zimmern, 
oder  in   dem  Billard  -  oder  Unterhaltungssaale, v 
oder  im  Garten.     Eine  vornehme  Dame,    wei- 
che  vor  ihrer   Aufnahme  allhier  J  Jahr,   und 
nach   derselben   J  Jahr  tobte,    wufste  sich  ge- 
f       neu  auf  aüea  während  ihrer  Krankheit  Erlebte, 


-      63      - 

cu  besinnen  und  nur  8  Tage  ungefähr  fehlte« 
in  ihrem  Gedächtnis.  Eine  andere,  die  vor 
5  Jahren  allhier  von  heftiger  Manie  genas, 
wufste  sich  gleichfalts  einen  Besuch  ihres  frü- 
hem Hausarztes  9  den  ihr  derselbe  hier  wäh- 
rend ihrer  heftigsten  Tobsucht  machte,  genau 
fns  Gedächtnifs  zurückzurufen,  und  konnte  nicht 
aliein  die  Worte,  die  er  in  ihrem  Zimmer 
sprach,  wieder  anführen,  sondern  auch  seine 
Kleidung  genau  beschreiben.  Dieselbe  tobsüch- 
tige Kranke  bekam  zwei  Tage  nach  ihrer  An- 
kunft, weil  sie  schon  seit  7  Tagen  verstopft 
war,  und  durch  keine  Bitten  und  Vorstellun- 
gen zum  Arzneigebrauch  gebracht  werden  konnte, 
3  Tage  hinter  einander  früh  1  Löffel  Ricinus« 
mit  Crotonol  durch  den  Mundspiegel,  wehrte 
sich  aber  dabei  mit  allen  Kräften.  Auf  die 
nach  ihrer  Genesung  an  sie  gerichtete  Frage} 
warum  sie  sich ,  kurz  nach  ihrer  Ankunft,  so 
gegen  das  Arzneinehmen  gesträubt  habe,  gab 
sie  mir  mit  Lachen  die  Auskunft,  sie  habe  bald 
geglaubt,  dafs  man  sie  vergiften ,  bald  wieder, 
dafs  man  ihr  mit  dem  Instrument  einen  Zahn 
ausziehen  wolle,« 

Häufig  geschieht  es,  dafs  an  Wahnsinn 
leidende  Kranke  sich  für  gesund  erklären,  und 
den  Arzt  fragen,  wie  er  ihre  vermeintliche 
Krankheit  nenne.  Wollte  man  ihnen  den  ei- 
gentlichen '  Namen  ihrer  Krankheit  nennen,  so 
würde  man  sie  aufs  höchste  erbittern ;  sagt  man 
ihnen  aber ,  dafs  sie  nervenkrank,  oder  über«' 
haupt  körperlich  krank  seyen,  dafs  sie  an 
Schlaflosigkeit,  Verdauungsbeschwerden ,  Blut- 
Wallungen,  unterdrückter  goldner  Ader  oder 
Menstruation ,  herumziehender  Gicht  und  dergl. 
leiden ,    indem    man    die  -analnnefttischen  Mo» 


—     64     — 

mente  dahei,  und  die  etwa  vor  ihrer  Seelen- 
•  Störung  tod  dem  Kranken  selbst  geäufserten 
Klagen  berücksichtigt,  sieb  auf  den  Ausspruch 
des  frühern  Arztes,  auf  gebrauchte  Bäder  und 
dergleichen  beruft,  so  beruhigt  sich  der  Kranke 
in  der  Regel  bald.  Hauptsächlich  aber  mufs  . 
sich  der  Arzt  hüten,  sich  jemals  dabei  zu  wi- 
dersprechen. Ueberzeugt  man  den  Kranken 
nicht,  so  darf  man  nicht  weiter  mit  ihm  dispu- 
tiren,  sondern  man  leitet  das  Gespräch  auf  et* 
was  Anderes,  oder  verläfst,  wenn  der  Kranke 
heftig  ist,  das  Zimmer.  Empfindlich  straft  man 
dergleichen  Kranke  dadurch,  dafs  man  bei  dem. 
nächsten  Besuch/  nicht  mit  ihnen  spricht,  aber 
sich  um  so  freundlicher  mit  den  übrigen  Stu- 
bengenossen unterhält,  oder  sich  nur  bei  dem 
Wärter  erkundigt,  wie  der  Kranke,  ob  ruhig 
oder  unruhig,  reinlich  oder  unreinlich  gewe- 
sen sey. 

Oben  stellten    wir  die  Frage  auf,   ob  in  , 
dem  beschriebenen  Krankheitsfälle  nicht  Sturz«    . 
bäder  Ton  gutem  Erfolge  hätten  seyn  können« 

Berühmte  Aerzte  bezeichnen  sie  als  grobei 
Heilmittel,  sowohl  beim  Wahnsinn,  als  bei 
der  Melancholie«  So  grofses  Lob  man  ihnen 
aber  ertheilt  hat ,  um  so  gering  ist  doch  in  der 
That  die  Zahl  der  Kranken,  die  dadurch  ge- 
nesen. Die  Sturzbäder  werden  von  Vielen 
mehr  versuchsweise  und  ohne  hinreichende  In- 
dicationen  angewandt.  Sie  wirken  sowohl  so- 
matisch*, als  psychisch,  und  zwar:  1)  mecha- 
nisch durch  den  Fall  des  Wassers  auf  den  Kopf, 
oder  zugleich'  auf  die  Schultern,  oder  auf  den 
ganzen  Körper,  und  bringen  eine  allgemeine 
Erschütterung  hervor ;  2)  wirken  sie  dynamisch 
auf  die  Hautnerven  und  CapillargefäXse  durch 


—     65     — 

ihre  Kälte  und  verursachen,,  wie  kalte  Bäder, 
eine  bedeutende  Reaction  der  Blutgefässe;  sie 
erregen  also  ein  künstliches  Fieber,  und  bele-" 
ben  die.  gesunkene  Sensibilität  und  Irritabilität 
Psychisch  wirken  sie  i)  direct  durch  den 
Schreck,  und  2)  indirect  dörch  Erregung  von 
plötzlichem  Schmerz,  und  sehr  ähnlich  hefti- 
gen Schlägen  ohne  Quetschung  zu  verursachen« 
Nachtheilig  können  sie  werden  durch  die  Er* 
schütterang  und  durch  den  heftigen  Schreck, 
dessen  Wirkung  der  Arzt  nicht  in  der  Gewalt 
bat,  and  welcher  Apoplexie  und  Epilepsie  her« 
vorbringen  kann.  Ferner  wirken  sie,  öfters 
wiederholt,  schädlich,  durch  die  Erkältung  des 
Rückgrathe* ,  der  Schultern,  oder  des  Kopfes, 
und  secundär  durch  die  nachfolgende  bedeutende 
Reaction  der  Blutgefässe  des  Kopfes  und  der 
Brust  Die  Sturzbäder  sind  den  Uebe/raschungs- 
bädern,  wie  sie  von  den  alten  Aerzten,  und 
namentlich  von  Boerhaave  und  dessen  Com- 
nientator,  van  Swieten,  empfohlen  wurden, 
and  wie  man  sie  hin  and  wieder  noch  in 
schlecht  eingerichteten  Irrenanstalten  findet,  sehr 
ahnlich ,  von  deren  Anwenduog  aber  die  mei- 
sten Irrenärzte ,  wahrscheinlich  durch  Schaden 
beiehrt,  zurückgekommen  sind.  Ein  berühmter 
Arzt  lobt  die  Sturzbäder  bei  der  Behandlung 
der  Irren  sehr,  und  als  Arzt  einer  grofsen  Ir- 
renanstalt ,  wendete  er  sie  häufig  zu  30  —  50, 
ja  bis  zu  100  Eimern  auf  einmal  an.  Er  rühmt 
sie  als  Heil  -  und  Strafmittel.  Als  letztere  sind 
sie,  wie  die  Schläge,  ganz  verwerflich,  denn 
ein  Strafmittel  darf  das  Leben  des  Kranken 
nicht  gefährden.  Und  dann  die  Willkühr  der 
Aufseher  und  Wärter!  Was  kann  das  Publi- 
kum für  Vertrauen  zu  einer  Irrenanstalt  haben, 
wo  es  den  Unterofficianten  erlaubt  ist,  und 
Ioiin.LXXXLB.l.St.  E 


—     66     — 

selbst  too  dem  Arzte  öfter»  anbefohlen  wird, 
solche  Strafmittel  anzuwenden?  Der  Arzt. kann 
unmöglich  stets  bei  der  Anwendung  derselben 
zugegen  seyn,  und  wie  kann  der  Kranke  Lieb* 
zu  dem  Arzte  gewinnen ,  jler  ihn  so  einer  Cot* 
rection  unterwirft  ?  —  Jeder  Arzt  wird  in  sei* 
ner  Praxis  glückliche  Erfahrungen  mit  diesem 
oder  jenem  Mittel  gemacht  haben;  viele,  und 
mit  diesen  auch  der  Verfasser  dieses  Aufsatzes, 
sahen  die  herrlichsten  Erfolge  von  kalten  Ue- 
bergiefsungen  in  typhösen  Fiebern  und  nament- 
lich im  Typhus  exanthematiciis ,  so  .  wie ,  bei 
Febr.  nervosa  stupida  Frank.  9  aber  sehr  sei* 
ten  sind  sicherlich  die  Fälle ,  wo  bei  chro- 
nischen Nerven  -  und  Geisteskrankheiten  die 
Sturzbäder  indicirt  sind.  Ganz  verwerflich  und 
offenbar  schädlich  sind  sie  1)  bei  organischen 
Fehlern  des  Kopfes,  der  Brust  und  des  Unter- 
leibs, 2)  bei  Entzündungen  überhaupt,  3)  bei 
Blutstockungen  im  Kopfe,  der  Brust  Und  dem 
Unterleibe,  4)  bei  heftigem  Blutandrang  nach 
einem  einzelnen  Organ,  5)  unterdrückten  Blut- 
flüssen, 6)  bei  heftigem  Schweifs.  Selten  wird 
ein  Kranker  gutwillig  sich  der  Sturzbad  -  Ope- 
ration unterwerfen;  er  wehrt  sich  gegen  seine 
Wärter,  wird  zornig,  gerät Ji  in  Schweifs,  und 
wird  er  dann  mit  eiskaltem  Wasser  übergös- 
sen und  erträgt  er  dies  ohne  Schaden ,  nun  s6 
mufs  man  seine  Constitution  und  den  glückli- 
chen Zufall  loben,  die  das  Wagstück  des  Arz- 
tes ihn  aushalten  liefsen.  Sehr  wäre,  es  zu 
wünschen,  dafs  jeder  Arzt,  der  ein  Heilmittel 
anpreist ,  nicht  nur  seine  glücklichen ,  son* 
dern  auch  seine  unglücklichen  Erfahrungen  mit- 
theilte ;  letztere  dürften  öfters  belehrender  seyn, 
als  die  erstem.  — 


—     67     - 

Durch  solche  stark  auf  das  Gemeiqgeftihl. 
wirkende   Mittel,    durch   die   Furcht  .-tot  der; 
Wiederholung  derselben  9    kann  mancher.  .See- 
lenkranke von  seinem  Wahnsinne  befreit  wer-, 
den,    ja  selbst  bei  manchen,    und  namentUcl}, 
Reconvalescenten    und    aufserhalb  ,der.  Anstalt, 
befindlichen,  wird  die  Drohung  fruchten,  #ie:^nv 
eine  Anstalt,    wo   Sturzbäder   methodisch  .£ß-; 
braucht  werden,   zurück  zu  bringen,   upc}.  W 
zur  Folgsamkeit  und  ruhigem  Verhalten  bele- 
gen.    Auf  Sonnenstein  werden  Sturzbäder  sei* 
ten,  und  nur  mit  gröfster  Vorsicht,  angewandt», 
and  auf  sichrerem  Wege,  dieselben  glücklichen 
Resultate  erlangt,  die  andere  gewissenhafte  una, 
wahrheitsliebende  Irrenärzte  erzielten   und  be^ 
kannt  machten«     Jeder  erfahrene  Arzt  wird  die 
Angaben  mancher  Vorsteher  Ton  Irrenanstalten 
zu  würdigen   wissen ,    die  ruhmredig  mit  dein, 
Engländer  Willis,  dem  Leibarzt  des  wahnsinnig 
gen  Königs  von  Großbritannien,  behaupten,  daJui 
sie  yon   10  Kranken  8  oder   gar   9  herstellen/ 
wenn,  ihnen  deren  Behandlung  zeitig  genug  an- 
Tertraut  würde.     Nicht  ohne  Gründe,   die.  auf 
Erfahrungen  beruhen,  stellte,  ich  oben  den  Satz,, 
auf,  dafs  Sturzbäder  selten  bei  Geisteskranken* 
und  namentlich   bei  chronischen  Fällen  indicirt» 
und  hülfreich   seyen.     Ich   bin   bei  Hunderten 
Ton   badenden    Geisteskranken    gewesen,    und 
habe   unendlich    oft,  ja  in  den  meisten  Fällen, 
beobachtet,,  welchen  bedeutenden   Eindruckes 
auf  sie  macht,   wenn  man.  ihnen  den  Kopf  im 
lauen  Bade  von  2?. —  28°  .Rcaumur,  oder  auch 
in  der  trocknen    Wanne    mit   kaltem    Wasser 
Ton    beiläufig    4  —  0°    R.    wäscht,    oder   nur 
£  bis  £   Kanne    unmittelbar    über    den    Kopf 
gief8t*  —    Der  melancholische  oder  tobsüchtig^ 
Kranke  schrickt  in   die  Höhe,   schnappt  nach' 

£2 


i 


—     68     — 

Luft,  klagt,  wenn  er  so  viel  Bewufstseyn  hat, 
über,  heftige  Beengung  auf  der  Brust ,  und4  bit- 
tet.' vöd -diesem  Verfahren  abzustehen*     Je  käl- 
terdas  Wasser  ist,  desto  heftiger  ist  der  Ein- 
drucky  den   es   hervorbringt.     Dieselben  Beob- 
afcjituifgen   macht  man   bei   dem   Gebrauch  der 
Regen-  oder  der  Stromdouche  und  dem  Sturz* 
bqde.:  Jacobi  in  Siegburg  ist  ganz  in  Irrthuni,' 
wi&nn"  £r  in  seiner  Beschreibung  der  Anstalt  da-* 
selbst  behauptet,    dafs   durch  das  herabfallende* 
Wasser  *  die    einzuathmende     Luft    abgehalten 
werde,  und   dadurch  die  Oppression  entstehe. 
Je  heftiger   der  Bratandrang   nach  dem  Kopfe/ 
oder  der'  Brust   ist,  desto   heftiger  ist  die  Be- 
klemmung.     Möge  man   Aderlässe,    Blutegel. 
Schröpf  köpfe  vorher  angewandt  haben ,  mögen 
die  Excretionsorgane  noch  so  frei  seyn,  immer 
wird  man  den  bedeutenden  Eindruck  wahrneh- 
men, wenn  man  nur  will,  den  das  kalte  Was-1 
ser  und  schon  die  Kälte  auf  den  Kranken  macht. 
Nach    und   nach  gewohnt  sich   der  Kranke  an 
die  kalten  Waschungen,    aber   den  Mifsbrauch 
der  letztem  verträgt  er  nicht,  und  später,  nnch-( 
dem  er  geistig  schon  lange  genesen ,  treten  die 
meist  traurigen  Folgen,  namentlich  die  Schwind- 
sucht, wovon  die  Seelenstörung  überdies  häufig 
nur  vorlaufendes  Symptom  ist,  auf. 

Noch  immer  herrscht  unter  vielen  Aerzten 
und  Laien  der  Glaube ,  dafs  Geisteskranke  Hun- 
ger und  Durst,  Kälte  find  -Hitze,  und  ihren, 
schnellen  Wechsel  vertragen/  weil  einzelne 
derselben  in  einzelnen  Perioden  ihrer  Krank- 
heit dagegen  unempfindlich  schienen.  Und  wel- 
che Baiftareien  sind  die  Folgen  dieses  Wahnes 
gtwesen!  — 


—     69     — 

Im  Winter  18Jf  besuchte  ich  öfters 
Salpetriere  und  BicStre,  wo  damals  Esquirol 
und  Pariset  angestellt  waren,  und  fand  beide 
Anstalten  und  namentlich  die  Zellen  für  die 
unreinlichen  und  tobsüchtigen  Irren  völlig,  wie 
sie  Cosper  in  seiner  Charakteristik  der  franzo- 
sischen Medizin  pag.  446  beschreibt:  „Die  be- 
rüchtigten Logen  sind  in  der  SalpAriire  noch 
atn  geräumigsten  und  besten  eingerichtet.  Sie 
sind  ungefähr  8  Fufs  hoch,  12  tief,  und  eben, 
so  breit.  Der  Fufsboden  ist  mit  Quadern  ge- 
pflastert, Licht  und  Luft  erhält  eine  solche 
„Loge"  nur  durch  die  hölzerne  Thür,  und  ein 
daneben  befindliches  Fensterchen  ohne-  Glas, 
das  bei  Nacht  eine  hölzerne  Klappe  verschliefst« 
Wenn  beide  verschlossen,  so  ist  die  Loge  ganz 
donkel.  Das  Mobiliar  darin  besteht  in.  eioeni 
Bette,  zuweilen  in  zweien,  wenn  man  darin 
zwei  Kranke  aufbewahrt.  In  keiner  ist  ein 
Ofen.  Die  Basenden  gehen  fast  immer  barfufii 
und  meist  halb  nackt.  Die  Betten  sind  höl- 
zerne Kasten ,  von  gewöhnlicher  Höhe ,  an  die 
Wand  befestigt,  und  nach  Beschaffenheit  des 
Zusiandes  des  Kranken  eingerichtet;  die  Un- 
reinlichsten, wozu  man  ungefähr  200  zählt, 
liegen  blofs  auf  Stroh,  mit  einer  wollenen 
Decke  bedeckt;  die  Reinlichen  haben  Betten, 
wie  sie  in  allen  Pariser  Spitälern  üblich  sind. 
Viele  Kranke  gehen  nicht  auf  die  Nachtstühle, 
sondern  verrichten  ihre  Noth dürft  frei  in  den 
Höfen,  andere  in  den  Logen;  aber  man  be- 
merkt dies  wenig,  da  die  Höfe,  wie  die  Lo- 
gen ,  immer  nafs  und  möglichst  rein  gehalten 
werden.  Die  Logen  für  die  Blödsinnigen,  Un- 
heilbaren und  Wüthenden  sind  in  Bicttre .  .vi*' 
kleiner  und  niedriger,  und  wahre  Käfige  *'  B 
meinen  Besuchen  traf  ich  es  öfters,    dab  J 


70     — 


Lbgeii.  geracfe  gereinigt  wurden.  Der  Wärter 
göfs  einen  Eimer  kaltes  Wasser  auf  den  Bo- 
den und  kehrte  es  dann  zur  Tbüre  beraub. 
Während  dies  geschah/  mbfste  der  Kranke, 
'der  gewöhnlich  nur  mit  einem  Hemde  beklei- 
det War,  entweder  sich  zu  Bett  legen,  oder 
auf  dasselbe  treten,  oder  herans  in  den  Hof 
gehen,  wo 'Schneie' lag.  Fast  endemisch  herr- 
schen in  Bicfire  und  der  SaJpetriere  Scorbut, 
'Faulfieber ,  Wassersüchten ,  Schwindsuchten, 
Untterleibsentzüudurigen  und  Ruhr.  Die  letz- 
"üern/  Krankheiten  beobachtete  ich  häufig '  im 
Hopital  Val  de  Gräce9.  bei  Broussaia,  wo  die 
Sole  fast  nicht  geheim,  'die  Fenster  längere  Zeit, 
fcei  3°  Kälte ,  geöffnet  und  die  Fufsböden  auf  n 
•3Se "angegebene  Art  gesäubert  wurden.  Die 
Einfachsten  Diarrhoen  steigerten  sich  zu  Un- 
'terteibsentzfindungen  und  Ruhren,  und  für  Brous- 
Wtiis  Theorie  eröffnete  sich  in  seinem  Spitalo 
%ih  weites  Feld!  — 


«       ♦; 


f"'  "Wie  sich  durch  fälsche  Beobachtungen  und 
einzelne"  Ausnahmen  von  der  Regel  zum  gro- 
fseu  Nacbth'eil  der  unglücklichen  Irren,  die  Mei- 
nung in  das  ärztliche  und  nichtärztliche  Publi- 
iüfri  einschlich  /  dafs  dieselben  unempfänglich 
für  'Witterungs-  und  andere1  physische  Eidfiüsie 
leyen ,  so  verbreitete '  sich  auf  dieselbe  Weise 
der  Wahn,  dafs  sie  auch  immer  größerer  Do- 
li en  Von  Amieien,  als  nicht  irre"  Kranke  be- 
dürften. "Jeder  aüfirie'rksame  Irrenarzt  wird  be- 
obachtet haben,  dafs  die  Witterung  einen  be- 
deutenden Einflufs  eben  so  auf  Geisteskranke, 
als  auf  Geistesgesunde  hart.  Bei  18  —  24°  Kälte 
zeigen  sich  bei  erstem  heftige  Ausbrüche  von 
Manie,  auch  wenn  sie  nicht  der  äufsern  At- 
mosphäre ausgesetzt  sind,  bei  denselben  Gra- 


-      71     — 

den  von  Wärme  beobachten  wir  dieselbe  Auf- 
regung •  and   Neigung   zum  Jähzorn ,   selbst  bei 
Blödsinnigen,    sonst  ganz  rahigen  Irren.     Die 
Manien    im   Winter  sind  mehr  arterieller;  die 
im   Sommer  mehr   venöser  Art/   Entzündliche 
Krankheiten   und  Entzündungen  arterieller  Na- 
tun,  zeigen   sich   häufig  auch   bei  Irren,    wäh- 
rend im  Sommer   mehr  veno»  -  gastrische  Ent- 
rundungen und  Fieber,  im  Frühjahr  und  Herbst 
katarrhalische,  rheumatische  und  gichtische  Lei- 
den, mit  oder  ohne  Fieber,   bei  ihnen  auftre- 
ten.    In  einer  gut  eingerichteten   und  gut  gele-* 
genen  Irrenanstalt  dürfen  endemische  Krankhei- 
ten gar  nicht  vorkommen,  in  allen  zweckmäfsi- 
gen  Anstalten  aber  wird  man  bei  genauer  Be** 
obachtung  dieselben  Krankheiten  wahrnehmen, 
welche   die    epidemische    Constitution    mit;  sich 
bringt.     Von   der  Influenza   wurJen  bei  ihren} 
zweimaligen    Auftreten    in   Sachsen  viele   Irre, 
von  der  sporadischen  Cholera  dagegen,   als  sie, 
in    den   benachbarten  Ländern,   und  vorzüglich, 
in  Prag  und  der  dortigen  Irrenanstalt  epidemisch 
grassirte,   nur  3  befallen.     Für  psychische  Ein- 
drücke fand  viele    Geisteskranke    auch  in    der. 
grötsten  Aufregung  sehr  empfanglich,    und  im 
Widerspruch  mit  der  Erfahrung  behauptet  Jfacobi 
in   dem   oben   erwähnten  Buche  S.  55  un3  56, 
dafs  die  Trennung  der  Reconvalescenteh  unno- 
tbig  und  selbst   zweckwidrig   sey.     Eben  diese 
Empfänglichkeit    für    äufsere   Eindrücke   macht 
es  uoräthlich  ,    zur  Sicherung  der  Tobsüchtigen. 
Einrichtungen   zu   treffen ,    die  an  die  Verwahr- 
rungsinittel   für    Verbrecher    erinuern    köuneor 
wohin  die  von  Jacobi  in  der  genannten  Scbri4 
empfohlenen   gehören.      Gegen    Arzneien   sii 
Irre   eben   so    empfänglich,    als  Geistesgesund 
1  Gran  Brechweinstein  mit  Weizenmehl,  8 1 


—     72     — 

/ 

f 

10  Gran  Iperacuanfca,  allein,  oder  in  Verbin- 
dung init  1  bis  2  Gran  Brechweinstein  gege- 
ben ,  erregte  bei  allen  Irren ,  die  diese  während 
einer  Viertelstunde  bekamen,  ein*  oder  mehr- 
maliges Erbrechen,  und  nicht  ein  einziger  Kranke 
hat  einer  gröfsem  Gabe,  als  3  Gran  Brech- 
weinstein und  1  Scrupel  Ipecacuanha  bedurft» 
Nicht  minder  wirksam  sind  bei  Irren  auflösende 
und  abfuhrende  Mittel,  und  wenn  man  auch 
bei  ihrer  längern  Anwendung  die  Dosen  stei- 
gern mufs,  so  ist  diefs  nur  ein  Zeichen,  daft 
eich  der  Magen  und  Dannkanal  ebenso  an  Arz- 
neien gewohnt ,  wie  bei  Nichtirren*  Für  Spi- 
rituosa  und  Narcotica  sind  sie  gleichfalls  sehr 
empfänglich,  und  das  um  so  mehr,  je  weniger 
gie  daran  gewohnt  sind  oder  waren. 

Oben  warfen  wir  die  Frage  auf,  ob  nicht 
Vielleicht  aüfsere,  schmerzerregende  Mittel,  bei 
dem  an  religiösem  Wahnsinne  Leidenden  hät- 
ten von  Nutzen  seyn  können?  z.  B.  die  Ein- 
reibung der  Brechweinsteiosalbe,  oder  ein  Haar- 
keil zwischen  die  Schultern  oder  in  den  Nacken 
gelegt.  Mit  Bestimmtheit  kann  man  dies  Ter- 
Deinen.  Denn  1)  fanden  sich  gar  keine  Indi- 
kationen dazu,  und  2)  würde  der  Wahn,  dafs 
Ös  in  seiner  Bestimmung  liege,  Elend  zu  er* 
dulden,  ihn  ohne  Murren  die  Schmerzen  ha- 
ben ertragen  lassen« 


—     73     - 


■i 


in. 

.    Beobachtungen 

aber 

die  Nachhaltigkeit  der  Brunnen-» 
und  Molkenkur  zu  Salzbrnnn, 

im  achlesischen  Gebirge. 
Vom 

Hofrath    Zemplin, 

Brannenarzt  zu  Salzbrann, 


f?  ohl  hat  es  seihe  Richtigkeit,  was  schon 
viele  bemerkt  haben,  dafs  es  schwer  ist,  die 
Wirksamkeit  der  Mineralquellen  festzustellen, 
weil  die  dazu  gemachten  Beobachtungen,  wäh-» 
rend  und  gleich  nach  dem  Gebrauch  derselben, 
kein  es  weges  hinreichen,  sondern  weil  man  auch 
die  Nachwirkungen  kennen ,  ja  wo  irgend  mög- 
lich ,  wissen  mufs,  wie  sich  die  Kurgäste  -nach 
mehreren  Jahren  noch  befinden. 

In  dieser  Ueberzeugung  habe  ich  seit  Be- 
ginn meiner  brunnenärztlichen  Praxis  mich  be- 
müht, auch  über  das  spätere  Befinden  meiner 
Kurgäste,  namentlich  derer,  die  meiner  beson- 
deren Aufmerksamkeit  in  Betreff  der  Art  ihrer 


/ 


—     74     — 

Krankheit  erfordert  hatten,  Nachrichten  einzu- 
ziehen, war  es  durch  ihre  Aerzte,  durch  sie 
selbst,  oder  durch  irgend  eine  andere  sichere 
Gelegenheit,  # dergleichen  dem  Aufmerksamen 
•ich  immer  darbieten. 

Höchst  anziehende  Erfahrungen  wurden 
mir  dadurch  zu  Theil,  wie  chronische  Krank- 
heiten ,  von  denen  hier  •  immer  nur  die  Rede 
seyn  kann,  durch  die  Brunnenkur,  mit  /wie 
ohne  Molken ,  wohl .  oft  für  immer  beseitigt 
wurden,  aber  in  andere,  oft  scheinbar  gar  nicht  * 
verwandte,  übergingen,  wie  dieselbe  Krankheit  ' 
noi  ihren  Sitz  wechselte,  wie  Brustkrankheiten 
Unterleibskrankheiten  wurden,  wie  Blasenbe- 
schwerden mit  Gicht  wechselten,  wie  Brüst- 
krankheiten ,  die  schon  als  Schwindsucht  er- 
schienen, in  Nervenleiden,  Krämpfe  u.  dergl. 
sich  umwandelten,  und  also  überhaupt  eins 
Krankheit'  durch  eine  andere  geheilt  wurde, 
die ,  in  Folge  des  Brunnengebrauchs  hervorge- 
rufen, demnach  endlich  selbst  durch  Wieder- 
holung der  Kur  ebenfalls  entfernt  ward.  Ich 
erfuhr  femer,  dafs  der  Brunnengebrauclj  ftine 
Krankheit  manchmal  nur  beschwichtigte,  imt 
scheinbar  heilte,  so  dafs  sie  bei  irgend  einer 
geeigneten  Gelegenheit  wieder  hervortrat'  und 
dann  unaufhaltsam  ihrem  Ziele  zueilte,  wie  es 
namentlich  bei  Lungenschwindsüchtigen  der  Fall 
ist;  aber  ich  erfuhr  auch,  und  zwar  in  der  Re- 
gel, dafo  unsre  Quellen  mit  oder  ohne  Ge- 
brauch von  Molken  oder  Milch  ,  mit  oder  ohne 
Bäder,  die  Krankheiten,  die  sich  für  sie  eig- 
nen gründlich  und  für  die  Dauer  heilen,  ja 
selbst  manchmal,  Schwindsüchtigen  das  Leben 
für  mehrere  Jahre  fristen. 

Wie  ich  schon  früher  in  einzelnen*  .öffent- 
lichen Berichten  und.  in  meinen  Schriften  über 


-     75     — 


Salsbrann  ans  kürzern  Zeitperiodeo  getban  habe, 
so  soll  es  jetzt,  Dach  19jähriger  Amtsführung,  mein 
Zweck  seyn:  aas  den,  in  eben  angegebner  Weise 
gesammelten  und  fortgesetzten  Beobachtungen 
'wenigstens  einige  bemerkenswerthe  Einzeln» 
keiten  der  Theilnahme  und  Würdigung  meiner 
Gollegen  zu  empfehlen«  Ein  solcher  Zeitraum 
durfte  wohl -ein  Urtheil  über  Salzbrunn  und 
dessen  nachhaltige  Wirkungen  zu  begründen 
hinreichend  seyn,  wie  dasselbe  ja  auch  schon 
durch  den  noch  steigenden  Besuch,  vermöge 
dessen  es  im  Jahr  1815  32,  und  im  letzt  ver- 
gangenen  1607  Kurgäste  hatte,  ausgesprochen  ist. 

So  gering  auch  die  Zahl  der  Kurgäste  des 
Sommers  1815  war,  so  bedeutend  waren  sie 
alle  erkrankt,  dennoch  lebten  noch  Tor  Kur- 
zem davon  17,  und  befanden-  sich  wohl;  yoo 
deo  übrigen  aber,  sind  einige  erst  seit  wenigen 
Jahren  gestorben,  und  zwar-theils  an  vorge- 
rücktem Alter,  theils  an  akuten  Krankheiten, 
ohne  in  ihrer  damaligen  Krankheit  rückfallig 
geworden  zu  seyn.  Nor  eine  der  Kurgäste  , 
starb  noch  vor  dem  Ablauf  des  Jahres  r  und 
dürfte  demnach  für  die  Wirkung  Salzbrunns 
einen  unwiderlegbaren  Beweis  führen.  Sie  war 
die  achtjährige  Tochter  des  Kaufmanns.  G.  ans 
J. ,  ein  Kind  gesunder  Aehern,  aber  durch  ei» 
nen  anhaltenden  Keuchhusten  in  ein  schweres 
Lungenleiden  verfallen.  Mein  Tagebuch  fagt 
von  ihr:  Zehrfieber,  Nachtschweifae,  Diarrhoen, 
Abmagerung  und  Kraftlosigkeit,  bei  fast  Unun- 
terbrochenem Husten,  mit  eiterartigem  Schleim- 
auswurf, lassen  fdr  die  kleine  Kranke  keine 
Hoffnung  fassen/'  Neben  dem  Gebrauch  des 
Oberbrunnens  mit  Ziegenmilch,  wurde  noch 
eine    Milchdiät    geführt,    kleine    Gaben    Eoetr. 


Hyotoyatmi  mit. Goldschwefel,  später  ganz  klein« 
Gaben  Belladonna  genommen t  und. ein  Seidel- 
bastgeschwür  auf  beiden  Oberarmen  offen  ge- 
halten. Der  Erfolg  war  unerwartet  günstig, 
alte*  bösen  Zeichen  verschwanden  nach  «nd 
nach,  and  nach  6  Wochen  sprang  das  Mäd* 
eben  fröhlich  und.  gesund  umher»  Eine  heftige 
Erkältung  führte  im  März  des  folgenden  Jahres 
einen  Rückfall  hierbei,   welcher  tßdtüch  ward. 

Nicht  minder  günitig,  aber  Viele  Jahre 
anhaltend,  war  der  Erfolg  der  Kur  bei  einen! 
Frl.  y.  K.,  48  Jahr  alt.  Sie  litt  an  einer  ge- 
fahrdrohenden Blennorrhoea  pulm.,  welche  wohl 
für  eine  Schleimlungen«rhwindsucht  gehalten 
werben  konnte,  und  der  2jährige  Gebraudi  des 
Oberbrunnens  mit  Molken  ,  gaben  ihr  volle  Ge- 
nesung. Sie  starb  erst  vor  3  Jahren  an  einet 
acuten  Krankheit« 

Der  G.  B.  aus  B. ,  der  Studios.  M.  aus  B.» 
und  der  Pharmazeut  W.  aus  G. ,  junge  Männer 
toxi  20  —  24  Jahren,  litten  an  Br.uatbqschweiy 
den  ern&ter  Art.  Der  erstere,  lang  und  schmal 
gebaut,  doch  nicht  von  schwindsüchtigen  El- 
tern abstammend,  hatte  in  Folge  körperlicher 
Anstrengungen,  namentlich  in  dem  Befreiungs- 
kriege, öfter  Anfälle  von  Bluthusten  gehabt, 
und.  litt  gegenwärtig  an  einem  chronisch  ge- 
wordenen Husten;  der  zweite  litt  auf  dieselbe 
Art,  jedoch  ohne  Blut  ausgehustet  zu  haben, 
und  der  dritte,  stark. und  kräftig  gebaut,  lief» 
«inen  anhaltenden  und  starken  Husten  beob- 
achten, der  hämorrhoidnlischen  Ursprungs  zn 
seyn  schien.  Alle  3  genasen ,  alle  lebten  noch 
kürzlich,  und  der  e^te  kehrte,  nach  18  Jahren 
wieder  an  einem  chronischen  Husten  leidend, 
der   mit    Unterleibsbeschwerden,    welche  eine 


•-       /  / 


Abzehrung  drohten,  verbunden  war,  «um  G*-' 
brauch  des  Brunnens  zurück  und  genas  aber- 
mals. ' 

Fr.  Reg.  R.  M. ,  eino.  zarte,  beinahe  phthi- 
sisch gebaute,  23  Jahr  alle  Frau ,  litt  an  einem 
heftigen  Qesicbtsschmerz ,  der  allen  Mitlein, 
'welche  angeordnet  worden  waren i  nicht  hatte? 
weichen  wollen ;  dabei  fanden  Störungen  in 
der  'Menstruation  und  Fluor  albus  Statt.  Sie 
ging  genesen  ab  ,  und  blieb  es  bis  1827,  wo 
sie  noch  einmal ,  aber  wegen  einer  chronischen; 
Heiserkeit,  die  beinahe  gänzliche  Aphonie  war. 
zur  Kur  zurückkehrte,  und  zwar  im  8ten  Mo- 
nate schwanger.  Die  Rückkehr  der  Stimme,* 
und  ein  recht  günstiges  Wochenbetty  waren 
die  Folgen ,  und  noch  kürzlich  hat  sie  sieh 
wobl  befunden.  -       .  r.,.,;.i-»ii 

Der  Buchbinder  O.  aus  W. ,  damals  32 
Jahr  alt,,  von  kachektischem  Aussehen,  litt  an 
Brustbeschwerden,  die  sich  durch  Ziehen,  Bren- 
nen ,  Drücken ,  Zusammenpressen  der  Brust, 
bei  Dlaogel  an  freier  Respiration  aussprachen. 
Langsame  Verdauung,  trage  Darmausleerung;, 
Auflreibungen,  Blähungen  und  Aufstofsen  voll« 
endeten  das  Bild  der  Krankheit.  Der  Gebrauch- 
des  .Oberbrunnens  mit  Molken,  später  des  un- 
vermischten  Oberbrunnens ,  und  endlich  des 
Alüblbrunuens,  nachdem  ein  Gebrauch  des  Mc*Z- 
lag.  Tarapcaci  rec.  insp.  mit  Kali  tart. ,  14  Tage 
vorangegangen  war,  führten  einen  günstigen 
Erfolg  herbei,  der  zwar  durch  Diätfebler  manch- 
mal wieder  wankend  wurde,  aber  doch  heute 
noch  besteht.  Die  Kur  wurde  Lier  mehrere 
Summer  nach  einander  wiederholt« 

Der  Candidat  B.  aus  G. ,  35  Jahr  alt,  von 
gedrungenem  Körperbau  aber  fahlgrauem  Au»- 


—     78     — 

sehen,  litt  unverkennbar  an  Leberbeschwerden, 
und  gebrauchte  die  Kur  einigemal  mit  dem 
günstigsten  Erfolge.  Seitdem  hatte  er  zweimal 
schwere  Nervenlieber  zu  überstehen,  und  der 
Gebrauch  des  Öberbrunnens  fahrte  auch  dann 
noch. jedesmal  eine  rasche  Reconvalescenz  her-, 
bei* '  Gegenwärtig  scheinen  die  Leberbeschwer- 
clen,  die  sich  bisweilen  noch  gezeigt  hatten, 
ganzlich  beseitigt  zu  seyn ,  und  der  alljährlich 
im  Frühjahr  wiederholte  Brunnengenufs  in  der 
Heiniath,  scheint  unentbehrlich  zu  werden, 
-Wenn  er  sich  eines  behaglichen  Wohlbefindens 
erfreuen  soll,  denn,  letzteres  wurde  vermifst, 
als  die  Kur  einmal  übergangen  worden  war.  — * 

In  dem  folgenden  Jahre  1816  versammel- 
ten sich  schon  66  Kurgäste  in  Salzbrunn,  von 
denen ,  ob  sie  wohl  alle  ebenfalls  recht  ernst- 
hafte •  Leiden  zu  tragen  hatten,  wenigstens  noch 
yor  .Kurzem  45  am  Leben  waren ,  und  des 
guten  Erfolges  der  damaligen  Kur  sich  heute 
noch  erfreuen.  Nur  einige  Fälle  erlaube  ich 
mir  einzeln  anzuführen. 

Der  Schullehrer  H.  zu  O.,  35  Jahr  alt, 
litt  seit  mehreren  Jahren  an  Verdauungsbe* 
schwerden,  Blähungen,  Auftreibungen  des' Un- 
terleibes und  Stuhlverhaltungen  bei  heftigen 
Brustbeklemmungen,  sehr  üblen  Aussehen  und  • 
Schwinden  des  Fleisches  und  der  Kräfte.  Nach 
einem  4wöchentlicnen  Gebrauch  des  Oberbrun- 
nens mit  Molken,  hatten  sich  alle  jene  Zufalle 
theils  vermindert,  theils  gänzlich  verloren,  und 
der  genesene  Patient  blieb  auch,  trotz  grofsen 
körperlichen  Anstrengungen  und  vielfachen  Ent- 
behrungen, die  sein  mühsames  Amt  und  spär- 
liches Einkommen  verschuldeten,  mehrere  Jahre 
recht  wohl,  bis  ihn  im  Sommer  1833  ein  hef- 


—     79     — 

tiger   =  Schleimfaustgn     wieder    nach  -  Salsbnum 
brachte,  wo  er  abermals  Hülfe  fand.       .     ..    , 

Der  Candidat  S.  aus  S. ,  26  Jahr  alt,  ein 
Sohn  gesundet*  Aeltern,  wurde  18J.3  in  Folge 
ungewohnter  körperlicher  Anstrengungen  beim 
zu  ordnenden  Landsturm  von  einem  heftigen 
Lüngenblutsturz  befallen.  Der  Kranke  wurde 
auf  die  gewöhnliche  Weise  gepflegt,  die  Ge- 
sundheit -kehrte  zurück,  aber  nicht  ungetrübt, 
denn  ein  Hüsteln  blieb  zurück ,  und  zeigte  eich 
namentlich  bei  jeder  körperlichen  Anstrengung 
und  beim  Wechsel  der  Temperatur.  '  Dieses 
Hüsteln  wurde  endlich  mahnender  durch  man- 
cherlei andre  ,  Jheils  eigentümliche ,  tbeils  con- 
sensuelle  Leiden,  zu  denen  sich  noch  eine  un- 
angenehme Nervenstimmung  gesellte.  Zweima- 
liger Gebrauch  des  Oberbrunnens  mit  Molken, 
waren  zur  Heilung  hinreichend,  und  jener  Pa- 
tient verwaltet  schon  seit  9  Jahren,  bei  guter 
Gesundheit,  ein  Predigtamt,  welches  nicht  ge- 
ringe Lungenanstrengungen  nöthig  macht. 

Der  Kaufmann  B.  aus  B. ,  damals  36  Jahr 
alt,  von  kachektischem ,  lebersüchtigem  Ausse- 
hen, litt  an  Auftreibungen  und  Schmerzen  in 
der  Leber  bei  un regelmässiger  Secretio  alvi,  die 
bald  als  Diarrhöe,  bald  als  Yerhaltung  sich 
zeigte.  Wahrend  dem  Gebrauch  des  Oberbrun- 
nens vermehrten  sich  anfangs  die  genannten} 
Zufälle,  namentlich  die  Leberschmerzen,  aber 
die  Folge  dieser  Kur,  und  einer  Wiederholung 
derselben  im  folgenden  Jahr,  war  und  ist  eii| 
sehr  erträgliches  Befinden,  welches  man  ge- 
gen den  frühern  Zustand  Gesundheit  nennen  kann» 

Frl.  von  H.  aus  B.,  damals  18  Jahr  alt, 
schlanken  Wuchses,  und  erst  2  mal  wahrend 
eines  langen  Zwischenraumes  menstruirt,    litt 


-     80,     - 

an  oft  schwer /belästigenden  Brustbeklemmun- 
gen ,  bei  sehr  bleichem  Aussehen ,  jedoch  ohne 
Husten«  Nach  6wocheBtlichem  Aufenthalt  beim 
Gebrauch  des  Oberbrunnens  mit  Molken  und 
der  Bäder  zu  Altwasser,  färbten  sich  ihre  Wan- 
gen, wurde  der  Athem  freier,  flo£s  die  Men- 
struation reichlich ,  und  heute  noch  beendet  sich 
die  damals  Genesene,  als  Mutter  mehrerer  Kin- 
der, ganz  wohl.  Hysterische  Zufälle  Ton  ge» 
fingerer  Bedeutung  brachten  sie  1829  noch  einr 
mal  nach  Salzbrunn  zurück,  und  sie  schied 
abermals  befriediget« 

Frl.  R.  aus  6.,  16  Jahr  alt,  schlank  und 
zart  gebaut,  noch  ohne  Menstruation,  litt  seit 
ihrem  8ten  Jahre  an  einem  Husten,  der  selten 
ganz  schwieg,  und  der  zugleich  mit  einer 
Schwäche  der  Luftrohren  verbunden  war,  so 
dafs  bei  irgend  anhaltendem  Lesen  oder  Spre- 
chen sich  Heiserkeit  zeigte.  Die  Patientin 
schied  aus  Salzbrunn  nur  erleichtert,  der  Ha- 
sten war  vermindert,  aber  nicht  gehoben,  je- 
doch waren  Zunahme  der  Kräfte  und  des  Flei- 
schet unverkennbar.  Wenige  Wochen  nach 
ihrer  Heimkehr  traten  die  Menstrua  zum  er- 
sten 'Mal  ein,  beinah  ohne  alle  Beschwerde, 
und  der  Husten  verschwand  gänzlich.  Später 
starb  sie  in  Folge  eines  unglücklichen  Wo- 
chenbettes. — 

Aus  dem  Sommer  1817  und  den  darauf 
folgenden,  wird  die  Wahl  unter  den  jährlich 
bedeutend  zunehmenden  Beobachtungen  in  der 
That  schwer,  daher  mögen  wenige  für  viele 
sprechen« 

Der  Oekonomiebeflissene  O.  aus  O.  bei  B. 
21  Jahr  alt,  der  Sohn  betagter  schwächlicher 
Aeltero,  litt  seit  mehreren  Monaten  an  einem 


— .  81     — 

heftigen  Schleimhusten ,  an  Blasenschmerzen, 
Urin-  und  Stuhl  verhaltungen.  In  Folge  dieser 
Leiden  war  der  junge  Mann  mager  und  kraft- 
los geworden ,  und  sein  kacbektisches  Aussehen, 
bei  fieberhaftem  Zustande,  deutete  auf  eine  zu 
befürchtende  Lungen-  und  Unterleibssch wind* 
sucht,  für  welche  auch  die  Krankheit  von  sei«» 
jjem  Arzt  gehalten  wurde.  Nach  6wöcbentli- 
cbem  Gebrauch  des  Oberbrunnens  mit  Molken 
zeigte  sich,  eine  auffallende  Besserung,  die  ifs 
der  Heimath  so  zunahm,  dab  der  Patient  bei 
der  Ruckkehr  im  folgenden  Frühjahr  zu  sei- 
-  nem  Vor th eil  ganz  verändert  erschien,  als  ein 
vollständig  Genesener  Salzbrunn  verlieb ,  un4 
sich  wenigstens  noch  vor  Kurzem  einer  vollen 
kräftigen  Gesundheit  erfreute. 

Frau  Ob.  G.R.  F.  aus  B.,  24  Jahr  alt, 
von  gesundem  Körperbau,  aber  sparsam  und 
mit  Schmerzen  menstruirt,  verlor  in  Folge  ei- 
nes* Aderlasses  die  Menstrua  gänzlich ,  und  statt 
derselben  waren  nun  seit  6  Monaten  zu  der 
sonst  üblichen  Menstrualzeit  epileptische  Zu- 
fälle eingetreten.  Nach  der  ersten  Woche  des 
Gebrauches  des  Oberbrunnens  mit  Molken,  und 
der  Bäder  aus  dem  damaligen  Heinrichsbrun- 
nen, trat  die  gefürchtete  Epoche  ein,  aber  die 
Krämpfe  waren  weniger  heftig,  als  sonst,  be- 
sonders weit  kürzer ;  und  als  die  Zeit  abermals 
zurückkehrte,  wurde  die  aus  dem  aligemeinen 
Wohlbefinden  der  vergangenen  4  Wochen  ge~ 
fabte  Hoffnung  nicht  getäuscht ,  die  Menstrua 
stellten  sich  ein  ,  und  das  sie  verkündende 
Zucken  hielt  nur  ein  Paar  Momente  an.  Die 
Menstruation  ist  seitdem  geregelt  geblieben,  die 
Krampf  zufalle  sind  gänzlich  verschwunden,  aber 
Schwangerschaft  ist  niemals  eingetreten. 

Journ.LXXXI.Ba.St,  F 


—     82     - 

Im  Sommer  1818  traf  der  Gymnasiast  S. 
aus  O.  zur  Kur  ein,  die  ein  Bluthusten,  die 
Folge  eines  anstrengenden  Schrittschuhlaufes, 
noth  wendig  machte.  Der  Bluthusten  war  durch 
medicinische  und  diätetische  Pflege  gehoben, 
aber  ein  beständiger  Reiz  zum  Husten  zurück- 
geblieben ,  und  wollte  den  angewendeten  Mit- 
teln nicht  weichen. .  Der  junge  Mann  begann 
die  Kur  mit  reinem  Molken,  mischte  dann  Ober- 
brunnen' zu,  und  trank  zuletzt  den  Brunnen 
unvermischt.  Im  folgenden  Sommer  wurde  die 
Kur  noch  einmal  wiederholt,  und  aus  dem 
zärtlich  gebauten  Jüngling  ist  ein  gesunder, star- 
ker Mann  geworden,  der  vor  jeder  Krankheit 
seitdem  verwahrt  blieb,  bis  er  vor  4  Wochen 
von  einer  Febris  nervosa  -  gastrica  befallen  wurde, ' 
von  welcher  genesön,  er  jetzt  wieder  seinen  Ge- 
schäften sich  zu  widmen  beginnt« 

Hr.  S.  6.  aus  B. ,  36  Jahr  alt »  von  ge- 
sunder starker  Leibesbeschaffenheit ,  litt  in  Folge 
eines  versäumten  Luftrohren  -  Catarrbs  an  einer 
schon  mehrere  Monate  anhaltenden  Heiserkeit, 
und  erhielt  volle  Besserung.  Zweimal  noch  ge- 
brauchte er  in  Verlauf  der  ganzen  Zeit  die 
Kur,  aber  nicht,  weil  die  Heiserkeit  zurückge- 
kehrt war,  sondern  weil  mancherlei  Unter- 
-leibsbeschwerden  ihn  dazu  veranlafsten.  In  den! 
letzt  vergangenen  Sommer  gehörte  er  ebenfalls 
su  denen,  welche  Salzbrunn  befriedigt  ver- 
lieben. 

■ 

Mit  dem  vorigen  Patienten  zugleich,  traf 
der  Candidat  der  Philologie,  Hr.  H«  aus  D., 
31  Jahr  alt ,  ein.  Bei  schwächlichem ,  mit  Sco- 
liosis  verunstaltetem  Korperbau ,  litt  er  von  sei» 
tien  Jünglingsjahren  an,  an  .Bluthusten,  nnd 
Kurzathmigkeit,  und  letztere  hatte  bei  starkem 


—     83     — 

Hasten  in   3en  letzten  Monaten  so  bedeuten!  * 
zugenommen',  dafs  er  ängstlich  'Hälfe  suchte;  ■ 
die    ich    ihm   mit  Gewifebeit  so  Yersprecben 
kein  Recht  zu  haben  schien.    Nach  einem  6wo- 
chenthxhen  Gebrauch  der  Knr  war  die  Respi- 
ration Yiel  freier,   nnd  der  ganze  Gesandheft**  • 
zustand  /  der  heim  Eintreffen  sehr  getrübt  er— • 
schien ,  'fiel  "besser,    und  dauerte  noch  an,  alt- 
er 1826  die  Knr  wiederholte.     Die  Influenza 
des  Jahres  1830  trag  wohl  die  Schuld,  dafs  er ' 
unrettbar   der  Schwindsucht  anhdm  fiel ,  und 
1831  das  Opfer  derselben  wurde. 

Im  Jahre  1819  besuchte  ein  ähnlicher  Kran»« : 
ker  Salzhrunn  zum  erstenmal,   der  Hr.  Diacow' 
nus  L.  aus  L. ,   30  Jabr  alt«    Ein  phthisiscber  * 
Körperbau    und    die   Folgen   eines    bösartigen* 
Keuchhustens,  woran  er  im  Uten  Jahre  seines - 
Lebens   gelitten,    hatten  bis  zu  den  Jüngb'ogs-; 
jahren    schon    oft    sein    Wohlbefinden    gestört, 
und  nach  einer  groben  mit 'Erkältung   ▼erban*** 
denen  körperlichen  Anstrengung,    wurde  4r  als- 
Student  sogar  von  einem  heftigen  Blatsturc  be- 
fallen.   Die  Krankheit  wurde  zwar   glücklich- 
beseitiget,    aber    eine   Schwäche   der   Lungen, 
die  immer   Statt  gefunden,    machte  sich    yiel 
deutlicher  als  früher  bemerkbar.     Die    Ueber- 
nahme  eines  Predigeramtes  Tiefs  eine  Verschlim- 
merung   des   Zustandes   befurchten,    die  auch 
bald  dergestalt  eintrat,  dafs  der  Patient  als  ein' 
Candidat  der  Schwindsucht  in  Safebrunn   ein- 
traf.    Ein  nicht  zu  erwartender  Erfolg  beglückte 
den   Kranken,  wie'  den  Arzt,  aber   die   Fort- 
setzung körperliche^  Anstrengungen ,  denen  sich 
Patient   in    seinem  Amte  allzu    eifrig,  überliefe, 
führten  neue  Rückfalle  herbei.    -Vier  Mal  kehrt« 
er,  in  Pansen  ron  2  -bis  3  Jahren ,  nach-  Salz- 

F  2 


—     84     — 

braun  zurück  f  upd  .immer  fead  ex  folejehte-iT 
rung,  bis  er  endlich  doch  183JS  ä^r  J>upgen- ; 
ich  windsucht  erlag. 

■  ■ ;    ■  .  i  ■  »  ■ 

Ein  Kranker   anderer  Art,   der  B.  v.   S.t \ 

nahm  im  Sommer  1820  meine  vorzügliche  Auf- 
merksamkeit  in  Anspruch*  wje  Ar  dieses  ;schon , 
im,.  Jahre   vorher  ,gelhan   hatte ,...  wo  ihn  ,  sein* 
Arzt    als  einen  bedenklichen,    mit    Bluthusten 
und  eitrigem  Auswurf  beschwerten-  Brustkran- 
ken, zur  Kur  sandte.     In  diesem  J^rnal  (März, 
1820)  gedachte  ich  des  ersten  Aufenthalts  die- 
ses Kranken  zu  Salzbrunn,  wie  er  schon  zwei 
Brüder    an    der,  Lungenschwindsucht   verloren, 
wiP'$r  ferner  so  schwach  eintraf ,  dals  er  p*r-  i 
terre.  wohnen  mufste,   weil   auch  eine,  niedrige 
Stiege  zu.  ersteigen  ihn  erschöpfte,  nach 3  Wo-- 
eben    aber  alle   Berge   der  Umgegend    erstieg, 
und  sich   grobe  körperliche  Anstrengungen  er- 
laubte,  dann   aber  noch   in   Salzbrnnn    wieder, 
rückfällig  wurde«     Ich   gedachte   ferner  seiner 
groben  Nervenreizbarkeit  und  seltner  Geistes- 
anlagen.    Der  darauf  folgende  Winter  war  wie- 
der übel  vergangen,   Husien,   Blutauswurf  und 
Fieber,    hatten    seine  Kräfte  wieder  verzehrt, 
und  er  kam,   obwohl   beinahe  eben    so  krank,, 
als  das  erste  Mal,   aber  an  Hoffnungen  stärker, 
zurück.     Seine    Nervenreizbarkeit    zeigte    sich 
diesmal  noch  auffallender,  und  der  Husten,  der 
periodisch  bald  häufiger,  bald  seltner  war,  hatte 
die  Form   einer  Tussis  hysterica*    Der  Appetit 
war  sehr  wechselnd,   bald   war  gar  kein  Ver- 
langen   nach  Speisen    vorhanden,    bald  wurde 
wieder  sehr  viel  gegessen«     Die  Stuhlausleerung 
war    träge.    Nach    Gemüthsbewegungen,    die 
leicht  herbeizuführen   waren .    wurde   der  Hu- 
sten  f ehr  hellig   und   ging  bald  in  Bluthusten 


—    85      — 

über«  Der  Herzschlag,  der  sonst  mafsig  wit0 
wurde  dann  heftig ,  der  Puls  freuuent  und  härt- 
lich, die  Wangen  glühten,  und  die  Stimme 
verschwand 4  nicht  selten,  aber  zeigte  sich  auch 
in  solchen  Anfällen  Blässe  des  Gesichts  und 
.kleine  Zuckungen  in  den  3fuskeln  desselben. 
.Ein  andermal  erschien  der  Husten  so,  als  wäre 
.er  Tun  Tuberkeln  abhängig,  und  der  sonst 
trockene  Husten,  war  ao.cn  nicht  ganz  selten 
mit  einem  eiterartigen  Auswurf  begleitet*  Be- 
jnühungen,  den  Krauken  geistig  zu  beruhigen, 
nebst  kleinen  Gaben  Zink  und  Hyoscyamus, 
^Blutegel,  und  ein  kleiner  Aderiafe,  beseitig- 
ten die  Zufalle.  Aufserdem  muJsle  für  gewöhn- 
lich die  Darmaasleerung  berücksichtiget  und 
.eine  milde  Diät  geführt  werden.  Nach  9  Wo- 
chen Yerliefa  ;uns  der  Patient  bei  Tollen  ]£r䣻 
ten,  and  die  stürmischen  Anfälle  der  ersten, 
Wochen,  waren  nicht  wiedergekehrt  Zweimal 
besuchte  er  noch  den  Brunnen  im  Verlauf  Toa 
5  Jahren.  Die  Zufälle  hatten  .seitdem  man« 
nichfaltig  gewechselt,  aber  nie  mehr  die  Lun- 
gen bedroht,  dabei  kehrte  der  Zustand  immer 
mehr  zur  Gesundheit  zurück ,  und  meine  Nach- 
richten sagen :  dafs  der  Patient  gegenwärtig  mit 
Eifer  und  Thätigkeit  ein  Amt  bekleidet. 

FrL  M.  t.F.  ,  das  letzte  Kind  einer  schwind- 
süchtig gestorbenen  Mutter,  10  Jahr  alt,  litt 
schon  seit  einigen  Jahren  an  häufigem  Husten, 
der  um  so  bedenklicher  wurde,  als  das  Kind 
Auffallend  abmagerte.  Der  Gebrauch  des  Ober^- 
brunnens  mit  Molken,  nebst  einer  Milch-  und 
Pflanzendiät,  beseitigten  nach  6  Wochen  den 
Husten  9  und  stellten  die  Ernährung  wieder  her« 
Diese  Kur  wurde  noch  4  Jahre  lang  in  der 
-Heimatb  wiederholt,  und  das  Fräulein  befindet 


.^    g6     — 

e&cb  beute  noch  röcht  wohl , .  und ,  durfte  da» 
.Schicksal  der  Mutter  kaum  tbeileo.  . 

Der  Major  v.  B.  aus  B ,  45  Jah*  alt,   litt 
In    Folge    militairlscher    Anstrengungen,     auch 
"wohl  erblicher  Anlage,   an  bedeutenden  Unter» 
leibsbesch  werden,,  die  man  eine   Tabes  abäd* 
mirialis  nennen  konnte ;  übles  cachektisches  Aus- 
sehen,    unregelmäßige  Efsluet,   ünregehnäfsig» 
•Stuhlausleerungen ,  Urinbeschwerden,  Abnahme 
des  .Fleisches  und  der  Kräfte,  nebst  ganzlichem 
■Verschwinden  einer  dem  Patienten  sonst  eige- 
nen   heitern    Laün6,    liefsen    viel    befürchten. 
Wach  dem  öwö.cbentlichen  Gebrauch  des  Ober- 
brunnens, bei  zweckmässiger  Diät,   beseitigten 
sich  nach  und  nach  alle  die  so  schliminen  Krank- 
heitserscheinungen \  und  Wohlbefinden  trat  an 
"deren   Stelle. '    Dieser'. günstige    Erfolg  erwarb 
JJem 'Brunnen!   eine   solche   Anhänglichkeit  de» 
Patienten ,  .  dafli   er  "seitdem  "nur  ^initial   yer-> 
kadiirte,  iede'n  Sommer  einige  Wochen  in1  sei* 
"liörKähe^M  Yerwefled.  '! 


»•  •,  § 


...In  diesem-  nämlichen  Sommer,  besuchte 
Splgbrunn  in  einem,  ähnlichen  Zustande,  die 
U3i  Jböjt  eile  Fr,.  Gr.  St.;  aus  L»  r  nur. waren 
ihre  Kräfte  noclj.  bedeutender  er,scjiöpp:t  denn 
eine  Treppe  zu  steigen,  war  ihr  unmöglich« 
FlpUch  und  KräftQ.  hatte  ein  schleichend  Fie- 
ber .aufgezehrt«  Die  gänzliche  Freiheit  ihrer 
jtftiftwege,  die  ziemlich  sicheren  Anzeigen,  dal* 
Buch  kein  bedeutendes  Organ  des  Unterleibes 
verletzt  war,  liefsen  die  Krankheit  ßls  Tabes 
farvosa  ansprechen.  Sie  genas  vollständig,  be- 
findet sich  heute  vollkommen  woh.1.,  und  hat 
„den  -.Schmerz  ertragen  müssen ,  seitdem  einen 
theuern  Gatten  und  eine  erwachsene  Tochter, 
ie  beide  damals  gesund  waren,   zu  Y*?!ieren. 


-.* 


—     87  .  — 

Im  J.  1821  kam  G.,  gewesener  Feld' 
hei  ans  B. , .  35  Jahr  alt,  zur  Kur.  Eine  üble^ 
Abdominal-  Farbe,  bei  bedeutender  Abmagerung, 
liefe  schon  Ton  der  Ferne  ein  Unterleibsleiden 
erkennen >  und  zwar  um  so  sicherer,  als  der* 
Kranke  erzählte:  vor  einem  Jahr  einen  hefti- 
gen Vomitus  cruentus  überstanden  zu  haben» 
(gegenwärtig  war  Bluthusten  seine  Hauptbe- 
schwerde. Der  Erfolg  der  Kpr  war  se  gün- 
stig, dab  der  Genesene  sich  Tor  Kurzem  noch 
sehr  wohl  befand,  denn  nicht  nur  der  Blut- 
husten war  nicht  wiedergekehrt,  sondern  auch  die 
Unterleibsbesch  werden ,  die  er  bisher  gar  nicht 
geachtet  hatte,  ob  sie  wohl  hier  das  Hauptübel 
waren,  haben  ihn  verlassen«  Mehreremale  noch 
wurde  der  Oberbrunnen  seitdem  in  der  Hei- 
math getrunken.' 

In  demselben  Sommer  traf  auch  die  Frau 
Kasernen  -  Iospector  P.  aus  S.,  etwa  36  Jahr 
alt,  zur  Kur  ein.  Ihr  Korperbau  lieb  kein« 
Pbthisis  befürchten ,  jedoch  war  bei  Dienstrual- 
unordnungen  ein  sehr  lästiger  schon  lange  an- 
haltender Husten  vorhanden,  der  in  Tuberkeln 
seine  Ursache  zu  haben  schien ,  dabei  hatte 
auch  die  Ernährung  gelitten.  Nach  öwocbent^ 
liebem  Gehrauch  der  Kur  hatte  der  Hosten 
sich  sehr  .  vermindert ,  das  Allgemeinbefinden 
war  wieder  erwünscht,  und  später  verschwand 
der  Husten  gänzlich.  Dreimal  war  die  Gene- 
sene seitdem  in  Salzbrunn  zur  Befestigung  ih- 
rer Gesundheit,  und  so  verlieft  sie  auch  im 
letztvergangenen  Sommer  den  ihr.  werth  ge- 
wordenen Ort  mit  grober  Zufriedenheit. 

Im  Juli  desselben  Jahres  meldete  sich  Frau 
S.  aus  P.  zur  Kur,  mit  einem  Schreiben  ihres 
Arztes ,.  welches  im  kurzen  Auszüge  Folgendes 


—     88     — 

enthielt;*  jJMe  Patientin  56  Jahr  alt ,  Mit  20 
Jahren  schon  nicht  me^ir  menstruirt,  war  stete 
gesund.  Seit  Anfang  des  Jahres  1820  aber 
lind  et  sie  an  einem  Schmerz  in  der  linken  Nie« 
rcngegend,  der  periodisch  wiederkehrte,  je-1 
doch  höchstens  3  Wochen  ausblieb-,  aber  auch 
schon  am  8ten  Tage  eintrat.  Der  Anfall  be^ 
ginut  Abends  mit- einem  nagenden  Schmers, 
der  so  zunimmt,  dafs  sie  zuletzt  bewegungslos 
auf  dem  Rücken  liegen  inufs.  Gegen  Morgen 
läfst  er  etwas  nach,  t erschwindet  dann  allmäh« 
lig  den  Tag  über  gänzlich ,  und  endet  die 
Nacht  mit  einem  starken  Schweifse.  Während 
dem  Anfall  wird  wenig  getrunken,  aber  viel 
heller  wäfsriger  Urin  gelassen,  Aufser  diesen' 
Anfällen  ist  die  Patientin  gesund,  bat  guten 
Appetit,  schläft  gut,  trinkt  aber  sehr  wenig. 
Die  einzige  aufzuladende  Ursache  ist  ein  un- 
terdrückter Fufssch weifs ,  und  kleine  Erkältuo- 
gen  schienen  die  einzelnen  Anfälle  zu  veran- 
lassen. Was  ist  das  Wesen  dieser  Anfälle? 
hatte  ich  mich  gleich  gefragt ,  aber  ich  bin 
noch  nicht  entschieden,  ob  die  Krankheit  ein 
Nierenkrainpf  sey,  oder  von  Steinen  in  der 
linken  Niere  herrühre*  Die  Mittel ,  welche  ich 
in  Anwendung  brachte,  waren  besonders  auf 
Beförderung  der  Hautsecretion  gerichtet,  so  wie 
auf  die  Absonderung   der  Nieren,     Der   Kam- 

5 her  schien  mir  für  diesen  Fall  geeignet,  und 
ie  Kranke  fühlt  sich  auf  seinen  Gebrauch  et- 
was gebessert  Die  Anfälle  sind  nicht  mehr  so' 
heftig,  sie  bleiben  länger  aus,  einmal  schon  7 
Wochen.  Dabei  siebt  die  Patientin  wohler 
aus.  Vergangenes  Jahr  wurde  Warmbrunn 
vergeblich  gebraucht,  ich  rathe  diefs  Jahr  Salz- 
brunn, und  hoffe  von  seiner  auflösenden,  auf 
die  Nieren  specifisch  wirkenden  Kraft,   man« 


--   60    - 

cfaet  Goto   fdr  die  Ladende  etc.*    Sovteit  det 
wirkliche,  Aaszag  <les 'Briefes.    Die  Kai'  wurde 
begonnen,   die  Urinsfccretion,  selbst  die  Darm- 
secretion,   welche  letztere  namentlich  oft  träge 
■war,  worden  vom  ersten  Tage  an  gefördert; 
4  Wochen    vergingen,    ohne   etwas  Wichtiges' 
bemerken  zu  lassen,  and  der  geflüchtete  drei- 
wöchentliche   Terniin    (innerhalb    dieses   Zeit- 
raums waren    die    letzten  Anfälle    eingetreten) 
•^rar  vorüber,    so  dafs  die  Patientin  freudig  an. 
die  Abreise  für   den  -kommenden  Tag  dachte. 
Doch   in   der  Nacht  dieses  28sten  Tages  ihrer' 
Anwesenheit,  wurde  ich  plötzlich  zu  der  Kran- 
ken gerufen,  und  fand   sie  von  dem  gewöhn- 
lichen Uebel  aufs  heftigste  ergriffen ,  ja  sie  ver- 
sicherte :   lange    keinen   so    starken    Anfäll  ge- 
habt   zu    haben.     Jedoch    ergab  sich :    dafs  der 
Anfall   bei   aller  Heftigkeit  schneller,  als  sonst, 
verlief,    die   reichlichen  Schweifte   stellten  sich 
scheu   nach   Mitternacht   ein  ,    und  am  Morgen 
befand  sich  die  Patientin  so  erträglich,  dafs  sie 
sich  nicht  abhalten   liefs ,    noch   an  demselben 
Tage,  .wie  festgesetzt  war,    die  Rückreise  an- 
zutreten.    Mir  blieb  nichts  übrig,    als  noch  et- 
was' von   der  Nachwirkung   zu    hoffen,    wozu 
mir  die  veränderte  Form  des  Anfalls  einen  klei- 
nen Grand  gab ,  und  mit  diesem  geringen  Trö- 
ste  die  Patientin   zu    entlassen.      Nach  einigen 
Monaten    wurde   mir    Gelegenheit   zu  erfahren, 
dafs  die  Kranke  seit  jenem  Aufalle  keinen  wei- 
teren gehabt  habe,  und  im  folgenden  Juni  hatte 
ich    die    Freude,    von   ihr    selbst ,    als  sie   zur 
Wiederholung   der   Kur   zurückkehrte,    zu   hö- 
ren,   dafs   jener    Anfall    wirklich  der  letzte  ge- 
Vfesen  sey,   obgleich   bei  einigen  Reisen  kleio* 
Erkältungen  nicht  ganz  hatten  vermieden   wer- 
den können.     Noch  vor  wenigen  Jahren  erfüll**? 


-     90     - 

ich,  dalk, sich 'die  Frau  <bei:scbon  vorgerücktem. 
Alter  recht  erträglich  befnde,  an  jenem  Uebei/ 
wenigstens  nicht  .mehr  leide».    . 


1 1  «i 


In,  der  Mitte  des  Mai'«  1822  war  Frl.  JE« 
Y.  D«;  aus  P. ,  eine  unsrer  ersten  Kurgäste«    .Bei» 
zartem,  doch  wohlgebildetem ,    Körperhau  und 
lebhaftem  Geiste,  21  Jahr  alt,  hatte  sie  schon 
seit  einem  Jahre  eine  ganze  Reihe  Krankheits- 
erscheinungen an  sich  bemerken  lassen«     In  dem. 
letzten  Winter  war  eine  anhaltende  Heiserkeit, 
die   bis  zu    vollständiger   Slimmlosigkeit    stieg9 
das  Hauptleiden  gewesen.     Aderlässe,  Blutegel, 
«jufsere   Reize   in  den  Luftröhren,    und  endlich 
ein    künstliches,    lauge    thätig    erhaltenes  Ge- 
schwür   an     denselben,     nebst    audern    innent 
woblgewählten  Arzneien  hatten  die  Kranke  gen 
rettet,    auch  ihre   Stimme   beinahe   vollständig 
wiedergebracht,  aber  die  Menstruation  war  noch, 
unregehnäfsig  geblieben,  und  ein  trockener  kurr 
zer    Husten    beunruhigte    noch    bisweilen«      h% 
ialzbrunn   sollte   die   Genesende  für  die  Daxie$ 
Gesundheit,  erwerben.     Der  Gebrauch  des  Obe.iv  * 
brunnens    mit   .Molken,    der  reichliche  Geouit 
van   Milch   una  frischer  Luft,    wirkten  höci^ 
Wohhhätig,    nur  zeigten    sich   hin   und   wiegst 
spastische    Zufälle,    anfangs    leicht   vorübergtn 
bende   Zuckungen,    aber   nach   4   Wochen,  ei* 
kataleptischer  Zustand,  jedoch  von  kurzer  Dauer, 
und    die  Patientin    kehrte    dem  Anscheine  nach 
genesen   in    die   Heimat h   zurück.     Das  Wohl« 
befinden    hielt    einige    Wochen    ungetrübt   an, 
bis  in  der  Mitte    des  Winters  sich  wieder  spa- 
stische Zufälle  zeigten ,   und  eine  Carditis  nach) 
dem    Bericht   ihres    wohlerfabrndn    leider  nicjyt 
mehr    unter   den   Lebenden   weilenden    Arztes, 
sie  an   den  Rand  des   Grabes  brachte.     Eftdft 


-  w  - 

Jfai  Iwi  »i$  abermals  nach  Salzbrunn,  aber 
fiel  schwächer  und  leidender,  ab  das  erstemaf, 
jedoch  mit  guter  Stimme  tiod  nur'  geringen! 
Hasten,  bei,  wenn  auch  sparsamer,  aber  doch 

vorhandener  Menstruation.  : ''  ' 

*  •  '         »  .  .  <•* 

Der  Erfolg1  der   Kor  zeigte .  sich  nm   so 
gBozender,  als  der  Zustand  der  Kranken  die»» 
mal  trauriger    erschienen  -war,   jedoch,  trat  die 
Besserung   abermals    mit    kleinen  schnell   vor- 
übergehenden Krampfzufällen  ein.    Nichts  desto- 
weniger  zeigten    sich  in    dem  folgenden  Jahre 
manchmal   Krankheitserscheinungen ,     die   noch 
io  jenen  frühem   ihren   Grund  zu  haben  schier 
nen,   aber    nie  bedrohten  sie  mehr  das  Leben, 
welches   seitdem    gewib.. noch   weniger   durch 
Unwohlseyn  gestört  gewesen  seyn  würde,  wenn 
der  Arzt  .über  mehr  als  gewöhnliche  Arzneien 
gebieten  könnte. 

Im  Sommer  1823  besuchte  Frl.  A.  St.  aus 
A.,  26  Jahr  alt,  nnsern  Brünnen.  Bei  zartem 
Korperbau  und  aufgeregtem  Nervensystem,  litt 
sie  an  hysterischen  Zufallen,  bedeutender  Art 
und  Form,  und  die  Verrichtungen  des  Darm- 
kanals ,  wie  des  Uterus ,,  waren  ungeregelt,  die 
des  letztern  sehr  sparsam,,,  und  zuweilen  ward 
ein  kurzer  trockner  Husten  lästig.  Mangelhafte 
Ernährung  bewies  die  Magerkeit  und  nicht  nor- 
male Gesichtsfarbe.  Mit  täglich  zunehmendem 
Wohlseyn,  welches  sich. durch  bessere  Farbe, 
zunehmende  Ernährung  und  ungemein  heitere 
Laune  aussprach,  hatte  sie  den  Oberbrunnen 
mit  Molken  getrunken ,  und  voll  Hoffnung,  ei- 
ner .  ungestörten  Gesundheit  entgegensehen  zu 
können  ,  reiste  sie  ab.  Zwei  Monate  nach  der 
Kar  fühlte  sie  mancherlei  ihr  neue  Unbehag- 
lichkeilen  ,  pnd  unerwartet  überfiel  sie  auf  ei- 


i 
■  n 


—     93     — 


•     ■•  r- 


«ein,  Spaziergange  ein  Vomititb  criftniu$\  nach 
dessen  Beseitigung  erst  wahre  Gesundheit  za- 
>ückfc,ebrte,  welche  durch  die  Wiederholung; 
des  Besuches  in  Salzbrunn  befestiget,  wü/de/. 
Mancherlei  gemüthliche  Aufregungen  fübtteS. 
später'  die  alten  sKrankheilserscbeijiungja'n  zu- 
rÜck9  und  auf  einer  Reise  trat  auch  ein  hefd» 
ger  Arifall  tod  Melaina  ein,  -nach  .welchem;  sje 
mehr  einer  Leiche,  als : einer  Lebenden  ähnlich, 
im  September  1833  wieder  zur  Erholung  nach 
Salzbrunn  gebracht  wurde.'  Nach  6  Wochen 
verliefe  sie  es  neu  gestärkt,  und  erfreute. -sich 
noch  kürzlich  des  wiedergekehrten  Wohiaejrqfc 

•  '■"■■  ■    ; ■.        ....-, 

/       ■>  .41 

'  Im  J.  1823  sandte  mir. ei«  Arzt,  dertettn», 
Ton' dem  ich  oben    schon  einen  Auszug.  au*  ,  eit- 
lem seiner  Krankenberichte  mittheilte,  und  deA  ' 
ich  überhaupt  viel  interessante«  und  "dabei  gün- 
stige Erfahrungen  übejr  Salzbrunn  verdanke,  in- 
dem   seine    Kranken    immer  sehr  glücklich  fojr 
dasselbe   gewählt   waren1,    der   aber  leider  sei* 
nen  schonen  Wirkungskreis  allzufrüh  verlassen 
mufste,  einen  22jährigen  Jüngling,    B.  aus  C.^ 
als    einen    Candidaten    der"  Seh  windsucht ,    in 
welcher  Behauptung  ihm  die  Krankheitszelcheh 
und  der  schwindsüchtige  Familienbabitus,  denii 
eine  seiner  Schwestern  war  der  Krankheit  schon1 
zum   Opfer   gefallen ,    und   einer  zweiten  st&od 
dasselbe  Schicksal  schpn  ganz  nahe  bevor,    ei- 
nen   hinreichenden    Grund    gaben*    '  Der   junge 
Mann  gedieh  bei  dem  Gebrauch  des  Oberbrun^ 
nens  mit  Molken  ungemein,  alle  so  drohenden 
Krankheitserscheinungen     verloren     sich,     tinl 
scheinbar  genesen  reiste  er  in  die  Hei math  zu- 
rück.    Im  folgenden    Frühjahr  kehrte  er  leider ' 
sehr  krank  wieder,  und  sein  Arzt  schrieb  mir!: 
„dem  Ueberbringer  leistete  Salzbrunn  fbrtüf- 


\  » 


—     V3      — 

licfrp  Dienste,  und  er  befand  sich  bis  Ende 
Vergangenen  Aprils  »ehr  -wohl,  wurde  aber  nun 
von  einem?  entzündlichen  Leiden  der  Respira- 
tionsorgane  befallen ,  dafs  ich  bei  seinem  Kör- 
perbau die  ungünstigste  Prognose  stellen  mufste, 
und  dennoch  wurde  er,  zu  meinem  Erstaunen,' 
wieder,  hejgestellt.  Ein  Kesicatorium  perper 
tuum ,  Phetlandrium ,  Myrrhe  und  Ziegenmilch^ 
Vtraren  die  ihm  günstigen  Arzneien«  Sein  schlech- 
ter Bau  höcV  die  Neigung  aller  seiner  Geschwi**' 
ster  zur  Phthisis,  machen  doch  die  Prognosis 
afthr'inifftKch."  Der  Patient  brauchte  abermals 
die  Kur  mit  dem  schönsten,  allen  unerwarte- 
ten, Erfolge,  trank  Anfangs  nur  Molken,  dann 
Molken  mit  Oberbrunnen,  und  zuletzt  mebt: 
Brunnen  als  Molken ,  und  dabei  wurde  ein« 
Milchdiät  gehalten.  Dreimal  war  er  seitdem 
wieder  in  Salzbrunn,  zum  letzten  Mal  den 
letztvergangenen  Sommer,  und  nun  erschienen 
seine  Respirationsorgane  gesund,  aber  statt  de- 
ren stellen  sich  Unterleibsbeschwerden  ein.. 

Im  J.  1824  traf  das  Fräulein  P.  aus  R.  in 
Obertcblesien  ,    ein    wohlgebildetes    lSjähriges 
Mädchen   zur  Kur  ein.     Ihr  Körper  war  zwar 
zart,,   aber  liefs   doch   eben    keine  vorwaltende 
Neigung  zur  Schwindsucht  bemerken.     Ein  an- 
strengender  Tanz    und    darauf  folgende    Erkäl*- 
tung ,  hatten  ihr  gleich  nach  der  Heimkehr  vom 
BalUaal   einen    heftigen   Gliederkrampf  zugezo-     ■ 
gen,   wobei    sich   in    der,  Palma   manus    blau-    \ 
schwarze  Flecken    zeigten«     Der  Krampfanfall 
ging   vorüber ,    aber   die  Flecken  blieben ,   uud     ' 
verschwanden  erst ,   afs  nach   ein   Paar  Tagen 
ein   starker   Blutauswurf  sich    einstellte.     Seit- 
dem blieb  eine  grofse  Neigung  zum  Husten  zu-* 
nick,   Reiche  ihre   Angehörige  mit  Recht  be~~ 


■ « .  ii 


—     94     — 

sorgt  machte.  Der  Husten,  den  sie  mitbrachte, 
verlor  sich  beim  Gebrauch  der  Kur  gänzlich, 
auch  die  Neigung  dazu  ward  später  nicht  mehr 
bemerkt,  und  sie  erfreute  sich  einer  ungestör- 
ten Gesundheit.  Diesen  letzten  Sommer  be- 
suchte sie  Salzbrunn,  Verheirathet  und  Mutter 
eines  6jährigen  Kindes  9  um  eine  »je  belästi- 
gende Nervenschwache  ebenfalls  zu  verlieren^ 
welches  erreicht  zu  haben,  si6 beina  jlbgange 
alle  Aussicht  hatte. 

-  Im  Juli  desselben  Jahres  schrieb  mir  ein 
College:  „Die  Ueberbringerin ;  Frl.'A.  au*  B«, 
ist  eine  Kranke,  bei  welcher  ich  die  seltene 
Freude  hatte ,  bei  wiederholten  Anfällen  von 
Hämoptysis  mit  pnrulentem  Auswurf  und  deut- 
lich phthisischen  Habitus,  Fieber  mit  Nacht- 
sc h  weif  serr,  durch  kleine  Blutentziehungen  f  Di- 
gitalis, Kalisaturationen ,  Leinsaamenthee  etc. 
eine  dauerhafte  und  unverdächtige  Besserung 
zu  bewirken»  Eine  scrophulose  Diathesis  ist 
nicht  zu  verkennen ,  und  zugleich  bricht  nicht 
selten  ein  der  Urticaria  verwandtes  Exanthem 
hervor."  Die  Reise  hatte  das  Mädchen  ange- 
griffen ,  selbst  den  Husten  wieder  rege  gemacht, 
und  aufser  der  Schwäche  der  Lungen  zeigte 
sich  noch  eine  grofse  Nervenreizbarkeit;  -  Die 
Brunnenkur  mit  Eselinnenmilch,  bekam  unge- 
mein gut,  und  wurde  im  folgenden  Sommer 
wiederholt.  Gegenwärtig  ist  die  Patientin  eine 
gesunde  Frau  und  Mutter. 

„Fr.  v.  B.,  geb.  Gr.  KM  von  leicht  auf- 
regbarem Geiäfs  -  und  Nervensystem ,  litt  im, 
Winter  1823  und  1824  an  wiederholten  /Fällen, 
von  Blutauswurf,  mit  starkem  Husten  und  ei% 
terartiger  Schleimsecretion.  Salzbrunn  mit  Milch 
that  hier  schon  im  Winter  gute  Dienste  f  *  und 


—    ya     — 

ich  rathe  nur.  zur  Portsetzung  an*  der  Quelle 
desselben  mit  Eselinnenmilch.  Die  sie  beglei- 
tende Mutter  litt  in  der  Jugend  an  demselben 
Uebel,  Welches  gegenwärtig  sich  noch  manch- 
mal wiederholt.*'  So  lautete  wörtlich  das  Schrei- 
ben des  Arztes,  welches  mir  die  PajJentiri  den 
18ten  Juni  1824  übergab.  Wohlbehalten,  kehrte 
Mutter  und  Tochter  zurück,  und  Üie  letztere 
befand  sich  ganz  kürzlich  noch  recht  wohl« 

Im  Sommer  1825  kam  der  Rechtsgelehrte 
Z.  aus  G.  mit  seiner,  Jiamilie  nach  «Salzbrunn, 
und  zwar  waren  alle  Mitglieder  derselben,  die 
Eltern  wie  die  3  Kinder,  recht  ernsthaft  er- 
krankt, die  erstem  an  Hämorrhoidal-  und  Men- 
strualbeschwerden ,  die  letztern  .an  j&trophia 
infantum.  Die  älteste  Tochter,  6  Jahr  alt,  litt 
an  den  Folgen  der  englischen  Krankheit,  ein 
Mädchen  von  4  Jahren ,  in  noch  höherem 'Grade, 
so  dafsjpa  noch  nicht  allein  gehen  konnte,  das 
jüngste,  18  Monat  alte  Kind  aber,  war  derge- 
stalt abgezehrt  und  entstellt,  dafs  es-  die  Phy- 
.siognomie  eines  Greises  hatte,  die  Haut  in  Fal- 
ten um  dasselbe  lag ,  und  es  nicht  aufrecht  ge- 
tragen werden  konnte.  Die  ganze  Familie  ge- 
nas zusehends,  das  mittlere  Kind  lernte  in  Salz- 
brunn noch  gehen,  und  vor  allen  zeigte  das 
jüngste  Kind  eine  wundervolle  Veränderung, 
Noch  einigemal  kehrten  die  erfreuten  Aeltern 
mit  ihren  Kindern  zurück,  und  letztere . haben 
seitdem  eine,  ihrem  Alter  angemessene  körper- 
liche Ausbildung  erhallen. 

In  demselben  Jahre  besuchte  auch  ein  Frl. 
t.  O.  aus  M. ,   die   Kuranstalt     Bei  gesundem 
und  wphlgebauten  Korperbau,  litt  sie  an  einef 
hohen    Nerrenreizbarkeit    und    gestörten   Mettj 
«truation,  und  in  Folge  dessen  an  KramjpftB» 


\ 


—     96     — 

die  in  allen  möglichen  Formen,  bis  zum  Som- 
nambulismus 9  sich  darstellten.  In  diesem  so 
schweren  Falle  konnte,  mein  Vertrauen  zur  Kur 
selbst  nicht  grofs  seyn ,  wenn  ich  auch  einige 
Gründe  dafür  hatte ,  die  namentlich  auf  die 
immer  so  sichre  Einwirkung  des  Oberbrunneos 
auf  das  Menstrualgeschäft  und  auf  das  grobe 
Unterleibsnervengeflecht  fnfsten.  Am  14ten  Tage 
des  Gebrauchs  des  Brunnens,  mit  etwas  Milch 
gemischt,  trat  ein  stürmischer  Anfall  ein9  der 
die  mannichfaltigsten,  beinahe  grauenvollen,  Er- 
scheinungen darbot,  namentlich  einen  furchter- 
regenden trockenen -Husten,  in  welcher  Form 
der  Krampf  auch  früher  sich  am  beharrlichsten 
gezeigt  hatte,  und  dem  stets,  sehr  beschwerliche 
und  anhaltende  Brustschmerzen  nachgefolgt  wa- 
ren» Nach  etwa  12  Stunden  minderten  sich 
die  einzelnen  Krämpfe,  der  Husten  verschwand 
endlich  auch,  und  die  gewöhnliche  Schwäche 
erinnerte  nur  noch  nächst  den  Brustschmerzen 
an  den  überstandeoen  Sturm,  wo  Lachen,  Sprin- 
gen ,  Husten ,  Starren ,  Gliederdrehen  und  Irre- 
reden rasch  mit  einander  abgewechselt  hatten* 
Die  Kräfte  aber  kehrten  nach  der  Versicherung 
der  Patientin  und  ihrer  Umgebung  diesmal  ra- 
scher zurück  als  sonst,  und  die  Brustschmer- 
zen dauerten  eine  viel  kürzere  Zeit,  so  dafs 
sie  recht  wohlbehalten,  4  Wochen  nach  diesem 
Anfall,  heimkehrte«  Das  Jahr  darauf  schrieb 
mir  ihr  Arzt:  „Frl.  v.  O.  befand  sich  während 
des  ganzen  Winters  recht  wohl,  in  diesem 
Frühling  erhielt  sie  eine  Febris  tertiana,  wel- 
che nach  Yorangescbicktem  Salmiak  das  Chi- 
nin, sulphur.  bald  heilte.  Aus  vollem  Herzen 
wünsche  ich,  selbige  Ihnen  noch  einmal  schicken 
zu  können."  Spätere  Nachrichten  bestätigten 
die  vollständige  Heilung  des  Fräuleins. 


■     —     97     -~ 

Biete  wenigen  aus  vielen  ähnlichen  heraus-' 
gehobenen  Beobachtungen,  mögen  wohl  hin« 
reichend  seyn,  nicht  nur  die  Einwirkung  der 
Salzbrunnenkur ,  wozu  auch  Molken  undsMilch, 
und  gesunde  Gebirgsluft  das  ihrige  beitragen, 
überhaupt  zu  bestätigen,  sondern  auch  die  Dauer 
derselben  nachzuweisen.  In  den  spätem  Jah- 
ren mehrten  sich,  nach  Maa&gabe  des  stärkeren 
Besuches,  diese  Beobachtungen,. .und  sind  oft 
durch  die  Art  und  Weise  der  Krankheit",  von 
noch  höherem  Werthe,  wenn  ihnen  auch  für 
jetzt  noch  der  "Nachweis  der  langen  Onu^r  föhtyf 
Ist  es  mir  vergönnt,  so  dürfte  ich  aus  den  letz-fc 
ten  Jahren  noch  manchen  interessanten  Fall, 
namentlich  auch  solche,  wo  .die  Kur  keinen 
günstigen  Erfolg,  oder  doch  ihn  nur  für  eine 
kurze  Zeit  erreichen  konnte,  in  diesen  Blättern 
mittheilen« 


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«"3ie  YViriuloge*  des  schwefelsauren*  Kopfe«' 

"'   :    "     m'def  Mageber wefttiung       /.  *    ;- 

•  ■•■• 

Von 

Dr.    G.    E.    F.    Dürr, 

practizirendem  Arzte  nnd  Oberamts -Arzt  zu  Hall 

in   Würtemberg. 


{Schon  seit  dem  Jahr  1826  habe  ich  bei  klei- 
nen Kindern ,  besonders  im  Sommer ,  in  den  so 
gefährlichen  Diarrhöen  und  Brechruhren ,  die 
Kraft  der  gereinigten  Thonerde  {ArgUla  depu- 
rata)  versucht  und  gefunden,  dafs  sie  empfoh- 
len zu  werden  verdiene.  Das  wiirtembergische 
medicinische  Correspondenz-  Blatt  (Jahrgang  IL 
Nro.  4.  S.  18)  enthält  schon  allgemeine  Be- 
merkungen darüber ;  meine  Erfahrungen  im  Jahr 
1833  und  1834  bestätigen  sie  noch  mehr* 

Man  kann  ihr  wirklich  etwas  Eigentüm- 
liches nicht  absprechen ,  sie  mag  allein  in  pas- 


^     99     — 

sendem  flussigem  Vehikel,  oder  Ip  Verbindung, 
namentlich  mit  der  Aq.  oocymuriat,  *)  in  Fällen, 
wo  schweres  Zahnen  mit  grobem  Fiebejrstiwn, 
wo  eqcephalitische  Leiden  mit  den  Er#cbeinun~ 
gen  der  Brechruhr  cojnplicirt  sind,  enge  wen* 
det  werden»  Sie  wirkt  sehr  verschieden  voa 
kohlensaurem  Kali  und  Magnesia,  sowie  den. 
dienen  verwandten  Abgorbentien;  —  sie  kann 
i\a  ersten  Zeitraum  der  Krankheit,  wo,  der 
Fieberaufreizung  wegep ,  salzsaures  und  koh- 
lensaures Eisen  **)  und  Opium  ***)  nicht  pas- 
send sind,  und  der  rapide  Verlauf  der  Krank- 
heit doch  schnelles  und  bestimmtes  Handeln 
gebietet,  angewendet  werden,  -—  sie  hilft,  wo. 
ich  mich  nnter  ähnlichen  Fällen  und  Umstän- 
den Tön  diesen  Adstringentien ,  sowie  von  der 
Aqua  oocymur.  ****)  verlassen  sah,  und  möchte 
Tor  dem  essigsauren  Blei  *#***),  wegen  seiner 
suspectea  und  dem  zarten  Kindesalters  sehr 
feindseligen  Wirkung,  einen  Vorzug  verdienen« 

•)  Wiederholten  neueren  Prüfungen  zu  Folge,  zersetzen 
sich  beide  Arzneistoffe  nicht;  auch  ßalomel,  wenn 
es  dabei  nöthig,  erleidet  keine  Veränderung» 

**)  v,  Autenrieth,  Tübinger  Blätter  für  Natur-  und  Arz- 
neikunde. Bd.  2.  St.  1,  Nro  &  —  v.  Pommer  Hei- 
delb.  ctin,  Annalen.  1826.  Bd,  %  —  Schwarze,  C,  F., 
Prakt,  Beobacht  und  Erfahr.  Dresden  1827»  —  Cam- 
merer,  C,  W»y  Versuche  über  die  Natur  der  krank- 
haften Magenerweichung»  1828*  Cap.  5, 

***)  Vogel,  <D.,  in  Ruat  Mag.  für  die  g,  Heilkunde. 
BerUn  1828.  Bd.  26.  Hit,  2.  XI. 

****)  Biotins ,  Ef>  in  Hust  Mag,  f.  d.  g,  H,  K.  Bd. 
Heft  3.  XVI, 

*****)  Lftidlaw,   W9f  hond.  med.  gazette  in  Frm 
Notizen  für  Natur-  und  Heilkunde.  -Nr.  3«  Bc 
1829.  8.  41.  —    Autenrieth  H.  mediz.  Convers 
Ton  Dr.  Hvhnbaum  etc.  1831.  Nr.  32.  S.  25L 

G  2 


— <    100    — 

Aber  die  Argilla  mufs,  wenn  Notzed'Yon 
ihr  erwartet  Werden  »oll,  in  starker  Dosis  an- 
gewendet werden,  in  stärkerer,  als  Hofrath 
Ficinus  sie  zu  geben  reihet;  dieser  giebt  einem, 
'jährigen  Kinde  *)  nur  Scrup.  §  bis  Scrup.  1^ 
Was  in  Weniger  heftigen  Fällen  genügen  mag, 
in  sehr  gefährlichen  und  rapid  Verlaufenden  aber 
Unznyetfäfsig  ist.  Ich  wandte  sie  tu  Drachm.  § 
bis  Drachin.  1  in  einem  passenden  Vehikel  von 
Unc.  1  bis  lj  in  24  Stunden  an.  — ■ 

Die  epidemische  Constitution  des  Frühlings 
(1834)  war  die  rheumatisch  -  gastrische ,  oft  init 
Torherrschendem  entzündlichem  Factor,  die  des 
Sommers  die  entzündlich- gastrische  (erysipe- 
latose).  ."'.;:.,... 

Unverkennbar  war  Ergriffenseyn  dejtSobleini- 
häute,  im  Frühling  der  der  Luftwege,  imSoihmer^ 
der  des  Nahrungpkanala,  daher  die  sehr  häufigen 
und  heftigen  Catarrhe;  die  krampfartigen  bis 
zur  wahren  Tuss.  convulsiva  sich  steigernden 
Husten,  und  Schleim  -  und  Friesel  -  Fieber. 

Von  den  Erscheinungen  des  hohem  Gra- 
des dieser  sehr  akuten  Brechruhr,  wo  daaTJe- 
bei  binnen  2  — 10  Tagen  verlief,  erwähne  ich 
diejenigen,  die  sich  jnir  in  den  beobachteten 
Fällen  darboten,  kürzlich:  1)  Anstrengungtlo- 
ses,  gufsweises  Erbrechen  einer  Masse  von 
säuerlich  riechender,  bald  dickerer,  bald  dün- 
nerer Flüssigkeit;  2)  Durchfall, -der  bei  mehre- 
ren dieser  Kinder  schon  8  Tage,  selbst  länger, 
"da  war,  zu  dem  sich  auf  einmal  Erbrechen  ge- 
sellte, was  die  Eltern  ängstigte,  und  zur  ärzt- 

*)  Ficinus  in  Rust  Mag&z.  Bd.  12.  Heft  %.  — •  Wen 
und  Seiler  in  d.  Dresdner  Zeitschr«  für  Natur-  and 
Heilkunde  II!.  1. 


-    101    -P- 

liehen  Hülfe    gewissermafsen  -nötbigte.    3).  Zu- 
.sammenfallen  und  schnelles  Abnehmen  oder  Ab- 
magern des  ganzen   Körpers,    besonder»  aber 
Einsinken    3er  grossen  Fontanelle,   der  Augen 
in  ihre  Hohlen,  Blässe,  Entstellung  .und  Klei- 
.iierwerden  des  Gesichts,  kalte  Hände  und  Fülse, 
--bei    heiüsem    Hinterkopf  .  mehr .  oder  ,  weniger: 
.merkbares  Fieber.    4)  Betäubung  ohne  Bewufst- 
.seyns- Störung  (Jgrypnocoma) ;  sab  man   die 
Kinder  an,  so  weinten  oder  schrieen  sie.    5)  Un- 
ruhe, Schreien  oder  Wimmern,  Drängen,,  you 
.einem  Arm  der  Wärterin  zum  andern  zu  wan- 
dern ,  Anziehen  der  FiUfe  an  den  Leib.  6)  Mäiv- 
.gel  an  Appetit  bei  grofsem  Durst.  7)  Verschwin- 
den (oft  binnen  12 — 36.  Stunden)  einer  kurzer 
oder  länger  schon  vorhanden  gewesenen  Haut- 
schärfe (von  den  Hebammen  Gelbsucht -Schärfe 
genannt),   oder  eines  frieselartigen  Ausschlags, 
.der,  je  jünger  das  Kind,  um  so  weniger  fehlte, 
um  so  mehr  gewürdigt  seyn  wollte,  ata  er  zu- 
gleich als  Product  des  herrschenden  Krankheits- 
ebarakters   angesehen  werden  durfte,   und  von 
seiner  Erhaltung  auf  der  Haut,  oder  von  sei« 
nem  Wiedererscheinen ,  wenn  er  verschwunden, 
critische  Entscheidung ,  —  und  mehr  oder  we- 
niger der  glückliche  Ausgang  der  Krankheit  — 
abzuhängen    schien.     8)  Steifheit  im   Nacken. 
.  9)  Die  blasenartige,  der  Lage  des  Magens  ent- 
sprechende,   vom  linken   Hypochondrio    gegen 
die  Präcordien    laufende   Auftreibung,    die   ich 
aber  auch  suhon  bei  Kindern  i  die  nicht  an  Ma- 
generweichung litten,   oder  sie  späterhin  beka- 
men, beobachtet  habe. 

Bei  der  Behandlung  schienen  mir  zu  wür- 
digende Momente : 

1)  Das  unverkennbar  reizende  Krankheits- 
*  Product  des  Magens  und  Darmkanals  zu  invol- 


-»•    102    — 

Viren ,  möglichst  »I  neütralisiren  *  ihr  tent- 
spracben  Mueüaginosa  tum  Oleosis  und  .die 
Argilla* 

.  2)  Das  Hautorgan  mehr  20  bethätigen,  den 
Schmerzhaft  erregten  Magen  und  Darmkanal  za 
besänftigen;  dies  geschah  durch  das  Eactr.  Ci* 
tut.  und  durch  wundmachendes  Streupulver. 

Die  nächsten  Erfolge  waren :  seltner  er- 
folgende Stühle ,  Verwandlung  der  grünen  Farbe 
derselben  in  die  gelbe %  Rahe,  Wundwerden 
Zwischen  den  Hautfalten  des  Halses  und  des 
-Ingnens,  Entwickelring  eines  frieselartigen  Aus« 
Schlags ,  und  kritifcdie  Entscheidung. 

3)  Würdigung  des  Fiebers*     Die  enteünd- 

'  liehe  Verwickelung,  namentlich  die  encephaliti- 

sche,  bei  schon  vorhandenem,  oder  durch  den 

Krankbeits  -  Aufruhr     erst    recht    aufgeregten 

Zahntrieb. 

Bei  Wochenkindern  und  Säuglingen  wurde 
■  das  Fieber  oft  schon  allein  durch  Aq*  otcymur* 
beschwichtigt;  bei  älteren  Kindern,  oder  bei 
heftigeren  Fällen  überhaupt  wurden  Blutegel 
Je  nach  Umständen  auf  die  Herzgrübe,  oder 
hinter  den  Obren  nötbig;  der  trocknen  Haut, 
der  Kälte  der  äufsern  Tbeile,  der  Betäubung, 
entsprachen  Bäder  aus  Chamillen  und  Lauge 
•tnit  kalter  Beträuflüng  des  Kopfs. 

Unter  den  bereits  im  Allgemeinen  erwähn« 
ten  äufserlichen  Mitteln,  waren  mir  bisher  Ton 
besouderm  Werth:  ' 

1)  Ein  nach  dem  Alter  des  Kindes  von  der 
Grobe  eines  Thalers,  bis  2u  der  einer  obern 
Kaifeetasse  gestrichener  Teig,  aus  einem  hal- 
ben Löffel  toII  Senfmehl,  und  einem  Kaffee- 
löffel voll  zerstofsenen  Nelken  mit  Branntwein 
oder  Kirschengeist  bereitet 


—    108    — 

2)  Zur   Fortsetzung  '  der'  ftotagonistifchftt 
Reizung ,'  ein  Cataplasma  ans   Lein ,  Chainii- 
leo  und  Brod  mit  Milch,    bis  weilen  aber  auch 
mit  Wein  gekocht,  dem  log  wer,  Zimmet  und 
Nelkenpulver,  jedes  zu  1  Kaffeelöffel  toU  .bei- 
gemischt und  alle  2  Stunden  wiederholt  wurde. 
Ich  ziehe    diese    den    Weinfojnentatibnen   mit 
aromatischen  Kräutern  deshalb  vor,  weil  nicht 
.'so  schnelles  Erkalten  möglich,  nicht  so  schnel- 
les   Wechseln   toothig,   und    nicht    die  starken 
;  Gerüche,   die   dem  zarten  kindlichen  Organis- 
mus   durch    Betäubung   uachtheilig,    sieb  ent- 
wickeln.    -Neben    der   beruhigenden    Wkkudg 
wird  durch  dieses  Cataplasma    eine  seh  weif s- 
. treibende  erzielt,  ;und  erhalten;  ich  aaji  Kinder 
darauf  feucht  werden,    nachdem  sie/  mehrere 
fTage  trockene  Haut  hatten. 

Diese  Ueberscblage  1  bjia  2..TCfig$  fortge- 
setzt, vertausche  ich 

•  3)   -wenn   die  Hautreizung  der  Unterleibs- 
'  decken  noch  fortdauern,  und  nichts  Nasses  mehr 
'  angewendet  Werden  soll ,   mit  Flanell- Lappen, 
die  mit  etwas  Geistigem  besprengt ,  mit  obigen 
Gewürzen   bestreut,    gewärmt    aufgelegt  wer- 
den •  —    Ein  ferneres  äufserliches  Mittel  sind 

4)  Klystiere  aus  Hollunder  und  Leinsaa- 
men,  denen  ein,  mit  1  Ltjffel  voll  Leinöl  zer- 
rührtes Eigelb  zugemischt  wird.  In  diesen,  so 
-wie  in  andern  acuten '.Krankheitsfallen,  wo 
die  spröde  trockne  Haut  wirksamen  Mitteln 
trotzte,  sah  ich  auf  diese  Hollunder  -  Klystiere 
Transpiration  erfolgen.  —  Endlich  bediene 
ich  mich 

5)  eines  wundmachenden  Streupulvers.  Auf 
den  Nutzen  des  Seidelbastrinden -Pulvers  zu 
diesem  Zweck,  das  immer  frisch  präparirt  seyn 


^    104    — 

mufft,  machte  Hr.  Kanzler  v.  Jutenrieth  be- 
kanntlich   aufmerksam*      Bei    Kindern    unter 

■  f  Jahr  bleibt  die  Wirkung  nicht  aus,  bei  äl- 
teren mifslingt  et  aber  nicht  selten,  weil  die 
Baut  schon  weniger  zart  ist.  Daher  mische 
ich  dem  Pulv.  Mezer.  Calomel,  in  sehr  drin* 
§  enden  Fällen  Sublimat  bei,  und  erreiche  meine 
Absiebt  TQllkommen;   die  Hautstellen  werden 

-binnen  6—*  12  Stunden  roth,  und  einen  halben 

'Ibis   ganzen  Tag   später   feucht    und   exeoriirt. 

-Will  das  Pulver  an  den  beabsichtigten  Stellen 
nicht  hängen  bleiben,  so  lasse  ich  diese  vor- 
her mit  etwas  Speichel  benetzen,  oder  mit  ei- 
nem fettig  ^gemachten  Finger  bestreichen,  — 

Ton  67  Kindern,  vom  Qten  Tag  nach  der 
7  Geburt  an  bis  zum  Alter  von  £  7ahren  (ältere 
Kinder  rechne  ich  nicht  hierher,  ihr  Erkranken 
der  Art  war  seltner,  und  die  Hülfe  leichter), 
die  an  Brechruhr  in  den  Jahren  1833  u.  1834 
erkrankten,  verlor  ich  7. 

Kurzlich  nur  einige  Fälle,  vorzüglich  der 
.  Section   und  ihrer  Verwickelung  wegen: 

I.  Drei  Fälle  von  unglücklichem  Ausgange* 

1.  Gastro- Malacia  aeuiissima*  Ein  Knäb- 
.  eben  von  £  Jahren ,  ohne  Muttermilch,  ernährt, 
magert  im  Verlauf  einiger  Wochen  merkbar 
ab,  wird  verdrossen,  hat  öfters  Hüsteln  und 
Laxiren ,  wobei  grüne,  gekochtem  Spinäte  ähn- 
liche, sauerriechende  Stoffe  abgehen ,  ohne  be- 
sondere Äuftreibung  des  Unterleibs,  und  ohne 
Schmerz  bei  Berührung  und  Druck  auf  densel- 
ben, Durst  grofs,  Appetit  fehlt. 

Den  24.  Aug.  1832  Erbrechen ,  grüne  stin- 
kende Diarrhoe,  blasses  Gesicht,  heifser  Hin- 
terkopf, Bohren  mit  demselben ,  aufgetriebene 


i    .  —    IM    — 

Jttagengegend,  Kälte  der  Gliedmafsen,  leichte 
Convulsionen,  Agrypnocoma,  Steifheit  im  Rück- 
.gratb,  nicht  heftiges.  Fieber;  —  Blutegel,  Emul- 
sio  arabica  cum  jtrgiUa  depur.  et  uiq.  oxj- 
TKur.y  —  Klystiere,  Gewürz -Uebersehkige  Wei- 
hen erfolglos«  < 

Am  2ten  Tag  liegen  die  Augen  tief  in  ih- 
ren Hohlen,  die  Eltern  glauben  das  Kind  zwar 
besser,  der  Pols  aber  kaum  fühlbar,  gröfste 
Unruhe.  Auch  Bäder  sind  vergeblich.  Fast  alle 
Krankheits- Erscheinungen  lassen  nach,  Rubig- 
^verden,  Tod« 

Die   Eltern   des  Kindes  sind  gesund«   die 
Mutter  ist  venöser  Constitution,  hat  schon  oft 
.geboren,  die  unmittelbar  zwei  vorher  gebornen 
Kinder   starben  eben  so  schnell  ,und  an  dersel- 
ben Krankheit,  bei  jenen  fand  keine  Section 
'  Statt. 

Bei  diesem  ergab   die ,    27  Stunden  nach 
eingetretenem  Tode  vorgenommene ,  folgendes : 
Pericranium  ganz  dunkelblau,   die  harte  Hirn- 
haut mit  dem  Cranium  verwachsen,  die  venö- 
sen  Gefäfse   aufsen  und  innen  strotzend,  zwi- 
schen den    Gyris  gelatinöse   Feuchtigkeit,    auf 
der  Basis  Cranii  2  Löffel  voll  blutigen  Serum, 
Gehirn  sehr  grofs«  die  beiden  Seiten -Kammern 
leer,   die.  Plexus  choroid.  voll  Blnt,    die  Tha- 
lami   ganz    weich,    auf    dem    kleinen    Gehirn 
Itlebriche    Flüssigkeit,    im    vierten     Ventrikel 
kein  Wasser.    Das  Parenchyma  des  verlänger- 
ten Rückenmarks  auffallend  geröthet,   die  Ge- 
fäfschen  wie  injicirt,  um  das  verlängerte  Mark 
liertfm  2  Kaffeelöffel  voll  blutiger  Lymphe,  die 
sich  einen  Zoll  weit  im  Kanal  hinunter  erstreckte« 
das  rechte  Herz  sehr  weich,  der  Magen  zusam- 
mengefallen, dessen  Häute  ganz  mürbe,  ein  Drit- 
theil der  linken  Seite  desselben  in  einen  gelatinösen 


i-    106    — 

\ 

Brei  verwandelt ,  im  Magen  »rund  «in  Loch,  eine 
HaselnüTs  grofs ,  Milz  und  Nieren  natürlich.  ' 

2.  Ein  20  Wochen  alles  Mädchen  gesun- 
der Aeltern,  künstlich  aufgefüttert,  Tön  Anfang 
seines  Lebens  verstopft,  litt  von  der  lOten 
Woche  an  Durchfall,  wurde  bleich,  magerte 
ab,  bekam  ein  leidendes  Aussehen.  Bisher 
halfen  immer  Schleim- Emulsionen  mit  gerei- 
nigter Thonerde. 

Am  8ten  Febr.  1834.  Einigemal  Erbro- 
chen, Durchfall,  Bohren* mit  dem  Kopf;  gro- 
sser Durst,  Unruhe,  Schreien,  wenn  Jemand 
es  ansah.  Alles  Genommene  Wird  weggebro- 
chen ,   Blutegel  werden  gesetzt.    Nachts  9  Ubr 

*•  gräfsliches   Schreien,    ohne   besonderes  Pietet, 

kalte   Wangen,    Hände   und'Fufse,    es  Weißt 

4tein  Klystier;  um  11  Uhr  erfolgt  der  Tod;  naeh- 

i   dem   es  eine   Stunde    vorher    ganz   ruhig  ge- 
worden. 

Section.  Die  grofse  Fontanelle  noch  sehr 
offen,  Gefäfse  der  Hirnhäute' voll  Blut,  die 
Kopfknochen  fast  nur  wie  dickes  Papier,  Hirn- 
substanz sehr  weich,  auch  die  Theile  der  Ba- 
sis Cerebri,  im  Rückenmarks  -  Kanaji  blutiges 
Serum,  die  Rückenmarkshäute  um  die  Medulla 
oblongata  herum  entzündlich  geröthet.  Alles 
andere  natürlich,  mit  Ausnahme  des  Mageos, 
dessen  Häute  aufserordentlich  blafs,  sehr  weich 
und  leicht  zu  zerreifsen  '  waren. 

3.  Ein  7  Monat  altes  Mädchen,  von  einer 
gesunden  Mutter  geboren,  aber  einem  hekti- 
schen Vater  gezeugt,  das  nur  14  Tage  lang  die 
Brust  erhalten,  bekam  in  der  12ten  Woche, 
Mai  1S34,  schnell  heftige  Diarrhoe,  Erbrechen, 
und  fiel  sehr  zusammen.  i    ' 

Emulsio  arab.  c.  uirgil.  depur.  et  Extr.  (X- 
cut.  —  Besserung,  —  Gedeihen. 


—    107     — 

Den  löten  Äugost«  Von  neuem  starke  Diar- 
rhoe and  Erbrechen  %  Fieber,  Husten,  Entstel- 
lung der  Gesichtszuge,  gröbliche  Unruhe,  plotz-, 
liches  Aufschreien,  Betäubung,  wie  beim  Hy- 
drocephalus  acutus ,  Bubren  mit  dem  Kopfe« 
Einige  Blutegel  auf  die  Herzgrube,  ArgüL  o. 
Aq*  oxymur.,  scharfe  Salbe  auf  den  Kopf, 
Gewürz- Ueberschläge  über  Magen  und  Leib. 

Am  3ten  Tage  der  Krankheit  ab  es  wie- 
der etwas  Brei,  die  Elfern  glaubten  die  Klein* 
besser,  sie  war  aber  schlechter.  Blutegel  an 
die  Schläfe,  ein  Laugenbad,  Moschus,  —  al- 
les vergeblich.  Es  verschied  Abends'  8.  Uhr 
ganz  sanft,  nachdem  es|  2  Stunden  vorher  still 
geworden. 

Section.  Ueberfällung  des  Gehirns  von 
Blut,  wie  bei  am  Hydrocephalus  acutus  Ver- 
storbenen ,  in  der  Gegend  von  der  grofsen  Fon- 
tanelle Bluterguis  von  einem  halben  Kaffeelöffel 
voll,  auf  der  Basis  Cranii  lj  Efsloffei  voll 
blutigen  Serum,  die  Ports  Varolii  härtlicher 
wie  gewohnlich ,  alle  Ventrikeln  leer ,  im  Rük- 
kenmarkskanal,  besonders  um  die  Medulla  oi- 
long.  herum,  ziemlich  blutiges  Serum.  Aufser 
einem  noch  Brei  enthaltenden ,  sehr  dünnhäu- 
tigen, blafs  aussehenden  Magen,  dessen  Schleim- 
haut einen  gallertartigen  Ueberzug  hatte,  durch- 
aus nichts  Widernatürliches,  auch  die  Gedärme 
sahen  ganz  Mab  aus. 

IL  Fälle  mit  glücklichem  Ausgang. 

4.  Brechruhr.  Ein  8  Wochen  altes,  schwäch- 
liches, durch  Milchzucker  ernährtes,  von  schwäch- 
lichen Eltern  abstammendes  Mädchen  bekam, 
nachdem  es  schon  einigemal  leichte  Diarrhöe  - 
Anfülle  überstanden,    plötzlich  Erbrechen  und 


.      _    108    — 

Durchfall,  fiel  am  ganzen  Korper  zusammen; 
schrie  heftig,  zog  die  Füfse  au  den  Leib,  war 
heifs  an  Händen  und  Kopf,  die  Sedes  wa- 
ren grün. 

Den  22.  Jal.  1833.  Verordnung:  Rec.  OL 
jtmygdah  dulc.  drachm,  7.  o.  VitelU  Ovor* 
q.  s.  subact.  add.  Mucilag.  arab.  Syr.  jitth. 
ana  «Tic.  ß.  Argih  depur.  Aq.  Cinnam.  sm 
ana  drachm.  ß.  *  Alle  1  bis  2  Stunden  1  Kinder- 
loffel  voll;  —  ferner  wundmachendes  Streupul- 
ver aus  Cdlomel  und  Cort.  Mezer.  alcohoL  ana 
hinter  die  Ohren,  unter  die  Achseln  und,  zwi- 
schen die  Falten  der  Inguinal  -  Gegend ,  da  ein 
Ausschlag  durch  die  Epidermis  hindurch  schien, 
ihm  aber  die  Kraft,  durchzubrechen  fehlte. 

Den  24.  Juli.  Die  Oeffnungen  minder  häufig, 
gelblich,  mehr  Buhe,  Schlaf,  —  Hitze  ver- 
schwunden. Die  Emulsion  wird  wiederholt,  aber 
noch  Argil.  depur.  drachm»  ß.  beigesetzt  Alle 
2  Stunden  1  Kinderlöffel  roll. 

Den  26.  Jul.  Alles  in  Ordnung,  das  Kind 
afs,  trank,  schlief,  sah  wieder  lebhafter  um 
sich  und  konnte  als  hergestellt  betrachtet  wer- 
den. Es  erschien  frieselartiger  Ausschlag  am 
Leib,  Brust  und  Hals,  der  erst  nach  14  Tagen 
sich  durch  Abschuppung  verlor. 

5.  Aehnlicher  Fall.  Das  fjährige  Knäb- 
chen  eines  Lebküchners,  hatte  schon  einigemal 
Diarrhöe,  Ton  der  es  durch  den  Hausarzt  mit- 
telst Pulver  aus  Ammon.  carbon.  gr»  £,  Calemel 
gr.  yg,  Gumm.  arab.  gr.  iv.  Alle  3  Stunden 
gereicht,  immer  wieder  befreit  worden  war. 

Den  26.  Jul.  1833.  Heftiges  Schreien,  Diar- 
rhöe mit  grünen  Stühlen,  colikartige  Schmer« 
zen,  schnelles  Verschwinden  eines  hinter  den 


—     IUI)     — 

w 

Obren  gehabten  Aasschlags,  Fieber«  Die  cwei 
Tage  vorher  angewandten  obigen  Pulver  halfen 
nicht.  Verordnung :  Rec.  limuls.  oleos.  c.  Vitell* 
Ovor.  parat,  unc.  j.  Syr.  AU h.  wie.  ß.  Argill. 
depur.  draohm.  ß.  Aq.  Cinn.  s.  drachm.  /• 
Extr.  Cicut.  gr.  ij.  Alle  Stunden  1  Kinderlöf- 
fel voll.     Wundmachendes  Streupulver. 

Den  27sten.  Kaum  etwas  besser,  Eidob- 
ter-Klystier,  Fortsetzung  der  Emuls. 

Den28sten.  Verminderung  der  Stuhle,  mehr 
Ruhe,  weicherer  Leib ,  Abgang  yieler  Blähun- 
gen, kein  Erbrechen  mehr.  Reit.  Emuls*  add* 
Argil.  depur*  drachm..  ß. 

Den30sten.  Herstellung,  au  Hals  und  Brust 
Ausschlag,  der  in  den  nächstfolgenden  Tagen 
allgemein  wurde. 

ö#  Acute  Magen- Erweichung.  Betrifft  ein 
11  Tage  altes,,  schwächliches,  aber  scheinbar, 
gesundes  Mädchen,  das  durch  Milchzucker  er- 
nährt ,  dessen  Vater  aber  gesund  und  stark  ist* 

Im  August  1833  verloren  die  Eltern  ein 
Kind  in  gleichem  Alter  binnen  3  Tagen  an  den 
Symptomen  der  Magenerweichung. 

Es  erkrankte  schnell  (im  Aug.  1834)  an 
Diarrhoe,  wobei  die  Stühle  bald  wie  Letten, 
bald  spinatgrün  aussahen,  Schreien,  Unruhe» 
rotbe  Zunge,  heifse  Haut,  aufgetriebener 
Magen.,  Verordnung :  Rec.  Ol.  Amygd.  c.  Mu- 
cilag.  arab.  ana  drachm.  ij.  Syr.  Älth.  uno.  ß* 
Argill.  depur.  drachm.  ß.  Aq.  L*aur.  C.  scrup.  ß. 
Ständlich  1  Kaffeelöffel  voll.  Es  wurde  bes- 
ser, —  7  Tage  nachher  dieselben  Erscheinun- 
gen mit  Scfawämmchen  im  Mund,  frieselähn- 
lichem  Ausschlag  auf  dem  ganzen  Körper.  Die- 
selbe Verordnung  mit  Extr.  Cicut.  gr.  j.  stünd- 
lich gereicht.  . —  Wieder  hergestellt. 


.  i 
i 


—    110    - 

. .  ,  im .  Alter  von  3  Wochen  abermale .  Diar* 
rhoe  (24.  Aug.),  Erbrechen  r  Anziehen*  der  Ffi» 
te«D  den  Leibi  Schreien >.  Unruhe,  Verblas- 
sen, JHässerwerden  des  Ausschlage  Dieselbe 
Verordnung  mit  Extr.  .Cicut.  c.  Rad.  Ipecac* 
ana  grj.,  Klystiere,  Gewürz  -  Cataplasmen,.Can« 
tbaridensalbe  hinter  die  Ohren,  scharfes  Streu- 
pulver zwischen  die  Hautfalten  am  Halse,  in 
die  Achselgruben  u.  s.  w. 

.'  Zweiter  Tag,  Nachts  der  gleiche  Znstand, 
nur  die  Diarrhoe  nicht  mehr  so  häufig,  Aus- 
schlag kaum*  noch  sichtbar,  Steife  im  Ruck- 
grath ,.  Strecken  und  Dehnen  der  Glieder.  Fünf 
tnal  waren  spinatgräne  Oeffnungen  erfolgt,  — 
Händfe  und  Hinterkopf  heifs,  Augen'  etwas 
eingefallen,  ebenso  die  grofse  Fontanelle, 
leichte  Zuckungen  mit  halb  erstorbenem  Blick, 
Üb  Wechselnd  mit  Schleien,  wobei  die  Augen 
\yieder  etwas  lebendiger  aussahen.  Reo.  Mu- 
tÜ.  arab.  Syr.  Alth.  ana  unc.  ß.  Argill.  depur. 
iipir.  Mind.  ana  dr.  ß.  Pulv.  Ipecac.  gr.  jm 
Extr.  Cicut.  gr.iy  S.  Stundlich  1  Kaffeelöffel 
toII,  Kl/stiere«    Fortsetzung  mit  Allem« 

.  .Dritter  Tag«  Die  Nacht  besser,  4  mal 
gelbe  Oeffnung,  nicht  mehr  so  wässerigt,  Aus- 
schlag an  den  Händen  wieder  sichtbarer,  Haut 
feucht,  hinter  den  Ohren  wund,  am  Hals,  so 
wie  unter  den  Achseln  blofo  roth,  noch  nicht 
nässend,  die  Augen  verrathen  mehr  Leben,  mehr 
Buhe;  Zeichen  ron  Mundfaule»  —  Alles  wird 
fortgesetzt» 

Vierter  Tag.  Nur  einmal  Oeffnung,  die  Augen 
liegen  nicht  mehr  so  tief,  Wundseyn  am  Ge- 
säf»  und  am  Hals*.  Die  Emulsion  wird  wie- 
derholt, aber  noch  J  Scrupel  Thonerde  dazu 
gethan  (im  Ganzen  2  Scrupel). 


111 


Fünfter  Tag.  Das  ganze  Aassehen,  sowie 
die  Augen  natürlich,  ebenso  die  Fontanelle, 
Fat  geoiefst  etwas,  hat  3  mal  gelbe  Oeffnung, 
und  ist  an  den  Weichen ,  wo  es  gestreut  wurdeK 
geröthet;  Die  Emulsion  wird  wiederholt,  nicht 
mehr  1-  sondera  2stündlich  gegeben. 

Sechster  Tag.  Unruhige  Nacht,  wieder  mehr 
entstelltes  zusammengefallenes  Aussehen,  3  mal 
Oeffnung  von  Lettenfarbe«  Rec.  Reit.  Emuls.  add. 
j£t[.  Cinn.  s.  drachm.  ij.  Extr,  Aurant.  gr.  iv. 

Siebenter  Tag.  Wieder  wie  am  fünften 
Tag,  und  ist  bis.  jetzt  (14.  Sept.  1834)  ganz 
gesund  und  gedeiht. 

Aehnliche  Fälle,  glücklich  verlaufen  und 
ebenso 'behandelt,  könnte  Ref.  von  diesem  Jahre* 
allein  eine  ganze  Reihe  anführen. 

7.  Brechruhr  mit  Asthma  -  thymicum*  — * 
Kupfervitriol.  Ein  Knäbchen  von  4  Wochen 
mit  schwarzblauem  Gesicht  geboren,  dessen 
Mutter  schwächlich,  reizbar,  viel  mit  Rothlauf-. 
Krankheit  zu  thun  hat ,  dessen  Vater  nicht  zu 
den  robusten  gehört,  und  vor  mehreren  Jahren 
von  Lues  ergriffen  gewesen,  war  in  den  ersten 
8  Tagen  seines  Lebens  ganz  wohl,  aufser  da£s 
es,  so  oft  ihm  die  Brust  gereicht  ward,  den 
Alhem  anhielt,  und  absatzweise  ganz  eigen- 
tümlich fein  schrie,  was  täglich  öfters  wie« 
derkehrte.  —  Die  folgenden  Wochen  darauf, 
-während  welcher  die  Mutter  nicht  genug  Milch 
erzeugte,  gab  man  dem  Kinde  nebenbei  2  jjlal 
täglich,  etwas  dünnen  Mehlbrei,  worauf  es  auch 
jedesuial  diesen  krampfhaften  Zufall  im  Halse. 
bekam;  in  der  Nase  war  es  verstopft,  und,* 
wiß  es  4  Wochen  alt  war,,  stellte  sich  die 
Respiration* -Störung  beim  Aufwachen  aMS  dem 


— '   112    — 

Schlafe  ein,  wobei  es  bläulich  wurde,  cu  er« 
sticken  drohte,  so    dafs    die    Matter  jedesmal    N 
den  Schlaf  des  Kindes   und  den  Moment,  wo 
man  es  nähren  sollte,  fürchtete, 

Nun  erkrankte  das  4  Wochen  alte  Kind 
auch  in  anderer  Art.  Zu  leichten  Zuckungen, 
die  bald  in  den  Armen,  bald  im  Leibe  zuerst 
anfingen,  sich  aber  dann  nach  dem  Hals  zogen,  und 
welche  sich  durch  heftiges  Weinen,  und  hellklin- 
gendes Geschrei  zu  erkennen  gaben ,  gesellten 
sich  Diarrhoe,  Erbrechen,  Hasten,  mehr  oder 
minder  starkes  Rasseln ,  auf  Schleimanhäufung 
in  den  Bronchien  und  der  Luftröhre  hindeu- 
tend, Fieber,  grobe  Unruhe,  aufgetriebener  Ma- 
gen, mangelnder  Appetit  und  Urin -Abgang« 
Med.  Emuls.  oleos.  c.  VitelL  Ovor.  Kali  carb* 
ütiduL  —  Alle  3  Stunden  Mosch,  Calomel%  FL 
Zinci  ana  gr.  J.  —  Ein  Blutegel'  .auf  da» 
Grübchen  oberhalb  der  Sternalgegend« 

Den  19.  Novbr.  1833.  Die  Nacht  yiel  Boh- 
ren mit  dem  Kopfe,  2  mal  Atbemanbaltenf 
Zucknngen'bis  um  1  Uhr,  dann  Ruhe  bis  Mor- 
gens um  8  Uhr,  jetzt  wieder  Rasseln,  das  Kind 
sieht  bläulich  um  Nase  und  Mundwinkel  aus,  die 
Augen  sind  etwas  eingefallen,  auch  die  grobe 
Fontanelle*  Rec.  Vitr.  coerulei  gr.  T^-  MokUu 
gr.  £,  Rad.  Liq.  gr.  iv.  Disp.  dos.  V1H*  S. 
Alle  i  Stunden  1  Pulver,  nach  mehrmaligem 
Erbrechen  aber  alle  2 —  3  Stunden  1  P.,  da- 
bei stündlich  von  einer  Emulsion  aus  MudL 
arab.  Syr.  AHh.  and  unc.  ß.  Argil.  depur. 
unc.  ß.  Extr.  Cicut.  gr.  ij. 

Mittags  12  Uhr«  Das  Kind  erbrach  sich  aufs 
erste  Pulver,  sieht  heller  aus  den  Augen,  das 
Livide  aus  dem  Angesicht  ist  verschwunden,  Hu- 
sten unbedeutend,  Athem  leichter,  freier,  viel 
Uriniren-,  hält  den  Athem  nicht  mehr  an« 


—    113    — 

Den  20;  Not.  Nur  2  mal  Oeffnung ,  gelb 
Statt  gtiiDi  «die  ganze  Nacht;  viel  Urin,  kein 
Erbrechen,  einmal  die  Respiration»- Störung. 
Reit.  Emuls.,  die  Pulver  fortgesetzt,  aber  nur 
alle  3  Stunden. 

•  *  ■  ■ 

Den  21.  Nov.  Der  gestrige  Abend,  sowie 
die  Nacht  ^arganz  gut,  es  erbrach  sich  auf  das 
Pulver  nur  noch  einmal,  trank  an  der  Brust, 
ab  etwas  Brei  ohne  folgende  Athemstorung» 
Drei  Qeffnungen,  Urin  reichlich,  Haut  feucht, 
nicht  beifs,  ohne  Fieber;  Reit.  Pulv.  VürioL9 
täglich .  nur  2 —  3. 

Den  22.  Nov.  Blofs  noch  Unruhe,  Oeff- 
nung  in  Ordnung ;  Pat.  ibt  und  trinkt  ohne  Er- 
stickungsanfälle ,  nimmt  die  letzten  Pulver,  alle 
Paar.  Tage  ein  Klystier  aus  Baldrian  und  Hol- 
länder zur  Erhaltung  der  'Transpiration. 

Den  3.  Dec.  Alles  geht  ganz  gut,  das 
Kind  gedeiht  und  ist  bis  jetzt  (Jim.  1835,  wo 
es  1§  Jahr  alt  ist),  einige  Zahnbeschwerden- 
abgerechnet,  von  Diarrhoe  Und  Respirations- 
Störuncttt  frei  geblieben«    - 

Es  bekam  im  Ganzen  nur  1  Gr.  Vitriol,  coer. 
—  Diesen  Eltern  starben  in  den  2  vorhergehenden 
Jahren  1  Knabe  und  1  Mädchen ,  der  Knabe 
wurde  §  Jahr  alt  (ich  war  damals  noch  nicht 
Hausarzt);  er  litt  viel  an  Atembeschwerden, 
Morgens  ward  er  noch  auf  der  Strafse  als  gesund 
umhergetragen,  Abends  eine  Leiche  durch  Stick- 
flufs.  Das  Mädchen  starb  8  Tage  nach  der  Ge- 
bort ebenfalls  schnell  an  Convulsionent  die, 
der  Sage  nach,  den  Hals  befallen  hatten^ 

Dieser  Fall  (Nro.  7*) ,  sowie  der  nächstfol- 
gende Fall  (Nro.  8.),   finden  hier  hauptsächlich 
nur  der  Brechruhr  und   ihrer  Complication  mit 
Joorn.  LXXXL  B.  1. 8t  H 


—    114    — 

jiHhma  ihymicum  wegen  eine:  Stelle ,  das  Asth- 
ma  ist  hier  nur  gelegentlich  berührt,  im  einem 
andern  Ort  hierüber  mehr. 

Achter  Fatt.^ Äehntiche  Verwickelung *-  Ein 
18  Tage  altes  Mädchen,  mit  Milchzucker -Tränk- 
chen ernährt*  bekam  am  9ten  Tag'  nach  der 
Geburt  Erbrechen ,'  heftigen  Durchfall,  mit  Ge-* 
nchtsblässe ,  aufgetriebenem  Magen ,  eingefallen 
Bern  Unterleib.  Es  fiel  am  ganzen  Körger  ta- 
sammen;  der  frieselähnliche  Ausschlag ,  Xtef 'am 
4ten  Tage  nach'  der  ^Geburt  sich  zeigte;  wa* 
noch,  vorhanden ,  die  Haut  aber  heifs  und  trocken: 

Der  Hausarzt  ordnete  passende. äufiere  und 
innere  Mittel  an.  Da  der  Zustand'  sich  nicht 
bessern,  eher  verschlimmern  zu  wollen- schien, 
da  die  filtern  schon  3  vorangegangene,  ftidderj 
2  am  Stickflufs  mit  eigen thümlicb  ^krampfhaf- 
ter Hals-Affection,  eines  an  der  RLagenevwei- 
chung,  was  die  vom  Hausarzt  damals.\rorg*-» 
nommene  Section  nachwiefs,  schneU  Verloren, 
80  wurde  Referent  gerufen.  •    ~ 

Den  8.  Aug.  1834« -Die  bereits  genannten 
Symptome.  Die  zahllosen ,  griinep,  funkenden 
Stühle,  das  Erbrechen %  die  Kälte  der^Hphde, 
Fiifse  und  des  Gesichts,  das  gelbe  Aussehen, 
der •  eingesunkene  Leib,  der  sich  wie  eine  Blase.. 
heraustreibende  Magen,  das.  bläuliche  Aussehen 
des  Ausschlags,  die  große  Unruhe »...dasLÄffT* 
pnöcoma,  die  eingesunkene  Fontanelle,  das  Boh- 
ren mit  dem  Hinterkopfe,  die  Steifheit  des 
Rückens,  uod  das,  theils  der  Erzählung,  theila 
der  eigenen  Beobachtung  zu  Folge  wahrzuneh- 
mende At heinanhalten  mit  dem  eigentümlichen 
feinschreienden  Tone  und  Schaum  vor  dem 
Monde,  was  6  bis  8  mal  des  Tags  besonder» 
beim  Aufwachen  eintrat,  —  diefs  alles  Susans* 


mengenommea  lieb  nur  eine  sehr  schlechte  Pro- 
gnose stellen.- 

Das  ;Kind  sah  wie  eine,  gejb^cha  'Qjnjf- 
büste  aus.  Der  Zustand  forderte  rasches  Ein- 
greifen ,  wenn  noch  etwas  Erspriefslicbes  .ta- 
sweckt  werden  sollte.    "     'r    ■'   *     ■       *    :    ^ 

...  ■■'        ,  '     :  ■■■.■■'<    I'.  P 

Referent,  trug  vor  allem,,  der  krßnkpfhqfiflgt 
Brust-  und  Hals  -  adffetfipnyvegen,  auf  schiff-, 
feisaures  Kupfer  mit  Moschus,  neben  gleich- 
seitiger '  Rücksicht  auf 'die.  sich  entwickelnde 
M  agenel'Wetttiürjg ,  anf-die  Ab  Wendung  der'  'iHü^ 
gü.  defitr.  ap,  und  Verqrdntiter  JSett.  Vttftih* 
coenil  Mosch,  p.  anä  gr.  ■§■.  fGümm...  Arab.  grVfa 
1>uh).  I$quMt.r&r.  iv.  Disp;  düs.  Vlth  S.-'Alfe 
\  Standen  1  Pulver,  bis  mehrere  Male  Erbrechen 
erfolgt.  ;Dano  täglich  nur  3m#il  Pulver;  dabei: 
Rcc.  Müc*  öroZL  Syr*  ALik+\ anä  imc.  j.  -aiiv 
giL  depttr*  iAq*  Cinn.$i  a/ui.d*äQhm  /.  Fo/tL 
Ip4cuc.gr.  j.  fkclr.  Cieut\  grutijj*:  S.  Alle  Sttue- 
den  1  Kaffeelöffel  voll.  Klyfttie*a:<mR  Eideftir 
und  Leinöl,  aromatisches  .Senfpflaster,  nach 
diesen  ajomato^  .  .  ^^ 

Den  9.Aügiu  l^ach  dceindafi^rr  <Erbrechtfc 
ist  es  munterer '/«lebendiger;  difc:  Diarrhöe  «aber 
dauert  ftjtf;~de£  Ausschlag  sieht  etrtas  rotUr 
und  nicht  mehr  so  blau  aus.  Dfcr  pfeifende  Toi 
beim  Schreien,  so,  w,ie  die.Zaty  der  Anfalle  sehr 
vermindert  iind  ohne  Schaum,  minder  .  geUxea 
Aussehen. .  Die  Pulver  sind,  trotz  ihrer  Kleinf^ife 
der  Mutter  zum  Geben  fürs  Kind  zu  grofa»  daher 
statt  täglich  3  mal  ein  ganzes,  alle  2  Stunden 
nur  die  Hälfte.     Die  Emulsion  fortgesetzt. 

■  ■  ■  *  ■ 

Den  10-  Aug.  Die  Diarrhöe  noch  gleich 
stark,  Fontanelle  noch  eingesunken,  noch  Un- 
ruhe und  Agfflpnocoma ,  die  Athemstornng  aber 

H  2 


i. 


—    116    — 

i 

poch,  .seltener,    wie    gestern,    statt  alle  1  —  2 
Standen  nur  alle  4  —  5  Stunden.    Es  wird  mit 
allem  fortgefahren,  aber  statt  der  Cataplasmen 
"Befleckung  mit  trockenen  Gewürz -Flanell. 

Den  „ll.  Aug.  Kein  pfeifender  Ton,  keine 

Bläue,  kein  Schaum  ror  dem.  Mund  jn^br,  die 

Diarrhoe  minder,  kaum  halb  so  oft ,  qtatt  grün 

'rab,    kefa  Erbrechen,    Urin   reichlich;'  Reit. 

-Etituls.,  Morgens  und. Nachmittags  £  Pulver, 

"*■•■«  , 

.';'.' Pen  12.  Äug.  Die  Augen  minder  tief  lie- 
gend, die  Fontanelle  nicht  mehr  concav,  mehr 
Kxaftäufserung  ,  kräftigeres  Schreien  ;.  es.  wacht 
[diesen  Morgen.einjge  Stunden,  die  Haut  ist  feucht, 
^herVganp.  ikterjsch;  Ausschlag  stärker,  Oeffi- 
.ßung  seltener  als  gestern. 

:  ie  ■  ■  Den  >  13.  Abg.  Wieder  etwas  kraftiger, 
-aber  mehr  Diarrhoe,  keine  Respiration* -Stö- 
rung,- das  Bohren,-  die  Steif ev  im  Rückgrath 
nicht  mehr'  bemerkbar.  Dieselbe  Emulsion> 
iwie  die  vom»8teiH  -'.. 

*J  *  Den  lirlÜ.  16.  iüg.  Gut,  noch  etwai  zu 
reichliche  Oeftnnng,  mehr  Betäubung,  die  Hälfte 
der  »Pulver  wwd  repetirt,  und  "Morgens  und 
Abends  ein  halbes  gereicht*  Rekk  EmuU.  üdde 
Spir.  C.  C.  giät.  VllL  S.  Alle, 2  Stunden  1 
Kaffeelöffel  voll» 

Den  21.  Aug.  (13ter  Tag  tfer  Krankheit). 
Pat.  bt  als  Genesen  zu  betrachten,  nu*  sind  noch 
Verstopfung,  Ausschlag  und  Gelbsucht  vorhan- 
den, was  sieb  im  Lauf,  Von  8  Tagen  vollends 
verlor. 

Bemerkung  en. 

i)  In  sämmtlichen  Fällen  waren  Brechruhr 
und  Dfagenerweichung,  letztere  com  Theil  voll- 


-    117    - 

kommen  ausgebildet,  zuih  Tbeil  Sei  der  Aui- 
bildaog  hegriffen,  Yorbanden«  Für  das  Daseyn" 
derselben  in  den  Fällen  Nro.  4.  5.  6.  7.  8f 
sprachen  die  diagnostischen  Merkmale. 

2)  In  den   Fällen  7.  und  8.  war  sie1  com« 
plicirt  mit  Asthma  thymicum* 

3)  Bei  Nro.  1.  2.  u.  3.  wies  das  Messer 
Blutüberfüllung  der   Hirnhäute,   blutige    Lym- 
phe längs  der  Medial,  oblong,  und  deren  Fort-' 
setzung,    congestiyen    Zustand    des  Neuntem* 
des  verlängerten  Rückenmarks  y  blutiges  Serum  < 
in  Bäsi-  cranü ,  Blut  zwischen  den  Häuten  und1' 
Knochen  nach  *).    In  Nro.  1.  u.  6.  dieser  Falle ' 
fand  Steifheit  im  Nacken  und  Rücken,  in  dem 
Fall  Nro.  6.  Streckeh  und  Dehnen  der  Glieder, 
besonders  der  Arme,  Statt« 

4)  Die  Anwendung  der  Argill.  depur.  in  die- 
sen 8  Fällen  geschah  zwar  nur  5  Mal  mit  glück- 
lichem Erfolg,  in  'den  3  andern  starben  die 
Kranken.  Allein  die  Fälle,  wo  sie  sonst  nützte, 
wie  oben  schon  bemerkt,  sind  eine  Reihe,  die 
später  dielen  noch  angefügt  werden  sollen.  Im 
Augenblick  war  es  dem  Referenten  vorzüglich 
theils  um  Mittheilung  der  Fälle,  wo  er  Sectio-- 
nen  vornehmen,  theils  wo  er  eine  Complica- 
tion  wahrnehmen  konnte,  zu  thun. 

5)  Die  Argilla   wurde   bei  obigen  Fällen* 
täglich  zu  J  Drachme  angewendet,   bei  älteren 
Kindern  (von  §  — 1  Jahr)  bis  zu  1|  Drachmen 
gestiegen.  "Wie  überhaupt  bei  jedem  Arzneimittel 

*)  Wie  dies  früher  schon  von  Billard,  Blasiws  und  Leu- 
hosseJc  bei  Sectionen  gefunden,  und  in  jüngster  Zeit 
von  meinen  verehrten  Herrn  Collegen,  Dr.  Cammt-' 
rer  (Versuche  über  die  Natur  der  krankhaften  Ma- 
generweiebung)  und  Ober -Amts -Arzt  Dr.  Faber  tum- 
ScUöndorf  (Med.  Corresp.  Blatt  der  würtemb.  ärztli- 
chen Vereins.  Jahrgang  2.  Nro.  28.  S,  129)  wahrge- 
nommen worden  ist 


dje^Gab?  vpn  derzeit*  Umstand  ond  von  der. 
"Wirkung  demselben  abhängt,  so  ist  tjties  auch  bier 
der  Roll;     Legten    a ödere   Beobachter .  diesem 
Mittel  seither  vfenigerttWert^  .feei,   so   theilte. 
icfau  mit  ihnen  einigermafsen  gleiches,  Looa,  so- 
weit es    die   früheren   Zeiten   betrifft;    es  lag 
aber,  nicht  iin  MUteL  .yreon.^es  jäen  gewünsch- 
ten Zweck  nicht  erfüllte,  sondern  ep  febjte  in 
der    Gajbe   und  .£■?.  d*r  »passenden  Verbindung. 
FiciBip  ;wendet,  wie  qbe.n  bemerkt,, bei  eioem 
föbrfctiP  J^Uide,   täglich  .pur  $  — 1  Scrupel  an; 
dj*fc  Jhaf  auch  fy'fer£n£  .früher,    und  war-, zw«* 
n^;;^e^.Wirlgu^  jita  .  Allgeineioen  zufrieden, 
aher;  doch  nicbVSt*»  wi*  er  es  jetzfcjfft,  -   .  ,   . 
,w;.G)   *»  ^l?.2w#  r4sfhma  tfym..coippUci#- 
Un  Fällen  "kommt  noch  :</<*$  QcfcluefehQur*  Ku*  ■ 
pfcr  in  Betroeht^-*    v         -.;...'     :  i 

-  .In  Beziehutrg  auf  .(Uases  #ei  bpmejckt»  da&> 
8$it.  Ref.  diesem  Mittel  überbaupty^sc^dw 
aber  seinen  Wirkungen  im  Crxwp,  gr&fsefie.j&Hf- 
igprksamkeit  qchßukt,  er  .es  aus);,  in-  9f*4*m 
Kran'kfiritsfprynen  des  Jfjnde$aH£rn , .  namentlich 
in  krampfhaften,  mit  JÜoscbus  lje{?gfcwijDi|t,  .#or> 
übex.nuch    andern;   Orts*.  Weiteres  mitgetheilt 

werben  soll.  ,  '■.'■;     ; 

Die  hier  Statt  findende  Complication  lieb 
mich  es  anwenden,  wd  ich  nehme  fast  feinen 
Anstand  zu  glauben ,  dafa  es ,  wenn  gleich  hier 
nur  gegen  das  damit  compljcirte  Asihma- Lei- 
den gerichtet,  unstreitig  ^yespntlicb,  oder  eigent- 
lich primär,  zur  Rückbildung  des  begonnenen 
Erwelchungs-  Prozesses  der  Magenhäute  beige- 
tragen habe. 

Meine. Grün  de  9jnd  folgende:  a).  es  bewirkte 
eine  antiperistaltischa  Bewegung  bis  zu  einigem 
Erbrechen    eines  dicken  consistenten  Schieims9 


—    119    — 

ähnlich  dein,  wie  bejm  Croup,  unähnlich  den 
Flüssigkeiten ,  die  vorher  ;Yon  selbst  ausgebro- 
chen wurden  »  und  bewirke  schon  dadurch  eine 
Umänderung  .  des  ganzen  Krankheits-Proeesses* 
t)  Es  führte  Transpiration  herbei  (cf,  die  Ne- 
benwirkung des  schwefelsauren  Kupfers  beim 
Croup),  und  unterhielt  sie  in  Verbindung  jnit 
den  Cataplasmen  und  Hollupder  -  Klystiereu. 
Hierdurch  trug  es  wesentlich  zur  Erhaltung 
der  panischen  oder  f rieselartigen  Schärft  auf 
der  Hädt,  die  aus  Hangel  an  peripherischer 
Thätigkeit  ÄtiKickweicÜeri  wollte,  sowie* :  zu* 
Wiederherstellung,  als  jene  bereits  verschwun- 
den, hey'y  c)  Es  begünstigte  die  Urin-Secre- 
tiob.  tf)  Es  wirkte  besonders  in  noch  kleineren 
und  selteneren  Gaben  noch  einige  Tage  förtge^ 
geben ,  höchst  wahrscheinlich  chemisch  zusam- 
menziehend ,  auf  die  aufgelockerten ,  kranken 
Häute  des  Magens. 

Nimmt  man  nun  vollends  noch  die  in  jüng- 
ster Zeit  von   Faber  (Corresp.  Blatt   d.   würt. 
ärztl.  V.  Jahrg.  2.  Nro.  28.)  mitgetheilte ,  auf 
Sectionen  der  an  dieser  Krankheit  verstorbenen 
Kinder  sich  gründende  Ansicht,   dafs  nehmlich 
das  Zustandekommen  der  Magener  weich  ung  von 
einem  krankhaften  Zustande   des   kleinen   Ge- 
hirns,  des  verlängerten  Rückenmarks  und  sei- 
ner  Fortsetzung    abhängig  seyn    dürfte ,    noch  ^ 
hinzu,  so  möchte  dem  Kupfer,  falls  beide  Ab- 
normitäten   durch    weitere   Sectionen    bestätigt 
würden,     e)  eine  fünfte,  —  nämlich  eine  dy- 
namisch -  antagonistische ,     Wirkung    auf    das  ■ 
kleine  Gehirn   und  verlängerte  Rückenmark  zu          1 
kommen,  sofern  letztere   Gebilde  mit  der  Ge- 
schlechls-Sphäre  in  Wechselwirkung  stehen,  dem  ■' 
Kupfer  aber  eine  Heilwirkung  nicht  nur  für  di* 


—    120    — 

Digestions -Organe,  namentlich  bei  Krankheit 
ten  gestörter  Assimilation  und  geschwächter 
Verdauung,  z.  B.  bei  Atrophie  der  Kinder  aus 
Unterleibsfeblern ;  sondern  auch  aof  den  <(xe- 
Süblecihts  -  Apparat '  nicht '  abgesprochen  wenden 
zu  können  scheint,  wofür  Her*  Geheimö1  Hof- 
rath  Dr.  Kopp  Erfahrungen   in   seinen  Denk* 

Würdigkeiten  anführt;* — • 

)  II»  H  ii  ... 

...  Ipbla bin  übrigens  .weit  entfernt,  diese  won- 
nigen Fälle,  wo. das  Kupfer  angewendet  wurde^ 
als  Bestätigung ,  für  seine  ausgesprochene  aochr 
hypothetische  Ansicht  über  die  Heilung  der 
Magenerweichung,  geltend,  machen,  zu  wollen^ 
sie  sollen  blofs  hindeutende  Momente  tu  eine? 

rationellen  Heilung  derselben  abgeben» 

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Kurse    Na.ehric  h  t  e  it 

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und  .. 

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Auszüge. 

■-'•■■  ■■  .■^■irw. . '  i 

i. 

Praktisch*  .Notizen, 

vom 

Marine-Stwbt-Arfte  Heinrich  Gottlieb  Sthult* 

su  Äewtf. 


Hiin  Mann  tob  dreUsig  ond  einigen  Jahren,  wurde,  in 
einem  Zeiträume  von  etwa  zwei  Jahren,  dreimal  von  hef- 
tigen Poenmonieen  befallen*     Der  letzte  dieier  AnfaÜej 
war  der  gefidirdrohendste ,  hinterließ  ein  Hüsteln,   und. 
ging  spater  in  eine  echleimiye  Ltmgeusckwindtucht  über, 
gegen  welche  kein  Mittel  fruchten  wollte«  —    Der  Herr 
Dr.  ff.  Merkel  in  Riga  führte  gerade  damals  in  seiner, 
gehaltreichen  Zeitschrift  „Der  Zuschauer"  die  gegohrene>. 
Stutenmilch  als  ein  Heilmittel  wider  die  Schwindsucht  an* 
und  da  ich  keinen  Grund  hatte ,  dasselbe  unversucht  zji 
lassen,  verordnete  ich  es,   nach  der  folgenden,  in  der 
genannten  Zeitschrift  angegebenen  Vorschrift  bereitet,  me£~    . 
nem  Kranken.    Man  gielst  nehmlich  16  Pfund  lauwanne* . 
Stutenmilch  in  ein  hölzernes  Gefafs  und  legt  ein  G&£* 
rungsmittel,  etwa  Sauerteig  von  Weizenmehl,    in  etwuJl 
Leinewand  geschlagen,  hinein«.    Man  bedeckt  das  Gofins? 


—    122    — 

nnffl&Ist'eslh  eirieFWarme  von  2f — 26*  R.  stehen,  bis 
es  einen  weinigen  Geschmack  and  eine  leichte  angenehme 
Saure  erhalten  hat,  wozu  16  —  20  Stunden  hinreichen« 
Wird  die  Flüssigkeit  in  einer  grofsern  Wärme  gehalten, 
so  gellt  sie  zn  schnell  in  die  Essiggahrung  über,  und  ist 
nicht  mehr  brauchbar«  Wenn  die  weinige  Gährung  been- 
digt ist,  nimmt  man  mit  einem  Löffel  alle  fetten  and  kä- 
sigen Theile,  die  oben  schwimmen,  oder  sich  irgendwo 
angesetzt  haben,  heraas,  und  seiht  das  Uebrige  sorgfaltig 
durch,  schüttelt  es  langsam  offne  Stunde  lang,  und  giefst 
es  dann  in  fioutejllen ,  die  man,  wohl  verstopft,  an  ei- 
nem kühlen'  Orte*  aufbewahrt  —  Diese* ^egohrene,  Stn* 
tenmilch  liefs  ich  meinen  Patienten1  statt  dös  gewöhnli- 
chen Getränkes  nehmen*  Der  Erfolg  übertraf  die  kühn- 
sten Erwartungen:  der  Kranke  wurde  vollkommen  her- 
gestellt. —  '     .-    .. 

r.  •  »- »         » .    ^» 

Gegen  Flechten  (hat  in  mehrern  Fällen ,  wo  innerlich 
sowohl,  als  auch  äufserHch,  die  zweckmäßigsten  Mittel 
ohne  Nntzen  waren  gebraucht  worden,  der  Spiritus  Sa- 
ponis,  Morgens  und  Abends  eingerieben,  vortreffliche 
Dienste.  Nicht  minder  bewährte  sich,  gegen  die  ge- 
nannte Krankheitsform,  nachstehende,  mk  ^Unrecht  in  Ver- 
gessenheit gerathene  Salbe:  Rec.  Hydrarg,  oxydat.  rubr. 
scrup,  ß,  •Uydrarg*  muriat.  corros.  Natri.  mturiat.  decrtpit* 
ana  scrwp.  j,  Cerae  alb.  drachm,  j.  Terebinthinae  veneU 
aerwp.  vij,  Butyr.  insuls.  'drachm,  x.  F.  Dnguent.  8.  Zum 
Einreiben,    van  Gescher,  — 

Die  großen  Heilkräfte  des  äufserlich  angewendeten) 
Brediweinsteins  j  sind  allgemein  anerkannt;  GewHi  aber 
wäre*  dies  Mitte)  häufiger  im  Gebrauche,  wenn  die  Kran- 
ken weniger  Klage  führen  würden  über  die,  in  derf  That> 
oft  unerträglichen  Schmerzen,-  welche  dasselbe  erregt. 
Diese  Schmerzen  mildert  ein  Znsatz  von  Opium  jn  be- 
deutendem Grade.  —  Das  folgende  Emplastrum  optoto- 
stibiatum,  entsprach  stets  seinem  Zwecke,  bbne:  jene  un- 
angenehme Nebenwirkung- zu  äufsem:  Ree,  Tortur,  sti- 
bittti ,  Opii  Thebaici  ana  scrwp.  ß  —  serup,  j.  Rmplastri 
ädhäesloi  unc.  j-.  Äf.  f.  Empl,  — 

Das  ff  nndwerden  der  Brustwarzen  'bei  Stillendem, 
macht  dem  Arzte  nicht  selten  gar  viel  zu  schaffen.'  Ms 
haben  in  Fällen ,  wo  mehrere  gepriesene  Mittel  ohne  Er- 
folg angewendet  waren ,  folgende  Compositionen  herrliche 
Dienste  geleistet:  Rec,  Mucil,  G.  Mimas.  drachm,  tf.  / 
Aquae  cafcor»  twf.  drachm.  vj.  M.  8»  Zum  BeJtrtiobeii 


-      1*1;   - 

der  Prnstaarien.  —  Rec.  lBaUami,  perwuml  .drachm  ß. 
Spern*  VeL  drachin.  j.  Olei  Amygdal*  dtUc.  rec.  exp» 
drgcfcn.  tijf.'  F.  -UnguenLSL  uf  svprn.  — . 

Ali  ein  sicher  wirkendes',  vorzüglich  für  delicate  Pa- 
tienten geeignetes,  AbßhrnnyMtittel ,  empfiehlt  sich  fol- 
gen de  Mischung:  Aap.  Fotiör*  Settnäe  drachm.  ij^ —  tote.  ß. 
Inf.  c.  Aq.  Cinnam.  simpl.  q.  8.  Colaturae  utic.  ij  adm. 
SacchaH  all.  wie.  j.  Acid.  tartariciy  Aetheris  aietici  ana 
ffr.  xv.  M.  8.  Stundlieh  einen  Efslöffel  voll  bis  zur 
Wirkung.  — 

Gegen  mannichfaltige  nervöse  Leiden  (Schwindel, 
Kopfweh,  hysterische  Affectionen  u.  s.  w.)  habe  ich,  mit 
stets  glücklich,  enj,  prfolge  r  -, .  nachstehende*.  Mittel ,  verord- 
net: Rec.  find.  Valerian.  simpl.  Mixtwrae  snlphurico- 
aeidae  ana  drachm.  j.  M.  St% '  Alle  zwei  Standen  10  bis 
20  Tropfen  in  ZncfcSrwsjser  zn-  nehmen.  — 

.:  Nach  langwierigen  Gichtanfällen,  entstand  bei  einem 
Manna  von  etwa  dreifirig  Jahren  eine  völlig  schmerzlose. 
Geschwulst  de»  linken  Hodens;;  welche  anf:  den  Gebrauch 
von.  .Pillen-  ans  .Extr.  Tüuf  iVd v.t.Fot.  Conti  macvlati,  in 
steigendes  Gabe,  wich,  «rr-    tiinige  Monate  spater  brachen 
an*  XfnterlclienM»  ich  meiis  nicht  mehr,  welcher  Seite» 
Geschwüre,  auf ,  die ,  ein en  gemischten  Charakter,  zeigten ; 
man  konnte  sie,  weder  für  rein: gichtische,  .noch  für  rein 
syphilitische,    noch  ;fur  ttift.scoibutMche  erkläre*.     Der 
Zustand,  in-  welchem  ich. den  Kranken  fand,  litis  keine 
günstige  Prognose  stellen*   vorzüglich  da  das  Uebel  nicht 
neo,  ond  eine- Menge  von  bereits    angewandten   Mitteln1  ■ 
dnrebans  ahne  Erfolg  gebraueht  worden  war..  -*.  Ich  fand 
mich  bewogen,  das  Acitfom  mtriatm  dihtima  nnd  ein  De*-: 
cqefctn Ligni  Gtutjaeizv  verordnen.    Von  der  Satire  erhielt: 
Patient  .anfangs  l  Scru,pel  mit  2  Pfund.  .Brunnenwasser. 
vermischt,  —  allmäblig,  aber  stärkere  Gaben,  bis  er  end- 
lich jeden  Tag  j  Unze  derselben  nahm;  das  Decoct  ward 
zuerst  aus  2  Unzen,  später  aus  3  Unzen  Guajakholz,  zu 
2  Pfund  Colatur,  bereitet  uwl. täglich  eine  solche  Quanti- 
tät gereicht.  —    Patient  erholte  sich,  während  des  Ge- 
brauches dieser  Mittel,   augenscheinlich,   wurde  vollkom- 
men hergestellt,  und   hat  sich  nie  so  wohl  befunden,   als 
nach  dieser  Kur.  —    Kine  sitzende,  zugleich  aber  auch 
schwelgerische  Lebensart,   ward  Veranlassung,  dals,  nach 
Verlauf  von  drei  Jahren ,   die  Geschwüre  wiederum  auf- 
brachen.    In   diesem  Zeiträume  hatte  sich  die  Peripherie 
des  Patienten  bedeutend  erweitert,  und  es  war  einleuchten*' 


•     -    •:  ». 


—    124    — 

dab  Änfe  nette  Quelle  des  alten  Uebeb  fcieh  'im  üeter- 
leibe  gebildet  hatte.    Ich  verordnete  zwei  Mal  wöcueht« ' 
lieh  ein  Abfdhrnngsmittel  (Jal&ppenseife) ,  liefe  ein  Fonta-' 
nell  setzen ,  ,und  in  kaum  vier  Wochen  war  die  Heilung 
glücklich  vollbracht,  —    Die  aufserlich  angewendeten  ÄJit-r 
tel  bestanden  aoa  einlachen,  milden  Salben* 


Kni&eclcunff  de*  Jod$  im  KätUbäd. 


• »    i 


t     ■  f 


Schon  vor  längerer  Zeit  hat  Hr.  Kreuzbwrg  bei  HroV 
Nentwicki  Apotheker  in  Karlsbad,  Anzeigen  von  der  Ge-^ 
genwart  des  Jod's  in  der  Motterlange  des  dortigen  M4ae^ 
ralwasser*  erhalten.    Herr  Professor  Pfeifen!  in  Prag,  dem 
tot  Kurzem .  durch  Herrn  NbUtifoh  einige  Krage  dieser 
Mntterlaoge  angeschickt  worden  sind,  hat  nun  den  Jod- 
gehalt des  Karlsbader  Wassers  anwidereprechlich*  darge~ 
than,    Die  Gegenwart  dieses  auf  den  tnierischen  Orga- 
nismos  so  mächtig  wirkenden  Stoffes  in  den  beräumtem 
Heilquellen ,  wird  wahrscheinlich  manche  bis  jetzt  onbew* 
greiflich  gebliebene  Wirkung  dieses  Wassers  uiftferer '  Ein~x 
acht  näher  bringen,  und  dem  Arzte  über  den  Gebratfeh. 
desselben  neue  Fingerzeige  geben:    Diejenigen  aber*  wel- 
che, auf  die  bisherigen  Analysen  des  Karlsbader  Wassers 
gestutzt,   dasselbe  künstlich  zusammensetzen  zu  kennen 
glaubten,  mögen  hieraus  besonders  entnehmen,  dafsihJr 
Fabrikat  kein  vollkomm nes  Karlsbader  Wasser  war.    •. 


—    126  -  — 

■■-■■■  3. 

Afonatlie&er   .Berieft!-. 
Über 
den  Gesundheitszustand,  Geburten  und  TodesfHUe  von  Berlin 

mitgetheilt 
•   mm  den  Akten  der  Med.  chkrurg.  GeseUsdwft* 
'■  Mit  der  dazu  gehörigen    Witterunge  r  TabeUc. 


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•   Monat   Julius.        * 

i  ■ 

',  üeber  die  Witterung  verweisen  wir  auf  die  beigefügte  TateL 


&. wurde*  geboren:    434  Knaben, 

i-..*»  »         403  Mädchen. 

837  Kinder. 


IIH'       •  * 


Es  starben:    178  männlichen, 

-  -112  -weibKeheri  Geschlechts  ober, 
-  und  -330  Kinder  f»ter-]#*JafeeBr   * 

}  620  Personen. 

.  Mehr  geboren  217« 

...»  <▼  ■  ■        i  • 

.t  Im  MI  des  vergangenen  Jahres  wurden 

■       •  ■    ■ 

geboren:  447  Knaben. 

.■'. ..  .J™'  461*  Mädchen, --      ■■  ■  - 

806  Kinder. 


Es  starben:.  182  männlichen, 

160  weiblichen  Geschlechts  über, 
and  609  Kinder  unter  10  Jahren« 


051  Personen. 

Starben  mehr  63. 

Im  Verhaltnifs  zum  Juli  vorigen  Jahres,  wurden  mit- 
hin .weniger  geboren  61 ;  und  starben  weniger  331* 


Der  bisher  herrschend  gewesene  catarriialisoh-rfci 
ipatbche  Charakter  der  Krankheiten,  trat»  besondafi*! 


|  derjannmehr  de 


*     -—..126    — 

gen  Rode  des  Monats,  immer  t 
und  wicb  dem  gastrischen  Charakter, 
herrschende  ward*.1  ■  Gastrische' Weber,'  Durchfälle  i 
Brechdurchfälle,  Conpestronen  nach  dem  Kopfe,  kamen 
häufig  vor,  lijpoehonilristcn.  liiten  blanden,  Wixbsel- 
fi'etter  melirten  sich.  Masern  herrschten  fortdauernd,  die 
l'ocken -Kranken  nahmen  ib,'  Von  ihnen  starben  in  die- 
sem Mo#at»  ■  3  P-ersoii*n.''ine«T  '  4e»en  B-fW«cIisene. 
Wenn  gleich  ,jn  diesem  Monate  die  Zflrl  d^Kranfcen  in 
Verhaltnifs  znm  Vergangenen  Monate  zugenommen  hatte, 
to  war  doch  eine  forllao  feirJu  Ms  bri  tat  nicht  zu  verkennen. 
AnlTallend  ist  die  grobe»  ,Z*bl-  der  im  Juli  des  ver- 


laltenda  Hitze,  20—28  Grad  R.,   die  Gelegenheit  go- 
Mm. 
Besonders   nachtheilig  war,  dieae.  dem.Aindswhen  Al- 


i   r,.,.,,l.]£.pi>e,Ull*;.,il'-*nkh<>lttn. 


Krankheitc^. 


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iiilissä^?*? "".   -.  ■  I 

I  uter  Krumpfen.        .        -        -        - 
An  äkrophpln  nndDri 
An  .ScWäinineti . 
An  tii-hrrniruMH 

Am   \V,!M.r|1.oi,r 

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Aj.  dir  UeliiuKntxaadiiig>       , 

An  dW  LulifpnMitiiindiinc!       '. 
Ali  dar  UMwlsibiutzändiuig, 


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1«    EniMMeHtziindan-.         \ 


a"  d"  wEmST;    .n  .  '. 

An  der  Rruttwaif  ersucht.          B  . 

An  d«  Hn»V«nttl«räsärtuiolit. 

A  n  <W  l-.ftm'rtrrhartung    .       .  -" 

*..-  r!,.,-dif,n      .      .      .      .  . 

,',,„      I.r.-,I.JK,C(1I»11         .             ,            .  , 

Am    Blnllhui    '   ."'    '.         **        '•■  ':• 

Am  Schlugt  Md  Stidtfloft.     .  . 

An  deiBIiHBcUl     v.  .     .       ,  ., 

.Vi,    o?^r,niicf],-,i  fcVfilrrn.    '        ,  1  .  ■ 

'.    ■   ..iL-.,.    >■■■  '.:■!■:■    i  „   („I.Ti.il.i.  . 
An  nr-an.  F*I.1mh  d«  Herum 
Am    JVoctifdudm        .... 
An  Knocliniu 
An,   l\-,riJUnkä.     . 
Am  Multtrknb*. 


An  Zellpe»-»!...v,.,i,„'ri„i,- 
A  ..    .ll;,L,n.-rv...|,],!,,:i.. 

Ad    *i«.|>irn;TWi'ir!.(iiM.. 
[lim  [,    .S-llj=ünord.      . 


JJurcli  UnBuiekifiiIie 


gen  Ende  des  Monats,  imnter  mehr  in  de^fcte-grand, 
nnri  wich  dem  gastrischen  Charakter,  der  JÄnn mehr  der 
herrschende  wurde.'  Gastrische' Piebef,'  Durchfalle  nnd 
Brechdurchfälle,  Congestfaneii  nach  dem  Kopfe,  kamen 
hantig  vor,  Hj-poehaiulriaten.  liften  -besanden,.  Wecbsel- 
fiebex  mclirten  sich.  Masern  herrschten  fortdauernd ,  die 
Pocken -Kranben  nahmen  xd,  Von  ihnen  starben  in  die- 
sem Monat»  3  'Personen ,'■  ititet  •  denen  *'■  Be#»e!isene. 
Wenn  gleich  in  diesem  Monate  die  Zahl  d^  ( Kranken  in 
Verfaaitnifs  inm  Vergangenen  Monate  «ige nomine n"  hatte, 
so  war  doch  eine  fortlaufende  Salubrilät  niiJit  tu  verkennen . 
Auffaltend  ist  die  grüfsepeZahl  der  im  Juli  des  »er- 
gangenen Jahres  Verstorbenen,  gegen  die  Zahl  der  yer- 
.«fetEMkanMdi-Jnli  d,  |."j  *ozn  die  'danttfcV  feeVJertfeW.Krnn'd 
anhaltende  Hitze,  20—28  Grad  R.,   die  Gelegenheit  ge- 


■-.  ii    !■:■■  v .!■  i S-P «c,i-«il*  ,#<-«nfcnsi(itn 

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—Tliif 

.Erw.eb- 

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■X. 

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Krankheiten. 

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An  Tji(J.rHf(ini£  Allen  wenan.        *  >. 
A„  Sdiwürli»  Bald  n.ch  der  Geburt 

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'  I    J~-1tr 


Die  SHUothel  der 'prall.  Hetiktmde,  JWto*  1835  oft- 
•r     :  hfih: 

Die  Kindbettfieber ,  von  Dr.  Eisenmann. 
Die  KranJfheitsfamüie.  Pyra ,  von  />  e  m  *  e  I  h£tt. 
Die  KrankheitsfamiHe  Typhus ,  von  Dem« elften. 

■Kurze  litterärische  Anzeigen. 

-  &Awet£erfafte  Zeitkchrift  für  Natur-  und  Heilkunde, 
von  CKr.  Fr.  it.  Po  mm  er.  ' . 

JfiherAlortinfieir.  . 

:  IKe  •*><*-  <im{  Bromhaltige'  Adelheids- Quelle  zu  Heb* 
;.    *  'Amin,  Hon  J£v.  ;lf  etiler. 

."  Analyse,  des  eauw  minetales  de  Casteilmtare  pur  Ä'e- 
;  Vitenfifif,   Vuipee  et  Caeeola%  trad.  pur  J,  R. 
''   .'  Chevalley  de  Rivaz. 

Die  Jod-  und  Liihionhaltige  Salzquelle  zu  SfeR,  vom 
;'. "  ?  FJlP.vIrmliri. 

.I&ademtffc&e    Schriften-  der   Universität  zu 

■:  .***"«..  ,..,  .    . 

,  tfs  Stich  er  Diu.  inaug,  de  nervorum  pbrecrtorum  um- 
tationibus  dequeirritahültate muscuforuui. 

;  F.  Ooerres  Dies,  inaug.  de  acidorum  utUMruUum  et 
cultebarum  faeuHatibus  in  hlennorrkpen.  ":  *"*' 

•  M.  Stern  Die*,  inäug.'de  giiboeie  wmmttn  . ". ■■ 


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JP  o  u  r  n  *  1 

der 

practischen   Heilkunde. 

Herausgegeben 

▼  OB 

C.    W.    Hufeland, 

KSnigL  Preofs.  Staatsrath,  Ritter  des  rothen  Adler- Or- 

dem  ertter  Klasse,    entern   Leibarzt»   Prof.  der  Medi* 

ein  an  der  Universität  zu  Berlin,  Mitglied  der  Aoade- 

mie  der  Wissenschaften  etc. 

■  nd 

E.    Osano, 

ord^Ü.Pn>fiesforderMedicinanderCniTersitatQndderMed. 

Chirurg.  Academie  für  das  Militair  zu  Berlin,  Director  des 

K.Poliklin.  Instituts,  Ritter  des  rothen  Adler -Ordens  dritter 

Klasse  und  Mitglied  mehrerer  gelehrten  Gesellschaften. 


Orm,  Fremd,  ist  alle  Theorie, 
Dodk  grün  de»  Lehen»  goldner  Baum. 

Göthe* 

II.  Stück.    August. 


Berlin. 
Gedruckt  und  verlegt  bei  G.    Reimer« 


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Wechselfieber  einzelner  Nerven» 

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Von 

Dr.    Schupmann, 

zq  Geseke  in  Westphaleo, 


1«   Wechselfieber  des  Nervus  vagus. 

Hr.  S. ,  ein  hiesiger  Schullehrer,  schwächli- 
chen, gracilen  Körperbaues,  flacher  Brust,  und 
blasser  Gesichtsfarbe,  27  Jahre  alt,  hatte  auch 
in  seinen  gesunden  Tagen  oft  das  Gefühl  von  einer 
Beengung  auf  der  Brust,  —  es  war  ihm  dann 
gerade,  als  sei  ihm  ein  Band  ganz  .fest  um  den 
Thorax  gezogen.  Es  trat  vorzüglich  nach  Star* 
ker  Bewegung,  oder  Anstrengung  der  Lungen/ 
^  langem  Sprechen  bei  seinem  Beruftgeschäft,  ein, 
%  und  erschwerte  dann  sehr  die  Inspiration ;  or- 
ganische Fehler  der  Brustorgane  tieften  sich 
bei  ihm  nicht  yermuthen;    • 

In  der  Mitte  Aprils  1831 ,  als  Wechselfie- 
ber hier  vorherrschend  waren ,  fing  auch  Hr.  S. 
zu  kränkeln  an;  er  litt  an  Kopfweh  in  der 
Stirngegend ,  druckenden  ,•  herumziehenden 
Schmerzen  in  den  Gliedern,  Zerschlagenheit* . 
Müdigkeit,   vorzüglich  in  den  Beinen,  MangeJL- 

A  2 


—  ^.4      — 

ao  Appetit,  schleimigen  Geschmack ,  Unlust  n 
arbeiten  and  sich  zu  beschäftigen;  doch  haue 
er  bei  allem  diesem  keine  Brustbeecbwerdttb 
Nachdem  Pat.  am  20sten  April  Nachmittags 
im  Bette  sehr  stark  geschwitzt ,  and  dann  et- 
was Suppe  gegessen  hatte ,  und  ein  wenig  auf- 
gestanden war ,  fühlte  sich  derselbe  mit  einem 
Male  wieder  so  unwohl,  dafs  er  nur  mit  Mob* 
wieder  ins  Bett,  gebracht  werde^  Jtyujte^ar 
wurde  ohnmächtig,  sprachlos,  Vetfof  1&  Be- 
sinnung ,  die  Hände  waren  krampfhaft  zusam- 
mengeballt, kalter  Schweift  bedeckte  «pn  Ge- 
sicht, der  Athem  war  kurz,  sehr  beengt,  und 
die  krampfhafte  Beängstigung'  der  Brost  y*t- 
mehrtesich,  als  Pat.  später  wieder  zu  sich  kam. 

Ich  sah  den  Kranken   baH.,n*c^y3be|tfajir 
$ener  Ohnmacht,   und  zwar  in  folgendem  Zn-^. 
stände:   Er  lag   rücklings  auf  demSetbU  jpJ& 
sehr   erhöheteni    Oberkörper ,    ,deg:,.J£0£f  yfat* 
sehr  zurückgebeugt,  alle  KleidungUtäck»*  JUih 
tnch  etc.,   waren  entfernt,  ode^,gelfr#r;jlft; 
Athemholen  war  äufserst  schnell,  mpbirolltr  Mafktt 
chend,  geräuschvoll,  geschah  mit  o&nen^lfprife 
—  oft  wurden  die  Arme  in  die  Hohe  .gctabflh- 
ausgespreizt,   gerade. als  wie  wenn  maa.jiinfB 
in*  der  Hohe  seienden  GegenKta.n$  fassen»  *e|P- 
greifen  will,   um   sich  daran  festeuktanmer»;, 
dabei  öfteres  Aufrichten  im  Bette.     Ueher  sein. 
Befinden  befragt,   konnte  Pat.   nur  mit  grolspr 
Mühe    und    Anstrengung    einige    abgebrochene1 
rTöne  herausstofsen ,  sagend  :  er  habe  'eine  sehr 
grofse  Angst,  als  liege  ihm  ein  grober,  schwe- 
rer Mensch  auf  der  Brust,  der  ihn  zu  ersticken- 
drohe.    Das  Gesicht  war  blafs ,.  drückte  in  tir- 
len    Zügen    die  gröfste  Angst  aus;  die  Zunge 
weifslich  belegt,  besonders  nacfe  'hinten?  «^- 


.80  wie  die  Mundhöhle  trocken,  der  Durst  gering, 
der  Puls  langsam  (65  Schläge  in  der  Alinute), 

.  Wein  und  unterdrückt;  der  Herzschlag  mit  dem 
Schlage    der    Arterien  correspondirend ,    kaum 

.  fühlbar;  einen  Druck  auf  die  Herzgegend,  konnte 
Pat.  durchaus  nicht  vertragen;  Kopfweh  in  der 
fStirngegend ,   doch  ohne  Zeichen  einer  Gonge- 

'  stion,  die  Temperatur  der  Haut  war  vielmehr 
im  Allgemeinen,  und  so  besonders  im  Gesichte 
und  am  Kopfe  vermindert.  Die  Ausdehnung 
und  Erweiterung  des  Brustkastens  beim  Ein- 
athmen  war  gering;  Flüssigkeiten  konnten 
durchaus  nicht  herabgeschluckt  werden;    Ver- 

'  suche,  etwas  herabznschlucken ,  bewirkten  au- 
genblicklich Verstärkung  des  Krampfes ,  droh- 
ten mit  Erstickung.  Alle  diese  Erscheinungen 
zusammengenommen ,  zeigten  unverkennbar-  ein 
krampfhaftes Leiden ,  —  ein  Leiden  des  pneumo- 
gastrischen  Nervengeflechtes,  besonders  aber  der 
Zweige  derselben,   welcher  die   Schling-  und 

•  Athmungsorgane.  versiebt,,  vorzüglich  des  N. 
recurrens*,  der  Pulmonal- Geflechte ,  und  der 
Nervenvessweigungen  •  de»  Magens ;  auch  der 
leiseste  Druck  in  der  Ijffagengegend  konnte  nicht 
ertragen  werden.  Noch  mehr  wurde  diese» 
durch  die  schwächliche  Constitution  des  Pa- 
tienten, durch  seine  flache  Brust,  sein  unvoll- 
kommen entwickeltes  Lungenorgan  bestätigt; 
ich  erfuhr  auch,  dafs  Pat»  schpn  früher  derar- 
tige Anfälle,  aber  nicht  in  einem  so  hohen 
Grade  gehabt  hatte.  —  Da  Wechselfieber  gerade 
zu  dieser  Zeit  die  vorherrschenden  Krankhei- 
ten waren,  so  kam  mir  gleich  der  Gedanke 
in  den  Sinn,  'ich  mochte  es  wohl  hier  mit  ei" 
neun  solchen,  was  vorzüglich  den  Nervus  v<*~ 
gus  afficirt  habe,  zu  thun  haben,  docfi  halt« 
ich  zunächst  die  vorhandenen  krampfhaften  Be~ 


-      6     — 

•  ■ 

■   •  ■  ff  t 

•chwerden  zu  berücksichtigen,  und  verordnete 
zur  Beruhigung  folgende  Mixtur:  Rec*  Aq.  Va- 
lerianae  unc.  iv.   solve  Extr.   Hyo$cjräm;  nigr.' 
gr.  xvj.  Nitri  pufi  sörup.  /.    ad  de  A$:  Amyg- 
...dfaZ.   amar,   draöhm.  iiß.    Syrup.  vpiat*  uno*  /. 

M.  D.  S.  Halbstündlich  einen,  Eßlöffel  roll. 

•  '  -      ■  .»•».. 

Zugleich  mufste  auch  revulsoriscli  gewu&t 
__  _.  den,  durch  Reizung  der  Hautnerren  der  Brust, 
und  ich  lief*  daher  zur  Ableitung  ein  grobes  Can- 
thariden  -  Pflaster  auf  die  Mitte  der  Brust  le<* 
gen,  und  glaubte  dieses  um  so  eher  thun 
zu  müssen,  da  kh  eine  Erkältung  als  Ursache 

•  des  Anfalls  vermuthete.     Da  Pak    sehr  nach 

•  Getränk  verlangte,  so  empfahl  ich*  ihm  reinj&s 
Wasser  zu  reichen;  aber  er  konnte  nur  sehr 

'  schwer  schlingen ,    und  nur  mit  sehr  jrroberf 
Mühe  vermochte  er,  zwei  halbe  Efalöffel  dar 
-  JMixtur  zu  verschlucken» 

*  '  ■  «  ■  -* 

"/'  Nachdem  dieses  gfeKcbehen,'  Und  dftt;  Bla- 
senpflaster gelegt,  wurde  Pat.'  etwas  ruhiger; 

,  die  grofsfc  Angst  legte  rieh.    Pat.  kAflW*  Jätet 

'  achföTWigdör  dann  ttad  wann  tiefer Athem  ho- 
len , '  gleich  nachher  .stellte  rieh  jedocb>  'wieder 

*"das'  schnelle  keuchende  Athtmbolen  ein,  die 
Hautwärme   kehrte ' wieder  zurück;   ilie  Haut 

'fing  an  gelinde  fcu  transpiriren ,  dar  -Puls  hob 
sich,  wurde  freier;*  Schlug  kräftiger  (ich  'zählte 
jetzt  bis  70  Schläge  in  einer  Minute) ;  zur  gro- 
fsen  Erleichterung  brachte  der  Kranke  etliche 
Male,  mit  einer  Art  von  Stickhusten  -  Anfälle, 
Schleimmassen  heraus ,  und  eine-  grob  Masse 
von  Luft,  stinkender  Art,  entleerte  sich  durch 
Aufstoßen.  Der  Athem  wieder  freier;  tat 
war  schon  im  Stande ,  mit  geschlossenem  Munde 
durch  die  Nase  zu  athmen,  und  er  versicherte 
selbst:  „es  sei  ihm  bedeutend  wohler,"  nachdem 


-  der  Anfall  tod  ein  Tierfei  auf -tO  Uhr  Abends 
.bis  10  Uhr,  also  voUe  |  Standen  gedauert 
»hatte;1  auch  das  Schlingen  ging  jetzt  gut  Ich 
c  entfernte  mich ,  und  befahl,  dem  Kranken  halb- 
stündlich, die  Medizin  zn  Teichen. 

~         Gegen  lialb  12   Ühr  in   derselben  Macht, 
'wurde  ifh ,  wieder    cum  Kränken  beschieäeo, 
und  fand,   dafs  er. wieder  einen' geringern  An- 
Tall  Ton    Brüstkrampf '  halte,    welcher    wahr- 
*  scheinlich    durch    das    Darreichen  einer  Tasse 
"  stärken  '  und    sehr   warmen    CÜamillen  -  Theos 
"bewirkt   worden  war.     Ich'  lieh  kurz  nachein- 
ander 2  halbe  JEfclöffel  Voll   der  Mixtur  ;n>lw 
'inen,    worauf  sich  der  Zustand  in  soweit  bes- 
serte,  dafs  ich  mich  wieder  entfernen  konnte*; 
der  Anfall  hatte  dieses  Mal  in  einem  geringern 
Grade,  ungefähr  J  Stunde,  gedauert,    \<dx  oe- 
laLl,    die    AVzbei    stündlich  ,  efslöffelweise' in 
geben,  untersagte   aber  gänzlich  den  Chamü- 
lenthee«    '  '?'•■■" 


.  andern  Morgen ,  den,  Ü.  April,  erfuhr 
ich.  dafs. der  Kranke  Ton  2  Uhr  an.  ziemlich 
ruhig,  2  volle  Stunden  .geschlafen  habe;. hier- 
nach in  einem  allgemeinen.,  starken  Schreib 
verfallen  sei,  so  dafs  er  sich  habe  frisch  an- 
kleiden müssen.  Ich  betrachtete  diesen  SchweSb 
als  die  Knsis  des  Anfalles,  und  fand'  d$n 
Kranken  am  Morgen  wie  folgt:  Das  Athemno^ 
len  ging  frei;  Pat.  inspirirte,  auf  Geheifs,  tier", 
ohne  alles  »Schmerzgefühl,  die  Dauer  des^Ein- 
und  Aosatbmens'  war  natürlich,  das  GefähLdes 
Druckes  «auf  der  Brust  gänzlich  geschwunden*; 
ilie  Brust  hob  sich  frei  beim  Einathmen,  dehnte 
sich  regelmässig  aus;  der  Puls  -  und  Herzschlag 
normal;  70  bi»  75  Schlage  in  jeder  Minute; 
die  £unge  wie  am  Ta'ge  Töpher  ,  der  Geschmack 


*.      8     — 

'•ctrlehnig,  EKbtt  gering;  etwas  Brbek  Inder 
'  Magengegend  y  '  die    Haut    gehörig.  I  temucrirt, 

weich  und  gelinde  ausdünstend.;  Slnhl  w»'  bis 

jetzt  noch  nicht  erfolgt;  Kopf-  und  Ohren  web, 

worüber  Pat.  geifern  geklagt. kette;  vrfeaen  t*x- 

»tbwundeD ,  übrigens  grofse.  Mattigkeit  nnd  Ab- 
'  ge|'ct lagen  h'ei t'TorTian'deu.  Da  die  gelinge  Mix- 
'W^Yerbrauchr  war,  so  yencnrieb  'lebt  Reo, 
Jfa.'\Ctiämojn.'Jtfq.  Mentha e  pifrrit.  Juia  wie.  if. 

»blv'm  iZx'traet','  Jjyoscyam.  ntgf._'tfr.'  vn^.'£rrr. 
Jparaxaci  dr.  iß'   Kali  tartar.'dr.'Uß.  addt  jiq. 

\Amygdad.  amar~är,ß.  Tätet.  Rhtiaquaa.  dr.p. 

$yrup.  opiai.  unk.  "ßl ,  M,  D.  'S. "  Afle/Stunden 
"emio  Efslöffel;  tö11.',-'~  Dabei  "leichte  Diät, 
.Haferschleim,'  et  wae  leichte  Fteischbrubi} ;  Brodt- 

jraMer,  Limonade  «um  Getränke, ; 'auf  die  Stelle 
'$e*  filasenpÜasters,  Welches  Start  gezogen  hätte,, 

wurden  safliga  Kohlbläiter  gelegt,;  naclldem  dk 

Blasen geöffnet  waren. 

Den  Tag  über  befand   sich  Pat.  sinnlich 

Wohl,  Bpürtfi.vom  Rruntkromof  .nichts,  wohl 
aber  etwas  Kopfweh ;  am  Äbeno*  gegen  7  Uhr 
befand  sich  Pa£  wie  folgt:  kefue  Beapghigong 
auf  der  Brust,  kein  Fieber;  die  Haut  gelinde 
duftend;  Stuhlgang  war  bis  jetzt  noch  niqht  er- 
folgt; Pät.  spiirie  aber'  keine  Tfnbe^üemlicjhkeit 
im  tlolerleibe,  wohl  aber  zeigte,  ei  .jjfbfse  Em- 
pfindlichkeit heim  in  der  HerzgcuÜe  angebrach- 
tem Drucke  ;  er 'konnte  dieses' kaiün 'Ertragen.' 
-■■  Am  Morgen-.-ae»  B2sten  örfufcr.  fch  heim 
Besuche ,  daß»  Fat.  gegen  8  Uhr  Abend*  wie- 
der unwohler  geworden  sey;  daUner  wieder 
etwas-  schneller  geathmet  babo-,  üjjee  Beäng- 
stigung, Druck  und  Zusammen!  cbiiBjrung  dar 
Brust  geklagt,  ktirr,  wieder  einen  leichten  Au» 
HiU   tod  Braatkmäpf  gehabt  habt,  tnan  habe 


—    •    — 

-  dfeher  triader  seine  Zuflucht  cor  entea  inoei 
genommen,  der.  Zustand  des  Kranken  hebe:  »ich, 
hiernach  gebessert,  und  der  Kranke  habe  hier* 
auf  fast  die  ganze'  Nacht  hindurch  ruhig  ge- 
schlafen»   "An    diesem  Morgen    fand  ich.  .dfn 

•Kranken  recht  wohl  und  munter;  nur  klagte 
er  über  Mattigkeit  in.  den   Gliedern  und&opf- 

.  weh ;  die  Zunge  weiblich- belegt,  derGeschinack 
schleimig;  c[er  Appetit  geringer ,  der  Darpt  utn- 
fug;  die  Brust  ganz  frei j  das  Athemholen  ganz 
normal;  Stuhlgang  .war  auch  jetzt  noch; nitht 
erfolgt;  der  gelassene  Urin  war  dnrcbägsrPPf* 
mal,  nur  etwas  hoher  gefärbt;  Fieber  gar  nicht 
vorhanden/  Gegen  halb  11  Uhr  des  Morgens 
hatte  der  Pat.  aber  eine  Anwandlung  von  inner- 
fielet  Kälte*  und  ein  Gefühl  yon  Kriechen  im 
Rücken  Und  den  Gliedern  gespürt;  die.  Füfae 
waren  ihm  hierbei  so  kalt,  dafs  man  sie  mit- 
telst einer  Wärmflasche  erwärmen  mauste;  «die- 
ses batte  ungefähr  1  Stunde  gedauert-—  Als  ich 
gegen  12  Uhr  zum  Kranken  kam,  fand  ich  ihn 
in  voller  £ieberhitzer.amd  zwar  im  Anfange 
des  Stadium  Sudoris;  er  trarispirirte  schon  ge- 
linde; die  Nägel  an  den  fingern  waren,  aber 
noch  etwas  blau;  Beengung  auf  der  Brust  bette 
der  Kranke  aber  nicht  gespürt,  er"  war  auch 
jetzt  noch  frei  hie  von.  Worüber  er  jetzt  klagte, 
wat:  Unruhe,  ein  Gefühl  von  Hitze,  reibende 
Schmerzen  in  der  rechten-  Kopf-  und  Gesichts- 
hälfte, im  rechten  Ohre,  und  in  einem  hohlen 
Zahne  dieser  Seite ,  welche  er  aber  sehr  stark 


■■■-■■  •  ■■  ■.■ 

.  Die  bestimmte  Wiederkehr  des  Fieberan- 
falls am  dritten  Tag  bestärkte  mich  in  der  An- 
sicht, dafs  ich  es  hier  mit  einem  noch  nicht 
ganz  ausgebildeten  Wechselfieber  zu  thun  hätte* 


—      10     — 

cl*s  Kopf^S  Ohren*-,  and  ZahnwebMiielt  iebJ&r 

.'»heutmtfisch ,   und  -liegte"  dieserhalb.  -ein  klonet 

-Bfasenpflhster  in   dein  "Kacken;   um  absc'Tnehr 

-auf  ~  dem  Dannkartal  zu  "wirken ,    da.  dfer.'Sflihl- 

?garog  auch  jetzt' noch'  nicht  erfolgt  .war,-  ftotchd- 

nete  ich  folgeride  Mischung:   Eeö.  Aqa* fpfo- 

Tiana^-  Aq.  •  Chtfmomilla*  ana    uruu.  i/»'<fofve 

Tartar.  natronäti  iinc.  j:  Extr.  Hyoscyäm*  nigr. 

-gr.  tyY  Extr.  ,Tamxat;i  dracfim.  ß.  -  -ädde*jiq. 

jimygdaL  amar.  scrup.  i/\.  Syrüp*  Rhei  Mnc*  jf. 

M.  Di  S.  Halbstündlich  .einen  EJblöffet  fall  zu 

-nehmen;  •  -  ■■ 


Ungefähr  1§  Stunden  . nachher.. wurde, ich 
wieder  z  am  Kranken  beschied  od.  Ich  fanäY'dafs 
er  «ehr  unruhig  war  y  •  dal»  das  halbseitige*  Kwffi», 
Ohren-  und  Zahnweh,  sehr  zugenommen  «hat- 
te, so  zwar,  dafs  (wie •  Pafc.  sägte).'' dasselbe 
sich; gleich  Zuckungen,  Stöfsen,"  eJechiscltai 
Schlägen  zeigte,  weiche  roh  den^bgetteffianihn 
Theilen  ausgingen,  sich'  durch  dexa*  ganzen 
Kifrper  vetbreitetea^:;nn4  -alle  2  JUinotfen,  sich 
einstellten-;  man  -  sähe  .dieses  attch .  douüicb, 
denn  Pat.  schreckte  »jedesmal  zusammen-,  Üb 
-sieb'  etwas  im  Bette  auf ;  —  der  übrige  .Zustand 
des-  Kranken  war  ■  wie  vorher,  die*  Brust  frei, 
.der  ganze  Körper  schwitzend.  Ich  •  beruhigte 
den  Kranken ,  empfahl  ihn  Ruhe  und  t  Geduld.  . 
-  Nervös  -  rheumatischer  I\  atur  waren: rauf» :|eden 
Fall  diese  Anfalle ,  -  und  \  standen  bestimmt  tait 
dem  Wechselfieber  im  Zusammen hragch;  jea.taar 
eine  Art  von  Fothergill'uchen  Gesicbtsirfaonsr- 
zes.  Am  Abend  fand  ich  den  Pat.  ruhig;  er 
schwitzte  nicht  mehr,  doch  war  die  Haut  feucht 
und  weich,  Kopfweh  sehr  geringe,  Brast  frei, 
der  Stuhl  auch  jetzt  noch  nicht  erfolgt,  doch 
.  war  der  Unterleib  .  weich   und  nicht  aufgetrie- 


—    11    — 

: bei),  nicht  schmerzhaft  Pak  klagte  ab**  über 
grotse  Hitze  und    Durst*    der- Pub'  war  auch 

.■  etwas  voller,  nicht  schneller;  die  Zunge  noch 
belegt, 'aber  feucht  ^  empfindlich  war  auch  jetzt 
noch  di» Magengegend.  Ich  hielt  Alles,  für  eitle 
Art  von  abendlicher  Exacerbation  leichter  Art*  die 
nicht  rein  ausgebildet,   siqb  hoch  nicht  als  r4i- 

•  ner  Anfall  gestaltet  hatte,  fand  daher  auch  nichts 
iti  den  Ordinationen  2a  ändern,  liefs  aber,  jelit 
die  Mixtur  stündlich  reichen.  i  ■• 

»1  •  ■      ■         .  .  • 

Am  23sten  des  Morgens  erfuhr;  ich  j   dafs 
Pat.  am  vorhergehenden  Abend  spät  eine  Aus- 
leerung von   wenigen   harten!  Excrementenige- 
■  habt,  darauf  aber  die  Nacht  über  mehrere  Stun- 

-  den   recht  ruhig   geschlafen ,-  wenig  getrunken, 
>  und  -  sich    ziemlich   wohl  befunden  habe«.    Ich 

fand  ihn  diesen  Morgen  am  ganzen  Kprperorit 

Schweifs    bedeckt;  -wenig  Kopfschmerz^  &ur 

$in   geringer   Grad    von    Schwindel.     'An: rden 

:  Lippen  hatte   sich  in  der  Nacht  der  Fieberaus- 

•  Schlag  deutlich  entwickelt,  besonders  aber  an 
der -Unterlippe  in  Form"  von  kleinem/  nadol- 
knopffö'rmigen ,  gruppenweise  zusammenstehen-» 
den  hellen  Bläschen  auf  etwas  geröthetem 
Grunde;  die  Zunge  belegt 'und  feucht <  der  Ge- 

•  scbinack-  schlecht;   der  Druck  in  der  Jttagerige- 

-  gend  vermindert.  Patv kann  schon  einen  biei  ange- 
brachten Händedruck  besser  vertragen",  -etwas 
Unbequemlichkeit  im  Unterleibe  ist  jedoch  vor- 
handen ;  Stuhl  ist  seit  gestern  Abend  nicht,  wie- 
der erfolgt;  der  Puls  normal,  weich  und  nicht 
schnell,  die  Brust  ganz  frei,  der  Athem . regel- 
mässig; Pat.  kann  frei  und  tief  Athem  holen; 
der    Zustand    des    Kranken    ist   also    sehr    er- 

'  wünscht.  Für  jetzt  fand  ich  nichts  in  der  Arz- 
nei und  der  Diät  zu  verändern.  ..    . 


—     12     — 

•    Beim  abendliehen  Besuche  sagte  man  mir: 
dafs  der  Kranke  fast  den   ganzen  Tag   durch 

Seschwitzt  habe,  da/s  er  am  Abende  eine. dünn- 
üssige  Stuhlentleernng  gehabt  und.  sich*  wohl 
befunden.  Jetzt  befand  er  sich- so  leicht  und 
bo  wohl,  dafs  er  mir  sagte:  „er  sei  völlig  ww- 

*  der  hergestellt;"  Kopf-,  Ohren-  und  Zahvwah 
wa*en  völlig  geschwunderi,  wahrscheinlich  in 
Folge  des:  allgemeinen,-  den  Tag  über  andauern- 
den Schweifses.  Der  Ausschlag  hatte-  eich,  an 
der  Ober  -  und  Unterlippe  mehr  ausgebildet, 
besonders  an  der  Unterlippe,  welche  etwas  ge- 
schwollen war«  Die  Zunge  fand  ich  reiner 'und 
feucht;  der  Geschmack  besser;  .der  Durst  war 
sehr  geringe ,  die  Magengegend  nicht  mehr  40 
empfindlich;  das  Unbequeme  im  Unterleibe 
hatte- sich  verloren;  das  Athemholen  frei,  kein 
Husten,  wie  immer;   die -Haut  feucht,  gelinde 

«ausdünstend;  der  Puls  weich  und  völlig  nor- 
mal;:-der  Kranke  fühlte  sjchaber etwas ntQtttfnd 
abgeschlagen   in   den    Gliedern.     Der  Zutttnd 

•  des  Kranken  erwünscht,  in  den  OrdinaiJDtfieji 
-  und  dem  diätetischen  Regime,  fand  *ch*iikhts 
-zu  ändern. 

■  ■      ■  1 

•Am  Morgen  des  24sten  April  sagte  man 
mir  T  dafs  die  Nacht  ruhig  verlaufen ,  der.  Pak 
ziemlich:  ruhig  geschlafen1,  und  dabei  gelinde 
ausgedünstet  habe.  Ich  fand  ihn  sehr  wohl; 
der  'Köpf  war  frei,  die  Zunge*  weit  rei- 
ner, der  Geschmack  besser;  Pat.  spürte  schon 
etwas  Appetit;  doch  noch  immer  etwas  Em- 
pfindlichkeit in  der  Magengegend  beim  hier  an- 
gebrachten Drucke;  der  Unterleib  sonst  normal; 
Pat.  hatte  wieder  etwas  Stuhlgang  gehabt;  die 
Haut  normal,  so  auch  der  Puls;  über  Mattig- 
keit, in  den  Gliedern  wird  noch  geklagt»    Um 


—     13     — 

mehr  auf  die  Verdauung» Werkzeuge  tu  wirken, 
verordnete  ich :  Rec.  Aquae  Valeriana*  %  Aq. 
Menthae  piperit.  ana  unc.  ij.  solve  Extr.  Ta- 
raetaei,  Extr*  Trifolii  fibrini  ana  drnchm.  iß. 
Extr.  Hyoscyam.  nigr.  gr  vij.  adde  Aq.  Amyg- 
dal.  ämar.  drachm.  ß.  Tinct.  Bhei  aquo*,  dr. 
iß»  Syrup.  Cortic.  Aurantior.  unc.  j.  iÖV  D.  S* 
Alle  2  Stunden  einen  Eßlöffel  voll ;  die  Diät 
dieselbe. 

Nach  der  Berechnung  muhte  heute  der 
Fieberanfall  eintreten ,  und  erfolgte  auch  y  nur 
etwas  spater,  Mittags  gegen  12  Uhr.  Es  ent- 
stand nehinlich  Frostein ,  welches ,  wie  Pat. 
sich  ausdruckte,  unter  der  Haut  und  dem  Flei- 
sche des  Rückens  anfing,  und  sich  von  hier  aus 
über  den  ganzen  Körper  verbreitete,  dem  Ge- 
fühl nach , '  als  wenn  kaltes  Wasser  den  Kor- 
per durchfliege,  später  Schuttelfrost;  die  Fülse 
so  kalt,  dafs  man  sie  mit  Warmflaschen  wär- 
men mufste.  Nachdem,  dieser  Zustand  2  Stun- 
den gedauert  hatte,  trat  Hitze  ein,  und  als 
diese  ihre  Hohe  erreicht  hatte,  stellte  sicH  ge- 
gen 4  Uhr  die  Wiederholung  des  Brustkram- 
pfes ein.  Nicht  so  stark,  wie  das  erste  Mal, 
dauerte  derselbe  ungefähr  \  Stunden;  die  Re- 
spiration war  schnell,  keuchend,  die  Nägel  der 
Finger  und  die  Lippen  wurden  blau.  Pat. 
mulste  hoch,  auf  den  Kücken  und  nach  hinten 
gebeugt,  liegen,  klagte  über  Stiche  der  Brust, 
und  eine  solche  Empfindlichkeit,  dafs  sie  auch 
nicht  -den  geringsten  Druck  vertragen  konnte; 
der  Puls  war  schnell,  krampfhaft,  unterdrückt, 
die  Haut  heife  und  mit  einem  reichlichen  Schweifs 
bedeckt;  der  Bruskrampf  liefs  nach  und  ver- 
schwand ;  das  Schlucken  war  hierbei  nicht  ge- 
stört,   und   Pat.  konnte  während  de*  Paroxysr 


—     16     — 

am  29sten  April  tiefend  sich  PaL,    jetst 
BecDWvalescent ,  am  Morsen  sehr  wohl,  klagte 
mr  ober  essen  Druck  in  der  Stirngegead,  Hu* 
gel  an  Appetit,  Schwäche  des  Magens  und  Mü- 
digkeit; die   Zunge  war   noch  schwach  belagt 
an  der   Wurzel,  der  Stuhlgang  diarrhoeartig; 
ia  der  Kackt  hatte  er  noch  etwas  geschwitxU 
Um   seine    Verdaaangswerkaengs)  xn   starken, 
Terordnete  ich  aaJser  den  Pulvern,  welche  fort* 
gcacHt  wnrden :  Rec.  u4ssjae  JuVntfae  piperit., 
Had-  Vclcricmae  com,  wtc  iß*  soite  £xtfr.  Gor» 
dm  hmedux.  draehm.  ß.  Extr.    Tmrmatam  dr. 
i£  £xtir.  Hyoscjram.  «fr.  grm  17.  «oVe  Tutet. 
Gkmae-composit.    draeJun.  /.     jlq.    ^margdal* 
amar.  scrup.  iß.    Syrup.    optof.  anc  ß.  XL  Dm 
Sm  Alle   drei  Standen    einen    Elsloffel  roll  xa 
nehmen«    Die  Diät  wurde  dem  Zustande,  dea 
Reconvalescenten  entsprechend  verändert,  etwas 
gute  Sappe,  ein  weiches  Ei,  frisches  Gemüse, 
und  mitunter  ein  Gläschen  Roth  wein  erlaubt. 

Aach  am  andern  Tage  trat  kein  Fieber  ein, 
PaL  befand  sich  sehr  wohl,  hatte  ruhigen 
Schlaf,  guten  Appetit,  und  die  Verdauung*. 
kräfte  hoben  sich,  der  Stuhl  war  regelmässig, 
die  Zunge  rein;  die  Müdigkeit  nahm  merk- 
lich ab« 


Bei  einer  leichten,  aber  kräftigen 
und  dem  Fortgebrauch  von  schwefelsauren  Chi- 
nin, erbolte  sich  Pat.  zusehends,  fühlte  sich 
bald  so  gestärkt,  dals  er  seine  gewohnten  Be- 
rufsgeschäfte wieder  zu  übernehmen  vermochte. 
Kleine  Recidive  blieben  später  allerdings  nicht 
aus,  waren  aber  unbedeutend,  und  wurden  je- 
derzeit durch  Chinin  schnell  beseitigt. 


—     17     — 

• 

2.  Gfo/sitis  rheumatica,   V ebergang  in  doppelt 

dreitägiges  Wechselfieber  des  Nervus  trigeminus 

und  communicus  faciei  der  linken  Seite,  unier  der 

Farm  von  sogenanntem  Gesichts -Schmerze. 

\    Der  Israelit  Levi  R.9   einige  fünfzig  Jahre 
alt,    Ton  atrabilarischer   Constitution,    starker 
Fettbildung,  sehr  zu  rheumatischen  Affectionen 
des  Kopfes,    Gesichts-  und  der  Halsmuskeln 
geneigt,  vor  einigen  Jahren  an  einer  sehr  hef- 
tigen   und    gefährlichen   Augenentzündung  lei- 
dend, erkrankte  im  Monat  Man  in  Folge  einer 
starken  Dnrchnässnng  und  Erkältung,   an  rei- 
benden  und  ziehenden  Schmerzen    aller  Glie- 
der,  aber  Torzugsweise  der  Muskeln  des  Hal- 
ses, Kopfes ,   und   der  rechten  Seite  des  Ge- 
sichtes und   der  Zunge;   die  rechte  Seite  der 
letztem  war  sehr  schmerzhaft,  stark  angeschwol- 
len ,  fast  unbeweglich  (vorzüglich  an  der  War- 
sei), weifslicbgelb  belegt,  fest  unbeweglich,  die 
Sprache    unverständlich,    lallend,    der  weiche 
Gaumen  und  die  Mandeln  ebenfalls  geschwol- 
len .  und   gerolhet ,    und  in  Folge   dieses   das 
Schlingen  beschwerlich  und  schmerzhaft.    Au- 
fser  reibenden  Schmerzen  im  Kopf,  klagte  Patt 
über  Druck  in   der  Magengegend,  Mangel  an 
Appetit,   schleimigen  Geschmack,  Stuhl  verhal- 
tung,  katarrhalische  Beschwerden  der  Nasen- 
achleimhautj  Hitze,  vermehrten  Durst;  die  Con- 
junctiva  war  geröthet,  der  Puls  voll  und  schnell, 
die  Temperatur    der    Haut   erhöht,    der   Urin 
stark  gefärbt. 

Gegen  dieses  unverkennbar  entzündliche  rheu- 
matische Leiden  hätte  ich  gern  Blutegel  gesetzt, 
konnte  aber  keine  erhalten ,  verordnete  innerlich 
eine  Solution  von  Nitr.  dep.  und  Tartar.  nalronot. 
Journ.LXXXI.B.2.St  B 


ia  Aq.    Flor.    Sambuci ,   ein    Blasenpflaster  im 
Nacken  und  eine  antiphlogistische  DiäU 

Am  andern  Morgen  hatte  sich  das  Uebel 
etwas  gebessert.  Da  aber  noch  kein  Stuhlgang 
erfolgt  war,  verschrieb  ich  Nachmittags,  zur 
Bethätigung  des  Darmkanals  und  zur  Ableitung 
Vom  Kopfe,  ein  Pulver  aus  vier  Gran  Calomel 
And  zwölf  Gran  Jalappenwurzel ,  und.  lieb  da* 
bei  die  verordnete  Mixtur  aussetzen. 

In  der  Nacht  waren  mehrere  dünnflüssige 
Stuhlausleerungen  erfolgt,  am  Morgen  fand  ich 
•ine  reichliche  allgemeine  Transpiration,  be- 
deutenden Nachlafs  der  Schmerzen,  die  Ge- 
schwulst der  Zunge  geringer,  die  Sprache  ver^ 
•ländlicher,  die  Zunge  beweglicher,  dai'SchVuk- 
ken  leichler,  weniger  schmerzhaft.  •  Ich  Heft 
Pat.  den  Schweifs  im  Bette  ruhig  abwarten 
und  die  Mixtur  fortgebrauchen. 

Am  folgenden  Tage,  6ten  Aprij,  befand 
•ich  Pat.  ziemlich  wohl,  klagte  nur  über  mehr 
Reifsen  nnd  Klopfen  im  Kopfe,  und  Zunahme 
der  Schmerzen  in  der  Zunge,  auch  schien  mir 
die  rechte  Zungenhälfte  stärker  gesell  wollen; 
die  Zunge  war  mehr  gereinigt,  das  Fieber  nicht 
geringer.  Da  Pat«  trotz  der  Mixtur  seit  vori- 
ger Nacht  keinen  offnen  Leib  gehabt  hatte, 
wurde  eine  ähnliche  Dosis  Calomel  und  Jalapp- 
wurzel  gereicht  und  am  Abend  ein  Senffufsbad 
verordnet  (was  auch  schon  am  vorigen  Abend 
genommen  worden  war);  die  Diät  blieb  dieselbe» 

Nach  dem  Fubbade  legte  sich  Pat.  zu  Bett 
und  verfiel  in  einen  sehr  starken,  gleichmäßig 
verbreiteten,  wohlthätigen  Schweife,  welcher 
gegen  vier  Stunden  anhielt,  und  nach  welchem 
ruhiger  Schlaf  bis  zum  Morgen  folgte. 


—    19    — 

Am  7ieo  des  Morgens  befand  sich  Pat.  ziem« 
Jich  wohl ;  die  Schmerzen  im  Kopfe  hatten 
sich  sehr  gemindert,  die  Schmerzen  in  der 
Zange  waren  fast  ganz  verschwandet*,  -das 
Sprechen  ging  ziemlich  gut,  die  Zunge  war 
fast  ganz  rein,  der  Appetit  besser,  Durst  sehr 
gering,  das  am  vorigen  Taue  genommene  Ca- 
lomel  hatte  etliche  dünnflüssige  Stühle ,  und 
gleichzeitig  grofse  Erleichterung  im  Unter  leibe, 
bewirkt ,  der  Puls  war  weich  und  nicht  mehr 
so  schnell  als  am  Tage  vorher,  —  kurz  alles  hatte 
sich  sehr  gebessert.  Um  fortwährend  auf  den 
Unterleib  zu  wirken,  wnrde  verordnet:  Rec. 
Rad*  Rhei  drachm.  iß.  Rad.  Valenan.  dr.  ß. 
fiat  l.  a.  Infus,  in  Colatur  unc.  v.  solve  Tar- 
tar.  naironati  drachm.  vj.  Ecctract.  Taraxaci 
drachm.  iß.  Extr.  Hyoscyami  nigr.  gr.  vj. 
adde  jiquae  Amygdal.  amar.  drachm.  ß.  Sy- 
rup.  opiat.  unc.  ß.  M*  D.  S.  Alle  2  Stunden 
einen  E/stöffel  roll  zu  nehmen. 

Um  mehr  ortlich  auf  die  rheumatisch -ent- 
zündlichen Leiden  zu  wirken  empfahl  ich  eine 
Einreibung  Ton  Ungt.  Hydrargyr.  einer,  mit 
Liniment,  valatil.  und  Oleum  Hyoscyam.  in  die 
fechte  Seite  des  Halses,  vorzüglich  in  die  Ge- 
cend  des  Unterkiefers,  und  Einhüllung  des  Hal- 
tes mit  Flanell.  Pat.  nahm  Nachmittags  ein 
Laugen -Fufsbad,  worauf  derselbe  in  einen  all- 
gemeinen, fast  5  Stunden  anhaltenden,  Schweifs 
verfiel,   welcher  ihn  sehr  erleichterte. 

Am  9len  fühlte  sich  Pat.  sehr  gebessert; 
die  Kopfschmerzen  waren  ganz  gewichen,  ka- 
men nur  zuweilen,  aber  unbedeutend;  die 
Zuoge  war  dünner,  schmerzte  weniger,  und  beide 
Seitenhälften  derselben  waren  sich  fast  gleich  (die 
linke   Seite  war  nur  noch  etwas  gelblich  be» 

ß  2 


—     20      — 

legt) >  der  Appetit  ziemlich  gut,  Stahl  normal, 
Fieber  gänzlich  verschwunden,  die  Haut  feucht; 
auch  das  Sprechen  ging  wieder  viel  besser,  und 
war  verständlicher.  Pat.  war  als  Beconvalescent 
zu  betrachten,  nahm  die  Mixtur  noch  fort,  hielt 
noch  Diät  und  hütete  das  Zimmer. 

Am  12ten  war  die  rechte  Hälfte  der  Zunge 
nur  noch  etwas  dicker  als  die  linke;  Schmer- 
zen im  Kopfe  stellten  sich  nur  des  Abends  noch 
zuweilen  ein  ,  sie  waren  halbseitig ,  und  vor- 
züglich an  der  linken  Hälfte  des  Kopfes  und 
Gesichtes.  Da  der  Stuhlgang  nicht  hinreichend 
erfolgte,  wurde  ein  Infus.  Fol.  Sennae  gereicht, 
im  Uebrigen  dieselbe  Diät  und  warmes  Verhal- 
ten im  Zimmer  angerathen,  um  so  mehr,  da* 
die  Witterung  sehr  ungünstig  war.  — 

Bis  zum  23sten  April  hatte  Pat.  sich  er- 
wünscht befunden ,  nur  dafs  Trägheit  des  Stuhl- 
gangs Abführungen  von  Zeit  zu  Zeit  nothwen- 
dig  machte,  Appetit  und  Verdauung  waren  sonst 
gut.  Pat.  klagte  nun  über  neue  reifsende  Schmer- 
zen in  der  linken  Hälfte  des  Kopfes,  des  Ge- 
sichtes, vorzüglich  den  Zähnen  und  dem  linken 
Auge.  Ich  verordnete  dagegen  warmes  Verhal- 
ten, ein  Fufsbad  und  eine  neue  spanische  Fliege 
im  Nacken.  Noch  war  die  Sprache  nicht  ganz 
so  leicht  und  frei  wie  früher,  sie  war  noch 
immer  etwas  ,  undeutlich ;  die  Zunge  war  von 
gleicher  Ausdehnung,  ihre  rechte  Hälfte  durch- 
aus rein,  die  linke  hatte  von  der  Spitie  bis 
zur  Wurzel  einen  weifsen ,  streifen  artigen,  fin- 
gerbreiten Beleg.  Die  Nacht  hatten  die  Schmer- 
zen den  Schlaf  gestört.  In  Bezug  auf  die  Un- 
thätigkeit  seines  Darmkanals  und  die  unverkenn- 
bar überwiegende  Venosität  seines  Unterleibes, 


—     21     — 

verschrieb  icb   ein*  Pulver  ans  Crem.  Tariari, 
Flor»  Sulphur.  Rad.  Rhei  und  Sacchar.  alb* 

Pat.  hatte  hiervon  schon  einigemal  genom- 
men ,  als  Nachmittags  gegen  4  Uhr  ein  so  hef- 
tiger Paroxysmus  von  Schmerzen  erschien ,  wel- 
cher aber  nur  die  linke  Seite  des  Kopfes  und 
Gesichts  ergriff,  dafs  Pat.  oft  laut  aufschreien 
mutete;  die  Augen  thränten  sehr;  die  Augen- 
lieder waren  geschwollen ,  der  Augapfel  gero- 
tbet,  die  ganze  linke  Seite  des  Gesichtes  von 
sehr  erhöhter  Temperatur  und  geschwollen,  die 
Zähne  der  linken  Seite,  und  die  linke  Hälfte 
der  Zunge  schmerzten,  während  die  rechte 
Seite  des  Gesichtes  frei  von  allen  Beschwer» 
den  war.  In  den  ruhigen  Zwischenräumen 
schilderte  Pat«  die  Schmerzen  als  äu(serst  hef- 
tig, nicht  zu  ertragen,  und  bemerkte,  dais  sie 
plötzlich  und  stolsweise  erschienen.  Der  Puls 
war  nicht  beschleunigt,  nicht  fieberhaft,  aber 
doch  voller,  als  gewöhnlich.  Gegen  die  nicht 
zu  Verkennende  Tufgescenz  des  Bluts  verord- 
nete ich  Galomel  mit  einen  kleinen  Znsatz  von 
Fulv.  Doveri,  vor  Schlafengehen  ein  Fuftbad 
von  Senf  und  Lauge«  und  einen  reichten  Theo 
von  Kamillen-  und  Fliederblumen. 

Nach  dem  vorschriftsmaCugen  Gebrauch  die- 
ser Mittel  trat  grofse  Linderung  ein.  Pat  «war 
Abends  10  Uhr  frei  von  allen  Schmerzen«  der 
Schlaf  in  der  Nacht  war  ruhig.  Gegen  Mor- 
gen erfolgten  einige  dünne  Stnblausleerungen« 
Pat.  war  ohne  alle  schmerzhafteu  Empfindun- 
gen, klagte  nur  noch  über  sauren  Geschmack; 
die  Zunge  war  wie  gestern,  nur  schien  sie  mir 
auf  der  leidenden  Seite  mehr  zusammengezor 
gen,   weniger  breit  als  die  rechte  Hälfte. 


—    n    — 

Nach  Aassage  des  Kranken  fingen  die  Seltner-' 
seil  jederzeit  genau  an  der  Stelle  des  Fommen 
infraorbitale  der  linken  Seile  an ,  und  verbr^i- 
toten  sich  von  da  ganz  entsprechend  dein  Laufe 
der  Verzweigungen  und  Verbindungen  des  Astes 
des  Nervus  trige minus,  über  das  Augenlied,  ins 
Auge,  die  linke  (i,esirht*hhlfte  und  die  Zahne, 
und  die  linke  Hälfte  <!<-r  Zunge.  Dieser  Um- 
stand wird  dadurch  um  so  wahrscheinlicher, 
wenn  man  erwägt,  dafs  die?e  letztgenannten 
1  heile  sä  mini  lieh  von  dein  Nerv*  trigeminus 
versehen  werden,  namentlich  von  dem  Ramus 
dentalis  posterior,  dem  Ramus  infraorbitalis 
des  zweiten  Astea,  dem  Ramus  maxillaris  in- 
ferior, und  dem  Ramus  hngualis  des  dritten 
Astes,  von  welchen,  einige  als  der  infraorbita- 
lis, der  muoodlaris  inferior  insbesondere  sich 
wieder  mit  dem  letztem  des  communicans  ganz 
genau  verbinden.  —  Die: Verzweigungen  und 
Verbindungen  des  N[erv.  trigeminus  und  facia- 
lis waren  unläugbar  hei  den  Anfallen  vorzugs- 
weise alftcirt,  und  der  Anfang  des  Anfalles 
ging  von  dem,  aus  dem  Foramen  infraorbitals 
tretenden,  Nerkv.  frontalis  aas«  •  ■ 

Pat.  befand  sich 'den  ganzen  Tag  ziemlich 
gtft,  nur  gegen  Abend  empfand  er  einige  Schmer- 
zen» welch*  ab$r,v  leichterer  Art,  sehr  bald 
Torübergingen.  Die  Medizin,  wurde  heute  aus- 
gesetzt, die  vorgeschriebene  Diät  beobachtet, 
der  Kranke  hütete  noch  das  Zimmer. 

Am  25sten  April  fand  ich  den  Kranken 
ziemlich  wohl,  er  klagte  nur  über  leichtes 
Kopfweh ,  welches  stofsweise  kam,  und  immer 
von  der  linken  Seite  ausging.  Die  Periodicität 
der  Erscheinungen,  und  der  Umstand,  dafs  ge- 
rade jetzt  Wechselfieber  sehr  häufig  vorkamen, 


—     23      — 

liefsen  mich  auch  hier  ein  solch»»  vermutne«, 
und  meine  Vermutbung  sollte  heute  bestätiget 
werden.  » 

Gleich  nach  Mittag,  etwas  früher  als  da* 
vorige  Mal,  spürte  Pat.  ein  Frostein  mit  zie- 
henden ,  aber  unbedeutenden  Schinerzen ,  und 
bjerauf  erschien  wieder  der  Gesichtsschmertf, 
mit  denselben  Erscheinungen ;  er  ging  aus  der 
Tiefe  des  Kopfes  aus,  ergriff  blofs  die  Linke 
Seite  y  nod  lieft»  die  rechte  Seite  des  Gesichts 
auch  diesmal  ganz  frei«  —  Durch  die  heul« 
erhaltene  Bestätigung  meiner  Vermuthung  zö- 
gerte ich  nicht,  zu  dem  erprobten  Specificum 
gegen  Wechselfieber  zu  schreiten,  ich  ver- 
schrieb  8  Pulver,  jedes  zu  2  Gran  des  schwe- 
felsauren Chinins  mit  Zucker ,  und  liefs  alle 
2  Stunden  ein  Pulver  nehmen« 

Kaum    hatte  ich  mich    eine   Stunde  vom 
Kranken  entfernt,  als  ich  schon   wieder  eiligst 
gerufen  wurde«     Ich  fand  ihn  aufoer  dem  Bette, 
vor  Schmerzen  laut  aufschreiend,  weinend,  sa- 
gend,  die  Schmerzen   seien  nicht  zu  ertragen; 
der  Kranke  gebährdete  sich  fast  wie  ein  Wahn- 
sinniger,   hatte  nirgend  Ruhe,  trieb  sich  unru- 
hig in  der  Stube  umher;  man  inufste  ihm  den 
Kopf  halten,  fest  zusammendrücken;  das  linke 
Auge  thronte  stark,    die  Thränen  flössen  aber 
stofs weise,  der  Augapfel  sowohl,  als  auch  die 
Augenlieder  waren  geschwollen,  die  Conjunctiva 
beider  gerothet;   das  Auge  lichtscheu;   die  Au- 
genlieder wurden  oft  krampfhaft  zu  sammenger 
zogen ;  die  Pupille  beider  Augen  war  gleichmäßig 
ausgedehnt.      Auch   jetzt  empfand   der   Kranke 
wieder   ganz   deutlich   auf  der  linken  Zungen- 
hälfte den  sauren  Geschmack;   die  liuke  Hälft* 
derselben  schien  auch  jetzt  kleiner  ab  die  rechte* 


—     24     — 

war  aber  jetzt  völlig  rein,  der  »treifenartige  Be- 
leg war  fort:  Zahnschmerzen  der  linken  Seite 
warenauch  wieder  vorhanden,  — -  also  der  Anfall 
▼ollig  dem  ersten  gleich.  Aach  jetzt  kamen 
die  Schmerzen  wieder  stofsweise,  gleich  elek- 
trischen Schlagen.  —  Das  Thränen  der  An* 
gen,  und  der  gleichzeitig  saure  Geschmack 
während  des  Anfalles  erinnerten  an  eine  un- 
verkennbare Analogie  der  Nerventhätigkeit  mit 
dem  galvanisch  -  elektrischen  Prozesse.  Eins 
der  Pulrer  war  erst  genommen;  ich  lieb  da- 
her, um  den  Anfall  wo  möglich  schnell  zu 
coupiren,  oder  doch  zu  mindern,  zwei  Pulver 
auf  einmal  nehmen ,  und  eine  Stunde  nachher 
noch  eins ;  auf  die  Mitte  des  linken  Os  bregma- 
tis  applicirte  ich,  nachdem  die  Kopfhaare  ent- 
fernt waren,  ein  starkes,  Thaler  grofses,  Bla- 
senpflaster, empfahl  dem  Kranken  möglichst 
ruhiges  Verhalten*  —  Auch  jetzt  kamen  die 
Anfälle  noch  stofsweise,  'der  Kranke  schreckte 
jedesmal  krampfhaft  zusammen. 

Als  ich  nach  anderthalb  Stunden  den  Kran* 
ken  wiedersah,  waren  die  Schmerzen  zwar  noch 
nicht  ganz  gewichen,  aber  doch  zu  ertragen» 
Die  elektrischen  Stofse  kamen  jetzt  nur  selten, 
und  waren  weniger  heftig,  der  Kranke  ruhi- 
ger, hatte  sich  zu  Bette  gelegt,  der  Puls  war 
auch  jetzt  nicht  fieberhaft  zu  nennen ,  die 
Augen  nicht  mehr  thränend,  weniger  gerothet 
und  geschwollen,  und  an  den  Händen  zeigte 
sich  schon  die  beginnende  Krisis  des  Anfalles, 
Schweifs;  auch  die  Haut  war  über  den  gan- 
zen Korper  wärmer  geworden.  Ich  liefs  die. 
Pulver  2stiindlich  geben,  und  dem  Kranken 
einen  warmen  Theeaufgufs  reichen,  da  sich 
jeUt  Durst   zeigte.     Gleich  nachher  war  Pat 


—    25      — 

eingeschlafen;  und  schlief  ruhig.  Gegcfb  halb* 
8  Uhr  Abends  fand  ich  ihn  ganz  Ton  Schmer- 
zen frei,  und  über  den  ganzen  Korper  wie  im 
Schweifse  gebadet;  er  fühlte  sich  ungemein 
leicht  und  wohl,  klagte  nur  über  grofsen  Durst. 
Ich  liefs  Chamillenthee ,  den  der  Kranke  gern' 
trank,  trinken,  und  die  zwei  noch  vorhande- 
nen Pulyer  diesen  Abend  verbrauchen,  um  so 
wo  möglich  einen  kommenden  Anfall  zu  ver- 
hüten. 

■  Am  26sten  April  erfuhr  ich,  dafs  Pat.  die 
ganze  Nacht  hindurch  sehr  ruhig  geschlafen  und 
ununterbrochen  s£hr  stark  geschwitzt  habe;  die 
Schmerzen  wären,  einige  leichte  Stöfse  abge- 
rechnet, ganz  gewichen.  Das  .Blasenpflaster 
hatte  seine  Wirkung  Dicht  versagt,  und  ein« 
tüchtige  Blase  gezogen,  die  Stelle  wurde  wie 
gewöhnlich  behandelt  Ich  fand  das  Auge  der 
linken  Seite  wie  das  der  rechten;  die  Zunge 
war  auf  ihrer  linken  Hälfter  wieder  belegt,  auf 
der  rechten  aber  war  sie  rein,  auf  der  linken 
Hälfte  noch  immer  der  saure  Geschmack.  Der 
Appetit  war  schlecht;  Stuhlgang  seit  gestern 
nicht  erfolgt.  Da  die  Pulver  verbraucht  waren, 
verordnete  ich  :alle  3  Standen  ein  Pulvec  aus 
2  Gran  Schwefels.  Chinin,  6  Gran  Rhabarber 
und  Zucker,  und  Fortsetzung  der  bisher  vor- 
geschriebenen gelind  antiphlogistischen  Diät.  — 
Beim  Abendbesuche  erfuhr  ich,  dafs  Pat.  gegen 
4  Uhr  Nachmittags  wieder  einen  ganz  leichten 
Anfall  gehabt  habe;  das  Auge  der  linken  Seite 
habe  wieder  gethränt,  und  alles  wäre  gege- 
ben, wie  oben  angegeben,  nur  die  Schmerzen 
sehr  gelinde.  Pat  befand  sich  jetzt  (halb  6  Uhr) 
völlig  frei,  nur  war  das  Auge  noch  etwas  ge- 
schwollen,   geröthetj  ^lichtscheu ,    und  thranf 


.-     26     — 

»tick  gelinde;  der  Pule  etwas  toU,  aber  nicht 
schneller;  Pat  fing  schon  an,  gelinde  zu  schwitzen, 
also  Eintritt  der  Krisis  des  Anfalles.  Aus  al- 
len Achlofs  ich,  da!»  eigentlich  ein  doppelt  drei« 
tägiges  Fieber  vorhanden  war,  zusainmenge- 
setzt  ans  zwei  verschiedenen  Anfällen,  aus  ei- 
nem stärkern ,  früher  sich  einstellenden ,  und 
einein  schwachem,  später  erscheinenden;  der 
Anfall  des  ersten  Tages,  correspondirte  mit  dem 
des  dritten  Tages;  der  des  zweiten  mit  dem 
des  vierten,  also  eine  Tertiana  duplicata.  Mit 
den  Pulvern  und  dem  sonstigen  Verhalten  des 
Kranken  wurde  fortgefahren. 

Am  27sten  April.  Bei  meinem  Morgen- 
besuch erfuhr  ich,  dafs  Pat*  vor  Mitternacht 
wenig  geschlafen,  auch  in  dieser  Zeit  noch 
einige;  aber  nur  gelinde  Schmerzen  atofs- 
weise  empfunden  habe,  gleich  nach  meiner 
Entfernung  am  Abende  sei  allgemeiner  Schweifs 
eingetreten,  der  die  ganze  Macht  hindurch  an- 
gehalten habe;  im  Anfange  habe  er  viel  ge- 
trunken, nach  Mitternacht  aber  sei  sehr  ruhi- 
ger Schlaf  eingetreten.  Am  Morgen  befand  sich 
der  Kranke  sehr  wohl,  der  Schweifs,  sagte 
er;  ^habe  ihn  sehr  erleichtert";  die  Schmerzen 
waren.,  ganz  und  gar  verschwunden,  der  Kopf 
ganz  frei;  die  Zunge  aber  an  der  linken  Hälfte 
jetzt  tnit  einem  gelben  statt  eines  weifseh  Strei- 
fens belegt  (die  gelbe  Farbe  lieft  sich  wohl 
durch  den  Rhabarber  erklären),  der  saure  Ge- 
schmack an  dieser  Seite  dauerte  fort;  das  linke 
Auge  war  jetzt  wieder,  wie  das  der  rechten 
Seite;  der  Puls  gut,  der  Appetit  schlecht,  Stahl 
war  erfolgt.  Die  Pulver  wieder  vorgeschriebe* 
nermafsen  alle  3  Stunden  genommen ;  der  Krank» 
genols  etwas  leichte  Suppe ,  trank  abwechselnd 


—     27      — 

t 

einen    leichten    Theeaufguü,    and   hütete   das 
Zimmer. 

Am  Nachmittage  gegen  5  Uhr  besuchte 
ich  dem  Patienten  wieder  und  fand  ihn  völlig 
vergnügt  and  wohl  am  Spieltische  ritzen;  er 
spürte  bis  jetzt  keine  Schmerzen,  und  der  Ab- 
fall blieb  heute  ganz  auar  —  eine  auffallend 
schnelle   Wirkung    des  schwefelsauren  Chinins» 

Auch  am  2S?!en  und  29sten  April  spürte 
Pak  nichts  von  Schmerzen«  Obwohl  die  Zunge 
auf  der  linken  Hälfte  noch  einen  gelblichen  Be- 
lag hatte,  war  doch  jetzt  der  saure  Geschmack 
gänzlich  verschwunden;  der  Appetit  war  lies* 
ser,  der  Stuhl  regelmässig;  der  Puls  normal, 
11  od  die  Sprache  des  Patienten  war  wieder  die 
gewöhnliche;  ein  Unterschied  in  den- Augen 
beider  Seiten  war  nicht  mehr  zu  bemerken, 
Noch  mufs  ich  bemerken,  dafs  Pat.  auch  bei 
den  heftigsten  Schmerzen  im  linken;  Auge,.rwäh- 
rend  der  AnfaHe,  doch  stets  gut  mit  demselben 
sehen  konnte.  Pat.  fuhr  mit  den  Pulvern  von 
Chinin  und  Rhabarber  fort,  nahm  sie  nur  sel- 
tener*   . 

Am  SOsten  April  fand  ich  Pat.  in  der  B*f*~ 
serung  sehr  fortgeseh ritten ;  er  hatte  guten  Ap- 
petit,  reine    Zunge;    kein- Anfall  hatte  sich  bei 
ihm  wieder  eingestellt;  höchst  selten  spürte  er 
nur  noch  wohl  einen  stofsartigen ,   schnell  vor- 
übergehenden  Schmerz    im   Kopfe  f  der  ■  Stuhl 
war  noch  etwas  trage,   der  Puls  normal.     Seit 
einem  Tage  hatte  sich  an  der  grofsen  Zehe.dds 
rechten  Fufses  ein  Panarilium   entwickelt,  was* 
ich   auf  die   gewöhnliche  Art  behandelte*    Uni 
nun  die  Reconvalescenz  zu  befestigen ,  Rttüdttw 
vorzubeugen,   verschrieb    ich    folgende  PilUwi 
Reo*  Chinin,  sutphuric.  gr.  xiv.  Aloo*  mrWül 


—     28     — 

/ 

gr.  xij*  Pulv,  Rad»  Rhei  pulverat.  drachnu  iß» 
Ext  r  ad.  ^araccact,  Extr.  TrifoL  fibrin.  ana 
q.  s»  ut  fiat  mass.  pill.  e.  q.  forment*  pil»  pond» 
gr.  ij.  D.  ad.  Scatul.  S.  Morgens  und  Abends 
4  bis  5  Pillen  zu  nehmen. 

Dazu  empfahl  ich  auch  jetzt  noch  leicht 
verdauliche  Diät;  und  besonders  schärfte  ich 
dem  Kranken  ein  ,  sich  vor  Erkaltung  zu  hüten« 

Pat  besserte  sich  von  Tage  zu  Tage  mehr, 
«eine  Gesundheit  wurde  durch  kein  Recidir 
gestört.  V   -        ■ 


3.    Wechselfieher  des  ersten  Astes  des  Nervus 
trigeminus,   besonders  des  Nerv»  frontalis  der 

linken  Seite» 

In  den  letzten  Tagen  des  Decembero  1833y 
bei  einer  gerade  sehr  stürmischen  Witterung» 
hatte  ich  folgenden  Fall  zu  beobachten :  Chr. 
L. ,  ein  Ackersmann,  35  Jahre  alt,  ton  robn* 
stem  Korperbau ,  festem  Mnskelfleische  and  sehr 
aasgebildetem  arteriellen  Blutsystem,  setzte  sich 
in  der  Mitte  des  Monat  December  einer  Durcb- 
nassung  and  Erkältung  der  Haut  aus,  ohne 
dafs  er  anmittelbar  in  den  ersten  Tagen  nach- 
her übele  Folgen  hiervon  gespürt  hätte.  Am 
20sten  Dec.  aber  Morgens  gegen  halb  sechs  Uhr 
stallte  sich  bei  ihm  in  der  Gegend  der  linken 
Augenbraunen,  in  der  Richtung  nach  der  Nasen- 
wurzel hin,  ein  Gefühl  von  Schmerz  ein,  welcher 
auf  eine  kleine  Stelle  anfänglich  beschränkt, 
sehr  heftig ,  zuerst  stätig ,  dann  zuweilen  ver- 
schwindend, kurze  Zeit  aussetzend ,  später  sich 
weiter  verbreitete,  und  sich  dann  über  die  Au- 


_         *JÜ        '  '        - 

penlieder,  und  das  Auge  selbst  ausdehnte.  Die 
Augenlieder  waren  «ehr  schmerzhaft,  krampf- 
haft zusammengezogen ,  der  Augapfel  sehr  em- 
pfindlich, besonders  lichtscheu ;  die  Augen  tbräo- 
teo sehr  stark,  wurden  die  Thränen  durch  Ver- 
schliefsung  der  Augeniieder  zurückgehalten,  so 
bewirkten  sie  im  Auge  heftiges  Brennen ;  gleich** 
zeitig  war  ein  reifsend  er,  mehr  äufserlicher 
Kopfschmerz  vorhanden,  welcher  die  Stira ein- 
nahm, und  von  da  sich  Über  die  Nasenwurzel  ver- 
breitete. Alle  Beschwerden  steigerten  sich  zu 
einem  hohen  Grade,  nahmen  dann  allmäblig 
ab,  ond  verschwanden  unter  Hitze  und  starken 
Schweifs.  Der  Anfall  dauerte  im  Ganzen  zwei 
Stunden,  und  nach  demselben  befand  sich  Pat. 
den  Nachmittag  und  die  Nacht  ganz  frei  von 
Schmerz. 

Diese  Anfalle  stellten  sich  regelmässig  alle, 
borgen  ein,  nahmen  an  Stärke,  Dauer  und 
Ausdehnung  zu ,  so  dafs  im  dritten  Anfalle  auch 
die  rechte  Seite  des  Gesichts  in  Mitleidenschaft 
{exogen  wurde,  (jedoch  dabei  weniger  leidend 
*ftr,  als  die  linke),  und  zeigten  einen  postpo- 
wrenden  Typus. 

Meine  ärztliche  Hülfe  wurde  erst  den  24. 
Decbr.   nachgesucht,  als  Pat.  den  vierten  An- 
fall hatte,    welcher  sich    gegen    9    Uhr    ein- 
stellte.  —     Als  ich  Pat.   sah,  fand  ich  ihn  in 
▼ollem  Paroxysinus.     Der  Kranke  lag  Im  Bette 
mit  vom  Lichte    abgewendetem  Gesichte,   die. 
Fenster  waren  mit  Vorhängen  verdunkelt ;  über 
die  Stelle  des  Ausgangspunktes  der  Schmerzen, 
befragt,   zeigte  er  mir  ganz  genau  den  Punkt, 
wo  der  Nervus  frontalis  der  linken  Seite  durch 
das  Foramen  neben  der  Incisura  supraorbitedis 
des    Stirnbeins   heraus-  an  die  hier  gelegenen 


Softem  Gesichtstbeile  tritt«  Als  ,  ich  dur^h  eJ- 
nein  angebrachten  Druck  auf  die  Stelle  mich  zu 
vergewissern  versuchte,  antwortete  mir  der 
Kranke:  „Ja,  gerade  hier  ist  es,  Herr  Doctor, 
Sie  haben  ihn  ganz  genau  getroffen."  — 

Die  Augenlieder,  so  wie  die  Umgebungen 
des  linken  Auges  Waren  etwas  geschwollen, 
letztere  nur  in  einem  gelinden  Grade,  ihre  Tem- 
peratur nicht  erhöht,  an  beiden  Augenliedern 
eine  Menge  von  baumartig  sich  verbreitenden 
BlutgefaTsen  zu  bemerken ,  welche  rosenroth 
durch  die  äufsere  Haut  durchschimmerten;  die 
Augenlieder  waren  krampfhaft  verschlossen,  nur 
mit  Gewalt  zu  offnen ,  ihre  Bänder  gerötbet. 
Bei  Oeffoung  der  Augenlieder  stürzte  ein  Strom 
fteifser,  heller  Thränen  die  Wangen  herab; 
der  Augapfel  schwamm  gleichsam  in  Thränen, 
und  entleerte  sie  von  Zeit  zu  Zeit  in  grofsen 
Tropfen,  welche  die  Wangen  herabperlten. 
Nach  Aussage  des  Kranken  verursachten  sie 
eine  schmerzhaft  brennende  Empfindung ;  ich 
kostete  sie,  und  fand  sie  heifs  und  von  einem 
scharfen  salzigen  Geschmack.  Die  Conjunctiva 
des  Augapfels  war  gernthet,  um  die  Cornea 
an  ihrer  Verbindung  mit  der  Sclerotica  ein  Kranz 
von  Gefafsen  ,  wie  bei  rheumatischen  Entzün- 
dungen,  an  der  Cornea  selbst  war  nichts,  aufser 
einige  kleine  Gefäfse  zu  bemerken ,  die  Pupille 
normal,  und  im  Innern  des  Auges. nichts  Ab- 
normes wahrzunehmen;  das  Auge  selbst  nicht 
schmerzhaft,  nur  sehr  lichtscheu.  —  Von  detu 
linken  Auge  erstreckte  sich  der  Schmerz,  wie 
schon  gesagt,  über  die  Stirn  und  Nasenwurzel. 

Das  rechte  Auge  war  auf  ähnliche  Weise, 
cur  in  einem  gelindern  Grade  afficirt,  und  in 
den  ersten  Anfällen  ganz  frei  geblieben. 


—    ai    — 

Gleichzeitig  war  auch  di*  Scbneidersch* 
Membran  sehr  gereizt.'  wie  hei  einem  starken 
-Katarrh,  und  veranlagte  Pat.  off,  sich  zu  schnau- 
ben, —  in  Folge  der  vermehrten  Tbränenab- 
•onderung,  oder  vielleicht  einer  Reizung  des 
Ramus  nasalis,  des  ersten  Astes  des  Nerv  fri- 
ßcminus ,  dessen  Ramus  ethmoidahs  sich  auf  der 
Schleimhaut  des  Septi  narium  verbreitet. 

•  War  der  Anfall  durch  kritischen  Schweifs 
beendiget,  so  fdhlte  sich  Pat.  ermattet  und  an- 
gegriffen, aber  vollkommen  frei  von  allen  Be- 
schwerden. — 

Alle  diese  Erscheinungen  erwägend,  betrach- 
tete ich  die  Krankheit  als  ein  Wechselfieber 
rheumatischer  Art,  in  dessen  Paroxysmus  aber 
vorzugsweise  die  erwähnten  Verzweigungen  des 
Nervus  trigeminus  der  linken  Seite  ergriffen 
wurden ;  die  rechte  Seite  des  Gesichts  war  erst 
später  in  Mitleidenschaft  gezogen  worden«  Wäh- 
rend des  Anfalles  selbst  war  der  Puls  kaum 
fieherbaft  zu  nennen« 

Da  Fat,  sich  schon  ein  Blasenpflaster  im 
Nacken  gelegt  hatte,  rieth  ich,  die  eiternde 
Fläche  mit  frischen  Kohlblättern  zu.  verbinden« 
liefs  vor  Schlafengehen  ein  Fufsbad  von  Lange 
und  Senfmehl  nehmen,  und  gab  innerlich,  da 
Pat.  schon  einige  Tage  verstopft  war,  ein  Di- 
fus.  Fol.  Sennae  und  Rad.  Rhei  mit  Nitrum 
und  Sal  mirabil.  Glauberi ,  und  verordnete  eine 
antiphlogistische  Diät. 

Da  sich  am  25sten  Dec.  der  Anfall  zu  ge- 
boriger Zeit,  nur  heftiger  wieder  einstellte,  so 
zögerte  ich  nicht,  zwölf  Pulver  zu  verschrei« 
ben  ,  von  welchen  jedes  Chinin,  sulphuric.  gr.  ij 
und  Sacchar.  alb.  scrupul.  enthielt,  und  lief» 
alle  2  Stunden  davon  ein  Stück  nehmen. 


—     82     — 

Am  26sten  Dec.  erschien  der  Abfall  gegen 
halb  zehn  Uhr«  Die  Schmerzen  begannen  all- 
mablig  und  steigerten  sich  bis  zu  einer  bedeo- 
Jenden  Hohe.  Auch  dieses  Mal  -wurde  die 
linke  Seite  zuerst  ergriffen,  später  erst  die 
rechte,  und  die  erste  ungleich  heftiger,  als  die 
-letzte.  Der  Schmerz  w ar  auch  dieses  mal  wie- 
der yon  dem  linken  Nerv,  frontalis,  gerade  da, 
;wo  er  ins  Gesiebt  tritt«  ausgegangen,  und  er- 
schien stobweise;  zuweilen  mit  unglaublicher 
Heftigkeit,  aber  mit  Remissionen;  Pat  hatte 
das  Gefühl  yon  einem  heftigen  Brennen  auf 
der  innern  Fläche  der  Augenlieder  und  dem 
Augapfel,  besonders  wenn  die  Augenlieder 
krampfhaft  geschlossen  waren,  versicherte,  üiese 
Heftigkeit  yon  Schmerz  nicht  ertragen  zu  kön- 
nen, und  gebehrdete  sieb  zuweilen  wie  wahn- 
sinnig; die  Augenlieder  des  linken  Auges  wa- 
ren heiber,  starker  gerötbet,  mehr  geschwol- 
len, das  sehr  lichtscheue  Auge  thränte  stark; 
die  Thronen  stürzten,  wenn  sich  die  Augenlie- 
der öffneten,  gleichsam  in  einem  Strom  die 
Wange  herab,  waren  auch  beute  von  einem 
scharfen  salzigen  Geschmack«  Hierbei  war 
grobe  Unruhe  vorhanden ,  Beängstigung,  Auf- 
stoßen von  Blähungen,  Tfebelkeir,  Würgen  und 
wirkliches  Erbrechen  von  schleimig  -  gallichten 
Stoffen  erfolgt,  —  hierauf  Gefühl  von  grober 
Abgeschlagenheit,  Gefühl  von  Kälte  (so  dab 
man  die  Füfse  mit  Wärmflaschen  wärmen 
mufste) ,  Ziehen  in  den  Extremitäten  und  Nak- 
ken,  Gähnen ,  und  hierauf  folgte  endlich  er- 
höhte Temperatur  der  äufsern  Haut,  Ausbruch 
eines  allgemeinen,  wohlthätigen  Schweifte»^ 
und  mit  diesem  allmähliger  Nachlab  aller  Er- 
scheinungen des  Paroxvsmus« 


.   -     33     — 

Als   ich   Pat.  gegen   1  Uhr  sah,  fand  ich 
ihn   sehr  erschöpft,  die  Schmerzen  erschienen 
wohl  zuweilen  noch  Stolsweise,  aber  ungleich 
geringer;    noch  waren   die   Augenlieder  etwas 
geschwollen,    auch   thränten  die   Augen   noch,, 
die  Transpiration  dauerte  fort,    und  schien  co-, 
pioser,  als  früher.     Das  Erbrechen  wahrend  des] 
Anfalls   erklärte  ich    mir  theiis  aus  der  Heftig- 
keit der  Schmerzen,  theiis   daher,   dafs  man», 
gegen  meinen  Willen  und  Wissen,  den  Kran- 
ken während  des  Paroxysmus  Fleischbrühe  und, 
ein  Cbininpulver  gereicht  hatte.   —     Ich  rieth 
gehörige   Abwartung    des   Schweifses,    leichte 
Diät,  ein   Fufsbad   gegen  Abend,   und  den  re- 
gelmässigen Fortgebrauch  der  Chininpulver. 

Am  27sten  Dec.  erfuhr  ich ,  dafs  Pat.  noch 
mehrere  Stunden  in  einem  sehr  profusen  Schweifte 
gelegen ;  ruhig  geschlafen  habe,  und  hierauf 
sehr  erleichtert  erwacht  s$y;  er  habe  nur  eine 
sehr  schwache  schmerzhafte  Empfindung  im 
linken  Auge  wahrgenommen*  Gegen  9  Uhr 
diesen  Morgen  hatte  sich  wieder  ein  Anfall  ein- 
gestellt (abweichend  von  dem  bisherigen  Ty- 
pus) ,  und  in  diesem  fand  ich  ihn«  Angefangen 
halte  der  Paroxysmus  mit  einer  Empfindung 
yon  Frostein,  Hände  und  Füfse  seien  kalt  ge- 
wesen f  das  Frostein  aber  nicht  bis  zum  Schüt- 
telfrost gesteigert  worden.  Die  Schmerzen  hat- 
ten auch  diesmal  an  der  bezeichneten  Stelle  an- 
gefangen! wären  anfänglich  gelind  gewesen, 
später  sehr  heftig,  mit  Begleitung  aller  übrigen 
Erscheinungen,  wie  in  dem  vorigen  Paroxys- 
mal; die  rechte  Seite  des  Gesichts  wurde  auch 
in  Mitleidenschaft  gezogen,  aber  war  ungleich 
weniger  leidend  ,  auf  der  Nasenscbleimhaut  fand 
eine  sehr  profuse  Schleimabsonderung  Statt,  die 
Journ.LXXXI.B.2.St.  C 


—     34     — 

die  Muskeln  der  Stirb  und  der  Augenlieder  wor- 
den krampfhaft  zusammengezogen,  alle  übri- 
gen Gesichtsmuskeln  waren  frei;  das  Gesicht 
war  heifs,  besonders  die  Stirngegend,  der  Pols 
nicht  fieberhaft;  der  Durst  kaum  vermehrt;  ein 
gelinder  Schweifs  begann  auszubrechen,  beson- 
ders am  Kopf  und  im  Gesicht;  Pat.  klagte  da- 
bei '  noch  über  ein  klopfendes  Kopfweh  ,  was 
er  früher  noch  nicht  gehabt,  und  über  etwas 
Uebelkeit,  welches  aber  nicht  bis  zum  Erbre- 
chen gesteigert  wurde,  Stuhlgang  war  seit  ge- 
stern nicht  erfolgt,  der  Leib  weich,  nicht  auf- 
getrieben und  schmerzhaft,  die  Zunge  feucht 
und  rein. 

Pat.  hatte  bis  jetzt  zwanzig  Gran  Chinin, 
aber' nicht  ganz  regelmafsig  genommen»  Da 
unverkennbar  starke  congestive  Beschwerden 
vorhanden  waren,  liefs  ich  zehn  Blutegel  an 
die  Stirn-  und  Schläfegegend,  vorzüglich  der 
linken  Seit$  setzen,  die  Nachblutung  mit  war- 
men Wasser  lange  unterhalten ,  in  den  Nacken 
an  die  Stelle  der  zugeheilten  spanischen  Fliege 
eine  neue  legen,  verschrieb  neun  Pulver,  jedes 
zu  zwei  und  einen  halben  Gran  schwefelsauren 
Chinin ,  vier  Gran  Rhabarber  und  einen  Skru- 
pel Zucker,  und  empfahl,  da  die  BeschweN 
den  schon  nachzulassen  schienen,  die  Schmer- 
zen nach  Aussage  des  Kranken  sich  jetzt  nur 
hoch  auf  ihren  Ausgangspunkt  beschränkten, 
ruhige  Abwartung  der  beginnenden  Transpira- 
tion. Zo  Abend  wurdq,  das  Fufsbad  wieder- 
holt. —  Der  Anfall  hatte  drei  volle  Stunden 
gedauert,  und  war,  nach  Versicherung  des  Kran- 
ken, der  heftigste  unter  allen,  welche  er  bu- 
her gehabt  hatte. 

Bei  meinem  Morgenbesuch  am  28sten  Dec. 
erfuhr,  ich,  dafs  nach  meiner  Entfernung,  Pat. 


-     3$      - 

Wieder  in  einen  sehr  profusen  Schweifs  und 
wohltbätigen  Schlaf  verfallen,  welcher  gegen 
drei  Stunden  angedauert  habe,  nach  demselben 
sehr  erleichtert ,  frei  von  Schmerzen  erwacht 
sey9  nur  wenig  über  etwas  .Kopfweh  geklagt» 
und  hierauf  eine  etwas  unruhige  Nacht  gehabt 
habe,  die  Nachblutung  sei  sehr  lange  unterhal- 
ten worden. 

Als  ich  Pat  gegen  halb  1 1  Uhr  sähe,  hatte 
er  im  Ganzen  42  Gran  Chinin  genommen, 
fühlte  sich  noch  ziemlich  frei  von  Schmerzet*, 
fing  aber  doch  schon  an  über  schmerzhafte  Em- 
pfindungen über  dem  linken  Auge  zu  klagen, 
das  Auge  war  schon  wieder  etwas  geröthet, 
jedoch  kaum  merklich,  Lichtscheu  und  Thrä* 
nen  fehlten ,  der  Puls  war  vollkommen  nor- 
mal, der  Kranke  ruhig.  Ich  verordnete  jetzt 
von  neuen*  8  Pulver,  jedes  zu  anderthalb  Gran 
schwefelsauren  Chinin,  zwei  Gran  Rhabarber 
und  einen  Skrupel  Zucker,  um  davon  drei- 
stündlich ein  Stück  zu  nehmen,  und  empfahl 
die  Fortsetzung  einer  leichten  Diät«  V|i. 

Bald  nach  meiner  Entfernung  erschien  gleicfef 
wohl  ein  neuer  Paroxysmus,  auch  diesmal,. nach 
Aussage  des  Kranken  mit  Frostein,  so  dafs 
Hände  und  Füfse  kalt  geworden,  doch  ohne 
Schüttelfrost  Der  Anfall  begann,  wie  die  vo- 
rigen, an  derselben.  Stelle,  war  sehr  heftig, 
aber  nicht  von  so  langer  Dauer,  und  Pak  fühlte 
sich  nach:  denselben  auch  weniger  erschöpft; 
der  Puls  war  voll,  aberregeimäfsig;  der  Schweifs 
hatte  sich  diesesmal  sehr  zeitig  eingestellt;  die 
verordneten  Pulver  wurden  fortgesetzt» 

Bei  meinem  Besuch,  den  29.  Decbr.  ge- 
gen halb  11  Uhr.  erfuhr  ich,  daib  Pat.  nach 
den  Anfall  wieder  profus  geschwitzt  and  ge- 

C2 


—     36     —■ 

schlafen,  eine  dünnflüssige  Ausleerung  gehabt, 
die  Nacht  unruhig  zugebracht ,'  und  toq  Zeit  zu 
Zeit  ein  klopfendes  Gefühl  im  Kopf  verspürt 
habe , .  —  ,dafs  er  jetzt  schon  über  dem-  linken 
Auge  den  anfangenden  Schmerz  empfidde,  dafs 
dieser  sich  aber  nur  bis  jetzt  auf  diese  Stella 
beschranke.  Das  Auge  war  nur  wenig  gero-< 
Ihet,  Lichtscheu  nur  sehr  gering,  das  Gefühl 
vom  brennenden  Schmerz  im.  Auge  fehlte;  die 
Stöfse  kamen  selten  und  verbreiteten  sich  nicht 
weit ;  Frösteln  .  fehlte ,  und  Schweifs  erschien 
heute  sehr  zeitig.  Ich  liefs  die  verordneten. 
Pulver  zweistüudlich  nehmen. 

•  Ich  hoffte,  dafs  Pat.  von  einem  heftigen 
Paroxysinus  beute  verschont  bleiben  würde; 
gleichwohl  erfolgte  später,  halb  12  Uhr,  noch 
ein  solcher,  indefs  von  geringerer  Heftigkeit 
find  kürzerer  Dauer ;  er  begann  mit  Frösteln 
und  endigte  mit  reichlichem  Schweifs  and  Schlaf; 
die  Nacht  war  unruhig. 

'  '"Arn  30sten  Dec.  früh  halb  11  ühr  fand 
ich  Pat«  aufser  Bette,  im  Zimmer' herumge- 
hend, aber  klagend,  dafs  er  schon  jetzt  wie- 
der Kalte  in  Händen  und  Füfsen  *  und  etwas 
Schmerz  empfinde.  Die  Anfälle  Von  Schmer- 
zerfMertchienen  jedoch  viel  seltener,  die  JHillei- 
dedschaft  der  Augen  war  sehr  geringe.  Trotz 
meiner  Anordnung  war  der  Fortgebrauch  der 
Chininpulver  unterblieben,  und  Pat '  erklärte, 
es  sei  ihm  rein  unmöglich,  länger  mit  diesen 
Pulvern  fortzufahren. 

Als  ich  am  31sten  Dec.  früh  gegen  11  Uhr 
Pat.  besuchte,  fand  ich  ihn  herumgehend,  und 
erfuhr,  dafs  gestern  nach  meiner  Entfernung 
sich  noch  ein  Fieberanfall  eingestellt  habe,  dab 
derselbe  aber  so  gering,  und  auch  Ton  so  we- 


—     37     — 

nig  Schweifs"  begleitet  gewesen  eey,  dafa  Pat 
nicht  nothig  gehabt  habe,  sich  zu  Bett  zu  le- 
gen; die  schmerzhafte  Empfindung  habe  sich 
nur  auf  das  linke  Auge  beschränkt,  die  Nacht 
sei  nicht  sehr  unruhig  gewesen.  Er  befand 
sich  ziemlich  wohl,  verspürte  jedoch  wieder 
das  Frostein  in  den  Händen  und  Füfsen,  und 
einen  gelinden  Schmerz-  am  linken  Auge«  Die 
verordnete  spanische  Fliege  hatte  tüchtig  gezo- 
gen irad  wurde  offen  erhalten»  Auch  heate  war 
Pat.  noch  nicht  zum  Fortgebrauch  der  Chinin- 
pulyer  zu  bewegen. 

Am  lsten  Januar  stellte  sich  noch  ein,  aber 
höchst  unbedeutender  Fieberanfall  ein.  Fat. 
gebraucht»  nun  ^noch  einige  Zeit  Pulrer  von 
schwefeis.  Chinin,  öhngeföhr  noch  zehn  Gran, 
das  Uebel  wurde  hierdurch  vollkommen  gehoben, 
machte  keinen  Rückfall,  und  Fat.  befindet  sich 
seit  dieser  Zeit  vollkommen  wohl.  . 


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II. 

,,  jBemerkungea  und  Erfahrungen 

ober 

Croup, 

besonders 
rucksichtlich    der    Behandlung    desselben   mit 

€npitrm  sulphuricom.  .  . 

;;•  Von 
Dr.  K.  (Gr.  Zimmermann, 

praktischem  Arzte  in  Hamburg. 


• » *•   ''.-•%•'.'  1* 


Andern  icb  hier  abermals  einige  Beobachtun- 
gen, die  Behandlung  des  Croups  mit  Cuprum 
sulphuricum  betreffend,  dem  ärztlichen  Publi- 
kum vorzulegen  mir  erlaube,  glaube  ich  einige 
Bemerkungen  über  diese  Krankheit  selbst,  und 
die  vornehmsten  dagegen  bisher  angewendeten 
Mittel  Toranscbicken  zu  dürfen.  Ich  mufs  aber 
Ton  yorn  herein  die  Leser  um  Nachsicht  ersu- 
chen ,  wenn  ich  vom  Eifer  für  den  Gegenstand 
hingerissen,  zuweilen  vielleicht  zu  weitläufig 
geworden  seyn  sollte,  und  mitunter  des  Be- 
kannten zu  viel  eingemischt  habe«  Jeder  aber, 
der  eine  Arbeit  längere  Zeit  unter  der  Feder 
gehabt  bat,    wird  es    empfunden  haben,  wie 


—     39     -* 

schwer  es  hält,  in  der  Mittheitang  des  Er- 
forschten Maafs  £u  halten.  Dir  arieh  dieser 
Gegenstand  seit  Jahren  sehr  intereesirt  bat,  und 
ich  darum  viele  Schriftsteller  darüber  geletev, 
aber  deshalb  auch  vieles  Bekannte  wiederholt 
habe  lesen  müssen,  so  glaube  ich,  dafs  es  nicht 
ganz  unzweckmäßig  ist,  für  diejenigen ,  wel- 
che ohne  zu  grofsen  Zeitverlust  den  Croup  stu- 
diren  wollen,  die  Erinnerung  an  diejenigen 
Werke  und  Schriftsteller  zu  erneuern,  aus  de- 
nen man  sich  am  gründlichsten  und  speciell- 
sten  über  diese  Krankheit  unterrichten  kann,    . 

Die  Litteratur  des  Croups  finden  wir  am 
vollständigsten  gesammelt  von  W*  Sachse*  in 
seiner  trefflichen ,  die  Nosologie  und  Pathologie 
dieser  Krankheit  behandelnden  Schrift:  das 
Wissenswürdigste  über  die  häutige  Bräune, 
Lübeck  1810,  und  von  J.  A.  Alters,  in  des- 
sen Preisschrift:  Commentatio  de  tracheitide  in* 
fantian,  Ldpsiae  1816.  —  Die  Geschichte  des 
Croups ,  sowohl  in  Hinsicht  seiner  Bearbeitung» 
als  auch  der  Epidemie  dieser  Krankheit ,  ha- 
ben aufser  Sachse  und  Albers;  Valentin,  in 
seinem  gründlichen  und  vollständigen  Werke; 
Recherche*  histcriques  et  pratiques  sur  le  Croup, 
Paris  1812;  E.  Fischer  in  seiner  Dissertation:' 
De  angiriae  membranaceae  origine  et  antiquüirte, 
Berolini  1830;  und  neuerdings  Eisenmann:  Die 
Krankheitsfamilie  Pyra,  Erlangen  1834.  Bd.  1. 
S.  161,  am  ausführlichsten  behandelt,  obwohl' 
in  diesem  Felde  noch  etwas  zu  tbun  übrig  bleibt« 

Die  charakterische  Beschreibung  des  Croups 
und  seiner  einzelnen  Zufälle,  also  die  Nosolo- 
gie dieser  Krankheit  betreffend,  verweise  ich 
vorzüglich  auf  die  Werke  von  Sachse ,  Valen- 
tin, Alben  und  L.  Jürine  (s,  dessen  Preis-' 


V 


—     40     -> 

I      . 

/ 

schritt  über  den  Croup,  übersetzt  ron  Ph.  Hei» 
nahen ,  mit  einer  Vorrede  und  Anmerkungen, 
Ton  J.  j£.  Alters,  Leipzig  IS  16.).  Die  einzel- 
nen Resultate  der  Leichenöffnung  haben  vor- 
süglich  Sachse  und  Valentin  sehr  ausführlich 
und  speciell  mitgetheilt. 

Die  Werke  dieser  eben  genannten  Aerzfe 
enthalten  alles.  Was  uns  über  den  Croup  zu 
Wissen ,  irgend  nothig  und  interessant  seyn 
durfte.  Vorzüglich  vollständig  und  belehrend 
Ilaben  Sachte  und  Valentin  ihren  Gegenstand 
behandelt.  Auf  die  Weise ,  wie  Sachse  die 
Nosologie  und  Pathologie  bearbeitet  hat,  so  hat 
Valentin  die  Therapie  behandelt ,  aber  auch  in 
jenen  beiden  Zweigen  der  Medizin  nicht  we- 
niger geleistet.  Er  hat  die  seit  den  ältesten 
Zeiten  vorgeschlagenen  und  angewendeten  Mit-, 
tel  und  Methoden  gesammelt  uud  systematisch 
geordnet  #  und  die  Therapie  wie  auch  die  Pa- 
thologie mit  einer  Gründlichkeit  behandelt,  wie 
wir  sie  bei  seinen  Landsleuten  zu  finden  nicht 
gewohnt  sind«  Sein  Werk  zeichnet  sich  durch 
eine  grofse  Bekanntschaft  aus.  nicht  nur  mit 
den  in  Frankreich  über  diesen  Gegenstand  ex^ 
aefaieneneu  Schriften .  sondern  auch  mit  der.  ge- 
dämmten ausländischen  Litteratur.  des  Croups; 
und  die  gewissenhafte  Benutzung  der.  Quellen 
macht  es  nicht  allein  sehr  empfehlungswerth, 
sondern  diese  Schrift  gehört  gewiCs  zu  den  be- 
sten, welche,  über  diese  Krankheit  erschienen 
sind;  — •  und  doch  scheint  sie  nicht  so  allge- 
mein bekannt  zu  seyn,  wie  sie  es  verdient. 

-.Die  Diagnose  des  Croups  findet  man  ao-r 
wohl  von  Sachse,  Valentin  und  Albers,  alt 
auch  von  Wißhmann  und  Dreyfsig  in  den  be- 
kannten Werken  dieser  Aerzte  über  Diagnose, 


—     4t     — 

behandelt«  Jedoch. glaube  ich -hier  noch  einige 
Bemerkungen,  über  einen  den  Group  sehr  ähn- 
lichen ,  aber  dem  Wesen  nach  ganz  verschie- 
denen,  Krankheitszustand  beifügen  zu  müssen, 
welcher 'wohl  manchmal  zur  Verwechselung  mit 
dem  ächten  Croup  Veranlassung  gegeben  haben 
mag.  Denn  nicht  jeder  Grouphusten  ist  schon 
Croup, 

i 

Es  giebt  nämlich  eine  catarrhalische  Af- 
fection  der  Luftröhre  und  ihrer  Aeste,  welche 
dem  Croup  beim  ersten  Anblick  sehr  ähnlich, 
und  vielleicht  dieselbe  ist,  welche  Guersent  *) 
davon  unterschieden,  und  als  Laryngitis  strfr* 
dulosa ,  oder  fälschlich  Ratier  als  Asthma  Mit» 
lari  bezeichnet  hat.  Diese  herrscht  oft  epide- 
misch, manche  Familien  scheinen  besonders  dazu 
disponirt,  sie  befällt  dieselben  Kranken  oft  meh- 
rere Male  nach  einander ,  meistens  ohne  Ge- 
fahr, coinplicirt  sich  aber  wohl  mit  Laryngi- 
tis, Tracheitis  oder  Bronchitis,  oder  ist  viel- 
leicht im  Stande,  bei  Vernachlässigung,  in  Group 
überzugehen.  Es  ist  dies  ein  Pseudo  -  Croup, 
der  plötzlich,  meistens  des  Abends  oder  Nachts 
mit  Heiserkeit  und  einem  rauhen  bellenden  Hu- 
sten beginnt,  und  ist,  wenn  die  kleinen  Kran- 
ken sich  schon  auszudrücken  vermögen,  von 
Schmerzen  in  .  der  Luftröhre,  als  wenn  etwas 
darin  stecken  geblieben  wäre,  und  Erstickungs- 
fallen begleitet;  geht  aber  hinterher  in  die  ge- 
wöhnlichen Symptome  eines  Catarrbs  über.  Bei 
diesen  Pseudo -Croup  fehlt  aber  die  anhaltende 
Aihmungsbescb  werde,  das  eigentümliche  Stran- 
gulationsgeräusch bei  der  Inspiration ;  vielmehr 
reisen  die  augenblicklichen,  kurze  Zeit  dauern«* 

*)  Kernte  medieale  1829  Octbr.    won  Froricp's  Notizen* 
1850.  Bd.  26,  Nu.  $58. 


f 

—     42     — 

den,  und  vorübergehenden  Erstickungszufälle, 
cum  Husten,  der,  je  öfterer  er  wiederholt, 
desto  rauher  und  hellender  wird J  und  vor  al- 
lem bemerkt  man  kein  Fieher;  wodurch  er  sich 
schon  hinlänglich  Tom  wahren  Group  unter- 
scheid öt.  Will  man  aber  noch  sicherer  gehen, 
so  konnte  man  den  durch  künstlich  bewirktet 
Erbrechen ,  oder  auch  wohl  zuweilen  durch 
den  Husten  selbst  ausgeleerten  Schleim  unter- 
suchen t  indem  man  ihn  in  beifses  Wasser  schüt- 
tet, wo  er  alsdann  wahrscheinlich  nicht  gerin- 
nen wird.  Ich  mochte  für  diese  catarrhalische 
Affection ,  um  Verwechselung  zu  verhüten,  den 
Na  inen  Catarrhus  Laryngis  s«  Tracheae  vorschla- 
gen ;  weil  sie  in  einer  eigentümlichen  catar- 
r haiischen  Reizung  der-  Luftröhre,  und  beson- 
ders des  Kehlkopfes  zu  bestehen  scheint, 

»  i 

Der  wahre  ächte  Croup  dagegen,  dessen 
synonyme  Benennungen  man  im  1.  Bande  der 
med.  Diagnostik  von  Dreysfig,  S.  149,  findet. 
kündigt  sich  nicht  nur  durch  Heiserkeit,  tum 
durch  einen  rauhen  bellenden  Husten  an,  söo> 
dem  ist  stets  auch  von  grofsen  Athmungtb*- 
schwerden,  einem  eigenthümlich  pfeifendes, 
kreischenden  oder  auch  rasselnden,  Stranguls- 
tionsgeräusch  bei  der  Inspiration,  begleitet,  1ro^ 
bei  der  Kopf  zurückgebogen,  und  die  Sdiuljfcfis 
oft  in  die  Höhe  gezogen  werden.  Aulserdan 
ist  imtner  Fieber  mit  einem  frequenten  BärtbV 
chen  Pulse ,  der  später  schnell  und  klein  «jvird, 
zugegen ;  das  Gesicht  ist  aufgedunsen  hocnroth, 
die  Augen  glänzen;  die  Kranken  sind  meisieM 
sehr  unruhig,  werfen  sich  umher,  verlange! 
häufig  zu  trinken,  können  aber  nicht  gut  schluk- 
ken f  indem  das  Trinken  sie  meistens  zum  Ho- 
sten  reizt.     Ihre  Stimme  ist  nicht  nur  heiser. 


—     43     — 

sondern  oft  kreischend,  im  höheren  Grade  fehlt 
sie  gänzlich ;  oft  beantworten  sie  anch  wohl 
die  an  sie  gerichteten  Fragen  nicht,  weil  ihnen 
das  Sprechen  vielleicht  Schmerzen;  verursacht 
Der  durch  Hasten  oder  Brechen  ausgeleert« 
Schleim  epagnlht  meistens,  wenn  er  in  ein 
Oeschhr  mit  heibem  Wasser  geschattet  wirdw 
Diese  nur  zn  sehr  bekannten  Symptome  des 
Croups  wiederholt  anzufahren,  hielt  ich  für 
nSthig ,  um  den  Unterschied  des  ächten  Croups 
Tom  Pseudo -Croup  hesser  bezeichnen  zu  kön- 
nen, und  zugleich  damit  anzudeuten,  was  ich 
eigentlich  unter  Croup  verstehe. 

Der  Croup  besteht  in  einer  specifischen 
Entzündung  der  Schleimhaut  des  Laryna:  und 
der  TradliHii  welcher  die  Tendenz  zur  Aus- 
schwifftübg  einer  plastischen  coagulabein  Lym- 
phe, eigentümlich  ist,  die  nicht  selten  zu  fe- 
sten znsa  tarnen  hängenden  häutigen  Massen  ge- 
rinnt; initUeberreizung  der  Nerven,  wodurch 
Krampf  erzeugt .  wird.  Dagegen  besteht  der 
Pseudo-  Croup,  wie  gesagt,  in  einer  catarrba- 
iischea  Heilung  jenes  Organs,  wobei  aber  die 
Tendenz  zur  Ausschwitzung  in  der  Art  wie 
beim'  Croup  nicht  vorhanden  ist ,  die  Luftröhre 
vielmehr,  nach  Art  H«s  Zustandes  der  Nase 
beim  sogenannten  Stu.*"  schnupfen ,  trocken  zu 
seyn  scheint.  Jenes,  der  ächte  Croup,  geht 
wohl  ohne  zweckmäßige  ärztliche  Hülfe  mei- 
stens in  den  Tod  über;  während  der  Pseudo- 
croup, der  Natur  überlassen,  fast  immer  in 
Ge.nesufig  übergeht;  und  die  Fälle  von  durch 
NaturhüLte  allein ,  oder  bei  der  Anwendung  in- 
differenter Mittel,  geheilten  Croup,  gehorten 
wahrscheinlich  dem  Pseudo -Croup  an. 


—     44     — 


Zwar  wolleii  .Heim  *)  und  Schenk*?) 
entzündliche  Natur  des  Croups  läugnen ;  theilt 
aber  sprechen  die .  Symptome  ,  'der  Verlauf,  die 
Ausgänge ,  die  polypösen  Concretionen  für  die 
entzündliche  Natur  desselben,  tbeila  ist  diese 
su  häufig  durch  Leichenöffnungen  bewiesen'  Wor- 
den ;  als  dafs  man  noch  ernstlich  daran'  zwei* 
fein  könnte.  Vielleicht  haben  diese  Beobach- 
ter zuweilen  das  Asthma  Millari  mit  dein  Croup 
verwechselt,  welches  in  früheren  Zeiten  häu- 
figer vorgekommen  zu. seyn  .scheint,  als  jetzt. 
Es  würde  mich  zu  weit  führen,  wenn  ich  hier- 
über ausführlicher  reden  wollte.  Neuerdings 
hat  Engelhardt  (der  Croup  in  dreifacher  Form, 
Zürch  1828.)  eine  Unterscheidung  von  drei  For- 
men des  Croups  aufgestellt,  die  der  reib  hv- 
persthenischeu  Entzündung;  die  der  catarrheli- 
ecben,  der  eigentliche  Croup;  und  eine  He*» 
vöse  Form,  als  Asthma  Millari,  Wichtiger 
ist  die  ron  Albers  und  Jurine  angegebene  Un- 
terscheid u  Dg  in  Croup  der  Trachea  und  dpa  fcur 
xynx,  welche  nicht  überall  beachte!  wifdf,.j&er 
doch  von  Bedeutung  ist,  und  deren  MftrVntnle i$ 
den  Preisschriften  dieser  Aerste  und  Gittermu$u/% 
(Journ.  d.pr.  Heilk.  Bd.  LXIX.  St.4.S.3.)  wa fin- 
den sind«  Die  Laryngitis\\xiit  plötzlich  ein,  der 
Tracheitis  gehen  oft  mehrere  Tage  Vorboten 
vorher.  Der  von  Royer  Cottard  angefahrte 
Stick  -  Croup  ist  nichts  als  ein  hohe*  Grad  der 
Laryngitis»  *.?■■=. 

Michaelis  (De  Angina  potyposa,  1778.), 
welcher  in  Deutschland  zuerst  den  Croup,' Ms 
selbstständige  Krankheit,    bearbeitet,  hat 


*)  Mortis  Archiv.  1810.  Bd.  1.  S.  378.      ,     • 

**)  Hufeland' s  Journal.  Bd.  XXVII.  H.  1.  8.  80.  — 
Hufeland  u.  HinUy  Journ.  Bd.  IX.  H.  4.  S.  75, 


—     46     — 

streitig  das  Verdienst,  zuerst  über  die  Natur 
des  Crpups  und  seines  Produkts,  die  Pseudo- 
membran ,  Aufklärung  gegeben  21»  beben.  Er 
zeigte,  dafs  die  Gerinnung  einer  durch  Entzün- 
dung in  die  Luftröhre  ausgeschwitzten  lympha- 
tischen Flüssigkeit  ,  die  darin  sich  bildende  Mem- 
bran hervorbringe.  Die  entzündliche  Natur  des 
Croup  wurde  aber  auch  schon  früher  aufser- 
halb  Deutschland  von  vielen  Beobachtern^ 
Home*),  Crawford**),  den  'schwedischen  Aerz» 
ten  ***),  selbst  schon  von  Ghisi  ****),  erkannt). 
Um  die  Erklärung  der  Natur  und  Genesis  die« 
ser  Krankheit  haben  sich  noch  besonders  Au- 
tenrieth  ****#)  und  Schonlein  verdient  gemacht. 

Der   Group  verläuft    in   vier   Zeiträumen : 

1)  das  Stadium  der  Gefä'fsreizung',  welches 
sich  durch  Heiserkeit  und  einen  trocknen  hei* 
seren  Husten  ankündigt,  aber  nicht  immer  nur 
3  bis  4  Stunden  dauert ,  wie  ich  in  meiner 
früheren  Abhandlung  (Hufeland  und  Osann's 
Journal  1830,  März)  gesagt  habe;  sondern  nicht 
selten,  wie  ich  später  zu  beobachten  Gelegen- 
heit  natte,    24  Stunden   und   darüber   anhält; 

2)  der  Zeitraum  der  Entzündung,  wenn  der 
Husten  bellend,  die  Respiration  pfeifend  wird, 
und  sich  Fieber  einstellt;  3)  der  Zeitraum  der 
Ausschwitzung ,  wenn  die  Respiration  rasselnd, 
oder  selbst  röchelnd,  der  Husten  mehr  krähend 
wird,  und  sich  gewöhnlich  Schweifs  einstellt; 

*)  Borne  an  Inquiry  mto  ihe  nature  cause  and  eure 
of  the  Croup.  Edinb.  1765. 

**)  Crawford  Disscrt.de  Angina gtridula.  Edinb.1771. 

*"*)  Rosen  von  Rosensteins  Kinderkrankheiten. 

****)  Lettere  mediche.  Cremona  1749. 

*****)  Versuche  für  die  praktische  Heilkunde.  1,  Bd. 
1807. 


} 


—     46     — 

i 

4)  das  Stadium  der  Lähmung,  da*  dem,  Tode 
Torhergeht ,  oder  der  Crisen ,  wenn  es  zu  frei- 
willigen kritischen  Ausleerungen  kommt.  Die 
Lähmung  ist  wahrscheinlich  häufig  die  Ursache 
des'  Todes;  da  ich  einigeinale  bei  der  Sectioo 
am  Croup  verstorbener  Leichen  nur  Schleim, 
Ichor,  oder  wenig  plastische  Lymphe,  und 
kein  lymphatisches  Codcrement,  oder  ein  an- 
deres so  bedeutendes  Hindernifs  der  Respiration 
gefunden  habe,  dafs  dadurch  der  Tod  zu  er- 
klären gewesen  wäre.  Lentin,  Chambrey  Fi* 
scher  und  Stieglitz  fanden  das  nämliche. 

Was  nun   die  Behandlung  des  Croups  an- 
betrifft,   so  sind  auch  gegen  diese  eine  Anzahl 
Ton  Mitteln  empfohlen,    die  man  gröfstentheils 
\on    Valentin,  bis  zu  seiner  Zeit  sorgfältig  und 
historisch  gesammelt  findet.     Die  alteren  Beob- 
achter  des   Croups    wandten   schon   Blutentzie- 
hungen dagegen  an ,    ausserdem  liefsen  sie  hei- 
fse  Dämpfe  einathmen,   gaben  abführende*  Mit- 
tel und  Layements ,  und  legten  Zugpflaster  oder 
Senfpflaster  an   den   Hals.    Später  wurde  ▼pfr- 
zugsweise   das  Lentin  sehe  Verfahren  befolgt; 
man   gab   Brechmittel,   Salpeter  mit  Campher, 
Fliederthee  undSauerhooig,  und  wandte  warme 
Umschläge  an.     Lentin   liefs  den  Hals  mit  de? 
JFerlhof  sehen  Salbe  einreiben  und  einen  Cam* 
pherlappen  auf  die  Brust  legen,  und  gab  inner* 
lieh  Ammoniac  -  Milch  mit  Senega-  Infusum,  oder 
Salpeter   und  Moschus  *).     Es  ist  bemerkane- 
werth ,  dafs  diese  Aerzte  sogleich  grobtentkeils 
eine  der  Natur  der  Krankheit  so  angemessene 
Behandlung    einschlugen ,     welches    die    Fort- 
schritte beweist,  die  die  Medizin  schon  damals 
durch  Anwendung  der  Anatomie  gemacht  hatte« 

*)  Lentis  Beitrage,  fid.  L  S.  337.  Bd.  3.  8.  186- 


—     47     — 

Denn  die  ersten  englischen  und  jtchwediscben 
Aerzte,  welche  diese  Krankheit  beobachteten, 
suchten  sich  durch  Leichenöffnungen  tod  dem 
Sitz  und  der  Natur  der  Krankheit  zu  untere 
richten. 

Da  diese  Aerzte  oft  so  glücklich  waren, 
das  Leben  ihrer  Kranken  zu  erhalten,  so  mnfs 
es  mit  Recht  Verwunderung  erregen,  dafs  ma/i 
später  oftmals  den  Ton  ihnen  eingeschlagenen 
Weg  vealassen ,  und  zum  Theil  ganz  entge- 
gengesetzte Kurmetboden  vorgeschlagen  bat; 
wie  z.  B.  Ton  einigen  (Brehme)  warme  Bä- 
hungen, Dampfbäder  (TPalburg)  und  beifse  Be- 
giefsungen  (Lehmann);  von  andern  (Harder9 
Müller  und  Bischof)  kalte  Begiefsungeo  ; 
wenn  nicht  das  immer  noch  zu  ungünstige  Re- 
sultat der  älteren  Behandlung  das  Bestreben  er- 
klärlich machte,  ein  mehr  zuverlässiges  Heil- 
verfahren aufzufinden. 

Die  H'eü- Anzeigen  bei  der  Behandlung 
des  Croups,  richten  sich  nun  theils  nach  der 
Natur  und  dem  Zeitraum  der  Krankheit,  theils 
nach  der  Heftigkeit  der  Zufälle,  sie  sind  fol- 
gende: _ 

• 

Im  ersten  Zeitraum,  Minderung  der  Ner- 
Ten-  und  Gefäfsreizung,  Beförderung  der  Hau t- 
thätigkeit  und  des  Auswurfs.  Im  zweiten,  Mio- 
derunng  und  Zertheilung  der  Entzündung,  Ver- 
hütung der  Aussen  witzung,  Ableitung  nach  der 
Haut  oder  dem  Darmkanal.  Im  dritten,  Lo- 
sung und  Fortschaffung  des  Exsudats;  und  im 
Tierten ,  Unterstützung  der  Kräfte  und  Verbo- 
tung der  Lähmung,  wenn  es  möglich  ist.  — 

Diesen  Heil- Anzeigen  entsprechen  im  er- 
sten Zeiträume,  wie  bekannt,- gelind  kühlende* 


—     48     — 

die  Hautthätigkeit  befördernde,  Mittel;  unter 
Umständen  ein  Paar  Blutegel,  Salpeter,  Sal- 
miak, Ahtimonialia,  vor  allem  aber  ein  Brech- 
mittel, ein  gleichmäßig  warme»,  die  Hautaus- 
dünstuug  beiorderndes  Verhalten,  ein  Zugpfla- 
ster an  den  Hals  gelegt. 

Im  zweiten  Zeitraum  ist  aber  schon  eio 
v!i)  greifend  eres  Verfahren  nothwendig,  weil  wir 
es  hier  mit  einer  sehr  acuten  Entzündung  so 
thun  haben,  welche  besonders  geneigt  ist,  eine 

{ lastische     coagulable    Lymphe    auszuscheiden« 
ch  glaube,    die   Hauptmittel,  welche  hier  An- 
wendung finden,  mit  einigen  Bemerkungen  an- 
fuhren zu  müssen :    Hier  sind  vor  Allem  Blut' 
entziehungen    angezeigt,    deren   Quantität  nach 
Heftigkeit  der  Entzündung    und  dem  Alter  des 
Kranken   bestimmt   werden    mufs.      Bei  kräfti- 
gen, Tollsaftigen,    nicht   ganz  jungen  Kindern, 
ist   nicht  selten   ein  Aderlafs  nothwendig^    und 
oft   von   ganz    entschieden    günstigem   Erfolge» 
Schon   Ghisi   wandte    in   der  von  ihm  zu  Cre- 
mona  beobachteten  Epidemie  mit  dem  grofsten 
Nutzen    wiederholt   Aderlässe  an.     Die  schwe- 
dischen ,  und  vorzüglich  die  nordamerikanischen 
Aerzte,  besonders  Bush,  Dick,  Physick,  JBard\ 
aber    auch  engliche  Aerzte,    Home,    Craw/brdt 
Bailly,   Middleton,    Cheyne;    aufserdein.    Bal- 
four,    Valentin,   Michaelis,  Ribera,   haben  die' 
Venaesection  nicht  nur  empfohlen,  sondern  riet-' 
fältig   mit  grofsem    Erfolge   angewandt     Aach 
mir   glückte    es,    einen   sechsjährigen   Knaben, 
der  bereits  seit  länger  als  24  Stunden  am  Croup 
gelitten,  und  bei  dem  die  Symptome  schon  ei- 
nen so  hohen  Grad  der  Gefahr  erreicht  hatten, 
dafs  ich   mit  Recht   an    seiner  Wiederherstel- 
lung zweifeln  mulste,  dadurch  zu  retten«  Dick 


\ 


49     — 


Heb  bis  zur  Ohnmacht  Blut;  jedoch  scheint  m 
hinreichend,  nach  Maabgabe  des  Altert  and 
der  Kräfte  4  bis  8  Unzen  zu  lassen.  —  In 
den  meisten  Fällen  reicht  man  aber  gewifs  mit 
Blutegeln  aas,  nur  mufs  man  sie  nicht  zu  spar- 
sajn  anwenden,  und  reichlich  nachbluten  lassen* 

Zwar  haben  sich  einige  Aerzte  (Miliar^ 
Hamilton,  Gregory,  —  besonders'  aber  Au* 
tenrieth,  Double  ^  Pinel,  Sehende  t  Hof  mann 
u.  a.  m.)  gegen  die  Blutentziehung  beim  Croup 
erklärt,  und  sie  nicht  nur  für  überflüssig,  son- 
dern selbst  schädlich  gehalten  ;  indessen  wird  der 
Nutzen,  und  selbst  die  Notwendigkeit  dersel» 
ben,  nicht  allein  durch  Erfahrung  eines  Len* 
tin,  Rosen,  Jurine,  und  vieler  anderer  Aerzte 
dargethan,  sondern  geht  auch  so  sehr  aus  det 
Natur  der  Krankheit,  und  dem  Sections- Be- 
funde hervor,  dafs  darüber  eigentlich  kein  Zwei- 
fel mehr  Statt  finden  sollte« 

Nächst  der  Blutentziehung  ist  das  Brech- 
mittel wohl  das  wichtigste  Heilmittel  im  Croup« 
Schon  die  schwedischen ,  englischen ,  dänischen 
und  nordamerikanischen  Aerzte  (1790)  erkann- 
ten ihre  Wirksamkeit;   und  besonders  rühmten 
sie  Kush9  Crauford,  CaUisen,  Lentin,  Michae- 
fa  u.  a.    Aber  auch  die  spätem  Beobachter, 
Cheyne%  Albers  9  Jurine,  Pinel,   Double +    GS* 
fts,  empfahlen   die   Brechmittel   als   die  wirk« 
samsten  Hülfsmittel  in  dieser  Krankheit.    Durch 
Ableitung  nach  dem  Darmkanale  vermindern  sie 
die  Nervenreizung  und  Entzündung  in  der  Luft- 
röhre,  beiordern    die  Hautthätigkeit ,    und  be- 
freien die   Luftröhre   von  Schleim  und  ausge- 
schwitzter Lymphe.     Deshalb  glaubten  auch  ei« 
nige  spätere   Beobachter   mit  der  ausschließli- 
chen Anwendung    der   Brechmitte)   euszukom- 
Joura.LXXXI.B.ZSt  D 


_     60     — 

•    ■ 

inen.  KlocJcon),  Steinmetz,  Gittermann,  Thüm- 
rnel,  Brehme,  Valentin,  wenden  den  Brech- 
weinslein  na  öl?  vorgängiger  Blutentziehung  an; 
Ztöwenhartfi  mit  gleichzeitigen  Eisumscblägen ; 
lind  besonders  neuerdings  Hegewzsch  ohne  Blut-  * 
Entziehung,  über  dessen  Methode  die  König]; 
preufs.  -wissenschaftliche  Depptation  f.  d.  Me- 
dicinalwesen  (im  XXXIV.  Bde.  des  Burschen 
Magazins  S.  338)  ein  bedingungsweise  günsti- 
ges Gutachten  abgegeben  hat.  Hosak  giebi  da* 
Zincum  sulphuricum  als  Brechmittel ;  von  Kacz* 
Icowsky  empfiehlt  die  Schwefelleber  als  solches. 
Hieher  gehört  auch  schon  das  Cuprum  sulphu- 
ricum,  welches  als  Brechmittel  um  so  einpfeh- 
lungswerther  ist ,  weil  der  Brechweinstein,  oft 
unwirksam  bleibt,  wie  dies  schon  Peschier, 
Maunoir,  Bush  u.  a.  beobachtet  haben«. 

So  viele'  Empfehlung  die  Brechmittel  er* 
fuhren,  so  haben  sie  doch  auch  ihre  Gegner 
gefunden.  Home,  Sturries,  T^ieusseucc,  Mar- 
cus, Formey,  Jörg,  halten  die  Brechmittel  nicht 
nur  für  nutzlos,  sondern  selbst  für  schädlich; 
weil  sie  annehmen ,  dafs  die  dadurch  bewirkte 
Anstrengung  und  Aufregung,  die  Congestioo  - 
nach  der  Luftröhre,  und  somit  die  Entzündung 
derselben  vermehren  möchte.  Dieser  Besorg- 
nifs  ist  aber  durch  die  Erfahrung  zi}  häufig 
widersprochen,  und  dagegen  die  entschiede« 
günstige  Wirkung  zu  oft  beobachtet  worden, 
als  dafs  jene  Zweifel  noch  von  Gewicht  seja 
dürften. 

Von  den  andern  innern  Mitteln  hat  der 
Calomel  die  häufigste  Empfehlung  gefunden. 
Er  wurde  zuerst  von  den  Amerikanern  empfbjt- 
len ;  Bard  sah  bei  einem  am  Croup  erkrank- 
ten Kinde  eine  freiwillige  Salivation,  und*  dich 


_     M     — 

bewog  Min,  Mercur  zu  verschreiben.  Husfi^ 
-Kühn,  B.*dman,  Archer,  rühmten  seine  Wir- 
kung; und  bald  wurde  ter  das  allgemeinftte  Mit- 
tel im  Group ,  vorzüglich  in  England ,  Deutsch- 
land and  den  nordischen  Reichen,  wenige  in 
Frankreich;  und  wurde  Ton  einigen,  besonders 
Autenrieth  *),  fast  aasschliefslich  angewendet. 
Letzterer  behauptet,  mit  Calomel  and  Essig - 
Lavements  auszukommen ;  and  glaubt  hierdurch 
die  krankhaften  Säfte  von  den  Organen  der 
Respiration  zu  entfernen  und  nach  dem  gastri- 
schen System  abzuleiten«  —  Aber  schon  Jü- 
rine  fragt  mit  Recht,  was  pian  eigentlich  mit 
dem  Calomel  bezwecke,  da  seine  Wirkung  zu 
spät  in  einer  so  rasch  verlaufenden  Krankheit 
erfolge«  In  neuerer  Zeit  hat  dieses  Mittel  viel- 
fach nicht  ungegründeten  Widerspruch  erfahr 
ren.  Hoffmann  **)  sagt:  „Es  wirkt  der  Mer- 
cur  auf  das  lymphatische  System,  and  erregt 
in  diesem  eine  stärkere  Aussonderung  ;'4r  wirft 
die  krankhafte  Secretion  auf  den  ganzen  Or- 
ganismus« um  die  vorzuglich  krankhaft' affizir- 
ten  Organe  hiervon  zu  befreien«  Bei  dieser 
Wirksamkeit  bleibt  das  Wesen  der  Krankheit, . 
-die  Resorption  und  Reproduktion,  ungehcllt« 
Ja  die  Reproduktionskraft  des  Organismus  inufste 
.bei  den  grofsen  Gaben,  welche  angewandt  wur- 
den, erloschen,  und  sich  andere  Fofrmen>  vt>n 
gestörter  Reproduktion  erzeugen,  welche  den 
aas  der  einen  Krankheitsform  geretteten,  *in 
«ine  oft  unheilbarere  hineinwerfe."  —  Diese 
tjründe  scheinen  zu  genügen,  dafs,  wenn  auch 
sahireiche   ältere  und  neuere  Erfahrungen  viel* 


.  i- 


*)   AutenrittVs  Verwebe  l   d.  vnkü&th*  Heilkunde 
1808,  1«  Heft 

**)  Huf&tn**  Jowmü,  B&rUL  «L  St  S.  24L 

D  2 


—     52     — 

faltig  zu.  Qunsten  des  Calömels  sprechen,  die 
langsame  Wirkung,  und  die  verderblichen  fol- 
gen eines  zn  starken  Gebrauchs  desselben,  ein 
anderes,  schneller  wirkendes,  und  weniger  nach- 
theiliges Mittel  wünschen  lassen*  Droste  sagt, 
die  schnelle  Wirkung,  welche  beim  Croup  noth- 
wendig  ist,  gehört  nicht  dem  Calomel,  .»son- 
dern gleichzeitig  -  angewandten  B lut entzieh uo- 
gen ,  Brechmitteln  etc.  an.  Auch  wird  jeder 
Arzt  die  Bemerkung  von  Fielitz,  Körting  und 
„Steinmetz  erfahren  haben ,  dafs  der  Cajomel  ihn 
oft  im.  Stiche  gelassen  habe. 

Was  von  der  innern  Anwendung  des  Mer- 
curs  gesagt  ist,  gilt  auch  von  der  Einreibung 
mit  Mercurialsalbe ,  nur  dafs  diese  noch  lang- 
samer wirkt,  und  die  nachteiligen  Fplgen  län- 
ger dauefrn. 

Noch  mufs  ich  eines  Mittels  erwähnen, 
welches  in  neuerer  Zeit  häufig  empfohlen  'wor- 
den 4$t;  nämlich,  der  Schwefelleber.  Double 
und  mehrere  französische  Aerzte ,  Kaozkowsky, 
Senf,  Kopp  ,  Schmidtmann,  Heinecken,  Dar/t- 
blüth  9  Wesener ,  Walsburg ,  Hopp ,  Fritze, 
Hecker ,  u.  m.  a.  rühmen  dieselbe  im  Croup; 
und  nach  den  von  ihnen  mitgetb  eilten  Beob^ 
achtungen ,.  scheint  dieses  Mittel  allerdings  ei- 
nige Aufmerksamkeit  zu  verdienen.  . ,  Sedülat 
sagt  aber  (im  Extrait  du  eompte  rendu)  y  dab 
die  Versuche  mit  der  Schwefelleber  unfrucht- 
bar geblieben  waren;  Barbier  bat  sie  ebenfalls 
unwirksam  gefunden;  uilbers  sagt,  es  sei  ge- 
fährlich, sich  auf  ein  solches  Mittel  zu  verlas- 
sen, ehe  man  wirksamere  angewandt  hätte« 
In  der  That  entspricht  sie  auch  zu  wenig  der 
entzündlichen  Natur  des  Croup,  als  dafs  man 
ihr    unbedingt    vor  andern    bereits    alt   wirk- 


—     5»     — 

»am  anerkannten  Mitteln,  wie  z.  B.  dem  Gift*' 
loroel,    einen  Vorzug  einräumen   durfte.     Ich' 
habe   niemals   eine  wohlthätige  Wirkung  von 
diesem  Mittel  im  Group  gesehen  ;  ausgenommen 
-wenn  Torher  sehr  starke  Gaben  Mercor  ange- 
wandt waren. 

Ich  hielt  es  für  nothig,  diese  Bemerkun- 
gen" über  die  wirksamsten  und  am  häufigsten 
angewandten  Mittel  in  dieser  Krankheit  voran- 
zuschicken, um  dadurch  die  Wichtigkeift  der 
Hoffimann'&chen  Entdeckung ,  den  Nutzen  des 
schwefelsauren  Kupfers  betreffend,  besser  her- 
vorbeben zu  können.  Ich  übergehe  also  auch, 
als  dem  Zweck  dieser  Abhandlung  nicht  ge- 
mäß» ,  die  übrigen  Mittel,  welche  theils  hinläng- 
lich bekannt,  theils  weniger  heilkräftig  sind} 
und  welche  zum  Theiinur  als  palliative  Hülfs- 
mittel,  oder  in  den  Nachkrankheiten  angewen-  . 
det  werden.  Ich  gehe  also  jetzt  zu  dem  Mit--, 
tel  über,  dessen  abermalige  Empfehlung  mein 
vorzüglichster  Zweck 'war;       * 

Das  Cuprum  sulphuricumj  welches  zuerst 
von  Hoffmann  *)  empfohlen  und  angewendet 
worden  ist,  gehört  gewils  zu  einem  der  wirk-, 
samsten '  Heilmittel  im  Group.  Es  winkt  zum 
Theil  dem  Brechweinbtein  analog,  indem  es 
Erbrechen , '  und  zuweilen  auch  Abführung  er- 
regt; es  wirkt  aber*  sicherer  und  schneller  als* 
der  Brechweinstein,  und  scheint  überdies  die 
PJaslicität  der  Lymphe  mehr  zu  vermindern 
als*  -jener;  denn  selten  findet  man  geronnene 
feste  Auswurfsmassen  unter  dem  dadurch  Aus- 
geleerten, sondern  meistens  nur  mehr,  oder  we- 
niger compakten  Schleim;  auch  scheint  es  die 
Thätigkeit  des  arteriellen  Gefafssystems  mehr 
herabzu  stimmen,  wodurch  die  des  venösen  ge-" 
*)  HvfdaucT*  Journal,  Bd.  UL  1.  St.  —  1821.  2.  St 


_     44     — 

i 

I  * 

hoben  wird«  Hoffmann  sagt:  „et  erregt  das  . 
venSse  System,  und  bewirkt  hiedurch  theik 
vermehrte  Resorption ,  theili  eine  Ausscheidung 
des  Fremdartigen  durch  Erbrechen ;  es  läfst  also 
das  Wesen  der  Krankheit  nicht  ungeheilt,  noch 
leitet  et  die  Krankheit  auf  den  Gesammtorga- 
nisinus,  und  verändert  demnach  nur  allein  die 
Form;  es  lafst  die  Reproduktion  nicht  erlo- 
schen ,  und  reranlafst  auch  niemals  Folgekraok- 
heiten,  welche  eine  Nachkur  erfordern,  die 
schwieriger  wäre,  als  die  Braune  selbst."  Das 
schwefelsaure  Kupfer  scheint  also  den  Heilan- 
zeigen zur  Behandlung  des  Croups  zu  entspre- 
chen >  besonders  vollkommen  im  ersten  Sta- 
dium; und  vermag  hier  schon  für  sich  allein 
die  Heilung  zu  bewirken.  Im  zweiten  und  drit- 
ten Zeitraum  aber  findet  es  vorzüglich  seine 
Anwendung,  nachdem  vorher  durch  Blutent- 
ziehung die  entzündliche  Gefäfsreizung  besei- 
tigt worden  ist.  Zwar  haben  sich  einige  Aerzto 
gegen  die  Anwendung,  desselben  erklärt,  grö/s- 
tentheils  aber  ohne. seine  Wirkung  beobachtet 
zu  haben.  Auch  ist  die  Zahl  derjenigen  Beobach- 
ter, welche  nur  günstige  Wirkung  davon  gese- 
hen, haben ,  jetzt  schon  so  bedeutend,  daCs  die- 
ses Mittel  daher  mit  Becht  Beachtung  verdient. 
DerStaabsmedicus  Hof  mann  behauptet,  bei  dem 
Gebrauch  dieses  Mittels,  in  einem  Zeiträume 
von  16  Jahren  nicht  einen  einzigen  Kranken 
verloren,  und  in  den  meisten  Fallen  ea  ohne 
Blutentziehung  angewandt  zuhaben;  nur  wenn 
sich  zu  einer  Bronchitis  und  Tracheitis  mich 
Laryngitis  (?)  gesellte,  sei  eine  Blutentziehung 
noth  wendig;  nach  dieser  giebt  er  dann  alle 
zwei  Stunden  J  —  $  Gran  Cuprum  sulphuri* 
ricum,  dem  er  etwas  Digitalis  purpurta  zu- 
setzt.   Dr.  Fielüz  (Hufeland  u.  Osanm's  Jounu 


■  —     55     «-* 

Bd.  XLVUI.  SU  5. 8. 90)  wandte  es  mlSnf Tille« 
mit  Erfolg  ao ,  indem  er  sehr  zweckmäßig  erst 
eine  stärkere  Dose  desselben  aus  2  Granen  beste- 
hend ,  um  Brechen  zu    erregen ,    alsdann  alle 
2  Stunden  J  Gran  davon  nehmen  liefs.     Kör* 
fing  HuftlancCs  Journ.  d.  pr  Heilk.  Bd.  LXX1X. 
St.  2.  S.  69)  bat  es  in  zwölf  Fällen  mit  Glück 
angewendet.      Dr.    Frisch    (Hufeland' s   Journ. 
Bd.  LVH.  St.  6.  S.  121)  bat  vier  Croup- Kranke 
durch,  dieses  Mittel   wieder  hergestellt,    uacli*- 
dem    er    ebenfalls    2  —  4  Gran    desselben    als 
Brechmittel,   dann   alle  2  Stunden  \ — |  Gran 
gegeben   hatte.     Eben  so  empfehlen  es  Leb  küch- 
ner*), Htnckel**),  Drorte***),  welcher  letz- 
tere wahrend  einer  siebenjährigen^  Anwendung 
desselben    keinen  Croup -Kranken,    der  es   ge- 
braucht hatte,  verloren  haben  will.     Serlo  (/fu- 
feland  u.  Osanns  Journ.  Bd.  LXXVlil.  St.  1. 
Seite  17)    wandte    dies  Kupfersalz    seit   1825 
an,    und   hat  von  40  bis   50  Croup  ~  Kranken, 
nur  vier  verloren!    Er    giebt,     nachdem   eine 
Blutentziehung   vorgenommen  ist,   3 — 4  Gran 
desselben,   um  Brechen  zu  erregen,    und  fährt 
alsdann  alle   2  Stunden  mit   £  Gran   pro  Dosi 
fort.     Der    jüngere    Serlo    hat    ebenfalls   acht 
Croup -Kranke    durch    dieses    Mittel    gerettet. 
Malin  (Hufeland  u.  Osann's  Journ.  Bd.  LXX  VW. 
St.  1.  S.  46)   fangt  mit  £  Gran  an,  und  steigt 
bis  zu  f  Gran,   und  wechselt  mit  Abfuhrungs- 
mitteln,    aus  Calomel    und  Jalappe  bestehend, 
ab,    welches  mir    aber  nicht  ganz  passend  zu 
seyn  scheint.     Kopp  (Denkwürdigkeiten  1.  Bd. 
S.  115)  hat  währeud  eines  Zeitraums  von  sie- 
ben   Jahren   den   Kupfervitriol    mit  dem  gün- 

*)  Wurtemb.  med.  Corresp.-  Blatt.  1832.  No.  29. 

**)  neckers  Med.  Zeit.  1834.  No.  18. 

*";  Heidelb.  klinische  Ann.  Bd.  10.  H.  2,  S.  27& 


—     66    *- 

•tigsten  Erfolge  angewendet;  and  auch  Huff- 
iand  empfiehlt  den  Gebrauch  dieses  Mittels. 
Fürst  und  Meyer  (Clonts  u.  Radius  Beitrag* 
2.  Bd.  No.  11.)  wendeten  stall  des  schwefel- 
saaren  Kapfers ,  den  Kupfer- Salmiak  an,  weil 
letzterer  neben  der  Brechen  erregenden,  auch 
eine  krampfwidrige  beruhigende  Kraft  besitze* 

Es  sprechen  also  bereits  die  Erfahrungen 
Ton  zwölf  Beobachtern  sehr,  zu  Gunsten  der 
Anwendung  des  schwefelsauren  Kupfers,  und 
vielleicht  ist  die  Zahl  noch  grofser.  Wenig- 
stens ist  Grund  genug  verbanden ,  -in  Folge  so . 
vielfältiger  günstiger  Erfahrungen,  dieses  Mittel 
ferner  zu  prüfen.  —  Auch  ich  habe  mit  Vorsicht 
seit  1827  von  diesem  mittel ,  Anfangs  nur  Aus- 
nahmsweise ,  späterhin  häufiger  und  zuversicht- 
licher, und  in  den  letzten  Jahren  fast  ausschliefe- 
lieh  Gebrauch  gemacht.  Zwar  war  meine  Be-. 
faandlung  nicht  ganz  so  glücklich,  wie  die  Hof- 
manris,  oder  einiger  anderer  oben  genannten 
Beobachter;  aber  ich  kann  doch  versichern, 
dafs  ich  alle  Ursache  hatte,  im  Allgemeinen 
mit  der  Wirkung  dieses  Mittels  zufrieden  sn 
seyn.  Seit  den  drei  (im  Jahre  1830  in  diesem 
Journal)  mitgetheilten  Fällen  9  habe  ich  es  noch 
bei  fünfzehn  ausgebildeten  Croup  -  Kranken  an- 
gewendet, von  denen  einige  sehr  schwer  er- 
krankt, bei  andern  die  Krankheit  schon  yreä 
vorgeschritten  war,  und  doch  sind  mir  von 
diesen  fünfzehn  nur  zwei  Kranke  gestorben« 
Ich  bin  aber  weit  entfernt,  die  Genesung  des 
übrigen  allein  auf  Rechnung  des  Kupfersalzet 
zu  setzen,  und  werde  es  gewifo  nicht  ver- 
kennen ,  wie  grofsen  Antheil  die  gleichzeitig 
angewandten  Blutentziehungen  daran  hatten. 
Aber  ohne  hier  nach  dem  Grundsatz  post  ho9 
*rgo  propter  hoc,  zu  urtheilen,  habe  ich  mich 


—     57     — 

i 

m  oft  Ton  der  augenscheinlich  wohlthätigen 
Wirkung  dieses  Mittels  überzeugt,  alt  dafa  ich 
mich  hätte  täuschen  lasten  können.  Ich  gebe 
*u,  dals  die  Haupt  Wirkung  desselben  in  seiner 
Brechen  erregenden  Eigenschaft  besteht;  sind 
aber  nicht  die  Brechmittel  gerade  von  so  we- 
sentlichem Nutzen  in  dieser  Krankheit,  und 
welches  Brechmittel  wirkte  wohl  schneller,  als 
dieses  Kupfersalz  ?  welches  oft  schon  im  nach« 
sten  Augenblick  nach  dem  Einnehmen  Brechen 
erregt.  Dafs  es  aber,  wie  Gittermann  be- 
hauptet, nur  als  Brechmittel  wirke,  dem  glaube 
ich  widersprechen  zu  müssen,  denn  es  erregt 
auch  Durchfall,  Speichelflufs ,  Schweifs,  und 
scheint  offenbar  das  plastische  Exsudat  im  drit- 
ten Zeitraum  aufzulösen ,  oder  wenigstens  die 
Gerinnung  zu  verhüten.  Es  spricht,  wie  Drosi* 
richtig  bemerkt,  den  Gesammtorganismus ,  be- 
sonders die  Sphäre  der  Vegetation  an,  äufsert 
sich  in  ortlichen  und  allgemeinen  Zusammen- 
ziehungen, setzt  der  luxurirenden  Thätigkeit 
der  Reproduktion  Grenzen ,  erregt  die  Sensibi- 
lität, und  wirkt  überhaupt  krampfstillend,  be- 
ruhigend auf  das  Nervensystem,  befordert  die 
venöse  Resorption.  —  Ganz  vorzüglich  scheint 
es  das  lymphatische  System  zu  afficiren,  in- 
dem man  sieht,  wie  bei  der  Anwendung  des- 
selben der  Husten  einen  andern  weicheren  Ton 
annimmt,  die  Auswucfsmassen  dünner  und 
wäfsriger  sich  zeigen,  der  Mund  sich  mit  wäfs- 
rigem Speichel  füllt,  häufig  ein  wäfsriger  Durch- 
fall erfolgt,  besonders  aber  durch  Erbrechen 
viel  Schleim  ausgeleert  wird.  Niemals  sah  ich 
indefs  andauernd  nachtheilige  Folgen  davon 
zwar  sind  die  kleinen  Kranken  nach  übersta 
dener  Krankheit  matt,  sehen  blafs  aus,  so* 
gen  sie  sich  wohl  jedesmal  nach  überstandet 


—     68     — 

Croup ,  auch  wenn  sie  mit  anderen  Mitteln  be- 
handelt worden  sind.  Sie  erholen  sich  abet 
iehr  schnell,  bekommen  bald  Appetit,  und  ver- 
tragen die  ihnen  gereichten  Nahrungsmittel  vor- 
trefflich. Kein  Fieber,  keine  Neigung  zum 
Erbrechen  oder  Durchfall,  noch  Verstopfung 
oder  €olik,  bleiben  als  Nachkrankheiten  su* 
rück,  auch*  wenn  dies  Mittel  anhaltend  and  in 
ziemlich  grofsen  Gaben  fortgebraucht  wäre. 
Nur  eine  gewisse  Blässe  des  Gesichts,  di6 
schnell  nach  den  ersten  Gaben  eintritt,  und  die 
Beförderung  der  venösen  Resorption  durch  die- 
ses Mittel  zeigt,  erhält  sich  einige  Tage  nach 
der  Reconvalescenz.  Dagegen  verliert  sich  die 
Schwäche  und  Mattigkeit  sehr  schnell,  und  ist 
die  Krankheit  überstanden,  so  kehren  die  Kräfte 
und  Munterkeit  äufserst  schnell  wieder  zurück* 

Bei  der  Anwendung  des  schwefelsauren 
Kupfers  sind  aber  einige  Ca u tele n  nicht  aufser 
Acht  zu  lassen.  Befindet  sich  der  Kranke  noch 
im  ersten  Stadium  der  Krankheit,  dem  der  cm* 
tarrhalischen  Gefafsreizung ,  so  sind  Blntentaie* 
hungen  entbehrlich,  und  man  reicht  allein  mit 
jenem  Mittel  aus.  Jedoch  ist  es  gut,  es  gleich 
in  solcher  Gabe  anzuwenden,  dafs  es  Erbre- 
chen bewirkt.  Zu  diesem  Zwecke  gebe  ich 
jetzt,  wie  es  auch  schon  Fielitz,  Frisch  und 
Serlo  thaten,  zuerst  2 — 4  Gran  desselben  auf 
einmal,  und  lasse  dann  nach  Umständen  and 
nach  Verhältnifs  des  Alters,  der  Constitution 
und  der  Heftigkeit  des  Zufalles  alle  2  Stunden 
\  —  i  Gran  mit  etwas  Zucker  in  Wasser  auf- 
gelöst nehmen ;  wobei  aber  die.  Vorsicht  u 
beobachten  ist,  das  Pulver  nicht  in  einem  sil* 
berneu  Löffel ,  sondern  in  einer  Tasse  mit  dem 
Finger  umgerührt,    auflösen   u  lassen  %    weil 


—    w    — 

Moh  am  Silber  das  Kupfer  redacirt,  und' du* 
Pulver  alsdann  unwirksam  bleibt.  Nach  vier 
bis  sechs  solcher  Pulver,  oft  auch  schon,  nach* 
dem  Brechmittel  allein,  sind  in  diesem  Sta-t 
dium  meistens  alle  Zufälle  beseitigt;  oder  er 
bleibt  mir  ein  gefahrloser  einfacher  catarrhali*. 
scher  Husten  zurück  f  der  dann  kaum  noch  die« 
gewöhnliche  anticatarrhalische  Behandlung  er- 
fordert, l 

Befindet  sich  der  Kranke  aber  bereils  ini 
zweiten  Zeiträume  der  Entzündung,  so  scheint 
es  mir  Pflicht,  vor  Allem  erst  eine  Blutentzie- 
hung  vorzunehmen,  wozu  meistens  Blutegel 
hinreichen;  unter  Umständen  aber  auch  ein; 
Aderlnfo  nirthig  seyn  kann,  Alsdann  lasse  ich 
ebenfalls  Zuerst  eine  starke ,  Dose  des  Kupfer*» 
vilriols  als  Brechmittel  nehmen.,  Und  fahre  nach** 
her  alle  zwei  Stunden  mit  gebrochenen  Gaben* 
desselben ,  jedoch  in  der  Stärke  fort,  dafs  wo» 
möglich  jedesmal  etwas  Erbrechen  erfolgt.  An« 
fange  reicht  man  hier  mit  sehr  kleinen  Dosen, 
\  — £  Gran  aus,  allmählich  mufs  man  aber  bisf 
zu  \  —  i  Gran  steigen* 

Auch  im  dritten  Stadium ,  wo  sich'  durch 
den  rasselnden. Ton  des  Athems  schon  ein  pla- 
stisches Exsudat  kundgieht,  lasse  ich,  wenn 
der  Kranke  mir  erst  in  diesem  Zeitraum  zu/ 
Gesicht  ko turnt,  sogleich  eine  Blotentziehung' 
vornehmen,  obwohl  HecJcer  u.  a.  davor  war- 
nen; weil  ich  anzunehmen  mich  genöthigt  sehe, 
dafs  die  Entzündung  der  leidenden  Theile  fort- 
dauert, und  diese  durch  nichts  so  schnell,  als 
durch  BlutenUiehung  gemindert  werden  möchte; 
und  ich  glaube,  wie  auch  Gittermann  3  niemals) 
Hachthoil  davon  gesehen  zu  haben.  Jedoch* 
darf  diese  alsdann  nicht  so  stark  seyn ,  wie  im' 


_     60     — 

aweiten  Stadium.  Gleichzeitig  verordne  ich 
dann  das  Cuprum  sulphuricum  in'  einer  starken 
Gabe,  um  reichliches  Erbrechen  zu  erlangen, 
und  lasse  mit  demselben  Mittel  nachher  in  et- 
was geringerer  .  Dose  fortfahren  ,  so  dab  stets 
etwas  Erbrechen  danach  erfolgt.  Erreicht  man 
diesen  Zweck  nicht,  so  ist  der  Kranke  mei- 
sten» verloren.  Dafs  aber  Zugpflaster ,  warme 
Umschläge  und  andere,  den  Umständen  ange- 
messene, Mittel  nicht  versäumt  werden  dürfen, 
^rauche  ich  nicht  zu  erwähnen* 

Die  Behandlung  des  vierten  Stadiums,  dem 
der  Lähmung,  übergehe  ich,  weil  die  Beseiti- 
gung der  Lähmung  wohl  selten  gelingt,  ob- 
wohl der  Moschus,  und  neuerdings  die  Tra- 
cheotomie,  nach  Trousseau,  mit  Einspritzung 
einer  Hollenstein -Auflösung  sich  hier  noch  von 
Nutzen  gezeigt  haben  sollen.  —  Durch  das 
oben  angeführte  Verfahren  ist  mir  es  aber  ge- 
lungen, oft  noch  in  sehr  schweren  vernacbla- 
fsigten  Fällen  Hülfe  zu  schaffen.  Nachfolgende' 
Beispiele,  welche  ohne  Wahl,  unglücklich  und 
glücklich,  verlaufene  Krankheitsgeschichten  ent- 
halten, mögen  das  vom  Kupfervitriol  Gesagte 
bestätigen;  wobei  ich  mich  bestreben  werde, 
sie  so  kurz  als  möglich  mitzutheilen ,  um  Wie- 
derholung und  Ermüdung  zu  vermeiden.  Je- 
doch mufs  ich  ein  Paar  Fälle,  ihrer  Wichtig- 
keit wegen  |  etwas  ausführlicher  behandeln» 

1. 

Heinrich  C. ,  ein  dreijähriger  blonder,  aber 
starker  und  vollblütiger  Knabe,  der  im  ersten 
Lebensjahre  während  der  Dentitionsperiode  eine 
uitrophia  infantum  glücklich  überstanden,  und 
nachher  sich  durch  eine  vielleicht  etwas  zu  rei- 


—     61     — 

zcnde  Ernährungsweise,  zn  einer  solchen  FfiH» 
toh  Kraft  und  Gesundheit  entwickelt  hatte, 
dafs  er  seinem  Alter  weit  vorgeschritten  schien, 
erlitt  mehrere  Male  recht  heftige  catarrhalische 
Bräunen  mit  entzündlichem  Charakter.  Am  Abend 
des  9ten  März  1830  wurde  ich  wegen  einet 
heftigen  Hustens  und  Heiserkeit  mit  scheinba- 
ren Erstickungs- Anfällen,  schleunig  zu  ihm  ge- 
rufen. Ich  traf  ihn  an  einem  sehr  heftigen 
.  Croup  -  Anfalle  leidend,  der  bereits  seit  mehre- 
ren Stunden  das  zweite  Stadium  erreicht  hatte« 
Er  hatte  schon  mehrere  Tage  an  einem  trock- 
nen Husten  und  Heiserkeit  gelitten  y  war  aber 
noch  am  'vorigen  Tage  bei  einem  scharfen 
JVordost-  "Winde  im  Freien  gewesen«  Dieser 
Husten .  hatte  gleich  in  der  darauf  folgenden 
Nacht  einen  hohlen  bellenden  Ton  angenom- 
men, wobei  die  Inspiration  pfeifend  und  die 
Stimme  sehr  heiser  geworden  war.  Diese 
Symptome  hatten  im  Verlauf  dieses  Tages  sehr 
zugenommen.,  und  gegen  Abend  gesellte  sich 
Fieber  und  Schmerz  in  der  Luftrohre  hinzu; 
auch  hatte  er  wenig  gegessen,  weil  ihm  das 
Schlucken  beschwerlich  fiel.  Jetzt,  da  ich  ihn 
zuerst  sah,  hustete  er  nur  noch  selten ,  aber 
alsdann  sehr  dumpf,  hohl  und  bellend ,  die  Re- 
spiration war  sehr  erschwert  und  von  dem  ei- 
genthümlich  kreischenden  Strangulations  -  Ge- 
räusch begleitet.  Er  war  äufserst  unruhig,  warf 
sich  im  Bette  umher ,  den  Kopf  zurück,  oder 
suchte  ihn  gegen  die  Brust  zu  drücken;  das 
Gesiebt  war  hochroth  und  angstvoll,  die  Au- 
gen glänzten  lebhaft  und  schienen  aus  ihren 
Höhlen  hervordrangen  zu  wollen,  die  Trachea 
war  bei  der  Berührung  empfindlich ,  unter  dem 
Larjnx  eine  kleine  schmerzhafte  Geschwulst, 
die  Zunge  roth,  heifs  und  etwas  trocken,  de* 


—     62     — 

'Pete  frequent  roll  und  hart,  Sprechen'  wollte 
-oder  konnte  er  nicht ,  und  beim  Schreien  konnte 
•er  kaum  einen  vernehmbaren  heiseren  Ton  her- 
vorbringen. Hier  war  also  Tracheitis  und  La- 
ryngitis verbunden ,  vielleicht  auch  Bronchitis 
zugegen.  Er  erhielt  sogleich  zwölf  Blutegel  an 
-den  Hals,  welche  ich  möglichst  lange  nach  bin- 
len  liefe,  warme  Gataplasmen  darüber,  und  in- 
•nerlicb  alle  2  Stunden  £  Gran  Cupri  sulphurici 
mit  Zucker.  Hierauf  •  entstand  während  der 
♦Nacht  ein  bedeutender  Nachlafs  der  Symptome, 
obwohl  kein  Erbrechen  erfolgt  war.  Der  Kranke 
kam  in  ziemlich  sanften  Schlaf,  und  um  die* 
sen  nicht  zu  stören,  wurde  leider  bis  zum  Mor- 
gen mit  dem  Fortgebrauch  der  Pulver  einge- 
halten. Als  Pat.  am  folgenden  Morgen  (den 
10.  März)  erwachte,  war  die  Stimme  wieder 
heiserer ,  er  hustete  einigemal ,  und  dies  wie- 
der mit  dem  gefurebteten  hohlen  Tone«  Ich 
liefe  also  noch  einmal  zwölf  Blutegel  an  den 
Hals  setzen,  obwohl  Pat.  kein  Fieber  und  keine 
Respirationsbescb werde  mehr  hatte,  und  da- 
mals noch  zu  zaghaft,  die  Dosis  des  Kupfer- 
salzes zu  vermehren ,  liefe  ich  dieselben  Pulver 
abwechselnd  mit  einer  Salpetersolntion  alle  2 
Stunden  fortnehmen,  und  hoffte,  dafe  sie  so 
bei  regelmäfsigem  Gebrauch  ihre  Wirkung  nicht 
verfehlen  würden.  Allein  ich  hatte  mich  ge- 
irrt; es  war  kein  Erbrechen  erfolgt,  und  am 
Abend  desselben  Tages  trat  eine  heftige  Ex- 
acerbation, mit  allen  «heftigen  Symptomen  wie- 
der ein.  Ra  würden  abermals  12  Blutegel  an 
die  Luftröhre,  warme  Cataplasmen  auf  dieselbe, 
in  den  Nacken  ein  Zugpflaster  gelegt,  und  alle 
2  Stunden  \  Gran  des  Kupfervitriols  abwech- 
selnd mit  der  Salpetersolntion  gereicht ;  ungleich 
auck  eine  Einreibung  der  grauen  MetauriaJsalbe 


—     63     — 

In  die  noch  freien  Theile  des  Habet  nnd  Nat» 
kens  gemacht.  Am  Morgen  des  Uten  März, 
keine  Besserung;  Erbrechen  war  wieder  nicht 
erfolgt,  aber  starke  Abfdhruog;  die  Respiration 
nahm  einen  rasselnden  Ton  an,  Larynx  und 
Trachea  schienen  toII  eines  schleimigen  Coa- 
gulums  zu  seyn ,  selbst  in  den  Bronchien  konnte 
man  dies  Geräusch  vernehmen.  Da  das  dritte 
Stadium  eingetreten  war,  so  wagte  ich  es  nicht, 
die  Blutentziehung  zu  wiederholen,  legte  ein 
Zugpflaster  auf  die  Trachea ,  liefs  alle  2  Stun- 
den 1  Gran  vom  schwefelsauren  Kupfer,  ab- 
wechselnd mit  einer  Auflosung  des  Salpeters 
in  einem  Senega-Infusum  Teichen,  und  die  übri- 
gen Mittel  fortnehmen.  Nach  der  ersten  Gabe 
des  Kupfersalzes  erfolgte  ein  geringes  Erbre- 
chen, wodurch  etwas  geringer  coagulirter 
Schleim  ausgeleert  wurde,  nach  den  folgenden 
aber  nur  starke  Abführung;  jedoch  fand  Abends 
einige  Erleichterung  der  Zufalle  Statt.  Am 
Morgen  des  12ten,  nach  einer  ziemlich  ruhigen 
Nacht,  schienen  alle  beunruhigenden  Symptome 
gewichen,  die  Respiration  war  nicht, mehr  so 
,8e hr  erschwert,  doch  hatte  die  Inspiration  noch 
einen  pfeifenden  Ton,  der  Husten  war  selten 
ner ,  aber  noch  trocken ,  indefs  die  Heiserkeit 
noch  bedeutend«  Schon  glaubte  die  Umgebung 
des  kleinen  Kranken  die  Gefahr  beschworen; 
aber  der  Puls  war  klein  und  schnell,  das  Ge- 
sicht sehr  blafs,  der  Kopf  heifs.  Jetzt  glaubte 
Seh  nicht  ferner  mit  dem  Kupfervitriol  fortfah- 
ren zu*  dürfen,  weil  er  fast  keine  Reaction 
hervorzubringen  schien,  und  die  Abführung  an- 
fing, dem  Kranken  zu  erschöpfen.  Es  schien 
lhir  deshalb  passend,  hier  einmal  die  von 
fKoczkowsky  neuerdings  so  sehr  empfohlene 
"ScfeHre&llebet  anwendenden  diiifbn;   und  ver- 


/ 


—     04     — 

i  _ 

ordpete  alle  2  Standen  2  Gran  derselben ,  find 
lief»  dabei  die  äufserlichen  Mittel  fortsetzen. 
Aber  die  Heiserkeit  ging  in  völlige  Stiinmlo- 
sigkeit  über,  das  Fieber  wurde  stärker;  Abends 
war  der  Puls  sehr  schnell  and  klein,  und  durch 
die  schnellen  and  kurzen  Athemzüge  wurde  der 
Brustkasten  nur  sehr  wenig  ausgedehnt;  der 
Husten  hatte  im  Laufe  des  Tages  ganz  aufge- 
hört. Ein  hinzugerufener  befreundeter  College 
▼erordnete  noch  einige  starke  Dosen  CalomeJ, 
und  setzte  eine  Moxa  auf  den  Hals.  Indessen' 
verbreitete  sich  die  lokale  Lähmung  bald  nach 
dem  Gehirn ,  und  todtete  den  kleinen  Kranken 
Abends  9  Uhr,  nach  dreitägigem  schweren 
Leiden« 

Leider  wurde  ans  die  so  sehr  erbetene 
Section  nicht  gewährt ,  die  wir  am  so  mehr  . 
wünschten ,  weil  das  zuletzt  gänzlich  fehlende 
Rasseln  beim  Athmen  uns  vermuthen  liefe,  dab 
sich  hier  kein,  oder  nur  ein  sehr  unbedenten- 
des  Exsudat  finden  würde.  Diese  Krankenge- 
schichte, die  ich  gern,  wie  sie  es  verdiente, 
in  ihrer  ganzen  Ausführlichkeit  wiedergege» 
ben  hätte,  wenn  ich  nicht  gefürchtet,  die  Ge* 
duld  der  Leser  zu  ermüden,  giebt  zwar  heia 
sehr  günstiges  Zeugnifs  von  dem  Nutzen  des 
schwefelsauren  Kupfers ;  aber  theils  ist  hier  so 
berücksichtigen,  dafs  dieses  Mittel  hier  nicht  i»f 
der,  mir  erst  später  als  so  nützlich  bekannt 
gewordenen,  starken  Gabe  gleich  im  Anfange 
angewendet  wurde ;  theils  aber  scheint  die  Ent- 
zündung von  solcher  Intensität,  und  die  Sen- 
sibilität dadurch  so  herabgestimmt  gewesen  zu 
seyn ,  dafs  es  gar  keine  Reaction  hervorzurn- 
ien  vermochte,  aufser  der,  welche  sich  durch 
eine  vermehrte  periatahische  Bewegung  u 


-—     65     -^ 

kennen  gab«  Ueberhaupt  aber  war  wohl  der 
rechte  Zeitpunkt,  einer  wirksamen  Behandlung 
versäumt ,  und' es  war  nicht  mit  Gewißheit 
auszumitteln,  wie  lange  dieser  Krankheitszu- 
stand vor  dem  Beginn  meiner  Behandlung  scbon 
gedauert  ha|>en  mochte;  vielleicht  auch  gehorte 
er  zu  den  nicht  seltenen  Fällen,  wo  durchaus 
keine  Behandlung  etwas  auszurichten  vermag. 
Denn  wo  sechs  und  dreifsig  Blutegel  innerhalb; 
vier  und  zwanzig  Stunden  bei  einem  dreijäh*' 
rigen  Kinde  keine  Zertheilüng  einer  Entzün- 
dung zu  bewirken  im  Stande  sind,-  ist  wohl 
noch  weniger  von  andern  innerlichen  Mitteln, 
wie  z.  B.  dem  Calomel,  zu  erwarten,  das  hier 
in  drei  Tagen  doch  wohl  nicht  anders,  als  durch 
die  bewirkte  Abfiihrung(  hätte  wirken  kpf nen, 
«welche  durch  das  Kupfersalz  ebenfalls  erreicht 
"wurde.  Uebrigeos  hielt  ich  es  für  Pflicht,  .auch 
den  ungünstigsten  FaU  initzutbeilen',  wenn  es 
eich  von  der  Prüfung  eines  neuen  Heilmittels 
handelt. 

2. 

Oskar  D.j  sechs  Jahre  alt,  blond,  hager, 
und  leücopn'legmatischer  scrophulöser  Constitu- 
tion, hatte  sch^fi  vier  leichte  Anfälle  des  Croupe 
in  früheren  Jähren,  durch  Anwendung  des.Ci*^ 
prum  sulphuricum  im  ersten  Stadium  glikplich 
überstanden.  In  der  Nacht  des  19ten  März  1830 
erlitt  er  aber  einen  heftigeren,  als  die  früheren 
Anfalle,  zu  dem  ich  erst  im  zweiten  Stadium 
hinzugeraten  wurde;  weil  die  Eltern  geglaubt 
hatten ,  dafs  die  ersten  Symptome*  eben  so 
leicht,  auch  ohne  Kunsthülfe  vorübergehen 
würden, .als  bei  den  früheren  Anfällen.  Es 
war  eine  Trächeitis,  deren  ^Beschreibung  ich 
glaube  übergeben  zu  dürfen,  und  führe  nur  an, 
Jenrn.  tlbtxK  B.  2.  St  E 


_     6ü     - 

daft  der  Kranke  acht  Blutegel  und  zweistünd- 
lich j  Gran  Cuprum  sulphuricuih.  erhielt,  wel- 
ches bis  zum  Abend  des  SOsten  fortgebraucht 
wurde,  worauf  sich  allmählich  hadi  .wiederhol- 
tem starken  Erbrechen,  alle  Croup- Symptome 
bis  auf  eine  geringe  Heiserkeit  und  Blässe  des 
Gesichts,  yertoren  ;*  Welche  bis,  zum  23sten, 
nach  dem  Gebrauch  eines  Saftes  aus  Sutpfiur* 
ititiaf.  äurant. "  mit  "Syrup.  Seriesäe , ,  gänzlich 
verschwunden  waren  .  Ich  muis  noch  bemer- 
ken ,  dafs  in  diesem  fall  der  Kupfervitriol,  au- 
sser Erbrechen ,  auch  einen  beträchtlichen  Spei- 

ehelfluis  erregte. 

'  ■  ■  ■     ■■  •  ■ .  ■  •    ..■■** 

-'.«!•«'  •.'.:  3.  ■■."'.         * 

»•  _ 

/"Karl  H. ,  ein  blondes,  dickes ^  fettes,  toH- 
iafliges'  Kind  von  einem  JahYe',  erkrankte  in 
der  Nacht  des  4ten  April  1830  ^  Croup'.  Als 
ich  gerufen  wurde,  befand  sich'  , der  kleine 
Kränke  schon  im  zweiten  Zeitraum*  ller'LaryiH 
gitis.  Die  Zufalle  waren  ohne  Vorbofeh  sehr 
plötzlich  eingetreten ;  das  Kind  lag  mit  Zurück- 
gebeugtem  Kopfe  und  hocbrothem  Gesicht  in 
der  Wiege,  athmete  langsam  und 'gnit  krei- 
schendem Tone,  -hustete  selten ^  abier  jedesmal 
mit  tief  bellendem  Tone,  war.  sjefb r  unruhig, 
^iroJUe  die  Zunge  nicht  zeigen,  schrie  mit  äu- 
fserst  heiserer  Stimme,  und  hatte  einen  schnei* 
len  harten  Puls.  Er  erhielt  vier  Blutegel  an 
den  Hals,  und  alle  2  Stunden  'J  Gran  Cupri 
sulpTiurici  mit. Zucker.  Nach  jcdgin  Pul rer  er- 
folgte Erbrechen  •"  acht  derselben  reichten  Sin, 
den  Husten  uaiT;  die  Hespirationsbesch werden 
zu  beseitigen.  Indessen  blieb  das  Kind'  noch 
heiser,  und  erhielt  deshalb  8  Gran  Scnwefel- 
leber  in  2  Unzen  Althaesjrup,  wovon  ihm 
zweistündlich  ein  TheelölFel  Toll  gereicht  würde* 


-     67    ~, 

Dieser  Saft  hatte  aber  nicht  die  günstig»  Wir« 
kung,  welche  ich  daron  erwartete;  die  Heiser- 
keit hielt  fast  bis  zum  lßteb  April  an ,_  und 
wich  erst  npcb  der  Anwendung  einet  Zugpfl*- 
eters  und  einer  Salmiak»olution, 

Alphons  D.  (der  Bruder  ron  No,  2.)  v  drei 
Jahre  alt.,  ein  lebhaftes,  aber  ebenfalls  blonden 
und  scrophulcises  Kind,  erlitt  plötzlich  am  13ten 
April  1830,   einen  Croup -Anfall,   zu  dem  ich 
erst  im  zweiten  Zeiträume  gerufen  wurde,    Es 
war  eine  Laryngitis,   die  ohne  Vorboten  mit 
grober  Heftigkeit  eingetreten  war;  die  RespU 
jration  hatte  einen  pfeüfenden,  und  der  Husten 
einen  mehr  krähenden  als  bellenden  Ton,    Er 
erhielt  sogleich  sechs  Blutegel    an   den  Kehl- 
kopf,  und  alle  2  Stunden  £   Gran   Cupri  mU 
phurici ;  jede  Gabe  brachte  ein  starkes  Erbre- 
chen zu  Wege.     Die  bedrohlichsten  Zufälle  Jie- 
Xsen  hierauf  bald  nach,  jedoch,  mufste  das  Mit« 
tel  bis  zum  löten  fortgesetzt  werden.     De  jetzt 
alle  Croup -Symptome  gehoben  waren,   ausge- 
nommen dafs  noch  etwas  Heiserkeit  Torhanden 
war,  der  Kranke  auch  stark  abführte;  so  wech- 
selte ich  nun  mit  der  gcbwefelleber  ab ,   wo* 
von   ihm  rile  %  Stunden   1  Gran  mit  Zucker 
gereicht  wurde,     Aber   auch   diesesmai  wurde 
keine  Veränderung   dieses  Symptoms,  obnge« 
aentet  eines  zweitägigen   Gebrauchs  derselben, 
erzielt;  deshalb  erhielt   der  Kranke  einen  Saft 
aus  Sulphw.  antim*  aurf  mit  Syr.  Sentgae,  be- 
stehend,   worauf  er  sich   rasch  besserte,   und 
am   20sten   yollkommen  genesen,    kräftig  und 
munter  aussehend,  entlassen  werden  konnte. 

E  2 


—     68     — 

5.  ■'  "■ 

Theodor  H.,  4  Jahre  alt,  ein  blonfler,  kräf- 
tiger, vollblütige*  Knabe,1  wurde  spät.  Abends; 
den  25steh  Octbr."  1830,  pl5tzlich  vop  Laryn- 
gitis befallen,  die  ich  Doch  im  ersten  Stadium 
in  Behandlung  bekam.  Ich  verordnete  deshalb 
sogleich ,  ohne  vorherige  Anwendung  der  Blut- 
egel, alle  2  Stunden  £  Gran  schwefelsauren. 
Kupfers.  Pat.  kam  nach  jeder  Dose  zu  stfu> 
kein  Erbrechen ,  und  war  am  folgenden  Tage, 
bis  auf  einige  Blässe  des  Gesichts,  vollkommen 
hergestellt.  .  '  .         . 

.  Der  Winter  von  1829  —  1830  wer  der 
Ent  wickekiag  des  Croups  aufs  er  st  günstig;  wor- 
an die  häufig  vorherrschenden  Nordost -«Winde 
Wohl.  Schuld  gewesen  seyn  mögen.  In  den 
feucht -.wärmen  Jahren  1831  und  1832  kam  in? 
dessen  der  Croup  bei  uns  seltener  vor;  w,enig4 
stens  hatte  ich  in  meiner  Praxis  -nur  Gelegen-; 
heitj  den  Pseudo-  Croup  zu  beobachten,  .  In 
den  Jahren  1833  und  £834  zeigte  sich  jtnei 
aber  wieder  häufiger. 


4      t 


.:     6. 

Richard  D. ,  6  Jahre  alt ,  ein  Starker  KnUbe 
von  lebhaftem  Temperament,  und  blonder  Farbe, 
erschreckte  seine  Matter  in  der  Nacht  vom 
27aten  zum  28sten  October  1833  durch  einen 
hohlen ,  dumpf  bellenden  Husten ,  weichet  mit 
einem  eigen thümlich  kreischenden  Geräusche 
beim  Einathmen ,  verbunden  war.  Die  Mutter; 
welche  nie  Croup  gehört,  und  daher  keine  Ahtt^ 
düng  von  der  Gefahr  hatte,  beruhigte  sich  da- 
mit, dafs,  weil  Pat.  am  torhergehenden  Tage 
schon  etwas  gehustet  hatte  und  heiser  war,  der 
Husten  und  das  besondere  Athmen  Folge  einer 


—     09.   — 

einfachea.Erkaltnng  seyf  und  nur  zufällig  eipetv 
solchen  b eisern  Ton' angenommen  haben  möchte« 
Sie  wandte  daher  einige  Hausmittel',  eine.  Ein*-? 
reibung  von  flüchtiger.  Camphersalbe ,    Chamü-. 
lenlhee    etc.    an,    und  band   ihm    ein  wollenes 
Tuch  4im  den  Halt.     Des  Kranke  schlief /zwar 
ein ,    hustete  aber  während  der*  Nacht  oft  noclL 
auf  jene  verdächtige  Weise.'     Weil  er  indessen: 
am   folgenden    Murgen  -.wohl  zu  aeyn   scbiehy 
schickte1 -ihn  seine  Mutter;  oh n geachtet  i  des  Ha* 
•teAS  und  der  Heiserkeit,  bei  sehr  rauhem,,  neb-^ 
lichten    Wetter  und  schaffen  Nordost- Winde*- 
in  die  Schule-,  aas  der  er,  mit  Fieber  behaftet^ 
wieder  nach  Hause  zurückkehrte.     Gegerid  Abend 
des  26sten  rwurde  Pat  indeüa  immer  kranker^ 
und  die  Symptome  hatten  «o  zugenommen,  dafa 
die  Motter   meine  ärztliche  Hülfe  in  Anspruch 
nah/n.    Es  war  7  Uhr  Abends,  als  ich  ihn  sah* 
ich  fand  eine  Tracheitis  ib  der  Akine  de*  streit 
teu  Stadiums,   und  die  Symptome  deuteten-  auf 
die  gröTste  Gefahr.    Die-  Respiration  schien  fast 
gänzlich   gehemmt,    die  Athemzüge  geschahen 
langsam,  mit  grofster  Anstrengung  und  Zurück* 
beugung  des   Kopfes,    das  Strangulation« -  Ge- 
räusch  beim   Einathmen,    war  sehr   laut,  und 
selten   nnr  erfolgte  noch  ein  kurzer,    trockner, 
tief  bellender  Husten;,  Pat*    warf  sich  unruhig 
umher,  lag  bald  auf  dem  Bauch,  bald  auf  den* 
Kücken,    verrieth    die    grofste  Angst,    konnte 
aber  keined  vernehmbaren  Laut  hervorbringen« 
Sein  Gesicht  war  aufgedunsen  roth,    die  glän- 
zenden  Augen   blickten   stier  aus  ihren  Höhle* 
hervor,'  und   schienen  sich  gewissermafsen . aus 
denselben  herausdrängen   zu  wollen;   die  Hitz* 
-war  grofs,  der  Puls  schnell,  voll  und  hart,  die 
Zunge  «ehr  roth;    der  Kehlkopf  wurde  bei  je- 
dem Athemxuge  stark  herabgezogen,  und  die- 


—    70    — 

•er^so  wie  die  Luftröhre,  schienen : gescfcttot* 
leii ;  und  waren  sehr  empfindlich  bei  de*  Be- 
rührung* Es  hätte  sich  also  wahrscheinlich 
schoo  eine  Laryngitis  fcur  Tracheitis geteilt 

Es  werde  sogleich  ein  Aderlaß  affijinken 
Arme  von  fast  drei  Tassen  Blut  Tönten  ötnmefl, 
irwölf;  Blütegel  ah  den  Kehlkopf  und  die  Ltift- 
tohre  flpplicirt  >  und  dem  Pat  ein  Brechmittel 
aus  5  Gran  Cuprum  sutphuricum%£itetehk>  Wel- 
ches indefs  nur  wenig  ausleerte,  dtrtl  daher  nach 
«wei  Stunden  mit  etwas  besserem. Erfolge  wie« 
derfcolt  wurde,  weil  bi*  dahin  kein  Bfaehlflül 
eingetreten  war«.  Zwar  war  nach,  dem  f wei- 
ten Breehmittel  einige  Erleichterung  fdaf  3le«pi- 
ratioa  erfolgt,  im  Allgemeinen  aber  der  An- 
stand wenig  gebessert  £s  wurden  um  11  Uhf 
poehmala  16  Blutegel  an  den  Hals /und  ein 
Vesicatot  in  den  Nacken  gelegt,  und  alle  Bwel 
fittmden  £  Gran  schwefelsauren  Kttptett  mit 
fcucker  gereicht  Nach  dieser  Adelten  Anwen- 
dung der  Blutegel .  wirkte  diese  geringere  Gabe 
de*  Kupfersalzes  schneller  und  kräftiger,  als  die 
früheren  grosseren  Dosen ;  und  kaum  war  nach 
dem  .  ersten  Paltet  ein  reichliches  Erbrechen 
fcrfotgt,  als  sich  die-  ganze  Scene  veränderte, 
tmd  nach  jedem,  folgenden  Pulver. dia  bedroh* 
Uehen  Symptom*  immer,  mehr  abnahmen*  Db 
fiespiration  verlor  den  kreischenden  Klang,  und 
Wurde  freier  und  » kräftiger »  der -Husten  loter, 
der  Kränke  bekam  wieder  etwas  Stimmfe,  und 
konnte  die  an  ihn  gerichteten  Fragen  beantwor- 
ten. Durch  das  Erbrechen  war  viel  einet  coa- 
gulirten  Schleimes  ausgeleert  worden.  Am  fol» 
gendeo  Morgen  war,  nachdem  die  Pulter  wäh- 
lend der  Macht  unausgesetzt  und  regelmäßig 
fottgebraucht  Waren,  auch  daa  Fieber  beseitigt» 


-    71    - 

und  ,  n^jr.  <j»pch  grpfre  Heiserkeit  übrig..  .Da 
keine  Stuhr^uftleeriing  jpifbfgV.  war/'so  erhielt 
jPat.  einige  Gran  Calomel, '.und  das  Zugpflaster 
wurde  in  EiterujDg  erbalten.,  'Weil  aber,  gegeji 
Abend  eine  kleine  Exacerbation  eintrat1,' 'mußte 
der  Kupfervitriol  wieder  angewandt,  und  wäh- 
rend der  Nacht  fortgesetzt  werden.  Am  fol- 
jgebden  Tage  (den  30sten)  waifen  alle.  Symptome 
Äik  auf'  etwa*«'  Heiserkeit,-  und  «inen  «war-  trok> 
ikenen^;  ..aber  doch  hell  klingenden  Husten, 
Blässe  wird  Mattigkeit,  gehoben1;-  und  dar  Pal. 
«wegen  des  steten  Brech  -  Erfolgs  sich  hartnackig 
weigerte,  die  Kupfer -Pulver  fortzunehmen,  so 
-erhielt  er  einige  kleine  Dosen  Calomel  mit 
Sulphur.  antimon.  aurat.,  und  in  den  feigen- 
den Tagen  Senegasßft  mit 'Goldschwefel;  wo- 
mit einige  Tage  fortgefahren- wurde.  Bei  die- 
ser Behandlung1  verlor  eich  :  aUmahlig  der  Hu- 
sten und  die  Heiserkeit  ;■  und«  bis  auinöten  No- 
vember hatte  sich  Pat.  wieder  vollkommen  erholt. 
•  ■  .» 

7. 

Derselbe  Kranke  wurde  am  Abend  des 
12ten  Januars  1834  abermals  plötzlich  von  ei* 
per  Laryngitis  befallen,  die  a}>er  bei  zeitiger 
Hälfe  durch  zwölf  Blutegel,  ein  Brechmittel 
aus  4  Gran  puprum  sufphuricpm ,  und  .  dem 
zweistundlichep  Nachgebrauch  dieses  Mittels, 
schnell  gehoben  wurde,  so  dafe  Pat.  am  löten 
wieder  vollkommen  genesen  entlassen  werden 
konnte. 

8. 

Am  27steo  April  d.  J.  erlitt  derselbe  zum 
drittenmal ,  aber  diesmal  einen  schwächeren 
Croup  -Anfa}l,   der  ganz  allein  durch  Cuprum 


—     72     —  ' 

sülfhuricum  gehoben  wtirde;  io ^atasf.fcät,  am 
3Östen  Yollkoinitien  .  wcibl.  entlassen'  werden 
Konnte.  Seitdem  ist  Ms  jetzt  JjTPbbi'aar ,1835) 
kelp  Anfall  der  Art'  wiedergekommen,     \ 

1  ■ 

..«.*....-■  t.       .      ■  ft  . 

.•-.■ii  ■ ■  > 

•  Wilhelm  M.,.6  Jahre,  alt,  ein  Monde», 
Bartgebautes ,  schwächliches  Kind,  befand  sich 
seit  etwa  acht  Tagen  unwohl;  er. hatte. einen 
.trocknen  Husten,  Schnupfen,  rothe  Augen,  und 
einen  rotben  Hautausschlag  gehabt  ,  .<den  ich 
nicht  gesehen  habe,  der  aber,  der . Beschrei- 
bung nach,  nichts  anderes  als  Masern  gewew 
-sen  seyn  konnte...  Am  Abend. des  Uten  Ooto> 
her  1833  wurde  der  Husten .  trocken»  und  bel- 
lend, die  Stimme'  heiser,  die  Respiration  pfeif- 
fend,  und  es.  stellte  sich  fieberhafte  Hitze  ein; 
wogegen  aber  erst  «m  13ten  October  Mittags 
Hülfe  gesucht  "wurde.*  Ich  fand  den  Kranken 
mit  aufgedunsenem  rothein  Gesichte,  und  zu- 
rückgeworfenem Kopfe,  unruhig  sich  umher* 
Wertend  im  Bette,  triefend  von  Schweif*.  Der 
Athejri  w.urc|e '/mit  Blühe  langsam  mit  lautein 
Pteiffen  eingezogen,  und  mit  rasselndem  Tone 
wieder  ausgestofsen ,  der  Husten  erfolgte  sel- 
ten, schwach ,' klang  heiser  -  pfeiffend  j 'tfie  das 
Krähen  eines  Hohnes,  mitunter  n elfter  röchelnd. 

■  mH  Sr 

der    Kehlkopf    würde    bei    jedem   Athemzuge 
*  stark  in  die  H3he ,  und  die  Rippen  eingesogene 
'Der' Puls  WaY   klein,    hart  und  'schnell ,    die 
Hitze  bedeutend ,  die  Zunge  trocken ,  die  Stim- 
me kaum  vernehmbar,  heiser;  die  Trachea  ge- 
.  seh  wollen,    heifs   oddeüipfindlich  bei  der  Be- 
rührung, Schmerz  im  oberu  Theil  der.  Brust,. 

Obwohl  ich   es  hier  mit  einer  bereits  Im 
dritten    Stadium    sich     befindenden    Laryngo- 


TracEieitls  zu  thun  hatte,  2a  der  sich  vielleicht 
schon   Bronchitis  gesellt  hatte, 'die  bisher  aus 
Unkenntnifs  der  Eltern   (deren  Sorglosigkeit  so 
weit  ging,   dafs   sie  den   schon   recht  kranken 
Knaben  noch  am  Uten  in  die  Schule  geschickt 
hatten)  aufs  Aeufterste  -  vernachlässigt  war,  so 
glaubte  ich  doch,  besonders  aus  diesem  Grande, 
noch  einer  Blutentziehung   antuenden   zu   mnV 
seq.   'Er   erhielt  also   sogleich  zwölf  Blutegel 
an' den  Hals,  und   gleich  darauf  ein  Brechmit- 
tel aus '  4  Gran  Cuprum  sulphuricum \   nachher 
aber  alle  2  Stunden  J  Gran  dieses  Mittels,  wo- 
durch kein  Erbrechen  bewirkt  wurde,  da  meine 
Vorschrift,  so  lange  mit  den  stärkeren  pulvern 
fortzufahren,    bis    dieses   erfolgt  wäre, '  leider 
nicht  befolgt  war,   und  ich  anderweitiger  be- 
deutender   Kranken   wegen,    nicht  bei  diesem 
bleiben   konnte«    Abends  war  wenig  Verände- 
rung erfofgt;   daher  nochmals   zwölf  Blutegel, 
4  Gran  Kupfervitriol,    welcher  diesmal  reichli- 
ches   Erbrechen    einer    schleimigen   Masse   be- 
wirkte, ein   Vesicator  auf  den  Hals,  und  eine 
Einreibung  von   Mercurialsalhe  in    den  Nacken 
und   die  Brust;    dabei   abwechselnd   mit  einec 
Sälpetersolution  alle  2  Stunden  \  Gran  ti es  Ku- 
pfersalzes,  welches  'jedesmal   Ausleerung  eines 
häutig  coagulirten   Schleimes    durch  Erbrechen 
bewirkte.     Am  14ten  war'  der  Husten  loser  und 
kräftiger,  mit  etwas  Schleiinauswurf,  die  Stim- 
me  freier,    die   Respiration    leichter  und  nicht 
no  pfefffend.     Wegen-  des  überhandnehmenden 
Erbrechens,     wurde    der    Kupfervitriol    ausge- 
setzt,   und   Pat.    erhielt    vou   Hepar.   sulphurtSr 
drachm.  ß.  Syr.  Senegae  unc.  (//zweistündlich 
1  Theelöffel  voll.     Das    Zugpflaster  wurde  in 
Eiterung  erhalten,   und  die  Einreibung  fortge- 


-     74     ~ 

$eizt  Arendt  war  .die  Respiration,  wieder  sebf 
beschwerlich,  stark  kreischend,  der  Husten  jt^iK» 
figer#  Jch^fBch,. trocken  um)  rasselnd,  die  Stimme; 
aufserst  heiser  und  schwach,  der  Puls  sehr 
schpell. und  klein.  Fat.  erhielt  nun  wiedeY$ft}n(äy 
Ji.ch  |  Gran-  Cuprujn  sulphuricum ,  .ein.  VesjcA-r 
tor  in.  deu  CJackeq.,  eiue  Einreibung  fle?  Brejqjfer 
Weinstein  salbe  in  den  obern  Theil  der  Brust, 
und  warme  joataplasmen  auf  den  Hab.  gs 
erfolgte  aber  jetzt  kein  Erbrechen  mebr.  /Am 
löten,  die  gröfste  Dyspnoe,  langsame +  -.raft? 
eelpde, /Respiration,  der  Husten  selten,  ^ftejbwach 
linjct  fcraljend,  der  Puls  klein,  schnell  und  au$- 
setzeod.,  das  Gesiebt  von  kaltem  Seh  weil**  ..tger 
fendy  die  j&ange  weifs  und  trocken,  kein/ Stuhl* 
gang,  wenig  und  schmerzhafte  Urinabsoo4e- ' 
jung.,  .Es  wurde  ein  Brechmittel  aus  .Tort.  jffjj? 
iiati,  Sülphuris  stibiati  ßur.  ana  grm  j.  R<*4t 
Ipecacuanh.  scrup.  ß  gereicht,  welches  ab/ff 
auch  nur  wenig  Ausleerung  eines  eiterartigen 
Schleime«  bewirkte;  alsdann  stiindllctt  %  (?rai) 
Moschus  mit  Sulphyr*  antim.  aur.  Mittags  itieg 
die  Dyspnoe  aufs  höchste,  der  Puls  sehr  schnall» 
kleip  unfl  äufserst  unregelmaTsig,  der.,  I^uajten 
fast  ganz  gehemmt :  Rec,  Calpmel,  Sulphvr.  «pi- 
tijnQfl*  Qur.  ana  gr,  j.  Camphprqe  gr*  £.  Sao- 
chari  m  gr.  p.  m.  s.  zweistündlich  1  Pulrer. 
Abend  Respiration  und  Husten  röchelnd,  der 
Puls  noch  schneller,  kleiner,  unregelmäßiger, 
nicht  zu  zählen  und  kaum  fühlbar,  starker 
Schweifs,  das  Schlucken  gänzlich  gehemmt» 
Nachts  verschied  Pat.  bei  vollkommenem  Ber 
yrufstseyn. 

Bei  diesem  Krapkeq  erfolgte  der  Todre*- 
muthlich  durch  Paralyse*     Es  wurde  mir  nur 


-    75      - 

f eatattet ,  den  Lnrynx  und  die  Trachea  xu  SAU 
neu.  .Die  Knorpel  des  Larynx  waren  etwjia^ 
aber  sehr  schwach  geröthet,  äufserlich  schief* 
ffof  denselben  ein  lymphatisches  Exsudat  aus« 
geschwitzt  zu  seyn,  welches  auch  die  Trachea 
bedeck  tp,  diese  war  offenbar  geschwollen,  .aber 
ungefärbt,  die  Schleimhaut  des  Larynx  und. der 
Trachea  V$r  sehr  dick,  weich  und  aufgejokr 
kert,  aber" weife,  und  einige  injicirte  Gefhlse, 
Waren  die  einzigen  Zeichen  einer  Torherge- 
gangenen Entzündung.  Aber  aus  der  Oeffndn£ 
der  Luftröhre  drang  eine  grofse  Menge  eijerar- 
tigen  Schleimes,  Womit. auch  die  Bronchien  an- 
gefüllt schienen.  Es  hatte  hier  also  wahrschein- 
lich eine  in  Eiterung  übergegangene  Entzün- 
dung des  Larynx  der  Trachea  und  der  Bron- 
chien Stritt,  gefunden ,  die  sich  wohl  in  Folge 
einer  in  ihrer  Entwickeln?  gestörten  exanthe- 
ma tischen  Dyscrasie,  aUa  durch  Metastase,  0(jle* 
vielmehr  Metaschematismu*  der  Masern  enU 
wickelt  haben  mochte.  Üb  .dadurch ,  dafs  man 
von  Anfang  an  mehr  auf  die  Beförderung  der 
Bautthätigkeit  gewirkt  bat««,  die  Catastroph* 
verhindert  worden  wäre,  ist  jetzt  schwer  aus« 
eutnilleln,  und  lasse  ich  dahingestellt  seyn; 
glaube  aber,  dafs  die  augenscheinlich  vorhan- 
denen Symptome  der  Tracheitis  die  Vorzüg- 
lichste Berücksichtigung  finden  muhten*  Die* 
ser  Fall,  obgleich  er  unglücklich  endete,  be- 
weist doch  ,  trotz  der  Vernachlässigung,  und 
des  Vorgeriicktseyns  desselben,  einige  günstige 
Einwirkung  des  Kupfervitriols. 

Fünf  Tage  darauf  erkrankte  der  jünger« 
Bruder.  Gustav,  an  den  Masern,  welche  indefa 
hei  diesem,  da  er  bester  behandelt  wurde,  t*r 


i-     76     -- 

gehhafsig'  verliefen;  welche  aber  die  Veraro- 
ihung  vermehren,  dafs  auch  der  ältere  Bruder 
die  Masern  gehabt  balle. 


»••  * 


;       •         10;  .: 

h  m 

Ein  Jahr  darauf  wurde  dieser .  6ustaV  M„ 
ein  blonder,  nun  vierjähriger  Knabe,  am  20sren 
April  1834  von  einer  Laryngitis  befallen,  wel- 
che, mit  grofser  Heftigkeit  auftrat,  aber  durch 
6  Blutegel,  ein  Brechmittel  aus  4  Gran  Ko« 
pfervitriol  und  den  zweistündlichen  Nachge» 
brauch  dieses  Mittels  in  der  Gabe  von  £Grsn, 
in  wenigen  Tagen  wieder  hergestellt, .         .' 


11. 


.k 


Heinrich  Seh.,  4  Jahre  alt,  ein  brünetter, 
kräftiger,  vollblütiger  Knabe,  wurde  am  28ste 
September  1834,  Abends  10  Uhr,  plötzlich,  ohne 
Vorboten,  von  einem  tiefen  bellenden  Hosten 
befallen,  der  von  einer  pfeifenden  Respiration, 
grofser  Heiserkeit,  Angst  und  Unruhe  begleitet 
war;  das  Fieber  war  stark,  die  Haut  triefe 
von  Schweifs.  Es  war,  als  ich  ihn  aah,  eilt 
Laryngitis  im  zweiten  Stadium.  Patient  er> 
hielt  sogleich  8  Blutegel  an  den  Hals,  und  4 
Gran  Cuprum  sulphuricum,  und  nachdem  dftr 
ses  hinreichend  Erbrechen  bewirkt  hatte, -tili 
2  Stunden  £  Gran  desselben,  die  aber  keie  Er* 
brechen  weiter  erregten.  Zwar  verlor  ikfc 
nach  dem  Brechen  augenblicklich  der  Croup*!* 
des  Hustens,  und  das  Strangulationsgerioatl 
des  Aihems;  weil  aber  der  erstere  am  folgen- 
den Tage  wiederkehrte,  erhielt  Pat.  abermals 
8  Blutegel  und  4  Gran  Kupfervitriol,,  wekkt 
diesmal  ein   noch  stärkeres  Erbrechen  bewuar 


—     77     ~ 

ten,  als  das  erstemal.,  hierauf  verloren  sich 
-aber  auch  alle  Croup -Symptome  gänzlich;  in- 
dessen nahm  der  Kranke  aus  Vorsicht  Doch 
bis  zum  Abend  alle  2  Stunden  3  Gran  des  Ku- 
pfersalzes.  Am  folgenden  Tage  war  er  völlig 
genesen. 

12.        - '"  ' 
1 

Cäcilie  Seh.,  4  Jahre  alt,  ein  zartes  blon- 
des Kind,  erlitt;  am  30sten  September  -1S34 
Nachts  einen  plötzlichen  Anfall  .von  Laryngi- 
tis. Nach  einem  durch  4  Gran  Cuprum  sul- 
phuricum ,  bewirkten  starken  Erbrechen^  ver- 
lor sich  der  Groupton  des  Hustens  und  das 
Strangulationsgeräusch  augenblicklich,  und  nach 
dem  zweistünd  liehen  Fortgebrauch  desselben 
Mittels,  binnen.  24  Stunden  auch  die  Heiserkeit 
und  alle  übrigen  Croupsymptome. 

13. 

Wilhelm  K.,  l£  Jahre  alt,  ein  brünettes* 
starkes |  vollblütiges  Kind,  wurde  am  .föten 
October  1834  des  Abends  von  einer  heftigen 
Laryngitis  befallen.  Da  die  Erstickungszufälle 
sehr  drohend  waren ,  erhielt  er  sogleich  4  Gran 
Cuprum  sulphuricum,  das  schnell  einigemal  Er- 
brechen bewirkte,  worauf  die  Beklemmung  aur 
gen  blicklich  nachlief».  Da  aber  die  übrigen 
Croup -Symptome  fortdauerten,  wurden  dem 
Pat.  6  Blutegel  an  den  Hals  gesetzt,  und  alle 
2  Stunden  £  Gran  Kupfervitriol  gegeben;  die 
wiederholt  Erbrechen  erregten,  wodurch  'dann 
am  folgenden  Tage  der  Sturm  gänzlich  fce^ 
schworen  war. 

Aas  diesen   Beispielen  wird  man  ersehen 
haben,    dafs    das    Cuprum   sulphuricum   zwar 


~    78     ~ 

-tiirJbt'  in  allen  Fallen  das  Leben  zu  erhalte* 
Terinöchte,  in  einigen  sogar  nicht  einmal  ei« 
nige*  Wirksamkeit  zeigte,  indem  es  gar  keine 
fieaction  hervorrief*  dafs  dieses  aber  auch  nur 
in  solchen  der  Fall  war,  die  wahrscheinlich 
jedem  anderen  Mittel  und  jeder  Methode  ge? 
trotzt  haben  würden.  Man  gewahrt  aber  auch 
daraus,  dafs  dieses  Mittel  in  der  Mehrzahl  der 
Falle  sich  höchst  wirksam  bewies;  und  we- 
sentlich dazu  beitrug,  den  Croup  zu  beben; 
ohne  dato  in  einem  einzigen  Falle  irgend  eint 
Nachkrankheit  sieb  zeigte,  die  man  der  Auf- 
wendung1 des  Kupfers  zuschreiben  konnte»  Im 
"Gegentheil  befanden  sich  sämintliche  geheilte 
Kranke,  nach  Beseitigung  des  Croups ,  bald 
wieder  vollkommen  wohl,  und  ungesch wacht. 
Diese  Fälle  zeigen  aber  auch,  data  <Ke  Brechen 
erregende  Wirkung  meistens  noth wendig  war; 
und  man  deshalb  wohl  tbut,  im  Anfange  gleich 
zuerst  eine  stärkere  Dosis  desselben  zu  geben, 
um  diesen  Zweck'  zu  erreichen.  Ich  zweifele 
auch,  nicht,  dafs  beim  Fortgebrauch  des  Ku- 
pfervitriols sich  die  nachbleibende1  Heiserkeit 
und  die  übrigen  mehr  catarrhalischen  Sympto^- 
me,  welche  sich  io  einigen  Fällen  noch  einige 
Zeit  nach  der  Beseitigung  des  Croups " erhiel- 
ten ,  verloren  haben '  würden.  Da  ich  aber 
hoffte,  diese  Symptome  mit  milderen  Mitteln 
entfernen  zu  können ,  so  mochte  ich  nicht  ohne 
Noth  mit  einem  so  stark  wirkenden  Mittel  fort- 
fahren. Auch  hatte  ich  nebenbei  noch  die  Ab- 
sicht, das  oft  gerühmte  Hepar  sulphuris  an 
'diesen  nachbleibenden  Symptomen  zu  prüfen; 
welche  sich  aber,  wie  man  bemerkt  haben 
wird ,  stets  als  völlig  unwirksam  erwiesen  bat, 
so  dafs  Salmiak,  Goldschwefel  und  Senega  dar- 


—   rö   — 

in  mehr  leisteten,  als  jenes  Mittel.  Wenig- 
stens fühle  irb  in  den  gemachten  Erfahrungen 
keine  Aufforderung,  dasselbe«  als  Hauptmiltel 
im  Croup  zu  versuchen. 

Da  der  Croup  in  seiner  höheren  Ausbil- 
dung stets  von  einer  Sehr  activen  Entzündung 
begleitet  ist,  so  glaube  ich  nicht,  dafs,  man  in 
solchen  Fällen  ohne  Blutentziehung  ausreichen 
würde;  und  einige  meiner1  Beobachtungen  zei- 
gen nur  zu  deutlich,  von  welchem  grölten 
Nutzen  diese  waren,  so  dafs  selbst  das  Ku- 
pfersalz oft  erst  als  Brechmittel  wirkte,  nach- 
dem durch  hinreichende  Blutentziehung  die  Sen- 
sibilität wieder  einigermaßen  erweckt  for- 
den war* 

.  .Nach  dem  Mit  geth  eilten  glaube  ich  also 
das  Cuprum  sulphuricum  abermals  als  eis 
höchst  wichtiges  Heilmittel  im  Croup  empfeh- 
len zu  dürfen;  jedoch  mit  der  Einschränkung, 
dafs  man  es  nicht  für  f  ein  untrügliches,  für 
sich  allein  allemal  hinreichendes  halte,  -und  an- 
dere eben  so  wichtige,  oft  unentbehrliche, 
Mittel,  als  Blutentziehungen,  Zugpflaster  etc. 
vernachlässigen  dürfe ;  sondern  diese  'vielmehr, 
um  die  Wirkung  des  Kupfersalzes  zu  unterstützen, 
oft. höchst  nothwendig  sind;  dasselbe,  jedoch  in 
leichten  Fällen,  zumal  im  ersten  Zeiträume, 
zuweilen  für  sich  ausreichen  kann ,  .die  be- 
drohlichen Symptome  zu  beseitigen.  .  Bei  der 
Behandlung  des  Croups  mufs  man,  wie  bei  je- 
der anderen  Krankheit,  individualisiren ,  uud 
so  kann  es  Fülle  geben,  z.  B.  wenn  neben  ei« 
Her  Tracheitis  gleichzeitig  eine  Bronchitis  vor- 
handen ist,  wo  der  Kupfervitriol  nicht  nur 
nichts  leistet,  sondern  vielleicht  nächlheilig  wer- 


_    90    - 

den  kann,  und  ei  zweckmässiger  ist,  Calomel 
anzuwenden.  In  den  meisten  Fällen  einer  ein- 
fachen Laryngitis  wird  man  aber  mit  dein  Er- 
folge der  Anwendung  des.  Cuprum  sufpjiuricum 
Eufrieden  seyn. 

Ick  erlaube  mir  also  schlietslich  den  Wunsch 
auszusprechen ,  dafs  sieb  mehrere  meiner  Her- 
ren Collegen,  durch  vorstehende  Erfahrungen 
beistimmen  lassen  mögen,  das  schwefelsaure 
Kupfer  durch  eigene  Beobachtungen  zu  prü- 
fen; und  schmeichele  mir  mit  der  Hoffnung, 
dafs  dieses  Mittel  dadurch  immer  mehr  Aner- 
kennung finden  werde»  Zu  wünschen  wäre  es 
aber  auch,  dafs  alle  damit  abgestellten  Ver- 
suche, sie  mögen  nun  günstig  oder  ungünstig 
ausfallen,  veröffentlicht  würden;  damit  durch' 
Vergleiohung  und  Vervielfältigung  der-  Beob- 
achtungen ein  bestimmtes  Resultat  erlangt  wer- 
den mochte.  Daher  verspreche  ich  auch,  dafo, 
wenn  sich  mir  dieses  Mittel,  bei  häufigerer 
Anwendung  desselben ,  nicht  mehr  so  nützlich 
beweisen  sollte ,  ich  dieses  gewissenhaft  und 
offen-  zur  Kenntnifs  meiner  Collegen  bringen, 
und  freimüthig  meinen  früheren  lrrlhum,  und 
die  Täuschung,  worin  ich  vielleicht  (wenn  mir 
auch  jetzt  kaum  denkbar)  befangen  gewesen 
seyn  möchte,  gesteben  werde;  denn  nur  durch 
Wahrheit*« kann  unsere  Wissenschaft  gefördert 
|t  werden!  — 

Nachträglich  scheint  mir  die  Bemerkung 
nicht  überflüssig,  dafs  die  Mehrzahl  der  von 
mir  am  Croup  behandelten  Kinder  von  blonder 
Farbe,  viele  scrophülös  waren,  und  kein*  der- 
selben das  sechste  Lebensjahr  überschritten  hatte« 
Meistens  fand  das  Erkranken  beim  Nordostwind« 


■     l  ■      •  m       • 


-     81     - 

und  »eiskalter  Witterung  Statt,  «*  aber  mck  bei 

Kord  -  und  Südwest- Winden.  Einmal  hatte  ich 
Gelegenheit,  den  Croup  bei  einem  Pferde  zu 
beobachten;  im  Frühjahr  1833  wurde  nämlich 
•ins  meiner  Pferde  ron  den  charakteristischen 
Symptomen  des  Croups  ergriffen,  der  Husten 
und  die  pfeifende  Respiration  glichen  aufs 
ahnlichste  denselben  Erscheinungen  bei  Kin- 
dern. Durch  einen  starken  Aderlafs,  wie  ein» 
durch  die  Nasenlöcher  eingespritztes  Brechnuß 
tej  nnd  Maren*  wurde  es  gerettet»:  \4- 


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Jown.LXXXI.B.2.St 


_     82     — 


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UI. 

Pr  a'k  t  is "che     M  i  s  c  eil  eri 

von 

Dr.  Neuber, 

Stadtpbysikos   so  Apenrode* 


Glückliche  Heilung  von  heftigen  Krämpfen,  weh 
ehe  das  Mittel  zwischen  Epilepsie  und  CatQr 

lepsie  hielten. 


Mßie  Kranke,  ein  zartgebautes,  und  überdies 
verzärteltes,  5  Jahre  altes  Mädchen  gebildeter 
Eltern,  hatte  eine  sehr  überspannte,  empfind- 
same Mutter,  die  seit  etwa  4  Jahren  Wittwe 
war.  Während  sie  mit  der  Patientin  schwan- 
ger ging  9  verlor  ihr  Mann ,  aus  einer  unbe- 
kannt gebliebenen  Ursache,  den  Verstand,  and 
später  das  Leben  bei  Gelegenheit  eines  Schiff- 
bruchs. Die  Mutter  hatte  also,  während  sie 
die  Kleine  ausbildete  und  ernährte,  viel  Kum- 
mer und  Sorgen;  dessenungeachtet  blieb  diese 
lange  anscheinend  gesund.  —  Längere  Zeit 
vor  ihrem  Erkranken  wurde  ihr  mit  siedendem 


—     83     -, 

Wasser  der  Hinterkopf  in  der  Gegend  dee  hin* 
fern  Lappens  des  groben  Gehirns,  verbrannt* 
Die  Haare  gingen  dapelbst  aus,  und  die  nett 
entstandenen  waren  etwas  dunkler  geworden, 
als  die  übrigen  sonst  blonden»  —  Iodeh  hatte 
sie  w?der  sogleich  nach  diesem  Vorfall*  noch 
bald  nachher,  an  irgend  einem  Zufalle  gelitten, 
der  einen  ursächlichen  Zusammenhang  dessel- 
ben mit  den  späterhin  auftretenden  Zustand 
hätte  Tefmuthen  lassen«  — 

Als  ich  die  Kranke  am  liten  Juni  cum  er« 
atenmal  sah,  war  sie  etwa  ein  Jahr  lang  krank 
gewesen.  Die  Zufälle  äusserten  sich  auf  fol- 
gende Weise:  Mitten  in  ihrem  Spielen  wurde 
das  Mädchen  still ,  und  fing  an  zu-  taumeln« 
Als  später  das  Uebel  zunahm,  verlor  sie  je* 
desmal  das  Bewufstsejn  und  fiel  zu  Boden»  — 
Gegenwärtig  waren  die  Anfalle  sehr  heftig,  und 
während  derselben  wurden  die  Glieder  steif 
und  die  Augen  auf  mancherlei  Weise  verdreht* 
Die  Dauer  derselben  war  verschieden,  doch 
selten  hielten  sie  länger  als  eine  Minute  an.  — - 
Im  Augenblicke  aes  Aufhörens  wurde  der  Athem 
röchelnd,  es  trat,  wenn  der  Paroxysmua  stark 
gewesen,  etwas  Schaum  vor  den  Mund,  und 
die  Kleine  schlug  dann  plötzlich  die'  Augen  auf, 
war  völlig  bei  sich,  und  lächelte  die  Umste- 
henden freundlich  mit  einem  leidenden  Blicke 
an.  — -  Das  Athemholen  war  in  den  Anfällen 
überhaupt  sehr  beschwert,  so  dafs  das  Gesicht 
ganz  roth  wurde;  nach  dem  Anfalle  war  sie 
dann  immer  sehr  blafs.  —  Im  Ganzen  hatte 
sie  ein  kachektisches  Ansehen  #  und  der  Unter- 
leib war  etwas  aufgetrieben«  In  Folge  der  frü- 
hem sehr  heftigen  Paroxysmen  war  die  ganze 
rechte   Seite  etwas  gelähmt  worden;  in  dem 

F  2 


—     84     — 

f 

Pafft*  und  dem  Beine  fialte  eich  mdefs  die  Läh- 
mung Frieder  verloren;,  allein  im  Arm  und  dei 
Hand   war  ein  triebt  unbedeutender  Grad  der- 
selben zurückgeblieben,   so   dafa   sie  dieselben 
nur    wenig*  gebrauchen    konnte;    auch    waren 
diese  Theile  kälter  und  blauer ,  als  die  der  eni- 
gegen  gesetzten  *  Seite.     Am   Pulse    dieser  Seite 
konnte  indefs   keine  Abweichung  wahrgenom- 
men  werden*    Die  Anfälle   stellten  :>sich  oft  in 
24  Stunden  40  bis  50  mal  ein*   —  »Von  dem 
bisherigen   Arzt   waren  mancherlei  krampfstil- 
lende Mittel  angewendet  worden,* und  eir  hatte 
zuletzt  das  Uebel  für  unheilbar  erklärt»  i—  Ob. 
gleich'  ihr  niemals  Wurmer  abgegangen"  waren, 
so  richtete  ich  dennoch ,  bei  dem  Mangel  jeder 
andern   Indicatiou,    zunächst    meine- Aufmerk- 
samkeit auf  möglicher  Weise  vorhandenen  'VVunn- 
reiz.  —  Ich  verbuchte  demnach  vemrlst'en  Juni 
bis' zum  löten  Juli   fast  alle   bekannte -wirksa- 
men Mittel  gegen  Spuhl-,  Madeö-  und  ßänd- 
wüiiner,    wechselnd    mit    starken    drastischen 
Abführungen,  während  ich,  um  die  Kräfte  zu  er- 
halten, unausgesetzt  Stahlbäder  gebrauchen/ eine 
nahrhafte,    leicht  verdauliche  Diät  führen,  und 
den   Genufs   der  freien   Luft   beobachten  ^iefi; 
aber  diefs  alles  ohne  den  mindest  öd  Erfolg,  in- 
dem sich   auch  nicht  die  entfernteste  £pur  von 
Wurmabgang    zeigte.   —     Jetzt  enUcblofs  ich 
mich  zu  innern  unmittelbaren  Einwirkungen  auf 
das  kranke    Nervenleben    selbst,    obgleich    ich 
auch  schon  gleich  anfangs  zwischen  den  Wurm- 
mitteln Moschus  in  ziemlich  grofsen  Gaben  ge- 
geben hatte.    Vorzüglich  wendete  ich  das  wei- 
fte Zinkoxyd  und    den   Kupfersalmiak  in  stei- 
gender Gabe,  ersteres  bis  zu  5  Gran,  letzteres 
bis  zu  \  Gran  an,  oqd  fuhr  damit  bis  zum  2tea 
August  abermals  ohne  allen  Erfolg  fort»  — 


,-     85     ~ 

m 

1  >.  Von  Neuem  macht?  .ich  einen  Versuch,  mit 
der  Herreschwandschen  Methode  gegen*  den 
J3and wurm  (unter  den  frühem  Mitteln  war  auch 
die  Yogler'tche  versucht  worden)  und  verband 
damit  Tabacksklystiere ,  allein  eben  an  venr 
geblich.  — . 

Vom  7ten  Auguit   an   griff  ich  zur  Bella- 
donna ;  indem  bis  zum  27sten  August  das  Pul» 
ver  des  Krautes  viermal  täglich  gegeben  wurde, 
'anfangs  zu  £  Gran,  zuletzt,  nämlich  vom  25sten 
August  an,  zu  b  Graden  pro  Dosi',  so  dafs  sie 
8  Tage  lang  täglich  20  Gran  erhielt.  —  Zuerst 
gab   ich   sie  allein,  dann  mit  Cajeputöl  bis  zu 
3  Tropfen   auf  einmal,    und   zuletzt   auch  mit 
Ipecncuanha.     In   Allem  waren  89  Gran  Bella- 
donna   verbraucht     worden  \    dessenungeachtet 
zeigte    sich    im.  Allgemeinen  ■  nicht   nur   keine 
.Besserung;  'Sondern   die  Krämpfe   stellten  sich 
Am   2ten  .September   mit -ungewöhnlicher  Hef- 
tigkeit ein,   und  iiberdiefs  Würde' ihr  Ansähen, 
das  sich  eine  Zeitlang,  besonders  während* des 
:  Gebrauchs  Her  Stahlbäder,  gebessert  hatte,  wie- 
der schlechtem,  euch  nahm  die  Haut  eine  gelb- 
liche  Fqrb'e   an.     Das  einzige    Gute,    was  die 
Belladonna    noch  zu  leisten  schien,  War,  dafs 
die  Augenkrämpfe  sich  während  ihres  Gebrauchs 
minderten.   —  'Uebrigens  zeigten  sich,  ■  aufser 
Pupillenerweiterung,     auch    keine     eigentlichen 
Vergiftungszufälle,  wie  denn  überhaupt,  unge- 
achtet der  zarten  Constitution  der  kleinen  Kran- 
ken,  sich   eine  ungewöhnliche  Unempfänglich- 
keit   gegen    die '  stärksten  Reize   bei  ihr  zeigte, 
namentlich    auch   gegen   die  kräftigsten   drasti- 
schen Abfiihrungsmittel; 

Zum    drittenmal,     und    zwar    naeh    einei 
Consultation  mit  Hrn.  E.  iL  W.,  kehrte  ich  tut 


-    86 

2;  Tod  Wurmmitteln  zurück,  und 
töYck'scben  Lattwerge  mit  Zusatz  to« 
Eisen  und  Zittwersaamen,  wechselnd  mit  Kly^ 
Stieren  von  Graswurzeln  in  Milch  gekocht.  Et 
"ging  viel  Schleim  ab  •,  sonst  blieb  aller  beim 
Alten ,  nur  in  der  zeitlichen  Vertheilung  des 
JBLrämpfe  schien  sich  eine  Veränderung  söge« 
.tragen  zu  haben,  indem  die  Kranke,  z.  B»  am 
6ten  September, .  frei  von  denselben  blieb;  de- 
fix  aber  am  7ten  desto  heftiger  u&4  anhalten-* 
der  befallen  wurde,  -~  Den  8ten  erhielt  sie 
eine  Abführung  aus  12  Gran  Calomel  and  2 
Skrupel  Jalappej  welche  nun  einen  Stuhlgang 
bewirkte!  Die  Anfalle  aber  wurden  heftiger, 
..als  je,  und  das.  Ansebn»  besonders .  auch  der 
Blick,  immer  kranker,  —  Das  Bewubtsejrn 
fehlte  Stunden  lang»  die  Kranke  war  ganz  steif, 
und  dam  Starrkrampf  najbe;  dabei  das  Gesicht 
toth  und  aufgetrieben,  Yor  dem  Mund  stand 
.Schaum,  derAtbem  war 'dabei  röchelnd  und  mit 
feinem  ängstlichen  Stöhnen  begleitet,  —  Der 
.Pulsschlag  fehlte  oft  ganz,  und  wenn  «er  tu 
.  fühlen  ,  ßo  war  er  zurückgezogen  9  fein  ym.  ein 
Seiqeofaden  und  höchst  unordentlich.  Die  Au-* 
/gen  standen  offen  und  verdreht,  die  Pupille 
war  unter  dem  ober»  Augenliede  verborgen«  — • 
loh  griff  nun  zum  Jsand  in  gro/sen  Gaben^ 
indem  ich  eine  Mischung  aus  zwei  Unzen/ des* 
-  selben ,  dem  nötbigen  Eigelb  und  acht  Unzen 
Chamilienwasser  yerschrieb ,  und  mit  dem  Ge- 
brauch no<$  wahrend  des  Krampfanfalls  anfen» 
gen  und  stündlich  1  Efslöffel  roll  nehmen  lieb. 
—  Nach  den  drei  ersten  Löffeln  voll  wurden 
die  Krämpfe  heftiger,  als  aber  ö  genommen 
waren,  minderten  sie  sich.  Die  Nacht  wer 
erträglich,  allein  am  14ten  Vormittags  trat 
abermals  ein  heftiger  Anfall  ein»    Neben  dem 


—     87     — 

A*and  liefe  ich  die  Eisenbäder  (eine  Unze  GI&* 
hui.  martial.  auf  jedes  Bad)  -wieder 'in  Anwen=» 
düog  bringen,  —  Anfangs  erregte  die  Asand- 
milch  Erbrechen,  welches  sich  aber  bald  ver- 
lor. —  Sie  wurde  nun  regelmäßig  fortgesetzt» 
doch  war  der  Kranken  täglich  nicht  mehr,  als 
6  Eßlöffel  voll,  beizubringen.  — •  Indefs  nah- 
men yon  nun  an  die  Anfälle  an  Zähl  und  Hef- 
tigkeit ab,  und  am  21sten  Septbr.  war  sie 
sehon  yon  Mittags  bis  Abends  8  Uhr  ganz  frei 
geblieben.  —  Den  fürchterlichen'  Geschmack 
etwas, zu  verbessern,  änderte  ich  die  Mischung 
dahin  ab,  däfe  >  2  Unzeq  Asand  mit  Eigelb* 
vier  Unzen  Zimintwasser  und  vier  Unzen  Po« 
meranzenschalen  «*  Syrup  gemischt  wurden ,  wo- 
von sie  stündlich  1  Efsloifel  voll  nehmen  sollte» 
Allein  am  23sten.  waren  die  Krämpfe  wieder 
häufiger,  und  ich-  liefs  nun  auch  Umschläge 
von  2  Unzen  Asand,  der  nothigen  Menge  Ei-* 
gelb  und  einer  Drachme  Baldrianöl  auf  Leih* 
Wand  gestrichen,  über  den  Unterleib  machen*  •— 


_      •      0  * 


Pen  25sten  klagte  sie  über  Leibschmerzen« 
wie  wenn  sieh  'Würmer  im  Leibe  bewegten. 
Die  Ausdünstung  der  Umschläge  schien  die 
Krämpfe  zu  vermehren.  —  Vom  27sten  an 
liefs  ich  zu  -jedem  Bade  J2  Hände  voll  Knob- 
lauchzwiebeln setzen.  —  Jetzt  schien  etwas  In- 
termittirendes  bemerkbar  werden  zu  wollen, 
mit  andertägigen  Typus ;  ja  am  30sten ,  wo  ihr 
Zustand  bis  Mittags  sehr  gut  war,  stellte  sich 
Frostschauer  mit  heftigen  Krämpfen  begleitet, ; 
ein,  dem  Kopfschmerz v  freiwilliges  Erbrechen, 
und  hierauf  (Nachmittags  4  Uhr)  ruhiger  Schlaf 
folgten ,  in  welchem  indefs  ihre  Gestalt  bis  zum 
Erschrecken  leichenhaft  war.  —  Nach  dem' 
Erwachen  stellten  sich  abermals  Krämpfe  ein« ' 


—     87     — 

Sk  erhielt  von  7  Uhr  Abends  an  stündlich  eint 
*on  6  Pulvern,  deren  jedei.  10  Gran  Zucker, 
2.  Gr.  Moschus  -  und  2  Gr.  Kampher  enthielt; 
Um  9  Uhr  wer  sie  wieder  wohl,  in  der  Nacht 
hatte  sie  einigemal  Krämpfe;  *  Den  lsten  Ok> 
Äobqr  blieb  sie  frei,  den  2ten  stellte  sich  um 
Slittag  unter  denselben  Erscheinungen  ,  wie  am 
3Qsten  SeptbiLt  ein  ▼  eilig  ausgebildeter  Fie* 
beranfall  ein*;  Während  dessen  die  Krämpfe  sie* 
benmal  wiederkehrten«  Nach  dem  Fieber  war« 
den  die  Pulrer  fortgesetzt.  Den-  -3tea  erhielt 
sie'  von  3  Pulvern.,  deren. jedes,  ans  8  Gr.  Ca* 
Jomel,  10  <}r.  ,Gutti ,  und  20  Gr.  Jalappe  be- 
stand, zweistündlich  eins,  aach  denen  sie  eh* 
mal  .schleimig:.: sich  erbrach*  und  mar  zwrt 
wäfsrige  Oeif nungeh  hatte.  4-  '  Den  4ten  hätte 
sie  während  des  Fiebers  keine,  nach  dem  An« 
falle  aber  siebenmal  Krämpfe.  — -  In  den  fofc 
genden-  Tagen  '■  nahmen!,  die  Krämpfe,  sichtlich 
ah,  und  .das.  Ansehen  .besserte  eich.-  Um  die. 
hier  rieiiaicht  tbäiig  geworden^.  Hcdlkreft  det 
Natur  nicht  zu  stören,  liefs  ich  einige  Tagein» 
nerlich:  nichts  nehmen,  tind  allein  das  Bad  fort- 
setzen.. — i  Brst'  vom  -Ute»  4h  gab.  ich  wiesle* 
12  der  obengenannten  Pulrer,  in  zweistiindlfe 
eben.  Gaben,  und  da-siet  über  Uebelkeit  klagte, 
am  13ten  ein  Brechmittel,  aus  2  .Gr.  Breche 
Weinstein,  15  Gr.  Ipecacuanha,  eine  halbe  Unze 
Meerzwiebelhonig .  und  anderthalb  Unzen  Gha- 
millenwasser,  viertelstündlich  zu  1  Eblöflel 
voll,  wonach  sie  4  mal  sehr  zähen  Schleim  aojK 
leerte. 

Von  nun  an  blieben  Fieber  und  Krämpfe. 
aus,  während  die  gelbe  Farbe  sich,  rerlor,  und 
Ansehen  und  Habitus  sich  immer  mehr  besser« 
teil.  —  ..Den.  iöten  wurden  die  Pulrer  noch- 


—     80     — 

mala  erneuert,  und  da  der  Leib  noch  stete  et* 
was  aufgetrieben  war,  so  liefc  ich  vom  30rten 
Octbr.  an ,  jeden  Morgen  1  Weinglas  toII  See- 
wasser trinken ,  nachdem  das  Brechmittel  in  et- 
was stärkerer  Gabe  wiederholt  worden  war, 
und  sie  durch  sechsmaliges  Erbrechen  vielen 
Schleim  ausgeleert  hatte.  —  Vom  Isten  No* 
vember  an  erhielt  sie  dreimal  täglich  Tropfen 
von  Tinet.  nervina  Bestuchefii.  —  Am  24stea 
wurde  mit  10  Gr.  Calomel  und  2,  Skrupel  Ja* 
läppe,  abgeführt  — -  Vom  6ten  December  an 
ein  kalt  bereiteter  Aufgufs  Ton  einer  halben 
Unze  brauner  China  zu  sieben  Unzen  Colatur, 
vermischt  mit  einer  .Unze  Syrup*  Cort,  Au- 
ranUy  dreimal  täglich  zu  1  Efslöffel  roll,  ge- 
geben. Es  ging  während  des  Gebrauches  des- 
selben mit  dem  Stuhlgänge  viel  zäher  Schleim 
ab,  weshalb  am  Uten  Abends,  und  am  12ten 
Morgens,  jedesmal  ihr  Calomel  und  Jalappe 
gereicht  wurde.  — r  Sie  war  nunmehr  so  weit 
hergestellt,  dafs  nur  noch  Schwäche  und  Kraft* 
losigkeit  in  dem  gelähmten  Arm,  der, stets  et» 
was  kälter,  als  der  andere  war,  znriickblieb ; 
um  auch  dieses  Uebel  zu  heben ,  empfahl  ich 
Thierbäder  und  Einreibungen  von  Bau  de  Luce* 

4 

Die  Genesung  war.  dauernd ,  doch  weifs 
Ich  nicht,  ob  sich  die  Schwäche  im  Arme  je- 
mals ganz  verlieren  wird.  —  Etwas  Eigen- 
tbumllches,  ich  mochte  Sagen,  Schmachtendes, 
blieb  in  ihrem  ganzen  Wesen,  besonders  in 
ihrem  Blick,  zurück. 


1 


-    90    — 

•  •    .'  ■  2,  •  •    . 

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intermitten$.  "■■ '   J 


IJL'.UJ  f.        * 

*  ■       ■  »        ■    ^ 


Der  Kranke,  ein  Gärtner  Ton  45  Jahren} 
Straffer  Faser,  und  schon  seit  mehreren^  Jahren 
liy  einem  lieberleiden  kränkelnd,  wurde  vod  ei* 
nejn  nicht  deutlich  entwickelten  dreitägigen  Fie* 
ber  befallen,  welches  in.  ein  anhaltende«  Fieber 
überzugeben  die  Neigung  hatte.  — «■  Von  deni 
bisher  ihn  behandelten  Araste  hatte  er  ein»  Auf* 
lösung  ron  Eoptr,  Taraxaci.  bekommen;  —«» 
Am  26sten  August  Vormittags  war  NnphleA 
vorbanden,  gegen  Mittag  trat  indefs  die.  $tei« 
gerqog  mit  Umher  werfen,  heftigein  Kopfschmerz 
und  stillem  Irrereden  ein.  —  Während  der 
Kopf  brannte,  waren  die  Gliedmaßen  nur  an* 
türlich  warm,  Durch  ein  10  Minuten  dauernd 
des  Fufsbad ,  Abkühlen  des  Kopfs  durch  Schwe» 
feläthe*  und  kalte  Umschläge  ron  Sseig  und 
Wasser,  wurden  die  Zufälle  gemässigt,  und  ei 
folgte  Abends  Nachlafs,  dem  aber  gegen  iB* 
Nacht  eine  zweite  Steigerung  folgte,  die  mit 
noch  heftigem  Störungen  des  sensoriellen  Le^ 
bens  begleitet  war;  dabei  wurde  der  ziemlich 
schnelle  und  Tolle  Puls  sehr  schwankende  IMt 
kalten  Umschläge  wurden  erneuert,  Senfteig 
an  die  Waden  gelegt,  und  um  Z Uhr  Naoht* 
%  Gr,  Mohnsaft  mit  Zucker  gereicht.  —  .  Ahv 
bald  stellte  sich,  mit  Nachlafs  aller  Übeln  Zur 
fälle,  ein  dreistündiger  Schlaf  ein.  —  Zum  Ge- 
tränk diente  bald  Reifs w asser,  bald  Fliederthee, 
Nach  dem  Fufsbade  hatte,,  er  erst  einen  ge- 
wöhnlich scheinenden,  und  etwas  später  einen 
wäfsrigep,  sehr  übelriechenden  Stuhlgang  bekom- 
men. —  Den  27sten  Vormittags  TÖUiger  Nach- 


-     9t     - 

lab.  Pal,  nahm  halbstündlich  Wien  Skrupel 
CorU  Ghin,  reg.  und  fdnf  Grau  Salmiak  mit 
Franzwein.  •»—  Erst  Abends  um  8  Uhr  stellt« 
eich  eine  Fiebersteigerung  ein,  welche  schou 
um  10  Uhr  durch  Schweifs  entschieden  wurde» 
Währelid  des  Anfalls  Fliederthee,  —  Von  10 
bis  2  Chr  Hörgens  Schlaf,  dann  bis  7  Uhr  Un- 
ruhe. -~  Den  28sten  fühlte  Pat,  sich  sehr 
schwach  und  sein  Blick  war  stier«  Bei  dein, 
fleifsigen  Fortgebraucb  des  Weins  erhielt  er  eine 
Abkochung  von  einer  Unae  Gort.  Ckin.  Peruv* 
cur  Colator  ron  eilf  Unzen  mit  Salmiak  und 
Chamillenextract,  stündlich  zu  1  Efsloffel  roll« 

—  Mittags  eis  er  einen  .halben  Teller  roll 
Fleischbrühe  mit  Appetit  —  Nachmittags  wurde 
der  Puls  schneller/  die  Wärme  grüfser,  daher 
der  Wein  ausgesetzt  wurde.  Um  ö  Uhr  leichtes 
Erbrechen  einer  sauren  Flüssigkeit,  um  6  Uhr 
der  Fieberanfall  stärker  als  früher,  mit  grober 
Heftigkeit,  starker  Hitze,  Unruhe  und  Delirien. 

—  Um  10  Uhr  1  Gran  Opium  mit  10  Gran 
Zucker«  Hierauf  am  29steo  too  1  Uhr  bis 
6 .  Uhr  Morgens  Schlaf  unter  anhaltendem 
Schweifte,  welcher  bis  Vormittags  8  Uhr  fortr 
dauerte.  — *  Das  Nervensystem  schien  sehr  an- 
gegriffen. Der  Puls  weich,  mäfsig  roll  und 
mäfsig  geschwind;  dabei  häufiges  Stöhnen,  — 
Von  8  Uhr  an  wurde  der  Athem  freier  und 
ruhiger >  P&t.  befand  sich  so  gut,  dafs  er  eine 
Pfeife  rauchte.  — *  Die  Chinaabkochung  wurde 
fortgesetzt,  und  zum  Getränke  Melissenthee 
empfohlen,—  Abends  vermehrte  Wärme,  Durst 
und  Schweifs,  verordnet  $Gr,  Opium.  Während 
der  Nacht  zum  30sten  unterbrochener  Schlaf.  Der 
Puls  Vormittags  etwas  schnell  und  hart,  die 
Haut  vermehrt  warm,  der  Blick  wieder  etwa« 
stier»    Diese  Übeln  Symptome  nahmen  den  Tag 


i 


—     W2     — 

aber  mehr  und  mehr  so;  bis  NaahQilttagt.um 
5  Uhr,  mit  sehr  schmerzhaftem^ Druck  in  der 
Magen*  und  Lebergegend,  welche  beim  Beta- 
sten einige  Härte  zeigte,  ein  Fieber -Paroxys- 
mun  eintrat ,  bei  dem  jedoch  der  Kopf  frei 
Hieb«  -»  Da  die  OefTnung  s*eit  36  Stunden 
fehlte ,  so  wurde  ein  eiui'aches  Kiystier  gesetzt, 
und  innerlieb  Ton  2  Gr.  Galomel  mit  Zucker 
jede  Stunde  eine  Gabe  gereicht.  — -  Abends 
10  Uhr  war  die  Haut  noch  trocken,  da  Pat 
Aber  ruhiger  geworden,  liefe  ich  vorläufig  die 
Pulver,  von  denen  er  zwei  genommen  hatte, 
aussetzen.  Nach  einem  zweiten  Klystier  wa- 
hren mehrere  starke,  gallige,  sehr  übelriechende 
Stuhlgänge  erfolgt.  —  Schlaf  von  4  bis  7  Uhr, 
dann  .abermals  Oeffnung.  —  Am  31steo  Au- 
gust, an  dem  sich  ein  Paroxysmusvou  3  Stun- 
den unter  keinen  ungewöhnlichen  Zufällen  ein- 
stellte, erhielt  er  dreiviertelstündlich. 2  Skrupel 
Cort.  Ghin*  reg.,  und  Morgens,  Mittags  und 
Abends  2  .  Gr.  Galomel.  In  der  Lebergegend 
liefe  ich  eine  Salbe  von  Rec.  Ungt*  einer*  LA» 
Tiim.  voldU  camphorat.  ana  unc.j*  OL  Terebinth. 
dr.  »/•  M.  S.  einige  Mal  einreiben.  —  Zum 
Getränk  Haferschleim.  Es  stellten  sich  noch  7 
schleimig- gallige  Stühle  ein.  —  Den  lsten 
September  war  nach  einer  ruhigen  Nacht  der 
Puls  langsam,  die  Gesichtsfarbe  besser,  d#r 
Leib  weich  und  schmerzlos.  —  Die-  China 
wurde  dreiviertelstündlich  fortgesetzt;  — ■•  Abends 
stöhnte  er  viel,  die  Zunge  war  sehr  trocken, 
mitunter  Schlaf.  —  Drei  Gr.  Mohnsaft  mit  Zuk- 
ker.  —  Die  Nacht  war  erträglich,  den  2ten 
Morgens  die  Zunge  feucht,  noch  immer  stark 
belegt,  der  Puls  fieberfrei;  —  zweistündlich 
wurde  1  Efslöffel  voll  von  folgender  Abkochung 
genommen:    Rec.    Decoct.    Cort*    Chin.  fusc. 


—    y3    — 

une.  viij.  (ede  une.  j  parat.)  Extr*  Card,  he» 
nedi  drachms  ij.  Kali  acetic*  unc.  ß.  M.  — 
Zum  Essen  *1?1  eisebb  rüb«  mit  Reifs  und  Korr 
bei.  —  Jär  war  einige  Stunden  aufser.  Bette» 
*— -  Abends  erfolgte  eine  natürliche  Oeffoung. . « 

Dea  Sten  Sept.  Aufser  Leblosigkeit  und 
Starrheit  des  Blicks,  alles  erwünscht.  —  Zu* 
Vorbeugung  des  Fiebers  Nachmittags  3  Uhr 
2  Gr.  Mohnsaft  mit  Zucker.  —  Die  Chinaab- 
Jtechung  wurde  fortgesetzt.  —  Vom  öten  an 
dieselbe  dreistündlich. .—  Jn  den  folgenden  Ta- 
gen schwollen  die- Füfse  Abends,  und  er  klagte 
über  allgemeine  Schwäche*  —  Um  einen  Rück- 
fall zu  verhindern ,  wurde  .vom  7ten  bis  8ten 
JSept.  Nachmittags  3  Uhr  eine  Unze  Pulv.  Cor?» 
Chin.fusci  mit  Syrup.  Cort*  AuranU  in  Latwergen» 
form  Tbeelöffelweise  genommen,  und  dann  3 
Gr.  Opium*  Dessenungeachtet  klagte  er  am 
9ten  über  Kälte  in  Händen  und  Fü&en  9  und 
bekam  .Abends  allgemeinen  Frost,  —  2  Gran 
Mohnsaft*.  Er  schlief  hierauf  die  Nacht  ruhig 
unter  starkem  Schweift.  — * 

Den  Uten  Abends,  Ziehen  in  den  Glie- 
dern und  Kopfschmerz.  -^  Daher  den  12ten 
jede  Stunde  -zwei  gehäufte  TbeelöfFel  voll  yon 
der  erneuerten  C^inalatwerge.  Abends,  etwas 
Hitze,  Klingen  und  Brausen  in  den  Obren 
bis  Nachts  12  Uhr,  alsdann  Schlaf.  —  Den 
13ien,  unter  Kollern  im  Leibe  2  Stühle.  Abends 
2  Gr.  Opium,  und  Nachts  ungestörten  Schlaf. 
—  Den  14ten  Nachmittags  4  Uhr  2  Gr.  Mohn- 
aaft.  —  Er  war  Ton  12  Uhr  bis  Abends  6  Uhr 
aufser  dem  Bette.  —  Den  löten  sehr  erwünscht, 
etwas  Durchlauf.  —  Den  16ten  reine  Zunge, 
noch  etwas  beschleunigter  Puls.  Von  einer 
Abkochung    von    4  Unzen  brauner    China  zu 


—     94     — 

16  Unfeen  Colatur  zweistündlich  1  Tasse  roll; 
»n  deren  Stelle  den  22sten  Septbr.  eine  andere 
von  2  Unzen  China  zu  8  Unzen  Colatur,  mit 
2  Unzen  Pomeranzenschalen «-  Sjrup,  and  2 
Drachmen  Extr.  Quassiae  dreimal  täglich  sa 
1  Efslöffel  roll  trat.  —  Gegen  Fuftgeschwulst, 
Reibungen  mit  durchräucherten  Flanell. 

Den  24sten  Sept.  Abends,  vermehrte  War- 
me, Schweifs  und  aufgetriebener  Unterleib.  —  ■ 
Die  Chinaabkocbung  ohne  Quassienextract  — 
Als   die  Härte  im  Unterleib    nicht  schwinden 
Wollte,    wurde  am   27sten  Septbr.  verordnet: 
Rec.  Kali  acetic.   Mettag.  Gramini* ,   Taraacan 
ana  unc.  ß.  Aquae  Menth,  pip.  unc.  vj.  Extr, 
*ühei  drachm.  ij.  Spir»  sulph.  aether.  draehnu  /■ 
M.  D.  S.  Dreimal  täglich  1  Efslöffel  voll;  — 
zum  Einreiben  flüchtiges  Liniment  mit  grauer 
Quecksilbersalbe.    —     Den    30sten    gegen  die 
Nacht  grobe  Angst  und  Hinfälligkeit,  er  meinte, 
die  Geschwulst  der  Leber  beim  Liegen  auf  dem 
Rucken  deutlicher,   als  bisher  zu  fühlen;  äo- 
fserlich  war  keine  Veränderung  wahren  nehmen. 
Da  die  Solution  mit  Rhabarberextract  ihm  nicht 
woblthat,  so  erhielt  er  sie  ohne  denselben» 

In  der  Nacht  zütn  31sten  ,  starker  Schweife 
und  schleimiger  Bedensatz  ini  Harn,  mit  gre- 
iser Erleichterung,  Verbesserung  des  Habit« 
und  des  Pulses,  welcher  langsamer  und  freier 
wurde,  aber  mit  Zunahme  der  Fufsgeschwoist 
—  Abends  9  Uhr  den  lsten  Octbr.,  Beklom- 
menheit, Kälte,  Irrereden,  welche  Zufalle  die 
Nacht  hindurch  anhielten.  —  Am  2ten  Mor- 
gens Schlaf,  feuchte  Haut,  —  dreimal  täglich 
Calomel.  —  Den  3ten  Octbr.  Erweichung  und 
Verminderung  der  Lebergeschwulst,  Geschwulst 
in  der  Gegend   des  Kreuzbeins«  — -  Das  Calo- 


—    94     - 

ftiel  tvurde ♦  nachdem  4  Gaben  genommen,  Atit» 
gesetzt  ,  dagegen  Abends  8  Uhr  2  Gr.  Opium« 
-—Den  fyeo,   nach    eine*  guten  Nacht,   alle 
Krankheitserscheinungen  im  Abnehmen,  die  Ge- 
schwulst der  Leber  nur  noch  unbedeutend,  die 
in  der  Gegend    des   Kreuzbeins»    so  wie  die 
der  Füisej    fast  verschwunden*  Puls  fast  nor- 
mal* —    Die  Solution  wurde   fortgesetzt*  — ■ 
und  nach  dessen*  Verbfauche *  am  6teri  Octo- 
her,   eine  Mixtur  Tön..  Salmiak,  Extraöt.  Sa- 
ponariae  Und  Aq  Menth*  piper.  verordnet*  um 
dreimal  davon  taglich  1  Efsloffel  roll  zu  nehmen« 
—  Zum  Einreiben  jfljichtiges  Liniment  mit  Kam- 
pher. —  Wegen  eines  gelinden  Speichelflusses 
ein  Fufsbad*  und  zur  Verhütung  der  Wieder- 
kehr des  Fiebers  |  jeden  ändern  Abend  2  Gran 
Opium  >  vom  Uten  an  aber  nur  1  Gr.  —  Den 
löten  Nasenbluten,  in  Folge  von   Schnupfen'; 
Fliederthee  mit  einer  Kleinigkeit  Rum.  —  Den 
2laten    catarrhalische*   Husten:    Hafersehleim; 
zum  Einreiben   auf  der  Brust  Und  am  Halse, 
eine   Salbe  von  Liniment*  Volat  unc.  /.    Ungt. 
einer,    drachm.  y.   M»    —     Anfangs  Novem- 
ber, stellten    sich    nächtlich,    ohne    dafs    der 
Kranke   dadurch    belästigt    wurde,   Vermehrte 
Wärme    und   Schweifs    ein;    gegen    die   klei- 
nen   Ueberbleibsel    der    Fulageschwulst,    rieth 
ich  Waschung  mit  Branntwein,   und  bei  Fort- 
setzung   dieser    erfolgte   völlige   Genesung  des 
Kranken. 


a 


—   i>ß   — 

3. 

Gute    Wirkung    des  frischen    Schierlingssaftes 
(  Conti  maculati)  beim  Scirrhus  der  Brust. 


Die  Kranke  war  eine  verwlttwete  Dame 
von  30  Jahren,  sehr  reizbarer  Gemüthsart,  und 
eu  hysterischen   Krämpfen  geneigt.  —    Milch« 
Stockung ,  Kummer ,  und  sehr  aufgeregte  Sinn« 
lichkeit  schienen    die  Gelegenheitsursachen'  des 
Uebels    gewesen    zu  seyn,   das  seinen    Sitz  in 
der  rechten   Brust  hatte.    In   derselben  fanden 
sich  mehrere    einzelne,   aber  noch  bewegliche, 
Verhärtungen  ,  in  welchen  Pat.  heftige  stechende 
und  fliegende    Schmerzen    empfand ,    die.  sich 
selbst  dep  Achseldriisen  mittheilten.   Die  Kranke 
hatte  sich  zur  Operation  entschlossen ,  da  indeut 
ihr  allgemeines  Befinden  nicht  sehr  geeignet  dazu 
schien ,  so  wurde  der  Versuch  einer  etwa  mog* ' 
liehen   Zertheilung  der   Verhärtung  unternom- 
men, und  dazu  vorzugsweise  der  Schierling  in 
mancherlei  Formen  innerlich  und  äufserlich  an- 
gewendet, in  der  letzteren  Anwendungsart  auch 
in  Verbindung  mit  Belladonna  ;    aber  erst  ab . 
man   zum  alleinigen   innern    und   äufseren  Ge- 
brauch  des  frisch    ausgeprefsten  Saftes  schritt, 
Ton  welchem  sie  innerlich  zuerst  1  Theelöifel, 
und  nach  und  nach  bis  zu  1  Efslöffel  roll  jeden 
Morgen  bekam,  zeigte  sich  eine  heilsame  Wir* 
kung,    indem  sich  der  Skirrhus   dergestalt  ein- 
weichte und  verkleinerte  ,   dafs  die  beabsichtigte 
Operation  ganz  aufgegeben  werden  konnte«  — - 


—     97     — 

4. 
Wasarfenchel  in  der  entzündlichen  Lungen$uchU 


Ein  unverheiratetes,  wohlgebilctetes  Mäd- 
chen von  20  Jahren ,  das  bisher  als  Hausmäd- 
chen gedient  hatte,  litt  seit  längerer  Zeit  an 
phthisischen  Zufällen.  Ein  schlanker  Wuchs, 
flügetförmige  Schultern ,  hochrothe  Wangen 
und  Lippen,  eine  feine,  weifse,  durchsichtige 
Haut,  weifse  Zähne,  ein  schönes  lebhaftes 
Auge,  mit  blendend  weifser  glänzender  Binde»* 
haut  und  einem  lebhaften  Blicke ,  beurkundeten 
die  Anlage  zur  entzündlichen  Lungensucht 
(Phthisis  floridai).  Sie  war  kurzathmig,  er- 
schöpft hei  der  geringsten  stärkeren  Bewegung,, 
besonders  beim  Treppensteigen  und  dem  Er- 
steigen einer  Anhöhe ,  und  fast  beständig  mit 
Husten  geplagt.,  der  meistens  trocken,  zuwei- 
len aber  von  einem  eiterartigen ,  mitunter  blu- 
tigen Auswurf,  begleitet  war«  Zugleich  litt  sie« 
an  hysterischen  Zufallen,  die  öfters  in  stunden- 
lang anhaltende,  fast  klonische  Krämpfe  über- 
gingen,* und  wobei  das  BewnXstseyn  oft  gänz- 
lich schwand.  — 

Bedeutende  Schweifte  und  Durchfall  ubn* 
ren  iudefs  nicht  zugegen,  dagegen  aber  stellte 
sich  jeden  Abend  ein  fieberhafter  Zustand  ein. 
—  Patientin  bekam  passende  Nahrungsmittel 
und  eine  Abkochung  des  Isländischen  Mooses 
in  Milch.  Gegen  die  hysterischen  Anfälle  wurde 
Biebergeil,  und  Abends  Mohnsaft  gereicht.  Doch 
mufste  dies  letztere  bald  wieder  ausgesetzt  wer- 
den, weil  es  die  Brustbeschwerden  verschlim- 
merte. — 

Vom  Januar,    wo.  ich  die  Kranke  in  Be- 
handlung bekam,   bis  zum   24sten  März,  war 
Joarn.  LXXXl.  B.  2.  St.  G  - 


■■N     -     *     98     — 

ihr  Zustand    erträglich,    nur  dafs    der   Holten 
and  der  -  eiwrartige  Aaswarf  fortdauerten..    4»_-* 
dem  genannten   Tage  aber    warf  sie  Blut  au«, 
ohne  dafs  übrigens  ihr  allgemeiner  Zustand  da- 
durch  verschlimmert    worden  wäre.     Dar  Aus- 
wurf war  völlig   schmerzlos,    und  *s>  zeigten* 
•ich    keine    betendem  Zufalle  in  seiner:  Beglei- 
tung.'   Mit  den  Regeln  schien  er  in  keiner,  Be- 
ziehung zu  stehen,  wei>  dieselben  $4  Tage  frü- 
■  her  in  der  gehörigen  Farm  da  gewesen  waren. 
-— -  Es  wurde  .unter  diesen  Umständen-  (riebt»  in 
dem  Kurptao  geändert.  —  Den  7teb  April  tra- 
ten uuter  Fieberschauern    und    mit  Verttefcrtem 
Hiffiteaund  unblutigem  Auswarf  die  Hegeln  ■st?'  i 
geborige o  Zeit  wieder  ein ,    und  vertiefen  was'    > 
gewöhnlich.   —    Den    24»ten    April    erntfueri»  ', 
sieb  der  Blutauswurf  und   «  afeaHdn  aäcar  Iry-  , 
tterisebe  Krämpfe  ein.     Jetzt  ward»  «eben  der 
bisher  befolgten  Behandlung  der  Wauerfenchel 
in    Anwendung  gebracht,  und  ▼»■  dVonelb» 
ohne   alle  Beimischung  täglich-  düebul  10  0 
gereicht.  ■-—    Die   günstige   Wirkung  war  t 
geoacbeinlicb ,   und   nachdem  derselbe  fast  i 
ganzen  Sommer  hindurch    gebraucht''  worden, 
konnte   die  Kranke,    als  hergestellt^ 


•*     W     -* 


V  I. 


IV. 

Beobachtungen 

TOB 

«rahrscbeinlicher  Uebertragong 

des 

Rotzes  der  Pferde  auf  deit 

Menschen. 

Von 

Dr.  Fr.  S.  Alexander, 

Prot  Med.,  Dirigent  des  Königl.  Imtroctionf-Hotpkali 


sn  Utrecht,  Bitter  des  Löwen -Orden«  etc. 


Uafs  sich  einige  Krankheiten  von  Thieren 
dem  Menschen  mittheilen  können  ,  hat  die  Er- 
fahrung von  der  Hydrophobie ,  dem  Milzbrand, 
der  Vaccine,  und  Von  noch  mehreren  anders 
sattsam  erwiesen*  — *  Bei  andern  Thierkmnir 
heiten  zweifelte  man  aber  bisher,  ob  sie  a*e 
auf  Menschen  übertragen  werden  könnten. 

So   scheint  es,   dafs  man  lange  im  Zwei- 
fel war,  ob  der  Rotz  der  Pferde  sich  auch  de* 
Menschen  mittheilen  könne.     Dagegen  hat  aber 
schon  Hemer  behauptet :  „der  Rotz  der  Pferde 
Heckt  Menschen  an."  *) 

*)  Journal  der  pr,  Heilkunde    1822.  3.  SU  M& 

G2 


—    100    — 

""  ßniotsori  *)  verdanken  wir  TJereits  mehrere 
hieber  gehörige,  sehr  interessante  Wahrneh- 
mungen ,  —  an  sie  mögen  sich  die  nachfolgen- 
den Beobachtungen  anschliefsen ,  welche  ich  zu 
sammeln  Gelegenheit  hatte. 

,  1. 

J.  G.  C  W. ,  40  Jahre  alt^  früher  Apo- 
theker -  Gehülfe  x  später  Lanziefc,  wurde  bei 
dem  Krankenstalle  des  Regiments  mit  der  Ver- 
pflegung von  einigep  rotzigen  Pferden  beauf- 
tragt. — ■  Am  7ten  April  1829  meldete  er  sich 
krank,  wurde  bei  seinem  Corps  bis  zum  13ten 
behandelt*  und  dann  in  das  Instructions  {»Hos- 
pital'aufgenommen.  Seine  Hauptklage  besfand 
darin ,  dafs  er  seit  einiger  Zeit  von  rheumati- 
schen Schmerzen  geplagt  sey,  —  er  hustete 
häufig,  athmete  nur  kurz  und  mühsam,,  schien 
aber  diese  letztere  Beschwerde  nuY  wenig  zu 
achten.  Auch  brachte  man  in  Erfahrung,  daft 
er  schon  seit  einiger  Zeit  gekränkelt,  «ich  Blut- 
egel gesetzt  und  im  Vertrauen  auf  seine  pharnia- 
ceu tischen  Kenntnisse  Arzneien  eingenommen 
habe.  Sein  Korper  verrieth  eine  frühere  lokr 
kere  Lebensweise;  bei  einem  schwächlichen 
Ausgehen  deutete  derselbe  auf  eine  Constiiutio 
tymphatica.  —  Man  konnte  den  Körperbau  bei? 
nahe  zart  nennen  ,  das  Temperament  nervös. 
Das  Gesicht  war  bleich  und  gelb,  das  Auge 
matt,  der  Körper  abgezehrt,  die  Brust  einge- 
fallen. Die  meisten  Verrichtungen  waren  nor- 
mal; doch  litt  die  Ernährung,  obsebon  der  Ap- 
petit sehr  gut  war.    Der  Puls  war  meist  klein 

*)  On  the  glanders  in  the  human  Suhject,  by  John  EU 
Hot  so  n,  M.  D.  —  Medico  ~  Chirurgie,  franstet,  pub- 
lisked  by  the  Med,  and  Chirurg.  Society  of  London» 
Tot  XVI.  1830.  p.  171.  sqq. 


—   ioiv  _ 

und  schnell.  Bei  der^  wegen  Klage  über  Sduuftlv 
zen  in  den  Gliedern ,  angestellten  Untersuchung; 
fand  man  an  den  Armen  und  Beinen,  mehrere 
ungleiche  Geschwülste,  namentlich  eine  am 
Vorderarm  in  der  Nähe  des  Ellenbogens,  eine, 
andere  am  linken  Knie,  und  eine  dritte  auf  der 
linken  Wade,  welche  die  freie  Bewegung  die« 
ser  Theile  erschwerten,  schmerzhaft,  elastisch 
anzufühlen  und.  von  unveränderter  Hautfarbe  wä- 
re o.  Einige  Zeit  wurden  sie  sich  selbst  überlasse*, 
Dachher  aber,  da  sie  unverändert  blieben,  mit  ei- 
ner Auflösung  Von  SpiriU  Saponato  -  CamphoratuM 
in  Wasser,  laufoinentirt,  —  Innerlich  gebrauchte 
der  Kranke  abwechselnd  ein  Decoct.  uiUhaeaa 
oder  Salep  c.  Vino-  stibiato  und  Syrupo  D[a60^  . 
diu  —  Anfangs  Mai  verringerte  sich  das  Brust* 
leiden,  mit  der  Ernährung  ging  es  .aber  nicht 
besser.^  Die. Kräfte  nahmen  mehr  und  mefaüt 
ab,  und  es  fite  Ute  p  sich  starke  Nachtschweifs$ 
ein.  Das  Zahnfleisch  blutete  sehr  leicht*  Et 
wurde  mit  den  genannten  Deinulcentibus  fort- 
gefahren ,  und  zwischendurch  Tinct-  aromaticct 
acida  gegeben.  Die  Geschwülste  wurden  mit 
den  genannten  Fomentationen  ferner  behandelt; 
an  dem  Arme  wurden  sie  beträchtlich  kleiner; 
blieben  aber  im  Uebrigen  unverändert,  '  Zwi- 
schendurch wurde  einige  Tage  keine  Arznei 
gereicht,  und  der  Kranke  erhielt  dann  bloC» 
eine   kräftige   nahrhafte  Diät. 

Zu  Anfang  Juni's  wurde  das  Unguentm 
Uydrargyri  cum  Oleo  Olivar.  in  die  Geschwül- 
ste eingerieben,  wodurch  sich  einige  sehr  vor« 
kleinerten,  andere  ganz  verloren.  Eine  der« 
selben  am  Bein  wurde  aber  sehr  schmerzhaft 
und  vergrößerte  sich;  sie  wurde  nun  mit  einem 
erweichenden  Umschlag  bedeckt,  und  am  Uten 


»t 


—    102    — 

■ 

Juni  mit  Lapis  causticus  geöffnet ;  aus  der  Oeff- 
ftung  flob  viel  blutiger  Eiter.  Das  Geschwür 
wurde  mit  Decoct.  Cort*  Peruv.  und  einer  So* 
lutio  aluminosa  verbunden ,  bisweilen  Chino^ 
fulver  mit  ein  wenig  Campher  eingestreut.  In- 
nerlich erhielt  Pat.  China  mit  Liehen  Islandicus» 
Später  gebrauchte  er  wieder  Salep  mit  A.q% 
Carvi  Und  Tinct.  uromatica  aeida.  — 

Pat«  schwitzte  anhaltend,  auch  stellten  sich 
abwechselnd  Durchfälle  ein.  Im  Juni  verän- 
derten sich  die  beschriebenen  Krankheitszufälle 
nicht  viel.  Der  Kränke  zehrte  bei  gutem  Ap- 
petit immer  mehr  ab ,  und  die  Schweifse  nah« 
men  zu.  Seit  dem  'Geschwüre  am  Bein,  hatte 
der  Husten  sehr  nachgelassen.  Die  Geschwärt- 
fläche secernirte,  bei  einem  welken  Aussehen9 
Jauche  statt  Eiter.  Wenn  gerade  kein  Durch- 
fall Vorbanden  war,  wurde  China  mit  Salep 
gegeben  9  sonst  erhielt  er  die  genannten  D&» 
muleentia.  —  Im  August  ging, der  gamfo  Zu- 
stand noch  mehr  zurück.  —  Die  Diarrhöe 
wurde  jetzt  anhaltend,  und  es  wurde  daher 
auch  sonst  weiter  nichts  verabreicht,  als  Sälen* 
Decoct  alb.  Sydenhami ,  und  ähnliche  Mittet 
Auch  an  dem  Geschwüre  sah  man  das  abneh- 
mende Leben. 

•  ' 

.  '    £)en  16ten  Aqgust  starb  der  Kranke,  sehr 
abgezehrt,  aber  sanft.  —  .  . 

Leichen  -  Befund»  —  Acht  und  vierzig  Stun- 
den nach  dem  Totfo)  wurden  die  Geschwürs-; 
gänge  aufgeschnitten.  Sie  drangen  tief  zwischen 
die  Muskeln  ein,  hatten  alles  Zellgewebe  vertrieb* 
tet,  die  Muskelsubstanz  aber  in  ihrer  Substanz» 
welche  gelb  und  welk  erschien,  nicht  verändert  ' 
Eine  nicht  geöffnete  Geschwulst,  welche,  wäh- 
rend des  Lebeos  immer  sehr  elastisch  gewesen. 


I 


—    103    — 

.communicirte  unter  der  Fascia  lata  mit  diesen 
.Gängen*  —  Der  in  den  Hohlen  enthaltene  SlofT 
-war  so  zähe,  dafs  er  nicht  ausflofs,  sondeip 
von  der  Äluskelsubstanz  abgestreift  werden 
xnufste.  Aach  hier  war  das  Zellgewebe  ver- 
nichtet,: an  den  Armen  sah  man  von  den  frü- 
hem Geschwülsten  keine  Spur  mehr.  — 

Bei  Eröffnung  der  Brusthöhle  fand  mah 
die  Lungen  gröfstentheils  mit  dem  BfUstftli 
verwachsen.  Einige  Theile  der  tiungensubstane 
-waren  hepatisirt ,  in  anderen  Partieen  fandanan 
viele  Tuberkeln,  deren  einige  hart,  andere  ab- 
weicht, und  wieder  andere  vereitert  erschienen. 
.—  Die. innere  Oberfläche  der  Luftröhre  war 
entzündet.  —  Das  Herz  hatte  ein  gesundes  Aus- 
sehen, nnr  weqig  Feuchtigkeit  fand  sich  yicfcfp 
Herzbeutel.  —  Die  Eingeweide  der  Bauch- 
höhle erschienen  normal.  Die  innere  Oberflä- 
che der  Gedärme  erschien, .  weder  entzündet, 
noch  fanden  sich  Geschwüre  •  auf  derselben,  ~ 
Gehirn  und  Rückenmark  konnten  nicht  un- 
tersucht werden.  — 


J.  Bf. ,  aus  '  Ammersfort,  19  Jahre  alt,  frü- 
her Weber  und  Barbier,  später  Artillerist.  —  Sein 
Aeufseres  trug  den  Charakter  des  lymphatisch-ner- 
vösen Temperaments.  —  Er  hatte  blonde  Haare, 
und  Augenbraunen ,  •  blaue  Augen.  Seiner  Statur 
nach  von  mittlerer  Gröfse,-  war  er  mehr  mager 
und  schien  nur  mäfsige  Muskelkraft  zu  besitzen. 
Sein  Vater  soll,  wie  er  aussagte,  den  gröTsern 
Theil  seines  Lebens  an  Brustkrankheiten  ge- 
litten haben ,  eben  so  ist  seine  Schwester  be- 
ständig mit  Brustaffectionen  behaftet,  und  bei 
dem   Kranken    selbst  scheint   gleichfalls   sine 


(  —    10*    — 

Disposition  zu  solchen  Leiden  zu  bestehen«  — 
Laut  Angabe,  hatte  er  die  gewöhnlichen  Kinder- 
krankheiten überstanden  ,  und  aufser  denselben 
in  seinem  Leben  ein  einziges  Mal  am  Fieber 
gelitten.  —  Als  er  vor  etwa  sieben  Wpchen 
bei  der  reitenden  Artillerie  in  Dienste  trat, 
muhte  er  sogleich  die  kranken  Pferde  im  Kran* 
kenstelle  verpflegen  helfen«  «—  Nachdem  er 
dies  ungefähr  vier  Wochen  gethan  hatte,  wurde 
er  eines  Abends  plötzlich  vom  Fieber  Überfall 
Jen,  welches  mit  gleichzeitigem  heftigem  Sei- 
tenstechen und  Schmerzen  in  den  untern  .Ex- 
tremitäten auftrat»  — » 

Am  folgenden  Tage  in  der  dortigen  •Kran- 
kenanstalt aufgenommen,  blieb  derselbe  daselbst 
fönf  bis  sechs  Tage.  Fieber,  so  wie  auch  Sei- 
tenstechen 'schienen  ihn  zu  verlassen,  die  Schmer- 
zen in  den' Beinen  jedoch  hielten  an.  Einige 
Arznei,  die  gereicht  wurde,  bewirkte  keine 
"Besserung.  —  M^n  brachte  daher  am  Aten  Ja- 
nuar 1831  den  Kraftken  in  das  hiesige  grofse 
Hospital.  Hier  klagte  er  fortwährend  über 
Schmerzen  in  den  Beinen,  obgleich  die  übrigen 
Verrichtungen  des  Körpers  wenig  oder  nicht 
gestört  erschienet  ,«—  Die  Farbe  der  äuAern  Haut 
war  bleich  gelblieh.  Bis  zum  lQten  Januar  blieb 
der  angegebene  Zustand  ohngefabr  derselbe. 
Der  Kranke  gebrauchte  in  dieser  Zeit:  See. 
Dec.  Hordei  unc.  seij.  Nitri  dep.  drachnu  j. 
Oxym.  Simph  Hob.,  Satnb.  ana  unc.  /. .  JW. 

Die  Schmerzen  vermehrten  sich  zusehends 
im  linken  Fufse.  Den  Uten  zeigte  sich  eine 
schmerzhafte  Geschwulst  an  der  linken  Wade,  in 
welcher  durch'»  Gefühl  einige  Fluctuation  wahr- 
genommen wurde.  —  Auf  einen  erweichenden 
Umschlag,  welcher  über  die  Geschwulst  gelegt 


—    10§     - 

wurde  9  nahmen  die  Schmerzen  ab,  und  die 
Anschwellung  wurde,  indem  sie  sich  mehr  äue- 
breitete,  weicher.  Die  Fluctuation  wurde  Jo- 
dele nicht  deutlicher,  und  bis  zum  löten  he* 
Stand  alles  fast  unverändert  fort. 

Den  löten  entdeckte  man  eine  gleiche  Ge- 
schwulst an  der  äufsern  Seite  des  rechten  Vor- 
derarms ,  nahe  am  Ellenbogengelenk.  Rec.  Dec. 
Hordei  unc.  oevj.    Oxym.    simpL    unc.   ij.  3f9 

Den  Uten  wurde   wieder  eine  Geschwulst 
an  der  innern  Seite  des  nämlichen  Armes,  und 
eine    andere   am  linken   Bein  wahrgenommen« 
Die   Geschwulst    an   der  Außenseite  des   Vor- 
derarms zeigte  sich  heute  violet ,    weich ,   et* 
was  fluetuirend,  und  war  dabei  weniger  schmerra- 
haft,  als  gestern.     Die   angegebene  Anschwel- 
lung, die  an  der  innern  Seite  des  rechten  Arms, 
und  die  am  Beine,   fühlten  sich,    bei  unverän- 
derter Hautfarbe,  elastisch  an,  und  schmerzten 
•wenig  oder  gar  nicht;   verordnet  wurde  in  öst- 
lich:   Rec.   Dec.    J9oraV    unc.    xvj*    Vini*  stib. 
drachm.  /.    M. ;    äufserlich :    Rec.    Dec.    rad. 
jilth.   unc.  ccvj.  Sapon.  alb.  dr.  iv.  M.S.Zar 
Bedeckung  der  Geschwülste  mit  Leinewand«  -r- 
Iudessen    schwollen    aueb    die   Augenlieder    des 
rechten  Auges ,    besonders   nach   der  Nase  biq, 
an,  erschienen  rosenartig  entzündet,  und. konn- 
ten   nur  mit  Mühe    geöffnet  werden;   dagegen 
wurde  verschrieben:  Rec.  Dec,  Alth.  unc.  viif. 
5.  über  das  Auge  zu  schlagen.   —    Den  18ten 
klagte    der    Kranke     über     etwas    vermehrten 
Durst,   die   Zunge  war  dabei  aber  feucht,   der 
Appetit    mäfsig ,     Stuhlgang     vorhanden  ,     der 
Schlaf  ziemlich  gut,  die  Respiration  leicht,  der 
Puls  aber  klein  und  schnell;  Pat.  erhielt':  Rec. 
Dec»   Hord»    unc.    xvj.    Vin.-  stib.  dr.  j.  Extr. 
Gram*  unc*  /•  M. 


—     106    *- 

iDttifSUrtm'  ««Manei.auf  der.  ßtiwe  hja 
•m&  d»  einzelne  Pusteln ,. welche  schnell  in«!*!- 
- ander   übergingen,    «ich    mit   einer  scbivaapp. 

Borke  bedockten,  die  mit  Eiter  überdecktvebiesj, 

weicher  an  verschiedenen  Stellen  durch  die  ouwit 
-h er r ordre ng.   —    An   den  Extremitäten  ,  wurde 

die  Haut  der  Geschwülste  jninzlich,  und  »cbniMs 

»ich    hier  und   da   ab;   verordnet  wurde:   Jus. 
Slip.  Dulcam.  vnc.  j.  coq.  cf.  aqsq»  u»nt  tfitf. 

ädde   Sulgk.    mir.     ant.    gr.   ij.    Extr..  jGramu 

1  unv.  /*.  M.D.S.  Alle  zwei  Stunden  eioeJCasM,  , 

.Da  mir   dieser  Fall:  «ehr  -verdächtig'-  vorkam, 

-und  ich  durch    eine«   andern    Kranken  bereits 

aufmerksam   geworden  war,    so  achrieh  jeh:  au 
-den  Regiments arzt ,    Hrn.    Dr.  Ritter,  v«ad  «*- 

kündigte  mich  bei'  demselben,  ob  zu .  der  . 
■Zeit,  ab)  dieser  Mensch  im  Pferdestall  gedient 
hatte,  gleichzeitig  mit  dem  Rotz  behaftete  Pferde 
in  dem  Kranken -Stall  gewesen  wären  ?  Seine 
Antwort  war  bejahend-  —  Mit  allen  Kräften 
versuchte  ich  noch  diese  Krankheit  zu  bekäm- 
pfen, «teilte  aber  sogleich  die  ungünstigste  Pro- 
gnose ,  so  wenig  der -gegenwärtige  Zustand  da- 
für zu  sprechen  schien. 

Den  22sten.  Die  Geschwulst  an  den  Waden 
fcatte  abgenommen,  und  wurde  mit  warmem  Dec. 
AHhaeae  fomentirt.  —  Den  23sten.  Fortwäh- 
rend derselbe  Zustand.  — .  Den  '-listen.  Die  ro- 
senartige Entzündung  im  Gesicht  breitete  sich 
mehr  aus,  wodurch  auch  die  linken  Augenlie- 
der ödematös  anschwollen  und   sich  schlössen. 

Dm  2&rf«n.  Die  Entzündung  und  Pusteln 
des  Gesichts  breiteten  sich  auch  über  die  linke 
Wange  ans;  das  Zellgewebe  unter  der  liorke 
-löste  eich  in  Eiter  auf.  Ein  zäher  Eiter  quoll 
aus  neuen  Pusteln  .hervor.  Die  Nasenflügel  waren 


_     107    — 

mit  einem  schmutzig -grünlichen,  zähen/  nicht 
abfliegenden  Schleim  bedeckt;  verschrieben 
wurde:  Rec.  Infus.  Samb.  unc.  viij.  Extr.'Gi- 
cutae  gr.  od,  S.  zu  Foinentationen.  — '  Rec.  Dec* 
C.  Peruv,  fusci  unc.  viij.  Spir.  vitrioli  aV.  /• 
Syr.  sinrpL  unc.  j.  M.  Pat.  klagte  über  Hals- 
schmerzen. Da  ihm  drei  Tage  hindurch  30  Gr. 
Mercurialsalbe  in  die  Leistengegend  eingerieben 
worden  waren,  so  dachte  ich,  diese  Zufälle 
konnten  als  Folge  der  Quecksilber  -  Einrei- 
bungen entstanden  seyn.  Ich  liefs  deshalb  da- 
mit einhalten  und  den  Kranken  in  ein  laues 
Bad  setzen.  (Bei  der  Section  fand  ich  ,  dafs 
dieses  beschwerliche  Schlingen  eine  andere  Ur* 
sache  hatte).  Auffallend  war  es  indefs,  :dafs 
Pat.  weder  über  Halsschmerzen  noch  über  Be- 
schwerden beim  Schlingen  mehr  klagte,  nach- 
dem die  Frictionen  eingestellt  worden  waren. 
Die  Geschwulst  an  der  Aufsenseite  des  Arms 
fohlte  sich  teigig  an,  über  ihre  Oberfläche  lief 
ein  rother  Streifen ;  die  an  der  innern  Seite  des  ' 
Arms  blieb  elastisch.  Die  Hautfarbe  am  Bein 
wurde  gelblich ,  über  den  Geschwülsten  «faltete 

sich  die  Haut  mehr  und  mehr. 

■ 

Den  2bsten.  Jleute  war  eine  aus  hatte* 
Excrementen  bestehende  Darmentleerung  erfolg^ 
— -  Den  27 sien.  Der  Kranke  lag  heute  in  einem 
beständig  -scblafsüchtigen  Zustande  und  sprach 
nicht,  wenn  man  ihn  nicht  anredete.  —  Den 
28sten.  Fortdauernder  schlafsüchtiger  Zustand. 
Auf  an  ihn  gerichtet 9  Fragen  antwortete  der 
Kranke.  Er  war  immer  durstig,  die  Zunge  in  der 
Mitte  belegt,  ihre  Ränder  erschienen  roth.  Auf 
ein  Klystier  wurde  harter,  trockner  Darmkoth 
entleert  Der  Puls  war  klein,  sehr  schnell, 
die   Respiration  regelmässig,    cUe   ganze  Sure 


—  108  —  ; 

wifrd  violett  gefärbt ;  verordnet  wurde :  Reo.  Dec. 
Cort.  Per uv.  unc.  acrj.  Tinct.  arom.  acid.  dr.  y. 
Syr.  cort.  Aurant.  unc.j.  M.  —  Clysm.  laxans 
cum  Säle  Glauberi.  —  Rec.  Inf.  ChamomilL 
unc.  ocvj>  /Leid,  muriat.  dr.  j.  S.  usui  externo. 

—  Bouillon  mit  Citronensäure,  Rheinwein  etc. 

—  Den  29sten.  Die  Haut  der  Stirne  erschien 
nicht  so  dunkel  gefärbt,  wie  gestern,  die  Zunge 
hatte  einen  braunen  Beleg,  es  erfolgten  drei 
breiige  Stuhlgänge,  die  Geschwulst  an  der  In- 
nern Seite  des  Arms  wurde  weich.  —  Den  SOsten* 
Pat.  war  diesen  Äbeod  weniger  schlafsüchtig,  die 
Zunge  mehr  gerüthet,  dabei  Klage  über  Durst ; 
der.  Puls  schnell,  der  Urin  feurig.  -  Die  violette 
Farbe  hatte;  sich  weiterhin,  jedoch  weniger  dunkel 
ausgebreitet.  Auch  auf  der  Nase  brachen  Pu- 
steln hervor;  neu  verschrieben  wurde:  Reu 
Rad.  Arnic.  unc.j.  Inf.  I.  a.  c.  aq.  ebutt.  unc»  viy, 
adde  Acid.  muriat»  dr.  j.  S.  usui  externo:-  — * 
Das  China-  Decoct  wurde  bis  zu  Ende  fortge- 
braucht,  ~  aufserdem  nahrhafte  Diät,  Bouil- 
lon, Eierdotter,  Rheinwein,  abwechselnd  ge- 
reicht, —  Den  3lsten.  Der  Urinabging  war 
vermehrt,  seiner  Qualität  nach  weniger  feu- 
rig, der  Abgang  träge.  Es  stellte  sich  Zit- 
tern der  obern  Gliedmafsen  ein ,  die  Zunge  ■ 
Wurde  nur  mühsam  und  zitternd  hervorgestreckt; 

—  Den  lsten  Februar.  Heute  wurden  zum  dr- 
eien Male  Delirien  wahrgenommen;  der  Kranke 
lag  still  vor  sich  hin  brütend  da,  antwortete 
übrigens  noch  richtig,  wenn  man  ihn  anredete. 
Die  Zunge  wurde  zitternd  und  nur  mühsam  her- 
ausgesteckt. Von  einem  beständigen  Durst  ge- 
quält, lag  er  auf  dem  Rocken  hingestreckt, 
und  athmete  schnarchend,  Urin-  nnd Darment- 
leerungen erfolgten  unwillkührlich,  die  Nasa 
und  die  linke  Wange  wurden  von  einer  schwer- 


—    109    — 

«  zen  Kruste  bedeckt,  die  Arme  zitterten*  fort- 
während. ■i-r  Den  2ten  Febr.  Der  Kranke  lag 
bewufstlos,  sterbend  da,  und  erst  jetzt  wurde 
das  Schlingen  mühsam.  —  Der  Tod  erfolgte 
Abends  10  Uhr. 

Die,  am.  folgenden    Tage    vorgenommene 
Leichenöffnung  ergab  folgende  Resultate: 

Der  Körper  war  im  Allgemeinen  sehr  ab* 
gezehrt ,  die  linke  Stirn ,  bis  in  den  behaarten 
Theil  desKopfs,  violett  gefärbt,  und  mit  schwar- 
zen Borken  bedeckt', .  welches  Aussehen  die 
Nasenflügel  und  Wange  derselben  Seite  theil- 
ten.  Die  Conjunctiva  palpebrarum  war  mit  Ei- 
ter bedeckt,  die  Augäpfel  selbst  waren  jedoch  un- 
versehrt. Der  Körper  erschien  an  verschiedenen 
Stellen  mit  Blasen  bedeckt,  die  wie  Blattern  aus- 
sahen, violett  gefärbt  und  mit  einer  blutigen 
Flüssigkeit  gefüllt  erschienen.  Bei  Eröffnung 
der  Brusthohle  zeigten  sich  die  Lungen,  an 
verschiedenen  Stellen  mit  dem  Brustfell  ver- 
wachsen. Die  Oberfläche  der  Lungen  war,  mit 
Ausnahme  der  obern  Lappen,  mit  Tuberkeln, 
die  einen  eitrigen  Kern  hatten ,  besetzt/  — ■  Jn 
der,  Lungensubstanz  selbst  wurden  diese  Tuber- 
keln nicht  gefunden  *).  Die  Luftrohre  und 
Bronchien  waren  bis  in  ihre  feinsten  Verzwei- 
gungen mit  einem  zähen  Schleim  erfüllt  Im 
Herzbeutel  befand  sich  einige  Feuchtigkeit.  In 
der  Aorta,  so  wie  in  der  Lungen -Schlagader, 
war  geronnenes  Blut  vorhanden.  Weder  in  die- 
sen Gctöfsen,  noch  in  der  Vena  cava  war  eine 
Spur  von  Entzündung  bemerkbar.  Auf  der  in- 
wendigen Fläche  der  Speiserohre,  des  Magens 
und   der    Gedärme,    fanden  sich  einzelne  rothe 

*)   D.upuij  .  Considerations   sur  la  nimw  aigue.   3m* 
Diu.  p.  233  sqq.  , 


—    110    ■— 

Flecke  ohne  weitere  Zeichen  vorhanden  gewe- 
sener Entzündung.  Dreizehn  todte  Spulwür- 
mer wurden  im  Darmkanal  gefunden.  Die  Le- 
ber zeigte  ihre  normale  Beschaffenheit,  ebenso 
die  Gallenblase,  welche  mit  einer  gelben  Galle 
angefüllt  war.  Die  Milz  war  von  natürlicher 
Gröfse,  auben  dunkel  gefärbt,  im  Innern  rothlicb, 

Mein  geschätzter  Freund,  Hr.  Professor 
Schroeder  van  der  Kolk,  hatte  die  Güte,  die 
Gefäfse  des  Kopfs  und  eines  Armes  einzu> 
Spritzen.  Nach  dieser,  sehr  gelungenen,  In- 
fection ,  untersuchten  wir  die  Theile  auf  da* 
Sorgfältigste.  Die  anderen  Glieder  untersachte 
ich  nachher  ohne  Injection.  Wir  fanden  die 
Schleimhaut  der  Nase  mit  Geschwüren  besäet, 
und  mit  einem  grauen  zähen  Schleime  bedeckt« 
Das  Velum  palatinum ,  die'  Uvula  und  die  Epi- 
glottis  *),  waren  zum  Theil  zerstört,  Toller 
.Geschwüre,  und  mit  dem  beschriebenen  Schleim 
überzogen.  —  Der  Speichelgang  war  entzün- 
det, seine  Wände  verdickt  und  mit  Eiter  an- 
gefüllt. Auch  an  der  Speicheldrüse  wareVi  Spo- 
ren yon  vorausgegangener  Entzündung  bemerk- 
bar. Geschwürchen  besetzten  die  gange  inwen- 
dige Fläche  des  Kehlkopfs.  Wurde  ein  mit 
Quecksilber  gefülltes  Haarröhrchen  in  eins  die- 

*)  Sieht  man  auf  diese  tbeilweise  Zerstörung  der  Epi- 
glottis,  und  vergleicht  man  hiemit,  dafa  dem  Kraa- 
ken  erst  in  den  letzten  Tagen  das  Schlucken  bar 
schwerlich  fiel,  so  könnte  dieser  Umstand,  wohl  mit 
einigem  Grand  für  die  Meinung  Magcndie'a  angefahrt 
werden:  „dafs  der  Kehldeckel  bei  dem  Schfookea 
nicht  immer  nöthig  sey!"  Da  aber  nach  Lund  (Poy- 
siolog.  Result  der  Vivisectionen  neuerer  Zeit,  vö* 
P.  W.  Lund.  §•  3.  Versuch  über  das  Mitwirken  das 
Kehldeckels  znm  Schlucken)  diese  Ansiebt,  von  J£o- 
gendie,  noch  nicht  erwiesen  ist,  so  enthalten  wir  na% 
hierüber  entscheiden  zu  wollen»  -*- 


±  ilt  — ■ 

ser  Geschwüre  gebracht,  so  Heien  tebf 'viele 
Vasa  lymphatiea  dadurch  auf,  sie  schienen 
etwas  erweitert.  Auffallend  Erscheint  es,  dafs 
der  Kranke  nur  einen  Tag  über  Halsschmerzen 
klagte,  auch  hustete  er  selten,  und  warf  we- 
nig Schleim  aus«  —  Einige  Aeste  des  Nervus 
facialis  waren  entzündet,  viele  kleine ,  durch 
die  Injection  sichtbar  gewordene  Blutgefäfse  um- 
gaben diese  Nervenrerzweigungen,  welche  an« 
fang s  unversehrt  durch  die  Geschwüre  liefen, 
weiterhin  entzündet,  und  endlich  auch  gangrae- 
nescirt  gefunden  wurden.  — »  Eine  gleiche  Be- 
schaffenheit zeigte  der  Nerv,  frontalis,  dessen 
Verzweigungen  sich  wie  aschfarbige  aufgelok- 
kerte  Dräthe  darstellten.  —  Die  Arteria  tem- 
poralis  lief  unversehrt  durch  die  abgestorbenen 
Theile.  —  Im  Gehirn  war  nichts  Widernatürli- 
ches. Der  Plexus  choröideus  blutleer.  Aach 
hatte  der  Kranke  nur  sehr  selten  und  wenig 
delirirt.  —  Bei  der  Zergliederung  der  Extremi- 
täten fanden  wir  sowohl  im  Zellgewebe,  als 
auch  in  der  Muskelsubstanz,  kleine  mit  Eiter 
gefüllte  Tuberkeln,  von  nicht  ganz  gleicher 
Grobe.  In  einer  der  gröTseren  Eiterhöhlen  des 
rechten  Arms  fanden  wir,  aus  einem,  wahr- 
scheinlich durchfressen en  Gefäfse,  ausgetretene 
Injectiönsmasse.  In  dem  tiefer  gelegenen  Ab- 
scesse  war  ein  Theil  des  Indicators  aufgelofst; 
Bis  auf  das  Ligamentum  interosseüm  hatte  sich 
der  Eiter  einen  Weg  gebahnt.  —  Die  Gefäfse 
des  Ligamenti  int  erossei  waren  jedoch  unver- 
sehrt, die  Gefäfse  und  Nerven  des  Arms  hatten 
eine  normale  Beschaffenheit,  die  Drüsen  abei 
waren  bedeutend  angeschwollen.  Die  lympha- 
tischen Gefäfse ,  die  längs  dem  Arm  nait  Queck- 
silber gefüllt  waren,  erschienen  sehr  ausg*** 
dehnt.  —    Am  linken  Bein  hatte  sich  der  B*-* 


—    112    «-*■ 

ter  einen  Weg  zwischen  den  Muskeln  'gebahnt,1 
Der* Nerv us  peronaeus  superficialis  lief  mitten 
durch  eine  Eiterhöhle,  war  entzündet  uod  mit 
Lympha  plastica  bedeckt«  —  Die  übrigen  Ner- 
ven, die  ich  bis  ins  Becken  verfolgte,  waren 
ganz  natürlich.  In  den  Adern  des  Beines,  die 
ich  alle  untersuchte,  fand  ich  Blut,  aber  kei- 
nen Eiter.  Die  Fibula  so  wie  die  Uina  war 
an  mehreren  Stellen  vom  Periosteum  entblöbt 
and  rauh  anzufühlen. 


Vielleicht  kömmt  diese  Krankheit  öfter 
vor,  als  aus  den  wenigen  Fällen,  welche  bis 
jetzt  tnitgetheilt  sind ,  hervorzugehen  scheint« 
Da  sie  im  Allgemeinen  noch  wenig  bekannt  ist, 
so  mag  sie  noch  hie  und  da  verkannt  wer-, 
den  *).  Auch  werden  wohl  weniger  schwere 
Fälle  mit  andern  Krankheiten  verwechselt,  wie 
namentlich  auch  hier  die  Krankheit  im  An-! 
fange  mehr  einem  rheumatischen  Fieber  glich, 
so  dah  man  wohl  schwerlich  den,  eigenthum- 
lichen  Verlauf  und  ein  todtlicbes  Ende  erwartet, 
haben  würde.  Aufmerksamkeit  verdient  also  der 
Umstand,  dafs  die  fragliche  Krankheit  mit  Er« 
scheinungen  von  rheumatischen  Leiden  anfangt, 
wie  auch  von  der  Entwicklung  des  Anthrax 

*)  Nachdem  ich  dieses  geschrieben,  fand  ich  einige 
Fälle  in  den  Archives  gener  ales  de  Mddddne  Toms 
1.  2.  Serie,  Mars,  und  Avril  1833.  2.  Serie  p.  586, 
i  wo  diese  Krankheit  verkannt,  scheint  — -  Einen  FftH, 
wodurch  unsere  Beobachtungen  ebenfalls  bestätigt  u 
werden  scheinen,  ist  beschrieben:  London  med.  Chut* 
nnd  Annali  univers.  di  Mcdicina  1833,  auch  in  Arehi' ' 
ves  gener.  de  Med.  Tom.  IL  Ser.  2.  JuiUet  1833. 
p.  382.  Morvc  commmiquce  h  Vhomme  par  uns  W-. 
eulatum  accidenteUe;  Observation  recueUlie  par  Dr. 
Williams. 


i-    <113     * 


in  seiner  Ratio  medendi  WL  Sio?/  behauptet 
dafs  derselbe  mit  rheumatischen  Leiden  be- 
ginnt. —  * 

Dafs  diese  Krankheit  übersehen  werden 
kann,  wenn  sie  unter  einer  leichtern  Tonn,  t  er- 
lauft, schliefse  ich  aus  einem  Falle,  den  icjl 
gleichzeitig  mit  dem  letzten  zu  behandeln  be- 
kam. Es  war  ein  Soldat  Von  demselben  Corps, 
der  zwar,  keine  Dienste  im  Krankenstall  gelei- 
stet hatte,  aber  doch  wahrscheinlich  mit  rotzi- 
gen Pferden  in  Berührung  gekommen  war.  An- 
fangs schien  die  Krankheit  den  nämlichen  Ver- 
lauf, wie  in  den  beschriebenen  Fällen,  neh- 
men zu  wollen.  Die  Hetyigke.it  der  Zufalle 
liefs  aber  bald  nach,  ohne  dafs  sich  ein. örtli- 
ches Leiden  entwickelte«  Die  Krankheit  nahm 
hier  eine  so  schleichende  Form  an,  dafs  der 
Kranke  72  Tage  darnieder  lag,  und  öfters  so 
krank  war«  dafs  ich  alle  Hoffnung  an  seiner 
GeneSnng  aufgeben  zu  müssen  glaubte.  —  Die 
Krankheit  glich  hier  zwischendurch  viel  einer 
Febris  nervosa  versatilis ,  wobei  das  Nerven- 
system öfters  wie  von  einer  unsichtbaren  Macht 
gelähmt  erschien«  Nor  mit  Mühe  wurde  er 
gerettet,  und  dankt  seine  Erhaltung  vielleicht 
blofs  seiner  kräftigen  Constitution«  durch  wel- 
che das  übertragene  Contagium  überwältigt 
wurde.   — 

Noch  ein  leichter  Fall  kam  hier  vor,  wobei 
ebenfalls  Berührung  mit  rotzigen  Pferden  nach-* 
gewiesen  werden  konnte«  Bei  einem  Kanonier 
desselben  Regiments  zeigte  sich  imIVIärz  1832, 
nachdem  er  vorher  mit  dem  Reinigen  rotziger 
Pferde  beschäftigt  gewesen  war,  ein  rother 
Fleck  am  rechten  Oberarm,  auf  welchem  sich 
einige  Pusteln  erhoben,  die  in  einen  Abscefis 
Journ.LXXXI.B.  2.8t  H 


—    114    — 

überginget».  Geöffnet,  entleerte  sich  der  Eiter, 
doch  vernarbte  die  Abscefshohle  eicht  f  sondern 
et  entstand  ein  Geschwür,  welches  sich  nach 
allen  Seiten  hin  ausbreitete«  Am  18ten  Juni 
kam  er  in  difs  Hospital«  Die  Geschwürs  -Rän- 
der erschienein  hart,  schwielig,  und  es  wurde 
ein  zäher,  aschfarbiger,  käsiger  Eiter  secernirt. 
Es  wurden  vielerlei  Mittel  äufserlich  angewandt, 
-meist  ohne  günstigen  Erfolg.  Durch  die  gro- 
fse  Menge  von  Kranken,  welche  wegen  der 
damaligen  unruhigen  Zeit  in  das  Hospital  ka- 
men, konnte  ich  diesen  Kranken  nicht  so  oft, 
wie  ich  es  wünschte,  sehen.  Endlich  gluckte 
es  jedoch ,  diesen  Kranken  zu  heilen ;  es  dauerte 
jedoch  bis  zum  Monat  April  1833,  bevor  er 
als  ganz  genesen  entlassen  werden  konnte« 


115    — 


V. 

Kurze    Nachrichten 

und 

Auszüge*, 


1. 

Ifbrhmg  der  Radi*  Artemisute  tmfy»  bei  der  Epilepsie 

als  Fortsetzung, 

Von 

dem  Kreis-Physik**  Dr.  Wagner 

in  Sehiisben. 


Jtfei  fernerer  genauer  Beobachtung  des  !m  December-t 
Heft  1824,  S.  26  angezeigten,  epileptischen,  mit  der  Ra- 
dix Artemisiae  behandelten  Kranken,  mnfs  ich  leider! 
nachträglich  bemerken,  dafs  dort  die  eingetretene  Gene- 
song nicht  von  Dauer  war  und  sich  nach  Verlauf  von  8 
Wochen  leichte  epileptische  Anfalle  einfanden,  die  bald 
an  Heftigkeit  nnd  öfterer  Rückkehr  zunahmen  ,  jedoch  die 
Geisteskraft  nicht  wie  froher  störten.  Ich  säumte  nicht 
das  Mittel  abermals  anzuwenden,  worauf,  statt  dta  erst- 
gedachten aashaft  stinkenden  ScbweiJses,  auffallend  nach 
Knoblauch  riechende  Hautausdüastuhg  des  Nachts  eintrat, 
der  Kranke  auch  am  Tage  in  der  Wärme  nach  Knob- 
lauch roch,  und  die  Anfälle  sich  gleich  zu  vermindern 
anfingen,  aber  nicht  ausblieben,  dennoch  nicht  so  oft, 
alt-  früher,  doch  ja  24  Stunden  1  bis  2  mal  Wiederkehr- 

H2 


—    116    —  ' 

ten.  Au&er  dem  Anfalle  befand  sich  der  Kranke  In  Jeder 

Hinsicht  vollkommen  wohl,  stark  und  kraftvoll.  Ich  lieft 
die  Artemisia  fortbrauchen,  dabei  aber  durch  12  kräftige 
Blutegel,  am  Kopfe  gesetzt,  eine  bedeutende  Menge  ßlot 
entziehen,  und  hatte  das  Vergnügen»  den  Kranken  nach 
14 tätigem  Gebrauche  wieder  frei  von  epileptischen  An- 
fallen zu  sehen.  Diese  Freude  war  jedoch  ebenfalls  nicht 
von  Daner;  denn  nach  Verlauf  von  einigen  Wochen  fand 
sich  leichter  Schwindel  statt  der  epileptischen  Anfalle 
ein ,  welcher  nach  Verlauf  von  8  Wochen  in  völlige  Cho- 
ren St.  Viti  mit  Verätandeszerrüttnng  überging,  in  wel- 
chem Zustande  sich  der  Kranke  noch  befindet«  *:  *.  f 

Bei  zwei  andern  epileptischen  Kranken,  einem  Mad- 
chen von  14,  und  einem  Knaben  von  8  Jahren,  bewirkte 
dies  Mittel  auch   nicht  die  geringste  Veränderung  in  dem 
,  Gange  der  Krankheit» 

i  ■ 

In  einem  vierten  und  fünften  Falle  zeigte  sieh  die 
wohlthätige  Wirkung  wieder  sehr  vorleuchtend.  Brsterer 
ist  kürzlich  folgender : 

Maria  Elisabeth  Th.,  eine  unverheiratete,  35jährige 
Weibsperson  in  Schrieben,  bemerkte  schön  von'  ihrer 
frühem  Jugend  an  mitunter  Vorboten  von  epilepti- 
schen Zufallen  an  sich,  die  aber  vor  14  Jahren,  im  er- 
sten Wochenbette,  zur  völligen  Epilepsie  reiften*  Von 
dort  an  traten  solche  .  Zufälle  bei  ihr  jeden  Monat,  wo 
nicht  zweimal,  doch  regelmässig  einmal,  allemal  zur  Zeit 
des  Neumondes,  und  nie  anders,  als  des  Nachts,  ein« 

•Kein  Mittel»  noch  Kunst,  brachten  den  Gang  der 
Krankheit  aus  seinem  G(eis,  auch  eine  abermalige  Nie- 
derkunft nicht.  Ergebung  ins  Geschick  war  also  alles» 
was  der  Kranken  Leiden  bisher  erleichtert. .{iatte.  Aober 
den  Anfällen  befand  sich  dieselbe  übrigens  vollkommen 
wohl,  war  gut  genährt,  und  am  Körper  und  Geiste  kraft- 
voll, auch  immer  normal  menstruirt. 

*  

Zu  Anfange  des  dritten  Quartals  im  Jahre  1824  reichte 
ich  auch  dieser  die  Radix  Artemis,  vulg.  auf  die  bekannte 
Art.  Es  eriolgte  starker  Schweifs  darauf,  und  die  epi- 
leptischen Zufalle  blieben  aufsen» 

So  erfreute  die  Scheingenesung  die  arme  Kranke 
5£  Monat,  nämlich  von  gedachter  Zeit  an  bis  com  Idtes 
März  1825,  an  welchem  Tage  aber,  and  zwar  ebenfalls 
wieder  des  Nachts,  nach  einer  am  T*ge  zuvor  gehabt» 


-    —    Ü7x    — 

«tarken  Alteration,  sie  ein  heftiger  Anfall  überraschte.  Ä 
wurde  derselben  sofort  die  Artemisia  'wieder  aus  meiner 
'  Hand  verabreicht*  Der  Krfolg  war  jedoch  von  ganz  an- 
derer Art,  als  nach  ersterer  Anwendung;  Schweife  er- 
folgte nicht,  und  anstatt  da(s  der  epileptische  Anfall  aus- 
blieb, trat  derselbe  nach  den  ersten  3  Gaben  in  jeder 
Nacht,  ganz  gegen  den  vorherigen  Gang  der  Krankheit, 
mit  besonderer  Heftigkeit  ein«.  Zwar  wurde  die  Artemisia 
fort  verordnet»  aber  auch  noch  dabei  früh  und  Abends 
j-  Gr.  Rad.  Belladonna  mit  2  Gr.  Flor,  Zinci ,  durch  Zuk- 
Aer  verbanden,  gegeben,  and  am  Arme  eine  gute  Por- 
tion Blut  gelassen,  worauf  die  epileptischen  Zufalle  sogleich 
ganz  verschwanden,  und  bis  jetzt  —  12  Wochen  nach 
gehabten  letztem  Anfalle  — -  nicht  wieder  zurückgekehrt 
sind,  sich  die  Person  auch  in  jeder  Hinsicht  vollkommen 
wohl  befindet,  nnd  die  schwersten  Arbeiten  in  .gröfster 
Hitze,  unter  freiem  Himmel,  ohne  alle  Beschwerde  zu 
verrichten  im  Stande  ist« 

Der  zweite  Fall  betrifft  ein  13jäbriges  Madchen,  Frie- 
derike K.  in  Annaburg:  Dieselbe  bekam  seit  3  Jahren  alte 
Mächte  regelmäßig  einen  epileptischen,  zuweilen  bedeu- 
tenden Anfall,  ohne  dals  man  die  Ursache  ergründen 
konnte;  Gleich  nach  den  ersten  Gaben  der  Artemisia 
minderten  sich  die  Zufalle,  ungemein,  und  dje  Kranke 
nahm  täglich  an  Lebhaftigkeit  zu.  Durch  den  anhalten- 
den Fortgebrauch  ist  es  mit  dieser  nun ,  nach  Verlauf  ei- 
nes Vierteljahre»,  -so  weit  gediehen ,  dafe  nur  alle  5  Tage 
noch  ein  sehr  schwacher,  kaum  bemerkbarer,  und  der 
Epilepsie  nicht  mehr  ähnlicher  Anfall  von  höchst  kurzer 
Dauer  eintritt,  und  die  Kranke  sich  übrigens  vqflig  wohl 
befindet,  was  früher  der  Fall  durchaus  nicht  war«      ,  .  ,„ 

Endlich  wurde  die  Radix  Artemisiae  auch  beim  Schimpf- 
krampf  von    mir  versucht     Der  Fall  ist  'folgender :  die 
Frau .  des  Schulmeisters  R.  in  S. ,  50  Jahr  alt ,  von  sehr 
gesunder ,  «tarker  Leibesconstitution ,  bekam  vor  &  Jahre? 
einen  Abscefs  am  Halse,,  der  4er  Vereiterung  nafya  ftasjt, 
sich  aber  dennoch  zertheilte,  wonach  seitdem,  bei  nornißjlqf? 
Menstruation  *  die  Sprachorgane  zuweilen  dem  Willen  ni  * " 
untergeordnet"  stehen ,     sondern    gleichsam    dorghgel 
und  unwillkürlich,  ja  zum  höchsten  Verdrufs  und  A< 
ger  der  Kranken,  fast  in  einem  Athem  fort,  sich 
räumend,   eine  Menge  der  Patientin  zuweilen  selbst 
fremder    Schimpfwörter    laut,    oft   entsetzlich    schreiend^ 
ausstoßen,  bis  endlich  grotee  Entkrautung  eintritt  und  Ä» 


—    118    — 

Kranke  kraftlos  lawmmtnfliikt,  welcher  Zustand  tagtiefc 
einigemal  eintritt,  seine  Standen  halt,  und  mitunter  Stua-* 
denlang  dauert.  Naob  einiger  genossener  Ruhe  befindet 
sich  die  Kranke ,  bis  auf  ein  gewisses  Spreeben ,  was  sie 
stets  im  Kopfe  zu  hören  vorgiebt,  und  ihr  angeblich  zu- 
weilen, furchtbare  Befehle  ertheilt,  wieder  völlig  wohl,  and 
▼errichtet  ihr  Geschäft,  mufs  aber  stets  das  Kirchengeha 
und  alle  Öffentliche  Gesellschaft  meiden,  um  nicht  durch 
ihren  Zufa'l  allgemein*  gegen  Wunsch  nnd  Willen,  zu  stö- 
ren. Dieser  Zustand  bat  nun  5  Jahre  lang  der  Kunst  je- 
des rationellen  und  After  -  Arztes  Trotz  geboten.  Dieis  nenne 
ich,  dem  Lacbkrampf  entgegengesetzt,  Schimpflcrmmpff 
und  hierbei  wurde  auch  die  Radix  Artemisiae  von  mir  an«» 
gewandt,  allein,  so  wie  alle  andere  bisher  versuchte  Mit- 
tel, durchaus  frucht-.pnö'  wirkungslos. 

Ans  diesem  zusammengenommen  folgere  ich :  dais  die 
Artemisia  in  manchen  Fällen' auf  das  .Wesen  der  Epilep- 
sie besonders,  ja  vielleicht  unter  den  uns  bisher  bekann- 
ten Mitteln  am  kräftigsten,  einwirke,  dennoch  aber  Vieles 
zu  wünschen  übrig  lasse,  gleichwohl  alle  Aufmerksamkeit 
verdiene»  weil  sich  deren  Kraft  und  Werth  noch  darca 
geschicktere  Anwendung  und  zweckmäfsige »  den  Neben- 
umständen angemessene  Beihülfe  erhöht  zeigen  kann.-— 

Aufmerksam  mache  ich  einstweilen  darauf,  da(s  die 
Wurzel,  welche  in  Gärten  eultivirt  gefantten  wird,  im  Ge- 
ruch' tin(}  Farbe,  wenn  sie  gestofeen  ist,  weit  ton  der 
abweicht,  die  von  Stöcken  kommt,  welche  'wiliÄ 'ah  FeW- 
geheegen  etc.  wachsen.  So  kann  Standort  nnd  'Jahrgang 
Viel  zu  der  erhöbeten ,  oder  verminderten  Kraft  desselben 
beitragen.  Die  ganz  alten  St$nrme  durften  wohl  gana  kraftlos 
seyn.  Knrz,  wir  sind  damit  noch  lange  nicht  auf  dem 
Reinen,  und  die. Sache  verdient  noch  A ofmer ksamkeit  nnd 
genauere  Prüfung.  , 

1 ,  Besonders  glaube  ich  bemerkt  zu  haben,  daß  in  pti^ 
tborisebem  Znstande  ?!  bei  oder  vor  deren  Anwendung, 
-ÄJgemeine ,  oder  doch  'Örtliche  ßlutentii^hun^  "nÖfliig  gef, 
Wißnn  solche  mehr  nützlich  als  schädlich  wirken  Joll:  TJjtjs 
'damit  in  Gebrauch  kommende  Bier  dürfte  wohl'attan  nkbt 
für  jeden  Krankheitsfall  passend  seyn.  ~        . ' 


i<  j  «i . 


—    119    — 
2- 

ieobachiung   der    Regeneration    verhukherter   Kehlkopfes 

knorpek 

Von 
J.  F.  ff.  Albers  in  Bonn, 


Es  hat  bisher  an  dem  Beweise  gefehlt,  dafs  Kehl-, 

Icopfsknorpel  sich  regeneriren ;  ans  keinem  andern  Grande,! 

als  weil  Tbatsachen  zn  demselben  mangelten«    Ich  will 

nicht  die  zahlreichen  Versuche  wiedererzählen,  welche  an 

den  Knorpeln  der  Luftwege  mittelst  Ihcision  und  Excisfoit  ' 

angestellt  sind;  alle  haben  nur  das  Resultat  geliefert,  daß; 

eine  Wiedererzeugung  der  Knorpel  der  Luftröhre  sowohl,1 

als  des  Kehlkopfs,  nicht  Statt  finde,  es  möge  der  Sub-. 

Stanzverlust  beträchtlich  oder  geringe  seyn.    Es  ergab  sich, 

dafs  die  Vereinigung,    wo  sie  endlich  nach  künstlichen 

Trennungen  wiedererfolgte,  durch   ein  dichtes  compactes' 

Gewebe  geschehe,  welches  dem  Zellgewebe  am  nächsten1 

komme.    Wiedererzeugte  Knorpelshbstanz  wurde  nie  darin* 

gefanden.    Man  glaubte  aber  diese  Tbatsachen  im  Reihen: 

zu  seyn,  wenigstens  finde  ich  in  den   neuesten  Werken 

der  allgemeinen  und  specieUen  Anatomje ,  Physiologie  und 

Chirurgie  dieses  Resultat,   als  das  Ergebnils  der  reiaejf 

Beobachtung  wie  aufcer  Zweifel  hingestellt*  " 

r 
Ueberdenke  ich  die  angestellten  Versuche,  so  können 

sie  nicht  ausreichen,,  das  zu  beweisen,  was  man  ans  ih- 
nen als  erwiesen  hergeleitet  hat  Meine  Gründe  sind 
folgende:        ... 

1)  Der  Kehlkopf  ist  ein  Organ ,  welches  sehr  merk-« 
stehen  und  wesentlichen  Veränderungen  in  seiner  Form* 
Struktur  und  chemischen  -Beschaffenheit  während  den  ver- 
schiedenen Lebensperioden  unterworfen  ist.  Dafs  dieses 
beim  Kehlkopf  des  Menschen  der  Fall  ist,  wird  kaum  ob 
beweisen  notbwendig  seyn ,  da  die  Pathologie ,  besonders 
die  pathologische  Anatomie  dieses  Organe*  in'  Beziehung 
auf  die  Entstehung  der  Geschwüre  und  der  Verknöcherung 
so  vielfache  Belege  hiefür  liefert.  Beim  Kehlkopf  der 
Tbiere  ist  dieses  abweichende  Verhalten  .in  seinen-  ver- 
schiedenen Lebensstadien  nicht  so  deutlich  als  beim  Men- 
schen. Ob  aber  nicht  einiger  Unterschied  vorhanden  sey, 
haben  vergleichende  Anatomen,  Physiologen  and  Patuo- 


—    120    — 

logen  nocli  zn  erweisen«  Verknöcbeningen  des  Schildknor- 
pels  des  Kehlkopf?  bei  einer  Kuh  von  mittlerem  Alter,  and 
bei  einem  alten  Pferde,  habe  ich  selbst  gesehen. 

In  den  Jahren  von  30 — 50,  wo  beim  Menschen  eine 
80  wesentliche  Umwandlung  am  Kehlkopf  vorgeht,  wo 
der  Knorpel  de9  Sobildknorpels  sich  inXnochenmasse  um- 
ändert, mnfs  die  Ernährung  der  Lebensenergie  dieses 
Organs  wesentlich  anders  seyn,  als  in  der  Jagend.  Wenn 
also  die  Regeneration  in  einer  Lebensperiode  nicht  Statt 
findet,  so  kann  sie  in  einer  andern  vor  sich  gehen«  Die 
Versuche  über  Regenerationen  der  Jtnorpel  des  Kehlkopfs, 
sind  gewöhnlich  bei  jungen  oder  mittelmäßig  alten  Thie- 
ren,  bei  Kaninchen  and  Händen,  angestellt:  sie  vernei- 
nen .  somit  die  Wiedererzeugnng  in  der  Jugend : '  für  dal 
höhere  Alter  der  T|\iere  und  für  gro/sere  Tliiere  liefern 
sie  keinen  Beweis«.  Fände  aber  auch  keine  Regeneration 
beim .  Thiere  Statt-,  so  könnte  sie  immerhin  noch  beim, 
Menschen  vorkommen.  Bei  den  bisherigen  Regenerstions-, 
versuchen  über  die  Knorpel  des  Kehlkopfs ,  sind  1)  die 
eigenen  Lebensverhältnisse  dieses  Organs  beim  Menschen, 
und  2)  seine  Abweichungen  nach  den  verschiedeneil  Al- 
tern viel  zu  wenig  in  Rücksicht  genommen, 

2)-  Findet  auch  keine  Regeneration  im  gesunden  Zn« 
Stande  Statt,  d.  h.  haben  die  Kxcisiorien  der 'gesunden1 
Knorpel  hoch  keine  Wiedererzengnng  zur  Folge,  so  be- 
weist dieses  noch  nicht,  dafe  die  Regeneration  in  Krank*» 
heilen  überhaupt  nicht,  möglich  aey.  Versuche  sind  im- 
mer nur  Versuche;  mit  ihnen  darf  die  in  Krankheiten 
Waltende  Kraft  nie  verwechselt  werden.  Welche  Op**" 
Höhen  vollendet  die  Natur  in  Krankheiten  nicht  täglich  un- 
ter unsern  Augen.  Zur  Heilung  der  Krankheiten  werden 
Umwandlungen  der  Gewebe  und  Form  der -Organe  voll- 
endet, die  unmöglich  ericheinen.  Dem  Versuche 
sie  nie  gelingen ,  weil  sie  Folgen  der  kranken-  1 
kraft  sind,  und.  der  Versach,  keine  Fieber,  keine 
theme,  keine  rheumatische  Entzündung,  vielleicht  keine 
Krankheit  verfehlen  kann,  welche  der Lebens/otm  doreh 
ursprüngliche  Anlage  anhaftet  Bt  wäre  also  immerhin 
noch  möglich,  daf»  Krankheit  die  verlorene  Knorpclaeb- 
titanz  ersetzen  könne,  oder  dafs  die  Regeneration  in  kran- 
ken Zuständen ,.  wie  in  der  Verknöoherung,  doch  noch 
möglich  wäre,  selbst  wenn  sie  im  gesunden  Zustande 
nicht  Statt  fändet  - 


|U'       •    • 


—   tat  — 

Hier  Zufall  hat  in  meine  Hände  ein  Priperat  geliefert, 
clu  diesen  letztem  Umstand  beweist.  Ks  ist  ein  verknö- 
cherter männlicher  Schildknorpel,  welchen  ich  der  Mitthei- 
long  des  Hrn.  Dr.  Besserer  verdanke.  An  ihm  zeigt  sich 
folgendes  Merkwürdige: 

In  dem  linken  Theile  des  Knorpels,  an  dem  untern1 
Rande,  findet  sich  eine  Stelle  von  der  Gröfse  eines  Sil- 
bergroschens ,  wo  die  knöcherne  harte  Substanz  fehlt ;  die 
Stelle  wird  von  einer  glatten,  ziemlich  festen  fibrösen 
Membran  ausgefüllt,  welche  an  dem  ganzen  Umfange  der 
Rander  anhängt ,  womit  der  Knorpel  jene  defecte  Stelle 
umgrenzt. 

In  dieser  Membran  finden  sich  zwei  Punkte,  der  eine 
von  1  j-  Linien  Länge ,  y  Linie  ft reite  und  £  Linie  Dicke, 
der  andere  von  £  Linie  Länge  und  J  Linie  Dicke  und 
B reite.  Diese  Punkte  sind  deutliche  Knochenmassen,  wel- 
che in  der  Haut  sich  befinden,  und  fest  von  derselben 
umschlossen  gehalten  .  werden*  Ganz  ähnlich  ist  diese  - 
Stelle  einer  Trepanationsfläche,  worin  nach  entfernter 
Knochenscheibe  sich  'das  Periosteum  wiedererzeugt  und  mit 
Knochenpnnkten  hin  and  wieder  bedeckt  bat,  so  wie  sie 
von  Dr.  Reine  >  dem  Erlinder  des  Osteotomes  mir  vorge- 
zeigt sind.  Der  übrige  Theil  des  Schildknorpels  ist  ganz 
knöchern,  was  das  Anschlagen  mit  dem  Messer  deutlich 
darthut  Wie  nun  dieser  Substanzverlust  im  Knorpel  ent- 
standen ist,  ob  durch  Verwundung,  Caries  oder  Geschwür, 
kann  •  ich  nicht  beurtheilen ,  da  mir  alle  Nachricht  über 
die  Herkunft  dieses  Schildknorpels  mangelt.  Nach  Ana- 
logie kann  ich  in  diesem  in  seiner  Art  einzigen  Fall  kei- 
nen Schlufs  wagen.  Dem  Anscheine  nach ,  da  die  nächst- 
angra'ntende  Masse  des  Knorpels  nicht  angeschwollen  ist, 
hat  Necrose  oder  Verwundung,  das,  fehlende  Stück  des 
Knorpels  entfernt« 

Da  dieser  Fall  unwiderleglich  die  Regeneration  der 
verlorenen  Substanz  des  Kehlkopfs  dartbnt,  so  fördert  et 
uns  wesentlich  in  unsern  Ansichten  ober  die  Heilung  der 
Wunden  mit  Substanzverluit,  über  die  Heilung  der  Ge- 
sell würe,  Caries  und  Necrose  des  Kehlkopfs.    Diese  Krank- 
heiten können  nicht  mehr  unheilbar  genannt  werden,  in- 
dem in  diesem  Falle  die  Heilbarkeit  erwiesen  ist.    Kehl*     i 
kopfsschwindsnehten ,    in    welchen   Stücke   von.  Knorpeln 
ausgeworfen  werden,  können  heilen,  wenn  das  allgemein?  - 
Leiden  kein  Hindernils  setzt,   wenn '  nicht  eine  dasselbe 
bedingende  Dyscrasie  besteht ,    and  einen  notwendige*    \ 
VetBCiiwirungsprdzefii  vermittelt« 


—    12*   — 

Man  hat  nach  Wunden  des  Kehlkopfe  lange  Zeit  hin- 
durch bestehende  Fisteln  des  Kehlkopfe  sich  schliefe«! 
neben.  Die  organische  Substanz,  welche  die  Fistelöffnana; 
zwischen  dem  Knochen  ausfüllte,  nannte  man  verdichteten 
Zellgewebe :  sollte  die  Schliefst! ng  auch  nicht  in  der  Weise 
bewirkt  werden  ,  wie  es  hier  bei  dem  eben  beschriebenes  j 
Kehlkopf  der  FaU  ist. 

Es  ist  noch  kein  menschlicher  Kehlkopf  untersucht 
werden ,  an  dem  eine  Fistel  während  des  Lebens,  heilte 
(rolle  von  Heilungen  sind  mehrere  bekannt);  für  die 
Kehlkopfskrankheiten  könnte  eine  solche  Untersuchung  in 
vielfacher  Hinsicht  nützlich  seyn.  Ich  bitte  deshalb  an- 
gelegentlichst meine  Herren  Kunstgenossen ,  Fälle  der  Art 
nicht  aus  den  Augen  zu  verlieren,  um  endlich  über  diesen 
Theil  aus  der  Knochenuntersuchung  Aufechlufe  zu  erhalten« 

Die  Abbildung  des  obigen  Präparats  wird  der  patho- 
logisch-anatomische Atlas  enthalten« 


3. 

Auffordenmg  und  Bitte  an  Deutschlands  Aerzte  Überhäuft 
und  an  dessen  Bade-  und  Brunnenärzte 


Vom 
Dr.   Klohfs, 
Herzogl.  subst.  Land  -  Physikus  u.  prakt.  Arzt  zm 


Ungeachtet  der  grofsen  Menge  medizinischer  Zeit- 
schriften, welche  tbeils  der  gesammten  Heilkunde  über- 
haupt, theils  einzelnen  Fächern  derselben  insbesondere 
gewidmet  sind,  fehlt  es  zur  Zeit  noch  an  einer»  die  sieh 
mit  einem  höchst  wichtigen  nnd  einflußreichen-  Zweige 
der  praktischen  Medizin  allein  und  ausschliefelich  be- 
schäftigt. 

Diesen  Zweig  bilden  die  Gesundbrunnen  nnd  Bader» 
nnd  alles  dasjenige,  was  ihre  genauere,  sowohl  topogra- 
phische als  wissenschaftliche,  Kenntnife,  die  Art  nnd  Weise 
Ihres  Gebrauches ,  ihren  näheren,  ihren  besonderen  nnd 


•r«     123      - 

I 

eigenthumlicbew  Wirkungskreis,  ihre  Aehnttchkefaft  ft!e> 
and  ihre  Verschiedenheiten  toi»  einander»  und  die  Ver- 
hältnisse betrifft,  welche  zwischen  den  natürlichen  Was« 
aern  zum  Baden  und  Trinken,  and  zwischen  den  kunsfa 
liehen  'Statt  finden, 

Verhältnifsmäfsig  nnr  wenige  Bader  nnd  Gesundbrun- 
nen des  mit  ihnen  so  reich  gesegneten  Deutschlands  er- 
freuen sich  gediegener,  parteiloser ,  den  Anforderungen 
der  Wissenschaft  wirklich  entsprechender  Monograpbieen« 
Manche  ältere  von  diesen  sind,  obschon  sonst  vortreff- 
lich, durch  die  Zeit,  durch  die  Fortschritte  der  Chemie 
nnd  Medizin,  durch  bedeutende  Lokal  Veränderungen  we- 
niger brauchbar  geworden.  Nicht  wenige  Brunnen  -  nnd 
Badeörter  sind,  aufser  ihrer  nächsten  Umgebung,  noch 
anbekannt  and  in  ein  Dunkel  gehüllt,  dem  sie  entzogen 
zu  werden  mit  vollem  Rechte,  verdienen.  Viele  andere 
werden  durch  Zufälligkeiten,  aas  Mode,  wegen  ihrer  Lage, 
wegen  herrschender  Systeme  und  Ansichten,  weit  über 
Gebühr  geschätzt  und  besucht,  während  andere,  aus  glei- 
chen Ursachen ,  eben  so  unverdient  neben  ihnen  in  dem 
Schatten  stehen,  nnd  ihre  sonst  zahlreichen  Gaste,  Jahr 
für  Jahr  abnehmen  aeben.  Die  allerwenigsten  sind  ,  auch 
nur  für  den  jetzigen  Stand  unseres ■  Wissens •  so  ziemlich 
abgeschlossen  in  Betreff  ihrer  Wirkungen  und  deren  Sphäre, 
die  meisten,  in  ihrem  Grundcharakter,  in  ihren  eigentüm- 
lichen Wirkungen,  in  ihren  Analogieen,  und  noch  mehr 
in  ihren  PiQerenzen  unter  einander  bei  weitem  noch  nicht/ 
hinreichend  erforscht.  Einzelne  werden  je  zuweilen  noch 
Immer,; neu  entdeckt.  Der  grÖ&ere  oder  geringere  Wertlt 
endlich  der  Künstlichen  Wasser,  den  natürlichen  gegen- 
über, ist  immer  noch  Gegenstand  des  Streites  and  der 
divergirendston  Meinungen. 

Dazu-  kämmt,  dafs  die  meisten  grofsern  oder  klefnern 
Anfsätze,  Beschreibungen,  Mittheilungen  und  Notizen  über 
einzelne"  Bader  aerstreut  in  gar-  vielen  Zeitschriften  um  • 
herstehen,  und  so»  der  Mehrzahl  der  Aerzte,  die  nicht  alles 
selbst  lesen  kann,  mehr  oder  weniger  verloren  gelten,  auf 
keinen  Fall  'aber  vollständig  bekannt  werden.  Ausführ- 
liche Beschreibungen,  wirkliche  Monograpbieen  über  ein" 
seine  Bäder' erscheinen  —-wie  die  Erfahrung,  besonders 
Sa  den  letzten  Decennien  nachweist,  nnr  selten,  sind  schwer 
überhaqpt,  noch  schwerer  gut,  und,  bei  der  Masse  von  streng 
genommen,  dem  Praktiker  unnotbigen  Dingen»  die  sie  der 
Vollständigkeit  wegen  in  der  Regel  enthalten,  nur  mit 


Aufopferung  Ton  viel  Zelt  und  Mühe  sowohl  zu  schreiben, 
als  zu  lesen ,  und  vermögen ,  auch  ganz  abgesehen  hier- 
yon,  wie  von  den  Kosten  ihrer  Anschaffung,  die  einer 
allgemeinem  Verbreitung  im  Wege  stebn ,  im  besten  Falle 
immer  nur  die  Kenntnifs  des  einen  Bades  zu  vervollstän- 
digen ,  über  welches  sie  berichten.  Begreiflicherweise  sind 
und  müssen  die  meisten  Aerzte  nnbekannt  seyn  mit  den 
meisten  Bäder -Lokal  Verhältnissen,  Lagen,  Einrichtungen* 
Eigentümlichkeiten  n.  s.  w.  aas  eigener  Anschauung; 
gar  Viele  haben  von  vielen,  selbst  gröberen  und  grund- 
licher untersuchten  und  beschriebenen  Trink-  und  Bade~ 
örtern  nur  eine  oberflächliche,  ungenügende  Kenntnifc 
Manche  würdigen  noch  allzu  wenig  den  Umfang  und  die. 
Wichtigkeit  dieser  grossen  Klasse  von  Heilmitteln  überhaupt 

Aus  diesen ,  hier  nur  angedeuteten  Gründen  glaubt 
der  Unterzeichnete  das  Erscheinen  einer  eignen  baJneo- 
graphischen  Zeitschrift  gerechtfertigt ,  die  es  sich  cur  Auf- 
gabe stellt,  die  Kenntnifs  der  Gesundbrunnen  und  Bader 
im  Allgemeinen ,  und  der  von  Deutschland  insbesondere, 
zu  vervollständigen  und  zu  einer  immer  besseren  Würdi- 
gung, wie  zu  einem  richtigeren  und  allgemeineren  Ge- 
brauche derselben  beizutragen,  und  welohe  sonach,  als 
ein  der  gesammten  Bäder-  und  Bronnenkunde  aosschu'eÜH 
lieh  gewidmetes  Archiv,  alle  diese  betreffenden  Erfahrun- 
gen, Beobachtungen  und  Begebenheiten,  kurz,  alles  in 
dieser  Beziehung  Lehrreiche,  praktisch  Wichtige  und  In- 
teressante in  sich  aofnimmt  und  dasselbe  schnell  and  mit'' 
Zeit-  und  Kosten -Ersparnifs  zum  Gemeingut  des  Ärzt- 
lichen Publikums  macht'  Er  wird  demnach  mit  dnnj 
Jahre  1836  eine  solche  Zeitschrift  unter  dem  Titel:  ' 

„Jährlicher    für    Balneographie", 

herausgeben  ,  welche  insbesondere  folgende  Bnnnkam  eat- 
haltea  werden :  .-..,'...,.  i 

1)  Praktische  Abhandlangen  in  angemessener  Kufieftber 

Bade-  und  Brunnen  -  Kuren  überhaupt  y 

» ■  ■ 

2)  Praktische  Beobachtungen  und  Resultate   über,  die 

Wirksamkeit  und  den.  Gebrauch  einzelner  Bader  und 
Brunnen,   einscldiefeiich  der  künstlich  bereiteten;  . 

3)  Mittheilungen  über  bestimmte  Krankheiten,   gegea 
die  sich  gewisse  Bäder  und  Brunne» 
feig  vorzugsweise  hülfreieh  beweisen; 


—    125    — 

4)  Beschreibungen  neu  entdeckter  oder  »noch  wenig  he* 
kanntcr  Heilquellen ,'  die  einen  grosseren  Wirkungs- 
kreis  verdienen; 

5)  Neu  angestellte  Analysen  der  Mineralwasser; 

6)  Bade -Chroniken  über  den  jahrlichen  Besuch  der 
.Heilquellen,  über  Iocale  Veränderungen  nnd  Verbes- 
serungen an  denselben,  über  die  Anzahl  der  ver- 
sandten Mineralwasser,  über  den  Verbrauch  dersel- 
ben, und  der  künstlichen  in  den  grösseren  Städten  % 

.  7)  Wunsche  and  Vorschlage  zu  Verbessern ngen ,  so  wie 
gegründete  Rügen  von  Mängeln,  Lücken  und  Mifs- 
.brauchen  im  Gebiete  der  Balneographie ,  sowohl  von 
Seiten  der  Aerzte,  als  auch  gebildeter  Nichtärzte ; 

8)  Jährliche  Namens -Verzeichnisse  der  an  den  deut- 
schen Bädern  und  Gesundbrunnen  angestellten  nnd 
sonst  regelmäfsig  fangirenden  Aerzte; 

9)  Personal -Notizen  über  Anstellungen,  Ehrenbezeu- 
gungen, Beförderungen,  Todesfalle  tu  8.  w*  vor 
Brunnen-  nnd  Badeärzten; 

10)  Kurze  kritische  Anzeigen  neuer  balneographischer 
Schriften,  so  wie  gedrängte  Auszüge  ans  wichtiges 
in-  und  ausländischen,  die  Balneograpbie  betreffen- 
den Werken« 

■ 

Der  Unterzeichnete  —  der,  selbst  nicht  Badearzt, 
eben  deshalb  jedem  etwaigen  Verdachte  von  PartheiUch- 
keit  und  Einseitigkeit  bei  der  Redaction  um  so  ferner  zu 
stehen  glaubt  —  ladet  nun  Deutschlands  Aerzte,  insbe- 
sondere aber  dessen  sämmtliche  Bade-  und  Brunnen- 
ärzte freundlich  und  ergebenst  ein,  sein  Unternehmen, 
das  nur  bei  einer  recht  allgemeinen  Mitwirkung  derselben 
fortzubestehen,  und  der  Wissenschaft  wahrhaft  förderlich 
zu  werden  vermag,  durch  thätigen  Antheil  an  demselben 
nnd  durch  geeignete  recht  zahlreiche  Beitrage  und  Auf- 
sätze unterstützen  zu  wollen.  Er  schmeichelt  sich,  um 
so  mehr  einer  regen  Th eil  nähme  von  Seiten  des  brun- 
nenärztlicben ,  wie  des  übrigen  medizinischen  Publikums 
entgegen  sehen  zu  dürfen,  je  mehr  eine  solche  Zeitschrift, 
wie  die  von  ihm  beabsichtigte,  in  gleichem  Mafse  im  In- 
teresse der  Wissenschaft  und  der  leidenden  Kranken,  wie 
der  Heilquellen  und  der  diesen  vorstehenden  Aerzte  liegt* 


-f    126    — 

el«em  fühlbaren  Bedürfnisse  abhilft,  and,  von  geüiege- 
wen  Mitarbeitern  unterstützt,  bei  "aller  ihrer  Jugend  ea 
wohl  wagen  darf,  sich,  wenn  acbon  schüchtern*  doch 
nicht  ohne  Aussicht  auf  günstige  Aufnahme  und  xu  stif- 
tenden Nutzen,  ihren  älteren  Schwestern  an  die  Seite 
tu  titelten*  — 

Alljährlich  za  Ostern  und  Michaelis  wird  ein  lieft 
der  „Jahrbücher"  erscheinen,  von  denen  zwei  einen  Band 
oder  Jahrgang  ausmachen.  Die  Starke  jedes  Heftes  wird 
etwa  10 — 12  Bogen  in  grofs  Octav  betragen,  und  ein 
vollständiges  Sach-  and  Namen -Register  jeden  Band  be- 
schlielsen. 

.  Alle  für  die  „Jahrbücher  für  Balneograpbie"  be- 
stimmten Beitrage,  Aufsätze,  Briefe  u.  s.  w.,  bittet  der 
Unterzeichnete  entweder  an  ihn  selbst  nach  Zerbst,  oder 
nach  Leipzig  an  die  Buchhandlung  von  C.  F.  Dörffling, 
wo  möglich  durch  Buchhändler -Gelegenheit,  za  eddrev- 
siren.  Insbesondere  ersucht  er  um  recht  zeitige,  zu- 
Weihnachten oder  spätestens  Ende  Januars  erfolgende 
Einsendung  der  statistischen  Notizen  über  die.  letztf er- 
gangene Badesaison,  über  Frequenz  der  Heilquellen,  übet 
Brunnenversendungen  u.  s.  w,,  um  im  Stande  zu  sein, 
gerade  diese  Mittheilungen  ollemal  in  das  erste  Jahresheft 
auftiehmen  und  so  möglichst  neu  und  vollständig  ver- 
öffentlichen zu  können.  Ein  anständiges  Honorar  wird 
beim  Schlüsse  jedes  Jahres  für  das  Aufgenommene  erfol- 
gen, und  das  etwa  nicht  sich  Eignende  baldigst  den  Her- 
ren Einsendern  wieder  zugestellt  werden* 


_    127    — 

4.    • 

Monatlicher   Bericht 

über 

denGeeundheitexmetand,  GeburtenmdTodesfRUe  von  Berlin 

mitgeteilt 

.  mu$  den  Akten  der  Med.  ch&rurg.  Gesellschaft. 
Mit  der  das*  gehörigen    Witterunge  -  Tabelle* 


Monat  Angust. 
lieber  die  Witterung  verweisen  wir  auf  die  beigefugte  Tatet» 


Es  wurden  geboren:    320  Knaben, 

304  Mädchen, 

624  Kinder. 

Ei  starben:    137  männlichen, 

106  weiblichen   Geschlechts'  über, 
und  260  Kinder  unter  10  Jahren« 

603  Personen« 
Mehr  geboren  121« 

Im  August  des  vergangenen  Jahres  wurden 

geboren:  366  Knaben. 
.  358  Mädchen, 

724  Kinder. 

Es  starben:  201-  männlichen, 

171  weiblichen  Geschlechts  über! 
und  637  Kinder  unter  10  Jahren« 

1009  Personen. 
Mehr  gestorben  285« 

Im  Verhältnifs  zum  Augast  des  vorigen  Jahres,  wur- 
den im  August  dies.  Jahres  100  weniger  geboren,  und 
starben  weniger  506. 


,-—  '  i38  — 

And)  In  diesem  Monate  war  eins  bedeutende  Salubri- 
tat  nicht  iu  ^erkennen.  Der  lieh  um.  HaAe  de«  vergan- 
genen Monat*  gezeigte  gastrische  Charakter  der  Krank- 
heiten dauerte  fort,  doch  mehrten  lieh  die  catnrrhaliich'- 
rheumatisclien  Zufälle,  besonder«  zeigten  «üb  Anginen 
lind  Lungen  -  Affectionen.  AU  gaatriache  Krankheiten 
traten  besonders  Durchfälle  hervor,, die  nicht  leiten  oik 
(troiser  Heftigkeit  eintreten  t.  und  einen  d^ienteriichen 
Charakter  annahmen ;  oft  auch  mit  Erbrechen,  «iah  var- 
hamlen,  bei  einem  gehörigen  Verhalten  aber  (eicht  ge- 
hoben wurden.  Wechselfieber  kamen  häufiger  vor.  Awv 
»chlagkrankheiten  wurden  im  Allgemeinen  nicht  beohaen- 
tet,  wenn  gleich  in  einzelnen  ReTieren  der  Stadt,  diu 
Masern  noch  ziemlich  verbreitet  waren.  Poeken  zeigte« 
■ich  seltener,  doch  itarb  Ein  Enrachtener  and  3  Kinder 


Speeiellt    Krankheiten. 


An  Entkrnftimg  Alten  wrgen 


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An  Starrkrampf.  ■        ■         * 

im.Bra.lkminpf  .         .        . 

I.lPr  ArSinlifen.  .       - 

.n  Sknqplieln  .und  Drüi«nknnU»i 

^,  W.iTwkopf  " 


Au  frcluirkWifirber. 


An  der  lLtliuitsiindung. 


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Krankheiten. 

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Am   S,-U,.;inf,»t>eiV"  .         ...      '..'  i 

Am  Kinitli'-tlKebcr.    .       ... 

Am  abzehreiidiji  n.  n.lil.:;,:fi.Tn]..-n  1-  ist  er 

A"    d^r  0^:ri:;-ii>--|i"-ijL'jMicfll.     *    -  -' 

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An  o>r  Unier]eihj»cl>wiiiuHtr.ut.       . 

2^:;&sä!. •  :   ■ 

An    l..>!i.'-rrprliüMnngi            .  ■      .        . 

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An     .1-1    UelblucM.      >,           ,          ,          . 

An  d»r  jchwürzen  Kxünklieil.       '    « 

■Am  Ji,1:.-I,f,ll        ..        ,  -      .        . 

3 

_,-,,■,   Ur-rLdorchCJI       .        ;        .       ... 

An  d»r  Ruhr.         .                ... 

Am  Blüihrecben.*      T    '  ,       1       *  ' 

*■'.'!    '■■             '.'■■■'   riüciJUus.      . 

An  der  Trunkiucnt,             ,.,      .      j  -    • 

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Li,.    .1.-,  Pi.„„ucht                      ,          .          .       ' 

)„.  Kindhetl 

An  or~.n,  F-lilr-rn  ü*  rnterleibs     . 

J 

J„  „ra.-m.  ]■  eitlem  ä-,  Dental 
A».   Watui-inn 

An  Bruch  lelmden       .... 

An  Inpchen^eücbirüre*    ... 

1 

Am  Mutierktebi.        .       .       ..      . 

Am   Mügenkrabj..       *              t       « 

1 

An   der  Gicllt 

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An   Zell-,ewehererh*>tHn;;           , 
An  MaernTerllirtong.         .        ■         . 

>.,    M.mi-ai-rwelfliiini.         .         .        . 
/.,    l„.:,.r„11,ii^-r|1]Mi„ri..        .         . 

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Durch  Selbstmord 

Au  iiicbi  benuiitcn  Krankheiten     . 

Dan.  e-jJ6MäWBtU  .... 

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-     130    — 


Die  JMoMoffol  derprakt.  Heilkunde,  August  l&A  enthWTi 

Di*  KÜHdbettfieber ,  von  Dr.  Eisenmann. 
Die  KrankheitsfamHic  Pyra>  von  Demselben* 
Die  Krankheitsfamilie  Typhus,  von  Demselben. 
Prospect  zu  den  vorgenannten  Schriften. 

Kurze  litterärische  Anzeigen. 

'  Lrobservateur  beige  9  publii  ptir  Uf  socieU  eneyeUpt&iqu*, 

■  Genius    morboruni  'epidemicus    Vindobemae    observatu* 

t  enitore  J.  Hoffmann, 
'  Oh.  F.  'C.  Winter  Über  Magenerweichung.  • , 
Ft.  Bird  über  Einrichtung  und  Zweck  der  Kranken- 
häuser für  Geisteskranke. 

Cholera  (Fortsetzung).  ' 

20&  Rapport  sür  la  fyarche  et  les  effeU  KCholerm 

\    "  morbus  dans  Pips  *t  le  commune*  ''rurmes-nmr'im 
*    >,  Kommission   nonunie.  par  M.,  M+.  Usprtfet*  dt  Im 

■  )  Sehe  et  de  poUcc.  .  209.  Dm  (?holerafiebfr  ***'  M. 
;'   \W.FVaggeyHf.  Dr.    ...;.:.        "      ;  %   ' 

akademische    Schriften    d*r  •Vnive'+sHMi  «» 
Berlin.      '   ..  f       .      •      -  « ; -.9  ■'.    "..;■".    .. 

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:c  e.ff.Tj/J?J.wj>: 


.Literarisches  hiteülgenzblatt. 


*± 


JVo.  L  i835. 


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In  meinem  Verlage  ist  so  eben  erschienen  and  in  nh* 
len    Jtachfeandioagen  des  In  -  un4  .Auslandes  zu  haben,*  ..' 


fachen  des  lönigl.  prtnfsischen  Geheimen -Käthes  *** 
fföetors  der  Arzneiwissenichnn  Ernst  Ludwig 
Heim*  Aus  hinterlassenen  Briefen  und  iTajgebÄ-* 
enernf  herausgegeben  Ton  Georg  Wühelm  Reeder, 
konigl.  preufr,  wirkt  Geh.  Oberfinanzratb*  :  Zwei 
Theile,    Gr.  12.    Gen.  3  TbJr.  .     ,; 

lernst  Ludwig  Heim,  der  .Sohn  eines  armen'  Land* 
Predigers,  auf  einem  kleinen  Dörfchen  geboren,  bedürfte 
t^teher  Naturanlagen  und  grofser  beharrlicher  Anstrengung 
wer^ Innern  Kräfte,  um  die  Hindernisse  auf  seiner  Bahn 
*J*  überwinden,    um  sich  zum  Feldmarschall  unter  den 
JJoctorea,   wie  ihn  im  heitern  Toast  der  alte  Blücher  als 
fliege  leben  lalst,  emporzuschwingen:    Der  Mensch  in 
■hm  wurde  von  seinen  Mitbürgern,- von  seinen  Zeitgenoa-t 
*J*  nicht  minder  geachtet  als  der  Arzt    Er  hatte  keinen 
J-etod.    von  j^uterm  Gemüthe,  voll  Milde  und  Wohlwol- 
je*  gegen  seinen  Nächsten,  wurde  er  unendlich  belohnt 
durch  die  oft  bis  zur  Begeisterung  gesteigerte  Zuneigung 
vieler;  die  ihm  naher  traten.    Auch,  in  allen  andern  Le- 
fouverhältnissen  ergofe  sich  der  Segen  des  Himmels  in 
seltener  Fülle  über  ihn.    Das  Leben  eines  solchen  Man- 
net kann  nicht  anders  als  anziehend  und  erbaulich  seyn, 
weint  es  nur  wahr  und  zusammenhängend  in  seinen  et-* 
renthumlibberi  Erscheinungen  dargestellt  ist»" 

Ltip%  im  Mi  1836,  F.  A.  BroMms. 


Bei  Veit  et  Comp,  in  Berlin  ist  erschienen  und  in  •*- 
len  Buchhandlungen  zu  haben: 

Dupuytren,  Vorlesungen  über  die  Verletzungen  durch' 
Kriegeswäffeil;  unter  Mitwirkung,  des  Geheimenrath 
Dr.  v.  Gräfe,  aus  dem  Französischen  bearbeitet  tob 
Dr.  Ktdisch,    gr.  &    Erstes  Heft.    Preis  22J  Sgr. 

.    Bin  Werk,   dessen  blofee  Anzeige  zu  den  gröfsten 
Erwartungen    berechtigt,   noch  besonders  empfehlen  zu 


•  :  ■     ^^  .  .    zM.         m^  •  • '   *   *•****" 


«  ■»'■       -    *  i  -^      -      »»  ji 


2      — 


wollen,  w8re  HbetflUndg;  wir  führen  nnr  Folgende«  aus 
de*  Vorbemerkung  des  deutschen  Bearbeiters  hier  an  i 

'  „Diese  Vorlesungen  sind  als  ein  vollkommenes  Hand* 
buch  der  Militair  -  Chirurgie  zu  betrachten ,  darum  sind  auch 
flie""  bekanntesten  Punkte  irrdit  übergangen»  ja  sogar  ein« 
seine  Gegenstände,  die  beim  ersten  Anblick  ferne  zu  lie- 
gen scheinen ,  dem"  WuHdätzte  aber  im  Felde  nutzen  kön- 
nen", mit  (aufgenommen ,  dämm  endlich  wollte  Bwpvyttm 
seine  Vorträge  nicht ,  blob  auf  den  Kreis -seiner  Zuhörer 
beschrankt  wissen,  sondern  l.ieis  sie  durch  ,den  Druck  ver- 
öffentlichen."     .     „. 

Welchen  unschätzbaren  Gewinn  die*  Bach  durch  die 

Mitwirkung  des  Herrn ;  Geueimerath  Dr.  V.  Qriife  erhalten, 
braucht  nicht  erst  hervorgehoben  zu  werden  v  et  iei  nur 
erwähnt,  um  zn  bemerken ,  -dafs  dem  vierte»  tiefte,  mit 
dem  das  Werk  vollendet  ist,  die  Bildnisse,  der  beiden  Cor 
rjfiuaeo,  der  Chirurgie  beigegeben  werben«  ... 


Beü.Carl  ReMuträt  In  Güns  ist  erschienen. und  durcfr 
alle  ■  Buchhandlungen  Deutschlands  zu  beziehen :     • 

Hep'eriorium  der  vorzuglichsten  Ktirarten^  Heilmittel,  Ope- 
rQtümitmetftojpHf  u.  a.  w.  aus  den' letzen  Vier  Jshrze- 
henden ,  als  klinische  iVfeinorabilien  für  Aerzte  •  imd 
Wdndh'rzte.  Von  Dr.  Rinna  v.  Sarenbach,  k.  k".  Hof- 
arzt. Zwei  Bände«  1833.'  gr.  8«  (75  Bogen.)  5  Ruft 
12  gGr. 

%  Die  Ausbildung  der  Heilkunde  gründet  sich  yornehia-f 
lieb  auf  den  regen  Austausch  der.Ideeaiynd  fiftrjajOTegan» 
welche  denkende  Männer,  des  Faches  wftteWt  der.  Fresse 
zum  Gemeingute,  ihrer  Zeitgenossen  machen«  Aoiser  den 
vielen  zu  diesem  Zwecke  alljährig  erscheinenden' medid- 
nischen  Werken  ist  das"  weile  Feld  der  Journalistik  der 
vornehmste  Sammelplatz  jenes  literarischen  AtttaaadMt. 
Der  Gedanke,  dafs  es  sehr  viele  praktische  Aerzte,  heu 
sonders  in  kleinern  Städten  nnd  auf  dem  Lan^e  gejhea 
wird  f  denen  nur  wenige  Zeitschriften  zugänglich  nsftl  flle 
Kosten  einer  grofsen  Handbibliothek  unertchwingfidj  sind» 
veranlagte  den  Verfasser  znr  Herausgäbe  dieses  werket» 
Doch  mag  dasselbe  nicht  mit  andern  medizinische«  und 
chirurgischen  Wörterbüchern  lind  tomographischen  Bacy» 


—      J      — 

klopidira  verwechselt  werden;  denn  m  findet  sich,  hier 
kein  Rutonneroent  über  Gegenstande  der  Heilkunde,  son- 
denk  rem  nur  das,  was  die  denkenden  Aerzte  4er  letzten 
vier  Decennien  (1790—1630,  ein  Zeitraum  voa.groJsem 
Qe,haUe,fiir  die  Förderung  der  Wissenschaft  in  jeder  Art!) 
dexa  Praktiker  bei  der  Ausübung  seiner  Kunst  zur  Beach- 
tung, empföhlen  haben.  Somit '  enthält  dieses  Repertoriiim 
den  Kern  einer  ganzen  "klinischen  Bibliothek  jener  Vierzig 
Jahre ,  und  ist  ein  unentbehrliches  Hülfsbuch  für  jeden 
Arzt  und  Wundarzt,  dem  die  literarischen  Hulfsmittel  in 
ihrem,  immer  mehr  anwachsenden  Umfange  nicht  zii  Ge- 
bote, stehen-,  ja  selbst  Kur  den  mit  einer  reichen  Hand- 
bibliothek versehenen  Mann  vom  Fache,  weil  ihm  dadurch 
das  zeitraubende  Nachschlagen  so  vieler  gröfserer  Und 
kleinerer  Schriften ,  oder  wohl  gar  einzelner  j&rVdisiher 
$i$tter  erspart  wird. 

Von  demselben  Verfasser  hat  eben  die .  Presse  ver- 
lassen t  , 

Klinisches  Jalirhtch  des  laufemtm Jahrzehends,  oder  Kur* 
arten,  Heilmittel,.  Operations -Methoden  etc. ,   welche 

'  In  der  neaesten  Zeit 'angewendet  oder  empfohlen  wor- 
den sind ,  mit  Ruckblicken  auf  die  ältere  Zeit.  '  gr.  8* 

.     4835.    2Rthlr.      .■.,... 

"  Ein'e'  gleiche  Absicht,  wie  bei  dem  vorhergehenden 
Werke,  verfolgt  der  Verfasser  bei  der  Herausgabe  dieses 
In  seiner  innern  Einrichtung  mit  jenem  Repertorium  ganz 
gleichgehaltenen  Jahrbuches ,  nur  dafs  letzteres  vornehm- 
lieh  jene  Mittheilungen ,.  Vorschläge  und  Anempfehlungen 
enthält,  welche  aus  .der,  Literatur  des  laufenden  Jahrze- 
hsnds  (seii  1830)  gesammelt  worden  sind,  und  sich. mit- 
hin einerseits  .als  ,ein  selbststandiges  Werk,  für  die  Be- 
sitzer des  Repertoriums  aber  zugleich  als  Ergänzung,  und 
Fortsetzung  desselben  darstellt.        ,,    , 

Die  dem  Jahrbuche  vorangehende  Literatur  *+Ueber- 
sickty  Über  800  Werke  aufführend^  la'fst  erkennen,  wel- 
cher Reichthohr  von  Quellen  -  dem  Verfasser  zu  Gebote 
Stand,  ofid  wie  sorgfältig  derselbe  benutzt  würde,  um- die 
Lesti'  in  Kenntnis  von  Allem  zu  setzen  9  was  die  den- 
kenden  Aerzte  aller 'Länder  unserer  Zeit  ans  dem  Schatz« 
ihrer  klinischen  Erfahrungen,  In  englischen ,  italienischen» 
französischen,  lateinischen  und  deutschen  Werken  und 
Zeitschriften  mhgotbeüt  -hebern    - 


—      4      — 

Hmdbmch  der  Pharmakologie  f  affs  BrÜtaterung  •■He*  ht 
der  neuen  verbesserten  PharmacopÖe  v.  I«  1684  ent- 
haltenen Arzneimittel.  Von  Dr.  C*  J.  Meyer,  k.  fc. 
Hofarzt,    gr.  8.    183&    1  Btblr.  12  gGr. ~ 

Das  Streben  des  Verfassers  .war  (nach  seiner  tSrklS- 
nung  in  der  Vorrede) ,  Alles,  was  als  wichtig  und  wnW 
senswürdig  in  natnrhistorischera ,  chemisch  -  phannaceotir 
schein,  medioinischem ,  zum  Theil  auch  in  medidnischr 
forensischem  und  chirurgischem  Bezüge  zu  den  Inf  de* 
PharmacopÖe  vorkommenden  Gegenständen  steht,  in  ge- 
drängter Kurze  sorgfältig  zusammenzustellen ,  und  wo  ein, 
nicht  zu  voluminöses  Werk  zu  liefern,  welches  vorzugs- 
weise dem  der  strengen  Prüfung  entgegengehenden  Can- 
didaten  zur  nötbigen  Vorbereitung,  dem  jungen  Ante  in 
dem  ersten  Zeiträume  seiner  Praxis  zum  Rathgeber  and 
zur  Unterstützung  seines  Gedächtnisses,  ja  selbst  dem 
schon  geübten  und  erfahrenen  Praktiker  in  manchen  Fal- 
len zur  Gedächtni&hülfe  dienen  könnte« 


Bei  Joh,  Ambr.  Barth  in  Leipzig  ist 
in  allen  Buchhandlungen  zu  haben:  - 

Reicherätach,  Dr.  K.y  das  Kreosot,  in  chemischer,  Jty~ 
sischfer  und  medicinischer  Beziehung.  Zweit*  n^  Nach- 
trägen und  Zusätzen  von  Schweig ger-SeidH """*"" 

Ausgabe,    gr.  8.    geh.  2  Thlr. 

Je  wichtiger  die  Gründe  waren,  die  den 
ber  bestimmten,  diese  zweite  so  ungemein*  bereicherta 
Ausgabe  nicht  früher  erscheinen  zu  lassen,'  um  sie  als 
die  vollständigste  Sammlung  aber  einen  der  wicftUjstam 
neuentdeckten  chemischen  Stoffe  dem  Publikum  sai  Mir 
geben,  desto  angenehmer  wird  sie  nun  dem  Ctosaikef 
nnd  Therapeuten  seyn ,  der  in  ihr  die  treffliohetesi  Bei- 
trag« zur  nähern  Kenntnife  diese«  Stoffes  ueä.taanejGer 
schiebte  nach  allen  seinen  Beziehungen*  bis  u  des)  sjewftr 
sten  Tagen  ausgeführt,  erhalt  Der  Verleger  darf  .M 
dorn  sehr  billig  gestellten  Preise  (JSr-  mehr  nie  32  jfrgenj 
sich  wohl  zu  der  Hoffnung  berechtiget  fohlen,  diel 
nähme  an  dieser  neuen  Ausgabe  werde  die  der 
vollkommenen  weit  übertreffen« 


T  .  I-  ■  *  i 


—      5      - 

AttlUangtn  mit  dem  a*Mm»tgrlieteitfr  iWrtttci  vrak- 
(iacftm    GtbttrMMf* ,    nelv.t   UMhrrilwHd«:   Erklärung 
deraelben  ,  toin  Prot  Dr.  E.  C.  J.  v.  SitbM.     Zutritt 
umyettrhcititc   und  vermehrte  Auflage,     Imperial  8.  auf 
Velinp.  lte  2te  Liefer.  183*.     licrha,  bei  Bn-hig. 
Ki    eracheint   diese  neue  Auflage  in  8  bis  10  Liefe- 
rungen, die  Abbildungen  —  dnnJineohiniukommBndebiitaf 
nahe  an  200  termebrt  —  statt  in  Steindruck,  in  tauberem 
Kupferttkh;  dem  ungeachtet  ist  dar  Preii  norh  billig«  ge- 
atetlt  worden,  alt    bei   dar  enlen  Auflage,   die  Lieferung 
aa  f  Rtblr.,  damit  io  dieses  treffliche,   bereits  nach  vi« 
Jahren    vergriffene  Werk,    eine  nm    so   gemeinnützigere 
Verbreitung  finden  möge. 

Atvnum»,  Dr.  0.  G.,  Speclelle  Pathologie  and  Therapie« 
Ster  B.  „Toplache  Krank  beiten  der  VcgetMionssphSre" 
1834.  daselbst,    3  Rtblr. 


In  der  BV*dUerVfeea  Buchhandlung  in  Elberfetd  bt 
zn  haben: 
Lehre  sfcr  ■  OtimrtMUf*.    Ali.neru  Grundlage  deafaebj, 

insonderheit  bei  Vorlesungen,  Die  Hülft-Lebri.    Von 
.     Q,   ff.  «rem,   Dr.  n.  Prof.  in  Rann;  -gr.  8.    Statt 

2-Rmlr.  16  |Gr.  nnr  1  Thh-,  8  gGr.  '  ".'■'; 
Diese*  auf  der  itoppetten  25J übrigen  Laafbali'n  de« 
Verfassen,  als  akademischen  .Lehrers  and glück]) eben Prak- 
tikers, cnUtamteae  Werk,  glebt : der  Gebartitiillio  eins 
Meae  Baan,,  iheüi  durch  WtetBrimigi-fB  und1  irnaWmiarn 
»efOW^lung,  all  *•  bfcb«i^.»«1.tbeiUabwdürfi  *ÖV- 
Hg  bete  uA  praktiitohTriolitig«  Winui.  ..Ru»i;«qd  Ma- 
terFe  Äi'dtwehi'BHiAn-  wc  »oder*  d gen th&m lieb.  Vor. 
liegender  Tbeil,  die-Hülfslehre,  der  eigentUobe'Hanpl-- 
and  dem  Praktiker  wichtigste  Tbeil,  hebt  überhaupt  den 
Anllieil  der  lebenden  Kraft  gegen  djn  mechaiiiaclit>  an  der 
Geburl  hervor  nnd  würdigt  vorzügljcb  die  Nator  leibst. 
In  den  verschiedenen  Abheilungen  werden  die  Kxplars- 
tibn,  'die  allgemeine  llülfsleistung  (dn.Nachgeborla-Lelire 
besonders  bereichert) ,  dann  die  Munal-  and  Instrumen- 
tal- Operationen  (letztere:  Zangen  Operationen1,  Perforation, 
Kaiserschnitt)  vorgetragen.  Jeder  Kenner  wird  da*  Werk, 
cii  dessen  Verbreitung  dieser  Thefl  gegenwärtig  tnrabge- 
niii'i  iin  Preise  itt  »der  Beachtung  in  boheniGrade  werlb 


Bei  0.  Retmtr  In  BerHn  f»t  ertcbienefit 
Die  Euthanasie   oder  ili*   Etttut   den   Torf   =o  «■ 
Von   Dr.  fori  Ludwig  Klon/».     Preis  2 

Bei    OrefT,   Fü/rfi   a.    Comji.    ist  (0  eben  ei 
und  in  allen  Buchhandlungen  zu  haben : 

Anatomisch  -  physiologische    Untersucbnngen 
Milz  de»  Menschen,    nebst  den  Angaben   d 
nnd  neuem  Schriftsteller ,   von  Dr.  J.   V.  fl 
ier.    368  S,  weiß  Papier,    1  Rthir.  20 
2  ft.  45  Kr. 
KScHi«,  ,J>r.  J.  it.,  .über,  die,  in   untern  Zeit 
den  FücAcen  herrschende  WiriUrnnHrit,    gr. 
6  Gr.  oder  24  Kr,  ;'  V 

Jfüffpr,  P.  A.  II.  J.j  einige  Worte  über  die  Hei 

von  Bruuttnis  ,   Rasuri  am\' HiHtnemntm.     VAa 

■  'fffPC  gr.  8.    (Comm*  Artikel.)    ft  2  gr.  -r 


'  Bei  Jii?.  IHrtcfiivald  in  BerKn  ■ist  onchien«» 
BUiff,'M.J,  D.,  die  Leistungen'  uod  Fortschritts 
dina  'in  Deutschland,' '  ■'■fÖt  Jahrgang.    JSSjlf 
1£  Blbli. 

'■'.'  W! 'J'ffc."«'.  -HnrtJwcV  lä'ttipilgitt  ■«'■ 

■clueaen..ufld  an  alle  Bächhlnaiuagen  verianilt  Wi 

Dr.  F.  Huri ■»•m«.,,.ülier  die:  Anwendung  deti 

:paibucb«n  Aniieien:    Aconitujp-  Napellu|,'J 

alba,  und  Uaaaim.  ■  ir-  8.  in  IJmwÜf*i, 

:I6#k. .--■■■ :;;.;:    ■■ 

Bei  iMdfeig  ScJUnuwn  Ist  «Vfeben  enwfiletWS 

alle  BuctihandlLiugen  D e utic bin örtj' Versandt:  "-'' 

ifomüaprrthischei   Krmtkcite.ramcn   oder  ÄnweMB 

.   Aufstellung  de*  KranktLeitsljitdes ,    VerotdrÄ 

Diät,  Verabreichung  <ler  Ärzneigalie  nnft'ma 

■  luvten  eines  iionioi^aliischert  iAiz'tes,  ft^fftK 

:^...  jene >., die  anfange«.,  sich   mit   der  Ho^goQpS 

/ 4te»chäftigen ,    und  für  kranke,  die  von  .ibnU 

entfernt  wohnen.     Geb.  Preis  6  Gr.      "     " 


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Bei  ff.  Reimer  In  BerHn  ftt  «rtchienaflt      ■— ■- 

Die  Enltumiuie  oder  die   Xnntt  de»   Tod   zu  trTelth'ltr*. 

Von  Dr.  Kart  Ludwig  Klohft.    Preli  22  Ggr. 


Bei   OreJI,   Füfsli   a.    Comp.   Ist  so  eben  erwlneren 
and  in  allen  Buch  ha  ndlun  gen  zu  Italien;  ■■-■• 

Anatomisch  -.  physiologische    Untertochungen     Eher  du 
Müs  dt»  Mentihen,  nebst,  den  Angaben   der  Silin 
nnd  neuem  Schriftsteller,  Tun  Dr.  J.  ('.  fi.  Gitt- 
icp    368  S.  weifs  Papier.  .1  Rthlr.  20  er.  od« 
2  FT.  45  Kr. 
KSchlin.,  ,Dr.  J.  It.,   über,  die  in    entern  Zeiten  unter 
den  Fichten  herrschende  Wuthiriuithcit,    gr.  8.    geb. 
6  Gr.  oder  2*  Kr.         '  "       ; 

JHüffcr,  F.  A.  H.  J.,  einige  Worte  Über  die  HeUijtlem« 
von  BruatKiiis ,   Rasuri  und"  ffn7«nmi«nn.    Eine  Vorle- 
-  'Wog.-   er.  8,     (Coduik  Arti|f.el.J    n.  2  gr.  — ;  8  \t. 


BUff, 

di: 

l|Kthlr. 


Sei  Äug.  Hlrichuiatd  in-  Bewirfst  eradrienwt  -■■  i 
,'  lf.  J.  D.,  die  LeUtoüRep' und  ForUcbrltio  der  Me- 
an  'in   Deutschland,;; ,'fil,  .Jalrgang.    l&k.JQt  & 

bei, V«V  **•  ■«*"*»»*'  In  Xtfpllf»  «'■  ttf '«)Wn't£ 

.«cluenan,.uni  an  allo  BycbiiJindliingtn  Y'erMutdCiorilbn'i' 

Dr.  F.'  Bmrtmwmn.,,Jitw  d*.  Anwmfamg'Jm.hqmäir 

:p«tlri«b«n  Arxneitnr  •  AooMtuin,  Jispetlnf,'.  BrnM 

aß»  und  Maraaia*-  *r-  * J»  IJn*^:**^ 

-Mi* - :::.::    -    ....-, ,:„...^,i 

Bei  iMdttig  Seftanumn  ist  io'  eben  CitcMeWa  *■»■'* 

alle  BuClih»n dlun (reu  Dentitihlsad»  ifersanfll;  "■- :!    J":      ' 

•ÜQmüapathinhes    Kriinkcneranicn    odt:r   AnweisiKR   „_ 

.   Anstellung  des  Kranklieitsbildi;»,     Verordnlitb    dt 

■     Dät,  Verabreichung  Jer  Arzueigalie  um!  lunVBur1, 

■■  ballen  eines  liomiJu^aüiiicJien  ,4ulu,  ^on'Jfera 
,  .  Wf«i  die   anlange«,,  sich    niü    der  Iluiuuopaltiia  -- 

......  petdiSÜigen ,  und  iür,.  tränke,  die.  von  ihrem  Artt» 

eatfernt  wohnen.     Geb.  Preii  6*G«.      ' 


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Journal 

der 

practischen   Heilkunde. 

Herausgegeben 

*  TOB 

C.    W.    Hufeland, 

(ConjgL  Preuft.  Staatsrath,  lütter  des  rothen  Adler- Or- 

dens  erster  Klasse,    erstem  Leibarzt,  Prot  der  lfed£* 

ein  an  der  Universität  an  Berlin,  Mitglied  der  Aoade-' 

mie  der  Wissenschaften  etc. 

und 

E.    O  s  a  n  n, 

erdentl«  Professor  der  Medicin  an  der  Universität  and  der  MeaV 

Chirurg.  Academie  für  das  Militair  zu  Berlin,  Director  de? 

K.  Poliklin.  Instituts,  Ritter  des  rothen  Adler -Ordens  dritter 

Klasse  und  Mitglied  mehrerer  gdchrten'Gesollschaften. 


\ 

\ 


Grau,  Fremd,  ist  (Ale  Theorie,     ^ 
Doch  grün  des  beben*  goldner  Btwm. 

Göthe. 


HL  Stück.    September« 


Berlin« 
Gedruckt  and  verlegt  bei  G.  Reimen 


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I. 

Untersuchnng  der  Frage 

ob 

aas  dem  Heilplan  rationeller Aerzte 
die  Anwendung  aller  blutentzie- 
henden und  ausleerenden  Mittel 

ausgeschlossen, 

ja  von  dem  Staate  verboten  and  verpönt 
werden  können  und  müssen. 

Vom 

Geheimen  Medizmalrathe  von  Vogel 

in    Rostock. 


MJa  diese  Frage  von  einem  sonst  schon  aus 
einigen  originellen  Schriften  bekannten  bejahr- 
ten Arzte  in  einer  eigenen  Schrift  *)  ohne  Wei- 
teres umständlich  bejahet,  und  der  Gesa  mm  t- 
heit  der  Aerzte  der  Gebrauch  der  genannten 
Mittel  so  derbe  als  ernstlich  verwiesen  worden 

*)  Brillenlose  Reflexionen  über  das  jetzige  Heilwesen, 
nebst  Beleuchtung  der  dem  Kaiser  Frans,  dem  Erz- 
herzog Victor  Anton  und  dem  Prinzen  August  von 
Portugäll  zu  Theil  gewordene  Behandlung  von  Krü- 
ger -  Uanscn.    Güstrow  1835.    8. 

A  2 


—      4      —      . 

ist,  ja  selbst  die  Laien,  welchen  der  V.  das 
Paniphlet  zu  lesen  hauptsächlich  bestimmt  und 
empfohlen  hat,  gegen  jene  Heilmittel  zu  em- 
pören sA^bt,  so  hat  es  dem  Verfasser  dieser 
Untersuchung  besonders  nützlich  und  nothig  ge=- 
schienen,  mit  einigen  Worten  jene  Frage,  de- 
ren Entscheidung  ohne  2}weifel  von  hober  Wich- 
tigkeit ist,  zu  prüfen  und  zu  beantworten.  Um 
so  mehr  findet  er  sich  aber  dazu  bewogen,  da 
er  sich  unter  den  Aerzten  aufgestellt  sieht,  dicr 
von  dem  Autor  dieser  Schmähschrift  so  gröb- 
lich, als  unverdient,  milshandelt  werden« 

So  woblthätig  und  wun schfens werft  der 
rege,  lebendige  Trieb  eines  scharfsichtigen, 
wahrheitsliebenden,  wohlunterrichteten,  und 
durch  maonieb faltige  Erfahrung. geprüften  Arz- 
v  tes  ist,  die  Heilkunde  überall  >  wo  ffe  ihr  fehlt, 
wo  sie  undeutlich ,  unsicher  und  mangelhaft  ist, 
zu  vervollkommnen,  von  falschen  Theo rieen 
und  trügerischen ,  zweideutigen  Erfahrungen  zu 
reinigen  j  — -  mit  so  überaus  groben  Schwie- 
rigkeiten ist  diefs  oft  verbunden«.  Diese  Schwie- 
rigkeiten liegen  aber  theils  in  der  allgemeinen 
und  besondern  individuellen  Organisation  der 
Menschen,  theils  in  so  vielen  andern  subjekti- 
ven und  objektiven,  äufsern  und  inaern  Um- 
ständen, dafs  die  klügsten,  eindringendslen,^ 
vorsichtigsten,  erfahrensten  ärztlichen  Köpfe  zu 
falschen  Schlüssen  und  Maafsregeln  und  Auf- 
griffen verleitet  werden  können.  Auf:  solche 
Art  ist  es  zu  begreifen,  wie  seit  Jahrhunderten 
ein  Heilsystem  das  andere  verdrangt  hat*  wo- 
von eine  Menge  Menschen  das  Opfer  geWbnlen 
ist.  Es  kann  nicht  die  Absicht  seyn,  diebhier 
umständlicher  zu  entwickeln.  Es  sollte' nnr  dar- 
aus hervorgehen,  mit  welcher  Vorsicht j  Be- 


* 

tcheidenheit  und  Ruhe,  aufstoßende  Schwie- 
rigkeiten, Zweideutigkeiten  und  Abweichungen 
von  der  gewohnten  Verfahr ungsart  in  unsrer 
Kunst  beurteilt  werden  sollten.  In  keiner  Wis-r 
sen  schaft  haben  Machtspfüche  so  wenig  Wertb 
und  Zuläfsigkeit,  als  in  der  .Heilkunde«  Das 
Gegentheil  verräth  Unvernunft,  Dünkel,  oder 
verdammliche  Absichten,  ich  meine,  die  den  Arzt 
vor  allen  Dingen  entehrende  Verläumdungssucht« 

Eine  grofse  Menge  Ton  Fälle  schweben  mir 
seit  langen  Jahren  im  Gedächtnisse,  und  liegen 
in  meinen  Papieren,  wo  ich  vielen  Menschen 
durch  Brech-  und  Purgiermittel,  auch  Blutent- 
ziehungen, das  Leben  gerettet  und  erbalten 
habe.  Auch  in  meinen  von  Krüger -Hansen  so 
gemifshandelten  Beobachtungen  (VIter  Fa11)f 
habe  ich  einen  Fall  beschrieben,  wo  ein  Brech- 
mittel ein-  gefährliches  Blutspeien  heilte«  Der 
Mann  geht  noch  täglich  gesund  und  froh  vor 
meinen  Augen  herum,  und  prei(st  mich.  vfO 
er  kann,  als  den  Retter  seines  Lebens:  In  je- 
ner Beobachtung  habe. ich  mehrere  dergleichen. 
Beobachtungen  nachgewiesen,  aber  auch  nicht 
versäumt,  mit  meinem  alten  Lehrer  und  Freunde 
Richter  in  Göttingen  die  erforderliche  Vorsicht 
dringend  zu  empfehlen« 

Was  sich  in  chronischen  Unterleibskrank- 
heiten, nach  den  Umständen,  mit  auflösenden 
und  ausleerenden  Mitteln  ausrichten  läfst,  da- 
von erinnere  ich  mich  besonders  aus  den  frü- 
heren Jahren  meiner  praktischen  Thätigkeit  ei- 
ner Menge  Beispiele.  Aus  der  spätem  Zeit 
schwebt  noch  der  Fall  einer  Dame  hell  vor 
meinen  Augen,  welche  von  vielerlei  Leiden, 
die  sie  sehr  niederdrückten  und  unglücklich 
machten,  völlig  befreiet  wurde,  nachdem  sie 


—      6      — 

»ach  meinen  Mitteln  mehrere  Wochen  hinter 
einander  ganze  Eimer  voll  von  den  ekelbe- 
schaffensten infarctuösen  Stoffen  ausgeleert -hatte« 
Sie  lebt  noch  in  Rostock,  und  befindet  sich 
nun  seit  Jahren  von  ihren  früheren  Leiden 
gänzlich  befreiet. 

Dafs  Blutentziehungen  und  Ausleerungen 
des  Darmkanals  häufig  gemifsbraucht  worden, 
und  dafs  dies  mit  den  nachtheiligsten  Folgen  noch 
täglich  geschieht«  ist  eben  so  wahr,  als  dafs 
es  nicht  wenige  Fälle  giebt,  wo  Dunkelheit. 
Täuschungen  und  Irrt h um  Statt  finden,  ^und  der 
Erfolg  der  gefafsten  Maafa regeln  wider  alle  noch 
so  gerecht  scheinende  Erwartung  verderblich 
ist«  Unvorhergesehene,  hinzugetretene,  unter- 
xneidliche  Umstände  hatten'  auf  das  Schicksal 
des  Kranken  den  nachtheiligsten  entscheiden- 
den Einflufs.  Bekanntlich  ist  diefs  ja  auch  mit 
vielen  andern  Mitteln  der  Fall. 

Die  Heilkunde  würde  zwei  mächtige  Stützen 
.verlieren ,  wenn  sie  die  Blutentziehungen  und 
Darmausleerungen  entbehren  sollte.  Auch  aufser 
den  Krankheitsfällen,  wo  sie  die  Hauptmittel  sind, 
giebt  es  fast  keine  krankhaften  Zustände  des 
Körpers,  wobei  das  Eine  oder  das  Andere  nicht 
nöthig  seyn  könnte.  Eine  grofae  Menge  der 
glaubhaftesten  Beobachtungen,  die  in  den  Schrif- 
ten der  beschäftigtsten  praktischen  Aerzte  be- 
schrieben sind«  bestätigen  dasselbe*  Wie  oft 
hilft  sich  die  Natur  nicht  selbst  auf  diesen 
Wegen,  wie  sollte  die  Kunst  nöthigen  Falb 
sie  nicht  unterstützen,  ersetzen,  befördern? 
Die  bevorstehende  gröfste  Lebensgefahr  inufs 
und  kann  durch  das  eine  oder  das  andere  die- 
ser Hülfsmittel  nicht  selten  gehoben  werden. 
Man  denke  an  so  manchen  Schlagflufe,  beson- 


*v      7      — 

den  an  so  manche  Vergiftungen ,  Erstickung  u. 
s.  w. !  Eine  Menge.  Schriften  der  erfahrensten 
und  aufgeklärtesten  Aefrzte  sind  voll  von  den 
heil  vollsten  Wirkungen  dieser  Mittel,  und  den 
Gründen  ihrer  Notwendigkeit« 

Noch  ein  grofses  Beispiel  von  der  schnel- 
len heilvollen  Wirkung  einer  Blutentziehung 
wird  aus  meiner  früheren  Erfahrung  mit  Ehren 
hier  stehen  können.  Es  war  ein  zn  meiner 
Zeit  in  Gottingen  studierender  junger  Mann, 
welcher  nach  mehreren  Violenzen,  die  sein 
Kopf  erlittenJiatte.,  gefühllos,  ohne 'Besinnung 
und  Sprache  darnieder  lag.  Nach  mancherlei 
Hülfsversuchen  anderer  Art,  ward  ihm  endlich 
eine  Schlaf pultader  durchschnitten,* -und,  nach- 
dem das  Blut  einige  Zeit  lebhaft :  hervorge- 
sprungen war,  öffnete  er  die  Augen,  sah  um 
sich  her,  und  erkannte  die  Seinigen,  die  um 
sein  Bette'  herumstanden.  Er  ward  nachher 
noch  ganz  gesund,  und  ein  beliebter  Prediger 
in  Friedberg,  woselbst  er  späterhin* gfcstörfcte«  IsU 

Es  wird  diefs  zu  dem  Zwecke  genügen, 
dafs  an  ein  Verbot,  oder  gar  Yerponen  aller 
Blutentziehungen  und  darmausleerenden  Mittel 
von  Seiten  des  Staats  nicht  zu  denken  ist,  und 
dafs  daher  ein  Antrag  darauf,  als  dem  Wohle 
der  Menschheit  schnurstracks  zuwider,  unge- 
reimt und  ernstlich  zu  verweisen  seyn  würde. 

Eine  umständlichere  Kritik  der  Krüger- 
Hansenschen  Schrift  behalte  ich  mit  für  ein  an-> 
deres  Journal  von    *  '     •   f' 


—      8      — 


n. 

Beschreibung 

des 

epidemischen    Friesel  -  Fiebern, 

weichet 

im  Frühjahr  1831.  und  im  Winter  18}{  in 
mehreren  Amts- Orten  des  Ober -Anus* 
Bezirks  Gmünd  herrschte»  ' 

MitgetheÜt 

vom 

_  / 

Ober- Amte- Arzte  Dr.  Bodennuller 

9 

in  Gmünd  in  Wortemberg» 


8$d  fntnsii  n»  „  

mos  exirema  ad  uwgutmcmmA 
pratclare  facit, 

Bippooratk  Jjifailpf 


Einleitung* 

Schon  seit  Jahren  ist  das  Friesel  (JUsUprfe 
Febris  miliaris.  Purpura)  Torzugsweise  nnr^bei 
Kindbetterinnen  in  diesem  Ober -Amts -Bezirke, 
besonders  aber  dessen  nordostlichen  ^Theile  m- 
gewobnlich  oft  vorgekommen ,  war  jedoch  ge- 
wöhnlich  nur  sporadisch  and  symptomatisch; 


.    —      9      *-• 

im  Frühjahr  1831  dagegen  stellt*  eich  dieses 
Exanthem  ab  ein  idiopathisches!  als  epidemi- 
sches Frieselfieber  dar,  und  -verbreitete  sich 
über  die  Orte  Schonhardt^  Iggingen,  Prainko- 
fen ,  GÖggingen  und  Mulfingen ,  und  auch  Hörn 
und  Täferroth  hatten  einzelne  Erkrankungsfälle« 

Man  überfiele  sich  allgemeiner  Freude  und 
innigstem  Dankgeftihle,  als  diese  verheerende 
Seuche  .aufhörte,  .und  glaubte  sich  ganz  von 
ihr  befreit,  als  sie  im  December  1831,  und 
,  den  ersten  Monaten  des  Jahres  1832  neuerdings 
in  den  Orten  Schonbardt,  Iggingen  und  Uz- 
stetten  ausbrach,  und  beim  ersten  Erscheinen«, 
so  wie  das  erste  Mal,  schnell  mehrerer  Men- 
seben Leben  vernichtete,  und  im  Ganzen  eine 
nicht  unbedeutende  Anzahl  von  Personen  befiel* 

Bemerkens  wer  th  ist  es:  dafs  bei  diesen 
beiden  Epidemieen  die  Krankheit  sich  in  den 
in  der  Höhe  befindlichen  Orten  verbreitete,  und 
den  mitteninnen  im  Leintbale  liegenden,  sehr 
bevölkerten  arinen  Ort,  Leinzeil,  verschonte,  der 
in  jeder  Beziehung  alle  Bedingungen  darbot, 
welche  /die  Verbreitung  des  Frieselfiebers  be- 
günstigen konnten ,  und  dennoch  erst  später  ein- 
zelne Erkrankungsfalle  bei  beiderlei  Geschlecht 
erfuhr,  nachdem  dasselbe  anderwärts  bereits  auf- 
gehört hatte,  —  und  dafs  diese  Krankneit  beide 
Mal  die  Orte  Iggingen  und  Schonbardt  befiel. 

Die  Krankheit  begann  das  erste  Mal  in 
Prainkofen,  verbreitete  sich  von  da  nach  Ig- 
gingen und  Schonhardt,  GÖggingen  und  Mul- 
fingen; das  zweite  Mal  fing  sie  in  Schonhardt 
an,  verbreitete  sich  nach  Iggingen  und  spä- 
ter nach  Uzstetten. 

Um  eine  richtige  Uebersicht  über  die  Ent- 
wickelung  der  Krankheit  zu  erlangen  und  den 
damals  herrschenden  G*mu$  epidemicus  näher 


kennen,;  rfo  Jatoeo,  will  ich; Folgen)«!  Tor»*». 


''  Im  December  1830  verbreitete*  sich  -fta» 
Scharlachfries'el,  das  sich,' anch  einig«.  Zeit  m 
der  Stadt  gezeigt  hatte,  ailf'das  Land,,  Diese« 
War  sehr  gutartig,  und .bs  wurde  selten  'Arti-, 
liehe  "Hülfe,  'dagegen  in  Ansprach '  genommen, 
so,  dals  wir  Aerzle .  sein7 Bestehen  häufig  Wo- 
durch '  die  folgenden  Na chk rankheilen  erfahren: 
die  auf  dem  Lande  Jiefder Unwissenheit  aap 
Indolenz  der  "Bewohner  Dicht  sehen  rortaineäV 
Unter  dieser  leichten  Form  zog  dieses  ''Scha""*- 
lachfrieiel  in  mehreren  Orten  herum,  "bis  e* 
gegen  das!  Ende  des  Monats  Januar  i8$l  ifait 
ernstlicherem  Charakter  'in  Schönbardt oofli  .'Ig^  ', 
';iDgen  attfirat  Und  schnell"  eiriiger  l^aofMldk 
<ebeh  vernichtete,  "."{'  s\  ■  •  V 

Den    angewendeten    polizeilichen  Veiluffc-  ■ 
rangen   und   heiin rzt lieben  Anstalten  gelang,. eft,    ■ 
die  Krankheit  auf  diese.:  Orte  zu  hri-JarKilMsL 
und  die  Kranken  seitdem  all«  zu  retten,  öbKhaJi 
Fieber  und  Entrundung  immer  intensiv'  i 


t 


Anfangs  herrschte  bei  dieser  Epidei 
entzündliche  Charakter  Vor,  später  neigte 
sich  mehr  ins  Nervöse  riiit  biisarligen  Halsent 
Zündungen.  Gegen  das  Ende  der  Epidemie  tan 
bei  mehreren  Kranken ,  als  bemerke nswerthe 
Kacfakrankheit  der  Morbus  maculosus  haemor- 
rhagicus frerlh.  (Pelechiaitosis)  mit  befugen 
Hämorrhagieen  aus  Mond  und  After,  besonders 
an  den  exeorirten  Stellen  (Stotnatorrhagia)  vor, 
wogegen  sich  Säuren  und  das  Extractum  C  ' 
neu  frigide  paratum  curaliv  bewiesen. 

Als   sich    diese    Scharlach -Epidemie  ihrem 
Ende  näherte,  brach  im  Monat  März  in  Prain- 


ie  der 
:.eer 

SS 
verthe 
emor- 
fiigeo 
mdew 
)  Tor, 

a>- 


—    11    — 

kofen  das^  Frieselfieber  epidemisch  aas,  wel- 
ches sieh  dann  über  die  obengenannten  Orte 
verbreitete,  Verderben  bringend  auf  das  mensch- 
liche Leben  einwirkte,  zum  Glück  aber  nur 
Tier  Wochen  dauerte  Ee  war  ganz  das- 
selbe weifte  Friesel,  wie  es  öfters  bei  Wöch- 
nerinnen sporadisch  vorkommt,  schnell  verläuft 
und  oft  tödtet. 

Die  constanten  Erscheinungen  dieses  epi- 
demischen Friesel  -  Fiebers  waren  immer  eine 
entsetzliche  Angst,  Bangigkeit  'And  Beklommen- 
heit in  der  linken  Pericordial  -  Gegend ,  Welche 
mehr  oder  weniger  nach  einer  neuen  Eruption 
oder  eintretendem  Schweifs  nachlief»,  oft  sich 
aber  auch "  wahrend  dem  ganzen  Verlauf  der 
Krankheit  gleich  blieb,  Unruhe,  häufige,  saqer 
stinkende  Schweifse,  Jucken,  Brennen  und  Ste- 
chen der  Haut,*  welche  Erscheinungen  bestän- 
dig ein  intensives  Fieber  begleitete.  Das  Ex- 
anthem bestand  in  einer  unzähligen  Menge  klei- 
ner, weifser,  spitziger,  mitunter  auch  grosse- 
rer Bläschen. 

Vorzugsweise  wurde-  das  weibliche  Ge- 
schlecht in  einem  Alter  von  16  bis  30  Jahren, 
und  unter  diesen  besonders  Wöchnerinnen  und 
säugende  Frauen  von  dieser  Krankheit  ergrif- 
fen; jedoch  wurde  das  männliche  Geschlecht 
nicht  verschont  und  in  verschiedenem  Alter  von 
ihr  befallen.  '         ^ 

Nafskalte,   Katarrhe  begünstigende  Witte- 
rung»-Constitution,    begünstigte   auch  die  Aus- 
breitung  dieser  *  Krankheit,    ur\d   die  Empfäng- 
lichkeit  für  dieselbe  yergröfserte  die  allgemein    ' 
herrschende  Angst.  ^  1 

Der  Verlauf  war  von  einigen  Stunden  bis  ] 
zu  14  bis  21  Tagen,   in  welch  letzterem  Falle 
aber  gewöhnlich  mehrere  Eruptionen  erfolgte** 


—      12     — 

Die  Sterblichkeit  war  grob,  schnell,  in 
einem  Tagte  starben  3  junge  Frauen  bereits 
Tor  dem  Eintritt  der  ärztlichen  Behandlung. 
Später  starben  noch  6  Personen  anter  59  Kran- 
ken, wo  bei  einigen  der  Verlauf  so  schnell 
war,  dafs  keine  ärztliche  Hülfe  angewendet 
Werden  konnte« 

Die  Fortpflanzung  geschah  theils  durch 
Miasma,  theils  durch  Contagium. 

Merkwürdig  ist  der  schnelle  Uebergang  die-.' 
ser  Leichen  in *Fäulni&,  denn  schon  in  einigen 
Stunden   nach  erfolgtem  Tode    flofs   aus  allen 
Oeffnungen  faulichte  aufgelofste  Flüssigkeit 

Im  Monat  April  nahm  die  Zahl  der  Kran« 
ken  bedeutend  ab*  als  aber  im  Mai  die  kalten 
Nord-  und  Ostwinde  weheten,  so  entwickelten 
«ich  sowohl  bei  Kindern,  als  groben  Leuten 
Schleimfieber,  katarrhöse  und  rheumatische  Lei- 
den; auch  zeigte  sich  das  Friesel  in  diesem 
Monat  wieder,  und  befiel  einige  Personen  in 
Goggingen  und  Mulfingen,  und  mitunter  zum 
zweiten  Male. 

Im  Monat  Juni  kamen  mehrere  nerrote 
Fieber  vor. 

In  dem  Etatsjahre  von  1831  bis  1832  stell- 
ten  sich  zwar  die  gewöhnlichen  Jahresseit- 
und  Witterungs- Constitution»- Krankheiten  ein, 
allein  eine  allgemeine  Tendenz  zu  Ausschlags« 
Krankheiten  war  während  demselben,  unter* 
kennbar.  •       ^ 

Der  Monat  Juli  hatte  keine  eigenen  Kran- 
ke, der  damalige  Stand  der  Kranken  war  Ue- 
berbleibsel  früherer  Zeit.  "i 

Der  Monat  August  brachte  seine  ge wohn- 
lichen Brechruhren ,  die  jedoch  bei  weitem  nicht 
so  häufig,  als  im  Jahr  1830,  hingegen  weit 
intensiver  und  von  schnellerem  Verläufe  we* 


—     13     — 

ren.  Diese  dauerten  im  September  nocÄ  fort, 
wozu  sich  rheumatisch  -catarrhöse  Anfalle  ge- 
seilten ,  die  im  October  und  November  ohne 
besonders  auffallende  Erscheinungen  fortdauer- 
ten. Im  Monat  November  zeigte  sich  auch  öf- 
ters das  Scharlacbfriesel  wieder,  dessen  Cha* 
rakter  aber  gutartig ,  dessen  Verlauf  regelmäßig, 
und  dessen  Intensität  gering  war.  Auch  fingen 
die  Kindbetterinnen  an,  wieder  allgemeiner  an 
Friesel  zu  leiden* 

Die  schweren  pathologischen  Gewitterwol- 
ken drohten,  einen  nahen  Ausbruch,  und  wirk- 
lich stellte  sich  dieser  schon  Anfangs  December 
in  der  Scbultheifserei  Iggingen,  in  der  Form 
des  epidemischen  Frieselfiebers  wieder  ein.  Es 
war  in  seinen  Erscheinungen,  seinem  Charak- 
ter und  Verlauf,  und  selbst  der  Intensität  sei- 
nes Fiebers 'ganz  dem  epidemischen  Frieselfie* 
ber  gleich,  welches  im  Monat  März  1831« in 
derselben  Gegend  herrschte.  Es  war  anfangs 
rapid,  und  verschlang  mehrere  Opfer;  im  Ver- 
lauf wurde  es  aber  milder,  wo  es  dann  auch 
gelang,  vollends  alle  Erkrankte  zu  retten.  Diefs 
Frieselfieber  dauerte  bereits  den  ganzen  Monat 
Januar  in,  Iggingen  noch  fort;  überhaupt  be- 
schränkten sich  beide  Epidemieen  auf  den  nord- 
östlichen Thefl  des  Ober- Amts -Bezirkes;  aber 
auch  in  andern  Gemeinden  kamen  zu  dieser 
Zeit  häufig  Friesel -Krankheiten  vor,  z.  B*.  in 
Bargau  und  in  dieser  Gegend  war  keine  Wöch- 
nerin zu  finden,  die  nicht  an  dieser  Krankheit 
litt.  Während  und  nach  diesen  Epidemieen 
war  der  Genius  epidemicus  catarrhöser  Natur« 

Ich  finde  mich  um  so  mehr  veraulafst»  \ 
über  diese  epidemische  Frieselfieber  mich  et?  ' 
was  weitläufiger  auszulassen,  als  diese  rapid*' 


—        14        -r         ' 

und  verheerende  Krankheit  im  März -und  De- 
cember  1831  und  Januar  1832  in  dieser  Gegend 
epidemisch  ausbrach,  auch  sonst  ungewöhnlich 
oh  vorkömmt,  und  unsere  Gegend  noch  jetzt 
nicht  verlassen  zu  haben  scheint y  auch  nicht 
weniger  mörderisch  ist,  als  die  epidemische 
Brechruhr,  mit  welcher  sie  in  folgende  Paral- 
lele zu  stellen  seyn  dürfte: 

Wie  sich  die  sporadische  Cholera  zur  epi- 
demischen verhalt,  so  verhalt  sich  das  spora- 
dische Frieselfieber  zum  epidemischen.     . 

Besonders  aber  finde  ich  mich  veranlaßt» 
Mittheilungen  über  dieses  Frieselfieber  cu  ma- 
chen, als  ich  in  der  mir  im  Verlauf  der 
Krankheit  angeeigneten  Therapie  die  sicherste, 
schnellste  und  bewährteste  Heilmethode  gefun- 
den habe,  wenn  es  möglich  wird,  die  Krank- 
heit bald  genug  zu  erkennen,  und  diese  Heil- 
methode bald  genug  anzuwenden.  Auch  ist  mir 
nicht  bekannt,  dafs  diese  Heilmethode  früher, 
(wenigstens  nicht  in  dieser  Ausdehnung)  ange- 
wendet wurde« 


Das  epidemische  Friesel  -  Fieber  im  Ober  -AmU- 
Bezirke  Gmünd,  in  den  Jahren  1831  und  1632» 


Ich  habe  oben  gesagt,  dafs  in  den  Mona- 
ten October  und  November  die  Aussen  lagskrank- 
heilen  wieder  vorzugsweise  anfingen,  eine  Rolle1 
zu  spielen ,  und  dais  die  damals  gewöhnliche 
Form  ein  Gemisch  von  Scharlach  und  Friesel 
war;  ihre  Verbreitung  war  jedoch  nicht  allge- 
mein,  und  der  Scharlach  hatte  eine  offenbare 


— --    16      — 

Präponderanz,  tlenri  seine  Konstanten 'chrfrakte-t 
ristischen  Erscheinungen  waren  vorherrschend* 
Mit  dem  Anfange  des  Monats  Deeember 
Ter  seh  wand  der  Scharlach  immer  mehr  und  mehr, 
und  hie  und  da  zeigte  sich  sporadisch  ein  Frie» 
selfieber,  vorzugsweise  bei  Kindbetterinnen,  aber 
auch  bei  Männern  und  Jünglingen.  ,  Die  Krank- 
heit war  heftig,,  das  Fieber  intensiv,  jedoch 
gelang  die  Heilung  gewöhnlich,  wenn  sie  auch 
in  Folge  anderer  Krankheiten  als  Nachkrank« 
heit  erschien,  was  öfters  nach  katarrhösen 
Brüstentzündungen  der  Fall  war;  aber  immer, 
verzögerte  sich  im  letzteren  Falle  der  Verlauf 
entsetzlich ,  so  daüis  die  Krankheit  3  bis  4  Wo- 
chen dauerte. 

In  der  Mitte  des  Monats  Deeember  brach 
endlich  das  Frieselfieber  wieder  epidemisch  in 
Iggingen  aus,  nachdem  es  diesen  Ort  kaum  et- 
was über  ein  halbes  Jahr  verschont  hatte;  et 
erkrankten  zugleich  an  Einem  Tage  3  Personeri 
weiblichen  Geschlechts,  woron  eine  Kindbet- 
terin  war. 

Alle  drei  starben  je  in  24  bis  48  Stunden. 
Nach  dem  Tode  dieser,  erkrankten  wieder  an 
einem  und  demselben  Tage  mehrere  Personen 
an  dem  Frieselfieber  unter  denselben  heftigen 
Erscheinungen,  weswegen  ich  Anzeige  erhielt, 
und  an  Ort  und  Stelle  die  Untersuchung  vor- 
nahm. 

'  Diese  Krankheit  machte  folgende  Zeiträume 
durch ,  wobei  ich  folgende  Krankheitserschei- 
nungen bei  gemeifsigterem  Grade  und  Verlaufe 
der  Krankheit  fand. 

Stadium   inyasionis. 

Nachdem  die  Leute  einige  Stunden  oder 
einen  Tag  lang  eine  nicht  zu  beschreibende  Unbe- 


—     10     — 

haglichkeit  gefuhl ,  hatten,  worden .  sie  Tön  einer 
grofsen   Mattigkeit  befallen»    der   sich   Reifaen 
in   den  Gliedern  and  abwechselnde  Schauder« 
und    Hitze  -  Anfalle   zugesellte    (letztere  tratet* 
während  des  ganzen   Verlaufes  der  Krankheit 
ein,  so  oft  der  Kranke,   was  immer  fiir  eine» 
Theil  des  Korpers   mit  der  Zimmerluft  in  Be- 
rührung  brachte).      Mit   diesen   Erscheinungen^ 
stellte    sich     Halsweh    ein,    wobei    Gaumen- 
segel ,  Mandel  und  Zäpfchen  braunroth  entzün- 
det   aussahen,     aber    nicht    geschwollen,   wa- 
ren  (dieses   Symptom  ist  aber  nicht  constant, 
daher  der  Krankheit  nicht  eigen,  ich   sah  et 
im  Frühjahr  1831,  und  später  nicht) ;  die  Kran«*. 
ken  klagten  daher  auch  nicht  über  Schmerzen 
_  beim  Schlucken ;   dabei  verlor  der  Kranke  den 
Appetit,    es    stellte   sich   grofser   unersättliche» 
Durst  ein*    und    ohne   gastrische   Complicfttjoji 
war  die  Zange  nicht  sehr  belegt  t  jedoch?,  trok? 
ken   und  weifs,   oft  auch  feucht.     Der.  Kopf 
war  etwas  9    aber    nicht  bedeutend  eingenom* 
men.    Die  Kranken  wurden  unruhig  ,  schliefen 
wenig ,  klagten  über  Bangigkeit,  harten  Athem, 
hatten  Angst;  ihr  Unterleib  war  jedoch  weiche 
die  Ausleerungen  geregelt;   —    aber  jetzt  brach  . 
plötzlich    ein    ungeheurer,     saurer,    stinkender 
Schweifs  über  den   ganzen  Körper  au»#  qJub* 
den  Kranken  zu  erleichtern;   mit   dieses*  trat 
vielmehr    die   — •  dieser   Krankheit   so  eigene 
constante,  charakteristische  Angst,  UnrohfUnd 
Bangigkeit   der  linken  Pericordial- Gegend  aiftf 
die   sich  von   Zeit  zu  Zeit  wiederholte* ..§  bis 
§  Stunde  aussetzte,  um  dann  um  so  Jkeftigtf 
wiederzukehren.  ' 

Dieser  Zustand  dauerte  3,  4  bis  5  Tage, 
oft  aber  nur  so  viele  Stunden  $  dann  kam.  «nt* 


—     17     — 

i 

<Wm  heftigsten  Schwitzen,  Stechen,  Brenne» 
and  Jacken  der  Haut,  Taubheit  der  Finger, 
throne,  Ohnmächten,  Herzklopfen,  der  Frier 
ttlaosschlag,  jedoch  nur  mit  momentaner  Ert- 
leichterung,  oft  fiber  den  ganzen  Korper,,  und 
diefs  waren  günstigere  Fälle ;  oft  aber  auch  nur 
ptrtielL  Die  Halsentzündung  Terschwand  mit 
ihrem  Erscheinen  aber  für  immer« 

Stadium  eruptionis* 

Das  Exanthem  erschien  gewöhnlich  unter 
trockenem  Husten ,  Kopfschmerz,  Schwere  des 
Kopfes,  geschwollenem  Gesiebt,  Zittern  der 
Hände,  außerordentlicher  Empfindlichkeit  der 
Haut,  mit  vielem  wäforichtem  Urin,  sauren 
stinkenden  Schweifsen,  Fliefsen  der  Nase  und 
Unruhe,  zuerst  am  Halse,  auf  der  Brust,  den 
Armen,  und  etwas  später  im  Gesicht,  in  der 
Form  ron  unzählig  kleinen,  spitzigen,  weife» 
lichten,  mehr  durch  das  Gefühl,  als  das  Ge- 
sicht bemerkbaren  Bläschen  mit  rothem  Hofe, 
Welche  die  Haut  ganz  rauh  machten.  Diefs  war 
Regel,  oft  kamen  aber  auch  grftfsere  Bläschen 
tot.  Dieses  Stadium  dauerte  ebenfalls  2  bis  8 
Tage,  oft  auch  nur  so  viele  Stunden. 

Bei  dem  gemäßigteren  Charakter  dieser 
Friesel«  Epidemie,  wie  ich  sie  hier  beschreibe, 
befanden  sich  ganze  Haufen  solcher  Bläschen 
beisammen,  welche  ich  bei  mehreren  Kranken 
im  Gesiebt,  besonders  an  der  Stirne,  beobachtete. 
Die  Haut  um  solche  Bläschenhaufen  war  roth- 
laufartig  entzündet  und  geschwollen.  Bei  hef- 
tigerem Grade  der  Krankheit  sah  ich  diese  Er* 
scheinungen  nie ;  in  diesem  war  der  ganze  Kör- 
per glejch. übersäjet,  und  in  diesem  wurden  die 
Bläschen  oft  so  grob ,  wie  Hanfsaamen ;  oder 
Jstm.UXXI.B.3.8t.  B 


—      18      — 

ti«  kamen  gar  nicht  zum  Vorschein.  Der 
Sehweift  dauerte  in  der  Regel  fort,  und  glei- 
chen Schritt  mit  ihm  hielt  die  Angst  und  Ban- 
gigkeit in  der  Praecordialgegend  und  di?  Un- 
ruhe der  Kranken. 


#    ■    i   I 


Stadium  florescentiae. 

Dieses  begann  den''  7ten  oder  8ten  Tatf, 
und  endete  nicht  vor  dem  Uten,  oft  erst  aber 
den  14ten  Tag.  Bei  ganz  gutem  Charakter  und 
regelmässigem  Verlaufe,  nahm  die  Heftigkeit 
der  Erscheinungen  in  der  Regel  ab,  die  Bläs- 
chen füllten  sich  mit  weifser  Lymphe,  Jucken 
und  Brennen  aber  dauerten  fort;  diefs  vrftr  je- 
doch der  seltenere  Fall.  Auch,  in  diesem  Sta- 
dium war  die  constanteste  und  wichtigste  Er- 
scheinung, dafs  immer  und  ewig  ein  Zurück- 
treten des  Schweifses  und  des  Ausschlags  drohte, 
worauf  sich  Angst,  Bangigkeit  und  Unruhe  auf 
den  höchsten  Grad  steigerten;  und  gelang  es 
nicht,  Schweifs  und  Ausschlag  an  die  Obcfr» 
fläche  zu  bringen,  oder  hatte  der  Kranke  nicht 
Gewalt  genug  über  sich,  und  erkältete  sich, 
oder  ging  im  Irrwahn  aus  dem  Bette ,  um  sich 
Linderung  zu  verschaffen ,  so  waren  die  Kran- 
ken bestimmt  in  ein  Paar  Stunden  Opfer  die- 
ser Krankheit.  Die  Angst  und  Unruhe  muiste 
entsetzlich  seyn ;  denn  wenn  ich  den  Kranken 
auch  erklärte,  dafs  ihr  gegenwärtig  fürchterli- 
ches Leiden  vom  zurückgetretenen  Schweibe 
und  Ausschlage  herrühre,  durch  Erkältung  and 
Herausgehen  vermehrt  werde,  und  ich  ihnen  ru- 
higes Verhalten  und  warme  Getränke  empfahl, 
und  sie  mir  mit  festem  Willen  alles  Gute  verspra- 
chen ,  so  war  es  doch  der  nächste.  Augenblick, 
in  dem  sie  diese  Vorschriften  übertraten« 


-.     1»     — 

Ich  konnte  bis  jetzt  bei  den  vielen,  Kmi£< 
ken  nicht  genau  «usmitteln,  ob  dieser  Schwab* 
kende  Zustand  des  Schweifte*  und  des  Aas«. 
Schlags  der  Krankheit  eigen  sey,  welcher  ein 
constantes  Symptom  der  Krankheit  bildet,  oder 
ob  diese  bei  jedem  Kranken  sich  einstellende- 
Erscheinung,  bei  der  hohen  Reizbarkeit  der  Haut 
und  Narren  —  durch  die  grobe  Unruhe  und 
Angst  9  oder  theil weise  Erkältung  erzeugt  werde* 

Grofse  Angst  — •  erzeugt  durch  Ergriffen- 
seyn  des  Nervensystems  —  ist  allerdings  im 
Stande ,  solche  Erscheinungen  zu  bewirken ;  al- 
lein die  Unruhe  der  Kranken  ist  sogrofs,  daA. 
ein  Lüften  des  Deckbettes  nicht  wohl  verhin- 
dert werden  kann ,  und  diese .  Erscheinung  ist 
zu  constant.  Ich  mochte  daher,  beiden  schäd- 
lichen Einflüssen  ihren  Antheil  einräumen,  nur 
dürfte  ersterer  Veranlassung  geben,  und  der 
zweite  begünstigen  und  vollends  die  Erschei- 
nung bewirken ;  das  Wahre  hievon  aber  dürft* 
in  der  Krankheit  selbst  zu  suchfen  und.  ihr  «H 
genthümlich  seyn« 

Bei  dem  Zurücktreten  des  ScfaVteiTses  und  Aus- 
schlages entstand  gewöhnlich  zuerst  Klingen  und 
Sausen  in  den  Ohren ,  und  kehrten  Schweift  und 
Ausschlag  nicht  bald  wieder,  so  traten  Herz- 
klopfen und  Delirien,  Bewufstlosigkeit  etc.  ein, 
welche  Anfälle  öfters  schnell  mit  dem  Tode 
endeten.  Oft  erholten  sie  sich  aber  von  die- 
sen heftigen  Anfällen  in  einigen  Minuten*  und 
Stunden  wieder.  Schweift  und  Ausschlag  er- 
schienen reichlicher,  als  vorher,  und  der  Kranke 
hatte  eine  Erleichterung  von  einer  halben  bis 
ganzen  Stunde  >  wo  dann  die  beschriebenen  Er- 
scheinungen ton  neuem  wieder  ihren  Anfang 
nahmen,  und  .wenn  bricht  einer  dieser  AnÄU» 

fi  2 


—     20     — 

tödtet*,  so  lange  fortdauerten ,  alt  der  Aus- 
schlag bestand«  Die  Leute  beschrieben  diese 
Anfälle  öfters  auch  so :  Es  steige  etwa»  Ton 
ihren  Fiifoen  herauf ,  setze  sich  auf  die  Herz-* 
grübe,  Und  fahre  dann  in  den  Kopf,  wo  sie 
dann  bald  ihr  Bewufstseyn  verloren* 

Diese  Anfälle,  und  so  kamen  sie  gewöhn- 
lich vor,  beweisen  die  Heftigkeit  der  Krank- 
heit und  begründeten  die  rapiden  Fälle,  die 
ebenfalls  häufig  Statt  hatten. 

Dieser  Zustand,  die  Angst  und  Unruhe  de» 
Kranken,  und  die  Veränderlichkeit,  macht* 
diese  Krankheit  zu  der  undankbarsten  nnd  lä- 
stigsten für  den  Arzt,  und  höchst  gefährlich 
für  den  Kranken;  und  leider  kamen;  die  An- 
falle auch  schon  in  den  früheren  Stadien ,  und 
dauerten,  so  zu  sagen ,  während  dem  ganzen 
Verlauf  der  Krankheit.  Kaum  glaubte  sich  der 
Kranke  erleichtert,  wo  nicht  gar  gerettet ,  — 
oft  rerliefs  ich  den  Kranken  mit  erleichtertem 
Herzen,  als  der  nächste  Augenblick  es  war, 
der  alle  diese  Erscheinungen  wieder  hervorrief 
und  oft  in  noch  erhöhtem  Grade,  —  und  so  ge- 
schah es  auch ,  dafs  ich  den  Kranken  kaum  in 
scheinbar  erleichtertem  Zustande  rerliefs,  and 
der  Todesbote  auf  dem  Fufse  mir  folgte« 

Das  Fieber  war  aucji  bei  diesem  gemä- 
fsigten  Charakter  immer  intensiv,  und  die  Krank-  fc 
heit  höchst  gefährlich ;  denn  ohne  die  nöthigste 
Vorsicht  ärztlicher  und  anderer  Pflege,  waren 
sie  Opfer  des  nächsten  besten  Anfalls.  In  ei- 
nem heftigen  Anfall  von  Angst,  Beklemmung 
und  Unruhe ,  baten  oft  die  Kranken  gar  zu,  in- 
ständig, sie  aus  dem  Beile  zu  lassen;  aber 
wehe  dem  Mitleiden  und  der  Nachgiebigkeit; 
immer  waren  solche  Kranken  Opfer  derselben« 


—     21     — 

Dabei  bauen  die  Kranken  wenig  Appetit, 
einen  unersättlichen  Durst,  wenn  auch  Zunge 
und  Nase  feucht  waren ,  und  atbmeteq  immer 
schwer.  Der  Unterleib  war  weich ,  klein  und 
echmerzlos,  der  Stuhl  geregelt,  gegen  das  Ende 
der  Krankheit,  mitunter  auch  im  Verlaufe  selbst, 
war  die  Stuhlentleerung  träge  und  trocken,  der 
Urin  röthlich  gelb,  der  Puls  weich,  schnell, 
schwach,  öfters  härtlich,  mitunter  etwas  voll, 
der  Schlaf  •  mangelte  ganz,  höchstens  stellte 
sich  sehr  unruhiger  Schlummer  ein ;  die  Kräfte 
waren  noch  mittelmafsig,  und  wurden  nur  im 
langen  Verlaufe  der  Krankheit  erschöpft  Die 
oben  genannten  Anfälle  abgerechnet,  war 
die  Sinne  und  das  Sensorium  meistens  frei, 
die  Angst  aber  constant;  die  Kranken  litten 
mehr  oder  weniger  an  Kopfschmerzen,  aber 
in  keinem  ausgezeichneten  Grade. 

Die  Kranken  waren  aber,  oft  sehr  aufge- 
regt, besonders  wenn  dje  Nerven  afficirt  wur- 
den ,  oder  überhaupt  sich  eine  nervöse  Ten- 
denz aussprach;  in  diesem  falle  waren  sie  in 
Wort  und  That  sehr  schnell,  sie  warfen  sich 
im  Bette  herum,  als  ob  ihnen  nichts  fehle, 
und  sprachen  heftig.  Diefs  war  aber  eine 
schlimine,  Erscheinung,  Schweifs  und  Ausschlag 
waren  dann  gewöhnlich  nur  mäfsig  heraus-  oder 
zurückgetreten,  und  kam  nicht  bald  eine  neue 
heftige  Eruption,  so  war  der  Tod  nicht  fern. 

Die  oben  beschriebenen  Zufalle  der  gemä- 
fsigten  Form ,  dauerten  in  der  Regel  4  bis  5, 
mitunter  aber  auch  14  Tage  und  noch  länger, 
ohne  dafs  im  mindesten  eine  wesentliche  Er- 
leichterung eiutrat.  (Wenn  indessen  der  Ans* 
schlag  14  Tage  und  3  Wochen  dauerte,  ao 
fanden    partielle     Abschuppungen     und  ., 


—     22     — 

Stfuptiöneh  Statt,  die  aber  immer  mit  deb  .an- 
gegebenen gefährlichen  Erscheinungen  •  einten* 
ten,  indessen  mehr  Hoffnung  cur  Genesung  gev- 
v^äfbrten). 

•  ■  ,"  Nach  dieser  Zeit  aber  verlor  sich  die  Hitze» 
-der  Schweifs  minderte  sich,  der.  Ausschlag  fing 
an  abzusterben ,  und  hiemit  trat  die  erste  Eiu 
Jeichterung  ein,  die  Reconvalescenz  begann;  et 
achwanden  nach  und  nach  die  Fieberbewegon» 
gen,  der  Appetit  kehrte  wieder,  der  Durst 
'horte  auf,  die  natürlichen  Verrichtungen  waren 
in  Ordnung ,  und  die.  Haut  schuppte  sich  Ueien- 
artig  ab,  welcher  Abschuppungs-Procefs  5—6 
Tage  dauerte.  Immer  und  immer  wiederholtes 
sich  auch  in  diesem -Stadium  ,  dem 

Stadium  desquamationis 

die  Bangigkeiten;  jedoch  konnten  es  jetzt  fr 
Kranken  im  Bette  aushalten,  und  sje  genasen, 
wenn  sie  sich  gut  hielten ,  aber  sehr  langsam; 
denn  die  Vis  vitalis  war  an  ihrer  Grundteste 
angegriffen,  und  die  Kräfte  waren  so  erschöpft, 
dafs  in  Folge,  als  Nachkrankheit  leicht  Abzeh- 
rung einzutreten  drohte,  wenn  nicht /mit  kräf- 
tigen Mitteln  nachgeholfen  wurde. 

Bemerkenswert!)  ist  auch  in  dieser  Bezie- 
hung die  schnelle  Verwesung  der  Leichname 
der  an  dieser  Krankheit  Gestorbenen, 

Beim  jedesmaligen  ersten  Erscheinen  wS- 
thete   die  Krankheit   am   heftigsten ,    und  rer- 

•  schlang  schnell  einige  Opfer,  die  am  meisten 
.Empfänglichkeit  für   sie  hatten,    bei  denen  110 

.  sich  dann  in  Toller  Intensität  zeigte,  und  einen   , 
schnellen  kurzen  Verlauf  hatte.   Im  Verlauf  dar 
Krankheit  kamen  wohl  einige  rapide  Fälle  vor, 
aber  im   Ganzen   war  der  Krankheitsgrad  we- 
niger heftig,  und  der  Verlauf  weniger  aehnelL 


—     23     — ' 

AU«,  die   so  eben  beschriebenen  Erschein 
nungen   der  mafsigeren    Grade  •  der  Krankheit 
aber  steigerten  sich  auf  eine  furchtbare  Weite» 
'wenn  sie  sich  in  ihrer  gröfsten  Intensität  dar-* 
stellte;. und  hier  war  es  auch,  wo  der  Verlauf 
sehr  schnell'  war ,  und  in  einigen  Stunden  mit 
dem  Tode  endete.     Es   ist  unglaublich,    unbV 
nichts   desto  weniger  wahr,   dal*  anscheinend 
gesunde'  Pcffsonen    in    einigen    Stunden    Opfet 
dieser  Krankheit   wurden.    Die  Kranken  wer*' 
den  in  diesem  Falle  mit  unsäglicher  Mattigkeit, 
Bangigkeit,   Beklemmung  und  Angst,  jkurzem. 
Athein,  Unruhe  und  Schweifs  befallen,  Welcher 
oft    schnell  zurückzutreten   droht.     Nach  eini«. 
gen   Stunden  schon  stellt  sich  Stechen,   Bren». 
nen  und  Jucken   der  Haut  ein ,   mitunter  auch' 
partieller  Ausschlag ,  mit  diesem  aber  eine  Auf- . 
regung  des  Nerven-  und  Gefäfssjrstems,  so  dab 
die  Kranken  mit  grofster  Hast  sprachen  9   sich 
hin  und  herwarfen,  delirirten,  und  yon  .solchen 
Bangigkeiten  .und  Unruhen  gequält  wurden,  dab ' 
sie  sich  nicht  einen  Augenblick  im  Bette  ruhig 
yerhalten .  konnten. 

In  diesem  Zustande  half  jede  Zuspräche 
nichts,  und  in  diesem  Zustande  kam  mir  noch 
kein  Fall  tot,  wo  die  Kranken  ihre  Bettdeckeb 
nicht  gelüftet  hätten,  oder  gar  aus  dem  Bett» 
gesprungen  wären,  und  wenn  ich  ihnen  auch 
2  oder  3  Wärter  zur  Aufsicht  beigegeben  hatte; 
aber  auch  dieser  Zustand  war  es,  wo  die  Ner- 
ven am  meisten  ergriffen  waren ,  das  Bewulst-  * 
seyn,  wenigstens  das  Urtheil,  nicht  mehr  klar 
war,  und  der  daher  die  meisten  Opfer  ver- 
schlang« Der  Anfall  der  Krankheit  fiel  hier 
gewöhnlich  mit  der  Eruption  zusammen,  und 
fand  diese  nicht  gehörig  Statt,  so  waren  die 
Kranken  Opfer  dieses  Anfalles,  oder  starben 


_  i 


—     24     — 

tat  dam  zweiten  oder  dritten  am  so  gewfiter, 
wenn  sieb  auch  dat  Exanthem  zeigte,  Was 
wahrscheinlich  entweder  nicht  hinlänglich,  oder 
die  Krankheit  zu  intensiv  watf. 

Dieser  Zustand  war  entsetzlich,  und  man 
mufste  eigentlich  mit  dem  Kranken  kämpfet*, 
damit  er  nicht,  wie  jene  Macken,  zu  Grande 
gehen,  die  sich  yoin  Scheine  des  Lichts  bothort» 
in  demselben  Texbrennen. 

Die  wahrscheinliche  Folge  war  voram- 
zusehen,  das  Geschäft  der  Eruption  wurde 
durch  innere  oder  äufsere  Bedingung  verhin- 
dert, unterdrückt,  der  Ausschlag  trat  zurück' 
auf  die  inneren  serösen  Gebilde,  und  die  Kran* 
Icen  starben  in  einigen  Stunden  apoplektisch  in 
Folge  einer  geschehenen  Ausschwitzung.  — 

i       ■  

Nun  kam  mir  aber  noch  ein  dritter  FaD 
vor,  der  alle  Erscheinungen  mit  dem. zweitem 
gemein  hatte,  nur  dafs  der  Verlauf  hoch  schnel- 
ler war,  der  ..Ausschlag  gar  nicht;  zum  Vor» 
schein  kam,  sondern  sich  wahrscheinlich  gleich 
ursprünglich  auf  die  inneren  serösen  Gebilde  warf. 

Solche  Personen  wurden  von  einem  furcht- 
baren Fieber  ergriffen ,  wobei  den  Puls  unzäh- 
lig schnell,  klein  und  härllicb  war,  fingen  nach 
4  bis  ö  Stunden  schon  zu  dejiruren  an,  und  jn 
18  bis  24  Stunden  waren  sie  todt,  — 

Die  einzige  Complication ,  mit  der  inir  diese 
Krankheit  bis  jetzt  vorkam,  war  die  gastri- 
sche ,  die  im  Verlaufe  der  Krankheit  keine 
Veränderung  hervorbrachte,  als  dafs  sich  öfters 
Aufsfofsen,  Erbrechen  oder  Abweichen  einstellte, 
die  Zunge  schmutzig  gelb  belegt,  und  die  Re- 
gio epigastrica  immer  bei  der  Berührung  em- 
pfindlich war. 


—     25      — 

Das  Entstehen  dieser  KrahkheB  Wurde  of- 
fenbar durch  cosmisch-tellnrische  Einflüsse  be- 
dingt, und  bei  Mangel  anderer  Ursachen  be- 
günstigt durch  die  Witterungs- Constitution,  dal 
Wochenbett  -  Lactationa  -  Geschäft,  und  selbst 
durch  die  Catamenien;  sonderbar  ist  indessen, 
dafs  sie  sich  bis"  jetzt  nur  auf  einen  gewissen  Be- 
zirk beschränkte,  links  und  rechts  auf  die  An« 
fiShen  des  Leinthals ,  und  daher  die  Orte  Ig- 
gingeu,  Schö'nhardt,  Prainkofen,  Uzstetten,  GHg- 
gibgen,  Hörn  und  Täferroth  y  und  im  Leintfaal 
Mulfingen  heimsuchte,  während  in  dem  sehr 
bevölkerten  an  der  Lein  Hegenden  Orte  Lein- 
zeil, das  Ton  genannten  Orten  ganz  umgeben 
ist,  nur  einzelne  Erkrankiingsfälle  vorkamen. 

Die  Krankheit  pflanzte  sich  durch  die  Luft 
fort ,  ein' Miasma ,  wie  der  Anfang  der  Epidemie 
beweist,  befiel  aber  vorzugsweise  nur  solche 
Leute ,  die  Opportunität '  hatten ;  in  einzelnen 
Fällen  aber  wurde  sie  durch  unmittelbare  An- 
steckung übertragen,  und  befiel  auch  Personen, 
die  ursprünglich  keine  besondere  Empfänglich- 
keit zeigten,  als  Contagium,  worüber  mir  na- 
mentlich neuerlich  in  Hörn  und  Prainkofen  Fälle 
vorkamen,  wo  die  Krankheit  in  einem  Hause 
jedes  Geschlecht  und  Alter  durch  unmittelbares 
Beisammen  wohnen  befiel,  es  mochte  Opportu- 
nität vorhanden  seyn,  oder  nicht.  Es  läfstsich 
wenigstens  nicht  annehmen,  dafs  nur  in  einem 
Hause  eine  24-  und  eine  21jährige  Tochter, 
ein  18-  und  lOjähriger  Sohn  und  eine  mehr 
als  50  Jahre  alte  Mutter  und  der  60jährige  Va- 
ter, in  einer  Woche  die  nämliche  Opportuni- 
tät haben« 

Offenbar  pflanzte  sich  hier  die  Krankheit 
durch  Contagium  fort ;  denn  sie  war  sehr  in-' 


_     26  -   — 

teosijr  qpc}  tpjdemisch,  und  in  diesen^  Zustande. 
befällt  sie  jedes  Individuum,  wie.  alle  acuten, 
Exantheme,  um  40  mehr,  wenn  durch  die  vpr- 
aut gegangene  Witterungs  -  Constitution  eine»  An- 
lage im  Organismus  veranlafst  wir$.  Allein  nicht 
alle  Angesteckte  wurden. in  gleichem  Grad?* h«- 
fallen..  Bei  weniger  Opportunität  entstand  ein. 
leichterer  Grad  der  Krankheit  y  so  wurde  Jim 
der  genannten .  Familie  in  Hörn  bei  dein,  §phntr 
und  Vater  die  Eruption  durch  ein  Brechmittel 
schnell  bewirkt  und  die  Krankheit  abgekürzt* 
was  auf  einen  milderen  Grad  hinweist.  We- 
niger Ansteckungsfähigkeit  fand  ich  bei  gering 
geren  Graden  der  Krankheit« 

Vorzugsweise  war  das  weibliche  Geschlecht 
der  Ansteckung  ausgesetzt,  und  unter  diesen 
hatten  Kindbetterinnen  und  säugende  Frauen 
die  grofste  Empfänglichkeit;'  jedoch  wnrden 
auch  Jünglinge,  Männer  und  Kinder  n^cht  Ton;' 
dieser  Krankheit  verschont. 

■ 

In  Beziehung  auf  das  .Alter»  wurden,  diu 
Leute  von  20  —  30  Jahren  besonders  Ton  die» 
•er  Krankheit,  befallen« 

Die  begünstigenden  Einflüsse  'waren  «Ine 
nafskalte  Witteruogs  -  Constitution  und  catar- 
rbose  Zufälle»  die  die  Haut  für  die  Ansteckung 
empfänglich  und  geschickt  machten,  und  die  in 
jener  Gegend  herrschende  Furcht  und  Angst, 
die  so  grofs  war,  daß  die1  Bewohner  eine*  Of* 
tes,  in  welchem  die  Krankheit  ausgebrochen 
war,  ganz  stumpfsinnig  wurden.  Dann  die 
Lebensweise,  besonders  die  ausserordentlich  war-' 
men,  ja  heifsen  Zimmer  und  Federbetten, 
die  gesellschaftlichen  Zusammenkünfte  in  der- 
gleichen Stuben ,  und  das  Schwitzen  in  den» 
selben;  dabei  aber  hatten 9  wie  oben  bemerkt» 


—     27     - 

^Wöchnerinnen ,  saugende  ,  und  menstruirende 
Frauen  die  grofste  Empfänglichkeit ,  and  Aap 
weibliche  Geschlecht  war  überhaupt  mehr,  als 
.da*  männliche  dieser  Krankheit  ausgesetzt,  an#- 
derweitige  Einflüsse  kamen  hier  nicht  vor; 
diese  yrurden  durch  die  epidemische  Constitu- 
tion ersetzt, 

Bemerkenswerth  ist,  dals  mehrere  Kran- 
ke nach  Catarrhen  und  Brustentzündungen  in 
der  Reconvalescenz ,  nachdem  die  Krankheit 
regelmässig  überstanden,  und  im  Verlayf  der 
Krankheit  keine  Spur  von  einem  Friesel  zu  be- 
merken war,  plötzlich  vom  Frieselfieber  befal- 
len wurden,"  das  im  Allgemeinen  die  oben  an- 
gegebenen Krankheitserscheinungen  zeigte,  nur 
vrar  es  hier  mehr  symptomatisch. 

Nachdem  ich  solche  Kranke  hier  und  auf 
•dem  Lande7  als  gerettet  ansah  f  wurde  ich  plötz- 
lich ron  einem  neuen  ..heftigen  Erkranken  in 
Kenntnib  gesetzt ,  und  bei  meiner  Ankunft  fand 
ich  dann  das  Frieselfieber.  Ich  rettete  zwar 
alle  diese  Kranken,  weil  der  Ausschlag  immer 
heraus  kam,  allein  ihr  Charakter  war  nicht 
weniger  heftig  und  ihr  Verlauf  sehr  laugsam«: 

Die  Vorhersage  dieser  Krankheit  war  ih- 
res schwankenden  Zustande*  wegen  sehr  un- 
sicher, denn  Kranke,  die  sich  bei  der  Anwe- 
senheit des  Arztes  leidlich,  ja  sogar  wohl 
befandep , ,  waren  in  ein  Paar  Stunden  Opfer 
.dieser  Krankheit.  Sie  wurde  aber  besonders 
da  unsicher,  wo  der  Arzt  wenig  auf  Pflege  sich 
Terlassen  konnte,  denn  die  geringste  Erkältung, 
Schrecken,  Angst,  bei  sonst  ganz  günstigen 
Verhältnissen,  brachte  oft  plötzlich  den  Tod; 
oft  aber  fand  auch  ein  Zurücktritt  des  Ausschla- 
ges durch  innere  Bedingungen  Statt,  besondert 
bei  grolser  Intensität  der  Krankheit, 


—     28     — 

AT«  allgemeine  Regeln  konnte  man  sich 
abstrahiren,  dafs  die  Vorhertage  sehr  ungün- 
stig -war,  wenn  die  Eruption  nicht  gehörig  Ton 
•Statten  ging,  oder  gestört  wurde,  wenn  der 
'Ausschlag  gar  nicht  zum  Vorschein  kam,  oder 
wenn  Schweifs  und  Ausschlag  zurücktraten« 
Junge,  vollsaftige,  wohlgenährte  Personen  weih« 
liehen  Geschlechts,  unterlagen  der  Krankheil 
eher,  als  altere,  hagere  Personen  männlichen  Ge- 
schlechts. Wöchnerinnen. und  säugenden  Frauen 
brachte  die  Krankheit  die  gröfste  Gefahr,  und 
überhaupt  dem  weiblichen  Geschlechte  mehr, 
als  dem  männlichen* 

Für  jüngere  Personen  von  10  bis  14,  15 
Jahren,  verlief  die  Krankheit  mit  weniger 
Gefahr. 

Ein  sehr  schlimmes  Zeichen  bei  allen  Kran* 
ken  war  eir  gewisses  Aufgeregtseyn  des  Ner- 
vensystems, und  daher  rührendes,  schnelle*, 
bastiges,  an  Deliriren  grenzendes  Benehmen« 
Bei  eingetretenen  Delirien  war  in  der  Regel 
keine  günstige  Prognose  zu  stellen;  jedoch  ge- 
lang es  mir,  auch  mehrere  Personen  in  diesem 
Zustande  noch  zu  retten« 

Günstige  Erscheinungen  waren,  wenn  das 
erste  Stadium  (Stadium  invasionis)  nicht  mit 
dem  Stadium  eruptionis  zusammenfiel ,  wenn 
die  Eruption  unter  Begleitung  von  ungeheuren 
Schweifsen  vollständig  Statt  fand,  Wenn  der 
Ausschlag  stellenweise  ganze  Haufen  Bläschen 
bildete,  die  Haut  sich  i miner  feucht  erhielt, 
die  Unruhen  und  die  Bangigkeiten  nicht  » 
heftig  waren,  und  keine  Delirien  eintraten. 
Besonders  günstig  war,  wenn  die  Krankheit 
einen  nicht  zu  schnellen  Verlauf  hatte,  regel- 
mässig ihre  Stadien  durchlief,   nnd  daher  lsn> 


—     29     — 

^  • 

ger  dauerte;  je  länger  die  Dauer,  desto,  wen!« 
ger  .war  die  Gefahr.  Die  Dauer  der  Krankheit 
•war  14  Tage,  4 — 6  Wochen, 

■Therapie» 

■Die  wichtigste  Induration  in  dieser  Krank- 
heit war  die  Eruption  und  die  diese  begleiten- 
den Schweifte  zu  begünstigen,  das  Fieber,  die 
Angst,  Bangigkeit  und  Unruhe,  die  das  Ergrif- 
fenseyn  der  Nerven  bezeichneten ,  zu  inäfsigen, 
den  Rücktritt  des  Ausschlags  und  die  daher  rüh- 
rende Uebersetzung  zu  verhindern ;  —  ich  will 
daher  die  einzelnen  von  mir  angewendeten  Mit- 
tel angeben,  und  ihre  Wirksamkeit  näher  be- 
zeichnen. 

a)  Blutentziehungen, 

Diese  waren  im  Allgemeinen  nicht  ange-, 
zeigt  Ich.  wandte-  sie  anfangs  der  Epidemie 
wiederholt  und  gleich  anfangs  der  Krankheit 
an,  besonders  bei  jüngeren,  Tollsaftigen  Indivi- 
duen, und  bei  intensiven  Anfallen  und  schnel- 
lem Verlauf,  wo  der  Ausschlag  nicht  herauf 
wollte,  die  Angst,  Beklemmung,  Unruhe  un- 
ausstehlich war;  allein  ich  sah  nie  besonders 
günstige  Wirkung  von  ihnen,  und  ein  neuer  Aus- 
bruch von  Schweifs  brachte  weit  mehr  Linde- 
rung, als  Aderlassen.  In  späteren  Stadien,  wenn 
der  Ausschlag  schon  heraus  war,  sah  ich  im- 
mer ,ohnediefs  keine  Anzeige  zu  Blutentziehun- 
gen mehr,  diese  konnten  im  Gegentheil  bei  der 
grofseu  Tendenz  ins  Nervöse  und  Putride  nur 
Schaden  bringen.  Ich  möchte  daher  jedem 
Praktiker  anrathen,  Marcus  Grundsätze  hier- 
über mit  Vorsicht  in  Anwendung  zu  bringen. 

Bei  intensivem  Fieber,  vollem  Puls,  star- 
ken Congesüonen  nach  dein  Kopfe  und  yq.11- 


—      80     — 

saftigen  Individuen,  ordnete,  ich  diese,  jedödr 
in  söferne  mit  Erfolg  an ,  als  ich  dadurch  al- 
lenfallsige nachtheilige  Einflüsse  odfer  schädliche 
Complicationen  verhinderte,  aher  anf  die  Krank- 
heit übten  sie  nur  geringen  Einflufs.  Indessen 
hatten  sie  auch  hier  immer  nur  im  ersten  Sta- 
dium Nutzen,  während  sie  im  andern  Stadium 
den  schlimmen  Verlauf  der  Krankheit  begün- 
stigten* 

Von  Blutegeln,  an  die  Schläfegegend  ap 
plicirt,  sah  ich  günstige  Wirkung  bei  grofsem 
Erethismus;  auf  die  Herzgrube  konnte  ich  sie 
wegen  Empfindlichkeit  der  Haut  und  des  grtf- 
fsen  Schweifses  nicht  anwenden  lassen;  denn 
ich  mufste  fürchten  t  durch  Erkältung  mehr 
Schaden  zu  bewirken,  als  ich  von  den  Blut« 
egeln  Nutzen  hoffen  konnte;  defswegen  unter- 
lief» ich  auch  an  dieser  Stelle  die  Application. 
von  Schröpfköpfen*  In  dem  Verlauf  der  Krank- 
heit war  jedoch  an  dieser  Stelle  die  Anwen- 
dung der  Blutegel  und  .Schröpfkopfe  unmög- 
lich, weil  sie  ganz  mit  Pusteln  überzogen 
wurden* 

b)   Diaphoretica. 

Im  gewöhnlichen ,  geregelten  Verlaufe  wa- 
ren einfache  Diaphoretica  hinlänglich,  die  Klink* 
heit  gefahrlos  zu  überstehen,  und  unter  diesen 
mufs  ich  dem  Spiritus  Minderen ,  dem  Wwum 
Antimonii,  und  dem  mit  Weinessig  saturirteu 
Kali  carbonicum  den  Vorzug  geben ,  Terbun- 
den  mit  Thee,  alle  Viertel-  oder  alle  halbe 
Stunden  eine  Tasse  zu  reichen. 

Hiezu  verwendete  ich  Chamillen-,  Bai« 
drian-.  Pfeffermünz-  und  Hollunder- Thee,  dem 
ich  je  nach  Umständen  Hoffmann's  Liquor  bei- 
setzte«   Diesen  Thee  liefs  ich  besonders  da  mit 


..  *  ■ 


—     31     — 

Erfolg  anwenden,  wo  der  Schweift  und  Aol- 
schlag zurücktraten,  oder  gar  nicht  heraus 
wollten  ,  wo  ich  ihn  dann  auf  die  angegeben* 
Art  reichen  lief»;  gewöhnlich  aber  gab  ich  ihn 
in  längeren  Zwischenräumen»  ..-.■.' 

In  ähnlichen  Fällen  würde  der  warme  Wqjn 
nicht  ohne  günstige  Wirkung  angewendet;  auch 
dürfte  hier  der  Punsch  zu  empfehlen  seyn. 

Ich  darf  unumwunden  erklären  i  dafs\  far 
Anwendung  obiger  Methode,  mancher  Kranke 
sein  Leben  zu  verdanken  hat« 

War  aber  der  Ausschlag  wirklich  zurück-  , 
getreten,   oder   trat  eine  Tendenz  ins  NerYÖse 
«in,   so  stand  der  Camphor  oben  an,  und  be- 
wies sich  meistens  hiilfreich. 

Ich  gab  ihn  gewöhnlich  zu  1  bis  1|  Gran 
pro  Dosi;  er  wirkte  immer  sehr  vorteilhaft 
auf  die  Haut  und  das  Nervensystem,  die  heftigsten 
Delirien  und  Raserei  sah  ich  auf  dessen  Anwen- 
dung mit  einer  neudn  Eruption  oder  Schweifs 
verschwinden,  oft  wiederkehrende  Anfälle  von 
Delirien  wurden  durch  Camphor  beseitigt. 

c)    Calomel. 

Vom  Calomel  sah  ich  selten  besonders 
günstige  Wirkung,  weswegen  ich  seine  An- 
wendung nur  auf  das  letzte  Stadium  be- 
schränkte, wo  eine  Uebersetzung  auf  das  Ge- 
hirn drohte,  oder  schon  vorhanden  war,  wo 
ich  ihn  dann  in  Verbindung  mit  Camphor  gab,    • 

Ich  hatte  es  anfänglich  viel  in  Anwendung 
gezogen,  sah  aber  von  ihm  keine  besondere 
.Wirkung,  im  Gegentheil,  wenn  es  auf  dett 
Stuhl  wirkte,  mehr  Verschlimmerung;  es  raufst» 
daher  nur  in  geringer  Gabe  gereicht  werd 


—     32     — 

d)  Abführmittel. 

So  wohlthätig  im  Siadio  desquamationis 
leichte  Abführinitlel  wirkten ,  ja  nothwendig 
wurden ,  so  yorsicbtig  muCste  man  mit  deren 
Anwendung  im  Stadio  florescentiae  seyn«  Ich 
g*b  zu  diesem  Behuf:  Rec.  Kali  carbon.  dr<  ß. 
AceU  Vini  q.  s.  ad  sat.  Aq.  foeniculi  unc.  i£ßf 
Extra  ct.  Tarax.  dr.  ij.  Tinct.  Rhei  aquds.  ^Tart. 
tartäris.  Syrup.  Cichor.  cum  Rheo  ana  uno.  ß.  Mm 
D.  S.  Alle  Stunden  1  Efslöffel  roll  zu  nehmen. 

e)  Hautreize. 

Vorzüglich  wirksam  bewiesen  sich  in  die* 
ser  Krankheit  die  aufserlicben  Mittel,  die  Haut- 
reize bewirkten,  als:  Senfpflaster,  Vesicatorfen, 
Brechweinsteinsalbe  auf  der  Herzgrube  einge- 
rieben, welche  nach  2  bis  3maligem  Einreiben 
furchtbare  Pusteln  erzeugte,  und  nicht  allein 
durch  diese,  sondern  auch  durch  die  Nerren- 
Vmstimmung  wohlthätig  wurde. 

Es  ist  wirklich  merkwürdig ,  dafs  in  2  bis 
3  Einreibungen  ein  solch  furchtbarer  Ausschlag 
erscheint,  der  sich  wenigstens  über  1  QuadraV- 
Scbnh  erstreckte.  Die  Leute  hatten  «ehr1  riel 
Vertrauen  zu  diesem  Mittel,  und  wünschten 
dessen  Anwendung  nirgends  zu  Unterlasten«    * 

In  Fällen,  wo  durch  die  oben  angegebene 
Methode  der  zurückgetretene  Ausschlag  nicht 
wieder  zum  Vorschein  gebracht  werden  konnte. 

liefs  ich 

» 

/)  Essig-*  Waschungen  und  Currie'sche  Be-  ; 

giefsungen 

in  Anwendung  bringen,  von  denen  ich  übri- 
gens eben  so  wenig  besondere  Wirkungen  sah, 
was  aber  wohl  auch  daher  kommen  mag,  weil 
•ie  gewöhnlich  zu  spät  angewandt  worden«     . 


^     33     - 

Eben  so  wenig  Nutzen  fand  ich  yom  Wa*, 
sehen  mit  einer  Auflösung  ron  JTo/i  eaujf^iivt, 
nach  Schönlein  \  die  organische  Chemie  stfhjfuf ' 
hier  ihren  eigenen  Weg  zu  gehen*  "/" 

g)  Brechmittel, 

als  die   von  mir   am  wirksamsten  gefunden* 
Heilmethode. 

Bei  gastrischen  Complicationen  waren  top» 
zugsweise  Brechmittel  angezeigt,  um  theils  die 
Natur  in  ihren  Bemühungen  xu  unterstützen, 
die  Unreinigkeiten  der  ersten  Wege  zu  entfer- 
nen, und  als  Zugabe  hatte  ich  die  angenehme 
Beobachtung,  dafs  durch  sie  eine  wohlthätig* 
Nerven -Umstimmung  bewirkt  wurde. 

Diesem  Zwecke  entspricht  die  Ipeoacuanhok 

Ich  wandte  diese-  wiederholt  in  der  eben« 
genannten  Absicht  allein,  und  mit  TarL  emeti 
an ,  und  hatte  das  Vergnügen  zu  sehen ,  dafli 
durch  sie  nicht  nur  dieser  Zweck  erreicht* 
sondern  immer  auch  das  Heraustreten  des  Auf- 
schlags befördert  wurde* 

Dieb  veranlasste  mich ,  die  Tpecacuanha 
in  jenen  rapiden,  verzweifelten  Fällen  anzu- 
wenden, wo  entweder  gar  kein  Ausschlag  zum 
Vorschein  kommen  wollte,  oder  die  Eruption 
desselben  gestört  oder  unterdrückt  wurde,  jene* 
oben  beschriebene  aufgeregte  Zustand  sich  ein- 
stellte, daher  ein  sehr  schneller  und  ungünsti- 
ger Verlauf  drohte;  und  siehe  da,  meine  Verr- 
auche wurden  mit  glücklichem  Erfolge  belohnt, 
und  ich  kenne  in  diesen  Fällen,  wo  der  Kranke 
in  einigen  Stunden  Opfer  der  Krankheit  ist, 
nur  Ein  Mittel,  und  diefs  ist  die  Ipecacuanha, 
Ich  gab  in  diesen  Fällen  von  ihr,  alle  Vi"" 
stunden  5;  10,  16  bis  20  Gran  mit  oder 
Joum.LXXXiB,3.SC  C      , "' 


— '  af*    - 


fort,  emeticus,  bis  mehrmalige*  Erbrechen  er- 
folgte, lieb  diese  Wirkung  mit'  warmen  Ge- 
tränken unterstützen,  und  hatte'  dann  öfters' 
die  Freude,  'riacti  dein'  zweiten  oder  dritten1 
Erbrechen  plötzlich,  den  Ausschlag  über  den 
ganzen  .Körper  ausgebreitet  zu  a^ien^ , 

Abgesehen  davon ,  dafs  durch  diese  An-» 
Wendung  mancher  Kranke  gerette.t  wird,  bat 
diese  Methode  noch  die  günstige  Nebenwirkung, 
däfs  der  ganze  Verlauf  der  Krankheit  ermä- 
ßigt wird,  und  die  Bangigkeiten,  Beklem- 
mungen und  Unruhe  nie  mehr  den  hoben  Grad 
erreichen. 

Ich  wiederhole  daher  nochmal.  ich  wende 
die  Ipecaduanha  in  diesen  Fällen  nicht  der  ga- 
strischen Gomplication  allein  wegen'  an,  son- 
dern um  die  Eruption  des  Ausschlage,  und  eine 
XJmstimmnng  der  Nerven  und  Ermäfsjigung  der 
Krankheit  zu  bewirken;  nur  thut  es  Notb,  dab 
mit  der  Anwendung  derselben  nicht  lange  ge- 
zögert werde,  sondern  sie  sogleich  da  ange- 
wendet wird,  wo  die  Bangigkeiten,  die  Angst 
und  Beklemmungen  auf  der  Praecqrdialgegead 
und  die  Unruhen  unausstehlich  werden,  ohne 
dafs  der  Ausschlag  zum  Vorschein  kommt,  oder 
sich  nicht  vollkommen  darstellt,  wenn  es  dem 
Arzte  möglich  wird ,  die  Kranke  zeitig  genug 
zu  sehen.  Die  einzige  Schwierigkeit  ist  bei 
mangelndem  Ausschlag  die  Krankheit  sogleich 
als  die  zu  erkennen',  die  sie  ist:  wer  indes- 
sen  diese  Krankheit  nur  einmal  gesehen  ,  lonß 
nur  einigermaßen  einen  praktischen  Blick  hat, 
wird  nicht  in  Verlegenheit  kommen,  zu  wis- 
sen, mit  welch  schlimmen  Feind  er  es  zn 
thun  hat« 

Diese  Methode  hatte  bereits  immer  die  ge- 
nannte  Wirkung   und  entleerte  die  etwa  vor- 


^     35     - 

bandenen  gastrischen  Stoffe,  orm&fsigte  dB* 
Krankheit  ,  kürzte  den  Verlauf  ab,  begünstigte 
oder  bewirkte  die  Eruption ,  und  aufarte  sieb 
durch  die  erschauernde  Nerven  ümstimukende 
"Wirkung  auf  die  Krankheit  wohlthätig.    " 

In  dem  späteren  Zeiträume  half  indessen 
auch  diefs  Mittel  nicht  mehr ,  wo  man  es  näm- 
lich schon  mehr  mit  dem  Produkt  der  Krank** 
keit  zu  thun  hatte. 

.   h)  Sauren* 

Zum  Getränk  gab  ich  Sauren  f  besonder* 
das  Eliocir  aeidum  Ha1leriy  wovon  ungeheure 
Quantitäten  getrunken  vfcirden;  dann  wurdi 
Essig  and  Honig  mit  Wasser,  als  wohlthätiges 
Getränk  angewendet;  auch  gestandene  Mück 
Wurde  ohne  Nachtheil  genossen. 

Zur  Kost  erhielten4  die  Krabken  bei  Hbää* 
gelndem  Appetit  gevföbnKcb  nur  Suppen,  unter 
denen  stein-  Gerste  and  Reisschleim  vortugs- 
Weise  empfahlen.  —  J 

In  dem  Stadio  reoonvahsotntiäe  ist  Cniwi 
öfters  unentbehrlich. 

Da  sich  diese  Krankheit '  nicht  trtrr  auf  tf*- 
nen  Ort  und  eine  Zeit  b'escbränkte.*  rändert» 
eich  im  ganzen  nordöstlichen  Theile  des  ObW«^ 
Amts -Bezirks  inehr  oder  vr eniger  zeigte,  die 
Krankheit  nur  hie  und  da  unterdrückt  ^rWriie, 
um  bei  der  sie  begünstigenden  Witterung*-  Gen*» 
stitution  neuerdings  hertörzubrechen ,  sb  hielt 
ich  folgende  Belehrungen  für  die  Inwohner/1  }te- 
Ber  Gegend  für  zweckmäfsig:  •■»'  •» 

■  *'■  *■ 
Vcrhaltungs-  und  Lebens-  Regeln  vor  und  währ 

rend  des  Friesel- Fiebers. 

Um  Vbd  dieser  Hrifekbeit  verschönt  «n 
bleiben ,  und  im  Falle,   dafs  man  von  ihr  be* 

C  2 


»       V. 


—      ^ü      — 

fallen  wird,  dieselbe  oboe  Nachtheil  zu  über- 
stehen, empfehlen  »ich  folgende  Verhaltungs- 
regeln: 

1)  Man  rermeide  ohne  Beruf  die  nnnotbi-; 
gen  Krankenbesuche,  besonders  das  zahlreiche 
Zusammen  drängen  in  Kranken  -  Zimmern. 

2)  Man  gehe  bei  Abendmahls -Reicbnng 
and  bei  Leichenbegängnissen  nicht  in  das  Haut, 
oder  Zimmer  des  Kranken  oder  Verstorbenen, 
wer  diefs  Berufs  halber  unterlassen  kann. 

3)  Man  verbanne  vor  Allem  alle  Furcht 
und  Angst,  denn  diela  ist  an  und  für  sich  ein 
beständiges  Symptom  der  Krankheit;  nfed'  be- 
günstigt daher  die  Ansteckung. 

4)  Man  behalte  seine  gewohnte  Lebens- 
weise, wenn  sie  geregelt  ist,  bei,  und.  führe 
eine  solche,  wenn  dies  bis  jetzt  noch  .nicht  ge» 
sahah;   man  hüte  sich  daher 

a)  vor  Nachtschwärmerei;        a(  t  x; 

b)  vor  Trinkgelagen,  und  übe^qanpt  vor 
Unmafsigkeit  im  Genüsse  geistiger  GetränJup 
und*  anderer  Nahrungsmittel; 

c)  vor  zu  harten  und  unverdaulichep,  oder 
nq  kühlenden  Npbrungsmilteln ; 

i.  .-   d).  man   hüte  sich  vor  Erkältung ,  .l*e*CMH 
der»  des  Unterleibs. 

*  .»  5)  Man  geniebe.  dagegen  eine  ordentliche 
gesunde  Kost,  in  Mehlspeisen,  Gemüse*  und 
Fleisch  bestehend,  auch  Milchspeisen  un^Bier, 
hüte  sich  Tor  zu  yiel  Fett,  beson4ers  wenjs 
starke  körperliche  Bewegungen  mangeln,  hule 
sich  yor  Butter,  Käse,  so  wie  HüUenfrqchle^< 
Man  geniefse  ebenfalls  Bier  oder'  Wein, 
aber  wieder  nur  mäfeigfund  auch  etwavBrfcmit- 
wein  wird  nichts  -  schaden ,'  wenn  dieser  zur 
Cerrection  ,  der   Verdauung  bei  strenger  Arbeit 


_# 


■t 


—     37     — 


öder  bei  grober  Kälte  Inaflug  genossen  wird ; 
wird  er  in  zu  grobem  Maafse  genossen»  .st 
macht  er  gerade  die  umgekehrte  Wirkung  tob 
der,  die  man  erwartete,  schwächt  Gebt  und 
Körper,  und  macht  zur  Aufnahme  dieser  Kr*wfc- 
heit  empfänglich. 

6)  Man  lege  sich  um  9y  spätestens  10  Uhr 
Abends  zu  Bett;  denn  der  erste,  und  beson- 
ders der  Schlaf  vor  Mitternacht,  ist  gesund  und 
stärkt  Geist  und  Körper,  und  macht  den  Men- 
schen geschickt,  die  goldenen  Morgenstundefci 
zu  seinem  Geschäfte  zu  benutzen  9  und  der  An- 
steckung eher  zu  widerstehen.« 

7)  Man  halte  den  Körper  rein,  wasche 
sich  daher  täglich  mit  kaltem  Wasser,  .und 
nützlich  wird  es  ^eyn ,  dieb  öfters  mit  Wein- 
essig zu  thun.  Auch  Bäder  in  Siebenden  Was- 
sern sind  bei  günstiger  Jahreszeit  gut.  :I 

8)  Man  wechsle  oft  Bett-  und  Leibwäflfch*. 
Q)   Man  setze  die  gewohnte1  .Beschäftigung 

fort,  jedoch  enthalte  man'  sich  übertriebener, 
körperlicher  Anstrengungen; 

10)  Man  hüte  sich  -  sehr  rox  zu  warmen 
Wohn-,  besonders  aber  Schlafstuben ;  diese  er- 
zeugen zu  viel  Schweifs,  und  bewirken  da- 
durch, dafs  durch  zu  viel  Schwitzen  die  Haut 
erschlafft  wird ,  Empfänglichkeit  für  diese 
Krankheit1      * 

11)  Man  hüte  sich  ebenfalls  tot  zahlrei- 
chen gesellschaftlichen  Zusammenkünften  in  zu 
warmen  Stuben  (Kunkelatnben  oder  Wirtlis- 
häuserb),    ^  -r-   \  i 

12)  Man  hüte  siehyor  zu.  vielem  Schwitze», 
stecke,  «ich  .ja  nicht  bis  über  den  Kopf  in  die 
schwerer^  Federbetten,  .sondern,  bedecke  .  flicJi 
ordentlich  mit  einer  leichten  Bettdecke. 


:!.■  . 


<* 


—     38    — 

liikhten  diese  Lebensregeln  besonders  junge 
«Frauen,  Kindbetterinnen,  Wöchnerinnen  und 
«Segende  Frauen  beherzigen  and  darnach  le- 
iben; denn  sie  sind  Torzugsweise  der  Anstek- 
•fc-ang.  ausgesetzt!  -  ■  ■ 

n  ,  ,13)  Man  trinke  nicht  zu  viele  warme ,  er- 
schlaffende Getränke:  mä'fsig  und. nicht  oft  ge- 
ffipö^en,  werden  sie  indessen  nicht,  schaden» 

14)  Man  yerschaffe  sich  Bewegung  oder 
iBettbäftigung  in  frischer  Luft. 

'     15)  Man  halte  dfie  Zimmer  reinlieb,  lato 
sie  oft ,  und  reinige  .  sfe  mit  Essigdäntofen« 

:.....    Ist   die  Kräitffhtit    wirklich  ausgebrochen^ 
jfßjjbge  man  sich  sogleich  in  einem  mäfrig  war- 
igqn  Zimmer  ins  Bett,  mache  aber  ja  jüe  Zim- 
rmerbitze  nicht  zu  grpfs  (allenfalls  15°  ReäumO, 
fef  dec^e  den  Körper  sorgsam  und  überall j  böte 
jygh  .aj)er,  sich  in  .sjcbwere  Federbetten, .einzo- 
s^c^.jq  jjuid  ffan,  §ch  weift  erzwingen  tfu  wol- 
len,   sondern    man   warte,  nur  de^  . Schweif», 
jjgen  die  .JXatur,  selbst ,  und  immer  tarTorbringr, 
fi>,  ,.,jr,eil  sich  tonst  dje    Bangigkeit    steigert, 
^d^die.Hitze^zu,  sehr  gegen  den  K^ojf  gcjri«- 
.^»n  vrird.    ,  ;,,.:.;  ■';,:„    .tv    ■     v/t  A  f    '/ 1    ' 

:-  :  .  Will  der  ^Schweift,  au  st*I*ilitti,  ;oiajr  der 
einmal  zum  Ausbruch  gekommene  FrHistJ  -  ftns- 
-srfaläg  zurücktreten  y  oder  werden.  (die.  Bangig- 
keiten zu  unleidlich^1  so  sebmer»ttiatt^fdb  iF4M- 
-isl-  .oder  halbe  .Standen  PfefiEsnofln^r^iSia- 
millen-,  Hollunder,  oder  Arnica-'^bee.tjnft 
.  #daf  *>hne  ■  HoffmanrCe  .Liquor« )? 

:.  cIn  diesen*  Fällen* dürfte  auch  etwas  war- 
mer Wein/  öder  ein.«  Tasse  Punsch  gern 
werden.' '"  ■       ■■*    -fcU   t[ 


>i  .i, 


-   *>   - 

d;Jw,  tage,  ferner  Senfpflaster  auf  die  W»- 
den  und  Herzgrube,  und  fahre  mit  dem  Tfee^ 
trinken  so  lange  fort,  bis  Schweifs  kommt. 

Da  die  Erfahrung  gelehrt  hat,  dafs  in  der 
ersten  Periode  der  Krankheit ,  und  ia  dieser 
bald  genug  angewandte  ärztliche  Hülfe  sich  am 
zweckdienlichsten  bewies,  so  zögere  ja  Nie- 
mand, diese  so  bald  als  möglich  in  Ansprach 
sn  nehriien;  ;.!■  v 

-  Zorn-Getränk  empfiehlt .  sich ,  wenn  'der 
Arzt  nichts  anderes  verordnet,  Wasser  mit  Wein> 
essig  und  etwas  Zucker  oder  Honig. 

Da  häufig  nachtbeilige  Folgen  bemtiKt 
wurden  |:  wenn  die  Kranken  ihr  Bett  verlia*- 
faeti,  so  ist  es  wünschenswert!),  dafs  diefs  weL 
»ig  oder  nie  geschehe;  daher  sind  aber  Urinl- 
g läser  nnd  Bettschüsseln  ein  dntrlälsliches- R*- 
quisit.  .    .  ■    "  ,,,i 

Die:  feuchte  Wäsche  ist  auch  SftenJi.z« 
wechseln ;  allein  diefs  mufs  auch  mit  aller: 
Vorsicht  geschehen,  und  die 'neue  Wäsche  B*ui]p 
vorher  sehr  erwärmt  und  ausgetrocknet  werden* 

Für  den-Nothfall  halte  .man  1  Unze  Pfef- 

■  •  ■  •  •  •      .  .       - .  . 

fermunze-,  1  Unze  Chamillen-  und  1  Unze  Hol*- 
lundertbee.  bereit.    Ebenso  waren  etwas 
manns  Liquor  und  Senfmehl  gut« 

Bei  Application  eines  Kl vstiers  ist  die  grofste 
Vorsicht  anzuwenden. 

Man  überlade  ja  den  Magen  nie  in  dieser 
Krankhät^'und  man  entferneralle  äufseren  Ein- 
flüsse,- die'  einen  Schrecken  äu£  den  Kranken 
bewirken  könnten ;'  denn  'diese  'Übeln  Einflüsse 
sind  im  Stande",  das  Ftiesel  sdu  Zurücktrete« 
zu  bringen.-  -.'      :*•,:...      ■;,..    .  *,  \  ■  «• 

Süfbt;dßr.:4a«vWftg  fib»n$o  verlasse  man 
disis.ßeiV  nicht*  zu  früh*  denn .  es  kommt  oft  ein 

zweites  ftjqKÜ'  ^üt*  ".W%  *I»  W11!10».  u$ 


—     40     — 

leeoiidere  Luftztfg  tben  $o  seht,  a)b  am  Tiakm 
Hkhwitaao» 


Nachschrift* 

Nachdem  die»  Friesel- Fieber  in  unserm 
Ober -Amts -Bezirke  zweimal  alt  epidemisch* 
friesel-*  Stürme  in  der  beschriebenen  Art  und 
Zeit  and  den  genannten' Orten  sich  eingestellt 
hatte,  so  trat  in  den  Monaten  Februar  und 
März  1833,  bei  nafskalter  Witterung,  wie  nach 
heftigen  Gewitterregen ,  hier  eine  altgemeine 
ftrteseikrisis  ein,  die  sich  über  alle  Theile  des 
•Ober -Amts* Bezirkes,  besonders  aber  die  Orte 
Bargau ,.  Wisgoldingen  •  Rechberg,  Strafodorf^ 
Sfutblangen,  Bettringen,  Bobingen,  Zimmern  etc., 
mithin '  mehr  über  den  südlichen:  .Theil  des 
Ober -t  Amts -Bezirkes  verbreitete,  während  die 
genannten  zwei  Epidemieen  sich  mehr  übet 
den  nordostlichen  ausdehnten* 


Dieses  Friesel  stellte  sich  hie  und  da  als 
idiopathisch  ein,  gewöhnlich  aber  erschien  es 
symptomatisch  in  Folge  anderer,  ich  machte 
sagen,  fast  Jeder' 'Krankheit;  besondere  aber 
gesellte  es  sich  immer  zu  jedem  katarrliSsen 
Leiden. 


Mitunter  kam*  aber  gar  kein  Ausschlag 
Vorschein,  sondern-  die  Leute  litten  nar^an 
langwierigen,  ungeheuren  Schweifseil *.  welche 
aber  offenbar  mit  der  allgemeinen  Frieselkrisfc' 
im  Zusammenhange  standen. 

Ich  bebe  diese  letztere  Form  mit  dem  Na-, 
men  -  „Schwitz  krankheit"  bezeichnet,  and  weift 
Ihr  nkbt  tf  obl  «inen  andern  Namen  fcir  g4M$ 


-     41     - 

weil  am  ganzen  Korper  auber  dem  profusen 
Schweifse,  weder  eio  örtliches,  noch  ein  all- 
gemeines Leiden  zu  entdecken  war,  die  Leute 
sogar,  bei  zwar  gewöhnlich  vermehrtem  Durste, 
immer  noch  ordentlichen  Appetit  behielten. 

Mehrere  Personen  meiner  Praxis  worden 
freilich  durch  das  Wochen  lange  Tag  und  Nacht 
andauernde  Schwitzen,  was  sich  immer  über 
den  ganzen  Körper  verbreitete,  sehr  matt,  was 
indesseu  eine  natürliche  Folge  des  ungewöhn- 
lichen Säfte -Verlustes  war. 

Dieser  Schweifs  stellte  sich  immerwährend 
ein,  der  Kranke  mochte  sich  in  oder  aufser 
dem  Bette  aufhalten,  oft  kam  er  sogar  ganz 
kalt,  mitunter  klagten  aber  auch  die  Patienten 
hur  über  Örtliche  kalte  Schweifse.  Bei  der 
Berührung  fand  ich  diese  Stellen  und  den 
Schweifs  immer  warm. 

Im  Verlaufe  der  Zeit  stellte  sich  auch  eirib 
Empfindlichkeit  der  Haut  ein,  die  aber  mit  der 
bei  den  Frieselkranken  in  keinen  Vergleich 
kommt. 

Das  gegenwärtige  Prieset  hatte  die  Grund- 
Charaktere  und  im  Allgemeinen  die  Krank« 
beits-  Erscheinungen,  wie  das  obenbeschriebene, 
aber  nur  in  weit  milderem  Grade.  Dip  alJgqr 
meine  Disposition  zum  Schwitzen  entwickelte 
den  Ausschlag  weit  schneller  und  vollkomme- 
ner. Die  Kranken  wurden  wie  übersäet  mit 
mitunter  wie  Hanfsaamen  grofsen  Prieset- 
bläschen.  Defswegen,  und  wegen  des  im- 
merwährenden Andrangs  des  Schweifse*  nach 
der  flaut  fand  das  Zurücktreten  dieser  und  die 
daher  rührenden  äufserst  geiährlichen  Anfalle 
nicht  Statt.  Daher  die  Krankheit  nicht  nur  an. 
und  für  sich  milder  *  sondern  das  Fieber  w»~ 
niger  intensiv ,  der  Verlauf  nicht  so  sebnJeU  na' 


1 


—     «42     — 

cKeKrapk,heit  überhaupt  weniger  gefährlich  war, 
np4  die  /Heftigkeit  der  Krankheit  schien  mit 
der  .allgemeinen  Verbreitung  derselben .  abge- 
nommen zu  haben.  Diese  Krankhe.it  wurde 
dagegen  langwieriger,  der  ewige  Andrang;  des 
Scbweifses,  begünstigte  eine  zweite  und  dritte 
Eruption« 

Der  Durst  war  auch  bei  diesem  Friesel 
entsetzlich  gröfs;  der  Appetit  verlor  sich  übri- 
gens ■  selten  ganz.  Auch  die  dem  Friesel  so*  ei- 
genen Bangigkeiten  stellten  sich  eiri-nud  Ver- 
mehrten sich  oft  in  der  Art ,  dafs  förmliche 
'Schwächen  eintraten,  in  welchen  sich  die  Kran- 
ken weder  bewegen,  noch  reden  konnten.  Der 
Aufschlag  selbst  verursachte  vorzugsweise  Juk- 
ken.  ■•) 

Bei  dem  veränderten  Charakter1  und  Ver- 
lauf <inulsten  bei  veränderter  Indication  auch 
Sie  .  Iudicata  verändert  werden.  Die  B  rech  mit- 
tel, die  bei  den  früheren  Epidemieen  die  schnell- 
ste und  sicherste  Hülfe  gewährten ,  wurden 
hier  nur  selten  und  nicht  mit  Nutzen  angewen- 
det wegen  der  übergrofseo  Disposition  sunt 
Scnwejfse;  hingegen  leisteten  gelinde  JA bführ- 
Vnittel  "gute  Dienste,  indem  sie  die' abnorme 
Thätigkeit  vom  Hautsystem  ableiteten  ,.' und  die 
cjes'  Abdominal -Systems  erregten ,'  und.  unter 
den  auf  den  Stuhl  wirkenden  SfitlebiJ  nahm 
Calomel  nicht  den  letzten  Platz  ein. 

.  ■  .  ■:-.■..  •       -vir      ■*".*    .;• 

*)  Beiherkenswerth  ist,  dafs  ich  in  einem5 TagS'Ö'fcnuiks 
■in  Tier  verschiedenen  Orten  besuchte,  von  denen  ei- 
ner nach  einem  Asthma  abdominale  9  zwei >  nach  Los» 
.  *.-  genentzündnngen,  eiper  nach   einem  geöffneten. Ab- 
icefs,  der  fünfte  endlich,    nach  in  Folge  einet  rheu- 
matischen Leidens  entstandener  Steifigkeit 'de* 'rech- 
ten Arms ,    zu  einer  and  derselben  Zeit  das  tfris- 
"■'  sei'  bekamen. ■  ■»      * <-'?*».{ n?  7?  «*••■ 


43    ?z 


Die  Heilung    wurde  seht  untetttäut  und 

befördert  durch  den  Gebrauch  von  Spuren  und 
durch  ein  mäfsig  warmes  Verhalten. 

Bei  den  eintretenden  Bangigkeiten  und  oben 
genannten  Schwächen  verschaffte  der  Liquor 
anod,  m.  Hoffm.  immer  bestimmte  und  schnelle 
Hülfe,  den  ich  alle  ^  Stunden  zu  15  Tropfen 
•o  lange  geben  lief*,  bis  die  Anfalle  vorüber 
waren. 

Dieser  Bangigkeit  halber  unterliefs  ich  auch 
nie,  die  Brechweinsteinsalbe  auf  der  Herzgrube 
e$nreil)en  tfEU  lassen,  ,unc)  sie  th,at  auch,  hier  luv 
mer  die"  schnelle  und  gute  Wirkung;  '\m 
früher. 

BlutenUiehungen  fand  ich  nirgend. indicirtf 
ich  wandte  sie  daher  auch  nicht  an;  und  auch 
die  Anwendung  der  Diäphoretica '  wurde  gänz- 
lich unterlassen,  indem  die  Hauttbätigkeit  in 
der  Regtel obur  zu  .enorm  war,'  und  ein  Zurück- 
treten des  Schweifte*  nicht  vorkam. 

Zu  der  nämlichen  Zeit  zeigten  sich, auch 
in  diesem  Theile  de«\  Oberamts«- Bezirks '.-  die 
Wassexblatjern*  *) ,       t  .   ;| 

.(He  Unterleibskrankr^nkheiten  hingegen  jvq- 
ran  höchst,  selten,  . 


i  •  i 


•  <  i  •  •  % . 


t  »• 


.....        .  i  •  .  t-t  ■ 

•j.  Aach  die  natürlichen  'und  tnodificirteö  njatterii  sjnd 

hier  ausgebrochen ,  nnd  herrschten  schdrf' Seit1  Meto- 

1   fen , ,  Jedoch'  gröfttentbeiii«  nnter  dem i  Milkait^end 

i-^orjaii-  Jauch  .durch  einen  Soldaten  des  Zuchthaus  ~ 

Bewachutfgs-jCommandos  von  Ulm  hieber  verpflanzt« 


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—     44     — 


III. 

Krankheiten 

•      •  -des 

h  e  i  f  s  e  n    Jahres  1834. 

■  ■  •  •■»•         .■■.       « 

Vom 

i 

MedizinaWh  Dr.  Fischer, 

zu    Lüneburg. 


•  •  ■-  (Fortsetzung.  S.  Jonrn.  d«  pr.  H.  Jshrgt  }8M») 

▼V  ir  kommen  jetzt  zu  dem  grofsm  Sormmt- 
fahre ;  und  wie  die  Söhne  der  Sonnt  tiftter  'dem 
Peruanischen  Iokas  Heltaden  genannt "Worden 
(Haiub.  Correspond.  Tom  12ten  März  183&  nach 
Jl.  v.. Humbold) >  so  konnten  auch  wir  mit  ei- 
nigem Rechte  darauf  Anspruch  machen,  i»enn 
nicht  so  manches'&z//*  und  Fintiert  'jto  ue- 
serm  physischen ,  moralischen  und  bürgenidien 
Leben  auch  ferner  auf  uns  lastete!   ■'••••"H 


Die  Natur  bewiefs  aber  auch  jetzt  wie- 
derholt, dafs  sie  aus  Excentricitäten  wieder  ein- 
lenken könne,  und  selbst  die  Uebergänge  an 
und  ron  Extremen  weise  herbei  zu  fuhren 


Nach  drei   sehr  nassen  Jahren  hinter  «in« 
ander  waren  seit  2  Jahren  mausig  abwecksebtd* 


—     46     — 

(in  unsern  nördlichen  Drejten  gewöhnlich)  glück- 
licherweise den  Uebergang  zur  folgenden  Dürre 
machende ,  eingetreten. «  Nach  einem  »ehr  lauen 
Winter,  mit  Regen,  Stürmen  und  Unglück  aaf 
dem  trügerischen ,  aber  der  armen  Menschheit 
ebenfalls  angewiesenen  %  Elemente  des  Was- 
sers, erfreute  1834  ein  schöner  Frühling  clen, 
auch  vom  unerhörten  Gespensterbesach  der  asia- 
tischen Cholera  an  manchen  Orten  noch  zit- 
ternden Norden ,  und  selbst  die  östlichen  rau- 
heren Theile  desselben,  «•  B.  Petersburg  und 
Umgegend,  waren  nur  durch. schnell  (elektrisch?) 
zwischeneintreteude  strengere ,  aber  kurze  Kälte 
▼on  24°  R. ,  namentlich  in  der  Mitte  des  Fe- 
bruar binnen  Einem  Tage  bis  zu  3°  .Wärme 
überspringend,  —  (Hamb,  Correspond.  Tom 
26.  Jan.  und  Addr.  Comt.  yom  Febr.)  gleich- 
sam doch  einigerin afsen  in  ihrem  klimatischen 
Gange  erhalten  worden.  * 

Auch  bei  uns  verflofs  fast  die  erste  Hälfte 
des  Jahres  unter  gewöhnlichen  meteorologischen 
Erscheinungen,  so  dafs  wir  die  uns  zugedachte 
Hitze  nicht  ahnen  konnten.  Erst  yom  Junius 
an  bis  im  November  trat  sie  mit  ihren  schnel- 
ler oder  langsamer  sieb  entwickelnden  Folgen 
uod  Krankheitsentwickelungen  auf.  —  Doch  ist 
noch .  immer  keine  eigentliche  Volkskalamität 
daraus  hervorgegangen,  was  wir  iu\  Ganzen 
beglückteren  Europaer,  und  namentlich  wir 
Nordländer,  dankbar  gegen  die  Natur,  und  un- 
sere, weuq  gleich  noch  so  unvollkommene. 
Staats-  und  bürgerliche  Einrichtungen  und  G.e.r 
sundheilsanstallen  erkennen  sollten !  —  De* 
Naturforscher  aber  kann  aus  solchen  Excentri- 
ciläteji ,  in  Zeit  und  Baum ,  wie  in  Erfahrung 
und  Vergleichung ,  nützliche  Lehren;  und  Trost 
für  Mit-  und  Nachwelt,  ausbeuten^       l_  ,*  4 


«^     46     «■» 

.»  :  ..  • 

Januar, 

v  ,  Barometer.   28'  8"  8'"  (9.)  und  27' 4"  9"' 
(1.  u.  29.)  (meist  unter  28'). 

thermometer.  +10°  (24.)  und  —2  —  3* 
(3.  ü.  5.)  (nur  6  Tage  etwas  Frost). 

!     Hygromet.   86°  (1.  u.  15.)  und  73*  (30.) 
(ineist  in  die  80°). 

W*inde  (stark)  bis  zum  16ten  mehr  S.  o. 
SW. ,  nachher  mehr  W.  u.  SW.  (N.  nur  6f 
und  O.  nur  4  mal).  Regen  20,  Schnee  5,  Air» 
£*/  und  Reif  einige  Mal. 

Mit  dem  1.  V.  (2.)  Barometer  gefallen  und 
schwankend.  Mit  dem  V.  M.  (25.)  Ton  27' 
i0"  bis  28'  3"  gest. 

Bei  auffallender  Lauheit  des  Wintermonats 
mehr  Krankheiten  "von  expandirter  Plethora, 
die  hauptsächlich  im  Gehirn,  in  der  Brust  und 
im  Unterleibe,  bei  entzündlich- nerroaer  Re* 
cepticität,  und  hinzugekommenen  pathologischen 
Reize,  namentlich  der  heißen  Züniaerluft,  thü- 
tig  wurde. 

Hirnentzündungen    und    lymphatische   Er* 
giefsuogen  im  Kopfe,  bei  Kindern  zumal,  nicht 
selten,  und  meist  tödtlich.    Auch  häufig  ander- 
weife Aasgeburten   eines  von  den  Respirations- 
organen   aus   mehr   oder  weniger   entzündlich 
Und  speeifisch  gereizten  Gefäfssystems ;    fieber- 
hafte  Ausschläge,  Kesseln-  oder  scharlacharti- 
ger Natur ,    wo   oft  erst  nach,   durch  Zeit  und 
Ausleerungamiltel  gehobener  zu   grolser  Span- 
nung der  Aufschlag  erschien ,   uud  oft  eben  So 
bald  ohne  Schaden  verschwand,   und,  bei  sehr 
vollem  Bestände  desselben ,  der  Zustand  begreif- 
lich  oft  nur  um  so  verdächtiger  war.     (Ittfc 


—     47     — 

theilurigen  der  Hamburger  uiedic.  Chirurg.  Ge- 
sellschaft hüs  dein  Gebiete  der  Heilkunde  B.  2. 
S.  154.  von  Dr.  Sthmidt)»  jiugenentzündun* 
geh,  Bräunen,  Unser r,-  Mundfäule,  Flechten, 
und  Uni  er  den  heftigeren  Uebeln  Pleüresieen, 
Blutspeien  und  heftige  andere- Husten  y  so  wie 
unter  d£h  langweiligeren ,  hypochondrische  -P/e- 
lÄära  i "  zumal  bei  viel  sitzenden  unruhigen  aU 
fen  Frauen  und  Jungfern ,"  war  die  hauptsäch- 
lichste pathologische  Charakteristik  dieses  Zeit- 
raumes, der,  "wie  'schon  gesagt,  aus  den  ror- 
hergehenden  erschlaffenden  Einflüssen  leicht  ei- 
nen nervösen  Charakter  mit  sich  führte.  — 

•  «  ■ 

Für  die  BrustafTectionen  mit  rauhem  star- 
kem Hustem ,  empfahl  sich  kein  Mittel  jetzt  so 
allgemein,  als  die  Verbindung  des  Salmiaks  mit 
dem  Syrup.  Mannae  laxat.  (Rec.  Syf.  Man* 
7t ae  &  u/ic.  ?/".  Sal.  dmmon.  dep.  Succ.  fyqui- 
rit.  ana  drachm.  ij.  M.  D.  S.  Täglich  3  bis  4 
Mal  §  bis  ganzen  Efslöffel,  und  bei  kleinen 
Kindern  1  bis  2  Theeloffel  yoll).  —  In  An- 
sehung der  vielen,  und  oft,  wenn  auch  erst 'in 
späteren  quaalvollen  'Folgen  ,  tödtlichen  Brust- 
leiden, die  unser  Klima  und  unsre  Generation 
heimsuchen ,  und  wogegen  wir  so  oft  mit' allen 
diätetischen  und  medicinischen  Verwahrungen 
und  Reactionen  nicht  genügend  ankämpfen  kön- 
nen ,  würden  wir  es  in  den  tropischen ,  sonst 
sicher  für  einen  mäfsigen  und  Iträftigen  IVord- 
Europäer  nicht  wiinschenswerthen  Hiinmelsstri-r 
eben  besser  haben,  da,  nach  dem  Engländer 
Marschall ,  BrustJcranlheilen  daselbst  gar  nicht, 
und  erst  von  dem  30sten  Grade  der  Breit«  an» 
herrschen  sollen.  (Vergl.  dessen  interessanten  Auf- 
satz über  die  geographische  Vertheilunz  der 
Krankheiten  auf  der  Erdoberfläche^  in"  IKMP* 


^     48     ^ 

medic.  Zeitung  des  Auslandes.  1833«  Nq.  1.);  — 
Wie  sehr  die  mehr  ebenmäfsigen  und  nicht 
gewaltsam  yeränderlichen  aufsern  Eindrücke  auf 
die  Athmungsorgane,  so  wie  die  Ausgleichun- 
gen der  .Ueberfüllungen  derselben  durch  Aus- 
bauchung und  die  Ausdunstung  zur  Verhütung 
trauriger  Störungen  darin  beitragen  könne,  'das 
können,  wir,  um  diese  Bemerkung  hier  paJa» 
lieh  vorauszunehmen ,  yerhältoilsmäfsig  schon 
an  dieser  Einwirkung  unsers  diesjährigen  hei« 
fsen  und  langen  Sommere  sehen  J  — 

Februar» 

Barometer,  28'  8"  (16.)  und  27'  11"  (doch 
meist  hoch  über  28'). 

Thermometer.  + 10°  (27.)  und  -*-  7°  (10-) 
doch  nur  11  Tage  etwas  Frost. 

m  Hygrometer.    $4°  (6.)    und  67°  (25—26.) 
meist  in  die  80°, 

Winde  (mit  sehr  starker  Luftströmung)  bis 
zum  Uten  SO.,  nachher  meist  W.  and  SW. 
(N.  nur  4  mal).  JÜebel  12,  Regen  und  feuch- 
ter Niederschlag  5,  Schnee  4  mal  (am  21aten 
mit  Blitzen). 

Mit  dem  1.  V.  Barom.  gefallen ,  mit  dem 
N.  M.  (8.)  gestiegen ,  mit  dem  E.  V.  (16.)  get, 
wie  auch  mit  dem  V.  M.  (23.)* 

Noch  immer  stete  plötzliche  Abwechselan- 
gen Ton  "Wärine  und  Kälte ,  Ausdehnung  und 
Zusammenzieh uog  der  Luft;  daher  oft  Nacht- 
frost, Hagel,  Schnee,  Glatteis  und  Regen  u 
einem  Tage,  bei  verhältnifsinäfsig  hohem  Ba- 
rometerstände; wobei  die  Veränderungen  und 
Miederschläge  nur  der  unteren  Atmosphäre  mehr 


—     49     — 

anzugehören  schienen.  Fortsetzung  also  der 
yorigen  Constitution ,  mit  noch  erhoheter  An« 
läge  cur  Erschöpfung  der  Faser!  — •  Pseudo- 
croup sehr  oft.  —  Bei  Bräunen  der  leichteren 
Art,  uro  der  Gaumenboden  und  die  Uvula  am 
meisten  afficirt  sind,  und  wo  man  oitht  den 
ganzen  Weitläufligen  Beilapparat  anwenden  will 
oder  kann,  bewies  sich  eine  dünne  Scheibe 
Brodt  mit  Kücbensalz  bestreuet  und  auf  der 
hintergesogenen  Zunge  dem  Gaumen  eine  Zeit- 
lang angedrückt,  und  wenn  das  Salz  geschmol- 
zen, hintergescbluckt9  als  ein  leichtes  und  gu- 
tes Mittel. 

Die  Resjnrationsorgane  litten  aber  fortwah- 
rend am  meisten !  Unter  den  stärkeren  Schleim- 
husten,  die  oft  zn  einer  fieberhaften  Brustai- 
fection  übergehen  9  und  dem  Huinoral-  und  Sa- 
burral- Pathologen  als  ein  Säflereiuigungsmittel 
der  Natur,  dem  organisch -dynamischen  Krank- 
heitsforscher aber  mehr  als  ein  Ausgleichungs- 
bestreben derselben  Potenz,  zwischen  flüssigen 
und  festen  Theilen,  zur  Normalisirung  ihres 
gegenseitigen  Einflusses,  und  auch  etwa  der 
Bestandteile  und  innern  Verhältnisse  der  er- 
stem ,  erscheinen ,  war  besonders  das  schwere, 
Krankenlager  eines  74jährigen ,  bisher  gesun- 
den und  robusten  Mannes  merkwürdig,  der 
sonst  opulenter  und  plethorischer  gelebt,  ala 
jetzt,  und  da  er  dies  nicht  mehr  so  konnte, 
diesen  Hauptkummer  seines  sonst  ziemlich  hart- 
schichtigen Herzens,  in  zu  lejchter  Bekleidung 
Ende  Januars  (nachdem  er  lange  schon  eine 
Schwere  und  Trägheit  in  den  Gliedern  u.  dgL 
gefühlt)  durch  die  Beiwobnung  des  Gottesdien- 
stes in  der  Kälte  hatte  lindern  wollen.  Ei» 
einfaches  (wie  catarrhalisches)  Fieber  mit  ßrqsfcf 
Joora.LXXXI.B.3.St  D 


/    —     50     — 

beklenlmung ,  starkem  Husten  and  schleimigem 
Auswurfe'  machte  den  Anfang  der  Krankheit, 
welches  alles  sich  aber  nach  ernsthaft  ange- 
wandten kühlenden  und  lösenden  und  nach  un- 
ten ausleerenden  Mitteln ,  aus  der  Klasse  der 
Mittelsalze  vorzüglich,  nachher  nach  eini- 
gen Rhabarbarinis  nebst  Su/phur,  aurat.  jjLnti- 
mon.  und  Opium  gegen  die  Mitte  Februar  ver- 
lor. ' —  Ob  nun  doch  ein  neuer  diätetischer 
Fehler  in  dem  noch  nicht  völlig  beruhigten  Re-L 
spirationssysteme  consensuell  einen'  neuen  pa- 
thologischen Reiz  gegeben  ?  oder  oh  das  Sprin- 
gen einer  alteren  (cystischen)  Vomicfc  in  den. 
Lungen  Statt  gefunden?  oder  wodurch  der  starke 
Husten  und  Auswurf,«  das  so  plötzlich  ver- 
stärkte Fieber  u.  s.  w.  sich  wieder  eipfand? 
Genug,  der  heiltigere  Kranken  zustand, ,  wobei 
das  Aussehen  immer  cachectischer  «und  mage- 
rer wurde,  zeigte  jetzt  (von  den  Langen  ans) 
eine  sonderbare  Nebenwirkung  auf  den  Darm- 
kanal:  hartnäckige  Verstopfung,  statt  der tontf 
so  häufigen  und  weichen  LeibesöfiEhung;  und" 
als  jene  endlich,  nach  secbstägigem  mannigfa« 
eben  Bemühen,  durch  stärkere  Dosen  OL  Bi* 
cini,  Klystiere  u.  dgl  gehoben  (in*  der  Anlagt! 
aber  immer  noch  fortdauerte)  trat..wiederitw 
furchtbarer  Husten  mit  blandem  Auswurf«  mk 
Fieber,  trockner,  wie  mit  Schaum  beleg tevZnoge, 
mit  Durst  und  Nachtschweifaen-  ein ,  ao  data 
man  wenigstens  an  14  Tage  wieder  die  erptere 
Hejlmethode  zur  Hand  nebinen  mufateV  -De»» 
noch  genas  der  Kranke,  gegen  allen  Anschein^' 
bei  dem  nachherigen  Gebrauch  gelinder1,  robo* 
rirender  Mittel  (schwachem  IsL  MoosnDecocfc 
mit  Senega,  und  dergleichen:  stärkere  Contaa~ 
hentia  konnte  er  mehrmals  nicht,- und  nur  wi— 
letzt  vertragen)  mit  mittelsalzigen  expectotiraih" 


—     51     — 

■  ■ 

den   verbunden ,   und .  behielt  auch  keine  JVach- 
krankheit. 

Die  Grippe,  bei  einer  kolchen  entzündlich  - 
nervösen  organischen  Anlage,  und  analog  ein- 
wirkenden atmosphärischen  Einflüssen ,  auch 
ohne  anfänglich  hervorgebrachte»,  spezifisches 
und  ansteckendes  Miasma  begreiflich,  breitete 
sich  jetzt  zanehmend  so  ans,  dafs  mitunter  auf 
nicht  langen  Gassen  über  ein  Dutzend  Kranke 
der  Art  von  dem  Verf.  zu  besuchen  waren. 
Doch  war  dieser  Krankheit  buntes  Gewirr  mehr 
unterhaltend,  und  mitunter  nur  lästig,  als  ge- 
fährlich. Hie  und  da  npr,  wo  das  Uebel  auf 
üble  organische  Anlagen ,  zumal  der  Athinungs- 
organe,  traf,  ward  es  tödllich  oder  lange  nach- 
schleppend. Bei  einem  sonst  robusten,  vollen, 
noch  nicht  40jährigen  Landmann ,  der  öfter  an 
Asthma  litt  (wobei  sein  Arzt  ihn  hülf reich  mit 
Stramonium  behandelte),  jetzt  aber  in  der 
leidigen  Fastnachtszeit  dreitägige  Orgien  xnitge- 
macbt  hatte,  bildete  sich  die  Grippeform  in 
einen,  anfangs  vom  Kranken  wenig  geachte- 
ten, Uebergang  in  Bronchitis  aus,  woran  er, 
allen  nachherigen  kräftigen  Mitteln  zum  Trotz, 
am  6ten  Tage,  wohlgeinutb  und  hoffnungsvoll 
(wie  gewöhnlich  solche  [organische]  Brustkranke) 
über  seinen  Zustand  denkend,  unterlag.  —  Auch 
ein  mitteljähriger  Rademach  er,  «plethorisch,  nüch- 
tern* und  arbeitsam,  welcher  sich  (wahrschein- 
lich von  Ueberwältigung  organischer  Anlage  bei 
starken  Anstrengungen)  gewohnt,  den  Kopf  in 
kaltes  Wasser  zu  stecken ,  starb  jetzt  apoplek- 
tisch  binnen  20  Stunden ,  trotz  Aderlafs  und 
dergleichen  mehr«  —  In  der.  Regel  widerstand 
den  übrigens  die  gewöhnlichen  Affe  et  innen  der 
Respirationsorgane ,  die  sich  oft  oberflächlich. 
und  subaeüt  auch  über  die  Oberfläche  der 

D2 


—     62     — 

her  und  der  Eingeweide  verbreiteten,  nicht  leicht 
dem  Inf.  laocat.  mit  Salmiak,  oder  dem  S/- 
rti%>.  mannae  laxat.  mit  demselben  Mittel  ver- 
setzt, besonders  wenn  dabei  in  höherem  Grade 
des  Uebels  eine  ortliche  Behandlung  durch  Zug- 
pflaster, Blutegel  u.  s.  w.  zu  Hülfe  genommen 
wurde,  Die  Stiche  nnd  Schmerzen  in  Brust 
und  Unterleib  aber  noch  anlangend»  so  waren 
dies  oft  nur  ober-  oder  unterhalb  des  Zwerg- 
fells durch  consensuellen  Brust-  odejr  Gedärm- 
reiz verhaltene  Congestionen  oder  Druck  Ton 
mehr  gasformigen  Stoffen,  deren  Ansammlung, 
bei  dem  gereizten  Zustande  aller  Organe,  schon 
durch  zu  unvorsichtiges  Trinken,  z.  B.  zu  vie- 
ler schleimiger  Flüssigkeilen,  oder  des  zu  ne- 
gativen oder  zu  kalten  Wassers,  bei  dem  Ge- 
brauche von  ebenfalls  mehr  negativen  Arzneien 
und  dgl.  jetzt  leichter  noch  wie  sonst  Statt  fin- 
den konnte.  —  Auch  relative  Unthätigkeit  der 
Brust-  und  Bauchmuskeln,  durch  Belebung def 
nervösen  Faser  mit  reizenden  Einreibungen, 
gebessert,  konnte  dies  erschwerte  oder  schmerz* 
hafte  Athmen  begründen.  Ueberdem  muiste 
durchaus  hiebei  ein  sorgfaltiger  Unterschied  in 
den  Constitutionen  gemacht,  nnd  namentlich, 
nicht  die  abführenden  Mittel  zu  dreist,  zu  lange 
oder  ohne  vorsichtigen  Unterschied  angewandt 
werden,  da  eben  sowohl  mitunter  nach  eini- 
gen vorsichtigen  Darmausleerungen  nach  unten 
(Brechmittel  erregten  in  der  Regel  Verdacht  tob 
zu  viel  Congestion  nach  den  Athmungsorganen) 
sogleich,  oder  doch  späterhin  in  alle  Wege  die 
Notwendigkeit  flüchtiger  Nerven  -  und  Reiz* 
mittel  (Valeriana,  Serpen taria,  Arnica  mit  Ae- 
ther  u.dgl.)  verbaltnifsmafsig,  nnd  etwa  noch 
mit  einigen  kühlenden  Salzen,  angewandt,  and 
so  auch  die  der  MaTsigung  der  oft  so  lebhaften 


—     53     — " 

Reizung  der  RespirAtionsorgaue ,  des  Hustens, 
der  Beklemmung  u.  s.  w.  mit  mildernden  Säf- 
ten! Oelen,  Opium  u.  dgl.  eintrat.  — 

Was  hier  über  die  vorsichtige  und  indi- 
viduell zu '  modifi cirende ,  ausleerende  und  rei- 
zend -  expectorirende  Behandlung  der  Grippe 
(deren  detaillirte  Beschreibung  hier  dem  ge- 
neigten Leser  erlassen  wird)  angedeutet  ist,, 
mag  mit  dem  Bericht  über  die  Influenza  in  der 
Stadt  Weifsenburg  in  fiaiern  im  Jahre  1833 
vom  Prof.'  J.  B.  Friedreich  (Jahrbücher  der  ge- 
dämmten in  -  und  ausländischen  Medicin ,  von 
Schmidt.  1834.  No.  3.  B.  I.  Heft  3.  S.  369) 
verglichen  werden ,  w eil  auch  hier  häufig  Mä- 
fsigung  der  nach  unten  ausleerenden  (sogenann- 
ten antigastrischen)  Mittel  empfohlen  wird,  um 
nicht  durch  die  Erscheinung  von,  dort  sogenann- 
ten ,  Darmkrämpfen,  einen  oft  bedenklichen  dy- 
namischen, oder  selbst  mehr  materiellen  Meto» 
Schematismus  von  der  Brust  nach  dem  Unter- 
leibe herbeizufuhren.  Eine  gleiche  Stimme  läfst 
sich  auch  noch  von  mehreren  Seiten  ,  auch  in 
Beziehung  auf  den  Mifsbrauch  der  Blutauslee- 
rungen^  hier  vernehmen,  z.  B.  auch  von  dem 
einsichtsvollen  Dr.  6.  von  dem  Busch  (die  In- 
fluenza in  Bremen  im  Jahre  1833,  in  diesem 
Journ.  1834.  Jan.),  so  dafs  man  also  mit  Recht 
annehmen  darf,  das  Gesammtverhalinifs  und 
der  polarische  Reizgegensatz  zwischen  Brust" 
und  Unterleibsorganen  werde  immer  sorgsamer 
nachgerade  erkannt  und  praktischer  begriffen, 
obwohl  das  eigentümliche  Classiüciren  auch 
bei  der  Influenza,  z.  B.  nach  gastriscJi  er  Haupt  - 
oder  Nebeni'arbe  ,  noch  immer  ein  Beweis  von 
zweideutigen  Umhertappen,  nicht  von  Bf 
ben  nach  möglich,  reiner  *    dynamisch-] 


—    .54     — 

scher  Anhebt  und  .Behandlung  ist.  •  Doch  ist 
letztere  so  unendlich  wichtig,  besonders  bei. 
meteorologischen  und  epidemischen  Begründung, 
gen  von  Krankheiten,  wo  man  nichts  Materiel- 
les »ieht,  als  etwa  die  Absonderungen  und  Aus- 
leerungen, als  Folgen  der  Gesa  mm  t  -  oder mehr. 
Lokalreizung ,  es  aber  doch  wenigstens  höchst 
einseitig  und  mangelhaft  seyn  würde,  Ton  deq 
Wirkungen  9  die  hier  eben  so  oft  eingeschränkt, 
und  vermindert,  als  vermehrt  seyn  können,  die 
Ursache  unbedingt  abzuleiten ,  und  mit'  d*ren 
vermeinter  Forlschaffung  (durch  Darmausleerun- 
gen)  Alles  gethan  zu  glauben!   — 

Auch  im  ganzen  Norden ,  Osten  und  We- 
sten von  Deutschland  und  Europa,  und  selbst 
im  Süden  herrschte  die  jetzige  Krankheitscon* 
stilution,  denn  auch  aus  Wien  meldete  der 
Hamb«  Corresp.  Tom  22sten  Februar,  dab  dort 
seit  einigen  Tagen  sich,  die  Hospitäler  bedeo- 
tend  mit  katarrhalischen  Kranken  lullten,  und 
dafs  man  häufig  die  Behauptung  höre,  ^dif 
Grippe  sei  wieder  eingekehrt*" 

März. 

Barometer.  28'  9"  (1.  13  u.  18.)  und  27» 
6"  (23.)  (nur  in   der  letzten  Woche  einigemal 

unter  28'^  ■  .    -     .- 

Thermometer*  + 106  (mehrmals  in  der  er- 
sten Woche)  und  —  2°  (18.)  (nur  3  mal  Frost). 

Hygrometer.  80°  (3.)  und  61°  (17.  n.  &) 

(meist  nur  in  die  70°). 

Winde  (heftig).  Erst  SW.  Vom  Uten  m 
mehr  N.  und  O.  Vom  21sten  an  mehr  N.  «• 
VV.  —    Regen  (mehr  im  Anfange)   11.  Sckntt9 

4.  Hagel  am  4.  29.  u.  30slen, 


—     55.     — 

Mit  dem  NM.   ( 10.)  Barometer  sehr  ge& 
Mit  dem  E.  V,  (18.)  gef.  Uebrigeos  schwaokend« 

Die  durch  die  angeführten  Ereignisse  her- 
beigeführten pathologischen  Zustande  steigerten 
sich,  bei  der  frühe  fortschreitenden  Frühling*-»' 
entwickelung ,  bis  zu  iminer  gröfserer  Hohe 
und  Ausbreitung.  Pneumomien ,  Apoplexien, 
Geistesverwirrungen,  hitzige  Ausschlagskrank- 
beiten,  selbst  Scharlach,  waren  darunter  die 
ernstlichsten«  Ob  man  bei  letzteren,  nach  Prahl 
(Jen.  arztl.  litter.  Zeitung  1833.  No.  314.)  wohl 
so  allgemein  sein  Mittel  aus  Ammon.  carbon. 
drachrn.  ij\  Aq.  fontan.  wie.  v.  Syr.  Alth. 
unc.  ;'.  M.  S.  Alle  £  bis  2  Stunden  1  Efslöffe.l 
Toll  (was  bei  40  Kranken  der  Art  nicht  fehl 
schlug)  geben  kann?  *—  dies  konnte  wenigstens 
jetzt  wegen  immer  mehr  bestärkter  Ansicht  der 
Landleute,  „dergleichen  Krankheiten,  die  in 
, .einem  regelmäßigen  (und  also,  nach  ihrer  &*- 
„quemen  Ansicht,  auch  nicht  zu  ändernden) 
„Verlauf,  und  }n  eide  deutliche  äufsere  Form 
„eingeschränkt  sind,  auch  sich  selbst  zu  über- 
lassen," nicht  genug  ermittelt  werden,  da 
ohnehin  kein  Drang  vorlag,  von  der  gewöhn« 
liehen ,  mehr  (allgemein  und  örtlich)  entziehen- 
den Methode  abzuweichen ;  freilich  in  öfter  vor- 
kommenden (besonders  ortlich  im  Halse)  mehr 
negativen  Fallen ,  aber  dies  Mittel  recht  er- 
spriefslich  seyn  mag!  — 

Auffallend  waren  bei  den  Apoplexien  der, 
schon  lange  vorher  durch  Blässe  und  cachek- 
tische  Farbe  ausgezeichneten,  Alten,  die  vor- 
herigen häufigen  Blutungen  aus  der  Nase:  si- 
cher zugleich  hier  ein  Zeichen,  nicht  blofs  von 
Congestion,  sondern  von  Blutzersetzung ,  durch 
die   aufregenden  und   am  £nde   erschöpfenden 


—     56     — 

atmosphärischen  Einflasse  aof  die  Nerren  der 
Athmungs-  und  Blutbereitungsorgane!  —   , 

Ein  fast  3jähriger  robuster  lebhafter  Knabe 
Bekam  von  seinem  Arzt  gegen  Croop-  Zufalle 
mit  Nutzen  Blutegel  und  Brechmittel  (welche 
letztere  ich  hier  nur  selten  geben  mag,  wenn 
nicht  ein  Nachlars  der  entzündlichen  Spannung, 
durch  mehr  feucht  rauschende  Stimme,  Schleim* 
losung  u,  s*  w.  sich  zeigt).  Schon  am  dritten 
Tage  sprang  der  muntere  Knabe,  nach  der  so 
häufigen  kranken  Exaltation  solcher  Reconya- 
lescenten,  wieder  neben  seinem  arbeitenden 
Vater  auf  der  kalten  Hausflur  umher.  Ein  am 
dritten  Tage  tödtliches  Recidir ,  wogegen  Blut- 
egel, Vesicator  u.  s.  w.  nicht  halfen ,  so  wie 
ein  doppelt  tiefer  Kummer  der  armen  Eltern, 
war  die  Folge!  — 

Mehrere  Knaben  starben  jetzt  mit  allen 
Zeichen  von  Hydrops  cerebri, 

Die  Pneumonien  und  ähnliche  Affectionen 
der  Atbmungsorgane,  ▼ertrugen  jetzt  durchaus 
noch  immer  nicht  so  wirksame  und  länger  fort- 
gesetzte abführende  Mittel,  wie  wohl  sonst; 
am  wenigsten  Miltehalze  (schon  wegen  direkt 
mehr  deprimirender  Eigenschaft  auf  die  Bespi-* 
rationsorgnne  von  den  splancbnischen  aus).  Hit 
pafslichen  Reizmitteln  (Valeriana,  Senega,  Ar- 
nica  und  dgl.)  nebst  Aether  und  schleimig  -to- 
senden, konnten  sie  freilich  nützlich  and  no- 
thig  seyn,  nur  nicht  im  Ueberinaafse !  — 

Mit  vollem  Rechte  konnte  man  noch  im- 
mer, und  jetzt  immer  steigend,  die  Krank- 
heitsconstitution  eine  plethorische  nennen,  wohl- 
verstanden aber,  damit  kein  modernes  patholo- 
gisches Ohr  (das   aber  jetzt  kaum  selbst  weifa 


—     57     — 

vndr  wissen  kann,  was  es  huren  will  und  liefe- 
ren soll?)  sich,  an  diesem  älteren  Ausdruckte 
stofse,  nicht  Ton  einer  mehr  passiven  Lehre9 
der  blofeeo  nnthätigen  Ueberfüllung,  sondern 
Ton  einem  ungestörten  Gleichgewicht  der  Aus* 
sigen  und  festen  Theile,  mit  krankhaft  belebter 
Reaction  ausgehend.  Bei  atoniseber,  zur  Aus- 
dehnung geneigter  Faser,  besonders  des  Ge- 
faftsystems,  kann  und  mufs9  bei  dabei  übri- 
gens fortdauernder  guter  Reproduction  (Appetit 
und  Verdauung),  und  bei  wenigem  Verbrauch 
der  erzeugten  Säfte  durch  physische  und  mo- 
ralische Bewegung  und  Consumtion,  (Arbeiten 
und  Denken ,  woran  es  leider  mancher  hohe 
oder  niedrige  Plethoricus  oft  zu  sehr  fehlen 
Iaht),  allmählig  ein  Uebermaafs  der  flüssigen, 
oder  der  aus  ihnen  schon  abgesetzten  festeren 
Massen  (ein  Fettwerden)  erzeugt  werden.  Kommt 
bei  diesem  (sicher  nicht  blofs  dynamisch,  son- 
dern auch  chemisch)  reränderfen  Verbältnib 
der  festen  und  flüssigen  organischen  Theile, 
und  bei  dem ,  durch  relative  Ueberfüllung  ge- 
setzten stärkeren  Druck  und  Störung,  auf  die 
feineren  Gefäfse  zumal,  und  deren  Aufsaugung 
und  Absonderung,  nun  ein  bedeutender  innerer 
oder  äufserer  (physischer  oder  moralischer)  Reue 
hinzu,  so  wird  die  denselben,  nach  organi- 
schen Gesetzen  zuerst  aufnehmende  Nervenfa- 
ser alle  übrigen  zur  lebhafteren  Reaction,  und 
Sogar  bei  der,  Ton  uns  sicher  vorausgesetzten, 
steten  Wechselströmung  der  Imponderabilien 
durch  dieselben,  als  Vermittler  aller  Action, 
so  periodischen  Ansammlungen  und  Ausströ- 
mungen (Fluth  und  Ebbe)  dieser  Agentien,  bis 
zum  sogenannten  Fieber  aufregen ,  und  in  die* 
sem-  Wechselzustande  so  lange  erhalten  kön- 
nen, bis  das,   mehr  dynamische, 


.—      58     •*- 

und  statische,  selbst  imponderable ,  Gleichge-. 
wicht  wieder  hergestellt  seyn  wird.  (Bei  man- 
gelnder Reizbarkeit  und  Reaction  wird  die  ge- 
drückte Lage  des  organischen  Systems  länger 
dauern  (chronisch),  oder  gar  zu  fernerweiten 
Degenerationen  oder  Destructionen  übergehen).. 

Dies    richtige    System     der    Ueherfüllung^ 
Ausdehnung    und    Reaction     (bei    innerlichem 
Selbstreiz,   oder  einem   äufserlicben)  begründet 
oder   umfafst ,    wie    das   der   (zu  grofsen)  Ent- 
leerung   und   des  Mangels,    nebst   zu    starker, 
doch  $rern    bald   in    das  Ge gen t heil  übergehen- 
der,   Contraction ,    fast    alle   pathologische  und 
therapeutische    Regulative   in  allen  organischen 
Reichen  und  Wesen  (Pflanzen  nicht  ausgenom- 
men),   und    da    die   Verwirrung  und  der  Streit 
über  dieselben  noch  immer  fortdauert  (nnd  die. 
Naturübel   immer  ärger  gemacht  hat),   ob  eine* 
falsche,    oder    zu    angemaafste,    zu  derb    ent«* 
scheidende   heilkundige  Kunstbehandlung,  oder 
eine   mitunter  pafsliche,    und  im   Contrast  mit 
dem  Uebermaafs  der  Mittel,  wenigstens  wöhi- 
thätige ,  so  oft  aber  zum  Aberglauben,  zur  Ver- 
dunklung der  Wahrheit  und  reiner  Naturkeont- 
nisse,  so  wie  zur  Selbsttäuschung ,  Mystifikation 
oder  baarem  Betrüge  gebrauchte  sogenannte  ho- 
möopathische  Einschreitung  gelten  toll  ?    so  ist 
es  doch  wohl  Zeit,  die  Wahrheit  und  Würdi- 
gung von  allen  diesen  Ansichten  theoretisch  and 
praktisch  klarer  einzusehen,  wo  man  xlenn  fin- 
den  wird:    1)    dafs    der   alte   Begriff  Ton  Ple- 
thora, und  ihrer  noth wendigen  Abhülfe  (Früh- 
lings- und  Brunnenkuren  u.  s.  w.  inclusive)  an' 
sich  richtig  sey;   2)  dafs  durch  Entziehung  and 
Verminderung  der  organischen  Lebensstoffe  und 
Reize  eben  sowohl   (und  sicher  eben  so  Yiel) 


—     59     — 

Krankheiten  gebeilt  werden  müssen  9  ab  durch 
Zulage. und  Vermehrung  derselbe? ;  3)  da fs  also 
eine  milde*,  nicht  immer  ins  Dunkle  und  Ka-. 
tegoriscbe  hinein ,  zu  stark  auftretende  medi— 
rinische  und  diätetische  Behandlung  (aber  nicht 
mit  den  Pedanterien,  Widersprüchen  und  Täu- 
schungen der  Secten  verbrämt)  sehr  viel  und. 
das  meiste  nützen  könne,  wenn  sie  das  Ganze 
des  organischen  Gleichgewichts  vor  4u£eo  na*" 

Diese  praktische   gerechte  Mitte  (Jiiste  mi* 
Heu),    die   von   den   einseitigen   Bestimmungen 
der   Hum oralpathologie  nach    ihren  verschiede- 
nen   chemischen   Schärfen    und    dgl.    abweicht, 
und    besonders  vielmehr  nur  die  Erregung  dejk 
Organismus    durch   innere  und  äufsere  Heizan- 
lage   und   11  eise    zur  Norm   und   zum   Gegen- 
stände ihre;  Behandlung  hat,  wird  immer  auch 
über  unverständigen  Brownianismus,  so  wie  über 
den ,   noch   immer  einseitig  und  leicht  inifsver- 
standlich  als  praktisches  Regulativ  auftretenden 
Gastricismus ,  und  über  die  eben  so  leicht  irre- 
führende Rheumatologie  (weil  das  Uebel  rheu- 
matisch, d.  h.  von  der  Einwirkung  der  äufsern 
Luft  herrührend,    ist,    so    erfordert    es   eigene 
Mittel  und   Behandlung,   da  es  doch,  wie  bei 
den  gastrischen,  und    überhaupt   in    allen   ein- 
zelnen   Affectionen   vielmehr  .auf  die  Art    uqd 
den  Grad  des  dadurch  in  Organismus  gesetzten 
lleizes  und  »einer  Reaction  (so  wie  auf  dessen 
Fonds  nnd  seine  Verwendung)  ankommt,  —  diese 
gerechte  und  unbefangene ,  stets  auf  die  Natur- 
gesetze und  den  Gleichgewichtszustand  des  Or- 
ganismus  sich    begründende  praktische  Ansicht 
wird  sicherlich,   was  man  auch  von  ihrer  Tri- 
vialität jetzt  gern  sagen  mochte,  auch  in  Teuf« 
land  immer  mehr   gewürdigt    werden,. 


—     60     — 

die  vielen  und  verschiedenartigen,  pathologi- 
schen und  therapeutischen  Lehren  der  alten  und 
neuern  Zeit  zu  dem  Minimum  reducirt  worden 
sind,  zu  welchem  sie  von  Rechtswegen  gehö- 
ren. —  Ohne  die  klaren  Begriffe  von  Ple- 
thora, Gleichgewicht  und  normaler  Reaction, 
machten  die  entziehenden ,  und  dadurch  die 
ganze  Maschiene,  schneller  und  langsamer,  von 
Innen  aus ,  alt erir enden  Kurmethoden ,  die  Hun- 
gerkur 9  die  Brechmittel  und  die  abfuhrenden 
Mittel  (mineralische  Wasser,  Zittmann's  De- 
coct  u.  s.  w.)  selbst  die  Diät  der  Homöopathie 
oft  so  wohltbätige  und  auffallende  Heilungen 
nicht,  und  man  braucht  keiner  ausschliefsen- 
den oder  übertreibenden  Heilsecte  anzugehö- 
ren, um  einzusehen,  dafs  bei  der  Unnatur- 
licfakeit  unserer  europäischen  Kulturlage,  der» 
gleichen  tiefere  Eingriffe  in  eine  widernatür- 
liche Fülle  oder  Leere,  und  dadurch  schon  oft 
auch  speerfisch  zu  verändernde  Reizbarkeit  und 
Reaction,  rammt  einer  pafslichen  Spannung 
und  Stimmung  der  Faser  und  der  Psyche,  die 
Hauptsachen  der  Therapie  seyn  und  bleiben 
müssen,  das  Kind  der  archiatrischen  Behand- 
lung habe  nun  einen  Namen  oder  Anzug  and 
Flitterstaat,  welchen  es  wolle!  — 

(Vergl.  das  methodische  Fasten,  als  Heil- 
mittel vieler  Krankheiten  betrachtet ,  von  Dr» 
Rolffs.  Kreisphysikus  zu  Mülheim  am  Rhein« 
(Jahrbücher  der  in  -  und  ausländischen  gesamm? 
ten  Medicin,  von  Schmidt,  1834.  B.  I.  H.  2. 
No.  1.)  und  „Ueber  den  Einfiujs  der  Jahres- 
zeiten auf  Erzeugung  von  Biutcongestionen"  in 
Broussais  Annales.  Mars  1834.)« 


Unter  den   mehr   chronischen   Fällen, 
die  plethorisch  -  nervöse  Constitution  hauptsäch- 


—     61     — 

lieh  auf  die  tieferen  Vermittlungen  des  organi- 
schen   und.  geistigen  Lebens  störend  einwirkte* 
zeichneten    sich   eine   Brustbräune   bei; einem, 
seit  zehn  Jahren    schon  öfter  erwähnten,    sonst 
robusten,   und  jetzt  fast  völlig  immunen,   nur 
zum  schnellen   Steigen    unfähigen  9    Fünfziger* 
so  wie  ein  Sprach-  und  YerhältnifamäisTg  Ge- 
dankenyerlust   bei  einer  nicht  röllig  so  alten, 
korpulenten,   noch   menstruirten   und   sonst  ge^ 
sunden  und  lebhaften  Frau  aus.   —     Bei  jenert 
wo  die  dringendsten  Zufälle   seit  Jahren  einen 
Stillstand  bekamen,    und  nur  jetzt  etwas  wie* 
der  auflebten,  vielleicht  gar  mehr^ron  seit  lau* 
«;er  Zeit  mit  Erleichterung  mitunter  abgehen» 
den,  Nieren-  und  Blasen -Gries  abhingen, -ward 
man  an   der    so    lange    gegoltenen    bekannten 
Wichmann'schen  Theorie  dieser  Krank'heit'fast 
irre,  man  möchte  den  die  oft  weitschichtig  ge^ 
setzte  Zeit  des  tödtlichen  Ausganges  aoea-afet 
warten,    oder    die    neuere  Eggert'tche •  Hjqpsa 
these  ron  temporär  herbeigeführter  unregelmäfsi- 
ger  Zusammenziehung  und  .  Action   der  tufient 
Herztchichten     gegen    die    innere ,    -durch    ir- 
gend   stärkere   dynamische    Einflüsse    auf    das 
Herzgebilde,    und    Störungen    der    verschiede- 
nen Mächtigkeit  der  linken   und  rechten  Herz- 
hälfte ,    bis    zum   temporären    oder  gänzlichen 
Stillstand  des  Lebensorgans  (Tod),  so  wie  sol- 
che in  Hecker's  Annalen  1833  April  auseinan- 
dergesetzt  sind ,    mit   zur   Erklärung  dieses  oft 
so  rälhselhaften  (auch  nach  Hope)  Krankheiten 
des  Herzens)   nicht  immer  •organischen)   Uebek 
anwenden.  —     Jene  weibliche  u4pnojtitf  ,<  nebst 
Unzulänglichkeit  in  den  Gedanken,   doch  meto 
noch   ihres  Ausdruckes  (selbst  schriftlich)-  trat 
nach  mehreren  äubern  znm  Gehirn  congeviiren 
Momenten  %  nassen  Fülsen,  Diätfebiern  uis»*** 


—     G2     — 

ihit  einer  plötzlichen  Unbesinnlichlceit  und  meh- 
reren Symptomen  Ton  Lähmungen  (von  der 
Gegend  des  Ursprungs  der  Stimmnerren  im  Ge- 
hirn ausgehend)  ein  ,  und  hält,  obgleich  die  eine 
Äeitlang  unterdrückte  Menstruation  durch  Blut« 
Ausleerungen  an  den  Püfsen  u.  s.  w.  wieder 
hergestellt,  nnd  Manches ,  sowohl  für  das  ganze 
.Befinden,  als  auch  für  einige  noch  bestehende 
Sprachkraft,  z.  B.  in  Ausrufung  einiger  Inter- 
jecdonen-und  kurzer  Worte ,  Nein,  nein!  ach 
Gott!  u.  s.  w.  gewonnen  worden  ist ,  noch, 
nach  einem  Jahre ,  bei  sonstiger  völliger  Inte- 
grität des  Organismus,  hartnäckig  an,  und  es 
steht  dahin ,  was,  nach  manchem  vergeblichen, 
Busleerenden  und  reizenden  u.  s.  w.  Heilver- 
suche, etwa  der,  in  einem  französischen  Blatte, 
SB  einem  ähnlichen  Falle  als  so  auffallend  half- 
reich,  gerühmte,  Galvanismus  auf  die  Zungen- 
wurzel «.  s,  w.  leisten  möchte  ?  (welcher  we- 
nigstens nach  5  Wochen  noch  nichts  geleistet! 
und  eine  schon  öfter  bemerkte  Erweichung  oder 
sonrtigto  Veränderung  des  Gehirns l,  woM  leider 
anzunehmen  seyn   dürfte  i  

jipriL 

Barometer.  28'  7"  10'"  (15.)  und  27'  9" 
7'"  (29.).  Bis  anf  die  letzten  3  Tage  "stets 
über  28°). 

Thermometer.  + 17°  (28.)  und  + 1°  (7mal 
so  in  der  ersten  Hälfte). 

...  Hygrometer.  80°  (1.)  und  65°  (28.)  (meist 
in  die  60°).  Winde  (sehr  lebhaft).  Vorherr« 
sehend  N.  Anfangs  mit  W.  In  der  Mitte9  mit 
O«  Nachher  wieder  mit  W.  und  SW,  —  JRe- 
gen  am  lOten,  Hagel  am  4ten,  Schnee  am 
9 — Uten,  Nebel  am  16  —  17ten,  Sternhelle 
a/B  löten,  Wetterleuchten  am  29stea  n«  SOstM,  • 


—     ü3     — 

Barometer.    Mit  dem  1.  V.  (1.)  sehr  gest. 
Mit  dem  N.M.  g$f. 

Jetzt  erst  'werden  die  verderblichen  Polgen 
früherer  fortgesetzter  Einflüsse,  die  in  dem  an- 
gegebenen Mäafse  noch  jetzt  anhielten,  und  im 
December  vorigen  Jahres  schon  angedeutet  wur- 
den, recht  merklich,  die  einer  anhauenden 
Aufregung,  nämlich  der,  atoniscben  Faser  durch 
aufsere  Expansion  und  Ueberreizung.  Auffal- 
lend ist  dies  besonders  bei  den  vielen  jetzigen 
apoplektischen  und  pneumonischen  oder  hekti- 
schen Todesfällen  der  Alten,  oder  deren  Con- 
stitutionen doch  mannigfach  in  ihren  Grund- 
festen erschüttert  werden.  —  Ueberdem,  beson- 
ders hartnäckige ,  heftige  Husten ,  mit  einem  so 
entzündlich  krampfhaften  Keblreize,  dafs  oft 
Blutegel  und  Zugpflaster  an  den  Kehlkopf, 
Oleosa,  Salmiak,  Calomel  und  Opium  den  an* 
dem  zweckmäfsigen  Mitteln  nachhelfen  müssen, 
um  nur  die  Ruhe  einigermafsen  wieder  her- 
zustellen ,  und  die  Gefahr  einer  zu  starken  und 
dauernden  Secretion,  auch  örtlich  für  die  a to- 
nischen Athmungsorgane ,  späterhin  dann  durch 
Island*  Moos,  Carageen,  Myrrhe  u.  s.  w.  ab- 
zuwenden. — 

Hamoptosen,  besonders  häufig,  selbst  bei 
Leuten,  alten  und  jungen,  die  nie  Blut  ausge- 
worfen. —  Dies  mufste  um  so  mehr  zur  rich- 
tigen praktischen  Würdigung  dieser  jetzt  offen- 
baren relativen ,  bewegten  Blutüberfüllung  Iei- 
teo,  die  auch  mitunter  durch  starkes  Nasen- 
bluten, eben  wie  auch  bei  Alten,  sich  kuncL 
gab,  und  wovon  die  87jährige  Madame  A.,  die 
schon  seit  mehr  als  10  Jahren  daran,  im  Som- 
mer zumal,   heftig,  aber  wohlthätig  zu  leid] 

■■■«'■■  ..      LiiU" 


-     64     -     .         ■       '    f 

pflegt ,  jetzt  'wieder  ein  lehrreiches  und  erfreu- 
liches Beispiel  abgab. 

•       Mai. 

Barometer.  28'  2"  6'"  (22.)  und  27'  9" 
(17.)   (meist  Über  28'). 

Thermometer,  -f  23?  (13.)  und  +3  (11.). 
(In  der  ersten  Hälfte  7  mal  an  oder  aber  20°). 

Hygrometer.  75°  (4.)  und  55°  (25.)  (meist 
in  die  60°). 

Winde  (stark)  O.  12.  N.  15.  W.  19. 
(meist  mit  N.),  S.  (bis  zum  20sten)  am  13» 
Regen  10.  Hagel  am  13ten.  Gewitter  4» 

Mit  dem  N.  M.  (8.)  Barometer  stark  gef. 
(Tages  darauf  Gewitter).  Mit  dem  E.  V.  (16.) 
unter  derselben  Nachfolge ,  ebenfalls.  —  Hit 
dem  1.  V.  (30.)  nach  dem  Gewitter  gest. 

Die  Masern  vermehren  sich,  sioa  aber. gut- 
artig. —  Bei  einem  12jäbrigen  israelitischen 
Knaben,  der  bisher  eine  chronische  (scröpbolose) 
Blepharophtalmie ,  mit  starker  Rothe,  Tbraneo 
und  Triefen  vorzüglich  der  untern  Augenlie- 
der  u.  s.  w.  hatte,  besserte  sich  dieser  Zu- 
stand durch  die  pathologische  Einwirkung  des 
Maseroreizes  auffallend,  und  ward  mit  Zink- 
blumen  und  rothem  Quecksilberpräciphat  in  ei- 
ner  Salbe  (mit  etwas  Wachs  gesteift, '  dach 
Hufeland)  nachgeholfen.  —  Von  der  einst  ver- 
schollenen,  jetzt  wieder  hie  und  da  aufleben* 
den9  Impfung  der  Masern ,  ist  aus  einem  tat» 
f ernten  ärztlichen  Verwandtenhanse  sa  melden, 
dafs  der  Arzt  selbst  seine  vollblütige  lebhafte 
junge  Frau,  so  wie  zwei  jüngere  Kinder,  durch 
Lancettstiche  an  der  innern  Seite  des  Unterar- 
mes   und  hineingebrachtes  Masernblut  impft»» 


—    w    — 

Nach  0  Tagen  brach  dar  Ausschlag  mir  Brkft» 
chen,  Fiebar  o.  s.  w.  aus,  wobei  die  Zu/alle 
bei  der  Frau,  welche  so  wenig  sich  geschont, 
dafs  sie  auch  nach  der  Impfung  ip  die  Kirche 
gegangen  ,  am  heftigsten  und  ängstigendsten  wa-. 
ren.  Auch 'sollten  in  3  Wochen  durch  Erkäl- 
tung 2  mal  bei  Einem  Subjekte  Blasern  vorge- 
kommen sern.  (Doch  wohl  nur  analoger  Haut* 
reiz  bei  jetzt  gröfserer  Empfindlichkeit  diese* 
Organs?)  Ein  gewisser  erethischer  Zustand* 
der  Eingeweide  besonders,  mit  Neigung  zur 
Kolik  und  Erbrechen,  einer  Art  sporadi- 
schen Cholera  ähnelnd,  herrschte  jetzt  häufig 
bei  den  Masern ,  and  erheischte  besänftigende 
und  öligte  Emulsionen  oder  selbst  leichte  Opiate» 

Auch  die  Blattern,  die  in  der  Stadt  seit 
einem  Jahre  nicht  aufgehört,  waren  wieder  anf 
das  Land  verschleppt ,  und  ihre  Ansteckung 
zeigte  sich  selbst  ungewöhnlich  länger  nach 
dem  Abtrocknen  des  Ausschlages  durch  dunktige 
Zimmerluft  und  grobe  scbinutzige  Bekleidong 
wirksam. 


Wichtiger  aber  noch  war  die  Artung  dar 
jetzigen  fieberhaften  Affectiöntin  der  Respira- 
tionsorgane, namentlich  in  den  Pneumonien,  dl# 
zwar,  wie  immer,  einige  Rücksicht  auf  Bl&b- 
und  Säfteentziehung ,  noch  mehr.'  aber  auf  baloV» 
mögliche  Umstimmeng  der  blutbereitenden  und 
blutbewegenden  Gefafse,  vermittelst  der  Ner- 
ven (kühlende  Salze  9  dann.  ..Quecksilber^  tund 
Spiesglanz-  Kalke,  mit,  bis  zum  Schweifte  (als 
Zeichen  wenigstens  des  nachlassenden  Gefafs- 
und  Lungenkrampfes)  fortgesetzten  kleinen  Gaben 
Ton  Opium ,  so  wie  auch  örtliche  Gegenreize  e> 
s.  w.)  erforderten.  'Wenn  -  man  auch  d«r  Be- 
handlung dieser  Krankheit  durch  alleinige  klei- 

Jonra.LXXXf.B.&St.  B 


—      06      — 

Her«  öder  grßTsere  Gaben  von' Brech Weinslein 
(wo',     nach     deo     ObservaU     medic.     Belgiä. 
(Schmidt  Jahrb.   B.   4.    H.  2.  No.   119.)  dies 
Mittal  bei  heftiger  Entzündung  weniger  Brechen 
erregen-  und  zu  1  Gran,  alle  2  Stünden  jsehr  hülf- 
reich seyn  soll),  uod  andern  einseitigen  Metho- 
den,  mit  Hintansetzung   -aller  Blutaugleerangen 
fm  Allgemeinen  nicht  Eolge  leisten. darf ,  so  ist 
doch  de*  directe  Ejaflufs   der  Blutausleerungen 
auch   in   sogenannten   Brustentzündungen  aller- 
dings mehr  zti  beschränken,  und  aufs  Neue  um- 
sichtiger zu   erforschen  ,   da  schon  nach  Louis 
{Recherche*  sur  les  effits   de  la   säighie  dans 
plusieurs  maladies  inßammatoires)  die  Entzün- 
dung eine  sehr  zusammengesetzte  krankhafte  Er- 
scheinung ist,   die   nicht   allein   in , sogenannter 
Itypersthenie  una*  Gongestion  besteht  r  ^roselbst 
das   unruhige   Strömen    des  Blutes  *  nur  all  se- 
cundair  Statt  findet,  und,  von  d#m  Einflüsse  der 
Nerven  uod  deren  mannigfacher  Reifcung)  durcfi 
innere  Säfteveränderung,  selbst  Imponderabilien 
u.  s.  w.)  abhangt,   und    nach   diesen" und  ähn- 
lichen   Rücksichten,    und  nach   einer  richtiges 
Schätzung-  der  Lebenskräfte,   zur- eigenen,  oft 
nöthwendig   alltnähligen  Umänderung  «nd  Er- 
ledigang des  Krankheitsreizes,  .auch  bei  dieser 
wichtigsten    acuten  -Krankheit  -  (dem  -  Schema 
gleichsam  von  allen)  and  nicht  mit  «u  Marken; 
Schnellen  y  oft  immer  mehr- durch  Erhöhung  der 
Reizbarkeit  verführenden   Bütteln  und  Metho» 
den  verfahren  werden  mufs«  — 

t  *     ■ 

Nach  Abmachung  dieses  wichtigsten  ,   be- 
sonders  auch  im  jetzigen  Mai  zu  erwägenden 
Praktischen  Punktes,    gehe  ich  weher   su  den 
Krankheiten  des  schon  heffsen  Junhis!  — 

•  ■  «  ■ 

* 

*  •■■.-■ 


-     67     — 
Juniui. 


t      * 


Barome ter.  28'  6''  (24.  u.  25.)  und  tT.  **H 
(17.)   (meist  mittler  Stand).  ..  t    .. ! 

Thermometer.  r|-270  (22)  und  +  6*  (29-.) 
(viel  in  die  20°  Mittagszeit). 

#  Hygrometer.  72°  (19.)  und  53°  (25.)  (meist 
zwischen  50  und  60° ). 

Winde  (in  der  2ten -HiHfte  stark  (N.  24  mal, 
meist  mit  W.  S.  15  und  O.  6  mal.  Regen 
12  mal.     Gewitter  am  4ten  und  12ten.     Doch 

öfter  Donner  und  schwüX 

*  « 

Bei  allen. Mondwechseln  der  Barometer  nur 
wenig  verändert. 

Die  bisherigen  Affectionen  der  Respiration** 
und  Unterleibsorgane  verdampften  gleichsam  bei 
der  zunehmenden  Hitze ,  die  zwar  ab  und  an, 
aber  unvollkommen ,  durch  geringfügige  fiegen 
abgekühlt,  und  dadurch  unser  {lürrer  Boden 
und  aHe  Organismen  in  und  auf  ihm  nur  sehr 
unvollkommen  erfrischt  wurden.  Eine  fast  be- 
ständige starke  Ausdampfong  durchlangen  und 
Haut  normaliaifte  das  Gleichst  wicht  zwischen 
den  Organen  und  Säften,  und  deren  gegensei» 
tigen  Erregung,  besser  und  schneller ,  wie  vor* 
her,  auch  wenn  einmal  eine  acute  Störung  ein* 
trat.  Desto  mehr  aber  litten  besonders  die  chro~ 
nischen  Kranken,  bei  denen  die  jetzige  Con» 
gestion  und  Expansion  auf  fehlerhafte  Organa 
sation  traf^  wovon  das  driUehalbjährige  Kind 
einer  ganz  hectischen ,  auch  später  gestorbenen, 
jetzt  hochschwangeren  Mutter,  in  dem  Kreise 
eines  benachbarten  thätigen  Coltegen  einen  tran> 
ringen,  und  zugleich  für  die  Unsicherheit  dar 
Diagnostik  demüthigendsten  Beweis  abgab.  Jktt* 

E2 


—     ü8     — 

Znfäüe  des  Krankenzuetandes ,   Anorexie,  Er- 
brechen, Durchfall  und  Verstopfung!  Aufschreien, 
Fieber  u.  's.  w.  konnten  eben  sowohl  auf  Ma- 
generweichung ,    wie   anf  Hirnleiden' hindeuten, 
und' .  periodische  Munterkeit,  .  Aufmerksamkeil, 
selbst  für  Musik,  sollten  fast  Ton  dem  letzteren 
abgezogen  haben ,  obgleich  die  Kur  darauf  rich- 
tig ursprünglich  hingeleitet  waf.     Dennoch  fan- 
den sich  nach  dem,  am  lOten  Tage  der  Krank- 
heit erfolgten,   Tode   des  Knaben  in,  der  Sub- 
stanz  des.  grofsen    Gehirns   mehrere   gelbliche, 
gleichsam  callöse,  Stellen  Ton  der  Grofse  einer 
starken  Haselnufs ,  mit  streifiger  dichter  Schich- 
tung;  übrigens  sonst   keine   namhaften  Verän- 
derungen, oder  Wasser  darin.     ( Vergl.  Anato- 
mie pathologique  du  corps  humain.    L'ivrais.  8. 
(Allgem.  Literat.   Zeitung.    1833.    Etgadzungs- 
blatt.  Ne.  37.) ,  wo  dergl.  lehrreiche  Abbildun- 
gen und  Erörterungen  vorkommen«     Auch:  Be- 
obachtungen (fünf)  von  Hirntuberkeln,  von  Dr. 
B*rez  in  C aspers  Wochenschrift  1834s.  ,No.  25« 
und  26.).   —    Die  Hauptsache  bleibt;  aber  Wo- 
bei immer ,  dafs  dergleichen  organische  Verän- 
derungen   selbst    schon  Ausdruck'  un^-  Folge* 
einer  allgemeinen  Anomalie  und  verkehrten  Tes« 
denz  der  Lebenskraft  sind ,   wo  denn  die  todt- 
liche  Entwickeln ng    bei  irgend   einem   äulsera 
Reize  oder  Zunahme  des  Uebels  bis  so  einem 
gewissen  Grade ,  leicht  eintritt«    (Beiläufig  will 
der  angeführte  Franzose  gegen  die  mit  den  Hirn- 
krankheiten    zusammengestellte     Magenerwei- 
ehung  Milch  und  Opium,  sein  Recensent  aber 
Schwefel-  oder  Salpetersäure,  verdünnt  in  schlei- 
migen Vehikel ,.  geben.  —  Ist  es  im  ersten  Fall 
mehr  blofs  Reizbarkeit,  im  zweiten  mehr  Con- 
gestion,    oder  selbst  einige  Auflockerung,  dann 
wohl  mit  Nutzen !).  — 


—     69    — 

und  Blattern  noch  immer! ,  -BfA 
fahriges  Mädchen  bekam:  12  «Tage  'nach:  der 
Tollständigen  Vaccination.  die  Varioloidenj  die 
aber  wenig  Kraft  hatten ,  und  am  5ten  Tage 
schon  kleine  Schorfe  zu  bilden  anfingen.  Die 
Infection  durch  die  Säfte  bei  der  Impfung  schliefst 
also,  die  nachherige  durch  die  Lungen  nicht  aus! 
Oder  sind  beide  Ansteckungen  .  vielmehr  nur 
durch  die  Insinuation  der  Stoffe  hauptsächlich 
zuletzt  auf  die  feioenj  Retpirations  -  Nerren-» 
enden,  und  Verbreitung  Yoada.aua,  wirksam? 
wo  dann  die  Vaccine  wenigstens  eine  grate 
Abstumpfung  gegen  nachherigen  specifisohen.Reis 
der  letzteren  Art  beweist!  —    . 

■  * 

Die  Masern  befielen  ein  lßjabriges,  tonsf 
robustes,  doch  nervös  lebhaftes ,  Mädchen  $  ge- 
rade mit  der  Menstruation,  wodurch  die  Re- 
dundanz nach  Brust  und  Kopf,  Aufregung  und 
Erschöpfung,  mit  schwachem,  fast  ohnmächti- 
gem Pulse,  Unruhe,  Schnarchen  ohne  ScNWJ 
Diarrhöe, u9|  dgl.,  höchst  beunruhigend  und  be- 
weisend war ,  cjafs  bei  der  NerVepatfection  auch 
dieser  fieberhaften  Ausscbfagskfepkheit,  die  kükr. 
lende  und  ausleerende  Behandlung  der  erstell 
Zeit,,Cdie  aueh  .hier  nicht  g*f*z  wegbleiben 
konnte)  doch  mitunter  mit  großer  Vorsicht  und 

Maqfse  anzuwenden  sey, 

•  ■■«■.»■ 

Immer;  zunehmende  Hitze,  die  besondert 
in  der  letzten  Hälfte  des  Monates  das  Gehirn 
ergriff,  und  die  stärksten  Con gestio nen ,  und 
bei  alten  Personen  nicht  selten ■•  Schlagflüs'se, 
oder  ähnliche  Zufälle,  herbeiführte.  Bei  einer 
82jährigen  Damf,  die,  bei  wahrscheinlichen 
innern  organischen  Herz-  oder  Xungenanlagen, 
oft  heftige  sufföcätorische  Athmungszufälle  (von 


*  *- 


—    70     - 


JDIKtfehlern  hauptsächlich)  bekam ,  konnte  kein 
anderes  Mittel  die  furchtbaren,  den  Tod  schein- 
bar sofort  drohenden ,  Zufalle  beseitigen  9  als 
das  Opium  (zu  J  Gr.  etwa  2  mal  halb-  oder 
gänzstiindig  gereicht).  Nachher,  und  dabei  Ana« 
leptica,  Kaffee  u.  dgl.  !  —  Purgiermittel,  sonst  oft 
Wohltbätig,  schienen,  wenn  sie  zu  eindringlich 
wirkten ,  mitunter  eher  das  Uebel  zu*  vermehr 
ren,  als  zu  mindern*  Die  Wirkung  des  Opiums» 
so  wie  die  Nebenumstände,  keine  Geschwülste 
der  Hände  u.  s.  w.»  zeigten  aber  doch  wenig« 
stens ,'  dafs  manv  es  wohl  mit  keiner  eigentlichen 
Brustwassersucbt  (wozu  übrigens  starke  Fami- 
lienanlage  da  war}  zu  thun  hatte.  Aach  starb 
diq  gute  Kranke  im  September  d.  J.  mehr  er« 
schöpft,  als  suffocatorisch. 

Julius. 

Barometer.  28'  4'  9'"  (15.)  und  27'  ii" 
10"'.  (Nur  1  mal  unter  280. 

Thermometer.  +27°  (13.  u.  28.)  and  nur 
Einmal  16°  (1),  aber  27  mal  1"  und  meist 
5  —  5*  fiber^K. 

Hygrometer.    74*  (1.)  und  47^(300,  oft 

fe  die  50°.   . 

Winde  (mäfaig  bei  der  Schwule)  N.  Tor- 
berfschend,  12. mal  mit  O. ,  und  eben  so  oft 
mit  W. —  S.  mit  O.  9,  mit  W.  nur  4  mal« 
Regen  10  mal  (worunter  4  mal  mit  entferntem, 
und  am  26»ten  mit  starkem  nahem  Gewitter^ 
mit  Schlössen).    Am  29  —  30sten  Hoheruuch. 

Auch  diesmal  der  Barometer  bei  allen 
3fondwandluogen  nur  schwankend. 


■  —     71     — 

"•  DI©  .QfigewBhtäioiid'  afchattisnAe  «feztf Mtll 
in  stete*  Aufregung/:- und  machte  *ineW' nlky*» 
»lachen  und  rooralfccbw  Retaröatiöur^uda'lle* 
staurationetprozefs  noth  wendig  I '  Nahrhafte^  4befr 
bricht  verdauliche  Speisen,  -dad  geistig^lttik* 
Wnd«  Getränke  (Weitf,*  tfesetfdet»  leiolrtev&dthu 
wein,  mit  Zuckerwasser  und  etwas  'Stiften 
gemischt,  dder  stärker  gehopfte  und  geisti- 
gere Biere,  als  -ansre  geWSntilrcben  Dünnbiere, 
wodurch  leider  gerade  uoser  Morden  an  vie- 
len Orten  noch  immer  die  Verdauung  sich  ver- 
dirbt, und  dem  Branntweinübeunaafa  und  al- 
len traurigen  Folgen  desselben  in  die  Hände 
fällt).  —  Aufserdem  das  kühle  Flu/im  oder 
Seebad  als  grofoes  Restaurans  ,  selbst  für ,  seit 
einer  Reihe  von  Jahren  (wie  der  Verf.)  da- 
von Abgewöhnte,  uncT  zwar *?Br ,  Tages  sehr 
beschäftigte  Leute,  uibends  mit  dem  Nieder- 
sinken/ der  glühenden  Sonne,  und  selbst  län- 
ger, wie  sonst,  genommen,  um  durch  eine 
erquickliche  Nachtruhe  wieder  auf  den  kom- 
menden heifsen  Tag  vorbereitet,  beherzt  und 
kräftig  zu  werden! 

Aufser.  Hirncongesiionen ,  ichlapßufsarti- 
gen  Zufällen ,  und  andern  Reactionen  von  etyva 
organisch -pathologischen  Anlagen,  eben  keine 
Krankheiten,  selbst  wenige  katarrhalische,  am 
meisten  noch  der  Augen!  —  Selbst  Blattern 
und  Blasern  schienen  zu  verdunsten.  — 

Die  ex  inge&tis  et  male  digestis,  kaltem 
Trünke  (wenige,  selbst  gewohnte,  Wasser- 
trihker  konnten  hierin  jetzt  fortfahren,  oder 
doch  nur  einigermafsen  dreist  seyn)  genosse- 
nem rohen  Obste ,  oder  vieler  Milch  entstan- 
denen  Coliken,    die   bei    der   groben  jetzigen 


—    ;75   — 


Adlige  wr  Anorexie  und  Dyspepsie,  oft  die 
Cholera   natipnalis  (indigena)  darstellten  (nur 

Klob  nüht  die  äsiaM$ckt!)  jnufsten,  nach 
itäadedy  bald  mit  sanfteren  Aueleetange- 
mithin  («.,  B.  Ipe.cacuanha  oder  Oelen) ,  oder 
not  ^besänftigenden»  selbst  Opium*  behandelt 
werden!  m 


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(Die  Fortstfacnng  folgt) 


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Ideen 

ed  einer  ' 

Physiologie  der  Krankheit» 

Vttn 

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Dr.    Ludwig    Koch, 

.  .      K*  bftyr«  Hofmediku*  .     . 

.•■•■# 

JLrer  Untersuchungen  über  die  Natur  und  äü 
Wesen  der  Krankhaft,  können  nie  so  viel« 
werden ;  denn  die  endliche '■  Erkerinthifs  der 
Wahrheit  wird  um  so  eher  möglich ,  je  mehr' 
wir  diefo  ton  allen  Seiten  zji  beleuchten  ofc-' 
müht  sind.  Wenn  aber  die  Frage :  Was  ist 
Krankheit?  noch  immer  niqht  befriedigend  ge- 
lost ist,  und  die' Beantwortung  derselben  bnjtec! 
die  schwierigsten  Aufgaben  des  ärztlichen  .Fort- 
gehens gebort,  so  kann  es  nur  verdienstlich  er- 
scheinen, tti  den  bisherigen  Bemühungen  einen 
neuen  Versuch  hinzuzufügen ,  durch  welchen 
die  Erreichung  jenes  Zweckes  einigermaßen  be- 
fördert werden  soll. 

Nicht  nur  Gesundheit,  auch  Krankheit  ist 
ein  naturgemäber  Zustand;  es  giebt  in  der  Na* 
tur  Nichts,  was    naturwidrig  wäre.    So  lang« 


**     74    >-■ 

die  Immer  gleichen  VnTefnh^eflicEen  Kräfte  der 
Natur  t  bätig  sind,  nnd  alle  Vorgärige  in  ihr 
nach  den  bestimmtesten  un wandelbaren  Ge- 
setzen geschehen  ,  so  lange  mul»  auch  die  Le- 
ben »erschein  ung,  -welch«  den  Hamen  der  Krank- 
heit führt ,  eine  in  der  Natur  und  ihre»  Kräf- 
ten begründete,  folglich  eine  naturgemäße  .Er- 
scheinung seyn.  ErklatT  man  Krankheit  all 
einen  wider-  oder  aufser- natürlichen  Zustand. 
(atatus  praeternaiuraiis);  nimmt  man  also  Et- 
was der  Natur  nicht  identisches,  ihr  vielmehr 
entgegengesetztes,  ^n,  so  wird  dadurch  njcbj 
nie  Kr  dieErVenntDirs  der  Kra^llheWg*t'4idnM 
gewonnen,  sondern  es.  wird  vielmehr  die  Frage, 
Statt  beantwortet  zu  werden,  ganz  bei  Seite 
geschoben1;  nöd  die  Verlegenheit  daÖevnur  yer- 
mehrt,  indem  für  eine  unbekannte  Grobe  eine 
andere  noch  weniger  bekannte  gesetzt  wird. 
Gäbe  es  auch  etwas  Naturwidriges,  so  mauste 
e^reindestcng  noch  schwieriger  seyn ,  die»es 
-ii  Vrklaren  ,  nachdem  in  der  Erkeontnife  du 
fUurgeinäi-iii  so  viele  Hindernisse  imd  fllän- 
"  "iften.  Jede  Erscheinung  aber,  wenn 
wij}  gleich  ihre  Natur'  nicht  immer  erkennen, 
ist  natürlich,  ist  den  Gesetzen  und  Kräfte 
welche  in  unserm  Planetensysteme  wirken,  g 
mats,  und,  so  gewifs,  als  z.  B.  Tag  und  IVachl, 
Ebbe  und.Fluth,  die  Entladung  einer  Gewit- 
terwolke ,.  der  Ausbruch  eines  Vulkane»  u.  ägl., 
ganz  natnrgeirjäTse  ' Vorgänge  sind,  indem  «e 
auf  den  bestimmten  Wirkungen  einer  einfachen 
■Vaturkraft "diler  dem  Couflicte  mehrerer  Krade 
beruhen, eben  so  gewifs  ist  die  Krankheit  eia 
völlig  naturgemäfser  Vorgang,  nicht  minder  auf 
den  'bestimmten  Wirkungen  rerschiedeber  Na- 
turiräfte  beruhend»  "i  >.  v:'-*'  '•■  ' 

'-  -.»/    .kiiiiiA   ;l. 


Vitra 
«i  fit 

«J. .° 


—     75     — 

Die  Erkenntnifs  der  Natur  ist  in  beslHndi- 
gem  Fortschreiten  begriffen ,  und  die  Hülfsmit- 
tel  zur  endlichen  Erreichung  dieses»  Zieles,  wie 
fern  es  auch  sey,  vermehren  sich  dennoch  mit 
jedem  Tage ;  die  Analyse  der  Natur  gewinnt 
immerwährend  neuen  Boden,  indem  die  bereits 
erkannten  und  zu  Gebote  stehenden  Kräfte  zur 
Auffindung  und  Erklärung-  der  noch  unbekann- 
ten benutzt  werden.  So  verwandelten  sich  un- 
zählige Erscheinungen,  welche  einst  für  wider- 
natürlich gelten  konnten ,  in  Folge  der  zuneh- 
menden Erkenntnifs  in  ganz  natürliche,  voll- 
kommen erklärliche  und  fafslicbe  Vorgänge? 
und  wenn  gleich  vielleicht  noch  eben  so  viele 
unerklärte  übrig  seyn  mögen,  so  ist  doch  mit 
Gewifsheit  anzunehmen,  dafs  wir  der  Erklä- 
rung derselben  wenigstens  näher  rücken,  indem 
"wir  sie  als  ganz  naturgemäße,  mithin  mögli- 
cherweise erklärbare  Erscheinungen  betrachten* 
Von  diesem  Standpunkte  ausgebend ,  ■  ist  die 
Physiologie  diejenige  umfassende  Wissenschaft, 
welche  Alles ,  was  in  der  Natur  vorgeht ,  prüft 
und  zu  erklären  sucht,  in  ihr  Inneres  zu  drin- 
gen, und  ihre  Geheimnisse  zu  enthüllen  be-* 
müht  ist  Jede  Erscheinung  im  Kreise  der 
Natur  liegt  demnach  im  Gebiete  der  Physiolo- 
gie, und  es  läfst  sich  somit  auch- die  ^Krank- 
heit von  physiologischer  Seite1  betrachten,  in- 
dem man  nämlich  denjenigen  ThdiL  des  ge- 
dämmten Naturlebens,  welcher  auf  die  Erzeu- 
gung^ Entstehung,  Entwickelnng  und  Eigenschaf- 
ten der  Krankheit  verwendet  wird,  näher  zu 
bestimmen  sucht. 

Die  Physiologie  fragt  nicht :  .Warum  ?  Was, 
und  wie  etwas  geschehe,  zu  erörtern,  ist  ihre 
Aufgabe ;  dafs ;  durch  diese  bestimmten  Kraft* 


—     70      — 

mittelst  Jener  gegebenen  Organisation  diefii  oder 
Jenes  so  geschehe ,  und  nicht  anders  geschehen 
könne,   zu  erklären,  ist  ihr  Bestreben.     War- 
um etwas  geschehe,  erläutern  zn  wollen,  .kann 
die  Physiologie  weder  nach  ihrem  Zwecke  be- 
absichtigen ,■■  noch  vermöge  ihrer  Mittel  leisten. 
Die  Antworten,  welche  die  Wissenschaft  über- 
haupt auf  die  Frage :  Warum  ?  '  zn  geben  ver- 
mag, fuhren  nicht  weit  zurück;  an  unabsehba- 
rer Kette  hängt   ein  Warum  am  andern,  und 
an  ihr  Ende   gelangen  zu  wollen ,   ist  vergeb- 
liche Mühe.    Denn  wer  wird  erforschen,  war- 
um  —   um  nur  von  unserm  kleinen  Planeten 
zu  sprechen  ■—  unsre  Erde  diese  Bestandteile 
habe,    warum  ihre   Bestandteile  diese  Eigen- 
schaften und  Kräfte  besitzen,  warum  aus  dem 
positiven    oder    negativen  Verhalten   derselben 
gerade  diese  Erscheinungen  entstehen?     Es  ist 
so,  weil  es  eben  so  und  nicht  anders  ist«  Wenn 
übrigens  der  Theil  der  Wissenschaft ,    welchen 
man  Aetiologie  nennt,  sich  dennoch  mit  Erfor- 
schung der  Ursachen  beschäftigt ,   so  kann  die- 
ses immerhin   verdienstvolle   Streben   steil  nnr 
den  sogenannten  nächsten  Ursachen  gelten,  und 
die  Aufklärungen,  welche  die  Aetiologie  zu  gfr- 
ben  im  Stande  ist ,   werden   daher  immer  be- 
schränkt bleiben  müssen.  .  „Die   Wahrheit  — 
sagt  der-  Geschichtschseiber  —  ist  in  Gott,  US 
bleibt  das  Forschen."  %.. 

Die  Physiologie  der  Krankheit  achlteftt 
also  die  ätiologische  Forschung  aus,  und  in- 
dem sie  sich  nicht  weiter  darum  bekümmert) 
warum  es  in  der  Welt  Krankheiten  gebe,  ob, 
wie  Einige  meinen,  in  Folge  des  Süddenf alles, 
oder,  wie  andere  beweisen  wollen,  nur  in 
Folge  der  Kultur -Zunahme,    richtet   sie  ihre 


-     77     - 

Forschungen  dahin,,  nachzuweisen,  daft  et  eine 
in  der  Natur  begründele  Möglichkeit,  ja  sogar 
unter  bestimmten  Verhältnissen  eine  unvermeid- 
liche Koth wendigkeit  sey,  krank  zu  werden. 
Die  Physiologie  der  Krankheit  sucht  nachzu- 
weisen, dafs  auch  ohne  Sünde  und. Kultur  die 
Krankheit  ein  in  der  Natur  begründetes  not- 
wendiges Uebel  sey*  Um  diese  Nachweisung 
so  vollständig  als  möglich  machen  zu  können, 
ist  es  vor.  Allem  notwendig,  dafs  die  Physio- 
logie der  Gesundheit  ausgebildet  werde;  denn 
auf  die  Kenntnifs  der  Gesundheit  allein  kann 
die  Erklärung  der  Krankheit  gebaut  werden, 
und  die  Abweichung  von  der  Norm.. kann  nur 
nach  vorläufiger  Bekanntschaft  mit  dieser  letz? 
leren  richtig  erkannt  und  beurtheilt  werden» 
Die  Physiologie  des  gesunden,  d.  i.  des  for- 
mal -Zustandet  mufs  bestimmen,  welche  Kräftf 
im  Organismus  thötig  sind,  und  welche  Vor- 
gänge in  Folge  dieser  Kraftäufserungen  Statt 
haben  müssen,  wenn  der.  Zweck  der  Organi- 
sation erfüllt  werden  soll»  Kann  sie  diese  Be- 
stimmungen von  den  Lebenserscbeinungen  im 
Einzelnen  und  in  ihrem-  Zusammenhange  ge- 
ben ,  so  liefert  sie  dadurch  die  Grundlage,  auf 
welcher  die  Erkenntnifs  aller  Veränderungen, 
welche  mit  dem  Zwecke  und  den  Kräften  der 
Organisation  eines  Körpers  nicht  übereinstim- 
men, beruht.  Wenn  der  gesunde  Zustand  ge- 
nau genug  erkannt  ist,  so  dafs  sein  ganzes 
Wesen  bis  auf  die  kleinsten  und  letzten  Ver- 
zweigungen klar  ge\yordeo,  dann  mnfs.  auch 
die  .unbedeutendste  Störung  desselben  in  seinen 
-veränderten  Erscheinungen  wahrgenommen  wer- 
den können,  und  wenn  die. Erkenntnifs  mög- 
lich wird,:  dafs.  dieser  ^  oder,  jene*1  Vorgang 
Körper  Statt,  habe,    wird  at*ch  di$_Erkläfi 


»  —     78     — 

wie  er  Statt  haben  könne  und  müsse,  dadurch 
möglich  gemacht.    Wie  weit  die    Physiologie 
der  Gesundheit  in   Verfolgung  ihres  Zieles  be- 
reits  yorgerückt  sey,   ist  -  bekannt.     Viele   der 
schwierigen  Räthsel  des  Lebens  sind  allerdings 
bereits    befriedigend   gelöst;    in    wie   weit  die 
noch  übrigen    gelÖ6t  werden,    steht  zu  erwar* 
ten.     Wie   glücklich    und   schnell   dieses  aber 
auch  vielleicht  den  unausgesetzten  Bemühungen 
der  Forschenden    gelingen   möge,   so   ist   doch 
bicht  zu  hoffen,  dafs  die  Physiologie  der  Krank- 
heit völlig  gleichen  Schritt  mit  der  Physiologie 
der    Gesundheit  halte.     Trotz    der    durch   die 
schon  sehr  ausgebildete  Kenntnifs  des  Normal- 
zustandes gegebenen  Anhaltspunkte  bleiben  den- 
noch für  die   Erkenntnifs  seiner  Störungen  so 
viele   neue    Momente   und   unzählig;«  unvermo* 
thete  Hindernisse  zu   überwinden  übrig,  dals, 
wenn  auch  nicht  gerade  immer  das  Daseyn  der 
Gesundheitsstörung,   doch  oft   die   Art  und  das 
Wesen  derselben,    nur    mit  Schwierigkeit  er* 
kannt    werden.      Beispiele    dafür    anzufahren! 
scheint  kaum  nöthig;   denn  die  tägliche  Erfah- 
rung  bestätigt  es,   dafs   selbst  von  ganz  genas 
in  ihrem  Vorhandenseyn  erkannten  Krankbeitf- 
zuständen  die  Entstehungsweise  und  Natur  dar* 
selben    noch    nicht    angegeben  werden   köeaa. 
fio  wird  Entzündung ,    als    eine  der  häufigsten 
und  bekanntesten  Krankheitserscheinungen ,  ge- 
wifs  in    den  meisten  Fällen  leicht  erkannt,  ia 
soferne   der   Diagnostiker   über  ihre  Gegenwart 
keinen   Zweifel  hegt,   sondern   diese  vielmehr 
mit  der  gröfsten    Sicherheit  anzugeben    Weife, 
demohngeachtet  schwebt  selbst  über*  diese  so 
gewöhnliche  Erscbeiuung  trotz  «Uer  bereite  an- 
gestellten Beleuchtungen  noch  viele  Dunkelheit 
deren    vollständige  Aufklärung  nech   erwartet 


.—     79     — 

t 

Pferden  muTs.  Wenn  auf?  diese  Weite  die 
Physiologie  der  Krankheit  nicht  im  Stande  ist, 
oder  wenigstens  bisher  noch  nicht  gewesen  ist, 
sich  selhsiständig  solche  Jtyaterialien  zu  iam? 
Kieln,  und  solche  Fortschritte  zu  machen,  dafs 
sie  den  Anforderungen ,  welche  an  diese  'Wis- 
senschaft gemacht  werden  können ,  zu  entspre- 
chen, .vermochte,  so  wird  £hr  doch  ohnstreitig 
darin  durch  die  Physiologie  der  Gesundheit  .ein 
ungemeiner  Vorschub  geleistet ,  dafs  diese  Dok- 
trin lehrt,  welche  Kräfte  wirken  und  welche 
Verhältnisse  obwalten  müssen ,  um  eine  be- 
stimmte organische.  Funktion  möglich  zu  ma- 
chen, und  dafs  sie.  eben. dadurch  der  Krank- 
heit«-Physiologie  zu  der  Bestimmung  behül£- 
lieh  wird,  unter  welchen  Bedingungen  eine 
wesentliche  Veränderung  des  normalen  Vorgang 
ges  möglich  oder  noth  wendig  >rerde.  .Nacjr 
dem,  was  wir  z.  B.  in  Folge  physiologisch 
Forschung  über  den  normalen  Hergang  des  Blut- 
'  Umlaufes  wissen ,  vermögen  wir  zu  bestimmen, 
unter  welchen  Verhältnissen  eine  wesentliche 
Störung  desselben  eintreten  werde,  und  indem 
wir  vermöge,  solcher  Ken ntuifs  sogar  im  Stande 
sind,  manche  dieser  Störungen  künstlich  zu 
erzeugen,  und  die  dazu  erforderlichen  natürli- 
chen Verbältnisse  nachzuahmen,  oder  wirklich 
hervorzurufen,  liefern  wir  den  Beweis  für  die 
Richtigkeit  unserer  Kenntnifs,  welche  wir  übqr 
diese  Funktion  in  ihrer  Norm  sowohl,, als  ia 
ihren  möglichen  Veränderungen,  erworben  ha- 
ben1. Daher  wird  es  der  Kunst  möglich,  nicht 
nur  Störungen  des  Blutumlaufes  zu  bewirken, 
sondern  auch  die  Beschaffenheit  des  Blutes  »auf 
eine  bestimmte  Art  krankhaft  zu  verändern, 
und  nach  Willkühr  Entzündung  zu  erregen« 
Ehen  so  gewifs  ist  es  wahr,  dafs  wir  allertj^gs 


—     80      — 

im  Stande  sind,  Krankheiten  zu  erzeugen,  in 
soferne  nämlich,  als  et  gelingt ,  den  Korper  in 
bestimmte  Verhältnisse   zu  versetzen,   in  wel- 
chen   die  beabsichtigte  Störung  der  einen  oder 
andern  Funktion   unausbleiblich  eintreten  inufa» 
Es  kann   damit    nicht    gemeint  seyn,    dafs  et 
möglich  seyn  müsse,  bei   allen  Individuen  un- 
ter denselben  Verhältnissen  auch  dieselben  Re* 
sultate  hervorzurufen,  denn  wenn  bei  verschie- 
denen Individuen  dazu  verschiedene  Mittel  not- 
wendig sind ,    und  einige  diesen  Einwirkungen 
vielleicht  ganz    widerstehen,   so   beweist  dieA 
nur,  dafs  nicht  ein  Maafsstab  für  Alle  anwend- 
bar sey,  und  dafs  es  gerade  eine  Hauptaufgabe 
der  Physiologie    der    Krankheit  bleibe,    nicht 
nur  generell,   sondern  auch  individuell   die  in 
der  Natur    selbst    begründete   Möglichkeit  und 
Noth wendigkeit,  krank  zu  werden,  bestimmen 
zu  lernen» 

Wo  gäbe  es  einen  noch  so  gesunden  Men- 
schen, welcher  nicht  krank  gemacht  werde« 
konnte  ?  Er  mufs  krank  werden ;  denn  die  Mög- 
lichkeit dazu  liegt  in  seiner  Organisation  t  und 
wird  zur  Noth wendigkeit,  wenn'  er  in  Ver- 
hältnisse gebracht  wird ,  in  denen  StSrangen 
seiner  normalen  Organisation*- Fähigkeiten  ein- 
treten. Zehnmal  für  einmal  bewirkt  dieA  der 
Mensch  mit  Vorwissen,  wofür  das  alltäglicbk 
Beispiel  Diätfehler  und  Gastricismen  sind;  aber 
auch  ohne  es  gerade  stets  zu  wollen,  veranlabt 
er  die  Störungen  seiner  Gesundheit,  weil' ff 
die  Schädlichkeiten ,  welchen  er  sich  aussettt^ 
nicht  kennt,  und  die  Verhältnisse ,  in  welchen 
sein  Erkranken  —  wenn  auch  langsam  entste- 
hend und  spät  erst  ausgebildet  —  möglich  und 
unausbleiblich  wird,  nicht  zu  vermeiden  wvffc 


—     8t     — 

.... 

t)ie  künstliche  Erzeugung,  krankhafter  Zustan- 
de —  aber  keinesweges  in  homöopathischem 
Sinne  —  labt'  sich  also  nicht  ganz  in  Abrede, 
slellen;  wenn  wir  auch  zugehen  müssen ,  dafs 
die  künstliche  *  Erzeugung  gewisser  Exantheme, 
bestimmter  organischer  Veränderungen  der  Ge- 
webe, u.  s.  w.  nicht  gelingen  werde,  so  müs- 
sen wir  aber  auch  zugleich  gestehen ,  dafs  wir 
gerade  über  die  Natur  dieser  Krankheiten  und 
über  die  Verhältnisse,  unter  welchen  sie  ent- 
stehen, so  viel  als  Nichts  wissen.  Dafs  aber 
unter,  uns  freilich  unbekannten,  Verhältnissen. 
z.  B.  ein  Herpes  entstehen,  oder  ein  Scirrhus 
zum  Vorschein  .kommen  müsse,  ist  so  gewifs, 
als  dafs,  unter  uns  bekanntern  Verhältnissen,» 
ein  Knochen  necrotisch  werden,  eine  Entzün- 
dung gewisser  Theile  erfolgen  mufs. 

■  .«  ■ 

Es  mag  seyn,  dafs  wir  jene  uns  unbekann- 
ten Verhältnisse  nie  völlig  ergründen  werden, 
dafs   uns  auch  jene  natürlichen  .Vorgänge  mit 
manchen  andern  unerklärt  bleiben^  nichts  desto- 
weniger  bildet  jene  Forschung  ünsre  Aufgabe, 
und   zwar  Jur  die  Heilkunde  die. höchste,    in- 
dem eigentlich   nach   ihrer 'Losung'  erst  die  so- 
genannte indicatio  cqusalis  m  Wahrheit  erfüllt, 
und    die  Krankheit  in  ihren  Anzogen  erreicht 
werden  könnte.    Die  Anfange,   das  erste  Aul- 
leben,  das  punctum  saliens  der  Krankheit  zu 
erkennen,  ist  aber  um  so  schwieriger,   als  wie 
in   der  Analyse  des  Krankheits-  Keimes  noch 
picht  hinreichende  Fortschritte   gemacht  haben, 
die  Beschaffenheit  der  zurKrahkbeils-Eutwicke- 
Iting  bereit  liegenden  Urstoffe,'  und  die  aus  letz- 
teren möglicher-   oder  nbth.wendigerweise  ent- 
sinnenden Bildungen  nicht  genauer  zu  erkennen 
Vermögen«'" Welche  Mannigfaltigkeit  von  Krank« 
Journ.LXXXLB.S.St  F 


beitifarmen  kann  ans  wahrscheinlich  höchst  einm 
fachen  und  wenigen  Grundlagen  ihren  Ursprung 
sieben?  Auf  welchen  geringen,  fast  unmerk- 
lichen Verschiedenheiten  der  ersten  Entwicke- 
luDg  können  vielleicht  die  ganz  «utgegengn- 
•etzlen  Resultate  der  weitem  Ausbildung  beru- 
hen? Gleich  wie  die  Natur  aus  wenigen  ein- 
fachen Grundstoffen  «ine  unendliche  Mannig- 
faltigkeit der  Organisation  in  THier-  und  Pflan- 
zen-Welt  erzeugt,  entwickelt  sie  wohl  auch 
die  grüfste  Abwechselung  in  dbr  Krankheit!- 
Welt  aus  ursprünglich  gleichen  einfachen  frin- 
cipien. 

Die  Krankheit  ist  demnach  nur  eine  n*V 
turgemäfse  Abweichung  Tom  Normalzo  standet 
Bekanntlich  hat  die  Gesundheit"  eine  gswisie 
Breite,  innerhalb  deren  Grenzen  aber  schon  du 
Krankbeitsanlagen  befindlich  sind,  welch« ; also, 
zunächst  an.  die  wirkliche  ausgebildete  Krank-, 
heit  anstehend,  in -diese  übergehen.  Strengt 
genommen,  ist  Krankheitsanlage  schon  Krank- 
heit; doch  ist  die  specielle  Anlage  zu  einer 
Krankheit  wohl  zu  unterscheiden  von  der  all- 
gemeinen der  Geaammtbeit  zukommenden  An- 
lage zur  Krankheit. überhaupt.  Diese,  die  all- 
gemeine Anlage,  beruht  auf  der  unbeschränk- 
ten Möglichkeit,  dafs  durch  Veränderungen  int 
Organismus  überhaupt  Störungen  des  Normal- 
zustandes entstehen  j  jene ,  die  besondere  An- 
lage, ist  schon  ein  bestimmtes  Resultat  be- 
stimmter Vorgänge,'  die  Summe  mehrerer  Stö- 
rungen, woraus  die  Neigung  zu  einer  bestimm- 
ten Krankheit  hervorgeht,  oder  wodurch  viel- 
mehr eine  immerwährende  Abweichung  vom 
Normalzustand 8  unterhalten  wird,  welche  wu 
in  geringeren  Graden  nur  Krankbeitaanlag«,  ü 


bober««'  aber  Krankheit  selbst  so  nennen  ge- 
wohnt sind«    Die  allgemeine  Anlage  aur, Krank** 
heit  isft  ein  gleich  rertheiltes  gemeinschaftliche* 
Rrbtheil;    aber    auch  die  speciella  Anlagt  *fl. 
einer  Krankheit  kann  sich  in  eine  erbliche  ▼**•. 
wandeln.*  iodein  die  Individuen  auber  den  all-, 
gemeinen   Eigenschaften   des   Lebens  anch  ihre 
besonderen  -  Eigentümlichkeiten  mit   fortpfian«, 
xen;  and  ihren  Nacbkpmmen  die  in  ihnen,  fea-r 
bitnell  »gewordenen   Abweichungen  vom  .No*i> 
inalsustande  .-tererben»  ■   fbjftdaher.  aber  ist  *ß: 
adch  erklärlich ,   defs   da*  gestimmte  Resultat, 
einer  speziellen  Krankheitsanlage  nicht  in  ei*., 
nem   eineigea   Individuo.  ausgebildet  .oder  aar: 
Reife  gebracht .  werden  inu>je;i:i;eondern  erst  in- 
mehreren  nacheinander  ,  also  ia. mehreren  (Je*, 
neralionen  fortwachsend,  .  eh..  .seiner,  höchsten 
Potenz  -erbeben   werden  -könne ,  ma  entschie*. 
den  ala  Krankheit  aufzutreten«,    .  tl     . 

1  .         ...     .  ■  .  , -  

Indem  wir  Krankheit  ahiftatnigainjibe  Abt : 
weichnag  vom:  Normalzustände, .  betrachten,  :.hano  > 
es  uns  fiicMi  befremden*  ds^t^it  an  ibr. bar- 
stimmte. Gasetxe  9  gewisse  Typftn ,  P^rip^ep  und, 
Abstufungen  wahrnehmen.  Alle  NaturesHbfjrv 
nnngen  •  ruheb  auf  eine*  besiinamte*  Bati^  «b4> 
erfolgdn  nach  gleichen;,  iaufiejr,  wiaderkf bvftar 
den  Gesetzen)  auch  jn  des  {Krankheit,.  b*i  4a* 
ran  Erzeugung  und  Unterhaltung  nur  bästinjzjsfte. 
Kräfte  der  Natu*  thätig  sind  ,  .werden  «ich  frtw 
die  Gesetze  derselben  offenbaren»  undrnnMan 
Entstehen;  »die  Ausbildung*  den  Verlauf  und, 
den  Ausgang  der  Krankheit.ü^Aitragemnqsten. 
GUinb;  wie  bei  den  grofrfn.Vnftäpgen  des  Na- 
tnrlebebS'  zvB.-  die  Verdunstung  4*9  Wassers, 
die»  Bildung,  and  der  Niederschlag  des  Regens, 
dSt . CiyilaMiiationsninaasfta   dar  Schnee-  und. 

F  2 


— -    84 ■  *- 

Eis- Bildung  'u;  dgl;  m.  not  nach  ■  bestimmten 
Gesetzen  -  Statt  -  haben ,   ebenso   geschehen  im 
kleinern   Maafsstabe,    z.  B.  Ablagerungen  oder 
Aufsaugungen  roh  Flüssigkeiten ,  Aotsckeiduh- 
gen  neugeschaffener  Krankbeitsprodokte  u.  s.  w.f 
nur   nach  bestimmten    Gesetzen,   deren1  Buch- 
stabe im  gegebenen  Falle  zur  An  Wendung-  kömimV 
Die  Gesetzmäfsigkeit •  der  Krankheit' 'in  ihrem 
Verlaufe  und  in  gewissen  sich  stets  gleichblei- 
benden *  Erscheinungen  "erregt   also  -  ttfaht  tnebt' 
Erstaunen,    als    jcÄe^^Watnrerfcbeinurig  -  erregV 
bei   welcher  nach  fcefmanenten   Gesetzen  skh  - 
stets  die   gleichen   Erscheinungen  wiederholen. 
Die   GfeHundheit  Verwandelt  sich  nur  nach  be- 
stimmten Gesetzen*  in  Krankheit ;  diese  letztere' 
aber  ist  entweder  eine  kurze,  schnell  vorüber- 
gehende* EracbehiuHg,  .etfer  eine  länger  »nnboJk 
tende,   ihren i  Gesetzen   zufolge   einen  <  grdfsertt' 
Zeitraum    umfassende«      Kehren  •  die^iu»»Ge«* 
sundheits  -  Störung     mitwirkenden    Kralle    zur 
Normatbescbaffenheit  zurück  ,  •  und -tretet  •  diese 
Gesetze  wieder  in  ihre  vorigen  Rechtet  eta,**' 
stellt  eicfamit  ihnen  auf  ganz  natürliche  Weise' 
die  Gesundheit  wieder  -her,  -  YoHkomnteri  edet 
unTeHkommen  /  je    nachdem    die   Herstaltaig' 
det  'Normalzustände»  theilweise  oder*  gazW vge» 
schient/    Wirken  )eö'e  den;  NörmalztfStantftftB- . 
renden*«  Kräfte  länger-  fort,  und  erstTeehK/sicte* 
endtteh  ihre  Wirkung  bis  zu  eeioer  gänztkhen« 
Atrfbetiüug ,    so  mufo  '  zuletzt  die  "Orgttisatkxr 
so  verändert  werdeny  dafs  sie  ihfon~Notfabal«<> 
Zttreck  nicht  länger   erfüllen, 'und»  nicht '3 
als  Mittel  zu  dem  ihr  -ärspriingHch 
Leben   dietaen  kann.    So  tritt  also*  der  nfctztV 
liehe  Ende,  der  Tod  ein;  die  Krankheit  ist1  mt 
ein  .ganz  natürlicher-  Uebergangszattaad  ittV'Aeat- 
selben ,    ein  ganz  naturgemäße*  ncrtlureudige* 


—     85     — 

Verbindungsglied  in  der  Kette  des  Gesaniint- 
Lebens;  In  diesem  Aller  fat  selbst  der  Tod  bar 
eine  nothwendige  Ueber.gangsstufe,  indem  die 
für  das  Fortbesteben  des  einen  Normalzustan- 
des nicht  mehr  brauchbare  Organisation  für  die 
Entwicklung  eines  andern  ganz  versebiede- 
nen  Lebenszweckes  ein  normales  Vehikel  lfi£ 
fern  kann« 

Die    Abweichungen   Tom  Normalzustande, 
so  höchst  mannigfaltig  dieselben    in  ihren  sub« 
jektiv  und  objektiv  wahrnehmbaren  Aeufserun- 
gen    erscheinen  mögen,   müssen  sich  doch  auf 
bestimmte  Hauptklassen  zurückführen  f  und  ei- 
ner gewissen    Einfachheit  unterwerfen  lassen« 
So  wie    nämlich   die  mannigfaltigen  Regungen 
und   Aeufeerungen    des   Lebens   nur   aus   einer 
Quelle,  aus  der  Ur- Kraft  des  Lebens  ausströ- 
men,    und    gleichsam     nur    modificirte    Bre- 
chungen jenes  einfachen  Strahles  sind,  so  wie 
die  Myriaden  von  Gestalten,  welche  das  Leben 
immerwährend  hervorbringt,   ursprünglich  auf 
der  einfachen   Blasen-  und  Kugel- Form  beru- 
hen y    so    wie   die   unendlichen   Mischungsver- 
schiedenheiten  der  Körper  aus  der  Verbindung 
weniger  einfacher  Grundstoffe  hervorgehen,  und 
sich    also  die    normalen   Verhältnisse  der  Le- 
bensthätigkeit,    der  Gestalt  und  der  Mischung 
der  Korper,   trotz  ihrer  Mannigfaltigkeit,  auf 
einfacheGrundlagen  zurückbringen  lassen,  eben- 
so können  fuglich  auch  die  Störungen  des  Nor- 
malzuztandes, bei  ihrer  unendlichen  Vielfältig- 
keit,  auf  dieselben   Grundlagen  zurück  geführt, 
und  yereinfacht  werden,  ebenso  kann  die  Krank- 
heit als  naturgemäfse   Erecheinung  bis  zu  den 
einfachsten i  in  ihr,  wie  in  der  Natur,  für  uns 
erkennbaren  Verhältnissen   des  Entstehens  und 
Bestehens  verfolgt  werden. 


—    86    — 

Der  Normalzustand  kann  auf  dreier!«  Webe 
gestört  werden.  Seine  Grundveranderungeutsind: 

1)  Thätigkeits- Veränderung,  dynamische 
Störung,  alienatio  vitalitatis,  l^Taövvctfi^. 

2)  Mischungs  -  Veränderung,  organische 
Störunge  alienatio  mixtionis,  (UTe%V(MU*i    . 

3)  Gestalts  -  Veränderung ,  physische  (nft* 
cfcanische)  Störung,  alienatio  jormae  9  [Uta- 
pOfHptootg. 

Auf.  diese  drei  Grundformen  lasten  sich 
offenbar  alle  krankhaften  Zustände- nuriickfiifc* 
ren,  oder  können  vielmehr  nur  auf  diese  al- 
lein zurückgeführt  werden.  Wie '  schwierig 
auch,  diese  genaue  Zurückfuhrung  in  einzelnen 
Fällen  seyn  möge,  so  wird  der  Analytiker  der 
Krankheit  zuletzt  auf  die  genannten  Elemente 
kommen  müssen ,  und  nur  etwa  in  Ihrer  Be- 
nennung ron  den  oben*  aufgestellten  abweichen. 
Jedem  Körper  kommen  in  gewisdeq.  Mischungs* 
Verhältnissen  gewisse  Stoffe  zu,  weiche«  be- 
stimmte Gestalten  annehmen  und  eigne  TM- 
tigkeiten  besitzen,  und  üben.  Diese  drei»  zwar 
innig  verwebten,  in  ihren  Erscheinungen  aber 
noch  einzeln  unterscheidbaren  Verhältniasn  der 
ganzen  Körper  weit  treten  demnach  auch  in  der 
Krankheit  hervor,  und  spiegeln  sich  in  den 
Aeufserungen  derselben  ab.  Obschon  von  den 
drei  genannten  Veränderungen  jede  einzeln  IBr 
sich  vorkommen  kann ,  so  stellt .  doch  i»  den 
meisten  Fällen  die  Krankheit  ein  durch  Ver- 
schmelzung derselben  zusammengesetztes  Bild 
dar«  Wenigstens  pflegt  es  zu  geschehen r  dafs 
durch  die  eine  Veränderung  bald  schneller;  bald 
langsamer  die  andern  herbeigeführt  und  unter- 
halten werden ,  und  somit  die  Kr^M»***  Ton 


—     87     — 

4wei  und  drei  Faktoren1  gebildet  wird,  Dfifc 
'Art  und  Weise  ihres  Zusammentrittes,  in  Hin-* 
siebt  auf  Ort /und  Zeit,  die  gleichen  oder  un- 
gleichen'.  Grade  '  ihrer  Heftigkeit  und  Ausdeh- 
nung, das  abwechselnde  Vorwalten  der  einen. 
•Veränderung  bei  dem  Zurückbleiben  der  an* 
"dem,  o<fer  das  frühere  Aufhören  dereinen  bei 
längerer  Fortdauer  der  andern ,  geben  einer 
Mannigfaltigkeit  krankhafter  Zustände  Raum, 
•welche  nicht  nur  in  Wiederholung  der  ein- 
oder  anzählige  Male  gelungenen ,  sondern  auch 
fn  Erzeugung  ganz  neuer  Produkte  unerschöpf- 
lich reich  erscheint.  Auch  hierin  aber  liegt  ein 
neuer  Beweis  für  die  in  der  Natur  obwaltende 
Gesetzmäßigkeit,  dafs  die  gleichen  Vereint* 
gunzsmomente  krankhafter  Veränderungen  stet» 
gleiche  Resultate  zur  Folge  haben,  und  ein- 
zelne Krankheitsfälle  dadurch  ein  konstantes 
Gepräge  erhalten.  Hieraus  erklärt  sich  wohl 
am  besten  die  Bildung  kontägiöser  Stoffe,  wel- 
che aus  immer  gleichen  Vorgängen  entwickelt, 
stets  dieselben  Eigenschaften  besitzen,  und  durch 
Mittheilung  zur  Erweckung  der  gleichen  krank- 
haften Veränderung  in  einem  andern  Indivi- 
duum beitragen. 

Krankheit  ist'  vorhanden,  sobald  in  einer 
der  angenommenen  Beziehungen  eine  wesent- 
liche Veränderung  des  Normalzustandes  einge- 
treten ist;  die  Krankheit  wird  erkannt,  oder 
wenigstens  erkennbar,  sobald  eine  solche  Ver- 
änderung hinreichend  auffallende  Symptome 
veranlagst,  um  unsern  Sinnen  deutlich  und  für 
diese  empfänglich  werden-  zu  können;  die  ei- 
gentliche Unterscheidung  (I)iagnosis)  der  Krank- 
heit wird  erst  möglich,  wenn  es  gelingt,  das 
Verhältnis  der  ihr  Daseyn  bedingenden  Ver- 
änderungen an  einander  in  jeder/  Beziehung  zu 


—     88     — 

ermitteln ,  und  am  so  klarer  wird  die  Diagnose, 
je  tiefer  und  ^genauer  diese  Ermittelang  er- 
reicht wird. 

Thatigkeit  ist  Leben;  wo  Leben  ist ,  ist 
auch  Thatigkeit  —  vitalitas.  Wir  abstrahiren 
aber  hier  von  dieser  allgemeinen  Bedeutung, 
und  haben  nur  die  speciellen  Tbäfigkeitsäufse- 
rungen  im  Auge ,  welche  das  einwohnende  Le- 
ben in  einzelnen  Körper-  und  Korpertheilen 
beurkunden.  Diese  Aeufserungen  konstituiren 
in  einem  bestimmten  harmonischen  Zusammen- 
hange die  Normallhiitigkeit  der  Individuen,  der 
ren  Organisationszwecke  sie  entsprechen.  Der 
vorzüglichste  Repräsentant  der  Lebens  thatigkeit, 
der  Träger  und  Leiter  ihrer  Aeufserangen  ist 
der  Nerve.  Bei  der  genauesten  Kennlnifs  des 
Nervensystems  ist  es  uns  nicht  möglich,  die 
Pferrenkraft  zu  erklären ;  wir  verstehen  das  Le- 
ben, das  Thatigkeit  verleihende  nicht,  wir  er» 
kennen  nur  das  Belebte,  das  Thatigkeit  äu- 
fsernde.  Wir  sehen,  dafs  die  Aeufserungen 
wechseln,  und  erkennen  daraus,  dafs  auch  die 
Thatigkeit  selbst  wechseln  müsse.  Der  be- 
stimmte Entwickelungsgang  der  Organismen 
weist  die  normalen  Thafigkeits  Veränderungen 
allenthalben  nach ;  von  dem  ersten  Entstehen 
eines  Organismus  bis  zum  nalurgernäfsen  Auf- 
hören desselben ,  durchläuft  er  eine  unendliche 
Reihe  von  Thatigkeit*  -  Aeufserungen  und- Ver- 
änderungen ,  nicht  nur  im  Ganzen ,  sondern  in 
allen  seinen  Theilen.  Das  stufenweise  Eintre- 
ten  deutlicher  Lebensperioden,  das  Aufblähen 
der  Jugend,  die  Reife  der  Mannbarkeit,  das 
Welken  des  Alters,  sind  Beweise  genug  für 
den  unausgesetzten  Thatigkeit»  Wechsel  im  Or- 
ganismus ,  für  verschiedene  abwechselnde  Rich- 
tungen eines  Lebensprincipes*    Wenn  aber 


—     89     — 

JLebensthätigkelt  überhaupt  schon  einmal  Ver- 
änderungen su  erleiden  im  Stande  ist,  so  kann 
sie  auch  solche  erleiden,  welche  nicht  in  den 
normalen  Cyclus  ihrer  Aeufserungen  gehören, 
sondern  vielmehr  auf  irgend  eine  Weise  über 
die  Grenzen  des  Normalzustandes  hin  ausirren. 
Solche,  Richtungen  der  Lebensthätigkeit,  wie 
Sie.  z.<  R.  in  den  sogenannten  Bildungstehlern 
deutlich  erscheinen,  können  unter  den  man- 
nigfaltigsten Verhältnissen  auftreten.,  in  allen 
Orgaqen  und  Geweben,  durch  veränderten  Ner* 
yeneinflufs  vermittelt,  zürn  Vorscheine  kam« 
men,  und  in  kleinerer  oder  gröberer  Ausdeh- 
nung, in  niedrigem*  oder  höherein,  Grade, 
Krankheit  darstellen.  Wenn  schon  Leben  über* 
baupt,  also  auch  krankhaft  verändertes  Leben, 
Die  ohne  Thätigkeit  gedacht  werden  kann,  so 
treten  die  Thätigkeits-  Veränderungen  dennoch 
nicht  in  allen  Krankheiten  in  gleichem  Grade 
hervor;  wenn  also  .  aqcb  ein  gewisser  Antheil 
von  Thätigkeitsveräriderung  keiner  Krankheit 
ganz  abgesprochen,  sirerden  kann,  eo  dürfen 
defshalb  nicht  alle  Krankheiten  nur  als  Thätig- 
keits-Veränderungen  angesehen  werden,  in- 
dem diese  weder  jedesmal  ursprünglich  -sind, 
noch  stets  vorherrschend  bleiben ,  sondern  durch 
andere  abnorme  Verhältnisse  erst  herbeigeführt, 
oder  von  andern  überwiegenden  Veränderun- 
gen beherrscht  werden.  Manche  Thätigkeits  - 
Veränderungen  erhalten  sich  rein  als  solche, 
oder  nehmen  nur  einen  geringen  Zuwachs  an- 
derer Veränderungen  an ;  viele  darunter  ziehen 
aber  «schnell  weitere  Veränderungen  nach  sich, 
und  verlieren  ihren  ursprünglichen  Charakter. 
Vorzugsweise  gehöreu  alle  sogenannten  Ner- 
venkrankheiten — .  Neuroses  —  in  die  Reibe 
der  Thätigkeits  -  Veränderungen ,   so    yrie   alle 


I 


—    90 


/ 


ftrankhelteeustande,  welche  man  jxni  dem  Jfwh 
Inen  der  Idiosynkrasien  zu  belegen  pflegt. 


Die  Mischung  ist  ein  Ton  der 
jswar  influenzirtes,  aber  hiebt  durchaus  'Anhän- 
giges Yerhältnifs  der  Jitfrperwelt  Im  Gegen* 
theile  wird  njebt  selten  die  Tbäligkeit  rob  det 
Misch  ungsbesch  äffen  heit  eines  Gebildes  abhängig» 
Jedem  Organismus  kömmt  ein  bis  in  seine  'klein- 
sten Theile1  bestimmtes  normales  MisehnAgsrer- 
bältnifs  zu,  bei  welchem  die  Funkttontin  der* 
selben  entsprechend  von  Statten  gehen«  Der 
Zusammenhang,  welcher  daher  zwischen  de*r 
belebenden  Thätigkeit  und  den  belebten  Stoffen 
in  ihren  Mischungsverhältnissen  bestehen -taub, 
ist  leicht  einzusehen.  Eben  so  leicht ,  als  nach 
veränderter  Thätigkeit  die  Mischungsverände* 
Hing  als  seeundäre  Erscheinung  eintritt,  wird 
die  Thätigkeit  selbst  zu  einer  andern  Richtung 
bestimmt,  wenn  das  Substrat,  in  welchem  sin 
sich  äufftern  soll,  verwandelt  ist,  und  von  def 
normalen  Beschaffenheit  abweicht.  Diese* zweite 
Fall  tritt  in  der  Krankheit  nicht  selten  ein'; 
denn  vermöge  seiner  Beziehung  zur  Anfsenwett 
ist  der  Organismus  beständig  gezwungen,  Slüft 
von  aufsen  in  sich  aufzunehmen  und  den  Stoff' 
Wechsel  in  allen  seinen  Theilen  fortwährend  sn 
unterhalten.  Wenn  aber  die  dargebotenen  Stoffe 
dem  normalen  Mischungsverhältnisse  einet  Kör- 
pers nicht  zusagen,  sondern  vielmehr  ihm  Auf» 
nähme  oder  ihre  Aneignung  demselben  gerade- 
zu widerspricht,  oder  nur  unter  wesentlich  ab- 
weichenden Vorgängen  Statt  finden  kann  9  SO 
wird  die  primäre  Misrhungsveräoderüng  als  Ver» 
anlassung  der  nachfolgenden  TbätigkeitsstdrtfDg 
zu  befrachten  seyn.  Nicht  nur  die  Einführung 
gewisser  Stoffe  in   den  Organismus,   sondern 


—    81    -^ 

Auch  diä  Entbehrung  bestimmter  Elementarstoffe 
(wie  *•  .B.  das  Experiment,  dem  thieriscbea 
Organismus  allen  Stickstoff  zu  entziehen , .  be- 
weist) verändert  notwendigerweise  die  Mi- 
schung 9  und  ihren  allgemeinen  und  besonders 
Veränderungen  werden  über  kurz  oder  lang  an* 
dere  Störungen  folgen.  Die  Wirkung  mancher 
Arzneistoffe  ist  auf  dieses  Verhältnis  gegrün- 
det. Vermittler  des  Stoffwechsels  ist  das  Bluü 
Dieses  führt  in  seinem  Kreisläufe  die  Bestand-* 
theile  des  Körpers  allen  Theilen  zu,  und  un* 
terhält  durch  die  Se-  und  Excretionen9  welche 
dort  geschehen,  die  Veränderungen  der  Mi«  % 
schung;  dasselbe  wird  also  nicht  nur  bei  allen 
normalen,,  sondern  auch  bei  allen  abnormen 
Mischungaveränderungen  die  Hauptrolle  spie* 
len.  Die  Zahl  der  letzteren  mufs  bedeutend 
seyn,  denn  die  unausgesetzt  fortwährenden 
Prozesse,  der  organischen  Verbindungen  und 
Scheidungen ,  und  die  ununterbrochene  Ge- 
legenheit zu  verschiedenen  Anziehungen  und 
Abstofsungen  der  alten  9  oder  neuen  Stoffe  ge- 
statten unberechenbare  Variationen  der  Mischung, 
bei  denen  die  chemischen  Gesetze  ohnstreitig 
und  vorzugsweise  thätig  sind.  In  diesem  Sinne 
ist  daher  Krankheit  ein  Resultat  abnormer  Sub- 
limations- und  Präcipitations  -  Prozesse,  und  ihre 
ersten  Anfange  sind  in  den  Gesetzen  der  che- 
mischen Verwandtschaft  aufzusuchen»  Dabei 
können  die  mannigfaltigen  Krankheitszustände 
in  Folge  der  Mischungsveränderung,  wie  die 
Träger  derselben,  sowohl  im  Kreislaufe  ver- 
theilt,  als  in  einem  bestimmten  Theile  abge- 
setzt seyn«  Die  Abstufuogen  derselben  gehen 
übrigens  von  dem  unbedeutenden  Wechsel  we- 
niger Moleküle  im  kleinsten  Räume  bis  zur 
ausgedehnten    Verwandlung    gröberer   Organe 


» 


~     92     — 

oder  ganzer  Systeme  in  festem  oder  flüssigem 
Zustande  hinauf;  nicht  nur  die  Art,*  sondern 
auch-  die  Ausdehnung  einer  Mischungsverände- 
TOBg  'wird  daher  für  die  Natur  der  Krankheit 
entscheidend.  Hieher  sind  aber  vor  allen  die 
Krankheiten  des  Blutes  zu  rechnen,  aus  denen 
die  übrigen  Mischungsveränderungeri  im  Kor- 
per — -  mehr  oder  weniger  direkt  —  abzulei- 
ten sind.  Sollte  nicht  das  Fieber  in  manchen 
seiner  verschiedenen  Gestalten  insbesondere  hier- 
her zu  rechnen  seyn?  Fieber,  diese  noch  im- 
mer nicht  genügend  erklärte  Erscheinung  scheint 
eine  zusammengesetzte  Störung  des  Normalzu- 
standes >  in  welcher  die  Thätigkeits  -  und  Mi- 
schung»" Veränderung  sich  vereinigen«.  Die  Se- 
cretions- Störungen,  welche  das  Fieber  beglei- 
ten und  charakterisireri ,  und  die  erfolgenden 
kritischen  Ausscheidungen  sind  offenbar  eigen- 
thüinliche  im  Mischungsverhältnisse  .Statt  ha- 
bende Vorgänge ,  welche  bei  manchen  Fiebern 
ursprünglich  von  diesem  auszugehen  scheinen« 

Gestalt  ist  jedem  Körper  eigen  ,<  und  grün- 
det sich  auf  den  Zusammenhang  und  die  Lage 
seiner  integrirenden  Bestandteile.  Veranda* 
rungen  dieser  Verhältnisse  können  auf  zweier- 
lei Art  geschehen,  entweder  vom  Korper  auf- 
gehend in  Folge  innerer  Veranlassungen,  "wel- 
che durch  Thätigkeits-  und  Mischungs -Störun- 
gen herbeigeführt  werden,  oder  von  auüsen  auf 
den  Körper  angebracht,  folglich  durch  mecha- 
nische Einwirkung.  Bei  der  Einwirkung  me- 
chanischer Potenzen ,  also  bei  allen  sogenann- 
ten- Verletzungen,  gelten  vorzugsweise  die  phy- 
sikalischen Gesetze,  nach  denen  der  Zusam- 
menhang und  die  Lage  eines  Gebildes  aufge- 
hoben oder  gestört  werden.    Jede  Ton  anjten 


—     83     — 

mechanisch  bewirkte  GestaltsYeranderang  fatri» 
gentlirh  abnorm,  und  zwar  nicht  —  wiewohl 
auch  behauptet  wurde  —  etwa  nur  Disposition 
zur  Krankheit,  sondern  ganz  gewifs  «dum 
Krankheit  selbst.  Denn*  wenn  ?•  B.  ein  Kno- 
chen gebrochen  ,  ein  Muskel  entzwei  -  geacbnib* 
ten  ist,  so  wird  durch  solche  Gestalte? erände- 
rüng  ein  Zustand  erzeugt ,  welcher  mit  den 
Zwecken  nnd  Kräften  der  Organisation  nicht 
übereinstimmt,  und  den  Namen  Krankheit  mit 
allem  Rechte  verdient.  Normale  Gestaltsrer« 
änderungen  sind  alle  der  ungestörten  Entwicke- 
ln ng  eines  gesunden  Korpers  von  innen  nach, 
aufsen  angehörig.  Wie  aber  die  Gestalt  die- 
sen '  normalen  Entwickelungsthätigkeiten . .  untern 
worfen  ist,  ebenso  muffe' sie  anch.  mehr  oder 
weniger  Antbeil  an  allen  Abweichungen  Ydn* 
Normalzustände,  insbesondere  an  allen  -.Min 
schungsveränderungen  nehmen,.'  wobei  dieii— 
tegrirenden  Bestandtheile  ▼erändert,  folglich: 
Lage  und  Zusammenhang  der  Gebilde  modinV 
eirt  werden.  Nicht  minder  aber  werden,  Wenn. 
Lage  tind  Zusammenhang  eines-  Theilea  wck 
sentlieh  verändert  oder  aufgehoben  wurden;  die 
Tbätigkeit  und  die  Mischung  desselben  Störung 
gen  erleiden;,  und  der  noth wendige  Uebergeng: 
und  die  onaosbleibliche.  Verschmelzung  des  drei 
genannten  Veränderungen  \  werden  in  diesem. 
Falle  am  deutlichsten  einzusehen  und  nachzu- 
weisen seyn.  Das,  was  man  Reactiön  zu  •'nen- 
nen jrftegt^  ist  nichts  weiter,  als  der  Beitritt 
einer .  neuen  Veränderung  zu  einer  früher  yor- 
bändenen,  oder  der  Uebergang  der  einen  in  die 
andere.  Wie  unstatthaft  erscheint  aus  diesem 
Gesichtspunkte  die  Unterscheidung  innerer  und 
äufserer  Krankheiten !  Weit  rationeller  ist  die 
Eintheilung  der  Krankheit  in.,  örtliche  und  all- 


—     96     — 

einer  conrplfcirten  Krankheit;  auf  dMse  Art  eacftt 
sie  zu  beantworten ,  was  Krankheit  sey*?  Nacbf 
ihren  Begriffen  ist  sie  aber  nichts  -weiter,  als 
eine  Naturerscheinung ,  eine  Modificatioq  des' 
Lebens,  eine  unter  gegebenen  Bedingungen 
nothwendige  Anwendung  der  Naturgesetze,  wor- 
aus ein  dem  Lebenszwecke  des  Individuum^ 
nicht  entsprechender  Zustand  hervorgeht: 

Wenn  die  Physiologie  der  Krankheit  einer-' 
seit*  so  innig  mit  der  Physiologie  der  Gesund^ 
heit  verknüpft  ist,  und" andererseits  der  Patho- 
logie die  Hand  reicht'.,  so  steht  sie  nicht  min- 
der mit  der  eigentlichen  Therapie  im  engsten 
Zusammenhange.  Nachdem  es  der  Zvrddk  der' 
Heilkunde  ist,  den  Normalzustand  wieder,  her- 
zustellen, seine  Störungen  zu  beseitige  nV'od^r 
so  viel  als  möglich  zu  mafsigen,  setzt  dieselbe 
nicht  nur  die  Kenntnifs  des  Normalzustandes1 
voraus-  sondern  nöthigt  auch  zu  *  wiMbn',' '  traf 
Welche  Weise  dieser  gestört  sey  and  gestört 
werden '  könne.  Erfahrung  lehrt  die  Wirku*- 
gen  -gewisser  Substanzen  auf  den  gesunden"  K5r-' 
per  kennen;  ihre  rationelle  und  nützliche  Auf- 
wendung auf  den  krankhaft  Veränderten  Kör- 
per wird  aber  nur  dann  möglich,  w£nb  ihrt* 
Wirkungswdse  auf  die  gegebene  Störung  de* 
Normalzustandes  berechnet  werdeb  kantig  ''Jjf 
direkt*»?  diese  Wirkung /geschehen  känh/desW)' 
rascher  und  leichter  mür*  sich  die  Störung,  der 
Normalzustandes  heben ,  Aesto  gewisWt  "iAu& 
derselbe  wieder  in  seine  vorigen  Rechte; rftf-1 
treten.  Die  Heilung  steht  also  mit  di&sei'-E&K 
Wirkung  des  Heilmittels  auf  die'  rorhandeOB' 
Normveranderung  in  geradem  Verhältnisse.  Von 
diesem  Gesichtspunkte  aus  erscheint  (selbst  ab-' 
geatfien  ton  der  Dotfo)  Me  Tendenz  dter  BW* 


—     97  ■   — 

mSopatben*  (besser  zu  sagen:  Homö'o-therapea- 
ten)  ganz  fehlerhaft,  und  ihr  Verfabreo  dem 
eigentlichen  Heilzwecke  durchaas  nicht  entspre- 
chend. Sjo  wie  sieb  endlich  die  mannigfaltigen 
Krankheitszustände  auf  wenige  einfache  Grund- 
formen zurückführen  lassen,  können  auch  die 
unzähligen  Heilmittel  nach  ihren  Haupt  Wirkun- 
gen in  wenige  Klassen  eingetheilt  werden,  und 
so  bilden  sich  bestimmte  Heilapparate  für  ge- 
wisse Veränderungen,  je  nachdem  sie  mehr  der 
Thätigkeit,  der  Mischung,  oder  der  Gestalt  gel« 
teau  Es  ist.  die  Sache  der  Therapie,  die  Aa^ 
Wendung, der  Heilmittel  zu  lehren,  gleichsam 
den  Angriffsplan  zu  entwerfen  nnd  zu  leiten, 
wonach  wo  möglich  die  ursprüngliche  Verän- 
derung beseitigt,  die  nachteiligsten beschwieb/»- 
tigt,  bevorstehende  ▼erbätet,  mit  einem  Worte, 
die  normalen  Verhältnisse  durch  einfache  oder 
zusammengesetzte  Verfahrnngsweisen  wieder 
zarnckgeführV  werden  können ;  der  Physiologie 
der  fCränkÜtek'  aber  kömmt  es  zu,  der  Heil« 
künde  cur  Erreichung  ihres  Zweckes  behülflich 
zu  seyn,  indem  jene  Wissenschaft  zu  zeigen 
bemüht  ist,  was  Objekt  der  Heilung  sey  un4 
seyn  könne,  nnd  wie  letztere  möglich  werde.  * 
.\i       .  ■"  '    [ 


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—     98     — 


«fei 


. 'V. 

Beschreibung 

der 

Blatternepidemie. 

welche 

im  Jahre  1820  und  io  der  ersten  Hälfte  des 
Jahres  1830  in  der  Stadt  und  Hemohafa 

Jägerndorf  herrschte.'    -ix.v---!   ;v 

Vom        ■'  '  '    '•■■'  *■-*''■'  i  • '  ' 

Dr.   A.  A.  M  8l,ipJ,s.i: 

Stadt«-  und  Furstl.  LichtengteiofdMmtAö£Vhj*^    . 

zu  Jägerndprf.  •      . . 


1 


ie  Blatternepidemie  fing  im  Dorf*  Rasse,  iflfe 
bruar  1829  an,  wohin  die  Blattern  durch  am 


Di 

Februar 

16  Jahr  altes  Mädchen  eingeschleppt  wurden, 
welches  die  Impfung  gehörig  und  regelmässig 
überstanden  hatte,  und  in  Sternberg,  wo  sie 
zu  der  Zeit  herrschten,  zum  Besuch  gewesen 
war.  Sie  charakterisirten  sich  bei  ihr  als  Va- 
rioloiden,  ich  sah  sie  erst,  als  der  Aussehlag 
im  Stadio  der  Austrocknung  war,  in  welchem 
die  Haut  zahlreiche,  etwas  vertiefte,  dunkel» 
rothe  Flecken  auf  weifsem  Grunde,  oder  gelb- 
lich-braun gefärbte,  durchschimmernde  Borken 
der  Wahrnehmung  darbot.    Durch  dieses  Mäd- 

■      "J   /..■'.»  ...    . 


—     99     — 

«fteit  4rtffcn':dfc  Blattern"«  'de>  grolien'1**«* 
Meinde'  (sifc.riibil'  2007  Seeto)  scttrielt  Ttfttrtf-' 
tet,  und  .befielen  sowohl  Geimpfte  all  atfctT 
UngeiinplteÄ  \you  denen  auc^  gleich  ein  fier- 
jnonatlicfte  s  »Kind  starb. ,  .Nach  geschehener  An- 
zeige ,  bqgah,  ich  .jnich  im  -Auftrage  des  L<öt>U*t 
eben  Troppauer  Kreisamtes,  dahin ,  um  diu: 
Krankheit  zu  beobachten  9  ihre  Beschaffenheit 
zu  erörtern  ^  und  die  nötigen >  . sowohl  theraw 
peutischen^  als  inedicinisch-pplif eilichen  DfrÄfH 
regeln  *u,  treffen.  :  >< 

*  .»»."•••...■  #     •■       .1      »       .  ■■   jl 

..  Zu;  gleicher,  Zeit  wurde  c|ie  Epidemie .  vqq; 
Baase,  nach  .dem.  groben  Dorf«  Lichten  Yertra-; 
gen.  Etwjm; später  «brach  sie  in  dem,  in  eirS 
nem  andern  T  heile  der  Herrschaft  belegenen^ 
Dorfe  Krpnsdorf  aus,  wohin  die  Blattern c^urch 
eine  heramzieneride  Bettlerin;  mit  5  Kindern 
gebraclit :  Wurden ;  weldte'atle  ungeimpft  fra£ 
reu;  Von  hier  verbreitete 'sifcfcr  die  Epidemie' 
weiter  in  dV'n  Dörfern « ÄdamstKal  und  Carls^? 
thal,  in  weldien-  Ortschaften i'fei*'  bis  Ende  öt-* 
tober  ununterbrochen  fortwährte.  Während' 
dieser  Zeir  kapi  sie  in  Jägerncförf  und  desse^ 
Vorstädten',  in  'dem  der  Stadt  nahe  gelegen 
Gemeinden  Marienfeld  und  Weiskirch  zum Käiif& 
brache.  Die  <£pdefnie  schien  .fm  Monat  BTo-' 
rember  getilgt  zu  sejrn,rIbjtecb  aber  neuerdinär 
in  de*' Mitte  des  MooaU  D^ce«aber  im  Dor& 
Lichten'  M  dein  Städtchen'  Bfehnisch,  iid  Ja*- 
noar  otttF  Februar  1830  ti*  Dorfe  Koraefeei 
Oesterfeichiscfhfen'  Antheils,  \fohfcf  sie  vomPrda«: 
fiiscbeip  'Antheile,  wo  die  Blattern  iri  einer 
fimbtbrfren  Gestalt  auftraten ,  on<l  mehrere  In-1 
dmdueer  wegrafften,  hiniibjer&eschteppf  wurden'; 
im  Apri|  inV  Dürfe  LobehttÄin  aui.  Ende  Mai' 
wurden  Weder  atrf  dem  Aifattgebiete  der  Herr- 

G2 


-    100    — 

schaft,  noch  auf  dem  der  Stadf  Blatternkrank» 
gefunden ,  und  somit  scheint  die  Epidemie  be- 
endet zu  seyn. 

Im  Ganzen  belief  sich  die  Zahl  der  Er- 
griffenen auf '650  $  wovon  76  mit -wahren  ,  na- 
türlichen Blättern,  die  übrigen  aber  mit  Varia- 
loided  behaftet  waren ;  tJavon  starben  in  Adams- 
tbal2;  Karlsthal  1,  Kronsdorf  3,  Marienfeld  2,: 
Jägerndorf  1,  Komeise  1,  Liebten  ij  Rasse  lf: 
Lobenstein  2  'Individuen ,  im  Ganfcen  l4;  da* 
Sterbeverhältnifs  war  also  1 :  5,30.  k 'Viele  von 
den  Erkrankten  hatten  sich  gar  nicht  gemeldet, 
ans  Furcht,  der  Strenge  der  Polizefrnäaisregeln 
zu  unterliegen;  so  dafs  man  die  {rrfsaramtsahf 
der  Kranken  leidht  wohl  auf  1600  annah- 
men   kann.  ■■:■'■"  ■'    «"■"••       '    -» 

■  Die  Vanoloiden  traten  durchgängig  mit  e^*( 
nem  heftigen,  anhaltenden,  Fiejw .fljijf p  , .des*** 
Begleiter  starke  Kopfschmerzen,;  iS^windal,, 
Irrereden,  Ohrensausen ,  Lichtscheue,  gerötbete 
Conjunctiva  sowohl. des  Aqges,  ala  dej  ^Luge*» 
lieder,  Brennen  und.  Jucken  der  Augenl^edraB*. 
der,  vermehrter  Thräpepflulji,  /frqcbspbeit-fa, 
lifasje,  weif s  belegte  Zunge ,  starker  D.u,rsl,  4p? 
petiüosigkeit,  Eckel,  Aufstoßen  s^nipI|t/jSeIjteB 
Erbrechen  eines  zähen  SchleJLn^esfJ:|(escb wer- 
den .beim  Schliogen,  und  Ätbibeo ,  ^trodtener 
0  tuten,  leichte  Rotho  der  ß^leina^auJ^'W; 
Hund-  und  Rachenhöhle,  Sterben sjw^heo' 
den  Schultern ,  starkes  Klopfen  q^r  ß^udeu,. 
Druck  in  den  Präcprdien  und  Uia^r^je^.'^axen.t 
Dei;  Urin  war  hochroth  gefacht , . ?  klar  A  t .  obnf 
nachfolgende  Trübung,  die  H^ut..trock^Qy  Jieils. 
anzufühlen,  die  Nacht  schlaflos ,. unruhig,  (jßt 
trat  SehnenhüpJ|n  und  Flockenle^aj  b^nzn,  nic^ 
selten  glaubten  die  K/anken   siph^.v^  Qespaf^ 


•*.    iÖl  — 

«fern  rerfolgt;    sahen   fsnrifce'' Rader  Vor^'A* 
Augen ,  der  Pole  war  fceqweöt ,   harUich  and 


Das  Fieber  dauerte  24  —  36  Stunden  ohne 
Nachlafs  fort,  worauf  dann  bei  ei- 
nem erfolgten  gelinden,  allgemein  verbreitetet» 
Schweifte  an  verschiedenen  Theilen  des  KÖtf-» 
pers,  meist  aber  zuerst  jan  der  Brust  und  am 
.Rücken,  rothliche,  einen  'Stecknadelkopf  grobe 
Flecken  mit  einem,  in  der  Mitte  deutlich,  %u 
fühlenden  Knötchen,  hierauf  im  Gesichte  >  &* 
behaarten  Theile  des  Kopfes,  am  Halse,  -so- 
dann am  Unterleibe,  und  zuletzt  an  den  Gjttedr 
waben  zum  Vorscheine  kamen.  Diese«  Ter- 
gröfserten  ,  sich  sichtlich«  flössen  nicht  .  sel- 
ten zusammen ,  überdeckten  -  oft  den  ganzep 
Körper,  der  hierdurch  ein  marmprirtes  Ausser- 
hen  bekam ;  sie  erhoben  sich  den  4ten  Tag  der1 
Krankheit,  und  em  3ten  Tag  des  Ausbruchs;  4p 
grorsen  länglichen  Pusteln  oder  kugelförmigem 
Bläschen,,  die  zuweilen  einen  dunklern  Ket;a 
und  ein  Grübchen  zeigten,  und  mit  einem  Ent- 
zündungshofe umgeben  waren  ,  füllten  sich  den 
öten  Tag  .der  Krankheit  mit  gelblich  weifser 
Lymphe  Ton  geringerer  Consistenz ,  als  die  den 
Eiters,  der  sich  bei  Einstichen ,  die  ich  machte, 
tiie  vollkommen  entleerte,  wodurch  die  zel- 
licbte  Form  ganz  aufser  Zweifel  gesetzt  wurde, 
trockneten  den  6ten  bis  7ten  Tag  ein,  und  lie- 
ben einzelne,  flache  Vertiefungen  oder  hqcfr- 
rothe  Flecken  zurück,  über  denen  sich  feelof 
liehe ,  oder  gelblichbraune  ,  '  leicht  zerreiblicne, 
spröde  Krusten  bildeten,"  die  erstarrten  Har^ 
tropfen  ähnlich  waren  und -bald  abfielen. '  Die 
Farben  Veränderung  an  den  Stellen,  wo  das  Ex- 
anthem gestanden  hatte,  verlor  sich. bei  Main 


J 


—  402    • 

cjlra,  und  z  War  .besonders  bei  Individuen,  die 
•ine  ■  duokle  Färbung  .  der  .Haut  und  schwärzet 
Kopfhaar  hatten,  in  4  bis  6  Wochen,  dauerte 
bei  Kranken,  die  eine  zarte  Haut  mit  blonden 
Haar  hatten ,  oft  -mehrere  Monate.  Sehr  aalten 
beobachtete  ich  im  Anilifze  kleine  Narben  mit 
.einem  netzförmigen  Grunde.  Nie  bemerkte 
ich  Pusteln  in  der  Mund-  und  Rachenhöhle. 

So  wie  der  Aasbruch  des* Exanthems  ge- 
schah, verlor  sich  das  Fieber. meist  mit  allen 
seinen  Begleitern  bis  auf  die  ca  tarrha  tische.  Au- 
getientzündung  und  die  Beschwerden  beim 
Schlingen,  welche  Symptome  aber,  auch  den 
fiten  Tag  nicht  Verschwanden.  Eine  leichte, 
gleichförmige  Hautausdünstung  dauerte  fort,  Ter* 
bunden  mit  einem  Jucken  der  Haut,  der  Puls 
wurde  roll ,  weich  und  normal  frequent,     Sup- 

Surationsfieber  habe  ich  nie,  eben  so  wenig 
fstchkrankheiten  beobachtet.  Ohne  alle  ärz- 
üeiliche  Pflege  genasen  die  Kranken  in  weni- 
gen Tagen  durch  die  Heilkraft  der  Natur.  Im- 
pfungen mit  Varioldiden  -  Lymphe  konnte  ich 
nicht  -versuchen,  da  es  mir  weder  Zeit,  noch 
'Umstände  gestatteten. 

Die  Varioloiden  befielen  Vaccinirte  ohne 
Unterschied  des  Alters  und  des  Geschlechtes 
Die  einzige  Ausnahme  bemerkte  ich,  Sab  von 
den  in  den  letzten  5  Jahren  Geimpften  sehr 
wenige  von  der  Krankheit  ergriffen  wurden» 
Ungeimpfte,  die  mit  Kranken,  welche  mit  Va- 
rioloiden behaftet  waren,  verkehrten,  wurden 
von  diesen  angesteckt;  es  entwickelten  sich  aber 
wahre ,  natürliche  Blattern  mit  einem  sehr  ga? 
fahrvollen  Verlaufe. 

Ganz    anders    gestaltete    sich-  .der  Verlauf 
der  natürlichen   Blattern,  die  an   Ungeimpflen 


—    103    — 

Yorkamen*    Di«  Krankheit  trat  nach.  rorherge- 
gangener    Abgeschlagenheit     der    Glieder   und 
bleierner  Schwere  derselben ,  Eingenommenheit 
des   Kopfes ,    MUsmuth,    Trägheit,    Unlust  zw 
allen,    selbst  den    gewohnten  Beschäftigungen* 
schnell  erfolgende  Müdigkeit  nach  jeder,   auch 
noch  so 'geringen  Anstrengung,  mit  einem  star- 
ken,  oft  eine  Stande   und  darüber  dauernden 
Froste*  auf,    dein    bald  eine   brennende  Hitze 
folgte,  mit  heftigem,  drückendem  Kopfschmerze; 
heftigen   Delirien,   Klopfen  der  Schläfearterien 
und  Carotiden-,  starkem  Tnrgor  des  Gesichtet, 
den  Symptomen   einer  katarrhalischen   Augen- 
entzündung,   Ohrensausen   (die  Kranken  klag' 
ten  über  ein  Gefühl,  als  ob  sich  ein  Mühlrad, 
stark  vom  Wasser    getrieben,    nahe   ror  den 
Ohren,    oder   im    Kopfe    bewegte),    trockene* 
weifs  belegter  Zunge  und  Lippen  mit  dem;  Ge-4 
fühle  eines  brennenden  Schmerzes,  starken  Durst;' 
Appetitlosigkeit,  Bauhbeit  des  Halses,  Heiser- 
keit der  Stimme,  Beschwerde  der  Sprache  und 
des  Schlingens,  Geschwulst  und  dunkler  Bothe 
der   Mandeldrüsen    und    der   Schleimhaut   der 
BachenhSble,   sehr  kurzen,   beengten  und  be- 
schleunigten Athemhohlen,    trockenen   Husten, 
nicht  selten  mit  einem  Drucke  über  dem  Brust- 
beine, Stechen   zwischen   den   Schultern,   rei- 
fsenden Schmerz  längs  dem  Bückgrathe  und  in 
den  Achselhohlen,  Eckel,  Uebelkeiten  und  Er- 
brechton einer   grünlichgelben   Flüssigkeit,   Be- 
ängstigung,  Druck  in  der  Mägengegend,  Diar- 
rhoe  ohne  schneidende  Schmerzen   im  Unter- 
leibe.    Der  Urin  war  hochroth   obne  Trübung, 
die  Heut  im  Anfange  trocken,  bot  dem  Unter- 
suchendem   das    Gefühl    einer    unangenehmen, 
prickelnden  Hitze  dar/  nach  mehreren  Stunden: 
stellt*  sich  eine  leichte  Ausdunstung  ein.    Der 


f 


—    104    — 

Polt  -war  beschleunigt,   klein,  härtlich,  nicht 
sehr  kräftig. 

Die  Nächte  waren  meist  schlaflos,  unru- 
hig, voll  Beängstigung,  der  kurze  Schlaf,  oder 
vielmehr  Schlummer,  der  den  Kranken  gestat- 
tet wurde,  war  durch  schreckliche  Träume  be- 
unruhigt und  gestört, 

> 

Nach  2  bis  3:/T$gen  liefs  das  Fieber,  wel- 
ches eich  bis  dahin    als  continua  contintns  dar* 
•teilte,    da  es  fast  keine  merklichen  Remissio- 
nen bildete,    an   Heftigkeit  nach,  und  erzeig- 
ten  sich  einzelne,  ziemlich  häufige,  kleine,  ro~ 
the  Slippen,   die  zuerst  am  Gesichte,  dann  aq 
der  Brust,  hierauf  am  Rücken  und  Unterleibe, 
und    zuletzt    an    den  Extremitäten   erschienen, 
nicht  selten  Mund-  und  Rachenhoble  besetzten^ 
und   dadurch   das   Schlingen   und  Athemhohlen 
aufserordentlich    erschwerten.      Diese    erhoben 
sich    den   4ten   Tag  der   Krankheit,    den  2ten 
des  Ausbruches  in  kleine  Knotehen,  die  ander 
Spitze    einen   weiften   Punkt   bildeten,   welche 
am   5ten   Tag   der  Krankheit  grober  wurden, 
und   den  6ten  Tag   zur  Pustelform  sich  ausbil* 
deten;    die    Pusteln  waren   mit  heller  Lymphe 
gefüllt,  und  mit  einem  breiten,  bochrotbep  Eni- 
zündungshofe    umgeben«      Das   Fieber   daaorte 
inäfsig   fort.     Am   lOten   oder   Uten  Tag  der 
Krankheit,    wenn    die   Pusteln    ein    konisches^ 
Aussehen   mit  einem  nabelformigen  Eindrucke 
in  der  Mitte  darboten,    nicht  seilen  die  Grobe 
einer  Zuckererbse    erreichten,  .  sich  mit   einer 
eiterartigen  Lymphe  füllten,   ziemlich  hart  an- 
zufühlen  waren,    leicht    zusammenflössen  und 
die   Entzündungshöfe   sich   ausbreiteten,   stellte 
sich  das  Suppurationsfie[>er  mit  einem  sehr  ge- 
fährlichen Charakter  ein»    Es  trat  mit  demselben 


-     105    — 

Betäubung,  Irrereden,  Sopor,  bei  Kindern 
Eclampsia,  bei  Erwachsenen  Sehnenhüpfen,  diu 
Gefühl  grober  Hinfälligkeit  und  Schwäche  ein» 
Diefs  dauerte  bis  zur  Austrocknung  7.  bis  10 
Tage  fort.  Das  Gesicht  war  in  dieser  Periode 
sehr  geschwollen,  so  wie  auch  der  übrige  Kor* 
per>  jedoch  im  geringeren  Grade,  und  zeigte 
ein  erdfahles  Aussehen,  so  dab  der  Kranke  ei* 
neu  bäfslicjben  f  erbärmlichen  Anblick  gewährte« 
Die  Augenlieder  schwollen  meist  so  an*  dafi 
sie  kaum  geöffnet  werden  konnten  f  und  beim 
Oeffnen  meist  ein  dicker  Schleim  herausquoll, 
öfters  waren  sie  ganz  zukam  mengek  lebt,  und 
mit  dicken  Borken  bedeckt.  Die  Kranken  klag- 
ten über  sjtarkes  Ohrensausen  und  Schwerhö- 
rigkeit, aus  Mund  und  Nase  quoll  dicker  Schleim, 
die  Beschwerden  beim  Athmen  und  Schlingen 
.waren  so  grofs,  dafs  man  ihnen  nur  mit  Mühe 
etwas  Flüssigkeit  beibringen  konnte,  die  beim 
Schlingen  Brennen  in  der  Speiseröhre  verur- 
sachte, welche  Lage  um  so  peinlicher  für  den 
Kranken  war,  da  sie  ein  unauslöschlicher,  tar- 
talischer  Durst  und  Verlangen  nach  säuerlichen 
Getränken  quälte;  das  Jucken  der  Haut  war  un- 
erträglich, die  Heut  selbst  brennend  heiCs ,  der 
Puls  sehr  beschleunigt,  oft  fadenförmig,  unter* 
drückt  und  wenig  energisch.  Die  Kranken  ver- 
breiteten in  dieser  Periode  einen  eigen thümli- 
chen,  widerlichen  Geruch,  aus  dem  schon  je- 
der beim  Eintritte  in  das  Krankenzimmer  mit 
Bestimmtheit  behaupten  konnte:  es  herrschen 
darin  die  Blattern. 

Dieser  Geruch  verleidete  den  längeren  Auf- 
enthalt in  der  Atmosphäre  des  Kranken,  und 
erregte  bei  mir,  der  ich  doch  an  verschiedene 
krankhafte  Ausdünstungen  als  praktischer  Ar** 
gewohnt  bin,  Uebelkeit.    .  . 


?\ 


-     106    - 

Diarrhoe  begleitete  immer  dienen  Krank* 
heitszustand ,  so  wie  auch  oft  ein  theil weiser, 
nrieist  klebriger  Schweifs.  Der  Urin  war  rotb- 
licb,  bildete  bald  nach  der  Excretion  einen 
reichlichen,  dicken,  gelblichen,  Schwerton  Bo- 
densatz ,  und  an  der  Oberfläche  ein  fettes  Häut- 
chen. Nach  dem  18ten  Tage  der  Krankheit, 
selten  früher ,  fing  der  Ausschlag  an  abzutrock- 
nen, fiel  zusaiinmen,  die  Farbe  der  Pusteln 
-wurde  erdfahl ,  zeigte  ein  schmutziges  Ausse- 
hen, und  bildete  den  23sten  oder  24sten  Tag 
braune ,  dicke  Borken ,  welche  kreuzförmige 
Narben,  braunrothe ,  juckende  Flecken  nach  ih- 
rem Abfallen  hinterliehen.  Die  Austrocknung 
geschah  in  der  nämlichen  Ordnung,  welche 
dfT  Ausbruch  befolgte«  Die  Geschwulst  der 
Haut  verlor  sich ,  so  wie  auch  die  katarrhale 
sehen  Symptome  des  Auges  und  der  Athmungs- 
werkzeuge.  Die  Kranken  genasen  sehr  lang- 
sam, und  bedurften  noch  mehrere  Wochen  H 
ihrer  völligen  Wiedergenesung. 

Im  widrigen  Falle  sanken  die  Blattern  ge* 
wohnlich  den  16ten  bis  18(en  Tag  der  Krank- 
heit zusammen ,  wurden  blau  oder  schwarz* 
die  Kranken  verfielen  in  gänzliche  Bewufstlo- 
sigkeit,  lagen  im  tiefen  Sopor,  der  Puls  wurde 
klein,  schwach,  war  kaum  zu  fühlen,  und  so 
beschleunigt,  dafs  man  kaum  die  Putsscbläte 
zählen  konnte;  die  Geschwulst  der  Haut  ver-» 
lor  sich ,  es  traten  kalte ,  klebrige  Schweifs« 
ein;  die  sehr  übelriechenden  Stuhl-  und  Urin- 
ausleerungen gingen  unwillkührlich  ab ,  und 
alle  Kranke  starben  einige  Stunden  nach  deiÄ 
Eintritt  dieser  Veränderung  ineist  sanft.  Bei 
zwei  Individuen,  worunter  das  eine  ein  24  Jahr 
altes,  sonst  rüstiges  Weib,    im  5ten   Monata 


SlIi emnpenm.1!  i nft  .  iv  wahrend  dein  L.j?ufe 
aVsankbeh  ein*  Fehlsehmf  machte.  ee*eltse 
cd  änen  .Leiden  föne  «ehr  hefricfi  Lve» 
nndnns,  welche  we  noch  achfielter  desn 
Tede  «wfmbrte.  *k  eine  beamioWe  itawea* 
der  ee  bairfie  «riotelen  Todesfälle ,  -mm*  icfc 
auch  des  fcaufiseD  und  reichlichen  ^^entwue* 
des  Branaffwein*  erwähnen,  weicher  in  un»e- 
jer  Gegend  leider  alt  eil  Universnliniitel 
gas  alle  Krankheiten  angesehen,  den  kraule 
in  reinhlächen  Dosen,  trotz  allen  ernsten  V 
znaliiumcen  nnd  Warnungen,  beiget»r*c.lK,  im 
Folge  der  Ceberreicang  lahmend  auf  die  Cen* 
tralorgaae  des  Kerrensysteins  wirkte.  — 

Sud  ed  einigen,  von  mir  beM-.arhtefen, 
-dieter  Epidemie  eigenthihmlichen  Fallen  von 
merktfiirdigen  Anomalien. 

Bei  ewei  gehörig  Geimpften  wurden  die 
wahren,  natürlichen  Blattern  in  ihrer  furcht« 
•baren  Gestalt,  wie  aie  in  dieser  Epidemie  stets 
antraten,  beobachtet  Beide  wurdrn  gerettet; 
und  hatten  eine  schnellere  Genesung,  als  ich 
aie  bei  den  sonstigen  Biatlerkranken  dieser 
Epidemie  beobachtete.  Dafs  ich  die  Diagnose 
bei  beiden  diesen  Fällen  sicher  stellte,  bewies 
nicht  nur  der. Eintritt  und  Verlauf  der  Krank* 
heil,  sondern  auch  die  zurückbleibenden  sahl* 
reichen,  kreuzförmigen  Pockennarben. 

Bei  einem  25jährigen ,  rüstigen  Mann ,  itt 
aer  Gemeinde  Komeise,  der  ror  18  Jahren  an 
natürlichen  Pocken  gleich  Keilig  mit  seinein  xwei 
Jahre  älteren  Bruder,  welcher  daran  starb,  ge- 
litten hatte,  deren  binterlassene  Narben  man  in 
jener  Zeit,  in  der  er  Gegenstand  meiner  Beob- 
achtung wurde,  noch  recht  gut  sehen  konnte, 
ging  au  einem  an   Varloloidea  krank  lfrglu» 


—    106    — 

den  Freunde  cum  Besuch,,  wurde  bei  ihm  ab- 
gesteckt, und  com  «weiten  Male  Ton  wahren, 
.natürlichen  Blattern  befallen*,  welche.. in. -der 
achrecklicbsten  Form  auftraten*  ,  Die  Krankheit 
erreichte  am  6ten  Tage  nach  .erfolgtem  Ana- 
bruche eine  furchtbare  Höhe,  ata  plötzlich  die 
Pocken  zusammensanken  und  der  Krank«  ataub. 

Ein  ungeimpftes ,  noch  säugenden  -  Kind, 
wurde  Ton  den  wahren,-'  naturlichen  Bkbttetn 
befallen.  Die  Mutter  stillte  es  fort ^>  ohne  an-- 
gesteckt  sn  werden,  es  genas,  doch  nach  6 
Monaten  kam  es  in  Gemeinschaft  mit  Vario- 
loid- Kranken,  wurde  abermals  angesteckt  und 
überstand  die  Varioloiden. 

Bei  Tier  Individuen,  welche  die  natürli- 
chen Blattern  überstanden  hatten,  träten  Va- 
rioloiden ein,  doch  waren  sie  sparsamer,  als 
bei  den  Geimpften,  und  hatten  den  gewöhnli- 
chen Verlauf. 


'.«■ 


.../ 


Nachkrankheiten  beobachtete  ich 
atandenen  Varioloiden  nicht»  wohl  aber  m 
atandenen,  wahren,  natürlichen  Pockeit;i 
nische ,  catarrhalische  Augenentzündongen9  bei 
einem  Mädchen  Geschwüre,  leueomatSee  Ym* 
dunklung  der  Hornhaut  und  Narben,  bei  einem 
Manne  Pannus,  chronischen  LnngencaitHftr  lud 
chronische  Diarrhoe.  .  ;  . 

Obwohl  viele  Praktiker  behaupten  Ufotten, 
dafs  eine  feuchte,  warme  Witterung  der  Er- 
zeugung und  Verbreitung  der  Blatternkrankheit 
sehr  günstig  sey,  so  fand  bei  der  vom  mir  be- 
obachteten Epidemie  das  GegentheiX  Statt, -in- 
dem gerade  bei  rauhem,  kaltem  und  nassen! 
Wetter  die  Epidemie  sich  am  zpeisten  ausbrei- 
tete, und  die  gröfste  Krankenzahl  darbot.  Was 
die  Ortsterh^ltniwe,  I^lima,  und  die  sonstige»» 


—    109    — 

der;  hiesigen  Gegend  eigenthiimlichen  Verhalt» 
niaee  .anbelangt,  konnte  man  weder  in  -dem 
Einen  /noch  in  dem  Andern  ein  ursächliches 
Moment*  der  Erzeugung  und  Verbreitung  der 
Ejykieiiiiftrauffinden  9  da  die  Blattern  im  vori- 
gen Jahre' in  Böhmen,.  Mähren  und  Oester- 
reich  .unter  den  verschiedenartigsten  Orte-  und 
klimatischen,  Verhältnissen  herrschten..  - 


■  i  •_ 


eltTen  Varioloideny  welche  immer  einen 
gutartigen  \ Verlauf  Ratten,  war  die  Pro- 
gnose stets  gunstig;  nm  so  ungünstiger  war  sie) 
bei  den  wahren ,'  natürlichen  Blattern« 

•     -         ■     ■  ■        ■  - .  #  .     -  ■ 

Schlimme  Zeichen  waren  in  der  von:  mir 
beobachteten  Epidemie :  Der  plötzliche  Ausbruch. 
der  BJa^tgroi*  grofser  Anzahl,  besondere  dann, 
wenn  er  keine  Erleichterung  verschaffte;  das 
4rsclrwej0*  »»d  schnelle  Athmen ;  eine  nicht  zu 
besiegende  .Angst,  urfd  Beklommenheit ,  Jdaa  er^ 
y  actrwert*  Stehlingen ;  das  Zusammensinken  der 
Pocken ;  eintretende  Gouvulsionen ;  das  mit  he$-> 
tigetf  9  tiervS&en  Symptomen  auftretende  Sup- 
purationsfieher«  Meist  traten  diese  Symptoms) 
vereint»  auf*'  und  -die  Kranken  wurden  -  eine 
Beute  des  Todes« 

■ 

Der  Eintritt  des  exanthematischen  Fiebers 
ist  bfei  den  Variololden  und  bei  den  wahren 
91  eäschebpöcken ,  was  die  Heftigkeit  und  Gleich- 
namigkeit der  Krankheitserscheinungen  anbe-> 
langte 'vollkommen  gleich;' der  Ausbruch  der. 
VaridloUe'h  ist  im  Wesentlichen  dem  der  wah- 
ren Pocken  gleich,  eben  so  ist  die  Form  des 
E£antheih*   sehr  den  wahren  Blattern  ähnlich. 


<i  ««: 


^Wesentliche  Unterschiede«  welche  beide 
CxanJJfcJM  darbieten,  sind:  bei  den  wahren 
P^sibsii- dauert  das  exaitfheiaatische  Fieber  2  bis 


—     ILO    ■— 

3  Tage  in  seiner  Heftigkeit  fort;  beide»  V*-; 
rioloiden  hält  es  selten  über  30  Stunden  an. 
Der*  Ausbrach  des  Exanthems  bindet  -sich* bei 
den  wahren,  natürlichen  Blattern  an  eine'  be- 
stimmte Ordnung ,  denn  sie  erscheinen-  zuerst1 
im  Gesichte ,  dann  an  der  Brust ,  hierauf  an* 
Bücken  und  Unterleibe ,' und  zuletzt-  an  :Sden 
Extremitäten ,  in  der  Mund  -  und  Raehenhäble»' 
wogegen  die  Varioloiden  :sich  an  feiner  Ord- 
nung des  Ausbruches  binden ,  bald  ajp.  (je&jcjbt 
zuerst,  bald  an  der  Brust,  bald,  an  den  Extre- 
mitäten, jedoch  meist  auch  zuerst  an,  cjer  Brust 
und  nin  Bücken  zum  Vorscheine  kommen V  sich 
folglich  auch  ge wisser mafsen  zu  eiiter-Regel- 
nrtäfsigkeit  hinneigen.  Nie  beobachtete  ich  Vi- 
rioloiden  in  der  Mund-,.und  RaceenäiibM."   iJj 

Die  Ausbildung '  des  Exanthem*  tadalrflbei 
den  wahren,  natürlichen  Pocken  einer  längeft» 
Zeit,,  bevor  es  zum  Zeitraum  der*  MfefttleV 
Bliithe  kommt,  und  wird  immer  Ten  einem' 
Fieber ,  welches  meist  gelinder  ist  4  als 'beim 
Ausbruche,  begleitet;  wogegen  die  VarferioräeiJ 
i»;  Wesentlichen  den  wahren,  nAturßcneri'&lal- 
tern  gleich,  sich  davon  wesentlich'  UBteVJeM*- 
den,  durch  geringere  Härte*  Elasticitäfc.iiD^/Sr8- 
fse  der  Pusteln,  durch  die  darin  .  eothapep$ 
Lymphe,  welche  mehr  weifs,  dünn  und.we* 
niger  eiteriger  Natur  ist.;  Der  .  ^qtzjpynuvqf^ 
hof  ist  bei  den  Varioloiden  weniger  ^er8(b^h 
und  hat  keinen  solchen  Umfang  wie-  bei,  4*9 
wahren  Pocken.  Einen  Hauptunterschied  :uie-( 
fet  aber  der  stete  Mangel  des  Suppurationsne-! 
bers  bei  den  Varioloiden  dar,  welches  bei  den 
wahren  Blattern  nie  fehlt,  und  messt  einen 
sehr  hohen  Grad  von  Bösartigkeit  erreicht*  bei 
den  .Varioloiden  aber  einen  mildern/  gutatti-- 


—    Uli    -^ 

gern  Verlauf  neigt,  I^in  besonderes  Uflterqchoi- 
cjungsceichen  gewährt  das  Stadium  cW  Ab^ 
ürocknung,  welches  bei.  den,  vjabren  Pocken, 
viel  langsamer  ▼erläuft,  alt  bei  jenen;  bei  leta- 
lerem bilden  sich  gelblichbraune,  erstarrten. 
Harctropffen  ähnliche ,  spröde  Krusten,  di?  iqeiet 
einen  liebten  Fleck  mit  rothem  Rande  zurück- 
lassen,  während  die  wahren  Blattern  braune, 
dicke  Borken  bilden ,  die  nach  dem  Anfallen 
eine  vertiefte,  mit  seh  wörtlichen  Punkten  ver- 
sehene, kreuzförmige  Narbe  zurücklassen. 

.         ■  ■■■  .*■  i 

Die,  Variojoiden  ..bilden,  nie  Metastasen  } 
welches  nicht  selten  ;l>ei  wahre/o 9  natürlichen 
Blattern  der  fall  ist;  auch  hinterlassen  die  Vq- 
rioloiden  juet.  wje  die  natürlichen  t  Blattern, 
Nachkrenkhkiten.  Somit  stellen  sich  #e  V#- 
rioloiden. .  elf  \  ejne  Abqrt  der  wahren  .  flocken,» 
als  gemilderte,  modificirte  Meoscbenpocke "dar. 
Die  durch  die  Vaccination  bewirkte  Umände- 
rung im  Organismus,  scheint  bei  einigen  Indi- 
viduen nicht  gehörig  durchgreifend  zu  seyn, 
und  einen,  obwohl  geringen  Grad  der  Em- 
pfänglichkeit für  das  JPockencontagium  zurück- 
zulassen. Bei  der  Einwirkung  des  Contagiums 
auf  so  beschaffene  Organismen,  gelangt  die 
Krankheit  nicht  zu  der  ihr  eigentümlichen 
vollkommenen  Entwickelung  und  Ausbildung, 
erscheint  daher  als  eine  im  Wesentlichen  dem 
eigentlichen,  ursprünglichen  Exantheme  ähnli- 
che, nur  im  Verlaufe  gemilderte,  aus  gleichem 
Saamen  entsprossene,  folglich  als  modiücirte 
Krankheit,  als  Abart. 

Dafs  beide  Krankheiten  eines  und  dessel- 
ben Ursprunges,  eines  und  desselben  Geschlech- 
tes sind,  beweisen  namentlich  folgende  durch 
Erfahrung    bestätigte    Gründe: 


f 


—    112    — 

a)  Die  Varioloiden  können  den  Ansteckungs- 
«tofr  Nichtraccinirten  mittbeilen ,  und  wahre, 
natürliche  Pocken  hervorbringen ;  diefs  beob-' 
achtete  ich  in  der  beschriebenen  Epidemie  öf- 
ters; eben  so  können  wahre  Pocken  {lurch  An« 
steckung  bei  Vaccinirten  Varioloiden  hervor« 
bringen. 

5)  Dafür  spricht  ferner  die  Erfahrung,  dafa 
fficbtvaccinirte  f  wenn  sie  mit  dem  Gift  ei- 
ner Varioloidenpustel  geimpft,  von  wahren 
Pocken  befallen  werden.  Guillon  beobachtet« 
dieses  unter  andern,  und  impfte  mit  dem  Ei- 
ter der,  durch  Varioloidenimufung  entstande- 
nen, wahren  Pocken  42  Rinder,  'Welche  alle 
die  echten  Pocken  bekamen,  Aebnliche  Ver- 
suche lieferten  gleiche  Resultate  (Reim*  mtdi- 
ealt  franfaise  et  etrangire.  1827.  T.  Urf.  5$0). 


j.  . 


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K n r z e    Nach r i chten 


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Auszüge«        '     * 


t. 

Monatlicher  Bericht 

über  '"•' 

&enQwnJMt****t*nd*  Geburten  vndTodetßlh  von  BerU^ 

tnitgethfeflt  ■•»••■ 

mut  den  Akten  der  Med.  dtfrttry»  Gesellschaft., 
.    Mit  der  ddxu  gehörigem   Witterung*  -  Triette* 

Monat  September* 
lieber  die  Witterung  verweisen  wir  auf  die  beigelegte  Tafel» 


»■   • 


Ei  wurden  geboren:    349  Knaben» 

372  Mädchen» 

721  Kinder. 

El  starben:    147  männlichen, 

99  weibliehen   Geschlechts  Ober, 
und  267  Kinder  unter  10  Jahren. 


^■^a 


513  Personen. 
Mehr  geboren  208. 

Joum.  LXXXI.  B*  3.  St  H 


—    114    - 

Im  September  des  Tergangenen  Jahres  wurden 

geboren:  381  Knaben. 
335  Mädchen, 

716  Kinder. 

Es  starben:  210  männlichen, 

182  weiblichen  Geschlechts  über, 
und  486  Kinder  unter  10  Jahren» 

....    .  878  Personen. 

Menr  gestorben  162.  '  '*    *    

Im  Verhältnifs  zum  September  des  Torigen  Jahres, 
wurden  im  September  dies.  Jahres  5  Kinder  mehr  ge- 
boren ,  und  starben  weniger  365t 


Anch  in  diesem  Monate  dauerte-..  £is/_  Salobritat  fort, 
und  die  Mortalität  blieb  geringe.  Der  gastrisch- ner- 
vöse Charakter  der  Krankheiten  trat  immer  mehr  her- 
vor, daher  Diarrhöen  mit  dysenterischem"  ^  Charakter 
nicht  selten,  eben  so  Brechdurchfälle,  die  in  einzel- 
nen Fällen  bösartig  waren.  Wechselfieber  erhoben  sieb, 
und  erschienen  öfter  in  sehr  larvirter  Form. '  {Seltener 
zeigten  sich  Scharlach  und  Masern.  Die  Pocken  raff- 
ten in  diesem  Monat  drei  Menschen  fort»  unter  denen 
iwei  Erwachsene. 


I- ii  :    »»• 


,..  7     •     |i*.ft     ■ 


—    US    — 

9p»ti»ll»   Krmnkhtifn, 


lirwii.-h- 

K>r- 

Krankheiten. 

i 

i 

1 

3 

i  - 

'■che    bald  nach  für  liebar 

ibackenknulpfi.     .        I 

riauän,          .        .        . 
j.l,.(<i   u.   [Vu<enkmnU«it 

k"  °ier  Keielihmlen. ' 

Mf» 

:l.ili>,  ■■  Knl.7.iiridima    '  • 

-  l-.nu.Mp v;  (Btiiune). 

i-n  -  jMn^iiinliing.           ,    . 

Ir-nl'umUmp. 
[iindmi^slii'bar.       ,         . 
vrnhrber.         . 

il  -  lind  FltcLfiehrr       . 

ii;-,.'üi,.;..T.    .'     .    '." 

Iir.  od.  "telileir.li.-pirlfn  Fj'iIi 
I.iiiil'i  n-^fi«[iidiiinht      . 
lIlltKhwindfnnbt. 

l.  ; 

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I.fluv.i.  iiw-i'iulsncllt.       ,' 

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Waueroidit   ,         , 
Brut  lim  larincht, 
-r^-.--J,.Trl!,,," 
Urlbiuchl,       .         .         , 

rhdnrclifflil       .         .        . 
*t  -  ond  StüUhli.       . 

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1 

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Kran  Uli  ei  tan. 

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Ar,   ...■■■.i,1,is,-l„.]i   V,  l,].-,n    dra  Untuleiks 
An    ..-hu.    I.Llfrn   J-s  llrrznw 

A'.i  tlrii'-dsütiJiaen.     .       .              i 
Am  Krebt.           .        .       .        .        . 

Am   IY].ill»rkr*bl           .        .         . 

A»    ll...,-.!,-,-,,.,;,,,,-.          .        .         . 

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in 

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ltiurli    S.ilxlmord          .... 

A.   i.irM  li'ii..m™   KnaMwitea     . 
IJim.1i  UHglixikilalU 

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Ihm 

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bell«    D<-«t*r>«t{e«*n{rf*I. 

Durek  nmm  Erfartmge*  bsHStitf. > 


leh  frene  mich,  dem-  Element  dea^aäMM.  tan  ■ 
Lobredner  ich  von  jeher  war,  eins  neue  Kbreulgle  **ttn»  , 
t.u  können.  Ich  empfahl  et  schon  vor  40  Jährt*  fa  ps'et- 
iier  MakrubiotUi  als  das  gröfste  Mittel  rnr  1  " 
Getnndheit,  und  als  das  allgemeinste  H  " 
Krankheiten.  Spater  empfahl  ich  es,  italt  t 
aen  und  oft  schädlichen  Chlorraiicherongen,  MI  der.  Chu- 
lera',  ala  du  gewisseste  und  unschädlichste  DettÜfaatiOMB- 
miltel,  und  behauptete,  dafo  die  tob  Hol.  Primi  — d 
Andern  gepriesene  grobe  Kraft  de»  Chlor*  tu  Ztmi 
rang  des  Pesten  ntaginnis  mehr  den  dabei  •ageWtadetM 
W—aer,  alt  dem  Chlor  lur.uschreiben  ieT.-  —  ■■ 

Jetzt  erhalten    vir   nnn    einen    nenan  _nnd  gmai  «■*- 
Beneidenden  Befrei*  hiervon,  in  den  hoohet  uettirirdlgen. 


—    117    — 

Erfarnhge»,  dfe  ans  darüber  der  russische  Arzt,  Hr.Horrath 
Tsehetirkin  in  Heckers  neuen  Amalen  IL  Band  2,  Heft  mit- 
iheilL  Die  caucasisohe  Armee,  bei  welcher  er  als  Feld- 
arzt angestellt  war,  war  in  dem  Kriege  gegen  Peraien  ganz 
von  der  Peat  umgeben,  and  jede  Absonderung  oder  Ab- 
sperrung war  bei  dem  Kriegsgerümmel  fast  ganz  unmög- 
lich. In  jedem  Ort,  den  die  Soldaten  besetzten,  in  jeder 
Stadt,  die  sie  eroberten,  waren  Pestkranke  und  verpestete 
Häuser;  jedes  Gefecht  brachte  ihnen  Gefangene,  die  von 
der  Pest  inficirt  waren;  selbst  die  Beute,  die  sie  mach- 
ten, enthielt  gewöhnlich  Peststoff.  —  Womjt  schützte  sich 
nun  die  Armee?  Womit  verhütete  sie,  dafe  keine  allge- 
meine Ansteckung  erfolgte?  —  Das  Wasser  allein  war 
es,  was  dieses  Wunder  bewirkte.  —  Di&  Menschen  wur- 
den gebadet,  Kleidungsstöcke,  Wasche,  Bettlaken,  BfeV- 
bles  und  andere  Sachen  wurden  in  fliefsendes  Wasser  ge- 
legt, die  Wohnungen  wurden  gewaschen,  mit  Kalck  ge- 
weifst, und  einige  Zeit  dem  Durchzuge  der  freien  Luft 
ausgesetzt,  und  diefs  war  hinreichend,  das  Pestgift  in 
zerstören. 

Wir  können  nicht  unterlassen,  der  Wichtigkeit  des 
Gegenstandes  wegen«,  bei  der  neuen  Verbreitung  der  Pest 
und  der  Cholera,  und  um  das  Publikum  desto  mehr  auf 
die  Lesung  des  Ganzen  aufmerksam  zu  machen,  eine 
hieher  gehörige,  und  diefs  so  wie  das  Verfaren  dabei  recht 
ins  Licht  setzende,  Stelle,  wörtlich  herauszuheben: 

„Im  Jahre  1829  brach  die  Pest  zuerst  in  der  Festung 
Achaltzick  aus,  welche  von  zwei  nicht  compietten  Batail- 
lons des  Sclürwänischen  Regiments  besetzt  war.  Nach- 
dem die  Türken  Erkundigungen  über  eine  so  schwache 
Besatzung  eingezogen  hatten,  rückten  an  20,000  Mann 
heran,<  und  hielten  dieselbe  bis  zum  6ten  März  belagert, 
um  welche  Zeit  sie  durch  die  Annäherung  der  Russen  zur 
Aufgabe  ihres  Plans,  und  durch  Ausfälle  der  Belagerten, 
aus  ihrer  Position  vertrieben  und  noch  drei  Tage  hinter- 
einander verfolgt  wurden«  Hierdurch  kamen  die  Soldaten 
mit  dem  Feinde,  unter  dessen  Truppen  die  Pest  herrschte, 
und  durch  deren  Sachen,  ist  die  vielfachste  Berührung, 
und  demzufolge  wurde  die  Seuche  in  demselben  Jahre  in 
jene  Festung  gebracht,  von  welcher  am  lOten  März  so- 
wohl die  Soldaten  der  Garnison ,  als  auch  die  Einwohner 
ergriffen  wurden." 

„Beim  Eintritte  des  Frühlings  griff  die  Seuche  immer 
mehr  um  sich,  die  Aerzte  unterlagen   ihrem   tödtlichen 


—    118    — 

Einflösse,  and  nur  ein  einziger  derselben  blieb  am  Le- 
ben, der,  durch  Glauben  an  Prädestination  —  die  Pest 
als  Strafe  des  Himmels  für  begangene  Sunden  anseilend 
—  keine  Zuflucht  zu  der  Scbutzkraft  der  so  oft  bewahrt 
befundenen  Vorsichtsmaalsregeln  nahm.  Jeder  der  Vorge- 
setzten handelte  nach  seinem  Gutdünken.  Obgleich  ein 
Tbeil  der  Garnison  in  die  der  Festung  nahegelegenen 
Gärten  gebracht  war,  so  blieb  er  hier  doch  ohne  strenge 
Aufsicht  und  dem  Nachtheile  schädlicher  Cominunication 
ausgesetzt.  Die  Sterblichkeit  unter  der  Garnison  wuchs 
von  Tag  zu  Tage,  bis  endlich  täglich  vierzig  Mann  als 
.Opfer  fielen,  und  Schrecken  und  Verzweiflung  die  Unord- 
nung noch  vergrößerten." 

„Als  der  Oberbefehlshaber  kurz  vor  seiner  Abreise  von 
THIis  zur  Armee,  um  die  Kriegsoperationen  wieder  zn 
beginnen,  von  jenen  Ereignissen  Nachricht  erhielt,  so 
beorderte  er  den  Obersten  Koschkarew  nnd  den  Stabsarzt 
Jarotzkiy  sich  ungesäumt  nach  Achaltzick  zu  begeben. 
Diese  Beamten  trafen  nach  ihrer  Ankunft,  welche  am 
23sten  Mai  Statt  fand,  sogleich  folgende  Vorkehrungen: 

1.  Die  ganze  Garnison  wurde  aus  der  Festang  ge- 
führt, und  theilweise  am  Flusse  gelagert. 

2.  Noch  an  demselben  Tage  wurden  alle  Sachen,  mit 
Ausnähme  der  unumgänglich  nöthigen,  auf  24  Stunden  in 

den  Flute  gelegt. 

3.  Alle  Leute  wurden  taglich ,  Morgens  nnd  Abends, 
einer  Besichtigung  unterworfen. 

4.  Alle  Leute ,  Stabs  -  und  Oberofficiere  nicht  ausge- 
nommen, mufsten  sieb  um  11  Uhr  Vormittags  nnd  um 
7  Ohr  Abends  baden;  und  endlich 

5.  wurde  der  Lagerplatz  längs  dem  Lauft  des  Flus- 
ses oft  gewechselt,  und  die  Baraken  und  Streuen  ver- 
brannt.1' 

„Diese  Vorrichtungen  hatten  zur  Folge,  dafs  nach  drei 
Tagen  ihrer  Anordnung  nur  sieben  Menschen  erkrankten. 
wovon  fünf  wieder  hergestellt  wurden.  In  den  vier  fol- 
genden Tagen  erkrankten  nur  drei,  von  denen  keiner  ge- 
storben ist.  Fernerhin  zeigte  sich  die  Pest  unter  der 
Garnison  nicht  mehr;  und  obgleich  das  durch  diese  letzte 
gebildete  Bataillon  nach  einer  24tägigen  Reinigung  aus- 
rückte und  600  Werste  zurücklegen  mufate,  um  sich  mit 
den  activen  Truppen  zu  vereinigen}  so  befand  es  sich 


—    110 


dennoch  gesund  und  trug  keine  8put  yon  Pest  jnebr  tu 
sich.    Wir  müssen  bemerken ,  dafs  in  diesem  letzten  Fatik 
die  Reinigung  mit  Wasser  ganz  allein  vof genommen  wurdey 
und  dafs  Räucherungen  und  andere  Reinigungsmittel  dato 
nicht  Statt  fanden."  m 


3. 

Empfehlung    eines   neuen   Butkei. 


Ich  halte  es  für  Pflicht »  junge  Aerzte  aof  ein  Boeh 
aufmerksam  zu  machen,  dessen  Lesung  ihnen  gewifs,  an- 
fser  der  angenehmsten  Unterhaltung  für  Kopf  und  Herz, 
schone  Früchte  bringen  wird.  Es  ist:  »Leben  des  K, 
Preufs,  Geh,  Raths  und  Doctors  der  Arzneiwissenschaß 
Ernst  Ludwig  Heim,.  Aus  hinterlassenen  Briefen 
und  Tagebüchern  herhausgegeben  von  G.  W*  Kefsler, 
K.  Pr.  wirkt.  Geh,  Ob,  Finanzrath.  2  TfUe.  Leipzig  183$." 

Es  ist  gewifs ,  dafs  Beispiele  mehr  wirken ,  als  Worte 
und  Regeln.  Und  welches  herrliche  Beispiel  erblicken  sie 
da!  —  Einen  Arzt  im  edelsten  Sinne  des  Worts,  vom 
reinsten  redlichsten  Sinn,  ohne  Eigennutz  und  Selbstsacht, 
blol's  seinen  Kanken  und  der  Wissenschaft  lebend,  un er- 
müdet thatig,  und  diefs  fortsetzend  bis  ins  höchste  Alter. 
—  Und  diefs  Alles  hier  dargestellt,  eben,  so  einfach  end 
anspruchslos  als  der  Mann  selbst  war,  nicht  durch  schöne 
Worte,  sondern  durch  das  Leben,  seine  Schicksale,  Er- 
eignisse und  Eigentümlichkeiten ,  selbst  eigne  Worte  und 
Briefe,  Auszüge  aus  seinem  Tagebuche,  von  der  ersten 
Kindheit  an  bis  zu  Ende  des  Lebens. 

Gewifs,  es  kann  Niemand  diefs  Buch  lesen,  ohne 
den  Wunsch  ,  ihm  ahnljph  zu  werden ,  und  so  hoffen  wir, 
dafs  der  edle  Mann ,  der  in  seinem  lieben  so  viel  Gutes 
wirkte,  auch  dadurch  nach  seinem  Tode  fortfaren  wird, 
ein  Wohlthäter  der  Menschheit  zu  werden. 

Man  hört  jetzt  oft  die  Klage,  und  nicht  mit  Unrecht, 
dafs  die  Achtung  unserer  Kunst  in  der  Meinung  des  Pub- 
likums verloren  habe.  Aber,  glaubt  mir,  wenn  die  Kunst 
verliert ,  so  ist  es  nur  die  Schuld  der  Künstler.  —    Wer-: 


/■ 


-    120    - 

,<fo,  lebet,  bändelt  so  wie  dieser  Arzt;  vad  seid  Yersi- 
cbert,  ihr  werdet  nicht  allein  für  euch  die  höchste  Ach» 
fang  gewinnen ,  sondern  auch  die  Kaust  im  Gangen  wie» 
der  zn  ihrem  höchsten  Glanz  erheben. 


Ich  kann  mich  nicht  enthalten,  hier  ein  Wort  inm- 
fbgen,  was  ein  geistreicher  Schriftsteller  bei  der  Anzeige 
dieses  Boches  in  den  Berliner  Jahrbüchern  ober  wissen* 
scbaftliche  Kritik  gesagt  hat:  „Wenn  man  diese  Biogra- 
phie, so  wie  mehrere  anderer  teotscher  Minner  gelesen 
Bat,  so  lernt  man  erkennen ,  was  das  ist,  was  die  Well 
ausammeooält,  so  wie,  wenn  man  melirero.  fraaadeiacht 
Memoiren  und  Biographien  liefet»  waa  daa  w,  was  ölt 
Watt  zerstört.-  v  „   ■        ' 


4 

Vkügt  Bmethungm  über  die  KeitqueVm  4* 

Ton 
Dr.    Prieger, 
Kfinigi.  Preuft.  Hofrath,  Brunnen-  md  JMeeTjl 


mm 


a  Seit  dem  Erscheinen  meiner  Schrift  «W  die  Heft« 

3uellen  zu  Kreuznach  9  haben  sich  die  Erfahraagesi  Bber 
ie  höchst  auffallenden  Wirkungen,  dieser  an  Brot». as) 
reichen  Therme,  in  der  Art  vermehrt,  da£s  IcJr  aa  wähl 
glaube    wagen  zu  dürfen,  —    einige  neue  Hsflwtriash- 
gen  derselben  in   diesem   allgemein   gelesenen  leainalj  • 
^niederzulegen. 


In  dem  Jahre  1826  überstieg  die  Zabl  der  _ 
nen  Bäder  noch  nicht  die  Summe  von  320,  im 
senen  Sommer  1834  erreichte  sie  die  Zahl  tob  7970,  '«• 
ein  Beweis ,  dafs  das  Vertrauen  zu  denselben  fleh  hadern 
tend  vermehrt  hat. 

Seit  dieser  Zeit  werden  aoeh  |n  vielen  HSnaem  dar 
Stadt ,  da  die  Anzahl  der  Kranken  auf  den  nahe  gsJeg»i 
nen  Salinen  nicht  mehr  untergebracht  werden  konnte,  Baa- 
der gegeben*   —  In  den  letzten  Jahren  wurde  'dio  aal 


der  Insel  oberhalb  der  Stadt  gelegene  sehr  reiche  «alz* 
quelle,  welche  in  chemischer  Hinsicht  den  übrige«  auf 
der  Saline  gar  nicht  nachsteht,  ebenfalls  zum  Trinken 
und  Baden  benatzt,  — \  jetzt  ist  daselbst  eine  sehr  be- 
suchte, gut  eingerichtete  Badeanstalt,  in  welcher  täglich 
über  100  Bäder  gegeben  werden  können,  —  eingerichtet. 

Tor  allem  waren  es  scrophulose  Dyscrasien  jeder  Art, 
in  welchen  sie  ihre  Heilkräfte  auf  das  Ueherraschendste 
bestätigten  ,  —  Hautkrankheiten  chronischer  Art,  vorzüglich 
Flechten  |  trockene  wie  nässeode,  welche  allen  Heilquel- 
len peatsohlands  und  Italiens  widerstanden  hatten,  worden 
in  wenigen  Monaten  vollkommen  gehoben;  — •>  vor  allem 
glaube  ich  es  der  Aufmerksamkeit  wertb ,  die  Leidensge- 
schichte eines  höchst  interessanten  jungen  Mannes,  in  ge- 
drängter Kürze  mitzutheilen« 

F.  B.  von  F.,  bekam  In  seinem  7ten  Lebensjahre 
nach  ftberstandenen  Masern«  einen  kleinen  Flechten- 
ausschlag auf  der  linken  Wange,  welcher  sich  immer  weiter 
verbreitete  und  dadurch  das  'Gesicht  sehr  entstellte.  — 
Aerztliche  Hülfe,  Kurversuche  jeder  Art,  alle  berühmte 
Heilquellen  und  künstliche  Bäder,  auch  die  von  Jschut, 
wurden  während  mehreren  Jahren ,  dabei  starke  Aetzmit* 
tel,  Hungerkur»  der  Laffectcuftche  Syrupv,  Arsenik  in« 
nerlich,  Vesicantien  auf  die  Wangen,  der  jahrelange  Auf- 
enthalt in  England  bei  Astley  Cooper,  die  Behandlung 
BiMs  in  Paris,  Alles  war  nicht  im  Stande,  das  immer  vor- 
wärts schreitende  Uebel,  welches  sich  nun  über  die  ganze 
linke  Gesichtshälfte,  die  Nase  und  rechte  Backengegend 
verbreitet  hatte,  tu  beschränken,  dabei  waren  sämmtliche 
Drusen  mit  ihren  Saugadern  angeschwollen ,  hart,  letztere 
strangartig  vergrößert;  —  die  Gemüthsstimmung  war  da* 
bei  sehr  trübe  und  höchst  unglücklich. 

Achtzehnjährige  Kurversache  hatten  nichts  gefruchtet, 
wobl  schienen  die  energisch -angewandten  Heilmittel  eher 
nachthejligj  das  Leiden  verschlimmernd,  eingewirkt  zu 
haben,  ;—  nun  sollte  auch  äer  Versuch  an  der  neu  sich 
erhebenden  Heilquelle  zu  Kreuznach  gemacht  werden. 

Anfänglich  liefe  ich  reine  Soolbäder  ohne  den  inner- 
lichen Gebrauch  des  Brunnens  in  Anwendung  bringen. 
Der  Erfolg  war  ein  Stillestehen  des  Uebels;  später  wurde 
auch  an  der  Quelle,  und  zwar  von  der  schwächsten,  dem 
Carlshaller*  Brunnen ,  bis  zu  täglich  mehrmaligen  dünnen 
Stuhlen,  X  bb  3  Gläser  getrunken,  worauf  sichtbare  3e*r 


terung  eintrat.  Nachdem  aber  die  Bader  immer  mehr  mit 
Mutterlauge  verstärkt  worden,  so  daß  bei  26  MaaJk  eil 
sehr  starker  Aasschlag)  welcher  sich  vorzugsweise  in  den 
behaarten  Körperteilen  entwickelte,  und  ganz  den  zu- 
sammenfließenden Pocken  (Fariolae  confluentes)  ähnlich, 
sich  mit  dickem  weifsen  Kiter  angefüllt  hatte,  —  trat 
wirkliche  Besserung,  nnd  nach  10 wöchentlichem  Gebrau- 
che, völlige  Heilung  ein,  welche  auch  nach  einem  Jahre,  und 
einer  im  Winter,  nach  Erkältung  eingetretenen  Gesichts- 
rose, dauernd  sich  erhalten  hat. 

Das  Gesicht  ist  völlig  rein  von  Borken  nnd  Krosftea 
die  tieferen  eingetretenen  Geschwüre  sind  derb  und  fest 
vernarbt,  die  Ausschwitzung  hat  gänzlich  aufgehört,  sam ält- 
liche angeschwollene  Drüsen  sind  zertheilt,  dabei  hat  sich 
eine  bewunderungswürdige  Muskelkraft  und  die  regelmi- 
fsigste  Verdauung  eingestellt.  — 

In  Leiden  der  Genitalien  wirkten  die  Kreuznacher 
Heilquellen  auffallend  heilkräftig. 

Auf  das  Uterinsystem  besitzen  die  mit  Mutterlauge 
verstärkten  Bäder  die  Menstruations-  Ausleerungen  beför- 
dernde und  regulirende  Kräfte«  Bei  stockenden,  schmerz- 
haften Beschwerden  der  Periode,  besonders  wenn  diese 
Hebel  als  eine  Folge  von  Stockungen  und  Krämpfen  in 
den  gröfseren  Nerven  und  Gefaßten  des  Unterleibes  ra 
betrachten  sind,  wirken  sie  auflösend  und  sanft  beruhi- 
gend. —  Bei  angeborner  oder  erworbener  Schwache  des 
Uterus,  besonders  wenn  diese  als  Folge  von  früheren  oder 
noch  vorhandenen  scrophu lösen  Dyscrasien  zu  betrachte« 
ist ,  —  welche  so  häufig  Unfruchtbarkeit  in  ihrem  Gefolge 
haben,  —  hob  sie  nicht  allein  diese,  sondern  bewirkte 
auch  bald  nach  ihrem  Gebrauche  eintretende  Coneeption, 
hinreichende  Kraft,  das  Kind  vollkommen  auszutragen; 
bieweilen  sogar  darauf  folgende  sehr  starke  Nachkom- 
menschaft. —  Ueber  letztere  Wirkung  konnte  ich  aus 
meiner  reichen  Erfahrung  die  interessantesten  Thabachen 
anführen,  wäre  der  Gegenstand  nicht  zu  delikater  Art. 

Eine  höchst  interessante  Heilung  von  Induratio  colli 
uteri,  bei  wirklich  vorhandener  sciuhöser  Familien-An- 
lage und  1  "jähriger  Unfruchtbarkeit,  sah  ich  nicht  allein 
völlig  gehoben  weiden,  sondern  auch  baldige  Schwanger- 
schaft und  glückliches  Wochenbett  darauf  folgen. 

Nicht  weniger  bemerkenswert!!  ist  die  Wirkung  des 
innern  und  äufseren  Gebrauches  unserer  Quellen  auf  die 


—    123    — 

männlichen  Geschlechtsorgane,  namentlich  aber  Ab  Harn* 
weikzeuge,  Verhärtungen  der  Prostata  alt  Folge  schlecht 
oder  unvorsichtig  geheilter  Tripper,  oder  anderer  sy- 
philitischer Nachkrankheiten;  eine  knoruelichte  Verhär- 
tung des  Corporis  cavernosi  des  Penis,  sah  ich  völlig  re- 
sorliirt  werden,  so  dais  die  dadurch  bewirkten  Störongen 
völlig  beseitigt  sind. 

Die  Wirkong  des  inneren  Gebrauches  der  hiesigen 
Thermen  auf  die  Nieren,  Harnleiter,  und  Blase,  ist  ge- 
linde reizend,  belebend  und  offenbar  reinigend  und  er- 
öffnend, denn  trotz  der  vielen  festen,  gröfstentheils  ab- 
führenden Salze,  ist  ihre  Wirkung  doch  auffallend  kräfti- 
ger auf  die  Harn  Werkzeuge,,  dann  auf  den  DarmkanaL 
—  Es  ist  gewifs  sehr  bemerkenswert^,  dafs  die  jKranken 
nach  dem  Bade,  wenn  s*.  sich  zu  Bette  legten,  oti  in 
sehr  kurzen  Zwischenräumen  häufig  und  meistens  eine 
grofse  Quantität  Urin  lassen  mufsten ,  —  dieser  Urin  ent- 
hält häufig,  namentlich  bei  organischen  Leiden  und  be- 
deutenden Dyscrasieen,  eine  ungewöhnliche  Menge  trü- 
ber, starkriechender,  oft  grauschwärzlich  gefärbter,  wohl 
auch  puriformer  Niederschläge,  welche  mit  der  eintreten- 
den Besserung,  einem  heilen,  klaren,  natürlichen  Urin 
weichen. 

Durch  ihre  reiche  Verbindung  an  Brom  (Lichig  fand 
in  30  Pfund  eingedickter  Mutterlauge,  20,  sage  zwanzig 
Unzen  Brom,  siebe  dessen  Schrift:  das  Brom  und  seine 
Verbindungen,  S.  14),  —  Jod,  salzsaurem  Kalk,  salz- 
saurem Natron ,  und  kohlensaurem  Eisen  etc. ,  gehören 
die  hiesigen  Quellen  zu  denjenigen  Heilmitteln ,  welche 
auf  kräftige  Weise  die  Thätigkeit  der  resorbirenden  Ge- 
fafse,  der. Drüsen,  Schleimhäute  und  Saugadern  zu  stei- 
gern ,  und  4n  grössere  Anregung  zu  versetzen  vermögen, 
wodurch  rascherer  Umlauf  der  Lymphe  zu  den  Drüsen, 
gröfsere  Thätigkeit  in  ihren  Capillar-Gefafsen,  und  da- 
durch in  vielen  Leiden  dieser  Organe,  oft  in  sehr  kurzer 
Zeit,  völlige  Zertheilung  von  Stockungen  und  Anschwel- 
lungen dieser  krankhaft  entartetetea  Gebilde,  hervorge- 
rufen wiid. 

Mit  gleich  gutem  Erfolge  wendete  ich  sie  an ,  hei  al- 
ten gichtisch -rheumatischen  Ablagerungen,  bei  Ergiefsun- 
gen  in  das  Zellengewebe,  Verdickungen  und  Verhärtun- 
gen der  Muskelscheiden,  der  Gelenkbänder,  Knochen- 
häute, ja  selbst  bei  Auftreibungen  und  Anschwellungen 
der  Knochen  und  ihrer  Enden,  selbst ,   namentlich  wer 


>• 


—    124    — , 

9 

diese  gichtischer,   scrophtilö'ser   oder  syph&ltisch- 
neuer  Natur  sind. 

Noch  habe  leb  ihrer  *  vortrefflichen  Einwirtapg  bd 
icropbnlöten  Leiden  der  Kinder,  namentlich  solchen» 
welche  als  eine  Folge  syphilitisch  -  mercurieller  Krankhe*- 
ten  der  Eltern  anzusehen  sind,  welche  man,  jetzt  leider 
stets  häufiger  zu  beobachten  Gelegenheit  hat,  zu  erwäh- 
nen. Hier  springt  ihre  vortheilhafte  Einwirkung  sichtlich  ' 
schnell  hervor;  — »  die  mit  bösartigem  Milchsohorf,  Fleen- 
tenschärfe,  Atrophie,  rhachitischen  Beschwerden  jeder  Ar^ 
Schwäche  des  Gefafssystems ,  dadurch  so  häufig  eintreten*» 
den  Blutungen ,  behafteten  kindlichen  Individuen  ,  nehme*, 
nach  kurzer  Zeit  des  Badegebrauches ,  eine  ganz  ändert 
Physiognomie  an,  körperlich  nnd  geistig  entwickeln  sie 
eich  rascher  und  vollkommener,  der  Milchschorf  und  die 
Flechtenansscbläge  heilen,  die  von  der  Rhachitis  krummen 
Glieder  und  dicken  Gelenkenden  werden  gerade  nnd  schlank, 
der  dick  aufgetriebene  Bauch  mit  seinen  angeschwollenen 
Mesenterial  -  Drüsen  nnd  grofser  Leber  fallen  zusammen, 
das  aufgeschwemmte,,  phlegmatisch  -  lymphatische  ,  blasse 
leidende  Gesicht ,  mit  den  trüben  Augen  und  angeschwol- 
lenen Angenliederdrüsen ,  wird  freundlich,  heiter,  gesund^ 
und  endlich  blühend ,  —  es  erfolgt  ein  dauerndes  höchst 
erfreuliches  Bild  der  Genesung.  __ 

Schon  vor  mehreren  Jahren  haben  Knod  von  JTifcnrir 
streit  und  Kluge  in  der  Berliner  Med.  Zeitung  von  1833. 
Nro.  5.  der  trefflichen  Wirkungen  des  Jods,  gegen  mer- 
curiellen  Speichelflufs  Erwähnung  gethan.  —  ■  Noch  viel 
mehr  Heilkräfte  gegen  Mercurial-*  Leiden  aller  Art, \we4cho 
man  jetzt  viel  hantiger-  zu  beobachten  Gelegenheit  nat, 
besitzt  das  Brom ,  —  worüber  ich  höchst  interessante  UnV 
theilungen  in  einer  späteren  Abhandlungen  antoben  mir 
erlauben  werde;  •—  vorläufig  glaube  ich  aber  bemerkem 
zu  müssen,  dafs  ich  die  ausgezeichnet  heilkriftgea  Wir- 
kungen unserer  Quelle,  vorzüglich  dem  grofsea ' Refdi- 
thum  an  Brom ,  in  ihrer  einzigen  Verbindung  ttH  Jod,7 
kohlensaurem  Eisen  und  salzsaurem  Kalke  zususchteibea 
geneigt  bin ,  so  wie  ich  die  feste  Ueberzeogung  gewon- 
nen ,  dafs  mit  den  gewöhnlichen  Soolbädern ,  wie  Ich  sie 
selbst  Jahre  lang,  nach  der  allgemein  gebrauchliebem 
Weise  in  Anwendung  gebracht,  niemals  die  glänzenden 
Resultate,  wie  ich  seit  14  Jahren  durch  das  Hiazuthmi 
der  Mutterlauge,  in  welcher  bekanntlich  kein,  oder  doch 
nur  außerordentlich  wenig,  Kochsalz  mehr  enthalten  is^  — 


—    125    — 

zu  erlangen  im  Stande  gewesen  wäre.  DaA  $etor  .Ge- 
brauch aber  auch  mit  grober  ärztlicher  Sorgfalt,  Umsicht 
nnd  Berücksichtigung  aller  Krankheitsmomente  geschehen 
rauft,  —  bedarf  kaum  einer  Erwähnung. 

Ueber  ihre  günstige  Einwirkung  auf  das  Nervensy- 
stem ,  besonders  auf  das  Ruckenmark  nnd  die  Ton  diesem 
entspringenden  Nerven,  besondere  wenn  diesem  Leiden 
eine  scrophulös  -  herpetische ,  oder  rheumatische  Schärft 
zum  Grunde  liegt,  und  diese  Ablagerungen  Paralysen  rar 
Folge  haben ,  —  ihren  Yortheilhaften  Kinflufs  auf  die 
drusig-  schleimigten  Gebilde  der  Luftröhre  und  des  Kehl- 
stopfes, —  dann  der  Tuberkelbildung  in  den  Longen, 
wenn  sie  scrophulöser  Nator  gewesen  (und  in  wie  vielen 
Fällen  sind  sie  dieses  nicht),  werde  ich  Gelegenheit  neh- 
men, spätere  Mittheilungen  zo  machen. 


;5. 

Zwei  Beobadütmgen, 
die  Anwendung  des  EHx>  mHeatmrhalis  Hufelandt,  betreffend. 

Vom 
MrtskuOraOe  Dr.  Günther  in  Köln.  *) 


Die  vom  Herrn  Staatsrath.  Hufeland  schon  fro- 
her angegebene  Formel  in  hartnäckigen,  trocknen,  ver- 
nachl&ßlgten  Catarrhen,  bestehend  aus  1  Drachme  Bx- 
iract.  Card,  benedict.,  aufgelöst  in  2  Unzen  Aa.  Flor. 
Sambuc.y  wovon  alle  2  Stunden  2  Theelöffel  gegeben 
werden ,  hatte  ich  schon  in  mehrern  Fällen ,  die  den  hier 
mitzutheilenden  ähnlich  waren,  mit  Nutzen  angewandt, 
als  mir  das  von  Ebendemselben  in  vorliegendem  Journale, 
Märzhefte  (1835)  S.  124  empfohlne  Mittel,  ansichtig  wurde, 
zn  einer  Zeit,  wo  ich  einen  jungen  Mann  von  einigen 
20  Jahren ,  an  diesem  Uebel  schon  einige  Zeit  behandelte. 
Er  hatte  sich  dasselbe,   wie  er  vorgab,  durch  Erkältung 

*)  Von  Andern  seitdem  ven  mir  gemachten  Erfahrungen 
über  di«»e  mit  Erfolg  angewandte  Arzneiformel  des 
Herrn  .Staatsrath*  Hitjeland,  theile  ich  hiervon  nur  zwei 
von  mir  triiUer  Auigeaeiehneten  Beobachtungen«  jnib 


—   lae   — 

zugezogen,  und  litt  an  diesem  schon  6  —  8  Wochen ,  ah 
er  sich  meiner  Behandlung  anvertraute.  Aufser  seinem 
katarrhalischen  Uebel,  das  ihm,  wie  öfters,  wenn  dasselbe 
mehr  chronisch  wird,  blofs  Abends  beim  Schlafengehn  be-1 
fiel,  war  seine  Hauptklage  Vi  her  Schwäche  der  Verdauung 
und  fast  gänzlichen  Mangel  an  Appetit,  mit  Verhärtung 
des  Stuhlgangs  verbunden,  woran  er  schon  seit  frühem 
Jahren  gelitten,  als  in  einer  etwas  votherrschenden  lym- 
phatischen Constitution  begründet.  Da  bei  ähnlichen  ver- 
wickelten Umständen  mir  das  eben  erwähnte  HufelatuC- 
sche  lYänkchen  öfters  sehr  gute  Dienste  geleistet,  so  ver- 
schrieb ich  ihm  dasselbe,  wobei  ich  ihn  zugleich  Abends 
einige  Tropfen  Tinct.  Opii  simpl.  nehmen  iiefs,  und  ne- 
benher Spec.  pector,  mit  einigem  Zusätze  von  F-e/.  Sca- 
nne, wovon  er  ebenfalls  als  Tbeeaufgufs  bereitet,  täglich 
einige  Tassen  trank,  um  dadurch  sowohl  aufsein  Brust- 
übel, als  auf  Unterhaltung  des  Stuhlgangs,  zu  wirken. 
Unter  dieser  Behandlung  ward  zwar  die  Verdauung  wie- 
der mehr  hergestellt,  was  wohl  hauptsächlich  jenem  bit- 
tern Kxtracte  zuzuschreiben  ist,  indei's  verliefsen  ihn  seine 
katarrhalischen  Anfalle  noch  immer  nicht  Ich  machte  da« 
her  nun  den  Versuch  mit  erwähntem  Elix.  anticatarrhal. 
HufeL,  bekanntlich  bestehend  aus  1  Drachme  Extr.  Card, 
heiied.,  1  Scrupel  Extr,  Duhamar.,  aufgelöfst  in  1  Unze 
Aq,  Foenic.y  mit  einem  Zusätze  von  1  Drachme  Aq,  Lattro- 
cerasiy  wovon  ich  dem  Kranken  täglich  4  mal,  nach  Vor* 
schrift,  60  Tropfen  nehmen  liefs,  and  nun  mit  so  gutem 
Kr  folge,  dafs  nach  lOtägigem  Gebrauche  desselben,  das 
Brustübel  ganz  verschwunden  war. 

Ein  anderer  Kranker,  ebenfalls  ein  junger  Mensch 
von  18  —  20  Jahren,  welcher  auf  dem  rechten  Rheinufer 
auf  dem  Lande,  in  einer  Fabrik  arbeitete,  deren  Lage 
mit  Waldungen  und  vielen  Sümpfen  umgeben  ist,  und  wo 
aus  diesem  Grunde,  Brustübel  als  einheimisch  betrachtet 
werden  können,  bei  vorherrschender  venöser  Constitutum 
der  Anwohner,  wie  sich  solche,  meinen  Beobachtungen 
zufolge ,  allenthalben  unter  ähnlichen  klimatischen  Einflüs- 
sen, aasbildet,  litt  schon  lange  Zeit  hindurch  an  catar- 
rhalischen  Alfectionen,  selbst  von  Zeit  zu  Zeit  mit  Blut- 
auswurf verbunden,  und  war  gewissermaßen  auf  dem  Wege 
zur  völlig  sich  ausbildenden  Schwindsucht.  Schon  einige 
Zeit  hindurch  hatte  ich  bei  demselben,  mit  Unterbrechun- 
gen, das  von  mir  bereits  vor  10  Jahren  angegebene  Pul- 
ver (Salzb.  med.  chir.  Z.  1826.  No.  54.  o.  Hufdand  ■. 


—  '127  -1— 

Osanns  Journ.  d.  prakt.  H.  1828.  Oct.  Heft  8. 100%  Ver- 
stehend aas  Chin.  sulpfnir.  yr.  /?  — j~  ij9  Bert.  Digital. 
ffr.'  $ — ß—j  etv.  Sem.  Foenicul.  yr.  vj.  und  8/tech.  Lact. 
gcnift.  ß\  —  3  —  4  mal  täglich  genommen,  angewandt, 
was  mir  in  gewissen  Fällen  der  drohenden  Lungenschwind- 
sucht, bei  vorherrschender  Irritabilität  des  Individuums, 
häufig  sehr  gute  Dienste  geleistet,  nach  Krfordernifs  der 
Umstände ,  mit  einem  Zusätze  von  Stüph.  stibiat.  auran- 
tiac.  and  Extr.  Myrrh.  aquös. ,  — •  und  obgleich  der  Kranke 
'sich  auch  jetzt  dabei  sehr  gut  befand ,  so  wollte  doch  das 
üebel '  nicht -ganz  weichen,  und  meine  Hoffnung  zur  Her- 
stellung desselben ,  hatte  ich  bereits  aufgegeben ,  als  ich 
auf  genanntes  Elixir  aufmerksam  gemacht  wurde.  Ich 
wandte  dasselbe  nun  hei  dem  Kranken  so  an ,  dafs  ich 
2. mal  täglich  davon  60  Tropfen,  und  2  mal  obiges  Pul- 
ver nehmen  lieft.  Nach  dem  Gebrauche  von  3—4  Ta- 
gen liefs  ich  wieder  ein  Paar  Tage  damit  aussetzen,  und 
alsdann  wieder  fortfahren ,  da  ich  durch  Erfahrung  glaube 
überzeugt  zu  sern,  dafs  diese  Methode  in  chronischen 
Krankheiten  fast  überall  die  nützlichste  sey.  Sein  lange 
Zeit  her  gewährter  Catarrh  hat  ihn  nach  öwöchentlicftem 
Gebrauche  dieser  Vorschriften-,  ganz  verlassen  ;•  eben  so 
seine*  Engbrüstigkeit,  worüber  er  vorzugsweise  klagte,  and 
wogegen  Blutentziehungen  mehrmals  vergeblieh  waren  ver- 
sucht worden«  Er  arbeitet  jetzt  wieder  auf  der  Fabrik, 
obgleich  stets  noch  an  Schwäche  leidend 9  als  in  seiaer 
schwindsüchtigen  Anlage,  begründet* 


J>ie  Bibliothek  der  prallt.  Heilkunde,  Septbr.  1855  enthält: 
üeber  die  Homöopathie ,  von  Dr.  J.  Stieglitz. 

Kurze  HtterHrische  Anzeigen. 

Klinische  Mittheihmyen ,  von  Dr.  F.  A.  Bern  dt. 

M.  Griff  a  Epitome  institutionum  medicinae  practicae. 

J.  Bitter  von  Vering**  Aphorismen   über   Ohren- 

krankheiten. 
An  ejrposition  of  the  nature,   treatment  and  prevention 

of  continued . fever  byU.  JA'  Cormac. 
Biflessioni  sul  vajtiolo  naturale  e  sulla  vaccina,  del  D* 

Chevalley  de  Rivaz. 


—    128    — 

Cholera  (Fortsetzung)* 

210.  Dt*  Cholera  morbus  en  Rnssie,  en  Frussi 
Antriebe  par  M.  M.  A.  O er ardin  ei  P. 
mard.  211.  Quaedam  de  Cholera  mdica  Cr 
observata  offert  J.  Jakubowski. 

Miner  alhrunnen. 

Am  Fr*  Ad.  Diel  Über  den  itmern  Gebrauch  der 

in  Ems, 
Der  ärztliche  Wegweiser  nach  den  norzugUchstet 

ifuellen  des  Oestr.  Kaiserstaates,  von  L,  Fle 
Medicinisih-physical,  Abhandlung  Über  die  tieÜ 

zu  Altwasser ,*  von  Dr.  Rau. 
BadeärztU  Beobachtungen  gesammelt   in  Gumi§ 

Dr.  Haller, 
Mittheüungen   über   die   Wirkung  und  Anwendm 

SodWäder  >    insbesondere  zu   Salzhausen,   ut 

Ph.  Möller. 
Am  Targioni  Tozzetti  storia  ed  analysi  dsJU 

termali  diS.  Agnese. 
0.  JB.  Pandolfini  Barberi  storia  ed  analis 

acque  acidido-marziali  di  ßio. 
G.  Melandri  Contefsi  osservazioni  ed  analk 

acque  minerali  di  Civülina. 

Akademische    Schriften    der   Vniversitt 
Berlin^ 

L.  Böhm  Diss.  inaug.  annt.  de  glandttiärwm  tot« 
Uum  struetura  peuitiori* 


■    i 

4      . 

\ 


—    128    — 

Cholera  (Fortsetzung)» 

210.  Du  Cholera  morbus  en  Russie,  en  Prusse  et  m 
Autrithe  par  M.  M.  A.  O  er  ardin  et  P.  Qai* 
mard.  211.  Quaedam  de  Cholera  indica  Cracoviat 
observata  off'ert  J.  Jakubowski. 

Mineralbrunnen. 

Am  Fr.  Ad.  Diel  über  den  itmern  Gebrauch  der  Huf, 

in  Ems. 
Der  ärztliche  Wegweiser  nach  dm  norzügUchsteu  HeÜ- 

tfuellen  des  Oesir.  Kaiserstaates ,  von  L.  Fleckleu 
Mcdicinisüi-physical.  Abhandlung  Über  die   Heiiquettm 

zu  Altwasser,  von  Dr.  Hau. 
BadeiirztU  Beobachtungen   gesammelt   in  Ournigd  um 

Dr.  Haller. 
Mittheilungen   über   die   Wirkung  und  Anwendung  der 

Soolbäder  >    insbesondere  zu   Salzhause»,   vom  Dr. 

Ph.  Möller. 
Am  Targioni  Tozzetti  storia  ed  analusi  deUs  aequt 

termali  di  8.  Agnese. 
O.  B.  Pandolfini  Barberi  storia  ed  analisi  deUs 

aajue  acidulo-marziaU  di  Rio. 
O.  Melandri  Contefsi  osservazioni  ed  analisi  delt 

acque  minerali  di  Civülina. 

Akademische    Schriften    der   Universität  zu 
Berlin, 

L.  Böhm  Diss.  inaug.  anat.  de  glandularum  intestina- 
Uum  structura  penitioru 


Journal 

der 

i 

practischen   Heilkunde. 

Herausgegeben      ) 

TOB 

C.    W.    H  u  f  e  1  a  n  d, 

KonigL  Preuft.  Staatsrath,  Bitter  des  rothen  Adler-  Or- 
dern erster  Klasse,    erstem  Leibarzt,  Prot  der  Medi- 
an an  der  Universität  zu  Berlin,  Mitglied  der  Acada* 
mie  der  Wissenschaften  etc. 

und 

E.    Osann, 

ordentl.  Professor  der  Median  an  der  Universität  und  der  med. 

chirurg.  Academie  f5r  das  Militair  zu  Berlin,  Director  des 

K.poliklin.  Instituts,  Ritter  des  rothen  Adler -Ordens  dritter 

Klasse  und  Mitglied  mehrerer  gelehrten  Gesellschaften. 


Grau,  Fremd,  Ut  alte  Theorie, 
Dock  grün  de»  Lehen»  guidmer  Baum, 

QVthe. 


**F 


IV.  Stück.    October. 


Berlin. 
Gedruckt  nnd  verlegt  bei  G*  Reimer. 


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I  t  All.". 


I. 

Ueber  den  heutigen  Zustand    '  « 

der, 

medicinisehen    Praxis* 

4 

Ein   Vortrag, 

gehalten  in  der  tuedicinisch- chirurgischen  Gesellschaft  ' 
zu  Berlin  am  Uten  Septbr*  1835. 

von 

Dr,   A.    Ve  t  t  e  r.  *) 


Wenn  ich,  meine  hochgeehrten  Herren  Cö}£ 
legen,  mich  des  Vortheils  bediene,  vor  dieser" 
ehren  werthen  Versammlung  einen  Gegenstand 
in  Anregung  zu  bringen,  welcher  die  Aufmerk- 
samkeit eines  Jeden  unter  Ihnen  gewifs  schon 
mehr  als  Einmal  lebhaft  beschäftigt   hat,    sq 

*)  Der  Vt  hat,  bei  der  ihm  mehrfach  zugekommene* 
Aolforderung  zu  Öffentlicher  Bekanntmachung  djcjsef 
Abhandlung,  nichts  Wesentliches  ah  derselben  andern 
«n  dürfen,  and  darum  auch  die,  unseren  Sitten  sonst 
selbst  bei  den  Versammtungen  gelehrter  Gesellschaft 
ten  ungewöhnlichere  Form  der  Rede  beibehalten  zu 
müssen  geglaubt,  und  nur  einige  Beziehungen  bin- 
weggelassen,  welche  den  engeren  Kreis  der  gegen- 
wärtigen Collegen  zwar  nicht  ausschliefslich ,  aber 
doch  zunächst  und  rnit  besonderem  Interesse  berührten« 

A2 


werde  ich  freilich  auf  der  andern  Seite  fürch- 
ten müssen ,  dafs  es  mir  kaum  gelingen  dürfte, 
irgend  Etwas  vor  Ihnen  auszusprechen,  das 
Ihrem  Nachdenken  und  Ihrer  Beobachtung  ent- 
gangen seyn  möchte.  Nichtsdestoweniger  habe 
ich  geglaubt,  dafs  es  von  einem  gewissen  Nutzen 
und  Erfolge  für  uuser  praktisches  Wirken  seyn 
dürfte,  die  Lage  und  Stellung,  in  welcher  die 
ausübende  Arzneikunst  sich  gegenwärtig  befin- 
det, einer  —  wenn  ich  so  sägen  dari  —  ge- 
meinsamen Betrachtung  zu  unterwerfen;  denn 
wie  lebendig  euch  die  Wahrheit  bereits  int 
Bewufstseyn  der  Einzelnen  getreten  sey ,  im- 
mer, meine  Herren,  wird  sie  k in  Jedem  erst 
durch  die  Ueberzeugung  vollkommen  befestigt, 
dafs  seine  Meinung  auch  yqh  Anderen  gutge- 
heifsen  und  festgehalten  werde. 

Sie  kennen,  meine  Herren  und  werthen 
Collegen,  den  ganzen ,  grofsen  Umfang  Ihrer 
Pflichten  und  Ihrer  Rechte.  Zu  den  entschie- 
densten Eingriffen  in  das  Leben  der  Individuen 
nicht ,  allein  gesetzlich  befähigt ,  sondern  auch 
verpflichtet,  lastet  auf  Ihnen  eine  inoraliache 
Verantwortlichkeit,  deren  Umfang  sich  kaum 
ermessen  läfst.  Vielleicht  giebt  es  keinen  Stand, 
dessen  Mitglieder  so  vielfach  den  qualvollen 
Zuständen  geheimer  Vorwürfe,  schrecklicher 
Enttäuschungen  und  zu  theuer  erkaufter. Erfah- 
rungen ausgesetzt  sind,  als  wir,  deren  Gesetz- 
buch nur  mit  den  schwer  zu  entziffernden  Hie- 
roglyphen der  Natur  geschrieben  ward,' r  und 
denen  jeder  Tag  neue  Aufgaben  vorlegt,  unbe- 
kümmert ,  ob  wir  die  Elemente  zu  ihrer  Lo- 
sung besitzen,  oder  nicht.  Wie  sollen  wir  fer- 
tig werden  mit  uns  selbst,  auch  wo  Andere 
uns  Nachsicht  schenken?  Sollen  wir  den  Grand- 


—     &     — 

satz-  der  Juristen  befolgen,  und  unser  Gewi** 
sen. unter  den  Schutz  3er,, Tbesis  stellen:  Ultra 
posse  nemo  obligaturr  Aber  wer  giebt  uns  das 
Maafs  unseres  Könnens?  Wer  sagt  uns,  ob 
es,  nicht,  aa,  uns  selbst  gelegen,  dafs  ^ir  nur 
so  -"viel,  und  nur  grade  das  können,  was  im 
gegebenen  Falle  nicht  ausreicht?  Unsere  Ueber- 
zeugung —  "wird  man  mir  antworten.  —  Nun 
wohlan;  aber  diese  Ueberzeugung  selbst  wird 
und  iriüfs  wechseln  mit  den  wechselnden  Ta- 
ge*n  und  der  Erweiterung  unserer  Gesichtskreise; 
lernen  wir  doch  eben  sd  "oft  mit  Schmerz,  dafs 
wir  nicht  wissen , .  was  wir  bisher  zu  wissen 
geglaubt  haben,  als  uns  die  Freude  zu  Theil 
wird,  eine  neue  Erkenntaifs  uns  zu  sichern. 
So  bleibt  uns  zwischen  Zweifel  und  Wahrheit 
nur' ein  mühevolles,  unaufhörliches  Ringen  und 
die  beste  Art,  wie  wir  uns  .mit  uns  selbst 'ab- 
finden' mögen,  besteht  in  einem  immer -wie- 
derkehrenden Bekenntnisse  der  eigenen 'Schwä- 
che, «ibem  de  pröfundis,  das  der  Arzt  öfter 
und  mit  tieferer  Ueberzeugung,  als  der  frömmste 
Klosterbruder  anstimmt.  Bestände  nickt  neben 
diesen  Gefühlen  in  der  Seele  des  Arztes  auch 
ein  hohes  Bewufstsey.n  der  Würde  seines  Be- 
rufs und  der  Thatsache,-  dafs  das  Opfer  seiner 
Buhe  eben  auch  heiligen  Pflichten  gebracht 
wird,  wahrlich»  es  dürften  sich  Wenige  unter 
uns  finden,  die  nicht  mit  den  Worten  AchilVs 
ausrufen  möchten : 

„Lieber  ja  will  ich  das  Feld  als  Tagelöhner  bebauen, 
„ein  verächtlicher  Mann,  ohne  Erb'  und  eigene  Habe, 

Aber  eben  weil  die  Ausübung  der  ärztli- 
chen Kunst  so  grofse  innere  Schwierigkeiten 
darbietet,  weil  das  ftlifslingen  des  Kunstwerks 
stele  mehr  ist,    als  nur  ein    Verlust  für  den 


—     0     - 

Künstler,  well  unter  Handeln  uns  so  oft  Mi 
im  den  Grenzen  einet  unwiderruflich  Gesche» 
benen  fiihrt  -*  eben  darum,  m.  H. ,  muh  ich 
et  alt  eine  unserer  höchsten  und  wesentlichatss 
Pflichten  betrachten»  wo  ablässig  nach  Hinweg» 
j'aumung  der  aufseren  Hindernisse  zu  streben, 
welche  sich  unsere*  erfolgreichen  Thätigkeit 
entgegenstellen.  —■ 

Aus  diesen  Gründen  boffe  ich,  dafs  Sit 
mir  gestatten  werden  s  den  Zustand  der  prakm 
tischen  Medizin  einer  dreifachen  Untersuchung 
zu  unterwerfen.  leb  werde  die  VortheiU  dar- 
zustellen suchen ,  welche  dem  .praktischen  Ante 
der  neuesten  Zeit  die  Ausübung  seiner  Kunst 
«erleichtern ;  ich  werde  inieb  bemühen ,  die  Hos- 
dernisse  zu  entwickeln*  en  denen  unser  Wille, 
wie  unsere  Kraft  so  oft  in  machtlosen  Ankam» 
pfen  scheitern  ;  ich  werde  et  endlich  unterneb* 
men,  einige  Mittel  anzugeben,  deren  man  tick 
nach  meiner  Ansicht  mit  Nutzen  bedienen" konnte, 
um  die  freiere  und  erfolgreichere  Ausübung  der 
Heilkunst  einigermaßen  zu  sichern. 

Bevor  ich  mich  jedoch  zu  diesen  BetracV 
tungen  hinwende ,  mufs  ich  Sie  bitten«  tu  be- 
merken, dafs  es  nicht  der  Zustand  der  klini- 
niseben  Wissenschaften  Ui,  über  weichen  ich 
hier  ein  Unheil  abzugeben  gedenke«  Sin  wifr» 
seo,  m,  H. ,  dafs  von  allen  Lebensfragen,  de- 
ren zweifelfreie  Beantwortung  wir  oft  während 
des  ganzen  Zeitraums  unserer  bewufstep  TbS- 
tigkeit  zu  erforschen  streben,  selten  nur  die 
Eine  oder  die  Andere  einen  Eioflufs  auf  die 
Aufsenseite  unseres  Wirkens,  auf  das  VerhSlt- 
nifs  des  Arztes  am  Krankenbette  findet«  flfur 
von  Zeit  zu  Zeit  drängt  eine  Erscbeinung9Kinehr 
durch   den  Reiz  der  Neuheit,  oder  des  Wua- 


—      7     '-* 


»     » 


derbaren ,  qh  durch  den  -Charakter  der  Wif- 
ftenschaftlichkeit ,  sich  dergestalt  'Zwischen  uns! 
und  unsere  Wirkungskreise,  dals  wir  genölhigt 
werden ,  bei  der-  Ausübung  selbst  zu  deu  Grün-, 
den  unseres  Wissens  zurückzukehren.  Nur  spl-| 
che  Fälle  denke,  ich  in  dieser.  Darstellung  zu 
berücksichtigen,  und  ihnen,  wo  möglich,  ihcfi. 
wahre  Bedeutung  und  Stellung  anzuweisen.  — 

Wenn  wir  erfahren  wollen ,  wie  Viele^Err 
leichterungen   der  ausübenden,  Heilkunst   durch 
die  Fortschritte  .der   Cultur  und  die  Eotwicke- 
Jung    gesunder,  .Prmcipien  dex  Staatsverwaltung, 
zu    Theil   gewqrden   sind,    so  haben  wir  nicht 
pothig,  bis  zu  den  Tagen  zurückzukehren,  wo 
Sklaven    und  freigelassene    die  erhabenste  der 
Wissenschaft gp  kennen   zu   lernen,   fast   allein; 
für   niedrig.  ..genug  erachtet  wurden.,   oder  uaß 
nach  den  Völkern  umzublicken,  ,wp  noch  beut 
zu   Tage    Bude  .und  Kram   hauptsächliche  Be- 
dingungen  des  ärztlichen  Geschäfts  sind.     Eine 
nähere  Vergangenheit  liegt  hinter  uns.     Es  be- 
darf nicht  mehr ,  als  den  Codex  .unserer  Medi* 
cinalgesetzgebung  zu  betrachten,  um  zu.  lernen, 
welche  Anstrengungen  nothig  waren,  theils,  ei7 
nen  ärztlichen  Stand  zu  bilden,,  theils  .aber  auch 
dem    gebildeten    eine    angemessene    Bahn    der 
Wirksamkeit  abzustecken.     Zwischen   der  An- 
näherung au    Eines   Ton   zwei  möglichen  Prin- 
cipien    blieb   dem    Gesetzgeber,  .nur  die   Wahl* 
Wir  sehen,   in.  H.,   wie  die  civilisirten  Natio- 
nen   dieselbe   getroffen   haben.  x  Dem    Principe 
der  unbedingt   freien  Concurrenz,    huldigen  im 
Allgemeinen  die  vereinigten  Staaten ;    auch  die 
Corporations-  Institutionen   Grofsbritanniens  las- 
sen dieselbe   in    ihrem   bisherigen ,  corrumpirlen 
Zustande  fast  ohne  ein  Hindeinif*  zu:  der  un- 


—      8      — 

bedingten  Beaufsichtigung  über  die  Heilkunst 
nähert  man  sich  mehr  in  Oestreich,  und  na- 
mentlich in  Frankreich,  wo  oberste,  mit  ge- 
setz-  und  vorschriftgebender  Gewalt  ausgestat- 
tete Körperschaften  ein  Recht  der  Ceosur  über 
Theorieen  und  Handlungen  üben.  Es  läfst  sich 
schwer  sagen,  welches  von  beiden  Extremen! 
wo  ste  ganz  entwickelt  seyn  würden,  gröfsere 
Gefahren  mit  sich  führe.  Man  darf  weder 
glauben,  dafs  der  Schutz  des  Monopols,  unter 
welchem  der  Arzt  arbeitet,  ihm'  die  Ausübung 
seiner  Kunst  erleichtere,  noch  auch,  dab  die 
freie  Concurrenz  dasjenige  hervorbringe,  was 
ihr  Vorzug  bei  mechanischen  und  chemischen 
Gewerben  ist :  Verbesserung  der  Arbeit  im  Ver- 
hältnisse des  Preises.  Das  Alles,  m.  H.,  sind 
Dinge,  die  sich  auf  die  mediciüiscbe  Praxis 
nicht  anwenden  lassen ,  obgleich  sie  so  tief  ia 
der  menschlichen  Natur  liegen,  dafs  man  ihnen 
wohl  einige  Rücksiebt  schenken  darf.  Die  Ano- 
malien in  der  Gesetzgebung  der  einzelnen  Län- 
der sind  hierin  wirklich  sehr  auffallend.  Ein 
Doctor  der  Facultät  von  Paris  hat  eine  bedeu- 
tende Strafe  verwirkt ,  sobald  er  wider  die  dog- 
matischen Beschlüsse  der  Acadimie  de  m/d4- 
cine  handelt,  während  Tausende  von  Cfaarla~ 
tans,  Laboranten  und  Quacksalbern  mit  breve- 
tirten  und  nicht  brevetirten  Mitteln,  mit  neuen 
und  alten  Methoden  ungehindert  ihr  Wesen 
treiben.  In  einem  Lande,  wo  man  einst  die 
Darreichung  von  Brechmitteln  verbot,  bis  glück- 
licherweise der  König  (Ludwig  XIV,)  eines 
solchen  zu  seiner  Herstellung  bedurfte ;  wo  die 
Facultät  unter  dem  Decanate  Gui  Patins  streng 
die  Anwendung  jedes  Spiefsglasmittels  unter- 
sagte, und  wo  noch  heute  dieselbe  Gewalt  ge- 
setzlich einer  gelehrten  Korperschaft  zugetheilt 


—      9      — 

.  v  ■       ■  ■      ■        • 

ui        ■    ■       ;M  • 

ist  —  in  demselben  Lande,  m.  HM  preust  je~ 
der  Apotheker  eine  neue  Erfindung  dem  Publi- 
kum an,  ohne  dafs  die  Autorität  der  Behörde 
den  Handel  mit  Pillen,  Kapseln,  Pulvern,  Ge- 
latinen u,  s.  w*  beaufsichtigte.  In  einer  Mo« 
narcbie,  wo  die  Nachbildung  der  Mineralwas- 
ser, oder  die  Einfuhrung  solcher  Kunstpro- 
dukte ein  fiskalisches  Vergehen  aeyn  würde, 
überläfst  man  die  energische  Anwendung  kal- 
ter Begiefsungen  und  in onate langer  Wasser- 
kuren der  Umsicht  eines  Bauern,  der  vielleicht 
Manches  zu  seinen  Gunsten  anführen  kann, 
aber  ge^ifs  Nichts,  was  geeignet  erscheinen 
konnte,  um  seinetwillen  ein  Staat sprincip  ZU 
•verletzen.  In  England  und  Nordamerika  mag 
der  angehende  Arzt  zusöhen ,  ob  er  nicht  äu- 
ßerlich besser  thue,  die  Bahn  des  Pfuschers 
und  Charlatans,  als  den  dornenvollen  Pfad  des 
philosophischen  Arztes  einzuschlagen- 

4 

Vor  allen  diesen  Uebertreibungen  und  un- 
zweckmäßigen Anwendungen  zu  weit  ausge- 
dehnter Principe,  hat  uns  ein  gesunder  Sinti 
und  die  historische  Stellung  des  protestanti- 
schen Teutschlands  bewahrt.  Wir  wissen,  dafs 
eine  erfolgreiche  Ausübung  der  Heilkunst  da 
nicht  Statt  finden  kann,  wo  die  Entwickelung 
der  Wissenschaft  hemmenden  Einflüssen  unter- 
liegt, und  zugleich  hat  man  erkannt,  dafs  die 
freie  Ausübung  der  Medizin  ihre  Grenzen  in 
dem  Gebiete  der  Wissenschaftlichkeit  haben 
müsse.  Es  bedarf  für  Sie,  m.  H.  und  werthen 
Collegen,  keiner  Auseinandersetzung  der  Art 
und  Weise,  wie  man  zu  einer  Vereinigung 
dieser  beiden  wesentlichen  Rücksichten  in  un- 
serem Staate  gelangt  ist.  Nur  das  bitte  ich 
Sie  zu  bemerken,  dafs  der  Schutz,   welchen 


—     10     — 

die  ßehSrde  den  geprüften  Aerzten  für  ihre 
Praxif  gewährt  |  nicht  zum  Besten  unseres  Stan- 
des, oder  einet  Zunftinteresses,  rielinebr  durch-* 
ans  nur  zum  Vortheile  der  Gesaimntheit  und 
zu  ihrer  gröberen  Sicherhett  dargeboten  wird. 
In  einem  gleichen  Sinne  sichert  das  Gesetz  un- 
sere Thäligkeit  vor  Beschränkungen ,  welche, 
ohne  Nutzen  für  das  Ganze,  nur  das  Fort- 
echreiten der  Wissenschaft  hemmen  würden; 
alle  diese  Einrichtungen  haben  einzig  das  Wohl 
des  Kranken,  nicht  das  des  Arztes,  zum 
Zwecke, 

Aber  das  Wohl  des  Kranken  wird  das  an* 
sere,  und  die  Rücksicht,  die  wir  darauf  zu  netw 
jnen   verbunden   sind,   wird   für  uns  zu  einem 
Rechte.      Daß  es    uns   gesetzlich   gewährt  ist, 
diese   Rücksicht   in    dem  angemessenen   Grade 
zu  üben ,  halte  ich  eben  für  einen  wesentlichen 
Vortbeil  bei  der  beutigen  rnedicinischen  Praxis, 
Um    dem   Arzte   im  Interesse  des  Kranken  ei- 
nen   solchen   Umfang    von    Rechten  zugestehen 
zu  können,  ist  es  zweckwafsig  erschienen,  ihm 
gewisse  andere,   nicht  wesentliche  Attribute  zu 
entziehen,    welche    die    Ausübung-  der   Kunst 
nur  erschweren ,   und   zugleich  den  Arztj   dem 
sie    höchstens    einen    pekuniären    Pfützen   Ter* 
schaffen  können,  fast  jeder  Co n trolle  entziehen. 
Ich  betrachte  das  Verbot  des  Selbstdispenftirens, 
in  Verbindung  mit  der  bestehenden  Einrichtung 
der   Apotheken,    als   einen    der    grofsten    Vor- 
theile,     dessen      die     Ausübung     der    Medicia 
tbeiibaftig    werden    konnte.      Es    ist    nicht    zu 
leugnen ,  dafs  auch  hierbei  sich  noch  Mancher- 
lei  wünschen   lasse;    das  Meiste  jedoch  scheint 
nur    auf  Rechnung   jener,    allen   menschlichen 
Einrichtungen  gemeinsamen  UnroUkoiamenheit 


-  11  - 

zu  kommen,  deren  bestes  Gegenmittel  in  dem 
redlichen  Sireben  gefunden  wird,  niemals  still 
zu  stoben ,  sondern  unabläfsig  fernerer  Verroll* 
kommnung  nachzueifern.  Mag  es  denn  immer* 
hin  wabfseyn,  dafs  unsere  OfBcine^n  biswei- 
len ungleiche  Präparate  liefern,  dafs  sogar  Nach« 
läfsigkeiten  und  Verseben  nicht  immer  verhü- 
tet werden  können,  und  dafs  wir  vielleicht 
Grund  haben,  einige  Veränderungen  in  den 
Vorschriften  unserer  Dispensatorien  zu  .  wün- 
schen. Ich  frage  Sie,  ob  diese  Uebelslände 
nur  den  entferntesten  Vergleich  mit  denjenigen 
aushalten,  welche  aus  dem  Selbstdispensiren 
der  Arzneimittel  hervorgehen;  oder  darf,  man 
etwa  meinen ,  dafs  der  praktische  Arzt  seine 
Präparate  besser  liefern ,  oder  einkaufen  würde, 
als  dar  Apotheker?  Nein,  meine  Herren;,  die 
Diagnose  der  Krankheiten  beschäftigt  unö  hin- 
reichend ;  überlassen  wir  Anderen  die  Diagnose 
der  Waareto ;  -—  es  werden  Wenige  unter  uns 
seyn,  die  in  Beiden  gleiche  Sicherheit  besitzen 
möchten.  Würden,  wenn  wir  die  Arzneien 
selbst  bereiteten ,  weniger  Versehen  ,  weniger* 
Rfacbläfsigkeiten  Statt  finden  T  Gewifs  nicht! 
Man  würde  ^  nur  Ton  Wenigeren  hören;  denn 
die  Irrtbümer  des  Arztes  deckt  nur  zu  oft  das 
Grab!  —  Oder  würden  wir  endlich  bessere 
Composita  'haben,  und  mehr  Uebereinstimmupg 
in  der  Wirkung  der  Mittel,  wenn  Jeder  nach 
seiner  Weise  sich  mühselig  eine  Hauspbarma- 
kopÖe  zusammenstellen  dürfte,  weil  eine  Lan- 
despharmakopöe  niemals  allen  Tadel  vermei- 
den wird? 

Jedoch,  ich  verweile  vielleicht  schon  zu 
lange  bei  diesen  Gegenständen,  Der  Nutzen, 
welchen  die  bei  uns  bestehenden  Staats -Ein- 
richtungen zur  Erleichterung  der  Praxis  haben, 


—     12     — 

-ist  so  erhaben  über  allen  Zweifel,  dafs  es  ei- 
'rier  Auseinandersetzung  desselben  wohl  nicht 
bedarf. 

'   '  '    Aber   auch   die  Wissenschaft  in  ihrer  ge- 
genwärtigen   Gestaltung   trägt   Mancherlei  dazu 
bei,    dem    Praktiker  sein  schweres  Amt  zu  er- 
leichtern.    Ich  spreche  nicht  von  jenen  reichen 
Hilfsquellen    des   Studiums ,    von   jener   täglich 
wachsenden  Summe  neuer  Kenntnisse,    die  sie 
dem    Anfänger,     wie     dem    Meister    gewahrt» 
Nicht  blofs    so    allgemeine    Vortheile    siud  es, 
deren   wir   uns.  durch    sie   erfreuen.     Die  dem 
Genius  der  Krankheiten    und   der   J ah rescon So- 
lution Ton  so  vielen  Seiten  her  gewidmete  Auf- 
merksamkeit ,  die  Schnelligkeit,  womit  die  Be- 
*  obachtungen    über   diesen    Gegenstand   zur  öf- 
fentlichen  Kunde  kommen,     und    die    Ausdeh- 
nung regelmäßiger   socialer  Verbindungen  über 
den  gröfsten  Theil   des  Erdballs  macht  es  dem 
Praktiker  möglich,  in  kurzer  Zeit  mit  den  Ver- 
hältnissen   seiner  nächsten  Umgebung    und  sei- 
ner Stellung    zum   Ganzen  vertraut  zu  werden« 
Aufmerksam  gemacht  durch  Dasjenige,  was  um 
ihn    her   vorgeht,   bedarf  der   Arzt  nicht  mehr 
den  Scharfsinn  und  die  Beobachtungsgabe  eines 
Hippocrates   oder   Sydenham,    um    die   für  die 
Praxis  wichtigste   Frage   nach  dem  Genius  der 
Krankheiten   sich   mit   ziemlicher  Sicherheit  zu 
rechter  Zeit   beantworten    zu   können«     Gesell- 
schaften  und   Vereine,    welche  in  dieser  Hin- 
sicht mit    einer  allgemeinen  oder  mehr  locaten 
Tendenz  mehr  oder  weniger  ausgedehnte  Beob- 
achtungsreihen zu   sammeln  bemüht  sind,    fin- 
den  sich    bereits   auch  in  kleineren  Provinzial- 
städten ,  und  ich  kann  aus  Erfahrung  versichern, 
dafs  man  auch  an,  von  den  CenLralpunkten  des 


—     13     — 

wissenschaftlichen  Lebens  weit  entfernten  Or- 
ten mit  Besonnenheit  und  Klarheit  sich  über 
so  wichtige  Punkte  zu  berathen  und  zu  ver- 
ständigen gewohnt  ist.  In  soweit,  m.  H. ,  bin 
ich  sehr  geneigt,  einen.  Vorwurf  zurückzuwei- 
sen ,  der  von  Laien ,  wie  von  den  Aerzten 
selbst  allzuoft  wiederholt  wird,  alt  daft  man 
ihm  nicht  in  anderen  Rücksichten  einen  gewis- 
sen Grad  der  Glaubwürdigkeit  zugestehen - 
sollte :  der  Vorwurf  innerer  Zwistigkeiten  und 
einer  gegenseitigen' Vernachläfsigung  collegiali- 
.  scher  Pflichten.  — 

Soll  ich  Ihnen  noch  davon  sprechen»  m. 
H. ,  wie  die  Fortschritte  der  Künste  und  Ge- 
werbe uns  unser  Handeln  erleichtern?  Soll  ich 
Ihnen  sagen,  welchen  Nutzen  die  Praxis  aus 
der  Verbesserung  der  chemischen  Operationen, 
der  Verminderung  der  Waarenpreise ,  der  groV 
fseren  Geschicklichkeit  unserer  Instrumenten- 
macher und  ähnlichen  Umständen  zieht,  die, 
uns  nicht  allein  direct  die  Heilung  vieler  Krank- 
heiten erleichtern,  oder  überhaupt  möglich  ma- 
chen ,  sondern  auch  unsere  Thätigkeit  in  sofern 
unterstützen  ß  als  sie  einen  höheren  Grad  des 
Wohlstandes  unter  dem  Volke  hervorbringen» 
Soll  ich  Ihnen  von  dem  Nutzen  reden,  wel- 
chen die  Verbreitung  von  Kenntnissen,  die  Zer- 
störung des  Aberglaubens,  die,  wenn  auch 
langsam.,  .doch  sicher  fortschreitende  Erkennt- 
nifs  einer  reinen  Moral  uns  gewährt?  Gewifs, 
alle  diese  Gegenstände  sind  Ihrem  Nachdenken 
nicht  entgangen ,  und  sie  haben  dieselben  schon 
seit  lange  als  wesentliche  Hilfsmittel  für  die 
Erleichterung  unseres  Berufs  anerkannt«  — 

Dagegen  überlasse  ich   es  Ihrem  Urtheile, 
m.  H.,  zu  entscheiden,  ob  auch  die  Schnellig- 


—     14     — 

keit,  womit  unsere  beutige  Literatur  angeblich 
neue  Entdeckungen  zur  allgemeinen  Kenn  tollt 
bringt,  ebenfallt  zu  den,  der  medicinischen 
Praxis,  erworbenen  Vorth eilen  zu  rechnen  aey. 
Allerdings  wird,  wer  mit  Kenntnifs  und  kriti- 
tchem  Blicke  an  diese  Mittheilungen  geht,  Via« 
les  und  Vortreffliches,  aus  ihnen  herausfinden 
können,  aber  ich  weifs  nicht,,  ob  die  oft  so 
enorme  Oberflächlichkeit  der  Tagelliteratur  und 
die  verwirkende  Menge  der  widersprechendsten 
Angaben ,  wie  sie  Jeder  nach  seiner  Weise  laut 
ausrufend  tu  Markte  bringt,  nicht  gar  viele 
Verlegenheiten  und  Irrthiimer*  und  verhälunb- 
*  ttiafsig  nur  weniges  Gute  stifte.  Eine  gewisse 
Besonnenheit,  welche  jedem  menschlichen  Trei- 
ben innewohnen  sollte,  ist  unserer  ConjecturaU 
Wissenschaft  sicherlich  ganz  vorzugsweise  von 
Nutzen* 

Es  ist  dies  der  erste  Punkt,  m.  EL,  wel- 
cher die  Ausübung  der  Heilkunst,  meiner  An- 
sicht nach,  mehr  als  jemals  erschwert«  Sie 
haben  so  eben  vernommen,  dafs  ich  die  Staats*' 
einrichtungen  und  das  wissenschaftliche  Leben 
der  Gegenwart  an  den  Hindernissen,  welche 
das  ärztliche  Wirken  findet,  nicht  allein  für 
unschuldig  erklärt  habe,  sondern  dafs  ich  im 
Gegentbeile  der  Meinung  bin ,  dafs  ßeide  we* 
sentlich  fordernd  auf  Jenes  einwirken*  Aber 
ich  mag  und  kann  nicht  Dasselbe  sagen  in  Be- 
zug auf  die  Art,  wie  ein  quantitativ  bedeuten* 
der  Theil  unserer  Tagesliteratur  die  praktische 
Medizin  zu  unterstützen  und  ihr  in  aie  Hände 
zu  arbeiten  —  vielleicht  aufrichtig  meint,  viel- 
leicht auch,  von  andern  Motiven  bewegt,  nur 
zu  meinen  vorgiebt*  Ich  will  die  Blätter  nicht 
näher  bezeichnen,  meine  Herren,  welche*  nach- 


—     15     - 

dem  sie  durch  hochgeschraubte  Titel  sich  an 
die  Spitze  der  neueren  Wissenschaft  stellen  zu 
wollen  die  Anmafsung  gezeigt  haben,  nun 
ihren  ganzen  Erfolg  in  einem  verworrenen 
Haschen  nach  Neuigkeiten,  in  einer  geistlosen 
Versammlung  geistloser  Einfälle  suchen«  Wer 
ist  unter  uns,  m.  H. «  der  da  glauben  mochte, 
es  könne  aus  solchen  Unternehmungen  für  die 
Wissenschaft  oder  für  die  Ausübung  etwas  Er- 
sprießliches hervorgehen?  Und  dennoch  sind, 
was  die  Letztere  betrifft ,  dergleichen  Zeitschrif- 
ten gerade  diejenigen«  welche  am  häufigsten 
von  neuen  Heilmitteln  und  Methoden,  wunder- 
baren Entdeckungen,  bisher  nie  gekannten  Zei- 
chen und  seltenen  Krankheitsfällen  in  einer 
Weise  Nachricht  geben  *  aus  der  Aeskulap  selbst 
wohl  nicht  klug  werden  könnte«  Es  würde 
keine  schwere  Aufgabe  seyn«  mit  den  eigen- 
sten Worten  zweier  oder  dreier  solcher  «Jour- 
nale eine  Pathologie,  Therapie,  Pharmakody- 
namik und  Semiotik  zusammenzusetzen*  an 
denen  Allen  kein  wahres  Wort  wäre«  Nicht 
Jedermann  ist  in  der  Lage ,  die  wenigen  Gold- 
körnchen aas  diesen  Gängen  ron  todtem  Ge- 
stein sondern,  oder  in  kostbaren  Quell  werken 
sich  von  dem  näher  unterrichten  zu  können, 
was  ihm  hier  in  nuce  zu  geben  versprochen 
worden  ist«  Der  praktische  Arzt ,  auf  solche 
Hilfsquellen  zur  Verfolgung  der  Fortschritte  der 
Wissenschaft  angewiesen,  gleicht  einem  Ein- 
siedler, welcher  das  Leben  der  bewegten  Stadt 
nach  dem  dumpfen  Brausen  beurtheilen  sollte, 
das  durch  die  Stille  des  Abends  Von  fern  her 
zu  seinem  Obre  dringt«  Der  praktische  Arzt, 
in.  H. ,  von  dem,  man  nicht  immer  fordern 
darf,  dafs  er  im  Gewühle  seiner  Beschäftigun- 
gen mit  ununterbrochener  Aufmerksamkeit  tiefe 


-     10     -    ' 

Stadien  verfolge,  wird  von  solchen  Tageser* 
acheinungen  wider  seinen  Willen  in  eine  ge- 
fährliche Bahn  der  Oberflächlichkeit  fortgeris- 
sen, wenn  er  es  nicht  vorzieht ,  /  selbst  dal 
Bessere  gleichgiltig  an  sich  Torübergehen  n 
lassen«  Er  verliert  die  Gründlichkeit  des  Han- 
delns, die  Consequenz  der  Methode  und  Das- 
jenige, was  für  den  nicht  ganz  ausgezeichne- 
ten Kopf  das  beste  Schutzmittel  gegen  Verir- 
rungen  bleibt:  jenen  Geist  der  Schale,  der — 
ob  auch  selbst  mancherlei  Vorwürfen  ausge- 
setzt —  dennoch  hoch  über  diesem  oberfläch- 
lichem Treiben  steht. 

Dieser  Zustand  der  Tagesliteratur  also  ist 
es,  in  welchem  ich  den  ersten  hemmende! 
Eioflufs  auf  die  Ausübung  unserer  Kunst  zi 
erblicken  glaube.  Indessen  betrifft  dieser  Ein- 
flufs  nur  die  Aerzte  selbst,  und  von  ihnen  wirf 
es  abhängen,  sich  demselben  zu  entziehen, 
oder  ihn  abzuwehren;  ein  Punkt,  auf  welchen 
ich  später  zurückzukommen  gedenke» 

Sie  erwarten  vielleicht,  verehrte  Herren 
und  Collegen,  dafs  ich  in  der  Verschiedenheit 
unserer  Systeme  und  Ansichten,  in  der  Man- 
nigfaltigkeit, womit  wir  die  natürlichen  Er- 
scheinungen von  oft  ganz  abweichenden  Ge- 
sichtspunkten auffassen ,  einen  Nachtheil  für  die 
Praxis  suchen  werde.  Aber  ich  spreehe  nicht 
für  Uniformen,  sondern  für  Reformen.  Uod 
wenn  es  zweifellos  ist,  dafs  dasjenige,  wotn 
wir  Alle  übereinstimmen ,  gewifs  sehr  viel  von 
der  Wahrheit,  ja  die  ganze  mögliche  Wahr- 
heit der  Gegenwart  enthält,  so  wollen  wir  es 
doch  auch  nicht  verleugnen,  dafs  dasjenige, 
worin  wir  verschieden  denken,  uns  vielleicht 
nur  darum  in  unseren  Meinungen  trennt  t  weil 


-      17     - 

jede  einen  Theil  der  Wahrheit  enthält  So  lang« 
wir  nun  ernstlich  bemüht  sind,  diese  Ab  Wei- 
chlingen in  unserer  Auffassungsart  als  rein  wis- 
senschaftliche Ueberzeugungen  festzuhalten  f  so 
lange  unsere  Streitigkeiten  in  den  Kreis  der 
grofsen  ärztlichen  Familie  eingeschlossen  blei- 
ben ,  und  so  lange  wir  keinen  andern  Richter 
über  dieselben  erkennen ,  als  Philosophie  und 
treue  Beobachtung,  so  lange,  in.  H.,  werde 
ieb  diese  Meinungen  als  not b wendige  Evolu- 
tionsaufregungen der  Wissenschaft,  oder,  uin, 
mich  eines  :  neuerdings  ins  Leben  gerufenen 
Ausdrucks  zu  bedienen,  als  medicinische  Streck*? 
lieber  betrachten.  Ich  bin  nicht  aufgetreten* 
gegen  Naturnotwendigkeiten  zu  kämpfen.  -7 
Hier  aber  ist  das  non  plus  ultra,  die  Grenzlinie 
der  ärztlichen  Moral«  Von  dem  Augenblicke 
an,  Wo  wir  sie.  überschreiten,  in  dem  Mo- 
mente, wo  wir  yon  Vernunft  und  Erfahrung 
an  die  Stimmen  der  Menge  appelliren  —  in 
diesem  Momente  ist  die  Freiheit  der  ärztlichen 
Handlungen  yernichtet,  der  Tempel  der  Wis- 
senschaft entweiht,  und  der  zarte  Genius  der 
Kunst,  durch  die  schaamlose  Stimme  des  Pö- 
bels verscheucht.  Wehe  dem  Arzte , ,  welcher 
▼ergifst,  dais  er  als  Diener  seiner  Wissenschaft 
über  Denjenigen  stehen  soll,  in  deren  Leben 
er  eingreift!  Webe  dem  Arzte,  welcher  das 
Publikum,  dessen  Lehrer  und  Führer  er  seyn 
sollte,  auf  den  Stuhl  eines  Richters  setzt y  der 
mit  der  göttlichen  Themis  nicht  Verstand  und 
Urtheil,  sondern  nur  die  Blindheit  gemein  hat. 
Wehe  der  Ausübung  unserer  Kunst,  wenn  Die- 
jenigen ,  die  ihrer  bedürfen,  zu  dem  thSrigten 
Glauben  verleitet  werden ,  sie:  seien  im  Stande, 
über  jene  abzusprechen.  -— 

>arn.LXXXI.B.49t.  B 


V 

* 


-     18    — 

Dies  ober  ist  der  Krebsschaden ,  der  an 
dem  Marke  des  praktischen  Lebens  zehrt.  Wo 
es  nur  immer  einem  ehr-  und  neuerungssüch- 
tigen  Catilina  in  den  Sinn  kommt,  das  tau- 
sendjährige Gebäude  der  Wissenschaft  in  Trüm- 
mern zu  werfen ,  ruft  er  die  rohen  Massen  n 
seiner  Hülfe ,  erweckt  die  Leidenschaften  in 
den  ungebildeten  Gemüthern,  rerspricht  Zei- 
chen und  Wunder,  und  gelangt,  wenn  auch 
seine  verwegenen  Bestrebungen  nichts  über  die 
Wahrheit  vermögen,  doch  mindestens  zu  dem 
Ziele ,  die  Ausübung  der  Heilkunst  durch  einen 
Guerillakrieg  zu  erschweren,  zu  dessen  Par- 
tisanen alle  Unwissenden  und  Schwachkopfc 
mit  leichter  Mühe  geworben  werden. 

Denn  das  Publikum  ist  ohnehin  nur  n  ga» 
neigt  zu  leichtfertigen  Urtheilen.  Es  liegt  in 
dem  Wesen  jeder  Wissenschaft,  welche  ir* 
gendwie  den  Charakter  des  Philosophisches, 
der  Speculation,  an  sich  trägt,  dals  sie  den 
verschiedensten  Arten  von  Angriffen  ausgesetzt 
sey.  —  Diese  Angriffe  werden  um  so  lebhaf- 
ter, je  allgemeiner  der  Standpunkt  ist,  wel- 
chen der  erkennende  Geist  einzunehmen  sich 
bemüht,  oder  — -  und  dies  ist  vornämlicn  un- 
ser Fall  —  je  tiefer  die  Erkenntnis  in  ihrer 
Anwendung  das  gemeine  Leben  ergreift  Lei* 
der  ist  es  nicht  die  Unkenntnifs  und  Geistes- 
schwäche allein,  welche  über  Dinge,  die  au- 
fser  ihrem  Verständnisse  liegen,  voreilig  ent- 
scheidet; weit  gefährlicher  als  diese,  m,  H«, 
wird  die  Unbescheidenheit  des  Zweifels,  der 
Nichts  gelernt  zu  haben  glaubt,  wo  er  nicht 
Alles  gelernt  hat.  So  finden  sich  an  den  Sa- 
fsersten  Polen  des  gesellschaftlichen  Lebens  die 
gefährlichsten  Gegner  jedes  fortschreitenden  Wi»- 


—     t9     — 

sens,  jeder  nützlichen  Thätigkait,  die  eich  auf 
schwer  zu  entwickelnde  Principien  gründet. 

In  einer  Periode,' wo  die  unmittelbare  An- 
schauung ,  welcher  man  sonderbarer  Weise  mit* 
Mchliefslich  den  Beinamen  des  Praktischen  zu 
geben  gewohnt  ist,  weit  über  jede  anderwei- 
tige Bestrebung  und  Richtung  des  Geistes  ge- 
stellt wird,  in  einer  Periode  der  Herrschaft  des 
Negativen  und  Materiellen  9  wo  die  sinnlich« 
Wahrnehmung  ein  eben  so  blindes  Vertrauen 
genieist,  als  der  ideellen  Anschauung  eine  sken- 
tisirende  Dialektik  entgegengesetzt  wird,  — -  in 
einer  solchen  Periode  wag  ea  nicht  Wunder 
nehmen,  zu  sehen,  dab  die  Arznei  Wissenschaft 
wieder  Einmal  mit  der  Philosophie  zugleich 
den  schwersten  Angriffen  guter  Kopfe  gerade 
da  ausgesetst  ist,  wo  sie  dem  Menschenge- 
schlechte  das  Höchste  bietet  9  was  ihm  über* 
haupt  geboten  werden  kann:  die  Erkenntnis 
des  Inhalts  der  Erscheinungen.  Indessen  soll 
uns  das  nicht  verwirren.  Wir  halten  an  der 
inneren  Wahrheit  des  Göthe'zchen  Wortes: 

»GehewinifttoU  an  lichten  Tag 

Lalit  «eil  Natur  des  Schleiers  nicht  berauben, 

Und  was  sie  deinem  Geist  nicht  offenbaren  mag, 

Da  zwingst  es  ihr  nicht  ab  mit  Hebeln  und  mit  Scbraabea  • 

Was  man  uns  demnach  von  solcher  Seite 
her  lehrt ,  überdenken  wir  und  lernen  es,  falls 
es  gut  ist;  was  man  uns  einwirft,  nehmen  wir 
su  Kopfe,  aber  nicht  zu  Herzen  ;  und  was  man 
hier  streitet  und  stört,  entfremdet  uns  minde- 
stens unserem  unmittelbaren  Wirken  nicht  Das 
Mysterium  wird  immer  Eigenthum  weniger 
Geweihten  bleiben,  und  es  gehört  ein  eige- 
ner Sinn  dazu9  von  seiner  Alles  durchdringen« 

B2 


\ 


—     20      - 

den  Gegenwart  nicht  blofs  die  Folgen  wahrzu- 
nehmen, — - 

Aber  der  grofse  Haufe,  den  das   Denken 
und  Wissen    nichts   angeht ,   richtet    sich  «oft 
Glauben  und   Handeln.     Er  horcht    nicht   des 
klarsten,  sondern   den   lautesten    Stimmen,   er. 
will  lieber  überrascht,  als  überzeugt,  lieber  be- 
trogen,    als   belehrt   seyn.     Nirgend    kann  eis 
dreister  Demagog  diese  Eigenschaften  mit  giS- 
fserer  Hoffnung  des  Erfolges  benutzen,  nirgend^ 
m.  H.,   schrecken  von  diesem  Versuche  wenn 
ger  Gefahren  ab ,  nirgends  vielleicht  lockt  eine 
gröfsere  Aussicht   des   Gewinns  und  Vortbeit^ 
als  in  der  praktischen  Medicin.     Der  Thorbdt 
schmeicheln  ist  von  jeher  ein  einträgliches  Ge- 
schäft gewesen,  und  die  Zeit  Jst  noch  fem,  wo 
das  bescheidene  Können  mit  dem  eitelen  Prah- 
len mindestens    gleiche   Hoffnung   des  Erfolg! 
haben  wird. 

Ich  habe  davon  gesprochen ,  dafo  die  Ze> 
Störung  vieler  abergläubischer  Meinungen  dar 
Ausübung  der  ärztlichen  Kunst  grofsen  Vc* 
theil  gewähre,  und  dafs  wir  überhaupt  vea 
der  vorschreitenden  Aufklärung  mancherlei  Nas- 
sen ernten.  Aber  es  läfst  sich  auch  nicht  leag* 
nen,  m.  H.,  dafs  halbes  und  schlechtes  JFisse» 
wiederum  neue  Vorurtheile  an  der  Stelle  dir 
zerstörten  aufkeimen  läfst,  und  zuweilen  sÄi 
Vorurtheile  durch  neue  Scheingründe  unterstund. 
Das  beschränkte,  aber  gründliche  Wissen  hat 
in  dieser  Hinsicht  grofse  Vorzüge  vor  dem  aus- 
gebreiteten oder  oberflächlichen,  welches f  wie 
es  selbst  uur  ein  Schein  ist,  auch  vom  Scheue 
mehr  als  von  der  Wahrheit  ergriffen  und  fort- 
gerissen wird.  So  findet  der  Arzt  am  Kran- 
kenbette  vielleicht   weniger  hartnäckige,    eher 


^""  «•*  ^^ 

ungleich  inannichfaltigere  und  zahlreichere  Vor- 
tirtheile  zu  bekämpfen,  als  früher.  Namentlich 
iat  die  Praxis  in  grofsen  Städten  durch  die  un- 
glücklichste Halbwisserei  der  Patienten  be- 
schwerlich. Es  ist  bekannt,  wie  es  fast  in  je- 
der Heilanstalt  Inventarienkranke  giebt,  wel- 
che dem  neu  eintretenden  Arzte  die  Mühe  der 
Diagnose,  Prognose  und  Therapeutik  ersparton 
xu  können  glauben,  indem  sie  ihm  Alles  mit 
gleicher  Genauigkeit,  wie  der  Professor  auf  dem 
Katheder  vorzuerzäblen  wissen/  Wir  finden 
solche  Subjecte  in  der  Privatpraxis  zahlreicher 
-wieder,  und  es  ist  kein  seltener  Fall,  dafs  ein 
Patient  beim  ersten  Besuche  uns  unsern  ge- 
dämmten Vorratn  von  Mitteln  und  Methoden 
als  nichtsnutzigen,  längst  verbrauchten  Kram 
vorzählt,  dafs  er  bei  der  ersten  Vorschrift,  die 
Sie  ihm  geben,  tausend  Einwendungen  un4 
Bemerkungen  in  Bereitschaft  hält,  dafs  er  nach 
Laune  und  Vorurtheil  bald  das  Einschreiten 
der  Kunst  fordert,  wo  es  nicht  am  Orte  ist, 
bald  im  Gegentheile  es  abwehrt,  wo  er  es 
dringend  bedurfte;  ja  dafs  er  es  versucht,  erst 
den  Arzt  zu  prüfen  und  mindestens  zu  erfah- 
ren, nach  welcher  Methode  man  ihn  behandeln 
wolle,  ehe  er  sich  herabläßt,  zu  gehorchen.  — 

Diese  Uebelstände,  ich  weifs  es,  sind  schon 
Gegenstand  der  Klagen  unserer  Vorfahren  ge- 
vresen.  Aber  niemals,  m.  H. ,  hatte  das  Ue- 
bel  einen  solchen  Grad  und  Umfang  erreicht^ 
als  in  dar  Gegenwart;  niemals  hatte  es  so 
viele  Klassen  der  Gesellschaft  durchdrungen«  -r- 
Das  blinde  Vertrauen  in  ärztliche  Maafsregeln, 
welches  früher  so  häufig  gefunden  wurde,  und 
freilich  der  Pfuscherei  wohl  noch  günstiger 
war ,   als  dem  auf  die,  Wissenschaft  gegründe- 


—     22     ~ 

ton  Handeln,  ist  einem  blinden  Mifstrauen  ge- 
Trieben,  das  uns  niebt  allein  belästigt %  sondern 
uns  oft  su  der  unangenehmen,  freilich  nicht 
zweifelhaften  Wahl  zwischen  überzeugungswi- 
drigen  Schritten  und  dem  Aufgeben  des  uns» 
ken  nothigt. 

Ich  wende  mkh  nun  zu  denitfitfe&i,  wel- 
che geeignet  seyn  möchten,  diese  Nachtheile 
einigermaßen  zn  beseitigen  und  dem  prakti- 
schen Arzte  die  Ausübung  seiner  Kunst  su  er- 
leichtern» 

Was  zuvorderst  die  Verhältnisse  der  Ts» 
gesliteratur  angeht,  in  soweit  die  Unzaverli-» 
fsigkeit  gewisser  Schriftsteller,  und  eine -nie« 
drige  Gewinnsucht  diese  an  sich  überaus  nütz- 
liche und  achtungswerthe  Erfindung  der  neue- 
ren Zeit  mißbrauchen,  so  bin  ich  überzeugt, 
dafs  wir  Alle  eine  gründliche  Reform  dersel- 
ben mit  gleicher  Lebhaftigkeit  wünschen  und 
ihre  Notwendigkeit  anerkennen.  Vergegen- 
wärtigen wir  uns  den  Zweck  unseres  JournaL- 
wesens,  so  läuft  er  immer  darauf  hinaus,  ein 
gröfseres  Publikum  sobald  als  möglich  auf  das 
Neue  in  Wissenschaft  und  Leben  aufmerksam 
zu  machen.  Dies  wenigstens  sollte  bei  wb* 
sensebaftlichen  Journalen  die  Hauptrückftkht 
bleiben.  Jedoch  wird  in  den  meisten  derarti- 
gen Zeitschriften  mit  diesem  ersten  Zwecke  ge- 
wöhnlich noch  ein  zweiter  verbunden,  nämkch 
der,  dem  gelehrten  Geschäftsmanne,  welcher 
sonst  nur  selten  im  Stande  ist,  nützliche  Be- 
merkungen ,  Beobachtungen  und  Einzelnheites 
zu  veröffentlichen,  einen  Ort  anzubieten,  wo, 
was  sonst  verloren  gehen  würde,  sich  ansam- 
melt und  erhält.  Diesem  letzteren  Zwecke 
verdanken   wir  die  Vorttefflichkeit  vialer  be- 


—     23     — 

stehenden  Journale  v  welche  auf  solche 
an  wahren  Quellen  und  Encjrclopädien  gewor- 
den sind,  oder  zu  werden  versprechen.  Ihn 
aber  unterscheide  ich  ganz  wesentlich  too  je« 
nem  enteren:  den  Praktiker  die  Fortschritte 
der  Heilkunst,  und  das  Neueste  und  Wissens- 
wertheste  aus  dem  Gebiete  der  Mediän  alsbald 
kennen  zu  lehren. 

Untersuchen  wir    einen  Augenblick,    wie 
ein   Jpurnal,    welches    diesem  Zwecke  nach- 
strebt ,  beschaffen    aeyn  miifste.     Ich  bin   der 
Meinung,    dafs    die    Redaclion  desselben  eine 
bedeutende    Garantie    der  Wissenschaftlichkeit 
entweder  bereits  besitzen,  oder  sich  doch  bin- 
nen  Kurzem   zu  erwerben  wissen   solle.     Sie 
mufs   nicht  allein  mit  dem  ganzen  Gebiete  der 
inediciniscben  Kenntnisse ,  mit  ihrer  Geschichte 
und  ihren  Richtungen    durch    und   durch  ver- 
traut, sondern  auch  reich  genug  an  praktischen 
Erfahrungen    »«7°»    am   nicht    dem   Praktiker 
unausführbare    Ratbschläge,    widersinnige   Be- 
merkungen,   und   längst   bekannte    Dinge   mit 
wichtiger  Miene  aufzutischen,   und,  jeder  Au- 
torität gegenüber,  selbst  für  eine  solche  zu  gel- 
ten ,   und  um  über  dasjenige ,  was  sie  berich- 
tet, ein  vorläufiges  Urtheil  nach  Induction  und 
eigenen  Erfahrungen  abgeben  zu  können.    Sie 
mufs  ferner  die  äufseren  und  inneren  Mittel  be- 
sitzen ,  zu   den  Quellen  ihrer  Angaben  herauf- 
zusteigen, um  nicht  parasitenartig  von  den  Ab- 
iallen fremder  Tafeln  zu  zehren ;  sie  mufs  im 
Stande  seyn,  jene    Angaben  durch  eigene  An- 
schauung ,  Versuche  und  Beobachtungen  zu  ve- 
rificiren. 

Eine  solche  Redaction,  m.  H. ,  würde  so- 
dann  ihre  Aufmerksamkeit   ausschließlich  auf 


—     84     — 

den  Cesammt umfang  der  neueren  Erscheinun- 
gen zn  richten  haben.  Man  mSfste  von  ihr 
Tersicbert  seyn ,  dafs  sie  keine  der  Erscheinun- 
gen der  Gegenwart  übergehen  werde,  als  die- 
jenigen, welche  durchaus  ohne  Interesse,  ohne 
innere  Wahrheit  oder  vollkommen  unreif  sind. 
Jede  ihrer  JUittheiluogen  raubte  von  einer  ge- 
nauen Angabe  der  QueHen,  woraus  sie  ent- 
nommen wäre,  90  wie  von  einer  Kritik  be- 
gleitet' seyn ,  welche  wo  möglich  ans  der  Ve- 
rificirung  des  Angegebenen  herrührte,  und  wenn* 
dies  nicht  möglieh  wäre,  die  inneren  und  in- 
fseren  Gründe  der  Glaubwürdigkeit  der  Sache 
erwöge. 

Ein  solches  Blatt,  m.  H.,  wurde  dem 
Praktiker  zum  größten  Nutzen  gereichen.  Die 
Jahresberichte,  welche  durch  Cuvier  in  das 
wissenschaftliche  Leben  eingeführt  worddn  sind, 
und  nach  dem  sie  schon  seit  geraumer  Zeit 
von  allen  Sectionen  der  KönigL  Schwedisches 
Akademie  der  Wissenschaften  abgestattet  wur- 
den, und  durch  Berzelius  für  die  physikalisches 
Wissenschaften,  wie  bei  uns  neuerdings 'in  so 
ausgezeichneter  Weise  durch  Johannes  MüBiT 
für  Anatomie  und  Physiologie,  und  — obgleich 
mit  weniger  Kritik  —  durch  Bluff'  für  unters 
Wissenschaft  bekannt  gemacht  wurden,  dieis 
Jahresberichte  zeigen,  was  sich  leisten  latst, 
indem  sie  gleichkam  den  Schlafs  und  die  An- 
zeige des  Inhalts  eines  Journals,  wie  des  Be- 
schriebene, bilden  würden.  Ich  bitte  Sie  wie- 
derholt, in.  H. ,  ein  solches  Unternehmen  nicht, 
mit  dem  zu  verwechseln ,  was  ich  vorhin  ab 
eine  „Sammlung  einzelner  Aufsätze"  bezeichnet 
habe;  denn  die  Journalform  ist  für  Sammlun- 
gen   dieser   Art   nur    etwas  Aeulserliches  und 


—     25      — 

Gleichgitriges,  und  bat  höchstens  einen  mer- 
kantilischen  Zweck.  Ich  darf  et  wohl  nicht 
erst  aussprechen,  wie  hoch,  ich  viele  solcher. 
Sammlungen  schätze,  und  welchen  Werth  ich 
—  um  bei  dem  .Nächsten  zu  verharren  —  Zeit- 
schriften, gleich  den  von  Hufeland,  Rustf 
v.  Gräfe,  ßecker,  Cäsper,  und  dem  Vereine) 
für  Heilkunde  redig irten ,  beilege.  Aber  so  vie-. 
len  Nutzen  der  Praktiker  aus  ^o  trefflichen 
Werken  sieben  wird ,  so  wenig  bat  Eines  der- 
selben die  Tendenz,  ihn  überall  im  Niveau  der 
Wissenschaft  su  halten.  Er  wird  darum  ge- 
nothigt ,  entweder  eine  grofse  Zahl  solcher 
Werke  zu  lesen ,  oder  immer  wieder  zu  der 
oben  bezeichneten  leichten  Waare  seine  Zu- 
flucht su  nehmen. 

Es  gibt  ohne  Zweifel  auch  einige ,  ihrem 
Streben  nach  sehr  arbtuncswerthe  und  an  sich 
nützliche  Repertorien,  aber  eine  Arbeit,  wie 
ich  sie  andeutete,  kann  nicht  das  Werk  eines 
einzelnen  Gelehrten  seyn ,  sie  müfste  von  einer 
Gesellschaft  und  in  mehreren  Sectionen,  etwa 
nach  Firussac's  grandioser  Idee,  ausgeführt 
-werden» 

Aber  ich  wende  mich  von  diesen  frommen 
Wünschen  sur  Wirklichkeit  zurück.  Die  Leicht- 
fertigkeit vieler  Tagesschriftsteller  wird  im  All- 
gemeinen mit  einer  Schonung  behandelt,  wel- 
che die  Mitglieder  unseres  Standes  als  Einzelne 
ziert ,  die  .aber  der  Gesammtbeit  den  schweren 
Vorwurf  zuzieht,  über  das  allgemeine  Wohl 
der  Wissenschaft  nicht  zu  wachen,  und  die 
weniger  Mündigen  der  Vormundschaft  der  Un- 
wissenheit Preis  zu  geben.  Wo,  in.  H.,  wäre 
eine  strenge,  eine  unerbittliche  Critik  mehr  an, 
ihrem  Orte,  als  hier?     Wo  bedürfte  es  mehr 


—     26     — 

t 

eine«  medicinlschen  Lessinqs ,  um  das  Harpyiea 
gleiche  Geschlecht  der  Neuigkeitskrämer  toi 
der  Tafel  der  Wissenschaft  zu  vertreiben  ?  Ga- 
gen diese  uurde  ich  immer  mit  deo  Worte« 
Sieyes  stimmen:   la  mort  sans  phrases!  — 

Aber  eine   noch  weit  ernstere  Betrachtung 
erheischt  die  Stellung  des  Publikums  gegen  die 
Aerzte.     Welches  sind   die  Mittel,   ans  jenen 
notwendigen  Einflafs    auf  die  Gemätber  zu- 
rückzugeben,    ohne    welche   der  Arzt  nur  ein 
Gesandter    ohne    Vollmacht  ist      Auf  welche 
Weise    kann    man  die  zahlreichen  Verirrangen 
zerstören ,   denen  das   Publikum  in    Bezog  aal 
Aerzte  und  Arzteswirken   anheimfällt.     Die  ln- 
stiiutionen   der  Vorzeit,    m.  H. ,   schlössen  ans 
Furcht  vor  Entweihung  9  jedes   höhere  Wissen 
in  die  Schranken  der  Kaste  und  des  religiösen 
Mysteriums    ein.      Die    Cultur  jedes  Zweiget 
menschlicher  Erkenntnifs  war  eine  Prieaterschiu% 
und  Priester    waren   es,    wekhe    die  Fruchte 
dieses  Anbaues  vertheilten.  Vor  der  Entheiligung 
des  ö%Xoe,  des  grofsen  Haufens,  den  wir  Publi- 
kum nennen,   schützten   die   Schleier  des  Ge- 
heimnisses,   ein  wunderbares    Dunkel,    worin 
sich  die  Weisheit  verhüllte;  schützte  vielMcht 
noch  mehr  der  feste  und  starke  Bund,  welcher 
die  Kundigen   ganzer   Weltgegenden   in  t 
Ring  zusammenschlofs.  Dies,  m.  H.f  waren 
richtungen,  welche  einer  entstehenden  Gesell- 
Schaft  von   Nutzen   seyn   und  geziemen  moch- 
ten ,   so   lange    der  Schutz   der  Gesetze  weder 
ausgedehnt,   noch  stark  genug  war,   sich  auf 
das  Studium  der  Wissenschaften  zu  erstrecken ? 
so  lange  die  Verbindungen  der  Volker  und  In- 
dividuen nur  in  vereinzelten  Verkehrsorten  und 
durch  mühsame  Reisen  unterhalten  wurden,  W 


-     27     - 

lange  mit  eiuem  Worte  die  Welt  in  ihrer 
Kindheit  lag.  Zu  jenen  Zuständen  zurückkeh- 
ren zu  wollen ,  um  die  Ausübung  unserer  Kunst 
mit  den  Schatten  der  Ehrfurcht  zu  umgeben, 
wurde  ein  eben  so  thSrichtes,  als  vergebliche» 
Streben  seyn« 

.  An  die  Stelle  ^on  Kaste  und  Zunft  ist 
anch  für  uns  der  freie  Verkehr  und  seine 
Tochter,  die  Concurrenz,  getreten»  Diese  Con- 
currenz  ist  Ton  einer  doppelten  Art*  In  der 
einen,  derjenigen 9  'wodurch  wir  neben  einan- 
der -unserm  Ziele  nachstreben,  geniefcen  wir 
den  Schutz  der  Gesetze  und  aller  Vernünftigen» 
Die  andere,  welche  wir,  geprüfte  und  berech« 
tigte  Aerzte,  mit  der  Pfuscherei  und  dein  Char- 
latanismus  auszuhallen  haben,  gewährt  diesen 
letzteren  den  Schutz  des  grofsen  Haufens  und 
des  Pöbelwahns. 

Die  Concurrenz  der  Aerzte  unter  einander 
geht  auf  zwei  Punkte  hin  9  auf  den  Erfolg  in 
der  Praxis  und  auf  den  Erfolg  im  Leben.  Ja, 
m.  H. ,  wir  dürfen  es  uns  nicht  verhehlen,  da  Es 
wir  von  unserer  Thätigkeit  nicht  blofs  Früchte 
der  Erkenntniis,  und  die  süfsen  Empfindungen 
eines  nützlichen  Wirkens  ziehen  wollen;  dafs 
wir  vielmehr  durch  eine  äuhere  Not h wendig- 
keit, durch  einen  materiellen  Zwang  darauf 
hingewiesen  sind,  den  Beistand,  welchen  wir 
den  Kranken  gewähren ,  zugleich  als  die  Quelle 
unseres  Unterhalts  zu  betrachten. 

Dieser  Umstand  zieht  die  sich  empor» 
schwingende  Kunst  mit  aller  Kraft  der  Schwere 
zur  Erde  herab.  Ihn  zu  beseitigen,  hat  man 
vorgeschlagen,  alle  Aerzte  als  Staatsdiener  zu 
besolden,  und  ihnen  ihre  Wirkungskreise  vor- 
znzeitbnen. 


—      28     —    ■> 

Id  der  That,  wäre  der  Arzt  der  Sorge  frir 
sein  und  der  Seidigen  Fortkommen  zunächst 
enthoben ,  so  würden  wir  jene  Beispiele  einer 
mehr  auf  den  Gewinn,  als  auf  den  praktisches 
putzen  berechneten  Goncurreoz  gewife  weit  sel- 
tener sehen«  Der  Staat  hat  uns  die  Taxe,  ge- 
geben —  sicherlich  ein  mifsliches  Mittel,  ärzt- 
liche Verdienste  abzuschätzen.  Wenn  wir  ek 
leichtes  Reizfieber  durch  unvorsichtige  Anwen- 
dung der  schwächenden  Methode  in  ein  Ner- 
Tenfieber  verwandeln  und  dann  die  Krankheit, 
der  wir  durch  Versehen  oder  Unkunde  einen  t 
gefährlichen  Charakter  gegeben  haben,  heilen 
—  oder  auch  nur  bis  zum  Tode  begleiten,  so 
gibt  der  Buchstabe  des  Gesetzes  uns  grSfaerett 
Anspruch  auf  den  goldenen  Dank  des  Kranken, 
als  wenn  wir  den  Verlauf  jenes  Fiebers  ohne 
einen  Eingriff  in  die  Thätigkeit  der  Natur  nw« 
Tage  lang  bis  zur  Genesung  beobachtet  hätten; 
Ich  will  die  abschreckenden  Beispiele  Ton  änt» 
licher  Concurrenz ,  die  jeder  aus  seinem  eige- 
nen Leben  greifen  kann,  nicht  zergliedern,  gt- 
wifs  ist,  dafs  sie  onsern  Stand  nach  Innen  «ad 
Aufsen  vielfach  und  tief  entwürdigen.  Und  den- 
noch mochte  ich  nicht,  dafs  der  Staat,  selbst  wenn 
er  unbegreiflicher  Weise  die  Mittel  aufcubriagie 
vermöchte,  eine  Zahl  von  mindestens  6  —  7800 
Aerzten  anständig  zu  besolden,  auf  solche  Weit 
in  den  Kreis  unserer  Thätigkeit  eingriffe*  Dil 
Besserung,  die  uns  von  Aufsen  herein  kommen 
soll,  wird  dem  ärztlichen  Stande  wenig  fradv 
ten,  so  lauge  nicht  Jedes  seiner  Mitglieder 
selbst  empfinden  lernt,  was  es  der  Wurde  mh 
Tier  Kunst,  was  es  sich  selbst,  was  es  eeimm 
C olle  gen  schuldig  ist« 

Ein  grofser  Tbeil  der  wahrhaften  Entwür- 
digungen,   denen    sich  einzelne  Aezste ..  nnfev- 


—     29       — 

nfen  f  berulft  aof  der  eänr  liehen  Mitteflosig- 
it ,  womit  manche  nach  Vollendung  ihrer  Stu- 
jn  in  '  die  Praxis  eintreten.  Gesetze  können 
ergegen  nicht  helfen;  wer  mochte  rnthen, 
f»  auf  einen  Staat,  wo  Wissenschaft  und 
unst  sieb  der  höhsten  Blnlhe  erfreuen,  das 
pigramm  Chamissd**  anwendbar  würde: 

„Wer  Hundert  hat ,  lernt  buchstabiren, 
wer  Tausend  hat,  der  kann  stndiren, 
wer  mehr  bat,  der  ist  ein  Genie, 
wer  gar  nichts  hat,  bleibt  stets  ein  Vieh!" 

Gewifs,  oicht  die  Gesetze  des  Staats,  nicht 
is  Wesentliche  der  bestehenden  Einrichtungen, 
Lrfen  wir  anklagen,  wenn  wir  sehen,  dafs 
i  Aerzte  gibt,  die  ihre  Kunst  nur  als  die 
ilchende  Kuh  betrachten,  und  bei  ihrer  Aus- 
bung  deu  höchsten  Zweck,  welchen  sie  ken- 
»n,  den  haaren  Gewinn,  mehr  oder  weniger 
»utlich ,  immer  aber  zur  Schmach  der  erha- 
bnen Mutter,  die  sie  säugte,  offen  zur  Schau 
eilen« 

Lassen  Sie  uns,  m.  H. ,  gegen  solche  Ver- 
iltnisse  wirken,  soviel  als  wir  können.  Hel- 
!D  Sie,  den  Saamen  eines  edlen  Selbstgefühls, 
iuer  sich  genügenden  Tugend  in  die  Brust  der 
eranwachsenden  Generation  ausstreuen,  yer- 
reiten  Sie  die  Wahrheit,  dafs  es  nicht  genug 
>y,  sich  ein  leuchtendes  Ziel  zustecken,  son- 
ern  dafs  man  auch  Kräfte  und  Mittel  zu  sei* 
er  Erreichung  wägen  müsse,  ohne  welche 
n»  beste  Theil  unseres  Streben»  untergeht, 
ragen  Sie  dazu  bei,  die  Wahrheiten  der  Staats- 
konomie  überall  zum  Bewufstseyn  zn  brin- 
en ,  in  sofern  sie  auch  den  Arzt  angehen ,  in 
>fern  sein  Geschäft,  gleich  jedem  anderen,  des 
etriebskapitals  bedarf,  damit  er  frisch  und 
reudig  seinem  Ziele  nachstreben  könne« 


—     30     — 

Pfuscherei,  m.  H.f  das  hoffst,  die« 

wissenschaftliche  and  unberechtigte  Ausübung 
der  Heilkunst,  trachtet  nur  nach  dem  Erfolg 0 
des  Gewinnens.  Aber  wir  können  gegen  u0 
direct  nicht  viel  ausrichten.  .  Die  fiskalisches* 
Gesetze  zu  unserin  Schutze  können  ao  lauf?* 
nur  einen  halben  Erfolg  haben,  als  das  Public 
kum  selbst  voll  von  Vorurtheflen  bleibt! 
che  zu  hegen  einzelne  Individuen  sich  stets 
neigt  zeigen  werden, 

Charlatanismus  und  Pfuscheret  zu  besiege**** 
gibt  es  in  der  Gegenwart  nur  ein  einziges  SC*V~ 
tel.  Mysterien,  Kasten  und  Zunftzwang  ü**<* 
Eigenthuin  vergangener  Perioden,  zu  welche^** 
sra  rück  zu  kehren,  wenn  vielleicht  möglich,  do»*~** 
nie  gerathen  wäre.  Das  einzige  Mittel  t  9** 
Wirksamkeit  des  Arztes,  den  ganzen  Uufa**0 
seiner  segenreichen  Tbhtigkeit  zn  sichern,  &%* 
Würde  der  Medicin  vor  aller  Welt,  gegen  A^* 
Verlockungen  der  Charlatanerie,  gegen  den  f^** 

{ennutz  Unherufener,  und  gegen  das  ironiscxE3* 
.ächeln  der  Zweifler  zu  behaupten,  dem  Ars?  M 
am  Krankenbette  das  Zutrauen  der  Leidend^?* 
nnd  seiner  Kunst  den  Heiligenschein  zu  bewa 
ren,  durch  welchen  sie  vielleicht  eben  so 
wirkt,  als  durch  die  Mischungen  der  Officioas^* 
—  das  einzige  sichere  Mittel  zu  diesem 
besteht  in  der  zuverlaTsigen  Lehre  und  der 
klärung,  welche  über  das  Leben  und 
Wechsel  in  den  Massen  zu  verbreiten,  wir 
AUen  berufen  sind. 


Gewifs,  in.  H.t  ist  seit  der  Zeit,  we 
den  Abschnitt  der  neuesten  Geschichte 
net,    Vieles  und   höchst  Rühmenswerthes 
solche  Zwecke  geschehen.     Die  Geschichte 
uns  den  Anfang   jener  denkwürdigen  EpocfeM 


i 


~     3t     — 

emer  alle  Organe  des  gesellschaftlichen  Kor- 
pers mit  wunderbarer  Kraft  durchdringenden 
Entwicklung  zurück,  die  uns  jetzt  mitten  in 
ihren  Wirbeln  durch  unsere  Jahre  hindurch- 
führt.  Wir  sahen  die  Arzneikunde  an  jener 
allgemeinen  Erschütterung  ihr  volles  Theil  neh- 
men. Wir  sahen  das  Menschengeschlecht,  noch 
elender,  als  es  frivol  ist)  seinem  physischen 
und  moralischen  Verderben  mit  offenen  Armen 
entgegeneilen.  Wir  sahen  unsere  Wissenschaft 
in  unglücklichen  und  verderblichen  Systemen 
befangen,  ihre  Nützlichkeit  Ton  den  höheren 
Klassen  der  Gesellschaft  in  Zweifel  gezogen, 
ron  den  niederen  dem  Aberglauben  geopfert. 
Da  rief  der  Zeilpunkt  der  höchsten  Gefahr  jene 
Anstrengung  zur  Krise  hervor,  welcher  wir  in 
der  Geschichte  des  Menschengeschlechts  eben 
sooft,  als|in  dem  Leben  der  Individuen  begeg- 
nen. Die  Aerzte  fühlten,  dafs  es  an  ihnen 
war,  warnend,  heilend  einzugreifen,  die  Stim- 
men der  Guten  und  Besten  erhoben  sich  laut; 
eine  neue,  unTergleichlich  herrliche  Entdeckung 
trat  zu  rechter  Zeit  hinzu,  um  wie  ein  Zei- 
chen des  Himmels  jene  prophetischen  Worte 
zu  unterstützen;  und  es  gelang  jenen  Heroen 
der  Volksmedicin ,  deren  Namen  uns  Allen  in 
Andenken  sind,  das  versinkende  Geschlecht  aus 
seinem  Verderben  zu  retten. 

Meine  Herren,  es  gibt  Tiele  Arten  Ruhm 
so  erwerben  und  den  Dank  der  Nachkommen 
durch  hohe  Erfolge  zu  verdienen«  Aber  wel- 
ches Verdienst  kann  sich  mit  demjenigen  mes- 
sen, wodurch  der  Menschheit  das  Vertrauen, 
die  Achtung  für  die  heilende  Kunst  zurückge- 
geben ward,  wodurch  die-  geläuterten  Lehren 
der  Volksmedicio  Eingang  in  die   Massen  — 


—     32     — 

nicht  unseres  Volkes  allein  —  sondern  der  gan» 
zen  gebildeten  Welt  fanden! 

Und  wie  viel  bleibt  noch  zu  leisten  übrig!' 
Nur   langsam   und    alhnablig    wird  die  Ton  er- 
leuchteten Köpfen  erkannte  Wahrheit  zum  Axiom 
im  ßewufetseyn    der   Menge.      Wenn   Sie  mit 
den  Verhältnissen  und  Ansichten  des  LandmaiH 
nes,   des   Bürgers  kleiner  Städte  vertraut  sioc^ 
so  werden  Sie  wissen,  dafs  es  immer  noch  die 
alten  Lehren  der  Schule  von  Salerno  sind,  die 
allein  üls   Gesundheitsregeln    vom  Vater  snm J 
Sohne  übertragen  werden,  und  dais  der  mäch- 
tige   Einflufs   des    Paracelsus  sich  noch  immer 
in    der   überwiegenden  Menge   der .  gebrauckuV 
chen  Hausmittel ,  Pflaster  u.  s,  w.  kund  thut.  — 

Was  aber  thut  die  neueste  Zeit  ?  Die  V»» 
lagsartikel  von  Basse  und  Consorten  mögen  ei 
Ihnen  beweisen!  Man  will  dem  Volke  lehrn, 
die  Schwindsucht  und  die  Hypochondrie  hei- 
len, man  macht  Recepte  bekannt  zum  Verder- 
ben der  Vielen,  die  eine  Neigung  zur  media- 
nischen  Pfuscherei  haben,  man  ist  reich  u 
Bathschlägen , .  um  die  Bogenzahl  seines  9bck- 
Werks  zu  yermehren. 

Aber  was  ist  geschehen  seit  jener  Zeit,  im 
der  ich  oben  gesprochen,  um  dem  Volke  d* 
Wesen  unserer  Thätigkeit  kennen  zu  lehne; 
um  dem  Gebildeten  wie  dem  Ungebildeten  n 
zeigen ,  was  der  Arzt  thun  soll  und  "will,  wt 
wie  schwer  es  sey,  hier  nur  erst  das  Richtige 
zu  erkennen,  und  dann  gar  auszuführen  f  Ifai 
ist  geschehen ,  um  die  Erscheinungen  so  er» 
klären,  welche  den  Thoren  überraschen,, dir 
nach  den  Folgen  urtheilt,  ohne  die  Ursacbts 
zu  kennen;  was  ist  geschehen,  um  den  IdK» 
yiduen  einen  Begriff  zu  geben  von  der. wo» 


—     33     — 

derbaren  Zusammensetzung  dfer  organischen  Ma- 
schine und  ihrer  selbststa'ndigen  Wirksamkeit, 
damit  sie  erkennen,  dafs  ein  so  schwieriges  In- 
strument der  Hand  und  des  Genius  eines  Künst- 
lers bedürfe,  um  die  zweokmäfsige  Harmonie 
hervorzubringen.  Wollen  Sie  nach  den  Resul- 
taten urtheilen,  so  werden  Sie  finden,  dafs 
Ton  Tausenden  kaum  Einer  richtige  Begriffe 
über  alle  diese  Dinge  gelernt  hat.  Ich  wünschte, 
dafs  man  bereits  in  den  höheren  Klassen  der 
Schulen  eine  zweckmnfsige  Anthropologie  und 
Diätetik  vortrüge,  dals  Prediger  und  Schulleh- 
rer yon  'den  allgemeinen  Lehren  der  Gesund- 
heitskunde einiger  in  afsen  unterrichtet  wären,  da- 
mit sie  selbst  einsähen  und  warnend  lehren 
könnten,  wie  gefährlich  es  sei,  sich  den  Hän- 
den unwissender  Menschen  anzuvertrauen  und 
dreister  Weise  gegen  die  verschiedenartigsten 
Zufalle  mit  allerlei  mehr  oder  weniger  arznei- 
lich wirkenden  Hausmitteln  zu  Felde  zu  ziehen. 

Ich  habe  oft  Klage  führen  boren,  wenn 
die  Regierung  sich  veranlafst  gesehen  hat;  wi- 
der das  im  Allgemeinen  feststehende  Princip, 
die  Heilung  von  Krankheiten,  oder  den  Ge- 
brauch gewisser  Methoden  nicht  wissenschaft- 
lich geprüften  Individuen  nachzugeben.  Dafs 
sie  dies  in  einem  Interesse  der  Wissenschaft 
thue,  m.  H, ,  mochte  ich  nicht  glauben;  sie 
weicht  vielmehr  nur  einer  äufseren  Notwen- 
digkeit. Sie  weifs,  dafs  die  Vorurlheile  des 
Publikums  bisweilen  eben  durch  directe  Ver- 
bote oder  Hindernisse  nur  noch  gesteigert  wer- 
den ,  und  dafs  es  vorzuziehen  sey,  ein  Uebel, 
das  im  Verborgenen' fortschleichend  nur  um  so 
gefahrlicher  seyn  würde ,  offen  zu  Tage  zn  le- 
geny  um  es  '  wenigstens  genau  beaufsichtigen 
Joorn.LXXXI.B.  4.  St  C 


—     34     — 

su  können.  Aber  hat  man  nicht  ein  Recht, 
ron  uns  zu  erwarten,  dafs  wir  dasjenige  thun, 
was  eine  Regierung  nie  allein  für  sich  vermö- 
gen wird?  So  lange  das  Publikum  auf  dem 
niedrigen  Standpunkte  verharrt,  von  welchem 
aus  es  die  Arzneikunde  betrachtet,  so  lange 
wir  es  nicht  verstehen,  unseren  Meinungen  bei 
ihm  Anerkennung  zu  verschaffen  ,  so  lange  wir 
selbst  eine  gewisse  Schwäche  und  Unsicherheit 
in  Dingen  zeigen,  über  deren  Werth  up& Wis- 
senschaft und  Erfahrung  längst  belehrt  habea 
sollten ,  so  lange  wir  mit  der  Pfuscherei  up4 
Unwissenheit  selbst  Vergleiche  und  Friedens* 
vertrage  eingehen ,  so  lange  konpen  wir  auch 
vom  Staate  nicht  die  ganze  Aus^ehnQAg  de* 
uns  zugesicherten  Rechte  verlangen;  ^onn  bat 
denken  Sie  wohl ,  wir  haben  fift  die  Erfongung 
dieser  Rechte  Verpflichtungen  übctrnQmmqn,  4s- 
nen  ein  Benehmen,  wie  das  Angedeutete,  gs- 
rade  entgegensteht;  wir  haben  versprochen,  <ik 
Wissenschaft  zu  pflegen,  und  wenn  wir  Hfl 
Preis  geben  9  verletzen  wir  zuerst  den  Cos> 
tract.  — 

Dies  ist  der  Gesichtspunkt,  unter  welchen 
ich  diese,  bisweilen  allerdings  sehr  auffqlls&jlt 
Thatsache  betrachte.  Thun  wir  also  dej  (Je* 
srige,  zeigen  wir,  dafs  es  uns  Ernst  ist,  da 
Wissenschaft  fruchtbar  zu  machen;  halben  ifir 
uns  fest  an  die  Geschichte  der  Medicin,  na 
uns  nicht  durch  bekannte  Thatsachen  verfall 
den  zu  lassen;  durch  ein  Mittel,  das  irgqfli 
ein  Bauer  aus  einem  im  Winkel  seines  Hie- 
ses  vorgefundenen  Blatte  herausliest ;  durch  eiai 
Methode,  die  bereits  in  der  Probe  der  Jahr- 
hunderte beurtheilt  worden  ist  Je  strenget 
wir  uns  an  die  Wissenschaft ,  an  um  aelW 


—     36     — 

halten  ,  um  so  mehr  dürfen  -wir  auf  deip  Schutz 
des  Staates  in  seinem  Tollen  Umfange  rechpen« 
Wem  ist  es  vorzuwerfen,  wenn  das  Publikum. 
Berlins  jetzt  auf  einmal  die  fixe  Idee  zu  haben 
scheint,  es  sei  aus  Eisen   gemacht,   das  man 
nur  magnetisiren,  oder  aus  Pflanzensaamen,  die 
man  nur  begiefsen   dürfe,   um  alle  Welt  ge- 
sund su  machen?    Uns,  m»  H.,  die  wir  einer- 
seits   die  jtgtntia   physica    zu    sehr  vernacb- 
läfsigt,    andererseits  aber  das  weit  schwerere. 
Vergehen    begangen    haben,    für  medicinische 
Volksaufkiärupg  wenig  oder  gar  nicht  zu  sorgen». 
Das  einzige  Mittel,    alle  Schwierigkeiten 
hinwegzuräumen,  welche  Unkunde,  Vorurtheil, 
und  Gewinnsucht  dem  Arzte  am  Krankenbett^ 
entgegenstellen,   besteht  in  dieser  Verbreitung 
richtiger    allgemeiner  Grundsätze   über   Leben, 
Gesundheit,   Krankheitsaolage ,   Krankheit  und 
Heilungsprocafs.     Der  Einzelne  mag   bei  sol- 
chen  Versuchen   wohl  ermüden,  und    ich  ge- 
stehe es,  dafs   dies  auch  mein  Lops  war,   als 
'ich  mit  redlichem  Willen ,    vrenn  gleich  mit 
schwachen    Kräften,    dieses    grofte  Unterneh- 
men   eine    kleine   Strecke    weiter  zu  fördern 
suchte.    Aber  wann  wir  uns  Alle  mit  dem  Be* 
wubtsejn    durchdringen,    dafs   nur   auf   diese 
Weise  die  heilepde  Kunst  zu  ihren  schönsten 
Erfolgen   gelangen   könne,  wenn  wir  uns  das 
Bild  einer  Zukunft  vor  die  Seele  stellen,  wo 
die  Individuen  mit  richtigeren  Einsichten  von 
den  Ursachen  ihrer  körperlichen  Leiden,  von 
den  Folgen  ihrer  Fehler  und  Irrtbümer  zugleich 
die  Ueber^zeugung  verbinden ,  dafs  nur  der  tüch- 
tige Arzt  der   Aufgabe  gewachsen  sejr,   solche 
Uebel  mit  gehöriger  Berücksichtigung  aller  Folgen 
seiner  Handlungsweise  zu  bekämpfen ,  wenn  wir 
die  schöne  Hoffnung  nähre"      4afs  dann  der 


—     36     — 

Charlatan,  der  prahlerische  Versprecher  and 
der  unwissende  Pfuscher  mit  gleichem  Wider- 
willen Ton  der  Menge  angesehen  seyn  würden, 
als  sie  ihnen  jetzt  in  glaubigem  Anstaunen  horcht: 
dann,  m.  H. ,  werden  wir  vor  der  Gröfse  un- 
serer Aufgabe  nicht  zurückschrecken,  sondern 
in  einträchtigem  Sinne  der  Erfüllung  jener  scho- 
nen Zeit  nachstreben.  Seien  wir  denn  nicht 
blofs  Heiler  einzelner  Kranken ,  lassen  wir  uns 
niemals  dazu  herab,  die  Wahrheit  dem  Blöd- 
sinne zu  opfern,  und  Einzelnen  zu  Gefallen 
das  zu  vergessen,  was  wir  dem  Wohle  der 
Menschheit  und  der  Wurde  der  Kunst  schul- 
dig sind.  Ohne  dieses  Streben  werden  die 
Aerzte  bald  nichts  mehr  und  nichts  weniger 
seyn,  als  die  gefälligen  Diener  des  Publikum». 
Erheben  wir  uns  zu  dem  Range ,  den  unsere 
Stellung  uns  anweist;  lassen  Sie  uns  seine 
Lehrer  seyn.  Lassen  Sie  uns  in  Haus  und  Fa- 
milie, in  Schule  und  Welt  die  Wahrheiten  der 
Medicia  verbreiten ,  jedes  Vorurtheil  muthig  be- 
kämpfen ,  jede  eigensüchtige  Bestrebung  auf  ih- 
ren wahren  Werth  zurückführen,  und  Tor  Al- 
lem uns  selbst  vor  jeder  Abweichung  vom  gera- 
den Wege  hüten.  So  nur  werden  wir  die 
Ausübung  unserer  Kunst  zu  einem  freien,  schon 
geordneten  Ganzen ,  zu  einer  harmonischen  Ent- 
wicklung aller  Kräfte  des  menschlichen  Gei- 
stes, zur  Unterwerfung  unter  das  Gesetz  und 
zur  Beherrschung  der  Regel  entwickeln.  Hier, 
m.  H. ,  ist  mehr  als  Ruhm  und  Gold ,  es  ist 
eine  Bürgerkrone  zu  verdienen,  wie  sie : mit 
ihrer  Glorie  nur  die  Scheitel  der  Wohlthäfer 
der  Menschheit  ziert. 


—     37     — 


Erster  Jahresbericht 

übet 

das    Bad    zu    Elisen, 

'  nach  dem 

mit  weil. Hetra  Medicinalrath  Zägel  gemein-' 

schaftlich    geführten  Tagebache  und  eigenen' 

Beobachtungen  bearbeitet 

▼  on. 

Dr;  B.  C.  F.  A.  Meyer, 

Badeärzte  daaelbst 


JLrie  Lacke,  welche  in  der  Eibener  Badechro- 
nik seit  dem  Jahre  1828  entstanden  (man  vgl. 
das  März  -  u.  Aprilheft  1829  dieses  Journals), 
ist  gröfstentheils  durch  eine  unterdefs  erschie- 
nene Abhandlung  meines  nunmehr  verstorbenen 
Freundes  und  Collegen:  „Physik,  medic.  Ab- 
handlung über  das  schwefelhaltige  Mineralwas- 
ser und  die  Bäder  zu  Elisen,  von  Dr.  8.  Zar 
gel  etc.  1831."  *)  ausgefüllt  worden.  Sein  Vor- 
satz ,  Wittheilungen  aus  den  letzteren  Jahrgän- 
gen seiner  Brunnenpraxis  durch  dieses  Journal 
zu  veröffentlichen,  gelangte,  bei  dem  ununter- 
brochenen Kränkeln  dieses  mit  so  vielen  Ge- 
brechen  behafteten ,    mit  desto  mehr   Geistet- 

♦)  YfcL  BiUioth.  d.  pr.Heük.  Bd.  LXVIIL  8t  2.  *..  111. 


—     38     — 

kraft  aber  gerüsteten ,  rastlos  tbatigen  und  treff- 
lichen Arztes,  leider  nicht  2ur  Ausführung.  An 
die  schmerzhaften  Leiden  gewohnt,  gleichsam 
eingeübt,  durch  Thätigkeit  den  Schmers  zu 
fiberwinden,  würde  er  noch  viele  Jahre  im 
Stande  gewesen  seyn ,  seinem  Berufe  vorzuste- 
hen, wenn  nicht  während  der  Kurzeit  1832 
ein  Blutsturz  das  schon  morsche  Gebäude  un- 
tergraben, —  da»,  obwohl  erst  später  erfolgte 
Erloschen  eines  so  zähen  Lebens,  fit  den  sei- 
tilge  War,  vorbereitet  hatte.  Noch  volle  tWÜ 
Jahre  nach  diesem  Zufalle  lebte  und  wirkte  er« 
durch  Freundes  Beistand  unterstützt,  für  ESsea 
und  seine  Gäste.  Was  er  schriftlich  dicht  neht 
vermochte,  suchte  er.  wenigstens  durch  münd- 
liche Uebertragung  diesen  zu  sichern,  —  eins 
Menge  Schätzenswerther  Mittheilungen , über  die 
Wirkungsweisen  unserer  Heilmittel,  über  die 
Anwendungsarten ,  die  dabei  erforderlichen  Cae* 
telen ,  worin  der  Brunnenarzt  hauptsächlich  er* 
fahren  und  eingeübt  seyn  mufs,  wenn  er  skbtr 
gehen  und  führen  will ,.  —  Bemerkungen  SsT 
einzelne  wichtigere  Krankheitsfälle,  wozu  fts 
gemeinschaftliche  Durchsicht  des  Krahi'eejoirf» 
nals  Stoff  und  Anlafs  gab,  füllten  bis  JLnit  Toi 
seinem  Ende  die  Wenigen  Augenblicke« 
che  ihm  vergönnt  Waren,  sich  von' 
denen  Leiden  zu  erholen,  oder  auf 
erwartende  vorzubereiten.  Der  Tod  überraschte 
ihn  nicht,  traf  ihb  seit  Jahresfrist  Vorbereitet 
als  langersehnter  Friedensbote  von  ihm  Selbst 
und  den  Seinigen  willkommen  geheilten'  (sn 
ÖQsten  Novbr.  v.  J ).  Ruhe!  [woran  es  flu* 
im  Leben  so  sehr  gefehlt,  seiner  Asche,  Ehre 
seinem  Andenken! 

In  der  Art  uud  Weise,   wie  v?rr  in  cofle- 
gialischer  Ueberetnetimmungf  während  der  Ist** 


—     39     — 

fen  Karzeit  der  Anstalt  vorstanden,  war  es  aus- 
fahrbar geworden,  die  Leistungen  derselben 
auch  im  Ganzen  zu  übersehen ,  in  diesem  Be- 
tracht Zahlen  Verhältnisse  verschiedener  Art  M&- 
zumitteln ,  die  uns  geeignet  schienen ,  den  ei-» 
geothümlichen  Charakter,  den  reinen  Werft 
unserer  Heilmittel  zu  bestimmen.  Dafs  dazu 
eben  so  wenig  Analysen,  als  die  öffentliche! 
Bekanntmachung  aasgewählter  Ku Halle  das  Aus- 
hängen abgelegter  Knicken  genüge,  womit 
man  seither  die  Schilder  der  Bäder  und*  Ge- 
sundbrunnen auszuschmücken  bemüht  war,  -^ 
dafs  nicht  allein  der  Gehalt  eines  Mineralwas- 
sers gleichwie  jedes  anderen  Heilmittels,  niclit 
die  Menge  eines  darin  vorherrschenden  Bestand- 
teils, sondern  auch  die  richtige  Auswahl,  eine 
Fassende  Gebrauchsweise  —  die  Zweckmässig« 
eit  und  Heilwirkungen  desselben  bedingen,  '«-^ 
diesem  allen  gemäfs  aber  ein  jedes  seinen  ew 
genen  Platz  and  Werth  behaupte,  also  keiid 
reelles'  Prinzip  vorliege,  um  Vergleiche  mit 
Cbncnrrenten  anstellen ,' hiernach  zunächst  durch 
chemische  Analysen  veranlagte  Bangstreitigkei- 
ten schlichten  zu  können,  — '  dafs  endlich  zur 
Feststellung  einer  sicher  führenden  Indicatio  ex 
juvantibüs  dem  ärztlichen  Pnblico  eine  gre- 
isere namhafte  Summe  von  Erfahrungen  darge- 
boten werden  müsse,  — -  wären  wir  gar  zu 
sehr  überzeugt,  als  dafs  es  uns  hätte  einfallen 
dürfen,  mit  langen  Erzählungen  prunkender 
Karfälle  den  geduldigen  Leser  fernerhin  zu  er- 
müden, dem  ungeduldigen  gerechten  Arilafs  zu 
geben ,  einige  Bögen  zu  überschlagen. 

Obwohl  erst  seit  30  und  etlichen  Jahren 
im  Gebrauch  und  mit  dem  Kamen  eine»  Kur- 
orts bekleidet,  bat  unser  Elisen,  ohne  gröfse- 
ren  Aufwand   von  Seiten  der  Administration 


-      40     — 

4»]?,  dyu  wesentlichsten  Bedürfnissen  und  Anfor- 
derungen der  Kurgäste ,  und  diesen ,  wo  nicht 
übertrieben,  genügend  zu  entsprechen,  nötbig 
erscjuep,  weniger  durch  Huldigungen  des  Luxus, 
als  durch  sein  natürliches  Auftreten  begünstigt, 
tiiq.t gewisses  Publikum  zu  bestimmen,  dasselbe 
z,u  befriedigen  und  zu  erhalten  vermocht«  Eil- 
ten war  fortwahrend  und  ziemlich  gleichmä« 
(aig  zahlreich  besucht,  früher  sowohl,  aj&.seift- 
deni.es  in  seiner  jetzigen  Gestalt,  un,d  Ausdeh- 
nung dasteht:  —  seinen  nicht  unbedeutenden, 
in  ferne  Welttheile  sich  erstreckenden  Ruf  rar- 
dankt  es  nicht  etwa  dem  Renommee  seiner 
A«.r^te  oder  ihrer  Feder,  nicht  der  Protection 
einer  bedeutenden  Autorität,  —  nein,  sich  selbst 
und  seinen  dankbarsten  Gästen  :  wozu  also  noch 
deaigewohnten.  Lärm  machen»  darin  einem  bo- 
ten Beispiele  folgen  ,  da  ohnedem  .  seit  vielen 
Jahren ;  schon  wegen  Ueberf iiilung  das.  Bedärf- 
nifs-  e^ner  weiteren  Ausdehnung,  der  AnjfydJf 
besonders  in  Hinsicht  der  Wohnungen  einge- 
treten ,  also  gar  keine  Noth  vorbanden  ist,  sol- 
chen verrufenen  Lärm,  zu  erheben.  »Eijsen  W^Ü 
nur.  Eiben  seyn  und  bleiben,  nichts. mehr  aai 
nichts,  weniger  bedeuten,  als  sein  innerer  Werl^ 
zu  behaupten  vermag,  -^  Von  dßP.Natuas  reiefc 
ausgestattet,  dadurch ,  o1 er  Noth  euthqben,  Jp 
Künsteleien ,  den  gewöhnlichen  Deck  man  Ulli 
gewisser  Blüfsen,  seine  Zuflucht ,  zu  .tnjsbmeBt 
von  der  Kunst  nur  da  unterstützt,  , wo  dient 
überall  nicht  zu  entbehren,  —  dagegen  aber  offen 
und  Jedermann  zugänglich  in  seinen  'Werkstät- 
ten, wo  künstliche  Vorrichtungen  hergestellt 
werden  m nisten ,  um  der  Natur  dasjenige  is 
feineren  Formen  abzugewinnen,  w/as  sie  tni|r 
roh  darbietet,  kann  es  ruhig  dem  fremden 
Bangstreite  zusehen;  bedarf  es.  d!so..^ejniea  An- 


—      41      - 

»all»,  um  durch  ihu  seine  Sache  zu  rerfüclH 
teof  —  nur  des  schlichten  Sachwalters ,  der  als 
unparlheiischer  Referent  alles  das  getreu  sam- 
melt und  zum  Besten  giebt,  was  sich  ihm  dar- 
geboten, in  der  einzigen  Absicht,  um  durch 
Thatsachen,  aufrichtig  und  wajir  dargestellt,, 
den  eigentlichen  Werth  eines  bereits  als  grof» 
erkannten  Heilmittels,  den  Bereich  seiner  Heil- 
wirkungen und  somit  die  Gränzen  zu  bestim- 
men ,  über  welche  hinaus  nichts  weiter  voa 
ihm  zu  erwarten  stehe. 

In  dieser  Sinnesweise  für  Kilsen  das  Wort 
zu  riehinen,  schien  uns  die  dem  Charakter  un- 
terer Heilanstalt  entsprechendste  Form:  mng^ 
sie  bei  sinnverwandten  Kunstgenüssen  die  £e-a 
wünschte  Ansprache  finden ,  Einiges  dazu  bei- 
tragen, den  Inhalt  unserer  Mittheilungen  einem 
größeren  Publiko  nützlich  und  werth  zu  iriochen. 

Der  Sommer  1834  zeichnete  sich  gleich 
\yie  das  ganze  Jahr  überall ,  und  so  auch  hier 
durch  einen  ungewöhnlichen  consequenten  Wit- 
terungscharakter aus;  in  den  drei  Kurmonaten 
stählten  wir  nur  einige  wenige  Regentage ,  nur 
5  mal  waren  auf  den  Morgenpromenaden  Re- 
genschirme in  Bewegung.  Während  die  Zei- 
tungen von  allen  Seiten  her  furchtbare  Gewit- 
ter, Stürme  und  Regengüsse,  und  die  dadurch 
angerichteten  Verwüstungen  meldeten,  blieb 
unsere  Gegend  von  dergleichen  atmosphärischen 
Entladungen  verschont.  Kur  ein  einziges  Mal 
hatten  wir  Sturm  ,  auf  einer  sehr  kleinen  Strecke 
Schlofsen ,  zwei  Mal  starke  Regengüsse  iui 
Thale,  während  auf  den  benachbarten  Gebirgen 
daselbst  zahlreich  versammelte  Fremde  des  hei- 
tersten §unuenscheins  sich  erfreuten.  Wohl  nie 
wurden  von  Elisen  aus  10  viele  und  zahlreiche 


—      42      — 

Ausflüchte    in    die    prachtvolle  Umgegend   ge- 
macht, nie  so  begünstiget,  als  diesen  Sommer, 
Kranke ,  denen  man  dergleichen  Vergnügungen 
sonst  leider  vertagen  mufs,    durften    auf  mehr' 
Nachgiebigkeit    der   Aerzte  rechnen,    die  küh- 
lere Luft  der  benachbarten  Anhohen    gegen  die 
schwüle   Hitze  des   geschlossenen    Thals   dann 
und  wann  vertauschen  zu  lassen,  war  oft  Be- 
dürfnifs«     Plötzliche   Temperaturwechsel ,   der* 
gleichen   sonst    nach  Gewitterzügen  an  unserer 
Gebirgskette    häufiger   eintreten,    fanden   nicht 
Statt ;  —  im  Gegentheil  verursachten  kleine  Ge- 
witterschauer,   da   kein   Wind  Wechsel  erfolgte, 
xnehr    fühlbare    Wärme.      Ueber    25°    R.  im 
Schatten  stieg  dieselbe  nie. 

Obwohl  es  im  Allgemeinen  keinem  Zwei- 
fel unterliegt,  dafs  eine  Witterung,  wie  dis 
diesjährige,  nicht  nur  den  Besuch  der  meiste« 
Bäder  zahlreicher  gemacht  habe ,  sondern  auch 
dem  gröfsten  Theile  der  Kurgäste  überall  gfis^ 
stig  gewesen ,  namentlich  die  Heilang  hart- 
näckiger, rheumatischer,  gichtischer  and  Fleck* 
tenübel  befördert  habe,  sowohl  durch  direett 
Unterstützung  der  Heilwirkungen  der  fentspre- 
chenden  Mittel,  als  indirect  durch  ErhShnkg' 
der  wohlthätigen  Einflüsse,  welche  Reisen,  AinV 
enthalt  beim  Bade,  geselliger  Verkehr,  beson- 
ders im  Freien,  auf  das  Leben  solcher  Krankte' 
zu  üben  pflegt,  —  so  steht  es  doch  ron  unse- 
rem Standpunkte  aus,  wo  wir  es  mit  einem 
Mittel  zu  thun  haben,  dessen  Wirkungen  so 
gar  leicht  das  beabsichtigte  Maafs  überschrei- 
ten ,  namentlich  Ueberreifcung  zur  Folge  heben, 
und  noch  dazu  mit  einer  Menge  Kranken,  die 
so  wenig  die  Erstwirkungen  des  Schwefels  ab 
eine  heifse  Luft  leicht  zu  ertragen  geschickt, 


—      43      — 

tu  Blutwallungen ,  Blutungen,  überreizten  Zu- 
ständen, Nerven  zufallen  geneigt  sind,  ■—  z* 
berücksichtigen  ,  daTs  die  im  Allgemeinen  so 
willkommene  Witterung  Vielen  in  dem  Fort- 
scbreiten der  Besserung  binderlich  war,  für 
den  Augenblick  wenigstens  auf  das  Gemeioge- 
fiibl  der  Kranken  ungünstig  einwirkte,  zu  vielen 
Klagen  über  nachtheilige  Wirkung  der  Bader 
Anlafs  gab,  daher. nicht  nur  dem  versöhnenden 
Arzte  viel  zu  schaffen  machte,  sondern  auch 
das  im  Allgemeinen  günstig  zu  nennende  Re-* 
•ultat  unserer  Kuren  um  ein  Bedeutendes  be- 
einträchtigte. Sogar  alte  Korgäste  hörte  man 
klagen ,  ron  denen  man  es  nicht  gewohnt  war« 
Schwefelmittel  in  der  flüchtigen  Form,  wie  sie 
unser  Was9er  darbietet,  wirken  ganz  anders 
bei  einer  nafskälten  f  anders  bei  einer  trocken - 
beifsen  Witterung,  im  letzteren  Falle  oft  sehr 
Stürmisch  in  ihren  Erstwirknngen»  —  einUebel- 
stand,  der  die.  Aufmerksamkeit  des  Badearztes 
in  fortwährender  Spannung  erhält»  Das  Was- 
ser selbst  scheint  Unter  solchen  entgegengesetzt 
ten  Bedingungen,  obwohl  an  und  für  sich  un- 
▼erändert,  stärker  oder  schwächer  zu  seyn. 
Ein  güostiger  Umstand  nur  -s  dafs  solchen  Kla- 
gen und  Zweifeln  £o  begegnen,  das  Vertrösten 
auf  wohltbatigere  .  Nachwirkungen  nachgerade 
Gehör  gefunden ,  dafs  wir  im  Stande  sind,  ge- 
wisse Kranke  auf  scheinbare  Verschlimmerun- 
gen Torzubereiten ,  dadurch  die  Hoffnung  einer 
demnächst  zu  erwartenden  Besserung  oder  gänz- 
licher Heilung  zu  beleben  und  das  Vertrauen  auf 
die  Zurerläfsigkeit  unsers  Heilmittels  zu  befe- 
stigen. Wie  yiele  Hunderte  Ton  Kranken, 
welche  kaum  gebessert ,  unTerändert  oder  gar 
scheinbar  Terschlimmert  niedergeschlagenen  Sin- 
nes Eilsen  Terliebent  haben  Aehnliche*  erfah- 


—      44      — . 

ren!  --^Gerade  diesen  v  die  io  den  folgenden 
Jahren  gebessert  oder  geheilt  aus  schuldiger 
Dankbarkeit,  wie  sie  sich  ausdrücken,  wie- 
derkehrten ,  verdankt  Eilsen  seinen  ausgedehnt 
ten  Ruf« 

Die  Zahl  der  Kurgäste  and  Fremde  be- 
lief sich  dieses  Mal  auf  1250  Personen ;  '  die 
Frequenz  stieg  früher,  als  in  anderen  Jahren* 
wurde  deshalb  gleichmäßiger  auf  die  dreiKar> 
monate  vertbeilt,  —  ein  sehr  günstiger  Umstand, 
den  wir  bauptsächsächlicji  alten  Kurgästen -ver- 
danken ,  die  den  Andrang  fürchtend  schob  im 
Juni  sich  einfanden. 

In  den  letztverflossenen  10  Jahren  zahltet} 
wir  durchschnittlich  1076  Kurgäste:  1834. war 
also  der.  Frequenz  nach  ein  vorzüglich  günsti- 
ges Jahr,  eins  der  besten.  *)  ... 

TT"  I  ■  t 

Die  Zahl  der  verabreichten  Bäder  belief  :tecfc  i 
in  den  letzteren  10  Jahren  durch-    * '  ■  j^u  itiftf -• 
schnittlich:  .■■./.,,,■■!  *-| 

der  Wasserbäder  auf       7591,2        auf  QÖftt  io? 

—  Schlammbäder  auf    2243,5         —■&!*•■■  ** 
~  Doüchen (mit Bad) auf  717,3'    >—,<.. 84©  >* 

—  Gasdampfdouchen  und  *  :■•*•. \  -»vi 

dito  Bäder  auf  420,5         —  '  31«) 

—  Gasbäder  auf    .      .    752,$     ■  *-'    3»  <» 

Summa    11725,0         .    131Ä81- '* 
(Darunter  Freibäder     2748  ^fifc 

*)  Nur  das  Jahr  1827  übertraf  dasselbe.       /V  ''Vf" 

**)  Dieses  Badeapparats    bedurfte  es:  bei  der  .k| 
Witterung  nur  in  einzelnen  seltenen  FaTleo^wtf 
starker  auf  die  Haut  zu  wirken,  als  es  softe*  4M 
Lufttemperatur  für  sich  that,  —  daher  die"  bette* 
tende  Differenz.  *»v  ,r^- 

1      9 


l 


—     4ö     •» 

Schichten  wir  samm  fliehe  Kurgäste  y  über 
welche  das  Krankenjournal  Nach  Weisungen  giebt 
(viele  gebrauchen  die  Kur  ohne  ärztliche  An- 
weisung) in  folgender  Weise,  sondern  wir 

I.  diejenigen  ab,  welche  (dnrch  ein-»  oder 
mehrmaligen  Gebrauch  der  Kur),  soweit  es. 
sich  beurtheilen  liefs,  gründlich  geheilt,  von 
den  hauptsächlichsten  Leiden  und  Gebrechen 
radical,  wenigstens,  temporär  befreiet,  ihrem 
eigenen  Geständnifs  nach,  zufrieden  die  Anstalt 
verlieben ,  so  auch 

II.  alle  die,  welche  mit  an  und  für  sich 
beilbaren  Uebeln  behaftet,  dieser  nicht  -völlig 
quitt  wurden  ,  gebessert ,  mehr  oder,  weniger 
zufrieden  die  Kur  beschlossen,  oder  beschlie-' 
leen  mufsten,  bevor  der  Erfolg  derselben  sich, 
bestimmen  liefs,  —  unter  diesen  Viele,  die  zum 
ersten  Male  Eilsen  besuchten,  und  von  der  so- 
genannten Nachkur,  oder  einer  Wiederholung, 
das  Beste  erst  noch  zu  erwarten  hatten,  dar- 
auf vertröstet  werden  mufsten ;  —  wären  uns 
demnach  für  eine 

III.  Abtheilung  die  Unheilbaren,  welche 
zwar  keine  Hoffnung  zur  völligen  Wiederher- 
stellung gaben,  demohngeachtet  aber  merklich 
und  wesentlich  gebessert,  durch  die  Kur  zu- 
frieden gestellt  wurden;  —  für  eine 

IV.  endlich  noch  die  wenigen  Kranken 
übrig  geblieben,  welche,  ihre  Gebrechen  moch- 
ten nun  heil-  oder  unheilbar  seyn,  in  dem  Be- 
reiche unsers  Heilmittels  liegen,  oder  nicht,  un- 
geheilt,  üngebessert,  ohne  Hoffnung  (?)  auf 
eine  später  zu  erwartende  Nachwirkung,  die 
Anstalt  verliefsen,  —  so  zahlen  wir  in 


—     46     — 

Sommer  unter  100  *)  an  diversen;  Uebeln  lei- 
denden Personen,  nachdem  die  Kar  beendiget} 

52,35  der  I. 

32,98  —  IL 
5,23  —  III.  und 

9,42  —  IV.  Abtheiking  sagehorend, 
also  in  den  beiden  ersteren  85£  Procent,  ein 
gewifs  sehr  günstiges  Resultat y  nur  Schade, 
dafs  sich  kein  Vergleich  mit  früheren  Jahrgän- 
gen anstellen,  sich  deshalb  vorerst  nicht  aoi- 
mitteln  läfst,  welchen  Antheil  die  so  eigen- 
tümliche Witterung  daran  genommen  habe» 

Unter  100  die  Kur  gebrauchenden  Gästen  lutea : 
A.  an  Rheumatismen ,  alle  Uebel  cd  casum 
rheum:  z.  B.  Neurosen,  Kopf-,  Zahn*  und 
Gesichtsschmerz ,  Hüftweh,  Magenkrampf,  lo- 
kale Affectionen  der  Athemwerkzeuge  (der  Fan- 
ces,  des  Laryox  etc.)  beginnende  Schwindtuh- 
ten,  Knochen-  und  Gelenkübel,  s.  B.  Rosk' 
bleibsel  tod  Coxalgien ,  auch  eine  Verkffiflt- 
inung  des  Rückgratha  nach  kaltem  Trank  bei* 
Tanzen  entstanden,  und  fast  gänzlich  gebobe% 
endlich  Lähmungen  **)  etc.  mit  inbegriffen,  — 
36,67  mit  dem  Erfolg  von: 

60  Procent  für  L 

36      —     — '  iL 

4      -      -  W. 

B.  An  Gicht  überhaupt;  31,43  —        .... 
a)  an  Arihr.,  acut,  und  subacnt.  nid^Un 
Ueberbleibseln  davon  —  12,57  mit  dem  Erfo% 

Ton  73  Proc.  für  L 
—  27    -    —  IL 

*)  Die  Rednetfon  anf  100  fird  künftige  VerglekU*- 
jungen  erleichtern,  eine  heuere  ßeberaifltt  scfcsa 
jetzt  gewähren. 

**)  6ehr  fiele  dieser  üebel  anf  verschiedene  freb% 
z.  B.  mit  Unterieitobeschweiden  compücirt.    • 


—     47     — 

b)  an  Artkr.,  chronic,  irregal.,  atönic, 
Anomal.,  mit  den  gewöhnlichen  Complicatio- 
nen,  —  18,86  mit  dem  Erfolg: 

tod  49  Proc.  für  I. 

_  36    —    —  II. 

_    6    —    —  IH. 

—    9    —    —  IV. 

\  —  ■ 

In  Summa  also  tod  58  Proc.  für  I« 

_  33    _    _  II. 
_    4    _    _  HI. 
_    6    —  ■  —  IV. 

Die  erste  Unterabtheilung  lieferte  (für  I. 
und  II.)  das  günstigste  Resultat,  Podagristen 
finden  in  den  Schlammbädern  ein  Verwahrung** 
mittel  ,  gewinnen  dadurch  entweder  eine  Frist 
ron  1  bis  2  Jahren,  oder  wenigstens  doch  eine 
beträchtliche  Mäfsigung  und  Abkürzung  der  ge- 
wohnten Anfälle.  Jüngere  Subjecte  erfreuen 
sich  sogar  nicht  selten  einer  gänzlichen  Befreiung 
Ton  diesem  Uebel  sowohl,  ab  den  Rückbleib-« 
sein  desselben« 

Das  an  und  für  sich  weniger  gunstige  Re- 
sultat der  zweiten  Unterabtbeilung  für  I.  u.  IL 
findet  seinen  Grand  in  der  Natur  und  Form 
dieser  Uebel  selbst;  Ersatz  dafür  geben  die  ge- 
lungenen Heilungen ,  nicht  weniger  die  Besse- 
rungsfälle ,  wo  bei  Wiederholung  der  Kur 
gänzliche  Heilung  noch  zu  erwarten  steht.  Na- 
mentlich verdienen  (fdr  I.)  mehrere  Fälle  von 
Neurosen-  verschiedener  Art,  von  Kopfleiden, 
Hüftweh,  Astbma  und  Husten ,  Angina  fauc.9 
ein  merkwürdiger  Fall  von  Stimmwechsel  (zwi- 
schen Diskant  und  Bafs),  ferner  eine  Menge 
Gelenk-  und  Knochenkrankheiten;  —  für  IL 
ähnliche  Fälle,  aufser  diesen  einige   Läbmun- 

gtn,  Bcujtäbelj  Anadmellungen   und  am}w 


i 


-j     48     — 

\ 

i 

Knochenleiden  besonders  angemerkt  zu  wer- 
den. Der  III.  Abtheilutig  verbleiben  einigt 
Fälle  von  Asthma,  der  IV.  mehrere  von  Cook 
tracturen,  Gelenklähinungen  and  Zittern  aller 
Glieder  (Zittergicht,  wie  inao  sie  füglich  nen- 
nen könnte).- 

Wie  schnell  alte  gichtische  and  herpeti- 
sche Geschwüre ,  häufig  -  mit  Krioehenleidei 
verbunden,  durch  allgemeine -und  ortliche  An- 
wendung des  Schlamms,  durch  fortwährendes 
Fotnentiren  verändert  und  zur  Ausheilung  ge- 
führt, dabei  gewöhnlich  Knochensplitter  gelo- 
bet und  ausgestoßen  werden ,  eine  alte  Erfahr 
rung,  sahen  wir  auch  diesen  Sommer  häpfif 
bewährt    .  ,  r 

C.  An  Unterleibskrankheiten,  Hypochondrie^ 
Hysterie,  Plethora  abdominalis  (menstfr)»  Hä- 
morrhoiden ,  und  was  alles  in  diese  Sippsdaft 
gehört,  Uebel,  die  gewöhnlich  mit  BimM* 
tisinus,  Gicht,  Brustleiden,  Flechten  etc.  este* 
plicirt  vorkamen  —  32,57  mit  dem  Erfolge  s 

von  45  Prec.  fdr  L  4 

_  49    —    —II.       ■    .  -*:,  '.  .  * 
—    2    — :  —  III.  ....    •  :  «t 

—  4 .  —  —  w.  ;.-.-i 

Für  Hämorrhoidalkranke,  besettdfci*  gbldtotf 
die  an  profusen  Blutungen ,  oder  aufotrdcfitf  ü' 
einer  schwachen  Brust  leiden,  zu  Cb'ngesriMNI 
nach  Kopf  und  Lungen,  zu  Schwindel  **f 
Bluthusten  sich  geneigt  zeigen,  bedarf  tf'vei 
Seiten  des  Arztes  einer  besonderen  A'äfittfrl^ 
samkeit  und  Vorsicht,  —  selten,  diaf»  tief  ditf 
Trinken  uusers  Wassers  vertragen  ,  bisser  fltffUf 
die  Wasserbäder ,  am  besten  aber  den  SchlamW 
Alan  hat  besonders  bei  diesen'  Kranken**  die  Wirf* 
kung   des  Trinkens  und  Badens-auf -die  Stuft}* 


—     49     — 

auileerung  zu  berücksichtigen ;  ^-  am  wohlthä«  • 
tigsten  ist  immer  das  Schwofelwasser,  wo  ee 
diese  vermehrt,  auch  io  der  Qualität  günstig  verän- 
dert, —  eine  Wirkung,  die  es  jedoch  nicht  con- 
slant  leistet,  so  dafs  sich  darüber  keine  Norm 
feststellen  labt»  Gewöhnlich  fuhren  vollsaftige, 
corpolente  Menschen  danach  ab,  während  et 
hagere,  trockne,  zu  Obstructionen  geneigte  Na- 
turen verstopft,  ein  Uebelstand,  dein  zwar  ab« 
zuhelfen  ist,  entweder  durch  den  gleichzeitigen 
Gebrauch  auflosender  Extracte,  durch  einen 
Zusatz  yon  Salz,  oder  dadurch,  dafs  man  sol- 
chen Kranken  ein  anderes,  ihnen  zusagendes  Mi- 
neralwasser trinken  labt  Versäumt  man  die- 
ses, so  tritt  sehr  bald,  früher  wenigstens,  alt 
wenn  für  die  Unterhaltung  des  Stuhlgangs  ge- 
sorgt worden  wäre,  die  eigäntbüinliche,  ein 
der  Narkosis  sich  nähernder. Zustand  ein,  den 
zunächst  die  flüchtige  Form  des  Schwefels,  um^ 
einen  neuern  Namen  zn  brauchen,  die  dadurch  ge-* 
steigerte  Venosität  desBluts  hervorzurufen  scheint. 
Diese  den  Erstwirkungen  des  Schwefelwassera 
angehörende  Erscheinung  ist  bei  den  meisten 
mit  einer  augenblicklichen  Verschlimmerung 
allgemeiner,  oder  örtlicher  Beschwerden  ver- 
knüpft: Podagristen  bekommen  einen  leichten 
Schmerzanfall,  jedoch  nicht  in  der  gewohnten 
Weise,.—  chronische,  bis  dahin  schlafende  Gicht- 
übel ,  werden  dadurch  schmerzhaft  angeregt, 
scheinbar  verschlimmert,  —  hypochondrische  und 
hysterische  Personen  fühlen  sich  danach  un- 
glücklich, letztere  angegriffen,  mich  dieses  Lieb- 
Ijngsausdracks  der  modernen  Welt  zu  bedienen, 
hilft  Klagen  und  Trösten  zu  nichts,  so  erfol- 
gen Scenen,  die  man  im  ersten  Acte  gar  nicht 
erwartet  hatte;  —  bei  Hämorrhoidalisten  sehr 
len  Knoten  an,  werden  schmerzhaft  oder  1 
JeunLLXXXi.B.4.8t»  D 


—     50     — 

tee,  —  Flechten  entwickeln  sich  stärker  «.  t.  w. 
Man  bat  sich  zu  hüten,  aus  diesem  Beginn  der  Kar 
auf  den  weiteren  Erfolg  zu  schliefsen ,  sie  des- 
halb gar  aufzuheben ;  ein  kurzes  Aussetzen  der- 
selben   genügt  schon ,    man   reicht  ,    tbfeils  um 
das  Blut   selbst,    zunächst   das   Nervensystem, 
auf  welches  es  durch   seine  übemiafsige  Veno- 
sitat    gleichsam    narkotisch   drückt ,    zn  Beruhi- 
gen,   theils   um   die  Zeit  des  Aussetzen*  •  abzu- 
kürzen ,   gelinde  Abführmittel  ,  Pflanzen  -  und 
Sfineralsäuren    in   kleinen    Dosen*     Im  Verlauf 
dieses   Sommers   hatten   wir  wegen    der  unge- 
heuren   Hitze,    die    für   sich  schon  dergleichen 
Zustände  hervorzurufen  geeignet  wafi;  "viel  mit 
ihnen  zu  schaffen. 


i 
•  ■ 


Mit  dieser  Erstwirkung  unserer  SchWeM- 
mittel,  darf  indefs,  —  es  sei  mir  diew1  Gele- 
genheit zu  einer  Abschweifung  gestattet,  — 
•ine  andere  später  eintretende  Wirkung  dersel- 
ben ,  deren  schon  oft  Erwähnung;  geschehen, 
nicht  verwechselt  werden,  weil  sie  gerade  tV 
was  jener  Entgegengesetztes,  einen •  Reactions- 
oder  Sättigungszustand ,  eigentlich-  Uebersätti- 
gung,  eine  wahrhafte  Krise  andeutet,  tlnd  weil 
Ueberreizung  eingetreten ,  das  Signal  giebt  com' 
gänzlichen  Abbrechen  der  Kur,  Kranke  alter 
Art,  sie  mögen  nun  eines  mehr  oder  weniger 
günstigen  Erfolgs  der  Kur  sich  schtwerfrettt 
haben ,  geratben  auf  dem  Wege  der  Besseranf 
plötzlich  in  Stillstand,  oder,  was'  ncteh  4>etf&- 
bender  für  sie  seyn  mufs,  weil  der  gewShn- 
liche  ärztliche  Äufschlufs  ihnen  nicht  genügt, 
sie  verschlimmern  sich  aufs  Neue^  glaube* 
rückfällig  geworden  zu  seyn ;  Podagristen  m.  B. 
bekommen  einen  regulären  Anfall  ihres  Uebets, 
nur  vermissen  sie  dabei  meistens,  wenn  nicht  be* 


—      .jl      — 

sondere  Gelegenheit  dazugegeben  war,  die  sonst 
gewöhnlichen  gastrischen  Beschwerden;  —  auch 
ist  der  Verlauf  desselben  weniger  anhaltend,  re- 
gulärer, bleibt  bei  sirenger  Diät  meistens  auf 
5  bis  8  Tage  beschränkt.  Alte  Kurgäste  wis- 
sen dieses  unvermeidliche,  eigentlich  beabsich- 
tigte Uebel  schon  zu  taxiren,  setzen  darum  die 
Kur  fort,  bis  der  kritische  Anfall  eingetreten, 
weil  sie  erfahren,  dafs  er  den  temporären  Frie- 
densschlufs  bedinge  und  verbürge.  Es  ist  ge- 
gen diese  und  ähnliche  Letztwirkungen  der  Kur 
nichts  auszurichten;  man  temporisirt,  bis  der 
Anfall  vorüber,  und  schickt  den  Kranken  zu 
Haus.  Ist  dieser  damit  nicht  zufrieden,  glaubt, 
er  die  Kur  fortsetzen  zu  müssen,  so  schadet 
er  sich  meistens  dadurch,  überzeugt  sich  dann 
aber  sehr  bald,  dafs  es  mit  der  Kur  wirklich 
vorbei  sey.  Auch  darin,  dafs.,  wo  einmal  Ue- 
berreizuog  Statt  gefunden,  diese  auf  wieder-, 
holten  Anlafs  jedesmal  rascher  und  in  bedeu- 
tenderem jUafse  wiederkehrt,  ähnelt  dieser  so- 
genannte Sättigungszustand  demjenigen ,  in  wel- 
chen Kranke  nach  überstandener  Narkosis  ge- 
rat hen,  .er.  ist  wirkliche  Folge  der  Ueberrei- 
zung.  Merkwürdig  dabei  ist  der ,  oft  gegen  al- 
les Erwarten  bald  'frühere ,  bald  spätere  Ein-. 
tritt  desselben,  z.  B.  bei  schwächlichen,  zarten 
Frauenzimmern,  sehr  spät,  dagegen  früher  bei 
robusten  Männern,  —  endlich  noch  das  gänz- 
liche Ausbleiben  sowohl  bei  letzteren,  wovon 
diesen  Sommer  drei  Fälle  vorkamen,  als  bei 
jenen,  z.  B.  einer  18jährigen  Dame,  obwohl 
sie  36  theils  Wasser-  theils  Schlammbäder  ge- 
nommen hatte,  und  fa*t  gänzlich  von  einem 
allgemeinen ,  für  dieses  Lebensalter  höchst  sel- 
ten vorkommenden  Gichtleiden ,  mit  Steifigkeit, 
Anschwellung  der  Gelenke  und  daher  rühren-. 

D  2 


—     52   — 

der   Lähmung    rerbunden,   gtheOl    na   Hause 
reisete. 

D.  An  Krankheiten  der  Athemwerlczeoge, 
Bruttübeln,  hauptsächlich  Schwindsüchten,  — 
bös- und  gutartigen  Schleimhusten,  —  Catarrk 
inveterat. ,  Heiserkeit,  Asthma  etc.  mit  ebbe-, 
griffen,  —  12,57  mit  dem  Erfolg: 

Ton  27  Proc.  für  I. 

—  18 IL 

_41 m. 

—  14    —    —  IV. 

Mehr  oder   weniger  gutartige   ScMswfto- 
sten,  beginnende  Schleimschwindsuchten,  feuchte 
und  trockne  Husten  ex  causa  rheuniatica,  Brost*' 
krämpfe  und  Beengungen  derselben,  odergkhr 
tischer  Art,  füllen   die   beiden  ersten   Abhei- 
lungen,    —     der     dritten     TerbKeben    Asth- 
ma   (z.  B.  mit  Anlage   zu  Brust  Wassersucht]^ 
schon    weitergediehene    Schleim  -    und    Eiter* 
schwindsuchten ,  —  der  rierten  diejenigen  Füll' 
Ton    Phthisis  tuberculosa  und  extklceroBa,  fir 
welche  bereits  keioe  Hoffnung  mehr  übrig  g* 
blieben,  überhaupt  der  Gebrauch  der  GasbiaW 
ein    blofser  Versuch,    oder   nicht   indicirt  gt» 
wesen  war.     Auffallend    wohlthuende   Einirih^ 
kungen    des    feuchtwarmen  Schwefelgases  so-- 
wohl   auf    das    Allgemeinbefinden    ditfaer   DsV 
glücklichen ,  als  auf  das  Athmen,  Hosten,  Aus? 
werfen,    das    Lokalleiden    überhaupt,    neigten 
sich  indefs  auch   dieses  Jahr  in  einzelnen  FaT-i 
len,  jedoch  seltener,  als  früher,  bei   ungänstiV 
ger,  nafskalter  Witterung,   gegen  deren  Ein» 
Süsse,    besonders    gegen  deren  Wechsel,  daa 
Gasbad ,  die  kranken  Lungen  zu  schütten,  dielt' 
gleichsam  zu  isolireo  scheint;  —  dagegen  wirkte 
dieses  Mittel  bei  der  heüsen  Witterung*  biiiaV» 


—     53      - 

gar  and  rascher  die  Colliquationen  befördernd, 
ao  dafs  oft  »od  länger  ausgesetzt,  der  Gebrauch 
sehr  beschränkt  und  bald  beendiget  'werden 
muhte. 

Am  besten  bekam  das  Gasmittel,   sowohl 
das  kalte,  .als  warme  Gasbad,  den  an  veralte« 
tem  und  hartnackigem  Schleimhusten,  an  Brust- 
beengung und  trocknem  Husten  Leidenden,  wenn 
diesen  Uebeln  Rheumatismus  zum  Grunde  lag, 
eine   Erkältung  als    Ursache  bestimmt  nachzu- 
weisen  war,    weniger,    wenn   sie  mit   Gicht, 
Flechten   etc.     complicirt,    mit   diesen  -veraltet 
vorkamen.     Viel  rascher    ging  Besserung  von 
Statten,  und  gelangen  Heilungen,  wenn  es  die 
Umstände  erlaubten  ,  solche  Kranke,  wenn  auch 
nur  einen    um  den   andern  .  oder   dritten  Tag, 
und  zwar  des  Abends,  in  schwachem  Schwer 
felwasser   baden   zu  lassen,   um  hauptsächlich 
mehr  Activität  in  die  Haut  zu  bringen ,  dadurch 
die  Schweifse  zu  beschränken  9  den  Blutlauf  zu 
beruhigen,  den    Schlaf  zu  befördern.    Einige- 
mal cessirten  schon  nach  den  ersten  Bädern  die 
nächtlichen  Hustenanfälle.    Ein  junger  Officier, 
in   dessen   Aeufserem  das  Bild   einer  Phthisi* 
florida  rein  ausgemalt  sich  darbot,   vdn  grazi- 
lem Korperbau,   sehr  reizbar,   mit,  gereiztem 
Pulse,  umschriebener  Röthe  auf  den  Wangen, 
litt   an    einem  trocknen    verdächtigen   Husten, 
von  k  anderen   rheumatischen  Beschwerden  be- 
gleitet«   Das  Uebel  war  noch  jung,   nicht  ver- 
nachläfsigt,    demohngeachtet   anfanglich   wenig 
Anschein    eines  glücklichen   Ausgangs  vorhan- 
dan  —  und  dieser  Mensch  verliefs   ohne  Hülfe 
der  Gasbäder,    die  wir  des    bösen   Anscheins 
wegen,   und  um  die  Lungen  nicht  unnöthiger 
Weise  zu  reizen  %  weil  die  Respiration  ziem* 


—     54     ** 

lieh  frei  geblieben,  scheueten,  nur  durch  den 
innerlichen  und  äufserllchen  Gebrauch  des  Schwer 
felwassers ,  später  der  Schlammbäder',  and  die- 
ser hauptsächlich,  von  dem  Hustenübel  und 
übrigen  rheumatischen  Beschwerden  völlig  be- 
freiet, unsere  Anstalt.  Auch  in  diesem  Falk 
thaten  es  die  Schlammbäder  denen  Ton  Scbwe- 
felwasser  zuvor,  welche  letztere  etwas  aufst- 
iegen schienen:  Nach  dem  sechsten  'Schlamm- 
bads stellten  sich  rheumatische  Schmerzen  ia 
den  Füfsen  ein,  und  damit  verschwand  auch 
der  Husten*  Zu  einer  volligen  (?)  Wiederie*- 
Stellung  wurde  als  Nachkur-  der  Gebrauch  des 
Obersalzbrunnen  und  ein'  Fontanell  na  An* 
angerathen.  - 

Für  Kranke  der  Art  genügt  dann  schoo 
eine  Kurzeit  von  4  bis  6  Wochen ,  Wenn  sitf 
übrigens  die  Zeit  gewissenhaft  benutzen,  v& 
Geduld  einem  strengen  Regime  sich  unterwer- 
fen. Selten  aber  fügt  sich  der  GeltatishssosMfl 
Lungenkranker  solchen  Beschranfctfbgep ;  •  habt* 
sie  nicht  augenblicklichen  Gewinh  Von  denk1 
neu  auferlegten  Bufsübungen,  so  verliere*«* 
gleich  alle  Geduld,  alles  "Vertrauen ,'  die  hd 
zur  Ausdauer,  Auf  ein  karges  Schnecketoleöei 
{(Verbot enus)  angewiesen,  leiden-  sie  »ehr  btH 
an  langer  Weile,  einer  neuen  PSniten*  ,  getes 
sich  darum  allerlei  nachtheiligem  Zeitvertreib; 
oder  den  hoffnungsarmen  alten  Grillen  hin;  tffti 
was  an  ihnen  noch  übrig  geblieben,  sehres 
diese  auf.  Das  Gasmittel  für  sich  genügt  nicht, 
soll  es  helfen ,  gebort  dazu  Geduld ,  eins,  na- 
türliche, nicht  die  gewaltsam  angeeignete,  osi 
Ausdauer,  eine  längere  Zeit,  als  gewShbBeh 
auf  Kuren  verwandt  wird,  wie  eis  durch  meh- 
rere Beispielt ,  deren   Bekanntmachung  Aefce- 


—     M      — 

hea  erregt  hat.  bewiesen  worden.  —  Einen  Bel- 
eben musterhaft  geduldigen,  durch  seine  tapfere 
Beharrlichkeit  aber  auch  hinreichend  belohnten 
Kranken,  sahen  wir  auch  dieses  Jabr,  und 
zwar  zum  zweiten  Male,  in  unseren  Gasba- 
dern. Was  aus  diesem»  beim  Beginn  der  vo- 
rig jahrigen  Kur  fast  aufgegebenen ,  an  meist 
trocknem  Husten,  Blutungen  aus  den  Lungenf 
verdächtigem  Auswurf  und  Tuberkeln  leiden- 
den ,  aus  einer  sebwindsucktigen  Familie  stam- 
menden Menschen  später  geworden  ,  wird  in 
den  folgenden  Jahresberichten  Erwähnung  fin- 
den« Soviel  dürfen  wir  schon  jetzt  zum  Lobe 
des  Mittels  annehmen ,  dafs  er  dadurch  seihet 
Familie  als  wirksames  Mitglied ,  vorläufig  we- 
nigstens, erhalten,  und  fabig  gemacht  wor- 
den sey,  als  Kaufmann  seinem  Geschäfte  töK- 
jEustehn. 

I  w 

•  .  •       .1 

Die  allgemeine  sowohl ,  als  speciellere  B<*r 
deutnng  der  Gasmittel,  ist  noch  lange  nicht 
ergründet  |  —  sie  geben  täglich  neue  Anregun- 
gen zum  Weiterforschen ,  und  habe  auch  ich 
vielleicht  später  einmal  Gelegenheit,  mich  näV 
her  darauf  ein-  und  darüber  auszulassen.  Die 
neueren  Versuche  über  die  Wirkungen  ver- 
schiedener Gasarten  anf  den  thierischen  Kor- 
per, gehen  uns  sehr  nahe  an.  und  werden 
gewiß  nicht  unbeachtet  bleiben,  um  wo  mög- 
lich .aufs  Reine  zu  kommen, 

E.  An  chronischen  Hauikrankheüen ,  Her- 
pes und  herpetischen  Uebeln  (z.  B.  Geschwü- 
ren) :  10,85  —  nach  einem  ob n gefahren  Ue~ 
-berschlag  in  Vergleich  mit  anderen,  besonders 
nassen  Jähren,  ein  sehr  verringertes  Verhältnis 
zu  den   anderen   Krankheiten,    Desto  erfreu 


—     40     - 

feher  aber  erscheint    dat  Resultat  der  Kaien, 
gegen  das  änderet  Jahr»  gehalten,  mit 

79  Proc.  for  I. 
21    _    -IL 

F.  An  Lähmungen  (paratyM.)  nach  Apo- 
plexien verbliebenen,  von  Plethora,  Rheuma- 
tismus und  Gicht  entstandenen :  6,34  mit  dem 
Erfolg  Ton  36  Proc.  für  IL 

_  18    —    —  HL 

_  46    —    —  IV, 

Der  vierten  Abtheilung  glaubte  ich  aecli 
die,  schon  unter  B.  mit  der  Bezeichnung  Zft> 
tergicht  erwähnten  Falle ,  obwohl  den  spa- 
stischen Krankheiten  der  Form  nach  naher  ver- 
wandt, als  den  Lähmungen,  beirechnen  n 
müssen.  In  der  zweiten  Abtheilung  verdienen 
besonders  zwei  Fälle  hervorgehoben  so  wer- 
den, weil  sie  nicht  nur  an  und  für  eich  merk- 
würdig, sondern  auch  geeignet  sind,  die  Wirk- 
samkeit unserer  Bäder  gegen  diese  Klasse  von 
Krankheiten,  besonders  die  der  Donehen  od 
kalten  Uebergiefsnngen  darzuthun. 

Erster  Fall:  Einem  Herrn  L.  ans  L»,  50 
Jahr  alt,  corpulent  und  apoplectischer  Cown- 
luti<my  wurde  im  vorigen  Winter  pl^UKcfe  ab 
wie  mit  elektrischen  Schlägen  der  Unse  Ana 
gelähmt ,  durch  Aderlafs  ,  Arnica  etc.  aber  wie- 
der geholfen.  Im  März  erfolgte  ein  Rectfr, 
wobei  auch  der  linke  Schenkel  etwas  gelähwt 
wurde;  —  ähnliche  Mittel  beseitigten  <hurUe? 
bei,  diesesmal  aber  nicht  so  vollständig;  — 
auf  der  Reise  hieher  ein  dritter  Anfall  in  Folge 
einer  unvorsichtigen  Aeufsenrag,.  durch,  welche 
er  im  Gespräche  mit  einem  Freunde  betrafen 
wurde.     Der  Ann  war  nunmeb*  ganz  latus, 


—     *7     — 

das  Bein  nicht  ganz  to ,  die  Sprache  etwas  be- 
schwerlich, der  linke  Mundwinkel,  die  ganse 
Gesichtsbälfte  hängend ,  oft  Unbeiinnlichkeit 
bemerkbar,  nnd  dabei  so  grofse  Angst,  dafs  das 
Wort  Apoplexie  auf  ihn  bezogen,  augenblick- 
lich ihn  su  tödten  vermocht  haben  würde. 
Wegen  Trägheit  des  Stuhlgangs,  und  um  ei- 
nen mäfsigeo  Collapsus  su  bewirken,  wurden 
sweckdienende  Mittel,  als  Aderlafs,  Bitlerwas- 
ser etc.  verordnet,  demnächst  einige  Tage  spä- 
ter Wasserbäder  mit  Douche  und  kalten  Üe- 
bergiefsungen  angewandt,  Schon  nach  achttä- 
gigem Gebrauche  dieser  Mittel,  unter  welchen 
der  Kranke  selbst  die  letzteren  besonders 
wohlgefällig  ausseiebnete,  fing  der  Zustand  an 
sich  zu  bessern,  das  Gemüth  wurde  ruhiger, 
der  Schlaf  leiser,  die  Gesichtszüge  acliver,  die 
gelähmten  Glieder  beweglicher  und  kräftiger« 
Wach  3&  Bädern  trat  die  Krise  eint  und  Pa- 
tient war  wieder  soweit  hergestellt,  dafs  er 
allein  gehen  konnte«  Nur  der  Arm,  obgleich 
besser,  verblieb  der  schwächste  Theil. 

Zweiter  Fall :  Herr  H.  aus  C. ,  36  Jahr  alt. 
ein  schöner  kräftiger  Mann,  hatte  seit  einem 
Jahre,  nachdem  er  früher  eine  bewegliche,  zu- 
letzt sitzende  Lebensweise  geführt ,  oft  an  hef- 
tigem Kopfschmerz,  herumziehenden  Schmer- 
zen in  den  Extremitäten  und  blinden  Hämor- 
rhoiden gelitten,  als  er  im  vorigen  Herbst  einst 
beim  Schlafengehn  plötzlich  schwindlich  und 
faewufsllos  wurde,  und  des  Morgens  darauf 
beim  Erwachen ,  zwar  sich  seiner  wieder  völ- 
lig bewufst,  aber  auf  der  rechten  Seite  total 
gelähmt  fühlte,  auch  nicht  sprechen  konnte« 
Man  liefe  zur  Ader,  setzte  Blutegel,  reichte 
kühlende  Arzneien,   und  14  Tage  später  er- 


—     58     — 

"folgte  «ine  Hautabschälunt?,  als  wie  nach  Schar- 
lach, welche  Krankheit,    damals  gerade  her*» 
sehend,    Patient   bin    dahin   noch  nicht   gehabt 
iiatte.     Gegen   die   Lähmung   wurden  nun  Tef 
Ychiedene    Mittel    mit   günstigem   Erfolg  ange- 
wandt; jedoch  blieb  die  rechte  Saite  noch  in> 
Hier  um  vieles  schwächer,   als  die  Unke,   and 
-nicht  nur  das  Sprechen    selbst,   sondern  auch 
das   Auffinden    der    richtigen    Worte    fiel-  dem 
Kranken  merklich  schwer«     Dabei  litt  er  noch 
an  Congestionen    nach    dem  Kopfe  und  Unter- 
leibe ,   auch   zeigten   sich   an   der  rechten  -Seife 
des  Kopfes  viele  Hautknötchen,   die   stark  ab- 
schilferten     Blutegel  ad  anum  und  Bitterwas- 
ser,  leiteten    die  Kur  ein.   nachher    trank  er 
Schwefelwasser,  gebrauchte  Wasserbäder,  Doa- 
chen  und  Uebergiefsungen.     Anfangs  keine  Ver* 
änderung ,  gegen  die  Mitte  der  Kur  stellten  sich 
Schmerz  in  der  leidenden  Seite  ein  9  gegen  das 
Ende   nicht  nur  mehr  Kraft  in  den  gelähmtes 
^Gliedern   (Pat.    konnte  sich  wieder  selbst 
reu),  sondern  auch  das  Sensoriüm  wurde  4 
das   Sprechen   leichter;    erst  nach  dem  33stsa 
Bade   Zeichen    der  Sättigung,   es  wurde  einige 
Tage  pausirt,   nachher  noch  8  Bäder  genon> 
xneo,   die  aber  zu  sehr  aufregten,  deshalb  all 
der  7ten  Woche  die  Kur  beschlossen/  • 

In  beiden  Fällen  9  namentlich  dem>  ente- 
ren, als  dem  für  sich  schwierigeren,  wurde* 
wir  ohne  Hülfe  der  Douchen  und  Äfften  De- 
bergiefsungen  übel  gefahren  seyn,  wenigstes* 
mit  dem  Schwefelmittel  nicht  gar  yiel  ausge- 
richtet, wo  nicht  geschadet  haben,  und  wäl* 
dieses  wohl  häufiger  der  Fall  gewesen  bei 
Naturen,  denen  die  grofse  anhaltende  Warme 
nicht  zusagte.     Kalte    Uebergietsüngen*. 


—      51)      — 

die  blofse  Vorstellung,  haben  für  den  Uner* 
fahrnen  viel  Abschreckendes;  indefs  genügen 
demjenigen ,  der  bei  der  ersten  Anwendung 
eine  gewisse  geistige  Reaction  dem  widrigen 
Gefühle 'entgegen  zu  setzen  vermag,  einige  we- 
nige "Versuche,  um  desselben  Herr  zu  werden; 
—  selbst  die  Furcht  vor  dem  Wagnifs  weicht 
der  Ueberzeugung  Ton  der  Gefahrlosigkeit  und 
Heilsamkeit  des  Mittels,  es  bedarf  fortan  kei- 
nes Zuredens  mehr,  der  gute  Erfolg  -ist  An- 
trieb genug*  Die  beifse  Witterung,  und  sehr 
bald  auch  der  einstimmige  Beifall ,  den  die  Ue- 
bergiefsuogen  fanden,  veranlagte  eine  häufigere, 
allgemeiner^  Anwendung  derselben ,  als  früher 
üblich ,  in  einer  ganz  anderen  Absicht  aber, 
als  dadurch  nur  eine  Repulsion  zu  bewirken, 
das  Blut  von  einem  bedrohten  edlen  Organe 
zurückzuschrecken   und  fernzuhalten. 

Das  Seh w?efel wasser  getrunken  und  als 
Bad,  ist,  wie  wir  schön  wissen,  ein  ineitiren- 
des,  bis  zu  einer  Art  von  Narcoais  aufregendes 
Mittel.  Die  etwas  hohe  Temperatur  *der  Ba- 
der, der  es  zu  bedürfen  scheint,  um  die  Wir- 
kungen des  Schwefels  durchdringender  zn  ma- 
chen, trägt  dazu  nicht  weniger  bei,  als  dieser 
Selbst.  Dieser  nicht  gänzlich  zu  umgehenden, 
oft  unwillkommnen  Wirkung,  gesellt  sich  in 
dem  schroffen  und  fortdauernden  Contraste, 
welchem  der  Badende  sich  exponiren  mufs, 
von  dem  Augenblicke  an,  wo  er  das  Bad  ver- 
läfst ,  ein  nicht  weniger  zu  -fürchtender  Uebel- 
stand  hinzu.  Es  sind  dieses  nicht  die  Gegen- 
sätze, durch  welche  richtig  —  d.  h.  zu  de1 
richtigen  Zwecke,  nach  der  richtigen  Met  ho 
angewandt»  —  die  russischen  Bäder  dem  Badi 
den  sich  so  werlh  machen.  —   Diese  Meibi 


—     ÖO     — 

sorgt  für  reichliche  Reaction,  bevor  sie  in  dem 
kalten  Wasser  ^inen  Gegensetz  darbietet,  und 
erlaubt  nur  augenblickliche,  rasche.  Einw*rJMWt 
der   Kälte,   wobei  an   Wärmeentziehang  oder 
Erkältung  gar  nicht  su  denken  ist,    im. Gegen? 
theil   Reaction ,   Wärmeentwickelunjg  beebucb- 
liget  wird*    Bei  dem  Wasserbade  dagegen  hat 
derjenige,    welcher    das    warme  Bad   ▼eilälat, 
viel  bedeutenderen  Extremen  'sich  auszusetzen! 
nachtheilig  durch   schroffe    Gegensätze  an  und 
für  sich,    noch  viel    nachtheiliger   aber  durch 
das  Fortbestehen  derselben;  —  der KByper  rar* 
lauscht  ein    schweres    Element,    das   Waater, 
gegen  ein  leichteres,  die  Luft,  —  eine  TemtaBfr» 
tur  von  26°  R.  gegen  eine  ron  15  bin  Jp°1BU 
(dabei  su  berücksichtigen,    dafs  seibat  gleiche 
Temperaturen   des  Wassers  und  der  Luft  dem 
Gefühle  ungleich,  in  dem  leichteren  FlmnaeH 
bald  hoher ,  bald  niedriger  zu  stehen  scheinen)} 
« —   statt  einer  sich  ihm  mittheilendeo  WMnne» 
wird  ihm  die  eigene  entzogen,  diese  Warmes*** 
ziebung  durch  Verdunstung  des  die  anliefe  clzet 
bedankenden  Wassers  noch  vermehrt;    —  ■  statt 
einzusaugen,  soll  die  Haut- umgekehrt  absott^aaz) 
aushaueben ,  letzteres  vermag  sie  nur  dantj  et*) 
wenn  von   Innen   Reaction  erfolgt,    diese  ahfll 
wird   durch    die    bestehenden   Gegensätze, 
welche  der  Hautnerv  sich  nicht  gewöhnen  L 
verspätet  und  zurückgehalten;—  weil  die  Bit- 
action    sich    verspätet,    nicht    eintreten    kassfe 
bleiben  auch  die  Gegensätze  fortbestehen»  nsi 
die  Perception    derselben   erregt   nicht  nur  des 
Gefühl  des   Frierens,   allgemeine  UnbehaglidH 
keit  (Gänsehaut,    Andrang  des  Bluts   Top  der 
Peripherie    aus    gegen    die  Gentralorgane)>  «^ 
sondern  auch  bleibende  Krankiieitszustände  {Er* 
kaltungsübel).    Diesen  Nachtbeile»,  Welche  alle 


—     62     — 

im  russischen  Bade  wegfallen,  mit  Nachdruck 
-entgegenzuarbeiten,  ihnen  zuvorzukommen,  be- 
darf es  einet  Mittels,  sobald  als  möglich  Re- 
action  zuwege  zu  bringen,  durch  diese  die  Ge- 
gensätze auszugleichen;  —  dieses  steht  nur 
durch  die  Hautnekven  zu  vermitteln.  Können 
•wir  die  Gegensätze  selbst  nicht  aufheben,  so 
bleibt  uns  nichts  übrig,  als  den  Eindruck  zu 
mäfsigen ,  welchen  sie  auf  den  empfindlicheren 
Nerven  üben,  wir  müssen  also  diesen  selbst 
in  Anspruch  nehmen;  indem  seine  Temperatur, 
die .  Empfindlichkeit  desselben  sowohl  durch  die 
Wärme,  als  den  Schwefel,  zu  hoch  gesteigert 
-worden,  diese  herabstimmen,  und  dazu  —  in 
den  kalten  Uebergiefsungen  —  eines  Mittels  uns 
bedienen,  welches,  nicht  wie  es  die  Luft  im 
Badezimmer  thut,  langsam  und  anhaltend  ab- 
kühlt, — »  sondern  durch  rasche  Berührung  nur 
einen  oberflächlichen,  kurzen,  aber  kräftigen, 
Eindruck  verursacht  und  hinterläfst,  den  Nerven 
gleichwie  die  Fühlhörner  einer  Schnecke ,  — 
gleichsam  nur  schreckt,  ihn  augenblicklieb  ei- 
ner stärkeren  Reizung  aussetzt,  um  mit  der 
schwächeren,  welche  fortbestehen  soll,  ihn  zu 
versöhnen.  Durch  eine  Temperatur  von  26° 
verweichlichet,  werden  wir  also,  um  ihm  eine 
Differenz  Ton  8°  abwärts  bequem  und  dadurch 
activ  zu  niachen,  noch  einmal  so  tief  hinab- 
steigen, also  eine  Uebergiefsung  von  12  bis  10° 
anwenden,  dabei  aber  um  so  rascher  verfahren 
müssen;  je  bedeutender  die  Differenz  sich  dar- 
bietet, damit  der  Zweck  erreicht,  das  just* 
milieu  getroffen,  und  um  so  rascher  Beaction 
bewirkt  werde.  Sowohl  analoge  Erscheinun- 
gen,* wie  sie  z.  B.  der  Feinschmecker  wahr- 
nimmt •  und  zu  benutzen  versteht,  indem  er 
dureb  einander  neutralisirande  Gegensätze  die 


—     02      - 

Gesehraacksnerren  wieder  in  die  hatürtfclie  Stirn-; 
muiig    versetzt,    um   einer  Speise   oder    einem 
Getrhnke  den  rechten  Gesrbmack  abzugewinneo, 
—  als  die  Erfahrung  selbst,   bestätigen  sowohl 
die  Tüchtigkeit,  dieser   Auseinandersetzung,,  als 
die  Heilsamkeit  des  an  und  iür  sich  gefahrloses 
Mittels,  — -   gefahrlos,  sage  ich,  unter  d«*  Lei- 
tung  des  Arztes,   der  .damit  umzugehen,  der 
Individualität  des   Badenden  es  anzupassen  ge- 
lernt, es  also  völlig  in  seiner  Gewalt  hat.   Daft 
damit  geschadet  werden  könne $  ist  ebenso  ge- 
wifs,  als  die  durch  die  Erfahrung  ve  r  bürgte  JVüij-- 
lichkeit  desselben ;  —  aber  auch  mit  dem  Was- 
serbade, mit  dem  es  als  Corrigens  Verbundes  wer- 
den soll,  kann    geschadet  werden,   und  gerade 
demjenigen  am  meisten,   für  welchen,  die-kal- 
ren    Uebergiefsungen   nicht 'zu   passea  ncbeiasn 
dadurch,    dafs  letztere  unterbleiben, -die  pacb- 
theiligen  Nachwirkungen  des  Wasserbades  also 
geduldet    werden    müssen«      Man     wird:  dieses. 
überhaupt    zu   widerralhen    Anlafs   finden t    wo 
vorauszusehen,    dafs    durch    die    bezeichnetes 
IN  acht  heile  mehr  geschadet,  als  durch  die  Haupt-. 
Wirkung  genützt  werde, -und  somit  wäre  aeoh 
die   Contraindication  -der  kalten    Uebergje&os- 
gen    mittelbar   durch  die  des  Badens'  iibetbmft 
bestimmt  und  festgestellt  worden« 

Das  beste  Mittel,  den  grellen..  Eipdmck 
der  Kälte  zu  mäßigen,  bietet  uns  die.  Deudftf 
dar,  wenn  man  im  Begriff  das  Bad  f*  ye*- 
lasseu ,  den,  mittelst  Vorhalten  eines' Fingen 
gebrochenen  (zerstreuten),  Wasserstrahl,  gleich- 
wie durch  eine  Brause,  nach  und  nach  aof  die 
ganze  Überfläche  des  Körpers  wirken,  und 
dann  erst,  wenn  sie  durch  Reaction  vorberei- 
tet oder  eingeleitet  worden,  sieb  übafgioTsea 


—     65.    — 

läfftt.  Aach  werden  grSfoere  Portionen  Wal- 
ser auf  Einmal  verwandt ,  leichter  ertragen  als 
kleine,  nach  und  nach«  Nach  dein  Schlamm- 
bade, welches  für  sich  .schon  die  Haut  zum 
"Widerstände  geschickt  macht,  sind  kalte  Ue- 
bergiefsungen  weniger  unangenehm ,  und  be- 
darf es  also  solcher  Vorbereitungen  nicht. 
Douchebäder  verdienen  überhaupt  in  der  Art 
und  Weise  |  wie  sie  2u  einem  vielseitigeren 
Zwecke  anzuwenden,;  oben  .gezeigt  worden, 
eine  allgemeinere  Empfehlung,  als  die  der  An- 
wendung des  massiven  Wasserstrahls  auf  ort- 
lich leidende  Theile  bisher  die  gewÖhplithft 
war.  Wo  es  darauf  ankommt,  allgemeine  und 
kräftige  Reartion  aus  dem.  tiefsten  Innern  her- 
vorzurirfdn,  -  Verborgene  Verstecke  rathselhafter 
Krankheitsursachen  gleichsam'  aufzustöbern ,  da 
jniissen  wir  so  allgemein,,  von  so  vielen  Sei- 
ten, so  gleichzeitig  aj*  möglich  wirkende  Mit- 
tel zu  einem  Zwecke  vereiniget  einwirken  las- 
sen ;  eine  Coalition  der  Arl  bietet  sich  dar  in 
dem  Schwefelwasser  gegen  das  Innere,  mit  sei- 
nen Verbündeten ,  dem  Wässer-,  Schlamm  - 
und  Doncbebad  nebst  ;Uebergiefsungen  gegen 
die  Au  feen  werke  gerichtet.  Mit  diesen  Kräften 
sowohl  einzeln,  als  auf  mannichf altige  Weise 
combinirt  zu.operiren,  ist  die  Aufgabe  für  den 
Badearzt,  die  Art  und  Weise,  solche  zu  lö- 
sen», bestimmt  den  Grad  seiner  Geschicklichkeit« 
und  ist  aofserdem  von  bedeutendem  Einflufs  für 
den  Ruf  des  Bades,   dem  er  vorsteht. 

t  (Fortsetzung  folgt.) 


i  ■  •      .   *    « ■ 


64     — 


■  ■ 


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■  ■ '.   * 


III. 

Krankheiten 

des 

heifsen   Jahres! 


h£'*i 


Von  *"'  *,;:     " 

» *      ■  ■ 


Medizinalrath  Dr.  FiacB^r^;J    ^, 

'  (Fortsetzung.    8.  w.  Ät)"1      ; '  ■  •i;M 

August.    ^  .  \  v    I-, 

Barom^fr.  28'  5"  (12.)  und  27^'^(iÄ|  , 
(meist. am  28').  c- .  fi«...-«r?Ä  «;s 

Thermometer.  +  24d  (20.)  M*' *'*!*; 
(250-  (Meist  über  20°,  and  selbst*  fcOT» 
gen»  und  Abends  14—  16°).  '  =!\  .'■■■■» ■■-■^-n  , 

Hygrometer.  81°  (19.)  M'^t^Ä 
(Meist  zwischen  einigen  70  and  an|<ur;  (fÜ?f3b 

TPi/ide  (nicht  sehr  lebhaft,  aufoer  bot  ti{£ 
wittern  und  in  dem  leisten  Drittheil),  N.lK 
zum  24sten  20  mal  (mit  0  10  mal,  sonst  *f' 
WO,  S.  11  mal  (die  letzten  6  Tag»  mit  M 
Regen  11,  Gewitter  (nahe)  49  Ntbti  (ttSOfft) 
am  18.  und  19ten.  *     -        v; 


•  '  'Bhrömeier  (vleHeidrf  durch  die  fast  gleich- 
mafsige  grobe  Wärme?)  von  öftern  und  star- 
ken Veränderungen,  auch  bei  den  Mondwech- 
seln, zurückgehalten! 

Nor  einige  Notizen  über  die  jetzt  bei  fort- 
währender, Hitze  schon  $yeit  häufigeren  Unter- 
leibsaffectionen ! 

Die  87jährige  Madame  A. ,  hatte  am  24sten 
Morgens  Diarrhöe ,   fuhr  aber  damit  Nachmit- 
tags aufs  Land,  tun,  jugendlich,  mit  ihren  Rin- 
dern  und   Enkeln,   ihren  Geburtstag  zu  feiern» 
Tages  darauf  war  der  Durchfall  stärker,  wurde 
»aber, <  da  man  Tor  der  Stadt  in   dem  Garten 
wohnte,  erst  Tages  darauf  dem  Arzte  gemeldet!  •*- 
.Eine  Mixtur  aus  etwas  Tätet.  Rhei  aq.f  Idq*  änod* 
m.  Haffm.  und  Tinct.  Theb.  gtt.  xv.  in  tote.  i(j. 
Aq.  Menth*  Eislöffelweise ,    halle  gleich   sehr 
gut  gethan;  ein,  Von   der  Botin  aber  Morgens 
darauf  nicht  deutlich   genug  angegebener  Ver- 
schlimmerungszustand  (der,  wie  sich  nachher 
•auswies,  nicht  sowohl  Diarrhöe,  sondern  mehr 
in  Ohnmacht  und  Erschöpfung  bestand),   hatte 
mich  aber  vermacht,  einige  Führer  mit  3  Gra- 
nen Puhi.  Doveri  hinauszusenden ,    wovon  ich 
'am  Nachmittage 'doch  nur  eins  genommen,  und 
-vielmehr  die  Grenze  der  anodynen  Einwirkung 
-einigermalsen  überschritten,  und  Aengstlichkeitt 
Gähnen,  Seufzen,  Hinscblummern,  beigarkei»» 
•nem  Dujtchfall,  unterdrückten  Puls,  eben  nicht 
sehr; erbaulich,  oder  hoffnungsvoll,  vorfand.  — 
Bei  einer  einfachen  Arznei  aus  Münzwasser,  et- 
was wafsriger  Bhabarbertinktur  und  Aether,  so 
wie  nach  einigem   Kaffee,   erhohlte   sich   die 
Kranke   demnach    bald   aus  diesem    Zustande, 
und  nun   hatte  man  mit  Zufällen  der  Plethora 
(da    diese    merkwürdige    Kranke    schon   oll 
roarn.LXXXI.R4.St  E 


..     —     66     — 

an  starken  Nasebluten  geUtteo),  'utefat&fcai 
Phantasien,  anch  mit  -Verstopfung  zu  luuc- 
pfen,  welche  mit  einer  Emulsion  tob  O/.  Ä- 
eini  mit  etwas  Mittelsalz  beseitigt,  ud  bot 
durch  wenige  Restaurationsmittel  da*  Gleich' 
gewicht  in  diesem,  noch  lebenden,  Tollkom- 
rnenen  Organismus  wieder  hergestellt  werde! 
muTste.  *     '" 

Nie  waren  wohl  solche  Durchfeile,,  zumal 
bei  Kindern,  gesehen  worden,  »l«:jetMi:  .Ui- 
auffa  altbare  Ausleerungen  und  Abinegernz^iaeis', 
im  Anfange  sogleich  mit  Erbrechen  ,  .weniger 
Ebbst,  und  desto  mehr  Durst,  Fiehw^'MsT**- 
len  Zeichen  einer  lebhafteren  Lehenscomrnntfon- 
Terbunden,  brachten  viele  Kinder  zu  der  Ge- 
stalt tob  Skeletten  oft  auf  viele  Monate  herab, 
so  dafs  man  eine  Rückbildung  dieses  ZosIüd- 
des  durch  Restaurationsprozeias  gar  nicht  für 
möglich  hätte  halten  sollen!  Und  dennoch  trat 
dergleichen  am  Ende  meist  ein,  wo  nicht  die 
Natur  gar  zu  zerrüttet ,  oder  es  gar  zu  wider- 
natürlich mit  der  diätetischen  und  arzneilichea 
Kur  angefangen  wurde.  Die  verkehrte  Secre- 
tioo  und  Aclion,  namentlich  des  Bingens,  war 
so  grofa,  dafs  bei  leider  ao  häufigen  zu  unvor- 
sichtig reichlichem  Mitohgtnuji ,  mehrere  Mals 
fast  eines  Fingers  groüse,  nur  dünner  und  et- 
was abgeplattete  ganz  weifte  Stücke,  coodeo- 
sirter  Milch,  ganz  wie  geprobter  frischer  Käse 
aussehend ,  ausgebrochen  wurden ,  zum  anfäng- 
lichen Rälhsel  für  die  Umgebungen,  und  selbst 
für  den  Arzt!  (Ein  solches  Kind  war  erst  vor 
8  Tagen  entwöhnt).  —  Gegenreize,  oft  die 
schärfsten  Zugpflaster,  auf  die  Magengegend 
angebracht,  waren  dann  die' Hauptraittel,  so 
wie  gelinde  Opiate  mit  etwas  Rhabarber  oder 
Zimmttiuciur j  Aether  ,  und  einem  aromatischen 


—     67     -. 

Wasser  uad  etwas  Zimmt  oder  Orangensyrup 
Theelöffel  weise,    bald  in   steigender,    bald  in 
fallender  Gabe  gereicht,   —   zum  Getränk  chi- 
nesischer Thee   mit  etwas  Milch,  oder  mitun- 
ter mit  etwas   Wein,   selbst  rothen  Portwein, 
dünner  Sago  oder  Reiswasser  mit  einigem  Ge- 
würz, Fleischbrühen  in  verdünnter  öfterer  Gabe, 
ebenfalls  gut  gewürzt,   mit  Muscat,   Ingwer  u. 
dgl.,  im  Nothfall  Bouillon  -  oder  Stärkeklystiere 
u.   dgl.,    waren  fast    die   einzigen  wirksamen 
Waffen ,  womit  man  9  geduldig ,  den   oft  Mo- 
nate,  mit  Rückfällen,   währenden   Zustand  zu 
bekämpfen  suchen  muffte,  wobei  dennoch  die 
genannten  innern  Mittel  im  Anfange  noch  leicht 
su  reizend  für  den   erethischen  Zustand,    des 
Magens  zumal,   zu  seyn  schienen,   und  zuerst 
noch  besser  mit  olichten  oder  Saamenemulsio- 
nen,   selbst  mit  kleinen  Zusätzen   von  Salmiak 
(neben   etwas    Opium)   vertauscht  wurden.   — 
Bei  der  Nachkur,    so,  wie  bei   der  oft  zu  er« 
schopfenden  ,  und  dann  auch  zuletzt  die  Reiz« 
barkeit  des  Darm ksn als  einigermafsen  mehr  ab« 
stumpfenden  Dauer  des  Uebels,  bewährten  das 
Island.  Moos,  in  Gallert,  zumal  mit  Wein  und 
Gewürz,  in  pafslichen  kleineren  und  selteneren* 
Gaben,  so  wie  das  neuere  aber  nicht  so  toni- 
sche Carageenmoos ,  und  dann  auch  die  China, 
Ratanbia,  Arnica  u.  s.  w.    damit  verbunden, 
so  wie  auch  dann  der   Eichelkaffee,   oft  über- 
raschend ihren   alten  Rahm,   mufsten  aber  oft 
mehrmals  noch  wieder  zurückgesetzt,   oder  in 
der   Gabe   sehr   vermindert   werden,    ehe  sie 
pausten. 

Aber  auch  die  älteren  Organisationen  durch- 
drang die  Hitze  mitunter  bis  zur  Ueberreizung  und 
Tendenz  zur  Auflosung,  wo  dann  meist,  neben 
•retbisch  -  nervösem  Fieberzustande,  Anorexie, 

E2 


-     68     — 

/ 

r  Durst,  Neigung  zu  Schweift ,  Aphthen ,   Spei- 

•  cbelflufs,  Singultus  neben  Durchfall  oder  auch 
bartnackiger   Verstopfung,    die  gewöhnlichsten, 

'  Wochen  und  Monate  lang  oft  anhaltenden, 
Symptome  waren.  Besonders  zeichnete  sich 
hierin  ein  40jähriger  angesehener  israelitischer 
Kaufmann  aus  (ein  Volk,  was  noch  Vieles, 
wo  nicht  Alles,  von  ihren  moralischen  and  phy- 
sischen Eigenschaften  (unter  welche  letztere 
eine,  besonders  durch  Ausschläge»  Drusenaf- 
fectionen  u.  s.  w.  sich  besonders  kund  gebende, 

'  Plethora  gehört)  aus  dem  Orient  behalten/), 
der  an  sich  mager,  dennoch  an  diesem  halb  fie- 
berhaften,   halb   chronischen  Znstand,  fast  ein 

'  Paar  Monate,  und  ein  Paar  Wochen  an  die- 
sen Aphthen  und  dem  damit  ungewöhnlich  lange 
(über  10  Tage)  verbundenen  Singultus,  Schlaf- 
losigkeit u.  s.  w.  litt,  und  nur  durch  tna'ftige, 
aber  öfter  wiederholte  Ausleerwtgsmittel  allst 
Art,  nachher  Reizmittel  (Arnica  und  soleW 
China)  in  Verbindung  mit  Mittelsalzen,  Kaliea 
oder  Säuren ,  mitunter  selbst  Opiate  gegen  die 
Nacht,  aus  diesem  gleichsam  träumenden  uad 
schleppenden  Zustande  gerissen  werden  konnte, 
wobei  dann  die  langwierige  aphthöse  Coogesüos 
nach  Mund,  Schlund  und  Eingeweidetheilea 
sich  begreiflich  nicht,  wie  sonst  gemeiniglich, 
durch  ein  im  Nacken  gelegtes  grofses  Vesica- 
torium ,  sondern  nur  neben  der  allgemeinen  anti- 
plethorischen  Behandlung,  durch  die  ernsthaf- 
teste und  fortgesetzte  Anwendung  auch  örtlich 
abstergirender  nnd  contrahirender  Mittel  (Borax 
mit  Rosenhonig,  -verdünnten  Mineralsauren,  Chi- 
nadecoct  u.  s.  w.)  bezwingen  liefs. 

Auch  noch  mehrere  Proben  solcher  modt- 
ficirten  Ptethoraabhiilfe  durch  langwierige  Drü- 
sengeschwülste,  Speichelflufs  u,  s,  w.f    fanden 


—      6«      — 

sich    Späterbio  , ,  nach    Überstandenein  orientali- 
schen Sommer,  bei  Israeliten. 

Dieser  heifse  und  dürre  Sommer  (dessen 
summarische  Vergleichungen  mit  andern ,  auch 
schon  in  den  Bereich  unserer  Krankheitsbeob- 
achtungen fallenden,  unten  kurz  angegeben 
sind  *),  und  der  nicht  blofs  in  ganz  Europa, 
sondern  auch  in  andern  Weltstrichen ,  nament- 
lich in  Nordamerika  (nach  Privatbriefen)  herrschte, 
kounte,  für  unsre  Gegend  und  Kurzsichtigkeit, 
die  genug  zu  thun  hatte,  um  seine  zu  starken 
Einwirkungen  auf  die  organische  Welt  zu  mil- 
dern, wenn  wir  nicht  einen  weit  hergeholten 
srderischen  (Gometen)  Einflufs  zu  Hüfte  neh- 
men wollen,  seine  oberflächliche  Erklärung  etwa 
nur  in  unsern  Breiten,  allgemein,  in  dem,  im 
-vorigen«  letzten  lauen  Winter  vorangegangenen, 
Contrasie  von  steter  Masse  und  starken,  den 
jetzigen  sommerlichen  entgegengesetzten.  Win- 
den aus  S.  W.  (Allgemeine  Modezeitung.  Leip- 
zig 1834.  No.  7.)  finden,  so  wie  denn  in  un- 
sern Breiten  wieder  im  folgenden  Winter 
1834  —  35  ein  auffallender  Mangel  an  Ostwind 
zn  bemerken  war,  welcher  die  nach  Westen 
bestimmten  Schiffe  Monate  lang   im  Sunde  «• 

•)  Seit  1779  war  dieser  Sommer  der  wärmste.  An  so- 
genannten Soinmertagen ,  mit  über  16°  R.  zählte  er 
186.  Der  Sommer  (April  bis  October)  1822  nur  150, 
1811  nur  133,  1703  nur  116.  Ueber  20°  R.  waren 
1783  54,  1811  55,  1822  59,  und  1834  83  Tage. 
(Zeitung  für  die  elegante  Welt,  1834.  No.  227.)« 
Nach  untern  und  Hrn.  Denecke*  s  Beobachtungen,  be- 
trugen die  Jtfitfagswärmegrade  des  diesjährigen  Ma/t 
502°  R.,  de§  Juni  557,  Juli  716,  und  des  Augusts 
628»  wahrend  (um  nur  einige  Vergleichungen  ans 
denselben  Tagebüchern  froherer  Jahre  so  sieben)  der 
Joni  1818  nur  501,  Job:  618,  «ad  Augost 
ceigic,  — 


-     70     - 

s«  tr.  zurückhielt  (Hamb.  BorsenlisU  vom  17teo 

Febr.  1835),  ,  / 

September» 

Barometer.  28'  7"  7'"  (14,)  und  27'  10". 
(Doch  nur  4  mal  unter  28'). 

Thermometer.  +  23°  (19.)  und  -f  2°  (21 
Morg.).     (Bis  zum  20slen  häufig  über  20°). 

Hygi-omeler.  .  60  —  70°  bis  zum  20steD, 
Dann  öfters  Morgen»  hoch  in  die  80°. 

Winde  (stark,  N.  noch  immer  vorherr- 
schend, 18  mal  mit  W.,  3  mal  mit  0.,  &. 
mit  W.  6  mal ,  mit  O.  3  mal.  R*ge*  (aber 
meist  nur  schwach)  8.  Gewitter  am  öteo  e~8tea. 
Nebel  häufig  (Morgens).    Reif  am  24atea. 

Nur  beim  letzten  Mondviertel  fand  ea 
dreitägiges  Sinken  des  Barometers  ron  4"  Statt, 

Jetzt  mannichfache ,  mitunter  verwickelte 
Folgen  und  Zusammen  Wirkungen  derbishenVi 
gen,,  rerbältnifsmäfsijr  fortdaurenden ,  :  mitunter 
aber  stark,  durch  Morgen-  und  AbeadkuaMV 
auf  den  Organismus  conlrastirend  einflieJaeadea 
Hitze!  — 

Grofse  Reizbarkeit  des  Darmkaneta,  ao  dab 
off  die  geringsten  Gaben  gelind  ausleerender 
Mittel,  z.  B.  der  wäfsrigen  Rhabarbertinkftir, 
stärker  purgirten.  Viele  typhöse Zutl'&näd,  nach« 
dem  unordentliche  Bewegungen  in '  der  Vef- 
dauung  und  Durchfall  eine  Zeit  vorhergegan* 
gen  —  und  jetzt  Anorexie,  trockne,  belegte, 
oder  aphthöse  Zunge,  Betäubung,  Mattigkeit 
Schlafsucht  u.dgl.  sich  einstellen  (wo  dannueia- 
initfel,  namentlich  die  Arnica,  am  Platze  sind). 
Auch  Pleuresien,  und  ähnliche,  auch  mit  Sil* 


—     71     - 

lieber  Störung  der  Cifculatiop  in  den  innern 
Respirationsorganen  (selbst  in  denen  des  Unter- 
leibes, oft  zugleich),  verbundene  Aüectionen* 
vermittelt  durch  die  temporäre  Einwirkung  der 
Kühle  «uf  <jie  nervöse  Faser  und  überfüllten 
Meinen.  Gefä/se,  treten  häufig  auf.  Durch  diese 
ganze  reräqderte  Actiou  und  Beacüon  im  Or-» 
ganisinup*  auch  in  der  Zusammenziehung .  der 
Faser  und  den  Ab-  und*  Aussonderungen,  ent- 
stehen mannictifache  Gruppen  tod  oft  contra* 
dictorischen,  meist  aber  doch  mehr  nervöse* 
Erscheinungen,  erschöpfter  schneller  Puls,  Mafc 
gelbe  Farbe,  oder  auch  mehr  die  grüngelben» 
£jo2Tschen  sogenannten  gastrischen  Striche  QU 
Augen  und  Nase,  bei  oft  rötheren  Wfcogen« 
Entweder  Durchfälle  oder  ubermäbige  Auslee- 
rungen mehrerer  Art,  £•  B.<  des  Schweiises, 
oder  auch  Vorhaltungen,  und  leicht  Congeatu*- 
nen  nach  den  innern  Organen.  So  zerflofe  eine 
typhöse  Kranke,  ein  thätiges,  etwas  schwäch- 
liches 35jähriges  Mädchen,  Tom  Anfange  des 
Krankheit  an  in  Schweift,  während  ein  robu- 
ster 19jäbriger  .Tischlerlejbrling,  bei  derselben 
dumpfen.  Betäubung  und  Abspannung  in  allen 
Functionen,  demselben  schnellen  und  kleinen, 
wenn  ; gleich  et^raf  bärtlichen,  Pulse,  lange 
nicht  z/p  fieser  freien  Hautabsonderung  (wich- 
tig scl|9m<  als  Zeichen  eines  freieren  inneren  Zu-y 
Standes)**. gelangen  konnte*  Bei  jener  niubte 
man ,  nrach  einem  Brechmittel  aus  Ipecacuauha 
von  Aviang  an  durch  Arnica,  Valerianp,  .selbst 
etwas  China  mit  Mineralsäuren  u.  s.  w. ,  den 
fast  colliquativen  Zustand  hemmen  (wobei  in 
der  4ten.  Woche  ein  sehr  starker  Husten,  von 
einer  Art  aphthöser  Heizung  des  Kehlkopfes, 
auch  mit  einigen.  .Abgudopjatep  zu  bezwingen 
war)  |  um  so  binnen  ;6 Woche*   die  völlige 


-      72     - 

Genesung  herbeizufuhren,  —  Bei  diesem  aber 
wollte  sich  (fast  richtig  so  zu  nennen)  die 
Krankheit  auch  gar  nicht  brechen ,  der  Schweifs 
gar  nicht  erscheinen,  obgleich  man  bei  den 
Umständen  und  Anlagen  begreiflich  nicht  durch 
yerkehrt  wirkende  und  hitzende ,  sondern  selbst 
durch  im  Anfang  gereichte  ausleerende'  und 
kühlend  entspannende  Mittel,  nachher  mit  ma- 
fsigen  Reizen,  mit  Mittelsalzen  verbunden  (z. 
B.  Infus.  Flor.  Arnicae  mit  Salmiak) ,  und  spä- 
ter, im  Anfange  der  dritten  Krankheitswoche, 
durch  Abends  3  mal  in  dreistündigen  Zwischen- 
räumen gereichte  3  Tropfen  Thebaischer  Tioic- 
tur  (da  ohnehin  wäfsriger  Durchfall  eingetre- 
ten) -diese  Crisis,  oder  Lysis  wenigstens,  zu 
erreichen  strebte,  —  jedoch  in  der  Rücksicht  der 
etwaigen  Entstehung  des  Durchfalls  aus  pletho- 
rischer Gehirnreartion,  diesen  auch  nicht  zu 
gewaltsam  hemmen,  und  lieber,  wo  nöthig, 
einige  Blutung  durch  (an  die  Füfse  gesetzte) 
Blutegel  Statt  linden  lassen  wollte.  Da  aber 
die  Kräfte  noch  gut,  wenn  gleich  unterdrückt 
waren,  und  Spannung  immer  noch  Torzuherr- 
tchen  schien,  so  unterblieb  zwar  diese,  auch 
nicht  gut,  äufserer  Umstände  wegen,  anzuwen- 
dende, sonst  sicher  direct  wohlthä? ige  Blutaus- 
leerung, man  sah  sich  aber  praktisch  geno- 
thigt ,  zu  den  bei  wieder  vermehrter  Hitze  uod 
Verstopfung  nöthig  gewordenen  dar  mau  »leeren- 
den Mitteln  (Inf.  Laxativ,  mit  Salmiak)  Eb- 
löffelweise  umsichtig  gereicht,  zurückzugehen, 
wonach  vor  der  Wirkung  Nachts  grofse  Be- 
ängstigung, am  Morgen  aber,  nach  erfolgten  star- 
ken Stuhlausleerungen,  zum  ersten  Male  ein  reich- 
licher Schweifs  eintrat,  auch  der  Puds  gleich 
um  \  weniger  schnell,  die  Zunge  feuchter  und 
reiner,    und  der  ganze  Zustand,    wie  auch  der 


Schlaf,  erfreulicher  würde.  So  kam  man  denn 
mit  Gefäfs  entspannenden  und  Ausleerungen 
unterhallenden ,  zuletzt  mit  mehr  reizenden  un4 
tonischen  Mitteln,  nachdem  noch  ein  unange- 
nehmes Recidiv,  durch  Unmäfsigkeit  herbeige«; 
fuhrt,  beseitigt  worden  war,  binnen  7  Wo-  ' 
chen  .mit  der.  Genesung  zu  Stande. 

.  Es  herrschten  nun  bei  den,  stärker  immeY 
noch  gegen  Ende  des  Monats  contrastireedea 
Temperatureinflüssen,  die  sich  an  kälteren  Punk«, 
ten  unseres  Nordens,  z.  B.  in  Riga  am  26sten 
bis  zu  einem  starken  Hagel-  und  Schneefall 
steigerten,  sowohl  mehr  rheumatische  Affqclio- 
nen,  als  auch  besonders,  nach  den  Vorberel-' 
tungen  und  Anlagen  des  überreizenden  und  er- 
schöpfenden Sommers ,  tiefere  typhose  Leiden, 
wovon"  die  Sterblichkeit,  zumal  in  unsern  ein- 
samen, schlecht  genährten,  und  Ton  Hülfe  ziem- 
lich entblofsten  Haidstrichen ,  auffallend,  sich 
auch  noch  durch  den  Winter,  und  bis  in  das" 
Frühjahr  erstreckend,  .  übrigens,  wie  immer, 
als  eine  Art  Ton  Pestilenz ,  übermaTsig  yergro-^ 
fsert,  auftrat*  Wo  das  Alter  (das  jugendlich 
reizbarere*  oder  das  abgelebtere)  und  eioe  dy- 
namische oder  organische  Anlage  besondere  zu 
stärkeren  krankhaften  Entwicklungen  disponirt. 
war,  realisirten  sich  diese  unter  günstigen  Um- 
ständen, and  steigerten  sich  auch  wohl,  bei 
der  zum  -Glück  meist  dünner  gesäeten  und  ein- 
sameren Bevölkerung  zu,  freilich  unschädli- 
chen |  Contagien* 


>  i  i 


'.-..S.a«i  October* 

Barometer.    28'  7"  9'"  (29,)   und  27'  l« 
(17.V;  <Storke  Abstände  TÖm  14— 2ö«ten). 


■  J  *l  »  »  '.     1  \     K 


—     74     — 

Thermometer.  Oft  +  18°  (Mitt.)  und  ge- 
gen Ende  den  Monats  öfter  -[- 1 —  3°  9focgenS| 
und  5  —  8°  Mittags. 

1  Hygrometer.     58  —  einige  60°n0ch  öfter 
bis  zum   12ten ,  dann  aber  meist  in   die*  80°, 

und  2  mal  90°.  — 

» 

Winde  (stark),  N.  noch  15  (7 mal  mit 0), 
W.  17  mal  mit  S.  Regen  12  (mit  Entferntem 
Gewitter  am  7ten  und  2*sten).  Nebel  häufig; 
Schnee  am  24sten.  Erst  sternhelle  f  dann  mehr 
bedeckt. 

Beim  V.  M.  (17.)  Barometer  immer  tiefer, 
und  beim  I.  V.  (25.)  immer  hoher« 

Wir  hatten  alle  Vorsicht  nothig,  onjfis 
nach  einigen  noch  heifsen  Zeiträumen  y  nun  im* 
iner  merklicher  werdenden  kühleren  Heii>st-Coe- 
traste  und  Uebergänge  zu  kälteren  and  rauhe- 
ren Einflüssen,  in  Bekleidung  und. Diät  immer 
sorgfältiger  im  Auge  zu  behalten.  DarchfiUe 
hielten  noch  immer  an,  zumal  bei.  KJnfai» 
und  raubten  nach  denselben  Gesetsea  der.  Et» ' 
regbar  keit,  auch  im  Darmkanal  noch  bebe»* 
delt  werden.  Grobe  Veränderungen  jauch'  kä 
Innern  der  Erde,  nicht  blofs  in  entfernten '  Ge* 
jgenden  (wie  z.  B.  starkes  Erdbeben  in  BwfHk 
am  lOteo  Octbr.  (Hamb.  Börsenliste,. ! vom;  SOi 
Febr.  1835),  sondern  auch  ähnliches  friiwShlK 
reo,  z.  B.  in  Ungarn,  Lemberg  u.  4.  rvr<i  *(** 
löten  Octbr.,  au  welchem  Tage  eodh  im*  Ba- 
rometer in  Hamburg  auf  26'  10"  fiel.VfHuek  ' 
Neue  Zeitung).  Auch  bei  uns  stürmte  qädref- 
nete    es,    und    ward   nun    allmählig    defuubV 

kubier. 

•  •,-■■»•■«■ 

Die  asiatische  Cholera  lieb,  tiejl  JpitroVil 
Ende  Septbr.  und  Anfange  Octbr.    in'  JBremm 


«-     /5     — 

(wo  iie  noch  nicht  gewesen),   und,   wiewohl 
sparsam,  auf  dem  umliegenden  Lande,  stärker 
-aber  in  dem  5  Meilen   näher  zu  uns  her  gele- 
genen Städtchen  Rotenburg,  sehen!  — -   Alle  an 
letzterem  Orte  mir, .durch  meinen,  mit  der  Po- 
lizei und  Anstaltenbesorguog  bei  dieser  Seuche 
beauftragten  Sohn,    Amtsassessor  daselbst,   zu- 
gekommenen   Nachrichten,    wie   auch  dos  offi- 
cielle,   hoffentlich   hierin  competenle  Gutachten 
des    Herrn    Landphysikus ,     Medicinalrath    Dr. 
JUathaei  zu   Verden,    bestätigten   die,   diesmal 
wenigstens  offenbar  aufgedrungene,   contagiosa 
Ansicht,  indem  zu  Rotenburg  im  Anfange  nur, 
nach  der  ersten  Einschleppung  durch  einen  wan- 
dernden Soldaten  Ton  der  Bremer  Gegend  her, 
-vier  Individuen,,  die  sich  in  der  Krankheit  suc- 
cessir  einander  warteten ,  nach  einander  ange- 
steckt und  getodtet  wurden.    Die  Sterblichkeit 
war  in  den  3  Wochen,  der  Dauer  der  Krankheit, 
mit   einer   freien  Zwischenpause,    in   der  sie, 
wie    es   scheint,    auch    hier  durch   eintretende 
starke  Stürme  und  Ungewitter  vertrieben  wur- 
de, so  gtofs,  wie  wohl  an  keinem  andern  Orte 
der  v  bekannten   Welt   bei  irgend  einer  bösarti- 
gen  Krankheit,  indem   ron   23  Befallenen  2t 
starben.     (Der  Ort  liegt  feucht,   ist  arm ,  zum 
Glück  aber  luftig  gebaut,  und  die  schlecht  ge- 
nährtesten    und   plethorisch  -  nervösen    Subjekte 
wurden   auch   in  der  Regel  Ton  der  Krankheit 
ergriffen!)     Die  aus  theoretischen  Gründen  Ei- 
nes Arztes  daselbst  gegen  diesen  ihm  noch  un- 
bekannten Feind  gerichteten   stärkeren  Blutent- 
Ziehungen   hatten   sich  wenigstens    keiner  Lor* 
beeren  zu  rühmen!    Gute  polizeiliche  und  häus- 
lich«   Aufsicht  .und  Anordnungen   waren    wohl 
noch  das  wirksamste!   — -     In   Hamburg,  Wo 
nach  der  aussage  der  Aerzte  selbst,  dieser,  ur- 


sprüugliib  exotische,  jetzt  über,  wem 
Hegierungen  und  Gelehrten  i.iclit  ü 
(durch  pafitieht  UaautaabisaA,  trotz  de 
rinkeit  der  jetzigen  starkem  Commitnii 
Völker  und  Stadt«  mit  einander,  w 
allmählig  auszurollende,  odeV  einzuschi 
Contagiosum  vereinigen  können  ddei 
leicht  indigene  böse  Gart,  diesen  gans 
wer,  aber  immer  einzeln,  noch  gi 
und  etwa  bis  zum  Herbste  bin  70  ( 
fordert,  —  in  Hamburg  brach  eben  e 
wie  bei  uns,  eine  Epidemie  davon  3 
wie  ich  die»,  nach  dem  Calcul  der 
pfänglichkeit  (durch  noch  nicht  langi 
gegangene  Invasion  vermittelt),  mit 
dem  zum  Tröste  voraushoffte,  trat 
mit  der  Rotenburger  Gegend,  in  comi 
Hinsicht,  leider  nicht  mit  einer  Cham 
Bremen  und  Hamburg),  oder  irgend 
Handelsverbindungen  zusammenhänget 
nicht  Ein  zweii'eisfreier  Fall  dieser  I 
auf,  und  die  man  auch  später  etwa 
hallen  hätte  verleitet  werden  können 
nun  wirklich  individuelle  Ausgeburtei 
schriebenen  allgemeinen  Constitution!  ■ 

Als  aus  dem  Vorhergehenden  be 
Eigenheit  dieser  Zeit  mufs  auch  noc! 
höhte  pathologische  Keaciiun  der  Irre, 
aller  mit  Kopfcongeslion  besonders  B< 
bemerkt  werden.  Bei  einem,  seit  di 
Jahre  an  last  immer  tiefsinnigen  um 
gen ,  mit  unter  mit  epileptischen  Aul 
halteten  ^fSjährigen  Landmädchen,  t 
dem  ,  hatten  sich  letzlere  diesen  gana 
mar  über,  und  zumal  jetzt,  ansehnlk 
gart,  wobei  die  Mutler  aber  bemerkt, 


-^77     — 

/Unruhe  der  Kranken  and  die  excentrische  Thä- 
tigkeit  ihrer  Vorstellungen  und  Bestrebungen 
nicbt  so  schlimm  sey,  wenn  sie  durch  öftere 
und  stärkere  epileptische  Anfalle  erschöpft  werde. 
Eine  ausleerende  und  ableitende,  nachher  be- 
sänftigende BehanAlnng  -  fruchtete  auch  noch 
am  meisten'. 

Erethisch  nerröse  Brustaffectionen  mach- 
ten sich  ebenfalls  jetzt  wieder  bemerklicher, 
und  erforderten  nicht  sowohl  Blutausleerungen, 
sondern  zuerst  mäfsige  Ausleerung*-  und  be- 
sonders Brechmittel  zur  rechten  Zeit ;  ich  sage, 
zur  rechten  Zeit,  nicht  also  gerade  im  Anfange 
des  Uebels,  wenn  auch  schon  die  Uebelkeit 
(und  sonstige  sogenannte  gastrische  Zeichen) 
dazu  einladen  konnten,  sondern  sicherer  und 
entscheidender  wirkend ,  nach  -vorangegangenen 
sogenannten  auflösenden ,  die  Gefäfse  und 
Schleimhäute  entspannenden,  und  zu  freieren 
Absonderungen  dfaponirenden  Mitteln. 

Noch  immer  lieb  sich  übrigens  Ton  den 
gewöhnlichen  maunichfaltigeren  Krankheiten  der 
Jahreszeit,  ander  den  Durchfällen ,  Pneumo- 
nien, und  erethisch- typhösen  Fiebern,  im  Gan- 
zen wenig  sehen,  und  selbst  die  Blattern  und 
Masern  schienen  (wie  in  Egypten  die  Pest  zur 
Zeit  der  grbfsten  Hitze)  verschwunden,  bis 
sie ,  besonders  die  letztern ,  im  Winter  später 
wieder  erschienen. 

November. 

Barometer.  28'  8"  (12.)  und  27'  5"  8'" 
(29.  u.  30.).  Sonst  immer  an  oder  über  28')« 

Thermometer,  -f  1 4°  (5  —  7)  und  —  3 — 6* 
(18.  <~-22.).  (Bis  zum  10.  noch  schwüle  WäfflMy|» 


I 


Hygrometer.  90°  (mehrmals)  an 
(Sonst  immer  in  die  80"). 

TFmäe  (leiert),  bis  zum  lOrei 
Dann    bis   zum  24slen  N.  mit  O. , 
mit  W.).     Am    Ende    wieder  S.W. 
^  Schure  (am  27*te>.).      Hagel    (am   1 
bei  häufig,  mit  Reif  5  mal.    Wenig 

Mit  dem  V.M.,    I.V.    und   N. 
u.  30.)-  Barom.  gefallen. 

Neben  den  gewöhnlichen  Ein: 
den  AlTectionen  der  Jahreszeit  (die  i 
fall  Ganzen  sehr  zurücktraten)  beschäl 
fnrl wahrend  die  Diarrhoen,  und  jetz 
guog  zu  Blutungen,  besonders  zur  , 
die  praktische  Aufmerksamkeit.  B 
eine  folge  hauptsächlich  der  grofo 
hnltenden ,  die  Safte  expandirenden 
Besetzenden  Hilze  (wie  hei  der 
Cholera  ein  ahnlicher,  nur  stärkerer, 
lunnlhmung  eines  eigenen,  alle«  üb 
den  Gilles  dem  Organismus  insini 
selzungsprocefs,  samint  einer  specil 
Schöpfung  der  Nervenkraft  Statt  hat; 
ses  auch  aus  der,  im  Ganzen  gern 
gegen  sonst,  wenigstens  langsamen 
mixenden  Einwirkung  des  Opiums, 
leicht  zu  erregenden  und  schadlicht 
icften  Miltel  bei  den  ersten  zu  bewe 

Die  Blutungen  nahmen  besond 
zweiten  Hallte  des  Munal»,  nachd< 
der  ersten  fast  -völlig  vernachläfsigt« 
heizung,  wegen  grösserer  Kühlung, 
gefangen,  und,  wie  gewöhnlich  i 
übertrieben  war,  auffallend  i 
zum    Bluthusten     dispouirle 


ewohnheb,  in 
lend  zu.  — 
uirte    70jahri 


_.     70     — 

Wittwe  fing  an,  nach  einigem  Vorgefühl  Ton 
Druck  und  Schmerz  in  der  Brust ,  so  stark  und 
schnell ,  mit  ansehnlichem  Hasten,  Blut  auszu- 
werfen, dafs,  da  die  gereichten  Mineralsäuren 
jenen  so  sehr  reiztep,  und.  dadurch  das  Uebel 
vermehrten,*  gegen  diese  Gewalt,  wodurch 
sicher  binnen  24  Standen  mehrere  Pfund  eines 
hellrothen  Blutes  ausgeworfen  wurden ,  Opium 
in  wiederholten  mäfsigen  Gaben,  imDiacedium- 
Syrup,  so  wie  ein  grofses  Vesicator  auf  die 
Brust  angewandt  werden,  und  als*  mit  eini- 
gem Nachlafs  der  Zufälle,  die  Irritation  des 
Gefaissy stems,.. so  wie  die.  Congestion  nach 
oben,  noch  immer  gar  zu  merklich  war,  bald 
Infus,  laxat.  mit  Salmiak  zwischengesetzt  wer- 
den mufste,  wornach  und  mit  abwechselnder 
besänftigender  Methode  die  alte  kümmerliche 
Frau  (schon  iinmer.  ein  Schatten,  aber  mit. vol- 
len Hautvenen!)  erhalten  wurde!  —  Auqh  dia 
klimacterischen  Frauen  .litten  häufig,  indem  die 
Jange  rerhaltene  Menstruation  wieder  eintrat, 
und  nur  auf  die  angegebene  Art,  zugleich,  mtf 
gehöriger  Erleichterung  und  Ausleerung  des  Ge- 
fäfssystems,  behandelt  eeyn  wollte« 

.  Noch  eine  andere  Krankheitsform,  beson- 
ders auf  dem  Lande,  war  schon  seit  einiger 
Zeit,  jetzt  aber  besonders  zunehmend,  ein  hart- 
näckiges viertägiges  Wechselfieber 9  auch  in  die- 
ser schleppenden  tückischen  Form  durch  die 
atmosphärischen  Einflüsse  (vom  lauen  Winter 
schon  her!  und  dann  Ton  der  erschöpfenden 
Hitze)  angebrütet!  Diese  Quartana,  eine  bei 
ups  im  Ganzen  ungewöhnliche  Erscheinung, 
neigte  eine  eigene  Art  der  Affection  des  Ner* 
Ten  -  und  Blutsystems,  —  hartnäckig,  ohne  star- 
ken Frost,   ihre  Anfalle,   nachher    mit  vieler 


—     80     — 

'Hitze   und    desto   länger   machend*  ?und   tiefe 
aufregend  ,  durch  unruhiges  Umherwandern  und 
seihst  lebhaftes  Denken ,  Beden,  und  sogar  Sin- 
ken,  beim  Eintritt  des  Anfalls^  nachher  desto 
betäubender    und   zu  Rückfällen    sehr    geneigt! 
wenn    auch   nach   langer  Immunität.    —     Mag 
nun    der   Sitz    dieses  fast  anomalen  Uebels  hu 
Rückenmark  selbst,    oder  mehr    im  Ganglien- 
-system  (des  Unterleibes)  gesucht  werden ,  dock 
war   die    Reproduction ,    dem    Anschein    nach, 
wenig  gestört,    wenigstens   kaum   die   Efshifft, 
und  diese  oft,   bei  Abmagerung,   wie  sehreod, 
eher  vermehrt   als    vermindert!  •  Und   asf  ge- 
wöhnliche Weise,  z.  B,  durch  gereichte Chin«, 
wurden    nicht    alle    Heilpunkte   erledigt;  dem 
wenn   auch   das  Fieber  nach    sechs  Drachme! 
bis  eine  Unze  des  Pulvers,  oder  proportionirh> 
-cbern    Chinin    (9 — 12    Gran),     oft    darnach 
erst  heim  zweiten,  nach  dieser  Darreichung  n 
erwartenden    Anfall,  wich,    so   war  entwehrt 
Jas  Befinden  nicht  frei  genug,  seibat  wenn  ntfä 
die  Mittelsalze,  die  auflösenden  Extracte  u.  s.*i 
mit  der  China    su    verbinden   nicht-    Tersäanft 
hatte.     Kopfschmerz,    Schwere  iin    Unterleibs 
und  in  den  Gliedern  u.  8.  w«,  mit  Neigung  m 
Wiederkehr  des  Fiebers  blieb,  und  druckte  Geht 
und  Körper.    Man  mufste  also  noch  intensiven) 
Beihülfen  für   Gefäfs-   und  Nervensystem  dsr 
China  beigeben,    und   wie  auch  Bernctt  (Um* 
sehe  Beiträge,  Heft  2.)  und  R'önander  (Schwfet 
Abhandlungen ,    Salzb.    medic.    Zeitung,   1834) 
S.  33)   bemerken,    dazu   Salmiak,   lielleborai} 
Arnica,    und    selbst  Belladonna  wählen.     Aach 
Kali   oder  Natron  gab  hier  einen  guten  Znsati 
ab,    und  Aufmerksamkeit    und    Ausdauer  watf 
nöthig,  um  aus  einem  hartnäckigen,  die  game 
Maschine  sehr  beunruhigenden  and  gefährde*' 


-     81     - 

den  Uebel  ein  weniger  verdächtiges  und  weni- 
ger, langweiliges  zu  machen,  —  Wie -.aber 
Thuessihk  (Hitfeland  u.  0  sann  8  Journ.)  mit,60. 
kleinen  Gäben  (3  Drachmen  Pulver  oder  4  — Q 
Gran  Chinin,  in  4  Theile  getbeilt,  und  zwar' 
davon' jedesmal  -Eine  Gabe  1  Stunde  vor  dem 
Anfall;  und  die  zweite  Gabe  beim  Eintritt  (?)  des- 
selben genommen),  auskommen^  und  die  früher 
in  der  Intermission  gereichten  Gaben  überflüs- 
sig fioäen  will?  begreife  .ich  nicht,  so  lange* 
e^  überhaupt  begreiflich  darauf  ankommen  wird, 
nicht  bloft  einen  'Paroxysmus  (den  man  auch 
vielleicht  einmal  durch  Schreck/  Sympathie,  ^ 
oder  selbst  Glauben  oder'  minutissima  der  Ho* 
inöopathie  u.  dgl;  zurückhalten  könnte),  son-r 
dern  die  ganze  {hauptsächlich,  aber  nicht  atictn) 
atonische  Aplagp  des  .Qrgeiusmus  zu  besiegen. 
ffahnemann*&  sehr  kleine  Gaben  China  nach 
dem  Anfalle  (practica.  et:mrs*e$t  multiplex)  zu 
reichen,  versuchte  der  Berichterstatter  auch 
(Nasse  in  Horns  Archiv  1834«  lstes  Hefjt)  phne 
Erfolg!  4,.    ■:. 

Jetzig  fanden  sich  auch  die  Masern  ün& 
mehrere •  Ausschlags  -  Krankheiten  wieder  ein,, 
herrschten  auf  dem  Lande  weit  und  breit  den 
ganzen -Winter  hindurch,  doch  mit  weniger 
Kunde  für  die  medicinische  Fakultät,  wenn 
nicht  besondere  auffallende  Erscheinungen  sich 
zeigten,,  oder,  hinterher,  wie  oft,  Schädlichkei- 
ten iq   der  Diät  oder  dem  Regime  dergleichen 

hervorbrachten.. 

*•'  ■ 
Das  VerhaltnUVder  Geborenen  zu  den  Ge- 
storbenen   war   übrigens   in  diesem  Monate  ii^ 
unserer  Stadt  wie  2  zu  3   gewesen,    und   66 
inufsten  •  -also  wohl  die  Krankheiten  wenigsten» 
•inen,  intensiveren  Charakter -ajigenommii^hlihr 
Journ.LXXXI.B.4.8t.  K 


—     82     *- 

December.  ■■■■ 

Barometer.  28'  10"  6'"  (28.)  und  27'  7* 
(2).  Nur  3  mal  unter  28'  tonst,  meist  hoch, 
araber« 

m  m  • 

•  Thermometer.  +  7  (6.  tt.  3A.)  und  —7 
(23.)  (doch  nur  Einen  Morgen,  und  überhaupt 
nur  6  mal  Frost  Ton  i — 2°). » 

Hygrometer.  90°  (mehrmals)  and  77°  fjk)> 
(Fast  immer  hoch  in  die  80°). 

Winde  (starke)  W,  (stets ,  bis  iwf  12  bat 
13ten,  wo  S.O.),  die  ersten  10  Tage  und  die 
letzten  4  mit  S,,  sonst  mit  $•  —  R$&*>  12. 
2V>£<rZ  nnd  feuchter  Niederschlag  häufig»  Scfcpee 

am  23sten. 

•  » 

Zwei  Tage  nach  dem  ft.  Bf»  (3?)  Barome- 
ter *ehr  gest.  Ebenso  6"  mit  detii'laten  ?* 
Mit  der  starken  Völhnondfinstettiift  am  16W 
gefallen.  ^  -  %  / 

Auf  den  Sudländer  scheint llie '^wÄg 
Sommers  anders ,  als  auf  uns  Nordländer  ge- 
wirkt su  haben.  Sie  sind*  wohl  ihre*  ertcbcH 
pfenden  Einwirkung  mehr  gewöhnt/  and  we- 
niger auch  an  den  restaurirenden  föpuMtiate  W 
Winterkälte,  wie  wir.  In  Rom  behaupten  — 
wenigstens  die  Hospitäler  im  Herbst  nie  tobst 
gesehen  zu  haben ,  und  überhaupt  an  dir  ft» 
zeugung  der  ^ria  cattiva  Youaer  fi^na  du»' 
auch  dort  heifsen  diesjährigen  Sommers,  pff 
geworden  zu  seyn  (Hämo.  Correspond.  1834»  ne/ä 
28«  Noybr.).  In  Waychqu.  dagegen  gab  • 
Tiele  Kranke ,  und  alle  Hospitälejr.  toll.  (EbcjJi 
das.  Tom  29.  Novbr.).  .     :"!'.-- 

Bei  uns  litten  jetzt  die  jungem.  .Blinder  itt 
moistenyan  erethisch* nervösen  ZiiatanAan^Mt 


—    «3     — 

Fieber,  abwechselnder  Hitze,  Ermattung,  Ga- 
strose, Neigung  zu  Erbrechen  und  unordentli* 
eben  Ausleerungen,  congestiven  Kopfzufallen^ 
und  vor  allen ,  mit  einer  gelbgrünlichen  Färbe) 
(der  sonst  sogenannten  gastrischen,  richtiger 
und  tiefer  gehend  aber  der  atonischen  in  der; 
ganzen  Circulation  u,  8.  w.)  und  mit  schnei* 
lern  Wechsel  der  Zufalle  und  des  Befindens  be* 
gleitet!  Nach  gelinden  Ausleerungen  ward  der 
Zustand  gemeiniglich  eine  Zeitlang  auffallend 
besser ,  'bis ,  oft  nach  ein  Paar  Stunden  schon* 
ein  plötzlicher  Rückfall  eintrat,  mit  vermehr- 
tem Kopfschmerz,  Hitze  und  Roche.  Diesem 
zuerst  oft  räthselhaften  und'  ängstlich  allarmi- 
rendett,  'bald  aber  als  mehr  nervös -versatil, 
tub-intermittirend  erkannten  Zustande,  half 
Chinin,  in  pafslicben,  oft  wiederholten  Gaben, 
mit  Valeriana  oder  Arnica ,  etwas  Tinct.  Rhei 
aquos.,  Aether  und  Mittelsalzen ,  am  schnellsten 
und  gründlichsten  ab»  Man  konnte  von  dieser 
und  ähnlichen  Zusammensetzungen ,  beruhigend 
und  selbst  beruhigt,  mit  Recht  jetzt  sagen: 
Probatum  est !  — 

Auf  dem  Lande,  wo  die  Legalitäten,  Le- 
bensweiser u.  s.  w.  günstig  waren,  fing  wieder 
hie  und  da  eine  Art  Typhus,  selbst  mit  An- 
steckung ,  ■  sich  zu  zeigen  an ,  namentlich  in 
dem ,  schon  einmal  in  dieser  Beziehung  früher 
erwähnten  Dorfe  Scharnebeck  (S.  dieses  Jour- 
nal 1829.  Supplem.  B.  S.  67).  Doch  blieb  das 
Uebel  meisf  nur  mehr  auf  einzelne  Häuser  be- 
schränkt, und.  dauerte  auch  nicht  lange»  — 
Aber  eine  Menge  congestiv-  und  erethisch -ner- 
vöser Affectionen  und  Erschöpfungen  ie%  gan- 
zen Organismus,  hauptsächlich  sich  ausspre- 
chend in  depi ,  Darniederliegen  der  wichtigsten 
Lebensorgaae.  r  zeigte  sich  immer  fortwälirend, 

F  2 


—     64     — 

htM  Inder  Störung  der  FoncÜxmen  de»  Unter- 

■  Utm   (woher    noch    immer   der,     aber    gotilnb 

■eohtige, ;  Verdacht  der  asiatischen   Cholera  hie 

Hd'8af,  b*ld  in  der  des  Gthirns,  indem  nicht 
(El '  die  sichtbare  flüssige ,  sondern  auch  die 
mit  Hecht  und  dreist  anzunehmende  impondt- 
Mble  -CiwolatioD,  oft  bis  zum  Untergang  du 
Leb«. s  selbst,  durch  nervöse  Wie cbsel Wirkung 
oderJurfbebung,  darniederlag.  —  Unter  andern 
leg  fltn-36)ä'hriger  Tisch  lerg  es  eil,  Ton  derselben 
schwächlich  enerrirlen  Constitution ,  wie  sein, 
hier  euch  oft  an  mancherlei  interessanten,  fie- 
berhaft nervösen,  durch  Opium  besonders  ge- 
'  heilten  Kran kb ei tsform cd  vorgekommener,  leit 
Eher  einem  Jahre  verstorbener  ,  dem  Trunk  er- 
gebene*'.Ysier,  jetzt  last  3  Wochen  in  einen 
comatösen  .■j^iistiinde  ,  angeblich  durch  lirküb- 
lnng  beim  Kartoffel  ausgraben  im  Regenwetter 
sieh  zuerst  zugezogen,  mit  Husten  ab  und  so, 
einer  höchst  gelbgrünen  (väterlichen)  Farbe  *k 
und  einem  sehr  unterdrückten  langsamen,  ml- 
VHttr  väedtr  vollen ,  Pulse ,  bald  verLalle oeo, 
bald  beschleunigten  Darmnusleerungen ,  hoch- 
rother,  fast  aphthöser,  Zunge,  flüchtigen  Gicht- 
anschwellenden  in  den  Hand-  und  Fufsgeltn- 
hen  u,  dgl.  Keine  vorsichtig  entziehende,  gc 
genreicende  oder  allgemein  belebende  Me- 
*)   Targf.   ober  diese   sonst  gallicht   oder  gastrisch  gt- 

Mante  Farbe  die  Bemerkongsn  über  den  Grund  in 

,.     Cea»'*  und   des   plötzlichen  Todes   in  der  Gelbincfc 

.  von  ff.  Qriflin  iui  Dublin.  Jonrn,   {Frorim'n  Nqum 

IBM.  Ofetbr.  No.  007.  S.  74),  und  die  Frage,  «'  ' 
.  den;  angeführten   tödtlidien   Füllen   der    Sita   in 

Leber  Oder  im  Gehirn  gewesen?  —    Nicht  in  t 
■  ■■    edet   SDCb    nicht    einmal    in   heilen   Otganen   «\ 

sondern  in   der  ganzen  Masse  und  Lebenskraft, 

In  diesen]   oder  jenem  Organ    i 

hervöntedienil !  —    Wann   will  i 

b  und  gründlich  klar  werden? 


OÜIO 

ab  w  I 

■  *r  I 


—     85     — 

thode  a.  s.  w.  konnte  solides  Terrain  gewin- 
nen. Man  luiifste  den  Kranken  an  dem  offen- 
baren, wenigstens  besonders  hervorstechenden, 
Hirnleiden  sterben  sehen!  — 

In  andern  mehr  bevölkerten  Städten,  z«B. 
Hamburg,  Hannover  u.  s*  w.  ging  es  jetzt  mit 
ahnlichen  Uebeln  noch  ärger  her,  und  auch  ans 
entfernteren  Gegenden  wurde  eine  ungewöhn- 
liche Sterblichkeit,  an  ähnlichen  Krankheitsfor- 
men, gemeldet  (z.  B.  aus  Bucharest,  Hamb. 
Correspond.  vom  19ten  Decbr,).  Noch  bis  weit 
ins  folgende  Jahr  erstreckte  sich  diese  begreif- 
liche Verkettung  der  Dinge!  — 

Die  Extreme  berühren  sich  und  bringen 
bekanntlich  oft  g*nz  entgegengesetzte  unerwarr 
tete  Wirkungen  hervor!  So  auch  mit  der  Ein- 
wirkungdieses  beilsen  Sommers  auf  die  Blutflüsse, 
von  weichen  die  monatlichen  bei  jungen  etwas: 
krampfhaft  nervösen  Mädchen  eben  so  oft  ge- 
mindert oder  ganz  unterbrochen,  als  gefördert 
wurden.  Diesem  Zustande  (ohne  Zweifel  von 
einiger  Erschöpfung  und  vom  Mangel  an  Pro- 
pulsionskraft  des  überfüllten  und  sich  selbst 
die  Absonderung  durch  Druck  auf  die  feineren 
Secretiontgefäfse  gleichsam  verschliefseqden  Ge- 
iaTssystems  ?)  half  eine  pafsliche  kühlend -aus- 
leerende Methode,  nehmlich  Mittelsalze  mit  et- 
was Schwefel,  verdünnte  Schwefelsäure,  Blut- 
egel an  die  Füfse,  später  etwa  mit  einigen  Aloe- 
ticis  u,  dgl.  verbunden,  am  besten  und  si- 
chersten ab,  und  durfte  wohl,  wenigstens  nicht 
sogleich  und  allgemein ,  durch  so  manche ,  als 
specifisch,  auch  von  Aerzten  mitunter  ange- 
wiesene, contractiv-reizeode  Mittel,  nament- 
lich die  von  Bland  (über  die  chlorotischen  Krank- 
heiten. Salzb.  inedic.  cbir*  Zeit  1834.  No.  68. 


-     86     — 

S.  204)  angepriesene  Verbindung  de»  tchweM* 
saurep  Eiseos  mit  dem  unterkohlensauren  Kali» 
angegriffen  werden,  wozu  die  Formel  zum 
Nutzen  der  Liebhaber  yoo  dergleichen  ;  nachzu- 
lesen, und  zum  Schlüsse  unserer  Betrachtungen 
dieses  excenfrischen  Jahres  hier  nur  bemerkt 
wird,  dafs  hiervon  Abends  und  Morgens  ein 
Bitten,  und  nach  6  bis  8  Tagen  2—4  Stück 
Teroidnet  werden. 

In  so  ungewöhnlichen   aufgeregten  Zeiten, 
worin    wir    seit   fast    50    Jahren   leben   (nicht 
blofs  meteorisch  (denn  dies  würde   sich,   wiÄ 
alles  in  der  Natur ,  eher  ausgleichen) "9  sondern 
auch  bürgerlich,    moralisch   und   nussenichqfl- 
XUh%  wo  eins  dem  andern,  und  besonders  cWifl 
Alten-  und  dein  Herkommen  widerstreitet;  and, 
meist  unbedingt   und   rasch,    oft   inconaeqnent 
und  inconsistent ,   widerstreiten  soü)9  -darf  es 
uns  nicht  wundern,    und  auch,   die   Festigkeit 
der  "Weltordnnng   dabei  erwägend,  -  nicht :  im 
machen,  wenn  wir  z.  B.  in  unserm   Denken 
und  Handeln,  und  namentlich  in  unsern  Krank* 
heitslehren  und  KrankheitsAeifofigwt ,    so  Wenig 
wie  in  unsern  Recensionen ,  über  das,  was  in« 
teressant  oder  nicht  so,  langweilig,  (und  gründ- 
lich) oder  nicht  so  ist,  u,   s.   w. ,   noch  nicht 
einig   sind,   wenn    die  asiatische  Cholera  hfl* 
einbricht,  und  ein  übermäßig  heifses  ungewohnt 
tes  Jahr   unsre    unvorbereitete  Constitution  an- 
fällt, und  gleichsam  zu  prüfen  sucht.    Dennoch 
müssen  wir  suchen ,  durch  einige  sorgaame  An- 
sicht der  Vorgänge,    wie  auch  der  innern  und 
äufsern    Hülfsquellen    dagegen,    eine  best  mög- 
mögliche Gegenwart,  und  überhaupt  die  Beru- 
higung  einer  möglichen   Ausgleichung  in  allen 
solchen  Angriffen    und    Verlusten,   jetxt   oder 


i  , 


—     87     — 

spater  zu  finden, und  ans  besonders  einer  nor- 
dischen  soliden  Beruhigung  wieder  hinzugeben! 


Anch  die  Thierorganisation,  namentlich  die 
der  häuslichen  Klassen,  dem  Menschen  schon 
naher  in  allen  Einflüssen  und  Abweichungen 
von  der  Natur  folgend ,  hatte  .in  diesem  exr 
centrischen  Jahre  mitunter  ebenfalls  bedeuten- 
der wie  aonst  gelitten.  Indessen  zeigten  doch 
die  Berichte;  der  Thierärzte  wenig  epidemisch* 
oder  tödtlich  um  sich  greifende  Krankheiten« 
Einige  Gattungen  derselben; .  z»  B.  die  Schaft, 
standen  sich  bei  der  Dürre,  trotz  dem,  wohl 
sparsameren ,  aber  doch  gedeihlicheren ,  Futter, 
doch  besser,  als  in  sehr  nassen  Jahren.  Das 
Bornvif h  litt,  im  Sommer  zumal,  an  heftigen 
jiugenentzündungen ,  die  leicht  sehr  schnell, 
ohne  dal*  man  es  dem  Grade  der  Entzündung 
nach  kaum  bemerkte,  in  Hornhautflecken  über- 
gingen! Die  stärker  in  Bewegung  und  Arbeit 
angestrengte  edle  Pferdeklasse  litt  begreiflich 
vie.1  an  Hirnentzündungen ,  weniger  an  denen 
der  Brust  oder  des  Unterleibes..  Mit  den,  aus 
"Wißbegierde  öfters  versuchten ,  homöopathi- 
schen Kuren,  z.  JB.  der  Augenentzündungen 
durch  Belladonna  u.  dgl. ,  wollte  es  einem  ein- 
sichtsvollen aber  unbefangeuen  Thierärzte  nicht 
glücken,  noch  gefallen.  —  Blutentziehungen, 
Abfuhrungen  u.  s.  w.  halfen  doch,  seiner  Aus» 
§age  nach,  sicherer  und  schneller«  *) 

*)  Noch  wollte  man  in  Hamburg  und  selbst  in  nnserm, 
auch  nicht  ganz  ungastrononiischen ,  Orte,  eine  fe- 
stere ,  trocknere  Faser  des  Rindfleisches  im  Spätjahre 
(von  der  Hitze  and  dem  zu  dürren  Futter)  bemerkt 
haben  I  — 


-     88     — 

In  .der  Landdrostei  Lüneburg  waren  im 
Jahre  183*  gebaren  9698  (^P^^rToätg^ 
borne  369),  322  mehr,  als  im  vorigen  Jahre« 
Gestorben  7896  (mehr  gegen  voriges  Jahr  1360)» 
Unter  den  Gestorbenen  an' natürlichen  Blattern 
169  männl.  und  112  weibl.  (mehr  gegen  vori- 
ges Jahr  145).  'Au  Masern  und  Röthein  (incl. 
Scharlach^  das  wenigstens  nicht 'besonders  be- 
merkt ist),  181  männl.  and  189  weibl.  (mehr 
gegen  voriges  Jahr  178).  Bei  der  Niederkunft 
und  im  Wochenbette  105  (mehr  gegen  voriges 
Jahr  17).  Durch  Selbstmord  24  männL  and  10 
weibl.  (Weniger  gegen  voriges  Jahr  11).  ■Ver- 
unglückt im  Wasser  46  männL  und  4  weibl» 
(plus  16  gegen  voriges  Jahr).  So  auch  4  mehr 
bei  Feuersbrünsten)  und  21  mehr  an  sonstigen 
Unglücksfällen.  *      ' 

'  '  -  Unter  den   Gestorbenen  wären  Ehemänner 
1320,  Ehefrauen  981,  Witwer 465,  Witwen  927> 

In  der  Stadt  Lüneburg  waren  geboren  377, 
gestorben  332  (Ueberschufs  der  Geborenen  45)j 
worunter  Ehemänner  49,  Ehefrauen  28,  Wit- 
wer 21,  Witwen  W>  Kinder  105.-    # 

An  natürlichen  Blattern  starben  5,  im  Kind* 
bette   1 ,    an  gewaltsamen   Todesarten,    wovtm  . 
durch  Verunglücken  im  Wasser,  nur  1.   < 

Die  übrigen  Krankheitsbezeichnangen  in 
den  Todteuliiteri  sind  so  wenig  pathologisch  ab 
polizeilich  zu  gebrauchen,  da  z.  ß.  an  4er£M§* 
gensucht  nur  3,  an  innern  hitzigen  KrankhtUm 
(welchen?)  35,  an  innern  langwierigen  Kranke  ' 
heiten  80,  und  an  schnell  tbdtlichen  75  geetö* 
ben  seyn  sollen.  ,■  : 


—    8a   — 


•  ■  >   •■ 


.•      -  » 


.IV. 

Vom   Aderlafs 

und  den 

wesentlichen  Criterien  seiner  Anwendung, 

■-.■!  •  nach  .      .  . 

Erfahrungen  am  Krankenbette 


TOB 


X  A.  Walther, 

Dr.  te  Philosophie  und  Median,  und  praktischem  Arzt 

zu  Baireath« 


JLn  einer  Menge  ron  Krankheiten  ist  das  Ader- 
laß» dasjenige  Mittel,  Was  andern  erst  Raum 
machen*  niufs,  um  frei  und  genügend  wirken 
zu  können;  so  dafs  ihre  Wirkung  wenig  oder 
gar  nicht  augenfällig  ist,  wo  dieses  nicht  vor- 
ausgegangen, oder  nach  den  Umständen  nicht 
-wiederholt  auftritt  Wo  eine  PUthora  im  Un- 
terleib, wie  häufig  der  Fall,  Verstopfung  zur 
Folge  hat,  wirken  kühlend  salzige  Eröffnungs- 
mittel, als  an  ihrer  Stelle,  selbst  in  ihrer  ge- 
sättigtsten Form,  oft  wenig  oder  gar  nicht,  wo- 
fern ihnen  ein  hinreichendes  Aderlafs  durch 
Entfernung  jener  nicht  erst  Freiheit  in  ihrer 
Wirkung  verschafft  hat,  was  diese  hier  eben 
ao  merJLbar  unterstützt,  ab  krampfitill^nde  Mit- 


-    W    -i 


^ 


tel,  wie  da»  Castorium,  das  .Erf*.  HyoMcymm* 

vorzüglich  da  es  thun,  wo,  ohne  jene  Eh* 
thora,  bei  einer  Verstimmung  der  Unterleibs-*, 
Der yen  ,  Krampf  in  den  Eingeweiden  die  Ver- 
stopfung bewirkt,  und  den  angezeigten  Eroff* 
nungsmiiteln  ihre  Freiheit  der  Wirkung  hemmt, 
wenn  »sie  nicht  durch  /Verbindung  mit  dieses 
gehoben  wird,  wo  sie  doch  auber  diesem  Kräh 
des  Caunalnexus.  leicht "  und  '.genügend  v  ohat 
unangenehme  Nebenerscheinung ,  frei  für  sick 
wirken« 

Es  gibt  "demnach  eigenthutaüch  mödMarffe 
Krankheitsverhältnisse;  die  den  Mittele  sunt 
Theil .  füejenigen  Eigenschaften  neh&Wl  *• 
ihnen  aufser  denselben  nach  aller  Eifahmg 
zukommen ,  und  die  sie,  erst  dann  wieder  er- 
langen ,  wenn  jenen  auf  andern-  Wegen  dss 
Fremdartig*  genommen,,  was  ihrer  -gefrppfcslii 
Wirkung  entgegensteht.  Wie  es  in  der  Cbt- 
mie  keine  decidirte  Basis  gibt,  so  auch  hfaf} 
es  hängt  wesentlich  Ton  dem  individuelles  M 
ab,  diesen  Mitteln  die  gewohnte.. Wirkung flr 
kommen  zu  lassen,  oder,  nicht.  Nachjfifp 
Verschiedenheit  tauschen  sie  ihre  Wirtanwfc 
selbst  gegen  einander  aus;  so  dafs  das;  WP 
dort  unier  einem  gegebeneil  Causalnexna  gaat 
entsprechend  wirkt ,  da  wo  dieser  ein  ".nndjeMf 
geworden,  es  nicht  mehr  thut,  und  eioeünL'a^ 
dem  den  Platz  räumen  mufs,  den  diese^  pe&fk 
nicht  einnehmen  kann ,  und  so  anderecsehs  {•• 
nein  wieder  den  Vorrang  lassen  muts,  wpJ04r 
ser  keine  Veränderung  erlitten  und  noch  (MI 
so  besteht»  —  -.:,*?• 

Es  gibt,  kann  man, so  wohl  sagen »  \Ä$ 
EröiTnungsmitteL  an  sich,  sie  werden  et  eiil 
durch  die  Beziehung ,   und  wo  dieae  nicht  fg 


—     91    — 

geben  ist,  wird  unsere  gewöhnliche  Materik 
medica  .  zur  .  Lügnerin.  .  So  mit  aller  and  jeder' 
Eigenschaft  der  Mittel ;  .  sie  sind  nichts  stehend 
Greifliches ,  sondern  ihre  Wahrheit  hat  ihre« 
Grand  zunächst  mit  in  gewissen  bestimmten  Ver^ 
baltnissen  des 'Lebens;  so  dafs,  wo  diese  nicht 
gegeben,  andere  entgegengesetzte  also  an  ihr« 
Stelle  getreten,  jene  wie  verwischt  sind»  DjU 
her  die  widersprechenden  Erfahrungen  derAerzter 
über  ein  und  dasselbe  Mittel ;  —  sie  müfsten  glei- 
che Resultate  liefern,  wenn  jene  in  jeder  Be- 
ziehung sich  gleich  gewesen;  aber  bei  dieser 
Verschiedenheit  hat  der'  eine  wie  der  andere 
Theil  Recht  und  Unrecht  zugleich.  * —  So  hat  das 
Ton  Reich  so  sehr  gepriesene,  Kreosot  jchoa 
eben  so  viel  Tadler  als  Lobredner  zur  Seite, 
was  aber  dem  Mittel  den  Wertb  nicht  verrin- 
gert, sondern  uns  in  der  Bezeichnung  .der  Ei- 
genschaften eines  Mittels  nur  mehr  Vorsicht 
lehrt,  damit  wir  sie  nicht  überhaupt,  sondern 
nach. dem  Causalnexus  des  Lebens  betrachten* 
und  mit  Bestimmtheit  sagen:  anter  welchen 
Verhältnissen  bei  den  gegebenen  Krankheits- 
formen diese  als  constant  hervortreten»  und  an- 
ter welchen  nicht.  — 

Diese  Halbheit,  diese  leichtsinnige  Unbe- 
stimmtheit bat  schon  manches  Mittel  der  Ver- 
gessenheit wieder  überliefert,,  was  an  seiner 
Stelle  das  gebührende  Lob  verdient,  aber,  weil 
es  oft  schwierig,  sie  gehörig  auszumitteln,  im 
Verfehlen  derselben  die  ihm  zugeschriebene 
"Wirkung  selbst  nicht  hervortreten  kann,  mufs 
natürlicher  Weise  ein  Zweifeln  an  der  Wahr- 
heit derselben  entstehen ,  die  es  forthin  be- 
hauptet haben  würde,  wäre  mit  ihm  diese 
jtelbst  auch  gegeben,  and  in  der  Bestimmung 


—     92     — 

derselben  nicht  der  ^wesentlichste  Punkt  über- 
sehen worden.  Je  schwieriger  es  ist,  diese 
in*  Hinsicht  auf  Form,  Wesen  und  Moment 
der  Krankheit  hinreichend  zu  bezeichnen,  oder 
beim  Gegentheil  der  Finder  desselben  sich 
schon  befriedigt  genug  glaubt,  nur  überhaupt, 
rücksichtslos ,  wo,  wenn  und  wie,  gute  Wir- 
kungen von  ihm  gesehen  zu  haben,  desto  leich- 
ter fällt  es  wieder  der  Vergessenheit  anheim* 

Das  Kreosot  ist  ein  sehr  reizendes  Mittel, 
was  bei  einem  mobilen  Nervensystem  dem 
Nervenerethismus  nicht  entspricht,  daher  es  in 
den  genannten  Fällen,  wo  man  es  als  heilsam 
empfohlen,  nicht  nur  die  erwartete  Wirkung 
verfehlt ,  sondern  sogar  alles  verschlimmert,  wo 
dieser  mit  ihnen  verkettet  ist,  und  ihr  Wesen 
zum  Theil  in  ihm  besteht,  und  nur  beim  Ge- 
gentheil in  diesen  heilsam  ist. 

Wo  also  die  Prädicate  der  Substanzen 
nichts  an  sich,  sondern  im  ewigen  Wechsel 
nach  der  Verschiedenheit  der  Beziehung  am 
Substanziellen  des  Lebens  begriffen,  da  ist  M 
Bezeichnung  ihrer  dieser  Tadel  aus  nnsem 
Beobachtung  mit  allem  Fleifse  zu  entfernen,  um 
zu  dem  für  die  Praxis  wesentlichen  Resultate 
zu  kommen,  in  wiefern  sie  stehend,  oder  nach 
dem  Fall  geänderter  Beziehung  es  nicht  sind* 
und  oft  ganz  entgegengesetzte  an  ihre  SteUs 
treten.  Es  hängt  davon  das  Glück  des  Arztes 
hei  seinem  Handeln  gröfstentbeils  ab,  und  nH 
man  das  Individualismen  am  Krankenbett  ge- 
nannt, entspricht  dieser  Forderung  nur  zum 
-Theil ,  aber  nicht  ganz ,  da  sie  nicht  Mob  auf 
das  Individuum  überhaupt,  sondern  unter  an- 
.  dern  auch  auf  das  gegebene  Moment  der  Krank- 
heit geht,   das  nach  dem  Verhaltni£s  de»  SB** 


I 


—     9S     ** 

tels  zu  ihm  jedesmal  ein  bestimmtes  ist ,  und 
also  die  an  ihm  gefundenen  Eigenschaften  nnr 
in  solchen  ganz  festen  Beziehungen  Gültigkeit 
und  Wahrheit  haben,  aufeer  diesen  aber  gans 
andere  werden. 

• 

Je  umfassender  y  allseitiger  die  Wirkung 
eines  Mittels  ist,  je  mehr  es,  mochte  man  sa- 
gen, auf  den  Charakter  der  ganzen  Form  der 
Krankheit  geht,  die  einzelnen  Erscheinungen 
und  Momente  derselben ,  wie  bei  dem  Aderlafs 
x.  B.  ajs  bestimmend  mehr  zurücktreten,  desto 
vielfacher  wird  so  die  Bestimmung  seines  Ge- 
brauchs, aber  desto  weniger  kann  sie  auch  nur 
an  das  eine  oder  andere  Zeichen  gekettet  wer- 
den; wie  etwa,  so  bestimmend  er  auch  ist, 
an  dem  Puls  beim  Aderlafs,  sondern,  auf  den 
ganzen  Charakter  der  Form  gebend,  ist  mehr 
die  Gesammtheit  der  Erscheinungen  bestimmend 
geworden,  und  die  Undeutlichkeit  des  einen 
oder  andern  Zeichens  wird  durch  die  Deutlich- 
keit der  übrigen  ergänzt.  In  dieser  Weite  sei«* 
ner  Beziehung,  genügt  es  nicht  hinsichtlich 
seiner  zu  sagen:  dafs  es  da  nöthig,  wo  in 
Entzündungen  oder  bei  Congestionen  der  Pule 
hart,  die  Krankheit  mit  unterdrückten  Blut- 
flüssen zusammenhängt ,  oder  einen  mächtigen 
Blutverlust  aus  edeln  Theilen,  wie  beim  Blut- 
sturz, zn  begegnen,  — ■  oder  beim  Stick-  und 
Scblagfluls,  bei  Zahnschmerz  in  der  Schwan- 
gerschaft, —  oder  noch  in  hundert  andern  Fällen. 
Nicht  immer  weicht  der  Zahnschmerz  dem 
Aderlafs,  nicht  jedesmal  erheischtes  die  Schwan- 
gerschaft, ist  ihr  oft  sogar  naehtheilig,  so  dafs 
deshalb  manche,  das  Kind  mit  dem  Bade  ver- 
schüttend, wie  man  sagt,  sich  ganz  auf  die 
entgegengesetzte  Seite  wenden »  u&d  es  da  gans; 


\, 


—     94    — 

Verwerfen«  Bei'  dieser  noch  allgemeinen  Un* 
Bestimmtheit  scheut  sich  deshalb  auch  Reil  nicht, 
▼od  einem  Probeaderlafs  in  seiner  Fieberlehre 
su  reden ,  und  weifs  so  den  sich  hierbei  un- 
terrichtenden angehenden  Praktiker  wenig  Ver> 
lafsiges  iür  sein  Handeln  am  Krankenbett  in  so 
einfachen  Fällen  zu  geben. 

Jedes  blofse  Versuchen,  muh,  so  weit  es 
sich  thun  läfst,  überhaupt,  am  allermeisten 
aber  bei  einem  so  wichtigen  Mittel,  als  das 
Aderlals  ist,  aus  der  Kunst  entfernt  werden« 
was  nur  dadurch  möglich  wird,  dafa  derGrand- 
charakter  der  Krankheit  richtig  erfafst  wird« 
Denn  ist  es  dieser ,  so  hat  man  nicht  mehr 
ängstlich  an  die  eine  oder  andere  Erscheinung, 
ob  sie  da ,  oder  nicht  da ,  sich  zu  halten,  soa* 
dern  eiogedenk,  dafs  die  Bestimmung  ihm 
Gebrauchs  mehr  von  dem  Gänsen  hersuaeb* 
inen,  verliert  sie  als  einzelne  so  ziemlich  ihm 
Bedeutung.  Wer  bei  positiven  Entzündung»* 
formen  die  Härte  des  Pulses  als  das  einsig  nt» 
sentliche  Griterium  für  die  Blutentziehnng  hidh\  # 
würde  sehr  irren,  da  diese  sogar  bei  Lungen* 
entzündungen ,  wo  sie  sich  meist  am  deutlich* 
sten  ausspricht,  nach  dem  individuellen  Fall  et 
entweder  sehr  wenig  in  die  Augen  springend» 
oder  nicht  mehr  zugegen*,  .sondern  durch  tot* 
ausgegangene  reichliche  Blutentziehung 
beseitigt  ist,  und  doch  noch  mehr  Blut 
gen  werden  mufs  ,  wenn  das  Fieber  nicht  h«ca<t 
läfst ,  der  Kranke  auf  der  Brust  noch  sehr.be* 
engt  ist,  er  nur  auf  der  einen  oder  andeat 
Seite  liegen  kann ,  und  vielen  und  ,  liäufigMI 
Auswurf  unter  heftigen  Hustenzufällen*  hat;  ei 
dafs  er  Tag  und  JN^cht.  keine.  Ruhe,.  JImi 
in  der  Brust,    wenig  oder  keinen  >;. and 


—     95     — 

höchst  unruhigen  Schlaf  mit  grobem  Durst  bei 
wenig  feurigen  Urin  hat* 

Nicht  der  harte  Pols  allein,  so  wenig,  als 
die  Cr  usf.  pleuritic. ,  die  schon  Pet.  Frank  als 
nicht  entscheidend  genug  anerkannt,  da  sie 
überall  zu  finden  ist  %  wo  die  Plasticität  im  Blut 
erhöht,  und  das  Aderlafs  oft  eben  so  dringend 
angezeigt  ist,  wo  sie  nicht,  als  wo  sie  zuge- 
gen, können  als  das  wesentlich  Bestimmende 
für  das  wiederholte  Aderlafs  angesehen  werden; 
ffondern,  in  Bezug  auf  das  obige  entworfene 
Krankheitsbild,  kann  es,  den  Krankheitscharak- 
ter im  Auge ,  nur  die  Gesainratheit  seiner  Züge 
seyn,  welche  hierüber  rolle  Entscheidung  gibt* 
Vorzüglich  ist  es  das  oben  bezeichnete  beschwer" 
liehe  Liegen,  auf  der  einen  oder  andern  Seite, 
die  Steckung  der  heftige  Durst ,  das  Brennen 
in  der  Brust,  bei  dem  der  wenig  gelassene 
Urin  sein  Feuer  nicht  verliert,  das  Veskana 
also  wenigstens  ohne  gleichzeitiges  wiederhol- 
tes Aderlafs  nicht  an*  seiner  Stelle  ist,  was,  sa- 
gen wir,  zum  weitern  Aderlafs  bestimmt,  und 
nicht  der  Puls  allein,  der  hier  oft  sehr  trüge- 
risch ist,  wie.  die  Erfahrung  vorzüglich  in  den! 
Fällen  lehrt,  wo  das  Individuum  schon  vorher 
raleludinär  gewesen  ist. 

Wo  sich  unter  diesen,  oder  auch  nur  ei- 
nigen von  diesen  Erscheinungen  bei  Lungenge- 
schwüren,  deren  Ränder  sich  entzünden, .daher 
die :  Steckung  bedeutender  wird,  der  Schmerz,  u. 
8.  W.  in  der  Brust  zunimmt,  haben  wir.  rück- 
tichtslps  (deß  Pulses ,  selbst  oft  bei  wahrnehm- 
barer Geschwulst  der  Füfse,  das  Aderlafs  im- 
Hier  mit  Nutzen  instituirt.  Alsbald  wurde  dar- 
auf die  Stockung  und  der  Auswurf  weniger* 
«l«r  beschwerliche  >  unausgesetzte  Husten  selte- 


fier  und  milder,  der  Schmerz  schvrafctt  oft  lo 
der  Brust  ganz ,  oder  gröfstentheils ;  so'  clafs  dal 
Geschwür  gegen  die  zur  Heilung  angezeigten 
Mittel  nachgiebiger  wurde,  unter  grüfserer  Leichx 

tigkeit  aller  Funktionen. 

•  ■         ■ 

Wo  es  sich,  wie  meistens  bei  den  Brost* 
leiden,   um    einen   starken,   wiederholten  Ein- 
druck handelt«  ist,  wie  bekannt,  das  Aderlaft 
der  ortlichen  Blutentziehung  weit  vorzuziehen, 
die  nur  als  ein  mehr  auf  einem  Punkt  b^grins- 
tes   Ausgleichung^mittel   anzusehen ,    daher  sie 
entweder   nur  in   Verbindung   mit  .jenrin,  yon 
Jiedeutubg,    oder  einzig  nur  io  den  Jejcjiteftteii; 
nur  an  Entzündung,  möchte  man  sagefpj  sich 
hinneigenden  Fällen,  oder  wo  der  Itleupte  und 
letzte  Entzündungsrest  vollends  noch  so  betä- 
tigen ist ,  für  sich  was  vermag.     Wie  das/ be/ 
stimmt  Quantitative  mit  dem  bestirnt!}  t.Qoafi* 
tatiren   überall    zusammentrifft,   00    auch  hp** 
und   man   irrte   sich  sehr,    wenn  man  in.  da« 
Aderlafs  nur  einzig  ein ,  die  Quantität  -des  Bbfll 
verminderndes  Mittel  sehen  zn  müssen  glastA*, 
was  die  Qualität  desselben  unberührt  lieb -da 
es  vielmehr   ein   das    Blut  eben  so  scKneH  ■■■ 
gleich   umstimmendes   Mittel  ist,    als.  jede  E1A7 
zündung  selbst.     Im  Leben,  wo  überhaupt  das 
Quantitative    von   dem  Qualitativen  behefttdt 
wird ,  so  dafs  die  Quantität  nur  Qualität  zu  sefif 
scheint,   kann   jede   Blutentziehung;,   indenüif 
nqr  das    quantitative    Verhältnifs*  tu   torttflMrf 
scheint ,   das   qualitative   um  so  wen  iget"  pÄs* 
rührt    lassen ,    als    sie    selbst '  ImpetäSstfF '  A4 
reichlicher   geschieht«     Diefs   als  in  der  Erfah- 
rung   bestätigt ,  siebt  man  schön  daraus /  dsl 
nach   zu  häufigem  oder  unrecht  angtbi'atbuifl 
Aderlafs   eben   so  leicht  Wassersucht  ~  Q* 


—    w    — 

Ktätsumänderang  des  Blafft  —  erfolgt,  Als  wir 
gegentheils  diesen  Wasserprozefs  im  Blute,  als 
tiras  wir  die  Wassersucht  betrachten  *),-  bei 
versäumtem  und  dringend  angezeigt  gewesenem 
Aderlafs  gesehen  ;  —  wie  oft  bei  Frauen  z.  B., 
die  in  der  Zeit  der  Deflorescenz  das  nSthigef 
Aderlafs  versäumten ,  und  unter  grober  Angst, 
Herzklopfen  $  Unruhe,  Hitze,  vielem  Durst, 
wenig  feurigem  Urin  u.  s.  w.  complett  was- 
sersüchtig wurden,  die  nur  in  ihrem  Entste- 
hen, aber  auch  nur  in  diesem  das  versäumter 
Aderlafs  heilt,  oder,  als  noch  nicht  entstanden/ 
erst  im  Werden ,  am  besten  verhindert.  Denn 
wo  dieses  nicht  zur  rechten  Zeit  das  Verab- 
säumte ergänzt,  die  dadurch  eingeleitete  Was-1 
aerabsetzung  aus  dem  Blute  schon  zu  weit  ge- 
diehen, seine  normale  Lebensmischung  schon 
zu  sehr  alienirt,  was  durch  das  zu  Viel,  wie 
durch  das.  zu  Wenig  geschieht,  —  fruchtet 
die  später  versuchte  Ergänzung  nicht  nur  nichts, 
sondern  führt  sogar,  wie  caet.  parib.  bei  allen 
Wassersuchten,  den  schlimmen  Ausgang  nur 
schneller  herbei« 

Man  sieht,  dafs  die  hierdurch  bestimmte 
qualitative  Umstimmung  des  Blnts,  welche  die 
Quantitätsverminderung  desselben  zur  Folge  hat, 
etwas  durchaus  Wesentliches,  und  keine  ohne 
die  andere  ist.  Und  wenn  es  durch  die  Schnelle 
des  guten  Erfolgs  eines  Aderlasses  den  Schein 
hat  in  Krankheiten,  als  sei  die  Quantitätsver-1 
zninderung  das  einzig  Wesentliche,  weil  ent- 
zündete Gebilde,  wie  man  sagt,  mit  Blut  über- 
fallt sind,  und  eine  schnelle  und  starke  Vermin^ 
derung   der  Blutmasse  oft  augenblickliche  Er- 

*)  Man  sene  meine  Grandlage  zu  einer  Theorie  der! 
.  Wassersucht  im  in^tomf s<^en  Journal.  •>? & 

JowkLXJtXI.B,  4,81p  6 


m    »    m 

lacfatemng  und  Minderung  derKrenkheJtserscbek 
nun gen  zur  Folge  bat ;  so  iteht  dieser  Ansicht  die 
Natur  der  Krankheit  selbst!  entgegen ,  weicht 
eben  zugleich  wesentliche  Qualität« Veränderung 
des  Blutet  ist,  wie  das  aus  der  Ader  gelassen» 
Blut  zeigt,  und  krankhafte  Quantithtserhohusg 
der  Bluiiuasse  in  einem  Gebilde  gleichzeitig  mif 
Qualitätsveränderung  derselben  gepaart  geht 
Daher  noth  wendig  die  dabei  gleichseitig» 
QualitätgumstimmuDg  aller  Sa—  und  Excreüo-' 
seu,  der  gröbere  Durst,  der  veränderte  Ge- 
schmack n.  s.  w.  ^^^^^ 

So  ist  in  Brust  -  and  andern  Erkundun- 
gen der  Urin  satdrirter  von  Farbe,  in  seim 
Temperatur  oft  ebenso  erhöht,  als  seine  Qnai 
tität  vermindert  ist.  Doch  kommt  es  dat 
•ehr  auf  den  Gang  der  Entzündung  und  die 
theiligten  Gebilde  an.  So  ist  er  bei  Entiiio- 
düngen  fibröser  Haute,  ihrer  Natur  confurui, 
dagegen  nicht  selten,  wie  hei  Krämpfen  oho» 
allem  Erethismus  mehr  entfärbt ;  und  es  ■,:,!-,! 
uns  bei  solchen  Entzünduugsformen  diese  De- 
colorisation  des  Urins ,  wie  mich  eine  bei- 
nahe dreißigjährige  Erfahrung  gelehrt,  dieielbe 
Klarheit  und  Sicherheit  im  Handeln,  als  dort 
der  von  Farbe  saturirte,  und  zwar  mehr  als 
der  Puls  selbst,  der  bei  einem  so  decolorüir- 
ten  Urin  da  nicht  selten  von  der  Art  ist,  data 
-  nach  ihm  das  Aderlsfs  nicht  wesentlich  iodi 
cirt  zu  Heyn  scheint,  ob  es  scbon  einzig  des 
Ausschlag  gibt.  — 

Indem  so  der  Puls  nach  der  Verschiedes- 
heit  der  entzündeten  Gebilde,  nach  dem  ladi- 
viduellen,  -dem  acuten  oder  chronischen  Gasf 
der  Entzündung  u*  s.  in,;  selbst  wesentlich! 
Modifikation  sd  erleidet,  und  so  oft  dis  Wahrheit 


—     99      — 

verbirgt,  oder  sie  wenigstens  anf  vielfach  Ter- 
schiedene  Weite  undeutlich  ausdrückt,  und  das- 
selbe bald  so 9  bald  anders  bezeichnet  y  bedarf 
er  daher  selbst  häufig  erst  der  Auslegung  durch' 
einen  scharfen  und  erfahrnen  Blick,  der  ihn 
mit  andern  Erscheinungen  in  dem  Bilde  der 
Krankheit .  vergleichend  auffabt,  und  so  erst 
gleichzeitig  mit  diesen  seine  wahre  Bedeutung 
uns  aufschriebt.  — 

Jene  Qualitätsumstimmung  des  Bluts  y  um 
ihrer  in  praktischer  Beziehung  noch  weiter  zu  ge- 
denken, mag  es  zunächst  wohl  seyn,  was  bei 
Magen-. und  Darmentzündungen,  bei  denen  der 
Hirnhäute ,  die  kalten  Ueberschläge ,  vorzüglich 
aber  die  von  Bis,  so  nothwendig  macht,  so, 
dafs  wohl  jeder  erfahrne  Praktiker  schon  oft 
die  Beobachtung  gemacht,  dafs,  wo  bei  Darm- 
entzündungen die  Blutentziehung  in  doppelter 
Form  rein  nichts  mehr  vermag,  die  energisch 
fortgesetzten  Eisumschläge  noch  eine  günstige 
Entscheidung  herbeiführen.  Diese  auffallende 
Wirkung  derselben  kann  man  in  der  That,  wie 
zu  geschehen  pflegt,  weniger  wohl  darauf  zu- 
rückführen, dafs  durch  die  Kälte  die  überfüll- 
ten Blutgefäße,  wieder  zur  lebendigen  That- 
kraft  angeregt,  das  zu  viel  aufgenommene 
Blut  austreiben,  als  vielmehr  zugleich  darauf, 
dab  dadurch  die  nöthige  normale  Qualitätsum- 
änderung des  Bluts  selbst  gleichzeitig  herbeige- 
führt /wird.  Wie  vermochten  sie  auch  die 
kranke   Action  der  betheiligten  Gebilde  zu  re- 

Juliren,  nur  das  Erste  thun  können,  ohne  die 
lutmischung  selbst  wieder  neu  zu  erfrischen, 
so  dafs  es  nicht  .zweifelhaft  bleibt,  dab  die 
Heilung  nur  auf  diese  doppelte  Weise  erfolgt 
und  erfolgen  kann!    Selbst  bei  eingeklemmteil 

62 


X 


—    100    - 

Brachen,'  wo  bei  nicht  sparsamer  Blutentzie- 
hung die  Eisumschläge  immer  das  beste  Mittel 
bleiben.  Wo  sie  früh  genug  angewandt  wer- 
den, läfst  sich  die  eine  Wirkung  nicht  ohne 
die  andere  denken;  denn  wo,  wie  hier,  mit 
dem  ersten  Ansatzpunkt  zur  Entzündung  du 
Leben  der  Gefäfse  ein  anderes  wird,  so  noth- 
wendig  auch  das  des  Bluts  selbst ;  —  beide 
erfolgen  gleichzeitig ,  nnd  die  -quantitatire  Zu- 
nahme des  Bluts  in  dem  eingeklemmten  Organ- 
theil,  wenn  sie  auch  des  Prius  zu  seyn  schei- 
nen mag,  kann  nicht  ohne  gleichzeitige  quali- 
tative Umänderung  desselben  gedacht  werden« 
—  Doch  wieder  auf  das  zurück,  was  hier  du 
Nähere  ist! 

Wo  also  das  Bild  einer  Krankheit  so  man- 
nichfaltig  und  verschiedenartig  zusammengesetzt, 
ist  der  Puls  in  der  That  nicht  das  allein  Ent- 
scheidende ,  sondern ,  wie  oben  angegeben,  im- 
mer nur  die  Mehrheit  von  Erscheinungen,  die 
eine  gegebene  Entzündungs-  oder  Krankheit*« 
form  überhaupt  constituiren ,  die  nach  der  Ver- 
schiedenheit der  betheiligten  Gebilde  einem  gro- 
fsen  Wechsel  und  vielfacher  Verschiedenheit 
unterworfen  ist,  von  der  noch  Einiges  zur  wei- 
tern Bestätigung  des  Gesagten  hier  aufzufüh- 
ren ist. 

Blasenentzündungen,  die  von  einer  TU* 
ihora  in  den  Hämorrhoidalgefäfsen  herKömmea, 
klären  uns,  wie  jeder  Praktiker  wei£s,  sehr 
häufig  weniger  durch  den  Puls,  als  durch  an- 
dere expressive  Erscheinungen  über  die  wie- 
derholt nöthige,  allgemeine  und  örtliche  Bhrt- 
entziehung  auf.  Meist  ist  das  Fieber,  der  Ns- 
tur  des  Gebildes  entsprechend ,  von  einem  mehr 
stillen,  oft  sogar  nervösen  Anstrich,  druckt  m 


—  toi   — 

daher  häufig,  die  Intermittens  heuchelnd,  dnrch 
täglich  wiederholt  eintretende  Zufalle  eine»  be- 
deutenden Torpors   aus,  bei  dem  die  krampf- 
haften  Erscheinungen  Tor  der    Kälte  vorherrr 
sehend  sind,  zumal  bei  weichfaserigen,  schwam» 
inigen  und  nervösen  Individuen,  und  die  nach- 
fragende  Hitze   keineswegs  im  Verhältnis  mit 
der  Kälte  steht,  indem  der  Schweifs,  der  wie 
bekannt,   so   gerne   ein  Zeichen  von  Ueberful- 
lung  ist,    dabei    oft  profus   ist.     Gerade   aber 
dieser  scheinbar  zweideutige  Fieberanstrich,  bei 
einem  oft  wie  mit  Blut  gemischtem,   wenigem 
und   nur  unter   vielem   schmerzhaften  Drängen 
und  Brennen,    mit  oder  ohne  Krampf  in  dem 
After,  abgehendem  Urin,  wie  der  Schmerz  im 
Kreuz,    in  der   Blasengegend    und   dem  Peri- 
neum,  die  dabei   selten    und  nur  künstlich  zu 
erzielende  Oeffnung  u.    s.    w.,    sind    in    ihrer 
Dauer  warnende  Zeichen   einer  nicht  freigebig 
genug   gehandhabten   Blutentziehung,   die   hier 
so  lange  fortgesetzt  werden  inuls,  bis  bei  dem 
zweckmässigen   Arzneigebrauch   alle   diese   Er- 
scheinungen sich  gelöst,    und   der  Urin  wieder 
seine  natürliche  Mischung  erhalten,  seine  blut- 
artige  Beschaffenheit   also  verloren  hat.     Denn 
erst  nach  Vollbringung  dieses,  schwinden  auch 
die  übrigen,  die  Krankheit  constituirenden,  Er- 
scheinungen,   und    die    alienirte   Mischung    des 
Urins  ist  daher  in  Verbindung  mit  jenen  in  der 
That   auch   hier    bestimmender,    als   der   Puls. 
Ja  sie  kann,  wie  sehr  es  auch  gleichzeitig  noch 
andere  Erscheinungen    aufserdem  sind,   als  das 
hier    allein    Bestimmende .  angesehen    werden« 
Wie  wichtig  es  daher  ist  in  Krankheiten,  was 
jetzt  so   häufig  unterbleibt,   den  Urin  unausge- 
setzt zu  besichtigen,   geht  hieraus  hervor« 


—    102    — 

Auch  bei  Nierenentzündungen  und  bei  al» 
leo  den  Entzündnngsförmen ,  wo  man  tob  an* 
tiphiogistiscbeu  Arzneien ,  dem  Nitnim  zunächst, 
weil  sie  ausgebrochen  werden,  nicht  den  Tel» 
len  Gebraqch  machen  kapn,  (ob  es  schon  E» 
cberlicb  bei  der  Nierenentzündung,  worin  Pitt* 
schaft  ganz  Recht  hat,  das  Nitro m  in  gerne»* 
seder  Gabe  als  durchaus  nachtbeilig  ansauge» 
ben,  wenn  es  nur  gehörig  eingehüllt  wird),  ist 
in  dergleichen  Weise  die  gemessene  Bluten!« 
ziehung  mehr  durch  gleichzeitig  andere  viele 
Erscheinungen,  als  durch  den  Puls  bedingt 
Dahin  gehört  vor  allem  das  häufige  schmerz- 
liche leere  Erbrechen,  der  Schmers  in  der  Nie- 
rengegend  der  einen  oder  andern  Seite,  tn  dsb 
der  Kranke  im  Stehen  sich  nicht  gerade  an* 
richten  kann,  und  gekrümmt' nach  der  eim 
Seite  sich  neigen  mufs;  das  wenige  sfd 
schmerzliche  Ablassen  eines  mehr  oder  wwjr 
ger  veränderten  Urins,  der,  wo  die  Entiraadajf . 
rein,  oft  saturirter  von  Farbe,  doch  häajg 
aucb  jumentös,  wo  solche  Entzündungen  am 
schon  zu  sehr  alienirten  Nieren,  wie'bsfljl 
Nierenstein  u.  s.  w.  öftere  Becidira  mache» . 
In  den  schlimmsten  Fällen ,  wo  kein«  AvjgM» , 
chung  mehr  für  die  Dauer  möglich,  anischM 
sich  ihm  ganze  häutige  Schleimmassen  bei,  db 
sich  beim  Giefseo  desselben  Ton  einem  'Gefih 
in  das  andere  nicht  trennen  lassen ,  sondert^ 
bautartig  sich  ziehend ,  mit  einander  verbünd« 
bleiben.  Durch  den  grofsen  Krampf  bei  dii* 
sen  Entzündungen  ist  der  Puls  da  meist  lesi^. 
klein  und  zusammengezogen,  so  dafs  sieh  wecti 
der  wenigen  Weite  seines  Schlags  über  SSM 
Härte  wenig  sagen  läfst ,  und  von  eiber  TF8BI 
sich  es  natürlich  gar  nicht  handelt;  daher 
hier  nur  das  Zusammen  der  Erscheinungen 


—    103    — 

aller  Unbestimmtheit  enthebt,   und  uns  sichern 
Schrittes   zur  wiederholten  "Blutentziehung  be- 
stimmt,  auch  wenn  das   Blut  keine  Spur  Yen 
Entzündungshaut  zeigt,   da   es  hier  dafür  meist 
mehr  an  Festigkeit  und  Gohärenz  des  starken 
und  dichten  Blutkuchens  gewonnen,  die  in  der 
Regel  nicht  weniger  als  jene  entscheidend  ist. 
-  Je  mehr    der    Verein    der    Erscheinungen 
noch  die  Blutentziehung  erheischt,    desto  mehr 
hat  man  sich  bei  solchen  Kranken  vor  der  An- 
wendung äufserer  Wärme  an  die  schmerzhafte 
Stelle  zu   hüten,   wozu    sie  meist  einen   gro- 
fsen  Hang  zeigen,  da  sie  momentan  durch  ih- 
ren Reiz  anfanglich  nach  aufsen  etwas  abzulei- 
ten,   oder  vielmehr  durch  das  äufsere  erhöhte 
Wärmegefühl  den  innern  Schmerz  wie  zu  über- 
tünchen scheint;  später  aber,  den  Kranken  und 
Arzt  täuschend,   durch   den   heftigen  Reiz  den 
Schmerz,  und  damit  die  Entzündung  nur  ver- 
mehrt und  so   die  Gefahr  ihres  Uebergangs  in 
Eiterung  vollends   herbeiführt,  wenn  sie  nicht 
*  durch  reichlichere  Blutentziehung ,  als  sie  ohne 
diesen  Fehlgriff  nßthig   gewesen  wäre,    noch 
abgewendet  wird. 

Dasselbe  gilt  bei    Entzündungen   der  Gah 
aponeurotic,  des  Kopfs;  auch  hier  erfahren  die 
Kranken  sehr  oft  obige  primäre  Wirkung  der 
aufsern  Wärme   mit  nachheriger  Verschlimme- 
rung   aller    Erscheinungen.      Dagegen    werden 
hier  kalte    Ueberschläge,  wo    das   Blut  in  der 
Rege]    eine    starke v  Grüst.    pleurit.   zeigt,     mit 
Vortheil  angewendet,    und  das  Aderlafs  ist  da 
bis   zum    gänzlichen    Nachlafs    des   Schmerzes 
notbig,    wenn   schon   der  Puls  unter  täuschen- 
dem Schein    keine  solche  Energie  der  Entzün- 
dung,  der  Natur  der   fibrösen  Häute  entspre- 
chend, verrathen  soll* 


—    106  .  — 

es  In  der  Erfahrung  nur  zu  oft  vorkommt,  dafs, 
was  io  diesem  Fall  als  das  sicherste  Criterium 
für  unser  Handeln  auftritt,  in  einem  andern 
entweder  ganz  fehlt,  oder  sich  als  ein  nur  un- 
tergeordnet wenig  Bestimmendes  für  dasselbe 
herauswirft;  daher  keines  für  sich,  sondern, 
wie  gesagt ,  nur  in  der  Stellung  des  Ganzen, 
und  dieses  selbst  vollen  Werth  haben  kann» 

Ist  der  Puls  oft  daher' das  allein  sichei*  Be- 
stimmende in  Hinsicht  der  Blutentziehung  nicht 
hlofs  überhaupt,  sondern  auch  insbesondere  hin- 
sichtlich ihres  Maafaes,  und  bedürfen  wir  nup 
ihn ,  um  unser  Handeln  sicher  zu  leiten ;  so  ist 
er  es,  wie  wir  sehen,  eben  so  oft  auch  nicht, 
und  es  freien,  ihn  sich  unterordnend,  .andere 
Erscheinungen  in  dem  Krankheitscomplexus  au 
seiner  Stelle  als  bestimmend  auf.  Ja  in  dem 
Lauf  derselben  Form  kann  dieser  Bestimmungs- 
wecbsel  Statt  finden.  Ihm  allein  Vertrauend, 
•  kann  es  daher  nicht  fehlen,  dafs  oft  anfangs 
unbedeutende  Krankheiten"  zu  deo  verwickelt» 
sten  umgestaltet  werden.  : 


V. 

Erfahrun 

über  die  Wirkiamkei 

des  Kissinger  Ragozi-1 

und  über  das, 
dieselbe   bedingende,  diätetii 


leliscb« 


Dr.  Biermann, 

Kunigl.  Hannoverschem  Hofmerlikat 


U  Dter  den  auflösenden  Mineral  -  V 
che  durch  ihre  lief  eindringende 
Vitalität  des  Organismus  so  wohll 
inen ,  nimmt  der  Kissinger  Rn 
eine  der  ersten  Stellen  ein.  Dem 
wirkt  eine  <|ua!italive  Veranden 
Bildung  zum  Grunde  liegenden 
besonders  des  Bluts,  als  Tragen 
sehen  Lehenskraft.  Dieser  Brun 
her  zu  den  eingreifendsten,  wie 
mitte!  o  immer  gerechnet  werden 
so  mehr,  als  er  fern  von  der  l 
ken,  dieselbe  speeifische  Wirki 
trübt  bewahrt,  In  dem  ge^en? 
meiner  Praxis   wird  diese   Erlab 


■—    107  — 

seit  mehreren'  Jahren ,  durch  eine   grobe  Zahl 
sorgfältig  von  mir  beobachteter  Krankheitsfälle 
bestätigt,  in    denen  ich  den  Bronnen  als  Heil«« 
mittel  verordnete,   und   dieselbe  immer  gleich« 
förmig   wahr  fand.     Um  aber  die  mir  vorge- 
kommenen   Erfolge  zu    erreichen,    mufste  ich 
vor  allen  Dingen   mit  der  gröfsten  Strenge  bei 
jedem  einzelnen   Patienten    auf   die   genaueste 
Befolgung   derjenigen    diätetischen   Vorschriften 
halten ,    welche    ich  -in    den    einzelnen   Fällen, 
mit  specieller  Hiosicht  auf  die  besondern  Kräfte 
des   Brunnens   Torzuschreiben    mich   veranlagst 
gefunden  hatte.    Ein  angemessenes  diätetisches 
v  erhalten ,    welches    überhaupt   bei  dem   Ge- 
brauch  mineralischer  Wässer  erstes  Erforder- 
nifs  treibt,   ist  besonders   bei    dem   Kissinger 
Bagozi- Brunnen  unerläfslich ,   um  einer  höchst 
erfolgreichen  Wirkung    gewifs  zu    seyn.     Nur 
in   der  Vernachläfsigung   der  diätetischen  Seite 
des  Verhaltens   möchte    allein    der   Grund   des 
Mifslingens  und  Mifstrauens  liegen,  welches  ei- 
nige  Aerzte  gegen  die  Anwendung  des  Kissin- 
ger Brunnens  zeigen.     Und  doch  ist  gewifs  die 
Wirksamkeit    des    letztern    in    entsprechenden 
Krankheitsfällen  die  fruchtbarste  und  hülfreich- 
ste, welche   man  von  sogenannten  auflösenden 
Mineral  -  Wässern   irgend    erwarten  kann.    Mit 
Zuversicht   darf  ich  versichern,   dafs  unter  der 
hier  berührten  regulativen  Voraussetzung,  kein 
anderer  Mineral- Brunnen   gleicher   Gattung  an 
Heilkraft  dem  Kissinger  Ragozi  gleichkommen 
wird.     Wenn  also   nur   die  Aerzte,   sofern  sie 
diesen  Brunnen  verordnen,   das  diätetische  Re- 
gime sorgfältigst  ins  Auge  fassen,  wenn  sie  nur 
ihre  Kranken   anhalten,    nach  den,   Jedem  er- 
-.theiUen  Vorschriften  unausgesetzt  während  des 
Gebrauchs  zu  leben,   ja,  nicht  die   geringste 


—    109    — 

in  deren  Sphäre  der  Bronnen  ab  Heilmittel  wirk- 
lich auftritt,  sich  mir  bewahrt  haben.  — 

Bei  wenigen  Mitteln  kommt  es, so  sehr 
darauf  an,  alle  entgegenwirkenden ,  besonders 
materiellen  Einflüsse  von  dem  Patienten  abzu- 
halten, als  bei  dem  Kissinger  Brunnen,  damit 
die  heilende  Potenz  ganz  ungestört  im  Orga- 
num ns  sich  offenbaren  könne.  Nach  meinen, 
mit  Liebe  und  Interesse  angestellten  Beobach- 
tungen ,  glaube  ich  gefunden  zu  haben ,  dafs 
bei  keinem  unserer  M.wässer  das  Hervortreten 
des  reinen  Effects  sox  sehr  Ton  jenem  Erforder- 
nisse abhänge ,  als  bei  dem  Kissinger  Ragozi- 
Brunnen.  Wenigstens  auf  vier,  nicht  selten 
auf  fünf  Wochen  mufs  die  Anwendung  des 
Brunnens  ausgedehnt  werden,  wenn  sein  tiefes 
Ergreifen  der  Säfte  und  des  Vitalitäts  -  Proces- 
ses  vollkommen  sich  bekunden  soll.  Denn 
nicht  kürzere  Zeit  kann  hinreichen,  um  jene 
biodynamischen  Offenbarungen  dieses  herrlichen 
Naturmittels  an  einzelnen  Kranken  zu  vollen- 
den. Wird  aber  dasselbe  in  der  gehörigen 
Zeitdauer  ?  unter  diätetischen  Vor  sich  tsmaafsre- 
geln  continuirt,  so  wird  sich  bald  Folgendös 
feigen.  Ein  rascherer  Stoffwechsel  in  den  Ge- 
bilden des  Organismus  wird  aufleben ;  eine  cri- 
tische- Ausscheidung  auf  den  materiellen  Seiten 
des  Organismus  wird  das  krankhaft  beschränkte 
Nervensystem  bald  freier  machen  und  dadurch 
erwecken.  Der  Termin,  von  welchem  an  ich 
Hie  Bethätigung  dieser  Heilkräfte  an  den  von 
'mir  behandelten  Patienten  frühestens  beobach- 
tet habe,  lag  zwischen  dem  14ten  und  21sten 
Tage.  Von  dieser  Zeit  an  nahm  ich  zuerst 
die  Zeichen  eines  progressiven  Verhältnisses 
der  Heilkraft  wahr;  doch  konnte  ich  aus  der 


—     110     mm-     ^ 

a  * 

« 

Vergleichung  eine»  so  diätetisch  geregelten  Hut 
Verfahrens  mit  frühern  Bemühungen  anderer 
Aerzte  deutlich  wahrnehmen,  dafs  der  strenge 
diätetische  Regulator,  welchen  ich  mitwirke! 
liefs,  hier  ein  unerläßlicher  Haüptfactor  ward. 
Kur  in  Voraussetzung  der  bemerkten.  Diät,  dei* 
anhaltenden  Dauer  des  Gebrauchs,  kann  itfc 
empfehlen  ,  dafs  täglich  eine  der  gewobnUcbea 
kleinen  Kruken ,  in  welchen  man  den  Kissin* 
Ragozi  versendet ,  etwa  ron  einem  stärkest 
Quartier  Gehalt,  Morgens  nüchtern  getrunken* 
werde.  Am  zweckmäfsigsten  niochte  ms*  jede 
Kruke  in  drei  gebräuchlichen  Brunnen -Fortio- 
nen geniefsen.  Das  erste  Drittheil  dersröfnerf 
ten  Kruke  pflegt  beim  Ausgießen  fiele  Kony 
lensäure  zu  entwickeln.  Das  Wässer  ist  krjH 
stallbell;  es  hat  einen  erfrischenden,  angenehaf 
belebenden,  auf  der  Zunge  stechenden  Ge-' 
schmack.  Das  zweite  Drittheil,  schon 
Luftsäure  enthaltend,  bat  einen  Geruch 
Geschmack,  der  an  Theer-  oder  Kreosot-  IhV 
ser  leicht  erinnert,  doch  in  verschiedenen  KliP 
ken  nicht  gleich  erscheint«  Hier  '  wurde  u\W 
dem  Beobachter,  welcher  nach'  den  bekato* 
ten  Grundsätzen  der  Biodynamik  n^aM 
Fällen  seiner  stets  sich  mehrenden  Erfahmf' 
handelt ,  der  Grand  und  der  Grad  praktiscMf 
Wirksamkeit  des  Brunnens  sich  constatiren.  ftt* 
erste,  an  fixer  Luft  reiche,  Drittheil 
den  täglichen  Genusses,  wirkt  auf  den 
punkt  des  organisch  -regetatiren  Ne: 
auf  die  Plexus  des  Unterleibes,  namentlich 
das  Sonnengeflecht,  zuvörderst  sehr  e 
ein.  An  dem  zweiten  Drittbeil  aber 
besonders  die  durchdringende,  -das  gaue 
pberische  Nervensystem  in  dem  Hajitotgaa* 
in  seine  feinsten  Verschmelzungen 


—  111  — 

resuscitirende  Wirkung  zu  liegen«  Das  dritte 
Drittheil  wird  beim  Ausgiefsen  trübe,  spielt 
oft  etwas  ins  Gelbliche,  erregt  einen  starken 
salzig  bittern  Geschmack«  Und  hierin  zeigt 
sich  die  profunde  Wirkung,  welche  den  Stoff- 
wechsel,^, h.  die  Thätigkeitsseite  durchgängig, 
selbst  in  den  kleinsten,  auflösenden  Potenzen 
sonst  unzugänglichen  Verzweigungen  des  Ge- 
fafs  -  unff  Drüsensystems  wiederum  anfacht  und 
'bis  zum  Gesundheit» -Punkte  erbebt.  Um  diese 
dreifache  Stufenfolge,  diese  nothwendige  Ein- 
heit der  Frucht  unsere  Heilverfahrens  zu  ge- 
winnen, dürfte  man  unerläfslich  den  Kranken 
einschärfen,  dafs  sie  die  täglich  verordnete 
Kruke  ganz  teeren,  und  nicht  den  untern  Ue- 
berrest,  weil  er  ihnen  trübe  erscheint,  gering 
achtend  verschütten. 

Eine  anhaltend,  starke  Bewegung,  welche^ 
die  Kranken  in  vollige  Transpiration  bringt, 
wird  zum  Eindringen  und  Durchdringen  des 
Brunnens  in  /den  Organismus  nothwendig  ver- 
ordnet werden  müssen.  Nach  der  Rückkehr 
von  dem  täglichen  Brunnen- Gebrauche  möge 
jeder  Patient  sofort  sich  Torsichtig  umkleiden, 
damit  auch  die  ableitende  Wirkung  Tollendet 
werde,  welche,  nachdem  das  Gangliensystem 
erweckt  worden,  in  dem  Hautorgane  periphe- 
risch ausstrahlt.  JDafs  demnach  auf  angemes- 
sene Bekleidung,  die  immer  nach  personlichen 
Verhältnissen  eines  jeden  Subjekts  und  der 
Witterung  sich  richten  müsse,  die  gröfste  Auf- 
merksamkeit zu  wenden  sey,  versteht  sich  von 
selbst.  Erkältung  möge  besonders  vermieden 
werden.  Denn  gerade  durch  den  Gebrauch 
dieses  Bronnens  wird  die  Empfänglichkeit,  die 
Heilbarkeit  des  Organismus'  für  äuitere  Ein- 


-    112    ~- 

Wirkungen  nrrg'emein  erhöhet,  so  Sehr/dafs  t; 
B.  das  Schneiden  der  Haare  noch  drei  Wochen 
nach  der  Kur  vermieden  werden  mute.     Wenn 
vielleicht  jene   grofse    Wirksamkeit   des   Dran« 
sens   auf  die    Ganglien   in  ihren  verschiedenen 
Richtungen    bei    diesem   und  jenem    Patienten, 
durch  leichte  Uebelkeiten,  durch  leise  Schmer« 
zen ,  durch  krampfhaftes  Ziehen  in  der  Gegend 
des  Magens  und  des  Unterleibs  sich  ankündigt 
so    dürfte   man   dies   nicht  als  entfernte  Indica- 
tionen  eines  Magenkrampfes  ansehen  ,   so  darf« 
ten  nicht  sogenannte  Roborantia,  Carininatfra  o, 
s.  w.  zu  verordnen  seyn.     Bei  Männern,  wel- 
che an  Tabacksrauchen  gewohnt  waren,  konnte 
ich  bemerken,  dafs  nach  dem  Gen  ufs  des  Bron- 
nens eine  Pfeife  Taback  hinreichte ,  jene  leisen 
Belästigungen    zu  heben ;    doch  möge  man  G» 
garren    vermeiden.      Sollten    die    angedeuteten 
.Erscheinungen    im   Laufe   drs    Tages  sich  ein- 
stellen,   so   wird   ein   Glas  Wasser,  mit  einer 
Auflösung    einer    möglichst    grofsen    Quantität 
weifsen  Zuckers  erleichternd  wirken.     Wird  du 
Gefühl  dieses,   also   nur  scheinbar  krankhaften 
nervösen  Erwachens ,    von   einer  gewiesen  Ee- 
Schöpfung  begleitet,  so  würde  ein  Zusatz  leich- 
ten   weifsen    Weins    anzurathen     seyn.     ZoB 
Frühstück  rathe  ich    reinen   Indischen    Kafif^ 
von   mittler  Stärke,    mit  einem  Zusätze  teC 
Sahne,   und  Bulterbrodt  von    wohlausgebacke- 
nera,  leichtem,  ungesäuertem  Brodte  zu  genie*' 
fsen.      Alle  Surrogate  des  Kaffees,    besondert 
auch  den  jetzt  so  gebräuchlichen  Roggen -Kaf* 
fee ,    mufs  ich   hier  durchaas   verbieten.     Der 
Genufs  des  grünen,   wie  des  schwarzen  Theetf 
lfrird   ganz   und   gar   zu  vermeiden  seyn,  iftS 
dieses  Getränk  die  heilsamen  auflösenden  Stuft 
des  Brunnens  zersetzen,  und  dadurch  die  Früchte 


~  m 


der  Kux  fortwährend-  wiedecrqiifhebea.  ,wMf 
Alles  Obst,  spwobl  roljps,,  a)Ls  gekochtes,  S^ 
reo,  Compot*».  SallatSp.  JCQbe  .Älilch,',  i&äsfy 
Pier/  Jfett  f  in  Putte* ,  Qe^c^en^Vy  %r  un# 
alle,  au»  denselben  bereiteten,  scbwqrereji.  $pei*y 
»en,  rother  .Wjein,  Punsch,  ^ifffcpff,,  8t*rkS  -fi« 
würje,  wün^e*  auf  <hß,I<*st&  c}er  verbotene^ 
6eww;.kSDjmen.  ..  Eme^chft  .leic^,^^ 
Wasser-  Bouillon-  und  Sagosuppen  mit  weifseni 
Wein,  junge  Gemüse,  Fleisch,  selbst  geräu- 
chertes, wie  Schinken ,  Mettwurst,  die  weni- 
ger fetten  Arten  der  Fische,  sind  dagegen  zu 
erlauben,  und  durch  den  Genufs  eines  guten 
weifsen  Weins,  oder  einer  guten  Sorte  voll 
Rhein-  nnd  Moselwein  zu  würzen. 

Dies  sind  die  Bedingungen,  unter  welchen 
man  wirklich  grofse,  unerwartete  Resultate  durch; 
den  Gebrauch  des  Kissinger  Ragozi- Brunnens 
erhalten  kann,  namentlich  in  Fällen,  wo  die 
Circulation  in  den  feinsten  Gefafsen  belebt,  und 
umstimmend  auf  das  Gangliensystem  des  Un- 
terleibs gewirkt  werden  soll.  So  behandelte 
ich  Fälle  nervöser  Lähmungen,  so  heilte  ich 
Folgen  von  Schlagflüssen ,  bei  denen  Stockungen 
in  den  feinsten  Secretions -Organen  zunickge-* 
blieben  waren;  so  behandelte  ich  Lähmun- 
gen ,  welche  auf  Entzündung  de»  Rückenmarks 
folgten;  so  jenen  ganzen  Complexus  nerröser 
Erscheinungen,  die  wir  unter  der  Cathegorie 
hysterischer  und  hypochondrischer  Leiden  be- 
greifen, und  so  häufig  mit  congestiven  Erre- 
gungen der  Unterleibs -Organe  Zusammenhang 
Ki;  so  Beeinträchtigungen  der  psychischen, 
ätigkeiten,  als  Reflexe  organischer  Störun- 
gen. So  konnte  ich  auch  bei  anomaler  Gicht,  , 
Je«*.  LXXXKB.  4,gt  Q 


'—    «4    mm 

fceWnders  bei  oicbectiscbeä  tiyifirflaitf  ifa^ 
ler  Art,  selbst  nach  Krätze  und  Sypbili»  ent- 
wickelten9  die  heilsame,  Säfte,  verbessernde 
Wirkung  dieses  M.  wassers  erfreulich  rähmso, 
So  wie  endlich  bei  unregelmäßiger  <?der  Schmer** 
lieber  Menstruation,  unter  den  Bedingung« 
tiuer  Plethora  abdominalis  «od  einer  PUfhon 
€Qmmota,  kein  eindringlichere* '  Heilmittel 
^fehlen«  — 


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VI. 
Kurze    Nac  h  r  i  cht«  tt 

Auszüge. 


1. 

Monatlicher  Beriekt  » 

über  ■:"1 

den  Otmmdheft$xu§tmdt  Geburten  undTodeefitte  WH)flßrfa 

■ütgMieiH  .t 

enu  den  Auen  der  med»  cntfwy«  Gteeufchnft» 
Mit  der  da**  gehörigen   Witterung*  *  Tnbette. 


rikM^Mh 


Monat   0  et  ober* 
tJeber die  Witterung  verweilen  wir  auf  die  beigefügte  Tatet 


Be  wwrdea  geboren:    458  Knaben» 

421  Mädchen, 

879  Kinder*  , 

Be  fttarben:    183  männlichen, 

160  weiblichen  Geschlecht*  Übet, 
und  36|  Kinder  unter  10  Jahre*         „ 

704  Penonen» 
Mehr  geboren  175* 

H2 


->-    110 


geboren:  440  Knaben» 
433  Mädchen, 

873  Kinder. 

Es  starben:  287  männlichen, 

237  weiblichen  Geschleciita  tter, 
end  496  Kinder  unter  10  iahresu 

1010  Personen. 
:      Mehr  gestorben  140» 

Im  Verhaltni/s  mm  Oetober  .  den  Torigen  Jekefc 
worden  im  Oetober  diese»  Jahres  6  mehr  geboren,  snd 
sterben  weniger  315» 


■  *■■ 


Die  in  den  letzten  Monaten  Statt  gefandeM 
britat,  dauerte  «war  in  den  ersten  Tag**}  dieses  ] 
noch  fort,  minderte  sich  aber  gegen  die  MHte  des 
nats,  nnd  am  Ende  desselben  war  die  Zahl  der 
nicht  unbedeutend.    Der  gastrisch -nerres* 
tete  sich  immer  mehr  ans,  nn,d  gegen  Ende  den 
gesellten    sich    viele   rheamaQsche   ßes^w^enjejt 
Wechselfieber,    besonders   mit   Qaartän-'Tjpaa, 
häufig  tot.    Scharlach  and  Masern  rHlgfan "sinnt  ajssi 
radisch;  Poeken  nur  selten,  dennoch  starben  S  VtfMnjA 

daran,  unter  denen  ein  Erwachsener* 

."      ■   *  ■     ■  ■■■  ■ 


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3p*ti»ll»  X.rmmkk*tfmi 


n  Enlkrafliu.". 


bfaiM 


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m  Brnilkrni 

Tir^r  K.a„.,,r. 

n   Sl,rai.li-:n   11.   Drir,,.i1kr»nl 

I,   (i.-[,ärii-.vnSj,r«iielit 

in   V.1f,..rk,..pf.  .  . 

j.i  Stii-k-  udfr  Keichhwlen 


i -Eutin 


A>  Hagta-EnM 


Knlziindiing      , 

g  (BfiilUW). 


t  En.Hwaiitr  locht. 


n   Seilt.,-  -  i.,.d 

„   *,f,~ul*l 


-         »     . 


I 


*in  Drucks cfuidrti. 
An  S.norlienStsch.si 

*-    ll.nin-iikrrbi 
Am  U«.."lk.tl.s. 


...      K.IM..I. 

,i.   !,.i„:r.i 


An   t.r Jb«i»rilD|ifiint- 

■-.'l.tvriJ.>tlunE. 


toÄ 


.cl.,lna 


Ftfiw  dl*  Kranklicllicoustilnlimi  da  Eltlerth 
liitn  im  ÜerbiU  1833,  ™.f  .(in  dmtlbgt 


Ho  auffallend  geringe  ilie  Krankem»!)] 
gemeinen  catarrhalisc!]  -  er. tz im il liehen  Kra 
Mitwlion  im  2tan  Quartal  den  angeblich  Uli 
nifctenjaltre»  auel)  VW,  io  grofie  Steigerung 
(en  Halt. 

Bei  fast  gUnzlicIieni  Klangel  an  Gew 
gen,   daliei   uerleutemier   Dürre,   aiilialteml 


-    W9    — 

Norif- West -Winde,  dorcbgSngig  kühlen  Abende»  ««# 
Nachten,  mit  grofser  Wärme  in  den  Mittagsstanden  nabsm 
die  allgemeine  Kraiikheks  -  Constitution  einen  rein  rheu- 
matisch- entzündlichen ,  sich  spater  gern  zum  Nervöse« 
hinneigenden  Charakter  an.  Der  Landmann ,  der,  wegea) 
der  hier  and  da  schon  beginnenden  Ernte,  sich  den  at- 
mosphärischen Veränderungen,  der  gewaltigen  Hitze  asm 
Tage  und  schnell  darauf  folgender  Kable  Abends,  stets 
unmittelbar  aussetzen  mufste ,  erkrankte  daher  jetzt  häufig 
an  rheumatisch  -  entzündlichen  Fiebern,  bald  mit,  ball 
ohne  Localleiden  und  Frieselausscblagen ,  in  Folge  pti>ts4 
lieber  Störung  der  Hautfunction ,  nnd  vielleicht  auch  def 
fibermafsigen  Trinkens ,  wozu  ihn  die  gewaltige  Hitze  m 
den  Mittagsstunden  zwang«  Dennoch  blieb  die  Sterblich* 
keit  höchst  unbedeutend,  da  alle  diese  Leiden  des  Land« 
mannet  leicht  und  bei  Ansprnchnahme  der  Hautfunitio« 
bald  vorübergingen,  nnd  viele  Ortschaften,  eigen  genug» 
bei  denselben  Einwirkungen  verschont,  sich  des  bestem 
Wohles  erfreuten. 

Im  Monat  August  verblieb  et  bei  den  kohlen  Aben* 
den  nnd  kalten,  ja  mitunter  Frost  mit  sich  fahrende« 
Nächten,  Mangel  an  Gewittern  nnd  Regen,  und  fortp 
dauerndem  starken  Luftauge,  vorherrschend  atis  West* 
Süd  -  West  und  Sud  -  Ost  mit  gesteigerter  Dürre  nnd  ge- 
waltiger Hitze  um  Mittag.  Jetzt  sank  der  Landmann,  vo« 
Hitze  und  Durst,  schweifstriefend,  oft  unter  seiner  Bürde 
nieder,  suchte  Erholung  durch  Ruhe  im  Schatten,  Ab- 
kühlung «nd  Labung  seiner  Zunge  in  starkem  Genulf 
kalten,  mitunter  noch  sehr  schlechten  Getränks;  denn  der 
häutigste  Qenuls  des  Kartoffelbranntweins  löschte  seine« 
brennenden  Durst  nicht.  Sein  Hanstrtmk,  eine  Art  Ko*» 
fent,  war,  in  Folge  der  starken  Hitze,  sauer,  nnd  der 
Brunnen  bis  auf  den  Schlamm  versiegt 

Dabei  litten  die  Unterleibsorgane  schon  bedeutend« 
Der  anhaltend  zu  erduldende  Sonnenstich  auf  den  Kopf 
lockte  die  Sfifte  in  Uebermaafs  dahin,  und  störte  das  Ge- 
hirn in  seiner  Function ,  welchem  der  Magen  seinen  Con- 
aens  nicht  versagen  konnte.  Durch  den  ungewohnten 
schnellen  Wechsel  der  Temperatur  mit  Tag  und  Nacht, 
wurde  die  Hautverrichtung  gestört,  und  dadurch  der  Darm- 
kanal zur  Mitleidenheit  gezogen,  oder  genötbigt,  den 
Dienst  der  Haut  mit  zu  übernehmen.  Daher  sähe  man 
jetzt  rheumatische  Kopileiden  aller  Art,  bis  zur  wirkliche« 
Pbreniiit  gesteigert»  nicht  selten  mit  Gmchttroan,  com« 


**    120    - 

Kasuellem  Erbrechen  und  Durchfallen  begleitet •"  Kfiaflg^ 
aber  unerklärbar,  warum  gleichfalls  lediglich  mehr  Örtnco 
beschränkt,  und  die  Nachbarschaft  frei  davon ,  auftreten» 
In  der  Art,  und  anter  gleichem  Charakter,  erschiene» 
kpater  euch,  and  zwar  nur  örtlich  in  ein  reinen  Gegen* 
den,  wirkliche  Rühren,  nnd  hier  nnd  da  leichte  Breohrobr- 
fille.  Zum  Schlufs  de«  Monats  traten  mitunter  noch  sekr 
übele  Unterleibsentzündungen  mit  krampfhaften  ConstrnV 
tionen  hinzu. 

Monat    September    continoirte    bei    vielen    warmal 
Nächten  mit  grofser  Hitze,  trockenem  Winde  ana  Osten; 
Süd -Ost  nnd   Süd -West,  and  unbeschreiblicher  Darre, 
so,  dafs  die  gewaltigsten  Moräste  und  grofeen Teiche  aus* 
trockneten,  junge  und  alte  Baume  verdorrten?  nnd  röte 
Brunnen  ganz  versiegten.    Der  arme  Land  mann  hUeh  den 
atmosphärischen  Einwirkungen  and  Einflüssen  fortwährend 
frei  ausgesetzt     Damit  nahm  jetzt,    doch  immer  wieder 
nur  Örtlich,  und  zwar  da,  wo  noch  eine  uns  unbekannte, 
atmosphärische  Begünstigung  Statt  finden  mochte,  offen- 
bar das  ganze  Nervensystem ,   besonders  aber  der  Solar« 
nerve  lebhaften  Antheil.    Die  rheumatischen  Fieber  far- 
raehrten   sieh,  wo  sie  einmal  ihre  Heimath  h'attea,  aW 
«ahmen  in  der  Regel  einen  nervösen  Charakter  an* 
ren  and  Brechruhren  sähe  man,  wo  sie  auftraten,  in 
nnd  von  der  geringsten  bis  zur  höchsten ,  dtorasia 
Brecbrubr  sehr  ähnlichen,  wenn  nieht  ganz  gleichen  Fonm, 
letztere  oft  mit  gewaltigen  Krämpfen ,  nieht  allein  im  Be- 
reich des  Solarnerven ,  sondern  des  ganzen  Nei  iuisiatan% 
erscheinen,  doch  aber  ihre  scheinbarlich  gesteckten  Gtav 
aen  nicht  überschreiten.    Hiervon  unter  viele»  FtteasnY 
vier  Beispiele  aus  meiner  Praxis: 

In  der  Nacht  zum  lsten  Septbr.  bekam  der  24  la% 
alte,  kerngesunde,  eyelopiseb  gebaute  Schmidt  IC.  an  TreV 
bos  im  Lqckau er  Kreise  ohne  alle  Vorboten  gewaWfa, 
wasserigtes  Erbrechen  und  dergleichen  unablässige  Stahl* 
Abgänge,  den  ersteren  abgerechnet,  welcher  allein  KoA 
mit  sich  rührte,  Dabei  erkalteten  Hände  nnd  Fä(se  eni 
die  Muskeln  der  Gliedmafsen,  besonders  die  Wadeiuaef* 
kein,  ballten  sich,  bei  Zusammensinken  des  ganxen  Kör- 
pers ,  hier  und  da  krampfhaft  zusammen.  Ka  wurde«  ihn 
wanne  Getiänke  sofort  in  Menge  verabreicht,  nnd  ex) 
Glieder  mit  Wärmsteinen  und  Wärmflaschen  and  denk 
gewaltiges  Frottiren  mit  wollenen  Tüchern ,  ■  dala-  an  es* 
Unterschenkeln  sogar  die  Oberhaut  abgerieben  «rorde,  II 


—    121    — 

arwfc'rmen  verwebt,  aber  vergebens.  Den  Itten  Septem- 
ber früh  bei  Tageslicht  war  der  Zustand  folgender:  dai 
Gesieht  eingefallen  nnd  ankenntlich;  die  Nase  spitz)  die 
Lippen  zurückgezogen ,  und  die  schönen,  weilsen  Vorder- 
xaune  unbedeckt  lassend;  die  Augäpfel  ganz  nach  hinten 
verdreht,  und  dabei  tief  in  ihre  Höhlen  zurückgesunken, 
und  die  Tunica  albuginea  lediglich  allein  sichtbar;  die 
oberen  und  unteren  Gliedmaßen  eiskalt,  seihst  auch  die 
Brust,  hier  und  da  bläulich ,  doch  die  Haut  nicht  sehr  fal- 
tig ;  die  Zehen  krampfhaft  nach  hinten  gezogen ;  die  Knie- 
gelenke gekrümmt;  die  Sprache  ganz  heiser,  ohne  vorher 
eine  Spur  davon  zu  verrathen,  und  eben  so  unkenntlich, 
wie  der  ganze  Körper.  Hierbei  dauerte  starker  Durst  und 
periodisches,  sehr  wasserigtes  Erbrechen  und  dergleichen 
Stuhlabgange ,  sammt  dem  stofsweisen,  höchst  empiindU« 
chen,  krampfhaften  Zusammenballen  der  Gliedermuskeln, 
besonders  der  Waden,  fort. 

Die  Anwendung  des  Pulv.  tterophor.  e  Natro  carban* 
rtcidul.,  eine  Auflösung  von  Qttmm,  arnbko  mit  Tinctur, 
Opii  und  kleine  Gaben  von  der  Ipccncumüia  bei  Fortge- 
branch warmer  Getränke,  als  Pfeifermünzthee  u.  dergl., 
nammt  alten  aufserlioh  fortgesetzten,  auf  die  Glieder  höchst 
erwärmend  wirkenden  Mitteln,  und  sehr  warmen,  oft  wie- 
derholten Breiumschlägen  von  Leinsaamen  und  Weitzen- 
Kleie  mit  Zusatz  von  Karbe  und  andern  Gewürzen  über 
den  Unterleib,  blieb  nicht  allein  fruchtlos,  sondern  die 
Zufalle  steigerten  sich  bald  so,  dofa  alle  Circnlaüon  des 
Blutes  in  den  Gliedmaßen  den  2ten  Sept.  früh  schon  gänzlich 
wegfiel,  wobei  an  demselben  Tage  gegen  Mittag  die  was- 
perigten  Stühle  und  dergleichen  Erbrechen  nachließen, 
•ich. der  Körper  unwillkuhrlich  streckte,  auch  am  Leibe 
immer  mehr  und  mehr  erkaltete,  und  selbigen  Tages 
Nachmittags  gegen  3  Uhr  gar  keine  Zeichen  des  Lebens 
mehr  von  sich  gab.  Als  ich  ihn  zu  der  Zeit  sähe  und 
untersuchte,  fand  ich  nicht  die  leiseste  Spur  von  Athmen, 
Hoch  vom  Herzschlage  mehr  wahrnehmbar.  Der  Körper 
lag  völlig  gestreckt,  die  Zehen  znr'ückgebogen 9  und  die 
Haut  allenthalben  welk;  jede  Hautfalte,  die  ich  durch  Zu- 
sammendrücken mit  den  Fingern  bildete,,  blieb  stehen* 
Pas  Gesicht  war  ganz  zusammengefallen  und  unkenntlich  \ 
die  Nase  spitz;  die  Vordt*rzähne  unbedeckt;  die  Augäpfel 
nach  hinten  verwandt,  und  nicht  allein  sehr  tief  in  ihre 
Hohlen  gesunken,  sondern  auch  schon  so  welk,  glanzlos 
Und  faltig ,  wie  man  diefs  sonst  nur  bei  lungeret  Zeit  enfc- 
■edten  Korpora  aotiitft. 


—    122    — 


Ob  ich  tinter  solchen  Umständen  gleich  Aas  _ 
Bild  des  Todes  vor  mir  sähe,  rieth  ich,  den  Körper  dea- 
■och  in  seiner  Lage  zu  lassen,  und  nicht  eher  zu  beer* 
digen ,  bis  Zeichen  der  Fäulnifs  einträten ,  was  aber  eist 
den  dritten  Tag  nachher  der  Fall  war,  und  womit  aach 
das  natürliche  Ansehen  und  die  Kenntfichkeit  des  Kör- 
pers im  Gesicht  wiederkehrte. 

Ein  zweiter  Fall  war  folgender:  Die  Ehefrau  des  Bo- 
niteur K.  in  OeUig,  im  Seh weinitzer  Kreise«  gegen  60 
Jahre  alt,  legte  rieh   den   8ten  Septhr.  Abends  gesnad 
schlafen.    lu  der  Nacht  wurde  sie  mit  gans  gleiches  Ze- 
ßllen  befallen,    wie    vnrgedachter  Kranke,    nar  geseltts 
sicli  gleich  von  Hause  aus  noch  ein  eigenes  8tecbegeffiH 
oder  ein  Gefühl ,  als   *pi  der  Körper  schon  todt,  Yiam» 
Es  wurde  sofort  auf  gleiche  Weise  verfahren,  wie  bei  er- 
sterem ,  und   nach  Verlauf  von  12  Stunden  hatte  fch  dss 
Vergnügen,  die  Eiskalte  der  Glieder,  das  wisse  rigts  Er«* 
brechen  und  dergleichen  Stühle  verschwinden,  die  Krasse 
in  einen  gewaltigen,  warmen  Schweifs  verfallen,  nad sol- 
che damit  gleichsam  zauberkräftig,  völlig  gerettet  an  sehen. 

Ein  dergleichen  schwerer  dritter  Fall  kam  ha  Dens 
Werchluga,  im  Schweinitzer  Kreise,  bei  der  Hfifiunsjss 
L,  vor.     Hier  ging  das   Uebel  ebenfalls  schnell 
aber  es  folgte  eine  hartnäckige  Schleimruhr,   mit  Ni 
lieber  in   Begleitung,  nach,   womit  die  Natur  4 
lang  zu  kämpfen  hatte,  bevor  sie  siegte. 

Der  vierte  Fall  traf  den  Hüfner  K.  in  Oehsfi  •» 
niederstSmmiger,  proportionirlich  und  muskulös  gefasst*) 
kräftiger,  38jähriger  Mann.  Diesen  überfiel  das  TJsW, 
dem  nichts,  als  einige  Unruhe  im  Unterleibe  «nd  gerieji 
Eingenommenheit  des  Kopfes  vorausging,  am  2Mea  asp* 
tember  auf  dem  Wege  von  Solllieben  nach  Oelsig,  sag 
gleich  so  gewaltig ,  data  er  sofort  nmflel ,  säst  sinnlos  eV 
gen  blieb,  und  von  zwei  Reisenden,  letahenahnjins  Sf- 
funden ,  über  ein  Pferd ,  was .  der  eine  bei  sich  ftfes) 
gelegt,  und  so  nach  Hause  geschafft  wurde,  woran! awl 
mich  sofort  zu  ihm  rief.  Nach  Verlauf  von  hocJkstesft-S** 
derthalb  Stunden  stand  ich  bei  ihm  am  Krankenbette,  e* 
circa  um  4  Uhr  Nachmittags  seyn  konnte«  Der  Zsstawj 
worin  ich  ihm  traf,  war  folgender; 

Bei  Zusamniengpsunkenheit  und  Haltlosigkeit  des  Klr* 
pers.  Ausbleiben  all?«  Pulsschlages  an  den  GÜedauta 
am  HaUe  kaum  bemerkbar  |  gast  heiserer  8timn#,    "^ 


—    123    *i 

vorheriger  Spur  davon;  halbgeschlossenpn  Augenfiedern  nnd 
unwillkürlichen  Zufallen  derselben;  Kalte  der  Gliedimv- 
fsen,  doch  nicht  so  auffallend,  wie  gewöhnlich;  häufige« 
Erbrechen  und  dergleichen  wäfsrige  Stuhle,  denn  ente- 
ren abgerechnet,  den  ich  nicht  gesehen;  Krämpfe  in  den 
Gliedmaßen,  zusammengefallenen ^ Unterleib ;  Mangel  an 
Urinabgang;  in  die'  Orbita  tief  hinabgesunkene  Augäpfel 
und  bauliche  Ringel  um  dieselben;  die  Nase  spitz;  die 
Stinte  blafs,  der  übrige  Gesichtstheil  aber  röthlicb-blau; 
Angstgefühl  in  den  Präcordieo,  besonders  kurz  vor  dem 
Erbrechen  fühlbar;  sonst  über  nichts  klagend,  wenn  der 
Gliederkrampf  rubete, 

Heifse  Breiumschläge  von  Lein,  Kleie  und  Karbe 
Gber  den  ganzen  Unterleib ,  dergleichen  Wärmflaschen  und 
Steine  auf  und  an  die  Gliedmafsen,  innerlich  alle  zwei 
Stunden  J  Gran  Opium  mit  £  Gran  Ipecacuanlia  nnd  10 
Gran  £ucker;  dazwischen  Brausepulver  nnd  abwechselnd 
Spirit.  Minderer!  bewirkten  Abends  10  Uhr  Aufhören  des 
wässerigten  Erbrechens  und  der  wäfsrigen  Stuhle,  brach- 
ten nachdem  Wärme  der  Glieder,  starken  warmen  Schweifs, 
und  damit,  nach  Verlauf  von  24  Stunden  die  gänzliche 
Befreiung  von  dem  Uebel,  bis  auf  einige  Symptome,  die 
ein  Nervenfieber  besorgen  liefsen,  welche  der  alleinige 
Fortgebrauch  des  Sjririt,  Minderer*  nach  Verlauf  von  0 
Tagen ,  bei  fortgesetzter  Abwartang  maüugen  Schweiftet, 
allein  beseitigte« 

Leichte  Fälle  traten  in  den  Ortschaften,  wo  sieb 
einmal  das  Uebel  zeigte,  so  häufig  anf,  dafs  im  Ganzen 
wenig  Menschen  übrig  blieben,  die  nicht  wenigstens  eine 
Spar  davon  empfunden  hätten,  and  sollte  sich  solche  auch 
nor  durch  Wadenschmerz,  der,  sonderbar  genug,  häufig 
vorkam ,  aussprechen ,  ja  meine  Wenigkeit  seihst  nicht  un- 
verschont  liefs.  Dabei  blieb  das  rheumatische  Wesen  im** 
mer  vorherrschend ,  und  die  Anspruebnahme  des  Hautorgans 
mir  schnellen  Heilung  die  Hauptsache,  wodurch  sich  die 
Natur  in  den  mehresten  Fällen  auch  selbst  half.  Warm- 
halten des  Körpers  war,  allem  Anscheine  nach,  das  si- 
cherste Präservativ.  Bei  alledem  fand,  im  Ganzen  ge- 
nommen, dennoch  eine  sehr  geringe  Sterblichkeit  Statt, 
zumal  die  benachbartesten  und  oft  in  engster  Verbindung 
und  Berührung  stehenden  Orte  nicht  das  Allennindeste 
-▼on  alledem  empfanden,  und  daselbst  der  allererfrculichste 
Gesundheitszustand  Statt  fand,  und  sich  anfserdein  auch 
«kbt  die  leiseste  Spur  von  einer  andern  Epidemie  wahr- 


~    125    — 

misch,  epidemisch  !n  manchen' mdner  Ortschaften  vor  An* 
gen  gehabt.  Also  ist  nnsere  dermalige  europäische  Breche 
rühr  bestimmt  etwas  anderes»  als  die  frühere,  wenigstens 
hier  an  der  schwarzen  Bister.  Es  scheint  mir  daher  eine) 
•igenthämlicbe ,  die  Erscheinong  der  Cholera  begünsti- 
gende atmosphärische  Constitution  noch  jetzt  zu  herr- 
schen, welche  bei  ihrer  Entwickelang  günstigen  Verhält-* 
nisten  unters  Luftkreises,  in  Folge  von  Erkältungen  und 
Diätfehlern  oft  schnell  and  leicht  diese  heftigen  Formen' 
von  Cholera  hervorruft. 


3. 

Veher    die    Wirlung    de$    laiche»   Camgeen^ 

Vom 
:  Dr.  F.  8.   Wolffshelm, 
ff aktuchem  Arzte   in  Königslutter» 


Veranlagt  durch  den  Aufsatz  des  Herrn  Medidnalrathv 
Conen  in  dispers  medizinischer  Wochenschrift,  welcher 
das   Liehen   Carageen  nur  als  ein  schleimiges  nährende* 
Arzneimittel  betrachtet,    demselben  aber  alle  speeifische' 
Wirkung  in  Zehrkrankheiten  abspricht,  erlaube  ich  mir,* 
folgenden  Krankheitsfall  mhzutheiien : 

A.  K,*.»  17  Jahr  alt»  von  schlankem  phthisischem 
Körperbau,  hatte  in  frühem  Jahren  schon  mehrere  Krank- 
heiten glucklich  überstanden,  and  wurde  im  Juni  d.  J, 
in  Folge  einer  vorhergegangenen  Erkältung,  vom  Husten 
beiallen,  welcher. jedoch  wenig  beachtet  wurde»  Durch 
eine  aufs  Nene  hinzugetretene  Erkaltung,  entwickeltes! cb 
bei  dem  .Patienten  eine  heftige  Diarrhoe,  welche  ihn  ao)  - 
abmattete,  data  er  sich  genöthigt  sah ,  ärztliche  Hülfe  da- 
gegen in  Anspruch  zu  nehmen.  Einige,  von  einem  ho- 
möopathischem Arzte  ihm  gegen  dieses  Uebel  verordnete 
Pulverchen,  bewirkten  jedoch  keine  Besserung.  Darauf 
versuchte  Patient  Hansmittel,  allein  mit  demselben  Er- 
folge. Nachdem  das  Uebel  schon  aber  8  Tafce  gedanerf,, 
kalte,  ward«  mir  die  änUiche  Behandlung  dta  Fsa^na^ 


übertragen.  Der  Kranke  hatte  ein  Matseseach 
Amelien ,  und  klagte  über  allgemeine  Mattigkeit  and  Ab- 
spannung Hei  ganzen  Körpers,  föngeooameaJicft  des  Ko- 
pfes, Ohrensausen  ond  Flimmern  vor  den  Auges«  Dia 
Zunge  war  weiblich  belegt,  Geschmack  Jade,  der-  Appe- 
tit fehlte  fast  gänzlich,  Durst  war  stark.  Die  Stnhlanaleo 
^rangen  erfolgten  4  bis  6  Mal  taglich,  Ware«  wässerig, 
zuweilen  mit  Blatstreifen  vermischt ,  und  Trmrsarhirai  tot 
und  nach  dem  Abgange  Kaeifen  uad  Poltern  in  Leibe) 
der  Urin  war  röthlich,  trübe,  und  liefe  beim-  Brkalten 
kein  Sediment  fallen.  Die  Respiration  war  beschleunigt» 
beim  Athemholen  klagte  Patient  über  einen  stechenden 
Schmerz  in  der  linken  .Seite  der  Blast,  oberhalb  der  kor* 
sea  Rippen.  Der  Husten  erfolgte  häufig,  war  mehr  trok- 
ken  und  angreifend.  Der  Puls  klein ,  weich  und  freqnent» 
Da  hier  das  henrorstechende  Leiden  des  Darmkanab  tot— 
aüglich  zn  berücksichtigen  war,  weil  dorch  den  dadurch 
Ipwirkten  Säfteverlost,,  die  Kräfte  de* Kranke*  Mine 
in  Anspruch  genommen  wurden,  so  suchte  ich  auerat 
dieses  lästige  Krankheitssymptdm  zu  beseitigen,  welchen 
mir  auch  nach  einigen  Tagen  gelang.  Jedoch  entwickelte 
sich  nun  das  Leiden  der  Respirationsorgane .  mk  desto 
grösserer  Heftigkeit  Der  Husten  wurde  starker,  beson- 
ders des  Nachts ,  der  Auswurf  copiÖser  und  von  grunbV 
c^er  Farbe.  Dabei  klagte  Patient  über  Stechen-  im  Kehl- 
kopfe und  Schmerz  in  der  Brust  Gegen  Abend  atnlltv 
•ich  Fieber  ein,  mit  Brennen  des  Kopfes  und' der  HanoV 
flächen,  beschleunigter  Respiration,  frequentem  Pake  ete* 
der  Kranke  magerte  zusehends  ab.  Die  Kräfte  sanken^ 
und  gegen  Morgen  traten  coiujquative  Schweifte  ein*  Un- 
ter diesen  höchst  ungünstigen  Umstanden,  da  hier  eine) 
Hithisis  ineipiens  nicht  zu  verkennen  war,  griff  ich,  darch 
die  früheren  Versuche  ermuthigt,  an  dem  lAAm 
geen.  Ich  Uefa  dasselbe  täglich  In  der  bekannten) 
ohne  alle  anderweitige  Arzneimittel,  als  einen  Und 
JSrurtr  e  Sttcco  Liquir.  c.  Rxtr.  Hm»e.,  welchen  loh 
starkem  Eintreten  des  Hustens  Tbeeftonttwaisa 
liefs,  am  die  Expektoration  an  erleichtern» 
nlid  terband  hiermit  eine  nahrhafte  leicht  Terdaoliche  DinV 
Bei  dieser  Behandlungsweise  besserte  sieh  albniaig  der 
Zustand  des  Kranken.  Der  Husten  wurde  gelinder,  de* 
Aosworf  geringer,  weiblich  and  dicker,  das.  Al>eednebcr 
und  die  NachtschweÜse  hörten  allmähtig  auf ,  '  Und  awg 
Kräfte  nahmen  immer  mehr  zu,  so  dafs  Patient  eich 
<t^nwirtig  einer  recht  goten  Geaandbtit  erfreuet 


-N 


—   127    — 

Weas  wfraa^  im  r  Staate  sind,  mK 
■uttela,  als  besonders  Blcnüttela,  Opiaten  eis.,  darghnV 
che«  Coltiguationcn  des  Olgaaismas  entgegen  u  wirken 
so  schaden  erstgenannte  Mittel  häufig  deren  ihr  an  belli* 
gas,  feindselige«  Einwirken  auf  das  Nervensystem  esal 
die  Digestioasorgane.  Alle  diese  genannte»  Nachtheün 
finden  beim  £dcfte»  Ctanranfes  durchaus  nicht  Statt«  indem 
dasselbe  nicht  aar  den  gesoaheaen  Tonus  der  Schleim  ab-» 
aoaderadea  Flachen  and  des  Dreseasystems  hebt,  sondern 
äach  seieer  höchst  milden  Eigenschaften  wegen,  bei  ScliwäV« 
che  dea  Darmhaaals  and  Neigaag  sa  Diarrhöen  die  Dia» 
fttsaiosi  dasa  beseitigt,  (wovon  ich  bereits  mehrere  Male 
mich  zn  überzeugen  Gelegenheit  gehabt  habe),  und  hinter*« 
ber  die  Digestionsorgaae  an  gröberer  Thatigkeit  anregt, 
ao  dau  die  Patienten  «H»  HM  AmP  besten  Appetites  er« 
areoen,  and  sich  aufiallend  schnell  wieder  erholen.  Ich 
betsachte .  iaa  dieser  Hinsicht  die- Ketdeckuug, dieses  Arz- 
■stiiaitttls  a|s  eine  wichtige.  BertkberaAg  unseres  Arzaet- 


.  >'*  j 


4. 

JBs  meues  eehr  wirkenmee  Mittel  im  chroniecher,  aarvtor 
Schwäche  der  Amgem  erprobt* 

Tom 
Hofmeditue  £r«  Bier  mann,  sn  Peine. 


benannte  Rrrahruag,  dafs  bei  einer  enzundlichen 
Affection  des  Hirns  and  der  von  demselben  abhängenden 
Sinnes- Organe ,  besonders  also  des  Auges,  ein  krankhaft 
sieh  anhäufender  Reiz,  durch  ein  in  dem  Nacken  zu  ap- 
ffienrendes  ableitendes  Zagmittel  wesentlich  gebessert 
werde,  wird  von  jedem  praktischen  Ante  oft  bestätigt 
gefunden.  Diese  Erfahrung  weckte  in  mir  die  mit  dersel- 
ben zusammenhangende  Idee,  dafs  man  nur,  gerade  von 
diesem  Punkte  des  Rückenmarks  aus,  weiter  auch  erre- 
gend und  kräftigend  auf  das  Gehirn  und  auf  die  von  dem- 
selben gleichsam  ausgebenden  Organe  einwirken  könne* 
Indem  ich  dietaa  Gedanken  verfolgte,  liefe  ich  in  mehre- 


—    126    — 

reit  mir  vorgekommenen  Fallen  nerröser  AtigensrJhwScbe, 
die  mit  einer  krankhaften  Erregbarkeit  des  Sinn  -Organs 
verknüpft  war,  ein  Kräuterkissen  aus  Rec.  Herb.  Menth, 
pip. ,  Herb.  Chenopodii  ambr.9  Herb.  Majaranne  9  Herb. 
Rutae,  Herb.  SerpyUi,  Herb.  Meliloti,  Flor.  Lavendtdtu 
nna  drachm.  ij.  Corl.  Mezerei  unc.  ß.  C  C.  M.  bereiten 
welches  die  Patienten  in  dein  Nacken  längere  Zeit  tragen 
imil'sten.  Mittelst  eines  um  den  Hals  geschlungenen  Bao- 
^  des,  wurde  dasselbe  in  seiner  Lage  erhalten*  Die  erre- 
gend kräftige  'Wirkung  auf  das  Gehirn  %  und  mittelbar  auf 
das  Auge,  konnte  ich  sogleich  entschieden  beobachten. 
Ich  erlaube  mir,  dieses  Mittel  zur  Prüfung  meinen  Bau 
Kollegen  zu  empfehlen. 


Die  Bibliothek -Hefte  Ocfoher,  November  uno*  D«~ 
cemler,  enthaltend :  Wissenschaftliche  Vehersichl  der  ge- 
sammten  medicinisch  chirurgischen  Literatur  de*  Jakre$ 
1834,  werden  nachgeliefert« 


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■Im 

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Journal 

der 

practischen   Heilkunde. 

_  * 

Herausgegeben 

TOS 

C.    W.    Hufeland/ 

Königl.  Preofs.  Staatsiaih,  Ritter  des  rothen  Adler -Or~ 

dem  erster  Klaue,    erstem  Leibarzt»  .Prof.  der  Medi- 

cin  an  der  UnWersitat  zu  Berlin,  Mitglied  der  Acad* 

mie  der  Wissenschaften  etc. 

und 

E.    Osann. 

•rdentl.  Professor  der  Medicin  an  derünirertitStundaW  metV 

chirarg.  Academie  für  das  MÜitair  zu  Berlin,  Direotoi  des 

K.  poliklin.  Instituts,  Ritter  de*  rothen  Adler -Ordens  dritte 

Klasse  und  Mitglied  mehrerer  gelehrten  Gesellschaften. 


Grau,  Freund,  ist  aße  TkeorU, 
Doch  grün  des  Lehens  goldner  £<nm% 

Göthe. 

V.  Stück.    November. 


Berlin« 
i  wiegt  bei 


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Jod-'  and  B  r» M -•*■  fe a  i t i  g; 6 
.    .    Min  er  ftt^M  eilen. 

r     • 

Hr.  #/'Ösann. 


:»      1      t 


■  »    i  n    •  ,     ■      .         .  •  .  .1       .        .  4  _•  '    • 


(Vorgsjpiea  in  der  Vetfia*fft»|f  *g  de?  Hafebadi  medaiufcr 
ciurargjuiqhen  GeseUsxÄeft  d.  25.  Septbr.  ^835^.     , ; 

■  ■  .      ;P7I»^"","T7^  «   ■  •■•  . . .  i «       !!■■■# 

D"  <     .  i 

ie  Chemie,  welcher  die  Lehre  tob  den  Heil»', 
quellen    in    der  -  neuern  .und   neuesten   Zeit   so 
grobe'   Aufschlüsse    Verdankt,    hat    nicht    Hofs, 
über  die   Bedeutuog   ihrer    einzelnen   Bestand«; 
theile,  ihre  gegenseitig  sjcn  bedingenden  Wech- 
eelverhältnisse  und    die    davon  abhängige  V«r*a 
bindüng'  unter  sich  ein  grölses  Licht  verbreitet^ 
sondern  auch  noch'  neue,  zum  T  heil  s$nr  wich- 
tige^ entdectt,    von   aerln   Vbrhaödensejfö  11$ 
Mineralquellen  man  früher  keine  Ahnung  nattew 

Die  Bedeutsamkeit  ihrer  Kenntoütfi  ffir  dea» 
Heilkraft  der  einzdaen  M.  quellen ,  biaaff  ab* 
tod  dem  quantitativen  Yerbaltoifs  und  de«  Wi**r 
bangen  dieser  Bestandtheife  an  sich,  dar  che*- 
niacbaii  und  phatTOatodyasaptar ha n .  Basüabnift 

A2 


—      4      — 

derselben    zu  den    übrigen   Bestandteilen    und 
zu  dem  Ganzen.     Bei  Substanzen,  deren  Wir- 
kung an  sich  noch  wem«;  gekannt ,  und  welche 
in  höchst  geringer  Quantität  denM.  quellen  beige- 
mischt sind,  läfst  sich  von  ihrer  Bedeutung  frir 
die  Wirkung   des    Ganzen    noch  nichts  bestim- 
men.    An    sich   mehr   oder   weniger    wirksame 
Bestandteile  dagegen,  wenn  gleich   nur  in  ge- 
ringer Menge  in  31.  (|.  vorkommend,  bleiben  nach 
Verschiedenheit    oder  Verwandtschaft  mit  den, 
gleichzeitig    in    größerer  Menge   itf    denselben 
enthaltenen    Bestandteilen    entweder   von  sehr 
untergeordneter  Bedeutung,  oder  modificiren  oder 
verstärken  die  durch  die  vorwaltenden  Bestand- 
teile bedingte  Hauptwjrkung  derselben.  — 

Seit  Angelini  zuerst  im  Jahre  1820  Jod  in 
den  M.  cj.  von  Sales,  Cantu  es  spater  noch  in 
andern  italienischen  ermittelte ,  ist  dasselbe  in 
vielen,  und  Sehr  verschiedenartigen  aufgefun- 
den worden ;  —  ein  Gleiches  gilt  von  dem 
Brom,  seil  Baiard  dasselbe  im  Jahr  1826  im 
Seewasser  entdeckte* 

Erwägt  man  die  dem  Jod  und  Brom  ei- 
gentümlichen, ausgezeichneten  Wirkungen,  und 
den  'Umstand,  dals  beide,  nicht  blofs  in  den 
verschiedenartigsten  Klassen  yon  M.  quellen, 
sondern  auch  zum  Theil  in  beträchtlicher  Menge 
Vorkommen;  so  dürfte  wohl  die  Frage,  von 
welcher  Bedeutsamkeit  diese  beiden  Stoffe  für 
die  Wirkung  und  medicinische  Benutzung  der 
Heilquellen,  in  welchen  sie  sich  vorfinden,  seien9 
einen  nicht  unwichtigen  Gegenstand  zur  nähe- 
ren Prüfung  darbieten ,  und  um  so  mehr ,  da 
mehrere  hieher  gehörige  M.q. ,  wie  z.  E.  dit 
von  Kissingen,  durch  ihre  ausgezeichneten  Heil- 
kräfte in  der  neuesten  Zeit  das  Vertrauen  des 


&      — 


ärztlichen  und  nichtamtlichen  Publikums  in  ei- 
nem so  hohen  Grad  «erworben- haben*     .. 

4 
.  I  r  II.-.  : 

Als  Ergebnifg  über  .  das  Vorkommen  deaf 
Jod  und  Brom  in  Bf .  q.  ergibt  sich ,  dafs  beide, 
zwar  vorzugsweise  in  solchen  vorkommen,  in 
welchen  Chlorsalze,  und  unter  diesen  nament- 
lich Chlornatrium ,  als  vorwaltende ,  oder  doch 
wenigstens  als  wesentliche  Bestandteile  ent- 
halten sind,  dafs  beide  aber  auch;  namentlich 
Jod  in  vielen  andern  BJ.q.,  welche  oft  nur  eine 
unbeträchtliche  Menge  Chlorsalze  besitzen,  auf- 
gefunden wurden. 

Jod  wurde  ermittelt:  o)  im  Seewasser,  — 
dem  .Wasser  des  mittelländischen  Meeres  nach 
Baiard ,  und  der  Ostsee  nach  Vogel  *)>  V)  in 
vielen  teutschen  Soolen  a),  und  endlich  c)  in 
alkalischen  und  eisenhaltigen  Kochs  alz  quel- 
len. •)" 

*)  Annales  de  Chimie  ei  de  Fkysique  T.  XXVI1L  p.  178. 

Schweigger -SeideVs  Jonrn.  d.  Cbem.  N.  R«  Bd.  XV« 
S.  32.  225. 

*)  In  der  Soole  zu  Halle  nach  Meifsner  (Brandes  Ar- 
chiv. Bd.  XVI.  S.  108) ,  —  von  Rebme  nach  Asch- 
hoff,  —  von  Salzuffeln  nach  Brandes  (Brandes*  Archiv ' 
Bd.  IX.  S.  107.  Bd.  XII.  S.  119.  Bd.  XVI.  S.  107. 
Bd.  XX.  S.  148),  —  ton  Kreuznach  nach  Liebig 
(J.  E.  F.  Prieger  Kreuznach  n.  s.  Heilq.  S.  26),  — 
von  Salzhausen  nach  Liebig  (Ghraff  die  M.  quellen  zu 
Salzhausen.  S.  5.  6.) ,  —  von  Colberg  und  Sülz  nach 
Krieger  (Brandes  Arch.  Bd.  XI.  &.  383),  —  von 
Schönebeck  (Schweigger  -  SeideVs  Jonrn.  Bd.  LX, 
S.  74). 

*)  In  der  Adelheidsquelle  zu  Heilbrunn  nach  Vogel  u« 
Fuchs  (J.  E.  Wetzlar  die  Jod  -  und  Bromhaltige 
Adelheidsquelle  zu  Heifbrunn  S.  35),  —  der  Salz- 
quelle zu  Hall  nach  Ph.  v.  Holger  (Die  Jod  -  und  Li- 
thionhaltige  Salzq*  zu  Hall,  yon  F.  W.  Arming.  S. 
62),  —  der  JfcLq.  in  Lohabchovife  nach  Pktmavä 


Gleich  dam  Jod  hat  4&an'~#r##*  id  Torrn 
von  broinaauren  Salzen  entdncltt«;?  <ri  in  4mm 
it  evrasaer ,  dejn  Wasser .  -  den*  .npfteljandisch*» 
Meeres  nach  Baiard  s),  .der  0«t- und  Notdn 
see  nach  Wühler  und  Kastner  9)  f  «^  dem  Wat^ 
ser  des  todtep  Meeres  nach  JEtermhstädt  und 
Gmehn  ,0),  —3)  in  vielen  bekannte*,  Stern 
len  xs)9  und  c)  in  alkalischen  nnd«euanhalti* 
gen  KochsalzqoeÜen,  *)  —       .';  ■■■..'...'* 

•)  itiuiirfM  de  Chimie  &  PhysUp*.  T.  XXXII.  f\  357.* 

•)  Kästner'*  Archiv.  Bd.  IX.   S.  112.  251.   Bd.  X.  *V 
61.  117.  Bd.  XII.  6.  256.  Bd.  XVL  8.  304.  —  ifay 

gendorfs  Annal,  Bd.  X.  S.  369.  .  ■   ■  #" 

»•)  Brandet  Archiv.  Bd.  XXII.  &  10«  * 

**)  In  der  Soole  von  Kreuznach  nach  TAebig  (&dtoffy* 
ger-SeideVs  Journ.  Bd.  XUX,    S.  255.     Ktttoer'* 
Archiv.  Bd.  IX.  TS.  256),  ~ '  von  Roteiiheim  aftd| 
f%rf  (Kästner**  Archiv  Bd.  IX.   S.   378),  —  roa 
Halle,  Kosen  und  Durrenberg  nach  Meifsner  (Schweig* 
gcr-SeideVs  Journ.  Bd.XLVIIL  S.188.  Bedia.  Jahr- 
buch. 1827.  1.  Abtbeil.  S.  Ktfn,  —  in  den  Bad* 
sehen  Söolen    von  Dürrheim,   Itappenau,   Jaxtfeldj 
Wimpfen  and  Offenau  nach  J^oewfar*  (Schweigger- 
Seiders  Job».  Bd.  XLVIIL  S.  25J*>  /Zefefr'*  Maga- 
sin  Bd.  XVI.  S.  207.  Bd.  XVIII.  £.  57,    Kästner'* 
Arch.  Bd.  IX.  S.  383.  Bd.  X.  8. 120) ,  —  der  Soole 
zn  Ludwigshall  (Kästners  Archiv.  Bd.  IX*  S.  378), 
— •  von  Lüneburg,  Pyrmont,  Salz  der  Heiden^  Salbeek 
nach  Strohmeyer  (Kästner**  Archiv,  Bd.  X.  S/117), 
—  von  Salzuffeln  nach  Brande*,  (firimde*  Arch*.  Bd. 
XX.  S.  145),  —  von  Behme  (Brandes  Arch.  Bd.  XX. 
S.  148),  —    von  Werl  (Schweigger  -SeideT*  Journ. 
Bd.  XLIX.  8.  490),  —  der  Soole  W  Beringerbades 
nach  Bley  (Brandes  Arch.  Bd.  XXV.  S.  67),  —  von 
Soden  nach  Schweinsberg  (Soden  u.  tarne  Heilquellen 
von   H.  8chweinsherg.  8.  68),  — -  von  Salin*  nach 
Desfofses  {Sduveigger-fruW*  Jown.    Bd.  XLVHI. 
*     ^128). 

**)  Namentlich  dan  schon  erwähnt«*  M*q  von  Jüseia* 
gen,  —  Hall  in  Otsterreich  *  *+.  i^nJifteÄovUs,  —  , 


-»-    8 


**V 


Die  ansgeielcböete  Wirkuitf^e/ Jodhal- 
tigen M.q.  hat  Alibert**)  mA\P.*>?  Gering  s*) 
Teranlafst',  &i&  als  «ine  Klasse  röfc,  M;  q.  eige- 
ner Art  aufzustellen.  Alibert  jiäft  die  Eowjc 
joduries  wegen  ihres  Jodgehaftes  foT  ein  hBchftf 
wichtiges,  specfösches  Mittel  bei  Krankheiten 
des  lymphatischen  Systeines,  und  betrachtet  sie 
als  eine  jnech  -nicht  geschlossene,  duroh  üb 
Analyse  der  Chemiker  noch'  'zu  ergänzende 
Klasse  (un  cadre  propre  ä  refevoir  les  recher- 
ches  et  les  travaux  futurs  des  chimi$tes)\  — 
J.  v.  Gering  schreibt  den  Jod  wassern,  „eine 
eigentümliche,  die  Tbätigkeit  des  Drusen-  und 
Lymphsystems  aufregende  ,  *  die  Aufsaugung 
befördernde ,  die  Ab  -  und  Aussonderungen  ver- 
mehrende Kraft"  zu. 

Die  zu  dieser  Klasse  gezahlten  M.q.  ent- 
halten auch  Brom,  und  zum  Theilin  nicht  ge- 
ringer Quabtität. 

Wenn  sich  nun  allerdings  nicht  läufasa 
labt,   dafs  durch   den  Gehalt  nnd  die  Yeiba- 

der  Adelheidsqnelle  zuHeilbrann,  —  derSalaqwfls 
Homborg  (Matthias  Analyse  der  Salzquelle  suHs 
barg  vor  der  Höhe.  S.  19.  20),  —  den  M.q.  *■ 
Castellamare  (Chevälley  de  Rivaz  a.  a.  O.  p.  51.  H 
63),  —  den  heifsen  Kochsalzquellen  zu  WiesbsJ» 
"  Kästner**  Archiv.  Bd.  IX.  S.  384) ,  —  toi  ** 
bowne  les  lains  (Revue  me'dicale,  franfaie*  ff  Ans* 
gtre.  T.  IV.  p.  150). 

In  Kngland  entdeckte  man  Bromsalze  in  den  V.f 
von  Pittville ,  Mid  die  wich ,  Nantwich ,  Ashby,  Stiriff 
wich  (M.  Oairdner  e%say  on  the  natura  W^W 
origin  compositum  and  medicinal  effects  of 
and  thermal  sprmgs.  p.  28). 

*»)  J.  L.  Alihert  Breeie  histor.  snr  Ist  emum 
les  plus  usities.  p.  498. 

*♦)  J.  v.  Vertag* *  tigenthumL  Heilkraft 
M.  wassert  S«  14« 


«üi,      *Q        ... 

dftmg-beider  Stoffe  in  mehreren  Bf.  q.  ihre  Wirk- 
tökieit  ungemein  erhöht  wird  ^  und  nothweir- 
cRg  auch  ihre  medizinische  Benutzung  einen7 
gröfseren  -Werth,  und  eine  vielseitigere  Aus- 
dehnung erhalten  mafty  so  scheint  mir  gleich- 
wohl  hierdurch  nttchv  kein  hinreichender  Grund 
enthalten  zu  seyn,  um  hierauf  die'  Annahme 
einer  Klasse  von  Bf.  q.  eigener  Art  zu  basiren, 
in  welcher  ihre  Mischring  und  Wirkung  bloßt 
TOh  dem  Jod-  und  Bromgehalt  bedingt  Wird* 

In  allen.  M.q. ,  in  welchen  man  bis  jetzt 
Jod,  oder  Brom  gefunden  hat,  kommt  das  eine1 
oder  das  andere,  oder  beide,  entweder  nur  in 
sehr  geringer,  oder  in  gröfserer  Bf  enge  ror. 
Im  eisten  Falle  ist'  ihre  Quantität  so  gering, 
dafs  beide,  oder  einer  dieser  Stoffe,  sowohl  in 
der  Zusammensetzung  der  M.q.,  wie  in  der 
Art  ihrer  Wirkung,  nur  als  ein  sehr  unterge- 
ordnetes Ejement  betrachtet  werden  können;  — * 
und  in  dem  zweiten'  Falle  findet  sich  meist  in 
den  dahin  zu  zählenden  Bf.  q.  eine  in  der  Mi- 
schung und  Wirkung  so  überwiegende  Bienge 
von  andern  wirksamen  Bestandtheilen ,  beson- 
ders Chlornatrium,  dafs  der  Karakter  und  die 
Wirksamkeit  derselben  ron  dem  Verein  aller 
Bestandteile  bedingt,  ihre  Hauptwirkung  von 
den  übrigen  festen  Bestandtheilen,  besonders 
Chlorralzen,  bestimmt,  von  ihren  Jod-  und 
Bromgehalt  nur  erhöht  und  verstärkt  wird. 

Ich  glaube  daher,  dafs  mit  vollkommner 
Anerkennung  der  Wichtigkeit  ihres  Jod-  und 
Bromgehältes ,  die  Jod-  und  Brom  -  haltigen 
Bf.  q.  weniger  als  eine  eigene  für  sich  beste- 
hende Klasse  der  Heilquellen,  sondern  nur  als 
eine  den  Kochsalzquellen  untergeordnete  zu  be- 
trachten seyn  dürften. 


—    11    — 

Wenn  die  Zusammensetzung  vieler 'M.  q. 
als  Ein  innig  gemischte»  Ganz*  zu  betrachte* 
ist,  in  welchen  die  einzelnen ,  sie  constitniren- 
den  Bestandtheile  als  wesentliche  Glieder  einer 
innig  unter  'sich  rerbundenen  Kette  zu  betrach* 
ten  »ind,  und  uin  so  mehr,  wenn  die  Yptvfa|r 
.tenden  .  Bestandtheile  derselben ,  in  Bezug  auf 
-ihre  Eigen tbümlichkeiten  und  chemischen  Ver- 
wandtschaftsgrade, eine  nahe  Beziehung  zu  ein- 
ander besitzen ,  so  erklärt  sich ,  warum  in  den 
Jod  -  und  Brom  -  haltigen  Rochsalzquellen  der ' 
Verein  dieser  Bestandtneile  ein  für  ihre  Mi- 
schung, wie  für  ihre  Wirkung  gleich  wichti- 
ges Ganze  bilden  mufs. 

Nach  den  bisher  bekannten  Analysen  bil- 
den in  ihrer  ftftsohung  Cblorsalze  die  rorherr-» 
sehenden  Bestandtheile,  nächst  diesen  enthalten 
sie  kohlensaure  und  schwefelsaure  Erden  und 
Alkalien,  Jod-  und  Bromsaure  Salze  in  verr 
.schiedenen.  Verhältnissen ,.  aufster  diesen  noch 
andere  Sa lee  aber  in  geringer,  Eisen  und 'koh- 
lensaures Gas  in  einigen  jedoch  in  beträchtli- 
cher Menge.  ,5) 

.«*)  Unter  den  Ghlorsahen  nimmt  in  Bezug 
auf  die  Menge,  Chlornatriurn  die  erste  Stelle 
ein  y  Chlorcalcium  und  salzs  Magnesia  kommen 
dagegen  meist  in  untergeordneten  Verhältnis- 
sen vor. 

")  Bei  der  folgenden  Bestimmung  des  quantitativen 
Verhältnisses  der  einzelnen  Bestandtheile,  ist  das- 
selbe durchgehends  nach  der  Menge  Ton  seebszehn 
Unzen  Wasser  berechnet,  —  wo  diese  Menge  nicht 
Yorausgesetet  ist,  wird  es  jederzeit  besonders  emu- 
liert werden. 


-  iß  - 

Von  Jodsalzen  findet  sieh  in  mehreren  M.  q: 
Englands  in  10  Gallonen  nur  ein  Gran,—  da-f 
gegen  in  der  Mutterlauge  der  Karlshaüer  Soole 
su  Kreuznach  26,840  Gr. 

Von  den  teutschen  Jod-  und  Brom-hal«- 
tigen  Kochsalzquellen  enthalten/  an  Jiydriodsau- 
ren  Natron: 

■    ,  i      ■  » 

.   Die  Salzquelle  zu  Hall.        ...♦."  .  .  .  5,5^9  Gr: 

—  Adelbeidsqaelle  za  Heilbrunn.  •  .     •  0,912  — 

—  Soole  za  Salzbaosen.     •        .  •  .  0,590  — * 

—  Karlshaller  Soole  zn  Kreuznach«  ♦  '   •  0,043  — 
--  M.  q.  za  Luhatschowitz          •  ,  •  0,038  — • 

Der  Ragozl'tihd  Pandar  za  Kissingen.      '  •    Sparen. 

■  ■  «      ■ 

•  Nach  dieser  Zusammenstellung  ist  die  Salz- 
quelle, zu  Hall -die  reichhaltigste  an  Jod,  und 
enthalt  zugleich  sehr  wenig  Chlorsalze.  — 

Auch  die  'Bromsalze  kommen  in  diesen  M.q. 

in  sehr  abwechselnden  Mengenverhältnissen  yor; 

■;•;...  .  ■     < 

Das  Wasser  des  rothen  Meeres  enthält 
33,02  Gr.  tgrtfrobromsaure  Jtfagneaia ,  die;  Mut- 
terlauge .der  Kreuznacher  Soole  in  dreißig  Pfand» 
zwanzig  'Unzen  Brom  nach  Löwig  * 6) ,  t  die 
M.  q.  von  Pittville  in  sechs  Gallonen*  nur  einen 
Gran.  ■**)■■  •  ■ 

In  unsern  inländischen,  Brom1  haltend«!* 
Kpchsalzquellen  beträgt  ihr  Gehalt  an  Brom  im 
Durchschnjit  in  sechszehn  Unzen  nicht  .einen- 
Gran»/ — -es  enthalten  nenmlichf  *   .     r 

Öer  Ragoü-zu  Kiseangen.      «OJOOOOr.hydröbromi.Magn^ 
Per  Paiiilur.— . .  ,  —          .  0,6800 •—       —  w/i 

DieAdelheidsq.  za  Heilbrunn.  0,3000—       —       Natron« 
Die  Salzquelle  zu  Hall.  0,4140  — "      — "— "  * 

*•)  Das  Brom  and  seine  ehemjscnjm  Verhaltni«89,  Ton- 
C.  Löwig.  1829.  S.  10. 

*7)  Gairdner  a,  at  O.  S.  J  .'     .  .-■  ..    . 


—     15     — 

Menge  des  Broms  uifd  Jods  wechseln ,  sondern 
beide  zuweilen  auch  ganz  fehlen  tollen. 

.'  ,  "Wenn  man  etf  tragt,    dafs  man  erat  in  der 
neuesten    Zeit    die   M.  q.   auf  ihren  .  Jod  -   und 

*  f  ^  Atta 

•     Bromgehatt   geprüft,    so   darf  man    sich    nicht 

.     Wundern,  dafg  in  vielen  AI. q.  das  Vorkommen 

von 'Jod  und  Brofia  noch  nicht  gehörig  Consta« 

fiirt  werden  konnte« 

.....  j.  ,  ■»  ■ 

^■.:  Bei  einigen  ^ns;lysen  haben  Irrungen  Statt 
gefunden  x9),  —  in  pndefn,  welche  sopst  alt 
Muster  der  Analysen  yoo  M.q.  gelten,  wurde 
flfif  Jod-  und  Brdmgehalt  zu  wenig  berück- 
sichtigt« 

*'  .y?*$n  S*CJ1  °'Ä8  Vorkommen  von  Jod  und 
ßr|i>m  in  manchen  M.  q.  als  nicht  qpnstant  er- 
Weisen  sollte,  so^lonrite  dadurch  allerdings  die 
Beftäußtung  von  Struve  Bestätigung  erhalten, 
nach  welcher  in  einzelnen  das  quantitative  Ver- 
hältnifs  de»  yomidtend^»  wesentlichen  Bestand« 
tbeile  nicht  nur  oft  wechselnd,  sondern  aucb 
<J&  Vorkommet!  anderer  Bestandtheite,  welche 
wernyl  wesentlich  für  die  Mischung,  wie  für 
die; "Wirkung  des  -Ganzen  scheinen,  unbe- 
ittritthl  und  von  äüfsero  zufälligen  Einflüssen' 
abhängig  ist. 

Oh  und  zu  verschiedenen  Zeiten  wieder- 
fcfelte  Analysen  können  hierin  aHein  entscheid 
den,  und  haben  in  Bezug  auf  Jod  und  Brorii* 
SHsi&  Thfll  ancb  schdn  bei  einigen  M.qu.enl- 
seMeiäsv  Die  von  Vvgtl  und  Kastner  zu  rer-r 
JBhiedineii  Zeiten*  unternommenen  Analysen  ha* 
ben  in  den  M.  q*  von-  Kissingen  hydrobromsan- 
r$e~  Natron*  —  Vogtl*  Dirigier  und  Fuchs  in 
der. Adel teiaseuelle  Jod-  upd  Brom-  saure  Salze 

,#)  Brmdt*  Axch.  Bd,  XIX.  S.  268.  B**  XX«  S.  146.  * 


w     17  .— 
An  schwefelsaurer  Kalkerde  enthalten:. 

Die  Soole  zu  Salzhhaosen*   •        •        .        «     11,170  Gn 

Der  Ragozi.  •        .        *        •        •     '  •        2,500  —. 

Der  Pandur.         •        .        .        .        .        •       0,750  — 

An  schwefelsaurem  Natron : 

Der  Ragozi 2,000  Gr. 

Der  Pandur •       •       1,750  — 

Die  M.q.  zo  Hall  enthalt  an  schwefelsaurer  TaJkerd« 
nur  0,537,  Gr. 

e)  Der  Eisengehalt  ist  in  diesen  M.q.  sehr 
verschieden  f  in  dem  Ragozi  sehr  beträchtlich. 


/ 


An  kohlensaurem  Eisen  enthalten: 


Der  Ragozi.         •       .       •  »  .  .  0,680  Gr. 

Die  KarUbalL  Soole«    •        .  •  9  •  0,475  '— 

Der  Pandur.                 ♦       •  •  •  .  0/450  — 

M.q-  von  Luhatac^owitz.  .  .  .  6,107  — 


/)  Mangansalze  kommen  meist  nnr  in  sehr 
geringer  Menge  vor« 

Vom  salzs.  Mangan  enthalten  die  Karlsball.  S. 
0,837  Gr.  (die  Mutterlauge  derselben  32,246  Gr.  >9 
—  yon  kohlens.  Mangan  die  M.q.  zu  Lubat- 
»cbowitz  0,054  Gr.,  der  Ragozi.  Pandur,  die) 
Karlsh.  und  Tbeodorsh.  S.  nur  Spuren. 

g)  Von  den  gasförmigen  Bestandtheilen  ist 
das  kohlensaute  und  das  Kohlen  -  Wasserstoffgas 
zu  erwähnen;  an  ersterem  sind  die  M.q.  Ton 
Kissingen  sehr  reich'  (der  Ragozi  enthält  26,2$ 
KJfcoll,  der  Pandur  28,85  K.Z.),  —  Kohlen- 
Wasserstoffgas  ist  nur  in  der  Adelheidtquelle) 
aufgefunden  worden,  in  100  K.Zoll  Wasser 
4,00  K.  Z. — 

Vom  Stickgas  fand  Kastner  in  dem  Ragozi 
und  Pandur  nur  Spuren.  a0) 

*•)  Kästner'*  Archif.  Bd.  IV.  S.  318. 

Ienni.LXXXI.R5.Sti  B 


-     18     -        '. 

h)  Reich  an  Lithionsalten  'Ist  im*  dl«  A.  • 
n  Hall ,  sie .  enthält  6,038  Gr.  salz*,  oi 
0,527  Gr.  Schwefels.  Lithion,  —  die  CarltU 
S.  nur  0,057  Gr.  —  Spuren  von  koblensvL 
thion  finden  sich  in  dem  Ragojri,  dem  Pandi 
und  der  Carlsh.  Soole. 

z)  An  Kieselerde  enthalten: 

Der  Ragozi  zo  Kifemngen.     •  ;               . .  2£tM 

Der  Pandar  —       —          .  ♦  .         .  JJU/t  • 

Die  M.q.  za  Lahatschowitz.  •  #  ■    V  t\SSI- 

Die  Adelheidsqaelle.     •        •  •  •  .  •   ■  (tflf 

Die  übrigen  in  diesen  BLq.  annilllnfan  flr- 
standtheile  kommen  nur  in  sehr  geringst  Ste- 
ge yor*     . 

Vßn  TcohlensaUrem  Strontian  eÜddutll 
"Bf. q.  yoa  Luhatschowits  0,050  Gr.,  .eHeK$ 
Ton  Kissingen  nur  Spüren,'-«-  an  phagpUQ** 
rem  Natron  enthalten  der  Bagon  O^lT^ttt 
der  Pandur  0,050  Gr. ,  —  an  phosphors*  Jbß* 
erde  die  Salzq.  zu  Hall  0,108  Gr.  ,  — '  aaja£ 
jsaürer  Kalkerde  die  M.q.  vom  ta&atsabmK 
0^053  Gr. ,  —  an  Thonerde  der  Ragozi  O^lffNeV 
der  Pandur  0,050  Gr. ,  die  Cariehall.  So0fcfft 
Spuren. 

Hinsichtlich  der  Temperatur  der^Lo,' 
sich  folgende  Verschiedenheit? 

Die  Adelheidsq.  hat  die  Temperatur  tob  ^ 

Die  Salzq.  za  Hall.    •        •       ♦  .     •  .     ■ 

Der  Ragozi  •       •       ♦        *  •  - 

Die  Soolq.  zo  Salzbinsen.         •       •  .  ,U-] 

—    —     -~  Kreoznaeb.         •        •  « 'IS- 


Die  für  den  mediciaischen 
üge  Frage,  ob  die  genanntei|  J|L  tj,  dura) 
Transport  kicht  zersetzt  und  dadnrch  a* 
ihrer  Wirkung  wesentlich    Verändert  'ja* 


I 


kann  nur  die  Erfahrung  beantworten.  In  der 
.  versendeten  Salzq.  von  Hall  konnte  Fuchs  vod 
dem  reichen  Gehalt  Ton  Lilhion  keine  Spur 
ermitteln  2J).  Obgleich  TFetzler  behauptet  aa), 
dafs  in  dem  Ragozi  zu  K.  das  kohlensaure  Gas 
sehr  fest  und  innig  an  das  Wasser  gebunden 
sey,  so  zeigt  doch  die  Erfahrung  in  der  Wirkung 
des  an  der  Quelle  getrunkenen  und  versende« 
ten  eine  grofse  Verschiedenheit,  und  es  scheint, 
dafs  derselbe  durch  den  Transport  wegen  sei- 
nes yerbältnifsmäfsig  reichen  Gehaltes  an  kohlen- 
saurem Eisen  leicht  zersetzt  wird.  Diesem  Ue- 
belstand  würde  sich  wohl  durch  die  top  Ber- 
zelius  empfohlene,  in  K.  Franzensbad  aj)  und 
Pyrmont  eingeführte  verbesserte  Füllung  mit 
'''kohlensaurem  Gas  leicht  abhelfen  lassen. 

.2.  Wirkungen.  Die  diesen  M.  q.  eigefptbüm- 
liehen,  ausgezeichneten  Hauptwirkungen  wer- 
den bedingt  durch  den  .Verein  von  drei,  sefcr 
verwandten,  sehr  analog  wirkenden  Bestaqd- 
theilen  und  ihren  Salzen,  —  dem  Chlor,  Jod 
und. Brom;  —  je  gröüser  die  Aebnlicfrkeit  der 
"Wirkung  der  einzelnen  an  sich  ist,  um  so  mehr 
.  mufs  die  Wirksamkeit  aller  in  dieser  Verbin- 
dung erhöht  werden. 

Bevor  ich   mich   zu    der  Wirkung  dieser 
~  M.q.  seihst  wende,  verweile  ich  nur  einen  Au- 
genblick bei  der  ihrer  Hauptbestandteile. 

Wie  kräftig  und  eingreifend  die  Chlor*olzt> 
t  besonders   Chlornatrium  und  Chlorcalqum  Mrir- 

»»)  K  Wetzler  d.  Adelheid«].  S.  119.  120. 

*»)  E.   Wttzler  über  Gesundbrunnen  und  HeilbSdts. 
II.  S.  561. 

»■)  JE.  Osann$  Darstellung  der  bekannten  Beilq.  B4. 
IL»,  ti. 

B2 


—     2£     -i 

Wirkungsart  dasselbe  darch  diese  Verbindung«» 
befähigt ,  und  warum  dasselbe  eben  deshalb  in 
scheinbar  sehr  heterogenen  Formen  Ton  Krank> 
heiten  mit  so  günstigem  Erfolge  benutzt  we£ 
den  kann. 

Brom,  obgleich  bis  jetzt  ungleich  seltener 
als  Heilmittel  in  Gebrauch  gezogen,  als  Jod, 
acheint  in  seiner  Wirkung  doch  diesem  gana 
analog.  In  Folge  der  deshalb  angestellten  Ver- 
suche behauptete  dieses  schpn  Barihiz  *4).  — 
JPourche  *')  wendete  es,  gleich  dem  Jod,  mit 
ausgezeichnetem  Erfolge  innerlich  und  aufser- 
lich  bei  Skropheln  und  Struma  tymphaiica  an« 
Magendie  a6)  empfiehlt  es  nicht  blofs  bei  Skro- 
pheln, sondern  auch  bei  Leiden  des  Uterinsy- 
atems  zur  Wiederherstellung  der  Menstruation, 
und  RouUn  *7)  versuchte  die  Analogie  der  Wir- 
kung des  Jod,  Brom  und  Chlor  zu  erweisen« 

Wenn  die  kohlensauren  Erden  und  Alka- 
lien, besonders  aber  das  kohlens.  Natron  in 
vielen  Beziehungen  analog  den  chlorsauren  Sal- 
zen wirken,  so  unterscheiden  sie  sich  doch  Ton 
ihnen  wesentlich  dadurch,  dafs  sie  mehr  die 
Sensibilität  des  Nervensystems  in  Anspruch 
nehmen ß  und  in  der  Sphäre  des  Vegetations- 
processes  eine  noch  tiefer  eindringende  che- 
niisch-dynamische  Reaction  hervorrufen,  eine 
noch  kräftigere  Umänderung  der  Gewebe  der 
weich ern  and  festern  Gebilde,  eine  stärkere 
Verflüssigung   ued  chemische  Umstimmung  der 

*«)  Frorktfs  Notizen.  Bd.  XXII.  §.  144. 

**)   Froriqfs    Not.    Bd.  XXU.    S.  287.  —    AUgera. 
med.  Annal.  1830.  S.  275, 

*«)  Fror  Ups  Not.  Bd.  XXVL  S.  140. 

*7)  Behrend  u.  Moldenhawer's  ntuas  Joaou  Bd.l«  $.96. 


_     23     - 

mehr  die  ausleerenden  tfirkungän   der  übrigen 
Salz«  zu  verstärken* 

Der  Lithionsalze  würde  ich  nicht  erwäh- 
nen, wenn  nicht  die,  Salza.  von  Hall  in  Oe- 
sterreich  eine  verhaltnifsmäfsig  sehr  grofse  Menge 
davon  enthielte,  —  die  gröfste,  welche  bisher 
in  M.  q.  aufgefunden  wurde.  Noch  sind  die 
Wirkungen  der  Lithionsalze  zu  wenig  be- 
kannt, um  über  ihre  Wirkungen  an  sich,  und 
Doch  weniger,  um  über  ihr  pharmakodynami- 
aches  Verhältnis  zu  andern  Bestandtheilen  in 
Mineralwässern  urtheilen  zu  können.  Sehr  her 
achtenswerth  für  die  Wirkung  der  S.  q.  zu  Half 
scheint  indefs  der  schon  erwähnte  Umstand, 
dafs  Fuchs  in  dem  versendeten  Wasser  keirif 
Lithion  vorfand,  und  wichtig,  wenn  wieder- 
holte Analysen  des  versendeten  M.w/ft  gleicht 
Resultate  liefern  sollten.  «— 

Durch  den  Verein  so  wirksamer  Beatatfd- 
theile  erhalten  die  Jod-  und  Brom  -  haltigen 
Kochsalzquellen  unstreitig  eine  wichtige  pbar- 
makodyna mische  Beziehung  zu  der  Sphäre  des 
Vegetationsprocesses,  durch  welchen  eine  krank- 
haft erhöhte  Secretion  hervorgerufen,  aber  zu- 
gleich auch  eine  Verminderung  der  krankhaf- 
ten Störung,  und  endlich  eine  Rückbildung  und 
gründliche  Beseitigung  des  Krankheitspuoduktes 
vermittelt  werden  kann,  wenn  die  Thätigkeit 
dieser  Sphäre  zu  einer  kräftigen  Reaqtion  dqrch 
diese  Heilquellen  angeregt  und  erhoben  wird» 

Innerlich  und  äufserlich  angewendet,  wir- 
ken sie  daher  analog  den  alkalischen  Kochsalz- 
quellen ,  nur  vermöge  ihres  Jod  -  und  Brom- 
gehalts noch  reizender  und  eindringlicher  auf 
die  so-  und  excernirenden  Organe,  namentlich 


V 


—     25      - 

derungen,  namentlich  bei  Vorwalten  ron  pla- 
stischer Lymphe,  eiweifsstoffhaltigen  Flüssig- 
keiten and  dadurch  bedingten  Ablagerungen« 

Eine  vieljährige  Erfahrung  hat  über  ihre 
Wirksamkeit  entschieden.  Belege  dazu  lieferten 
neuerdings  über  die  M.  q.  zu  Kissingen  E.  Wetxr 
ler  •«;,  Friedreich  a9),  EL  von  Siebold  IO), 
Maas  ■»)  und  Pf euf er,  »*)  —  über  die  Salzq. 
su  Hall  Arming  st),  —  die  M.q.  zu  Lubat- 
schovtitz  /.  v.  Vering  ,4),  —  über  die  Adel- 
beidsq.  2?.  We&zXer  •*),  —  über  die  S. quelle 
su  Salzbauseti  Graf*6)  und  Möller  "),  — 
über  die  S.q.  zu  Kreuznach  Prieger.  ") 

*•)  E.  Welzlers  Gesnndbr.  a.  Bader.  Tb.  II.  8.  659. 
—  Nachträge  and  Zusätze,  S.  23  —  95.  —  w:$ 
Beschreibung  der  Gesandbr.  za  Wipfeld,  Kissingen, 
Bocklet  a.  Brackenaa.  8.  24 

••)  J.  Friedreieh's  Notizen  über  Baiern's  Bäder  und 
Heilq.  8.  71.  05.  91. 

••)  El  von  Siebold  Beschreibung  d«  Heilq.  zu  K.  1828. 

»»)  J.  A.  Mmm  Kissingen  n.  s.  Heilq.  2.  Aufl.  1830. 
8.  83  — 158.  —  Journ.  d.  pr.  Heilk.  Bd.  LI V.  8t.  4. 
S.  118.  119. 

•*)  Pfeufer  im  Journ.  d.  pr.  Heilk.  Bd.  LXX.  St  2. 
8.  .29. 

•*)  Die  Jod-  u.  Lithion - haltige  Salzq.  za  Hall,  von 
Arming.  8.  57—89.  100. 

•4)  J.  v.  Veringt  eigenthuml.  Heilkraft  verschiedener 
M.  wasser.  8.  34. 

**)  Die  Jod-  und  Brom  -  haltige  Adelheids^.,  von  E. 
Wetzler.  8.  59  —  88. 

■  •)  Ueber  die  M.  q.  zu  Salzhausen,  von  Oraff.  S.  12  - 16. 

*  ')  C.  Ph.  Müller  •  Mittheilung,  aus  der  Erfahrung  über 
die  Soole  zu  Salzhausen.  S.  32 — 130. 

••)  J.  E.  P.  Prieger  Kreuznach  u.  s.  Heilq.  S.  33.  — 
Josra.  d.  pr,  lleUk.  Bd.  LXXXI.  St  3.  8.  120. 


—     27      - 

od  äufserlich  mit  sehr  günstigem  Er- 
tat.  Prieger  sah  in  Kreuznach  nach 
rauch  der  dortigen  Bäder  die  verschie- 
den und  hartnackigsten  Formen  der  Skro- 
schwinden  und  eine  dauernde  Gene* 
en. 

nveterirte  rheumatische  und  gichtische 
den$  —  Lokallleiden,  Afterbildungen 
jke,  Ablagerungen  Ton  Krankheitspro- 
Verdickungen  und  Verhärtungen  der 
beiden  und  Gelenkbänder,.  Auftreibun- 
Anschwellungen  der  Knochen  ,  Steifig- 
chylosen ,  in  Folge  von  rheumatisch« 
$n  Metastasen  oder  acuten  Hautaus- 
,  namentlich  wenn  gleichzeitig  skro- 
oder  syphilitisch -merkurielle  Compli- 
vorhanden  waren ,  —  oder  allgemeine 
3  Dyskrasien  mit  Leiden  der  Digestion 
imilalion  verbunden ,  mit  Stockungen 
r  —  und  Pfortadersystem  und  Trägkeit 
akanals. 

3n  Graf  theilt  die  Geschichte  eines  Mäd- 
>o  13  Jahren  mit,  welche  seit  fünf  Jah- 
rolge  der  Blattern  fast  am  ganzen  Kör- 
trakt geworden,  nur  mit  Mühe  einige 
gehen,  ihre  Hände  zu  keiner  häusli- 
beit  gebrauchen  konnte ,  und  welche 
?m  mehrwöchentlichen  jjGeb  rauch  der 
(sq.  (sie  badete  täglich  2  mal)  so  weit 
Wurde ,  dafs  sie  alle  ^ausliehen  Ar- 
iten,  auch^ehne  Beschwerden  ge- 
^"~  meht  ganz  so  gut ,  wie  Tor 

*■  Harnwerlczeuge, 
|ache  oder  skro- 


—     27      - 

jierKch  undl  äufserlicb  mit  sehr  günstigem  Er- 
folg benutzt.  Prieger  sah  in  Kreusnach  nach 
dein  Gebrauch  der  dortigen  Bader  die  verschie- 
denartigsten und  hartnackigsten  Formen  der  Skro- 
xphelsucbt  schwinden  und  eine  dauernde  Gene-» 
ftung  folgen. 

6)  Inveterirte  rheumatischt  und  pichtische 
Beschwerden ;  —  Lokallleiden,  Afterbildungen 
der  Gelenke,  Ablagerungen  yon  Krankheitspro- 
dukten, Verdickungen  und  Verhärtungen  der 
Muskelscheiden  und  Gelenkbänder,  Auftreibun- 
gen und  Anschwellungen  der  Knochen ,  Steifig- 
keit, Anchylosen,  in  Folge  yon  rheumatisch« 
gichtischen  Metastasen  oder  acuten  Hautaus- 
schlägen, namentlich  wenn  gleichzeitig  skro- 
phulöse  oder  syphilitisch -merkurielle  Compli- 
catienen  vorhanden  waren,  —  oder  allgemeine 
gichtische  Dyskrasien  mit  Leiden  der  Digestion 
und  Assimilation  verbunden,  mit  Stockungen 
im  Leber—  und  Pfortadersystem  und  Trägkeit 
des  Darmkanals« 

Schon  Graf  theilt  die  Geschichte  eines  Mäd- 
chens yon  13  Jahren  mit,  welche  seit  fünf  Jah- 
ren in  Folge  der  Blattern  fast  am  ganzen  Kör- 
per contrakt  geworden,  nur  mit  Mühe  einige 
Schritte  gehen,  ihre  Hände  zu  keiner  häusli- 
chen Arbeit  gebrauchen  konnte,  und  welche 
Dach  dem  mehrwöchentlichen  ^Gebrauch  der 
Adelheidsq.  (sie  badete  täglich  2  mal)  so  weit 
hergestellt  wurde,  dafs  sie  alle  häuslichen  Ar- 
beiten verrichten,  auchvehne  Beschwerden  ge- 
ben konnte,  jedoch  nicht  ganz  so  gut,  wie  vor 
ihrer  Krankheit. 

c)    Chronische  Leiden  der  Harnwerkzeuge, 
bedingt  durch  gicbüscbe,  syphilitische  oder  skro- 


—     20     «. 

Stockungen,  fehlerhafte  Bildungen  ,  Retentionen 
und  Suppressionen  der  Menstruation,  Bleicht» 
sacht,  Unfruchtbarkeit,  Wassersucht  ubd  Ver- 
härtungen der  Ovarien.  / 

EL  von  Siebold  rahmt  mit  Recht  in  Fäl- 
len dieser  Art  die  Heilq.  Ton  Kissingen;  Maa» 
bat  ihre  ausgezeichnete  Wirkung  durch  neuere 
Erfahrungen  bestätigt;  an  diese  schliefsen  sich 
die  yon  Arming  mitgetheilten  Beobachtungen 
Ton  der  erfolgreichen  Wirkung  der  Salzq.  zu 
Hall  hei  Anomalien  der  Menstruation  mit  skro- 
pholoser  Diatbesis ,  and  in  einem  Fall  bei  Ver- 
härtung der  Ovarien.  — •  Gleich  günstige  Re- 
sultate beobachtete  Prieger  in  Kreuznach,  and 
rühmt  besonders  die  mit  Mutterlauge  verstärk- 
ten Bäder.  —  Eine  Frau,  welche  an  Indu- 
ratio  Colli  Uteri  litt,  and  siebenzehn  Jahre  un- 
fruchtbar gewesen,  wurde  von  der  Verhärtung 
geheilt,  und  der  Heilung  folgte  baldige  Schwad- 
gerschaft and  glückliches  Wochenbett. 

e)  Leiden  der  Schleimhäute,  vorzüglich 
des  Darmkanals,  Verschleimung  und  Schwä- 
che der  Verdauungswerkzeuge,  vorzüglich  wenn 
sie  mit  Störungen  der  Organe  der  Assimilation 
und  Trägheit  des  Darmkanals  complicirt  sind. 

Wie  hülfreich  in  diesen  Krankheiten  der 
Ragozi  sich  bewährt ,  beweisen  aufser  den  durch 
den  Druck  bekannt  gewordenen  Erfahrungen,  der 
glückliche  Erfolg  der  letzten  Jabre  an  den  zahl- 
reichen Kranken,  welche  den  Ragozi  an  der 
Quelle  tranken;  —  an  sie  reihen  sich  die  Re- 
sultate des  Gebrauchs  der  Adelheidsq«  and  der 
Salzq.  zu  Hall. 

f)  Stockungen,  Auftreibungen  und  Verhar- 
tungen  der  pmremohymat'ösen  Eingeweide  df$  Vn> 


—     31     — 

Soolbader  zu   Sälzhansen  bei  den  hartnäckig 
-  eten  trocknen  und  nässenden  Flechtenausschlägen. 

h)  Chronische  Nervenkrankheiten.  - —  Bei 
materiellen  Ursachen,  Stockungen  in  den  Un- 
terleibsorganen und  dadurch  bedingter  krampf- 
hafter Verstimmung  der  Gangliengeflechte,  lei- 
stet der  innere  Gebrauch  des  Ragozi  und  der 
verwandten  M.  q.  oft  ausgezeichnete  Wirkung, 
—  verspricht  aber  wenig  Hilfe,  wenn  die  Lei- 
den rein  dynamischer  Art,  blofs  Folge  von  ei- 
•  ner  krampfhaften  Umstimmung  der  Nerven  sind. 
Ausgezeichnete  Erfolge  lassen  sich  dagegen  in 
solchen  Fällen,  so  wie  in  Neuralgien  anderer 
Theile , „ hysterischen  Leiden,  unvollkommenen 
und  vollkommnen  Lähmungen  der  Extremitä- 
ten, von  der  äufsern  Anwendung  dieser  M.q., 
so  wie  der  Soolen,  in  Form  von  Wasserbädern' 
erwarten,  *— 

4.  Form  der  Anwendung.  Benutzt  wer- 
den sie: 

a)  Als  Getränk,  kalt  oder  kunstlich  er- 
wärmt, allein  oder  mit  Milch,  —  ihre  Gabe 
bedingt  der  gröfsere  oder  geringere  Gehalt  an 
festen  Bestandteilen  und  die  davon  abhängige 

Wirkung. 

.  » 

b)  Als  Wasserbad  %  —  als  ganzes  oder  ort« 
liebes ,  —  als  Halbbad  bei  Krankheiten  des  Un- 
terleibs.    Sehr  erhobt  wird  die  Wirkung  die- 

.ser  Bäder   dureh  Benutzung    der  Mutterlauge, 
.besonders  wenn  letztere  an  Brom  so  reich  ist, 
wie  die  zu  Kreuznach. 

e)  Umschlag  und  Waschung  bei  Geschwü- 
-ren,  Flechten,  Drüsengeschwülsten,  namentlich 
«Kröpfen;  endlieb  .   ■     • 


—     3S     — . 

hciilif,  auch  tdu  bedeutender  oder  weniger  be- 
deutender Rückwirkung  seyn  mi 


Yerhältnilsmäfsig  sied  bis  jetzt  toö  den 
Yielen  3L  q.  nur  eioe  kleine  Zahl  auf  Jod  und 
Brom  geprüft  worden,  und  auch  diese  wenigen 
bedürfen  noch  wiederholter  Prüfungen,  um  nicht 
blofs  das  constante  oder  wechselnde  Vorkom- 
men dieser  Stoffe,  sondern  auch  das  quantita- 
tive Verhältnifs  derselben  festzustellen.  Bei  de- 
nen, in  welchen  der  constante  Jod-  oder  Brom- 
Gehalt  ermittelt  ist ,  durfte  für  die  Mischung 
des  Ganzen  die  Gegenwart  von  chlorsauren 
Salzen,  so  wie  ihr  Gehalt  Ton  flüchtigen 
Bestandmeilen  besondere  Beachtung  verdie- 
nen, in  sofern  hierdurch  innigere  oder  we- 
niger innige  Verbindungen  mit  den  flüchti-  - 
gen  und  den  salzfähigen  Bestandteilen  bedingt 
werden. 

Was  Ton  der  Bedeutung  der  einzelnen  Be-  - 
standtheile    für    das    MischungSTerhältnib    des 
Ganzen   gilt,   gilt  auch  Ton   der  Wirkung  der 
selben« 

Struve  behauptet  sehr  wahr  *9):  „In  ei-, 
ner  M.  q.  ist  kein  Bettandtheil  gleichgültig; 
auch  der  kleinste  hat  seinen  Antheil  an  der 
Gesammtwirkung,  betäfoe  er  auch  für  sich  schein- 
bar keine  Wichtigkeit/'  und  hat  dies  an  Ter« 
schiedenen  Erden  nachgewiesen ,  welche  nn  sich 
nur  in  höchst  geringer  Menge  vorkommend», 
bedeutungslos  zu  seyn  scheinen ,  und  doch  we- 
sentlich zur  innigen  oder  weniger  innigen  Vcrw 

.*»)  Die  künstl.  M.  wasser   ton  Stnm.  Britta  Haft., 
S..46. 

Ionrn.LXXXI.B.6f5t,  C 


—     35     — 


aeyn  wird;  —  und  ee  siebt  n  hoffen ,  da& 
durch  wiederholte  sorgsame  Analysen,  and  um- 
sichtige  Torartheilsfreie  Prüfling  der  Wirkung 
der  M.  q.  y  in  welchen  bisher  sowohl  das  Vor- 
handeneeyn,  als  das  quantitaÜTe  Verhältnis 
Ton  Jod  und  Brom  noch  unsicher ,  ja  sweifel- 
baft  war,  es  gelingen  wird,  die  chemische 
Constitution  und  die  pharmakodjrnamieehe  Be- 
deutung derselben  genauer  $a  ermitteln,  so 
wie  die  Indurationen  mu  ihrer  «weckmäfsigon 
und  erfolgreichen  Benuttojig  noch  fester  «p 
begründen.  '.  :*i\.wi\ 


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Ton  einst 

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tuberculösen  Entartung  und  Zerstörung  der 
Lungen  und  des  linken  Eierstock* 

Als  Beitrag 

fcur  Pathologie  der  Phthisen. 

(Eingesandt) 


„Vie  WahrhäLüt  in  iZott, 
Wetö*  <fa*  Forsche*." 


JJas  Jahr  1833  war  das  verhäugniCsTolkte 
lies  bisherigen  Lebens.  In  ihm  enteil«  not  der' 
Tod  meine  theure  Gattin,  wenige  Tage  nach 
Vollendung  ihres  27sten  Lebensjahres» 

Doch  es  kann  hier  nicht  meine  »Ablicht 
seyn,  der  Verblichenen  ein  wohlverdientes  Denk- 
mahl der  Liebe  zu  setzen ,  und  meinen  Empfin- 
dungen über  diesen  Verlast  Worte  so.  leihen: 
die  eigentümliche  Gonstellation  ihrer  Ktank> 
heitsumstände  ist  es  "vielmehr,  welche,  wit, 
mich's  bedünjct,  \iele  meiner  Kunst  verwandten 
in  mannichfacher  Hinsicht  interessiren.  dürfte, 
und  die  defsbaljp  über  sie  und  ihre  Leiden  31- 


-     «7     —     . 

fentlich  zu  sprechen  mich  veranlagt.  Je  Ke* 
her  aber  mein  Geist  in  der  Erinnerung  bei  ihij 
der  Unvergefslichen ,  verweilt,  und  je  mehr 
Beruhiguugsgründe  ich  selbst  in  der  wiederübl- 
ten  Prüfung  aller  einzelnen  Vorgänge ,  in*  pa* 
thogenetitcher  sowohl,  alr  therapeutischer  Rück* 
sieht  zu  finden  glaube,  um.  so  williger  such* 
ich  der  von  der  Wissenschaft  an  mich  erge- 
henden Aufforderung  zu  genügen,  da  es  zumal 
etwas  Anerkanntes  ist,  dafs  fylittheilungen  übey 
Krankheiten ,  welche  Aerzte  an  sich  selbst  oder 
an  Personen  beobachtet  haben ,  die  ihnen  durch 
die  engsten  Bande  der  Verwandtschaft  naht 
stehen,  und  die  sie  nicht  blofs  täglich  ein-  odqr 
ein  Paarmal,  sondern  zu  allen  Tageszeiten  ***> 
hen  und  gleichsam  allseitig  durchforschen  konn« 
ten ,  ibrer  gröfsern  Authenticität  wegen  von  btH 
sonderem  Werlhe  zu  seyn  pflegen.  —        *    ■  .i 

i 

Was  die  hier  beobachtete  Anonymität-  an- 
belangt, für  welche  ein  Jeder  leicht  vollgültig« 
Gründe  auffinden  wird,  so  glaube1  ich ,'  da  ich 
mir  wohl  ■  schmeicheln  darf,  der  verehrten  Re* 
daction  dieses  Journals  von  einer  nicht  vw* 
dächtigen  Seite  bekannt  zu  seyp,  dafs  dadurch 
der  Sache  selbst  kein  wesentlicher  Abbruch} 
geschieht*  — 

Meine  Frau  ward  auf  dem  Lande  geboren, 
und  verlor  schon  frühzeitig  ihre  beiden  Eltern« 
Die  etliche  und  dreifsig  Jahre  alte  Mutter  starb 
1810  im  Wochenbett,  ohne  dafs  ich  jedoch  die 
näheren  Krankheitsverhältnisse  derselben  an- 
zugeben vermag,  und  der  Vater,  ein  Vierzi- 
ger, wenige  Jahre  darauf  an  der  Luogensucht. 
Dieser  zuletzt  genannten  Krankheit  unterlag 
auch  vor  fünf  Jahren  der  leibliche  Oheim  müt- 
terlicher  Seits ,     ungefähr   in  dem.  Alter   von 


—    38    - 

SO  Jahres«  Von  Outen  yier  noch  lebenden  Ge- 
schwistern, zwei  Brüdern  und  zwei  Schwe» 
eterq,  sind  die  letztern  beiden  gleichfalls  brüst* 
schwach,  und  es  steht  sehr  zu  befürchten,  dab 
die  unverkennbare  Disposition  zur  LungenphthiM 
sich  bei  ihnen  über  kurz  .oder  lang  entwik- 
kein  wird. 

Ans  solchem  Blute  entsprossen,  hatte  auch 
meine  Frau  eine  stärker  ausgeprägte  lymphati- 
sche Korperconstilution  erhalten.  Daher  war 
sie ,  ihren  eigenen  und  den  Angaben  ihrer  al- 
teren Geschwister  zufolge,  als  Kind  sefcr  aaf- 
geschwämmt,  und  öfters  mit  Drüsenanschwel- 
lungen und  Tin.ea  capitis  scrophulosa  behaftet. 
Da  sie  aber  ohne  Verwandte ,  welche  der  Er- 
ziehung derselben  sich  hätten  annehmen  kön- 
nen, dastand,  kam  sie,  nach  dem  Tode  der 
Eltern,  als  Kind  von  6  Jahren,  in  eine  gre- 
isere Stadt  zu  ihrem  Vormunde  in  Pensios, 
und  dadurch  in  eine  änfsere  Lage,  die  mest 
geeignet  war,  die  krankhafte  Diaposition  tie- 
fere Wurzeln  schlagen  zu  lassen,  alt  sie  U 
▼erwischen. 

Unter  so  ungünstigen  Verhältnissen  rer- 
lebte  das ,  besonders  durch  seine  Pseudogeschwi- 
iter  somatisch  und  psychisch  schwer  bedruckt! 
Mädchen  eine  freudenleere  Kindheit;  doch  wer- 
den ,  wie  diefs  bekanntlich  so  häufig  der  Fal 
ist,  in  der  Epoche  der  Pubertätseotwickeluof 
alle  die  früheren  Spuren  der  scrophulosen  Djf- 
crasie  bei  ihr  auf  eine  sehr  täuschende  Wein 
übertüncht.  Als  ich  sie  in  ihrem  19ten  Le- 
bensjahre kennen  lernte,  war  sie  eine  blühendf, 
woblgewachsene  Jungfrau  ron  mittlerer  Statut 
mit  einem  äufserst  zarten,  doch  keineswegs*, 
wie  es  sonst   bei  scrophtdossn  Indiriduen  U 


,-     39    — • 

sey»  pflegt,  bleichen,  sondern  getund  autse- 
henden ,  durchaus  reinen  Teint ,  bläalicbea  Au- 
gen ,  blondbraunem  Haar,  und  von  lebhaftem 
Temperamente.  In  ihrem  20aten  Jahre  heirft- 
tbete  ich  sie. 

Allein  ton  dieser  Zeit  an  ging  ihre  Ge- 
sundheit merklich  zurück,  und  bald  mufste  ich 
zu  der  schmerzlichen  Ueberzeugung  gelangen, 
dafs  ich  in  ihr  eine  nur  äuberst  schwächliche 
Gattin,  die  einer  kräftigeren  inneren  Lebens- 
energie  sehr  entbehrte,  besafs.  Während  der 
ersten  Schwangerschaft  litt  sie  viel,  nicht  allein 
an  den  gewöhnlichen,  diese  Katastrophe  be- 
gleitenden ,  sondern  .  auch  an  andern  Zufallen, 
welche  auf  eine  pathologische  Reizbarkeit  de» 
Nervensystems  hindeuteten,  und  sie  ihrer  Kräfte 
in  einem  hohen  Grade  beraubten.  Die  Entbin- 
dung von  einem  schwachen  Mädchen  hielt 
schwer,  ward  jedoch  ohne  operative  Kunst- 
hülfe durch  die  Kraft  der  Natur  selbst  voll- 
bracht. Ihrem  Wunsche  und  meiner,  auf  den 
kräftigsten  Granden  sich  stützenden,  Vorliebe 
für  das  Selbststillen  zufolge,  nährte  sie  mit.  ei- 
ner reichen  Fülle  von  Milch  ungefähr  9  Mo- 
nate lang  unsern,  hierbei  zu  seinem  grofsen 
Vortheil  körperlich  sich  entwickelnden,  Lieb- 
ling, welcher  sich  auch  bis  jetzt  im  Ganzen 
stets  wohl  befunden  hat ,  und  von  allen ,  auf 
eine  Scrophulosis  hindeutenden  Symptomen  voll- 
kommen frei  geblieben  ist. 

Nicht  lange  nach  dem  Entwöhnen  des  Kin- 
des ward  meine  Frau,  die  während  des  Stil- 
lens einer  ziemlich  ungetrübten  Gesundheit  sich 
erfreut  hatte,  zum  zweiten  Mal  schwanger, 
■  Die  mit  diesem  Zustande  verbundenen  Beschwer- 
den  kamen   den   früheren   gleich,  und  leider! 


—     40     — 

zog  sie  sich,  vermutblich  durch  eine  Erkaltung 
im  vierten  Motiate   der  Schwangerschaft  (Mitte 
Kovember  1827)  eine  heftige  Enteritis  zu,   die 
auf   das   antiphlogistische    Heilverfahren    weh, 
und  zwar    ohne    dafs    diese   Krankheit  und  die 
dagegen    in    Gebrauch    gezogenen  ,     unmittelbar 
auf  den  Unterleib  einwirkenden  Mittel,   naineut- 
lich     das     versüfste    Quecksilber ,     in    ziemlich 
reichlichen  Dosen ,    das  Oleum   Ricini  u.  *•  w., 
vor    der   Hand    einen  nachtheiligen    Ein  flu  fs  aof 
das,   bald  darauf  durch  Bewegungen  sich  Juiod 
tbuende    Leben     der     Frucht    genuTsert   hätten; 
doch    zeigte    sich    seit   dieser  Unterleibsentzüo- 
dung  fortwahrend   ein    Zustand    von  erhöhtet« 
Reizbarkeit  der  Verdauungsorgane  ,   so  wie  öf- 
ters etwas  Blutabgang  aus  den  Genitalien,  und 
nachdem    meine    Frau    den  ersten    Weihnacht«- 
feiertag  bei  einem  fröhlichen  Mittagsinahle,  ge- 
gen   mein    strenges    Verbot,     ein    Paar  Glaser 
starken    Bischoils  zu  trinken  sich  erlaubt  hatte, 
erfolgte  in  der  nächsten  IN  acht  ein  Abortus  von 
einem   ungefähr   5  Monate  alten ,    vrohlgebilde- 
ten  Knaben.     Erwähnungswerth  hierbei  ist,  dals 
bei   der    schnell    verlaufenden    Entbindung  das 
ganze  Ovulum  unversehrt  herausgestofsen  ward, 
und    der   Fötus,    nach  Eröffnung    der    Eihäute, 
zu    wiederholten   Malen    vollkommen    in-  und 
exspirirte,  auch  einmal  einen  schwachen,  wie- 
selnden Laut  von  sich  gab,  wahrend  der  Herx- 
schlag  über  20  Minuten  lang    deutlich  bemerkt 
werden   konnte,    die  (iliedmafsen  aber  sich  auf 
keine  Weise  eigenmächtig  bewegten,  —  Erschei- 
nungen, die  für  die  forensische  3Iedicin  in  mehr- 
facher   Hinsicht   nicht    ohne    Interesse    sind.  — 
Die  sehr  schwache  'Wöchnerin   bedurfte  einiger 
Monate  Zeit ,   ehe  sie   wieder    zu    Kräften  p- 
langen  kc  uto. 


—     41     — 

Die  hierauf  erfolgende,  von  vielen  höchst 
lästigen  Zufällen,  namentlich  von  empfindliche« 
Schmerzen  in  der  ganzen  Schoofsgegend ,  von 
Ohnmächten  u.  dergl,  mehr  begleitete  dritte 
Schwangerschaft  endigte,  trotz  des  Gebrauchef 
mehrerer  VoirbauungsiniUel ,  wiederum  im  5teo 
Monate  mit  einer  Frühgeburt.  Die  zwar  leb- 
Jos,  jedoch  noch  ohne  Spuren  einer  bereits  be- 
gonnenen Faulnifs  zur  Welt  gekommene  weibr 
liehe  Frucht  hatte  über  und  über  eine  auffal- 
lend blaue  Hautfarbe,  ganz  so,  als  ob  sie  ei- 
nen Erstickungstod  gehabt  hätte,  und  da  ich 
bei  der  Untersuchung  derselben  fand,  dafs,  ob- 
wohl der  Korper  übrigens  normal  organisirt 
war,  der  sehr  dünne  Nabelstrang  blofs  aus  der 
Vena  und  einer  einzigen  jLrteria  umbilicalis 
bestand,  indem  die  linke  Nabelarterie  gleich 
Ton  ihrem  Ursprünge  aus,  der  ArU  hypoga? 
•strica  an,  ganz  fehlte,  so  war  mir  es  nicht 
-unwahrscheinlich,  dafs  diese  Mangelhaftigkeit 
des  Funiculus  umbilicalis  auch  wirklich  die  Ur- 
sache der  endlich  erfolgten  Suffocation  gewe- 
sen sey. 

Die  schon  ohnediefs  schwache  Wöchnerin 
ward  durch  diese,  ihrer  Versicherung  nach, 
höchst  schmerzhafte  Entbindung  ungemein  an- 
gegriffen/ sp  dafs  sie  mehrere  Wochen  das  Bett 
nicht  verlassen  konnte;  doch  erholte  sie  sich 
allmählig  wieder,  besonders  nachdem  sie  ei- 
nige Zeit  auf  dem  Lande  zugebracht  hatte. 

Mit  dem  Anfange  des  Jahres  1829  begann 
*!  die  vierte  Schwangerschaft,  welche  im  Ganzen 
genommen  eben  so  verlief,  als  die  früheren. 
Allein  obwohl  ich  befürchten  zu  müssen  glaubte, 
dafs  sie  auch  diefsmal  ihr  normales  Ende  nicht 
erreichen  würde ,  indem  die  Schmerzen  im  gan- 


Ken  Ütrterlelbe,  besonders  aber  eine  tlecb 
und  brennende  Empfindung  auf  der  linken  i 
an  einer  bestimmten  Stelle  des  expandirten 
rus,  ferner  das  häufige  wehenartige  Orai 
nach  unten  zu,  so  wie  der  mehrmalige ,  ii 
gleich  nur  geringe  Abgang  ton  Blut  u.  s. 
offenbar  von  einem  krankhaften  Bestreben 
Natur  zeugten;  so  gelang  es  doch,  unter 
Wendung  eines  beruhigenden  Heilverfahreos, 
durch  eine  zweimalige  Venaeaectron  mm  Ar. 
diefs  zu  verhindern,  und  meine  Frau  besehet 
mich  so  im  October  mit  einem  zweiten  Utk 
den  Mädchen.  Die  Entbindung  -war  jrte« 
sehr  schwierig ,  vornehmlich  wegen  derstb 
ordentlichen  Reizbarkeit  der  Kreisenden,  n 
che  zu  den  nöthigen  K  Überanstrengungen  1 
Anspannungen  in  einem  zu  groben  Mifsverbi 
aisse  stand.  Das  Kind  war  klein,  schlecht! 
nährt,  doch  wohlgebildet  und  iebenskrü 
An  dem  Rande  der  übrigens  normal  besesd 
nen  Piacenta  aber  fielen  mir  einige  harte  Si 
len,  Ton  der  Gröfse  einer  kleinen  Walls! 
auf.  Bei  genauerer  Untersuchung  derselben  l 
kannte  ich  sie  leicht  für  krankhafte  vAfteif 
bilde.  Sie  zeigten  auf  den  Durchschnittflscsl 
eine  gelblich  weifse  Farbe,  waren  von  tJsi 
lieh  festem,  gleichartigem  Gefüge,  dabei  • 
scheinend  vollkommen  gefäTsleer,  und  hhf 
mit  dem  Gewebe  der  Piacenta  nicht  in  i 
Weise  zusammen,  dafs  sie  für  eine  unnutfe 
bare  Entartung  und  Verhärtung  derselben  & 
ten  konnten ,  sondern  schienen  sich  vielssd 
zwischen  die  Zellen  des  Mutterkuchens  hisdl 
gedrängt  zu  haben,  und  liefsen  sich  mit  eiflifi 
Mühe  aus  diesen,  ohne  Hjilfe  des  Messers,  ■ 
den  blofsen  Fingern  herausklauben.  Diese, I 
rer  ganzen  Beschaffenheit  nach,  den  TabsÜ 


—     43  ■    — 

•o  ganz  homogenen  Korper,  erregten  nicht  ge- 
ringe Besorgnisse  in  mir,  welche  ich  damals 
sogleich  zweien  meiner  ärztlichen  Collegen  mit* 
theilte,  von  denen  der  eine  dieselben  nicht 
ganz  grundlos  fand,  der  andere  hingegen  jene, 
Ton  ibiri  jedoch  nicht  selbst  untersuchten  Kor- 
per für  nicht*  weiter,  als  für  verdickte  plasti- 
sche Lymphe,  wie  sie  nicht  selten  vorkomme, 
erklärend,  auf  meine  Ansichten  über  ihre  Natur 
und  Bedeutung  nicht  .eingehen  wollte.  Ich 
fürchtete  nämlich,  in  diesen  krankhaften  Pro- 
dukten ein  Anzeichen  voq  einer  im  mütterli- 
chen Organismus. vorhandenen  Dyskrasie  zu  fin- 
den ,  die  hier  in  Bezug  auf  beide  so  eben  erst 
Ton  einander  getrennten  Individuen  von  *  e- 
sent)ichem  Belange  seyn  möchte«  Rücksicht- 
lich der  Mutter  schien  mir  daraus  hervorzuge- 
hen, dafe  diese  wohl  über  kurz  oder  lang  mit 
einer  tuberculosen  oder  scirrhösen  Affection  des, 
Sexualsystems  bedroht  werde,  da  die  fragliche 
Dyskrasie  einmal  ihre  Richtung  nach  diesen 
Gebilden  hin  genommen  hatte;  in  Betreff  der 
fernem,  auf  eine  Reihe  von  Jahren  hinaus  zu 
berechnenden  Gesundheit  des  Kindes  aber  fand 
ich  einen  nicht  viel  geringern  prognostischen 
Anstofs,  dessen  nähere  Erörterung  ich  inzwi- 
schen hier  fehlen  lasse ,  weil  es  mein  Herz  zu 
schmerzhaft  berührt.  —  Diefs  waren  meine 
damaligen ,  zwar  nur  dunkelen,  Ahnungen ,  die 
sieb  aber  doch  auf  nüchterne  Naturbeobachtung 
und  rationelle  Folgeruog  stützten ,  —  und  hält 
man  nun  die  genannten  krankhaften  Produkte 
eines  Theiles  der,  den  Lungen  so  analogen 
Placenta  mit  der  Beschaffenheit,  welche  später- 
hin die  Lungen  meiner  Frau  selbst  und  das 
linke  Ovariura  erlitten,  zusammen,  fürwahr  so 
tauSs  diefs  als  ein  sehr  sprechender  Beweis  er- 


*-     4*    — 

scheinen,  für  wie  bedeutungsYoll  wohl  Sften 
die  ihrer  Natur  nach  richtig  erkannten  organi- 
schen Krankheiten  des  Mutterkuchens  sä  er*' 
achten  sind. 

Da  das   Stillen    des  ersten  Kindes  meine? 
Frau    gut   bekommen   war,  sich  dach  djefsaul 
Milch  genug  einfand,   und  das  schwache  Kiod 
der  Muttermilch  gar  sehr  bedurfte ;    so  gab  ich 
dem  Verlangen  derselben,  wenigstens  eine  kons 
Zeit  lang  selbst  nähren  zu  dürfen ,  nach.   Dieb 
geschah  also,  obgleich,  der  oberflächlichen  Ver- 
eiterung eines  Knuten»  der  linken  Brust  wef  es, 
dieses  Geschäft   nur  mit  der  rechten  Voflbndit 
werden    konnte,    gegen    drei  Monate  hindurch» 
wahrend   welcher  Zeit  die  nebenbei  noch  vor- 
sichtig gefütterte  Kleine,   —    ein   liebes,  ihrer 
Mutter  im  ganzen  Habitus  sehr  ähnelndes  Mit 
chen,  das  bis  jetzt  sich  immer  der  ungestört»? 
sten    Gesundheit   erfreut   hat,    — -    gut  gedisftfc 
und  die  Stillende   sich   auch   eben  nicht 'aoffil* 
lend  angegriffen  fühlte.  '. 

So   vergingen   nun   auch  die  nachstfblfW 

den  Monate,  ohne  dafs  in  der  Gesundheit ■* 

ner    Frau    sich     etwas    Wesentliches    ereigill 

hätte.     Allein  ungefähr  mit  dem  Frühjahr  1OT 

fing  sie   an ,    zuweilen   über  Beschwerden  jti 

Brust,    über    flüchtige    Stiche    durch    dieseW 

Reiz    zum    Husten ,    überfliegende     Hitze   wd 

gröfsere   Mattigkeit   zu    klagen.     Die   Mama* 

schwanden  ungewöhnlich    und    der  ganze  Kfr 

per   nahm   an    Fleisch   ab.     Ich  lief»  sie  dafc* 

im  folgenden  Sommer  den  Monat  Juli  hindwcfc 

den  künstlichen  Einser  Kesselbrunnen   trinktft 

der  ihr  auch,   im  Ganzen   genommen,  gotfl 

zusagen  schien.    Allein  kurze  Zeit  nach  Be#] 

digung  dieser  Trinkkur  bekam  sie  einef  Tsg* ! 


—     45      — 

I 

gegen  Abend  ganz  unerwarteter  Weise  and 
ohne  alle  äufsere  Veranlassung,  indem  sie  ru- 
hig zum  Fenster  hinaus  sähe,  unter  leichtem 
Hüsteln,  eine  Haemoptysis,  deren  Ausbeute  in 
einigen  Efslöffeln  voll  hellrotben  Blutes  bestand, 
und  worauf  sie  in  eine  Ohnmacht  fiel.  Die- 
selbe Beobachtung ,  dafs  selbst  an  sich  nur  un- 
bedeutendes Blutspucken  so  ungemein  erschrek- 
kend  auf  die  Personen,  welche  es  betrifft,  ein* 
-wirkt,  habe  ich  nun  schon  oftmals  gemacht, 
und  es  scheint  in  der  That  gleichsam  ein  In- 
stinkt, die  mit  diesem  Zufalle  verbundene  Le- 
bensgefahr fast  unwilJkührlich  ahnen  zu  lassen. 
Eine  sogleich  instituirte  Venaesection  am  linken 
Arme,  und  ein  kühlendes  inneres  Mittel  beru- 
higten meine  Frau  zwar  bald,  so  dafs  kein. 
Blut  wieder  zum  Vorschein  kam,  —  aber  ich 
konnte  wohl  nicht  länger  über  ein  bereits  vor- 
handenes, immer  mehr  und  mehr  hervortre- 
tendes tieferes  Lungenleiden  einen  Zweifel  he- 
gen* Darin  bestärkte  mich  namentlich  auch  die 
Veränderung,  welche  ihre  Korperhaltung  an- 
nahm; denn  nicht  allein  ,  dafs  der  ganze  Brust- 
korb mehr  eingesunken  erschien,  fing  auch  eiiie 
Scoliosis  mit  der  Concavität  nach  der  linken 
Seite  zu  merklich  an  ,  sich  auszubilden ,  ob- 
gleich zuvor  auch  nicht  eine  Spur  von  einer 
solchen  'Deformität  vorhanden  gewesen  war« 
Den  noch  übrigen  Theil  des  Sommers  benutzte 
•die  PAt.  dazu,  dafs  sie  früh  Morgens  Selters-^ 
^Wasser  mit  Milch  trank. 

Fast  gleichzeitig  mit  den  Brustbeschwerden 
Siatte.  sich   ein    in    der   Tiefe  der  linken  Wei- 
«hengegend  sitzender,    fixer,    drückender  und 
stechender,    besonders   beim  schnellem    Gehen 
Treppensteigen,    so   wie    beim    stärkern 


Kufsern  Druck  zunehmender  Schmerz  ei  b  gesteil 
und  trolz  des  Gebrauches  mehrerer  aaüphlog 
sliscber  Mittel  gegen  denselben,  namentlich  d 
Applicalion  von  Blutegeln  und  Vesicanlien,  sie 
gerte  sich  diese  Empfindlichkeit,  ohne  dafs  «t 
eine  bestimmtere  nähere  Veranlassung  dazu  au 
finden  liefe,  so  bedeutend,  dafs  meine  Frau  ii 
Januar  und  Februar  1831 ,  tinter  ziemlich  «ta 
ken  Fieberbewegungen  mehrere  Wochen  las 
das  Bett  hüten  inulste.  Ich  konnte  damals  k 
der  Diagnose  dieses  Localleideoa  mit  mir  i&lht 
eicht  ganz  einig  werden,  indefs  glaubte  ich  am 
dem  Symptomen  comp)  exe  auf  eine  entzündlich« 
Affeciioa  der  Venengeflechte  im  Becktnraum« 
schliefsen,  und  darnach  mein  allgemein«  und 
örtliches  Heilverfahren  einrichten  zu  inimea. 
Auf  diese  Weise  gelang  es  auch,  die  Heftigst« 
der  Schmerzen,  welche  von  der  genannten OV 
gend  aus  sich  vorzüglich  nach  dem  Schooh* 
zu  und  in  den  linken  Schenkel  herunterzogen 
und  womit  ein  bedeutender  Status  gaslnm 
und  hartnackige  Stuhl  Verstopfung  verbunden««, 
allmahlig  zu  bekämpfen:  in  de  Ca  blieb  jene  »rhai 
längere  Zeit  Torausgegangene  Empfindlich*!* 
in  der  linken  Ingninalgegend,  und  zwar  i«  «* 
nem  etwas  höhern  Grade  zurück,  obgleich« 
mir  nicht  möglich  war,  bei  defshalb  vried* 
holt  angestellten  Explorationen  eine  abnorm 
Härte  daselbst  zu  entdecken.  Die  Kalaincaiat 
waren  so  wie  früher  der  Periodicität  nachnHf 
mal,  der  Quantität  nach  aber  etwas  reichlich» 
Eine  vierwöchenlliche  Trinkkur  des  SchlM)- 
sehen  Obersalzbrunnens  im  Sommer  1831,  ud 
fleifsiges  Baden  in  einem  gröl'sern  Flusse,  t* 
kam  der  Pat.  so  gut,  dafs  ihre  Basel 
auf  der  Brust  sowohl,  als  in  der 
g«nd   mäfiig   waten,    und    dafs 


-     47     - 

Winter  18|£  hindurch  '  Qhrie  bedeutende  Stif-; 
rang  ihres  Korperbefiodens«  zubrachte.  Unter, 
solchen  Umständen  fing  ich  an ,  einige  Hoff- 
nung zu  schöpfen,  dafs  ihre  bisherigen  Uebel 
auf  einer  Sommerwohnung  unfern  der  $tad£| 
durch  den  nochmaligen  Gebrauch  des  genann« 
ten  Mineralbrunnens,  durch  Benutzung  der  Fl  oft* 
bader  u.  s.  w.  vielleicht  auf  längere  Zeit  sich, 
beseitigen  lassen  würden.  .Aber  wie  ganz  an- 
ders stand  es  im  Buthe  des  .Schicksals  einge- 
tragen! 

» 

In  den  letzten  Tagen  des  Mai's  entstand 
Dämlich  ganz  unerwartet  und  plötzlich , '  ohne 
eine  uns  bekannt  gewordene  äufsere  Ursache, 
eine  intensive  Pleuritis  der  linken  Seite ,  wel- 
che erst  nach  Verlauf  mehrerer  Tage  durch  die 
antiphlogistische  Behandlung ,.  namentlich  durch 
iocale  Blutentziehung  mittelst  Blutegel,  wieder 
beschwichtigt  werden  konnte«  Kaum  aber  schien 
die  Leidende  auf  dem  Wege  der  Convalescens 
zu  seyn,  als  Mitte  Juni's  der  bisherige  fast 
continuirliche  Schmerz  in  der  linken  Inguinal- 
gegend  aufserordentlich  heftig  wurde,  und  alle . 
Zufälle  einer  acuten  LocalentzSndung  hervoiw 
brachte.  Zugleich  mit  einer  grofsen  Empfind» 
lichkeit  in  der  genannten  Gegend,  die  auch., 
nicht  den  mindesten  Druck  vertrug,  ohne  dafs 
man  äufserlich  eine  Veränderung  der  Hautbe- l 
deckung  wahrnehmen  konnte,  verband  sieb  ein 
sehr  lästiges  Ziehen  und  ein  Gefühl  von. Taub- 
heit im  ganzen  linken  Beine,  so>  wie  ein  fast 
unaufhörliches  Drängen  zum  Harnlassen ,  und 
überhaupt  nach  den  Genitalien  bin«  Der  Puls 
-wir  frequent,  klein  und  härtlich,  die  Haut 
trocken,  die  Zunge  schleimig  belegt,  der  Leib 
verstopft»    Auf  die  wiederholte  Anlegung  von 


48     — 

fifotegeln  an  der  schmerzhaften  Stelle,  die  Ap 
plKahun  von  äufsern  Hautreizen,  Einreibung 
TOB  Ungttent.  Neapol.  und  Ung.  Digit.  purp 
Warmen  Cataplasuien  und  erweichenden  Ivrai 
terlarements ,  und  den  successWen  innerliche 
Gebrauch  der  Oeleuiulsionen  mit  Nitrutn,  Sa 
mlafcaolutionen  mit  auflösendenKräuterextraclei 
des  Ol.  Hicini  und  des  Merc.  dulc. ,  legte  sie 
der"  entzündliche  Sturin;  aber  jetzt  entdeckt 
ich-,  "nachdem  der  Unterleib  die  auiserordeot 
liehe  Empfindlichkeit  verloren  hatte,  und  eint 
genauere  Manualexploratiori  gestattete,  in  der 
TWe*  der  linken  obern  "Weiche  ogegend  deut- 
llefc  einen  harten  und  unbeweglichen,  beim 
Drucke  schmerzhaften  Tumor  von  der  Groll» 
'  eine*  Kind  es  köpf  es.  Ich  diagnostlcirte  eine  Dt- 
generatiun  des  linken  Eierstocks,  welche  der 
Pt»r.  wahrscheinlich  auf  eine  höchst  fjualvolli 
Weise  das  Leben  kosten  würde.  Von  welch« 
NÄtüi1",  ob  stentomalÖser,  fungfiser,  tuberculö- 
»er,  oder  möglicherweise  hydropischer,  di 
Geschwulst  war,  darüber  blieb  ich  daniah 
Ungewissen.  Dafs  ihm  aber  keine  Gravidi 
oVarii.  an  welche  derselbe  wohl  auch  er 
nette,  zum  Grunde  lag,  dagegen  sprachen, 
meiner  festen  Ueberzetignng,  nicht  allein  • 
FeMen  aller  übrigen  Erscheinungen  einer  Schi»; 
gerschaft  überhaupt,  sondern  auch  der  Dtxl 
tarn.' ''vorher  regelmäßig  erfolgte  Eintritt  " 
Katern  enien  und  eine  vorgenommene  Exploi 
fio'  vbetetricia,  bei  welcher  ich  den  Utn 
durchaus  nicht- verändert,  das  Collum  desseü* 
«bei'  etwas  nach  links  herüber  gedrängt, 
Temperatur  der  Scheide  im  Ganzen  sehr 
h3ht,  und  mit  der  äufseraten  Fir 
der  genannten  Seile  zu  an  der 
•nt  aebr  empfindliche  harte  Stt 


—     49     — 

Mein  Kurplan  ging  nun  dahin,  xuYorderst 
die  noch  vorhandene .  entzündliche  Stimmung 
möglichst  zu  beseitigen ,  und  alsdann  die  Zer- 
theilung  der  krankhaften  Geschwulst  zu  versu- 
chen. Nachdem  ich  in  diesem  Sinne  eine  Zeit« 
lang  gehandelt ,  und  zum  letzlern  Behufe  mich 
des  Extr.  Cicutae  und  der  Aqua  Lauro-cerasi 
innerlich,  so  wie  des  Ung.  merc.  mit  dem 
Ung.  Digital,  purp,,  und  späterhin  einer  Salbe 
aus  Kali  hydrojodinicum  und  Axung.  poro.  an« 
fserlich  bedient  halte,  trat  auch  wirklich,  un- 
ter merklicher  Verminderung  der  Geschwulst, 
einige  Ruhe  ein,  so  dafs  die  Pat.  im  August 
ein  Paar  Wochen  auf  dem  Lande  zubringen 
konnte,  wo  sie  durch  den  Gebrauch  von  Bä- 
dern und  die  wohlthuende  Einwirkung  eines 
Milchdiät  den  Verlust  ihrer  Korperkräfte  wie- 
der einigermafsen  zu  ersetzen  hoffte.  Allein 
die  im  Stillen  fortglimmende  Entzündung  de* 
Geschwulst  fachte  sich,  yermuthlich  zunächst 
nach  einer  Erkältung  bei  etwas  rauherer  Wit- 
terung ,  und  wohl  auch  in  Folge  der  im  Wa- 
gen erlittenen  Erschütterung ,  von  Neuem  an, 
und  erstieg  sehr  schnell  eine  solche  Höhe,  dafs 
das  Leben  in  die  anfserste  Gefahr  gerieth.  Des 
Hauptsitz  der  Entzündung  und  der  Heerd,  von 
'welchem  dieselbe  ausgegangen,  war  zwar  un- 
verkennbar die  mehrerwähnte  Geschwulst  in 
der  linken  Inguinalgegend ;  aber  die  Intume- 
acenz  verbreitete  sich  jetzt  über  den  ganzen 
Unterleib  mit  allen  den  übrigen  Symptomen 
einer  heftigen  Peritonaeitis. 

Mittlerweile  war  ich  so  glücklich  gewesen; 
für  das  Interesse  der  Leidenden  einen  Kunst« 
verwandten  zu  gewinnen,  der  eben  so  reich 
an  Erfahrung,  als  aasgestattet  mit  klastischer 

Jeura.LXXXI.B.5.0t  D 


*i 


—      50     — 

Gelehrsamkeit ,  mir  acht  hulfreich  und  colle- 
gialisch  zur  Seite  stand,  und  sowohl  dadurch 
als  durch  sein  humanes,  erinuthigendes  Betra- 
gen gegen  die  Kranke  sich  urisern  aufrichtig- 
sten Dank  erworben  hat. 

Unter  deu  angesehenen  Umständen  galt  es, 
•in  energisches  Heilverfahren  einzuschlagen,  um 
die  auf  die  Akme  gelangte  Phlogose  zu  däm- 
pfen, und  einer  drohenden  Gangrän  vorzubeu- 
gen. Eine  wünschenswert!*  erscheinende  Fe- 
naesection  am  Fufse  liefs  sich,  der  ungemein 
kleinen  Venen  wegen,  auf  keine  Weis«  be- 
werkstelligen; dagegen  wurden  Blutegel  in  grö- 
ßerer Anzahl  auf  den  Unterleib  appticirt,  und 
ein  heftiger  Hautreiz  durch  das  Auflegen  von 
leinenen  Compressen,  welche  mit  Linim.  w* 
lat.  camphor.  getränkt  waren,  bewirkt;  hierauf 
anhaltend  wärme  Brei  Umschläge  Ton  Herb* 
Hyosc,  Capit.  Pap,  alhi  und  Semin.  Lini,  osd 
Laveinents  aus  einem  Decoctum  Specierum  emol- 
limtium  angewendet.  Diese  äufseren  Mittel, 
in  Verbindung  mit  dem  innern  Gebrauche  ölig« 
ter  Emulsionen ,  des  versüfsten  Quecksilbers, 
des  Ol.  Ricini  und  anderer  A ntipb logist ica  *er- 
•  mochten   es,    die   Entzündung   in  ihrer  Heftig* 

keit  einigermafsen   zu  brechen ;    aber  schon  io* 
y  nerhalb    der    ersten    24  Stunden    trat    ein  Zu- 

stand ein,  der  auf  eine  höchst  merkwürdig* 
Weise  mehrere  einander  direct  'widersprechende 
Erscheinungen  darbot.  In  allen  Zügen  des  blei- 
chen ,  eingefallenen  ,  mit  kaltem  Schweifse  be- 
deckten ,  wahrhaft  hippok ratischen  Gesiebte* 
zeigte  sich  das  Gepräge  der  durchdringendste 
Schmerzen  nnd  eines  innern  Angstgefühles,  toi 
dennoch  versicherte  mich  auf  mein  Befrag* 
die,  stets  bei  Tollem  Bewubtseyn  verbleiben* 


—     M     — 

•Pat.  wiederholt,  dafs  sie  körperlich  fast  gir 
nichts  leide,  und  geistig  sogair  sich  ungemein 
wohl  befinde.  Dasselbe  bestätigte  sie  öftere 
auch  in  späterer  Zeit,  wo  sie,  alles  dessen, 
was  während  jener  Tage  mit  ihr  vorgegangen 
war ,  sich  genau  erinnernd ,  den  fragliehen  Zu- 
stand als  einen  überaus  glücklichen,  wahrhaft 
seeligen  schilderte,  indem  ihr  Geist,  allen  so* 
matiscben  Beschwerden  gleichsam  entlastet,  da- 
mals in  einem  nicht  mit  Worten  genug  zu 
schildernden    Wonnegefühle    geschwelgt .  hätte. 

1     Darf    ich    eine    Erklärung  hiervon   anzudeuten  ^ 
wagen.,'*so  meine  ich  sie  darin  zu  finden,  dalp 

'  die  kränkhafte  Thätigkeit  des  gesammten  Or- 
ganismus sieb  momentan  auf  die  Sphäre  de* 
Gangliensystems  übergetragen  hatte,  und  da- 
durch dqs  Cerebralsystem  antagonistisch  um  so 
freier  geworden  war.  Doch  nicht  genügend  ge- 
löst wird  dabei  das  nähere  Wie?  und  Warum P 
dieses  physiologischen  und  psychologischen  Prot- 
blems !  — *  Jener  Zustand  dauerte  2  Tage  lang 
an,  wo'  ich  mehrmals  dem  Verlöschen  des  Le- 
bens entgegen  sah.  —  Am  4ten  Tage  aber  lieft 
die  Intumescenz  des  Unterleibes  im  Ganzem 
nach ,  die  Haut  erwärmte  sich  und  wurde  feucht, 
•s  erfolgten  einige  Sedes,  und  eine  leichte  Spur 
Von   Menstrualblutung    schien    eine  unerwartet 

*  günstige  Krise  anzuzeigen ,   als   ich  in  der  Ge- 

*  gend  der  immer  noch  sehr  empfindlichen  V^eir 
r*  chengeschwulst  eine  tiefliegende  Fiüctuation  ent- 
^  deckte*     Jetzt' fragte  sich'»,  was  zu  thun  war. 

£  Wir  dachten  von  der  einen  Seite  wohl  an  die 
pJ  Punction,    auf    die    namentlich    Griesselich   (in 

$  Rust's  Magazin  f.  d.  ges.  Heilk.  XXXV.  Bde» 
srf  a.  Heft.  1831.  p.  224  u.  folg.)  bei  einem  be- 
lli deutenden,  —  jedoch  .unter  ganz  anderen  Ver~ 

i  Jiältnissen  vorhandenen,  —  Abscesse  im  linken 

*  D  2 


—     52     — 

Orarium  Heilung  erfolgen  sahi 
andern  Seite  war  der  Heerd 
noch  so  tief,  daß  wir  uns  nicl 
l'ien  konnten,  die  erschöpfte  I 
ungemeinen  Empfindlichkeit  di 
das  lehr  Ungewisse,  einer  so  si 
und  nie  siob's  späterhin  aac 
auswies,  hier  bestimmt  unnütz 
zu  unterwerfen.  Inzwischen 
Ungewißheit  nicht  lange;  deni 
Tage,  vom  Anfange  der  acut 
zündung  an  gerechnet,  ging 
plötzlich  eine  sehr  beträchtlich 
übelriechenden ,  miTsfarbigeu  u 
kurz  so  beschaffenen  Eiters  a 
aus  Abscessen  in  inneren  Orgj 
pflegt,  nachdem  er  eine  Zeit 
geschlossen  gewesen  war.  Ii 
durch  die  letzte  Entzündung  zi 
meiie  Eierstocksabscefs  sich  in 
net.  Der  Eiterabgang  war  i 
dem  genannten  Wege  mehrer 
ziemlich  stark,  und  mit  ihm  fi 
in  der  Seile  betrachtlich  ein. 

"Wahrend  dieser  Zeit  verb 
•ehr  ruhig;  nur  selten  Husten, 
den  Schmerzen ,  kein  rerda't 
dagegen  danerlc  das  schleich 
und  nahmen  hei  großer  Ver 
die  Kräfte  immer  merklicher  i 

Nachdem  die  Ausscheidui 
Eiters  durch  die  Harn  wege  ein 
gefunden,  und  der  Unterleib  i 
cum  normalen  Umfange  gesel 
sich  Ton  Neuem  ein  empfindli 
der  kranken.  Weichengegend  e 


_     $3     - 

mutblich  in  Folge  einer  Verstopfung  der  Com- 
municationsöffnung  zwischen  dem  Abseefs  und 
der  Blase  |  der  -  Eiterabgang  einige  Tage  in 
Stocken  gerathen  war»  Warme  Fomentationen 
brachten  indefs  das  Pas  bald  wieder  in  Gang, 
und  damit  wichen  auch  die  Schmerzen* 

Trotz  des  anhaltenden  bedeutenden  Safte- 
verlustes, erholte  sich  die  Pat«,  unter  dem  Ge- 
brauche nährender  und  stärkender  Mittel,  na- 
mentlich der  Chinarinde  und  der  Malzbäder 
binnen  einigen  Wochen  wieder  so  weit,  dafs 
sie  das  Bett  auf  ein  Paar  Stunden  des  Tages 
*  verlassen  konnte.  Dieser  ruhige  Zeitraum  währte 
aber  nicht  lange ,  denn  je  mehr  das  Unterleibs- 
leiden an  Heftigkeit  abnahm,  desto  merklicher 
traten  die  Brustbeschwerden :  Husten ,  Kurz- 
athmigkeit,  Stechen  u.  s.  w.  hervor.  Dieses 
antagonistische  Wechselverbältnifs  erhielt  sich 
auf  eine  merkwürdige  Weise  während  des  gan- 
zen Verlaufes  der  Krankheit  fort,  so  dafo  ein 
beständiges  Hin  -  und  Herschwanken  der  Lei- 
den zwischen  den  Lungen  und  den  Orarien. 
Statt  fand,  und  dem  ganz  gemafs  zeigte  sich, 
auch  die  GemüthsstimmuDg  der  Kranken,  bei 
der  es  in  der  That'  höchst  auffallend  war/  wie 
sie  sich  von  neuen  Hoffnungen  belebt  zeigte, 
sobald  sie  mehr  Ruhe  im  Unterleibe  hatte,  ob- 
scbon  der  Husten  alsdann  um  so  zügelloser 
war,  und  wie  sie  sich  wieder  zweifelnd  trüben 
Ideen  hingab,  wenn  die  Unterleibsbeschwerden 
präralirten.  Ueberhaupt  legte  sie  jederzeit  weit 
weniger  Gewicht  auf  den  Krankheitszustand 
der  Brust,  als  auf  den  des  Unterleibes« 

Zu  dem,   vornehmlich  .im  Liegen  und  des 
Nachts,    heftigen  Husten  gesellte  sich   mit  der 
ein  blutig  -purulenter  Auswurf ,  jedoch  im- 


—     *4     — 

mer  nur  in  geringerer  3Ienge.  Im  Janu-ar  1833 
machte  ein  intercurrirender  Anfall  von  Entzün- 
dung der  bezeichneten  Geschwulst  die  Appli- 
cation von  Blutegeln  und  überhaupt  ein  anti- 
phlogistische* Verfahren  uöthig.  Dasselbe  war 
der  Fall  im  Februar,  wo  ich  indefs  ,  um  die 
Kräffe  der  Pat.  iu<'i<*licli«t  zu  schouen  ,  anstatt 
der  Blutegel,  von  den  Einreibungen  der  3!er- 
curialsalbe  in  einem  etwas  gröfsern  Umfange, 
und  zwar  mit  verhältnif*inäfsig  so  gutem  Er- 
folge Gebrauch  machte,  dafs  die  inflammatori- 
sche Heizung  schon  am  zweiteu  Tage  sehr  ße* 
lnaThigt  war,  und  sich  bald  ganz  verlor.  Ich 
hatte  nämlich  fast  J  Unze  Ung.  Neapol  dazu 
verbraucht,  und  die  sichtbaren  Wirkungen  be- 
standen darin ,  dafs  die  Sedet  copiöser  wurden, 
und  eine  leichte  AiTection  der  Speicheldriuei 
eintrat. 

Das  Allgemeinbefinden  der  Pal.  anlangen!, 
nabin    die    zur   ausgebildetsten    Phthisis   gedie- 
hene Krankheit  den  gewöhnlichen  ,     allbekaot* 
ten  Verlauf.     Das  Schwinden  der  Kräfte  warf 
aber,    aufser   durch    in    der  Folgezeit  hinzutre- 
tenden    colliquativen     Schweifs     und    Diarrhfti 
gegen    die  auch  die  gewöhnlichen   Palliativmit- 
tel ,   namentlich  das   Plumbum  aceticum  und  d« 
Holet us    Laricis,    so    wie    der    Cortecc    und  du 
Mores    Granatorum ,    nichts    Wesentliches  ▼eiw 
mochten,  noch  durch  fast  fortwährende  Xaiuff 
und   häufiges,    bald    nach    dem    Genüsse  eioei 
jeden  Speise  erfolgendes ,    und  bei  dem  zerrüt- 
teten Zustande   der  Brustorgane   ungemein  (pu- 
lendes Erbrechen  befördert.     Ich    leitete  dauiah 
diesen  Zufall  von  dem  consensuellen  Reize  ak 
welcher    von   dem  kranken  Eierstocke  sich  •■ 
den  Digestionsapparat übergetragen  hält«;  alhi 


—      55     — 

i  ■ 

/ 

die  Section  gab  mehr  Aufschlugt  darüber  f  lo- 
dern daraus  hervorging,  dafs  jenes  chronisch* 
Erbrechen  höchstwahrscheinlich  ¥00  einer  aub- 
inflatnmatorischen  Affection  des  Magens  selbst, 
welche  mit  dem  Erweich  ungsprocesse  dieses 
Organs  in  einem  causalen  Zusammenhange  stand, 
herrührte.  Ferner  war  es  eine  neue,  die  Gro- 
fse  der  Leiden  bedeutend  vermehrende  Er- 
scheinung, dafs  sehr  häufig  Flatus  und  auf- 
gelöste Excremente  durch  die  Urethra  abgingen* 
Es  inufste  sich  also  eine  offene  Verbindung 
zwischen  dem  Intestinum  rectum  und  der  Vt- 
sica  urinaria  gebildet  haben. 

So  wahrhaft  verzweifelt  die  Lage  der  so 
vielfach  gepeinigten  Kranken  war ,  so  hatte  sie 
doch  den  sehnlichen  Wunsch,  im  Monat  Mai 
in  die  Nähe  der  Stadt  auf  das  Land  geschafft 
zu  werden,  wo  sie  sich  selbst  von  dem  Ge-. 
nusse  der  freien  Luft,  von  dem  Trinken  fri- 
scher Kuhmilch,  vom  öftern  Aufenthalte  im 
Kuhstalle  u.  s.  w.  noch  etwas  versprach.  Wirk- 
lich war  die  Witterung  im  Mai  und  in  einem 
Theile  des  Juni  so  günstig ,  dafs  sie  sich  noch 
einigemal  in  einem  frei  liegenden  Garten  der 
erquickenden  frischen  Luft  aussetzen  konnte« 
Allein  diefs  waren  auch  die  letzten  derartigen 
Genüsse,  die  ihr  zu^Theil  wurden;  denn  mit 
der  wechselnden  und  unfreundlichen  Witterung, 
welche  in  der  zweiten  Hälfte  des  Juni  eintrat, 
und  fast  den  ganzen  Juli  hindurch  anhielt,  nahm 
das  Brustleiden ,  (in  welcher  Hinsicht  die  Pat. 
namentlich  auch  über  ein  deutliches  Gefühl  von 
Wasseransammlung  in  der  Herzgegend  klagte), 
so  wie  die  Abzehrung  des  Körpers  und  die  Er- 
schöpfung der  Kräfte  zusehends  zu.  Die  gröfs- 
len   Beschwerden   verursachte  aber  der  bereits 


wühnlt  häufige  Drang  zun 
jedesmal  nur  ein*  geringe  M 
Faecei  unter  den  empfindli 
ausgeleert  wurde.  Seihat  die 
weiche  zur  Beruhigung  und 
)if|ualifeu  Diarrhoe  durch  Kl 
wurden,  bewirkten  Reiz  tic 
Gegend,  wo  früher  die  Ge 
und  jetzt  das  Gefühl  von  W 
■nr  erst  nach  dein  theil  weise 
iicirten  Stoffe  durch  die  Ure 
Ruhe  zu  erfolgen. 

In  der  zweiten  Hälfte  de 
aphthöse  Geschwüre  des  31 
den  rie  gewöhnlich  begleitend 
faiges  Gurgeln  mit  einer  Ab! 
Teubliithen,  Borax  und  Syrupi 
teu  einige  Erleichterung,  und 
teutheils  zum  Verschwinden. 
linndeneii  Decubitus,  nSitllle 
Oi-  tacrum  und  den  Schulter! 
■ich  besonders  das  den  Tag 
derholle  Waschen  mit  mogli 
ier  und  das  längere  Aufhalte 
selben  getränkten  Waschschw 
es  schien  mit-gu 
letztere  Zeit  hindurch  die  A 
Tinct.  Thetjaica,  und  zuweil 
Tum  mit  Mucilago  Semin.  Cj 
kellen  Waschen  nnwenden, 
Bett  gestelltes  Gefäß  mit  I 
wus  genützt  hat,  will  ich 
lassen.  Kurz  es  gelang  mir 
ten  Paar  Lebenstagen,  in  W' 
l'sen  Schwäche  wegen  die  P 
Scitenlago  annehmen,  «ud  U 


?**     57     — 

darnach  sehen  konnte,  das  Aufbrechen  und 
Verechwären  der  inflammirten  Haut  zu  verhin- 
dern. Eine  merkwürdige  psychische  Erschei- 
nung, welche  icj»  scbon  mehrmals  bei  tödtlicb 
kranken  Personen  beobachtet  habe,  und  die 
sich  auch  bei  meiner  Frau  in  den  letzten  Paar 
Wochen  ihrer  Krankheit  zeigte',  war  das  täu- 
schende Gefühl,  als  ob  sie  selbst  eigentlich 
nicht  die  Leidende  wäre,  sondern  eine  andere, 
ihr  körperlich  ganz  gleiche,  Person,  mit  der 
sie  innig  sympathisirte ,  die  neben  ihr  im  Bette 
läge ,  und  sie  dadurch  schwer  belästigte.  Sie 
kam  sich  also  gleichsam  als  Doppelgeschöpf 
vor,  und  zwar  nicht  blofs  im  halbschlafenden, 
sondern  auch  im  vollkommen  wachen  Zu- 
stande, so  dafs  sie  selbst  diese  Täuschung  wohl 
einsehend,  sich  mehrmals  verwundernd  gegen 
mich  darüber  aussprach. 

Vier. Tage  vor  dem  Tode  trat  Oedema  pe- 
dum  ein,  und  wurde  das  linke  an  den  Unter- 
leib angezogen  und  im  Kniegelenke  gebogene 
Bein  zugleich  unbeweglich',  jedoch  nicht  ganz 
empfindungslos.  In  dieser  letzten  Zeit  konnte 
die  Kranke  gar  keine  Speisen  mehr  geniefsen, 
indem  auch  das  Geringste  Vomituritionen  er- 
regte. Zuweilen  nahm  sie  nun  noch  etwas  rei- 
nes Wasser,  dem  sie  vor  allem  übrigen  Ge- 
tränke den  Vorzug  gab,  zu  sich.  Ungefähr 
24  Stunden  zuvor,  ehe  sie  verschied,  wurden 
die  Extremitäten  und  das  Gesicht  kalt,  und  der 
Puls  sehr  klein  und  matt.  In  der  letzten  Nacht 
schlief  sie  unruhig,  delirirte  öfters  im  Schlafe, 
wahrend  sie  im  wachenden  Zustande  indessen 
ihr  volles  Bewufstseyn  hatte,  und  es  kam  ein 
allgemeiner  kalter  Schweifs  zum  Ausbruche, 
.Welcher  nebst  den  ihn  begleitenden  eisjeaÜÄotw- 


—     5»     — 

im  ganzen  Gesichte  ausdrückte,  und  ein  Paar 
tonlose  Worte  mit  den  blofsen  Lippen  lispelte» 
worauf  die  Gesichtsmuskeln  von  Convulsioneii 
i>efal!en  wurden,  und,  nach  einem  gen  Hinv» 
mel  gerichteten  seelenvollen  Blicke,  ihre  lebt* 
haft  glänzenden  und  mit  Thränen  gefüllten  Ant- 
igen sich  auf  ewig  schlössen.  — 

Den  Tag  nach  erfolgtem  Tode  machte  ein 
College  mit  Meisterhand  die  Section.  Die  Ge- 
sichtszüge zeigten  eine  vollkommene  Rühe,  und 
keine  Spur  einer  Suffocation.  Die  Augenlieder 
waren  geschlossen,  und  ein  für  die  Thanatolo* 
'gie  besonders  wichtiges  charakteristisches  Merk- 
mal, welches  die  Angabe  Rey's  («Sur  la  patho- 
ginie  des  quelques  affections  de  Taxe  citibro- 
spinal  etc.  Paris  1834.) ,  dafs  die  Menschen  bei 
vollkommenem  Unversehrtseyn  des  Gehirns  mit 
geschlossenen  Augen  sterben ,  während  das  Ge*- 
gentheil  bei  bedeutenden  Hirnverletzungen  nur 
alsdann  geschieht,  wenn  das  Gehirn  zuerst  ab- 
stirbt, in  vollem  Maafse  bestätigte,  da  der  Tod 
in  diesem  Fülle  so  unverkennbar  von  den  Lun- 
gen  ausgegangen  war,  und  sich  nur  erst  secun- 
där  des  Gehirns  bemächtigt  hatte.  Der  gerade 
gestreckte  Körper  war  über  und  über  phthi- 
sisch abgezehrt ,  die  linke  Seite  des  Thorax 
mehr  eingesunken ,  als  die  rechte.  In  der  lin- 
ken Weichengegend  zeigte  sich  ein  lnifsfarbe- 
ner,  braun -blauer  Fleck,  ungefähr  von  der 
Gröfse  eines  Handtellers. 

Die   Eröffnung    der    Kopf  höhle  glaubte  ich 
dem  Secanten  ganz  ersparen  zu  können* 

Brusthöhle.     Die  Lungen  fanden  sich  nach 

oben  und  hinten  zu  mit   den  Brustwänden  fest 

▼erwachsen.     Der  rechte  Flügel  enthielt  an  der 

•  Spitze   ein  ziemlich  grofses,  mit  glatten.  Wäo- 


_    eo    — 

den  versehenes  Eitergeschwür,  und  strotzte  übri- 
gens durch   und  durch,   bis  auf  einen  nur  sehr 
kleinen    Theil   an    der   Basis,     von    Tuberkeln, 
welche  in   ihrer  Gröfse  einer  Erbse  bis  zu  der 
einer  Wallnufs  differirten,    und  zum  Tbeil  be- 
reits denZerschmelzungspröcefs  eingegangen  wa- 
ren.    Eine  gleiche  Veränderung  hatte  der  linke 
Lungenflügel  erlitten ,  ron    dein    iodefs  ein  et- 
was  gröberes   Stück   nach   unten    zu  noch  ge- 
sund   geblieben    war.      Der    sehr    ausgedehnte 
Herzbeutel  enthielt    wenigstens    6  bis  8  Unzen 
gelblichen  Wassers.     Das  Herz  selbst  wariw** 
ungewöhnlich  schlaff,  doch  im  Uebrigen  normal. 

Bauchhöhle.     Das  Omentum  majm  adhärirte 

mit  seinem  untern  Rande  fest  am  Peritonaeunu 

Die  Leber  war  wohl  doppelt  so  grofs  f   als  im 

Normalzustände,    blutleer,    von    weijsgelblichtr 

Farbe,    äufserlich    sowohl  als  innerlich  auf  fa 

Durchschnittsflüchen ,     dabei    ungemein    schlaf 

und  zähe.     In    der  gefüllten   Gallenblase  fände* 

sich    keine    steinigten    Concremente    vor,    0* 

ganze  untere,    der  Curvatura  maj.  zugewendet 

Hälfte  des  Magens  war  in  Folge  der  ausgab 

detslen   Erweichung  dermafsen  aufgelos't,  &*}* 

sich   nur  noch    einige   wenige    Mudera   von  d* 

sämmtlichen  Häuten  der  Magen  wände,  fad* 

Form  des  Spinnepewebes ,    xvahrnehmen   lief** 

Die  obere,  der  Cuvalura  min.  entsprechend^]* 

doch  iceit  kleinere  Hälfte  des  Magens  dagef& 

erschien  verdickt,  verhärtet,  und  an  einigen  fr 

ten ,  besonders  längs  der  sehr  marJctrten  Gratf* 

welche    den    Magen   in    die    angegebenen  beisß 

Theüe  trennte,  mifsfarbig.     Aehnlich  dunkeln1* 

gefärbte  Stellen    zeigten   sich   auch    hie  und  • 

io    den    l Fandungen   des  von  strotzenden  i"*f 

sen   Gefäfsen  durchzogenen  Darmkanals*  & 


—     61     — 

meseraischen  Drüsen  waren  eben  so  hart 
und  angeschwollen,  wie  man  sie  in  Kin- 
dern antrifft,  welche  an  der  Scrophulosis  und 
^ttrophia  meseraica  gelitten  haben*  Die  .Nie- 
ren wurden  ungemein  schlaff  und  weich ,  und 
in  ihrer  Substanz  in  sofern  verändert  gefunden, 
als  die  verschiedenen  einzelnen  Theile  dersel- 
ben sich  nicht  deutlich  von  einander  unterschei- 
den liefsen,  sondern  unter  einander  gleichsam 
verschmolzen  zu  seyn  schienen.  Die  Milz  und 
das  Pancreas  waren  von  normaler  Beschaf- 
fenheit. 

Beckenhohle.  Ueber  diese  etwas  hinaus  bis 
in  die  Bauchhöhle,  ragte  das  in  eine  tubercu- 
lös-steatomatöse  Masse  degenerirte  Unke  Qva- 
rium'f  welches  eine  grofse,  mit  dem  Rectum, 
und  der  Vesica  urinaria  durch  zwei,  ungefähr 
einen  reichlichen  Zoll*  weite  Oeffnungen  commu- 
nicir ende  und  so  gleichsam  eine  allgemeine  Kloake, 
bildende  Höhle  enthielt»  Die  Harnblase,  wel- 
che sich  dermafsen  verkleinert  hatte,  dafs  sie 
fast  nar  einem  weiten  Kanäle  glich .  war  in 
ihren  Wandungen  verdickt,  und  besonders  nach 
hinten  zu  stark  gerötbet.  Alle  übrigen  Organe 
des  Sexualsystems  liefsen  dagegen  etwas  Krank- 
haftes nicht'  entdecken,  aufser  dafs  der  normale 
-Uterus  äufserlich  von  einer  leichten  Schicht  pla- 
stischer- Lymphe  überzogen  war,  so  wie  sich 
überhaupt  in  der  ganzen  Umgegend  der  absce- 
^dirlen  Ovariengeschwulst  feste  Adhäsionen  und 
noch  deutliche  Spuren  einer  allgemeinen  Ent- 
zündung  aller  Theile  vorfanden. 


IH. 

Erster  Jahres! 

das    Bad    zu    I 

nach  dem 
mit  weil.  Herrn  IHedicinalrath 
Ki-hafllich    geführten    Tagehuri 

Beobachtungen  beari 


Dr.  b.  c  p.  a.  » 

BaJear/le    dn*elljsl 


... 


XJoch  et  ist  Zeit,  den  abge 
wiederanzuknüpfen.  —  Wir  1 
sen  im  verflossenen  Jahre  vorheri 
lieilsgaltuogen  noch  einige  am 
machen,  gegen  welche  sich  d 
serer  Bader  von  jeher  nicht 
Keigte ,  die  aber  diesesmal  de 
tenere  Fülle ,  indefs  mit  nicht 
gern  Erfulg  der  Kuren  darbo 
hören : 

G.    Die  chronischen  Uebei 
zeuge,  gegen  welche  unter  ICK 


-.     63     — 


i       ■  ■  •■  »  < 


3  (genau  2,86)  bei  uns  Hülfe  sachten  iait  dorn 
Erfolg  ron  40  Proc.  für  1. 

40    —   — •  IL 

20    —    —  III. 

Auszuzeichnen  war  ein  Fall  Von  Blasen-« 
hämorrhoiden,  womit  ein  72  Jahre  alter  Mann, 
der  früher  an  blinden  hämorrhoiden  gelitten, 
seit  einem  Jahre  behaftet  gewesen  war.  An- 
fangs hatte  sich  zwischen  dem  Urin  Blut  ge- 
zeigt, später  Schleim,  und. das  Uriniren  war 
schmerzhaft  geworden«.:  La,o  sulphur.  minderte 
seit  einigen  Wochen  das  Uebel,  daher  war 
£ilsen  empfohlen  worden»  —  Beim  innerlichen, 
.und  aufserlichen  Gebrauch  des  Schwefelwassere 
/vermehrten  sich  in  den  ersten  8  Tagen  alle 
Beschwerden  dermaben  ••  dafs  Patient  schon  im 
JBegriff  stand,  abzureisen;  —  dann  aber  wurde 
alles  besser,  und  nach  3 wöchentlicher  Kur  .war 
.der  glückliche  alte  Mann  schon  im  Stande ,  alt 
geheilt  (?)  in  sein  Geschäftsleben  zurückzu- 
kehren, 

H.  Skrophulose  Drüsenübel ,  eben  so  unge- 
wöhnlich sparsam  (2,28  Proc),  obwohl  gegen 
diese  Leiden  so  viel  bei  uns  auszurichten  steht« 
Der  Erfolg  yon  25  Proc.  für  I. 

50    —    —  II. 

25  —  "  —  III.  scheint  dieses 
•es  hinlänglich  zu  beweisen, 

/.  Von  solchen  Personen ,  die  an  Syphilis 
gelitten,  meistens  anhaltend  oder  viel  Merkur 
genommen  hatten,  dennoch  entweder  nicht  gründ- 
lich geheilt,  mit  larvirter  Lues  behaftet,  oder 
•wegen  Zweifel  an  einer  gründlichen  Heilung 
die  Kur  in  Elisen  -gebrauchten,  wurde  die 
Hälfte  mit  4er  beruhigenden  Gewifsheit  einer 


06     — 

einige  Fülle  von  örtlichen 
h  mechanischen  Verledun- 
interhaltene  Ab  sc  esse,   ein« 

nach  erysipelatoser  Ent- 
schenkels,  —  ein  krampf- 
blingeu,  welches  besonder» 
■n  veranlagt,  Würgen  und 
hatle,  dann  auf  längere  Zeit 
meiden  nöthigte;  —  für  die 

ein.  nervöser  Kopfschmerz, 
t.  dijßcil.  (nach  Scharlach), 

Amblyopia  amaurolica\  die 

endlich  mehrere  Fälle  der- 
gleichen von  Hartnäckigkeit, 

Heiserkeit  verbunden,  und 
i  aus  der  Nase,  der  wahr- 
11  unzugänglichen  Knochen- 
le  herrührte,  und  so  wenig 
trbaupt,  die  übrigens  wohl 
nschoupfen    und  Einspritzen 

s  verändert  oder  vermin- 
die  Auflösung  des  Kreosot'» 

unwirksam,  und  so  war« 
ron  der  durch  den  Herrn 
mpfohlenen  Anwendung  dei 
■  zu  erwarten  gewesen.    — 

Verhältnisse,  z.  B.  in  wel- 
alwasser  bei  nnserm  Bad» 
i  wurden,  so  wie  das  der 
i  Kurgästen  etc.,  bieten  ei- 
—  Unter  100  Personen  der 
denn  die  Landleute  trinken 
ssige  M.  wasser,  es  ist  daher 
hältnifj    auf  eine   geringer» 


—     64     — 

gründlichen  Heilung,  oder  hier  erst  gene 
aJs  geheilt  entlassen,  während  bei  den  übr 
eine  Verschlimmerung  der  Lokalleiden,  und 
Noth wendigkeit  eintrat,  aufs  Neue  Quecksi 
zu  reichen.  Alte,  unvollständig  geheilte  L 
in  dem  Gefolge  derselben  verdächtige  Gi 
oder  Flechtenübel,  an  denen  man  nicht  zu 
terscheiden  weifs,  welchen  Antheil  die  L 
das  Quecksilber,  die  Gicht  oder  der  Hej 
daran  habe,  wo  zwischen  Lues  und  91er 
gleichsam  ein  Waffenstillstand  eingetreten,  bt 
neben  einander  sich  dulden,  durch  Hülfet 
derer  Beimischung  sich  gleichsam  amalguni 
haben,  ohne  sich  zu  neutralisiren  ,  finden \ 
kanntlich  als  Räthselkrankheiten  in  dem  Seh? 
felwasser  die  gewünschte,  oft  aber  nicht 
wünschte  Lösung,  weil  wieder  Merkur  ge, 
ben  werden  mufs.  Merkwürdig  dabei  ist 
nes  Tbeils  die  durch  den  Schwefel  in  integr 
restituirte  Wirksamkeit  des  Quecksilbers,  i 
deren  Theils  das  friedfertige  Nebeneinander! 
ken  dieser  sonst  gegenseitig  unduldsamen  1 
tel.  Der  Schwefel ,  ohne  die  Wirkung  < 
Merkurs  merklich  zu  beeinträchtigen ,  sehe 
vielmehr  das  alte  feindliche  Verhältnifs  de« 
ben  zur  Lues  aufzufrischen.  Jedoch  trifft  < 
Fall  nicht  jedesmal  ein;  oft  mufs  auch  mit d< 
Schwefehnitlel  temporisirt,  oder  gänzlich  ai 
gesetzt  werden ,  um  nach  st  dem  mit  dem  Quet 
silber  kräftig  einschreiten,  etwas  ausrichten 
können ;  der  Schwefel  hat  alsdann  seine  Seh 
digkeit  schon  gethan ,  wenigstens  das  Ten« 
gesäubert. 

K.   Gar  zu    einzeln  vorkommende  Ueb 
die  anderswo  sich  nicht  unterbringen 
waren  für  die 


—     66     — 

I.  Abtheilung:  einige  Fälle  yod  örtlichen 
Knochenleiden  nach  mechanischen  Verletzung 
gen  und  dadurch  unterhaltene  Abscesse,  eine 
Knochenauftreibung  nach  erysipelatöser  Ent- 
zündung des  Unterschenkels ,  —  ein  krampf- 
haft behindertes  Schlingen,  welches  besonders 
durch  gröfsere  Bissen  veranlafst,  Würgen  und 
Brechen  zur  Folge  hatte,  dann  auf  längere  Zeit 
alles  Schlucken  zu  meiden  nöthigte;  —  für  die 

II.  Abiheilung  ein.  nervöser  Kopfschmerz, 
Fälle  von  Menstruat.  difficiL  (nach  Scharlach), 
Fluor  albus  \  für  die  > 

III.  ein  Fall  von  Amblyopia  amaurotica\  die 

IV.  Abtheilung  endlich  mehrere  Fälle  det>» 
leiben  Uebels,  dergleichen  von  ({artnäckigkeil» 
Stockschnupfen  mit  Heiserkeit  verbunden,  und 
ein  Fall  von  Geruch  aus  der  Nase,  der  wahr« 
.scheinlich  von  einem  unzugänglichen  Knochen« 
leiden  der  Stirnhohle  herrührte,  und  sp  wenig 
durch  die  Kur  überhaupt,  die  übrigens  wohl 
bekam ,  als  das  Einschnupfen  und  Einspritzen 
des  Schwefel wassers  verändert  oder  vermin« 
dert  wurde.  Auch  die  Auflösung  des  Kreosot'« 
eingespritzt,  blieb  unwirksam,  und  so  wäre 
denn  auch  wohl  von  der  durch  den  Herrn 
Geh.  Rath  Vogel  empfohlenen  Anwendung  des 
Asants  nichts  weiter  zu  erwarten  gewesen.   — 

Auch  andere  Verhältnisse,  z.  B.  in  wel- 
chen fremde  Mineralwasser  bei  unserm  Bads 
zu  Hülfe  genommen  wurden»  so  wie  das  der 
neuen  zu  den  alten  Kurgästen  etc.,  bieten  ei- 
niges Interesse  dar*  —  Unter  100  Personen  der 
gebildeten  Klasse  (denn  die  Landleute  trinken 
meistens  nur  das  hiesige  M«  wasser,  es  ist  daher 
dieses  Zahlen  -Verhältnib  auf  eins  geringer» 
Jean.  LXXXI.B.  6.8t,  B 


—     67-    — 

tes  System  zur  Folge  hat.  Der  praktische  Arzt 
ordnet,  wie's  ihm  am  zweckmäfsigsten  scheint,  -— . 
die  Krankheiten  bald  nach  ihrem  Grundwesen 
oder  Charakter,  bald  nach  ihrem  natürlichen  Sitze, 
bald  nach  ihren  Formen ,  —  so  "auch  der  Bade- 
arzt. Wicht  eigentlich  dieser,-  der  Heilquell  selbst 
führt  diejenige  Ordnung  ein,  die  ihm  ex  usü. 
und  seinen  Heilwirkungen  am  besten  ent- 
spricht; —  er  lehrt  den  Arzt  (a  posteriori)  sich 
ein  natürliches  System  schaffen,  dessen  einfa-, 
che  Grundlage  er  selbst  ist  '  und  bleibt.  So 
fangt  der  Arzt  damit  an,  das  einzig  ihm  zu 
Gebote  stehende  Hauptmittel,  das  Wasser,  mit 
•Welchem  er  ein  Heer  Tön  Krankheiten  zu  be- 
kämpfen sich  anheischig  macht,  auszuprobiren, 
alle  Eigenschaften  desselben  für  sich  oder  im 
Conflict  mit  leblosen  und  lebenden  Dingen  oder 
Kräften  kennen  zu  lernen,  er  Versucht  und  prüft 
die  Wirkungen  desselben  an  Gesunden  und 
Kranken >  Jernt  dadurch  die  constanten,  dem 
Mittel  eigen thümlichep ,  Ton  unbeständigen  und 
zufälligen  .absondern ,  den  Unterschied  zwischen' 
Erst*,  Letzt-  und  Nachwirkungen  feststellen,, 
die  Vor-  und  Nachtheile  derselben  abwägen, 
auf  letztere  überall  Bedacht  nehmen,  ihneo 
vorzubeugen.  Dieses  führt  ihn,  da  er  an  dem 
Heilmittel  selbst  nichts  ändern  kann,  als  etwa 
die  Form  ^  auf  verschiedene  Wege  und  Mittel 
es  anzuwenden,  die  Wirkungen  zu  mäfsigen 
oder  zu  verstärken ;  —  endlich  völlig  eingeübt, ' 
orientkt  in  dem  Bereiche  seines  Heilmittels, 
vertraut  mit  den  Indicationen ,  durch  die  Er- 
fahrung belehrt,  welche  Arten  und  Formen  von 
Krankheiten  demselben  unterthan  sind,  welche 
nicht,  —  bis  dahin  auf  empirischen  Wegen 
und  Umwegen  gelangt,  fragt  er  sich  endlich, 
um  doch  auch  etwas  Theorie  in  da»  Ganaa  au 

E2 


-      69     — 

und   Händen   dei  Ungläubigen  neuer  SdhUmm, 
anfänglich  weifslich  und  rahmartig,  später  eine 
schwärzliche  Farbe  und  theerartige  Beschaffen- 
heit annehmend.     Und  dennoch  hört  man  noch 
fragen:  „wie  bereiten"  —    oder  gar:  „wie  fa- 
briciren   sie  ihren  Schlamm?"   — '  eben  so  gat 
könnte    man    fragen;    „wie   fabriciren   sie  ihr 
Wasser?'7     Dafs  sich  so  gut  Schlamm,  als  Mi- 
neralwasser künstlich  bereiten  lassen,   bezwei- 
feln wir  gar  nicht,  woher  sonst  auf  einmal  der 
viele  Schlamm,  dessen  natürliches  Vorkommen 
siebt  so  häufig  ist,  als  das  der  Mineralwässer? 
Es  kommt  gar  Vieles  darauf  an,  wie  die  Quel- 
len, ob   tief  oder  hoch  gelegen  sind,  an  Ber- 
gen oder  im   Thale    zu   Tage   kommen ,    und 
wenn .  man   auf  Schlammablagerungen  rechnen, 
darf,    ob    der    Boden    in    der  Umgebung   der 
Quellen  noch  original ,  nicht  durch  Beimischun- 
gen   von  verschiedenem  Material,    dergleichen, 
zur   Anlage   der   Promenaden    und  Gärten  die- 
nen ,  verunreiniget  worden  sey  ?   Die  Lage  Eil- 
sens  ist  in  diesem  Betracht  die  günstigste.    Der 
Böden ,  -in  welchem  bei  uns  der  beste  und  rein- 
ste Schlamm  auf  die  Weise  wie  Torf  gegraben 
-wird,  —  in  dem  nächsten  Umkreise  der  Quel- 
len nämlich  ,  die  nun  gröfstentheils  gefafst  wor- 
den sind,  übrigens  nicht  gebraucht  werden,  — 
ist  noch  bis  auf  den  heutigen  Tag  in  seiner  Ori- 
ginalität   (als  Wiesengrund   benutzt)    sorgfältig 
erhalten   worden ;    die  Quellen  liegen  nahe  bei 
einander,    und  einzelne  tiefe  Senkungen  in*  der 
Nähe  derselben  boten  dem  überströmenden  Was- 
ser einen  natürlichen  Sammelplatz,  um  "an  der 
Luft    zersetzt    sein'e    Bestandteile    abzulagern, 
den  Schlamm  zu  bilden.     Dieser  wurde  bei  der 
Aufnahme  der  stärksten  Quellen  in  4  bis  5'Fufs 
mächtigen  Lagern  entdeckt,    gefunden,  —  es 


tfw  nicht  darnach  gesucht  wor 
sich  seihst  als  Heilmittel  dnr,  i 
erst  gemacht,  oder  darin  verw 
hin  war  iin  teulschen  Reich  von  I 
hadern  die  Rede  gewesen  ;  E 
Glück,  zu  Theii,  aus  dein  Schi 
pDrzulauchen,  —  der  Kul'  sei 
der ,  nU  der  ersten  und  (mai 
Zusatz)  der  kräftigsten  in  ihrer 
■ich  sehr  bald  weit  uud  breit, 
Badeorte  das  allgemeine  Signal 
anzulegen,  diese  in  die  Mode 
doch  man  unterscheide  wohl: 
verdanken  wir  den  Ruf  unsers 
gekehrt,  die  Blöde  diesem  f 
•Jod  alle  Badeorte,  die  eich  ai 
etwas  zu  gute  ihun ,  —   EUsei 

Jene  Frage  zu  beantworten 
Nach  Weisung  ,  dals  der  Scblai 
gegraben,  in  grofseri  Bebälterr 
flufs  au*  Schwele I'juellen  habe 
gesetzt,  dadurch  aufs  Neue  t 
Schwefel wasser  wiederum  in 
[sei  Reservoir  geschlemmt,  in 
rend  theils  durch  das  eigene  i 
vorquellende  (es  ist  nur  eine 
theils  durch  aus  benachbarten  I 
leitete»  Schwefelwasser  verati 
in  die  nahegelegenen  Badevt 
daselbst  mit  Seh wcfetwM w  ve 
Dämpfe  erwärmt  wird;  —  d 
graben  durchaus  alt  eine  hon 
scheint,  phne  gescbjewuit  \ 
benutzt  werden  könnte,  daTs 
aber  deshalb  uölhig  sey, 
Jahre  langen  Lagen»  in  i 


—      71      ~ 

yon  den  benachbarten  Stauden-,  Bäumen  urid 
JDächern  fort  während  trockne  Blätter,  Zweige, 
Stückchen  Kalk  «nd  Steine  hineiogerathen. 

Eine  der  bedeutendsten  Verbesserungen  un- 
serer Badeanstalt  in  den  letzteren  Jahren ,  war. 
die  Anlage  von  46  Badewannen  ans  geschliffe- 
nem Sandstein,  um  dann  separate  Schlamm- 
bäder zu  geben.  Bis  zum  Jahre  1831  bediente 
man  sich  hiezu;  des  Versuchs  wegen,  eine 
Zeitlang  der  transportablen  Wannen ,  sah  aber: 
die  Nachtheile  derselben- ein,  und  zog  jene  kost- 
spieligere Anlage  feststehender  Wannen  vor» 
Der  Badegast  erhält  jetzt,  'auf  eine  gewisse 
Badeloge,  in  dieser  auf  eine  nummerirte  Wanne, 
und  so  auch  auf  eine  bestimmte  Stunde  ange- 
wiesen, sein,  nur  für  ihn  zugängliches.  Schlamm- 
bad'; —  er  kann  dieses  jedesmal  frisch  berei- 
ten lassen ,  oder  3  bis  4  mal  benutzen ;  im 
letzteren  Falle  wird  jedoch  täglich  -  frischen 
Schlamm  zugesetzt,  weil  die  Dämpfe  das  Bad 
Jsu  sehr  verdiinnen.  Gemeinschaftliche  Schlamm- 
bäder, in  deren  jedem  5  .bis'  6  Kranke  nach 
einander  baden ,  bestehen  indefs  in  einem  an- 
deren Hause  auch  noch  für  weniger  bemittelte 
Personen.  ' 

Dafs  der  Schlamm  als  Heilmittel  in  seinen 
Wirkungen  und  seiner  Wirkungsweise  wesent- 
lich von  dem  Schwefelvvasser,  das  ihn  erzeugt, 
abweiche,  ein  ens  siti  generis  sei,  ist  schon 
oft  ausgesprochen  worden ,  und  findet  sich  all- 
jährlich mehr  und  mehr  bestätigt.  Ich  würde 
nicht  darauf  zurückkommen,  wenn  uns  nicht 
daran  gelegen  seyn  inüiste,  zu  erforschen,  wo- 
durch ,  durch  welche  Stoffe  und  Kräfte  oder 
Kraftäufserungen  der  Schlamm  Heilmittel  werde, 
alle    die    eigentlmmlichen   Wirkungen    hervor- 


—     73     — 

weilen  des  Blatt  an  der  Oberfläche  bewirkt 
wird.  Die  sich  dem  Körper  mittheilende  Wärme 
des  Schlamms  (beiläufig  gesagt,  genügt  in  die«' 
gern  eine  um  mehrere  Grade  niedrigere  Tem- 
peratur, als  die  des  Wasser bades,  an  welche 
man  gewfthnt  war,  (25°  Sshlamm  sind  ss  26 
bis  27°  Wasser)  wird  durch  den  mechanischen 
Druck,  gleich  wie  das  Gefühl  der  eigenen 
Wärme  durch  das  Aufliegen  eines  schweren  Fe- 
derbetts, gesteigert,  theils  durch  das  Zusam- 
mentreffen dieser  Einwirkungen,  theils  durch 
die  ihnen  entgegentretende  Reaction  mehr  Wärme 
als  gewöhnlich  erzeugt.  Die  Beschleunigung 
des  Blutlaufs ,  eigentlich  die  lebhaftere  Bewe- 
gung des  Bluts,  ist  unmittelbare  Folge  die- 
ser Wechselwirkungen ,  geht  nicht  vom  Herzen 
aus.  Im  Gegentheil  werden  dessen  Bewegun- 
gen langsamer,  es  schöpft  und  stöfst  gröbere 
Wellen,  aber  in  langsamerem  Tempo  fort,  aus 
dem  natürlichen  Grunde,  weil  eines  Theils  von. 
einem  schwereren  Medio  umgeben,  die  zu  be- 
wegende Blutmasse  relativ  leichter  geworden, 
also  leichter  zu  bewegen  ist,  anderen  Theils 
der  peripherische  Druck,  selbst  bewegen  hilft, 
dem  Herzen  einen  Theil  seiner  Mühe  abgenom- 
men bat.  Gleich  wie  unter  dem  Druck  einer 
schweren  Atmosphäre  bei  hohem  Barometer-' 
stände  ist  der  langsamere  Herzschlag  also  Wir- 
kung eines  energischeren  Blutlaufs,  dieser  Wir« 
kung  des  erhftheten  peripherischen  Druckes, 
welcher  einen  Theil  der  Blutschwere  absorbift 
Auf  ähnliche  Weise  Wst  sich  das  mit  Rffthung 
verbundene  Turgesciren  der  Haut  erklären,  wel- 
ches natürlich  im  Schlamme  nicht  zu  beobach- 
ten, aber  selbst  noch  im  Spülbade  sehr  bedeu- 
tend ist  ^nd  längere  Zeit  anhält,  gewöhnlich 
bei  böiger  Ruhe  einen  gemächlichen  Schweift 


I 


—     75      — 

gen  zufrieden  stellen  lassen/  so  käme'  es  wohl 
gar  wenig  mehr  darauf  an,   die  chemische  Be- 
schaffenheit und  sonstigen  'Eigentümlichkeiten, 
durch  welche  unser  Schlamm  sich  auszeichnet, 
in  Anschlag  zu  bringen;  jeder  andere  künsilich 
bereiteter    Schlamm,    irgend    ein  neutrales  Ofr 
•put  morluum  von  derselben  specifischen  Schwere, 
gehörig  erwärmt,  würde  es  dem  unsrigen  gleich*- 
tbun  können,    wie  yielleicht   anderwärts  schon 
versucht   worden   ist.     Der   Fall   16t  indefs  für 
uns  wenigstens  noch  nicht  eingetreten,   aus  je- 
nen wahrnehmbaren  Erstwirküngen  des  Schlamm- 
bades- die  übrigen  Heilwirkungen  erklären,  diese 
aus    jenen    ableiten    zu  können ;  —    wir  haben 
eigentlich  noch  nichts  erklärt,  nicht  einmal  die 
chemischen    Analysen  •  befragt.      Sollten    diese 
uns    gleichgültig    seyn,    etwas    Wirksames  in 
dem  Schiamme  enthalten  seyn  ,   ohne  zur  Mit- 
wirkung  zu   gelangen?    —  es   wäre   doch   ein 
-neues  Wunder,  und  eine  solche  Neutralität  viel 
schwerer  zu  erklären ,    als   die  active  Wirkung 
selbst.     Halten    wir  also,   vorläufig  wenigstens, 
den  Glauben  fest,    dafs    die  wunderbare  Heil- 
kraft und  Heilwirkung  unseres  Schlammes  in  sei- 
ner   ganzen   Natur,    zunächst    in    den    Stoffen,  „ 
die  ihn  zusammensetzen,  in  den  Misch ungs Ver- 
hältnissen, in  dem  eigeftthümliehen  Lehen  des<- 
'  selben ,     welches    die*  Wärme    ihm   einhaucht, 
und  dessen  Seele  der   Schwefel  ist,   begründet 
liege;     Halten    wir  uns*  an    das  Analogon,    die 
Mutter   des   Schlamms;    obwohl    wesentlich  in 
mancher  Beziehung    vom  Schwefelwasser  ver- 
schieden,' wird   es    ihm    ein    künstlich    zusam- 
mengesetzter ,    nur  ähnlicher  Schlamm  eben  so 
wenig  gleichthuq,  als  eine  künstliche  Mischung 
dem  natürlichen  Mineralwasser* 


—     77     — 

entgegengesetzter  Art  verhält  sich  die  Haut  im 
Scblammbade,  nach  der  Erscheinung  scu  uri hei- 
len, welche  sich  nachdem  darbietet.  Das.  Spül- 
wasser lauft  nicht  ab,  sondern  hängt  fest  an 
der  Haut,  gleich  wie  an  Maculatur;  —  all« 
Hautschiniere  scheint  vermöge  der  besonderen 
Affinität  des  Schwefels  -cum  Fett  hin  wegge- 
nommen, vom  Schlamme  resorbirt  worden  zu 
seyn;  —  demoho geachtet  wird  die  Hautober- 
fläche, selbst  ohne  Hülfe  des  Lakens,  schnell 
trocken,  das  nach  Wassörbädern  gewöhnliche 
Frösteln  stellt  sich  nicht  ein,  ein  Beweis  des 
gesteigerten  Hautlebend ,  und  der  fettige  Ueber- 
zug  stellt  sich  in  kurzer  Zeit  wieder  her,  reich- 
licher als  zuvor»  Besonders  auffallend  sind 
demnächst  die  Veränderungen,  welche' beim, 
längeren  Gebrauch  der  Schlammbäder  nuumehr 
in  der.  äußeren  Beschaffenheit  der  Haut  vor« 
gehen;  sie  erhält  mehr  Spannung  und  Glanz, 
wird  durchsichtiger,  saftiger,  indem  die  klei- 
nen Häutschilferchen,  die  abgestorbenen  La- 
mellen der  Epidermis  abgelöfst  und  entfernt 
worden  sind ,  —  alles  Folge  einer  reichlicheren 
Fettabsonderung*  Wohin  führt  uns  dieser  schein- 
bar geringfügige  Umstand?  nichts  natürlicher, 
als  dafs  er  unsere  Aufmerksamkeit  zunächst  auf 
die  Hautdrüsen  und  so  weiter  fort  auf  das  ganze, 
ihnen  verwandte  Drüsensystem  gerichtet  erhält« 
Ziehen  wir  dabei  in  Erwägung  sowohl  die. 
physiologische  als  pathologische  Bedeutsamkeit 
dieser  bisher,  weil  sie  an  der  Oberfläche  lie-* 
gen,  vielleicht  zu  oberflächlich  beurtheilten,  se- 
cernirenden  Organe  sowohl,  als  ihres  Sekrets, 
(von  welchem  Blumenbach  im  Allgemeinen  sagt: 
„Lubricat  solid a  et  motum  adjuvat,  nimiam 
sensilitatem  obtundit,  demum  et  entern  aequali- 
ter  diitendendo  puUhritudinm.juvtf9),  —  foenor 


—     79     *- 

nicht  schön  an  den  Hausthieren,  welche  Wich- 
tigkeit für  Gesundheit  die  Hautschiniere  habe? 
—  Beurtheilen  .wir  nicht  nach  dem  Glänze  ih- 
rer Haare  den  Stand  ihrer  Gesundheit ,    wissen, 
wir  nicht,  dafs  eine  fleifsige  Hautkultur  (Käm- 
men ,    Bürsten  ,  ■    Waschen)    für  sie  *  das   halbe 
Futter    sey?     Schon  dieses  sollte  uns  aufmerk- 
kam  machen,  uns  veranlassen,    sorgfältiger  die 
Beschaffenheit    der  Haut  hei  kranken  Menschen 
zu   untersuchen,    ihre    Bedeutungen    zu    erfor- 
schen,   die   Beziehung' jeder   Abweichung  vom 
Normalzustände    kennen    und  würdigen  zu  ler- 
nen.    Sollte  die  trockne,  welke,  glanzlose,  meh- 
lige Haut  des  scrophelkranken  Kindes  j  die  da- 
bei gewöhnliche  Glanzlosigkeit  der  Haare/ Nel± 
gung  derselben    sich    zu    verwirren ,    eine   Er- 
scheinung seyn,  die  blofö  als  ein  Folgezustand} 
als  Rückwirkung  des  innern  Drüsenleidens ,  ei- 
ner mangelhaften*  Nutrhiön,   einer  fehlerhaften 
Blutbereitung   angesehen  ,^  höchstens"  einen    se- 
miotischen  Werth  für  uns  hatte?     Sollte  nicht 
besonders   hei  Armen   in  den  häufigsten  Fällen 
Vernachläfsigung    der  Haut   die   meiste  Schuld 
tragen?     Sehen   wir   nicht   täglich,   wenn r  wir 
bei  dergleichen  Kranken  vor  allen  andern  Din- 
gen   für  eine   sorgfältigere    Hautkultur  bemüht 
sind,    die    herrlichen    Wirkungen    des  blofsen 
Beinhaltens?     Wir    wollen    aber  dem  Gegen- 
stände nocli  naher  treten,  die  chronischen  Haut- 
krankheiten selbst  ins  Auge  «fassen,  die  so  häu- 
fig durch  Vernachläfsigung   der  Haut  .ursprung- 
lich yeranlafst  werden ,    deshalb  bei  denjenigen 
Dienscheu  so  häufig  vorkommen,  die  eine  sitzende 
Lebensart   führen,   fortwährend  von  der  so  ei- 
gentümlichen   Atmosphäre  umgeben  sind,   d.ie 
wir  in   geschlossenen-  Zimmern   antreffen,  wo 
Bücher  |    alte    Papiere  und  dergleichen  aufbe- 


—  «1   — 

bei  Flechted  die  YÖrziSglkh  leidenden,  oder  neb* 
meD  wenigstens  den  gröfsten  ■  Antheil  an  der 
Erzeugung  und  Unterhaltung  dieser  Ueb'el?  — • 
Ich  glaube,  soweit  überhaupt  Beobachtungen 
bis  jetzt  geführt  haben,  und  so  wie  ich  Ton 
dem  bezeichneten  Standpunkte  ans  die  "Sache 
gern  angesehen  haben  *  möcbte,  um  -mir,  die 
'Wirksamkeit  der  Schlammbäder ,  .die,  Art  In  od 
Weise  ihrer  Heilwirkung  <er£)area  je»  können,  — 

die  Talgdrüsen  der  Haut. 

•  ■•  ■     .■  .  ■•■' 

Man  wird  allerdings  einwanden,  wenn  dem 

wirklich  so  wäre,  so  mästen  sich  andere,  diese 
Art  Tön  Hautthätigkeit,  die  Fetta'B^ondernng-  be- 
fördernde und  unterhaltende  Mittel,  z.(B.  täg- 
liches Waschen,  Reiben,  Bürsten,  wollene 
Hemden  *)>  besonders' russische  Bäder,  gleich 

*)  Bs  wird  mit ,  dieser  Bekleidung  fiberall  viel  BfüV* 
brauch  getrieben,  selbst  da,  wo  man  gar  nicht  ohne 
sie  seyn  kann,  z.  B.  in  Küsten"»  und  Gebirgsgegen- 
den, oder  aoch  in  gewissen'- Krankheitsfällen.  Ich 
will  damit  nicht  gesagt  haben  V  daß  diese  Tracht 
überhaupt  zu  allgemein  geworden  sey,  sondern  dais 
man  nicht  den  rechten  Gebrauch  ton  ihr  mache,-  aal 
der  einen  Seite  eben  so  -  viel  damit  geschadet,  als  auf 
der  andern  genützt  habe.:  Es  röhrt  dieses  von  den 
«inseitigen  Ansichten  von  Hautausdünstung  her,-  die 
sich  der  Laie  zu  machen  gewohnt  ist.  Er  glaubt,  es 
sei  schon  genug,  wenn  die  Haut  nur  ausdünste;  ob 
sie  dabei   thatig,    nnthätig   oder  leidend   sich  ver- 

>  "halte,  gilt  ihm  gleich.  Er  zieht  darum  das  wollene 
Hemd  an,  befindet  sich,  eine  Zeitlang: wohl  dabei;  — 
später  aber,  wenn  das  alte  Leiden  wieder  angeht, 
kann  er  nicht  begreifen)  wie  bei' allem  Schwitzen  so 
Viel  Rheumatismus  sich  erzengen  nnd  ihn  belästigen 
könne,  —  er  siebt  die  Unzulänglichkeit  des  garühm- 

.  ten  Verwahmngsmittels  -.ein,  und  möchte  der  Wolle 
gar  zu  gern  wieder  quitt  seyn,  scheut  sich  nur*  sie 
abzulegen.  Sehr  natürlich.  Die  Haut  will  unter 'ge- 
wissen Verhältnissen  geschützt  seyn,  sie  findet  die- 
sen Schutz  in  der  Wolle  und  Seide;  doch  darf  sie 

Jovrn.LXXXJ.B.  &.*.  ¥ 


—     83     — 

iicb,  diesem  Einwurfe  zu  begegnen,  demohi* 
geachtet  einräumen,  eines  Theils,  dafs  derglei* 
eben  Mittel  sehr  wohl  geeignet  sind,  Flechten« 
übel  zu  yerhuten,  frisch  entstandene,  besondere 
solche,  die  in  der  Form  eines  mehr  örtlichen 
Leidens,  der  Haut  gleichsam  cur  Gewohnheit, 
dem  ganzen  Körper  aber  noch  nicht  zum  Be> 
dürfnifs  geworden  sind,  dnreh  künstliche  Bä- 
der, schwefelsaure  Räucherungen  und  russische) 
Bäder  geheilt  werden;  —  anderen  Theils  aber 
ist  in  Erwägung  zu  ziehen ,  daft  es  in  atbwi** 
tigeren  Fällen  auf  etwas  inefc*  ankomme  *  ai| 
nur  die  Thätigkeit  der  Talgdrusen  wieder  her* 
zustellen,  dafs  nicht  nur  die  Quantität ,'  sön* 
dern  auch  die  Qualität  der  Haütschmiere,  nicht 
weniger  die  organische  Structur  der  Drüsen 
krankhaft  rerändert  sejrn,  diese  Degeneratio- 
Ben  mit  Krankheiten  de*  festen  Theile  und 
Säfte,  wie  sogar  häufig  mit  Leiden  des  Pfort- 
adersystems j  der  Leber  und  Harnwerkteugi 
zusammenhängen  könne  f  dafs  es  deshalb  |aj& 
eifisch  wirkender  Mittel  bedürfe,  solch« "com« 
plicirte,  in  ihrer  Complication  gleichsam  orgsW 
nisirte  Krankheitszustände  zur  Lösung,  Rück» 
bildung  und  Ausheilung  zu  bewegen,  und  dafs 
endlich  das  eigentümlich  Heilwirkende  de* 
Schlammbades,  vorzüglich  der  Schwefel  in  seiner 
eigentümlichen  Gestalt,  demnächst  der  Aggrev 
aatsustand  überhaupt  sey,  in  welchem  der 
Schlimm  als  Heilmittel  bei  uns  angewandt 
wird«     Ich   denke  mir  hier  den   Schwefel  in 

worden,  htHeti  gehen;  die  Haut  war  nachdem  glatt 
«ad  geschmeidig  geworden,  wahrend  die  Borten  an 
dar  Wolle  hingen  geblieben  waren.  Wirkte  hier  die 
Wolle  durch  etwaa  »ehr,  als  BrwSnmngj  LiehtomV 
siehong,  vieUeieht  dem  Sohlamme  analog  dw/oh  Be- 
IMeniBg  der  Fetleheoiiderang? 

92 


—     85     - 

reo,  —  und  so  auch  zachen  Hautkrankheit 
ten,  Lungen-  uod  Leberleiden,    Gicht,  ÜntejTrf 
leibsbeschwerden ,   Hämorrhoiden,  Krankheiten, 
der   Harn vverkzeuge  .etc. ,    die  entweder  .neb&n, 
einander  gleichzeitig  bestehend^,    oder  init.eia« 
ander   abwechselnd,   sich   gleichsam   ablösend'/ 
nur  der  Form  nach  verschieden,  zneisteos.  $b*ft 
durch  dieselben  Ursachen  begründet,  —  nac^H 
dem   sie   den   kräftigsten  I^jLmittela  Trotz/ge^ 
boten,     endlich    durch    den    Gebrauch   unserer 
Schlammbäder ,  nach  meiner  Ansicht  durch  Veiv 
xnittelung  des  Hautdrüsensystems,  gründlich  ge- 
beilt werden.  —  Auch  diesen  Sommer  beobach- 
teten   wir   mehrere   Fälle   solcher  Complicatio- 
nen  Ton  chronischen  Hautkrankheiten   mit  ver- 
schiedenen   krankhaften   Zuständen  der  mit  der 
Haut    in    Wechselverkehr    stehenden    inneren 
Theile;  bei  einem  Kranken,   der  eine  sitzende 
Lebensart  geführt,  Flechten,  Unterleibsbeschwer- 
den und  Podagra,  —  bei  einem  anderen,  eben- 
falls einem  Stubensitzer,    Flechten,    Gicht  und 
Hämorrhoiden ,  bei  einem  dritten  Flechten,  Ma- 
gensäure   und   ähnliche   Unterleibsbeschwerden, 
Hämorrhoiden    und    halbseitigen   Kopfschmerz 
neben   einander   bestehend,    oder  mit  einander 
abwechselnd  ;   —   in    einem   vierten  Falle  war 
ein  heftiger  Magenkrampf  und  verschiedene  Un- 
regelmässigkeiten    der   Menstruation   nach   dem 
Erscheinen  eines  Flechtenausschlags  verschwun- 
den, dieser  wurde  geheilt,  ohne  dafs  jene  Be- 
schwerden, wiederkehrten ;    —   ähnliche    Com- 
plicationen  in  einem  fünften,  sechsten  und  sie- 
benten Falle ;    zweimal   Flechten   in   Folge  ge- 
störter Hautkrisen  nach  Scharlach»     Sollten  Be- 
obachtungen dieser  Art  nicht  dazu  geeignet  seyn, 
die  Richtung  zu   bestimmen,    welche   vorste- 


—    w  — 


»H|  ■-  ,-.  ■.  ■  «    «| 


■  ■% 


IV.         , 

Praktische    Mifjtfieilungeii,: 

Dr.  Im.  G.  Bläntun$pter, 

praktischem  Arzt  und  Geburtshelfer  zu  Jena* 


•* 


/.  Merkwürdige  Flecktnkrankheit. 

Fi-*-  ....  '  ^     ■.  % » 

r.,  Holzarbeiter  aas  L,.40  Jahre  alt,  in  je** 
nem  Jugend  -  und  Mannesatteir  stets  gesund» 
nie  roin  kalten  Fieber  befallen,  mittler  Grö- 
fse,  kraft  igen  Wuchses,  lebhaften  Ansehens, 
stürzte  halb  erhitzt  im  Monat  März  1831  in 
den  kalten  Plufs,  gewann  jedoch,  nachdem  er 
kaum  einige  Minuten  im  Wasser  zugebracht, 
durch  Beistand  eines  Andern,  und  weil  er  selbst 
schwimmen  konnte,  das  Ufer,  und  rettete  sich 
vor  dem  Ertrinken.  Länger  denn  eine  Stunde 
verweilte  er,  obschon  mit  grober  Anstrengung 
arbeitend,  bei  einem  Flosse  in  den  durchnäfs- 
ten  Kleidern,  empfand  sofort  Zerschlagenheit 
aller  Glieder,  die  auch  nach  dem  Entkleiden 
bei  Fliedertheegenufs  im  warmen  Bette  ihn 
nicht  verlieft,  sich  allmählig  bis  in  die  vierte 
Woche  vermehrte ,  und  zu  welcher  sich  Blässe 
und  Geschwulst  des  Gesichts,  trockner  bohler 
Husten   und  Geschwulst  der  Fiifse  bis  in  die 


I 

eonstant;  .die  Zange  *rai4t  -nicht  reiner  *m  der 
Puls  blieb  unter  60  Schlägen.  Horripilationerf 
wurden  bei  nicht  geheiztem-  Zimmer •  stark  tuw 
pfänden-,  «der  Appetit' .war.,  gering;  der  Dürft 
SoaTsig,.  die  Kräfte  nahmen  )&b,  Stuhl  und  Urion 
Ausleerung,  waren  traget,  -dflch  Farbe  »und  Gon« 
sistenz  naturgemäft  -(-keine v  Urina  jiimentoSa)^ 
der  Unterleib  blieb  gespannt ,  die  FiHse  bis  a& 
die  Jn^nie  waren  ödemalps  '-aufgetrieben  ■  dei 
Druck  binJterliefs  tiefe.  Gruben;  taüseede  fron 
gelblich  -blafsrö'thlicben,  circumscriptep,  Flecken, 
wie  Erbsen  und  Linsen .  den  Petecbiee  äh  blieb* 
xnijnnier  Zoll  lange  Striemen  (vibices)-  -waren 
fichtbqr, *  Vtermipde^eAJedpCb.w.eder.  innerhalb 
noch-  ausserhalb  des  Bettes  ihre  Farbe  u.n4  ߻r<J- 
fse  ,  verursachten  keine.  Schmer zen ,  kein  Bren- 
nen, Jkein  Jucken*  t  Die  /Temperatur  der<F.ttfse 
war  dem.  übrigen  Körper  zwar  gleich #_doch 
nie  waren  diese  in  Schweifs  zu  bringen ,  we- 
der durch  Eiqwickelungen  in  Wachst affet9  noch 
durch  harzige  Raucherüpgep  ,  oder  trockne'  IJä- 
der.  Der  früher  vorhandene  Fufsschweils  war 
verschwunden.  -~- 

#  ■ 

Jetzt  wurde  innerlich  zum  concentrirteri 
Jnfusum  Flor.  Ckamom.  vulg.  mit  dem  Eartr. 
Flor,  Chamom.  vufg. >  nufserlich  zur  Anwen- 
dung von  trocknen  Camphordainpfen  auf.  die 
FüTse  2  Mal  täglich  geschritten,  und  sichtbar 
änderte  sich  die  Scene.  Die  Striemen  und 
Flecken  der  Füfse  waren  am  zweiten  Tage 
schon  an  Zahl  und  Gestalt  verringert,  das  Oe- 
dem  im  Abnehmen,  der  Unterleib  verlor  an 
Ausdehnung,  die  Se-  und  Excretioneu  zeigten 
•ich  thätiger,  vorzüglich  die  des  Urins,  Hu- 
sten und  Engbrüstigkeit  minderten  sich,  das 
Gesicht   verlor    das   Leacopblegirratiscbe,   und 


-.     91      — 

tiqtretendem,  Frühjahr  und  Herbst  jedesmal  drei 
|>is  vier  Monate  mit  greiser  Heftigkeit  hervor- 
brachen, und  die  Kranke  zu  jedem  Geschäft1' 
unfähig  machten.  In  der  Zwischenzeit  waren/ 
die  leidenden  Stellen  nur  sehr  empfindlich  and 
ungewöhnlich  gerotbet.  Sie  hatte  seit  zehn 
Jahren  Pfuscher,  auch  zwei  Aerzte  Ton  Rofe9 
2ehn9  zwölf  und  vierzehn  Monate  lang  anhal- 
fepd  gebraucht ,  jedoch  nur  mit  wenig  Erleich- 
terung. Die  Kranke  empfand  seit  etwa  dref 
Jahren ,  seit  welcher  Zeit  nichts  mehr  gebraucht 
Werden  war,  bei  feuchter  Witterung  ziehende, 
rheumatische,  sehr  empfindliche,  Schmerzen 
iü  den  Schenkeln  und  Armen,  wogegen  $ie 
zwar  ein  Flanellhemde  auf  blofser  Haut'trug,; 
doch  ohne  Erleichterung.  Pat.  liebte  sehr  den 
Genufs  stark  gesalzener  saurer  Speisen,  lebte 
sonst  regelmässig  und  ordentlich  y  war  noch' 
menstruirt,  und  hatte  nach  glaubhafter  Versi- 
cherung ihrer  Bekannten,  auch  nie  in  Vener© 
ausgeschweift,  noch  war  sie  je  syphilitisch  ge- 
wesen; ihr  Mann  war  ebenfalls  gesund  und 
ypn  unbescholtenem  Rufe« 

Pa  nach  sehr  sorgfaltiger  Prüfung  der! 
Kranken,  keine  bestimmte  Ursache  sich  ermit- 
teln  lief«,  erbliche  Anlage  nicht  Statt  fand, 
tiberdiefs  bereits  fast  alle  bekannten  Mitte)  yon 
den  Aerzten  fruchtlos  in  Anwendung  gezogen' 
worden  waren,  auch  ein  Vierteljahr  vor  be- 
gonnener Kur  ein  Fontanell  von  20  Fruchten 
auf  dem  linken  Oberarme  von  mir  gelegt, 
nichts  vrirkte,  so  erhielt  sie  aufrer  Verordnung 
einer  strengen  Diät  und  eines  sehr  warmen  Re- 
gimes, mit  TYeglassung  aller  sonst  so  hoch 
gerühmten  Mittel  in  ähnlichen  Hautübeln :  Reo, 
Hydrarg*  muriat.   corros*    gr.  v.   jiq9  dntitt* 


—     J5     — 

•  gesund ,■  nur  etwas  hepatischen  Ansehens,  auch 
angeblich  nie  syphilitisch  gewesen  {  litt  seit  -6 
bis  8  Jahren  an  sehr  heftigen  Rheumatismus^ 
der  die  rechte  Hüfte,  den  Oberschenkel  ■<  utfd 
das  Kreutz  einnahm.  Se4fl  früheres  nicht  ge- 
regeltes Lehen,  init  manchen  Erkältungen'  ver- 
bunden',  war  wohl  gegründeter  Weise  ab  oausm 
occasiöriälis  anzusehen ,  die  Dispositio  h erteiltet* 
ria  nicht  ausgeschlossen.  Da  Pat.  nur  mit  dem 
gröfsten  Widerwillen  zum  Arzneigebrauch  sich 
entschlofs,  Aconit ,  Belladonna,  Guajac  und  Ca- 
lomel  einige  Tage  ihm  erfolglos  gereicht  wa- 
ren, so  wurde  der  Sublimat  versucht,  wovon 
er  anfänglich  in  24  Stunden  1  Gran  in  Auf- 
losung erhielt.  Nach  4  Tagen  fingen  die  Schmer- 
zen schon  an  abzunehmen,  und  nachdem  18 
Tage  fortgesetzt,  jedoch  nach  10  Tagen  in 
balber  Dosis ,  Sublimat  genommen  worden  war, 
fohlte  sich  Pat.  von  aller  Beschwerde  gänzlich 
befreit«  Um  die  Sublimatwirkung  rein  zu  be- 
obachten, und  weil  Pat.  zum  Gebrauch  toq 
äufserlichen  Mitteln  sich  nicht  entschliefsea 
konnte,  geschah  von  dieser  Seite  nicht  das 
Mindeste;  auch  konnte  hier  kein  anderes  inne- 
res Mittel ,  als  regulirte  Diät  und  Entziehung 
der  halben  Kost  in  Anschlag  gebracht  wer- 
den. Der  günstige  Effect  hier  war  einzig  der 
durchgreifenden  Wirksamkeit  dieses  kräftigen 
Merkurialpräparats  zuzuschreiben,  das  in  inve- 
terirten  Rheumatismen  auch  nicht  syphilitischen 
Ursprungs,  in  Gicht,  in  Krankheiten  der  Drü- 
sen, der  Knochen  und  seiner  Haute,  der  Schleim- 
häute ,  der  äufsern  Hautgebilde  etc. ,  da ,  wo 
jedes  andere  Mittel  nichts  ausrichtete,  —  oft 
Wunder  der  Heilung  gewährt. 

Vorstehenden    Fällen    konnten    noch   fünf 

-    ähnliche  der  evidentesten  Wirksamkeit  des  Sah- 


—      »3      — 

od,  nur  etwas  hepatischen  Anteilen* ,  niif.-fi 
blich  nie  syphilitisch  gewe*«*»,  Jill  tuil  i> 
3  Jahren  an  ^elvr  heftigen  U h mi in Mimums, 
die  rechte  Hüfte,  den  01>*?r*<  Ih-üI- «I  und 
Kreutz  einnahm.  Sm  frühere*  h\*h\  ge- 
ltet Leben,  mit  wiancfieto  fifkälfufj^en  v«;r- 
len.  M-ar  ttoLI  gegründeter  W*i**  ah  tMuuti 
sionatis  anzusehen,  die  fJtsp^ntio  A*v*/////*- 
aicht  autgetcLiotten.  Da  P«*  r,vi  *•.*»  c«uj 
steo  "Widerwillen  zuro  ArzL«riji*:.K •-< '--.  &.<.u 
-hlol*,  AcoLit,  helibd'jui'r..  Ou<s  ««.  öl*'.  *^- 
-J  eliJ^e  a*ir*  ihm  erS.ji^t  £»-/rl«  I.»  vw  - 
ftl  "vrurßt  üer  Suijiiu-at  vefei.«  i.*. ,  v»o*«/u 
KiätzUn.  it.  JL'4  S'.uütiei.  1  0;i.  ii.  /:  ..<!. 
^C  f  ;:*tl".     3  <':L  4  J  ii^ftL  iiLjt'et,  d-   V  i.n.i.» 

s    iti*:$**»eitf         -~r-  j'.'L     n«i'ji     -  .     '  * , m     .l- 

btec,     UM.      *%4M      *'<T.     StUJJ      0«.*/,i-»'.       *M- 

r  lieben     Miueu.    fe#u      u*cij*     eri«.»- ...«* .',-»;: 
tet     gaacLaL    vot.    C**b*s*    Seil*    &  j-./j     '*<*•, 
leste;  auch  *ouaw  W»  **;,.»    *n '-«::*.-    ..-..v. 
UiUel,    ah>   leguitfit   Lk*     Uür    J^.^, .,,;,£ 
balbeu    Kos*,    in   A**«,«;-    ^jü,'.;,      «%*•' 
Der   guublijfce  fefi**    w   w«-  *,*.*..    v*» 
bgreiiendeu     Wii^^^.,.    clifcö^     *.-    .^;. 
«.urialprapaialv  *inuduii«,w!      *.-•   ,■    ,  ..^ 
ten  Rhcuiiiali&mti.  4,mU    ^.«.i  .  b.p.  :,   , .,  t. \ 

der  KaiucLtL  uou  atiutr  hc-u--     u*r  •'-•'*.,•=*,;* 
e,    der   äul*wi    i^uigeuiU«-    *'--•»   ü;  .    ^..t 
ä    andere   Alilie    üiuic:    auan-iHeit,   —    oi, 
tider  der  Heiiun;   ^vv&iir 

Vorsteheudet     j  fci4Cl     ki.nnte:     .""ch    r^f 

Uche  der  «Tiäeu^m-u  V>  ufc»^fceit  <*Ä1  ^nL 


—     »5 


*  •  ■  »  • 


V. 

Ueber 

Pneumonie  der  Kinder. 

Von 

Dr.   H.   Sflccow, 

zu  Bonn» 


JDei  Kindern  |  welche  von  Lungenentzünduug 
ergriffen  werden  *  gehen  ge wohnlich  Tage-  öder 
Wochenlang  Hasten,  ohne  sonstige  Symptome» 
Toraus.  Sie  liegen  in  der  Regel  auf  dem 
Röcken,  oder  nach,  einer  oder  der  andern  Seit« 
hingeneigt«  sind  matt  und  verdrießlich;  klei- 
nere verlangen  auch  wohl  stets  getragen  zu 
seyn.  Das  Gesicht  ist  blafs,  selten  roth,  oder 
bläulich  roth,  mehr  oder  weniger  heifs^  sonst 
nicht  verändert,  Blick  und  Ausdruck  nicht  im- 
mer ängstlich,  und  die,  von  Jadelot  angege- 
bene Gesichtslinie,  fast  nie  zu  beobachten.  Ver- 
änderungen am  Puls  sind  bei  ganz  kleinen  Kin- 
dern kaum  wahrzunehmen,  bei  gröüsern. ist  der 
Puls  hart,  frequent,  mehr  klein»  als  grob) 
dabei  meistens  Durst,  nicht  selten  auch  Erbre- 
chen bei  etwas  belegter  feuchter  Zunge,  Appe- 
tit gering,  Stuhlgang  verstopft  oder  flüssig 3 
Haut  heibf  Urin  nur  bei  grobem  Kindern  feurig. 


—     97    "«. 

Die  Kinder  liegen  jetzt  entweder  schlaf- 
los und  ruhig  da,  oder"  werfen  sich  unruhig 
amber,  oder  schlafen  auffallend  viel,  erwachen 
aber  öfters,  mit  und  ohne  Husten,  indem  s?e 
.ängstlich  mit  den  Händen  umhergreifen.  Die 
Haut  ist  heifs  oder  kühl ,  Durst  gering'  oder 
unauslöschlich,  Abmagerung  unmerklich,  Fie- 
berbewegtingen erfolgen  meistens  mehrmals  bin- 
nen 24  Stunden. 

In  andern  Fällen  sind  die  Kinder  meur  so- 
•poros,  liegen  schlummernd  da, -die  gröfeerö 
in  stillen  Phantasien,  die  kleinern  Ton  Krampf- 
anfällen und  Zuckungen  ergriffen ;  die  sich  des 
■Tages  mehrmals ,  meistens  durch  Hasten  erregt, 
•wiederholen,  und  oft  mit  blafsgrauer  Färbung 
des  Gesichts  verbunden  sind.  Diese  nervösen 
Symptome  können  zuweiten  so  stark  hervor- 
treten, dafs  sie  als  die  Hauptsache  erscheinen, 
das  Vorbandenseyn  einer .  Meningitis. ;  siu)«liren9 
die  Brustsymptome  ganz  ^er^rängen ,  und  nur 
eine  sehr  genaue  Untersuchung  der,  scheinbar 
nicht  leidenden,  Brust,  die  wahre  Krankheit 
entdecken  läfst. 

Geht  die  Krankheit  in  den  Tod  über,  so 
erfolgt  dieser  fast  immer,  unter  Zunahme  der 
eben  beschriebenen  Erscheinungen,  und  üntejc 
den  Symptomen  des  Stickflusses,  d.  h.  unter 
Dyspnoe  mit  starkem  Röcheln.  Zuweilen  je- 
doch tritt  Stunden-  und  selbst  Tagelang  eine) 
scheinbare  Besserung  ein,  das  Athmen  wird 
freier,  der  Husten  geringer,  das  Kind  munte- 
rer ,  ifst  und  trinkt  wie  gewöhnlich,  doch  pKhfit 
lieh  erfolgt  der  Tod  unter-  Erstickung. 

Wicht  immer  aber  sterben  die  Kinder  selbst 
bei    weit   verbreiteter    Hepatisation,    und   die 
Krankheit  kann  sich  in  die  Länge  ziehen?    IIh 
Joura.LXXXI.B.5,St»  O 


—     »9     — 

Pericardüis ;  sie  ist  dann  meistens  mit  Pleuv 
ropneumonia  verbunden,    und   scheint   anfangs 
sehr  schleichend,  nur  mit  Hosten,  aufzutreten, 
bis  auf  einmal  Convulsionen,  Delirien  öder  So-  ■ 
por  hinzukommen,   und   der  Tod  unter  Erstik- 
kung  erfolgt.    Im  Beginn  habe  ich  diese  Com- 
plication   nie   gesehen ,    da  selbst  aufmerksame 
Ellern  die  Krankheit  so  lange  für  Catarrh  hal- 
ten v   bis  die  nervösen  Symptome  9    die  sichern 
Anzeigen    der  Hepatisation  und  des  Exsudates« t 
erscheinen.     Vielleicht  können  im  Anfang  Pal-r. 
pitationeo   und   Schmerz ,.  der   entsteht ,    w,eqji- 
man  von    der  Herzgrube   aus   links   und  au£»v 
wärts  druckt,  die  Diagnose  erleichtern. 

Tuberkeln;  waren  sie  nicht  schon  tot  Ein« 
tritt  der  Pneumonie  erkannt,  dann  wird  es  oft 
schwer  seyn,  diese  Complication  so  dignostid- 
renf  sie  gehen  gewöhnlich  ins  »weite  Stadium, 
über,  und  es  entstehen  die  Erscheinungen  von 
Phthisis.    Waren  sie  aber  rorher  erkannt,  dann 
giebt  die  hinzutretende  Pneumonie,  die  dann, 
leicbt  verkannt  wird,  meistens  nur  die  Symp- 
tome  der   ins '  zweite   Stadium   übergebenden . 
Tuberkeln. 

Hirnleiden  und  Nervenfieber ;  gebt  Meoin-- 
gitis  oder  Nervenfieber,  namentlich  Dothien- 
enteritis,  vorher,  und  kommt  Pneumonie  hin- 
zu, so  sind  die  Symptome  derselben  dunkel, 
und  leicht  glaubt  man  in  ihnen  die ,  hier  so  oft 
vorkommenden  mit  Dyspnoe  verbundenen  ca- 
tarrhalischen  Beschwerden  zu  erblicken.  Doch 
werden  die  Resultate  der  Percussion  und  der 
Aoscultation  meistens  sicher  leiten.  —  Treten 
aber  die  Symptome  von  Meningitis  oder  Ner- 
venfieber -  erst  spater  zur  Pneumonie  hinzu ;  an 

G2 


—    101    -~ 

ngen,  kurz.  .Ob  eine  Entzün&Mg,  oder  ob 
lon  Hepatisation  vorhanden ,  ist  nicht  immer 
d  Einflub. 

Der  Husten  kann  charakteristisch  seyn^ 
»nn  er  in  Anfällen  kommt,  eine  Menge  Ho- 
nslofse  hintereinander  folgen,  diese  in  einen 
»chton  oder  selbst  in  Conyulsionen  enden, 
lches  letztere  seltner  bei  reiner  Entzündung^ 
schon  entstandener  Hepatisation  erfolgt.  Zu- 
ilen  aber  kann  er  t  znmal  später  und  bei 
ugebornen,  sehr  selten  kommen,  oder  ganas 
len  ,  und  in  andern  Fällen  rasselnd  und  mehr 
irrhalisch  seyn,  wo  er  jedoch  den  Rh.  mu~ 
us  nicht  Ton  der  Brust  bringt  —  Weinen, 
1  weinerliches  Verziehen  des  Mundes  nacht 
i  Husten  erfolgt  bei  einer  Pneumonie  selten^ 
1   wahrscheinlich  nur  bei  Complication  mit 

uritis.  * : 

# 

Auswurf,  erfolgt  bei  kleinen  Kindern  nie* 
gröfsern  «war  zuweilen ,  aber  dann  ist  .er 
sehend,  da  er  catarrbalisch,  sehr  selten rost- 
>en  ist.  Noch  seltner  ist  der  nach  ejnge-, 
ener  Eiterung  sich  zeigende  Pflaumenmus 
liehe  Auswurf. 

Die  Rhonchi,  welche  auf  der  Brust  gehört' 
rden,  bilden  gewöhnlich  ein  Gemisch  von 
.  Rh.  sibilans,  sonorus  und  mucosus,  sowohl* 
Anfang ,  als  später,  wenn  Hepatisation  ein-» 
•eten  ist.  Man  darf  sich  durch  sie  nicht 
leiten  lassen ,  Gatarrh  oder  Bronchitis,  wo 
auch  vorkommen,  zu  digoosticiren ,  sie  ba- 

daher  nur  neben  andern  Symptomen  Werth. 
tlen  diese  Geräusche,  so  wird  man  zwar 
h  eingetretener  Hepatisation  respiratio  iuba- 

hören,    allein    es  wird  schwer,  zuweilen 


—    103    — 

f 

Kindern  and  solchen ,  wo  diese  Oeffeangen 
nach  dem  Tode  geschlossen  gefunden  werden, 
vorhanden  ist.  Doch  ist  auch  diese  Blässe 
dicht  immer  zugegen,  and  manche  Kinder,  na- 
mentlich ältere  und  plethorische,  sind  röth  oder 
blaulich  roth,  ja  während  der  Krampfanfallo 
zuweilen  auch  lifid ,  wie  bei  Synocha. 

Wir  dürfen  hieraus  schliefsen  9  dafs  et 
Symptome  giebt,  die  uns  bestimmt  eine  Pneu- 
monie erkennen  lassen ,  dafs  diese  Symptome 
aber  nicht  immer  zugegen,  oder  nicht  immer 
deutlich  aasgesprochen  sind ,  wenn  gleich  Pneu- 
monie vorhanden  iqi.  Finden  wir  bei  einem 
Kinde  Kürzathmigkeit ,  Anfalle  von  stofswei- 
sen  Husten,  Crepitation,  oder  doch  Schleim« 
oder  pfeifendes  Rasseln  auf  der  Brost  9  dabei 
Fieber  und  Blässe  des  Gesichts,  so  dürfen  wir 
nicht  an  der  Gegenwart  einer  Pneumonie,  und 
wenn  gleichzeitig  ein  dumpfer  Ton  am  Tho-v 
rax  bemerkbar,  oder  vielleicht  selbst  soporoea 
Zustände  vorhanden,  nicht  an  der  Gegenwart 
einer  Hepatisation  zweifeln.  Sind  aber  nar 
einige  von  diesen  Symptomen  aufzufinden,  ja 
vielleicht  nur  eins,  aber  andere  nicht  lange 
vorher  dagewesen ,  dann  dürfen  wir  die  Pneu- 
monie nur  vermuthen,  undin  diesem  Fall  be- 
findet man  sich  eft ,  wenn  man  die  Kinder 
erst  in  einem  spätem  Zeiträume  sieht. 

Unter  den  Zuständen,  mit  welchen  die 
Pneumonie  der  Kinder  leicht  verwechselt  wer- 
den kann,  sind  vorzüglich  zu  nennen  :  bei  Neu- 
gebornen  die  unvollkommene  Autdehnung  der 
Zwingen  teilen  {u£telecta$i$  pulmonum  (Joerg), 
Beide  Zustande  sind  wohl  nicht  leicht  von  ein- 
ander   sa    unterscheiden.   —     BrönohUi*  übt 


nauer  Untersuchung  der  Brust  Umgekehrt  kann 
aber  Pneumonie  vorhanden  seyn  und  für  eine 
dieser  Affectionen  gehalten  werden  A  doch  wird 
auch  hier  wieder  .genaue  Untersuchung -der 
Brust  die  wahre  Krankheit  erkennen  lassen.  .,-. 

Die  Prognose  beruht  auf  den  Ausgängen«- 
Vollkommene  Genesung  erfolgt  nur  bei  Zer*t 
theilung.  Ngchlafs.  des  Fiebers,  der  Dyspnoe,1 
des  Hustens,  welcher  lose  wird,  sind  oft,  nicht 
immer,  Zeichen  derselben;  sicherer  leiten  Ver- 
schwinden :des  dumpfen  Tons,  Erscheinen  -des, 
normalen  Athmungsgeräusches ,  Zunahme  des 
Körpervolumens.  Bleiben  die  Kinder  noch  lange 
blafs.  und  mager ,  dauert  überhaupt  die  Recoo- 
vale^ceoz  lange,  dann  ist,  gewöhnlich  an  einer 
Stelle  Hepatisation  zurückgeblieben.  Doch  .kann 
bei  einer  so  bestehenden  Hepatisation  übrigens 
-vollkommene  Genesung  erfolgen ,  selbst  wenn 
schon  heclisches  Fieber  eingetreten,  war.  — -. 
Der  Tod  wird  durch  UqwegsainLeit  der  Lun- 
gensubstanz unter  den.  Symptomen  von  Stick«» 
flufs  herbeigeführt.  Ihm  gehen  Zunahme  der. 
krankhaften  Erscheinungen,  selten  Abnahme 
derselben  ,  voraus.  Selten  sterben  die  Kinder, 
im  ersten  Stadium,  wenn  nicht  ein  sehr  gro- 
ßer Theil  der  Lungen  ergriffen  war;  meistens 
im  zweiten,  nach  entstandener  Hepatisation, 
wie  auch  viele  Beobachtungen ,  mit  denen  die 
Bertonsa.  a.  O.  übereinstimmen,  gelehrt  ha- 
ben. Doch  erstreckt  sich  die  Hepatisation  nicht, 
immer  über  einen,  ganzen  Lungenlappen ,  son- 
dern fiadet  sich  oft  nur.  an  mehreren  zerstreu- 
ten Stellen  vor,  ist  wie  eingesprengt.  Ritscher 
(Rust[s  BJagazin  XXXI.  B.  1.  H.)  leugnet  daher; 
auf   wenige  Sectioaen    gestützt,   mit  Unrecht, 


—     1U7     - 


*   '  Eben  so  wichtig  sind  Brechmittel ,  am  be- 
tten   aoi    Tartarus  sfibiatu3f    in  wiederholten 
Dosen    gegeben;   so    daf§   taglich  melirmaligea 
Erbrechen  erfolgt.     Sie  sind  so  lange,  meistens 
während  mehrerer  Tage,  fortzugeben,    als  die 
entzündlichen    Symptome  dauern,   und  die  der 
Hepatisation   noch   nicht  das-  Ueberge  wicht  ha- 
ben.   Ist  diefs   aber  der  Fall,   so  ist  Zerthet- 
kmgj  die  Wiederherstellung  des  gesunden  Ge- 
webes,   die  Hanptindication ,    die  allgemeinen 
Symptome    mögen    seyn,    welche  sie   wollen. 
Sieht  man   das  Kind  in  diesem  Zeitraum  zum 
erstenmal ,   so   wird  man  immer  passend  mit 
einem   Brechmittel,   nnd   nach  Umständen  mit 
Bletentziehungen ,    die    aber    nur  sehr   maTsig 
seyn  dürfen,  die  Kur  beginnen;  denn  meistens 
wird  noch  Entzündung  vorhanden  seyn.    Dann 
aber,   wenn    das   Entzündliche  mehr  tu  rück-, 
die  Hepatisation   mehr  hervortritt,  ist  der  Ge- 
brauch  des   Galomels    und  der  Digitalis  häufig 
toto  besten  Erfolg  gekrönt.    Beide  Mittel  kön- 
nen k>   lange  gegeben  werden,   bis  die  Sympr 
toine  der   Besserung  sich  einstellen,    und   na- 
mentlich der  dumpfe  Ton  verschwindet,   oder 
sieh  sehr    vermindert,    was  gewöhnlich    nach 
4  —  8  Tagen    geschieht.     Gleichzeitig  mit  ih- 
nen   können    Vesicatorien    in   Anwendung  ge- 
bracht  werden.     Nur   wenn  sich  Ton   Neuem 
entzündliche  Symptome  zeigen,  wird  zwischen- 
'durch  ein  Brechmittel  mit  Erfolg  gegeben  wer- 
den können.    Reicht  die  Anwendung  des  Galo- 
mels mit   der  Digitalis    zur  Zertheilung  nicht 
bin,  und  ist  alles  Entzündliche  beseitigt,  dann 
können  vielleicht  Squilla  und  Senega  mit  Vor- 
theif  gegeben  werden.     Doch  erregen  sie,,  zu 
bald  gegeben,    leicht  wieder  Entzündung.   — 


=-    100    — 

wohl  nie /"doch  bewirken  sie,  dafs  dfo  Brech- 
mittel weniger  leicht  ihren  Dienst  versagen. 
Diese,  die  Brechmittel,  können  den  durch  Un- 
wegsamkeit der  Lungen  herbeigeführten  Tod 
auch  nicht  aufhalten;  allein  man  konnte/ sich 
in  der  Diagnose  geirrt  haben,  die  Krankheit 
konnte  Bronchitis  gewesen  seyn,  wo  durch 
plötzliche  Crise,  durch  Schleimanhäufung,  Er-, 
atiofeupg  drohen ,  kftnn^  und  da  'mög&i  deofa 
die  Brechmittel  immerhin  gegeben  werden,  da 
sie  in  einem  solchen  Fall  nützen,  beim  Aus- 
gang der  Pneumonie  .aber  nicht  schaden. 


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—  111  — 

nichtig  wie  KrjataHe,  auf  der  Haut  erschienen,  doch  onn#> 
weitere  Gefahr.  Andere  litte«  an  SeHemstechen  mit  ITe- 
beikeit  and  Erbrechen  verbunden,  ao  wie  bin  und  wieder 
an  Mutigen  Durchfällen,  besonders  in  den  letalen  Tagen 
des  Juli  and  Anfangs  August**,  wo  die  Temperatur  be- 
deutend sank9  namentlich  herrschte  wahrend  des  Monats 
August* *  anter  den  Kindern  hSafig  Leihreifsen  mit  Durch- 
fällen and  Erbrechen;  anter  Erwachsenen  hin  and  wieder 
ein  typhöses  Schleimfieber,  welche  Erscheinung  auch  den 
Monat  September  bindnrch  bis  an  Ende  des  Soromertri- 
mesters  Statt  (and.  Häufig  zeigte  es  sieh  in  der  Form 
des  sehlekheuden  Nerven  feien,  mit  Typhenumie  verbnu- 
den;  die  Kranken  waren  sehr  unruhig,  gingen  selbst  auf 
dem  Zimmer  umher,  and  glaubten  sieh  an  einem  fremdem 
Orte  an  befinden;  ihr  Schlaf  war  jeden  Augenblick  anter« 
brochen,  and  ihre  Klage  bestand  im  Anfange  der  Krank« 
heit,  hauptsächlich  über  Betäubung  des  Kopfs,  mit  druc- 
kenden Schmerzen  im  Hinterbaupte,  als  dem  Hauptsymp- 
tome der  Krankheit  Ging  sie  aum  Tode  Ober,  so  atar-t 
ben  die  Kranken  entweder  gegen  den  8ten  Tagv  oder  hm 
der  dritten  oder  vierten  Woche.  Ging  die  Krankheit  zor 
Genetong  aber,  so  zeigte  sieb  diese  durch  allmihlig  ge- 
linde eintretende  allgemeine,  mitunter  auch  profuse 
Sehweifse,  oder  häufigen  Abgang  eines  dicken  braunen 
Harns»  mit  einem  weiblichen  Bodensätze,  and  gelinde 
Darcbfalle.  MH  Arzneien  war.  kn  Allgemeinen  hier  wenig 
auszurichten ,  sie  bedurften  nach  Verschiedenheit  der  Um- 
stände, Yerscfaiedeaer  Abänderungen.  Auf  dem  rechten 
Rhetaofer ,  auf  dem  Lande,  war  diese  Krankheit  häufiger, 
alt  in  der  Stadt  selbst. 


Die  Epidemie  eines  gastrisch  -  nervösen  Fielen,  im  Sam- 

mar  1834  beobmehtet. 

Vom 
Befmedkns  Dr.  Biermunu,  zw  Peine. 


Wie  in  mehreren  Gegenden  des  nördlichen  Teutsch- 
lands, so  hentchten  auch  in  dem  in  meinem  PhjfsJkite 


—    113,   -*. 

Lage  der  Dorfer»   die  Lebensweise  der  ©irwahnei?  War*- 
bisher  geeignet  gewesen ,  endemische  Krankheiten  .'nicht  . 
so  begünstigen,  es  schienen  also  pradisponirende  Venu-  » 
lassangen  zu  der  bezeichneten  Epidemie  durchaus  zu  feh-v 
len.    Um  so  mehr  inufste  es  auffallen,  wenn  zu  Ende  des 
Monats  August  v.  J.  mehr  als  die  Hälfte   der  Einwohner  ! 
eines  Dorfs,  Möllme,  von  einer  fieberhaften  Seuche  be- 
fallen wurde,   von  welcher  in  den  benachbarten  Dörfern . 
bisher  keine  Spur  sich  gefunden  hatte.    Umsonst  bemü- 
hete  ich  mich ,  die  besondern  ursächlichen  Momente  die-  * 
aer   Erscheinung   zu   ergrunden ,    obgleich   ich.   mit  der 
höchsten  Sorgfalt  allenthalben  mich  umsah  und  erkundigte. " 
Ali  ich  mejne  Beobachtungen  begann,  waren  41  Indivi- 
duen verschiedenen  Alters  erkrankt,  nach  nnd  nach  war-' 
den  einige  und  siebenzig  von  der  Seuche,  befallen,  in  ei— 
nem  Dorfe,  welches  nur  07  Einwohner  enthalt.    Von  Al-r 
len  starben '  vier  in  diesem  Orte  an  der  unprängltchett! 
Epidemie-     Weder   in   der  Lebensweise  der  Einwohner,. 
da  unter  ihnen  Wohlhabenheit  vorherrscht,  noch  in  darf* 
Lokalitaten,   konnten    Gründe    gefunden  werden,    einen, 
intensiv  sehr    erschöpften  Zustand  der  Kranken  zu  er- 
klaren, den  ich  so  sehr  vorgeschritten  fand,  dafs  ich  bei* 
einiger   Sorglosigkeit  die    heftigsten    nnd  hartnäckigsten 
Recidive  beobachten  mufste.    Wie  sehr  der  oben  beschrie- 
bene Charakter   der  Wechselfieber  noch  immer  wirksam, 
blieb,  ergiebt  sich  daraus,  dafs  die  Aerzte,  welche  in  je- 
nem Orte  unmittelbar  vorher  die  Kranken  beobachtet  hafo 
ten,  das  Wechselfieber  unter  der  vorherrschenden  Larve 
ermittelt  zu    haben   glaubten.     Doch  kennte  ich  selbst* 
Statt  der  geahndeten  Larve,  nur  den  selbstständig  aus- 
gebildeten Charakter  einer  nachwirkenden  Krankheit»- Con- 
stitution in  der,   obgleich  nun  wieder  mehr  ausgebildeten 
Form  des  gastrisch -nervösen  Fiebers,  wie  es  auch  schon 
der  treffliche  Georg  August  Richter  *)  beschreibt,     er- 
kennen. 

Plötzlich  hatte  diese  Krankheit  die  Individuen  befallen. 
Ein  heftiger  Kopfschmerz  brachte  eine  Betäubung,  wie  vom 
Rausche,  hervor.  Ein  Schwindel,  von grofser Mattigkeit  ini 
allen  Gliedern  begleitet,  ein  leichtes  Ziehen  durch  den  ganzen 
Körper,  vom  Rücken  aus,  wie  bei  rheumatischer  Affekt 
tion  durchdringend,  concentrirte  sieb  vorzuglich  in  der 
Gegend  der  Pricordien,  und  bewirkte  ein  unangenehmes 

*)  Man  vergleiche  dessen  »epeciellt  Therapie"   Berlia  1917. 
l&ten  Theil  png.  283  seq<], 

Jon». LXXXI.B.  5. 5t,  II 


—    11$    — ! 

•  »  ■  • 

Alt  das  tnte  Stadiam  diesW  so  eonsthairten  Krank« 
beit  einige  Tage  gedauert  ha^e,  trat  gewöhnlich  Fieber« 
frort  ein ,  worauf  Hitze,  Durst',  starker  Kopfschmerz  and 
Rötbong  des,  Gesichts  folgte.  Bei  solcher,  aach  in  der 
epidemischen  Krankheit*- Constitution  aich  aasprigenden 
Tendenz ,  wird  jedes  intermittirende  Fieber  ganz  ausge- 
schlossen. Bei  den  Kranken ,  welche  ich  in  ihrer  angeb- 
lich fieberfreien  Zeit  beobachtete,  fand  auch  überall  keine 
wirkliche  Intermission  Statt.  Ihr  Pols  war  immer  au 
schnell,  viel  za  gereizt;  der  gastrische  Reflex  des  Fie- 
bers dauerte  durch  einen,  wenn  gleich  geringen  Nerven« 
Reiz  immer  fort.  Es  war  mit  heftigen  Aflectionen  der 
Ganglien  verknüpft;  die  Hinneigung  za  einem  typhösen 
Zustande  zeigte  sich  besonders  darin,  dafe  der  Träger 
der  Vitalität,  das  Blut,  erkrankte,  nnd  dadorch  das  an 
diesen  so  eng  geknüpfte  Nervensystem,  in  seiner  Wur- 
zel ergriffen ,  tief  herabsank.  Dazo  wirkte  noch  ein  vor- 
herrschend congestiver  Zustand  der  Organe  des  Unterlei- 
bes mit,  aof  welchem  jene  krankhafte  Empfindlichkeit  in  * 
der  Lebergegend  beruhete ,  welche  den  hervorstechendsten 
Zog  im  Bilde  der  Krankheit  ausmachte.  Dies  Alles ,  nnd 
der  ganze  Verlauf,  deotete  auf  eine  krankhafte  Affection 
der  Säfte  hin ,  deren  beginnende  Verderbnifs  das  Hinitre- 
ben  des  Organismus  zur  Reinigung  in  dem  Ablagern  auf 
den  Darmkanal  durch  die  venöse  Aussonderung  bekun- 
dete. Hier  also  lag  eine  Wechselwirkung  der  Ganglien 
oud  des  venösen  Gefalssystems  vor ,  welche  schon  in  ih- 
rem Wesen  hindert,  dafr  ihre  Reflexe  zur  Potenz  eines 
intennittirenden  Fiebers  sich  erheben  können«  — 

Nicht   auf   das   bezeichnete  Dorf  allein  beschrankte 
sich  die  Krankheit;  bald  ward  sie  auf  zwei  sehr  nahe  lie- 

fende  Dorfschaften  OL....  und  H»,  im  epidemischen 
'ortwirken  verbreitet.  Auch  nach  andern,  weiter  entfernt 
liegenden,  Dörfern  ward  sie  dqrch  einzelne  Individuen, 
welche  in  MÖllme  im  Tagelohn  arbeiteten ,  verbreitet ,  doch 
nicht  epidemisch  propagirt  worden.  (  Bemerkenswert  indefs 
erschien  der  Umstand,  dafs  diejenigen  Individuen,  welche 
die  Krankheit  aus  MÖllme  in  ihre  entfernten  Wohnungen 
mitbrachten,  meistens  weit  schwerer  erkrankten  und  star- 
ben ,  wahrend  die  Gefahr  der  Seuche  in  dem  Dorfe  selbst 
nicht  bedeutend  war.  Auch  diese  auf  contagiösem  Wege 
geschehene  Mittbeiluog  der  Seuche  wirkte  nicht  lange, 
nicht  extensiv  fort  Einige  aus  den  Familien  der  Gestor- 
benen wurden  ergriffen   und   schwer  darniedergeworisjL 

H2 


—    117    — 


Gungfie»  begriffet  ist«  wird, 
durch  4w  ,  eine  gesanc  Vqiiipfaag  Hl  dem  Cerebral- 
ond  GeJatsroBtesne  Ttrmmt&a&em  Xertm*  rajput  and  *s*n- 
patkkwM  nunuf.  oft   da  fcnm;<fliafter  Renhaste*  her- 


ab en  Stadion  phtUuscber 
mnfe. —  Doch  liegt  diese  Brre- 
gong,  wie  gessnoere  physiologisch  -  pathogemsche  RefleöO- 
nea  ergebe«,  wirklich  in  dem  Rückenmark  und  in  dem 
»in  desaseltai  entspringende«  Ganglien  ,  welche  jene  gpo- 
Im  AWominal-Plen»  bilden. 

Unter  diesen  eben  beschriebenen  pathologischen  Be- 
dingungen bewährt  sich  folgende  Heilmethode:  Im  An- 
fange jener  ga&trisch  -  nervösen  AfFection  *  mögen  sogleich 
6—12  Stück  Blutegel,  bei  sehr  erhöheter  Empfindlichkeit 
der  Präeordialgegend ,  auf  dieselbe  gesetzt,  in  jedem 
Falle  aber  unverzüglich  kraftige  Brechmittel  aus  IWt. 
«rto.  mit  Pulv.  Rad.  Ipecacuankae  angeordnet  werden» 
Denn  die  .vermöge  dieser  Mittel  hervorzubringende  Er- 
schütterung der  krankhaft  verstimmten  Ganglien ,  entfernt 
den  krankhaften  Reiz  unmittelbar.  Durch  die  bewirkte 
Erregung  wird  das  Nervensystem  empfänglich  erhalten, 
om  die  erforderlichen  Mittel  desto  ungehemmter  auf  sich 
wirken  zu  lassen,  was  ohne  ein  vorher  verordnetes  Brech- 
mittel nicht  möglich  wird.  Dann  werden  zur  Ableitung 
des  in  den  Ganglien  angehäuften  abnormen  Reizes,  Senf« 
pflaster  über  die  Magengegend  gelegt.  Indicirt  die  ga- 
•Irische  Complication  nun  noch  eine  Ausleerung  durch 
den  Stuhlgang,  so  darf  diese  nicht  durch  MitteUsl**>  son- 
dern durch  folgende  Mischung:  Rec.  Inf.  Sentut*  comp. 
Inf.  Rad.  Valerian.  conc.  aua  titic.  iij.  Aq»  Lmtro-Ccrrwi, 
Syr.  Menth,  pip.  ana  unc.  ß  —  drachm.  vj.  M.  S.  Alle 
2  Stunden  1  Klslöffei  voll,  bewirkt  werden.  Wird  solche 
ausleerende  Ableitung  nicht  indicirt;  ist  vielmehr  eine  ere- 
thische Aufregung  zu  berücksichtigen,  so  mufs,  wenn 
etwa  noch  nicht  alle  gastrischen  Reize  entfernt  sevn  soll- 
ten ,  die  Potio  Rivcrii  e  Succo  Citri  reo.  ixpr.  «m\  mit 
einem  Inf,  Rad.  Valeriana  and  Vinwn  anthn.  Mtiaeh»  in* 


—    119    — 

Jiintern  Theil  dieser  Höhle  zq  untersuchen.  Die  Zunge 
.war  weilsgelbliob  belegt,  der  Pud  voll,  hart,  beschleu- 
nigt and  mit  dem  Herzschlage  correspondirend,  und  starke, 
allgemeine,  warme  Schweifte  vorhanden.  Gefühl  päd 
Beweglichkeit  der  Extremitäten  zeigte  sich  ungestört«  Ge- 
höriges Bewufetseyn  fehlte  dem  Kranken  nicht,  and  er 
^vermochte  auf  alle  an  ihn  gerichtete  Fragen  gehörige 
■Antwort  zu  geben.  Der  Leib  fühlte  sich  an  allen  Stellen 
weich  und  schmerzlos  an,  und  es  war  er/st  vor  Kurzem 
Leibesöffnung  und  Urinabgang  erfolgt;  der  Drin  dunkel- 
gelb und  klar.  Die  Besichtigung  und  Unterpuchung  des 
Rückgraths  uqd  des  Unterkiefers  ergab  durchaus  nichta 
Auflallendes,  am  wenigsten  war  eine  Verrenkung  der 
Maxiila  inferior  zu  finden. 

Meine  Bemühungen,  die  ätiologischen  Momente  der 
vorhandenen  Krankheit  zu  ermitteln«  lieferten  das  Resul- 
tat, dafs  durchaus  keine  Verletzung  vorangegangen  sey> 
sondern  lediglich  eine  Erkaltung  Statt  gefunden  habe« 
Diesemnnch  verordnete  ich:  Rtc.  Liquor.  Amtnon,  actt, 
unc,  j.  Vin.  stibiat.  drachm.  j.  4q.  Flor,  Sambuc.  unc.  iv, 
Syrup.  simpl.  wie.  j.  8,  Zweistündlich  1  Efslöffel  voll  zu 
nehmen,  und  liefs  12  Blutegel  im  Nacken  appliciren,  mit 
der  Bestimmung,  die  Nachblutung  recht  lange  zu  unter- 
halten, 

Am  andern  Morgen  fand  ich  den  Kranken  nur  wenig 
gebessert.  Kr  hatte  die  Nacht  unruhig  zugebracht  und 
stark  geschwitzt,  konnte  aber  den  Unterkiefer  etwas  mehr, 
als  am  vergangenen  Tage,  bewegen,  der  Hals  war  jedoch 
noch  immer  sehr  steif  und  der  Kopf  nach  hinten  gezogen» 
Die  arztliche  Verordnung  bestand  darin ,  mit  der  bisheri- 
gen Arznei  fortzufahren,  und  ein  Vesicatorium  in  den 
Nacken  zu  legen. 

Da  die  Frau  des  Kranken,  welcher  ich  es  übrigens 
nicht  verhehlt  hatte,  dafs  ich  einen  traurigen  Ausgang 
befürchtete,  mir  offenbarte,  dafs  es  ihr  schwer  werde,  die 
Arznei  aus  eignen  Mitteln  ferner  anzuschaffen,  so  rietu 
ich,  sich  an  den  betreffenden  Armenarzt,  Hrn.  Dr.  Burtz, 
zu  wenden,  und  von  ihm  die  weitere  Behandlung  zu  er- 
bitten. Dies  geschah«  Von  dem  genannten  Hrn.  Colle- 
gen  habe  ich  nun  über  den  weitern  Verlauf  der  Krank- 
heit nachstellende  gefällige  Mittheilung  erhalten:  Er  habe 
ebenfalls  nur  eine  causa  rheumalica  ermitteln  können,  und 
deshalb  den  Fortgehrauch  der  von  mir  verordneten  und 
noch  vorriühigea  Arznei  angeiathen,  da  indeseen  keine 


—    121     — 

• 

unserem  Klima  eine  nicht  häufige  Erscheinung  kt ,  so 
dafs  selbst  erfahrne  Aerzte  ihn  nar  selten  beobachtet  ha- 
ben. (Dem  Dr.  Heiweg  zu  Odense  kam  der  Trismas  in 
20  Jahren  nur  4  mal  vor.  S.  Rusfs  Magazin  XLIV.  Ban- 
des 3.  Heft).  Dafs  der  Ausgang  in  beiden  Fallen  un- 
glücklich war,  wird  der  unbefangene  Beurtbeiler  gewila 
nicht  der  Behandlungsweise  zuschreiben.  So  lange  wir 
nicht  bessere  Kenntnisse  von  der  nächsten  Ursache,  oder, 
dem  Wesen  des  Trismus  besitzen ,  werden  wir  nur  sel- 
ten das  Glück  haben,  diese  Krankheit  zu  besiegen  *), 
nnd  Blutentleerungen ,  denen  Walther  das  Wort  redet,  — 
Qaecksilbermittel ,  von  denen  Trocy,  Young,  Msglin  vor- 
teilhafte Wirkongen  gesehen  haben  wollen,  —  kalte  uad 
warme  Bader,  Opium,  das  Tmmton,  Morris  und  Read  em- 
pfehlen, —  Belladonna,  Moschus,  der  Taback,  und  was 
alles  zu  dem  Heere  der  angeratheneo  Mittel  gehört,  wer- 
den nur  zu  oft  im  Stich  lassen.  Ich  bin  bis  jetzt  der 
Meinung  gewesen,  dafa  daa  Wesen  des  Trismns  in  einer 
entzündlichen  Reizung  des  Nenrilems  des  Rückenmarkt 
und  der  betheiligten  Nerven  bestehe  (welcher  Meinung 
bereits  Marcus,  <TOutrepont,  Thomson,  JUid,  zugethan 
waren),  und  habe  deshalb  nie  verabsäumt,  bei  den  mir 
gebotenen  Gelegenheiten'  Blutentziehungen  anzuwenden, 
mit  Berücksichtigung  der  causa  remota.  Leider  habe  ich 
für  die  Richtigkeit  meiner  Ansicht  keine  vollgültigen  Be- 
weise erlangt,  kann  dieselbe  jedoch  nicht  eher  aulgeben, 
als  bis  ich  eines  Bessern  belehrt  bin. 

2.    Tetanus   universalis. 

Am  23sten  August  d.  J.,  Morgens,  wurde  ich  zu  ei- 
nem Knaben  von  5  Jahren  mit  dem  Bemerken,  dafs  der- 
selbe an  heftigen  Krämpfen  leide,  genufen.  Ich  traf  den 
kleinen  Patienten ,  der  bisher  aufser  den  gewöhnlichen  Kin- 
derkrankheiten nur  selten  unwohl  gewesen  war,  im  Bette. 
Das  Gesiebt  war  geröthet,  die  Pupille  normal,  die  Zunge 
weifslich  belegt,  der  Puls  klein,  hart,  beschleunigt,  dal 
Atbmen  häufig,  kurz,  ohne  Unterbrechung  durch  Husten. 
Stuhlausleerung  und  Urinabgang  war  vor  Kurzem  erfolgt« 
Erbrechen  hatte  nicht  Statt  gefunden.  Der  Leib  überall 
weich,  nicht  aufgetrieben,  jedoch  etwas  empfindlich  ge- 
gen Druck,     Das  Kind  warf  sich  unruhig  bald  auf  diese, 

*)  Ein  glücklich  beseitigter  Eall  von  Trismus  findet  sieh. unter 
4er  neuesten  Literatar  in  The  Lancet  I.  Aug*  1835«  und  kl 
Mo.  1U  des  XLV.  Bandet  von  FroriepU  Notizen* 


Uuni  tatst  mA  <fic 
zveamai  Änganmiiav*  «ob  jricü  wvnHi&aanr..  »uck 
im  3di9HB.  jnaiüs^sn  -  tinii  ül  üsn  timüamay; 
srhiux  mr.  «i  '«nnie  twi  uan  firiiav  4mb*v 
Juraan,  aUaumflica.  -sn  ambte?  JEatihfml  *wg 
gemdiE.-  m  inuii  «mm  ineiiüsitui  msncsvn  asninfcjna? 
b>tiitob  litec  iiaiKT  nhgmpnipgiK:  Cen  aui  iHJIcpftli  tmt 
klar,  ahl  1*»  iac  foona  auc  Juso.  *"«cnmpg»  an*  üoü 
Bade  gaaummar  vnrä*.  vsmuruuf  *.  riimt  «bi  wur 
*l  AKsim  uii£  tüuipt-  Sauätat  r.i  dnns.  JCft  «na 
I—  umt  ZjwhgiHP^Bt  vuräi  mr^prfatirfaL 

■ntftiiBPn  ■■■ff  <rimr  jbl.  äu  ibf  3Ut 

vnraaiSFifaa^ar .    urf    ab    Atrial  ^ue, 

L  te  ün«  taut   ^Hnriicmüf  peauosR.  i»E  abr 

imune»  KT-     A.is&   in  neuns  '"■'  pn  nail 

an  f*aOT7*nm  ^w  Ttanrat.  6er  die  iriiiftr*  «■ 

idüffiuf .  «iroi  ose  Jidfcap»  Znrixnp»  ir  ö«r  K>iieir  - 

CtfflreKaeniRÜm.    «näips.     G«swL    urmf  larncm 

trmLot^  läfsr  taanx  ine?  er  ea*  üdu  H  us  - 

und  pseas.   aus  fr  rnri*c*3Kasn«>dert* .    ns4 


Dim  Cafteraclmp  <fes  Psn- 
Ucb  «ad  »ehr  beacUesiuc*.  I>äe 
intÜcfee  Verordaanf  Uwind  4aria.  aut  dea  Pulrera  nad 
den  KmeÜJBBgm  im  Recke*  {es  war  bat  Jetzt  J  j  Drachme 
Salbe  Terbuncbtj  ioftzutabcea,  «ad  noch  cäa  Lante&bad 


Nachmittag»  an  halb  3  C"hrt  n  welcher  Zeit  der 
Tod  erfolgte-  wiederholten  aSch  die  bc»cbrirbrn*n  toni- 
neben  ood  klonischen  Krampf«  last  unauiWriu  h .  anch 
borte  der  Abscheu  vor  Wasrer,  Kaffee»  Milch  nicht  auL 
Besinnlichkeit  Latte  nie  gefehlt. 

Die  Eriaubnifs  zar  Section  ward  Yerwcigtrt. 


Mancher  College   wird   eiae  im  vorliegenden  Falle 
Statt  gebähte  Verletzung  des.  Rückenmarks,  und    nimmt 
lieh  eine  Erschütterung  desselben  gar  sehr  in  Zwrifrl  sie- 
ben ,  denn  es  soll  nach  den  Lehren  der  Schule  ituVi  hef- 
tiger  Schmerz   in   der    Leadeogeg end ,   aawiUkünrMcbtr 


—    12&    — 

Im  Novellier  des  vergangene*:  /abres  Wurden 

gebaren:  3Q2  Knaben.  ».  - 

360  Mädchen, 

752  Kinder. 

Bs  starben:  }72  männlichen,  - 

179  weihlichen  Geschlechts  über» 
und  330  Jtinder  unter  10  Jahren«, 

681  Personen.  ~    ~  '     " 

Mehr  geboren  71. 

Im  Venoaitnifs  zum  Monat  November  des  Torigen» 
Jahres,'  starben  weniger  163*,  otfd  wurden  50  Kinder  wer. 
»tger  geboren« 


•  - 


Die  Zahl  der  Kranken  nahm  in  diesem  Monat  be- 
deutend zu,  der  gastrisch -nervöse  Charakter  der  Kratür- 
heiten ,  der  sich  am  Ende  des  Texgangenen  Monats  zeigte] 
linderte  sich,  bei  der  eingetretenen  schnellen  Witterungs- 
Veränderung,;  bald  in  gastrii<A-catairl^lisch-rheumati--L 
sehen ; -öfter  gingen  die  Krankheiten  in  Entzündung  über, 
besonders  der  zum  Athmen    bestimmten  Organe;    dabei 
mehrten  sich  die  Wechselfieber  *  vorzüglich  mit  Quartan- 
Typus  f  -und  zeigten  sich  nicht  selten. unter  sehr  Jarvirter 
Form«    Masern  und   Scharlach  fanden  sich  nur  einzeln, 
dagegen  erhoben  sich  Pocken  und  Varicellen,  an  erster en 
starben  3  Personen»  unter  denen  2  Bewachsene* 


s,.,_~. 

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Kr.  nk  Leite«. 

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Am  Ifasatrracs'af.       • 

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—  6  —  4  t.  o..L  »  <ha  *.  m. 

—  8  —  8  t.  o.  1.  konnte  at.  koamtc 
_    S  — 10  t.  a.Lmdi.at.  Mcb. 

—  »  —  >  7  ».  n.L  Ann  at  ftmwi 

—  21  _.M  T.  «.  L  «bo  at  welche. 

—  21  -- 15  ».  o.  1.  ut  it.  data. 

—  23  •-  17  *.  o.  i.  Widemmr  tL-Widemmm. 

—  -  21  —  20  T.  o.  1.  ihm  iL  min. 
i.  1.  qmifidte  it.  oaalidei. 


—  28  —  3  a 


0-1. 


i.  o.  ].  Dauer  st.  Form. 

—  30  —  Vi  t.  o.  .  u.  Bei  st.  I«i. 

—  30  —  16  t.  o.  L  längere  st  kuriere. 
— !  3t  —  17  v.  o.  1    aledienil  at.  kochend. 

—  3*  —  9  v.  q.  1.  erstgenannten  it.  letilgenaniiten. 

—  38  —  1  v.  o.  I.  jedoch  Kl.  hiebei. 

Band  LXXX,    Stück  3. 

—  46  —  15  T.  O.  1.  hattit  st.  Änmf. 

_-    —  —  22  *.  0.  I-  ftietnlei  iL  fiucltia*. 

—  47  —  1  t.  o.  aeUe  nacli  Aente :  bei  Etwa, 

13  t.  o.  1.  Jttömu*  it.  JCutmiM, 

14  t.o  .  1.  JMM*r  at.  Btpfar. 


Litterarisches  Ifttettigenzblatt. 


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No.  II.  ;*&$&■ 

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'^■••••M! 


-    So'eten, iri  bei  Fr.  Frömm^niiin  IoMeftfDhMkWi< 

Das  staplsärztliche  Verfahren  fir4erzte9  Qhirurgm,    ' 
theker,  Thicrärzte  und für  Rtdtttgeltfyie  f  " 
«ml  prafctfecft  dargestellt  von'  Jfe"!&  Tb^ef ,  , 

'  !  5.  IFeim.  Hofrathe  ü.  Leieoratt  W<v  '  JVMtf 

Anhange,  Formutarien  "zu  staattarztUchen '  GeWkmÜ* 
Schriften  enthaltend.    Ladenpreis  X  Rthhr.     "  ir«!  _  iWi 

AUen  PraWkern,  a* w.^0  ^,4»  j^dge» 'jCfe, 


bildong.des  MefiipiqalwP»©«!.;«»»«^  Xpn;  Seiteft,  di. 
weitnngtbehprrien  gesteigerte,  imd.jjer^^ 
gen.  gemacht  werden,  wird:  es  ph^^Zwejfelsdbe^wSiil!^ 
seyn ,  in  obigen  -Werke  eine»  als  Arat  und  GeschitfsAjMura 
gleich-  ausgezeichneten ■•  Maaqe*  mit  Bezugnahme  auf, $£ 
einschlagenden  Rechtslehren  eine  idare,  bandigä.un^ajn^ 
fassende  Anleitung  «i  Betreibung  üt»rer  am&chen .  4*e-<i 
schafte  zu:  erhalten*  dj*  higher,  Vt  %'döQU^<mXittera^ 
gänzlich  gefehlt'  bat ; Die,  prt&tinfa  BrauMa^keU^Aa^ 
selben;  wird  ungemein  erhobt  durch,  da*.  genajoetlunp  " 
ständige  Register,  so  wie  durch  dia  im  Anhange 
nen  Beispiele  und  Formular*  an  allen.'  Arten 
Auftaue,  wie  sie  in  diesen  yeifcfttnusen  Torkomm 
mal  dieselben,  .darch  Reinfee&sirad  ;Ä9gem< 
Schreittturt>  KinAc^beit,  P£*cS*ion  and  -  Kbtrhejt \&,gfifr 
starbaft  gelten  gönnen,  -f-.  j^nobj,, Justiz  -  un4  xo\uik% 
beamtea.  werden ■., das , Buch .  mit  dem  besten  Erfolge,  be~ 
nutzen*  -  .?„' ." 

I>eu  mWge  Umfang  und  bUfin  Preis  gestatten  m$mt 
dem  weniger  ;Bemittelten  #e  Anschaffung,  "  '^ 


'   ''    !    ■»^I 


In  Friß dr.  Volke' s  Bachhandlang  in  Wienjsttra 
erschienen' arfll  'in  allen  Buchhandlungen  za  haben:     *  "; 


'  t'l    <■ 


Pmthoteyiae  me  Thmxtpim*  syocfaKi  medic^e,  »sui 
acddemko  adcotmnodata ,  snctore  J.  N.  Höh-  da 
Ra.fr»*  sm.  Editio  lalifM.  2  Votum.  8  svpV.XtJfer 
gen*   Preis '8  & 


•.i  i-i'.t  isti 


—       3      — 

Di»  Darstellung  zeichnet  *  sicta  jAorcb  Guindliftbkeit 
oiif]  Bündigkeit  ohne  Beeinträchtigung  .der  nÖtbjgeri  Moll- 
st&udigkeit  aus;  sie  ist  von  Hypothesenilitter  und  Mode*- 
schwindel  gleich  weit  entfern*,  die  Schreibart  in  reinem 
gediegenem  Latein,  fiiefsend,  klar  und  verständlich. 

Nach-  dieses  Andeutungen  scheint  das  vorbenannte 
We  k,  insbesondere  Professoren  und  Candidaten  Aar  pnM* 
tischen  Medicin,  aber  auch  praktischen^  Aerzten  raKToU 
lein  Grunde,  empfohlen  werden  zu  können.  •  Für.  ein« 
würdige  typographische  Ausstattung %  ist  "glejcW&lJs^eaorft^. 


» •  •  •»       •■* 


Bei  Wilh.  Ängelmann  in  Leipzig  ist  8d  .eb^b, er- 
schienen und.  in  allen.  Buchhandlungen  ztf  jhabeift'  '  / 

Afetus  vollständige*  Handbuch  der,:AuscuÜati<miAul  Perdtif* 
siiin  oder  Antoendtnuj  der-  Akustik  zur,  UnlerecheidMmff 
■  .■ . der.  Krankheiten ,  •  von  •  '•  Dr.  • **.  A»f..  Ä  »c£  4  or  *M» 
TeNfscfc  bearbeitet,  mit  emer  Tabelle  von*  JK<M*» 
borski,  zwei  Steindrucke* ^mtA  Pivrty, md  ciasj<t) 
Bemerkungen  vergehen  von  Jkui-H.  A.  Htktket.  rgfft 
.    12.    Preis  l'Thlr.  12  Gr, ....  .  .       .  ..;     »,....  ..!i 

Wirw  hoffen  durch  die  deutsche  Heraus^be  /tferiei* 
Schsäft  einem  dringenden  and  allgemein i  ^e/uhlt^ri  l^e3urA 
nisse  abzuhelfen,'  und  sind J- sowohl  «furch  das'  pifti&ende 
ürtheü  mehrerer  'belehrten' j'  als  >to*  durch,  dftf,  bereits 
schon  jetzt  bewiesene,  rege  "Tn'eiröahme  überzeugt' WBr- 
deri,  daß  wir  unser  n  Zweck  völlig  erreicht  haben.  Äiji 
iVerk*,  welches  die  Zeichen  von  sflnrmtücheir  durch  das 
Gehör  wahrnehmbaren  Zustande  des  Organismus  angiebt, 
ein  vollständige*  Handhuck  über  die  Anscultation  und  Per- 
kussion, besä  fsen  wij  noch  njcj£.  ;,Bs  wir^jiber  Jedem, 
welchen  der  W erfl.i  dieser  zwei  jftitteT  z.ur  Erkennung  der 
Krankheiten  nicht  fremd  ist,  erwünscht  seyh,  ein  solche! 
zu  erhalten.  Wie  grofs  aber  dieser. -Werth  «y,-  geht  ger 
wifs  schon  dadurch  zur  Genüge  horVon  dais  sieh- mehrere 
Aerzte  dahin  •  ausgesprochen  haben-,  sie  würden,  ohne 
diese  zwei  diagnostischen  Hiilfsmittel,  der  medioinisohen 
Praxis 'lieber  entsagen.         u  !  '/ 

us  Obrgeni' ist  auch  besonders  zu  ha*beii:.',    •' 
_$faop.twhc  TalelU  über  dUZeicjien  fö  ^v&ufäion  w& 


„Hegenden  an  die  Seite  gesetzt  werden  könnte."  In  gleich 
anerkennenden  Worten  haben  alle  Bcurtheiler  •  desselben 
sich  ausgedrückt,  keine  tadelnde  Stimme  ist  dagegen  laut 
geworden.  Unter  diesen  Umständen  würde  eine  lobprei- 
sende und  wiederholt  empfehlende  Anzeige  dieser  für  ih- 
ren Werth  selbst  sprechenden  Arbeit  des  Hrn.  Verf.  un- 
sererseits so  überflüssig  und  unangemessen  scyn,  als  zu 
spat  kommen :  wir  beschränken  uns  daher  auf  die  einfache 
Anzeige  der  Erscheinung  dieser  neuesten,  zum  Theil  ver- 
änderten, mit  den  Beobachtungen'  der  neuesten  Zeit  ver- 
mehrten und  im  Einzelnen  berichtigten  Auflage  des  er- 
wähnten gediegenen  Werks, -überzeugt,  dafs  dies  voll- 
kommen genüge,  das  ärztliche  Publikum  darauf  aufmerk- 
sam su  machen:  und  haben  nur  noch  hinzuzusetzen,  dal* 
die  Veringshandlung  durch  besseres  Papier,  compresieren 
und  fetteren-  Druck*  -bemüht  gewesen  ist ,  das  Aeofsere 
desselben  seinem  Inhalte  angemessener  und  würdiger  aus- 
zustatten. 


i« 


Im  Verlage   der  Nicolaischen  Buchhandlung  in 
Berlin  sind  so  eben  nachstehende  Schriften  erschienen : 

Grundrifs  der  Sanität* -Polizei  mit  besonderer  Beziehung 
auftien  Prenf stehen  Staat.  Von  Ihr.  A,  ff.  Nicolai, 
praktischem  Arzte  in  Berlin ',  Medicinal '-  Rathe  uJ  tiftU 
gliede  des  Medicinal -Collegii  der  Provinz  Branden* 
\wrg  etc.    Preis  3  Rthlr.  10  Sgr. 

Ohne  Zweifel  wird  diese,  eben  so  zweck-  als  zeit- 
getnlfse,  Schrift  den  Herren  Aerzten,  Medicinal-  und 
Verwaltungs- Beamten  eine  sehr  willkommene  Erscheinung 
seyn.  Es  enthält  dieselbe  die  Grundsätze .  der  bei  der 
Verwaltung  so- Wichtigen  Sanitäts  -  Polizei ,  die  Torziig- 
Ijctaten  Angaben  über  die  durch,  richtige  Anwendung  me- 
dicinaL- polizeilicher  Grundsätze  mögliche  Vergütung  vie- 
ler der  Gesundheit  und  dem  Leben  der  Staatsbürger  dro- 
henden Gefahren  und  Nachtheile,  so  wie  viele  zu  diesem 
Zwe$k  nützliche  Vorschlage  und  die  im  Prenüüschun  Staate 
"jejtzt  geltenden  nnd  getroffenen  sanitäts- polizeilichen. An- 
wendungen un,4  Vorschriften.  Wir  glauben  um  so»  mehr 
eirf  dies^s.^Wer^  aufmerksam  machen  zu  dürfen,  als  seit 
J.  P..  $rnnk  keine,  diesen  Gegenstand  so  bündig  behan- 
delnde Scjirift  erschienen  ist 


.  tl  •• 


-*      7      — 

..  Materialien  an  an».  tijiti^RnaUganieieen    _-< 

Jtf*li4fafff-ri'ff)ur«9ff£  /irr  HoütböfMie.  .  Fam  J9r«  JA  jf. 
FAelit z*  mit,  einem;  l'uneditt-  von  Zhvi  Ö.  ■isV  Jf. 
ffcfttoefeftsrl.    Geh.  Preis:  8 -Gr. 

.     ..  •  t 

— —- ^—j  i  fi  1 1  d   » 

.  ':  •     flülß    ..  ...        •    "  »  i  -  •         .  «   .• 

•  .'Befehlt  Chr.  Fx.  Enalin  in  Berlin  sind  in  Jahre 
1835  Tilgende  neue  medicinieche  und  riatarhiatoriache 
Werke  etacbieiiier^  and  in  allen  BndibaadlangesVxü  haoeJI" 

C.  Ä.  II'.  Betende  t  VorleaoiAgeh  Bfrer  .praktische  irzpei- 
'     Wissenschaft  (HandiFüch  der  tyeciellen  Pathologie  und 
Therapie),  nach  des  Verfassers  Tode  zuerst  'herausge- 
geben  von   C.  Sundeiin.    Zweite  Auflage,  nen  durch« 
gesellen  und  berichtigt  ~Yon  J7~C.  Albere. 
lr  Band,    ßemiotik.  .gr..8.;  %  fltMr,  12,  Gr.,  ;.  { 
2r  Band.  Fieberlehre,  gr.  8.    1  Rtlilr.  18  Gr.  '    ' 
(Das  Totfständige  Werk;  9  Theile  m  1fr  BSridea\ 
wird  wegen  des  Wienet  Nachdrucks  für  9  Bfthlr. 
abgelassen  (früherer .  Preis.  23  RtlrirO?  etuelne 
.    Bäftde*  aber-  nur  sunV  bisherigen  Preis.) 
Jf.  Bnrmeister ,'ttar\db\i&  4to.KMoino\o$ies  2rvBd.*  Be- 
s^deYeEn1oinologie^4»  Aath^>«iit  2  KyknmtfL  8. 
2'RtJilr*  12  Gr.  ,i:j<i,„         ■»     .    nii. 

B.  04  #'airfi,iiTopogTap^e,,(.if|jji  Panzig,  bfisondejrs.  ia 
physicher  und  medidniscitet  Hinsicht,  gr»  8«    1  ^^5 

f9  &.,  Gro/afetaij   Lehrbuch   der'  operativen-'  'Chifprue^ 

3r  ThI. ,  allgemeine  operative  Chirurgie,  gr.  8.  J  Rthtyv 
Das  jetzt  vollständige  Werk  "in  3  Banden  6  Ktlitr. 
J.   F.   6*.  Hecker,    de  -Pest» Antoniniana   Commentatio, 

8  mal. .  J>r.  6  Gr. 
ML  -IT:'  *to<*nK  »Gruildrifs»  «er  SeeleiilieilMMto-  W  ThL 

gr.  8.    4  Rthlr.  6  Gr.  '     ■'■    -j 

. ;   -\  Hieraus  :ist  einzet«  abgedruckt;-  •  «        . 

— - . JUui^mnff^  luid  £fan?,  ai*  .Begründer  der,  Se^teaheilfr, 

.  rs*Vnde,;;gr-!.S.    12  Gc.  .   .•.      ■    »     •  '    ,'^'i 

ff  hefeer,  die  Homöopathie   von  der  praktwi±$n  Seite, 

....beleuchte*;  ein  Leset ueb, fijr  j^exzle  aÜer/Cenw^sfo.- 

nen.    gr.  8.    2  Rthlr.  #<.,  .       ..„„  ai.»  jWo» 

^f.  £.  Ridttcr,  Bemerkungen  über  den  Brand  der  Kinder. 

gr.  4.    br.  9  gr,       .    .       ... . 

—    die  Eiidenniiche  Methode,    durch    eine  Reibe  von 

Versuchen  in  ihrer  Wirksamkeit  geprüft«  gr.  &  21  Gr. 


•  IKW 


/ 


Journal 

der 

ictischen    Heilkunde, 

Herausgegeben 
?  o* 

C.    W.    H  u  f  e  I  a  n  d, 

!.  Preufs»  Staatsrath,  Ritter  des  rothen  Adler-  Or- 
srster  Klasse,    entern  Leibarzt,  Prof,  der  JNfatt* 
i  der  Universität  xo  Berlin,  Mitglied  der  Acadc* 
I     mie  der  Wissenschaften  etc. 

•  *d 

\ 

Er    Osann, 

1.  Professor  der  Median  an  der  Universität  und  der  meö% 
j.  Academie  für  das  MiÜtair  zu  Berlin,  Director  des 
klin«  Instituts,  Ritter  des  rothen  Adler -Ordens  dritter 
ise  und  Mitglied  mehrerer  gelehrten  Gesellschaften« 


Grau,  Freund,  ist  alle  Theorie, 
Dock  grün  de*  lieben*  gotdner  Bawm* 

Göthe. 


VI.  Stuck.    December. 

Nebst  einer  Abbildung. 

Berlin. 
«Gedruckt  und  wiegt  bei  G.  Reimer. 


»■1 

■  *  ^ 
I 


Vierzehnter  Jahresbericht       -  * 

des  .». 

König!.  ,  Poliklinischen  -  Institute 

der  Universität  zu  Berlin.     , 
umfassend 
die  Jahre  1880,  1881,  18M,  18»  u«  16M»  - 

Ton  ""■  . 

■   .  ....  {■    ■■ 

.Dimtor  des  Konigl.  Poliklin.  Institute. 


m     .        * 


•    *  t 


Jede  Krankenanstalt  hat  eine  doppelte 
pflichtung  zu  erfüllen;  ihre  Wirksamkeit  gehört 
nicht  blofs  der  Wissenschaft  und  der  Kunst^ 
sondern  auch  der '  leidenden  Menschheit,  — 
beide  haben  gleich  grotte  .Anforderungen  an 
sie.  In  wiefern  ihre  Leistungen  diesen  entspra- 
chen, kann  nur  die  Zeit  entscheiden,  welche 
ihre  Arbeiten  fordert  und  gedeihen  läfst,  und 
Ton  welcher  die  Gegenwart  und  Zukunft  ernste 
Rechenschaft  fordern*  — 

Bevor  ich  in  diesem  Tierzehnten  Jahresbe- 
richt yersocbe,  eine  Uebersicjbf^ltr  Leistungen 
des  K.  Poliklinischen  Institutes  in  den  letzt 
verflossenen,  fünf  Jahren  zu  geben ,  sei  es  mir 
vergönnt,  einen  Augenblick  bei  einem  wichti- 
gen und  zugleich  erfreulichen-  Zeitabschnitt  sei- 
ner Wirksamkeit  zu  verweilen. 

A2 


r 


»    . 


derselben  «oesehied.»  -  'Nachdem'  icli ..'als  rtaclfrr 
folger  des  Hrn.  Staatsrafh'  Hufeland  die  Leitung: 
derselben  übernommen  j  Warder,  Hr.  Dr.  JE?«-" 
roth9  -  welcher  schon  Iraner '  längere  Zeit  ab? 
Hilfsarzt  thätig,    zum  ersten   Assistenten,   und 
Hr.  Dr.  J.  A.\  Mütter  zitm  «weiten  Assistenten* 
derselben    ernannt,   deren'  Eifer  und  Geschick- 
liebkeit  die  Anstalt  viel  verdankt;  —  die  Ftth«^ 
rnng  der  fiechoungs- Angelegenheiten  wurde Hr» 
Geh«  Calculatur- Assistenten    Wallmüllcr   über- 
tragen. .■■■'.. 

Die* -Anstalt  hat  rers«<iht;    der  doppelten 
Aufgabe £;iils  Lehr*  und  Heilanstalt,  zu  ent- 
sprechen t  —  in  wiefern  es  ihr  gelungen,  mo- 
£en  die  Leistungen  ihrer  fünf  und  zwanzigjäh-, 
rigen  Wirksamkeit  entscheiden.' 

Die.  Gesaipmtzabl  aller  Tom  Jahre  1810 
bis  Ende-  1834  in  die  Anstalt  aufgenommenen 
und  behandelten  Kranken  betrug:  24,324;  ron 
diesen  würden  geheilt :  17,025 , '—  es  starben : 
731 ;  — ;  die  übrigen  Kranken  wurden  entwe- 
der andern  Krankenanstalten  übergeben,  oder 
Terbliebtfcr  in  der  Behandlung« 

■ 

AofSer  den  auskultirenden  jungen  Aerzten. 
welche  die  Anstalt  besuchten ;-  betrug  die  Zahl 
der  practici*enden:  884,  — '  eine  Zahl,  welch* 
noch  grosser  gewesen  seyn  würde,  wenn  nicht 
die  Mebrzanl  .  der  letztern  statt  eines  hal- 
-  ben  Jahres  ein  ganzes  prakticirt  hätte ,  und 
den  Statuten  getnäfs  nur  eine  bestimmte  mä- 
fsige  Zahl,  derselben  in  jedem  Semester  zuge- 
lassen werden  konnte. 

Eine  speciellere  Auseinandersetzung  der  hier 
nur  kurs  angedeuteten  Resultate«  haben  die 
bisher  erschienenen  Jahresberichte  gegeben;  — 


•m      7 


•     .      •  *  •.  *  *r 

.•  .•  .•  .•  '•    "     '  "84        .  •'. 

MgUfr  -'.  8 

>Ia,  rariokrides,  Varicella,  *a- 

ol.  y&$c«         •       »      .  *  •.  161               «:* 

lae.         «        . "     .        «  •  32 

es.  .        •                        .  .  201 

5i,  psoriasis ,  porrigtj.    •  .  641 

i  läctea  o.  serpiginosa.  .  •  47 

i  capitis 148 

hiae.      •       •       »       ;  ,14 

1832    .    IMS 

en  krank  heilem 

algia.     •       «       #  .       .  491 

&•            •        •        •  •        •  oeo. 

alaea.      f       .       .  60 

falgia.    .       '•       '.  ..       .  14 

go.  .        .        .  .       .118 

lexia*      •        •        •  •        •  .  83 

jsis  n.  paresis  extremkatam.  ,  140 

s  nervosa.       •       #  #.      ■#  170 

t  dorsalis.       .        ?        '."     •  J38 

wholia  ol  phantasmoscopla.      ;  18     :  . 

iura  tremens.  '•       \  •      V  91 

epsia.     '•       •       .  ♦     .  '•  ■  10 

psia  o.  eclanißsia*  •  *.        .  364 

sa  St.  Viti.      .  70 

nas  o.  triimas.        «.  ...    10       . 

eria.        i       .       .  .        .  697 

is  convulsiva.  •       •  .  '  '  . .  400 

ecia  t.  oopbosist     *  >  -     .  .  173 

•fr*«"*-***"«* 

.      3000    .    3000 

niscbVLeiden  der  Respiration»- 
3«ne'   '.  ".-..; 

rrhus  chronic« ,    Blennorrhoea 

»nbnonnm.       - 600 

itk  polmeninn/laryngeaeltrachealis.  818 
idÄtis  B.*rancedo  ekremfea.  •  •  118 
moptoe.  ••  s       4      '•       198 

inia«  *  •  •  •  ■  ■  i»  0  aoe 
losis.  .  .  -  .'  •"  •••"'■  ♦  H* 
^a^Too^dis.    .  .       t        83 


■    « 


afct 


,  W*alt¥Vacbteä.  • 

Hydropa  ^scites.     •       •       .  .       1$9 

*  Hydrqgs  anasarca*  .  •  .'  39 
Hydrotboras.  1  •  •  .  .  .  -55 
Hydrocephalos/       •*       ♦        9[\  .'      ,1^5.  „ 

Hydropa  universalis.*       .*      '. '.        102 

Hydrarthos.     .       .       ♦        .  .       p  |SJ, ..,,.. 

Hydrops  pericardii.^       ♦       «  •         .  A,  ....  * 

Hydrops  ovarif,      •*       ."      •'  .  3"  ■  ■■-,■■ 

MF-'*-*- -;;500 

•  Gicht  vnd  R-heumatiinma,  :  "; \l 

Arthritis.         *        • .  — i.»tli.  -■»  i  •.       215-*-  >' 

Rbennuräsmus  .chronicus..      ,.»■..  .  ..   413 ■•••?.■■. 

Iscliia*  *  •       *^       ..       ,        t  .       .:*Hfc-r-r:  '•» 

Lnmbfgq.       t        t       *       «  2sV. --...»' i 

Plica  flfllonica.a  mejtasr.  arthrtt.  #  1, 


Im.»  •''  •  "* 


'772  ';"-772 

0«  Scropieln  und  Hhacbiti*.    "  ..  , 

Scropbftlae  n. -scrophalosis.     ;        v  =529    :i*' 

Rhachftis,        «        •        «        »        .  '  223     -  ' 

.  i  Otorrhoefu    "•••••  36 

.♦  ■  •    •»..■■  ..-  •  . 

Ozaena.          •       •        •        •       .  7 

Coxarthrocace,        .       ." '  * '/      j  :i  "2t 

Atrophia.        ,       •       %       ♦       •  U8" 


«  - 


^1 

■     i.  .    m 


A-.   t.   .■  * 


999   V  :  099 

1.  SypWiliüscJiö  «ftdaeorba  tische  K«*;     > 
cb+xien..  .•■••■ 

syphiiu.      ;.     ;•      .     \     ".     3«:  V: 

Hydnurprrosis»         •       .      ..       ., .  .'\7  '     ' 


Stomacace.      •       ♦       \_    '  ,        .  '       17',    . 


•  i  i  ■  i  • 

■r 
•        »1 


Morbus,  haembrrbagius  Werlli. 

Marasmus,      ',        •       \       \    '    .  22 

408  V     408 

12.  Chirirgisclie  Kren'kheiten.  ' 

'  Ulcerov        ..       *•■•.  v,':.  .%:!:..-.*.. ,1177.  • 

Tomores .•       ^      ..  .545  . 

Angitttasia . .      .  •        .  19       . 

Eech^mosis.  . ,        •       .♦        »        ,  3 

Ancbffosta»   ;•      -•      .•      .  •       •  49       i 


—    11-  -p 


7»thig.      • 

•  •    ••             i 

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pbaron.     •        • 

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am.  ,        •        • 

•                    4 

20 

i  conjunct 

m              « 

3 

16.      .           •         ', 

« 

7 

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•       • 

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>ma  oculi. 

•       • 

5    ■ 

hthalmus.          • 

•       • 

16 

»       •        •        • 

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68 

mt  .        .      '  . 

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1 

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150 

us  iridis.      ..  • 

*•       i 

9 

nns.          • 

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23 

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6 

pia«          •        , 

■                • 

341 

nusi         .  ♦        ,  , 

•                ■ 

1 

ilopia.        ,        , 

•                i 

3 

»is.           •         • 

• 

93 

roblenftorrboea. 

• 

.179 

ic  palpebranmr. 

• 

2 

apalptbraram. 

t      1 

32 

losia. .       #     • . . . 

* 

....  .«•  .     ■» 

59 

ia«     •        •        •• 

.         * 

•    :       2 

m&«            •        • 

l     i       ■       . 

34 

do  senilis/       .'■ 

■  • 

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•           • 

a    . 

.-     i3.  :■ 

■ 

3903    .    3903. 

2M24. 

i  ich  kehre  au  dem  Hauptgegenstand 
den  Jahresbericht  der  letzt  verflösse» 
Jahre,  welcher  als  Fortsetzung  der 
lieferten  den  ersten  Hauptabschnitt  der 
keit  der  Anstalt  beschliefst« 


I. 


/ 


igen    über   den  Karakter  der  in  den 
Hossenen  fünf  Jahren  vorherrschende* 
Krankheitsconstitution* 

idetin  die   seit  dem  J.    1811    ▼orwal- 
tftfadlich»  Krankhehtcoiistittition  einer 


— .  -ü   — 

als  Reflux  eines  tiefer  begründeten  Allgemein» 
.leidens  u:  betrachten;  .  Wenn  die  gastrische 
Krankheitsconstitution  sich,  lokal  vorzugsweise 
in  einem ..  vorwaltenden  -Leiden  der  Schleim*» 
häute  aussprach,  so  waren  gleich  wohl. auch  all- 
gemeine krankhafte  Störungen  vorhqndent  wel- 
jche  mit  dem  ersten  innig  verbunden ,  letzteren 
oft  Torhergehend  ^  zuweilen  weniger  bestimmt 
Jierrortretend ,  doch  gleichseitig  wesentlich  den 
Karakter  und  die  Form  der  herrschenden 
heiten  begründeten. 


■  ■  < 


Die  tellurisch  t  kosmischen  Einflüsse  nah-» 
snen  bei  ihrer  Einwirkung  auf  den  Organismus 
aucji  diesmal  zunächst  das  Verhällnifs  der  Kräfte, 
und  in  Folge  der  dadurch  bedingten  Verände- 
rungen die  materielle  Seite  desselben-,  nament- 
lich die  Mischung  der.  Säfte  an  Anspruch,  — 
Jiatten  demnach  eine  rein  dynamische  und  eine 
chemisch -dynamische  Beziehung.  Die  andau- 
ernd feuchte,  und  verhältaifsmäfoig  milde  Witr 
terung  wirkte  daher  zunächst  herabstimmend 
auf  die  Thätigkeit  des  Nerven-,  Gefäfs-  und 
Muskelsystems,  und  bewirkte  sekundär  eine  ei- 
gentümliche Umänderung  des  Bluts,  welche 
.sich  im  Allgemeinen  in  einem  Ueberschula  von 
Kohlenstoff,  insbesondere  bald  in  einer  mehr 
schleimigen,  bald  in  einer  mehr  galligen,  der 
^entzündlichen  entgegengesetzten  Krasis  aussprach, 
wodurch  die  Neigung  zu.  entzündlichen  Leiden 
gemindert,   die  rasche  Entwicklung   und  Stei- 

Serung  von  intercurrirenden  Entzündungen'  zu 
er  Höhe  verhütet  wurde,,  welche  sie  sonst 
xu  erreichen  pflegen*  In  Folge*  dieser  Mifsver- 
hältnistse  wurde  begründet  ein  relatives  Ue- 
Jkerwiegen  des  venösen.  Systems  und  der  Ilaupt- 
örgane  desselben)  Plethora   abdominalis ,  Nei- 


r 


Durch  letztere ,  und  besonders  die  t"*- 
hafte  Verstimmung  des  Gemeingefülils,«**- 
Ich  die  gastrischen  Krankheiten  eine  nM* 
^enthümücbe  Form,  —  da«  Bild  und  dtrt» 
druck  ihrer  einzelnen  Symptoms  entbki  t 
einer  weniger  bestimmten,  weniger  nid» 
zelne  Organe  oder  Systeme  beschränkt»,*' 
{irundkarakter  des  Leiden»  nur  unklar  oft 
zeichnenden  Form.  Namentlich  galt  dinti* 
cDfaiifidlicheD  oder  krampfhaften  LukatletilM  ii 
Unterleibes,  welche  im  Anfange  durch  (* 
jdicntionen  getrübt ,  sich  oft  nur 
und  erst  zu  einer  gewissen  Hübe  gediehet, 
den,  ihnen  eigenthümÜchen  kareklei '"' 
Symptomen  aussprachen.  Beine  und  sab 
tige  Entzündungen  gehörten  zu  den  selb 
Krankheiten.  Wenn  daher  im  Verlauft 
gastrischen  Fiebern  entzündliche  Reiauojw, 
exanthematitche  Formen  der  Schleimhid 
Darmkanali  vorkamen,  so  waren  sie  mü'' 
Folge  eines  gesteigerten,  zu  einer  gi 
«elbslständigen  Entwickeluug  gelangt» 
leidens  zu  betrachten  ,  waren  daher  ioA 
der  Regel  tou  einer,  durch  diesen  palfci 
sehen  Precefs  bedingten  e i gen thü mürben  Gl 
iun  Erscheinungen  begleitet,  —  eine  w» 


■i. 

feit 

'•>■„. 

V 


—     15     — 

-tfnräSadliche  Reit ung  3er  Schleimhaut  des  Dann« 
-kaasfls  l  konnte  so  wenig  als  nächste  Ursache 
.de*  ftinfachen,  rein  gastrischen  Fiebers  betrachtet 
werden,  als  eine  eigentümliche  exantbematiache 
M etamprphose  derselben..  — -  Vielmehr  schien 
der  nächste  Grund  der  Termehrten  Absonde- 
rung der  Schleimhaut  des  Dannkanals  und  der 
dadurch  bedingten  abnormen  Scbleimansamm- 
'fang  in  Verminderung  der  Hautausdnnstujng  und 
einer/  in  gleichem  Grade  Termehrten  Tikariiren*- 
den  Thä'tigkeit  der  Centralorgane  begründet^ 
traft  diese  durch  die  schwächende  Einwirkung 
feiner  erschlaffenden  feuchten  Luft  auf  das  Sy- 
stem der  Schleimhäute  überhaupt  befördert  n 
weiden« 

War  gleichzeitig  ein  entzündlich  gereister 
Zustand  der  Schleimhaut  Torhanden,  so  er* 
schien-  derselbe  in  Folge  Ton  Tprhandenen  fremd* 
artigen  'Reisen,  Säure  der.  ersten  Wegef  Ee- 
yab  und  Ansammlung  Ton  krankhaft  Teränder- 
ter  Galle ,  oder  anderer  Sekrete,  einer  rhen- 
jnatisch-  entzündlichen  Metastase  ,  oder  war  nur 
als  erstes  Stadium  einer  sich  später  entwickeln- 
den exanthematiscben  Metamorphose  zu  be- 
teachten. 

Die  besondern  Krankheitsbildungea  und 
J  in  welchen  die  herrschende 
Krankheitsconstitution  in  diesem  Zeiträume  sich 
aussprach,  waren  folgende: 

o)  die  gastrueh*  rheumatische ,  —  Torherr- 
sehend  bei  einer  anhaltend  milden ,  feuchten, 
aber  mit  rauben  Winden  abwechselnden  Wit- 
terung, in  Form  Ton  gastrisch -rheumatischen 
Fiebern   und  Durchfällen,  welchen  sich  häufig 


—     17    — 

Bericht  über  den  Karakter,   Verlauf  und  die 

Behandlung   der  in  den  Jahren^  1830,  31,  32, 

33  .«•  34  in  dem  IC.  Poliklinischen  Institut 

aufgenommenen  Kranken* 

Nach  Verschiedenheit  ihres  Wesens  und! 
ihrer  Form,  zerfallen  die  einzelnen  Krankhei- 
ten in  folgende  Hauptgruppen: 

...  t.  Fieber,  die  Ge^mmtzahl  der  an  Fieber 
behandelten  Kranken  betrug:  790,  —  und  zwar 
Utten  :  an  F.  rheumatica  u.  catarrhalis  271,  R 
intermittens  232,  F,  gastrica  150,  A  a  dentis 
Hone  72,  Sjmocftia  u,  Typhus  25,  F,  vermi- 
nosa  25,  and  Sy/tocAa  15. 

Die  verhältnibmafsig  grofse  Zahl  der  ip 
diesem  Zeitraum  behandelten  Wechselfieber  er- 
klärt sich  durch  die  mehrere  Sommer  andau- 
rende  gastrisch  -  rheumatische  KrankbeitsconstL» 
tntion.  Durch  endemische  und  epidemische  Ein- 
flüsse bedingt ,  bildeten  sie  in  der  Kette  der 
'  verschiedenen  epidemischen  Krankheitsbilder  ein 
wesentliches  Glied,  welches  als  Grundtypus  der 
meisten  Krankheiten,  als  Reflex  und  allgemei- 
ner Ausdruck  der  herrschenden  Kraokheitscon- 
atituüon,  häufig  bald  als  Vorläufer  und  Ueber- 
gang,  bald  als  Ausgang  der  verschiedenen  Epi- 
demien erschien.  Sehr  bemerkenswert  in  die- 
ser Beziehung  war  daher  das  häufigere  Vor- 
kommen Ton  Wechselfiebern  im  Sommer  1831 
vor  dem  Erscheinen  der  asiatischen  Cholera* 
und  im  Sommer  1832  bei  einer  schwachem 
Wiederkehr  dieser  Krankheit ,  die  Erscheinung 
von  gastrisch -biliösen,  mit  Brechen  und  Durch- 
fall complicirten  Fiebern,  so  wie  die  nicht  sel- 
ten damals  beobachtete  ungewöhnlich  lange 
Journ.LXXXI.B.6.St.  B 


~    *ö    - 

den  'lOteil  Mai    all    geteilt  ebtlasstti*  werde» 

4oDbte»'    ■"::""    ■  "    V '    'I     :;i     ;:!ü 

Ludwig  Seh.  dagegen,  yqn  Qioer  wejj. 'kräfti- 
geren Constitution ,  früher  weniger  kränlüich^lf 
sein  Bruder,. war  seit  acht  Tagen  glekhfalUäa 
einem  dreitägigen  Wechselfieber  erkrankt,  wel- 
ches anfänglich,  gleich  dem  seines  Bruders/ g$f 
stnscherÄrtj.un.d  noch  keine  vollkommen  reine 
Apyrexie  zeigte.  Als'  auch*  .'ftier'  dureji  ähnliche 
Mittel  die  gastrische  Compjjcatioh  entfernt,  die 
Apyrexie  TönkpmmeD,  und  der  Tertia  ntypua 
der  Anfälle  regelmäfsig^un/l  T)e»^immt  sich  her- 
.  Vorstellte ,"  wurde  versuchsweise  Salicin.  ange- 
wendet, anfangs,  täglich  3.  ÄJal  3  Gran,  spater 
zu  fünf  Gran  pra  dosi.  Vom  $ten  bis  ,l3ten 
Mai  waren  06  Gran  Salicin  verbraucht  w/otj- 
den,  ohne  eine  anderweitige,  V^ränderupg  aU» 
dafs  der  Probst  der  Anfalle  verschwunden /'dip 
Hitze  derselben  aber  dagegen  intensiv  starker 
geworden  war.  Statt  des  Salicin  wurden  n^'p 
täglich  einige  Grane  schwefeis.  Chinin  gereicht, 
und  durch  sie  das  Fieber  in  wenig  Tagen  voll- 
kommen beseitiget« 

So  hilfreich  das  schwefelsaure  Chinin  sich 
zur  Beseitigung  der  Fieberanfälle  erwies,  ßo 
leistete  es  doch  weniger  zur  gründlichen  Jäitf- 
fernung  der  oft  so  lange  zurückbleibenden, 
hartnäckigen  Fieberdisposition;  —  und  io  die- 
sem Falle  verdienten  Cbinapräparate ,  waleh* 
aufser  dem  Chinin  und  Cinchonin  zugleich  flodh 
die  andern  kräftigen  Bestandteile  der.  CbJ4& 
enthielten,  in  .Verbindung  mit  bittern  und- aro- 
matischen Mitteln  den  Vorzug,  ;  namentlich 
Tinciura  Chin*  composit.  mit  TincU  yAfainth* 

Die  Fälle  von  F.  intermUU  quartan.  f  wel- 
che wegen  ihrer  gastrischen  Complication,  oder 

B2 


-     21     - 

mit  zuweilen  erfolgenden  wirklichen 
eo. 

>  Schwäche,  durch  welche  die  Nerren« 
bediogt  wurden ,   wurzelte  mehr  in  der 

des  ▼egetatiren,  als  hohem  sensoriell 
renlebens ,  sprach  sich  mehr  durch  Lei«* 

Ganglien-  als  des  Cerebralsystems  aus, 
n  eines  Mittelzustandes ,  in  welchem 
reioer  Erethismus,  noch  reiner  Torpor 
lerrschend  betrachtet  werden  konnte.  . 
i  zuweilen  nur  langsam  eintretende  Bes- 
bezeichneten  meist  zuerst  Feucht-  und> 
rerdeu  der  Zunge,  mehr  Freiheit  und 
:  des  Bewufstseyns,  die  äufsere  Haut 
eucht,  der  Urin  bildete  einen  jumen-* 
odensatz ,  und  in  den  Bewegungen  des 
i  sprach  sich  mehr  Leben  und  Kraft  aus« 

glücklichsten  Fall  blieb  doch  meist  ein 
hnlich  hoher  Grad  Ton  Entkräftung  zu- 
reiche sich  in  grober  und  lang  andau- 
Sch  wache  der  untern  Extremitäten  und 
nsorgane  Torzugsweise  aussprach  9  und 
irere  Monate  noch  des  Gebrauchs  der 
en  Stärkungsmittel,  namentlich  der  China, 
• 

:h  Verschiedenheit  des  Grundkarakters,' 
•  hierbei  mehr  oder  weniger  betheilig- 
;anengruppen  erschien  das  Fieber  bald 
ls  Typhus  abdominalis  f  bald  mehr  als 
gastrico -nervosa    mit  Hinneigung    zur 

i  Obduction  lieferte  demnach  sehr  Ter- 
ie  Resultate«  Gehirn  und  Darmkanal 
in  einigen  Fällen  nichts  Abnormes,  in 
ianden  sich  im  Gehirn,  aufser  AnschWel- 
r  Blutgefafse,  nicht  betrachtliche  seröse 
säte,  —  im  Dajrmkaoal;  und  zwar  im 


-     23      - 

.  •  Unglücklich  war  dagegen, der  Ausgang  des 
Typhus  abdominalis,  aq  .welchem  L.  L,,  e^f| 
junger  robuster  Mann  yon  22  Jahren,  litt.  Pia 
Krankheit  begann,  nachdem  er  mehrere  Tage, 
lang  an  grober  Abspannung,  Uebelkei^  ,.4lhr 
petitlosigkeit«  quälenden  Durst,  und  profusen, 
wäfsrigen  Durchfall  gelitten,  und  dabei  viel 
kaltes  Wasser  und  Weifabier  getrunken  hatt^ 
In  der. ganzen  Lage  und  Haltung  des  Kranke« 
sprach  sich  gröfse  Apathie  und  -  Hinfälligkeit^ 
und  im  Gesicht  ein  gewisser  Stupor  aus;  Fat» 
war  schwer  besinnlich,  spraxh  wenig,  beäptf 
vrortett  die  an  ihn  ge^ichteje^n  Fragen .  qnyo.^ 
ständig,  irrte  sich  oft  in  der  Zeit,  tauscht* 
sich  über  seinen  eigenen  .Zustand,  und  litt.an 
Delirüs  bland is.  Die  ^unge  war  stark  belegt 
trocken','  ^eMXemper.atu^.der..Baut  sehr  erboh^ 
der  Durst,  sehr  grofs ,  <lie  Magengegend  ang$f 
schwollen,  der  übrige  ,Iheil  des  Unterlejbej 
nicht  aufgetrieben,  auch  fre^  von  seh merzhafteiy 
Empfindungen  beim  Druck.  .—  Alle  Erscliei^ 
Düngen  «der  Krankheit,  wurden  jedoch  in  kurzer 
Zeit  zu  einer  sehr  bedeutenden  Hohe  gestei- 
gert, besonders  die  Delirien.,  i  so.  dafs  auf&ejr 
dein  innern  Gebrauch  von  Calomel,  der  wieder- 
holten* Application  von  Blutegeln ,  ein  Aderlafs 
angewendet  werden  mufste ;'  alles  blieb  jedödl 
fruchtlos«  —  Die ,  24  Stunden  nach  dem  Pride 
unternommene,  Obduction,,  zeigte  im  Gehirn 
noch  sehr  starke  Anschwellung  -der  Blutgefässe, 
—  im  'Ileum  und  im  Anfange  des  Coli  asceri» 
dentis  Darmgeschwüre' Von  beträchtlichem  Um> 
fange,  mit  tiefem- aphthösen  Grunde,  callüsen 
aufgeworfenen  Rändern  ;;.  die  ,  Milz  war  sehr 
-weich ,  Leber  unü\  Magen ,  so  wie  die  übrigen 
Contenta  des  Unterleib*.. boten  nichts  Abnor- 
mes dar. 


•  • 


~     25     — 

cerasi  sehr  hilfreich,   nach  snror  lnstitmrten 
Aderlässen. 

Von  Pleuritis  traumatica  kamen  mehrere 
Fälle  vor,  —  mit  einer  Fractura  costar.  com- 
plicirt  bei  J.  H.,   einem  Mann  too  60  Jahren« 

Höchst  akut  war  der  Verlauf  einer  mit 
Pleuritis  complicirteo  Pericardiiis  rheumatica* 
bei  Auguste  Z.,  einem  Kind  too  10  Jahren.  Un-i 
ter  den  wesentlichen  Krankheitserscheinungen 
war  sehr  karakteiistisch  die  grofse,  unupter- 
brachen  fortdauernde  Orthopnoe,  mit,  unbe- 
schreiblicher Angst  und  Unruhe,  stechenden 
Schmerzen,  einem  unregelmäßigen,  weit  ver- 
breiteten  Herzschlag,  —  das  mit  brennenden 
Durst  begleitete  Entzündungsfieber  erschien  mit 
sehr  lang  andauernden  nächtlichen  Exacerbatio- 
nen. Trotz  wiederholter  reichlicher  Aderlässe, 
Ertlichen  Blutentziehungen  nod  dem  inneren  Ge- 
branch der  kräftigsten  Antiphlogistica,  starb 
Pat.  in  wenigen  Tagen*  Die  Obduction  neigte 
die  Lungenpleura  mit  plastischem  Exsudat  be- 
deckt, die  Lunge  theil weite  hepatisirt,  die  an* 
leere  Fläche  des  Pericardium  mit  der  linken 
Lange  durch  eine  Sehich t  ausgeschwitzter  Lyin* 
phe  verwachsen.  Beide  Lungen  waren  frei  von 
Tuberkeln,  die  Leber  verhältnifsmäfsig  sehr 
grob,  sonst  aber  nicht  krankhaft 

Bei  Frau  D,,  einer  Fran  Ton  38  Jahren, 
welche  an  einer  rheumatischen  Bronchitis  und 
Pneumonie  litt,  entstand  in  Folge  von  Unacht- 
samkeit der  Kranken  nach  einem  iostituirten 
Aderlafs  eine  heftige  Phlebitis  des  rechten  Arms, 
welche  Jedoch  einer  zweckmäßigen  Behand- 
lung wich.  —  . 


-     29    - 

den  sehr  fieberhaften,  besondere  sehr  frequen- 
teo  Puls  im  Begion  der  Krankheit  den  Aus* 
brucb  des  .zu  erwartenden  Exanthems;  —  in 
mehreren  Fällen,  namentlich  bei  ücarlatina  in*- 
flarnmaloria  erschien  diese  Rotbung  und  Erhe- 
bung der  Zungen wärzchen  später,  und  dann  in 
dem  Zeitraum  der  Hohe  der  Krankheit. 

Der  diesem  Ausschlage  eigenthiimliche  hin- 
terlistige Karakter ,  —  Flüchtigkeit  und  sehnet 
ler  Wechsel  der  vorhandenen  Krankheitserschei- 
nungen, oft  scheinbare  Gutartigkeit  der  Krank- 
heit bei  drohender  Lebensgefahr,  —  sprach  sich 
nicht  blofs  in  dem  akuten  Zeiträume  der  Krank- 
heit, sondern  auch  in  den  mit  Recht  so  ge- 
fluchteten Nachkrankheiten  derselben  aus,  na- 
mentlich im  Herbst  und  Winter  1834.  —  Es  wa- 
ren viel  Kinder  von  den  leichtern  und  gutarti- 
gem Formen  befallen  worden.  Wegen  der 
scheinbar  sehr  geringfügigen  Beschwerden,  wurde) 
die  Krankheit  häufig  gar  nicht,  oder  nur  we- 
nige Tage  von  den  Eltern  der  Kranken  beach- 
tet, in  ihrem  normalen  Verlaufe  gestört,  ent- 
schied sich  nicht  durch  kritische  Ausscheidun- 
gen, und  hatte  daher  häufig  sehr  hartnäckige, 
suweilen  sehr  gefahrliche  Nachkrankheiten,  und 
zwar  vorzugsweise  bei  Kindern,  bei  welchen 
entweder  das  Exanthem  sehr  unvollkommen 
entwickelt,  die  fieberhaften  Bewegungen  oft 
sehr  unbedeutend  gewesen,  oder  bei  welchen 
nur  eine  sehr  unbedeutende  Abschuppung  Statt 
gefunden  hatte. 

Eine  antiphlogistisch  -  antigaslriscbe  Be- 
handlung erwies  sich  im  Allgemeinen  als  die 
hilfreichste.  —  Die  von  Most  und  'Kofoany 
unbedingt,  von  Fröhlich,  Stieglitz,  Henke  und 
Rcämann  bedingt  empfohlene  Anwendung  der 


—    3i    — 

innsKeh)  /'klonische  Krämpfe*  der  Extremitäten^ 
f  nicht  selten  halbseitige);  Stjefheit  de* '  Blic.kefc 
Erweiterung  und  Unbeweglich  kell  der  Topfite, 
Blasse  des  Gesichts  *  Schaum  vor  dein  Munde, 
BewurslIösigKeit,  Kälte  der  Extremitä^en.LähT- 
mung'/'-r  und  der  Tod  .erfolgte,  allen  Mitteln, 
trotzend,  Zuweilen  schon  irv  wenig  Stunden/ 

Gleich  der  primären  Krankheit»  foderten 
<did  Nachkrankheiten  in  -  der  Regel  eine  streng 
antiphlogistische  Behandlung,  —  reichliche  und 
^wiederholte  Blutentleerungen ,'  innerlich  Nitrian» 
■Tartarus  emeticus,  Salmiak  ',  Calomel,  — v  Di* 
-gitalis.  mit  kühlenden  Salzen,—  äofs  erlieft 
kalte  Umschläge,  Begleitungen ,  h  aufreizend*, 
ableitende  Mittel  -— 

Ferdinand  M. ,  ein  kräftiger  Knabe,  von 
4  Jabreq,  erkrankte  vor  drei  Wochen  gleich- 
zeitig mit  seiner  Schwester  am  Scharlacbfieber» 

i* .  •     ■ 

Letztere  scheinbar  an  einer  sehr  gutartigen  Form 
der  Krankheit  leidend,  war  gleichwohl  im. Be- 
ginne des  Slad.  des  quam,  in  Folge  eines  Hy- 
drops acutus  vor  einigen  Tagen  gestorben.  Die 
hierdurch  )besorglichen  Eltern  suchten,  als  sie 
auch  bei  dein  Knaben  wassersüchtige  Beschwer- 
Ben  bemerkten,  nachdem  bisher  nichts  gesche- 
hen war.'  endlich  Hilfe  bei  der  Poliklinik« 
Aufser  einem  sehr  entzündlichen  Fieber  mit  hei? 
tigen  Exacerbationen  des  Abends,  litt  das  Kind 
an  Anasärca,  Ascites,  anhaltender  und  zu  un- 
bestimmten Zeiten  sehr  gesteigerter  Dyspnoe, 
grofser.  Apathie,  Sopor,  Unthatigkeit  der  äu- 
fsern  Haut,  und  einer  auffallend  verminderten 
Harnsecretion.  Durch  eiti  streng  antiphlogisti- 
sches Verfahren,,  wiederholt  applicirte  Blutegel, 
den  innern  Gebrauch  von  Nitrum,  Vinum  Ab- 
timonii  und  Oxymel  ScillitJ ,  Calomel  und  Di« 


—     33     — 

dium  der  RfBorescenz ,  oach '  Erkältung  and  Zu- 
rücktritt det  Anaschlags  >  in  Folge  einer  Meta- 
stase nach  dem  Gehirn,  plötzlich  gestorben  du 
Bwei  andern,  (zwei  Mädchen  Ton  4  und  7  Jah- 
ren) litten,  als  die  Hilfe  des  K.  Polikl.  Insti- 
tuts' in-  Anspruch  genommen  .wurde ,  an  leichter 
Anasarca  mit  fieberhaften  Beschwerden«  Nach- 
dem beide  ohne  merklichen  Erfolg  mit  kühle»* 
den,  die  Se-  und  Excretionen  betätigenden 
Mitteln  einige  Wochen  behandelt  worden,  eiy 
lurankten  sie  plötzlich  ohne  bekannte  änfeere 
Veranlassung  an  allen  Erscheinungen  der  hef- 
tigsten Metastase  nach  dem  Gehirn«  Die  ältere 
Schwester ,  Minna  B. ,  starb  trotz  aller  sogleich 
dagegen  angewandten  Mittel  binnen  wenigen 
Stunden ,  —  die  jüngere ,  Mathilde  B. ,  wurde 
durch,  den.  innern  Gebrauch  von  fluchtig  reizen- 
deil, die  Se-  und  ExJureüoDen  betätigenden, 
und'  die  aufsere'  Anwendung  tod  hautreizen- 
den, ableitenden'  Mitteln.'  welche  sämmtlich 
auch  bei  det  altern  Schwester  versucht  worden 
'Waren,  gerettet.—1  Zur  Beseitigung  der  zu- 
rückgebliebenen chronischen  hydropischen  Be- 
schwerden bewies  sich  besonders  hilfreich  das 
Infus.  Rad.  Levistici  in  Verbindung  mit  Roob 
Junipcri,  Tartar.  boraxat.  und.  Spirit.  mir» 
dulcis.  — 

Masern  kamen  meist  nur  in  leichten  For- 
men Tor ,  —  bei  Kindern ,  welche  gleichzeitig 
an  den  Zähnen  litten,  zuweilen  mit  Pneumonie 
complicirt,  nur  in  einem  Falle  mit  Encephalitis.  — 
Bei  Sophie  D. ,  einem  Kinde  von  5  Jahren, 
welches  höchst  cachektisch ,  bereits  langer  denn 
ein  Jahr  am  Wecbaelfieber  litt,  erschienen  Ma- 
sern und  verliefen  normal;  bei  ihrer  Erschei- 
nung verschwand  das  Wechselfieber  und  kehrte 
auch  später  nicht  wieder  zurück.  — 
Joum.LXXXI.B.6  St.  C 


—     35     — 

Polizeibeamten  eiligst,  jrerfolft'ailf  da*  H*u* 
zustürzt,  tot  welchem-  die  Kleine  si^Jb  befindet. 
Iß  der  Meinung ,  dafs  die  IJast  des  TOOudgf 
Kiodero  gefurch  teten  Mannes  ihr  gelte*  springt 
die,  Kleine  athemlos  in  ihre  Wohnung^  drei 
Treppen  hoch,  und  stürzt  besinnungslos  in  die 
Anne  der  Mutter.  Der .  Korper  der  JjOeinea 
war: mit  kaltem  Schpreifse  bedeckt,  der  Äthem 
keuchend,  die  Augen  stier,  halb  geschlossen, 
der  Rumpf  steif  nach  hinten  gezogen,  die  Ex<r 
tremitäten  flogen  krampfhaft,  der  Mund  war 
mit  Schaum  bedeckt,,  die  vom  Trismua  hefaj- 
Jenen  Kiefer  gestatteten  zwischen  den  Zähnen, 
nur  eine  Oeffhung  Von  wenigen  Linien»  Ins 
Bett  gebracht,  wurden  i&ie  Krämpfe  der  Extra? 
initäten  ruhiger,  nur  theilweise  fanden  in  £1(1; 
seinen  Muskelgruppen  leichte  krampfhafte  Be- 
wegungen Statt,  die  Steifigkeit  des  Rümpfet 
und  der  Kiefer  blieb, 

-  So  fand'  sie  der  Von  der  Mutter  dringend 
Terlangte,  herbeigeeilte*  Arzt,  —  die  Wirbel- 
säule und  die  Beine  waren  noch  unbeweglich, 
krampfhaft  nach  hinten  gezogen ,  Rücken -:un4 
Kaumuskeln  hart,  dem  Willen  nicht  gehor- 
chend. Die  Kranke  hatte  allmählig  ihre  Be-r 
sinnung  wieder  erlangt,  konnte  aber  nur  durpjh 
Stöhnen  und  Aechzen  andeuten,  dafs  ein  Druck 
auf  die  leidenden  Theile  ihr  Schmerz  verur- 
sache; d£r  Puls  war  unregelmäßig,  in  der  Fre- 
quenz sehr  abwechselnd,  klein.  .  ^    "',| 

Pat.  wurden  sogleich  krampfstillend t ,  «r* 
weichende  Klystiere ,  Prottiren  der  Extremitä- 
ten mk  warmen  Tüchern,  ein  warmes  Bei 
Ton  Kali  causticum  verordnet ,  in  welchem  sie 
eine  halbe.  Stunde  verblieb ,.  und  letzteres  täg- 
lich wiederholt,  innerlich^  sobald  es  Aißh  thun 

C2 


—     37     — 

heil,  verdient  folgende  eine  besondere  Erwäh- 
nung; Kuroline  St.*  21  Jahre  alt,  im  sieben- 
ten Monate  schwanger,  war  vor  acht  Tagen, 
nach  einer  heftigen  Erkältung,  .plötzlich  von 
juiwil  Umbrüchen  krampfhaften ,  drehenden  Be- 
wegungender  Extremitäten,  und  zwar  vor- 
zugsweise _  der  rechten  Seite,  befallen  worden, 
welche  PaU  durch  blofse  Willenskraft  nicht  zu 
.unterdrücken  vermochte.  Sie  hielten  ohne  Un* 
terbrechung  Tag  und  Nacbt  an,  tbeilten  sich 
später,  wenn  auch  in  einem  geringern  Grad, 
den  übrigen  willkührlichen  Muskeln  mit,  so 
dafs  fet.,  als  sie  in  dem  K.  Polikl.  Institute 
Hilfe  suchte,  nur  mit  Mühe  gehen  und  zusam- 
menhängend, sprechen  konnte.  Ein  mäfsiges 
'rheujqato^effieber,  ein  fixer  reifsender  Schmerz 
in  der  linken  Hand,  gestörte  Digestion,  beglei- 
teten diese  Zufalle.  Nach  Beseitigung  der  fie- 
berhaften Beschwerden  und  der  gestörten  Di- 
gestion j*  äußerten  die  Flores  Zinci,  in  steigen- 
den Gaben  gereicht,  ia  Verbindung  mit  einem 
diaphoretischen  Verfahren ,  bald  die  gewünschte 
Wirkung;  die  krampfhaften  Bewegungen  und 
Schmerzen  hörten  auf,  und  durch  die  Einrei- 
bung des  Ungt.  nervini  glückte  es,  auch  bald 
die  örtliche  Schwäche  zu  beseitigen ,  welche  in 
den  Extremitäten  zurückgeblieben-  war,  — - 

Unter  den,  an  Kolik  leidenden  Krauken  ka- 
inen  vier  mit  Bleikolik  vor.  Der  Mahler  B., 
42  Jahr  alt,  von  hagerer  Gestalt,  anscheinend 
sehr  schwächlicher  Constitution,  hatte  bereits 
zweimal  an  Bleikolik  gelitten,  doch  geraume 
Zeit  hindurch  sich  völlig  wohl  befunden,  als 
er  den  4ten  August  1834,  nachdem  er  sich 
beim  Anst  reiche  u  des  Innern  eines  verschlosse- 
nen  Treibhauses  sehr  erhitzt  hatte,    plötzlich 


7    39    * 

riischen  Kräinpfe  mit  Verlust  ildit  Bewuhtseyns 
«finstellten.      Die    Krämpfe  -wiederholten    sieb 
periodisch;  »das    Bewufstseyn    kehrte  nur  un- 
vollkommen au  rück.    Die  Respiration  war  tieft 
schnarchend ,  der  Puls  fnequent,  voll  und  weich, 
die  Haut  wann -und  feucht,  die  Zunge  trocken, 
roth ,  die  Lippen  mit  einem  schwärzlichen  Uev 
berzuge   bedeckt,    der  Unterleib  etwas   aufge- 
trieben,   aber   nicht  hart   und  scheinbar  unem> 
pündlich;   U-rin-   und  Darmausleerung  fehlten  5 
der  soporose  Zustand,  von  Krampfanfällen  un*- 
terbrocheri ,  dauerte,   trotz  aller   dagegen*  veiw 
sachter  Mittel,    bis   zum   Nachmittage  des  fol* 
genrden-  Tages,    an  welchem  der  Tod  aie  Lei» 
den  endete.  —    Die  Section  zeigte  Blutmangel 
im   Gehirn-  und  den  Langen,    Schlaffheit   des 
Herzens,   — p-  dagegen  war  das  lleura  sutain«- 
inengexogen,    die   Schleimhaut  desselben'  'Und 
des  Blinddarms   gerotbet,  die   Milz  sehr  klein 
und   von   festerer  Consistehz,    als  gewöhnlich; 
die'  rechte   Niere  etwas  aufgetrieben  uiidblüt* 
reicher  als  die  linke ,  die  rechte  Lunge  in  zittrig 
Ircb  bedeutender  Ausdehnung  init  der  Rippen- 
pleura  yer wachsen.  — 

.  In  der  Mehrzahl  der  Fälle  ron  Hysterif 
und  hysterischen  Krämpfen  fanden  sich  Cotn- 
plicalionen  mit  Leiden  des  Uterinsystems,  oder 
Stockungen  im  Leber-  und  Pforladersysteme,    . 

Bei  Wilhelmine  P. ,  einem  blühenden,  kräf- 
tig constituirten,  23  J.  allen  Mädchen,  welche 
Jahre  lang  an  starken  Congestionen  nach  c\em 
Kppfe  und  der  Brust  gelitten,  hatte  sich  die 
Periode  erst  seit  einem  Jahre  gezeigt,  war  seit- 
dem zwar  regelinäfaig ,  aber  sehr  sparsam,  «nöT 
nnter  Zunahme  der  frühem  congestiven  1  > 
schwerden    eingetreten«     Den  heftigen   Kopf- 


—      4i      — 

VcfsAieJcriieft  d«r  Dauer  «od  Starte  mh  mehr 
oder  weniger  Beeinträchtigwog  des  Gehörs  selbst.. 

Eine  bemerken*  werthe  Krankh  ei  tsförm  bot 
das  Leiden  der  19jährigen,  plethorischen,  oft 
tob  Congestionen  nach  dem  Kopfe  und  der 
Brust  heimgesuchten  Auguste  R,  dar.  Seit 
jnebreren  Jahren  hatte  sie  schon  ein  eigen- 
Ibumliches  Geräusch  in  den  Ohren,  besonders 
deutlich  in  dem  rechten,  bemerkt  Eine  nä- 
here Untersuchung  ergab,  dafs  dieses  Ge- 
räusch nicht  allein  subjektiv,  sondern  auch  Ton 
einem  fremden  Obre  in  der  Nabe  des  kranken 
wahrgenommen  wurde.  Mit  dem  Pulse  nicht 
isochconisch ,  hörte  man  6  —  8  diatinkte,  gleich 
kurze  Schläge  schnell  auf  einander  folgen,  mit 
eiqem  knisternden ,  dem  .Geräusch  dünner  Me- 
tällblättchen  ähnlichen  Tone,  und  nach  einer 
]deinen  Pause  in  ähnlicher  schneller  aber  gleich* 
formigen  Folge  sich  wiederholen.  Die  franke 
baue  dieses  Geräusch  früher  nur  periodisch  zu 
Unbestimmten  Zeiten  wahrgenommen ,  seit  ei* 
niger  JEeit  ..war  es  aber  fast  anballend  geblie- 
ben, zuweilen  tou  einem  stechenden  Schinerze 
unterhalb,  des  Ohres  begleitet ,  und  schien  zu- 
weilen  die  Scharfe  des  Gehörs  zu  vermindern« 

Wie  leicht  starkes,  lange  andauerndes  Oh- 
rensausen, mit  Stockungen  im  Unterleibe,  be- 
sonders des  Leber-  und  Pfortadersystems,  und 
mh.  krampfhafter  Verstimmung  der  Sensibilität 
complidrt  gesteigert,  eigentümliche  Sinnestäu- 
schungen hervorzurufen  vermag,  zeigten  drei 
lehrreiche ,- fast  gleichzeitig  behandelte  Kranke, 
in  'welchen.  >  ein  stufen  weiser  Uebergang  der 
Form  der'  Krankheit  sich  deutlich  verfolgen  und 
nachweise«  liefs.  * 


• « ~ 


—     43     - 

eine,  aber*  nur  kurze  Zelt  andauernde  Besse^- 
rang,  da'Pat0  trotz  aller  ernsten  Verbote,  denl 
Genufe  des  Branntweins  nicht  entsagen  konnte.  — 

Bei  rbeTireren,  an  Dehriumr  tremens  leiden- 
den Kranken,  zeigte  sich  Tartarus'  emeticus'in 
grofsen  Gaben,  und  der  Gebrauch  von  Mine* 
ralsäuren ,  namentlich  des  Elix.  acict.  ffaUeri, 
sehr  hilfreich,  — 

Die  Mehrzahl  der  Fälle  von  Paresis  und 
Poratysis,  waren  io  Folge  Ton  Apoplexie  ent- 
standen. —  In  einigen  gewährte  der  langet 
fortgesetzte  Gebrauch  der  Flor.  Arniva*,  und 
das  jßrrr,  Nuc.  vomicae  spirituos.  wesentliche 
Erleichterung,  Ganz  erfolglos  war  dagegen  die 
Anwendung  des  Strychnin  acetic.  in  steigen« 
den,  und  zuletzt  in  sehr  grofsen  Gaben 9  in 
Form  der  endermatiseben  Methode  b«i  £.  K«9 
einem  Mädchen  von  13  J. ,  welche  an  einer 
Paresis  der  linken  obern  Extremität  uqd  Kräm- 
pfen litt.  — 

In  den  Fällen  von  Cardialgie%  y?  eiche  mit 
Stockungen  im  Leber-  und  Pfortadersyutem  unjjl 
dadurch  bedingte  Trägheit  des  Darmkanals  coin- 
jplicirt  waren,  zeigte  sich  Pulv,  aeroph.  Ph.Paup. 
in  Verbindung  mit  Schwefel,  sehr  hilfreich,  — 

Unter  den  an  Prosopalgie  beihandelten 
Kranken,  zeichnete  sich  ein  Fall  von  P.  rhei*- 
matica  durch  die  Heftigkeit  der  Schmerzen  und 
lange  Dauer  derselben  bei  einer  Frau  von  76 
Jahren  aus;  die  Heilung  gelang  endlich  durch 
den  lange  Zeit  fortgesetzten  Gebrauch  von  TarU 
erneue,  und  Aconit. 

Gegen  Stickhusten  im  zweiten  Stadium  er- 
wiesen sich  in  vielen  Fällen  die  Belladonna 
und  Lactucariutn,   oder  Extr.  Lactua.  vir*" 


-—     46     *• 

Kopfes,  war  an  den  ersten  Abenden/ bei  nicht 
eben  sehr  frequentem,  onregelmafsigem,  anfangs 
ziemlich  vollem  und  härtlichein  Pulse,  iehr  be- 
deutend; ond  erheischten  ein  streng  antiphlogi<i 
stjsche*  Verfahren;  doch  ohne  allen  Erfolg* 
Die  Krämpfe  liefsen  zwar,  als  bei  sinkendem 
Pulse  unter  fortgesetzten  kalten  Ueber^chlägen 
auf  «den  Kopf,  das.  bisher  gereichte' Calomel 
mit  Moschus  verbunden,  ein  Bad  mit  einem 
Infi  Ftor*  Arnicae  und  Ckamtim.  bereifet ;  'ange* 
wendet  worden  war,  mehrere  Stunden  lang 
bach;  doch  dauerte,  auch  nach  kräftigen,  mehr* 
mals  angewendeten  Uebergiefsungen  deV  R 
pfesdie  Bewufstlosigkeit  fort;  und  der  Ted' 
folgte  unter  Convulsionen.  —  Die  Section  er* 
gab  im  Unterleibe,  aufser  geringen  Anschwel- 
lungen der  Mesenterialdräsen ,  keine  Abnormi- 
tät;  in  der  Bruslhohfe  Verwachsenseyn  des  liri^ 
ken '  Lungenflügels  mit  der  Pleura  der  Rippen 
in  bedeutendem  Umfange,  Lungen  und  Hers 
waren  sonst  normal;  in  der  Kopfhöhle  Blut» 
fülle  der  HirnVenen,  Ueberfullung  der  VentriT 
kel  mit  klarer  seröser  Flüssigkeit.  Das  grobe 
Gehirn  war  (36  Stunden  nach  dem  Tode)  so 
weich ,  dafs  es  fast  zerflöfs.  In  der  Rinden- 
Substanz  fanden  sich  mehrere  Haselnuß)'  grobe 
Tuberkeln. 

C.  H. ,  zeichnete  sich  schon  bei  seiner  Ge- 
burt durch  die  Grofse  seines  Kopfes  aus;  letz- 
terer war  die  Ursache ,  dafs  die  Geburt  zwar 
durch  Naturhiilie,  aber  sehr  langsam  und  nicht 
ohne  Schwierigkeilen ,  bewerkstelliget  werden 
kennte.  Nach  einem  Vierteljahre  that  das  Kind 
einen  schweren  Fall  auf  den  Kopf,  später  ent- 
wickelten sich  aufsere  Skropheln  und  Khachitis 
in   Form    ton   Krümmung   der    Unterschenkel 


—     47     — 

e  Sehkraft  heider  Augen  schien,  den  deshalb 
ipesteiltan  Versuchen  zufolge,  nicht  gestört; 
e  Temperatur  de*  Kopfes ,  besonders  des  Hin* 
rJmnptes,  war  sehr  erhöht,  soll  es  aber  fru- 
sr,  tot  Anwendung  von  Blutegeln  und.  kalten 
anschlagen  noch  mehr  gewesen  seyn ;  auch  war 
iL  früher  weit  unruhiger,  griff  oft  nach  den 
bpf ,  zog  die  Füfse  häufig  krampfhaft  an  den 
pterleib ,  welcher  jedoch  nicht  aufgetrieben 
id  weich  anzufühlen.  Appetit  war  gering, 
pnge  etwas  belegt,  Stühlgang  härtlich,  die 
rinsekretion  nicht  vermindert,  Erbrechen  und 
rämpfe  hatten  sich  bisher  noch  nicht  eln- 
Mttelft,  Seit  einiger  Zeit  war  Abmagerung 
ad  sichtliche  Abnahme  der  Kräfte  Demerkt 
'Orden;  Pat.,  welcher  schon  geben  konnte, 
srmochte  jetzt  weder  zu  gehen ,  noch  zu  ste- 
in |  bei' jedem  Versuche,  das  Kind  aufrecht 
i  setzen,  fiel  der  Kopf  hinten  über;  Puls  war 
ei  von  allen  fieberhaften  Bewegungen« 

Bei  der  Annahme  eines  hier  vorhandenen 
rganischen  Leiden  des. Gehirns,  und  der  gleich« 
»tigen  Fortdauer  eines  chronisch  entzündlichen 
irnleideos ,  wurden  •  Blutegel ,  eiskalte  Um- 
:hläge ,  später  Waschungen  mit  Aceium  squil* 
ticum,  ableitende  Mittel,  innerlich  Calomel  in 
erbindung  mit  Hb.  Digitalis  in  Anwendung 
;zogen,  und  nach  derselben  Abnahme  der  er- 
Shten  Temperatur  des  Kopfs,  Vermehrung  der 
iuresis,  Empfindlichkeit  gegen  die  kalten  Um« 
:hläge,  und  sichtbarer  Nachlafs  der  übrigen 
eschwerden  wahrgenommen. 

Im  Monat  Februar  brachen  bei  Pat»  nach 
:>rhergegangenem  Stadium  Prodromorum,  un- 
r  den  bekannten  Erscheinungen,  Masern  aus, 
id  machten  einen  regelmässigen  Verlauf»  Das 


—     49     — 

sehen  der  Dura  mater,  welche  an  mehre* 
ren  Stellen  fette  Adhäsionen  bildete,  befan- 
den  sich  gegen  sechs  Unzen  einer  serösen 
Flüssigkeit,  dagegen  enthielten  die  Gehirn  ho- 
len Terhältnifsmäfsig  nur  wenig  Serum.  Die' 
Gefabe  und  die  Pia.  mater,  die  Plexus  cho- 
roidei  und  Sinus  waren  keinesweges  mit  Blnf. 
überfüllt,  die  Substanz  des  Gehirns  warfest, 
ceigte.beim  Durchschneiden  wenig  Blut.  Das 
Cruz  Cerebri  dextrum  umschlofs  eine,  Wallnuf*. . 
grtifse  Verhärtung,  In  welcher  Eiter  enthal- 
ten war,  —  und  aus  welcher  sich  wahrscheinV 
lieh  die  krampfhaften  Leiden  der  linken  Extre- 
mitäten erklären  lassen»   ... 

i       ■ .  ■■/■■■.  ■        ■  ■• 

Die  Lungen  enthielten  in  ihren  obern  Lap- 
pen eine  grofse  Menge  Ton  Tuberkeln,  Tori 
welchen  mehrere  erweicht  und  in  Eiterung  über-* 
gegangen  waren.  Die  Broochialdru$en  waren» 
cum  Theil  Terbärtet,  das  Herz-  Tollkommen 
noVmal,  die  Leber  blutleer,  von  heller  farJw, 
aber  yon  ungemeinen  Umfang,  dagegen  die 
Milz  Ton  normaler  Grofse,  aber  Ton  Blnt  strori 
send«  JjLagen  und  Pankreas  zeigten  nichts  Ah« 
normest  der  Darmkanal  enthielt  wenig  Luft, 
und  eine  nur  geringe  Fäkalmasse.  Im  obern 
Theil  des  Jejunum  fand  sich  ein  VoItuIus  TQn> 
einigen  4 Zollen,  .  wobei  der  hineingeschobene 
Darm  äufserlich  etwas  geröthet  war;  — .  in 
den  weitern  Verlauf  des  Darmkanales  fand  sich 
nichts  Abnormes.  (Da  früher  keine  Symptom^ 
einen  Vplyulu»  hatten  Termutben  lassen ,  war 
derselbe  wahrscheinlich  erst  in  der  letzten  Zeit 
in  Folge  der  Krämpfe  des  Unterleibes  entstan- 
den). Die  Mesenterialdriisen  bildeten  wulstige 
Stränge  Ton  gröberen  und  kleinen  Verhärtun- 
gen bis  zur  GrMse  einer  Bohne* 

Journ.  LXXXI.  B.  6.  St  D 


*    dl    — 

ein  sehr  schnelles  Ende»  befürchtet!  lieft  f  bis 
Jetzt  aber  nicht  nur  am  Leben  erhalten,  son- 
dern bei  welcher  oft  längere  Zeit  eine  unver- 
kennbare Erleichterung  and  Besserung  der  Hin- 
-gensüchtigen  Beschwerden  bewirkt  wurde« 

Eine  der  Krankheit  und  Individualität  dea 
Kranken  entsprechende  kühlende ,  ableitende 
Behandlung,  in  Verbindung  mit  einer  zweck- 
mäßigen Diät,  —  der  innere  Gebrauch  von 
Hb.  Digitalis  mit  beruhigenden  Mitteln,  später 
in  einigen  Fällen  mit  Schwefels.  Chinin«  Ton 
Stip.  Didcamar. ,  Summitat.  Millefolii  und.  Z*i- 
chen  Islandic.y  —  die  Anwendung  Ton  lange 
unterhaltenen  künstlichen  Geschwüren,  erwie- 
sen sich  am  heilsamsten.  Mit  günstigem  Erfolg 
tranken  einige  sehr  reizbare ,  zu  Bluthusten  ge- 
neigte Kranken  Molken ,  und  Egerer  Salzquelle, 
von  welcher  Hr.  Hecht  in  K.  Franzensbad  die 
Güte  hatte,  einen  reichen  Vorrath  der  Polikli- 
nik, als  Geschenk  zu  überlassen.  —  Das. von 
Aoffmann  empfohlene  phosphorsaure  Blei  würde 
in  einem  Falle  angewendet ;  es  Terursachte,  län- 
gere Zeit  fortgesetzt,  durchaus  keine  nachthei- 
ugen  Zufälle,  blieb  aber  auch  für  die  schon 
▼ollkommen  ausgebildete  und  in  ihrer  Entwik- 
kelung  rasch  fortschreitende  Lungensucht  ohne 
alle  Einwirkung.  -Statt  Opium  wurde  häufig 
l&cir.  Lactuc.  viros.  mit  gutem  Erfolg  gegeben« 
Gelee  von  Cardgeen  beruhigte  den  Husten« 
wurde,  gut  Ter  tragen,  Kreosot  wirkte  dagegen 
meist  zu  reizend,  und  konnte  nicht  lange  fort- 
gesetzt werden. 

Die  häufige  und  wichtige  Mitleidenschaft 
der  Schleimhaut  des  Darmkanals  in  der  Lun- 
gensucht, und  in  Folge  dieser  die  von  Brous- 
«uro  und   Louis   beschriebene   theilweise  jRo* 

D2 


—     53     - 

die  lang  unterhslterfe  Ableitung  eines  künstli- 
chen Geschwüres  Tollkommen  geheilt, 

E.,  ein  Arbditsmann  von  47  J.,   sachte  in 
de?  fünften  Woche  nach    einer  iiberstandenen 
Brnstentzündong ,    gegen    welche    er    zu    spät 
sich  nach  ärztlicher  Hülfe  umgesehen ,   und  an 
deren  Folgen  er  «jetzt  litt,  die  Behandlung  von 
Seiten   der  Poliklinik   nach.    Der  Kranke,  im 
höchsten  Grade  abgezehrt,   sehr  schwach ,  fie- 
berte  lebhaft,  die    Respiration  '  war  beschleu- 
nigt, beengt;  der  Thorax  dehnte  sich  unvoll- 
kommen und  ungleichmäßig  aus ;  tiefes  Einath- 
men   erregte  stechenden  Schmerz  in  der  rech- 
ten  Brustseite,   heftigen  'Husten;    ein   übelrie- 
chender, dem  Kranken  faulicht  schmeckender 
Auswurf ,  loste  sich  erst  nach  anhaltendem  Hu- 
sten;  die  Digestion   lag   ganz   darnieder.     Des 
Abends   erfolgten  sehr  starke  Fieherexacerbatio*- 
nen,   gegen  Morgen  profuse,   sehr  angreifende 
Schweifse.     Unter  diesen  Umständen  konnte  die 
Prognose  f  obwohl   der  Leidende  früher  immer 
W>hl  und  kräftig  gewesen  zu  se yn  ▼ersicherte, 
nichts  weniger  als  günstig  gestellt  werden.   Um 
ao  erfreulicher  war  der  Erfolg.    Durch  örtliche 
Blutentziehungen,  durch  ein  in  Eiterung  erhal- 
tenes Vesicator,  der  innere  Gebrauch  von  küh- 
lenden Salzen  mit  Aq.  Lauroöeras.  gelang  es,  den 
chronisch  -  entzündlichen    Zustand    der   Lungen 
nach  und  nach  zu  beseitigen;  es  erfolgte  merk- 
liche Abnahme  der  Lokalbelcb werden  der  Brust, 
des  Hustens  und   Auswurfs,   des  Fiebers  und 
seiner  Exacerbationen,  der  schwächenden  Schwei- 
fse,  der  Schlaf  wurde  erquickender,  der  früher 
puruiente    Auswurf    erhielt    eine  mehr   schlei- 
mige Beschaffenheit.     Unterstützt  und  gefordert 
durch  den  Gebrauch  Ton  Pulyern  aus  Digitalis, 


—     55     — 

tion,  von  Blutegeln,'  wurde  innerlich  Glaube*- 
»alz  mit  Nitrum  und  Digitalis  abgewendet,  letftr 
tera  in  steigenden  Gaben  bis  zur  Narkose»  Di# 
unverkennbar  eintretende  Besserung  wurde  inr 
def»  durch  eine  sehr  heftige  Phlebitis  des.reph- 
ten  Anns  unterbrochen ,  welche  aufser  neuen 
Blutentziehungen  und  Umschlägen  die  Wieae£ 
holung  rön  antiphlogistischen  Mitteln  erfordere 
ten.  Bei  dem  Fortgebrauch  der  Digitalis  bes- 
serte sich  Pat.  in  einem  solchen  Grade,  dal» 
eie  spater  mit  Stip.  Dulcamar.  und  Rad.Srtr 
negae  vertauscht,  und  der  Kranke  vollkonüne* 
genesen  entlassen  werden  konnte.  —  > 

In  den  Fällen,  welche  von  Bronchitis  chröt- 
nica  beobachtet  wurden,  waren  bei  sehr  pro- 
fusem, eiterartigem  Auswurf,  und  schwerem, 
rasselndem  Athem,  eine  verhältnifsmäfsig  ge^ 
ringe  Elmpfindlichkeit,  dagegen  grofse  Erschlag 
fung,  Auflockerung  der  Bronchi alschleimhauf, 
mehr  Neigung  zu  allgemeiner  Ausschwitzung 
-von  plastischer  Lymphe,  als  zur  Bildung  ein- 
zelner Geschwüre  vorhanden,  —  und  gleich^ 
wohl  zeigten  sich  die  gelirid  zusammenziehen- 
den Büttel  zuweilen  weit  wirksamer,  als  die 
kraftiger  adstringirenden. 

J.  B.,  ein  2jähriges,  unvollkommen'  ent- 
wickeltes Mädchen ,  mit  unverkennbar  scropbu- 
löser  Anlage,  war  vor  einem  Jahre  während 
der  Deotitioosperiode ,  nach  Aussage  der  Mut- 
ter, von  einer  Brustentzündung  befallen  wor- 
den,'und  nach  derselben  verblieb  Husten,  Abend- 
fieber mit  starken  Schweiften,  rasselndes  Ato- 
men ,  und  merkliche  Abnahme  der  Kräfte  des 
Kindes  ,  mit  wechselnder  Vermehrung  und  Ver- 
minderung der  genannten  Beschwerden.  Als 
das  Kind  in  die  Behandlung  der  Poliklinik  kam, 


—     67     — 

<%rar  toi*  Seiten  des  K.  Poliklin,  Institutes  an 
Struma  tymphatica  behandelt  worden,  ihr  Bru- 
der war.  an  der  Lungensucht,  wahrscheinlich 
ah  Phthisis  scrophulosa  gestorben.  Nachdem 
früher  die  Menstruation  regelmäfsig  erschienen; 
wurde  Pat.  von  einem  Wechselfieber  befallen, 
und  nachdem  dieses  durch  den  unvorsichtigen 
Innern  Gebranch  Ton  sehr  scharfen  Mitteln  un- 
terdrückt worden,  von  einer  Tracheiii$  und 
Laryngitis ,  weiche  anfänglich  sehr  heftig,  spä- 
ter chronisch,  bei  vorhandener  scrophuloser 
Disposition  in  Phthisis  laryngeq  überzugehen 
drooten. 

Als  Pat.  Hilfe  bei  dem  K.  Poliklin.  Insti- 
tute suchte,  litt  sie  an  Heiserkeit,  fortwähren« 
den  Reiz  und  Kitzel  im  Halse,  sehr  häufigen 
Hosten^  welcher  bei  jedem .  Versuche  lauter, 
oder  auch  nur  zusammenhangend  längere  ZeitT 
so  sprechen  hervorgerufen  wurde;  der  Auswarf 
war  abwechselnd  leicht  und.  copiös,  zuweilen 
aber  auch  sehr  schwer  und  quälend;  die  Ge- 
gend des  Laryncs  bei  der  Berührung  schmerz- 
haft; fortwährend  Dyspnoe  vorhanden,  der 
Athem  von  einem  pfeifend  -  rasselnden  Geräusch 
begleitet;  Pat.  litt  in  der  Nacht  von  Zeit  zu 
Zeit  an  heftigen,  Erstickung  drohenden ,  Be- 
ängstigungen, an  Fieber,  welches  gegen  Abend 
exacerbirte ;  die  Periode  war  in  den  letzten 
Jttonaten  ausgeblieben,  und  in  Folge  dieses  hat- 
ten sich  variköse  Anschwellungen  der  untern 
Extremitäten   eingestellt. 

Durch  eine  -streng  antiphlogistische  Be- 
handlung, mehrmalige  Aderlässe,  oft  wie- 
derholte und  sehr  reichliche  ortliche  Blut- 
entziehungen; Einreibungen  von  Ungt.  einer, f 
der  Anwendung  eines  Vesicaior.  perpetuutn,  den 


—    au    — 

Utk  ftreqoento  Pak  war  wlhrend  des  Anfalls 
irregnlär,  aolser  demselben  der  Frequenz  nach 
siemhchgleidunälsig,  nur* wischen  dem  24sten 
und  28sten  Schlage  einig emale  aussetzend.  Dia 
Kranke  fohlte  sich  sehr  matt,  angegriffen  und 
sogleich  aufgeregt ;  die  Efslust  war  gestört,  die 
Excretionen  erfolgten  spärlich. 

Wenn  anter  diesen  Umständen  die  Pro* 
gnose  allerdings  nur  zweifelhaft  gestellt  werden 
konnte,  so  war  es  am  so  erfreulicher,  schon 
in  kurzer  Zeit  eine  günstige  Wirkung  der  ah« 
gewendeten  Heilmittel  eintreten  zu  sehen.  Es 
wurde  ein  Aderlals  instituirt,  neben  einer  Auf* 
losong  ron  kühlenden  Salzen,  die  Hb*. Digita- 
lis purp*  2  Mal  täglich  in  steigenden  Gaben  ge- 
reicht, eine  halbstündige  Anwendung  der  Kälte 
auf  die  Herzgegend  mehrere  Male  täglich  p  der 
Gebrauch  eines  Infus.  Flor.  Tiliae,  später  mit 
Rad.  Valer.)  und  überhaupt  eine  streng  geord- 
nete Lebensweise  yorgeschrieben ;  und  schon  im 
Verlaufe  der  ersten  Woche  fühlte  sich  die 
Kranke  bedeutend  erleichtert.  Wenn  auch  bei 
lebhaften  Korperbewegungen  noch  immer  stär- 
keres Herzklopfen  sich  einstellte,  so  kehrten 
doch  die  Beängstigungen  nicht  wieder.  In  dar 
dritten  Woche  verschwand  auch  das  starke 
Herzklopfen ;  die  Periode  erschien  reichlicher, 
der  Erethismus  des  Nervensystems  minderte 
sich  immer  mehr,  Pat.  konnte  als  geheilt  ent- 
lassen werden,  und  befindet  sich  seit  dieser 
Zeit  frei  von  allen  frühern  Beschwerden. 

Ein" nicht  so  schneller,  aber  doch  auch  er- 
freulicher Erfolg,  wurde  in  einem  analogen  Falle, 
bei  der  29 jährigen,   anscheinend  sehr  schwäch- 
lichen  Wilbelmine   M.   beobachtet      Eine  sehr 
sitzende  Lebensart  führend ,  hatte  Pat.  seit  drei 


—      62       - 

Hegen  waren  die  Phalangen  der  Finger,  *ie 
bei  Cyanotiscben  f  aufgetrieben,  bläulich  ge- 
färbt, die  Nägel  ungewöhnlich  stark  und  kol- 
big  gebogen.  —  Von  Hilfe  konnte  hier  nicht 
die  Hede  seyn,  kaum  von  einiger  Erleich- 
terung. 

Bei  der  Obduction  fand  sich  Hypertrophie 
des  Herzens,  doch  ohne  Verknöcherungen,  ool 
eine  feste  tuberculöse  Geschwulst  9  welche  ?oa 
der  Gröfge  eines  Hühnereies,  die  Lungengft- 
fäfse  und  Bronchialstäinine  umgab;  die  Luogeo, 
besonders  die  rechte,  enthielten  rohe  Tuberkel 
und  kleine  hepatisirte  Stellen. 

Caroline    S.,    zart   gebaut,    21    Jahre  all 
Tochter  eines  an  Gicht  leidenden  Vaters,  fcifo 
schon  seit  ihrer  Krankheit,  sobald  sie  sich W" 
halt  bewegte,  an  Anfällen  Ton  Herzklopfen 
litten.     Seit  ihrem   Sten  Jahre,    und  besoifaf 
in    den    lelzt   ver/lossenen   Jahren ,     stellte  Ak 
öfters  sehr  profuses  Nasenbluten    ein,   noto* 
Pat.  sich  sehr  geschwächt  fühlte.     Während*- 
res  Uten  bis  13ten  Lebensjahres  litt  sie  an  f» 
fseuden  Schmerzen  der  Gelenke  mit  AoftreibMj 
derselben.      Die    Menstruation    hatte    sieb  ent 
vor  einem  Jahre  eingestellt,  und  war  im  Flaut 
durch  eine  Erkältung  der  Füfse  plötzlich  oolff* 
drückt    worden.      Seit    dieser    Zeit    hatte  & 
Kranke  mannichfache  Beschwerden,   —  aubtf 
dem  häufiger  eintretenden  Herzklopfen  und  Nato* 
bluten    periodische    Anschwellungen    der  Fib 
mit  knebelnden,    stechenden    Empfindungen ■ 
denselben ,    öftere   Halsentzündungen ,    und  1* 
einem  Vierteljahre  endlich  eine  Brustentzüodai& 
welche  nach  der  Beschreibung  der  Kranken  «»_ 
der  ärztlichen,  dagegen  angewendeten  Behalt I    p 
hing  zu  schlief sen,  Pericarditia  gewesen  iuUJ1!    f 


—     61     — 


Beängstigungen;  die  PerioVe  «schien  tegelmS- 
fsig,  wurde  immer  reichlicher,  and  als  später 
eine  Febr.  interm.  tertiana ,  welche  sich  die 
Kranke  durch  Diätfehler  und  Erkältung  sage* 
sogen ,  nach  den  nothigen  Vorbereitungen  durch 
Chinin  mit  Digitalis,  in  Verbindung  mit  der 
Mixt,  sulphur.  adda  beseitigt  worden  war, 
hatte  der  Puls  nicht  nur  die  normale  Frequenz 
gewonnen,  sondern  auch  jede  qualitative  Ab- 
normität verloren.  Die  Kranke  behauptete,  sich 
wohler  als  je  zu  befinden. 


Wilhelm  S.,  5  J.  alt,  in  seiner  koi 
chen  Entwickelung  auffallend  zurückgeblieben} 
feit  einer«  angeblich  bereits  Tor  drei  Jahren 
Sberstandenen  Lungenentzündung,  fortwährend 
an  grober  Kurzatbmigkeit  und  Beängstigungen 
leidend,  zeigte  beim  ersten  Blick  das  Bild  ei- 
nes unheilbaren  mit  hydropischer  Cachexie  com- 
plicirten  Herzleidens«  .  Bei  einer  nur  kurze  2ei| 
möglieben  Behandlung  entwickelte  sieb  schnell 
allgemeine  Wassersucht ,  und  endete  bald  die 
Leiden  des.  beklagenswerthen  Kranken« 

Bei  -seiner  Aufnahme  litt  Pat.  an  anhaltend 
mühsamer,  beschleunigter  Respiration  y  häuft« 
gen , '  kurzen ,  trocknen  H listen ,  doch  ohne 
Schmerz,  einen  eigentbümlicben  ängstlichen  Aus- 
druck des  gedunsenen  Gesichtes,  sehr  heftigen 
zn  unbestimmter  Zeit  am  Tage  und  in  der  Nacht 
eintretenden  Anfallen  von  Erstickung ;  der  Herz- 
schlag war  ungleich,  bald  kräftiger,  bald  schwä- 
cher, weit  verbreitet,  der  Puls  diesem  ent- 
sprechend, unregelmäßig,  zu  bestimmten  Zei- 
ten aussetzend;  die  Urinsecretion  noch  wenig 
▼erändert;  die  rechte  Seitenlage  war  Pat.  yer- 
hältnifsmäbig  die  bequemste;  ö  dein  a  tose  An- 
schwellung der  Hände  und  ¥üh*  fehlte,   da- 


—     63     — 

schien  ;  Ton  dfetef  letztern  datirte  die  Kranke 
ihre  gegenwärtigen  Leiden,  durch  welche-  Pat. 
unfähig,  ihrem  Dienste  läoger  vorzustehen,  end- 
lich gen oth iget  wurde,  die  Hilfe  der  Poliklinik 
nachzusuchen. 

■  ■   ■  * 

Sehr  ungestümes,   fast  unverändert  anhal- 
tendes Herzklopfen,  war  ihre  Hauptklage;  nach 
'  der  geringsten  Anstrengung,    nach  einem  Ver- 
\  suche,  Treppen  zu  steigen,  oder  sich  zu  ntuY- 
■;  ken ,  steigerte  es  sich  zu  einem  solchen  Grade, 
:dafa  unter  einem  Gefühle  von  Aufsteigen  nach 
'dem  Halse,   und  hörbarem   Schwirren  in  dem 
öbern-, Thefle  der  Brust,    die   quälendste  Ath- 
mungsnoth  eintrat.     Das  frühere  angeblich  blü- 
hende Aussehen  der  Kranken  war  einem  blei- 
chen gewichen;   die  Augen  waren  mit  blauen 
Hingen  umgeben.    Ihre  Stimmung  war  unruhig, 
Üögstiich;    der  Schlaf  von.  schreckenden  Träu- 
men oft  unterbrochen,  nur  bei  erhöhter,  nach 
der   rechten  Seite  geneigten    Lage    des   Ober« 
kiSrpers,    und   in   der  Regel   nur    bis    Mitter- 
nacht möglieb,  Ton  welcher  Zeit  an  sie  kaum 
10  sitzender  Stellung  Erleichterung    gegen  ihre 
Beängstigungen  fand*     Oefters  bemerkte  sie  zie- 
hende Schmerzen ,    welche   von  beiden  Schul- 
tern sich   abwärts  nach   dem   Kreuze    hin  er- 
etreckten ,    und  Frostschauer  längs  der  Wirbel-r 
•Knie.     In   den   Bewegungen  der  Kranken,   ih- 
rem Gange,    war  nichts   Abnormes   zu  bemer- 
'  ken.     Der  Herzschlag  war  in  weitem  Umfange 
"  des  Thorax  fühlbar  und  sichtbar,   sehr  kräftig, 
6 kaufig,  regelmäfsig,  aber  deutlich  schwirrend; 
dir  Puls  härtlich;   die   Respiration    kurz,  Ton 
*trocknem  Hüsteln  zuweilen  unterbrochen.     Ap- 
"petit  fehlte  nicht  ganz,    Leibesöffnung  war  re- 
*§dmälsigj  der  Urin  braun,  nicht  trübe,  Aber 


—     65     — 

gongen  waren  ganz  gewichen,  der  Schlaf  gut; 
doch  nahm  die  Mattigkeit  der  Kranken  an,  and 
es  wurde  jetzt  zuweilen  Aassetzen  des  Pulse* 
bemerkt. 

Nachdem  die  Folgen  eines  groben  Diatfefc- 
lers  mehrere  Tage  lang  den  Gebrauch  Ton  ah» 
fahrenden  Mitteln  nothwendig  gemacht,  'wurde 
Pat,  ein  -Inf*  Valtr.  mit  Jüxtr.  Centaur,  min.ß 
Spir.  nur.  aether.f  ein  Thee  aus  Flor. 
ChamoTtu  Fol.  Aiy.,  und  zu  den  frühem 
len  ein  Zusatz  -  Ton  m  Asa  fbet..  mit  OL  2|fe- 
lissae  verordnet.  Die  in  den "  nächstfolgenden: 
Tagen  zur  Zeit  der  monatlichen  Periode  sich 
einstellenden  Molimina  menstr.  wurden  durch 
passende  Mittel  befördert;  doch  verloren  sich 
die  vorhandenen  Vorboten  bald,  die  folgenden: 
Nächte  wurden  unruhig,  de*,  Puls  klein  un£ 
sehr  frequent;  die  Kräfte  sanken-  so  sehr,  daia 
die  Kranke  nicht  mehr  das  Bett  verlassen 
konnte;  mit  »abnehmender  Urinsekretion,  zur 
nehmendem  Durste,  stieg  das  Oedem  mehr  als 
je,  und  obwohl  den  erregenden  Mitteln  diurf- 
tische  beigefügt  wurden,  gelang  es  nicht,  eine 
günstige  Wendung  der  Krankheit  herbeizufüh- 
ren. Die  asthmatischen  Beschwerden  erreich« 
ten  wieder  die  frühere  Heftigkeit,  wurden  durch 
den   nun   auch   anschwellenden   Unterleib  hoch 

Juälender,  bis  endlich  der  Tod  die  Leiden  der  ' 
tranken  endete. 

Bei  der,  36  Stunden  nach  dem  Tode  an- 
gestellten Section  fand  sich  die  Brusthöhle  mit 
Flüssigkeit  angefüllt,  die  rechte  Lunge  fast 
überall  mit  der  Bippenpleura  verwachsen,  auch 
der  Herzbeutel  an  seiner  vordem  Fläche  adhä~ 
rirend.  Der  letztere  enthielt  gegen  6  Unzen  Flüs- 
sigkeit. Die  Gröfse  des  Heizens  überstieg  um 
JounuLXXXI.B.  6.  St  B 


—     o7      ^ 

Stadium  der  Recooralesrenz  auszeichneten*  — 
Dahin  gehörte  unter  andern  der  Fall  der  Fraa 
W.,  welche  38  Jahr  aJt,  in  Folge  eine«  Diät- 
fehlen,  und  einer  Erkältung  am  Ölen  3Iai  1831, 
plötzlich  an  einer  so  heiligen  einheimischeji 
Cholera  erkrankte,  dafs  nur  mit  grober  Muhe 
das  Leben  der  Kranken  erhalten ,  und  nach 
Beseitigung  der  Krankheit  lange  Zeit  xur  Er- 
holung und  Kräftigung  des  Korpers  erfordert 
wurde* 

Nach  dem  Verschwinden  der  asiatischen 
Cholera  in  Berlin  erschienen  in  Jahreszeiten, 
welche  zu  galligen  Durchlallen  und  Brechruh- 
ren disponiren ,  Formen  von  einheimischer  Cho- 
lera, welche  sich  durch  ungewöhnliche  Heftig- 
keit aller  Erscheinungen  auszeichneten,  und  das' 
theQ weise  Vorkommen  von,  der  asiatischen 
Cholera  eigentümlichen  Symptomen,  nament- 
lich grofse  Langsamkeit  des  Pulses,  Kälte  der 
Extremitäten,  Wadenkrämpfe,  weifse,  flockige 
Ausleerungen.  —  Beider,  zwei  and  fünfzig  Jahr 
alten  Kranken,  Frau  L.  M.,  welche  plötzlich 
d.  17.  Juli  1832,  in  Folge  einer  Erkältung,  Ton 
einem  heftigen  Brechdurchfall  ergriffen  wurde, 
hatte  der  Puls  nur  28  bis  44,  nie  mehr  denn  62 
Schläge  in  der  Minute ,  die  Flüssigkeiten ,  wel- 
che ausgebrochen  und  nach  unten  ausgeleert 
wurden,  glichen  geronnenem  Haferschleim ;  au- 
fser  heftigen  Schmerzen  in  den  Präcordien, 
grofser  Angst  und  Beklemmung,  und  starken 
Congestionen  nach  dem  Kopfe,  waren  auch 
Wadenkrärapfe,  jedoch  nur  leichter  Art  zu- 
gegen. 

In  diesen,  wie  in  andern  ähnlichen  hefti- 
gen   Formen    der    Cholera,     fehlten    dnmahls 

E2 


Rhei,  od  ein  ty.  Ligm.  Qmmsmme  od  JW. 
Vaier.  fripide  partium,  mehrere  Wochen  lang 
fort  gebraucht,  leisteten  so  wesentliche  Dienste, 
dafs  PaL  ak  geheilt  entlassen  werden  tonnte,  — 

Bei  der  Mehrzahl  der  Falle  Ton  Magen- 
larampf  und  chronischen  Erbrechen,  waren  Hy- 
sterie mit  Anomalien  der  Periode  v  Hamorrhoi- 
dalcomplicatioDen  oder  Ueberreisnng  des  Ma- 
gens durch  spirituose  Getränke,  als  die  haofig- 
stan  Veranlassungen  zu  betrachten.  Einige  sehr 
heftige,  mit  chronischen  Eibrechen  Terbondenef 
lange  Zeit  bereits  andauernde,  Fälle  Ton  Kar- 
dialgie,  welche  schon  organische  Leiden  bei 
einigen  Kranken  besorgen  liefsen,  aber  nur 
durch  anomale  Hämorrhoidalcongestionen  ent- 
standen waren ,  wurden  durch  den  Gebrauch 
Ton  Pidv.  acrophor.  Ph.  Paup.  und  Flor.  Sut» 
phurP%  die  wiederholte  Application  too  Blut« 
egeln  ad  anum,  und  krampfstillende  Einreibung 
gen  in  den  Unterleib  Tollkommen  beseitiget.— 

Unter  den  organischen  Leiden  des  Magens, 
welche  beobachtet  wurden,  war  ein  Fall  be- 
merkenswertb ,  welcher  gewifs  eine  höchst  in- 
teressante Obduction  geliefert  haben  würde» 
wenn  sie  erlaubt  worden  wäre.  —  Frau  B.»  54  J» 
alt,  litt  an  einer  sehr  heftigen,  mit  häufigem 
Erbrechen  verbanden  eh  Cardialgie,  und  einer 
deutlich  fühlbaren  Verhärtung  in  der  Gegend 
der  groben  Curvatur  des  Magens.  Das  Uebel 
hatte  sich  allmählich  nach  dem  Aufhören  der 
Menstruation  unter  den  Erscheinungen  eiues 
immer  heftiger  und  dauernder  werdenden  Ma- 
genkrampfes ausgebildet,  und  bereits  ein  be- 
deutendes Allgemein  leiden  herbeigeführt,  als 
die  Kranke,  leider  zu  spät ,  ärztliche  Behand- 
lung yon  Seiten  der  Poliklinik  suchte.    Dor  Un- 


«*•      71.    -«_ 

welcher   sctidö:;  sehr   lauge  an.jiiockpngen  4b£  ' 
Leber-  und  Pfortadersyntem  gelitten,   verspürte;, 
angeblich    nach    dem    Gebrauch  eines,    wegen 
gastrischen    Beschwerden    genommenen    Brech- 
mittels,   ein   PüUiren  in  der  Regio  epigastrica^ 
welches  anfangs   unbedeutend,    sehr  bald  abe?r 
intensiv  und  extensiv  an  Stärke  nild' Umfang  zn-'1* 
nahm,  sichtbar,  mit  gleichförmiger •  Stärke  an-' 
haltend,  roh  einem  deutlich  wahrzunehmenden,  '* 
circümscrjpten  Umfange  scheinbar  fön  der  Art, 
coeliaca    ausgehend,     und '.den   -Kranken   mvJ* 
glaublich    beunruhigte.      Die    gleichzeitig  ▼ör-1 
bandenen     Kopf-'  und   Kreiazscbmerzen,    AerJ 
langsame,    Tolle,  härtliche   Puls,   die  gestörte1 
Digestion,    der   sehr  träge  Stuhlgang  bei  waW 
serhellem  Urin  federten   ein  kühlend  -  ableiten^ 
des/   die  erhöhte    Reizbarkeit  der  Unterleibs^* 
nerven   beruhigendes  Verfahren}"  Und"  der'' Gfr-i 
brauch    von    Glaubersalz,  '  eiiieirf' iP ulver  YM> 
Schwefel  und  Creniör  TarlärT, ;  Von 'leruhigefiU* 
den  Einreibungen   in    Verbindung  mit  fleifsig*-* 
rer   Körperbewegung   ubd   dem  öfteren  Gennft* 
von  kalten   Wasser    entsprachen    allen  Erwär-J 
tangen.  4*  ■ '  r 


•     ; 


delt  wurden  mehrere  Kranke  mit  eigen^ 
i,  zum  Theil  sehr  hartnäckigen  Höhlte*1 


Behandelt 
tbrimlichen,  «.*•*** ~  .■.»*;■■  ovui  u«ai.u«w*.«&< 
sthwer den  in  Form  von  anhaltenden  oder  wecnV 
selnden,   stechenden  Empfindungen  mit  vermehr*'' 
ter   Schleimabsonderung,   anscheinend    krampß*4 
haften,    das   Schlingen    erschwerenden   Zusara- 
uienziehungen,  welche  blofs  in  Folge  von  ano- 
maler Häurorrhoidalcongestion-  entstanden,   Ge- 
fühle   im  Schlünde     hervorriefen ,    die    in  ih-» 
rem   Wesen   und  ihrer  Form  denen  am    Alter 
sehr   ähnlich ,   durch   den  innert*  Gebrauch  von 
Schwefel  mit  kühlende u  Salzen  und  die  Appli- 


—     73     — 

wurde  nach  dem  Gebrauch  einer  Lattwerge  Ton 
JLimaU  Stanni,  Pulv.  Rad.  Filio.  mar.  und 
Honig,  und  einer  nach  dieser  gereichten  Ab- 
führung Ton  Calomel,  und  Rad.  Jalapp. ,  ein, 
mehrere  Ellen  langer  Bandwurm  ausgeleert. 


_  i  • 


7;  An  Krankheiten  der  Geschlechts» 
tmd  Harn  werk  zeuge  worden  behandelt:  137 
Kranke,  —  und  zwar  ab  Menstruatio  parca, 
irregulär,  vu  spustic.  60,  Haemorrhagia  Vieri  27, 
Fluor  albus  16,  Strangürie,  Ischurie  U;  Dy- 
surie 11,  Chlor osis  10,  Haemaluria  4,-  Scir- 
rhus  u.  Carcinoma  Uteri  4,  Incontinentia  wi- 
nk* 1,-und  Diabetes  melli(us  1. 

Gelegenheit  znr  versuchsweisen  Anwen- 
dung des  Campbors  gegen  Diabetes  mellitus  j  bot 
der  Krankheitsfall  des  Stuhlarbeiters  Wilhelm  S. 
dar,  Aufser  rheumatischen  Affectionen,  welche 
Fat  yor  der  Ausbildung  seines  gegenwärtigen 
Iftbels  benierkt  haben  wollte,  hatte  derselbe 
in  seiner  Kindheit  angeblich  ein  Nervenfieber 
gehabt,  sonst  aber  keine  andern  bedeutenden 
Krankheiten.  Nähere  oder  entferntere  Ursa- 
chen seines  gegenwärtigen  Leidens  liefsen  sich 
durchaus  nicht  ermitteln.  Muth mählich  litt  Pat. 
schon  ein  Jahr  an  Diabetes.  Als  derselbe  Hilfe 
hegehrte,  entleerte  er  7 — 8  Quart  eines  hellen 
sufsen  Urins  in  24  Stunden,  hatte  beständigen 
Durst,  grofse  Efslust  ohne!  alienirten  Geschmack, 
,  einen  sehr  frequenten,  massig  vollen  Puls,  trockne 
rauhe  Haut,  ein  sehr  cachekdsches  Aussehen, 
eine  schmutzig  -  gelbliche  ,  ins  bräunliche  spie- 
lende, abdominale  färbe  des  Gesichts,  war 
ungemein  abgemagert  und  klagte  über  grofse 
Hinfälligkeit  und  Schwäche,  besonders  der  un- 
tern Extremitäten.  Während  eines  zehntägi- 
gen Gebrauchs  de*  Camphort  bei  animalischer 


—     75     — 

abermals  glücklich  entbunden  worden,  und  die 
Milchsecretion  uoter  mijifsigen  Fieber besch wer- 
den, und  *in  reichlicher  Locbiaiflufs  eingetreten 
war,  entttandeo  in  Folge  einer  heftigen  Ge- 
rn iithsbewegung  Delirien,  welche  gesteigert  io 
Paroxysineu  von  heftiger  Tobsucht  übergingen. 
Pnrch  eine  kräftig  einschreitende  Behandlung 
gelang  e,s  zwar,  die  Heftigkeit  der  genannten 
Zufalle  zu  mindern,  an  ihre  Stelle  traten  aber 
Delirien  milder  Art,  abwechselnd  mit  Anfällen 
von  heiterer  Geschwätzigkeit.  Die  Prognose 
konnte  besonders  bei  sehr  traurigen  aufsern 
Verhältnissen  nicht  ander*  als,  sehr  ungünstig 
gestellt  werden.  Die  sorgsamste  Behandlung, 
die  Benutzung  aller  erforderlichen  diätetischen 
Hilfsmittel,  unterstützt  durch  die  Pflege  einer 
sehr  aufmerksamen  Wärterin,  welche  die  Kranke 
Tag  und  Nacht  umgab,  vermochten,  nicht,  den 
traurigen  Ausgang  abzuwenden;  letzterer  wurde 
vielmehr  durch  den,  zu  Decubitus  hinzuge- 
kommenen Brand  beschleunigt. 

8.  Die  Gesammtzahl  der  an  TFass er- 
suchten behandelten  Kranken  betrug:  84,  — 
es  litten  an  Hydrops  ascites  31,  an  Hydroce- 
phalus  acutus  M),  an  Hydrops  universalis  12,  an 
Hydrothoraac  11,  an  H.  anasarca  10,  an  "Hy- 
drocephalus  chronicus  3,   an  Hydrarthrus  1. 

Die  Mehrzahl  der  verschiedenen  Formen 
von  Wassersucht  erschien  als  Folge  und  Schlufs 
von  entzündlichen ,  oder  hartnäckigen  chroni- 
schen Leiden ,  häufig  mit  Stockungen  und  Hy- 
pertrophien complicirt,  oder  als  Nachkrankhei- 
ten von  Scharlachfieber. 

Aufser  den  bekannten  diurelischen  Mitteln, 
wurde  in  einigen  Fällen  von  Ascites  das  Infus* 


—     77     — 

Krankheiten  gelitten.  Im  J.  1813  wurde  der« 
selbe  an  der  innern  Seite  des  linken  Oberschen- 
kel« durch  eine  Flintenkugel  verwundet,  war, 
aber  früher  nicht  durch  die  Narbe  belästiget 
worden;  in  ihrer  Nähe  •  hatte  sich  vor  einem 
halben  Jahre  indefa  ein  Furunkel  ausgebildet,  der 
gegenwärtig  bis  auf  eine  kleine ,  anscheinend 
oberflächliche  Geschw ursstelle  verheilt  war.  Vor 
einigen  Wochen  wurde  Pat.  von  einem. starken 
rheumatischen  Fieber  mit  heftigen  reifsenden 
Schmerzen  in  beiden  Schenkeln  befallen;  letz- 
tere concentrirten  und  fixirten  sich  in  dem  lin- 
ken Schenkel,  begannen  in  der  Inguinalgegend 
an  der.  vordem  innern. Seite  des  Schenkels,  und 
erstreckten  sich  über  das  Knie,  zu  beiden  Sei- 
1  ten  der  Tibia  bis  zum  Fufsrücken  hinab;  die 
Umgegend  des  Geschwüres  war  gegen  Druck 
ungemein  empfindlich.  An  diese  Stelle  gesetzte'' 
Blutegel,  spanische  Fliegen,  und  der  innere.' 
Gebrauch  einer  Solution  von  Extr.  Aconit,  in 
Vin.  stib. ,  bewirkten  auffallende  Besserung,  zur 
Befestigung  derselben  und  zum  Scblufs  der  Kur, 
waren  jedoch  noch  Schwefelbäder  erfoderlich. 

Das  Bild  einer  Ischias  postica  gewährte 
dagegen  das  Leiden'  der  Frau  B. ,  einer  36jäh- 
rigen  ,  anscheinend  sehr  schwächlichen  Wäsche- 
rin.  Die  Schmerzen  waren  mit  einem  sehr  auf- 
geregten Blutsystem ,  gestörter  Digestion  und 
Uäinorrhoidalcongestioncn  complicirr,  erschienen 
periodisch  mit  grofser  Heftigkeit  an  der  rechten ' 
Höfle .  sich  von  hier  an  der  hintern  und  äa- 
fsern  Seite  des  Schenkels  hinab  bis  in  den  Platt-' 
fufs  erstreckend.  Nachdem  der  Pat.  Blutegel 
an  den  Trochanter  maj.  gesetzt,  innerlich  anti- 
phlogistische 'Mittel  verordnet  worden,  wa- 
ren spanische  Fliegen  von  sehr,  günstigem.  Efr/ 


—     79     —     ~ 

.  ter  andern  drei  Seh  westem  behandelt;  die  Krank- 
heit war.  bei  allen  dreien  zur  Zeit  der  Entwik- 
kelung    der  Menstruation   entstanden  f    und  von 

v  grofser  Hartnäckigkeit.  — 

1  In  Folge  einer  durch  Zahnreiz  und  rheu- 
matische Ursachen  verursachten  entzündlichen 
.Hirnaflection ,  entstanden  bei  zwei,  gleichzeitig 
•an  Skrophulosis  leidenden  Kindern,  kritische 
JH  etastasen  nach  de»  Hüftgelenken ,  welche  in 
Abscesse  übergingen,  und  bei  einer  zweckmä- 
ssigen innern  und  äufsern  Behandlung  vollkom- 
men geheilt  wurden. 

11.  An  syphilitischen  und  scorbu- 
ti sehen  Cachexien  wurden  aufgenommen: 
43  Kranke,  —  nämlich  an  Syphilis  29,  Sto- 
fnacace  7,  Morbus  haemorrhagicus  Werlh»  3, 
und   Hydrargyrosis  2. 

..  -.Die  Mehrzahl  der  an  Syphilis  behandelten 
Kranken  litt  an  sekundären  Formen  derselben, 
pamentlich  an  syphilitischen  Hautausschlägen, 
Knochenschmerzen  und  andern  pseudogichtischen 
Affectionen,  gegen  welche  in  mehreren  Fällen 
Rad.  Sarsaparül.  und  Rad.  Mezerei  mit  vie- 
lem. Erfolge  angewendet  wurden. 

Von  ausgezeichnetem  Nutzen  war  die  Ci- 
fillo'sche  Salbe  in  einem  sehr  hartnäckigem,  fast 
Verzweifeltem  Falle. 

Frau  M.,  43  Jahr  alt,  von  plethorischer 
Constitution ,  zu,  Hämorrhoiden  und  Trägheit 
des  Stuhlgangs  disponirt,  litt  in  Folge  einer 
syphilitischen  Ansteckung  im  zwanzigsten  Jahre, 
und  einer  schlecht  behandelten  Scabies  seit  län- 
ger denn  zehn  Jahren  an  hartnäckigen  gich- 
tisch-rheumatischen  Leiden,  und  einem  nässen- 
den,. sehr  juckenden  Herpes  des  Schenkels,  wo- 


.    .-     81     — 

Die  Mehrzahl  der  Fälle  war,  leichter  Art, 
mit  Ausnahme  einer  sehr  qualvollen  und  ger 
jährlichen  Verbrennung«  " 

Karl  K.f*  ein  gesunder,  Tollsaftiger  Knabe 
▼ob  3$  Jahren 9  wurde  amöten  Febr.,  als  seine 
Mutter  ausgehen  mufste,  nach  gewohnter  Art, 
Ton  derselben  eingeschlossen«  Allein  in  der 
▼erschlossenen  Stube  f  war  das  I^ind  dem  ini 
Ofen  befindlichen  Feuer  zu  nahe  gekommen* 
das  wollene  Kleid  und  Hemd,  die  einzige  Be- 
kleidung des  Kindes,  wurden  Ton  der  Flamme 
ergriffen  9  und  der  vordere  Tbeii  von  beiden 
giobentheils  verbrannt.  Die  glücklicherweise 
bald  zurückkehrende  Mutter,  fand  das  arme 
Kind  ohnmächtig  am  Boden  liegend  in  deri* 
Rauch  erfüllten  Stube  >  und  begoß  es  sogleich 
ink  kaltem  Wasser»      "•'■ 


Der  grofste  Tbeir  der  vordem  Bauchwand 
war  verbrannt,  die  Verbrennung  erstreckte  iicfc 
von  dem  Rande  der  achten  Rippe  bis  zur 
Crista  oms "  Ilium,  und  von  da  theils  tiefer 
nach  den  Geschlechtstheilen  und  Lenden/  theils 
seitlich  nach  dem  Rücken.  Rpthe  ,  Geschwulst 
und  Hitze  waren  sehr  beträchtlich,  vorzüglich 
in  der  Gegend  des  Nabels;  nn.d.4pdd  bildeten 
zieh  zahlreiche  Blasen .  >  und  theil weise  bran~ 
dige  Stellen.  D$s  Kind  litt. an  den  quajvoljr 
sten  Schmerzen,  die  (laut  wa*  trocken... und 
brennend  heil*,  die  Respiration  beklommen, 
ängstlich  j sehr  häufig, und  krirz,  mit  .vernehme 
barem  Schleimrasseln,  der  Atbem  ungewöhn- 
lich heifs ,  das  Gesiebt  aufgedunsen  ,  stark  ge- 
röthet.  Der  Puls  zählte  llß  Schläge,  ihre  Zahl 
vermehrte  sich  am  Abend  bis  zu  130  Schlägen, 
mit  Zunahme  der  genannten  Beschwerden,  bo* 
gleitet  von  Delirien  und  Sopor»  —  Aeulse*» 
JounuLXXXI.B.Ö.St.  B 


—     83     — 

Am  vierten  Tag  keine .  wesentliche  Verän* 
derung.  Die  Eiterung  war  gtiaftig  und  profu*. 
Mit  der  Mixtur  und  Einreibung  der  Quecksil- 
bersalbe' wurde  fortgefahren,1  die  Application 
von  Blutegeln  wiederholt ;  der  Anfall  von  Hu- 
sten und  Beklemmung  wiederholte  sich  in  der 
Nacht,  aber  weniger  heftig. 

Bei  dieser  Behandlung  minderten  sich  die 
Brustbeschwerden  zwar  zusehends ,  die  eiternde 
Fläche  nahm, jedoch  eine  gangränöse  Beschaf- 
fenheit an,  verbreitete  einen  heftig  stinkenden 
Geruch,  der  Puls  wurde  sehr  frequent  und 
klein,  die  Gesichtsfarbe  bleifarben,  schmutzig, 
und  die  häufigen  dünnen  Stublausleerungen 
Schwächten  noch  mehr  die  schon  sehr  gesun- 
kenen Kräfte.  Unter  diesen  Umständen  wuf^ 
den  innerlich  ein  Infuso- Dekokt  von  China  und 
Valeriana.,  kräftige  Nahrung.,  besonders  guter 
Bouillon ,  äufserlich  Umschläge  von  einem  De- 
coct.  Chiriae  a\i£  die  brandigen  Stellen  verord* 
fiet,  die  entzündeten  Ränder  der  letztern  mit 
einem  einfachen  Cerat  verbunden^. 

Bei  Fortsetzung  dieser  Behandlung  gelang 
#&,  dem  Brande  Einhalt  zu  thuh,<  Die  braodi-» 
£en  Stellen  wurden  abgestoben,  von  gutem  Ei« 
ter  bedeckt,  Fieber  liefs  nach,  Appetit  verbes- 
serte sich ,'  und  bei  dem  lange  -Zelt  noch  fort* 
ersetzten  Gebrauch  von  Cbipa  und  andern  Stär^ 
kun{r,smitteln ,  so  wie  einer  kräftigen  Nahrung,' 
gelang  es»  da*  Kind  vollkoidjpieii  herzustellen« 


v.     » 


(1    ..  f'tl.       ......  I    «i  '»»    "•■!"    »         '     •■'•!»■     ' 

Fl  ' 


—     85     — 

Ritern  altes  so  verhüten  suchten*  was  die  Kleine  aufre- 
gen konnte ,  war  lie  so  reizbar  und  eigensinnig  gewor- 
den ,  daß  nothwendig  hierdurch  die  Gelegenheit  zu  Auf- 
regangen,  ond  folglich  aoch  die  Wiederholung  der  asth- 
matischen Zufalle  immer  häufiger  wurden«  Abgesehen 
von  äußern  Veranlassungen  erschienen  die  Brustbeklem- 
mungen im  Winter  am  häufigsten« 

•  Im  J.  1831  suchte  die  Mutter  ärztliche  Hilfe,  und 
ein  lange  Zeit  fortgesetzter  Gebrauch  von  Ellr.  acid. 
Hatten,  so  wie  häufige  Waschungen  des  Körpers  mit 
Wasser  und  Weinessig  schienen  au?  das  Kind  sehr  vor- 
theilhaft  einzuwirken.  Auffallende  Verschlimmerung  aller 
Beschwerden  veranlagte  die  Bitern  der  Kranken  jedoch  den 
28.  Noybr.  1833,  sich  an  die  K.  Poliklinik  zu  wenden« 

Das  Kind  war  6§  J.  alt«  und  bot  bei  sorgfaltig  an- 
gestellter Untersuchung  folgende  Erscheinungen  dar:  Da» 
nur  wenig  abgemagerte«  fdr  sein  Alter  normal  ausgebildete 
Kind  athmetemit  einem  sichtbaren  Ausdruck  von  Unruhe  und  > 
Angst  im  Gesichte,  während  sich  die  Nasenflügel  beweg- 
ten und  der  Thorax  stark  ausdehnte.  Husten  und  ein  ver- 
nehmbares Rasseln  von  Schleim  soll  sich  erst  seit  kurzer 
Zeh  eingestellt  haben.  Die  Schläge  des  Herzens  waren 
irftensiv  sehr  stark,  aber  unregelmäßig,  sowohl  in  ihrer 
Qualität,  als  in  ihrer  Frequenz,  bald  wurmförmig«  so  dajfc 
sich  die  einzelnen  Schläge  nur  sehr  schwer  unterscheiden 
tieften ,  und  nur  eine  schwach  vibrirende  Bewegung  wahr- 
genommen werden  konnte,  bald  weniger,  bald  sehr  fre- 
2uent;  —  der  Pulsschlag  diesen  entsprechend.  Die  äu- 
;ere  Haut  zeigte  im  Allgemeinen  eine  dunklere«  last 
aschfarbene  Schattirung,  an  einigen  Stellen  eine  dunkel- 
blaue ,  namentlich  an  der  vordem  Seite  der  Brust,  und 
theilweise  livide,  blaue  kleine,  Petechien  ähnliche  Flecken; 
die  Begrenzungen  der  Nase  und  Lippen ,  so  wie  die  Lip- 
pen selbst,  das  Zahnfleisch  und  die  Zunge  waren  von 
dunkler«  ins  blaue  spielender  Farbe,  auch  die  Augenlie- 
der und  ihre  Umgebung;  .auf  der  Conjunctiva  Scleroticae 
zeigte  sich  eine  ziemlich  starke  GefaJsanschwellung.  Die 
Nagelglieder  der ,  übrigens  normal  beschaffenen  <  Finger 
waren  auffallend  dick  und  kolbig,  die  Nägel  sehr  oonvev, 
an  den  Rändern  nach  innen  umgebogen  und  dunkelblau,  die 
Gelenke  der  Finger  aufgetrieben,  von  bläulicher,  doch,  we- 
niger dunkler  Farbe«  Auffallend  war  ein  rauliger  Geruch ' 
aus  dem  Munde,  ohne  Zeichen  von  gastrischen Öesch war- 


*-       8/       rr- 

Thefl  der  laugen-  schienen  gesund,  nur-mit  üefan  Blute 

.angefallt.     .  .      .    . 

Der  ungeöffnete  Herzbeutel  erstreckte  sich  weil  bis 
über  das  Sternum  nach  de«  rechten  Seite  hin.    Beim  )3tt~ 
schneiden  desselben  fand  sich  keine  Flissjgkeit  tot.    Des 
Herz  war  Ton  ungewöhnlich  greisem  Umfang.    Beim. an- 
schneiden des  Herzens  fand  man  die  Winde  der-Voshote 
schlaff  un4  dünn >  die  Wände  des  rechten  Ventrjkfijbi,  dnx- 
ker,  als  gewöhnlich,    die  Höhle  des  rechten  Ventrikels 
grö&er    als   die   des  linken,   in  dem   Septum  AtKionm 
eine  Oefinung  von  der  Grobe,  dafs  eine  Scbwanantedet 
hätte  durchgeführt  werden*  können*  welche  Oefinung  je?-» 
doch  Ton  der  linken, Seite  her  vollkommen  durch  die.  vor- 
handene   Volonte  ftrmmis  flvalis    geschlossen    werden 
konnte.    Der  Ducti*  mrUriosut^Hotutli  fehlte.    Die  Aorta 
war  Von  normaler  Gröfse.    Beim.  Aufschneiden  derselben; 
gelangte  man  in  den  linken  Ventrikel,  aber  zugleicb..war 
eine  Oeffnung  in  dem  Septum  venfrtcdfomm,  gerade  »da, 
wo  die  Aorta  in  den  linken  Ventrikel  mundet,  vorhanden, 
vqn  der  Grofse ,  dafs  der  Zeigefinger  mit  dem  Nagelgliede 
durchgeführt  werden  konnte»  durch  welche  man  in  den 
rechten  Ventrikel  gelangte ,  ' —  die  eine  Hälfte  der  Aorta 
Öffnete  sich  demnach  in  den  rechten ,  die  andere  indenlin«-. 
ken  Ventrikel;  die  Rander  der  Oeffnung  waren  glatt  nnd 
eben.  —    Durch  die  Art.  pulmonalis  Tiefs  sich  nur. mit 
Mühe  eine  Sonde  in  den   Ventrikel  fuhren.    Beim-  Auf* 
schneiden  dieser  Arterie  fand    man  zwischen   den  halb- 
mondförmigen Klappen  und  der  Wand  des  Gefafses  bÜnd 
auslaufende  Sinus  oder  Säcke»  in  :  welche  die  Sonde  tie- 
fer als  einen  halben  Zoll  eingeführt  werden  konnte»    Die 
Oeffnung,    mittelst    welcher  die  Art»  rwlmoHalU  in  den. 
rechten  Ventrikel  einmündete,    war  nicht  gröber ,  als  er- 
foderlich,  um  eine  mittelmäfsig  dicke  Rabenfeder  durch- 
zuführen. 

Die  dünnen  Gedärme  waren  stark  mit  Blut  fnjidrt» 
ohne  aber  entzündet  zu  seyn,  die  mesaraiseben  Drüsen 
bis  znr  Gröfse  einer  Haselnufs  angeschwollen.  Im  Me- 
senterium, in  der  Nähe  des  Coecum ,  fanden  sich  mehrere 
mifefarbige  Stellen  von  der  Gröfse  eines  Stecknadelkno* 
pfes.  Die  sehr  blutreiche  Leber  war  ungewöhnlich  groAü 
übrigens  von  keiner  krankhaften  Beschaffenheit)  Mite  Qisi 
Nieren  normal. 


m. 

Tabellarische   V  eher  sieht 

der  im  JL  PoiikL  Institute  in  dem  Jähren  1830, 
31,  32.  33  u.  34  behandelten  Krankheiten. 

L  AofgaaoB%f»aa  wurden  im  J.  1830:  648 Kranke« 

.  Yoa  diesen  wurde«  geheilt    #    •    655 

•  55 

•  38 


Befaaadett  wvde«: 
1«  Flehet, 

Febril  intermitteiia. 


648. 


Febria  rfceumatica. 
Febris  catarrbalia. 
Febria  a  deatioone» 
Febm  Termiiieia.  » 
Synocha,       V      # 


I 

4 


%  Entx&aduBgea.   ' 

Paeomonia  n.  Pleuritis« 
Angina. 


Parotitis«       .       . 
BroncbitU  u.  Tracheitis, 

Encephalitis«  •        •  • 
Otitis.     .       . 

Enteritis.        •        .•  » 

Hepatitis«       9        •  ■  • 

Bfetritis.         .  ■      ,  • 

Psoiti*.           •       •*  • 

Erysipeias.      •       •*  • 

Rbeamatismiis  acutus.  » 


3«  HantaassohlSge« 

Morbilli.  t  • 

Rubeola*  •  •  _  •  • 

ScarlatimV.  •  •"  •• 

Miliaria*  .  « 

Varicellae.  •  •  * 


/  • 


9 
0 


• 


40 

29 
21 
19 
13 

4 

3  —  138. 


138 

1 
5 
5 

1 
2 

1     - 
1 
5 

12    —   87. 


87 

15 

* 


■*■■ 


1 

1 


..  .      * 
•  •  •  • 

H       l/ 


.  r«.    «i    « 

Cholera,         #      .y-.,,,,  „f>  .  ,  :    £.•  .;■<;  >Si 

Diarrhoe*.        •       «        «        .  .  15 

Icterus          .♦       ^       ..       ,.  '  ^  .• ' -6; '  ■  •• 

Haemdkrhoidea,       r      'r  %  V  »6 

*    Heiminlthiasis,  •«••.,.>  •  11      •' ' ' 

Hypert^ophia  lienis,        *       .  «  1 

Taenia,          ,       ,       •       •  .  •  ■        5»  —    85. 

•        .    •         •         »         •         *         • 

7,  Krankheiten*' der  Geschlechts-  nmT"' 
•^     frarnwerkzeo^e.    • 

Menstruatio  irreg.  purp«  suppress,-  1  ■   •  •  9 

Chlorbsis.  *    ,       •  ....  A  ■>/..♦        .  4»    .    , 

(flaeqiorrhagia  uteri.  ,     .    ....  6 

Strangum«     •        •        .        •        •  2 

.fjithiasis.    .     •      ,.#.      .* ,      •       •   •  1 

Fluor  albus,   •       •       •       •      '.  3    —    25« 


\  -r.  -t 


•»     — 


•  > -i  » 


25 


■  4  ' 


/8»  Wasaersoohten« 

j  -    •  •        •       »       «       •       »        • 

Hydrops' atriset» . »  •  .Vi  .•/••»'.:  8    - 

.  Anasarca.  .     ,  .     •  .     •    •   •        •  .  5 

Hydrotbora*.   •        .      '•        •        •  4 

Hydrocephalus  acutus,     ..     •  .    .  .  1    —    18r 

18 

9.  Gloht  und  Rheumatismus. 

Rbenmatism,  chronic.      •       .       •  9 

Arthritis.  ;      .•••'•"       .       . 14    -*-    23. 

23 

*  ■ 

10.  Syphilitische  und  scorbutitche  Ka* 

chtxien, 

Syphilis,  •       ,    ■    •        .  *     .  I     •!     I4 

11.  Scropheln  und  Rhachitis. 

Scropholae  u,'  scrophulosis.  *.  •  13 

Otorrhoea  scrophul;         .  '•  •           1 

Ozaena  scrophul.            '•        •  •            i 

Atrophia  mesaraicä.       •  '•  •  14          ; 

Struma  lympBaticai        '.  '.  .  -%          f .  '•*  :■!• 

31 


—  w   — 


2.  Entzündungen. 

\ 

« 

'  Pneumonie  o«  Pleuritis« 

i 

53 

Anginn«            •        • 

4 

Parotitis.          • 

1 

Bronchitis  n»  Tncheitle« 

7 

Encephalitis.     •       • 

'  4 

Otitis;-       .        .        • 

I 

Enteritis  u.  Peritonitis. 

,.           | 

6 

Gastritis«          #        • 

1 

Hepatitis«         •        « 

2 

Jsfetritis«  •       +       , 

•1 

Oophoritis«        v     4 

M  \ 

1 

Splenitis«          •       • 

1 

Mastitis.            •     .  • 

1 

Rheumatismus  acutus»  * 

$ 

•           • 

10    —    ftl. 

92 

3«  Hantaasschlage« 

...       • 

Morbilli.           •       « 

♦ 

4            | 

I 

4 

Varicdlae«        «       •  . 

• 

•)             4 

>    '    1-     • 

Urticaria«          •        •  . 

i     ■ 

«             4 

3 

Herpes«            •        •   . 

• 

0               « 

3 

.  ;  Crasta  lactea  o.  aei-piginof. 

*•)                 < 

t         2 

Scabies     •       •       «. 

• 

•                « 

2 

Porrigo«    •       *       • 

• 

4 

• 

l  -  1& 

#. 

1»     - 

4.  Nerren  krank  he  item 

■ 

« 

Cardfalgia«       •       • 

1 

4       ■< 

.      14-    - 

Cotica.      •       «       •    „ 

» 

«           :     8v           » 

Paraljjsis«         «    '    « 

1 

■                - 

•         2 

Epilepsie«          •       i 

•                  ^ 

i        2 

Eclampsia«        •        • 

*     ..      < 

»-.   .        .i  Jb  tt.«  >    • 

Conyolriones«    •        . 

•       ..*.!■.:.■ 

f ..  Xetanns  o.  Tristans«    \ 

1 

• 

p    •••M-'m  ■  ••    i   | 

Tossis  conTnlsh*.'  . 

•       13 

Cepbaleea*        •       • 

f      •     -*5  >  ■:•     H     A 

Susarrus  aar«  m  Djtoecla» 

Prosopalgie«     •    m  •    . 

•         •*           "         • 

Vertigo«         .  #    ,  .    . 

^^ 

*               ,     I 

Deliriojn  tremens*  %  • 

* 

•        2  ■  *•  \ 

.;  i  Apopljiia.    ;  •     .  •     . 

0 

Hystena,         •       • 

» 

,      10  —  97. 

31 


_     89     - 


Tabellarische   Ueb er  sieht 

er  im  K.  PoUkl.  Institute  in  dem  Jahren  1830, 
31  •  32,  33  ii.  34  behandelten  Krankheiten. 

,  AnfgeaoBMBeii  wurden  im  J.  1*830:  648 Kranke« 
i»  "  » 

.  Tob  diesen  worden  gebeilt    »    •    655 

abgegeben^,  • 


.es  sterbe* 


55 

38 


Behandelt  worden: 

,  Fiebes. 

Febris  interqiHtena. 
Febril-  gastricsi      . 
Febris  rneumatica. 
-  Febris  catarrbstis.  __■ 
Febris  a  dentitione. 
Febrk  yenmaest«  •* 
Synocba.       •  •      # 


648. 


# 

4 

m 


• 

• 

• 


.  Katzfiaduagea.   ' 

Pneumonie  o.  Pleuritis,  • 

Angina.  *        •  »  • 

-   Parotitis«       #.      •  ...  ,. .:. 

Bronchitis  u.  Tracheitis.  • 

x  Encephalitis.  •        •  •  • 

Otitis.     t  -     \       .  •  . 

Enteritis!        •-      .-  •  #- 

Hepatitfo.       #  ■      .  •  #  •  ♦  • 

Metriüs*         .•      .*  •'  • 

Psoitis.  •       •'  •*  •* 

•■    Rrytipenu.      .       .•  .• 

Bhenmatjsmas  acutus.  • 


L  Haütaussohllge« 

Morbilli.  •  . 

Rubeola*  «  ■  m  #  * 

Scarlatfna.  . -"  »• 

Miliaria»  .  •  - 

Varicdlae.  .  .  * 


40 
29 

21 
19 
IS 

4 

3  —  138. 


138 

49      l 
7      f 
'  1 

5 
5 

1 
2 

1  - 
1 
6 
5 
12  —  87. 


87 

15 

2 
22 

1 
7 


•i 


--   9Z, 


•  . 


Sasnrnis  aariam  ti.  Dysoecia 

Vertigo, 

Ifatuita«. 
.  Apoplex*!. 

Tossis  convulsrra«  • 

Bpilepsia.        • 

Chorea  St.  Viti.      . 
,  Eclampsia«      .'      . '      * 

Paralysis.        • '      •      "  • 
*  Hysteria.        • '     •  *     • 

Debilita«  nervosa.  « 

Ischias.  .       •       • 


•  # 


•  •     •  • 


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{ <•»  ti 


97 


1      ;» 


k  Chronische  Leiden  der  Respirätions- 
organe.  " 

Blennotrhoea  pulmonum,        •        .         17 
Phthisis  pulmonum-  a«  laryogea. :   .31 
HaemöDtoe.   .        .        ...       .,,    t|   10  . 

Palpitaüo  cordis.        *     •  "      .       #  1 

Asthma*  •        • '     •       ♦  '      • '         6        * 

Cyanosis.       .       .       .  •     .  •     .  '     ;  t"  W  66. 

66 

5.  Krankheiten  derOrgane  derDigestion 
und  Assimilation«  . .     * 

Vomitas  chronicus  .       ♦       .       .  8 

Haematemesis. 

Cholera«  • 

Diarrhoea»       . 

Dysenteria*     t 

Icterus.  •        . 

Haemorrhoidea.      •' 

Taenia.  • '      • 

Helminthiasis«         . ' 

Gastrosil. 

Physconia  n.  Infarcton. 

Hypertrophia  hepatis. 


.4 


m 


4 

8 

13 

1 

6 
9 

7 
7 

1 

1    -   96. 


76  * 

r.  Krankheiten   der  Geschlechts*  ond  ..,;.., -4  «» 
Har'nwerkzeoge«  .      ..•• 

Menstrnatio  irreg.  parc.  sapprese*    :    ..:    ß 
Haemorrhagia  nter*       .  ;■  t  .-•     <     ■. /iL;  .*) 
Joorn.LXXXI.B.Ö.St.  6 


.   '•  •  f* 


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*-.    Mt«: 


An  Nervenkrankheiten.  •      '•"".'      •       •       A. 

(an  Tu88.  conwls.  1,  Convuls,  a  dentxU  cftflW 
'  ct7.  1-,  Coltc.  Saturn,  -et  partUys.  lj  4pö~ 
*;  pfar.  2.)  ■  •         '  '.' 

— .  cbron!  Krankheiten  der  Respiratiensorgane.   '.'•  •"   9« 
(Phthii.pulm. -et  laryng.) 

—  Krankheiten  der  Digestionsorgane*  ."-     •  '■■  1, 

(CÄolpra.)        •        •        •  •       -    •  •  • ; 

—  Wassersüchten.        •     •  .      •'.        •       •      V  '  2.' 

(an  Hydrops  unwer*  1,  Hydrothorax  1.) 


**i- 


,21. 


•*»  -' 


IV,  Aufgenommen  wurden  im  J»  1833:  752 Krankt, 

Von  diesen  wurden  getieft*.    .    .    650       *'  * 

abgegeben*       G4         -> 
•       *s  starben         38 


Behandelt*  worden  x  ' 

1.  FiebÄ. 

Febril  intermittenjK 
Febrif  gaatrfca.     *    .   • 
Febris.rheomatica:    . 
Febria,  catarrhalis.     •  * 
Febris  a  dentitione. 
Febrif^yerminosa.     < 
Febris,  nervosa.         « 

2.  Entzündungen.  . 

Pneamonia  o.  Pleuritis.  - 
Laryngitis  n.  Bronchitis* 
Angina*   ■     t      • 
Parotitis.  • 

Encanbatttia«     •  —    «  .■  + 
Otitis.*^     •       •        • 
MastitiL' 

Hepatitis. 
Splenitb. 


■ 

i 

752. 

•  * 

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125 


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•      .«11       <><  .lull   *|.'..4..      . 

*  •  "  ,r 

Enteritis  a.  Peritonitis.     .     • .       .         7"  *r, tt 
Erysipel»*  feciei.      *       ,        .     \  '   "*•  »»^ 

Orchitis.       ,    •■",|W.-!!ipr :;M  »r*-*-;* 


« 


46 

1*1 
13 

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Rbfiomsflimfis  acutosw 


• 


15-10«. 


Gl 


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©lebt  jDüdRhtetitefttisirfttt.  '     ,r    ■! 

Rhenmatfstn.  chron.  ."    ♦"•  ::  .  ■      •'• '       *  '  f 
Arthritis.'/      .  ■ ' -.  —  v      .       .       10   ,—    14. 

1—  _  :"    "    '  ^  14      * 

.   Skr  opfern  und  Rbächitis* 

Scrophol.  n.  scrophalosis.         •  .  7  t    .  t 

Otorrboea  scrophol«                   •  4  "1  '   "  '  * 

AtrogMa.     ...-,.     .  n  •  *..    &..,:'    r 

:  Stroms*: lyrng^at.  m    •  f    #'  .    .  •  1     ^    M. 

Sypljri  u.'skorbafc  Kachexien. 

Syphilis.       .     .  .     .  ^     .  .     ,,.   ,f..,      2 
Stomacace.  ,•.•.•.•  ,    2,  ,i»?    4* 

?.    —    ~        ^       .        .        .•«»':. »"  •■  '   4  "."* 
,  Chifitfgische  Krankheiten. 

Commotio.       .        •        •        •'  •  -  •    ■  -    1'  ••'     ■*  «- 
Babovfbeumaticos,    .  m    u  .„...j,  ...  ■,    .  & ., ,.  ■, 
Heran»    .    ,    .   .    •  .    •  .    •   .    •        .1  •• .   f. 
Prolafsus  uteri.   *•;•.•.         ...  :1  ■  »—     4. 

•",  .         •         •    *«iM  ■•»•■»  *  '   f : " '  * 

*Es  starben» 

i  Fiebern.       .^      «t      «t      /      «^      •     ,,•',  ,,,  1« 
(Felr.  nervo*.)  ....  .  .     .^;i 

Entzuqpongen.      •       ^       •       «a       •.  .     •  .     (6. 
(an  |P«ettnum.  f,  Cftcepfafttf.  2',  EnteritU  \ 
_    ,-|Tep«#ttif  1^,  Perttcmtfi.iinerirtT^. :J0  ,>,.;* 
NenFf«*raftkb*iten 4. 


(an'ftetonf»  1,  Tust*  conwls.  1,  CWtt&um. 

*  cfenttf.  dtf/ictf.  1.  Jpsflftjr*  lv>-  -cäJii;.11  X 


(CÄnlerrr.) ,        ,        ..-..»  ■.•«»,■/ 

'Wasseipnchten.       #.      #.      t.        »      #«  ■—•   iii«k 

^trophein  und  Atrophie«.        .       .        •  9%  &&><?• 

f  itmnkim  ^ 

«birorgWehen  Krankheiten»      .  .    ,.#      •  .  ..  •       !•  . 

(Cfcmmof.  cerebri.)        ••.-#*#  —  - «  --"-  '"'M^.i 

a       .       .       .       •       .       .  ^^t2. 


V.  Aufgenommen  worden  im).  1894:  974 Kranke. 


Von*  dieseh  worden  gehellt    v*  ^<»878  ' 
.'  abgegeben"       60 

4  es  starben        #36 


. '» 


•                              •                       • 

-      '.-§74.  *■     ■ 

""Behandelt  worden: 

i 

. 

1. 

Fieber. 

*                                                                               * 

.  v  ■ 

Febril  intermittens.     .      « 

►  ' 

l  ,          •  •(>•      wd  . 

, 

Febril  rheumatica. 

i 

.  .        4  .        M 

\ 

Febris  catarjrhalis.    .      '  \ 

> 

•V  -  .ti  '  *  28 

i 

Febris  gastrjca,  .      .    .    « 

i-  •   ■ 

Febris  a  dejititio/ie.    . 

i  • 

. ,      #  •    .'32 

# 

Synochus  o.  Typhos  abdom* 

<o)  ••      t«äv  4*    »■'  Am  < 

v'%. 

Synofha.      .      .  .      • . 

■  * 

•  « ..iii  mi    ••     ■    O. 

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i    • 

Febris  venninosa,     • 

<<•          ... 

i   - 

* 

.   .           •.!..-      V 

**  219. 

210 

.  » 

2. 

Entzündungen« 

•  *  *  • 

-  » 

i 

PneoWbnia  o.  Pleuritis. 

• 

r 

Hepatitis.    .     .        .  •     . 

« 

.       •            •          •  -      ■  *•  « 

\     I 

Angfiua.       .      .  -     .        « 

. 

...       314 

•    * 

• 

•  •     *-'  :-  4  • 

* 

Bronihitis  tu  Tracheitis.   « 

M(i 

.  < 

Per  icarditis.       .  •      .  • 
EnCe^fraHtisT     ♦        .        « 

» 

.  •     .        <-3 

.       .         8 

3 

■4 

Mastitis;  .. ,;,j..   .  . 

• 

i-  »  .    ■ »» .    .            1 

*« 

Gastritis.        \        • 

.            .:■••.     2 

> 

Splenitis.           •        •        , 

a 

. 

Enteritis  o.  'Peritonitis.     , 

* 

,        .         7 

\ 

« 

,«.T--n'-"".i.        _- 

« 

Rheumatismus  acutes. ■    • 

9 

—   124. 

•        • 

• 
* 

124 

.  i 

3. 

Hautausschlägen    • 

.*« 

•  •     s*+     1 

- » 

- 

Morbilli.       .    .        .       , 

.' 

.  "  *  '     60 

•  i  % 

Robeolae»         • .       •        < 

...         « 

Varicellae.        •        • 

i 

k*      .       14 

»  .  -i  .« 

Variola«       ,     •• 

..-   —  •_•    •  7 

* 

Miliaria.      .     • 

..    .      S 

«5 


9.  ©Icfct  Jind.RheanifttisnYal. 


i  i  fi  »     » <  i 


•  •  • 


Rhenmatffetn.  cfaron.  •'      •'•  ' '  .        •"  ■       4-     ' 
ArtbritU.1;'       .<"  •.-"-.■       .        .       10    —    14. 


*    .        • 


14 


10.   Skroptieln  und  Rhachitis. 

Scrophnl.  u.  scrophalosia.         •        ,  7 

Otorrboea  scrophoL          •        •        •  ■  1  *   •  •  "*  •  * 
AtrogMa.     ...-,..  n       ..&..:       r 

Straaurlym^at  .•,•..       .  1     *r*    14. 

^•*-        •                •        *    .  2^        ' 

II*  Sypljri.  u.'skorbufc  Kachexien. 

Syphfts.       #     .        .        .#     ^     <f .  2 

Stomacace.  .    •  .     .  .    .   .    •        .  .    2     nr    4. 

«I .  .*    —    i.          .        .        ,        ,  -i» '      »  4    *  •** 

12.  Cblfqfgigche  Krankheiten. 

Commotio.       •        •        •        ♦'"•-»•      I '  •- 

Bobo^beamaticaa«    .  m    u  ...,■,.....      Ä , 

Heran»    •••.•.•.•.•  .1.-  .  /. 

Prolaps™  uteri.   ........  ..  1    <*-*     4. 


•  .  ... 


*«•  starben» 
A»  Fieber,.       .       .       ..      .,      .       .     ,. i. 

(Rk.  ««*) ;;i 

—  Eatzunjitingen.      •        .#       •        •        •        »        j6, 

(an  liWambii.  f,  CWcfpMtf.  2',  EnteritU  1^ 

.?i    —    ;  Jfc)*if tf if  1^  Pmtimt^  10«  .;i 

—  Nerva»kraAkbeiten. 4« 

(an^ÜVfrom*  1 ,  Tusm.  coamls.  1,  CWuteum. 

*  cfenttf.  dtfjfietl.  1.  .4pf>U*<  1J)   ■  BfiJ ;;.  11  X 

—  ehron.  Krankheiten^ der  Respuationsorganev;  rf,,,;^ 

(anjitoAn.  ptrimofi.S,  tfiperfro))*.  conM«!'* 

—  Krankljetten  der  Djgestiynsorgane.  *   .  .^;tL. /l« 

-    ^W"?-*!      .      .      .     •".     .>*■..;,■■.■/. 

—  WasaeiBochten.       a.      t.      %.        ♦       »       ..     ;j3. 

(Hyfrocepfud.  acut.)  *  .*f|l-r 

^:8kjröpbeln  nnd  Atr^phieT        \       ;      "•   .-"Iju^u2* 

/  Ifrnnhia  1 

—  cbirnrgwehen  Krankheiten«      •  #     t.        .        ,       1. 

{CommoU  cerebru)         .«.-•* j •     .- -•    .''-vvj/.i 

—  Maraufnty     •       •       T       i       t       *\-/4>Mßl* 


Futuitai".  ."  .' 

Tosais  convulsiva.  • 

Epilepsia.         .  , 

Choren  St.  Vi«.'  . 

.  Eclampsia,  .  '  , 
Faraljs«. 

«  Hjsieria.  . '  . 
DebUUu  b 


97 

5.  Chronische  Leidender  Reiplratioat- 

orgatie. 
Blennorrhoe»  pulmonum. 
Philiius    pulmonal] 
Haemoptoe.   .        .        .       ...«..,   10  . 

Palpilatio  corJis.         '      .  '       .        .1 
AMlima.  .  ,..'.■  0 

Cftnca.     .  ■    .     .;    .-    .;.,"-.!'  - 

66 
0.  Ktenkbeiten  derOrgane  derDigeatioi 
und  Aiaimflatioa.  ■   -■'    ■ 

Yomitui  ohronicns  ....  8 

Haematemeaü.        .  .     , .  .  ■        ...  ,      4 
Cholera.  ,       .       ,        ,    ■   .<■         8 

Diarrhoen.       .       .        .        .        .         13 

Djienteria.     ,       .       .        ,       .  1 

Icterus.  .         .        .-"»■•-;■■'€) 

Haemonhoidea.       ■'   '  .        .        ,  v 

Taenia.  . '      .        /  .  9 

Helminthiarii.  ...         .  9 

Gastro«*.       .        .        .        ....  -        10 

Phyiconia  n.  Infarcten.  ,         .  2 

Hypertrophia  hepatii.       .         .        .  1    • 

W~ 
7.  Krankheiten   der  Geschlechts-  und 
Hir'nwerkzenga. 
Menstraqtio  irreg.  pare.  snppreai.    i     .8 


Joani.LXXXI.  B.O.St, 


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Ali  Nerrenkrankheiten.  ,      '•'"    '.'      .  ,     .       A. 

(an  Tuss.  convuls.  1,  ConvuU*  a  dentit.  dlffiZ 
*  eil.  !•,  Coüc.  *aturn.et  partUy*.  lj  -4p<H 
|-  plor.  2.)  *  *  '.' 

—  chron!  Krankheiten  der  Respiratiensorgane.    l.  - '"   9« 

(Phthii.fmim.  *et  laryng.)  '"    / 

—  Krankheiten  der  Digestionsorgane«  •■-•   '••  :'  1* 

(Cholera.)        •        •        •  .  , ; 

—  Wassersüchten.        •     •  .      -v       .•      V    V  *■  2. 

(an  tiydrop*  utiverm  1,  Hydrothorax  1.) 


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21. 


*   \  * 


IV.  Aufgenommen  wurden  im  J.  1833:  752 Kranke» 

Von  diesen  wurden  geheut.    .    •    650 

abgegeben*       64  •••■•...■".> 
es  starben         38 


r  * 


Be&andett'  worden  x  ' 

1.  Fiebe># 

Febrii  intermitterie» 

Febril  gastrica.    *  .  * 

Febris.rheamatica;  • 

.   Febris,  catarrhalis.  •  * 
Febris  a  dentitione. 

Febri^Terminosa.  . 

Febri*.  nervosa.  « 

2.  Entzündungen«  . 

Pneanfonia  u*  Pleuritis.  • 

Laryngitis  u.  Bronchitis* 

Angina*.  • 

Parotitis. 

Encephalitis« 

Otitis.^     • 

Mastitis.' 

Hepatitis, 

Splenitt* 


752. 


* 


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22 

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125 

45 

14 
13 

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Enteritis  o.  Peritonitis.     .     *.       .         ?,"':,,;-£ 
Erysipels  fedei.      .-       ,      *  .*     ' .  '   '  * ' "  ;,V 

'     Orchitis.  -,       .y'WVüir;? ;■;••    i»r^,» 


Rhfnmstemis  aentusv       f 


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\  • 

-         -  ,103    - 

.  Aufgenommen  worden  im  J.  1834:  974  Kranke 

Von,  dieseh  worden  gehellt    .'?<,878'      '') 
»[  abgegeben44"     60 

,  es  starben        '36 

•  Ü74.  : 

•"■Behandelt  worden: 

•  Fieber.  .-.  \ ;:,-  -;  '  ~~r:  ..Ar 

Febris  intermittens.  ..      ,.      ../:i    35. 

Febris  rheomatica.  •        •■      *.      52      : 

Febris  cataphalis.    •      ' '.      *v      .«;  •  ■  28 
Fejbrjß  gastrjca.   .      ..••.;'•-  ..:  .'-'    .   60 

Febris  a  de/ttitiöne.    .      .  .      . .      • .    .32      ' 

Synoebos  o.  Typhös  abdom.    -»■■    »* ,;  :  13      > 

Synofha*     .      ..      ..      ....•>  ..     6. 

Febris  Yerminosa.     .        ....      •  .*•'•■  5  n±  219« 

?19 

.Entzündungen.  *  ■  * 

PneoWbnia  o.  Pleuritis.       •     -£".v«n;*u..    41     '" 

Hepatitis.    •  .        .•*•.•.-  -&»•.''■ 

Angfca.       .  .  -     .        .  •    ,.  •     •        14     ._•_ 

Parotitis.     .  .  .      .  •      .  •      ♦  •      *-"  >    4  •  «  T 

Bronchitis  o»  Tracheitis.   .  •     -."'"'v  •■     15   *'< 

■*■  Pericarditis.       ..      .  •     .  •     .  -     .  3  ■  »'l 

Eneeplptis;    .  8 

Otitis-  ' 3 

'    M^Stltp»    <♦!»«(••     -    •  ••  •'      i  '"    :*»■  1  »0 

Gastritis.        * .        .  .        ,        •  ■     .    2  , 

Splenitis.  •        .  .        ,       ^.  2 

Enteritis  o.  Peritonitis.  .      ,.?„  ^,.       ^ 

Erysipelas.   *     .        .  .  "  .  "    «        11 

Rheumatismus  acuta*. '  .        .      •• 9  — »   124, 

•  Hautausschläge*    •       .»- 

Morbilli  .  *     .        .        .       *  50 

Scarlatina.  .....  19 

Bubeolae.  . .       •        • .  .2 

'  Varicellae.  •        •        •      ,*'       •  14    "   f  '* 

Varioloides«  •       •        •                •  6 

Variola«       ,  .        •        •        ..•    ■  ••  •.       7 

Miliaria.  .        •        •        •  .  3    .  ,* 

Urticaria* 1. 


N. 


Anfgieno  tarnen  worden  im  Jf.  1894:  974  Kranke. 


Von.  dieseh  worden  gehellt    r "  ^,878  ' 
>[  abgegeben' '    *  60 

#  es  starben         *36 

*  "Behandelt  worden: 


•  r 


Fieber. 

Febril  interjnittens. 
Febris  rheumatica. 
Febris  cataphalis. 
Febris  gastrjca,  . 
Febris  a  de/ititiöne. 


« 


•  • 


•  o 


.4  f  .  38  •   ■ 

50 
..    .32  .  ' 


Synachos  a.  Typhos  abdom*    - "«'<  :-13  ;..vl 

Syno£ha«     ,      ..      •.      ,.      .  ...i;,**  ..  •  6.   .".* 
Febris  verininosa. ),.'•  -6  ^  219* 


Entzündungen. 

Pneuttbnia  o.  Pleuritis. 
Hepatitis.    .     . 
Angfia.       .      .  .     . 
Parotitis.     . 


?19 


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>    t 


41 

u  '  - 

•  4«  <r 
Bronchitis  o%  Tracheitis.  ."•     •."''■'v*1     15   "<< 


Pericarditis.- 
Ence^traHtTsT 
Otitis.  '    . 

Mastis  „,;., 

Gastritis. 

Splenitis. 

Enteritis  o.  Peritonitis. 

Erysipelas.   *     • 

Rheumatismus  acotoi. * 


!*. 


W 


•     * 


3 

S 
3 
1 
.  2 
2 
7 
11 
9--  124. 

124   .  : 


Hautausschläge^ 

Morbilli ..     . 

Searladna. 

llubeolae* 

Varicellae. 

Varioloides« 

Variola«      , 

Miliaria. 

Urticaria« 


,*»»♦•  ■  •  «•  < 


■  • 

* 


50 

19 

2 

14 

6 
7 
3 

1 


i * 


i  .< 


Cfaota-a.    ,       ,        .■*,..       11+ 
Dianboea.        ......        ,     "7t"' 


Ictertts.      .       ,t      .       ,;      ,  ,.    ;:g 

Gastro  malacta. '    "    .      ',       ,  .         |' 

Haemorthoirteä.     ".     -  ■;■'■*  ';  ',       "HS  ! '" 

Helmintbiasis.  *■      "?*'    ,       y  "  IS" 

Taenia.            »   ' ■  ..'".:-l-    -'■" 

Tabes  abdominalis.           .        .  ,'         I 

Scirrlifls  et  Cancer  Venb^cuÜ.  .  f          |; 

Pbjsconia  n.  inftrctas.       ,        ,  t        p    ~r 

.."..'  Ml,, 

7.  Krankheiten  der  Geschlechts-   Md  . 
Uarnwctkieußr.         

Menitruaüo  irtegnl.  parc.  inppress,  17 

Fluor  alba '     ; "'S 

;■_  Clilorosi».        .,       .,        j        „        .,         .>■   ■ 
Haemorrbagia  uteri.  ,        ».'      •  6 

•r  Abortus.    .      ..       ..       ..       ,.         ,    ."■    :1:  ... 

Iscbape  n,  Djsatiu, ..,      ,,       ■.       ".3..: 

Haetnatn'ria.      .        .         .         ,  ,  3 

.Diabetes,  ,.         .         ».  :,',*.       ,..   .:  1-  .1 

Stirrhoa  q.  CaicinQnm  nterif . ';    ,'W       .%<■<- 


8,  Wastt-rsnshten. 

j-  Hydrops  universal.  .     .«.,..,  ,  8  - 

Hydrops  ;A»cJLes.       .    ■    .       ■,  .  •  1 

Hydrops  Anasarca.    ......  ..  3 

Hydrops  ceresri  acntBp>       ...  '.  fi 

.    Hj'Jrotliorax.  1       ■*       .»  *  S 

HydrarjJrrns.     ,...*;.-, ,  ,.:  ,  t  1 

"SP 

0.   Gicht  qnd  RhenmütisntUX. 

■■■  Rbeumatinm.  oliron,  ,-  ■-    r.  -,  18 


10.  Skropneln  nnd  Khachitit, 

Scrophol«  u.  acropbolo*.    ,        , 
Ätrophia.  .... 

OUirrhnca  n.  Carie»  urif,        , 


—     107     -r 


*         *   •  1  t     «  • 


ii 


n. 

Kurze     Nachricht en 

Auszüge.  ": 


.:» 


•    «■ 


4 

Wiederholt  bestätigte  Wirksamkeit  des  Stramonhlmiy  in 
gewissen  Arten  von  Geistesterrüttnngen ,  *) 

1  mitgeihettt1'     '        " 


ü  -  '-..-.      »     f: 


vom  ■.«■     *  '§|f!. 


■ !.  .     ■      » 


MaüzkuOrttthe  Dr.    Q*n*hg+im,Kl>U*>i 


JLIurch  langjährige  Erfahrung  belehrt,  glaube  ich  mit 
dem  >  Aferzten  zu  der  Ueberzeugung  gekommen  zu  seyn, 
dafs  alle  jene  Krankheitsformen,  deren  Anlage  tief  in  de» 
angefrorne*  Constitution  des  Individuums  wurzelt  >  -  wohl 
als  radical  unheilbare  betrachtet  werden  müssen,  and  dafs 
alle  angewandten  Heilmittel  nur  Linderung  des  Uebela, 
oder  temporare  Beseitigung  -desselben ,  zu  bewirken  -  im 
Stande  sind;  zu  welchen  Krankheitsformen  dann  auch  na- 
mentlich wohl  die  der  Geisteszerrüttungen  gerechnet 


*)  Daft  ich  den  Ausdruck.  Geistetzerrüttung  oder  Sftlentrajil- 
htit ,  mir  im  uneigentlichen  Sinne  nehme,  darüber «  iso/Wie 
über  den  Begriff  der  Seelenliransheiten  überhaupt ,  habe  ich 
mich  bereits  m  Wasse' s  Zeitschrift  für  die  Anthropologie, 
un  4ten  Hefte  des  Jahrg.  1824,  und  in  meiner  neulichst  er- 
schienenen Schrift  :  Natur  und  Kunst  in  Heilung  der  Krank- 
heiten9  S.*  20  etc. ,  ausgesprochen. 


—    1G9    — 

2. 

i 

Zmcum  n/nnicKm  im   Veitstänze^ 

ii  . .» 

von 

i-  i   i-tf 

Ebendemselben* 

m                            *     ■ 

-  -  Ein  Mädchen  von  11—12  Jahren,  dessen  Constitu- 
tion, so  wie  die  ihrer  Mutter?  zu  derjenigen*  gehörte'; 
'welche  man  mit  dem  Ausdrucke  der  venösen,  bezeichnet, 
und  dessen  Vater,  melancholischen  Temperaments,  eclion 
längere  Zeit  an  krampfhaften  Beschwerden  des  Unterleibes 
mit  Hämorrhoidalanlage  gelitten,  wurde  mit  dem  Anfange 
dieses  Jahres  (1834)  vom  Veitstänze  {Chorea  St»  Viti) 
befallen,  ohne  dafs  eine  andere  entfernte  Ursache  davon 
aufgefunden  werden  konnte^  als  eigene  Anlage;  und  die 
jetzt  bei  der  Kranken  herannahende  Zeit  der  Pubertät» 
Schon  Mancherlei  war  dagegen  ohne  Lindemng  der  Zu- 
falle, versucht  worden,  als  ich  sie  im  Mai  1835  zum  er- 
sten Male  sah,  wo  ich  sie  Morgens  gerade  in  einem 
heftigen  Anfalle  fand.  Sie  sprang  und  hupfte  unter  den 
auffallendsten  Gesticulaüonen  durch  das  ganze  untere 
Haus ,  von"  'einem  Zimmer,  in  das'  andere,  warf  Alles,  was 
sie  erreichen  konnte,  zu  Böden,  und  zeigte  in  ihren 
krampfhaften  Bewegungen  eine  solche  Kraftauftenjng,  dafii 
selbst  ein  Starker  Mann  sie  zu  hemmen  nicht  im  Stande 
war*  Ihre  Psyche  war  dabei  so  verstimmt  und  aufgeregt, 
daui  sie  selbst  nach  ihrer  Mutter,'  wenn  sie  sich  ihr  nä- 
hern wollte,  mit  zornigen  Blicken  schlag,  da  die' Kranke 
in  gesunden  Tagen,  wie  die  Mutter  sagte,  äufrerst  sanft 
und  furchtsam  in  ihrem  Betragen  war.  Da  hier  (wie  ge- 
sagt) keine  besondere  entfernte  Ursache  aufgefunden  wer- 
den konnte,  so  verordnete  ich  ihr  als  empirisches  Mittel, 
da  dieses  hoch  nicht  versucht  war,  die  Zinkblnmen  {Zinc» 
oxydat.  (ifbutft),  die  ich  in  ähnlichen  Fallen  vorzugsweise 
wirksam  gefunden,  zn  £  bis  ganzen  Gran,  täglich  4  mal 
genommen,  die  aber,  mehrere  Wochen  hindurch  gebraucht, 
ebenfalls  keinen  sonderlichen  Kr  folg  hatten ,  und  ich  daher  . 
nunmehr  meine  Zuflucht  zu  der  Anwendung  des  Zinc, 
tymric.  nahm ,  zn  gr.  ß.  anfangs  pro  dosi ,  dann  gr.  j  alle 
3  Stunden,  mit  Unterbrechung  von  2  — 3  Tagen,  ge- 
reicht. Auf  diese  Art  4  Wochen  hindurch  fortgefahren, 
trat  «ine  solche  Bessern ng  ein,  dsfii  die  Kranke  jetzt  4ea~ 
ganzes  Tag  ralns;  auf  ihrem  Stuhle  safs,  tuid  aar 


■w  ■      * 


••    •  ■»• 


—   iii  — 

6der  rhewnalisch  -  gastrischen  Fletert! ,  setten  tarnen  c»v 
tarrhalisehe,  and  noch  seltener  reine  Wechselfieb*>r  vor.    In 
dem*  hiesigen  Gebärhause  wurden,  die  Puerperalfieber  .sel- 
tener,  aber  Immer   noch   unter   der  Form   von  Phlebitis 
Uterina  beobachtet 

Unter  den  Entzündungen  hautiger  Gebilde  ragte  vor 
aHen  andern  die  rheumatische  Gelenkentzündung  hervor» 
Dieser  zunächst  stand  die  Pleuritis  vera  und  die  fieuritii  * 
spnria  dorsal is.  Die  Pericttrditis  kam  nicht  selten  meta- 
statisch  im  Gefolge  der  Gelenkentzündungen  vor«  Unter 
den  Exanthemen  behaupteten  die  Blattern  noch,  immer  die 
Oberhand,  —  Im  hiesigen  krankenhause  worden  51  achte 
Pocken,, 86  Varicellen  und  62  modificirte  Blattern  behan- 
delt, davon  starben  13  an  Varidlae  und  2  an  Variola*  mo- 
diücatae,  —  also  von  19& Blatterkranken  15.  —  "Unter  den 
Hautkrankheiten  wurden  auch  die  Gesichtsrose  und  die  me- 
tastatischen Furunkeln*-  Abscesse  und  Drüsengeschwülste 
häufig  beobachtet.  —  Unter  den  chronischen  Leiden  be- 
hauptete, wie  diefe  bei  uns  gewöhnlich  der  Fall  ist*  die 
Tuberculosis  pulmonum  den  obersten  Platz  $  ihr  zunächst 
stand  Haemoptoe  und  Hydrops  in  allen  Formen.;— r 

Im  Morfat  Februar  hat  sieb  zwar  irt  Bezug  des  sta- 
tionären Charakter?  keine  wesentliche  Veränderung  erge- 
ben $  immer  noch  wurden:- gastrisch -nervöse  Fieber  häufig 
beobachtet,  immer  noch  klagten  die  Aerzte  Ober  den  lang- 
saniert Schleppenden  Verlauf  *  über  den  Mangel  an  be- 
stimmt hervortretenden1  Krisen*  und  über  die  Neigung  zrf 
inetastatischeri  Ergiefsungen  seröser  Stoffe  in  den  drei 
Hanpthohlen  des  Körpers  \  airein  auffallend  war  es  doeb, 
dafe  catarrhalische*  inter  mittlren  de  und  selbst  entzündliche 
Fieber  bei  weitem  nicht  so  selten  als  ifn  verflossenen 
Monate  vorkamen.  Die  Congestiönen  zur  Brust  steigerten 
sich  häufig  im  Verlaufe  der  Nervenfieber  %u  den  verderb- 
lichsten, schwer  und  gar  nicht  zu  hebenden:  Pneumonien« 
Die  Sectio«  wies  meist  Hepatisation  des  Lungenparen-  ' 
cbynis  nach.  —  Bemerkenswert!!  war  ein,  einem  vielbe- 
schäftigten Freund  und  Collegen  öfter  als  jemals  vorge- 
kommenes Krankheitssymptom  in  den  Entzündungen  die- 
ses Monats  i  das  Jntertnittiren  des  Pulsschlages  zwischen  • 
tiem  öten ,  löten  und  20sten  Schlage ',  und  das  bei  den 
Puerperalfiebern  im*  hiesigen  Gebärhause  häufiger  beob- 
achtete Wund-  und  selbst  Brandigwerden  der  Genitalien» 
— ,  Ein  anderer  viel  beschäftigter  Arzt  machte  die  ßemtr-f  • 
kuag,   dajs  er  ungewöUnliqh .  häutig    in  diesem  Monate 


•  i 


-—    113    — 

Exanthemen  kamen  Masern  nach  den  Beobachtungen  meh- 
rerer Praktiker  in  der  Pri Tatpraxis  wieder  häufig ,  Blattern 
aber  dafür  selten  vor.  —  Unter  den  Merkwürdigkeiten 
im  hiesigen  allgemeinen  Krankenhause  wird  allgemein  ein 
vor  14  Tagen  gebornes  Kind  mit  zwei  über  einender  be- 
findlichen Nasen  bewundert.  Die  Wöchnerin  sagte,  sie 
habe  sich  an  der  grofsen  kupfrigen  und  monströs  entarte- 
teten  Nase  eines  Manifest  vorsehen.  -Ich  habe  das  Kind 
{gesehen,  die  obere  Nase  ist  so  natürlich  geformt,  die  Na- 
Benscheidewand  und  die  Nasenöffnungen  sind  ganz,  be-* 
stimmt  angedeutet1/  dte  untere  Nase  ist  "ganz  normal.  Das 
Kind  ist  übrigens  bisher  gesund  und  nimmt  recht  fleiüug 
'<He  Brtist.  .  < 

■  •         •        ■ 

Die  hiesigen  Homöopathen'  scheinen  th  eil  weise  torf 
der'  Anwendung  der  Arzneimittel"  in  sehr  kleinen  Gaben 
zurückzukommen,  und  am  Krankenbette  homöopathisch, 
aber  nach  Umständen  auch  idiopathisch  zu  verfahren/ 

D.  29.  August  3$.   : 

Seit  d.  13ten  Mai,  wo  ich  die  Ehre  hatte,  Ihnen  das 
letzte  Mal  zu  schreiben ,  glaubten  wir  Wiener  Aerzte  eine 
günstigere  Gestaltung  der  herrschenden  Krankheiten  um 
so  wahrscheinlicher  im  Laufe  des  Sommers  eintreten  zu 
Sehen,  als  sich  mehrere  ganz  deutliche  Vorzeichen  am 
Anfange  des  Frühjahres  wahrnehmen  liefsen.  Noch  im 
Mai  zeigte  sich  der  gastro  -  adynamische  Charakter  im 
Rücfcschreiten ,  der  inflammatorische  schritt  aber  nicht  in 
demselben  Verhältnisse  vor ,  sondern  zeitiger  als  in  an- 
dern Jahren  erschienen  gastrisch  -  biliöse  Leiden  mit  Con-* 
gestionen  nach  dem  Gehirn,  während  die  dem  Frühjahre 
angebörigen  (taotidian  -  und  Tertian  -  Fieber  von*  einer 
Febris  intermittens  larvata  cephalica  ersetzt  wurden.  Auf-' 
feilend  war  es  aber,  dafs  letztere  nicht  so  grofse  Gaben 
Chinin  zu  ihrer  Beseitigung  erforderten,  als  dies  'sonst 
der  Fall  ist.  —  So  habeich  bei  einem  jungen  vollblütigen 
Menschen,  der  gegen  seinen  wüthenden  typischen 'Kopf- 
schmerz Blutegel  ohne  allen  Krfolg  gebraucht  hatte,  durch'' 
eine  Mixtur  aus  Sal  amarum,  und  durch  12  Pulver  Sul- 
fat. Chininae  jedes  zu  £  Gran ,  bleibende  Hilfe  geschaut, 
was  ich  gar  nicht  erwartet  hatte.  Denn  als  ich  ihn  na,ch 
einigen  Wochen  sah,  und  fragte,  ob  er  die  Pulver  durch' 
längere  Zeit  fortgebraucht,  gestand  er  mir,  dafs  er  nach 
den  ersten  zwölf  sehr  grofse  Erleichterung  verspürt,  und 
Jäher  seitdem  nichts  mehr  genommen  habe. 

Journ.LXXXl.B.6.St.  H 


-    U5    — 

I 

Ihm  ungehörigen  Krankheitsformen,   namentlich  Ty~ 

abdominalis ,'  'kamen  wieder  zahlreicher  als  je  vor« 
•eichneten  sich  durch  ungemein  langsame  Entwicklung 

einem,  oft  wochenlangen  Unwohlsein  aas,  und  be- 
eil, wie  gewöhnlich,  mit  Durchfallen,  Eingenommen- 
ies  Kopfes,  jedoch  mit  weniger  Brustbeschwerden,  als 
>  Grolse  Abgeschlagenheit,  Stumpfsinn,  GleichguV 
t,  eigehthümtiche,  wie  bei  einem  Halbtrunkenen,  ent- 
'  Physiognomie,  und  eine  schwerfällige,  träge,  fast 
tode  Sprache,  waren  oft  mehrere  Tage  lang  die 
in  Erscheinungen,  wodurch  sich  das  tiefe  Krank- 
errieth.  Im  weitern  Verlaufe  entwickelten  sich  Schwin- 
t «utbörigkeit ,  Ohrensausen  nnd  Delirien,  leichter 
~itmus  nebst  grofsem  Torpor  der  Haut»  welche  Kr- 
*  ngen  in  günstigen  Fällen  aljmählig  und  sehr  lang-. 
KU  i  bis  10  Wochen)  verschwanden,  —  Nach  diesen 
r*  behaupten  in,  den  Berichten  der  Spitalärzte  die- 
dien  .Fieber  den  nächsten  Platz  in  diesem  Monate», 
lieh  passirte  mancher  Typhus  abdominalis  geringer» 
etdes  für  ein  gastrisches  Fieber.  Alle  andere  Fie-» 
^a  waren  selten ,  mit  Ausnahme  der  Puerperalfieber* 
*»*  wieder  häufiger  erschienen ,  aber  nicht  so  tödtlica» 
nst  Vielleicht  ist  die  bessere  und  geräumigere  Ein** 
ng  des  neuen  Gebärhauses  an  dieser  ■  Gutartigkeit 
jT  Man  beobachtete  mehr  das  Peritoneum  als  den 
&  Ton  Entzündung  ergriffen.  —  Unter  den  Entzun- 
lvankheiten  sahen  wir  die  Pleuritis  mit  Neigung  zu 
Sr  Exsudation  am  häufigsten,  dieser  zunächst  waren 
Mumien.    Ihre  Heftigkeit  war  zwar  schnell  gebrochen, 

erfolgte  .die  Lösung  des  verdichteten  Parencbyma 
ulserat  langsam ,  und  ich  sah  mehrere  Fälle  im  Spi- 

wo  man  nach  4  Wochen  noch  immer  Bronchopho- 
tnd  Bronchialrespiratiou  vernehmen  konnte»  Exan- 
3  blieben  noch  immer  Seltenheiten;  der  Scorbut  er- 
a  viel  weniger  häufig;  hie  und  da  auf  dem  Lande 
n  einzelne  Fälle  von  Cholera  vor.  Man  furchtet 
dings,  dafs  diese  Geifsel   aus  Italiens  Gefilden  nach, 

eindringt     Sie  ist  bereits  in  Mailand  nnter  dem 
ir,  und  verbreitet  grolse  Angst  unter  den  Ein  wob-; 
Das  Interesse  für  Choleraschriften  taucht  wieder 
ins  auC  ' 

Wien,  d.  36.  Novbr.  1835. 

Snm  Gluck  herrschte  gerade  in  den  letzten  Sommer-' 
ten  und  noch  bis  zum  October  in  der  Privatpraiia 
ganz  ungewöhnliche  Stille«    So  klagten  während  der; 

H  2 


-r     U7     - 

>her  ^  auch  4?e  grofse  föe&ejunasctu'ne  .im  hiesigen  po- 

jliniscl*^,  ( IVtuse^m .  gebaut '  bat  >  erfuhr .  ich ,  ,  da fs  man 
hierüber,,  in  .allen  Mui'een  ^uod.von  allen  Besitzern 
j£lectri/ur,inaschtnen  gerade'  ßorr,twieder  klagen  höre, 

4iese&.«znr.  Zeit  der  Cboteraepjjlemie  der  Fall  .war, 
dafs.  .die   14*'  langen^  Funken  jener  Kieserimasctiijie 

;  auf<2"  reducirt  seyen.  .--    .  ■'   ' 

Der  •  mehren  th  ei  ls  kalte,  and.  regnichtB  October  füllte 
Hospitäler-'  m&  Rhenmatalgien  von  jeder  Art,  vorzog- 
aber  mit  »catarrhalisch -  gastrischen  Fiebern,  die  wie- 
durch  ihren  trägen  schleppenden  Verlauf,  durch  ihre 
rung"zti  'Congestionen  nach  Kopf  und  Brust,  und  zu 
Iceratiörien  luv  Darmkanal  y  als  Folge  dessen  efsobö- 
de  atfföerst  Kartnackige  Durchfalle,  sich  einstellten, 
r  äls'jö  charafc&risirt  waren.  Miliaria  kamen  zuwei- 
am  23sten.  bis ;  27sten  Tag;  ihr  Erscheinen  hatte  aber 
den  Ausgang- der  Krankheit. keinen  Kinflufs,  die  Kraji- 

f>tarb^n  >nrit«»inid  ohne  Friesel.  Scblagfiüsse ,  Lab- 
igen,   besonders  bei  Weibern,  Bleiköliken,  FurunkßJn, 

Abscosse"  waren  in  diesem  Monate  häufiger  als  ge- 
nlicli.  Ziemlich  stille  blieb,  es  noch  immer  ia.  der 
'atpnrxfe.  Rheumatische  Leiden ,  besonders  Baroti- 
,  Metrorrhagien  und  Fluor  Mtts  kamen  öfter  ab  sonst 
ler  Behandlung  vor. 
•       ■•--,.  . 

Die  im  AnTange'  des  Monats  November  plötzlich  ein- 
ende Kalte  von  —6°  R.  mit  Schnee  und  rauhen  Nord- 
den/  verwirklichte  leider  nur  zu  sehr  die  ominösen 
phezeihnngßn  erfahrner  Aerzte.    Es  herrschte  seit  die- 

Tagen  in.  den  Hospitälern  und  in  der  Stadt  eine  noch 
ier  fort  steigende  Epidemie  gastrisch  -  nervöser  Fieber. 

Einiiqfs  dieser  epidemischen  Constitution  auf" den 
anismus  war  so  grofs,  dafs  selbst  die  Gesunden  an 
ewöhnlicher  Maitigkeit ,  Schwäche  des  Magens,  Ver- 
fang,' oder  Neigung  zum  Durchfalle  litten,  und' dafs 
ir  Kranke  hierdurch  mehr  oder  weniger  partieipirtej 
;ewÖhnlich  veränderte  Gesichtszüge,  grofse  Abgesclila- 
heit  und  Diarrhöen- waren  oft  die  ersten  Vorläufer,  doch 

es  Falle,  wo  durch  10  — 12  Tage  nichts  von  alle 
i,  sondern  nur  leise  Fiebetbewegungen  ohne  besonrfe- 
Ergriftensoyn  des  Gemeingefuhls  Statt  fanden,  —  man, 
ls  nicht  recht,  was  dem  Kranken  fehlt,  auf  einmal 
sht  am  Uten  oder  l'iten  Tage  die  schlummernde  Krank- 
t  unverkennbar  hervor.  Die  Erscheinungen  der  ausge- 
lesen Krankheit  waren  aber  oft  selbst  noch  höchst  trii- 


-     119    - 

ir  an ,  Vertrauen  in  die  alte  Heilktinst  zu  setzen.  —  Ich 
Handle  jetzt  eine  Kranke,  welche  ich  durch  die  heftig- 
Bn  Zufälle  der  Krankheit  mit  kalten  Umschlägen  über 
e  Stirne,  mit  warmen  Umschlägen  über  den  Leib,  mit 
olyern  aus  £  Gr.  ChiNin  und  1  Gran  Moschus  p.  D* 
1«  S  Stunden,  und  mit  einer  Mixtur  ans  Decoct:  Altk. 
Aq+  Chlorin.  ihr.  iijt  bis  auf  den.  25sten  Tag  o"er  Krank- 
nt  glücklich  gebracht  habe.  Jetzt  sind  Milliaria  alb« 
•einen  en.  Die  Prognose  ist  noch  dubia,  aber  viele 
offnung  vorbanden. 

Gegen  den  Meteorismus,  und  die  drohenden  Exnlce- 
tionen  in  Ileo ,  wendet  man  hier  hauüg ,  theils  Cataplas- 
en,  theils  Vesicantia ,  und  Einreibungen  der  Autbenriethi- 
hetL  Salbe  mit  Kampher  auf  den  Unterleib ,  mit  gutem 

rfolg  an» 

• 

Einer  meiner  Freunde  beobachtete  einen  todtlich  ver- 
rufenen Fall,  wo  gegen  den  21sten  Tag  einer  anfang- 
en-'«ehr  mild  auftretenden,  F.  nervosa  eine  blaue  Nase 
iofa  einstellte,  worauf  Fat.  noch  24  Stunden  lebte.  —  Von 
holerafallen  hört  man  wenig.  Diese  herrscht  nun  in  un- 
trem .Italien ,  und  bat  bei  ihrem  ersten  Auftreten  in  Ve- 
edig  eine  solche  Malignität  entwickelt,  daüs  von  den  er- 
en  260  Kranken  240  starben!  — 

. .  .,.  ..    Spätere    Mittheilung. 

-  -Unter  dem  Einflüsse  einer  ziemlich  heftigen,  mehrere 
Inter  schon  vermifsten  Kälte  von  —  8  bis  —  11°  R.  mit 
oben,  viel  Schnee  bringenden  Weststürmen,  erlosch  die 
ervenfieberepidemie  fast  ganz.  An  ihre  Stelle  traten 
atimatische  Entzündungen .  und  als  Complication  aller 
rankbeiten  erschienen  nun  Congestionen  zur  Brust  und 
>pf.  Catarrhalische  und  rheumatische  Fieber  sind  jetzt 
:BÜg»  die  Brustbeschwerden  bei  ersteren  sind  bedeuten- 
jT'  als  sonst,  wobei  die  Congestionen  zum  Kopie  und 
somatische  Muskelschmerzen  bei  letzteren  sehr  lästig 
&rden.  Diese  Fieber  entscheiden  sich  jedoch  meistens  bin- 
»n  eines  gutartigen  Verlaufes  durch  kritische  Schweifse 
id  Urin.  Dagegen  zeigen  die  noch  immer  nicht  selten 
nrkommenden  gastrischen  Fieber  die  Neigung  zum-  Ue- 
srgange  in  die  früher  epidemischen  Formen,  und  hinter- 
sten durch  ihren  schleppenden  Verlauf,  besonders  aber 
irch  die  häufige  Complication  mit  Catarrhen  und  Rheu- 
ifttismen  greise  Muskelsph wäcbe ,  und  besonders  hart- 
äckige  Unregelmäßigkeiten  in  der  StuhleutleeruDg.    An 


-  m  — 

"■-■      —  - »       • 

^Qndert.  dqr  unteren  Extremität  zu  seyn,  und  et  bedarf 
oft  des  ganzen  mebrmal  wiederholten  örtlichen'  antfyJbto^ 
gisttechen  Apparates,  ehe  sie  beseitigt,  werden."  -*-    ■ ■ 


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MittheilungeH   über '  Karlsbad 


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Üb»"' 

Ritter    J.   de    Carro,.^. 
•  '    Badearzt  zu  Karlsbad.  •" 

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m  »  J      *      ■        .  ...»  .«I*  »      •  *! 

DSe  grofse  Entdeckung  vom  Jod  ii)  den  Tbermitqa ei- 
len von  Karlsbad!  .verdanken  wir  Hjn.  JVentwich,  Apother 
ker  daselbst,  Hr.  Kreuzburg  ans  Hildburghausen,  welcher 
.vier.  Monate  in  Karlsbad  .verweilte,  und  endlich  Hr.  Pror 
Jbtior  Pleischl  in  Prag,  welcher  die  Entdeckung  des  Jod* 
sieht  blofs  bestätigte»  sondern  die  .Menge  desselben  gar 
nau  ermittelte.  .Ander  Jod  wurden,  noch  .ermittelt:  Urov^ 
Schwefelwasserstoffgas  und  ejo»  eigenÜHunJiche  tejfeasjrr 
tige  bituminöse  Substanz ,  welche  in t  Weingeist  aber,  nicht 
In  Wasser  löfslich,  -—  also  vier  neue,1  weiche  den,  im/-.  18^2 
von  Berzelius  neu  entdeckten.  Besia/nhheifen  der  Karls- 
bader Quellen  hinzuzufügen  sindf.    •  ^ 

Sehr  lehrreich  und  interessant  .war  das  Ergebnis  der 
chemischen  Untersuchung«  weiche  Hr.  Kreuzburg  mit 'den 
Ueberresten  eines  früher  in  Berlin i  rfnfsü  lAthotritie  felück- 

'lieh  operirten'  Kfasensteins  unternahm.- :  Um  die  «ich- der 
Operation  in  der  Blase  zurückgebliebenen  geringen  #Je~ 
berreste  zu   beseitigen ,   kam  Patient*  nach-  Karlsbad  »wd 

*  schenkte  mir  sein  Zutrauen.  Die  vergleichende  Zonaitf- 
menstellung  der  chemischen  Analyse  dieser  •Steinfragnieate 
vor  und  während  des  Gebrauchs  des  Karlsbader  Th.  was* 
•er»,  war  sehr  lehrreich,  indem  sie  die  durch  den  Natron- 
gehalt des  Karlsb,  Th,  wasser  bewirkte  grofse  chemische 
Umänderung  des  Mischungsverhältnisses  der  steinigen  Con- 
cremente  aufser  allem  Zweifel  setzte ,  und  hierdurch  den 
Aerzten  und  Wundärzten  ein  wichtiges  Mittel  zur  gründ- 
lichen Beseitigung  von  steinigen  Concrementen  der  Blase 
in  einer  Zeit  darbietet ,  in  welcher  die  Operation  der  Li- 


—    123    — 


■»-,     •     .    >j      , 


Inhalt 

■     •  t  f 

des  ein  und  achtzigsten  Bandes. 


■  ■»!  ."II  .»i»  ■       ,  •  | 


1      •       •  t  ■ 


ferstet    S'tÜcl.    ' 

8eke 

I.  Ueber  das  Asthma  tbymicum«  Von  Dr.  Georg  fiirith 

in  Königsberg.  •     ■  *  ■     .    • '  .        •  ■'••  /■      v         7 

(  JL  Zwei  Fälle  von  religiösem  Wahnsinn  mit  Epikri- 
sen .  und  allgemeinen  psychiatrischen  Efemerkunc» 

"  .     gen.    Von  Dr.  Karl  Jacob  TFei^d,  HUfw^Yu? 

Sönnenstein .♦..,,<       43 

;  HL  Beobachtungen  über  die  Nachhaltigkeit  der  Bron- 
nen- und  Molkenkar  .zu  Salzbrunn,  im  scblesl- 
schen  Gebirge«   Vom  Hofrath  ZempHn9  Brunnes»-    •, 

arzt  zu  Salzbrunn.     .     .  „        .        .  *     .     "*l  '   ^3 

■  •  •     -  • 

IV.  Die  gereinigte  Thonerde  .in  der  Brechrutar  A&f 
Kinder  %  nebst  Bemerkungen  über  die  Wirkungen 
des  schwefelsauren  Kupfers  in  der  Magenerwe** 
chung.  Von  Dr.  O,  E.  F.  Dürr ,  practizirendem 
Arzte  und  Oberamtsarzte  zu  Hall  in  Würtemberg« '  gg 

V.  Kurze  Nachrichten  und  Auszöge. 

1.  Praktische  Notizen,  vom  Marine -Staabsarzte 
Heinrich  Gottlieb  Schultz  zu  Reval.         .        .,-  121 

2.  Entdeckung  des  Jods  im  Karlsbad.  •        .      124 

3.  Monatlicher  Bericht  über  den  Gesundheitzustand, 
Geburten  und  Todesfälle  von  Berlin,  nebst  der 
Witterungstabelle«    Julius«        .        •        •       .«      125 

Inhalt  der  Bibliothek  der  praktischen  Heilkunde,  Ju- 
lius 1836.  -  .       .       .       .       4    l  .'"■      128 


"4:'iVToaat1icber  Bericht  über  den  Gesundheitszustand, 
dle'CfeBürteh rWTodeslalle  rxm  Berfciu    Nqbrt  ;   •* 
der  Witferangstäbelle;  :  Äogust.     .  •    '  .'   * .  v       127 
Inhalt  'der  feiföiothek  der  jftalrfeelien Hefikirnde.    Aü-  - 
''    gasfl83fr.       i     •".'■'    .        .    '    .     •'•'•   :    •'      '130 

I     ■       .  .        M  • .  '  "  ■  \.  , 

•  l  ...  i      ■        .  ■!>■.-.  .     ,        •    ,,'1  | 

"'  ■."'■';    D  H  t  t  es    Stuc  k. 

I.  Unterjoch n«g  der  Fragey  ob  ans  dem  Hrflplan*  ■'■ 
k~  rationeller  Aerzte  die  Anwendung  aller  bluteni-  • 

feiehentieja  find  aasleerenden  Mittel  aofige&chlos-^ 
;;:  8{n,..ja  von'  dem  Staate*  verboten  und  verpönt  : 
werden  können  and  müssen.    Vom  Geh.  Medici-   . 
nalrath  [fonjfygel. , {i^ßqßtßick.    .  \  -..•'..  -f "  Jf 

II.  Beschreibimg  des  endemischen  Friesel -Fiebers.1^  \ 
q%  welches  im  Frühjahr  Jfiöl  und  im  WiÄter  183i| 

in  mehreren.  Amtsoi ten  des  Oberanrtsbezfrks'Gmüiid  '" 
herrschte;'  Mifgethellt  Vom  Oberamtsarzte  Dr.  B&^    *  • ' 
deaMITVr  iK^G'münd'fca  Würtemberg.        .:       ♦      ■   8 
JIL  Krankheiten  de£  heifken**  Jahres  '1834:  Tom  Mo-    • 
^Mizinalrath  Dr.  Fischer  zu  Lüneburg.  (Fortsetzung.)  44 
IY.  Ideen  za  einer  PJjjpiologie  der  Krankheit.    Von..:  .*  ; 
D».  Ludwig.Koch ,  K«.  baiir^  Hofmedicus*.     ....*..     73 
V.  Beschreibung   der  Blatternepidemie  •  welche  im   " 
^ifJahre  1829  und  in  der  ersten  Hälfte  äea  J.  1830 
in  der  $tiA\  uncl  HerirftqQftft  Jägerndorf  herrschte^ 
y.x'.$p*  Pft 4t- 4'  ^^V^^^r.aqd  Fiirstl.  Lieh-« 

ten^teiaschen  Amtsyb^üsus  zu  Jägern^orL  .'..•'     88 
VW  Kurze  Nachrichten  .and  Auszüge.  ..f,.iir 

1.  Monatlicher  Bericht  über  den  Gesundheitszustand   .. 
rfie  •Geburten  und  TodesTa(le  von  Berlin.  ,'Sepr- *" 
;    r    tember.         .        .        .*  *    .        .        .        •  .      113 
'2.  WfasßßJf*  /^\  }>este -pesio^  . 

neije  Erfahrung  ,ue.s^ätj^    .•  ■     .        .    , ,  fiir   117 
.,3.  Kmjifehlnng  eine*  ne^e^.BncIfes.  .     .  -u..,,-,^    *** 
"4.  Efnige  "Bemerkungen.'  über  'die  Heilquellen  zu 
Kreuznach.   Von  Dr.  Pricger,  K.  Preufs.  Hof- 
rath,  Branden-  und  Badearzt  daselbst         •      120 
5.  Zwei  Beobachtungen',  die  Anwendung  des  Elix. 
ao^föUrrhalis  Hufetyndi  betreffend.    Vom  Me^  t       . 
dicj/iajrathe  Dr.  öuntfor,  iu.  Köln.  ,      ( •  '  ,J25 

Inhalt  der  Bibliothek  der^j^tjsc&n  Heilkunde ,.^epr,  ,L 
.    tember  1835.  •       .'     .        .       s.'v'.'W 


—    127    - 

-  i  Seite 
t  TFaJI  von  einer  tubercnlösen  Entartung  und  Zer- 
störung, der  Lungen   und   des  linken  Eierstocks! 

Als 'Beitrag  zur  Pathologie  der  Phthisen*    (Ein- 

-  gesandt)    ""    .       .'      .       ...        .        .       36 

IL  Bester  Jahresbericht    i\ber  das  Bad  zu   Eilsen, 

'    nach  dem  mit  weil.  Hrn.  Med.  Rath  Zügel  ge- 

"   mein&cbaftlich  geführten,  Tagebucbe  und  eigenen 

Beobaclitungen  bearbeitet  von  Dr.  B.  C.  F.  A* 

jbfet/er,  Badearzt  daselbst.  (Fortsetzung.)  •       ,        62 

[V.  Praktiscbe  Mittheilungen',  von'  Dr.  Im.  O.  Blaiik- 
1    tufüter,  'prakt.  Arzte  u.  Geburtshelfer  zu  Jena. 

£.  Merkwürdige  Fleckenkrankheit.  •        #        87 

7.  Günstige  Wirkung  des  Sublimats  bei  Flechten.  90 
&  Nutzen  *  des    Sublimats,  bei  Rheumatismus 
'     chronicus:'       ......        92 

V.  Ueber  Pneumonie  der  Kinder«  Von  Dr.  JET.  Suc- 

•'    cote  zn  Bonn«  •        .       •        •        •       9       95 

VL  Kurze  Nachrichten  und  Auszüge.' 

Kränkbeitsconstitution  in  Köln  und  dessen  Um- 
gegend wahrend  des  Sommertrimesters  (1835)« 
Vom  Medicinalrath  Dr.  Günther  in  Köln.       «.-110 
2«  Die  Epidemie  eines  gastrisch  -  nervösen  Fiebers. 
•v>      im  Sommer  1834  beobachtet.    Vom  Hofmedi- 

kos  Df.  Biermann  zu  Peine.  ♦        .        .      111 

S-  Einige  Fälle  von  Starrkrampf,  mkgetheilt  vom 

Dr,.  Bürger  in  Berlin ;  118 

\,  Trismus  idiopathicus.  — -  2.  Tetanus  uni-' ' 
versalis« 
3.  Monatlicher  Bericht  über  den  Gesundheitszustand, 
die  Geburten  und  Todesfälle  von  Berlin*. Riebst 
der  Witterungstabelle.    November.         •  ,   V  "  124 

■■■■■*■.    *  •♦    .: 

S  e "c  h  •  t  e  ■'  S.t  i*  c  k.       ■  .    L 

»  Vierzehnter  Jahresbericht  des  Königl.  Poliklinischen  , 

Instituts  der  Universität  zu  Berlin,  umfassend  die' ? 

Jahre  1830,  1831,  1832,  1833  u.  1834.     Von       ' 
Dr.  E.  Osdnny  Director  des  Königl,  Polikl.  Instituts.    *  3 

1.  Bemerkungen  über  den  Charakter  der  in  den 
letzt  verflossenen  fünf  Jahren  vorherrschen- 
den Krankheitsconstitution.         .       •       •       U 


Namenregister. 


Alben,  r.  7<1.    II.  39.  «0.  44. 

48.  4^.   EX  Itlt 

*  \\\ii',,u'ili':  vc  *.' 

Ans-'lini,  V.  4.6. 

Av,l..,.    U.M. 

Ar.ii.iu  .    V.   &.  JS-  «.  »  JO. 

Aiclibürf.  V.  S. 

r.  Autnuielh,  J.  IM,  104.  II..«, 


t.   Karr.  1.  Jfi.      , 

BaiJlr,  II.  48. 

B»lnrd,  V.  4.  6,  7. 

B.Ifo.ir,   IL  4g. 

Bang.  r.  71. 

Barez,   III.   68. 

Barbisr,  II.  M. 

Bnthez,  V.  xl. 

Becker,  1.  8.  13, 

B-Uwnd,  V.  11, 

Bernitein,  VI.  4.     . 

Berlon,  V.  98.  HB. 

Ber»lfu(.  IV,  »«.  Vi.  6.  19. 

Beuer,  II.  131. 

Bieminn,  IV,  lue.  117.  V.  111 

Bietl,  Hl.  121, 

ßill.rd,  I.  117. 

Biiclioi,  II.  47. 

BUnkntiater,  V.  81. 

BlHiat.  I.  W.  117. 

Bier,  V.  7.  14. 


Brelune,  IL  47.  SO. ,    . 

-   Journ.CXXXI.B.O.St. 


Brau  Uni*,  I.  "». 
Brunn,  I.  8.  14. 
Brück,  I.  8. 
Banu,  1, 17.  33. 
Bnrü?  V.  119. 
Bürger,  V.  118. 
t.  dt  Uusch,  III.  5.1. 


>,  VI.  4. 

CitHien,  II.  «9. 
CuMDKnr,  I,  99.  117. 
Cantu,  V.  4. 

•  U-   L'arro,  VI.  IM. 

Cnin»ri.  J.  7.  11.  14.  18.  ST,  M 

C»per,  I.  8.  09.  III.  GS.  IV.  V 


ClUmiMC),  IV.  29. 

Clieyne,  I.  17.  11.  4S.  48. 

CheT^lley  de  Hinz,  V.  B.  8, 

Cirillo,  VI,  BU, 

Chtke,  I.  17. 

Clnroi,  II.  S6, 

Cohen,  IV.  W. 

Coundi,  LH.  .....■! 

Gooper,  I.  11.  III.  121. 
Crnwfo'rd,  II.  4t.  48,  4«,        .  .   I 


Jwlbfi«,  V.  7. 

)'nsjer,'V."lS. 
Dörffllnu,  II.  IM, 

►.., .  i.i.ii..  ii.  ra. 

»i.ul.l.--.      11.    W.    II.' 

tnjÄiB  IL  4(1.  4Z, 
Jrr.i.1.:,    II,    53.  5».  67.    . 
Dupuj,  W.  11».  .       .  . 


}Ä,',!i.VÄ.  So«;».™ 

1  aalin,  II-  «.■».  Po-pwdärf,  V.  7. 

},e»ins,  IV.  Jfi.  5  ft^ner.  I.  99. 

t«;.    V»   fl*  Porler»  I.  1". 

Vi'l^IILm.V.fi.T.  Pw-rdU ,v   " 

t.nni',  in.  11.  '  F",lv-  ' 
jjfwt.nh.rdt.  11.  50, 


Maus,  V.  6.  55.  30.  H^'.T'V  "im! 

M«c"i,  ii.  so,  pj.  so.  v.  Mi.    ri^'iv'.  o1»1' 

Murlh,  1.    16.  Keiner.  II    QU. 

HanlHll,  III.  47.  lw?  V.  59.        ' 

JlF.lt.offi,  IV.  75.  p','       I     1H, 

Mnllhia.,  V.  H.  Kid.tev,  1.  17.  !11  f.  V.  113. 

Haunoir,  II.  50.  i;,i„riV  .  V.  liJS. 

Me<*»l,  I.  18.  19.  2i,  W.  IS.  ,;.,,|,.  [||,  w. 

Mei'lWr V125*  7  I',.,=,,'yvr,1..Hff..,lei1l,  II.  «.  4». 

Merkel,  1.  Hl.*     *  li!i''.',"V,.H;,fd'  ll.  4*. 

Mever,  II.  Mi.    IV.   37.  V.  M.  j.,,1,,,.. |.    u.  Ml 

Michael»,  II.  44.  48.  49.  JUS|,,  11/48-61. 

Middlebm,  II.  48.    «  Biist,  I.  11.  13.  'J9.  KJU.  IV.  M. 
Millf.r.  II.  «I  V.'bi.  HB.  Ml. 

Mr.ldralijnpr^V.SI, 

Sachs,  I.  36. 
Snd.sr.  II.  39.  «i. 
Sehnlicher,  I.  13. 
Sehen!,  II.  U.  49. 
Sol.l.ffln-n,  II.  HS. 
Sslinidt,  111.  «7.  53.  SO.  66. 
.Sclimi.ilmnnn,  II.  M. 

Srhoeii'jfjn,    ll.4S.IU.  3.  31. 
Scliroeder  V.  (I,  Kolk,  11.  IUI. 
Schul!/,  I.  Ml. 
Srljuni.ii.nn,  II.  3. 

■  BcWarw,  I-  90.        _ 

■  Schw^ger-SeideLT.  B.9.7. 
MC  Schvreiuiberp,  V,  7. 

d'Outrcpout,  V.  Ml.  s-wiliot,  II.  51. 

Seiler,  I.  1U0. 

.Senf,  II.  57, 
Pnfniuni    V    G  Serlo,  II.  55.  58. 

pJjÄl.«,   I.    7,  1*-  IS-  18.      J,  S.ebohi,  %  «.  W.  30. 

Ö,  27.  59.  31.                                       S'eyes,   I V,  2b. 
Pnrwr-läiis,  IV.  M.  


r«*w,  ii.'- 'so. 

Phr»c»-' u.  »i  Sü-ilik,  U.  46.  VI.», 

Find,  II.  «B.  Sloll,  11.  113. 


i 

i..  ..... 

I  2 


*~    133-   — 


Sachregister. 


A. 

Jlbfuhrungsmittel,  Mittheflortg  eine«  sicher  wirkende«, 
vorzüglich  für  delicate  Patienten  geeigneten  A.  I,  123. 
Ueber  die  Wirkung  der  A.  in  einem  epidemischen  Frie- 
selfieber. III,  32. 

Acida,  Anwendung  derselben  in  einem  epidemischen  Frie- 
selüeber  III,  44. 

^idum  nitricum  dilntumy  Wirksamkeit  derselben  in  einen , 
Fall  von  Geschwüren  gemischten  Charakters.  I,  123. 

Aderlafs,  vom  A.  und  den  wesentlichen  Kriterien  seiner 
Anwendung.  IV,  89 — 105.  —  Vergl.  auch  Blutentzie- 
hungen, 

Angina  memhranacea.    Vergl.  Crotvp. 

Apoplexie,  angekündigt  durch  vorherige  häufige  Blutun- 
gen ans  der  Nase.  II f,  55«  ' 

Argilla  depurata,  über  die  Wirksamkeit  derselben  in  der 
Brechruhr  der  Kinder.  I,  98. 

Artemisia  vulgaris,  Wirksamkeit  derselben  in  der  Epilep- 
sie. II,  115. 

Asthma  thymicum,  über  dasselbe.  I,  7 — 42«  Dauer  des- 
selben, 14.    Disposition  zu  demselben,  14.    Vorkommen 

1  desselben  bei  älteren  Aerzten,  16.  Diagnose,  18.  Wesen 
n.  nächste  Ursache  desselben,  20.  Prognose,  31.  Fälle 
von  A.  th.  33.  —  Fälle  von  Brechruhr  complicirt  .mit 
A.  th.  u.  Anwendung  des  Kupfervitriols  in  demselben. 

I,  111. 

Augen,  ein  .neues  wirksames  Mittel  bei  chronischer,  ner?ö- 
»er  Schwäche  der  A.  IV,  127. 


—    135    — 

Bronchitis  chronica,  Falle  voa  B.  eh.  VI,  55. 
Brustajfectiouen ,  Wirksamkeit  des  Badet  xa  Bibel  gege* 

dieselbe».  IV.  52.  —  VergL  auch  Katarrh. 
Brustwarze*,  Mittheilong  zweier  Compositionea  gegen  du 

Wnndwerdea  der  B.  bei  Stillenden.  I,  122» 


c. 


Cnlomei,  aber  die  Anwendung  desselben  im  Crovp.  II, 
50.  Heber  die  Wirkung  desselben  in  einem  epidemischen 
Frieselfieber.  III,  31. 

Cmttpher,  Wirksamkeit  <Jes  C.  gegen  Diabetes  mellitus. 
VI,  73. 

Chinin,  Wirksamkeit  des  schwefelsauren  Ch.  gegen  Febril 
intermittens  neuralgica.  VI,  20. 

Chirurgische  Krankheiten,    über  die  im  Polikliniknm  M 

v   Berlin  in  den  J.  1830—34  behandelten  eh.  K.  VI,  80. 

Cholera,  über  die  Wirksamkeit  der  gereinigten  Thonerdv 
in  der  Ch.  der  Kinder.  I,  08.  Falle  von  Ch.  der  Kin- 
der mit  unglücklichem  Ausgange,  104;  mit  glücklichem 
Aasgange,  107.  Fälle  von  Ch.  mit  Astbma  thymienm 
complicirt  u.  Anwendung  des'  Kupfervitriols  in  densel- 
ben, 111.  —  Ueber  die  im  Elsterthale  am  Schlieben 
beobachtete  Ch.  IV,  118.  —  Die  asiatisehe  Ch.  des 
heifsen  Jahres  1834.  IV,  74. 

Cirillo'sche  Salbe,  Nutzen  derselben  in  einem  Hartnackigen 
Falle  von  Syphilis.  VI,  79. 

Conium  mncnlatumy  gute  Wirkang  des  frischen  Schier« 
lingssaftes  beim  Scirrhus  der  Brust.  II,  96. 

Croup,  Bemerkungen  u.  Erfahrungen  über  C.  II,  38  —  81. 
Diagnose  des  C.  40.  Entzündliche  Natur  des  C.  43. 
Verlauf  des  C.  45.  Behandlang  des  C.  46.  Heilanzeigen. 
47.  Blutentziehungen,  48.  Brechmittel,  49.  Calomel,  50» 
Schwefelleher,  52.  Behandlung  des  C.  mit  Cuprom  snl-» 
phoricum,  53.  Cautelen  bei  Anwendueg  des  letztern,  5& 

Cuprum  sidphuricitm ,  über  die  Anwendung  und  die  Wirk- 
samkeit desselben  in  .der  Magenerweichung.  I,  98;  in 
der  Brechruhr  mit  Asthma  thymicum,  111.  Erfahrungen 
über  die  Wirksamkeit  desselben  im  Croup.  II,  38 — 81. 
Cautelen  bei  Anwendung  desselben  im  Croup,  58. 

Cyanosis,  Geschichte  eines  merkwürdigen  Falles»  bedingt 
durch  Oeffnung  beider  Ventrikel  in  die  Aorta.  VI,  84» 


—    137    — 

Fieber,  die  'Epidemie  eines  gastrisch -nervösen  F,  im  Som- 
mer 1834»  V,  111.'  — -  Ueber  die  im  Poliklinikuni  zu 
Bertin  in  den  J.  1830  —  34  behandelten  F.  VI.  17. 

Flechten,  Wirksamkeit  des  Spiritus  saponatus  gegen  F. 
J,  122.  Empfehlung  einer  Salbe  gegen  Fl.  ibid.  Gün- 
stige Wirkung  des  Sublimats  bei  F.  V,  90.  Wirksam- 
keit der  Heilquellen  zu  Kreuznach  gegen  F.  II  f,  121. 
Wirksamkeit  des  Bades  zu  Eilsen  -gegen  F.  IV,  55. 

Fleckenkrankheit y  Fall  einer  merkwürdigen  F.  V,  87. 

Frieseilfieber.    Vergl.  Febris  miliaris. 


Gastromalacia,  Falle  von  G. .  behandelt  mit  Argilla  de* 
purata  u.  schwefelsaurem  Kupfer,  I,  104. 

Gehirn,  Fälle  von  organischen  Leiden  des  G.  VI,  44. 

Gehirnentzündung ,  Fälle  von  G.  bei  Kindern.  VI,  26. 

Geisteskrankheiten  y  Falle,  von  religiösem  Wuhnsinn.  I, 
43  —  73.  Epikrisen  o.  psychiatrische  Bemerkungen  dazu, 
48 — 50;  57  —  73,  Ursachen  des  irelig.  Wahnsinns,  67* 
Behandlung  des  relig.  Wahnsinns,  68.  Ueber  die  An- 
wendung der  Ekelmittel,  60.  Der  Sturzbäder,  64.  Ue- 
ber das  Bewufstseyn  der  Wahnsinnigen,  (32.  Ueber  Un- 
empiindlichkeit  der  Geisteskranken  gegen  Hunger  und 
Durst,  Kälte  und  Hitze,  68.  Empfänglichkeit  der  Jrren 
für  physische  Einflüsse  und  Arzneien,  70.  Ueber  die 
Heilung  des  Wahnsinns  durch  plötzliche  Ueberraschung, 
48.  Ueber  die  Anwendung  anfserer  schmerzerregeftder 
Mittel  im  relig.  Walmsinn,  49.  72.  Ueber  fehlerhafte 
Menstruation  als  Ursache  des  Wahnsinns,  49.  Fall 
von  Mania  puerperalis.  VI,  74.  Wiederholt  bestätigte 
Wirksamkeit  des  Straraoniums  in  gewissen  Arten  von 
G.  VI,  107.  '    . 

Geschlechts-  u.  Uarnwerkzeuge  y  über  die  ;m  Polikliniknm 
zn  Berlin  in  den  J.  1830  —  34  behandelten  Krankheiten 
derselben.  VI,  73. 

Geschwüre ,  glückliche  Behandlung  in  einem  Fall  von  G. 
gemischten  Charakters  mit  Aridem  nitricum  dilutum  u. 
Decoct.  Ligni  Guajaci.  I,  123. 

Güht ,  Wirksamkeit  des  Bades  zn  Eilsen  gegen  G.  IV.  46. 
Ueber  die. im  Poliklinikuin  zn  Berlin  in  den  J.  1830 — 34 
behandelten  Gichtkranken,  VI,  76* 


/     —     139    — 

Katarrh,  Wirksamkeit  de»  Elix.  anticatarrhalis  Hufelandi 
in  zwe\  Fällen  von  hartnäckigem  trocknem  K.  III,  125. 

Kehlkopfsknorpel,  Beobachtung  der  Regeneration  verknö- 
cherter K.  II,  119. 

Kissingen ,  Ragozibrunnen  in  K.  Vergl.  Mineralwasser, , 

Köln,  Krankheitsconstitntion  in  K.  u.  dessen  Umgegend 
im  Sommer,  1835.  V,  110. 

Krämpfe,  glückliche  Heilung  ton  K.,  die  das  Mittel  xwi- 
.  sehen  Epilepsie  n.  Katalepsie  hielten,    II,  82. 

Krankheit,  Ideen  zu  ein  er  Physiologie  der  K.  III,  73-97. 

Krankheiten,  die  K.  des  beifsen  Jahres  1834.  III,  44-72. 
IV,  64-81.  Januar.  III,  46.  Februar,  48.  März,  54. 
April,  62.  Mai,  64.  Juni,  67.  Juli,.  70.  August.  IV,  64. 
September,  70.  October,  73.  November,  77.  Decem- 
ber,  82.  —   Thierkrankheiten  des  J.  1834.  87. 

Kreuznach,  Heilquellen  zu  K.     Vergl..  Min  er  alw  asser. 

Kupfervitriol*    Vergl«    Puprum  sulphwicum. 


jLactuca  virosa,  Wirksamkeit  des  Extr.  L.  t  gegen  Stick- 
husten. VI,  43. 

Xtühmungen,  Wirksamkeit  des  Bades  zn  Eilsen*  gegen  L# 
IV.  56. 

Jjichen  Caragecn,  über  die  Wirkung  desselben,  IV,  125. 

JJungen,  Fall  von  tubercnlöser  Entartung  n.  Zerstörung 
der  L.  und  des  linken  Eierstocks.  V,  36  —  61. 

Lungenentzündung,  über  L.  der  Kinder.  V,  95—- 109. 
,  Symptome,  95.  Complicationen,  98.  Pathognomoniscbe 
Symptome,  100.  Zustände,  mit  denen  die  L.  der  Kin- 
der verwechselt  werden  kann,  103.  Prognose,  105.  Be- 
handlung, 106:  Blutentziehungen,  106.  Brechmittel,  107. 

IsungenschwindsuchU    Vergl.  Phthisis, 


Magen ,  interessanter  Fall  von  organischen  Leiden  des  M. 

VI,  69. 
Magenerweichung,    Yergl.  Gastromnlaeia. 
Mania  pnerperalis.    Vergl.    Geisteskrankheiten, 
Masern,  Fall  von  Impfung  der  M.  Hl,  64.  —  die  M«  de» 

heilsen  Jahres  1834.   Hl,  69; 


—    141    — 

—  ». 

Paresis,  Unwirksamkeit  des  Strycfmin.  acet.  in  einem  Fall 

▼on  P.  VI,  43.  ' 

-Fhellandrium ,  Wirksamkeit  desselben  in  der  entzündlichen 
'Lungerisnchr.  II,  97, 

Phthisis,  Beitrag  zur  Pathologie  der  Ph,  in  einem  Fall 
ton  tuberculöser  Entartung  und  Zerstörung  der  Longen 
und  des  linken  Eierstocks,  .V,  36 — 61..  Glückliches  Re- 
,  sultat  der  Behandlung  in  einigen  Fällen  von  Ph.  pul- 
ttwfutlis,  VI,  52.  —  Wirksamkeit  des  Wasserfenchels  in 
der  Ph.  florida.  II,  97.  —  Wirksamkeit  der  gegohreneu> 
Stutenmilch  in  einem  Falle  vqu  Ph.  pituitom.  I,  121» 

Plethora,  über  den  plethorischen  Charakter  der  Krank- 
heitsconstitution  des  heifsen  Jahres  1834.  III.  50» 
IV,  67.  ^ 

Poliklinikum  in  Berlim.    Vergl.  Berlin. 


ü. 

Reepirationsorgane ,  Krankheiten  der  R.  im  heifsen  Jahrs 
1834.  III.  49.  65. 67.  —  Ueber  die  im  Poliklinikum  zu 
Berlin  in  den  J.  1830— -34  behandelten  chronische« 
Leiden  der  R.  VI,  50. 

Rhachitis,  über  die  im  Poliklinikum  zu  Berlin  in  den  J. 
1830—34  bebandelten  FäUe  von  Rh.  VI,  78. 

fthcwnat itmtis ,  Wirksamkeit  des  Bades  zu  Eilten  gegen 
Rh.  IV,  46.  Nutzen  des  Sublimats  bei  Rh.  chronicus, 
t *,  92.  Ueber  die  im  Poliklinikum  zu  Berlin  in  den 
J.  1830  —  34  behandelten  Fälle  von  Rh.  VI,  76. 

Hotz  der  Pferde,  Beobachtungen  von  wahrscheinlicher  Uo- 

*  bertragung  desselben  auf  den  Menschen.  II,  99— 115» 


S. 

ßnlicin,  über  die  Wirkung  des  S,  gegen  Wechselfieber, 

VI,  18. 

SuZmutfc,  Wirksamkeit  der  Verbindung  des  S.  mit  dem 
Syrup.  Mannae  in  Brustaffectionen.  III,  47. 

Salzbnmny  Brunnen-  u.  Molkenkur  zu  &  Vergl  Mine- 
rahviUter.  "'    ' 


—    143    — 

Schmerzen  von  dem  aufserlich  angewendetes  T.  st,  durch, 

einen  Zusatz  von  Opium.  I,  122. 
Tetanus.    Vergl.  Starrkrampf. 

Thierkrankheiten  des  Jahres  1834.  Vergl.  Krankheiten, 
thonerde,  gereinigte,    Vergl.  Argilla  dejurata. 
Trisnws.    Vergl.  Starrkrampf. 


u. 

Unterleibsbeschwerden,  Wirksamkeit  des  Bades  zu  Eilten 
gegen  dieselben«  IV,  48.  .Ueber  die  U.  des  heilten 
Jahres  1834.  IV,  65. 

Veitstanz,  Wirksamkeit  der  Flures  Zinci  gegen  V.  VI, 
36.  Wirksamkeit  des  Zincum  cyanicum  in  einem  Fall» 
▼oe  V.  VI,  109. 


w. 

Wahnsinn.    Vergl.  Geisteskrankheiten. 

Wasser,  das  beste  Desinfectionsmittel.  III,  116. 

'Wasserfenchel.    Vergl.  Phellandrium. 

Wassersüchten,  über  die  im  Poliklinikum  zu  Berlin  in 
den  Jahren  1830 —34  behandelten  W.  VI,  75. 

W^chselfieber,  Beobachtung  eines  sehr  hartnäckigen  W. 
II,  90.  —  Ueber  die  im  Poliklinikum  zu  Berlin  in  den 
J.  1830  —  34  behandelten  W.  VI,  17.  Ueber  die  Wir- 
kung .des  Salicin  gegen  W.  18.  Fälle  von  dreitägigem 
W«  18.  Häutiges  Vorkommen,  des  viertägigen  W.  wäh- 
rend des  heifsen  Jahres  1834.  iV,  79.  Fälle  von  vier- 
tägigem W.  VI,  19.  Fälle  von  W.  einzelner  Nerven. 
II,  3—37:  W.  des  Nervus  vagus,  3.  Fall  von  üeber- 
'  gang  einer  Glossitis  rheumatica  in  doppelt  dreitägiges 
W.  des  Nervus  trigeminus  u.  communicans  faciei  der 
linken  Seite  unter  Form  von  s.  g.  Gesichtsschmerz,  17. 
W.  des  ersten* Astes  des  Nervus  trigeminus,  besonders 
des  Nervus  frontalis  der  linken  Seite,  28.  Wirksamkeit 
des  schwefelsauren  .Chinins  gegen  Febris  intermittens 
aeuralgica.  VI,  20. 

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