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Full text of "Hufeland's journal der practischen Heilkunde"

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p^ 


^   -^ 


C  W.  Hnfeland's 

JT  o  u  r  n  a  1 

der 
practischen 

Heilkunde 


Fortgesetzt. 


von 


Dr.    Fr.   Busse. 

Ktfn.    Preuss.   Med.   Rath    und   Hofmedicus» ,    Ritter    des 
^      rothen  Adlex  •  Ordens  vierter  Klasse  und  mehrerer  gelehrten 
Cresellschaften  des  In-  und  Auslandes  Mitgliede. 


1843. 


XCV.  Band. 


Berlin. 

Verlag  von  Oekmigke^s  Bachhandlang 
(Julius   Bttlpw.) 


C.  W.  Hufeland's  u.  E.  Qsann's 


IVenes  #i»iiniiil 

der  practischen 


Arzneikunde 


und 


Wundarzneikunst. 


Fortgesetzt 


Ton 


Dr.    Fr,   Busse, 

K&n.    Preuss.    Med.   Rath    und    Hofinedicus,    Ritter    des 

rothen  Adler  -  Ordens  vierter  Klasse  und  mehrerer  gelehrten 

Gesellschaften  des  In-  und  Auslandes  Mitgliede. 


XH.  Band. 


Berlin,    1843. 

Verlag  von  Oehmigke'a  Buchhandlung 
(Julius  Bttlow.) 


I 


C   W.  Hufeland's 


JT  o  u  r  n  a  1 


der 


practischen 

Heilkunde 


Fortgesetzt 


Ton 


Dr.  Fr.   Busse^ 

K0n.    Preuss.    Med.   R«t]i    und   Hofmedicüs ,    Ritter  des 

rotheu  Adler  -  Ordens  yierter  Klasse  und  melirerer  gelelttten 

Gesellschaften  des  In-  und  Auslandes  Btitgliede. 


Grau,  Freund,  ist  aUe  Theorie, 
Doch  grün  des  Jäehens  goldner  Baum, 

Göihe: 


I.  Stück.     Januar. 


Berlin. 

Verlag  von  Oehmigke'»  Bachhandlimg 
(Julius    Bttlow.) 


*  t 

I* 


«; 


>^-.- 


I 

üeber. 

den.  Begriff 


Ton 


Heilkraft   der  Natur. 

Von  .  ♦ 

Dr.    F.    Amelong, 

OroMhenoglich  Hess.  Mediciaalrath  nad  diri^irtiulem  Antt  4m 
Hospitals  und  Irrenhauses  'Hofheim  bei  Dannatadt. 


Die  Tendeus  der  organischen  Natar- 
kraft,  erlittene  Störungen  des  Organismas 
wieder  aaszugleichen ;,  hat  man  von  jeher 
anerkannt,  sich  darunter  auch  wohl  eine 
besondere  Kraft  oder  eine  besondere  Thätig- 
keit  des  Lebensprincips  vorgestellt  und  diese 
Heilkraft  der  Natur  (vis  medicatrix  naturae) 

fenannt.  Ohne  sich  gerade  eine  besondere 
Taft,  darunter  vorzustellen,  lässt  sich  die 
Realität  dieser  Tendenz  nicht  läugnen  und 
erscheint  als  eine  Auesserung  der  allgemei- 
nen organischen  Naturkraft,  oder,  wenn  man 
lieber  wUl,  des  Lebei^princips,  oder  desjenigen 
Princips,  welchem  wir  dieThätigkeits-Aeus- 
serungen  des  Bildungstriebs,  der  Assimilation 
und  der  Se-  und  Excretionen  überhaupt  zu« 


'    ■-     8     - 

ischreiben.  Sie  äussert  sich  dadurch,  dass 
sie  nach  erlittenen  Störungen  d^s  Organis- 
mus Vorgänge  veranlasst,  mit  deren  Hälfe 
sie  diese  Unbilden  der  Organisation  wieder 
auszugleichen  sucht  und  in  sofern  kann 
man  den  Begriff  einer  solchen  Heilkraft,  oder 
wenigstens  Heiltendenz  wohl  beibehalten,  in- 
dem er  unserem  Yon^tellungsvermögen  die 
Thätigkeit  des  Lebensprincips,  die  es  durch 
die  Reaction  gegen  .die  .Wirkung  äusserer 
l^chädlichkeiteii  an  den  Tag  legt,  deutlicher 
vor  Augen  stellt. 

Inzwischen  hat  man  seit  Sydetiham  und 
Stahl  bis  auf  die  neueste  Zeit  diese  Ten- 
denz zum  Theil  überschätzt  und  sie  selbst 
sich  als  eine  besondere  der  Seele  inwoh- 
nende Kraft  oder  Eigenschaft  gedacht  *), 
eine  Uebertreibung,  welche  denn  von  ver- 
schiedenen Seiten  wieder  Reactionen  zur 
Folge  hatte  und  den  Begriff  dieser  Heilkraft 
theiTweise  in  jMisscredit  brachte. 

Schon  Reil  sagte'*'*): 

»Die  Natur  wirkt  nicht  nach  Vorstel- 
»lungen  oder  nach  Zwecken,  die  sie 
Mvor  Augen  hat,  sondern  nach  blinder 
»Nothwendigkeit,  die  in  dem  Inbegriff 
»ihrer   physischen    Kräfte    begründet 


*)  S.  2.  B.  Sckrän:  Die  Naturheilprocesse 
und  die  Heilmethoden. 

*^)  ReÜ  über  die  Erkenntniss  and  Kur  der 
Fieber.  Erster  Band  Seite  14. 


»ist     Mau  kun  ihr  daher  avch  kein 
»Bestreben  im  eigenlUchea  Sinne 


Dieses  ist  sehr  wahr,  in  sofern  wir  bei 
einem  Handeln  nach  vemunfti^n  Zwecken 
individoelles  Bewosstsein  ontersteUen.  Wir 
haben  z.  B.  keine  Ursache,  der  Biene  eine 
sich  selbst  bewnsste  Vorstellang  der  Zweck- 
mässigkeit zuzuschreiben^  wenn  wir  sie  ihre 
Zdle  bauen  und  Honig  bereiten  sehen,  um 
in  der  Jahreszeit,  wo  die  Natur  keine  Nah- 
rung für  sie  darbietet,  das  Leben  zu  fristen} 
oder  dem  Bieber,  wenn  er  seine  Hütte  baut; 
oder  der  Spinne,  wenn  sie  ihr  Netz  aus- 
spannt, u.  8.  w.  Dennoch  aber  geschieht 
dieses  alles  nach  sehr  vernünftigen  Zwecken. 
Wir  nennen  diese  sich  selbst  unbewusste 
zweckmässige  Thätlgkeitsäusserung  Instinct, 
ohne  uns  weiter  einen  klaren  Begriff  davon 
machen  zu  können.  Gut  denn,  auch  die  heil- 
kraftige Tendenz,  die  wir  dem  Lebensprincip 
zuschreiben,  ist  Instinct  und  die  Wirkung 
derselben  eine  zweckmässige,  oder  deutlicher 
ausgedrückt,  sie  ist  ein  Vorgang,  bei  wel- 
chem wir,  obgleich  dem  Bewusstsein  entzo- 
gen,' einen  vernänftigen  Zweck  unterstellen 
müssen. 

Welche  sonderbare  Aeusserungen  dieses 
Widerstreben  gegen  die  Annahme  einer  be- 
sondern Heilkraft  der  Natur  hin  und  wieder 
veranlasst  hat,  davon  nur  ieinige  Belege: 

»So  bemerkt  ein    Recensent,  dessen 
»Name  mir  entfallen  ist,  die  Krank- 


—      10      -r 

*  V 

»heit  bleibe  immeriErankheit,  dasFieber, 
»Fieber,  es  mag  nuD  als  ein  schmerz«-  ' 
»haftes  tebensbedrohendes  Leiden  an- 
»gesehen  werden,  oder  als  eine  Wir- 
»kong  der  Vis  medieatrix  natarae ;  sie 
»ist  dem  Leidenden  gleich  lästig  und 
»am  JBnde  völlig  gleich  oder  vielmehr 
»nicht  weniger  traurig,  ob  er  an  ei- 
»nem  Leiden  stirbt,  welches  als  iin- 
»mittelbar  feindselige  Wirkung  sch&d- 
»lieber  Potenzen  zu  Stande  kommt, 
»oder  an  einer  durch  die  Naturheilkraft 
»als  Reactiionserscheinung  veranlassten 
»Krankheit.u 

Ein  Anderer*)  bemerkt: 
»Wie  man  bei  den  metastatischen  Au- 
»gen-Entzändungen  recht  deutlich  se- 
»hen  könnte,  dass  die  so  sehr  ge- 
»ruhmte  Vis  medicatrix  naturae  bei 
»dieser,  wie  bei  vielen  andern  Metas- 
»tasen  sich  so  recht  vemunftlos  und 
»bewusstlos  zeige,  denn  sonst  würde 
»sie,  wie  durch  seine  derivirende 
»kunstliche  Methode  '  der  umsichtige 
'  »Arzt  es  mächt,  edlere  und  unedle 
»Theile  und  Organe  hier  besser  un- 
»terscheiden.« 

Was  die  erstere  Beraerkimg  betrifft,  so 
ist  es  allerdings  wohl  einertei,  ob  der  Kranke 
an  einer  bösartigen  Krankheit  oder  an  dem 


*')  Mosi  über  alte   und    nene    medicinische 
Lehrsytteme«  Seite  362. 


—  11  — 

Heilbestreben  der  Natur  stirbt.  DasResaltftt 
bleibt  immer  eins  und  dafsselb^  und  dem 
Kranken  es  völlig  gleidigtlltig,  wie  und  aus 
welchem  Gesichtspunkte*  der  Arzt  sein  Lei* 
den  betrachtet,  wenn  er  ihn  nur  heilt.  Die- 
sem selbst  aber  ist  und  darf  es  nicht  gleich« 
gültig  sein,  sich  über  die  wahre  Natur  der 
Krankheit ,  als  eiies  von  dem  gesunden  Zu-* 
Stande  abweichenden  Lebensprocesses,  eine 
richtige  Ansieht  ru  verschaffen.  Er  wird 
dann,  wenn  er  sich  einen  richtigen  Begriff 
von  dem  Wesen  der  Krankheit,  von  den  Ge- 
setzen ihrer  Entwickelung  und  ihrer  Bedeu- 
tung ^  als  Reactionserscheinung  gegen  die 
EinwirkvDg  feindlicher  Potenzen  gebildet  hat, 
da,  wo  er  diese  Reaction  etwa  zu  schwach, 
oder  zu  stark  wirkend  wahrnimmt,  was,  wie 
ihn  die  Erfahrung  lehrt,  das  heilsame  Bestre- 
ben vereitelt,  oder  da,  wo  sie  ganz  fehlt, 
oder  endlich  da,  wo  sie  ein  zur  Erhaltung 
und  Fortdauer  des  Lebens  und  seiner  Func- 
tionen wichtiges  Organ  allzbsebr  in  Anspruch 
nimmt,  die  Krankheit  sich  keineswegs  selbst 
und  dem  präsumirten  heilsamen  Streben  der 
Natur  überlassen,  vielmehr  überall  nachhelfen, 
einwirken  und  unterstützen,  \^ie  und  auf 
welche  Weise  er  etwa  die  allzuheftige  Re- 
action massigen,  die  allzuschwache  anregen 
oder  von  einem  edeln  zu  einem  unedleren 
Organe  ableiten  kann.  Auf  der  andern  Seite 
aber,  und  dieses  ist  im  Grunde  eben  so 
wichtig,  wird  der  von  der  heilkräftigen  Ten- 
denz der  Natur  überzeugte  Arzt  da,  wo  er 
keine  besondere  Gefahr  für  ein  edles  Organ 
und  somit  für  das  Leben  wahrnimmt,  den 
Yeriauf  der  Krankheit  nicht  unnStUg  sUhreu 


—   1«   ~ 

und  ihren  kritischen  Bei^trebangen  darch 
äberflussige  oder  gar  hemmende  Eingriffe 
der  Kunst  Hindernisse  in  den  Weg  legen. 
Was  Moafa  Bemerkung  betrifft,. so  ist  .anzu- 
nehmen, dass  die  Natur  von  dem  Unterschiede, 
den  wir  zwischen  eddn  und  nnedeln  Orga- 
nen machen,  allerdings  nichts  weiss  und  dass, 
^ie  die  Krankheit  überhaupt  edle  und  unedle 
Organe  ohne  Unterschied  ergreife,  ohne  dass 
wir  immer  den  Grund  anzugeben  wissen, 
warum  gerade  dieses  oder  jenes  Organ  vor- 
zngswbise  befallen  werde,  so  auch  der  Grund, 
warum  dieses  oder  jenes  Organ  metastatisch 
von  einem  Krankheitsreize  ergriffen  werde^ 
uns  häufig  unbekannt  bleibt,  ohne  dass  wir 
deswegen  berechtigt  wären,  die  Natur  für 
unvernünftig  zu  erklären.  Mit  demselben 
Rechte  könnten  wir  auch  die  Vorsehung  oder 
die  Natur  überhaupt  für  unvernünftig  halten, 
welche  tagtäglich  neue  Wesen  schafft,  um  sie. 
dem  Anscheine  nach,  nur  wieder  zu  zerstö- 
ren und  hierbei  zwischen  sogenannten  edle- 
ren oder  unedleren  Geschöpfen,  zwischen  ei- 
nem edeln  oder  unedeln,  zwischen  einem  der 
Menschheit  nützlichen  oder  einem  bösartigen 
und  unnützen  Menschen  keinen  Unterschied 
macht. 

Die  Gründe,  welche  veranlassen,  dass 
übrigens  ein  oder  das  andere  Organ  vorzugs- 
weise von  einer  Krankheit,  Irritation,  Ent- 
zündung (denn  die  meisten,  wo  nicht  alle 
Krankheiten  sind  in  ihren  ersten  Rudimenten 
wohl  nichts  anders  als  das,  was  wir  unter 
örtlichen  Irritationen,  Stasen,  Entzündungen 
verstehen)  ergriffen  wird,  werde  ich  weiter 


—    t3    — 

unten  näher  zn  entwickeln  suchen.  Ich  be«, 
merke  hier  nur  noch^  dass,  was  die  Bedin* 
gungen  der  sogenannten  Metastasen  von  un- 
wichtigeren auf  edlere  Organe  betriflt,  im- 
merhin eine  Störung  im  Verlaufe  der  primi- 
tiven Irritation  zu  unterstellen  sein  wird  und 
dass  die  metastatische  Irritation  sich  mehren- 
theils  in  solchen  Organcfn  entwickelt,  welche 
in  Ihrer  Textur  und  Function  einige  Aehn- 
lichkeit  mit  den  primitiv  ergriffenen  zeigen. 

^So  sehen  wir  den  Tripper  sich  von  der 
Schleimhaut  der  Urethra  auf  die  Conjunctiva 
versetzen,  wobei  freilich  noch  genauer  xa 
ermitteln  wäre,  ob,  wie  z.B.  Piringer*^  be- 
hauptet, diese  sogenannte  Metastase  nicht  je- 
desmal lediglich  durch  materielle  Berührung 
von  Tripperstoff  auf  die  Conjunctiva  zu  Stande 
komme;  so  sehen  wir  den  acuten  Rheumatis- 
mus sich  von  den  fibrösen  Häuten  der  Mus- 
kelscheiden und  Gelenkumkleidungen  auf  ähn- 
liche häutige  Gebilde  des  Herzens,  den  Herz- 
beutel und  die  Klappenformationen  werfen 
u.  s.  w. 

Auch  Henle  **)  bemüht  sich,  die  Ansicht 
von  einer  besonderen  Heilkraft  der  Natur 
zu  widerlegen,  so  wie  die  heilsame  Tendenz 
der  Krankheit  überhaupt,  und   des  Fiebers 


*)  Die  Blennorrhoe  am  Menschen  Auge.  — . 
Eine  von  dem  teutschen  ärztlichen  Vereine  in 
St.  Petersburg  gekrönte  Preisschrift  von  Joseph 
Franz  Phinger.     Grätz  1841. 

**)  Pathologische  Untersachungen.  S.  244. 


—    14    — 

vad  der  Ents^ndang  insbesoudejre,  2ui  läiignen. 
Indem  ich  vorerst  auf  sich  beruhen  lasse, 
ia  wie  weit  wir  die  letzteren  als  Aeusse- 
rungen  betrachten  können,  welche  die  Wie* 
derhersteltung  des  gestörten  Gleichgewichtes 
in  der  Organisation  bezwecken,  will  ich  hier 
nur  bemerken,  dass  wenn  Henle  diese  soge- 
nannte Vis  medi^atrix  auf  den  allgemeinen 
in  dem  Lebensprincip  überhaupt  fundirten 
NisDs  fonnativus  zurückzuführen  sucht,  er 
nichts  anderes  thut,  als  dass  er  die  That- 
sache  anerkennt  und  nur  den  Begriff  einer 
besonderen  Heilkraft  in  Abrede  stellt.  Ich 
habe  oben  bereits  bemerkt,  dass  wir  dies6 
Heiltendenz  der  Natur  keineswegs  für  eine 
besondere,  gleichsam  selbstständige  Thätig« 
keit  ansehen  können.  Sie  ist  offenbar  Ml 
und  dasselbe  Princip  wie  dasjenige,  weU^hem 
wir  die  erste  Bildung  des  Organismus  und 
4iie  w&hrend  der  ganzen  Lebensdauer  fort- 
danenide,  Ernährung  und  Regeneration  der 
orgMiischen  Bestandtheile  zuschreiben.  Aber 
Bcaon  in  der  Regeneration  verlorener  Glieder 
und  ganzer  Körperparthieen,  wie  wir  sie., bei 
den  niederen  Thier^attnngen,  bei  den  Pflan- 
zenthieren,  den  Mollusken,  Inseeten  und  Am- 
phibien beobachten  und  beim  Menschen  in 
der  Repjroduction  der  Epidermidalgebilde,  der 
Oberhaut,  der  Schleimhäute,  der  Haare  und 
Nägel,  ja  der  Knorpel  und  Knochen,  der 
Muskelsubstanz  nach  starken  Vereiterungen 
und  endlich  selbst  der  Gefässe  und  Nerven, 
wenn  auch  letztere  in  beschränktem  Maasse, 
wiederfinden,  spricht  sich  dieser  Nisus  for-^ 
mativus  in  seiner  heilkräfti^n  Tendenz  ^ns. 
Und  was  ist  denn  die  restitutio  in  integrum 


—  w  — 

oder  wenigstens  die  der  normalen  Organi- 
sation sicfai  annähernde  Rückbildung  durch 
äussere  (and  innere)  Schädlichkeiten  ver- 
letzter Organe  (Krankheiten,)  wodurch  diese 
im  Stande  sind,  ihre  Functionen ,  wenn  auch 
nicht  immer  mehr  so  vollkommen  als  vorher, 
wieder  zu  versehen  und  somit,  mehr  oder 
weniger  vollkommen,  den  gesunden  Zustand 
zu  repräsentiren ,  was  ist,  frage  ich,  dieser 
Erfolg  anders,  als  das  lleiaQltat  dieser  rege- 
nerirenden  Bildungskraft,  welche  wir  hier  in 
ihrer  heilkräftigen  Tendenz  nicht  unpassend 
ab  Heilkraft  bezeichnen? 

Uebereinstimmend  mit  Heiüe  erklärt  sich 
auch  WundttrUeh  in  seiner  geistreichen  Ab- 
liandlung  über  das  Fieber*)  gegen  die  An- 
niühme  einer  besonderen  Heilkraft  der  Natur 
und  der  heilkräftigen  Tendenz  des  Fiebers 
und  der  Entzündung  als  Reactionserscheinun- 
gen  gegen  äussere  und  innere  Schädlichkei- 
len. Inzwisehen  stellt,  er  doch  (Seite  280) 
die  Frage.  »Sollte  eine  so  allgemein  und 
&st  zu  alles  Zeiten  mit  Begeisterunff  auf- 
genommeue  Lehre  eine  durchaus  unrichtige 
sein?  E^  ist  unmöglich:  es  muss  eine  posi- 
tive Wahrheit  sein,  welche,  weil  sie  schwie- 
rig in  ihrer  Reinheit  darzustellen  war,  immer 
und  immer  wieder  zu  diesen  logischen  Yer- 
irrangen  drängte.« 


*)  Archiv  fiir  phfüiologisehe  HciNoiiide  her- 
ausgegeben T«Ni  Dr.  W.  Räaer  und  Dr.  C.  A, 
WunderUchy  Privat  Docenten  an  der  Universi» 
tat  TüUd^  L  Jahrgang,  zweites  Heft. 


—  1«  — 

Zur  Ansgleichong  dieser  Widerspräche 
and  zur  Ermittelung  dessen ,  was  wir  unter 
dieser  heilkräftigen  Tendenz  der  organischen 
Naturkraft  eigentlich  za  verstehen  haben,  >^ 
endlich,  um  einzusehen,  trte  die  Natur  heilt, 
welche  Gesetze,  welche  Vorgänge  dazu  die- 
nen, um  eine  Heilung  zu  Stande  zu  bringen, 
wird  es  nothwendi^,  den  Krankheitsprocess 
von  den  ersten  Rudimenten  seiner  Entwicke- 
lang aq  zu  verfolgen. 

»Die  speciellen  Krankheits-  and  Hei- 
lungslehren ,c<  sagt  Wunderlich  (Seite  281), 
»schweigen  über  diesen  Punct  und  doch  ist 
»er  nicht  minder  interessant  als  die  Frage 
»nach  der  Entstehung  der  Krankheit  und  je- 
»denfalls  der  wichtigste,  wenn  nicht  der  ein* 
»zige,  von  welchem  aus  eine  Richtschnur 
»für  die  Indicationen  der  Kunst  zu  erwär- 
mten ist« 

Von  der  Wahrheit  dieses  Ausspruchs 
vollkommen  überzeugt,  habe  ich  in  nachste- 
hender Untersuchung  versucht,  die  einzelnen 
Vorgänge  bei  Entwickelung  des  Krankheits- 
processes  und  ihre  Bedeutung,  in  wie  weit 
sie  der  nnläugbar  zu  unterstellenden  heil- 
kräftigen Tendenz  der  organischen  Natur 
entsprechen,  auseinanderzusetzen.  Wenn 
ich  hierbei  mit  den  Ansichten  mancher  neue- 
ren Pathologen  in  Widerspruch  stehe,  wenn 
ich  namentlich  manche  alte  hnmoralpatholoei- 
sche  Theorie  und  die  Bedeutung  der  kriti- 
schen Ab-  und  Aossonderungen  gegen  die 
Ansichten  mancher  Nervenpathologen  der 
neueren  Zeit  als  nicht  zu  bestreitende  That- 


^    17    — 

■ 

Sachen  danastellen  und  anf  8  neue  f^äbaii 
txk  machen  snchej  so  hoffe  ich,  wenn  ich  an- 
ders recht  verstanden  werde,  danun  nicht 
einseitig  za  erscheinen,  viehnenr  dberaii  dem 
Nervensystem,  als  onmitteibarem  Leiter  nnd 
Träger  der  Lebensth&tigkeit,  die  Siqperiori- 
tit  zn  reserviren,  die  ihm  gebfihrt.  Wir 
können  und  dfirfen  aber  nicht  dabei  stehen 
bleiben  ond  mis  mit  neuropathischen  Ansich- 
ten begnägen,  sondern  mfissen,  am  den 
Krankheitsprocess  in  der  Reihenfolge  seiner 
Entwickelang  genauer  kennen  za  lernen,  die 
örtlichen  Veränderangen  ond  den  Antheil 
der  Säftemasse  genauer  betrachten  and  die 
Gesetze  erforschen,  nach  welchen  diese  ma- 
teriellen Veränderungen  nach  und  nach  la 
Stande  kommen,  sowie  die  Mittel  und  Weffe, 
wodurch  sich  die  Natur  von  ihnen  wieder 
zu  befreien  sucht. 

In  wie  weit  der  Krankheitsprocess  selbst 
als  die  Wirkung,  als  eine  Folgeerscheinung 
der  heilkräftigen  Tendenz  des  Lebensprin- 
cips  anzusehen  ist,  bedarf  fOrs  erste  einer 
näheren  Erörterung. 

Dass  äussere  Reize  (Schädlichkeiten)  an- 
ders auf  den  lebenden  Körper  wirken^  ab 
wenn  das  Lebensprincip  daraus  entwichen 
ist  nnd  dass  daraus  ganz  andere  Folgeer- 
scheinungen resultiren,  bedarf  keiner  Erin- 
nerung. Diese  äusseren  Reize  nun.  können, 
wenn  sie  ein  gewisses  Maass  äberschreiten, 
oder  überhaupt  ein  der  Organisation,  dem 
Blut-  nnd  Nerven -Leben  schädliches  Princip 
besitzen,  nachthmlig  wuriken  nnd  indem  aio 

Jcmn.  Bd.  XCY.  St«  1«  2 


—    18    — 

Nerdorch  ernenn  von  der  Gtamdheit  ftbwei- 
ehendrä  Zostand  erreffen,  so  ist  dieset  Za- 
itend  SB  and  ffir  sich  nacfatheilig^  und  die 
BxiBteBX  des  Lebens  gefährdend.  Insofern 
aber  der  Organismas  oder  die  Liebensthätig- 
keit  sich  hiergegen  and  gegen  diesen  gefahr- 
drohenden Zustand  keineswegs  passiv  ver- 
hüttt,  vielmehr  mittelst  gewisser  unmittelbar 
darauf  folgender  Vorgänge  und  Erscheinon- 

C(Reaction)   mit   dem   feindseligen  Ein- 
le  oder  dessen  Wirkungen  gleichsam  in 
CSenflict  kommt,  um  dadurch  die  eingedrun* 

S^ne  Schädlichkeit  wo  möglich  zu  beseitigen, 
re  Wirkung  zu  neutraUsiren,  oder  die  un- 
mittelbar durch  sie  /erregten  Unordnungen 
and  Missverhältnisse  in  der  v  Organisation, 
wieder  -auszubleichen,  in  sofern,  sage  ich, 
lassen  sich <' diese  Reaetions^^Erseheinungen, 
in  gewissem  Sinne  mithin  die  Krankheiten 
selbst,  als  Folgewirkungen  der  zur  Wiedeir- 
herslellttng  der  Gesundheit  nothwendigen  und 
heMsamen  Natorbestrebungen  betrachten.  .Sind 
freüieh  4ie  Folge  Wirkungen  dieses  Conflicis 
«ft;  seki^  heftig,  vermehren  tsie  durch  die 
damit  verbundenen  Schmerzen  and  lästigen 
Gefühle  gleich  oft  das  Leiden  in  solchem 
Maasse,  £iS8  -der  Kranke  sieh  oft  lieber  den 
Tod  m  eine«  längere  Fortdauer  dieses  Zu- 
Btaades  wänscht,  muss  endlich  selbst  der 
Oi^^misman  «der  das  |iebeos|Mrineip  oft  nach 
kärzerem  oder  läneerem  Widerstreben  uiriier- 
ifecen,  so  hebt  meses  die  Ansicht  von  dar 
heilongsstrebenden  Bedeotung  dieses  Confitets, 
ans  welchem  das  Lebensprincip  doch  so  häufig 
iiegreieh  hervortritt,  eben  so  wenig  auf,  au 
wir  annehitieB  kduien,  i»  Niaus  formativaa 


—  If  - 

Mi  bei  ciMr  Ififsgebort  in  fleintr  ideate 
Tcndens  bot  BiMong  euies  Organitniw  niclit 
|;est5rt  oder  gehemmt  gewesen,  sondern  habe 
in  sich  selbst  ^ine  abnorme,  eine  vom  Ideale 
der  Bildung  abweichende  Tendenz  enthalten, 
woraus  denn,  gleichsam  als  eine  mutwil- 
lige Spielerei  &r  Natur,  die  abnorme  Fe»«- 
mation  resnitirte.  Wie  wir  vielmehr  annehf 
nen  müssen,  dass  dem  Bildungstriebe  uber«- 
liannt ,  eine  ideale  Tendenz  zur  normalen 
Bildung  des  Organismus  inne  wohne,  so 
kdsnen  und  mfissenwir  auch  annehmen,  dass 
da,  wo  die  einmal  geschaffene  Organisation, 
00  lange  sie  noch  mit  dem  Lebensprincip  be* 
mbt  m,  angegriffen  und  gestört  wird,  eben 
rnses  Liebensprincip  oder,  wenn  man  lieber 
will,  der  Bildongstrieb  dahin  strebe,  diese 
Störungen  wieder  auszugleiehen  und  die  nach* 
theiligen  Einwirkungen  zu  entfernen.  Ohne 
fiese  Tendenz,  welche  der  Arzt  mit  seinen 
heilkdnstlerischen  Eingriffen  nur  zu  unter- 
setzen oder  anchwohrzu  erwecken  vermar, 
w&re  Oberhaupt  gar  keine  Heilung  möglidi 
und  somit  kann  man  mit  Recht  und  ohne 
mdi' eines  Paralogismus  schuldig  zu  machen, 
annehmen ,  dass  die  auf  feindseTige  Einflfisse 
entstehende  lieaction  als  eine  conditio  sine 
qua  non  jedes  Krankheitsprocesses  und  ihrer 
TendeMB  nadi  als  «ein  zur  möglichen  Wie^ 
derherstellung  nothwendiger  Vorgang  zu  be* 
traehten  ist  Hierbei  ist  jedoch  zu  bemerken, 
dass,  wenn  man  sich  die  Krankheit  als  einen 
Kampf  des  Lebensprincips  mit  den  Folgen 
feinaellger  Äusserer  Einflüsse  denkt,  sie  ab 
«riehe  nur  im  engeren  Sinne  und  insbeson- 
JiMn  bevflglieh  ihrer  eongestiven,  entzfindtt» 

2* 


~    «0    — 

€hen  fieberhaften  und  krampfhaften  Erschei- 
näpgeuv  sowie  eher  znr  Aasscheidang  krankr 
häfter  Stoffe  nothwendigen  Se-  and  Excre^ 
tionen  in  Betracht  kommt. 

• 

Lähmungen,  Verwachsungen  und  chro- 
nische oder  bleibende  Veränderungen  innerer 
Organe,  weiche  dem  Organismus  gleichsam 
zur  anderen  Natur  geworden  sind  und  wobei 
4as  Leben  und  das  Wechselspiel  der  Organe, 
wenn  auch  mehr  oder  weniger  behindert, 
fortdauern  kann,  sind  in  dieser  engeren  Be- 
ziehung eben  so.  wenig  unter  die  Kategorie 
der  Krankheit  zu  rechnen,  als  wir  die  nach 
Verwundungen  zurückbleibenden.Narben,  oder 
die  Einbusse  eines  oder  des  anderen  Gliedes, 
oder  verschiedene  angeborne  Missbildungen 
unter  den  gewöhnlichen  Begriff  von  Krank- 
heit subsumiren. 

Zur  genauem  Verständigung  könnte  man 
etwa  die  Begriffe  von  Krankheitsprocess  und 
von  Krankheit  überhaupt  unterscheiden. 

Unter  ersteren  wäre  dann  die  Krankheit 
in  ihrem  Fortschreiten  mit  acutem  oder  chro- 
nischem Verlaufe  zu  verstehen,  bei  welcher 
die  heilkräftige  Tendenz  der  organischen  Na- 
turkraft sich  noch  in  Thätigkeit  befindet  oder 
wenigstens  unter  günstigen  Umständen  sich 
noch  thätig  äussern  kann;  unter  letzterem 
aber  wäre  jede  Abnormität  von  der  gesunden 
4>rffanischeu  Formation  und  Mischunj^  zu  ver^ 
Btenen,  mag  diese  nun  äareh  die  heilkräftige 
Tendenz  der  Naturkraft  noch  ausgeglichen 
werden  können  oder  nicht,  in  welch  Jetzterem 


—  n  - 

faUe  \^  aaeb  keine  Erscheinungen  wahr-« 
nehmen,  welche  aaf  eine  Thfitigfceita-Aeaa^ 
serung  dieser  heilkräftigen  Tenaenz  echlies* 
seil  lassen.  . 

Wie  kommt  es  aber  nan,  dass  die  Nator 
diesem  Kampfe  so  oft  unterliegt  oder  erst 
nach  unendlichen  Schwierigkeiten  und  Hin- 
dernissen und  auch  da  nicht  immer  vollstSn« 
dig,  sondern  mit  Zurncklassung  bleibender 
pathischer  Veränderungen  der  Organisation 
obsiegt?  Ist  die  Krankneit  oder  dieser  Kampf 
nicht  selbst  oft  so  s^iCrstörend  und  verderblicn^ 
dass  die  Ansicht  von  der  heilenden,  die  St5« 
rungen  ausgleichenden  Tendenz.,  welche  wir 
ihm  unterlegen,  als  eine  Chimäre  erscheinen 
möchte? 

Dieser  Einwurf  ist  dem  Anscheine '  nach 
so  triftig,  dass  er,  wie  bereits  bemerkt,  meh- 
rere Pathologen  veranlasste,  diese  ganze  An- 
sicht von  der  den  Zweck  der  Heilung  be- 
absichtigenden Tendenz  der  organischen  Na- 
turkraft als  ein  Vorurtheil,  als  ein  Phantasie- 
bild darzustellen  und  so  dem  Krankheitspro- 
cesse  vielmehr  ein  feindseliges  die  Organi- 
sation untergrabendes  Princip  unterzulegen. 
Diese  Schriftsteller  verwechseln  aber  die  Ur- 
sache mit  der  Wirkung  und  eine  aufmerk- 
same Betrachtung  des  Folgegangs  des  Krank- 
heitsprocesses  mit  richtiger  Würdigung  der 
Ursachen  so  wie  der  concorrirenden  Um- 
stände und  Einflüsse,  welche  eine  Verschlim- 
merung der  Zufälle,  eine  Steigerung  der  or- 
ganischen Störungen  veranlassen,  wogegen 
sich  die  Steiltendenz  der  Natur  allerdings 


—  ff  — 

ai#.m  oft  nU  WM  ohnfliietit%  zeigt,  wird 
imBsotogeädktßi  diese   Aiteicht  reebtfertigen. 


Be!  ErdrCeroiig  dieses  Oegeastandes 
kommt  die  Berficksicbtigang  von  dreieriei 
YeriHltefsseB  in  Betratihtt 

1.  Die  Berfleksiehtigang  der  iasseren 
KttnUieitsiiraacheii  nach  ihrer  Qaalitit  nnd 
dem  Orade  ihitr  IntensitSt  nnd  Extensität 

%  Die  BeHIcksichtigang  der  Constitn- 
tibn,  des  Altena,  des  Geschlechts  nnd  der 

gingen  somatischen  nnd  physischen  Beschaf- 
nhdt  des  Individuums,  welches  von  der 
Krairicheit  ergrilten  wird,  der  besondem 
Krankheitsanlage  desselben,  welche  In  ihren 
verschiedenen  Gradationen  streng  genommen 
finmerhki  «cdipn  als  Krankheit,  oder  als  eine 
Abwei^kong  ^vom  normalen  Znstande  atisnse* 
hea  ist 


\. 


8.  Die  BerOcksiehtigong  der  störenden 
ElaMsse  oder  nea  hinnutretender  Krankheits- 
ursachen, welche  als  neue  Hemmungen  der 

der   Naturkraft  entgegentreten. 

Wm  das  erste  YerhSItaiss,  die  BerSck- 
tigung  der  verschiedenen  Krankheitsur^ 
säCheii,  betriflt,  so  können  diese  aUerdinm 
HO  heftig  einwirken,  oder  einen  so  feindseu* 
gen,  «enstörenden  Charakter  haben,  dass  da- 
rittf  entweder  unmittdbar  solche  Störungen 
der  Oir^nisation  von  zur  Erhaltung  des  Le- 
bens wichtigen  Organen  oder  Bestandtheilen 
«Mge%  daas  damit  eine  VorMaaer  des  La* 


~    S3    — 

brasproeeami  uimidglich  wird,  und  aimrittel- 
bar  der  Tod  eribl^,  oder  iums  die  daranf 
folgende  Störnng  einen  so  deleteren  Charak* 
ter  hat,  daaa  das  consecotive  Streben  der 
Naturheilkraft  zur  Auseleichonff  dieser  St5« 
rang:  der  Grosse  derselben  ni<£t  gewachsen 
ist ,  oder  wenn  auch  das  Leben  nich#  TfiUig 
erlischt,  sich  wenigstens  als  zn  ohnmfichtig 
erweist,  nih  die  durch  die^  eingedrungene 
Schfidlichkeit  verursachte  Störunr  völlig  sn 
beseitigen.  Und  da  nun  bei  bedeutenden 
yerietzungen  oder  Störungen  versebiedcmr 
zum  Leben  unmittelbar  nothwendiger  Organe, 
oder  bei  völliger  Entmischung  der  SAftemasse 
das  Leben  femer  nfcht  mehr  bestehen '  kami| 
so  liegt  es  in  der  Natur  der  Sache,  dass 
die  häende  Naturkraft  hier  ihr  Ziel  erreicht 
und   mit  dem  Lebensprincip  selbst  erlischt 

Das  zweite  Verhfiltniss,  die  Berficksicb* 
tignng  der  individuelien  Constitution  anlan- 
gend, so  ist  von  selbst  klar,  dass  je  schwi- 
cher  die  Constitution  eines  Menschen,  je  reiz- 
barer sein  Nervensystem  und  je  zarter  seine 
ganze  Organisation  ist,  desto  schwicher  die 
Reaction  der  Lebenskraft  sein  and  desto 
dier  diese  den  Wirkungen  schädlicher  Eäii- 
flässe  unterliegen  wird» 

Was  endlich  das  dritte  Yeriiiltniss  be- 
trift,  so  muss  natürlich  die  Heiltendenz  der 
Natur  einen  «an  so  schwereren  Kampf  bestec- 
hen und  wird  um  so  eher  erliegen,  wenn 
das  von  einer  Krankheit  betroffene  Indivi* 
duum  bereits  vorher  schon  an  einem  anderen 
Uebel  erkrankt  war,  oder,  wenn. bei  einer 


—    S4    — 

Krankheit  neue  Stönin^n  hinzakoiniiieD, 
welche  die  Natarhraft  in  ihrem  Hejlbestreben 
atören,  die  beabsichtigte  Aüsgleichong  er- 
schweren oder  selbst  ganz  anmögKeh  machen« 

Wie  häufig  in  dieser  Beadehung  sdbst 
^'on  Seiten  der  ärztlichen  Eonst  gesändigt 
wird,  also  dass  diese  nur  allza  oft  der  grösste 
Gegner  und  Widersacher  der  heitenden  Na- 
torkraft  wird,  ist  leider  eine  traurige  Wahr- 
heit, wozu  die  tägliche  Erfahrung  hinrei- 
ehrade  Belege  ^ebt,  und  wenn  irgend  Hah^ 
nemann  und  seine  Jfinger  auf  ihre  Erfolge 
pochen  können,  so  verdanken  sie  dieses 
grösstentheUiß  der  Heilungstendenz  der  oma- 
nischen Naturkraft,  deren  Existenz  und  Wir- 
kung sie  selbst  zwar  völlig  läugnen,  in 
Wanrheit  aber  dadurch  bethätiffen,  dass  sie 
durch  eine  consequente  methodus  exspecta- 
tiva  und  Abhalten  neuer  Schädlichkeiten  der 
Natur  Zeit  lassen,  ihre  heilstrebende  Reac- 
tion  in  vollem  Maasse  zu  entfalten. 


• 

Ist  nun  ein  jeder  Krankheitsprocess  nichts 
anders,  als  eine  Reihenfolge  von  Erscheinun-* 

Sen,  welche  als  das  Resultat  der  Reaction 
Br  organischen  Naturkraft  ge^en  eine  auf 
den  Organismus  feindselig  einwimende  Schäd- 
lichkeit oder  vielmehr  gegen  deren  unmit- 
telbare Wirkungen  im  lebenden  Organismus 
anzusehen  sind,  so  wird  es  femer  noth wen- 
dig, diesen  Process  von  Reactionserscheinun- 
gen  (Symptomen)  von  den  krankhaften  Ver- 
änderungen zu  unterscheiden,  welche  als 
consecutive  Wirkungen  auftreten. 


—  f»  — 

Denn,  wie  bei  der  chemisdien  VeiWn» 
dang  zweier  Stoffe  nnd  deren  Yereini^^iing 
sa  einem  dritten  Ganzen,  der  dynamiaehe 
Proceas,  welcher  ihre  chemische  Verbindong 
vermittelt  nnd  ach  mehrentheils  dorch  be-* 
«cmdere  sinnlich  wahrnehmbare  Licht-  nnd 
Wärme- Erscheinaneen  knnd  giebt,  von  dem 
Prodnete  oder  dem  Kesoltate  dieser  Verbin- 
inng  am  unterscheiden  ist,  so  müssen  wir 
anch  bei  dem  Begriffe,  den  wir  mit  dem 
Worte  Krankheit  verknäpfen,  die  primitiven 
y^rändernngen  und  Erscheinangen  von  ih- 
ren consecutiven  Wirkungen  oder  Produeten 
d.  h.  von  den  consecutiven  abnormen  mate- 
riellen Veränderungen  unterscheiden,  welche 
entweder  nur  vorübergehend  sind  und  mit 
der  Cienesung  wieder  verschwinden,  oder  als 
sogenannte  organische  Fehler  oder  Verände- 
rungen einzelner  Bestandtheile  zuräckbieiben* 

Diese  Krankheitsprodncte  aber  sind  bei 
Beurtheilang  des  Krankheitsprocesses  von 
der  grossten  Wichtigkeit  und  nicht  minder 
wichtig,  als  die  Beachtung  der  Functions- 
störungen,  wie  sie  sich  während  des  Ver- 
laufes der  Krankheit  nach  nnd  nach  kund 
geben.  Zu  den  Krankheitsproducten  sind 
aber  nicht  blos  abnorme  Se-  und  Excretio- 
nen  zu  rechnen,  wie  z.  B.  der  Eiter,  die 
abnorme  Beschaffenheit  des  Urins,  des  Seh  weis- 
ses, des  Schleims,  der  Galle  u.  s.  w«,  son- 
dern im  weiteren  Sinne  kann  man  alle  con>- 
secutiven  krankhaften  Veränderungen  sowohl 
fester  als  flässiger  Theile  als  Krankheitspro- 
chete  ansehen,  wie  denn  alle  Veränderungen 
der  Qrganimtion,  wdche  uns  die  patbolo^ 


gftiete  An«tomie  kenneii  lehrt,  strmg  ge« 
ttMimeii  nidits  anders  aliGf  Krankbeitsiirodiicte 
irind. 

'/• 
Man  wird  hier  einwenden,  dasa  die  ma*. 
teridlen  Yerfinderangen,  welche  einem  Krank- 
keitaproeesse  %n  Grunde  lieeen,  imiaerhin  ab 
Ü»  nAchste  *  Ursache  der  Krankheit  aaisase* 
hen  aeien,  und  daaa  sie  mithin  Prodact  ond 
Ursache  zngleich  nicht  sein  könnten« 

Da  ich  selbst  der  Ansicht  bin,  dass 
einer  jeden  Krankheit  eine  materielle  Baais 
M  Bobstitairen  sei  und  den  vagen  Begriff 
eines  rein  dynamischen  Leidens  negire,  so 
würde  ich  mich  vielleicht  eines  Widerspruchs 
sehdldig  machen,  wenn  ich  diesen  Einwurf 
sofort  nicht  beachtete.  Dieser  Widesspmch 
tei  aber  nur  scheinbar  und  um  ihn  aussuglei- 
chen,  bedarf  es  weiter  nichts,  als  die  primi- 
tiven materiellen  Veränderungen  von  den 
•eeundären  zu  unterscheiden. 

Die  primitiven  materiellen  Veränderungen 
eines  Krankheitsprooesses  sind  das  unmittel- 
bare Ergebniss  der  Einwirkung  äusserer 
l^ädlichkeiten.  Sie  geben  die  nächste  Be- 
dingiing,  welche  die  Reaction  des  organisehea 
Lebens|Hincips  erweckt  und  womit  denn  der 
le  Krankheitsproeess  beginnt 


nädistfolgenden  Veränderungen  sind 
gewissermassen  schon  als  Krankheitfqprodnete 
mattsehen,  welche  aber  wiederum  als  nächste 
Ursache  der  fortdauernden  KrankheitseradieH- 
mm^:  aaftrelen.     Bin  einAuAea  Be^M 


tf 


wM  dicMB  deofficher  ttacheii.  VarfolMb 
wir  sa  dem  Ende  die  Genesis  und  Entwdi^ 
ktfmc  eines  einfachen  Brostkatarrlis.  Die 
cewllEnUeiie  Ursache  des  Katarrhs  ist  Ver* 
MUnng,  oder 7  mit  anderen  Worten,  eine 
mdir  oder  weniger  pldtzliche  Cnterdrfl^kanf 
der  Hantaasdflnstang. '  Die  nnmittelbare  Foim 
^von  ist  eine  Resorption  ^  oder  vielleirat 
auch  nor  Repression  der  Stoffe,  welche  dnreh 
den  Transspirationsprocess  aas  dem  Bluts 
ansgeschieden  werden  sollten.  Nächst  der 
bei  diesem  Vorgänge  nothwendig  stattfinden- 


^)  Es  ist  mir  nicht  nnbekannt,  dass  mehrere 
neuere  Pathologen  gegen  die  Annahme  einer 
ReCMirpiion  des  Schweisses  protesiiren,  ohne  das 
CUmtotheil  beweisen  jeu  kSnnen.  Werdton  aber 
iiidii  andere  Seereüonen  anch  Tesorbirt,  wie 
B.  B.  Galle,  Urin  nnd  Eiter?  Oder  glanbt  man 
wirklieb,  dass  diese  dorleh  eigenthüraliche  Or* 
gane  und  Processe  ans  dem  Blute  antgeschie- 
denen  Prodncte  als  solche  schon  im  Blute  ent- 
halten seien?  Dieses  ist  wenigstens  nicht  bewie- 
sen, wohl  aber  die  Resorption  der  genannten 
Secretionsproducte.  Wenigstens  glaube  ich,  dass 
bei  der  Gelbsucht  und  der  Üroplanie  eine 
solche  Resorption  als  die  einfachste  und  natftr- 
Uehste  ErklSrui^sweise  der  Krankheitsentwicke- 
lung  anzunehmeil  ist,  wie  denn  auch  bei  jedem 
Heilongsprocesse,  bei  jeder  Rückbildung  krank- 
haftgestörter Organisationsverhältnisse  eine  solche 
Resorption  krankhafter  Prodncte  statt  finden 
mnss.  '  Wird  nicht  Wasser,  werden  nicht  arc« 
neiliche  auf  die  Haut  eingeriebene  Stoffe  rejior- 
birt?  Warum  nicht  ebenso  der  Schweiss,  Wenn 
seine  Ausscheidung  aus  den  Poren  der  Haut 
plOtslich  gehemmt  wird? 


den'  Afleetion  der  Haupt&eryen  mxisä  dnreb 
diese  resorbirten  oder  zurückgehaltenen  Stoffe 
ein  abnormer  Zustand  des  Blats  resultiren 
nnd  dieser,  obgleich  unserer  Beobachtung 
und  genauerer  Erkenntniss  bis  jetzt  entzogim; 
bildet  somit  die  erste  materielle  Verändemngj 
weiche  durch  den  Süsseren  schädlichen  Ein^ 
floss  veranlasst  wurde  und  nunmehr  als  diö 
nSchste  Bedingung  der  folgenden  krankhaf- 
ten Erscheinungen  anzusehen  ist  Es  ist 
nicht  unwahrscheinlich,  dass  die  darauf  fol- 
gende Irritation  und  Stockung  in  den  Capil- 
mrgefftssen  der  Schleimhaut,  womit  die  in- 
nere Wandung  der  Luftröhre  umkleidet  ist, 
welche  zuerst  eine  verminderte,  dann  eine 
alienirte  und  verstärkte  Absonderung  ihres 
Secrets  zur  Folge  hat,  durch  eine  Art  von 
Ablagerung  (Apostase)  der  bezeichneten  re- 
sorbirten  oder  zurückgehaltenen  StolTe  be-'' 
wirkt  wird.  Diese  Veränderung,  diese  Irri- 
tation der  Schleimhaut  der  Luftröhre  wäre 
somit  schon  ein  conseeutives  Krankheitspro- 
duct,  d.  h.  eine  durch  die  krankhafte  (rheu- 
matische) Veränderung  des' Bluts  veranlasste 
materielle  Störung,  welche  dann  als  die 
nächste  Ursache  des  Katarrhs  auftritt.  Hält 
dieses  Leiden  lange  an  und  hat  bei  nachhal- 
tiger und  gesteigerter  Irritation  wahre  Ent- 
zündung und  Exulceration  zdr  Folge,  so  er- 
scheint dieser  Zustand  wieder  als  ein  wei- 
teres Krankheitsproduct,  welches  wiederum 
ah  die  nächste  Ursache  einer  Reihenfolge 
ei^enthfimlicher  functioneller  Störungen  auf- 
tntt,  die  wir  wieder  mit  eigenthtimlichen 
Namen  zu  bezeichnen  pflegen,  z.  B.  mit  La-^ 


ryngitis,  Tracheiti»  und  weiterhin  mit 
818  trachealis,  pituitosa  u.  s.  w. 

So  sehen  wir  in  der  gradaelien  Entwi- 
cketang eines  Krankheitsprocesses  eine  Rei- 
henfolge pathischer  Producte  immer  wieder 
als  neue  Bedingungen  verschiedenartiger 
Symptome  entstehen  und  die  deuteropathischen 
AiFectionen  in  den  protopathischen  zwar  wur- 
zelnd, von  denselben  aber  durchaus  ver- 
schieden. 

Zur  ganauerenVerständigunff  des  Bj^ank- 
heitsprocesses  überhaupt,  sowie  des  Verhllt- 
nisses  der  Heiltendenz  des  LebensprinciiNi 
insbesondere  ist  es  von  Interesse  den  Folge- 

Sang  der  materiellen  Veränderungen,  welche 
en  Erscheinungen  zu  Grunde  uegen,  ge- 
nauer za  erörtern  und  daraus  einige  allg^ 
meine  Gesetze  zu  abstrahiren. 

Bei  einer  einfachen  Schnittwunde  der 
Haut  sehen  wir  Entzündung  erfolgen,  oder, 
mit  andern  Worten  und  um  den  Vorgang 
der  Entzündung  etwas  nfiher  zu  bezeic;hnen: 
wir  sehen  das  Blut  mit  grösserer  Schnellig- 
keit nach  den  verletzten  Theilen  hinströmen, 
in  den  CapiUargefässen  desselben  sich  anr 
häufen  und  stocken. 

« 

Diess  ist  der  erste  Vorgang,  den  die 
Lebensthätigkeit  bewirkt,  gewissermassen  die 
Einleitung  oder  Grundbedingung  des  HeS- 
processes.  Die  nächste  Folge  dieser  beginn 
nenden  Entzündung  ist  Anschwellung  der 
Wnndrftnder,  wodurch  diese  sich  eiBMider 


flühern,  und  das  Aotschwitseii  «der  Awmh 
ckern  von  Blutserain,  später  von  Biutplssaui 
darch  die  Geffisswände  bewirkt  wird,  welches 
dasui  besttinnit  ist,  die  Interstitien  der  ge- 
trennten Theile  anssafüilen,  die  Wimdrinder 
dsdiireh  mit  einander  zu  verbinden,  sie  gc- 
wissermassen  zu  verkleben  und  so  mittelst 
Bildttng  .und  Verwachsung  neuer,  den  be» 
Bachbarten  Gebilden  wo  nicht  gleicher,  doch 
sehr  ähnlicher  Zeilen  formation,  die  Vemar» 
bung  zu  vermitteln. 

Man  kann  sagen,  dieses  alles  gehe  sehr 
nsAärlich  zu  und  entspräche  ganz  den  Gesetzen 
des  or^nischen  Bildungstriebes  überhaupt 
Ganz  richtig.    Aber  eben  so  richtig  ist  es, 


dass  hier  dem  Bildungstriebe  in  üewirünng 
dieser  Vorgänge  eine  Tendenz  zur  Anseiet 
ehnng  der  erlittenen  Verletzung  säigesehrie^ 
ben  werden  kann,  da  der  eanze  Yornng 
offenbar  den  Zweck  der  Heuung  zum  Ziele 
hat. 

Bei  unreinen  Wunden,  da  wo  grösserer 
Sobstanzverkist  zugegen  ist,  die  Wundräiif» 
der  sieh  deswegen  nklit  hinreichend  einan- 
der nähern  können,  oder  da,  wo,  wie  zom 
Beispiel  bei  zerrissenen  und.  bei  Quetschwun^ 
den  die  Organisation  der  emzelnen  Theile  in 
einem  grösseren  Umfange  zerstört  ist,  oder 
tvdlieh  da,  wo  fremde  Körper  in  die  Wunde 
singedningen  sind,  wird  der  Heilun^qiroeeas 
cttwas  eomplicirter.  Wir  sehen  ein  neues 
Srankheitsproduct  sich  entwickebi,  den  Biter. 
nit  dessen  Hälfe  die  zerstörten  llieile  um 
Körper  aosgeschieden  werden  vml 


-  n  - 

nter'  weicheiii  sich  neue  Sabttens  bildet 
l^nannte  FleitehwarzeD,  welche  die  Wände 
nach  und  nach  ausfüllen  und  damit  die  Verr 
narbonc  herbeifähren.  Abermals  ein  Var^ 
^an^,  dessen  heiikrif  tige  Teadens  sich  nicht 
verkennen  liest 

Bei  solchen  äusseren  Verletzungen  ist 
diese  heilkräftige  TendeuK  der  organischen 
Natnrkraft,  oder  wenn  man  lieber  will^  des 
Biidungstriebes  so  augenfällig,  dass  im  aU» 
cemeinen  darüber  kein  Zweifel  stattfnden 
kann.  Bei  inneren  Krankheiten  ist  dieses 
weniger  in  die  Augen  fallend  und  doch  fin- 
den hier  ähnliche  bestimmte  Gesetze  statte 
welciie  auch  hier  diese  Heiltendenz  nicht  ver* 
kennen  lassen.  Betrachten  wir  somit  etwas 
genauer,  wie  hier  die  Natur  zu  Werke  geht 

Em  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  die 
meisten  äusseren  Schädlichkeiten,  welche  in» 
nere  Krankheiten  zur  Folge  haben,  die  Mit*- 
leidenschaft  des  Nervensystems  mag  nnn 
primär  in  einem  Grade  und  einer  Weise  statt* 
finden,  in  welchem  sie  wolle,  zunächst  und 
soweit  wir  durch  Inductton  und  Autopsie  hier 
yemunftigerweise  schliessen  können,  haupt» 
sächlich  das  Blut  oder  fiberhaupt  die  Säfte* 
masse  in  Anspt uch  nehmen« 

■ 

Entweder  werden  äussere  schädliche 
Stoffe  direct  in  das  Blut  aufgenommen,  win 
9.  B.  durch  Aufsaugung  in  den  Digestion»- 
Organen  oder  durch  die  Haut,  dura  Won- 
äuk^  durch  die  Lungen  in  Form  von  Gas, 
ote  «a  werdmi  durch  gehnunle  and  deprair 


-    H    - 

vifte' -fitocretiooen  und  Exereiionen  sol^e 
fittoffe,  wefehe  fSr  die  thierische  Oekononm 
nicht  mehtr  brauchbar  sind  und  nicht  mehr 
asaiBiilirt  werden  können,  in  der  Säftraiasse 
»inlckgdlialten ,  oder  auch  wohl  durch  Re* 
Sorption  in  dieselbe  zurückgebracht  und  auf 
diese  Weise  das  Blut  in  einen  vom  normalen 
Zustande  abweichenden  oder  krankhaften 
Zustand  versetzt.  Selbst  solche  Krankheits-* 
Ursachen,  welche  offenbar  primir  das  Nerven- 
system betheiligen,  von  welchen  wir  nur  die 
stärkeren  Grade  der  Gemüthsaffecte  e wähnen 
wollen,  scheinen  nächst  der  unmittelbaren' 
Wirkung  auf  die  Thätigkeit  der  motorischen 
Oreane  des  Blutsystems  (der  Blui^fässe), 
weiche  sie  theils  anregend  beschteunigen, 
iheils  lähmend  retardiren,  secundär  wenig- 
stens^ entweder  direct  oder  durch  Hemmung 
und  Depravation  der  Secretionen  eine  krank- 
hafte Veränderung  der  Säftemasse  herbeizu- 
f&hren,  welche  dann,  auch  wenn  die  primären 
Wirkungen  dieser  Affectionen  län^t  au%e- 
hdrt  baten,  no^  nachhaltig  krankhafte  Zu- 
fUie  veranlassen  und  unterhalten  kann. 

Der  auf  die  angegebene  verschiedene 
Weise  herbeigefährte  urankhaft  veränderte 
Zustand  der  Säftemasse  nun  giebt  sich  im 
ersten  Entstehen  der  Beobachtung  gewöhn- 
lich nicht  kund;  ja  er  kann  sogar  da,  wo  die 
ihn  erzeugenden  entfernten  Ursachen  sehr 
iiuigsam  uiid  aUmählig  einwirken,  wie  z.  B. 
bei . '  naehhaltiger  Einwirkung  mephitiseher 
Oasarten  in  sehr  kleinen  Mengen  (Miasmen), 
whv  lange  bestehen,  ohne  dass  die  Gesund 
Mt/4e(k  Menschen  auf  dne  sehr  merUidM) 


Weise  gestört  erschiene.  Erst  bei  längerer 
Dauer  lässt  sich  durch  eine  gewisse  Ab- 
nahme der  Kräfte,  Abnahme  der  Ernfthrang 
und  ein  blasses  kachektisches  Ansehen  auf 
einen  solchen  krankhaften  Zustand  der  Säfte- 
mMse  schiiessen.  Aber  als  eine  bestimmte 
Krankheit  stellt  sich  das  auf  diese  Weise  in 
seiner  ersten  Entwickelung  kürzere  oder  län- 
gere Zeit  verborgene  Leiden  der  Süftemasse 
der  Beobachtung  gewöhnlich  erst  dann  dar, 
wenn  örtliche  Zunille  oder  fieberhafte  Er- 
scheinungen erfolgen,  welche  man  als  die 
Folge  einer  allgemeinen  Reaction  der  Lebens- 
kraft gegen  aie  nachtheilige  Einwirkung 
schädlicher  Stoffe  auf  den  Organismus  anzu- 
sehen gewohnt  ist  Ich  behalte  mir  vor  in 
einer  ausfuhrlicheren  Abhandlung  aber  das 
Fieber  zu  erörtern,  in  welchem  pathogeneti- 
schen Zusammenhange  diese  fieberhaften  Er- 
scheinungen eigentlich  stehen  und  welche 
Bedeutung  daher  als  sogenannte  Heactions- 
erscheinungen  ihnen  beizumessen  ist  Soviel 
ist  gewiss,  dass  die  Symptome  des  Fiebers 
erst  unter  die  secundären  Erscheinungen  ge- 
hören^ mithin  erst  die  Folge  vorhergegangen 
ner  Zustande  oder  pathologischer  Processe 
sind,  welche,  in  sofern  die  Natur  damit  sich 
der  in  das  Blut  gedrungenen  oder  darin  an- 
gehäuften schädlichen  oder  verdorbenen  Stoffe 
zu  entledigen  sucht,  allerdings  als  Reactions- 
bestrebungen  der  Naturkraft  anzusehen  sind. 

Zur  Ausscheidung  solcher  zur  thierischen 
Oekonomie  unbrauchbarer  oder  verdorbener 
Stoffe  dienen  nun  zunächst  die  verschiedenen 
Se-  und  Excretions- Organe. 

Joun.  Bd.  XCV.  5t.  1.  '\ 


.—    34    — 

Sei  wnOQh  gesi}A4eni  Zustande  des  Or- 
gaj9ismU3  und  t»ei  einer  verhältnissmüflsig 
geringßU  Menge  solcber  schädlichen  Stoffe 
reichen,  auch  diese  vollkommen  hin,  ihre  Aiia- 
Sdhoid.iiog  3(11.  be wirl^en,  und  auf  diese  Weise 
gelingt  es,  den  bei  di^i;  Ma^se  feindseeli(j^c 
Einwirkungen  und  fortwibcen4ei:  Aufoijtbme 
heterogener  und  unassimilicbaire]:  Stoffe  im* 
merhin  schwankenden  Geaundheitozustand  des 
Organismus  in  etneu».  mßhi:  odi^r  weniger  leid- 
lichen Znstande  des  Wqbihefindmsi  zu  erhal«» 
ten.  Häufen  siph  diese  ScbädJichkeiten  aber 
zu  sehr  'm  der  Blutqiasfiie  aa,  oder  dringen 
sie  plötzlich  uad  im  Ueberma^ase  waX  sie  ein^ 
ist  die  noonaje  Tb^tigkeit  eines  oder  des 
andern  Secretioffsorgans  gestört^  oder  enA^ 
lieh,  ist  ein  scbpn.  früher  gesunkener  Kräfte-« 
zustand  des>  Nervensystems,  sowohl  im  aU<* 

Stmeinen,  als  einzelner  Tbeile  desselben  vor-i 
anden,  welcher  die  Energie  der  natürlichea 
Ausscbeidungsprocesse  überhaupt  beeinträch-v 
tigty  so  entwickeln  sich  krankhafte  Zustände, 
welche  sich  zunächst  auf  zw.eieclei  Art  aus- 
sprechen: 

1.  Entweder  werden:  die  Seeretions« 
und  liespective  Excretions  -  Oi^anQ-  <bir.oh  den. 
allzugrosseu.  Zndrang  heterognei?  und  una»-^ 
simiürbarer  Stoffe  ^u  sehr  m  Anspruch 
genommen  und  dadurch  in  einen  gereizten 
cpngestiven  oder  entzündlichen)  überhaupt  in 
einen  abnormen  de^enerirten  Zustand  ver- 
setB&l^  der  dann  ihre  normale  Thätjgkeit 
alieniren»  beschleunigen  oder  auch  besehränkoD 
und  selbst  in  gewissem  Grade  parAlysiren 
muss.    Solche  pathologische  Vasgänge  zom 


-    35    — 

Beispiel  mögen  dem  Durchfalle ,  der  Rohr, 
der  Cholera,  dem  Wecbselfieber .  dem  gastri« 
sehen  und  remittirenden  Gallen -Fieber,  dem 
Abdominal- Typhus  u.  s.  w.  zu  Grunde  liegen, 
wo  wir  die  Secretionsorgane  des  Tractus  in- 
testinomm  und  überhaupt  des  ganzen  ga- 
strohepatischen  Systems  in  einem  gereizten 
congestiven  oder  entzündlichen,  überhaupt  de- 
pravirten  Zustande  finden;  ein  solcher  pa-* 
thologischer  Vorgang  scheint  auch  bei  der 
Harnruhr  statt  zu  finden,  wo  wir,  während 
das  Leiden  primitiv  im  Blute  wurzelt,  die 
Nieren  allzusehr  in  Anspruch  genommen  und 
dadurch  in  einen  krankhaften  Zustand  ver- 
setzt sehen.  In  anderen  Fällen  ist  es  die 
Haut,  welche  in  ihrer  Bedeutung  als  Secre- 
tionsorgan  zur  Ausscheidung  und  Ablagerung 
krankhafter  Stoffe  (acute  und  chroniscne  Ex- 
antheme) in  Anspruch  genommen  wird,  wie- 
der in  anderen  Fällen  sind  es  die  Lungen,  die 
ebenfalls  als  Ausscheidiingsorgan  zur  Abla- 
gerung solcher  Stoffe  dienen  u.  s.  w. 

2.  Oder  die  Natur  sucht,  in  ihrem  Stre- 
ben, sich  hierzu  der  gewöhnlichen  Se-  und 
Excretionsorgane  zu  bedienen,  entweder  ge« 
hemmt,  oder  nach  andern,  später  noch  näher 
zu  erörternden  Bedingungen,  einen  andern 
Weg^  um  sich  der  im  Blute  angehäuften  un- 
brauchbaren und  schädlichen  Stoffe  zu  ent- 
ledigen. Sie  lagert  sie  in  irgend  einem  an- 
dern Organe  ab,  wodurch  denn  eine  örtliche 
Reizung,  Congestion  und  Stockung  (Entzün- 
dung) an  dieser  Stelle  entsteht  und  sich  so- 
mit ein,  oder  wenn  mehrere  dergleichen  Ab-> 
lageroDgen  (Apostasen)  stattfinden,  mehrere 

3* 


—     36    — 

Krankheitsheerde  bilden,  in  welchen  der 
Complex  der  dem  Organe  nnd  seiner  Ner- 
venverbindungen eigentfaämlichen  Symptome 
seinen  Ursprung  findet. 

Es  sind  besonders  die  Ausbreitungen 
häutiger  Gebilde,  welche  die  Natur  zunächst 
zu  solchen  Apostasen  zu  w Ahlen  pflegt.'  Aus- 
ser der  Süssem  Haut  und  ausser  den  Schleim- 
häuten in  ihren  polymorphen  Ausbildungen 
durch  die  Organe  des  Digestions-  und  Re- 
spirationsapparats, sowie  des  Urogenitalsy- 
stems, welche  schon  als  Secretionsorgane 
vorzugsweise  in  Anspruch  genommen  wer- 
den, sind  es  zunächst  die  serösen  and  fibrö- 
sen Häute,  welche  das  Gehirn,  das  Rücken- 
mark, die  Nerven  und  Gefässe,  die  innern 
Orffane  überhaupt,  sowie  die  Muskeln,  Ge- 
lenke und  Knochen  umkleiden,  die  zur  Abla- 
gerung solcher  Krankheitsstoffe  dienen.  . 

Von  diesen  häutigen  Gebilden  verbreiten 
sich  dann  die  auf  diese  Weise  beginnenden 
Krankheitsheerde  auch  auf  die  benachbarten 
Theile,  auf  das  Parenchym  innerer  Organe, 
während  es  seltener  vorkommt,  dass  diese 
primitiv  auf  diese  Weise  afficirt  werden. 

Letzteres  scheint  mehr  bei  chronischen 
Uebelseinsformen ,  da  wo  schon  längere  Zeit 
ein  depravirter  Zustand   der  Säftemasse  zu- 

Segen  ist  und  auch  dann  vorzugsweise  in 
en  eigentlichen  Secretionsdrüsen  der  Fall 
zu  sein.  Diese  unmittelbare  Apostase  auf 
das  Parenchym  der  Organe  scheint  also  hin- 
sichtlich    ihrer   ursächOchen  Bedingung  mit 


—    37     — 

der  unter  1)  angeführten  Weise  überein  zu 
kommeo. 

In  manchen  Fällen  werden  die  an  sol- 
rheo  Krankheitsheerden  ausgeschiedenen  de- 
prtvirten  Stoffe,  wenn  sie  keinen  Ausweg 
iiiden  oder  die  Entvviekeiung  der  Apostase 
aof  irgend  eine  Weise  gestört  oder  beschränkt 
wird,  von  der  Säftemasse  wieder  aufge- 
DOirmen. 

Die  \atur.  sich  aufs  neue  davon  zu  be« 
freien    suchend.   !)ildet   neue   Ablagerungen, 
■eoe  Krankheitsheerde  in  anderen  Organen, 
iof  diese  Weise  entwickeln  sich  die  soge- 
■annten  Metastasen,  wie  z.  B.  die  Metastase 
des  rheumatischen  Krankheitsstoffs  (der  Haut- 
schlacke,   um  mit  RUler  und  Dzondi  zu  re- 
den; von  den  fibrösen  Gelenkhäuten  auf  die 
fibrösen   Gebilde  der  Herzklappen,  oder  die 
Metastase  der  erysipelatösen  Hautentzündung 
luf   die    Gehirnhäute    bei   der  Gesichtsrose; 
aiof  diese  Weise  pflanzen  sieh  viele  chroni- 
»che.    auf    einer  eigenthümlichen   Dyskrasie 
der   Säftemasse   beruhende  Uebelseinsformen 
von  einem  Organe  auf  das  andere  fort,  wie 
z.  B.  die  Tuberculosis,  die  Gicht^,  der  carci- 
Qomatöse  Krankheitsprocess  u.  s.  w. 

Es  ist  auffallend,  dass  man  diese  ein- 
fache und.  ich  möchte  sagen,  naturgemässe 
Art  des  Fortschreitens  des  Krankheitsproces- 
^es  in  neuerer  Zeit  nicht  hinreichend  beach- 
itrl  hat.  Des  jünß:eren  Langenbeck's  Beob- 
achtungen und  Untersuchungen  über  das 
Fortschreiten  des  carcinomatöscn  Krankheits« 


^' 


—    38    — 

processes^  haben  uns  darüber  nenerdingB 
wichtige  Thatsachen  an  die  Hand  gegeben. 
Aber  dieser  pathologische  Vorgang  findet 
nicht  nnr  in  dergleichen  chronischen  Uebel- 
seinsformen  nnd  nach  Aufsaugung  krankhaf- 
ter Stoffe  (im  eigentlichen  Sinne  des  Wor- 
tes) statt,  sondern  auch  bei  ganz  frischen 
and  acuten  Krankheitsformen  sehen  wir  die 
Natur  diesen  Weg  der  Apostase  einschlagen, 
um  auf  diese  Weise  die  Blutmasse  von  he- 
terogenen und  unassimilirbaren  Stoffen  zu 
befreien«  Wenn  wir  sehen«  wie  auf  eine 
Erkältung  oder,  mit  anderen  Worten,  auf 
eine  plötzlich  unterdrückte  Hautausdünstung 
alsbald  ein  Katarrh  der  Luftröhre  (d.  h.  eine 
entzündliche  Reizung  der  Schleimhaut  der- 
selben), oder  ein  Rheumatismus  (d.  h.  eine 
entzündliche  Reizung  der  die  Muskeln  um- 
kleidenden fibrösen  Häute),  oder  eine  Pleuri- 
tis (d.  h.  eine  entzündliche  Reizung  der  se- 
rösen Haut,  welche  die  innere  Wandung  des 
Thorax  umkleidet  und  die  Lungen  einhüllt), 
oder  ein  Durchfall  (d.  h.  eine  mit  einer  con- 
gestiven  Reizung  verbundene  vermehrte  Se- 
eretion der  Scnleimhaut  des  Darmkanals) 
n.  8.  w.  entstehen,  so  gewinnt  dieses  Gesetz 
der  Apostase  heterogener  oder  unassimilir- 
barer  Stoffe  eine  grössere  Ausdehnung  ^)  und 


'^')  S. iScftmidl^V  Jahrbücher  der  in-  und  aus- 
ländischen gesammten  Medicin  XXYater  Band, 
Seite  99. 

**)  Ich  glaube  hier  eines  Versuchs  gedenken 
zu  müssen,  welchen  Magendie  anstelUe  und  wel- 
cher,   wenn  er  sich   bestätigen  sollte,   als  ein 


—  «•  -, 

wird  %ii  einem  der  wichti^ten  tSe^eti^e  der 
Pathole^ie,  jft  man  kann  annehmeo,  dass  acrf 
diesem  Gesetze,  welches  man  anch  das  Ge- 
setz dw  pMiülogi^hen  ExereHon  nennen, 
oder  wenigstens  mit  dem  physiologischen 
Processe  der  Uxcretion  anf  einem  nno  dem- 
selben Principe  beruhend  ansehen  kann,  dass 
linf  diesem  Gesetise,  sage  ich,  vermöge  des- 
sen die  Natar  oder  das  Lebensprincip  sich 
sdiSdIicher,  oder  Kur  thierischen  Ockonomie 
unbrauchbarer  Stoffe  zu  entledigen  sacht, 
lischst  der  Thfttigkeitsäasserung  des  Bridangs- 
triebes  fiberhaapt  das  hauptsächlichste  der 
T(»rginge  beruht,  welche  man  einer  beson- 
deren Heilkraft  der  Natur  beimessen  s^u  mäs- 
sen  geglaubt  hat. 

DiMem  organischen  Gesetze  gemflss 
sucht  sich  die  Natur  (das  Lebensprincip) 
Bchfidlicher,  fremdartiger,  unbrattchbarer  oder 
flberflflissiger  Stoffe,  welche  in  die  Säftemasse 
^gedrungen  sind,  oder  sich  darin  angehäuft 
haben,  za  entledigen.    Gelingt  dieses  nicht 


wichtiger  Beitrag  zu  Gunsten  der  hier  in  Rede 
stiehenden  Andient  angesehen  werden  kann,  ich 
mein^  den  bekannten  Versuch,  daSs  nach  ISin- 
sprlisung  von  faulem  Wasser  in  die  Venen  ei- 
nes Hundes,  Darmentzündung  und  PhSnoüiene 
entstanden^  welche  de^ien  des  Typhus  abdomina- 
lis sehr  ähnlich  wareu^ 

Eben  so  sah  er  auf  Einspritzung  von  koh- 
lensauerem Natrum  Lungenentzündung  erfolgen. 
L^^ns  sur  les  phcnom^nes  physiques  de  la  rie, 
ll«i^eillieft  pat  6.  t^imel 


—    40    — 

aaf  dem  gewöhnlichen  Wege  der  v^neUfr*' 
denen  8e-  und  Excretionsorgane ,  m  südit 
sich  die  Natur  auf  anderen  Wegen  von  ih^ 
nen  zu  befreien,  oder  sie  ist  vielmehr  g^ 
zwungen  dazu,  sie  auf  andere  Theile  tlb» 
lagern,  um  das  Blut,  diese  Qaelle  des  Lo? 
bens,  in  seiner  Integrität  zu  retten.  Dir 
Krankheitsstoff  (und  als  solchen  kann  fltti 
ihn  wohl  bezeichnen)  wird  nach  zwar  nicht 
immer  klar  erkannten  Bedingungen ,  aber . 
doch  nach  gewissen  Normen,  die*  theib  in 
der  individuellen  Disposition  und  Constitatiimi 
theils  in  endemischen  oder  epidemischen  Yer^ 
hältnissen,  theils  endlich  in  der  Beschaffenhat 
der  äusseren  Schädlichkeit  selbst  ihren  Chmad 
finden,  an  irgend  einem  Orte,  in  einem  Or^ 
gane,  abgelagert,  es  bildet  sich  eine  ^po- 
stase,  welche  dann,  indem  sie  die  Integntit 
des  betreffenden  Organs  und  somit  seine  ihm 
eigenthümlichen  Functionen  stört,  zu  einem 
Krankheitsheerde  wird,  der  dann  vermfige' 
der  innigen  Verbindung  dieses  Organs  mit 
den  übrigen  Theilen  des  Organismus  und  je 
nach  der  Wichtigkeit  desselben  (d.  h.  je 
nachdem  die  Functionen  desselben  zur  ErhaU 
tung  des  Organismus  in  unmittelbarer  oder 
entfernterer  Beziehung  stehen)  mehr  oder 
weniger  bedeutende  örtliche  und  allgemeine 
Störungen  und  Krankheitserscheinungen  zur 
Folge  hat. 

Gelingt  es  der  Natur,  auf  diese  Weise, 
entweder  unmittelbar  oder  nach  eingetrete- 
nen günstigeren  Verhältnissen  mit  Beihälfe 
der  natürlichen  Wege  der  Secretions-  und 
Excretionsorgane  sich  solcher  schädlicher  oder 


—    41     — 

lobrauchbarer  Stoffe  zu  entledigen,  so  be- 
währt sich  die  sogenannte  Heilkraft  der  Na- 
iv.    Gelin^^  es   ihr  nicht  und   wird  durch 
dieses  Gezwungensein  der  Natur,  sich  ande- 
ler  als  der  dazu  bestimmten  Organe  zur  Ans- 
scheidang  solcher  Stoffe  zu  bedienen,  oder 
wird  eines  oder  das  andere  Secretionsorgan 
dirch  allzugrosse  Anhäufung  solcher  Stoffe 
iherreizt   und   somit  in  einem  wie    in    dem 
anderen  Falle  ein  zur  Erhaltung  des  Lebens 
nichtiges  Organ   dermassen  in  seiner  Inte- 
^tat  verletzt,  dass  es  seine  Functionen  nicht 
■ehr  verrichten  und  somit  das  Leben  ferner 
licht  mehr  bestehen  kann,  so  wäre  es  un- 
lecfal  und  unlogisch  deswegen  die  Tendenz 
der  Xator  zur  Ausgleichung  der   erlittenen 
Inbilden   und    zur   Wiederherstellung    ihres 
normalen  Zustandes  zu  verkennen,  indem  an- 
zunehmen ist.  dass  in  diesem  Falle  die  Le- 
benskraft    entweder    an    und    für    sich   zu 
schwach  war,  um  das  ihr  vorgesteckte  Ziel 
zu  erreichen,  oder  dass  sieh  ihrem  Bestreben 
unüberwindliche  Hindernisse  entgegenstellten 
und  !»ie  somit  unterliegen  jnusste. 

Die  Aufgabe  der  Kunst  ist.  dieser  Heil- 
lendenz  der  >atur  in  dem  Maa^se  zu  Hülfe 
zu  kommen,  dass  sie  entweder  direct  die 
krankhafte  Veränderung  der  Blutmasse  zu 
verbessern  sucht,  oder  dass  sie  dieAusschei- 
düng  schädlicher  oder  unbrauchbarer  Stoffe 
auf  den  natürlichen  Wctfeu  der  Seeretions- 
und  Excretionsorgane  befördert,  oder  dass 
»ic  die  durch  die  genannten  Apostasen  ge- 
•Oiirte  Integrität  wichtiger  Organe  und  die 
dadurch  veranlasstenFuuctionsstörungen  durch 


**  if  — 

jgeeignetd   Mittel   direct    za   mCBsi^eii  iiilid 

fleicbzeitig  darch  AnreguBg  der  natfirlieiieii 
e-*-  and  Excretionen  durch  Gefenreise  und 
fcfetttliebe  Erregang  neaer  Krankheitsbeerde 
auf  weniger  wichtigen  Gebilden,  die  dem 
Krankheitsbeerde  za  Grande  liegende»  Be«- 
dingnngen  abzuleiten  sacht,  oder  endKeh,  daflis 
sie  da,  wo  die  Apostase  ein  zur  firhattun^ 
des  Ganzen  weniger  nothwendiges  and  wieh*^ 
tiges  Organ  betr^n  bat,  die  Natar  in  ihrem 
Bestrebra  nicht  stört,  vielniehr  durch  geeig« 
nete  Mittel  unterstfitzt. 

Wenn  ich  in  dem  Vorhergehenden  eine 
Ansicht  wo  nicht  aufstellte,  denn  sie  ist  Hiebt 
oder  wenigstens  nur  theilweise  neu,  doch 
geltend  zu  machen  suchte,  welche  an  die  be- 
rfichtigte  materia  peccans  der  Alten  erinnert, 
80  weiss  ich  wohl,  dass  manche  Pathologen, 
welche  gewohnt  sind,  die  Principien  des  Le- 
bens sowohl,  als  auch  die  pathogenetischen 
Bedingungen  der  Krankheiten  vorzugsweise 
im  Nervensystem  und  in  Alterationen  dessel- 
ben zu  suchen,  dazu  den  Kopf  schfitteln  und 
geneigt  sein  werden,  sie  eine  Ausgeburt  ei- 
ner krassen  Humoralpathologie  zu  schelten. 

Zur  Verständigung  und  Rechtfatigung 
meiner  Ansicht  sei  aber  gesagt,  dass  ich  den 
Andieil,  weicher  in  pathogenetischer  Bezie- 
hung dem  Nervensysteme  zukommt,  damit 
keineswegs  in  Abrede  stellen  will,  vielmehr 
ihn  cum  grano  saKs  vollkommen  anerkenne. 
Es  handelte  sich  nur  vorerst  darum  auf  ein 
allgemeines  Gesetz  aufmerksam  ztt  machen, 
wie  aich  die  Natur  fremdartiger  und  schSd-* 


—    43    — 

licher  Stoffe,  welche  in  die  Blatmasse  cinge- 
dningen  sind,  va  entledigen  sacht  und  wie 
darin,  wenn  anch  nicht  alle,  doch  sehr  viele 
Kninlüieitsprocesse  ihre  Erklärang  finden. 

Ist  nns  die  fehlerhafte  Mischang  oder 
der  abnorme  Znstand  des  Blates  in  den  ver- 
schiedenen Krankheiten  gleich  noch  nnbe* 
kannt  und  sind  wir,  trotz  den  Bemühungen 
eines  fjecanu^  Thakrah^  Nasse^  Andralj  Ga- 
wäret  nnd  neuerdings  unseres  scharfsinnigen 
Simon  ^  in  diesem  wichtigen  Zweige  der  or- 
ganischen Chemie  erst  in  die  Propyläen  der 
Untersuchung  gedrungen :  können  wir  freilich 
durch  chemische  Reagentien  noch  nicht  nach-* 
weisen,  wie  sich  das  Blut  eines  Arthritischen, 
dnes  Scrophulösen,  eines  Syphilitischen,  oder 
das  Blut  eines  Pocken-,  eines  Scharlach-,  ei- 
nes Masernkranken,  oder  das  eines  Krätzigen, 
eines  mit  Psoriasis  oder  Lepra  Behafteten 
eegenseitig  zu  einander  und  zum  gesunden 
Blute  verhalten,  der  feineren  Nüancirungen, 
wie  sie  in  unzählig  verschiedenen  Krank- 
heiisfUlen  nothwendig  vorkommen  mössen, 
nicht  einmal  zu  gedenken;  können  wir  frei- 
lich alle  diese  dyskrasischen  Verhältnisse  der 
(SSftemasse  nicht  ad  oculos  demonstriren  und 
müssen  wir  uns  gleichwohl  begnügen,  sie 
aus  ihren  verschiedenartigen  Wirkungen  zu 
sapponirea,  so  folgt  doch  eben  daraus,  d.  h. 
aus  ihren  Wirkungen,  aus  ihren  verschieden- 
artigen Producten,  dass  ihre  Existenz  keine 
Chimäre  und  ihre  pathogenetische  Würdigung 
eine  der  wichtigsten  Aufgaben  der  ärztlichen 
Wissenschaft  ist. 


-'  4^   -     • 

'Der  Antheil  aber,  den  das  Nervensystem 
in  der  Pathogenie  dieser  wahren  Blatkrank- 
heilen,  wenn  ich  mich  so  ausdrucken. darf^ 
libemimmt,  bezieht  sich  hauptsächlich  auf  den, 
Ort,  den  die  Natur  zur  Apostase  des  schäd- 
lichen Stoffes  wählt  und  theilweise  auch  auf 
die  Art  und  Beschaffenheit  der  hierdurch  ent^ 
standenen  Krankheit. 

Hinsichtlich  des  Orts  kann  man  im  all- 
gemeinen den  Satz  aufstellen,  dass  je  gereiz- 
ter oder  erregter  bereits  die  Nerven  eines 
Organs  sind,  desto  häufiger  und  leichter  wird 
es  der  Sitz  einer  solchen  Apostase.  Dieser 
Satz  findet  nicht  allein  ber  schon  krankhaften 
Reizungen  statt,  spndern  auch  bei  gewissen 
Reizungen,  welche  physiologisch  den  Moment 
einer  höhern  Entwickelung  eines  Organs  dar- 
stellen. Die  besondere  Anlage  der  verschie- 
denen Lebensalter  und  des  Geschlechts  zu 
verschiedenen  Krankheiten  findet  hierin  ihre 
Erklärung.  So  sehen  wir  das  Kindesalter 
vorzugsweise  zu  Kopfaffectionen  geneigt, 
während  sich  im  Jünglingsalter  häufiger  Brust- 
und  im  Mannesalter  häufiger  Unterleibskrank- 
heiten entwickeln.  Auf  denselben  Principien 
beruhen  die  Entwickelungs  -  Krankheiten  des 
weiblichen  Geschlechts.  Eine  Verkältungim 
Wochenbette  verursacht  bald  eine  Apostase 
auf  die  Gebärmutter  und  das  Bauchfell,  bald 
wirft  sich  diese  auf  die  weibliche  Brust 
u.  8.  w. 

*  ■       I 

In  pathologischer  Beziehung  sehen  wir 
femer,  dass  em  bereits  erkranktes  Organ 
vorzugsweise  von  einer  neuen  Apostase  er- 


—    45    — 

Eiffen  wird.  —  Cariöse  Zähne  schmerzen 
n6g  erst  dann,  wenn  eine  rheamatische 
Apostase  sich  dahin  wirft,  was  denn  bei  ei- 
ner Verkältung  gewöhnlich  za  geschehen 
pflegt,  also  dass  der  cariöse  Zahn  eine  Dis- 

S Position  unterhalt,  welche  erst  mit  seiner  Rnt- 
ernang  ihr  Ende  findet  Eine  neue  Verkäl- 
tang,  welche  bei  einem  schon  vorhandenen 
Katarrh  stattfindet,  hat  leicht  BnmehitU 
oder  Pneumonie  zur  Folge,  indem  dif^  neue 
Apostase  sich  aof  den  bereits  krankhaft  er- 
griffenen Theil  wirft  Bei  bedeutenden  Ver- 
wundungen kann  eine  erlittene  Verkältung, 
welche  den  Ort  der  Verwundung  zu  ihrer 
Apostase  wählt,  die  bedeutendsten  Zufälle, 
selbst  Tetanus  zur  Folge  haben,  der  hier 
nicht  anders  zu  Stande  kommt,  als  durch 
heftige  Reizung  der  verwundeten  Nerven, 
die  sich  bis  zum  Rückenmark  fortpflanzt 

Es  ist  unnöthig,  noch  mehr  Beispiele  der 
Art  anzuführen.-  8ie  sind  den  Praktikern 
hiniinglich  bekannt  Was  hier  nur  von  Ver- 
kältungs-  oder  rheumatischen  Apostasen  ge- 
sagt ist,  gilt  von  allen  andern  Krankheitsur- 
sachen. Dass  diese  im  allgemeinen  in  Bezug 
apf  den  Ort,  den  sie  zur  Apostase  wählen^ 
(sit  venia  verbo)  noch  besondere  Eigenthum- 
Uchkeiten  darbieten^  ist  bekannt  Die  Gicht,  der 
syphilitische  Krankheitsstoff,  das  Wuthgift, 
sowie  die  verschiedenen  Contagien  und  epi- 
demischen Krankheitsursachen  geben  in  die- 
ser Beziehung  unläugbare  Thatsachen«  Hin« 
sichtlich  des  Antheils  aber,  welchen  das  Ner- 
vensystem an  diesem  Vorgange  nimmt,  haben 
wir  zunächst  noch  folgendes  zu  bemerken: 


-    4$    — 

Eb  ist  bekannt,  dass  sehr  viele  Meii* 
sehen,  wenn  sie  sich  eine  Erkältong  zage- 
sogen,  immer  von  neaem  von  einem  und  dem- 
iMdben  Uebei  befallen  werden.  Einige  sind 
besonders  zu  Schnupfen  *  geneigt,  andere  za 
Halsentzfindongen ,  zu  Angenentznndungen, 
zur  Migräne,  zu  Bronchialkatarrhen,  wieder 
andere  bekommen  Durchfälle  oder  rheuma-* 
tische  Schmerzen  des  einen  und  des  ande- 
ren Theils.  Wie  bei  dem  oben  angeführten 
Beispiele  des  cariösen  Zahns  liegt  auch  wohl 
hier  eine  besondere  Disposition  zu  Grunde, 
-welche  in  den  Nerven  dieser  Theile  ihren 
Grund  zn  haben  scheint  Die  Alten  nannten 
diese  eine  Schwäche,  ein  Betriff,  der  in  der 
That  eine  tiefere  Bedeutung  haben  mag,  als 
man  ihm  heut  zu  Tage  beizulegen  gewohnt 
ist  Wenigstens  deuten  Magendie^s  Versuche, 
wo  nach  Durchsehneidnng  des  quintus  inner** 
halb  der  ^Schädelhöhle  unmittelbar  nach  sei- 
nem Uebergange  über  das  Felsenbein  bei 
Kaninchen  eine  Ophthalmie  entstand,  darauf 
hin,  dass  auch  in  den  in  Rede  stehen- 
den Fällen  ein  veränderter  (gereizter)  oder 
Schwächezostand  dieser  jeweiligen  besonde- 
ren Dispositionen  zu  Grunde  liegen  möchte. 

Je  nervenreicher  ein  Gebilde  ist  und  je 
wichtiger  und  verbreiteter  demgemäss  seine 
sensuelle  Verbindung  mit  andern  Organen, 
desto  ^össer  und  ausgebreiteter  wird  im 
aUgememen  das  Leiden  sein,  das  eine  es 
helfende  Apostase  den  äusseren  Erschei- 
iiangen  nach  verursacht 


.  ( 


Dia  Centralgebildd   des  Nervensystems 


—    4t    — 

I 

eiMxseits.  und  andererseits  die  Gebilde  de» 
Hnskel-  und  KnocheBsystems  bilden  in  die- 
ser Besüßhuüg  die  Extreme.  Bezüglich  der 
Intensität  des  Leidens  and  ihrer  Wichtigkeit 
in  Besug^  aaf  die  Erhaltung  des  Lebens  ste- 
hen aber  die  Organe,  welche  vorzugsweise 
zum  organischen  (gangliösen)  Nervensysteme 
gehören,  mit  den  ersteren  in  ziemlich  gleicher 
Kategorie,  weil  von  ihrer  Integrität  die  Er« 
baUung  des  Lebens  nicht  minder  abhängig 
ist,  als  von  der  Integrität  der  Centralgebüde 
des  Nervensystems. 

Werden  einzelne  Nerven  oder  Nerven- 
verzweigungen von  einer  Apostase  befalleni 
wobei  entweder  die  Ner^'ensubstanz  selbst 
oder,  wa3  wahrscheinlicher  oder  wenigstens 
hänfiffer  der  Fall  sein  maff,  die  sie  umgeben- 
den fibrösen  und  serösen  Hautgebilde  krank- 
haft afficirt  werdenf,  so  entwickeln  sich  da- 
durch die  bekannten  neuralgischen  Uebei- 
seinsformen.    In  schwereren  und  hartnäcki- 

Seren  Fällen  der  Art  scheinen  aber  immer 
ie  Centralge bilde  des  Nervensystems,  ins- 
besondere das  Rückenmark  an  dem  Leiden 
Theii  zu  nehmen  und  der  Krankheitsreiz  sich 
dahin  fortzupflanzen,  in  anderen  Fällen  auch 
wohl  darin  seinen  Ursprung  zu  nehmen. 
Sehr  viele  Nervenkrankheiten  und  Nerven- 
zufälle finden  hierin  ihre  Erklärung. 

Es  ist  anerkannt,  das»  die  verschiedenen 
Erscheinungen  der  Hysterie,  der  Hypochon- 
drie und  des  Wechselfiebers,  besonders  in 
seinen  larvirten  Formen  mit  diesen  neural- 
gischen Krankheitsformen  in  naher  Beziehang 


—  ^48    — 

stehen.  Aber  auch  die  verschiedenen  ande- 
ren Algieen,  die  Rheomatalg:ieen,  die  Arihral- 
ffieen  scheinen  auf  ähnlichen  pathologischen 
Principien  zu  l>eruhen^  wie  die  Neoralgieen 
uberhaipt  Es  sei  mir  erlaubt  hierüber  noch 
einige  Bemerkungen  beizufügen. 

■ 

Es  ist  bekannt,  dass  sich  die  Bfaeuma- 
talgieen  oder  sogenannten  Rheumatismen  al- 
lein oder  vorzugsweise  nach  Erkaltungen 
entwickeln. 

Sehr  häufig  entsteht  ein  örtlicher  Rheu- 
matismus nach  örtlicher  Verkäitung  der  Haut 
ganz  in  der  Nähe  der  verkühlten  Stelle,  z. 
.  ein  steifer  Nacken  durch  örtliche  Verkäi- 
tung desselben.  Wie  kömmt  dieser  Krank- 
heitsprocess  zu  Stande?  Wir  wissen  es  nicht; 
doch  können  wir  Vermuthungen  darüber  auf- 
stellen. Dass  hier  die  Nerven  leiden,  welche 
bei  Bewegungen  der  Muskeln,  wodurch  sie 
gespannt,  gedrückt  oder  gezerrt  werden, 
heftiger  schmerzen,  ist  sehr  wahrscheinlich, 
jBei  es  auch  nur,  dass  die  fibrösen  Scheiden, 
welche  die  Muskeln  umgeben,  oder  die  eben- 
falls ztt  den  fibrösen  Häuten  gehörenden 
Nervenscheiden  krankhaft  (entzündlich)  er- 

friffeh  sind.    Aber  wie  und  wodurch  werden 
iese   Theile    durch    die   genannte   Ursache 
krankhaft  afficirt? 

Henle  sagt  darüber  *) :  »Ich  will  keines- 
wegs den  Antheil  des  Bluts  an  den  Folgen 


*)  a.  a.  O.  Seite  272. 


49 


,  • 


der  Erkältung  ganz  in  Abrede  stellen,  zumal 
för  die  Välle,  wo  bei  allgemeiner  Dyskrasie 
oder  einer  bestimmten  Präaisposition  die  Haut 
wirklich  Absonderangsorgan  pathologisch  ge- 
bildeter Materie  sein  mag:  aber  fär  eine  viel 
bedeutendere  Krankheitsursache  halte  ich  die 
plötzliche  Veränderung  der  Substanz  und 
Function  der  peripherischen  Nerven.  .Wenn 
diese  za  bedeutend  ist,  als  dass  der  Nerve 
in  der  Ruhe  sogleich  die  normale  Form  und 
Mischung  wieder  gewinnen  könnte,  so  ent» 
steht  eine  Krankheit.  Diese  kann  an  dem 
getroffenen  Nerven  selbst  erscheinen,  oder 
an  einem  symphatisch  erregten,  oder  wenn 
der  Einfluss  allgemein  war,  an  den  Central- 
Organen,  z.  B.  Tetanus.« 

Warum  entsteht  aber  ein  solcher  rheu- 
nmtischer  (neuralgischer)  Schmerz  nicht,  wenn 
die  Haut  durch  viel  stärkere  Reizungen  z.  B. 
durch  Blasenpflaster,  Brennen  u.  s.  w.  affi- 
cirt  wird?  Werden  hier  die  peripherischen 
Nerven  der  Haut  nicht  weit  stärker  beleidigt, 
als  durch  eine  sogenannte  Verkäliung  ?  Auch 
sind  es  ja  nicht  die  peripherischen  Nerven 
(die  Hautnerven),  welche  beim  Rheumatismus 
den  Sitz  der  Krankheit  abgeben,  sondern 
vielmehr  die  Muskelnerven,  welche  schmer- 
zen. —  Also  nicht  die  unmittelbar  von  der 
Verkählung  getroffenen  Nervenendigungen 
der  Haut  sind  es,  welche  als  der  Sitz  der 
Bürankheit  anzusehen  sind,  sondern  die  tiefer 
gelegenen  den  Schmerz  verursachenden  Mus- 
kelnerven, eine  Erscheinung,die  mit  der  krank- 
haften Schmerzempfindung  der  sonst  unem- 
pfindlichen Theile,  die  zum  organischen  Ner- 

Joara«  Bd.  XCY.  St,  1.  ^  4 


—    50    — 

vensystem  gehören,  in  einer  Kategorie  jm 
«tehen  scheint. 

# 

Andere  halten  dafür,  daaa  Eur  EaiBte- 
hung  rheumatischer  Schmen&en  nadi  VerUI' 
tangea  die  Elektricität  eine  urBäcUiche  Bolle 
spiele.  Ohne  den  Einfluaa  der  elektriachen 
Zastinde  der  Luft,  je  nachdem  sie  sieh  mehr 
positiv  oder  negativ  eleetrisch  verhfilt,  auf 
die  allgemeine  £rankheitsconstitation  in  Ab* 
rede  %a  stellen,  eine  Thatsache,  welche  «m 
so  mehr  Beachtung  verdient,  ab  diese  ,ver-* 
schiedenartige  Reschaffenheit  der  Luftelektri* 
citüt  nach  Siceortnf«*)  Untersuchungen  mit 
ihrer  absoluten  Menge  von  Sauer8to%ehalt 
dermassen  zu  corespondiren  scheint,  dasa  die 
positiv  elektrische  Luft  in  einem  gegebenen 
Volpmea  saaerstoffreicher,  die  negativ  elek- 
trische aber  ärmer  an  Sauerstoff  ist,  so  kaiip 
ich  mir. doch  nicht  erklären,  wie  eine  oder 
die  andere  elektrische  Qualität  der  Luft  oder 
eine  durch  sie  etwa  bestimmte  Veränderung 
der  Hautelektricität  einen  örtlichen  Krank- 
heitaprocess  der  Art,  wie  der  rheumatische 
^hmerz  ist,  verursachen  könne.  Wäre  die- 
ses möglich,  so  müsste  man  mit  Hälfe  der 
Elektrisirmaschine  leicht  dergleichen  Rhen^ 
matalgieen  erzeugen  können.  Es  ist  mir  aber 
nicht  bekannt,  dass  bei  Anwendung  des  eiek« 
trischen  Fluidums  in  verschiedenen  Uabel*- 
i^insformen  noch  jemals  dergleichen  nachhalf 
tige(rheumatische)Schmerzen  entstanden  seien. 


*)  Luftelekincitöi,  £rdmagiieU8ina«undKni|ik- 
heitsconstUntioD.  1841. 


—    51     - 

Die  Erklining  des  Zustandekommens  die- 
ser Krankheitsform  seheint  mir  nach  allem 
diesem  weit  einfacher  gegeben,  wenn  wir  an- 
nehmen, dass  der  durch  die  Verkühlung  zu- 
niekgehaltene  oder  zurückgetretene  und  re- 
■orbirte  (l^ohlenstoffige)  Ausdunstnngsstoff  fast 
nmittelbar  in  den  nie  Muskeln  umgebenden 
fibrösen  Häuten  apostasirt  und  hierdurch  eine 
Reisnug,  Spannung,  Anschwellung'  veran- 
lasst« welche  dann,  indem  sie  die  hier  lie- 
genden Ner^'en  betbeiligt,  die  bekannten 
Schmerzen  verursachen.  In  andern  Fällen. 
%.  B.  bei  der  Ischiadik  befällt  diese  rheuma- 
tische Apostase  den  Nerven  selbst,  oder 
was  wahrscheinlicher  ist.  die  fibröse  Scheide 
dendben.  , 

Also  auch  bei  den  eigentlichen  Nerven- 
krankheiten findet  die  Lehre  von  der  örtli- 
chen Apostase  schädlicher  Stoffe  eine  viel- 
seitige Anwendung  und  es  ist  oben  bereits 
angedeutet,  in  wie  weit  selbst  psychische 
Krankheitsursachen  Störungen  und  Zerse- 
tzungen der  Säftemasse  veranlassen  und  in 
Folge  dessen  durch  apostatische  Affectionen 
der  Organe  mehr  oder  weniger  nachtheilige 
und  bleibende  Krankheiten  veranlassen  kön- 
nen. Es  würde  zu  weit  führen  und  die 
Grenzen  überschreiten,  welche  mir  hier  ge- 
steckt sind,  wollte  ich  die  übrigen  ursächli- 
chen Verhältnisse  in  der  Pathogenese  und  die 
Art  und  Weise,  wie  die  Natur  die  dadurch 
herbeigeführten  organischen  Störungen  wie- 
der auszugleichen  sucht,  hier  weiter  verfol- 
gen. Dem  aufmerksamen  Beobachter  wird 
nicht  entgehen,  wie  die  \atur,  wenn  auch 


~    5«    - 

nach  unwandelbaren  organischen  Gesetzen 
wirkend,  doch  auch  hier  die  heilstrebende 
Tendenz  nicht  verkennen  lässt,  weiche  aich 
auf  ahnliche  Weise  kund  giebt,  wie  ich  sie 
in  der  vorstehenden  Abhandlung  bei  meh-- 
'reren  Krahkheiten  zu  entwickeln  gesucht 
habe. 


r 


II. 


^    Ueber 

den     Einfl  II  SS 

der 

Sommerwitterung    auf 
Herbstkrankheiten. 

Von 

Dr*   ۥ   ۥ   T.  Burdach,  in  Luekau. 


Durch  nachstehende  Bemerkangen  wäh- 
gdie  ^  dnen  kleinen  Beitrag  za  liefern  zu 
den  UnterBochongen  aber  die  Abhängigkeit 
des  menschlichen  Befindens  von  den  Yerin* 
demacen  der  ihn  nmgebenden  äusseren  Nsp- 
tgrverailteisse ,  namentlich  dem  ordentlichen 
WitterangsIaBfe  onserer  Zone.  Langjährige 
Ustenochnngen  haben  mir  die  Ueberzeogane 
Mgeben,  das«  die  fiber  diesen  Gegenstand 
SerrsAenden  Meinongeu  unklar  und  wenig 
bcgrwidet  sind.  Wenn  man,  wie  meistens 
m  Gesprichen  des  gewdhnlidien  Lebens,  aber 
atch  in  Dracksduri&n  gesddeht,  das  mensch- 


—       54    ■  -r- 

iiche  Individuum  sowohl  als  auch  die  Gesammt- 
beit  des  Volkslebens^  ganz  nach  Art  einer 
Wetterfahne  betrachtet,  so  ist  dieses  weder 
speciell  mit  der  reineren  Erfahrung,  noch 
überhaupt  mit  der  hinlänglich  erwiesenen 
PerdurabilitSt  und  mehrseitigen  Acclimatisa- 
tionsfähigkeit  der  menschlichen  !^atur  verein- 
bar, welche  darin,  wie  überhaupt  in  ihrer 
Widerstandsfäliigkeit  g^gen  äussere  Einwir- 
kungen, auf  einer  ziemlich  hoben  Stufe  steht 
und  letzteren  nur  dann  mehr  oder  weniger 
unterliegt,  wenn  sie  ihnen  mit  einer  grossen 
und  gewaltsamen  DiiTerenz  und  sehr  anhal- 
tend, wodurch  ihre  Functionen  beeinträchtigt 
werden,  ausgesetzt  ist,  welches  aber  brt 
den  als  fortgehend  angenommenen,  voraus- 
gesetzten allgemeinen  Einflüssen  der  bei  uns 
gewöhnlichen  Witterungsveränderungen  kei- 
nesweges  Statt  findet. 

Hierzu  gehören  indess  nicht  die  nicht 
zu  verkennenden  Spuren  einer  gewissen  Sym-' 
pathie  der  Zustände  und  Veränderungen  or- 
^nisirter  Wesen  mit  den  typischen  des 
Weltganzen.     Zunächst  werden    die  beiden 

grossen  Rotationen  der  ersten  und  zweiten  , 
t;wegung  des  Erdkörpers  (—  denn  von  sei-« 
nen  übrigen  astronomischen  Beziehungen  ist 
es  sehr  problematisch  — )  von  den  belebten 
Individuen,  unwillkührlich,  gewissermassen  mit 
kleinen  Pendelschwingungen,  Uoehroniach  &«* 
gleitet.  Für  eine  solche  Sympathie  mit  dem 
Weltkörperleben  finden  sich  auch  bei  den  re- 
lativen Gesammtheiten  des  Volkslebens,  be- 
sonders, wenn  diese  durch  epidemische  Er- 
krankungen sich  deutlicher  als  Individuen  ob- 


—    55     — 

jMtiTiren^  sprediende  Thatsacheib  In  Wahr- 
aehmiiDgen  dieser  Art  hat  man  oft,  bei  dea 
^aufteilst  liegeDden  Dingen  ala  seheinbaren 
Uraachen  in  einseitiger  Anffasaonc  verwei- 
lend 9  directe  Einwirkangen  der  Witterang 
finden  wollen,  obwohl  genauere  Beobachtung 
attch  hier  zeigt,  dass  das  Post  hoc  ergo 
propter  hoc  ungegrfindet  war,  dasa  aogar 
laeistens  nicht  einmal  so  atriTallende  und 
weift  verbreitete  WitterungsabnormitAten,  um 
ihnen  die-  Kraft  Kur  Bewirkung  epidemtseher 
Erkrankungen  auch  nur  muthmasslich  beizn-^ 
meaaen,  Statt  gefunden  hatten,  dasa  mithin 
letztere  nur  correspondirende  Functionen  der 
VeräBderongen  eines  hohem  Ganzen  sein 
mDsaten.  —  Schon  vorhin  ward  angedeutet, 
dasa  noch  viel  weniger  die  alltigliche  Thatr 
sadie  der  Störung  organischer  Functionen 
durch  Einwirkung  elementarischer  und  at- 
Boaphirilischer  Potenzen,  welche  mit  dem 
lebeinden  Individuo  in  Conflict  treten,  also 
aaeh  der^i  pathogenetische  KrafL  bezweifelt 
werden  soll.  Nur  müsste  dieser  Conflict  dock 
«evor  als  ein  allgemeiner  wirklich  vorhanden 
sein;  ein  solcher  mangelt  aber  in  der  Regtf 
and  wird  nur  herkömmlicher  Weise  behanp-' 
tat  zwischen  den  laufenden  Witterua^sver« 
Utttniaaen  und  ißn  ihrer  directen  Einwirkung 
nidit  unmittelbar  ausgesetzten,  lebenden  In- 
divMu». 


Die  Entwickelung  der  SpätsoBuaar-  und 
Herbstkrankheiten  scheint  der  Wendepunkt 
xa  sein  lir  die  jedesmalige  Krankheitscon- 
alitntioB  dea  Jahres.  —  Von  der  völlig  aas- 
appordeatUAen  Beschaffenheit  des  Spitoani- 


—    56    — 

mere  1842  and  der  in  ihm  Eor  gröMtm  Büke 
gediehenen  solaren  WitterungaHkemie  imMte 
ein  entscheidendes  Moment  für '  die  BeRBt- 
wortung  folgender  Fragen  za  erwarten  Bon: 

1.  Stehen  die  im  Herbste  gew5hBlid^ 
mehr  oder  weniger.  Statt  findenden  epide»* 
sehen  Krankheiten  ulnhr,  Typhen,  Keodi- 
hasten,  Cholera,  Grippe,  Friesel  u.  a.)  ait  j 
der  zunächst  vorhergegangenen  Sommer-  ; 
Witterung,  namentlich  mit  der  grosseren  oder 
geringeren  Hitze  und  atmosphfirischen  Span- 
nung des  Spätsommers,  entweder  in  einem 
directen  Causalitätsverhältnisse,  oder  docli  in 
irgend  einem  Abhängigkcitsverhältnifise^  so 
dass  ihre  Modalität   durch  die  vorausgenn- 

Sene  Witterung  bestimmt  wird?  2.  Worin 
estehen  diese  etwaigen  gegenseitigen  Be- 
ziehungen, sowohl  im  Bestimmenden  als  im 
Bestimmten?  Es  ist  wohl  einleuchtend,  dass, 
wenn  zwischen  der  Sommerwitterong  and 
den  Herbstkrankheiten  irgend  ein  sSosam- 
menhang,  ein  gegenseitiges  Verhältniss  Statt 
findet,  oieses  sich  dadurch  documentiren  mfisse, 
dass  bedeutende  Veränderungen  im  Antece- 
dens ungefähr  entsprechende  Wirkungen 
im  Consequens  nach  sich  ziehen,  so  wie, 
dass  umgekehrt  die  durchgängige  factische 
Abwesenheit  eines  wechselseitigen  Verhält- 
nisses die  Causalitätsbeziehung  vollständig 
aufhebt.  Dieser  Satz  ist  ah  Basis  der  Un^  . 
tersuchung  anzusehen. 

Bekanntlich  ist  der  Herbst  jedesmal  die 
Zeit  des  grössten  Wohlbefindens  und  des 
kräftigsten  Lebensgefühles  für  die  Mehrzahl 


rMiM^   ind  ^gleicIi''>doch  auch  db 
Mit,  ni  wefelrer,  niehst  dem  Fl^i^^i^ 
M^  YolksknndUieiten  einKatrelen  j^in 
gm.    'Nor    ginadiche  dberflScUiehkeit   qdA 
MktmmaA^gk^  Unnte  die  letKtere'^hal- 
iadmreh  erUSreii  woUcin,  dass  die  {wt* 
Hmq^ttempemtiirilbergiiige^    der  . 
rin  die  des.Herbsfes^  so  wie  d6r' 
Winlm  in  die  -  d(^  f^rAhhogs,  dieeieb 
Kmiih  mttelst*  einer  directön  angan-* 
Knwirkang  aof  die  individuellen  0^- 
«i  bewirkten.    Demi,  kanrasa  erwilH 
1^  dann   grade  *ein  jedes  langes  EtneiriHif 
Wlttinrnii^.nnd  Temperatur,  sie  sei  wd« 
Art  flip  wolle  mid  |itir  etil  «öleAe«,  stets 
mgOostig:  auf  Jede  Art  von  Organismen 
einwirkt,  welche  asu  Belebung  ihrer  Funetie^ 
■n  iväiaiis  der  Abwechselung  derlncitä;* 
■esle  nnd  Umgebongea  bedürfen,  um  nich); 
in  vÄliger  Erschlaffang  unterzugehen,  indem 
der  Wechsel,  selbst  wenn  er  von  sehr  schrof- 
fer Art  ist,  an  and  fnr  sich  keinesweges  nach- 
theOig,  sondern  dann  eben   erst  recht  wohl« 
thitig  erreffend  einwirkt;   dass  ferner,  die 
aban  angefahrte  Erfahnirigs  -  Thatsaehe  der 
lUhe  des  individuellen  Wohlbefindens  im  ei- 
«■tKchen  Herbste,  auch  bei  der  um  diese 
Zeit  oft  unfreundlichen  nasskalten  Witterung, 
Jenem  Erklärungsversuche  schon  völlig  ent- 
gegen ist,  —   so  beginnen  die  eigentlichen 
herrschenden   Fruhjahrskrankheiten   meistens 
schon  im  Februar  mit  aller  Stärke,  die  Herbst- 
cpdemieen  aber  jedesmal  im  August,  wo  auf 
beiden  Seiten  noch  gar  kein  Wechsel  einge- 
inten ist, ,  wo   vielmehr  in  unserem  Klima, 


—    5»    ~ 

dort  der   Winter  hier  der   Sommer,    eben 
erst  aaf  der  rechten  Höhe  sich  befindet    Es 

Seht  vielmehr  hieraus;  so, wie  aas  allen  and- 
eren wesentlichen  Erscheinungen  der  Epi- 
demieen,  hervor,  dass  letztere  Nichts  Ande- 
res sind«  als  wirkliche  Erkrankungen  einzel- 
ner unbekannter,  durch  unsere  Sinne  weiter 
nicht  wahrnehmbarer,  Attribute  der  Atmo- 
sphäre, von  welchen  eine  gewisse  Anzahl  In- 
dSividnen  angesteckt  wird,  die  Mehrzahl  aber 
Nichts  empfindet,  weil  ihr  eben  Empfänglich- 
keit und  Sinn  dafär  abgeht,  indem  die  At- 
mosphäre, in  ihren  übrigen  Beziehungen  grade 
sehr  gesund  sein  kann,  wie  sie  es  im  Herbste 

fanz  gewiss  jedesmal  ist.  Kaum  der  Qemer- 
ung  bedarf  es,  dass  solche  —  so  zu  sa- 
gen —  Localkrankheiten  der  Atmosphäre 
gänzlich  ausserhalb  des  Bereiches  der  todten 
elektrometrischen  und  chemischen  Priifbngs- 
mittel  liegen.  Die  einzigen  Reagentien  dafür 
sind  eben  nur  die  Individuen,  welche  davon 
erkranken  und  dadurch  ihre  .Empfänglichkeit 
dafär  verrathen.  Nur  aus  der  Zusammenstel- 
lung anderweitiger  parallel  verlaufender  at- 
mosphärischer Symptome,  aus  einer  vieljäh- 
rigen Reihe  von  Beobachtungen,  könnte  die, 
vielleicht  periodische,  Wiederkehr  ähnlicher 
atmosphärischer  Krankheitsprocesse  erschlos- 
sen und,  nebst  ihren  Einwirkungen  auf  die 
lebenden  Wesen,  im  Voraus  analogisch  be- 
stimmt werden. 

Ich  werde  nun  den  Versuch  machen,  die 
merkwürdigsten  Sommer  der  letzten  zwei 
und  dreissig  Jahre  in  Beziehung  auf  die 
Krankheitsconstitution  des  jedesmaligen  Herb« 


~    5»    ~ 

Btdß  kflrdich  aufiEofUhren  nnd  daramr  einige 
Rmultate  su  ziehen. 

leh  beschrfinke  mich  hierbei  aaf  das 
aDein,  was  ich  selbst  erfuhr  und  beobachtete, 
artheile  also  nur  von  meinem  Standpunkte 
aas.  Wie  könnte  ich  aach  anders?  Jeder 
Landstrich  hat  seine  besondere,  von  dem 
Nächbarlande,  selbst  in  gleicher  Zone,  oft 
sdir  verschiedene,  ja  gans  entgegenffesetzste, 
Wittemngsfolge,  anch  meistens  gleichseitig 
andere  Krankheiten.  Fortlaufende  Beobach- 
tongen  hierüber  ans  allen  Ländern  zu  erhal- 
ten nnd  zasammeiiznstellen ,  —  welche  Ar- 
beit fiSr  den  Einzelnen?  — 

181 1 .  Der  Frohling  ziemlich  lange  fencht 
und  kfihl.  Die  Sommerwitterang  entwickelte 
sich  aber,  allmfihlich  steigend  and  darch  ein- 
zelne starke  Gewitter  nicht  merklich  gestört, 
bis  in  den  Herbstanfang  in  einem  solchen 
Grade,  dass  dieser  Sommer  zu  den  wärmsten 
in  unserem  Himmelsstriche  gerechnet  wird* 
Alle  Frfichte  geriethen  vorzüglich ;  Kometen- 
wdn.  (Zwölften  September  Perihel  des 
grossen  Kometen).  Schon  im  Spätsommer  be-^ 
gann  eine  ziemlich  gefährliche  Riihrepide- 
mie.  — 

1819.  Der  wärmste  Sommer  seit  1811. 
Die  dazwischen  liegenden  waren  theils  nur 
mittelmässig  warm,  wie  1812,  1815,  oder 
durch  grosse  Nässe  (1813,  Katzbach,  1816, 
völliger  Misswachs,)  ausgezeichnet.  In  dem 
in  Rede  stehenden  Jahre  war  bereits  der 
noch  mehr  der  Juni,  heiter  und  warm, 


~    «0    — 

dk)ch  mit  Regentagen  abwechiselnd.  Im  An- 
fange des  Jali  erreichte  die  Hitze  einen  ho- 
ben Grad  und  auch  der  Spätsommer  war 
zieiolich  warm*,  Im  September  trat  schon 
zeitig  Herbstkühle  ein,  und  es  folgte  ein 
ciemiich  kalter  doch  nicht  langer  Winter. 
Herbstkrankheiten  waren  nur  in  sehr  gerin- 
ger Zahl  wahrzunehmen  und  beschränkten 
sich  auf  gewöhnliche  rheumatische  Zufälle, 
Eine  Ruhrepidemie  fand  in  meinem  damaligen 
Wirkungskreise  nicht  Statt.  > 

1822.  Nach  einem  feuchten  gelinden 
Winter  trat  der  Frühling  .schon  im  Anfange 
deis  Aprils  |iit  anhaltender  Trockenheit  und 
im  Mai  mit  bedeutender  Hitze  ein,  welche 
bei  völliger  Regenlosigkeit  und  Heiterkeit 
bis  zum  vier  und  zwanzigsten  Juni  aidiielt. 
Da  änderte  sich  die  Witterung  mit  einem 
Male  völlig ;  es  erfolgte  Regen  und  ein  kfih- 
1er  feuchter  Nachsommer,  hierauf  der  fürch- 
terliche, seit  Menschengedenken  kälteste  Win- 
ter. In  diesem  Herbste  habe  ich  keine  all- 
gemein herrschenden  Krankheiten  wahrge- 
nommen; es  gab  äusserst  wenige,  nur 
sporadische,  Krankheitsfälle. 

1826.  Die  Fruhjahrsmonate  sehr  kahl; 
feuchte  stürmische  Witterung  bis  zum  vier 
und  zwanzigsten  Juni,  von  da  an  immer 
zunehmende  warme  und  endlich  äusserst 
faeisse  Witterung,  so,  dass  die  Hitze  am  sechs 
und  zwanzigsten  Juli,  dritten  und  zehnten 
August  die  bei  uns  unerhörte  Höhe  von  30 
Orad  R.  gegen  Norden  im  Schatten  erreichte, 
und  dieser  Sommer  den  allerwärmsten  in  un- 


—  »1   — 

I 

ierer  Zone  beigezählt  werden  muss.  Itai 
Herbste  eine  bedeutende  Kahrepidemie;  bei 
weitem  die  heftigste  seit  1811.  Nach  dereok 
Aufhören  herrschten  Keuchhusten  und  Wech- 
selfieber, ersterer  den  Winter  hindurch,  letz-* 
tere  bis  in  das  Jahr  1829. 

1834.  Dieser  Sommer  kam  unter  allen 
Von  mir  beobachteten  dem  von  1842  durch 
seinen  heiteren  gleichförmig  warmen  August 
uad  September,  seinen  hohen  Barometerstand 
in  diesen  Monaten  und  seine  Salubrität,  am 
nächsten.  Bereits  im  April,  also  noch  früher 
als  1842,  begann  die  warme  Temperatur.  In 
diesem  Herbste  gab  es  gar  keine  Ruhr  noch 
sonstige  epidemische  Krankheiten. 

1836.  Mai,  Juni  und  erste  Hälfte  des 
Juli  ausnehmend  kühl  (am  fünfzehnten  Juni 
fielen  Schneeflocken  in  Berlin);  nur  Anfangs 
Mai  waren  einige  warme  Tage  da  geweseut 
Der  August  im  Ganzen  ziemlich  warm,  doch 
mit  öfterem  'Regen,  welcher  im  September 
vorherrschend  wurde.  Der  August  brachte 
eine  sehr  starke  Ruhrepidemie,  welche  be- 
sonders im  südlichen  Theile  des  Frankfurther 
Regierungsbezirkes  ausserordentlich  viele  In- 
dividuen, jedoch  nicht  gefährlich,,  ergriff. 
Seit  diesem  Jahre  (1836)  ist  die  Rohr  in  je- 
dem Herbste  stationär,  mit  stetig  (bis  1841) 
steigender  Bösartigkeit  gewesen.  Der  ga- 
strische Charakter  der  Krankheiten,  welcner 
seit  1830  ziemlich  allgemein  zu  bemerken 
war,  ging  am  entschiedensten  1841  in  den 
nervösen  über^  daraus  entstand  die  Maligni-» 
titt    der   Ruhrepidemie    des    letzterw&hnten 


—  et  — 

Jahres^  welche,  soweit  meine  Beobachtangen 
reichen,  kaum  ihres  Gleichen  gehabt  hat.  — 

.  Die  Witternnffsverhältnisse  des  Som- 
mers 1842  sind  in  uischem  Andenken!  Meine 
historischen  Forschungen  haben  mir  das  Re* 
sultat  gegeben,  dass  seit  dem  Jahre  Eintau- 
send zwei  und  zwanzig  (1022)  im  mittleren 
Europa  ein  ähnlicher  Spätspmmer  nicht  Statt 
gefunden  hat.  (S.  Sigeberti  GemblaceAsis 
ChronicoQ'a.  A.  381  —  1112,  und  Hemm 
Kirchenhistorie,  6.  B.  S.  962,  63.)  Alle  spä- 
tere Chronisten,  welche  ich  nachschlagen' 
konnte,  überliefern  für  die  ganze  Reihe  der 
sechs  Jahrhunderte  seitdem  Nichts  Aehnli- 
ches,  (soweit  nämlich  meine  Quellen  reichen). 
In  dem  angeführten  Jahre  (1022)  ma^  frei- 
lich die  Hitze  und  Trockenheit  noch  viel  hö- 
her gestiegen  sein,  denn  die  Ausdrücke  des 
Chronisten  klingen  mährchenhaft.  Lange  Re- 
genlosigkeit  wird  zwar  auch  von  den  Jahren 
1653,  wo  Brunnen  und  Bäche  vertrocknet 
sind,  so  wie  auch  von  dem  Jahre  1666  ge- 
meldet; die  Hitze  scheint  aber  in  diesen  bei- 
den Jahren  nicht  den  Grad  erreicht,  auch 
nicht  über  so  beträchtliche  Landstriche  die 
Trockenheit  sich  verbreitet  zu  haben,  wie 
1842.  Zwar  war  es  nicht  die  absolute  Höhe 
der  Wärmegrade,  welchb  den  letzteren  Som- 
mer auszeichnete;  denn  hierin  ward  «r  von 
dem  des  Jahres  1826  bedeutend  übertroffen; 
aber  die  (freilich  nicht  leicht  genau  mess- 
bare) Summe  der  überhaupt  darin  frei  ge- 
wordenen Wärme  war  ausserordentlich,  und 
noch  mehr  war  es  die  Intensität  der  8oi^ 
neßMctian^    nämlich  die  Kraft,    mit  welcher 


—    63    — 

Sonne,  sobald  sie  sich  erhob,  auf  des 
Bereich  der  Erdatmosphäre  «ertelsetid ,  ein- 
wirkte und  jedes  ihr  darin  entgegenstehende 
meteoroloeische  Moment,  an  Dünsten,  Wolken- 
und  Gewitterbildnng ,  nnhedingi  beherrMchie 
ond  vernichtete. 

Die  Reihefolge  der  Jahr'eswittemngen 
ttenester  Zeit  scheint  xiemlich  deutlich  ein 
Busammenhängendes  Ganzes,  nämlich  einen 
mit  dem  letztverflossenem  Jahre  abgeschlos- 
senen Cyklns,  zu  bilden.  Nachdem  im  Jahre 
1834,  welches  den  vorigen  Cyklus  beendete, 
Wärme,  heitre  Luft  und  Sonnenwirkung 
vorherrschend  gewesen  war,  trat  mit  1835 
der  andere,  wäßrige  Pol  in  Thätigkeit.  Sein 
Maximum  erreichte  dieser  in  dem  äusserst  kal- 
ten und  nassen  Sommer  1838,  welcher  auf 
einen  ungewöhnlich  schneereichem '  Winter 
folgte.  Idi  habe  deutlich  und  anhaltend  be- 
obachtet, dass  den  grössteu  Theil  des  Jahres 
1835  hindurch,  täglich,  auch  bei  dem  wolken- 
freiesten  blauen  Himmel,  die  Seite  desselben, 
an  welchem  die  Sonne  stand,  wie  mit  einem 
weisslich- trüben  Schleier  von  rundlicher  je- 
doch nicht  streng  umschriebener  Gestalt  und 
Abffränzung,  welcher  die  Sonne  umgab  und 
einhüllte,    bedeckt  war.     Dieses   Phänomen 

Sing  mit  der  Sonne  auf  und  folgte  ihr  beim 
ntergehen.  Die  ^'ässe  der  nächstfolgenden 
Jahre  schien  damit  in  Verbindung  zu  stehen, 
indem  es  bei  deren  Eintritt  verschwand. 
Sollte  es  nicht  auch  an  anderen  Orten  be- 
merkt worden  sein?  Da  es  freilich  nichtsehr 
markirt  war,  so  ist  es  wohl  ziemlich  allge- 
mein fibersehen  oder  ffir  räien 


—    6#    — 

vorübergebenden  Nebelschleier '  in  der  Wol- 
kenregion gehalten  worden.  Ich  konnte  es 
aber,  wegen  seiner  täglich  constanten  Er- 
scheinung bei  völlig  blauem  Himmel  und  nur 
bei  diesem,  und  seiner  langen,  mehrmonatli- 
chen  Dauer,  nicht  in  dieser  suchei\r  Jedoch, 
obwohl  es  scheinbar  mit  der  Sonne  zusam- 
menhing und  nur  in  deren  unmittelbarer  Um- 
-  gebung  vorhanden  zu  sein  schien,  bin  ich 
weit  entfernt  zu  behaupten,  dass  es  wesent- 
lich mit  der  Sonne  verbunden  und  etwa  eine 
abnorme  Beschaffenheit  der  SonnenatmosphSre 
gewesen  sei,  denn  dazu  erschien  es  viel  za 
ausgedehnt  und  von  der  Form  des  Zodian 
kallichtes  völlig  abweichend.  Es  konnte  nur 
auf  einem  besonderen  Zustande  der  höchsten 
Regionen  der  Erdatmosphäre,  in  welche  ei- 
gentliche Wolken  sich  nie  erheben,  beruhen, 
welcher  das  direct  auffallende  Sonnenlicht 
modificirte,  die  Durchsichtigkeit  ihres  übrigen 
Theils  aber  nicht  behinderte,  indem  nament- 
lieh  auch  der  Seh  weif  des  um  dieselbe  Zeit 
sichtbaren  Halley  sehen  Kometen  ungehindert 
dadurch  erschien.  Das  Frühjahr  und  die 
frühere  Hälfte  des  Sommers  von  1839  war 
beträchtlich  kalt  und  regnerisch;  bis  in  den 
halben  Juli  noch  kein  heisser  Tag.  Da  er- 
schien am  neunzehnten  Juli  ein  ganz  ausser- 
ordentliches Morgenroth.  Schon  um  «wei 
Uhr  zeigte  sich  im  NNO  eine  glühende  Röthe 
wie  von  einer  fernen  Feuersbrunst,  welche 
binnen  ein  und  einer  halben  Stunde  sich  mit 
einer  ausserordentlich  flammenden  Helligkeit, 
durch  Purpur  und  Scharlach  in  Safran  und 
Feuergelb  übergehend,  über  den  grössten 
Tbeil  des  Himmelsgewölbes  ausbreitete.  Diess 


—    65    — 

Phänomen  schien  eine  Krisis  angedeutet  sii 
haben;  denn  nicht  nur  erfolgte  unmittelbar 
ein  sehr  heisser  Tag,  und  ziemlich  warme 
Witterung  nachher«  sondern  die  übermas- 
äige  Nässe  dieses  Jahrescyklus  ging  von 
da  ab  allmählich  auf  da»  entgegengesetzte 
Extrem  hin,  welches  im  Augustmonat  1842 
erreicht  wurde.  — 

Die  meisten  Jahre  dieses  Cyklus,  seit 
dem  durch  seinen  ungemein  kalten  Vorsom- 
mer ausgezeichneten  1836sten,  brachten  im 
August  und  September  eine  beträchtliche 
Epidemie  der  Ruhr,  weiche  seit  1826  nur 
sporadisch  da  gewesen  war.  Nach  der  er- 
sten und  grössten  dieser  Epidemieen  herrschte 
im  ganzen  Winter  1836  —  37  die  soge- 
nannte Grippe  in  ziemlich  gefährlicher  Form. 

Was  folgt  nun  aus  dieser  thatsächlichen 
ZusanunensteUung  ?  Doch  wohl  fürs  Erste, 
dass  die  herrschenden  Krankheiten  in  diesen 
aufgeführten  Jahren  niemals  eine  Folge  der 
zunächst  vorhergegangenen  Witterung  wa- 
ren. Wir  sahen  Herbstepidemieen,  gleich- 
viel, ob  der  Spätsommer  heiss  und  trocken 
oder  kühl  und  tcucht  gewesen  war.    Sie  zo- 

fen  sich  bisweilen  bis  in  den  Winter 
inein  oder  erloschen  früher,  gleichviel,  ob 
die  Winterkälte  zeitig  oder  spät  eintrat. 
Eben  so  wenig  ward  der  allgemeine  Charak- 
ter der  Krankheiten  durch  die  herrschende 
Witterungsbeschaffenheit  bestimmt  und  modi- 
ficirt;  die  Perioden  der  beiderseitigen  Zu- 
stände verliefen  nicht  einmal  parallel  und 
gleichzeitig.  Denn,  wenn  ich  nicht  irre,  m 
begann  die  Herrschaft  des  gastrischen  Cha- 

Jonrn.  Bd.  XGV.  St.  1.  0 


—    SB    — 

imkters  in  ^n  Choleiiiifthren  1830  --  32, 
und  dauerte  bis  1841/  wo  entscMedene  Ner- 
V09it8t  nnd  iswar  in  bdhem  Grade,  eintrat, 
t>hne  dass  eine  Epoche  in  dem  Oan^e  der 
Wittei^änj^fofgen  Statt  gehabt  hfitte,  deren 
Cyklas  vielmehr,  Avie  oben  bemerkt,  von  1835 
%is  42  währte.  Wenn  nnn  aber  zwischen 
der  Siiccession  der  JahreswiMektfft^elfi  nnd 
Jahreskraukheiten  kein  oongmenter  Paralle- 
lismiis  Statt  findet,  so  ist  an  der  genetischen 
Unabhflnffigkeit  der  zweiten  von  den  ersten 
wohl  nicht  zu  zweifeln.  —  Eine  ffegeasei- 
tige  Beziehung  findet  aber  doch  Statt  nnd 
zwar  in  Folge  aller  meiner  Beobachtungen 
80  constant,  dass  etwas  Gesetzmissiges  da- 
rin zu  liegen  scheint,  obwohl  der  Grund  des 
Gesetzes  und  die  Kraft,  durch  welche  'es  in 
der  Körperwelt  realisirt  wird,  schwerlich  auf- 
zufinden sem  möchte.  Nämlieh:  jedes  Jahr, 
welches  eineiü  kalten  und  nassen  FVilfadtH]^ 
nnd  spftt  mit  Warme  eintretendien  Sommer 
hat,  bt^tn^t  ibi  Herbste  eine  bedeutende  1^- 
demie;  tet  dage^n  der  WiiMin^ fieitet^  ^l»Mn 
-öfnd  trocken,  se  isi  der  Herbst  für  die  Man- 
ischen ein  ges^tfder,  dfe  Witterung  <der  "ei- 
gentlichen  •Soiiimer-  nnd  sodanh  der  He'l4M- 
moiiate  sei  welche  sie  wolle. 

Dass  dieses  unmöglich^  M'ch  dct  her- 
gebrachten Meinung,  eine  Folge  der  fSüiwir- 
kung  der  l^ilihjahrswitteiling  auf  die  Orga- 
nicrmen  sein  könne,  ist  wohl  klar.  Wie 
nnwahrscheinhch  wäre  nicht  die  AnnähfMe, 
dass  dorch  etwas  FrAhhmgsrkfitrte,  die  doNch 
immer  ge^en  die  so  eben  überstandene  Win* 
terkalte  mch  ab  relative  Wärme  verhtit^  in 


,—    67   — 

einer  grossen  Anzahl  Individuen,  namentlich 
auch  um  diese  Zeit  noch  gar  nicht  gebore- 
ner Kinder,  eine  Disposition  gesetzt  werde^ 
welche  durch  die  nachfolgende  mehrwöchent- 
liche Sommerwitterung  nicht  ausgelöscht, 
vielmehr  zur  Reife  gebracht  werde,  und  nun 
im  Herbste,  in  wirkliche  Erkrankung  überge- 
hend, sich  als  Volkskrankheit  darstelle!  Dringt 
sich  hierbei  nicht  vielmehr  die  Ansicht  auf. 
dass  die  Succession  der  Witterungszustfinde 
■nd  die  der  Volkskrankheiten,  in  gegensei- 
tiger Unabhängigkeit  nach  eignen  inneren 
Geaetsen  verlaufe,  und  dass  ein  Zusammen- 
treffen, wo  man  es,  um  die  vorgefasste  Jllei- 
■nng  SU  bekräftigen,  irgend  wahrnehmen 
wollte,  nur  ein  zufälliges  sein  könnte,  sobald 
eicht  dif  individuellen  Organismen  in  directen 
Conflict  mit  den  Witterungseinflös^en,  durch 
Erhitzung,  Erkältung  oder  dergleichen,  ge« 
treten  waren? 

So  begegneten  uns  (s.  oben)  bedeutende 
Herbstepidemieen  in  den  Jahren  1811  und 
1826,  wo  auf  ein  feuchtes  kühles  Frühjahr  ein 
ausgezeichnet  schöner  warmer  Sommer  ge- 
folgt war:  eben  so  in  den  Jahren  1836  und 
1S39.  wo  ein  mittelmässig  wanner  doch  ab- 
wechselnder, Sommer  auf  ein  kühles  feuchtes 
Frühjahr  folgte:  eben  so  im  Jahre  1838,  wo 
auf  ein  gleiches  Frühjahr  ein  kalter  Sommer 
folgte.  Offenbar  war  in  diesen  Jahren  die 
Witterung  und  Temperatur  des  Sommers  ohne 
allen  Einfluss  auf  die  ai:  seinem  Ausgange 
entstehenden  epidemischen  Erkrankun»:en.  Im 
Jahre  1819,  wo  auf  ein  warmes  Frühjahr  ein 
liemlich  heisser  Sommer,   1822  wo  auf  ein 

5* 


_    68    — 

sehr  warmes  Fräbjahr  ein  abwechsdnder 
Sommer,'  1834,  wo  auf  ein  zeitiges  warmes 
Fräbjahr  ein  ausgezeichnet  warmer  heiterer 
Spätsommer  folgte ,  waren  frei  von  allen 
Herbstepidemieen.  So  auch  1821,  wo  ein 
sehr  nasser  Sommer  auf  ein  zeitiges  warmes 
Frühjahr  gefolgt  war. 

Dieses  Resultat:  dass  nur  die  Beschaf- 
fenheit des  Frühlings  die  Initiative  der.  Pros- 
perität für  Spätsommer  und  Herbst  vorbe- 
deutend eröffnet  oder  verschliesst,  und  keine 
Einwirkung  der  zunächst- vorausgegangenen 
Sommerwitterung  darauf  Statt  findet,  sehen 
wir  nun  auch  in  unserem  letztverflossenen 
merkwürdigen  Jahre,  1842,  bestätigt.  Der 
Frühling  desselben  gehörte  Anfangs  i&u  den 
roittelmässigen ,  indem  seine  ersten  Wochen 
sich  ziemlich  kühl  und  feucht  hielten;  doch 
begann  mit  dem  Mai  ein  regelmässiges  Stei- 

fen  der  warmen  Witterung,  bis  zu  der  seit 
ahrhunderten  unerhörten  anhaltenden  Hitze 
und  atmosphärischen  Spannung  des  Spätsom- 
mers. Welches  war  aber  die  (muthmass- 
liehe)  Nachwirkung  dieses  ausserordentlichen 
Hochsommers  auf  den  allgemeinen  Gesund- 
heitszustand im  Herbste?  Nach  meiner  Be- 
obachtung durchaus  keine;  letzterer  verhielt 
sich  vollkommen  «o,  wie  nach  Andeutung 
der  Witterungsbeschaffenheit  des  Frükfahrs 
zu  erwarten  war;  nämlich  anfänglich  mit 
einigen,  nicht  eben  gutartigen,  Kuhrfällen, 
die  jedoch  auf  so  wenige  Individuen  und  ei- 
nen so  kurzen  Zeitraum  beschränkt  waren, 
dass  sie  kaum  eine  wirkliche  Epidemie  dar- 
stellten; hierauf  aber  folgte  eine  allgemeine, 


—    69    — 

ganz  ansserordentlicbe  Salubritfit,  so  dass, 
jene  noch  im  Augostmonat  beendeten  Fl^lle 
abgerechnet,  dieser  Herbst  der  gesundeste  in 
der  ganzen  Reihe  seit  1834  gewesen  ist, 
ganz  entsprechend  dem  diesjährigen  Früh- 
jahre in  seiner  zweiten  Hälfte«  so  wie  in 
1834,  dem  ganzen  Frühjahre.  '  Hätte  man 
nach  der  diesjährigen  Hitze  (so  wie  nach 
der  von  1826,  1834),  wenn  man  gewissen 
Lehrsätzen  unbedingt  glaubte,  nicht  galjige, 
wohl  auch  nervöse  Krankheiten  erwarten  sol- 
len?'Wo  waren  sie  aber?  Keine  Spur  davon. 
Dem  heissen  Spätsoimier  von  lo26  folgte 
zwar  eine .  bedeutende  Ruhrepidemie,  welehe 
durch  das  kalte  Frühjahr  vorbedeutet  worden 
war,  aber  gallig  war  dieselbe  nicht  im  min- 
desten; sie  war  durchgehends  rheumatisch  und 
nor  durch  Heftigkeit  Schwachen  mitunter  ge- 
fähriicb. 


111 


Beobachtangen 

ttber 

die    Wirksamteil 

des 

Zincilm  hydrocyaniciim 

in  Nerveukrankheiten. 

Von 

Dr.    Jiugust    Bartels^ 

prakt  Artt'  in  Berlin, 


I.  Ein  kräftiges,  vollblütiges  Mädchen, 
neunzehn  Jahr  alt,  litt  seit  zwei  Jahren  an 
epileptischen  Krämpfen ,  welche  periodisch 
karz  vor  dem  Eintritt  der  Regel  oder  za« 
weilen  unmittelbar  nach  derselben  eintraten. 
Die  Periode  hatte  sich  in  ihrem  vierzehnten 
Jahre  ohne  Beschwerden  eingestellt,  war  im- 
mer regelmässig  jedoch  verhältnissmässig  spar* 
sam  gewesen,  auch  hatte  die  Patientin  sich 
während  dieser  Zeit  immer  sehr  wohl  be- 
funden, bis  ohne  bekannte  Ursachen  die 
Krampfzufälle  eintraten.  Mehrere  Aerzte  hat- 
ten nach  einander  das  Uebel  vergebens  zu 
beseitigen  gestrebt,   und  zuletzt  einer  der- 


^  71  -- 

flfllbe«  a|l0  Mittel  f^r  zwecklos  erkU^t  «nd 
baldige  Yerheirathung  empfohlen. 

Alii  ich  die  Behandiimg  fibernahm,  forschte 
ich  vergeheos  ausser  der  Zeit  der  Periode 
mch  krankhaften  Symptomen,  vielmehr  hatte 
dte  Patientiii  d^  Aasdrack  der  blühendsten 

Geiiandbeit 

Die  Krampfsfiaffille  traten  gewöhnlich  de« 
Nfu^bts  ein,  wiir^n  mit  Bewusstlosigkeit  ver- 
hpadcn,  opd  b^tanden  in  heftigen  Convul- 
binnen,  unter  denen  sie  sich  gewöhnlich  die* 
Zunge  zerhiss,  wenn  fue  -nicht  dqrch  dea. 
Beistand  der  Angehörigen  daran  verhindert 
wurde.  Igelten  wiederholte  sich  ejn  solcher 
Anfall  in  der  qächsten  Nacht,  sonderi)  kehrte 
erst  um  die  Zeit  der  Periode  wieder* 

Grosse  Abspannung  folgte  gewöhnlich 
uq4  ging  auclT  zuweilen  den  Anfällen  voraua, 

IJi^u^  dieser  Fall  nicht  zu  der  gewöhn? 
liehen  habituellen  Eoilepsie  gehöre,  war  eben 
so  einleuchtend,  als  dass  er  in  einem  we- 
sfliitliqhen  ^Msainmenhange  mit  der  Periode 
atSnde;  WPrAuf  sich  aber  dieser  Einflqss 
gründete,  qb  er  in  der  Plethora  und  Copge- 
«tionen  odi^r  in  den  durch  den  Sexualpröcess 
^^reizt^n  und  verstimmten  9f er ven  zu  suchen 
aei9  war  schwer  zu  hestiqimen.  Ich  entschied 
ipi^h  fpr  die  letztere  Ansicht,  obgleich  der 
Apigepschein  dagegen  sprach ;  besonders  weil 
nebst  den  übrigen  Mitteln  auch  die  antiphlo« 
gistische    Methode    sich    fruchtlos    erwiesen 


—    T8    — 

■ 

hatte,  und  die  AnfAlle  aueh  nach  der  Periode 
zuweilen  eintraten. 

leh  bedurfte  also  eines  *  umstin^menden, 
kramp&tillenden ,  zugleich  nicht  erregenden 
Heilmittels,  jedoch  war  mir  unter  den  bereits 
gebrauchten  wenig  übrig  geblieben ,  nnd  so 
wählte  ich  eip  ungewöhnlicheres',  nämlich  das 
Zincum  bydrocyanicum.  Acht  Tage  lang  vor 
dem  Eintritt  der  Periode  liess  ich  tätlich 
drei  Gaben  von  einem  halben  Gran  dieses 
Mittels  gebrauchen  und  hatte  die  Freude 
schon  den  nächsten  Anfall  schwächer  and 
kür/ier  werden  zu  sehen. 

1 

Bei  der  zweiten  Periode  waren  die  Er-* 
scheinijingen  dieselben,  weshalb  ich  bei  der 
dritten  me  Gabe  verdoppelte. 

Bei  der  seit  dem  Gebrauch  des  Mittels 
zum  vierten  Male  eintretenden  Regel  blieb 
der  Anfall  aus  und  kehrte  drei  Monate  nicht 
wieder,  obgleich  in  den  beiden  letzten  keine 
Arzenei  mehr  gebraucht  worden  war. 

Durch  Diätfehler  bedeutender  Art  in* 
dessen,  sowie  einmal  durch  Gemüthsbewe- 
gungen  kehrten  später  noch  zweimal  leichte 
Anfälle  zurück,  wurden  jedoch  schnell  durch 
dasselbe  Mittel  beseitigt.  Flussbäder  im  dar- 
auf folgenden  Sommer  gebraucht,  vollendeten 
die  Cur  und  seit  Jahr  und  Tag  ist  die 
Kranke  obgleich  noch  unverheiratnet  von  ih- 
rem Uebel  befreit. 


—    73    — 

II.  Ein  sehnjähriges  Mädchen ,  welehM 
als  jdngeres  Kind  ein  Master  von  Gesnnd- 
heit  gewesen  und  keine  bedeutende  Krank- 
heit Jemals  eriitten  hatte,  fing  vor  ohnffe* 
führ  vier  Jahren  über  Beschwerden  zn  Ma- 
gen an,  welche  man  bei  einer  Erwachsenen 
ehne  Zweifel  fttr  Hysterie  gehalten  bitte. 

Das  Kind  ist  das  ffinfte  and  jflngsle  an- 
eesehener  Aeltem,  welche  erst  in  späteren 
Jahren  ihren  Eheband  schlössen,  genoss  dier 
zweckmSssigsten  physischen  und  geistigen 
Enriehang,  and  ist  über  seine  Jahre  geistig 
entwickelt.  Schnelles  Wachstham  hat  dem 
früher  kräftigen,  beleibten  Kinde  eine  gra- 
eile  ätherische  Gestalt  gegeben,  and  die  wohl- 
gebildeten kindlichen  Gesichtszüge  sind  aaf 
eine  sonderbare  Weise  mit  alten  gemischt, 
welche  denselben  den  Ausdruck  einer  ver- 
blühten Schönheit  geben. 

Die  ersten  Symptome  der  Krankheit  ent- 
wickelten sich  mit  einer  grossen  Angst,  mit 
welcher  die  Kranke  sich  unzertrennlich  an 
ihre  Mutter  schmiegte,  und  diese  unter  heis- 
sen  Thränen  bat,  sie  nicht  zu  verlassen. 

Dieser  Zustand  trat  zu  verschiedenen 
Zeiten  and  ohne  besondere  Yeranlassanff 
ein,  und  wechselte  theils  mit  relativem  Wohl- 
befinden, theils  mit  verschiedenen  anderen 
Symptomen.  Bald  klagte  das  Kind  über 
Abspannung  bald  über  Unruhe  und  ein  d- 
genthümliches  Zittern  in  allen  Gliedern,  bald 
glaubte  sie  den  einen  Fuss  nicht  bewegen 


^  u   -^ 

Mktotten,  Mi  kam  9ß  ihrvar^  nbwejpp  «ie 
fliegen  solle  etc. 

Der  Schlaf  fing  an  unregelmSaeig  am 
werden,  stellte  8i<;h  spfit  ein,  und  ende^  b^-i 
sonders  mit  grösser  Unruhe  am  Morgan,  si| 
Weloh«r  Z«eii  das  Kind  hSofig  mit  Angst  #r« 
wachte  und  keinen  Augenblick  ruhig  zu  lie- 

Ein  vermochte.  Diese  IJnrnbe  nahm  aUmfih- 
h  so  XU,  dass  jeder  Augenzeuge  sich  itbßfm 
xeogt,  das  Kind  sei  gezwungen  sieb  w 
«mberzu werfen,  und  fortwährend  die  AfWk 
und  Beine  zu  bewegen.  Diese  ZiustAndq 
dauerten  iudess  nicht  lange .  und  k^brtcm  oft 
erst  nach  mehreren  Wochen  wieder. , 

Zuweilen  klagte  das  Kind  aber  qigeo^ 
thümiiche  Leibschmerzen  besonders  ain  Nab^ 
es  komme  ihm  vor  als  wenn  derselbe  Bficb 
innen  gezogen  wurde,  oder  auch  als.wfWI 
etwas  darin  beisse  oder  nage. 

Bei  der  Untersuchung  dieses  Znstandes 
neigte  sich  der  Unterleib  immer  eingezogen, 
jedoch  unempfindlich  gegen  Druck. 

Alle  Functionen  waren  übrigens  normal, 
und  leichte  gastrische  Erscheinungen  wurden 
durch  kleine  Gaben  Rhenm  schnell  beseitigt. 
Wegen  Verdacht  auf  Wurmer  wurden  9&a 
verschiedenen  Zeiten  Anthelminthica  ohne  J^vw 
folg  in  Gebrauch  gezogen,  und  dann  a^r 
Stärkung  und  Beruhigung  der  Kleinen  leichte 
Nervina  z«  B.  Chenopodium  ambrosioides, 
Marnm  verpm,    upd  Valeriana  angewendet; 


i 


—    75    — 

ffB  denen  besondere  die  letztere  am  schleeh- 
leslen  vertragen  wurde. 

Eines  Mor^^ns  wurde  ich  plöfaslich  sa 
den  Kinde  gerufen,  welches  heftiger  als  Je- 
■ab  von  seinen  Zaffillcn  ergriffen  sein  sollte. 
M  fand  es  mit  geröthetem  Gesicht,  lebhaft 

ßSasenden  Aueen  im  Bette,  und  in  der  leb* 
iftesten  Unrahe.  Es.  klagte  fiber  heftige 
Angst  nnd  Dmck  auf  der  Brnst,  war  in 
bestindiger  Bewegung  mit  den  Extremitäten 
and  geberdete  sich  periodisch ,  als  wenn  es 
kratsen  nnd  beissen  wollte.  Dabei  sprang 
CS  zuweilen  aus  dem  Bette  und  lief  unruhig  in 
deo  Stuben  umher.  Alles  war  ihm  zuwider, 
die  Möbeln  im  Zimmer  beängstigten  es,  und 
sollten  theils  aus  dem  Zimmer  entfernt,  theils 
IB  andere  Stellen  gesetzt  werden  etc.  Zu* 
reden  der  Mutter  schienen  bei  dem  guten 
ood  felgsamen  Kinde  nicht  ohne  Einfluss, 
jedoch  vermochten  sie  nicht  den  Zustand  im 
Ganzen  zu  vermindern,  auch  versicherte  das 
Kind  unter  Thränen,  es  könne  nicht  an* 
ders. 

Da  ich  einen  Ausbruch  von  Convulsio* 
nen  oder  vielleicht  gar  Manie  befürchtete, 
sah  ich  mich  zum  erstenmal  gezwungen  stär- 
ker einzugreifen  und  verordnete  Flor.  ziuc. 
and  Calomel  jedes  zu  gr.  j  p.  d.  zweistünd- 
lich. Der  Zustand  besserte  sich  hierauf 
gegen  Mittag  und  nahm  bis  zum  Abend  so 
ab.  dass  ich  das  Calomel  wieder  aussetzte 
ind  am  folgenden  Tage  das  Zinc.  sulphuric. 
allein  fortbrauchen  licss.  An  diesem  und  den 
fclgeBden  Tagen  traten  dieselben  Erscheinun« 


—    T«    — 

1^  aber  mSssiger  ein  nnd  blieben  UAgere 
Zeit  unverändert,  bis  ich  das  Mittel  mit  dem 
blossen  Zinkoxyd  vertauschte,  worauf  die 
ZnfSlle  bald  verschwanden,  und  erst  nach 
mehreren  Monaten  aber  nur  in  geringem 
Grade  wiederkehrten.  Durch  den  Gebraöch 
dieses  Mittels  wurden  sie  in  der  Folge  lAi- 
mer  schnell  beseitigt.  Der  Genoss  frischer 
Luft,  kalte  Waschungen,  Staubbäder  und  end- 
lich Flussbäder  hatten  später  im  Laufe  des 
Sommers  nur  einen  geringen  Einfluss  auf  die 
Gesundheit  des  Kindes  und  konnten  eben  so 
wenig  als  das  Mittel  selbst  die  Wiederkehr 
der  Zufälle  verhindern,  jedoch  glaube  ich 
dem  letzteren  sowohl'  ihre  Seltenheit  als  auch 
den  geringen  Grad  derselben  verdanken  za 
mfissen.  Einen  merkwürdigen  EiniBuss  zeigte 
das  Mittel  ausserdem  auf  die  Form  des  Lei- 
dens, indem  sich  jetzt  deutlich  zwei  ver- 
schiedene Zustände  unterscheiden  Hessen, 
welche  früher  mehr  verschmolzen  zu  sein 
schienen.  Besonders  am  Abend  wurde  das 
l^ind  zuweilen  von  Angst  und  Unruhe  befal- 
len, welche  mit  leichten  Fieberbewegungen 
verbunden  waren  und  wohl  selten  bis  tief 
in  die  Nacht  dauerten. 

In  diesem  Zustande  befand  sich  die 
Kranke  zwar  auch  in  grosser  Unruhe  des 
Körpers  (Jactatio),  war  jedoch  vollkommen 
Meister  seiner  Bewegungen.  Verschieden 
davon  war  der  andere  Znstand,  welcher  des 
Morgens  beim  Erwachen  im  Bette  eintrat, 
besonders  wenn  sie  durch  ein  Geräusch  vor 
der  Zeit  im  Schlafe  gestört  wurde.  Ein 
beständiges   abwechselndes  Zucken   in   den 


-    TT    — 

btremititen,  worfiber  die  Kranke  klagte, 
Bberseugteu  jeden  Aueenseagen ,  dass  diese 
Bewegungen  unfreiwillig  geschahen.  Man 
konnte  diesen  Zustand  einen  periodischen 
Veitstanz  nennen,  wenigstens  fehlt  demselben 
nur  die  längere  Dauer,  um  ganas  diesen  Na- 
men zn  verdienen.  Dass  in  diesem  Zustande 
die  Bewegungsnerven  und  in  dem  andern 
die  der  Empfindungen  vorzugsweise  afficirt 
waren,  ist  wohl  vollkommen  deutlich,  merk- 
wOrdig  bleibt  indessen  immer  diese  Alterna- 
tion oder  Polarisation  des  erkrankten  Ner- 
vensystems. Bei  dem  Fortgebrauch  die- 
ses Mittels  verloren  diese  Zufälle  allmäh- 
1^  ihre  Form  und  gingen  in  einen  zuweilen 
eintretenden  Znstand  nervöser  Unruhe  über, 
so  dass  ich  das  Mittel  bald  aussetzen  konnte, 
und  die  völlige  Herstellung  einer  äusserst 
sorgfältigen  ^mj'sischen  Erziehung  äberliess, 
bei  welcner  dieses  juuge  Mädchen  seit  zwei 
Jahren  sich  einer  selten  getrübten  Gesund- 
heit erfreut 


III.  Ein  junger  Oekonom  gegenwärtig 
ein  und  zwanzig  Jahr  alt,  welcher  als  Kind 
ächon  an  8crop&ln  gelitten  hatte,  zeigte  zu- 
erst in  seinem  achten  Jahre  die  sonderbare 
Erscheinung  des  Nachtwandeins,  welche  beide 
Eltern  desselben  ebenfalls  in  Jüngern  Jahren 
gehabt  hatten. 

Welchen  Grad  dieses  Uebel  erreicht  hatte, 
ist  darum  zweifelhaft,  weil  er  jedesmal  da- 
bei gestört  und  zu  Bett  gebracht   wurde  j 


—  w  — 

/  4 

ioeh  ist  gevfmsy  dass  er  beim  Mondwecfiad 
traamend  mit  offenen  Aageu  heramwaadMte 
«ad  aaf  Schränke  kletterte. 

In  gpäteren  Jahren  entwickelte  mch  bei 
dem  Kranken  eine  neae  aber  verwandte  Br^ 
flcheinung:  das  Alpdrucken,  welches  flr' 
ihn  sehr  qaalvoU  wurde  und  mit  drai 
Nachtwandein  abwechselte.  Das  Uebel  be* 
fiel  ihn  wie  das  vorige  im  Schlafe,  und  be- 
gann mit  einem  Gefühl  von  Druck  anf  der 
Srust,  welcher  allmthlig:  so  zunahm,  dass  er 
fiu  ersticken  glaubte.  Zuweilen  erwachtt  «r 
zuvor  mit  Angst,  und  w&hnte,'da8s  «in 
Wagen  von  einer  Höhe  auf  ihn  losgefahren 
worden  der  alsdann  über  seinte  Brust  Aveg- 
fuhr  und  ihn  bewusstlos  zurückliess.  Dess- 
lialb  schrie  er  auch  öfter  voll- Angst;  .der 
Wagen  kommt!  Beide  Nervenkrankheiten 
dauerten  acht  Jahre  bis  zum  sechzehnten  Le- 
bensjahre des  Kranken,  zu  welcher  Zeit  die- 
selben in  eine  zweite  übergingen,  weiche  ich 
am  liebsten  mit  Ekhimpsie  bezeichnen  möchte. 
Die  Veranlassung  soll  eine  Harmonika  gege- 
ben haben,  deren  Ton  auf  den  Kranken  einen 
{(ewaltigen  Eindruck  machte.  Der  Kranke 
lihlte  einen  Druck  auf  der  Brust,  verlor  das 
Bewusstsein,  der  Kopf  wurzle  plötzlich  nach 
der  Schulter  geworfen,  das  Gesicht,  besou- 
bers  der  Mund  schief  nach  der  Seite  gezo- 
gen, die  Augen,  welche  dabei  nicht  geschlos- 
sen waren,  wurden  nach  einer  Seite  und 
nach  oben,  gerollt.  Vor  dem  Munde  zeigte 
sich  etwas  Schaum ,  die  Zunge  wurde 
zerbissen,  die  Glieder  straff  und  zuckten 
Nach  einigen  Stunden  ging  dieser 


—    79    — 

Sostjuid  in  Sopor  and  Knietet  in  einen  un- 
nibi|:en  Schlaf  ober,  auswetchem  der  Kranke 
mit  grosser  Abspannung,  Schmerzen  in  den 
GKedem  und  besonders  in  der  Brust  er- 
wachte. Diese  Zufälle  kehrten  gewöhnlich 
«ehre  Male  hintereinander  wieder,  wurden 
sdiwilcher  ond  blieben  dann  einige  Zeit  je- 
ddeh  böcbstens  zwei  Monate  ans,  nach  wei- 
ther Zeit  dieselben ,  zwei  Jahre  hintereinan- 
der, unregelmässig  periodisch  wieder  eintraten. 

Während  dieser  zwei  Jahre  wurde  der 
Kranke,  soviel  ich  erfahren  konnte,  mit  kal- 
ten Uebergiessungen,  Waschungen  des  Ober- 
körpers mit  kaltem  Wasser  und  innerlich 
dnrch  Antimonialia  behandelt,  in  Folge  wel- 
cher Mittel  am  Ende  des  zweiten  Jahres 
(dem  achtzehnten  des  Kranken)  sich  eine 
Prwigo  favosa  entwickelte,  welche  den  Kopf, 
das  Cesicht  und  den  Hals,  sowie  Brust  und 
Rücken  überzog  und  sehr  genässt  haben  soll. 

\ach  dieser  Eruption  blieben  die  Krämpfe 
znm  ersten  M;ile  vier  Monate  aus,  kehrten 
aber  bei  einer  Erkältimg,  wobei  der  Aus- 
schlaor  noch  vorhanden  war.  mit  derselben 
Heftigkeit  und  seit  dieser  Zeit  wieder  alle 
zwei  Monate  zurück.  Der  Ausschlag  ver- 
schwand allmäbiig.  der  Körper  des  Kranken 
gewann  einen  kräftigen  Gliederbau  und  ent- 
wickelte sich  übrigens  vollkommen .  auch 
blieben  seine  geistigen  Fähi<rkeiten  nicht  zu- 
rück: jedoch  dauerten  die  Anfälle  von  Neuem 
zwei  Jahre  hintereinander  fort,  zweimonatlich 
gewöhnlich  wiederkehrend. 


^    80    — 

Während  dieser  Zeit  wurde  der  Kranke, 
so  wie  schon  früher  von  den  ausg^eiehne- 
testen  Praktikern  behandelt  nnd  fast  alle  er- 
denkliichen  Mittel,  aber  vergebens  in  Gebrauch 
gezogen.  Anthelminthica,  besonders  Filix 
mas,  Artemisia  vulgaris,  Valeriana  und  ähn- 
liche Mittel,  Nux  vomica,  und  später  Zin- 
cum  sulphuricum,  Cuprum  sulphuricum,  Ca- 
prum  sulphuricum  ammoniatum  und  alumi- 
natum  wurden  der  Reihe  nach  aber  ohne 
Erfolg  in  Anwendung  gesetzt.  Man  schickte 
endlich  den  Kranken  auf's  Land,  wo  er 
die  Oekonomie  erlernen  sollte,  jedoch  blieb 
auch  das  Landleben  ohne  Einfluss  auf  seine 
Zufälle.  Vor  drei  Jahren  ohngefähr  aber- 
nahm  ich  die  Behandlung  des  Kranken  nar 
türlich  mit  schlechter  Prognose,  denn  meine 
Herrn  Vorgänger  hatten  mir  wahrlich  kaum 
ein  Mittel  übrig  gelassen,  womit  ich  noch 
einen  Versuch  hätte  machen  können,  ebenso- 
wenig konnte  ich  eine  neue  Idee  von  der 
KrauKheit  selbt  entwickeln.  Würmer  und 
Scropheln  waren  nebst  andern  Dyskrasieen 
beseitigt,  der  Kranke  übrigens  gesund  und 
kräftig. 

Ein  organisches  Leiden  der  Central- 
theile  des  Nervensystems  liess  sich  eben  so 
wenig  vertheidigen,  und  mir  blieb  nichts  als 
eine  reine  Nervenkrankheit  übrig,  gegen 
welche  alle  erdenklichen  Specifica  ohne  Er- 
folg gebraucht  worden  waren.  In  dieser 
Noth  beschloss  ich  endlich  einen  Versuch 
mit  dem  Zincum  hydrocyanicum  zu  machen, 
welches  mir  schon  in  anderen  Fällen  wirk- 
samer als  die  ähnlichen  Mittel  zu  sein  schien, 


—    81     —      ' 

# 
r 

und  hatte  die  Freude  sehr  bald  von  diesem 
Mittel  einen  nicht  unbedeutenden  Erfojg  zu 
sehen,  leh  begann  die  Kur  mit  ^r.  ß.  p.  d. 
zweimal  täglich,  und  stieg,  da  der  Patient 
das  Mittel  gut  vertrug,  allmShlig  bis  auf  gr.  j. 
dreimal  des  Tages,  welche  Dosis  gegen  die 
Zeit  der  zu  erwartenden  Anfälle  gereicht 
wurde. 

Seit  längerer  Zeit  zum  ersten  Male  blie- 
ben die  Krampfzufälle  aus,  und  kehrten  erst 
nach  vier  Monaten  wieder,  was  bis  dahin  nur 
einmal  nach  der  Eruption  des  Ausschlags 
statt  gefunden  hatte.  Geuiäthsbewegnnffen 
hatten  den  Rückfall  veranlasst,  die  Zufalle 
selbst  waren  indess  schwächer  und  blieben 
bei  dem  Gebrauche  einer  stärkeren  Dosis  von 

Sr.  iß.   sehr   bald    wieder   aus.      Die   Pause 
auerte   hierauf  fünf  Monate,   während  wel- 
cher Zeitlich  dasselbe  Mittel   nach  verschie- 
denen   Zwischenräumen    fortbrauchen    Hess. 
Unachtsamkeit  des  Kranken,  Diätfehler,  Xhxl^ 
ger  Aufenthalt  in  der  heissen  Brennerei  ischie- 
nen  diesmal   die  Veranlassung   gewesen   zu 
sein;  die  Zufälle  selbst  waren  indessen  ver- 
schiedener Art  und  zwar  merkwürdiger  Weise 
mit  Nachtwandeln  verbunden.  Gleich  nach  dem 
ersten  Anfalle,  der  unbedeutend  gewesen  zu 
sein  scheint,  erhob  sich  der  Kranke  von  sei- 
nem Lager   und  ging  nur  mit   dem  Hemde 
bekleidet  über  den  Hof  nach  der  Wohnung 
der  Knechte,    um  diese    zu  wecken,   wo  er 
mit  offenen  starren  Augen  anlangte,  und  als  er 
SU  sich  kam,  nicht  wusste,  wie  er  dahin  ge- 
lingt sei.    Misshelligkeiten  mit  seinem  Prin- 
cipal,   der  ihn   seines  Uebels   wegen  mcbt 


— -  9»  ~ 

bebten  wollte,  Sorge  um  seine  kfinOige 
l^xisienz  haben  seit  dieser:  Zeit  dem  un- 
glücklichen jungen  Mann  iimnor^  von  Neuem 
Gremothsbew^egnngen  zugezogen,  ia  derea 
Folffe  die  Zuff|Ile  a^war  weniger  heftige  aber 
häufiger  eingetreten  sind. 

Die  Erscheinungen- waren  dabei  folgende: 
der  Kranke  wurde  schwindelig,  Alles  schien 
sicih  mit  und  um  ihn  zu  drehen^  er  streckte 
die  Arme  von  sich,  um  sieh  zu  halten  und 
verlor  ()ie  Besinnung.  Ein  Riechmittel,  so- 
wie ein  Schluck  kalten  Wassers  verhinderten 
H&ufig  den  weiteren  Fortgang.  Gelang  dies 
nipht,  1^  warf  der  Kranke,  mit  rollenden  Aur 
gen  den  Kopf  von  der  Seite,  verzerrte  das 
Qesicht  und  streckte  die  Glieder*  starr  vor 
sich,  aus.  Dieser  Zustand  geht  dann  schnell 
vqrüber,  es  folgt  Sopor  und  auf  diesen  un- 
ruhiges Umherwerfen  und  Delirium  und  hier- 
auf zuweilen  Nachtwandeln.  Der  Kranke 
nahm  nun  gran. .  ji.  p.  d.  dreimal  tAglieh, 
wi^  bisher  nach  Pausen  von  acht  bis  vier- 
zehn Tagen,  indeih  ich  eine  fortgesetzte 
Anwendung  des  Mittels  scheute,  wobei  ich 
nicht  nur  die  Freude  hatte ,  den  Kranken 
diese  ungewöhnliche  Dosis  gut  vertragen  zu 
sehen 3  sondern  auch  auf  längere  Zeit  fast 
ein  ganzes  Jahr  die  Anfälle  zu  beseitigen. 

Als  hierauf  die  Anfälle  dennoch  wieder- 
kehrten, und  eine  von  einem  mich  vertreten- 
den Collegen  angestellte,  gründliche  Beifuss- 
cur  den  gewünschten  Erfolg  nicht  hatte; 
brauchte  der  Kranke  längere  Zeit  ohM 
apine  B#ühülfe  verschiedene  Arcana  ebenCüffi 


-«=  d*  — 

vwgabens,  nttd  kehrte  \ot*eimgenMonn1Mk 
ef6tj  als  die  AnfiQle  sehr  hflufo  geWordea 
waren  in  meine  Behandlong  ahd  znth  Oe- 
branche  des  Zincnm  hydroeyanlcum  zarflck. 
Schon  eine  Gabe  von  gr.  ß.  zweimal  des 
Tages  beseitigte  in  karzer  Zeil  die  Krämpfe, 
80  dass  ich  die  Ueberzeagung  habe,  eine 
eonseqnente  Anwendung  des  Mittels  würde 
den  Patienten  bereits  hergestellt  haben. 

Leider  habe  ich  dazu  jetzt  nur  gerinj^e 
Anssicht,  da  der  Kranke  auf  den  Wansch 
der  Familie  bereits  wieder  ein  empfohleneflf 
Avcanom  gebraoeht,  obgleich  seit  der  letzten 
Anwendung  des  blaasaurcto  Zinkoxyds  keine 
neiwn  AnfSlIe  eingetreten  waren. 


IV.  So  günstig  die  Wirkung  dieses 
Heilmittels  in  den  erzählten  drei  Krankheits- 
fällen sich  zeigte,  so  vortrefflich  sogar  in 
dem  letzteren  Falle  die  Dosis  von  gr.  jj. 
ohne  die  geringste  Nebenwirkung  vertragen 
wurde,  so  ungünstig  war  der  Erfolg  in  einem 
vierten  Falle.  Eine  sechs  und  dreissig  jäh- 
rige Dame,  welche  in  eine;*  kinderlosen  Ehe 
lebte,  litt  jedesmal  acht  Tage  vor  dem  Ein-* 
tritt  der  regelmässigen  Periode  an  einer 
äusserst  heftigen  Hemikranie,  gegen  welche 
schon  früher  die  verschiedensten  Mittel  ver- 

Sebens  in  Anwendung  gesetzt  waren,  und 
er  günstige  Erfolg  in  den  oben  erwähnten 
FäDen  bestimmte  mich,  auch  bei  diesem  ner- 
vdsen  Leiden  das  Zincum  hydrocyanicum  zu 
versuchen.    Ich  verordnete  aus  Vorsicht  nur 

6* 


t 
I 


-    84    — 

Sran.  7  p.  d,;,aber  schon  nacb  der  ersten 
rabe  stellte  sich  heftiges  Erbrechen  und 
Schwindel  ein^  es  wurde  der  Kranken  dunkel 
yor  den  Augen  und  der  Kopfschmerz  stei-» 
gerte  sich  zum  Unerträglichen. 

Am  anderen  Tage  befand  sich  die  Pa- 
tientin besser,  und  nahm  auf  meinen  Wunsch 
noch  einmal  gr.  ^;  aber  auch  diesmal  traten 
dieselben  Erscheinungen  ein  wie  am  vorigen 
Tage.  Das  Mittel  wurde  hierauf  bis  gegen 
die  Zeit  der  nächstfolgenden  Periode  ausge- 
setzt, und  sodann  gr.  ^  versucht,  leider  aber 
traten  Erbrechen  und  Schwindel  in  so  hefti- 
gem Grade  ein,  dass  ich  von  dem  ferne- 
ren Gebrauche  desselben  abstehen  musste, 
nachdem  ich  mich  in  der  Apotheke  von  der 
Richtigkeit  des  Mittels  und  der  Gabe  über- 
zeugt hatte. 


IV. 

I 

Kurze  Nachrichteii  und 

Auszüge. 


1. 


üeber  die  Entzunduug  der  Vena   Por- 
toram;  und  deren  Diagnose  durch 

SchÖniein. 

Vom  Heransgeber. 


Vor  vier  und  zwanzig  Jahren  schrieb  der 
▼erdiensirolle  PueheU*'): 

»Von  der  Entzündung  der  Vena  Poriarnm 
ist  uns  kein  Beispiel  yorgekommen  und  es 
möchte  zu  den  allerbedenklichsten  Unterneh- 
mungen gehören ,  die  Erscheinungen  '  derselben 
etwa  a  priori  deduciren  zu  wollen.  Üeberzeugt 
jedoch,  dass  auch  dieser  Geftssstamm  sich  ent- 
zünden könne  und  dann  recht  eigenthümliche 
Zufälle  veranlassen  müsse,  lade  ich  alle  Kunst- 
verwandte  ein,  das  was  sie  darüber  erfahren, 
bekannt  zu  machen.     Ich  habe   noch   nicht  ein- 


*)  In   seinem   bekannten   Buche:    das   VeneaifystMii 
in  seinen  krankhaften  Verhältnissen,  Leiptig  1818.  f,  lÖ, 


X  ^ 


,  —    86 ,  — 

/. ' 

mal  bei  den  Schriftstellern  die  Vermuthung 
ansgesprbchen  gefunden,  dass  diese  En4zündiing 
statt  finden  könne.« 

Was,  seit  jener  Ze}i  die  Erfahrung  über 
die  gedachte  Entzündung  gelehrt  hat,  finden  wir, 
in  einer  bei  der  ]|]Liesjjffen  Facujj(^t    vertheidigten 

Sie  fiihrt  den  Titel: 

»De  Inflaminatioife  Venae  Portarum  seu  Py- 
hpJdebüide.      Auetore     Franc,   Messöw.     Berolini| 
1841.     [55  S.  8.]  *). 

Der  eri^e  T^eil  dieser  Abhandlung  enthUt 
^ikMf  einzelne  Beobachtnngen',  yon  denen  2lie 
älteren  fast  ip«iNr  .^n  ana^^nnischen  B^fpod  be- 
treffen, während  ütü^^r  4}P  jEff^rnkheitserscheinan- 
gen  unr  summarisch  berichtet  wird,  so  dass  von 
einer  Diagnose  der  iüranktieit  im  Leben  nicht 
die  Rede  sein  kann.  Das  gilt  namentlich  von  _ 
den  von  Meckel,  •/Jndral,  Reynaud^  Siokes,  Cru- 
veiUnerf  BaUing^  AuUier,  Dtmce  und  Mohr  be- 
f^dbriebenin  Wsifl^H,  Eine  ausiiihrlicbe  Darstel- 
lung der  Symptomatologie,  ,9a<ih  weldier  die 
Diagnose  dieser  Entzündung  während  des  Le- 
,lA9Uf^  mi4  l$icherhßit  gestellt  werden  möge,  giebt 
jßacpifjßaki  iiach  einem  im  JuLius^pitale  zu  Würs- 
bpirg  1839.  unier  ScJUkdein  beobachteten  FaUc^ 
^ne  spätere  Beoba^btv^g,  welche  in  der  Klioik 
ScIUmMn^^  zu  B«4i)>  im  Jahre  1840  gemacht 
wurde,  ha4  der  Y^rfa^sfr  der  vorliegenden  Ab- 
liandlung  aiisfphrlich  erzählt.     Sie  ist  folgende: 


*)  Der  schon  fri^her  ausgesprochenen  Absicht  ge- 
mäss: arademische  Schriften,  die  sich  dazu  eignen,  ih* 
rem  wesentlichen  Inhalte  nach,  in  unsere  Blätter  aufzu- 
nehmen, um  sie  so  zur  Kenntniss  des  grossem  medicin. 
l^ubUcuQM  zu  jJ^ringDp,  ^heu  wir  «ine  kuxit  Bearbeitung 
4ifftfr  PiffeEti^iiQD,  d,  H. 


—    87    — 

T.   E.    ein   Reitknecht,    25  Jahre  alt,    von 
iftigem  Körperbau  und  sanguini^hem  Teinpe- 
iinente,   frbher  ganz  gesnnd,   ward    am  sechs 
ad  zwancigsten  Sfaj  1840.   plötzlich  Ton  hefti- 
em  Leibschmerz  und  Fieber  befallen.     Er  nahm 
)in  Brechmittel  und  eine  Abnihrung  aus  Nagne- 
lia  sulphurica;  es  erfolgte  jedoch  keine  Erleich- 
terang  und  am  vierten  Tage  nach  dem  Erkran- 
ken   ward   Patient     zur  Charit^    befördert;    die 
Schmerzen    im    Leibe    dauerten    fort:    Süsserer 
Druck  yermehrte  sie.     Der  Leib  war  etwas  arif- 
getrieben,  aber  weich;  die  Zunge    mit  weissem 
Schleime  bo<]eckt.    Der  Kranke  klagte  über  gros- 
sen Darst,  biitern  Geschmack  nnd  Uebelkeiten; 
er  hatte   Durchfall    und  erbrach    zuletzt   grüne 
Massen.      Sein    Puls    war    voll,    gespannt    und 
machte  hundert  Schläge  in  der  Minute;  die  Haut 
heiss  und  trocken,  der  Urin  roth,  brennend  und 
sparsam. 

Gegen  diese  •PerienierUis*'  wurden  reich- 
liche allgemeine  und  örtliche  Blutentziehungen,  ' 
Caiaplasmata  und  ein  laues  Bad  angewendet: 
cum  Innern  Gebrauch  aber  Mucilago  Gummi  Mi- 
mosae  mit  Aqua  Lauro-Cerasi  yerordnet.  Es 
erfolgte  danach  ein  Nachlass  der  Symptome  und 
etwas  Schlaf.  Abends  gegen  elf  Ulir  stellte 
sich  aber  ein  heftiger  Frost  ein,  der  eine  Vier- 
telstunde anhielt  und  dauu  in  Hitze  überging, 
der  Kranke  brachte  die  Nacht  sehr  unruhig 
zu.  Am  andern  Morgen  war  jedoch  eine  be- 
deutende Remission  nicht  zu  verkennen.  De^ 
sen  ungeachtet  stellte  ScfUMein  eine  sehr  un- 
günstige Prognose  und  machte  seine  Zuhöi'e^r 
auf  den  Ausspruch  des  Hippocraies  (Aphor.  rr. 
20.)  aufmerksam:  »Febres  continuae,  in  qui- 
bus  sexto  die  horrores  intrant,  exitnm  habent 
^nistrum,«  wielcheu  er,  aus  eigener  Erfahrung 
bestSfigen  zu  müssen,  erklärte.  »Man  könnte 
»allerdings  glauben^  es  gesellt  sich  hier  ku  dem 


■        —    .88    — 

»acuten  Fieber  iioeh  eine  Intermiitens  (der  He- 
»mitriiaeus  Galeni):  dies  wäre  aber  nicht  dfr 
»Fall,  sondern  es  wären  dergleichen  plötzliche 
»Frosianfölle,  welche  sich  bei  Enteritis  and  Peri- 
»ionitis,  namentlich,  während  des  Wochenbettes, 
»Abends  und  zur  Nachtzeit  einstielUen,  als  ein 
»sicheres  Zeichen  anzusehen:  dtus  die  Enisnümr 
»düng  «ich  auf  die  Venen  des  Unierleihs  verireÜei 
»hätte.  Auch  bei  dem  vorliegenden  Kraulten  siei 
»ein  solcher  Uebergang  der  Inflammation  und 
»zwar  auf  die  Vetta  Portcurum  mehr  als  wahr- 
»scheinlich.« 

Die  Blutentziehungen  wurden  wiederholt, 
Ung.  cinereum  mit  Ol.  Hjoscyami  coct.  in  den 
Unterleib  eingerieben  und  innerlich,  da  der 
Durchfall  aufgehört  hatte:  Nitrum  mit  Cremor 
Tartari  gegeben.  Der  Nachlass  des  Fiebers 
dauerte  den  ganzen  Tag  über;  gegen  sechs  Uhr 
Abends  stellte  sich  aber  ein  neuer  und  noch  hef^ 
iigerer  FroetanfaU  ein.  Darauf  gingen  die  näch- 
sten fünf  Tage  unter  leidlichem  Befinden  des 
Kranken  vorüber,  dann  aber  erfolgte  ein  driiier 
ähnlicher  Frostanfall,  wodurch  das  Uebel  sich 
immer  bestimmter  charakterisirte.  Die  von  der 
Entzündung  des  Peritonäal-Ueberznges  der  dün- 
nen Därme  herrührenden  Schmerzen  waren  äll- 
mählig  gewichen;  dagegen  klagte  der  Kranke 
aber  über  einen  Jixen  Schmerz  in  der  Linea  aü&o, 
welcher  sich  in  grader  Richtung  vom  Nabel  nach 
oben  bis  zum  Processus  ensiformis  des  Brustbeins 
erstreckte  y  durch  äusseren  Druck  widjede  Körper^ 
Bewegung  vermehrt  wurde  und  sich  tief  nach  hinten 
bin  %%ir  WirbelsäLule  verbreitete,  Anfangs  mehr 
dumpf  und  drückend  ward  er  später  brennend 
und  stechend.  Dabei  war  der  Unterleib  nicht 
gespannt:  die  Haut  aber  trocken  und  brennend, 
das  Gesicht  schmutzig  -  gelb,  der  Durst  nicht  zu 
stillen,  der  Urin  gallicht,  die  Darmausleeruug 
sparsam  und  schwärzlich,  «—  Der  Kranke,  sehr 


—    80    — 

▼«rsiimmi,   klagte  über  heftige  KopbcbmenMni, 
die  w&hrend  der  Nacbt  noch  gesteigert  "wiirdeii. 

Ea  wurden  Pulver  von  Calomel  gr.  j«^  Cremor 
Tariariy  Sacchar.  alb.  ä  scr«  j,  S.  alle  swei  Stun- 
den ist.  gegeben,  die  Einreibnngen  fortgesetst 
nnd  Serum  lactia  taoiarindinaium  zum  .6e* 
trink  verordnet;  spKtor  die  Dosis  des  Calomel 
auf  zwei  Gran  erhöbt. 

Die  Frostanfalle  stellten  sich  beinah«  täglich 
ein  (am  dreizehnten  Juni  hatte  Patieiit  deren 
sogar  zwei),  in  den  übrigen  Symptomten  aber, 
welche  sehr  wechselten,  trat  bis  zum  achtzehn- 
ten ein  solcher  Nachlass  ein,  dass  man  sich  mit 
einiger  Hoffnung  zur  Genesung  des  Kranken 
hStte  schmeicheln  könneil.  Die  Schmerzen  wa- 
ren nämlich  geschwunden,  die  Zunge  fing  an 
sieb  zu  reinigen  und  die  Stnblausleerun^^en  nah- 
men eine  normale  Beschaffenheit  an.  Di<e  Nächte 
wurden  ruhiger,  das  Fieber  massiger,  es  stellte 
sich  Nasenbluten  ein  und  der  Urin  zeigte  ein 
Sedimentum  lateritium. 

Dies  war  jedoch  von  kurzer  Dan^r.  Der 
Frost  kam  wieder  und  währte  ein« 3  ganze 
Stunde ;  darauf  folgte  Calor  mordax ,  höchst 
frequenter,  kleiner  Puls,  Abgeschlageinheit  der 
Glieder,  Eingenommenheit  des  Kopfs  und  die 
Schmerzen  erneuerten  sich.  Der  Urin  wurde 
trübe,  gelbroth  von  Farbe  und  es  zei^^ten  sich 
Vorboten  der ,  Salivation.  Das  Calomel  wurde 
anagesetzt  und  ein  Gargarisma  von  R'p.  Jodi 
Scmp.  j.  Meli.  ros.  Unc.^  jj.  Aq.  Rosar.  tlnc.  ij. 
Terordnet;  innerlich  aber  ein  leichtes  La: xans  ge- 
geben, so  oft  die  Umstände  es  erforderte fn. 

Wiederum  trat  einige 'Besserung  ein;  aber 
der  Kranke  nahm,  mit  jedem  Tage,  au  1  Fleisch 
nnd  Kräften  ab  und  die  Ausleerungen   bf  Jcamen 


—  te  - 

«faw  «ohwärzliche  Farbe.  Man  r^rordnete  >II1IA 
wanne  Bäder  mii  vier  Pfänden  Kochsale  nufi 
einem  Pfunde  Catcaria  mnriatica.  Diese  besei- 
tigten'die  Venosität;  der  Phls  wnrde  an  Fre- 
qaraz  beinaihe  normal;  der  TJrin  in  gröaMTier 
nienge  abgesondert  und  die  Faeces  zeigten  elöb 
normale  Farbe.  Am  fünf  und  zwaniiigsicn  rei^ 
schlimm  erte  sich  jedocb  der  Zustaud  des  Kran- 
ken wieder  bedeutend  und  2n?rar  mit  dem  Ein- 
tritt eines  abermaligen  Frostes;  auch  brach  der 
Speichel  fluss  von  Neuem  hervor.  €^egen  diesen 
wnrde  ausser  dem ■  Gargarisma  auch  noch  JoA«* 
kali  inmirlich  verordnet,  welches  den  NadhlMs 
der  Saliivation  bewirkte.  Die  FrostanfUlle  Wbift 
nahmen  sehr  an  Heftigkeit  zu,  so  dass  maoa, 
beim  Fo»rtgebrauch  der  Bäder,  nun  auch  inneir- 
lich  ma^riatische  Salze  und  zwar  Bp.  Chifiii 
muriatici  gr.  j/3.  Kali  mnriat.  gr.  viii.  8acch«A 
albi  Scrup.  /3.  M.  f.  Pulv.  S.  zweistündlich  ehis 
verordni  ^te. 

Das>  hektische  Fieber  steigerte  sich  ind'ess 
mit  jedcT  Stunde  ^  Frostanfölle  erfolgten  tKg|li«^ 
ein-  auch  zweimal;  grünspanähniiche  Massen 
worden  ausgebrochen;  die  Milz  schwoll  an  und 
MBMchen  dem  Processus  ensiformis  des  Brusthekts 
und  dem  Nabel  fühUe  man  eine  umschriebene 
harte  Get schwulst  und  hinter  derselben  die  Pml- 
sationen  der  Aorta  desceiidens.  Das  Erbrecben 
widcrstai  id  allen  Mitteln ;  die  ausgeleerten  Stoffe 
nahmen  einen  cadaverösen  Geruch  an;  der  auf- 
getriebene Unterleib  war  fortwährend  so  schmerz- 
haft, daifs  die  leiseste  Berührung  Schreiten  Mrd 
Verzieh  nngen  des  [Gesichts  hervorbrachte.  Un- 
ter colL'iquativcn  Erscheinungen  und  steten  ]>e- 
lirien  crtarb  der  Kranke  am  acht  und  zwanzig- 
sten Juni. 

Setciion.  Ufäerkib.  Dx»  Colon  transverMm 
und  d|i8  Nesocolon   sind   leicht   geröthetj   eihe 


—    M    — 

SdlliAge  des  fleom  idt  mit  dem  miievn  Theile 
der  'Caifsola  Gliwöiiii  TerwaohseD  iiiid  an  d^r 
Melle  .dieser  YerwaciMuu^  seigt  sich  ein  mn- 
^es  Uleos  mit  Eifer  gefüllt  von  der  Grösse  ei»es 
Yiergroeehenstückies  und  mit  seichen  eallösen 
Bindern,  dass  es  beim  Beföhlen  dnreh  die  Bandi- 
dcdiüen  wie  ein  Tumor  erschien,  der  die  Pulsa^- 
tionen  der  Aorta  fortleitete.  Die  CapsuAa  Glis- 
■ObH  selbst  war  hart,  gespännt  nnd  mit  4len 
nahe  gelegenen  Theilen  verwachsen.  In  ihr 
lud  sich  eine  Geschwulst  von  der  Grösse  eines 
BMinereies,  welche  nichts  weiter  enthielt  als.: 
Si*  jfrweiierie,  verdickte  tmd  mü  BUer  erßdiU  Vmm 
pmirnntm,  deren  ganaer  Siamm  tia  in  die  kkkmi$n 
FsrMoefjHiigen,  welche  die  LebereubeianM  dm^ohaiC' 
hrn^  eniitänaei,  verdickt  und  von  Euer  amg^edelml 
atefl$nden  wurde.  Die  Veneneiternng  in  beiden 
Lobis  der  Leber  war  so  bedeutend,  dass,  als 
ante  den  Peritoiiaealüberzng  derselben  entfernt 
\ait0,  grosse  Massen  puriformer  Flüssigkeit  her- 
Torqnöllen.  Die  einzelnen  Acini  waren  an  Strue- 
inr  und  Farbe  gesund,  schienen  aber  mit  vielen 
erweiehten  Tuberkeln  durchwebt  2U  sein,  ron 
welchen  es  sich  jedoch  bei  genauer  Untersn- 
diung  herausstellte,  dass  sie  nichts  anderes  wa^ 
ren  als  die  Lumina  der  durchschnittenen  eitern» 
den  Yenenäste. 

Die  Vena  lieuälis  und  meseraica  superior 
weir^n  eiwas  erweitert,  boten  aber  sonst  nichts 
Patbologisehes  dar.  Die  Mü%  zeigte  sich  dop<- 
pelt  so  gross  als  im  normalen  Zustande,  war  im 
höchsten  Grade  erweicht  und  enthielt  eine  so 
grosse  Menge  aufgelösten  Venenblutes,  dass  man 
die  Beschaffenheit  derselben  mit  dem  Namen 
der  Malade  bezeichnen  konnte.  — 

Diel^iifigMi  waren  mit  der  Pleura  costalis  an 
mehreren  Stellen  yerwachsen  — »  ihre  Substanz 
ober  90  wie  das  HerM  waren  gesund. 


-  •«  - 

Im  zweiten  Theile  seiner  Abhandlang  behan- 
delt der  Verfasser  die  Pathologie  und  Therapie 
der  Vena  portarnm  im  Allgemeinen.  Er  giebt 
ihr  den  nicht  unpassenden  Namen:  Pylephlebitls 
(von  ituXtTi  porta  und  ^Xeifi  vena).  Er  unter- 
scheidet (mit  Baczynski)  eine  acute  und  eine 
chronische  Form  und  von  beiden  ein  erstes^ 
enixündUches  und  ein  zweites,  supyuraiU)es  oder 
exwdaiives  Stadium.  Die  suppurative  Form 
nennt*  er  Pjlefhiebitis  tjphosa- maligna,  die  ex- 
sudative benigna.  Von  ersterer  giebt  der  eben 
beschriebene  Krankheitsfall  ein  lebendiges  Bild. 
Von  letzterer  stellt  der  Verfasser  nach  \9olBfw'« 
Beobachtungen  als  diagnostische  Sjmptomö  oie 
Polsationen  auf,  welche  in  Folge  der  Ofistructfo 
Venae  portarnm,  in  beinahe  allen  Blutadern  des 
Körpers  statt  finden,  während  die  der  tjphösen 
Form  eigenthümlichcn  Frostschauer  fehlen.  — 
Die  chronische  Entzündung  der  Pfortader  cha- 
rakterisirt  sich  bloss  durch  langsameren  Verlauf 
und  geringere  Heftigkeit  der  Sjmptome;  so  dass. 
das  entzündliche  Stadium  derselben  oft  uner- 
kannt vorübergeht,  im  zweiten  Stadio  aber,  es 
mag  Eiterung  oder  bloss  Ausschwitzung  erfol- 
gen, statt  des  tjphösen  ein  hektisches  Fieber 
eintritt  und  unter  Hydrops,  Icterus,  Melaena 
oder  chronischer  Diarrhoe,  dem  Leben  ein  Ende 
macht. 

Die  Diagnose  anlangend,80  dürfte  der  Schmer% 
in  der  Linie  zwischen  dem  schwerdformigen  Knor^ 
pel  und  dem  Nabel  als  das  eigentliche  pathognomir 
sehe  Symptom  anzusehen  sein.  Der  eigenthüm- 
liche  Sitz  desselben  unterscheidet  unsere  Krank- 
heit am  sichersten  von  denen,  mit  welchen  sie 
etwa  verwechselt  werden  könnte,  so  namentlich 
von  der  GaMrUis^  wo  der  Schmerz  die  Praecor- 
dialgegend  einnimmt  und  diese  zugleich  tympa- 
nitisch .  aufgetrieben  ist,  oder  von  der  EniatÜn- 
düng  des  Pancreas,    wo   sich   der  Schmerz  quer 


—    93    — 

über  das  ganze  Epigastrimn  erstreckt  und  Sa- 
iiValion  statt  findet.  Bei  der  LehererUzimdimgf 
die  am  meisten  Aehnlichkeii  mit  unserer  Krank- 
heit hat  and  mit  der  dieselde  also  anch  am 
leichtesten  verwechselt  werden  kann,  ist  der 
Schmers  vorzugsweise  auf  das  rechte  Hypochon- 
driom  beschränkt,  während  er  bei  der  Pylephle- 
bitis  genau  die  Mittellinie  des  Epigastrium  bis 
zam  Nabel  einnimmt.  ErUzündung  der  Vena  cava 
mferiar  würde  sich  durch  Schmerz  zu  erkennen 
Xeben,  der  vom  Beeiden  aufwärts  sich  längs  der 
Wirbelsäule  bis  zur  Brust  erstreckte.  Die  ei- 
^enthümlichen  Frostschauer^  welche  mitten  in 
der  Febris  continua  auftauchen  und  öfters  wie«, 
derkebren,  könnten,  wie  schon  gesagt^  iiir  An- 
iange  eines  als  Complicatiou  eintretenden  Weck' 
telfieherg  gelten.  Es  mangelt  aber  der  regelmäs- 
sige Tjpus  gänzlich  oder  doch  das  den  Wech- 
scKfiebern  eigene  Verhältuiss  der  einzelnen  Stadien 
zu  einander;  namentlich*  sind  bei  der  Entzün- 
dung der  Pfortader  die  Frostanföllc  mehr  Frost- 
schauer als  wahrer  Schüttelfrost  und  gehen 
nach  kurzer  Zeit  in  die  unverhältnissmässig 
länger  dauernde  Hitze  über.  Wegen  der  Aehn- 
lichkeit,  welche  das»  Fieber  bei  der  Venenent- 
zündung mit  den  typhösen  Fiebern  zeigt,  sind 
mehrere  Aerztc  auf  die  Ansicht  gekommen^  der 
Typhus  abdominalis  sei  nichts  weiter  als  eine 
Phlebitis  suppurativa  (Breschei  und  BouUhudJ. 
Der  Typhus  liat  aber  seinen  regelmässigen  lang- 
samen und  an  bestimmte  Stadien  geknüpften 
Verlauf,  die  schmerzhafte  Stelle  bei  ihm  ist  die 
Regio  ileo-coccalis^  und  die  charakteristischen 
Frostschauer  fehlen.  Somit  sind  beide  Krank- 
heiten genugsam  von   einander  zu  unterscheiden. 

Was  die  Aeliologie  der  PylephlebUis  betrifft, 
so  ist  dieselbe  noch  in  tiefes  Dunkel  gehüllt. 
Venöse  Constitution  namentlich  beim  weiblichen 
Geschlecht,    wenn  Störungen  der  3Ienstrualfuu- 


—  »#  — 

^onen  obwalten,  dürfte  vornämlicli  als  prfidis- 
punironde  Fmache  ancnsehen  sein.  Abusn»  8|pi- 
ritnoserum,  Metastasen  Von  Gicht  und  von  Hieiiii- 
ansscblSgen  wie  Blattern,  Krätze  u:  s;  w.  können 
Veranlassung  zur  Entstehung  der  Krankheit 
.geben.  Jede  Unterleibsentziindung  känti  Übri^ 
gens  auf  die  Vena  portarum  übergeben,  wie 
dies  namentlich  in  dem  oben  erzählten'  Faille 
stUU-  fan^. 

Dass  die  Prognow  eine  durchaus  schleckte 
sei,  ist  bereits  angedeutet  worden,  wenigstens 
ist  zur  Zeit  noch  kein  Fall  von  einer  geheilten 
Entzündung  der  Pfortader  bekannt  geworden. 
Im  ersten  inflan|matorischen  Stadio  zeitig  und 
richtig  erkanht,  wird  sie  gewiss  einer  kräftigen 
Antiphlogose  weichen.  •— 

Dem  kurzen  Kapitel  von  der  Kw  setzt  unser 
^Verfasser  als  Motto  die  Worte  Baghv's  vor;  Multa 
in  medicina  scire,  pauca  agere,  die  nicht  genug  be- 
herzigt werden  können.  Alig«meifre  und  örtliche 
Bltttentziehuiigen  (Blutegel  nicht  bloss  ad  locttm 
affectnm  sondern  auch  ad  anum)  Mercurialfrictic»* 
neu,-  Kataplasmen  und  warme  Bäder  und  inner- 
lich das  Calomel  bilden  den  kräftigen  Heilappa- 
rat, mit'  welchem  die  Krankheit  im  ersten  Sta- 
dium zu  bekämpfen  ist.  Das  Calomel  ist  doppelt 
indicirt:  einmal  um  die  Plasticität  des  Bluts  zu 
brechen,  dann  die  Gallensecretion  zu  vermeh- 
ren. Es  wird  zweckmässig  mit  Digttalis  zu 
verbinden  sein.  Der  aus  der  Entzündung  der 
Vena  portarum  hervorgehende  allgemein  venöse 
Zustand  des  Blutes,  wird  nach  Schönlein*»  Er- 
fahrungen am  kräftigsten  durch  muriatische 
Salze  verbessert.  Wie  diese  anzuwenden  seien 
wurde  oben  angegeben,  und  sind  ausser  den  dort 
genannten  Mitteln  auch  das  Kali,  oder  Natron 
mnriat.  und  die  salzsaure  Kalk-  und  Bittererde 
hiebeV'  zu  rechnen.  —  Im  zweiten   Stadio  dn^r ' 


IjWiiUiaii  und  die  Kräfte  dorchEmiMtiarCUM» 
jfineralsftnren.  Aqua  oxynmriaAiyValariana,  Anrfte. 
etc.  SU  erhalten  and  die  AaegÜnge  in  Hfdropa^. 
AbUena  and  Tabes  zu  yerhüteiil  — 

Von  sweineaeru  hiehergebörigen  sekr  merk- 
wfirdigen  Beobachtungen  des  Herrn  Lanbnm 
za  Paris  möge  nachateiiende  kurze  Notiz  hier* 
Platz  finden,  •  Sie  befinden  sich  in  den  Arohi» 
ves' g^n^rales  de  M^decine  Jaiii  1842.  pag.  129 
bis  142.  Die  eine  betrifft  eine  Einizüindung  der 
Vena  poriaef  welche  durch  das  Eindringen  einer 
FUchgräie  vom  Magen  aus  erzeugt  worden  war. 
Die  andere,  eine  Phlebitis,  der  eigentlichen  Le^ 
bervisnen,  war  noch  Schädelirerieizangen  alz 
Folge  eines  meiastatischen  Abscesses  entstanden^ 
dessen  Eiter  sich  in  einen  Stamm  dieser  Ye» 
nen  ergossen  hatte.  In  beiden  Krankheitsflillen 
fand  ein  Fieber  statt,  welches  sich  dorch  wieder- 
kehrenden Frost,  llitze  and  Schweiss,  ganz  wie 
ejne  Febris  intermittens  rerhielt,  in  seinen <  An» 
flUlen  aber  keinen  regelmässigen  Tynas  zeigte« 
Bz  widerstand  dem  Gebrauche  des  Chinins  hart- 
näckig; blieb  dann  mehrmals  von  selbst  aas, 
kehrte  aber  wieder  und  ging  endlich  in  eine 
Cootiiiua,  mit  täglichen  Exacerbationen  ubor. 
Der  Tod  erfolgte  unter  allgemeiner  ErschdpfoBg 
und  DelirieiL  Die  Regio  hepatis  war  schnHurz- 
haft  nnd  der  Schmerz  nahm  beim  äassern  Drack 
z«..  Der  Kranke  hatte  ein  icterisches  Anselraa, 
eine  russig  braune  belegte  Zunge,  Uebelkeiten, 
Erbrechen,  Schluchzen  und  gallichte  Stfthie ;  zo- 
letzt  Hjdrops  universalis.  Die  ersten  Sparen  r^m 
Unwohlsein,  Uebelkeit  and  Hagenschmcrz  dauer- 
ten mehrere  Wochen:  die  eigentliche  KranklMit 
verlief  vom  fünften  ois  dreissigzten  Jani  and 
man  hatte  dieselbe  als  Phlebitis  hepatica  bazeidi- 
net.  Bei  der  Sectioa  fand  man  die  Vena  por- 
tae  zMt  einer,  den  Weinhefen  ähnlich  sehenden 
Fliissigkeit  angefüllt  and  die  vordere  Wand  der 


Tena  meseraica  inferior  war  von  einer  JtidU 
gräU  ganz  dnrchdrungen,  welche  im  Kopfe  des 
Pancreas  fesiaieckte.  Die  Vene  war  an  der 
gedachten  Stelle  vereitert  und  ihr  Lnmcn  dnreh 
Päeudömembranen  obliterirt,  welche  fest  mit  den 
Yenenwandnngen  zusammenhingen.  Auf  ähn- 
liche Weise  war  auch  die  Vena  portae  veren- 
gert, nicht  aber  vollkommen  verstopft,  und  ihre 
Wandungen  etwas  verdickt  und'  entzündet. 


Für  diejenigen,  welche  sich  über  die  in 
Rede  stehende  neue  Entzündungsform  genauer 
unterrichten  wollen,  fügen  wir  die  betreffende 
Literatur  bei: 

Meckel  in  Sasse  Dissert.  de  vasorum  sänguife- 
rorum  inflammatione.    Halae  1797. 

Andral  Cliniquc  m^dicale  T.  IV.   p.  62.  und  64. 

Reynaud  im  Journal  hebdomadaire  No.  51.  pag. 
173.  und  in  Kleineri^s  Repertorium.  lY.  und 
y.  Jahrg.  Suppl.  Heft.  1.  Abth.  p.  283. 

Stokes  Vorlesungen  über  die  Heilung  innerer 
Krankheiten,  a.  d.  Engl,  von  Behrend,  Leipz. 
1839.  p.  115. 

jP.  A,  BaUing  zur  Venenentzündung.  Würzburg 
1829.  p.  310. 

AfdUer  Journ.  hebdomadaire  Fevr.  1830.  Kleineri 
1.  c.  pag.  489. 

CnweWUer  Anatomie  pathologique  p.  673. 

Dance  und  Amott  über  Venenentzündung  und 
deren  Folgen.  Zwei  Abth.  a.  d.  Franz.  und 
Engl,  übersetzt  und  mit  einer  Zugabe  verse- 
hen von  G.  Hhnly,  Jena  1830. 

Fauconneau^Du/rhne  Memoire  sur  l'inflammatlon 
du  Systeme  veineux  abdominal  §.  IV.  (S.  Ga- 
zette m^d.  de  Paris  1839.  p.  725  betrifll  bloss 
die  pathol.  Anatomie). 


-    «T    — 

JHMr^CDr.  Privai-Doc.  sn  WfinVnrg)  in  dar 
Berliner  med.  Central  Zeitung  17.  Jnli  1840. 
Original -Aufsatz:  Eiter  und  anderweitige  als 
Ausginge  .der  Entzündung  zu  betrachtende 
Yerlnderangen  in  sämmtlichen ,  zum  Sjstem 
der  Vena  portae  gehörigen  Venen,  so  wie  im 
Stamm  der  Vena  portae  selbst  und  in  den 
Verzweigungen  derselben  in  der  Substanz 
der  Leber,  in  letzterer  in  Form  von  Leber- 
abscessen.  — 

A.  BacxifMki  Commentatio  pathologica  de  Venae 
portarum  inflammatione.  Turici  1838  angezeigt 
Ton  NaM9e  in  Sdbnictt^«- -Jahrbüchern  Bd.  27« 
1840.  Heft  1.  p.  110. 


Vorstehender  Aufsatz  war  bereits  vollendet, 
der  Abdruck  desselben  aber  zuHillig  verschoben 
worden,  als  dem  Verfasser  das  zweite  Heft  der 
»ÄrfinttcAen  f^oriräge  Schönlein' s,  herausgegeben  von 
Guierhock^  zukam,  in  welchen!  er  die  hier  mit- 
getheilte  Krankheitsgeschichte  ebenfalls  beschrie- 
ben und  die  Epikrise  Schifnlem's  beigefiigt  fand* 
Einen  zweiten,  später  beobachteten  Krankheitsfall 
finden  wir  in  demselben  Hefte  p.  284  —  901 
erzählt.  Die  Erscheinnugen  der  Pylephlebitis 
waren  aber  im  Leichenbefunde  (vielleicht  durch 
die  lange  Dauer  der  Krankheit  verwischt)  nicht 
mehr  wahrzunehmen.  Dagegen  fand  man  die 
Residuen  einer  offenbar  später  hinzugekomme- 
nen Entzündung  der  Lebervenen,  und  metasta- 
tische Lungenabscesse.  —  Verf.  hält  es  ftir  seine 
Pflicht,  dies  hier  anzuzeigen. 


Joura.  Bd.  XCV.  St,  1, 


99 


2. 


Praktische   Miscellea 

und 

Lesefrächte 

atitf  der  ausländischen  Litteratur. 
Yoin  Herausgeber« 


iMxaiiofemoris  spwdanea. —  VL&tvEdmoairdSUmk^^ 
Chir.  am  Bartholomeas-Spitale  zu  London,  hat 
sieben  Beobachtungen  bekannt  gemacht,  in  wel- 
chen er  das  Austreten  des  Schenkelkopfes  ans 
der  Pfanne  bloss  einer  Relaxation  der  Gelenk- 
kapsel und  des  Ligam.  teres  zuschreibt,  die 
theiis  nach  Lähmungen,  theils  nach  laagwieri- 
geii  gichtischen  oder  Nerven  -  Schmerzen  ent- 
standen  war.     (Lond.    med.   chir.  Trans.   tö41). 


.  Vergiftung  durch  Morphium.  Kaffee  dagegen.  — ' 
fSs  war  eine  Solution  von  ein  und  ein  viertel 
Gran  schwefelsaures  Morphium  verschluckt  wor- 
den, um  Zahnschmerz  zu  stillen.  Steifheit  in 
den  Halsmuskeln  und  den  Flexoren  des  ganzen 
Körpers  stellten  sich  zuerst  ein  und  nach  liuif 
Stunden  erfolgte  Erbrechen  mit  grosser  Hinfiil- 
ligkeit,  langsamem  vollem  Pulse  und  heftigem 
Jucken  auf  der  Haut.  Alle  Getränke  wurden 
sofort  ausgebrochen,  endlich  blieb  kalter  KäiTee 
fünf  Minuten  im  Magen,  und  besänftigte  sofort 
die  dringendsten  und  heftigsten  Symptome.  Beim 
Fortgebrauch  desselben,  die  ganze  Nacht  hin- 
durch, genas  der  Kranke  vollkommen.  Bemer- 
kenswerth  ist,    dass   der  Vergiftete  die  Ton  den 


Opifini  -  Essern  so  gepriesenen  Halladnaiionen 
■icht  eher  enpfand,  als  bis  er  den  Kaffee  be- 
kommen hatte.  Vorher  wurde  er  Ton  sieter 
Angst  gequält.  Der  exaltirte  Zustand  ging  nach 
ffinf  Stunden  in  einen  festen  Schlaf  über.  Dies 
Factum  etzlÜAi  Dr.  Fosgate,  der  es  an  sich  selbst 
beobachtet  bat.  (American  Journal  of  med, 
Sciences  Jan.  1841). 


Armmik  gegen  Wechselfieher,  Herr  BouÜn 
hat  suüblreiche  Beobachtungen  über  den  Nutzen 
des  Arseniks  gegen  Wechselfieber  gesammelt 
and  das  Resultat  gewonnen,  dass  die  nachtheili- 
gen Wirkungen  dieser  JMedication  nicht  dem 
Mittel,  sondern  der  unzweckmSssigen  Anwen- 
dung desselben  in  xm  groseen  Dosen  zugeschrie- 
ben werden  müssten.  Er  gab  den  weissen  Ar- 
•Miür  nur  zu  j^^  Gran  p.  d.  mit  Saccharum  lac- 
tis  in'  Pulver  oder  das  arseniksanre  Natrum  in 
Wasser  gelöst  und  mit  Amylum  zu  Pillen  geu 
macht  zweimal  täglich  in  derselben  Dosis.  Von 
220  Fällen  von  Sumpflßcbern,  deren  35  unregel- 
mässig  waren,  wurden  188  sofort  durch  den 
Arsenik  geheilt,  57  Welche  der  China  wider- 
standen hatten,  wichen  nachher  dem  Arsenik  und 
Id)  die  diesem  letzteren  nicht  wichen,  heilte  die 
China,  8  endlich  wurden  weder  durch  diese 
noch  durch  den  Arsenik  beseitiget.  Aehnliche 
Resultate  hat  eine  Commission  der  Marseiller 
Königlichen  Societät  bei  sechszehn  mit  Arsenik 
behandelten  Wechselfiebern  erhalten.  Nachthei- 
lige Wirkungen  des  Arseniks  wurden  durchaus 
nicht  wahrgenommen.  (JBouäin  Trait^  des  fl^- 
Tteu  intermittentes  etc.  suivi  de  recherches  sur 
l'emploi  th^rapeutique  des  pr^parations  ars^ni- 
cales.    Paris  1841). 


7* 


Kop/bt¥ktMiung  und  TlwainaH<m>  —  Ein  MSdt 
chen  von  iiinf  und  zwansng  Jahren  erlitt,  am 
nennten  November  1841  durch  den  Schlag  mit 
einer  Flasche,  eine  gerissene  und  gequetschte 
Wunde  auf  dem  rechten  Scheitelbeine.  Sie  ver- 
lor auf  einige  Minuten  das  Bewusstsein.  Bei- 
einer  zweckmässigen  Behandlung  erfolgte  voll- 
ständige Yernarbung  der  Wunde  etwa  gegen 
die  zehnte  Woche  hin,  nachdem  zu  drei  ver- 
schiedenen Malen  Knochensplitter  ausgezogen 
worden  waren.  Nun  aber  begann  die  Kranke 
über  andauernde  Schmerzen  in  der  Narbe  und 
deren  Umgegend  zu  klagen,  welche  bei  äusserem 
Druck  und  bei  Bewegungen  des  Kopfs  JEunah- 
men';  sie  verlor  den  Schlaf  und  bekam  häufiges 
Erbrechen.  Dabei  blieb  der  Puls  langsam,  con- 
stant  auf  sechszig  Schläge  in  der  Minute  und 
war  klein,  die  Geistes-  nnd  Bewegungsfuikctio- 
uen  waren  ungetrübt.  —  Nachdem  mancherlei 
Mittel  ohne  Erfolg  geblieben  waren,  bescUoM 
Herr  BUmdin  (Arzt  am  Hotel  Dien  zu  Paris), 
in  der  Absicht  einen  muthmassiich  nach  innen 
gedrungenen  Knochensplitter,  der  die  Schmerzen 
erregte,  zu  entfernen,  die  Trepanation.  Sie  tvard 
am  acht  und  zwanzigsten  Januar  in  der  Fron* 
talgegend,  an  der  Stelle  welche  die  Kranke  als 
den  Sitz  der  heftigsten  Schmerzen  bezeichnete, 
ohne  Schwierigkeit  und  ohne  üble  Zufalle  von 
ihm  verrichtet.  Es  zeigten  sich  weder  ein  Ex- 
travasat noch  an  den  Schädelknochen  oder,  an 
der  harten  Hirnhaut  irgend  eine  Verletzung, 
wohl  aber  fühlte  Herr  JB,  unter  dem  in  die 
Trepanationswunde  eingebrachten  Finger  eini- 
gen Wiederstand  und  glaubte  die  Anwesenheit 
eines  Fluid!  unter  der  Dura  raater  annehmen 
SU  müssen.  Letztere  wurde  jedoch  nichl  geöff- 
net. Die  Operation  hatte  für  einige  Tage  den 
günstigen  Erfolg,  dass  die  Schmerzen  nachlies-» 
sen.  Nach  vier  Tagen  ward  mittelst  eines  fei- 
nen ^istouri^s  ein  kleiner  Einstich  in  die  Hinn 


-,  tot  —     - 

El  |K«madil,   es   Boas   aber  ■aäebta.  th.  ■—  Wir    . 
w^rhrn    lue    Aufcähluiig'    dop'iapävrB  '9jmt 
nr  Diid   brmerkcn  nur,   inaa  du  UwnMtMü 
4rT    kraiilieii,     merkwürdige   WriaBj    Mb    ■■)■' 
UtKInt  AugriiblEcke  ihres  Leb«M<-ii»gMi6rtblUln   . 
D«r    Tod     erfolgte    am    xwiUUa  Fabniu-,^    ' 


«£' 


Dod  neunsig  Tft^e  nsek  d«E  Verifttnu^^  i 
I  Tag«  uach  der  TrepwMtlon.  DE*  lOb  ' 
«r^ab  einen  obcrfläidUkhan  AksMM;ite 
rmdern  Theile  iIcs  rcchini  Lobni  certbri,  wii 
Ar  BiBm«  eines  Pnt«n«iea ,  welcher  nuA  ««^ 
M  *«•  Bonnalcc  Hirarautans  eini^  Linimi 
äArhtimMf,  -add  ring*  ra«  tiMv-fejiiMl^  sÄ- 
mw.<|tfi«rrighaB  f-TiTfni|r*ihr»in  -riMtfilit 
fl»|M«.  «Ir.MQIieU  vi«!  gritollehselbeiLilulk 


HfelteW«  bi.A0g«irieüieB«iDegMtiiigareOaiit 
4iMB-dib  die-'de«  lhik«B,  .war  «(»«v  Id  Ib* 
Wllilli  wm«  »^  nicht  ftefaafcrt,  die  «i»  . 
IfaMMmlms  batto  offenbtt  -it  den  , ejrita 
te'^Labaa  aninior  dejcter  'ihren  Site  gohaUp 
Bh  Mferaririe  Knochen,  am 'Orte:  wo  Vor  dtat 
Masatcn  di^  Terletznng  statt  gefunden  hatte, 
wir  nicht  reproducirt  und  dennoch  war  die 
iwaere  Wnmle  Tollkommen  vernarbt.  Der 
fcaUwitaiall  ist  gewiss  in  mähr  als  einer  Be- 
riikug  merkwflrdig.  Das  Torcüglichate  Ja.faet 
mlw  rinnge  Symptom  waren  die  anhaltenden 
BihMinsiiii.  deren  $itz  Patientin  aber  immer 
mx  «!•  oberflXcbUch  in  der  Wunde  selbst, .  nie 
ttl  w  der  Sabatauz  des  Gehirns  angab.  Para- 
^MB,  Coma,  Fieber  oder  sonstige  Erscbeiann- 
'§m,  welche  anf  eiu  tiefes  Hirnleiden  hingedeu- 
M  Mtttan,  fehlten  durchane  .nud  die  Ce^dialaea 
mi  dna  Erbrechen  stellte  sich  erat  nach  der 
Cicafariaafion  der  Xnssern  Wunde  ein.  Eine 
BiBiiesHnf  war  gewiss  nicht  zn  -  verkennen, 
Mt  Umimr  und  der  Sitz  deraelbdi  aber  konnte 
toehana.  nicht  bestimmt  werden.  Streng  ge- 
■■MMO    war   iB  den  rorwalteodeD  Sj^mptoueD 


—      lOf       r- 

Tielleioht  nicht  einmal  eine  genügende  Indioa- 
iion  für  die  Terebration  gegeben.  Hätte  aber 
die  fühlbar  fluciairende  Stelle  der  Himsnbaians 
nicht  durch  einen  dreisten,  tiefen  Einachn^  ge- 
öffnet werden  sollen  ?  Wir  glauben  ja !  Würde 
dadurch  das  Leben  der  Kranken  erhallen  wor- 
den sein  ?  das  möchten  wir  freilich  nicht  be- 
haupten. > —  (Archive«  g^n^rales  d.  Med.  Jnia 
1841.  p.  158  —  Ifö). 


Pswiatns  und  Lepra,  —  Aus  einem  An&ats 
des  Dr.  Bremard  erfahren  wir,  dass  gegenw&r- 
tig  im  Hospital  Si,  Louis  zu  Paris,  wo  bekanni- 
lich  vorzugsweise  chronische  HautausachlSge  be- 
handelt werden,  drei  Kurmcthodeii  die  häufigste 
Anwendung  finden:  die  Wasserkur  (l'hjdroth^- 
rapie),  die  Theerkur  (les  pr^parations  de  gou- 
droii)  und  die  Behandlung  durch  Arsenik. 
(S.  Journal  des  connaissances  medico-chirurgi- 
cales.  April  1841). 


Kwbu/nkeln  hei  Menschen  ncLch  dem  Genius  dm 
PleisehfiS  von  eüatn  Ochsen  ^  welcher  an  KarhmJtd 
der  Zunge  gestorben  %var, —  Im  Jahre  1841  herrschte 
in  Toscana  eine  Epizootie  der  Karbunkelkrank- 
keit  unter  dem  Rindvieh.  Einem  Schlächter 
gelang  es  das  Fleisch  eines  an  dieser  Krankheit 
gefallenen  Ochsen  in  die  kleine  Stadt  Fucecchio 
einzubringen  und  dort  zu  verkaufen.  Fast  alle 
die  davon  genossen,  wurden  nach  vicrundzwan- 
zig  Stunden  bis  spätestens  drei  Tagen,  im  Ge- 
sidhtc,  am  Halse'  und  auf  den  Armen  von 
schmerzhaften  Knoten  oder  von  weissen  Pusteln 
mit  violettem  Halo  befallen,  die  nach  und  nach 
in  wahre  Karbunkel  übergingen.  Nach  einer 
Woche  siiess  sich  der  Braudschorf  ab,  hinter- 


10t 


; 


licM  eine  siemlicb  gute  Eiierfläelie  und  die 
Vernarbung  erfolgte  bald.  Bei  einselnen  Kran- 
ken, war  jeddcb  der  Verlauf  der  Kranicbeit  wM 
beiliger,  es  entstand  Erjsipelas  mit  enormer  Ge- 
scbwulflft,  das  Brandige  löste  sieb  erst  nacb 
Tierzebn  Tagen  und  die  Eiterung  war  von  scblecb- 
ier  Bescbaffenbeit.  Mit  diesen  9rt1icben  Sym- 
ptomen Terband  sieb  dann  beftiges  Fieber,  •dli' 
gemeine  Abspannung,  Erbrecben,  Dnrcbfall,  Kuh 
liken,  Tympaniiis,  Delirien  und  Scblaflosigkeiib 
Es  starben  nnr  zwei  Kranke  und  alte,  acbwäch^ 
liebe  Leute.  Herr  TurchetH,  welcher  diese  Be- 
obacbtung  niittbeilt,  behandelte  seine  Kranken 
mii  Brei^mitteln,  Laxanzen  und  krtftigeu  Anti- 
pblogisticis  (!)  —  Bemerkenswerth ,  und  allen 
bisherigen  Erfahrungen  ganz  zuwider  ist  der 
Umstand  (den  jedoch  auch  die  Collegen.des  ge- 
dachten Arztes  als  vollkommen  begründet  aus- 
jiprecken) :  data  keiner  von  denen,-  die  das  infi- 
cirte  rohe  Fleisch  gebandhabt  hatten,  ^on  4lto 
Krankheit  befallen  wurde,  diese  vielmehr  nnr 
solche  ergriff,  welche  davon  gegessen.  Femer 
der  im  Ganzen  milde  Verianf  des  Uebels 
und  die  geringe  Tödtlichkeit  desselben,  kn 
höchsten  Grade  auffallend  ist  endlich  audb  die 
ärztliche  Behandlung.  Man  muss  sich  mit  Recht 
wundern  bei  einer  Krankheit,  die  man  allge- 
mein gleichsam  als  den  Frotot3rp  der  Asthenie 
betrachtet ,  ein  streng  antiphlogistisches  Vertai*- 
ren  mit  so  ausgezeichnet  günstigem  Erfolge,  an- 
wenden zu  sehen.  (Annali  di  Medicina  Febr. 
Mari  1842). 

w  r  I 

— ..{,1 

'  ''•  •        •'/ 

Schwämmchen.  — •  Die  von  Gruhy  gemachte 
Entdeckung,  dass  die  Aphthen  lediglich  in  einer 
eigenthümlichen  kryptogamischen  Pflanze  bestän- 
den, welehe  auf  der  8ch4^maieiiibran  v^etire 
und   durch  Uebtrtragaug  aus    dem  Munde  auf 


—    104    — 

den  Darmcaual  übertragen  werde,  hat  auch 
JBoyer  bestätiget  gefanden  (S^ance  de  PAcad.  de 
Med.  3.  Mai  1842). 


KrAa.  —  Herr  Tanchou  hat  mit  Krebsjanche 
an  Thieren  experimentirt  und  glaubt  aus  seinen 
Yersttchen  scUiessen  zu  dürfen:  dass  der  Can- 
cer nickt  das  Product  eines  srharfen  oder  gifti- 
gen Stoffes  sei  und  dass  man  daher  auch  nie 
darauf  rechnen  dürfe  ein  Antidotum  oder  Spe- 
cifieum  dagegen  zu  entdecken,  die  Kur  vielmehr 
nur  durch  IJmstimmung  des  Yegetationsproce»- 
aea  überhaupt  bewirkt  werden  könne,  (ibid.) 


JjpecactiofiAa  öiu^sserUch  dU  Handreix.  •—  Dr.  A. 
TmmibuUaagty  dass  Ipecacuanha  auf  die  Haut  ein- 
gerieben den  Ausbruch  einer  grossen  Zahl  von 
schmefäslosen  kleinen  Pusteln  herbeiführe,  welche 
nicht  eitern,  also  auch  nicht,  wie  die  Pusteln 
von  Tart.  stibiatus  Narben  hinterlassen,  daher 
die  Einreibung  selbst  im  Gesicht  gemacht  wer- 
den könne.  Der  Aasschlag  wird  flechtenartig 
und  erregt  Hitze  und  Jucken.  Herr  T.  ver- 
schreibt Rp.  Pulveris  Ipecacuanhae  drachm.  ji. 
OL  Oliv,  drachm.  ji.  axungiae  drachm.  iv.  —  od. 
Rp.  Emetinae  gr.  xv.  Spirit.  vini  gr.  xv.  Axun- 
giae drachm.  iv.  — ^  und  lässt  davon  z^veimal 
täglich  einreiben.  Er  versuchte  es  besonders 
bei  Brasiaffectionen  und  gegen  nervöses  Herz- 
klopfen. Uebelkeit  oJer  Erbrechen  erregte  das 
Mittel  niemals.     (The  Lancet  7.  May  1842.  pag. 

ao3). 


NeuesU  EisenpröparaU,    Die  Chemiker  haben 
pich  in  jüngster  Zeit  viel  mit  Darstellung  neuer 


—    105    — 

SiMDprSjiarate  sum  nedicinischen  Oebravch  be* 
aehäfliget  und  mehrere  derselben  sind  bereits 
▼on  Aersien  angewendet  worden.  Unter  diesen 
seheint  das  milchsaure  Eisen :  Lactas  ferri,  oben 
an  so  stehen  f  an  welches  sich  dann  das  Ferrum 
citrii^m  (Citras  ferri)  und  das  Ferr.  ammonio 
ettrafaim  anschliessen.  (Fharmaceatical  Journal 
Bhy  1S42). 

Die  Aufgabe  für  die  Chemiker  besteht  un» 
streitig  darin,  solche  Präparate  darzustellen,  die 
leicht  lösbar  sind  und  die  Verdauung  nicht  be- 
ISstigen.  Am  meisten  entsprechen  diesen  Bedin« 
gongen  diejenigen  -Präparate,  welche  das  Deot- 
ozjd  des  Eisens  zur  Basis  haben,  also  die  Mi- 
neralwässer und -folgende,  Ton  Herrn  W.  jf^aon  » 
(Hie  Lancet  25.  Juni  1842.  p.  448)  angegebene 
Praeparate:  1)  »Liquor  oxymiphaHs  Ferrt.« 


Bp.  Sulphatis  Ferri  dr.  ij.  ad  dr.  irj. 
Aeidi  nitrici  drachm.  iij. 
Aqua  destill,  unc.  iß, 

Tere  diligenter  per  horae  quadrantem  aci- 
dom  nitricum  ferro  vitriolato,,  dein  sensim  ad- 
dendo  aquam.  Cola  per  Chartam.  •—  Dosis 
5  —  12  Tropfen. 

Dieser  Liquor  ist,  wie  Herr  Tyson  sagt,  vor 
vierzig  Jahren  von  Syhesier  erfunden  und  seit 
jener  Zeit  stets  von  den  Praktikern  in  Derbj- 
abire  gebraucht  worden.  Er  bewundert  es,  dass 
man  denselben  nicht  in  eine  der  neuem  Pharma- 
copöen  aufgenommen  hat  und  glaubt,  daas  dies 
Mittel  der  salzsaüren  Eisentinctur  vorzuziehen 
sei.  Es  lässt  das  Eisenoxjd  nicht  fallen  und 
mit  kleinen  Dosen  Bittersalz  verbunden  bildet 
es  künstliches  Mineralwasser.  Herr  T.  ist  der 
Ansicht,  dass  es  zugleich  ein  kräftiges  Gegen- 
^ft  der  Blaoainre  abgebei  weil  es  sich 


—    166    — 

•ehliell  mit  derselben  yerbinde.  Mit  HüUe 
MS  tiiquor  kann  man  mehrere  Snsserst  wirk- 
same und  zugleich  milde  Eisenmittel  «rzeagmi 
Dahin  r««hnet  Herr  T.  folgende:  2)  »BUaHvmi 
JF^rru^  Rp.  Ferri  salphnrici  drachm.  üj.  Tete 
sensim  addendo  cum  Acid.  nitric.  drachmi'  J0; 
cessaia  effervescentia  adde  Aqnae  fönt.  nno.  ij; 
Fotassae  supertartratae    (Cremor  tartari)  drach« 

g\  coque  et  liquorem  tepidum  per  chartam  cola. 
iat  sal  siccam.  Dosis  5  ^i-*  20  Gran.  —  We- 
gen des  hier  zugleich  sich  bildenden  Glanber- 
salzes  ein  leicht  eröffnendes  Mittel.  3)  »Pakuh 
mO'Jhrirae  Ferri:  Rp.  ferri  sulphatis  draoh.  fj. 
adde  guttatim  Acid.  nitrici  drachm.  iij.  Tere  per 
hmrae  quadrantem  et  adde  Aqnae  fönt,  anc*  rj. 
Miso£  tt  per  diartam  cola  cui  adde  Fotaasae 
carbonatae  drachm.  vj.  et  sepone  per  aliquot 
horas;  liquorem  superuatanteoi  cffnnde  «t  oxjdio 
praecipitato  adde:  Biiartratis  Potassae  uuc.  jß. 
Aquae  fönt.  unc.  yiij  vel  q.  s.  Decoque  et  per 
chartam  cola  —  leni  colore  coiisumatur  liquor 
ad  pulverem  siccum.  —  Dosis  wie  oben.  Diese 
Salze  in  kochendem  Wasser  aufgelöst  bleiben 
auch  nach  dem  Erkalten  in  der  Lösung.  — 
4)  Ammomo  -  Tartras  Ferri.  Rp.  Acidi  tartarici 
drachm.  ij.  Ammon.  carbonici  drachm.  .j.  Aqnae 
fönt.  unc.  vj.  Solve.  —  Rp.  Liquoris  ferri  ozj- 
sulphatis  (Yidc  supraNo.  1).  unc  j.  Liquor  Po- 
tassae q.  s.  JMisce.  Das  sich  bildende  Präcipi- 
tat  wird  mit  destill.  Wasser  abgewaschen,  dann 
zu  obiger  Solution  hinzugesetzt,  bei  gelinder 
Wärme  gelöst  und  zur  Trockniss  abgeraacki. 
—  oder  Rp.  Liquoris  Oxjsulphatis  ferri  unc.  j. 
Fotassae  subcarbonicae  drachm.  iij.  Aquae  ÜNit. 
unc«  vi.  M.  —  Der  Niederschlag  wird  eben  4o 
wie  oben  angeführt  behandelt.  Dosis  5  — r  10 
Gran.  Das  Salz  enthält  In  vier  Granen  mekr 
als  einen  Gran  Eisenoxyd.  (Alle  diese  drei 
weinsteinsauerii  Eisenpräparate  sind  in  Wasser 
▼ollkommen   und  leicht  lösbar  «nd   bilden  eine 


MshÖB  goIJrarbene  Solation).  ^)  lAanat  Wwni 
JHiVodyr:  —  Rp.  Kali  hjdroiodici  dradiiii.  /s. 
AigoAsB  porae  drackm.  x.  Solve  tk  adde  Liq.  f«rr. 
•ij0Hlp}i.  drachm.  ij.  M.  S.  20  —  30  Tropfen 
2  mal  tüglich.  Dies  bildet  eine  schttae  dankel- 
r»ihe  nnd  dnrchsiclitige  Auflösung,  welche  etwas 
firfiea  Jod  enthält.  — 


PeieehiaIrMCvhpoeken,  —  Dr.  George  Qregtmry 
hmi  einen  solchen  Fall  beobachtet.  Ein  ansäei- 
nend  gans  gesundes  Kind  ward  am  19.  Mai 
1842  geimpft,  am  vierten  Tage  kamen  Petedbien 
snm  Vorschein:  am  achten  nahm  eine  grosse 
Ecchymose  die  gewöhnliche  Stelle  der  Areola 
ein  und  der  ganze  Körper  war  mit  Flecken. 
fibersttet:  am  eecfaszehnten  Tage  fingen  die 
Sdiorfe  (Scabs)  an  abzufallen  und  die  Krank- 
keii  schwand  allmählig.  Fünf  Kinder  derselben 
Familie  waren  mit  derselben  Materie  geimpft 
worden  und  die  Vaccine  verlief  bei  ihnen  ganz 
regelmässig,  t—  Fälle  der  Art  sind  höchst  selten. 
Serr  G.  kennt  deren  nur  noch  zwei.  (The  Lan- 
cet.  1642.  p.  456). 


Creosot  gegen  Netiraigie» —  EinUngaent|Ton 
einf»  Drachme  Creosot  mit  einer  Unze  Fett 
(lard)  dreimal  täglich  in  die  schmerzhafte  8telle 
«incnreiben ,  wird  höchlich  gerühmt,  (ibid.) 


Erys^ku  InmmaHcmm,  —  Die  Rose  ist  in  den 
flbispitälern  von  Paris  und  namentlich  im  Hotel 
Dien  zu  gewissen  Zeiten  endemisch  und  com- 
pKcirt  dann  fast  aüe  äussere  Verletzungen  ohne 
iJnterschicd.  Herr  Veipeau  hat  'das  Erysipelas 
zum  Gegenstand  sorgOUtiger  Untersuchungen  ge- 


—    108'  — 

nmdii  und  glaubt  als  Resuliai  derselben  gefun- 
den zu  habeu^  dass  Aufnahme  schädlicher  Stoffe 
durch  die  Wundflächen  der  Krankheit  zum  Grunde 
liege.  Die  Aufsaugung  und  Verbreitung  dieser 
Stoffe  erfolge  durch  Endosmose.  Verbesserung 
der  Säfte  sei  demzufolge  die  Hauptindicuition 
für  die  Kur.  Herr  Valpeau  empfiehlt  als  das 
beste  Mittel  zur  Erföllung  dieses  Zweckes  die 
örfliche  Anwendung  des  Eisenvitriols  in  Solu- 
tionen  oder  ^als  Salbe  (1  zu  4).  In  vier  und 
jKwanzig  Krankheitsfällen,  welche  auf  diese  Weise 
behandelt  wurden,  erfolgte  die  Heilung  inner» 
halb  24  bis  48  Stunden.  —  Der  Gegenstand 
bedarf  noch  der  fernem  Prüfung.  — 


•>•■ 


SMeiura  Urethrae,^  Crtweilhier  hat  nie  eine 
andere  Art  von  Desorganisation  bei  den  Harn- 
röhren-Verengerungen gefunden,  als  die  fibröse 
Entartung  der  Wände  der  Urethra,  welche  ent- 
weder bloss  in  der  Schleimhaut  oder  auch*  im 
ganzen  Gewebe  des  Kanals  ihren  Sitz  hat  und 
nicht  selten  einen  Raum  von  sechs,  acht  uild 
mehreren  Linien  einnimmt.  In  den  meisten 
Fällen  scheint  lllceratioii  (nicht  bloss  chroni- 
sche Entzündung)  der  Desorganisation  der  Theile 
voranzugehen.  —  CnweiOner  leugnet  die  von 
den  Beobachtern  angenommenen  verschiedenen 
Arten  von  Verengerungen  (durch  Klappen,  Ligar 
meute  und  dergleichen)  gänzlich  und  glaub^ 
dass  von  der  langsamen  Erweiterung  der  Strictur 
allein  ein  günstiger  Erfolg  zu  erwarten  sei,  alle 
gewaltsame  Vcrfahrungsweisen  durch  Aetzen 
u.  s.  w.  aber  durchaus-  verwerflich  wären.  — 
(Annales  de  la  Chirurgie  1842.  No.  14).  Eifc 
solcher  Ausspruch  aus  dem  Munde  eines  Ctü- 
veühier  muss  die  Aufmerksamkeit  aller  Anato- 
men und  Chirurgen  erregen. 


•  ■ 


jimernymna  und  Erweüenmg  der  Fmimomiat 
AHeHß.  —  Einen  FaU  der  Art  beobadbtel«  Dr. 
BMFkidner  (The  Lancet  4.  Juni  1842  pag. 
347)  bei  einelu  neansehnjähri^en  lH&dchen, 
welches  bia  zu  ihrem  aechasehnien  Lebenmahre 
gans  geaund  war,  dann  aber  an  Husten,  Brust- 
achmerzen  und  Dyspnoe  litt.  Linkerseits  zwi- 
aeheq  der  zweiten  und  dritten  Ribbe  fand  eine 
oberfl&chlicbe  Pnlsation  statt  nnd  man  hörte  lau- 
tes rasselndes  Athmen  und  ein  schnurrendes 
Zittern  (purriug  tremor).  Die  Beschwerden 
wujden  gehoben,  kehrten  aber  mchrmala  wieder 
uad  die  Patientin  starb  plötzlich,  nachdem  das 
pulairen  sich  weiter  ▼  er  breitet  hatte  und  mehr 
achankelnd  geworden  war.  —  Das  Herz  war 
allgemein  hypertrophirt,  die  Pulmonararterie  bis 
zu  einer  Weite  von  fünf  und  dreiviertel  Zoll 
Umkreis  (im  Innern  gemessen)  ausgedehnt.  «— 
Gewiss  ein  seltener  Fall!  —   . 


GäMxUcher  Mangel  der  äuaeeren  we&Üchen  Gt" 
eeJdechtäheUe.  —  Einen  solchen  Fall  beschreibt  der 
Dr.  Magee  zu  Paterson.  Ein  achtzehnjShriges 
JHSdchen  litt  seit  einem  Jahre  an  heftigen  We- 
hen ähnliehen  Schmerzen,  welche  periodisch  alle 
vier  Wochen  wiederkehrten.  Sie  war  nicht 
menstruirt  und  bei  der  Uniersuch ung  fand  man 
die  Brüste  gut  entwickelt ,  die  äusseren  Ge- 
bartstheile  aber  gänzlich  fehlend.  Die  Haut  der 
ganzen  Regio  pubis  bis  zum  After  war  mit 
Aaauahme  einiger  Runzeln  (Corrugations)  ganz 
den  übrigen  Hautdecken  gleich  und  nicht  be- 
haart* (Von  dem  Blons  Veneria,  den  grossen 
und  kleinen  Schaamlefaeeu,  der  Clitoris,  Harn- 
röhren- und  Scheiden- Oeffnung:  keine  Spur). 
Die  Stelle  der  mangelnden  Ossa  pubis  vertrat 
eine  halb  knorplige  M embran^  ähnlich  der  Narbe 
von  einer  tiefen  Verbrennung  oder  von  einem 


u- 


—    lifo    — 

CksehWttt.  Der  Urin  sickerte  in  cler  Oegend 
de«  Nabels  aus  einer  schwammigen  gefiissreleinn 
Geschwulst  von  der  Grösse  einer  #0Meä  iot^ 
nato  (?)  aus.  Da  während  der  Schmersen  die- 
jenige Stelle,  an  welcher  die  Scheide  liegen 
nitissle,  etwas  auftrieb,  so  machte  Herr  Mogm 
daselbst  mit  Vorsicht  einen  Einschnitt  bis  in 
die  Tiefe  von  mehr  als  einem  halben  Zeil  und 
erweiterte  diese  Oeffnung  auf  eine  Hohleonde 
liach  eben  und  unten.  Es  flössen  allmShlig  cwei 
bis  drei  Finten  einer  dunkeln  theerartigen  FUs- 
sigkeit  heraus  und  die  Schmerzen  liessen  nach. 
Die  künstliche  Scheidenöfihung  wurde  oifen  ei^ 
halten  und  die  Katamenien  fliessen  jetzt  regel- 
mj&ssig  und  ohne  Beschwerden  durch  dieselbe 
ab.    (The  I^ncet  33.  Jul.  1842  p.  575). 


Haemaitmia,  —  In  einem  Falle  von  Bhäharnany 
welches  den  Kranken,  einen  Mann  von  62  Jah- 
ren, der  früher  gesund  war,  nach  einer  Dauer 
von  etwa  17  Monaten  an  Erschöpfung  hinrafile, 
fand  Herr  Cowan  keine  andere  Quelle  der  Blu- 
tung als  eine  büschelförmig  hypertrophirte  Stelle 
in  der  Schleimhaut  der  Harnblase  in  der  Ge- 
gend, wo  sich  der  rechte  Ureter  einmündet,  mit 
ausgedehnten  Blutgefässen.  Das  Becken  der 
rechten  Niere  und  der  Ureter  selbst  waren  gleich- 
falls etwas  erweitert.  —  Ursachen  dieser  krank- 
haften Veränderung,  die  selten  vorkommen  mag, 
waren  nicht  zu  entdecken  und  Patient  hatte  nie 
über  Schmerz  in  der  Blase,  wohl  aber  über 
eine  leichte  Unbehaglichkeit  in  der  Nierenge- 
gend geklagt,  daher  man  auch  den  Sitz  des 
Uebels  in  der  Niere  gesucht  hatte.  (The  Lancet 
25.  Juni  1842  p.  436). 


111 


Jtfkren  IconBie  seit  nelireren  Jahren  den  Urin 
nicht  halten.  Der  innere  Gebranch  der  TlncAn* 
iIm  Secak  eormd.  nml  kalte  Waachnngen  «teUteii 
iiin  ToHkommen  her.  —  (ibid.  p.  437).  Details 
sümI  nicht  gegeben  nnd  wir  Ifihren  die  Beob» 
acbtnng  bloss  an,  weil  der  Arst  (Herr  Goienii) 
dem  Mutterkorn  eine  specifische  Wirkung  aviff 
dio  Harn  Werkzeuge  suzuschreiben  scheint,  von 
der  uns  bis  jetzt  nichts  bekannt  geworden   ist. 


Bk&umoHnmiu.  —  In  leichten  Füllen  Ton  Hos- 
kekhenoiatisHien  rühmt  Herr  Cowan  Einreibun- 
gen von  gleichen  Theilen  Opodeldoe  nndViifiun 
Colchici:  in  andern  heftigem  FSlIen,  so  nament- 
lich bei  IJämbtago  und  bei  Gelenkrheumatismen 
braucht  er  mit  ]^utzen  KaH  hvdrajodieum  drei- 
md  täglich  zu  fünf  Granen.  Blutentziehungen 
ufnd  Calomel  hat  er  nicht  angewendet,  weil  die 
Ton  ihm  beobachteten  Fälle,  48  an  der  Zahl, 
simmtlich  mehr  asthenischer  Natur  waren,  (ibid. 
pa«.  438). 


AicUei. —  Herr  Dr.  DeMüfpe,  Arzt  des  Hos- 
pitals zu  Lausanne,  hat  in  mehreren  Fällen  von 
Bauchwassersucht  in  der  durch  die  Function 
entleerten  serösen  Feuchtigkeit  »gerUmbaren  JPVi- 
senioffit  gefunden,  auch  wenn  dieselbe  wenig 
oder  gar  kein  Albnmen  enthielt.  Ein  gewisser 
Grad  entzündlicher  Reizung  scheint  dem  Ent- 
stehen  der  Fibrins  in  den  serösen  Feuchtigkei- 
ten als  Ursache  zum  Grunde  zu  liegen.  Der 
Gegenstand  bedarf  noch  sehr  der  genauen  und 
wiederholten  Untersuchung.  (Archives  gen.  de 
Med.  Juin  1842  p.  174  —  188). 


r-     llt     — 

Naamibhäen.  Ein  »neues,  sicheres  und  ein-  - 
faches  JUittel  gegen  profuse  allen  andern  Büt- 
teln widerstehende  Episiaxis«  glaubt  Dr.  Negrkr 
zu  Angers  gefunden  2U  haben.  Es  besteht  da- 
riuy  dass  der  Kranke  das  blutende  Nasenlodi 
mit  dem  Zeigefinger  der  Hand  (der  anderen 
Seite)  zudrückt,  während  er  den  Arm  (dersel- 
ben Seite)  rasch  perpendiculär  in  die  Höhe  hebt.  ' 
und  ihn  einige  Minuten  in  dieser  Lage  erhält. 
Blutet  er  aus  beiden  Oeffnungen,  so  erhebe  er 
beide  Arme  und  ein  Anderer  halte  ihm  die 
Nase  zu.  Die  stärkste  Haemorrhagia  nariom 
soll  bei  dieser  Procedur  fast  auf  der  Stelle  si- 
stirt  werden.  Gleiches  erfolgte  auch  bei  starkem 
Bluten  einer  Schnittwunde  in  die  Oberlippe« 
Herr  Negrier  versucht  die  Wirkung  dieses  Ver- 
fahrens, das  ihm  wie  er  versichert  niemais  fehl- 
schlug, so  zu  erklären,  dass  das  Herz  einen 
viel  grösseren  Widerstand  das  Blut  nach  oben 
zu  treiben  überwinden  müsse,  wenn  die  Arme 
nach  oben  gehalten  werden,  als  wenn  sie  sidi 
in  der  ruhenden  abhängigen  Stellung  befinden. 
Fiat  experimentum !  (S.  Archives  gen.  d.  Med. 
Juin  1842.  p.  168  —  173). 


PJähma  puhnotwm,  lieber  die  Behandlung, 
welche  englische  Aerzte  bei  der  Phthisis  an- 
wenden, erfahren  wir  aus  mehreren  Berichten, 
datfs  Roborautia  tonica  die  beliebtesten  Mittel 
sind.  So  sagt  Herr  Cowan  (Arzt  des  Berkshire 
Hospitals),  dass  er  bei  53  Kranken  hauptsäch- 
lich Chinin,  Eisen  und  Narcotica  (sedatives)  an- 
gewendet j  dabei  aber  auch  Blutegel  und  Bla- 
senpflaster applicirt  und  intercurrent  mit  Nutzen 
Brechmittel  gereicht  hätte.  (The  Lancet  18  Juni 
1S42.  pag.  395). 


113 


Smmmariaeher  Bericht 

über 

den  in  den  letzten  sechs  Monaten  des  J.  1842. 
herrschenden  Oesondheitszostand,  die  Gebur- 
ten nnd  Todesfälle  von  Berlin. 

MitpetheiU 

ans  den  Acten  der  HufelandUchen  med.  chir. 

Gesellschaft. 

Slonai  JuU  bis  December, 

Der  allgemeine  Ueberblick  über  die  im  Jahre 
1842  herrschend  gewesenen  Krankheiten  ergicbi 
die  interessante  Thatsaehe,  dass,  so  wie  die  bei- 
des halben  Jahre  sich  streng  und  charakiori- 
atisch  durch  die  cigenthümliche  Färbung  und 
Ivestaliung  der  Krankheitsconstitution  wesentlich 
TOB  einander  trennten,  ebenso  auch  ein  dauren- 
des  Beharren  und  eine  scharfe  Ausprägung 
der  in  jedem  halben  Jahre  vorherrschenden 
Krankheiten  sichtbar  wurde,  und  sich  das  We- 
sen derselben,  wenn  auch  die  Formen  und  Ge- 
stalten noch  so  dunkel  und  versteckt  lagen,  sehr 
leicht  ermitteln  Hess,  wenn  man  den  allgemein 
gangbaren  Genius  morborum  epidemicus  fest  zu 
halten  sich  bestrebte.  Aus  den  früher  mitge- 
theOten  monatlichen  Berichten,  die  bis  Ende 
Jnni  reichen,  haben  wir  gezeigt,  dass  terch- 
sfihnittiich  die  rheumatische  und  katarrhalische 
Constitution,  sowohl  einzeln  als  auch  in  gegen- 
seitiger Verbindung,  vorwaltend  geherrscht,  und 
dass  mit  seltenen  Ausnahmen  die  Grundlage  der 
meisten  acuten  Krankheiten 'lij^ch  ^uf  jenen  Cba- 
Joara«  Bii  XCY.  St.  i,  8 


—    lU    — 

rakter  derselben  beziehen  Hess.  Ja  man  konnte 
sogar,  bei  den  im  Monat  Jnli  auftaachenden 
gastrischen  Erscheinungen^  wo  meist  ein  Er- 
kranken der  Schleimhäute  des  Darmcanala  sich 
herausstellte,  noch  einige  Zeit  über  die  eigent- 
liche Natur  der  Krankheiten  in  Zweifel  sfin, 
wenn  nicht  durch  die  anhaltende,  durch  ke{^w 
ttegen  gemilderte  fast  tropische  WSHue,  die 
bis  spät  in  den  Herbst  hifcieihreichte ,  dii$ttffll;1i 
und  Destimmt  die  gastrisch  biliöse  iSnindlage, 
sowohl  durch  jene  Ursache,  als  durch  ihre  ei- 
genthümlichen  Erscheinungen  sich  hätte  nach- 
weisen lassen.  Diese  so  deutlich  ausgeprägte  ga- 
strisch -  biliöse  Constitution,  die  titlf  wenigen 
Ausnahmen  während  der  letzten  sechs  Monate 
anhielt,  erlitt  nur  durch  die  im  Monat  Novem- 
ber eingetretene  niedere  Temperatur  eine  knrze 
Unterbrechung,  tauchte  aber  im  December,  wenn 
auch  in  gelinderem  Grade,  wieder  auf,  und  blieb 
bis  zum  Schluss  des  Jahrs. 

Im  Monat  JuH  wurden  plötzlich  viele  Kin- 
der von  Durchfall  mit  und  ohne  Erbrechen  «r- 
grifien,  wozu  sich  gleich  anfanglich  oder  auch 
späterhin  Husten  hinzu/2;esellte.  Das  Erbrechen 
hörte  zwar  gleich  auf,  jedoch  die  AusleeÜingon 
■hielten  oft,  wenn  sie  nicht  tödteten,  fiele  Tage 
an,  und  Hessen  nur  dann  günstige  Erwartungen 
aufkonunen,  wenn  die  gewöhnlich  weisslich- 
gelbe  Färbung  derselben  (wie  Sahne)  sieh  fn 
eine  gelbliche  oder  gelbgrüne  verwandelt  hait^. 
Die  Kräfte  der  Kinder  sanken  dabei  sehr  rasch 
und  am  meisten  benachtheiligte  jene  Epidemie 
sarte,  schwächliche  und  an  Atrophie  leidende 
Kinder.  Wenn  die  Ausleerungen  In  Qnalltitt 
und  Quantität  sich  günstiger  zeigten ,  so  trat 
Anorexia  ein  und  die  früher  reine  Zunge  belegte 
sich  erst  in  diesem  Stadium.  Diese  Affectlonen 
des  Darmcanals,  die  sich  im  Monat  Anglist  bis 
nu  einer  noch  selten  gesehenen  Flvquens  siei- 


—  11»  — 

gnteUf  da  me  drei  Yieriel  aller  Kinderkrank- 
heüen  faesien,  ergriffen  auch  Erwachsene,  denen 
sia  aber  weniger  geßihtlich  wurden.  Sie  seig- 
taa  aieh  bald  als  katarrhalische  Diarrhöen  mit 
und  ohne  Erbrechen,  bald  aber  als  biliöse,  und 
späterhin  am  häufigsten  als  Diarrhoeae  djsente- 
rlcaa  mit  Tenesmns  und  blutigen  Schleimabg&n- 

Seil.  Diese  Terschiedenen  Formen  des  Durch* 
lila-  traten  so  plötzlich  und  stfirmisch  auf,  und 
erschöpften  die  KrSfte  so  bedeutend,  dass  man 
auf  augenblickliche  Stillung  derselben  bedacht 
sein  muaste.  Am  meisten  Besorgniss  erregend 
waren  die  su  jener  Zeit  vielfach  gesehenen  Fälle 
TOD  Cholera  aestiva,  mit  WadeqkrXmpfen,  Urin- 
Torhaltung,  kalter  Zunge  und  den  charakteristi- 
adien  Ausscheidungen,  welche  jedoch,  lY^nn 
nicht  arge  Vernachlässigung  vorhanden,  stets 
günstig  endeten.  Während  unter  den  Kindera 
die  grösste  Zahl  der  beobachteten  Durchfälle 
auf  den  Monat  Juli  kam ,  wurden  dagegen  bei 
Erwachsenen  dieselben  am  häufigsten  im  Au- 
guat  and  September  gesehen,  und  nicht  selten 
verschleppten  sich  diese  bis  in  den  October  hin-* 
ein.  In  diesem  Monate  waren  die  Ausleerungen 
meiat  von  blutiger  Beschaffenheit,  und  wurden 
durch  die  grosse  Masse  des  ausgeschiedenca 
Blntes  bei  vielen  tödtlich.  Der  Ausgang  det 
Da^chfiille  wurde  oft  durch  Hinzutreten  von 
Nachkrankheiten  verzögert,  wohin  namentlich' 
Aphthen,  gastrische  und  typhöse  Fieber  und 
Gastromalacia  gehören. 

..Aber  auch  wirkliche  Ruhren  mit  Tenesmns, 
Tormina  ventris,  blutig  schleimigen  Abgängen 
und  heftigem  Fieber  wurden  zu  jener  Zeit  un- 
ter Kindern  und  Erwachsenen  häufig  gesehen. 
Das  Fieber  hatte  fast  immer  den  rheumatisch 
gastrisch-biliösen  Charakter.  Kinder  litten  durch 
jene  so  heftige  Krankheit  weniger  als  Erwach- 

t^    von  denen  viele  schon  in  den  ersten  Ta- 

8* 


-    IM    - 

gen  ein  Opfer  worden.  '  Dasä  zu  einer  Zei^  wo 
die  gastrische  Constitution  eine  so  weite  Aus- 
dehnung erlangt  hatte,  auch  viele  andere  Fof^ 
men  derselben  vorkamen,  darf  kaum  erwMkii 
werden.  Man  sah  daher  viele  Gasiroaen,  Coliken, 
Icterus,  gastrische  und  Wechselfieber«  Seltaor 
kam  der  Tjphus  abdominalis  zum  Yorscheiii, 
.als  das  eigentlich  gastrisch -biliöse  Fieber.  Als 
die  gastrischen  Krankheiten  etwas  nschliesseA, 
wurden  die  Ausschläge  häufiger,  und  nament- 
lich nahm  das  Scharlach  in  dem  letzten  Monate 
an  In-  und  Extensität  zu«'  Es  wurden  viele 
Erwachsene  davon  befallen,  bei  denen  es  iMU 
lieh  ablief.  Was  die  sporadischen  Krankheitsn 
betrifft,  die  in  den  einzelnen  Monaten  mehr  oder 
minder  verbreitet  waren,  so  wird  sich  ans 
nachfolgender  Uebersicht  das  nähere  Resultat 
ergeben.  ' 

JiUi,  Rheumatismen  und  Katarrhe,  Dnreh- 
tälle  der  Kinder,  gastrische  Beschwerden,  Brech- 
durchfälle, wenig  Masern,  noch  weniger  Schar- 
lach ,  einigemal    Roseola.     Viele  Wechselfieber« 

August,  Sehr  viele  Durchfälle  unter  Kin- 
dern, weniger  unter  Erwachsenen,  gastrische 
Fieber  sehr  oft  mit  Petechien,  Cholera  aestira« 
Viele  katarrhalische  Augenleiden ,  besonders 
Ophthalmia  neonatorum.  Wenig  acute  Ausschläge, 
viele  Sommerausschläge,  die  der  Scabies  ähn- 
lich sind. 

September*  Viele  Durchfalle  unter  Erwach- 
senen besonders  von  blutiger  Beschaffenheit, 
Ruhren  der  Kinder  und  Erwachsenen,  Brech- 
rnhren,  Koliken,  Typhus  abdominalis.  Viele  an- 
giiiöse  Beschwerden.  Ausser  Varicellen  keine 
Ani^schlagskrankheiten . 

Ociober,    Weniger    Durchfälle    aber    mebr 


-  m  — 

RnliTen,  gastrisch  typhöse  Fieber,  Wechselfieber, 
Erysipelss,  Zahngeschwfire,  Anginen  und  Aph- 
(hen.  Einigemsl  Bronchitis.  Einigemal  Masern 
und  Scharlach. 

iVoMmier.  Gastrische  Krankheiten  treten  mehr 
in  den  Bintergmnd,  mehr  Katarrhe  der  Luft- 
wege, Parotitiis,  Bronchitis,  Angina  fancinm, 
Haemoptoe. 


lUliefm&sr.  Hin  und  wieder  DnrchfllUe.  Sehr 
viel  Hasern  und  Scharlach.  Viele  gastrische 
Affecäonen,  Tjpfaus  abdominalis.  Im  Gänsen 
wenig   Krankheiten.     Die  Phthisis  tödtet  rasch« 


•  t 


Ea  worden  geboren:  Knaben.    MSdcheik 

Toni    2*  Jall    bis  29.  Juli  507  408 

'  30.  Juli    bis    2.  Sept.  593  583 

3.  Sept.  bis  W.  Sept.  474  430 

1.  Oct.    bis  28.  Oet.  439  472 

29.  Oct.   bis    2.  Dec.  613  560 

a  Dec.  bis  81.  Dec.  535  445 

3161  ^8~ 

Es  starben: 

vom    2.  Juli    bis  29.  Juli  687 

30.  Juli    bis    2.  Sept.  1058 

3.  Sept.  bis  30.  Sept.  876 

1.  Oct.    bis  28.  Oct.  744 

29.  Oct.    bis    2.  Dec.  863 

3.  Dec.    bis  31.  Dec.  728 


4956 


Mehr  geboren:  1093. 


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^tecteUe  iCrankheUtn. 


E™«h- 

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Krankheiten. - 

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An  EDlkritriiiDg  Allen   wegm     . 

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An  Schwach!^  bBld  nacb  <\etGt 

burt 

133 

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Cmeilig  und  todi  gehuren 

125 

12T 

252 

An  scilwerem  Zalmen   .     , 

46 

58 

104 

2 

2 

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An  RrBiDprea        .      . 

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13 

189 

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3T2 

Ad  Saroiibeln       .     . 

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1 

32 

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40 

1 

1 

42 

41 

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Am  Stickbuilvn    .     . 

4 

5 

9 

An  dra  Pocken    .     . 

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7 

12 

Au  nhsnn       .     .     . 

2 

2 

4 

An  Rstheln      .      .      . 

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1 

Am  f  ciesel             .      . 

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1 

Am  Pemphigus      .      . 

2 

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3 

Am  ScliBrUelifirtet  . 

y 

5 

41 

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An  rt«  BosB    .      .      . 

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3 

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An  dn  Gcbirnt-nLiUnduns 

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34 

35 

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31 

30 

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35 

143 

An  der  ROekt-nrnukiGnliUndun 

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An  dn  Unletleibsenliündung 

12 

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7 

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An  der  Leberen  12 Qnriung  , 

2 

6 

8 

An  der  narmenliQndung   . 

5 

5 

3 

5 

18 

An   der  Halle  nli  und  11  ng      . 

1 

5 

30 

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An  der  HeraenUUndung    . 

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An  der  HenbeiilelentiUndun 

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An  der  BUienenimn'limg 

1 

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An  der  VeoenentiUndung  . 

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An  Pleiviti 

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An  Perilonilii 

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5 

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Am  BatzOndunpfiebM 

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5 

21 

-  »i»   - 


Am  NerienliebeE       .... 

Am  Oill^aficbri 

Am  SeUeimfiebir      .... 

Am  tUndbelttieb«    .... 

An  faul-  lind  Fleclifeber 

Am  Fyphui  nhdnmiatli«    .     , 

-^m  ibaakreni)«)  und  •chldcbca 

AA  Ficbei 

.A>  a«ELuiiseD)(4iwindnic]it  . 
-     Ad  in   Halaicliwindsucbl 

An  der  Vnterlpibtschwindtuvhl 

An  der  Dannschwind  nicht 

An  dn  Blaienichwindiucbl     . 

Am  Hydioi. 

An  Hydrops  pvricardii  ,     .     . 

Am  Hydroiliorax       .     ,     .     . 

Ad  AfT  Windiuchl  .... 

An  der  LEberkrnnkheil       .      . 

An  der  Qslbiuchl     .... 

Am  Durchfall 

Am  Brechdurchfall    .... 

An  der  Ruhr 

Arn  BlutJlun 

An  Blutbrechen 

Am  Schlag  und  SUckfluis       . 

An  der  TrunkBocbl  .... 

An  der  BUuiucbt     .... 

An  oiganiieben  Fehlem     .     . 

um  Wahnsinn 

An  KaocliengeschtvUre .      .      • 

Am  Krelii '. 

Am  Brand         

An  der  Gicht 

.An  Krankheit  der  ItrinHege  . 

An  der  Bücken  mark  idane 

An  ZellgctvebererhHnung 

An  Magen  er  weichung   ,     .     ,, 


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lUnder. 

. 

Kranbheiton. 

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1 

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An  DiMnerwrinhiing      .     . 

An  GehirnfrwHcliung    ,      . 

Ab  e»l>aniiutHrrTrrt)lmi.ng 
.An  TuUrifhwsngerscliBtl  . 
■Durch  Selhatmord  .  .  . 
■An -nicht  bfD»nnleiiKr«iik- 
hcilen 

»uick  UnElackiftllU      .     . 

12 

4 
22 

l 
2 
1 

1 
8 

5 

2 

3 
4   3 

4 

9 
3 
2 

13 

14 
3S 

Summa 

12«! 

1134 

1298 

13T3 

4B56 

C.   W.  Hufeland's 

Journal 

der 
practischen 

eilkunde^ 

Fortgesetzt 


Dr.  Fr.   Busse, 

Hb.    Ptvuu.    Meli.    Ralh    unil    Uofmedicus,     Rillet    An 

mkta  A'llvt-Orilens  •ierter  KUsae  unrl  mehrerer  !;eIehTl«Q 

GciFlIichaften  des  lu  -  unil  AtuUniteii  MitgUede. 


ßriMy  Fretmd,  itl  aUe  7%eorie, 
Ooeh  grÜH  de»  listen«  goldner  Baum 
GÖthe. 


II.  Stück.     Februar. 


Verlag  vou  Oektnigke'%  Buchhaiidliinji; 
(Juliub    B(Ll9w.) 


*     -^ 


I    ' 


I. 

/ 

t 

Feruere   Aüttheilungen 

^  über  die  ' 

endermatische 

Anwendung  des  MercursL 

Vom 

Sanitätsrath    Dr.  v.  Basedow. 


Beharrende  Ueberzeugtm^  vom  prakti* 
sehen  Werthe  des  schon  zweimal  von  mir 
in  Hufelands  Jonmal  anderweitiger  Pro»* 
fiing  ubergebeüen  endermatischen  Verfahrea» 
mit  Mercur  gegen  bedrohliche  Bnta^odmigflh' 
sortinde  der  edelsten  Organe  bewegt  mich 
abermals  zur  Mittheilang  vielleicht  mehrsei- 
tiges Interesse  gewährender  Falle,  die,  un-* 
geachtet  sie  neben  den  Tr^ferii  auch  Nieten 
mithalten,,  dennoch  dazu  beitragen  dürften, 
mehr  Vertrauen  zu  dem9elben-za  erwecken 
und  die  Aufmerksamkeit  auf  einige  Indica-» 
tion  und  Technik  betreffende  Punkte  aui  einiur 
bessern  Ermittelung  derselben  zu  riobten,  ab 
Me  von  einem  mit  Stadt-  und  Land-Praius 
Imhoh&ftigten  Arzte  s^u   erreichen  iat,  dorn 


~      4      — 

Hülfe  zu  umständlicher  Beobachtung  und 
Journal -Führung,  zur  genauem  eleganten 
Untersuchung  und  Yergleichung  so  mancher 
Krankheitserscheinungen  und  Producte  abgeht, 
welche  bei  Beobachtungen  in  klinischen  Heil- 
anstalten reichlich  zu  Diensten  steht. 

Wohl  hat  die  Heilkräftigkeit  der  Inier-« 
vention  endermatisch  bewirkter  Mercur- Stirn-  ' 
mung,  betrachte  man  sie  nun  als  die  eines 
morbus  in  jnorbo,  in  ihrer  Opposition  zu  dem 
Charakter  derEmährungsflüssigkeiten  des  ent-^  ^ 
zündlichen  Krankheitsproeesses ,  als  Gebolfe 
der  kritischen  Eliminations-Bestrebung^  anek 
schon  andere  öffentliche  Bekenner  gefunden 
und  hat  sie  diess  gewiss  immer  unbeschadet 
der  Achtung  vor  möglich  sanfterer  Lei- 
tung. Läugnen  lässt  es  sich  auch  nicht,  dass 
das  Unzureichende  des  gewöhnlichen  antiphlo- 
gistischen Heilverfahrens,  trotz  aller  Causal- 
Berücksichtigung ,  trotz  Beschränkung  des 
hyperämischen  Äntheils,  Anwendung  aller 
directern  und  indirectern  Antiphlogistica  und 
Derivantia,  trotz  möglichst  bester  Ueberwa- 
chung  und  Anregung  der  topischen  und  all- 
gemenern  Heilbestrebungen  sich  nicht  selten 
schon  aus  dem  Anlaufe  und  ersten  Verlaufe 
des  Falles  mit  Grund  befürchten  lassen  und 
nur  noch  allgemeiner  dürfte  die  Ueberzeu- 
gung  zu  theilen  sein,  dass  der  entzündungs- 
widrige Heilapparat  auch  an  hier  in  Rede 
stehenden  AUiirten  eine  kräftige  Unterstützung 
gewinne,  dass  dessen  Arznei-  und  Heilwir- 
kung eine  ganz  andere  sei,  als  die  des  Ca- 
lomels,  welches  oft  nur  oberflächlich  und  mo- 
mentan ableitet,   ohne  Rücksicht  die  Kräfte 


r  -.- 

I  fo  Kritnkheit  mit  dm  Kriften;der-i 
D  ttebtingen  bindet  udd  bricht». we  eingerje- 
'  bener  und  inniger  aagÜmlLTter  Mercpr. 4ie 
\H(urhüire  erweckend,  mit  ihr- Hand  ioHuid 
l^eliend,  oft  noch  die  .verwi^dtirt^  .Ab%*- 
Kii  löst,  nicht  alltin  durch  Hemounff.  am 
£otzäoduDgslcbens ,  soDdao.raeli  diin$  tf- 
letchtemng  der  Hestib^on  ojid  der,  dii^die 

iEatzrindiiDg;  schon  bewirkten  Oewelie-  nii,d' 
VnacCions -Störungen  da*  Organe. 
DnBs  man  übrigens  die  Leutnann  diiOr' 
te$  Mittels  nicht  naeh  ;4einen;:,EirfoWfq|,lMl 
\«uro)ihlugo^en.  bei  Crpap,  Eniceph«^  «b^ 
whstzeD  möge,  habe  teh  Mher  lehota  banefkt 
■ad  leider  «spater  keine  Ursaeh  gebäht. ander 
rer  Meinung  zu  werden;  »■  k«auneilk . a|!tef  • 
ueh  einicelne  andere  FAHe  vor^  wo  ifiMSl,  jki 
Beil  Wirkungen  des  Mercors  erwarten  ia/^it 
nd  sie  ilennoeh,  gewöhnlich  dann  aber  anch 
die  Arzneiwirklingen,  ausbleiben.  .Am  .aller 
wenigsten  sollen  gerade  diese  nnerw&hnt 
Ueibea.  denn,  bevvtiBst  der  grossen  Verant- 
werüiehkeit  bei  Empfehlang  eines  so  ernsten 
Beiliititlels,  -nin  ich  nach  den  früher  zahl- 
ifich  gegebenen  Bi  weisen  seiner  Kräfte  die 
V^viesenen  Schwachen  nicht  voientbaltßp  und 
in  der  Meinung  stehen ,  es  für  nntriiglich  zu 


Ptmarifii  vn  d  EndocardHU.  Frit*  Schvee- 
dar,  sechzehn  J:ihi-  alt,  schlank,  ein  Bruder 
■tarb  an  Phthisis  tubercnlosa,  erktitete  sich 
Mch  Ballschlagen  uni  erkrankte  mit  Schmer- 
1101  neben  der  rechten  Brustwarze.  Frost,  Fie- 
'~~:;   «s  war  diess  am   nennten   März  184(^ 


t 


ZQ  jener  Zeit^  wo  nach  mehrwöehentlicheill 
sehr  kaltem  trocknem  Ost -Winde  die  rhea* 
matischen  EntzQndnngen  colminirten. 

10.  Hät^.  ZoKiehnng  des  Arztes,  hef-*j 
tiges  Fieber,  lebhafter  brennender  .Schmen 
an  gedachter  Stelle  in  der  Äasdehnang  von 
sechs  Zoll  Umfang,  sie  ffihlt  sich  heiss  ati^ 
scheint  etwas  geschwollen  und  leicht  geirS^  ' 
thet,  verträgt  nicht  die  Fingerspitze,  hindert 
die  Bewegung  des  Rumpfs ,  das  Äthmen  der 
Brostseite,  auch  die  genauere  AusCultation, 
so  dass  nur  die  Aufhebung  des  Athemgeräa- 
sches  unter  derselben  wahrgenommen  wird. 
Puls  klein,  härtlich,  120,  Haut  heiss,  trocken, 
Urin  spärlich  und  stark   rosenroth  anlegend. 

'  PleuriH»  eostalis.  Verordnung  zwölf  Blat^ 
ege\  ad  locum  affectum,  Kalisaturation  ntit 
Yinttm  stib.  und  Liq.  ammon.  acetiei,  narko* 
tisch  besänftigende  Eataplasmata  auf  die 
schmerzhafte  Stelle,  um  einer  etwa  entste** 
hendeii  Abscess- Bildung  nicht  entgegen  9sa 
sein,  welche  ich  in  einem  ganz  ähnlichen 
Falte  (Gastwirth  Koch  zu  Schkopau)  sehr 
gut  zur  Heilung  verlaufen  sah. 

11.  März.  Viel  Schweiss,  seltenes  durch 
heftigen  Schmerz  unterdräcktes  Hüsteln,  zwel^ 
mal  blutig  zeichnendes  seröses  Sputum,  stäte 
Rückenlage,  Athem  schleunig  bei  jeder  In- 
spiration aufgehalten  und  so  keuchend,  Pols 
130.  Auscultation  äusserst  mühselig,  nimmt 
wahr:  sehr  lautes  Resp.  Geräusch  unter  der 
rechten  Clavicula,  gänzliche  Aufhebung  des- 
selben von  der  vierten  Rippe  an  bis  zum 
Diairfiragma  auch  unter  der  rechten  Scapidtt^ 


hier  Jedodi  Bespiratio  tabaria  und  hartes  Kni- 
atem; bei  dem  flachen  Athem  wenig  Reibung. 
Die  linlie  Brueit  scheint  frei  geblieben.  Ye* 
nisection  von  16  Unzen  ändert  Athem  und  Puls 
nicht;  giebt  helirotbes  zu  einer  weichen  Masse 
fAne  Abscheidung  schnell  gerinnendes  Blut. 
Neben  der  Saturation  soll  alle  drei  Stunden 
ein  Gran  Calomel  mit  vier  Gran  Nitrum  ge- 
nommen werden.  Klystier  zur  Oeflhung  des 
Leibes.  Nochmals  zwölf  Blutegel  nach  dem 
Aderlasse. 

12.  März.  Die  lebhaften  Schmerzen  ha- 
ben sich  nach  der  rechten  Seite  bis  zur 
Seäpula  gezogen,  der  Harn  ist  auflkülend 
hell  und  blass  aber  spärlich,  im  Uebrigea 
Status  idem.  Zweite  Yenäsection  giebt  däs- 
sdbeBlut.  Medicina  eadem.  Alle  zwei  Stunden 
Einreibung  der  grauenlSalbe  auf  die  Waden. 

13.  März.  Bei  unverändertem  höchst  be- 
sorgt machendem  Stande  der  Krankheit  hat 
sich  ober  der  linken  Yolar  -  Articulation  eine 
auch  sehr  schmerzhafte  Periostitis  rheamatica 
eingefunden,  die  binnen  kurzer  Zeit  Auftrei- 
bung des  Yorderarms  nach  sich  zog,  Puls 
immer  130.  Ein  kleinerer  Aderlass  giebt 
dasselbe  Blut  ohne  Abscheidung.  Die  Kin- 
reibungen  und  die  Pulver  werden  nicht  aus- 
gesetzt,   haben    breiartfge    charakteristische 

Stähle  bewirkt.  Abends  10  Gran.  Pulv.  Dowei^i. 

I 

14.  März.  Zum  ersteh  Male  war  Schlaf 
eingetreten,  sonst  aber  keine  Besserung,  keine 
Erieichterung  der  heftigen  Schmerzen.  Die 
Haut  ist    bei  starkem  Schweisse  sehr  roth, 


—     8     — 

Dyspuoe  sehr  gross,  Husten  ganz  ausgeblie« 
ben.  Bis  auf  A^  helle  Tönen  des  Herzschla- 
ges scheint  die  linke  Brast  immer  noch  frei, 
dagegen  mass  auf  der  rechten  Seite  weg^n 
verbreitet  dumpfer  Percossion,  wegen  der 
starken  Gurgel-  und  Rassel -Geräusche  oiH 
ter  der  Scapnia  und  Aegophonie  zwischen 
der  fünften  und  achten  Rippe ,  trotz  nicht 
vergrösserten  Umfanges  der  Brust,  eine  reich« 
liehe  Ergiessung  befürchtet  werden.  Nor 
zwischen  der  zuerst  afficirten  Stelle  und  der 
Clavicula  war  ein  auffallend  zu  starkes  Athem- 
geräusch  wahrzunehmen  und  hatte  hier  die 
Percussion  tympanitischen  Ton.  Verordnet 
wurden  Inf.  herb.  Digitatis,  fernere  Einrei- 
bungen) grosses  Yesicator. 

15.  März.  Dem  frühem  Symptomencom- 
plexe  gesellt  sich  nur  noch  eine  den  linken 
Testikel  sehr  rasch  auftreibende,  ebenfalls 
sehr  schmerzhafte  Orchitis^  hinzu.  Noch  keine 
Mercur  -  Symptome. 

16.  März.  Status  idem,  die  Periostitis 
hat  sich  zertheilt.  17.  März.  Sehr  heftige 
Schmerzen  in  der  linken  Schulter,  die  durch 
Druck  in  die  Achselhöhle  gesteigert  werden^ 
Ohne  vorhergegangene  andere  Alteration  sind 
die  beiden  Herztöne  mit  einem  Maie  in  ein 
langgezogenes  Puffen  zusammengesunken,  der 
Ans^ag  ist  verbreiteter,  stark,  Puls  mar 
noch  kleiner.  Grosse  Angst..  'Endocarditis. 
Pleuritisches  Reibungsgeräusch  ist  in  der 
linken  Brustseite  eingetreten.  Orchitis  zer- 
theilt sich.    Noch  keine  Mercursymptome.     i 


■  • 


—     9      ~       . 

19.  Mära.  Tod  an  Endocarditis.  Die 
Section  bcnstiitigt  diese  jedoch  nur  in  der 
linken  Hälfte  des  Herzens,  Endocardium  hier 
dunkel  kirschroth,  verdickt,  auffallend  von 
dem  Massen  fahlen  Endocardium  des  rechten 
Heraus  und  nach  einem  Einschnitte  von  der 
fahlen  Herzmuskelmasse  abstechend.  Diese 
endocarditische  nicht  abzuwischende  Röthe 
verbreitete  sich  bis  in  den  Arcus  aortae,  ein 
fibröses  Gerinnsel  v^urde  bis  in  die  Art.  bra- 
chialis  verfolgt,  im  Herzen  selbst  lag  schwärz- 
liches Blutgerinnsel.  Die  linke  Pleura  zeigt 
vereinzelt  stehend  ei^sudative  Yerklebung  mit 
der  Lunge,  die  rechte  Pleura  ist  schwammig, 
vasculös,  verdickt,  Pleura  costalis  anterior 
vereitert,  äberall  ist  die  Pleura  mit  sangui- 
noientem  zottigem  eiterartigem  Exsudate  be- 
deckt, die  untere  und  mittlere  Incisnr  der 
rechten  Lunge  sind  dur^^h  bedeutende  Eiterr 
depots  auseinandergetrieben,  die  Lunge  selbst 
im  Umfang  dieses  Depots  vereitert,  hepati- 
sirt,  namentlich  ist  sie  letzteres  an  ihrer  hin- 
tern Fläche.  Die  Albuginea  testis  ist  ver- 
dickt, in  der  Scheidenhaut  wenig  röthliches 
Wasser. 


Bemerkungen. 


Retrogresse  des  Rheumatismus  nach  den 
Central -Organen  sind  alltäglich,  geschehen 
aber  in  der  Regel  mit  Abnahme  der  primä- 
ren Affection.  Hier  machte  die  rheumatische 
JEtetaüadong  excentrische  Progresse  ohne  A)h 


\ 


—    10    -^ 

I 

nähme  auf  der  frfiher  eingenommenen  Stelle 
nnd  Sprunge  anf  die  entferntesten  fibrüien 
Gebilde. 

Skoda^s  Beobachtnng,  dass  bei  Yermt»- 
derung  des  Luftinhaltes  der  Lunge,  vonüg^ 
lieh  wenn  letztere  durch  Exsudat  in  den  on* 
tern  Theilen  comprimirt  und  der  obere  Theil 
auf  ein  kleineres  Volumen  redueirt  ist,  die- 
ser dann  bei  der  Percussion  einen  hellen 
tympanitischen  Ton  giebt,  wurde  durch  ,die 
Section  hier  vollkommen  bestätigt.  Wahr- 
scheinlich ist  an  der  respirationsiahig  geblie- 
benen Stelle  das  Athemgeräusch  immer  so 
stark  pueril  wie  oben. 

Blasser  Harn,  wie  lange  vor  der  An- 
wendung der  Digitalis  hier  gelassen  wurde, 
hat  bei  dergleichen  Entzündungen  immer 
eine  böse  Bedeutung,  eben  so  wohl  auch  die 
von  der  in  Entzündungen  gewöhnlichen  ab- 
weichende Crasis  des  Blutes.  Wie  auch  der 
folgende  Fall  vermuthen  lässt,  seheint  sie  die 
Zngänglichkeit  für  den  Mercur,  so  auch  den 
günstigen  Einfluss  der  Yenasectionen  sehr 
zu  beschränken. 

Die  Section  bestätigte  die  Endocarditis 
nur  in  dec  linken  Hälfte  des  Herzens.  Rheu- 
matismus acutus  hat  doch  immer  einen  recht 
arteriellen  Charakter.  «Rheumatismus  acutus 
in  der  Continuität  der  Glieder  ist  wohl  oft 
geradezu  Arteriitis  und  bei  dem  Rheumatis- 
mus acutus  articulorum  spricht  sich  oft  durch 
das  helle  Tönen  des  kurzen  Herzschlages 
polarisehe  Gegenreizung  im  Herzen  aus,  wenn 


— '  n,  -. 

Di«ht  ünmei-'fhldMeafifitfB  Wt/gefg»  fUL 
[aoke  straffe  Cmstitatlnieii  otngeä  uA 
M^weise  zur  rtteanutitNAen  BWKfcdwtt 
kiiL  Uie  tiictit  dtgvgen  hat  ibehr  vaiMw 
TfatDT  Qnd  Beziebn«;«!,  ikr  J|»liMM  Üb 
pastosen,  hamorilioitMltsdien'  CSnstitationeB 
SB,  SO  auch  das  entsprechende  Lebensidter 
oad  macht  sie  jhfe  BetropVMO  mehr '  ab 
cfarantsciie  KatKüiidfmr.  «hi  dawrt^«-  Tege- 
Utionsdeflex,  taeitr  IM-4$m  rechte  HeA,  ^ 
Bronchen,  gewiss  uAw  eeH^  tqf  die  BlMnu 


P^Hlonaetfis.      Uoglcdch    IVtt^r   JMt 

xiir  EntWickelung  der  Anaeiwirkangeii  ilm 
»eiTurs  gestattete  dfe  riieuaatiieh»Baiiidill»B- 
mtzündan^,  an  vrekher  2a  .^dMielben  MafA 
artt  die  sonst  gesande  aiebeo  and  drttaÜ# 
■|H^EhefraH   des  St  C.   W.  «ricranktA 

Miil^clwunden ,  gaben  dasselbe  heltrotiie, 
doe  AbscheiduDg  gerinnende,  Blut.  Cah>- 
IhI  BBt  Opinna,  die  Inunctioncn,  warmefi  Bad, 
Twäcatore,  nichts  hielt  den  höchst  acuten 
Terlaaf  der  Entzuildnng  ant,  welcheir  man 
Aer  die  Oberfliche  der  Bauchorgane  hinweg 
äta  Hepatitis,  Gastritis,  Enteritis,  Metritis  nnl 
(^fatitia  ery^pelatosa  bezeichnet  sah.  Sanfte 
Vcnchiebimg  der  Bauchdecken  liess  das  plen- 
iWaehe  Reibongsgeränsch  hier  fühlen.  Der 
IMMÜBrandsymptnmen  trat  schon  nach  Be- 
MM  dea  vierten  Tages  ein  und  zeigte  die 
■Mtifm  schwärzliche  Streifen  im  Hesenteriü, 
'■{AbMi  aber  aach  nicht  die  kleinste  Stdle 
WlBiihfeUa,  die  nicht  entEüadtich  geröthet^ 


-  1«  — 

verdickt  and  vom  Puerperal  -  Exsndat  be- 
deckt'gewesen  wäre.  Wie  gross  war,  wie 
viele  Quadratschuh  hatte  wohl  die  Enteäii- 
duDgsflSche  ?  Die  meisten  Handbäcber  der 
Anatomie  geben  diess  nicht  an. 


Wenn  nun  diese  Fälle,  denen  ich  noch 
eine  eben  so  verlaufene  septische  Phlebitis 
uterina  puerperalis  anreihen  könnte,  nicht 
geeignet  sind  das  Vertrauen  auf  die  Yeni*- 
sectionen  zu  erhöhen,  die  hier  ganz  indiflTerent 
sich  zu  'Verhalten  schienen,  so  dürfen  sie  es 
doch  auch  nicht  mehr  schwächen,  als  das 
auf  den  übrigen  hier  in  aller  Ausdehnung  in 
Anwendung  gesetzten  Apparatus  antiphlogi«* 
sticus.  Immer  werden  Ausnahmen  die  Rerel 
bilden  helfen  und  bescheidenes  Einsehen  der 
>Schwächen  in  der  Heilkunst  muss  vor  anhal- 
tendem Irregehen  und  Abwegen  bewahren. 
Langweilen  würde  ich  dagegen,  wollte  ich 
nur  wie  oben  die  Fälle. von  Pleuritis,  Pleuro- 
pneumonie, Bronchitis  mit  Exsudation  und 
Hepatisation,  von  Endocarditis,  Myelitis,  He- 
patitis und  Phlebitis  aufstellen,  wo  wiederum 
die  Rückbildung  der  Entzündung  und  ihrer 
Producte  gleichzeitig  mit  den  die  Durchdrin- 
gung bezeichnenden  Arzneisymptomen  des 
Mercurs  begannen  und,  die  schönsten  Hei- 
lungenvermittelnd, mit  dem  innigen  Bewusst- 
sein  des  Werthes  der  Heilkunst  beglückten. 
Ich  versuche  Auswahl  der  interessantem. 
In  den  zuerst  folgenden  zwei  Fällen  hatte 
das  Blut  jene  sogenannte  weisse,  wie  von 
Jtfüch  mit  Blut  gemischte  Farbe  und  setzte 


•endorf.  Sie  verlief  hfichBt  acnt  mit 
"aexsadat,  Hepatisation  der  nntem  Hlilfte 
r  Lanf^ea  und  Vergrösserung  des  Her- 
,  welches  schon  am  vierten  Tage  rer- 
H,  erschätternd  und  mit  Metallklingen 
ilug.  In  der  ersten  Krankheitswoche 
len  sechs  sehr  starke  Venäsectionen  ge- 
.t  nod  mehrmals  stark  geschröpft,  dabei 
It  der  Pgls  immer  Volle  nnd  Härte;  der 
Stib.  in  grossen  Gaben  musste  aber 
I  am  vierten  Tage  ausgesetzt  werden, 
er  eine  schmerzhafte  Beizung  des  Duo- 
und  Iclenis  nach  sich  gezogen  hatte, 
halb  von  da  an  nur  Calomel  und  die  Inun- 
en.  Hit  den  am  siebenten  Tage  aaftre- 
m  Hercur- Symptomen  begannen  die 
Jen-  nnd  Harn-Krisen,  unterstützt  durch 
[alis,  Vesicatore  and  breites  Eiterband 
'  der  linken  Brustwarze  brachten  sie 
rei  Wochen  eine  dauernde  Heilung  zu 
de,  an  welche  der  leichtsinnigste  Prog- 
ker  nicht  glauben  konnte. 


~     14    — 

bei  Dniek  sehr  empfindliche  höhere  grosM 
Geschwulst  fühlbar.  Schmerzen  im  halb 
tauben  rechten  Oberschenkel,  die^bei  Dnreh- 
jfiihlen  und  Bewegung  nicht  vermehrt  wur^ 
den.  Urin  heiss,  rosig  anlegend,  pedärftdss 
aum  lassen  vermehrt.  Blut  weiss -röthlidi, 
bei  vier  Yenäsectionen  über  einen  sehr  klei- 
nen Cruor  enorme  Massen  Plasma  ahflCtBend. 

Gleich  anfangs  wurden  neben  den  Ader- 
lässen Calomel  in  kleinen  Gaben,  Oleum  Bidni 
nnd  die  Inunctionen  des  Mercurs,  am  vierten 
Tage  noch  zwanzig  Blutegel  ad  locum  affeefaui 
verordnet.  Am  fünften  Tage  trat  mit  den 
Zeichen  der  Mercurstimmung  die  vor  zwÜf 
Tagen  unterdrückte  Menstruation  ohne  be- 
fSrchtete  Verschlimmerung  der  Entzündang, 
wohl  aber  bei  einer  aufblenden  Vergrosse- 
rnng  des  Tumors  und  Abnahme  seinei:  Em- 
pfindlichkeit ein,  welche  letztere  Erscheinung 
ich  auch  bei  Typhlitis,  auf  Endosmose  und 
Exsudation  deutend,  beobachtete  und  für 
Symptom  der  Verschlimmerung  der  Entstun- 
dung  nicht  halten  möchte.  Von  hier  an  er- 
folgte während  eines  vierzehntagigen  Ptya- 
lismus  die  Resorption  der  Geschwulst  und 
sind  dem  nach  Linderung  der  Mundbeschwer- 
den zur  Erholung  ihren  Eltern  übergebenen 
Mädchen  in  den  folgenden  acht  Tagen  vier 
drosselei  grosse  feinhäutige  durcbsichtiffc 
Wasserblasen  per  vaginam  abgegangen,  die 
wohl  der  in  die  Entzündungssphäre  gezoge- 
nen Tuba  angehörten.  Erst  hiedurch  erlangte 
ich  völlige  Gewissheit,  eine  Typhlitis  nicht 
mit  Oophoritis  verwechselt  zu  haben,  wozu, 
da  Symptome  des  Ileus  anfänglich  nicht  fehl- 


-    15    — 

taB.  die  der  erhöhten  Sensibilität  der  Sexoa- 
Ki  and  dem  Consense  bei  Oophoritis  ange* 
Urigen  aber  nicht  ausgeprägt  waren,  genug 
Gelegenheit  gegeben  war. 

Memimgomyelifi»  dor^ualis  bei  der  sieb- 
zehn jfihrigen  Johanne  Schmidt  in  Wäste- 
aeatzachütz  (Feh.  1841)  erworben  durch  jähe 
Erkiltnnc  nach  Tanz,  charakterisirt  durch 
iusaerst  neftige  Schmerzen  im  Ruckgrat  und 
tai  Schenkelo,  tetauische  Erstarrung  der 
letztem,  steife  Rückenlage,  difficile  Sprache, 
Dyspnoea  spuria,  beuchst  frequenten  ungiei- 
dTen  Puls  und  Herzschlag  bei  erkannter  In- 
tegrität der  Rrustorgane,  Zittern  der  Arme 
ind  Hände,  heftiges  Sehnenhüpfen  (so^ar 
an  Hafase'nnd  im  Gesicht),  Irrereden.  EUne 
Venäsection  von  sechzehn  Unc,  starkes 
Sehröpfen  des  Rückens  gleichzeitig  die  Inunc- 
tion  der  grauen  Salbe  abwechselnd  an  den 
Waden  und  auf  den  Rücken  wurden  verord- 
net. Mercur- Wirkung  bei  Beginn  des  drit- 
ten Tages  und  von  hier  ab  eine  überra- 
schend schnelle  Heilung  ohne  hinterbliebene 
Schwächen. 

PleurUis  diaphragnmiica  rhefimaiica  bei 
der  sieben  und  dreissig  jährigen  Frau  #r*a/- 
hreeht  in  Mitzau  mit  sehr  scIuiuTzhafter 
Athembeklemüiung  in  vier  Tagen  trotz  zwei 
cemachter  Venäsectionen  und  reichlichen 
Schröpfens  auf  die  Lunge  übergleitend  und 
iamier  höher  in  der  rechten  Brustseitc  pleu- 
ritiaches  Reibungsgeräusch  und  Knistern  ent- 
wickelnd. Infusum  rad.  Ipecacuanhae  mit  \i- 
trum  und  Liq.  ammon.  acetici,  eben  so  auch  das 


~    16    ^ 

Calomel  schlagen  durch  nnd  bei  grosser 
freqaenz,  fliessenden  8ch weissen,  trockener 
Znnge  und  Flechsenspringen  entwickelt  sidi 
der  nervöse  Charakter.  Dieserhalb  von  jetxt 
an  nur  Inunctionen,  darauf  schon  nach  zwei 
Tagen,  mithin  am  sechsten  Tage  der  Krank- 
heit, starke  Mundaffection ,  Salivation  ood 
Menstruation  vorzeitig  eintretend^  Die  Re- 
convalescenz  zögerte  in  keiner  Richtung, 
am  vier  und  zwanzigsten  Mai  1840  fflhrte 
aber  die  schon^  mehrere  Tafi;e  ganz  fieberfreie 
Reconvalescentin  grosse  Kmgen  über  Mund- 
beschwerden  und  Geschwüre,  erhielt  Lapis 
infernalis  3  gr.  auf  1  Unze  Wasser  zum  Aus- 
spählen  des  Mundes  und  ein  Collyrinm  voa 
Oleum  Terebinthinae  mit  6i.  arab..  Aqua  mentfa« 
nnd  Acetum  vini  abwechselnd  anzuwenden, 
wodurch  hier  nicht  allein  die  Mercurialge- 
schwüre  schnell  zur  Heilung  gestimmt,  son- 
dern auch  die  Salivation  jäh  unterdrückt 
wurden. 

Am  sechs  und  zwanzigsten  Mai  von 
neuem  Erkrankung  mit  Frost,  Fieber,  Schmer- 
zen im  Schosse  und  in  den  äusseren  Geburts- 
theilen,  starker  Geschwulst  der  Schamlippen, 
brandigen  JPtecken  im  Scheideneingange  nach 
dem  Berichte  des  beaufsichtigenden  Wund- 
arztes. Am  folgenden  Tage  überzeugte  ich 
mich  selbst  von  der  Gegenwart  eines  diiilA 
hitziges  Oedem  |die  Genitalia  externa  enorm 
aufschwellenden,  sich  bis  hoch  in  die  Vagina 
hinaufziehenden,  auf  der  Sdileimhaut  der 
letztem  bleigraue  Exsudat-Flecke  zeigenden, 
mit  heftigem  Tenesmus  des  Recti,  der  Vagina 
und  des  Blasenbalses,  aber  auch  mit  grossem 


I,  von  der  allein  ein  günstiger  Ans- 
xn  ^wu-len  war.  Injectiones  von  Aq. 
mit  OJeam  hyoscyami  and  Extractam 
ij.  wftrme    besänftigende   Kataplamata. 

.■  acht  und  zwanzigsten  Mai  erhielt  ich 
ieht  von  fortschreitender  Verschlimme- 
die  Schmerzen  noIUen  sich  bis  zam 
hinauf  ziehen,  Belastung  des  Unter- 
lehr  schmerzhaft,  Hände  und  Füsse  bei 
titen  heftigen  Fieber  abwechselnd  kalt 
e  Delirien  nur  durch  heftige  periodische 
artige  Sehmerzen  unterbrochen  sein. 

m  neun  and  zwanzigsten  Mai  C&ohei 
^pfchen)  folgende  Nachricht.  »Ew. 
cbidLe  ich  hiebei  den  ganzen  dsrcfa 
d  nach  vorhergegangenem  schmerzhaf- 
'reasen  abgegangenen  Uterus  mit  einem 
e  der  Vagina.  Seit  diesem  Vorfall  ba- 
■ieh  die  8ehmfer7>en  etwas  beruhigt, 
ist  die  Geschwulst  etwas  vermindert, 
Pieber   mäB8ige£,   die    Kranke_ist   mit 


—    18    ~ 

üxfiudatgebilde,  ganz  von  GröMe  und  Foitt 
des  Uterus,  welches  seihst  einen  zaserig  en- 
denden Scneidenanhang  and  feine  Blntstraif- 
ßben  zeigte,  die  wie  Aderon^en  von  dem 
mfitterlichen  Gewebe  auf  dasselbe  flbergelril- 
det  waren.  Glücklicherweise  hatte  eich  hier 
mit,  und  wurde  diess  noch  mehr  .durch  eine 
lochienartige  M edorrhoö,  die  metastatische  Ent- 
zündung beruhigt,  es  war  nur  noch  nöthig 
die  Kräfte  durch  China  «Decocte  zq  anter- 
stützen,  worauf  sich  vollkommene  Gesundheit 
nach  sechs  Wochen  auch  die  M enstmation  una 
eine  Schwangerschaft  bald  darauf  sich  ein- 
stellten, die  durch  eine  normale  Gebart  und 
leichtes   Wochenlager   beendigt  worden  ist 


Bemerkungen. 


Bei  saftigen  venösen  Constitutionen,  vor- 
züglich aber  dei  den  mit  Menstruis  umge- 
henden Frauen  dringt  nach  meinen  Beobach- 
tungen der  Mercur  sehr  schnell  in  die  Bhit- 
mischung,  entwickelt  hier  leicht  zu  starke 
Salivation,  ein  Umstand,  der  bei  dem  Ge- 
brauche der  Inunction  wohl  Berücksichtigong 
verdient. 

Diese  acute  Metritis  mucosa,  in  ihrer 
Ausbildung  sehr  wahrscheinlich  auch  durch 
die  nach  Menstruation  hier  noch  bestandene 
örtliche  Hyperaemie  begünstigt,  wurde  durch 
Metastase  der  mercuriellen  Parotitis  und  Sto- 
matitis aufgestellt,  ein  Vorgang,  zu  welchem 


—    19    — 

» 

der  Weg  darch  die  so  vielseitigen  Sympfr- 
tUeen  im  normalen  und  kranken  Lebensver- 
Wlniiiiie  der  Sexual-   und  Hals -Organe  so 

Etahnt  isl  *).  Ganz  dieselbe  Metastase,  die 
ir  eine .  so  auffallende  Episode  bei  schon 
weit  vorgeschritlener  Reconvalescenz  machte, 
kabe  ich  in  zwei  Fällen  bei  epidemischer 
Parotitis,  als  acute  Medorrho^,  bei  einem 
Mrei  und  einem  sechs  jährigen  Mädchen  ge- 
■dtea,  bei  denen  freilich  noch  alle  Sympal 
ttieen  dieser.  Organe  schliimmem^ 

•    ■  •  •        •       > 

Das  Product  dieser  metastätisehen  Ent«^ 
ilsdang,  jene  massive  Decidua  steht  mit  den 
Kohrplasmen,  den  Pseudo-Darmstilcken,  die 
■ach  Enteritis  mucosa  abgegangen  sind,  mit 
den  Croup -Röhren  in  einer  Kategorie.  Ich 
erinnere  mich,  dass  bei  einer  Versammlting 
der  Leipziger  ärztlichen  Gesellschaft  Herr 
Professor  Carus  in  einer  sehr  interessanten 
Relation  von  einer  nach  Ober -Italien  ge- 
Ottchten  Heise  auch  eines  mit  der  Vagina 
Abgegangenen  Uterus  erwähnte,  der  in  (lern 
pathoi.  anatom.  Cabinet  des  groHsen  Mayiän« 
der  Krankenhauses  aufbewahrt  und  von  vie- 
len Beschauern  für  den  wirkliehen  Uterus 
gehalten  wird.  Nach  der  Pariser  Gazette 
■^dicale  1842  No.  9.  zeigte  anchMsr.  Bewa 
ier  Academie  medicale  das  Collum  uteri  und 
einen  Theil  der  Vagina  vor,  welche   bei  ei- 


*)  Zu  ilciicii  or^tcrer  Art  möchte  ich  auch 
4at  Arbeiten  der  Stimme  bei  den  Actlonon  des 
Ccbartfliebens  rechnen,  welches  für  die  verschie- 
4cDcn  Perioden  und  auch  für  kranke  Zustände 
^Mwlben  so  bezeichnend  ist. 

2* 


} 


—    «0    — 

Her  UntersQchiHig'  durch  einen- El^vekitene 
einer  Fraa  entnommen  waren,  die  nach  Lm« 
korrhoe  an  Haemorrhagie  and  während  4tt 
ReconvalescenK  hievon  an  EndocardiCiB  rfaeo- 
matica  gelitten  hatte.  Wie täasohendwerdeä 
^ber  in  ihren  Originalformen  solche  Gebilde 
gegossen! 

j  •   ■  ■ 

»  •  Da  die  von  mir  zur  Bändigung  derMhnd- 
beschwerden  gebrauchten  AlitteL  die  Solution 
des  Lapis  infemalis  und  des  Collyriom  mit 
Oleum  terebinthinae ,  bisher  immer  nur  die 
Stomatitis,  die  schmerzhaften  lUcera  heilten, 
ohne  dnss  dadurch  die  Salivation  eine  so  jähe 
Unterbrechung  erfuhr;  so  habe  ich  mich  durch 
diess  einzeln  stehende.  Ereigniss  auch  in  spä- 
tem Fällen  von  ihrer  Anwendung  nicht  aln 
halten  lassen,  so  noch  kürzlich  in  zwei  ähn- 
lichen Fällen  (Fr.  Nohle  von  hier  neunzehn 
Jahr  alt.  Pleuritis  lat.  dext  mit  starker  Exsu- 
dation, Menstruation  nach  der  zweiten  Ve- 
näsection  am  fünften  Tage.  —  Frau  GetMck 
in  Frankleben,  vernachlässigte  Bronchitis  ner- 
vosa mit  Hepatisation  beider  Lungen  bis  auf 
die  oberen  Lappen,  beides  Genesungen  aus 
einem,  vorzüglich  im  letzten  Falle  fast  hoff- 
nungslosen entzündlichen  Lungen -embarras, 
bei  denen  man  nur  bedauert,  dass  sie  nicht 
getheilterer  Beobachtung  zur  Schau  ffesteHt 
waren),  ohne  danach-  Unterbrechung  der  Sa- 
livation und  des  in  Urinniederschlägen  und 
legitimen  reichlichen  Sputis  immer  thätig  blei- 
liexiileii  Eliminations-Processes  zu  erfahren. 
Orosse  Gaben  von  Jod  scheue  ich,  kleinere 
haben  mir  unwirksam  geschienen.  Fortee- 
setzte    fleissige   Pflege  der  Zähne  and  des 


Xilmflcüiclies,  EotfernuDg  der  8peichel&ediT 
■eote  mit  Schwammbüräteii,  läager  fortfe- 
•Mstes  Betupfen  des  Zahofleisclies  mit  So- 
Irüo  ar^cnti  oitrici,  später  mit  Essentia  myr-. 
ilwe  und  dergleichen  ist  aber  nach  solchen 
Caren  nicht  ^enag  zu  einpfehleti ,  es  koiniut 
MDSt  vor,  dass  dem  Arxte  trotz,  ^elungeostcr 
LebeoBretlung  von  solchen.; Genesenen  den- 
iiwcb  wieder  ein  bös  MAolchen  zur  Ver^ltuns 
«nacht  wird  und  Wehe  ihm!  kömmt  die* 
SMcfae  etwa  vor  das  Forum  gewisser  Lä- 
MecznageiL 


»  PtrilonaeittB  ]H«iea.<  Der  Gymnasiast 
TcMAcAer  erkrankte  am  4.  August  a.  p.  nacii  ' 
yrtateln  mit  Leib^^obmerKen,  Uehelkeit.  Kopf- 
iveb,  Kuugenbelag.  Der  hinzugezogene  Me- 
'ÜOD-diirnrg  gab  Emeticum  und  wurden 
■adl  hierauf  deutlicher  auf  die  rechte  Regio 
'fliflca  lind  lumbalis  concentrirten  Schmerzen 
•nd  schmerzhafter  Behinderung  der  Sehen- 
kribewegung,  zwei  kleine  örtliche  Entziehun- 

£;d  durch  Egel.  Kataplasmatä,  innerlich  Ca- 
nel  und  auch  die  Einreibung  der  grauen 
iJfoUte  angewetidet.  Ich  wurde  erst  am  13. 
Htage  angezogen,  als  sich  die  aus  ihren  nR' 
rSeglichen  symphntischen  Erscheinungen,  ans 
KVra  »ehr  heftigen  auf  den  Crural-Nerv  re- 
Pleetirlen  Schmeraen,  aus  der  diffusen  Fülle, 
.ftralheit  und  Schracrzbaftigkeit  der  rechten 
iftavchsdle  und  der  rechten  llegio  lumbalis 
■  ab  Peritonaeitia  psoica  spezieller  zu  unter- 
•cbeidende  Psoitis  auf  grösster  Höhe  befand, 
}titenmg  bedrobote  nnd  dfiriAiir,iiBÜfM,418<^ 


—     «2     — 

dräcklich  genug  angewandte  bisherige  Heil-« 
apparat  mit  weniger  passenden  «pedflcis 
eontra  rheamatismam  und  HSmorrhoidalptd* 
vern  vertauscht  war.  Alles  kam  hier  darauf 
an,  die  Resorption  der  so  profuse  aof  der 
Lumbar  -  Ausbreitung  des  Bnchfeüs  gebilde- 
ten Exsudationen  zu  erzwingen,  die  Eite- 
rung zu  verbäten ,  die  im  günstigsten  Falle 
ein  langwieriges  Siechthum  nach  sich  ziehen 
mitßste. 

Es  gelang  diess  völlig  und  bald  naoh 
einem  nochmaligen  starken  Schröpfen  durch 
beharrliche  Anwendung  des  Mercurs  in  sd- 
tenen  innern  Gaben  und  in  Einreibungen  bis 
JBur  Auflockerung  des  Zahnfleisches,  wonach 
durch  grosse  Yesicatore  und  Digitalis  die  Re- 
sorption wohl  zweckmässig  unterstützt  wnrde. 
Die  von  dem  Plexus  lumbalis  durch  den 
Nervus  cutaneus  femoris  anterior  auf  den 
Obersehenkel  *)  reflectirten  sehr  heftigen  nen^ 
ralgischen  Schmerzen  wurden  durch  Opiat-« 
Klystiere  und  endermatische  Anwendung  des 
Morphiums   nicht  gelindert,  sie  schwanden 


*)  Darf  ich  bei  dieser  Gelogenhcii  wohl 
fragen,  ob  jene  nach  Entbindungen  mehrmals 
Ton  mir  beobachtete,  früher  oder  gleichseitig 
von  Rombers  beschriebene  Druck  -  Neuralgie 
des  Nervus  ischiadicus  (vidc  Casper's  Wochen- 
schrift für  die  gesammie  Heilkunde  1838  N.  39. 
pag.  .636).  nicht  abermals  angeiroflcn,  noch  nicht 
iricder  mit  der,  nach  meiner  Erfahrung  die  hef- 
tigen Schmerzen  alsobald  bernhigehden,'  Ein- 
wickelung  des  Unterschenkels  und  mit  welchem 
Eirfölge  dann,  behandelt  woi^den  ittP 


ii  der  Voileadunff  der  Resoppttoil'vil 
loch  längerer  Zeit  Hant  Auaesttnii» 


TjfphHHM.  Johanne»  Vhde  in  EriegvtUt, 
Beten  Jahr  alt,  erkrankte  am  10.  IVovciih 
liT  a.  p.  mit  Schwindel,  Kopfweh,  aadrciifc 
Brt>rechcn.  starkem  gelblichem  ZuDgenkM^W 
Oirf  Fieber,  welches  iaimer  in  den  Vorodt» 
lagsatuoden  remittirte.  Von  Zeit  zn  .ÄIM, 
InUen  Colikschmerxen  ein,  nur  am  Erltnai^' 
luoj^sUg-e  war  eine  schleimig  verddDi^ 
LdbeadllnaDg  erfolgt.  Am  13,  Nove^riMT 
ÜBWicezogen  fand  ich  den  Bauch  geepaijHIl^ 
tm^  MJss,  eine  verdächtige  in  der  negt* 
fliaea  dextra  fixirte  Empfindlichkeit  bei  nt^ 
inidL,  der  Urin  spärlich,  dunkelnd,  häuf^es 
Bedfirfniaa  xum  Lassen,  Dnrat  gross,  Eunt 
fBBCht,   Pols  100  etwas  bärtlich,    der   Zon- 

Kbelag  an  den  Händern  sich  auflockernd, 
_ifwen,  auch  nach  mehrmals  anf  erhaMene' 
Uetoe  Gaben  der  Ipecacuanha  mit  Magnesia 
eartionica  erfolgtem  Erbrechen  ganz  ver- 
lAwtnden,  Stimmung  nnd  Blick  des  Kran- 
fen,  der  aath  in  der  Nacht  geschlafen  b'att«^ 

Da  eine  Besprechang  mit  dem  behan- 
ddiden  Arxte  Herrn  Dr.  Teichmann  inLaiiett- 
stfdt  nicht  beachalirt  worden  und  ich  eine 
Aeat  örtliche    entzündliche   lieber- 


Ninwt  bei  diesem  IntestinuUCatarrhe  nicht 
larfefciicl 


ihtigt   lassen    konnte,    so   wurden 
dureb  Egel,  BefÖr- 


-    __    84    —      -  ■ 

I 

derang  der  Nachblutung  durch  Kataplasmata, 
innerlich  Infusum  der  Ipecacnanha  mit  Sal* 
miac  verordnet  und  erhielt  ich  am  14.  No- 
vember sehr  günstige  Nachrichten,  nur  soll- 
ten von  Zeit  zu  Zeit  sich  immer  nochKolik- 
schmerzßn  einstellen. 

15.  November.  Bei  einem  drin^nd  ver- 
langten Besuche  des  Kranken  fand  ich :  feste 
Bchmerzhafte  Spannung  des  Bauches,  Coeeal- 
Gegend  vorzugsweise  bei  Fingerdruek  em- 
pfindlich, Leibesöffnung  noch  nicht,  mdurmals 
wieder  Erbrechen  erfolgt,  im  Uebri^en  aber 
Status  idem.  Venaesection  von  unc.  ImL  Blat 
insuliarisch  crosta  phlogistica  zeigend.  .  IVjir- 
mes  Bad,  Calomel  alle  zwei  Stunden- drei- 
vij0rtel  Gran,  Oleum  ricini  zur  Yermitteiiiiig 
von  Leibesöffnung. 

16.  November.  Der  Leib  ist  im  AIIm- 
meinen  abgespannter  und  besser  durchznrah- 
len,  Coec^- Gegend  bei  leisem  Druck  sehr 
schmerzhaft,  eine  unten  rundlich  begr&nxte 
hühnereigrosse  Geschwulst  ist  daselbst  deut- 
lich zu  fühlen,  die  Schenkelanziehung  ge- 
schieht ohne  Sehmerz.  Grünliche  stinkende 
Ausleerungen  sind  drei  mal  erfolgt.  Im 
Uebrigen  status  idem.  Verordnung  neoB 
Egel  ad  loc.  affectum,  darauf  ein  warmes 
Bad,  Calomel  nur  ein  drittel  Gran,  Inunctio- 
nen  auf  die  Waden  alle  drei  Stunden. 

17.  November.  Durch  schmerzhafte  Span- 
nung des  ganzen  Bauchs  ist  sogar  die  Be- 
wegung des  Rumpfs  behindert,  Colikschmer- 
^n  kommen  häufiger,  die  Qeschwulst  vor* 


■■..-..    N 

^■^  nicht  den  lersen  Onick  des  Fing;ers, 
H|v  I'^b  trommelt,  das  Fieber  reinittirt  im' 
■er  noch  entschieden.  Zweite  Veiiaesection ' 
Toti  uor..  sechs  zeigt  auf  dem  tonnenförmi- 
senCfuur  eine  sehr  dicke  Crusta  phlogistica, 
CalomeJ  wird  wegen  zu  häufiger  chamkteri-" 
stiftcber  Stühle  ganz  ausgesetzt.  Emulsion, 
Einreibungen  alle  zwei  Stunden. 

18.  November.  Die  Geschwulst  ist  brci-^ 
(er,  *n  den  Rändern  jedoch  ungleich  weniger 
mpfindlich,  der  Bauch  abgespannter,  nicht 
npfindlich.  die  Haut  anhaltend  feucht,  P^ 
98t  entwickelt  und  quälen  nicht  eben  die 
periodischen  Colikschmerzen.  .  so  zeigt  sich 
inner  noch  Stimmung  und  Physiognomie  des ' 
(Banken  sehr  bernhigend.  5  Röthelfleckea 
sind  zwischen  Kinn  und  Unterlippe ,  eine 
fneselarlige  Hydrargyria  mit  Erythem  ist  im 
Nacken  ausgebrochen ,  speciüscher  Mundge- 
mch  fehlt,  da  die  Bauchsalivation  immer  noch 

I     angeregt  ist.     0er  Urin  hat  pftrsichblüthe- 
■n  Sediment. 

19.  November.  Abende  böse  Nacbrich- 
Ics  Ton  grosser  Unruhe,  Hinfälligkeit,  sehr 
TWBtftrktem  Fieber ,  wtedernm  verbreiteter 
ud  schmerzhafter  Spannung  des  ganzen 
Iteibe«,  häufiges  Aufstossen. 

20.  November.  Die  gestrige  beunrnhi- 
^  le  Verschlimmerung  war  theilweise  durch 
'ei  reichliche,    in    loco  affecto  wahrschein- 

verhallene.  itlercurial- Stühle  verursacht, 

itfto.feiwriulfte   Beaction    wohl  die  des 

<  Hemaifl-  Eiogriffes.    Hy- 


k 


—  ««  — 

drargyria  ist.  dqd  auch  auf  dem  Krens  stark 
ausgebrochen,  die  Zange  ist  dick,  hat'eiaen 
neuen  didien  grauen  Belag,  in  der  Mitte  eins 
iU>ge8chilte  empfindliche  dunkelrothe  Stelle, 
das  Zahnfleisch  hat  lilafarbene  llöthiuig,  ist 
an  den  Hundszähnen  abgelockert.  Die  6e^ 
schwulst  ist  ganz  unschmerzhaft,  der  Leib 
ganz  weich,  der  Puls  auf  90  gesuakea  and 
weich.  Es  sollen  täglich  nur  noch  2  Einrei- 
bungen auf  die  Geschwulst  selbst  etoaeht 
und  zweimal  Pulv.  Do  wert  gr.  jj[j.  mit  Mag* 
nesia  alba  zur  Beschränkung  der  mereurid- 
len  Darmreizung  gegeben  werden. 

■ 

21.  November.  Die  ganz  schmerzlose 
Geschwulst  ist  sehr  verkleinert,  viel  platter, 
'  übriges  Befinden  erwünscht,  Urin  reichlicher, 
heller,  Stühle  natürlicher,  Appetit  ist  reee 
und  das  Fieber  fast  ganz  beruhigt.  Jc^e 
Arzenei  wird  ausgesetzt. 


29.  Von  einer  Anschwellung  ist 
Spur  mehr  zu  fühlen,  der  Knabe  wieder 
ganz  gesund  und  von  allen  weitern  Mercu- 
rialbeschwerden  frei  geblieben. 


Bemerkungen. 


Vertrauend  auf  die  kräftige  Unterstpz- 
znng,  welche  die  Behandlung  dieser  immer 
langsamer  verlaufendenDarmentzündung  durck 
die  Einreibungen  erhielt,  hatte  ich  diese« 
Fall  schon   am   sechszehnten  November  an 


nntebendea  itDgeschlossen ,  als  die  bösen 
VMbricbtcn  vom  oeunzehoten  November  rd 
afteriiaod  beunruhigenden  Betrachtungen  ilber 
Ctwt  veritannten  Charakter  der  Geschwulst 
VcnaUwuag:  gaben.  Iiitussusceptionen  kom- 
WD  gerade  am  C'oecum  häufiger  vor,  £r- 
Inche*  hatte  im  Beginn  und  Verlauf  nicht 
nfeUt  ond  nach  einer  während  der  ersten  , 
Beschwerden  erfolgten  LeihesöfTuung  war, 
bei  Bnichetaklemmangen ,  V'erhaltuDguud 
"  iclier  Colikscbmerz  eingetreten.  Eine 
linschlingiing,  bei  welcher  imiuer  nur 
Uebe  blutig  gezeichnete  Schleimparthieeu 
ib^bcn,  konnte  aber  einen  so  reichlichen 
Dwcbgftng  der  Calomel  -  Stuhlgänge  nicht 
MWlÜireD  und  fehlen  auch  jene  in  zwei  Fiil>i- 
n  von  Intussusception  bei  Kindern  *)  von 
■ir  eRD7.  entschieden  wahrgenommener  Er- 
wVKnnng  der  Darmwurst  im  Nachlasse,  die 
Irhjirlang  derselben  während  der  periodischen 
Dimrwehen,  die  tetanische  Rückwärtsbaugung 
ia  Rumpfs  während  derselben,  Symptome 
kd  IntnssusceptioDcn.  die  wohl  öfter  vorkom- 
■eu  inöcbteo,  als  es  die  Mittheilungen  sal- 
dier Fälle  bezeugen  und  auf  welche  in  wie- 
vorkommenden Fällen  aufmerksam  so 
ich  bescheidentlichst  bitte.  ■—, 


»>  Vid.    in    SUhoid's    Journal    lur  Geburtn-' 
f  IcilkaBde,  Francn-  und  Kinderbrankheilcn  RH. 
[  TU.  Stück    -2.  Seile   497.    die    nähere  BcscbrM- 
j  dieser  Falle,  von  denen  der  erste  lödtlich, 
'  andere    ^lücklicherwciae    nach    Anwendung 
r  gm>Mer  kalter  Klysticrc  und    gleicbzciliKcr 
lHdi|HllatitH>   der  Geacbwuht   zur    Heilung   ver- 


-    «8    — 

Eine  Degeneration  der  Drasen  am  Coe^ 
cam  am  Processus  .vermiformis  bei  dem  scnn 
pholösen  Knaben  konnte  ja  auch  schon  Üb- 

i;er  Statt  gefunden  haben,  Ulceration,  Psr- 
öration  oder  Abscessbildung  und  Ewoas  ia 
dem  Bauchfelisacke,  die  in  wenigen  Standen 
den  Tod  nach  sich  rJehen  mussten,  eingetre* 
ten  sein.  Das  Befinden  des  Kranken  am 
folgenden  Morgen  bpschwichiigte  aber!  alk 
diese  Zweifel  und  sicherte  das  Aufblühen  der 
Hydrargyria "")  schon  sehr  den  fernem  gfiii- 
stigen  Verlauf* 

Auch  hier  habe  ich,  eben  so  wie  firfiher, 
trotz  aufmerksamer  Revision  der  Ab^inM 
nichts  bemerkt,   was   auf  eine  mechaniscie 


*)  Diese  Bliithc  durchgedrungener  Mercur- 
stimiziung  zeigt  sich  sehr  oft  nach  grossen  Cla* 
ben  Calomel,  wenn  sie  die  Diarrhoe  bei  Febrit 
gastrica  mucosa  sistiren ,  auch  nach  den  Einrei- 
bungen, die  ich«  wie  Grosshekn^  bis  zur  nur  ge- 
linden Mundaffection  drei  mal  täglich  auf  den 
Unterleib  machen  lasse  und  in  der  Regel  da- 
durch einen  milden  Verlauf  gewinne.  Sie  hat 
allerdings  in  ihrem  Erscheinen  nichts  Bestihi- 
diges,  zeigt  sich  auf  den  Wangen  gern  als  grttt* 
serc  der  Roseola  ähnliche  oft  sechs  Pfennig 
Stück  grosse  nicht  juckende  Flecken,  als  klei- 
nere ähnliche  am  Kinn,  im  Nacken  und  am  Halse 
in  der  Regel  als  geflecktes  Erythem  mit  Friesel; 
auf  dem  Kreuz  dagegen  gern  einer  vereinselt 
stehenden  grössern  Eruption,  dem  EcthyoM 
vulgare  ähnlich,  wogegen  ich  die  eccematische 
Form  immer  nur  an  den  Stellen  der  Einreibung 
als  primäre  Hauireaction  bei  Fieberkranken  wahr- 
genommen  habe. 


—     29     — 

Yentopfuog  d^s  Coecum  und  derartige  Be- 

rdnng  der  Krankheit  hingedeutet  hätte,  ' 
von  andern,  vürzüglich  den  eDglischen, 
Aaltren  »o  oft  Aufgefunden  ist,  und  darf  im- 
acr  aoch  derMeiuung  sein,  dass  ein  solcher 
Beftmd  ofi  mehr  Folge  der  hier  sistirenden 
DwiBbehinderuDg  als  Ursach  der  Entzäadfing 
•et,  dass  die  Typhlitis  in  der  Hegel  hämor-r 
A«idari^cher  rheumatischer  Natur  sei,  denn  ' 
I»  letzterer  Erkrankung  neigt  das  Coeeoia 
■chAn,  M-eil  es  so  muscnlös  and  s.  v.  '(t.<M 
■ribstständig  ist,  ■  ■.-•■•il 

Sei  einem  funfzi^ährigeii  Hamorrheida- 
Km,  Herrn  J.  C.  Gr.  (September  1840)  be- 
•mm»  eine  Typhlitis  mit  sehr  heftigem  Ileus, 
fitfaf  aber  nach  dessen  Beseitigung  um  so 
In  nicht  geringe  Verlegenheit  setzte 
idi  der  Diagnose  der  folgende  Uüi- 
Erste  Empfindung  bei  Erkrankung 
eJQ  flüchtiger  Stich  vom  Nabel  nach  der 
Berzrrobe  ziehend  gewesen,  dem  sogleich 
Ifeb^eit,  dann  Erbrechen,  ohnmachtähnliche 
Bdiwiche ,  später  hartnackige  Verstopfung 
wd  Schmerzen  in  der  rechten  Bauchseite 
M|;tea,  wo  eine  faustgrosse  länglich  runde 
WKbwutst  deutlich  zu  fühlen  war.  Dicht 
tAen,  etwas  nach  rechts  über  dem  JVabel 
Urtdeckte  ich  nm  dritten  Tage  der  Behand- 
im^  eine  runde,  knopfförmige,  einen  Zoll  im 
'BBrchmesser  haltende,  wenig  schiebliche,  wie 
fMidt  auf  der  linea  alba  ^st  sitzende,  ela- 
Wtoche,  bei  festerem  Anfasse»  auch  Uebel- 
lefU^efühle  erregende  Geschwulst  unter  der 
""  1,  die  der  Kranke  früher  nie  bemerkt  ha- 
woUte.     Sie    nntersclüed   sieb    vor  der 


Hand  von  einem  eingeklemmten  Brache  dnrok- 
ans  nicht  Ein  solcher  erklärte,  angenonuMi 
ei  Tvar  ein  Stack  ans  der  Wandung  des 
Cofon  transversnm  eingeklemmt,  die  pldtxliohft 
Erkrankung,  die  primären  Empfindungen,  aUe 
Symptome  und  lietss  die  Geschwulst  in  der 
rechten  Seite  für  Anhäufung  im  Colon  aaoeiH' 
dens  halten.  Geh.  Ratb  Kmkenherg  deshalb 
zugezogen  erklärte  diese  Geschwulst  Jedoch 
entschiedener  für  eine  jener  auf  der  linea 
alba  öfters  vorkoomienden  isolirten  Fettbü- 
düngen;  ihr  ferneres  Verhalten  bestätig 
diess  und  die  bisherige  Behandlung  mit  wie- 
derholten reichlichen  Yenäsectionen,  örtlichen 
Entziehungen  durch  Egel  ad  loc.  affecL  und 
ad  anum,  mit  zwei  gränigen  Calomel-Oabeni 
(Neum  ricini,  Einreibungen,  Eisblasen,  auf  die 
Geschwulst  und  intercurrent  gegebenen  Eis-' 
piUen,  welche  vorzugsweise  die  Darmbewe- 

S'ung  anregten,  wurde  bis  zur  Bekämpfung 
er  Entzündung  und  Obstipation  ^ficklkh 
durchgeführt.  Ein  merkwürdig  staraes  Se« 
dimentiren  des  früher  ganz  feurigen  sparsa- 
men Harns  trat  erst  nach  Blnndaffection  und 
von  da  an  eine  immer  fortschreitende  Resor- 
ption der  Geschwulst  ein.  Eine  Zeit  lang 
fand  sich  ans  den  immer  flüssig  gehaltenen 
Stuhlgängen  ein  feines  sammetschwarzes  sei- 
ner grossen  specifischeu  Schwere  wegen 
leicht  auszuspühlendes  Pulver  in  dem  Ge- 
schirre sedimentirt.  Herr  Apotheker  Hahn 
untersuchte  und  erkannte  es  für  reines  Queck- 
silberoxydul. Noch  einmal  Hess  mich  bei  dem 
Reconvalescenten  eine  schon  früher  beschrie- 
bene Sequele  des  hier  gebrauchten  Heilmit- 
tels an  seine  grosse  specifische  Schwere  den- 


■  WBKm' 

,  «r  litt  nämlich  eine  Zeit  lang'  an  jtonem 

»riellen,  mit  hitzii^em  Oedein  der  Unter- 
ikd  über  dfu  Maileolis  anfangenden,  aof 
indlirhe  Affection  der  Gefässe  deutendeD 
■niMfin-    nnd    Wadenüchmeric,    der    eret  . 

n  beginnt,  wenn  die  Keconvalescentea  das  . 

t  verUssen,  und  sich  von  dem  kalten 
%'piaaerztosen  Oedeni  der  aus  schweren  er- 
iathöpfcnden  Krankheiten  Recou^'alescirenden 

'  1  unterscheidet. 


Anhang. 


Dass  bei  Hepatitis  der  früher  so  sebr  in 
Iflf  cestaodene  Af ercor  mehrentheils  entbehrt 
wttwn  kann,  bat  bereits  genu^  Aatoritäteo 
Gir  Bicb.  um  so  mehr  muss  ich  aber  den  Mer- 
fftfiaaDctionen  bei  jenen  chronischen  mit  Hy- 
,fllirephie  des  Organs,  Cardialgia,  Dyspepsie, 
JÄniifening  nnd  cblorotischer  nicht  icteri- 
«iKr  Dyskrasie  verbundenen  Lebersiechthu- 
■erB  das  Wort  führen,  das  heisst,  wena 
Bveh  ein  gewisser  Fond  von  Kräften  and 
Jta^ostische  Sicherheit  vor  Verwechslung 
■it  Fangen  und  Tuberkelsucht  gegeben  ist. 

Das  Heilobject  ist  freilich  hier  ein  gan» 

als  in  Entzündungen,   hier  die  ge- 

Reproduction,  armseliges,  dünnflüs- 

schwach    animirtes  zn  kalten  serösea 

ID  gereinigtes  Blut,  dort  das  bildsame 

'     geschwängerte    Blut    und   die  Er- 

eines    überwuchernden    organi- 


~    3«    — 

Es  ist  aber  schon  Eingangs  bemerkt, 
wie  verschieden  sich  die  Heilwirkangen  des 
Mercars  betrachten  liassen;  hier  genflgen 
aach  nicht  die  Zeichen  der  Darchdringinig 
ond  ist  vielmehr,  wenn  etwas  gewonnen 
werden  soll,  eine  vollständige  fieberhafte 
Evolution  der  Salivation  erforderlich. 

'•  Zorn  Verstehen  der  Heiloperation  .  bei 
den  unten  gegebenen  Fällen  könnte  man 
sich  wohl  auf  die  restructive  Natur  manche 
Fieber  stützen ,  nicht  ganz  kann  dabei  aber 
übersehen  werden^  dass  dem  Mercur  vorzugs- 
weise auf  die  Leber  eine  specifische  Wirkung 
gegeben  ist,  dass  Nervenapparate,  Functio- 
nen und  Organe  in  ihren  chronischen  Ver- 
stimmungen oft  noch  eines  arzeneilichen  pri- 
mär kränkenden  Anstosses  bedürfen,  um 
ihren  abnormen  Zustand  besser  fühlen  und 
darüber  reflectiren  j&u  lassen,  dass  es  davon 
auch  wohl  keine  günstigere  Zeit  geben  mSee^ 
eine  derartige  Supplik  an  das  organische 
Wahmehmungs-  und  Heil-Vermögen  ffir  das 
kranke  Organ  zu  richten,  als  hier,  wo  es 
in  einer  wieder  ordnenden  fieberhaften  Auf- 
regung begriffen  ist. 

Dass  die  jetzt  in  Rede  stehenden  Heil- 
operationen wohl  eben  so  vollständig  durch 
alleinige  Anwendung  des  Calomels  bezweckt 
werden  können,  gebe  ich  gern  zu,  denn  das 
Organ,  dem  es  übergeben  wird,  befindet  sich 
nicht  in  jenem  krankhaften  Aufregangszu- 
stande,  Sympathieeu  und  lleactionen,  die  sich 
der  innigem  Assimilation  des  Calomels  bei 
Entzündungen  so  oft  hinderlich  beweisen. 


—    33    — 

Frau  Taube  in  Dcllnitz,  drei  und  vierzig 
Jahr  alt,  spärlich  und  unordentlich  menstruirt, 
liat  schon  zwei  nnd  ein  halb  Jahr  lang  ver- 
geblich arztliche  Hülfe  gesucht.  Die  Leber 
zeigt  eine  glatte  feste  in  der  rechten  Sefte 
bis  zur  Spina  ossis  iiei  heraWeigende  An- 
sehwellunz,  der  ebenfalls  geschwollene  linke 
Lappen  pinsirt  stark,  ist  auch  schon  für  Aneu- 
rysma aortae  gehalten  worden.  Die  wachs- 
bleiche abgemagerte  kurzathmige  Kranke 
hat  schon  seit  langer  Zeit  an  Cardialgie, 
Dyspepsie,  habitueller  Obstructio  aivi  gelitten, 
die  Brust  erscheint  bis  auf  räumliche  Bedrän- 
^QDg  frei,  der  Urin  ist  wasserhell,  nicht 
spärlich,  die  Unterschenkel  zeigen  Oedem. 
Alle  mogliehen  sohirenden  Arzeneien,  auch 
Calomel  in  den  Pillenmassen,  auch  Jod,  sind 
ihr  ohne  Erfolg  verordnet  worden.  April  1840 
worden  ihr  von  mir  neben  vorbereitenden 
Mitteln,  Liq.  Kali  acetici  und  Oleum  ricini, 
die  Einreibungen  dreimal  täglich  auf  die 
Oberschenkel  verordnet,  nach  zwölf  Tagen 
ttfolgte  die  fieberhafte  Evolution  des  Ptj  alis- 
ttiu«,  danach  wurde  der  Urin  dick,  sedimen- 
lireod.  nach  drei  Wochen  war  die  Leber  bis 
auf  eine  sehr  <j;eringe  Uebeniähning  abge- 
«rhwolien,  die  Pulsation  verschwunden  und 
eine  bis  jetzt  andauernde  Gesundheit  zu- 
rückgekehrt. 

Frau  Schone  in  Kreupau,  sechzig  Jahr 
alt.  gross,  früher  eine  kräftige  Bauersfrau, 
leidet  schon  über  ein  und  ein  halbes  Jahr  an 
ien  Beschwerden  der  Leber-  und  Herz -Hy- 
pertrophie, jetzt,  März  1840,  an  allgemeiner 
Anasarca  und  Brustbeklemmung,  der  Herz- 

Joarn,  Bd.  XCV.  St.  'J.  «5 


—    34    — 

schlag  ist  verbreitet,  erschütternd,  metalltO- 
neud,  die  Jugular- Venen  pnlsiren,  die  Lon- 
gen scheinen  mit  Blut  überfüllt, '  die  Bronchen 
rasseln  voll  Schleim,  der  früher  wfissrig  and 
reichlich,  jetzt  nur  zfthe  und  spftrlich  anf|pe- 
hustet  wird.  Der  Puls  ist  gross,  ungleich, 
aussetzend,  der  Leib  sehr  gross,  FInctoatioB 
wegen  starker  Infiltration  der  Bauchdecken 
verbergend,  eine  sehr  starke  Hypertrophie 
der  Leber  aber  durch  Gefühl  und  PereuaMB 
leicht  zu  erkennen.  Hierbei  zeigt  sich  der 
Harn  sparsam,  dunkel,  stark  animoniakaliseh, 
die  Leibesöffnung  wie  früher  immer  sehr 
träge. 

In  den  ersten  acht  Tagen  der  Behand- 
lung, die  früher  freilich  nur  durch  HalbSnrie 
geführt  war,  wurden  zwei  kleinere  Aderliaae 
von  acht  Unc,  Buttermilch,  Diät  und  Tarta- 
rus boraxatus  schon  zu  grosser  Erleichterung 
angewandt  und  die  Anasarca  grossentheib 
beseitigt;  hierauf  aber,  da  sich  die  Prioritit 
der  Leberhypertrophie  annehmen  Hess,  durch 
kleine  Gaben  Calomel  und  Einreibungen  eine 
Salivation  bewirkt,  deren  grosse  Beschwer- 
den durch  fast  gänzliche  Abschwellung  der 
Leber,  bedeutende  Verminderung  der  Herz- 
krankheit, gänzliche  Beseitigung  der  Was- 
sersucht und  eine  schon  fast  drei  Jahre  be- 
stehende sehr  leidliche  Gesundheit  reichKch 
belohnt  worden  sind,  so  dass  diese  Frau 
wieder  ihre  Wirthschaft  führt  und  nur  sel- 
ten durch  einen  kleinen  Aderlass,Infusa  sennae, 
Tart.  depuratus  etc.  neue  Verträglichkeits- 
Contracte  mit  ihrer  wenig  störenden  Herz- 
hypertroplne    abzuschliessen     genöthigt    isb 


Bidi  von  einem  abnormen  Zustande  ei- 
^lut-  oder  Baucheingeweides  fiberKen-, 
n  können.  Grosee  VaricDsität  d^ 
jtel-Venen  führte  mich  darauf,  Yenen- 
Lheit  dea  Unterleibes,  namentlich  der 
ider,  Lebercongestionen  anzunehmen,  von 
die  schon  lange  bestandene  Pulsatio 
rtrica,  periodische  starke  Palpitationea, 
^;efuhie  and  die  oft  das  Antlitz  über- 
»le  Hitze  ansfingen.  Eines  Tages  der 
r  immer  im  Liegen  untersuchten  Kran- 
bei  aufrechter  Stellung  das  Abdomen 
nehend  ffihlte  ich  kaum  drei  Finger 
filier  den  Arcus  pubis  durch  die  sehr 
Ibn  Bauchdecken  den  scharfen  Hand 
eber,  erfasste  so  drei  Zoll  weit  diess 
weide  swischen  Daumen  und  Fingern, 
ich  dessen  auffallend  weiche  Textur 
dh  SD  unterscheiden  vermochte.  Yer- 
icfi  darüber  einen  so  wesentlichen  Ge- 
RDd  ao  lange  übersehen  zu  haben  un- 
iUe  ich  wiederum  im  Liegen  und  darf 
fceni.  die  Leberareschwulst  war  so  weich. 


—    36    --. 

ich  der  auch  von  mir  schon  zwei  Bfonat 
ohne  wesentlichen  Erfolg  behandeltai  Kran- 
ken die  Inunctions-Car  vor.    Zwei  Wochen 

• 

hindurch  wurden  zweimal  täglich  ein  halber 
gr.  Calomel  gegeben,  endlich  auch  Mercur 
eingerieben.  Bei  dem  Beginn  der  Beschwer- 
den und  der  Beängstigung  der  entstehenden 
allgemeinen  fieberhaften  Reäction  wandte 
sich  dennoch  diese  Kranke  zu  einem  andern 
Arzt,  welcher  Diagnose,  Prognose  und  in- 
stituirte  Methodus  curandi  benutzend,  nod 
zwei  grössere  Gaben  Calomel  in  Pillen  ver- 
ordnete, hiedurch  eine  fast  unmässige  Intoxi- 
cation  bewirkte  und  sehr  bald  darauf  die 
Ehre  hatte,  ein  so  langwieriges  Siechtha« 
brillant  geheilt  zu  haben;  denn  nicht  allain 
die  Versicherung  des  Arztes,  sondern  aoeh 
das  bald  wieder  muntere  und  ruhrigö  Anse- 
hen dieser  Frau  bestätigte  mir  den  vollen 
Erfolg  der  Cur. 


II 


lieber 

den    Parasitismus 

der  ^ 

Lungentuberkeln, 

nebst 

«gen  knrien  Bemerkungen  faehnfs  der  Ermitte- 
Imig  einer  mehr  rationellen  Behandlung  der 

Lungensucht. 

Von 

Dr.    Fr.    J.    Behrendt        * 

prakt.  Arzt   in  Berlin* 


Nirgends  hat  Verzagtheit  so  viel  ge-* 
schadet,  als  im  Betreff  der  Lungenschwind- 
sucht. In  der  Ueberzeugnng,  dass  die  Krank- 
heit unheilbar  sei.  begnügen  sich  die  meisten 
Aerzte  mit  nur  palliativen  Mitteln  und  be- 
trachten alle  Bemühungen,  die  Pathologie  der 
hier  in  Rede  stehenden  Krankheit  aufzuhel- 
len um  eine  erfolgreichere  Behandlung  auf- 
Bofinden,  als  eitel  und  für  die  Praxis  völlig 
onfmchtbar.  Allerdings  ist  die  Lungensucht 
in  ihrer  vollsten  Ausbildung  wohl  noch  fast 
eben  so  unheilbar,  als  sie  es  seit  der  Kind- 


—     38     r- 

heit  unserer  Wissenschaft  gewesen  ist ;  aber 
wer  kann  und  darf  behaupten,  dass  ^e  es 
immer  so  sein  werde?  Wei*  kann  sagen,  dass 
bei  fortgesetzten,  unablässigen  Forschangen 
wir  nicht  immer  klarer  und  klarer  das  We- 
sen der  Krankheit  durchschauen  und  bessere, 
mehr  fruchtbringende  Principien  für  die  Be- 
handlung daraus  werden  entnehmen  können? 
Schon  haben  wir  darch  die  Ausbildung  der 
Auscultation  unendlich  viel  für  die  Diagnose 

Sewonnen,  und  sollte  aus  den  Fortschritten 
er  organischen  Chemie,  der  mikroskopischen 
Anatomie  und  der  experiitieDtalen  PhysiqlqiPe 
fär  die  Pathognosis  der  Tuberkelbildpng 
überhaupt .  und  .  für  die  T'uberkelbildung  der 
Lungen  insbesondere  gar  kein  Gewinn  iü 
ziehen  sein?  Sollte,  wenn  ein  solcher  Gewinn 
sich  ergiebt,  bei  dem  immer  grösser  und 
grösser  werdenden  und  richtiger  erkannten 
Apparate  der  uns  zu  Gebote  stehenden  Heil- 
mittel, nicht  dann  auch  eine  richtigere,  er- 
folgreichere Behandlung  sich  ergeben? 

In  der  hier  folgenden  Abhandlung  wol- 
len wir  die  Resultate  der  neuesten  Forschun- 
gen in  Betracht  zu  ziehen  versuchen;  wir 
wollen  versuchen,  in  wie  weit  sich  auch  bei 
der  tubercuiösen  Lungensucht  zwischen  Ana- 
tomie, Chemie,  Physiologie,  Pathologie  und 
Therapie  ein  verbindender  Faden  finden  llisst* 
Wir  bitten  die  Praktiker,  nicht  im  Voraus 
gleich  unsere  Bemühungen  für  nutzlos  und 
unfruchtbar  zu  erklären ;  wir  bitten  sie,  wenn 
wir  auch  nur  Geringes  zu  leisten  vermögen, 
dasselbe  gütig  aufzunehmen,  und  wir  ver- 
sprechen dagegen    bei  unserer  Darstellung 


—    39    — 

stets  nar  die  Praxis  streng  vor  Augen  za 
ktben  and  vor  jeder  weitlaaftigen  Specula*- 
tioii  und  modernem  Geschwätz  über  Parasi- 
tismus der  Krankheiten,  über  Pflanzen  -  oder 
Thiematur  derselben,  über  ihren  Organismas 
isi  Organismus  und  dergleichen,  einem  Ge- 
schwätze, das  heut  zu  Tage  leider  selbst 
ein  hSchst  lästiger,  dänkelhafter  Parasit  in 
snserer  Wissenschaft  geworden,  und  uns 
forn  Wege  der  einfachen  Untersuchung  und 
Beobachtung  in  ein  Gewirr  von  neugebilde- 
teo  Namen,  schlechten  Definitionen,  halbver- 
teeten  Ideen  und  unreifen  nosologischen  Sy- 
slemaiisirbestrebungen  hineinzuziehen  droht, 
in  Acht  zu  nehmen. 


Es  sind  die  neuesten  Leistungen  von 
Andral,  Louis  ^  Carswell  und  besonders  die 
Abhandlung  von  Hcudamore  in  der  Lancet 
vom  August  1842.  welche  uns  '/u  dieser  Ar- 
beit Anlass  gegeben  und  namentlich  enthalt 
die  letztere  eine  so  hübsche  Zusammenstel- 
lung des  bis  jetzt  Bekannten  hher  die  Na- 
tur der  Tuberkeln  und  fügt  so  viel  Neues 
hinzu,  dass  wir  dieselbe  hier  vorzüglich  zum 
Grande  legen. 


1.     ArtiMi  der  Tuberkeln. 


R.  Carswell  ^iebt  in  seinen  »eleiiH*n- 
lary  fornis  of  disease«  folgende  Definition: 
«Die  TuberkeliiuMsse  ist  eine  blass^elbe  oder 
'»gelblich  gratie.  imdurchsichlifi^e.  unorgani- 
»sirte  Substanz,  deren  Form,  Consistenz  und 


—    40    ~ 

»Zasämmensetzung  je  nach  der  Natur  des 
»Theils,  in  dem  sie  sich  gebildet  hat,  nnd 
»je  nach  der  Periode  ihres  Bestehens  ver- 
»schieden  ist.«  Man  meint,  dass  da,  wo 
Tuberkeln  vorkommen,  sie  ihren  Sitz  im  Zdl- 
gewebe  des  Organs  haben,  aber  nach  Car9^ 
weU  können  sie  auch  auf  den  Seeretions* 
flächen  der  Schleimhäute,  namentlich  in  den 
Darmfollikeln ,  in  den  Luflzellen  der  Bron- 
chien, ferner  auf  den  serösen  Fliehen,  auf 
der  Pleura,  dem  Bauchfelle,  in  falschen  Mem* 
branen,  ja  in  zufälligen  Neubildungen  sich 
zeigen.  —  Erzeugt  sich  die  Masse  erst  da, 
wo  die  Tuberkeln  angetroffen  werden,  oder 
ist  sie  im  Blute  enthalten  und  wird  dort  nur 
abgelagert?  Carsweü  stimmt  für  letztere 
Ansicht;  man  trifft  die  Tuberkebd  häufig  in 
den  Milzgefässen,  aber  sehr  selten  anderswo 
im  Blute.  Diesen  letztern  Umstand  erklärt 
er  auf  folgende  Weise:  »Als  ein  abnormes 
»Constituens  des  Blutes  vermögen  wir  die 
»Tuberkelmaterie  in  demselben  nicht  anfzo- 
»Anden,  so  lange  dasselbe  im  Circuliren  be- 
»griffen  ist;  wir  können  es  in  dem  Blute 
»nur  erst  finden,  wenn  dasselbe  aufgehört 
»hat  zu  circuliren  oder  wenn  es  seine  Ab* 
»lagerung  beginnt,  also  mittelst  der  Secre- 
»tionen.  Wenn  das  Blut  nicht  circulirt,  dann 
»scheidet  sich  die  Tuberkelmaterie  von  dem 
»Serum,  dem  Fibrin,  dem  Blutfarbestoff  und 
»den  übrigen  Constituentien  des  Blutes  und 
»ist  dann  sogleich  in  seinen  Charakteren  zu 
»erkennen.«  —  Weder  Bayle  noch  Laenmhe 
hatten  bestimmte  Ansichten  über  die  Genese 
der  Tuberkeln.  Bayle  hat  zwar  die  Gra- 
üulartuberkeln  oder  die  Miliartuberkeln  zuerst 


-    41     — 

toduieben,  allein  er  hält  sie  nicht  far  Äb- 
hgerangen  von  Tubcrkelinasse ,  wofür  er 
Ton  Itommec  getadelt  wurde,  der  zwei  Haupt- 
fonnen  annahm:  die  isolirten  oder  begräns- 
in  Taberkeln  and  die  interstitielle  Infiltra- 
fin;  die  isolirten  Taberkeln  zeigen  vier 
Hniitvarietiten :  die  Miliartuberkeln,  die  ro- 
hen, die  körnigen  und  die  eingebalgten;  die 
■lerBtitieUe  Infiltration  hat  drei  Varietäten: 
ie  onregelmässige,  die  graue  und  die  gelbe. 

—  lieber  die  Art  der  Erzeugung  hat  Laen- 
MC,  wie  gesagt,  wenig  Befriedigendes;  nur 
scheint  er,  obwohl  er  verschiedene  Formen 
nbtellt,  dennoch  fiär  Carswell  zu  sprechen, 
.  der  gar.  keine  bestimmte  Form  annimmt,  son- 
ieni  die  Form  als  etwas  GleichgüKiges,  Un- 
wesentliches, Zufälliges,  vom  Organe  und 
der  Zeit  des  Bestehens  Abhängiges  betrach- 
tet; denn  Laennec  sagt,  dass,  welches  auch 
die  Form  sein  möge,  die  die  Tuberkelsubstanz 
nach  ihrer  Ablagerung  annimmt,  im  Anfange 
dieselbe  stets  als  eine  graue,  kaum  durch- 
sichtige Substanz  erscheint,  welche  allmäh- 
lig  gelb,  undurchsichtig  und  sehr  dicht  wird. 

—  Andral  scheint  ganz  eigene  Ansichten 
ober  die  Xatnr  der  Tuberkeln  zu  haben. 
Ifl  seiner  Clinique  medicale  bemerkt  er  näm- 
Kfh  folgendes:  In  einigen  Theilen,  besonders 
ia  den  Lungen  fmden  wir  häufig  auf  der 
Oberfläche  der  Lobuli  oder  in  ihrer  8ub«tan/i 
eine  Menge  weisser  sehr  kleiner  fast  mikro- 
ikopischer  Funkte:  bisweilen  sind  von  diesen 
Punkten  mehre  zur amuienvereinigt  und  bilden 
dann  grössere  Knoten,  und  endlich  geschieht 
es  bisweilen,  dass  ganze  Lobuli  aus  solchen 
in  eine    einzige   Masse    zusammengehäuften 


I 


4«     — 


weissen  Punkten  zu  bestehen  sdidnen. 
Diese  grosse  weissliche'  Masse  ist  das  was 
man  Tuberkeln  nennt,  und  ein  Tnberi^el  ist  , 
nach  Ändral  also  nichts  als  ein  Lobulos, 
welcher  in  ein  Congregat  von  kleinen,  weiss- 
lichen  Punkten  umgewandelt  ist.  Nach  Ja- 
draVs  Ansiebt  ist  der  Tuberkelstoff  Diehts  - 
weiter  als  das  Resultat  einer  einfachen  Se- 
cretion,  und  er  glaubt,  dass  sie  anffinglidi 
in  einem  flüssigen  Zustand  erscheine,  dann 
gleichsam  durch  eine  Art  von  KrystalKsation 
fest  werde,  und  sich  nun  als  eine  dichte, 
aber  nicht  organisirte  Masse  darstelle.  A»- 
dral  glaubt  also,  wie  Broussais^  dass  die 
Tuberkeln  nichts  weiter  seien,  als  das  Pro- 
duct  einer  einfachen  Entzündung,  nämlich 
in  dem  durch  diese  Entznndungsthätigkeit 
ausgeschwitzten  plastischen  8toff  bestehe; 

Louis  stimmt  mit  Laennec  in  der  An- 
sicht überein,  dass  es  nur  eine  Art  von  Lun- 
gensucht gebe,  nämlich  die  tuberkulöse.  Er 
beschreibt  die  Tuberkeln  als  Knoten  von 
dunklem,  gelblichweissem  Ansehen  und  von 
wandelbarer  Consistenz,  welche  nach  einer 
gewissen  Zeit  erweichend  sich  in  die  Bron- 
chialröhren entleeren.,  und  zu  mehr  oder  min- 
der  beträchtlichen  Excavationen  Anlass  ge- 
ben. Die  halbdurchsichtige  Granulation  und 
die  graue  Materie,  welche  entweder  auch  in 
Form  von  Granulation  oder  in  unregelmässi«« 
gen  Massen  vorkommt,  hält  er  nicht  für  Tu- 
berkeln, und  er  nennt  sie  erst  dann  so,  wenn 
sie  eine  gelblichweisse  Farbe  angenommen 
haben,  wiewohl  er  behauptet,  dass  die  ge- 
nannten halbdurcbsichtigen  Granulationen  oder 


faten  ober  die  Natur  und  verschiedene 
der  Tuberkeln  anzuführen.  Es  geht 
am  Gesagten  zur  Genü^  hervor,  dass 
r  dber  die  erste  Bildung  noch  über  die 
re  EntwickeluDg  der  Tuberkeln,  noch 
ibren  primitiven  Sitz  die  Theorie  auf 
i  eine  Gewissheit  fussea  kann.  Scuda- 
,  der  viele  ForBciiungcn  über  diesen 
BStand  angestellt  hat,  nimmt  folgende 
tremehiedene  Formen  von  Tuberkeln  an: 

L.  Die  Miliartuberkeln  oder  die  Miliar« 
ilatioaen,  welche  bald  ganz,  bald  halb 
fliebtig  erscheinen ,  bald  in  grössere 
geringere  Gruppen  oder  Klumpen  zusam- 
efaäuft  sind,  und  dicht  anter  der  Pleura 
ieo  verschiedenen  Stellen  des  Paren- 
■  der  Lungen  vorkommen. 

E.  Grössere  Granulationen  von  graner 
),  gewähnlieb  in  grosser  Menge  in  der 
BD  Lungensubstanz  vorkommend.  So- 
die  Miliartuberkeln  als  die  letztgenann- 


,      -«    44     — 

sind,  von  der  Grösse  eines  dicken  ClenflHi- 
koms  oder  der  einer  kleinen  Blandei,  mckt 
so  zahlreich,  wie  die  andern  Arten  vorhan- 
den sind,  sondern  wohl  isolirt  und  an  ver- 
schiedenen Stellen  in  and  auf  den  IiongeB 
vorkommen. 

4.  Endlich  Infiltrationen  von  erweichte 
Tuberkelmasse  in  dem  Lungengewebe .  und 
in  den  Bronchialröhren. 

Es  scheint  aber«  dass  auch  diese  vier 
^Arten  noch  zuviel  sind,  die  erste  und  zweite 
Art  bilden  ganz  dasselbe;  sie  sind  nur  der 
Grösse  nach  verschieden,  gehen  in  einander 
über,  und  es  ist  ganz  gewiss  nicht  zu  bfr- 
i&weifeln,  dass  die  zweite  Scudamore^Bdiß 
Art  immer  nur  mit  kleinen  Miliartnb^rkehi 
beginnt  In  den  vielen  tuberkulösen  Lungra, 
die  wir  von  Thierleichen  und  von  Menschen- 
leichen zu  untersuchen  Gelegenheit  hatten, 
sahen  wir  nur  folgende  verschiedene  Arten: 
1)  weissliche  oder  gelblich-weisse  begränzte 
Tuberkelmassen,  die  bald  so  klein  waren  wie 
Stecknadelknöpfe,  oder  noch  kleiner  (Miliar- 
tuberkeln), bald  so  gross  wie  Erbsen  und 
bisweilen  wie  Bohnen;  diese  Tuberkeln  sas- 
%sen  einfach  in  der  Substanz  der  LungeUi 
innerhalb  oder  auf  derselben  gleichsam  ein- 
gebettet; 2)  röthliche,  feste,  streifige,  einge- 
bajgte  oder  mit  einer  Haut  umzogene  Tu- 
berkeln, und  3)  unregelmässige,  mehr  unbe- 
gränzte  graue  Infiltrationen  von  Tuberkel- 
masse. 

Die  Form  der  Tuberkeln  scheint  über- 


—    4I(    — 

haapt  sehr  wenig  wesentlich  za  sein;  sie  ist 
grSsstentheils  abhängig  von  dem  jedesmalir 
gern  Sitz  denieiben.  Dieses  beweist  das, 
was  Seudamore  von  einem  an  Phthisis  ge- 
storbenen sechsjährigen  Kinde  erzählt  Die 
Tuberkeln  in  den  Lungen  dieses  Kindes  wa- 
i-en  alle  nicht  viel  grösser  als  ein  Steckna- 
ddknopf;  die  meisten  befanden  sieh  in  der 
Nähe  der  grossem  Bronchialäste,  und  nicht 
weit  von  den  Bronchien .  sah  man  ovale 
Massen,  gleichsam  flach  gedrückt,  von  fester 
Consistenz,  etwa  einen  Zoll  lang,  und  hier 
und  da  bereits  zur  Erweichung  geneigt; 
man  konnte  deutlich'  erkennen,  dass  die  Nähe 
und  die  Function  der  Bronchien  auf  diese 
Gestaltung  der  Tuberkeln  bedeutenden  Ein- 
ftass  hatte.  Dieser  Punkt,  nämlich  der  Ein- 
flnsa  der  äussern  Umstände  des  Kranken, 
feiner  Kräftigkeit  und  der  mit  ihm  vorge- 
nommenen Behandlung  auf  die  Gestaltung 
der  Tuberkeln  verdient  noch  ein  ganz  be- 
sonderes Studium.  Diese  Frage  ist  für  die 
Praxis    nicht    ohne  Wichtigkeit,    denn    sie 

'  aehliesst  eine  andere  in  sich,  nämlich  die 
Frage,  ob  die  verschiedenen  Arten  und  Ge- 
staltungen der  Lungentuberkeln  auf  die  Sym- 

.  ptome  Einfluss  haben,  und  ob  umgekehrt  aus 
den  Symptomen  auf  die  Yersehiedenheit  der 
Tuberkeln  geschlossen  werden  kann. 


46 


2.    Chemische  ZasainmensetKung  der 

Taberkelo. 


Nach  Scudamore^  der  sich  viel  mit  die- 
ser Frage  beschäftigt  hat,  bestdien  die  Tu- 
berkeln alle  aus  Albumen,  etwas  Fibrin  ond 
einer  grossen  Menge  in  verschiedenen  Ter- 
hfiltnissen  mit  Kohlensäore,  Phosphorsinre 
nnd  seltener  mit  Salzsäure  verbundenen  Ealka; 
in  einigen  wenigen  Tuberkeln  hat  er  auch 
etwas  Magnesia  angetroffen.  Je  harter  der 
Tnberkd  war,  einen  desto  grossem  Antheil 
von  phospborsaurem  Kalk  zeigte  derselbe 
und  je  geiinger  die  Festigkeit  war,  desto 
grösser  war  der  Antheil  des  kohlensaaren 
Kalks.  Gallerte  konnte  er  in  den  Toberkda 
nicht  entdecken.  Je  durchsichtiger  die  Tu- 
berkelmasse  war,  desto  dünner  und  von  desto 
geringerer  specifischer  Schwere  war  das 
Albnmen;  je  undurchsichtiger  die  Tnberkel- 
masse,  desto  dichter  war  dasselbe,  nnd  desto 
weniger  Wasser  enthielt  es.  Hieraus  geht 
also  hervor,  dass  die  äussern  Charaktere  der 
Tuberkeln  von  ihrer  chemischen  Zusammen- 
setzung und  von  der  Stelle  abhängig  sind^ 
wo  sie  sich  gebildet  haben. 

»Ich  untersuchte,  berichtet  Scudamore^ 
einen  perlartig  aussehenden  Tuberkel,  den  so- 
genannten rohen  gelben  Tuberkel^  welcher  un- 
ter der  Bauehfellhülle  der  Leber  sass,  unge- 
fähr die  Grösse  einer  halben  Mandel  und 
eine  massige  Festigkeit  hatte.  Er  bestand 
aus  Albumen,  kohlensaurem  Kalk  und  einer 


Felle;  in  den  l^nngen  aber  fand  icb  keine 
(ein,  nur  an  aer  Spitze  der  rech- 
iDKO   sah  ich  eine  erbsengroBse  Uöh- 

oteuhax  das  Nest  eines  früher  dage- 
.en,  dann  erweichten  Tuberkels,  der 
I  Lappen  der  rechten  Lunge  war  sehr  he- 
t  und  steilenweise  etwas  erweicht;  aos- 
n  fanden  sich  pleuritische  Adhaesionen 
iden  Seiten.  Der  Kranke  war  in  einem 
nde  von  Schwäche  geatorheo,  ohne  alle 
tome  eines  Lnngenleidens.»  —  Stei- 
oder  vielmelii-  kalkartige  Concretionen 
,  sich  häufig  in  dem  Auswurfe  aus  den 
en,  nnd  besonders,  wenn  die  Tuberkeln 
icbtes  rüthliüh  graues,  etwas  fibrinäses 
len  hatten.    Scudamore  sagt,    er   habe 

Concretionen  mehrmals  in  derLungen- 
inz  fest  eingebettet  gefunden,  ohne  dasa 
«f  die  benachbarten  Texturen  reizend 
en;  in,  diesen  Concretionen  herrschten 
:ilen  der  phosphorsaure,  bisweilen  der 
Dsaure  Kalk  vor.  —  »Ich  behandle  eine 
:,  sagt  Scudamore,  welche  während  der 


—    48    — 

Auch  eine  andere  Dame  warf  von  Z^'m 
Zeit  seit  dreissig  Jahren  solche  Concretionen 
aas,  und  es  möchte  fast  scheinen,  dass  diese 
Concretionen  ohne  gleichzeitige  Taberkelfor- 
mation  sich  erzeugen  können;  wenigatens 
hatte  dieser  Auswurf  gar  keine  ubele  FolgOy 
sondern  die  Kranken  erhielten  sich  dabei  lange 
ganz  wohl.cc  —  Zu  erwähnen  ist  noch,  diUB 
ausser  diesen  steinigen  Concretionen. biswei- 
len eine  schwarze  kohlige  Masse,  ausgewor- 
fen wird,  womit  auch  die  Tuberkelmaterie 
gefärbt  ist;  diese  Masse  ergiebt  sich  bei  der 
chemischen  Untersuchung  als  wirklicher  RjmBj 
der  offenbar  von  den  Kranken  zufällig  eiiH 
geathmet  worden  war. 


3.    Mikroskopische  Untersuchung 

der  Tuberkeln. 


Unter  dem  Mikroskop  zeigt  Ach  die  Tu- 
berkelmasse  als  ein  Congregat  verschiedea 
gestalteter  und  verschieden  grosser  Körper- 
chen  (corpuscula),  welche  bisweilen  eme 
Menge  sehr  kleiner  Kömerchen  (granalt) 
enthalten.  Einige  der  kleineren  Tuoerkelii, 
namentlich  die  grauen  Miliartuberkeln,  ent- 
halten ausserdem  noch  Zellen  von  regelmis- 
sigerer  Form  und  Grösse,  die  einen  grosse- 
ren Umfang  haben  als  die  Körperchen.  Im 
rohen  oder  festen  Tuberkel  sitzen  die  Kfir« 
perchen  eng  zusammengepackt,  und  die  kör- 
nige Materie  ist  sparsam,  wogegen  bei  Aea' 
grössern  und  erweichtem  Tuberkeln  die  Kör-* 


■ 


hnmc;  «e  haben  einen  Durchmesser 
;,  bis  „Vs  Zoll.  Auch  die  kleinea 
hm  sind  von  verschiedener  Grässe; 
D  {gemischt  sieht  man  nozähiige  kleine 
ea ,  die  mit  unsern  Mikrometern 
t  werden  können.     Diese  klei- 


reichen  finden  sich  besonders  häufig 
uich  in  den  weichen  Tuberkeln,  welche 
rhat  nur  aus  solchen  Ki'igelchen  und 
BD  Körperchen  zu  bestehen  scheinen. 
UeD  sind  wie  gesagt  regelmässiger, 
1  crösserer  Gestalt  als  die  ebenge- 
Hementartheile;  sie  haben  fast  alle 
r  einen  Durchmesser  von  t-^öö  Zoll; 
weninn  Zellen  sieht  .  man  Kerne, 
vie  aas  Tuberkel  an  Grosse  zunimmt, 
4k  Zellen  durchbrochen,  zusammen- 
t,  and  verschwinden  endlich  gänzlich. 
■chwaizeD  oder  mit  Buss  gefärbten 
in  findet  man  ebenfalls  Zellen,  theils 
hem  Rnss  bedeckt,  theils  mit  dunkeln 
Iraten  Kernen. 


—         »0         L- 

mischt,  bald  mehr  getrennt  sich 
diese  Elemeotartheile  siud  t )  gramtUrltr  St^ 
oder  Kömer,  2)  Körp^che»,  und  3)  ZsO«. 
1)  eVanuIiV/er  Stoff:  besteht  ans  twgstfw- 
dentlich  kleinen  Partikeln,  welche  gleiehu* 
das  Bette  und  die  Ansfülliing  der  Käw« 
cheu  oder  Zellen  bilden,  ferner  au  sehr  Ut^ 
Den    Kügelchen    von    verschiedeaec  CMHy 

gewöhnlich  von  ^sIb^  bis  y^'^^  %ä  iß 
urchmesser.  Dieser  körnige  ätÜNET  UMAl 
Hauptmasse  des  Tuberkels,  ist  fast  iaBS 
mit  den  übrigen  EUementartheilen  ceniiscb) 
und  in  dem  sogenannten  käsigen  ToJkAcI 
nur  allein  vorhanden.  2}  Körperehen  flfa 
Corpuacula:  Diese  sind  gewöhnlich  kn^idi 
oder  oval,  bisweilen  aber  auch  von  sehr  »■ 
regelmässiger  Form;  ihr  Durchmesser betn|l 
ungefähr  77^3  his  3;^  Zoll;  sie  sind  wsu- 
scheinlich  nichts  weiter  als  onvotlkomoeK 
entartete  oder  verwachsene  Zellen ;  nn 
siebt  sie  besonders  hfiuGg  in  den  rohen  ei> 
reifen  Tuberkeln;  gewöhnlich  auch  in  i* 
kleinsten  käsigen  Tuberkeln ,  besondKs  i> 
den  der  serösen  Häute.  —  3>  Zellen;  iKeM 
haben  gewöhnlich  ^^'^^  bis  ^j'-^s  ZoU  >■ 
Durchmesser:  man  sieht  sie  besonders  hinif 
in  den  grauen  Miliartuberkeln ;  sie  verschvis- 
den  oder  verwandeln  sich  in  die  scheo  ^ 
schriebenen  Korperchenx  —  Aus  allem  Ü** 
sem  wird  es  sehr  wahrscheinlich ,  dass  6^ 
Taberkeln  so  gut  wie  die  höher  organi«rtti 
Texturen  mit  Zellenbildung  beginnen,  ibc 
schon  sehr  früh  mit  körniger  Materie  a^ 
anfüllen,  jedoch  scheinen  die  Taberkeh  *<■ 
den  mehr  plastischen  AusschwitzaBgen  siA 
wesentlich  darin  zu  Doterscheiden,  da»  M 


^ea  der  Taberkelstoff  diese  Kraft  nicht 
t,  da  bei  diesem  die  primitiven  Zellen 
iiir  bilden,  am  sich  gleich  wieder  xa 
lern,  zu  entarten  una  zn  verwischen, 
leweise,  dass  ihnen  die  eigentlich  bil- 
Kraft  gänzlich  fehlt. 


TftBCularitSt  der  Tnberkeln. 


>b  die  Tabericeln  mit  Gefäsaen  verse- 
iieii  oder  nicht,  ist  noch  in  der  letztm 
Segenstand  des  Streites  gewesen,  ob- 
Ae  Meisten  der  Ueberzeogung  sind, 
die  Tuberkeln  dnrehaos  keine  Geffisse 
Hl.  Carpenter,'  ein  bekannter  engli- 
Physioleg,  8]mcht  sich  in  seinen  »Grand- 
I  flder  die  Physiologie  des  Menschen« 
rigende  Weise  darüber  aus:  »der  Un- 
ied  zwischen  der  Toberkelablagemng, 
1er  Ablagemng  von  gesundem  organi- 
■em  Stoffe  scheint  vorzüglich  darin  zn 


—    58    — 

Stoff  nichts  weiter  ist  als  eiae  Portion  des 
belebter  seienden  Fibrins,  welches  die  Ten- 
denz  zur  Organisation  besitzt,  and  nur  die 
Benihrang^  einer  lebenden  Membran  bedarl^ 
um  sich  in  eine  regelmässige  Stractor  im- 
zuwandeln.cc  —  Diese  Darstellung  sehliewt 
zwar  einige  Wahrheit  in  sich,  ist  aber  doch 
noch  sehr  mangelhaft.  —  Scudamore  berich- 
tet, 'dass  in  der  Sammlung  des  CoUegiums 
der  Wundärzte  in  London  die  tnbercolöse 
Lunge  eines  Affen  sich  befindet,  welche  vor- 
trefflich injicirt  ist,  wo  aber  die  Taberkel- 
massen  auch  nicht  das  Geringste  von  der 
Injection  aufgenommen  haben.  Auch  die  tu- 
berkulöse Lunge  eines  Menschen  wurde  auf 
den  Wunsch  ^cudamore^s  injicirt;  die  Iqje-* 
ction  war  vortrefflich  gelungen,  aber  auch 
hier  blieben  die  Tuberkelmassen  vollkomveM 
frei  von  derselben.  Hieraus  wärde  denn  her- 
vorgehen, dass  die  Tuberkeln  selber  durch- 
aus keine  Gefässe  besitzen,  und  dass  ne- 
höchst  wahrscheinlich  nur  vermöge  ihrer  pri- 
mitiven Zellen  wachsen,  sich  ernähren  und 
den  ferner  abzulagernden  Stoff  erlangen; 
dann  würden  aber  die  Tuberkeln  nicht  als 
unorganische  Massen  zu  betrachten  sein,  son- 
dern als  sQhr  niedrig  stehende  organische 
Bildungen.  Uebrigens  werden  die  eiffen« 
thümlichen  Zellen  der  Tuberkelmassen  Kei- 
neswegs im  Blut  vorgebildet  angetroffen, 
sondern  ganz  gewiss  nur  an  dem  Ort,  wo 
derTuberkel  wahrgenommen  und  erzeugt  wird. 
Allerdings  finden  sich,  wie  Scudamore  gese- 
hen hat,  in  dem  Blut  der  an  Tuberkelschwind- 
sucht Leidenden  weit  mehr  Eiterkügelchea 
als  bei  gesunden  Menschen,  allein  es  scheint 


KterkiBgddieii,  wdehe  J7affy 
Kerne    der  BfatkiBgeliBiiieir 
flwiiche  dior  TaberkdaseUen  sindw- 


ir 


[•lag ie  der  Taberkelbild^unj^. 


-  A 


fiUilt-  fAäktxk  der  Ansieht  |p- 
eia  im  Bbt,  enthaltenes  speaftf« 
tder  Tims,  wdi^es;  er  -ISAerk^ 
,  die  Ursadto  dieser  BUdimff  -.  sei; 
V  Minit  er,  bewiriie  idie  woche- 
TnberlLdsellen  in  yersehiedenen 
iMeBders  aber  in  den  Loneen,  mid* 
'  itat  demnaeh  die  TubeiCdif  wie 
Büdnngen ,  und  ais^  analog  den- 
Mil  Prodnetionen,  welche  die  andern 
piÄen  Gifte,  das  Pockengift,  das  Krebs- 
y  i/m  syphilitische  Gift  u.  s.  w.  zur  Folge 
l|k  ■rjdanbt  ferner,  dass  dieses  Tuberkei- 
Wate  der  Eltern  auf  das  des  Kin- 
jen  werde,  und  dann  in  diesem, 
den  begünstigenden  Umstflnden,  bald 
ir  bald  spiter  zur  Entwickelung  komme. 
tribeln  im  Foetas  sahen  wirklich  Lang^ 
%  AiafOfi,  Ohler  und  Chaussier.  In  den 
pn,  der  Leber,  der  Milz,  dem  Mesente-* 
I  mad  dem  Bauchfell  eines  vier  Monat 
a  Euides,  dessen  Mutter,  nachdem  sie 
JQid  eine  Zeit  lang  gesäugt  hatte,  an 
'iwindsucht  gestorben  war,  sah 
onzihlige  grössere  und  kleinere 
Man  hat  bei  Kindern  von  ver- 
Altem   Tuberkeln  getrattea  und 


—    0«    — 

awar  vorzugsweise  in  denjenigen  Orgaaea^ 
wohin  dem  Alter  nach  grade  der  Lebens-* 
trieb  besonders  geht  Besonders  sind  es  aber 
die  Lungen,  welche  der  Sitz  der  Taberkehi 
werden,  und  hier  wie  überall  geht  die  Ent- 
wickelung  je  nach  der  Intensität  des  Virus, 
nach  den  begünstigenden  Umständen  und 
nach  dem  Lebenszustande  der  Kranken  bald 
schneller,  bald  langsamer  vor  sich.  Jed.er 
Arzt  kennt  die  verschiedene  Dauer  derLun- 
gensucht ,  die  bald  gallopirend ,  bald  erst  ia 
vielen  Monaten  oder  Jahren  ihre  Entwicklang 
durchmacht.  Bisweilen  tritt  in  der  weiten 
Entwicklung  der  Tuberkeln  eine  Ruhepause 
ein;  die  Symptome  verlieren  sich  und  es 
scheint  Heilung  oder  wenigstens  bedeotende 
Besserung  eingetreten  zu  sein;  aber  nach 
kürzerer  oder  längerer  Zeit  beginnt  in  d^ 
Tuberkelformation  die  Thätigkeit  von  Neuem 
und  es  wird  dann  schlimmer  wie  zuvor. 
Laennec  spricht  darum  auch  von  secundären 
Tuberkelausbrüchen,  allein  nicht  mit  vollem 
Rechte;  denn  es  sind  dieselben  Tuberiielo, 
die  nur  eine  Zeit  lang  unthätig  verharrten 
und  dann  von  Neuem  ihr  Wucherleben  fort* 
setzten. 


6.     Erweichungsprocess   der   Taber* 

kein. 


Heber  diesen  Gegenstand  herrscht  noch 

viel  Streit;  man  ist  weder  über  die  Art  und 

Weise,    wie    dieser  Process  vor  sich  geht, 

aocb  über  das  Wesen  desselben  einig.    Lmm^ 


—    M    _ 

r  hehaaptet,    dass   die  Erweichnng  iBHBeir 

tfe  der  Mitte  des  Tuberkels  beginne;  Jmdr^ 

en,    dass  sie   auch    im   CmFange  itßi^ 

bepnnen    kann.        Carmeell   ist    Mf. 

:,  4asB  die  Erweichnug   der  TiriMr- ' 

:  immer  vom  Umfang   desselben  be- 

!  and  nacb  Innen  hin  wirke;  er  erU&t 

s  dadurch,  dass  nach  seiner  Ansicht  .die 

Nberitelmassen  wie   fremde  Körper  auf  dis 

aden  Texturen  wirken,  dass  diese  iaEnt-^^ 

lang  und  Eiternng    ^erathen,   dass   der 

looderte  Eiter  zur  Tuberkelmasse  biacfr- 

and    dnss   so   die  Erweichiai|f  M 

:  kommt.    Keiner  von   diesen  AntortB 

Ate  die  Zellenbildung  in   den  Tuberkirin; 

R  irirdea  sie  dieselbe  gekannt  haben ,  so  h»* 

!■  aie   sie   für  sehr  niedrigstehende  Oirci^ 

'  men  erklären   müssen,    und    sie    wflraett 

in   auf  den  Schluss  gekommen   sein,  den 

'MNore  ausspricht,   nämlich   dasg ,   wenn 

Tuberkeln    ihr    niederes   Leben    nicht 

'  behaupten  können,  und  aufhören  zn  be- 

m,    sie  dann  gleichsam   zergehen  oder, 

!  wir  uns  ausdrücken,  erweichen,  und  als- 

mit  dem  Eiter,   aus   den   nmgebenden 

»,  sich  vermischen.    Es  scheint  auch 

is  ob  die  Tuberkeln,  so  lange  sie  ihr 

)dere*  Leben  behaupten,  weniger   reisend 

f  die  sie  nmgebende  Textur  wirken,  als 

JBB  aie  erweicht  sind.     Es  bestehen  wie 

>  am  weiss  in  den  Lungen    Tuberkeln  sehr 

L  böge,  ohne  dass  Symptome  von  Liingenrei- 

t^^mgen  eintreten,  und  sehr  häufig  findet  man 

l^^berknlöse  Lungen    in  Leichen,   bei    denen 

nn   im   Leben    nichts  davon  geahnt  hatte. 

\  den  meifiten  dieser  Fälle  von  latenter  Tu- 


-    56    - 

berkelsncht  sind  ed  -  unreife  oder  SGliar* 
tuberkeln ,  die  man  antrifft.  Diese  Taber- 
kein  halten  sich  oft  sehr  lange  in  diesem 
Zustande,  wachsen  und  vergrössem  sich  sehr 
langsam,  und  gehen  auch  sehr  langsam  in 
den  Erweichungs2ustand  über.  Die  andern 
Arten  der  Tuberkeln  machen  ihre  Entwik- 
kelung'  oft  sehr  schnell  durch ;  sie  entsteheo, 
wachsen  und  vergehen  (erweichen)  oft  is 
sehr  kunser  Zeit,  und  es  hängt  dieses,  wie 
schon  früher  gesagt,  von  der  grossem  Hef- 
tigkeit des  im  Körper  wogenden  tnberknlS- 
sen  Giftes,  und  von  der  Reizbarkeit  und 
Reaction  der  Constitution  ab.  Diese  Ansieht, 
welche  von  Scudamore  zuerst  aufgestellt  wor- 
den, hat  offenbar  viel  Ansprechendes,  and  er- 
klärt manche  Vorgänge  sehr  schön,  obwoU 
die  Annahme  eines  eigenen  tulierkulösen  Y^ 
rus  noch  sehr  hypothetisch  ist.  Man  mag 
dieses  nun  Gift  nennen  oder,  wie  Lngol  nnä 
Andere  angegeben  haben,  den  Grund  der 
Tuberkelbildung  in  einer  eigenen  tuberkulösen 
Diathese  suchen;  so  viel  ist  gewiss,  dass 
dieses  Gift  oder  diese  Diathese  auf  einem  eans 
andern  Wesen  beruht  als  die  Scrophulosis, 
mit  der  sie  bisweilen  für  identisch  gehalten 
worden  ist;  denn  bei  der  Scrophulosis  ist 
eine  wirkliche  Dyskrasie  vorhanden,  von 
der  hier  nicht  die  Rede  sein  kann,  obwohl 
Tuberkelsucht  und  Scrophulosis  sehr  oft  ver- 
bunden vorkommen. 


ÖT 


7.    Aaswarf  bei  der  Lungenschwind- 

sacht. 


'  Man  hat  seit  den  Ältesten  Zeiten  auf  den 
Aopwarf  in  der  Lungenschwindsucht,  und  in 
verwandten  Krankheiten  ein  bedeutendes  se- 
nSotisches  Gewicht  gelebt;  man  hat  aus  der 
Gegenwart  oder  dem  Nichtvorhandensein  von 
Eiter  in  den  Aaswurfstoffen  auf  vorhandene 
oder  nicht  vorhandene  Gefahr  geschlossen, 
and  es  j^ebt  bekanntlich  eine  grosse  Menge 
Beagentien,  um  den  im  Auswurf  vorhandenen 
Eiter  -vom  Schleim  zu  unterscheiden.  Noch 
jetzt  leben  viele  Aerzte,  welche  äberzeugt 
rind,  dass  es  Eiter  sei,  wenn  der  Auswurf 
im  Wasser  zn  Boden  sinkt,  und  dass,  wenn 
er  nur  in  Schleim  besteht,  er  oben  schwimme. 
Diese  Beweisführung  zeigt  von  einer  grossen 
Unbekanntschaft  mit  den  neusten  Forschun- 
gen, denn  erstens  hat  der  Schleim  bisweilen 
eine  viel  grössere  Schwere  als  das  Wasser 
and  sinkt  dann  zu  Boden;  zweitens  ist  zwi- 
schen reinem  Eiter  und  reinem  Schleim  mit 
blossem  Au^e  nur  ein  sehr-'SQhwerer  Unter- 
schied aufzufinden^  und  ein  Umstand,  der  in 
Bezug  auf  den  Auswurf  den  Gegenstand 
noch  schwieriger  macht,  ist  die  häufig  vor- 
kommende Vermischung  von  Schleim  und 
Eiter.  Allerdings  ist  die  Frage  über  die 
Beschaffenheit  des  Auswurfs  von  Wichtig- 
keit, aber  sie  muss  auf  eine  ganz  andere 
Art  beantwortet  werden.  Denn  durch  die 
Charaktere  des  Auswurfstoffs,  so  wie  durch 
das  in  vier  und  zwanzig  Stunden  ausgeleerte 


—   w  — 

Quantum  desselben  wird  weiter  nichts  ab 
die  Beschaffenheit  der  Bronchialschleindurat 
hauptsächlich  dargethan.  Bei  der  aeaten 
Bronchitis  wird  meistens  eine  grosse  Menge 
einer  dichten,  rahmigen  Materie  ausgeworfeni 
welche  dem  Eiter  aus  einem  Abscess  sehr 
ähnlich  ist,  ohne  dass  hier  von  einem  sokhea 
oder  von  erweichten  Tuberkeln  in  dea.Lan* 

gen  grade  etwas  vorhanden  zu  sein  braoeU; 
ei  der  chronischen  oder  subacuten  Bronchi-* 
tis  gleicht  der  Auswurf  mehr  dem  Gamau- 
schleim,  und  es  kann  namentlich  mit  dieser 
letztem  Form  ein  eben  so  heftiger  und  qoi- 
lender  Husten  begleitet  sein,  als  mit  der  wah- 
ren eiternden  Lungensucht,  und  von  der  an- 
dern Seite  kann  eine  sehr  bedeutend  vorge- 
rückte Tuberkelphthisis  ohne  allen  oder  ndt 
sehr  geringem  Husten  und  mit  sehr  nnbe- 
deutendem  Auswurf  vorkommen,  so  dass, 
wollte  man  wie  es  in  frühern  Zeiten  geschah, 
aus  dem  Auswurfe  und  dem  Husten  allein 
schiiessen,  man  in  sehr  grossen  Irrthum  ver- 
fallen würde.  Man  wird  aber  diese  Zeichen 
richtig  zu  würdigen  wissen,  wenn  man  nicht 
vergisst,  dass  der  Auswurf  sowohl  seiner 
Quantität  als  Qualität  nach  wie  gesagt  niehU 
weiter  kund  giebt  als  den  Zustand  dar 
Schleimhaut  und  dass  die  Heftigkeit  des 
Hustens  nur  die  grössere  oder  geringere 
lleizbarkeit  der  Lungenwege  darthut. 

Sind  die  Tuberkeln  erweicht  und  ist  der 
Auswurfstoff  zum  Theil  mit  dieser  erweichtai 
Masse  gemischt,  so  wird  man  alsbald  die 
Trümmer  der  Tuberkeln  entdecken  können; 
sie  gleichen  kleinen  Krümchen  von  weichem 


—    5»    -- 

Ki$e,  welche  in  einem  eiterfihnUehen  dick- 
lichen Bronchialsehleim  enthalten  sind.  Ein 
aoleher  Auswarf  besteht  also  aus  eiterigem 
Schleim  ond  diesen  erweichten  käsigen  Mas- 
ses, nnd  selten  wird  man  mit  dem  Mikroskop 
in  diesem  Schleim  wahre  Eiteikügelchen  ent- 
decken, wogegen  man  in  dem  Bronchialschleim 
der  acnten  Bronchitis  mehr  oder  weniger 
vollständige  Eiterkügelehen  in  Verbindung 
mit  ScUeimkngelchen  antrifft. 

Ist  der  Auswurf  stinkend,  so  ist  dieses 
kein  gutes  Zeichen;  denn  es  bekundet  ei- 
nen entarteten  Zustand  der  Lunge,  ond  ei- 
nen gefährlichen  UIcerationsprocess  in  der- 
selben. Ein  günstigeres  Zeichen  ist,  wenn 
die  Menge  des  Auswurfs  sich  vermindert, 
dieser  seinen '  äbelen  Geruch  verliert ,  und 
statt  der  rostbraunen  oder  grünlichen  Farbe 
nnd  des  jauchigen  Ansehens  mehr  die  Be- 
schaffenheit von  katarrhalischem  Schleim  an-* 
nimmt.  Die  feinen  Blutstreifen,  die  man  bis- 
weilen im  Auswurfe  bemerkt,  sind  nichts 
weiter  als  Exsudationen  aus  der  afficirten 
Schleimhaut,  und  daher  von  Hämoptoe  zu 
unterscheiden,  welche  die  Folge  einer  Ge- 
fässruptur  ist  Die  Untersuchung  einer  Por- 
tion der  Sputa  zwischen  zwei  Glasplatten 
vor  einer  Wachskerze  ist  sehr  belehrend; 
enthält  nämlich  der  Stoff  viele  Eiterkügel- 
ehen, sc  wird  das  Licht  mehr  oder  weniger 
gebrochen  werden  und  Farbenringe  zeigen; 
sind  wenig  Eiterkügelehen  vorhanden,  so 
sieht  man  nur  ein  gelbes  Farbenspiel;  ist  es 
aber  blosser  Schleim  ohne  alle  Eiterkügel- 
ehen, so  wird  man  gar  kein  oder  nur  eiw 


-    60    ^ 

Behr  fferinges  .  Farbenspiel  bemeiken. .  Dm 
BlikrodLop  giebt  aber  noch  genauere  Aoft- 
kanft  über  das  Dasein  von  -JBiterkägelcheB 
und  von  Taberkelstoff,  welchen  lefafitem  maii 
meistens  noch  an  den  Trämmem  der  Zdki 
und  der  Körperchen  erkennen  wird. 


8.    Respiratorische  Thfitigkeit  der 
phthisischen  Langen« 


Aus  Versuchen  an  gesunden  Menschoi 
will  Scudamore  ermittelt  nahen,  dass  bei  je* 
der  gewöhnlichen  Einathmung  nur  zwei  bii 
drei  Uubikzoll  Luft  in  die  Lungen  aufgenom- 
men werden.  Zwar  könne  bei  sehr  kräfti- 
ger und  verlängerter  Einathmung  wohl  das 
Hundertfache  der  normalen  Quantität  aufge- 
nommen werden,  allein  es  erklärt  sich  doch 
aus  jenem  Umstände,  wie  so  Lungen,  welche 
bereits  in  hohem  Grade  erkrankt  sind,  so 
dass  nur  noch  ein  sehr  geringer  Theil  ihrer 
Substanz  die  Function  versehen  kann,  die 
Athmnng  zu  unterhalten  vermögen.  Dieser 
Umstand  drängt  uns  wenigstens,  nicht  zu 
verzagen,  wenn  einzelne  Parthien  der  Lun- 
gen desorganisirt  oder  mit  Eiterhöhlen  erfUlt 
sind,  und  gestattet  uns  zu  hoifen,  dass  wir 
doch  noch  im  Stande  sein  können,  diese  Ca* 
vitäten  zur  Heilung  zu  bringen,  und  die  Tu- 
berkeldiathese zu  besiegen;  oder  mit  andern 
Worten:  den  Zustand  des  Bluts  so  zu  ver- 
bessern, dass  auch  für  die  Zukunft  die  Eiter- 
ablagemng  verhindert  wird. 


—  ffl  — 


leiflferte   WSrroeeiitwiekelaB|( 
*^   büiPhthiBischeii. 


Es  ist  eine  merkwärdige,  biff  Jetit  i 
»cht  erklärte  Tliatsache,  das»  ia  lUenF' 
\mx  Tuberkelsucht  der  Langen  i 
Winae  bedeatend  erhöht  ist.  Der  initUa:* 
Stind  der  thieiischen  Warme  , unter  dar 
Zunge  kann  bei  ausgcwachsenea  JngeD^li- 
dken  Subjecteii  nngefähr  auf  97°  F.  *>Vfr- 
liMDmcu  werden:  uio  Wärmestaod  .von  98°^F. 
wägt  schon  eine  bedeutende  kiregnM-  itg 
CüvoUtion  und  ein  Wärmestand  todkI?  Fi 
bei  nüiigem  Verhalten  deutet  Mlün  mf  ■ 
Knnkheit.  Bei  der  tuberkuIoMB  LnngMI- 
«Äwindsacht  steht  die  Wärme  aber'  KwiMhen 
90  bis  104°  F.  und  erhebt  sich  aaeb  wohl  bei 
telir  bedeutendem  hektischen  Fieb^EO  lOS^'^F; 
2v  genauen  Ermittelnng  des  Winnestandes 
MHs  man  ein  dazu  geeignetes  lind  wegen 
ier  kieincD  Grade  nach  der  Fahrathcif neben 
■Silßim  eingetheiltes  Thermometer  dem  Kraa- 
IM  nrter  die  Zunge  bringen,  und  ihn  die 
Imcd  nm  dasselbe  schliessen  lassen,  und 
■  iange  warten,  bis  das  Quecksilber  einen 
hsten  Standpunkt  genommen  hat.  Nimmt 
wu  nun  an,  dass  die  eigentliche  Vrsache 
iir  thierischen  Wärmecntwickelong  in  der 
TertrennuDg  des  in  dem  venösen  .Kute  ent- 
Wteoen  Kohlenstoffs  durch  desen  Contaet 
wH  don  in  der  eingeathmeten  Luft  befindli- 
chen Sauerstoff  bej-uht,  so  uiuss  man  sich  al- 
M^i  wundern,  wie  trotz  dessen,  dass  bei 
itt  Logefuch^rindsacht  eine  groi^e  Portion 


—     «8     ~ 

der  erkrankten  Langen  den  Athmungsact 
nicht  mehr  verrichtet,  die  Entwickelung  der 
thierischen  Wärme  nicht  nur  sich  nicht  ver- 
mindert, sondern  sich  noch  vermehrt  Zar 
Ergründung  dieses  sonderbaren  Umstandes 
hat  Hcudamore  einige  Versuche  antemommeD, 
bei  denen  es  ihm  vorzüglich  darauf  ankm, 
das  Quantuin  von  Kohlensäure,  welches  von 
den  Lungen  eines  Schwindsüchtigen  und 
wiederum  eines  gesunden  Menschen  dagegen 
ausgeschieden  wird,  zu  ermitteln,  da  das 
Quantum  der  ausgeathmeten  Kohlensäure  den 
Grad  des  Verbrennungsprocesses  des  Koh- 
lenstoffs  in  den  Lungen,  wodurch  sich  die 
thierische  Wärme  entwickelt,  kund  thut.  Wir 
müssen  diese  Versuche  wegen  des  Interesses, 
das  sie  haben,  wörtlich  mittheilen. 

Versuche  von  Scudamore.  Weisse^ 
luftdicht  verstopfte  Glasflaschen  wurden  fast 
^anz  mit  frisch  bereitetem  Kalkwasser  ge- 
füllt Durch  eine  Röhre,  die  in  die  Glas- 
flasche  hineinführte,  Hess  Scudcm^are  eine 
Schwindsüchtige,  durch  die  Röhre  einer  an- 
dern eben  solchen  Flasche  eine  gesunde 
Person  während  einer  gegebenen  Zeit  kräf- 
tig ausathmen;  die  Ausathmung  geschah 
genau  nach  einer  Uhr  in  derselben  Zeitf 
dann  wurden  die  Flaschen  schnell  verstopft 
und  der  Niederschlag  von  kohlensaurem  Kalke 
sorgfältig  gesammelt^  getrocknet  und  gewo- 

fen.    Diese  Versuche  wurden  auch  mit  an- 
ern   Personen    wiederholt    Folgendes  sind 
die  Ergebnisse  dieser  Versuche: 

1)  A.  JB.,  drei  und  fünfzig  Jahr  alt,  in  ei- 


—     «3    — 

nem  sehr  Torg crtckten  Stadium  der  hmgen^ 
schwindsacht  befindlich,  selbst  im  Zustand 
der  Rahe  sehr  schwierig  athmend,  macht 
acht  nnd  dreissig  Ins(>initionen  in  der  Hinate, 
hat  einen  Pnb  von  'ein  hundert  und  acht 
Schliffen,  nnd  unter  der  Zonge  eine  Wirme 
von  101,5^  F.  Bei  dem  Versuche  gab  er  in 
vier  Minuten  3^  Gran  kohlensauren  Kalks«  — 
Ala  Gegensatz:  Jl.  S^  sechaig  Jahr  alt^ 
gesund,  mit  einem  Pals  von  sechzig  Schla- 
gen, einer  thierischen  Wärme  von  96,5^  nnd 
sechzehn  Einathmongen  in  der  Minute,  giebt 
in  demselben  Zeitrium  drei  Gran  kohlensau- 
ren Kalks. 

2)  D.  L..  achtzehn  Jahr  alt,  im  letzten 
Stadium  d^  LfWigensucht;  zwei  und  dreissig 
Einathmunge»)  Pnls  ein  hundert  und  zwan- 
zig, thierische  Wärme  102'',  gab  in  fiinf 
Minuten  vier  Gran  kohlensauren  Kalks.  — 
Als  Gegensatz:  Ein  gesunder  Mensch  von 
denselben  Alter  mit  sechzehn  Einathmungen 
in  der  Minute,  einem  Pulse  von  zwei  und 
(riebenzig  und  einer  thierischen  Wfirme  von 
97^  F.  giebt  3  Gran  kohlensauren  Kalks  in 
derselben  Zeit. 

3)  S.  T.  vier  und  dreissig  Jahr  alt, 
beide  Langen  voller  Tuberkeln,  dreissig  Einr 
athmungen  in  der  Minute,  Pills  ein  hundert 
und  vier,  thierische  Wärme  102^,  giebt  unter 
sehr  kräftigen  Ausatbmungen  binnen  fünf 
Minuten  fünf  Gran  kohlensanren  Kalks.  — 
Als  Gegensatz:  Ein  gesunder  Mensch  von 
demselben  Alter,  Puls  acht  und  sechzig, 
Einathmungen  vierzehn,    thierische    Wärme 


—    64    — 

97^,  eiebt  drei  Gran  kohlensauren  Kalks  ia 
derselben  Zeit. 

4)  JB.  T.,  vier  und  dreissig  Jahr  alt,  ia 
dem  letzten  Stadium  der  Lungensacht;  beide 
Lungen  voller  Cavitäten  und  Tuberkeln;  Oe^ 
schwüre  im  Kehlkopf;  sehr  grosse  Schwidie; 
Puls  ein  hundert  und  dreissig;  thierisehe 
Wärme  ein  hundert  und  drei;  AusathmungeOy  - 
sehr  unbestimmt  und  schwierig  durch  ^e 
Röhre  zu  verrichten,  giebt  in  ronf  Minuten 
drei  Gran  kohlensauren  Kalks.  —  Als  Ge- 
gensatz: Ein  gesunder  Mensch  von  demsel- 
ben Alter  mit  einer  thienschen  Wärme  von 
97^9  sechs^ehn  Einathmungen  und  einem  Pulse 
von  zwei  und  siebenzig,  giebt  3^.  Gran  koh- 
lensauren Kalks.  Dieses  Experiment  ist  dn 
sehr  unvollkommenes,  und  kann  hier  nicht 
in  Betracht  kommen. 

5)  J.  B.  acht  und  dreissig  Jahr  alt, 
Dyspnoe  wegen  hohen  Grades  von  Emphy- 
sem; keine  tiefe Einathmnng  möglich;  grosse 
Reizbarkeit;  Antlitz  aufgetrieben;  Puls  vier 
und  achtzig;  thierisehe  Wärme  98^;  Ausath- 
loungen  sehr  schwierig,  giebt  binnen  vier 
Minuten  2^  Gran  kohlensauren  Kalks.  — 
Als  Gegensatz:  Ein  gesunder  Mensch  von 
demselben  Alter;  Puls  zwei  und  siebenzig; 
in  der  Minute  sechzehn  Einathmungen ;  thie- 
risehe Wärme  97^,  giebt  in  derselben  Zeit 
drei  Gran  kohlensauren  Kalks.  Au6h  dieses 
Experiment  ist  unvollständig  und  lehrte  nichts, 
und  es  kommen  nur  die  drei  ersten  Versuche 
in  Betracht. 


._    65    — 

Aus  diesen  drei  Versuchen  ergiebt  sieb, 
isss  die  Entwickelung  von  KohlensSare, 
miAin  die  Verbrennung  von  Kohlenstoff  bei 
der  Athmang,  mit  der  Höhe  der  thierischen 
IFiime  in  gradein  Verhältniss  steht.  Die 
Hiiifigkeit  der  Ausathmung  allein  begründet 
nicht  die  grössere  Production  der  Kohlen- 
siare.  denn  in  Fällen  von  Dyspnoe,  wo  die 
AÜimungsbeweguDgen  auch  häufig  sind,  aber 
die  thierische  Wärme  nicht  vermehrt  ist, 
uird  auch  weniger  Kohlensäure  erzeugt. 
Eine  in  Folge  eines  rheumatischen  Herzäbels 
an  Dyspnoe  leidende  Frau  hatte  einen  Puls 
von  ein  hundert  acht  und  dreissig  Schlägen, 
acht  und  dreissig  Inspirationen  in  der  Minute, 
aber  eine  thierische  Wärme  von  nur  98^, 
nud  gab  demgemäss  auch  weniger  Kohlen- 
säure als  eine  Phthisische  mit  einer  ungefähr 
Reichen  Einathmungszahl ,  aber  mit  einer 
äierischen  Wärme  von  102°.  Ueberhaupt 
mass  man  nicht  glauben,  dass  mit  der  Zahl 
der  Inspirationen  und  der  Pulsschläge  die 
Hohe  der  thierischen  Wärme  in  irgend  einem 
Verhältnisse  stehe.  — 

T.  S..  ein  gesunder  Mensch,  hatte  nach 
einer  heftigen  Anstrengung,  durch  welche  er 
sehr  erhitzt  wurde,  nachdem  er  sich  etwas 
ausgeruht  hatte,  eine  thierische  Wärme  von 
9S-.  bei  vier  und  sechzig  Pulsschlägen  und 
^chzehn  Einathmungen  in  der  Minute.  Die- 
ser Mann  stieg  alsdann  sehr  schnell  ein  ho- 
hes Gebäude  in  die  Höhe;  dadurch  wurde 
sein  Puls  bis  zu  einhundert  zwei  und  dreis- 
sig Schlägen  und  die  Zahl  der  Inspirationen 

Journ.  BJ.XCV.  SL2.  5 


^  «  — 

ilmztt  Mchxic  vermehrt ;  aber  Min«  WloN 
WebSÖ«.  ^  ,.*,*», 

'  Wenn  nun  diese  Versuche  richtig  sind, 
WT'-wflrde  «ch  daran«' schlie^sen  lassen,  das« 
in'  der  IdOgmeocht,'  tvena  auch  ein  grosser 
Thetl  der  Longen  nicht  mehr  fähig  ist  seine 
VonCtioaen  ko  veniehten,  doch  die  Decarbo- 
BÜMtion  des  Bluts,  oder  mit  andern  Worten 
die  VeriHenonng  des  Kohlenstoffs,  lebbafter 
'  noeh  voü  Statten  geht  als  in  gesunden  vöU 
ü^regMuneo  Langen. 

'  fis  findet  demnach  in  den  tuberkolöffin 
LiMgen  eine  gesteigerte  Thätigkeit  statt, 
and'  es  entspringt  viäieicht  daher  das  hefc- 
tisdie  Fieber  bei  de^  acuten  Pbthisis  und  die 
hehÜMtie  Reizang  bei  der  chronischen  Fon 
'der  Krankheit.  In  ViAge  der  abnorm  übef' 
eilten  ThStigkeit  der  Laugen  geschieht  die 
Oxydation  des  Blntg  z-\var  schnell,  aber  of- 
fenbar  nicht  aflf  eine  dem  Bestehen  des  Or- 
ganismns  günstige  Weise,  und  es  folgt  iw 
ans  eine  krankhafte  Krregang  des  ginsea 
Organismus.  Bas  Nervensystem  zeigt  eine 
krankhafte  Empfindlichkeit:  bei  gutem  Appe- 
tit und  bei  reichlicher  Kost  ist  doch  die  Ef 
nähmng  nnvollstftndig ;  der  Körper  magert 
.ab,  offenbar  in  Folge  der  fehlerhafteo  Blut* 
bereitung,  der  schlechten  Assimilation  und 
der  aufgeregten  Thfitigkelt  des  absorbirea- 
den  Systems.  Alle  diese  Umstände,  die  so 
eigenlhämlicher  Art  sind,  dass  sie  in  kmer 
andern  Krankheit  in  diesem  Verein  wieder 
angetroffea  werden,  lassen  sich,  meint  Snt- 
damorti  nur  erkISren,  v/ena  man  das  Daaeia 

■ .'  N 


/ 


Ä7    — 


speciGschea  Virus  im  Blute,  umau 
it»  Toberkelgifts  annimmt,  eine«  Giftfl^  4iU 
ia  verschiedener  Intensität  im  KSrper  voiv' 
kuden  sein  kann,  tmd  je  'nach  dem.  (%rad 
Aeier  IrKeDsitüt  tiod  der  . Empffinelichlieit 
4n  Sibjccts  die  TaberkdBodit  bald  in  hS' 
hera,  bald  in  miriilHiB  Grad,  bald  in  a^>ta^ 
bald  in  rlironischei-  Form  hervorraft.  -  Diem 
hTpoÜietisrfae  Gift  äb«trigt  sieh,  naeh  St^ 
ämar»  durch  ErbliehlMHt  aa|g  das  Kind,  alwr 
er  will  damit  nicht  geaa|;t>  haben,  daaa  es 
ach  oiclit  anch  de  noro  era«agen  kdMii. 
Diese  neue  Eiv.eu^nc  ist  in  manchen  Qo- 
^aden  so^ar  die  hlouere.-  Ein  so  erzeig 
Ics  oder  ererbtes  taDerimlfiepB  Gift-  kamt 
Hr.udamore  im  Wot'  Uiü;«  YorhandCB 
ohne  dass  es  Bnr-Eatwiwinng  kdmmtf 
erst,  wenn  £e  flUn»  Batwidkehn^ 
^.n  Umstünde  eintreten,  werde  ea  in 
Igkeit  gerathen  vd  Taberiteln  in  den 
Langen  nnd  »iicli  wohl  in  andern  Theilen 
traeugen,  gerade  wie  di»Pocken  sich  inuuer^ 
Mf  der  €utis  ubiasem,  aber  zuweilen  anf 
teeren  Miiiiten  vorKommeo. 

Die  tdcc,   dnss  die  Toberkeln  lediglich 

I  das  £r/.e»gniss  einfacher  Entzündung  sind, 
I  «eifit  Scudamore  mit  Recht  gänzlich  zurück, 
iBdem  schon  hnennec  dargethan  hat,  dass 
■an  in  vielen  Lungen  Tuberkeln  und  Taber- 
kHliöhlen  ohne  die  geringste  Spur  einer 
Eot/ändnug  in  der  nächsten  Umgebung  an- 
trilR. 


68 


10.    Prädisposition    zur    Tuberkel- 
sucht. ' 


I 


Ist  in  dein'  Bau  der  Lungen  irgend  et- 
was aufzufinden,  was  diese  Prädispoaitiön 
bekundet?  Nach  den  neuste^  Untersuchun- 
gen über  die  Structur  der  Lungen  beim 
Foetus  und  beim  Neugebornen,  welche  Ad- 
dison in  den  Verhandlungen  der  Königlichen 
Societät  zu  London  mitgetheilt  hat,  wird  ge- 
zeigt, dass  beim  Foetus  die  Bronchialzweige, 
indem  sie  in  die  Lungenlappen  eintreten, 
äusserst  dänne  und  zarte  Wände  haben, 
die  keine  oder  nur  sehr  wenig  Falten  inner- 
lich zeigen.  Es  sind  im  Foetus  natürlich 
noch  keine  Lnftzellen  vorhanden,  sondern 
bei  der  Geburt  werden  die  zarten  Enden  der 
Bronchialzweige  im  Innern  der  Lungenlipp- 
chen  in  Luftzellen  ausgedehnt,  und  zwar 
werden  diese  durch  den  Druck  der  atmo- 
sphärischen Luft  auf  die  zarten  Häute,  welche 
die  Interlobularzweige  der  Bronchien  dar- 
stellen, gebildet.  Sind  die  Luftzellen  einmal 
gebildet  und  mit  Luft  angefüllt,  so  wird 
nach  Addison  das  Quantum  dieser  sie  ausfiSl- 
icoden  Luft  selten  oder  nie  verändert;  die 
bei  der  Einathmung  ein  und  bei  der  Ausath- 
mung  ausströmende  Lufimenge  reicht  nur 
hin,  sämmtliche  Bronchialröhren  auszufüllen, 
wogegen  in  den  Luftzellen  die  Luft  sich 
nur  qualilativ  verändert,  indem  hier  der 
Sauerstoff,  wie  sich  Addison  ausdrückt,  nnr 
durch  Imbibition  der  Luftbläschen  erneuert 
wird,  welche  in  dem  feinen  Parencbym  der 


—  w   — 

[  l«n^en  so  ktein  sind)  und  »o  tett  kn  dar 
iTcjinr    ansitzen ;  daas  sie  nur  aoagetrieba 

f  «er(l«n  können,  weoa  man'eine  solche  Kraft 

'  mwcaiet,  wo<iurcb  die  ZeRen  zerrissen  wer- 
,  daher   sie    bei  der   gewöhnlichen  Ath- 

I  mng  gewiss  niciA  ans-  aod    eingetrieben 
MToen.    In   der   That  findet  man  aneh  io- 

I  dn  Lsngen  vieler  ap.PhÜiiuB  Gestorben« 
gar  nicht  selten EnmpifeWf  wdcbe  in  Folge' 
•Mr  Hu|itiir  der  LmWnft  entstanden  sind. 
Mefae  Emphyseme' Hfifet  man,  beilAnflg.  ge^ 
•Bgt.  mehr  in  ilen  Obern  als  in  den  nntonr 

'  LafpcQ. 

Xun  scheint  ans  der  Unteraachniig  yoilt 
urtvn  Kindern,  dann  EHera  p^thisiscG  sind 
«der  nii  Phthisis  gestorben  iviuren,  herrontn- 

Shen..  (lii-ss  in  den  Langen  dieser  Kinder 
'■  letzten  Enden  der  Broncbialzwelge  nnd 
die  Laftzelleii  eine  noch  gröaaere  Zariheil 
kaften,  als  dieselben  Thcite  bei  Kindern  glei- 
ten Altet's,  die  von  gesanden  Eltern  ab- 
stammen ,  und  CS  !4cbeint  demnach  die  erbli- 
de  PWidJspo&ition  zur  Lungensoeht,  so  weit 
aasere  Kenntnlss  blsjetzt  reicht,  darin  zu  be- 
iteben,  dnss  die  Longenzellen  nicht  kräftig 
"  lg  fvirken,  nm  einestheils  <*ie  nöthige 
Änderung  zu  bewirken,  nnd  andrentheils 
Ablagerung,  welche  mit  der  Zeit  sich 
oder  weiche,  am  mit  Scudamore  zu 
:n,  das  im  Körper  vorhandene  taher- 
Vinis  bewirken  will,  nicht  zn  verhü- 
Freilich  erfordert  dieser  Gegenstand 
eine  ganz  besondere  Untersachnng,  al- 
Mviel  gebt  deatlick  ans  dem  bisher  Er- 
•■--  hervor,  dass  da,  wo  eine  erbliche 


—     70    — 

Prädiftposition  zur  Lungensacht  stattfindet, 
oder  auch  nur  geargwöhnt  wird,  mit  mehr 
als  gewöhnlicher  Aufmerksamkeit  darauf  ge- 
sehen werden  muss,  schon  früh  die  Landen 
zu  einer  kraftigen  und  gesunden  Thfitigkeit 
anzuregen ,  und  die  Constitution  gehörig  za 
entwickeln.  |  In  der  That  ist  unter  diesen 
UmstSnden  eine .  geihörige  und  regelmässige 
Bewegung  in  freier  Luft,  und  eine  Gewöh- 
nung an  jede  mögliche  WitterungsverSnde- 
rung  von  solcher  Wichtigkeit,  dass  man  sel- 
ber vor  der  Gefahr,  die  Kinder  könnten  sich 
erkälten,  sich  nicht  scheuen  darf  sie  anssu- 
schicken.  Nur  auf  diese  Weise,  nur  durch 
eine  Bethätigung  der  Circulation,  durch  voDe 
Entwickelung  der  Musculatur,  ist  es  möglich, 
über  die  ererbte  Prädii^osition  Herr  zu  wer- 
den, und  sie  nicht  zur  Entwickelung  kom- 
men zu  lassen.  Geschieht  dieses  nicht,  ;m) 
wird  je  nach  den  einwirkenden  UmstSnden 
die  eigenthümliche  Diathese  oder  nach  Scv* 
damore  das  bis  dahin  im  Körper  latente  ta- 
berkulöse  Virus  alsbald  zur  Entwickelang 
kommen,  oder  es  wird  sich  diese  Diathese 
oder,  wenn  man  will,  dieses  Gift  auch  woU 
selbständig  bilden,  und  dann  früher  oder 
später  in  den  Lungen,  und  zwar  vorzugs- 
weise in  ihren  obern  Lappen,  die  Ablage- 
rungen erzeugen. 


k 


n  - 


11.    Beliaiidlang. 


Von  der  prophylaktiachen  Behandliuig 
iit  znm  Theil  schon  eine  ADdentuDg  gegebea 
w«nleD.  Bei  Rindern  moss  schoD  »äE  b«r 
ffttuttn  werden,  und  die  |;ewfihiilicheii  bygH 
üiscbcn  Regeln  komiuen  bei  den  Abkdäm- 
Ijui^o  pbfbUischer  Eltern  gus  besondera  ip 
Betracht.  Die  Xahraag  sei  dem  Alter  $nr 
BMessen,  und  bei  den  Kindern,  die  inai;el 
pid  und  iic]iDell  in  die  Höbe  Bchiessen,'.  mü 
m  besonders  stärkend  und  die  YegeUtiQH 
bcAMemd;  [Scudamare  rith  Mlchen  Kjn- 
dm  frühzeitig  schon  etwas  kfifüges  Bier 
sa  «eben,  und  er  würde  besoadera  den  Iie- 
berthrao  empfelilen,  wenn  er  dessen  vortreff- 
liebe,  erst  in  Deutschland  gegen  solche  Ao- 
bge  erprobte  Wirkung  hinlänglich  kennen 
(Memt  hätte.  Grosse  geräumige  j  täglich 
getürtete  ^Schlarz-immer,  tägliches  .Ibwascben 
flder  Buden  mit  kühlem  oder  kaltem  Wasser, 
Bewegung  in  freier  Luft  za  Fuss  oder  xn 
PCfrde,  oder  wenn  die  Kinder  noch  nicht 
reben  oder  reiten  können,  auf  dem  Arm  von 
»Täf tcrinnen ,  oder  in  offenen  Wagen,  eine 
nicht  zu  kühle,  aber  auch/ nicht  zu  warine 
JÜeiduDg,  stete  Bücksich^ibuf  Leibesöffnang 
■wl  die  Mittel,  welche  djigew^det  werden 
■issen,  und  die  selbst  auch  daAn  noch  Hei- 
Inr  bewirken ,  wenn  schon  wenige  oder 
UMe  Tuberkeln  in  den  J^ongen  vorhanden 
■od.  Eis  litsst  eich  übrigegs^  denken,  dass 
B  Besog  auf  die  Behandlung  der  Tuberkel- 


'—    72    — 

sucht  die  verschiedensten  Ansichten  obwal- 
ten müssen. 

In  Bezug  auf  die  eigentliche  oder  cora- 
tive  Behandlung  der  Lungensucht  hält  Laem- 
nee  von  Blutentziehung  gar  nichts^  sie  kann 
nach  ihm  weder  die  Bildung  von  Tuberkebi 
verhindern,  noch  sie  heilen,  wenn  sie  bereits 
da  sind ;  er  gestattet  eiue  massige  Blutent- 
ziehung in  der  Lungensucht  nur  dann,  wenn 
es  darauf  ankömmt,  irgend  eine  grade  vor- 
handene active  Entzündung  zu  beseitigen; 
sonst  wiirde  die  Blutentziehung  nur  annOz- 
zerweise  Kräfte  rauben;  nach  Laennec  giebt 
es  nur  zwei  Indicationen,  wenn  man  die  To- 
berkelbildung  nicht  mehr  verhüten  kann; 
nämlich  erstens  dem  vorzubeugen,  was  er 
secundäre  Tuberkeleruption  nennt,  und  dam 
die  Erweichung,  Abstossung  oder  Absorption 
der  vorhandenen  Tuberkeln  zu  befördern. 
Wo  Blutentziehung  erforderlich  ist^  da  giebt 
Laennec^  wie  überhaupt  die  französischen 
Aerzte,  der  derivativen  den  Vorzug;  er 
.  setzt  nämlich  Blutegel  an  die  Oberschenkel, 
und  zur  Verhütung  der  von  ihm  sogenannten 
zweiten  Tuberkelemption ,  empfiehlt  er  die 
Anwendung  von  Fontanellen  und  Haarseilen; 
ausserdem  räth  er  zu  einem  Aufenthalt  an 
der  Seeküste,  aber  nicht  in  unserem  Norden, 
sondern  in  einem  milden  südlichen  Klima, 
z.  B.  im  Süden  von  Frankreich,  auf  Madeira 
u.  s.  w.  Ausserdem  verlangt  er,  so  auf  die 
Ernährung  und  Assimilation  zu  wirken,  dass 
diese  mehr  sich  hebe  und   normaler  werde. 

Bei  Louis  finden  wir  in  Bezug  auf  die 


-     73    — 

Bekandlong  nur  das  ganz  Gewöhnliche:  De- 
eocte  von  isländischem  Hoos,  Mohnsjnip, 
TeOchenanfgass ,  Species  pectorales  und,  je 
■adi  Umständen,  Opium,  essigsaures  Mor- 
pkinn,  Belladonna,  essigsaures  Blei,  schwe- 
fcbanres  Chinin,  Biasenpflaster,  Blutegel  nnd 
kl  FiDen  von  Hämoptoe  nnd  pleuritisehen 
SchmenBen  kleine  Aderlässe. 

Andral.  bei  dem  die  Idee  vorherrscht, 
dass  die  Taberkeln  ein  Prodnct  der  Entzun- 
daagen  seien*,  empfiehlt,  so  wie  nur  die  ge- 
ragsten  Zeichen  von  Pneumonie,  Pleuritis 
•der  Hämoptoe  sich  einstellen,  allgemeine 
nd  örtliche  Blatentziehung;  letztere  wendet 
er  aof  derivative  Weise  an,  nnd  fugt  zu  die- 

Zweck  auch  noch  Blasenpflaster  hinzu; 

rdem  benutzt  er  vorzugsweise  mild  er- 
liiwende  und  etwas  narkotische  Mittel.  Lei- 
der finden  wir  bei  allen  französischen  Aerz- 
ten  nicht  so  viel  Vortreffliches  in  Bezug  auf 
die  Behandlung  der  Tuberkelsueht,  als  in 
Bezog  auf  die  Diagnose  und  pathologische 
Anatomie  derselben.  Mehr  haben  für  die  Be- 
handlung die  englischen  und  deutschen  Aerzte 
gethan. 

In  einer  neuern  Abhandlung  über  die 
Natur  und  Heilung  der  Lnngensucht  hat 
Campbell  eine  eigene  Theorie  aufgestellt,  und 
darauf  auch  eine  ganz  besondere  Behand- 
lung gegründet.  Seiner  Ansicht  nach  hat 
die  Tnberkelsucht  eine  gewisse  Identität  mit 
der  Scrofelsucht;  beide  beruhen  auf  einer 
schlechten  Chymus-  und  Chylusbercitung, 
und  er  glaubt,  dass  aus  den  Nahrungsstoffen 


.  •     —    74    ^ 

Partikela  in  das  Blut  geführt  werden,  welche 
in  dasselbe  entweder  nicht  hineinkommen 
sollen,  oder  noch  nicht  verarbeitet  genag 
sind,  um  eigentlich  in  dasselbe  zu  gelangen; 
diese  Partikeln  meint  er,  bringen  den  Blut- 
gefässen selber  keinen  Nachtheil,  werden 
aber  in  den  Capillargefässen  zurückgehalten, 
häufen  sich  dort  an,  und  bilden  entweder 
Scrofelleiden ,  oder  in  den  dazu  passenden 
Texturen  Tuberkeln.  Diese  Theorie,  gegen 
die  sich  die  gegründetsten  Einwürfe  erheben 
lassen,  führt  ihn  auf  den  Gedanken,  solche 
Mittel  anzuwenden,  welche  dem  BInt  die 
Kraft  geben,  diese  ungehörigen  Partikehi, 
befinden  sie  sich  noch  in  demselben .  oder 
seien  isie  schon  abgelagert,  noch  mehr  auf- 
zulösen oder  zu  erweichen,  und  sie  dann 
leichter  auszuscheiden,  und  ihm  scheint  die 
Darreichung  von  Alcalien  diesen  Zweck  am 
besten  zu  befördern.  »Ich  weiss  noch  nicht 
gewiss,  sagt  er,  ob  die  Alcalien  die  Fähig- 
keit haben,  die  Absorption  vorhandener  Tu- 
berkeln zu  bewirken,  obwohl  ich  allerdings 
einige  Fälle  zum  Beweis  anführen  kann;  al- 
lein ich  bin  überzeugt,  dass  die  Alcalien 
sehr  oft  im  Stande  sind,. die  weitere  Abla- 
gerung von  Tuberkelmasse,  und  die  Ver- 
grösscrung  der  schon  vorhandenen  zu  ver- 
hüten.« Es  scheint  fast,  als  sei  Campbell 
durch  die  Erfahrung,  dass  caustisches  Alcali 
auf  Tuberkelmasse,  welche  man  aus  Lungen 
entnommen,  gebracht,  dieselbe  auflöst,  auf 
die  Idee  geführt  worden  ist,  die  Alcalien 
vermögen,  wenn  man  sie  innerlich  giebt, 
auch  die  im  Blut  circulirende  Tuberkelmaterie 
aufzulösen.     Scudamore  aber  hat  gefunden, 


—    75    - 

jus  liali-Liquor  die  feste.  Taberfcielniaus 
nr  nicbt  einmal  wirklich  anflöst,  sondern 
flC  aar  in  einen  dfionen  Brei  VHwandelt, 
□m  diese  seheinbare  Enveieheiic 
iwirken,  mtisste  noch  Haceration  nna 
,  ''^gtvisser  Grad  von  Wärme  dabei  nüt- 
«■lun.  Nun  bat  aber  weder,  CampbM 
bmIi  irgend  ein  Aaderer  .bewiesen,  dau  Ta- 
berkdniNlene  im  Blote  circalirend  wirklich 
vorhanden  sei,  und  dass  ein  io  das  Blut  ge^ 
kacfaies  Solvens  auf  dieselbe  wirken  kdnne; 
«elbst  C'arsvelfs  AnjB^abe,  Taberfcdmalerie 
im  Blute  angetroffen  zu  haben,  ist  nath  TM 
Keinem  bestätiget  worden. 

Die  Errnbriin;  lehrt  in  Beeng  u(  die 
esralive  Behnndlimg  der  Lingensocht  nor 
Folgendes :  Wir  liaMn  Bflcksicht  za  nehmen, 
erstens  auf  den  Zastand  der  Constitntian  im 
ADgemeinen,  und  dann  auf  den  Zustand  der 
Langen  lie^onders.  Es  ist  klar,  dass  die 
eigentliche  Tuberkelkrenkheit  lange  im  Kör- 

C;r  begonnen  lialien  muss,  ehe  sie  in  den 
Bogen  zur  Manifestation  kömmt,  und  wenn 
bereits  Tuberkeln  in  den  Lungen  sich  zu 
bildeo  anfangen,  können  wir  sie  selbst  noch 
nicht  darch  Auscultation  und  Percussion  er- 
■attdn.  Uustea  und  Brustbeschwerden  sind 
keinesweges  im  Anfange  immer  vorhanden, 
■id  selbst,  wenn  diese  Symptome  da  sind, 
wti  wnst  sich  weiter  nichts  auffinden  ISsst, 
sie  durchaus  nicht  gleich  Besorgnisse 
.  Weit  mehr  Argwohn  erregt  ein 
1,  das  trotz  eines  gesunden  Appe- 
guter  Verdauung  von  Tage  zn  Tage 
and  kraftloser  wird,  und  dabei  ei- 


—    76    — 

nen  angewöhnlich  häufigen  Pals  imd  einen 
kurzen  etwas  beendenden  Athem  hat  — 
Die  I  Ursachen ,  welche  zu  der  hier  in  Bede 
stehenden  Krankheit  prädisponiren ,  sind  nn~ 

Sesunde  und  schlechte  Ernährung,  wodurch 
ie  As3iniiIation  abnorm  wird;  femer  alle 
Einflüsse,  sowohl  die  geistigen  als  physi- 
schen, welche  Schwäche  bewirken ;  besonders 
aber  schlechte  Luft,  namentlich  diejenige, 
welche  durch  UeberfüUung  von  Menschen  in 
beschränkten  Räumen  für  die  Athmang  on- 
tauglich  geworden.  In  einigen  Manufakturen 
und  in  vielen  Wohnungen  der  Armen  ist 
diese  schlechte  Luft  in  bedeutendem  Grade 
vorhanden;  allein  auch  in  den  Zimmern  der 
Reichen  und  Grossen  kommt  wegen  Man- 
gels gehöriger  Lüftung  eine  schlechte  Luft 
vor;  in  Schulen  und  Kinderstuben  sollten  nicht 
immer  viel  Kinder  zusammen  gehalten  wer- 
den; je  Aveniger,  desto  besser.  Leider  wird 
der  Arzt  nur  dann  erst  um  Rath  gefragt, 
wenn  die  Tuberkelsncht  bereits  in  den  Lun- 
gen sich  sehr  ausgebildet  hat,  und  es  ist 
die  Frage,  was  in  solchem  Falle  zu  thun  sei. 

Es  kann  die  Lungensucht  einfach  oder 
complicirt  vorhanden  sein,  und  zwar  entwe- 
der complicirt  mit  einem  Leiden  eines  andern 
Organs,  mit  einem  Herzleiden,  besonders  mit 
einem  Leberleiden,  und  sonst  mit  einem  Un- 
terleibsleiden; oder  die  Complication  kann 
darin  bestehen,  dass  die  Lungen  noch  selber 
anderweitig  leiden  z.  B.  an  Congestion,  an 
partieller  Entzündung,  Verhärtung  oder  Em- 
physem. Pleuritische  Entzündung  oder  in 
Folge   derselben  Adhäsion   und   Verdickung 


—     77     — 

der  Pleara  ist  häufig  mit  Taberkdsaeht  der 
Lunten  verbunden,  und  es  ist  dann  allerdinj^ 
nfithig,  antiphlogistisch  zu  verfahren.  Die- 
ses mass  auch  stattfinden,  wenn  Hämoptoe 
oder  Pneumonie"  vorhanden  ist;  aber  mit  der 
Vorsicht,  nicht  einen  Tropfen  Blut  mehr  zu 
entziehen,  und  überhaupt  nffcht  strenger  an- 
tiphlogistisch zu  verfahren,  als  durchaus  nö- 
thig  ist.  »Ich  bedaure,  sagt  Scudamore  mit 
Recht,  den  Verlust  jedes  Tropfens  Biuts  bei 
einem  Xungensüehtigen,  obwohl  ich  niemals 
säamen  werde,  da  wo  es  durchaus  nöthig 
ist,  Blnt  zu  entziehen.  Ich  habe  die  traurig- 
sten Folgen  von  dem  zu  dreisten  Gebranch 
der  Lanzette,  des  Schröpfinstruments  und  der 
Blutegel  gesehen.«  —  Die  erste  Indication 
bleibt  immer,  die  Kräfte  der  Kranken  soviel 
wie  möglich  aufrecht  zu  halten,  und  daher 
ist  allen  Lungensöchtigen  im  Anfang  zwei- 
mal täglich  thierische  Nahrung,  Cacaokaffee 
mit  Milch  statt  des  Thees  oder  Kaffes,  etwas 
gesunden  Porter  zu  Mittag  und  auch  etwas 
Wein  im  Lauf  des  Tages  zu  geben;  das 
vortrefflichste,  gar  nicht  genug  zu  schätzende 
Mittel,  ist  der  Leberthran,  zu  zwei  bis  drei 
Esslöffel  täglich  Monate  lang  fortgesetzt,  wenn 
nicht  Durchfall  öder  Indigestionsbeschwerden 
eintreten.  Ferner  lasse  man  die  Kranken  bei 
gutem  Wetter  im  Freien  sich  bewegen,  bei 
schlechtem  wenigstens  in  geräumigen  wohl- 
geläfteten  Zimmern,  wo*  sie  recht  frei  aus- 
und  einathmen  können.  Ausserdem  lasse  man 
die  Brust  Morgens  und  Abends  oder  nur  ein- 
mal des  Tages  mit  einer  Mischung  ans  zwei 
Theilen  Wasser,  einem  Theile  Essigsäure  und 
einem  Theil  Cölnischen  Wassers  kalt  oder 


iv4riii'^a0cheBy  und  dann  nui  tttaer 
MfaMe  tfiehtig;  reiben.  •  Bider  «nd  muht « 
eiriffehlen^  hfiehstens  nodi  bet  wäüc  txodkmt 
Bmt  ein  einfaches  lauwarmes  Bad^  mmim 
ater  «üBc^  nifr  wenige  Minuten  -jmäiijfßA 
'werden,  mnas./  Bei  ü^igon;^  snr  fiMÜfMaa 
darf  aaeÜ  das  warme,  Bad  nicht  jpigghai 
werden.  .    * 

^'^lat  die  Lun^naucbi  weift  yargcgtewt 
«I»  reieht  ailerdings  die  eben  geBauOe  UMi 
dütotische  Behandlung  nicht  aos^^  «iid'>0i 
öKüM  die  arzneilielie ,  wenn  es  eiiie :  <icM^ 
nrit  sa  Hälfe,  treten.  Es  sinli  sewall^n 
neuem  als  in  filtern  Zeiten  eine.^ttenjp^iK^Sp«« 
eifiea  gegen  die  Longensiiclit  gerfihmt  wctfr 
den;  aHein  sie  haben  sich  fast  aHe  nicht  li*-^ 
^Ahrt,  da  man  bei  Empfehlung  diesar'lliABi 
selten  sich  klar  gemacht  hat,  was  eigenlliek 
recht  m  than  sei.  Bedenkt  man  nfimlieh) 
dass  die  abgelagerten  Tuberkelmassen,  ab^ 
gerechnet  der  hypothetisch  virulente  Ursprung, 
und  vielleicht  auch  die  hypothetisch  virulente 
Qualität  derselben,  als  fremde  Körper  auf  die 
Lungen  wirken,  und  daher  für  dieselben  dne 
unaufhörliche  Quelle  von  Reizung  sind,  md 
durch  Obliteration  oder  Compression  derLnft* 
Zellen  der  freien  Athmung  ein  Hinderniss 
entgegensetzen,  so  wird  es  klar,  dass  es 
vorzugsweise  darauf  ankömmt,  diese  Tuber- 
kelmassen hinwegziAchaffen.  Der  beste  Weg, 
dieses  zu  bewirken,  ist  offenbar  die  BethA- 
tigung  der  abaorbirenden  GeßUee  tu  dem 
tamgen^  und  diese  Ansicht  führte  Seudamare 
auf  den  Gedanken,  die  Jedine  direkt  tmf  die 
Lunge»  wirken  zu  lassen,   d.  h.  aie  durch 


—    79    — 

InhhloHon  anzuwenden.  »Ich  erwartete,  sagt 
Scudamore^  von  der.Jodine  nicht  nur  die 
Beförderung  der  Absorption  der  Tuberkel- 
massen, sondern  auch  eine  schneilere  Heilung 
einer  etwa  schon  vorhandenen  Cavität,  und 
ausserdem  eine  Verbesserung  der  krankhaf- 
ten Thätigkeit  der  Bronchialschleimhaut,  da, 
wie  wir  wissen,  Bronchitis  in  grösserm  oder 
geringerm  Grade  fast  immer  bei  der  Lungen- 
sucht  vorhanden  ist.  Schon  vor  vielen  Jah- 
ren veröffentlichte  ich  ein  Werk  aber  diesen 
Gegenstand,  und  da  seitdem  die  Erfahrung 
bei  mir  und  bei  Andern  in  reichem  Maass 
die  ausserordentliche  Wirksamkeit  der  Inha- 
lation von  Jodine  mit  Zusatz  von  Schierling 
(welches  letztere  der  Jodine  Einiges  von 
ihrer  reizenden  Wirkung  nimmt)  oestätigt 
hat,  so  halte  ich  es  für  meine  Pflicht,  hier 
noch  einmal  mein  Verfahren  kurz  zu  schil- 
dern, und  dasjenige  hinzuzufügen,  was  ich 
seitdem  noch  Neues  erfahren  habe. 

Ich  bediene  mich  noch  immer  des  Glas- 
apparats, welches  ich  in  dem  genannten  Werk 
näher  beschrieben  habe;  es  ist  dieses  ein 
Glasgefäss  mit  den  nöthigen  Röhren  verse- 
hen, und  die  Röhren  sind  geräumig  genug, 
dass  auch  ein  Kranker  mit  sehr  schwachen 
Athmungskräften  die  Dämpfe  einathmen  kann. 
Der  Kranke  muss  aber  angewiesen  werden, 
so  tief  wie  möglich 'cinzuathmeu,  d.  h.  er 
muss  sich  so  viel  wie  möglich  bei  der  Ein- 
ath;nung  anstrengen,  jedoch  ohne  dass  er 
einen  Schmerz  erleidet,  oder  abgemattet  wird. 
Die  Jodinauflösung ,  welche  ich  hierzu  be- 
nutze, ist  folgende: 


1 


89 


.  Bp*  Jodei  pari 

Kali  hydriodid  Z%  gn.  vif 
Aqoae  Drachm.  v  —  vju       -t  -^«'^h 
Spirit.  vini  Dradun»  II.'  '^.>. 

M.  S,    Zur  InhalatioH  mittelii;  ■»  ^ 
<     hitauiDg.  -^    i.4>^    ( 

Im  AnffiDg  musa  immer  eiiie  kMJMii'Aa^ 
•18  genommen  werden,  nfimlick  e(w«' 
halbe  flraebme  von  dieser  Hisdmng  nndi 
wird  eeatiegen,  aber  ^^^  l^het  ab  hm$M 
ftaf  Drachmen  ffir  jede  EitaatbrnAng^  mM| 
xwar  80^  daaa  zwd  Drittel  von  dieiBier  Sodr 
Ar  die  erste  Hfilfte  der  Zeit  der  jedenUit^ 
cen  Inhalation  und  das  andere  Drittel  0k- 
den.  Ueber(€st  derselben  verbraocht  whA^ 
denn  sonst  wfirde  die  Entwiqkiang  voa  JadU 
dampfen  im  Anfang  zu  stark,  nnd  KidMM^ 
da  die  Jodine  sehr  flSchtig  ist,  bei  f^rtM»' 
setsler  Einathmong  za  schwach  werden.  1« 
Schierlingstinctur  wird  jedesmal  zu  einer 
halben  Dr.  pro  dosi  zugesetzt,  und  da  sie 
lange  nicht  so  flüchtig  ist  als  die  Jodiue^  so 
braucht  sie  nicht  gesteigert  zu  werden,  aus- 
ser wenn  die  Schleimhaut  ungewöhnlich  reiz*, 
bar  ist.  Das  zur  Inhalation  dienende  Geflbis 
muss  nicht  ganz  zur  Hälfte  mit  Wasser  von 
120''  F.  (etwa  SS""  R.)  gefüllt  sein;  mischt 
main  kochendes  Wasser  mit  ehe»  so  vielem 
kalten,  so  hat  man  ungefähr  diese  Tempera« 
tur,  und  man  unterhält  sie,  indem  man  das 
Inhalationsgefäss  in  eine  Satte  mit  heisserm 
Wasser,  etwa  zu  ISO""  (et^va  44"  R.)  stellt 
Man  muss  die  Einathmnng  Anfangs  täglich 
zweimal  vornehmen,  dann  dreimal,  hierauf 
wieder  zweimal,  zuletzt  nur  einmal  einathmen 
lassen,  und  dann  eine  Pause  machen  nnd 


—    81     — 

hieranf  von  Neaem  beginnen,  bis  vollkom- 
mene Heilang  eingetreten  ist  ÄnfSnrlicb 
mns8  jede  Einatbmongsoperation  nur  fäni  bis 
sehn  Minuten  daaern,  dann  aber  moss  sie 
fonfzehn,  awanzig  oder  fünfundzwanzig  Mi- 
nuten lang  fortgesetzt  werden.«  — 

Seudamore  versichert,  hunderte  von  Hei- 
lungen schon  auf  diese  Weise  bewirkt  zu 
haben;  allerdings  gäbe  es  auch  Idiosynkra- 
sien, wo  dieses  Mittel  nichts  hilft,  wo  es  so- 
Sr  nachtheilig  wirkt,  aber  solche  ^ebt  es 
i  jedem  andern  Mittel  auch.  Bisweilen 
entsteht  nach  einigen  Einathmangen  im  Ra- 
chen oder  im  Mnode  ein  donkles  fibelänsse- 
hendes  Geschwür,  verbanden  mit  An^na: 
v^enn  dieses  eintritt,  muss  man  das  Mittel 
aussetzen,  und  ein  Gargelwasser  gebrauchen 
lassen ;  dadurch  wird  das  Geschwür  sehr  bald 
geheilt,  und  man  kann  alsdann  die  Inhalation 
von  Neuem  beginnen  lassen  und  ich  muss 
sagen,  dass  ich  von  diesem  Verfahren  so 
viel  Treffliches  gesehen  habe,  dass  ich  es 
wohl  rühmAi  darf.  Innerlich  giebt  Semda' 
more  zur  Unterstützung  der  Inhalationen 
folgende  Mischung,  allein,  oder  mit  heisser 
Milch  gemen^: 

Bp.  Rad.  Sansaparillae  contus.  Drachm.  iii. 
Aquae  calcis  Unc.  xii. 
-Macerentur  per  xii.  horas; 
Colaturae  Unc.  xi.  adde: 
Syrupi  Sarsapaiillae  Drachm.  vl 
Solutionis  Kaliuae  Drachm.  ii  —  lu. 
Tinct  Cort.  Aurantiorum  Drachmen— iv. 
Kali  hydriodici  gr.  x — %n. 
JUL  S.  Zwei  bis  dreimal  täglich  zwei,  drei 
bis  vier  Esslöffel  voll. 

Joarn,  Bd^XCT.  SL  2,  6 


-nr      8t      — 

Nachdem  diese  Arznei  eine  längere-  oder 
kSrsere  Zeit  gebraucht  worden,  reicht  £leic- 
damore  Chinin  mit  Elixir  Yitrioli  aromaticimi 
and  mit  oder  ohne  Zusatz  von  schwefebaa- 
rem  Eisen ,  oder  er  giebt  einfach  'der  Tinet 
Ferri  cömiN>sita  den  Vorzug.  Ich  habe  aber 
gefanden,  dass  auch  in  diesem  Stadium  Le- 
berthran  am  besten  ist.  Eins  der  vortref- 
liebsten  Tonica,  namentlich  wo  es  zugleieh 
darauf  ankommt,  auf  die  Athmungsnervea 
erhebend  and  alterirend  zu  wirken,  ist  das 
Ärgert  nitrieum  in  sehr  kleiner  Dosis;  aos» 
serdem,  wenn  es  keine  Nausea  erregt,  des 
Kupfer. —  Die  Expectorantia  verwirft  er  ab 
annöthig  und  den  Magen  verderbend.  Ist 
die  Beförderung  der  Expectoration  ndthig,  so 
setzt  er  zur  Inhalationsmischung  Ipecacaanha« 
tinctur  hinzu.  Zur  Beschwichtigung  des 
oft  sehr  quälenden  Hustens  und  zur  Beseiti-* 
gung  der  Schlaflosigkeit,  die  oft  vorhanden 
ist,  giebt  Scudämore  folgenden  Sjrup: 

Rp.  Solutionis  Morphii  acetici  gutt  X. 
Acidi  sulphur.  diluti  Drachm.  /?. —  j. 
Syrupi  de  tolu  Drachm.  IX. 
M.  F.  Syrupus  S.  einen  Theeiöffel  voll 

in  etwas  Wasser,  nach  Umstfinden 

wiederholt. 

Die  Solution  des  essigsauren  Morphiums, 
die  hier  nicht  genau  angegeben,  enthält  in 
sechs  Tropfen  einen  Gran,  folglich  in  den 
zehn  Tropfen  If  Gran  Morphium.  Man  kann 
auch  das  Morphium  allein  geben,  oder  den 
jBo^^/ey'schen  Liquor.  Verlangt  der  Magen 
irgend  etwas  Anregendes,  so  giebt  Scuda- 


-    83    — 

More  die  Tinct  Cinnamomi  composita  (eine 
108  Zimmt,  Ingwer  und  Pfeffer  bereitete 
Tinctur).  Gegen  die  Naehtschweisse  ist  schon 
firäher  eine  I^chong  von  Essig,  Wasser  und 
Kau  de  Colosne  als  Waschwasser  empfohlen 
worden;  sind  aber  die  Schweisse  sehr  stark 
und  erschöpfend  9  so:  setze  man  zu  dieser 
Lotion  statt  des  Wassers  einen  Aufgass  des 
reinen  Tannins  (zwei  Drachin.  Tannin  in 
swSlf  Unzen  beissen  destilUrten  Wassen, 
zwölf  Standen  lang  macerirt  und  dann  dorch- 
geseihet)  hinzu.  Gegen  die  erschöpfeQden 
Dianiiöen  empfiehlt  Scudamore  Kiystiere  ans 
dner  starken  Abkochung  der  Granatrinde 
mit  Stärkemehl  und  etwas  Opiumtinctur:  in- 
nerlich einige  Adstringentien  mit  Opium' nnd 
eine  passende  DiSt,  nebst  kleinen  Portionen 
von  Brantwein  und  Wasser.  —  Ge^enrei- 
snng  hält  Scudamore  für  sehr  wichtig  und 
kleine  Blasenpflaster  hält  er  dazu  am  rath- 
samsten,  besonders  wo  Neigung  zu  Pleuritis 
und  Hämoptoe  vorhanden  ist;  fürchtet  man 
durch  die  Blasenpflaster  eine  grosse  Schwä- 
chuna:,  so  soll  man  die  Auflösung  von  Can- 
tharioin  in  Essigsäure,  so  verdünnt  anwen- 
den, dass  nur  eine  sehr  geringe  Reizung  ent- 
steht Dass  bei  Anwendung  aller  dieser 
Mittel  eine  grosse  Beharrlichkeit  nöthig  ist, 
braucht  nicht  erst  gesagt  zu  werden. 


C» 


HL 

Kurze   Erinnerungen   aus 

der  Praxis. 

Von 

Dr.      I S  n.     Hayn. 

prakt.  Arzt  in  Berlin, 


1.    lieber  die  zur  Zeit   der  epidemi- 
schen   Cholera    vorkommenden 

Diarrhöen. 

Es  gab  in  diesen  Epidemien  unseligen 
Andenkens,  deren  Bild  nur  sporadische  Brech- 
durchfälle der  neusten  Zeit  jedoch  deutlich 
genug  wiedrum  abspiegelten,  Durchfälle,  de- 
nen £e  Cholera,  so  zu  sagen,  auf  dem  Fasse 
folgte,  während  andre  Diarrhöen  selbst  von 
langer  Dauer  und  copiöser  Besehaffenheil 
nur  die  Disposition  zur  Krankheit  erhöhten, 
aber  das  gefürchtete  Uebel  keineswegs  im- 
mer zur  Folge  hatten.  Es  erschien  daher 
von  der  grössten  Wichtigkeit,  jene  Diarrhöen, 
welche  bereits  als  das  erste  Stadium  der 
Cholera  zu  betrachten  waren,  von  denen  ge- 
nau  unterscheiden   zu   können,   welche  nur 


-    85    - 

darch  Schwächung  des  Darmcanals  als  Dis- 
position erhöhend  wirkten,  zamal  bei  erstem 
die  Krankheit  am  so  wüthender,  obwohl  zu- 
weilen langsam  heranschleichend,  ausbrach, 
wenn  man  versucht  hatte,  den  Feind  durch 
stopfende  Mittel  zu  besiegen.  Nachdem  ich 
lange  und  vergebUch  nach  einem  diagnostischen 
Unterscheidungs- Merkmale  geforscht  (ausser 
der  Farbe  und  Art  des  Ausgeleerten,  welches 
hiofig  unsem  Blicken  entz^ogen  war),  glaubte 
ich  es  zuletzt  bei  genauerer  Uotersuchung 
des  Unterleibes  gefunden  zu  haben.  Druckte 
ich  nämlich  bei  vorhandner  Diarrhöe  denUa- 
terleib  des  Kranken,  so  gab  sich  mir  in  Fäl- 
len, wo  die  Cholera  bald  nachfolgte,  eben 
80  wie  bei  schon  ausgebrochner,  mehr  oder 
weniger  deutlich  eine  Schwappung  zu  erken- 
nen, ein  Gefühl,  als  ob  die  Hand  auf  eine  mit 
einer  Flüssigkeit  etwa  halbgefüllte  Blase 
drucke,  während  in  andern  FäUen,  sdbst  bei 
bereits  lange  angedauerter  und  heftiger  Diar- 
rhöe dies  Gefühl  sich  durchaus  nicht  zu  er- 
kennen gab.  Diesen  Durchfall  sah  ich  als 
Diarrhoea  ad  choleram  solummodo  disponens 
an,  in  jenem  erkannte  ich  bereits  das  erste 
Stadium  der  Krankheit,  und  hatte  nicht  Ur- 
sache es  zu  bereuen,  wenn  ich  dann  Brech- 
und  Reizmittel  bei  der  Cholera -Diarrhoe,  bei 
der  andern  aber  Mittel  anwandte,  welche  der 
Natur  des  Durchfalls  entsprachen.  So  ge- 
währte das  Opium  z.  B.  bei  rheumatischer 
den  grössten  Nutzen,  während  es  mit  gröss- 
tem  NachtheiK  den  Ausbruch  wohl  verzö- 
gernd,  immer  jedoch  ihn  verschlimmernd  da 

Sebraucht  wurde,  wo  der  Zersetzungsprocess 
es  Bluts  schon  begonnen  hatte.     Aus  der 


—    86    — 

■ 

bereits  erfolgten  Abscheidung  des  Senun  nflow 
lieh  und  dessen  im  geringem  oder  jtrAMem 
Maasse  schon  erfolgten  Anhäufung  im  Darm- 
canale  erkläre  ich  mir  das  mehr  oder  weni- 
ger deutliche  Gefühl  der  Schwappung. 

Dieser  Beobachtung  erlaube  ich  mir  eine 
Betrachtung  beizufügen ,  welche  von  selbst 
sich  mir  aufdrängt.  War  die  Cholera  erst 
einmal  in  voller  Wuth  ausgebrochen,  so  sa- 
hen wir,  ehrlich  gestanden,  die  Kranken  bei 
den  verschiedensten  selbst  entgegengesetsten 
Mitteln  und  Methoden  genesen  und  sterben, 
es  offenbarte  sich  recht  häufig  die  geringe 
Einwirkung  nnsrer  Heilmittel  auf  den  Gang 
des  Uebds,  desto  öfter  jedoch  dem  nngetrflb- 
ten  Blicke  die  zuweilen  wunderbare  Heilkraft 
des  innern  Arztesr,  höchst  sinn-  und  haifreid& 
im  ungestörten  und  ungehinderten  Walten. 
Ist  es  doch,  als  hätte  eine  höhere  Hand  uns 
noch  mit  dieser  Plage  heimgesucht,  um  auch 
denen,  welchen  nicht  schon  die  Homöopathie 
das  Auge  geöffnet,  die  Triumphe  der  Nafnr- 
Heilkran  zum  Heile  der  Leidenden  in  vol- 
lem Lichtglanze  zu  zeigen.  Hahnemann^s 
Lehre,  die  Natur  durch  Zaubermittel  zu  beherr- 
schen vorgebend,  und  also  um  ihre  Nichtig- 
keit zu  verhüllen,  die  Macht  aufs  Undank- 
barste verlängnend,  welche  einzig  und  allein 
ihre  Siege  eiScht,  seine  Lehre  in  ihren  nicht 
selten  unläugbar  günstigen  Ergebnissen  musste 
den  Arzt  aufmerksam  machen,  musste  ihn 
immer  mehr  Vertrauen  lehren  in  die  dem 
Organismus  inwohnende,  wie  erhaltende  so 
auch  heilende  Kraft  Wen  jedoch  dieser  Ni- 
hilismus in  seinen  Resultaten  noch  nicht  zu 


—    87    — 

ibeneoMn  vermochte,  zu  dem  sprachen,  wie 
gtBBgtilhnt  die  fiberraschenden  Genesungen 
soleher  Cholera- Kranken,  welche  schon  voll- 
kommen aufgegebjen  waren;  so  warde  immer 
mehr  zn  einem  Allgemeingut,  was  zwar  von 
den  Heroen  unsrer  Wissenschaft  zu  allen  Zei- 
ten erkannt,  aber  meist  tauben  Ohren  gepre- 
digt worden.  Wer  fühlte  damals  nicht  die 
Wahrheit  der  StahFschen  Worte:  ante  ocu- 
los  perpetuis,  etiam  innumerabilibus  exemplis 
eonstituta  omnino  res,  nempe  in  multis  prae- 
eipoe  vehementissimis  morbis,  spontanea  ae- 
gromm  convalescentia  I  Gewisi^und  wahrhaf- 
tig, SiolTs  Ausspruch:  plures  remediomm 
nsos  neeat  quam  vis  et  impetus  morbi .  wird 
färder  immer  mehr  an  Gültigkeit  verlieren; 
schon  sehen  wir  überall  immer  grössere  Ein- 
fachheit in  der  Behandlung,  immer  weniger 
&a  plumpes,  unbesonnenes  Eingreifen  zur  Un- 
zeit in  die  Speichen .  der  Organisation ,  ein 
immer  verstandigeres  Lauschen  auf  die  lei- 
sen Laute  der  Natur.  Wie  wenig  gehört 
zuweilen  dazu,  ihr  die  Wege  zum  Heil  zu 
erleichtem,  wie  geringe  Anregung  oft,  ward 
nur  erst  erkannt,  auf  welchen  zu  wandeln 
sie  gesonnen!  — 


2.    lieber  die  Bildung  häutiger  Mas- 
sen im  Darmcanal. 

Bei  einigen  von  hysterischen  Beschwer- 
den mannigfacher  Art  gequälten  Frauen  beob- 
achtete ich  von  Zeit  zu  Zeit  Abgänge  von 
festen,  häutigen,  grauweisslichen  Massen  bald 


—    88     — 

in  geringerer,  bald  in  grösserer  QnaiititiU, 
entweder  fär  sieh  abgehend,  oder  hSafi^er 
den  Darmkoth  umkleidend,  auch  von  ihm  ein^ 
gehüllt  Dem  Abgange  gingen  stets  schqierz« 
hafte  Empfindungen  im  Darmcanal  voran,  so 
wie  stärkere  Luftauftreibungen  in  einzelnen 
Parthien  der  Dickdärme;  bei  einer  dieser 
Kranken  war  die  krampfhafte  Auftreibang 
in  der  Flexura  prima  des  Colon  transversum 
immer  bald  mehr  bald  weniger  fühlbar.  Es 
ist  wohl  ausgemacht,  dass  diese  Abgänge 
veranlasst  wurden  durch  eine  chronisch- ent- 
zfindliche  Reizung,  dass  sie  selbst  patholo- 
gische Producte  der  Schleimhaut  sind :  wober 
aber  ihre  zähe,  lederartige  Beschaffenheit? 
Dzondi  hat  hierüber  (im  Aeskulap.  Neue  Folge, 
erster  Band,  erstes  Heft)  folgende  Erklärung«- 
weise  versucht,  an  welche  zu  erinnern  ich 
mir  erlaube.  Er  leitet  diese  Zähigkeit  und 
Consistenz  des  abgesonderten  Schleims  von 
dem  Einflüsse  entzündeter  oder  entzündlich 
gereizter  Faserhäute  auf  die  Absonderung 
der  Schleimhäute  her.  »Der  zähe  Schleim, 
der  den  Darmunrath  umkleidet,  auch  ohne 
Darmkoth  abgesondert  wird,  ist  immer  mit 
unangenehmen  Gefühlen  im  Unterleibe  ver- 
bunden; der  Schmerz,  Stuhlzwang  (?),  das 
Poltern  im  Leibe,  die  LuftentwicKelung  im 
Darmcanal  lassen  den  Sitz  dieser  entzündli- 
chen Reizung  auf  den  fibrösen  Gebilden  nicht 
verkennen.  Denn  die  Schleimhäute,  wenn 
sie  allein  ergriffen  sind,  haben  wenig  oder 
gar  keinen  Schmerz,  die  serösen  Entzündun- 
gen aber  sind,  wie  überall,  so  auch  hier  mit 
gelinden  Schmerzen  verbunden.  Diese  Um- 
stimmung  der  pathologischen  Secretion  der 


Hcihiiimiiindard^flen  eatefliNilfehe^lHirtlBi» 
k^Mlikifter  fibröser  Organe  iat  «b^  Mit^ 
idier   Art      Sie   ense^  mkw^ißt-mm^r 
Mefldnraooi,  oder  kompaete  abgiiiMdetp  ¥(Mfe '^'^ 
per,  welehe  auf  ihnen  mittew  eines.  Stieli^ 
mdütafm  (Polypen).     Die  emtam  hbs6g^^^ 
Enmgoiaae  kommen  vor  in  der  NaaenMIft^^ 
Laferwre,  den  Bronchien,  der  HambhMDB  «M  * 
im  Mimmtaualf  einige  acheinen  bloss  äw  ei^ 
starrtem  Schleim  sn  .bestehen,  andere  abttr  ^ 
sind  den  plastischen  Ersengnissen  der  serB^ 
sen  Hembranen  timlick« 

BieBcobachiMg  eines  DnJf8dU«ib:gi« 
Af/Umur sehen -^ Journal,  Band  34)  sdMint 
ebwfidls  hierher  zu  gehdr^t.  üMeriiwflrduj;. 
war  mir  der  Abgang  einer  hSMgba^  flockig  ' 
ge%.^festM  Mawe  in  dmi  Stnhlgriag,  den  kM 
MB  schon  bei  drei  Personen,  und  swar  tfö  . 
weiblichen  Geschlechts  bemerkt  habe.«  Er 
hob  eine  ziemliche  Portion  davon  in  demsel- 
ben Wasser,  ohne  es  zu  erneuern,  vier  Jdure 
lang  auf,  und  zeigte  sie  dann  als  Seltenheit 
an  JBhimenbachy  der  aus  ihrer  Unverweslich-? 
keit  schliessen  zu  müssen  glaubte,  dass  er 
dne  Desorganisation  der  Epidermis  der  Ge- 
därme vor  sich  habe. 


dergleichen  Abgänge  auch  bei  Man- 
beobachtet  worden  ? 

In  curativer  Hinsicht  scheint  gegen  diese, 
gewMinlich  mit  den  Infarcten,  d.  h.  Produc- 
ten  stockender,  zum  Theil  degenerirter  Sifte 
mmammengeworfenen  Secretionen  eine  streng 
dorchgefttmrte  MilchdiAt,  so  wie  der  GebraiK» 


—    90    — 

des  Karlsbader  BrnnDena  noch  das  Meiate  u 
Mateii.  Ihr  Abgang  bebt  jedodh  keineawegi 
dfO'  hysterischen  Leiden,  welche  nur  dorn 
diese  Reizong  vermehrt  und  gesteigert  werdea. 


3.     Ueber    die   lethale  Wirkung  der 
Blausäure  und  blaasänrehaltiger     • 

Substanzen. 

In  den  aufgezeichneten  Beobadttongea 
konnte  bei  dem  raschen,  schon  nach  Blinutea 
erfolgten  Tode  die  durch  Yersnehe  anThieren 

von  Orfila^  Viborg^  Krimer  ul  a.  so  gut  Wit 

erwiesene  Thatsache  nicht  constatirt  werdea^ 
dass  nftmlich  die  primire  Einwirkung  der 
BlausSure  eine  das  Blut  in  seinen  BUschangs- 
veirhältnissen  zersetzende  sei,  dass  dann  erst 
secandär  das  Rückenmark  in  seiner  motori- 
schen Function  so  wie  der  Vagus  afficirt, 
und  dadurch  zuletzt  Lähmung  des  respirato- 
rischen Systems  herbeigeführt  werde.  Des^ 
halb  schien  es  mir  nicht  ohne  Interesse,  eines 
Falles  kurz  zu  erwähnen,. wo  bei  dem  lang- 
samen Effect  des  Giftes  die  erwähnte  Wir- 
kungsweise factisch  bestätigt  wird. 

Ein  Hypochonder  in  schon  vor^räcktem 
Mannesalter  leerte  eines  Morgens  ein  Fläsdi- 
chen,  welches  etwa.unc.  iß.  Aq.  Lauroceraai 
enthielt.  Er  hatte  es  sich  längere  Zeit  vor- 
her zu  verschaffen  gewusst,  und  längnete 
nach  dem  Eintreten  der  Vergiftongssymptome 
keineswegs,  die  That  bezweckt  zu  haben. 
Symptome,  welche  erst  drei  Stunden 


-   w   - 

1 

1 

miAi&mOmmm neh ^utttellteB,  wtran:  Lil^ 
a«mf  n  Hiiiden  ludi  Ffiasen,  YonübeririUi- 
Mt  dM  Kopfiii  den  irmnd  n  tebeB  er  iv> 
flQrflf  war^  anwillkfirlidie  J)arai-  und  Cm- 
cattemmg.  Die  ExtremitiUeB,  obwohl  fe- 
£ii^gäkio  uidkalt,  warm  nicht  gelliliHo%  der 
ras  hMn,  dKe  Stimme  heiser  aber  deii^du' 
Movkwlirdig  war  die  volikomaiene  Klarheit 
des  Bewnntaieins,  mitTreoden  lieqierkte  er 
die  mehr  und  mehr  iibcarhand  nehmende 
fldliMhiiiij  md  starb  euer  gerttmiteii  Ctqpli- 
m&lel  «Bgeaditet  «gen  Abend  röhic  mi 
sanft  an  Lmuenlifimnng*  Bd  der  SeetisB 
wnde  das  Hot  ipon  Jener  eiffenttflndidwB, 
anfhlend  dodtehi  iTarbe  ond  somiarigen  Be» 
sflhaflBnhdt  nfaiden,  dodi  war  kein- Bitter»- 
■Mdelgcniro  bemerkbar,  ein  überhaupt  nicht ., 
Symptom.         ^ 


IV. 

Kurze  Nachrichten  und 

Auszüge. 


1. 

Nachricht. 

von  der  Stiftang  eines  »Deutschen  Ver- 
eins für  Heilwissenschaft *).u 


Die  Unterzeichneten,  Ton  d^r  Ueberzeugung 
geleitet,  dass  die  bestehenden  ärztlichen  Gesell- 
schaften und  Vereine  die  Gründung  einer  grös- 
sern, weit  umfassendere  ^vissenschaßliche  Zwecke 
erstrebenden  Gesellschaft  keinesweges  überflus- 
sig machen,  sind  zusammengetreten,  und  haben 
sich  über  die  Stiftung  eines  Vereins  unter  der 
obigen  Benennung  geeinigt,  welche  durch  die 
Tendenz  desselben,  weit  über  die  Gränzen  ei- 
ner Stadt  oder  eines  Landes  hinauszuwirken, 
gerechtfertigt  ist,  und  haben  des  Königs  Ma- 
jestät mittelst  Allerhöchster  Cabinets-Ordre,  da- 
tirt  Benrath,  den  31.  August  c,  die  entworfenen 
Statuten   zu   genehmigen,    sowie    dem    Vereine 


*)  Auf  Antrag  des  Vereins  abgedruckt.  d.  H, 


ii»  VL&AU  rioer  momliflchen  Penon,  in  ffinfli^i 
avT  Erwerbung  Ton  Gmadstflejken  und  CTapite- 
Ifante  terleiheii,  geriilit^  ntoil  des  Herm*  SMi^ 
WaiMifM  Dr.  BiMom,  Ezeellens^  In  dim  |le- 
seripte  Tom  22.  October  c  dem  Vereine  Ilure 
lAhnfleite  ThellnAhnie>  Ar  eein^'^fweelce  ipige- 
ridkMi  'Lefsiere  ergeben  $AÄ  ßMM  detti':lder 
beifolgenden  Anssoge  muU  den  '  Stetatott  -dee 
Tereine  ftr  Dentsche  Heilwisnensehaft,  Tom  ML. 
Jui- 184&  Hit  dem  Wonedie,  dne  die  Zwedra. 
deeedben  in  «ggtiehet  grtteeter  Anedduinag 
Mm.  Bitteii  der  Wieseneeiuift  deirdi  tiebeMlgb 
nM&nabme  gefordert  werden  mdcMeii)  HUk 
die  Ihiierseidineten  nonmd^  jeden  Arai  "MÜr 
Woadarst,  oder  nichttnEfUeKen  Pi^amii  Mr 
HeDwiesensduift  aller  Orten  ein,  dnreb  EinsälH 
knig'  von  YierTlialeniPrem».CöaraaijIliiSdien 
Beilmga  slA  stai  Hiigliede  des  Yerrfas  a« 
iamitMiüren,  und  dadnreh  dessen  WirliaaAiBM 
aa  nhtersiüteen.  Jeder'  der  nnteraeieiia^Ma 
Amstibai i -Mitglieder,  namentUeb  der  Yevstand/ 
ist  gern  bereit,'  den  Beitrag  (siebe  §•  9;  des 
Ansang»)  gegen  Quitiang  in  Empfang  an  neli- 
men,  nnd  wird  die  Uebersendnng  des  Diploms 
als  Mitglied  dagegen  unverzüglich  erfolgen. 
Beriin,  den  6.  December  1842, 

Dei  Deutschen  Vereins  für  Heilwissenschaft  Vorstand; 

IdtJs^  Becker^  Casper^ 

'  tr,  erster  Secretir,  «weiter  Secretlr, 


A  u  8  s  c  h  u  s  s  m  i  t  g  1  i  e  d  e  T : 

Bmm.  Böhm.  Busch.  Dieffenbach.  Eh*' 
remberg.  Froriep.  Grimm.  CfurU.  Haudk. 
Hartwig,  Hom.  Jüngken.  Klug.  Kothe. 
MiUeherÜch  L  MitscherKch  IL  I.  MüKer. 
Bomkmg.  Schlemm.  SchihUein.  Schulix. 
fß.   8io9eh.     J^osehel      TriUiedt.     Wagner. 

Wolff. 


94 


AiiflBag  aas  den  Statuten  desDeoiscli«» 
Vereins   für  Heilwissensohaft. 


§.  1.  Der  Zweck  des  Vereins  ist  Ffirda- 
rong  der  gesammten  wissenschaftlichen  Heülmsde, 
mit  Benatanng  Ton  Geldmitteln. 

§•  2.  Jeder  Arzt  «nd  Wandarsi  im  §e- 
sammten  Dentachen  Vaterlande,  wie  im  A«a- 
lande,  selbst  jeder  nicht »Mrstliche  Freund  der 
Heilkunde,  dem  der  Zweck  des  Vereins  als  ein 
Zeitbedürfniss  erscheint,  kann  demselben  als 
mitglied  beitreten. 

§•  3.  Zur  Erlangung  der  Mitgliedschaft  be- 
darf es  der  Einzahlung  eines  Beitrages  Ton  Tiar 
Thalem  Freuss.  Courant,  die  allj&hrlich,  am  1. 
Jnli,  m  leisten  ist.  Wer  diesen  Beitrag  icostan- 
frei  an  den  Verein  eingesandt  hat,  wird  mit 
seinem  vollständigen  Character  in  die  Verzeich- 
nisse der  Mitglieder  des  Vereins  für  das  lau- 
fende Jahr  eingetragen. 

Auf  Grund  des  einmal  gezahlten  Beitrages 
erhält  der  Einzlhlende  das  Diplom  als  Mitglied 
des  Vereins. 

§J  4.  Der  Vorstand  des  Vereins  besteht 
aus  einem  Vorsitzenden  und  zwei  Secretären. 
Der  Vorsitzende  wird  jährlich  von  dem  perma« 
nenten  Ausschusse  durch  absolute  Stimmenmehr- 
heit neu  erwählt,  und  der  abgetretene  Vor- 
sitzende ist  far  das  nächste  Jahr  nicht  wieder 
wählbar. 

Alljährlich  scheidet  der  erste  Secreilr  ans, 
und  der  zweite  Secretär  tritt  an  dessen  Stelle. 
Die  Secretäre   werden  gleichfalls  aus  dem  Aus« 


—     95     — 

•dmse  dnrch  abaolaie  Stimmenmehrheit  ge- 
wiUt  Ffir  die  Wiederwählbarkeit  der  Secre- 
tire  gelten  dieselben  Bestimmungen,  wie  fiir 
den  Yonitsenden. 

Der  ^nsschnie  ergänzt  sich  selbst  durch 
Wahl  ans  den  fliiigliedern  des  Vereins  durch 
absolute  Stimmenmehrhett. 

In  Beziehung  auf  seine  Arbeiten,  theilt  sich 
der  Ausschuss  in  acht  Sectionen,'  nach  den 
Hauptfkchem  der  Wissenschaft:  in  eine  1)  ana- 
tomisch-pbjsiologische,  2)  medicinische,  3)  chi- 
rurgische, 4)  geburtshülfliche,  5)  pharmacolo- 
gisdi-chemische,  6)  forensisch-polizeiliche,  7)  hi- 
storische und  litteraturhistorische,  und  8)  rete- 
rinärische  Section. 

Jede  Yerändernng  im  Vorstand  und  Aus- 
sehnsse wird  durch  die  öffentlichen  Blätter  zur 
Konntniss  der  Mitglieder  gebracht. 

§•  S.  Für  die  Verwaltung  der  Fonds  des 
Vereins  bestimmt  der  Ausschuss  eine  Commis- 
sion  aus  seinen  Mitgliedern,  welche  sich  einen 
Rechnungsführer  erwählt. 

§•  6.  Am  letzten  Montage  jedes  Monats, 
oder  wenn  derselbe  auf  einen  Festtag  fällt,  am 
Torletzten  Montage  Abends,  hält  der  Verein 
seine  gewöhnlichen  Sitzungen. 

Aus  'den  Sitzungsprotocollen  werden  nach 
Jeder  Versammlung  Auszuge  durch  die  öffent* 
liehen  Blätter  zur  Kenntniss  der  auswärtigen 
Mitglieder  gebracht.    ■ 

Jedes  Vereinsmitglied  hat  das  Recht,  keines 
aber  die  Verpflichtung,  in  einer  Monatssitzung 
eine   ron   ihm    oder    einem    anderen   Mitgliede 


—    »6    — 

I  I 

Terfassie  Abhandlung  zum  Vortrag  su  bringen, 
welche  dazn  vorher  dem  Vorsitzenden  einge- 
sandt worden  sein  muss,  dem  dann  die  Einord- 
nung überlassen  bleibt.  Auswärtige  Mitglieder 
senden  ihre  vorzutragenden  Arbeiten  an  den 
Vorstanid  oder  eines  der  hiesigen  Mitglieder  ein. 
Auch  freie  mündliche  Vorträge  der  Anwesenden 
sind  in  den  Sitzungen  gestattet.  Die  Yorgetra- 
genen  schriftlichen  Arbeiten  yerbleiben  ihrem 
Verfasser,  oder  werden  in  die  Denkschriften  des 
Vereins  aufgenommen.  Üeber  die  Anfnahme 
entscheidet    die    betreffende    Vereins  -  Section. 

§.  7.  Der  Verein  disponirt  über  die  ihm 
zu  Gebote  stehenden  Geldmittel,  nach  Abzog 
der  ndthigen  Verwaltungskosten,  zur  För.demng 
der  Wissenschaft,  auf  folgende  Weise: 

o)  Preisfragen.    Der  Verein    wird,    wo 
möglich  alljährlich,  mindestens  zwei  Preise  aus- 
setzen, einen  kleinern  nnd  einen  grössern.     Der 
kleinere,  sich  beschränkend  auf  die  Anforderung 
einer  Reihe  von  Versuchen  und  dergleichen,  soll 
nicht  unter  fünfzig   Thalern,  der  grössere,   be- 
treffend die  Erforschung  einer  allgemeinen  wis- 
senschaftlichen  Frage,  nicht   unter  zweihundert 
Thalern  betragen.     Wenn    die  Fonds   es  gestat- 
ten, können  grössere    und  mehrere  Preise  aus- 
gesetzt werden.     Die  Preisfragen  werden  durch 
absolute   Stimmenmehrheit   festgestellt   und  den 
Mitgliedern    durch    die    öffentlichen  Blätter  be- 
kannt gemacht..     Preisrichter  ist  die  betreffende 
Section    des    Ausschusses,    welcher    der     Vor- 
sitzende  noch   drei  Vereinsmitglieder  nach  sei- 
ner Wahl  zugesellt.      Die  Mitglieder  derjenigen 
Sectionen,   die  die  resp.   Preisaufgaben  gestellt, 
sind   von  der  Coneurrenz  um    den  Preis  ausge- 
schlossen. 

&)    Versuche     und     Untersochaugen. 


'    «*        ff     •   iHB.-  .       - 

•  ■  ■  ,    *  ■  • 

dpB  •kMumtgebiete  der  HeilwiaMiijidiaft  dtfdk 

«lliilrilM^rtMMiMB;    DiBryeir#«iKMft.«i^ 
Vor;  die  Muffenden  jftrIraiMii:  M 

^ J«»aiAimehillefc.--^-. •-■-■''•' '■.■•*'''''"*f-  *-* 

.e^    Herav8]$abe     grösserer    Werke. 
■MiMil'-  dfo»^  Uhn  sa  Geböte .  siebeiideii  WÜibI  es  • 
ysli^gM,  wird  itr  Y€ran  iUenMtmgMi^aiiiU 
r,  Ar  die  Wissenschaft  wicbt^.  Werice 
tlnBy>dle  oKnef-ehie*  solfaie^Üntersttjauiig 
i^Tcrl^er  finden  soUieQ«  >'    ^    V)    '*»£..»: 


-i?yj>  Wissen'sehaTtliehe  :  Jt^liTvik^''  Vu 
Mrflus  der  neidr  wMIgiit  •*  jj WilMh^if "^üfa' ' 
'Un  Epldradeai,  EpiseoiSeen  and  erideni*. 
Krankkeiten  so 'fördern,  wird  derYerdb^. 
>lhassgabie  *  seiper  FMds  dft  ^iuMai'^eiu 

rirder  TorUemiden  ITmsMtodie^'  lb#iM 
«HMlsMMteMgeik  bewilHgen,  Aeib  die  geiamn:- 
tam  Kasien  einer^aaf  jenes  Stndinn'bingerieli^ 
feien.  .  wissensebaftlichen  Reise  tragen.  Ein 
49dMies  findet  stait  in  Besiehnng  auf  andere 
friamitmi  biiftliche  Zwecke.  Simmtliche  Berichte 
Jair*lleisenden  sind  Eigenthum  des  Vereins^  und 
dsffselbe  behSlt  sich  das  Recht  tot,  diese  -Be» 
riekfe     in    seine     Denkschriften    aufznnehnien« 

"'«)    Denkschriften.      Der    Verein    wird' 
dsreh  die  Heransgabe  ron*  Denkschriften    deni 
%iascnscliaftlichen .  Publicum  einen   äussern  Be- 
weis  seiner  Wirksamkeit  geben.     Dieselben  er- 

Snen  auf  Kosten  des  Yereins,  in  der  Regel 
irlidiy  in  einem  Quartbande, /welcher  jedes» 
saeh  Maassgabe  der  Wirksamkeit  des  Yer- 
enihalien  wird: 

1)    die  alphabetische  Liste  simmtlicher  Mii- 
aos  dem  letstverflossenen  Jahre; 

Bd.Uy.  8U2.  7 


^    98    ^. 

2)   den  RechenschartUbericht  iiber  die  Gu- 
seoverwaUung^  für*  die  Mitglieder  f 

5)  die  Proiocolle  oder  Protocollaassäge  der 
monatlichen   Sitsangen,    worin    aber  jedenbUf 
sämmilicbe  vorgetragene  Arbeiten,  mit  den  Na- 
hmen ihrer  VerfasBer,  BummarLsch  genannt  werden; 

4)  die  xnr  Aufnahme  Bchou  früher  bestimm« 
ten  Al|I|Andlangc(u  (§•  6«  und  7*  h,)i 

I 

6)  die  dazu   bestimmten   gekrönten   Preis- 
schriften (§•  7.  a.); 

6)  die  Berichte  von  Reisen,  die  durch  Ver- 
einsmittel  gefördert  worden  (§.  7.  d). 


Fi|r  die  Herafisgabe  der  Denkschriften  wird 
ein  Redacteur  vom  Ausschusse  durch  absolute 
Stimmenmehrheit  gewählt,  der  auch  für  jeden 
folgenden  Band  wieder  wählbar  ist. 


Jedes  Vereinsmitglicd  erhält  gleich  nach 
Erscheinen  eines  Bandes  der  Denksdiriften  den- 
selben zugesandt.  Später  eintretende  Mitglieder 
Jcönnen  auf  ihren  Wunsch  die  früher  erschiene- 
nen Bände,  gegen  Entrichtung  der. Druckkosten 
erhalten.  In  den  Buchhandel  gelangen  die  Ver- 
eins-Denkschriften  nicht. 


§.  9.  Die  Statuten  können  in  ihren  Grund- 
tilgen,  nämlich  darin,  dass  Jeder  durch  seinen 
Beitrag  die  Mitgliedschaft  des  Vereins  erwerben 
kann,  und  dass  die  Gesammtbeiträge  xu  heil- 
wissenschaftlichen  Zwecken  verwendet  werden 
sollen,  gar  nicht  und  sonst  erst  nach  drei  Jah- 
ren,  und   dann  nur  durch   absolute  Stimmen- 


—    »9    - 

ili   der  säniinilichen  Mitglieder  des  Aas« 
flchnsses,  abgeändert  werden; 

B erlin,  den  20.  Juni.  1842. 


2. 


Praktische   MisceUen 

und 

LesefrflcJite 

aus  der  ausländüchen  IdUerahir» 
Vom  Heraasgeber. 


Periodischer  SinguUus.  —  Einen  solchen  beob- 
meidtie  Herr  Cknvan  bei  einem  zwei  ond  zwan- 
sig  jährigen  Schumacher.  Das  Schluchzen 
dauerte  zuerst  Tag  und  Nacht  ununterbrochen 
eine  ganze  Woche  lang,  dann  blieb  es  vierzehn 
Tage  aus  und  kehrte  während  drei  Monate 
jaden  Morgen  beim  Aufstehen  wieder  bis  zum 
Abend  dauernd  (Nachts  hatte  Patient  Ruhe); 
endlich  stellte  es  sich  in  regelmässigen,  sechs 
und  dreissig  Stunden  anhaltenden  Anfallen  ein, 
'«reiche  jeden  vierten  Tag  wiederikehrten.  So 
blieb  das  Uebcl  sechs  Monate  hindurch.  Die 
krampfhafte  Bewegung  des  Zwerchfells  erfolgte 
etwa  dreissig  mal  in  einer  Minute  und  der 
Kranke,  sonst  schmerzensfrei ,  litt  bloss  an  Fla- 
tulenz und  zuweilen  an  Erbrechen.  Das  Uebel 
"Widerstand  allen  Mitteln.  Ob  es  endlich  aufge- 
hört? wird  nicht  gesagt.  (The  Lancet  18. 
Juni  1S42.  p.  395).  —  Beispiele  von  hartnäcki- 
gem und  ott  wiederkehrendem  Singultus  sind 
■icht    selten.      Ref,    hat    sie   bei   Epileptischen 

7* 


^ 


—    100    — 

und  bei  Hysterischen  oft  lange  Zeit  und  obne 
erheblichen  Nachtheil  beobachtet^  aber  Ton  Sin- 
gnltns  intermittens  kennt  er  kein  Beispiel  ond 
mnss  isich  wundern^  dass  Herr  Cowan  in  seinem 
Falle  nicM'Enni  Gebrauch  des  Chinini^  geschrit- 
ten sei;  wenigstens  erwähnt  erdessen  nicht  un- 
ter denOIitteln,  welche  er  angewendet. 


'  Blatebalg '  €reräH8ch,  —  Bekanntlich  wird 
dies  Geräusch  bei  Anaemie  und  in  der  Chlo- 
rose als  charakteristisch  betrachtet.  Einige  suchen 
deii  Sitz  desselben  in  den  Arterien,  Andere  in 
den  Yenen.  Nach  Herrn  Cowan  findet  es  in  bei- 
den statt  und  ist  leicht  zu  unterscheiden,  wenn 
man  das  Stethoskop  auf  die  Jugularis  externa 
dicht  über  der  Clavicula  ansetzt  und  dabei  den 
Kopf  nach  der  entgegengesetzten  Seite  hin  beu- 
gen lässt.  Das  Geräusch  der  Yenen  ist  tiefer 
im  Ton  (lower),  brausend  (roaring)  und  anhal- 
tender als  das  der  Arterien  und  man  kann  es 
ganz  unterdrücken,  wenn  man  das  Stethoskop 
fest  auf  die  Yene  aufsetzt.  Die  vorschreitende 
Besserung  hat  zuerst  die  Folge,  dass  das  Blasen 
in  den  Arterien  aufhört,  das  in  den  Yenen  mehr 
intermittirt ,  schwächer  wird  und  endlich  auch 
ganz  schwindet.  Je  tiefer  der  Ton,  und  je  con- 
tinuirlicher  derselbe  ist,  desto  grösser  ist  dii$ 
Blutarmuth  lind  umgekehrt.  Im  Herzen  selbst 
hat  Herr  Cowan  das  Blasebalggeräusclv  nur  bei 
organischen  Fehlern,  me  bei  gesundem  Zustande 
desselben  gefunden  und  kann  die  entgegen- 
gesetzte Ansicht  Anderer  nicht  theilen.  (ibid. 
p*  434). 


PJUhiHa  puhnonum  bei  Menschen  und  Thieren»  — 
Herr  Rayer  hat  in  der  Sitzung  der   Acad.  des 


— .  101    — 

scieiices  zu  Paris  am  fünf  und  zwanxigsieii  Juli 
1842  die  Vorlesnog  eines  Kf emoire  über  die  Lun- 
gcnschwindanchi  beendet,  ans  wekber  wir  Eini- 
ges ausheben  wollen«  Die  Taberkelschwind- 
sacht  ist  von  allen  chronischen  Krankheiten  die 
am  allgemeinsten  verbreitete.  —  Tnberkelmasse 
ist  leicht  von  frischem  Eiter  za  unterscheiden; 
letsterer  enthSlt  immer  körnige  Kiigelchen  (glo- 
bales grenas);  Lungentabcrkeln  haben  immer  eine 
grauliche  Farbe. — Die  Erweichung  der  Tuberkeln 
▼om  Ceniro  aus  ist  fuchi  Folge  der  Eiterung ;  denn 
CS  sind  nie  Eiterkügelchen   di^rin   enthalten;  die 

Eeripherische  Erweichung  dagegen  wird  oft  durch 
ntsfindung  der  umgebenden  Theile  herbeige- 
führt und  man  findet  dann  wahre  Eiterkugeln 
der  Tuberkelmasse  beigemengt.  Die  kalk -oder 
Ineideartigen  Concremente,  welche  man  nicht 
selten  in  den  Lungen  findet,  wurden  bisher  als 
entarteter  Tuberkelstoif  angesehen,  aber  mit 
Unrecht:  sie  sind  Produkte  einer  Eiterablage- 
rang.  Die  Phthisis  ist  erblich,  aber  beinahe  nie- 
mals angeboren:  selbst  die  ersten  Rudimente 
derselben  werden  nicht  als  ein  Morbus  congeni- 
ioM  gefunden.  Bei  Phthisisohen  enthält  das  in 
den  Saamenbläschcn  befindliche  Sperma  wenig 
oder  gar  keine  Saamenthierchen.  Schlechte 
Nahrung  und  tibermSssige  Anstrengungen  beibr- 
dem  die  Entwickelung  der  Phthisis  beim  Men- 
schen, —  Gefangenschaft  und  Hausthierleben, 
bei  den  Thieren.  (Gazette  mid*  de  Paris  30. 
Juli  1842.  p.  493). 


Euer  im  BMe.  r-  Herr  Fdix  d'ArcH  hat  Un- 
tersuchungen angestellt  über  die  Wirkungen, 
welche  die  Aufnahme  des  Eiters  ins  Blut  her- 
beifiihrt  und  sie  in  seiner  Inaugural -Dissertation 
(These)  Paris  1842  beschrieben.  Er  hat  an 
Thieren  expcrimentirt  und  namentlich  Hunden^ 


—    10«    — 

theils  reinen  Eiter  theils  solchen ,  der  schon 
durch  die  beginnende  Fänlnisis  alterirt  war,  ein- 
gespritzt (zu  fünf  bis  zehn  Grammen  ■»  acht- 
zig liis  hundert  nnd.  siebenzig  Gran).  Es  er-* 
folgten  danach  wahre  Vergiftnngs  -  Symptome 
und  zwtir  in  nachstehender  Reihefolge :  Schinch- 
sen,  Erbrechen,  Durchfall,  Fieber  nnd  Engbrü- 
stigkeit, grosse  Abspannung,  Betäubung,  unfrei- 
willige Excretionen,  Blässe  der  Schleimhäute, 
Leibschmerzen  und  der  Tod  unter  Zittern  oder 
unter  w;ahren  Conrulsioncn.  Die  Section  ergab 
Folgendes:  die  Lungen  waren  blau,  infiltrirt^ 
hart  nnd  mit  Ecchymosen  unter  der  Pleura  und 
zwischen  den  Lungenzellen  wie  besäet.  Aehn- 
liche  Blutextravasate  zeigien  sich  auf  der  Mils, 
der  Leber  und  auf  den  Därmen.  Das  Blut  selbst 
war  schwarz  thcerartig  und  halb  geronnen*  Nur 
zinreimal  fand  Herr  d'Arcei  kleine  isolirte  Eiter- 
ansammlnngen  in  den  Lungen  und  schiebt  dies 
darauf,  dass  bei  seinen  Versuchen  die  Vermi- 
schung des  Eiters  mit  dem  Blute  sehr  schnell 
erfolgte,  während  bei  grossen  Eiterfläch eu  das 
Pus  nur  langsam  resorbirt  wird  und  dadurch 
der  Bildung  dieser  eigenthümlichen  kleinen  Ei- 
terdepots Zeit  gegeben  ist.  —  Vorstehende  Ver- 
suche haben  demnach  ganz  dieselben  Symptome 
zur  Folge  gehabt,  welche  wir  beobachten,  wenn 
bei  extensiven  Vereiterungen  am  lebenden  Men- 
schen eine  spontane  Absorbtion  des  Pus  erfolgt. 
—  Beiläufig  bemerken  wir  noch,  dass  Verfasser 
bei  solchen  Kranken  mehrmals  Ebveiss  im  Urin 
gefunden  hat.  (Der  Titel  der  Abhandlung  ist: 
Recherches  sur  les  abces  multiplies  et  sur  les 
accidens  qu'amenc  la  pr^sencc  du  pus  dans  le 
Systeme  vasculaire,  suiries  de  quelques  remar- 
ques sur  les  altörations   du  sang.    Paris  1842)* 


—    103    ~ 

Seeak  eormham,  —  Grosse  Gabta  desselben 
eMegen  ZnflÜle,  die  dem  Tetaniis  Shnlieh  sind: 
kiereaf  grfindei  Herr  T.  &Mng  den  Yorschlag, 
dias  Mntterkorn  gegen  Tetanus  tranmaficns  an-, 
sawenden.  (S.  The  Laiicet  30.  Juli  42.  p.  622). 

Ein  italienisdier  Arsi  dagegen,  Herr  UherH 
KB  Brndaf  betracMet  das  Mntterkorn  als  ein 
wahres  Aniiphlogisiionm  und  beschreibt  t'MlIe 
iron  wahrer  Ptmitmimle,  wo  —  ohne  dass  eine 
aflgemeine  Blntentziehung,  die  gidss  dringeiid 
InSoirt  war,  gemacht  worden  wSre  —  das  Se- 
tele  eorniiiam  allein  oder  mit  BeihülFe  ron  Ve- 
aicatorien  die  ToUständige  Heilung  bewirkte 
(JUnali  universalii  di  Medicina  Febr.  MHr«  1842). 
Ital  Mittel  sollte  snm  Gegenstand  gediegener 
ihctapeutischer  Versuche  in  Kliniken  und  Kran- 
kenhSnsern  gemacht  werden.    Ref. 


3. 
Monatlicher  Bericht 

über 

Gesundheitszustand,   die  Geburten  und 
Todesfälle  von  Berlin. 


Mitgetheilt' 

aus  den  Actt^n  der  Hufelandischen  med.  chir. 

Gesellschaft. 

JMonat  Januar. 

Die  rheumatisch  katarrhalische  Constitution, 
begünstigt  durch  eine  in  diesem  Slonate  fast 
unerhört  gelinde  Witterung  und  anhaltende  Re- 
gengüsse^ bildete  die  Grundlage  der  meisten  ac^* 


—    104    — 

ien  Krankheiien,  and  nicht  «elien  trat  zu  den 
chronischen  Zuständen  jene  Complication  hinzn. 
Die  sopst  zu  dieser  Zeit  häufig  vorkommendeii 
echten  Entzündungen  wurden  kaum  gesoheur, 
jedoch  um  so  mehr  kamen  rheumatische  Entzünr. 
düngen  der  Pleura,  des  Halses,  des  Herzbeutels 
und  der  Gebärmutter  in  Behandlung.  Die  all- 
gemein Terbreitetste  Krankheit  war  Angina  so- 
wohl tonsillaris,  pharyngea  als  auch  echte  mem- 
branacea.  Aber  auch  eine  vom  vergangenen 
Jahre  mit  herübergekommene  Beimischung  von 
Gastricismus  zu  den  rheumatischen  Krankheiteil 
liess  sich  besonders  im  Anfange  des  Monats  häufig 
deutlich  nachweisen^  und  machte  namentlich  id 
£eberhaften  Zuständen  um  so  mehr  auf  sich  «ffi 
merksam ,  weil  jene  Verbindung  sehr  langsam 
rerlaufende,  und  zu  häufigen  Recidiren  veranlai- 
sende  Zufälle .  in  ihrem  Gefolge  hatte.  Nachtliei«« 
Hg  wufde  jene  Complication  den  Kindbetterin-* 
~nen,  von  denen  mehrere  in  Folge  derselben  von 
stürmisch  auftretender  f  cbr.  puerperalis  befallen 
wurden,  der  sie  als  Opfeir  fielen.  Unter  den 
Ausschlagskrankheitcn  waren  die  Masern  am 
zahlreichsten  gesehen  worden,  jedoch  hatte  auch 
das  Scharlach  eine  ziemliche  Verbreitung  gewon- 
nen, besonders  unter  Erwachsenen,  von  denen 
viele  im  Stadium  der  Eruption  und  Efflorescenz 
der  Krankheit  durch  die  Heftigkeit  der  entzünd- 
lichen Erscheinungen  des  Kopfes  und  der  Brust 
starben.  Echte  Pocken  so  wie  Varioloiden  Hes- 
sen sich  ebenfalls  zahlreich  beobachten,  am  häu- 
figsten aber  waren  die  Varicellen.  Ausser  die- 
sen den  Kindern  eigenihümlichen  Hautkrankhei- 
ten sah  man  auch  nicht  selten  Rosen  und  Pem- 
phigus unter  den  Erwachsenen. 

Es  wurden  geboren:  538  Knaben  und 

462  Mädchen, 

*  I 

1000  Kinder. 


—    105    — 


Ea  atorb^:  17«  ■ 

160  welbl.  Oescbleehti  und 
304  Kinder  nntor  10 Jabren, 

'■    m.       .        ■ 

Mcbr  geboren:  360. 


SpteMt  KrmJtMhH. 


An  BnlluKnunE  Allen  wefia 
An  SehwKche  halil  nAüh  JerGe- 

liurt 

Dnieitig  und  toill  grbori 

An  tchwcTem  Zulineii  . 

Am  iSlanluaiDj^f   . 

Am  iKinabackenluampf 

Ad  Kfl^slxa       ■ 

An  BcropÜeln       . 

An  Gehirn H-asaen II cht  . 

An  Sen  Pocken    .     , 

Am  Fiiesel      .     ,     . 

Am  Pemphigus     .     . 

An  Sduilachfieber  .     ,     , 

Ad  der  ßehlinenlzündung 

An  dei  Lui^enenliQiiduiiE 

An  Hei  lloterleibientiflndung 

An  der  namcDliUndiiiie   . 

An  Oei  BrKune    .... 

An  du  HeixcDlzündüng    . 

An  BcT  HeiibeulelentiflDduDg 

An  Ser  fiebSnnaiterentzQndunE . 

AnFImiiitli    ,    . 


IM    - 


Am  BntxQnduuBifieliei 

Am  NFm-DÜebc-r       ,      . 

Am  SchlclmGcbrt      .     . 

Am  Typhus  alidominalii 

Am  KinAbctllicIiFr    .     . 

Am  abnlundeniiiidicIileUken' 

den  Fiebn 

An  dai  LungcRivhwindaucltt 
Aa  fl»  HsUichwindiucbt 
An  dCE  Unlerlciluifliwiatliurht 
An  der  Dann  leb  winAmchl 

Am  Hyilniii 

Ab  Hjitofi  )>nicardii  ,     . 
Am  Mj^TothArax       ,     . 
Aa  der  Tymfanllü   .     .     . 
An  der  Lebeikrankheil 
Ad  dn  Gclbiucbt     .     . 
Am  DureUall       .     .     . 
Am  BtcchduTcIifatl    .     . 
An  Her  Rubi  .... 
Am  Blitttlurz       ,     .     . 
An  Blutbteclien   .     .     . 
Am  Schlag  und  Sticlifluis 
An  or)[''B'*cfaca  Pchlem 
An  Knochenf^schtvüien 

Am  Krebi 

Am  Bnnd        .... 
An  Krailkheil  der  Urinwcee 
An  dei  Eücftenmarlitdarre 
An  Bl«B»üer*eichung   .     . 
An  pchiMcrtvvichung   . 
An  ltückeniit*rks€iw«icliuiig 
DuRih  flclbilmord     .     ,     . 
An  nicht  lienannRn  Krankhtilcn 
Durch  Ungtäcksrille      .     ■     .     . 


Summa 


107 


3. 

f 
■ 

Zwölfter  Jahres -Bericht 

der 

Hofelaudscheii    Stiftung 

lur 

Unteretfitaang  notbleidender  Aerate. 


Der KaMenbesiand  des  ärztlichen  Hülfs- 
^treins  hetmg  am  Ictztm  Deeember  1841t 
31,900  Rthlr.  in  9taatapaj»icren  und  405  Rthlr. 
3  8gr,  4  Pf.  in  Cour.  Aiercu  kamen  im  Jahre 
1842:  4522  Rthlr.  2  Sgr.  mit  Einschluss  von 
1338  Rthlr.  26  Sgr.  Zinsen  und  577  Rthlr.  Prämie 
nf  Staaisschuldscheine,  welche  in  3^  pro  Cent. 
Zinsen  tragende  Papiere  verwandelt  worden 
and.  Ausgegeben  wurden:  2300  Rthlr.  zur  Un- 
ierstfitzung  von  Zwei  und  Sechzig  hülfsbe- 
Mrftigen  Aerzten  und  356  Rthlr.  2  Sgr«  6  Pf. 
ior  Bestreitung  der  Yerwaltungskosten.  DasKa- 
idial- Vermögen  vergrösserte  sich  um  1700  Rthlr. 
Oen  Kassenbestand  am  letzten  Deeember  1842 
badeten:  32,900 Rthlr.  in  Staatspapieren,  55 Rthlr. 
ui  Colde  und  429- Rthlr.  5  Sgr.  10  Pf.  in  Cour. 

Bei  der  Wittwen  -  Unterstützungs- 
Kasse  ior  Aerzte  betrug  der  Bestand  am  letz- 
ten Deeember  1841;  9000  Rthlr.  in  Staatspapie- 
ren und  622  Rthlr.  25  Sgr.  4  Pf.  in  Cour.  Da- 
ra  kamen  im  Jahre  1842:  1709  Rthlr.  23  Sgr. 
mli  Einschluss  von  371  Rthlr.  18  Sgr.  Zinsen 
und  180  Rtiilr.  Prämie  auf  convertirte  Staats- 
Mliiil4Mheine.  Ausgegeben  sind:  360  Rthlr.  zur 
VliterBtQtznDg    von    Zehn    dilrftigen   Wittwen 


-»-   108    — 

und  9  Rthlr.  15  Sgr«  zur  BesireiioDg  verschie- 
dener Kosten.  Das  Kapiial-Yemidgen  vermehrie 
sich  um  1500  Riblr.  Kassen-Bestand  ultimo  De- 
cemVer  1842:  10,500  Rthlr.  in  Staaispapieren, 
6i  Rthlr.  in  Golde  und  392  Rthlr.  13  Sgr.  10  Pf. 
in  Cour.    .  ' 

Berlin,  den  9ten  Januar  1843. 


Mku  fHreetorium  der  Htifehmdsehen 
MUT  Uniersiutxung  nothleidender  Aer%te» 

w 

Bar9M.       B%99^.       Klug.       TrüetedL 

«.  Wiehel 


i;' 


Bofia,  (edrnckt  b«i  F.  If  ietack. 


Nachricht 

wegen  der  ForUiet»iiig  des 

Joonuds. 


Nack  dem  plöislidien,  köchsi  beirflbenden 
Tod^ifiill  des  bUhericen  Heninsgeben  des  A^e- 
kmd»chm  Journal«  hat  der  Unterseichnete  mttf 
dbit  jMjmhüfittfhtin  W\m§eh  wnd  im  JBbnmvMidbito 
mdi  dm  VMmtUbtmm  <bt  MretoMm  8Umkrmlh$ 
BMmd  wnd  Geh.  Baika  Omm  die  Fortsetrang 
und  Redaciion  dieser  Tor  nun  bald  fiinfkig 
Jahren  gegründeten  Zeitschrift  fibernommeni 
woxn  ihn,  ausser  seiner  langjährigen  Miiwir- 
knng  als  Hitarbeiter  an  diesem  Jonmal  ond  sei- 
nem innigen  FrenndscbaftsveriiSltniss  mit  dem 
bisherigen  geschätsten  Herausgeber  desselben, 
auch  die  PietSt  Ar  sdnen  hodirerehrten  Lehrer 
Bufekmd  bestimmt  hat,  dessen  Wunsch  es  im- 
mer gewesen,  dass  die  von  ihm  gegründete, 
mit.  so  vieler  Vorliebe  und  Ausdauer  unter 
den  schwierigsten  Umst&nden  und  den  un- 
günstigsten Zfsitläuren  forigefiihrte  und  mit 
so  allgemeiner  Theilnahme  aufgenommene  Zeit- 
schrift auch'  nach  seinem  Tode  fortgesetxt  wer- 
den möchte.  Indem  der  Unterseichnete  daher 
diesem  Wunsch  zu  entsprechen  und  das  JSfig^ 
kmdache  Journal  möglichst  im  Geiste  seines 
Gründers  fortzuluhren  unternimmt,  erlaubt  er 
sich  in  Besftiehqng  auf  die  Gmndsätse,  die  ihn 
bei  der  Redaction  desselben  leiten  werden ,  auf 
das  Vorwort  zu  dem  Januarheft  des  Jahr- 
gangs 1842.  zu  verweisen,  und  wendet  sich  an 
das  geschätzte  ärztliche  Publikum  und  die  ver- 
ehrten Mitarbeiter  mit  der  vertrauensvollen  Bitte, 
diesem  ältesten  deutschen  medizinischen  Jour- 
nal auch  ferner   ihre    Theilnahme    und  thätige 


Hitwirkang  durch  gediegene,  den  Anforderungen 
des  heutigen  Siandpnpkis  der  medizinischen 
Wissenschaften  entsprechende  Beiträge  schenken 
SU  wollen. 

Der  Unterzeichnete  verbindet  hiermit  zu- 
gleich die  Nachricht  an  die  geehrten  Mitarbeiter 
und  Abnehmer  dieses  Journals^  dass,  da  eine 
Einigung  mit  dem  bisherigen  Herrn  Verleger 
nicht  möglich  gewesen  ist,  dasselbe  fortan  im 
Verlage  der  Oehmi^keschen  Buchhandlung  zu 
BarUn  erscheinen  wird,  und  dass,  da  die  afliite 
Mfrsy  berechügie  Eb^ekmdtche  Famüie  de»  ferme» 
rmk  OAnmck  des  TUeU  und  des  Namens  wm  Ai- 
feUmd  und  Oemm  unier  keiner  Bedingung  alnsai 
Andern  ai$  dem  VnierMeickn^en  geeiatiei,  jede  on- 
derweU^  elwa  in  Aueeicki  gestelMe  ForieeiMmg 
dee  Jbfekmdachen  Journale  ekn  eo  unbereehiig^  ob 
wMuf^  eein  würde. 
tierlin  im  M&rz  1842. 

Dr.  Fr.  Busse, 

KOatgL  PreuM«  Hedicilulrath  und  Hofinedictti. 


Der  unterzeichnete  Verleger  hat  den  Ver- 
tag des  Hufelandschen  Journals  für  praktische 
Heilkunde  übernommen  und  wird  seinerseits  f&r 
eine  angemessene  und  würdige  Süssere  Aus- 
stattung dieser  gediegenen  und  beliebten  Zeit- 
schrift sorgen.  Dieselbe  wird,  tm  Wesentlichen 
unverändert,  in  zwölf  Monatsheften^  die  regel- 
mässig und  ohne  Unterbrechung  im  Laufe  eines 
jeden  Monats,  mit  dem  sie  bezeichnet  sind,  aus- 
gegeben werden  sollen,  zu  dem  bisherigen  jähr- 
lichen Preise  von  5j  Tbalern  erscheinen.  Bei- 
träge für  dieselbe  werden  mit  Fahrpost  porto- 
ft'ei  an  den  Herausgeber  oder  auf  Buchhändler- 
wege an  die  Verlagshandlung  erbeten. 
Berlin  im  März  1842. 

Oehmigkesche  Buchhandlung. 

(J.  Bulow.) 


dor  SISeltaelirift  r#  d«  sesimuHite 

Hedletaif 


Qie  Zeiischrift  f.  d.  gestmmi«  Medi* 
^\^  mit  besonderer  Berttcksiehfignng 
der  anslXndiechen  Literatur  etc.,  her« 
aasgegeben  von  Dr.  Oppemh^irnj  die  seit 
ibreni  siebeqjfthrigen  Bestehen  sich  eines  fort- 
wShrend  steigenden  Be|iSriles  erfreuet ,  was  sich 
aqs  dem  stets  wachsenden  Leserkreis  sowohl  als 
dfirdi  die  sich  mehrende  Zahl  der  Hitarbeiter 

iinerlouintem  Rufe  und  Tfichtigkeit  am  deut- 
en SU  erkennen  giebtji  beginnt  mit  1843 
Uiren  achten  Jahrgang.  So  wie  die  Redaction, 
upspifgesetst  thäUg^  stets  darauf  bedadit  ist^ 
ihre  Zeitschrift  zu  venrollkommnen  und  die  et- 
waigan  Hängel  derselben,  |iuf  die  sie  theils  durch 
näher  stehende  Freunde,  theils  durch  die  öffent- 
liche Kritik  aufmerksam  gemacht  wird,  zu  ver- 
bessern, so  wünscht  auch  die  Yerlagshaudlung 
nach  ihren  Kräften  dazu  beizutragen,  dieses  Jour- 


^1  den  Beförderern  desselben  steü  lieber  und 
werthvoUer  zo  macben.  Sie  geht  daram  in  den 
schon  seit  mebreren  Jahren  von  den  jedesmal 
neu  eintretenden  Abonnenten  ausgesprochenen 
Wunsch  ein,  die  früheren  Jahrgänge  (so  weit 
der  geringe  Vorrath  reicht^.da  (der  in  Hamburg 
lagernde  Theil  bei  dem  Brande  des  vorigen  Jah- 
res  zerstört  ist)  im  Preise  herabzusetzen  und 
zwar  Jahrgang  183S  — -  ^0.  oder  Band  1  —  15 
von  40  Thir.  auf  20  Thir.,  einzelne  Jahrgänge 
von  8  Thlr.  auf  5  Thlr.,  woAr  sie  in  sämmtli- 
eben  Buchhandlungen  zu  haben  sind.  Die  Jahr- 
gänge 1841  und  1842  behalten  einstweilen  den 
Preis  Ton  8  Thlr. 

Auch  in  diesem  Jahre  wird  die  Zeitschrift 
mit  derselben  Präcision  und  Regelmässigkeit 
wie  bisher  in  Monatsheften  Ton  9  —  10  Bogen 
mit  den.  nÖthigen  Kupfern ,  Tabellen  etc.  verse- 
hen, am  ersten  jeden  Monats,  mit  dem  sie  be- 
zeidinet  sind^  ausgegeben  werden.  Ein  Gene- 
ralregister  über  die  ersten  12  Bände  (Preis  1 
Thlr.  8  ggr.)  ist  im  vorigen  Jahre  erschienen; 
ein  zweites  Register  über  Bd.  13  —  24  wird 
am  Schlüsse  dieses  Jahrganges  angefertigt  werden. 

Perthes -Besuser  A  IMbiiilfce« 

HAMBURG;  Januar  1843. 


der 


gs-Ahstalt  för  Aerzie 


m0 

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1 

2 
3 

4 

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8 

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11 

12 

13 

14 

15 

16 

17 

18 

19 

20 

21 
22 
23 
24 
25 
26 
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28 


An  Zi 
Beitrigi 
Bxtnun 
Beitr 


Gold,     '   CouniDt. 


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Summa» 


R«i.  j*ff.|pf. 


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20 


Angekai 
Beiträge] 


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15 


20 


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10 
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25 
18 
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20 


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17 
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58 
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75 
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20 


25 


17 
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15 


20 


^500|  5  |15|2327|  3|  4|12832|18|  4 


♦)  Die 
und  27  Mihlr. 


blam  unil  COslin  mit  ie$i^,  VyV^v\A\, 


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■|AnstiiIt  für  Aerzte 


Counnl, 

HÜ.  |*R.|l.f, 


40 

40 


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VBd    3ta  Rtkir.  13  Sgl.  10  Pt,  in  Countnt. 


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4 

ml  CUslin  mit  lesf.  20(i  Bthic 


Aiuseabe  bei  der  Af/UomPsdieii 

ätiftang  für  nothleidende  Aerzte 

im  Jahre  1842. 


Courant. 


RU.  Isffjpt 


Tnnspoxt 

Unterst,  dem  A.A.W,  in A.Reg. -Bez. Arnsbex; 

„  „      Dr.  J.  in  L.  Reg.-Bez.  Lie^itz 

Pens,  dem  Dr.J.inH.Reg,-Bez.  Stettin  prol842 

,      und  extraord.  Untent. .  dem  Dr.  W.  In 

U.  ibid.  pro  1842      ••••,. 

Unterst,  dem  Dr.  K.  in  B.  Reg.*Bez.  Erfurt 

Dr.  P.  in  W.  ihid.     ,     ,     . 

Dr.  T.  in  S.  ibid 

W.  A.  W.  in  W.  ibid. 

Dr.  G.  in  A.  Reg.-Bez.  Aachen 

TV.  A.  nt.in  A.  Reg.-Bez,  Coblenz 

Dr*  D.  in  C.  ibid 

pr.  A.  V.  in  D.  ibid.        •     « 
pr.  A.  A.  in  S.  ibid.       «     • 
Dr.  H.  in  6.  ibid.       .     .     . 
W.  AI  G.  in  O.  Reg.'Bez,  Breslau 
Dr.  B.  in  W.  ibid.      ... 
W.  A.  A.  in  A.  ibid.       ,     . 
Dr.  W.  in  G.  Reg..Bez.  Oppeln 
Dr.  C.  in  L.  ibid.  .... 
W,  A,  M,  in  L.  ibid.     ,     . 
W.  A.  S.  in  R.  ibid.      .     , 
W.A.C,  inR.Reg.-Bez.DUsseldorf 
Dr.  B.  in  M.  ibid.       •     .     . 
„      W.  A.  K.  in  W.  ibid.    .     . 
^  ,     Dr.  A,  in  W,  ibid.     .     ,     , 

n  n      Kr.  Chir.   Z.  in  A.   Reg.  «Bez 

Gumbinnen 

„  ,      W.  A.  R.  in  D.  Reg.  •  Bezirk 

Königsberg 

An  Verwaltungskosten 

Zum  Aukauf  ron  2000  Rthlr.  Preuss.  Staats 
Schuldscheinen 


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20 
30 
20 
50 
20 
30 
30 
30 
50 
50 
25 
30 
30 
30 
30 
40 

30 

25 
356 

2086 


2 

27 


Summa  |4742|  29 1   6 


(Hierzu  rerlooste  Staatsschuldscheine  300  Rthlr.) 


B  8. 


1e  und  5172  Rthlr.  5  Sgr.  4  PI.  iii  CouiwA, 


^<y>«*> 


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C;   W.  Httfelaiid's 


jr  «u  mal 


der 


practischen 


tteilkunde 


Fortgesetzt 


Ton 


»       -  

-      Dr.  Fr,  Busse^ 

[Kto.  IPreiisi.  Med.  Rath  und  Hofmedicus ,  RiHer  des 
imlwB  Ädl^ -Ordens  Werter  Klasse  und  mehrerei;  gelehrten 
Gestfllseluiften  des  In-  und  Auslandes  Mitgliede. 


Grramy  Freundy  ist  aUe  Thewie^ 
Doch  grwn  des  Ijehens  goldner  Baum. 

Göihe, 


IlL    Stuck.     März. 


Berlin. 

Verlag  von  Oehmigke's  Buchhandlang 

(Julius    BUlow.)    , 


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U  e  b  e  r 

die  Heilquellen  und  Bädicr 

K  u  r  h  es  s  e  n  sl 

insliesondere  die  zu 

nfenndorf  und  uranheliii« 

Von  ,      •    ' 

Dr.  E.  €frandidier^ 

praktitdieiD  Ante  und  Gebnrtihelfer  s«  Gisccl. 


Wenn  gleich  Karhessen  hinsichtlich  der 
Zahl  and  Bedeutung  seiner  Heilquellen  vie* 
len  andern  deutschen  Bundesstaaten  nach- 
steht, so  besitzt  es  dennoch  im  Verhältnisse 
zu  seiner  Grösse  nicht  wenige  Mineralquel- 
len und  darunter  einige  von  hoher  Bedeu- 
tung. Die  meisten  und  gerade  die  wichtig- 
sten Heilquellen  dieses  Staates  liegen,  in 
vom  Hauptlande  getrennten  GebietstheileA 
desselben.  Sudwestlich  vom  eigentlichen 
Korstaate  in  der  Wetterau  und  ringsum  von 
Grossherzoglich  Hessischem  Gebiete  umge- 
ben  besitzt  Kurhessen  das  Amt  Dorheim  und 
darin  die  warmen,  bromhaltigen  Kochsalzquel- 
len und  kohlensauren  Gasquellen  zu  Nauheim 
80  wie  den  erdig -muriatischen  SSuerling  za 


Sehwalhein.  Diese  Qaellen  verbinden  die 
grosaen  Gruppen  der  Heilquellen  des  Tannos  ' 
mit  denen  des  Yogelberges  und  der  frinki- 
ecAen  Rhön.  Eine  andere  Reihe  von  Heil- 
quellen  hat  Kurhessen  in  seinem  nördlichsten 
Landestheile  9  dem  ebenfalls  getrennt  gele«- 
genea  Kreise  Schaumburg,  an  dessen  nord- 
östlicher Grenze  in  dem  weiten  Thale  zwi<^ 
schea  dem  Bfickeberge  und  dem  Peisterffe- 
birge  die  erdig  t  salinischen  Schwefelquefieii 

Sil  Netindörf  uqd  die  Kochsalsquelleii  zu  Roi* 
enberg  und  Sooldorf  entspringen,  beide  Glie- 
der- Jener  grossem -Gruppe  .mitteldeutscher 
Heilquellen  im  Westen  des  Thflringer  Wal- 
des und  Harzes.  '  In  einem  dritten  getrenn- 
ten Landestheilje,  dem  Kreise  Schmalkalden^ 
«chon  initten  im  Gebirgslande  des  Thüringer 
Waldes  findien  wir  noch  die  frfiher  zur  Sa- 
line, jetzt  zu  Soölbädern  benutzten  Koch- 
salzquellen zu  Schmalkaldcn.  Weit  unbe- 
deutender sind  die  im  eigentlichen  Haupttheile 
des  Kurstaates  befindlichen  Mineralquellen 
zu  Wilhelmsbad  bei  Hanau,  Memelsen,  Wey- 
hers  und  Johannisberg  bei  Fulda.  Wichti- 
ger ist,  schon  die  zwischen  Rhön  und  Vo- 
gelsberg  in  der  Provinz  Fulda  gelegene 
Bonifaciusquelle  des  Augustenbades  zu  Salz- 
schliirf,  einer  uralten  im  Anfange  dieses  Jahr- 
hunderts eingegangenen  Saline.  Ihr  gros- 
ser Reichthum  an  freier  Kohlensäure,  ihre 
quantitative  und  qualitative  Uebereinstimmung 
mit  dem  Kissinger  Ragoczy,  so  wie  höchst 
zweckmässige,  freilich  den  Mitteln  eines  Pri- 
vatbesitzers entsprechende  Einrichtungen,  be- 
rechtigen zu  schönen  Erwartungen.  In  dem 
eij^enflichen  Niederhessen  finden  ^r  in  dea 


Thälern  der  Werra  und  Weser  die  Sool-* 
quellen  zu  Allendorf  und  Earlshafen,  beide 
als  Soolbäder,  erstere  aiich  als  Saline  be- 
nutzt. An  der  westlichen  Grenze  von  Nie- 
derhessen entspringen  aus  einer  Fortsetzung 
des  Rheinischen  Schiefergebirges  im  Thale 
der  Edder  die  erdig -salinischen  Eisenquel- 
len zu  Dorfgeismar.  Endlich  treffen  wir 
noch  im  Gebiete  des  Dicmelflusses  unweit 
der  westlichsten  Yorberge  des  Reinhards- 
waldes, sechs  Stunden  nördlich  von  Cassel, 
die  kohlensaurcreichen,  erdigr salinischen  Ei- 
senquellen zu  Hofgeismar,  welche  aus  dem 
bunten  Sandsteine  der  dortigen  Thalsohle 
entspringen ,  deren  deckender  Muschelkalk 
gebörsten  ist.  Hit  schönen  und  zweckmäs- 
sigen Anlagen  und  Einrichtungen  zu  Bädern 
versehen,  früher  viel  besucht,  und  von  jeher 
ein  Lieblingsaufenthalt  Hessischer  Fürsten 
ist  Hofgeismar  noch  immer  durch  seine  Lage 
in  der  Nähe  von  Cassel  von,  wenn  auch 
zunächst  hessischer,  Bedeutung. 

In  dem  Folgenden  wird  nur  von  Nenn- 
dorf und  Nauheim,  als  den  wichtigsten  hes- 
sischen Bädern,  die  Rede  sein;  wenn  aber 
über  ersteres  mehr  Specielles  gesagt  wird, 
von  letzterem  dagegen  mehr  allgemeine  Um- 
risse gegeben  werden,  so  erklärt  sich  diese 
ungleichartige  Bearbeitung  aus  den  verschie- 
denen Verhältnissen,  worin  beide  Bäder  sich 
befinden.  In  Beziehung  auf  Nenndorf,  ein 
schon  seit  mehr  als  fünfzig  Jahren  bewährtes 
Bad,  das  sich  bereits  einer  zahlreichen  Lit- 
teratur  erfreut,  schien  es  angemessen,  mehr 
eine   specielle  Angabe   seines  jetzigen  Zu- 


« 


—     6     — 

Standes  and  der  neusten  dort  getroffenen 
Einrichtungen  nebst  einigen  der  Praxis  ent- 
nommenen Belegen  zu  geben;  bei  Nauheim 
dagegen,  einem  zwar  kräftig  emporstreben- 
den aber  noch  jungen  Bade,  handelte  es 
sich  mehr  darum,  die  Aufmerksamkeit  geehr- 
ter Fachgenossen  im  Allgemeinen  darauf  zu 
pichten,  während  die  speciellere  Bearbeitung 
desselben  der  demnächst  darüber  von  dem 
dortigen  Badearzte,  Herrn  Dr.  Bode^  zu  er- 
wartenden Monographie  vorbehalten  bleibt 
Dazu  kommt  noch,  dass  Verfasser  dieses 
über  Nenndorf  aus  eigener,  wenigstens  ein- 
jähriger brunnenärztlicher  Erfahrung  spricht, 
indem  er  von  •  Seiner  Hoheit  dem  Kurprinzen 
und  MHregeaten  mit  Vorsehung  der  Stelle 
eines  ersten  Brunnenarztes  daselbst  fiir  die 
Saison  1842  gnädigst  beauftragt  war,  wäh- 
rend er  die  Nachrichten  über  Nauheim  we- 
niger eigener  Anschauung  als  gefälliger  Mit- 
theilung dortiger  Behörden  verdankt. 


I.    Nenndorf. 


Wenn  in  dem  letzten  Decennium  ausser 
der  gehaltreichen  Monographie  von  Wähler 
und  dC  Oleire  über  Nenndorf  und  dessen  Heil- 
anstalten dem  ärztlichen  Publikum  nichts  mit-* 
Setheilt  wurde,  wenn  der  treffliche  Aufsatz 
es  seligen  Geheimehofraths  Dr.  Waitz  über 
die  dortigen  Schlammbäder  der  letzte  war, 
der  sdt  i830  erschien  (S.  Hufelandüs  Jour- 
nal 1830.  St  1.  S.  7  ff.),  so  ist  dq^  Stillschwei- 


••-. 


MA  uidA  etwa  einem  Uangel  von  »^  fl^ 
mBäbmg  geeignetem  Stoffe  softassbreiben» 
sondern  endfirt  sich  einfach  theUo  niw  Ab- 
neigung zum  Schreiben  und  Ecfinklichkeit 
den  würdigen  letztverstorbenen  Bruhnenarz- 
te%  Herrn  Geheimehofrathes  Dr.  <f  Mmre  m 
MmmaM)  JheiU  aus  der  in  Hessen  eigonthtm* 
lielu«,  von  den  Yfttern  ererbten  Sitte,  vater« 
lindlaefae  Vorzüge  und  Einrichtungen  erst 
daauLin  ihrem  Werthe  anzuerkennen ,  wenn 
di»  anvor  vom  Auslande  gesdiiebett  war* 
Afear  seit  jener  24eit  sind  zu  NMot^or^  s«- 
neue  und  wesentliche  YciJiewNriuuM. 
worden  9  dass  es  das  Idkhalto  li»: 
9  welches  Hessois  Ilegenten  von  jir 
Imt  n  dieser  Ihrer  LieUingsi^hSpfang  naJUf 
9  dass  es  die  sorgsamen  und  viterlidi^ 
ilhugen  der  hohen  Staatsregierung  yer-* 
kcHMfiesse,  wollte  man  deren  fiSanntr 
SMckung  dem  grosseren  Publikum  noeh  lan- 
ger vorenthalten.  Nicht  eine  voUstfindige 
numocraphische  Abhandlung  aber  die  dorti- 

En  Onellen  und  B£der  ist  es,  welche  Yer- 
iser  in  dem  Folgenden  beabsichtigt;  eine 
solche  ist  theils  bei  der  reichhaltigen  Siteren 
Litteratur  Nenndorf 's  kein  Bedormiss,  theils 
gehört  dazu  mehr  als  einjährige  brunnen- 
intUche  Erfahrung:  vielmehr  stellte  er  es 
sich  nr  Aufgabe,  die  dortigen' neuern  Ein- 
riehtongen  zu  beschreiben  ^  vom  unbefange- 
Standpmikte  des  praktischen  Arztes  aus 
benrtheilen  und  auf  diese  Art  die  zuletzt 
MMhionene  Beschreibung  des  Bades  Nenn- 
dorf in  manchen  Punkten  zu  ergänzen  und 
tm  Nichtigen.  — *  Zu  den  Heilschätzen 
Mcnndorfs  gehören  ausser  seinen  bekannten 


—     8 


«    i 


vitf  Sdiwefdgnelieii-die  OtmMitp,  8eUun»i> 
Itider  Uta- die  seit  1842  daseUMt  iiefindUdmi 
SMÜbideir. 


— r — ^-   ••  ■•:■ 

i.     Die  Sehwefeiwasser^ollen   ond 
^  deren  BenutKnng. 


..*-    '.'.:  .. 


Die  'lefiite  voilsUhidige  Analyse  der  Nenn« 
dorfinr -Qodlen  ist  dfe  un  Jahre  1836  Teai 
Berm  ProfesBor  Fr.  WöUer  ^n  OSttingen 
Tergeaenmene,  welche  in  dessen  «nd«f  MM- 
vt^s  Schrift  4iber  Nenndorf  mitgeitheilt  ist 
0edi,luit  d^selbe  grosse  Chemiker  im  Jahre 
1842  eine  vergleichende  Analyse  der  stMß»- 
steä;  Sebwefelqn^en  an  Neimdorf  «nd  iGibeB 
hinsichtlich  ihres  Gehaltes  an  Schwefel  was- 
serstolTgas  vorgenommen,  und  dabei  das  ffir 
Nenndorf  so  schmeichelhafte  Resoltat  erhal- 
ten,  dass  das  dortige  Schwefelwasser  fast 
doppelt  so  viel  Schwefelwässerstoflgas  ent- 
hfiit  als  das  Eilsener.  Nach  ffinf  im  liabo«- 
ratorittm  za  Gdttingen  mit  bekanntei^  Sorg- 
falt' angestellten  Analysen  enthalten  handert 
Theile  Eilsener  Wasser  bei  +  9""  A.  Tem- 
peratur nicl^t  ganz  drei  Theile,  dagegen 
hundert  Theile  Nenndorfer  Wasser  iiber  ronf 
Theile  Schwefelwasserstoffgas,  oder  anders 
ausgedrfickt,  das  Eilsener  Wasser  enthilt 
■^j^  das  NeiUAdorfer  y^  seines  Yolams  Hydro- 
thionsänre.  Ohne  in  Folge  dieser  Behauptung 
dem  Eilsener  Wasser  seine  grosse  Wirk- 
samkeit absprechen  zu  wollen,  da  am  Ende 
kein  Arzt   genau    wissen-  kann,    wie  viel 


Schwefelwasserstoff  sur  Heilang  dieser  oder 
jeaer  Krankheit  ndthif  sei,  geht  doch  aus 
dieser  Yergleichung  hervor,  wie  licherUch 
and  anbegrfindet  es  ist,  wenn  man  hin  und 
wieder  dem  Eilsener  Wasser  einen  Vorwog 
A'or  dem  Nenndorfer  geben  wilK  weil  es  rei- 
cher an  Hydrothionsiure  sei. 

In  Beziehung  auf  die  Trinkquelle  .  zu 
Nenndorf  verdient  hemerkt  zu  werden,  dass 
dieselbe,  die  bisher  mit  einem  Zelte  aber- 
deckt  war  und  gepumpt  wurde ,  von'  nun  an 
mit  einem  Tempel  überbaut  worden  ist,  ^der 
durch  seine  architektonische  Schönheit  zur 
Zierde  der  dortigen  Promenade  dienen  ^vird. 
Ffir  die  Zukqnft  ist  zugleich  die  Einrichtung 
getroffen  worden,  dass  das  Wasser  der  Trink- 
quelle  nicht  allein  gepumpt,  sondern  auch 
nnmittelbar  geschöpft  werden  kann.  Die  zum 
Versenden  bestimmten  Krüge  werden  durch 
eine  eigene  Vorrichtung  unter  dem  ^Spiegel 
der  Quelle  verkorkt  mid  hernach  wohl'  ver- 
picht, und  können  durch  jede  Mineralwasser- 
handlang  bezogen  werden.  Der  Preis  eines 
so  gefüllten  Kruges  beträgt  an  Ort  und  Stelle 
zwei  Silbergroschen.  —  Die  Schwefelwas- 
serbäder werden  ausschliesslich  in  dem  gros« 
sen  Badehause  und  zwar  in  steinernen,  von 
geschliffenem,  feinein  Sandsteine  gefertigten 
w  annen  gegeben.  Die  in  die  Wannen  mün- 
denden Hähne  für  kaltes  und  warmes  Schwe- 
felwasser sind  fast  überall  bis  nahe  an  den 
Boden  der  Wannen  geführt  worden,  um  das 
Sprudeln  des  ausfliessenden  Wassers  und 
dadurch  einen  möglichen  Verlust  von  Hy- 
drothionsaure  zu  vermeiden.     Die  Heizung 


\ 


—    10    - 

ifciprtprter  Bider  g«8chi^t  imk  Diiwpf» 
VMi  ^ÄwdMwatBer,  wd  bei  ilieaer  i^copfh 
MMfW.  and  «ehita»w«rtbea  OanpfbegniHF  mit 
W*aifig;|idi  ceworden,  da»  4m  BadbiwmMr 
«IMIi  .  «ich  den»  Erwirmea  vWig  klar  vad 
ifcwrtpicfctig  bteibt,  ein  'Beweie,  ^  daw  keiat 
Simetmng  dessdben  eing^treteii  am,  wüi- 
rend  es  frShery  wo  ea  in  grossen^  kupfernen 
Kina^iaKi^ocht  , wurde,  eine  idiikhweiaae 
F^iRfie  aiuuihmi,  die  van  «iner  theäwepaen 
^aKiftwiiig  der  Hydretbinnallare  sowie  von 
Bvi^gAtation  ^  v^^  berr«krte. 

ViaiAMer  bat  in  veivehiedenen  andern  dent- 
oban  JSAwrfelbidern ,  wo  ebenijaUA  wat 
MfWjpf  geiieixt  wird^  diese  dttrebsidrtiga) 
Istamv  Jteachaffenbeit  des  Bad^nssers  nicbt 
gimBiefU,'  Bedenkt. man.  dass  bei  der  gfia- 
jrtljj|)Sn.l4ag#  des  Nenndorier  Badehaoaes^  wel^ 
qbes  tiefer  $i^  der  Spiegel  der  Quellen  liegt 
das  Wasser  aus  den  Quellen  fortwfihrend 
durch  eigenen  Fall  in  die  B&der  fliesst,  ohne 
dass  es  gepumpt  zu  werden  braucht,  sowie, 
dass  es  durch  heisse  Sehwefelwasserdämpfe, 
ohne  etwns  von  seinen  Bestandtheilen  ein« 
acnbfiasen,  geheizt  wird,  so  muss  man  geste- 
hen, däss  eine  zweckmassigere  Art,  die  zum 
Baue .  ndthige  höhere  Temperatur  berzustel- 
len,  oder  eine  passendere  Methode,  wodurch 
das  Wasser  weniger  Yerän4erungen  erlei- 
det, schwerlich  existiren  dOrfte* 

Noch  muss  hier  einer  Einrichtung  zum 
Erwfirmen  der  Badetücher  erwähnt  werden, 
die  nirgends  anders  angetroffen  wird.  Bd 
dem  grossen  Ueberflqsse  an  heissen  D&mpfen 
hat  man  diese  in  blecherne,   Wfirmk$rben 


—  11   - 

ähnlich  construirte,  Gef&sse,  welche  wie  kleine 
Ofen  innerhalb  der  Badestoben  stehen,  ge-^ 
leitet  und  auf  diese  Art  die  bisherigen  Trok- 
kenkorbe  und  deren  Erwärmung  durch  Holz- 
kohlen ersetzt,  wodurch  ausser  einer  bedeu-. 
tenden  Holzerspaning  eine  stets  gleichmäs- 
sige,  hinreichende  Wärme  hervorgebracht, 
und  die  bei  der  Erwärmung  durch  Holzkoh- 
len entstehende  Erzeugung  von  Kohlenoxyd- 
gas,  oder,  will  man  die  Wärmkörbe  auf  die 
änge  stellen,  das  öftere  Oeffnen  der  Thfi- 
ren  vermieden  wird.  Die  bereits  gemachten 
Versuche  sind  zu  völli^r  Zufriedenheit  ans- 

Sefallen,  und  nach  und  nach  sollen  alle  Ba- 
estuben    mit    dieser    Einrichtung    versehen 
w^erden. 

Als  Modificationen  der  Schwefelwasser- 
bäder sind  die  Vorrichtungen  zu  Regen-, 
Sturz-  und  Schwitzbädern,  zu  Dampf-  und 
Wasserdouchen  zu  betrachten.  Sie  bestehen 
noch  in  derselben  Art,  wie  sie  cfOIeir«  be- 
schrieben hat.  Zu  Nenndorf  hat  man  von 
jeher  und  mit  Recht  eigenen  Douchezimmern 
mit  feststehenden  in  einem  daneben  befindli- 
chen Cabinette  angestellten  Druckmaschinen, 
deren  elastischer  Schlauch  durch  eine  Oeff- 
nung  der  Wand  in  das  Douchebadzimmer 
gefährt  wird,  den  Vorzug  vor  jenen  kleinern 
transportabelen  Douchekasten  gegeben,  die 
in  das  Zimmer  des  Badenden  gebracht  und 
dort  in  Bewegung  gesetzt  werden,  womit 
mancherlei  Inconvenienzen  verbunden  sind. 


li 


;  ■;  \- 

K< 

;•> ,;^;    »ie'Schwcfel--Gasb«dci'. 

•  ^^-  Nrandorf  feesitet  sb wobl  trockene'^  «kr  ^ 
kalley  als  waime  orfer  fetieKte  GMbMer. 
BirBte«e> werden  In' dem  von  ifCNMroilSdO 
efaiginieliteten  6ai|0Blon  im  ersten  Stoeke  ei*^ 
MS  «igesfds  danrfcestimmten  Gebindei  rär- 
«ilMst  einer  Fontsifte  von  Icaltem,  Mf  einer 
kwj^emenv  Hslbkntttf^rschellcndem 
i^Bmasser  der  stin^  gerebetti-'-IBie 

waraoB,  fenehtenGasbider  branden  siekm 
eiMBi  Zimmer  gleicher  £rde  deseelteo  ^Ge^ 
biiidesT^  bier  wird  das  Schwefelwasserstoff«» 
MS .  dadurch  .  entwickelt,  dass  'kaltes  nnd 
nsisport  ^S^wefelwtsser  anigleich  ans  Itthnen- 
hervorströmt  und  auf  einem  kupfernen  Becken 
KerscheUt,  wodurch  das  Gas  frei  wird,  and 
nogteich  durch  mehr  .oder  weniger  Zröfluss 
von  heissem  Wasser  die  Temperatur  regnlirt 
werden  kann.  Zur  localen  Anwendung  des 
erwirmten  Gases,  der  Gasdouche,  sind  die 
nSthi^en  Vorrichtungen  vorhanden«  welche 
anch  in  der  vergangenen  Saison  bei  Ge- 
schworen ,  Neuralgien  und  Krankheiten  der 
Ctehörwerks&euge  öfters  benutzt  wurden. 


3.    Die  Schlammbäder. 


Die    Nenndorfer    Schlammbäder,    nebst 
denen  m  Eilsen  die  ältesten  in  Deutschland, 


—    13    — 

bestehen  sehon  seit  dem  Jahre  .1809  und  sind 
seit  jener  Zeit  Gegenstand  unausgesetzter 
Sorgfidt  und  Aufmerksamkeit  der  Verwaltung 

gewesen,  welche  denselben  den  höchsten 
rad  möglicher  Vollkommenheit  zu  geben 
stets  bemfibt  war.  Da  das  bisherige  Schlamm- 
badhaus  dem  wachsenden  Bedürfnisse  und 
Andränge  der  Uiilfesuchenden  nicht  mehr  ge- 
nfirte,  so  wurde  schon  1840  am  rechten  Fiä- 
gel  des  gi^ssen  Badehauses  ein  neues 
Scblammbadhaus  errichtet,  welches  mit  dem 
Badehause  durch  eine  Giasfenstergallerie  ver*- 
bnnden  werden  wird.  Dasselbe  enthält  in 
hohen  und  geräumigen  Zimmern  neun  und 
zwanzig  neue,  von  geschliffenem,  feinem 
Sandsteine  gearbeitete  und  in  den  Boden 
gesenkte  Schlammlogen  von  hinlän^icher 
Grösse,  so  dass  nun  in  Verbindung  mit  den 
ein  nnd  zwanzig  im  alten  Schlammbadhause 
befindlichen  t&glich  vierzig  steinerne  Wan-* 
nen  benutzt  werden  können.  Transportable 
hölzerne  Wannen,  oder  gemeinschaftliche 
Schlammbäder  waren  in  Nenndorf  nie  ge- 
bräuchlich, sondern  jeder  Badende,  selbst  der 
sogenannte  Freibädner,  erhalt  in  numerirter 
Wanne  sein  nur  von  ihm  zu  benutzen« 
des  Schlammbad.  Zum«  Ausruhen  nach  dem 
Schlammbade  ist  ein  bequem  eingerichtetes, 
heizbares  Local  vorhanden.  Die  Heizung 
der  Schlammbäder  geschieht  durchgängig 
durch  Dämpfe  von  fSchwefelwasser.  Beim 
Erhitzen  entwickelt  der  Nenndorfer  Schlamm 
ausser  dem  Gerüche  nach  Schwefel  einen 
deutlichen  vegetabilischen  Modergeruch,  der 
durch  den  wiederholten  Gebrauch  des  Schlam- 
mes bei  neuer  Erhitzung  sich  bedeutend  ver- 


> 


u 


iMMU,  sa  immriidk  dies  feciion  immA  nehre- 
IM  Tägm  anfldlettd  JimralnteUi;;  üim^at 
äai^hiaeade  OähnmggprooeiM  w  lei*  dtei  ni^ 
teirt  Ztrseteaii^  der  schweiehMreD  Sätae 
Mdi  die  Biiiwirkiuig  der  orgaaisdhen  Bdb- 
irtiBMBB-^nEiadi  eine  progressiTe  Verweh- 
tmif;  dei  whwefelceiialtes  Statt  za  Ibideii 
■ehelirty  wolBr  uhmche  neuere  diemisehe- Bp» 
Ukivimffmi  epredien,  rechtfertigt  die  mMeMH 
derf  entgeftbrte  Methode,  bis  aEom  sechsten 
'AMie' dcnedben  Sdihunm  SQ  benatsen,  inden 
wnr  denhidb  Mglich  etwas  frischer  Schhun« 
wgesetnt  wird,  am  eine  no  «esse  Terdfin^ 
^  Mag  d«rdi  die  heissen  Däm|He  za  verhOten. 
Die  natfifUdien  ScUammlager  Bienndorf's  be* 
indeii  sidh,  wie  bekannt,  in  der  Nilai  dse^ 
ieMMMB  bei  Alcesdorf  in  ^neni  Suapfe^  in 
%elcfaeii  eine  Men^^e  SchweMaoellen  aiwge 
hra«  vnd  einen  viele  Fqss  tiefen  schwarsKen 
Sehiamm  bilden,  auf  dem  sich  eine  weisse- 
Schwefeldeeke  absetzt  Der  dprt  von  der 
Natar  schon  seit  Jahrhunderten  erzeugte 
Sdhwefelschlamm  wird  möglichst  unverändert 
xnr  Anwendung  gebracht,  indem  er  im  Herbste 
gegraben,  von  ^bem  vegetabilischen  Bei- 
ttiscbnn^en  gereinigt  und  alsdann  in  zwei 
grosse  durchaus  bedeckte^Reservoirs  gebracht 
wird,  in  denen  er  den  Winter  hindurch  un- 
ter dem  Wasser  der  stärksten  Schwefel- 
quelle lagert.  Und  dennoch  giebt  es  ^Aerzte, 
welche  einen  auf  diese  Weise  hergestellten 
Schlamm  einen  känstlich  erzeugten  z»  nen- 
nen belieben,  lieber  diese  Benennung  dürfte 
es  an  der  Zeit  sein,  sich  zu  vereinigen. 
Versteht  man  unter  natürlichem  Badeschlamme 
nur  einen  solchen,  der,  ohne  eine  künstliche 


—    15    — 

Erwärmung  nöthig  zu  haben,  gleich  in  der 
von  der  Nator  dargebotenen  Temperatur  be- 
nutzt werden  kann,  wie  dies  ^u  Abano,  Ac- 
qni,  St.  Amand  oder  bei  dem  Kochsalzschlamme 
des  Sacker  Salzsees  in  der  Krim  der  Fall 
ist,  wo  theils  durch  die  hohe  Temperator  je« 
ner  Thermen,  aus  denen  der  Scnlamin  nur 
ein  Niederschlag  ist,  theils  durch  Einwirkung 
der  Sonnenstrahlen  eine  solche  Benutzung 
möglich  wird,  so  gehört  der  Nenndorfer  Ba- 
deschlamm und  mit  ihm  der  sämmtlicher 
deutscher  Schwefelschlammbäder  nicht  dazu, 
indem  diese  einer  könsUichen  Erwärmung 
bedörfen:  ist  aber  natürlicher  Schlamm  ein 
solcher, ^welcher  den  von  der  Natur  seit 
Jahrhunderten  durch  Imprägnation  von  Moor-» 
erde  mit  Schwefelwasser  gebildeten  Schlamm- 
lagem  entnommen,  und  nur  einer  nöthigen 
mechanischen  Reinigung  und  Erwärmung  un« 
terworfen  wird,  so  gehört  der  Nenndorfer 
Badeschlamm  im  vollsten  Sinne  des  Wortes 
dazu,  und  einem  solchen  Schlamm  gegenfiber 
ist  dann  künstlicher  derjenige  zu  nennen, 
der  willkfihrlich  durch  Mischung,  von  Moor- 
oder Wiesengründ  mit  Schwelelwasser  er- 
zengt wird,  und  der  sich  zu  dem  natürlichen 
wie  künstliche  Mineralwasser  zu  den  natür- 
lichen verhalten  dürfte. 

lieber  Bedeutung  und  Wirksamkeit  der 
Schlammbäder  überhaupt  herrschen  noch  sehr 
verschiedene  Ansichten  unter  den  Aerzten, 
wie  sich  Verfasser  aus  den  Krankenberich- 
ten vielfach  zu  überzeugen  Gelegenheit  hatte. 
Wenn  es  zugegeben  werden  muss,  dass, 
ganz  allgemein  gesprochen,  manchen  Kran- 


km  Jefafit  unnöthiger  Weiie  SchlafiHnMder 
"  '  ^  veiopdiiet  werden,  die  frfiher  in  einlachen, 
MinembrMBerbidern  Heilung  >  «tnchton  .  önd , 
lindfn;  wenfr  es  Tbatsaehe  »t,  dtss  mandie 
Acvftte  der  Mode  hdldigepd  t^hne  BerftAsielH: 
tigang  drohender  Gc^aianzttgen  Schtanun- 
bMer  in^F&Uen  vorschreiben,  wo  deren  Ajh 
wendong  bedenklich  erscheint,  weshalb  red<* 
liehe  BadeArste  dieselbe  manchmal  «i  V6ff^ 
Magern  sich  genöthigt  sehen;  so  ist  es 
dffch- aaf  der  andern  Seite  nicht  weniger 
iHiMemacht,  dass  in  vielen  hi^rtniejUgen 
Fiiten  .nnr  Schlammbider  helfen,  und  >aiu» 
BIM,  die'  dadarch  bewirkten  Erfolge  r«elbst 
bebb^Mltet  haben  muss,  nm  sich  Aber  m 
mwphe  dagegen  gemachte  theoretisehe  EÜn- 
wÄH'e  hinwegsetzen  za  können.  Aueh.-ist 
die  bflfifige  Benatznng  der  Sehlammbider 
in  einer  Zeit,  wo  anomal  gichtische,  rhea« 
matische  Nervenleiden  zu  den  herrschenden 
gehören,  gerade  nicht  auffallend. 

Wie  bei  allen  Schlammbädern,  so  wird' 
auch  bei  den  Schwefelschlammbädern  die 
Wirksamkeit  derselben  theils  durch  die  phy- 
sikalischen Eigenschaften  des  Mediums  seitot, 
dessen  grosse  specifische  Schwere,  Dichti|^« 
keit  und  Leitungsfühigkeit  der  Wärme,  theds 
durch  die  specifischen  Eigenschaften  des 
Wassers,  woraus  der  Schlamm  gebildet  wird, 
also  hier  besonders  durch  die  Hydrothion- 
säure  und  den  Schwefelgehalt  des  Mutter* 
Wassers,  bedingt.  Wenn  von  ersteren  haupt- 
sächlich die  erweichende,  kataplasmirende 
Eigenschaft  und  die  hohe  Wirksamkeit  ab- 
hängt,   welche    Schwefelschlammbäder    aqf 


-     17    — 

den  Kreislauf  ia  Uaujt  und  Zellstoff  adsjiben, 
so  ist  es  der  Gehalt  an  Schwefelwasserstoff- 
gas  und  freiem  Schwefel ,  welcher .  die  be- 
kannte Wirieang  gegen  so  manche  specielle 
Krankheitsznstfinde  vermittelt  Ob  aber  das 
eigentliche  Heilprincip  des  Badeschlammes 
einer  einzelnen  jener  genannten  beiden  Erilfte 
zaenschreiben  sei,  oder  ob  beide  vereint  eine 
dritte  wirksame  Heilkraft  erzeugen  /  darflber 
will  Verfasser  die  schon  vorhandenen  Hypo- 
thesen nicht  durch  eine  neue  vermehren. 
Nur  hat  ihm  die  Erfahrung,  gelehrt,  dass 
der  Schwefelschlamm  von  Nenndorf  manches 
Eigenthümliche  in  seiner  Wirkun|j^  bat,  das 
sich  freilich  nicht  durch  die'  chemische  Ana- 
lyse 9  wohl  aber  durch  die  Art  und  Weise 
KU  erkennen  giebt,  wie  der  menschliche  Or- 
ganismus dagegen  reagirt. 

Wenn  es  anders  noch  neuer  Grande  für 
die  alte  Behauptung  bedärfte,  dass  schwe- 
felhaltiger Schlamm  nicht  überall  gleiche  Wir- 
kung* habe,  so  könnte  die  in  Nenndorf  so 
oft  nach  den  dortigen  Schlammbädern  beo- 
bachtete, von  äusseni  Einflässen  so  wie  der 
individuellen  Constitution  des  Badenden  zn 
einem  gewissen  Grade  unabhängige  Beschleu- 
nigung des  Pulses  dazu  dienen,  diesen  Satz 
ausser  Zweifel  zu  setzen,  indem  diese  Er- 
scheinung nach  Bräckj  Kderit^  Gehhard  und 
lidgel  den  übrigen  norddeutschen  Schwefel- 
Schlammbädern  zu  Driburg,  Meinberg  und 
Elisen  nicht  zukommt  Doch  soll  der  Puls 
einiger  Personen,  welche  die  Meinberfi^er 
Schlammbäder  gebrauchen,  allerdingH  fre- 
quenter,  bei  andern  dagegen  lan^amer  wer- 

Journ,  Bd.  XCV,  Sf,  3,  X 


- .  w  - 


rp»-   I 


IjÜen.     Was  schon    U'allx  mi  ^m^^  «■! 

'.  Jwcli  Urnen    dOfeire,   als».  HtauilÜicb«  PfMk- 

InenürKie,  die  seit  Eröffnung  4«  Nenodwlir 

kt^hlammbiider  cxistirten,   gOtdUt  «tf  T«^ 


imucbe  mit  Gi-suiiden  und  ifrimlrrii  hlHii||it 
^ben,   dass  die   dortigen  8ehUnwbM«^7ui 
>  ,#4er  Mehrzahl  der  Fälle  ei&e  dprclweltDittK^ 
La^i  7^1»'  Schlage    veimehrte   Fre^Bena   dv 
M'alses  bewirken,  und  zwiR  ^ea  iw^hfagig 
l-.Kon  dem  EinCusse  der  'l'emper«tm  tuul  Cw- 
..■^tenz  des  Bades  und  de^  Individiwlittt  dn 
redenden,  muss  Verfasser  diese«  n»iA  Bw^ 
Lyvfatungen,  die  er  thetls  aii  sieb-  qeltist,  thiifti  . 
'Cio   andern    Gesunden    und   ffnillhnil    W fhtr. 
.uu  Allgemeinen  bestiidgeu.    Bei  woUg^DÖJUv- 
l^p  und   blutreichen   Körpern  qnd  reiabänr 
illCepstitution   trat    diese  Em^nw^  atlrinr 
'.  lUiervor,  war  .ilter  auch  bei  toniderenGoastH 
tDtionen  »u  -  bemerken  and   fehlte  wieder  ia 
^igea  Fällen  gmiz.    Diese  BescbleaDiguQg 
d^    EUnlUHilaufefi    scheint    mehr   Folge    der 
reisenden  and  belastenden  Wirkung  des  dich- 
tea  Mediums  auf  die  peripherischen  Ner^'en 
BP  seiOj   und  von  diesen  auf  die  vas&DOtori- 
sehen  Nerven   reAectirt  zu  werden,    als  vom 
Herwn  Bdbst  aaszugehen.    Wenigstens  fuid 
\etfii»avr   den  Heraschlsg   kurz    uach   dem 
Knstog^   in  das  Bsd  auffallend  langsam, 
spilter  nicht  von  der  normalen  Frequenz  ab- 
weichend.     Aucii   fand   er   die   Brust    nicht 
bewegter,  und  die  Bespiration  mhig,   wenn 
KW  bei  soQSt  gesunden  Lungen  die  Erstwir- 
iMingdeB  Schuimmbades  voräber   war,    die 
-allerdings   gewöhnlich    eine    vorilbergehende 
Iqgstliche  Behemmung  des  Athmens  in  Folge 
.des  u^^wolinten  Druckes  auf  die  Peripherie,. 


—    19    — 

namentlich  der  starken  ZnsammendrfiGkiuif 
des  Unterleibes,'  za  bewirken  pflegt.  That*- 
sachen  lassen  sich  nicht  wegiftoffnen,  und 
wenn  in  dem  alten  aber  die  palsbeseUeani- 
gende  Wirkung  des  Nenndorfer  Schwefel-* 
Schlammes  zwischen  den  Herrn  Geheimebof- 
rath  Waiiz  und  Medicinalrath  Tiägel  zu  Eil« 
sen  geführten  Streite  Letzterer  diese  Eüxto« 
Bchaft  nicht  als  eine  eigentbflmliche  anerken- 
nen, sondern  von  Sassern  Umständen  abhfln- 
S  darstellen  wollte,  als  von  der  ErwSrmong 
Schlammes  in  den  Badezimmern  selbst, 
von  den  seiner  Behauptang  nach  zu  kleinen 
Badezimmern  Nenndorfs,  von  der  zu  hohen 
Temperatur  des  Schlammes  daselbst  von  30^  R. 
u.  s.  w.,  80  sind  diese  Einwurfe  jetzt' wohl 
als  erledigt  anzusehen.  Denn  die  Badezim- 
mer des  neuen  Schlammbadhauses  zu  Nenn- 
dorf sind  völlig  so  gross  als  die  zu  Eilsen, 
die  Temperatur  der  Nenndorfer  Schlammbäder 
ist  keineswegs  immer  30^,  sondern  wird 
zwischen  26^  und  30^  nach  den  Umständen 
vorgeschrieben,  aber  aach  im  Schlammbade 
von  26^  wurde  vermehrte  Pulsfrequenz  beob- 
achtet. Und  was  die  Erwärmung  der  Bäder 
durch  heisse  Dämpfe  in  den  Badewannen 
selbst  betrifft,  so  geschieht  dies  zu  Elisen 
ebenso,  mässte  also  dort  dieselben  Erschei- 
nungen bewirken,  was  aber  nicht  der  Fall 
ist  Im  Gegenttieile  wird  nach  Gehhard  und 
2iägel  der  Pukt  im  Eilsener  Sehlammbade 
langsamer  und  bleibt  es  während  der  gan- 
zen Zeit,  als  man  darin  ist,  also  analog  dem 
Nenndorfer  Schwefel  wasserbade ,  wiwrend 
das  Eilsener  Schwefelwasserbad  zwar  An- 
fangs den  Puls  um  mehi*ere  Schläge  verlang- 

2* 


.     —    «0 


ST 


•piter  lAer  cositant  liesdileiiiiigt«  wie 
in-  NeoBidMfer  SchUimmiiade  gmnidrt. 


.-« 


Ilaii  luuiii  daher  im  .Aligmeinen  Mgm, 
tM^JSSbm&t  Sehwefeiwasser' and  der 
IffipBjtorfcr  Sdlanuii  mehr  reizend  en^geaA: 
md  dM  €Mbe^f8tem,  dagegen  das  NeiUH 
dtfltr  SchwdUwasaer  and  der  •  Bihener 
SUÜvmm  aMkr  calmiread  ond  beeinftigeiid 
üf  :  dasselbe  wirken,  nnd  es  erkiSrt  sich  drn^ 
iMir;)  weiÄ  man  bei  ^ner  Vergleiehnog  der 
Mmfken  flb*' Eiben  nnd  Nenndorf  in.  Be* 
jristwpg  anf  Anwendbarineit  der  dortirar 
läMfwmlwaiMr-  und  Sehlammbider  auf  bei«- 
aäk;  migdiahrte  Indleationen  nnd  ContraiO'- 
idtettiMm  sMsst  Diese  *  verschiedene  Wir- 
ion^^  btfdw  genannten  ScUammarten  deoteit 
Mn  entweder  anf  eine  grosse  YersehieddH 
heit  des  Schlammes  selbst,  oder  auf  eine,  ab- 
weichende Anwendangsart  desselben  an  bei- 
den Badeorten.  Letzteres  hat  Verfasser 
nicht  finden  können;  beide  Schlammarten 
waren  sich  ihrer  Consistenz ,  Temperatur 
nnd  äussern  Beschaffenheit  nach  gleich,  nur 
dass  der  Eilsener  eines  starken  Thongehal- 
tes  wegen  fester  an  der  Haut  klebte.  Ob 
diese  dynamische  Verschiedenheit  des  Bade- 
sehlammes  zu  Eilsen  und  Nenndorf  Folge 
einer  verschiedenen  Mischung  sei,  wagt  Ver- 
fasser nicht  zu  entscheiden  f  und  es  dfirfte 
dne  vergleichende  chemische  Analyse  darfl- 
ber  zurJ&eit  noch  wenig  Licht  geben.  Kann 
man  zwar  im  Allgemeinen  in  Beziehung  anf 
IGneralschlamm  annehmen:  talis  terra  est, 
qnalis  aqua,  quae  d  defluit,  so  ist  doch  eine 
genanere  chemische  Analyse  einer  so  sehr 


—    21     — 

gemischten  und  in  einem  fortschreitenden 
Verftndeningfiprocesse  begriffenen  Masse  nach 
dem  jetzigen  Stande  der  Chemie  noch  nicht 
möglich,  and  mit  Recht  sagt  einer  der  gross- 
ten  jetzt  lebenden  Chemiker,  dass  diejenigen, 
welche  durch  die  chemische  Analyse  die 
grössere  Wirksamkeit  des  Badescnlammes 
von  einem  andern  Orte  beweisen  wollen, 
unmöglich  im  Ernste  an  eine  solche  Behanp- 
tung  glauben  können.  Aus  dem  Vorstehen- 
den soll  nun  keineswegs  ein  ganz  eigener 
Yorzug  des  Nenndorfer  vor  andern  Schlamm- 
arten, namentlich  denen  zu  Elisen,  gefolgert, 
sondern  nur  jene  interessante  pulsbeschleoni- 

Smde  Wirkung  des  erstem  als  reine  Eigen- 
ömlichkeit  desselben  dargestellt  werden. 
Haben  doch  die  genannten  beiden  Bäder  in 
ihrem  *  Bereiche  Heilmittel,  die  neben  der 
specifischen  Wirkung  des  Schwefels  eine 
bald  mehr  aufregende,  bald  mehr  beruhigende 
Wirkung  auf  das  Gefässsystem  äussern,  ün^ 
muss  es  gerade  der  Ansicht  und  dem  prakti- 
schen Takte  der  dortigen  Acrzte  äberlassen 
bleiben,  mit  Beröcksichtigung  der  Individua- 
lität und  der  grössern  oder  geringem  Reac- 
tion,  die  man  erwecken  will,  das  geeignete 
Mittel  dem  geeigneten  Falle  anzupassen. 
Von  selbst  aber  beantwortet  sich  wohl  die 
Frage,  die  Herr  Hofmedicus  Dr.  Brück  zu 
Driburg  te.  Gräfe  und  Kaiisch  Jahrb.  für 
Dentschl.  Heilq.  Jabrg«  3.  S.  415)  unentschie- 
den lassen  will,  ob  die  aufregende  Wirkung 
der  Nenndorfer  Schlammbäder  im  Vergleiche 
mit  der  sanftem  der  Driburger  jenen  zum 
Vortheile  oder'  Nachtheile  gereiche,  dahin, 
dass  die  stark  eingreifenden  Schlammbäder 


-^    M     ^ 

Nenndorfs  nur  Diit  VcrsidA  und  ntch  «Hei* 
niger  Bestimmang  des  Bsdetrates  ua^tynm* 
det  werden  dürfen,  danfl  aber  ao^  in  viekft 
hartnäckigen  Füllen  selM  da  noch  MMto 
schaffen,  wo  sanfter  wiriteode  eiiie  hiArriM 
cheride  Raction  7,u  erregen  nidit  im  StiAd« 
sind.  Uebrigens  erlaubt  aieh  Terfatwe^  die 
von  ihm   hochgeehrten  HerrcD  BadflirEte  m 


Elisen,  Meißberg  und  Dribnrc^  taierdondi  i 
ursnchen,  in  geeigneton-  Ffilea  -  aaf  dieia 
den  Pals  verlangsamende  oder  beBcUeiUigetide 
Wirkung  ihrer  SchlammbSdcr  beaondem  Sri 
achten,  um  wo  möglich  dnroh  angeatellle 
Versuche  über  diese  Erscheinnn;  kn  rithtrmt 
Resultaten  ku  gelangen. 

'  Sehr  gebräuchlich  ist  aodi  sa  Htnniml 
die  Anwendung  partieller  SehiaDlmbl^er  ao-i 
wie  der  Einreibung  und  Umschläge  von 
warmem  Badesehlamme;  ein  mehr  oder  we- 
lügtf  starker  Zosatz  von  Matterlan^  so 
den  Schladuubfidem  hat  sich  in  geeigneten 
FfiUea  sehr  wiiiBam  gezeigt. 


4.    Die  SoolbSder. 


Sdufi  seit  dem  Jahre  1314  wurde  die 
Saltsoole  der  nahen  KaWerstliehen  Saline 
BodenbM'ff m  Soolbfidern  benutzt,-  nnd  des- 
halb nahe'  bei  Hodenbarg  ein  eigenes  Bade- ' 
hans  aafgeführt.  Um  Jedoch  die  Benatznng 
der  Soole  zu  erleicbteru  und  bequemer  nt 
nac^,  ist  seit  1842  dieselbe  dnreh  unterir« 


~     23     - 

dische  hölzerne  Röhren  nach  Nenndorf  selbst 
geleitet  worden,  wo  sie  zunächst  in  6in  gros- 
ses  Reservoir,  und  von  da,  nachdetn  sie  durch 
Dioipfe  erwärmt  ist,  in  die  einzelnen  Bade«^ 
wannen  fliessl.  Diese  befinden  sich  in  dem- 
selben Gebäude,  welches  die  Schwefelgasbä- 
der enthält,  und  sind  so  eingerichtet,  dass 
man  zugleich  jede  beliebige  Mischung  von 
Schwefelwasser  und  8oolwasser  vornehmen 
kann.  Man  kann  also  von  letzt  an  die  Soole 
als  in  Nenndorf  selbst  quellend  ansehen,  wo 
sie  in  Verbindung  mit  den  übrigen  Heilan- 
stalten ein  höchst  bedeutendes  Heilmittel  wird« 
Nach  der  neusten,  von  Herrn  Salineninspector 
Mandt  zu  Rodenberg  vorgenommenen  Ana- 
lyse enthält  die  zum  Bade  benutzte  Soole  in 
10,000  Theilen  bei  +  10'>  ü.  an  festen  Be- 
standtheilen : 

Chlornatrium     ....  210,8 

/Schwefelsauren  Kalk    •  28,0 

Chlormagnesium   .    «    «  4,7 

Schwefelsaure  Talkerde  3,4 

Kohlensaure  Talkerde   •  1,8 

Kohlensauren  Kalk   •    »  1,3 

schwefelsaures  Kali,  Kieselerde,  Calciumsulph- 
h)*drat,  Bitumen,  Brom  und  Jod  gebunden 
an  Magnium  sind  in  geringen  Mengen  darin 
enthalten 

S.  der'  festen  Bestandtheilc  =  250,0 


An  gasförmigen  Bestandtheilen  enthält 
sie  freie  Kohlensäure  und  Hydrothioiisäure  in 
nicht  bestimmter  Menge. 


^,  ••14  -•— 

tjf!:  Sedii^der.abJii  dormifrtdirtMgkMde 
iil  den  Brom,»  ond  Jodxefaatt  (ersterer  llber- 
llan^nd)  Sp  4er  Mdttemagej  das  Brom  Ibn 
,fl«fcflMi|  dliirki  in*  Verbiodong  mit  Magniiw 
mtiii  ipgttmam^^  dass  beun  Einleiten  vw 
CUttIrgM  «eine  G^g^ftrart  «ich  sojcleteh  dnnb 
^  eiiMäieD.de  i^lbe  Färbong  -der  Flflaaiff- 
lwAvim[lMUiiien  ciQbt,  ans  der  maa;ea  nicl- 
httr  ttirAether  leicht  anasiehen  nnd  iaelirt 
4|inileB«i  kirnn«  -.  Aoß  «dictpieii  Gründen  be- 
Srtii  mAa  ^Se-.  JMotterlange  in  geeigaetm 
Billen  eowoM  ila  Zasats  saSoolbftdem  wjia 

]»:.  jSktiia«m1>id^ 

■Vi. -.**\    .■■.■■.-  ■    r    . 

.  «71 -iNp.  Nennte  Soolbider  haben^  sich 
Ibeilii;  ^idMil  aaeh  bekannten  IndieatiOBiBy 
tiißU^  jrmt  eder  naeh  den  Schwefelhideftti 
Itoik  gemiaGht  mit  diesen  alsSdiwefel^Soel» 
bSder  sehr  wiriisam  gezeigt'  A\^  JTorberei- 
tang  za  SchwefeHi$dem  findet  das  Soolbad 
besonders  bei  solchen  Sabjecten  weiblichen 
Geschlechtes  seine  Anwendung,  die  von  gra- 
ciler,  zarter  Constitution  und  noch  in  der 
Periode  der  Geschlechtsentwickelung  begrif- 
fen sind;  zur  Nachcur  nach  Schwefel-  oder 
SeUammbädem  bedient  man  sich  der -Sool- 
bider ihrer  mehr  tonischen  Wirkung  wegen 
gern,  wo  es  ach  darum  handelt,  dem  Hant- 
prgana  mehr  Stärke  zu  gffben,  dfaiwn  grosse 
Empfindlichkeit  gegen  Temperatur weebsd,  oder 
Neigung  zu  profusen  Schweissen  zu  beseiti- 
,gen,  so  wie  in  solchen  Fällen  ^  wo  man  all- 
gemein stärken  und  kräftigen  will,  Eisen- 
waeaer  aber  wegen  ihrer  Unv^träxliehkeit 
mit  kurz  vorher  gebrauchten^  Schwefelbädmi 


~    «5    ~ 

contraindieirt  sind)  wenigstens  selten  gut  ver- 
tragen werden. 

Die  80  selten  gebotene,  zu  Nenndorf  in 
allen  beliebigen  Verhältnissen  leicht  und  be- 
qaem  zu  habende  Vermischung  des  Sool- 
und  Schwefelwassers,  wodurch  me  mehr  ma- 
terielle Wirkung  dra  Salzwassers  gleichsam 
ein  begeisterndes  Princip  erhfilt,  bewies  sich 
in  compticirten  Fällen  von  Scropheln  und 
Rhachitis,  chronischen  Hautansschiären,  be- 
sonders trockenen  mit  grosser  Sensibilität  des 
Hantorganes  verbundenen  Herpesformen, 
Stockungen  und  Anomalien  der  Menstruation, 
wdssem  Flusse  von  grosser  Wirksamkeit. 
Es  liegen  hierfiber  schöne  Erfahrungen  aus 
älterer  und  neuerer  Zeit  vor,  die  einer  spä- 
teren Mittheilung  vorbehalten  bleiben  müssen, 
und  welche  namentlich  beweisen,  dasa  durch 
diese'  Mischung    manche   Qontraindicationen 

S;egen  den  Gebrauch  einfacher  Schwefelbäd- 
er wegfallen. 

Bei  den  neuem  Bohrversuchen  auf  der 
Saline  Rodenberg  ist  eine  Soolquelle  zu  Tage 
gekommen,  die  sich  durch  das  relative  Ver- 
hältniss  ihrer  Bestandtheile  und  namentlich 
einen  starken  Oehalt  an  freier  Kohlensäure, 
so  wie  einen  geringern  an  Hydrothionsäure, 
zum  innern  Gebrauche  sehr  gut  eignen  wird, 
indem  sie  einen  Uebergaug  zu  den  kochsalz- 
haltigen Säuerlingen  macht  und  ungeachtet 
ihnes  Salzgehaltes  ein  wohlschmeckendes 
Trinkwasser  ist.  Herr  Professor  WöUer 
hatte  bei  seinem  diesjährigen  Aufenthalte  zu 
Nenndorf  die   Güte,  diese  Quelle  vorläufig 


\  . 


14 


•        I 


pktlMiliinMkw  vMi^mUk  via  Hund-  »lidlw 
Odulle  «D  freier  EohleiMJlnre  «i  Hbwati^piai 
lipi  fcal  eioe  nfthere  Analyse  .dersdlmi  toih 
nnkiMii?vevBproidifB.*  ■  •  9^^.     ,^ 

H2i^«te 'iüiareeee  4er.  leUenden  IfcMihlieM 
4m»  hier  nidi  Vtf fem»  eeiiieä  GMiäm 
fanerkfcttv;  daeH  «raien' ifeiiketi.  soHirid  Id^ 
M  JwliMem,  liiiiwtkmMl  >die  Wohithit 
ifk  Mte  •  iMes  mul  :Mioetice  UpteifBtatmHr 
iiaiJiifcHtMifep.  Juni  Olli'  Augoet  u  ÜHiw 
«*iliF>'PefUi  dmven  nk^  H^I  w  ehvwMi  M; 
ietliiae iBWuge»»teflielien  md  antHelm 
iii>1wliigeii$in  der  DfirfriKkeii.  ii 
^mirnj-min  desn  Ini'  (Ehmimv  1648  li^^beMii^ 
ÜMWrilickl  Mr  freie  Bider  oad  WoluiiMiiM^ 
iiiftdUi  «leiet  anch  frde  Koet;  einige  sdbal 
üfllerstatettng  an  Geld  aus  dem  Armenfefd 


'.■■■  'Müge  es  erlaobt  sein^^  hier  noch  einige 
denTageboohe  entnommen^,  karx  ond  schnraek- 
los '  erMhite  Krankenffeschichten  folgen  mi 
lassen,  die  dem  Yerftsser  wenigstens  vom 
Standpunkte  des  pnALtischen  Arztes  ans 
merkwflnUg  erschienen  sind,  weil  sie  ihm 
den  Beweis  lieferten,  wie  viele  kräftige  Mit^ 
tid  bei  Behandlung  chronis<;her  Krankheiien 
die  Brannenpraxis  vor  der  gewöhnliehen 
Fiivafpraxis  voraus  hat  Wenn  in  dem  Fol^ 
genden  hin  nnd  wieder  von  weggeworfenen 
Erfleken  die  Rede  ist,  so  gehört  es  i&war 


-^    «7    — 

nicht  mehr  zum  eoten  Tone,  in  Badeberich- 
ten davon  zn  reden,  indessen  kann  Verfas- 
ser, selbst  anf  die  Gefahr  hin  fär  altmodig 
zn  gelten,  nicht  umhin,  einiger  solcher  F21le 
zu  erwihnen,  weil  es  ihm  von  hoher  Wich- 
tigkeit war,  CS  mit  eigenen  Augen  gesehen 
zn  haben,  wie  nach  manchen  Ciiren  wirkliche 
Kracken  von  wirklichen  Kranken  auch  wirk- 
lich weggeworfen  wurden. 


I.    A  r  t  h  r  i  t  i  d  e  n. 


Die  Mehrzahl  der  Curgäste  litt  an  gich- 
tischen Uebeln.  Seltener  war  die  Aeusse- 
rong  der  normal  verlaufenden  Gicht,  Poda- 

fra  oder  Chiragra,  zu  bemerken,  häufiger 
am  anomale  Gicht  in  allen  Formen  und  Gra- 
den vor',  wobei  es  sich  nicht  selten  zeigte, 
dass  frfiher  vorhanden  gewesene  Scropheln 
in  der  Involotionszeit  als  Gicht  wieder  zum 
Vorschein  kamen. 

1.  Paralysis  arlhriiica.  Herr  C,  Oeko- 
nom  ans  dem  Hannoverschen,  etwa  96  Jahre 
alt,  litt  früher  an  primär  anomaler  Gicht  der 
Fussgelenke.  Bei  einer  Lebensart,  wo  er 
sich  oft  der  schlechtesten  Witterung  aussez- 
zen  musste,  zog  die  Gicht  nach  und  nach 
in  die  Kniegelenke,  von  da  nach  der  Hüft- 
und  Kreuzgegend,  bis  zuletzt  fast  völlige 
Lähmung  der  untern  Extremitäten  eintrat. 
Patient  kam  in  einem  sehr  traurigen  Zu« 
Stande  hier  an  und  vermochte  kaum  mit  zwei 
Krücken  einige  Schritte  zu  gehen.     Ausser 


^     28    — 

der  beinah  aufgehobenen  Motilität  der  unte- 
ren ExtreinitSten  war  auch  die  Sensibilität 
derselben  abnorm  und  nur  eine  schwache, 
undeutliche  Empfindung  vorhanden.  Bei  der 
Untersuchung  des  Rfickgrates  erschienen  ei- 
nige Lendenwirbel  beim  Drucke  auf  ihre 
Domfortsfitze  schmerzhaft.  Die  Cur  dauerte 
etwas  aber  vier  Wochen,  und  es  wurden  die 
Trinkquelle ,  vierzehn  Seh wefel wasserbäder, 
eben  so  viel  Schlammbäder  sowie  acht  Dou- 
chen  auf  die  Kreuzgegend  verordnet.  Der 
Erfolg  war  schon  hier,  dass  Patient  an  ei- 
nem Stocke,  wenn  auch  langsam,  doch  ziem- 
lich sicher  gehen  und  die  Krücken  entbehren 
konnte. 
« 

2.  Arihrilia  nodosB,  et  anehylosis  spu* 
ria  manuum  et  digitomm.  Diese  so  schwer 
zu  beseitigende  Folgekrankheit  der  Gicht 
findet,  wenn  sie  noch  nicht  zu  lange  bestan- 
den hat,  wenn  noch  keine  wirkliche  Ver- 
wachsung der  Gelenkkuorpelflächen  vorhan- 
den ist  und  die  abgelagerten  Coucremente 
keinen  zu  hohen  Grad  von  Consistenz  an- 
genommen haben,  durch  die  wiederholte. An- 
wendung der  Nenndorfer  Bäder  bald  wesent- 
liche Besserung,  bald  völlige  Heilung. 

Frau  A*.  aus  dem  Hessischen.  49  Jahre 
alt  9  schwächlicher  Constitution  und  Mutter 
vieler  Kinder,  besuchte  diesen  Sommer  zum 
zweiten  Male  die  hiesigen  Quellen.  Bei  ihr 
hatten  sich  in  Folge  anomaler  Gicht  in  den 
Kapselbändern  beider  Hand-  und  fast  aller 
Fingergelenke  theils  knotige  Anschwellungen 
theils  Ausschwitzungen  gebildet,  die  durch 


—    «9    — 

Zonthme  ihrer  Consistenz  die  Fanetion  der 
genannten  Gelenke  in  so  bohem  Grade  beeiü- 
trichiigten,  dass  die  meisten  FinMr  steif 
und  in  halber  Beugung  nach  der  Yola  manus 
erstarrt  waren,  wodurch  Patientin  zu  jeder 
manuellen  Beschäftigung  '  untaufflich  wurde. 
Doch  liess  sich  bei  genauer  Untersuchung 
eine  noch  bestehende  Trennung  und  Beweg- 
lichkeit der  Gelenkenden  deutiich  wahrneh- 
men. Nach  dem  Gebrauche  allgemeiner  und 
partieller  Schlammbäder,  Schwefelwasserbfi- 
der  und  einiger  Dampfdouchen  war  die  Mo- 
tilität der  Gelenke  auf  die  erfreulichste  Weise 
vorgeschritten,  und  es  steht  zu  hoffen,  dass 
ein  nochmaliger  Besuch  von  Nenndorf  die 
noch  vorhandenen  Residuen  beseitigen  werde. 

3.  Arthritis  chronica  genu  dextri,  Herr 
D.,  Gutsbesitzer,  von  kräftiger,  sehr  pletho« 
rischer  Constitution,  zwischen  fünfzig  und 
sechzig  Jahren ,  litt  seit  geraumer  Zeit .  an 
vagen,  gichtischen  Schmerzen,  die  sich  end- 
lich im  rechten  Kniegelenke  fixirten,  und 
daselbst  eine  solche  Aoftreibung  und  Stei- 
figkeit bewirkten,  dass  er  nur  mit  Hälfe  ei- 
ner Krücke  mühsam  einige  Schritte  gehen 
konnte ,  meist  aber  umhergefahren  werden 
musste.  Der  erste  Besuch  Nenndorb  im 
Jahre  1841  brachte  ihn  so  weit,  dass  er  ohne 
Unterstützung  gehen  konnte,  während  dies- 
mal durch  Wasserbäder,  partielle  Schlamm- 
bäder und  Doiichen  die  Reste  des  früheren 

Uebels  wichen. 

4.  Periostitis  et    carte»    metaiarsi    ar^ 

thritica.     Fräulein   ^.,    eine   sehr    kräfKge^ 


I 
K 


JMk  4ia  ivmbter  yager  GMit  J«i» 
lyrlpeMm  vov  Wei  Jahren  ifr  F«kt#  d^ 
MifiiMPtMAiieryByel^  de»  reettten  »ü« 
MMiBoteft^^  ^9B  Pfiriiistiiiiiis  der  Ifittol* 
MkMckM^  wddie  in  Carieü  mit  ExfoUatkNi 
EamketuMAit  ibergin^.  Qnreii  Gwm^ 
tt^jdtt  dw  4iB<rt  edhMm  beetmdeMm 
erteietto  du  iJebel  dneo  m  helMi 
fhpd^  ibiM  die  Weiehtiieile  dieeee  Fusiee  'm 
piMMm 'lIiafMige  aeiMdrt  werden,  mU- 
MMie  lieldB  deneeUmi  niicli  aUen  Biditn- 
|Mi4kiRteegai  and  dnrdi  Bfickwirkwif  dee 
MMehe»  JUMene  hektieehee  Fieber  eaMasd, 
flMliAM.dMi  Lieben  GeAdur  drohte.  Beier 
dir.\W<NUff  Anrt  dieaer  Dane  die  iMAM 
peponirte  Hill  wegnähme  des  Fnssea  zogab, 
iwAhllidi.  er  neen  einen  YeriBdi  ntit  Nenn- 
derf  M  jBUiclien,  und  dieaer  Ael  so  fffinstir 
ans,  dass  nach  Anwendung  von  Schwefel 
wa^ierbädern  später  partieuer,  dann  a^ge- 
,  meiner  Schlammbäder  ond  Douchen  schon  im 
Jahre  1841  die  meisten  Fisteln  sich  schtos* 
sen  nnd  das  Aligemeinbefinden  sieh  merldidi 
verbesserte.  Noch  mehr  war  dies  bei  der 
im  Sommer.  1842  wiederholten  energisches 
Anwendong  der  genannten  Mittel  der  Fall, 
wo  die  einfüge  noch  vorhandene  Fistel  heilte 
und  Sehmerz  ond  Auftreibnng  der  Fasswnr« 
Miknoehen  so  gemindert  wurde,  dass  Patientin 
ohne  Jede  Hfilre  gehen,  ja  sogar  weite  Pro- 
menaden machen  konnte  und  mit  dankerfäll- 
tem  Herzen  abreiste. 

5.     Vku9  orihriHctun.  Herr  W.^  Schiffs- 

cai^itain,  gegen  sechzig  Jahr  alt,  ist  sehen 


-    31    - 

seit  langer  Zeit  von  gichtischen  Beschwer- 
den geplagt,  die  er  durch  wiederholten  Be* 
such  Ncnndorfs  in  Schranken  hält  im  Fräh- 
jähre  1842  zog  er  sich  durch  mechanische 
Verletzung  eine  kleine  Wunde  am  innem 
Knöchel  des  linken  Fusses  zu,  die,  statt  zu 
heilen,  in  ein  atonisches  Geschwflr  mit  un- 
reinem Grunde,  dicken,  eallosen  Rfindem 
und  dünner,  scharfer  AbsoQderung  äbergin^. 
Schwefeiwasüerbftder  verinderten  nichts  in 
dem  Aussehen  desselben,  aber  schon  nach 
wenigen  partiellen  Schlammbidem  zeigte  sich 
ein  reinerer  Grund  und  bald  begann  die 
Heilung  von  den  Rändern  aus,  die  so  rasch 
fortschritt,  das»  nach  zwölf  Schlammfnssbft- 
dem  die  Yernarbung  vollendet  war. 

6.  Diarrhoea  arthrüiea.  .  So  wie  es 
bei  der  Bronchialschleimhaut  öfters  der  Fall 
ist,  so  wird  auch  zuweilen  die  Intestinal- 
Schleimhaut  von  anomaler  Gicht  befallen  und 
alsdann  Absonderungsorgan  giehtischer  Stoffe. 
Herr  J9.,  früher  Cavallerist,  neun  und  vierzig 
Jahr  alt,  leidet  schon  seit  Jahren  an  Dnrch-^ 
fällen,  wobei  unter  brennenden,  colikartigen 
Schmerzen  dünne,  scharfe,  entschieden  sauer 
reagirende  Flüssigkeiten  ausgeleert  werden. 
Das  Uebel  hängt  offenbar  mit  einem  frühe- 
ren, nicht  völlig  ausgebildeten  Gichtanfalle 
zusammen,  und  hatte  allen  bisherigen  Mitteln 
hartnäckig  widerstanden.  Der  vorsichtige 
innere  Gebrauch  des  Schwefelwassers  mit 
Milch  und  täglicher  Schwefelwasserbäder  be- 
seitigten nach  vier  Wochen  den  Durchfall 
vollkommen. 


82 


IL    Rbeumatismeii. 


!•  Rheumatismus  eottij  lorHeoUum.  Herr 
JB.,  sechzig  Jahr  alt,  Oekonom  ans  dem 
Hessischen,  erkrankte  vor  mehreren  Jahren 
an  rheumatischen.  Schmerzen,  die  sich  i^iter 
in  den  linken  Halsmuskeln  festsetzten  and 
'nach  und  nach  eine  Bengang  des  Kopfes 
nach  links  verursachten.  J^der  Versuch,  den 
Kopf  nach  der  entgegengesetzten  Seite  zu 
beugen,  war  von.  so  heftigen  Schmerzen  be- 
gleitet, dass  Patient  davon  abstehen  musste, 
eine  eigentliche  Contractnr  des  linken  M. 
stemocleidomastoidens  schien  jedoch  nicht 
vorhanden  zu  sein.  Patient  trank  drei  Wo- 
chen hindurch  den  Schwefelbrunnen,  nahm 
täglich  Schwefelbäder  und  Douchen  und 
wurde  dadurch  völlig  hergestellt. 

2.  Coxitis  rheumalica.  Die  unverehe- 
lichte C.  W.^  sieben  und  dreissiff  Jahr  alt, 
schwächlich  und  mangelhaft  genährt,  in  ih- 
rer Jugend  scrophulös,  wurde  vor  einiger 
Zeit  von  einer  chronisch  rheumatischen  Ent- 
zündung des  rechten  Hüftgelenkes  befallen, 
welche  schlecht  behandelt  in  Carics  dessel-^ 
ben  überging.  Patientin  kam  mit  allen  Zei- 
chen des  dritten  Zeitraumes  der  Coxitis  hie- 
her  und  durch  mehrere  bis  ins  Hüftgelenk 
gehende  Fisteln  konnte  man  mit  der  Sonde 
rauhe,  cariöse  Stellen  des  Acetabuli  fühlen; 
das  Allgemeinbefinden  war  schon  bedeutend 
getrübt    und   hektisches   Fieber    vorhanden. 


-    SS    - 

I 

If alie  GitiiiaiiimliSder  nebst  eombinirteii  Sehwe« 

M^ Soolbadern  und  krätüzen  Qpachen  wirk-* 

ten  entschieden  günstig  ein,  Ko  das»  sieh  die 

Visteln  sehloissen  und  das  Zehrfieber  adfhSrte. 

Dies  war  schon  durch    die  im  Jabfe  1841 

Torgendmmene  Cur  erreicht  worden;  bei  der 

diegibrigen  Benotsang  der  genannten  Mittel 

gelang  es,    die  nodi  zarfick^ebliebene  Sfei^ 

l^eit  nnd  Schmerzhaftiffkeit  d^  Hfiftge- 

lenkes  ssa  beseitigen,  so  dass  Patient  bis  auf 

Yerkflrzntag  des  Schenkels  geheilt  entlassm 

werden  konnte.   ' 

3.  RheumatUmus  chromeus  cowae  Mi* 
itUirue.  DemoiseOe  H.^  ein  schwichliches 
llid<iihen  von  drei  und  zwanzig  Jahren,  wurde 
kflrdich  von  einem  chronischen  Rheumati^- 
nnis  des  linken  Hflfigelenkes  befallen^  der 
hauptsächlich  die  Sjnovialmembrau  getrolTen 
KU  naben,  schien,  wenigstens  war  das  Gtelenk 
nie  stark  angeschwollen,  und  der  mehr  drflk^ 
kende  und  in  der  Tiefe  sitzende  Schmerz  stei- 
gerte sieb  nur,  wenn  das  Collum  femoris 
Sdgen  das  Acetabdlum  aneedrfickt  würde, 
ie  iPnnction  war  jedoch  sehr  behindert,  die 
Beugung  des  Oberschenkels  sehr  erschwert, 
da»  Gehen  schmerzhaft  und  hinkend.  Die 
nach  wiederholtem  SchrSpfen  verordneten 
Schwefelwasser -SchlammbCder  und  Dou^hen 
beseitigten  das  Uebel  bis  auf  geringe  Resfe^ 
weiche  einer  abermaligen  Cur  weichen  dfirften« 

'  4«  Paralysis '  rheumoHca  extrem,  infer, 
Herr  JV.,  Gastwirth,  musste  frfiher  sich  lange 
in  einem  feuchten,  uneeson^en  Locale  auf- 
halten,   und   bekam   dadurch   rheumatische 

Jonra.  Bd^  XCY.  St.  3.  3 


« - 


.    -    34    - 

Schmerzen,  die  bald  in  die  Kniegelenke,  bald 
in  die  Lenaenwirbel  zogen,  jedoch  nach  paa- 
aOBiden  Mitteln  und  in  einer  gesunden  Woh- 
nong  sich  verloren.  Kurz  darauf  bemerkte 
derselbe  eine  Schwäche  in  den  Beinen,  welche 
bald  in  Kraftlosigkeit  und  zuletzt  in  unvoll- 
kommene Lähmung  überging,  so  dass  er 
nur  mit  der  grossten  Anstrengung  auf  zwei 
Krfiekenstocke  gestützt  sich  fortschleppen 
konnte.  Spinal -Irritation  liess  sich  in  die- 
sem Falle  nicht  entdecken.  Die  Cor  wurde 
mit  blutiffen  Schröpfköpfen  eröffnet;  nach 
zwölf  Schwefelwasserbädern,  acht  Schlamm- 
bidem  und  eben  so  viel  Douchen  trat  zuerst 
Besserung  ein.  Die  Schlammbäder  machten 
starken  Hautreiz  und  an  einigen  Stellen 
Blasen.  Bis  auf  einige  Unsichenieit  im  Ge- 
ben wurde  Patient  vöUig  hergestellt. 

5.  Tumor  genu  dextri  periodicus  rheu^ 
matico "  arthriticus.  Herr  v.  8.,  Forstbeam- 
ter, zwischen  vierzig  und  fuufzig  Jahren, 
leidet  an  einer  merkwürdigen,  periodischen 
Krankheit  des  rechten  Kniegelenkes.  Aus 
einer  gichtischen  Familie  stammend,  übrigena 
yon  kräftiger  Constitution  und  abgehärtet, 
fiberstand  er  die  gewöhnlichen  Kinderkrank- 
heiten leicht.  In  späteren  Jahren  wurde  er 
von  vagen,  rheumatischen  Schmerzen  beffd- 
len,  weshalb  er  vor  acht  Jahren  schon  ein- 
mal dahier  mit  Erfolg  badete.  Etwa  zwei 
Jahre  nachher  entwickelte  sich  ohne  sicht- 
bare Veranlassung  das  gegenwärtige  Leiden 
desselben,  nämlich  eine  periodische  Anschwel- 
lung des  rechten  Kniegelenkes,  die  alle  fünf- 
zehn Tage  einzutreten  pflegt,  mit  gelinder 


—    35    — 

Spammii^  beginnt,  drei  Ms  vier  Tage  «h 
nimit,  oann  mre  Akme  erlreic^t  und  von  da 
bis  «nn  siebenten  Tage  wieder  spnrios  Ter« 
schwindet  Nachdem  Patient  in  aen  nächst- 
folffendm  Jdiren  die  Bäder  von  Töplitx,  Ems 
und  M^riehbad  vergebens  ffebraneht  liatte, 
kam  er  wieder  nacn  Nsnndorf  nnd  befreite 
sich  Ewei  nnd  ein  halb  Jahre  von  seinemi 
Leiden.  Doch  im  vorigen  Winter  stellte  es 
sieh  wieder  ein,  auch  diesmal  wie  immar 
ohne  jede  äassere  Yeranlassong)  iu^|  au 
diesem  Grunde  besachte  Patient  abermais 
Nenndorf.  In  den  fttnf  Wochen  seines  hie*» 
sigen  Aufenthaltes  hatte  Verfasser  zweimal 
Gelegenheit,  den  Verlauf  dieser  sonderbaren 
Kraddieit  zu  beobachten,  die  mit  solcher 
Bestimmtheit  auf  den  Tag  einzutreten  pflegt^ 
dass  sie  Patient  scherzweis  den  weiblichen 
Regeln  vergleicht  und  sein  halbes  MonatK- 
ehes   nennt.     In    der   freien    Zwischenzeit. 

f;leicht  das  Kniegelenk  durchaus  dem  gesiuH 
en,  nur  ist  etwa  einen  ZoU  aber  dem  obe-* 
ren  Bande  der  Patelia  in  der  Tiefe  unter 
der  Sehne  des  Rectus  femoris  eine  ziemHeh 
harte  Leiste  zu  ffihlen,  welche  quer  Ober  difti 
Oberschenkel  läuft,  etwa  einen  Zoll  breit, 
zwei  lang  ist,  beim  Drucke  nicht  schmerzt, 
sieh  nicht  verschieben  lässt  nnd  der  Lsffe 
und  Gestalt  nach  stets  unverändert  bleibt. 
Vor  dem  jedesmaligen  Anfalle  will  Patient 
zuweilen  ein  leises  Frösteln,  seine  Angehfr- 
rigen  glauben  ein  etwas  verändertes  Ausse- 
hen bemerkt  zu  haben.  Am  achten  Tage 
seines  hiesigen  Aufenthaltes  Hess  der  Anfall 
nicht  auf  sich  warten,  trat  jedoch  diesmal, 
vielieicht  in  Folge  der  Beschwerden  einer 

3* 


^    36    — 

i?eeiten  Reise,    um    einen  Ta^    früher  ein. 
Tier  Tage    nachheir    hatte    die   Geschwotoi 
ihre  Akme  erreicht f  an  beiden  Seiten,  auf 
der  vorderen  FlSehe,  so  wie  oberhalb  und 
unterhalb   der  Kniescheibe  zeigte  sich  eine 
pralle,   beim  Drucke   undeutlich   fluctuirende 
Geschwulst  von  der  Grösse  des  Kopfes  ei^ 
lies  Neagebornen,  ihrem  Umfange  nach  ge- 
nau dem  Lig.  capsul.  genu  entsprechend.    D^e 
Patdia  selbst  war  beweglich  und  deutlich  au 
iBhleii^  ebenso  die  Ränder  der  Flexoren  in 
der  BLiiiekdile,    welche  überhaupt  von-  der 
Anäcbwellung  frei   bleibt.     Die  Geschwulst 
wird  von  der  Patella  gleichsam  in  zwei  seit- 
liche Hälften  getheilt,   das  Contentum  lässt 
flieh  aas  der   rechten   in   die   linke  Hälfte, 
nicht  aber  von   unten   nach   oben   drucken. 
Bei    der  Flexion    des    Unterschenkels   wird 
die  Anschwellung    der  Seiten    grösser   und 
gespannter,  bei  der  Extension  ist    dagegen 
die  Fluktuation  deutlicher  zu  fühlen.     Dabei 
war  weder  Röthe,.  noch  Hitze  oder  Schmerz 
beim  Drucke  auf  die  Geschwulst  zu  bemer- 
ken, nur  fühlt  Patient  beim  Gehep   wegen 
der  enormen  Ausdehnung  der  übrigens  völlig 
normalen  Integumente  eine  lästige  Spannung. 
Die  oben  erwähnte  Leiste  war  mit   in    die 
Geschwulst  gezogen  und  nicht  mehr  deutlich 
zu  fühlen.     Nach  und  nach  wurde  nun  die 
Anschwellung  des  Kniees  schlaffer,  mehr  tei- 
chig, die  Fluctuation  dagegen  deutlicher  fühl- 
bar und  am  siebenten  Tage  war  nichts  mehr 
zu  bemerken.    Fünfzehn  Tage  nachher  folgte 
in   derselben   Succession    ein  neuer   Anfall. 
Vor,  während  und  nach  einem  solchen  Pa- 
roxysmus    ist    das  Allgemeinbefinden    nicht 


~     37     — 

gestört^  nir^nds  eine  functioiieile  Stonmi; 
oder  eine«  vermehrte  Seeretion  ra  benerkenu 
ITeber  Wesen  nnd  Bedeatong  dieses  Leidens 
sind  nan  die  Ansichten  namhafter  Aerste 
sehr  vorschieden  gewesen;  bald  wollte  man 
eine  abdominelle  Ursache  finden,  bald  fM>llte 
es  eine  Intermittens  larvata  sein;  doch  be- 
wiesen sich  die  nach  dieser  Annahme  ein- 
geleiteten Corversuche,  namentlich  auch  das 
Chinin ,  erfolglos.  Dem  Sitze  und  der  Er- 
ncheinmig  nach  krante  es  Verfasser  fdr  nichts 
Anderes  als  eine  periodische,  abnormO'  8&^ 
cretion.  innerhalb  des  Kap^elbandes  des  Knie- 
gelenkes halten,  der  Genese  nach  nahm  der- 
sdbe,  die  erbliehe  Gichtanlage,  die  frfihereä 
rhenmatischen  .Schmerzen,  so  wie  ex  Juvan* 
tibas  den  gössen  Nutzen  der  vorigen  Cor 
in  Nenndort  beröcksichtigend ,  eine  specifiscb 
rheumatisch -gichtische  Ursache  an,  wei)B 
ihm  gleich  das  Periodiscbe  nnd  so  rein  In- 
termitfirende  dieser  sonst  so  materiellen  Erank- 
lidt  nnerkifirlich  bleibt,  und  fiberhanpt  ein 
soleher  Fall  zu  den  Seltenheiten  im  Gebiete 
dar  Pathologie  gerechnet  werden  ddrfte* 
Der  oben  angegebenen  Ansicht  von  der  Na- 
tur dieser  Kralikheit  nach  musste  Patient 
reichlich  den  Schwefelbrunnen  trinken,  dann, 
zuerst  einige  Schwefelwasserbider,  später 
Schlammbäder  und  (im  Zeitraum  der  Inter- 
nission)  die  kräftigsten  Douchen  nehmen. 
Ob  der  Erfolg  auch  diesmal  so  günstig  wie 
friiher  war,  konnte  Verfasser  bei  der  weiten 
Entfernung  seines  Wohnortes  von  dem  des 
Patienten  noch  nicht  in  Erfahrung  brin^o; 
in  Nenndorf  selbst  wurde  nur  das  erreicht, 
dass  der  dritte  Anfall  an'  zwei  Tagen,  wo 


\ 


—    38    — 

er  hätte  eintreten  mfissen^  aasblieb.  Die  ua- 
Biittdbar  darauf  erfolgte  Abreise  machte  fer- 
nere Beobachtung  dieses  interessanten  Falles 
nnmd^ch.  . 


in.    Hämorrhoiden. 


-  ■ 

Unter  den  Fällen  anomaler  Hämorrhoiden 
erschienen  folgende  bemerkens werth :   - 

1#  Hämorrhoides  ocuU  dextri.  Herr  II«, 
Beamter,  bekam  bei  einer  sitzenden  Lebens- 
art Hämorrhoiden,  die  bald  anomal  wurden, 
nnd  Congestionen  nach  Kopf  und  Brust  er- 
zengten, ohne  dass  es  zur  blutigen  Aussehet- 
düng  gekommen  wäre.  Da  das  rechte  Auge 
desselben  kurzlich  auf  einer  Reise  eine  hef- 
tige Commotion  durch  Stoss  erlitten  hatte, 
so  ging  der  Zug  der  Hämorrhoidalcongestio- 
nen  um  so  mehr  nach  demselben,  bewirkte 
dort  dumpfe,  drückende  Schmerzen,  Abnahme 
der  Sehkraft  mit  Erweiterung  der  Pupille 
und  überhaupt  Zufälle,  welche  eine  conge- 
stive  Amaurose  befürchten  Hessen.  Unter 
diesen  Umständen  Hess  man  ihn  nach  voraus- 
gegangenen BIntentziehungen  durch  Schröpf- 
köpfe in  den  Nacken  und  Hirudin.  ad  anum 
täglich  sechs  Glas  Schwefelwasser  mit  Zu- 
satz von  Bittersalz  trinken,  und  dabei  warme 
Fnssbäder  von  Schlamm  nehmen  3  welche 
Mittel  nach  vierzehn  Tagen  so  vortheilhaft 
gewirkt  hatten,  dass  Patient  nicht  länger 
mehr  zu  halten  war,  und  um  so  mehr  entlas- 


—    So- 
fien werden  konnte,  als  seine  Beschwerden 
Bieh  verloren  hatten. 

2.  Haemarrhoide8^  anamalae  cerehri  el 
puimonum.  Herr  H.^  ein  preossischer  Beamter 
zwischen  fanfeig  und  sechzig  Jahren,  von  san- 
guinischem Temperamente  and  leicht  bewegli- 
chem Oefässsystem,  frfiher  als  Officier  eine  sehr 
bewegte  Lebensweise  fahrend,  bekam,  seit«- 
dem  er  ins  Civil  versetzt  warde  nnd  dort 
viel  sitzen  masste,  mancherlei  ZnCSlIe  ano- 
maler Hämorrhoiden.  Vor  etwa  drei  Mona- 
ten, kaam  hergestellt  von  einer  rhenmatischen 
Affection  der  harten-  Hirnhaat,  ging  plötzlich 
der  Zag  der  Congestionen  gegen  den  Kopf 
und  bewirkte  dort  AnfSlle  von  Schwindel 
und  Kopfschmerz,  öfters  Erbrechen.  Schlaf- 
losigkeit, allgemeine  Schwäche  ana  Hinfäl- 
ligkeit folgten  darauf;  diese  Zafälle  steiger- 
ten sich  bei  der  geringsten  körperlichen  oder 
geistigen  Anstrengung,  und  beeinträchtigen 
durch  ihre  Heftigkeit  die  Geistesthätigkeit  in 
einem  Grade,  dass  Patient  sein  Amt  nicht 
mehr  versehen  konnte.  Unter  diesen  Üm- 
«tänden  nach  Nenndorf  geschickt,  erlitt  er 
daselbst  kaum  aus  dem  Wagen  gestiegen 
eine  mehrmals  wiederholte  Lungenblutung, 
wahrscheinlich  in  Folge  der  weiten,  Tag 
und  Nacht  fortgesetzten  Reise.  Allgemeine 
und  örtliche  Blutentziehungen  nebst  Bitter- 
wasser eröffneten  die  Cur  und  brachten  Pa- 
tienten bald  so  weit,  dass  der  innere  Gebrauch 
des  Schwefel wassers  mit  Milch  und  Schwe- 
felwasserbäder um  so  mehr  vertragen  wur- 
den, als  jene  Lungenblutung  dem  Complexe 
der  sonstigen  Erscheinungen  nach  als  vica- 


—    40    — 

fürende  HämorrhoidalblatuDg  sich  auswieei. 
Derivirende  Schlammfussbäder,  ein  bei  lUk* 
morrhoiden  nnd  Abdominaiplethora  sehr  ivirk« 
Mmes  Uittd,  und  zaletzt  einige  Donchea 
gnf  Kreoz-  andBäckengegend,  besserten  das 
Befinden  so,  dass  Kopfweh  nur  bei  beden- 
.tenderer  Anstrengung  sich  zeigte,  für  ge- 
wöhnlieh  aber  der  Kopf  hell  and  frei  war. 
Ip  Folge  der  fräheren  rheumatischen  Affection 
der  harten  Hirnhaut  war  heftiges  Ohrenbran- 
jsen,  lästige  Trockenheit  des  äussern  GehM* 
ganges  und  Schwerhörigkeit  beider  Ohren 
nrfickgeblieben,  Erscheinungen,  welche  durch 
anomale  Hämorrhoiden,  wie  es  schien,  unter- 
halten und  gesteigert  wurden.  Hiergegen 
bewi^  sich  die  Gasdouche,  in  das  ausser^ 
Ohr  geleitet,  so  wie  das  nachherige  Einlegen 
eines  Stfickchens  geräucherten  Speckes  sehr 
fafilfireich,  indem  sich  eine  Absonderung  von 
früher  ganz  fehlendem  Cerumen  einstellte, 
die  Geräusche  im  Ohr  verschwanden  und  die 
Hörweite  des  einen  Ohres  normal  wurde. 
Vier  Wochen  nach  der  Abreise  des  Patienten, 
wo  Verfasser  denselben  wiedersah,  war  der 
Zustand,  ungeachtet  er  in  dieser  Zeit  weite 
und  anstrengende  Reisen  gemacht  hatte,  noch 
ebenso  befriedigend. 


IV.    Krankheiten    der  Respira-» 

tionsargane. 


Bei  Krankheiten  derselben,  die  auf  ve- 
nöser Blutuberfüllnng  beruhen  und  zur  Tuber^ 


—    41    — 

•  ♦     ■ 

keihJMmg  neigen)  oder  durch  specifische 
MBtmtMfin  bedingt  sind ,  eben  so  bei  Leiden 
der  ^^hMambtnle  dieser  Thei)e,  ^ironischen 
KntaiTlien  nnd  Blennorrhoeen,.  wo  mehr  wahre 
Atonie  V9rhAnden  und  von  primiren  Conare- 
stienen  oder  entZiändUcher  Reizung  nirats 
sn.  Ittrehten  ist,  leisten  Nenndorfs  Schwefel* 
waoser-nnd  besonders  Gasb&der  aasgeseich«^ 
nete  Dienste;  Nur  erwarte  man  bei  schon 
am  weit  vorgeschrittenen  Lung^nletden ,  wo 
sdhoA  CoUiqnationssafSlle  sich  einsteilten,  nicht 
ndur  ab  vorfiberg^ende  Besaerong. 

■-■« 

1.  C^Uorrh^f  iraehealis  ^  et  ImyngeuB 
ekrani€9i9*  Eine  acht  und  dreissigffihrige 
verlieurathete  Dame,  stets  richtig  mensirairt, 
von  sdiwfichlicher  Constitution,  leidet  schon 
UüDurere  Zeit  an  obengenannter  Krankheit 
und  i^eichzeitig  an  herumsiehenden  rheuma- 
tischen Schmerzen.  Bei  ihrer  Ankunft  dahier 
waren  die  Hauptbeschwerden :  unangeneh- 
mer Kitzel  im  Kehlkopfe  und  der  Trachea, 
GeffiU  von  Rauhigkeit  des  erstem,  stete 
Keigung  zum  Räuspern ,  kurzer,  trodiener 
Husten  mit  meist  hohem  scharfem  Tone^  be- 
legte Stimme,  öftere  Heiserkeit^  bei  tiefer 
Inspiration  oder  äusserem  Drucke  auf  jene 
Theile  wurde  kein  Schmerz  geMagt.  Die 
Respiration  erschien  ausserdem  nicht  behin- 
dert, das  Lungengewebe  zeigte  sich  gesund. 
Schwefelbrunnen  mit  Milch,  tä^dier  Besuch 
der  Gasbäder,  zuerst  der  feuchten,  später  der 
trockenen  sowie  vierzehn  Schwefelwasserbä- 
dw  wirkten  so  vortheilhaft,  dass  nach  vier 
Wochen  das  Uebel,  welches  so  vielen  andern 
Mitteln  getrotzt  hatte,  bes^|;t  war« 


s 


YV 


f   ■      _     '      .        . 

«iMfliN^lb^^       iMnldii  JIr.    

Üir  'illj.aoeli  irfa  neUBbroii«  nd  Ar  flbr  J|i^ 

laawwNtm  Jihre  nach  eiMr  ghurfcw Jhjil 
6iM  oraMoh  krtüfiiidMMd 
loid  des  CUMmeM,  in  Voigt 
BJMfc'Mi  Sttr  Mandos^keit  gehende  BliiHi^ 
MrQ^MhGfetehe  OeBehwflre  »tt'M^ 
'^SMUflimdMNadpnmg  .'Mi    v^^^rfdien  ChunMi 
:  4iA  MMem^^üb  meli  den  n^fchen  mgili 
^  4m  und  r' einen  Theil  deüeiben 


BeINfer  Yargenommenen  Unteranditii^g  .ipd 
'^  ^         die  SdiMmhant  daeelM  aMMh 

nnd  mit  vide»  kleinen  Orwi 
iMdeekfe  die  ScUeisbSlM  denMihen 
_  kert  nnn  erweieht,  dm»  weken  fnifce^ 
Mll  weiMier  frfMduilicher  ScMeiatlnWifc 
rang  bedeckte  >  Sroeionen«  Das  Zlpfehen 
neiffte  sieh  nngewöi^ch  klein  nnd  nel^f 
nara  hinten  fferichtet  Eine  dyfdvariidie, 
eypitilitische  oder  mercarielle  Ursache  ist  be* 
«tinnnt  nicht  vorhanden.  Die  Stimmloaigkeit 
sehehit  anf  Mne  ähnliche  Bf etanuMphoee  Anr 
SchMadwafr  des  Kehlkepfes  hinsradenten^  an» 
dsre  SBetehen  Ton  Kehlkopfs-  oder  Lnngenp 
leiden  fSriilen  jedoch.  Schon  im  Tongen 
Jahre  benotnte  Patientin  die  hiesigen  Bfider 
mit  VortheH,  doch  stellte  sieh  später  das  De- 
,4kBl  wieder  ^n.  Alle  Versache^  die  nodi  gaan 
fehlende  Momtraation  hervonsnrafen  ^  atad 
Mshftr  vergeblich  geweseni  Diesmal  wurden 
ihr  einen  Tag  nm  den  andern  Bider  ymn 
(Schwefehvasser,  der  tfigliche  Besuch  dw 
trockenen  Gasbäder,  und  üeissiMs,  tl^ch 
»ebhaals  wiöderboltes  Ourgcdn  des  JindtB 


\ 


—    43    — 

und  Cbumsiis  mit  Schwefelwasser  anempfob- 
len.  Nach  etwa  zwdiftfigigem  Besnche  'dor 
GMbider,  worin  sie  täglich  zwei  bis  vier 
Standen  sich'  aufhielt,  trat  Besserong  ein 
nnd  die  Sprache  wurde  vernehmlicher  nnd 
lanter.  Am  Ende  der  fSnfwöchentlichen 
Cor  war  die  Stimme  dauernd  frei  und  sonor, 
Gesehwilrbildung  und  Schleimsecretion  des 
Gaumens  nicht  mehr  sichtbar.  Die  Folge 
nnss  lehren,  ob  diesmal  die  Besserung  von 
Dauer  sein,  und  ob  fortschreitende  Entwiche- 
Inng  und  Eintritt  der  Menstruation  die  Ge- 
sundheit befestigen  wird. 

3.  CaiarrkHs  pulmanuni  chronieus  ei 
iuhereiUorum  suspicio.  E!ine  verheirathete^ 
sechs  und  dreissigjahrige  Dame  von  hage- 
rer ,  schlanker  Natur,  verdächtiger  Architectur 
des  Thorax,  aus  einer  phthisischen  Familie 
stammend,  Mutter  von  sieben  Kindern  und 
frfiher  leidenschaftliche  Sängerin  wurde  vor 
vielen  Jahren  von  einem  krätzartigen  Aus- 
schlage durch  Einreiben  einer  Salbe  befreit. 
Unvermerkt  stellte  sich  nun  öfters  Brust- und 
Magenkrampf,  Hüsteln  und  Kurzathmigkeit 
ein,  auch  leidet  sie  viel  an  Congestionen 
nach  Kopf  und  Brust.  Seit  etwa  zwei  Jah- 
ren ist  sie  bedeutend  abgemagert,  hat  fast 
beständig  Husten  mit  reidilichem,  mehrmals 
mit  Blutstreifen  gemischtem  Auswurfe,  der 
jedoch  sonst  nicht  verdächtig  aussieht.  Die 
Percnssion  ergab  in  der  linken  Unterschläs- 
sdbeingegend  matten  Ton,  die' Auscultation 
daselbst  fehlendes  Respirationsgeräusch.  Seit 
einigen  Jahreü  sind  Hämorrhoidalknoten  er- 
schienen.   Verordnung:  Schwefelbrunnen  mit 


WUkf  tigfkktt  ibesBcli  diBü^ntkmml  ftmi 
'ii|lie»9  i^min.  der  Pdf  mi  ^eht  U» 
JHfcMgtJattWMiy  worde,  wpfUm  anck'i 
MwaaMrMUiMV  Am  Bnoe  der  Tiom 
■limi  Cir  luuBen  eiiiMiii«^  rflttifc  JvilMtii 
MtocAmi  an  Ameii  und  BeiMB  nim.-^llw» 
lnl^^  M*  wie  Aiisdiwdhnig  niid 
lliaiori'hoidMkiMtoiy  doi£  war 
•i  wiBB^gewomkeii,  daas.  Pattentm 
dan  ahniste.  Aber  dnn  Monat  naehhtK, 
ate:yMiaaei>  wiederiah,  whucl  keine  4erK4j»^ 
«im  JleMhwerden  mdbrv  ^rinuide»  ^ 
%Sffte^  sieh  deotUch  die  Wiederkehr 
Mnafton  B^nrodoction ,  indem  ihr  KAffW 
tmam  m  blOhende»  UmüMige  beMAHi 
katle.    .  ---■  r'^h 


y.    Scrdpfaeln. 


Die  hierher  Mbörigen  Fälle  warm 
aerophnloae  Hanigesrawfire,  Ophthalmien  und 
Knedhenaeropheln)  wogegen  sich  die  Nepn- 
dorfer  SooIbSder,  mit  oder  ohne  partielle 
Sehlaauttbider  und  Douehm,  sehr  ^rkaaha 
seigteK 


VL     Hypertrophien. 


li  • 


U     Hyperlrophia    tUeri.     Madame  Jf., 
jbwd  wd  dreissig  Jahre  alt ,  vgß  kriftiger 


-    45    -- 

GMMliiiition  uad  gut  ffebaaet^  aber  in  kin- 
dcriMer  Ehe  labend,  klagte  sehen  seit  lin- 
«iper  Zeit  Aber  Henstmaboliken,  wobei  die 
fiej^dn  mir  sehwaeb  eintraten,  se  wie  über 
■MH^  andere  verdSchtige  Symptome,  welche 
eme  innere  Untersochnq^  nothwendir  mach», 
ten.  Bei  derselben  fand  Verfasser  oes  Cel- 
Im  uteri  bedeutend  angeschwelleki»  sehmers-^ 
haft  bei  der  Berfihrang  und  vongleiehfSrmi- 

Sr  Hir^  doeh  ohne  alle  hdckrige  Uneben- 
ten.  Das  .Uebel  schien  mit  anomalen  Hlb- 
monrlioiien  zosammrasuhAngen ,  und  wurde 
durch  den  reishlichen  Gebrauch  des  Schwe- 
fetbrannens,  Schwefel wasserb&der  und  anf- 
stmcende  Doucl^en  von  Schwefdwasser  wai^ 
senuidh  gebessert,  indem  die  Berührung  nicht 
mehr  sdmerzhafi,  und  Härte  und  Anschwd* 
lung  nicht  mehr  zu  fahlen  war.  Fänf  Mo- 
nate nachher  hatte  Verfasser  Gelegenh^t, 
die  Untersuchung  zu  wiederholen,  und  sich 
von  der  Fortdauer  jener  Erfolge  zu  fiberzeur 
gen.  Doch'  war  die  Menstmalcolik  unverin- 
oert  gebliebeii. 


2.    UpperlTophia  cürdia  tnc^piaiia.    Diese 

luutt.  bei  einem  sechzigifihricen,  durch  vide 
Strapan^  geschwichten  Säilbcapitain  vor, 
und  war  nach  einer  rheumatischen  Brustent» 
»dpdung  urickgeblieben.  Die  Diagnose 
war  aach^iphysicdischen  und  andern  Zeichen 
unzwüfelhaft.  Das  Uebcl  wurde  ii|  Nenn- 
dorf  zwar  nicht  geheilt,  dem  Kranken  Jedoch 
wesentliche  Erleichterung  verschallt  Ver- 
faoser  najbm  in  diesem  Falle  um  so  weniger 
Anstand,  Schwefelwass^rb&der  zu  verordnen, 
als  deren  beruhigende,  IrritabiUt&t  und  erhöhte 


ScirtillUitilt  herabstimmcDde,  Puls  nnd  Hen^ 
sehlag  verlangsamende  Eigenschaft  sieb  schon 
oft  liewährt  hat.  8c)ion  mehrmals  beobach- 
teten die  früheren  Herrn  Brunnenürzte  Nenn- 
dorfs,  dass  die  dortigen  Schwefelbäder  bei 
organischen  Krankheiten  des  Herzens  und 
der  grossen  Gefässe  den  Andrang  des  Blu- 
tes nach  dem  Herzen  mindern  und  eine  gleicb- 
mjissigere  Circulation  im  Gefässsystemc  be- 
>virken,  und  es  liegco  in  dieser  Hinsicht 
meritwtirdige  Erfahrungen  vor,  wo  der  Er- 
folg  gegen  Erwartung  günstig  war.  Auch 
in   diesem   Falle   wurde   das  Bad    nicht  nnr 

fat  vertragen,  sondern  auch  eine  deotliche 
bnahme  des  vermehrten  Herzschlages  und 
Impulses  bewirkt. 


I 


VII.     »9>pklli<ei 


Fille    von   inveterirter  Becnadärer 
«nkHonrialiMi»  Boditisirter  Sjrhilia  I 
Wim  aoeh  in  diMSr  SnjMw4Asi*4lft  ' 


r  Herrn  HansErzte  netaHlnIHM 
•rtMt  md  vertmgen  rili*' ■Bl^ilnl 


47 


Vin.    Chronische   Hautkrank-* 

heilen. 


GroBS  war  die  Zahl  der  daran  Leiden- 
den,  welche  in  Nenndorf  Hälfe  suchten  und 
meist  aoeh  fanden,  gleichviel,  ob  eine  beson- 
dere Anomalie  der  Yeeetatioo  nnd  der.  Bhifr- 
mischnng  zu  Grunde  lag  (Blufiledite  nach 
Feteljn  Canstatt),  oder  ob  dxd  Krankhtit 
mehr  als  idiopathiistches  Leiden  der  Haut 
(Hantllechte)  betrachtet  werden  mosste»  Von 
viden  Ffllen  erlaubt  sich  Verfiasser  nur  fol- 
gende kur» .  anaraf  Shren  und  dabei  zu  bemer- 
ken^ dass  man  der  Form  nach  Eczema,  Her- 
pes^ Pityriasis  nnd  scabidse  Formen  am  mei- 
sten sah. 

1.  Herpea  faeieu  Eine  blühende  volU 
saftig  Dame  von  etwa  acht  und  dreissi« 
Jahren,  früher  sehr  an  Rheumatismen  leidend, 
wurde,  nachdem  diese  aufhörten,  von  einer 
trockenen,  beinah  über  das  ganze  Gesicht 
verbreiteten  Flechte  befalle,  gegen  welche 
sie  schon  zweimal  die  Nenndorfer  Sdilamm- 
bider  gebraucht  hatte.  Zwar  gebessert, 
aber  noch  nicht  ganz  davon  geheilt,  kam  sie 
diesmal  nach  Nenndorf.  Das  Uebel  war  zwar 
nar  auf  eine  kleine  Stelle  des  Gerichtes  be- 
schränkt, behauptete  sich  aber  daselbst  nm 
so  hartnäckiger,  indem  es  gidehsam  organiach 
geworden  war.  Nach  dem  im  vorigen  Jahre 
erfolgten  Besuch  von  Kreuznach  war  Yer- 
Schummerung  eingetreten.  Patientin  brauchte 
mit  grosser  Energie  die  Nenndorfer  Schlamm- 


•   *         •  I-    ■ 

.  '  .   ■  '■•••"       •    ■  • 

^ I 


^  .  > 


M^er  and  hatte  die  Frtade,'  nadi 
aiiifcim  «d  veidiKeheii  6abrJMdMb  . 
IklaUbniDneiia  geheilt  «fc«Drei0en ;  drei- Mi^ 
iüe  baehbor  war  ven  dem  AaaBduage  MH 
8pir  Mehr  tfehtlNur.  .pieeer  f'aO  sprieMÜ^ 
'"'  'bei  hartofidifgeil  lüd-  tief  ' 
'Hanifaiideii  eft  nar  ebe 
ämmütjkmK  der  SchtaauaMder  liülir«M 
dMÜ  .«ber-aaeh  ant  der  iiMita^  TiMlilfr 
tHihii;  eelitt  vea  pietherwehim  CeMMIpllin 
ifiNv4||Ht  4FeMMi|^  weidea.«  -  •  •  ■  '^^>  ■ 

4d(ll»-t   ■iyio  .  .'.  *  -."«•■?'«<! 

iiwV  9..:;jr«M»  d^UimalL  Ein  «MlllMlM 
JMuligglaillfcen  kan  mit  «iDeai  uliiatWÜif 
SMHipMMifBMhi^  iintttliiDpoi 
:fel#irf  4irAllP*ige  deinen  «Mt  « 
ÜiguiB  9ktigSM6^^^  mt  'Terfkü»  4« 
Ha^  (8crcilii3cm;Ghia^' nacH  Fndbfjl  gMM 
det  hatten  ond  wodurch  die  Hände  zu  feder 
'Avheit  nntaaglich  warden.  Anaeer  frflneren 
Serophelu  war  kein  orsücbliches  Mdmenct  bv 
ftiden.  Nach  drei  Wochenlang  ffebraoeMe* 
Sehw^el-Soolbidem,  örtlichen  HandbSdonr 
voft  Sehlamm  and  bei  dem  innerlichen  0(^- 
bratahe  ^des  Schwefelbrannens  wurde  sie 
adMNi  ib  Nenndorf  hergestellt. 

..■■-•■.■■         ■  . 

3»  Psoriasis  palmaria  {nach  Fii^»% 
Herr  JK,  Professor  aus  Petersburg,  halMi 
wegen  dieses,  die  ganse  Volä  der  reehMi 
Hsiid  dniiehniendeü  und  wie  ein  Panserbatt^ 
aabüt^ilbersidienden,  sonst  aber  nirgeiid» 
Torliaalentoii  Ausschlages  bereits  viele  n»» 
Bimäe  jBerzte  ohne  Erfolg  eebrauiAt,  als^  ihar 
Neiwleir 'angerathjen  wurde..  Geringe  HIk 
MiMlüMÜj  ufille   ausgenonunan   war   keine 


■■f 


—    49    — 

Spoc  eines  inneren  Leidens  i  zu  entdek- 
ken.  Zwölf  allgemeine  und  achtzehn  örtliche 
Schlammbäder  nebst  reinigen  Schwefel -800I- 
bidem  stellten  Patienten  so  völlig  her,  diiss 
ausser  einigen  rothen  Stellen  zwischen  den 
Fingern  keine  Spar  des  lästigen  Uebels  mehr 
fibrig  war. 

4.  Scabies  auppreaaa.  Herr  TF. ,  acht 
und  dreirsig  Jahr  ah,  von  schwächlicher  Con- 
stitution und  kachektischem  Aussehen,  wurde 
vor  sechzehn  Jahren  vermittelst  einer  Salbe 
von  der  Krätze  befreit,  aber  kurz  darauf  von 
einem  Brustleiden  befallen,  welches  ihm  seine 
Jagend  verbitterte  und  zu  vielen  Geschäften 
untauglich  machte.  Heftig  drückende  und 
stechende  Schmerzen  der  rechten  Brusthälfte, 
Kurzathmigkeit  besonders  des  Nachts,  kurzer 
Husten,  alles  dies  vermehrt  durch  Bewegung 
und  körperliche  Anstren/3:ung,  hatten  ihn  nun 
schon  seit  sechzehn  Jahren  nicht  verlassen. 
Bei  der  genausten,  wiederholten  Untersu* 
chung  der  Brust  mit  dem  Stethoskope,  die 
ausser  dem  Verfasser  auch  der  zufällig  an- 
wesende Herr  Stabsarzt  Dr.  Beier  aus  Wol- 
fenbättel  vorzunehmen  die  Güte  hatte,  Hess 
sich  aus  physicalischen  Zeichen  nur  auf  ei- 
nige vorhandene  Adhaesionen  der  Lungen- 
pleura  schliessen,  mothmassliche  Reste  einer 
vor  wenigen  Jahren  äberstandenen  Lungen- 
entzündung. Am  meisten  Aehnlichkeit  hatte 
die  Krankheit  mit  dem  s.  g.  Asthma  psoricum, 
indem  sie  namentlich  gegen  Abend  exacer- 
birte,  im  Ganzen  doch  aber  anhaltender  war. 
Patient  badete  vier  Wochen  in  Schwefel- 
wasser, trank  dabei  reichlich  den  Trinkbrun- 

Jooni.  Bd«  ILGY.  St.  3«  4 


50 


opid  wurde  dadurch^  öhnedips  ^tkVmh 
mtmddäg  meh  seigte,  indem  .nur  vemiäufli 
Bmü*  rnid  Niertentecretion  eintrat  ^  'm  flttf 
UmgeBtuSAt^  im»  aUe  Bracheiiimicea  düMi 
Iwtnielugea  ITebels  schon  hier  anftdrien  4al 
ter^ wie  nm^eboren  abreia'te; 


•  • 


Üii    Krankheiten  des  Nervei«» 

^Systems; 


Neiindorf  passen  haoptsiiAlieh  jnUei 
Nervensystem  secandir  affieirt  jsl^ 
w  dueeh  venöse  CongesticMiepi  Mataala 
SM  eder  lanitwieriffe  BhenmatiMMm  .Baal 
Meh  bei  ^  priaiären  Leiden  dieses  SystaMS 
and  dadurch  bedingten  specielten  Krankhetten 
hilft  es  oft  durch  seine  indirecte,  antagmiisti« 
sehe  Wirknng.nnd  durch  Reizung  der  ios- 
sem  Haut,  namentlich  in  Form  der  ScUanua* 
b&der  Fälle  von  Lähmungen  nach  Schlag«» 
flnss,  rheumatischen  Gesichtsschmerz  und  an« 
dere  Neuralgien  sah  Verfasser  auffallend  ge- 
bessert werden« 

(Schluss  folgt) 


I 

« 


11 

Lebensrettung  eines  Erhängten 

nebst 

einigen  allgemeinen  Bemerkungen  über  den 

Erhängungstod, 

Ton 

Dr.  Joel^  praki  Arzte  in  Berlin. 


Jim  fünfzehnten  Joli  v.  J.  wnrde  meine 
ärxtliehe  Hülfe  für  den  Schneidermeister  E. 
anf  nngewöhnliGh  dringende  Weise  in  An* 
Spruch  genommen.  Schon  auf  dem  Hinwege 
erfuhr  ich,  dass  E.  sich  erhfingt  habe.  Ich 
trat  in  eine  firmliche  Wohnung,  und  dort  lag 
auf  dem  Bette  einer  niedrigen  und  finstem 
Kammer  —  eine  scheinbare  Leiche,  welche 
auf  meine  Anordnung  in  ein  helleres  Zimmer 
gebracht,  und  dort  zwischen  offenen  Fenstern 
und  Thüren  auf  ein  zubereitetes  Lager  mit 
erhöhtem  Oberkörper  gelegt  wurde.  Die 
Anwesenden  versicherten,  dass  dies  der 
Schneidermeister  E.  sei,  dass  er  in  der  Kam» 
mer  sich  erhängt  habe,  und  dass  er  dort, 
von  seiner  Frau  zuerst  bemerkt,  durch  einen 
hinzugerufenen  Nachbar  abgeschnitten  wor- 
den sei.  Man  zeigte  mir  den  Strick,  dessen 
er  zu  seinem  Zwecke  sich  bedient  hatte. 
Es  war  ein  baumwollues  Köperband  (1| 
Ellen  lang,  und  |  Zoll  breit),  welches  in 

4* 


'  •.  ■' 


_      t 


«I  »   /       • 


n    .   -■       .    .  .  .         , 


4MBeh  abgetheilt,  vofi  E,  zom  ^iwmatlkpmjk 
vobA  SüDBchneiden  gebraucht  2a  werden  (A^g^ 
Üebiriteiis  ntoftite  Stünden  Nagel ,  wom^i^. 
fSdUifige  befeMigt  ivar^  karz  vorYoUfOlirMf 
seimr  terbrecberischeii  That  eellHrt  (AHtf^^ 
•eUjüren' haben«  da  die  Fraa  npt  Be9tiMit-> 
i8R^^^^  dass  grade  dieser  Nagel:«äift 
aidkt  in  der  Wand  gesteckt  hatte. 

i.'-jt  .  ■  ■    ■■  ,        .  1».  •  . 

■■■*E.^' kaum  mehr  als  ttpfPoss  hoch,. war 
dn  Mann  von  y^wel  nnd  dreissig  Jahresy 
Bit  sehwachem  jKnöcbenbaa,  achlwen.llM- 
kelii'^^4nid-  wenigem  Fett  im  t^pm^ 
Die  Eb(iremititen  fohlten  sich  kfihl  an,  aber 
Brost^d  Unterleib  hatten  noch  die  natifap» 
IMMr^Wlme^  das  leidrenbiaiBe  6esieht4eigle 
ük  «Mmeliien  «Idleh  eine  bMnlicb«  Mrbm 
dln^  Anteil  waren  geschlossen  9  wensigieMi 
sie  ans  der  Orbita  hervortraten,  die  Conjafie- 
tiv^  bolbi  war  hochroth  injicirt,  in  dem  fest^ 

S:eschlossenen  Mande  tag  die  Zange  hinter 
en-Zräbnen.  Ein  flacher  keinesweges  m^ 
rStheter  oder  sngillirter,  drei  Linien  breiter 
Eindrack  war  zwischen  Unterkiefer  umd 
XeUkopf  bemerkbar.  Er  lief  von  der  rech* 
ten  Seite  des  Halses  nach  dem  rechten  Ohre 
hinauf  unter  dem  Hinterhaupte  fort,  und  be- 
gegnete dort  einem  schwächer  marqnirten 
Eindrucke,  welcher  von  der  linken  Seite 
ebenso  nach  dem  linken  Ohre  hinaufstieg. 
Der  Penis  war  nicht  erigirt;  ob  eine  EJaica^ 
lation  statt  gefunden  hatte,  liess  sich  nieht 
bestimmen;  das  durch  Koth  und  Urin  be<* 
sehmutzte  Hemde  enthielt  keine  Saamenfleeke. 
Dabei  lag£.  bewusstlos  da,  ohne  irgend  eiii 
Glied  BP  bewegen,  alle  Empfindung  war  ge* 


—     53     — 

wichen,  denn  es  erfolgte  auch  nicht  die  ge- 
rings'te  Moskelaction,  weder  nach  tiefen  Na- 
dfltotiehen,  noch  nachdem  ich  die  HautflAche 
mit  scharfem  Senfspiritus  gereizt,  and  mit 
kaltem  Wasser  begossen  hatte.  Der  Brost- 
kasten  schien  beim  ersten  Anblicke  sich  gar 
nicht  zu  bewegen,  doch  beim  genauen  Za- 
tsehen  bemerkte  ich  eine  oberflächiiche,  in 
langen  Pansen  sich  wiederholende  Ausdeh« 
nnng  desselben.  Der  Radialpols  war  sehr 
Mein,  und  eher  retardirt  als  accelerirt,  der 
Herzschlag  liess  sich  dnrch  Hand  nnd  Ohr 
nur  sehr  nndeutlich;,  und  mit  dem  Radialpolse 
synchronistisch  bemerken* 

Ich  beeilte  mich  die  passenden  Uettungs- 
mittel  anzuwenden,  da  zu  befürchten  war, 
dass  der  nur  noch  schwache  Lebensfunke 
rasch  verlSschen  möchte.  Durch  die  Stran- 
golation  waren  hier  offenbar  zwei  pathologi- 
sehe  Zustande  vorhandene  einmal  Stagnation 
des  Blutes  im  Gehirne,  weil  das  von  den 
Yertebral  -  Arterien  zugeführte  Blut  dnrch 
die  zusammengeschnürten  Jugular  -  Venen 
nicht  abgeleitet  werden  konnte,  und  dann 
Ueberfüllung  des  rechten  Herzens  und  der 
grossen  Gemsse,  als  einfache  Folge  der  ge-' 
störten  respiratorischen  Thfitigkeit.  Demnach 
konnte  der  wirkliche  Tod  jeden  Augenblick 
theils  Huf  apoplektischem^  theils  auf  asphykti" 
schem  Wege  eintreten*  Da  nun  die  freie 
Thätigkeit  der  Halsgefässe  durch  die  einfache 
Lösung  des  strangulirenden  Bandes  bereits 
wieder  hergestellt  war,  da  endlich  Herz  und 
Lungen  noch  auf  schwache  Weise  fungirten; 
80  musste  vor  allen  Dingen  eine  Verstirkung 


'■     f  .        ■    ■ '  '      '■  •  -  '        -1 

'  *       'V        ■.;;-. 

,  ^^     V*      ^^  ■,■•■■■ 

^  •  ■•       ■  V 

Mq»init«ri«che&  Thitigkeit  tnidt-mim:^ 
■m  IjpedHcste,  nieh  Ann  eines  in^MsWMir; 
Aip— Jung  hfehsT^  einfachen  HmiJiiHhii 
.Hatten  iSrdy  (wenn  ich  nteht  lAe) 
tiigegehen>  hat  Ich  fibte  '  nimUeh 
HSeiaiMf«  nnd,  nm  die  ElaaUritlfe  M 
luiipen  in  venttirken,  bklb  tlotteiMltf»  Omk 
Ml  den  Bmstkasten  nnd  die  BiineMeelüMi 
in^  vnd  Kwar  aof  die  Weise,  dass  iclr 
Mlhen,  jabwechselnd  mit  einer  Relaxation 
genannten  Theile,  25  mah  in  dner  MteaM 
w^erhelte.  Wenn  nAnlieh  <80  urtkeil«n:1sl|/ 
MT  itnssende  brnelL  nachlflsst,  so  ernrtilsit 
aidi  der  Brostkorb  theiis  dorch  die  näiMMIä 
iBastiettit  der  Rippen,  theiis  dadareh,  imm- 
dsv'ftwehrhfeil  von  den  sarflcksinkendei  Vihj 
jtsfWbsorganen  nach  onten  gesogen^  wiNtf 
itim  irihfr  dib  meehänlsehe  ErweiteranfHUi 
BmsM^ästens,  auch  auf  die  Entwickelong  ^ 
Lungen  nnd  die  damit  zusammenhftngendm 
Functionen  einen  wesentlichen  Einlluss  ha« 
ben  mfisse,  schien  mir  kaum  einem  Zweifel 
unterworfen  zu  sein. 

Nachdem  ich  auf  die  angegebene  Weise 
zehn  bis  fünfzehn  Minuten  fortgefahren,  nnd 
sehr  rasch  eine  gewisse  Uebnng  in  der  ge« 
schickten  Ausführung  dieses  stossenden  Dmk« 
kes  erlangt  hatte,  so  wurde  die  nmfangrei« 
chere  Ausdehnung  des  Brustkorbes  mir  nnd 
den  Umstehenden  bemerkbar.  Gleichsdtig 
Hess  ich  die  Extremitäten,  namentlich  die  in- 
neren Handflächen  und  Fusssohlen,  von  krif« 
tigen  JMUlnnem  mit  starken  Bärsten  reibeiL 
und  ausserdem  legte  .  ich  auf  Bmst  nna 
Sehenkel   ziemlich   breite,   leinene  La|^e% 


-    55    - 

welche  mit  Senfspiritus  (Ol.  Sinap.  gatt.  xii. 
iBfriv.  in  Spir.  Vin.  anc. /?.)  getränkt  una  oft  er- 
neuert worden.  Ein  hinzagemfener  Chirurg 
naehte  auf  meine  Yerordnarig  am  linken 
Arme  einen  Aderlass  von  12  Una&en.  Das 
Blnt,  welches  Anfangs  tröpfelnd  ans  der  Vene 
hervortrat,  ergoss  sich  erst  dann  im  gewöhn- 
liehen Strome,  als  die  Rettungsversuche  län- 
gere Zeit  waren  fortgesetzt  worden. 

Obgleich  meine  ärztlichen  Bemühungen 
bereits  eine  volle  Stunde  angedauert  hatten, 
obgleich  Herz  und  Lungen  wieder  auf  nor- 
male Weise  fungirten,  so  schien  doch  das 
Nervensystem  aus  seinem  Schlummer  nicht 
erwachen  zu  wollen,  denn  der  Verunglückte 
hlieb  immer  noch  regungslos  und  ohne  Be^ 
woflstsein.  Ich  liess  deshalb  die  Haare  ab- 
scheeren,  und  den  Kopf  mit  Tüchern  bedek- 
ken,  welche  von  eiskaltem  Wasser  durch- 
nisst  waren,  während  meine  Assistenten 
fleissig  mit  dem  Reiben  der  Haut  fortfuhren. 
Endlich  aber  wurde  in  den  Brustmuskeln  eine 
cigenthuffliich  osciilatorische  Bewegung  be- 
merkbar, welche  sich  bald  auch  auf  die  star- 
ken Muskelparthien  des  Oberarmes  und  Ober- 
schenkels ausdehnte,  die  Mundwinkel  zockten, 
Ate  Augenlieder  hoben  sich,  und  E.  schlug 
von  Zeit  zu  Zeit  die  Augen  auf,  während 
gleichzeitig  der  Mund  sich  öffnete,  welcher 
bis  dahin  hermetisch  geschlossen  war.  Ich 
entfernte  mich  jetzt  auf  einige  Zeit,  da  ich 
sicher  war,  dass  die  durch  den  glücklichen 
Erfolg  angespornte  Umgebung  mit  den  kal<« 
teil  Umschlägen  und  den  Hautfrictionen  bis 
zu  meiner  Rückkehr  fortfahren  werde. 


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'^;  /All  ieh  iiacSb  wenigen  Sinräden  A^iiNi 

IMMni  temiohfe^  80  la^  er  bereitn^|iit  M(b» 

',Mr  Ängen  da,  nhd  das  BewuMaeii 

^MHbeii«  xoriidcgekehrt.    Es   war 

'  Mier  üauUMmerfe  Kastand  dcfa  Gehirn» 

flMiden^  welchen  ich  fast  jedesmal  h«n  WlOh 

Wriimai  üremeim  heebachtet  habe,  wobei Miv 

KranKe  dai^ife,  was  der  At%t  Mt^.lhrii 

'■  ai^richt,  xwar  We&rfg  aber  nieAl .  nbutUkkUg 

adhsst,  so  dass  er  am.folgendcn  T^ie  HjBiBt 

am   ganae,   weitUUifig   geftthrte   Oespiieh 

Mbst  bis  aof  den  Besncb  des  Arjctea  Mr^ 

mumm  hat    E,  verstand  meine  an . ÜMi  gt^ 

"  Mtfiteien  Fragen,   und   ich  bemerkte 

^:1leälB^  seine  •  Anstrengangen ,   sidi 

ÜFmrib  versMndlich.  so  machen,  aber  «r 

;  4U  SpnekB  eerlorsn,  und  er  bradi^ 

nMMirter  Worte  blosse  Oottaraltfine 


wie  man  sie  aus  dem  Mnnde  der  TanbstonH 
men  zu  hören  pflegt  Beim  Schlacken  war 
offenbar  im  hintern  Theile  des  Mondes,  oder 
im  oberen  Theile  des  Oesophagos  ein  Hin* 
demiss  vorhanden,  welches  E*  nicht  zn  dbcMr- 
winden  vermochte,  so  .dass  alles  Getränk  ans 
dem  Blonde  wieder  heraasfloss;  fiasserlich 
war  äbrigens  keine  Geschwulst  am  Halse 
bemerkbar.  Ich  verordnete  ein  Essigklystier, 
liess  die  kalten  Umschläge  um  den  Kopf  fort- 
setzen, und  gleichzeitig  fortwährend  kalte 
Wasserlappen  um  den  Hals  legen. 

Am  16.  Morgens  hatte  sich  nichts  We» 
sentliches  geändert.  Zwar  konnte  K  einige 
Tropfen  Wasser,  wenngleich  mit  angewöhn- 
licher Anstrengung  herunterschlucken,  aber 
die  Sptalehe  /Mie  noch  gons,  dabei  w^ar  die 


57     - 


ScIeroHea  stark  injicirt,  and  da  gleichzeitig 
ein  heftiger  Kopfschmerz  vorhanden  zu  aein 
schien,  ao  wnrde  ein  zweiter  Aderlaas  ver- 
ordnet, and  mit  den  kalten  Umschlägen .  nm 
Kopf  und  Hals  fortgefahren.  Gegen  2  Uhr 
Nachmittags  war  der  Zustand  noch  ganz 
derselbe;  dennoch  konnte  ich  weder  ausser- 
lieh  am 'Halse,  noch  in  der  Mundhöhle  irgend 
eine  Geschwulst  mit  den  Augen  wahrnehmen, 
90  dass  ich  den  Gedanken  an  eine  wesent- 
liche Verletzung,  namentlich  an  einen  Bruch 
des  Kehlkopfes  oder  der  nabgelegenen  Theile 
KorOckwies.  Während  ich  aber,  in  der  Ab- 
sieht noch  einmal  genau  zu  untersuchen, 
den  Larjnx  mit  Daumen  und  Zeigefinger 
der  rechten  Hand  umfasste,  und  zu  wieder- 
holten Malen  von  einer  Seite  zur  andern 
schob,  fühlte  ich  plötzlich  eine  ungewöhnliche 
Mchndlende  Bewegung  unter  meinem  Finger. 
Fast  in  demselben  Momente  rief  £.  mit  freu- 
destrahlendem Gesichte  aus:  »Jetzt  ist^s  fort!« 
damit  andeutend,  dass  er  im  obem  Theile 
des  Halses  ein  Hindemiss  gefühlt  habe,  wel- 
ches durch  die  oben  beschriebene  Manipula-  ^ 
tion  tiberwunden  und  (wie  er  sich  später 
ausdrfickte)  in  die  Brust  hinab  gefallen  sei. 

Am  17.  fand  ich  alle  örtlichen  Erschei- 
nungen, welche  in  irgend  einem  Zusammen- 
bange mit  dem  versuchten  Selbstmorde  ste- 
hen konnten,  beseitigt.  Der  Unglückliche, 
dessen  überhaupt  schwächliche  Constitution 
von  dem  doppelten  Aderlasse  und  dem  mora- 
lischen Einflüsse  der  Sache  angegrifien  war, 
musste  noch  einige  Zeit  das  Bett  hüten,  dann 
aber,  im   hoben  Grade  beglückt  durch  das 


*   ^ 


*     ^ 


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.    .   .  \  .  '  -  '  -'    ,* 

.     Mrt  jpBielieid(te  Leben,  kehrte  er  M^MiMilr 
-      Wifiitf  llr.deii  Uiiferhidt  aefner  ItmemMA 


i*"  '  •  -  .     ^ 

f*f  V     ■..■■■-%     -^        ■  ;  /\  ■     *.-.-■   vr     >«5». 

hm  21.  erhielt  ieh.  eine  Ziwidiiift  4il 

hkdlt»i  Nliüe  Ein  KfolgL  PolüwipffMftNi 
■iehveraiilimt  fühle,  nir  für  die  Ut  arl%. 
hetehnten  BealbHogen  mn  die  WiedtriMb^ 


ba(^  des  JSw  eine  beifilUge  Anertowapg 


werden  sa  lassen.« 


^- ., , , .  -      ',   ■' 


•■•   '?* 


Üb  hiibe  wShrend  einer  liuigiils^^ 

uBtsndidMi 


i,  becOnsligt  dorch  den  Umstand  ^ 
nrciniine  viele  Jahre  lang  «HUfeNi 
dwHihe  des  PeKneiprisidii  belegen  ^w»; 
seb^  elt  Gelegenheit  gehabt.  Brhii^dMk 
lUh  nn  bdiandeltt.  Es  ist  aberda»fet«lii«n|* 
einnige  Mal,  dass  meine  BemSbangen  ant 
Erfolg:  belohnt  warden.  In  den  bei  Weitem 
meisten  FUlen  durfte  ich  mit  Bestimmtheit- 
annehmen,  dass  alle  Lebenserscheinongen 
sehen  Mngst  vorher,  ehe  ich  hinzutrat,  g^^ 
wiehen  waren ;  aber  hin  und  wieder  sind  mir 
deeh.  auch  solche  Fälle  vorgekommen,  we 
noch  einzelne  Lebensspuren  vorhanden  wa« 
ren,  und  wo  die  consequent  angewandten 
Bettungsversuche  dennoch  nicht  ausreichten, 
um  den  Tod  abzuhalten,  welcher  einmal  ae* 
gar  erst  nach  vier  und  zwanzig  Stunden  auf 
scheinbar  pneumonische  Weise  erfolgte.  Nicht 
selten  habe  ich  mich  über  die  Erfolglosigkeit 
meiner  ärztlichen  Bemühungen  gewundert, 
nnd  noch  öfter  war  ich  bei  genauer  Beleueh-» 
tmig  des  ganzen  Sachverh^tnisses  dnrfiber 
erstaunt,  dase^  der  Selbstmord  Ins  mr  Ans* 


•  ** 


5t 


4atto  köninen  kiSonen.  Den».  JUifif j 
Mittel  xor  SdbttvernjMbtaag  «1; 
g  (man  könnte  Mgwilcichlfiwiig^ 
fMTihk,  du8  der  Tod  den ,  Vera^glfiiktai 
mdIhp  bei  einem  kindischen  Üebermnt^  .ab. 
M;  aiaar  verinrecheriaeben  Abaieltt  Abefraadil 
.jÜnbcn  aehien.  l^h  habe.  ea>  einige.  Malt 
'An,  dasa  die  Erhingteh  mil  tfnm  WtA^ 
idint  Badern  berührien^  emmid  f and  ii4l 
dn  SeNbatriAnder  in  einer  «ilaemftnv  vid 
ejnmai  aeHmtin  einer  ibdft Ifagrmd^ f^ttähu^ 
Dn  MB'  iut  bd  allen  fibrigen  Arten,  dir 
Hattatvarniditnng  die  Loat  noii.  Lehcm^l» 
Am  bteten  Aagenblidien,'  aafgeatadielt  dorefc 
ÜaMbnmmen  den  Todeskaaqifea,  von^«na|i 
mi/ahraehen  pflegt;  ao  maaa  daa  BvMUigaa 
CiMhaaelminiien^  doreb  aehneBe  BeUhrtupm 
iaa  Saweri^  eine  wenig  achmembafie^  ?äip 
Im  ^laem  gewiesen  Sinne  eine  aichere  Tede*- 
nitnein.  Jeder  irgend  anhaltende  nnd  bef^ 
tee  Dmek  auf  die  Gefässe  und  Nerven  Abb 
Bdaea,  aof  den  Kehlkopf  und  die  Lnftrdhre 
flriieint  mir  demnach  von  ongewöbnlich  gro« 
Gefahr  begleitet  za  sein,  nnd  aas  die-^ 
Gesichtspunkte  wird  es  wichtig  diejeni^ 
gen  Momente  zusammenzustellen,  wodorcli 
es  JBdglich  wurde,  dass  in  dem  eben  mitge- 
theilten  Falle  theils  das  Leben  nicht  raseb 
•rleacb,  tbeils  die  angestellten  Uettungaver« 
Mtfbe  aasreichten,  um  den  schwachen  Fanken 
s«r  bellen  Lebensflamoie  wieder  anzufaehea. 

Ter  allen  Dingen  wfirde  es  höchst  in- 
üraaaant  nein ,  wenn  sich  die  Zeiilänge  ge« 
MB  ermitteln  liease,  während  welcher  die 
atoögnlirende  Einwirkung  des  Strickes  bei 


^    «0    — 

.  n.  IJflgUdüiehen  Statt  gefunden/ 
Si  itt,'t3tarf  vrie  mn  ans  der  weiteren) 

'  ibWiiiBraBliiiu;  aar  Genüge  entnehmen  % ^ 

~  ,^Mt  BÜgUeh  bv^Ii^i'  ^'Ur  vollen  GewisdKit 

■  .Wß  gi^m^^m,  da  &  selbst,  dessen  Aussage 

:  iA  Uten   DOdi  mitlheilen    werde,    hierfi^r 

Intoea  A«behliiM  za  ^ebeu  ^veiss.     Die  Frao 

cnlblt,  dMM  sie  ihren  Mann,    während  er 

^Sk^InlMr  nhig  am  Arbeitstische  beschäftigt 

war,  vwlaaaeD  hab^  und  dass  t«ie  nach  einer 

>   kÜMfe  halben  Stande  in  ihre  Wohnung  zu- 

rSekicd^rt  aei.    Sie  habe  au j;en  blicklich  die 

',  pMiiice  fiOlfe  ha-beigeholt,  als  sie  ihr  Zim- 

'MMr  vm  inneq  verschlossen  Tand,  und  alle 

WbiÜge«  HOlbleistDüffen  seien  ebenso   raach 

'to4  fi^  anjuenblickTich    geschehen.      Wenn 

)|lift  Aoisaji^  der  Frau  ricntig  ist,  so  hat  E. 

"^'^"'   einer  karsen    halben    Stunde   eine 


'  gnme  Heoee  voa  Dingen  verrichtet,  und 
BiaD  wird  perecbtigt  anzunehmen ,  dass  er 
noch  nicht  laoj^  an  dem  Nagel  gehangen 
hatte,  als  die  Thär  erbrochen  nnd  der  SMok 
durch^eachnitten  wurde,  deno  er  ward»  d^H 
in- dieser  verhältHUsmiUaig  kurzen  Zeit  Bwci 

'  äominerwesteD  zugeschnitten,  den  Gedanken 
BDm  Selbstmorde  gefasst,  die'Thäre  verrie- 

Selt,  einen  Nagef  und  einen  Stein  geaocbt) 
en  Nagel  mit  dem  Steine  in  die  Wand  g»* 
schlagen,  eine  Schlinge  angefertigt,  diese  aa 
dem  Nagel  befestigt  und  endlich  sich  adbat 
um  den  Hals  gelegt  haben. 

Aber  leider  weiss  ich  am  Blrfahmng, 
daas  oft,  wenn  die  Umstände  gdoBtig  siai, 
ein  rnnglaubltch  kurter  Zeitraum  hinreieht, 
«■den  gificklicbeu  Erfdg  allar  eoiuevunt 


■  -^  r  .:-      — '  •» 

und  rationell  fitigewandten  1 

KU  vereiteln.    Ich  will,  um  dieC 

JoBniitl  >  AufsAtzes     nicht   za  ,    , 

liier  einen  Fall  nurganx  kuw; mitthtHtii'  <l>r- 

das   eben   Ausge^^prochene  mTs  SvMcaiiiM- 

Ireweist.  ■      '■'--    ■  •  '-• 

W  Ich  behandelte  vor  et^Rfc  wt^  JUvift 
RRhen  Mann  an  einem  leichteD'  f 
Fieber,  der  obgleich  moralisch  i 
verarmt,  einer  sehr  achtiAgr 
wohlhabenden  Familie  «ngelM 
nem  Besuche  fand  ich  die  Thflra'.%M  1 
verriegelt,  und  da  ich  die  TgAtflBiM»  iW 
Mannes  theihveise  kannte,  bq  rendÜtJMm  'tA' 
,  augenblicklich,  dass  hier  ein  Terndr  im 
r  Selbstmorde  Statt  gefunden  hsbCv  Bi.  WO*» 
'  den  rasch  die  nöthigen  Pewenen -  hertwige* 
holt,  um  die  Thiir,  welche  sich  mit  iAaeti 
VcrHe  nirht  einschlagen  lJt«s,  eb  erMbm. 
WMiVBd  wir  erwartungsvoll  dastanifen,  na 
Mrfin  wir,  dasB  mit  ungewöhnlicher  Henir« 
'  keil  ha  Zhnmer  des  Kranken  geklingelt  wnrde, 
die Bendhangen  wurden  verdoppelt,  ans  0^ 
aMIrfidier  l^gedold  hatte  ich  meine  Sekno- 
ieMhr  in  der  Haud,  and  noch  nicht  volle 
IM  Hinnten  waren  seit  dem  letzten  Tone 
4trKKngel  verflossen,  alsdieThür  aufsprang^. 
Wir  BtlinEten  ins  Zimmer,  nnd  fanden  den 
Siilitklichen  an  der  oberen  Thfirhespe  einee 
NUnSünmen  mit  einem  dicken  Bindfaden) 
.  Uli  tmm  ihn  xum  Einwickeb  der  Zuckerhüte 
^  feof  die  Weise  erhSngt,  dass  er,  mit 
itM  ^den  Boden  berührend,  tief  in  die 
■«■ken  war.  Zn  seinen  Füssen  lag 
If  womit  er  eich  selbst  va  Gralw 


■■'■       .  ■  "     * 

•    .        .  .    '- 


,        '  L 


1 

J      • 


iliü»*mMeii  dteo  Boden  beriM  <»ätaii>  «ll 
;<»r  den  Hegel  selbst  in  die  Wrad  re^diMM 
birtfe  und  swsr  in  einer  H5h^  Wdelie'  üb . 

.  yäaißWüm  TOP  Bodo»  tstfecut  ww#  o  jMMtai 
Mten-  ipriit  MhM:  g^fmgßßm.  hcrviriJ^fM 
JK^dientarJ^iBsliuide  idleia  seine  beboMr*^ 

.  *Mg  nMrif  verdankt,  da^  ich  nieiil  seHril  ttr^ 
kingt#:r«nter  gieieben  VerfalUnieseii  besfc» 
nJBb&t  tnibe»    Aber  gewiss  hnttediensp  <!■»> 

\  -  «tmd  wesendiA  ter  Uferen  Iinirinsiiilinliiit 
Mi%;e«ririit,  da  die  GeMurciinbe^j 

.  vmsehiediMie  ist,  jeilschdeil  der 
der 'eine  hingende,  stehendM|lLnieeiidef  nil* 
MjSi9i  /Oder  gar  liegbndo  SMon^  wflit 
Wenir  nimlich  die  Fösse  den  Boden  nodi 
berfihren,  so  gehört  die  Todesart  eigentikh 
in  die  Kategorie  der  Strangalation.  Diese 
aber  ist  der  ein  fache  modus,  während  das 
Erhing:en  als  ein  eompUcirter  betrachtet 
werden  kann.  Es  wird  nämliGh  dpreh  das 
Gewicht  des  eigenen  Körpers  die  Zasaminen- 
schnämng  des  Halses  verstllrkt,  und  durch 
den  Fall,  welchen  der  Körper  nothwendigor 
Weise  beim  Erhängen  erleiden  moss,  wird 

gleichreitig  eine  geringere  oder  grössere 
iewalt  auf  die  RückenwirbeUämle  ansgeAbfc 
Ja  die  Kunst  des  ffesetsmissigen  Henkers 
besteht  eben  darin,  dass  er  durch  einen  ge- 
schickten Stoss  die  Ruckenwirbelsiule  theUs 
dehnt,  theils  halb  um  ihre  Axe  dreht  (wris- 
ted  moti^n  der  Engländer)  und  so  durch  eine 
absichtUche  Verletnung  der  MeduUa  den  To- 


—    63    — 

dedumpf  seines  Opfers  verkürzt  ScKon 
der  blosse  Anblick  eines  Erbän^n  zeifft, 
dasB  hier  eine  Streckung  und  Zerrung  der 
Spina  dorsalis  Statt  finden  mässe,  und  Jnam^ 
Iva  (dessen  Lustspiele  ebensoviel  wahre  als 
witzige  Bemerkungen  über  die  verschieden» 
artigsten  Lebensverhältnisse  enthalten)  sagt 
von  einem  Erhängten  »dass  er  ein  langre^ 
strecktes  I  gemacht  habe.«  Dennoch  hat 
man  erst  in  neuerer  Zeit  den  Einfluss,  wd- 
chen  diese  Todesart  auf  das  Rfickenmark 
und  speciell  auf  die  Medulla  oblongata  ans* 
fibt,  auf  gehörige  Weise  gewürdigt,  und  man 
ist '  so  zu  lichtvolleren  Ansichten  über  ein 
Dicht  unwichtiges  Kapitel  der  Medicina  foren- 
als  gelangt. 

Die  Stellung,  welche  E.  bei  seinem 
Selbstmorde  wählte,  war  demnach  für  die 
Lebenserhaltung  eine  günstige,  um  so  mehr, 
da  dieser  Umstand  noch  durch  eine  glä(5k* 
liche  Wahl  des  stranguürenden  Strickes  un- 
terstfitzt wurde.  Er  wählte  nämlich  dazu 
sein  gewöhnliches  Kleidermaass ,  welches 
nicht,  Avie  in  der  guten  alten  Schneiderzeit, 
aus  zusammengehefteten  Papierstreifen,  son- 
dern nach  der  Praxis  der  neueren  Kleider- 
modisten  aus  einem  baumwollenen  |  Zoll  brei- 
ten und  sehr  weichen  Köperbande  bestand. 
Glücklich  nenne  ich  die  Wahl  des  Bandes 
darum,  weil  die  meisten  Selbstmörder  Stricke 
zu  wählen  pflegen,  welche,  indem  sie  schmal*) 


*)  De  Haen   erzählt    in    seiner   Abhandlung 
de  submersis    et  suspeusis    einen  Fall,    den   er 


■-  ■;    ■  .  ^  tt  -r   ,■  ■.:-;.; ■;! 

und  VOR  diciitem  Gewebe  sind,  tief  einschndn-, 
den,  lind  mif  diese  Weise  nicht  blo^  dift.. 
-  Gefässe  und  Nerven  des  Halses,  senden^: 
gleichzeitig  die  Luftröhre  gewaltsam  za»aia-i 
mendrücken.  Denn  wie  rerächieden  audl 
die  Ansichten  und  die  durch  eine  kolasaaU.  . 
anatoiuisch  physiologische  Gelehrsamkeit  oft 
lächerlichen  Hypothesen  über  die  eigentlich» 
Causa  mortis  beim  Erhangen  sein  mögenf 
so  steht  doch  als  Reeultut  des  gesunden  Men^ 
schenverstnndeg  unbedingt  fest,  dass  durek 
die  Zusammenschniirung  des  Halses  nicht 
bloss  der  Hückauss  des  Blutes  aus  dem  Ge- 
hirne gehindert,  sondern  auch  gleichzeitig 
den  Lungen  ihr  Pabuliim  vitae  entKogen  wir£ 
Je  intensiver  demnach  der  strangulirendQ 
Strick  den  Kehlkopf  oder  die  Luftröhre  za- 
saminendriickt ,  desto  mehr  ist  zu  erwa^tcI^  - 
dnss  jede  Verbindung  zwischen  den  LuUgen; 
und  der  atmosphärischen  Luft  aufhören  werde, 
um  so  mehr,  (la  oft  ein  unbedeutendes  Oedem 
KfaoB  hinreicht,  um  die  an  sich  schmale 
JUma  glottidis  unwegsam  zu  machen. 

Und  auch  in  Hinsicht  dieses  letxten 
Punktes  ist  E.  offenbar  von  einem  ungewöbn- 
Uehen  Glücke  begünstigt  worden.  Ich  habe 
schon:  oben  erwfihnt,  dass  bei  dem  VeniD- 
glücktea  ein  flacher,,  keinesweges  gerätheter 


darum  för  merltwürdi;;  hSit,  weil  rio  Fafannann 
aich  mit  einem  BtitJaktn  an  seinem  Wagen  er- 
hängt halte,  und  er  knüpft  daran  die  richtig« 
Bemerkung,  wie  gefährlich  jeder  Druck  aar  den 
Hala  sein  mnaae,  weni^selbst  ein  nabrtUm  Band 
den  Tod  berbeiiiibreii  kttnue. 


—    65    ~ 

oder  sagillirter  Eindrack  Mviüehen  JJnieMe^ 
/!ur>  mmd  Kehlkopf  biemerkbar  war.  Aus  die- 
ser Lage  der  Strangulationsinarqne  folgt, 
daas  das  Band  über  dem  Kehlkopfe  gesessen 
und  demnach  seine  strangulirende  Wirkung 
nicht  auf  denselben  und  auf  die  Luftröhre, 
sondern  zumeist  auf  das  Zungenbein  und 
dessen  Muskeln  ausgeübt  habe.  Es  ist  nicht 
nöthig  erst  noch  auf  directe  Versuche  hinzu- 
weisen, welche  in  dieser  Hinsicht  namentlich 
in  England  gemacht  worden  sind;  denn  der 
einfachste  Verstand  begreift,  dass  es  in  Be- 
zug auf  die  Todesgefahr  von  sehr  wesentli- 
chem Einflüsse  ist,  ob  der  Strick  über  oder 
unter  dem  Kehlkopfe  sitzt^  da  in  dem  ersten 

Saite  die  Verbindung  zwischen  ded  Lungen 
%d  der  äussern  Atmosphäre  entweder  gar 
niiht  oder  doch  nicht  in  demselben  Maasse 
unterbrochen  wird  als  es  nothwendiger  Weise 
in  dem  letzten  Falle  geschehen  moss. 

Ich  bedarf  vielleicht  der  Entschuldigung, 
dass  ich  die  Zeit  des  Lesers  fär  so  einfache 
Dinge  in  Anspruch  nehme,  aber  ich  meinte, 
als  ich  dies  niederschrieb,  dass  die  klare 
Darstellung  auch  der  einfachsten  Dinge  von 
einigem  Nutzen  sein  könne.  Ich  meinte,  dass 
der  mitgetheilte  Fall  in  forensischer  Hinsicht 
nicht  unwichtig  sein  möchte,  weil,  wie  aus 
meiner  Darstellung  hervorgeht,  E.  seine  Le- 
bensrettung  nicht  einem  einzelnen  sondern 
mehreren  Momenten  verdankt,  deren  Compli- 
cation  eine  ebenso  ungewöhnliche  als  glück- 
liche sein  durfte. 

Endlich   bietet  der  Fall  auch  noch  ein 

J«arn.  Bd.XCy.  St.3.  5 


—      ,■,«■-■■  /  ■  . 

•■    ■    •  ^'■■■*  1     .  .■  *  , 

•    ■  .  ■"■-■.  I  1  .  f 

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*^         ■     .   ;      ■  » 

■  •        .  »  .    .    .  . 

Iljpleh  flBmMr  HarMeHi^ig  mit  AufiBtiiuMWil 
,  hm  wtotot^iätj  ib  «maert  man  sidl^  dmi 
Ä;Mte  ^er  iMd  *  »wiiBStf  Standen  yiweMbi 
|li%!MiehdMi  liertoite  Bespiratioii  imd^OiB» 
JMrinMiny  JlMriMsteeiii,  Empfindanf:  und  B»«' 
siijgpnif  änf  8  :  TaUkommenste  sarfidfigduito 
waiü^  Brat  Am  falgenden  Tage  ^  ala  itk^ 
imkMMkoyt  wmHkck^  Daomen  nnd  JEeig^ik 
fi|:iv  liin;  mA  ber  aekiebend^  unter  aMfaiai 
iilllimii  eine  «iganthtalieb  achneHende  Be^r^ 
wltiiiig  flUüte,  kehrte  die  Sprache  jrfcMaJidl 
«Mok^  wfthnBed  iSL  gfeichMitig  die  Beaeitii* 
gm^  äiM  Bindemitaea  fäblte^  wekhes  eei» 
pp*4QHheBe  nach  der  einaice  Grand  aAMr 

and  aailMr  SpracUoaigkeit  gelm^ 
Und  wa»  bleibt  wähl  And^iea  Oi^f 
alä  aesonebfflf  B^  da^a  hier  eine  FaracAleiiNigr 
de9  Ziungenbein^  ^  wenn  aach  vielleicht  nur 
eines  Theilea  desselben,  Statt  gefanden  hajbe? 
DaCttr  apreehen  theils  die  Krankheitserachei«- 
Bangen,  theila  die  plötzliche  Beseitigang  der» 
aelben,  iheila  der  Umstand,  dass  die  mecha<» 
BJaefce  Gewalt  vorKäglich  das  Zangenbein 
getrofen  haben  mosste,  wie  ich  schon  oben 
ana  dem  Yerlaofe  der  Strangulationamarqoe 
gefolgert  hatte.  Und  doch  behaupten  gana 
nedentende  chirorgiache  Antoritflten,  dasa  die 
Laxatian  des  Zangenbeins  nibht  vorkoaune. 
Miui  meint,  dasa  die  Luxation  dieses  Kne« 
ehena  dämm  nicht  gut  möglich  sei ,  weil  er 
aUdi  in  einer  JrH  gehwAenden  Lage  zwiachen 
Mnakeln  und  Bändern  befinde.  Aber  ich  ge* 
stehe,  dass  ich  diese  Ansicht  äberhaupt  nicht 
IhdUm  wflrde,  wenn  ich  auch  den  eben  er- 


-    67    - 

siUten  Fall  nicht  beobachtet  bitte.  Denn 
daran«,  dass  das  Zungeübein  eine  frei  schwe- 
bende Lage  hat,  folgt  für  mich  eine  leichte 
Yersdhiebbarkeit  desselben,  also  eigentlich  das 
Cregentheil  von  dem,  was  Rust  behauptet, 
wenn  man  nicht  den  Begriff  der  Luxation  in 

gar  zu  enge  und  demgemfissin  naturwidrige 
rrenzen  einschränken  will.  Dass  aber  ein 
Knochen,  welcher  so  leicht  verschoben  wer- 
den kann,  entweder  von  selbst,  oder  durch 
einen  unbedeutenden  Anstoss  in  seine  nor- 
male Lage  zurückweichen  müsse,  bedarf  wohl 
kaum  der  Erwähnung. 

Dass  hier  ein  ursäehKches  Verhältniss 
zwischen  der  Luxation  des  Zungenbeines  und 
der  Sprachlosigkeit  Statt  fand,  lieft  schon 
darum  klar  am  Tage,  weil  die  Sprache  pZöla- 
licA,  fast  kennte  ich  sagen,  unter  meinen  Fin- 
gern zurückkehrte,  l^d  dies  ist  der  Punkt, 
wodurch  der  eben  mitgetheilte  Fall  möglicher 
Weise  auch  ein  physiologisches  Interesse  ha- 
ben kann.  Die  Achtung,  welche  ich  vor  der 
Physiologie  habe,  ist  eine  so  grosse,  dass 
ich  jeden  rationellen  physiologischen  Schluss, 
welcher  aus  der  Beobachtung  von  Krank- 
heitsfällen gezogen  wird,  gleichsam  als  die 
sublimste  Blüthe  einer  medicinischen  Epikrise 
betrachte.  Und  weil  es  leicht  ist,  auf  einer 
früher  nicht  betretenen  Bahn  sich  zu  verir- 
ren, so  will  ich  den  Mäjinern,  welche  die 
Physiologie  zu  ihrer  Specialität  erwählt  ha- 
ben, die  Entscheidung  überlassen,  ob  der 
mitgetheilte  Fall  irgend  eine  physiologische 
Ausbeute  überhaupt  zu  geben,  ob  er  nament- 
lich ein  helleres  Licht  iiber  die  noch  streiti- 

5* 


u 


I      ( 


_      Fiuictioneii  der-  Znngeiinenreii  oiid 
^«Ml^des  0KP^'^'^^'^  ^^  verbretten  yemul^ 


.  ■     •.     '  r 


r»-- 


•Ün  metnen  Bericht'^rilit  mivoiM^tind» 
^eitdieiiien '  an  lassen,  will  ich  mletximbfk   , 
lÄf^  kam  Weise  dsi^enige  mittheäöi,'  wap, 

'  *   jK  «Blkstm»er  den  Vorfall  berichtet.    Br  er* 

•  BiUt  j  dass  .er  sät  seiner  frabsten  Jugfüä 

mtgewöhnlieh  j$h«omi]^  gewesen  sei,   «oi 

dass  er  seit  dem  Tage,  welcher  seinem  Yet^ 

mAt  sam  Selbstflforde  voranging,  dnrcä  ei^ 

jMii' Uhisliehen  Zwist  mit  seiner  Fraa  m'eH 

Her  «acewdhnlichen  Aafregnng  sieh  befnideft 

.  kate.   Am  15#  Jali  sei  er,  körperlich  erschdpft 

' dar hk .^iie  grosse  Hitee  des  Tages,  bei  aew 

.      Mn  ^Ärbeitstisehe  mit  dem  Zosebneiden  "von . 

-  •'  «IMafnöhnresten  besehiftigt  gewesen,  wakai 
Jiadk  Handwerkscebranch  sein  KlekmroMaas 
leicht  um  den  Hals  geschlungen  war.  Da 
sei  ihm  plötzlich  der  böse  Gedanke  gekom- 
men: »mit  dir  ist  doch  Alles  auf  dieser  Welt 
vorbei,  da  sollst  deinem  Leben  ein  Ende 
macken.a  Er  habe  die  Thüre  verschlossen, 
and  —  dies  sei  der  letzte  Moment  seines 
BewQSStseins.  Er  wisse  nicht,  dass  er  einen 
Ifagel  in  die  Wand  geschlagen,  nnd  dass  er 
überhaupt  einen  Versuch  zum  Selbstmorde 
gemacht  habe,  dass  er  abgeschnitten,  dass 
er  mit  scharfen  Bärsten  wund  gerieben,  kurz  ' 
dass  irgend/'ein  Bettungsversuch  mit  ihm  an- 
gestellt worden.  Sein  volles  Bewusstsein 
sei  erst  in  der  Nacht  vom  15.  zum  16.  er- 
wacht, als  er  dicht  neben  seinem  Bette  die 
Stimme  eines  alten  Freundes  und  Handwerks-- 
genossen  gehört  habe.  Also  während  E.  ei^ 
'  nerseita  sogiebt,  dass  ihm  der  böse  Gedanke 


—     69    — 

zum  Selbstmorde  gekommen  sei,  so  behaup- 
tet er  doch  anderseits,  dass  er  die  That  selbst 
im  bewuBsiloseH  Zustande  vollbracht  habe  *). 

Icli  halte  mich  moralisch  überzeugt,  dass 
JE.  in  seiner  Behauptung  vollkommen  Recht 
hat,   denn  er  ist  von  lebhaftem  Dankgefuhle 


*)  Diese  Behauptung  des  Patienten:  den 
Act  des  Selbsterhängcns  in  einem  halbbewasst- 
losen  und  'unfreien  Geisteszustände  verübt  zu 
haben,  erinnert  an  Etwas,  das  der  unglückliche, 
gefangene  Dichter  Silvio  PeUico  in  seinen,  unter 
dem  Titel  »/  miei  Prtgtont«  bekannten  und  viel 
gelesenen  Memoiren  von  sich  selbst  erzählt. 
»Als  ich  mich  eines  ülorgens«  sagt  er,  (es  war 
in  den  berüchtigten  Bleikammern  zu  Venedig) 
»kurz  vor  Sonnenaufgang  zu  Bette  gelegt  hatte, 
»erwachte  ich  mit  dem  Gefühle,  dass  ich  erdros' 
»seU  würde,  und  in  der  That  fand  ich  mein  Ta- 
»schentuch  fest  und  in  mehrere  Knoten  geschürzt 
»um  meinen  Hals  geschnürt,  obgleich  ich  wnsste, 
»selbiges,  einer  alten  Gewohnheit  gemäss,  beim 
»Schlafengehen  unter  mein  Kopfkissen  gelegt 
»zu  haben.  Ich  niusste  also  diesi  im  Traume, 
»in  oiuem  Anfalle  von  Delirium  gethan  haben, 
»ohne  davon  auch  nur  eine  Spur  von  Rückerin- 
»nerung  zu  bclialten.«  —  Dieser  Vorfall  quälte 
den  Unglücklichen  sehr,  weil  er  fürchtete  wider 
seinen  Willen  die  verabscheuenswerthe  Sünde 
des  Selbstmordes  zu  begehen.  —  Wenn  die 
durch  Krankheit  und  Unglück  exaltirte  Phanta- 
sie des  PeUico  die  historische  Treue  dieser  sei- 
ner Erzählung  nicht  beeinträchtiget  hat,  so  wäre 
das  Factum  als  ein  Beweis  anzusehen,  dass  ein 
Mensch  sich  im  unfreien  Zustande  eines  lebhaf- 
ten schweren  Traumes  den  Tod  durch  Strangu- 
lation geben  könne,  Anm.  d.  Her, 


!• 


70 


UtmUt^  den  er  mmen  L^iiMf^M»  fMutf 
tafhdrugen,  und  ich  ^habe,  als  iä$figm 
Awaimk  aeinar  DaidclHurkeit,  die  V0U9  mi 
aogeaiduninkte  H^ahrheit  von  ihm  /veriangCp 
6m  abhie  Awiaage  hat  ffir  mich  daa  Gepri^ 
dar  Wahrheit,  einmal  weil  aie  hSchat  einlkdh 
kty'  «nd  dann  weil  ieh  mich  anfe  Oenflgenda^ 
tberseogt  habe,  dasa  er  dareh  kein  anderea 
Mi^,  weder  dorch  Scham  noch  durch  Foraht 
▼er"  einer  |;;erichtltchen  Unteranchnngi  m  aet 
aie^! Behauptung  bestimmt  worden,  daaä  er 
/viebnehr  durch  seinen  beschrSnkten  IdeenlMjia 
gm  nnflhig  ist,  ein  so  scMaoep  Mittd  iwr 
lUttong  a^iner  moraliachen  Ehre  sn  wihlen». 

■   '■'■■  •   ■     ^  -    . 

*  ITebrigekia  iät    die  Behauptung  meiiaa 

WlMererwachten  tut  mich  nur  die  Beatitti* 

gai|f  deaaen,  was  ieh,  angeregt  durch  ein^ 

schmerzhafte  Lebenserfahrungen,  schon  selNt 

aber  diesen  Gegenstand  früher  gedacht  habe. 

Und  sollte  es  wohl  überhaupt  einen  beschäf- 

ti|^n  Arzt  geben,  der,  wenn  er  diesen  Ge- 

Snstand  Jahre  lang  mit  Aufmerksamkeit  ver- 
gt  hat,  nic/it  mit  mir  die  Ansicht  theilte, 
dass  manchem  Selbstmorde,  namentlich  aber 
dem  Selbstmorde  durch  Erhängen  ein  unfreier 
Zustand  (je  nach  den  verschiedenen  Lebens- 
lagen, auf  verschiedene  Weise  herbeigefährt) 
vorangehen  mö^ce?  Nicht  selten  habe  ich 
Selbstmorde  durch  ErbAngen  beobachtet,  welche 
jth'eils  durch  die  begleitenden  Umstände,  ÜieUs 
durch  die  Persömichkeiten  p^ychologUehe 
Räiheel  waren,  und  fortwährend  geblieben 
sind.  Und  indem  ich  dies  niederschreibe» 
gedenke  ich  in  Wehmuth  eines  geistreichen 
und  redlichen  Freundes,  des  in  der  deutschen 


—    71     — 

Belletristik  rähmlich  bekannten  Daniel  LesB- 
mmm.  Sein  Tod  batte  im  Jabre  1831  eine 
Menge  von  Federn  tbeils  in  politiscben  theils 

in  iyi^^^'^i^'^^''^^^'^^b^'^  Blattern  in  Bewegung 
gesetzt,  nicht  weil  die  Stellung  meines  Freun- 
des eine  hervorragende  war,  sondern  weil 
die  begleitenden  Umstände  und  die  ganze 
Persönlichkeit  jeden  Gedanken  an  einen  Selbste 
mord  Mcheinbar  zurückwiesen.  Die  Art  sei<- 
nes  Todes  war  und  ist  noch  heute ,  obgleich 
1 2  Jahre  darfiber  hingegangen  sind,  dn  psy- 
chologisches Räthsel  geblieben,  welches  ein- 
zig und  allein  in  der  Annahme  eines  plötz- 
Keh  unfreien  Zustandes  seine  genügende 
Auflösung  finden  möchte.  Wen  übrigens 
das. hier  berührte  Ereigniss  noch  weiter  in- 
teressiren  sollte,  der  findet  eine  ziemlich  ge- 
naue, historische  Schilderung  desselben  in 
Merker^s  Beitragen  zur  praktischen  Polizei 
vom  Jabre  1831. 


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UMVw- 


Bemerk 
per  einige  HeilnütteL  " 

1       Dr.    Otto    Moknike^ 

nttftWndmp  Ante  in  Bisliii.. 


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■    ■►»..-.  •        ■ 


Tinctnra   Thnjae   occidentalis. 


Die  .Blätter  und  das  Holz  des  Lebens-, 
baumes  —  Thuja  occidentalis  —  fanden  frä- 
her  als  medicamina  expectorantia ,  sudorifici^ 
aotirhenmatica  und  diuretica,  eine  mehrfache 
innere  wie  Süssere  Anwendung  (vergL  «7. 
Ä.  Murray^  Apparatns  medicaminum  etc.  T. 
I.  p.  32^ —  33),  waren  aber  schon  seit  lan^e 
ans  dem  Arzneischatze  verbannt  und  völlig 
ausser  Gebrauch  gekommen,  als  in  neuerer 
Zieit  das  aus  ihnen  gewonnene  ätherische 
Oel  als  Antlielminthicum  empfohlen  wurde. 
(¥er|;^.  J.  H,  Dierhach^  neueste  Entdeckun- 
gen in  der  Materia  medica.  Heidelberg.  1828. 
8.  pi.201).    Später,  und  zwar  in  dieser  Zeit- 


-     73     - 

Schrift  (April  1833.  S.  126)  rühmte  Dr.  Leo 
in  Wtrschaa  eine  I^sewtia  Thujae  oeeidenia-^ 
Kä  als  vortreffliches  Äusseres  Mittel  geeen 
^ärtnickige  Condylome.  Dr.  Köhler  in  War- 
schao  bestätigte  die  Erfahrungen  von  Leo^ 
während  der^  berühmte  Fricke  die  Tinetar 
des  Lebensbaames  stets  shne  Erfolg  ange- 
wendet haben  wollte.  (Vergl.  Becker^  wis- 
senschaftliche Annalen.  B.  L  H.  3.  S.  293). 

Im  Herbst  1839  verlangte  ein  junger 
Kaufmann  meinen  Rath,  welcher  vor  unge- 
fähr zwei  Jahren  sich  durch  einen  unreinen 
Beischlaf  eine  heftige  Blennorrhoe  der  Ure- 
thra zDgeso^en  hatte.  Früher  wollte  er  nie 
syphilitisch  inficirt  gewesen  sein,  und  auch 
jener  Tripper,  sagte  er,  sei  nach  wenigen 
Wochen  bei  der  Anwendnna;  des  Copaivabal- 
sames  spurlos  verschwunden.  Kaum  zwei 
Monate  später  aber,  hätten  sich  allmählig  jene 
Warzen  und  Auswüchse  entwickelt,  welche 
er  nun  fast  zwei  Jahre  mit  sich  herum  trüge 
und  gegen  welche  alle  angewendeten  Heil- 
mittel fruchtlos  geblieben  wären.  Er  müsse 
deshalb  glauben,  dass  sein  Uebel  unheilbar 
wäre  und  wolle,  wenn  auch  die  von  mir  an- 
zuordnende Behandlung  keinen  Erfolg  hätte, 
einen  letzten  Versuch  mit  der  Wasserheil- 
methode zu  Gräfenberg  vornehmen. 

Bei  der  Untersuchung  des  Patienten  fand 
ich  folgenden  Krankheitszustand.  Die  in- 
nere Fläche  der  Vorhaut,  sowie  der  sub  Co- 
rona glandis  gelegene  Theil  des  Penis  war 
mit  zahlreichen  spitsiigen  Condylomen  wie 
übersäet.     Diese  Excresceuzen  der  Schleim- 


—    74    — 

haut  lagen  niedergedrückt  auf  dem  Bodeo« 
'  ans  welchem  sie  entsprossen  waren;  sobala 
ich  ihre  Spitze  mit  der  Pincette  aufhob,  seif- 
ten sie  den  dünnen,  beinahe  linienlangen 
Stiel.  Das  Ausschwitzen  jener  widerlichen, 
klebrigen  Flüssigkeit,  welche  den  Feigwar« 
Zßn  eigenthümlich  «st ,  Hess  sich  nur  in  sehr 
geringem  Maasse  wahrnehmen.  Schmerz  oder 
Jucken  hatte  der  Patient  seiner  Aussage 
nach,  an  der  Eichel  und  Vorhaut  piemds 
empfunden;  den  Coitus  wollte  er  seit  dem 
ersten  Erscheinen  der  Condylome  niemals 
vollzogen  haben.  Das  Perinäum  dagegen 
wurde  in  der  ganzen  Ausdehnung  zwiscnen 
Scrotom  und  Anus  von  einem  grossen  Con- 
dyloma latum  eingenommen.  Dasselbe  war 
'  gewiss  einen  halben  Zoll  hoch  und  erstreckte 
sich  von  der  Raphe  in  eben  der  Breite  nach 
beiden  Seiten  hin.  Es  nässte  sehr  und  war 
von  einer  eiterartigen,  schmierigen  Flüssig- 
keit überzogen.  Der  Kranke  klagte,  dass 
er  besonders  beim  Gehen  es  vor  Sehmerz 
oft  kaum  aushalten  könnte  und  fügte  noch 
hinzu,  dass  durch  die  Schärfe  der  ausge- 
schwitzten Feuchtigkeit  der  oberste  innere 
Theil  seiner  Schenkel  nicht  selten  wundge- 
macht und  entzündet  würde.  Ein  ähnliches, 
wenn  gleich  kleineres  Condyloma  latum,  wie 
das  am  Perinaeo,  zeigte  sich  denn  auch  an 
der  innern  Fläche  des  linken  Oberschenkels; 
es  war  später  entstanden ;,  als  das  zuerst 
beschriebene,  und  verdankte  seinen  Ursprung 
wahrscheinlich  der  von  jenem  abgesonderten, 
ansteckenden  und  ätzenden  Flüssigkeit.  Das 
Orificium  ani,  da,  wo  das  Corium  in  die 
Schleimhaut  des  Darmes  übergeht,  war  eben- 


■    ,.         .     w     Tft     «^     .  .  ' 

falls  von  drei  grossen  breiten  CoBJytoilÜ 
eingefasst,  welche  die  täuschnäste  AeMfflab^ 
keit  mit  HSmorrhoidalzacken  bcMUMn.''  8|(r 
näsBten  sehr  stark,  nnil  verimMhten  Wi  ;J^ 
der  Zeit  das  empfindlichste,  IMi^flte  Jiuiluüit^' 
bei  festem  Stulilo:ang;c  aber  den  anertrltlifl^ 
Bten  Schmerz.  Der  Kranke  Sügte,  bndott  ' 
Durchgange  erhärteter  Excremente  hitte 
nicht  selten  eine  hedeiitende  BlrtergitMun» 
aus  den  gereizten  Condylomen 'stat^eftndw  . 
Jen»eit  des  Anus  endlich,  mt  ier  isMAtf 
Fläche  des  Os  coccygts,  befllnd  stdi  4l^^ 
rJBxcresceiiz,  die  den  eben  beseluiekeMft 'ifliE 
Jjtofang  nnd  Beschaffenheit  völUg^SUili^  WJMV 

-'  -f.  Ißk  AomaiiBie  der  eniaBiil«n  PirtM<Mi  - 
MM'der  MfaUuke  mirwohlcAildete  WtrJ- 
ftrÜBtEnokm  oirgeods  diellpar  ver^Uhtt.  . 
I^gir  Narben,  Recke  oder  noch  beitehendÄ' 
MlndnmatiBcber  AlTeetionen.  An  KnoefieB-' 
wÄmknea  wollte  Patient  niemala  litten 
haben,  und  aach  die  genaue  UnteraDchanif 
der  Shnd-  nnd  Bachennöhle  Uess  in  diesen 
neBen  nicht  das  mindeste  Anzeiehen  eines 
■eenndCr  -  syphilitischen   Leidens  entdecken. 

Patient  erzählte  mir,  dass  er  bereits  ver 
Jahr  tmd  Tag,  wenn  ^eieh  mit  tJnterlH«- 
•heoc  der  Cor,  and  ohne  Erfolg  das  Zilt- 
«HNuncbe  Decoct  getrunken  hätte.  Spiter 
ari  er,  nnd  eben  so  vergeblich,  von  einem 
1  Arzte  mit  den  ^ondTschen  Subli-^ 
len  behandelt  worden.  Ausserdem  aber 
Mlie  Bian  OrÜich  gegen  die  Condylome  die 
Tiraehiedaiartigsten  Aetzmittel  angewandt, 
Hl  MlbBt  dae  ADflsehfleiden  und  Abbinden 


—    76    — 

derselben  nicht  unversucht  gelassen.  Diese 
mannigfachen  äussern  Heilmittel  wären  je- 
doch eben  so  wirkungslos  geblieben,  wie  jene 
genannten  inneren,  und  hätten  nur  dazu  ge- 
dient furchtbare  Schmerzen  zu  verursaGben 
und  das  Uebel,  wo  möfirlich,  noch  zu  ver-* 
sehlimniero. 

Bei  diesen  trostlosen  Mittheilungen  ver- 
zweifelte ich  beinahe  daran,  vollständige  Ge- 
nesung durch  eine  der  gewöhnlichen  Heil- 
methoden zu  erreichen.  .Nichtsdestoweniger 
aber    verordnete    ich    innerlich   Stib.  snlpb. 
nigr«  mit  Hydrarg.  praecip.  rubr.  genau  nach 
der  Vorschrift  von  Berg^  welche  sich  in  Fäl- 
len inveterirter,    hartnäckiger  Syphilis,  wo 
vorzfiglich    die  Schleim*    und  Oberhaut  er- 
griffen wurde,   so   ausserordentlich   bewährt 
hat.    Dabei  Hess  ich  den  Kranken  den  gröss- 
ten  Theil  des  Tages  im  Bette  bleiben,  und 
bei  knapper  Diät  die  Hautansdünstung  durch 
häulSges  Trinken  eines  Aufgusses  der  Spec. 
ad  decoct.  lign.  unterhalten.  —  Aeusserlich 
wandte    ich  die  Plenk'sche  Sublimatsolution 
an,  indem  ich  eine  Woche  lang  täglich  so- 
wohl die  Condylomata  acuminata  an  der  Vor- 
haut  und    Corona   glandis    vorsichtig    damit 
betupfte,  als  auch  die  Condylomata  lata,  mit 
Ausnahme  der  am  Orificio  ani  gelegenen,  mit 
Charpie  bedeckte,  welche  mit  jener  Solution 
getränkt    worden    war.      Dieses    Aetzmittel 
aber  versagte  gänzlich  die  gehoffte  Wirkung; 
die  Condylomata  acuminata  blieben  wie  sie 
waren,   während   von    den   Condylom,    latis 
sich  in  einzelnen  Stücken  ein  dünner  Schorf 
absonderte,  ohne  dass  das  Volumen  der  Exr 


-    TT    — 

crescenzen  hierdurch  auch  nur  im  mindesten 
verringert  worden  wäre.  Sie  waren  vielmehr 
entzdndet,  geschwollen  und  von  ihrer  eigen- 
thSmlichen,  citerartigen  Feuchtigkeit  nass. 
Ich  setzte  deshalb  die  Anwendung  der  So- 
lotion  80  wie  die  anderen  Aetzmittei  vor  der 
Hand  aus,  um  zu  sehen,  ob  die  innere  Be- 
handlong  allein  nicht  vielleicht  die  ge- 
wünschte Heilung  zu  Stande  bringen  wSrde. 

Aber  vergebens!  Der  Kranke  hatte  das 
verordnete  Regimen  genau  befolgt  und  am 
17.  Tage  der  Behandlung  bereits  Hydrarg. 
praecip.  rubr.  gr.  ß,  pro  dosi  genommen,  ohne 
dass  in  seinem  örtlichen  Leiden  die  geringste 
Besserung  oder  überhaupt  nur  Veränderanff 
eingetreten  wäre.  Zu  Aetzmitteln  hatte  icn 
in  dem  vorliegenden  Falle  nur  geringes  Ver- 
tränen  gehabt,  da  meine  Vorgänger  in  der 
Behandlung  des  Kranken  die  meisten  dersel- 
ben bereits  vergeblich  angewendet  hatten. 
Die  völlige  Erfolglosigkeit,  mit  der  ich  die 
/YenA-'sche  Sublimatsolution  in  Gebrauch  zog, 
hatte  das  Gegründetsein  meiner  Besorgniss 
nur  zu  sehr  bewiesen:  jetzt  aber  musste  ich 
befürchten,  dass  auch  das  verordnete  innere, 
sonst  so  bewährte  und  vortreffliche  Heilmit- 
tel keinen  \utzen  stiften  würde.  Indem  ich 
bei  mir  schwankte,  was  zu  thun  sei,  ob  ich 
die  ükr^'sche  Cur  fortsetzen,  oder  andere 
nnd  die'  kräftigsten  äussern  Mittel,  z.  B. 
Acidum  suiphuricum  anwenden  sollte,  las  ich 
in  Dierbach'9  neuesten  Entdeckungen  in  der 
Hateria  medica.  die  Mittheilung  über  den 
Erfolp  mit  welchem  von  jenen  oben  genann- 
ten l^arschauer  Aerzten  Condviome  örtlich 


i 


—    78    — 

mit  der  Essenz  des  Lebensbaomes  behand^ 
worden  seien. 

Um  einen  Versuch  sa  machen,  liess  kh 
eine  Tinctura  Thnjae  occidentalis  aas  den 
frischen  Blättern,  durch  48  stundige  Diccs- 
tion  von  Unc.  jyy.  derselben  auf  Une.  \x  Weiii- 
geist  bereiten,  und  hatte  bald  Gej^nlieit 
fiber  die  schnelle«  kaum  gehofte  Wixkung 
dieses  neuen  Mittels  zu  erstaunen.  Denn 
schon  am  dritten  Tage  nachdem  simmtiiche 
Condylome,  die  spitzigen  sowohl  ab  die  brei- 
ten, mehrmals  täglich  mit  der  Thigatiiictar  be- 
pinselt worden  waren,  gewannen  dieaelbeii 
ein  völlig  verändertes  Aussehen.  Sie  wor- 
den nämlich  welk,  fielen  ein  nud  Bahnen 
aichtbarlich  in  ihrem  Volumen  ab.  An  fiBnf- 
ten  Tage  dieser  Behandlang  war  von  den 
Condylom,  acuminatis  an  der  Eichel  und  in- 
nern  Fläche  der  Vorhaut  keines  mehr  TOr- 
banden :  die  letzte  Spur  des  msien  Condy- 
loma latum  am  Pcrinaeo  erhidt  sich  bis  xnm 
neunten  Tage. 

Die  Anw  entlang  der  Tinctora  Thujae  ver- 
ursachte nur  geringen  Schmers:  die  sesonde 
Haut  im  t  mfango  d\'r  Condylome  wurde  nidit 
im  mindesten  gereist  uocii  eaixmidet.  Simmt- 
iiche K\cres<>^on  aber  \  ersth wanden  durch 
Re$«MrbtiiHi  \oa  mnc«  ans.  ohne  dasa  eine 
VWnitiou  idc/  (>ia  Hma^bciMirf  mdi  gebil- 
def  bitte 

W^  w  Ar  u^'4^ec  x^id  M^karer  ab  mein 
Patient,  Ja  «v  sv>;  w^  s<xaem  langwierigen 
und  tteci^Yn  l<^  W4st«i  »k    ä#hald  die 


—    79    — 

erste  Spar  der  Yerschrumpfäng  in  den  Con- 
dylomen ein^treten  war,  hatte  ich  die  Gabe 
des  rotben  Praecipitates  wieder  aof  gr.  1 
vermindert  und  liess  Kwei  Tage  später  jedes- 
mal nar  gr.  ^  nehmen.  Als  das  letzte  Con- 
dyloma latam  verschwunden  war,  hörte  jede 
fernere,  innere  Behandlung  auf.  Patient  blieb 
wihrend  der  nächsten  Jahre  völlig  gesund. 
Später  habe  ich  ihn  aus  den  Augen  verloren. 

Dieser  Krankheitsfall  stellt  die  heilsame 
Wirkung  der  Tinctura  Thujae,  örtlich  gegen 
Condylome  angewendet,  ganz  vorzüglich 
heraus.  Patient  hatte  schon  früher  M ercuria- 
lien  ohne  allen  Erfolg  'genommen,  ebenso 
äusserte  die  von  mir  angeordnete  JBer^sche 
Cur  bis  zum  17.  Tage  der  Behandiang  nicht 
die  geringste  Wirkung;  ich  kann  deshalb 
kaum  glauben,  dass  die  plötzliche  und  auffal- 
lende Veränderung,  welche  in  den  Condylo- 
men unmittelbar  nach  der  Anwendung  der 
Tinctura  Thujae  eintrat,  auch  nur  zum  Theii 
dem  zugleich  innerlich  genommeneu  Queck- 
silber und  Antimon  zuzuschreiben  wäre. 

Später  habe  ich  Gelegenheit  gehabt, 
mich  in  dreizehn  andern  Fällen,  d.  h.  eben 
so  oft,  als  mir  Condylome  zur  Behandlung 
nachher  überhaupt  vorgekommen  sind,  von 
der  hohen  Wirksamkeit  der  Tinctura  Thujae 
7äü  überzeugen.  Die  Anwendung  und  der 
Erfolg  war  jedesmal  wie  in  dem  oben  näher 
beschriebenen  Falle.  Waren  primäre  syphi- 
litische Geschwüre,  oder  eine  Blennorrhoea 
urethrae  gleichzeitig  vorhanden,  —  und  dieses 
fand  unter  den  genannten  dreizehn  Syphiliti- 


^  _     80    —  1 

Beben  fünfmal  statt,  so  wtii-ilen  innerlich  die 
Dxondi'schen  Subliiuatpillen  oder  Copaivabal- 
sam  und  Cubebenpiilver  geo^eben,  wfifareud 
die  örtliche  Behandlung;  der  Condylome  darch 
das  Bepinseln  mit  der  X^oJH'i'ictur  geschah. 
la  der  Regel  verschwanden  dieselben  schon 
am  dritten  oder  vierten  Tage.  In  den  übri- 
gen acht  Fällen  waren  einzelne  Condylomata 
acuminatH,  meistens  »u  der  iiiuern  Fläche  der 
Vorhaut,  nach  unlängst  geheilten  Schanker- 
gescliwüren  zurücKgebtiehen.  Da  eine  geord- 
nete allgemeine  Behandlung,  gewöhnlich  mit 
Mercur  stattgefunden  hatte,  wandte  ich,  ohne 
weiter  ein  inneres  Heilmittel  zu  verordnen, 
bloss  ausserlich  die  Tinctura  Thujae  an.  Ich 
glaube  nämlich  fest,  dass  besonders  Jene  ein- 
zelnen Condylomata  acuminata,  welche  sich 
so  oft  bei  einem  bestehenden  Schankerge- 
schwüre, oder  aach  nach  der  Vernarbnng 
desselben,  so  wie  bei  einem  Tripper,  an  der 
Vorhaut  oder  der  Eichelkrone  entwickeln, 
keinesweges  als  Zeichen  einer  latenten,  all- 
gemeinen Lues  anzusehen  sind.,  sondern  ab 
rein  ortliche,  durch  Reizung  entstandene  Ex- 
crescenzen  der  Schleimhaut,  auch  eine  blow 
örtliche  Behandlung  verlangen.  Dazu  aber 
kann  ich,  nach  den  hier  mitgetheilten  Erfah- 
rungen, mit  gutem  Gewissen  die  Tinctura 
Thujae  occidcntalis  empfehlen;  wenn  gleidi 
der  verstorbene  Dr.  Fricke  zu  Hamburg,  des- 
sen Stimme  in  rebus  syphiliticis  mit  Hecht 
von  grösster  Geltung  ist,  eich  so  wenig  gün- 
stig über  die  Heilkräfte  des  Lebensbanmes 
nach  dieser  Richtung  bin  ausgesproehen  hat 


-    81 


2. 

Ferrum    oxydatum    fuscam  -  fiisen- 

oxydhydrat 


Die  Preussische  Pharmacopoe  siebt  ffir 
die  Bereitung  dieses  vortrefflichen  Eisenprä- 
parates die  Vorschrift,  welche  von  Büchner 
(Repertorinm  für  die  Pharmacie,  Bd.  XVI. 
S.  236  —  37)  mitgetheilt  wurde.  Die  Be- 
nennungen ferrum  carbonicum  seu  subcarbo^ 
mctfin,  Bubcarbonaa  ferri  Ph,  Londin.j  carbo^ 
nas  /erri  praecipUatu8  Ph.  Edinburg.^  hydras 
J!erricu8  cum  carbonato  ferroso^  fuhrt  dieses 
Heilmittel  nicht  gan/i  mit  Recht,  da  es  in 
seinem  officinellen  Zustande  keine  Kohlen- 
Bfiure  mehr  enthält*).     Den  altem  Aerzten 


*)  Bei  der  Darstellung  des  Eisenoxjdhjdra- 
ies  wird  eine  beliebige  ülenge  von  crysiallisir- 
iem  Eisenvitriol  in  einer  genügenden  Quantität 
heissen  Wassers  aufgelöst.  Der  erkalteten  und 
filtrirten  Auflösung  wird  so  lange  Natron  carbo- 
nicum crudum  zugesetzt ,  bis  kein  weisser  Nie- 
derschlag mehr  erfolgt.  Dieser  Niederschlag 
besteht  in  kohlensaurem  Eisenoxydul  ^  welches 
beim  Filtriren,  Auswaschen  und  Kochen  die 
Kohlensäure  entweichen  lässt  und  sich  in  Eisen- 
oxydbjdrat  verwandelt.  Nur  ganz  frischbereitet 
dfirfle  das  letztere  Praeparat  noch  einige  Koh- 
lensäure enthalten.  Wenn  späterhin  bei  der 
Berührung  mit  Säuren  ein  Aufbrausen  geschieht, 
so  ist  solches  ein  Zeichen,  dass  das  Praeparat 
nicht  rein,  sondern  mit  kohlensaurem  Natron 
vermengt  ist. 
Journ,  Bd.  XCY,  St.  3.  6 


-«:■-■■, 

.  war  es  unter  dem  Namen  Crocus  MartU 
aperilivus  wohl  bekannt ;  es  wurde  durch 
das  Rosten  des  Eisens  im  Wasser    und  an 

'  der  Luft  erhalten  und  in  Füllen  hartnäckiger 

_  Wechsel  lieber ,  bei  Scrophcin  nnd  geg;en 
Darrsucht  der  Kinder,  bei  Infarctcn  der  Cn- 

,  terleibsorgane,  sowie  in  der  Hypochondria 
cum  materie,  als  stärkendes,  auflösendes  und 
eröffnendes  Mittel  angewandt.     Im  Allgetnei- 

'  nen  jedoch  war  sein  Gebrauch  uurbcscliränkt  ' 

-  und  man  hielt  es  für  weuiger  wirksam  als 
die  übrigen  Eiseiipraeparate .  namentlich  als 
das  Ammon.  mur.  luart.,  und  die  Auflösungen 

,  des  Metalk's  in  pfiaDzlichen  Säuren.  Erst 
die  neuere    Zeit  bat    »uf  die   mannigfachen 

,  und  ganz  vorzüglichen  Heilkräfte  des  Ferrum 
oxydatnin  fusciim  aufmerksam  gemacht,  nnd 
demselbeu  die  gebfrhrendc  Stelle  unter  den 
scbätzenswerthestcn  Arzncistoffen  eingeräumt. 

Besonders  die  Erfahrungen  einiger  eogf 
lischer  Aerzte,  durch  welche  die  hoheWin- 
samkeit  des  Eisenoxydhydrates  bei  Krank- 
heiten des  Nervensystemes  dargethan  würde, 
trnren  sehr  wesentlich  hierzu  bei.  Ho  em^ 
pfanl  Butehituon  dasselbe  gegen  den  Fotktr- 
jrt/Tgchen  Gesichtsachmerz,  EllioUon  gegea 
ätarrkrampf  and  Chorea  als  sicheres,  fast 
nie  fehlschlagf^ndes  Mittel;  und  Carmiekm^ 
wollte  es,  sowohl  innerlich  als  fiasserlieh,  wt 
liestmderem  Glücke  gegen  die  KrebsdyMir»- 
sie  angewendet  haben.  In  Deutschland  wtirde 
es  yoraaglich  von  Xopp  in  Hanau,  nach  den- 
.  T«nichiedenaten  Richtungen  hin  erprobt,  und 
ausserordentlich  wirksam  beenden.  An  die 
BIHlheilaDgeD  des  Letztem  schliessea   aick 


—    83     — 

iiß  'Peobachtnngen  von  Bunsen  ndd  Berthold 
aB,  ivelche  den  grossen  Nutzen  des  Eisen- 
oxydhydrats als  Antidoten  gegen  Arsenik« 
Vergiftungen  entdeckten. 

Nach  meinen  eigenen  Erfahrungen  hat 
das  Eisenoxydhydrat  unter  allen  Eisenpräpa- 
raten die  meiste  Aehnlichkeit  mit  der  Lima- 
tnra  Martis,  und  scheint  allenthalben  gebraucht 
werden  %n  können,  wo  diese  ihre  Anwendung 
findet  Aber  es  zeichnet  sich  vor  allen  an- 
dern Priparaten  dieses  Metalles  besonders 
dadurch  aus,  dass  es  so  wenig  aufregt  und 
erhitzt,  selbst  in  grossen  Gaben  leicht  ver- 
tragen wird,  und  sogar  bei  obwaltenden  ga- 
strisehen  Zustünden,  wo  andere  Eisenmittel 
contraindicirt  sind,  gegeben  werden  kann; 
auch  nehmen  es  Personen  von  sehr  irritabler 
Muskelfaser,  die  leicht  fiebern  und  zu  acti- 
ven  Blutflussen  eeueigt  sind,  in  den  meisten 
Fällen  ohne  Nacntheil.  Dass  aber  die  Koh- 
lensäure es  sei,  welche  das  Eisenoxydhydrat 
weniger  erhitzend  und  assimilirbarer  als  die 
nbrigen  Eisenpräparate  mache,  wie  JiTopp 
meint  (Denkwürdigkeiten  aus  der  ärztli- 
chen Praxis.  B.  1.  8.  254),  ist  schon  des- 
halb nicht  anzunehmen,  weil  dasselbe  so  gut 
als  gar  keine  Kohlensäure  enthält.  Eben  so 
schwierig  ist  es.  die  wunderbare  Heilkraft 
des  Ferrum  oxydatum  fuscum  gegen  den  Fo- 
ihergilPsc\\en  Gesichtsschmerz  und  andere 
Neuralgieen,  gegen  Chorea  und  Epilepsie, 
ans  den  allgemeinen  Eigenschaften  des  Ei- 
sens ab  Nervinum  tonicum  erklären  zu  wol- 
len: denn  es  äussert  seine  beruhigende  und 
schmerzstillende  Kraft  gegen  Neuralgien  in 
•-  6* 


—    84     - 

f leicher  Weise  bei  Personen  von  strajDTer, 
riftieer  Muskelfaser  und  grosser  Energie 
des  Gefässsysteins.  wie  bei  solchen,  wo  w^ 
gen  allgemeiner  Schlaffheit  and  Mangel  an 
Irritabilität  eine  Störang  in  dem.  Verhätnisse 
obwaltet  9  welches  die  beiden  Sphären  des 
thierischen  Lebens  gegeneinander  einzuneh- 
men bestimmt  sind.  Es  scheint  mir  daher, 
als  mus|se  man  die  gedachte  Wirkung  des 
Eisenoxydhydrats  vor  der  Hand  noch  ab 
specifik  und  unerklärlich  betrachten. 

Ich  habe  mich  des  Ferrum  oxydatum 
fnscum  allenthalben  bedient,  wo  überhaupt 
Eisenpräparate  angezeigt  waren,  in  Fällen 
von  Chlorose,  Scrophulosis,  chronischen  Blen- 
norrhöen  der  Geschlechtstheile,  bei  passiven 
M utterblutflüssen .  hartnäckigen  Wechselfie« 
bern,  in  der  Reconvalescenz  von  nervösen 
Fiebern,  ausserdem  aber  bei  Gastrodynieen 
und  in  verschiedenen  sehr  heftigen  Neural- 
giee«.  Stets  aber  habe  ich  die  erwünsch- 
teste Wirkung  erzielt.  In  einem  Falle  von 
Bleichsucht  hatte  ein  junges  neunzehnjähri- 
ges Mädchen  ohne  Erfolg  alle  mögliche,  bit- 
tere, aromatische  und  geistige  Mittel  genom- 
men. Darauf  hatte  man  ihr  Eisen  verordnet, 
welches  sie  indessen  wegen  heftiger  Blut- 
wallungen und  unerträglicher  Congestionen 
nach  dem  Kopfe,  stets  nach  wenigen  Tagen 
aussetzen  musste;  obgleich  man  ihrdieLima- 
tura  ferri,  die  Tinctura  ferri  acetici,  und  eine 
Tinctura  ferri  aiuminata,  welche  unter  dem 
Namen  Tinctura  Marita  confortitans  s.  Gut* 
tae  Weigelii  als  Geheimmittel  in  den  Apo- 
theken  Stralsunds   verfertigt    und    meistens 


—    85    — 

leicht  vertragen  wird,  des  Versaches  wegen, 
eines  nach  dem  andern  gegeben  hatte.  Ich 
bekam  die  Patientin  in  Behandlung  and  ver- 
ordnete Rweimal  täglich  ein  Pulver  von: 
Terri  oxydati  fusci  gr.  vin.  Pulv.  Radio. 
Zingi^eris  gr.  ii.,  Sacchari  albi  gr.  vi.  Die- 
ses Mittel  bekam  der  Kranken  ganz  vortreff- 
lich. Nachdem  sie  dasselbe  vier  Wochen 
fortgebraocht  hatte,  ohne  dass  eineVergrös- 
serang  der  Dose  des  Eisenoxydhydrats  nö- 
thig  gewesen  wäre,  befand  sie  sich  blühend, 
frisch  nnd  gesund,  als  ob  sie  die  Bleichsucht 
in  ihrem  Leben  nicht  gekannt  hätte. 

Die  Verstopfung  oder  Hartleibigkeit, 
welche  nach  Kopp  auf  die  Anwendung  des 
Eisenoxydhydrats  fast  durchgängig  erfoleen 
£oH,  habe  ich  nicht  erfahren;  in  mehren  Ftl- 
leu  trat  sogar  eine  Diarrhöe,  offenbar  in 
Folge  dieses  Mittels^  ein.  Gewöhnlich  am 
zweiten  oder  dritten  Tage,  nachdem  dasFer- 
rom  oxydatnm  fuscum  angewendet  worden, 
oft  aber  erst  später,  erhalten  die  Sedes  eine 
donkle,  schwärzliche  Färbung :  eine  Erschei- 
nung, welche  auch  bei  dem  Gebrauche  der 
übrigen  Eisenpräparate  stattiindiet.  Da  der 
Körper  nämlich  nur  einen  sehr  geringen  Theil 
des  eingeführten  Eisens  sich  anzueignen  ver- 
mag, so  verbindet  sich  der  Ueberschuss  mit 
mancherlei  Stoffen  im  Darmcanale  zu  einer 
dintenartigen  Flüssigkeit,  welche  den  Excre- 
menten  die  schwärzliche  Farbe  verleiht. 

Das  Ferrum  oxydatum  fuscum  ist  ange- 
nehmer zn  nehmen  als  die  Eisenfeile,  welche 
in   der  Regel   ein  sehr  lästiges   Aufstosscn 


-    «M  tefamt  od«  gewhvftftiitem  .WiutiKlättf 

:.',  MMb  veraraadiL.  Gewöhnlich  gab  Itt  «vg 
Mverfenfj  mr  vit  Zocker  venniseKl)'  IUI 

'.  Itl^WeH  Feftgebraaebe.,  Sffie  tn  PMMt'.^M 
AHMmnlMii  find  BleichsatibL  setete  ich  eM|i 
Qfißb  eines  erregenden ,  die  TerdriinMrHif 
TefeM«a«i  PflanieopslverB.  z.  B.  Pid^.  M^ 
eta  Angibme  oder  Coi^ic»  CiBoiAoari  hiatM. 

■:  Wtr.  die  Zuoge  etark  betest,  BartM^ilMkt 
ttWUiPtt,  ffrorae  Unreloigknl  in  den  MitM' 
^<UMi  Torasndea,  so  werde  ein  ftr9ft^|iH 
AMlhraitfel   dem  Eieenoxydhydnle  -t«Mi*> 


;eschickt;  schien  der  Statae  pirtricur  d^n» 
n  weniger  bedeotend  kd  sein,  so  wiMto 
I  das  Mittel  vADTome  hereia,  and  swar 
i  vorwaltender  ITeignog  Kn  TeretiqiAutM^ 


^ft  gescl 

^^Hlit  einigen  Granen  Pnlv.  Rad.  Bhei  an. 
^^^I8   aber    habe  ich  bei  dieiwm  TAriÄMsB 

^V  imchtheili^e  Folgen  erlebt. 

'  Bei  dem  Gebranche  des  Fermm  oxyda- 
tom  fascam  mass  daraaf  gesehen  werden, 
daes  dassethe  nicht  bald  nach  geschehener 
Hahlseit,  bei  vollem  Magen  genommen  wird. 
Eben,  so  wenig  aber,  darf  es  früh  Mor^gens- 
nfichtem  angewandt  werden.  Bei  Ifingerem, 
mehrwdchentlicbem  Fortgebranche  scheint  es 
am  zweckmSssigsten  zu  sein,  tflglich,nar 
.  zwei,  bfichslens  drei  Dosen  zu  verabreichen. 
Im  ersteren  Falle  lasse  ich  des  Morgens  ge- 
gen sehn  Uhr  die  eine,  Nachmittags,  xwei 
bis  drei  Standen  nach  dem  Essen,  die  andere 
Dosis  nehmen.  Bei  Tische  mnssen  alle  sau- 
ren,- blühenden  und  verstopfenden  Speisen 
vermieden  werden.  In  einigen  Ffillen,>wo 
ich   das  Eisenoxydhydrat  bei  der  Reconva- 


-     87     - 

leseeiiK  nach  schweren  Krankheiten,  sowie 
Von  Chlorotischen  gebrauchen  Hess,  schien 
die  belebende  und  kräftigende  Wirkung  des 
Busens  erhöht  und  weit  schneller  durch  den 
Körper  verbreitet  zu  werden,  wenn  die  Pa- 
tienten des  Morgens,  zugleich  mit  der  Arz- 
nei, ein  Spitzglas  voll  eines  feurigen,  säure- 
freien Weines,  z.  B.  Malaga  oder  Lunel,  zu 
nahmen. 


Eine  grosse  Aehulicbkeit  in  der  Wir- 
knng  findet  zwischen  dem  Eisenoxydhydrate 
und  dem  schwefelsauren  Chinin  statt.  Beide 
Mittel  vertragen  sich  deshalb  nicht  nur  ganz 
vorzüglich  gut  mit  einander,  sondern  ergän- 
SKen  und  vermehren  auch  gegenseitig,  ihre 
Heilkraft.  Dieses  zeigt  sich  besonders  bei 
langwierigen  Wechselfiebern,  wo  das  Chinin 
seine  ganze  Wirksamkeit  verloren  zu  haben 
scheint,  und  schon  ein  kachektischer  Zustand, 
verbunden  mit  Anschwellungen  def  Unter- 
leibsorgane, vorzüglich  der  Milz,  eingetreten 
ist.  In  solchen  Fällen  kann  man  sich  davon 
überzeugen,  dass  dem  Eisenoxydhydrate  eine 
ganz  besondere  Wirkung  auf  den  Plexus 
solaris  und  die  ganze  Ausbreitung  des  Tfer- 
vensystemes  nach  der  Sphäre  des  vegetati- 
ven Lebens  inne  wohnt.  Am  3.  Februar  1841 
bekam  ich  Marie  Cr.,  eine  zwei  und  dreissig- 
jährige  Büdnerfrau  aus  Teschenhagen,  einem 
Dorfe  nahe  bei  Stralsund,  in  Behandlung. 
Dieselbe  litt  schon  seit  sieben  und  zwanzig 
Wochen  am  Wechselfieber,  welches  Ursprung-- 
lieh  dreitägig  gewesen,  aber  vor  ungefähr 
anderthalb  Monaten  in  den  Quartantypus  über- 
gegangen war.     Alle  angewandten  Heilmit- 


—    88    — 

tel,  sympathetische  wie  pharmaceiitische,  wa^ 
ren  irachtlos  geblieben;  das  schwefelsaure 
Chinin  hatte  nur  in  der  ersten  Zeit  und  auch 
da  nicht  nachhaltend,  seine  Wirkung  gefius^ 
sert,  und  die  Kranke  bot  das  Bild  eines  tie- 
fen und  bedenklichen  Leidens  dar.  Ihr  Aus- 
sehen war  livid.  kachektisch,  beinahe  scor- 
butisch.  Jeder  Tonus  der  Muskelfaser  schien 
sich  verloren  zu  haben,  und  das  Blut  arm 
an  Cruor,  wie  mit  Wasser  verdünnt  und  anf- 

{ gelöst  zu  sein.  In  dem  linken  Hypochondrio 
iess  sich  die  aufgetriebene,  auf  das  Dreifache 
ihres  gewöhnlichen  Volumens  vergrösserte 
Milz  deutlich  herausfühlen.  Auch  die  Aus- 
senverhältnisse  waren  sehr  nachtheilig.  Sie 
wohnte  nämlich  in  einem  niedrig  gelegenen, 
feuchten  und  dumpfigen  Gemache,  welches 
mit  Leljm  gediehlt  war,  und  während  des 
Winters  nicht  nur  einer  Menge  von  Hühnern 
und  anderm  Federvieh  zum  Aufenthalte,  son- 
dern auch  als  Aufbewahrungsort  des  ganzen 
Kartoffel  bedarf  es  für  eine  zahlreiche  Familie 
dienen  musste. 

Da  das  Chinin  schon  seit  längerer  Zeit 
nicht  mehr  wirken  wollte,  stellte  ich  einen 
Versuch  mit  der  Rinde  an.  Ich  liess  wäh- 
rend der  Apyrexie  dreistündlich  ein  Pulver 
von  Pulv.  Cort.  Chin.  reg.  Brach,  j.  mit  Pulv. 
Cass.  Cinnamom.  gr.  vi ,  und  die  letzte  Dosis 
dieses  Pulvers  am  Abende  des  dritten  Tages, 
kurz  vor  dem  Eintritte  des  Paroxysmus  ein- 
nehmen. Der  Anfall  trat  nämlich  immer  in 
der  Nacht  auf  den  vierten  Tag  ein.  Die 
Patientin  hatte  auf  diese  Weise  während 
der  Apyrexie  Unc.j/?.  Chinapulver  genommen, 


—    89    — 

and  dessen  angeachtet  blieb  das  Fieber  nicht 
anSL  DieArsnei  erregte  vielmehr  durch  ihre 
Masaa  mancherlei  gastrische  Beschwerden,  bis 
der  Körper  sich  durch  eine  mehrtägige  Diar- 
rhoe ihrer  wieder  entledigt  hatte.  Ein  zwei- 
ter Versuch,  wo  ich  das  Chinapahxr  mit  ei- 
nem Yierftel  Gran  Opium  pro  dosi  verband, 
hatte  eben  so  wenig  Erfolg.  Schon  fühlte 
ich  mich  angeregt^  die  Tinctura  Fowleri  zu 
geben,  als  ich  mich  des  Ferrum  oxydatum 
fnscum  erinnerte.  Ich  verordnete  also  wäh- 
rend der  nächsten  Apyrexie  dreistündlich 
einen  halben  Scropel  dieses  Mittels  mit  vier 
Gran  Zimmtpniver  zu  nehmen.  Das  Fieber 
kehrte  freilicn  nach  wie  vor  wieder,  aber  es 
schien,  als  ob  das  Eisenoxydhydr^t  schon 
innerhalb  weniger  Tage  den  allgemeinen  Kör- 
persustand sichtbarlich  verbessert  hätte.  Die 
Kranke  fühlte  sich  heiterer,  kräftiger,  und 
meinte,  ihr  Befinden  während  der  fieberfreien 
Zeit  sei  schon  seit  lange  nicht  mehr  so  gut 
gewesen  als  jetzt,  wo  sie  das  Eisenpulver 
gebraucht  habe.  Ich  Hess  daher  das  Mittel 
fortgebrauchen  und  die  Kranke  erholte  sich 
immermehr,  obgleich  das  Fieber  keineswegs 
ausblieb.  Die  Paroxysmen  aber  traten  im- 
mer schärfer  und  begränzter  auf,  während 
die  Apyrexieen,  welche  bis  dahin  mehr  nur 
Remissionen  der  Krankheit  gewesen  waren, 
sich  in  wahre  Intermissionen  verwandelten 
und  immer  freier  und  ungetrübter  von  dem 
Gefühle  des  Leidens  wurden.  Dabei  verän- 
derte sich  das  Aussehen  der  Patientin  auf 
die  erfreulichste  Weise ;  die  kachektische  Ge- 
sichtsfarbe wich  einem  frischeren,  lebendige^ 
ren  Colorite;   die  Muskelkraft  nahm  zu,  so  . 


<^  n 


'1 


".iätk  Ae' Krwdt«  den  gewöhnlichen  GeschM^ 
.  4«  ttmnududtes  wieder  voi^tehenkonoM  ' 
'h^  gewann  mit  Jedem  Tage  i$/ 
l  warae  iinmer  DOrmalmässiger.  ;  ■< . 

AnfflnfHhatenTage  nachdem  diePatiestfKi 
lit  du  Femui  oxydatum  fuscam  ^enMIttl 
B  hatte,  verband  ich  dasselbe  in  derobeq»! 
uileo  Gabe  von  gr.  \  mit  Chio.  solplr' 
_t.  wai  llen  tiflicfi  dreimal  ein  solcbei,\ 
iTtf  pehiBCHi.  «letzt  äusserte  das  Chindi 
MiM  caiue  Beilliraft  und  das  Fieber,  wd» . 
lAm  Wi  GuMn  iber  30  Wochen  eedanert '; 
lntof'Mieb  aoa  oa  nicht  wiederzukomtneit , 
Ke  Naebear  xeacbah  durch  das  Eisenoxyd^' 
'  Ivdrat  ia  Tn-nndan^  mit  bittern,  auflösende  i 
l&t#aeter;  nur  am  7.  14.  und  21. Tage  nadll 
.4em  Eintritte  des  fetzten  Paroxyemus  Mettl 
ich  einige  Gran  Chinin  nehmen. 

Die  Krank«  wurde  vollltammea  berge- 
stelit,  selbst  die  Anschoppongen  der  I«eMr 
und  Milz  verloren  sich.  In  den  ersten  Ta- 
gen  des  M&rx  hatte  sie  ihre  Periode  wieder 
bekommen,  und  war  bald  nachher  im  IMande 
alle,  selbst  die  schwersten  körperlicheB  Oe- 
schSfte  and  Verrichtongen,  welche  von  einCr 
Frau  ihres  Standes  verlangt  werden,  ojine 
Nachtheil  für  ihre  Gesundheit  za  voUsiehen. 
Sie  hatte  aber,  während  der  Cur  and  Nacb- 
behandlang  im  Ganzen  iJnc.  jj^..  and  zwtf 
fänf  Wochen  hindurch,  tflglich  Semp.  iß—j^ 
des  Bisenoxydhydrats  eingenommen. 

Was  die  Gabe  betrifft,  in  welcher  das 
Fenum  oxydatom  ftiscnm  anznwendeD  iat,  so 


~    91    — 

gfanite  feh,  dftss  woU  nar  höchst  selten  Ffille 
eintreten  dflrften  ^  wo  cfine  grössere  Menge 
ab  drachm.  j.  —  jy.  pro  die,  sar  Erffillang 
des  Heilsweckes  nothwendig  wfire.  Die 
höchste  Dosis,  in  welcher  ich  es  selbst  ver- 
ordnet habe,  ist  drachm.  /?.  drei  bis  viermal 
täglich  KU  nehmen,  lii  der  Regel,*  und  na» 
ntentlich  bei  längerem  Fortgebrauche  z.  B. 
bei  Chlorosis,  in  der  lleconvalescenz  nach 
sdiweren  Krankheiten,  bei  chronischen  Schleim* 
flilssen,  Cardialgieen  etc.  genügen  Gaben  von 

fr;  y{.  bis  vjlj.  bis  scrap.  j.  vollkommen.  Il|e 
ochsten  Gaben,  bis  zu  einer  Drachilie  und 
darfiber,  finden  bei  den  reinen  Neuralgien, 
der  Chorea  nnd  Epilepsie  ihre  Anwendung. 
Man  thnt  aber  auch  in  diesen  Fällen  gut, 
mit  geringern  Einzelndosen  z.  B.  von  gr. 
yjlj.  —  Scrnp.  j.  zu  beginnen  und  allmählig 
bis  zur  Wirkung  zu  steigen.  Der  englische 
Arzt  Elliotson^  der  nach  Hutchinson  am  mei- 
sten die  Aufmerksamkeit  auf  das  Eisenoxyd- 
hydrat lenkte,  und  die  Wirksamkeit  dieses 
Mittels  in  mehr  als  hundert  Fällen  erprobt 
hat,  widerspricht  zwar  dieser  Meinung,  wenn 
er  in  seiner  Abhandlung  (Medice -cliirnrgical 
Transact.  Vol.  XIII.  Part.  I.  Lond.  1825.  p. 

234)  sagt: »ich  habe  mich  durch  sehr 

zahlreiche  Versuche  unterrichtet,  dass,  wenn 
das  Mittel  angezeigt  ist,  es  in  weit  grosse- 
ren Gaben  gegeben  werden  kann,  dass  drach, 
jj.  JÜJ.  jv.  alle  sechs,  ja  sogar  alle  vier  Stun- 
den gegeben  werden  können;  dass  man  mit 
der  letzten  Dosis  von  einer  halben  Unze  von 
vorne  herein  beginnen  kann,  und  nicht  erst 
nöthig  hat,  damit  der  Kranke  sich  an  das 
Mittel  gewöhne ,  von  den  geringeren  Gaben 


*  •< 


1", 


ik^in  Mbefm  m.Bieiceii:  iam  mok  «kl*' 
IMI  wt  ddVvlGttel  in  iliesec  Mw  Mh 
#i»  d«»  diulareh  iler  ^eringsteTliBlM 
iKien  KraAen  erwichst,  videW^dMilrM«» 
lÄrM  kjmn;<c  ^  und  w.etter  notn.:  »ik  tMf 
liMil  ugeKei^  so  glrahe  ich,  gMt  «yfe, 
4i|MBeiiiini  keine  Grenze  ittr  die  Dorfs  ^^ 
iNpfoher  dasselbe  s:egeben  wird,  ansser  diaia 
Widerstände  des  Kranken  es  zu  nehnen^aiiii 
li^  IJallfaigkeit  des  Magens,  eine  se  sehwtVe 
lli|we  u  verA^agentt  Ich  glaube aber^ 
dfe  -iieisten  Leser  mit  mir  eiavmituiiett 
IMrden^  wenop  ich  einen  Aosspruch  ^wi^^WÜ^ 
nftMk'B  beriibmiem  Landsmanne  Wiilmti: 
CMÄn^  HiBetreir  der  sn  seinerzeit  ernftttn 
kam  fibertriebenen  Gaben  des  -Eis^rnsl^a 
-*r' Crieos Martis  aperitivns. —  anf  <Ke  gniiij' 
Ütt  Jessen  des  Ferrum  oxydatüm  fuseom  piN 
wende,  denen  ElUotaon  das  Wort  redet.  Cwl^ 
len  n&mlich  (Treatise  of  the  mat  med.  Edin- 
burgh 1789.  2.  Vol.  8.  Vol.  IL  p.  32)  sagt: 
»Wir  haben  gehört,  dass  das  Eisen  bis  nur 
Menge  von  6  Drachmen  pro  dosi  gegeben 
sei ;  aber  wir  haben  kaum  jemals  einen  Ma- 

Stn  gefunden,  der  auch  nur  den  dritten  Theil 
ieser  Menge  ohne  Beschwerden  hätte  ver- 
traget können.«  — 

Wenn  man  das  Ferrum  oxydatüm  fn- 
scum  bei  Neuralgien  z.  ß.  gegen  den  JPVi- 
lAer^ITsehen  Gesichtsschmerz  anwendet,  so 
thut  man  wohl,  das  Mittel  noch  Unsere  Zeit 
nach  dem  Verschwinden  der  Krankheit,  und 
zwar  wenn  zur  Erreichung  dieses  Zweckes 
grosse  Dosen  nothwendig  waren,  in  kleinem 
Gaben,  z«  B.  täglich  zwei  bis  dreimal  6-^8 


—    93    — 

Gran,  fortgebrauchen  su  lassen.  Man  darf 
alsduin  ühßnengt  sein,  dass  das  U^bel  nicht 
wiederkehrt. 

Schliesslich  möge  es  mir  vergönnt  sein, 
einige  Fille  mitsutheilen,  welche  oazu  dienen 
können,  die  ausserordentlichen  Heilkräfte  des 
Ferrum  carbonicam  foscam  auf  recht  einleuch- 
tende Weise  darzuthun. 

Erster  Fall.  Dr.  J^ .  .  .  ein  junger  Arzt 
sechsundzwanzig  Jahr  alt  und  von  krSftigem 
Körperbaue,  erfreute  sich,  einige  Kinderkrank- 
heiten nnd  das  unten  näher  zu  beschreibende 
Uebel  abgerechnet,  stets  der  allerbesten  Ge- 
sundheit. Seine  Aeltem  waren  ebenfallskräf- 
tig  nnd  gesund,  es  muss  jedoch  bemerkt  wer-^ 
den,  dass  seine  Mutter  und  deren  Vater,  ihr 

ganzes  Leben  hindurch,  sehr  oft  von  einem 
eftieen ,  nervösen  Kopfschmerze  .  gequält 
wurden.  Der  letztere  erreichte  dessenunge- 
achtet frisch  nnd  kräftig  das  hohe  Alter  von 
acht  und  siebzig  Jahren.  Als  Dr.  J.  drei- 
zehn Jahre  alt  und  noch  auf  der  Schule  war, 
stellte  sich  zuerst  derjenige  Krankheitszustand 
bei  ihm  ein,  von  welchem  er  alle  folgenden 
Jahre,  regelmässig  um  dieselbe  Zeit  heimge- 
sucht wurde,  und  welcher  der  Gegenstand 
nachfolgender  Mittheitung  ist. 

Er  empfand  nämlich  im  Frühling  des  ge- 
nannten Jahres,  während  der  ersten  warmen 
Tage,  ein  eigenthümliches,  schmerzhaftes  Ge- 
fühl in  der  rechten  Orbita,  oberhalb  des  Aug- 
apfels, welches  sich  als  heftiges  und  sehr 
lästiges  Klopfen  desRamus  supraorbitalis  der 


—    94    — 

Arter.  ophthalmica  äasserte.  Dieses  ei^en- 
thfimliche  Krankheitsgefühl  stellte  sich  alle 
Tage  von  der  IMitte  des  April  bis  zu  den 
recht  heissen  Tagen  des  Juli,  jeden  Morgen 
geffen  acht  bis  neon  Uhr  ein  and  hielt  re- 
gelmSssig  bis  gegen  Mittag  an.  Dr.  «f  .  .  . 
erinnert  sich  kaum  jemals  nach  dem  Mtttags- 
essen  die  leiseste  Empfindung  von  jenen 
Klopfen  gehabt  zu  haben.  Ob  er  übrigens 
des  Morgens  frühstückte  oder  bis  zum  Mit- 
tage nüchtern  blieb,  hatte  auf  den  Krank- 
heitszostand  keinen  Eiuflusa  Das  Befinden 
des  Patienten  aber  während  des  übrigen  Ta- 
ges war  vollkommen  gut,  daher  er  keine 
irztliche  Hülfe  in  Anspruch  nahm. 

Von  dieser  Zeit  an  bis  zum  Jahre  1840,  | 
d.  h.  dreizehn  Jahre  hindurch,  wnrde  Dr.  j.  ] 
keinen  Frühling  mehr  von  dem  beschriebe- 
nen eigenthümlichen  Schmerzgefühle  über  dem 
rechten  Auge  verschont.  Jedesmal  stellte 
es  sich  im  April  oder  Mai  ein  uAd  hielt  bis 
zum  Juli  ungefähr  an;  die  Höhe  des  Som- 
mers überdauerte  es  fast  niemals.  Während 
des  Herbstes  und  Winters  aber  war  er  voll- 
kommen davon  befreit,  und  litt  auch  niemals 
an  Kopfschmerzen  anderer  Art.  In  der  Be- 
schaffenheit des  Leidens  selbst  trat  in  dem 
ganzen  Zeiträume  von  1828  —  1840  eben 
so  wenig  eine  Veränderung  ein.  Das  eigen- 
thümlichc  Gefühl  des  Klopfens  und  Druckes 
über  dem  rechten  Augapfel  im  Verlaufe  der 
Arteria  supraorbitalis  blieb  alle  Jahre  ganz 
dasselbe,  und  stellte  sich  in  den  genannten 
Monaten  jeden  Morgen  gegen  neun  Uhr  ein, 
um  bis  zum  Mittage  anzuhalten.     War  Pa- 


1  ■  ^-  *        •,...-. 


0 


951 


"'    r 


ti«lit  i«  IM»B  «Dd.  «hebte  er  flieh.  ?Mft  0^ 

wegMg,  eq  war  des  GeflM  4e»  SdHMMI 
iirtpl|pr..lM%,  als  weao  ertlM*4iie«MMl 
«iiity ;  tlUtig  war:  je  angeflte^Mlftr  »  ft>|    : 
■MwAi  saflfl,  deato  heftiger  werdji  düi  Mv 
aMM  -'(d«r .  Artena  aapraorbitalis^   aad-  4aflla 
Äidv  fMpfiMMl  er  eioe  eiffeiithi^ 
«fiiJMkflgenhett  des  Kopfea.    AUea  MeflHH» 
1^  «df  Meditiren  plegte  Patient  deahldll ;  . 
aaf   die  Naehmitti^^timden    zo    vjsrlege»    \  / 
OMahta  dffraeliie  die  Art  aapraerkitalia  m^ 
Mfe  4ia^  :Abi>i^  Ai^smhSUaiiwwd  edar.  AMk 
mtgg^  aaaraerbitAlia ,  ae*  venmgti^  t'  Mitt 
>ifci.dhir  Jjpgwapitae  die  beaidifeiuiigt«  m#    ' 
^üipiiil ja  JMaatiop  der  Afterie  vahrMwiAlfr 


a;.  Aaah  jdlea  anhidteade  nad  atigeatnBiglia 
k   venariirte    die   SdunerMa^pSndotti 
llcl9«  r  4eni  finken  Auge  iuHte  PjttleMt  m 


«IQ.  ihoUehes  Gefühl,  litt  aooat 
mryiaott  oder  chemaatifleheii  ScIimerBen  m4 
war  auch,  jeae  weaigen  Morgenatundea  ab-^ 

EDchaet,  stets  za  allen  geistigen  Arbeiten 
g  und  geneigt« 

Yeränderongen  der  Lebenswdse«  welche 
dorch  den  Aufenthalt  in  sehr  verscniedenen 
CSeigenden  Deatschlands  veranlasst  wurden, 
tibten  auf  jenen  periodischen  Schmerz  nicht 
des  Mindesten  Einfluss  aus,  Patient  mogte 
täglich  und  in  reichlichem  Maasse  Wein  ge^ 
Hieaaea,  oder  viele  Monate  hindurch  nichts 
ab  Onellwasser,  Wasser  mit  Cremor  tartari, 
oder  eia  natQrliches  kohlensaures  Mineral- 
waaa^  z.  B.  das  von  Roisdorf  trinken.  Eben 
80  wenig  äusserte  das  kalte  Baden  in  der 
SeOy  w^hes  er  in  spätem  Jahren  Gelegen- 


—     96    — 

heit  hatte,  von  der  Mitte  des  Mai  bis  zwb 
Herbste  9  nnaasgesetzt  alle  Tage  verrich- 
ten zu  können,  ir^nd  eine  Wirkung  anf 
jene  schmerzhafte  Empfindung.  Badete  er 
vor  Tische,  so  liess  das  Klopfen  über  dem 
rechten  Auge  nur  sehr  wenig  nach,  wShrend 
er  sich  im  Wasser  befand.  Verliess  er  aber 
das  Bad,  so  war  die  Empfindung  Ustiger 
nnd  peinigender  als  zuvor. 

Da  der  Schmerz  regelmassig  nur  bis 
zum  Mittage  anhielt,  sich  sogar  wlihrend  des 
Essens  verlor,  so  glaubte  Patient  in  der  er- 
sten Zeit,  sein  I^eiden  stehe  mit  dem  Magen 
in  Verbindung  und  sei  von  dem  nfichternen 
oder  gesättigten  Zustande  desselben  abhän- 
gig. Der  Kranke  war  nämlich  seit  seiner 
n*finesten  Kindheit  gewohnt,  früh.  Morgens 
nur  einige   wenige  Tassen  Caffee   ohne  ir- 

Send  eine  Zukost  zu  geniessen.  Er  nahm 
eshalb  gegen  zehn  Uhr  Morgens  längere 
Zeit  hindurch  ein  reichliches  Frühstuck  zu 
sich,  oder  genoss  einige  Stunden  früher,  als 
er  sonst  zu  thun  pflegte,  sein  Mittagsessen. 
In  dem  Schmerze  trat  aber  durch  diese  ver- 
änderte Lebensweise  nicht  die  geringste  Mo- 
dification  ein,  und  Dr.  «/...  überzeugte  sich, 
dass  derselbe  von  dem  Zustande  des  Magens 
völlig  unabhängig  sei.  Vielmehr  schien  der 
Schmerz  in  einem  unerklärbaren  Causalne- 
xus  zu  der  Sonne  zu  stehen,  denn  er  ent- 
stand täglich  und  nahm  zu,  wie  dieser  Him- 
melskörper am  Horizonte  heraufstieg  und  ver- 
lor sich  sobald  als  derselbe  die  Mittagshöhe 
verliess.  Auf  eben  diese  dunkle  und  ver- 
borgene Ursache  mögte  auch  die  Erscheinung 


—    97    — 

Stt  beziehen  gein,  dass  der  Schmers  im  AU- 
;meinen  beinahe  in  keinem  Jahre  länger  ab 
ns  gegin  das  Ende  des  Juli  anhielt,  nnd  also 
nur  um  eine  geringe  Zeit  den  lingsten  Tag 
überdauerte. 

Im  Frühling  1838,  wo  Dr  J  .  .  .  die 
Staatsprüfungen  absolvirte,  war  der  periodic 
sehe  Kopfschmerz  ganz  besonders  heftig  und 
fSr  den  Patienten  um.  so  lästiger,  als  derselbe 
den  ganzen  Tag  zu  Repetitionen  und  Vor- 
bereitungen benutzen  musste.  Je  weniger 
er  selbst,  durch  die  Umstände  gedrängt,  sich 
geneigt  fühlte,  seinem  Leiden  einige  der 
schönsten  Stunden  des  Ta^es  zu  widmen, 
und  je  angestrengter  er  mit  Ueberwindung 
alier  Sehmerzen  auch  die  Morgeuzeit  in  gei- 
stiger Thätigkeit  zubrachte;  —  desto  peini* 
Sender  und  unerträglicher  wurde  sein  Krank- 
eitszustand.  Das  Pulsiren  in  der  Arteria 
snpraorbitalis  erstreckte  sich  nun  auch  über 
den  obem  Rand  der  Augenhöhle  hinaus  auf 
den  ganzen  untern  Theil  der  rechten  Stirn- 
hälfte  und  bewirkte  die  allerlästigste  Schwere 
nnd  Befangenheit  des  Kopfes. 

Ausserdem  dass  Patient  mehrere  Jahre 
vorher  einige  Monate  hindurch  unausgesetzt 
theils  reines  Wasser,  theils  Wasser  in  wel- 
chem Cremor  tartari  aufgelöst  war,  theils 
kohlensaures  Mineralwasser  getrunken  hatte, 
um  durch  die  grösstmögliche  Verdünnung 
des  Blutes  seine  UeberfüTle  und  alle  Wal" 
lungen  und  Congestionen  zu  verhüten,  von 
wekhen  der  Kopfschmerz  unterhalten  wer- 
den könnte,  war  von  ihm  niemals  früher  eine 

Jonrn.  Bd,  XCY.  St.  3.  7 


I  ärztliche  oder  diaetetische  Heihne- 
HiMtH^eg«!!  sein  Uebei  in  Anwendun^r  ge- 
k^^cf»  worden.  Sein  Befinden  im  Allgeinei- 
W  WU  ifiämlicli  stets  »a  gat,  dnes  er  in 
■ehr  ah  v.chn  Jaliren  keine  andere  Arznei 
all  VDgeflhr  zwei  bis  drei  mal  ein  leichtes 
Firpios  SU  nehmen  nöthig  hatte.  Nie  litt 
«  -tut  UateridbabMcbwerdeB  agtaii.^km 
Art;  Stfirnngeo  m  den  Verriehtawätt '4Ui 
IHtwaDides,  HaemorrhoidevL  osd  WM^-mi 
UaniitaiwaiMBcvhiQgtt  MM  eraa.iMtwIlitf 
■iO(Mli  rrfalirrn  ■'■'-'■    -'^'i:«^*'-^- 

-  t'iKi  :.:,■■      - .  .■■  "    '.i    .:.-•■■»•-,■■ 

'  ütU  Mtat  ahar  fsblte  er  mefa  «niim(«i 
äm>:4iKeta  oul  uchhaltead«  AbälfajMMi» 
fiMb  BMteuaeheD.  »er  ber«lMte.,,AiB^- 
«ai-^vralckcn  «r  «ich  wandt«,  .mw  i^ia  diu 
'KwuMuntKiiutaiide  eäBe-Felv.  intafMkti^pi^ 
tiiÜnn.  partial.  und  venirdnete  demi^eMiai 
tigUch  dreimal,  zuerst  des  Morg^iu  vor  dea 
Kuitritte  des  Schmerzes,  ein  Pulver  too.CUb. 
Bolph.  gr.  .jy.  Saeehari  albisaimi  gr.  y|y.  n 
nehmen.  Dieses  Mittel  äusserte  nicht  die  n- 
ringste  Wirkung;  Patient  gebraaehte  es,  in- 
dem jede  Einzelgabe  zuletzt  statt  gr.  j^-  gr. 
V.  des  schwefelsauren  Chinins  enthielt,  fonf- 
KehnTage  lang.  Was  die  Arznei  nieht  ver- 
langte, that,  wie  in  allen  frflhereD  Jahrm, 
Aach  diesmal  wieder  die  Zeit  Ow  Uehd 
hörte  im  Juli  von  selbst  auf.  und  verachente 
den  Patienten  bis  zum  näcbsten  Frühlingt 
vflUkommeD.  Im  Jahre  1Ö39  wurde  Patient, 
'  der  jetzt  in  Stralsund  als  praktischer  Ant 
labte,  weniger  als  froher  von  seinem' steten 
Frflhliagflgaste  gequält.  Dans  er  die  Hör-, 
gcnatODden  von  9  Uhr  bis  zum  Hittage,  w 


—    99    — 

Befludhen  oder  Spazierffflngen  ver  wenden, 
sich  Oberhaupt  viele  sSerstreaung  maehen 
konnte,  trag  wohl  das  Meiste  hiersn  bei. 
Denn  wenn  er  innerhalb  dieser  Standen  an- 
gestrengt arbeitete,  oder  auch  nur  mit  Auf- 
merksamkeit ein  wissenschaftliches  Buch  las, 
80  vermehrte  sich  das  Gefühl  des  Schmerzes 
auch  jetzt  so  sehr,  und  die  Schwere  des 
Kopfes  nahm  so  überhand,  dass  er  nicht  sel- 
ten das  Buch  aus  der  Hand  legen  und  in 
einem  Spaziergange  Erholung  suchen  musste. 
—  Es  ist  noch  zu  bemerken,  dass  Patient 
während  des  ganzen  Sommers  von  1839  so 
wie  in  der  letzten  Hälfte  des  vorhergegan- 

J^enen,  täglich  ein  kaltes  Seebad  nahm,  und 
ast  nichts  als  Quell wasser,  dieses  aber  in 
reichlicher  Menge  trank. 

In  keinem  frühern  Jahre  aber  war  das 
Uebel  von  der  Heftigkeit  gewesen,  welche 
es   1840  erreichte.     Es  stellte   sich  zu  der 

Sewöhnlichen  Zeit  im  Frühlinge  während 
er  ersten  warmen  Tage  ein:  die  tätlichen 
Anfälle  nahmen  Morgens  zwischen  acht  und 
neun  Uhr  ihren  Anfang,  und  gewannen  mit 
jedem  Tage  an  Intensität  Selbst  dann 
aber,  wenn  sie  so  heftig  waren,  dass  Pa- 
tient nur  mit  Anstrengung  und  Selbstüber- 
windung die  Geschäfte  seiner  Praxis  verrich- 
ten konnte,  dauerten  sie  nicht  länger  als  bis 
zum  Mittage.  Gewöhnlich  verToren  sich 
während  des  Essens,  bei  welchem  Patient 
keine  Abnahme  an  seinem  Appetite  verspü- 
ren konnte,  alle  Schmerzen,  und  nur  in  sel- 
tenen Fallen  blieb  noch    bis  einige  Stunden 

7* 


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I.' 


mf^^g^^  de«  Kopfes  MrML  '^ 

.  \t^  iif^4«rlMHte  «es  Joli  war  dar  BctaM^ 
m^lriiiir  uiieni^ictteni  HBhe  gMt^Mi,^ 
Iwtaiir4ekirte  iridl  nach  Beb  SpiMiiiiei^ 
'd#'SviSeil^pfc«jt  voft  seinem  UeM.;JMal 
Tjprnio^  '^  iii  defi  Morcenstiuid«  iWdM 
mehr  zo  leseü  noch  zn  schreihen  j  dM  Jadl 
id^t  die  ceringste  Vomflberiieafm^'  M 
Kopfes  verehrte  das^  KTopfen  ABer  MI 
Teeiiten  A«iKe  atttserotdentfii^ ,  «sd^  die 
Sehmerzempfindiihr  besondrer»  m  dAh  -*lh^ 


liMite.T  wo  der  Kopf  wieder  itt  dib'  ||ie^ 
J^nlkheliage  znrflckgefflhrt  W«irde^'W# 
0i  Üettig,  dass  Patieni  sieh  Itfiteii^^  ^  a^i^ 
laut  aufeäschreien.  Eine  geringe  .LniieMig 
konnte  er  sieh  alsdann  dadurch  verschafb^ 
dass  er  die  innere  Fläche  der  Hand  so  fest 
ab  mSfflich  gegen  das  rechte  Aage  and  na^ 
mentlich  gegen  den  Margo  sapraorbitalis 
andrSclcte. 

Am  21.  Juli  hatte  Dr.  JT .  .  .  die  Ah- 
Bahme  einer  carcinomatösen  Brust  zu  ver- 
richten. Da  die  Umstände  es  wünsehens* 
werth  machten,  dass  die  Operation  am  Mor- 
gen stattfände,  so  unterzog  er  sich  derselben 
ungeachtet  seines  eigenen,  schmerzhaften 
Leidens.  Er  glaubte  nämlich,  die  gespannte 
und  ungetheilte  Aufmerksamkeit  auf  die 
Kranke  wflrde  wenisdtens  während. der Ope- 
itition  jede  Empfindung  und  Wahrnehmung 
seiner  eigenen  Schmerzen  in  den  Hinter- 
grund treten  lassen.  Aber  wie  sehr  täuschte 
er  sich  in  dieser  Yoraufsetzung:  je  mehr  er 


—    101     — 

sein  körperliches  und  geistiges  Auge  an-' 
strengte,  desto  unerträglicher  warde  das 
schmerzhafte  Pulsiren  über  seinem  rechten 
Auge  9  und  er  musste  seine  ganze  Willens- 
kraft zusammenraffen ,  um  der  drückenden 
Schwere,  welche  seinen  Kopf  immer  mehr 
und  mehr  umfing,  Herr  zu  werden,  und  die 
Operation  zu  Ende  zu  führen.  Als  die  Brust 
abgenommen  war,  und  Dr.  J.  sich  von  der 
Kranken  eihporrichlete,  wurde  der  Schmerz 
plötzlich  so  heftig  und  überwältigend,  dass 
er  fast  die  Besinnung  verloi',  und  sich  einige 
Augenblicke  erholen  musste,  um  die  Unter- 
bindung der  blutenden  Gefässe  vornehmen 
zu  können. 

Als  die  Operation  geendet  war,  bei  wel- 
cher die  Patientinn  sicheriicli  weniger  Schmer- 
zen ausgestanden  hatte  als  der  handelnde 
Arzt,  musste  Dr.  «/.  sich  nach  Hause  und  in 
sein  Bette  begeben,  weil  die  furchtbare  In- 
tensität des  Schmer/.es  ihm  das  Aufsein 
völlig  unuiöglich  machte.  Jede  Bewegung 
des  Körpers,  vorzüglich  aber  des  Kopfes,  je- 
der Ton,  der  in  seine  Ohren  drang,  Jeder 
Lichtschimmer,  der  in  seine  Augen  fiel,  ver- 
mehrte das  unerträgliche,  sich  mit  jedem  Au- 
fenblicke  weiter  ausdehnende  Pulsiren  an 
er  rechten  Hälfte  des  Vorderhauptes.  Wenn 
er  völlig  ruhig  im  Bette  lag,  die  Augen  ge- 
schlossen und  um  den  Kopf  ein  nasses  Tuch 
fest  zusammengeschnürt  hatte,  dabei  sich  al- 
les Denkens  enthielt  und  auch  nicht  das  ge- 
ringste Licht  oder  Geräusch  von  aussen  auf 
ihn  einwirkte,  verfiel  er,  für  Augenblicke  in 
eine  dumpfe  Betäubung,   weiche  den  eigen- 


,_  krap  raDon  SniMf  cn'wtnnrwnp 

me  BiMMe.'--".'-      ■-^-  ■■    ■■■  ^^^.-vv'^'.  ■■ 

"-.■   ■  '■■'  '  ...  ■  .   '■.:-.  ■  .:,  ,-  .if,. 

'1b  lüeMm  Zastmide  fanden  ihn  die  ber- 
'  IWBMfeDen  CoMtWen.  Sein  Gesicht  bot  das 
Im  hefU^n  LeioeiM,  tndem  alle  Züge  den  ' 
Ani4(wlt  einer  aatBUeoden ,  dnrch  Schmerz  , 
vanwwwhteB  VeniSrtmg  trugen.  Dabei  über 
war  iN»  Gesiebt  efafcr  bleich  hIs  gcröthet  und 
Ae  Tpiiperalar  im  Eopfes .  selbst  an  dem 
des   LeideOfl,    über   dem    rechten 


Aicb  keioeawec»  erhöht.  Ein  stRrkes,  nn- 
BanrHdei  Pnhirea  der  rechten  Arteri»  sa- 
lyatrhitalii  konnte  taianisit  dem  Finger  deut- 
Idi  .wakrnehmen.  Dbseen  nngeaclitet  aber 
ipUcB  kein  Congestivicastflnd  nttchdem  Kopfe 
mrlanden  m  sein.  Der  Puls  sprach  auch 
fltr  diese  Anniihme,  denn  er  war  kaum  fiber 
'  die  Norm  stark,  voll  nnd  freqnent  Patient 
war  noch  nfichtem  nnd  die  Zunge-  tveisslieh 
belegt,  alle  Se-  nnd  Excretionen  des  Kör- 
pers hatten  in  den  letztverltossenen  Tagen 
regelmXssig  stattgefunden. 

Die  Krankheit  wurde  ffir  eine  heftige 
Neoralgie  des  Ramus  sopraorbitalis  vom  Stirn- 
aste  des  Ramns  ophthalmicns  nervi  trigenrini, 
in  seiner  ganzen  Ansbreitung ^halten;  das 
selbst  übjectiv  wahrnehmbare  Klopfen  in  der 

fleichmunigen   Pulsader   eehien    nur    drtiidi^ 
Dreh  den  leidenden  Nerven  bedingt  ku  sein. 

Patient  erhielt  ein  Infus.  Senn.  e.  natro 

hdpher.  bis  zur  wiederholten  Wirkung,   and 

,  nBaserdem  könstliches  Selterser  Wasser  nod 

WMwr  mit  Brausepulver  zum  temperireBdea 


—    103     --- 

Getrink.'  Aaf  den. eigenen ^  dringenden 
Wunsch  des  Kranken  wnrde  noch  ein  Ader» 
lass  von  acht  Unzen  institairt,  da  er  selbst 
von  diesem  Mittel  die  ffrösste  Linderang  sei- 
nes Leidens  hoffte.  Die  Venäsection  aber 
brachte  auch  nicht  für  ein  Paar  Augenblicke 
Nachlass  in  den  Schmerzen  hervor,  und  Pa- 
tient verordnete  sich  deshalb  noch  ein  gros- 
ses spanisches  Fliegenpflaster  in  den  Nak- 
ken  nnd  auf  jede  Wade  einen  Senfteig. 
Aber  auch  diese  Mittel  äusserten  keine  Wir- 
kung. Am  wohlthuendsten  war,  wie  schon 
oben  gesagt  ist,  ffir  den  Kranken  der  Druck 
und  die  KAlte  von  nassen,  recht  fest  um  das 
Yorderhaupt  gelegten  Tüchern.  Auch  die 
intensivere  Kälte,  welche  durch  das  Verdun- 
sten von  Essigäther  an  der  Stirne  erzengt 
ivurde,  bewirkte  fär  Augenblicke  eine  kleine 
Linderung.  Nach  dem  Abfährmittel  erfolgte 
mehrmalige  Leibesöffnung. 

Die  höchste  Höhe  erreichte  der  Anfall 
als  die  Sonne  im  Zenith  stand;  mit  dem 
Nachmittage  stellte  sich  eine  allmählige  Ab- 
nahme in  der  Heftigkeit  der  Schmerzen  ein. 
Gegen  fünf  Uhr  boten  sich  in  häufigem  und 
tiefem  Gähnen  des  Kranken,  grosser  Müdig- 
keit u.  s.  w.  förmlich  kritische  Erscheinungen. 
Der  Kranke  schlief  ein,  wurde  während  des 
Schlafes  von  einem  reichlichen,  duftenden 
Schweisse  nass,  und  erwachte  nach  andert- 
halb Stunden,  ohne  noch  die  geringste  Em- 
pfindung von  seinem  Kopfschmerze  zu  haben. 
Nur  eine  allgemeine  Abgespanntheit -und  eine 
gewisse  Schwere  und  Befangenheit  des  Ko- 
pfes waren  zurückgeblieben.     Patient  stand 


.    .   '," 


ui:  -r .   ■■•■ ,  /  ■■  '■■■ 


4wf;  noa  komrte  mit  leiffliehsm  A^|t«iil^iili 
IfWilM  Mahl  ciniehaieD. '  .:.  r.'^j 

'.SiiQiuMi  noch  angefahrt  werdMf .  iM* 
4er  Urin ^80 wohl  ietst  wie -in  Meu  ffwim 
.Jahnm.  wihrend  der  Dauer  -des  perioAMlii 
KoWraennierzes,  nicht  die  |2:eringeUi 
Kam  tieaehaffenheit  hatte ,  and  aodiy 
derSchmejx  vorilhergvng,  keine  Yerlpiikiipf 
4er  Farbe /und  Klarheit  Migte,  weiehe -afi 
.  kritiach  hätte  betrachtet  werden  können.  -    . 


k:  •• 


Naeht  auf  den  22.  JaK  brachte  6a. 
J  f.  *  •  ia  einem  festen  andgeaandenSehfaüb 
M)  and  stand  am  andern  Morgen  seitig,  deia 
Anaeheine  nach  völlig  gesund  aa'f.  ^  Ym 
KfOlfÜMfhjfkeneü  zeigte  sich  nicht  die  gerii^sHi 
l^r;  da  die  in  den  Nacken  ^legte .  apa» 
mache  Fliege  sehr  gezogen  hatte,  auch  dur^ 
die  angewandten  8inapismen  eine  starke 
Hautröthung  bewirkt  war,  so  hoffte  Patient 
mit  vieler  Zuversicht,  er  werde  hinfort  von 
seinem  Uebel  befreit  Lleiben.  Aber  verge- 
bens! Zwischen  acht  und  neun  Uhr  stellten 
sich  die  ersten  klopfenden  Schmerzen  über 
dem  rechten  Auge  ein,  das  Leiden  wncha 
von  Minute  zu  Minute^  und  bald  war  der 
Zustand  vom  vorigen  Tage  und  wo  möglich 
noch  gesteigerter,  wieder  da.  Patient  ver- 
ordnete sich  wieder  ein  Paar  Senfteige  auf 
die  Waden,  um,  wenn  dieses  Mittel  auch 
nichts  hülfe,  doch  wenigstens  durch  die 
Schmeiizen,  welche  es  verursachte,  von  der 
vollständigen  Wahrnehmung  jenes  unerträg- 
lichen Klopfens  einigermaassen  abgezogen 
an  werden.    Die  Höhe  des  Anfalles  fiel,  wie 


—    105    — 

geBtem,  mit  dem  höchsten  Stande  der  Sonne 
aßOMUDmen;  am  Nachmittage  stellten  sich  die- 
selben kritischen  Erscheinongen  der  Mddig- 
keit  nnd  desGihnens  wieder  ein,  es  erfolgte 
Schlaf,  Scbweiss  und  der  Kranke  wachte 
ohne  SchmerzempfinduDg  auf. 

Auf  dieselbe  Art  wiederholte  sich  der 
tigiiche  Anfall  noch  fünf  Tage.  Der  Schmers 
dauerte  jedesmal  bis  zum  Nachmittage,  wfih- 
rend  er  am  Abende,  in  der  Nacht  und  am 
frühen  Morgen,  den  Kranken  vollständig  ver- 
schonte. Das  Allgemeinbefinden  desselben 
war  aber  mit  jedem  Tage  schlechter  gewor- 
den, und  liess  ihn  zuleta&t  auch  während  der 
Intermission  nicht  das  Bett  verlassen.  Zu 
anhaltender  Schwere  und  Befangenheit  des 
Kopfes,  allgemeiner  Abgespanntheit,  Appetit- 
losigkeit und  KörperschwMche,  gesellte  sich 
die  verdriesslichste  Gemüthsstimmung.  Vom 
23.  Juli  an  hatte  Patient  Chin.  sulphur.  in 
stei^nder  Gabe  von  gr.  vi.  —  Scrnp.  ß. 
zweimal  täglich  genommen.  Dieses  Mittel 
brachte  aber  eben  so  wenig  wie  das  pallia- 
tiv nebenbei  gebrauchte  Aqua  Laurocerasi, 
Opium,  Extract.  Belladonnae  etc.,  eine  wohl- 
thätige  Wirkung  hervor. 

Vom  28.  Juli  an  wurden  die  Anfälle 
gelinder,  dauerten  nur  bis  zum  Mittage  und 
endigten  ohne  die  oben  erwähnten  kritischen 
Erscheinungen.  Patient  konnte  wieder  auf 
sein  und  wenigstens  die  Geschäfte  seiner 
ärztlichen  Praxis  betreiben.  Die  Anfälle  wa- 
ren nun  nicht  heftiger  als  in  allen  frühern 
Jahren,  ganz  von  derselben  Beschaffenheit, 


.    I 


IM 


.'   'v  .     «MW  .««■■  ..^^  •  • 


ifHi^liMBft  litt  jkidlen  tage M/  VMHtAif»' 
'fts  bIMr  er  veUig  voo>jlüM<tt  ?l«iwit 
dM  BdhwefaiiMrp  Cbiniii,  »Jfti'  itiim 
'vHJ.deii  andern  aufewandten  Nencüria 
lÖMotieii^  in  diesem  Falle  die  Qeö^mmg 
wirkt  babb,  ist  kaum  anzanehmeQ«^  Djmmiv; 
ten  doch  in  aUen  friiheren  Jahren,  "obgleieb 
keinem  instiiehe^  Bebandlnng^^  «tattfaftii  ifla 
jlnfWle  i^benfalls  nicht  Aber  die  HMm  |Ni 
BdmmerH  hinans.  —  Mit  4|asnahme  xkkfwinlt 
greaaef  BIntxescbwtre,  Welche  meh  aBfima 
Bfliikeil  des  ratienten,  bis  in  dfen  VtowentSm 
hinein ,  eines  nach  dem  andern  edtwüAMMfAj 
^  Vährsehtinlich  in  Folge  des  am  21.  Jim 
Mrisdhen  den  Schaltern  applidrten  Veaiea-- 
i^mm  (Tergiriche  hierfiber  J.  B.  JTapiS 
Denkwfirdigkeiten  ete.  Bd.  1.  p.  353  tM%»;^ 
JAm,  MaraEih  fiSr  die  Ti^esammte  HeilkniMli. 
B.  XXIV.  H.  2.  S.  390-  910,  befand  Dr. 
J  .  .  .  sich  bis  zum  nächsten  Fräl\jahre  voll- 
kommen wohl  oüd  gesund. 

In  den  ersten  Tagen  des  April  1841 
aber  stellte  sich  wie  immer  das  erste  GefShI 
von  jenem  unglücklichen  Klopfen  Ober  dem 
rechten  Auge  ein.  Dr.  J  .  •  .  der  mit  wah- 
rer Todesangst  daran  dachte,  dass  dieses 
Leiden  wieder  eine  so  furchtbare  Höhe  wie 
im  vorigen  Jahre  erreichen  könnte,  beschloss 
wenigstens  alle  möglichen  Yorkehrungsmaaa-, 
regeln  zu  treffen.  Die  Nutzlosigkeit  des 
Chinins  gegen  seinen  Kopfschmerz  hatte  er 
in  Stralsund  wie  in  Berlin  erfahren,  dage- 
gen aber  war  ihm  durch  mehrere  Fille  in 
seiner  Praxis  das  Ferrum  oxydatum  fnseam 
als  ein  ganz  vorzagliches  Mittel  geg^  hart- 


-    107    — 

nJtekige  Nenralgieen  ^erth  geworden.  Er 
nahm  deshalb  den  ganKeil  Sommer  1841  hin« 
dnreh,  bis  tief  in  den  Herbst,  regelmässig 
dreimal  des  Tages  eine  starke  Messerspitse 
voirvon  dem  Eisenoxydhydrate  ohne  irgend 
einen  Zosatz.  Die  Wirkung  dieses  Mittels 
aber  war  gleich  in  den  ersten  Tagen  seines 
Gebraoehs  ausserordentlich  auffaltend.  Der 
'Kopfschmerz  stellte  sich  nämlich  nur  noch  an 
den  ersten  vier  bis  fünf  Tagen,  und  auch  da 
nar  in  sehr  geringem  Grade  ein,  um  nachher 
far  immer  auszubleiben.  Später  wurde  J  . . . 
auch  nicht  einmal  mehr  durch  ihn  beunruhigt. 

Der  lange  Fortgebranch  des  Ferrum 
oxydatum  fuscum,  von  dem  pro  die  ungefähr 
gr.  viii.  —  X.  genommen  wurden,  verursachte 
m  keinerlei  Beziehung  Nachtheil  öder  Be- 
schwerden. Verstopfung  oder  Durchfall  trat 
nie  ein;  das  Mittel  schien  sich,  abgesehen 
von  Jener  schützenden  Kraft  gegen  das  Ner- 
venleiden, völlig  indifferent  zu  dem  Körper 
zu  verhalten.  Die  Excremente  zeigten  an- 
haltend eine  dunklere  Färbung  als  sonst.  In 
diätetischer  Beziehung  vermied  J  .  .  .  alle 
sauren  und  sehr  blähenden  Speisen,  enthielt 
sich  namentlich  auch  des  Obstes. 

Im  Jahre  1842  endlich  nahm  Dr  J  .  .  . 
ohne  erst  die  ersten  Anzeigen  seines  Kopf- 
schmerzes abzuwarten,  vom  April  an  täglich 
Jene  geringe  Menge  des  Ferrum  oxydatum 
fuscum.  Das  Uebel  f)lieh  aus,  und  Patient 
hofft  es  für  immer  beseitigt  zu  haben. 

Obige  Krankheitsgeschichte,  welche  ich 


^ 


: .' ,  ^  "'Wl   —  _  ___ 

'  dei'  Mittheiluuji;  des  Dr.  J  .  .  .  verdanke,  tri  ^ 
von  vielem  pathologischen  Interesse:  ich  glaube 
daber  die  Ausfiihrliclikeit  verantworten  M 
können,  welche  ich  derselben  hier  gewidmet 
habe.  Das  lange,  dreizelinjähnge  Besteben 
der  Krankheit;  ihr  regelmässiges  Aaftretefl 
im  i^pril  oder  Mai.  ohne  dass  irgend  eine 
Ursache  anzunehmen  wäre,  als  die  allgenaei* 
nen  kosmischen  nnd  tellurischen  VerhaltDiesf^' 
welche  im  Frühling  namentlich  auch  häafijj; 
Wechselfiebcr  entstehen  Inssen:  das  Anhalten 
der  Krankheit  bis  zur  Höhe  des  Sommers, 
um  fi'ir  das  ganz-c  übrige  Jahr  vollständig 
7.n  Bchweigen;  endlich  das  ergenlhümJiilie, 
■■(MiKheinlicb  durch  den  Sonöeiurtand  b^ 
dJMMfi  Anftretea  nnd  NichlaMeo  ein««  Jnte 
AuUlee,  -7  dürften  %a  miuuberlei  Bc^miI^ 
iatigea  Sber  die  eirendiche  Natnr  d«i  IT^Wti^ 
die  in  diesem  Falle  gewiss  schwer  zu  eofr* 
bötlen  ist,  Veranlassung  geben.  Dass  die 
Heilung  aber,  welche  dem  Anscheine  luuA 
vollständig  und  für  immer  erfolgt  ist,  doirdi 
die  Anwendung  des  EisenoxytUiydrates  be- 
wirkt sei,  wira  wohl  nicht  in  Abrede  gcrtefH 
werden  können.  — 

Zweiter  Fall.  Am  17.  Märst  1840  wurde 
ich  za  Frau  B.  gerufön,  welche  an  einen 
heftigen  Schmerze-  des  Gesiebtes  leiden  soUfe. 
Die  Kranke  57  Jahre  alt,  von  hoher  schlan- 
ker Gestalt,  aber  schlaffei-  Haut  and  welker 
Muskelfaser,  lag  unausgekleidet  und  wim- 
mernd auf  dem  Bette,  mit  der  FUche  ihrer 
'  rechten  Hand  camphorirte  Watte  fest  an  das 
Os  zygomatictnu  dieser  Seite  andrSckend. 


—    109    — 

Um  Gesicht  der  Kranken,  lebhaft  gerit- 
the.t  ond  Besonders  an  der  rechten  Hälfte 
heiss  und  etwas  geschwollen,  hatte  einen  lie- 
berhaften Aasdruck;  in  dem  Blicke  ihrer  Ao-^ 
een  lag  Unruhe  und  Angst.  Der  volle  und 
beschleunigte  Puls  liess  85  Schläge  in  der 
Minute  zählen,  die  Haut  war  warm  und  feucht. 
Die  Zunge  wies  einen  weisslichen  Belag, 
dier  Athem  war  heiss  und  unrein;  Eröffnung 
hatte  Patientin  in  den  beiden  letzten  Tagen 
nicht  gehabt.  Der  aufbewahrte  Urin  zeigte 
weder  einen  Bodensatz,  noch  irgend  eine 
andere  Abweichung  von  der  Norm» 

Der  Sitz  ihres  Leidens  war  die  rechte 
Seite  des  Gesichts.  Sie  empfand  nämlich  in 
der  Gegend  vom  Ohre  bis  zum  Jochbeine 
einen  sehr  heftigen,  lancinirenden  Schmerz, 
der  von  Zeit  zu  Zeit  aussetzte,  um  mit  ver- 
mehrter Heftigkeit  binnen  wenigen  Augen- 
blicken wiederzukehren.  Dieser  Krankheits- 
znstand dauerte  bereits  sechs  Tage,  und  hatte 
sich  entwickelt,  ohne  dass  eine  Ursache /in- 
gegeben werden  konnte.  Patientinn  erzählte, 
dass  sie  in  ihrem  ganzen  Leben  sehr  viel 
an  Rheumatismen  aller  Körpertheile  gelitten 
hätte,  und  sich  deshalb  vor  Erkältung  immer 
sehr  in  Acht  nehmen  miisse.  Einen  ähnli- 
chen Schmerz  aber,  wie  den  gegenwärtigen, 
^oHte  sie  niemals  empfunden  haben.  Sie 
beschrieb  ihn  als  ganz  eigenthümlicher  klop- 
fender und  bohrender  Art.  Mitunter  ver- 
schwände er  auf  halbe  Stunden  und  länger, 
die  geringste  Berührung  der  kranken  Seite 
aber,  oder  Sprechen,  Essen  u.  s.  w.,  wären 
im  Stande  ihn  wieder  hervorzurufen.    Wenn 


^-  tu  w: 


3S 


der  Schmer»  sehr  heftig  sei,  schaffe  der  Drodt"! 

-  mit  der  Hand  gegen  die  leideude  Stelle  ekC 
nige  Erleichterung.  Bei  Nacht  sei  dasUebm 
eben  so  heftig,  als  am  Tage;  sie  hätte  deMj- 
halb  schon  in  sechs  Nächten  nicht  achlafw^ 
können.  Ware  sie  ja  eingeschlitfen,  so  d8iii!f;^ 
es  nicht  lange,  bis  sie  von  den  unerträglichf  I 
Bten  Schmerzen  wieder  aufgeweckt  werdtt  *| 
Alle  angewendetsn  Mittel,  als  eine  hinter  daf ', 
rechte  Obr  gelegte  spanische  Fliege,  Einrei*' 
buDgen  von  Campherspiritiis  und  Opodeldoe' 
in  die  kranke  Stelle,  das  Auflegen  von  Walte, 
die  mit  Campher  eingerieben  worden  d.  s.  w. 

'  hätten   nicht  die   geringste  Wirkung  geäus- 
sert.     Die    Diagnose   war    in    vorliegendem 
Falle  nicht  schwierig  »u  stellen;  die  Kraoltp 
heit  ergab  sich  als  /af/icr^i/r scher  Gesicbtar^ 
schmerz  —  Neuralgin  ramurum    tempomUuB™ 
t^  Bygouiftticoram  nervi  facialis. 

Da.  die  Kranke  seit  zwei  Tagen  nicllt 
eröffnet  war,  and  dabei  eine  nicht  gai»  bb- 
bedealende  fieberhafte  ReiKung  des  Gefiili- 
fwttemes  stattfand,  gab  ich  umerlich  dn 
Tausrindendecoct  mit  Tartar,  boraxat  bia 
2a  mehrmaliger  Wirknng;  nebenbei  verord- 
nete ich,  häufig  einen  halben  Theelöffel  toB 
Brausepulver  mit  Wasser  zu  nehmen.  -  Aw^ 
serdem  Hess  ich  die  Kranke  zu  Bette  gebeO) 
daa  Zimmer  so  dunkel  als  möglieh  madwD, 
und  von  ihrer  L'mgebung  die  grfiute  StiBe 
beobachten. 

Am  andern  Morgen  war  weaigsteoa  das 
^Igemeinbefindes  besser  als  am  vorigen 
Tage.     Die  Kranke  hatte  in  der  Kacht   am 


—  111  - 

Pur  Stooden,  wenn  aach  mit  Unterbreehaiig} 
geschlafen.  Nach  der  Arznei  waren  drei 
Stahle  erfolgt.  Von  Fieber  seizte  sieb  Jieate 
keine  Spur  (  der  Pols  war  normiu.  Die  Zunge 
hatte  sich  fast  ganz  gereinigt.  Der  Schmerz 
in  dem  Gesichte  dagegen  war  noch  eben 
80  heftig  and  quälend  als  am  vorigen  Tage. 
Das  Zucken  und  Klopfen- erstreckte  sich  von 
dem  Ohre  bis  zum  untern  Augenliede  und 
nach  dem  Mundwinkel  der  kranken  Seite 
hin.  Jede  Bewegung  aber  vermehrte  den 
Schmerz« 

.  Ich  verordnete:  Ferri  oxydati  fusci  gr.  x. 
Pulv.  Cinnamomi  gr.  iv»  dispens«  tal.  do9> 
Nro.  XII.  D.  S.  dreimal  täglich  ein  Pulver 
zu  nehmen.  Zur  Aufrechthaltung  der  Lei* 
^  besdifnung  Hess  ich  täglich  einmal  einen 
Theelöffei  voll  Electuarium  lenitivum  reichen 
Der  Gebrauch  des  Eisenoxydhydrates  in  der 

Senannten  Gabe  bewirkte  zwar  eine  Vermin-* 
crung  in  der  Häufigkeit  der  Anfälle  des 
Gesichtsschmerzes;  die  einzelnen  Anfälle  nah- 
men aber  nur  sehr  wenig  an  Intensität  ab. 
Der  allgemeine  Zustand  der  Kranken  dage- 
gen besserte  sieh  mit  jedem  Tage,  sie  konnte 
anhaltender  schlafen,  und  mit  vielem  Appetite 
diinne  Bruhsuppen  geniessen. 

Vom  22.  März  ab  Hess  ich  das  Ferrum 
oxydatum  fuscum  in  jedesmaliger  Dosis  von 
Scrup.  j.  gebrauchen;  diese  vermehrte  Gabe 
bewirkte  sehr  bald  die  gewünschte  Heilunff« 
Am  26.  machte  die  Prosopalgie  nur  noch 
zwei^  bis  drei  mal  des  Tages  einen  AnfaU; 
der  Schmerz  war  sehr  erträglich  geworden 


—    112    — 

und  konnte  mit  dem  früheren,  so  sehr  pein- 
vollen  Zustande  j^ac  nicht  mehr  verglichen 
werden.  Während  der  nächsten  vier  Tage 
aber,  während  derer  nach  wie  vor  täglich 
Drachm.  j.  des  Eisenoxydhydrates  genommen 
wurde,  verschwand  das  Uebel  gänzlich.  Um 
die  Neuralgie  nachhaltend  zu  verbannen,  Hess 
ich  noch  weitere  drei  Wochen  hindurch,  täg- 
lich zweimal  einen  halben  Scrupel  des  Eisen- 
inittels  gebrauchen,  welches  ich  mit  einigen 
Granen  Rhabarberpulver  verband. 

Patientin  blieb  von  dem  LIebel  verschont, 
und  hatte  von  dem  anhaltenden  Gebrauch 
des  Ferrum  oxydatnm  fuscum  nicht  den  ge- 
ringsten Nachtheil;  sie  wurde  vielmehr  kräf- 
tiger und  blähender  aussehend  als  dieses  vor 
ihrer  Krankheit  der  Fall  gewesen  war. 


IV. 

Kurze  Nachrichten  und 

Auszüge. 


1. 

Praktische   Miscelleu 

und 

Lesefröclite 

au9  der  ausländischen  lAtteralnr. 
Vom  Herausgeber. 


CUma,  —  Das  günstigste  Ciima  liir  Brust« 
kranke  und  Nervenschwache  ist  nach  dem  Aus- 
spruche eines  erfahrenen  englischen  Arztes  we- 
der das  von  Rom  noch  von  Nizza,  sondern  das 
von  Pau  am  Fusse  der  Pyrenäen.  In  Rom 
stirbt  jährlich  einer  von  fünf  und  zwanzig,  in 
Nizza  einer  von  ein  und  dreissig,  in  Pau  nur 
einer  von  lunf  und  vierzig.  Dalt  Thal  von  Pau 
hat  eben  so  viel  schöne  Tage  als  jene  Orte  und 
ist  dabei  we,der  den  dort  herrschenden  schädli- 
chen Winden  noch  bestimmten  epidemischen 
Schädlichkeiten    ausgesetzt.      Das    Wasser    von 

Journ,  Bd.  XCV.  St.  3.  Q 


ipM  all  tii^  fiberaiis  wohltliIi%er  BitaMB  Mi 
Ai!ff|iti<^nfii  ücr  Sclileimnienibraiieii  Mcjifieliil» 
A,  6n  Ihe  Ciirattl/e  Infla^nce  of  thc  CUani«  af 
Wm  nd  Üie  ffineral  Waten  of  th«  Fyvmrffa 
m  Diaeaae  aic    Bjr  Jl.  3>ylDr.  LoncL  184S.  l!^. 


'      Ml 


't4m  allielieii  find  JraiMg  laufen 
im  Taraehen  etwas  .  melir  ^  eimto  Skrapal 
Canphor  i^  .Spirittia  aiHiir*IV4  m*^  Mjrrii^tiiik* 
i«r.  Sie  war  aehr  aaigeregt,  delirirte,  attMata 
Iran' und  ingatlich,  verloV  temporir  daa  Sdk» 
veraidmii  (wobei  aber  die  Pupillen  nornial  bliar 
hmi)f  latte  kalte  EitremitSt^u  und  einan  adiw^ 
dien  Pols    von    neunzig  SehlMgen.     Der  Ant 

Sib  ibr  wiederholte  BrecbmitteT  von  10  —  91 
ran  Zink?itrioL  Sie  erbrach  reichlichen  Stoff, 
welcher  stark  nach  Camphor  roch  und  genass 
nach  vier  und  zwanzig  Stunden  unter  dem  Ge- 
brauch warmer  Handbäder,  Umschläge  und  Senf- 
teige ni|d  kleiner  Dosen  von  Opium.  Die  Ath- 
mungs* Beschwerden  kehrten  jedoch  noch  öfters 
wieder,  ebenso  die  Störung  des  Gesichts,  auch 
stellten  sich  kleine  Krampfanfölle  ein  (S.  The 
liancet  24  Septr.  1842.  p.  892). 


Ein  schwächlicher  Mann  von  39  Jahren 
hatte  eine  nicht  genau  zu  bestimmende,  etwa  auf 
45  Gran  zu  schätzende  Quantität  Camphor  ia 
Substanz  verschluckt.  Er  bekam  alsbald  Schwin- 
del und  einen  Anfall  von  Epilepsie,  welcher  zehn 
Blinnten  anhielt  und  einen  Zustand  der  grösatea 
Eracböpfung  hinterliess.  Die  Extremitäten  wa- 
ren kalt,  der  Puls  sehr  frequent  und  kaum  zn 
Itthlen^  die  Pupillen  erweitert.  Herr  Chtke  wandt« 


—    115    —  . 

sogleich  die  Magenpampe  «u,  wodurch  ein  'stark 
lisdi  Camphor  riechendesFlaidum  ansgeleerl  ward^ 
und  der  Kranke  erholte  sich  durch  die  Anwan* 
dong  Ton  Analepücis.  'Allgemeine  Skhwiche 
und  periodische  Unterdrfickun^  der  Harnsecre- 
tion  hielten  noch  drei  Monate  au*.  —  Wäre  der 
Caniphor  aufgelöst  in  den  Magen  gekommen,  so 
wäre  der  Tod  des  Patienten  wahrscheinlich  un- 
abwendbar gewesen,  wie  der  von  Alexander  in 
den  Philosophical  Tcansactions  ersählte  Fall  be- 
weist, wo  swei  Scrupel  diese  Wirkung  hatten, 
(ib.  p.  900).  --  Ein  anderer  Fall  ron  Vergiftung 
durch  Carophortinctur  kam  Herrn  Kingdtm  Torl 
Ein  Mann,  verschluckte  ans  Versehen  eine  be- 
trächtliche Quantität  Tinctura  Camphorae  com- 
posita;  Heftiges  Brennen  der  Lippen,  des  Oe- 
sophagus und  später  der  ganzen  Oberfläche  des 
Körpers  war  die  Folge.  Starkes  Erbrechen  hob 
da;i  Vcbel  (ibid.  p.  301). 


Gegeng^  de»  ArMtdke,  —  Als  solches  em- 
pfiehlt Herr  G.  Bird  eine  halbe  Unze  der  Tin- 
ctur  des  Hjdro-Sesqui  Eisen -Oxvds  und  eine 
Unze  Liq.  Potassae.  (ibid.) 


infemaUi:  hede  Methode  ihn  mufMutbe- 
wahren.  Herr  Prof.  Dumdril  empfiehlt  den  Höl- 
lenstein in  geschmolzenen  oder  in  Spiritus  auf- 
gelösten feinsten  Siegellack  zu  tauchen  und  ihn 
so  mit  einem  Ueberzug  zu  versehen, .  welcher  ihn 
gegen  Luft  und  Feuchtigkeit  sichert  und  es  ge- 
stattet ihn  zu  berühren,  ohne  dass  man  sich  die 
Finger  schwärzt.  Der  Lackfiberzug  sitzt  sehr 
fest,  kann  aber  mit  einem  Messer  leicht  und 
auf  beliebige  Entfernung  abgeschabt  werden. 
Will  man  Aetzungen  in  Höhlen  oder  tiefen  Ge- 

8* 


lii 


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l||Ü»liiiii  Vwiidineii  «Md  di«  MttelMIr  wtM 
-^JMttnB,  w  knM*  üiM.ait  Jet  ■»Tg>|riiiMit|B 

jifilll^itiiHi.  (etciekfidk  mitteh*  StMtH«di>«|i. 
llbMl-i   odw  FedMwHel.     (JMnul .  iii 

le).        .•■■'■        ■■■..■.  '.;■, 


.   {r.    ■  ■■;  .■ 


1«»'HI 


iSeon^e  cormäum.  ^  Herr  Payan  zu  Aix  slihreibt 
Mem  Maiterkorn  eine  specifisch  erregende  Wir- 
kung auf  den  untern  Tneil  des  Rückenmarks  su 
und  hat  es  demnach  gegen  Paralyse  der  Unier» 
extremitäten,  wovon  er  sieben  FSlIe  beschreibt, 
und  in  fünf  Fällen  von  LShmungen  der  Hbra- 
blase  mit  ausgezeichnetem  Nutzen  angewendet. 
Er  gab  zehn  bis  zwölf  Gran  in  Infuso,  in  vier 
und  zwanzig  Stunden  zu  verbrauchen.  Die  Wir- 
kung zeigt  sich  schon  nach  wenigen  Tagen; 
das  Mittel  muss  aber  längere  Zeit  fortge^tzt 
werden.  (P.  ;S.  Pnyati,  Memoire  sor  P«rgot  de 
selgle^  son  action  th^rapeuti<|iie  et  s«ii  enphi 


'  r*  Aäkmn  mriiomw.  ■—  Herr^AierM  sA^Mar» 
0M%'*uii  dar  Acpdemie  der  WissaMdMilW»  te 
llKitf  !■  der  Sitsang/Tom  neatiseknt«* 
kt»  «toe  AHumdlmg-4ker  d«aA«:n; 
M.  ^Er  eoufiehTt  gegen  dlHe  KrankUfifc  *^ 
J^f/Heaümu  im  Ammoniaks  auf  Jen  obcfttCMt 
A  Schlund^«  in  der  Nlhe/^fes  Pleiu  fkaajm- 
flp%  «ad  sollany  seinen  Errahpting«KSafa|My^ 
IsiUk  dM  Asthma  doreh  die»  ¥eHUM»,<tMt 
Mf  der  Stelle  beseitiget  werden»  Seioea^.-  ■•» 
BMlre  sind  fieim  Krankheitsgeschichten  ztt  Be- 
stätigung beigegeben.  '  Wir  haben  über  diesen 
Gegenstand  einen  Bericht  des  Herrn  Magendkj 
Strrtß  und  Breschet  zu  erwarten.  (S.  Gazette 
^  m^.  de  Paris  1842.  p.  621). 


~     117     — 

m^dieilaal.  Aix  1841).  Drei  andere  Fälle  von 
Parapl^e,  wo  unser  Verfaeser  mit  eben  so  gün- 
sdgem  Erfolge  bis  zn  dreissi^  Granen  stieg,  ohne 
jemals  nachtheilige  Wirkungen  davon  su  sehen, 
liai  er  spftter.  bekannt  gemacht.  (S.  Journal  de 
Pharmaeie  1842). 


^rgenium  miricum  gegeti  Ophih.  scropkuioaa, 
Herr  Hocken  zu  London  empfiehlt  gegen  die 
Lichtscheu  und  den  Augenliederkrampf,  welcher 
bei  serophtilösen  Ophthahnieeii  charakteristisch 
ist,  die  Application  des  Höllensteins  auf  die 
äussere  Fläche  der  Augonlieder,  dergestalt  dass 
die  Haut  beider  Augenlieder  dadurch  schwarz 
gefärbt  werde.  Nachlass  der  genannten  Symp- 
tome erfolgt  danach  sehr  bald.  Dass  die  pas- 
senden Innern  JMittcl  gleichzeitig  gegeben  wer- 
den müssen,  versteht  sich  von  selbst.  So  berich- 
tet Herr  Hocken.  (The  Lancet  19  Novbr.  1842. 
p.  286).  In  der  folgenden  Nummer  desselben 
Journals  nimmt  die  Ehre  der  Erfindung  dieser 
Kurmethode  Herr  Tliomiu  JVomudd  lur  sich  in 
Anspruch,  indem  er  augiebi,  dass  er  schon  seit 
Jahren  bei  den  poliklinischen  Patienten  des  St. 
Bartholomeu's  Hospitals  den  Höllenstein  auf 
diese  Art  und  zwar  in  der  Idee:  die  Sen8ibili<» 
tat  der  Zweige  des  fünften  Paares  dadurch  ab- 
zustumpfen ,  angewendet  habe ,  und  dass  Herr 
Hocken  wie  ieine  übrigen  Schüler  dies  in  der 
gedachten  Klinik  vielfältig  zu  sehen  Gelegenheit 
gehabt  hätten. 


fVwkde-BrueiwarMen  —  Als  das  beste  mittel 
dagegen  rühmt  Herr  fVam^rough  zu  Chelsea^ 
nach  dreissigjähriger  Erfahrung,  das  Tragen 
von  Warzenhütchen,  welche  Inwendig  mit  dün- 


—     118    -- 

BCB  Blei  platten  überzogen    sind    (S.  the  Luneet 
1842  Jal.   p.   587),  —   und  Herr  Hopeaod  en- 

Sfiehlt  angelegentlich  das  Bestreichen  der  wun- 
en  Stelleu  mit  Tinctara  Catecha  (ibid.  pag. 
460).  Es  bildet  sich  danach  ein  dünner 
Ueberzug  wie  von  einer  Gunimiauflösung.  Dies 
hat  Ref.  bei  einem  damit  gemachten  Versuche 
gesehen^  kann  aber  über  die  Wirksamkeit  des 
Mittels  noch  kein  Urtheil  fallen. 


Magenpumpe.  —  Ref.  hat  schon  mehrmals 
darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  der  Gebrauch 
dieses  Instruments  in  England  sehr  hSu6g  zu 
sein  scheint.  In  der  Versammlung  der  Medical 
Societjr  of  London  am  7.  Novbr.  1842  kam  die- 
ser Gegenstand  zur  Sprache  und  alle  anwesende 
Mitglieder  waren  der  Ansicht,  dass  die  Magen- 
pumpe  das  beste,  mildeste  und  sicherste  Mittel 
»ei  den  Magen  von  seinem  schädlichen  Inhalte 
zu  befreien  und  Gegengifte  einzuspritzen.  (The 
Lancet  19.  Novbr.  1842.  p.  301). 


Mechanisches  Miiiel,  Brechen  am  erregen.  — 
Als  solches  empfiehlt  Herr  MarshaUHaU^  gleich« 
zeitig  den  Schlund  durch  den  eingebrachten 
Finger  zu  reizen,  während  durch  äussern  Druck 
die  Contractur  der  Bauchmuskeln  befördert  wird. 
Letzteres  geschieht  am  besten  dadurch,  dass  Pat 
sich  mit  dem  Unterleib  über  einen  Stuhl  lehnt. 
(ibid.  p.  302). 


Mercur  gegen  chronische  Hautausschläge.  — 
Herr  Plisson  empfiehlt  gegen  Eczema,  Herpes, 
Acne,    Prurigo,    Scabies  etc.    Waschungen    mit 


—  11»  — 

Sobliinat  nod  Chlorkali.  Von  jedem  5  Gran 
äof  xwöir  Unzen  Wasser.  (Journal  des  Con* 
noiss.  de  Med.  prat.), 


Vergleich  der  franzoslechen  vnd  engUecheu 
Meäkinai^GewicMe.  — 

« 

Ein  Oramme            se  15i  Gran 

Oecigrauime    «s  IS  * 

Ci^ntigraninie  »  i  " 

MiUigraoime    as  ^V 

Ein  Kilogramme  ist  gleich  2f  Pfund  Apo- 
theker-Gewicht (nach  Sander*^  Tables  oFFrench 
and  English  Jüeasures). 


RetaxaHo  Symphyseos  ossitun  puUe*  —  Eine 
solche  will  Dr.  Knox  gefunden  haben  bei  vier 
Frauen^  welche  unmittelbar  nach  einer  schweren 
Entbindung  starben.  (The  Lancet.  3  Decbr.  1842. 
pag.  346.) 


Grosse  Dosen  der  2\iiciura  ferri  mwiuHcL  — 
Ein  Frauenzimmer  von  15  Jahren,  im  sechsten 
Monate  schwanger  verschluckte  eine'  Unze  die* 
ser  Tinctur  an  einem  Tage  (in  vier  Dosen)  um 
dadurch  Abortus  zu  befördern.  Es  entstand 
aber  bloss  eine  heftige  Reizung  der  Harn  Werk- 
zeuge danach  welche  bald  durch  kühlende  Ab- 
fährmittel gehoben  wurde  (ibid.  p.  3550 


—  i«o  — 

f 

Hydrops  ascUes,  —  Dr.  Lecanu  ibcilt  der 
Acad.  de  Med.  die  Krankheitsgeschiclite  einer 
Frau  mit,  welche,  im  Jahre  1823,  36  Jahre  alt, 
in  Folge  einer  chronischen  Entero  -  Mesenteriüs 
von  Bauchwassersucht  befallen  und  866  mal 
punktirt  wurde.  Anfangs  sauinielte  sich  das 
Wasser  im  Bauche  so  schnell  wieder  an,  dass 
die  Paracenthese  alle  6  —  8  —  12  Taige  wie- 
derholt werden  musste.  Dies  war  während  10 
Jahre  810  mal  geschehen,  als  Herr  Dr.  Lecanu 
auf  den  Gedanken  kam,  eine  kräftige  Comprea- 
sion  des  Unterleibs  durch  mit  Leinen  überzo- 
gene Pappschienen  zu  bewerkstelligen,  wonach 
die  Ansammlung  des  Wassers  allmählig  langsa- 
mer erfolgte  und  endlich  ganz  aufhörte«  Nach 
Verlauf  von  16  Jahren  wurde  die  Kranke  auf 
dieae  Weise  vollkommen  hergestellt,  JVur  ein 
einzigesmal  wurde  die  Art.  epigastrica  durch 
den  Troicart  verletzt,  die  Blutung  aber  durch 
Turanden,  welche  man  in  styptische  Mittel  ge- 
taucht hatte,  bald  zum  Stehen  gebracht.  (Gas. 
med.  de  Paris  1842.  p.  622). 


ChroniscJie  LaryngUis  geheilt  durch  TracheO" 
iornie,  —  Einen  solchen  Fall  erzählte  Herr  Lht' 
necar  in  der  medical  Society  of  London  am  30- 
Januar  1843.  Eine  schwächliche  Dame  von 
vierzig  Jähren  litt  seit  drei  Wochen  an  Heiser- 
keit; diese  erreichte  den  höchsten  Grad,  die 
Stimme  schwand  gänzlich,  dazu  gesellte  sich 
ein  unaufhörlich  quälender  trockener  Husten, 
Athmungsbeschwerde  mit  heiserem  croupartigem 
Ton,  Unvermögen  zu  schlingen,  jeder  Versuch 
etwas  herabzuschlucken  erregte  Erstickungszu^ 
falle.  Im  Schlünde  war  nichts  Anomales  zu  se- 
hen. Der  Puls  schlug  hundertmal  in  der  Mi- 
nute. Pat.  erhielt  alle  drei  Stunden  Tart.  stib. 
(gr.  ß.)  mit   eben  so  viel  Opium.     Dies  brachte 


—    IM    -i- 

einig«  Erleicbiening.  AchisehD  Blntegel  ad  lo- 
cum  Äffectum,  Calomel  (gr.  jj.)  mit  Opium  (gr.  /3.) 
all«  awei  SioDden,  wurden  darauf  angewendet 
und  Fcsicantien  gelegt.  Die  Symptome  ver« 
sdilimmerten  eich  ahe^  wieder  und  nahmen 
bald  so  SU,  da88  jeden  Augenblick  Erstickung 
zu  beiiircbteu  war.  Herr  L,  schritt  nun  zur 
TrmtiheQiafmie.  Die  Operation  war  sehr  schwie- 
■"ig»  weil  Pat.  nicht  liegen,  ja  nicht  einmal  den 
Hals  zuräckbeugen  konnte.  Das  Einbringen  der 
R^hre  in  die  Trachea  erregte  heftige  Reizung, 
bald  aber  minderten  sich  die  Zufiille  und  die 
Kranke  konnte  sich  legen  und  etwas  schlafen« 
Das  Zimmer  ward  auf  60  —  65  Grad  Fahrenh. 
erwärmt.  Am  folgenden  Tage  war  bedeutende 
Besserung  eingetreten  und  das  Athemholeu  ge- 
schah durch  die  Röhre,  durch  welche  von  Zeit 
zu  Zeit  Schleim  ausgcstossen  wurde.  Das  Schiin- 
gen war  aber  noch  immer  behindert.  Man  er- 
hielt die  Krfifte  durch  Clystiere  von  Fleischbrühe 
£s  wurde  Mercurialsalbe  zu  beiden  Seiten  der 
Luftröhre  eingerieben.  Am  zweiten  Tage  nach 
der  Operation  ging  die  Luft  wieder  durch  den 
Larynx'  und  Pat.  konnte  etwas  Nahrung  zu  sich 
nehmen«  Am  dritten  konnte  die  Röhre  entfernt 
werden,  das  Athmen  ging  ohne  Störung  vgr 
sich^  es  erfolgte  aber  bald  ein  heftiger  Anfall 
von  Erstickung  durch  angesammelten  Schleim. 
Der  Verband  ward  sofort  abgenommen  und  das 
Impediment  beseiiigel.  Die  Röhre  ward  nun 
wieder  eingelegt  und  blieb  noch  drei  Tage  lie- 
gen. Die  Genesung  erfolgte  bald«  Herr  X«  legt 
grosses  Gewicht  darauf,  dass  die  Luft  in  dem 
Zimmer  der  Operirten  istets  auf  dem  oben  ange- 
gebeneu sehr  hohen  Temperatnrgrade  erhalten 
wurde. 

Bei  Gelegenheit  dieser  Vorlesung  theilten 
mehrere  der  Anwesenden  ihre  Ansichten  über 
die  Tracheotomie  mit.    Herr  Uooper  verrichtete 


■  '   .     f. 

ihiXi»,    wdti|i€r    nidirere  -SHiftdM  4i    MMjl 

mW  d<M  EMHAeil  ^b«  wür.    BittliiiliMliliiiiifWi 

f^MMmif  die  Openfloii  Tettet«  dei<  Whaijm^ 
IMhr  jnidM»  bemerkte,  Üms  dM  iBlnMil|t«|i  Anr 
iMsni  n«di  'iuÄrSHB ,  fl«ni  L^rfiiz  iMfttiiiiaijij^ 
ktMge  Conrabtooen  errege,  wilirea^  ihn^^BMik 
injfeli  in  dte  Lüftr5bre  keiae  w  UeftigV'lKtüt» 
41iti  bewUe :  bei  Crenplcvmnlreir  eet*  dfo  •gw« 
tfM  wrtpdoe.  Herr  MmrOM  HUTlriUl  Atf^HH 
vM  Ihnidkeotoiiiie.  bedlMhtet'  <%toBieek«  I«^ 
ffjpiMM*  ist  naeh  ibm  etine  äehr  ftettaii»*i<räi** 
Biiftiad  kommt  aar  bei  EnracbeeneD  f#i^}bei 
Kiaderp  «M  es  inmer  2VoeMM.  Naa  di,  «• 
die  Batafladaag  eicb  aaf  dea  JEehikopf  aÜAia 
büAllakt;  sei  voA  der  Tracheotmoue  Brialg'  M 
eti»drtoa;.irg  die  Luftr5bre  mit  leide,  aei  die 
MMhafliin  minftte  and  tddtHdb ,  aadi«nMc|i  M 
Kiadern.  Bei  einer  Frau  sah  Herr  üf«  H,  alt 
Folge  chronischer  Laryngitis  zugleich  Asthma 
oad  l^hlingheschwerden.  Beide  wurden  paro- 
xysmenweise  gesteigert  und  ein  charakteristi* 
sches  Symptom  der  Krankheit  bestand  darin,  dass 
die  Patientin  dre  Nasenlöcher  nicht  gehörig  öff- 
nen konnte,  am  die  erforderliche  Menge  JLaft 
einznalehen.  Der  Luftröhrenschniit  stellte  die 
Kranke  her  und  die  Bohre  wurde  mehrere  Mo» 
nate  lang  in  der  Trachea  gelassen.  (The  Laneet 
18  Febr.  1843.  p.  770—72.) 


Srgoiimmti  Neonatorum.  —  Mit  diesem  Na- 
men belegen  einige  englische  Aerzte  diejenigen 
Erscheinungen  von  Vergiftung,  welche  bei  Nea- 
gebornen  solcher  Frauen  eintreten  sollen,  denea 
maa  längere  oder  kürzere  Zeit  ror  Eintritt  des 
Ctebartsaetes  MMerlcwn  (Brgot  af  Hk»  Rje)  ge- 


j 


»•    ' 


-     1*3    — 

• 

MbtB  hatte.  HmEmUdMhmm  uh  in  mehrerai 
FiU«!  Connilsionen  der  Nengeboreneo  eniite- 
hen,  nachdem  die  Mfitter,-  Belinfa  der  dadardi 
Sil  hewirfcenden  künstliohen  Brtthgebnrt  Anf 
Tage  lang  grössere  Dosen  Seeale  comutam  g»* 
nommen  hatten.  (Dass  hier  die  Frfihgebnrt 
selbst  als  ein  wichtiges  Moment  zu  beachten  sei, 
springt  in  die  Angen.  Ref.)  Herr  HoU  fand  die 
Neugeborenen  in  solchen  rillen,  wo  man  das 
Mutterkorn  bloss  znr  Beschleonignng  des  6e- 
bnrtsaetcs  angewendet  hatte,  Jiyid,  mit  blauen 
Lippen,  trockner,  welker  Hant  und  unruhig, 
Sie  magerten  bald  ab,  schrieen  Viel  und  starben 
meist  unter  ConTulslonen.  (Auch  hier  durfte 
es  schwer  sn  bestimmen  sein,  ob  und  in  wie«» 
fern  diese  Symptome  einer  schädlichen  Einwir- 
kung des  Mutterkorns  auf  den  Foetns  oder  an- 
dern sch&dlicheu  Einflüssen  sugeschrieben  wer- 
den müssen.  Jedenfalls  verdient  der  Gegenstand 
volle  Beachtung  Ref.)  (S.  The  Lancet  11.  Feh. 
1843.  p.  712). 


tUier  die  Krankheiten  der  Bergleuie  in  den 
engUecken  Kohlenminen  —  hat  Herr  Dr.  8,  SeaU 
Aoion  aus  vieljähriger  Erfahrung  geschöpfte 
Beobachtungen  mitgethcilt.  Ein  häufiges  Uebel 
der  äUern  Arbeiter  und  besonders  derer,  welche 
beim  Zerschlagen  und  Sprengen  der  Steine 
(blas(ing)  beschäftiget  sind,  ist  eine  falsche  Me- 
lanose oder  der  schwarze  Amwnrf  (black  spit). 
Diese  sehr  reichlichen  Sputa  haben  oft  vollkom- 
men das  Ansehen  von  schwarser  Tinte,  zuwei- 
len sind  sie  jedoch  auch  mit  weissem  oder  gel- 
bem Mucus  gemischt.  Die  Kranken  sterben 
phthisisch  und  man  findet  die  Lungen  schwars 
wie  geOlrbt.  Zahlreiche  Höhlen  in  derSubstans 
der  Lungen  enthalten  eben  solches  schwarzes 
Fluidum  und  wenn  man  dies  ausdrückt  und  sam- 


A  M, 


■  J       ^ 

r  I 


iS4 


^iiiliin  wie  Kohle  hreDot  «ii<l>e»  ErkilMi . 
9ilMs  brninlMure»  Kohlevgns  «nt^HduAhi  Bf« 
.VMniag'AM  KoUeMtAufcs  scheint  ciha  isefer 
jMehnjbehe  so  Mo;-  Man  sieht  Arbeiter^  de^ 
iM  Albagine«  doTdi  die*  eingedrungenen  Knh» 
Iwiyeriikelchen  Jahiie  lang  ganz  schwa»  gefXrbt 
iel^  i^hne  dais  tdies  eine  Entäändnnlr  siur  Folge 
liilte.  .lEben  w  achMnt  es  «eh  mit  der  Sehlei«- 
haut  der  Langen  sn  Terhalten  nnd*  der  phihisi* 
ai|hl:dKnätand  nn^  die  mannigfachen- Deeorgani- 
i<ttini.n  der  Lungen,  welche  man  bei-  dea  Bipii^ 
lewten  in  Kahleaminen  findet,  sind  offenbar  mehr 
Feigen  acuter  oder  chronischer  Bronchitis^'  dene»- 
sin  Tevmöge  ihrer  Lebensweise  li|ufig  iiatekrwor> 
f«nslnd.  Feine  Steinpartilreln,  wekho  hui  ih- 
N»  Arbeiten-  in  die  Lungen  kommen*^  mögen 
dior'Selileimhant  wohl  Terletnen  und  entsttnd- 
lel»:  Reimng  derselben  emeogen.  (The  Lancet 
M.  Apdll842  p.  00. 


jirzeneknüiel  in  Dampfform  auf  das  Auge  ap» 
fUcM*  —  Herr  Tumbuü  iii  London  hat  mehrere 
Mittel  in  DämpCTorm  bei  Augenkranken  Tersucht. 
äo  namentlich  das  Bistdp/iurehtm  carhonis,  Ton  dem 
er  behauptet,  üass  es  auf  gleiche  Weise  gegen 
Drcisengeschwiilsie  angewendet  die  Zertheilnng 
derselben  sehr  schnell  bewirke.  Er  thut  etwa 
eine  Drachme  des  Mittels  in  ein  swei  Un^n-Glas 
und  lässt  die  Oeffnung  desselben,  welche  die 
Form  einer  Aug^ wanne  haben  muss«  fest  gegen 
das  geöffnete  Ange  halten.  .  Die  WSrme  der 
Hahd  ist  bei, diesem  Mittel  hinreichend,  dasselbe 
in  Dampf  au  verwandeln.  Es  erregt  Prickeln, 
Stechen  und  starken  Thränenzuflnss  und  soll 
■dfe  PupÜle  verengenm  (?).  Es  kann  immer  nnr 
anreinige  Momente  angewendet  werden,  damit 
es  nicht  zu  stark  reize.    Herr  T.  rersprieht  fiber 


—    125    — 

dicRMnliAie  seiner  Yenuche  bald  ansfiibrlicher 
so  btridilen.  (The  Lancet  29.  Octbr.  1842.  p.  169). 


2. 
Monailieher  Bericht 

Aber 

den   Gesundheitszustand  9   die  Geburten   und 
Todesfälle  von  Berlin. 

Milgetheilt 

ans  den  Acten  der  Hufelandinchen  med.  ehir. 

Gesellschaft. 

0 

Monat  Fehrvar. 

Der  Grnndcharakter  der  in  diesem  Monate 
vorzugsweise  herrschenden  Krankheiten  wieh 
anfänglich  nicht  wesentlich,  von  dem  des  vo- 
rigen ab,  und  es  zeigten  sich  fast  dieselben 
Formen^  der  rheomatisch*  katarrhalischen  Krank- 
heiten wie  wir  sie  früher  so  häufig  sahen. 
Jedoch  etwas  später  schienen  vorwaltend  durch 
jene  Constitution  die  Schleimhäute  des  Magens 
und  Darmcanals  ergriffen  zu  werden  und  gaben 
häufig  Veranlassung  zur  vorzugsweisen  Bildung 
Ton  gastrischen  Zuständen,  die  eine  eigenthüm* 
liehe.  Atonie  der  Eingeweide  auszeichnete,  welche 
namentlich  in  der  Reconvalescenz  am  deutlich* 
sten  hervortrat  und  oft  diese  verschleppte.  Ge- 
gen diesen  Zustand  bewies  sich  Rhabarber  mit 
kleinen  Dosen  Chinin  fast  als  Specificum.  Die 
wirklichen  durch  Sordes  hervorgerufenen  gastri- 
schen Erscheinungen  gehörten  dagegen  zu  den 
fast  ausnahmsweise  gesehenen  Zulallen,  und 
selbst  der  Typhus  abdominalis,   der  seit  einigen 


tfS    ^ 


b 


dUntrOTdm.  Sa  den  anlkllMudatoK  imd  fini  r«| 
alkii  Äetsien  gldcluMiUg  beobadiietm  Braekei- 
AfagtB,  die  in  der  Mitte  de»  Hoiiate  anf  efaie 
tf^muicbende  Weise  henrörtraten,  geMHMi  die 
dvrdi  Fl^koM  bedingten  Cönffesttonen  aadi 
•dltten  Organen,  besonders  nach  Kopf  und  Brast, 
die  pllitslich  befielen  nnd  Icein  Alter  «nd  Ge- 
s<U«dit  rersclHniteii«  BenosKiienheii  des  Kopfes^ 
Schwindel  und  selbst  dnAender  Scblagfliissr  bei 
ipindeni.  oiid  Erwachsenen  wuren  «ebr  i^lndcb 
gepslien  worden  und  die  Menge  der  plolHicIi 
Twi  ^P^P^'i^  sangninea  (77)  Befallenen  war  be- 
sonders bemerkbar.  Anf  chronische  KranUM^/ 
isn  junäentlidiaa^  Kranke  mit  absebrenden  Fie* 
Wrf  wülc^  dieser  Congestivsostand  lebonage» 
libnldy  iind  daher  schreibt  sich  anieh  die  flSer* 
wiegeiftdc  Zahl  (17!^)  der  an  diesen  Krankheiten 
in  diesem'  Monate  Gestorbenen.  Unter  de«  Ans» 
sdil^gArankbeiten  hatten  die  Tarioloiden,  Tari* 
cellen  nnd  das  Scharlach  die  grösste  Terbrei* 
tvng  erlangt.  Das  Letztere  verlief  jedoch,  wenn 
die  nöthigen  Bedingungen  eines  günstigen  Ter* 
lanfs  erfüllt  wurden,  sehr  gutartig.  Masern  ka> 
men  nur  selten  vor.  Gegen  Ende  des  Monats 
nahm  die  Zahl  der  Erkrankungen  sehr  ab, 

ff 

Es  wurden  geboren:  536  Knaben  und 

501  MSdchen, 

1037  Kinder. 

Es  starben:  195  mSunlichen, 

164  weibl.  Geschlechts  and 
361  Kinder  unter  10 Jabrw, 

m 

Mehr  geboren:  317. 


/' 


^  m  — 


apecUOe  Knmkhaim. 


An  EntkrUftung  Alle»   we^n      . 
An  SchwUthe  bald  nach  clerGv- 

btiTt 

Unieitig  un^  toill  gebarpii 

An  scbwertm  Zahnen  .     .     .     . 

Am  SlarrkrsiapC 

All   Krüinpren 

Au  Sciofhcln        ...... 

An  Gvhirn  Kaisers II clil  .     .     .     . 

Am  SlJckhusieD 

An   BDlIieln      .'.'....'. 

Am  Scharlachtieher 

Am  Prmiibigus 

An  der  Bo»e 

An  der  GrbiTnenlzUii-lung  .  . 
An  (let  LuD|enenliUndung  .  . 
An  dei  UiilMtciliienliüadutig  . 
An  der  Därmen izOndung  .  .  . 
All  der  Hal»alzQni)iiTie  .  .  . 
An  der  HeiieDliQnilung  . 
An  (liFr  HsrtlieulelentiQoiliing  . 
'An  der  GeblrmuKeienliÜndung . 

An  Pl«urilia 

Am  EnliündiiagsUeber        .     .     . 

Am  Nerieofieber 

Am  Scbleimlieber 

Am  Kindberifieber 

Am  ablehrenden  und  sclileichea- 

den  Fieber  

Au  der  Lungenichwindsucbl  . 

An  der  Halucbwinibiichl 

An  dn  UnlerlnbuchivindiuEhl  , 


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Kind.,. 

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Kranliheilea. 

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An  Hvilmpi  prrJHnlii  .     . 

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An  Api  Gelbiuchi    .     .     . 

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Am  Durchfall        .... 

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AlB  Brcrhilurchfitll    .      .      . 

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An  der  H.rnruhr       .      .      . 

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Am  BluLlun         .... 

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2 

An  Bliill>nchen    .... 

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,  Am  Sehliie-  <in<l  «llokfliits 

80 

22 

14 

11 

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3 

3 

Au  OTfBoiMkM  FrhJwn      . 

1 

3 

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22 

1 

1 

2 

An  XnncliengcscInvOrvn 

1 

l 

Am  Krel.l 

3 

4 

1 

Am  Wasfcrkrebs       .     .     . 

— 

— 

1 

J 

2 

Am  Braiia        

I 

1 

An  der  Bllckrninorli>d»rr« 

1 

An  M«B«nerwekhung    .     . 

2 

2 

i 

An  DnrmeiwrivhiMiS      .      . 

1 

l 

An  ßehiincnvriehuDE   .     . 

2 

I 

8 

Durch  Srllxtinoid     .     .     . 

■J    - 

* 

An  nicht  iivnannlvn  Kninkhrilvn 

-      2 

1 

3 

Durch  VoElUckirilie      .... 

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2 
164 

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fl 

SUIT 

Im 

7» 

Berlin ,   gednukl  bii  F.  1 


C.   W.  Hufeland's 

J'o  II  r  n  II  I 

der 
practischen 

Heilkunde. 

FortgeeetÄt 


Br.   Fr.   Busse^ 

Kün.    Pteuu.    Itleri,   Balli    iinil   HuCuiediciu ,    Biller   d» 

rnibrn  Adlvi-Onlens  vieilvr  Kiassi:  iindtnebrvin'felelirtcn 

ecidlscbafleii  <^^  In  -  iinil  AuiUnilp)  Hil|licde. 


Grau,  FretBid,  ist  aOe  Theorie, 
Doch  grün  de«  lieben»  goldner  Baum. 
GÖlhe. 

IV.   Stück.    April. 


Verlag  von  Othmgke's  BnchbaDdlun^ 
(Juliui  84Uw,) 


■  I 


I. 


ü  e  b  e  r 

die  Heilquellen  und  Bäder 
K   u  r  h'  e   8  s  e  n  s, 

inibcsonilere  die  zu 

IVennderf  und  nfmihefan. 

V  Von 

Dr.  E.  €rrandidier, 

prakliicheni  Anle  and  GebBrlihcIhr  in  CkicI. 
(«cBlus*.  Vergl.  MSri -Hell  S,  3:} 


n.     N  a  u  h  e  i  I 


Am  sudÖBÜicben  Abhasge  des  vier  han- 
dert  FasB  hoben  Johannisberees,  eioes  Vor- 
berges desTaunuB,  secbshunaert  aod  siebzig 
Foss  über  dem  Meeresspiegel  liegt  in  der 
fmchtbaren  Ebene  der  Wetteraa  nTaabeim, 
der  Hauptort  des  Knrhessischen  Amtes  Dor- 
heim,  schoo  seit  Jahrhnnder^n  darch  s^oe 
Soolqoellea  und  den  Betrieb  einer  ergiebigen 
Saline  imd  in  neuerer  Zeit  dnrch  beiflu-äftijge 


•      —     4     - 

Salz-  und  Gasbäder  vortheilliart  bekannt. 
Nauheim  selbst  ist  ein  freundlicher,  ^ut  ge- 
baater  Marktflecken  von  etwa  1500  Einwoh- 
nern, dicht  »n  der  grossen  von  Frankfurt 
nach  Cassel  führÄnden  Heerstrasse  gelegen, 
von  Friedberg  eine  halbe,  von  Frankfurt, 
Hanau  und  Gicssen  sechs  Stunden  entfernt. 
Die  nächsten  Umgebungen  desselben  sind  sehr 
angenehm,  eine  reiche  Vegetation  schmückt 
Beine  gesegneten  Fluren,  welche  ein  klarer 
Bacb,  die  Usn,  durchiiieht.  Gegen  Korden 
begrSnzt  ein  vierzig  Morgen  grosser  Teich 
die  Landschaft,  östlich  scheidet  sie  ein  schma- 
ler Bergrücken  vom  Wetterthale,  nach  Süden 
bin  dehnt  sich  die  Ebene  bis  Friedberg  aus, 
nordwestlich  erhebt  sich  der  Johanuisberg 
mit  herrlicher  Aussicht  über  die  Wetterau. 
Bei  \auheim  erreicht  der  Taunus  sein  oord- 
dstlichcs  Ende,  und  mit  ihm  hören  auch  seine 
eigcnthümlichen  Gebirgsformationen  anf.     Der 

feognostischen  Beschaffenheit  nach  gehört 
ie  Umgegend  Nauheims  dem  Uebergangs- 
gebirge  an.  Der  noch  am  Johannisberge 
vorkommende  Quarzfels  geht  allmählich  in 
thonigen  Talkschicfer  über  und  wird  im  Usa- 
thale  von  Lehm,  Thon,  Sand  und  eisenhalti- 
gem Grus  überlagert,  welcher  grössere  und 
kleinere  Quarzgeschiebe  enthält  und  hin  und 
wieder  zu  einer  selir  festen  Art  von  Xagel- 
fluhe  verkittet  ist.  Die  zerrissene  nnd  zer- 
klüftete Beschaffenheit  dieser  Gebirgsarten 
zeugt  von  mächtigen  Erdrevolutionen,  welche 
hier  vorgehen  musaten,  bevor  das  Thal  seine 
jetzige  Gestalt .  annahm.  Jenseits  des  oben 
erwwinten  Bergrückens,  welcher  das  Usathai 
Tom  Wetterthtue  scheidet,  beginnt  in  weiter 


Aasdehnung  der  Bnsalt  des  Vo^elsberges 
Ans  ihm  treten  im  Wettertliale  die  riinni- 
licbst  bekannten  Quellen  von  Schwalheim,  ein 
diesen  ähnlicher  doch  schwächerer  Säuerling 
bei  Steinfiirt  und  zwei  Soolqnellen  bei  Wis- 
selsheiui  hervor.  Weiter  östlich  bei  Dorheim 
kommen  in  den  tertiJtren  Gebirgsmassea  be- 
deutende Braunkohlenla^er  vor,  welche  Ge- 
genstand des  Bergbaues  sind  und  stete  über 
dem  Basalte  liegen. 

Quellen  XU  Nauheim.  Aus  dem  erwähnten, 
zerrissenen  Uebergangsgcbirge  treten  zu  bei- 
den Seiten  der  Usa  und  zum  Theite  in  die-  ' 
sem  Bache  selbst  Nauheims  warme  SoolqiieU 
len  hervor.  Viele  der  früher  zur  Salzge- 
winnoDff  benutzten  Quellen  sind  durch  die 
riechhaltigen  in  neuerer  Zeil  erbohrten  Arte- 
sischen Brunnen  entbehrlich  geworden.  Hier 
genü^  eine  nähere  Betrachtung  i^er  Artesi- 
schen Brunnen  No.  I.j  II.,  V.  und  VI.,  welche 
in  einer  geraden ,  fünf  hundert  fünf  und 
zwanzig  Fuss  langen  von  Westen  nach  Os- 
ten streichenden  Linie  liegen. 

1.  Der  Artesische  Brunnen  Xo.  I.  wurde 
im  Jahre  1823  gebohrt,  ist  zwei  und  sech- 
zig Fuss  tief,  liefert  täglich  35000  Cubik- 
fuss  Soole  von  1,0235  specifischem  Gewicht 
und  einer  zu  allen  Jahreszeiten  unveränder- 
lichen Temperatur  von  25°  R.  Zugleich  mit 
dem  Wasser  entströmt  dem  Bohrloche  eine 
grosse  Menge  freier  Kohlensäure.  Nach  ei- 
ner von  Herrn  Professor  Dr.  Bunaen  zu 
Marbnrg  1836  vorgenommenen  Analyse  ent- 
hält   diese  Quelle    au    festen  Bestandtheilen 


ir 

loooo  Thei- 

U 

'■>a.w>«m: 

Tsao  etü; 

Zweifach  kohlensauren 

Kalk 

•  22,417 

17,210  Gr. 

Zweifach  kohlensanreä 

Eisenoxydul 

0,984 

0,755  » 

Zweifach  kohlensanres 

Man^anoxydul 

0,109 

0,064  - 

Wasserfreien  schwefel- 

sauren Kalk 

0,760 

0,584  » 

ChlornatriuiQ 

264,440 

195,«0  > 

Chlorkalinni 

2,900 

2,247  »■ 

Chiormagnesiiiin 

3,012 

2-,313  - 

Chlorkaicintn 

19,399 

14,889  » 

Bpomnatrium 

0,200 

0,154  » 

Kieselerde 

0,190 

0,146  . 

Bpnren  Organ.  Stolfe 

304,411     233,';82er. 

Fast  gleiche  Resultate  lieferte  eine  nn- 
ter  MAebig»  Anleitung  von  Herrn  Dr.  Xtren- 
ger  in  Giessen  vorgenommene  Analyse. 
Das  Wasser  dieser  Quelle  wurde  früher  zam 
Baden  benutzt,  ist  aber  jetzt  durch  den  so 
l^nansten  Soolsprudcl  (Artes.  Br.  No.  V). 
ersetzt  wordeo. 

2.  Der  Artesische  BrtmneH  No.  II. 
wurde  1824  sebohrt.  Diese  Quelle  fand  man 
in  einer  Tie^  von  fünf  und  achtzig  Fass, 
sie  liefert  tgglich  40000  Cub.  F.  Soole  von 
1,0236  specifischem  Gewicht  und  24^  H.  Tem- 
peratur; flie  ist  in  quantitativer  Hinsicht  die 
ergiebigste  von  allen,  wird  vorzugsweise  voa 
der  jSaUne,'  nur  ausnahmsweise  zum  Baden 


beoutst,  und  enthält  nach  Bimaen  au  festen 
Bestudtheileu: 


in 

Pfund« 

lOOOOTIxfilen 

:    7680  Gr 

Zweifkch  kohlensauren 

E>lk. 

21,65 

16,63 1 

Zweifach  kohlensanres 

Eisenoxydiil 

1,09 

0,84 

MaBgaaüxydiii 

0,12 

0,09 

Wasserfreien    Schwe- 

fels. Kalk 

0,63 

0,48 

Chlomatrium 

249,40 

191,54 

Chtoikalimn 

3,90 

.2,99 

Chkjrnacnesium 

5,99 

4,60 

ChloikalEiuni 

20,64 

15,85 

BromDatriiiia 

0,30 

0,23 

Kieselerde 

020 

0,17 

Sporen.  Organ.  Stoffe 

305,82      233^2  Gr. 


Das  Gcwiclit  der  freien  Kolilensäirre  be- 
trägt in  1Ü,00Ü  Tlieilcn  Wasser  8,03  Gran, 
in  einem  preiiss.  C.  Pf.    sind   lO^ö  Cnb.  Z. 


3.  Der  Ai-Hnache  Brunnen  No.  V. 
oder  der  Soohpfudel.  Er  wurde  im  Jahre 
1838  in  ein  hundert  und  vierzehn  Fuss  Tiefe 
dicht  am  Vfer  der  L!sa  erbohrt.  Schon  seit 
mehreren  Wochen  war  das  Bohrloch  mit 
Soole  gefüllt,  welche  zuweilen  iiberspriidelte, 


—     8     -- 

dann  aber  wieder  zurücktrat.  Da  wUi^Afli 
ersten  October  dieses  Jahres  eine  zwanzig 
Fgss  lange  Saugrühre  in  i)a&  Bolirloch  ein- 
gelassen,  und  durch  dieselbe  mittelst  einer 
Pumpe  die  8oole  heraufgepuuipt.  Kaum  war 
dies  eine  Stundelan^  geschehen,  als  die  Quelle 
mit  grosser  Gewalt  our^^hbrach,  und  mit  lau- 
tem Brausen  aus  dem  Uolirloche  ii;  Gestalt 
einer  mächtigen  Fontaine  hervorsprudelte, 
welche  den  perlenden  Schaum  bis  zu  einer 
Höhe  von  sechzehn  Fuss  und  ungleich  Sand 
und  kleine  Steine  herauswarf,  tivgenwärtig 
sprudelt  sie  zwei  bis  drei  Fiiss  über  das 
Bohrloch,  kanu  jedoch,  wenn  eine  engere 
Röhre  auf  die  Hfindung  des  Bohrloches  ge- 
setzt wird,  je  nach  der  Weite  derselben, 
zehn  his  fünfzehn  Fuss  hoch  getrieben  wer- 
den. Die  aus  dem  Bohrloche  des  Soolspra- 
dels  mit  brausendem,  weithin  hörbarem  Ge- 
rSuschc  hervordringende  Gasmenge  ist  so  be- 
deutend, dass  der  offene,  der  Luft  zugäng- 
liche Quellenschacht  oft  mit  einer  fünf  Fnss 
mächtigen  Schicht  von  Kohlensaure  angefüllt 
ist  Diese  Gasablagerung  zeigt  eine  scharf 
beerfinzte,  horizontale  Oberfläche,  deren  Stand 
mcn  genau  hei  dem  Niedersteigen  in  den 
Scbacnt  durch  ein  Gefühl  zu  erkennen  giebt, 
ähnlich  dim,  welches  man  beim  Eintauchen 
der  Hand  in  eine  warme,  tropfbare  Flüssig- 
keit empfindet.  Nach  Bunsen  entströmt  die- 
ser Quelle  in  jeder  Minute  14,9  Cubik  Fnss 
chemisch  reine  Kohlensäure,  in  vier  und 
zwanzig  Stunden  21369,6  Cubik  Fuss,  mithin 
jährlich  7900000  Cubik  Fuss.,  was  dem  Ge- 
wichte nach  über  eine  Million  Pfunde  aus- 
macht.   Die  von  demselben  ausgezeichneten 


_     9     _ 

Clie&nker  angestellle  Analyse  des  Soolsprn- 
dels  ergftb  in 


in  1  Pr.  C.  P(. 

10000  TLcilen: 

XI.  IßaOGnii; 

Kalk 

22,13 

16,996  Gr. 

Eisenoxydul 

0,13 

0,100  » 

Doppelt    kohlensaures 

Manganoxydul 
Schwefelsauren  Kalk 

0,03 

0.023  .. 

0,70 

o;538  .. 

CHomatrium 

270,55 

207,780  ■ 

Cblorkalciuin 

22,58 

17,341  .. 

Chlormagnesium 

3,68 

2,828  .. 

10,65 

8,179  » 

Kieselsäure 

0,02 

0,015  » 

Spuren  von  Brom,  Q&ellsatzsäure,  Qaellsänre 
lind  Chlorknlium 

"  ""330;47  ~  "253,8Ö()Gr. 

Der  Soolsprudel  liefert  laglich  21000 
Cubik  Fnss  Soole  von  1,0248  specifischeni 
Gewicht.  Seine  Temperatur  betrug  beim 
ersten  Anbohren  der  Quelle  26°  R.,  hob  sich 
aber  nach  einigen  Minuten  bis  auf  27*  R., 
welche  Temperatur  seitdem  constant  blieb. 
Diese  interessante  Erscheinung  der  Wärme- 
vermchrung  ist  fast  an  allen  Artesischen 
Brunnen  Nauheims  beobachtet  worden.  So 
betrug  die  Temperatur  der  Quelle  IVo.  I,  za- 
erst  nur  21°,  gegenwärtig  dagegen  25°  B. 
Das  Wasser  des  -Soolsprudels  wird  allein 
zum  Baden  venvcndet. 

4.  Der  ArletUche  Brutmen  JJfo..F/.  oder 


-    10    -  \ 

der  Kurbrunneti.  Bei  einem  jenseits  4er  V$ä 
drei  hundert  Fuss  östlich  vom  SodsproM 
vorgenommenen  Bohrveräiicbe  wurde  ib  sechs 
ond  sechzig  Fuss  Tiefe  eine  QueHe  entdeck^ 
deren  Geschmtick  so  auffallend  von  dem  der 
übrigen  abwich,  dass  das  tiefere  Bohr^,  alüt- 
bald  eingestellt  and  das  Wnsser  nülM^ -ge- 
prüft   wnrde.     IVach    Bunsen   enthalt'  -^tou 


Uueue  an  testea  uestai 

tduieiien  ii 

1       .;. 

in  eiMKFfund 

lOOflOTheili-n. 

luTiSOGnai 

Zweifachkohlcnsauren 

Kalk 

15,969 

12,264  Gr. 

Zweifach  kohlensaures 

Eiaenoxydul 

0,525 

0,403  » 

Zweifach  kohlensaures  ^ 

Manganoxydul 

'  0,164 

0,12«  > 

Wasserfreien  schwefel- 

.  sauren  Kalk 

0,357 

0,274  » 

Chlornatrium 

77,574 

59,577  » 

Chtorkaicium 

3,555 

2,730  - 

Cfalormagnesium 

0,464 

0.356  .. 

13,515 

4,380  » 

KieseMure 

0,016 

0,012  ~ 

Spuren  von  Bromnatrium,  Chlorkal 

lium,  Quell- 

aatzsäure,  Queilsgure 

"112,139        86,122  Gr. 

Das  Vohimen  der  gasförmigen  Bestand- 
theile  im    Pfnnde.  beträgt    17.856    Cubikzoll 
Gas,  und  zwar  ist  dieses  Gas  zusammenge- 
setzt aus  17,265  Cubikzoll  Kohlensäure 
und    0,591  »        Stickstoff 

17^56. 


—  11  — 

Die  Quelle  des  Kurbrunnens  liefert  täg- 
lich 1500  Cubikfiiss  Wasser  von  1,0074  spe- 
cififichem  Gewicht  nnd  18°  R.  natürlicher 
Wärme.  Durch  das  relative  Verhälfniss  ihrer 
Bcstandtheile  ist  diese  Quelle,  die  ungeach- 
tet ihres  Kochsalzgehaltes  wohlschmeckend 
erscheint,  zum  Innern  Gebrauche  sehr  geeig- 
net und  nähert  sich  den  Sauerbrunnen. 


Bcnntzun»:  der  Quellen  zu  Nanheioi 


Die  jetzige  Soolbadanstalt  wurde  im 
Jahre  1834  auf  Staatskosten  gegründet  und 
im  folgenden  Jahre  dem  Publicum  eröffnet. 
Dicht  bei  Nauheim  in  einem  freundlichen 
Parke  neben  den  Artesischen  Soolquellen  ist 
ein  massives  Badehaus  errichtet  worden,  wel- 
ches ausser  den  Badezimmern  noch  Wohnun- 
gen  für  Kurgaste  und  den  Kursaal  enthält, 
ie  Mehrzahl  der  Kurgäste  findet  jedoch  in 
Nauhsim  selbst  oder  bei  den  Beamten  der 
Saline  entsprechende  und  frenudliche  Woh-  ' 
nungen.  So  war  die  ursprüngliche  Anlage, 
die  aber  bei  steigender  FrequcnÄ  des  Bades 
nicht  mehr  genügte.  Schon  haben  specuti- 
rende  Privaten  mehrere  Neubauten  in  der 
Nähe  des  Badehauses  aufgeführt,  schon  ist 
die  hohe  Staafsregierung  mit  einer  gänzlichen 
Umgestaltung  und  Erweiterung  der  dortigen 
Anlagen  und  mit  umfassenden  Bauplänen 
ernstlich  beschäftigt.  In  unmittelbarer  Nähe 
des  -Soolsprudcls  wird  in  Kurzem  ein  neues, 
geräiuniges  Badebaus  errichtet  werden,  um' 


—  1«  — 

die  natürliche  Warme  dieser  Quelle  in  volleiQ 
Maasse  und  noch  mehr  benutzen  xa  können, 
als  dies  bisher  möglich  Arar,  wo  bei  dem 
kurzen  Wege,  den  die  Soole  von  der  Quelle 
bis  zum  BadehHHSc  in  unterirdischen  Röhreo 
durchlaufen  nitisste,  immerhin  cinij;e  Wärme- 

frade  verloren  gingen.  Kann  der  Soolspm- 
ei  künftig  unmittelbar  an  der  Quelle  »um 
Baden  benutzt  werden ,  so  dürfte  alsdann 
der  Znsatz  einer  kfihlern  Quelle  nöthig  wer- 
den, wozu  sich  Xo.  II.  vorzüglich  eignet, 
indem  sie  bei  einer  niedrigem  Temperatur 
als  die  übric:en  Quellen  durch  ihren  Brom-, 
Eisen-  und  Chlorkaliumgehalt  dieselben  äber- 
trilFt.  Durch  Vermischung  beider  kann  als- 
dann dem  Bade  der  Tempera  tu  rgrad  gege- 
ben werden,  welchen  der  JedcBmalige  Heil- 
zweck erfordert,  ohne  dass  durch  künstlichem 
Erwärmen  oder  langsames  Erkalten  Bestand- 
theile  entzogen  werden,  was  bei  einem  an 
fluchtiger  Kuhiensiiure  so  reichen  Muolwasser 
von  der  grössten  Wichtigkeit  und  bei  keinem 
andern  bis  jetzt  bekannten  Soolbade  möglich 
ist.  Der  zum  innern  Gebrauche  benutzte 
Kurbrunoen  hat  bis  jetzt  noch  seine  ursprüng- 
liche Fassung  und  quillt  aus  der  hölzernen 
Bohrröhre;  ein  in  seiner  Nahe  errichtetes 
Zelt  schützt  die  Trinkenden  gegen  vorüber- 
gehende Unbilde  des  Wetters;  bei  stärkerem 
Regen  kann  der  nahe  Kursaal  benutzt  wer- 
den. Die  Errichtung  einer  geräumigen  Trink- 
halle ist  in  nahe  Aussicht  gestellt.  —  Die 
grosse  Menge  der  dem  Soolsprudel  entströ- 
menden freien  Kohlensaure  wurde  bisher  theils 
zu  allgemeinen,  theils  zu  localen  trockenen 
Gasbädern  benutzt,   indem  das  Gns  von  der 


—    13    - 

Quelle  durch  eine  Röhrenleitung  in  ein  dicht 
daaeben  stehendes  Häuschen  geleitet  wird, 
wo  es  in  hölzerne,  durch  einen  Deckel  ver- 
schliessbare  AVannen  ausströmt,  um  so  als 
allgemeines  Gasbad  benutzt  zu  werden,  oder 
durch  besondere  elastische  Röhren  geht  und 
zur  Gasdouche  dient.  Diesen  Vorrichtungen 
wnrde  in  den  letzten  Jahren  ein  Apparat 
hinzugefügt,  der  unmittelbar  im  Quellen- 
schachte  des  Sprudels  steht,  und  ein  nach 
Art  der  sogenannten  Schwitzkasten  einge- 
richteter hokcrnei'  Kasten  ist,  durch  dessen 
durchlöcherten  Boden  die  warme  Kohlensäure 
mit  uugeschwachter  Kraft  einströmt.  Zweck- 
massige  Vorrichtungen  zu  vielseitiger  und 
umfassender  Benutzung  der  reichen  Gasquel- 
len werden  bei  Errichtung  des  neuen  Bade- 
hauses beabsichtigt.  Ausser  zum  Trinken 
und  Baden  wird  die  Soole  auch  häufig  zu 
Doachen,  Lavements  und  kalten  Lungenbä- 
dern in  Dunstform  benutzt,  oder  als  Mutter- 
lauge den  Bädern  zugesetzt. 

Für  die  gesellige  Unterhaltung  der  Kur- 
güste  ist  bis  jetzt  noch  wenig  gesorgt;  bis 
jetzt  müssen  sich  dieselben  mit  den  stillen, 
ländlichen  Freuden  begnügen ,  welche  eine 
schöne  Gegend  und  angenehme  und  lehrreiche 
Promenaden  nach  interessanten  Punkten  der 
Umgegend  gewähren,  wozu  der  nahe  Jo- 
hanuisberg,  das  Teichhaus,  der  Schwalhei- 
mer  Mineralbrunnen,  das  Assenheimer  Jäger- 
haus, so  wie  das  nahe  Friedberg  Gelegenheit 
^enug  bteteo. 


14 


Beden  tun  g    der    Nauheimer    Quellen 

«nd  Vergleichang  mit  andern   Sool« 

quellen. 


Lässt  nun  zwar  die  äussere  Ausstattong 
Nanheims  als  Knrort  noch  manches  zo  wfio- 
»eben  übrig,  so  hat  dagegen  eine  freigebig 
Natur  seinen  Quellen  Eigenschaften  gespen- 
det, die  kein  anderes  Soolbad  aufweisen 
kann,  and  die  ihm  eine  ganz  eigeuthümtiche, 
höchst  ehrenvolle  Stellung  in  der  Reihe  der- 
selben sichern.  Seinem  Gehalte  an  Koch- 
salz und  andern  Chlorsalzen  nach  mit  dm 
kräftigsten  Soolqueflen  wetteifernd,  übertrUt 
es  alle  durch  hohe  Temjteratnr  seiner  Soole 
wie  durch  ReicbUium  und  Wärme  seiner 
Gasquellen,  während  zugleich  ein  namhafter 
Bromgehalt  von  grosser  Bedeutung  ist.  In 
Beziehung  auf  die  hohe  Temperatur  seiner 
Qnellen  bis  27°  R.  reiht  sich  Nauheim  an 
die  alkalisch  -  erdigen  Kochsalzthermen  za 
Wiesbaden,  Baden-Baden  u.  s.  w.,  findet  aber 
in  dieser  Hinsicht  unter  den  eigentlichen 
Soolbfidem  nicht  seines  Gleichen;  am  näch- 
sten kommen  die  Quellen  zu  Münster  am 
Stein  bei  Kreuznach  mit  23°  R.  An  freier 
Kohlensäure  reicher  sind  die  Soolen  von 
Homburg  und  Kissingen,  ärmer  daran  Heil- 
brunn und  Elmen,  Kreuznach  und  Salzhaa- 
sen  er^nangeln  derselben  ganz.  Reicher  an 
kohlensaurem  Eisenoxjdul  ist  Homburg  ond 
Kissingen,  an  schwefelsauren  Salzen  letzte- 
res und  Elmen.    Während  nach  den  bisheri- 


—  lÄ  — 

gen  Erfahrungen  der  JodgehaU  den  Nauhei- 
mer Qnellen  abgeht,  hat  es  dagegen  einen 
namhaften  Bromgehalt  aufzuweisen,  und  es 
.  bestätigt  sich  auch  hier  das  Naturgesetz, 
dass  wo  Chlorsalze  in  Mineralwassern  reich- 
lich vorkommen,  auch  stets  Brom  zugegen 
ist,  selbst  wenn  Jod  fehlen  sollte.  An  Brom- 
gehalt übertrolfen  wird  Nauheim  nur  von  El- 
men  und  Kreuznach,  wiewohl  über  den  Brom- 
gehalt des  letztem  noch  immer  sehr  ver-  . 
schiedene  Angohen  herrschen.  Denn  wenn 
Herr  Professor  G.Osann  in  Würzburg  in  einefti 
Civilpfiinde  der  dortigen  Soole  4,8850  Gr. 
Brümkaicium  und  0,8943  Gr.  Brommagnium 
angiebt,  so  fhnd  Herr  Dr,  Löwig  in  Zürich 
Dur  0,278  Gr.  Brommagnium.  Nimmt  man 
mit  Engelmann  (die  Heilquellen  zu  Kreuz- 
nach pag.  25)  die  letztere  Bestimmung  als 
die  richtigere  an,  so  ist  der  Unterschied 
zwischen  »Nauheim  und  Kreuznach,  hinsicht- 
lich des  Bromgehaltes  wenigstens,  nur  ge- 
ring, da  die  Nauheimer  Quelle  Nr.  11,  0,23  Gr. 
Bromnatrium  enthält.  Nach  der  neusten  ana- 
lytischen Untersuchung  von  Herrn  Dr.  Bauer 
in  Berlin  enthält  die  Elisabethcnquelle  zu 
Kreuznach  in  sechzehn  Unxen  0,3072000  Gran 
Bromnatrium. 

Der  qualitativen  Zusammensetzung  nach 
stimmen  die  Nauheiuter  Quellen  am  meisten 
mit  denen  des  nahen  Homburgs  überein; 
beide  scheinen  eine  gemeinsame  Ursprungs- 
stättc  zu  haben,  wührcnd  sie  in  der  quanti- 
tativen Mischung  ihrer  Bestandtheile  und  in 
der  Temperatur  wesentlich  verschieden  sind. 
Zu  Nauheim  machen  die  Bfider  die  Hau^li- 


-     16    — 

siehe  bei  der  Kiii'  nu»,  and  der  innere  Ge- 
brauch  des  Kurbranneus  dient  nur  zur  Uo- 
terstutKiiDg  jener;  wo  dagegen  Sitz  und 
Beschaffenheit  der  Krankheit  vorKugsweise 
den  innern  Gebrauch  eines  kochsalKhaltigen 
Wassers  erfordert,  wird  das  inniger  g&- 
BÜBchle  Homburg  den  Vorzug  verdienen. 

Den  obigen  Angaben  nach  besitzt  Nau- 
heim in  seinem  Soolspnidel  zugleich  die 
reichste  aller  bis  jetzt  bekannten  kohlensau- 
ito  Gasquellen,  denn  selbst  der  bisher  dafür 
gehaltene  berühmte  Altbrunnen  zu  Meinberg 
liefert  nach  Piderit  nur  vierzehn  Cnbikfoss 
Gas  in  der  Minute,  der  Soolspnidel  za  Nau- 
heim aber  nahe  an  fünfzehn  Cubikfuss.  Dazu 
kommt  noch  die  bisher  noch  nicht  quantitativ 
Itestimmte  Menge  Kohlensäure  der  ^'auheimer 
Quellen  Nr.  I.  und  II.,  so  dass  die  Gesammt' 
menge  des  den  dortigen  Quellen  entströmen- 
den Gases  weit  über  zwanzig  Cubikfuss  be- 
tragen dOrfte.  Ausserdem  hat  aber  Nauheim 
den  in  therapeutischer  Hinsicht  nicht  unbe- 
deateodeD  Vorzug  einer  Temperatur  seiner 
Gasqodlen  von  25°  R.  voraus,  während  die 
der  Meinberger  nur  7°  R.  ist.  Eine  käust- 
liehe  Erwärmung  des  Gases  ist  also  in  Nau- 
heim nicht  nöthig,  sondern  es  ist  zur  anmit- 
telbaren Anwendung  in  der  Temperatur  ge- 
eignet,    mit   welcher   es  dem  Schoosae  oer 


IT    — 


Wirkung  der  Nauheimer  Quellen  in 
Allgemeinen, 


Da  die  Naiiheimer  Soole  ihren  Bestand- 
theilen  nach  verschiedenen  Unterabtheil ungen 
der  Kochsalzwasser  zugleich  angehört,  näm- 
lich den  warmen  —  kableosauren  —  tiseu- 
und  bromhaltigen,  so  ist  es  schwer,  eine  tref- 
fende Zeichnung  ihrer  allgemeinen  Heilwir- 
kung zu  entwerfen.  Im  Allgemeinen  ist  die- 
selbe umfassender  und  dnrchdringender  als 
die  der  reinen  Kochsalzwasser.  Die  vorherr- 
schende Wirkung  der  Nauheimer  äoole  ver- 
möge ihrer  Dauptbestandtheile  (Chlofsalste 
und  Brom)  ist  die  nllerirend  auflasende,  wel- 
che ,  um  nicht  allzusch wachend  auf  den 
Organismus  zu  wirken,  in  dem  kohlensauren 
Eisenoxydul  ein  wohlthatiges  Corrigens  fin- 
det. Der  reichliche  lleberschuss  an  freier 
Kohlensaarc  macht  bei  der  innern  Anwendung 
die  salinischen  Bestandtheile  geschickt  zur 
Assimilation,  und  vermehrt  im  Bade  durch 
seine  reizende  Einwirkung  auf  die  äussere 
Haut  die  aufsaugende  Thatigkcit  derselben 
und  somit  die  Aufnahme  der  heilkraftigen  , 
Substanzen,  während  die  natürliche,  an  ge- 
heimnissvoller Stätte  dem  Wasser  beige- 
mischte Wärme  dort  die  belebende,  besänfti- 
gende und  secretionsbeförderude  Wirkung 
warmer  Trinkquellen,  hier  die  Anwendung 
der  innig  gemischten  und  unzersetzten  Soole 
zum  Bade  gewährt.  Innerlich  oder  äusser- 
lich  gebraucht  spricht  die  Nauheimer  Soole 

Journ,  Bd.  XCV,  Sl.  4.  1 


—    18    - 

besonders  das  plastische  Leben,  die  bildende 
Thiiügkeit  in    ihren  verschiedenen  Richtun- 

fen  an.  Die  Erstwirkung  des  Bades  ist 
räftige  Reixuog  der  nntnittelü.'>r  von  ihr  ge- 
troffenen üussero  Haut  und  der  peripherischen 
Nerven,  welche  durch  Fortleitung  dieses  Ein- 
druckes aof  die  Centraltheile  des  Nervensy- 
stems, und  von  da  auf  die  Nerven  und  Ge- 
fässe  aller  Systeme,  belebend  unf  die  genann- 
ten Oreaue  wirkt.  Die  Nachwirkung  wird 
mehr  durch  Resorption  des  Wassers  und 
An&iahme  desselben  in  das  Blut  bedingt. 
Zunächst  spricht  sie  sich  durch  BethätiguDg 
der  Secretionen  der  äussern  Haut,  der  Schleim- 
bänte,  Drusen  und  des  gesammten  lymphali- 
echen  Systems  aus.  Resultat  beider  Wirkmi- 
gen  ist  dann  ferner  beschleunigter  Stoffwech- 
sel, Verbesserung  des  gesammten  Bildungs- 
frocesses  so  wie  Erhöhung  und  Befreiung 
alier  Thätigkeiten  des  höheren  sensiblen  und 
irritabeln  Lebens,  wo  diese  durch  Unthfitig- 
keit  der  genannten  Häute  und  des  Orüsen- 
■ystemes  gehemmt  oder  in  Missverhältniss 
ootereinander  waren.  Bei  dem  innern  Ge- 
braache  der  Nauheimer  Soole  erfolgt  zunächst 
eine  kräftige  Reaction  der  Schleimhaut  der 
Digestionsorgane  und  der  Unterleibsganelien, 
die  sich  durch  vermehrte  Secretion  und  be- 
schleanigte  peristaltische Bewegung  desDarm- 
canales  üassert,  die  Nachwirkung  zei^  sich 
hier  durch  erhöhte  Thätigkeit  der  Secretions- 
organe,  zuletzt  treten  Erscheinungen  eines 
•iQ^emeJn  thatigern  Lymphsystemes  und  rs- 
scMrer  organischer  Metamorphose  ein,  wo- 
4iireh  Stockungen,  Ausschwitzungea  und  An- 
schwelluDgen  erweicht  und  beseitigt  werden. 


-   M    - 

Die  Wirkung  der  XHuheiiner  Soole  wii'J  nun 
durch  die  gleichzeitige  Benutzung  der  dor- 
tigen kohlensauren  Gasquellen  bedeutend  er- 
-weiter!  und  wesentlich  unterstützt.  Leider 
erlaubte  die  bisherige  Lokalitgt  nur  die  Be- 
nutzung des  trockenen  Gases  zu  allgemeinen 
oder  lokalen  Bädern,  während  die  Einrichtung 
Too  Gasdampfbadern  und  bo  genannten  Spru- 
delbädern, wie  sie  zu  Metnberg  bestehen, 
tiisher  nicht  möglich  war.  Dagegen  haben 
die  Nauheimer  Gasbäder  durcR  ihre  hohe 
Temperatur  eine  eigentbümliche  Bedentung. 
Bei  trockenen  Gasbudern  kommt  nicht  sowohl 
die  Aufnahme  des  Gases  in  das  Blut  durch 
lymphatische  Resorption  oder  organische  Im- 
bibition,  als  vielmehr  die  neurodvnamische 
Beziehung  in  Betracht,  in  der  die  Kohlensäure 
zum  gesammten  Nervensysteme,  besonders 
'  den  sensitiven  Nerven  steht,  eine  Beziehung, 
welche  durch  die  hohe  Temperatur  des  Nau- 
heimer Gases  um  Vieles  vermehrt  werden 
dürfte.  Ebenso  wichtig  ist  die  Einwirkung 
der  trockenen  Kohlensäure  auf  natürliche  oder 
künstliche  Secretionsflächen ,  wodurch  sie  als 
sanft  erregendes,  gelind  tonisches  und  feh- 
lerhafte Secretionen  verbesserndes  Mittel  bei 
vielen  Krankheiten  der  Respirationsorgane, 
Genitalien  und  der  äussern  Haut  Grosses 
leistet.  Aber  sehr  schön  und  richtig  bezeich- 
net der  treffliche  Piderit  die  Grenzen  ihrer 
Auwendnng,  wenn  er  sagt  (die  kohlensauren 
Gasquellen  zu  Meinberg.  Lemgo  1836.  S.  139): 
"Nicht  für  die  vita  aucta,  nicht  für  den  in- 
flammirten  Lebensprocess  ist  die  Kohlensäure 
ein  Heilmittel ,  aber  den  lehensarmen  und 
wärmelosen,  schwer  gedrückten  und  uberem^ 


—        %0        —  V 

pindüehen,  zerfallenden  und  verkfimiBefteii 
Organen  kann  sie  frisches  Gedeihen  vnA 
neue  Energie  wiedergeben.«^  -  •;  - 


Anwendung  der  Naäheijner  Qnellen 
in    specieiien  Kranl^heitsznstinden. 


In  den  acht  Jahren  seines  Bestehens 
yt  sieh  Bad  Nauheim  bei  faigenden  Erank-r 
IMtten  wirksam  gezdgt: 

1)  Bei  Scrophein ;  die  Mehrzahl  der  Kran- 
ken, welche  Nauheim  besuchen,  leidet  daran, 
und  es  mag  kaum  eide  Form  dieser  lidee- 
stalteten  Krankheit  geben,  die  nicht  daseuMrt 
vorgekommen ,  und  bei  geeigneter  innerer 
und  äusserer  Anwradnng  der  dortigen  Soole 
ganz  oder  theilweis  geheilt  wSre. 

2)  Nicht  wepiger  hSufig  und  mannigfal- 
^  kommen  zu  Nauheim  die  verschiedenen 
Formien  chronischer  Unterleibsleiden  zur  Be- 
handlung. Sei  es  mehr  die  Form  der  DVs- 
pep«e  mit  Störung  der  Oallenabsonderung, 
Verschleimung  oder  gehinderter  Blutbewe- 
gung im  Pfortadersysteme,  seien  es  Anschop- 
pungen in  den  Gekrösdrflien  oder  den  dräsi- 
gen  Organen,  des  Unterieibes,  oder  mögcsi 
sich  daraus  bereits  als  bestimmte  Formen 
43icht  und  Hfimorrhoiden  gebildet  habtod,  in 
allen  diesen  Formen  hat  sich  die  langsam 
anflösende  Kraft  der  Nauheimer  QncHsn  be- 


—   ai   — 

3)  Krankheiten,  welche  ihren  Grund  in 
anterdriicktcr  Thätigkeit  der  änssera  Haut 
bnben,  Rheumatismen  und  Katarrhe,  rheuma- 
tische und  exanthematische  Metastasen  auf 
innere  Gebilde,  Mautschwäche  intt  oder  ohne 
profuse  8chweisssecretJon ,  fanden  oft  theils 
in  den  Soolbädern,  theils  in  den  Gaabädern 
Nauheims  dauernde  Hülfe. 

4)  Chronische  Hautausschläge,  a.  g.  Haut- 
und  Blutflechten,  sowohl  trockene  als  näs- 
sende, selbst  mehrere  Fälle  von  Herpes  ex- 
edens,  wurden  daselbst  durch  Sool-  und 
Gasbäder  völlig  geheilt. 

5)  Besonders  heilbringend  zeigten  sich 
die  dortigen  Bader  bei  Krankheiten  der  Se- 
xualorgane,/.umal  beim  weiblichen  Geschlechte 
bei  Chlorose,  Ifcukorrhoe,  Menstruationsano- 
malien  und  Sterilität,  wobei  die  besondere  . 
Beziehung  der  Kohlensäure  zu  dieser  Sphäre 
auffallend  hervortrat.  Nicht  selten  kam  es 
vor,  dnss  unfruchtbare  Frauen,  die  während 
der  conceptionsfäbigen  Jahre  dort  badeten, 
im  folgenden  Sommer  an  der  projectirtea 
Wiederkehr  durch  Schwangerschaft  verhin- 
dert wurden. 

6)  Auch  Krankheiten  des  Nervensystems, 
bedingt  durch  gesunkenes  peripherisches 
Ncrvenleben  bei  erhöhter  Sensibilität  der 
Centraltheile,  oder  durch  scrophulöse  und  her- 
petische Ablagerungen,  passen  für  Nauheim; 
unter  den  Paralysen  sind  es  die  von  den  pe- 
ripherischen Nerven  ausgehenden  Lähmungen 
ä^r  s^uBitiven  und  isptoriisplien  Nervenfasern, 


—  «f  - 

so  wie  die  durch  Rheuma  oder  Gicht  veran- 
Isssten,  welche  hierher  gehören. 

7)  Ueberraschenden  Erfolg  sah  man  nach 
Anwendan^  allgemeiner  oderlokaler  Gasbü- 
der  bei  schlaffen,  veralteten  Geschwüren  acro- 
phuISser,  varicöser  und  selbst  carcinomatöser 
Art  mit  jauchigter  Abaonderang  und  Neigung 
Bar  iSepsis. 

8)  Bei  Krankheiten  der  Sinnesorgane, 
nervöser  Gesichts-  und  Gehörschwache,  Lei' 
den  der  Schleimhäute  des  Anges,  äussern 
Gehörgauges ,  der  Nasen-  una  Mundhöhle, 
bewies  sich  neben  den  Soolhädern  die  Gas- 
douche  sehr  wirksam. 

9)  Endlich  verdient  hier  noch  ErwJth- 
nOtlg,  dass  bei  Krankheiten  der  Respiratioa»- 
orgtine,  namentlich  bei  katarrhalischen  oder 
scrsphuMsen  Leiden  der  Schleimhinte  des 
Kehlkopfes,  der  Luftröhre  und  der  Bronehien, 
00  wie  b«  beginnender  Tuberkulose  dies» 
Theile,  der  Anfenthalt  in  der  NXbe  der  Gra- 
Aerbfinser  und  die  dnrch  Verdumtneg  der 
Sciole  daselbst  entst^enden  kalten  GasMder 
mit  Erfolg  benotzt  wurden. 

Gross  ist  dem  Vorstehenden  nach  schon 
jetzt  der  Wirkungskreis  des  Bades  Nanheim, 
segensreicher  noch  wird  er  werden,  wean 
die  dort  projectirten  Verbessernngen  wirklich 
ansgefShrt  worden  sind,  was  der  näehatea 
KiAnnft  vorbehalten  bleibt  Schon  sind  von 
mehi^eren  Seiten  her  Stimmen  laut  geworden, 
welche  diesem  in  Jugendlich«  Kraft  aufitre- 


—    23    — 

benden  Bade  eine  glänzende  Zukunft  vorher- 
sagen. Herr  Professor  Dr.  Wvizer  in  Bonn 
steht  nicht  an,  dem  Soolbade  Naaheim  einen 
unbedingten  Vorzug  vor  allen  bekannten 
Soolbädern  ein^nraumen,  und  ist  der  Ansicht, 
dass  nur  Kreuznach  damit  rivalisiren  könne. 
(s.  Organ  für  die  geRammte  Heilkunde  her- 
ausgegeben von  der  Niederrhein.  Gesellschaft 
für  JVntur-  und  Heilkunde  B.  1.  H.  2.)- 


Hier  durfte  es  der  rechte  Ort  sein,  noch 
etwas  über  den  kaum  eine  h»lbc  Stunde  von 
Nauheim  gelegenen  erdig  mnrialischen  Säuer- 
ling zu  Sehwalheim  zu  bemerken.  Schon  im 
Alterthnme  bekannt  and  benutzt,  ist  diese 
Quelle  durch  ihren  lieblichen  Geschmack  und 
ihre  erfrischende  und  belebende  Wirkong 
auch  späterbin  ein  Gegenstand  steter  Beach- 
tung gewesen,  aber  erst  io  neuerer  Zeit  in 
ihrer  Bedeutung  als  der  an  freier  Kohlen- 
siture  reichste  SJiuerling  Deutschlands  erkannt 
worden.  Schon  im  Jahre  1780  fanden  ge- 
gen 20000  Krüge  dieses  Wassers  grössten- 
theils  überseeischen  Absatz,  gegenwärtig 
werden  durchschnittlich  150000  Krüge  jähr- 
lirh  verschickt,  ungleich  mehr  aber  consumirt 
die  dortige  Umgegend ,  denn  an  manchen 
Tagen  verbraucht  allein  Friedberg  mit  den 
umliegenden  Ortschaften  5000  Krüge  täglich. 
JVach  der  neusten,  von  Herrn  Professor  Lie- 
big vor  zwei  Jahren  vorgenommenen  Analyse 
enthält  ein  Pfand  zu  76S)  Orim:.  t  .^      '   'i 


—  .  24    — 

•  Cblornatriam        .    .    .    ll,9465r  Gran 
h'fidiwefelfliaoite  Jfatron       0,6215,     »  .   :.. 
r; -ChlormagaeBiaiii  .    ^    •      1,0826.\   » 
-'  Kohlensaure  Magpe^ia        0^18^      » 
Sohlensanren  Kalk   •    •     4^130.  >• 
Ba>hlensaiires  Eisenoxydol  0,0878      » 
iCeselerde    •  >•    •    •    .0,1489      » 
flpnreif  von  Brom,  (^dl- mid 
QaellflataMrihnre  '  : 

18,6188  Gran 
Freie  EohlensXnre  =  22,7258  Gran  =  49,44 

rrOlhikzolL.      .1    .    ,  ,::,.. 

.7  Dieser  Analyie^  nach  dbertriffit  Sehwal- 
käim  an  KoUensiore  alle  Ins  jetet  Miannten 

deutschen. Sinerfinge,  denn  etf  etnthiUt 

I  .  .  .  •.         . 

■ } 

Eaehingen  jü  einem  Pfände 

m  7680  Gran      .    •    .    19,6874  CqbiksMlI 

der  Sftuerifng  JSQ  Pyrmont  21,0  » 

Geilnaa  .    •.  ..    .    .  :.    .    23,77  »  . 

BKederselters'..    «   i:  •>    •    26,4553  >» 
dwElisabethenqnelle^MlIom« 

bnrg  .    .    •    *    • '  -'* '  •    48,64  » 


^M.V    .. 


.'!• 


nie  Oaellen-  zu.  Schwalheim  befinden 
ipA  gegenwärtig  nieht  im  unmittelbaren  Be- 
tiSebe.  des  JStaates,  sondern  sind  verpachtet; 
bifeher  entbehrten  diesdbeh,  da  das  Wasaer 
anliitelbar .  an  der  Qudle  nur  selten  getran-^ 
ken  wurde,  aller  Yorriehtungen  za  Bidem, 
kfinftig  sollen  jedoch  daselbst  einige  BSder 
im^le^  werden^  und  es  steht  zn  erwart^n^ 


—  ^5    — 

das8  die  hohe  Staatsregierung  nach  Ablaaf 
der  Paehtzeit  die  dortigen  Quellen  in  eigeae 
Verwaltung  -nehmen  und  mit  Nauheim  in 
Yerlniidang  setzen  werde,  indem  Schwalhei- 
mer  Bider  als  Nachkur  nach  Nauheim  ge- 
braucht TOD  grossem  Nutzen  sein  dürften.  — 


■ij' . 


•t,    ^M    *l-iKi.     t  ■ 

.■..   -H.'.'f     • 
.niiU'jiiiik.jl 

II  bull  • 

.  .frblid    ij. 

II. 

Ueber 

Steinerzeugung  aus  der  Thrä- 
nenflüssigkeit  (Dacrjolithen). 

Dr.   Kersfen  in  Magdeburg. 


So  wie  aus  fast  allen  zusaiumeneesetz- 
ten  Flüssigkeiten  des  menschlichen  mirperg, 
80  können  sich  auch  aus  den  Thränen  wirk- 
liche Steine  bilden,  die  man  dann  auch  mit 
den  Namen  Thrfinensteine  (Dacryolithi ,  Li- 
tiHaais  lacrymalis)  belegt,  und  die  sich  von 
den  andern  im  und  am  Auge  vorkommenden 
steinigen  Concrementen  sowohl  durch  den 
Ort,  wo  sie  sich  bilden,  als  auch  vorzüglich 
noch  durch  ihre  Entstehung  aus  derThränen- 
flfissigkeit  unterscheiden.  Während  nämlich 
die  Steinbildung  in  eiozelnea  Tbeilen  des 
Auges,  besonders  wenn  einzelne  Gebilde  oder 
auch  der  ganze  Bulbus  schon  bedeutend  dnrch 
Krankheit  afficirt  sind,  oder  in  den  Augen- 
liedem  beobachtet  wird  und  nicht  ans  Thrä- 
nenfiSssigkeit  bestehen  kann,  weil  keine  dort- 
hin kommt;  finden  wir  die  Tbränensteine  nur 


-    fT    - 

auf  dem  sanzen  Laufe,  den  die  Thränen  vou 
ihrer  Quelle  bis  zum  Ausflüsse  in  die  Nase 
dnrchmachen,  und  sie  werden  vorzugsweise 
aus  ihnen  gebildet,  was  schon  daraus  her- 
vorgeht, dass  die  andern  Flüssigkeiten,  die 
auf  diesem  Wege  etwa  sich  hinzugesel- 
lea,  nur  in  aabedealender  Qaantität  vorhsn- 
den  dnd. 

An  einzelnen  Beobachtungen  i'iber  die 
Thränensteine  fehlt  es  nicht;  sie  sind  »her 
sehr  zerstreut.  Ich  selbst  habe  in  einer  im 
Jahre  1828  erschienenen  Dissertation  *),  die 
im  Auszage  in  Radiu»  scriptores  ophthalmo- 
logici  minores  Vol.  III.  **)  wieder  mitgctheilt 
ist,  das  mir  damals  Bekannte  gesammelt ; 
aach  in  den  meisten  neuerlich  erschienenen 
Handwörterbüchern  der  Chirurgie  und  Au- 
genheilkande  ist  dieser  Artikel,  zuweilen  fi*ei- 
lieh  sehr  dürftig,  behandelt,  und  in  einigen 
neuern  ophthalmologischen  Werken  z.  B.  in 
Cheliua  Handbuch  der  Augenheilkunde  ***)  ist 
der  Steinbildnng  im  Auge  ein  eigner  Artikel 
gewidmet,  ebenso  hat  kürKÜch  Cunier  Obser- 
vation» pour  servir  &  l'histoire  des  Calculs 
lacryraaux  (Bruxelles  1842)  bekannt  gemacht, 
die  in  mir  den  Wunsch  rege  machten,  aus- 
ffihrlicher  die  hierhergehörigen  Beobachtun- 
gen zusammenzustellen,  was  wohl  keine  un- 
nütze  Muhe  sein  wird,  indem  selbst  abgesehn 
von  dem  hohen  wissenschaftlichen  Interesse 


*)  TToniiiina  de  DacryöRtlils. 

**)  pag.  145.  sq: 

•«)  Bd.  11.  pig.  681  %. 


—    «8    --. 

a«ch  eia  therapeatif»her  Naben  mdhtxu -Ver» 
kaiiHeii  ist.  Wihrend  ich  mit'  der  BmrbeH-. 
toDg  dieses  Aufsaü&es  beschäftigt  Mn^  flUt 
mir  des  Doctor  Desmarres  erBte.Abtheiiiiiig 
s^nes  Memoire  sur  \w\  DacrycdithM :  et  Ifis 
Rbioolithes  in  die  EE&nde,  welche  in  Cu- 
ttier»  Annales  d'oculistiqae  Tome  yiL..4.  li- 
vraison  von  pag.  149  — 178  abgedrtiflkt  ist, 
und  die  die,  Thränensteine  der  Conjonctiva 
ja^atmt:  ich  habe  dieselbe  auch  lüer  benutzt. 


■  .■  1     j  > 


t  -  Am  zweckmässigsten  wird  man.  bei  der 
Biqiosition  der  Thrinc^steinbüdung  dem  Laafe 
der  Th^en  selbst  folgen,  und  nachsuweisen. 
versuchen,  an  welchen,  Stellen. : vomfiglich 
8tfime  beobachtet  sind. 


I '  ••■ 


r.  Die   Thrimendrüse   selbst   wird  (fast  ip 

aüen  Hand«  und  Handwörterbfiehern  der 
Chinirgie  und  Aqgenheilkunde'in  idem  Arti- 
kel. Aber  Steinbttdung  im  lAugeulffcfEllJtote- 
hungsort  für  ^ie.Thränensteine^imtiang^ge^ 
ben;:,mrgends .aber  ist  mit  ^iPbcybeit  nac^hr 

£  wiesen«  das«  iv^rklich  von -einem  Arzte 
»ellmt  Steine  .  entdeckt  seiön.  Und  ^  doch 
spricht  die  Analogie  dafür,  denn  so  got^wia 
in  den  Gingen  der  Speicheldrusen,  des 
Bancreas  Steine  gefunden  sind,-  könnte 
man  abch  hier  dergleichen  erwartea^  so 
dass  die  Möglichkeit,  also  wenigstens  nicht 
abzolltugnen  ist,  .und  vielleicht  liegt  der  Grund, 
dass  noch  keine  bei  Menschen  beobachtet 
sind,  nur  in  der  zu  geringen  Beachtung  der 
Tbränendrnse  bei  Sectionen.     CheKus  *)  be- 


'^)  1.  c.  pag.  53.;.  Bd,  11. 


—  t»  — 

merkt  zwar,  dass  nach  Fourcroy  und  Vau- 
tjueUn  die  Steine  der  Thränendräse  aus  phos- 
phorsaurem  Kalke  bestehen,  giebt  aber  kein 
genaues  Citat  weiter  an,  und  es  fritgt  sich 
daher,  ob  die  Analyse  auch  wirklich  Steiue 
betrifft,  die  bei  Menschen  gefunden  wurden. 

Sobald  die  Thranen  die  Conjunrtiva  be- 
rfihren'  und  sich  über  dem  Bulbus  ergiessen, 
ist  die  Steinbildung  bestimmter  nasgespro- 
chen, und  wir  finden  hiervon  sehr  wichtige 
und  interessante  Beobachtungen  bei  altern 
und  neuem  Schriftstellern  aufgeführt.  Die 
frühern  sind  freilich  theils  in  Dunkel  gehüllt, 
weil  ein  Schriftsteller  mehr  oder  weniger 
exact  vom  andern  abschrieb,  theils  sind  sie 
nicht  als  Thränensteinc  zu  betrachten;  dahin 
gehören  z.  B.  Plater's  Fal!  (Prax.  med.  Bas. 
1656  Tom.  ID.  lib.  2.  cap.  15.  pag.  907),  wo 
einem  Menschen  aus  dem  Weissen  des  Au- 
ges mit  einer  feinen  IVadel  ein  sehr  kleiner 
Stein  ausgesogen  wurde ,  nnd  Ifneselt»  Fälle 
(de  lapidicina  microcosmi.  Heidelberg.  1688), 
der  von  Theophrasl.  ParaceUwty  Schenk  und 
namentlich  von  Melchior  Sebhtun  Citate  bei- 
bringt — 

Bestimmter  dagegen  sind  schon  die  fol- 
genden Beobachtungen: 

I.  8ehurig>a  Fall  (Lithologia.  1744^  j)Sg. 
100),  den  er  dem  Pavüih  nacherzählt,  dass 
ein  jun^r  Baner  gleichzeitig  mit  den  Thrü- 
nen  kleine  Steine  vorgebrächt  habe,  wodurch 
Entzöadung,  Jacken  und  Schmeroen  in  den 


—    30    — 

Aagen  entstanden  seien.  Der  Sonne  auBge- 
setst  und  getrocknet  Avaren  diese  Steine  roth 
aad  salzig. 

IT.  Lachntund  giebt  uns  in  der  Sect.  3. 
Cu.  22.  pag.  72.  seines  Werkes  de  Fossil. 
Folgendes:  "im  Jahre  1661  zeigte  sich  bei 
der  dreizehn  Jahr  alten  Margarelhe  Srandi» 
in  der  linken  Schlafe  eine  Geschwulst,  die 
derselben  grosse  Schmerzen  verursachte,  and 
aus  welcher  in  der  Folge  gleichzeitig  wie 
aus  dem  Augenwinkel  einzelne  kleine  ge- 
wöhnliche Steine  hervorkamen.  Die  Ge- 
schwulst senkte  sich  alsbald  darauf,  bis  wie- 
der neue  den  erstem  ähnliche  kleine  Steine 
durch  Zfouberei  sich  zeigten.  Dies  er- 
aenerte  sich  mehrmals  an  demselben  Tage 
ond,  wenn  ich  nicht  irre,  kamen  noch  drei 
Wochen  hindurch  —  so  lange  dauerte  die 
Bezauberung  —  Steine  zum  Vorschein.  Ich 
habe  vier  von  diesen  Steinen  abgezeichnet, 
welche  d:is  junge  Mitdchen  mir  selbst  über- 
macht  hat.  Endlich  wurde  sie  geheilt,  man 
sagt  durch  Uiilfe  der  Capuziner.« 

Plot  der  nicht  an  Zaubereien  glaubt, 
sagt,  dass  das  Mädchen  durch  einen  Arzt 
FurberviUe  von  Saruin  geheilt  sei. 

in.  d'Emery,  Afzt  ZU  Bordeaux,  berich- 
tet in  zwei  Briefen  folgenden  »sehr  überra- 
schenden und  vielleicht  unerhörten«  Fall*): 


*}  Journal    des    S<;avaus  1679    1.  May  pag. 


»-    JB    _ 

»In  dem  Herzogtliain  Albret  wurde  einer  zehn- 
jährigen Bauerdirne  während  des  SpieleuB 
von  einer  ihrer  beiden  Gefühnianea  eine  Haod- 
voU  Saud  in  die  Aagen  geworfen.  In  den 
ersten  Tagen  darauf  hatte  sie  hierdurch  viel 
UnbequemTicIikciten,  und  drei  Monate  nachher 
verspürte  sie  noch  einen  viel  starkem  Schmerz 
im  innern  Winkel  des  linken  Auges,  der  sie 
zwang  die  Hand  dorthin  zu  bringen,  nnd 
diese  Stelle  selbst  etwas  zu  drucken,  wodurch 
zwei  bis  drei  harte  Steine  von  der  Grtisse 
einer  Erbse  hervortraten.  Die  Zengen  dieses 
Pbaenomens  glaubten,  ohne  viel  Ueberlegung, 
dass  diese  Steine  einige  Sandkörner  noch 
seien,  die  ihr  hineingeworfen  waren,  aber 
ü\ä  man  bemerkte,  dass  das  Mädchen  mehre 
Tage  hintereinander  Steine  hervorbrachte,  , 
erregte  dies  doch  ein  grosses  Aufsehen.  — 
Eine  vornehme  Dame,  bei  der  die  Kleine 
wohnte,  Hess  sie  in  einer  Stube  eine  Zeit- 
lang einsperren,  beobachtete  sie  genau,  und 
zog  ihr  selbst  aiis  dem  linken  Auge  vier  sol- 
cher versteinerter  Thränen,  wovon  eine  die 
Grösse  einer  Bohne  hatte,  hart  wie  ein  Kie- 
sel, dreieckig,  weiss  und  einigermassra  durch- 
scheinend war.  (fEmeiy  hat  dieselbe  Vor- 
sicht ^wei  Monate  lang  gebraucht,  wibrend 
welcher  die  Kranke  in  seinem  Hause  war, 
und  die  berühmten  Aerzte  Scorbiac  und  van 
Hehaont  waren  Augenzeugen  dieses  Vor- 
falles. 

»Das  Auge  dieses  Blid(^iM  brinfft  eo- 
wnlen  vier  Steine  in  eimn  Taigt  S«n«r, 
und  dies  j^escfaieht,  wcgn  aie  an  wenigRteB 
daran  d^t,  ood  oho»,  iuB  «e  viel  Zdt 


lifttte,  sich  ila/,11  vorzuberei[eii,  aber  sie  klagl 
kurz  vorher  über  ciDen  stechenden  Sehmerz, 
der  bewirkt,  daas  nach  der  Entfernang  des 
Steines  das  Auge  geschwollen ,  roth  uoi 
thrünend  bleibt.  —  Mit  dem  Beginn  der  grth 
Sfien  Kalte,  die  in  dem  Winter  hernsctit^ 
bat  das  Wunder  aufgehört,  und  das  Mfid- 
chen  hat  keine  Steine  wieder  producirt.  Zwei 
von  den  Steinen  Bind  abgezeichnet.« 

Wegen  dieser  Erzählung  b&tEmeri/  viel 
Widerspruch  gefunden,  nnd  in  Frankreich, 
Deutschlund  und  Italien  traten  die  AerRte 
gegen  ihn  auf  tmd  hielten  ihn  für  eioen  Be- 
trüger oder  Betrogenen.  Nach  der  von  v. 
Walther  mitgetbeilten  Krankengeschichte  aber, 
die  mit  der  eben  erzühlten  viel  Aebniichkeit 
hat,  ist  das  Factum  selbst  wohl  nicht  xa 
läugncn,  wie  fs  auch   Desmarren  annimmt, 

IV'.  Sr/iapers  ErzaliluDg.  die  in  deo 
Ephemertden  Cent.  III.  u.  IT.  Dbs.  CI.XXVH. 

Sag..  421  mitgetheilt  wird,  zeichne  ich  nicht 
ier  vollständig  auf,  da  sie  nicht  ganz  Ueber- 
einstimmendes  enthält;  es  wird  nämlich  wohl 
von  »Cristallen  gesprochen,  die  mit  einem 
Instnimente  entfernt  werden  konnten,  eckig 
waren  nnd  nach  längerem  Widerstände  erst 
in  einen  sehr  feinen  Staub  durch  Reiben  sich 
zertheilten,  die  sich  aber  auch  durch  auf  das 
Auge  gebrachte  Collyrien  auflösten« 

y.    Bot  in  der  Natural  History  of  Ox- 

ford-Shire  erzählt  von  einem  Mädchen,  »dass 
dieselbe  aus  den  Augenwinkeln  eine  erstarrte 
Muse  von  sich  gegeben  habe,  welche  nach 


-    33    — 

einiger  Zeit  sich  in  eine  Art  steioiger  Sub- 
stanz verwandelte,  älmlich  den  Steinen,  die 
man  als  zuweilen  aus  Geschwülsten,  die  mit 
dem  Namen  Atheroma  belegt  wurden,  her- 
vorgehend beschrieben  hat.»  Er  hält  diese 
Concretioneii  aber,  der  Erzählung  des  Lach- 
muttd,  der  die  auch  oben*)  angeführte  Krank- 
heit der  IHargaretlie  Brandts  für  eine  Be- 
KHuberung  ansah,  nicht  trauend,  durcli,aus  nicht 
für  Thränengtcine ,  was  sie,  falls  überhaupt 
das  Factum  richtig  ist,  auch  nach  Desmarrea 
Ansicht  doch  wirklich  sind. 

VI.  Der  lehrreichste  und  merkwürdigste 
Fall,  der  hierher  gehört,  ist  der,' den  v,  Wal- 
fjier**)  erzählt,  uiid  womit  er  grade  die  Auf- 
merkaamkeit  der  Aerzte  zuerst  wieder  auf 
diese  Krankheit  lenkte.  Bei  einem  sehr  ge- 
sunden, blühenden,  wohlgenährten  und  regel- 
mässig menstniirten  Mädchen  Namens  Anua 
lAcktemoaUer  ^  der  zwei  Jahre  vorher  ohne 
weitem  Schaden  ein  Stück  Kalk  von  der 
Decke  des  Zimmers  in  das  linke  Auge  ge- 
fallen und  aus  demselben  aasgezogen  war, 
bildeten  sich  unter  einer  bedeutenden  Augen- 
entzündung von  Zeit  zu  Zeit  auf  der  Falte 
der  Bindehaut  zwischea  dem  Auga[ifel  und 
dem  untern.  Augentiede  gegen  den  äussern 
Winkel  hin  weisse  eckige  Steinchen  von  der 
Grösse  einer  Erbse,  die  im  Verlauf  der  Krank- 
heit immer  häufiger  und  auch  grösser  wur- 


•)  8ub  II.  S.  3«. 

**)  In  e.  Gräfe'»   und   v.  fVuAÜ«"«  Journal 

Bd.  1.  an.  1.  s.  163  folg.     ' 

Jooni,  Bd.  XCr.  St  4,  3 


—     34     — 

den,  bis  dieses  auf  dem  linken  Ange  nach- 
Ileus,  wogegen  sicli  dann  im  rechten  an  der- 
selben Stelle  |ihnliche  Steine  einfanden.  End- 
lich nahm  die  ganze  Krankheit  allmahlig  ab 
und  hörte  ganz  auf;  nach  einigen  Jimren 
jedoch  kehrte  sie  wieder,  aber  nicht  in  glei- 
cher Stärke  und  wurde  dann  vollkommen 
getilgt. 

VII.  Die  letzte  Beobachtung  ist  von 
Gmllie*^  mitgetheilt,  die  ich  hier  noch  an- 
reihe. Guillie  sagt  zuerst  einleitend:  »Es 
ist  nicht  selten,  am  Rande  der  Angenlieder, 
besonders  in  Folge  scrophulöser  0{ihtbalniicen 
abgerundete',  bewegliche,  steinharte  Körper 
zu  finden ,  welche  durch  den  Ergoss  der 
Lymphe  hervorgebrncht  sind,  und  denen  die 
Alten  verschiedene  Namen  gegeben  haben; 
dagegen  ist  es  aber  sehr  selten,  diese  stei' 
nigen  Massen  als  Product  derThränenfeuch- 
tigkeit  zu  finden ;c<  und  fährt  dann  fort:  »Im 
rechten  Auge  eines  fünfzehnjährigen  Blinden 
bildete  sich  eine  heftige  Entzündung ,  die 
Liedränder  waren  roth  und  aufgeschwollen; 
am  dritten  Tage  gesellte  sich  Fieber  dazu 
mit  anhaltenden  Kopfschmerzen,  und  einem 
Gefühle  von  Druck  des  Augapfels  gegen  die 
Wände  der  Orbita;  am  sechsten  Tage  war 
die  untere  Conjunctivafalte  mit  einem  krei- 
digen, wie  feiner  Sand  anzufühlenden  Nie- 
derschlag angefüllt;  am  neunten  Tage  be- 
merkte ich  im  äussern  Winkel  einen  kleinen 


•)  In  seiner  Bibliollu-quc  ophtha! mologi<iiif 
Tom.  1.  pag,  133. 


—    35    — 

KÖqier  Ton  konischer  Form  von  der  Dicke 
einer  gewöhnlichen  Linse,  rothgelb  und  auf 
der  Oberfläche  ungleich,  der  leicht  an  der 
CoDJunctiva  anhing,  und  ohne  Miihe  mit  einer 
Zange  entfernt  wurde.  Der  Kranke  ward 
dann  von  seiner  AugcnentKündung  durch 
passende  Mittel  befreit,  oline  dnss  sonst  eine 
Spar  znrnckblieb.  — 

Desmarres  spricht  (I.  c.)  noch  von  fal- 
echen  Thrünensteinen,  denen  er,  um  die  grösst- 
tnögliche  YollstäDdigkeit  s&u  eraielen,  ein  eig- 
nes Capitel  gewidmet  hat^  er  versteht  darun- 
ter Concretionen,  welche  in  einigen  Krank- 
heiten der  Aagenlieder  sich  an  den  Cilien 
eder  im  innem  Augenwinkel  bilden.  Er  selbst 
sagt,  dass  nr  nie  keineswegs  für  steinige 
Concremente  hält,  sondern  dass  sie  nur  aus 
verdicktem  Schleim  gebildet  seien,  der  sich 
in  gelbliche  Crnsten  verwandelt,  nachdem  die 
-wüssrigen  'fheilc  sich  verflüchtigten.  Indes- 
een  möchte  diese  Unterabtheilnng  doch  nö- 
thig  sein,  um  Verwechslung  »wischen  zwei 
-wesentlich  ganz-  verschiedenen  Dingen  ku 
vermeiden,  und  nach/.uweiseu ,  dass  manche 
Schriftsteller  nur  gewöhnliche  Producte  einer 
katarrhalischen  Conjunctivitis  für  Steine  ge- 
nommen haben,  Diese  Verwechslung  ist  na- 
mentlich dem  Camerarivg  begegnet,  aus  des- 
sen  Erzählung  zweier  Krankengeschichten  *) 
es  offenbar  hervorgeht,  dass  keine  wirklichen 
Thranensteine,  sondern  nur  über  Nacht  ge- 


*)  Alemorabil.  moJiciit.   Ceiitur.  Vlll.  g.  35. 
pag-.  569.  etlit.  1683. 

3» 


■  -1 

36    — 


bildete    VerhfirtaDgeii    des   Schleimes   stait 
fa&den. 

AM  ebenfalls  nicht  hierher  gehfirig:  er** 
wähne  ich  beiliofig  auch  der  F&lle,  wo  sieh 
unter  der  Conjanctiva  besonders  des  untera 
AogenUedes  kleine  steinige  Concretionen  biK* 
den,  die  weniger  fest,  mehr  krddeartig  sind 
lind  den  Augapfel  nicht  heftig  reizen,  weil 
sie  abgeplattet  sind,  und  eben  unter  der 
Conjunctiva  sitzen  (fFeUer);  sie  finden  sieh 
yorzuffs weise  bei  filtern  Leuten,  die  an  rhea- 
aatischen  oder  gichtischen  Au^enentzSndon^ 
gen  gelitten  haben  oder  noch  leiden  *).  Eben 
so  die  bei  der  Beobachtung  von  €fuiUiS  sdion 
angeführten ,  hfiufig  vorkommenden  Körper«« 
eben,  die  am  Rande  der  Lieder  in  Folge 
serophulöser  Ophthalmieen  sich  vorfinden,  iS- 
geruiuiet,  beweglich,  steinhart  sind,  und  de- 
nen man  verschiedrae  Namen  ffe^ben  bat 
Es  gü^hört  auch  hierher  dieBeschräbung  der 
Lithiasis  am  Auge,  die  GtUenus  giebt,  wenn 
er  sagt:  Lithiasis  est,  cum  eversis  paipebris 
eirca  ipsas  tofis  simüia  alba  et  aspera  exi- 
stunt,  calculisque  similia  oculum  premnnt.  und 
ebenso  die  des  JeUus^  der  in  Tetrab.  2.  lib.  3. 
Cap.  82.  angiebt:  Calculum  in  palpebris  di- 
cunt,  cum  eversis  palpebris  tofis  similia  cirea 
ipsas  extiterint,  alba  et  aspera,  vasorom  epe^ 
dem  prae  se  ferentia.  —  Alles  d^essind  also 
entweder  gar  keine  Steine  oder,  wo  steinharte 
Körper  sich  finden,  da  sind  sie  nicht  aus  der 
Thränenfeuchtigkeit  hervorgegangen.  -— 


*)  Cumer  1.  c.  pag.  9.  Note. 


—    37     — 

Verfolgen  wir  nun  den  Weg  der  Thrä- 
ncn,  60  stosseu  wir  zunächst  auf  die  Carun- 
hei,  in  deren  Schleimsückchen  sich  aus  der 
Thrünenfeuchtigkeit  wohl  Steine  bilden  könn- 
ten. Als  Beispiele  der  wirklich  aufgefande" 
»en  Steine  wirrt  von  allen  Schriftstellern 
Schmucker'a  Fall  genannt,  fn  seinen  ver- 
mischten Chirurg.  Schriften  Bd.  3.  pag.  277. 
(Frankenthal  1785)  sagt  er  ansdrücklicb,  dass 
sich  ein  Stein  im  Thränensack  gebildet  habe, 
und  nicht  in  der  Cai;^kel.  Mit  Unrecht  wird 
also  Hchmucher  hier  als  Gewährsmann  ge- 
nannt. Ferner  wird  Sandiforl  angeführt,  in 
dessen  Mus.  anatom.  a  L.  Vol.  1.  Seet.  6. 
No.  1.  davon  erzahlt  sein  soll.  Dies  Werk 
ist  mir  aber  nicht  zur  Hand,  ich  kann  daher 
auch  das  Factum  nicht  constatireu.  —  In 
den  T/iräneticanälc/ten  soll  Blegny  Steine 
gefunden  haben,  da  ich  mir  jedoch  seinen 
Zodiacus  medic.  Gailiae  nicht  verschaffen 
konnte,  so  kann  ich  nichts  Bestimmteres  da- 
rüber angeben,  nach  Schuhe'a  Dissertation 
aber:  de  caiculis  in  locis  inusitatis  natis  et 
per  vias  insolitas  exclusis  (Praes.  Vater),  die 
in  UaUer'a  Disputation.  Chirurg,  Tom.  IV.  p. 
17.  sq.  abgedruckt  ist,  erzählt  Blegny  nur 
die  Beobachtung  von  d'Emery  wieder.  Ebenso 
wird  auch  Sandifort  hier  abermals  citirt :  oh 
mit  Recht,   vermag  ich  nicht    zu   ermitteln. 

VIII.  Krankheitsgeschichte  von  Des- 
marres  *).  Eine  66  Jahr  alte,  wohlconstitnirtc 
Frau,  war  fast  niemals  krank  gewesen,  mit 


*)  1.  c.  pag.  150  n. 


—    38    — 

~  AuRaalime  einiger  leichten  GichtnnfJtlle ,  die 
aber  weni^  erhabene  Concretionen  auf  den 
Gelenken  der  Zehen  und  Finger  »druck  ge- 
lassen hatten,  als  sie  im  Aug.  1840  meinen 
Rsth  verlangte. 

Sie  ist  langer  als  zwei  Jahr  mit  einem 
Thränenträufeln  aus  dem  rechten  Ange  be- 
haftet, das  spater  zu  dem  Erguss  einer  gel- 
ben eiterartigen  Feuchtigkeit  ausartete;  zu 
derselben  Zeit  beobachtete  auch  die  Kranke 
»unten  am  Augenwinkel  an  der  JVasenseite 
eine  kleine  Geschwulst,  die  seitdem  gewach- 
sen ist,  und  deren  Verschwinden  man  nicht 
bewerkstelligen  konnte."  An  der  Seite,  welche 
diese  Geschwulst  einnimmt,  empfindet  Pat. 
ein  lästiges  Fressen,  das  sie  zum  Reiben  des 
Anges  aulFordert.  — 

Die  Aiigenliedcr  sind  roth  und  geschwol- 
len, die  Wimpern  durch  festgewordnen  Schleim 
verklebt,  die  Conjunctiva  ist  entzündet  vor- 
züglich nach  unten  gegen  den  innern  Augen- 
winkel, die  Scierotica  ist  injicirt,  die  Iris 
wenig  beweglich,  periodisch  kann  das  Licht 
nicht  ertragen  werden,  auf  jedem  Auge  ist 
eine  beginnende  Cataracta,  deren  Gegenwart 
die  Kranke  noch  nicht  ahnt,  da  ihre  Seh- 
kraft noch  gut  ist.  —  Der  obere  Thrfinen- 
punkt  ist  gesund ,  der  untere,  erweitert  bis 
auf  das  Dreifache  seines  Durchmessers,  tasst 
eine  serös  eiterige  Materie  ausströmen,  deren 
Menge  durch  Druck  nicht  vermehrt  wird, 
durch  Gesicht  und  Gefühl  erkennt  man  im 
untern  Thrünencanal  eine  umschriebene  Ge- 
schwnl8t,schmcrzlos,ohDeentzündlicheBothung 


—    39    — 

der  Haut,  und  nach  aussen  hervorspringeDd, 
von  der  Grosse  einer  kleinen  Niiss.  Bei 
Umkebnuig  des  AugenliedeB  gewahrt  man 
auch,  daas  die  Geschwulst  unter  der  Schleim- 
haut, die  bis  auf  die  angeführte  Injection 
ganz  gesund  erscheint,  in  gleichem  Maasse 
wie  nach  Aussen  vorspringt,  was  ihr  eine 
vollkommen  runde  Gestalt  giebt.  Der  innere 
Augenwinkel  ist  mit  gelblichem  Schleim  er- 
füll^  den  die  Thränen  über  die  Backe  führen. 
Das  rechte  Nasenloch  ist  (rocken,  der  Geruch 
fast  aufgehoben. 

Gegen  die  Einführung  einer  Sonde  in 
den  erweiterten  Tliränencannl  widersetzte 
sich  die  Kranke,  D.  blieb  daher  über  die 
Diagnose  in  Ungewissheit  und  verordnete 
bloss  indifferente  Mittel.  Erst  nach  zwei 
Monaten  konnte  eine  genauere  Untersuchung 
vorgenommen  werden.  > 

Eine  durch  den  untern  Thränenpunkt . 
eingeführte  Sonde  drang  ungefähr  auf  drei 
Millimeter  ein,  und  ward  dort  durch  einen 
festen  Körper  aufgebalten,  welcher  au  wie- 
derholten Malen  mitdem  Metallinstritmeut  be- 
rührt, nur  einen  dumpfen  Tod  gab.  Es  ward 
darauf  eine  Hohlsonde  und  auf  dieser  der 
Arm  einer  graden  Scbeerc  eingebracht  und 
so  nach  innen  gegen  den  Apfel  hin  die  ganze 
hintere  Wand  der  Geschwulst  zugleich  mit 
der  Conjunctiva  getheilt.  Kaum  war  der 
Einschnitt  gemacht ,  als  ein  harter  gelber 
Körper  aus  der  Geschwulst  hervorsprang  und 
über  die  Kleider  zur  Erde  fiel.  Einige  Brö- 
ckelGhea  eines  gelben  ^  gleiclisam   körnigen 


—    40    — 

aber  etwas  öligen  Steffel^  der  leitet  vwÜdisk 
den  Fingern  zu  zerdrücken  war,  blipben  aiiif 
dem  Grunde  ,der  l^unde,  ich  nahm  iie  «rit 
einer  Zange  weg.  Die  Blutqng  statte  «ich 
bfdd,  ich  reinigte  die  Wunde  und  fand  iai 
Grunde  den  Thrinencanal  allem  Anseheia, 
nach  gesund.  Die  Schleimhaut  desaeUmi 
war  jedoch  etwas  ^ranulds  und  wd^e 
deshalb  mit  Höllenstein  eauterisirt,  wonof 
die  Vemarbung  der  Wunde  bald  erjfo^te. 
Nach  zwei  Jahren  sah  HeMiMwret  .die 
Kranke  wieder,  die  Geschwulst  war  niehlt 
wieder  erschienen.  Die  Entstellung  des 
Gesichts,  welche  die  Geschwulst  tewirkt 
hatte,  wie  alle  übrigen  Folgen  derselbdi 
waren  vollkommen  gewichen.  »Der«  Stein 
ist  von  unregelmfissig  runder  Geetalti 
von  grauer  Farbe,  seine  Oberfliche  bietet 
eine  Blenge  kleiner  Rauhigkeiten  dar,  die 
durch  Vertiefungen  getrennt  sind«  wdehe 
letztere  selbst  bei  vollem  Liebte  eine  dnnk-, 
lere  Farbe  haben,  als  die  Vorsprunge.  Bei 
der  Theilung  in  zwei  Hälften  sieht  man  an 
der  DurchschnittSiche  eine  Menge  kleiner 
erhabener  Punkte,  ihnlich  wie  Sand.  Die 
Consistenz  ist  viel  fester  als  die  des  hftrte^ 
sten  Wachses,  das  Gewicht  betrigt  vier 
Ceutigrammes.  Er  besteht  im  getrockneten 
Zustande  aus  verhärtetem  Eiweiss25,Ö,  Schleim 
18,0,  kohlens.Kalk  48,0,  phosphors.  Kalk  und 
Magnesia  9,0  Theilen.«  — 

Ueber  die  Häufigkeit  des  Vorkommens 
der  steinigen  Concremente  in  dem  TXräNafi- 
sacke  finden  sich  grade  entgegengesetnte 
Meinungen.  Während  nämlich  manche  Sehnft* 


—    41     - 

sleller,wie  Nlrolai  ia  Rusta  Handwörterbuch'), 
Waldeck  in  BUuiua  Bandwörterbuch  **),  den 
ThrJinensack  für  den  gewöhnlichsten  Entste- 
hungsort  der  Thrünensteine  angeben,  behaup- 
ten andere,  namentlich  z.  B.  v.  Walther,  dass 
in  dem  Thranensacke  selbst  noch  keine  Steine 
beobachtet  wären ,  selbst  wenn  die  untere 
Oeffnung  desselben  verstopftwfire.  Die  Wahr- 
heit liegt  auch  hier  in  der  Mitte;  es  sind 
nämlich  in  neuerer  Zeit  mehrere  Beispiele 
,  bekannt  gemacht,  so  dass  an  dem  Vorkom- 
men der  Steine  im  Tbrtfncnsacke  dnrchaus 
iiicht  mehrKU  zweifeln  ist.  Schmucker's  Fall, 
von  dem  schon  oben  die  Rede  war,  gehört 
offenbar  hierher,  obgleich  anerklarlicherweißc 
alle  Schriftsteller  behaupten,  er  beträfe  die 
CaranCulft  lacrymalü. 

IX.  Sc/iviucJter  sagt  pag.  277:  »bei 
einem  erwachsenen  Manne  der  eine  An- 
genfigtel  hatte,  wo  der  Thrftnensack  sehr 
ausgedehnt  und  schmOTzhafi  war,  besondera 
wean  der  Sack  mit  Thrgnen  und  Materie 
angeßllt  war  und  der  Patient  darauf  drflckte, 
um  die  Feuchtigkeiten  durch  die  Thrfinen- 
pnnkte  heranszabringeD,  blieb  dennoch,  wenn 
auch  gleich  alle  Feuchtigkeiten  durch  'den 
Druck  heranegeschafft  waren,  beAäbidig  eine 
Erhabenheit  eurück,  die  meine  Aufmeniam- 
keit  erweckte.*  Da  ich  endlich  die  Operatioo 
anstellte,  und  den  Thränauack  durchschnitten 
hatte,  fand  ich  eine  steinige  Concretioa  da- 
rin, die  2  Gran  an  Gewicht  hatte.«  — 


•)  Bd.  10.  p.  694. 
•*)  Bd.  3.  pag.  315. 


*-    4«    - 

X.  Kriemer'9  Fall.  Krimtwr  SftgC*):^  »I»  • 
Hai  1823^  suchte  eine  kachektiscfa  auaaeheadte 
Fraa  von    etwa   32  Jahren  bei  nir  HAWbi^  ' 
wegen  einer  schon  seit  drei  YierteljriirailMr  ^ 
bestehenden  Thr&nenfisteL'    Bei  der  Untere 
snchnnff  fand  ich   den  Tluränensaek  «ii|j;e->  - 
schwollen,  hart,  die  Hautdecke  desselhea  fg/b» 
röthet,  und   beim  Drucke  schmerrimltj,  Ml. 
kleines  Creschwär  mit  bläulichem  eingefaUe*  ' 
nem  Rande  drang  bis  in  den  Thrftnensacki 
durch  welches  sich  von  selbst  auch  bei  fkath- 
serem  Druck  Eiter  mit  Thränen  venttisdKt 
ergoss;  die  Thränencanfilchen  waren  oüsa; 
der  Nasencanal  schien  völlig  verscnlossea  m 
sein.    Die  Kranke  versicherte,  schon  sdt  en 
nem  Jahre  an  einem  fortdauernden  Sduneme 
mit  Anschwellung   im  innern  Augenwinkel 
gelitten  zu  haben. 

Bei  der  nach  Beer' 9  Methode  yor^gmOBH 
menen  Operation  ergab  sich,  dass  die  innere 
Wand  des  ThrSneusackes  nicht  exnleefirt 
sei,  sondern  dass  der  Eiter  aus  dem^Nasm*^ 
canale  komme.  Aber  selbst  mit  der  fdnsten 
Sonde  konnte  ich  in  diesen  nicht  weiter  9im 
etwa  vier  Linien  weit  gelangen,  und  fühlte, 
dass  sie  auf  einen  harten  Körper  anfetosse^ 
Da  ich  vermuthete^  dass  hier  die  Aossdiwis- 
zung  von  Knochenmasse  den^  Canal  gnscMicüfl» 
so  versuchte  ich  es ,  ihn  mit  iBiner  spitasiicett 
Sonde  durchzustossen ,  da  aber  auch  £es 
nicht  gelang,  so  zog  ich  diese  langsam,  her*- 
aus:  doch  zu  meiner  Verwunderung  kennte 
ich   dies  nur  mit  einiger  Gewalt.    Die  Ur- 

*)  V.  Gräfe's  Journal  Bd.  X.  p.  697f 


_    43    — ' 

Sache  davon  klSrte  sich  aber  sogleich  auf, 
denn  als  ich  die  Sonde  herausgenommen 
hatte,  fand  sich  auf  der  8pitxe  ein  3leinarti~ 
gea  Concrtment  von  der  Grösse  und  Form 
einer  kleinen  Erbse  aafgespieset.  Jetzt  un- 
tersachte ich  den  Caual  nochmals  mit  der 
Knopfsonde,  und  fand  diesen  vollkommen 
offen.  Somit  war  es  klar,  dass  das  stein- 
artige Conerement  die  Ursache  der  'i'hränen- 
fistel  gewesen. 

Das  Steinchen  hatte  eine  ziemlich  glatte 
Oberfläche,  war  mit  dickem  Schleim  überzo- 
gen, aschgrau,  hart,  kalkartig  in  Wasser, 
Weingeist  und  verdünntem  Essig  unaofiöalich, 
und  befindet  sieb  gegenwärtig  im  anatomi- 
schen Museum  ku  Bonn.«  — 

XI.  Hierher  gehören  nun  auch  dieFSIIe, 
die  Cttmer  in  seiner  kleinen  Schrift:  Obier-    ' 
vations  pour  servir  ä  PhiBtoire  de«  Calents 
laerymaax.  1842.  bekannt  gemacht  bat 

»Herr  Lef...  acht  und  funf/Jg  Jahr  alt, 
seit  zwanzig  Jahren  wechselsweise  an  Gicht 
und  Rheumatismus  leidend,  hat  an  allen  Ge- 
lenken der  Finger  beider  Hände  bewegliche, 
harte,  unebene  und  meistens  wie  ein  Kirsch- 
kern grosse  Anschwellungen,  ebenso  am  Bal- 
len beider  grossen  Zehen,  wo  sie  noch  von 
g'öaserm  Umfang  sind.  Die  Narbe  einer 
iebwunde,  welche  die  Stirn  von  der  Ver- 
biuduQg  dto  Os  frontis  mit  dem  Os  parietal. 
bis  zum  üwsem  WinkelT  der  rechten  Augen-v 
braune  darcbschneidet,  zeigt  in  ihrer  Mitte 
ßine  DDssgrosee  Verhärtung. 


—    44    — 

Vor  sechs  Jahren  (1831)  hat  ihn  Dw- 
puytrea  durch  die  Operation  von  einem  be- 
deutenden Blasenstein  befreit,  seit  einem  Jahre 
aber  zeigt  die  üntersuchnng  einen  neuen, 
der  den  Patienten  noch  wenig  belustigt,  und 
dessen  Wachsthum  er  durch  den  Gebrauch 
der  Wässer  von  T'ichy  gehemmt  haben  will 

Zur  Zeit  seines  Aufenthaltes  in  Paris, 
wo  er  sich  operiren  liess,  cousultirte  L.  auch 
Herrn  Oupuytren  wegen  eines  Thräncnflus- 
ses  am  linken  Auge,  den  er  schon  seit  acht 
bis  zehn  Jahren  hatte.  Einige  Monate  vor- 
her hatte  sich  eine  Thränensackgescbwulst 
gebildet,  die  sein  Arzt,  der  Dr.  Fion  zn  Ath 
Sfflaete,  die  aber  schnei)  verheilte,  Dupuytren 
legte  eine  goldne  Röhre  ein,  was  aber  nur 
mit  grosser  Schwierigkeit  geschehen  konnte; 
60  dass  sie  nur  durch  Drehungen  einging, 
wobei  der  Fiihrungsstab  zweimal  losTiess. 
Danach  entstand  eine  Entzündung  des  Thrä- 
nensacks  mit  darauf  folgender  Eiterung  und 
erst  nach  mehr  als  sechs  Wochen  vernarbte 
die  Oeffnung.  Seit  dieser  Zeit  fand  fort- 
während eine  Epiphora  statt,  mehrmals  des 
Tages  musste  der  Thränensack  ausgedrückt 
werden^  das  Auge  war  des  Morgens  mit 
Schleim  angefüllt,  die  Lieder  verklebt.  Ein 
Jahr  darauf  zeigte  sich  eine  neue  Thränen- 
sackgeschwulst,  gegen  welche  ßupuytren 
Blutegel  und  mehrmals  des  Tages  Einspriz- 
zungen  mit  Aneh  Spritze  verordnete.  Nach 
sechs  Wochen  hatte  aller  Thranenfluss  auf- 
^hört,  selbst  bei  kaltem  und  starkem  Winde. 
Diese  Besserung  hielt  fast  drei  Jahr  an,  bis 
Patient,  während  er  sich  den  Thräneowinkel 


—    45    — 

trocknete  nach  einem  starken  Lachen,  plüte- 
lieh  einen  heftigen  Schmerz  iui  Nasencanal 
verspürte,  der  erst  nach  acht  bis  xehn  Stun- 
den wich,  worauf  eine  Geschwulst  eintrat, 
welche  durch  zweimaUge  Application  von 
Blutegeln  und  erweichende  Mittel  bekämpft 
wurde.  Die  Epiphora  kehrte  seitdem  wieder. 
Der  damalige  Arzt  Herr  Fion  verordnete 
dagegen  Einspritzangen  in  den  untern  Thrä- 
oenpunkt,  die  aber  jedesmal  durch  den  obern 
wieder  hervorkamen,  und  niemals  in  die  Na- 
senhühle  gelangten.«  Cunier  berichtet:  "Ich 
sah  den  Kranken  im  Juni  1836;  seit  einem 
Jahre  war  der  Thriinensack  alle  Morgen  ange- 
füllt, und  musste  durch  Druck  entleert  werden, 
der  Schmernen  verursachte.  Sechs  Tage  vor- 
her hatte  Herr  L.  einen  Schnupfen  bekom- 
men, in  dessen  Folge  der  Thränensack  an- 
geschwollen und  bei  der  Beriihning  schmerz- 
haft war;  es  fand  Fluctuation  statt.  Die 
Conjunctiva  palpebralis  war  roth  aufgeschwol- 
len, sonderte  einen  dicken  eilerartigen  Schleim 
ab.  Die  Augenlieder  und  ein  TheiT  der  Backe 
waren  ebenfalls  aufgetrieben,  von  Farbe  wie 
rother  Weinhefen.  In  der  Nacht  empfand 
der  Kranke  klopfende  8chmer/.en  in  der  Ge- 
schwulst. —  Dass  die  Canüle,  die  sich  wahr- 
scheinlich verschoben  hatte,  die  Ursache  die- 
ser Störungen  sein  müsse ,  Hess  sich ' 
aus  dem  Verlaufe  der  Krankheit  schliessen. 
Die.  Geschwulst  wurde  daher  geöffnet,  der 
Eiter  entleert,  und  nachdem  noch  mit  lauen 
Wasser  ausgespritzt  war,  eine  Meche  einge- 
bracht, und  darüber  erweichende  Umschlage 
gelegt,  damit  die  Anschwellung  sich  erst  et- 
was verlöre.     Am  folgenden  Tage  sollte  ile 


—    46    — 

Canfile  ausfesogen  werden;  nach  mdmudi* 
mn  vergeblichen  Yersnchen  gelang  dies  end- 
ncL  Die  CanOle  war  11$  Linie  iang^^ier 
obere  Rand  hatte  2|  Linien  im  DurehmeMr. 
Die  Oeffiiang  war  ganz  verstopft  AnrA  iiQe 
Hasse,  die  auf  dem  Rande  wie  ein  Schwann 
aufgeschossen  war.  Diese  Masflie  bestand 
ans  mehreren  äbereinan^er  liegenden  SehiA* 
ten  von  ungleicher  Oberiläche*  Unregrliils 
sig  rond,  im  Durchmesser  3|  Linien,  war 
sie  oben  und  unten  eine  Linie  dick  und  «n 
die  Hüfte  breiter.  Sie  war  as<Agraa,  mit 
«iben  Streifen  vermischt,  und  von  Ueinea 
Uanälen  durchbohrt,  hart,  steinig  und  wog 
von  der  Canäle. abgelöst,  1^  Gran.  Dan 
Innere  des  Röhrchens  war  mit  dieser  Maase^ 
die  aber  nicht  bis  zum  Nasenende  hermbceidUe 
verstopft*  Die  Masse  bestand  vorzugsweiBe 
aus  kohlensaurem  Kalk  mit  Spuren  von  phöo- 
phorsaurem  Kalk  und  salzsaurem  Natron^ 

XU.  iCumer).  Jnn^n  J!f.  63  Jakf  alt,^ 
öfier  an  Rheumatismen  leidend,  so  dass  sie 
mehre  Wochen  das  Zimmer  nAtett  mnsote, 
sonst  aber  seit  ihrer  Kindheit  keiner  weitem 
S^rankheit  unterworfen,  hatte  seit  mehr  denn 
30  Jahren  ThrSnenfluss  aus  dem  rbdMen 
Auge;  vor  3  Jahren  zog  sie  sich  eine  rhen» 
matisch  -katarrhalische  Augenentzfindang  n, 
in  deren  Fol^e  sich  im  Nasenwinkei  eine 
Geschwulst  bildete,  die  sich  jedoch  baM  wie»- 
der  zertheilte.  Von  der  Zeit  aber  an  »wor- 
den die  Thränen  dtfker^«  die  Lieder  waren 
hiufig  des  Morgens  Verklebt ,  was  sich  be- 
deutend nach  adstrii(girenden  Einspritzongen 
mittelst  AneU  Spritze  besserte.    Dieoea  gste 


—    47    — 

Befinden  hielt  an,  selbst  als  nach  einiger 
Zeit  die  Einspritzungen  aasgesetzt  waren; 
nber  in  Folge  einer  Erkältung  entstand  eine 
neue  (Geschwulst,  es  wurde  ihr  gleich  nach 
Eröffnung  derselben  eine />u/>uy^ren' sehe  Röhre 
eingelegt,  was  aber  mit  grossen  Schwierig- 
keiten geschehen  konnte  und  der  Kmoken 
noch  lange  Zeit  nachher  viel  Schmerzen  ver- 
ursachte. Ueberdiess  schwoll  alle  2  —  3  ' 
Monate  der  Thränensack ,  und  ging  in  Eite- 
rung über,  wo  es  aber  jedesmal  leicht  war, 
den  Lauf  der  Thränen  wieder  herzustellen; 
die  äussere  Wunde  vernarbte  dann.  In  den 
ersten  Tagen  des  Januar  zeigte  sich  ein 
gleicher  Unfall:  eine  Menge  von  Mitteln 
wurde  angewandt,  um  den  Abfluss  durch  die 
Cnniile  wieder  herzustellen,  aber  alle  verge- 
bens. Edenso  führten  die  Versuche  am  Abend, 
das  Röhrchen  zu  entfernen,  zu  keinem  Re- 
sultat, es  entstand  im  Gegentheil  eine  schmerz- 
hafte Anschwellung  der  Lieder  und  des  obera 
Gesichttheils  der  rechten  Seite.  \ach  mehr- 
fachen fruchtlosen  Bemühungen  am^  andern 
Tage  gelang  endlich  die  Extraction;  die  ent- 
fernte Canüle  erschien  völlig  verstopft,  ihr 
untei'er  Rand  zeigte  eine  steinige  Concretion, 
stark  wie  der  Kopf  einer  Carlsbadar  Nadel; 
sie  war  unregelmässig  rund,  hatte  Furchen, 
die  mit  dicklichem  Eiter  erfidit  waren,  ond 
wog  75  Gran;  ihre  Farbe  war  graugelb,  die 
Vertiefungen  aber  bleicher.  Uie  Analyse 
ergab  wie  die  des  vorigen  Steins  kohlensau- 
ren und  phosphorsanregi  Kalk,  salzsaures 
Natron  u.  s.  w. 

Auf  der  ionern  FlSche  der  ontern  Au- 


—    48    — 

genUeder  beider  Aa^n  zeigten  sieh  Kieme 
weisse  Steine,  die  aber  keine  Besdiwerdeii 
▼emrsachten,  es  lagen  deren  3  in  dem  linken, 
2  im  rechten  Auge.  Es  fand  also  hier,  wie 
im  vorigen  Falle  eine  wahre  Diatheins.  Ml- 
eokma  statt 

In  beiden  F&llen  hatte  bei  der  BSnfBh^ 
rang  der  Caniile  der  Führangsstab  eine  I^n^ 
aosgehöblt,  die  den  Ursprangspankt  mur  Bot* 
stebong  des  Steins  abgegciben  zu  haben 
sehien,  indem  die  ThrSnen  und  schlwaigen 
FIfissigkeijten  daselbst  länger  verweilt  und 
sich  zersetzt  hatten  und  so  den  Stein  er- 
zeugten. Folgender  Fall  bekrilftigt  dieiBte 
Mmnung: 

XIII.  Herr  SHevemari  hat  1838  tintf 
Kranken  eine  €anöle  ausgesogen,  die  die- 
selbe zwei  Jahre  im  Nasencanale  getragen 
hstte;  sie  war  fast  ganz  durchweine  gran- 
gelbliche,  ziemlich  feste  Masse  verstopft,  die 
aus  einem  Concremente  von  Kalksaizen  be» 
stand. 

XIV.  Vor  einigen  Jahren  hat  Dr.  TU- 
hau  eine  Canäle  ausgezogen ,  die  dureh  ei- 
nen Stein  verstopft  war,  der  nach  Art. eines 
Stalactiten  in  den  Sack  hineinragte.  flKe 
Canäle  war  vor  18  Mbnaten  eingelegt  wor- 
den: eine  Thränen^ackgeschwulst  machte  die 
Entfernung  der  Röhre  nöthwendig. 

XV.  Sehr  wahrscheinlich  war  amdl 
ein  Stein  in  folgendem  Falle,  den  Carron  du 


—    4»    — 

ViHarda*)detaMauHoireütleiinth&tj\'or\i&Ddca. 
Ich  schnitt,  s»gt  ^(lunotV.  deaThrünensack  ein 
und  fährte  id  seine  Tiefe  eine  sehr  spitze 
iStahlsonde,  die  leicht  gebogen  war,  drang 
mit  deren  Spitz.e  durch  etnen  steinigen  Ueher- 
.xug  in  die  Oeffnung  der  C»nüle,  bog  dann 
unter  einem  sehr  stumpfen  Winkel  die  Sonde, 
und  befestigte  die  Spitze  an  der  innern 
Wand  des  u^emden  Körpers,  wodurch  es  mir 
leicht  wurde,  sie  zurückzuziehen.  Die  Canule 
war  mit  einer  Art  gelber,  erdiger  (ncrusta- 
fion  bedeckt,  und  ihre  Hoble  mit  derselben 
Masse  ^-erstopft.  —  — 

Zuletzt  folgen  nun  die  Steine,  die  sich 
im  iVasencanaZ  bilden ;  dies  sind  die  grössten, 
weil  hier  auch  der  Raum  der  weiteste  ist. 
Von  dergleichen  Steinen  finden  wir  auch 
mehre  Beispiele.  Im  Jahre  1828  schon  be- 
schrieb ich  in  meiner  oben  argefiihrten  Dis- 
sertation zwei  Fälle  der  Art,  die  ich  hier 
noch  einmal  zu  wiederholen  mir  erlaube. 

XVI.  N.  N.  ein  Mann  mittlem  Alters, 
nur  zuweilen  gichlischen  Anfällen  unterwor- 
fen, klagte  seit  einiger  Zeit  über  ein  unan- 
genehmes und  beschwerliches  Gefühl  von 
Trockenheit  in  der  Mitte  der  N'ase,  das  sich 
allmühlig  steigerte,  und  wozu  sich  Schmer- 
zen gesellten,  die  zuerst  in  der  Gegend,  wo 


*}  S.  Frabiischfs  Handboch  zur  Erlcennt- 
nifls  und  Behandinng  der  Angcnlirankfariteii  von 
Dr.  CWran  du  VÜhrd»,  Hbersetit  vtfn  Dr.  Schtm- 
ketOerg.  Bd.  I.  S.  294. 

Joon,  Bd.  XCV,  St.  4,  '4 


50 


■  ■  1 


der  Dactus  nasalis  in  den  untern  ÜMÜmnng 
angfföht,  ihren  Sifs^  hatten,  und  sieh  naäher 
aaeh  aber  das  Ange  und  die  Stirn  der  lei* 
denden  Seite  ausbreiteten.  Das  Ange  waf 
stark  entsöndet;  Lichtscheu,  Thrinentri»* 
fein  fand  nicht  *  statt  wohl  aber  Epiphora. 
Der  Kranke  hatte  dabei  fast  bestindigm 
Reis  zum  Niesen,  welches  selbst  auch  öitw 
erfolffte.  Die  Nase  war  auf  >der  Sdte  yer- 
atopit;  durch  äussern  Druck  liess  sich  aas 
dem  Thrilnensack  keine  Feuchtigkeit  in  die 
Nase  dräcken,  die  Schmersen  aber  .wundoi 
durch  diesen  Druck  bedeutend  vermehrt 
Zugleich  erhob  sich  dieser  Nasentheil  zu  ei- 
ner Geschwulst  von  der  Grösse  einer  Bohne 
ohne 'deutliche  Umgrenzung,  deren  Hautfarbe 
auclk  von  der  der  übrigen  Haut  nicht  abwich. 
.Ab  der  Kranke  nun  Hälfe  bei  v.  Gräfe  suehle, 
erkannte  derselbe  bei  der  angestellten  Unter* 
suehnng  einen  weissen  gezaäten  Kdrper  im 
nntern  Nasengange,  welcher  der  Somde  nicht 
nur  Widerstand  leistete,  sondern  selbst  beim 
Anschlagen  tonte.  Es  war  also  keinem  Zwei- 
fel unterworfen,  dass  ein  fester  fremder  Kör- 
per in  der  Nase  steckte,  zu  dessen  Entfern 
nung  eine  Ähnliche  Operation  wie  bei  der 
Extraction  der  Polypen  vorgenommen  wiirde* 
Dieselbe  gelang  vollkommen,  indem  ein  'Stei- 
niges Concrement  von  rundlicher  Gestalt, 
mit  kleinen  Erhöhungen  besetzt  und  vob 
weisslich  erönlicher  Farbe  hervorgezogen 
ward.  Nach  Entfernung  des  Steines  konnte 
Patient  sogleich  die  Luft  durch  die  Nase 
einziehen  und  herausstossen,  er  fühlte  mdit 
mehr  so  bedeutende  Schmerzen  und,  selbst 
den  Druck  auf  die  Gegend  des  Thrfoensacka 


—    51    — 

ertrag  er  besser.  Alsbald  stürKte  auch  in 
grosser  Menge  eine  atzende  Flüssigkeit  her- 
vor, die  zuweilen  mit  Ulut  gemischt  w»r,  und 
noch  eine  Zeitlang  sich  ergoss,  aber  immer 
wässrig  und  ohne  üblen  Genich  blieb. 

Die  genauere  Untersuchung  des  Steines 
verweigerte  der  Kranke,  der  durchAtfs  den- 
selben unversehrt  erhalten  wollte:  daher  sich 
auch  nicht  bestimmen  lässt,  ob  in  seiner  Mitte 
etwa  ein  fremder  Kürzer  den  Kern  »ur  Stein- 
bildung abgegeben  habe.  Uer  Kranke  konnte 
sich  auch  wenigstens  nicht  besinnen,  dass 
ihm  je  fin  fremder  Körper  in  die  Nase  ge- 
kommen and  festsitzen  geblieben  sef.  — 

'  XVII.  Wil/ielmhie  Herlely  vierzig  Jahr 
alt,  noch  regelmässig  menstruirt,  nie  enlbun- 
den,  von  gichtischen  Beschwerden  heimge- 
sucht, erlitt  vor  anderthalb  Jahren  einen  hef- 
tigen Schnupfen,  wobei  viel  atzender  Schleim 
entleert  wurde,  und  behielt  seitdem  einen 
Schmerz  in  dem  linlien  Nasencanal  zurück, 
der  sich  allmählig  steigerte,  sich  auch  auf 
das  linke  Ange  und  selbst  die  linke  Seite 
der  Stirn  verbreitete.  Der  Nasencanal  war 
gleichzeitig  so  verschlossen,  dass  die  abge- 
sonderten Thränen  nicht  in  den  untern  Nn- 
»engang  gelangen  konnten,  wie  man  aus  dem 
Gefühl  der  Trockenheit  schliessen  musstc. 
worüber  die  Kranke  klagte.  Dabei  koitnlc 
Patientin  keine  Luft  durchziehen  und  hatte 
beständig  Reiz  zum  Niesen,  der  sie  Tag  nnd 
Nacht  quälte.  Der  ganze  Rücken  der  IVase  ' 
war  geschwollen  und  beim  Druck  schmer/.- 
4*. 


1 


—    5«    — 

haft,  die  Haut  über  der  Geschwulst  war  ^ 
was  geröthet. 

Ohne  irgend  ärztliche  Hfilfe  in  AnspraiBh 
za  nehmen,  ertrug  die  Kranke  ihre  lAÜea 
ein  und  ein  viertel  Jahr,  als  sie  plötzlich  bei 
langanhaltendem  und  starkem  Niesen  filihlte; 
dass  sich  in  der  Nase  Etwas  bewerte  ima 
nach  vorne  geschoben  wurde,  dann  war  na* 
ter  bedeutender  Steigerung  der  Sehtfierzen 
wieder  festsass.  Von  nun  an  verliess  aie 
fast  niemals  der  Reiz  zum  Niesen  und  drei 
Tage  nachdem  sie  das  eben  bezeichne  ForU 
rücken  eines  fremden  Körpers  gefüllt  hatte, 
fiel  ihr  unter  sehr  heftigem  Niesen  ein  Stein 
aus  der  Nailb  auf  den  Schooss,  dem  alsbald 
eine  grosse  Menge  einer  wSssrigoi  «Feifeh- 
tigkeit  nachfolgte.  Durch  Nit^n  und  Schmer^ 
zen  wurde  die  Kranke  nun  weniger  gejd^gt, 
die  äussere  Geschwulst  verschwand  etwas, 
aber  nicht  völlig,  der  Fingerdmck  wnrde 
besser  ertragen,  auch  drang  nun.  etwas  Lnft 
durch  die  Nase,  obwohl  der  Durchgang  im- 
mer noch  nicht  so  frei  war,  als  auf  der  ge^ 
Sunden  Seite. 

Die  Thranen  liefen  nie  über  die  Backe, 
obwohl  das  Auge  gleichsam  darin  schwamm. 
Es  kam  aber  nun  ein  anderer  UebelaHUind 
hinzu;  die  linke  Nase  wurde  nimlich  "faat 
beständig  von  einer  wässrigen  zuweilen  röth- 
lichen  nicht  stinkenden  aber  sehr  itze&den 
Flüssigkeit,  die  zuweilen  in  grosser  Menge 
sich  entleerte,  feucht  erhalten  nnd  durch  cue 
caui^tische  Beschaffenheit  die  innere  0aut  fast . 
ganz  corrodirt,   so  dass  noch  fast  grössere 


—    53    — 

Schmerzen  als  früher  erzeugt  wurden.  Jetzt 
erst  suchte  die  Kranke  ärztliche  Hälfe.  Sie 
erhielt  zum  innerlichen  Gebrauche  und  znr 
EiDspritzung  das  Kali  carbonicnm^^)  in  stei- 
nender Gabe,  und  Antarthritica  gegen  das 
Grundlelden,  wonach  die  Absonderung  sich 
verminderte ,  ihre  corrodirende  Eigenschaft 
verlor  und  auch  die  Schmerzen  vollständig 
verschwanden. 

Der  Stein  selbst  ist  von  länglicher  Ge- 
stalt, der  grosse  Durchmesser  beträgt  neun, 
der  kleine  fünf  eine  halbe  Linie.  Auf  der 
Oberfläche  sind  mehrere  Erhabenheiten  von 
verschiedener  Grösse,  deren  höchste  eine  Li- 
nie fflisst,  zwischen  welchen  sich  Vertiefun- 
gen befinden.  Die  Oberfläche  erscheint  er- 
dig von  matter  Farbe;  die  Erhabenheiten 
Bind  bfftHngrtin,  wahrend  die  Vertiefungen 
weisslicher  erscheinen,  denn  es  ist  daselbst 
eine  dem  Kalke  ähnliche  Masse  niedergeschla- 

§en-      Bei    sorgfältiger    Durchsägimg    des 
teins  fand  sich  in  dessen  Mitte  ein  Kirsch^ 
kern.      Dieser     hat    vier    und    drei    Linien 


*)     1^.  Kali  rarbon.  dep.  dnchm.  dau 
solre  in 
'    Aq.  Cianamom.  iuk>  qntt. 
Syt-  simpl.  nnc.  an.. 
MDS.     Viermal  tSgltch  ein  EwlSflel  voll. 

Rp.  Kali  carbon.  dep.  dracbm.  unam 
solre  in       - 
Decoct.  rad.  Althaeae  nnc.  sex 
Tinct.  Op.  croc.  scrap.  an. 
BID8.    Zorn  Einspriteen. 


—    54    —  ' 

• 

im  Durchmesser  und  so  entspricht  Mch 
die  Gestalt  des  Steines  der  Form  des  KemBj 
nnr  dass  nach  dem  grossem  DorchsMa-  / 
ser  hin  verhfiltnissmässig  ^nehr  flfrinmatun 
angesetzt  ist.  Die  DarchschnittflSche  ist  sehr 
gifinzend  und  man  unterscheidet  beltimmtey 
parallele,  festverbundene  Lagen  von  grAdi« 
eher  und  weisser  Farbe,  die  nur  snweikMi 
ineinander  übergehen ,  zuweilen  aacli'  Auch 
schwarze  Streifen  getrennt  sind.  DieJSchicht, 
die  unmittelbar  den  Kern  umgiebt,  sdieint 
schon  cne  äussern  Erhöhungen  nnd  UnebeoH 
heiten  vorzubereiten. 

Obgleich  die  Kranke  nun  fest  behaup- 
tete, sich  der  Zeit,  wo  sie  Kirschen  gegM« 
sen  hatte,  gar  nicht  erinnern  za  können,  da 
sie  dieselben  durchaus  nicht  liebe,  so  ist  es 
doch  wahrscheinlich,  dass  der  Kiraehkera 
erst  zur  Zeit,  wo  die  Beschwerden  anftigen»  , 
in  die  Nase  gekommen  sei. 

XVIII.  Einen  andern  gans  ihnlicheii 
Fall  theilt  der  Wundarzt  Hom  in  Sekmuckera 
vermischten  chirurgischen  Schriften  TU.  HI. 
pa^.  274  mit.  Ein  Muller  suchte  bei  ihm 
Hülfe  wegen  eines  Polypen  in  der  Nase. 
Hom  »applicirte  die  gewöhnliche  Polypen« 
zange  und  brachte  damit  za  verschiedenenHalen 
etwas,  theils  wie  geronnenes  Blut  nnd  Biaat 
heraus.  In  der  Zange  war  öfter  etwas  Har- 
tes, welches  er  aber  zermalmt  hatte  und  vde 
Sand  anzufühlen  war.«  Nach  einiger  Zeit 
vermehrten  sich  die  Schmerzen,  Patient 
klagte,  dass  er  selbst  nicht  mehr  scUafen 
könnte.    Hom  versuchte  von  neuem  die  Exr 


—     55     — 

iraction  tiiid  zog  aucb  nßcb  einigen  vergeb- 
lichen Versuchen  »einen  Stein  aus  der  Nase, 
welcher  in  einer  blutigen  Haut  eingewickelt 
war.ir  Er  erzählt  dann  weiter:  "Es  kam  mir 
dieses  sehr  sonderbar  vor,  und  nach  genauer 
Untersuchung  fand  ich  vorne  darin  einen 
Kirschkern,  und  zwar  an  dem  Orte,  wo  ich 
»llemai  angefasst  nnd  die  steinigte  Masse 
zermalmet  hatte.- 

Der  Kirschkern  sollte  bei  einem  Schmause 
vor  ein  und  einem  halben  Jahre,  wobei  Pat. 
hatte  viel  niesen  müssen,  wahrscheinlich  in 
die  Nase  gekommen  sein ,  seit  welcher  Zeit 
es  ihn  auch  beständig  gedrückt  hätte,  als 
wenn  sich  etwas  Fremdes  in  der  Nase  be- 
fände. Beide  Nasenlöcher  sollen  dadurch 
verengert,  das  eine  sogar  völlig  verstopft 
worden  sein,  »Das  Septiim  war  gedruckt 
und  man  konnte  auf  der  rechten  Seite  nahe 
am  Auge,  von  aussen  eine  sehr  merkliche 
Erhöhung  wahrnehmen.u  — 

Den  Stein  selbst  l^schreibt  Schmucker 
auf  folgende  Weise:  »Es  ist  selbiger  von 
lockerer  Art  ganx  unegal,  und  mit  verschie- 
denen kleinen  Erhöhungen  und  Vertiefungen 
versehen.  Seine  Länge  beträgt  sieben,  die 
Breite  fünf  und  die  Dicke  drei  Linien.  Der 
Kirschkern  hat  in  der  Mitte  gesessen;  allein 
durch  das  öftere  Anfassen  mit  der  Polypen- 
zange ist  allemal  etwas  abgebrochen,  doch 
ist  die  Höhle,  worin  der  Kirschkern  gelegen, 
nooh  deutlich  zu  sehen.  Der  Stein  wiegt 
fünf  nnd  dreissig  Gran.«  — 


—    56    — 

Nach  Bre^chefs  Angabe  soll  BarikoUm  , 
ein  kleines  M&dchen  gesehen  haben,  die  ans 
den  Nasenhöhlen  kleine  Steine  hervorbrachte;. 
PkUer  soll  in  derNase  eines  Erwachsene  einen 
weissen  Stein  von  der  Grosse  einer  Erhae 
gefunden  haben,  und  Rust  von  einem  Steine 
sprechen,  der  die  Grösse  einer  Muskatnow 
hatte ,  und  der  aus  der  Nasenhöhle  in  dea 
Rachen  fiel  —  Diese  Citate  aber  |(eBaiier 
nachzusehen,  fehlt  mir  die  Gelegenheit  — ^. 

Zuvörderst  ist  nun.  wohl  die  Fn^  aa 
erörtern,  ob  denn  die  Thrfinen  auch  wirklich 
das  Materiale  zu  den  Steinen  liefern  oder  ob 
andere  Flüssigkeiten  dazu  etwas  beitragen, 
und  ob  sie  daher  mit  vollem  Rechte  .den 
Namen  Thrfinensteine  Dacryolithi  verdieneiu 

Dass  sich  aus  allen  znsammen^eeetalM 
Flüssigkeiten  Steine  bilden  könnim,  ist  dnreh  ^ 
die  Erfahrung  so  hinlänglich  bewiesen,  dsM  ' 
darüber  kein  Wort  mehr  zu  verliere  ist: 
auch  die  ThrSnen  gehören  zu  diesen,  und 
bestehen  sie  gleich  qjich  Vauqudm  und  Famr^ 
croy  nur  aus  einem  Theil  Salze  nnd  drei 
Theilen  Schleim  auf  sechs  und-  neunzig  Thei-* 
len  Wasser,  so  ist  grade  die  Verbindeng  des 
Schleims  mit  den  »ah^n  wolil  zu  betehten^ 
so  wie,  dass  bei  einer  Diathesis  catewleaa 
des  Körpers  auch  die  Thrfinendruse  in  aidcte 
Stimmung  versetzt  werden  kann,  dass  TluA* 
nen  von  veränderter  Mischung  nametttlidi 
mit  mehr  Salzgehalt  abgesondert 
den.  Die  Frage  würde  vollständig 
diget  sein,  wenn  in  der  Thränendrfiae  des 
Mensehen  jemals  Steine  aufgefunden  wor«^ . 


.-.:^S 


-    5T    — 

äea  wären.  Dies  ist  abec,  wie  scboQ  obea 
angeführt  wurde,  nicht  der  F&II,  obgleich  die 
Scbriftsteller  solches  behnDptet  und  es  einan- 
der nachgeschrieben  haben.  Beim  Uebergang 
der  Thränen  über  den  Bulbus,  bis  in  den  in- 
nern  Augenwinkci  und  zur  innern  >ase  mischt 
sich  der  in  den  Meibomschen  Drüsen  nnd 
von  der  Schleimhaut  selbst  abgesonderte 
Schleim  hinzu  nnd  es  ist  daher  auch  wohl 
nicht  unwahrscheinlich,  daas  dieser  zur  Stein- 
bilduug  mit  beitrage ;  die  Thränen  liefern 
aber  jedenfalls  den  bei  weitem  grösstep  Theil 
des  Stoffes,  aus  dem  die  Steine  bestehen. 

Der  Name  DacryeUthi  gebührt  also  diesen 
CoDcretionen  mit  vollem  Rechte  und  die  ein- 
zelnen Spetüfes  derselben  liessen  sich  viel- 
leicht am  passendsten  nach  der  Localitüt,  in 
welcher  sie  gefunden  werden,  durch  Zusätze 
z.  B.  als  Dacryo-Cystolithen,  Dacryo-Rhino- 
lithen  etc.  bezeichnen.  ■ 

Vmi  detB  Orte,  an  w^chtti  die  ThrbMi»* 
stnoe-  l^eftuiden  werden,  bftnrt  vmäiiriMi 
ihre  GrSsaeuiul  Gestalt  ab.  Wir  i«leD^«ie 
voir  der  Grosse  einer  Erbse  (and  kleiner)  }m 
za  der  einer  Huskataass.'  Eben  ss-  vsriiiit 
ihreFonn  und  OeslMlt.  Litetere  wird  In» 
Bonders  dareh  die  ¥*tm  d^>  HöbloH  hi>» 
stimnt,  in  welcher  wir  ne^  abc^i^^ert^  Mdoiij 
demnächst  aber  auch  dardi  die  fremdM  Uät^ 
per,  die  den  Aßhat^imkt  fflr  die  aw  der 
Thrfinenfeuchtiffkeit  sich  uiederBchl^gendM 
erdigen  Salze  oilden,  wie  Kirschkerne,  Son- 
den, Röhren*  im  Canalis  nandts  a.  s.  w.  Be- 
merken wollen  wir  mir,  da»  im  letsteTen 


r 


^ 


-    58    -. 

Falle  die  Thr^nensteine  eine  mehc  nwlie  md 
imffleiche  Gestalt  annehmen,  dagegen  die 
Biwt  mit  einem  fremden  Nudeos  Yeraeheien 
piehr  glatt  and  abgeschliffen  erscheiiieD.  So  , 
namentlich  die,  wdche  wir  a&wischai  des  An- 
genfiedem  finden. 

'  ■  ■  '  ,    ./    " 

Aach  in  Hinsicht  aaf  Farbe  bieten  die 
Thrinen-Steine  grosse  Verschiedenheitea  imtt 
wihrend  einige  weiss  erscheinen  fsM^  an* 
dere  roth,  andere  grfin.  Leider  sind  diejA»* 
gaben  der  Beabachter  in  dieser  Hinsicht  meist 
ongenSgend. 

Eine  nosse  Conformitit  zeigen  sie  da-  ' 
;en  in  mren  Bestandtheilen,  beiaUeniiiBi^ 
I,  von  denen  die  chemische  Analyset  irtr» 

Sinommen  worden,  fand  man  als  voriiraltmd 
n  kohleasaaren  Kalk,  dann  phoaphoraMmi 
Kalk  and  Schleim.  So  fand  AdU  die  ihm 
von  V.  Walther  zar  Untersachong  abtrMhoi 
nen  Steine  bestehend  ans :  kohlensanrem  Kalk, 
«reicher  den  grfissten  Theil  ihres  Gewichts 
Ausmachte,  einer  Spur  phosphorsaorea  Kilkea 
nnd  geronnenem  Ei  weiss.  Ctmiet^ä  Stjaiiie  > 
zeigten  nach  de^  Untersachong  :.von  Bamt 
guter  (Observations  pag.  7.  imd  9jt  .vocsr» 
Biglich  kohiensaaren Kalk,  Sparen  voofdiort» 
phorsaarem  Kalk,  saizsaores  Natram,.«id'Ui 
einem  Falle  aach  phosphorsaare  Magnesia.«-** 
Bouchardat  fand  in  dem  Stein,  den.Piwwii' 
res  aus  dem  Thränencanal  heraosgenmnsmi 
hatte:  ';'->• 

Festes  Ei  weiss \    .    «25^ 

Schleim «    *  48^ 


Kohlensauren  Kalk 48,00 

Pbospborsauren  Knlk  und  Ma^esia    9,00 
Spuren  von  salKsaurem  Nalnim  und  von  Fett. 

Gehen  wir  hiernach  zu  der  wichtigen 
Untersuchung  der  Ursachen  über,  die  den 
Grund  zur  Steinbildung  abgehen,  so  treffen 
wir  bei  den  verschiedenen  Schriftstellern 
zwei  einander  widersprechende  Meinungen. 
Wahrend  oämhcb  die  Eioen  nur  einen  äus- 
sern Grund  —  eine  Hemmung  und  Störung 
des  ThräoenabSusses  annehmen,  behaupten 
die  Andern,  ifass  durchaus  eine  krankhafte 
Anlage  zur  Steinkrankheit,  eine  Diathesis 
calcidosa  obwalten  müsse.  Wir  theilen  hier- 
über nur  Folgendes  mit;  Ledran  sagt  in  sei- 
nem Traite  des  Operations  de  Chirurgie  (1742) 
pag.  256:  »Wenn  die  Thränen  durch  irgend 
•inen  Umstand  im  ThrÜnonsack  verweilen, 
so  wird  derselbe  etw^s  ausgedehnt,  und 
dies  geschieht  unmerklich  so  weit,  dass  eine 
Fistel,  was  auch  Manche  Wassersucht  des 
Tliränensaeks  nennen,  entsteht.  Dann  kann 
sich  ein  Stein  bilden,  wenn  die  Thranen  zu 
lange  verweilen,  und  man  nicht  Sorge  trägt, 
durch  Ausdrücken  den  Sack  oft  genug  zu 
entleeren.  Hat  sich  erst  ein  Stein  gebildet, 
80  kann  er  mit  den  Thränen  nicht  heraus, 
and  er  wachst  nach  nnd  nach.  Ist  er  bis 
zu  einer  bestimmten  Stärke  gelangt,  so  ist 
seine  Härte  mehr  als  hinreichend  um  ihn  er- 
kennen zu  lassen.»  Auf  ähnliche  Weise 
spricht  sich  Hchmueker  ans  I.  c.  pag.  278. 
Auch  neuere  Schriftsteller,  wie  JSietSai  (in 
Ruat'a  Handwörterbuch)  nnd  Waldwek  •  (bei 
Blanm),  acheiaen  dieser  mehr  nedumischeB 


'  -^    «0    — 

Ansicht  einer  einfachen  Prfieipitatlon  aar  den 
in  ihrem  freien  Abfluss  hehindertett  Feaoh- 
tigkeiten  zu  holdigen,  aber  grade  der  Utt- 
atand,  dass  steinigte  Concretionen  im  Thri- 
nensack  so  selten  vorkommen,  wihrend 
die  Verstopfung  des  Aasfährnngsganges-dea^ 
selben  nichts  weniger  als  selten  ist,  beweist 
das  Ungenägende  dieser  Ansicht. 

Die  Mehrzahl  der  Schriftsteller  Üteml 
aber  (and  wohl  mit  vollem  Rechte,  wie 
ich  dies  schon  in  itfeiner  Abhandlang  (1828) 
aasgesprochen  habe)  fSr  die  Annahme  einer 
eigenen  krankhaften  Diathesis  calcalosa»  ^  So 
namentlich  v.  Walther^  Cumer  and  Deamar^ 
re9.  Es  mass  die  Thrtaenfeachtigk^t  4|aa<* 
litativ  in  ihren  chemischen  Bestandthdlea 
verindert  sein,  wenn  sich  Steine  aas  ihr  w- 
teagen  sollen,  analog  dem*  Urin  und  andena 
Bixeretionen,  in  denen'Steinbildangen  vorkom- 
men. Diese  VerSnderang  kann,  wie  iFalftr 
and  CheÜM  ganz  richtig  bemerken,  'eine  pri-» 
märe  sein  darch  krankhaft  verinderte  96* 
eretion,  aber  eine  secandSre  dorch  Zersetzang, 
welche  erst  darch  verhinderten  and  stocken^ 
den  Abfluss  der  Thrfinen  herbeigeführt  wird. 
Wir  finden  anserm  GefBhle  and  dem  €le- 
schmacke  nach  die  Thrinen  nicht  sdten  ver* 
ändert,  aber  die  organische  Chemie  hat  iina 
zar  Zeit  noch  keine  ffenögende  Aafldärang 
ober  diesen  Gegenstand  gewährt. 

Ganz  bestimmt  ist,  wie  wir  glanben;  eine 
Diathesis  caiculosa  universalis  in  dem  ersten 
Falle  dargethan,  den  Cunier  mittheilt,  indem, 
demselben  Kranken,   bei  welchem  loiTbril« 


—    61    — 

nensark  die  SteioinaBse  gefunden  warde, 
schon  trüber  aus  tier  Urinblase  ein  Stein  aus- 
gezogea  worden  war,  und  sich  ein  neuer 
erzeugt  hatte.  Bei  CwmWs  andern  Kranken 
fanden  sich  auch  au  der  inpern  Fläche  beider 
untern  Augenlieder  kleine  weisse  Steine ,  und 
der  Vater  der  I*at.  war  gichtisch  und  ihr 
Bruder  an  den  Folgen  der  Lithotritie  gestor- 
ben. Ausserdem  ist  fast  bei  allen  Kranken,  - 
bei  denen  Thränensteine  gefunden  wurden, 
nachgewiesen,  dass  sie  gichtisch  waren,  und 
CS  ist  bekannt,  in  wie  naher  Verwandtschaft 
Gicht  und  Steinbildung  mit  einander  stehen. 

Diesen  allgemeinen  Erfahrungen  schei- 
nen dagegen  die  Fälle  zu  widersprechen, 
wo  Steine  in  den  Augenwinkeln  gefunden 
wurden.  Die  betreffenden  Kranken  waren 
meist  jüngere  Individuen,  bei  denen  Spuren 
einer  Disposition  zur  Arthritis  nicht  entdeckt 
werden  konnten.  Nichts  desto  weniger  war 
eine  DiatResis  colculosa  bei  diesen  Kranken 
unverkennbar,  (dies  gilt  namentlich  von 
V.  Waltlier's  ausführlich  mitgetheiltem  Falle) 
und  muss  dieser  Gesichtspunkt  als  überaus 
wichtig  für  die  Praxis  wohl  beachtet  wer- 
den, indem  die  blosse  Entfernung  des  einmal 
gebildeten  Conciements,  wie  bei  Lithiasis 
überhaupt,  •keiaeswcges  das  Ganze  der  Cur 
ausmachen  kann. 

Ein  allgemeines  Bild  der  Kmikheits- 
Symptome,  welche  die  Begleiter  der  Tfarineo- ^ 
steine  sind,.  aafzuatelleQ,  ist  fast  nnmfigHcli, 
da  die  Symptome '  nach  den  veradtie^aen 
Orteo,  wo  die  Steine  sieh  iMldetra,  iehr  v»* 


—    6«    — 

liirend  sind.  Sie  coincidiren  meist  mit  denm 
der  Dacryocystitis  und  des  s.  g.  Bvdrops 
Bteci  lacrymalis.  Die  Diagnose  der  uaery^ 
oKthen  kann  in  manchen  FSIlen  doreh  Agt^ 
ne  ond  Untersacbung  mit  der  8onde  ftsatge- 
•teilt  werden,  in  andern  dagegen  entdeekt 
man  die  Steine  erst  nachdem  ein  operatives 
Verfahren  eingeschlagen  wurde,  ivelches  dureh 

•  andere  KrankheitszQstilnde  indidrt  war  (Oeff- 
nnng  des  Thr&nensacks,  Sandiren  deaCaBa* 
lis  nasalis,  Extraction  fremder  KArper  aas 
der  Nasenhöhle).  Besondere  Beaditong  er- 
heischen diejenigen  Fälle,  wo  wegen  Venrtop- 
fung  des  Nasencanals  eine  MetaDröhre  in 
denselben  oder  in  das  zuvor  perforirte  Ob  un» 
gois  eingelegt  worde.  Verstopft  sich  diese 
später  und  es  gelingt  nicht  durch  Kpjectioiieii 

^  das*  Impediment  zu  neben,  so  darf  man  an- 
nehmen, dass  nicht  bloss  Schleim  in  dmr 
Röhre  angesammelt  sei,  sondern  ein  erdigen 
€oncrement  dieselbe  incrustire  und  nngaogt^ 
bar  mache;  dass  dies  so  hSofig  deV  Ful  sei^ 
wie  Cünier  annimmt,  möchten  wir  besweifebi. 
Es  scheint  aber  derCrebrauch  der  metallenen 
Röhren  zur  Beseitigung  der  Impermeabilitaet 
des  Canalis  nasalis  in  Belgien  viel  hflti^i^er 
KU  sein  als  bei  uns.  Dies  geht  daraus  her- 
vor, dass  Cunier  in  mehr  als  zwanzig  FlUw 
die  frfiher  eingelegten  und  durch  Goncremeaite 
verstopften  Metaliröhren  ausged&ogen  haben 
will.  Die  Entfernung  der  Röhre  ist  natflr-. 
lieh  in  solchen  Fällen  das  allein  einznachTa^ 

^gende    Heilverfahren,  -v     Die  Cur   beatdit 
zunächst    in    Entfernung     der     entdeckten 
Steinmasse,  und.  dieses  kann  ^a,   wo  der' 
Stein  an  sich  schon  zugängücli  isty  iank 


—    63    - 

eine   Zange   gescheheo,    oder   mittels   einer 
nach  de»  PriDcipien  der  Chirurgie  und  Au' 

fenheilkunde  anzustellenden  Operation.  80- 
ann  mues  es  Hauptaugenmerk  sein ,  die 
Diatliesis  caicuiosa  zu  tilgen,  um  die  neue 
Steinerzeugung  zu  verhüten.  Dieses  geschieht 
crfahrungsgemäss  am  besten  durch  die  Dar- 
reichung alkalischer  Mittel,  besonders  des 
Kali  carbonicum,  namentlich  zum  innerlichen 
Gebrauche,  (das  sowohl  von  v,  Waliher  als 
auch  von  v.  Qraefe  mit  Glück  angewendet 
worden  ist).  Zweckmässig  sind  diese  Mittel 
mit  den  ge^vöhnlichen  Antarthriticis  zu  ver- 
binden,  wo  Gicht  gleichzeitig  vorhanden  ist, 
in  welchem  Falle  auch  v.  Ammon*^  das  Vi- 
num  Colcfaici  autumnalis  empfiehlt.  —  Auch, 
zur  äusserlichen  Anwendung  gegen  die 
ätzende  BeschafTenheit  des  nassen  ausfliessen- 
denSecrets  b£i  den  Thränennasensteinen  em- 
pfiehlt sich  hauptsächlich  das  Kali  carbonicum. 
Besonders  dringende  Zafälie,  namentlich  die 
der  EntKÜndnng,  müssen,  wie  sich  dies  von 
selbst  versteht,  zunächst  nach  den  Regeln 
der  Augenheilkunde  bekämpft  werden,  ehe 
man  an  die  Beseitigung  der  Dacryolilhen  selbst 
denken  kann. 


*)  EiicyclopS [lisch es  Worferbuch  der  medi- 
ciuiscbeti  Wissenschaften  Bd.  I\.  S.  117. 


1 


# 


'    .  :* 


III. 

Zur 

Pathologie  von   MoIÜties 

.ossiiim.. 

,    Eine    Notiz 

»  •  ,  ■■ 

Ton 

•  _ 

Dr.  Fr.  J.. Behrendt  m  Berlin*    . 


In  wiefern  ist  Rhachitis  von  Osteopuda- 
cie  verschieden?  Durch  grössere  oder  ceij»» 

Sere    Verbreitung    der   Knochenweichlieitt 
Uerdtngs  begreift  ilie  Rhachitis,  veno  «e 
ausgeprigt  ist,  in   den  meisten  Fillm  das 

ganze  Knoehensystem,  ni^  die  figiintliste 
steomalacie  beschränkt  sich  meistens  nor 
anf  wenige  Knochen;  allein  dieses  ist  M.fjjit 
wie  kein  Unterschied,  denn  die  Bhudutis 
zeigt  sich  sehr  häafig  nur  in  sehr  «wenu^eB 
Parthieen  des  Knochengerfistes ,  wihren«  es 
Fälle  giebt,  wo  die  Mollities  oseiafli  den 
grössten  Theil  des  Skeletts  in  Anspra^  M- 
nommen  hat.  Einen  solchen  FaU  enlhit'S«^ 
muel  SoUy  in  der  London  medical  Gasette 
vom    6.   Januar   1843:     ein   junges   lUd- 


V4s^.^ 


—    «5    — 

chen,  bis  zum  neiinzehaten  Jahre  kräftig  ent- 
wickelt und  gesund,  von  gesunden  kräftigen 
Aeltern  erzeugt,  wird  vom  Schariachfieber  be- 
fallen, fängt  von  da  an  zu  kränkeln,  und  er- 
leidet endlieh  nnter  vielen  Gliederschmerzen' 
'  eine  Knochenerweichung,  die  nach  fünf  Jah- 
ren mit  dem  Tode  endigt,  nachdem  sie  fol- 
gende Verunstaltung  bewirkt  hatte,  die  man 
an  der  Leiche  fand;  Kopf  ungewöhnlich 
gross;  Bruatkorh  seitlich  zusammengedrückt, 
missgestaltet;  Rippen  ausgeweitet;  Bek~ 
ken  sehr  verengert,  missgestaltet;  fVirbel- 
täule  vorwärts  gekrümmt  und  in  der  obera 
Dorsalgegend  nach  rechts  in  einen  Winkel 
gebogen.  Beide  Schlüsselbeine  gebrochen 
und  in  spitze  Winkel  gebogen;  Kopf  des 
Humerus  geschwollen;  der  SchaOl  des  linken 
numerus  gebrochen  und  verkrümmt;  Radius 
und  UIna  etwas  geschwollen;  rechter  Radius 
gebrochen;  untere  Extremitäten  in  den  Epi- 
physen  etwas  verdickt;  beide  Femurknochen 
gebrochen,  der  rechte  an  einer,  der  linke  an 
zwei  Stellen;  Tibia  und  Fibula  in  beiden  Bei- 
nen verkrümmt;  alte  Knochen  derExtremitä- 
ten  konnten  mit  der  grössten  Leichtigkeit 
erbrochen  werden,  bloss  ein  Druck  mit  Dau- 
men und  Zeigefinger  zerbrach  den  Knochen 
wie  eine  mürbe  Wallnuss.  Ein  Durchschnitt 
der  langen  Knochen  zeigte  die  Knochenerde 
fast  ganz  absorbirt,  nur  eine  dünne  Schale 
-war  zurückgeblieben.  Das  Innere  der  Kno- 
chen war  mit  einer  bräunlichen,  grütztgen 
Materie  ausgefüllt,  worin  Eiterkügelchen  un- 
ter dem  Mikroskop  nicht  zu  entdecken  waren. 
Die  Knochen  der  Wirbelsäule  und  die  Rippen 
waren  auf  ähnliche  Weise  afficirt;  der  Sehä- 

Joucn.  £d,  XCV.  SL  ti.  5 


del  sehr  verdickt,  fast  eioea  halbeD  Zoll  dick, 
aber  sa  weich,  dass  man  leicht  mit  einen 
Messer  eioeo  Durchschnitt  machen  ko&ut^ 
obwohl  beide  Tafeln  mit  einander  verschmol- 
zeo  waren,  indem  alle  Diploe  fehlte;  alleia 
das  Mikroskop  ergab  eine  bedeutende  Stroo 
turveränderuiig  der  Knochentafeln ,  nänilich 
keine  Knochemamellcii,  sehr  verkleinerte  Kno- 
chenkörperchen  und  sehr  erweiterte  Kanal» 
chen.  Gelenke  und  Knorpel  normal.  Alte 
Eingeweide  vollkommen  gesund;  keine  der 
bekannten  Kachexien  war  vorausgegan* 
gen.  —  Ist  das  nicht  ein  höchst  merkwürdi- 
ger Fall?  Welche  Aebnticbkeit  mit  Uhacbilia 
und  doch  wieder  welche  Verschiedenheit! 
Zuerst  das  Alter  und  die  Prädisposition: 
keine  Ererbung ,  keine  irgend  bemerkbare 
Anlage;  die  Kranke  war  büs  zum  neunzehn- 
ten Jahre  gesund,  geistig  und  körperlich 
wohl  gebildet;  die  Krankheit  begann  also  in 
einer  Periode,  in  der  die  Rhachitis  gew^öbu- 
lich  längst  schon  das  Ihrige  gctban  bat. 
Dann  der  Verlauf;  wie  acut  der  Rhachitis 
gegenüber!  Im  neunzehnten  Jahr  erst  be- 
gann die  Junge  Dame  zu  krankein,  und 
schon  im  zwei  und  zwanzigsten  verkrümm- 
ten sich  die  Knochen  und  zerbrachen  bei  un- 
bedeutender Einwirkung.  —  Die  ungemeine 
Briichigkeit  der  Knochen,  so  äusserst  cha- 
rakteristisch in  diesem  Falle,  ist  in  viel  ge- 
ringerem Grade  in  der  Rhachitis  vorhanden, 
denn  so  lange  der  krankhafte  Process  der 
Rhachitis  noch  fortwaltet,  verkrümmen  sich 
die  Knochen  bei  einwirkender  Gewalt,  aber 
eben,  weil  sie  weich  sind,  brechen  sie  nicbl; 
hat   endlich  Oesification  sich  eingeslelU,  so 


-  «  — 

siod,  wie  neuere  von  mir  angestellte  und 
iD  meinem  bald  zu  veröiTentlicbenden  Werke 
tiber  Practuren  knnd  gegebene  VerfiBche  ge- 
zeigt haben,  die  rhachitischen  Knochen  eben 
so  wenig,  ja  noch  weniger  zerbrechlich  als 
gesunde.  Uebrigens  zeigt  der  ganze  innere 
Znstand  der  Knochen  in  diesem  Falle  die 
strenge  Verschiedenheit  dieser  Krankheit  von 
der  Rhachitis,  und  die  Aehniicbkeiten  dieser 
Osteomalacia  nniveraalis  mit  Rhachitis  sind 
nur  äusserlicbe.  Ich  möchte  beide  Krankhei- 
ten auf  folgende  Weise  gegen  einätider 
stellen : 

Rkachifts:  unterbliebene  oder  nicht  regel- 
mässig zu  Stande  gekommene  Ossi- 


tkinmataeUi  kraBkhfeftei  AbsOqrtira  der 
Knocbeaerde  und  mangelhafter  oder 
fehtttttfer  Wiodeicnata  denelben. 

Die  MHielütis  nfthert'  sichi  mehr  eiD«r 
|eblerhaften<  Eatwiddmg:  die  OtteonftiMiie 
Ht  dagectti  eine  kratutnnfte  Becrejtiditit. 
Die  Knmke,  vn  der  ebn  die  Hede  ge«r»> 
SM,  hatte  wie  ifengt  «oder  Kr^^  nodi 
SjFphilis,  noch  Scorbat,  noch  SenMD,  also 
keiM  der  DyricraaieD,  die  aoivif  SBocheaer- 
weicfaai^  und  FrasiliHt  zia  betgrfiBdea  ^fltv 

Sa;:  e»  war  MoHities ' osskiii  seUtatstiindi^ 
'  sicfc  and  es  ist  aehr  fiMutte,  daae  dm 
Urin  der  Kranken  md  das  weiaae  Sediment, 
im  wkh  atets  is  äun  liad,  nicht  anterandit 
wmim.  Bfor  die  BMDTVnhBMhAi  worden 
xerie^;  sie  ergaben; 

5* 


68 


1.  Die  JTfioeAemciUiIe.  2.  Die  MeAäkü 

Thieriache  Haterie    18,75    :  .    2^78 
Kalkphosphate  and 

Kalkkarbonate       29,17    .  .  .  ißS 

Wasser  52,08_  .  .    73,39 

100,00  100,00 

In  einer  sehr  verdienstlieheB  Inaonraln 
Dissertation:  »Ad  morpholoffiam  rhanitidis 
irmbolae.«  Berolin.  SepL  iS4St  giebt  Dr« 
EpHhiim  eine  neae  Analvse  rhachitischer 
Knochen,  welche  wir  hier  der  eben  asfCKe^ 
benen  nachfolgen  lassen.  J^hraim  firna  in 
100  TheUen  Knochen: 

Animalische  Materie     .    •    .    •    64,271 
Phosphate  ttnd  Karbonate     .    .    35,729 

Hier  verhält  sich  die  thierisehe  ifaterie 
zu  der  mineralischen  fast  wie  2:1,  während 
bei  gesunden  Knochen  Erwachsener  dieses 
Yerhältniss  ungefähr  s=  2  :  3  ist  In  dm 
obenerwähnten  Falle  war  das  YerhäHnisfli 
wieder  ein  anderes:  wenn  man  nämlidi 
Knochenschale  und  Mednlla  addirt,  als- 
dann verhält  sich  die  thierische  Materie 
(18,75  +  24,78)  zu  der  mineralischen  (29,17 
+  1,83)  =  53,53  :  31,00,  also  lange  neek 
nicht  2:1.  Diese  Verhältnisse  mdgen  in-* 
dessen  in  vtf^hiedenen  Fällen  veradiiedeB 
und  daraus  vorläufig  noch  nicht  gum  beMHi-% 
dere  Schlüsse  zu  ziehen  sein.  Die  sukrs-» 
skopische  Ansicht  der  Elementarstmetor  Mut 
auch  nichts  über  die  Verschiedenheit  zwischen. 
Rhachitis  und  dieser  universalen  Knoeheoi- 


^    ■  aA«  M  ■ 


—     69     — 

malacie,  deno  die  Behauptung  Guerin'g,  dass 
im  rhachitischea  Knochen  eine  ganz  ejgen- 
thämliche  Zellenbildun^  and  AbUgc^Dg  ei- 
ner eigenthiiii] liehen  Snbstaaz  in  diese  ab- 
norme Zellen  statt  habe,  hat  sich  (s.  die  oben 
erwähnte  Dissertation)  nicht  bestätigt.  Dass 
jedoch  eine  wesentliche  Verschieden ncit  zwi- 
schen beiden  Krankheiten  statt  finden  müsse, 
geht  ans  den  allgemeinen  Zügen  beider  Zu- 
stande hen'or  und  es  bedarf  hier  noch  eines 
^anz  besondera  Studiums,  um  Liebt  zu  ver- 
scbaffeo. 

n 


•     .  •..    :-...      i 


IV.     . 
U  ,e  b  •  r 

die     W  i  r  k  u  n  « 

■    '■■■•■ 

des 

ätherischen  Oele  narkoti- 
scher Doldenpflanzen. 

Vom 

Professor  Dr.  Schultz  io  Berlin. 


Der  wirksame  Stoff  in  den  narkolisehen 
Doldenpflan^en  hat  die  AnfmerluMunkeit  dter 
Aerzte  lan^  rese  erhalten,  ohne  dias  man 
ihn  hätte  absondern  können.  En  wafx  daher 
von  Wichtigkeit,  dass  Geiger  in  dem  tob 
Giesecke  entdeckten  Coniin  den  wurkaaineii 
Stoff  des  Schierlings  (Coninm  maeolatiifli) 
erkannte.  Dieser  .Stoff  ist  flfissig,  flfiditig 
und  hat  vieles  mit  den  ätherischen  Oeln«ge» 
mein,  wird  auch  durch  Destillation  wie  Äe 
ätherischen  Oele  bereitet,  daher  denn  |Ko0- 
champs  auch  annahm,  dass  das  Coniin  nicMs 
als  ein  ammoniumhaltiges  ätherisches  4M 
sei,  das  seine  Alkalescenz  dem  ABUDonioa 
verdanke.    Die  Kenntniss  der  wahres  Natur 


■  .'.^. 


„    71    — 

des  Coniins  scheint  also  .in  Bezog  nuf  die 
Analogie  mit  den  ivirksamen  Stoffen  der 
übrigen  narkotischen  Doldenpflanzen  von  gros- 
ser tVichtigkeil'  Dass  die  Grundlage  des 
Coniins  ein  ätherisches  Oel  ist,  das  durch 
Ammoniomgehalt  modificirt  erscheint,  dafür 
scheint  der  Umstand  zu  sprechen,  dass  äthe- 
risches Oel  in  allen  DoldenpHanrxn  verbrei- 
tet, fliso  auch  im  Schierling  vorauszusetzen 
ist,  und  dass  das  Scfaierlingskraut  sehr  viel 
Ammoniaksalze,  besonders  essigsaures  Am- 
monium enthalt,  dem  das  älter  gewordene 
Schierlingsexlract  den  stinkenden  Geruch 
verdankt,  und  woraus  sich  beim  Zusat?.  von 
Aetzkali  zum  frischen  Schierlingsextract  so- 
gleich Aetzammoniam  entwickelt.  Man  nahm 
d»her  früher  an,  dass  ein  ammoniakalischei' 
(thierisch  vegetabilischer)  Extractivstoff  das 
wirksame  Princip  im  Schierling  sei.  Dass 
nun  ätherisches  Oel  und  Ammoniak  flüchtige  . 
Substanzen  sind ,  stimmt  sehr  wohl  damit 
überein.  dass  altes,  trocknes  Schierlingskraut 
seine  Wirkung  verliert,  und  selbst  das  Ex- 
tract  sich  nur  eine  gewisse  Zeit  lang  auf- 
bewahrt wirksam  erhält,  so  dass  hiernach 
Ätherisches  Oel  und  Ammoniaksalze  sehi- 
-wohl  die  wirksamen  Bestandtheile  des  Schier- 
lings sein  könnten.  * 

Indessen  ist  das  Coniin  eine  chemisch 
so  merkwürdige  Substanz,  dass  es  ungeach- 
tet seiner  Aehnlichkeit  mit  ätherischen  Oelen, 
und  ungeachtet  es  keinem  Zweifel  unterliegt, 
dass  durch  die  Kalilauge,  womit  bei  seiner 
Bereitiiug  das  Schierlingskraut  vor  der  De- 
stillation eingeweicht  wird,  Aetaanu^saium 


-    T»    -. 

«ich  entwickdü  mufis»  das  mit  dem  Conna 
ffteichz^itig  fiberoestillirt  'ond  also  mdi  kl 
diesem  enthalten  sein  mass;  deiuiacib,  imIo 
Eigenschaften  hat,  die  Ätherische  Oele  nicht 
haben  and  welche  nur  den  Alkaloidea  CMpM 
sind.  Dahin  gehört  besonders  seiMi  vduge 
Auflöslichkeit  in  Säaren,  und  die-WiriuMun» 
keit  der  dadurch  gebildeten  Prodocte  auf  dm 
thienschen  Korper,  welche  der  Wiriumg  dta 
Coniins  selbst  suemlich  gleich  ist  ttieive» 
gen  wiirde  sich  nur  einwenden  lasoeOf  daM 
das  Coniin  eine  seifeuartige  YerUaduig  voot 
itherischem  Oel  und  Ammoniak  seio  kfion^ 
wie  wir  Ja  auch  beim  Ter|^entin91  fleheB» 
dass  es  sich  durch  Alkalien  verseifen  lisat 
Die  Möglichkeit  also  in  dem  Coniili  nur  cia 
durch  Ammoniak  und  die  etwas  comdicvle 
Bereitungsart  verfindertes  ätherisches  Od|  jpi 
sehen,  scheint  also  allerdings  noch  vorhaiMism 
und  durch  die  Versuche  über  die  Wirknag 
der  unzweifelhaften  fitherischen  Oale^  anderer 
narkotischer  Doldenpflanzen,  welche  wir  hier 
mittheilen  wollen,  sogar  nodi  wahrseheiaii« 
eher  zu  werden.  Aus  diesen  Yersadien  geht 
nSmIicb  hervor,  dass  das  wirluiamo  narko- 
tische Princip  des  Wasserschierlings  (Cüenta 
virosa)  und  des  Wasserfenchels  nntweifid- 
haft  in  deii  ätherischen  Oel  dieser  Pliaii* 
zen,  was  wie  die  fitherischen  Ode  atkur 
übrigen  durch  einfache  Destillation  ndtWaiH 
ser  bereitet  ist,  seinen  Sitz  hat«  wdl  pioH 
lieh  die  ätherischen  Oele  dieser  Pflamen  die» 
selbe  Wirkung  zeigen,  welche  wir  äberiiappt 
im  Allgemeinen  von  den  offiicinelleD  Thetoi 
derselben  l&ngst  kennen. 


^ 
0 


—    73    — 

Das  CoDün,  das  Ol.  Cicatae  virosae  ae- 
tbeream,  das  Ol.  Phellandrii  aquatici  acthe- 
reum  zeigen  im  Wesentlichen  unter  sich  ähn- 
liche untTder  Wii'kuD°;  der  Fflanzeo,  woraus 
sie  bereitet  sind,  ebenso  ähnliche  Wirkungen. 
Wir  erzählen  Jetzt  hier  nur  die  Versache 
über  die  Wirkung  der  genannten  Mittel  an 
Fröschen  und  Salnmandero,  welche  jedoch 
im  Wesentlichen  mit  ihrer  Wirkung  an  Ka- 
ninchen und  Hunden  ubereiastimmen 

Ein  halber  Tropfen  Coniin  einem  Frosch 
in  den  Mund  gebracht,  erzeugt  nach  fünf  bis 
zehn  Minuten  die  Lahmung  der  willkührlicbea 
Muskeln  der  Extremitäten,  des  Bückens,  der 
Kehle,  des  Kiefers,  des  Bauchs,  so  dass  der 
Frosch  regungslos  daliegt;  obgleich  er  schein- 
bar noch  Willenskraft  und  EmpGndung  hat, 
welche  aber  ebenfalls  nach  abermals  zehn 
Minuten  aufhöre«.  Geiger  und  Schärpe^/ 
leiteil  diese  Wirkangeo  allein  von  Lähmung 
der  motorischen  Kraft  des  Rückenmarks  her, 
nehmen  an ,  dass  in  diesem  Betracht  das 
Coniin  dem Strychnin,  welches  erhöhte  krampf- 
hafte Bewegung  durch  Biickcamarksreizung 
erzeugt,  in  der  Wirkung  entgegengesetzt 
sei;  dass  aber  die  Wirkung  von  beiden  sich 
nur  auf  das  Bückenmark  und  nicht  auf  das 
Gehirn  und  die  Sinnesorgane  beziehe.  Hier- 
mit stimmen  indessen  die  Wirkungen,  welcÜe 
wir  von  dem  Schierling  im  Ganzen  (dem 
Extract,  dem  Pulver)  sehen,  nicht  völlig  uber- 
ein,  indem  dabei  Gehimaffectionen  nicht  zu 
verkennen  sind,  da  wirKopfschmerzen,  Schwin- 
del, selbst  Delirien  danach  entstehen  sehen. 
In  der  That  zeigea  auch  unsere  Versuche 


—    74    — 

aber  die  Wirkung  des  Conüos  an  FrÖscUeu, 
dMB  die  bisherigen  Beobachtung-ea  in  viel- 
facher Hinsicht  ergänzt  werden  müssen  und 
dass  eine  Wirknng  des  Coniins,  wie  »neb 
der  öbrigen  ätherisclien  Oele  der  Darkotischen 
Doldeopflanzen  auf  das  Gehirn  nicht  geläag- 
net  fverden  könne,  wenngleich  die  lähmende 
Wirkung  auf  die  wilkührlichcn  Maskeln  gauz 
richtig  ist. 

1)  Zunächst  finde  ich  nämlich,  dass  die 
Lithmung  nach  der  Application  von  Coniia 
liei  einem  Frosch  oder  einem  Salamander  eich 
Cmt  allein  auf  die  rein  willkiihrlichen  Mus- 
keln der  Extremitäten,  des  Bauchs,  des  Bük- 
kens beschränkt,  dass  ober  schop  die  exci- 
tomotorischen  Contractionen  der  Hphinctereo 
des  Afters  und  der  Blase  nicht  gelähmt  sind, 
daher  der  Sphincter  ani  geschlossen  bleibt. 

2)  Andererseits  wird  die  Bewegung  des 
Darmcanals  und  vorzüglich  des  Herzens 
durch  die  Wirkung  des  Coniins  fast  gar 
nicht  verändert.  Es  ist  eine  merkwärdtge 
biiher  gar  nicht  betbachtete  Erscheinanr, 
dan  in  einem  durch  Coniin  narkottsirten  wie 
todt  daliegenden  Frosch  die  HerEbewegnng 
and  die  Circulation  noch  vier  und  ztväaiig 
ja  sechs  und  dreissig  Stunden  lang  fort- 
danem.  Man  kann  diess  sehr  leicht  betb- 
achten,  wenn  man  durch  dnen  kleinen  Ein- 
sehnitt  der  Bauchwand  nnte'r  dem  Brustbeä 
dieses  etwas  löst  und  aufhebt,  woraaf  das 
Hers  sich  zeigt,  das  mai;  dann  wieder  aÜ 
deM  Brustbein  bedecken  and  vor  der  Lfuft- 
einwirkung  schützen  kann,  so  dass  sich  die 


—    T5    — 

Bfobachtung  der  Herzbewegung  voü  Zeit 
KU  Zeit  gaoz  direct  beobachten  läsgt.  Wirk- 
liche Lfibmung  des  Rückenmarks  würde 
aber  bald  anch  Lähmung  der  Herzbewegung 
nach  sich  ziehen. 

Da  bei  winterechlafendea  Fröschen  die 
Langenathmung  durch  die  Hautrespiration 
vertreten  wird,  so  hindert  hier  die,  allerdings 
gelähmte,  Kehlbewegung  den  Respirations- 
act  nicht,  und  es  ündet  daher  keine  Erstik- 
kung  statt,  die  eich  bei  Säugthieren  nach 
Anwendung  des  Coniins  sehr  bald  zeigt,  so 
dass  sie  daran  sterben.  Frösche  dagegen 
sterben  erst  mit  dcm  gänzlichen  Stillstande 
der  Herz-  und  Blutbewegung,  nachdem  sie 
vier  und  zwanzig  bis  sechs  und  dreissig  Stun- 
den scheintodt  dagelegen  haben. 

3)  Obgleich  non  Herz-  und  Darmcanal 
durch  Coniin  in  ihren  Bewegungen  nicht  di- 
rect  gelähmt  werden,  so  sehen  wir  doch 
Lähmung  der  Iris  nntl  Erweiterung  der  Pn- 
pille,  die  fast  kugelrund  wird,  anstatt  sie 
sonst  nur  eine  schmale  Spalte  bildet.  80-  ~ 
gar  die  Empfindung  der  Aetzhaut  scheint 
gelähmt:  denn  die  Augenlieder,  welche  sich 
auf  angebrachten  directvn  Reiz  noch  schliessen, 
schliessen  >iich  bei  vor  die  Augen  gehaltenen 
Instrumenten  nicht.  In  der  That  sehen  wir 
diese  die  Iris  lähmende  und  die  Reizbarkeit 
der  Netzhaut  abstuiuprende  Wirkung  des 
Schierlings  auch  beim  Menschen,  ffieraus 
geht  also  eine  Wirkung  auf  das  Gehirn  und 
die  Sinnesorgane  schon  hinreichend  hervor. 


—    76    — 

4)  Nim  finden  wir  aber  andererteün  Er- 
4MlMinongen  welche  seigen^  das»  in  dkfrTluit 

Libminig  der  willkflhriidien  Ifoekeln  Mtf 
Bfiekenmarkslähmime  flberhaapi  nadi 
irieht  schliessen  Iftsst  Za  diesen  flrsduriK 
nangen  gehört  die  Fortdauer  einer  exdto- 
JWitoriseMn  Reizbarkeit  derMoskebi  M  den 
mäi  Coniin  narkotisirten'  Fröaehen,  ijrie  war 
aia  ohngefähr  bei  GeMmlähmangen  dei  Ikmf^ 
adMi  sehen,  bei  denen  das  RIeEenauurkittoeh 
4Bkr  nieht  mitleidet  Haben  nioi|idi  Äe 
VMsche  kleinere  Dosen  Coniin  oder:  OL  Ci^ 
aptae  virosae  erhalten,  so  seigen  sie  luudi 
Msifi,  sechs  bis  swAlf  Standen  wk  Rerihnwg 
der  Haut  Zockongen  in  aUen  OKeder^f  ja 
Mweilen  entstdien  die  Krlmpfe  ¥on  Adhlt 
«flid  sie  hfipfen  eine  Zeitlanc  exeitariseli  wie 
geköpfte  Frösche  hemm,  wärend  Jedoeh.  jdli* 
willkahriiche  Bewegnng  gtnzlich  gelihmt  ist 

Alles  dieses  deotet  an,  dass  bal  ikr 
CoiMinwirkong  allerdings  das  OeUrii  juliei^ 
det,  und  dass  im  Rfickenmark.selbst  eheüo) 
wohl  die  durch  den  Willen  vom  G^sm.fMt^ 

Sflanste,  als  die  eigene  excitomotorisdM 
ift  leidet  Daffir  spricht  auch  besonders 
die  bei  mit  Coniin  narkotisirtett  FriMdmi 
lortdaoemde  Schliessung  der  Sphinelema  isi 
im  iortdauemde  Herzbewegung;^  welchswhai 
ginzlicber  Rflckenmarkslimnung  gar  tflidt 
mö^ich  sein  würde.  :  *  !:  •/'•'  ;i 

Umgekehrt   schdnt   die   so 
Pupilleniähmung  mehr  auf  GehimWuiHlig 
sudeuten.  d*"      '^ 


—  rr-  _r 

Andererseits  habe  ich  aber  gefuaden, 
dass  die  Anwendung  von  Strychnin  auf  die 
Mundschleimhaut  bei  einem  durch  ConüD  oder 
'  Ol.  Cicutae  gelähmten  Frosch  keine  Krfimpfe 
mehr,  oder  doch  nar  unmerkliche  Zuckang 
hervorbringt :  woraus  man  wieder  auf  wirk- 
liche Rückenmarkslahmang  schliessen  möchte, 
da  bei  Integrität  des  Rückenmarks  das  Ge- 
hirn auf  die  Kramp  ferzengung'  durch  Strych- 
niu  keinen  Eiufluss  hat.  Inzwischen  bemerke 
ich,  dass  nach  der  AnwenduDg  von  Conün 
lind  Ol-  Cicutae  oder  Ol.  Pbeliandrii  die 
Mundschleimhaut  sich  entzündlich  röthet  and 
es  zweifelhaft  wird,  ob  bei  diesem  Zustande 
das  Strychnin  auch  wirklich  vollstündig  re- 
sorbirt  wird,  während  die  ganz  schwachen 
Zuckungen  eine  theilweise  Resorption  andea- 
ten  könnten. 


Der  Wiriinng  des  Goniins  iat  am  dte 
Wirkotrg  des  Ol.  aether.  Cicutae  viraeae  ni 
des  Ol.  aeth.  Phdlan^i  im  WeteDtHebn 
ganz  ähoUch,  weou  e»  ebenso  wie  jenes  «of 
flie  Hsndschlieimhant  angebracht  wird.  Di« 
einzige  bemerkbare  Terschiedenfadt  adwfart 
mir  darin  so  Hegen ,  dass  nm  gleiche  finule 
der  Wirkung  m  erEengeo  etwas  grimtn 
Dosen  der  ätfaerisehea  Oele  nfit^  sie«!. 
Dorch  einen  halben  Tropfen  Cmriig  wird  tia 
Frosch  hinreichend  an  aUeo  GÜedem  pamly- 
strt  Dagegen  ist  ein  ganzer  Tropfen  Ol. 
Cicutae  am  dinelbe  Wimang  liervom^fin- 
gen  nöthig..  Ja  starke  Frfisdie  vertrageir 
ois  ein  ond  einen  halben  Tropfen,  ehe  UUi- 


—  m  — 

UBOg  entsteht  Ferner  scheint  aueh  dieWir- 
lung  nicht  bo  schnell  zu  geschehen:  was 
darin  liegen  kann,  dass  die  nicht  »innidiuniii- 
baltigen  Htherischeo  Oele  weniger  leicht  ab- 
aorbirt  werden  als  Coniin.  Die  Röthung  der 
Applicationsstelle  durch  entzündliche  Reizong 
ist  aach  nach  der  Anwendung  der  ätheri- 
schen Oele  grosser  als  nach  Couiin.  Es 
dauert  oft  zeliu  bis  fünfzehn  Minuten,  ehe 
nach  der  Anwendung  massiger  Dosea  vofi 
Ol.  Cicutae  oder  Ol.  Phellandrii  die  ItihmeDde 
Wirkung  bei  Früschen  eintritt. 


Sonst  findet  sich  nach  Anwendung  des 
OL  Cicutae  virosae  dieselbe  Lähmung  der 
GUeder,  der  Baachuiuskelo,  der  Kiefer,  die- 
selbe lange  Fortdauer  der  Herzbewegung 
und  der  Circulolion  überhaupt,  dieselbe  Er- 
weiterung der  Pupille  wie  nach  Coniin.  Auch 
iaden  sich  nach  Anwendung  kleiner  Dosen 
dieselben  excitomotorischen  Zuckungen  dar 
Frösche  bei  der  Berührung,  wie  nach  Conus. 
Das  genaue  Treffen  der  Dosen  um  den  ge- 
wfiDschten  bestimmten  Grad  der  Wirkung 
hervorzubringen  ist  übrigens  eine  sehr  schwie- 
rige  Sache.  Entweder  man  erhält  eine  zu 
schwache  oder  sehr  spät  erfolgende  Wirknn|^ 
von  einem  Tropfen  Oel,  oder  bei  VergrÖMC- 
rnng  der  Dosen  bis  auf  zwei  Tropfen  wird 
die  Lähmung  gleich  ganz  allgemein  und  voll- 
ständig, in  welchem  Fall  auch  die  Herzbe- 
wegtiDi;  sich  schon  in  kürzerer  Zeit  veriug- 
samtf  wenngleich  sie  immer  noch  viele  Stas- 
den  fortsudauem  pflegt     Hier  zeigt  nch  loeh 


-    M    -V  . 

ein  grosser  Unlersehied  nach  den  verschie- 
lienen  Individuen.  Die  man^Üchen  Frösche 
vertragen  im  Allgemeinen  grössere  Doseo 
als  die  Weibchen.  HalHierwachsene  vertrat 
geo  auch  grosse  Dosen,  ja  erholen  sich  nach 
vier  und  ?,wan/,ig  Stunden  oft  wieder  gana 
,  von  ihrer  LähmuDg  und  bleiben  völlig  ge- 
sund. Aber  auch  sonst  bringen  dieselben 
Dosen  nicht  immer  gleiche  Wirkungen  bei 
allen  Individuen  hervor,  besonders  wenn  zahl- 
reiche Versuche  gemacht  werden. 

Bei  der  angegebenen  Applicationsweise 
zeigt  weder  das  Coniin,  noch  das  Ol.  Cica^ 
tae  virosae  noch  das  Ol.  Phellandrii  ein« 
merkliche  directe  Einwirkung  auf  die  Blut- 
blasen der  Frösche  und  Salamander.  Die 
Wirkung  scheint  vielmehr  nach  der  Resor- 
ption der  Alitiel  allein  von  dem  Blutplasma 
auf  (las  Nervensystem  übertragen  zu  werden, 
und  das  allerdings  erfolgende  spätere Schwara- 
werden  der  Blasen  nur  eine  Folge  des  sich 
bildenden  venösen  Zustandes  ?.u  sein.  Da- 
gegen wird  das  Blutplasma  selbst  bedeutend 
mitveräJidcrt,  indem  seine  Gerinnbarkeit  mehr 
oder  weniger,  oft  gaos  doreh  die  g«Miintnt 
Hittd  Bofgehoben  wird,  dah^r  man  das:JUii* 
bei  .vollstlndijE^er  -htmoDtfers  luigeam:  erfi^ 
gender  Tergiftiug  flöasig  findet 

Da  das  StrychDiB  imner  KrlnpfB^  die 
genannten  Präparate  der  mtrkotiseneD  DtA- 
deupflanxen  aber  iBUaer  hsnptsidilidk  IdUi- 
mangen  der  willkähriichea  Miiskelft  bervOTM 
bringen,  ae  wänaohte  ich  so  erfalmni^  wn» 
gesdkofaea  wnrde,  frenn  an  ffresch^  du  «& 


'   —    80    — 

Krampf  durch  Strychnin  leidet,  nun  Ol.  Ci- 
cntae  virosac,  Ol.  Phellaudrii  oder  Coniin  er- 
hSIt.  Ich  eab  also  einem  Frosch  auf  die 
Hundschleiinliaat  eine  kleine  Dosis  einer  Anf- 
Ifisan^  von  essigsaDrem  Strycbnia  in  Was- 
ser, und  nach  zwölf  Minuten,  wo  die  Zuk* 
knngen  entstanden  waren ,  eine  Dosis  Ol. 
Cicutae  virosae,  wie  sie  hinreicht  äinen  ge- 
snnden  Frosch  zu  lähmen.  IVach  Veriaaf 
von  abermals  zwölf  JMinulen  minderte  sich 
der  Starrkrampf  und  nach  funfzehu  bis  zwan- 
9Mg  Minaten  hatte  er  ganz  aufgehört  und  der 
Frosch  lag  gelähmt  da,  als  wenn  er  bloss 
Oi  Cicutae  virosae  erhallen  hätte.  Ganz 
dieselben  £rfolge  fand  ich,  wenn  ich  bei  durch 
Strychnin  erzeugten  Krämpfen  einem  Frosch 
OL  Phellandrii  oder  Coniin  gab.  Aber  auch 
hier  zeigt  das  Coniin  seine  Wirkung  schoo 
in  etwas  schwüchereo  Dosen,  als  das  Ol. 
Phellandrii  und  Ol.  Cicutae  virosae.  Um  die 
Bestimmtheit  der  Erfolge  dieser  Yersoche 
beurthellen  zu  können,  muss  in  Betracht  ge- 
sogen werden,  dass  ein  Frosch,  der  durch  ganz 
kleine  Mengen,  vielleicht  einen  halben  Tropfen 
einer  wässrigen  Auflösung  von  essigsanrein 
Strychnin  in  Krämpfe  versetzt  wird ,  in 
diesem  Zustande  oft  vier  und  zwanzig  bis 
sechs  und  dreissig  Stunden  ohne  zu  sterben 
verharren  kann,  während  aber  die  Zacknn- 
gen  der  Glieder  immer  fortdauern.  Sobald 
er  aber  Coniin  oder  Ol.  Phellaadrii  erhilt, 
machen  in  Zeit  von  fünfzehn  Minuten  höch- 
stens die  Zuckungen  der  allgemeinen  L£h- 
mung  Platz.  Der  Uebergang  ist  nicht  plötz- 
lich sondern  allmühlig,  zuerst  werden  die 
Zackongen  schwächer,  aber  der  MaBkeUar* 


—     81     — 

iffor  Ideibt  uoch:  dnnn  hören  gewöhnlich  zu- 
erst in  den  unleren  ExtremitAfen  die  Zackun- 
gen gaoK  Huf,  später  id  den  oberen  und  nnu 
erfolgt  die  Lähmung. 

Welche  praktische  FolgeniDgen  für  die 
Anwendung  der  verschiedenen  Präparate  dcR 
iSchierlings ,  des  Wasserfenchels,  auch  der 
Cicula  virosH  aus  diesen  Versuchen  zu  zie- 
hen sein  möchten,  behalten  wir  uns  vor  bei 
einer  anderen  Gelegenheit  zu  untersuchen. 


Eine  • 

Hernia     sacralis 

bei 

einem  nengebornen  Kinde 
I>r.    C.    C.   T.   Burdach,   in  Luckaii. 


Die  Ehegattin  eines  ehemaligen  udIC' 
ren  Militairwiindarztes,  im  Anmnge  der 
vierziger  Jahre  stehend,  hatte  seit  beinahe 
siebzehn  Jahren  keine  Schwangerschaft  ge- 
habt. Zwei  frühere  Kinder  waren  an  Kopf- 
krankheiten  und  Krämpfen  gestorben.  Seil 
Februar  vor.  J.  schwanger,  ohne  es  ao- 
fänglich  zu  ahnen,  ward  sie  bald  von  sebr 
heftigen  Kreuzschmerzen  hefallen,  wogegw 
sie  Abftihrungsmittel,  Jedoch  ohne  Erfolg,  an- 
wendete. Ein  ihr  empfohlener  Aderlass  ward 
Dicht  angewendet  Nie  ansserte  sich  ot 
iadem  sie  gleichzeitig  mit  Her  rechten  tiui 
nach  ihrer  Ä'reusge^ewd  griff:  »mein  Kiem 
thut  mir  so  weh  wie  ein  Blutachttär.'-  - 
Nach  einigen  Wochen  verloren  sich  jedoc)] 


ä^i 


—     88      — 

diese  Krtiizschmerzen  allmählich.  Am  30.  Oc- 
tober  V.  J.  wiird  diese  Fran  von  einem  aiu- 
getragenem  lebeuden  Kinde  müonlicben  Ge- 
schlechts entbunden,  welches  folgende  merk- 
würdige Abnormität  «ur  Welt  mitbrachte. 

Im  unterfiten  Theile  der  rechten  Lumbar- 
gegend, auf  der  Verbindungsstelle  des  letz- 
ten Lendenwirbels  mit  dem  Kreuzbeine,  ge- 
nau an  dem  Punkte,  weichen  die  Schwangere, 
unter  den  obigen  Worten,  an  ihrem  Körper 
oft  berührte,  erhebt  sich  eine  mehr  als  hand- 
tellepgrosse,  kreisrunde,  kratcrförmi^e  Auf- 
wulstung,  von  dunkelrother  Farbe,  Üer  in- 
iiere  Kaum  derselben  ist  mittelst  einer  dün- 
nen, glänzenden,  nicht  epidermisarlig  orga- 
nisirten,  JUembran  faltig  geschlossen,  welche 
durch  eingeweideartig  anzufühlende  Mas- 
sen, welche  beim  Athemholen  und  Schreien 
.des  Kindes  sieli. starte,  bewegen  und  bii  über 
den  Rad4  der  Umwallnng*  bervortreten,  ass- 
|fcfuUt-ist.  Die  Muecnlatur  mü  dieser  St^Ie  iit 
inneriialb  der  (JmwaHsng  völlig  durebbraefeen, 
mich  da#  Ccrinm  and  Zcügcweb«  der  Hast 
scSeiDt  daselbst  za  feUen,  lo  wie  die  soUc- 
fen  .Fortafitze  des  letxten  LeBdenwirbehi  nebst 
den  ftberstea  Hände  des  KreuzbeinM',  ■«»• 
.  ^haft  gebildet  xa  sein  «derxa  feUea  «chei- 
nen ,  sa  dasa  mnerhalb  jener  knieriörwigea 
Aufwidstung  die  -hintere  Banch-  nelleidit 
and)  BeckCahttte  nar  dra«h  Ae  erwSlinte 
lünerme  Membran  gescbtosaen  ist  Das  Ganze 
kafr  U»  ZOT  väiigM  T&ntAaag  das-  Aasehen, 
als  ob  an  dieser  Stelle,  vor  -mebrereD  Wo- 
chen, ein  ugehesrerFurwutaf  Ten  der  Grösse 
■    ■  -^  6*      ■-      . 


—    84     — 

Illindesten»  eines  Zweithalerstäckes  ■■  Bil^ 
raog  gegangen  und  nun  soweit  gekcdt  «to! 
Bei  einem ,  nicbt  allznstarken ,  Drvifce  md 
den  wulstigen  Rand,  sowie  anf  die  iaaahril 
desselben  unter  der  Membran  herrarbttoh 
den,  letztere  anspannenden.  eiagew^iH^ 
liehen  Tlieilc,  scheint  das  Kind  keinea  Sckacn 
7.1t  empßnden. 

Das  Kind  starb  naeb  sechs  Woebem,  je- 
deDfalis  an  den  Folgen  des  beregten  C^cb. 

die  Section  ward  Alter  nicht  TcratittcL 
Eine  von  mir  angeordnete  Bandage  wv  Bv 
ein  einziges  Mal  und  dann  nicht  n~ieder  an- 
gewendet worden,  weshalb  sich  das  Uebd 
immer  mehr  vcrgrössert  hatte.  Von  Jenani 
der  das  Kind  aber  nie  gesebea  hatte,  v/u 
später  geünesert  worden:  es  könne  woU 
Spitia  bifida  n;ewesen  sein.  Ich  erkiire  je- 
doeh  auf  das  Bestimmteste,  dass  dieses  tiffd 
der  Fiill  war,  indem  ich  den  Zustand  mii 
Kückfuichtnahme  auf  dieses  Hebel  genan  on- 
tersucbt  habe  Die  vorliegenden,  nar  mit 
einer  dünnen  Haut   bedeckten,  Theile  wareu 

fan»  unverkennbar  wirkliche  Eingeweide; 
em  Gefähl  nach ,  Leber  oder  Niere.  Du 
Rückgrat  war  nach  hinten  zu  ganz  vollstia- 
dig  gebildet  und  ohne  Spaltang;  alle  Pro- 
cessus gpinosi  in  voller  Integrität :  kaum, 
dass  die  untersten  Processus  oblic|ai,  welche 
dicht  an  der  Missbildung  befindlich  w,ireD. 
etwas  unvollkommner  als  die  der  anderen 
Seite  7,u  sein  schienen.  Bei  völlig  raht^ea 
Zustande  des  Kindes  fand  keine  Geschwulst, 
kein  Hervordrangen  der  prolabirten  Theile 
innerhalb    der      kraterformigen     Vertiefunf 

«      I 


—     85    — 

Statt;  nur  bei  beunruhigter  Reepii-ation,  be- 
sonders bl^iin  Schreien  und  Hasten  drängten 
sich  dieselben  sogleich  stark  hervor  und 
konnten  nur  durch  Anstrengung  der  auflie- 
genden Hand  zurückgehalten  werden.  Ein 
blasenartiges  Gebilde,  wie  bei  Hydrorrhachis. 
war  durchaus  nicht  vorhanden.  — 


i-*  ■,;>!  .iW( 


Beitrag 

neuen  Heilmethode 

der 

Baue  li  Wassersucht 

durrh 

gauze  Kartoffelu. 

Von 

Dr.  C.  C.  T.  Burdach,  in  Luckau. 


^  Unter  ungefähr  folgendem  Titel :  »VoU- 
stäadige  Heilung;  der  Bauchwassersncht  durch 
ein  bisher  unbekanntes  einfaclies  Mittel,  etc. 
—  von  ])r.  V.  Iletl/eld,  ehemaligem  aasser- 
oi'd.  Prof.  d.  Medicin  zu  Jena,«  erschien  zi 
Anfang  v.  J.  eine  sonderbare  kleine  Schrift. 
Ringsum  mehrfach  dicht  verklebt,  entdedtl 
sie  ihr  Geheiraniss  nur  demjenigen,  welcba 
für  baare  »ehn  Silbergroschen  ihr  rechtais- 
siger  Besitzer  geworden  ist.  Da  teh  ebei 
eine,  wegen  organischer  Fehler  anheilbare 
ascitische  Kranke  behandelte,  so  scheute  ich 
den  Aufwand  nicht,  und  glaube  dadnrrh  sa- 


—  8r  — 

gleich  berechtigt  zu  sein,  dun  erkaufte  Ge- 
beimniss  und  meine  Beobachtungen  darüber 
zu  veröfTentlichen..  Der  Verfasser  obiger 
Schrift  heilte  seine  bedeutende  Banchwaeser- 
sacht,  nachdem  er  angeblich  von  den  Aerzten 
so  gut  wie  aufgegeben  war,  durch  den  al- 
leinigen GennsB  einer  tüchtige»  Schüssel  voll 
/ganzer  Kartoffelrt.  und  lebte  hierauf  nflch 
länger  als  vierzig  Jahre  in  bestem  Wohlsein, 
ohne  einen  Rückfall  dieser  Krankheit.  Auf- 
fallend genug.  Zufällig  jedoch  ward  mir 
von  einem  Landmanne,  ohne  meine  Ver- 
anlassung, völlig  unbefangen  nnd  glaub- 
würdig, beinahe  mit  denselben  Worten  wie 
in  dem  angefahrten  iSchriftchen,  ganz  das 
Gleiche  erzAhlt.  Die  Q^chsITenheit  der,  oh- 
nedies nicht  wohl  gerauen^n,  Kartoflieln  zu 
jetziger  Jahreszeit  (im  Februar),  auch  die 
individnelleD  Ünistfinde,  gestatteten  zwar 
nicht  eine  ganz  treue  Nachahmung  des  obi- 
gen Heilverfahrens;  jedoch  verordnete  ich 
meiner  Kranken  den  täglich  dreimaligen  üe- 
nusB  von  einfachem  Kartoffelbrei,  mit  gänz- 
licher Ausschliessung  jeder  anderen  Nahrung. 
Der  Erfolg  war  über  Erwartung  befriedigend, 
obwohl  nicht  so  glänzend  wie  bei  dem  Or. 
f.  Hellfeld  und  meinem  Bauer.  Heilung 
konnte  wegen  der  obwaltendeu  Umstände 
hier  "nicht  dadurch  bewirkt  werden,  aber  fac- 
tisch  ist  soviel;  diese  Kartoffeldiät  wird  von 
meiner  (bettlägerigen)  Kranken  besser  ver- 
tragen, macht  ihr  weniger  Spannung  und 
Aufblähung  der  Präcordien  und  leichtere  ge- 
regeltere Stuhlentlecrung,  auch  bei  dem  an- 
hauenden Fortgebranche  weniger  Ueberdrus^, 
als  irgend  eine  andere  Kost;  die  gleichzeitig 


.     —    88    - 

«oeewendeten  Palliativinittel  wirkea  faicht 
lind  «eher,  mid  80  labt  diese  Kranke^  welche 
ihFem  Ende  schon  ziemlich  nahe  sdura^iEieit 
mehreren  Wochen  in  recht  erträglichem  Zn- 
stande, bei  verminderter  Geachwolst.  Bei- 
liafig  bemerke  ich,  dass  icH  in  dioBiem  Falle 
die  als  angeblich  bestes  Dioretiewt  eayfek- 
lene  Caincaworzel  gans  wirkungskw,  «ge- 
gen den  Anfgnss  der  PetersiUenwniiiefai»  9^ 
ge  wohnliches  Getrink  angewradet,  ipeeerBt 
kriftig  und  die  reichlichste  Diäresis  bewir- 
kend und  die  sonst  recht  wirksame  Bad.  One- 
nidis  merklich  nbertceffend  gdtandeir  habe. — 


.  / 


« 


<.M--> 


»1  • 


t 


vn.. 
Kurze  Nachrichten  und 
mni^.  Auszüge. 


"         Fernere     Nachrichten        '   "* 
Uli«r 

das   Kinderspital  in  Wien. 

(Vcrgl.  Bd.  XCIV.  81.  «.  S.  106.) 


Wir  enlnehmeu  aus  dem  von  Dr.  MmiHmtr 
Sil  eben  v« rollen tlichten  «BerirM  ülier  die  Ergti- 
»isse  des  unter  dem  AUerhSehstett  SilmlMi  I.  M, 
Her  JCaiterin  Maria  Amia  $lehemteit  er«(en  Smder- 
sftüales  im  J.  1842.«  nachrol^entle  Kotiscn,  aus 
deueu  sich  die  festere  tieslaltung  der  innerii  und 
äussern  Verhältnisse  dieser  Anstalt  aitF  eine  er- 
freulinhe  Weise  bekanitet. 

-Ein  Verein  von  wo)iUhätist.'n  b'inderrreuii- 
den  hatte  sich  schon  im  Laufe  des  rarigen  Jah- 
res zu  bilden  begannen,  nni  dieses  Instilat  von 
dem  vergänglichen  Wirken  eines  Einzelnen  un- 
abhängig zu  machen  und  dauernd  zn  begründen. 
1>es  Vereins  Entstehnng  ward  am  letzten  Tage 
vorigen  Jahres  öffentlich  angekündigt,  nnd  nach- 


—    90    — 

dem  am  6.  Harz  die  Sanctionimng  derStatnteu 
erfolgt  w^r)  ivShlien  die  Mitglieder  das  CoBdML 
Die  Frau  Landgräfin  ^on  Fursiembei^^  Ober- 
hoftneisterin  Ihrer  Majestät  der  KaUerin ,  and 
Fraa  Gräfin  SedlnUzkp  wurden  die  Yorateberin- 
neu  des  Vereines.  Ihre  Durchlaucht  die  Frau 
Ffirstin  .Schänburg^  der  Herr  Pfarrer  Honorins 
Kraus,  die  Herren  Dr.  philos.  J.  B,  Hyiiridtf, 
F.  C.  Mamusi  und  iHerr  Dr.  Matahmat  als  Di- 
rector.  wurden  zu  den  Aus^chuss-j 
des  C^mit^'s  gewSMf. 

» 

Nachdem  am  25:  Mai  die  Allerbttcbaie 
Schntzfrau  das  Institut  in  alP  seinen  Theilen 
besichtigt,  und  von  dessen  Einrichtung  in  dem 
neuen  Locate  genaue  Einsicht  zu  nehmen  geruht 
hatte,  fing  man  am  I.  Juni  an,  die  Anstalt  aus 
den  Kräften  des  Vereins  ßu  erhalten«  JDie  Bei- 
träge wurden  den  Statuten  gemäss  aufzweifache 
Welse  verwendet  3  ein  Theil  davon  ward  snr 
Grfindmiig  eines  Stamm -Capltals^  deinen  IBwien 
die  Fortdauer  des  Inatitu^f  s  dereipsl.aicibtni  aol» 
len,  der  andere  zur  Deckung  der  täglichen  Be- 
dürfnisse benutzt.  Desshalb  ist  der  eraiere 
Tbeiides  Spitalvermögena  bei  der  ib  ki  ^ivil. 
ojMipA  .DeaterreichiscbeA  Spar^Casse  ma\r\mw'.fOL 
dvi^oiürt,  weMe  milBicbBcbi  Auf  den  wdkllbft* 
tigen  «Zweck  einen  «eigenen  Coato  coHrente  tdeni 
Vereine  eröffnet  bat,  während  dar  DkMlbe 
die  Gelder  zur  Erhaltung  dar  Anstalt  IrarwnHel^. 
und  bierfiber  mon^licb  sewebl  Iluftr 
der  Allerhöcbsten  SchatnfnMi,  wie  ;AiiaK*?4 
Comii^  Rechenschaft  giebt. 

.  Der  Wirkungskreis  der  Anstalt  bai  :ri«il 
^Mitdern  in  zweifacher  Besiebnng  enreil4ric:i  aie 
kann  nämlich  nun  auch  siechen  haMmaiMIkKk 
Kindern  gegen  Verpflegsgebtthi^n  von.zalm'idKi 
zwanzig  kr.  €.  M. ,  per  Tag  eine  XdinMMiUh 
bieten,  wofür  eine  eigene  Abtbeiinng  wäm^iOtMS 


i< 


-  »J  - 

Beücn  bcsliuiml  Ist,  uiiil  sie  vermag  jetzt  iii 
UriDgcnilen  Erkrarliiingeii  armer  Kiuder  auch 
aiiMer  der  Anstalt  Arzneie»  unentgeltlich  zu 
spenden,  da  fast  sHmintliche  Apother  Wiena  auf 
die  edeloiütkigste  und  menschenfreandlichatc 
AVeiae  die  in  solcher  Absicht  verschriebenen 
Arzneien,  welche  zur  leichteren  Berechnung  in 
zwanzig  Formeln  zusammvii^ernsst  sind,  uacli 
der  laudesnblichen  Taxe  mit  dreissig  pCt,  IVach- 
lass  verabfolgen. 

Die  strengere  Absonderung  der  auslecken- 
den Kranken,  die  zweckmässige  Beschäftigung 
deegencseiiden  bereits  schuißhigen  Minder  durch 
passenden  Unterricht,  welchen  der  Herr  Schul- 
lehrer  Hofmann  selbst  £u  ertheilon  die  Glit«  hat, 
und  ganz  besonders  die  gemiithliclie  dcil  trost* 
bcdärrtigcu  Aeltern  nnd  dea  leidende«  Kiildcrn 
wohlthneiidc  SccUorgo  des  hacbw.  Herrn  Kate- 
cheten Palet  lhiaHLoril%  sind  wesentliche  Fori-  - 
schritte,  deren  sich  die  Anstalt  im  Laufe  dieses 
Jahres  zu. erfreuen  hatte. 

Sowohl  im  Kinderspitalc  wie  an  der  Uni- 
versilSt  wurden  auch  iu  diesem  Jahre  neun  uudi 
drcissig  Frauen  und  dreissig  niönuUclie  Zuhö- 
rer in  der  Kinderpflege  unterrichtet.  Eis  haben 
soiuit  innerhalb  der  drei  Jahre,  als  diese  theo- 
retisch-praktische  Belehrung  über  d^c  ,'Pl1cg«^ 
gesunder  und  kranker  Kinder  crtheiU  wijrd,- 
siebenzig  Frauen  und  ein  hundert  tuaf  BI^nn*!r 
bereits  diesen  nüfziiehen  Vulerricbt  genossen. 
Auch  hat  die  Austalt  wie  bisher,  vielen  Ja  ugern 
Aerztcu  Gelegi'iiheit  dargeboten,  die  zahllosfii 
Leiden  der  Kinder  am  Krankenbette  sn  beobr 
achten.« 

IMmmarisehor  Ausweis  Über  die  im  jähre 
IS42  behandelten  kranken  Kinder: 


-    H    - 

Vom  1.  Januar  bis  Ende  Deccmb«?  1913  Wtlr- 
den  behandelt:  , 

Im  Spitale SSS - 

tn  Hanse  *  IM^  ' 

Znr  tSglichen  Ordination^  kamen   ^ftSf . 

Snniine  3904 ' 


• .  ». 


Hierron  sind:                genesen  ; j{/fjktbrben 

Im  Spitale       ...       274  —  ;j.    Ä/    • 

^      Zn  BTanse    ....       100  —        '26 

Zur  Ordination   fc-    •  ^,^  ' .  ;.  v 

brachte  Kinder     .    2064  t.  .^..tfiS:-^, 

Somme  3436     ~  '    aw  * 

;»  ■  ■-.  .'■♦ 

Auf  Verlangen  aua-dem  Spitate.  Mt*    '•^- 
lassen    .•    »  .(•    •  .«    «,.«..«'>*«   i«;-.:i96 

Yon  den  «ur  Offdlnaikn'gebnMBhtMiUr:f;'t)    • 
ins  Spital  aolgeiiommen       •   4-i.mitMM-> 

Ausgeblieben  sind  fott. den  cur. Qrifc'^  u'^,'^.». 
naiien  gebraditem  Kfaidem     .(•»>.,  BIS-  ■*  -. 

.  »elmpft  wurden  S4;  mit  Arirny^n 'J^tis 
l^MHel»  102$  gegen  TernflegUgebfllilritt'  m^ti 
auMoqimenlo:  -«^  v..^^. 


Das  VerhSltnis»  W  ll^ha^del^ ''iik''iH^ 
Gestorbenen  war:  im  Spitale  wie' 6'Vju"^ni^ 
Hause  wie  10  :  1;,  bei  den  zur  OrJlufiVtSg^^^ 
iMGhten  leichteren  Erkraillrungen' '  "^ef 'RfTlC 

"^  Es  ergiebt  sich  somit  als  TotaUlJeMjA 
der  seii  dem  Jahre  '  18^  be^amfelb^ ''£r 
kranken  Kinder:  '     ''''     Z.i 

Im  Spitale im 

.,m^  Hause     ^.  ...,.•    •..  •  it:;:.. 

Zur  Ordination  gebrachte  .     .f.> 


i  »  i 


Total- Summe  13I3T 


-    M    - 


Praktische    Miscelleii 
u*.t.i     Lesefrüchte 

'"^"^iitia  der  autländiachen  lAtteratMr, 
^    ■  Vom  Herausgeber. 

Bnmt  ntid  seilte  Präpanüe.  —  Neue  Ver- 
buche darüber  hat  Herr  B.  iU.  fi/over  (Edinburgh, 
»cwkaBtlc  Oll  Tyne)  angestelll.  Sic  >F3ren 
Gegenstand  der  Honietf 'scheu  Prrisanfgabe  tat 
1S42  und  aind  in  <lem  Edinburgh  med.  and  surg. 
Journal  Jnli  1842.  p.  120  ~-  141.  und  October 
p.  .335  _  .364  in  einer  Abhandlung  besciirieben, 
weiche  fallenden  Titel  führt:  On  the  Phjsiola- 
gical  and  flledicinal  Fropertiea  of  Bromiue  and 
its  Cnnipounds;  also  the  Analogies  between,  the 
Fhysiological  and  Aledicinal  Properties  of  these 
Bodics,  and  (hose  oX  Chloriue  aiid  Jodine  with 
Ibcir  correspoiidcut  Coniponuds,  und  enthält 
eine  Reihe  neuer  Experimente  an  Tbiercn,  welche 
ausser  den  |ih}'si alogischen  Eigeuschaflen  de» 
Brunis,  der  Hvdrobrauisäure,.der  Verbindungen 
des  Brom's  (mit  Kali,  IVatrum,  Slagncsia,  Baryt, 
Zink,  Eisen,  Blausäure  etc.)  und  der  Analogie 
derselben  mit  Chlor  und  Jod  und  deren  Präpa- 
raten auch  die  modicinischen  Wirkungen  dieser 
Stolle  zum  Gegenstand  habvn.  Nach  Herrn 
Glover's  Versuchen  ist  ein  Tbeil  reines  Brom 
in  circa  ein  und  vierzig  TheÜen  Wasser  bei 
sechszig  Grad  {Fakr.?  Ret.)  aufifislich,  so  das» 
eitle  l'nze  10,36  Gran  Brom  enthüll.  Dies  ii«t 
die  sstnriite  Lösang,  Aeren  er  aidi  bei  seincH 


—   M    - 

Versuclieii  lieilicnt  hat.  Diese  bestätigen  im 
Allgemeinen  ilic  Errahruii,eeD ,  welche  deutsclic 
Aerzte  über  dir  giüigen  WirhaiiKcii  des  Brom« 
seit  beinahe  zehn  Jabrcn-  veröfieiitlicht  haben, 
die  aber  iinserm  Verf.  unbckaunt  geblieben  tu 
sein  acheincn.  Wir  vortveiscn  unsere  Leser  in 
dieser  Beziehung  auf  ttUke  (die  neuern  Arse- 
neimitlel.  Stuttgart  1840.  [>■  122.  3'43.  36S  und 
folg.)  Unmittelbar  tu  den  Kreislauf  gebracht, 
wirkt  das  Oroin  corrodirend  auf  alle  Organe, 
mit  denen  es  in  Conlact  kommt,  und  födtcl 
darclt  Coagulation  des  Blutes  in  den  Gefasse» 
und  in  der  rechten  IIKinc  des  Herzens.  Blaf- 
entzichungen  mindern  die  Wirkungen  des  Gif- 
its.  Durch  den  iHnnd  «iiigeSösst,  zerslöri  m 
die  Schleimliaat  des  Schlundes  und  des  Magent 
durch  Verdunstung,  welche  bei  der  beLann- 
fen  Flüchtigkeit  des  StoHes  sehr  schuell  erfolgt. 
.  nizt  und  entzündet  es  anck  die  Respiration*- 
•^ane.  Das  Athmen  wird  erschwert,  die 
Circulation  langsam  und  nnregelmässig.  Es  stellt 
sich  vermi'hrli.-  Secrctiun  des  IVasenscblcims  and 
Speichclfluss  ein.  Der  Magen  verliert  bald  die 
Krall  seine  Conlcnta  weiter  zn  fSrdern,  daher 
das  cm  in  demselben  verbleibt ;  nichts  desto- 
weaiger  werden  die  perist al tischen  Bewe^^ngen 
der  Därme  durch  dasselbe  gelähmt.  Wendet 
man  geringere  Quantitäten  des  Broms  an,  so  er- 
folgt -bloss  entzündliche  Reizung  des  SlageiM 
und  in  dem  Blutoder  Abdominal- Venen  findet 
man  Spuren  desselben,  zum  Beweise,  dass  t» 
ahsorbirt  wurde.  Dies  ist  Jedoch  nicht  in  allen 
FSllen  beobachtet  worden.  Brechen  und  Par- 
giren  stellen  sich  meist  sehr  schnell  «in  nad 
im  Urin  findet  man  einen  Theil  des  Broms  wie- 
der. Bringt  man  das  Gift  bloss  auf  die  Zaage, 
so  wird  in  wenigen  Minuten  die  Respiratioa 
in  hohem  Grade  beschleunigt,  röchelnd  mai 
der  Herzschlag  unregelmässig.  Es  er  folgen 
Rnctas  und  Durchfall,  Thränen  der  AagvMond 


I 


-    §5    ^ 

Erweiterung  der  Pnpillen.  Das  Thier  bleib! 
lange  Zelt  Nchwach.  Die  Wirkungen  Bind  also 
otTenbai'  denen  ähnlicli,  welche  das  Einathmcn 
von  Chlorgas  hervorbringt.  Der  Verf.  versucble 
das  mn  an  sich  selbst,  er  brauchte  es  einen 
Mouat  lang  und  stieg  allmäblig  von  viereig 
Tropfen  der  satnrirten  Auflbsung  dreimal  täg- 
lich in  einer  halben  Tasse  Waaiter  mit  etwas 
Sjrrnp,  bis  zu  einem  Außen  fVemgla»  voll  pro 
dosi.  Mehr  konnte  auf  einmal  nicht  genommen 
werden.  Der  Geschmack  war  abschenljch  (iruly 
horrid),  das  Mittel  vermehrte  den  Appetit, 
Haut-  und  Nierenaecrction.  Anderthalb  Tropffn 
reines  Brom  in  einer  halben  Unze  Wasser  er- 
regte HilRe  im  Munde,  im  Oesophagus  and  im 
Magcu,  auch  etwas  Holiksehmerzen;  »wei  Trop- 
fen aber  verursachten  Ekel,  Schluchzen  und 
%-ermohrten  die  Urinaecretion.  Das  Einathmen 
der  Brnmdämpfe  macht  heftigen  Husten,  Beklem- 
mung und  Koprscbmerz.  Aehnlich  waren  die 
Wirkungen,  welche  unser  Verf.  bei  Kranken 
beobachtete,  denen  er  das  Mittel  reichte,  mehr, 
mals  sah  er  auch  Erweiterung  der  Pupillen  und 
Betäubung  danach  entstehen,  und  glaubt  daher, 
dass  man  das  Brom  nach  seinen  Wirkangen 
auf  den  Organismus  aU  zwischen  Chlor  and 
Jod  in  der  Mitte  stehend  ansehen  müsse,  daaa 
es  sich  aber  mehr  jenem  als  diesem  nähere. 

Als  ein  neues  Reagens  auf  Brom  giebt  un- 
ser Verf  das  GoldcJihrid  an,  welches  aber  nicht 
eine  gelbe,  sondern  eine  rolhe  Färbung  in 
bromhaltigen  Fliissigkcilen  erzeugt.  Als  die 
besten  At^iA>la  empHebit  er  Stärke  und  jEweics. 
Die  Hgdrobromsäurt  ist  weniger  scharf  und  gif- 
tig als  das  reine  Brom.  Die  Verbindungen  der 
Broaisänre  mit  Kali  und  IVatrum  sind  wenig 
corrodirend,  Solutionen  von  Eiweiss  werden 
schwach  dadarch  getrübt  und,  dem  Uluie  beige- 
miacht,  geben  sie  diesem  eine  hellere  (brlghtor) 


—    «6    — 

Farbe.  Btaihez  fanil.  das»  Bronikali  sich  gani 
so  wicJoiJkali  verhielt.  Eh  tödtet  Hunde,  wcd» 
man  es  in  die  Venen  sprilet,  durch  Coagqlation 
dea  Blules  und  erregt  Conviilsioiten.  In  dei 
Blagen  gebracht,  erregt  es  Brechen.  Cen-altwun 
darin  EurückgehaKcn,  enleündet  ua  die  Kla^en- 
aud  Darnisclilcimhant, 

Brom-  und  Jodbaryum  sind  in  ihren  Wir 
klingen  nicht  weaeiillicli  verschieden  von  Chlor- 
baryom. 

Die  Verbindung  der  Bromaäure  mit  Zinl 
verhält  sich  in  seinen  physiologischen  Wirkuu- 
gen  ähnlich  dem  Ziiikchlurid,  Die  Lromsaureii 
HetallsalEe  des  Itlercurs  und  des  Eisens  zeigen 
in.  dieser  Beziehung  cbenTalla  keine  wesenlliciieu 
Verschiedenheiten  von  den  Chlorverbindungen 
dwaer  Alelalle.  Das  hlausaure  Brom  scheiat 
das  heßigste  Giß  zu  sein,  das  wir  kennen.  6* 
wirkt  direcl  lähmend  auf  das  Kückenmark. 

Was  nun  die  medicinischen  Wirkungen  itt 
Broms  und  seiner  Composita  betrifft,  so  scheinen 
zweiPranzoseiiPourc/ie'  nnd£>e«orgues  beide  Nickt- 
är^e,  den  Gebrauch  derselben  zuerst  versucLl 
za  haben.  Letzterer  empfahl  das  Quecksilher- 
bromin  gegen  Syphilis.  Was  fernere  Erfahmn- 
gen  in  Frankreich  über  die.se  Mittel  gelehrt  ha- 
ben, ist  von  Herrn  Botmel  im  Bulletin  de  The- 
rapentitjue.  Juli  1837.  zusanimcngeatelU.  Er 
gebrauchte  sowohl  das  reine  Brom  zu  sechs  bii 
dreissig  Trupfen  des  Tages  in  drei  Unzen  Wal- 
ser in  drei  Dosen,  als  auch  das  Kali  faydrobro- 
micum  innerlich  und  äusserlicli  gegen  scrophn- 
ISse  Uebel.  'Da»  Quecksilber -Subbroinid  und 
Bromid  haben  nach  ihm  die  grösate  Aehnlich- 
keit  mit  dem  Calomel  und  Sublimat.  Sie  wir- 
ken jedoch  milder  und  erregen  weniger  leicht 
Salivation.     Das  Bromid  ist  nicttt  so  iBailch  >b 


-    9T    — 

Wasser  als  der  Sublimat:  er  empGehU  daher  die 
Auilösan^  desscibci)  iu  Aeiher.  JUagettdie  wen-  ' 
.dct  das  Bram  und  seine  Präparate  gegen  Sero- 
pheln,  AmenorrhoD  und  H/pcrtrophie  des  Her- 
zens an  nnd  ist  überzeugt,  dass  fernere  Ver- 
suche die  grossen  arzeneilichen  Kräfte  dieser 
Stoffe  herausstellen  werden.  Dr.  tVilliajiu  hat 
das  Brunikali  in  Fällen  von  Hypertrophie  der 
Slilz  mit  ausgezeichneten)  Erfolge  angewendet. 
Unser  Verf.  hat  aehteelin  eigene  und  fremde 
Beobachtungen  über  den  med.  Gebrauch  der  in 
Rede  stehenden  Stoffe  kürzlich  mifgetheilt.  Sie 
betreuen  Fälle  Ton  Eczema,  Flechten,  Vlccra 
pcdum  inreterala  verschiedener  IValnr,  Carbun- 
bel,  syphilitische  Excresccnzcn  und  eine  sarko- 
matoae  Geschwulst  des  Knie's.  Gegen  diese 
-vrarde  das  Brom  äusserlich  zu  zehn  Grau  auf 
eine  Pinie  Wasser  als  Wasehung  angewendet 
odet  als  Salbe  (acht  bis  dreissig  Gran  reines 
Brom  und  eine  Drachme  Bromkali  auf  eine 
TJnze  Fett)  eingerieben.  Als  Augenwasser  ge- 
gen eine  scrophulöse  Blennorrhoe  diente  eine 
Solution  von  drei  Gran  Bromkali  auf  eine  Unze 
"Wasser. 

Innerlich  hat  Herr  GIovbt  das  Brom  kalt 
(rdnf  Gran  alle  drei  Stunden)  gegen  Scrophel- 
geschwälste  verschiedener  Art  mit  verschiede- 
nem Erfolge  angewendet.  Eben  so  versuchte  er 
das  Brom-Eisen  und  die  Brom<juecksilbersalze 
in  dazu  geeigneten  Krankhcitei).  Seine  Angaben 
sind  indess,  wie  er  selbst  gesteht,  keinesweges 
geeignet,  uns  vollkommen  über  die  medicinischen 
Kräfte  dieser  Mittel  zu  belehren.  Er  kommt 
jedoch  zu  dem  Endresnl täte,  dass  das  reine  Brom 
-wegen  seines  schenslicheu  Geschmacks  sehr  sei- 
len innerlich  gegeben  werden  dürfe;  dass  das 
Bromkali  schwächer  wirke  als  Jodkali,  aber  den 
Magen  weniger  angreife^  dass  Brom-Eisen  ein 
sehr  angenehmes  Präparat  sei  und  als  Tonicuin 

Juürn.  Bd,  XCV.  SL  4.  1 


'•.  1 


empfohlen  werden  könne  und  endltdi,  di«  f(to' 
%ied(süber  -  Bromsalse  mit  dem  Calomd  mi4 
dem  Sublimat  in  ihren  guten  wie  in  ihren'-iiijMach  ■• 
ten  Eigenschallen  übereinstimmten»  «—  Im  JUI- 
gemeinen  theilt.  er  die  schon'  oben  aalgeeteUie: 
Anrieht  9  dass  die  Bromsalxe  übMhanplin  Huier 
OMdieinisohen  Wirkung  swisehen  den  Ohlorv 
und  den  Jod -Verbindungen  mitten  inlka  slili«B| 
mehr  aber  zu  den  erstem  «ch  hin  eil  «elgcä 
sdieinen.  —  Ref.  glaubt  nicht,  dass  dem  Atammm^ 
sehalae  ein  wesentlicher  Gewinn  «u  de^Bimn« 
priparaten  erwachsen  werde.  ' 


■Mi 


Dilaiaiio  cordU.  —  Dr.  Boydy  And  

rylebone  *  Hospital,  hat  die  Beobachtong  gemndii 
(Edinburgh  med.  chirnrg.  Journal.  JuL  1842.  p.- 
86)» dass,  während  Erweiterungen  di*  JBLnB&Mu 
bei  "Lungenkranken  y  Wassemtfchtigen  Jttid  Am-' 
piektischen  überaus  häufig  gefnndei^  wbffMii, 
das  Uebel  als  rein  für  sich  bestehend  Iftera««- 
selten  vorkomme.  Nach  seinen  I7ntarMidiaM|Mi> 
Tariirte  das  Gewicht  des  Herzens  bei  einar  mn 
deutenden  Zahl  Erwachsener,  welche  mit  sol- 
chen Desorganisationen  behaftet  warmi,  Tdili  ^ 
bis  SU  31  Unzen.  Fast  immer  fand  mMi  glelclh>; 
zeiüg  bei  Dilatation  des  Hertens  Tiii  uif Qgiü 
rungen  anderer  Organe,  als  namentlid^  Jm^be» 
her,  der  Nieren  u.  s^  w..  t       . 


Dauer  der  Wirhammkeli  du  Kiikfnflk^lHfiJ^m, 
—  Dr.  Graham  Webr  zu  Edinburgh  kai  XyiAi, 
welche  zwanzig  Jahre  (von  1822  bk  184^  im 
Röhrchen  und  zwischen  Glasplatten  eingenetiHi»» 
sen  aufbewahrt  worden  war,  zum  impleli  §t* 
braucht.    Die  dadurch  erzengten  Btatiem  wnt«» 


etwas  kleiner,  aber  rcicU  mit  Lymphe  gefällt  und 
zur  Fortpflpnzung  rollkommen  geeignet,  (ibid. 
pag.  260). 


Harnstoff  m  dem,  eitier  an  AwUes  leidenden 
fran  rfwrcA  die  Paracenihese  eiUteerleu  fVtuaer.  — 
Dr.  Corrigan  beschreibt  den  Fall.  Professor 
JCane  untersuchte  das  Wasser  und  fand  darin 
Harnstoff  in  so  reichem  jtlaasse,  das»  er  es,  be- 
vor er  den  Ursprung  desaclbcn  wasste,  fiir  wirk- 
lichen Urin  zu  halten  geneigt  war.  (Dublin 
Journal  of  Bfedical  Science.  March.  1S42). 


Verg^ung  durch  den  Genuas  des  Fleisches  von 
ehter  inj/  Karomihel  behafteten  jwtsen  Kv3i  —  beob- 
achtete Dr.  Costa.  Das  Thier  hatte  zwei  Kar- 
bunkeln am  nintertheilc.  Mehr  als  sechszig  Per- 
sonen aasen  von  dem  Fleische  desselben  nnd 
■wurden  ron  allgemeiner  Schwäche,  Zittern, 
Krämpfen  in  den  Därmch  und  in  den  Extremi* 
täten,  Erbrechen  bitterer  gräner  Massen  und 
von  Delirien  befallen.  Bis  auf  Einen,  wurden 
alle  wieder  hergestellt.  Dieser  starb,  unter  gänz- 
licher Entkräftung,  Verlust  der  Stimme  und  So- 
por,  am  zweiten  Tage.  Man  fand  bei  ihm  die 
innere  Haut  des  Magens  mit  Blut  uiiierlanfcn, 
und  Ecchymoscn  in  der  Schleimhaut  der  Därme, 
die  Leber  war  mürbe  ntfd  die  Gefäsae  der  Dura 
matcr  mii  Blut  iiberfülU.  (Annali  unirersali  di 
Medlcina.  OcJober  1841). 


Asthma  ihj/micum.  —  Neun  Kinder  einer  Fa- 
lle wurden  sncccssive  von  «Laryngismus  siri- 
lus«  befallen,  vorsngsweise  die  Knaben.    Heh- 

7* 


—    MO    — 

/  I 

irere  deraelben  sfarlien..  Bei  eiottt  4är  Mai  - 
Terstorbenen  ward  die  Seciion  gtiiMMt;  i  mtm  \ 
fand  eine  bedeoiende  Vergrössemog  fte  Thjf  ' 
mus- Drüse  and  hicif  sich  zu  dem  Schliikse  Be» 
jrecbtigei,  dass  dieselbe  Ursacb  die  AnttDe  des 
Asthma  auch  hei  den  öbrigen  erzeugt  bitte« 
Diese  Beobachtung  wurde  hi  The  liMMtot  17. 
Juni  1841  mitgetheilt.  JBei  einem  sipMer, gebor- 
nen  Kinde,  dem  zehnten  der  gedaeht«n Familie^ 
stellten  sich,  als  es  beioahe.ächtSbBste.alt  war« 
die  Krankheitserscheinungen  des  Astkdili  tbjBit 
micum  ein,  nachdem  das  Kind  seit  daei  Mona» 
ten  am  Keuchhusten  g^liti^en,  dieirar  jaber  betj^Ma 
nachgelassen  uud  ein  zweites  Mal  reddivirf- bMM» 
Die  Symptome  des  Asthma  waren  seltr  woU 
von, denen  der  Tussis  convulsiva  zu  unteradiei* 
den.^  Das  beengte,  pfeifende  Athmen|,die  blane 
Färbung  des  Cresichts,  das  Ansehwellea  dav  Ve- 
nen des  Kopfs  und  die  KrSmpfe  arfalgiw  pUter 
lich^  wenn  das  Kind  aus  dem  Schlafe  arwaiAt% 
und  ohne  lillen  Husten.  Der  Arsl^  .  Qerr  Jftüif 
jjnits,  gab  Calomel,  Hess  die  Gegend  dar  tkjr 
mafl  mit  Jodsalbe  einreiben,  Biutagfl  an  dia 
ScUäfe  setzen,  aber  die  Krämpfe  nahaMn.M 
und  so  ward  Dr.  MarshaU  Hau  zur  Baraduu^ 
gerufen.  Dieser  verordnete,  daks  das  b^tjaUa 
entwöhnte  Kind  von  Neuem  von  eiilMP  i^anndtn 
Amme  genährt  wurde  ^  liess  die  GawMja  9Vfi^ 
mal  täglich  scarificiren,  das  Kind  vom  K^C'-Uf 
zu  den  Fassen  fest  in  Flanell  einwididni.  4€Vi 
Kopf  durch  Waschungen  mit  Wasser  und  faUr 
tus  (7  ;  1)  kühl  erhalten  9  während  4ift  Ilaaa 
durch  Fomentationen  erwärmt  wurdap«  i'Er^lfaaa 
ferner  kalte  Umschläge  auf  den  BUs.':W4  .dWa 
Thjrmusgegend  machen,  gab  dreimal  tigliai  dbai' 
Gran  Kali,  Abends  einen  Gran  Calomal  nÜ 
fünf  Gran  Rhabarber.  All  diese  Mittel  worden 
sorgfaltig  angewendet  und  nach  afnigan  TaS^n 
liess  das  Asthma  nach  und  die  an%efrieba|ian 
$refössc    am    Kopfe    s^hwande^^    obgJaiAr .  Av 


-    101    - 

Kebchhogien  noch  von  Zeit  ca  Zeit  wiederkebrfr. 
Die  Wanden  des  Ganmens  eiterten,  sweiZihno 
bniehen  wJthrend  der  Cor  dareh.  Später  konnte 
aach  die  Ton  Herrn  MarskM  Hau  dringend  «n^ 
pfohlene  Luftveränderung  bewerknielliget  we»^ 
den,  indem  das  Kind  anf  das  Land  gebiffdkl 
wurde«  Bis  zum  22.  Juni  war  Icein  He^d^  eiw 
folgt.  Der  erste  Anfall  des  Asthma  war  «m  IS. 
April  beobachtet  worden«  (The  Laneet  S.  'uU 
1842.  p.  470  >-  72). 

.  .     .  *  •    w 

Zu  Yorateheiidem  hat  lltn  MoMkMUM 
(ibid.  9.  Juli  p.  &06  —  5Q8}.  allgemeine  Bemei^ 
kungen  hinzugefügt,  ans  denen  wir  Einiges,  «ns«^ 
heben.  Die  Vergrdssemng  der  Tfajmusdrüsa  ist 
,  nidit  Ursacli^  sondern  Folge  der  Kranlcheity  limik 
wird  durch  die  mit  den  AniUlen  von  contulsi«' 
visdiem  Asthma  Terbundenen  Anstrengungen  erw 
zeugt»  Das  Uebel  ist  nicht  unheilbar.  Die  Di*». 
Position  zu  demselben  scheint  in  einer  erhöh* 
ten  Reizbarkeit  der  excito-motbrischen Nerven 
zu  liegen.  Entfernte  Ursachen  sind  t  1)  dasZaib« 
neu,  2)  unverdauliche  Nahrung,  3)  krankhalUt 
Stoffe  im  Darmcanal  (morbid  alwine  matters)^ 
4)  äussere  Reize  und  5)  Gcmüthsbewegungen. 
Gegen  diese  ist  die  Behandlung  zu  richten.  Das 
längere  Zeit  täglich  fortzusetzende  Scarificüren  des 
Zahnfleisches  (wenn  auch  nicht  gerade  der  Durdn 
bruch  Ton  Zähnen  zu  erwarten  steht)  ist  das  vor« 
züglichste  Mittel,  um  den  gereizten  Zustand  des 
Blnt^  und  Nervensystems  herabzustimmen.  Der 
geringe  Nachtheil,  den  die  Eiterung  der  scarificir* 
ten  Stellen  bringen  kann,  kommt  gar  nicht  in 
Betracht  gegen  den  offenbaren  Vortheil,  der  aus 
diesem  Verfahren  zur  Verhütung  der  Convulsio« 
nen  erwächst.  —  In  Bezug  auf  die  Ernährung 
solcher  Fat.  empfiehlt  Herr  J^arshaü  Hau  vor 
Allem  die  Ammeomilch.  Wo  dies  nicht  zu  be- 
wericstelligen  oder  das  Kind  schon  zu  alt  ist, 
«m  wiederum  gesäugt  zn  werden,    da  soll   es 


—    101    — 

dlein  mii  verdiliiiiier  Esds-  odav  Jbddafildi 
oder  naeh  UmatSndle^  mii  ArroyH^'xpQ^,  'oiMß 
Zwiehacksappen  mmi  einer  Fbuiehe  gatrinhtiv«»- 
den.  Im  Anfall  selbsi  soll  man  das  Kind  »m 
Erbrechen  reixen.  Tägliche  LeibeaSilmii^  mnai 
■orgflUiig  erhalten  werden.  Crroaae  Dimmd  ram 
Calomel  sind  nachiheilig.  Bhabarber  tili  Tarfc 
tart.  und  Manna  sind  JEur  ErfUlndg  diaair  Indi» 
cationen  wohl  geeignet  und  man  kami  dMsdben 
einige  Tropfen Tinct.  Bljoscjami  oder  «twaal^g^ 
wersjrnp  zntegen.  Gleichzeitig  sind  Kljirtiero 
ton  warmem  Wasser'  oder  CtostenstMeiqi  ton 
grossem  Nntsen.  .Sie  wirken  oll..gftniti§er  sin 
all«  nenere  Pnrganzen.  Als  inssero  ScUUftidH 
keiten,  welche  besonders  leicht  Boddiro*  de« 
Asthma  herbeiföhren  können,  nennt  «neer  TerL 
den  Nord-  und  irord-Od-fVirnd,  vnd  do»  jAh 
fmihaU  in  einem  femMem  neagebanfafn  jT—ir. 
in  Bezog  anf  letzteres  iUhrt  «r  eine  metkmf^ 
dige  Beobachtnng  des  Herrn  Hrnry  MomI  .an« 
(S.  Dublin  Hospital  Beports^  YoL  T;.jp.j|10> 
Ein  Kind,  welches  vom  l^ampfhaRen  Asttea  !lie« 
bllen  war,  ward  sofort  aufs  Land  gdbradkt  .«nd 
erholte  sich  vollkommen.  Als  es  abier  aar  Stadt 
znrfickgekehrt  war  nnd  sich  in  eltiem  ■  neoge- 
malten  Zimmer  anfhielt,  kehrten  sdkon' nach  wo* 
nigen  Stunden  die  AnfiUle  wieder*  Die  aber- 
malige Bkitfemung  ans  .diesem  Local  hrucl^ 
¥riedemm  vollständige  Genesung.  Als  der  kloine 
Patient  ein  zweites  Mal  in  jenes  Hau»  furiok» 
kam,  erneuerte  sich  auoh  alsbald  das  Asthuiai 
so  dass  der  schSdliche  Einfinas  der  WoJbüWM^ 
der  sich  auch  bei  zwei  andern^  iEindeni  jiagA 
Hervorbringung  asthmatisoher  Znftllo  ,fasaartt> 
gar  nicht  zu  verkennen  war.  —  ZttrtTaiUBddus^^ 
geistiger  Aufregungen,  welche  oft  die  alloinigo 
Ursache  von  €<Mivulsionen  bei  Kiud<yn  siiäy 
empfiehlt  Herr  MarOnoM  BM,  letntmre  miriiehst 
ruhig  zu  halten,  sie  vor  Geräusdi  m  bommron^ 
sie  nicht  zu  erschrecken  od*r  plMuliijh  mfimt 


103 


weeken  aiid  vor  Allem  ftir  eine  Amme  ron  m- 
higem,  nicht  ärgerlichem  oder  &iigetliclraH;Ge- 
mfitfae  zu  sorgen.  Jede  ErkXUimg  nad  der  Ein- 
flnss  rauher  Luft  ist  sergfilKg  mu  meiden,     x 


Herr  Gearge  A,  BeeSy  Eaq.  Surg.  au  Lob» 
don,  erzählt  einen  Fall  von  Apthma    spaatieiim, 
den  er  an  seinem  eigenen  Kinde  beobaditet  un  j 
mit    Glück    behandelt     hat.      Stuhlventopfnng 
krampfhaftes  Ansiehen  der  Beine  an  den  Unter* 
leib    und    derartige   Flection    des    Handgelenks 
gingen  den  Anfällen  des  Astbma  längere  Zeit 
Torher.     Diese   stellten    sich   Anfangs  ^ekener^ 
dann  immer  häufiger  ein  und  es  gesellten  sich 
allgemeine   Convnlsioneu    hinzu.      Blutegel    an 
den  Koptf  Abends  ein  Gran  Calomel,  Hicinusöl 
zur  Eröffnung  des  Unterleibs   waren  die  Mittel^ 
die   man  anwandte.    Auf  Rath  seiner  Freunde, 
aber  gegen  seine  Ueberzeugung,  scarificirie  Herr 
JRms  das  Zahnfleisch    au   der  Stelle  der  obern 
Schneidezähne,  obgleich  es  weder  gerdthet  noch 
geschwollen,  war.     Diese    Mittel,  blieben    ohne 
allen  Erfolg,  das  Asthma  wurde  itnmer  heftiger 
und    häufiger,    die    Kräfte   des   kleinen  Patien« 
ten   sanken   immer  mehr,   bis  endlich  das  Kind 
auf  das  |«and   gebracht    wurde.     Hier  erfolgte, 
zwar  nicht  so  plötzlich ,  wie  in  den  von  Herrn 
Marshaü  Hau  beobachteten  Fällen,^  sondern  erst 
flach  drei,  vier  Tagen  Besserung,  und  vollständige 
Heilung.  —  Bei  aller  Achtung  vor  der  .Autori- 
tät *des  Herrn    MarehM  HM  rdhlt.  Herr  Beea 
sich  zu  der  Bemerkung  veranlasst,  dasii  er  4eii 
von  Letzterem  so  unbedingt  -empfohlenen  Scari*- 
ficationen  des  Zahnfleisehes  seisto  Beifi|tt:  nicht 
schenken  k5nne,  viehnehr  dfo  UekMzeumagJiefe, 
dass  die  Heilung  der  Krar^ken  amh  «um  dhni^ 
bis  zum  Excess  und  bis  ziir  Bitemiig  ides  wol* 
eben  Gaumens  fortgesi^tzten  Soariifieattiüb»-  «^ 


J' 


—    104     - 

folgt  sein  würde.  Er  fügt  hinzu,  dass  seinn 
Errahriiiig  narh  sehr  oft  organische  Fehler  bei 
dieser  Krankheit  nicht  obwalten,  in  andern  Pil- 
len aber  olFeubar  Anschwelinng  der  Cervical- 
Driisen,  Hypertrophie  der  Thymus,  Missbildan- 
gea  des  Thorax  (als  Folge  organischer  Verän- 
derungen der  Lungen)  und  vielleicht  auch  evt- 
xüiuüiche  Affeclirmen  des  Gehirns  statt  linden.  Ob 
diese  Zustände  in  casn  concreto  bloss  Wirkung 
des  Asthma  seien,  (nie  Herr  Marshall  Hall  glaubt) 
wagt  Herr  Bees  nicht  zu  entscheiden,  neigt  sich 
aber  der  Ansicht  zu,  dass  sie  im  Gegentheil 
meist  als  llrsach  des  Hebels  betrachtet  werden 
müsslen ,  und  verweist  in  dieser  Hinsicht  ant 
die  Alonograpbie  von  llugh  Ley.  Vor  Allem 
aber  bekämpft  er  die  Ansicht,  als  könne  die 
Thymus  -  Drüse ,  welche  ihr  Blnt  aus  der  Mani- 
maria  interna  erhält,  durch  Blute ongestionea 
naeh  dem  Kopf  in  einen  Zustand  von  Pletbon 
nnd  Anschwellung  versetxt  werden ;  nnbediogi 
aber  könne  und  müsse  die  Hypertrophie  dieser 
Drüse,  wo  sie  einmal  bestehe,  zur  Erzeugung 
des  Larrngismus  stridulus  mitwirken,  wenn  sie 
atich  nicht  als  die  alleinige  Ursache  desselben 
angesehen  werden  dürfe.  (The  Lancet  %.  Aag> 
1»42.  p.  636  —  638.) 


Herr  Hnmphr^  SatidwUk  za  HuU  erzählt,  er 
habe  ein  Kind,  welches  lange  Zeit  an  -Crowiitg 
Resptraliotut  gelitten  und  iui  einem  Tage  sieben 
Anfülle  Überalanden  hatte  und  iii  Folge  eines 
solchen,  welcher  mehrere  Minuten  anhielt,  in 
wahre  Asphyxie  verfallen  war,  durch  XN^einAI»- 
sen  wieder  ins  Leben  gerufen.  Er  zog  den  Kehl- 
kopf  herab,  schloss  den  Mund  des  Kindes  und 
bliess  Luft  durch  die  Nase  ein.  (ibid.  p.  G39.) 


—    M5    — 

Es  «rare  gewiss  eine  wrilienstticlie  Aufgabo 
ilie  fieschichtc  des  Asthma  canvulsiTiiEn,  nacb 
dem  gegcnwüriigen  Stand  uiisera  Wissens  voU- 
sländi  j,  aber  auch  mU  Kriltk  zo  entwerfen.  Die 
Schriften  iler  englischen  Aerete  tlürften  hiezu 
■las  tetchste,  aber  freilich  auch  einer  kritischen 
Siohturtg  gar   sehr   bedürfende  Maieriale  bieten. 


Ecxetna.  —  Herr  Jonath.  Green  cinp6ehlt 
dagegen  das  Auflegeh  einer  Salbe  aus  einer 
Drachme  Magnesia  auf  zwei  Uuzen  geschmolze- 
nen Felis  (melted  lard),  welche  liegen  bleiben  soll, 
bis  sii>  sich  von  selbst  ablfisst.  So  lange  die 
Absonderung  des  Serums  stark  ist,  macht  sich 
ein  Wechsel  des  Verbandes  täglich  ein-  auch 
wohl  zweimal  nöthig,     (ibid.  p.  676.) 


Tinea  foKosa.  —  (Favus  scutiformis.)  Herr 
Devergie,  Arzt  am  Sptlalc  St,  Louis  zu  Paris, 
eniplieJilt  dagegen  das  einmalige  Bestreichen  der 
Schürfe  mit  iÜercuriu«  nilromis.  Dies  Verfahren 
soll  die  Heilung  in  wenigen  Tagen  bewirken. 
Herr  Camus  bemerkt  bei  dieser  üetegenbeit,  dass 
der  verdünnte  Li«j.  hjdrarg,  nitrSci  ein  vortreff- 
liches Mittel  gegen  die  s.  g.  Leier/lecke  wäre. 
Ur  schüttet  zu  dem  Liquor  etwas  lebendiges 
Quecksilber,  um  die  freie  Salpetersäure  abzu- 
stumpfen und  verdünnt  ihn  dann  noch  mit  de- 
stillirlem  Wasser  (3  :  i).  (Revue  m6dicale.  Aoüt 
1842.  pag.  302.) 


Omctt.fidmomm.  —    Null  WUHam  Stoku 
£rfUuiiBC«n  wird  di«  AbwmmI^  »iiMr  kreW 


—     108     — 

&Bft«n  Deaarganisaliaii  der  Landen  irahrHÜHia- 
Reh  gemacht  durcli  andaaerndc  Brustschmeretn, 
raricöse  Ausdehnuiif;  der  Venen  des  Halses,  dti 
Smst  und  des  Banclis,  Oedein  der  ExtremitSlen, 
Anawurr  einer  Alnsse,  die  dem  Johannisbeergelee 
Shalich  sieht,  nntt  durch  das  gleichzeitige  Vor- 
handensein scirrhKser  Geschwülste  au  vCrichif- 
denen  Theilen  des  Körpers.  (Archives  generale: 
de  m6A.  Jul.  1842). 


Camphor-Sohaio'n.  —  Eine  gute  Lüsun;;  ilei 
Camphors  ist  die  in  einer  Salmiak  -  Solaliou. 
(The  Lnncet  17.  Decbr.   1842.  p.  435). 


Schwefelsäure  sur  VerhiHvng  der  BUUnhk.  — 
.  Der  Nutzen  der  Schwefelsäure  als  ein  PrSl«^ 
yaliv  gegen  die  Itlcivergillluii^,  welcher  zuersl 
in  Frankreich  wahrgenommen  wurde,  hat  sich 
in  den  Birminghamer  Bleiweissfabriken  auf  eioe 
ansgeE  eich  nette  Weise  bewShrt.  In  Franbreicb 
gab  man  die  Säure  mit  Wasser  als  eine  Art 
Limonade;  in  England  mischte  man  sie  dem  j(e- 
wShnlichen  Getränke  der  Arheiter,  einer  Art 
Zucker-  oder  Syrups-Bier  (Treacte -beer) ,  in, 
Welches  folgendermassen  bereitet  wird :  Nimm 
Syrup  (Treacle)  fünfzehn  Pfund,  Ingwer  ein  halb 
Pfund,  Walser  zwölf  Gallonen,  Hefen  ein  Quart, 
Natmm  bicarbonic.  ein  und  eine  halbe  Unze  nod 
Vilriol-Oel  ein  und  eine  halbe  Unze.  Der  Ingwer 
wird  mit  zwei  Gallonen  Wasser  gekocht,  daai 
das  übrige  Wasser  heiss  und  der  SjTap  hisn- 
gefiigt.  Dies  läsat  man  zusammen  erkall«n,  das« 
bringt  man  das  Ganze  in  ein  Destillirgeßlaa,  sefil 
die  SSure  (mit  ihrem  achtfache»  Gewickt  ^a*- 
ser  verdünnt)  und  die  Soda,  glei^fpH-  i  •- 

■ergd^Ht,  fainza  andachlieut  dwC 


—  t»  — 

drei  1)!s  vier  Tagen  ist  das  Bier  zum  fiebraocKe 
^eci^iiet.  Seit  die  Arbeiter  dieses  GelrSnlc  ge- 
iiiessc»(SoDiBicr  1S41),  int  die  uuter  ihnen  ffii- 
her  so  häufige  Blcilfoülf  allmählig  seltener  ge- 
worden und  seil  Oclober  desselben  Jahres,  also 
seit  fanTzehn  Slonateii  gar  nicht  mehr  vorge- 
kommen, (ibid  {I.  43fi). 


Erregung  der  Contractiotien  des  Ulena.  — 
Herr  Simpson  empfiehlt  (in  einem  Schreiben  an 
Herrn  Marghall  Hall,  welches  dieser  bekannt 
macht)  zn  diesem  Zweck  abwechselud  Kälte 
und  Hitze  anzuwenden.  Itlacht  man  lange  Zeit 
bindurch  z.  B.  bei  Uterin -Blnlungen  kalte  Um- 
schläge aur  dcu  Unterleib ,  so  verlieren  diese 
ihre  Wirksamkeil;  die  Empränelichkeit  gegen, 
die  Kälte  wird  aber  sofort  von  jVeuem  bervor- 
gerufen,  wenn  man  zuvor  den  Leib  wieder  er- 
wärmt hat.  Dies  Vcrrahrcn  wurde  bei  einer 
Eclampsia  Pucrperae ,  wo  die  Wehen  gSnzlich 
cessirt  hatten,  mit  dem  besten  Erfolge  angewen- 
det, (ibid.  p.  437). 


Ischias  ne}-vosa  —  besteht  nach  Herrn  Mars- 
haU  Hall  in  wahrem  Nervenschmerz  und  Krampf 
der  Muskeln,  tu  welche  der  IVerv  sich  verbrei- 
tet. Später  erfolgt  Taubheit  (Numbness)  oder 
ein  Gerübl  von  Stechen  und  Schwäche  des  Fu- 
sses  und  es  bleibt  grosse  EmpfmHIicbkeit  nach 
dem  Lanfe  des  \erven  und  eine  \eigung  za 
Krämpfen  in  den  Muskeln  (besonders  der  Ga- 
^Irocnemii)  zurück.  Ihrem  Wesen  nach  hält 
Wert  MarshallUaÜ  die  Krankheit  für  eine  -iVeu- 
ritis«  and  empfiehlt  Iticrcurial-  und  andere 
PuTgMiien,     Ebenda    vor  Schlafejigehaii ,    eine 


—     108    — 

Viertelsluiitle  lang,  ein  heisses  Bad  von  103 
Grad  Fahrenheil.  Auch  Fomentationpn  orleich- 
tern.     (Tlie  Lancct  Jnli  1842.  p.  506). 


Phlhims  pulmotami.  —  Herr  Roleri  Jefft  zu 
London  siüht  die  Lungenschwindsucht  als  eine 
Scrophuloüis  pulmonum  an  uud  rühmt  die  In- 
halatiou  der  Joddänipfe  als  ein  beinahe  specifi- 
Bches  Mittel  da^e|i;eD.  Er  ist  noch  mit  diesen 
Versuchen  beschäftiget,  irelche  er  hei  hundert 
Kranken  angestellt  hat,  und  will  die  Resultate 
derselben  später  bekannt  machon.  (The  Lancct 
2  Jnli  1842.  p.  472). 


'HS^^' 


Monatlicher  Bericht 
über 

den  Gesnndheitfizustand ,   die  Gebarten   tind 
Todesfälle  von  Berlin. 

Milgetheill 

ftas  den  Acten  der  Hufelandischen  med.  chir. 
Gesellschaft. 


In  der  ersten  HBlfte  des  TerflosseneD  Ho- 
Bat«  hatten  fast  alle  Krankheiten  an  In-  und  Ex- 
tensität abgenommen  und  ausser  einigen  leichten 
rfaenmatischen  und  katarrhalischen  Affectionea, 
waren  keine  allgemein  verbretlelm  L^dnaieU* 


—    10»    — 

bar  geworden.  Aber  um  die  Mitte  4€li*.|bmte 
taacbten  säurst  ia  terelnaelten  ErteheUotigt» 
katsrrbalieche  Fiebe^  Ai4.|fie  dnrch.ilMSeWgr 
keit  und  ihren  stfimiLicbenilEerbiif  ««ffieWitttd 
späterhin  durch  ihre  fast  aHn^meine  Yerbreitoag 
deutlich  darthaten,  dato  sie  sich  wesentlich  von 
den  gewöhnlichen  sporadischen  Formen-  trenn«* 
ten  und  dass  ih^en.eine  epidemiecho  Y#rbreir 
tung,  ähnlich  der  im  Jahre  1837  gejM^eAea  In* 
flnenza,  atu  Grunde  liege.  Man  konnte  daher 
auch  mit  Recht  den  seit 'jener  Zeit  lilr  alle  fca» 
tarrhalische  Affectio^en  bisher  gebrauq^it^ki  *C^ 
lectivnamen  »Grippe«  iÜr  die  ureprUogUeheHliir 
fluenza  epidemica  Tindicireoy  welche  gontkÜfnlldi 
den  in  dem  letsten  Jahrzehnd  einigemal  geaehe* 
nen  Erscheinongen  ihren  Gang  sehr  raaeb;  dorcb 
die  ganze  Stadt  nahm  Und  fast  kein  Individuum 
verschonte.  Je  nachdem  sie  durch  die  Individna* 
lität,  oder  andere  Einflüsse  modificirt  ^rschjen, 
bot  sie  verschiedene  iPormen  ^ar,  jedoeh  Ifohnie 
maUi  trotz  ihrer  Proteu^gestalt,  doeh.sehr  we^ 
sentliche  Erscheinungen  niemals  an  ihr  vermis- 
sen. Als  constante  Symptome  waren ;  araigegen: 
ein  starker  Frost  beim  Beginn  der  Knvnkheit^ 
der  sich  später  oft  wiederholte,  eine  sehr  grosse 
Hitze  mit  HinföUigkeit  und  Zerschla^fdiheit  des 
ganzen  Körpers,  sehr  häufig  Schwindel  mit  und  , 
ohne  Kopfschmerz.  In  den  Fällen  wo  die  Brust 
frei  war,  traten  mehr  Uebelkeit;  Auflreibttng 
des  Leibes  und  Kreuzschmerzen  hervor.  Zu  den 
meisten  Fällen  gesellten  sich  anfkngliell  oder 
traten  später  hinzu,  bald  leichtere  bidd  sdiwe- 
rere  Aiiectionen  des  Halses,  der  LiiQ||dlisey  der. 
Brondhien,  der  Pleura  und  selbst  der  '^ 
welche  mitunter  einea  sehr  langwie^Mil 
zu  Folge  hatten.  Alle  befidleM^nWI 
wurden,  so  kurz  auch  dteAafklle  fei 
ten,  von  der  Krankheit. i^jfljbr  sfaikm 
und  litten  noch  •  langife  "ifiiäÄM^ 
und    NeigUDg  zuSäw^bpei 


,     > 


—    110     — 

entichied  sich  bei  sonst  geaunilen  SubjcclcD  in 
Kwei  bis  drei  Tagea  durch  kritiiiche  Schwelss^ 
nnd  Sputa,  hn  schwäclilicheii  and  besonder« 
■olcheo,  deren  Respiratioosorgane  schon  früher 
gelitten  hatten,  stcij^erte  sie  sich  bis  zur  Ent- 
zfindung  und  Viesa  verschiedene,  mitunter  be- 
deutende IVachkrankhcifeii  zurücli.  -Am  meisten 
worden  die  Phthisischcn  durch  das  HiuzukoDinieii 
der  Inflaenza  beuacht heiligt,  und  aus  dieser  Ver- 
anljtssung  starben  auch  214  Individacn  an  der 
Schwindsucht  in  diesem  Monate,  welche  enoriiM 
Zahl  fast  einasig  dasteht.  Gegen  Ende  des  Mo- 
nats echien  die  Krankheit  die  höchste  Höhe  ih- 
rer Verbreitung  erreicht  zu  haben.  Sie  in- 
schonte  kein  Alter,  Geschlecht  und  Beschüftignii? 
und  ergriff  ebenso  diejenigen,  welche  sich  gegfn 
sie  verwahrten,  als  die  Menschen,  die  liegen  Tem- 

EeratuFwechsel  abgehärtet  sind.  Die  Nachkranl- 
riten  der  IntluBiiza  werden  noch  längere  Zeil 
die  Aerzte  beschäütigen.  Ausser  dieser  allge- 
mein verbreiteten  Hranklieit  Miii-de  ii«ch  Alf 
Apoplexie  sehr  hüufig  beobachtet,  an  welcher 
Krankheit  in  diesem  Monat  110  Indiriduen  star- 
ben. Die  Aasschlagskrankheiten  wurden  im  All- 
gemeinen in  den  Verhältnissen  seltener,  als  die 
Grippe  sich  vermehrte. 

Eswardengeboren:583  Knaben  und 
56S  Mädchen,' 


i  starben:  249  mSimlichen, 

173  wetbl.  Geschlechls  nvi 
436  Kinder  nnterlOJahteD, 


Mehr  geboren:  293. 


Specielie  KrankheücH. 


An  EiillulifluDg  \Hei3   uri 
An  SehwJiche  IiaM  nach  il 

bun 

Ilniettig  und  lodt  geljoreii 
An  ichwelem  Zahnen 
An  Ki)Uni>fert  .  . 
An  Sei:o[ihrlii  ,  , 
An  Rhachilis  .  .  . 
Ab  GeliiTDivasieriuclit 
Am  Slickliusien  .  . 
An  <lt^n  Pocken  .  , 
An  JHaiPrn  ,  .  . 
Am  Schall  arhfi  eil  er  . 
An  der 


n.lunE 


An  der  Gehimci 

An  iler  UnledcihsenlzünilM 
An  der  LebfrenliUmlung  . 
An  der  DarmünliUndung  . 
An  der  HalienliUnd.mg  . 
An  der  BUckenmaiksentzÜmTung 
An  der  Bniiclilelleul Zündung 

An  Pleuriti 

Am  EntiUndiingifieber  .  . 
Am  NetrenGeber       .... 

Am  Fleclillelier 

Am  Tyiilius   abdominnlii     .      . 

Am  Gallenfieber 

Am  ScUeimlieber  .... 
Am  Kimlbeltfieber  .... 
Am  abzehrenden  und  sclilt^ichen' 

den  Fieber  

An  de[  LuDseaichwindiucht  , 


Itt  - 


An  dei  HtiliicIiiviQiliucbi 

An  Her  Unterlnlisichwiadiurhl 

An  der  DumscbwiDdiuclit     . 

Am  UTiIioiia 

An  Hydcotbarax         .      .     .      ■ 
An  Hyiliops  {iVrii;aidii  ,     .     . 
An  der  Gel1»uclii     .... 

Am  DuicbFall       ...... 

Am  BiccWurchfall    .... 

An  der  Ruhr 

i^  Blui»luri        

Au  Schifte-  iia<1  Sticklluss  , 
in  del  Trunksucht  .... 
Jn  0Tg!iiii>clien  Fehlertl  ,  . 
Am  Brucbscbadeu     .... 

Am  Krel 

An  der  Gichl 

An  Mageneiweichung    .     .     . 
An  GeWrnetwMchung  .     . 
Durch  Selhstmaril     .... 
An  niobl  benannten  Krankheile 
Durch  UuglUcksfälle      .     .     . 


24$ 


BntiB,   gedrackttiti  F.Nictack. 


€.   W.  Hufeland's 


Jl  •  u  r  n  a  1 


der 


practischen 


Heilkunde. 


Fortgesetzt 

,  Ton 

I 

Dr.  Fr.   Busse^ 

KOn.    Preuss.    Med.    Ratk    und   Hofmedicus , .  Ritter   des 

rothen  Adler -Ordens  vierter  Klasse  und  mehrerer  gelehrten 

Gesellschaften  des  In  -  und  Auslandes  Mitgliede. 


Grau,  Freund,  ist  alle  Theorie, 
Doch  grün  des  Lehens  goldner  Baum, 

Göihe. 


V.    Stück.     Mai. 


Berlin. 

Verlag  von  Oehmigke*s  Bachhandlung 


(Julius   Bülow.) 


I 


I. 

U  e  b  e  r 

den    Schlag  flnss. 

Von 

Dr.  Th.  Rembold^  in  Gbnnover. 


Erst^er    Artikel. 


*^ 


Als  Unsaohen  des  Schla^usses,  worun- 
ter wir  jedoi^  vorläufig  die  sogenannte 
Apoplexia  nervosa  nicht  mitbegreifen,  nimmt 
iMn  an: 

Erstens  und  vor  allen  andern  Druck 

auf  das  Gehirn* 

Aber  es  ist  nicht  immer  und  in  jedem 
Falle  dasselbe,  was  diesen  Druck  ansähen 
soll,  man  bat  dazu  Verschiedenes  in  Anspruch 
genommen,  und  musste  es  freilich  wohl,  da 
mm  oft  genug  bei  den  Leichenöffnungen 
i^ht  das,  was  man  suchte,  sondern  ein  ganz 
Anderes  fand»  In  den  meisten  Fällen  soll 
es  jedteh  das  Blut  sein.    Also 


I.    Druck  durch  Blut. 

• 

Wie  ist  tnan  eigentlich  zqi  dieser  Uee 
gekommen  —  auch  etwa  durch  die  Leieheib- 
Untersuchung?  Urspränglich  gewiss  nidit 
Das  plötzliche  Niederstfirzen  eSies  dem  An- 
scheine nach  sonst  gesunden  Menschen,,  ab 
sei  er  niedergeaeUageH  Von  einer  iossmi 
Gewalt,  führte  wohl  zunAchil  tmd'  ii%wl|« 
kfihrlich    dazu.     Die   Erscheinonc^  hat   me 

frösste  Aehnlichkeit  mit  der  Wirkunc  eines 
eftigen  Schlags  auf  den  Kopf,  wird  daher 
auch  wohl  in  finnlicher  Weise,'  durch  einen 
innem,  jenem  Sussem  analogen  Vorg^pi|p 
hervorgerufen  sein.  Auch  hier  ist  der  fiKia 
des  sensoriellen  Lebens  retroiTen,  aber  nicht 
von  Aussen,  durch  seine  Decke  hindurch,  son« 
dern  von  Innen  und  unmittelbar.  Was  kann 
es  aber  sein  im  Körper  selbst,  das  ihn  ge- 
troffen hat?  Nur  was  dorthin  na  gdancen 
vermag,  ein  sich  Bewegendes,  StfinttHMn, 
FUessendes  —  daher  auch  gewiss  .das  Blnt, 
namentlich  in  den  FSllen,  wo  das  Gtesicht 
gedunsen,  blauroth  ist,  die  Kopfadeni  vci|i 
Blut  strotzen.  Und  wie,  in  weldier  Art 
kann  dies  das  Gehirn  getrollten  haben.  . — 
zerstörend?  Vielleicht;  ater  gewiss  enchtt* 
ternd,  drückend,  belastend,  henunend;  ttßß^ 
strömt  nur  das  Blut  wieder  herab,  wk4:4w 
Circulation  wieder  frei,  so  erhebt  sich  Mdi 
wieder  die  Gehirnthitigkeit.  Diese  Yoiilijl^ 
lung  von  der  Ursache  und  dem  Zuat»nddy 
kommen  unserer  Krankheit  ist  wohl  ebeln'.  so 
alt  wie  ihr  Name  »Schlagflnss^  Apoftade^ 


und  wieder  viel  ilter,  als  die  Untersachung 
des  Gehirns  eines  am  Schlagflnss  Gestorbe- 
nen. Als  die  Wisseoschaft  zu  diesen  Unter- 
suchungen Jcam,  brachte  sie  die  Ansicht  schon 
mit,  die  sie  denn  im  Wesentlichen  dadurch 
bestätigt  fand.  Das  ist  aber  immer  ein  Um- 
stand, der  einige  Vorsicht  nöthig  macht, 
wenn  es  auf  die  Annahme  der  Resultate 
solcher  Untersuchungen  ankommt,^  zumal,  wenn 
sie  nach  dem  ganzen  Stande  der  Wissenschaft 
nur  unvollkommen,  keineswegs  mit  alP  der 
Umsicht  und  Räcksicht,  die  dabei  erforder- 
lich ist,  geschehh  konnten. 

Sehn  wir  nun,  was  man  denn  in  dem 
Gehirne  der  Verstorbenen  gefunden  hat,  und 
mit  welchem  Rechte  man  noch  Jetzt  den  Be- 
weis ffir  jene  Supposition  darauf  grfinden 
kann.  Es  kommt  in  dieser  Beziehung  zu- 
Dficbst  in  Frage: 

A.  Die  das  normale  Mass  äberschreitende 
Quantität  des  in  den  Geßusen  cireu- 
lirenden,  das  Gehirn  durchströmenden 
Bluts. 

« 

Wir  betrachten  hier  die  BlutäberfaUung 
(Hyperaemie)  an  sich,  ohne  Räckisicht  auf 
ein  langsameres  J'liessen  oder  gar  Stocken 
(Stasis)  des  Bluts,  welches  vor  ESntrilt  der 
Apoplexie  wenigstens  nicht  nothwendig  da- 
mit verbunden  zu  sein  brauchte.  Nicht  das 
Blut  als  ein  ruhendes,  stockendes  soll  hier 
das  Gehirn  drücken  und  damit  den  Schlag- 
fluss  herbeiführen,  sondern  eine  grössere 
Masse  des  Bluts  zu  jenem  Organe  hinströmen 


-     6     — 

and  ihm  einen  Stoss,  einen  fiehla^  geben, 
ein  stärkerer  Blutstrom  söM  sich  dural  die 
Gefösse  des  Gehirns  ergiessep,  and  einen. 
Druck  darauf  ausüben,  dem  es  unterliegt  o.*. 
s.  w.  Dies  ist  der  Vorgang,  den  man  sich, 
früher  wohl  vorzugsweis  dachte,  wenn  man 
von   »Apoplexia   sanguinea«    spraeh.     Aber 

g Offen  diese  Ansicht  erhoben  sich  manche 
edenken: 

Zuvörderst  ist  Jedenfalls  der  Sc&Ikm. 
falsch :  dass,  weil  das  Gesiebt  von  Blnt  strots^ 
die  äussern  Gefässe  des  Kopfes  mit  Bhit 
überfüllt  sind,  dasselbe  auch  innej'halb  der 
Schädelhöhle  stattfinden,  auch  das  Gdüm 
mit  Blut  überfüllt  sein  müsse.  Dass  dien  aber 
in  der  That  nicht  immer  der  Fall  iat^  be« 
weist  die  Sfection  der  Erhängten,  wo  man 
bei  grosser  BlutuberfiUlung  der  iussem  Thide 
des  Kopfes,  keineswegs  eine  zu  grosse  Menge 

Bluts  im  Gehirne  seihst  gefanden  hat,    we* 

nigstens  nicht  in  dem  Grade  and  so  anbe- 
dingt, wie  maii  das  vorauszusetzen  pflegt*)* 
Ebenso  ist  es  nach  Fr,  Nasse  eine  »»aorch 
nichts  begrändete  Annahme:  'dass  ein  Ge- 
fäss  darum,  weil  es  abnorm  klopft,  das 
Blut  in  grösserer  Menge,  oder  schneller  ftthre 
als  ein  sich  normal  verhaltendes.«  (S^Unter- 

*)  S.  Ksllie:  Ueber  den  Tod  durch  KÜim 
nuf)  über  Congesiionen  des  Gehirns  in  der 
»Sammlung  zur  Kenntniss  der  Gehirn-  und 
Rückenmarks- Krankheiten..  Aus  dem  Frans. 
und  Engl,  von  jl,  Gotischalk.  Herausgegeben 
von  Fr.  JToMe.«  1.  Heft.  S.  45.,  wo  dies  durch 
Beobachtungen  und  Experimente  ausser  allen 
Zweifel  gesteUt  ist.  * 


suchungen  zur  Physiologie  und  PathoIpg;ie 
von  Dr.  Friedrich  Nasse  und  Dr.  Herrmann 
Nasse.  1.  Bd.  S.  386.,  auch  SüegUlx:  Pa- 
tholog.  Untersuchungen.  l.Thl.  S.  119.  n.  f.); 

Dann  haben  wir  Folgendes  zu  berück- 
sichtigen: 

1.  Wenn  bei  Hinwe^nahme  des  Gehirns 
wirklich  ungewöhnlich  viel  Blut  ansfliesst,  so 
ist  dies  doch  noch  keineswegs  ein  unbeding- 
ter Beweis,  dass  dies  Surplus  auch  vorher 
sdior.  in  der  geschlossenen  Himhöle  sich 
befand,  vielmehr  kaufn  es,  natflrlich  sa  lange 
das  Blut  überhaupt  noch  fiSssig  ist,  auch  erst 
XU  dem  geöffneten  Cranium^  namentlich  aus 
den  Jogular- Venen  gelangt  sein.  (S.  KeU 
üe  1.  c.  S.  51.  und  52).  Das  umgekehrte 
Verhältniss  kann  wenigstens  stattfinden,  wenn 
die  Brust  vor  dem  Kopfe  geöffnet  wurde. 
(Nasse  1.  c.  S.  406,  wo  auch  Bright;  Re- 
pords  of  medical  ca$es  S.  670  citirt  wird). 

2.  Blutnberfüllong  des  Gehirns  mag 
schon  vor  Eröffnung  der  Hirnschale  vorhan- 
den gewesen,  aber  sie  kann  doch  erst  in 
der  Leiche  entstanden  sein,  zumal  bei  tieferer 
Lage  des  Kopfes.  iGuislain:  Traite  sur  les 
Phr^nopathies.  Bruxelles  1833  p.  70.  177., 
und  nach  Nasse  I.  c.  p.  405  auch  Andral: 
VtMs  d' Anatom,  path.  T.  II.  p.  751.) 

(fuislain  macht  p.  70.  71.  auch  darauf 
aufmerksam,  wie  nicht  selten  und  auf  welche 
Weise  erst  während  der  Obduclion  die  Blut- 
flberfiSIlung  in  den  Gefässen  der  Gehirnhänte 


SL« 


*—     8     — 
^e  l«bbaft«e  RAthe  der  MeniflgiM  eiU 


3.  ^e  kann,  nameDÜicb  iii  den  Ti>|ieBj 
■nefa'  erst  im  Sterben  entstanden  sein  bei 
«dtter  eine  Zetlang  vor  dem  Todf)  dagewe- 
■clMi  StSrang  des  Atbmens,  wo  aie  nach 
iViuM  wohl  jedesmal  eintreten  mat^wJ  Cffi 
-L  e.  p.  376.  Chejnu:  eaaea  of  Apöplerir  i 
Lathargy  etc.  Lond.  181&  p.  41.  42.  Kti- 
Kr  L  e.) 

"4.  S>i  ii;t  ^beriiaopt  noch  nicht  mal  so 
gan  ansgeiBaebt,  ob  im  I<eben  und  oorms- 
wa  'Zoatuide  des  Gdiims  eine  eigentlicbe 
BfartfiberAUoDg  dieses.  Organs  nberall  our 
ibA  laBg^eh  ist:  denn,  nna  abgesehn  loa 
tai  CIrOnden,  die  JEff^gruts  gegen  die  Con- 
«afion  im  AUgemeinen  geltend  gemadit  bit, 
berecbtigen 

a)  das  nSmliche  YerbjiltnisB  zwischeo 
dem  fetten  wenig  nachgiehigen  Gehirne  WiA 
der  durch  ttnatudehnbare  Wandtmg^en  gebil- 
deten Schildelhöle, 

b)  wie  der  schon  erwähnte 
dass  man  grade  da,  wo  man  es  a 
vermathen  sollte,  bei  Erhängten 
grosse  Blatmenge  im  Gehirne  gel 

c)  die  Tbatsache,  dass  sellMt  ün  € 
von  Menseben  und  Thieren,  die  dar^^Ay- 
nüe  starben,  die  Blutmenge  nid^yrtmäSM^ 
oder  %venn  dies,  durch  wSssrige  1 
ersetzt  war,    (Nar$haU  SaS^  Jj^am 


oiteieiiinigen,  dentsch  von  J7r«Mirr;.||ilifiiii 
c;  M^renmbie:  Pathoi^  and  Pradic* Rwing 
dwa  on  Diaeasea  o^tbe  BraiB  ete»  Bdfaili.. 
1829*  p.  312;  Gmidtim  le.  p.  68) 

t 
jMlur  oder  weniger  sn  der .  AnüdiAy 
die  bearädera  AbereramiUm  und  JTelSa  m  be- 
Ipdipde»  «neben:  daaa  daa  Gebini  aeine  efc^ 
sMß  Statia  babe,  die  fieaaamtmaaaa  dea  ia 
mm  entbaltenen  floidnnia  atela  iBaMl&a  Mliba 
nnd  die  Blatmenge  daa  normale  Haaa  na- 
oMDVQidi  niebt  ao  leieht  fIberataigeB  kinne. 
Awii  fiWt/aia  erkauU  die  Tbataacbe  inS^ 
«m,  anf  daa  Gebim  aelbat  an,  «fklAnt  iia 
ajbf^.  andere.    Nach  ibm  ajnd  ea  die  Mhnii  " 

S  pU.  .ibren  mUreicben  Dopfieaturen,.  adie . 
, Gehirn  vor  BlatfiberfBlhinf  aehfltaeiy'ihR: 
damit  aber  allerdingaaelbat  nntprworfeftaiBdL, 
»Lea  meninges  conatitaent  done  nn  r^eeptade 
dertinö  d  reeervoir  ce  fluide  et  en  Mhmnm» 
aer  Torgane  enc^phalique.«  QGuUlain  L  c.  p. 
67.  6a  69.) 

Will  man  aber  annehmen ^' daaa  da,  wo 
Aaaemie  die  Ursache  dea  Todes  war,  die  un- 
ter diesen  Umständen  auflallende  MenM  dea' 
Bluta  im  Gehirne  auch  nur  Folge  dea  Todea, 
Attribut  des  todten  Gehirns  (^a««e  1.  c.  p« 
408),  also  doch  vielleicht  Blutleere  im  Gebini 
wihrend  des  Lebens  vorhanden  gewesen  sei, 
wae  man  dies  denn  allerdings  auch  wohl  in 
der  Leiche  beobachtet  hat,  damit  alao  dem 
Beweiae  für  die  eigenthämliche  Statis  und 
g^gen  die  Annahme  einer  möglichen  Blut- 
flberffiUung  des  Gehirns  ein  sehr  wichtiges 
Manent  entziehen,  so  erkennt  man  damit,  auf 


—    19    ~ 

dA^'^Aüifcni  Seite  doch  ttdi  dvii  obUMi'Bi- 
w«tf "gtg«  die  BeweMMlfc  m;  wMiA^ür 
10^  der  Leiehe*  ApeplectuNAeip  'jjeltaiidemii'iil 
gnmeen  Blafetaasee  Jends'O^iE  fH^  iaib  rtv- 
flbttrfBllaiig  im  Leben  in  der  Reeirf  ''*^^£P" 
legt' wird*  «-*  Doch  de«  sei,  wie  dun  ^iraBe^ 
M  vM  «eheint  wenigsteitt  gewisi'  saf^ett^ 
da»  dKe  BlotfiiierMhn|r  deä  Oehfinib'  iMC 
8#'ttient  ond  so  oft  eintritt,  ab  maft^insge!^ 
wHndfeli  aaninunt. 

'd^<  Wran  nnn  aber  aaeh  dää  ISHilÜMi 
eid#  an  groeaen  Q*aälfllt  Blalft  AMfA'il^ 
Gihiita  Ua  Leben  and  oaMaalen  ZiMi 
}eMa'*<frgua  mdgfieh^  ist,  so  fragt  etfi 
dMh^  ob  nie  einen  tabireieheadM  uriA  wUt 
daü  Oehini  ansflben,  flbMhaapt  ifen  SdUg^ 
>la«'bawirken  wird? 

In  dieser  Bezieban^  ist  zu  bedenken: 

a)  Bewirkt,  wie  wir  bald  sebn  werden, 
eine  oft  sehr  bedeutende  Quantität  von  se- 
röser Flüssigkeit^  Eiter  u.  s.  w.  keineswejp 
so  ieiebt,  und  wahrscheinlich  am  allerwenif*- 
sten  durch  Drucke  den  Schlaffflnss,  so  ist  es 
auch  nicht  wahrscheinlich,  dass  |enea  dadi 
immer  noch  in  den  Gefässen  enthaltene  Snr- 
plus  des  Bluts  dies  thun  wurde. 

b)  In  den  Fällen,  wo  man  nach  de^lwM^ 
sehenden  Vorstellung  grade  einen  nekr  hef* 
tigen  Blutandrang  zum  Gehirne '  anflrintii 
könnte,  und  ihn  auch  in  der  That  atfÜiiilMlii^ 
in  manchen  Arten  geistiger  Xub^pungi^  ^"^ 
Apoplexie  doch  gewöhnlich  nieht  ainj 


'^     * 


—  11   — 

nigstens  nicht  bei  sonst  -gesnndeu  Menschen. 
Selbst  die  Anfälle  der  Bfanie  enden  doch  ini 
Grande  nur  sehr  selten  in  Schiagfloss^  ebenso 
die  des  Deliriam  tremens  trotz  der  erSsisten 
Dosen  Opiums.  Es  gläht  das  Gesicnt,  die 
Arterien  klopfen,  die  Venen  des  Kopfes 
strotzen  von  Blnt,  fiber  der  Schlagflusa  bleibt 
ans.'  Ich  erinnere  mich  aus  fräherer  Zeit 
namentlich  eines  Kranken  der  Art,  der,  als 
ich  ihn  endlich  schlafend  fand,  auf  den  er- 
sten Anblick  das  frappanteste  Bild  der  Apo- 
plexia sanguinea  darbot;  so  anfgedunsen, 
so  blauroth  war  das  Gesicht,  so  schwer  und 
schnarchend  die  Respiration,  so  voll  und 
kräftig  der  Pnls.  Ich  dachte  schon  an  Ader- 
lass  u.  s.  w.,  als  er  die  Augen  aufSschlog, 
und  mich  ganz  munter  und  freundlich  an- 
redete. 

c)  Wir  finden  allerdings  oft  genug  Blut- 
anhättfung  im  Gehirn,  mag  sie  nun  im  Le- 
ben oder  erst  im  Tode  entstanden  sein,  aber 
nichts  in  der  Krankheitsgeschichte,  was  sich 
überhaupt  nur  einmal  auf  ein  Gehirnleiden 
beziehen  liesse.  (Nasse  I.  c.  S.  377.  387. 
406,  wo  auch  Bright  I.  c.  208.  und  Mar- 
gagni:  de  sedfb.  et  caus.  morb.  ep.  XY.  n.  8. 
citirt  sind.  Stiegüiz  S.  229  und  an  manchen 
andern  Stellen  seiner  bereits  citirten  »Unter- 
suchungen). Nach  Cfuislain  findet  manBlut- 
öberfälinng  der  Meningen  bei  den  meisten 
Menschen,  deren  Venen -System  besonders 
entwidLelt  ist 


I 


—   1« 


Das    langsamer  flie»»ende    oder   gtt 
atockende  Blut  de»  Gehirns. 

Ein  solches  Stocken  des  Bluts,  die  ei- 
gentliche Stasis ,  konnte  allerdings  mit  einer 
Vermehrung  der  Masse  verbunden,  könnte 
Folge  derselben  sein,  und  in  der  That  wird 
denn  auch  als  ihre  Jiäafigste  Ursache  ebai 
der  angeschwollene  Blutstrom  im  Gehirot 
supponirt,  indessen  wir  haben  eben  geseha, 
wie  es  höchst  unwahrscheinlich  ist,  dass  sich 
die  Masse  des  durch  das  Gehirn  strömenden 
Bluts  so  leicht  vermehren  könne.  Der  Haupt- 
grund für  jene  Suppositiou  der  BlutstockoDf;. 
das  vorausgesetzte  hJiu&ge  Vorkommen  der 
Blutüberfüliung,  ist  damit  also  beseitigt,  we- 
nigstens dessen  Gültigkeit  sehr  in  Zweifel 
gestellt.  NichlH  destoweniger  bleibt  sDcb 
ohne  dies  die  Stasis  möglich,  nur  ist  sie 
sehr  schwer  nachzuweisen;  denn  sich  nicKI 
bewegendes,  stockendes  Blut  müssen  wir  ')» 
natürlich  jedesmal  im  todten  Gehirne  findeo. 
Woraus  schliesseu  wir  nun,  dass  es  dort 
schon  vor  dem  Tode  stockte?  Hauptsächlich 
wieder  daraus,  dass  wir  es  an  einxelnen  Stel- 
len in  grösserer  Menge  finden  als  gewöhn- 
lich. Dass  eine  solche  partielle  Blutiiberfnl- 
lung  schon  während  des  Lebens  existirt  ha- 
ben könne,  wird  man  allerdings  auch  dann 
zugeben  dürfen,  wenn  man  eine  Biutüberföl- 
lung  de»  granzen  Gehirns  läugnet.  wie  denn 
auch  Ahercromhie,  der  jene  eigenthümlicbe 
Statis  des  Gehirns  annimmt,  eine  nn^eiehe 
Vertheilong  des  Bluts  in  Arterien  und  Venea, 
statoirt  (I.  c  315)^  indcBsen  dass  sie  in  der 


'         ^    18    —  ' 

Tluil  wihreiid  dM  liebew  vorimaiett 

aea   mkj    ist    sehr   itkittr 

Sibkun  sben  sowshl  die  ffAge  üinwiM 


tewisser  erst  in  imt  Leiehe  sIstMMiih 
rimlBge, 
4s»  Stcraens  nebr  eder  wttdger  gusHilii, 


JsrfiniBce,  sondem  atMh  der  wttMli 


■ilfi^gflliilsftigfin  .Cifmiatio&.  W« 
«e- äai'liiiifigst€D  m  den  Oehinpsrttfen.ilis 
Htalerluiaptes^  der  Sshlifesv  ua  Awt  «MsAi 
4sMB  der  Stunge^eod.  vor?  Idi  verweiir4B 
disser  ■esichanif  mehsiels  sp^  CMtWe  (b]«. 
fkJIO^  doeh  wir-iLomsieii  denuyi;  i«f . Jeae iehsii 
eMtttfesuMditsa  Eiawärfe  gmA  die^fcsasi' 
aüMi'.eiaer  iii  jLebea  TOrijSsdenea  maHttpi- 
fanon^  des  fsaiea  «Müiäs  iai«di^.ii4  stÜi 
ohaduB  voraegsweis  auf  eine  sidehe  partidte^ 
l^aMrieaiie  beaogea.  Wir  habea  iadsis  al- 
JaMBga  aäeh  di^  nodi  eiaige  GrladaiL^iifc- 
asa  Ibdeataag  irir  liier  aiher  iiiiliiijfciiiiii 
•—  ZdeheB)  aas  denea  wir 
nr  die  Stssis  wiriüieh  sdioa  im 
veriianden  war,  nimlicht 


1  .     ^ 


a)  neben  den  frahem  Syaiptaann  «isi 
,  die  im  todtea  Ctehime  vorhaadsMa 
aaderwmtiaen  Sporen  der  Entaflndanc*,  ^^ 
MS  Krankleitsprocesses,  der,  wie  wir  aa» 
fMtaea.  die  Stssis  in  sich  sehliesst  Itetar 
ifiehen  Umständen  wird  daher  nach  wcriU  die 
BhtaidiSofung,  die  wir  bei  der  Sectioa  fykm 
r,  schon  im  Leben  vorhanden  gewesen 
Indess^  hier  ist  jedenfsUs  sa  beräck» 
aishtigen«  dass  die  Symptome  im  Ldien,  wie 
dBa  lir  Sparen  der  EntzSndang  gehaltenea 
gssMade  des  todtea  Organs  dennoch  tia» 
aehm  kdnnen,  also  wenigstens  nur  mit  gros- 


—    14     — 

ser  Vorsicht  und  gewissenhafter  Umsicht  a 
jenem  Schlosse  benatzt  werden  dürfen;  den 
haben  nicht  neoere  Untersnchangeu  es  sdui 
an  mehreren  sogenannten  Spuren  nnd  Pra- 
docten  der  Entzändang  erwiesen ,  dass  m 
kemeswegs  als  solche  anbedingt  ^Iten  kfti- 
non,  dass  es  seine  sehr  grossen  Bedenka 
hat,  von  ihrem  Dasein  ohne  Weiteres  aaf  eiie 
frühere  Entznndang  zu  schliessen?  DamI 
verliert  also  auch  der  von  dieser  Seite  w 
geführte  Beweis  für  die  schon  im  Leben  viv- 
handen  gewesene  Stasis  wenigstens  Etwar 
von  seiner  Sicherheit.  (Hier  ist  auch  so.  k* 
aditen,  was  Gmsknn  (1.  c.  p.  119.  120)  iber 
die  Adhäsionen  der  Meningen  sagt). 

b)  Auch  ohne  Rücksicht  auf  die  Entito- 
dnng,  als  den  die  Stasis  in  sich  schliesses- 
den  Kraukheitsprocess  9  sollen  gewisse  Des- 
organisationen des  Gehirns,  in  deren  Gebiete' 
das  stockende  (angehäufte)  Blut  gefunda 
wird,  beweisen,  dass  dies,  ebensowohl  wie 
die  Desorganisation,  schon  vor  dem  Tode 
vorhanden  war.  Das  beweisen  sie  allerdings, 
aber  auch  nur  unter  gewissen  Cautdei' 
Auch  hier  kann  erst  im  Sterben  wie  im  Tode 
das  Blut  sich  angehäuft  haben.  Das  nock 
flüssige  Blut  be>vegt  sich  in  der  Leiche  nick 
physicalischeu  Gesetzen,  wird  sich  nach  den  i 
tiefer  liegenden  Stellen  senken,  da  zusu- 
menfliessen,  wo  der  geringste  Widers^tiad 
ist  (erweichte  Stelle),  und  ebenso  vor  den 
Hindernisse  seines  Abflusses  (verhärtete,  ver- 
dickte, compactere  Stelle)  sich  ansammeh 
können.  Es  war  denn  also  noch  nitkiim 
/ie6eu  doYt  vorhanden.     So  soll  ja  nach  der 


~     15     — 

Umstand,  dass  die  BlutanhaufiiDg  voraugs- 
weis  an  den  gestreiften  Korpern  vorkommt, 
auf  anatomischen  Verhältnissen  und  nament- 
lich darauf  beruhen,  dass  jene  Partie  ein  »Lo- 
cus minoris  resistentiae«  sei.  (S.  Cfranier: 
Trait^  sur  I'ApopIexie.  Paris  1826.  pag.  76) 
Aus    demselben    Grunde    kann    aber    auch 

f;rade  da  erst  während  des  Sterbens  die  An- 
rufung  des   Bluts   zu   Stande    gekommen 
sein. 

c)  Gewisse  offenbar  schon  im  Leben  vor- 
handene Zustände,  z.  B.  partielle  Verwach- 
sungen oder  Verengerungen,  der  abführen- 
den Blutbahn  machen  es  allerdings  icoAr- 
seheinUch ,  .  aber  keineswegs  immer  gewiss^ 
'^ss  hier  eine  langsamere,  ungleicbmfissigere 
Jb  itcirculation  im  Gehirne  schon  während  des 
Le  ens  stattfand;  denn  man  wird  da  nicht 
fraj^m  dürfen:  ob  bei  dem  doch  jedenfalls 
langbamen  und  allmähligen  Zustandekommen 
jener  Zustande  nicht  auch  der  Abfluss  des 
Bluts  sich  allmählig  so  gestalten  würde«  dass 
er  nicht  dadurch  beeinträchtigt  wird?  Ein 
langsameres  Fliessen  oder  gar  Stocken  des 

Bluts  mit  oder  durch  Zunahme  der  Total' 
jiasse  desselben  beweisen  sie  aber  noch  we- 
niger; denn,  ganz  abgesehn  von  den  gegen 
die  BlutüberfuTlung  überhaupt  schon  ange- 
fahrten Gründen,  wurde  diese  hier  schon 
desshalb  nicht  so  leicht , eintreten  können,  da 
der  Zufluss  sich  doch  zumeist  nach  dem  Ab- 
flüsse richtet,  d.  h.  für  das,  was  weniger 
n^ifliesst,  auch  weniger  znflieasen  würde,  z. 
B.  wenn  Venen  des  HalMi  dorch  eine  6e- 


k-w*"- 


-     16    — 

schwulst  mehr  oder  weniger  comprimirt  sind, 
oder  das  Reservoir  des  zarfickströinenden 
Bluts,  das  rechte  Herz,  oder  der  Eingang 
dazu  verengert  ist  —  da  ist  namentlira  ku 
bedenken,  dass  dann  auch  das  linke  Herz 
weniger  Blut  zum  Austreiben  erhalten  würde, 
(Nasse  I.  c.  S.  389  —  390);  —  auch  wenn 
auf  der  andern  Seite  die  zufuhrenden  6e- 
ftsse,  die  Carotiden  an  Capacitfit  ffewoiinen 
haben,  würden  wir  eine  Blutuberfmlung  nnd 
ein  langsameres  Fliessen  oder  gar  Stocken 
des  Bluts  in  den  Gefössen  des  Gehirns  kei- 
neswegs als  eine  durchaus  nothwendi^  Folge  , 
davon  ansehn  dürfen.  Warum  sind  aber 
umgekehrt  die  Carotiden  da  nicht  erweitert, 
wo  man  eine  habituelle  oder  doch  sich  toft 
wiederholende  Congestion  zum  Gehirne  aii^ 
nimmt?  Fände  die  wirklich  statt,  so  sollte 
man  doch  vermuthen ,  dass  jenes  ihre  Folge  • 
sein  wurde?  Ulrich  (S.  Caspers  Wochen* 
Schrift  1834.  S.  217)  fand  auch  wirklich  ncf- 
ben  einer  Verengerung  der  Schenkelarterien 
die  Carotiden  bedeutend  erweitert  bei  eineil 
sechsjährigen  Knaben,  der  wfkhl  imsi  Jakr% 
an  einem  sehr   bedeutenden  Hydroeephalos 

Selitten  hatte.  Warum  findet  man  das  nidit 
äufiger?  Vielleicht  weil  eine  Congestion 
zum  Gehirne  gar  so  hfiufig  nicht  statt  finde^ 
als  man  glaubt.  Oder  war  dort  die  Gong»^ 
ation  die  Folge  jenes  Zustandes  der  Arterieäf 
Dann  sieht  man  daraus  wenigstens,  wie  sdbM 

unter  solchen  Umständen  eine  wiKÜcheDhim 

überfällung,  ein  langsameres  Fliessen  Odt)^ 
gar  Stocken  des  Bluts  im  Gehirne  so  lei^ 
nicht  zu  Stande  kommt,  oder  doch  nicht  M 
leicht  den  Schlagfluss  herbeiführt.  —  CAcgfve  ' 


—  ir  — 

1.  e.  S.  35  hat  die  Arterien  des  Gehirns  nie 
erweitert  gefanden.  Dies  fährt  er  an  ge^en 
die  Annahme,  die  er  bestreitet,  dass  dem 
Extravasate  ein  anearysmatischer  Zustand, 
eine  Erweiterung  der  GefSsse  zum  Grande 
liege,  dass  es  aas  einem  geplatzten,  gebor- 
stenen GefAsse  entstehe,  bieser  Umstand 
wfirde  aber  jedenfalls  die  so  häafi^e  Yoraas- 
setzang  einer  bedeutenden  oft  chronischen 
Blutäberfullung  sehr  zweifelhaft  machen. 
Chejfne  fährt  überhaupt  manches  gegen  die 
Theorie  an,  nach  der  Hyperaemie  durch  ge- 
hemmten Abfluss  die  gewöhnliche  Ursache 
der  Apoplexie  (in  specie  auch  des  Extrava- 
sats) sein  soll,  hfilt  es  z.  B.  för  sehr  wahr- 
scheinlich (S.  41),  dass  die  Sinus  der  Ge- 
fahr der  Regurgitation  des  abfliessenden 
Bluts  vorbeugen,  und  dass  eine  einfache 
Ueberfuilung  der  Gefässe  an  sich  nicht  so 
Idcht  den  Schlagfluss,  wenigstens  nicht  un- 
mittelbar herbeiführe,  indessen  nur,  um  da- 
durch seine  Ansicht  zu  begründen,  dass  eine 
erhöhte  Action  der  Arterien  hier  das  Haupt- 
moment sei.  Wenn  er  dann  aber  behauptet, 
dass  jedes  Hinderniss  in  der  Circulation  die 
Thitigkeit  der  dahin  führenden  Arterien  be- 
deutend steigere,  so  ist  dies,  glaub'  ich,  eine 
unerwiesene,  sogar  unwahrscheinliche,  Vor- 
aussetzung. Die  Theorie  der  Blntüberfullung 
durch  erhöhte  Thätigkeit  der  Arterien  und 
Zafährung  einer  absolut  grossem  Masse 
Bluts  hat  aber  bekanntlich  —  oder  es  ist 
auch  vielleicht  noch  nicht  genue  bekannt  — 
SHegUiz  in  seinen  »pathologischen  Untersu- 
chmgen«  sehr  ausführlich  erörtert,  und  wenn 
es  ihm  auch  nicht  gelungen  ist  sie  völlig  um- 

Journ,  Bd.  XCV»  St.  5.  2 


—    18    —     ^^ 

»tutosten,  80  hat  er  sie  doch  weni 
sehr  erschüttert.  Auch  Andral  (Cliniqt 
dicjile  etc.  T.  5.  p.  276.)  macht  bei 
Falle,  wo  mau  den  Sehla^flas-s  von 
die  Aorta  dicht  unterhalb  ihres  Durcj 
durch  das  Zwerchfell  comprimirendeB 
Schwulst  abgeleitet  habe,  den  Einwurl 
ia  den  Fällen,  wo  die  Aorta  unmitteU 
ter  ihrem  Bogen  fast  obliterirt  gewesei 
der  voü  Congestion  zum  Gehirn,  noo 
Hirnblutuug,  die  man  unter  solches 
Btünden  doch  noch  eher  hütte  en 
fflüssen,  die  Rede  sei.  Der  Einwurf  i 
wiss  Behr  richtig,  gilt  aber  auch  füi 
ähnliche  Fälle,  wo  man  ein  Hindero 
der  allgemeinen  Blut-Circulation  als  U 
TOD  Hirn -Congestion  und  Sehlagflm« 
Weiteres  annimmt.  —  Weit  mehr,  ala  i 
lative  oder  ab.solute  Zunahme  der  Alasi 
zuströmenden  Üiuts,  seheint  mir  dagege 
irgend  bedeutende,  besonders  plötzlich 
uahme  derselben,  in  Bezug  auf  die  Me 
keit  einer  Stasis  im  sonst  ee»indea  C 
in  Betracht  zu  kommen.  Wird  dem  z« 
in  dem  Organe  eirculirenden  Blute  pk 
derZoschuss  nm  ein  bedeatendes  verri 
so  muas  es  dadurch  schoD  Dtch  r^n  | 
caliachen  Gesetzen  in  seiner  Bewe^mi 
stfirt  werden,  es  muss  ejn  EriangsMM 
CirculatioD  eintreten,  das  jedenfkUs  ein, 
auch  nur  partielles  und  momentanes  St 
in  sieh  schliesst.  Nie  wird  nber  das  vo 
dene  Blut  ganz  abAieasen^  uad  das  bUil 
was  TOD  keinem  «bSiessenden  naehgoi 
T<m  keinem  zuströpiendaa  fortgeferiebca 
moas  Ungsamer  flieasen  odtr  gan»  ^ 


—     19    — 

Es  kommt  dabei  aber  besoodera  der  Umstand 
in  Betracht,  dass  darch  die  EataBiehnng  des 
Bluts  die  Vitalität,  die  Spannkraft  seiner  Ge- 
ffisse  und  wahrscheinlich  znnfichst  und  ku- 
meist  seiner  abführenden  GefSsse,  der  Ve- 
nen, äberhai^pt  die  Vitalität  des  ganzen  Or- 
Sans.  herabgesetzt  wird.  Aach  ohne  daher 
ie  Bewegung  in  den  Venen,  die  Circulation 
in  dem  Capillargewebe  des  Organes  von  einer 
Vis  a  tergo  abzuleiten,  ja  um  so  mehr  wenn 
man  dem  Organe  und  den  Gefässen  selbst 
einen  Antheil  daran  zugesteht,  wird  man 
annehmen  dürfen,  dass  die  zunächst  und  am 
meisten  abgespannten  und  geschwächten  Ve- 
nen nicht  mehr  im  Stande  sein  werden,  das 
schon  vorhandene  und  allerdings  noch  durch 
einen  geringen  Zusehuss  aus  dem  weniger 
gelähmten  arteriellen  Systeme  stets  sich  ver- 
mehrende Blut  abzuführen  —  also  annehmen 
dürfen,  dass  unter  solchen  Umständen,  na- 
mentlich bei  Verblutungen,  ein  Stocken  des 
Bluts  in  dem  Organe,  hier  im  Gehirne,  die 
Folge  sein  wird*). 

Auf  diese    Punkte   o«    i«    c.    Arömiefi 


*)  S.  die  8cIion  erwähnten  Angaben  von 
KtUie  und  Marshaü  Hall.  Dass  die  Menge  des 
im  Gehirne  enthaltenen  Bluts  nicht  leicht  und 
bedeutend  verringert  werden  kann,  scheint  aller- 
dings ans  jenen  Versuchen  henrorzogehen  j  de»- 
lialb  kann  ihr  aber  doch  der  Zusehuss,  durch 
den  sie  sich  fortwährend  erneuert,  um  ein  be- 
trächtliches geschmälert  werden.  Die  Masse  mag 
dabei  dieselbe  bleiben,  aber  sie  wird  dadurcii 
zu  einer  ruhenden,  stockenden  Masse. 

2* 


-    20    — 

wir  denn  iinaer  erstes  Bedenken  gt 
Ansieht  Htiilnen,  nach  der  namenlll 
langaame  Fliessen  de»  Blut«  uttd  ei 
lielle  Blittüber/iiltung  im  Gehirne  t 
gewütmlichtleM  Ursachen  de»  Schbt 
Mein  «oll  —  nämltchi  SSiiasen  wir  a 
nehmen,  dfina  ein  aoleher  Xnutand  4f. 
idreulatfon  im  Gehirn  während  den 
eintreten  kann,  so  dürfen  wir  e»  de 
bexitei/efn,  ob  er  da  schon  immer  in 
vorhanden  irar,  wo  man  die»  au»  e 
funde  in  der  Leiche  geschlossen  fiat^ 
er  überhaupt  to  leicht  unter  den  f/a 
zu  Stande  kommen  triVt/,  vo  man 
bereilwillig  torauasettt. 

Berücksichtigen  wir  dann    »ber 

a)  nass  der  Sclilagfluss  (coi){*  d 
in  der  That  unter  Umstünden  am  w( 
erfolgt,  wo  man  der  gewöhnlicheo  I 
tangsweise  gemäss  das  Entstehen  eil 
culations- Störung  im  Gebini,  inae:  i 
sich  nun  uit  einer  Zunahme  der  Bk 
verbunden  denken  oder  nicht ,  um 
>  vermuthen  könnte,  z.  B.  beim  sich 
Kopf  stellen,  beim  Erbrechen,  beim 
zum  Stuhlgänge,  während  des  Gebw 
in  der  Schwangerschaft,  in  denAofll 
Epilepsie.  Wie  strotzt  da  ntmentt 
Gesicht  oft  von  Blut.  Selbst  bed 
Ecchyraosen  unter  der  Stirohaub  soll' 
Jndral  dabei  vorkommen.  In  8eli 
geht  aber  ein  solcher  Anfall  doch  vcfi 
mättig  nur  sehr,  sehr  aeltea  über. 


—     21     ~ 

der  findet  nun  in  solchen  Zuständen  und  bei 
solchen  Veranlassungen  keine  BlntfiberfoHung 
des  Gehirns  statt  (s.  oben),  oder  sie  hat  hier 
doeh  nicht  die  Wirkung,  die  man  ihr  in  an-* 
dern  Ffillen  so  gern  zuschreibt.  Andral  (I. 
c.  272.  275.)  leitet  zwar  manche  Symptome 
nach  dem  Anfalle  der  EpilefMiie  von  Blutüber- 
fOllunff  des  Gehirns  ab,  den  Schwindel,  die 
Schlaraucht  u.  s.  w. ;  aber,  wenn  es  auch  nicht 
ohnehin  sdion  wahrscheinlicher  wäre,  dasa 
sie  vielmehr  der  Erschöpfung  nach  einem  ao 
atörmischen  Acte  angehören,  so  sind  sie  doch 
Jedenfalls  zu  leicht  und  unbedeutend  als 
dass  die  sie  für  die  Wirkung  einer  so  be- 
dentenden  Hyperaemie  und  resp.  Stasis  an* 
sehen  dürften,  welche  dieser  überhaupt  eine 
so   grosse    Wirkung   zuschreiben.     Femer: 

Bei  Hypertrophie  und  Erweiterung  der 
Herkkammer  (JVaase  I.  c.  S.  389.)9  iei 
Krankheiten  des  rechten  Herzens^  welche 
die  »Aufnahme  des  vom  Gehirn  kommenden 
Bluts  stören;«  sie  sollen  sogar  »nie  Schlagfluss 
verursachen,«  bemerkt  Nasse  (1.  c.  S.  389. 
390),  der  auch  gegen  Andrals  Beobachtungen 
von  Con^estions  -  Schla^uss  bei  Herzkrank- 
heiten mit  Recht  bemerkt,  »dass  es  in  kei- 
nem jener  Fälle  dargethan  sei,  weder,  dass 
die  Blutanhäufung  schon  vor  den  letzten 
Lebensstunden  stattgefunden,  noch  dass  sie 
den  Tod  verursacht  habe.»  Dies  gilt  nament- 
lich von  der  ersten  Beobachtung  (pag.  226.), 
wo  Ascites  und  die  grössten  Athmungsbe- 
sehwerden  vorhanden  waren  und  man  die 
Lungen  mit  einer  enormen  Masse  schaumiger 
FIfissigkeit  überfüllt  (engoucs),  aber  im  Gc- 


—     88     —  ! 

hirn  nur  sehr  unbedeutende  Sporen  def 
gefllioD  fand.  i 

Bei  Unterbindung  der  Drosseladt 
Druck  auf  nie  durch  Geachv>ülat4 
dem  Gehirne  nicht  eher  gefährlich 
den ,  als  bis  sie  das  Athmen  bc» 
ken.  iNmse  \.  c.  390.  Keüie  I.  \ 
Dies  beweisen  auch  die  Experimenf 
Thieren,  die  man  aufhing,  nachde«! 
-anterhalb  des  Strickes  die  Liiftröiirc  gi 
hatte.  So  führt  auch  iVetimann  »Voi 
Krankheiten  des  Gehirns«  (S.  266.)  eine 
an,  wo  ein  Bauer  sich  die  Luftröhre  gi 
und  dann  aufgehängt  hatte,  der  Strick  i 
gnlirte  oberhalb  der  Luftröhren  -  H 
Als  man  ihn  abnahm,  befand  er  sich 
%eohl. 

Bei  Enli(üHdang  dea  Gehirns,  wo 
Apoplexie  erfolgt,  dies  doch  erat  dan 
flcnieht,  wenn  das  Attribut  der  EntefiB 
die  Sttuis,  schon  lange  bestanden  hatt 

b)  Oass  wirklich  vorhkndene  Hi 
fSUe,  die  man  von  Congestion  ableitete, 
Drock  auf  die  Carotiden  thetls  gar 
theila  nur  voröbergehend  gentissigt  wt 
{Niuse  l.  e.  387.)  Berfichsichtigen  wb 
nnter  a.  und  b.  Angeführte,  so  werdci 
darin  entweder  einen  Grand  gegen  «fit 
luiAme  der  BbtfüberJSÜtiHg  und  Slati 
Gehirn  also  eine  BeatäHgung  uneere  i 
SedetJcena,  oder,  wenn  wir  «e  hier  | 
laaseD,    die  Berechtigung    za    dem  i 


—     23     — 

ten  Bedenken  finden^  nämlichi  dasa  die  Hy- 
peraemie  im  Gehirn ,  auch  wenn  man  da- 
bei dae  kmgeamere  FKessen  oder  gar  ein 
partieUea  Stocken  des  Bluts  oJm  das  Wesent- 
lichste betrachtet  j  nichtj  und  namentlich  nicht 
als  drückendes  Moment^  die  zureichende 
Bedingung  des  Schlag^usses  ist* 

Man  wird  im  Allgemeinen  wohl  eher 
^neigt  sein  dieses  zweite  Bedenken  gelten 
zu  lassen,  als  jenes  erste.    Es  ist  wenigstens 

Se wiss,  dass  die  Ansicht ,  nach  welcher  auch 
ie  Congestion  an  sich  und  unmittelbar  den 
Schlagfluss  Kur  Folge  haben  soll,  immer 
mehr  zurücktritt.  Man  ist  indessen  vorsich- 
tig genug  sie  nicflt  eanz  aufzugeben,  son- 
dern für  mögliche  FfliTe  in  Reserve  zu  behal- 
ten —  fBr  die  einzelnen  Fälle  des  Schlag- 
flusses, die  zu  rasch  und  zu  glQcklich  verlau- 
fen, als  dass  man  da  fäglich  ein  Extravasat 
oder  eine  bedeutende  organische  Veränderung 
annehmen  könnte,  oder  wo  man  die,  wenn 
der  Tod  erfolgt,  in  der  That  nicht  findet. 
Dies  ist  der  Coup  de  sang  der  Franzosen, 
und  Abercrombie^s^  der  hier  jedoch  mehr  ein 
ir^nd  wie  veranlasstes  Derangement  des 
BRitlaufs,  als  grade  eine  Blutuberffllhing  im 
Gehirn  annimmt,  erste  Gattung  der  Apoplexie. 
Sonst  benutzt  man  die  Congestion  nur  noch 
SBur  Pathogenie  jener  Zustande,  die  die  un- 
mittelbare Ursache  des  Schlagflusses  sein 
sollen,  namentlich  des  blutigen  Extravasats, 
des  serösen  Exsudats  u.  s.  w.,  oder  Ifisst  sie 
mit  diesen  den  Schlagfluss  herbeiffihren.  Diese 
wollen  wir  nun  betrachten,  also: 


—     25     — 

im  Leben  normalen  oder  anomalen  QQanti- 
tät  des  Gehimwassers  o.  s.  w.  erst  in  der  Leiche 
entstehn,  nimmt  sie  da,  nach  Nasse  nicht  we- 
nigstens wohl  jedesmal .  zu?  Wa  aber  Er- 
weichung nachgewiesen,  ist  das  Extravasat 
leicht  erklärt.  —  Nach  Guislain  hat  sich  die 
Congestion  in  der  Schlafengegend  wohl  sehr 
hSufig  erst  im  Sterben  gebildet,  wo  der  Kranke 
auf  einer  der  Schläfen  lag;  da  kommen  aber 
auch  (bei  Irren)  am  häufigsten  die  Extra- 
vasate vor,  und  die  Congestion  der  Meningen 
ist  immer  auf  der  Seite  am  stärksten,  wo 
das  Extravasat  ist.  Sollte  daher  hier  das 
Extravasat  nicht  oft  denselben  Ursprung  ha- 
ben, wie  die  Congestion,  d.  h.  erst  im  Ster- 
ben entstanden  sein  ^)?    Oder   findet   man 


*)  S.  JTasse  1.  c.  S.  375.  376.  Becquerel 
nach  Cohen:  »die  hitzige  Gehirnwassersucht  der 
Kinder«  S.  25.  58.  Guülabi  S.  70,  82. ,  Nach 
Brach:  »Chirorgia  forensis  specialis«  8.  82  u.  f. 
sagt  auch  WaUher  in  einem  Aufsätze  über  Trepa- 
nation in  V.  Gräfe's  u.  v.  WaUhera  Journal  16.  Bd. 
1.  Heft:  »Endlich  ist  es  auch  noch  zweifelhaft, 
ob  ein  nach  dem  Tode  gefundenes  geringes  Ex- 
sudat schon  während  des  Lebens  und  während 
der  frühem  Krankheitsperiode  vorhanden  getve- 
seu,  ob  es  nicht  erst  während  des  Todeskampfes 
durch  eine  Art  diapedesis  entstanden  sei,  wie 
dies  ja  auch  in  andern  Höhlen  vorkommt.  Merk- 
würdig (?)  bleibt  es  immer  in  dieser  Beziehung^ 
dass  mau  so  selten  geronnenes  Blut,  wirkliche 
Coagula  in  Leichen  (nach  Kopfverletzungen)  in 
der  Schädelhöle  findet,  oft  sogar  dldnflüssiges, 
aufgelöstes  Blut  antrifft.« 


Jm  ExtfAVasat  nur  dann,  wenn  im  Leben 
AjM^xie  vorhergegangen  war? 

2)  JtfiMN  kaf  das  Butravanal  auek  in 
All  JMeAm  derer  gefunden,  die  nie  «{> 
Mm  8ehlmg/tv3it  gehabt  hatten  *).  Weit 
Uofiger  luierdmgs  Spuren  früherer  Bx- 
.  traTuate  da,  wo  im  Leben  Symptome  tA- 
BM    Gfehirnkndens    vorhanden    w&ren,   doefa 

SbeB  diese  Symptome  keineswegs  iniBier 
■  Bild  iea  vollständigen  Schlagflusses:  oft 
hatte  dabei  die  Bewasstlosigkeit  gefiphll,  die 
Llhmnog  war  nur  vorübergehend  gewesen 
o.  s.  w.  Aellere  wie  neuere  Beobachtungen 
lehren  dtea  einen  Jeden,  der  sie  etwas  nftber 
vergliedeTt**]. 


*)  George  Fowla-  in  »Lancet.  Aug.  S-  18M, 
mHgett.  ia  ficAmüA's  Jahrbäch«m  3.  Supple- 
nentliä.  IMS.  S.  57.<  wo  bei  einem  im  Leben 
(?)  eatsUndenoii  bedeutenden  Blut  extravasale 
in  Gehirne  nicbt  ein  einziges  der  gewShnlichen 
2w)heB>  TOD  Gehirnapoplexie  eingetreteD  war. 
lAtnao  Ttrior  nach  firacA  I.e.  in  Benke't  Z«it- 
Mlir.  4.-iiefl.  1832.  p.  442.  -bei  einem  Kranken. 
An  sich  Am  Rückgrat  gebrochen  halte,  war 
Extravaut  im  Schädel,  oA»e  alle  Ztich^t  deiaeBten.- 

•*)  tAercromhie  1.  e.,  ^lufral  1.  c,  Laiivmimd 
'  BRecherchrfl  anat.  pafliot.  snr  l'^ncephale  etc.*  und 
Morgagni  IMcrn  uns  genug  BeabacfatnngcB  ä«r 
Art  ca.  aneh  WegeUr  in  Casper't  Wochenschr. 
1S38.  8.  306  u.  fr.  Eccbymosen  und  darms 
•ntatefacode  ÜIccrationen  können  nach  & 
I.  c>  p.  81*  io  der  Corticalsuhslanx  der 
aphSren  existiren,  ohne  sich  durch  ein  hea 


—    27    — 

Ja  es  niQss 

3)  in  den  meisten  Ffillen,  die  wir  ffir 
die  Wirkung  einer  Himblutang  haitra,  das 
Extravasat  schon  eine  Zeitlang  vorhanden 
|:ew~esen  sein  ohne  die  ihm  zugeschriebene 
Wirkung,  ohne  den  Schlagfluss.  Dies  geht 
ans  Allem  hervor,  was  Abercrombie  zur  Be« 
grfindon^  seiner  zweiten  Gattung  der  Apo- 
plexie, die  eben  durch  Extravasat  entstanden 
sein  soll,  über  diesen  Gegenstand  anfährt. 
Extravasat  war  da  gleich  anfangt^  vorhan- 
den, und  dennoch  erholte  sich  der  Kranke 
sehr  rasch  von  dem  ersten  Anfalle,  oft  so 
vollsfSndig,  dass  er  nach  Hans  eehen  konnte. 
Schön  die  ersten  Symptome  sollen  hier  Wir- 
kung eines  Extravasats  sein,  aber  nicht  in 
eontinente  gehn  sie  in  den  eigentlichen  Schlag- 
fluss über.  Es  tritt  immer  eine  mehr  oder 
weniger  freie  Zwischenzeit  ein.  Das  Extra- 
vasat war  denn  also  vorhanden,  aber  —  ohne 
Schlagfluss.  (^Abercrombie  1.  c.  pag.  228 
and  folg.) 

Uebt  aber  ein  geringes  Extravasat  auch 
schon  einen,  wenn  auch  geringen  Druck  aus, 
nnd  ist  es  wahrscheinlich,  dass,  wenn  Druck 
überhaupt  nur  die  Ursache  des  Schlagiflasses 
wäre,  auch  ein  geringer  Druck  schon  diese 
Wirkung  haben  wärde  —  wie  denn  hier  auch 
die  Wirkung  zu  ihrer  snpponirten  Ursache 


res  (special)  Symptom  kund  zu  geben:  in  den 
meisten  Fällen  ist  Paraijse  nfciU  damit  rerbun- 
den  n.  s.  w. 


ä 


—    «8    — 

,A.  h.  der  Nasse  des  Extravasats,  keineswejjB 
immer  in  j^iejchem,  oftso^ar  in  umgekebrtM 
'■yerhfiltnisae  steht,  (Abercrombii'  I.  c.  264.  a 
J!65)  —  so  frasrt  es  sich  doch  sehr,  lA  ft 
•llmäblige  Zanahme  der  Quantität  des  Hall 
md  der  dnmit  gesteigerte  Druck  %viHilidl, 
wie  Abereramhie  annimmt,  die  Vr»ache  dn 
«pSter  eintretenden  Schlagfliisses  ist?  8qB|e 
ferner  das  Gehirn,  nachdem  es  sich  bei  foii* 
dauerndem.  Drucke  des  Extravasats  eriiolt, 
juchdem  es  den  Dnick  überwunden  hat, 
^ite  es  da  iiiclit  auch  die  attmähUge  Stei- 
gernng  dieses  Drucks  ertragen  können?  Aber 
steigert  eich  denn  der  Druck  auch  wirklich, 
ist  es  wahrscheinlich,  dass  anch  ohne^tte- 
ron^,  w07.li  die  Zeit  doch  wolil  in  den  mei- 
sten Fällen  nicht  hinreichen  würde,  ein  neuer 
fflatergusa  eintreten  wird,  wenn  der  erste 
Ansfluss  bereits  geliemmt,  diese  Abnormität 
mit  ihren  Folgen  vorläufig  neutralisirt  istV 
Will  man  aber  annehmen,  dass  hier  im  An- 
fange und  in  jener  Zwischenzeit  noch  gu 
kein  Extravasat  existirte,  der  erste  Anfall 
also  eine  andre  Ursache  halte,  SO  kann  man 
sich  auch  füglich  mit  dieser  einen  Ursache 
begnügen  und  den  spätem  Anfall  mitsammt 
dem  Extravasate  als  Endresultat  des  schoo 
vorhandenen  Krankheitsprocesscs  oder  krank- 
haften Zugtandes  des  Gehirne  angehen.  — 
Ja  niaunt  man  m'd  Abercromhie  sogar  ao. 
dass  in  den  Fallen,  wo  man  keinen  blutigen 
aber  einen  «erösc«  Erguss  findet,  dieser  Er- 
gu8s  nicht  die  Ursache  des  Schlagflusses, 
sondern  mit  tAm  Wirkung  dessen,  was  er  als 
die  Ursache  der  einfachen  Apoplexie  annimmt, 
der  8chlagAuss  also  ein  einfacher  sei,  so  wird 


—    29    — 

man  auch  in  den  Fällen,  wo  man  einen  bhUigem 
Ergoas  findet,  kaam  omhin  können  es  wenige 
stens  in  Frage  zu  steilen:  ob  denn  der  blu- 
tige Erguss  wirklich  Ursaehe  der  Apoplexie, 
nicht  etwa  auch  nur  Wirkung  ihrer  Ur- 
sache sei? 

4.  Jedenfalls  ist  es  schwer  einzusehen, 
wie  grade  das  blutige  Extravasat  durch  Druck 
den  Schlagfluss  herbeifiahren  sollte,  da,  wie 
wir  gleich  sehn  werden,  Massen,  denen 'wir 
einen  weit  grossem  Druck  zuschreiben  mOs^ 
ten,  oft  gar  keine  besondere,  oder  nur  unbe- 
deutende Erscheinungen  -  zur  Folge  habm. 
So  konnte  auch  Textor  (1.  c.)  bei  einem  Pa- 
tienten, der  eine  bedeutende  Oefliaung  im 
Schädel  hatte,  nur  durch  sehr  starken  ßmek 
aof  das  Gehirn  Betäubung  herbeiführen. 

Nach  Allem  diesem  wird  man,  denke  ich, 
zugeben  müssen :  wie  es  sich  keineswegs  von 
selbst  versteht,  dass  überall  da,  wo  man  in 
der  Schädelhöie  eines  apoplektisch  Verstor- 
benen Bluterguss  findet,  dies  Extravasat,  und 
namentlich  durch  Druck,  die  Apoplexie  be- 
habe. 


II.     Druck  durch  Serum. 

Die  Apoplexie,  die  durch  dieses  Moment 
bedingt  sein  soll,  nennt  man  bekanntlich 
»Apoplexia  serosa»*^  Gegen  diese  Snpposition 
lässt  sich  aber  einwenden  : 

1)  der  Wassererguss  ist  bis  zu  einer 


P^^  _     30    — 

gewissen  Grenze  nicbt  mal  immer  etwas  Uft- 
males.  Die  Autoritäten  und  —  Gründe  fb 
äme  Bebauptung  fiadet  niau  bei  Cohen  (L  c- 
S.  22  u.  folg.) 


Nach  Guiilol  sind  wahreud  des 
nad  in  der  Xorm  die  Gehirnhoien  sogar  vn 
dieser  Flüssigkeit  ausgedehnt.  Sie  soll  on 
allerdings  kürzere  oder  längere  Zeit  awA 
dem  Tode  in  der  Regel  von  der  Cehimsob- 
stanz  aufgesügen  werden,  kurz  eicli  wieder 
entferoen,  so  duss  man  sie  dano  in  der  Leiche 
nicht  inebr  findet.  Wird  aber  eine  solche 
Absorption  durcli  verschiedene  Umstände  dd^ 
bei  verecbiedeneu  Zustünden  des  -Gehirns 
nicht  auch  mehr  oder  weniger  unterbleiben 
kSQnen?  Wo  man  dann  also  eine  Ansamai- 
lung  dieses  Wassers  noch  findet  ^  ist  es  Mos 
eine  hl  der  Leiche  anomale  Ansammlung;  &<: 
aber  im  Leben  normal  war. 

2)  Gehörte  sie  aber  nicht  zur  Norm,  M 
kann  sie  doch 

a)  in  der  Leiche  entstanden  sein,  durch 
'    Niederschlag  dessen,    was   früher  ein  dumit- 

förmigea     Fluidum      war  ■    (3'eu»ionn     I.    t 
S.  41 6 J, 

b)  Prodiict  sein  des  raschen,  eigeothöni' 
liehen  Todesacts,  oder  des  den  SchlagStis-' 
bedingenden  Moments  (Nasse  l.  c.  S.  370. 
Gmatain  1.  c.  p.  89); 

c)  ist  sie  nichts,  was  durch  Druck  den 
ScUagfloss  hervorriefe;  denn 


—    31    ~ 

o)  Wasserergusg  kommt  auch  vor  um  Am-^ 
fimge  der  Entsundong  seriiser  HSate^ 
.  also  doch  auch  wahrscheinlich  der  des 
Gehirns,  wird  aber  gleicK  oder  bald 
wieder  aufgesogen,  und  hat  keine  be- 
sondern Folgen.  Wenigstens  sehen 
wir  ja,  dass  bei  Entzöndang  der  6e- 
hirnhfiQte,  wo  also  doch  eine  Ansschei- 
dong  seröser  Flüssigkeit  als  wahrschein- 
lich anzunehmen  ist,  Schlagfloss  oder 
fiberhaupt  Symptome  des  Drucks  niehi 
eintreten  *). 

ß)  Wasserergoss  muss  selbst  in  den,Fillen 
der  sogenannten  Apoplexia  serosa  schon 

etne  ^MÜang  vor  dem  EüUriit  dieses 
»Zufalls,  aUo  ohne  die  ihm  zugesehrie-* 
^ene  VFirkung,  vorbanden  gewesen 
sein,  da  dort  der  bedeutende  Ergoss 
sich  doch  wohl  schwerlich  so  momen- 
tan gebildet  haben  wird. 

Nach  Neumann  (I.  c.  S.  425)  haben  Blöd- 
sinnige und  alle  Epileptische  jedesmal  viel 
Serum  in  den  Gehirnhölen,  besonders  aber  in 
der  vierten:  die  Ausdehnung  derselben  be- 
weist hinreichend,  dass  diese  Serumbildung 
eehon  lange  vor  dem  Tode  begonnen  haben 
■luss.  da  sie  die  Höhle  so  erweitert  bat  Auf 
die  Quantitit  des  Ergusses  würde  es  hier 


*)  Gendrin:  Histoirc  aiiatoinique  des  inflam- 
nationt.  T.  1.  pag.  70.  Nach  Ck)h€n  besonders 
Lammect  Tratte  de  Panscaltation  III.  id'ii.  T.  II. 
pag.  292). 


I 


—    38    — 

aber,  wenn  Druck  überhaupt  dabei  statt^Je, 
oder  so  gefährlich  für  das  Gehirn  wäre,  woU 
nicht  so  sehr  ankommen,  da  ohnebin  schon 
auch  bei  eiaem  sehr  geringen  Er^iisse  Schlag- 
flüss  eingetreten  ist  {Abercromhie  l,  c.  p.  22ö}, 
und  (tano. 

y)  mag  die  ADsanimlung  nun  im  Tode  oder 
im  Leben  entstanden  sein,  auch  der  Falk 
genug  constatirt  sind,  wo  grosser  Er 
gtia«  ohne  alle  apoplektische  Zufällt 
stattfand  *J. 

Ist  es  demnach  wahrscheinlich,  dass  der 
Wasaererguss,  den  man  allerdings  oft  in  den 
Leichen  Apoplektischer  fand,  nicht  immer  et- 
was Anomales  war,  oder,  wenn  dies,  doch 
oft  genug  erst  in  der  Leiche,  im  Sterbeo 
erzeugt  wuiJe,  kommt  ferner  der  Schlagfluss 
vor  bei  einer  sehr  geringen  Anhäufung  vod 
Wasser,  ist  es  aber  erwiesen,  dass  er  über- 
haupt beim  Wassererguss ,  und  namentlich 
aach  bei  der  stärksten  Ansammlong  oji  ge- 
nug tüc/it  vu7-kotnmt ,  so  folgt  daraus  die 
Wahrscheinlichkeit,  dass  auch  der  IVMncr 
erguss  nickt  ein  Moment  ist,  welches,  aai 
zwar  durch  Druck ,  die  Apoplexie  her- 
beiführte. Dieser  Ansicht  ist  denn  namenl- 
lich  auch  Abercrombie. ,  der  übrigens  ja  se 
gern   ein  in  der  Leiche  sinnlich  Wabrnehn- 

f]  *)  Abcrcrombie    I.    c.    pag.     152.     224.  22S, 

/         Guisbin   I.    c    pag.   S9.      IVach    Acumaim    t.   t.  S. 
/        419.  424.  425.  bei  Allen,    die  nach  ausgestaiiil'- 


,    « 


88    ^ 

r.  2» 


L  ».fäg.  227. 

—  *  I  ;>  "i  /  1  » ■  ''  ♦ .   -.  /  .^    . .  .  .*■*■".'. 

In  Beswn;  aaf  das  yorkommen  der  fi»» 
hinieoiiimrtiöii  and  ihre  CaoMlbesidiuur  smn 

beadrten^  diS8  .wann  anch  der.  WaBiMirargiaa 
aivaa  Anonalea'  iat,  er  doeh  keiaaawega  ao 
aMgawan^  wie  d^s  geifhieiit,  ala  Folge  der 
CüMicestioii  .annaehen  iat  INte  hat  Cohm$ 
in  &r  angesBeigten  Schrift  weifläoftig  ava- 
iinanderg^setet 

Ameh  JBfgdaHdem  üben  ieimm^  MnretdUn- 
^m^.Ihi^  amj  jm  de»  SM^ßmu  wä  be- 

wirfien;  denn:- .; . .   .  v- .        ;t..N  ./*:  .  ..  ..* 

.    1)  "im  finden  aie  in  denLeiehen  oft  ge-^ 
,  wo  i« ..Leben  fiberhaopt  alle,  GteUnuifr" 
fehlten. 

.  9)  waren  auch  Gehimaffectionen  da,  ao 
waren  es  doch  in  den  seltensten  Pillen  npo- 
fUkiUche. 


\ 


Unter  den  sieben  und  vien&ig  Fällen,  die 
cinachliesalich  zweier  selbst  beobachteter, 
.iraii,  Interne,  ich  weiss  nicht,  weldioi 
'Pariaer  HospitaJs,  ^esammdt  hat,  kanen  nnr 
vier  FiUe^vor  mit  Schwindel  and  Coma, 
aeeha  Fille  mit  mehr  oder  weniger  YoUkom* 
man^  Hemiplegie,  vier  apoplexieartige  An- 
tOle.  (S.  ArchiVi.  de  Möd.  de  Paria  Sept 
1841.  mitgeth.  in  SchmidfM  Jahrb.  1842.  2.) 
Wt  man  aie  in  den  Leichen  der  mit  den 

Jtsnu  Bd.XGy.  St  5.  3 


_     34     —  ■ 

Symptomen  des  HydrocephalUA  geatorbe 
Kinder  gefunden  bat,  waren  sie  langst 
ohne  dass  Apoplexie  [der  sog.  Wasserschi 
etatmL 

Bei  Thieren,  SchaBfen  z.  B.,  auch  i 
Rindvieh,  findet  man  sie  ohne  aiioplektis 
Erscheinungen.  Die  meisten  jener  Tbi 
starben  an  Abxehnaig.  iVeiih:  Handb 
der  Vcterinärkande.  II.  Bd.  8.  641.) 


III.     Druck  durch   Eiter 

ist  ebensowenig  als  ssureicliende  Uraa 
des  Schlagflusses  aozunehmen;  denn: 

1)  wo  man  ihn  nach  der  Apoplexie 
funden  hat,  musste  man  doch  annehmen,  i 
er  schon  geraume  Zeit  vor  dem  Anfalle 
gegen  war,  und  in  keiner  wesentlichen 
mittelbaren  Cansalbeziehung  stir  L&hMi 
Q.  8.  w.  stand; 

2)  man  hat  ihn  aber  oft  genug  dt 
fanden,  wo  Schiagfloss  nicht  einffetretwi 
CAhercronAie  I.  c.  pag.  117.  llC,  numOi 
119,  120,  wo  Abscesse  bestanden  hatten  l 
SymptiHne  ihrer  Existenz;  —  aadi  Nmm 
an  verschiedenen  Stellen  seines  bereu»  e 
ten  Werke«  »aber  Krankheitea  des  Grtlr 
Nach  ihm  hängt  das  Ausbleiben  oder  1 
treten  der  Wirkung  freilich  Allein  davon 
ob  die  Eiterhöhle  ges^loasen  Ucibt  i 
nioht;  ebenso  bei  den  Bydatyden;  —  € 
lain  I.  C.  pag.  83,) 


-    85    - 
-^^•Diet'^liiA.^.tHvA  iit-iliM|iiil  ■iiito* 

fwirken  «o&  Mn  flndtt  dU»  iter^llttlMittt' 
Bi  nicht  inaierf'  klar  wo  sie  IMdtai^  Jki 
«h  oft  f^te  fltototeiiMn  fi^^e  lif^-il^<4te 
mction  des  DrOckens  bei  der  Pathogenle 
»  Schlagflusses  übernehmea  können.  Man 
Dlmt  denn  also  fer^iar  als  dessen  Ur^ 
ehe  an:    '".    '^  -■•  ■  -  •-  -    .■  *v 


■» 


^  Indesimr  isl  wtM  hioflger  l!pilMM*«rit 
Ben  reAmieii  tangtrierltfer  KdimefaMnt 
s.  w.  ds  «raw  ^peplexlef^Ja  «nbn  hat  sie« 
gar  da  gdmdea;  wo  atttt 'DMM'ikd^fly^ 
iHne  eines  Hürnlsidens  flberitanpt  roüta^p^ 
mgsn  waveo-^'  •• 


V. 


•  Selbst  4^  FJMgM  Dqv.  nae.y  von  iem  iiai 
«dl  am  ersfeetf^^io  t*oigett  des  Bindiies  ei^ 
Mrten  sollte  -^  weaigäens  ist  y^M  mmm^ 
iunmi»  dasv  «r  bei  dem  WUerstatifa  iJsr 
»hideldeeken  anf  das  GeÜitt  Ml(MMlMt 
.  komflit  vor  ob«e  A^plexku  MMio^ttb 
fpertrofkie  dM»  CMitnii^  via  dw-iulii 


.  ^)  jWcronte  1.  c.  p.  i73.,iii|4/4el|b,  .ifiii- 
si^  r.  c  p.  m.  nt^iMfil^^if^!la  ^ 
jjj:,  im  l^entorimiL  tn  jüidern  iSfemli  flcr^Üar^ 
i"  Hirnfaantl/  lAeiii^'  iM^iktomif '  iMdÜ^'  ÜiHierf^ 
9Üte  in  d«r  £ltti/«Mfttte  koaraita  mstUig  ^dll 
tf  wo  an  gar  keinen  BhiiicUäg  sa  deütfken  isl.« 

,  .  3* 


^^m         _   36    _ 

nen  Druck  in  ähnlicher  Art  erwarten  k 
Die  ist  aber  überhaupt  wohl  nicht  mal 
vorhanden  gewesen,  wo  inao  sie  gd 
KU  haben  glaubt,  z.  B.  da,  wo  das 
Buchte  Gehirn  nicht  völlig  -wieder  j 
iScbiidelhüle  hinein  »u  bringen  war. 


Wir  haben  also  hiemit  die  Theorie  i 
näher  beleuchtet,  nach  welcher  der  fi< 
fluss  durch  Ifruck  au/  das  Gehirn  enb 
soll.  Diese  Vorstellung  lag  allerdings 
nahe,  aber  dag  Naheliegende  ist  bekan 
picht  immer  das  Wahre.  Hier  hat  sii 
nigsteos  ihre  sehr  grossea  Bedenken.« 
hatte  früher  überhaupt  wohl  die  Idee: 
Gehirn,  der  Sitz  des  Empfindens  luk 
höheren  Lebenserscheiniingen,  müsse  ein 
:£artcs,  sehr  appreliensives  i)rg-an  sein 
da  man  es  oliiiübiii  stets  in  seiner  Tot 
als  ein  Organ  auffasste,  bei  dem  Jedei 
eelne  TheiT  für  die  Integrität  des  sent 
lau  ond  resp.  animalischea  Lebens  eint 
uuiSBte,  80  war  es  wohl  natürlich,  da« 
«nDidint>  auch  die  geringste  Verletzuu 
Beeintr^chtiguDg  des  Gehirns  müsse  £ 
deutendsbeo  Fofgen  haben.  Beobscbti 
Wd.  Versuche  haben  aber  längst  nachg 
sen,  dass  jene  Idee  nicht  die  richtice 
und  dass  das  Gehirn,  ohne  merkbare  St 
der  von  ihm  abgeleiteten  Lebensers^ 
^n,  die  gröasten  Verletzungen ,  grosse 
il^end  ein  andres  Organ,  ertragen 
fTir  werden  hierauf  zurückkomiaen. 
mechanUche  Theorie  aber,  die  dem  € 


■ 

iMlIr  ihfty  'ab  ^  trpgen  -iumn^  fciAälrM^ 
odifir  wWwcf '  fekf  Uli Awrtioiy^  üft  iMiiüiwL 
dfe.iiM  BKt  ün  Ctehfm  sträHi«  ifaeteA  «M 
mU^WWi  oler  flberhMpt  AirM  IMkA'  Mi 
SiAligfliiM  ratetehen  Übst,  fttüd  ifvoU  ilufl 
MtoW  Stilfeile  id  dmn  Üraher  herinMliettdMl 
SjMeme  dei»  Jatranechaiiic.  JDCe  Stittse  ist 
Mta  freäiob  Hiiisf  geftdlen,  Jenetkeorie  hil 
Mk  ftker  trata&m  gebaltetf^.weil  ale  aHn^' 
tU^^  idkr  flifii/iiidk  M. und  weiter%  Vatefw^ 
elmcen,  die  oimAin  sehr  0chwtef%  ifatt 
Md  latmi  eiB  fMitives  RemdUt  iit  AaaaicM 
MdkD.  ttimMhig  Macht—  Juuqptsiddieli aben 
^MH  «ie  dei'  berfidfraden  Riehtmig  der  w» 
wiMluiMieh?»  UnMMMiehimg  ebeMdil^ohl  wft 

ahemeheilden   Praxi»  entopridit  "-  Dtea 
Bamenllidi  adion  weit  wca%er  Jaid  Aoh 
iM^  wdche  den  SdäBgfbmt 


.\t. 


JBweiteiis    durch     qualitative,  •  chiH 
fliiaeh  «  vitale   Einwirkung^   auf   daa 

Gehirn 


wtatehen  lAwi  Es  ist  dies  auch  -schon  eine 
aehr  alte  Yorstellungsweise ,  weniMtens  in« 
aaiwrn  sie  ein  nicht  sinnlich  m  ernennendes 
Bikas  annimmt,  von  dem  die  qualitative  Ein* 
*^iHrfanig  auagehen  soll  —  eine  bissondere 
fldiirfe«  irgend  eine  Materia  peccans^  die  auf 
dv  Gehirn  versetzt  werden  soll  tu  s.  w. 
tut  nihert  sich  aber  der  vorigen  Theorie, 
~  '  a  ne  wenigstens  dieselbe  Momente, 
Jene,  benutzt,  um  ihnen  diese  onalitative 
iwirknn^  «a  fibertragen«  'Was  oort  durch 
aefne  Schwere^  soll  hier  durch  seine  Qoali- 


•.  -  ^  -^ 

t|t:WUL«n,  io  das  stockende  i 
pAMmo  IBxdpdirte»  derl&itero 
Mit  Aüsidit  steht  swar:iiib«ii 
jlir  Usharigesi  Bedenken  nameql 
Itatssehe  «Mgegßm^  dies  JcMie 
ift  veikommeni  ohne  die  Wurluuigy  flr 
wir  sie  in  Ansprach  nehmen;  indei 
dieser  Umstand  hat  \iiet  dodi  nirlii 
Bedeatong,  welche  wir  yim  Weher 
Hgestehen  mimsten.    OenftMrteibt 
nisk  immer  dassdbe  in  JsMcAer  V 
fcMUe  Affens^  ist  es  daher  nieh 
wnmm  aas   drOckende^  was    i 
Wiikonc  hat,  es  ein  andren  mal  fM  Mk 
iMdbt  haben  sollte,  ToraÜtgenelat.  daaisk 
in.Jhm.  (Iberiiaapt  den  snreieAeiMhn  Gitfl 
der  BneheinHng  aoehen,  m  kmmi  «doch  h 
QaaKtflt  der  Sabstana,  ohne   daes  wir  si 
immer  sinnlich  erkennen  können,  za  versdM' 
denen  Zeiten  und  unter  verschiedenen  Pi- 
ständen  sehr   verschieden   sein.      Ist  dakct 
ihre  Wirkung  nicht  immer  dieselbe,  ^fiw\ 

Sar  gleich  Null ,  so  ist  es ,  wenn  wir  in  ib-  I 
ern  Fällen  die  vorhandene  Erscheinung,  den 
Sehlagfluss,  dennoch  als  ihre  Wirkung  vt 
nehmen  wollen,  weit  natürlicher  diese  wi 
ihren,  wenn  auch  nicht  sinnlich  nachweUi- 
ren,  doch  gewiss  vorhandenen,  aber  ta 
Wechsel  unterworfenen,  chmnimekmn  Ckmik 
ier  zu  beziehen.  Betrachten  wir  also  M 
mal  auch  in  dieser  Beziehung  jene  Mommk 
und  statt  aller  andern  dasjenige,  wclchs 
äberhaupt  noch  am  hfiofigeten  mit  der  is 
als  Wirkung  zugeschriebenen  Erscheinmg; 
der  Apoplexie,  vorkommt,  mämUeh  dhie  o&Morat 
BhMehen  des  Gehirne. 


-^    3t    ~         ; 

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¥4riMRMkeB  (kl  Venm-Blata»  ;«bift  UtbM»> 
IMpw  iiiar  Teimi  ütt  Tohlllahi.  lia  .Um 
AiMtml  wie  aie  'aiidi  J&wwomUsiiiMDaAilb 
itti'&rw§katat  ttitinnthfn  GeMlttt  ariiliHiiyL 

w-friHd  die Bed«idmkweklM»  (rieb: j|;(^e*ii'<ii^ 
geppeMtie»  dieeei  CnBaineBieiitr  i'«rtidM|k 

taMite  in  toi  IrSrteninren  über  di*'nil» 

«MMhMg  tnkd  die  mtMoäBom^  maäulhm. 

tfiMde  diese  UeberfttUmir  der  l^n  Jiit  ea» 

4Ü  BMB  eft  in  #lii  LeitSieii  iadely  in»«^ 

«tuaeh  dwE  eelMr  üdiwer  nadmieiipi  Hül, 

tie «*htfn< nB'LiDlMQ  vefbiriidin-miK   '.: 


t  •  '.   i      l    ■  •  •  1 

•  •li  4-  »    j  I  m  ri    I  i'|»,tf 

EtwM  aidares  kt  c»  «choi^  "wewf  "niM 
4Bä  UegM  »fliierwiegäide  TaiüMitii  ddM 

Urtfe  ftan  es  sowt  nenaeii  maf  ,  iinlik;  nrf  iUhi 
^pnnlitetlve  Uehei^widit  des  in  drn  ¥MeB 
CBthdtenea  Blots,  aof  die  sogciMpte  vk*' 
nfiee  Congestion,  beschrfinkt,  senden  «nf  al* 
les  im  Gehirn  enthaltene  Blut  bezieht,  und 
annimmt,  dasa  aooh  das  in  den  Arterien  cir« 
colirendc  mehr  oder  weniger  von  dem  Chara^ 
iMer  dea  VeMdUnts  erhalten  habe.  Dies  ist 
jdhrdinga  sehr  wähl  denkbar,  ehgleifdi  man 
db  dAch  wohl  ant  mehr  Becht  von  tiner  Ter» 
Miiäuüng  des  Bbis  im  AUgemelaen,  ab  i^ 
#dl  von  einer  solehen  Yeriadrang,  die  num 
iaatimmt  eine  »venSaeic  nennen  könnte,  re- 
dian  darlr  Wo  wir  aber  aneh  Grand  au  ha^ 
JMS  glaoben  eine  selekt  eritf hte  Yeaosititfui«- 

mmAuM^  da  h€9i9ki  sU  doch  «eJb*  q/l,  ja 
maU  im  der  B/egel^  ohne  Apoplexie^  a.  B.  biA 


—    40     — 

Siofern,  bei  dicken,  fichwammigen,  fitohaift 
solchen  Menschen,  bei  denen  man  grade  ei- [ 
nen  besondern  Reichthum  an  venösem  BlBto,^ 
oder  des  Blats  an  den  Bestandtheilen  da 
venösen,  vorauszusetzen  pflegt,  selbst  bei  d^ 
nen,  die  einen  sogenannten  Habitus  aposb- 
cticos  haben.  Aber  wir  beachten  andziUa 
nar  die  Fille,  wo  die  Apoplexie  wirklkk 
eintritt,  die  andern  kommen  eben  in  dieser 
Beziehnng  nicht  in  Betracht.  Stirbt  ein  sol- 
cher Mensch,  z.  B.  an  der  Brustwassersacht, 
00  bemerken  wir  hier  den  Habitus  apoplMi- 
eus  gar  nicht,  sondern  nur  —  die  Anlage  m 
BruaiwassersuchL  Unzählige  sterben  aber 
allerdings  am  Schlagfluss,  die  nichts  weniger 
als  einen  Habitus  apoplecticu»  haben.  Bas 
er  hier  fehlte,  fällt  uns  aber  eben  nicht  aoL 
—  Was  kann  ausserdem  dabei  der  karte 
Hals  bedeuten?  Strömt  da  das  Blut  rascher 
ein,  so  strömt  es  ja  auch  rascher  ab.  Selbst 
Cheyne  (S.  146.)  legt  dem  sogenannten  Ha- 
bitus apoplecticus  keine  so  grosse  Bedeu- 
tung bei. 

IL     Extravasirtes  Blut 


! 


hat  gewiss  nicht  mehr  dieselben  Eigenschaf- 
ten ,  als  das  in  den  Gefässen  circulireDde:  • 
ist  dies  aber  der  Fall,  so  liegt  die  Annahme' 
sehr  nahe:  dass  es  auch,  wenn  nicht  allein, 
doch  vorzugsweise,  vermöge  seiner  QualUSi 
auf  das  Gehirn  einwirke.  Es  würde  dann 
vielleicht  nicht  die  allmählige  Steigerung  des 
Dracks  durch  Zninahme  des  Extravasats, 
sondern  die  erst  nach  einiger  Zeit  erfolgende 
Entwicklung  der  deletären  Quantität  dessel- 


—    41    — 

i  ben  hier  der  Gmnd  sein,  warum  derSeblag- 
:  flow  erat  spXter  eintritt. .  Diese  YorBteHiuig 
:  ^on  der  Wirkuoffsweise  des  ExtravtiRt*  ist 
:   aUerdings  eine  Hypothese,  entspricht  aber 
den  Thatsachen  mehr,  als  jene  Ansicht,  die 
denn  doch  jedenfalls  auch  nur  Hypothese  ist 
Doch  bleiben  auch  hierbei  die  Bedenken  be- 
stebn,  die  wir  gegen  die  Bedeutung  des  Ex- 
travasats als  Ursache  der  Apoplexie  äberbaupt 
bereits  erhoben  hieben. 

Dass  äbrigens  ein  Qualitatives,  eine  spe- 
cifische  Eigenschaft  des  Bluts  oder  derSifte 
in  manchen  Fällen,  namentlich  im  Verlaufe 
gewisser  Krankheiten ,  den  ISchlagfluss  her« 
Seiffihren  mag,  ist  wohl  kaum  zu  bezweifeln. 


Die  bisher  betrachtete  Pathogenie  unse- 
rer Krankheit  hat  es,  wie  wir  sehen,  stets 
mit  tr^end  einem  Eiwaa  %u  lAtm,  welches 
auf  4aä  Gehirn  einwirken  soll,  also  als  ein, 
in  gewieeem  Sinne  ausser  dem  Gehirn  Seien" 
des^  gedacht  werden  muss.  Wir  wenden  uns 
jetzt  zu  einer  andern  Ansicht,  nach  der  nicht 
nur  das  Wesen ,  die  sogenannte  Causa  pro- 
xima,  des  Schlagflusses  ein  besonderer  Act 
and  resp.  Zustand  des  Gebimlebens  ist  — 
das  muss  natürlich  jede  Theorie  annehmen  — 
sondern  auch  die  nächste  Bedingung  dieses 
Znstandes  in  derselben  Sphäre  liegt,  d.  L 
auch  eine  Modi/leaHon  des  Gehimlebens  ist^ 
die  dann  in  jenen  Act  Übergehij  oder  den 
Sehlagßuss  smr  Folge  hat  Man  fasst  hier 
aber  zunächst  nur  die  eine  Seite  des  Gehirn- 


) 


—     48     — 

lebena  anf,  die  in  dem  Gehirae,  als  einei 
eera  Sinnen  unmittelbar  xugänglickem  b» 
vortritt,  man  »«etat  jene  Hlodißcatioa  ihirn 
das  grob-materielle  des  Gehirn  -  Seim,  d 
das  materielle  Gehirn  als  solches.  Es  tret« 
jetzt  also 


Drittens   die  Desorganieationen  dei 
Gehirns  als  solche 

aaf,  und  »war  als  unmillelbart)  Ursachen  iti 
Scfalagfliisses. 

Als  Desor^nisationen  im  weitern  Üme. 
und  unter  diesem  Gesichtspunkte,  können  nnit 
ancb  die  bisher  betrachteten  materiellen  Mo- 
mente anfgefnsst  werden,  so  dass  ihre  Wir- 
kung nicht  dem  Einflnsne  ihi-9r  Schwere  oder 
Qualität  auf'  da»  Gehint,  sondern  ihnen  iQ- 
HOfern  zugeschrieben  wird,  als  sie  MotHfiea- 
tionen.  Anomalien  des  materiellen  Subilnf 
der  Gehirnthüligkeit  sind.  Mit  ihnen  kam- 
wen  aber  auch  wieder  die  Bedenken  in  Be- 
tracht, die  sich  überhaupt  gegen  ihren  Ao- 
theil  an  der  Apoplexie  erheben.  Jenen  lAt- 
menten  schliessen  sich  an: 

/.    Atrophie  des  (tehima. 

Sie  kommt  oft  genug  vor,  y..  B.  im  h»- 
hcrn  Alter  und  bei  Blödsinnigen  ohne  eigent- 
lichen Hchingfluss.  In  den  Leichen  von  Blwl- 
sinnigen  fand  man  das  Schädelgewölbe  ehe» 
so  weit-verdicAf,  als  der  Umfang  des  Ge- 
hirn!  verringert  war   (Xenmann  nPatholo«:. 


48 


Untemehniiffen  ab  Regulative  eie.«  2  TM.), 
was  auch  wieder  darauf  hiodejstet,  da«  fir 
daf ,  BjMp  swiaehea  Bebidal^ 

und  Gdüm  ein  Gesete  exiatirte,  naeki  wel*- 
ditm  dan  Siadringai  eiaer  gkiOmem  Qiig^ti-' 
tit.  Wata  in  den  Inhalt  derSehSdelhOle^wMirw 
aAeinlich  nieht  so  leicht  erfolgm  kann«  (a^ 
oboftl)  . 


IL    VwMrim^  dm  OMrm 


i  - 


!•      •  • 


kMUnt  Vor  ohne  Aponlene.  (Abu>eramU»''1fk 

I      .'.  .     •  '.L  '  '     «   -^  ...  '  "i 

-''vv.<  'lif.    BOiltkimg  a»»  '«MUrMA  -""-'^^ 

1)  Sie  kann,  wo  man  aie  wiridieii  Ahm!, 
wenigstens  eine  ffewiase  Art  der  Erweieknng, 
awdi  erat  in  Tode  eniatänden  aeiay  wie  wir 

dben  a^en. 

1  ■ 

2)  War  aie  aber  auch  im  Leben  vorhan- 
dra,  ao  war  sie  doch  wahrachtinlich  achan 
Tor  dem  Eintritte  des  Schlagflosses  da. 

8)  Man  hat  sie  aber  anch  in  der  That 
oh  genug  in  den  Ldehen  der  meki  am 
SMagfhts  Versiarbenen  gefunden  *)• 


•  *)  AktTcromhie  1.  c  p.  116.  Anäral  L  e.  p. 
j|M  und  folg.  Budge  (im  Organ  f.  d.  gesammte 
H«ilk.  Bonn  Bd.  1.  H.  3.  mltgeth.  in  Schmidi's 
Jbhrb.  1842.  2.)  fand  sie  in  der  Leiche  eines 
tbnaekeB,  der  allerdings  an  vorQiergehendmi  und 
wiederkehrenden  .LShmangen  gelitten  hatte,  je- 
doch, ohne  je  delirirt  zu  haben,    cm  Abzehrung 


/r.     Wunden .  Getehtrüre  de»   Gekirnt. 

Sie  sind  bekanntlich  oft  geaug  vorge- 
nmen  ohne  Apoplexie.  Eine  der  nene- 
Bten  Beobachtungen  der  Art  ist  m-oIiI  die 
von  Dr.  Zarlmann  »Booner  Jahrb.  Band 
I.  Heft  A.  mitgctbcilt  in  der  Oester.  med. 
Wochenschrift  1842.  Nr.  2.,n  wo,  nach  einer 
Verwnndnng  durch  ein  Stück  des  Laufs  ei- 
ner beim  Abfeuern  zersprungenen  Flinte,  biO' 
neo  vier  Tagen  wenigstens  drei  ünxen  Ge- 
hirtuKbetanz  mit  Blut,  Eilei'  und  Knochen- 
splittern ausgeleert  worden  —  ohne  bedetiiendt 
Symptome,  tind  mit  roHkommener  Wiederher- 
Melhn^  de»  Kranken. 

Auch  ein   auffallendes  hierhergehörendes 

Beispiel   führt   Neumann   S-   86.  89.  an,    wo 

>  nach  einer  grässiichen  Gehirnverletznng  der 

Kranke  /.war  nach  7.wölf  Stundeu  starb,  aber 

bis  dahin  —  Betntsalsein  und  Sprache  haUt 


) 


Marh.  GuUlain  I.  c.  pa^.  86.  fand  (bei  Irren) 
Erweichung  uud  lllceratiou,  ohne  das»  die  ge- 
ringste Paralyse  rorhergegangen  'wäre.  JVm- 
ntann  »von  dcu  Krankheilen  des  Gehirns  S.  407.' 
sagt:  "Indessen  glaub'  ich  <ler  Wahrheit  am 
näcbsien  zn  kommen,  wenn  ich  Lähmung  ahnt 
ApopltxiB  dafür  (fiir  die  Folgo  der  ErweichoDf 
in  den'  Ganglicn^örpern  der  Schädelbasis)  er- 
kläre,» gesteht  aborS.  409  lu:  dass  Erweichung 
«(nzelner  Stellen  der  grossen  Hemisphaeren  f(u> 
ahne  LShtunngs-Symplome  vorzukommen  pflegt. 


u 


■ 

wir  ^ehon  heiraeki^  habem 

1 

.u»  ty^(im$hm  l  c  f.  G$.  muh  p.  176. 177. 
Muuvtöt  nicht  nur  von  der  KntaBBndnMr  iflp 
Ctahi^u^^Mndern  uch  von  der  ieifler  Btate^ 
dw»  (W  weit  weniger  hSufig  .eei,  a)n.«Mi 
iiell  dien  dni|;ebildet  habe.  'Nmtmmm  hilt 
SnMndnng  to  Jänhetann.  den  Gehidin.  IBr 
ndhr.  netten,  die  der  GehinwnlytteK :  te  Amt 
«WMiMf  für  eine  Chindre.     . 


>  I 


:.i  2)i^WQ  mflier Mch vorkonunt,  int  dndi 
dnpigjMngflBmr  nehnnntltth  keineswegnihm 

l^mvAidicie  nnd  nmnittelbnre  Wiriwngf!).  ., 

1    .   . .  •  .    .  . . , .     , 

'!«•<•' t.  .■i'». 


;.,.3X  Tritt  der  Sehlaginnn  wiFUieh:ein»nn 
henland  doch  «chon  Innge  vorher  die  Snb- 
nAMhnig. 

Dans  äbrigens  die  Apoplexie  in  Folge 
der  Gehimentzöndunff,  oder  äberhanpt'  deren 
Lethnlitit,  nicht  durch  die  damit  verbondeneA 
nichtbaren  materiellen  Yerfindemngen  an  ^kk 
liedingt  ist,  beweist  nach  der  Umstand^  dann 
wihrend  die  grössten  materiellen  YerindenuH 
gen  ^1  fange,  ohne  den  Tod  herbeistsujfnkrenjhe^ 


*)  NemMum  I.  c  S.  410:  »Also  weder  Fie- 
ber,  noch  Schmens,  nochDellriamy  nicht  imYner 
tilhfliang,  nicht  immer  VewoMtlosigkeii,  nicht 
fakmer  Conmlsionen^  doch  -^  MdoeiXm,  sind  die 
PolgeB  Ton  Enisfindang  einxebier  Himorgane.« 


\ 


l 


—     4»     — 

standen,  dagegen  der  Tod  erfolgte,  wo  man 
in  den  Leichen  nur  geringe  Spuren  der  Ent- 
zündung fand.  Abervromble  pag.  64.  Andrid 
l.  c.  p.  18  —  27. 

Dass  Desorganisation  die  Conditio  siue 
qna  non  der  ApopleiLie  sei,  ist  eine  Annahme, 
die  allerdings  im  gewiaaea  Sinne  fast  noth- 
weodig  erscheint.  Nur  ist  es  aiisgemacbt, 
dass  darunter  nicht  die  Desorganisationen  ztt 
verstehen  sind,  die  wir  bis  Jetzt  mit  iinsem 
Sinnen  erkannt  liaben.  Eine  veränderte  Fun- 
ction schtiesst  stets  einen  irgend  wie  verän- 
derten Zustand  des  materiellen  Substrats  in 
sich,  an  der  die  Function  gebunden  ist, 
ebenso  wie  umgekehrt  —  obgleich  wir  ancb 
da  nicht  immer  die  Veränderung  der  Fanctioa 
wahrnehmen.  Dies  ist  das  Verhältniss,  wel- 
ches wir  «US  zuletzt  —  denken  miisaen,  eine 
Vorstellung,  über  die  wir  nicht  hinauskönneo. 
Aber  freilich  schlicsst  dabei  der  BegriiT  der 
»Veränderung  des  materiellen  Substrats* 
mehr  in  («ich  als  nur  die  gewöhnlich,  sinn- 
lich KU  erkennenden  Formen  der  Desorgani- 
sation. Mit  denen  haben  wir  es  aber  bis 
jetzt  nur  zu  thun,  und  —  dass  wir  keine 
einzige  derselben  als  zureichende  Bedingung 
des  Schlagflusses  anerkennen  können,  gehl 
aus  dem  Bisherigen,  glaub'  ich,  unwiderleg- 
lich hervor. 

Indessen  ist  weder  Hyperaemie  vnd 
Stase,  weder  Extravasat  und  Exsudat,  noch 
Verletzung,  Verwundung,  überhaupt  Mangel 
und  Desorganisation  des  materiellen  Substrats 
der  Gefairnthätigkeit,  ein  jede»  Jur  aichy  als 


"    ¥ 


'/ 


loMcheoie  UrMche  der  Apopieiie  «uMidi- 
flieny  M  wire  es  jdodi  imaer  noeU  mAi^UM^^ 


¥ie>ritiifr  in  Coflibinmiipnenoder  Uih 
v„. ..    herigen  ^Momente.    .        ^v> 

MMiiideu    Aber  it^gegoa  ipridilt 

.^'  t)  (iAM  Mlbet  MMefta  Midier  CobKhim 
tienen,  wo  ne  in  den  XieioiieQ  jqpe^lelUürii 
T«ietarbeiier  voriLaauMn,  ebeneO)  wto-iMr 
Aek'ven  Jedeii  euiseliien  ihrer  MeinMIe 
wäirMheinUeh  MMfU»^  mm&  erat^n  du 
Ijiihe»  4ider  iafiSbettyJU^^ 
Miij|e  WiriLiiiig  der  eigeatKeheM  IM^iiht 


der  >AMplexie  artetandeii  aein  kiDoeiL  (fl. 
dto-  e&en  in  dieser  Benieluuig  gegebeiMiv 
CHtatel)  r 

■  > 

^  2)  Djuss  auch  sie  in  manchen  FiHen  |^ 
deafaib  sehen  lange  best«iden  haben  mnss^ 
tan.  ebne  den  Sehuigflnss;  ja  dass  aoeb  sie 

1 
« ■  ■ . 

3)  nicht  nar  ohne  Apoplexie,  saaden 
aaeh  ohne  bedeatende  Gehurnsymptome  flbw- 
haapt  vorgekommen  sind  *)• 


■     -  « 


*)  Beispiele  davon  findet  ikian  genug  bei 
Mercromhie  u.  A.  Es  ist  auch  hier  ni^nen^lich 
wieder  zu  berücksichtigen  jene  Beobachtung  von 
Xarhmmmy  wo  Erschütterung,  Zerreissung,  Rei- 
aong  und  Druck  (durch  Knochensplitter),  Yer- 
■daderung  der  Clehirnsnbstanz,  Blutung,  Eite- 
nmg   zugegen   waren  ^-    ohne  Symptome   der 


I 


-    48    -^ 

Wir  haben  hier  aber  nicht  nur  KD  be- 
denken :  iinss  keine  der  inaterielieu  Verände- 
rangea  oder  ihrer  verschiedenen  Combioi- 
tionea  immer  den  Schlagfluss  oder  überhaupt 
Dar  bedeutende  Krankheitserscheinungen  be- 
wirkte, sondern  auch,  da««  <Iie  mit  einer  je- 
den verbundenen  Symptome  ketneaicegt  ün- 
mer  dieselben,  ein  anderea  Ittal  sogar  JoA 
die  enlgegengesetxten  waren,  z.  B.  bald  hSit- 
mang,  bald  Convulsionen,  bald  Coma,  baU 
Aufregung  u.  s.  w.  iAbercrombtel.  c.  {i.  308.]; 
eelbst  Andral  l.  c.  ().  244.  giebt  dies  xu.  — 
Allerdings  könnte  dies  immer  noch  dadord 
erklärlich  sein,  dass  vielleicht  nur  die  AffeC' 
tißn  gewisser  Pftrtieen  des  Gehirns  die  hier 
in  Betracht  kommenden  Erscheinungen  her- 
vorriefe, es  also  von  der  verschiedenen  Lo* 
calität  jener  materiellen  Momente  abhSnie, 
wenn  sie  in  dem  einen  Falle  diese^  in  des 
andern  jetm  oder  gar  keine  ErscheinungeD 
zur  Folge  haben;  indessen  können  wir  die« 
Bedeutung^  einige  wenige  Fälle  ausgenon- 
men,  wenigstens  nicht  auf  die  bis  jetzt  er- 
kannten anatomischen  und  physiologiscbei 
Diirercn/,eii  im  tiehirne  beziehn.  Beobach- 
tungen und  Ex)ierimente  sprechen  dagegen. 


Apuplexie.  Auch  vergleiche  mau  den  von  Dr 
Jon««  in  Ceupera  Wochcuschr.  1838.  S.  257-  ■■ 
folg,  mitgethciltcn  Fall. 


i4i  >_MW^1   " 


-    49 


Conditio  sine  qua  non  der  Apoplexie. 

1)  Wenn  nun  nach  dem  Bislierigen  die 
materiellen  ^Momente  einzeln^  oder  in^  ver- 
schiedenen .  Combinationen  vorhanden  sein 
k0nnen,  ohne  dass  der  Schlagflass  erfolgt,  so 
gebt  schon  daraas  nnabweislich  hervor?  dasi^ 
wenn  sie  auch  in  Caasal  -  Beziehong  zur 
Apoplexie  stehn,  He  aUein  doch  deren  Ur- 
sache nicht  ansmachen  •  dazu  vielmehr  noch 
ein  Btiites  erforderlich  ist  Was  iei  dßß 
abert  Nun  —  die  Anlage ,  —  dia  dem  Ge- 
hirn immanente  Möglichkeit  unter  der.  Ein- 
wirkung jener  Agentien  in  den  Zustand  va 
H^eratheiL  den  wir  Scblagftuss  nennen  —  mit 
einem  Worte  die  causa  nQo^vfAimj.  Die  darf 
natflriich  auch  hier  nicht  fehlen,  sie  ist  noth« 
wendie  zur  Genesis  einer  jeden  Krankheit. 
Dass  diese  Möglichkeit  zuweilen  ntefU  vor- 
handen ist,  und  dann  auch  die  Krankheit 
nidit  entsteht,  ist  ja  eine  bekannte  Sache. 
Keine  Regel  ohne  Ausnahme!  —  Aber  — 
man  wird  doch  wohl  nicht  im  Ernst  glauben, 
jenes  Problem  mit  solch^  allgemeinem  Raison- 
nement,  oder  gar  mit  einem  Sprichworte  er- 
ledigen zu  können?  Freilich  ist  keine  Refel 
dme  Ausnahme;  ich  denke  aber  die  vi^n 
Ausnahmen  mässen  uns  hier  veranlassen  mal 
etwas  näher  zu  untersuchen,  ob  wir  auch  die 
Bedingungen  der  Regel  vollständig  und  rich- 
tig erkannt  haben?  Wir  werden  daiin  viel- 
leicht zu  der  Ueberzeugunff  kommen,  dass 
es  da  noch  eine  positive  Redingung  geben 

Journ.  B<L  XCV.  St«  5«  4 


,  die  wir  bisher  wepig  gewfirdictliil«,| 
uf  deren  Niehtvoriiaiideiisein  ebea  Jon 
jUnahven  bendien,  dass  die  AnUge,  ii 

«eil  der' ilbn»   abweUkmitd&r   XuHmmi  MI 

mtm.  uMM  idbst.giebt  .dies  im.flnpfc 
a%.  umnn  er  f.  244  iMft: .  »Si  Poa  m«  M 
Milde  riMKOtai  de  dnOieM  dik  U  MmmM 
■dhcriü^M  la  «ifime,  il  n'jr  .ea  a  Mtdi« 
Hdnif  imciihleat  eeila  b  rafMrfe  «ie  qtk 
phMK:  ji*iie  w  {NiiirciHtt  rdeoad^ 
elftetient  <in'e»  adttettantdana.«lMMMa  «Mf 
tfM^.«e  ^ea  est  eonventf  d^yelor  «ne  |»| 
dl^yeailion  ea  nne  idiogyncrfMae.«  Denninai 
mmtmläßk^  fünf  FUlea  liehi  mmeigiM^m 

äSjmfimo  di€9M9mmmA^  also  flir  Jeiä 
loMiaeldioeynkrasie  aniHmeliaien  jat^ n 
iplaiiert  idieaer  AoadmelL  den-  ZVebeBb^pi% 
den  man  gewöhnlich  damit  verbindet,  woa 
er  ein  eigenthümliches ,  nrsprän^lichea  Stß 
beaeiehnen  soll,   welches  als  seltenste  Ab- 
nahme ausser  der  Regel  Hegt;  es  kann  iM 
unter  dieser  Idiosynkrasie  oder  PrSdispoflüi« 
nidits  anderes  verstanden  werden ,    als  M 
anssar   oder    neben  jener   aiditbaren  läiü 
cdr^rale  noch   bestehendes  biajetEt  wenap" 
stens  nicht  sinnlich  erkanntes  anomales  li* 
krankhaftes  Sein  des  Gehimlebena ,  mag  • 
nun  überhaupt  »an  «tc&«  unsem  Sinnen  0* 
gänglich  sein  oder  nicht.     Jedenfalls  adidit 
es  mir  nothwendig  zu  sein  die  Pathngoü 
der  Gehimkrankheiten ,  und  namenttich  kt 
Apoplexie,  auch  dnmal  wieder  unter  dimm 
Gedchtspunkte  aufeufassen,   und  die  Uate^ 
aachung  in  dieser  Bichtang-  weiter  sn  tt* 


V 


—  ftt  — 

rcii..  IhMtir  iwdöi : wir  UM  «iNV/tt  M  / 
venudäMt  teho,  wenn  wie  cvwteife  - ;. 

.'".  ;.    '  .  .         ■■;■<'.*■..  ."•:  -^     .  f-%1i 

2)  dAM  «e  BMiirMlMikltliW^ 
ttdi  ttkttnMn  VoaoMa  aidit  «ri^  riicil'ili^ 
Mrddmde  Gnmd,  «bufam  iniieft  ««IdM  tiWMl 
MW  iioHniiiiij%>  JgJfuyiiy  4»»  fifiily* 
JiMMt  «Intf,  4aM:  d^  Apöpind»  lyd^^ 
dib^^  jener  Ar^  bei  wdelier  imh  Jne  üifiiMN 
Im  CeMaliMÜMte  -voi  mmuIbI,  ia  q^edfr'tM 
jy»(i!plMia  «mgWtMii,  insofern  mn  lüMAi-^ 
«feÜM  Mf^  ioaeem  BynplNM' lielMi«^ 
•lilwten  ^mm,  ohne  due  irgend  eine  Jmm 
elftiMbirUBfeteriQta  .Anokäen  ifler&Mfl 
veiindn- war  *).^^  -^  -  ■  ■  •'« 

.  /      -  ■  ...  ■   |.    ■.    .      *  ■■-■,•.*•*■•- 


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■  «4  ■  .• ' 


e)  jfatwwiHf  I.  c  Hg;  M0.  3114  iuk  an. 

b  Die  pag.  306  und  ff.  i^flllirttii  FUe»  #» 
Umftlqd«« , .  die  eiae  nelerieUe  .Verliid» 
mig  des  Gehirns  I  wenigstens  Bbpinbevlilllnm^- 
J[4(dettfidls  ein  schon  weit  To^geschrittene%  fntoi: 
alTes  nnd  swar  sinnlich  za  erkennendes  Qehira* 
laden  nach  der  gewöhnlichen  AnstcKt  tonms- 
sHseii  Hessen,  dennoch  ToHlcomniene  Genesonj^ 
dMrafy  lassen  allerdings  die  Briilirang  m%  dais 
Uer  das  materielle  Moment  durch  die  Htm  die^ 
Kwast  oder  Naiar  entfernt  worde,  eher  mmdk 
dfei  dMs  hier  eine  soMb  materielle  Anomalln 

eniSit  existirte,  znmal  da  es  noch  seht  pfo^ 
natisch  erscheinen  muss,  ob  Knnst  oder  rVa- 
tar  wirklich  im  Stande  sind,  sie  spurlos  Ter- 
fldvwinden  zn  machen.  Sagt  doch  auch  üfort- 
haMHnU  »Von  den  Krankheiten  des  Nenrensjstems. 
Aas  dem  Engl,  von  Dr.  Wattach  S.  37.«,  dass 
OeMestloB  nnd  ihr  Gegensatz  -—  Blntrerlasi, 
ErsdiOpfiing,  (also  doch  äach  wohl  in  der 
iassem    firscheinnng)    gbki^    Wirkung    ha* 

4* 


I 


^^  '  _    5«     _  — 1 

Wie  hiernach  die  Bedeiitaug  jener  i 
teriellen  Momente  augenscheinlich  um  vii 
tiefer  sinkt,  so  steigt  damit  auch  in  sietcb 
Verhältnisse  die  Bedeutung  der  in  dem  < 
hirnleben  liegenden  bisjetzt  nicht  sinnlich 
kannten  Ursache  seines  Erkrankens  und  rc 
Todes  —  des  Scfalagflusscs.  Ohne  sie  ven 
gen  alle  jene  materiellen  Momente  die  A| 
plexie  nicht  zu  bewirken,  sie  aber  vem 
tA  allerdings  ohne  jene  vialei-icllen  Anomali 

3)  Wenn  es  aber  von  desjenigen  ma 
riellen  Veränderungen,  die  man  vorxugiw 
Tür  die  Ursache  des  Schlagflusses  hält,  a( 
sehr  zweifelhaft  i.st,  ob  sie,  die  man  alii 
dings  in  den  Leichen  ßndet,  im  Leben  c 
vor  Eintritt  der  Apoplexie  schon  vorbaue 
«Bin  können,  wenigstens  ob  sie  da  imi 
schon  vorhanden  waren,  so  verliert  im  J 
gemeinen  »uch  hierdurch  wieder  die  Bedi 
tuDg  jener  Anomalien  für  die  Pathogenie  ( 
Schlagflusses  um  eben  so  viel,  als  die  i 
nicht  alnnlich  er/eantUen  Causalluomentä  i 
durch  gewinnt.  Denn  wird  es  dadurch  ni 
wabrscheinlicb:  dass  jene  keineswegs  so  i 
wie  man  annimmt,  überhaupt  nur  malinCi 
sal-Beziehung  zum  Sclilagflusse  stehn,  d 
ses  aber  weit  hfinfiger,  als  toan  ai^ßm 
denen  genügcTide  Ursache  ist? 


bcn  ^  Ddirium,  Coma  u.  9>  w.  ADaemie  hi 
aber  auch  ibre  Symptome,  hier  also  die  der  t1 
ptexla  aaaguinea,  herror  ohne  rfj|wiiiiMii  ■ 
fVtluerergUM  in  der  Scbädelhale. 


—    53    — 

Kommt  nun  aber  hierzu  noch 

4)  dass  man  anbedenklich  der  sogenann- 
ten Apoplexia  nervosa  eine  von  solchen  ma- 
teriellen Anomalien  dorchaos  nnabhfingige 
Genesis  zugesteht,  als  ihre  wesentliche  Be- 
dingung dagegen  ein  an  sich  nicht  sinidich 
erkanntes  besonderes  Sein  des  Gehirnlebens 
annimmt;  die  Apoplexia  nervosa  aber  im 
Wesentlichen  der  bisher  betrachteten  gleich 
hält  —  was  schon  aas  der  gleichen  Bezeich- 
nung »Apoplexie«  hervorgeht,  wie  denn  auch 
der  Unterschied  zwischen  diesen  verschiede- 
nen Arten  in  der  That  nur  in  gewissen  Süs- 
sem Symptomen  liegt,  da  man  oft  schon  bei 
der  sogenannten  nervosa  dennoch  jene  mate- 
riellen Momente,  bei  den  fibrigen  Arten  aber, 
wo  man  sie  voraussetzte,  sie  nicht  gefunden 
hat  — ,  so  wird  es  in  der  That  unbegreiflich, 
wie  man  deren  Bedeutung  für  die  Genesis 
der  Apoplexie  überhaupt  so  einseitig  auffas- 
sen, so  hoch  anschlagen,  die  eines  anbedingt 
vorhandenen,  wenn  auch  nicht  anmittelbar 
sinnlich  erkannten  Moments  aber  so  wenig 
berücksichtigen  kann! 

Also  man  vergesse  nicht:  auch  in  sol' 
chen  Fällen,  wo  die  äussern  Symptome  der 
Art  waren,  wie  sie  da  vorkommen,  wo  man 
später  bei  der  Leichenöffnung  materielle  Ver- 
änderungen im  Gehirn  findet,  auch  in  solchen 
Fällen,  die  dem  Bilde  der  Apoplexia  sangui- 
nea,  resp.  serosa  a.  s.  w.  entsprechen,  und 
wo  man  Blutnberfullung  —  dberhaapt  Druck 
auf  das  Gehirn  —  voraussetzte,  hat  man 
doch   oft   genug   das   Gehirn  in   demselben 


—    54     ~ 

Zustande,  wie  nach  der  sogenannten  nen'ost 

d.  h.  keine  sinnlich  nachweisbare  Anomalk 
—  in  andern  Fällen  dangen,  die  das  6^ 
prSge  der  nervosa  tragen,  in  der  That  aber 
jene  materiellen  Momente,  die  man  den  übri- 
gen Arten  des  Schlagflusses  zum  Gnmde 
legt,  gefanden.  Unterscheidet  man  daher  die 
Apoplexia  nervosa  von  den  übrigen  Arta 
nach  den  Ergebnissen  der  LeichenMnoiig; 
80  ISsst  sich  diese  Trennung,  wenigstem 
nicht  in  Bezug  auf  die  äusseren  ErscheiDin- 
gen,  durchfuhren;  gründet  man  den  Unter- 
schied aber  auf  die  äusseren  Erscheinongen, , 
80  wird  er  wieder  aafgehoben  durch  die  Er-  j 
gebnisse  der  Leichenöffnung.  Es  ist  de»- 
naeh  kaum  anders  möglich:  wir  müssen  an- 
nehmen, dass  jede  mögliche  Art  des  Schlafe 
flusses  im  Wesentlichen  nichts  anderes  ist,  als 
was  die  sogenannte  Apoplexia  nervosa  auck 
ist,  und  dass  die  Verschiedenheit  in  den  Sym- 
ptomen der  einzelnen  Fälle  von  Apoplexie 
nicht  unmiüelbar  von  der  Gegenwart  oder 
Abwesenheit  der  materiellen  Anomalien  in 
der  Schädelhöhle,  sondern  zunächst  von  an- 
dern Umständen  abhängt,  die  ihrerseits  in- 
dess  in  der  Regel,  aber  nicht  immer,  an  die 
Gegenwart  oder  Abwesenheit  jener  materiel- 
len Momente  gebunden  sein  mögen.  Es 
scheint  mir  aber  sehr  wahrscheinlich,  dass 
diese  Umstände  eben  keine  andern  sind,  als 
die  nach  Stärke  und  Umfang  verschiedenen 
Grade  der  Erschöpfung  oder  Lähmung  der 
Gehirnthätigkeit.  So  nimmt  die  sogenannte 
Sanguinea  immer  mehr  das  Gepräge  der  Ner- 
vosa an,  je  mehr  sie  sich  dem  Tode  näherL 
dem  völligen  Erlöschen  des  Gehirnlebens.    In 


l 


—    55    — 

der  Nervosa  steht  aber  das  Gehimleben  im- 
mer anf  einer  weit  tiefem  Stafe,  wenn  es 
anch  oft  nnr  momentan  so  tief  geswaken  ist. 
Erhebt  es  sich  wieder,  so  tritt  die  mehr  oder 
weniger  vollständige  Genesung  stets  ^  mit 
manchen  deijenigen,  dann  aber  dl^dings 
rasch  voräbergehenden,  Symptome  ein,  die  £r 
Sangninea  kurz  vor  oder  in  dem  Anfalle  ei*- 
gen  sind.  Es  ISsst  sich  dies  Verhiltnias, 
wenigstens  in  mancher  Besiehnng,  so  aiem- 
lich  dem  gleich  stellen,  worauf  Marskaü 
JBfaU  die  verschiedenen  Symptome  bei .  der 
Verblutung  zuröckfuhrt,  nSmlich :  Erschöpfung 
(hier  der  Gehimthätigkeit)  ml,  oder  oAne 
Beaction. 

Sind  wir  so  durchgedrungen  zu  der 
Ansicht: 

dass  jene  materiellen  Anomalien,  wo  ne 
flberhanpt  in  Causal- Beziehung  zum  Schlag- 
flnsse  stehn,  doch  in  Bezug  auf  den  Act  an 
sich,  den  wir  Schlagfluss  nennen,  in  Bezug 
anf  den  Anfall  selbst,  zunächst  keine  andere 
IBedeutung  haben,  als  die  der  »Causaeoeear 
sionales,«  dagegen  eine  andre  Modification 
im  Gehirnleben,  die  freilich  bisjetzt  der  im- 
miitelbaren  sinnlichen  Erkenntniss  nicht  «oh 
gfinglich,  die  unter  allen  Umständen  noi^- 
wendige  Bedingung  der  Apoplexie  isty  in 
gewissem  Grade  selbst  die  eifizige,  stfurei" 
ekende  Bedingung  derselben  sein  kann,  so 
werden  wir  nun  weiter  zu  untersuchen  haben: 

das  Causal -Verhältniss,  worin  jenes  ma- 
terielle und  dieses  nicht  sinnlich  zu  erken* 


56 


nende  Moment  unter  sichj  and  damit  $m 
die  mUtelbare  Beziehung,  worin  sie,  d 
eine  durch  dae  andere^  zur  Genesis  d 
Schlagflosses  stehn. 

1)  Hat  nämlich  die  materielle  Anoiul 
umntielbar  ßir  den  JnfaU,  wenn  äberhao 
eine  Bedeutung,  doch  nur  die  der  Causa  oi 
casionialis',  so  wurde  sie  doch  da  noch  en 
weitere  Bedeutung  für  dessen  Genesis  habe 
wo  sie  —  und  das  könnte  ja  immerhin  mi« 
lieh  sein  —  ihrerseits  jenes  nicht  sinnlid 
Moment  erst  hervorgerufen  hätte,  möchte  b 
nun  mit  diesem  ihrem  Prodncte  vereint  s 
letzt  den  Anfall  bewirken,  oder  aach  an  di 
aeii»  letzten  Acte  keinen  weitern  Antiu 
haben. 

2)  Ebenso  ist  es  aber  auch  denkbi 
dass  umgekehrt  jenes  nicht  sinnliche  Mi 
ment  während  seiner  Entwickelung  erst  i 
materielle  Anomalie  erzeugt  habe,  um  zulei 
in  seiner  höchsten  Entwicklung  mit  seine 
Producte,  der  materiellen  Anomalie,  oA 
ohne  dasselbe,  den  Anfall  hervorzurufen. 

3)  Vielleicht  besteht  aber  zwischen  be 
den  Momenten  eine  Wechselwirkung  derAi 
dass  8ie  sich  gegenseitig  in  ihrer  Entwicklao 

fördern. 

Diese  Verhaltnisse  haben  wir  also  jet 
za  untersuchen: 

ad.  1.  VTollen  wir  jenes  nicht  sinnlii 
Qachweisbare  Moment  das  dynamische  nenue 


—    67    — 

and  dann  die  Frage  anf werfen:  ob  es  ohne 
Einfliifls  eines  Materiellen  entstehen  kfinne? 
80  haben  wir  nns  Eanflchst.  daratf  so  erin« 
nem,  dass  dne  Dynamie  o»  rieh  ffir  nns 

S  nicht  existirt.  nichts  ist  als  ein  Begr^^ 
durch  eine  känstliche,  aber  allerdinn 
nothwendige.  Scheidong  entstanden  ist  m 
der  WirkUehkritj  in  der  olaeeHvem  Reälitit, 
t0l  da»  £Sfw,  was  in  der  Yorstellang  als 
Kraft  nnd  Materie  auseinander  gehalten  wird. 
Ist  daher  j^eder  besondere  Zustand  der  Dy- 
namie dies  nor  mit  einem  besonderen  Zn- 
stande der  Materie,  so  mass  auch  der  Zu- 
stand der  Dynamie,  der  hier  in  Betracht 
kommt,  mit  einem  entsprechenden,  wenn  andi 
mdit  sinnlich  erkennbaren  Zustande  der  Ma^ 
terie  verbunden  sein.  Das  eeben  wir  also 
so,  nnd  verstehn  hiernnter  »Modification  der 
Dynamie,  oder  dynamisches  Momenta  nur  den 
mit  einer  nicht  rimJieh  erkennbareH  Modi- 
fioition  der  Materie  verbundenen  Zustand  des 
Gehimlebens«  Aber  das  geben  wir  keiiiesr 
wegs  zu:  dass  eine  solche  Modification  der 
Materie  hier  jedenfalls  das  Primäre  sei,  be- 
haupten vielmehr,  dass  man  diese  Eigenschaft 
mit  demselben  Rechte  der  Modification  der 
»an  sichtt  gedachten  Dynamic  beilegen  kSnne, 
oder  vielmehr  mit  demselben  Unrechte;  denn 
eine  Priorität  des  einen  oder  aildem  ist  hier 
nicht  nur  nicht  nachzuweisen,  sondern,  streng 
genommen,  fiberhanpt  —  undenkbar.  —  Kann 
nnn  aber  eine  in  diesem  Sinne  genommene 
dynamische  Modification  des  Gehirntebens  ohne 
Einfluss  einer  materiellen  entstehn?  Insofern 
dl»  Gehirn  (als  materiell -dynamisches)  nur 
esüstirt  unter  materiellen  Einflfissen,  gewiee 


) 


-    58    — 

nicht;  aber,  dass  es  durch  diese  ««M 
»te»x  (durch  den  Grad,  die  besondert 
Beiner  ThÜtigkeiL  überhaupt  schon  dai 
Dauer  seiner  Existenz)  and  nur  durtt 
seine  Existenz,  also  ohne  beaondeT^^, 
wohnliche  FÄnflüsge,  dynamiach  (in  Ä 
gegebenen  Sinne)  modificirt  werdeat 
—  das  ist  eine  «o  natürliche,  der  a^ 
Den  Voratellungsweise,  wie  allen  That 
entsprechende  Annahme,  dass  sie  wohl 
Widerspruch  finden  wird.  Dasa  aber  i 
cie  ohne  jene  offenbaren  Veränderung 
materiellen  Substrate  der  Gehirnthätigk' 
da  sind:  habituelle  Congestion,  Exsuda 
travaaat,  Desorganisation  im  eneemi 
ein  solcher  dynamischer  Zustand  aes  fi 
(jenes  Causal  -  Moment  des  Schlagf 
sieb  ausbilden  könne,  beweisen  die  Yti 
Apoplexie,  wo  man  jenen  Ausland  unh 
annehmen  tnusn.  aber  jene  Verändei 
nlcAt  findet  Nach  dem  Obigen  und  mit 
sieht  namentlich  auf  die  Thatsaefae,  di 
mirUich  vorhandenen  materiellen  Tei 
nttgen  doch  keineswegs  immer  der  Sl 
4ai»  eiptritt,  j«te  Veriiaderangen  alM 
lotineBwegs  unbedingt  die  andre,  dyud 
BediBgoDg  des  ScnlagBuMes  lierMil 
«eil  er  sonst  eben  nicht  hätte  aoil 
Manen,  -^  wird  iobo  jedoch  aaefa  dür' 
-|»B  müssen:  dass  selbst  da,  wo  sol^ 
indA-uDgen  sieh  finden,  dennoch  jmmb. 
mische  Moment  ohne  vietentUeken  i 
jm»  V^finderangeu  flieh  entwidi^  i 
kjttane.  IVicAit*  destoweniger  werden  ^ 
dtraeits  aber  auch  nieht  verkensen  h 


-^    59    — 

dass  jene  offenbaren  materiellen  <»uvu.i»»«H, 
wo  sie  wirklich  schon  vor  Eintritt  der  Apo^ 
plexie  vortianden  waren,  nicht  ohne  alMi 
Einfloas,  nnd  in  den  meisten  Fillen  wohl 
nieht  ohne  sehr  bedeuiemd^n  Einflusa  aof  die 
Dynamie  des  Grehims,  also  auf  die  Entwiök^ 
long  jenes  dynamischen  Caasal- Moments  der 
Apoplexie  sein  werden.  Aber  auch  dann 
dringt  sich  nns  die  Frage  anf : 


ad.  2.  Können  denn  jene  wahrnehmbar« 
ren  materiellen  Verfinderangen  entstehn,  ohne 
dass  ihnen,  als  ihre  nothwendige  Bedin^mir, 
ein  Zustand  vorherginge  ^  wo  das  Gehurnl^ 
ben  schon  in  seiner  dynamischen  and  aller* 
dings  auch  in  seiner  materiellen  Sphlre,  in 
letaterer  jedoch  in  einer  nicht  ku  erkennen« 
den  Weise,  modificirt  ist?  Das  ist,  abgesehn 
von  den  Fällen,  wo  die  materielle  Yerfinde* 
rang,  Yerietzong,  durch  eine  äußere ^  im 
Allgemeinen  physicalische  Gewalt  umniitelbar 
bewirkt  wird,  wo  also  ihre  Genesis  nicht  ei- 
gentlich im  Gebiete  des  organischen  Lebens 
stattfindet,  nicht  mehr  nnter  den  Gesetsen 
des  organischen  Lebens  steht,  wohl  kaum 
ansanehmen  —  nicht  anzunehmen ,  dass  jene 
groben  materiellen  Verfinderungen  durch  or- 
ganische Vorgänge  veranlasst  werden  kön- 
nen, ohne  dass  das  Gehimleben  schon  in  der 
Art  modificirt  wäre ,  dass  es  jene  Vorgänge, 
insofern  sie  in  sein  eigenes  materielles  Sub- 
strat in  solcher  Weise  eingreifen,  zulassen 
muss  —  nicht  anzunehmen,  dass  solche  of- 
fenbare, bedeutende  Anomalien  jenes  Organs 


ST- 


Sil 


-  «•  — 

ohne  dasa  dies  vorher  schuf 
ineo  Sinne  dynamisch  mitdi-t 
Dies  ^It  weniesteDs  für  diil; 
Alle.  Wenn  das  Here  r^l 
qH«^-BH.  Abscess  in  den  Lnlrwegen  pliut 
Vlli'M»Atk«ai  anfbört,  wenn  ein  Aoenryna 
■  ine  innere  Blutung  erfolget,  h 
Tor^änge  allerdings  absolu 
Äe  MiteirciiUtion  im  Gehirne  stören,  die  oi 
des  Hots  u.  s.  w.  unmittelbar  bc- 
I  — ^  aber  das  sind  Ausnahmen^  die 
i'iM  ^  Ptttbogenie  des  Schlagflassn 
,  woU  in  Betracht  kommen  könnea.  Ii 
|iMr  AidCra  -FAIIen  ist  Congestiou  in  öei 
StUKtmeBimeaf  Exsudat,  welcher  Art  a 
MÜ  ■jlU".  firwiaiGbang,  und  zamal  jede  De- 
tarn  im  engem  Sinne,  die  nnr  lanf- 
I  entwi^ein  kann,  gar  nicht  denk- 
Imt,  ohne  einen  vermittelnden  Zustand  jecfi 
Organs  selbst,  den  wir  die  »modificirte  l)y- 
namie«  desselben  nennen,  obgleich  wir  oocb 
dabei  irgend  welche,  aber  nicht  sinnlich  wahr- 
snnehmende  Modiflcation  des  Materiellen  sop- 
pönireD  müsseu*  Also  auch  da,  wo  offenlät 
■laterieUe  Anomalien  im  Gehirn  —  in  ipede 
j«Mn  dynamischen  Zastand  dieses  OrMii 
der  zsletzt  das  Hauptmoment  für  das  Eil- 
fitehn  des  apoplektischen  Anfalls  ist,  asaU- 
deten,  auch  da  oiiissen  wir  doch  für  die  Ge- 
nesis  Jener  materiellen  Veränderungen  selW 
wieder  ein  dynamisches  Moment  voraiiBBelata 
Dies  wird  bestfitigt  durch  die  vielen  tSk, 
wo  materielle  Veränderungen  des  GeUru 
anter  solchen  Umstanden  nicht  eintreten,  «* 
man  es  sonst  wohl  erwarten  könnte,    s.  B- 


—    61    — 

> 

bei  Hersfehlern ,  allgemeiner  Scropholosi^ 
Scorbat,  Phthisis,  kurz  unter  UmstSoden, 
wo  Congestion,  Entzändong  (and  damit  de- 
ren Ausgänge),  Gehimscropheln ,  Exsudate, 
Extravasate,  Erweichung  u.  s.  w.  am  ehe- 
sten KU  Stande  kommen  mfissten,  wenn  sie 
flberhaupt  ohne  einen  vorhergehenden  abnor- 
men Zustand  der  Gehim-Dynamie  zu  Stande 
kommen  könnten.  Konnte  nun  aber  (naehl) 
das  dynamische  Causal  -  Moment  des  Schlage 
flusses  sich  ohne  jene  materiellen  Zustände, 
ohne  Veränderungen  im  Gehirn,  ausbilden, 
und  ohne  sie  den  Anfall  bedingen,  ist  aueh 
eine  dynamische  Modification  jenes  Organs 
durchaus  erforderlich  zur  Genesis  jener  ma- 
teriellen Zustände,  so  ist  ferner  mit  Grund 
anzunehmen:  dass  das,  ohne  vorhandene  ma- 
terielle Veränderungen  entstandene,  dynami- 
sche Causal-Moment  des  Schlagflusses  aueh 
erst  mit  dieser  seiner  Wirkung,  dem  Schlag- 
flusse, manche  jener  materiellen  Momente  er- 
zeugen kann,  z.  B.  die  Con^estion,  das  Ex- 
travasat, das  Exsudat,  die  nicht  entzfindlicbe 
Erweichung.  Das  ist  aber  eine  Ansicht,  auf 
die  uns  schon  unsre  früheren  Erörterungen 
hinleiteten:  manche  Thatsachen  machten  es 
da  schon  wahrscheinlich,  dass  in  vielen  Fäl- 
letk  jene  materiellen  Anomalien  des  Gehirns 
erst  im  Sterben,  also  mit  dem  Schlagflusse 
entstehn.  (s.  oben!) 


ad.  3.  Dass  nun  eine  Wechselwirkung 
bei  der  Genesis  des  dynamischen  und  des 
sichtbar -materiellen  Moments,  vorausgesetzt. 


■<-.'  ü  •— 

liriii  kUiliiiiii  wiiMklhaelMB 
JliiMlHidlaMW  boMid  i  Statt  iainhaM 

-«Hl'^AilMi  wir  Mm  kimMk^aacli  dto  flril# 
ÜMi  .Oiiwl«»BttttamMy  Jpoer  ▼«fMiMai 
MnMrttt:  Mr  Apopkaae-I^WOrtwt,  m  UMi 
■iLjitot  di«  vewMilioiiiüffi  BeawitiiBft  ^nJtB 
i^teiAUgeiMiBen  ttr  dtfren  OeacSiiifciin 
ilptiliiljH inilerwawm  kMÜMäz    . 

!iHI»lf  Ibterielle  AMMnafiM  wann  k 
htoriVttral  fldion  Uiume  Zeit  tat 


CÜMMiv^ilionmt  deswlbeii ,  aw  «ie  aian  gl* 
«UM»  AynaBHMhenZintMil  iIm  fiteMm»» 
MMa»iMüNlitoteiiy  daw  «le  «Kfataf  i4»  4fr 
mkkmfi^nfi  mU  ihm  4w  Apoplexie  knüBgm 
kiMUiten.  Zu  ihrer  —  der  materiellen  Am- 
malien  —  eignen  Genesis  masste  aber  tidi 
schon  jener  dynamische  Zustand,  freilich  mt 
einer  tieferen  Stafe  der  Entwicklan^ ,  /0dl»- 
faU§  irgend  ein  dynamischer  Zustand  vor* 
banden  sein.  Der  ist  also  auch  hier  ein  mkt 
wesentlicbes  Causal  -  Moment  des  Sddag* 
flusses. 

2)  Die  materiellen  Yerinderun^n  wäret 
schon  vor  Eintritt  der  Apoplexie  vorhanden 
und  haben,  ursprfinglich  auch  wdt  durck  M0 
Modification  des  Gehirns  in  seinem  dynaan- 
sehen  Sein  bedingt,  allerdings  diese  letEteit 
in  ihrer  Entwicklung  gefördert,  aber  wdtcr 
keiaea  unmittelbaren  Anthdl  an  dem  Eatst^ 
des  Sehlagflusses.     Der ,  ab  letater  Act  Ar 


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CMrinhiftiUMiit«  -^A  iffffM^ 

jflMtR.#yMUWMtalllMMl:  1^^ 


ittiericlle  Aoonatmiiwife^  ivain 
im  Leben  ^  decliitarofrtlililir-iBr  ÄMrioito 
car  noch  iddit  toriüuideB,  Müdem  aiM  ertt 
iiueh  fenes  ilynaidMlie  Hearat  uiMWlftflr 
aik  drai  Acte,  den  wir  Apoplexie  nMpp» 
odor  vemiittelet  ffiettt^  ^<(^9  herverg eMlMi 
-<-  luriben  nieo  nur  in  keiner  cSeneaHbenielriMC 
nr  ihmuU  des  SeUegfnseee»  wenn  mmi 
iHMIeiciit  sa  seiner  Umur  umd  Mimnmmd^ 
Utkm  iödOidkm  Amagmig^  gestanden.  Der 
SeUegflnsB,  als  dn  veriisndener  Wmämdy 
wftrde  vielleieht  vonsdbst,  odernnter  Irlnit 
lidMr  BinwirtLong,  vorfflbcvgelien,  wenn  ihn 
nieiit  ein  gMcAssÜig  entstandenes  BxtnmH 
aat  oder  Exsadat  iint^idte  und  ^eichsam 
swinge  in  den  Tod  ilberaiigehen.  rflr  seine 
OmBiU  an  sich  ist  hier  ater  der  dynasnsdto 
Znstand  des  Gehirns  die  ein»ge  soreiclunide 
Bedingong  —  d.  h.  es  entwiäeite  siek  aas 
diesem  Zustande  der  Act  und  resp.  Znsland 
des  Gehimlebens,  den  wir  Schlagflqss  nennen« 

4)  Manche  jener  Anomalien  warta  aneh 
wihrrad  des  Sterbens  noch  gar  nicht  mal 
vorhanden,  sondern  sind  erst  in  der  Leiche 
entstanden.    In  diesen  Ftllen,  und 

5)  In  dem  Falle,  wo  man  iiberhmmt  keine 
malniBllen  Yerflnderongen  in  der  ScAidel« 


IL 


H  e  i  1  0  n  g 

callöser    Fisteln 

durch 

kochendes    Wasser. 

Vom 

Hofrath  Dr.  Ruppiusj  iu  Dresden. 


Im  Jahre  1811  sah  ich  za  Wien  den 
weltbekannten  RuMt^  damals  Primfir- Wund- 
arzt einer,  von  Fremden  vor  allen  andern 
besuchten,  Abtheilung  des  allgemeinen  Kran- 
kenhauses, das  kochende  Wasser  zuerst  als 
Mittel  gegen  callöse  Fisteln  mit  gldcklichem 
Erfolge  anwenden,  und  machte  dies  im  Jahre 
1812  in  den  Pterer  sehen  Annalen  unter  dem 
Titel  »Mittheilungen  aus  der  Praxis  im  Wie- 
ner allgemeinen  Krankenhause«  bekannt« 
Auch  in  meiner  spStern  Praxis  bewahrte  sich 
das  kochende  Wasser  bei  verschiedenen  For- 
men der  genannten  Krankheit  als  ein  kräf- 
tiges Uittel.  und  da  darüber,  so  viel  mir  be- 
kannt« nichts  veröffentlicht  worden,  so  glaube 
ich  meine  Herrn  CoUegen  in  Nachstehendem 
aof  diesen,  in  wissenschaftlicher  wie  in  prak- 

Jo«n.  Bd.  XCV.  Sc  5.  5 


—    66    — 

fischer  Hinsicht,  gleich  interessanten  Oego- 
stand  aufmerksam  machen  zu  därfen. 

Den  anfangs  erwähnten  Fall  skiziirte 
uns  Rusl  mit  folgenden  Worten:  »Patientii 
leidet  an  einem  alten  Anus  praetematanfe 
der  in  Folge  eines  in  der  Einklemmong  bm- 
dig  gewordenen  Nabelbruches  entstandeaiit 
Der  grösste  Theil  des  Kothes  tritt  dünn  aal 
jaachigt  aus  der  Fistel  hervor  ^  zu  weilen  wiri 
indess  auch  nach  der  Application  von  Kli- 
stieren geformter  Koth  auf  natürlichem  Wcgf 
entleert.  Die  Fistel  ist  nicht  empfindlich' bm 
nichts  verbietet,  die  Schliessung  derselbe! 
za  versuchen.  Ich  will  in  diesem  Falle,  der! 
sonst  nichts  merkwürdiges  darbietet,  das  la- 
chende Wasser  als  Heilmittel  versuchen,  wfl 
dieses,  wie  aus  zufälligen  Verbrennungen  ai 
demselben,  namentlich  aus  dem,  nach  Ver*^ 
bruhung  der  Hände  so  häufig  beobachtetee 
Verwachsen  der  Finger  unter  einander,  er- 
hellt, sehr  intensive,  zu  tüchtiger  Vemarbon; 
Seneigte  Entzündungen  zu  IVege  bri^t: 
uf  diese  Analogie  gestützt,  glaube  ich,  dtf 
hier  der  callöse  Fistelcanal  durch  das  kl- 
ebende Wasser  in  eine  den  yemarbongs- 
process  begünstigende  Entzündung  versetzi 
werden  könne,  und  dass  die  Schliessunfi;  iß 
Fistel  dann  wohl  z^u  erwarten  sei*« 

Diese  Sache,  die  uns  allen,  die  wir  ^ 
gefeierten  Lehrer  umgaben,  eben  so  neoik 
genial  erdacht  erschien,  erregte  uns  vt 
in  sofern  Bedenken,  dass  das  Verfakiti 
als  ein  höchst  schmerzhaftes  angesehen  vtr* 
den  musste,   wobei  das  Eindringen  dei  ^ 


—    67     — 

chenden  Wassers  direct  in  das  Innere  des 
Darmcanals  doch  aaf  keine  Weise  sa  ver- 
hüten wire. 

Der  Nabelbruch  hatte  sich  w&hrend  der 
ersten  Schwangerschaft  gebildet,  die  Kranke 
war  zwar  nochjang,  aber  von  leakophleg- 
matischein  gedunsenem  Ansehn,  und  schien 
matt  und  entkrtftet,  ihr  Puls  war  beschleu- 
nigt, klein  und  w^ich,  der  Unterleib  stark 
Rofgetrieben,  doch  bei  der  Berfihrung  durch- 
RQS  nicht  empfindlich,  das  Sondiren  der  Fi- 
stel machte  keine  Schmerzen,  obgleich  es 
lange  dauerte  und  eben  nicht  sehr  delicat 
verrichtet  wurde;  denn  da  uns  Rust  mit  al- 
len Verhältnissen  der  Fistel  bekannt  machen 
urollte,  so  gestattete  er  sogar  den  Zuhörern 
die  Untersuchung.  Diese  ergab,  dass  wahr- 
9M;heinlich  der  Dickdarm,  unazwar  ein  Theil 
des  Quergrimmdarms  in  seiner  unteren  vor- 
deren Wand  geöffnet  und  mit  dieser  Oeffnung 
im  Nabelringe  verwachsen  war,  die  hintere 
Wand  des  Darms  ragte  nicht  blasenartig 
hervor,  die  ganze  Län^e  des  Fistelcanals 
durfte  etwa  auf  zwei  Zoll  geschätzt  werden. 

»Sollte  man  in  diesem  Falle  nicht  vor 
der  Operation  die  Kräfte  der  Kranken  etwas 
KU  heben  versuchen?«  fragte  einer  der  An- 
wesenden. »Das  baldige  Verheilen  der  Fi- 
stel, erwiederte  Rust^  wird  hier  ge^iiss  das 
beste  Mittel  sein;  nach  wiederhergestellter 
Integrität  des  Darmcanals  wird  die  Yer- 
danung,  wodurch  die  Wiederherstellung  der 
Kräfte  bedingt  ist,  auch  wieder  besser,  die 
Kranke  fählt  sich  geheilt  und  dieses  Bewnsst* 

5* 


—    68    — 

Hein   gielit    der  Reproiiiiction     die    sicherde 

.  Belebung,  womit  die  Kr&fügaog  von  se\k 
kommt:  welche  Arzneimittel  solltea  dies  thut 
können?«  So  klar  dies  war,  so  hörten  to 
noch  tineere  Bedenken  nicht  auf:  der  ver- 
letzte Darm,    wandte  unser  Wortführer  ein 

-  sei  vielleicht  nicht  der  Dickdarm,  eouden 
Tidmehr  das  Jejunum,  weil  dieses,  besoodenl 

'  in  den  ersten  Monaten  der  Sehwangerschiii 
nnmittelbar  hinter  dem  Kabel,   der  Dickdin! 

'  aber  und  namentlich  das  Culon  transvcRi»' 
entferuter  von  demselben  läge;  überdies  ire-i 
ten  auch  Flüssigkeiten  aus  der  Fistel  liervir* 
and  das  Aussehen  der  Eranken  deute  m 
Verlust  edler  S/ifte,  die  doch  nur  aus  dvl 
dünnen  Darm  kommen  könnten.  RusI  bvläl 
ein  Kohlenbecken  nebst  Wassärtopf  und  tatl 

"  Wnndspritze  herbei  zu  bringen.  Ich  «st 
'  "besorgt,  er  habe  die  Einrede  übel  gedeuw' 
denn  es  erfolgte  nicht  sogleich  eine  Erwit-j 
derung  von  seiner  Seite,  endlich  aber  wasA 
sich  KuHt  in  »einer  jovial  lebendigen  Wt« 
mit  folgenden  Worten  zu  dem  Sprecbo^ 
»Recht  so!  aber  die  Beschaffenheit  der  i» 
tretenden  Flüssigkeit  ist  eben  ein  hevä 
mit,  dass  nur  der  Dickdarm  verletzt  sein  k»» 
weil,  so  dünn  und  Jauchigt  dieselbe  auch 
sieht,  sie  den  Kothgeruch  hat  und  von  bruaf 
Farbe  ist,  was  bei  Verletzung;  des  Don- 
darms  nicht  statt  findet:  denn  nur  im  D\A' 
dnrm  sieht  das  Contentum  kothartig  t^ 
Zum  lleberflnss  uuiss  ich  noch  beiiieri.(i 
dass  der  Kranken  im  Anfange  ihres  Leiik» 
wirklicher  Koth  aus  der  Fistel  ausgelreta 
ist,  und  dass  noch  jetzt  zuweilen  Gas  itd 
dieselbe  ausströmt,    welches  sor   vom  OÜf 


—     69    — 

dann  producirt  wird.  Die  Icakophleg^matischc 
Blässe,  das  Aufgedunsensein ,  die  SchwäGhe, 
mit  einem  Worte  der  kachektische  Zustand 
der  Pat  findet  sich  fast  immer  bei  einem 
Leiden  dieser  Art,  zumal  wenn  es,  wie  hier, 
schon  lange  besteht,  und  ist  besonders  auf- 
fallend ausgeprägt,  wenn  Weiber  die  Kran- 
ken sind,  wozu  mehrere  andere  Dinge  als 
die  Verletzung  des  Darmcanals  selbst  beitra- 

fsn,  und  zwar  der  Gram  über  die  Art  des 
rankseins,  die  Hoffnungslosigkeit,  welche 
solche  Kranke  befällt,  femer  der  Umstand, 
dass  sie  aufs  Zimmer  gebannt,  zur  Einsam- 
keit verdammt  sind,  und  endlich  kommt  auch 
die  Verderbniss  der  Luft  hier  sehr  in  Be- 
tracht.<c 

« 

Unterdessen  kochte  das  Wasser:  die 
Kranke  sowohl  als  wir  sahen  mit  Scheu  auf 
den  heiss  dampfenden  Topf  und  das  kochende 
Wasser  darin. 

Die  Fistelgegend  wurde  gereinigt  und  mit 
einer  fenchtkalten  Compresse  umgeben,  Rust 
fasste  die  Spritze  mittelst  eines  Tuches,  um 
sie  voll  kochenden  Wassers  zu  ziehen.  Wir 
drängten  uns  alle  um  das  Bett:  alles  war 
still  und  ernst.  Die  Kranke  schien  sich  jetzt 
opponiren  zu  wollen,  aber  Rusi  drang  mit 
der  Spitze  der  Spritze  so  schnell  in  die  Fi- 
stel ein,  dass  Patientin,  als  sie  von  der  heis- 
sen  Canüle  berührt  wurde,  kaum  Zeit  zur 
Klage  hatte,  denn  schon  war  das  ganze 
Quantum  heissen  Wassers  (etwa  drei  Unzen) 
eingespritzt,  wovon  ein  Theil  neben  der  einen 
Zoll  in  die  Fistel  eingeführten  Canüle  zurück- 


n 


. « 


«rit    IKe  Knmke  etapftiAd  ,k«iMtf  h 

M  hatte.  Die  eeitlteriM  Qu  UmOm 
iMMaflsen  «nd  ii«i;h  vier  Tag— »el 
An  Erfolg  ^genrtheilt  werd«t  %fafi 
warcongea  waren  nent  graaB^  BWmit  i 
atamilea  wir,  aad  süiisf  jBMfy  al»  W 
Terlaitf  Jener  Zeit  die  Matal  angar,  ei 
9dMr  nnd  seliMt  eturaa  Idalig  fandan  t 
Seeaadir-Arat  aoaaerdeai  beridhtetey  • 
deai  Terbande  weder  Both  ooeh  eh 
Ganwh  benierkir>*werdeii  aei,  J«'-aei 
dafeh  WaaeerÜyatiere  TerdflMittf^  Ka 
Blihnagea  dnreh  den  After  ahgagaaigH 
9ie  FieteMMhong  seigte  aieh  ^Iken  dU 
enpfindlieh^  die  Krame  erachien  finead 
beredt,  dorek  die  wiederbdehte  HoilM 
eadiichen  Geneaaag. 


*•»  c 


Rust  wollte  noeh  eine  oberfläeUic 
kende  Einspritzung  von  kochendem  1 
machen,  er  schien  den  Wiedersproch  i 
Gesicht  bemerkt  zu  haben  und  fragte 
nneern  Sprecher;  »Was  meinen  Sie^ 
Doctor?«  »Neinift  antwortete  dieser  a 
serem  Herzen  —  »denn  vieUeteht  seniA 
zweite  Einspritzang  was  die  erste  gi 
f  fen.«     Wir   alle    baten  3    da    der    Fi 

nai  so  bedeutende  Neignng  eur  B 
zeigte,  den  ferneren  Verlauf  absav 
'  daher  wurden  denn  wieder  vier  Tag 
gesetzt,  nm  die  Heilung  in  ihrem 
achreiten  beurtheilen  «u  können,  nadi 
Ablauf  RuMt  (wie  ich  von  Augenxengi 
fuhr,   indem  ich  verhindert   wurde   m 


—    71    — 

UntersachoDg  gegrawärtig  zu  seio)  sich  nicht 
enthalten  konnte,  noch  eine  Einspritzung  mit 
kochendem  Wasser  zu  machen.  Die  Kranke 
ist  aber  bald  darauf  geheilt  in  ihre  häusli- 
chen Verhältnisse  zurückgekehrt. 

Mit  dankbarer  Erinnerung  denke  ich, 
und  gewiss  auch  meine  Commilitonen,  an  jene 
schöne  Lehrzeit,  bei  Rusi  zurück:  denn  er 
lehrte  uns  urtheilen. 

Ich  will  nun  meine  eignen  Erfahrungen 
über  die  in  Rede  stehende  Curmethode  mit- 
theilen. 

Masidarm'-ScheidenßateL  Im  Jahre  1814 
wurde  ich  zu  der  sieben  und  zwanzig  Jahre 
alten  unverehelichten  Christine  K.j  zu  Hild- 
burghausen gerufen,  welche  seit  etwa  fünf 
Jahren  an  dem  oben  bezeichneten,  durch  einen 
Abscess  entstandenen  Uebel  litt,  und  mit  sehr 
verschiedenen  Mitteln  ohne  Erfolg  behandelt 
worden  war.  Die  Local  -  Untersuchung  er- 
gab, dass  die  Fistel  etwa  zwei  Zoll  nach 
oben  von  der  äusseren  Schamöffnung,  an  ei- 
ner kleinen  harten,  etwas  erhabenen,  runden 
Stelle  der  hinteren  Wand  der  Scheide  ihren 
Anfang  nahm,  die  FistelölTnung  seiht  war 
etwa  von  der  Grosse  einer  Linse. 

Um  die  Operation  zu  verrichten,  bedurfte 
ich  für  den  gegebenen  Fall  einer  mit  einer 
^bogenen  und  mit  Filz  überzogenen  Canüle 
versäenen  zinnernen  Spritze^»  welche  zwei 
Unzen  Flüssigkeit  fasste.  Die  Kranke  musste 
sich  auf  einen  Stnhl  setzen,  und  zwar  so. 


iisB  das  Becken  seine  Stäfze  auf  den  lUnl 

dCBselbeii  bekam,  unter  jeden  Fuss  wurde 
eioe  Fuasbank  ^cschobea  und  dann  ein  Mi- 
sernes  Gorgeret  in  das  Rectum  cingebncbt. 
am  letzteres  gegen  jede  VerbrennuDg  n 
schützen.  Ich  führte  jetzt  den  linken  Zei|:e- 
fioger  in  die  Vagina,  brachte  auf  diesciadie 
Canüle  der  |uit  kochendem  Wasser  gGrülilei 
Spritze  so  schnell  als  möglich  in  die  uplm 
Fistelöffnung,  und  spritzte  die  Hälfte  der  eid>- 
haltenen  Flüssigkeit  ein.  MOrauf  das  Wustr 
tkeils  aus  der  t^cheide  theils  ans  dem 
darw  znrückAoss.  Fat.  hatte  in  der  ihr  , 
liehen  Lage  etwa  vier  Minuten  »ugebrfu^ 
empfand  die  Einspritzung  zwar  merkliet 
heisft,  doch  nicht  brennend,  nur  die  Csa^ 
l^4er  Spritze  hatte  ein  brennendes  Gefühl  vor* 


Die  Kranke  wurde  nun  in  ein  Bett  ge- 
bracht, in  welchem  sie  sich  mit  aogezogua 
Schenkeln  auf  eine  Seite  legen  musste^  «e 
durfte  in  den  ersten  zwölf  Stunden  uichb 
essen,  um  die  Excretio  aivi  zu  verhüto. 
Schmerz  empfand  Fat.  von  der  Einspritxng 
nicht  mehr,  Blähungen  waren  in  des  vis 
nächstfolgenden  Tagen  nach  der  OperaliiM 
nur  durch  den  After  abgegangen  und  nicht 
mehr  wie  früher  zum  Theil  in  die  Scheide 
getreten.  Bei  der  Untersuchung  per  Vaii- 
nam  zeigte  sich  der  callöse  Fistelrand  ■•• 
der  deutlich,  ein  Druck  auf  denselbeii  ith 
ursachte  ein  gelindes  Stechen.,  Ich  vemilil 
nun  lauwarmes  Wasser  in  die  iScheide  u 
spritzen;  dasselbe  trat  aber,  ohne  io  dn 
jÜastdarm  überzugeben,  «usderBelbeo  aorickt 


—    73    — 

eine  Wassereinspritzmig  in  das  Rectam  trat 
nicht  in  die  Scheide,  sondern  floss  zurück. 
Stahlgang  war  nicht  erfolgt,  es  hatte  sich 
selbst  nicht  einmal  Neigang  daza  gezeigt, 
die  Kranke  mnsste  immer  noch  im  Bette 
bleiben. 

Nach  Verlauf  von  weiteren  vier  Tagen, 
während  deren  auch  noch  kein  Stuhlgang  er-> 
folgte,  fand  ich  von  der  Fistel  keine  Spur 
mehr.  Es  kam  daher  jetzt  nur  daraaf  an, 
zu  sehen  wie  die  Leibesöffriung  einwirken 
'werde.  Ich  Hess  täglich  drei  Klystiere  ap-* 
pliciren,  gestattete  zugleich  mehr  Nahmng, 
empfahl  aber  der  Kranken,  isobald  Stuhlgang 
erfolgen  sollte,  alles  Pressen  und  Drängen 
so  viel  als  möglich  zu  verbäten;  zugleich 
verliess  Pat.  auch  das  Bett  Der  Stuh^ang 
erfolgte  ohne  alle  nachtheilige  Einwirkung, 
und  die  vorgenommene  Untersuchung  bestä- 
tigte die  vollständige  Heilung.  Etwa  nach 
zehn  Wochen  verheiratheie  sich  Pat.  Im 
Jahre  1821  sah  ich  sie  wieder  und  es  wurde 
mir  nun  berichtet,  dass  sie  ein  Jahr  nach 
ihrer  Verheirathung  von  einem  Knaben  schwer 
entbunden  worden  sei,  nun  schon  drei  Kin- 
der geboren  habe  und  sich  vollkommen  wohl 
fühle. 

Eine  incompleie  JUcLstdarm^FisleL  Im 
Jahre  1819  consultirte  mich  zu  Gotha  der 
Seifensieder  J3.,  ein  blasser,  hagerer,  eben 
nicht  grosser,  vier  und  zwanzig  Jahre  alter, 
unverheiratheter  Manu  von  phlegmatischer 
Constitution,  wegen  einer  Mastdarmfistel, 
welche  nach  blutigen  Haemorrhoiden  zurück- 


f 


—    74     — . 

9 

geblieben  war.  Pat.  enflhite,  dam  der  CK- 
rargOB  M.  ihn  lange  Zeit  an  llaemorrhoi# 
Beschwerden  behandelt,  endlich  aber  die  It 
atel  entdeckt  habe^  alle  da^e^en  angewM^ 
ten  Mittel  seien  nber  bis  jetzt  frnchtlos  g^ 
wesea 

Das  Examen  und  die  Unterauchmf  ^ 
Kranken  ergab  einen  karhektischen  Hibilii 
mit  igeistiger  ond  körperlicher  Abspaniuoigi 
die  Beprodaction  lag  dabei  sehr  darnieder: 
ab  ich  nun  zur  Local- Untersuchung  schrüL 
entdeckte  ich   beim   snr  Seite  Ziehen  im 
mageren  Nates  gleich  zwischen  zwei  enlwik- 
'keiten  Afterkransfalteh  die  Fistelöffnnng  iil 
der  rechten  Seite  als  eine    feuchte  wmiir' 
Stelle  markirt.    Das  Einbringen  der  Sonde 
verursachte  stechende  Schmersen,   nachdec 
dieselbe  etwa  zwei  Zoll  eingedrungen  war 
Hess  sich  ein  Widerstand  wahrnehmen,  wel- 
cher aber  durch  einen  leichten  Druck  besei- 
tigt wurde:  von  hier   aus  nahm    der  CiDil 
seine  Richtung  mehr  nach   dem  Kreuzbeioej 
zu;  mit  der  gewöhnlichen  illyrtenblattsonde. ! 
die  ohngefähr  drei  Zoll  eingeführt  war,  konnte  • 
ich  das  Ende  der  Fistel  nicht  erreichen.  d8«l 
zunickgezogene    Instrument    war    mit  einer 
Feuchtigkeit  benetzt«  und  zugleich  floss  ae 
der  Oeffnung   ein  jauchiges    Secret   hervor. 
Um  nun   den  Fistelcanal   in    seiner  gaoxeo 
Lange  untersuchen   zu  können,    wählte  iet 
eine  Schraubensonde,  führte  diese  bis  einen 
Zoll  unter  dem  Schraubengewinde  ein.  nnJ 
hatte   nun   endlich   das  Ende    erreicht;  ick 
brachte    den  Zeigefinger  in   den   Mastdar» 
verfolgte  die  Sonde  durch  die  körnig  flci' 


—    75    ~ 

schigen  Wandon^n  desselben,  so  weit  der 
Finger  reichte  nnd  fand  den  Zwischenraom 
Kwischen  Mastdarm  nnd  Fistel  am  unteren 
Ende  ohngeffihr  fiinf  Linien. 


der  sehr  bedeutenden  Länee  des 
Fistelcanals  war  sowohl  das  Aofsenneiden 
als  das  Unterbinden  desselben  schwierig. 
Die  Fistel  war  ohnedies  alt  nnd  callös,  iäi 
entachloss  mich  daher  sehr  bald,  hier  das 
kochende  Wasser  in  Anwendung  kq  ziehen, 
da  es  nach  meiner  Erfahrung  in  diesemFall  das 
passendste  Mittel  schien.  Das  kachektische 
Aeassere  des  Kranken  nöthigte  mich  aber, 
demselben  noch  einige  Zeit  eine  kräftigere 
Nahrung  anzuempfehlen. 

Die  Operation  mnsste  ich  in  diesem  Falle 
so  verrichten,  dass  das  kochende  Wasser  am 
intensivsten  auf  die  oberste  Oeffnung  des  Fi- 
stelcanals einwirkte,  um  letzteren  von  oben 
nach  unten  zu  heilen.  Zu  diesem  Zwecke 
bedurfte  ich  einer  zinnernen  Wuudspritze,  de- 
ren leicht  biegsame  Canüle  sieben  Zoll  LAnge» 
haben  musste:  letztere  wurde  nicht  umhfillt, 
damit  sie  durch  ihre  Wärme  auf  den  ganzen 
Fistelcanal  reizend  einwirken  konnte.  Nach 
der  Operation  bedurfte  der  Kranke  Ruhe  und 
sehr  guter  Pflege,  die  Nahrung  könnte  dem- 
selben nur  in  sehr  kleinen  Portionen  aber 
kriftig  nnd  flössig  gereicht  werden.  Dem- 
nach musste  Patient  das  Bett  hüten,  sich 
ganz  ruhig  verhalten,  und  durfte  in  den  er- 
sten acht  Tagen  keinen  Stuhlgang  haben. 
Die  Nahrung  bestand  in  dieser  Zeit  daher 
mur  ans  Fleischbröhe ,  etwas  Weissbrod  und 


—     76     — 

aus  tügllch  Kwei  aus  der  Sehaale  ;^tmnb 
nen  Eiern.    Der  Durst  musste  durch  Wuser 
gestillt  werden.    Um  die  Operation  ausföhrti 
zn  können ,  musste  der  Kranke  sich  mit  da 
Oberkörper  auf  einen  Tisch  vorbeugen,  & 
Schenkel  auseinander  halten   und   das  Scf9- 
tum  an  den  Leib  anziehen;   worauf  ich  die 
Caniile  der  mit  kochendem  Wasser  gefüllt» 
Spritze  in  den  Fistelcanal  einführte.    Nadh 
dem  sie  etwa  zwei  Zoll  eingedrungen  wir. 
ffihlte  ich  wieder  den  früher  bemerkten  Wi-' 
derstand,  welcher  aber  sehr  bald  umgangeaj 
war,  und  brachte  nun  die  8pitze  der  CaDulel 
in  den  Fistelsack;  als  sie  hier   anstiss,  zofi 
ich  die  Spritze  einen  halben  Zoll  zurück  om 
spritzte  etwa  eine  halbe  I7nze  Wasser  aK 
wovon  der  Kranke,  dessen  Aufmerksamkeit 
vfahrscheinlich    durch    die   von    der   heissen 
Caniile  bewirkte  brennende  Empfindung  jje- 
fesselt  war,  nichts  bemerkt  hatte.     EinTheil 
des  eingespritzten  heissen  H  assers  floss  warm  j 
aus  dem  Fistelcanal  auf  meine  Hand  zuriick. ! 
Der   Kranke   musste  sich  jetzt    in   das  Ben 
begeben  und  lebte  nach  Vorschrift. 

Am  vierten  Tage  nach  der  Einspritzung 
fand  ich  den  Kranken  heiter  und  ausser  Bett. 
Neigung  zum  Stuhlgang  war   nicht  erfolgt. 
Am  zweiten  Tage  nach   der  Operation  fand  [ 
man  das  Betttuch  unter  der  kranken  Stelle  ! 
etwas  nass,  aber  nicht  schmutzig  eitrig  he-  , 
fleckt,  wie  sonst,  auch  bei  der  heutigen  In-  ' 
tersuchung  fand  ich  die  Unterlage  vomSecrei 
der  Fistel  etwas  befleckt,  die  beiden  After-  ! 
kranzfalten  waren  weniger  entzündlich  «nje- 
schwollen,  und  die  wunde    Röthc   zwischen 


—    77    — 

ihnen  hatte  sich  ganz  verloren^  die  Fistel- 
Öffnung  erschien  weniger  passiv  roth.  Die 
Schraubensonde  führte  ich  hent  leidit,  doch 
fühlbar  fär  den  Kranken ,  etwa  drei  Zoll 
in  den  Canai  hinauf,  wo  dieselbe  anstiess; 
ich  versuchte  den  Widerstand  zu  überwinden, 
welches  einige  Schmerzen  verursachte,  und 
sah  mich  daher  genöthigt  die  Sonde  zurück- 
zuziehen, an  welcher  hellrothes  Blut  herab 
tranfeite.  Somit  musste  ich  die  Heilung  bis 
zur  angegebenen  Stelle  unbedingt  annehmen. 

Ich  entschloss  mich,  so  gut  die  Sachen 
auch  standen,  die  Einspritzung  zu  wiederho- 
len und  der  freudig  gestimmte  Kranke  äu- 
sserte durchaus  keine  Furcht.  Das  erhöhte, 
sich  so  vortheilhaft  aussprechende  Leben  in 
der  Fistel  gebot  hier  nicht  zu  überreizen,  da- 
her applicirte  ich  das  Wasser  heute  nur  heiss; 
aber  die  Empfindlichkeit  in  dem  leidenden 
Theile  war  bereits  so  gesteigert,  dass  der 
Kranke  die  Einspritzung  auf  eine  sehr  schmerz- 
hafte Weise  empfand;  schon  die  eingeführte 
Canüle  hatte  stark  gebrannt,  worüber  Pa-^ 
tient  indessen  nichts  äusserte,  weil  ich  sonst 
das  Mittel  nicht  in  Anwendung  gebracht  ha- 
ben wurde.  An  diesem  Tage  wurde  nur  der 
obere  Theil  der  Fistel  angespritzt,  das  Was- 
ser floss  gleich  wieder  zurück.  Ich  fürchtete 
zu  stark  gereizt  zu  haben,  und  gebot  daher 
dem  Kranken,  sich  ganz  nach  der  Vorschrift 
zu  halten,  und  gestattete  ihm,  um  den 
bis  jetzt  erlangten  Gewinn  durch  eine  bedeu- 
tende Entzündung  nicht  wieder  einzubüssen, 
bis  zum  Abend ,  wo  ich  ihn  wieder,  sah,  nur 
drei  Glas  Buttermilch  zugeniessen.    Beimei- 


—    T8     — 

'  Mm  Besuche  fand  ich  alles  zarHedensldlnd 
vai  d»  Pal.  über  starken  Hunger  klagte.« 
rieth  ich  ihm,  eine  Pflauoieomusssappe  n 
bkh  XU  nehmen,  indem  durch  diese  die  Lei- 
besölTonng  vielleicht  befördert  wurde,  wdfbi 
VäÜiig  7.«  sein  schien,  da  seitdem  T«ri^ 
Tage  viele  Blähungen  al>ge^angen  war» 
Am  dritten  Tage  nach  der  letzten  Einepril- 
Uing  war  weicher  Stuhlgang,  ohne  Ernpfin- 
4angin  der  Fistel,  erfolgt. —  Bei  tneinem  Be- 
Mch  am  vierten  Tage  nach  der  wiederholta 
^eration  fand  ich  den  Kranken  in  seioen 
Baofthfilte   l>eBchiiftigh    gaor.  glücklich  über 

■  win  gutes  Befinden  gesummt,  ging  er  bbI 
wm  die  Treppe  hinauf  nach  seinem  Ziauui; 
9n  ich  wieder  eine  Untersiichnng  vamahft 
Würra  mir  die  erwfthnten  Falten  uod  tt 
KBtelfiffnnng  nicht  so  wohl  bekannt  geweMi, 
eo  wiirde  ich  dieselbe  kaum  gefunden  bi- 
ben,  die  eingeführte  Sonde  aber  drang  u 
meiner  grossen  Verwunderung  ntir  einen  Zc^ 
ein.  Das  EiDbringen  der  Sonde  fühlte  i« 
Kranke  zwar,  aber  keinesweges  als  ScbmerL 
md  dies  bestimmte  mich  noch  eine  Einsprit- 
mng  mit  kochendem  Wasser  vorzunehniem 
die  demPat.  »war  fühlbar  war,  ihn  aber  nicki 
irritirte.  Ich  durfte  jetKt  wohl  mit  Sichcrhtil 
annehmen,  dass  in  den  nftcbstcu  vier  TafCi 
die  Fistel  geheilt  sein  wärde,  uud  gestatlett 
nun  dem  Put.  mehr  Speisen  zu  sich  eu  nek- 
men,  nicht  mehr  das  Bett  za  hüten,  un(e^ 
sagte  ihm  aber  auf  die  Strasse  zu  gehe& 
>anch  den  Genuss  von  Bier  und  Wein. 

Das  Aeusaere  des  Kranken  hatte  in  dN 
acht   Tagen    nach   der   ersten    Einspriuua; 


—    79    — 

sehr  bedeutend  gewonnen,  seine  Haat  war 
mehr  tingirt,  sein  Blick,  sein  ganzes  Wesen 
freier^  munterer,  ja  sanguinisch  geworden, 
wo£u  gewiss  die  Hoffnune  iind  die  Ueber- 
seugang,  jetzt  bald  des  schon  so  lange  Zeit 
quälenden  Leidens  entledigt  zq  werden,  sehr 
viel  beigetragen  hat. 

Am  zwölften  Tage  der  Behandlang  war 
die  Fistel  vollstfindig  verheilt,  der  in  den 
Mastdarm  eingeführte  Finger  entdeckte  doreh« 
ans  nichts,  was  den  verschlossenen  Fistel- 
canal  hätte  anzeigen  können. 

Nach  diesemFalle  habeich  keine  Mastdarm- 
fistel  wieder  zu  behandeln  gehabt;  da  aber  seit 
söhr  langer  Zeit  auch  nichts  neues  über  ihre 
Behandlung  bekannt  gemacht  worden  ist;  so 
fahle  ich  mich  bewogen,  auf  diese  meine 
Behandlungswcise  wieder  aufinerksam  zu 
machen,  da  der  Erfolg  zu  Gunsten  derselben 
spricht. 

Das  kochende  Wasser  hat  bekannflieh 
stets  +  80°  jR.,  so  dass  man  es  als  nasses 
Feuer  definiren  und  als  aus  Feuer  und  Was- 
ser zusammengesetzt  sich  denken  kann. 
Beide  Elemente  haben  sich  hier  gegenseitig 
durchdrungen  und  zu  einem  einzigen  verei- 
nigt, das  zwei  Eigenschaften  in  sich  tragt 
und  auf  den  menschlichen  Organismus  zu- 
gleich als  Hitze  und  Nässe  wira^t. 

Das  trockne  Feuer  unterscheidet  sich 
von  der  feuchten  Hitze,  folgendermassen: 


—    81     — 

mehr  Räcksicht  zn  leiten,  als  dies  bei  den 
eigentlichen  Verbrennungen  der  Fall  ist    Bei 
.  der  Einwirkung  des  kochenden  Wassers  sind 
[  die    Schmerzen    empfindlicher,    langer    an- 
:  dauernd ,  die  Reaction  ist  stärker  und   die 
'  Geschwulst  bedeutender,  die  Röthung  trägt 
den  erysipelatösen  Charakter,    die  Eiterung 
ist  mehr  lymphatisch  zn  nennen,  die  Granu- 
lation weniger  körnig  und  die  Yemarbung, 
einmal  im  Werden,  geschieht  rasch,  anfangs 
als  eine  übereilte,  ungestaltete,  weiche  Yer- 
filzung,  in  welcher  sich  der  Lebenstrieb  noch 
lange  Zeit  fortsetzt,  so  dass  das  geübte  Aage 
aus  deren  Gestaltung  sehr  leicht  die  Ursach 
.  der  Verletzung  errathen  kann. 

Das  kochende  Wasser  wie  das  Feuer 
wirken  beide  zerstörend  auf  den  menschlichen 
Körper  ein;  jedes  hat  aber  seine  eigenen 
Erscheinungen,  welche  in  der  Verletzung  ans- 

gedruckt  sind,  und  diese  können  für  die 
[eilung  gewiss  nicht  ohne  Bedeutung  sein, 
wenn,  wie  bei  Verbrfihungen,  mögliche  Ent- 
stellungen, Verwachsungen  u.  s.  w.  verhütet 
werden  sollen. 

Mit  allen  diesen  Berficksichtigungen 
dürfte  nun  wohl  angenommen  werden,  dass 
das  kochende  Wasser  nicht  allein  ein  tfichti- 
«ges  Heilmittel  segen  callöse  Fisteln  sein 
müsse,  sondern  dass  dasselbe  in  den  Binden 
Qines  denkenden  Chimrcra  einen  grtaeren 
Wiriumgskrds  erhalten  iLihuMi 

.  li-  inr*.  mmm 

Jm»,  Bd.  XCY.  SU  5»  '^ 


111. 

■ 

Mittheilun^en 

aus 

der  ärztlichen  Prax 

Von 

-     Dr.  EXfner  zu  Steinau  a.  d.  Oda 


Vergiftung  durch  couceiitrirte  Schwi 

säure. 


Ein  Dienstknecht  auf  dem  Lande  i 
um  es  aus  dem  Wege  zu  schaffen,  se 
erst  vor  zehn  Tagen  gebornen  Kinde,  ei 
wohlgenährten,  kräftigen  Knäbchen,  eine 
bestimmte  Quantität  concentrirter  Schwi 
säure  in  Abwesenheit  der  Mutter  desKii 
und  in  Gegenwart  eines  älteren  Kindes 
vier  Jahren  durch  den  Mund  ein.  W 
mit  der  Natur  noch  mit  der  Wirkung  j 
Säure  bekannt,  hatte  er  gewähnt:  es  ff 
hierdurch  rasch  und  ohne  dass  es  Ja 
gewahre  oder  ahne,  sterben.  Als  esjei 
atebald  entsetzlich  zu  schreien  anfing,  li 


—    83    — 

^r  seine  That  durch  das  Umwerfen  der  Wiege, 
in  welcher  das  Kind  las,  zu  bemäntehi  und 
dftdurch  dem  Schreien  des  Kindes  oder  des- 
sen zu  erwartendem  Tode  eine  andre  Be- 
deutung zu  geben.  Allein  theils  verrieth 
das  ältere  Kind  der  alsbald  wiederkehrenden 
Mutter  das  Gescbeb^ne,  theils  gewahrte  diese 
am  Munde  und  an  den  Lippen  des  Kindes 
eigenthümliche  Veränderungen,  während  des- 
sen unausgesetztes  Schreien  auch  bereits 
Nachbaren  herbeizog.  Die  Sache  kam  da- 
her bald  zum  Geständniss  und  es  wurde  nach 
ärztlicher  Hülfe  gesendet.  Doch  waren  hier- 
über und  ehe  solche  beschafft  werden  konnte, 
gegen  drei  Stunden  vergangen.  Man  flösste 
etwas  Milch  ein,  bis  arzneilich  später  die 
Magnesia  usta  in  Anwendung  kam.  Nach 
zwdif  Stunden  starb  das  Kind. 

Die  positiven  Data  der  dreissig  Stun- 
den nachher  verrichteten  Obduction  waren 
folgende.  Kopfkissen  und  Deckbett  des  Kin- 
des boten  faustgrosse  Löcher  dar,  welche  die 
vergossne  und  wahrscheinlich  zum  Theil  aui3 
dem  Munde  zurückgeflossne  Säure  verursacht 
hatte.  Die  Ränder  dieser  Löcher  waren 
feucht,  zerfressen;  aufgegossner  Liquor  Kali 
carbonici  verursachte  Schäumen  und  Zischen 
an  denselben.  —  Die  Lippen  des  Kindes 
waren,  namentlich  die  Unterlippe  schwarz- 
braun, härtlich,  nach  innen  zu  auf  verschie- 
dene Weise  missfarbig,  schwarzgrfin,  grau- 
gelb, weissgrau,  je  nachdem  die  Säure  mehr 
oder  weniger  auf  den 'einzelnen  Stellen  ver- 
weilt hatte,  erweidit,  schmierig.  Ebenso  die 
Mandhdhle,  welche,  da  der  Si^er  herabhiog. 


-     84    .— 

alsbald  ziemlicli  gut  übersehen  werden  konatc 
und  aus  welcher  etwa  ein  Theelöffel  vd 
einer  dünnen  schmutzig  braunen  Fenchtigkä 
abfloss.  Vom  rechten  Mundwinkel  aas  ik* 
und  seitwärts  fand  sich  aussen  ein  donkd- 
branner,  begrenzter,  harter  Brandfleck,  eiM 
Zoll  breit  und  etwas  länger;  weiterhin  nick. 
dem  Halse  zu,  bis  zur.  Mitte  des  Hinterhaip-' 
tes  die  untere  Hälfte  des  Ohres  mit  einock- 
inend,  also  der  rechten  Seitenlage  des  Kii-| 
des  während  dem  Leben  entsprechend,  eflc 
gelbgräniiche,  verbreitete,  minder  harte  Fi^ 
bung  der  Haut.  Auch  über  der  rechten  Schal- 
ter war  ein  dergleichen  gelbgrdnei',  harte 
Fleck  bemerklich,  an  dessen  Grenzen  kleuK 
Erosionen  der  Haut  zu  sehen  waren.  i 


Die  Lungen   fällten    die    gut    gewölbte* 
Brust   vollständig   aus,    zeigten    nebst  alleo 
andern    Eingeweiden     der    Brusthöhle    viel 
Blutreichthum,  bei  Druck  stark  knisternd. 

m 

Der  Unterleib  war  massig  aufgetriebeo- 
weich,  fast  teigig  anzufühlen.  Bei  der  Er- 
öffnung drang  aus  demselben  sogleich  ein 
schwarzrothes,  dünnblutiges  Extravasat,  wd-| 
ches  mit  dem  von  dem  Grunde  der  Baock-. 
höhle  aufgenommenen  beinahe  vier  Loth  be- 
trug. Das  Bauchfell  zeigte  sich  sehr  geri- 
thet,  das  Netz  sehr  zusammengezogen,  gleidt* 
sam  aufgeschürzt,  schwarzroth,  mürbe,  eol- 
sehieden  brandig.  Der  Magen  sah  schwin- 
braun  aus,  namentlich  nach  dem  Pylorusoi' 
der  grossen  Curvatur  zu  und  enthielt  zo  iwa 
Drittheilen  eine  schwarzrothe  breiige  Mifl& 
Nach  Entfernung  derselben    löste    sidi  it 


f 


—    85     — 

Scbleimhaut  des  Marens  von  der  Muskel- 
haut desselben  mit  leichter  Mähe  vol|3tA[idig, 
fast  im  Zusammenhange  ab;  erstere  war 
dunkel  missfarbig,  brandig  entzündet,  letss« 
tere  stark  geröthet.  —  Den  Zwölffingerdarm 
fand  man  seiner  ganzen  Länge  nach  bedeu- 
tend verengt  und  nahe  dem  Pylorus  zerfres- 
sen, so  dass  die  Perforation  nicht  nur  an 
d^r  vorderen  Seite  der  Pars  horizontalis  su- 
perior  duodeni  die  Grösse  eines  Pfennigs 
einnahm,  sondern  auch  fast  das  ganze  Lumen 
des  Darms  selbst  zerfressen  erschien,  indem 
nur  noch  wenige  Faseni  eine  Verbindung 
darstellten,  welche  bei  der  Handhabung  un*« 
vermeidlich  zerriss.  Die  Ränder  der  Per- 
foration waren  zackig  und  verschmmpft 
Durch  die  letztre  war  unzweifelhaft  da^ 
Blut -Extravasat  von  dem  Magen  aus  in  die 
Unterleibshöhle  geflossen.  Die  innere  Fläche 
des  Zwölffingerdarms,  die  so  zarte,  flockige, 
sammtartige  Tunica  vasculosa  und  intima  mit 
ihren  Querfalten,  zeigten  sich  zusammenge- 
zogen ,  schmierig ,  weissgrfinlich ,  erweicht, 
darunter  entzündlich  geröthet,  härtlich.  Gleiche 
Beschafl'enheit  und  Zusammenziehung  offen- 
barten in  einem  etwas  geringern  Grade  die 
nächsten  \ier  Zoll  des  Leerdarms,  von  wo 
ab  die  Beschaffenheit  des  Darmcanals  natür- 
lich ward.  Alle  anliegenden  Organe  dieser 
auf  ebengedachte  Weise  afficirten  Theile 
befanden  sich  in  einem  mehr  oder  weniger 
entzündlich  gereizten  Zustande:  so  das  Bauch- 
fell, das  in  der  Krümmung  des  Duodeni  lie- 
Sende  Caput  pancreatis,  die  untere  Fläche 
es  das  Duodenum  und  den  Magen  bedecken- 
den linken  Leberlappens,  ein  Theil  des  Me<« 


-     86 


genterii  und  Mesocolons,  die  dem  MageiB- 
gekehrte  innere  coneave  Flüche  der  Uk 
namentlich  deren  antere  HAlfte  (aoeh  k 
Yaaa  brevia  waren  sehr  mürbe);  selbst fe 
vorderen  Fliehen  der  Nieren  waren  entifiri- 
lich  geröthet,  da  aaf  der  rechten  der  Zwlf- 
fin^rdarm ,  auf  der  linken  der  mitere  Tkei 
der  Milz  rnht. 

Die  Mundhöhle  zeigte  überall  eine  wa» 

grflne,  schmierige,  erweichte  OberlUche,  A 
ange  in  ihrer  Sabstanz  verhArtet;  ScUuJp 
und  Speiseröhre  contrahirt,  die  Schleinliflt 
des  Schlundes  missfarbig;  die  ipnere  Flide 
der  Speiseröhre  graugrün,  fadi^  gestrdl 
wie  mit  einer  festen,  glatten  Haut  aoige- 
kleidet;  der  Kehldeckel  sehr  klein  und  h- 
MmmengeKogen ;  die  Schleimhaut  des  KeU- 
kopfs  und  der  Luftröhre  mit  röthlichea 
schaumigem  Schleim  überzogen. 

Das  aufgenommene  Extravasat  der  Bauch- 
höhle reagirte  bei  der  mit  Laemuspapier  und 
kohlensaurer  Kali -Auflösung  vorgenommeneo 
Prüfung  nicht  auf  Säure,  auch  nicht  der  In- 
halt des  Magens  und  dessen  Schleimhaut.     » 

Der  Haupt- Befund  war  also  zunächst 
der  einer  brandigen  Entzündung  des  Mtg^ 
(Gastritis  toxica  acutissima)  und  sämmtlicto 
benachbarten  Theilc.  mit  Durchlöcherung  k^ 
Duodeni  und  dadurch  gegebenem  Extravint 
in  die  Bauchhöhle.  —  Deutlich  hat  das  EM 
eine  gewisse  Quantität  Säure  verschluckt,  Ji 
sie  nicht  Mos  auf  die  Schlingwege,  sondffi 
hauptsächlich  auf  den  Magen  und  Zwölffin^- 


S 


—    87    — 

darm  ihre  seratdrenden  Wirkungen  erstreckt 
hatte.  Daas  das  Extravasat  und  der  Magen- 
inhalt jene  SAure  nicht  mehr  entdecken  lies- 
sen,  ist  theib  der  in  den  letzten  Lebensstnn- 
den  als  Gegenmittel  angewendeten  Magnesia 
nsta,  theils  der  Zersetzung  der  Sfiure  durch 
die  organischen  Stoffe  des  Körpers  selbst  Iris 
cur  Zeit  der  Obduction  zuzuschreiben.  Da 
jedoch  unbedingt  bis  zur  Anwendung  der 
Magnesia  jene  furchtbaren  Zerstörungen  der 
Hauptsache  nach  bereits  unabwendbar  vor 
sich  gegangen:  so  konnte  um  so  wenii 


eine  HerstelTung  erzielt  werden,  als  derglei- 
chen  Vergiftungen  in  so  zartem  Alter  fil 
haupt  absolut  tödtlich  erscheinen  mfissen,  und 
können  daher  in  medicinisch  gerichtlicher 
Beziehung  weder  aus  dem  NichtauflSnden 
freier  Säure  im  Extravasat  und  im  Magen* 
Inhalt^  noch  ans  der  Anwendung  der  Magne- 
sia usta  Beweise  gegen  die  Vergiftung  aber- 
haupt  und  deren  Tödtlichkeit  ins  Besondere 
entnommen  werden. 


Ein  Hypospadiaeus. 


Die  Missbildungen  der  Geschlechtstheile 
sind  als  verschiedene  Stufen  der  Zwitterbil- 
dung immer  interessant.  Vergleicht  man  sie. 
so  bieten  dieselben  eine  progressive  Reihe 
von  Bildungen  dar,  welche  gleichsam  entwe«- 
der  vom  männlichen  Typus  zum  weiblichen, 
oder  von  diesem  zu  jenem  den  Uebergang 
darstellen,  entweder  noch  den  einen  oder  den 


—    89    — 

zel  densdben  hin  fortgehen  komte,  so 
daes  deutlich  die  Corpora  cavemosa  Urethrae 
fehlten.  Ueberhaupt  war  der  Penis  sehr 
klein,  jedoch  die  Hoden  im  Scroto  bemerk-^ 
lieh,  auch  sonstige  Vorbildungen  nicht  vor« 
banden.  Natflriich  war  zu  einem  operativen 
Verfahren ,  ohngeachtet  das  Kind  aach  Jetzt 
noch  nicht  Urin  gelassen,  keine  Anzei^. 
Nach  mehreren  Stunden  urinirte  das  Kmd 
wiederholt  und  reichlich  durch  besagte  Oeff« 
nung.  Nach  acht  Tagen  starb  es  ans 
Schwache. 

Stärker  allerdings  tritt  die  Zwitterbil- 
dune  auf,  wenn,  wie  bei  eigentlichen  Hypo- 
spacTiien,  die  Harnröhre  den  Penis  entlang 
einen  ofltaen  Canal  darstellt,  die  Oeflbung 
derselben  sich  an  der  Wurzel  der  Ruthe  be- 
findet, die  Hoden  im  Unterleibe  verbleiben, 
das  Scrotum  getheilt  erscheint  und  nament- 
lich im  ganzen  Habitus  des  Körpers  der 
männliche  Typus  mehr  und  mehr  zuräcktritt 
und  dem  weiblichen  sich  nähert 


Empyema  durch  die  Bronchien  entleert 


Ein  zehnjähriges  Mädchen  armer  Eltern 
hatte  in  Folge  hänfio:er  Erkältungen  an- 
dauernd an  Husten  und  Seitenstechen  gelit- 
ten, ohne  dass  hiegegen  etwas  geschehen 
war.  Die  Kranke  wurde  endlich  bettlägerig, 
fieberte,  und  obwohl  das  Seitenstechen  nicht 
von  grosser  Bedeutung  erschien,    trat  doch 


—    91    — 

das«  me  bereits  wieder  ein  gesimdes  Ansse- 
hen  gewonnen  und  weder  Hüten,  noeh 
Schmers,  noch  Dyspnoe  mehr  wahrsnnehmen 
ist  Es  war  erfreulich  tu  sehen,  dass  sieh 
an  jenes  bedeutende  Leiden  nicht  unmittelbar, 
wie  sehr  zu  fürchten  stand,  vollendete  Phthi- 
sis  pnimonalis  anreihete,  was  wahrscheinlich 
der  Fall  gewesen  wflre,  wenn  die  Körper^ 
eonstitntion  scrophnife  und  Tuberkeln  in  den 
Longen  vorhanden,  gewesen  wären. 


Myelitis  rheamatica. 


Ein  achtzehnjähriges  MSdchen  vom  Lande, 
doch  mehr  schwächlicher  als  kräftiger  Kör- 

Jer* Constitution,  hätte  sich  nach  heftiger 
irhitzung  beim  Tanz  der  kalten  Luft  im 
Winter  ausgesetzt,  wonach  sie  alsbald  aber 
Steifigkeit  des  Halses  zu  klagen  anfing.  Die 
Beschwerden  nahmen  zu,  so  dass  Patientin 
am  dritten  Ta^e  ärztliche  Hülfe  suchte,  wo- 
bei sie  eine  Tialbe  Meile  Weges  nach  der 
Stadt  zu  gehen  hatte.  Sie  bot  bei  der  int» 
liehen  Untersuchung  folgende  Erscheinungen 
dar.  Der  Hals  war  völlig  steif,  nach  hinten 
cebogen,  die  Stimme  sehr  heiser,  die  Kinn- 
laden so  fest  geschlossen,  dass  kaum  ein 
Strohhalm  zwischen  dieselben  zu  bringen 
war.  Das  Schlingen  war  merklich  erschwert, 
das  Gesicht  geröthet,  doch  die  Cerebralfunc- 
ftion  nicht  gestört  Der  Puls  hatte  keine  be- 
deutende Frequenz,  allein  mehr  und  mehr 
bildete  sich  ein  heftiges  Fieber  mit  Schweis- 


^^mr.    -  9*   - 

sen  aus,  die  indess  ohne  Erfolg  btirtn 
Dabei  wurde  die  Kranke  immer  onbene^ 
eher,  eelbfit  die  Arme  erschienen  wie  p- 
lihint.  In  der  Gegend  der  Halswirbel  bfr 
kündete  sie  Scliinerz,  welcher  bei  der  Berdt 
mag  zuDahm.  Convnlsivische  Zufälle,  wir 
hftang  in  dergleichen  Fällen .  wurden  h« 
nicht  beobachtet,  ein  Beweis,  dass  mehr  lü 
Hflllen  des  Rückenmarks  als  dieses  sdW 
litt  Es  gelang ,  die  Kranke  nach  vieneb 
Tagen  unter  Anwendung  eines  Aderliissa 
wiederholter  blutiger  Schröpfköpfe.  Qued- 
silbereinreibungen  und  Vesicalorien ,  ionn- 
lieh  durch  ableitende  Abführungs mittel,  i^ 
wechselnd  mit  Calomel  und  Opiam  hen»' 
Stellen- 


Fremde  Körper 

;it;  Ein  dreijähriges  Mädchen  zeigte  bei  iH 
Untersuchung  in  der  Regio  iliaca  dextra  «» 
blaurothe  flache  Geschwulst  von  der  Grösri 
einer  Wallnuss.  Die  Haut  derselben  wf 
nur  dünn  und  der  Inhalt  fühlte  sich  wie*» 
einer  Griesgeschwulst,  körnig  an  und  eslio 
sich  ausserdem  noch  ein  harter  Körper  iiM 
hin  und  her  schieben.  Eine  Yerletzai^ 
Quetschung  oder  andere  äussere  Ursache  httt 
nicht  Statt  gehabt,  eben  so  wenig  was« 
die  Mutter  des  Kindes  irgend  etwas  ühr 
die  Entstehung  der  Gescuwidst  anzuseb» 
Bei  Eröffnung  derselben  floss  ein  gelblich» 
blutiges  Wasser  aus  und  es   entfernte  si(* 


-     93    — 

zugleich  eine  grobem  Sande  Ahnliche  körnige 
Substanz,  welche  in  einem  Balge  eingeschloa« 
sen  erschien.  Der  vorher  fühlbare  feste  Kör- 
per hatte  sich  so  verschoben,  dass  man  ihn 
zunächst  nicht  gewahrte  und  dfessen  Dasein 
fiberhaupt  auf  sich  beruhen  liess.  Allein  am 
andern  Tage  ward  er  wieder  bemerklich  and 
man  zog  eine  anderthalb  Zoll  lange  Nadel, 
die  Hälfte  einer  Haarnadel  hervor,  welche 
das  Kind  höchst  wahrscheinlich  vor  lan^r 
Zeit  verschlungen  hatte.  Die  Heilung  ging 
hiei^nach  rasch  von  Statten. 

Ein  ähnlicher  Fall  kam  bei  einem  acht- 
jährigen Knaben  vor,  w^elcher  schon  lange 
mit  einem  Geschwur  an  der  Fusssohle  be- 
haftet war,  welches  von  Zeit  zu  Zeit  hef- 
tig blutete  und  von  Caries  metatarsi  herzu- 
rähren  schien.  Die  Blutung  wurde  dorch 
styptische  Mittel  beseitigt,  hiernach  aber,  da 
das  Geschwör  auch  ferner  nicht  heilte,  ein 
Einschuitt  gemacht,  um  die  Basis  desselben 
besser  übersehen  und  für  die  topische  Ein- 
wirkung von  Medicamenten  mehr  Boden  zu 
gewinnen.  Hiebei  drang  die  Spitze  eines 
einen  halben  Zoll  langen  Schlehdoms  her« 
vor,  welchen  sich  der  Knabe  nnbewusst  vor 
länger  als  vier  Monaten  immer  tiefer  einge- 
treten hatte  und  nach  dessen  Entfemong  der 
Foss  schnell  heilte. 


_    95    — 

an  Obsiraciionen  gelitten   hatte,  ward  von  dev 
hartnäckigsten  StuhlTerstopfong  befalleDy  walche 
45  Tage   anhielt,  allen  Mitteln  widerstand  und 
mit  dem  Tode  endigte.     Alles  was  Fat.  zu  sich 
nahm  ward  entweder  auf  der  Stelle   oder  aach 
erst  nach   zwei  bis  drei  Stunden  wieder  aasge- 
brochen, nie  aber  zeigten  sich  Sparen  von  Koth- 
brechen.     Klystiere  drangen  nicht  ein.    Aaf  sein 
eigenes    aasdrückliches    Verlangen    verschloekie 
Fat.  fiinfTage  vor  seinem  Tode  ein  halbes  Pfond 
lebendes  Quecksilber.    Dies  vermehrte  bloss  die 
Schmerzen,  brachte  aber  sonst  keine  bemerkbare 
Wirkung  hervor.     Bei  der  Sectiou  zeigte   sich 
eine  enorme  Ausdehnung  der  Därme,  aber  nir- 
gend Entzündung,  und  als  Ursache  der  Yeraiop» 
fung  fand  man  an  der  Stelle,  wo  das  Colon  in 
den  Mastdarm  übergeht,   einen  weissen  beinahe 
drei  viertel  Zoll  dicken  Scirrhus,   der  das  Ree- 
tnm    vollkommen    verschloss.     Von    dem    ver- 
schluckten Quecksilber  war  keine  Spur  zn  ent- 
decken.     Dagegen    zeigte  sich   in  der  Fleznra 
sigmoidea  des  Colon   eine   schwarze  theerartige 
Nasse  von  cigenthümlichem  aber  nicht  kotharti- 
gem  Geruch.     Herr  James  Joknaofi,  welcher  die- 
sen Fall  in   der  Sitzung  der    Westminster  me- 
dical  Society  vom  5.  Novbr.  1842  erzählt,  nucht 
anfnierksam  1)  auf  die  lange  Dauer  des  Uebels» 
da    Ileus    von     Organischen    Fehlern    höchstens 
zwei  bis  drei  Wochen  zu  dauern  pflegt;  2)  auf 
das  gänzliche   Verschwinden    des  verschluckten 
regnlinischen  Quecksilbers,   indem  er  der  Mei- 
nung ist,  dass  dasselbe  durch  die  während  fünf 
Tage  stattgehabkMi  coiivulsivischen  Bewegungen 
der  Därme  in  jene  ungnentähnliche  Masse  ver- 
wandelt wonleii  sei  (Ref.  bedauert,    dass  diese 
Masse  nicht  chemisch  untersucht  wurde)  ^  3)  end- 
lich   darauf,    dass  die  scirrhöse  Entartung  des 
Darms,   welche  gewiss  mehrere  Jahre  zu  ihrer 
Entwickelung     bedurfte,     doch    so    lange    be- 
stehen konnte,  ohne  Verstopfung   zu   erregeui 


—    97    — 

beim  Ziiiern  mit  der,  welche  es  beim  Del.  <re* 
mens  äastert,  ond  parallelisirt  beide  Krankheits- 
znntände  mit  einander.  (Balletin  de  la  Soeiei^ 
de  Mid.  d'Angers.  1842). 


Leherihran.  —  Der  Dr.  Stacques  (8.  Annales 
de  la  Soeiet6  de  Med.  de  Gand.  1842)  spricht 
diesem  viel  gerühmten  Blifttel  beinahe  allen  ,nud 
jeden  Natzen  ab.  In  einer  Reihe  von  Beobach- 
tangen,  die  ergeuaa  analjsirt,  sacht  er  nachzu- 
weisen, dass  dem  Leberthran  eine  directe  and 
specifische  Wirkung  gegen  Scropheln  und  Lan- 
gensucht durchaus  nicht  beigelegt  werden  dürfe. 
^ie  Acten  sind  wohl  noch  nicht  zum  Spruche 
reif;  gewiss  aber  sind  die  Heilkräfte  des  jetzt 
so  allgemein  verbreiteten  Mittels  sehr  Übertrie- 
ben worden.  JRe/,)  —  Eine  ausßihrliche  in  London 
1841  erschienene  Schrift  von  Hugh  Bermei  (wel- 
cher den  Gebrauch  des  Ol.  Jecoris  in  Holland 
and  Deutschland  kennen  gelernt  hat),  rühmt  das 
Mittel  ungemein. 


Jodiinciur  äuuerliclu  —  Gegen  Conjunctivitis 
scrophulosa  empfiehlt  Herr  Fundval  in  Hertford, 
die  äussere  Fläche  der  Augenlieder  zwei  bis 
dreimal  in  der  Woche  mit  der  Tinctur  zu  be- 
streichen. (The  Lancct  10.  December  1842. 
pag.  4050 


Aneurysma  Aoriae.  —  Es  giebt  kein  patho- 
gnomisches  Zeichen  desselben.  Herr  Robert  Law 
nuacht  besonders  auf  die  Eigenthümlichkeit  des 
Schmerzes  aufmerksam.  Dieser  kann  ganz  feh- 
leoy  ist  er  aber  vorhanden,  so  zeigt  er  sich  ab- 

Jssn.  BdL  XCY.  Sl  5.  7 


—    98     — 

wechselnd  bald  taub  and  anhaltend  bald  \M 
und  siechend  and  Herr  Jj.^  versichert  eine  Sk> 
liehe  Beschaffenheit  des  Schmerxes  bei  keiM 
andern  Krankheit  jemals  beobachtet  zu  hA^ 
(The  Dablin  Joarnal.  Juli  1842.) 



r 

Pneumonie  und  Lungeniuberkein  m  Biaig9^\ 
ihren  Siiz  mU  einander  verftjUchen.  —  Dr.  In|s''t 
hat  mehrere  Hundert  von  Fällen  untersucht,  ■[ 
die  Stelle  zu  bestimmen,   welche  die  genaBBtM 
Krankheiten   in   den  Langen  am  hänOgsteo  ciB- 
nehmen.     Die   Pneumonie   beföllt   bei«le  Lnngci 
zugleich  in   19  Fällen  von  100,    die  Phthitu  h 
90  von   100.     Die  Entzündung  beschränkt  tA\ 
auf  die  Basis    einer  oder  beider  Lungen  in  II 
Fällen  von  100.  In  Bezug  auf  die  Tuberkeln  ii 
das  Yerhältniss  in    dieser  Hinsiirht  wie  1  :  SM: 
^*g^§»on  findet  man  Tuberkeln    in    dem  obcffi 
Theile  der  Lnngen  ausschliesslich  oder  doch  ro^ 
waltend  in  94  von  100.     Die  Pneuuionic  aberiü 
die  Apex  pulmonum   beschränkt,    nur  bei  5  ^ 
100.  {Guy's  Hospital  Reports.  October  1842.) 


Friesel' Epidemien  —   (Epidemies    de  SaeW 

miliaire)  sind  in  den  letzten  Jahren  in  versdu^ 

denen  Gegenden  Frankreichs    vorgekommen  wi 

sorgfältig    beschrieben     worden.       (S.    Bandtt^ 

über  eine  Epidemie,  welche  im  Departement  ^ 

Dordognc  im  J.  1S41.  geherrscht  hat,  im  Jo«^ 

nal    de   m^d.    prat.    de  Bordeaux.    Octbr.  ISIL) 

lieber  dieselbe    hat  Herr  Tarraud  kürzlich  «ir 

Abhandlung  an  die  Academie  de  Al^d.  zu  Pani 

eingeschickt.     Die  Epidemie   dauerte    fünf  1^ 

uate  und  befiel  gegen  zehn  Tausend  IndiTUic*» 

von  denen  794  unterlagen.     Die  Obdactiesi^ 

gab  meist  Blntstockungen  in  den  Lang«  mai  k 


—    99    — 

andern  Organen,  doch  zeigten  diese  maierielleil 
Veränderungen   nichis  consiantes.     Das  aas  der 
Ader  gelassene  Blut   zeigte   eine  Entzündangs- 
kruste  und  die  Behandlung  war  eine  streng  an- 
tiphlogistische.    Meist   nahm  jedoch  das  Fieber 
einen    rcmiitircndcn  Charakter  an,   welcher   die 
Acrztc  zur  Anwendung  des  Chinins   in  grossen 
Dosen  (1  bis  2  Grammen  =  17  bis  34  Grau  in 
I     24  Stunden)  (?)  aufforderte,  und  diese  Curmethode 
.     soll  sich   überaus  wirksam    gezeigt  haben,  (Ar* 
.    chivcs  göheralcs  de  mid,  Novbr.    1842.  p«  366). 


UUzii^er  Gelefik^MheumtUismus.  —  Gegen  die- 
sen,  (selbst  wenn  er  mit  Endocarditis  oder  Pe- 
'  ricarditis  verbunden  wäre)  soll  zufolge  einer 
JMittheilung  des  Herrn  Briquei  an  die  Acad.  de 
Med.  zu  Paris  das  Chmium  wlphuricum  in  grossen 
Dosen  gleichsam  specifisch  wirken.  Fünf  bis 
sechs  Grammen  •  (85  —  102  Gran)  werden  in- 
nerhalb 12  Stunden  verbraucht  (!)  und  damit  so 
lange  fortgefahren,  bis  Fieber  und  Schmerzen 
aufgehört  haben,  was  in  zwei  bis  drei  Tagen 
erfolgen  soll.  Sclu»n  nach  vier  und  zwanzig 
Stunden  tritt  ein  bedeutender  Nachlass  ein. 
Herr  Martin  Sohn,  der  über  diese  Beobaehtaii- 
gen  (sie  bctrcHeii  neun  Fälle)  Bericht  erstattet, 
erinnert  an  die  grossen  Dosen  von  Tart.  stib* 
nach  Masori  und  Opium  nach  Piedagnel  und  er- 
sählt,  dass  er  selbst  die  heftigsten  acuten  Bheu- 
matismen  durch  enorme  Dosen  von  Salpeter  (zu 
30  Grammen  in  24  Stunden)  innerhalb  fünf 
Tage  beseitiget  hätte,     (ibid  p.  372). 


Hydarikrosis.  —  Herr  Velpeau  zu  Paris  be- 
richtet über  die  Heilungen  der  Gelenkwasser- 
snchten    durch  Einspritzuog  einer  Jodsolution. 

7* 


*  * 


▼•rbhiM  tat  lUk  in  vinr  FJ 

Mm  MpllwnMMi  ^l«wih*t  «i' 
■Sine  ■cHinpHRv] 

dkr  EiMprttsaiWy 

■jhfcwoilc  la  den  MdendM  Vkril 
«war  Sdune»}  dieser  TendhwiBdel 
•farfgea  Stande*  Tonkoamen,   ond  db 
läng  achreiiei  raedi  Tor*    Pwgleiefcea 
an  hei  Herr  Fe&Maa.firiUmr  bdl  ■■' 
ahm  aller  Art  and  «■awmtliah  «acli. 
«rüica    arft  deoi    beata«. .  Jbfblga 
^  ArchiTee  «da.  dk  HM.  Norbr«:  IMS  (. 


f 


»■Hiih,   —  Herr  OyaihM?lMBtet  Jb 
aehwaht  and  bringt  einige  Tag;a»laii«  eiM 
liwieiiMolatkya  n&dat  Ch«|fa  als.    ~ 
bawirlct  er  Entaiadaag  «a4  *  TcvacUieaaH« 
jkdcee.    Er  ghabt,  dina.  Aa  daadiwaU 
eine    Ausdehnung    des    Warthooscben  Ci 
sondern  ein   (lir  sich  bestellender  Tamor 
cus  sei,  niid   will  gefanden    haben,   dsss  ^ 
dem    Sacke   befindliche    Flaidam    nicht  bl< 
Speichel  sei.     (Giornale  per  servireai  p 
della   Patologia  e  della  Terapentica.  Deetf^ 

1841). 


^Iklafk^kmi.  —  Als   ein  Mittel 
einzuschlafen   empfiehlt   ein   Herr   Gm^am^ 
sich  selbst  einen  »HffpnologUiemii  nennt,  H 
des  Verfahren.     Man   lege   aicb  beqnen  W< 
rechte  Seite,  Hille  den  Rauin  swischen  l^opf  ^ 
Schulter  genau  durch  ein  Kissen  aus,  nai ' 
'bei  geschlossenem  Munde   tief  A^em.    *^ 
überlasse  man  die  Lungen   ilirer  freies 
keit,  so  dass  die  Respiratian  weder  htiul**'| 
gel  aaeb  erlangsamiet  waria..    Der  Fai  ^ 


—    101     — 

f 

seine  ganze  Aarmerksamkeii  auf  das  Athenholen 
richten  and  sich  vorstellen,  dass  er  die  Lttft  in 
einem  fortwährenden  Strom  aas.  der  Naite  kom- 
men sehe.  So  wie  ihm  dies  gelingt,  rerftllt  er 
in  Schlafe!?)  —  (8.  TheLancet  22.  Octbr.  1842 
p.  142.) 

Viele  Menschen  leiden  an  der  Beschwerde 
sieht  eifischlafen  zn  können.  Jean  PauTs  be- 
kannte Mittel  helfen  nicht  immer  and  der  Arzt 
wird  um  Rath  gefragt.  Wird  vorstehendes  Yf r- 
fahren  des  »Hjpnologisten ,«  welches  derselbe 
längere  Zeit  geheim  gehalten,  von  Nutzen  sein  ? 


CroimM' Pflaster.  —  Chomel  I&sst  ein  sol- 
ches bei  gelinder  Wärme  aas  vier  Theileu  Dia- 
chjlon  und  einem  Theile  Croton-Oel  misehen 
und  dick  auf  Leinwand  streichen.  Es  erregt 
bald  eine  lebhafte  Hautreizang. 


Creosol  —  empfiehlt  Dr.  Cormack  in  Edin- 
burgh als  ein  kräftiges  Mittel  gegen  die  See- 
krankheit und  zur  Stillung  des  Erbrechens  Ober- 
haupt. Man  muss  aber  nur  kleine  Dosen  geben, 
grössere  erregen  Vomitus.  (S.  The  Edinburgh 
Journal  Octbr.  1S42.) 


Vergiftung  durch  Cvhehen,  —  Zwei  Fälle  der 
Art  sind  in  Valparaiso  vorgekommen  und  wer- 
den ausführlich  von  Herrn  Thomas  S,  Page  be- 
schrieben. (The  Lancpt.  4.  Febr.  1843.  p.  672). 
In   beiden  Fälleir  hatten    die   Patienten   Abends 


—    103    — 

Nachi  Torgegangen,  war  nicht  sn  ermitteln.  Uni 
sieben  Uhr  Morgens  fand  man  den  Fat«  ohne 
Bewusstsein  mit  eeschlossenen  starren  Angen  und 
erweiterter  Pupille.  Die  WMrme  der  Haut  war 
natürlich  und  allgemein  verbreitet,  der  Hers* 
schlag  und  das  Athmen  aber  kaum  merkbar  und 
unregelmässig.  Jüan  kifm  alsbald  auf  den  Ge» 
danken,  dass  eine  zu  grosse  Dosis  der  Cubeben 
diesen  Zustand  Ton  .Asphyxie  herbeigefiihrt  ha- 
ben möchte.  Entleerung  des  Giftes  und  bele- 
bende Mittel  wurden  sofort  angewendet,  aber 
▼ergeblich;  Fat.  verschied  nach  fönf  Stunden. 
—  Die  SeciUm  ergab  im  Wesentlichen  Folgen- 
des: Der  Magen  enthielt  noch  eine  JclcineQuan» 
ti tut  Cubeben  pul vcr,  zeigte  aber  keine  Spur  von 
Entzündung.  Die  Darmschleimhant  war  nicht 
geröthet  oder  corrodirt,dagcgen  warenLeber,  Milz, 
Nieren  mit  schwarzem  flüssigem  Blute  tiberfüllt. 
Ebenso  verhielten  sich  die  Lungen,  der  rechte 
Ventrikel  und  gämmiUche  Venen  der  Brust  and 
des  Unterleibes.  In  geringerem  Maasse  fand 
dies  auch    in   den  Venen   des  Gehirns  statt.  — 

Die  Cubeben  werden  zwar  mit  dem  deut- 
schen Namen  Schioindelk&nier  bezeichnet;  Bef. 
hat  aber  in  den  Schriften  über  Materia  medica 
nicht  auffinden  können,  dass  eine  specifische 
Wirkung  derselben  auf  das  Sensorium  beobach- 
tet worden  wäre.  Murray  sagt  vielmehr :  Aroma 
hocce  stimulat  ventriculum,  subigit  tenacem  pi- 
tuitam  et  flatus  discutit.  IVominatim  in  veriighie 
ex  labe  haccc  oriunda  valct,  und  Triller  fiigt 
hinzu:  Aphrocüsiacis  quoquc  adnumerantur. 


Eine  Crovp  -  Epidemie  im  HoepUale  für  kranke 
Kinder  in  Paris  1840  —  1841  beschreibt  Herr 
E.  Boudet  in  den  Archives  gen^ralcs  de  M^d. 
Febr.    und    April    1842.   —   In    dem    genannten 


—    105    — 

selbst  mit  kleinen  Geschwüren  bedeckt.  Meist 
waren  auch  die  Langen  entzündet.  —  Feachtii^ 
keit  der  Krankenzimmer  and  Ueberfiillang  der» 
selben  scheinen  wesenflich  zar  Erzeagang  der 
Epidemie  mitgewirkt  zu  haben;  Contagiositit 
der  Krankheit  war  nicht  nachzuweisen.  Was 
die  Behandlang  anbetrifft,  so  wurde  gegen  die 
Angina  tonsillaris  örtlich  Chlorkalk ,  €itronen- 
und  Salzsäare  applicirt;  gegen  den  Croup  aber 
Blutegel,  Rubefacientia  (am  Halse  und  im  Nak« 
ben),  Brechmittel,  Calomel,  und  die  JVodbeolo- 
mie  angewendet.  Diese  Operation  wurde  bei 
%ehn  Kindern  instituirt;  alle  xehn  starben,  ohne 
dass  irgend  eine  erhebliche  Erleichterung  dadurch 
herbeigelührt  worden  wSre,  im  Gegentheil  schien 
der  operative  Eingriff  Entzündung  der  Lungen 
und  Vereiterung  der  Tracheal*  Schleimhaut  er- 
zeugt zu  haben!  — 


Cancer  uteri.  —  Dr.  Monigomery  glaubt,  dass 
dies  Vebel,  in  seiner  ersten  Entstehung,  nur 
durch  Ocular-fnspection  mit  Hülfe  des  Specu- 
lum  vaginae  erkannt  werden  könne;  man  finde 
«lann :  »die  Ränder  des  Muttermundes  rissig  von 
unregelmässiger  Gestalt  und  die  Schleimhaut 
ilesselben  mit  feinen  körnigen  Erhabenheiten 
besetzt,  welche  eine  bläuliche  Farbe  zeigen,  wäh^ 
rend  der  Grund  carmoisinroth  erscheine.«  In 
diesem  Zeiträume  klagen  die  Kranken  meist  nur 
über  unbestimmte  Kreuz-  Rücken-  und  Sehen» 
kelschmerzen ;  höchstens  ist  der  Muttermund  bei 
der  Berührung  etwas  empfindlich  und  hart.  — 
Herr  M.  empfiehlt  eine  Höllensteinsolution  mit- 
tels eines  trichterförmigen  Speculums  auf  den 
Muttermund  zu  appliciren.  (Dublin  Journal. 
Januar  1842).  —  Anständige  Frauen  werden  sich 
gewiss  schwer  zur  Application  des  Mutterspie- 
gels verstehen.  — 


•  \ 


Mlläm  AüwMnUm  eMMty  rhml^-9r%  . 

tatmiii  Mlvr  «aklreidivr  BeobAioiitamiBil^ 
|M^\FMmmIn  aU  «in  Mti«!  «iMpfeUM, 
«iK  BnMagQiig  dMT«b«rk«kiiolBNi  te 
^üMbca  Uebergang  jii  da«  .Bloi  oad  mI 
iffmfelig  In  d^D  feinsfeB  T«»« wdgMgM  toi» 

(Vi«IMek(  ward  der  Vtofc  daterab,  4UÜ  JM^ 
Viä-dfe  ToberkelaiUMM  ahemiMb  mmf 
«Mm  Aastdit  gelettiiL)     Dw   Uqvw 
MMc^  sagt  er,  daaKtadUHietti  der  Cüi 
imNilMia;  mn  mfiiM  Um  laher  magUcW 
tfliWendeB  und .  lange  forilirawciica«     HieiM 
mm  -wir  bemerlren^  das»  ^er  Verräter  svM 
üteDiittg  der  Diagnose  der  •'rerschiedeBcn  tak 
d^  tttber'enlösen  Lungenleidena  aveh  -die  ylp 
caliachenr  Zeichen  dnrcb  Auaeoltalion  md  Ä» 
CQiaion  benutzt  hat.     Unter  den  zahlreidienn 
len  von  Phihisis  censnmmata,    -welche  er  b^^ 
achtet  hat,    sind    seiner  Angabe    nach  etwa  <ii| 
oder  zwei  Procent  durch    den    Liquor  Potaasv 
geheilt  worden.     Eines   grössern  Erfolgs  rak0 
Verf.  sich    nicht!    Wären  wir   sicher,  dass  j«K 
Heilungen  auch    wirkliche    Hcilnngen    gewoei 
sind  und  in  der  That  dem  Liq,   Potassae  tag«' 
schrieben    werden^  durften     und    miissten:  wir 
hätten  das  Mittel  hochzupreisen.     Unseres  Wis- 
sens ist  bei  uns  das  reine  MCali  bisher  noch  sidi 
gegen  Lungentuherkeln    empfohlen  worden,  ^ 
geachtet    man    längst     die    alcalischen   Wl*« 
(z.  B.  Ems)  gleichsam  als  ein  Specificum  g«i« 
mancherlei  chronische  Brustübel,    die  aber  W- 
lieh    oft   sehr    unvollkommen    diagnosticirt  ^ 
mögen,  zu  betrachten  gewohnt  ist.     GrünJüc^ 
Belehrungen  über   die   Wirkungen  des  Bbm«' 
Wassers    auf  Lungentuberkeln    sind,    wie  wir 
glauben,  zur  Zeit  noch  ein  Desiderat. 


l 


—       107       ~r 

Lungenivherkeln  . —  Herr  BoudH  hat  die  Lei* 
eben  von  197  an  verschiedenen  Ki^nkheiton  ver- 
sioirbenen  Individuen  iintersacKit  und  bei  Kin- 
dern unter  zwei  Jahren  nur  einmal  in  '57  Fll* 
len  Lun^entuberkeln  gefunden.  Bei  Individuen 
von  2  bis  15  Jahren  fand  er  sie  in  vier  Pillen 
dreimal^  im  Alter  von  15  bis  76  verhielt  sieh 
die  Zahl  wie  6  :  7.  — v  Seinen  .Beobachtungen 
nach  erfolgt  die  Heilung  der  Tuberkeln  durch: 
Sequestration,  Induration,  Absörbtion  oder  Eli- 
inination.  Die  Induration  wird  oft  durch  eine 
Ablagerung  von  Kalkerde  bewirkt,  meist  sind 
es  aber  Chlornatrium  oJer  Natrum  'sulphnricum, 
welche  diese  erdigen  Concretionen  bilden.  Die 
Heilung  der  Tuberkeln,  sagt  Herr  Boudei,  scheint 
lediglich  ein  Werk  der  Natur  zu  sein,  wenig- 
stens erfolgt  sie  bei  dem  verschiedenartigsten  und 
oft  widersprechendsten  Heilverfahren.  (Archives 
g^n^rales.  Fevrier  1843.  p.  236  —  37).       - 


Phihiais  pulmofmm.  —  Herr  Clendinttmg  macht 
die  Bemerkung,  dass  bei  Phthisikcrn  sich  oft 
Lungen-Emphysem  ausbildet,  welches,  besonders 
wenn  es  eine  grössere  Ausdehnung  erreicht,  in 
Wassersucht  übergeht.  Dieser  Ucbergang  wird 
oft,  weniger  durch  das  eigentliche  Lungenleiden, 
als  vielmehr  durch  Herzkrankheiten  oder  Mor- 
bus Brightii  (Complicationen,  welche  nicht  selten 
bei  der  Phthis.  pulmonum  vorkommen)  beför- 
dert und  der  Tod  dadurch  beschleunigt.  (S.  The 
Lancet  23.  April  1842.  p.  116). 


HerxkraiikheUen.  —  Bei  Gelegenheit  der 
Section  einer  an  chronischer  Pleuritis  mit  Kiter- 
erguss  in  den  Pleurasäcken  verstorbenen  äusserst 
schwächlichen   Frau    von    vierzig   Jahren ,    ent- 


deckte  Dr.  ClenJiuning  Spuren  cin*r  rriHtifaPi' 
ric«rdUi«,  welche  er  im  Leben  ^ar  nicbl  «bui 
balle.  Pat.  halte  über  j«dimcrzen  in  der  Irtilin 
Seite  darchaiia  nicht  geklagt  nncl  die  RtralU 
tif^keit  war  so  schwach  gewesen .  ilaas  die  plrt' 
sicaliBchen  Zeiche»  dcrselbrn  durch  das  lorwil- 
tende  LuD^cnleiHen  getrübt  lind  verdecLi  uit 
^M  sorgfältigsten  Beobachiiin^  enlsoit«"  « 
dM^ibid.  p.  116).  —  Dies  ist  gewiss  ö Art 
MB  als  man  glanbi,  weil  an  und  für  «Üb  (» 
'-' pliyiicalischen  Zeichen  der  acateu  Berzentiüa- 
dang  nicht  eben  deutlich  auBg< 
So  namentlich  vcrläs.it  uns  die 
d**  einfachen  PericardiliK, 

,  «>  .  ■— 


'•^^JStyspkagie  von  Vtnngervng  des  Oesopksgt 
threi  Gttheletvtnut  und  CoHieritation  geh^  - 
Dr.  E.  Gmdron  zu  Cbaleaa  da  Loir  erzÄK  d- 
nen  interrc.s.«»ntun  Fall  der  AH.  Ein  sonst 
Sünder  Mnnn  von  33  Jahren  liatfe  lange  Zeit  u 
Aufstosseit  gelitten.  Gegen  Endo  IVovembtn 
1840  ward  er  von  heftigen  Spasmen  des  PI* 
rynx  und  Oesophagus  befallen,  \relcfae,  olui 
eigentliche  Schmcrecii  eu  erregen,  im  AIame*li 
des  HcrabsRhlingcns  fester  oder  flüssiger  >~tb- 
rungsmittel  eintraten  und  mit  hefüigen  Rnd« 
endigten.  Diese  Beschwerden  nabmen  innerhdl 
drei  Monate  dergestalt  zu,  das»  Pat.  bloM  TN 
Flüssigkeiten  xa  leben  gcnöthigt  war,  die  « 
aber  nie  ohne  die  grössic  Beschwerde  und  li- 
ier ErstickungsEufkllen  verschlucken  konnte. 
Diese  Zufälle  dauerten  zuletzt  Tage  lang,  bd- 
nahe  ohne  Nachlas«  fort  nnd  widerstanden  in 
krSnigBten  itiiiern  Heilmitteln.  Die  Krankbdl 
bestand  bereits  seit  einem  Jahre ,  als  Herr  C. 
den  Pat-  zoTst  "ol" ;  Husten  war  damit  w* 
vefhuniicn,  Jer  Kranke  aber  vom  Mangel  i" 
EmShrung  im  hüchsten  Grade  abgemagert,  Z«"- 


—    109    — 

mal    konnte'  der   Arzt    bei    Untersuchnog    des 
Hesophagus     mittelst    einer     mit     einem     klei- 
nen Schwamm  versehenen  Fischbeinsonde  oUne 
Schwierigkeit  bis  in  den  Magen  gelangen.   Beim 
dritten  Versuche  aber  zeigte  sich  ein  Hinderniss 
au  einer  Stelle  des  Schlundes  etwa  in  der  Höhe 
der  ersten  Ringe  der  Luftröhre,  und  der  Kranke 
bezeichnete  auch  diese  Stelle  als  diejenige,  wo 
er  eine   deutliche  Zusanimenschnürung  empfand, 
so   oft   er    den  Versuch    zu    schlucken    machte. 
Nach   wenigen    Tagen   war    es  rein    unmöglich, 
den    Schwamm    durchzu bringen   und    der    Arzt 
brauchte  zurKatheterisirung  eine  elastische  Röhre 
mit  olivenförmiger  Endung:     durch  diese  wur- 
den flüssige  JVahrungsmittel  in   den  Magen  ge« 
spritzt.     Nach  sechs  Tagen  gelang  es  wieder  mit 
einem   kleinen  Schwamm    über   das    Hinderniss 
hindurchzukommen   und    es    erfolgte    Erleichte- 
rung.    Nun    ging   Herr  Cr.   nach    und  nach   zu 
grösseren  Schwämmen  über,    bestrich    sie    mit 
Butter  und  streute  Alaun  darauf.      Diese,    täg- 
lich ein-  auch  zweimal  eingebracht,  erregten  ei- 
nigen   Schmerz    und  waren   beim    herausziehen 
mit  filamentösem ,    etwas  blutigem  Schleim  und 
mit  häutigen  Concrementen  bedeckt.  Der  Schmerz 
ging  bald  vorüber  und  nach  einigen  Tagen  konnte 
.  das  Einbringen    des   Schwammes  mit  grösserer 
Leichtigkeit  wiederholt  werden.  —    Nach   etwa 
vierzehn  Tagen  befand  Patient  sich  so  wohl,  dass 
er  in  seine  Heimath  zurückkehrte.     Die  Besse- 
rung  war    aber    nicht    von    Dauer,    das    Uebel 
kehrte   wieder   und    nahm    mit  jedem  Tage  zu, 
so    dass    die    Cur    am    15.   Februar    1842    von 
Neuem    begonnen    werden    musste.      Nachdem 
längere    Zeit    hindurch    das    frühere    Verfahren 
angewendet  worden,  ging  Herr  G.  zur  Applica- 
tion des  Höllensteins  über,    welchen  er  an  der 
Canüle    befestigte.     Mittelst    der    eingebrachten 
Schwämme  wurden  in  Folge  dessen  wiederho- 
lentlich    breiige   Massen   und    häutige    Concre« 


_  111  — 

Gißif^  Wirkung  grosser  Gaben  des  C^imkm 
sulphuricum  hei  Thieren,  —  Vergi/lung  eines  Menr- 
sehen  dmrh  Chinin.  —  In  den  Annali  unirersali 
di  Medicina.  Febr.  1841.  beschreibt  der  Prof. 
Giacatnini  Versuche,  welche  er  an  Kaninchen 
angestellt  hat.  Bis  zn  einer  Gabe  von  vier 
Grammen  (=  68  Gran)  hatte  das  Mittel  Iceine 
nachtheiligen  Wirkungen.  In  dieser  Dose  aber 
(in  Wasser  gelöst  mit  einem  kleinen  Zusatz  von ' 
Schwefelsäure)  tödtete  es  ein  grosses  Kaninchen 
nach  einigen  Minuten ,  ohne  heftige  Zufalle  xa 
erregen.  Gab  man  den  Thieren  unmittelbar  nach 
dem  Chinin  eine  Dosis  verämmien  Alcohol  oder 
löste  man  es  in  diesem  auf,  ehe  es  beigebracht 
MTurde,  so  blieb  es  ohne  nachtheiligo  Wirkung 
und  die  Thiere  erholte  sich  nach  einigen  Stun- 
den vollkommen.  Dies  Factum  fand  Herr  O.  in 
allen  seinen  £xpc/imenten  bestätiget.  —  Ein 
Manu  von  vierzig  bis  fünfzig  Jahren ,  schwäch- 
lich und  eine  sitzende  Lebensweise  führend,  löste 
Morgens  um  fünf  Uhr  zwölf  Grammen  (beinahe 
eine  halbe  Unze)  Chinin  (in  der  Meinung  es 
sei  Cremor  Tartari)  in  einem  Glase  Zuckerwas-^ 
ser  auf  und  verschluckte  es.  £r  machte  hierauf 
einen  Spaziergang  und  nach  einer  Stunde  ward 
er  von  dem  Gefühle  eines  beginnenden  Rausches 
befallen,  die  Glieder  versagten  ihren  Dienst:  er 
bekam  Schwindel,  Uebelkcit,  Magenschmerz  und 
endlich  verlor  er  das  Bewusstscin.  ]Vachmittags 
um  zwei  Thr  sah  Herr  G.  den  Kranken  zum 
ersten  Mal  und  fand  ihn  in  folgendem  Zustande: 
Fat.  lag  unbeweglich  auf  dem  Rücken,  mit  blei- 
chem Gesicht,  bläulichen  Fingerspitzen,  kalten 
Händen ,  langsamer  und  seufzender  Respiration. 
Der  Puls  war  langsam  und  kaum  fühlbar,  aber 
nicht  intermittirend ;  eben  so  verhielt  sich  der 
Herzschlag.  Die  Pupillen  waren  sehr  erweitert. 
Gesicht  und  Gehör  beinahe  ganz  aufgehoben, 
die  Stimme  äusserst  schwach,  die  Zunge  weiss 
belegt,  aber  feucht,  der  Athem  kühl,  Durst  gross. 


—    112     — 

Herr    O,    verordnete    sogleich    OpiumiiBklu  ii 
aromatischen    Wässern    und     liess    den  gam 
Körper  mit  wollenem  Zeuge    reiben.    Nadi  ki 
Standen   waren   alle  Symptome    vermin^ri  wd 
nach  einem  Lavement  erfolgte  eine  Siahliiil» 
rnng,   die  grosse  Besserung    des  Zustande!  kr 
beiiiihrte.      Am    funfiten  Tage    war   der  Kndi| 
so  weit  hergestellt  y    dass    er    das  Bett  YerUei- 
konnte    sich    aber   nicht   auf  den   Fiisses  Uta 
und  die  Inte^crität  der  Sinnesorgane  kehrte  oi 
sp&ter  zurück.  —    Herr   Giacomini   schlient  as 
dieser  Beobachtung,    dass    das    Chinin  nidiiik 
ein  Tpnicum,  sondern  als  ein    direct   »hypoitt» 
nisirendes«   (deprimireudes)  Mittel  su  hetiadila 
sei  und  die   nachtheiligen   Wirkungen  deMcIki 
am  sichersten  durch  flüchtige  Reizmittel,  naac* 
lieh  durch  Alcohol  bekämpft  iverden  könnten. « 


Urstwhe  der  Pocken.  Revacchiaitotu  —  He^ 
Seigneurgetis  hat  der  Acad^mic  des  ScieDcesB 
Paris  eine  Abhandlung  zugesandt,  in  welckfi 
er  es  wahrscheinlich  zu  maclien  sucht,  dass  iIk 
Blattern  von  einem  Insecte,  dem  Acarns  Scabi^ 
ähnlich,  das  er  jedoch  noch  nicht  hat  aufüiKi^ 
können,  erzeugt  würden.  Die  örtliche  Applied 
tion  der  Mercurialieu,  welche  den  Pockenaar 
schlag  ersticke,  wirke  eben  durch  Tödtung  ^t^ 
Insects.  —  Herr  Setres  bemerkt  bei  dieser  €^ 
ie^onheit,  dass  seiner  Ansicht  nach  die  heiUas^ 
Wirkung  der  topischeu  Mittel  lediglich  darai! 
beruhe,  dass  sie  die  Haut  gegen  die  Einwirknitf 
der  Luft  schützten.  Er  glaubt  beobachtet  Hi 
haben,  dass  die  Pocken  in  feuchten,  nieden.' 
dunkeln  und  nicht  gehörig  gelüfteten  Hrankec- 
zimmern  einen  milderen  und  iveniger  geiahrü- 
eben  Verlauf  hätten  (?!)  als  unter  entge^ns^ 
setzten  Verhältnissen,  und  dass  die  Variola  s^ 
cundaria  eben   so  häufig  bei  solchen  vorkaut 


di»'  iiH"i*iwi>r— ■— '  nwifmattm  -MNair,-' 


hAWMtajIkttmt 

mKWm  W  -VnWimi^n«  ^^JVWMim    ^^■VKVHB .,.^,.„_ 

■■»■  ■■■■»■". ■■^.     ■• 

fo  Oby  «a  Miiidigfcfar  af<Bhl  titfälr  <lNif 
Vrnfm  JocKiiMliir  iiml;^H«r  TMpM*  8«l«lhi 
«ft«i|iejdls  FiMrlvfl  in  cÜMi?  CfdhMlbaMi  «Ihp 
■■tfäB-InliiMini  m  gtfcw  mril  »tÜnit  ilirwig4 
«MfBicIie  Wlrikmig  dl«#«r^  rigtfMMMliAiik««!^ 


Hwcar  und  «Ifo  8fa»4en  ^  Chnb  4MMel  Ml» 
dwtf,  bfo  aasCiliBleudi  dvi^ett  aflMri  IrIM; 
ddn»  kehrt  m«n  swn  CMmack  dii«  oHgidi 
ttttiefa  nrfidk.  (8.  TbelMett.  M.  lUNs'iMi). 
Adr.  tt«ilt  dietOMlir  ahr  fkl  C«iriaMiiii\>irfi  «M 
ortchte  ftwgcir,  wie  der  VeffcMev  «nf  dMi  Oe^ 
dwiken  gekoniMeii  sei,  hier  den  lirrfMk  attü» 
Wesdeo?  er  findet  eioh  wenigetons  ineht  heire« 
gen,  dergleichen  naclisnehmen,    •. 


FerfaräHo  Dmietd.  —  Herr  BMMlg$  be- 
rMtet  über  swei  FiHe  von  DnrchlOdiefVBg  des 
ZwdUfingerdamli,  welche  er  beebeditet  hat.  b 
Helden  Ireten  die  Symptome  einer  acuten  Perl- 
tenitia  nach  einer  leichten  M ahlasdt  plötali^ßh  ein 
«ad  man  fand  im  hintern  Theile  dea  Derma 
eine  Serreisanng  (reap.  von  awei  bis  drei  Zoll 
ClrUäae),  Ergnaa  Ton  Sertim  in  daaCavnm  pieri- 
tonaeii  Ablagerung  Ton  Eiter  und  Xjmphe, 
die  Sdileimhaat  dea  Duodeni  war  erweicht,  ja 
{••einen  Brei  Terwandelt    Einer  derPat.  hatte 

Jmhi«  Bd.  XCY.  8t,  5,  8 


—    115    — 

Hertigkeii  fori.  Die.  Krämpfe  nahmen  be- 
rs  die  rechte  Seite  ein^  der  Athem  vrar 
ty  das  Bewusstseio  gestört ,  das  Schlingen 
glich;  das  Hers  schlag  heftig.  Man  fand 
räumen  sehr  angeschwollen  nnd  scarificirte 
yiedcrholentlich.  Dann  setzte  man  das 
in  ein  warmes  Bad,  gab  ein  Clysma  von 
e  mit  zwei  Drachmen  Terpenthinspiritns, 
;irte  einige  Blutegel  an  den  Kopf  und 
;c  kalte  Waschungen.  Alles  dies  hatte 
wenig  Erfolg.  Da  liess  Herr  Todd  Eis^ 
ncr  Ochsenblase  eingeschlossen,  auf  den 
in  und  längs  der  ganzen  Wirbelsäule  ap-> 
(^n.  Danach  erfolgte  sogleich  Nachlass 
Symptome  und  in  zehn  Minuten  hatten  die 
ilsioncn  gänzlich  aufgehört.  Ein  Laxans 
yalomel  und  Jalappe  vollendete  die  Cur* 
he  Lancet  30.  April  1842.  p.  146).  —  Das 
hren  des  Herrn  T^dd  verdient  gewiss  die 
erksamkeit  der  Praktiker.  .  Darf  aber  in 
n  Fälle  das  Aufhören  der  Convulsionen 
:ielbar  nach  der  Application  des  Eises  die* 
Hein  zugeschrieben  werden?  oder  hörten 
[[rämpfc  auf,  weil  der  Anfall  schon  über 
Stunden  gedauert  hatte?  —  Konvulsionen 
[indem  stellen  sich  oft  urplötzlich  ohne 
Veranlassung  und  mit  dem  bedrohlichsten 
lien  ein:   alle  Mittel,   die  man  zur  Abkür- 

dcs  Anfalls   anzuwenden    pflegt,    äussern 

Wirkung;  allmählig  aber  lassen  die  spas- 
!n  Bewegungen  nach,  der  Kranke  kommt 
;r  zu  sich  und  die  Convulsionen  kehren  nie- 
im  Leben  wieder.  Wer  mag  in  splchen  Fällen 

den  Werth  oder  Unwerth  dieses  oder  je- 
^erfahrens,  welches  angewendet  wurde,  ein 
(il  fallen?  Die  kalten  Umschläge  auf  den 
grat  dürften  jedenfalls  zu  Versuchen  ein- 
,  wobei  aber  natürlich  andere  Indicationen, 
ler  Zustand   des  Kranken   ergeben  möchte, 

unberücksichtigt  bleiben  dürfen,   nament- 

8* 


-    !!• 

lioh  die  Abicituug  auf  <len  Darnicanal;  ilKS» 
rißealion  des  GaiimcRs,  auf  deren  Mitwirbaf 
■lor  englischf!  Arzt  in  dem  in  Rede  «tfko^ 
Falte  ciii  nicht  geringes  Oe^viclit  Ic^l,  iil  ki 
■infl  wie  es  scheint  ganz  obsolci  gcirorden.  H 
mil  Recht;'  müclilen  «vir  nicht  behaupten,  ibcr 
audi  die  viellach  darüber  geführten  Di»caHi» 
nen  tiier  ulcht 


Groste  Dosen    von    Opnim.    —    Dr.    GMf  '""^ 

Btrd  behandelt  eine  Fran  von  27  Jahren,  netcbt  ^" 

sclioi»  seit  sieben  Jahren    we^t^-cn  periodisch  «i-  '"" 

tretender  heflig<^r  Kreuz-    und  Aicren-Schnn-  '"'' 

zen  Morphium  braucht.     Sic    ist   seit  tirti  U-  '"= 

rrn    big   211    einer  Dosis  von    «ehn  Granen  Jnv  ™ 

m»l  füglich  gestiegen,   ohne  Nachlheil  davon  n  ''?* 

i-mpliiidcn.  —  Herr   Bird    siebt    ihre  KranlliBl  V 

als  eifl  rein  hTHlerische«  Tebel  an.      (TheLaiWli  ^"'' 

7.M«y  1842.  p.  202).    Tielleieht  wird  »»r|ÄiM  «■" 

länger   aU    das    reine   Opimn    oder    die    0[»it]ni  '"" 

Tini'lureii    ohne    verderbliche    Folgen    ortrii;™  ' 

Wo  es  aber  darauf  ankommt  die  volle  Wirini«  '"^'' 

des  Mittels    zu    haben,    ist    das     Opium    poroi  "" 

schwerlich  dnrch  irgend    eines  seiner  PräpuiH  |  ^'" 

zn  ersetzen.                                                        '            ■  ""^ 

■  Üb 


I  :••■::::  :;j 

■  J  »n 

^  den   Gesundheitszustand,    die   Geburten  D»  i  1  , 

■y  Todesmile  von   Berlin.                 '      . 

W\  MilBMli.in                                     '  l» 

^t  Km  den  Acten  der  Hufelandiitchen  med. chir'  ,'\ 

Gesellschaft.  2 

i  Monat  ,tipril.                                I  Wl 

M  Das    ciiidemiitche    Katarrliallleber,    wdc^         '»' 

M  im  verj^aiigeueu  Moitate  eine  so  allgemeinr V<^  I 


lireiiu»^;  genoiumcn  lialfe,  scliien  gegen  Ende 
dcsselbeii  in  seiner  bedpiitenilen  Frequenz  iiach- 
gel^taaen  zu  haben  j  es  war  «lies  jedoch  die,  bei 
allen  o|ii  de  mischen  Krankheilen,  die  einen  ge- 
wissen IlOhcjtiinkt  erlangt  haben,  beobachtete 
Pause,  nach  irelclicm  scheiuhacen  Slillalaiul  die 
Krankheit  mit  erueucter  ilclitigkeit  weiter  fott- 
schrilt,  dann  ahct  lüegeu  Ende  dea  Monats  all- 
niäklig  nachliess.  Eigenthiiinlic))  war  die  schon 
bei  den  frühcrn  Epidcmiccn  der  Influenza  ge> 
l^aclite  und  diesmal  wiederum  bestätigte  Erfah- 
rung, wurnach  die  Krankheit  in  der  Stadt,  die 
von  ihr  ergriiren  wird,  von  Haus  su  llans  stelig 
lottacbTeitet,  und  sich  wesentlich  von  der  Cho- 
lera niilcf scheidet,  die  bekanntlich  Sprungweise 
bald  hier  bald  da  vorküRimi.  Dalter  kam  es, 
dass  während  ein  Theil  der  Aerzte  sehr  viele 
Uraokc  sahen,  ein  andeier  Theil,  in  deren  Be- 
zirke sie  noch  nicht  erschienen  war,  die  Anwe- 
senheit der  Krankheit  nicht  anerkennen  wollten. 
Indessen  hatte  sie  in  einem  Zeitraum  von  sechs 
Wochen  fast  die  f;aii7e  St.idt  bis  in  ihre  äus- 
nvnUa  Vemreignogea  ergriffen  und  weder  ri-, 
neu  Stand,  Alter  noch  irgend  eine  VeubUi- 
gnog  frei  gefantin.  Du  KrankliiMibad  hmtt 
obgleich  rersebleden  mö^ilcirt  nach  Alfer,  de- 
acblechl|  IndividulUlt  «td.)  dennoeli  zwei  be- 
stimmte Charakter iatiache  Richtungen,  die  sldi 
somit  auch  überall  nachweisen  Hessen.  Eolwe- 
der  worden  die  fl«hr  ;!>ad  Vciat^rgAte  ergriF- 
bih.  oder  M  gesMtete  sieh  die  Kraalibeit  mebr 
al«  .kiitarrl(a)iacb  .g«str>>che  Form.  In  beiden 
{"Kllen  aber  waren  ab  patbognomouische ,  fiut 
nie  fehlende  Begleiter '  der  Krankheit:  heftiges 
Fieber,  nnd  ungewöhnliche  Ermattang  nnd  Htis- 
kelsebwächd  vorhanden.  So  drohend  oad  plSts- 
licb  die  Krankheit  begann,  so  Hessen  dock  die 
heftigen  S/mptome  nach  drei  bis  vier  Tagen 
-  nach,  Bnr  SchwXchc,  ein  hartnickiger  Hasten  nnd 


P  ziiad 


-      118 


i 


Mangel  an  Appetit  ilauerten  gewShnlich 
lungere  Zeit  fort.  Der  Uebergang  in  eine 
ztiDilnns  katn  bei  Erwachseneu  selten  vor 
doch  bei  KiiiJcrn  waren  Croapähnliche 
men,  so  wie  der  Uebcrgang  iu  trirklichc 
KÜndnng  der  Lungen  nnd  Bronchien  hSofif 
sehen  worden.  Am  meisten  b  cn  acht  hei  ligti 
Krankheit  autcbe,  die  früher  aa  Brustkranl 
gelitten,  und  sie  war  die  unmittelbare  Ven 
«uiig,  das»  so  viele  diesem  Leiden  plötzlich  d 
LShmnng  der  Lungen,  Blntergasa  etc.  erli 
Ausser  den  katarrhalischen  Krankheiten  li 
(en  Rheumatismen  theils  febriliscber,  theili 
berlaser  Art  die  grüaste  Zahl  der  Kranliht 
HrSchätdem  kamen  auch  späterhin  'WechselE 
xam  Vorschein.  Von  Aosschlagskrankheiten 
ren  Scharlach  und  Alasern  selten,  häulig 
Varicellen  and  einigemal  Varioloiden.  1 
dem  AuTbören  der  Influenza  nahm  die  Zahl 
Kranken  überhaupt  bedeutend  ab  und  t 
Ende  des  Monats  waren  die  Aerzle  nun 
sam  beschätligt. 

Ea  wurden  geboren:  480  Kuab«n  und 
428  Mädchen, 
908  Kinder. 


Es  starben:  256  mSnnlicben, 

210  weibl.  Geschleelib 
372  Kinder  unter lOM 


Mehr  geboren:  70. 


SpafeUe  KraniheUoh 


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Kr.nlliciten. 

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ITtiing  Allen   wegen      . 

22 

43 

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cL«  Imid  nacli  der  Ge- 

12 

4 

16 

,n.l  10,11  geboten      '      '. 

28 

24 

52 

rem  Z.bnen  .... 

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1 

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18 

IB 

» 

14 

8 

47 

eberenliDndung  ,      .     . 

3 

1 

2 

1 

1 

rüune 

5 

3 

1 

2 

17 

erzbeulelenliüiiclung     . 

1 

2 

1 

— 

t^oenenliOailung  .     .     , 

I 

tuclIdleulzUnduBg      . 

3 

2 

Lli 

1 

2 

1 

1 

ebarmulleietinanclung  . 

3 

3 

2 

2 

2 

nfieber       

8 

4 

2 

— 

14 

1 

imfieber      ..... 

1 

1 

leltfieber 

2 

itendeD  und  scbleichen- 

iber 

13 

11 

23 

34 

Bl 

ingenschHimTsuclil   .      . 

13 

35 

12 

9 

fe!) 

1 

1 

— 

— 

C.  W.  Hufeland's 


S  0  u  r  n  ml 


der 


practischen 


Heilkunde. 


Fortgesetzt 


Ton 


Dr.  Fr.   Busse^ 

.  Preuss.  Med.  Ratk  und  Hofmedicus,  Bitter  des 
en  Adler  -OMens  vierter  Klasse  und  mekrerer  i^elehrteii 
Cresellschaften  des  In  -  und  Auslandes  Mitrliede, 


Ghrauj  Fretmdj  isi  aUe  Tkearie, 
Doch  grün  des  Jjebent  goldner  Bmnm, 

Göihe, 

VI.    Stack.     Juni. 
Berlin. 

Verlag  von  Üehmigke*»  Bnchhandliing 
(Julius    BOlvfv.) 


I. 

U  e  b  e  r 

3n    S,ch  1  a  g  fl  u  s  s. 

Von 

Dr.  Th.  Reinbold  j  in  Hanuover. 

(Forts.    Vergl.  Mai- Heft  8.  3.) 


Zweiter     Artikel. 


»Es  muss  eine  Bedinffone  der  Apoplexie 
^n,  die  »an  sieh«  nicu  sinnlich  m  erken- 
,  lind  doch  eben  die  wichti^te  Bedin- 
^  ist;  dagegen  haben  die  in  der  Leiche 
mehmbaren  AnomaKen  des  Gehirns  kei<^ 
vregs  einen  so  bedeutenden  Antheil  an 
Genesis  des  Schlagflusses,  als  man  ihnen 
öh^lich  zugesteht  —  sie  sind  oft  sogar» 
che  vielleicht  ivamer^  nur  erst  Folgen  der 
plexie,  oder  mü  ihr  Wnrkinig  Jener  nicht 
lieh  zu  erkennendeii  Ursadie.«  Diese 
ieht,  zu  deruttsre  bisherige  Untersnehung 
fahrte,  bedarf  }edoeh  noch  der  BriSute- 
l  und  nfiheren  Bestimmmg,  dte  lurlr  in  dem 
;enden  versuchen  wollen. 


In  dem  Gehirne  sind  'offenbar  zwei  w 

schiedene  Thätigkeiten  — -  die,   wekke 

dem  Systeme   der   aasscheidenden  vai 

saugenden  Gefässe   im  weitesten  SioM 

Worts,  natörlich  mit  Einschlass  der 

nerven,  hervorgeht,   und  sich  in  allen 

nen  wiederfindet,  und  die  dem  Gehirn 

thumliche,  deren  materielles  Substrat  der 

aber  nicHt  der  Gefäissnerv,  ist,  die  Prud 

^Nervenfaser  »an  sich,«   als  etwas  von 

^Bildgewebe  Verschiedenes.      Die  bifher 

der  Genesis   des  Schlagflusses   beti 

materiellen  d.  h.  sinnlich  wahrnehmbaren 

malien  können  wir  aber  zunfichstnur,  ab 

GefSss-  und  Capillar- Leben  angehörend 

anomale    Zustände    des    Bildgewebes 

sehen.    Ist  nun  dabei  die  Nervenfaser 

nicht  verändert,    was  sie  sein  könnte 

die  Abnormität  der  eben  zu  ihrer  ErhaW    I 

dienenden  Capillarthätigkeit   oder  durch  t    | 

zunächst   mechanische    oder   chemische  Ei^ 

Wirkung    der    im    Biidgewebe    vorbaodeiff    < 

materiellen  Anomalien,    ist    die   Nervenfi*    ^ 

selbst  nicht  verändert,  so  wird  auch  dasfr    ^ 

genleben    des    Gehirns    in    seiner  Intep*   * 

bestehn  können;  denn  dies   ist  zunächst i^  ^ 

von  seinem  materiellen  Substrate,   der  >fl'  ^ 

venfaser,  und  nicht ,  wenigstens  nicht  ui«*'  * 

telbar,    von    dessen    Bildgewebe   «bhin^   ^ 

Bis  dahin  ist  es  also   sehr  wohl  begrfW  ^ 

wie    grobe    Desorganisationen,    Hype«**    ^ 

u.   s.    w.   im   Gehirn   bestehn   können  •** 

merkliche  Störung   der  eigerähümliche»  ^ 

himfunction:  sie  betreffen  aber  nur  dwBp' 

gewebe   und    nicht  die   Nervenfaser  ?** 

als  das  eigentliche  Organ  der  eigenthriolif''* 


k 


—      5      — 

Gehirnthätigkeit.  Wir  können  also  immerhin 
zugeben,  aass  abnorme  Organisation  auch 
nothwendig  abnorme  Fanction  bedingen  müsse, 
mr  behaupten  hier  aber,  dass  die  abnorme 
Organisation  das  materielle  Substrat  der  hier 
in  Betracht  kommenden  Function  gar  nicht 
betrifft.  Krankhafte,  namentlich  sinnlich  zu 
erkennende  Veränderungen  im  Capillarleben 
des  Gehirns  können  daher  auf  die  Gehirt^- 
Fymetion  nur  einwirken  mittelbar^  durch  de- 
ren Substrat,  d.  h.  dadurch,  dass  sie  die 
Nervenfaser  selbst  krankhaft  verändern,  wenn 
sieh  auch  diese  Yerfindemng  nicht  sinnlich 
erkennen  lässt  Damit  also  jener  Zustand 
der  Gehirnfunction ,  den  wir  »Schlagfluss,« 
oder,  wenn  man  lieber  will,  »das  Wesen,  die 
Causa  continens«  des  Schlagflusses  nennen, 
durch  die  abnorme  Capillarität  zu  Stande 
kommen  kann,  ist  als  »Conditio,  sine  qua  non« 
noch  ein  drittes  nothwendig,  die  krankhafte 
Veränderung  des  Nervs  selbst  Sie  ist  also 
dasjenige  Moment,  welches  als  ein  Vermit- 
telndes zwischen  der  Anomalie  im  Bildge- 
webe der  Nervenfaser  —  und  .der  Causa 
continens  liegt,  und,  in  so  weit  es  eine  nicht 
sinnlich  zu  erkennende  Bedingung  des  Stan- 
des der  Lebensäusserung  des  Nervs  ist,  als 
ein  »dynamisches«  bezeichnet  werden  könnte, 
ohne  dass  der  entschiedenste  Materialist  et-* 
was  gegen  eine  solche  Auffassung  des  »Dy- 
namischen« einwenden  möchte.  Indessen  wir 
würden  weiterhin  doch  eben  diesen  nicht 
sinnlich  zu  erkennenden  krankhaften  Zustand 
der  Nervenfaser  wohl  mit  dem  krankhaften 
Zostande  und  resp.  völligen  Aufliören  der 
Gehirn" Function   in   dem  Begi*iffe    »Causa 


A--. 


» 


4lw«   wie  «pir  €liwd    iMli^si^iiHli^ 
«ttt4«r  Viril  M,  •iiiilitrf  Miiwül 

•MpWeb« .  OMNifcliMMal  iSffSBH 


Der  eiDoml  gebildete  Nerv  fcedi 
Erhaltung  seiDer  Integritiit  der  Fudi 
C^^illargewebeB,  bSngt,  soniehat  fi 
stamtielles,  von  ihm  ab.     Aber  ist  dw 

Ungifi^^ii  ^in^  wh^i^ie^  und  verM 
der  Nerv  bei  dem  Acte  seiner  Bm 
mtr  leidend?  das  wtirde  uadenklMur  aiii 
Nerv  als  ein  organisoh-Lebeiides  resg 
die  Einwirkung  der  CapilkMnthitigiiat) 
Ernährung,  seine  Vegetation  in  em  i 
%V)isehen  der  F^eHam  eemee  JKUg^ 
und  dem   eignen'  Lekmn.-     Ba  ipl 

nach  der  Act  der  Erhaltennp,  dar  Sial 
efaies  Organs  auf  %i»ei  Fm^intem  wm 
fähren  —  der  ThatigkeU  4e&  mBUp 
fär  das  Organ«  und  der  Tli«li|^Mit  # 
gans  selbst;  der  vcietetijw  Zivtand  di 
güBSy  d.  ht.  der  ZaetanA'-dM  CbgaV' 


—     7      - 

der  Nervenfaser,  qna  materielles^  nmss  ge- 
daeht  werden  als  das  Prodaet  einer  Combi- 
noHam  jener  ThiUigkeüen.  Wo  aber  eine 
Cofflbination  von  Thätiekeiten,  oder  Krftften, 
das  Wirkende  ist,  da  kann  innerhalb  dieser 
Cmibination,  und  bis  zu  einer  gewissen  Grenze, 
das  Ycrhtltniss  der  einzelnen  Kräfte  za  ein- 
ander ein  wechselndes  sein,  und  dennoeh  die 
Wirkan|^  dieselbe ,  wenigstens  im  Wesentli- 
dien  dieselbe,  bleiben  —  d.  h.  weicht  die 
eine  Thitiffkeit  in  dieser  Combination  von 
der  Norm  ab,  so  kann  dadurch,  dass  die  an« 
dre  sich  (graduell  oder  qualitativ)  modüBicirt, 
diese  Abweichung  der  ersteren  wieder  in 
Bezog  auf  das  Resultat  aasgeglichen  wer- 
den, und  dieses  innerhalb  der  Grenzen  fal- 
len, wo  wir  es  normal  nennen.  Das  ist  eine 
These,  zu  deren  Annahme  wir  bisjetzt  in  al- 
len Gebieten  der  Naturforschung  gezwungen 
sind.  Der  vegetative  Zustand  des  Nervs 
kann  also  dennoch  im  Wesentlichien  derselbe, 
d.  h.  ein  normaler  bleiben,  obgleich  dieThä- 
tigkeit  oder  der  Zustand  seines  Bild^ewebes 
von  der  Norm  abweicht;  zur  Genesis  seiner 
krankhaften  Veriindernng,  die  hier  unter  den 
Begriff  der  Causa  continens  fällt,  ist  daher 
eme  noihwendige  Bedingung,  ndase  die  au 
«etiler,  des  Nerve  ^  Erhöhung  mitwirkende^ 
in  ihm  selbst  liegende  Thätigkeit  nicht  mehr 
im  Stande  ist  jene  Abweichung  der  Capil- 
ktrihäiigkeit  aHS%ugleichen.*t  Der  Grund  hier- 
von kann  allerdings  der  sein,  dass  jene  Ab- 
weichung die  Grenzen,  bis  zu  denen  eine 
Ausgleicnnng  möglich  ist,  überschreitet,  dass 
sie  absolut  zu  bedeutend  ist;  indessen  ist 
dies,  wie  wir  nach  frfiherea  Untersuchungen 


Dapillarlebens  mit  dem  normalen.  Lebensver- 
Blößen  des  Nervs,  die  Causa  continens  her« 
beifähren  konnte  —  obgleich  dieser  Fall  wohl 
selten  eintritt  —  eben  sowohl  kann  anch 
umgekehrt  jenes  Unvermögen  des  Nervs  ein 
30  absolutes  sein,  dass  es  auch  mit  der  nor- 
malen Capillarthatigkeit  die  Causa  continens 
be^gt. 

Nun  fragt  es  sich  aber  freilich  wieder: 

L  .  Wie  wird  denn  diese  Anlage  — 
nicht  die  allgemeine^  in  der  ursprünglichen 
Bescbrinktheit  des  Sei bsterhaltungs Vermögens 
liegende,  Möglichkeit  »die  Integritfit  zu  ver- 
lieren,« sondern  —  diese  besondere^  krank- 
hafte Anlage  des  Nervs,  dieses  positive  Ver- 
mindertsein des  Selbsterhaltungsvermögens, 
wie  wird  sie  entstehn,  kann  sie  namentlich 
ohne,  eine  Anomalie  der  Capillarität.siw  Stande 
kommen? 

Wir  könnten  dies  allerdings  behaupten, 
indem  einmal  dieser  Zustand  des  Nervs 9  in 
welchem  er  weniger,  als  in  der  Norm,  ver- 
mögend ist  sich,  in  Combination  mit  der  etwa 
modificirten ,  oder  mit  der  Capillarthatigkeit 
überhaupt,  selbst  zu  erhalten,  ein  »potentia« 
ererbter  sein  kann,  dann  aber  doch  auch 
wohl  zuletzt  die  Möglichkeit  anzunehmen  sein 
möchte,  dass  ein,  nach  Dauer,  Grad  und  Art, 
besonderes  FuncHoniren  des  Nervs  im  Stande 
ist  diesen  selbst  in  einen  solchen  Znstand 
des  Unvermögens  zn  versetzen.  Indessen 
wir  wollen  diese  Ansichten  aufgeben,  von 
denen  namentlich  die  letztere   denen  nicht 


—  11  — 

IL  Wie  wird  denn  aber  diese  Mo« 
dification  der  Capillar  -  Thitigkeit  entstehn? 
80  werden  wir  soniichst  anerkennen  mfls- 
aen:  dass  ihre  Genesis  stets  voranssetst 
ein  Unvermögen  der  Gefä 99 'Nerven^  die 
Function  des  Biidgewebes  wie  bisher  zu  re- 
giiliren,  als  eine  normale  zu  erbalten.  Wir 
wärden  also  auch  hier  im  Gebiete  der  Ca- 
pillarität,  und  wenn  wir  dieses  als  den  Grund 
und  Boden  betrachten,  aus  dem  die  Anomalie, 
krankhafte  Anlage,  des.. animalischen  Nervs 
sich  entwickelt,  wieder  ein  nervöeee^  and 
zwar  auch  wohl  nicht  sinnlich  zu  erkennen- 
des, Element,  n&mlich  einen  abnormen  Le- 
benszustand der  vasomotorischen  Nervenfa^ 
aer  voraussetzen  müssen.  Weiterhin  kann 
nun  allerdings 

1)  ein  Plus  oder  Minus  der  Flössigkeit, 
wenn  wir  dies  überhaupt  annehmen,  oder 
eine  veränderte  Qualitiit  derselben  dasjenige 
sein,  welches  dies  Regulations  -  Vermögen 
des  vacomotorischen  Nervs  aufhebt,  also  die 
entferntere  Ursache  für  die  Capillar -Anoma- 
lie ist;  indessen  es  kann  auch 

2)  jene  Anomalie  der  Geffissnerven,  and 

dadurch  weiterhin  die  Stdrumg  des  Capü^ 
larlebens^  veranlasst  werden  durch  emsn 
Functions 'Zrustand,  Erregung^  Erschöpjungy 
des  animalischen  Nervs, 

Ist  dies  möglich,  so  kann  aber  eben  die- 
ser Functions  -  Zustand  des  animalischen 
Nervs,  wenn  nicht  unmittelbar  (diese  Mög- 


—    13    — 

nicht  völligen  Tod,  Schlagfloss  nennen. 
Warnm  denn  nicht  in  jedem  parenchymatö- 
sen Organe ;  warum  nicht  jedeemal  im  Ge- 
hirn^ nach  ilem  Tode  solche  Yerändemngen 
Sef linden  werden,  wurde  ein  Einwurf  sein, 
en  wir  beseitigen  könnten ,  wenn  wir  jene 
Ansicht  nur  gelten  Hessen  für  das  Organ, 
von  dem  der  Tod  ausgeht,  dessen  Leben»-' 
Vermögen  also  schon  früher  und  tiefer  sinkt, 
als  das  der  übrigen  Organe.  Denn  damit, 
mit  diesem  Aufbeben  des  Gleichgewichts,  in 
dem  es  sonst  mit  den  übrigen  Organen  steht, 
wird  es,  um  dies  Verhältniss  mit  einer  ali- 
gemeinen Formel  auszudrücken,  zum  »Locus 
minoris  resistentiactt  Ist  dagegen  der  Act 
des  Sterbens  in  allen  wichtigeren  Organen, 
und  Systemen  so  xienüich  gleichzeitig  und 
gleichmässig  y  wird  dabei  eben  jenes  Gleich- 
gewicht zwischen  ihnen  nicht^n^ffallend  ge- 
stört, so  kann  auch  kein  Organ  besondere 
dadurch  verändert  werden.  £s  wird  dann 
gleichsam  die  materielle  Wirkung  des  Ster- 
bens auf  alle  grösseren  parenchymatösen  Or- 
gane repartirt,  so  dass  sie  in  jedem  einzel- 
nen nur  gering,  wenigstens  nicht  auffallend 
}st  Dasselbe  Terhältniss  wiederholt  sich 
aber  auch  innerhalb  eines  besonderen  paren- 
chymatösen Organs  in  Bezug  auf  die  ver- 
schiedenen Systeme,  welche  in  das  Organ 
eingehn,  oder  im  Allgemeinen  in  Bezug  auf 
die  besonderen^  differenten  Theile  des  Or- 
gans. Auch  hier  kann  in  derselben  Weise 
ein  Theil  zum  Locus  minoris  resistentiae  wer- 
den, so  dass  sich  an  ihm  dann  in  dem  be- 
sonderen Organ  vorzugsweise  die  Wirkung 
des  »Sterbensu  zeigt.     Nach  dieser  Ansicht 


—     15     — 

annte  Verhältniss  zwischen  vammotori- 
emNerv  und  CapUlar-Geflss  and  weiter- 

Kwischen  dem  sensiblen  and  dem  vaso- 
torischen  Nerv,  also  auch  zwischen  Cere- 
-spinalner\'  und  Capillarsystem ,  oder  im 
l^emeinen  auf  die  Abhängigkeit  des  vi^e«* 
ven  Lebens  im  Nervensysteme  zoräckfäh* 
•  Die  in  dieser  Beziehung  anzufahrenden 
ssen  sind  aber  bekanntlich  nichts  weniger 

Hypothesen  der  verrufenen  Specnlation, 
dem,  wenn  auch  nicht  über  allen  Zwei* 
erhaben,  doch  Ergebniss  gewissenhafter 
pyrie.  Wir  brauchen  daher  auch  zu  ihrer 
^rfihdung  jene  Erscheinungen  nicht,  wo 
issemngen  des  psychischen  Lebens  coma- 
:he  Torgänge  oder  Zustände ,  namentlich 
Blutgefässsysteme  und  im  Capillargewebe 

Folge  haben;  es  geht  aus  ihnen  zwar 
ibweislich  der  Einflnss  der  Gehirnnerven, 
ofem   man  sie   als  das  materielle  Mittel 

Psyche  ansieht,  auf  das  vegetative  Le- 
t  hervor,  indessen  sie  sind  so  alltäglirb, 
orcftnmr,  man  hat  sie  von  jeher  so  wenig 
ucksichtigt,  dass  ich  fast  zweifle,  ob  man 
:h  hier  viel  darauf  geben  wurde.  Lassen 
'  sie  daher  -^  wir  können  uns.    Gottlob! 

Untersuchungen  berufen,  die  eben  der 
leren,  d.  h.  in  neuster  Zeit  wieder  einge- 
lagenen,  Richtung  der  Wissenschaft  an* 
lören,  der  streng  empyrischen,  experimen* 
en.  Nämlich:  Durehtehneidung,  Lähmung, 
■egungszustände,    des   Nervs   —   bringen 

entsehiedefuiBH  Wirkungen  in  dem  be* 
fenden  Capillargewebe  hervor,  und  zwar 
nicht  anzunehmen,  dass  hier  das  Bedin- 
ide  allein  und  ursprunglich    der  Zustand 


~     17     — 

len  bedeutenden,  auf  die  Pathogenie  des 
ihlagflusses  vorläufig  %u  gestatten.  Ich 
Jl  in  dieser  Beziehung  von  vielen  Anderen 
r  Henle  anführen  »Pathologische  Untersu- 
ungenau  und  Griesinger  »lieber  den  Schmerz 
d  die  Hyperaeuiiecc  (im  Archiv  für  die  phy- 
ilogische  Heilkunde  von  Roser,  und  Wun- 
rlich  1842.  3.  Heft)«  speciell  aber  in  Bezug 
f  das  Gehirn  des  Versuchs  von  Flourefts 
^vähnen,  der,  wie  Nasse  I.  c.  JS.  388  an- 
&bt,  bei  seinen  Experimenten  mit  Opium 
d  Weingeist  fand ,  dass  erst  Schlaf  oder 
iumel  und  dann  erst  Röthe  des  grossen 
er  kleinen  Gehirns  eintrat. 

Hiermit  hoffe  ich  denn  die  Ansicht,  die 
L  in  Bezug  auf  die  Pathologie  des  Schlag- 
3ses  berücksichtigt  wissen  möchte«. wenig- 
es so  weit  erläutert  zu  haben,  dass  sie 
rinen  Lesern  zum  Gegenstande  eigner  wei* 
er  Untersuchung  dienen  kann,  die  Ansicht 
inlich,  die  im  Wesentlichen  dahin  geht: 
nss  in  den  verschiedenen  Stadien  der  Ge« 
sis  unserer  Krankheit  ein  dem  Nerverdeben 
^ehörendes^  nicht  sinnlich  z^  erkennendes^ 
:iment  anzunehmen  ist,  und  dasjenige,  wel- 
^s  wir  unmittelbar  vor  dem  Eintritte  des, 
tstandes  des  Gehindebens  annehmen  müs- 
2,  den  wir  »die  Causa  continens  der  Apo- 
xie«  oder  in  seinen  weiteren  Aeusserungen 
organischen  Leben  »Apoplexie«  nennen, 
^rhaupt  das  wichtigste  Moment  für  dpven  Ztc- 
ndekommen  ist  —  die  materiellen  Anomalien 
^r  eine  untergeordnete,wenn  auch  in  concreto 
ir  verschiedene  Bedeutung  haben,nicht  selten 
itProducte  des  Krankheitsprocesses  sind,  im- 

Dnm    Ba.  XCV.  S»    6.  2 


—     19     — 

Ob  mM  nun  aber  diese  ganse  Anffas- 
songsweise  nicht  für  »fe«tcrAi.c<  besonders 
die  Erklärung  des  Verhältnisses,  worin  die 
materiellen  Anomalien  Kor  Apoplexie  stehen, 
für  »getewungen  und  paradoxe  halten  wird? 
Nnn  paradox  im  eigentlichen  Sinne  des 
Worts  mag  sie  allerdings  wohl  mehr  oder 
weniger  sein,  aber  gewiss  nicht  gezwunge- 
ner als  die  allgemein  geltende  ISrkl/imng, 
nach  der  die  materiellen  Anomalien  durchaus 
Ursache,  und  noch  dazu  die  genägende,  der 
Apoplexie  sein  »ollen.  Der  Grund,  warum 
diese  Ansicht  so  allgemein  ist;  liegt,  sU'* 
nichst  wenigstens,  nicht  in  ihrer  Ricntigkeit 
und  Wahrheit,  sondern  darin ,  dass  es  uns 
eben  darauf  ankommt  gerade  die  Uraaehem  der 
Apoplexie,  und  zwar  sinnlich  %u  erkennende 
aufzufinden.  Wo  aber  ein  besonderes  Inte- 
resse vorherrscht,  verliert  die  Forschung  sehr 
leicht  ihre  Unbefangenheit,  und  fasst  die  That- 
sacheu  so  auf,  wie  sie  eben  jenem  Interesse 
entsprechen.  »Die  Natur  antwortet  nur, 
wenn  sie  bestimmt  gefragt  wird»  —  dies, 
oder  Aehnliches,  ist  ein  Ausspruch,  der  sehr 
zu  gefallen  scheint,  denn  man  hört  ihn  jetzt 
oft,  auch  enthalt  er  eine  gewiss  sehr  zu  be- 
herzigende Wahrheit:  indess  gehört  doch 
noch  eigentlich  folgender  kleiner  Nachsatz 
dazu,  der  auch  wohl  zu  berücksichtigen  sein 
möchte  —  »aber  wie  das  Orakel  zu  Delphi, 
und  wir  finden  dann  leicht  für  unsere  be- 
aiimmte  Frage  die  Antwort  heraus,  die  uns 
am  besten  passt.«  Käme  die  Therapie  den 
Sehlagfluasen  gar  nicht  in  Betracht  ^  iräre 
ee  überhaupt  möglich^  daae  die  etwaigen 
Folgen^  welche  jener  Act  im  Gehirne  zurück» 


Uesge,  ebenso  auaachlteastielt  unser  I»t$^ 
iu  Anspruch  nältme»,     als    e»  jelxl  i/tej 
Heben    Urnacjtei.    desselben    thitn    —  t^ 
Qber/.eiigt:  man  würde  Jene  maleritMait 
fno/icH  ebensu    bereilwiltig   als   Iftrhi 
trachleH ,    «rt«  man  sie  Jetzt   ah   Urtai 
gie/tt.  —  Man  will  uun  aber  eininal  Cr 
h(iben,  und  «wai-  —  handgreifliche.      ^ 

Oder  wird  man  meiner  linteiMI 
den  Vorwurf  inacheii,  dass  sie  sieb  al 
von  der  Empirie  eatfeme,  eine  mm 
festgestellte  Wahrheit  angreife,  imd J 
-^rer  nur  Hypothesen  gebe?  >iip  ul 
jDflchtc  Wahrheiten  sind  allerdings  diel 
■eten  ihrer  Thesen  nicht;  sie  bat  siel 
■auch  Dicht  dafür  auesegeben,  oder,  woN 
Ars  nicht  immer  ausdrücklich  erklärt  Im 
gellt  CS  doch  wenigstens  atis  dem  gm 
ZtisaiuDienhiinge  hervor.  Indessen,  dam 
keine  absolute  (jewissheitgiebt,  würdej* 
falls  ein  Vorwurf  sein ,  3en  sie  mü  M 
ihr  gegenüberzustellenden  Theorie  eu  W 
hätte.  Oder  ist  das  überhaupt  keine  H* 
die*  Ansicht,  dass  jene  oft  erwähnten^ 
rielien  Anomalien  Ursachen  dar  Ap«H 
sind,  ist  das  eine  empirisch  festgestellte  Wi 
heit,  wohl  gar  eine  Uiatsache?  Dft^ 
die  Bmpirie,  die  sich  ilu*er  selbst  bert 
ist,  wenigstens  nicht  behaupten.  Si'l'^ 
fesIgeslelU  ist  hier  offenbar  nur  das  m 
handensein»  mancher  Anomalien,  ni'f 
mancbeu,  streng  genommen 
Yorhandenseia  in  der  Leicht 
»aehe  bähen  aber  auch  wir  aneriuuuit 
sie  «Ursache«  der  Apoplexie 


malien,  m'' 
i,  auch  ■»( 
lAe;  diese  .1 
uierkaont  M 
ie  sind,  irtt 


,      —     81     — 

natürlich  keine  ThaUache^  d.  h.  nichts,  was 
lins  unmittelbar  die  Sinne  geben,  sondern 
eine  Thenis^  zu  der  man  eben  nur  durch 
einen  Scblnss  gelangt  ist,  ein  Product  der 
—  Speculation  über  die  Bedeutung  der 
ThaUache,  »Die  Natur  antwortet  nur,  wenn 
sie  heslimmt  gefragt  wird»  d.  h.  wenn  man 
sie  um  das  fra^t,  worauf  sie  antworten 
kann  —  hier:  ob  materielle  Anomalien  vor- 
handen sind,  oder  nicht?  Ob  sie  aber  Ur- 
eaehe  oder  Wirkung  sind^  das  ist  eine  Frage, 
deren  Beantwortung  die  Natur  dem  mensch- 
lichen Geiste  überlassen  muss,  wenn  sie 
ihm  dazu  allerdings  auch  wieder  manche 
Data  liefert. 

Auch  wird  man  mir  wohl  nicht  einwen- 
den: dass  es  da,  wo  es  auf  die  Kenntniss 
der  Ursachen  ankomme,  besser  «ei,  ein  un- 
sem  Sinnen  Vorliegendes«  was  die  Ursache 
«ein  könnte^  wenn  es  auch  allerdings  nicht 
streng  zu  beweisen,  ja  selbst  mehr  oder 
weniger  unwahrscheinlich  ist,  dass  es  trtrA:- 
tieh  die  Ursache^  dass  es  besser  seij  dies 
dennoch  als  Ursache  anzunehmen^  als  statt 
seiner  ein  gar  nicht  sinnlich  Nachzuweisen- 
des dafür  gelten  zu  lassen.  Denn  wenn  wir 
auch  das  willknhrliche  Verbot  »irgend  etwas 
in  Betracht  zu  ziehen,  was  nicht  sinnlich  zu 
erkennen  istcc  anerkennen  wollten,  obgleich 
es  offenbar  ja  doch  nie  durchzufuhren  ist,  so 
wurden  wir  dann  wenigstens  mit  Recht  da- 

gcgen  protestiren  dürfen,  wenn  man  ver- 
ingte,  dass  wir  jenes  sinnlich  zu  Erken-- 
nende  für  die  Ursache  gelten  Hessen.  Wir 
würden  es  dann  auch  ßlr  besser  halten,  dass 


—     «2     — 

man  eingestehe  and  erklfire  ^mberhanfi 
«M  wiMsen  194U  die  Ursache  seLv    Das 
dann  wenigstens  das  Yerfiihreo  seil, 
ches  einer  so  strengen  und  exclasivai 
pirie  angemessener  wfire,  als  das  suwnt 
wihnte.  — 

Doch  wir  wollen    hiemit   ansre  Ai 
tang^n,  und  weiter  sollten  sie  Dichto 
über  die  Pathologie  des  Schlagflnsses 
sea,  and  zu  dessen 


Therapie, 

aber  tttir  de»  Anfalls  selbst^  übergehen. 

I 

Der  Schlagfluss,  er  sei   welcher  Aiti^ 
wolle,  besteht,  wenn  nicht  in  einer  S'S&f 
»gation^    immer    zunächst    in   einem  Mi» 
des  eigentbümiichen  Gchirnlebens.     Es  iR» 
also   bei   der  Behandlung  darauf  ankomiA 
da  das  Fehlende  hcr\  orziiirufcn .   oder  eU^ 
zu  thuu .   wodurch   die  Gehirnfunction  exitf- 
siv  und   intensiv   vermehrt ,   gleichsam  cos- 
pletirt  wird,  mit  einem  Worte  Mittel  v/t 
wenden,    welche    direct  erregend,  beleb* 
auf    die    im    Gehirn    enthaltene    animalisck 
Nervenfaser  einwirken.     Das  ist  wenigst» 
das  Verfahren,  welches  a  priori,  d.  h.  w* 
wir  von  allen  speciellen  Erfahrungen  über  0 
Behandlung    des    Schlagflnsses    abstriluifl 
als    das    zunächst    nothwendige    erscheiifl 
muss  —  selbst  dann,  wenn  die  Veranlasset 
wodurch  der  Nerv  in  jenen  Zustand  vernii" 
derter    oder    aufgehobener    LebensSussent 


\ 


—     23     — 

gerieth,  also  die  Causa  continens  entstand, 
noch  vorhanden  ist.  Denn  nichts  berechtigt 
uns  anzunehmen,  dass  hier  die  Lebensäusse- 
mngen  mchl  wieder  eintreten  könnten,  wenn 
das,  welches  ihr  Aufhören  veranlasste,  noch 
fortdauert;  wir  sind  vielmehr  gezwungen  ein- 
zuräumen, dass  dies  allerdings  möglich  sei. 
Statt  diese  Behauptung  weitläufig  zu  be- 
gründen, brauchen  wir  nur  auf  die  That- 
aache  hinzuweisen,  dass  gerade  im  Gebiete 
des  Nervensystems  krankhafte  Lebensäusse- 
rungen oft  genug  verschwinden  und  wieder 
zur  Norm  zurückkehren,  während  das  sie  ver- 
anlassende Moment  unverändert  besteht,  auf 
die  Periodicität  der  Nervenaffecte  bei  bleiben- 
den organischen  Zuständen  —  sogar  der 
Nerven  selbst.  Existirt  aber  die  Veranlas- 
sung nicht  mehr,  so  versteht  es  sich  von 
adbst,  dass  wir  nur  ihre  Wirkung,  die  eben 
auch  dann  noch  selbstständig  sich  erhalten 
kann,  oder  die  Causa  continens  zu  berudfL- 
aichtigen  haben.  Wir  wollen  uns  zunächst 
mit  diesem  letzteren  Falle  beschäftigen. 

I.  Also  -—  die  Congestioh;  die  Stasis, 
die  Hyperaemie,  die  Materia  peccans  im  Blute 
oder  in  den  Säften,  die  man  vielleicht  als 
die  Veranlassung  des  Schlagflusses  ansehen 
möchte,  sind  wieder  verschwunden,  oder 
auch  überhaupt  gar  nicht  vorhanden  gewe- 
sen. Was  ist  nun  geblieben,  was  ist  hier 
überhaupt  vorhanden?  Etwa  der  Zustand  des 
Nervs,  in  welchem  er  unvermögend  ist  sich 
in  seiner  Integrität,  in  seinen  normalen  Le- 
bensäusserungen, relativ-selbstständig  zu  er- 
balten, der,  wie  wir  für  die  Begel  annahmen. 


B^*  -     24      — 

den  meisten  Antheil  .111  der  Genesis  derCu 
cantiaeDs  hat?  A'^iclleicht  fehlte  aber  an<i«| 
War  es  nicht  eine  ungewö/inliche  J 
änMserting  de»  tJp/iirunerva ,  die  hier  « 
lelbar  tUe  Canaa  rotttinenn  mtf  tiek  fäd 
—  eine  Miiglichkeit .  ttiti  irir  gar  t)(>Ä(  ■ 
berücksichltgl  hahen ,  —  ««  konnte  < 
absolut  zu  ^ros^^e  Stitnin^  in  der  Catii'lirilii 
sein,  obgleich  wir  diee  allerdings  nur  r 
AusDahme  anerkannten.  Aber  wapjensrZi 
stand  auch  vorhanden,  ist  er  es  nocti'!  I 
.  i^t  jetzt  jrdenfiillR  ein  nnderer  Zufttmi  Jl 
Nervs  eingetreten,  eben  die  Cnoi:«»  contin»! 
Dabei  kann  allerdings  jenes  l'nvpi 
noch  bestehen,  aber  es  ist  nicht  ät> 
noOtv>endig  dies  anzunehmen.  Durei  J 
Verfinderting,  welche  der  Nerv,  in  Polgf  k 
Unvermögens  seine  Integrität  Eir  bewabtl 
erleidet,  kann  elipu  jenes  innngeliide  Verai] 
gen  wiederhergestellt  sein ,  also  das  Ven» 
gen  "Sich  im  normalen  Lebenazustande  li 
orfaalten,"  was  aber  keines^ve^s  gleich  K 
dem  Vermi)gen  »sich  in  diesen  Lebenszasldl 
wieder  7,u  veiHetzen-.  Jedenfalls  «ürjeff 
hier  also  /.unnchst  darauf  ankommen  da 
Versuch  7,w  machenj  die  Cnnsa  continens« 
erst  mal  aufzuheben,  den  Nerv  aBEucn 
seine  LebenaäuseeruDg  wieder  hervonsfoB 
Indessen  bei  der  WAl  der  Mittet  sn  diM 
Zwecke  wSrde  es    allerdings    nidit  cfail^ 

ffiltig  sein,  ab  in  dem  vorhandcme»  Zort^t 
es  Nervs  das  Unveraificen,  aja  dmm  Lebo» 
zastande ,  den  wir  wieder  hervqrwun^n  ■ 
eben,  sich  zn  erhalteugu  eiDgeschlosMB  M 
-  oder  nicht.  Denn  es  giebt  Mittet ,  wtM 
wir  die  Lebensthätigkeit   des  Nem  0t 


—     25     — 

diiigs  wieder  liervorrofen  können,  die  aber 
za^eich-  die  Fähigkeit  desselben,  »sich  in 
normaler  ThiUigkeit  zu  erhalten.«  das,  was 
wir  seine  »Lebenskraft  nennen,  schwächen. 
Wir  würden  also  diese  Mittel  im  ersteren 
Falle  gar  niehtj  oder  nur  sehr  vorsichtig"  an- 
wenden dürfen,  vielmehr  vorzugsweis  solche 
Mittel  wählen  müssen,  die  eben  diese  Neben» 
Wirkung  nicht  haben.  Dies  sind  nan  die  ge- 
wöhnlichen and  bekannten  Mittel,  die  fiber- 
haapt  excitirend  auf  die  Nerven  einwirken, 
und  die  wir  auf  die  peripherischen  Nerven 
einwirken  lassen  in  der  Hoffnung,  dass  sich 
ihr  Einflnss  auf  deren  Centralfaden  im  Gehirn 
fortsetze.  Uass  auch  sie  durch  Anregung 
einer  zu  grossen  Thatigkeit  den  Nerv  un- 
mittelbar, oder  mittelbar  durch  die  Capillari- 
tüt,  in  den  Zustand  jenes  Unvermögens  ver- 
setzen können,  ist  im  Allgemeinen  nicht  sa 
bezweifeln,  indessen  hier  wohl  kaum  zu 
furchten,  wo  es  schon  schwer  halt  die  Tha- 
tigkeit überhaupt  nur  mal  Avieder  hervorzu- 
rufen. Es  sind  dies  die  flüchtigen  Nerven«  ' 
erregenden  Mittel  zum  üussern  und  innem 
Gebraucli.  die  höheren  iÜrade  momentaner 
Hilze  und  Kälte,  dns  Reiben  und  Bürsten, 
um  die  Thatigkeit  der  Hautnerven  Avieder  zu 
erregen,  ein  Verstärken  der  den  übrigen  Sin- 
nesnerven adaequaten  Reize,  Riechmittel, 
grelles  Licht,  scharfe,  gellende  Töne.  Diese 
letztern  beiden  Mittel,  die  den  Gesichts-  und 
Gehör-Nerv  erregenden,  sind  jedoch  eben 
nicht  gebräurhiich ,  —  es  fragt  sich  indess, 
ob  mit  Recht?  Licht.  Schall  und  Ton 
sind  jedenfalls  sehr  mächtige  Reize  für  das 
Gehirnieben.     Hie  .Mittel  aber,  die  neben  An- 


—     27     — 

teosiv  vermindert  sind,  besonders  za  beach- 
ten: Brechmittel^  AbfUhrungsmittel  und  na^ 
mentlich  der  Aderlas»  erregen  die  wichHg- 
sten  Organe  zur  ThäUgkeit^  oder  erwecken 
wieder  die  wichtigsten  Aeusserungen  des  or- 
ganischen Lehens^  nnd  —  damit  auch  die 
ursprünglich  nnd  am  meisten  verminderte 
oder  etwa  völUg  suspendirie  Lebetksäusserung 
des  Gehirns,  so  weit  dies  überhaupt  noch 
mög;lich  ist.  Zu  diesem  Zwecke  sind  sie 
im  Gänsen  wirksamer,  als  die  meisten  jener 
direct  und  speciell  auf  das  Nervensystem 
wirkenden  Mittel.  Aber  —  sie  vermindern 
auch  zugleich  das  Vermögen  des  Organs 
sich  in  seiner  Integrität  zu  erhalten,  das  Ver- 
mögen 2ur  dauernden,  normalen  Lebensfius- 
serung;  ob  durch  Ueberreizung,  ob  durch 
das  Ungewöhnliche,  Eigenthümliche  der  Rei- 
zung, oder  durch  die  Reizentziehuag  an  sich, 
mag  dahin  gestellt  bleiben.  Diese  ihre  Wir- 
kung auf  das  Vermögen  zur  Lebensäusse- 
rung,  mögen  wir  es  uns  nun  gleich  denken 
einem  bestimmten,  wenn  auch  nicht  sinnlich 
a&a  erkennendem,  doch  jedenfalls  materiellen 
Zustande  des  Organs  oder  nicht,  erstreckt 
sich  hier  namentlich  auf  das  Gehirn,  auf  das 
Nervensystem  seiner  Capillargefässe,  auf  die 
Gehirnnervenfaser  selbst.  Das  ist  eine  That- 
sache,  die  Avir  hier  nicht  gegen  die  etwaige 
ÜSinwendung,  dass  bei  zu  starker  Erregung 
die  Reizentziehung  doch  den  normalen  Erre- 
jgungszustand  wiederherstelle,  durch  Yerhii« 
tung  der  Ueberreizung  dem  Sinken  des  Le- 
bensvermögens vorbeuge,  dass  sie  nament- 
lich hier  durch  vorläufige  Erregung  der  Thä- 
tigkeit  oder   durch  Entfernung   der  Thätig- 


—     29     — 

Man  kann  dies  Quantum  bei  blutreichen,  sonst 
starken  Menschen  indess  gewiss  noch  etwaa 
hiBher  annehmen.  Ein  solcher  kkin^  Ader- 
lass  gehört  also  im  Grunde  ku  den  mit  jener 
Gefahr  nicht  verbundenen  Mitteln,  ivelche 
die  Lebensäussernng  des  Gehirns  wieder  an- 
regen ,  und  zwar  ist  er  von  allen  jenen  Mit- 
teln dasjenige,  mit  welchem  man  jenen  Zweck 
am  schnellsten  und  sichersten  erreicht,  vor- 
ausgesetzt, dass  er  überhaupt  auf  ;die  Cir- 
cnlation  einwirkt,  die  stockende  wieder  ein- 
leitet. —  Wir  hab^n  es  hier  in  jener  Bezie- 
hung also  nur  mit  dem  gewöhnlichen  und 
resp.  starken  Aderlasse  zu  thun,  durch  den 
etwa  zehn  bis  vier  und  zwanzig  Unzen  Bluts 
rasch  entzogen  werden,  und  verstehn  in  un- 
sern  folgenden  Erörterungen  über  diesen  Ge- 

Senstand  nur  einen  solchen  Aderlass  unter 
en  Ausdrücken  »BIntentziehung ,  Aderlass 
u.  s.  w.cc  —  Es  Avürde  also  hier,  wo  wir 
nur  den  Zustand  selbst,  den  wir  Apoplexie 
nennen,  wenigstens  keine  materiellen  ursäch- 
lichen Momente  zu  berücksichtigen  haben,  von 
wesentlicher  Bedeutung  sein  zu  wissen:  ob, 
was  in  der  Regel  der  Fall  ist,  hier  in  der 
Causa  continens  zugleich  jenes  Unvermögen 
des  Nervs  eingeschlossen  liegt,  oder  nicht. 
Nothwendig  würde  aber  auch  in  dem  letzte- 
ren Falle  die  Blutentziehung  wohl  nur  sehr 
selten  sein,  d.  h.  man  würde  auch  ohne  sie, 
mit  den  direct  erregenden  Mitteln,  oder  mit 
Jener  kleinern  Venaesection  die  Lebensäu- 
sserungen der  Gehimnerven  wohl  wieder  her- 
vorrufen, die  Causa  continens  vorläufig  be- 
seitigen können. 


30 


II.  Es  bestebn  neben  der  Causa  coDb- 
nens  noch  jene  ursachlichen  Momente  imCi- 
pillargebietc.  Es  ist  hier  also  a  priori  dardi- 
ans  nicht  zu  behaupten,  das»  ohne  ihre  Eil- 
femung  auch  die  Causa  continens  nicht  Ik- 
seitigt  werden  könne,  ebensowenig  aber  lod 
dass  sie  nothwendig  versehwinden  miat 
wenn  nur  jene  Momente  entfernt  sind,  fr, 
weichung  oder  Verhfirtnng  in  der  Geirni-; 
Substanz,  tuberculöse  Massen  und  ihnEcke. 
Organisations-Störungen  sind  bekanntlich  fV  i 
nicht,  oder,  wenn  es  in  einzelnen  FAllen  mögfiil| 
sein  sollte,  doch  nur  sehr  allmählig  za  \t* 
seitigen.  Nichts  destowenijger  wird  der  af»" 
piektische  Anfall,  den  sie  veranlasst  halie& 
dennoch  behandelt,  und  mit  Recht,  d.  h.  aa 
sucht  unmittelbar  die  Causa  continens  zu  ent- 
fernen. Der  Fall  ist  da  also  hinsichtlich  der- 
Behandlung  derselbe,  wie  die  eben  unter l 
betrachteten;  nur  ist  dabei  wohl  constantef 
als  dort  in  der  Causa  continens  jene  Ter» 
minderuug  des  Selbsterhaltungsveruiögens  eio- 
geschlossen.  Der  Aderlass  ist  also  uaueot* 
lieh  hier  ein  sehr  gefährliches  Mittel;  habe? 
aber  jene  Desorganisationen  etwa  nur  mittel- 
bar durch  Stasis  oder  Entzündunir«  die  sk, 
hervorriefen  5  oder  die  überhaupt  sich  ihDiii! 
zugesellte,  die  Causa  continens  veranlasst» 
so  würde  dadurch  die  Anwendung  solcher. 
Blutentleerungen,  trotz  der  damit  verbuD<l^ 
nen  Gefahr,  dennoch  vielleicht  zweckmässig; 
sein,  vorausgesetzt,  dass  hier  die  Stasis  unl 
Entzündung  noch  fortdauert,  und  es  keiE 
anderes  Mittel  zu  ihrer  Beseitigung  gich 
Aber  fnr  unhedingl  zweckmässig  und  oolk' 
wendig   ^vürde   man  sie   auch    unter    diesf 


—    31    — 

Voraassetzang  wohl  nickt  erklären  können; 
denn  das  Unvermögen  des  Nervs  kann  dabei 
ja  so  bedeutend,  seine  LebensArro/l  so  tief 
gesunken  sein,  dass  mit  der  grössten  Wahr- 
scheinlichkeit angenommen  werden  darf,  die 
Biutentziehung  werde,  wenn  auch  zunichst 
die  Lebensäusserung  wieder  erwecken  und 
jene  Momente  entfernen,  doch  die  dem  Nerv 
immanente  Möglichkeit  nur  Fortsetzung  npr- 
maier  Thatigkeit  vö2fi|g' aufheben  —  während 
es  auf  der  andern  Seite  doch  auch  möglich 
ist,  dass,  trotz  Fortbestehns  der  partiellen 
Stasis  oder  Entzündung,  die  Causa  continens 
vorläufig  verschwinden,  d.  h.  die  Lebensäus- 
serung des  Nervs  wieder  eintreten,  und  seine 
Lebenskraft  sich  vermehren  kann.  Zm  der 
Zeit  ist  dann  aber  die  Blutentleerung  vte^ 
leicht  mit  weniger  Gefahr  verbunden^  ohne 
das8  in  Bezyg  auf  die  Stasis  oder  Entziin- 
düng  deren  Anwendung  »u  spät  wäre.  Es 
wurde  hier  also  darauf  ankommen:  genaa 
den  wahrscheinlichen  Nachtheil  gegen  den 
wahrscheinlichen  Vortheil  und  die  Grade  der 
verschiedenen  Wahrscheinlichkeiten  gegen 
einander  abzumessen.  Dieselben  Bedenken 
können  eintreten,  dieselbe  poinctilieuse  Wahr- 
scheinlichkeitsrechnung kann  nothwendig  wer- 
den da,  wo,  ohne  die  erwähnten  Desorgani- 
sationen. Stasis  und  Hyperaemie,  oder  auch 
Extravasat  und  Exsudat,  kurz  ein  materiel- 
les Moment  vorhanden  ist,  was  man  aller- 
dings raftch,  Oller  doch  in  kürzerer  Zeit  viel- 
leicnt  entfernen  kann  —  mag  es  nun  die 
Causa  continens  veranlasst  haben,  oder,  erst 
durch  sie  hervorgerufen,  sie  seinerseits  un- 
terhalten.   Auch  da  kann  in  der  Causa  con- 


-     33    — 

das  leisten  kann,  was  wir  hier  voraussete- 
ten,  d.  h.  ob  die  Beseitigung  der  Hyperae- 
mie,  des  Exsudats  die  Folge  seiner  Anwen« 
dung  unter  solchen  Umständen  sein  wird? 

Wir  haben  in  dieser  Beziehung  Folgen* 
des  KU  untersuchen: 

1.  Angenommen  die  Blutentziehung  wirke 
zunächst  wirklich  vermindernd  auf  die  fchan 
vorhandene  Masse  von  Blut  oder  Serum,  so 
könnte  sie  doch  indirect,  durch  ihre  Neben- 
wirkung auf  die  Lebenskraft  des  Geßai- 
v^ie  Gehirn -Nervs,  den  Ersatz  des  Entfern- 
ten, fiberhaupt  die  Stasis,  das  AussehwÜMen 
von  Blut  oder  Serum  befördern  —  insofern 
diese  nämlich  von  Anfang  an  die  Folge  ver-- 
minderter  Nervenkraft  waren,  oder  überhaupt 
als  deren  Folge  sich  bilden  können.  Wir 
worden  dann  also  die  Nebenwirkung  jenes 
Mittels  nicht  nur  in  Bezug  auf  die  Realisi- 
run^  der  Hauptaufgabe,  der  gründlichen  Be*- 
seitigung  der  Causa  continens,  sondern  auch 
ganz  speciell  hinsichtlich  der  ihm  hier  ge- 
stellten Aufgabe  »jene  die  Causa  continens 
unterhaltenden  Momente  zu  entfernen«  beröck- 
sichtigen  müssen.  Das  müssen  wir  aber  auch 
in  der  That  überall,  avo  ein  tiefes  Gesunken- 
sein der  Lebenskraft  des  Nervs  mit  dessen 
Zustande  der  Unthätigkeit  verbunden  ist; 
denn  dass  gerade  dies  jedenfalls  zu  den  Mo- 
menten gehört,  die  störend  auf  die  betrefTende 
Capillarität  einwirken,  die  Stasis,  Exsudat 
a.  s.  w.  veranlassen  können,  haben  wir  we- 
nigstens als  sehr  wahrscheinlich  angenom- 
men.    Es  würde  sich   also  noch   sehr  fra- 

Jonrn.  Bd.  XCV.  St.  6.  3 


—     34     — 

fen :    ob   jenes   Miitel    iuer  auf  iff  m 
leite  nicht  mehr  schaden  trtcrde,  ob«* 
der  andern  nützen  kann? 

2.  Sind  Avil*  aber  in  der  That 
tigt  auch  nur  mal  deu  einseitigtn 
anzunehmen,  ist  es  ausg^emacht,  dii 
Aderlass  diredt  vermindernd  auf  die  or 
vorhandene  Masse  von  Blut  oderSerU)i 
bewegend  auf  das  im  Gehirn  stockeikl 
einwirke?  Ist  das  ausgemacht?  Kit' 
niger  wie  das.  Der  theoretische  \ 
dafür,  namentlich  die  Ansicht,  weide 
in  der  Regel  jener  Voraussetzung  kbbM 
legt ,  hat  wenigstens  noch  ihre  sehr  fd. 
Bedenken;  Thatsachen  aber,  die  Unot 
beweisend  wären,  giebt  es  nicht  ^ 
man  sie  jedoch  für  beweisend  gelteohf 
so  würde  hier  die  Wirkung  wenigstens» 
anders  zu  erklären  sein,  nämlich  dorck 
Wiedererregung  und  Bethätigung  des' 
bensprocesses  in  weitester  Ausdebiun^'i 
und  Serum  kann  natürlich  nur  resorbirt*^ 
den,  stockendes  Blut  im  Gehirn  wii^' 
Bewegung  kommen,  die  Blutmasse  dortt 
verringern ,  wenn  der  Lebensprozess  Ä 
haupt  bis  zu  einer  gewissen  AasdiM 
und  Intensität  wieder  in  den  Gang  M 
Insofern  der  Aderlass  dies^  und  wal 
lieh  in  der  schon  angegebenen  Weise« 
wirkt,  kann  er  awcA,  also  indirect,j««'J 
wirken.  Aber  dass  dieBlutentziehoDgi 
die  Congestion  zum  Gehirn  anfhebe« 
Ueberschuss  an  Blut  abführe,  und  dainiti 
das  Extravasat,  das  Exsudat  entfemCi  ^ 
ches  dann,  wie  das  aus  den  Ufern  ff^^ 


—    35    — 

Wasser  bei  Verminderung  der  Wassermenge 
des  Flussbettes,  wieder  in  die  alte  Bahn  ku- 
rocktreten,  oder  vom  Gehirne,  wie  von  ei- 
nem entleerten  Schwämme  aufgesogen  wer- 
den soll,  das  ist  eine  Ansicht,  die,  wenig- 
stens vom  theoretischen  Standpunkte  ans, 
manchen  Zweifel  erlaubt.  Wird  aus  dem 
Arme  Blut  gelassen,  so  wird  damit  doch  nicht 
die  Masse  des  im  Gehirn  «tir  Zeil  enthalte^ 
nen  Bluts  positiv  vermindert;  denn  die  Arm- 
Yene  steht  ja  in  gar  keiner  directen  Yerbin- 
dnnff  mit  den  das  Blut  aus  der  Schädelhöle 
«bfänrenden  Gef£ssen.  Es  könnte  höchstens 
der  EhiflusH  des  Bluls  in  den  Arm  dadurch 
vermehrt,  und  damit  der  Zußtus  des  BUUb 
«Mn  Gehirn  vermindert  werden.  Indessen 
auch  das  geschieht  doch  in  der  That  nicht: 
ans  der  geöffneten  Vene  strömt  nicht  mehr 
Blnt,  als  sonst  durch  die  geschlossene.  Es 
ist  in  Bezug  auf  Gehalt  und  auf  die  Kraft, 
mit  der  sie  fortgetrieben  wird,  dieselbe  Blnt- 
0AuIe,  die  sonst  in  derselben  Zeit,  die  hier 
vom  Aulegen  der  Compressious- Binde  bis 
xum  Schluss  der  Ader  vergeht,  zum  Hera&en 
aufsteigt.  ?iur  die  llicbtung  ist  verändert 
Mehr  Blut  wird  desshalb  also  nicht  in  den 
Arm  gelangen:  das  würde  selbst  dann  nicht 

f:e8chehen,  wenn  wirklich  das  im  Arm  vor- 
andene  Blut  schneller  und  in  grösserer 
Hasse  ausströmte:  denn  das  Herz  würde 
desshalb  keinen  Tropfen  Blut  mehr  in  die 
Axillaris  schicken.  Das  ist  es  eben:  das 
Blnt  strömt  aus  dem  Herzen  in  die  verschie- 
denen Arterien  ja  nicht  wie  Wasser  aus  ei« 
nem  Reservoir,  was  sich  dabei  ganz  passiv 
verhilt,  in  verschiedene  Röhren.     Da  wird 

3* 


—    37    — 

I 

ierien  kommt,  kann  bei  dem  ^ringen  Ver- 
hältnisse des  Minus  (von  ein,  tidchstens  zwei 
Pfund)  zur  ganzen  Blutmasse  des  Körpers 
und  bei  dem  Umfange  und  derCapacitflt  des 
arteriellen  Systems,  auf  welches  jenes  Minus 
verhältnissmfissig  vertheilt  wird,  wohl  nicht 
sehr  bedeutend  sein,  wenigstens  wird  es  di- 
reei  wohl  nichts  Weseniliches  im  Blutstande 
des  Gehirns  ändern ,  wenn  die  Hyperaemie 
oder  Stasis  durch  eine  irgend  beträchtliche 
Yermindemng  des  Abflusses  herbeigeführt 
ist.  Ich  habe  gesagt:  das  Blut  ströme  beim 
Aderlässe  nicht  rascher  ^  also  auch  in  einer 
gegebenen  Zeit  nicht  mehr  Blut^  aue-'  and 
resp.  in  den  Arm,  als  sonst  anch.  Indessen 
da  habe  ich  mich  wohl  nicht  ganz  richtig 
ausgedruckt,  und  will  hier,  um  nicht  missver- 
atanden  zu  werden,  noch  besonders  bemer- 
ken, da99  der  Vergleich  nicht  den  BtuU 
lauf  im  Arm^  wie  er  »an  »ich^u  sondern  wie 
er  »im  VerhäUniss  zum  Blutlauf  im  übrigen 
Körperu  vor  und  resp,  bei  dem  Aderlasse  ist^ 
betrifft.  Das  Blut  strömt  also  durch  den 
Arm  nicht  relativ  rascher,  seine  Schnellig- 
keit und  Menge  bleibt  stets  in  demselben  Fer- 
häUnisse  zu  der  des  Bluts  in  den  übrigen 
Theilen;  aber  positiv  rascher  strömt  es  al- 
lerdings, wie  wir  ja  denn  auch  bereits  aner- 
kannt haben,  dass  die  Eröffnung  irgend  ei- 
ner bedeutenden  Vene  den  Blutlauf  wieder 
einleiten  und  resp.  beschleunigen  könne. 

■ 

Uebrigens  verweise  ich  auch  in  dieser 
Beziehung  nochmals  auf  StiegUt^'s  Unter- 
suchungen über  die  Congestion,  überhaupt 
auf  das,  was  schon  früher  im  ersten  Artikel 


—    3»    — 

!  Gefahr  verbrinden,  sondern  das  zar  Heilang 
I  darchaas  nothwendige  Mittel  des  apoplekti« 
e  sehen  Anfalls  sei;  so  werden  seine  grössten 
.  Anfafinger  doch  wenigstens  zugeben  mfissen, 

dass  er  in  sehr  vielen  Fällen  nicht  nothwen- 
i  digj  wohl  aber  geffihrlich,  nnd  resp.  absolut 
I  sehfidlich  ist.  Dann  kommt  aber  für  dieBe- 
i  handlang  in  Concreto  doch  Alles  darauf  an, 
I  eben  jene  Ffille  in  ihrer  Eigenthumiichkeit 

genau  und  sicher  zu  erkennen.  Sind  wir 
I  aber  dazu  im  Stande?  Untersuchen  wir  da- 
I  her  in  dieser  Beziehung  unsre 


Diagnose  des  Schlagflasses 
mal  etwas  nfiher. 

Dass  eine  in  der  That  vorhandene  und 
2war  bedeutende  Desorganisation  in  der 
Schädelhöhle  auch  vor  Eintritt  der  Apoplexie 
nnd  selbst,  wenn  man  den  betreffenden  kran- 
ken längere  Zeit  beobachten  konnte,  nicht 
immer  zu  erkennen  ist,  oft  gar  keine  Er- 
scheinungen hervorbringt,  die  im  Entfernte- 
sten darauf ,  hindeuteten  —  ist  bekannt. 
Beweisstellen  dafür  aus  den  Schriften  der 
scharfsinnigsten,  erfahrensten  und  glaubwflr- 
digsten  Aerzte  sind  schon  frfiher  angeföhrt 
v^orden.  Dagegen  fand  man  sie  auch  da, 
wo  man  mit  Recht  auf  ihr  Dasein  glaubte 
schliessen  zu  dürfen,  oft  genug  —  nicht 
Jedenfalls  ist  es  aber  in  den  meisten  Fällen 
unmöglich  die  Art  der  Desorganisation  mit 
Sicherheit  ZU  bestimmen.  Wie  wird  es  nun 
erst  mit  ihrer  Diagnose  während  des  Anfalls 


I 


—     40     — 

«tchn ,  wenn  man  den  lixaDken  vorher « 
der  8lsAr7.t  behandelt,  noch  beobachtet,  m 
ihn  Blieb  überhaupt  gar  nicht  geharnt 
—  etn  Faüj  der  gerade  beim  Sehlaffi 
aehr  Itättfig  einfrilll  —  Uod  docb  koE 
sehr  viel  auf  diese  Diaguose  .in.  wal 
sciir  Entscheidung  der  für  die  Behandli 
wichtigen  Frnge  dient :  ob  hier  ein  Gts 
kensein,  nnd  ein  wie  tiefes,  der  Nervcnk 
anzunehmen  ist,  oder  nicht?  Die  Apopli 
als  weilere  Folge  von  Desorganisationen 
Gehirn  (ritt  aber  ebenHowohl,  wenn  i 
vielleicht  nicht  eben  so  häufig ,  unter 
Form  der  sogenannten  »languinea,"  ab 
den  Symptomen  der  'mervo4ia«  auf.  1 
man  behaupten,  dass  im  ersteren  Falle  d 
auch  Congestion,  Hyperaemie,  Stasi«  im 
bim  wirklich  vorhanden,  die  BehanA 
aUo  auch  iliexelbt!  »e*,  wj'e  bei  der  »m 
nea?  Gewiss  nicht  Niemand  wird  da. 
er  eine  jener  langsam  gebildeten  Desorg 
sationen,  odei-  auch  nur  einen  bedeulei 
Wassererguss  annimmt,  mit  solcher  Z* 
aicht  xur  Ader  lassen .  so   viel  Bluf  enb 

als  da,  wo  er  weiss,  daaa  mtr  HjpeM 
oder  Extravasat  die  Ursache  ist  Er  aJ 
also  jedenfalls  die  Apoplexie,  die  er  etm 
einfache,  reine  sangninea  oeanen  möch^ 
jener  complicirteo  in  concreto  anterM^ 
können.  Das  kann  er  aber  eben  mciJ, 
nigstens  in  »thr  vielen  FäÜen  meMt 
Stand  der  Lebensitro^  dra  Gehirns,  m 
des  Gehimnert»,  zu  beortheilea  — h 
kommt,  ohne  alle  Frage,  sehr  viM  M 
Behandlung  des  SchlagfliiaseB  an,  nanei 
in  Bezog  auf  die  Anwendong  and  die  fif 


—    41    - 

I 

der  anEQwendenden  Blatentziehanff.  Das 
werden  selbst  die  anbedingtesten  Verehrer 
der  Yenaesection  zugeben;  aber  sie  behaup- 
ten vielleicht,  dass,  wo  Congestion  and  Hy- 
peraemie  vorhanden,  die.  Lebenskraft  eben 
nichi  bis  zu  jenem  bedenklichen  Grade  ge- 
sunken sei,  wo  man  die  Wirkung  des  Ader- 
lasses in  dieser  Beziehung  zu  ffirchten  habe, 
oder  dass  sie  sich  gerade  durch  die  Entfer- 
nung des  Blutdrucks  wieder  heben  müeee* 
Indessen  das  ist  eine  Ansicht,  die  sich,  theo- 
retisch wenigstens,  durchaus  nicht  rechtfer- 
tigen Ifisst,  und  zum  Thcil  auch  wohl  ans 
dem  Nicht-Unterscheiden  zwischen  »Thfitig- 
keit«  und  dem  »Vermögen  zur  dauernden 
Thatigkeit,«  wie  dem  »der  Stärke  nach  ver- 
schiedenen Vermögen ,«  oder  auch  aus  dem 
missverstandenen,  ralsch  angewendeten  Grund- 
satze »cessante  causa,  cessat  effectus«  her- 
vorgegangen ist.  Das  Unvermögen  stir 
dauernden  Thatigkeit  schliesst  die  H&Hg- 
keii  überhaupt  nicht  aus,  die  gesammteThft- 
tigkeit  kann  wieder  erweckt  werden,  ohne, 
dass  damit  der  Zustand  des  Nervs  wieder- 
hergestellt wurde ,  durch  den ,  oder  in  dem 
er  zur  dauernden  oder  vollkommenen  Thatig- 
keit fähig  ist,  und  UnthStigkeit  wie  Unver- 
mögen können  fortbestehn.  wenn  auch  das 
sie  veranlassende  Moment  entfernt  ist.  Dass 
aber  auch  bei  dem  durch  Hyperaemie  und 
Extravasat  veranlassten  oder  unterhaltenen 
Schlaffflusse  —  und  von  der  Möglichkeit,  dass 
die  Hyperaemie  oder  das  Extravasat  hier 
gar  nicht  in  solcher  Beziehung  zu  ihmstehe 
und  nur  Wirkung  sei,  wollen  wir  ganz 
abstrahiren  —  dass  auch  in  solchem  Falle 


—    43    — 

Nicht -Torhandensein  der  hier  in  Betracht 
kommenden  Anomalien  des  Blatatandes  im 
Gehirn,  aber  nicht  aaf  deren  Charakter  als 
Ursache  oder  Wirknng '  bezieht,  im  Allgemei- 
nen von  Werth  sind ;  indesseil  so  viel  werth, 
als  man  gewöhnlich  glaubt,  sind  sie  doch 
nieht.  Aach  die  sichersten  sind  doch  nichts 
weniger  als  vnbedingt  sicher.  Betrachten 
wir  sie  mal  etwas  näher: 

Die  UebmJiUbmg  und  daM  Klopfen  der 
äusaern  Gejasse  der«  Xopfes,  die  Röihe 
und  die  Anschwellung  des  GeaiekU  —  was 
beweisen  sie?  Dass  die  klopfenden  Geflsse 
mehr  Blat  und  es  schneller  als  sonst  fflhren, 
dass  hier  auch  die  innem  GefSsse,  die  des 
Gehimsj  mit  Blut  überfBllt  sein  müesenj  ist, 
wie  wir  schon  fräher  erwähnt  haben,  eine 
subjectiv  wenigstens  unrichtige  Behaoptang. 
Nichts  destoweniger  könnte  dies  Yerhältniss 
dennoch  ein  thatsächliches  sein.  Indessen 
aas  ansern  frfihern  Untersuchungen  geht  her- 
vor, dass  sich  das  durch  directe  Beobachtan- 
gen  nicht  leicht  entscheiden,  wohl  aber  man- 
ches Bedenken  Ja^egen  erheben  lässt.  Man 
hat  in  der  That  unter  solchen  Umständen  oft 

Senng  eine  Blutuberfüllung  des  Gehirns  in 
er  Leiche  nicht  gefunden,  x.  B.  bei  Erhäng- 
ten; Röthe  des  Gesichts  aber  auch  nach 
grossem  Blutverluste  beobachtet. 

Heftiges  Pulsiren  der  Carotiden  und 
des  Herzens^  zuweilen  auch  Unregelmässig-' 
keit  im  /lerzschlage  und  Pulse  ^  ein  harter ^ 
heftig  gegen  den  Finger  anschlagender^ 
selbst  ein  starker,  sogar  ein  voller  Puls  kam 


—    45    — 

huBg  der  angestellten  Experimente  durch, 
und,  wenn  man  dennoch  bei  jener  Behaup- 
tung bleibt,  80  bedenke  man  wenigstens, 
dass  Aerzte,  deren  diagnostischen  Tact  man 
dem  eignen  gewiss  gleichstellen  wird,  die' 
täuschende  Aehnlichkeit  jener  Zustände  mit 
Con^estion .  zum  Kopfe  und  den  darans  ab- 
geleiteten Erscheinungen,  namentlich  mit  der 
Apoplexie,  ganz  bestimmt  behaupten.  So 
safft,  wie  Marshall  Hall  1.  c.  S.  28.  29.  an- 
fünrt,  auch  Andral  in  seinem  Pr^cis  d'Ana- 
tomie  patholo||^.  T.  L  P.  81.  —  »la  respira- 
tion  est  difficile  comme  dans  les  cas  de  eon- 
gestion  pulmonaire.« 

T.  IL  P.  769.  » —  od  les  symptomes 
semblaient  annoncer  an  ötat  d^irritation  da 
cerveau,  et  ou  Ton  n^eai  paa  peu  etonni  de 
trouver^  au  contraire^  cet  organe  cPtme  pd^ 
leur  remarywAleM 

T.  I.  P.  46.  (die  Lungen  sind:)  »comme 
ils  le  sont  chez  les  animaux,  dont  les  nerfs 
pneumogasiriques  ont  ii6  coup^,  ou  eheta 
les  individues  frappe»  d^apoplexie.^ 

Indessen  man  giebt  vielleicht  zu,  dass 
jenen  Erscheinungen  nicht  ausschliesslich 
CoQgestion  und  Hyperaemie  zum  Grunde 
'i^g^9  glaubt  aber  doch  die  gewöhnliche 
Diagnose  dieser  Zustande  dadurch  gerettet, 
dass  wenigstens  ausser  ihnen  nur  eine  ent- 
schiedene und  zwar  durch  positiven  Blutver- 
lust herbeigeführte  Anaemie  jene  Symptome 
bedingen  könne,  diese  Ursache  aber  doch 
immer  offen  voriiege.  —    Ist  jedoch  nur  erst 


m 


\9 


in  kiiuMB,^  4aM>«te  Hik  ikini  h 
MlhwittdiipMi;  jOmmmA^ 
'JiriHh  wie  An»  mcdi  iui|g«lc49fcrt 

«ttermheiL     Di» 
latbr^Mw  kann  udk^äkUm 
Mtefi  CTWsMpfaaJor  Jfai 
«Mlaniar  Diartioeta^  MMil 
4MNI  \w##€a)^  iBCBwni  ascB  hr 

CÜ«reroiMfiie) ,  ein  Zastaajl 

'^mi  dem  Coma,   wetehea 

iltglliiteti  schwer  ao  aateMdMdtai 

^ber^tiraM  hier ÜmfcaMi  rwan  id 

ItoUuit  mit  A|N>|ilesi6^  die  Rede  ist, 

jeae  in  den  Handbüchern   80  g^eiiaa  m 

stimmt  bezeichnete  Form,  die  ntaii  dtai 

venschlag«  nennt,  wenigstens  nicht  sie 

gemeint  sein  kann,  geht  aus  den  aagögch 

aen    Erscheinungen    aor    Genüge    hcra 

Mmrcramiie  bemerkt  zwar,  daaa  dieser  ' 

stand  der  »Apopleida  e«  immiikfme^  im 

teretf  Schriftsteller  zu  entsprechen 

indessen  ob  deren  Etscheinongen  ao 

mit  den  angenommenen  Symptomen  der 

voemii  übereinstimmen  9  Jeoeafalla  Mhfl^ 

aosdräcklicb  an,  dass  der  Puls  dabei 

km  sogar  ziemlich  stark  Isi«    Daa 

war  ims^  und  znsammMgefalleii. 

Ptäß  noch  ziemlich  Xn«/%.     CMet 

Umständen  l&sst  man  a!ber  attidi  4§H 
mid  zasammengefalleae  GeatAte^  la 
tk  einen  Gefenbeweis  4^ 


—    47    — 

Gehirns  geltea.  Ich  erinnere  mich  wenige 
stens  aus  meinen  tJniversitStsjahren ,  daas 
dies  beim  Hydrocephalus  acat.  im  Conge- 
stions- Stadium  grade  als  ein  Zeichen  ange- 
geben wurde,  daas  das  Blut  vorsimgwwMe 
nach  Inneuj  zum  Gehirn  ströme^  die  Ilyper- 
aemie  dort  besonders  stark  sei.  Und  aller- 
dings ist  diese  Ansicht  auch  ^rade  ebenso 
wahrscheinlich,  als  die,  dass  ein  geröthetes 
Gesicht  eine  Blutuberfüllung  des  Gehirns  an- 
zeige. Die  psychischen  mit  Aufregung  ver- 
bundenen Affecte  kann  man  hingegen  niehi 
anfuhren.  Im  Gegen theil  findet  bei  ihnen 
wirklich  Congestion  zum  Gehirn  statt,  so  ist 
das  Gesicht  doch  gerade  dann  blass^  wenn 
sie  am  heftigsten  sind.  —  Doch  wir  können 
uns  hier  ganz  einfach  auf  die  Thatsache  be- 
rufen, dass  man  oft  genug  da^  wo  man  eine 
Apoplexia  satigiänea  vor  sich  zu  haben 
glaubte,  und  nach  allen  äussern  gegenwärti- 
gen und  vorhergegangenen  Erscheinungen 
eine  Blutuberfüllung  des  Gehirns  voraus- 
setzte, diese  doch  in  der  That  nicht  in  der 
Leiche  gefunden  hat  —  ebenso  wie  auch  eine 
Tiuschung  in  entgegengesetzter  Weise  nicht 
selten  vorgekommen  ist.  Wir  haben  dies 
schon  früher,  wo  wir  es  zu  andern  Zwecken 
berücksichtigten,  erwähnt  und  mit  Citaten 
belegt,  (s.  ersten  Artikel). 

Was  nun  aber  besonders  das  Extravasat 
anbetrifft,  worauf  man  ja  jetzt  den  Begriff 
der  »Apoplexia  saneuineacc  fast  beschränkt, 
so  hat  man  auch  nicnt  selten  die  als  charak- 
teristische Zeichen  desselben  angenomme- 
nen Symptome  beobachtet,  ohne  nachher  in 


—    49    — 

UnvermifgeHy  die  Lebevisschwäche  des  Ge-« 
hirns,  als  Etwas,  welches  neben  dem  Extra- 
vasate oder  der  Hyperaemie ,  aaeh  ohne  da- 
durch bedingt  zn  sein,  bestehn  kann. 


Werfen  wir  nun  einen  Blick  sarfick  auf 
nnsre  bisherigen  Erortemngen ,  am  daraus 
ein  Resultat  für  die  Praxis  zu  ziehen,  so 
wurde  dies  etwa  in  folgendem  kurz  motivir* 
tem  Endurtheile  bestehen:  Da 

1)  Anomalien  im  Gefäss-  und  Capillar- 
systeme,  im  Parenchyme  des  Gehirns,  kei- 
neswegs immer  in  den  Leichen  Apoplekti- 
scher  gefunden  werden; 

2)  wenn  sie  gefunden  werden,  es  doch 
von  manchen  sehr  zweifelhaft  ist :  ob  sie  nicht 
in  der  Leiche,  oder  im  Sterben  —  als  Wir- 
kung  'des  Aufhörens  der  Gehirnfunction, 
oder  doch  erst  nu£  diesem  Aufhören  entstan- 
den sind,  von  andern:  ob  sie,  wenn  auch 
schon  lange  vor  Eintritt  des  Schla^flusses 
vorhanden,  zum  Anfalle  selbst  in  unmittelbar 
rer  oder  überhaupt  nur  in  näherer  Causalbe- 
ziehung  gestanden  haben; 

3)  auch  dann,  wenn  solche  Anomalien 
wirklich  als  veranlassende  Momente  der 
Apoplexie  anzunehmen  sind,  doch  nicht  mit 
Bestimmtheit  behauptet  werden  darf,  dass 
dieae  mit  ihrer  Entfernung  verschwinden 
müBse^  und  ohne  ihre  Entfernung  nicht  ver- 
schwinden könne] 

Jonrn.  Bd.  XCV.  St.  6.  4 


—    51    — 

7)  es  ausserdem  sehr  zweifelhaft  ist: 
ob  dies  Verfahren  äberhanpt  nar  mal  jene 
Anomalien  direet  entfernen  kann,  und  wenn 
es  sie  indireet  entfernt,  ob  dies  in  andrer 
Weise  and  sicherer  j^eschieht ,  als  es  jene 
Mittel  aach  vermögen,  die  dabei  die  Lebens- 
kraß  nicht. schwächen; 

8)  femer,  auch  wenn  man  die  Beseitig 
gung  jener  Anomalien  für  weit  wichtiger, 
und  die  BbUemUdehung  nameiUUeh  fiir  weit 
wirksamer  zu  diesem  Zwecke  und  zur  Hei- 
lung der  Apoplexie  äberhaupt  halten  wollte, 
als  beides  nach  dem  Bisherigen  anzunehmen 
ist,  —  es  doch  unmöglich  ist  die  Gegenwart 
jener  Anomalien,  deren  Entfernung  hier  äber- 
all  in  Betracht  kommen  kann,  im  Ijeben  mU 
Sicherheit  zu  eriiennen,  vielmehr  die  Zei- 
chen, welche  ihre  Gegenwart  anzeigen  sol- 
len, nicht  etwa  nur  in  seltnen  Fällen  täu«- 
schen,  sondern  überall  ungewiss  sind,  wäh- 
rend man  in  jedem  Falle  mit  weit  grösserer 
Sicherheit  auf  ein  Gesunkensein  auch  der 
Lebenskraft  der  Gehirnnerven  schliessen 
darf; 

% 

so  folfft  hieraus  in  Bezug  auf  die  Blut- 
entziehung während  des  apoplektischen 
Anfalls,  so  weit  dies  im  Voraus  be- 
stimmt werden  kann,  und  vorbehalt- 
lich der  RA^hte  der  unmittelbaren  the- 
rapeutischen Erfahrung:  dass  bei  der 
Behandlung  eines  jeden  apoplektischen 
Anfalls  zwar  die  Venaesection  mit 
geringem  Blutverluste  ein  sehr  wirk- 
sames und  zweckmässiges  Mittel,  die 

4* 


—  Ä«    - 

starke  Bluteatziehang  jedoch 
wenn  auch  den  Umständen  nach  mcir 
oder  weniger  —  gejährlich  ist,  oai 
eine  Behandlung,  die  sich  afi^mni. 
lind  varzvg8U>ei.s  auf  starke,  enticli^ 
dende  Blutentxiehuttgen  «tiUxte^  dardn^ 
aus  nicht  zu  rechtfertigen  sein  wönki 

Indessen,  wie  gesagt,  der  Eotscheidniig  dn| 
therapeutischen  Erfahrung  soll  hiemit  in  ko- 
ner  VVeise  vorgegriffen  werden ;  denn  stinif. 
anch  die  Praxis  in  gradeiu  Widerspmcb, 
mit  dieser  oder  jeder  aadero  Theorie,  köntt 
aber  thatsüchlich  beweisen ,  dass  durch  i'. 
Büttel,  welche  sie  anwendet,  oder  «elhui  ml 
'  unter  deren  Anwendung,  die  Hetlang  k' 
Apoplexie  häufiger  und  vollständiger  erfolpj 
als  sie  noch  onter  irgend  einer  andern  fr' 
handlung  erfolgt  sei  —  sie  würde  ojfaJic 
trotz  aller   Theorie  gerechtfertigt  «etil. 

Welches  hier  aber  die  herrschende  Pn»: 
ist,  in  welchem  Verhäitniss  sie  zu  der  bie: 
aufgestellten  Theorie  nnd  —  %m  <]er  li"*' 
peutiacben  Erfahrung  steht ,  das  werde  ii. 
vielleicht  später  einmal  darzustellen  Versuchs 


> 


Hf; 


IJ. 

Medicinisch  -  topographische 
Verhältnisse 

der 

8  t  a  d  t    8  t  e  t  t  i  n. 

Von 

Dr.    E.    H.    MSaUr, 

KOnigl,  Kreispbysieus  u,  prall.  Ant  zu  Stettin. 


Die  nachfolgenden  Mittheilnngen  sind  nur  Auszüge 
und  f^leichsam  Proben  -aus  einem  grOssern  Cranzen,  das 
der  Herr  Veriasser  unter  dem  Titel :  «Bntwurf  einer  me- 
dicinisch -  topographischen  Skizze  der  Stadt  Stettin**  be- 
reits rollständig  ausgearbeitet  hat  und  später  besonders 
herauszugeben  gedenkt.  Wir  haben  uns  bei  der  Aus- 
wahl nur  auf  dasjenige  beschränken  zu  mttssen  geglaubt^ 
was  Yon  mehr  allgemeinem  Interesse  und  dem  Zwecke 
dieses  Journals  am  entsprechendsten  zu  sein  schien,  wo- 
bei wir  nur  bedauern,  dass  wir  namentlich  die  über  die 
lUilitair-,  und  über  die  BevOlkerungs  ,  Vitalitäts-  und 
MortalitätsrerhäUnisse  handelnden  Capitel,  und  die  zahl- 
reichen tabellarischen  Zusammenstellungen  nicht  haben 
aufnehmen  kOnnen,  da  sie  wegen  ihrer  grossen  Ausdeh- 
nung den  dem  Journale  für  solche  Gegenstände  zuge- 
messenen Raum  unverhältnissmässig  überschritten  haben 
würden.  d.  H. 


—    55    — 

oder  neben  fraehtbaren  Wiesen  (Bruch  ge- 
nannt) fortsetzt;  and  nur  bei  hohem  Wasser- 
stande, gewöhnlich  im  Frühjahre,  seltner  im 
Herbste,  äberschwemmt  er  diese  Wiesen  fast 
ginzlidi  and  bildet  eine  weite,  bis  an  die 
beiden  eigentlichen  Flussafer  reichende,  Was- 
serflSche. 

In  Pommern  erheben  sich  zwar  die  Ufer 
stellenweise  wieder  nnter  der  Form  vonHfi- 
gelketten,  aber  die  Beschaffenheit  des  Oder- 
thales  bleibt  dieselbe. 

In  der  Nahe  der  Stadt  Garz  theilt  sich 
der  Strom  in  zwei  Hauptarme,  welche  pa- 
rallel mit  einander  fortlaufen:  die  Oder  west- 
lich und  die  grosse  Regelil»  oder  der  ZoU' 
sirom  ostlich.  Der  erstere  Arm  ist  es,  wel- 
cher Stettin  durchschneidet,  nachdem  er  ober- 
halb dei^  Stadt  ge^en  Sfiden  einen  Neben- 
arm, die  Pamitz  abgegeben  hat,  welche  in 
Form  eines  Bogens  den  am  rechten  Oder- 
ufer  belegenen  Stadttheil  zur  Hälfte  umgiebt. 

Nachdem  der  Hauptstrom  die  Stadt  durch- 
schnitten, giebt  er  abermals  einen  Arm  an 
seiher  rechten  Seite  ab,  den  Dunzig,  welcher 
ebenfalls  den  am  rechten  Oderufer  belege- 
nen Theil  der  Stadt  theilweise  einschliesst. 

Beide  Nebenarme  ergiessen  sich  nach 
kurzem  Laufe  nebst  der  Re^elitz  und  ande- 
ren kleineren  Seitenströmen  m  ein  gemeinsa- 
mes Wasserbassin,  der  Dammeche  See  ge- 
nannt, welcher  zwei  Meilen  lang  und  eine 


—    57    — 

Muschelkalk,  und  reich  mit  Phosphoreiseii  ge- 
mischt ist. 

In  Betreff  der  nächsten  Umgebongen 
ergiebt  sich  dieselbe  spedflsch  verschiedene 
Beschaffenheit  des  Bodens  an  beiden  Seiten. 
Die  Landseite  oder  das  linke  Odemfer  ist 
ein  bergiges  Terrain ,  das  durch  Fruchtbar- 
keit des  Bodens  vortheilhaft  sich  auszeich- 
nend mit  Fddfrächten  ^bebaut  ist  und  nach 
Nord -Westen  albnählig  sich  abdachend  auf 
weniger  ergiebigem  Boden  kleinere  Nadel- 
holzwaldongen  zeigt.  Die  Wasserseite  wird 
durch  das  erwähnte  Oderthal  repräsentirt, 
welches  fast  eine  Meile  breit,  vielfaltig  vim 
Strömen  und  Gräben  durchscfaiiitten  und  stel* 
lenweise  mit  Eisengebfischen  bewachsen,  aus 
Wiesen  besteht,  die  während  des  im  Frflh« 
jähre  steigenden  Standes  der  Oder  fast 
gftozlich  überschwemmt  zu  werden  pflegen 
und  durch  einen  nach  der,  Stettin  gegen- 
über liegenden,  Stadt  Damm  fuhrenden  Damm 
(die  Strasse  nach  Hinterpommern}  durch- 
schnitten wird.  Die  Lastadie  liegt  äbrigens 
so  hoch,  dass  sie  durch  die  Oderüberschwem- 
raungen  höchst  selten  erreicht  wird. 

Aus  dem  verschiedenen  Verhalten  der 
durch  die  Oder  getrennten  Stadttheile  ergiebt 
sich  ferner,  dass  nur  die  auf  dem  linken 
Ufer  befindlichen  Theile  im  Besitze  von 
Quellwasser  sind,  und  zwar  hat  dieses  fiber- 
all einen  guten  Geschmack,  ein  völlig  kla- 
res Ansehen,  ist  geruchlos,  hat  eine  Tempe- 
ratur von  6—7 — 8°  R.  je  nach  der  Jahres- 
zeit  und  giebt  nach  deui   Verdunsten   drei 


viel  mcphitiscIieB  Gfß"tnSÜ 
phospfaorsaures  Eisenoxyd  I 
gel  freier  Kolileosäure  entbij 
noBse  ganz  untnuglicti  ist. 

Ausser  dem  Trinkwassi 
Altstadt  reichlich  aas  dcD 
miltelH  einer  Menge  Öffentlic 
Brunnen  (von  welchen  besoi 
brunnen  enorme  IFassermengc 
wurde  eiiemfiU  ein  Theil  d 
markt)  durch  eine  Wnam 
Quellen  sich  auf  den  nordn 
Meile  von  der  Stadt  lielegei 
finden ,  mit  Trinkwasser  v 
Wasserleitung  ist  wühreod 
lagerung  /.erstört  worden,  lu 
Trinkwssser  iibzuschneidea. 
beabsichtigt  der  Staat  ihre 
lg  und  hat  bereits  die-U 
lassen.  ^| 


—    59     — 

selben  zum  Kochen«  Eine  wesentliche  Ver- 
onreini^ng  des  Flosswassers  durch  die  Ab- 
zugskanäle  der  Stadt  kann  bei  der  Breite 
des  Stromes  von  406Fiiss  nicht  statt  finden. 


Von  dem  Klima  und  der  Wittemngs- 

Constitution. 


Die  klimatischen  und  Witternngsverhält- 
nisse  Stettins  scheinen  ausser  der  geogra-* 
phischen  Lage  hauptsächlich  durch  die  ge- 
ringe Höhe  über  der  Meeresfläche,  die  ver- 
hältnissmässig  flache  Umgegend  und  die  Aus- 
breitung des  Oderbettes  mit  seinen  Strom- 
verzweigungen, tief  lieeenden  Wiesen  und 
fast  alljährlichen  Ueberscbwemmnneen,  weni- 
ger durch  die  Nähe  der  Ostsee  bedingt  zu 
werden. 

Sie  charakterisiren  sieh  durch  einen  Grad 
mittlerer  Temperatur^  den  man  eher  kalt  als 
warm  nennen  kann,  durch  grosse  Diffierenz 
der  mittlem  Temperatur  der  einzelnen  Jahre 
(in  den  letzten  sechs  Jahren  differiirt  siezwi- 
iBchen  61  und  8^^  R.),  durch  Vorherrschen 
nasser  Witterung,  starker  Nebel  und  rauher 
Winde  und  durch  häufigen  und  jähen  Wech- 
sel der  Temperatur  und  der  Witterung. 

Das  Fräbjahr  pflegt  im  April  zu  begin- 
nen und  unter  sehr  wechselnder,  Jedoch  vor- 
herrschend rauher,   nasser  und  stürmischer 


—    61    — 

Regen,  Schnee,  selten  anhaltenden  Frost 
Die  Temperatur  ist  so  gering,  dass  die  Zim- 
mer gewöhnlich  schon  im  October  geheizt 
werden  mässen. 

Der  Winter  stellt  sich  selten  im  Decem- 
bar,  gewöhnlich  mit  dem  Anfange  Janaars 
ein  und  wfihrt  bis  in  den  Mfirz  oder  wohl 
den  ganzen  BIfirz  hindoreh.  Auch  seine  Er- 
scheinungen sind  höchst  wandelbar.  Frost 
wechselt  mit  Thauwetter,  Schnee  mit  Regen. 
Selten  ist  der  Frost  so  beständig,  dass  den 
ganzen  Winter  hindurch  die  Gewfisser  mit 
einer  festen  Eisdecke  belegt  sind.  Ebenso 
selten  ist  der  Erdboden  wfihrend  des  ganzen 
Winters  mit  Schnee  bedeckt.  Ausnahms- 
weise währt  in  einzelnen  Jahren  die  nasse 
stürmische  Witterung  der  Herbstmonate  den 
Winter  hindurch. 

Die  Mengen  des  Regens  und  des  Schnee's 
sind  in  den  einzelnen  Jahren  höchst  ver- 
schieden, in  der  Regel  aber  die  Quantität 
der  wissrigen  Niederschläge  überhaupt  an- 
sehnlich. Der  Schnee  fallt  eben  so  oft  mit 
Regen  gemischt,  als  in  festerer  Form,  hat 
aber  in  der  Regel  nicht  lange  Bestand  auf 
dem  Erdboden.  Der  häufigen  Nebel  ist  schon 
gedacht  worden. 

Während  des  Sommers  pflegen  die  Nächte 
reich  an  Thau  zu  sein.  Die  letzte  Form  der 
nassen  Niederschläge  endlich,  der  Hagel,  er- 
scheint in  den  einzelnen  Jahren  bald  häufiger, 
bald  seltner,  gewöhnlich  in  Begleitung  von 
Gewitterregen. 


—    63    — 

i  Brust  entziehn,   um  für  Ammenlohn  den 
iinden  Säugling  zu  eruäbren. 

Die  weitere  körperliehe  und  geistige  Er- 
^hung  geschieht  nach  Verschiedenheit  der 
ände  den  Ansprüchen  der  Zeit  gemäss, 
ohlgefälli^  bemerkt  muss  dabei  werden, 
SS  die  hiesigen  Unterrichtsanstalten  nicht 
rch  übermässiges  Antreiben  zu  geistigem 
rtschritte  dem  physischen  Gedeihen  ihrer 
Clinge  Abbruch  thun,  dass  neben  den  An- 
tten  für  inteilectuelle  Ausbildung  schon  seit 
3r  Reihe  von  Jahren  eine  Turn-  und  eine 
i/wimm  -  Anstalt  existiren,  und  dass  der 
reod  Müsse  genug  bleibt,  diese  Anstalten 

Cultur  ihrer  Leibeskräfte  fleissig  zu  be- 
Ben. 

Für  den  höheren:  wissenschaftlichen  Un« 
Icht  der  männlichen  Jugend  dienen  das 
3[inasium  und  die  höhere  Bürgerschule. 

Ersteres,  unter  gemeinsamem  Patronate 
Königl.  Marienstifts -Curatorii  und  des 
^strates,  im  Besitze  einer  Bibliothek  und 
<rer  wissenschaftlicher  Sammlungen,  be- 
<t  sich  in  einem  neu  erbauten,  schönen, 
Aumigen  Gebäude,  mit  hellen,  zweckmäs- 
^n  Unterrichtszimmern,  deren  Heizung 
^er  mittels  erwärmter  Luft  geschieht,  aber 
^n  'der  bekannten  Nachtheile  dieser  Hei- 
^  der  Erwärmung  durch  Oefen  Platz  ma- 
m  soll. 

Die  höhere  Bürgerschule  ist  seit  weni- 
^  Jahren  durch   den   hiesigen  Magistrat 


^^  _     64      - 

ebeufalls  in  einem  neuen,  anf  emessenen 
hanse  errichtet  worden  una  erfreut  « 
das  Gymuasiiim  ailg^emeinen  Vertrana 

Änsserdem  existiren  eine  grosse, 
anderer  theils  öffentlicher,  Iheils  Privat' 
anstsiten  sowohl  für  Kuabeu,  als  f3r 
cheii.  Bei  der  steigjenden  BevölkerB 
Stadt  sind  manche  derselben,  besonA 
für  die  unteren  Stände,  so  tiberfüllt,  it 
eine  grössere  Ilaiifflliclikeit  dringend 
sehen  lassen. 

Als  Biidungs -Anstalten  für  ba 
Zwecke  und  für  die  vorgerücktere  J 
sind  die  Navigationsschnle  und  das 
lehrer-Semioar,  mit  welchem  eine 
richts-Anstalt  für  Taubstumme  verband 
zu  Deanen. 

la  den  unteren  Klassen   trifft  die 

sische  Erziehung  ein  grosser  Vorwor 
gen  der  frühzeitigen  GewöhnuDg  der  1 
an  den  Genuss  des  Branntweins' 

Ein  anderer  Uebelatand  für  die  A 
dieser  Klassen  ist  ihre  nur  zu  häafi^i 

femessene  Verwendung  für  den  bdr^ 
irwerb.  Ohne  Rücksicht  auf  Alter  aai 
stitQtion  werden  Kinder  bei  Handwerk! 
die  Lehre  gegeben,  d^en  Gewerbe  > 
körperliche  Anstrengung  erfordert  (beiSi 
den  Q.  dergl.),  und  man  gewahrt  ofti 
erst  den  \achtheil,  wenn  er  nichli 
abzuwenden  ist. 


—    65    — 

Die  Beschäftigung  von  Kindern  in  Fa- 
briken ist  verbfiltnissmSssig  seltener^  weil 
äberhaupt  nicht  viele  Fabrik -Anlagen  exi- 
stiren. 


Von  den  Nahrangsmittela  und  Getränken. 


Die  Nahrungsmittel,  welche  wir  auf 
der  Tafel  der  wohlhabenderen  und  gebilde- 
ten Stände  antreffen,  geben  zu  besonderen 
Bemerkungen  nicht  Veranlassung. 

Bei  den  niederen  Ständen  vertritt  je 
tiefer  herab,  desto  mehr  der  Branntwein  die 
Stelle  des  Corrigens  der  hauptsächlich  ve- 

Setabilischen  (Kartoffeln  und  Brot)  Kost 
ur  bei  dem  weiblichen  Geschlechte  behauptet 
der  sogenannte  Caffee  —  eigentlich  Cicho- 
rien- und  Syrup- Abkochung  —  noch  den 
Vorrang. 

Unter  allen  Nahrungsmitteln  ist  der 
Quantität  des  Verbrauches  nach  das  Brot 
das  erste.  Es  wird  aus  Weitzen  und  aus 
Roggen  bereitet  und  findet  sich  in  der  Rege! 
gut  ausgebacken.  Die  alljährlich  consomirte 
Menge  des  Getreides  und  der  daraus  berei- 
teten Fabrikate  ergiebt  sich  aus  den  Mahl- 
steuer -  Listen  der  Königlichen  Steuerver- 
waltung, in  welchen  sich  aus  den  Jahrgän- 
gen 1837  bis  1841  folgende  »Resultate  der 
Mahlsteuer«  verzeichnet  finden: 

Jouni«  Bd.XCV.  SL  6.  5 


lA  .ll.ll. 


—    67    — 

Nächst  dem  Brote  werden  in  grosser 
Menge  die  Kartoffeln,  dann  die  übrigen 
Gemdse  (Erbsen,  Kohlarten,  Linsen,  Bohnen, 
Rfiben  u.  s.  w.)  genossen. 

Diese  vegetabilischen  Nahrungsmittel  wer-> 
den,  so  wie  Milch,  Butter  und  Eier,  durch  die 
Landleute  der  Umgegend  zur  Stadt  gebracht 
und  auf  den  Märkten  zum  Verkaufe  ausge- 
stellt, die  frühzeitigen  Kartoffeln  jedoch  erst 
dann,  wenn  sie  durch  den  Physicus  ffir  rei^ 
und  unschfidlich  erkannt  worden  sind. 

Geringer  als  der  Verbrauch  der  Vege- 
tabilien  ist  der  des  Fleisches,  welches  zum 
grössten  Theile*  von  den  hiesigen  Fleischern 
geliefert,  zum  geringeren  Theile  von  Schlfich- 
tem  benachbarter  Urte  zu  Markte  gebracht 
wird. 

Die  hiesigen  Fleischer  schlachten  das 
kleinere  Vieh  gewöhnlich  in  ihren  Wohnnn- 

gcn,  das  grössere  in  dem  an  dem  rechten 
'dernfer  im  untern  Theile  der  Lastadie  be- 
legenen Schlachthause.  Es  wäre  aber  recht 
sehr  zu  wünschen,  dass  nur  an  letzterem 
Orte  geschlachtet  werden  durfte,  weil  die 
Beaufsichtigung  des  Fleisches  dadurch  er- 
leichtert, und  übler  Geruch,  Unreinlichkeit 
und  unangenehmer  Lfirm  in  den  Wohnungen 
dadurch  vermieden  werden  würde.  Eine  oe- 
sondere  Controle  der  Beschaffenheit  des 
Fleisches  ist  übrigens  gesetzlich  nicht  an- 
geordnet, doch  fehlt  es  nicht  an  polizeilicher 
Aufsicht  des  Fleischhandels  auf  den  Markten. 
Das  alljährlich  verbrauchte  Quantum  des 
Fleisches  von  Schlachtvieh  ergiebt  sich  aus 
den  Steuerlisten  der  Jahre  1837  bis  1841 
folgendermassen : 


—     6»    — 

Ausser  diesem  Fleische  geniesst  man 
Gcflägel  und  Wildprett. 

Geringer  ist  der  Verbrauch  der  Fische. 
Flussfische  werden  zwar  in  grosser  Menge 
hier  gefangen,  aber  auch  in  nicht  viel  ge- 
ringerer von  Berliner  Fischhändlern  aufge-» 
kauft.  Es  sind  hauptsächlich  Hechte,  Bar- 
sche, Aale,  Lachse,  Plötze  und  Schleien. 

Seefische  werden  selten  genossen,  mit 
Ausnahme  der  Häringe ,  welche  eiugesalzen 
in  grosser  Menge  von  allen  Ständen  consu- 
mirt,  und  auch  frisch  gefangen  im  ungesal- 
zenen Znstande  als  Lieblingsspeise  vom 
Volke  genossen  werden. 

An  den  Verbrauch  der  Fische  schliessen 
sich  aus  den  niederen  Thierklassen  die  Krebse, 
welche  ziemlich  häufig  zur  Nahrung  dienen, 
und  die  Austern,  die  wir  zu  den  seltenen 
Delikatessen  zählen. 

Endlich  ist  des  Salzes,  das  in  dem 
Preussischen  Staate  zu  den  Regalien  gehört 
und  in  schöner  Qualität  geliefert  wird,  und 
der  durch  den  Seehandel  direct  bezogenen 
aussereuropäischen  Material  waaren ,  deren 
Beaufsichtigung  dem  Stadt -Physikus  obliegt, 
zu  gedenken. 

Zu  den  künstlichen  Getränken  gehören 
hauptsächlich  Wein,  Bier  und  Brantwein. 

Der  Wein  wird  grösstentheils  aus  Frank- 
reich bezogen  und  wenn  auch  nicht  immer 


—    71    — 

dep  mehrentheils.Brantweio  geschenkt  wird, 
so  mag  das  Verhältniss  der  Sch&nken  znr 
Anzahl  der  Privathäuser  (1718  im  J.  1840) 
sich  auch  nicht  viel  erfreulicher  iitellen,  als 
in  Berlin  im  Jahre  1822^  wo  sich  nach  Cm- 
per  *)  schon  fast  im  vierten  Hanse  ein  Brant- 
weinschänk  befand. 


Von  den  Badeanstalten. 


Es  extstiren  in  Stettin  zwei  Badeanstal- 
ten, welche  sowohl  warme  Bäder  aller  Art, 
Russische  Dampfbäder  als  auch  kalte  Fluss- 
und  Douchebider  liefern  und  zweckmässige 
Einrichtung  mit  äusserer  Eleganz  verbinden, 
und  eine  Schwimmanstalt,  welche  in  der 
Pamitz  in  der  bekannten  Art  der  Pfnelschen 
Anstalten  von  der  hiesigen  Königlichen  Pio- 
nierabtheilung eingerichtet  ist  und  Theilneh- 
mer  des  CivU-  und  Militärstandes  zulässt 

Ausser  den  Badeanstalten  wird  während 
der  wärmeren  Jahreszeit  die  Oder  fleissig 
zum  kalten  Bade  benutzt.  Ueberhaupt  aber 
kommt  die  diätetische  Benutzung  der  Bäder, 
vor  allen  der  kalten,  immer  mehr  bei  uns  in 
Aufnahme. 


*)    BeiirSge    zur    medicinischen    Staiistik* 
Berlin  1825. 


—    73    — 

• 

Den  Regierengen  sind  wiederam  als 
Medicinalbeamte  für  die  einzelnen  landrSth* 
lieben  Kreise  die  Königlichen  Kreis -Physi- 
ker, Kreis- Chirurgen  nnd  Kreis -Thierirzte, 
deren  Wirkungskreis  sowohl  administrativ^ 
als  Wissenschaf tlidier  Art  ist,  untergeordnet. 

Stettin  ist  der  Sitz  des  Medicinal-Col- 
legii  der  Provinz  Pommern  sowohl  als  der 
Regierung  des  Stettiner  Regierungsbeziriies. 

Ausser  den  bei  diesen  Behörden  fungi- 
renden  Aerzten  sind  als  Beamte  im  König- 
lichen Dienste  zwei  Physiker  und  zwei  Kreis- 
Chirurgen  in  Stettin  angestellt;  der  Eine 
der  Physiker  und  der  Eine  der  Chirargen 
für  den  Stettiner  Stadtkreis,  und  der  An- 
dere dieser  beiden  Kategorien  für  den  Ran- 
dower Kreis,  welcher  die  Landschaft  um 
Stettin  in  sich  begreift. 

Die  Zahl  der  praktischeti  Aer%te^  welche 
in  den  letzteren  Jahren  bedeutend  zugenom- 
men, belauft  sich  gegenwärtig  auf  neun  und 
zwanzig,  von  denen:  im  Königlichen  Civil- 
dienst:  einer  als  Regierungs  -  Medicinalrath, 
zwei  als  Medicinalräthe,  einer  als  Medicinal'» 
Assessor  und  Hebammenlehrer,  zwei  als 
Physiker,  einer  als  Hebammenlehrer;  —  im 
Königlichen  Militärdienst:  einer  als  General- 
Arzt  des  Armee  Corps,  zwei  als  Regiments- 
ärzte, einer  als  Garnisonstabsarzt,  einer  als 
Bataillonsarzt;  —  in  der  Kommunal -Ver- 
waltung :  drei  als  Armenärzte,  zwei  als  Lei- 
chenschauärzte, denen  die  Besichtigung  einer 


I 


—     74      — 

jeden    Lciclie   vor    der    Beerdi^ing  oUicf 
HDgestclIt  SiDlI. 

Die  Zahl  der  tVuntliirzfe  beläuft  ad 
auf  neun,  worunter  drei  Wundärzte  «w 
Klasse,  uad  von  denen  im  Königlicka  b- 
vildtenst  7.wei  als  Kreis-Chtnirgeu,  im  & 
niglichen  Afilttärdienst  einer  als  Dataills» 
BTY.t,  in  der  Kommunal  -  Verwaltung;  ene 
als  Armen -Wundarzt  angestellt  sind.       j 

Die  Aerzte  8ind  ineißtcntlieils  zum 
Wundärzte  und  tieburtsheirer;  die  Wm 
irzte  zum  Theil  zugleich  Geburtshelfer.    I 

Die  Zahl  der  Zahnärzte  belauft  ll 
auf  fünf,  von  denen  zwei  zugleich  Wal 
ürzte  sind.  I 

Die  Zahl  der  TUierärzte  beträgt  9ii 
von  denen  Einer  als  Departementsthiera 
Veterinär -Assessor  des  Medicinal  -  GA] 
und  Kreisthierarzt  fiir  den  Stadt-  und" 
dower  Kreis  augestellt  iet. 

Die  Zahl  der  Jiehammen  beträgt  l 
zig.  Ausserdem  sind  in  dem  benarhbifl 
Dürfe  Grabow:  ein  Wundarzt  erster  Kl« 
nnd  zwei  Hebammen  ansässig. 

An  Apotheken  existiren  gegenwl 
vier  in  der  Altstadt  Stettin  und  eine  anfi 
Lastadie,  in  Summa  fünf,  denen  noch  i 
sechste  in  Grabow  befindliche  zuzuzähloi 
Sie  slchn  unter  spezieller  Aufsicht  desB 
ei^os  des  ^tettiner  Stadtkiceises  und  ws' 


—    75    — 

wie  alle  Apotheken  des  Preussischen  Staa- 
tes,  alle  drei  Jahre  darch  Kommissarieii  der 
vorgesetzten    Regierang   ordentlich   visitirt. 

Die  Apotheken  der  Altstadt  sind  simmt- 
lich  privilegirt;  die  der  Lastadie  und  za 
Grabe w  sind  concessionirt;  sie  betreiben  nur 
Medidnal  -  GeschAfte ;  ihre  Besitzer  stehen 
ihnen  persönlich  vor  und  sind  mit  Ausnahme 
des  Besitzers  der  Pelikan -Apotheke,  welcher 
als  Medicinai- Assessor  fangirt,  anderweitig 
nicht  beschäftigt,  noch  angestellt 

Das  Hnlfspersonale  derselben  besteht  in 
einer  Apotheke  aus  sechs  Gehulfen  und  zwei 
Lehrlingen,  in  den  übrigen  städtischen  Apo- 
theken aus  je  zwei  Gehulfen  und  zwei  Lehr- 
lingen, und  in  der  Apotheke  zn  Grabow  aus 
Einem  GehHIfen. 

Um  das  YerhSItniss  der  Medicinalperso- 
nen  zur  Einwohnerzahl  beurtheilen  zu  kön- 
nen, muss  berücksichtigt  werden,  dass  die 
als  Kreis -Chirurgen  und  Bataillonsärzte  an- 
gestellten Wundärzte  die  Berechtigung  zur 
sogenannten  internen  Praxis  besitzen,  ebenso 
der  in  Grabow  wohnende  Wundarzt  I.  Kl. 
dass  somit  vier  von  den  Wundärzten  factisch 
ebenfalls  zu  den  Aerzten  zu  zählen  sind,  und 
dass  auch  die  übrigen  Wundärzte  sich  nicht 
gerade  der  internen  Praxis  entziehn. 

Die  Zahl  der  in  der  Stadt  wohnenden 
Aerzte  und  Wundärzte  beträft  zusammen 
acht  und  dreissig.  Es  ist  also  bei  einer 
Einwohnerzahl  von  36,428  durchschnittlich  ein 


76      — 

Arxt  oder  Wundarzt  auf  96ö;  um)  indi 
Grabow  mit  2169  Einwohnern  find  eiH 
Wondarzte,  ein  Arzt  oder  Wuadarat  anl  ^ 
Einwohner. 

Von  den  fünf  Apotheken  derStudtk«! 
durchschnittlich  eine  auf  7281  GjdwuIik 
«nd  inclos.  Grabow  von  sechs  A|iothekenK 
«uf  <)432  Einwohner. 

Von  den  Hebammen  kommt  für  dieSli 
durclischnittlieh  eine  auf  1821  und  ioi^ 
Grabow  eine  durchschnittlich  auf  15T4  tüi 
wobner. 

Bei    den    Bewohnern    Stettina 
die  Arzneiwissenschaft  nnstreiti^  eines 
Vertrauens,    als    nn    vielen  aoi' 


^ 


Orten   unseres   deutschen    Vaterlandes.   f\ 

sehen  glücklicher  Weise    den  crassen  Atf 

glauben,  der  auch  noch  heutigen  Tage 

Zauber-  und  Geheiuiinitteln  der  Schüfer,  / 

decker    und    alten    Weiber    seine  Zulli 

nimmt,  der  fortschreitenden  Aufkliinu)^ 

machen,  und  wir  sehen  andererseits  die 

dernen  Bestrebungen  des  Laien,    sich 

Wissenschaft  erheben  und  nicht  allein 

sirend,  sondern  sogar  handelnd   in  sie 

greifen  »u  wollen,  noch  nicht  recht  Feld  | 

winnen  unter  uns.     So    hat  denn   aucb 

Homöopatliie  hier  nicht  Eingang  fmdeoU 

ncn,  und  auch  die  moderne  sn^ensuntR  ^ 

dropathie  ist  nur  scheinbar  gliickliclier  f 

wesea:    denn    fehlt   es  uns  gleich  oic&l' 

Laien,  welche  aus  Grüfenberg  heimgdui 

jede  Krankheit  durch  QuelKvasser  vertiti 


—    77 

können  .meinen  und  jeden  Arzt  für  einen 
ftmischer  ansehen,  so  ist  doch  ihre  Zahl 
ring  und  nimmt  sichtlich  von  Tage  zu 
Ige  ab.  9 

Stettins  Aerzte,  ohne  gerade  durch  grö- 
;re  literarische  Wirksamkeit  sich  weit  be- 
imt  gemacht  za  haben,  tragen  darch  prak- 
ch  tüchtige  Leistungen  in  ihrem  Berufe 
s  Ihrige  ^i,  um  das  Vertrauen  zur  Medi- 
I  unter  ihren  Mitbürgern  zu  sichern,  und 
rfen  ihrem  Streben  nach  ächter  CoUegia- 
ät  die  geachtete  und  ehrenvolle  Stellung 
nken,  welche  dieser  Stand  bei 'uns  ein- 
mmt. 

lieber  das  Heilverfahren  derselben  ffe- 
gt  die  Andeutung,  dass  es  frei  von  den 
iswnchsen  unserer  Zeit  auf  acht  wissen- 
iaftlichem  Streben,  eben  so  fern  von  ge- 
ltloser Speculation,  wie  von  grober  Empi- 
f,  sich  gründet,  und  dass  die  firztliehe  Be^ 
ndlung,  den  Principien  rationeller  Medicin 
gend,  sich  im  Allgemeinen  der  herrschen- 
n  Krankheits  -  Constitution  anpasst. 

.  Die  Handhabung  des  Medieinal  -  PoU-^ 
iweseng  ist  Sache  der  Polizei  -  Direction, 
sicher  zu  diesem  Behufe  die  Kreis -Medi- 
lalbeamten  als  Sachverständige  zugeordnet 
id.  Wenn  es  einer  besonderen  Auseinan- 
rsetzung  der  Geschäfte,  welche  Gegenstand 
r  Medicinal- Polizei  sind,  nicht  bedarf,  so 

nur  als  eigenthümlich  unsrer  stadtischen 

dicinal- Polizei  zu  erwähnen,  dass  ein  je-» 

Leichnam    vor    der  Beerdigung    durch 


—    79    — 

mit  grösserem  Comfort  für  diese  Stände 
stattete  Abtheilang:  nicht  existirt  Eine 
iterung  der  Anstalt  zu  diesem  Behafe 
eint  an  einem  Orte,  wie  der  hiesige, 
eitig  höchst  wunschenswerth. 

Das  gegenwärtige  Lokal  des  Kranken- 
»,  welches  die  n'üheren  isolirten  städti- 
i  Krankenanstalten  in  sich  begreift,,  ist 
erbaut  und  vor  vier  Jahren  eröffnet 
en. 

Es  liegt  auf  der  Lastadie  am  Paruitz- 
le,  so  dass  es  eine  weite  Aussicht  über 
Dderthai  und  eine  freie,  dem  Lichte  und 
Liuft  Kugängige  Lage  hat,  und  besteht 
swei  Flügeln,  welche  einen  rechten  Win- 
mit  einander  bilden.  Der  eine  dieser 
A  liegt  in  der  neben  der  Parnitz  hin« 
aden  Strasse  gegen  Süden,  der  andre 
T  zur  Parnitz  Führenden  Querstrasse  ge- 
Westen, und  der  erste  hat  eine  Länge 
189,  der  andre  von  140  Fuss. 

Mit  ihrer  Rückseite  schliessen  beide  Flu- 
len  Hof  ein,  >velcher,  viereckig,  an  sei- 
beiden  anderen  Seiten  von  einer  Maoer 
iben  ist.  Beide  Flügel  bestehen  luui 
über  dem  Erdboden  erhabenen  JSontar- 

zwei  Stockwerken  und  einem  mit  Äh 

Dache  bedeckten  Boden. 

Vom  Boden  bis  zum  Sonterraia  ist  dn 
ude  in  mehrere  Abtheiinngen  gesdüoien, 
denen  die  finsserste  gegen  Südosten  für 
pockenkranken,   die  dann  folgende  Mk 


^               nicXü  stellt.  '  In  sSmuUicS 
linilun  sich   im  ersten  Stock 
lirhen,  im  »weiten   die   müni 
und  in  dem  äoaterraia  die  ßl 
den  Pockenkranken  auch   eti 
Zimmer. 

1       .                  Ausser  den  Uadevorrichtii 
ncD-  und  Dampfbüder    befin« 
Souterrain     die     Küche,    Wi 
Sectionslokal   und  Hdlz^lass 

^■L         gen  des  Armenhanses,  weicht 
^^H        dem  Krankeohause  nichts  get 

^V               Durch   die   beiden  Stoeh 
^V          durch  breite  helle  Trepjiefl  o 
^V^          Verbindung    gesetzt    sind,    li 
^^^        den  Krankenzimmern    die    eb 
^B       hellen  und  luftigen  Corrwh^ 
^^H       verschiedenen     Cltationen'  ^H 

—    81     — 

nzimmern  die  Wohnungen  des  Wundarates 
d  des  Inspectors  and  ein  besonderes  Ad- 
Distrationszimmer;  in  dem  zweiten  Stoek- 
»rke  ausser  den  Krankenzimmern  ein  Ge- 
htszimmer  vorhanden.  Von  den  Eranken- 
nmern  ist  in  jedem  Stockwerke  eins  für 
sfangne,  eins  für  Geisteskranke,  und  eins 
r  Augenkranke  bestimmt  und  zweckmässig 
igerichtet. 

Im  Ganzen  sind  die  Krankenzimmer  auf 
le   Gesammtzahl  von  etwa   162  Kranken 
berechnet,  dass  auf  jeden  Kranken  60  Qua- 
itfuss  Raum  kommen. 

Die  Höbe  eines  jeden  Zimmers  beträgt 
Fuss  3  Zoll,  die  Tiefe  20  Fuss,  wogegen 
Breite  der  Zimmer  vei*schiedeu  ist. 

Die  Zimmer  erhalten  durch  die  Fenster, 
3che  mit  Vorhängen  versebn  sind,  reich- 
^es  Licht.  Abends  geschieht  die  Beleuch- 
^  durch  Oellampen,  deren  Dämpfe  durch 
liren  aus  den  Zimmern  abgeleitet  werden'. 
2  Erwärmung  geschieht  im  Winter  durch 
Lndöfen  mittels  Holz. 

■ 

Als  Lagerstätten  dienen  eiserne  Bett«- 
llen,  welche  in  angemessenen  Entfemun- 
n  von  einander  aufgestellt  und  mit  einem 
''ohsacke,  Strohkopmssen ,  einem  kleinen 
srdehaarkissen  und  einer  woUnen  Decke 
rwhn  sind. 

« 

Die  Beköstigung  der  Kranken  geschieht 
si  der  gemeinsamen  Küche  nach'  vier  ver- 

Siirn.  Bd«  XCY.  St.  6.  6 


[ 


I 


—     82      — 

scliieildiieii  Diiitclussea    auf  V'erordnnn^  i 
Arztes. 

Den  Wasserbedarf  erhält  die  Amt 
mittels  einer  Wiisscrleitiing:,  ivelclie  so  c* 
struirt  ist,  dass  das  Wasser  aus  der  Pinö 
durch  Köhrea  bis  iu  die  Küche  uud  iii«ft 
deanstalten  euiporgepumpt  wird.  Nebea  k 
Wasserleitung  bestellt  ein  Piltrir-Appantr 

Kleidung  erhalten  die  Kranken  Sett 
der  Anstalt  nur  in  dem  Falle,  dass  sie  ii 
bedürfen. 

Die  ärztliche  Behandlung  leitet  mal 
Stadtarmenärzte,  welchem  der  in  dem  b 
kenhause  wohnende  Stadtwundarzt  nla 
sisteiit  zugeordnet  ist. 

Die  An'.neien  werden  aus  einer  sül 
sehen  Apotheke  entnommea. 

Die  öconomischcn  Angelegenheilen 
sorgt  ein  liispector. 

Das  Üiiter-Persoual  besteht  gegod 
tig  aus  einem  Portier,    drei    Wärtern, 
Wärteriunea  und  einer  Köchinn. 

In  einem  eignen  Anbau,  xu  welchen 
verdeckter  Gang  aus  der  Anstalt  ffihrt, 
finden  sich  in  gleicher  Höhe  mit  dem 
Stockwerke  die  Latrinen,  für  beide  GcscUi 
ter  getrennt.  Sie  sind  zwar  durch  W 
von  dem  Korridor  des  Krankenhauses  i* 
wiftAett,   vcrhreiten  aber  oft   (dadurdi 


—    83    — 

Deckel  offen  gelassen  werden)  ihre  fibe- 
Gerfiche  über  Treppen  and  Korridors. 
'  Beseitigung  des  Geraehes  sind  die  La- 
en  mit  starkem  Laftzoge  versehn,  setzen 
r  dadurch  die  Kranken,  ohne  dass  jener 
eck  erreicht  würde,  heftigen  Erkältungen 
Die  einzige  Abhülfe  des  üblen  Gera- 
i  gewahrt  bei  der  gegenwärtigen  Ein- 
tnng  noch  die  häufige  Ausräumung  der 
rinen.  — 

Die  Lage  des  Hofes  hinter  dem  Hause 
bereits  erwähnt.  Er  ist  geräumig,  unbe- 
Dzt  und  dient  sowohl  zur  Erholung  der 
tonvalescenten,  als  zum  wirthschafuichen 
irauche.  In  einer  Ecke  desselben  befindet 
L  das  Leichenhaus,  welches  zugleich  zur 
iiahme  aller  unbekannten,  im  Weichbilde 

Stadt  gefundenen  Leichname  bis  zu  ih- 

Beerdigung  benutzt  wird. 

Seit  dem  Jahre  1839,  d.  i.  seit  Eröffnung 

neuen  Krankenhauses  ergeben  sich  aus 

.  amtlichen  Tabellen  fol^nde  Yerhältnisse 

Behandelten,  der  Geheilten  und  derVer- 

cbenen: 


6* 


—     8*     — 


i 


i 

t'hJ 

1 

1 

£ 

J 

163» 

930 

IfiO 

48 

laoo 

902 

BOÜ 

70 

IB4I 

»23 

757 

79 

3 

IB42 

1122 

»21 

J02 

- 

r 

I 
I 

■  ImJalire  1839  betrug  dieDurrhsdii 

I  7,ahl  der  täglich  im  Krankeiihause  Verj 

B  ten  81  und  die  Durchschnittszeit  des  Ad 

I  baKcä  ia  demselben  32  Tage. 

Im  Jahre  1840  die  DurchsclinittsziJ 
täglich  Verpflegten  86  und  die  Diirchsch 
zeit  32  l'«ge. 

ImJalire  1841  die  Durchschnitlsiil 
tfiglich  Verpflegten  75  j  und  die  Dordnd 

Mit  29^  Tage. 

Im  Jahre  1842  die  Durcbschniltsa 
täglich  Verpflegten  92  Jnnd  die  Durdud 
zeit  30|  Tage, 

Das  Königl.  HebammeHlehritutUtl, 
DirectioQ  des  hiesigen  Regierungs-Hn 
Rathes,  befindet  sich  in  einem  gemid 
Lokale  im  Hanse  des  ersten  Hebautt 
rers.  Die  bauliche  EinrichtuDe  iet  dm 
zweckmässig  sowohl  für  den  CDtmicU 


—    H    — 
tkMMngnle  <W  M 

'  Den  Uoterrffftr  tttSflUni  iwei  Lebnr 
ducDd  .eines  lulll|Angen  Wintereanas 
dl  dem  Lebibüeke  '4er  Oetartflomde  Ar 
?■  HnÜMlMf*  il'JM.K.-llKiia.lStMlA 
Mlin  1839). 


^Die  ScbnlerioneH,  dereo  Zahl  nach  deek 
Bfflnaligem  Bedürfnigge  neu  anznstelleiider 
Mmmen  ia  dem  Stettiaer  und  dem  west- 
len  Theile  des  Cöslincr  Regieningsbezir- 
I  dilTerirt,  dürfen  nicht  über  30  Jahr  alt 
h  nnd  müssen  sich  'la  ihrer  Aufnahme  über 
K  körperliche,  intellectuelle  und  moralische 
fshigung  ausweisen,  und  erhalten  gegen 
"hlung  von  vier  SiUjergroschen  für  den 
£  Beköstigung,  wogegen  sie  fürWohnnng 
i  Unterricht  nichts  zu  entrichten  haben.   . 

-DAibitaOntiirriAtH'mri»  «fluni 
m'itMnmm  .antwitgeit   wului*»* 


ioi,  MtiBd«  nni  Hl  M  itnr 

nnltHtJ    Bb  ZaU  «r  äUA- 

er  An£lt  nalMMwMin»- 

»  nd  WIMbneriain  kdMt  a^'  «f 

U.  ,■;■'■:■;■''  ■■-';, 

«•ch'  BteMilM'  tol«i#n*MNl . 


—     86     — 

ihrer    Approbation    dnrch    Comoiigsarien  k 
betreffeuden  Königl.  Repeningen  slalt  - 


Vou     den    flosologischeii     VerhäliaM 


Im  Allgememen  wird  darch  die  örtt 
Verhältoisse  Stettins   eine    Abweichung 
der  im  nordlicheu  Ueutschlnnd  und  io« 
weiterer    Ausdehnung    herrschenden  Krfl 
lieitscoDstitiitioti  nicht   bedingt.     Wenige 
ist  das   in  der  jüngsten  Zeit  nicht  del 
ceweseo  und  in  Stettin  hat   eben  80  ik 
dem  grösseren  Theile  von  Europa,  z» 
ftnff  dieses  Jahrhunderts  der  nervöse, 
1810  bis  182,^  der  entzüodiiche,   von 
an  der  gastrische  Ivrankheits-Charaktai' 
überwiegender    Hinueigang     zum    nenir 
und  etwa  seit  1837  der  katarrhalisch -fis 
matische  Charakter  mit  mehr   oder  wenj 
gastrischer  Complication  vorgeherrecht 

Auch  in  Stettin  waren  von  dem  ^ 
wissenschaftlichen  Interesse  die  Erschai 
gen  des  gastrischen  Krankheitscharikl 
welcher  Anfang  durch  remittirende  od 
termittireude  Fieber  gastrischer  Natof 
kundgab,  in  de«  Jahren  1831,  1832 
1837  unter  der  Form  der  asiatischen  I 
lera  und  im  Jahre  1834  unter  der  Fora 
demischer J6donwna/^e6cj-  und  Buhrmi 
CulminalionspuuWte  erreichte  und  seit  ■ 
Erscheinen  der  Cholera  vorzugswßW  i 


f 


'      —    87    -^ 

remittirende  und  unregelmassig  intermittirende 
Fieber  reprSsentirt  ward. 

Aach  in  Stettin  fand  sich  in  den  Jah* 
reu  1830  bis  1837  während  des  Frfihjahrs 
bisweilen  Grippe  in  epidemischer  Verbrei- 
tung ,  und  nach  1837  wurden  entschieden 
anstatt  der  Schleimhäute  des  Nutritions - 
Apparates  die  Schleimhäute  der  Respirations-' 
Organe  der  Hauptsitz  der  Krankheiten,  so 
dass  sich  in  allmähiigen  Uebergän^en  aus 
der  gastrischen  die  katarrhalisch  rheumati- 
sche Krankheitsconstitution  entwickelte,  welche 
in  wiederholten  Grippe  -  Epidemieen  ihre 
grösste  In-  und  Extensität  erreichte. 

In  ätiologischer  Beziehung  sind  fttr 
Stettin  als  allgemeinere  Momente  zur  Erzeu- 
gung von  Krankheit  hauptsächlich  zu  bezeich- 
nen: Jähe  Temperaturwechsel,  Ausdflnstun- 
fen  des  Wiesengrundes,  auf  welchem  ein 
heil  der  Stadt  erbaut,  und  welchem  die 
übrigen  grosseren  Stadttheile  benachbart  sind, 
der  beschränkte  Raum  und  die  beengende 
Bauart  der  Stadt. 

Alle  diese  Momente  sind  der  Art,  dass 
sie  während  der  wärmeren  Jahreszeit  am 
wirksamsten  sein  müssen,  so  dass  man  a 
priori  auf  eine  während  des  Sommers  bedeu- 
tendere Anzahl  von  Kranken  schliessen  dflrAe, 
ein  Schluss,  der  sich  auch  durch  die  Erfah- 
rung bestätigt. 

Ueberhaupt  darf  als  eigenthSmIich  nicht 
allein   für   Stettin,  sondern  auch   fär  ganz 


—    89     - 

itiger  gestalten,  als  in  anderen  grSs- 
Stüdten,  wie  sich  das  namentlicb  aneb 
Cholera -Epidemieen  erwiesen  hat 

ichts  desto  weniger  mnss  der  Fremde 
eilichbei  uns  ac(£niatisiren,  wohin  vor 
das  Gewohntwerden  der  jähen  Tem- 
'wechsel  gehört  Oft  handelt  es  sich 
igs  hauptsächlich  darum,  dass  er  seine 
düng  diesen  Witterungsverhältnissen 
e,  80  dass  besonders  diejenigen,  welche, 
ibgehärtet  zu  sein,  diess  unterlassen, 
den  Tribut  unter  der  Form  acuter  oder 
«eher  Rheumatismen  zu  entrichten  haben. 

den  Jahren  1833  —  1842  sind  im 
1  266  Erkrankungen  an  Poeken  und 
2r  29  Todesfälle  vorgekommen  und  zwar 


lis  Aug.  1833     .    . 
ind  December  1833 
uze  Jahr  1834  hind 
i  1835  .... 
ber  1835   .    .    . 
r  1836  .... 
3  October  1836  . 
r  bis  Juni  1837 
»is  Juni  1839     . 
iber  1839  .    .    . 
>is  August  1840 
ber  1840    .    .    . 
ier  1841    .    .    . 
bis  August  1842 
ber  1842    .    .    . 


20  Kr. 

7 
76 

7 

3 

2 
33 
16 

6 

1 
10 

1 

3 
79 

2 


» 


» 


» 


» 


» 


» 


» 


» 


» 


» 


» 


» 


» 


2  Todte 
1 


2 
7 
1 


» 


» 


» 


M 


» 


n 


» 


» 


» 


» 


n 


3» 


» 


Summe    266  Kr.  29  Todte 


wenn  mich  die  Krälzkranli 
ren  Ständea  angeliörig,  me 
keahäuserii  bebnndelt  wei 
diess  kcineswegcs  bei  den 
Fall ,  von  welchen  eio  ^i 
Wohnung  behandelt  wird, 
haupt  g»r  nicht  ärxtliclte 
Buchen. 

Dnss  aber  die  Syphilii 
tet  in  Stettin  ist,  üe^t  si 
in  dem  gänzlichen  Alanj 
wodurch  trotz  aller  polise 
keit  die  Winkelhurerei  imi 
greift.  Eine  Stadt  mit  so 
wohncrKfthl,  einer  so  stHrk 
so  grossen  Menge  von  Ma 
tern,  welche  der  Hnndel  \ 
nothwendig  ölTentlicher  Bo 
ter  medicinal- poli/eilicber 
Die  Sittlichkeit  wird  yjM 
werden,  wenn  der  MiiD^I 


—    91    — 

mgt  sehr  richtig:  die  Yermehning  der  un- 
ehelichen Geburten  in  den  letzten  Jahren 
seigt.  das8  mit  dem  gesunkenen  Flor  der 
öffentuchen  Häuser  und  der  privilegirten  Dir- 
nen Iceinesweges  die  Iftttuchkeit  sich  in 
gleichem  Verhältnisse  gehoben  habe. 

Als  die  häulSffSten  sporadischen  Krank- 
Aaifon  sind  im  Allgemeinen  zu  bezeichnen: 
katarrhalische  9  rheumatische  und  gastrische 
Affectionen,  Scropheln,  Gicht,  Gelenkrheuma- 
tismen 9  Wechselfieber,  krampfhafte  Krank- 
heiten, chronische  Krankheiten  der  Athmungs- 
und  aer  Ernährungsorgane,  Blutflfisse  und 
Anomalien  der  Menstruation.  Rein  entzflnd- 
liche  Krankheiten  sind  in  den  letzten  Jahren 
selten  gewesen. 

Unter  den  sogenannten  äusseren  Krank- 
heiten sind  chronische  Exantheme,  Fussge- 
schwfire,  Eingeweide-  und  Knochenbräche 
und  leichte  äussere  Verletzungen  diejenigen, 
welche  vorzugaveise  die  ärztliche  Behand- 
lung in  Anspruch  nehmen. 

Nach  dem  verschiedenen  Lehensatter  ist 
mitRäcksicht  auf  die  am  häufigsten  vorkom- 
menden Krankheiten  zu  bemerken:  dass  in 
den  Kinderjahren  Krämpfe,  Atrophie,  Magen- 
erweichung, Seropheln,  Rhachitis,  Hydroce- 
phalus,  Helminthiasis,  Bronchitis,  Croup,  Stick- 
husten und  acute  Exantheme,  —  in  den  Jahren 
von  15  bis  30  acute  und  chronische  Lungen- 
krankheiten, —  in  dem  reiferen  Mannesalter 
chronische  Unterleibskrankheiten  (besonders 
Hämorrhoiden  und  Kardialgien),  Gicht,  Rheu- 


—    »3    - 

'         Die  Beschwerden  des  Dienstes  seheinen 
'  zwar  in  so    fern  einflassreioh   gewesen  za 
^  sein,  als  die  bedeutendste  Menge  von  Erkran- 
kpngen  immer  zu  Zeiten  stattfand,   wo  der 
Dienst  besonders  b/eschw<Qrlich  war,  aber  es 
i  ist  umgekehrt  oft  bei  den  grösstea  Strapa- 
I   zen  km  Typhasfall  vorgekommen.     YöUir 
I    frei  davon  sind  unse^  Zutippen  gewöhnlich 
'    dann  gewesen,  wenn  sie  eine  Zeitlang  aus- 
I    serhalb   der  hiesigen  Garnison   standen.   — 
!    Demnach  scheint  die  gastrisch  nervöse  Krank- 
heits -Constitution  der  eine  Faktor^  und  die 
in  dem  Mih'tardienste  unvermeidlichen  schfid- 
liq^en  Einflüsse  (grosse  Ermüdung,    Erkäl- 
tung,   Erhitzung,  schlechte  Ernährung  etc.) 
oder  auch  locale  Schädlichkeiten  der  andere 
Faktor  zur  Erzeugung;  dieser  Krankheit  zu 
sein.    Gegenwärtig  überwiegt  zwar  der  ka- 
tarrhalisch-rheumatische Krankheitscharakter, 
aber  bei  der   nahen  Verwandtschaft  katar- 
rhalischer und  gastrischer  Alfectionen,  welche 
auf  demselben  Boden  der  Schleimhäute  wu- 
chern, ist  der  gastrische  Charakter  nur  in 
den  Hintergrund  gedrängt,  keinesweges  ganz 
beseitigt,    uud  so  sind  denn  in  den  letzten 
Jahren  die  Typhus -Erkrankungen  der  hie- 
sigen Garnison  seltner  geworden,  aber  ihr 
Ende    erreichen   dürften   sie   wahrscheinlich 
nicht  früher,  als  bis  auch  der  gegenwärt^e 
epidemische  Krankheitseinfluss  einem  durcn- 
aus  abweichenden  Platz  gemacht  hat. 

In    Lessers   Monographie*)   findet  sich 


*)  Entzündung  und  Vcrschwäning  der  Schleim- 
haut des  Vcrdauungscanals.  Berliu  1830. 


2 

!  III. 


Kurze  Nachrichten  und 

Auszüge. 


1. 

Praktische    Miscellen 

und 

Lesefruchte 

aus  der  ausländischen  Utteratur. 
Vom  Herausgeber. 


Firnis  puerperaÜ8,  —  Herr  Gihaon  fand  bei 
einer  an  dieser  Krankheit  verstorbenen  Frau 
nicht  bloss  die  Zeichen  einer  Peritonitis  mit 
Ansschwitzung  und  Adhäsionen  auf  dem  gan- 
zen serösen  Ucberzag  der  Därme,  sondern  auch 
eine  sehr  weit  verbreitete  Aflection  der  Darm- 
schleimliaut,  besonders  der  dünnen  Därme. 
Diese  bestand  in  dunkel  rothen  Flecken  von 
der  Grösse  einer  kleinen  Erbse  bis  zu  der  einer 
Krone  (Geldstück)  mit  zahlreichen  and  ausge- 
dehnten Blutgeiasseu  durchzogen.    Au  mehreren 


«lu  m 


,  aiu 

ja  sf^lhst  HurMÜHiicr,  die  lult  a 
ruDg  Ifameii,  überfragen  ward« 
iler  cngliaclicn  Acrate  iiljer  tljc 
sehr  vcraphiedcii.  /^pMon  hl 
fieher  nicht  für  eine  Enlziiixlun; 
>lass  es  aus  einer  vordrrbUMi  I 
BluivH  entstelle.  Bnma  dageg 
als  eine  Peritonitis,  bei  welche; 
lagiuBi  obwalte,  aati  Annsirotig 
ilureh  Typhus  •ibdoininalis  con 
Jung  des  PcrilnnaeHms  nml 
Dr.  Ilanitay  sagt:  »riceratioiinii 
Abtrennung  der  i^chleimbaiit,  r 
Flexura  sigmoiilea  nnil  dem  Colu 
uiizweifclhartc  Zeichen  eines  £u 
des  dieser  Tlieilc.  Auch  im  9 
zahlreiche  dunkclrothe  Flecke, 
als  die  Häiric  der  iunern  PIScl 
iiehuicn,  und  die  ubrif^e  Schi« 
falls  verändert:  blassrolJi 
zig  ^elb  oder 
durchzogen, 
Aehnliche   Erscheiuunffeii 


i 


—     97     — 

Herr  Gibmm  der  Ansicht  Armairong's  bei  and 
«rklSrt  das  Kindbettßeber  fär  einen  Tjphas  ab- 
dominalis, bei  welchem  bald  die  entzündliche 
Reizung  überwiegend  vorwaltei,  bald  aber  ein 
allgemein  asthenischer  Zustand  mit  Hinneigung 
snm  Putriden  nicht  ieu  verliennen  sei.  Die  Func- 
tionen des  Wochenbettes  werden  meist  dabei 
gestört;  —  nicht  aber  ist  dies  immer  der  Fall 
uad  Lochien  -  wie  Milchsecrction  dauern  zuwei- 
ieo  bis  zum  Tode  der  Kranken  wenig  oäer  gar 
nicht  verändert  fort.  — -  Was  die  BeharuUvng  des 
Kindbettfiebers  betriiTt,  so  sind  die  Methoden, 
welche  die  Aerzte  dabei  belblgeu,  von  sehr  ver- 
schiedner  Art:  1)  die  streng  antiphlogistische, 
2)  die  excitirend  roborirende  durch  Tonica  und 
Antiseptica,  3)  eine  Methodus  mixta:  Anfangs 
entzündungswidriges  Verfahren,  dann  uumittcli^ar 
darauf  ein  excitirendes,  '4)  Emetica,  dann  Opium 
China,  Camphor  etc.,  5)  die  innere  und  äussere 
Anwendung  des  Terebkähms  vom  Anfange  der 
Kranitheit  herein.  —  Als  allgemeine  Regel  für 
die  Cur  stellt  Herr  G.  folgende  auf:  Man  be- 
schränke den  entzündlichen  Zustand,  entferne 
alle  krankhaften  Secretioucn  und  erhalte  die 
Kräfte.  Er  empfiehlt  die  grösste  Vorsicht  bei 
Anwendung  der  Blntentziehuugen,  die,  wenn 
frühzeitig  und  mit  gehöriger  Berücksichtigung 
der  Krälte  der  Kranken  und  ihrer  Individualität 
gemacht,  allerdings  den  besten  Erfolg  haben; 
unter  entgegengesetzten  Umständen  aber  auch 
grossen  Nachtheil  bringen  können.  Wo  also 
allgemeine  Blnteutziehuugen  nicht  dringend  an- 
gezeigt wären,  soll  man  bloss  örtliche  vorneh-' 
men,  doch  wäreu  auch  diese  uicht  in  allen  Fäl- 
len nöthig.  Nächstdem  haben  ihm  Cktlamel  mit 
Opium  f  Mucilaginosa  und  Emollientia,  zur 
Ableitung  Terebinthin  und  Blasenpflaster  am 
meisten  genutzt.  Vom  Ckdomel  sagt  er,  dass 
wenn  er  es  frühzeitig  und  in  kleinen  oft  zu  wie- 
derholenden  Dosen,  gegeben  |   so  dass  es   bald 

Journ.  BdL  XCV.  $L  6.  7 


—    99    — 

9 Krankheit  fortdauert ,    und    ich    raihe   sie  nicht 
I  durch  Mercarialien    verbessern  za  wollen .   son- 
■dem    sich    bei    der   Behandlunij^    dieser   Fieber 
( aof  leichte  salinische  Mittel  (Bransepalver)  und 
!  sweckmässige    DiSt    su    beschränken    und   den 
Naturkräften  zu  vertrauen.    8eit  zwei  oder  drei 
Jahren    hat   sich   äbrigens  (fiigt  Herr  C.  hinzu) 
die  Natur  dieser  Fieber  sehr  geändert,   so  dass 
jetzt  Blutegel  bald  am  Kopf  bald  in  der  Magen- 
gegend   oder   an  andern  Stellen   des   Unterleibs 
reichlich  angesetzt  werden  müssen, während  früher 
fiberaus  selten  bei  Tfphusfiebem  Blut  entzogen 
wurde   und   man   selbst   da,  wo  Complicationen 
mit    örtlichen  Entzündungen   statt   fanden,    nur 
mit  Zagen    zur  Lancette  griff.     Jetzt  ist  offen- 
bar die  Disposition  zu  Entzündungen   und  acti- 
ven  Congestionen  der  Eingeweide  beim  Typhus 
vorwaltend  und  der  Schwächecharakter  tritt  mehr 
in  den  Hintergrund,  (ibid.  7.  May  1S42.  p.  178). 


Bruch' Einklemmung  gehohen  durch  das  Au8* 
saatgen  mU  einer  ekuiisGhen  Möhre,  —  Herr  C.  fVeb* 
her  in  Suffolk  erzählt  den  Krankheitsfall  eines 
jungen  Mannes  von  zwanzig  Jahren  mit  einem 
angeborenen  Scrotalbruch ,  welcher  seit  zwei 
Tagen  ausgetreten  und  eingeklemmt  war,  weil 
Fat«  das  Bruchband  während  der  Arbeit  abge- 
lassen hatte.  Der  Bruch  von  der  Grösse  eines 
Gänseeies  war  sehr  schmerzhaft.  Das  gewöhn- 
liche Heilverfahren  und  wiederholte  Bepositions- 
versuche  blieben  erfolglos  und  es  sollte  zur 
Operation  geschritten  werden.  Da  kam  Herr 
IV,  auf  den  Gedanken,  nach  des  Dr.  O'Bebme 
Vorschlag,  eine  elastische  Röhre  per  annm  ein- 
sabringen, nachdem  zuvor  ein  Klystier  gegeben 
worden  war.  Er  nahm  dazu  die  Oesophagus - 
Röhre  der  Weissschen  Mageupampe  vnd  es  ge- 
lang diese  in  der  Länge    von   26  Zollen  (I)  in 

7» 


,         —    1«!    ^ 

AMMdMen;  /^i^sMicIie  C^nlliliMtiiBiBVBg,  Hers« 
JMMmi  iiDd  Sehwindel,  wekbe  besottden  ein« 
dMM,  wenn  der  Kranke  nfiebierji  isi  oder  eben 
Jjgtt^ <iahtnn«leeruM  haue,  wenn  er  aielf  anf- 
JmttiM  oder  pl9id[idi  nach  oben  nebt,  mad  die 
^yiiMitome,  an  welcbon  nan  dieaen  £aal«nd  er- 
JmmfL  Die  BeridtaiehiigiiBg  der  Anteeeden« 
j4ir*,ia( '  dabei  Von  groaier  W|cfctigkeit.  Aaslee- 
^plAN|OB  bringen  awar  momentane  Erleicbtemng 
.jjpfe'  Symptome  berrpr^  baben  aber  apSter  Yer» 
■MtmmifiiHjt  tor  Fblge;  dagegen  ein  erregend« 
^^ftabendes  Verfabren  danemde  Besaemng  be- 
drihfkt«  -Dieaer  Punkt  mnas  besonders  Ton  an- 
^{«lionMlett  Praktikern  sorgftUig  beachtet  werden. 
\fcor  ancb  bei  wahrer  Anaemie  fauin  actire 
Umblatong  eintreten.  Hwiamn  fiind  ein  Blnt- 
iMgnlnm  im  Gehirne  einer  Fran,  welche  unter 
tttomorrhagia  uteri  plOtslicb  gestorben  war, 
ami^  Thwers  sab  Iidiches  im  Acte  der  YenSsec- 
*tM  selbst  erfolgep.  Bm^.  Bpoiie  macht  darauf 
Hpilhierlisamy  dass  su  reichliches  und  wiederholtes 
'mderlassen  oft  ein  grdsseresYoHsein  desPuIses, 
"kach  Schwindel  und  Kopfschmers  enseugt^  wel- 
f^fhei  deif  Unkundigen  rerföbren  könne  noch 
I^Wissere  Blntentsiehungen  su  machen,  wie  2.  B. 
<M  Commotio  Cerelwi  som  grdssten  Nachtheii 
Hmt  Kranken.  '  {Bif.  möchte  hier  auf  die  t&u- 
limhcode' Plethora  aufmerksam  machen,  die  nach 
i^clHronischen  Cterin-  und  Himorrhoidal-Blutongen 
ilieobachtet  wird.  Letstere  namentlich  werden 
i^ft  Ton  dem  Kranken  nicht  geahnet  und'Tom 
llArste  flberseben,  der  ungeachtet  des  ÜTiden 
^Ansebenr  des  Patienten,  wegen  der  FiUe  und 
'Ordfse  des  Pulses,  wegen  der  Heftigkeit  des 
iVopfocbtaerses,  des  Schwindels,*  Ohrensausens 
hknd  sonstige  Störungen  der  Sinnesfunctiouen 
tWi  einer  antiphlogistisdien  und  ableitenden  Cor- 
^mothode  Terharret,-  'die  das  Uebel  nötbwendig 
Wrmehren  und'  einen  unglücklichen  Ausgang 
liorbeiffihren  muss).     3)  DjtjMpaie  uitd  CaAexie. 


«_    103    ~ 

^itx  iler  Apoplexie  y  da  bei  derselben  dessen 
^^^rundfonctioiien,  £nipfiadong,  Bewe/i^ang  und 
.  .-eistesthätigkeit  gestört  werden.  Allgemeine 
^'leihora  des  Gehirns  ist  aber  nicht  die  alleinige 
^'raache  des  Schlagflusses;  vielmehr  kann  im 
^fe§;ensatc  wahre  Blntarmnth  ihn  auch  berbei- 
.^hreo.  ort  belehrt  uns  selbst  die  Section  nicht 
^,enügend  über  die  nächste  Ursache,  nnd  zeigt 
^na  mehr  die  Wirkungen  als  die  Ursachen. 
^eine  Art    des  Befundes   ist  eine   absolut  con- 

tante.    .  Vergiftung   ist    ein    apoplektischer  Zu- 

tand,  den  wir  von  der  gewöhnlichen  Form  des 
pSchlagflnsses  bloss  nach  der  Ursache  zu  unter- 

tcheiden  vermögen;  wir  finden  dabei  weder 
^^Intextravasiat  nochErgnss  von  Serum.  -^  (The 

Uncet  23.  April  1842.  p.  138). 


^  Cyanosia.  —  Dr.  Bell  Fleischer  erzählt  einen 
iPmW  von  Blausucht  bei  einem  Manne  von  21 
^'Jahren.  Dyspnoe,  Herzklopfen,  Anasarca  und 
%laue  Farbe  der  Haut  waren  die  wesentlichen 
■'^Symptome.  Das  Thermometer  zeigte  in  der 
'Achselhöhle  und  im  Munde  nur  80^  F«  und  die 
fZeidien  der  Pubertät  fehlten.  Heftiges  Schla- 
^geo  des  Herzens  war  in  der  Mitte  des  Brust- 
''beins  zu  fühlen  und  man  hörte  ein  Blascbalg- 
^geräusch,  welches  mit  dem  ersten  Herzgeräusch 
f'  anfing,  das  zweite  aber  ganz  maskirte.  Die  Sec- 
0'tion  ergab  Erweiterung  und  Hypertrophie  des 
i  Herzens.  Die  Scheidewand  der  Herzohren  fehlte 
0  gänzlich  nnd  die  Höhlen  beider  waren  in  eine 
i  verwandelt.  Dr.  Gregory  bemerkt,  dass  bei 
^  hknuüchiigen  Kindern  sich  rdemala  Hmdkrankhei^ 
*  ten  entwickelten,  doch  habe  er  kürzlich  ein  sol- 
'  ches  vaccinirt  und  gesehen,  dass  die  Kuhpocken 
aich  vollkommen  ausbildeten,  nur  mit  dem 
Unterschiede,   dass    die  Areola  nicht  carmoisin 


—    105    — 

ien  es  als  ein  Specificnm  gegen  Febris  pnerpe- 
ralis;  andere  rühmen  es  als  das  sicherste  Mittel 
gegen  Bandwarm  nnd  Epilepsie.  Herr  OM  nan 
als  Specificnm  gegen  die  Phoiobia  scropholoaa. 
Die  von  ihm  gegebenen  Dosen  sind  offenbar 
sn  stärk;  in  einem  der  beiden  hier  beschriebenen 
Fälle  erfolgte  Blntharnen  danach;  wollte  man 
es  rersuchen,  so  mfisste  man  nnbedingt  vor- 
sichtig mit  kleinern  Quantitäten  beginnen  und 
allmfthlig  wenn  auch  -  schnell ,  steigen.  Bei  uns 
scheint  das  Mittel  sehr  ans  dem  Gebranch  ge- 
kommen SU  sein 9  wir  erinnern  nur  daran,  daas 
Lenim  so  wohl  den  TerebkUMn  in  8ubstans  als 
auch  das  Oel  gegen  Rheumatismus,  Häftwifh 
und  gegen  Wassersucht  empfohlen  hat,  (im  1« 
Bande  dieses  Journals  und  in  seinen  Beiträgen), 
wie  vor  ihm  schon  Cheymey  und  Home  und  spä- 
ter Her»  und  Thilenhia.  —  Als  ein  in  der  Thai 
sehr  wirksames  Mittel  gegen  GaUenüeme  und 
chronische  Leberaffectionen ,  wogegen  schon 
Boerhatwe  und  JVhiie  es  empfohlen  haben,  müs- 
sen wir  das  Ol.  Tereb.  ans  eigener  Erfahrung 
rühmen  und  zwar  in  der  bekannten,  oder  bes- 
ser gesagt  nicht  genug  bekannten  Mischung 
der  Durmideechen  Tropfen :  aus  zwei  Theilen  Ol. 
Tereb.  und  drei  Theilen  Schwefeläther  dreimal 
täglich  zu  acht  bis  zehn  Tropfen  u.  s«  w* 


Jod'Tmdur.  J^napriismng  derseßen  wut  £»- 
dicakur  der  Hydrocele.  —  Wir  haben  schon  frü- 
her auf  das  Verfahren  aufmerksam  gemacht, 
über  welches  jetzt  Herr  J*  R.  Marim  einen 
neuen  Bericht  abstattet.  Derselbe  war  Arzt  im 
Hospitale  für  die  Eingeborenen  zu  Calcutta  und 
hat  die  Radical  -  Operation  der  Hjdrocele  da- 
selbst in  den  Jahren  von  1832  bis  1839  zusam- 
men 2393  mal  gemacht  und  zwar  an  1265  Hin- 
dns,  1076  Mobamedanem   und  an  62  Cliriston. 


. '  •   .  ^  .  ' 


mmh  Mk9k»  mV»  lekwMli  «dir  pU •  rMn- 
jlHäfc  mU»  Biatteim  «od  ■kiiL  Mtt:Jmfr  Zeit 
1^  hUmi  Poekenepidemien,  dtncn.  ^e*  mngamiM 
lUliumy  Teradiont  geblieben,  (Beliebt  des  Herrn 
jjBwrfhr  A  CTeMJri  «»  ;die.  Acndtete:  d^^^Hed. 
Ilib^ifril  IMS,  i»  AreUvM  §dm6naei  Hai  1842. 

l"«^.  a»  ■■  II  mii»!     * . 

f'*''      ■       '    ■      '  ■    ,     -  ■.■■■■,. 

INL  .jTfcoHf  B^a€y  welcbee  in  Holland  durch 
Avefcocben  der  Leber  des  Rochen  gewonnen 
wkdylisi  TOB  den-  Hus»- OiraWlIn  vad  Jnhifaj 
aiiswliiih  «atersaeU  irovdea.  Es  se|g4  ittaseU 
iMMi  BesiaiKltheila  wie  das  OL  leeort»  JMHi, 
iMibilt  aber  In  eiaeai  lÄires  0,18  Jodkali^  Isis- 
dagegen  nar  S^l&  (ibid.  p«  111). 


Afora  VOM  ungMMMtm  Kalk.  — ^  ftiwalrer» 
4ar  Kalh  von  eiaem  zosanrntengerallieaf  Karien- 
blatt  «n^^ben^  einen  halben  Zoll  hoch  anf  die 
Haut  gebracht,  wird  mit  einigen  Tropfen.  Was- 
ser befenchtel.  Nach  wenigen  Minnien  bliht 
der  Kalk  anf  und  trocknet  wieder;  es  entwik- 
kelt  sich  dabei  aber  ein  Wirmegrad^  der  bis 
anf  800^  F.  steigen  kann.  Je  aadbdsai  man 
eine  grössere  oder  geringere  Menge  Kalk  .anwen^ 
^et  oder  ihn  Üngere  oder  kfirsere  Zeit  oiowiiv 
«hon  Usst,  können  die  Terschiedenen  Grade  ei- 
ner mehr  oberflSeblichen  oder  tieferen  Aatsnng 
bis  ßwt  Tttlligen  Zerstörnng  des  Cutis  eraielt 
werden.  (Dr.  IMomt  im  Dublin  Journal  Ja- 
nuar 1842).  -  Hat  dies  Mittel  Tor  dem  belieb- 
ien  »Wimmr  CWurffaum  (ans  gleiehen  Theileu 
Aetakalk  und  kaustisaherii  Kali)  besondere  Vor- 


—    109    — 

■  ciiMion  davon  iiberseagen  könne»    In  einer  Avf- 
li   lö8un/[^    unter   Zusatz    einer  SSare    wirict    nach 

■  P^^  Erfalirnng  das  Thinin  nocii  schneller  nud 
man  bedarf  viel  geringerer  Gaben  als  wenn  inan 
es  in  Pulver  giebt.  Die  kräftigste  Wirkung  er- 
sielt man,  wenn   man  die  Solution  als  Klysma 

;    applicirt. 


Gegengift  des  QuecJcs'dher  -  SubUmais.  —  Als 
solches  sieht  Herr  Mkdhe  das  Schwefel -Eisen- 
Hydrat  (proto-sulphure  de  fer  hydrat^}  au.  Es 
ist  dies  an  und  für  sich  ein  ganz  unlöslicher 
Körper.,  der  aber  die  Eigenschaft  besitzt  den 
Sublimat  auf  der  Stelle  zu  zersetzen,  und  zwar 
erzeugt  sich  aus  der  Verbindung  beider:  Proto- 
Chlorus  von  Eisen  und  Bisnlphur  von  Quecksil- 
ber, welches  beides  ein  Paar  ganz  unschuldige 
Körper  sind.  (Gaz.  m^d.  1842.  p.  642.). 


Blausäure  in  DutuigegtaU  gegeti  Augenkrank^ 
heiien.  —  Englische  Augen  -  Aerzte  empfehlen 
diese  Behandluugsweise  als  höchst  wirksam  ge- 
gen alle  Arten  von  Hornhautverdunkelungen,  ge- 
gen scrophulöse  Ophthalniieen  nud  selbst  gegen 
Kaiarakil  —  Falsche  Diagnose  und  Uebertrei- 
bnngen  ■  werden  hierbei,  und  gewiss  nicht  mit 
Unrecht,  zum  Vorwurf  gemacht.  (The  Laneei 
7.  Januar  1843  p.  638. 


TympauiiU  käetiinaUtu  Einen  Fall  der  Art 
theilt  Herr  Levrai  der  Acad.  de  Med.  mit.  Die 
Function  heilte  das  Uebel  vollkommen  in^  vier^ 
zehn  Tagen.     Aehnliche  günstige  Wirknng  vmi 


—  111  — 

itBÜphlogistisclie  Cor  nothweudig  machten.  In- 
^itess  dauerte  die  entzündliche  Krankheitsconsti- 
ifation  nicht  lange  und  sprang,  bei  dem  Ueber« 
i(ange  der  Witterung  in  die  biliöse  Form  über^ 
|i«i  der  in  einseinen  F&Uen  sowohl  gleich  an- 
(ÜBglich  als  auch  späterhin  sich  entzündliche 
pl^omplicationen  geltend  machten.  Der  Charakter 
lieaer  Complication  war  aber  weniger  Seht  in- 
lammatorisch  als  vielmehr  gemischt  rheuma- 
iscfa »katarrhalisch.  Nichts  desto  weniger  aber 
»rforderten  diese  Beimischungen  eine  sorgfölli^e 
3eachtnng  und  selbst  wiederholte  Aderlässe 
seigien  eine  dicke  feste  Speckhaut.  Der  wahr- 
laffc  biliöse  Charakter,  der  sich  nur  für  kurze 
Seit  geltend  machte,  trat  in  seiner  reinen  Gestalt 
nur  in  einzelnen  fieberhaften  'Fällen  auf.  Auck 
i«h  man  zu  jener  Zeit  häufig  die  Gelbsucht 
theils  für  sich  allein,  theils  als  Begleiter  der 
Beberhaften  Leiden.  Von  den  Exanthemen  sah 
man  bloss  Varioloiden^  Varicellen  und  eine  sehr 
r  erbreitete,  mit  keinem  Allgemein -Leiden  ver- 
knöpfte, den  Masern  ähnliche  Roseola. 

Es  wurden  geboren:  479  Knaben  und 

417  Mädchen, 

~896  Kinder. 


Es  starben:  227  männlichen, 

154  weiht.  Geschlechts  uid 
340  Kinder  unter  10 Jahirn, 

721. 


Mehr  geboren:  175. 


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121 

—    115    — 

Anweise 

die  Herren  Mitarbeiter  des  Jooroals. 


Sämmtliche.  Houorare  för  die  Beiträge 
»s  letztverflossenen  Jahres  1842  siud 
ade  Mai's  per  Post  von  mir  berichtigt 
Orden.  Sollte  einer  der  geehrten  Her- 
D  Mitarbeiter  sein  Honorar  nicht  erbal- 
u  haben,  so  ersuche  ich  ihn  ergebenst, 
Iches  vor  Ende  dieses  Jahres  mir  an- 
izetgen,  da  spätere  Reclamationen  nicht 
igenommen  trerdenT  Stillschweigen  wird 
9  Quittung  betrachtet* 

Das  Honorar  itir  die  Beilrage  des 
ofenden  Jahres  wird  am  1.  Juli  1844 
{zahlt;  diejenigen  geehrten  Herrn  Mit* 
beiter,  welche  das  Honorar  gleich  nach 
im  Abdruck  ihrer  Abhandlungen  zu  er- 
Jteu  wünschen,  werden  gebeten,  es 
ifölligst  der  Bedaction  anzuzeigen. 

Uebrigens  erneuere  ich  dringend  die 
ttCj  mir  alle  Beiträge  mit  Buchhändler- 
degenheit  (an  die  OehnUgkes^he  Budi- 
ndlung  zu  Berlin)  oder  mit  der  fahren- 
in  Post  portofrei  an  mich  zuzusenden. 
Berlin,  d.  1.  Juni  1843. 

Dr.  F.  Busse. 

8* 


iir 


Zweites     Stück. 

Seile 
Fernere  Mittheilungen  über  die   enclermatlsclie 
Anwendung   des   Merkurs.      Vom    Sanitätsrath 

,  Dr.  p.  Basedow  in  Merseburg 3 

:,     lieber   den  Parasitismus   der  f^ungentuberkeln, 
nebst  einigen  kurzen  Bemerkungen  Behufs  der 
JSriBittelung   einer,    mehr    rationellen    BeKand- 
liing  der  Lungensucht«     Von  DrJ  Fr,  J.  Beh- 
rendt prakt.  Arzt  in  Berlin 37 

!I.  Kurze    Erinnerungen  aus  der  Praxis.  Von  Dr. 

Ign.  Bajriy  prakt.  Arzt  in  Berlin      .     .     .     •       84 
IT.   Kurze  Nacbrichten  und  Auszüge. 

1.  Nachricbt  Ton  der  Stiftung  eines  Deutschen 
Vereins  für  Heilwissenschaft 9{2 

2.  Praktische  Miscellen  und  Lesefrüchte  aus  der 
ausländischen    Litteratur.    '  Vom  Herausgeber.       99 

3.  Monatlicher  Bericht  über  den  Gesundheits- 
zustand, Geburten  und  Todesfälle  ron  Berlin. 
Monat  Januar 103 

4.  Zwölfter  Jahresbericht  der  HufelarutschesL 
Stiftung  zur  Unterstützung  noihleidender  Aerzte, 
nebst  Uebersicht  der  Einnahme  und  Ausgabe 
bei  derselben,  so  wie  bei  der  Wittwen-Vnter- 
stützungs-Anstalt  für  Aerzte  im  Jahre  1842  .  107 
Nacbricht  wegen  Fortsetzung  dieses  Journals.     109 


DrittesStück. 

lieber  die  Heilquellen  und  Bäder  Kurhessens, 
insbesondere  die  zu  Nenndorf  und  Nauheim, 
Von  Dr.  £,  Grandidier ,  prakt.  Arzte  und 
Geburtshelfer  zu  Cassel  .    '     .         .         .         .         6 

[.  Lebensrettung  eines  Erhängten  nebst  einigen 
allgemeinen  Bemerkungen  über  den  Erhän- 
gungstod.  Von  Dr.  Joel^  prakt  Arzte  in  Ber- 
lin   ,        . ,     51 

[I.  Praktische  Bemerkungen  ü1>er  einige  Heilmil« 
tel.  Von  Dr.  Otto  MohniAe^  ausübendem 
Arzte  in  Berlin        .         .         .        .         •         ^       73 

V.   Kur^e  Nachrichten  und  Auszüge. 
1.     Praktische  Miscellen  und  Lesefrüchte  aus  der 
ausländischen  Litteratur.    Vom    Herausgeber.       113 


2.  ainnullirbfr  B«fr 
iiiiiKnd,  Geliurtn 
IHunil  Feliri 


1 


I.       Urlxt  Oie  HrilqU«! 


keit  (Düctjolilhei,). 

[.  Zur  Pnlholo^e  roi 
Nolii  Ton  Dr.  )^.  . 

.  Ut'Iier  >Ur  VVjrliin? 
Ii  Ol  lieber  Dalilen|iaa 
C.  H,  SchuUi  iu  D 
Eine  Hrrnia  lacrali 
Kinde.      Vum   Dr. 


VI. 


tuchl    I 


C.    r.  Burdach,   in 
vn.  Kurze  Nacliiiuh(«n  < 
1,     Fernere  Nacbricbli 

Wien       . 
%     Prak  lisch»  Mitteilt 

auilttmlisrlien  Llltri 
i.     Mnnallicbel   B«is 

lUsUni),  Gchuturiyi 

Dlonal  narz      >^| 


l!el<er   den    flchlicfl 


>er,     Vom   Horralh 

UI.  ntiiihei1>iDp!o  au»  < 

Dt.  Eiaiir  m  BM 


119 


Seite 


■IV.    Kurze  NaeHricbten  und  Auszüge. 

1«     Praktische  Miscellen  und  Lesefrttcbte  aus  des 

auslftndischen  Litteratur.     Vom  Herausgelier.  •     '94 
2.     Monatlicher   Bericht   über  den  Gesundheits- 
zustand,  Geburten  und  TodesfXlle  Ton  Berlin« 
Monat  April 116 


'  SechstesStück. 

i 

'     I.     Veber   den   Schlagfluss.      Von  Dr.  Th.  Reiii' 

bold,  in.  Hannorer.     (Schluss.)        •         .         •        3 
'     II.    Medicinisch  •  topograpliische    Verhältnisse    der 
'  Stadt  Stettin.     Von  Br.  £,  H,  Müller,  KPnigl. 

Kreisphysicus  und  prakt  Arzte  zu  Stettin  53 

III.   Kurte  Naehifektcm  und  Autzflge. 

1.  Praktisehe  Miseelleil  und  Leacfrttehte  Aus  <der 
auslXndischen  Litteittur.  vVom  Heimuiii«ber    •      95 

2.  Monatlicher  Bericht  über  den  Gesuadheitn- 
zustand,  Geburten  und  TodesfXlle  Von  Beriin* 
Monat  Mai  *     HO 

Neue  Kuhpocken  Lyapke   in   der  KSnigl«  Schiits* 

impfungs-Anstalt  zu  Berlin      .«•••••  114 

Anzeige  an  die  geehrten  Mitarbeiter  des  Journals  •  115 

Inhalt  des  95sten  Bandes        .         u        :         •  '     *  116 

Namenregister  desselben          .         .         •      '  •         .  120 

Sachregister  dessdben    •         «      '   .                           .  126 


in 


Bremser.  V.  96. 

Breschet.    I,  93.    III.    116. 

IV.  56. 
9äg}^  V.  7.  lU 
«riquet  V.  99. 
Brodie.  VI.  101. 
Broufsais.  II.  42. 
Brück.  III.  n.  21. 
Buchner.  III.  81. 
Budge.  V.  43. 
Bunsen.  III.  83.   IV.  5.  7. 

8.  10. 
Burdach.  I.  53.  IV.  82.  86. 
Burns.  VI.  96. 
Busch.  II.  93. 
Busse.  II.  106. 
Buzorini,  I.  50» 


Camerarius.  IV.  35. 
Campbell.  II.   73.   74.   75. 

V.  106. 
Camus.  IV.  105. 
Capelletti.  V.  100. 
Carmichael.  III.  82. 
Carpenter.  II.  51. 
Carron  du  ViUards.  IV.  48. 

49. 
Carswell.    II.   39.    40.    41. 

55.  75. 
C  sper.  II.  93.  VI.  71.  90. 
r4istonet.  V.  96. 
Caientre.  V.  102. 
Chaussier.  II.  53. 
Chelius.  IV.  27.  28.  60. 
Cheyne.  V.  8.    16.    17.  24. 

40.  VI.  105. 
Chomel.  V.   101. 
aarke.  III.  114. 
Claubry.  VI.  106. 
Clay.  V.  118. 
aendinnio;.  V.    107.    106. 

VI.  98. 


Clulterboek.  VL  102. 

Cochrane.  VI.  104. 

Cohen.  V.  25.   30.  31.  33. 

Cormack.  V.  101. 

Corrigan.  IV.  99. 

Costa.  IV.  99. 

Co^van.    I.    110.    111.  112. 

II.  99.  100. 
Cnireilhier.  1.  86.  96.  106. 
Cullen.  III.  92,: 
Cunier.  IV.  27.  43.  45. 46. 

58.  60.  61.  62. 


Dance.  I.  86.  96. 
Delaharpe.  I.  111. 
Denman.  VI.  101. 
Deschamps.  IV.  70. 
Desmarres.  IV.  28.  32.  33. 

35.  37.  40.  60. 
Desorgues«  IV.  96. 
DeTergie.  IV.  105. 
Dieffenbachi  II.  93. 
Dierbach.  III.  72.  77.       . 
Ducros.  III.  116. 
Dum^ril.  III.  115. 
Dupuytren.  IV,  44. 
Dzondi.  I.  37.  II.  88. 


Ehrenberg,  II.  93. 
Eichhorn.  II.  93. 
Eilner.  V.  82. 
Elliolhon.  III.  J32.   91.  9). 
Embling.  II.  103^ 
d'Emery.   IV.   30.   91.  83. 

37. 
Engel  mann.  IV.  15.         *, 
Ephraim.  IV.  68. 


in 


-  '  Jansen.  V.  48. 

■  Jean  Paul.  V.  100. 

Jefi.  IV.  108. 
^    Jo€l.  III.  51. 
V    J«fcnson.  V.  95. 

J«net.>.  94. 

Junten,  ir,  98. 


Kellie.  V.  6.  t.  8.   9.  19. 

22.  VI.  38.  44. 
Kenten.  IV.  26. 
Xin^don.  III.  115. 
Kleiner!.  I.  96. 
Klu^.  II.  98.  108. 
Knox.  III.  119.  '^ 

Kühler.  III.  73. 
Kopp.  III.  82.  83.  85. 106. 
Kothe.  II.  93. 
Xrimer.  II.  90.  W.  42. 
Kriikenbcrif.  II. '30. 


Lachmiind.  IV,  30.  33. 
Laennec.   II.    41.    42.  54. 

67.  72.  V.  31. 
Lallemand.  V.  26. 
Lambron.  I.  95. 
Langenheck.  I.  37.  VI.  48. 
LanfttaC  II.  53. 
Law.  V.  97. 
Lecanu,  I.  43.  III.  120, 
Ledran.  IV.  59. 
Lentin.  VI.  105. 
Leo.  III.  73. 
Leroy.  III.  54. 
LeMer.  VI,  93. 
LessmaBn.  III.  Tl. 
Lonmt.  VI.  109. 
Ley.  IV.  104. 
Uebif .  IV.  €.  33. 
LUk.  IL  98. 


Linnecar.  III.  120. 
Louit.  II.  39.  42.  72.  VI. 

102. 
LOwig.  IV.  15. 
Lugol.  II.  56. 


Magee.  I.  109. 

Magendie.   I.   38.  46.    III. 

116.  IV.  97. 
Mandt.  III.  23. 
Marsh.  IV.  102. 
Marshall  -  Hall.    III..  H8. 

122.  IV.   100.  101.  102. 

103.  104.  107.  V.  9.  19. 

51.  55.  VI.  38.  44.   45. 

100. 
Martin.  VI.  105. 
Maunoir.  IV.  49. 
Mauthner.  IV.  89. 
Mayer.  V.  88. 
Meckel.  I.  86.  96. 
Merker.  III.  71. 
Messow.  I.  86. 
Mialhe.  VI.  109. 
Michaelis.  IL  89. 
Milscherlich.  II.  98. 
M«>hnike.  III.  72. 
Mohr.  I.  86.  97. 
Monigomery.  V.  105. 
Morgagni.  V.  11.  26. 
MosL  I.  10.  12. 
Maller.  II.  93. 
Malier,  B.'  M.  VI.  53. 
Murray.  III.  72.  V.  106. 


Nasse.  I.  43.  97.  V.  6.  7. 

8.  9.  11.  16.  21.  n.  25. 

30.  VI.  17. 
Negrier.  I.  112. 
Ncuhtr.  IlL  la 


m 


V,  107, 

VbetÜ.  II.  103. 

10. 

Ulrleli,  V.  le. 

54. 

1 

>9. 

• 

^  97. 

' .  • 

11.  87, 

v«ter.  IV.  ar. 

98. 

Vauquelin.  IV, 

^    • 


.   7,  8.   11.  17,      Veitk.  V.  9i^ 

VtlpeA^,   I.  107«   108.  V. 

IV.  48.  99.  100,^  VI,  ilO, 
36.  96.  IV,  iOS,      Viborg.  II,  9a 

I.  8. 
[.'105.  Wagn».  II.  98. 

'Waitk.  III.  6;  18.  19. 
Waldeck.  IV,  41.  50. 
Wallaeh.  V.  61. 
'  T.  Waltlier.  IV,  89»  W.  41. 

!.  104.  da  00.  «^  'i»:r:■^. 

98  vi.  48, 

'.  lli.        r  ■          WAlUbflNIgh,  III,  117. 

.11.28.     ^  WebiNnr.  VI,  99. 

26.  29.  .           Wejel«,  V.  »,               ? 

.43.  Wen«r.  M.  OÄ.     ^ 

.48.  '    WWte.  VI.  105. 

YL  105,  T,  WIebel.  Il,  108,    ^  ' 

115.  vruiüims.  IV.  9t;      

I.  101,       /  WHUeir,  III.  8.  e,  ».  ^ 

108.       >  W*ir;  II.  98. 

[I.  93.  VVenuiM.  III.  ill     ' 

I.  93.  108.  *          WuBd^rilek.  I.  15,  lt.* 

1.  103.  WvUer.  IV.  aa* 

I.  104.  III,  124.' 

V.  «7.  • 
105, 

Zli«L  111.  ly,  1*. 

XftitMiiAB.  V,  4«.  W;" 

Zwe»|er,  lt,".ip,   " 
.         •• >•  *..» 


■ .. ,  •  -  • 


—  ivr  — 

Arterie.  Aneuiysma  der  PtilnoBar-A. ,  rngl*  Aneu" 
rjsma. 

Arthritis,  Nutzen  d^r  Nenndoifer  Minenilqufllea  in 
^ichtisclien  Ueheln.  III.  27. 

Ascites  rergl.  Hydrops. 

Asthma  nervosum.    Behandlung   desselben,     III.  115. 

Asthma  thjmicum,  Unlersucliuttgen  über  dasselbe. 
IV.  99. 

Auge.  Nutzen  des  ArKeatum  nitrieum  gegen  screphu« 
lose  Augenentzttndung.  III«  117;  Arzneimittel  in  Dampf- 
lonn  auf  das  A.  applicirt.  124;  Aeusseilicbe  Anwen- 
dung der  Jodlinctur  in  Conjunctiritis  scropkulosa.  V. 
97  ^  Ol.  Terebinthinae  gegen  scropbulOse  Ophtbalmie.  VI. 
104«  Blausäure  in  Dunsigestali  gegen  Augenkmokli.  109. 

Berlin»  Gesuaüheilszusland ,  Geburten  und  Todesfälle 
ron  B.  1842.  Juli  bis  December.  I.  113$  1843  Ja- 
nuar.  II.  103;  Februar.  III.  125;  März.  IV.  108; 
April.  V.  116  {  Mai,  VI.  110. 

Blasehalg  -  Gerdusch,     Ueber   das   Vorkommen   destel* 

ben.  11.  100. 
Blausäure.     Ueber   die   leihale   Wirkung   der  B,  und 

Blausäurehaltigen  Substanzen.  II.  90.    In  Duastgeslnlt 

gegen  Augenkrankbeiten.  VI.  109. 
Bleikolik*      Kropfehlung    der     Schwefelsäure    dagegen. 

IV.  108. 
Blut,     Vorkommen  Fon  Siter  im  B.  II.  101. 
Bluter,  vergl.  Hämorrhagie, 
Blutharneft,  rergl.  Hämaturie, 
Brechen,     Mechanisches   Mittel ,    dasselbe    zu   erregen. 

III.  128.  Creosot  gegen  B.  V.  101. 
Brom,     Ueber    die    physiologischen  Kigensehafte»    «nd 

die  medicioischen  Wirkungen  des  B.   und  seiner  Prä* 

parate.  IV.  93. 
Brustwarzen,    Mittel  gegen  wunde  B.  111.  117. 

C. 

Camphor,    VergiAung  durch  C.  III.  114.   Solutlaa  des 

C.  IV.  106. 
Cancer.  BnUtehung  desselben  und  Curmethode.  I.  IM. 

Vergl.  Uterus. 
Chinin.     Specüfche  Wiiininf    des  schwtCelMUfta  Ch. 


—    140    - 

/ 

i  Ergotismus  neonatorum,    Begriff  und  EnlsleHung  die« 
i       ser  Krankheit.  III.  122. 

■  Erhängen,     Lebeniretlung    eines    Erhänglen.    III.    31. 

lieber  den  Brhängiingslod.  d8  —  72. 

■  Erysipelcu,    Behandlung  des  £*•  traumaticum.  !•  107, 


Febris,    Untersuehungen  Aber  F.  puerperalis  und  ihre 

Behandlung.  VI.  93.     Queclisilber  bei  Fieber.  VI.  96. 
Perrum.,     Neueste   Eisenpräparate.    1.  104.      Wirksam» 

keit  des  Eisenoxydhydrats   (F.  oxydalum  fuscum).    II. 

81  —  112.     Gross«   Dosen    der  Tinclura  Ferri   muria- 

tici.  119.     Nutzen    der   Tincl.  Ferri  murial.  im  Naeh- 
/     tripper.    V.    94.       Srh^efeleisen ' Hydrat  als  Gegengift 

des  Quecksilber- Sublimats.  VI.  109. 
Fisteln.     Heilung  caÜöser  F.  durch  kochendes  Wasser. 

V.  65. 
Fremde  Körper.      Pathologische   Zustände   durch  Ein*' 

dringen  derselben  in  den  Organismut.  V.  92. 
JFr/irxW-Epidemieen  und  ihre  Behandlulig.  V.  98. 


Gehirn.  Einfluss  pathologischer  Zustände  des  G.  auf 
Erzeugung  des  Schlagflusses,  rergl.  Apoplexie, 

Genitalien,  Fall  Ton  gänzlichem  Mangel  der  äussern 
weiblichen  G.  I.  109. 

Cesiehtsschmerz.  Wirksamkeit  des  Eisenoxydhydrats 
gegen  den  Fothergill'schen  G.  III.  108. 

Gonorrhöe^  rergl,  Syphilis, 


H. 

Hämaturia,     Fall  ron  H,  I.  110.        ■ 

Hämorrhagie  bei  Blutern,  VI.  104. 

Hämorrhoiden.     Nutzen  der  Nenndorfer  Mineralquellen 

bei  anomalen  H.  III.  38. 
Harnröhren  -  Verengerung,  rergl,  Urethra, 
Harnstoff  in   dem.  durch   die    Pamcenthese   entleerleii 

Wasser  bei  Afcitcs»  IV.  99. 

Joun.  Btl,  XCY.  51. 6.  ^ 


—    131    — 

■  Ischias   nervosa,    Wesen    und  Behandlung   derselben. 
■i        IV.  107. 


K. 

Kaffee  gegen  Morphium -Vergiftung.  I.  98. 

Kalk.      Anwendung  des  ungelöschten    K.  als  Moxa.  VI, 

lOT. 
Kälte,     Application  ron  Eis  auf  den  Rückgrat  bei  Con- 

Tulsionen  der  Kinder.  V.  114. 
Karhunkeln  bei  Menschen    nach  dem  Genuss  des  Flei- 

sches  ron  einem  an  Karbunkel  der  Zunge  gestorbenen 

Ochsen.  I.    102.      Vergiftung    durch    den    Genuss    des 

Fleisches   ron    einer   mit   K.    behafteten  jungen  Kuh. 

IV.  99. 
Kartoffeln,     Neue   Heilmethode   der  Bauchwassersucht 

durch  ganze  K.  IV.  86. 
Kindhetterinnenfieher^  ▼^rgl.  Febris, 
Kinder spUal  in  Wien,  rergl.  iVien, 
Klima.  Günstiges  K.  für  Brustkranke  u.  Nerrenschwache. 

III.  113 
Kohlenhergwerhe.     Krankheiten   der  Bergleute  in  den 

enirlischen  K.  III.  123. 
Kopf.     Fall   einer  Kopfrerletzung    und   Trepanation.  I. 

100. 


L. 

Lapis  infernalis.  Beste  Methode,  denselben  aufinabe- 
wahren.  III.  113.  Anwendung  desselben  gegen  Oph- 
thalmia scrophulosa.  117. 

LarjngUmus  stridulus,  rergl.  Asthma  thjTnieum. 

Laryngitis.  Heilung  einer  chronischra  L.  durch  Tra- 
cheolomie.  III.  120. 

Leberflecke.  Kmpfehlnag  des  Mercurius  nitrosus  gegen 
L.  IV.  105. 

Leberthran.  Ueber  die  Heilkrftfle  desselben.  V.  97. 
Beslandtheile  des  L.  rom  Rochen.  VI.  107. 

Lepra,  Tergl.  ^Hautausschläge. 

Lungen,  Aneurysma  und  Erweiterung  der  Pulmcmar' 
AHerien.  I.  109.  ^  Eoglbche  Behandlung  der  Phthi- 
sis  pulmonum,  L  112,  IV.  106.  —   Ueber  den  Pan- 

9* 


—    l««   — 

■munui  Sa  Lungentuherfieln.  II.  37  —  83:  1* 
i!ee  TuberLeln.  3i»;  chcmUche  Zusanini«iiirlnii|  1 
Ttibetlieln.  4^)  inikrosko|ii5c-he  UnlersucbuB<  dtiT 
iHrrkeln.  48;  Vasculariläl  iler  TuWtliela.  31;  TiA 
lagir  d»  Tu licrlicl Bildung .  53;  Er»  cicbunjiipnicnil 
TulwrtiHn.  54;  Auswurf  l>ei  ilt^r  L ung rasch iiindal 
51}  rt^s|<iralatisrb<- TliKligkt^il  dt^r  ptlbUiscfaen  Lnf 
ODj  irrtlriüprle  Wünnrenlwidiliing  liri  Pklhiiitd 
61;  PtüüiaiiuiJliaa  zur  Tiil.prkelsuchl.  68;  Hrhiii* 
iltT  Lungen Eurh't.  71.  —  Vurkomniifn  ton  flithiaif 
monuu  \<r\  IHcatGLen  und  Thieren.  100.  I>ii|* 
in  Camer  pulmonum.  IV.  105.  ^'ri^leichiiq  ' 
Pniiuinaiiie  uud  Liingealiil>rrk(rln  in  Bezug  «af  ifc 
Sili.  V.  SB.  RmiirFhliing  dei  Liquor  PoImmc  ii 
TuherkeUchwindJucbl.  V.  104>.  Vorkomnira  da  b 
gtMitiibrrkela.  101;  Lunerneinphysmi  bei  PhlUnhl 
107, 


Magenpumpe.     Anivpiidiiug  derselhen.    III.  118. TU 
Mtstdarm.     Rt>hanit]iing  einer   Masldarm  -  Srliriilf« 

dutth  koclirnde!!  Wasfer.   V.   71. 
Medicinalgewiche.     VrrKieJcliung   des    franzUsiich»  i 

englisrhen  M,  111.  119. 
Mercur,  Urlier  die  emlemialische  AnuenduDf  in 
11.  3  —  3fi.  Emiitehlting  des  M.  gegen  rhnä> 
Haulau ischUge.  III.  118.  ;W.  nitrosut  geecs  li 
lavosa  und  Lelierflrcte  emi>ralilen.  IV.  105.  % 
Vivlxrn.  VI.  »8.  Gegengift  Ars.  QuecksillirrSuMia 
109. 
Mesenterialdräxen.      Itlillel    gefen    Anschivetlung  i 

Vurhatlung  der  M.  V.  113. 
Mineralquellrn.  Veber  die  Heilquellen  und  Büdrih 
hessens,  III.  3-50.  IV,  3  —  25.  1)  Nenndorf. 
S:  die  ScliHe(r1wa3serque1le  x.  N.  und  ihre  Bra 
S,  die  SchwefelgasUder.  12;  die  Rchlamnihldtr. 
die  SoolLüder.  22;  Kulzen  der  Mineralquell«  lu 
21.  2)  Nauheim.  IV.  3:  Mineralquellen  zu  N. 
Bcnuliung  der  Quellen.  11}  Bedeutung  der  ^a^ll«■| 
Quellen  und  Verfilejchung  mit  andern  Soolquellen. 
Wiikung  Jerselhen  im  Allgemeinen.  11  j  An»end 
dtnelben  in  sveciellen  KrKDkheits zustünden.  20. 
Sdwalheim.  23. 


...    133    — 

• 

Morphium.     Vergiftung  durcli  M.   und  Kaffee    dagegen. 

I.  98.     Nutzen  des  M.  sulphuricum  in  Tremor  artuum 

niercuTialis.  V.  96. 
Afoxa' von' ungelöschtem  Kalk.  Vf.  lOT. 
Myelitis,    Fall  ron  M.  rheumeuica,  V.  91. 


Narcoiica,  Ueber  die  Wirkung  der  ätherischen  Oele 
narkotischer  Doldenpflanzen.  IV.  70   —  81. 

Naturheilkraft^  Begriff  derselben.  I.  7  —  52, 

Nauheim^  Tergl.  Mineralquellen, 

Tfenndorf^  rergl.  Mineraitjuellen, 

Nervenkrankheiten,  Wirksamkeit  des  Zincum  hydro» 
cyanicum  in  N.  I.  70  —  84.  Creosot  gegen  Neural^ 
gie.  I.  107.  Nutzen  der  Nenndorfer  Minenilquellen 
gegen  N.  III.  50.  Wirksamkeit  des  Eisenoxjrdhydrats 
gegen  N.  81. 


O. 

Obitructionen.    Fall  ron  45  Tage  dauernder  O.  V.  94. 
Oesophagus.     Dysphagie  ron  Verengerung  desO.,  rergl. 

Dysphagie. 
Opium,     Grosse  Dosen  Ton  O.  V.  116. 
X)steomalacie,     Notiz  zur  Pathologe  der  O.  IV.  64. 


P. 

Paralysis,  Nutzen  des  Seeale  cornutum  gegen  Läh- 
mungen der  Unterextremitäten.  III.  116.  Tergl.  H^- 
miplegie, 

Pau,    Ueher  das  Klima  Ton  P.  III.  113. 

Phellandrium,  rergl.  Narcotica. 

Phlebitis^  Tergl.   Vena  portarum, 

Phthisis  pulmonum^  Tergl.  Lungen, 

Pot€Usa.  Empfehlung  des  Liquor  Potas^ae  in  der  Tu- 
berkelschwindsucht. V.  106. 

Psoriasis^  vergl.  VLaut ausschlage. 


—    135    — 

oeciflentalis    gegen    harlnftckige    Condylome.    111.    73. 
^   Nutzen     der   Tinct.    Fem    muriat.    im    Nachtripper. 
V.  Ö4. 


r. 

Terehintluna,  Nutzen  des  Ol«  TereliintkuiAi!  gfgen 
'  OpkÜuUmia  scrophulosa  und  andeie  Leiden.  VI.  104. 
Theerwasser.     Vorschrift   lur  Bereitung   4^sselben.  VI. 

108. 
Thränensteine,  rergl.  Dakryoluhen, 
Thuja  occidentalis.     Bestätigter  Nutzen  der  Tinct.  Th. 

o.  gegen  hartnäckige  Condylome.  111.  72. 
Tinea  favosa,     Mittel  dagegen.  IV^  105. 
Tracheotomie  heilt  eine  chronische  Laryngitis.  111.  120. 

Anrichten  über   die  T»  121.      Ueber  d(*n  Nutzen  der- 
selben. V.  103. 
Tremor    artuum     mercurialis    geheilt    durch    grosse 

Dosen  Morphium  sulphuricum.  V.  96. 
Trepanation  angewendet  nach   einer  Kopfrerlelzung.  1. 

100. 
Tuberkeln  der.  Lungen  vergl.  Lungen» 
Tympanitis  intestinalis    durch    Function   geheilt.    VI, 

109. 


Urethra,     Ueber  Entstehung   und  Behandlung  der  Stri- 

ctura  Urethrae.  I.  108. 
Uterus,      Erregung    der    Contraclion    des   U.    IV.    107. 

Diagnose    und    Heilverfahren    bei    Cancer   Uteri,     V. 

105. 

V. 

Vaccination,      Ueber   Reraccination.    V.    112.     V.  und 

Reraccination  in  Franlureich.  VI.  106. 
Variolen,      Fall    ron     Petechial -Kuhpocken.    L    107. 

Dauer  der  Wirksamkeit   des  Kuhpockengiftes.  IV.  98. 

Ursach  der  Pocken.  V.  112. 
Vena  portarum  über  Entzündung  derselben  und  deren 

Diagnose.  1.  85. 
Verein,  deutscher,  für  Heilwissenschaft.  11,  92. 


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